Skip to main content

Full text of "Handbuch der angewandten Naturlehre"

See other formats




Google 


This ıs a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before ıt was carefully scanned by Google as part of a project 
to make the world’s books discoverable online. 


It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 
to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that’s often difficult to discover. 


Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book’s long journey from the 
publisher to a library and finally to you. 


Usage guidelines 


Google ıs proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to 
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying. 


We also ask that you: 


+ Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 


+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google’s system: If you are conducting research on machine 
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text ıs helpful, please contact us. We encourage the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 


+ Maintain attribution The Google “watermark” you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 


+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users ın other 
countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can’t offer guidance on whether any specific use of 
any specific book is allowed. Please do not assume that a book’s appearance in Google Book Search means it can be used in any manner 
anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe. 


About Google Book Search 


Google’s mission is to organıze the world’s information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers 
discover the world’s books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web 


auhttp://b060kSs, 00088le Son 





Google 


Über dieses Buch 


Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google ım 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 


Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun Öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 


Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch ın dieser Datei - eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 


Nutzungsrichtlinien 


Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 


Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 


+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 


+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ıst, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 


+ Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sıe das Wasserzeichen nicht. 


+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer ın anderen Ländern Öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es ın jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 


Über Google Buchsuche 


Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. 


Den gesamten Buchtext können Sie ım Internet unter|lhttp: //books.google.comldurchsuchen. 








RISTp>S 
r ca “ 


. 


. 
’ ' 
. 
. 
8 % 
! x 
. 
. 
) . u 
“ 
‚ 
.- 
7] —* 
[u 
.. 
- - » \ 
[7 
- >» 
> ..“ 
“ 
. 
® 
“ sv [4 
. 
1 
. 
D 
L} 
N 
A 
® 


v 
⸗ 
e 
L} 
\ 
e 
1 “* u 
x 
— 
* 
- 
* 
€ [2 
. 
« . 
‘ 
», . x & 
+. ° - u.» 
.. 
4 - L} * ⸗ 
— _ 
. 
% » % 
D 7} ‘ x . 
.»> . R 
.. 
—2 
2 . v 
. % . 
⸗ 


24. 


Zur 


Gefammtnaturlehre. 


v⸗ 


Vorbereitung, Belbſtforſchung und Auwendung. 


Von 


8. 3, G. Saftner. 


Bweite Abtheilung. 


Stuttgart. 
ud Bechers Berlag. 
1849, 


Sandbuch 
angewandten Naturlehre. 


Von 


t 


8.38. ©. Koftner. 


Bweite Abtheilung. 


, | 
I Stuttgart, 

Ad. Bechers Verlag. m 
1849. 


738 


ix.d , . . 
: z Die logarithmen Functionen find übrigens trant- 


cendente (oben &. 730) *), und daſſelbe ift auch der Fall mit den 
Grponential:Sunctionen. Wie das Differential ee) einer Erpo- 
ponentialgrdße zu finden fei, erhellt (unter Berüdfichtigung 


*) Denn vie Logarithmen entipringen unmittelbar aus ver Exponntialgröße a x. 


Uchrigens folgt aus ven beiden Gleichungen für die Logaritimen ax — 
und x 7 2 y, va (falls mar x — 0 feht) für jeden Werth der: pofitio 
uns — 1 felenden Bafls a der Werth von y — 1 wirb, und man mithin 


auch für jede Bafis A 1 — 0 Hat, und ba (In gleicher Welle) y — a für . 


x — 1 fi bewertbet, man vaher auch A a —— LU bat — daß für jeden Werth 
der. Baſie a, oder für jenes logarithmiſche Syſtem, der Logarithmus diefer Vaſte 
Rets gleich If: der Einheit, und ver Logarlihmus der Finpeit er glei ver 
Null. Bol. ©. 668 Arm, Nahtriglih zu dem in der fo eben angeführten 
Gtelle u. f. f. hinſichtlich der Logarithmen Vorgetragenen, bier noch Folgendes: 
Da Logarithmen Potenzen find, fo müflen fle au, da Erhedurg zu Potens 
gen durch Multiplication des Exponenten erfolgt, in einer der Potenz extfpre- 
Kennen Sorm bezeichnet werden. Wollen wir daher a? Logaritbmifch vorftellen, 
fo mäflen wir freiben 2 . 1 a oder 2 . A a, was fagen will: multiplieire 
ben A von dem zuvor als Zabl beſtimmten a mit 2, das gibt dann, für blefen 
Logarithmus die Zahl aufgeſucht, a® zur Zabl. GEbenſo drückt 3. A x loga⸗ 
rithmiſch aus den Werth von x®, uns n . 2 x bie logarithmiſche Darflellung 
von Xn. Desgleichen heißt a—2 logarithmiſch: . A — 2 (ar ik — 


au: a? — * mithin auch n. Aa — 2.2 a) Detgleichen nam x 


y log. autgedrückt beißtn. Aa — mia —2—1—442x. © if 
fma(nm > a— x) Zilnm + x — x) aber keineswegs — An 
Am 42 a — ix; veonn daß würke ausfagen: alle jene Größen feien 
miteinunber multiplicirt, während der erſtere Autdruck bebeuten will: mulılplis 
eire n mit m, bazu abbire a und nun ziehe x ab; if aber bicjes gefcheben, 


fo vermag man ven kLogarithmus vafür anzugeben, Werner _ logarithmiſch 


gegeben Ria+im—Irm lt vor: lc + 1d) — (I 


n + Ir), b. $. abbire hie beiben erfien Logarithmen uns ebenfo aud bie 
beiden letzten, unb ziehe dann bie Summe ber Letzteren von jener der erfleren 
ab, fo erhättfi Du ven Werth von a m vividirt durch Fr; vgl, oben ©, 683. 
Da übrigens faft alle Logaritimen Irrationalgröfen (6. 840) fin, fo 
erläxt fi, warum bei logarithmiſchen Rechnungen häufig ein Heiner Reſt vers 
beit, Gibt es aber au zu den Minusgröfen gehörige Logarithmen? 
3.8.2 — 8,2 — ax.? Au ver auf dieſe Frage im Vorhergehenden bes 
zeits ertheilten Antwort noch folgenden Zuſatz: da vie pofitinen Logarithmen 
fammtlich für pofltine Zahlen, welche größer ale 1, vie negativen fämmts 
US für Bräde die Heiner denn 1, aber doch größer ale Null fi bewerthen, 
fo ſind für Minusgrößen vie Logarichmen unmdglige Größen; vgl. je 
doch oben &, 628 und 672 Anm, uns oben €, 686 fl. 


En — # mm. = 


FE er u EEE GE Be SE TE TE Dr 


con dd) aus Folgendem: il y = ax, fo ergibt Ah, wenn davon 
die Sogaritbmen in Bezichung auf das erſte Syſtem genommen 
werden (allo auf jenes Syſtem, deſſen Sogarithinen als Bafis eine 
bekimmie Babl a angehört, f. unten die Anm) x = 1y; ein 


mdy 


Ausdrud,dem das Differentialdx — . y 





zufommt, fo dab man 


ydx 


uber d.y— — erhält, oder, falls man den Werth von 


ax d x 





y = »a= wieder berftellt, man d.ax = 


bat. 

9) Gilt es jene urfprünglide Gleihung, welche, mittelt Differentii⸗ 
rung, eine gegebene Differentialgleihung hatte hervorgehen ma⸗ 
en, aufzufinden und wiederherzuftellen, fo wird dazu eine Rech⸗ 
nungsweife erfordert welde, indem fie aus UntesBleinen endliche 
Größen, oder aus Theiligem Ganze erwachſen läßt, fidh als der 
Differentiirung eutgegengefette bemwerthet, und die, infofern 
fie Unterkleine zu Sndlichen ergänzen lehrt, Integralrehnung 
(Calculus integralis, seu summatorius) und deren Ausübung die 
Integration oder das Sntegriren genannt wird, während 
jener durch fie zu findende endlihe Ausdruck, durch den ein gege⸗ 
benes Differential urfprünglich hervorgegangen, die Benennung 
Integral erhilt. Die Integration bezeichnet man durch S 
oder T*), 5.8. c(dx) oder f. (dx) und diefem entiprediend 
auch das Integral (3. 8. dus von d x durch ſ. d x), und bes 
nennet es folher Bezeichnung entiprechend, 3. 8. den durch Inte⸗ 
gration gefundenen Musdrud x!: das Integral x. Aus diefem 
Berhältnis der Integralrehnung zur Differentialrehnung folgt, 
dab die Grundlage einer Integrirung ertennbar hervortritt: durch 
genaue und vollkommen erihöpfende Kenntniß der richtigen Ent 
widelung des zugehörigen Differential oder der zufländigen Kif- 
ferentiale, und daß, iſt man im Beſfitz folder Kenntniß, es bie 
Sntregale zu finden, Peiner beftimmten Segeln bedarf, wiewohl 
ch folche Regel für jeden hieher gebörigen Ball, jener Kenntniß 
gemäß, in beſtimmteſter Form aus ſprechen läßt, wie ſolches unter 
andern nachgewieſen wird in nachfolgendem Beifpiele. Man weiß: 
4.» = m xui.dx; mithin umgekehrt ach [.m u. 
dx —xn, und willman dieRegel m x=—1 dx zu integriren 


u 


za dx. Aa 


— ⸗—— ——⸗ ⸗ TI ⸗ñ ñ eú ú üñú — 


Es ſirs d und [ einander, hinſichtlich Ihrer Bedeutung, unmittelbar ents 
gegengefegte Symbole. 7% 
4 


740 


(alfo das der Regel der Differenzirung des Auedruckes x= ver: 
kehrte erfahren) ausſprechen, fo lautet fie: erböhe in dem Dif⸗ 
ferential Lund fo auch in jedem im gleicher Weife gebildeten) den 
Erponenten von x um tie Einheit, und dividire dann dem alfo 
veränderten Ausdruck fowohl durch den neuen Erponenten, als 
au durch das Differential der in dem Ausdrucke enthaltenen ver. 
änderlihen Groͤße; ftellt danıı das alfo gefundene Integral, nach⸗ 
dem es wieder differenziirt worden, das zuvor integrirte Differen⸗ 
tial wieder ber (mas aber öfters ſchwer haͤlt und nicht ſelten un⸗ 
mdglih wird), fo war diefes richtig integrirt worden, und das 
gefundene Integral das gefuchte wahre. Jede algebraifche rationale 
gebrochene Differentialformel, deren Renner in einfache oder tris 
nomijche reelle Sactoren zerlegbar if, läßt fi integriren. So 
viel Differenzialrehnungsformeln der Surüdentwidelung oder Um⸗ 
wälsung (Inverfion) unterworfen werden, ebenfoviel Fundamental⸗ 
Ausdrüde für die Iniegralrehnung erhält man auch. Man findet 
übrigens in gewiflen Fällen dem gefundenen Integral vorausge⸗ 
fegt C, und zwar meiftens mit denfelten unmittelbar nachfolgen» 
gendem -FBeichen; die Bedeutung diefer Bufagbezeihnung lautet: 
prüfe ob dem regelrecht entwidelten Integral noch eine Unveraͤn⸗ 
deriiche (da durch die Differentiation eines endliken Ausdrucks 
eine Unendliche verloren geben kann), und welche, und ob dieſelbe 
durch + oder durh — beizufügen ſei? Da nämlich 3. 8. dus 
. Differential von a x (wie von a x +b) nuradx if, fo if auch 


das Integral von a dx zunähft nur a x; wodurd Tann zwar 
eine der möglichen urfprünglihen Sunctionen, aber nicht jede 
mögliche andere (3. 8. nicht au a x + b, oder ax — b wieder 
bergeftellt erfcheint. Um nun für ſolchen Fall (und damit für 
viele andere ähnliche) die Unveränderlihe, nämlich C zu finden, 
nimmt man an: daß für x S O auch das Integral, welches jene 
Unveränderliche enthält, verfhwinde, und feßt daher zunächft das 
ganze Integral I + C — 0, läßt dann aus J die wegen x — 0 
verf&windenden Größen weg, und erhält fo die neue Gleichung 
K+CZ0Odvbder auh C = O0, da dann im erfteren Salle die 
Unveränderlide C = — K, im anderen bingegen dem Integral 
J Peine Unveränderliche beizufügen ift. 


„) Rachdem Leibnig von der Vernunftfaflung des Unendlichen aus⸗ 
gehend und durch dieſe zu dem Begriff des Unendlichkleinen ge⸗ 
langend die Analys. infnitor. gegründet, Newton bald darauf 
feine Fluxionsrechnung erfunden hatte (oben ©. 727), verlief faft 
ein Sabrhundert, ohne dab die Grundanſichten der Differential 
Rechnung irgend erfolgreich angefochten worden, da traten nad 


741 





einander zwei franzöfifche Meier mathematischer Kunft und Wil. 
tenihaft, Lagrange mid Sacrois, in die Schranken: bie 
Srundrorſtellungen beider älteren entdeckenden Grfinder, jene des 
Leibnig wie die des Newton, als unzulänglich verwerfenp, 
und dagegen zunähft die Grundlagen einer neuen MRehnungs- 
Gattung, jene der DerivationssRehnung, flatt der Analyfis 
ber Unendlichen barbietend, eine Rechnungsweiſe, welche hinſicht⸗ 
lich des Differentialcalcul, als Pauptgewaͤhrung fordert: Aufſu⸗ 
chung und Darlegung der Sigenſchaften jener, den @liedern der 
für die Function entwidelten Reihe zugehörigen Coeff icienten, 
von welchen der Integralcalcul wieder zur Function zurückkehrt. 
Auffallend größere Ginfahheit erwarb der hierauf gegründeten 
neuen Berechnungsweife bald fehr viele Freunde, ſowoh / in Frank⸗ 
rei, als in Deutichland und in deh Übrigen urtheilsfähige Ma- 
thematiter befigenden Sanden Guropa’s. Gienach hat die Diffe⸗ 


rential⸗Rechnung zu löfen die Aufgabe: entweder von der erzeus 


genden Function (fx}) zu den abgeleiten Sunctionen (f[x],...) 
überzugehen, oder diefe aus jenen abzuleiten, und die Integral 
rechnung: aus einer beliebigen abgeleiteten Function zu der 
erzeugenden zurüdzufehren. Iſt nämli f (x) die urfprüngliche 
Sunction, und zieht man diefe von £ (x + k) ab, fo erhält man 
_fü&) f' (x) £" (2) ,, 

I«k+b - 1 2 — k+7-7 +2, 5. 


alfo jenen Unterfchied zwifchen dem urſprünglichen Suftande der 
Sunction f (x) und jenem, welcher aus der mit x vorgenommenen 
Beränderung hervorgeht; wie er durch jene Gntwidelung bervor- 
tritt, welche bie zweite Geite obiger Gleichung vorftellt; fo daß es 
mithin gleichviel befagt, ob man jenen Unterfchied oder diefe, im 
den abgeleiteten &unctionen enthaltene Eriwidelung kennt. IR 
das erfie Glied diefer Entwidelung das Differential von f (x), 
bezeichnet durch d f (x) fo hat man dadurch dL(V = f(x). K, 
und fo ik Mar: daß die abgeleitete Function f’ (x) durch die 
d f(x) 
k 


erſte @lied der Differenz zwifchen den einander folgenden Verthen 
dieſer Coder, was baffelbe ift: das Differentiale der gegebenen) 
Function durch den Zumad;s x dividirt; oder, fofern man (ber 


df(x) 
Gleichförmigkeit wegen) ſtatt x fehlt d x, man f' (x) — ir 


erhält. Und vertaufht man nun fatt x + k den Ausdruck x + 
dx, fo erhält man aus = f (x + d x) jenes Differential d £ (x); 





Gleihung f (x) = beftimmmbar wird, fobald man bas 





dt dr 


TR 


falls man ſich, bei der Entwickelung von f(x + d x) auf die mit 
der erften Potenz von d x bebafte‘en Glieder befchräntt, und vom 
Ergebniß endlih f(x) in Abzug bringt *). Weberhaupt aber if 
jede Function von der vorbergebenden ableitber, und mithin auch 
jede folgende auf eine urfprängliche erſte und einzige rüdführbar. 
st d 7x erſtes, oder, hinfichtlos, überhaupt nur das Differen⸗ 
tial von fx, fo ift.d® f(x) zweites (nämlih Differential vom 
erſten) Differential, während die abgeleiteten Sunctionen f' (x), 


e' (x), f' (x),... gleichbeteutend fi bewerthend mit a 





ding Differential: Soefficienten von den 


Potenzen der Zunahme k darftellen, wobei jeboch k nicht mit d x 

verwechfelt werden darf; denn mit d x wird nur jene Verrichtung 

dfrt(x) 
dx ' 





bezeichnet (oben &. 734), durch welche die Functionen 


d f 
1 ic. von der urfprüngiihen Function ableitbar werden, 


während k dagegen eine dem x zugefchriebene Vermehrung um 
beftimmte Werthe anzeigte. 


x) In Beziehung auf Reihen (d. h. nad beftimmten Geſetzen fort- 


fbreitende Groͤßenfolgen; oben ©. 630, 648; 655, 637 ff.) höherer 
Ordnung (vgl. d &. 729 Anm.), möge dem in dieſer Pinſicht bes 
reits Bemerkten noch Solgendes zur Grläuterung wie zur Grgän- 
jung dienen: 

1) Die oben ©. 656 erwähnten und in der Anmerkung zu ©. 660 


*) Welchen Werth pas, überhanpt nur einen Zuwacht anzeigenne dx babe? Bon 


ber Beantwortung biefer Frage fieht man biebei ab, da man burch jenes Ver⸗ 


fahren, um zu dem Ausbrude f' (x) zu gelangen, nurdas erſte Glied des oben 
zuvor erwähnten Unterfegiehe zu finden beabfichtigt. — Ginſichtlich der Integrale 
in Beziehung auf Iogaritämifche Funetionen möge bier vie Bemerfung Raum 
d 

gewinnen: daß Solpner die Function f — durch Li x, Das bebentet: Lo- 


garithmus integralis ipsius, bezeichnet, und daß Soldner, wie fpäter- 


d 
bin au Beſſel und Bupengeiger, vie Bunction ſ — ven Sutegral- 
Logarithmus son x nannten, währen BallbergasGalufe für viefelbe 
ven Ansserd Logostogarithimus von x’ wählte, da J * den Logar ith⸗ 


mus von x bezeichne. 


743 


— · — 





bereits in Anwendung gebrachten Zeiger (Indices) oder 
Stellzahlen oder Stellenzahlen bilden Die @lieder einer, 
rüdwärts (gegen die Linke hin) fortgefehten Reihe der natür⸗ 
lichen Bablen, und find in gleicher Weife auch Zeiger für jede 
andere, vor» und rüdmwärts fortgeführte Reihe; jedoch fo, daß 
man dem AUnfangsgliede ( o. i. jenem Gliede, von welchem 
an die zweite Neibe, zwar nach einerlei Geſetz aber in ent 
gegengeſetzter Weife fortichreitet) die Null überfihreibet, wie 
folgendes Beifpiel darthut; 
Beyer... — 4, — 3. — 2, —-1 0 41, 4 2. 4 8... 
Hte Reihe -— 2%, 0,+% - 4 +6 .+r8,+ 10 + 12... 
Ye Neihe +2, +, — 14. — 8, —  — 7. — 9, — 11,... 
wo in der eriien Reihe + :% , in der zweiten — 5 das Un⸗ 
fangsglied darftellt. Die arithmetifche Neihe ift ferner eine 
fummirende in Beziehung auf eine andere (zweite), deren 
jedes nte Wlied die Summe der n erften Glieder der erfieren 
NReibe gewährt, und jenes ſolche Summe der n erfien Blieder 
ansdrüdende xzte (unbeſtimmte) @lied der anderen Neibe heißt 
dann das fummatorifce &lied *). Die arithmetifchen Reiben 
zerfallen nach den Berhältniffen der zugehörigen Differenz- 
reiben. Sind A, B, C,-.. BR, 8, T... Glieder einer 
arithmetifchen Reihe, fo gibt diefe folgende Differenzreihen: 
1. — A+B: — B+C; — C 4 D; — D Ao, hieraus aber 
2. 4FA —2B+C; +B—-2C014D; +C—2D+E und hieraus 
3. — A+35B-I3C+D,;— B--3C—8D-FEıe. 
Erſichtlich iſt, daß in jeder Diefer Reiben das folgende Glied 
aus dem unmittelbar vorbernebenden dadurch nothwendig ber- 
vorgeht, dab man in dem letzteren ftatt jeden @liedes der ger 
gebenen Hauptreibe das ihm unmittelbar folgende einfügt; 
auch findet fi, dab jedes Glied jener 8 gebilveten Differenz⸗ 
reihen dieſelben Goefficienten mit abmwechfelnden Zeichen bat, 
wie fie bezüglicher Weiſe in der Gntwidelung 4) von (-a+b), 
in 2) von (— a + b)? und in 8) von (— a + b)® hervor- 


”) &6 heiße bie erſte Bleibe A, die andere B und es lauten beide Reihen wie folgt: 

(A)... 14,7, 19, 37, 61 
(B).... 1,8, 27, 64, 125 

fo bietet das vierte Glied von B vie Summe ber vier erfien Blicker von A 

bar, oben ©, 630 fl. und 6934 ff. Sn Au, Br, As... + An—lı, An, 

zeigt jede der unten angeführten Bablen ven Index jedes Gliedes an, und Flellt 

A m das letzte oder allgemeine Glied ver Reihe vor, und bier ik die Summe 

ver m erfien Glieder oder das mit 8 „ zu bezeichnende fummatorifge Glied — 

(kı tan). Ym 


74. 





gehen *). Daß aber bie arithmetifhe Reihe irgend einer der 
Ordnungen auch ald Reihe höherer Ordnung betrachtbar ift, 
weifen die unten in der Anmerkung vorkommenden Gleichun— 
gen nad; denn zieht man Die legtere diefer Gleichungen von 
der vorgehenden ab, jo erhält man auh A— 8B+8C — 
D O, wie für die Neihs zweiter Ordnung. Sezeichnet man 
in der durch a 1 (oder 8,) as, As, a.... An ausgedrückten 
arithmetifchen Reihe die erfien Glieder der 4, 2, 3... Diffe 
renzreihe mit A a, A?a, Ata,...fo bat man, in Be 
siehung auf die Formel für Sn in folgendem Beiſpiel die 
Reife a, 2a +2, 38a +6, 4a +12... alfo eine aritb- 
metifhe Reihe zweiter Ordnung, für welhe Aa=a-t2 
ud Ak aSos iſt. 63 foll nämlich die Anzahl von Kugeln 
(1. 2. von in Waffenmagazinen aufbewahrten Sanonentugeln) 
beftimmt werden, welde in einem länglichvieredigen, aus nm 
Schichten beſtehenden Haufen fo geordnet worden, daß, Die 
die oberfte oder erfte Schicht ausgenommen, die in einer 
Reihe nur zwei Kugeln enthält, jede Schicht ein Rechteck 
(Oblongum; oben S. 608, 612 Anm.) nadbildet. Es wird 
demnach bie zweite Schicht in zwei Längenreihen barbieten 
ſechs Kugeln, da jede jener zwei Kugeln der erften Schicht 
zwar auf vier Kugeln lagert, aber davon doch nur zwei ein⸗ 
seine für fih, hingegen dritte zwei gemeinfchaftlich mit der 
andern Kugel berührt; aus gleihem Grunde wird die dritte 
Schicht niht 4 . 6, fondern nur 12 Kugeln in drei Reihen 
darbieten u. f. w., fo daß alfo in einer Reh: der oberften 
Schicht a (S 2) Kugeln, in der zweiten Schicht 2 (a + 1), 
in der dritten 8 (a- 2), in der vierten 4 (a + 8) ıc. lagern. 
Die Summe der Kugeln ift mithin 


Sanat TA e4g He 5 


Für figurirte Zahlen Calfo genannt wegen der Gtellung, in 
die man fie feßen kann) zu denen auch die Polygonal⸗ und 


— — — 

) Das erſte, wie jedes folgcube Glied der mten Differenzreihe iſt nämlich ein Po⸗ 
Ignom (oben ©. 713), vefien (n + 1) Glieder viefelben GAefficienten mit 
alternirenden Beichen Haben, wie die Blieer ver Entwidelung von (— r 
b)®. — Zuglei ergibt die Betrachtung obiger Differenzreiben daß fürkie Reihe 
After Ordnung die Ze Differenzr, fehle; ven st A— 2 B+-C=—0; 

2 — —3e — — — — A—3B+I31C—D=o: 
tr — —— Ate — — — — A—1B+6C—ıD +E=0 
weshalb man ſagen darf: bie arithmetiſche Reihe 2ter Ordnung iſt jene, deren 
‚Ste Differengeeie — 0, namlich we A— 3B+SC—D=01R, 
und bie ber erſten Orbnung jene, deren 2te Differenzreihe — 0, v. 5. fo wie 
A—-?B+CZoHKk,pug BE — 2? C+D=o. 


745 





Yyramidalzablen gebören *), läht MG a. und ebenfo 
au S„ nit minder leicht finden; für die erkeren, weil 





®) Stellen wir in einer zu bildenden Zapientafel mehrere unter einander aufzufährende 


Zahlen dergeſtalt zu fentrechten Reihen zuſammen, daß, während fammtliche Reigen 
oben mit o beginnen umd We ganze erfte ſenkrechte Reihe aus Einern (aud je 1) bes 
fieht, tie Zatzlen der zweiten Rebe durch Summirung fämmtlicher vorhergehender 
(höher geſtellter) Zapfen der erfien, die der dritten ebenſo aus der zweiten Reihe ıc. 
gebildet werden, fo erhalten wir eine Art Figurirter Lahlen, wie fie nachſtebendes 
ered Täfeldyien, in weichem jedoch nur immer die oberfie Zahl eine o über fich Bat, 

en. über diefer Null fehlenden Nullen, da fle nichtd ändern, weggelaffen 
wo 


0 
| 
4 
4 


0 


za» Oo 


0 
10 
20 ‘e ı 0 
21 55 85 4 7 10 
28 5 0 56 238 10 

1 56 84 126 126 B4 36 9 Ar. 
Berradytet man die Horlzontalreihen diefeb Täfelchend, fo findet man in ihnen 
Me Eseffictenten ved Blnomlums, (oben S 721), die ſich auch für ganze 
Erponenten daraud ermelfen laffen, und daraud erwileſen worden find. Wie denn 
z. B. die vierte Horizontafreihe 4, 5, 3, 1 und damit die Eoefficienten für (a + b)>, 
in der fehöten 1, 5, 10, 40, 3, 1 und hlemit die Goeffickenten für (a + »)® 2c, dar⸗ 


m bb mb Gm Die Pe De Die 
„os 0 Sn m © 
mb 

o 


. bietet, Heißen nämlich die erſten Glleder der Differenzreiben, wie oben: An A? a 


Asa...fo bat man 


232 Zelyaise ib+rax. 
uud mithin allgemein für die nte Differenz; An a den Ausprud, 
a—1i n.n—i.n—?2 
Aamatnb4 ng 0 At 


Auch Iaffen fi) aud der Berraditung der verticalen Reihen die Geſetze für die 
Eombinatlonen (hen S. 656), Eonternationen, EConquaternatios 
nen u. f. w. und beliebig viele Verbindungen nachweiſen und erroeifen. — Addirt 
mean in einer arithmerifchen Reihe, deren Differenz 1, oder 2, oder 3, oder 
überhaupt irgend eine Zapf If, nuchelnander die vorhergehenden Glieder, fe entficht 
derrch folche Addition Fed ein ner:ed Glled, und mithin anch eine neue Reihe, 


die ald ſolche darbietet, wad man vlelecki ge oder Polygonalzaplen genannt 


Kat, wie ſchon vorſtehendes Täfelchen, vielleicht noch deutlicher nachfolgende Beiden 
darihum: 
Arithmetiſche Reife ı 23 8 6 789 
Polygonalzahlen 4 3 6 10 46 24 28 463 
4 old erſtes vorhergehendes Glled der arlibmetifchen Reihe gibt, da ed mis keinem 
vorhergehenden fummirt werben kann, auch 4 ald Polygonalzahl, ı + 2 aber gibt für 
Ieptere 5, 1 +2 + 3 Dagegen s und fo fort. ES find aber die folchen Weged entſtan⸗ 


- 


746 





fie nur Reiben der zweiten, und für letztere, da fie lauter 
Reihen der dritten Ordunng bilden; fo dag man alfo binficht- 


U 


denen Poltgonalzahlen Triangulars oder Dreieddsahlen, deren zweite 
Glled anzeigt: wie viel Winkel ein Triangel oder Dreie babe, nämlich 5; wie fich 
dann auch jeded Glled dieſer Reihe Durch Punkte aid Dreieck darſtellen läßt, tm fol⸗ 
sender Weite, wie fie 3. B. das-fünfte duch 15 bezeichnete, durch Summirung 
von 8 Gliedern entfiandene, den Theilen einer Seite eines Dreied daher 5 Punkte 
angeigende Glled gewährt: 


Berfährt man ebenſo mit einer arithmetiſchen Reihe, deren Differen » 2 If, 
fo gibt die Summirung dei vorhergehenden Glieder fRaıt der Triangularzahlen Qua: 
drangularzaplen, die nachelnanter folgend zur Polygonalzahlenreihe verbunden 
mit ihrem zweiten Gliede wieder die Winkel, aber nicht Die eined Drelecked, fon; 
dern Jene eined Vlereckes anzeigen, wihrend die Anzahl jener Glieder, aus 
dern Summttung ein Glied der Polygonalzahlenrelhe hervorgegangen, die Seite 
nachweifet, oder ausſagt: vote viel für jede Seite gehoͤret; 3. B. 
Arithm. Reihe 15579 14 13 15 48.. 
Polygonalzahlen ı 8 o 16 25 36 A9 64. 
Nimmt man nun 16, fo iſt diefed Die Summe der erfien vler Glieder der aruhme⸗ 
tifchen Reihe; ded aus Punkten zu bildenden Vierecks Einzelſeiten werden alfe jede 
4 Pımdıe erhalten und mithin geben: 


‘ “ ‘ 
v “ . L 
« ® ® “ 


(Zugleldy aber zeigt auch die Bapı jeded einzelnen Gliedes der Polygonalzahlenreihe 
an: dad Quadrat der Anzahl der zu feiner Bildung erforherfich geweſcnen &ftes 
der der arithmetiſchen Reihe; denn während zu 4 der Polngonalzjuhlenreihe nur ein 
Glied der arithmeriſchen Neihe gegeben war, iſt a der erfteren dad Quadrat der zu 
ſeiner Entſtehung erforderlidyen Stiederanzapl % der letzteren; fo 9 der lepteren dab 
Quadrat der von der Sliederanzahl 3 der erſteren; fo 16 von 4, 25 von 5, 36 von 6, 
89 von 7 umd 64 von 8). Sept man in der aritbmetifchen Reine die Differenz 
= 8, fo bietet die zugehörige Polhgonalzahlenreihe fünfedige Zahlen dar: 
Aritbmerifhe Reife ı & 7 10 13 46 19 22 Mi... 
Molng.:Zablenreipe iS, 25 ı ww 82 107... 
und fept man Me Differenz = 8, fo mifichen die Sehdedigen Zahlen: 
Arithmetiſche Reihe 159 85 1 12 © 
Polvygonalzahlenreihe IB BB bb 66 HM 
uf. fe Addut man nun aber auf gleiche Weife wieterum die Polygonalzahlen , 10 
gibt diefed die Pnramidalzaplen; z. B. 
Polygen:Trianaulargablen ı ss 6 0 8 9 
Pyramidalzahlen 14. 40 20 8 56 
und addirt man ebenſo die Pyramldalzahlen ſelbſt, fo erhaͤlt man Ppramtdalzab⸗ 
len höherer Ordnung. Verſchleden von dieſen, befonderd von manchen älteren 
Rechenmeiſiern ſehr gefchäpten Zanien, fin) die noch weniger In Gebrauch gefommenen 
Pronikzablen, tie erhalten werden, wenn man gu dem Quadrat einer Zahl bie 
Zahl ſeibfi addirt. So z. B. IR 6 Me Pronikzahl, entftanden aud dem Quadrat von 


— — — — — 


747 





lich Der erfieren, in dem allgemeinen Ausdruck für a und 
Sn: nur dis befimmien Wertbe von a — 1 und von A a, 
A: a zu ſubſtituiren nöthig bat, während in Beziehung auf 
legtere bie Bemerkung genfgt: dab (da die Pypramidal⸗ 
zahlen nur Gummen der Bolygonalzablen find) bier 
a iſt, was für die erfiere B „. Um jedoch dieſes zu finden, 
dient als naͤchſte Anleitung die leiht wehrnehmbere Bemer⸗ 
ung, daß die Werthe A a, A: a X. einem befimmten Ge- 
ſetze folgen; es if nämlich für die 
AsA:a Ada 

Dreieckſs⸗Pyramidalzahlen 8, 3, 1 

Vierecks⸗Pyramidal zahlen 4, 5, 2 

Fuͤnfecks Pyramidalzahlen 5, 7, 8. 

Sechs ecs⸗Pyramidalzahlen 6, 9, 4 und daher für Die 

Sechsecks⸗Pyramidalzahlen x, 2x— 8, x—2 ü 
und mithin auch, da aud) bier a = 1 (oben ©. 744) Sn = 


u . — 41, _— 
m 2», — 2614—-94 
n.n—1.... _n.n+1.n+2 
2.5.4 "a 5* 5. hr 


— 2) (a — DJ RN. — In Beziehung auf die Binpmicl; 


(Enai 


2 +2; 42 die Prenikzahl von 6 (6 . 6 T 6), und mithin iſt allgemein: u2 + m eine 
Dronikzahl. Tie Wurzel blefer Pronitzapt It, wern wir feptere mit a bezeichnen 
(gemäß deſſen, was bei Auflöfungen quadratiſcher Stelchungen — eben S. 710 — 
aeſeplich iR), = — + Va ri). Es ſel 3. B. durch a bezelchnet die Zahl 156, 


2 , 
fo erhälst miihln die Formel folgende Sefalt: — 1a} Y (a. 16 +3) = — u + 


2 
vl +1) = — Y + v7 624 und da nun V 625 = 25, fo iſt dieſes, falld 7 wirts 
2 2 


dh audgezogen worden = — "tz = — Ya Tr 1215 = 12; daß dleſes aber auch 


in ber That die Pronikwurzel iſt, beweiſet: 12° + a2 = 184 T 12 = 156. Iſt die 
Wurzel x, fo iſt die Pronikzahl xꝛ + x, und iſt erfiere = x — 2, ſo IN letztere = x? 
— 5 x+r2 Wird aber jener allgemeine PronikzahlensAU:ddrud n2 + n in einen ans 
vern verwandelt, fo wird == + n = (n +1). n ober n. (m + 1), Multiplicixt 
man daber zwel aufeinander folgende natürliche Zahizeichen mit einander, fagifi dad 
Product ſteis eine Pronitzahl; denn ed if, wenn n gegeben, der andere Factor ſtets 
nur um 1 größer; daher If 3. B. dad Product von 4 . 3, dad ten 5. 6 ⁊c., von 
21 . 22 ıc, fietd eine Pronlkzahl (dern Wurzel fidy finden laͤßt)y. 
©) Drüdt man die Summen der geraden Potenzen von ı biö x, alfo at“, 220, 

=2® durch eine gleiche Größe aus, deren Glieder bie matärlichen Potenjen von x, 


von „2mt1 an bid zu x Hinab mit gewiſſen @oeffictenten darſtellen, fo find die Eoef: 
fistenten diefed Tegten Slledes Bernoulliſche Zahlen, alſo genannt, well Jacob 


748 





Soefficient genannte Groͤße (fiehe die untere Anmerkung) 
zur Grläuterung noch Nachſtehendes: Sol eine zweitheilige 
Größe (a + b) auf eine namhafte Potenz von ganzen und 
poſitiven Exponenten (4. 8. von n) erhoben werben, fo hat 
man zu bilden eine Reihe einzelner Broducte, deren jedes fo 
viele Factoren enthält, al6 der Grad der Potenz beißt. Dabei 
müflen aber anfänglih alle Sacltoren Dem erften Theile der 
gegebenen Gröge gleich fein (ar), in den einander Stelle für 
Stelle folgenden muß ſich hierauf bei jeder Stelle einer diefer 
Factoren verlieren, und dafür ein anderer , welcher dem zwei» 
ken Theil der gegebenen Groͤße gleich ift, wieder eintreten, fo 
daß dann allgemein ein folgendes Product von befimmter 
Sahl, eine Potenz des erften Theiles enthält, in deren Grpo- 
nenten fo viele Ginheiten an der urfprünglichen Menge ab» 
geben, als die Zahl des Productes anzeigt, außerdem aber, ale 
Factor, eine Boten; des zweiten Theiles in ſich fchließen 
muß, deren Sryonent die Zahl des Productes ſelbſt if; wie 
denn 3. 8. das rte Glied von (a + b)a enthalten wird an 
„br. Jedes diefer Producte muß nun fo oft gefegt werben, 
als feine Factoren Berfegungsformen geftatten würden, falls 
fie Glemente einer „Bermutation“ (oben ©. 638) wären, und 
diefe Berfegungszahl, fie ift es, die, weil He hier als Gactor 
oder Goefficient in den Gliedern einer Boten; von einer zweis 
theiligen @röße vorkommt, die Benennung Binomial⸗Coſef⸗ 
ficient erhalten bat. Außer diefem Geſetzlichen des Bildungs 
ganges ſolches Goefficienten, iſt jedoch noch Manches zu bes 
rüdfichtigen, was die Bildung vereinfacht und dadurch für Dies 
felbe abkürzend wirkt;.folgende Regel dient dazu, biefe Berüd: 
fihtigungen, mit erfterem verfhmolzen, in eine bequeme, ge 
fhloffene Sorm zu bringen. Coll (a + b) auf die Potenz 
eines beftimmten pofitiv ganzzahligen Exponenten (n) erhoben 
werden, fo bildet man zuvörderſt eine Reihe von Gliedern, in 
welcher dat Anfangsglied enthält: als eine ebenfo hohe Potenz 
des erften Theiles (alfo ar), jedes folgende rte hingegen eine 
Potenz des erften Cheiles (a), derem Grponenten bereits von 
feiner Höhe fo viele Ginheiten fehlen, als die Zahl des Glie⸗ 


Bernoulli (geſt. den 2. Januar 41748) zuerſt Hierher gchörige Operationen vollzogen 
batte. Die erfie biefer Zahlen If jene, welde durch Summirung der Duadrate 
von 1 bid x entficht; eine Groͤße, die = 7, x2 + 1, x2 4 3, x umd die daher ieme 
erfie Zabl als/ feſiſtellen laͤßt. Die zweit e binemifche Zahl IR *, und wird 
erhalten, wenn man die Biquadrate ſummirt; manerpälteine Bröße, deren erfied 
Giled 5 x" und dern Iepted = — '. x ill. 








749 





des in ſich faßt (alſo an—r), neb einer Poten; des zweiten 
Theiles (b), deren Exponent gerade fo viele Ginheiten enthält, 
als die Zahl des Gliedes befagt (br). Der Goefficient, den 
aun jedes Glied erhält, muß ein Bruch fein *), in welchem ſo⸗ 
wohl der Zähler als der Nenner Producte aus benachbarten 
Zahlen find, in deſſen Zähler das Product (als mit dem 
hochſten Sactor) ſtets mit dem Grade der vorgefchriebenen 
Potenz felbft anhebt, dann aber durch Sacloren, die ſich nach 
und na um eine Ginhsit vermindern, fo weit fortgeht, bis 
e3 zu einem Fatctor herabgefommen, der bereits vom Grade 
der Boten; fo viele Ginheiten verloren hat, als die um eine 
Ginheit verringerte Zahl des Goeffleienten andentet; [von n 
alfo bis auf n — (r — 2)]. Im Nenner dagegın beginnt 
das Product mit der Ginheit und geht nun, alle folgendlich 
(fuccefiv) größeren Bablen hindurch, bis auf den Soefficienten 
ſelbſt, welcher den letzten feiner Factore abgibt (mithin von 
1 bis r). Wan bezeichnet übrigens, der Kürze wegen, allge 
mein den Goefficienten des rien Bliedes in nter Bes 


ten; eines Binoms „e-9  Leeom (d. i. 


man fügt am .b an das rte Glied der Reihe (a + b)», 


deren Unfangsglied a» war, mit n 9). Zwei Binomial⸗Goef⸗ 
ficienten , welche in einer vollländigen, alle zu derfelben Po⸗ 
ten; gehörige in Mich fchließenden Reihe, gleichweit vom Anfang 
und Ende abftehen, find untereinander völlig gleich; oder n 


-8 = n98. Aus diefem Grunde können die Goefficienten der 
folgenden Glieder (welche letztere alle, gleidy denen ihrer vor- 
bergebenden, zu einer folchen Potenz gehören). fobald man über 
die Hälfte der Glieder zu gelangen anfängt, aus den ſchon vor: 
handenen Goefficienten der vorhergehenden Glieder abgenom- 
men worden. Uebrigens geben zwei. unmittelbar einander fol 
gende Binomial- Goefficienten einer Potenz zuſammenaddirt 
einenBinomials@oefficienten der nähfthöheren Po⸗ 


*) Sefondert von der Binomialformel und lediglich ald Glieder einer Reise betrachtet, 
glit für jeden Werih der denen Binemials@oefficienten zum Grunde Ile 
genden, unbeittimmten Hauptgroͤßen folgender Berechnungdfap : multiplicirt man, und 
zwar paarwelfe, die r = erſten Slieder ſolcher Reihe für die Hauptgröße m, mit 
einer gleichen Anzahl erfien, jedoch In verkehrter Ordnung genommenen Glledern für 
die Hauptgröße », fo IR die Summe gleich dem rten Öliede ber Reihe für die Baurt⸗ 
größe m rn; ed if mithin Die Binomialformel aud audtehnbar auf gebres 
chene und negative Erponenten. 


750 


r rt et ° 
ten; n 8 +n 8 =u + 1 8; jedoch müflen beide Brüche, 
ehe man fie addirt, auf einerlei Benennung gebracht worden 
fein, was eintritt, fobald man den eriten im Zähler umd 
Nenner mit (r + 4) multiplicirt. Donn haben die Zähler 
der gleihbenannten Brüche gemein: die Factoren (n — 1) 
{n — (r — 2)]. und während der erſte nur (r + 1) eigen 
tbümlich darbietet, bat der zweite nur (n — r); beide 
eigentbümlihe Factoren geben, addirt: (+0) + (mn — r) 
=(n +1), eine Summe, die mit den zuvor abgefonderten, 
beiden Theilen gemeinfhaftlichen Factoren multiplicirt, (a+ 1) 
D....m— (r — 1) als den Zähler des neuen Bruches 
gibt, worin (ohne Wenderung des Werthes) der legte Factor 
aud dur (u + — r) ausgebrüdt werden darf. Hiezu nun 
den gemeinfchaftlihen Renner, als folhen, wieder beigegeben, 

Q+9)..:.@+ — rt) 


ergibt fi: 5 was, gemäß dem feſt⸗ 








rt+1 
geftellten Befege, der Werth vonn + 1 8.ift. Wählt man, 
fatt der zweitheiligen Größe eine vielfeitige (eir Polynom, 
oben &. 744) um fie zu einer gewiffen Potenz zu erheben, fo 
verfährt man im WWefentlihen auf gleiche Weile *). 


8) Wie die Potenzen der natürlichen Zahlen, fo gewähren über» 
haupt jene Potenzen, deren Wurzeln in einer arithmetifhen 
Reihe fortgehen, weil man bei Bildung der Differenzreiben zu 
einer unveränderlihen Differenz gelangt, eine arith> 
metifhe Reibe höherer Ordnung; gleichviel, od die 
zugehörigen ähnlich gebildeten Producte „gleihen“ oder ver» 
fhiedenen Factoren erwachſen find; wie folches die nach⸗ 
ftehenden Reihen beifpielweife zeigen, von denen für die „erfle 


>- —- 


*) Folgende zweited Taͤfelchen figurirter Zahren (vgl. oben S. 745 Anm.) zeigt, 
die Rabien der nebeneinanderfiehenden Golumnen diag onal genommen, die Bine: 
mlal⸗Coeffletenten der fuccefflven ganzen poflsiven Potenzen; verti⸗ 
cal und dabei mit abwechſelnden Zeichen: die der folgendlichen ganzen negativen: 





1—-ı —ı3 —ı --5 ——s 17 — 8 — 9 — 10 
Pot. BB 23 B B B B B B B B 
ee —- L-1 - 1-1 Al -— 4 —4 A — 4 — 1 
ı — 1—22 —- 3-4 —5 —6 — 7 — 8 — 9 — 10 
ı — 1-3 — — 40 - 18 a — 28 — 426 — 48 —55 
= —1-h — 0 20 — 35 —5 7 — 8 — 420 — 105 — 220 
a —i1-5 — 1-5 — 70 14126 — 210 — 50 —19 — 15 
5 —- 41 —6 — 21 — 56 — 116 — 252 — 462 — 792 — 1237 — 2002 
6 —-ı1-7 — 13 — 93 — 10 — 62 — 924 — 1716 — 50035 — 5005 
1 —- 1-8 — 3 — 190 — 880 — 793° — 1116 — Mar — 6435 — 11480 
Be — 4— 29 _ a5 -- 165 — 895 — 1287 — 5003 — 6458 — 12870 — 2831V 
d — 1 — 10 — 55 — 10 — 716 — 2002 — 5008 — 1110 — 24310 — 38620 
10 A 411 —_ 66 — 296 — 1001 — 1005 — 8008 — 19418 — 45748 — 92378 


751 


rengreibe die unveränderlihe Differenz darftellt: 

(a D)⸗, (a + 2b), (a + 8b)... (a + mb); 

(a + b)®, (a + 2 b)®, (a + 3b)’ ... (a + al)’ ıc. und 

(a+b), (+4), (a +2), (c+2d), (a+8b) (c+8d) 1. 
Keiben der Art, in weldhen die lieder Brücke mit unverdn- 
berlihem Zähler darſtellen, während die Nenner eine arith⸗ 
metifhe Reihe erfier Ordnung en, werden reeiproke 


ren“ 3 b! in der zweiten und 6 be in der dritten Diffe 
! 


| arithmetifche Reihen genannt; 3. 8. — rY gr 2, r . .. oder 
| allgemein < . _— - 
gemein: F ab 8a— gb‘ mama 
0 


recis 


und ebenjo heißen auch Z Fr * 


| (1 4 )) a — m b, 
| proße Botenzen der natürlichen Zahlen und Zahlen wie 1, 
| Ya, Ya, !ıe reciprofe vieredige. Die reciprofe arith» 
metifhe Reihe: %, Ys, Ye, % . » - iſt zugleich eine harmo- 
| nifche, weil jede drei einander folgende @lieder ein Retiges 
| barmonifdhes Verhältniß darftellen. Harmoniſch ik 
| übrigens eine Broportion: wenn bei vier Größen der Un⸗ 
| terſchied der beiden erften zum Unterfchiede der dritten und 
vierten ſich vegbält, wie ſich verhält die erſte Brdße zur (vier 
ten oder) legten; und ebenfo auch: wenn bei drei Größen bie 
mittfere zwei ©tellen vertritt; wie denn 3. 8. 2, 3 und 6 ein 
barmonifhes Verhältniß darftellen (denn 1:82: 6) 
und daher auch 2, 8, 6, 12 (denn 1:6 = 2:12”) Ebenſo 


) Die Benennung harmoniſch erinnert Daran: daß Menumerifhen Werthe 
Gablenwerige) der Töne unferer Muſikſtale, die fidh verkehrt verhalten wie die zu: 
sehörigen Saltenlängen (vgl. m. „Srundzüge der Phyſik und Chemie” Ste Aufl. N. 
©. a2), In diefen Saltenlaͤngen⸗Verhaͤltniſſen hbereinfiimmen mit dem, was elne 
Prapertion als barmonifche bewerthet; denn ed find z. B. jene Längen für den 
Grmtton = 4, für tie Quarte = 24 und für die große Sept = %,, alfo = 20, 15, 
12; num I aber @ — 15:15 — 13 = 20: 12 (= 5:8). — Die Meise 4, YA, Yu 
I oc. beißt Übrigend, zum Unterſchlede von ten übrigen harmoniichen Reiben, ein: 
satüriiche harmoniſche Progreſſion. Verhaͤlt fich aber In einer Propertion A:B 
= D : R bad hintere Glied des erſten Berhältniffed B zu einer Größe C ‚wie ſich 
verhält dad Hintere Glled ded anderen Berbältniffed E zu einer anderen Größe F, 
».8.MB:C=E:F, fo If dad keine harmoniſche, fondern eine ordentliche 
sardenslich geftellte) ader eine geordnete Proportion (proportio ordinata); 3. 
B. es ſei ) 2 6— 13:8, ſo iſt die ordentliche Propertion 6 : 5 = 8 : 4 (und mit⸗ 
hin au) 9:5 = 12 : 4), während, wenn dad hintere Glied vom Vexhaͤltniß 
B zur Größe C fi) verbält wie die Größe F zu dem vorderen Gllede dad Verbälts 
uifed D(CafoB: C = FD) fo — das ein verworfenes oder perturbirtes 
Berhältntß (prop. pertarbate) . ®B. 9 : 6 = 12 : 8 gibt die verworfene Proportion 


biden a —b:b— ca: c, jwifhen den drei Größen 
a,b, c fetige oder continuirliche barmonifche Propor⸗ 
tionen, a— b:co— d=a: d zmwifhen den 4 Größen a, 
b, o, d eine unterbrodhene oder dDiscrete barmonifche 





6:38 = 24 : 12 (und dann aber auch gleiherwelle 9 : 3 = 24 : 8). — Beſtaͤndig 
proportiontirt beißen Üübrigend die Zahlen, ivenn fie bergeftalt In einem Verhaͤlt⸗ 
niß fortichreiten,, daß, die exfte und lebte auögenommen, jede von Ihnen zugleich die 
Stelle eined Border und Hinterglieded zu vertreten vermag; 3. B. 2, 6, 18, 58; 
denn 2 verhält ſich zu 6, wie 6 zu 18, und 6 zu 16, wie 48 zu 54, mithin I 6 zus 
glei Hintered Glied Im erfien und vordere im zweiten Verhaͤltniß, und ebenfo 16 
bintered im zweiten, ald vorbered Im dritten Berbältmiß. — Fragt man Übrigend: 
nad) weldyer Regel man die Verhaͤltniſſe zweter Stößen zu befitimmen bat, deren 
Summe und Differen; belannt find, fo antwortet darauf ein befannter Rebrfap der 
Trigonometrie (oben S. 607 Bemerkung D: die grdnere wird gefunden, wem 
man den „halben Unterichied” zur halben Summe aodirt, die Pleinere: wenn man 
ihn davon abziehe, und der Halbe Unterfchled felbft: wenn man die Kleinere von der 
halben Summe fubtrapirt. EB fel 8 die Summe, x die größere, y die Heinere Größe, 
und d beider Unterfchied, fo Haben wir: 


xty=8S aber au vonx*+y = 8 

z-yad fubtraßirt x — ymd 

abbit ax = Bd 2y=-8—d 
mithin x = 2 8 +1, d daher ya 1, B — 14 d, und falld man 
in diefer legten Formel — 24 4 addirt und y ſubtrahirt: \,d = 8 — y. 
Selept 8 ſei = 2, d = 9 felix = 16 undy = 8, und x (16) + y (8) = 8 (2) 
x —y = d (8) 


ya 24 —B, 
Wie man zu jeden gegebenen br ei gahlen einer geometriſchen Proportion 
die drerte (ſel ed, welche ed wolle; denn man kann jede zur vierten machen) lo ga: 
rithmiſch (oben S. 737) finden könne? laͤßt ſich durch folgended Belfplel und das 
mit ein weiterer Beleg für die (bedingte) Verwendbarkeit der Logaritimen dartbun. 
Ein bleierner Würfel wiege 256 Pfd., ein ebenfo großer elferner 176, beider 
Serie bei gleichem Raumdumfange, mithin beider Dichten (Dichttzlelten) vers 
balten fich alfo wle 176 : 2565 ed fragt fib nun: wie viel würde eine bieterne 
Kugel wiegen, wenn fie genau die Sröße einer einpfündigen eifernen hätte? 


176 : 256 = 4 Pfund : x Pfund; x daher = — u logarithmifd L. 256 
— L. 17. 
L 256 = 2, 5082400 
L 176 = 2, 2455127 
abgejogen = 0 , 1627273 
Die zu diefen Rog. gebbrige Zahl fallt zwiſchen 1,45% und 1,3555 mithin reiche die 
Gewißheit der Hledurdy erlangten GrdBe bib zu einer Grenze, die kleiner iſt ald 
1,88 ran (die jedoch nach der’ erfteren Berechnungsweiſe wegfällt) und die daher 
einen ebenfo Kleinen möglichen Irrthum in fich ſchlleßt. — Dividirt man mit 176 In 
256, fo erbäls man außer dem Einer einen nicht endenden Decimalbrud, naͤmlich 


URS . . . +5 fept man dageyen ald Quottent 5* X Pfd., fo If dieſes (das 


Pfund zu 32 Loth und 4 Loth zu & Quentchen und ı Quent dben zu 60 Gran, ı Roth 
mithin zu 210 Gran gerechnet) = 1 Pfd. ı Loth 1 Duentchen und 89 94. Gran. 


758 


— 
— 


Broportion. Berhält fi dagegen bei 8 Groͤßen der Unter⸗ 
filed der erken und zweiten Größe zum Unterſchiede der 
zweiten und dritten, wie die Dritte zur erften, ſo iR die Pro⸗ 
yortion eine contra shbarmonifhe; z. ®. 6, 10, 18; 
desgleiden auch, wenn bei 4 Grifen der Unterfhied des 
erften und zweiten Gliedes ſich verhält, zu dem Unterſchiede 
des dritten und dierten, wie das vierte zum erſten; 5. B. 14, 
18, 38, 238, wo 4:2 ZZ 28 : 14, 

3) Hinfihtlid der geometrifhen Reihen, ©. 632.884, 849, 
039, und ebenzafelbit die Anmerkung bis ©. 668, iſt dem bes 
reits Vorgetragenen, in Beziehung auf Reiben höherer 
Ordnung, (oben ©. 743,750 nm.) noch Folgendes beizufügen: 
SR a das erſte Glied und bezeichnet b das Verhältniß der geo⸗ 
metrifhen Reihe, fifa pabHab tab +. 
Die allgemeine Form derfeiben, wie fie hervorgeht, wenn 


a durch (L — b) dividirt wir; — 5 iſt dann = a + ab+ 


ab?2...ıc, wie zuvor bemerkt Barden, und für das allge 
meine oder nte @lied U — a be-1, da man dann das erfte, 
zweite und dritte ıc. @lied erhält, wenn man in U die Größe 
(den Inder) n der Reihe — 1, 2, 8 ac. fegt. Jene Function 
des Inder n, durch welche er Die Summe der zwei, drei, vieric. 
erſten @lieder, gewährt, wenn man in ihm n = 2, 8,4... 
fept. beißt das mit S zu begeichnende ſummatoriſche lied 
der Reihe; es if, die Keihe bis zum nten Gliede fortgeführt, 
Sa+tab+ab?+ab! +... +Fab + a be-i, 
oder wenn man allc Btieder diefes Ausdrucks durch b multi 
plictirt, Sb= ab + ab? FabE +... +abe-9 +a 
be-1 + a be und dann beide Ausdrücke von einander abzieht 
(da ſich dann von den zwei Reiben, bis auf das erfte und lehte 
Glied, alle übrigen Glieder gegenfeitig aufheben), Sb — 8 
ur a (bei) . 
= ab» — a und mithin 8 7 Oder, ben vorigen 
Werth des allgemeinen @liedes in 8 fubtrahirend: 8 = 
— * Iſt die Reihe convergirend (convergent), d. b- 
nähern fi ihre ſtets kleiner werdenden Glieder einer gegebe⸗ 
sen endlichen Groͤße, jedoch ohne dieſelbe zu erreichen, mehr 
und mehr G. 8. 0,1 +0,01 raooıt...D und 








Bist dagegen Me Reine von Glied zu Slled Avermäftg. und eine Ortung, fo in 
Ge divergent der biyvergirend; EB. i rı ratrıt 


754 


iſt m übergroß, fo ii b= oder au U = a bu-1 (weil db fi 
für die convergente ale Bruch bewerthet) unterklein, und 
die Summe aller Blieder folder unenblihen Reihe: 8 — 


a i = - 
2 _y, dder: dann ift das fummatorifhe Glied S = 1-3; 





d. b. gleich jenem erzeugenden Brad ——, aus defien Gut: 
wickelung, mittelt Diviſton, die Reide ſelbſt heronrgegangen. 


4) SErzeugend iſt ein Bruch (ſ. 8), deſſen Zähler eine rationale 
(oben &. 781) Sunction, oder em rationafer Ausdruck einer 
veränderlihen Größe x ift, während deſſen Nenner aus einem 
ähnlichen Ausdrucke befteht, in welchem jedoch die höchfte Po⸗ 
ten; von x mindeſtens um einen Srad höher if, als im 
Zaͤhler. Aus ſolchem Bruche ermwächst jene Urt von Reiben, 
welhe man die wiedertehrenden oder rädlaufenden 
(Ser. revert. s. recurrent) nennt; 3. 8. 4, 1, 2, 8, 5, 8, 18, 
21 x., weil bier ein jedes &lied, die beiden erften ausgenom⸗ 
men, aus zweien nüchftvorbergehenden Sliedern durch Addition 
hervorgeht; ferner a 2a? 4a + 2a + 18 as — 10 
a° +76 a? — ıc., weil bier ein jedes Glied aus den drei 
nächftuorbergehenden entſteht, wenn das erfie durch A as: 
das andere durch 8 a a und das dritte mit — 2 a multiplicirt, 
dann aber diefe Products addırt werden. Ueberhaupt aber 
bilden fih ſchon dergleichen Reihen, wenn jedes folgende Glied 
Dadurch zu Stande kommt, daß man eine gewifle Anzahl von 
Bordergliedern mit beftimmten + oder — Größen, jedoch ſtets 
in derfelden „Raheinanderfolge“ diefer beftimumten, mit 
ihren Zeichen verfebenen Factoren, d. i. gemäß der Verbält- 
niß⸗ oder Beziehungsſkale (Scala relationis) der Reihe 
multiplicirt: da dann, fofern diefe Sartoren die Glieder dieſer 
tale darftellen, die Anzahl derfelben angibt: der wieviel⸗ 
Ken Ordnung die wiederkehrende Reihe angehöre. Sin 
Beifpiel folder Reihen erfter Ordnung gewährt die geo mer 
triſche Reihe; nur ein Glied, den + oder — GSrponenten, 
bietet bier die Werbältnißftale dar, und das einzige Vorder⸗ 
glied iſt beliebig zu wählen. SR diefe Stale (— 1, + 3) fo 
wird die wiederkehrende Reihe, je nachdem 1, 2 oder 1, 8 zum 
Bordergliedern gewählt worden, entweder: 4, 9, 5, 18, 84, 80... 
oder 1, 8, 8, 24, 55, 144; und da bei den arithbmetifhen 
Reiben die Binomial» Goefficienten der Potenz; (a — b) die 
Slieder der Verhältnißflale darftellen, fo ind auch dieſe Reihen 
rüdlaufende Die Sale (+ 2, — 1) gewährt eine wieder⸗ 


— — — — — — — — — — — — — — — —2 


tehzente Neihe der zweiten, (4 8, — 8, + 1) eine der dritten 
m. m-— 1) n.m—1.nn —!2 


und allgemein (+ m, — —, + 2.8 


mn.m—1 

.t — 
Eine ins Unendliche fortgehende rüdlaufende Reihe if 
1, 4, 16, 16 mit der Berbäftnigftale (+ 5 — 6). Ss dienen 
aber bie wiederkehrenden Reihen zur Findung kleinſter und 
größter (möglicher und verfchiedener) W yraeın zugehoͤ⸗ 
riger Gleichungen durch NRäherung, fo wie zum Sinſchal⸗ 
ten oder Interpoliren; &.67. Bedeutet (A) eine Folge 
gegebener Größen : ao, Ar, az ... (B) hingegen eine zu 
(A) gehörige Folge theils gegebener, theild unbefannter 
ihren Werthen nah: von den entipredhenden Werthen Coder 
Größen) der Folge (A) abhängigen Größen ao, x, a1, Yı... 
@2,... fo find die Zwifchenglieder x, y für gleichfalls zwifchen- 
liegende &lieder von A: mittel der bereits für ae, Au, As, 
bekannten Glieder ao, as, a2, ... duch Interpolation 
au ergänzen. Hat man dabei nur eine Reihe CB) zu berüdh 
fiiigen, fo Fönnen Die Glieder von (A) betrachtet werden, als 
bätten fe nur die Bedeutung der Stellenzahlen (0, 4, 2, 8,...); 
diefelben Regeln oder Formeln aber, welche zur Beſtimmung 
von x, y, -. .. erforderlih und hinreichend, möäflen ſich als 
folhe vollfändia, oder doch fehr annähernd genau, zur Bes 
Kimmung der Brößen ao, aı, a2, . . . verwenden lailen. 
Sonder Schwierigkeit interpolirt man, wenn das Gefeh der 
Abhängigkeit bekannt oder durch einen algebraifchen Ausdruck 
gegeben ift, ſchwierig hingegen, und um fo fehwieriger: con 
jemehr Größen die zu interpolirenden Glieder von (B) abhän- 
gen, und jemeniger &lieder ao, aı, as . . . ſchon beftimmt 
vor⸗ oder fe weiter diefelden von einander liegen. Was zur 
Auffindung foldher Interpolations⸗Formeln leitet ift die Größe 
der Vahrſcheinlichkeit (oben ©. 691), wie fie geichöpft 
wird entweder aus der ſchon verlangten Kenntniß der Natur 
der fraglichen Groͤßen und der Urt ihrer Abhängigkeit, oder 
aus dem Kortaange ſchon beftimmter &lieder ao, wı . . - VOR 
(B), wie derfelbe erfichtlich wird durch Vergleichung mit dem 
befannten Sortgange der ihnen entiprechenden (A) » Glieder: 
Bo, Bı,c... In Beziehung auf Binihaltungs Ergänzung 
(Interpolation) der Reihen Folgendes: Es läßt ſich das erſte, 
zweite, dritte @lied einer gegebenen Reihe beflimmen, deren 
allgemeines (eine Function des Iuder m der Reihe darftellende) 

48 . 


‚+ m,+ 1) eine des mien Orbnung. 


&lied U befannt iR (oben ©. 758) wenn man in U jene Größe 
n glei 1,8, 8 fest; fo if 3.2. für die Dreiedzahlen 
1+3+6+10 +15 (oben &. U) U= 1 +1); 
nun kann man aber für den Inder n nicht nur ganze poſitive 
oder negative Zahlen, fondern auch Brühe ſetzen, und fo jene 
@lieder erhalten, welche zwifchen Die lieder ber gegebenen 
Neihe fallen, und folde Bwifdhenglieder ftellen dann bar: 
die gefuchten Ginfchaltungsgrößen. Gchaltet man ‚daher zwi- 
fen je zwei Wlieder der Dreiekzahlen⸗Reihe ein mit 
tenliegendes ein, fo erhält man für 


nz» ... z 1, 
S/; oo... — T 
/4 oꝛ/. ı., 


da dann die alfe interpolirte Reihe fein wird: % + 
2, +2 Ey + ty + + 9% +... die, da bie 
zweiten Differenzen unperänderlih und — !« find, zu den 
arithmetifchen Reihen zweiter Ordnung gehört; oben &. 742. 
8) Jede gegebene Beziehung zwifchen zwei Größen muß es mög- 
lid machen: die eine dieſer Größen durch die andere auszu⸗ 
drüden,, und mithin auch: die Form einer anfänglich gagebe- 
nen Gleihung fo umzugeſtalten, dab die Größe, Die zuvor zum 
Mittel wurde, die andere ausjudrüden, num felb die wird: 
deren Verth aus jener andern bemweisbar hergeleitet werden 
fol, dder, in Zeichen ausgedrädi: dag x, vermöge befimmten 
arithmetifchen Ausdrucks, duch y gegeben erfheint. Man 
nennt diefe PVerrihtung (die hoͤchſt wichtig genannt wer- 
den durf: weil die Kenntniß des Zufammenhanges zweier Grö» 
fen nur dann auf den Werth einen vollitändigen Auſpruch 
machen darf, wenn man jede einzelne aus der andern, mithin 
beide wechfelfeitig abzuleiten vermag), die Umfehbrung der 
Gleichung, die jedod geraden Weges an geichloffenen arith⸗ 
metifhen Ausdrüden felten vollziehbar, bei Gutwidelungen von 
Neihen jedoch eher möglih if 9). IR 3. 8. der Werth einer 
Bröße x durch eine unendliche Reihe ausgedrädt, die nach den 
Potenzen einer anderen unbeſtimmten Größe y forigebt, und 
man findet dagegen den Werth von y in ein.r unendlichen, 


") IR 3. 8. [der Sinus eines Kreiöbogend (oben ©. 755) a, und der Radius = 4, 


PRlme— nt Lu a Nimmt man nun f ald beisunt am 
und finder and jener Reihe den Werth vom a durch [ auögebrädt, nämiik a = ( + 


pet serie, fol durch Umtehrung der Reihe shmden. 


257 


nad den Potenzen des x fortgebenden Meihe, fo beißt foldhe 
Berrihtung die Umkehrung oder Reverſion der Reihe 
(reversio seriei), was mithin heißt, wenu der Werth einer 
von zwei zufummengehörigen Bauptgrößen durch eine entwickelte 
nad) den Potenzen der anderen fortgebende Form gegeben um» 


1 r 
>B.yZAz A zKtd,,Axetrdr.,. ik, aus 
diefer Reihe eine andere, aͤhnlich geftaltete, abzuleiten: welche 
den Werth der zweiten Hauptgröße, in einer nach Potenzen 


der erfien fortgebenden Form, alfo wiex — By“ + B y*® 


+3..By*® rrd darſtellt. Bweierlei iR bei der hieher 
Gehörigen Bildung einer völlig unbetannten Reihe zu 
beachten: ihre Form, beſtimmbar durch die Progreſſion, mo. 
rin fi Die Erponenten der Potenzen in ihren einander fol. 
genden Bliedern befinden, und ihre Goefficienten, ſammt 
dem Geſetze, nach welchem dieſe ſich erzeugen. In erfterer 
Beziehung gilt als Regel: dividire die Differenz der 
Erponenten der „gegebenen“ Reihe durch den ans 
fängliden unter ihnen, fo erhälſt Du die der Expo⸗ 
nenten der umgekehrten (unbefannten) Reibe; in letz⸗ 
terer: erbebe „erftend” die gegebene, nad) der Po⸗ 


1 r 
tenz von x, weya=xxP + xußt?, uxptrd 


fortſchreitende Reihe, die als ſolche eine umgekehrte 


(irgend eine Potenz ‚von x. ausdrüdende, wie zZ Yyb-+ 
Y yo +8,,..pyybtrd) fordert, auf eine Potenz 


‚deren Brad gefunden wird: wenn man (den der ge 


fuchten Potenz von x, bier) n um ein, durd die Zahl des 


verlangten Gorfficienten zu bemeflendes Vielfaches: der Diff 


ren; ihrer folgenden Erponenten, bier um r d vermehrt, 
die Dadurch erhaltene Summe dann durh den Anfangs⸗ 
Erponenten dDinidirt und nun dem Banzen das Mi- 
nuszeichen vorfest; — C 7a *); „zweitene“ ſuche 
sun von diefer Potenz den Goefficienten mit der 
verlangten Zahl und gib ihm als Factor noch einen 
Bruch bei, deffen fidy immer gleiher Zähler »der Brad« 
der Potenz von x it: für welhen man die Umkehrung zu 
Stande bringt, nnd deſſen diefelbe — vorher als Zähler des 
Bruches vorgefhriebene — Zahl bleibender Nenner: den 
Grponenten jener Potenz bezeichnet, auf welche die Noten; er- 





758 j 


n ⸗ 
| . hoben werden fol), (>) (0 haft Du für Die gegebene 


Reise: den verlangten Goefficienten ®). 


6) Gilt es Groͤßen zu eliminiren (wegzuſchaffen) 3. B. x aus den 
Gleihungen, fo dienen hiezu theild allgemeine, theils be- 
fendere Verfahren; zu den erfteren gehören: die Methode 
durch Bubftitution (Vertretung), fo wie jene burch Gin: 
büllung der Unbefannien; zu Iegteren Rewton’s, Bezout’s 
und Lagrange’s Verfahren. Letzteres befteht in Aufſuchung 
eines gemeinfhaftlihen Factors oder Diviſors höherer, dem 
Bedingungen der Aufgabe gemäß angefepter Bleichumgen ; fol 
daber 3. ®. der Werth a für x und 4 für y zweier folder 
Gleichungen genügen, fo müffen diefe gemein haben x — 6, 
x — ß, und mithin läßt fi auch umgekehrt folgern: daß der 
gemeinfchaftlihe Factor beiter Bleihungen eine Wurzel der: 
felden fein müfle. Es foll z. B. x eliminirt werden in folgen: 
den nach x geordneten Sleihungen 

(a)... +8x J 4 83x y2 — 8 =ZO 

(b)...x Faxy—2y?— 10 0; will man y 
wegihaffen,, fo gibt (a) durch (b) dividirt den er ſten Quo: 
tienten x — y mit dem Reſte (9 y? +4- 10) x — 2 y’ — 10 
y— 98; biemit den vorigen Divifor Ch) dieidirt gibt den 
sweiten Quotienten x + (88 y® + 50 y -+ 98) mit dem 
legten Reſte — — 86 y° — 690 y* + 3920 y’ — 1500 y* 
+ 5880 y + 8604. Diefer Reft if aber, wie der letzte Divifor, 
= 0; man bat daher, indem man ihn durch 2 dividirt, umd 
ygemäß ordnet, folgende zwei neue Gleichungen: 
(c)... 43 3°+ 845 y* — 1960 y?+ 750 y — 29406 y - 4902 0 
(d)...@ y? +40) x —- 2 y!’—-10y +98 = 0; und da 

2 

aus (dx — ee, fo erhält man auch die 


Werthe von x, fobald man die von y aus (c) gefunden bat, 


— - — 


#) Eine wiederkehrende (Gecurrirende; oben 4 S. 754) Beziehung zwiſchen des 
nen e⸗erſten Goefficlenten der erſten und (n — UHhten Potenz einer beliebig angenom⸗ 
menen dteihe und dem rien Goefficienten Ihrer naͤchſthoͤheren aten Potenz lautet, im 
Regelform gebracht, wie folgt: In einer belichig angenommenen Reihe verpielfältige 
die Eoefficienten mit den Exponenten der: In den zugehörigen Gliedern vortommen: 
den Potenzen, und multiplicire darauf eine beilebige Potenz jener Reihe mit der 
Relhe ſelbſt. Dad Product gibt dann eine Reihe, welche Die nächhfihöhere Potenz des 
angenommenen darfellt, nur mit dem Unterfchlede : daß jeded Glied diefee Po⸗ 
tenz mit feinem eigenen Erponenten multiplicitt, und durdy den Grad der Petens 
ſelbſt Pividirt, und Infofern verändert, vermödge jened Productes hervorgeht. 


— 


wmittelſt Subſtitution. Wird dann durch dieſe die Gleichung 
für z = 0, fo ſetzt man jenen Werth von y, welcher zu dieſem 
Ergebniß führte, in den Wivifor, der x?, oder im jenen welcher 
xe enthält, nachdem man ihn zuvor in eine Gleichung verwan⸗ 
beit hatte. Bleibt aber bei obigen Divifionen kein Reſt, fo ge 
nägt der legte, = O geſetzte Diviſor beiden Gleichungen. 

D Eeibnis erfand, um die Geſetze der Reichen leichter entbeden 
und daraus, ohne viele Mühe, Regeln fie zu fummiren auf- 
finden zu tönen, die fogenannte Rehnung mit Gins und 
A ull (Arithmetica binaria vel dyadica), d. i. ein Verfahren 
alle Zahlen mit 1 und O zu fchreiben und nur mit diefen bei- 
den Bıffern zu rechnen. Merkenswerth ik, dab 8. bierdurd 
den Ghinefen den vor Sahrtaufenden verloren gegangenen 
SHhlüffel zu einigen Scheimniffen ihres fräheften 
Beherrichers (ihres aͤlteſten Königs?) Toby wieder fand; fiehe 
Mem. de l’Acad. Royale des Sciens. (Berlin) 1708. p. 108 ıc. 
Fragt man aber: mit welddem Zweige der rechnenden Größen- 
lehre, für die WBiflenfhaft wie für das Seben, feit anderthalb 
Sahrbunderten am großartigften und nachhaltigſten gewirkt 
worden ? fo fällt die Antwort: mit der Mathematik des 
Unendlichen. — Differentials und Integralrech⸗ 
nung, dieſe geiftigen Hebelarme eines Seibnitz und New: 
ton, fie kaben fich als ſolche bis in die jüngften Beiten bheranf 
eben fo erfreulich als erfprießlich bewährt, und follten auch Die 
Seiten nit mehr ferne fein, in denen dus zeitberige Verhält⸗ 
niß der höheren Rechnungsgrößenicehre zur Raumgrößenlehre 
die Erhaltung der letzteren durch erftere, in das entgegenge- 
feßte übergeht, in die Lichtung des Berechenbaren durch bie 
Beranfhaulihung der Wiflenfchaft des Näumlidhmeßbaren, fo 
wird dennoch das auf dem bisher fo erfolgreich betretenen, 
und fo thatkräftig verfolgten Wege, dem forfihenden Menſchen⸗ 
geifte zu Theil Gewordene, Entdeckungen und Erfindungen her: 
sorrufend, nachwirken in die fpäteften Zeiten. 

8) Daß Übrigens weder der Begriff des Unendlichfleinen oder 
Unterfleinen noch jener des Unendlichgroßen oder Uchergroßen, leere 
Ginbildungen, fondern vielmehr auf Wirklich» Begebene wohl bes 
gründet find, ehrt ſchon die Zeit mit der Racheinanderfolge ihrer 
Ginzelfhwingen (ihrer Momente) deren Zwiſchendauern Bleiner find, 
als jede andere auch noch jo Pleine Zeitdauer; und ebenſo auch, wie be 
reits bemerkt (oben &. 726) wurde, die Betrachtung jeder krummen 
Binie, jeder gefrümmten Fläche und was aus diefer zu erwachlen 


vermag, indem fie ; ©. nachweifet, dag dors, wo die Geiten eines . 


in den Kreis eingelchriebenen Vierecks Meiner: als jede auch noch 





760 


— — — — — 


fo Heine gerade Linie werden, fie am ſich unmeßbar klein, d. i. 
unendlich klein ſind. Die Geometrie leitet hiebei aber zugleich auf 
jene Unterſchiede hin, welche zwiſchen ſolchen Unterkleinen in Ve⸗ 
ziehung auf deren Ordnung obwalten, ber zufolge ber oben G. 785 
mir d x bezeichnete Differenzialmerth zur er ſten Ordnung der Uns 
terfleinen, der von d x? zur zweiten und d x® (oder de u, d’ u, 
dax,du.dx.dy.ıc. zur dritten Ordnung gehört. Hienach 
muß 3. 8. das Unterfleine einer Linie der erften Orpnung ber 
Släkheninhalt einer durksängig unterkleinen Körperoberfläde 
hingegen ſtets mindeftens eine unendlichkleine &röße zweiter Ord- 
sung fein; weil ſolcher Släheninhalt jedenfalls Meiner it als das 
Quadrat jener geraden Linie, weiche von einem Anfangspunkte der 
Dberflähe zum andern gejogen zu werden vermag; während das 
Bolum eines unterktleinen Körpers, weil es nothwendig klei⸗ 
ner ald der Würfel jener zuvor gedachten geraden Binie, der dritten 
Ordnung verfällt. 

9) Was die leiblihe Welt an Beſtandesformen und Beſtandes⸗ 
wechfel,. an Eegen⸗, Sin» und Wechſelwirkung der, in ihren Kräften 
unbefhränften Mathematik auch als Aufgabe darbietet, fie die 
allumfaſſende täßt Feine Aufgabe unverfucht; und if ihr deine Pim⸗ 
melsweite fo fern und Peines Beltkörpers Bahn fo entlegen, daß fie 
nicht meſſend und beftimmend es verfuchen follte, fie zu würdigen, 
fo it ihr andererfeits auch Fein leibliches Weſen zu Plein *) und 
Beine Veränderung leiblicher Dinge zu geringfügig, daß fie nicht, im 
Bunde mit der Naturlehre, zu deren Erkennen und gefeplichen Be⸗ 


— — 


*) Sie bemißt die Groͤße jener Infiſionsthierchen, deren mehrere Tauſende in e in em 


Tropfen Waſſer leben, und erſchließt auf gleichen Wege Caus denen zu deren Sicht⸗ 
barkeit erforderlichen Bergrößerungen) die Groͤßenverhaͤltniſſe ihrer einzelnen Organe, 
während fie, nicht minder befriedigend, zeigt: wie groß der Durchmeffer unfereö Sen; 
nenſyſtems, hinauf bid zum Uranus, und wie meit jene Sonnenfernen, deren Licht 
Millionen von Jahren nöthig Hat, um die Erde zu erreichen, während ed den 20 
Millionen Meilen betragenden mittleren Abſtand unferer Eonne von der Erde in 
8 Minuten 15 und 3%, Secunden durchzuckt; vgl. oben &. 89 Anm. Ste lehrt die 
Geſtalt der Glaͤſer berechnen, mit deren Hülfe dab forſchende Auge ded Menichen 
die fernften Welten zu finden und den Lauf der Geflirne zu befitimmen vermag; aber 
ohne Ahronomtie Feine Schifffahrt, und ohne Schifffahrt fein Welthandel und keine 
Kunde von Allem, was außer Europa aus dem Dcean bervorragt, Von Ihr hofft 
iebe, für fie zugängliche Wiſſenſchaft Ihre Begründung , wie Ihre Vollendung; durch⸗ 
gängig ringt darnach die Phyſir; einen ihrer Haupttbeife, die Kryſtalliſation, hat 
die Mineralogie Ihe gänzlich untergeordnet, and für die Rehre von den Grundfloffs 
Berbindungen nicht nur, fondern auch für die Erſcheinungen welche die verbältnißs 
mäßigen inungen und Miſchungen der ſogenannten chemifchen Elemente be: 
alelten und bezeichnen, but die Shemie, auch ders, wo fie dem Stoffwechfel in den 
Rebendigen zur Bollziehung verhilft (oben S. 69%) mit nur günftigern Erfolge die 
Mathefid zur Mitgründerin, Pflegerin und Ordnerin erkoren. 


761 


dingungen tie Sand bieten und zur Gnthällung verborgener Wahrheit 
die ſicherſſten Maaßnahmen fordern und gewähren follte. Und ſelbſ 
de, wo die Raturforfhung num zu Bermuihungen führt, weiß fie 
dieſen jene Form zu ertheilen, welche fie weiterer Prufung vorzugs⸗ 
weite fähig macht. Micht nur die eigentlihe Phyſik verdankt ihr 
im diefer Hinficht des fehr Dankenſswerthen viel, fondern auch bie 
Chemie if ihr aus gleihem Grunde tief verſchuldet, und es ihr 
im vollen Maaße zu werden, ſchickt die Phyſtologie ſich ernſtlich an; 
fo ſcheint es wenigſtens und fo hoffen Alle, welche durch vollſtaͤndig 
ermittelte und erkannte Geſetze des Lebens: zu der Ginficht in den 
Sufammenbang der Summe aller Lebenserſcheinungen zu gelangen 
fireben. und ſelbſt in jenen Forſchungszweigen, welche nicht zu den 
fsgenaunten Srfahrungswiflenichaften (S. 604) gehören, 3. ©. in der 
Philofophie (a. a. D.) dürfte dereink eine Zeit kommen, in welcher 
erfüllet wird, was Oken ſchon vor mehr als 87 Jahren für jme 
Diſſenſchaft in’folgenden Worten forderte: »Erſt, wenn die Geiſter 
Fleiſch werden, wenn fie fi im Raume geftalten, in die geometri⸗ 
(den Figuren und Zurven, und in bie Beit treten durd bie ana 
lytiſchen Sormeln, erft dann kommt die Wiffenfchaft zur Klarheit, 
und fpricht Aidı in der wahren Univerfalipradge aus, die alle Voͤlker 
und alle Zeiten verliehen. Bas Beftreben der Philoſophie, Ach in 
der Mathematik zu verkörpern, ift von jeher eben fo Kart geweien, 
ald das der Poeſie, ſich durch die darſtellende Kunk ins Beben zu 
ergießen.” 

410) Hinfihtlih der Shemie bürften Abrigens, für die Folge 
Sweige der höheren Zahlenlehre wichtig werden, welche in dieſer 
Htinfisht. zeither von den Ghemikern faum befragt wurden; 3. D. die 
Gombinationslehre (9. ©. 687 u.609); wie denn z. 8. die unter 
den Benennungen ISfomerie, Bolymerie und Metamerie 
befaunten Zweige der Lehre ron den hemifhen Berbindums 
gen, fhon durch Berüdfichtigung deflen, was in jenem Tkeile der 
höheren Writhmetit gefeplih if, an teferer Begründung, wie an 
größerer Erweiterung, leicht mehr gewinnen möchten, als ſich jetzt 
irgend vermuthen läßt; zumal, wenn ſich etwa finden follte, daß die 
Srundfioffe an Ai, in Beziehung auf Räumlichkeit, den Diffe 
rentialen vergleihbar (Meder meßbar groß, noch nullartig Blein, 
fondern untertlein; darum aber audh nicht nur zu endlichen 
Größen fummirbar, oben &. 647 Um., fondern auch verfchiedenen Stel⸗ 
lungs⸗ und Berbindungs: Ordnungen unterwerfdar; oben S. 847 
Unm.) feien. — Iſomeriſch werden jene, hinſichtlich ihres Ber 
haltens ver ſchiedenen, im Uebrigen aber chemiſch⸗gleichen che⸗ 
miſchen Verbindungen zweier oder mehrerer Grundſtoffe 
genannt, in welchen dieſe ſowohl ihrer Urtung als ihren Ge⸗ 


wichtsgröfßen nach (und zwar ſowohl den unbedingten oder ab- 
iofuten, al& den verhältlihen oder proportionalen, oder, was baffelbe 
lagen will: fowohl den procentifchen als den atomifchen Gewichts⸗ 
mengen gemäß) diefelben find, ihren gemeinfamen Wirkfamleiien 
nach hingegen von einander mehr oder weniger abweichen; fo daß 
man anzunehmen fi) gendthig fieht, daß dergleichen Verbindungen 
nur Durch ihren Miſchungsbeſtand (oder, wie man diefen zu 
nennen pflegt, durch ihre chemiſche Conſtitution) und mithin 
entweder nur dur das ungleihe Maaß der zwiſchen ihren 
Grundſtoffen obwaltenden Anziehungsſtärke, allo: ber gegen: 


. feitigen demifhen Bindung, ober durd die tingleichheit der 


Korm der Berbindungsftellung ihrer Glemente, oder in Folge 
beider gieichzeitig wirffamer Urſachen, in verſchieden gearteten 
Birfungsweifen (wie fich ſolche gegen andere nicht ifomerifche che⸗ 
mifche Verbindungen außern) bebarren. Ob übrigens, fireng ge- 
nommen, auch für die hierher gehörigen nicht gaſigen chemiſchen 
Verbindungen der Ausdruck Ifomerie (Gleichmaaßigkeit) ſich recht: 
fertigen lafle? darüber zn entfcheiden fehlt es bis jekt an genügen. 
den Meflungsverfuchen. — — Polymeriſch nennt man jene che 
mifchen Verdindungen, in denen zwar diefelben Grundftoffe in den- 
felden Berhältnigmengen, aber in ungleihen abfoluten Gewichts⸗ 
(oder auch wohl Volum⸗) Größen zugegen find; wie denn 3.8. das 
Aetheröl Cätherifhe oder flühtige Del) der Sitronfhaalen 
aus 10 Atomen C (Garbon oder Kohlenſtoff) und 16 At. H (Hydro 
gen oder Waſſerſtoff), das Therbentindl (gewöhnlich gefrrochen 
und gefchrieben Terpentindfl, ol thexebintinae oder ol therebin- 
thinae) aber aus 20 C + 83 H zufammengefest ift, beide alfo ein- 
ander polymear find. Metamer dagegen find folhe chemifche 
Verbindungen, welche unter gewiflen Bedingungen einer Umände- 
rung ihres chemifchen Beſtandes dergefialt unterliegen, dab 3. 8. 
zwei dergleichen verfhieden conftituirte Verbindungen ihre Beftände 
wechſeln; wie 3. 8. fold;es der Fall ift bei dem ameifenfaurem 
Ammonoxyd (oder Ameiſenſäure⸗Ammonoryd, oder, minder ſach⸗ 
gemäß: ameifenfaures Ammoniat) und der (im Verbältniß 


von drei Atomen oder Verhäftniggewichten Wafler zu zwei Atomen _ 


vder einem Doppeltatom Hydroßyanfäure, gewöhnlich genannt STa u 
fäure) gewäflerten Hydrofyan s oder Baflerfioffblauftoff. (oder Blau 
ſtoffwaſſerſtoff⸗) Säure. Erhitzt man die erfte dieſer Verbindungen, 
fo verwandelt fle fich in eine, im bemerkten Verhältnis gewäfferte 
Öydrofyanfäure; list man auf lestere waflerarme ſtarke Säu⸗ 
ten, 3. B. Schwefelfäure einwirken, fo Fildet fid aus ihr Ammon⸗ 
oryd und Wmeifenfäure ZASH8EO und CE H 2 OS. 


$. 11. 


Bergleiht man die zu chemiſchen Berbindungen 
(S. 37, 9%, 166 Anm., 192—193 Anm. und 203 Anm.), Um⸗ 
bildungen (S. 21, 37 und 689) und Umfliimmungen 
(S. 405 Anm.), fo wie zu demifhen Scheidungen ober 
Zerfegungen, Polarifirungen und Theilungen (S. 224 
und 495) führenden und diefelben geleitenden Bewegungen") 
der Stoffe (oder Materien; ©. A, 21, 37 und 308), 
feien diefe einzelne Örundftoffe (S. A—6, 36, 93, 95) 
ober geeinte Örundfioffe (S. 508 u. 599 Anm.), Geg- 
nungs-Örundfoffe (a. a. DI oder Bildungstheile 
(8. 87, 93, 95, 161 Anm. und 320 ff.) mit fenen Bewegun- 
gen, welde phyfiihe Mifhungen (S. 35 — 37, 56, 5% 
117—118 Anm., 120, 166 Anm., 183, 193 Anm., 308, 470 
und 592), oder auch nur Mengungen (Anhäufungen ober 
Aggregate, a. a. D. und S. 377 ff. und 409) begründen, fo 
wie mit denen, die durch Drud (S. 12, 22, 26, 31, 35—A0, 
42, 97—98, 119, 419 und 500) oder Stoß; (S. 41), oder 
uUmfhwung (S. 9—10, 24 Anm. x.), oder Zug (Ziehung, 
©. 45 Anm.) oder Ausdehnfamfeits - Aeufferung, 
Kederhärte (a. a. O. und S. 46), oder Rückſtoß (S. 420) 
oder Wurf oder Wärmedehnung xc. ꝛc. erzeugt werden — 
fei es, daß das Bewegliche dabei von Raum zu Raum fort- 
gefchritten, oder daß es in demſelben Sefammtraume verblieben 
war, während Theilhen für Theilhen von Stelle zu Stelle 
den Ort wechfelten — ober mit denen Ortöveränderungen, bie 
in Form von Stralungen (bes Schalles und Lichtes, 
ver Wärme und der Electricität; S. 84-88, 124, 153, 
326, 404, 490--491 Anm.), oder von Schlagftoß- ıc. Wel- 
len ver Tropfbaren und der Safe (S. 23, 419, 470 u. a. a. O.) 
zur Wahrnehmbarkeit gelangen, ober aus Anziehungsäußerun- 
gen der Schwere S. 8—10, 29 Anm., 39, 42, 43 Anm., 


*) Bergleihe &. 9—10, 26, DD Anm., 85—A2 und 84. 


7 


44, 46, 97-98 Anm., 239, 270, 298 Anm.) der Adhäſion 


(S. 


31) der kryſtallmagnetiſchen @. i. der zwar mit 


Slächenziehung gepaarten, aber demungeachtet in meßbare Fer- 


nen 


wirfenden, die Kryſtalliſation und deren Erweiterung be- 


Dingenden Kryftallifationg - Polarität oder Entgegengefegtheit 
ber Bethätigung werdender Kryfialle; S. 61 Anm., 117, 158, 
173, 203, 352 und 595) eleftrifhen, magnetiſchen, 
eleftromagnetifhen und magnetoeleftrifhen An- 
ziehung und Abſtoßung ) (CS. 108, 124, 133, 179, 1%, 





*) Sene, welde die Sriheinungeformen (Bhänomen) der Glektri⸗ 


1 
+E 


eität und des Magnetismus nicht, mit Ampere von ein und 
derfelben, fondern von zwei Gattungen von fogenannten Ur, 
fläffigkeiten ableiten, deren jede in zwei Arten zerfällt, die er» 
ſtere in die fogenannte pofitive und negative Sleftricität, 
bezeichnet (für diefe dualiſtiſche Voraus ſetzung zwar ungeeignet, aber . 
dem Brauche folgend, gemäß der Franklin⸗Voltair'ſchen Ans 
nahme , die nur eine ebektriſche Flüſſigkeit CE) gelten läßt, und die 
fogenannte pofitive Sleftricität als ein Mehr, die fogenannte ne⸗ 
gative als ein Weniger derfelben, eritere daher mit Vorſetzung 
des +», letztere mit Vorſetzung des — Zeichens kenntlich macht) 
mit + E und — E, die leßtere in-+ M und — M (während, 
nah Franklin, + E und — E ausgealihen das unwahrnehm⸗ 


. bare, daber auch mit O E bezeichnete E, und + E und — M das 


den Sinnen unzugänglihe M gewähren), Fönnen fowohl die elek⸗ 
trifche, wie die magnetifche fogenannte Abſtoßung dadurch deuten, 
daß fie annehmen: zwifchen zwei gleichnamig geladenen, beweg⸗ 
lichen Leitern der Elektricität C und C befinde ih 1 + E, außer 


bald jedes der Cauh 1 + E, fo wird das E, 4. B. das + E 


jedes der C von innen ber halb fo kart angezogen, als von außen; 
denn während jedes der C von innen her (von E der zwifchen bei: 
den C lagernden Luft) ber Siehbeflimmung von Y — E ;u folgen 
bat, wird es von außen her durch 1 E der äußeren Luft an», und 
mithin werden beibe auseinandergesogen; fehlt es aber überhaupt 
zwifhen beiden O und außerhalb derfelben an Luft, und damit an 
dem Träger von + E, fs kommt es audı nicht zur gegenfeitigen 
er bfogung der C: 


1 “ ka 1, 


2 1 4 1 
-E..+ECH+E.. — E —E...+EC+E..—-E+E 
+E+E 


0, 22-273, 374, 425, 455 Anm., 574, 598 u. 606) entt- 
fpringen, fo gewinnt es den Aufchein, als ob bei ben chemi⸗ 
fhen Durchdringungs⸗ und Mifhungs-, Scheidungs- ober 
Iſolirungs⸗ und Bertheilungs- oder Polarifirungs - Bewegun- 
gen, durch die Macht ver demifhen Anziehung oder ſo— 
genannten bemifchen Berwandtfhaft der Stoffe (S. 36 
Anm., 38, 326 und 405 Anm.) fowohl das Gefeg der Be⸗ 
wegungs-Mitiheilung (S. 21—22, 35-36) als auf 
bad zum Theil darauf gegründete des Widerftandes, und 
iwar im Allgemeinen das des raumfüllenden oder vollen 
Mittels (S. 8, 30), und im Befondern das der gafigen, 
tkopfbaren oder tropfigen, breiigen, fchleimigen, 
gallertartigen, fettigen x. Stoffe (S. 21 ff., 36—42, 
160-162, ATi, 539 und 588-591) und felb das Grund- 
verbältnig der Beharrung (Trägheit; ©. 22 und 35 
Anm.) *) gänzlich befeitigt werde ; denkt man indeſſen fchärfer 


Zugleich folgt. hieraus a) dab, zwilhen C und C zufammen 1 
+ Eder &uft und hinter oder außerhalb jedes Oi + E, ju- 
fammen alfo 2 + E verbleiben müflen; 4) dab bie fogenannte elek⸗ 
triſche Slüffigleit entweder gar nicht vorhanden fein, und was man 
dafür ausgibt, auch befondere Befchaffenheit der Luft fein, ober, 
wenn Dennoch ein dergleichen Urflüffiges gegeben fein follte, die 
ſes nicht ſelbſtſtändig aus dehnſam flüfftg fein kann, font müßte im 
Iuftleeren Raum zwilchen beiden C fo gut vorhanden fein, als im 
fuftoollen. 
%) Bereits vor dreißig Jahren machte ich, in m. Ginleit. in die neue 
Shemie ©. 250 darauf aufmerkfam, dab man bei den elektrochemi⸗ 
fgen Unziehungen, der in chemifcher Miſchung begriffenen Stoffe, 
das Befhleunigumng im Zu⸗ und Sneinanderbewegen ber Stoffe bes 
Dingende Mitwalten der fogenannten Trägheit nit unbeachtet 
laſſen Bürfe, und fieben Jahr darauf nahm ich für Das Berbleiben 
des eleftrifchen Aadungszuftandes der (zur chemifchen Gegenwirkung 


selangten) Stoffe, daſſelbe Urverhaͤliniß der Dinge, die Bebar- 


rang in der einmal - erregten Innen⸗ und Wußenelektricität in 
Unfprad; [val. m: »Urundzüge der Phyſik und Shemie, erfte Aufl. 
(Bonn 1881 8.) ©. 498], indem ih daraus nicht nur das Forte 
beſtehen gegebener chemiſchen Berbindpungen, fondern 
au deren Zerlegbarkeit in ihre Wilhungsglieder oder Mi⸗ 


über die bieher gehörigen Erfcheinungen und über das, was 
dem ganzen Berlauf der fämmtlichen Borgängen der demi- 





ſchungs⸗Factoren Cd. f. in ihre einander chemifch entgegenge- 
fegten Beftandtyeile) und ebenfo auch das chemiſche Miſchungs⸗ 
BVBermdgen und deſſen Bethätigung felbft abzuleiten verſuchte. 
5. 8. das Fortbeftehen des Waſſers it Folge der Inneula⸗ 
dung feines innern + E und — E Gegenfabes, während es der 
äußere befähigt, ſowohl mit feinem O, als mit feinem H in andere 
Stoffe elektrochemiſch einzugreifen, und dadurd der Serlegung zu 
unterliegen. Es bat nämlich ſowohl O ald H des in elektroche⸗ 
mifcher Gegenwirkung begriffenen Waſſers eine vollſtaͤn⸗ 
dige eieftropolare Ladung (wie folgendes Schema darthun mag) 
mit der es beſteht und durch Die es zerlegbar ift: 

Außenladung — E O0 + E als Iunenladung 

ald Innenladung — E H + E Außenladung. 


Kommt nun 3. 8. K (Kalium) oder glühendes Fe (Gifen) zu Hs 
O, fo wird es durd das äußere — E des O zur Verbindung mit 
demfelben, Praft feiner eigenen äußeren (die des H un Stärke über 
treffenden) + E Ladung beftimmt, und während es zwifchen ibm und H, 
wegen Bleichnamigkeit beider äußeren E (beider -+E) zur Abſtoßung 
kommt, gelangt es hingegen mit dem O des Waſſers zur elektro» 
chemiſchen Verbindung, und ift dann in demfelben nur verſtaͤrktem 
Innenladungszuſtande FK— E+ EO —, wie es zucor bad 
Waſſer war; und ebenfo wenn bei Gluhhitze, oder ſtatt beffen 
bei lehhafter Durchleuchtung, WBafler unt Chlor aufeinander 
einwirken, wo dann O frei, und Hs Cha (Hydrochlorfäure) erzeugt 
wird; -—O+ — H + — Ch +; man kann dann nod hinzu 
folgern: indem Ch das H (oder K oder Fe das O, im vorigen 
Schema) mit ibm ſich räumlich einend bindet, treten auch — E des 
H und + E des Ch zu O E zufammen, und ebenfo, nad ter Aus: 
fheidung auh + E und — E ed O, und das O zeigt daher, ohne 
in elektrochemiſcher Gegenwirkung begriffen zu fein, gar Bein ges 
trenntes + E oder — E. Ich fügte damals die Bermuthung bin- 
au: wäre es möglich, die Innenladung irgend einer chemifchen Ver⸗ 
bindung — jetzt würde ich fprechen: irgend eines Bezmweitfinffes 


oder Gedrittſtoffes ıc. (vgl. oben ©. 690 u. w. u) — gänzlih im - 


O E zu wandeln, d. h. vollftändig aufzuheben, fo würden alfo 
miteinander elektricitätsfrei hinterbliebene Stoffe elektrochemiſch 
(und mithin auch chemifch) unzer legbar fein, alfo fein, was jetzt 
die uns tetannten Grundſtoffe ind. Vielleicht, ſezte ih ſchon 


„m _— [m Mi. m DE A 3 ne 


.. — 0 pP 2 .. 


— —— DE — i ER _ LM 


fen Mifchung gemeinfam ift, nad, fo wird klar, daß hiebei 
feines jener Geſetze gleihfam umgangen ober gar zur Nichte 
betyätigung gebracht wird, fondern, daß die Einzeinheiten ber 
Balte diefer Belege fih nur darım dem Blide des Beobach⸗ 
ers entziehen, weil bier dem Beginnen ber Bewegung fogleich 
die Beendigung derfelben auf bem Fuß folgt, und daher beide 
Peomente nicht zeitlich unterfchieden werden können. Der 
Grund hievon liegt aber darin, daß bie chemiſchen Anziehun⸗ 
gen ſtets neu entſtandene, erſt durch die gegenſeitige Be⸗ 
rũhrung der Stoffe hervorgerufene (erregte), und darum nie 
in ſichtbare Fernen hinaus, ſondern ſtets nur in die unſichtba⸗ 
ten der zu den Gegemflaͤchen gehörigen Maſſen, und zwar: in 
Solge der Trägheit, mittelt Erneuerung ber Gegenflädhen, be= 
fhleunigend hine in wirken. Daß es fid) aber bei diefen An⸗ 
jiehungen und deren Folgen (den gewordenen chemiſchen Ver⸗ 
bindungen) nicht lediglich von nur phyſiſchen Ziehbeſtimmungen, 
fondern von eigenthümlichen, die phyfiſchen ſich mehr ober we⸗ 
niger unterorbnenden Bethätigungen handele, das beweiſen bie 
— unwiberfprehlih von Prouft (gegen Berthollet) dar⸗ 
gethanenen fetten Bindungsverhältniſſe chemiſch zu- 


früßer (inm. Ein. in die n. Chem. &. 235) hinzu, find fo die vielen 
(jegt gegen 56 betragenden) Brundftoffe nur Vereinigungen von 
zwei oigentlichen Brundftoffen, von O und H in verfchiedenen Mafr 
fenverhältniffen, und fchließe ich Dann die hieher gehörigen Folge 
rungen: vielleicht erzeugt nit nur Die Natur, mittelſt des Lebens 
(in lebendigen Leibern) die elektriſchen Innenladungen der chemi⸗ 
ſchen Berbindungen von O und H erfchöpfend, zunächft in zwei 
vom after verichiedenen Bewichtsverhältniffe, aus Hz O mit Ueber: 
fhuß von O das Agot, mit Ueberſchuß von H das Sarbon? Wie 
ih denn aud a. a. DO. die weitere Folgerung hinterlegte: daß, 
wenn es gelänge (j. 8. mittelft hinreihend ſtarker galvanifcher 
Batterien) die Innenladung eines Glektricität leitenden Grund» 
ſtofs herjuitellen, man denfelben durch daflelbe Mittel auch werde 
jerfenen können; 3 8. Mercur durd eine galvanifche Säule, die 
20000mal wirkfamer ift, ale jene, welche dus Wafler in O und H 
zerfallen oder elektrochemiſch polarifiren umd fo jeden diefer Grund⸗ 
Hoffe chemiſch ifoliren macht. 


fammengefegter Stoffe, von benen meiſtens nur zwei bis 
drei, feltener vier bie fünf, und fehr felten eine fünf über- 
fleigende Anzahl möglih find; hierin an Cin diefer Hinfiht) 
ähnliche Naturverhältnifie, 3. B. an die Zahl der Hauptkry⸗ 
fallformen, an bie ber Grund- und Hauptfarben, ber ganzen 
oder Haupttöne der Octave ac. ꝛc. erinnernd *). Wirklich che⸗ 
mifhe Verbindungen unterfcheiden. fi von den nur phyfifchen, 
3. B. von der phyfifchen Durdeinander- Verbreitung der ein- 
zelnen Gaſe der athmoſphäriſchen Luft, von ben Bermifchungen 
bes Waſſers mit in Waffer gelösten Stoffen ꝛc. ıc., die ſämmt⸗ 
lich in allen denkbaren Gewichts⸗ und Maaßverhältnifien mög- 
lich find, hauptſächlich dadurch: a) daß fie, verglichen mit den 
Bethaͤtigungswerthen ihrer Beftandiheile, aus denfelben nicht 
berechenbare, und daher neu zu nennende Eigenfhaften 
(und Beichaffenheiten) varbieten, während bie Eigenfchaften 
der phyfifchen Miſchungen fi ftets als die arithmetifchen 
Mittel der, den phyfiihen Mifhungsbeftandtheilen zufommen- 
den Eigenſchaften, befimmen laſſen. Sic phyſiſch mifchend 
gleichen die Stoffe fih nah Maaßgabe der Ungleichheiten 
ihrer Dichten, Ausdehnfamfeiten, Lichtbrechungsvermögen ıc. 
aus, ſich hemifch verbindend erzeugen fie neue hieher gehörige 
Werthe. Wenn Hybrogengas und Chlorgas ſich chemiſch 
verbinden, fo iſt das Verbindungs-Erzeugniß, die Hydro⸗ 
Chlorfäure, ein Weſen, deſſen Eigenſchaften ſich weder am 
Hydrogen noch am Chlor verriethen, und deſſen Entſtehen von 
mehr und minder lebhafter Temperaturerhöhung begleitet war; 
b) daß ihre Erzeugung ſtets mit mehr ober weniger beträcht⸗ 
lihen Temperatur-Aenderungen (meiftens Erhöhungen, 
die nicht felten von Licht - Entwidelungen begleitet erjcheinen, 
z. B. bei allen feurigen Verbrennungen) verfnäpft if, und 
c) dag fie mehanifh burdaus untrennbar find; man 
fann in feiner chemifchen Berbindung ben einen Stoff weder 
hinwegſchieben oder ftoßen, noch hinwegziehen, wohl aber ift 


*) Vergleiche meiste Grundzüge I. und IH. 


769 


Trennung der Stoffe durch phyſiſche Vermittelung möglich, ſo⸗ 
fern biefe zu phyſiſch-chemiſchen Gleichſtimmungen ber Bes 
Rantbeife führt; z. B. wenn Knallſilber in Folge an 
ibm erregter oder ſchon erregt ihm zugeführter. gleichnamiger 
Elektricität fih feinen einzelnen Beſtandtheilen nach abflößt, 
und fo in Metallrauch und Gafe zerfchlägt, oder wenn. Mer: 
fureryd durch Glühen in Merfurdampf und Orxygenluft (Le- 
bensluft, Sauerſtoffgas) zergafet, oder wenn chlorſaures 
Kali bei Glühhige unter Umbildung Yon Kaliumchlorid in 
diefes und in Oxygengas auseinandergeht, und, wenn auch 
nicht in dieſer doch ebenfalls in phufiich bedingter Weife, wenn 
Waſſer durd, von entgegengefehten Richtungen ber, "gleich 
zeitiges Cinwirfen von + E und — E in O⸗Gas und H. Gas 
auseinandertritt. 


1) Geeinte Grundſtoffe, oder, wie ſie ſonſt auch genannt 
zu werden pflegen: Srundiloff-Bertreter, oder Sinungs« 
Gemifche, SGinungsperbindungen oder ſchlechthin Ginungen 
(un) zur nährrn. Sezeihnung Gezweitftoff, Sepritiitoff ic) 
um lesteren Gall anzeigend, Daß in ihnen gegeben find: chemiſche 
Berbindungen höherer Ordnung, feien ed zweier oder meh—⸗ 
terer in ihnen zum Ginöwerden, oder zur ficffigen Ginung gelang» 
ten Grundſtoffe; 3. 8. Drycarbon (OC, oben @&. 5068), Kyan 
oder Kyanogen, oder — gegen die griehifhe Sprache, aus welder 
tie Berennung, fo wie die des Oxygen, Hydrogen, Azot, Chlor, 
Brem, Jod ıc. ıc. entlehnt worden [vgl. m. Grund;. I. 255]: . Cyan 
ster Blaufoff; TI. oben ©. 371. 409, 431 Unm. Sm Wider⸗ 
fpsuuche mit dem durch das Wort Grunditoff ausgedrüdten, auf zeit⸗ 
gemis ancrkannte Ginfachheit hinweifenden Begriff, nennen Ginige 
deraleiben Gruntioff : Vereinigungen auch: sufammengefegte 
Grundſteffe. 

2) Gegnungé⸗Grundſtoff⸗— Verbindungen, oder Geg⸗ 
nungs-Gemiſche, d. ſ. Verbindungen der Grundſtoffe, in wel⸗ 
den dieſe nicht zu dem Wirkſamkeitswerth eines Grundſtoffes zus 
fammengefegt vorliegen, fondern in der urfprünglichen ntgegen- 
gefegtheit ihrer ſelbſt (O. h. gemäß ihres weientlihen und beim Vers 
Pinden als elefiriihschemifche oder cleftroschemifhe Gnigegnung 
zur gegenfeitigen Bethätigung gelangten Gegenſatzes oder Gegen 
wertbed; oben ©. 135, 136 und 192), d. i. in ihrem chemiſchen 
Gegen ſatze beharren; wis ſolches 3. V. der Salt ift bei allen ©. 444 

. 49 


770 


bis 447 namhaft gemachten wägbaren Verbrennungs : Griengniflen, 
bei alien baſiſchen Oryden, Ghlorüren und Ghleriden, Gulpburen 
und Sulphuriden, Phoſsphoriden und Arfeniden ıc., fowie bei ſämmt⸗ 
lihen Säuren, feien diefe aus einfaden oder zuſammengeſetzten 
®äurern (j. 8. aus O, F, Ch, Br, J, S, Se, Te) und aus ein» 
fahen oder ziweis oder mehrfaden Gäuregrundlagen ober 
@äureradicalen, 3.9. aus nur A, oderuurC, cder nur Ch, Br, 
nur S, P, As, Se, oder ſtatt befien aus OC; aus Cund H; C, Hund 
© ıe. als fäuerbaren und geläuerten Säuregrundlagen hervorgegangen; 
ferner bei allen aus ber Zerbindung von @äuren mit Bafen, unter 
Waflerergeugung oder ohne diefelben entflandenen und befebenden 
Salzen und falzartigen Gemifchen; vgl. 6. 518, 520 und a. a. D. 
Ueber die Bezeichnung der Grundſtoffe und die Formeln ihrer Ber: 
bindungen val. &. 631-842, (0 wie 312 und a. a. D. 

y 3) Bildungstheile, fo nannte id in meiner 1814 zu Halle 
(in 8.) erfhienenen Ginleitung in Die neuere Chemie 6.922 
jene weder entfhieden bafıfhe noch entichieden faure, aber, der 
cheiniſchen Gegenforderung (ſei es der Säure⸗ oder ber Bafes 
forderung, oben &. 508) gemäs, ſowohl (meiftens ſchwach) ba⸗ 
fifdyer als faurer Begenbethätigung entwidelungsfähige, durch Ver⸗ 
mittelung des Lebens zu Stande gefommene, in dem gefunden leben⸗ 
digen Leibe ſteter Aenderung unterliegende und für defien Fertbe⸗ 
ſtehen als ſelbſtſtändiges Lebweſen, d. i. ald Organismus unerlahlidh 
nothmwendige, und daher aud aus dem gefunden Leibe nie in un⸗ 
veränderter Form und Bewerthung hinweggewieſene, ftetd das Waſſer 
als Mitbeftandiheil befigende, ſtets mehr als zweifadk zufammen- 
gefente Gebilde (vgl. &. 87, 94, 95, 161 Anm. und 820 ff.), Die 
ihrem Urferunge gemäß, auch organifhe Verbindungen ges 
mannt gu werten pflegen, diefe Benennung jedoch darum nicht aus⸗ 
ſchließlich erhalten fönnen, weil fie auch Grjeugniflen zufemmt, 
weiche zwar, wie die Bildungtheile, auch durch den Lebdenſentwick⸗ 
Iungsgang (organifhhen Proceß) hervorgerufen worden, aber nicht 
um demfelben thätig eingreifend Chifdend) zu dienen, fondern 
um — weil fie durd ihr Verbleiben den lebendigen Leib benach— 
theiligen würden — leidend hinausgewiefen zu werden (wie folched 
3. 8. der Fall iſt mit den näheren Beftaudtheilen des Harnes, 
mit deſſen Säuren und Baſen — darunter auch der baſiſch gewor 
dene Harnftoff und das baflih gewordene Ciweis — und Saf 
sen), oder die dech nur infofern in den mitibätigen Din des Or 
ganismus gezogen werden, als fie durd phyſiſche ode: phyſiſch⸗ due 
mifhe Berbindungen mit wirklichen Bildungstheilen (j. B. Dei 
vbosyhosfaure Kalk mit Knochenleim und Knochenfett; Dei 
Bralfaure Kalt mancher Pflanzengerippe mit pflanzlicher Safe 


mi 





dergleichen Schleim, Amylum u. dal.) dazu gelangt waren. Sie 
unterſcheiden fi von den übrigen chemiſchen, fogenannten anor- 
saniidhen Verbindungen in der Regel unter andern dadurd : daß 
ibre hemifhen Glemente over einzelnen Srunditoffe, in zahlreich 
gebänften Grundverhältnißmaſſen oder chem iſchen Atomen 
in ihuen zugegen find; weßhalt fie denn auch meiſtens mehr oder 
mmder große Atomzahelen darbieten; vgl. S. 631 fl. 

4) Pinſichtlich der in neuerer Zeit üblich gewordenen Unter 
ſcheidung vhyſiſcher oder mechaniſcher Atome yon chemiſchen, 
zur Ergänzung bee früher — oben ©. 762 — hieher sehdrig Bes 
wierften, Folgendes: Unter vhyfifhe Atome werden jene nur 
dentbaren, nicht erfahrbaren oder erfahrungsgemig ermeidlichen, 
angenommener Maaßen untheilbaren Grundkoͤrperchen vers 
ſtanden, die früher ausfchliegentlich die Benennung Atome erhiel- 
ten, oben ©. 4-6, und über deren folgerungsweife abgeleitete 
Verbindungen zu Molekeln und Partikeln, ſo wie deren Bes 
wegungen bereild oben (unter andern hauptſaͤchlich ©, 86, 84, 87— 
89, 273, 826, 498 und 439 Anm.) das Erforderliche mitgetheilet 
worden. Der Ausdruck hemifhes Atom hingegen hat, wenn 
man von Meinungen und Vermuthungen gänzlich abfieht, und nur 
das Thatſachlich⸗Erweisbare gelten läßt, mit jener VBorausfegung 
anibeilburer Maſſengroͤßen nichts weiter gemein, als die Benennung 
tom. 68 bejeihnen nämlid chemiſche Atome jene Maſſen⸗ 
größen (feien dieſe Gewichte oder Maaße) der einzelnen Grund» 
ſteffe und ihres chemiſchen Verbindungen, in welchen die erfteren 
ſich wirkfam (lich gegenfeitig chemiſch bindend) begeigen, wenn fie 
die lesteren in den erfahrungsgemäß einfahften Merhält- 
niffen fliegen und, falls fie ſich gegenfeitig in mehr als einem 
feſten Berhältnifle zu verbinden vermögen, in ‚denen fie beharren, 
wenn hie einer⸗ oder andererfeits zu Verrielfältigungen diefer Grund⸗ 
serbältniffe, in Form höherer (d. i. sufammengefebterer, mehrere 
chemiſche Atome derfelben Art enithaltender) Verbindungen ges 
langen, fo daß für jede Art von Grundftoff der mit einem oder dem 
anderen Grundfloffe, und für jede faon gegebene Verbindung von 
Srundfkoffen, welche mit anderen Berbindungen oder mit einzelnen 
Grundſtoſſen weiterer (höherer) Verbindungen gleiher Urt fähig 
iR, die erſte und fomit die kleinſte Maſſenmenge ihrer ſelbſt 
ein Sleichthei ler (Divisor communis G. 630) aller weiteren 
im die Verbindung eingegangenen Maffengrößen ihrer ſelbſt 
(oder ihrer Art) und damit der Befammtmenge ihrer feloft iſt; d. h. 
wenn ein Chemiſch⸗wirkſames mit einem oder einigen anderen Che⸗ 
miſch⸗wirkſamen ſich in mehr als einem Verhältnis (oder zu mehr ale 
einer feſten Broportion) verbindet, fo geichieht Bi ganzzahligen 

4 


72 . 


* 





Wiederholungen feines erſten oder Erſtlingsverbältniſſes; mie in 
defien gebrochenen Verhältniſſen (nie in Brüden). Die Erfahrung bes 
fätigt alſo vollfommen, daß die Erſtlingsmiſchungsverhältniſſe je zweier 
Srundfloffe, oder aller übrigen bejogen auf die zu folhem Berbält« 
niſſe erfercerlihe Srftlinasmofle eines und deflelben (hiemit alfo zu 
der, die Erſtlingsmaſſen a'ler übrigen Grundſtoffe bemeifenden, mithin 
diefen übrigen zur Vergleithungs: Ginheit Dienenden) Örundftoffes 
fett fein, 3. 8. des das O, oder: des Hıc,, von denen man dem 
erfieren hauptlählih darum den Vorzug ertheilt, 2) weil er, und 
zwar meiftens unmittelbar, in wenigeren Bällen nur mittelbur, mit 
allen übrigen Grundftoffen chemiſch miſchbar iſt; was z. B. von H_ 
zur Seit nicht nachgewieſen werden kann, eher noch vom Ch (oder 
CAd. i. Shlor), fo wie vom P (Yhosphur), Se (Selen), As (Arien), 
weniger vom C (Garbon oder Kohlenſtoff), das 3 8. bis jegt zwar 
mit den meiſten unmetalliiben Grundftoffen (oder fogenannten 
Metallvoiden) hingegen, für fih, nur mıt wenigen Metallen zur 
chemiſchen Verbiudung gebracht worden if. Gleiches gilt auch vom 
A (ot; von Underen auch durch N bezeichnet, was Nitrogen oder 
Nitricum, d. i. Sulpeterftoff oder Salpeter ſaͤureſtoff Leißt, nichtsdeſto⸗ 
weniger aber von diefen Chemikern Stickſtoff d. i. Azot. oder gar 
Stid *) genannt wird; b) weil der Gauerftoff (oder Säure 





9) Mit gleichem Rechte, wie man dem Imperativ des Beltworted Riden die Ehre er⸗ 
jelgr, Ihn zum Namensträger des Azots zu, echeben, tornte man H auch durch 
Brenn, O durh Leb, Fe (Eifen) durch Schlag oeder Schueld, As durch 
Stirb, Mr durch Lauf ıc. verdeutfchen; denn der Auddrud Stid fit, zeitherigern 
E;prachaebraud; gemäß, auch nicht zu beziehen auf der. Dadurch begeichneten Sirumds 
ſtoff A, fondern auf Die Arymenden. In Besichung auf Nichtfolgrechihelt (Incenz 
fequenz) bei chemilaliihen Benennungen, glot ed außer der Vezeichnung ded Azots 
ſtatt A mit N, noch mehrtere nicht minder auffallend gegen alle Folgrechthelt verfloßende 
Srundfioffs Benennungen und Bezeichnungen; 3. B. nennen Biele dad Stib (Bui- 
bium) Anttmon oder auch Spleßglanz, bezeichnen ed aber, wie alle übrigen She⸗ 
miter ed In dieſer Hinſicht halten, mit Sb; ebenſo nennen Mandye tie metaliifche 
Srundlage der Berglierde, dad iſt das Beryllium (Be) Glyctum — weil das 
Drpd mit Säuren zufammenziehend ſuͤßſchmeckende Salze gibt, und deßhalb chedem 
Sübßerde orer Slychrerde genannt wurde , während fie cd mit Bo bejeihnen, oder 
umgekehrt: fie bezeichnen ed vurdy) G und nennen es Berylllum; deßgleichen behalten 
Mehrere fürdad Magniumsryd (MgO) bie ehemalige Benennung Bittererde 
bei, bezeichnen dlefe aber wie bemerkt. — Bittererde heißt in der Pharmacie sımd 
Arzneimlttellehre auch Megnesia, daher die Benennung ihrer metallifchen Srundfage: 
Magntum, was Einige ohne zureihenten Grund In Magneflum verlängere 
wiſſen wollen; eine Benennung, bie fenft dem Mangan : Metall (Mo) ertfellt wurde, 
So benennen Viele jene Grundfioffe und jene geeinten Brundiloffe CH. I. 
„Berweitfteffe”) welche mit Wetallen vereins diefelben Salze erzeugen, Dig 
unter Waffererzeugung (oben ©. 768) hervorgehen würden, wenn fle ald S&aurer 
(Säureergeuger) des A, mit H zur Säure (fogenannıen Wafferfiofffäure) per. 
‚ bunden, mis einem freten Cd. 1. chemiſch ungebundenen) baſiſchen Metalloxy 


⸗ 


73 


erzeugender Stoff, Oxygenium, daher Orpaen oder 0) mit den 
merften der übrigen Grundſtoffe mehr als eine chemiſche Verbin⸗ 
dung zu ſchlagen und mithin Bad Geſetz der ganzıahligen Wies 
derbolung der Erſtlingsmaſſe, bet höheren: Verbindungen ders 
felben zu erweifen und zu beſtatigen, vor allen übrıgen autgesrıchnet 
geeignet iR; ©) weil er, foweit man Die @rde fennt, der am häufig. 
#en und in der größten Menge zerfommente Grundſtoff iſt; denn 
nicht nur daß das Wuffer % an O enthält, fondern es beſteht 
auch der größte Theil des Landes aus jchr O:reichen Orgden, und 
ebenio enthalten alle Lebweien, auch abgeiehen von ihrem Waſſer⸗ 
nehelte, Bildungsikerle, welche größeren Theiles O>»reih genannt 
werden türfen; tenn 3. 8. ale Nahrungsmittel des Menſchen 
wie ter Thiere und der Pflanzen, und bödhft mahrfheiniih auch 
alier Infuforien und Oscillatorien, Boophyten, Popypen 2c.. finp an 


Aa cd. h. ihren Waſſergehalt nicht berückſichtigend) Oshaltig und 


snfammıenträfer, Salz bilder, während die denfche Sprache Jemand der etwas 
biider nicht Wilder, fondern Wildner zu nennen fordert, ebenſo wie fie cınen 
Mepe shaiterden nicht Reder, fondern Redner, einen Glockenlauter nicht Glocker 
sder Sticker, ſondern Slödner, die Aufwärter in Wirthöhäufern nicht Keller, 
fordern Kellner gebeißen volffen will. &benfo fprachwidrig iſt anch der Auddruck 
Eſſtgstider Rat Eiftgpildner, überhaupt aber Handelt ed fih In allen Tiefen 
Falen nicht rom Bilden (was Hinfferiidie Wirfſamken anteutet) ſondern vom 
Erzeugen; weßhalb man z. B. ſtatt Salzbildner richtiger fprechen und fchweiben 
würde Salijzeuger. Für die zudor erwähnte Salzzeugung mögen folgende Bei⸗ 
feiele zur Erläuterung dienen; cd treffen zufanımen Natron, dv. 1. dad Oxud dei 
BHatrlun:Meralis NsO, und Hudrechlorfäure (gewöhnlich Salzfaurs genannt, 
weil fie gemeinhin aud dem Kochlalze — dad man gemeiniich ſchlechthin Salz nennt — 
geſchteren und Daygefiellt wird), das iſt der durch Ghlor gefäusrte Waferfiof = Hz 
Ch, [warum diefe Grundſtoffe dappels genommen werden, erläutert fich weiter oden; 
wenn 1 0 (Gas) — wenn vu einem Grundſtofſe oder einem Etnigfoff nur 4 Erfis 
iingömaflenıhell, oder wole man kürzer ſpricht: 4 Atom zu einer chemiſchen Berbins 
Yang gehört, fe laͤßt man die Ziffer 1 weg, und fept blos dad Zeichen oder Symdol 
ned Srundfioffs eder ded Sermeitfioffd — ſich mit H zu Weaſſer verbinden foll, fo fordert 
es dem Maaße oder Volum nad-2 H (sCiad); ebenfo fordert 1 Na 2 Ch,), fo u 
Sölt man Na Cha, d. 1. Kochſalz oder Natrtumchlorid'und H, o ). 1. 
Bafın; oben ©. 767. -Serner: ed gelangen zus gegenfeltigen chemlſchen Durch⸗ 
eriugung und dadurch zu chem. Verbindungen 12 Ky 2 (Ky bezeichnet Änan d. 
i. C A oder Garbonazat, oder Koblenficftoii, oder Blauſtoff) 1. Sydrofyanfäure 
(feat aewoͤthnlich Blauf Aure genannt) und Mr O (Merkur-Oxyd; ſtatt Merkur, 
Iatelntich Mescurium, ſprecher. und (reiben Andere Queckſilber, lat. Argentum 
virem, Mereusius vivus, begelchnen aber Hg, d. h. Hydrargieum, zu deutfch Waſſer⸗ 
filber; dad Mr enipält aber weder Waſſer nech Silber, und I auch nicht von 
Eileer gewonnened Wafler, fondern , gleich dem Silber und. Auen aͤhnlichen Grund: 
fieffen ein DIS jept unzerlegter Stoff, ein fogenannted chemifched Element); ed dilden 
sh H20 und Mr Ky2d. i. Merkurkyanlid, over Blaufloffmertur, fonft auch 
blaufayred Quediliver genannt. — Bringt man uͤthrlgend Na mis Ch 2 Sad zu: 
farımen, fo verbrennt erftered-In letzterem zu Ne Ch 2, 


[ch 





zum Zeil Osveich, und es if das O daher nicht nur der Stoff, 
der ale Athmung, fondern auch: der alle Ernährung und 
damit dad Wahstgum und die Erhaltung alles Srdifchs Lebendigen 
bedingt *); d) weil er fih ohne aroße Mühe Hemifch rein und 
hiemit in jener Beſchaffenheit darftellen läßzt, in welcher die Bes 
wichte« oder die Maaßmenge feiner ſelbſt, bei feinem Verbinden mit 
anderen Grundſtoffen feiht genau gewogen oder gemeffen wer» 
den kann; was, weil die Neindaritellung der übrigen Grund» 
ſtoffe in der Negel mehr oder weniger ſchwierig ift, nur von wenigen 
der Abrigen Grundſtoffe in gieihem Grade gilt. 

5) Die Vorausfenang, daß auch die chemiſchen Atome „uns 
theildare” Maflengrögen feien, wurde in dieſer Beſtimmtheit guerft 
von Dalton ausgefprochen, begleitet von Der Folgerung: daB Die 
Stellung der (angenommener Maaben kugelig geformten) Atome 
und deren Verhältnis zur Wärme (die D. als Urfläffiges betrachtete, 
und von deren Flüſſigſein — und vellitindige Beweglichkeit zulaſſen⸗ 
den Umhüllung der Atome — von ihm zugleich der Flüſſigkeits— 
Buftand fließliher Maflen abgeleitet wurde **) nicht nur phyſiſche, 
fondern auch chemiiche WBerfchietenheit in den Wirkfamleiten der 
Muffen vedinge. Baltons Unnahme”**) diente fortan nit nur 





*) Und der mmibmaßlich allverbreitet, in weltalliger Auddehnung, den Velratder dar: 
ftellt; mein BGandb. der Metesrologle I. 220, 


##) Wärme wurde alſo von Dalton ald ein Urküffiged betrachtet, Do, Die Atome uns 
Süllend umd zwlichen Ihnen gelagert, fie an einander dollkommen verfchlebbar mache 
(jumal jene, weiche als Gaſe den. Raum erfüllen), und fo den Zuftand des Stüffig: 
feins aller waͤgbaren Stoffe bedinge. Statt der font angenommenen zerſtreue⸗ 
ten leeren Mänmse (vacus dieseminata), von denen man die ungleikhe Dichte, 
Fließlichken, Durchfichtigtett, Durchwarmbarkeit, Efaftcheät und Dircchzitterbarke it 
(deim Fortpflanzen des Schalles), zum Theil auch die Miſchbarkeit, tie phyſiſche note 
die chemiſche der Stoffe und Stoffderbindungen ableltete, wurde nun alſo ein Urs 
flüfnged voraudgefept, bei dem man freilich, vote bei allen durchſichtigen Wigbaren 
vergebnd fragte: wo ed bleibe, wenn ed von allen Selten ber, Punkt für Punkt, Dem 
durchſtralenden Lichte Stralungsraum geftattet ? 

“no, Man finder D'es hierhergeboͤrige Vorausſehungen ausflihrlich entwickelt in deſſen: 
A now System of chemical Philossphy (I-II VoL) von dem der erſte Band bereits 
1808 erſchien, 5. Wolffs Weberfegung kam zu Merlin 1eı2 heraus. Dad Saupts 
fächlihe von D’5 Werk wurde von mir, in meiner Cinleltung in die neue Chemie 
beurthellend dargeboten, 5. 178 495, 193—20%, 501-509, 590-522. Dalten ge: 
fland übrigend den Atomen Angiebungd: und Ab ffoßungsfraft in, damie 
aber Alles, waß der dynamiſchen Anfiht Kant's gerıäß erforderlich, um yhyfifdhs 
chemifche Segenfäge zu begründen ; wie ich a. a. O. ©. 306 ff. und früher im ar. 
Orundriffe der Chemie, Heldelberg 4807. 8, fo wie in der erfien Audgape 
m. Grunde. der Erperimentalphnfit) Hierauf aufaerkfam zu machen ver: 
ſucht Hatte; ein Berfuch, der von dem damaligen Großherzog von Frankfurt €. CH, 
v. Dalberg, In viner an den Verfaſſer diefed Handbuchd erfaffenen Zuſchriſt Coge, 
m. Einl, in dien. Epemie S. 608) beifiimmend erläutere wurde. Daß aber Dig 


7538 


— — — en 


dem Fortichreilen einfacher chemiſcher Berbindisugen zu mebrfachtn 
Verbindungen, ſei es des einen Gloffes gegen den anderen Stoff, 
oder (falls die Verbindung urſprünglich aus mehr als zwei verſchie⸗ 
den gearteten Stoffen beſtand) gegen die übrigen Stoffe: in Maſ⸗ 
fengrößen, welche die erfte det einen Stoffes genau, alfo vollkom⸗ 
men ganzahlig wiederholen, zur befriedigenden Grölärung, für alie 
jene, welche dad Borhandenfein von Untheilbarkleinen ald möglich 
Denfhar fanden, fondern es wurde umgekehrt auch hie und da jenes 
ganzzahlige Fortſchreiten felbft wiederum: als Beweis für das Ges 
sebenfein von Untheilbaren beigebradt, und jo, ähnlich wie bei der 
vorausgefehten Ungetheiltheit der Wärme (ſ. d. untere Anmerkung) 
im Kreife erflärt. 

6) Diefes einfehend, ſtrebte man nad zuläffigeren Beweilen für 
Das Daſein von Atomen überhaupt, und führte dafür insbefondere 
folgende, aus Beobachtungen und Verſuchen abgeleiteten Betrachs 
tungs-Grgebnifle an: a) Bayrkuffac's und A. vo. Humboldt’s 
fehr genaue Verſuche über dus Maaßverhältniß der Beftandtheile des 
Vaſſers legren: dab 100 Maaß O:&as 200 Mach H:Ba8 zu deren 
Bereinigenden Umwandlung in Waſſer fordern. Weitere Verſuche 
diefer Art zeigen, dat, wenn Gaſe mit Gaſen ih chemiſch in mehr 
als einem Maaßverhältniß zu (neuen) Gafen verbinden. auch bier, 
wie bei denen jhrem Gewichte nach beftimmten Maſſen, Kortfchreiten 
in ganzzabliaen Verhältniſſen flattfindet, fo das das Erſtmaaß des in 
mehrfachen Berhältnifien verbindungsfähigen Btoffes ein Gleichtheiler 


.t$, für die mehreren Maaße feiner feloit in der höheren Verbindung. 


Within, falls man bei den Befimmungen durh Wägung die Erſt⸗ 
Maſſe Atom nennt, ift der Ausdruf Atom und Gasmaasß oder 
Gasvslum gleichbedeutend; daher Die Bezeichnung dev bierber ges 
böriaen Beſtimmungen und darauf geſtützten Grflirungen, durch die 
Benennung BolumsTheorie *. Da nun ferner alle Safe, fo 


Borandfepung folder fogenannten Grundkraͤfte oder Bewegungebeſſtimmumgen (oder 
dieimetze folcher Brundbewegnugen) nicht Dad Dafein Ted Sioffes, fondern nur deſſen 
Betsätigungdverhälmifie in Ihren einfachen Formen nachzuweiſen vermöge, -vourde 
Lereiis in dem erwähnten Grundr. der Chem. dargerban. — Hlnfichtiich des oben, 
weherbin, gedachten Berhälmiffed der @igen wärme orer „Warmecapacität“ zum 
Semifden Atemwerthr fo vote beider zur Gohäfien und Eobärenz der 
Ereffe, vgl. außer S. 320 ff. auch m. bieder gehörige ausführliche Darftellung, role 
fie ſich rerinde © 5 fm. Bergleihenden Ueberſicht ded, Sußemb 
der Spemie. Halle 1820. 4, ı 


©) Bil. sten 5. 312. Da tn Buftform nur wenige Srundfefe vorkommen und m 


Gealı während des Verſuchs gleiche Ausdehnung pelbehaltender Daämpfe fi 
nur wenige Pafe darſtellen, oder, wenn auch dargeſtellt, Ay doch ſehr ſchwlarig ohne 
Abanderimg ihrer Temperatur unddadurch ihrer Ausnchnungsgrdäe. Die erſarderliche 
Aeit kinder. bebanzeln Laffen, wie Berfuche ed heifchen, und endlich and. Ja mehrere 
Gnmehsife theils nur bei Heftigfier Hipe in Daͤmpfe uͤbergehen C-Dipe, deren Nelnere 


! 


%» 


— rn: 


uw 


76 





lange ſie Gaſe bleiben, durch gleichmäßige Mehrung bes gegen 


ſie gerichteten Drucks, ſich in gleichem Verhaͤltniſſe zuſammendrücken 





219 * 


Ab⸗ oder Zunahme, ja deren Groͤße überhaupt zu bemeſſen auch de beiten Pyro⸗ 
meter nicht empfindlich genug find), theils für ſich — chne Veigabe anderer Grund⸗ 
fiofe — Hinfichtlich inter Verdamrfbartett nod) fraglich find (4. B. Carbon) fo wird 
man, will man die Mansgröße ſolcher Grundſtoffe im Gadzuſtande kennen, um auch 
an ihnen bie Bolumtheorie erproben zu koͤnnen, genoͤrhigt, diefelbe dur Um: 
vorge zu fuhen. Wie man dabei zu verfahren bat, und unter welchen Bedingungen 
ſolches möglich, zeigt Dad weiter oben befchriebene Beifptel. Betreffend Me Dichte 
ded C-Gaſes, ſteht vorläufig zu bemerken: daß man C — fel ed Demant, oder 
reinfte Kohle (rote fie 3. B. gewonnen wird, wenn man fog. Atberiiche Dele oder 
Aetheroͤle, oder auch fehr reine ſette Dee, oder Sampfer durch reine atnı. Luſt fo 
verbrennt, daß mar den von Ihnen hlebei aufſtelgenden Ruß, d. t. höchit fein zer⸗ 
fliebte Kohle, auffingt, und in gegen Eindringen von Luft gefchügten Platintigeln 
beftigt ausglüht) in hinreichend verdünntem O0: Safe unvolltonımen verbrennen, d. 5. 
fo verbrennen kann, dab fie, ohne Aſche zu binterloffen,, mittelſt eined Beennglaſes 
angezündet, unter Berslimmung, d. b. chne Emflammung, nid in Sarbons 
fäure: (CO 2), ſondern uur in Cabonorydgas übergeht, indem fie Dad Sauer⸗ 
floffgad verfchludt. Man muß datei fo viel Sohle verwenden, daß noch etwas davon 
unverbrannt zuruͤckbleibt. Gilt ed uͤbrigens, dieſes Bas tarzuriellen, wicht für obigen 
Bioed, fondern um ed anderweh zu wiſſenſchaftlichen Zwecken zu verwenden, fo ges 
langt man dazu kuͤrzeſten Weges, indem man Oxal ſſure (8. 596 Anum.) mit 
Nitriotdl erhigt, und Das dabel fich entbindende Sad zunachſt dur Kalkemilch (frifch- 
gelöigter gebrannten Kalt mit Waſſer zur milchigen Flünfigfelt augerührt; was dann 
ein Gemenge von Kalkhydrat = Ca0 H 20 — oben ©. 203 Anm. — und in Waffer 
geiddten Kolthydrat, d. i. ſog. Kaltwafſſer, darſiellt und dem Gadgemenge die Car: 


bonfaure entzileht, waährend es das Carbonoxrydgas umerſchluckt laͤßt), und 


dann durch Waſſer ſtreichen läßt. Da die Dralfäure (C208S3B20, 
von denen 2 Ua O Kryſtallwaſſer) ohne ı H,2 O chen. gebuntened oder ſog. Bydrat⸗ 
wafler, Dad gegen fie ald Ealyhafe bindend und Dadurch ihre Veſiandtheile (2 Atomzs 
"Sarbon'und 3 Atom⸗-Oxygen) zuſaͤmmenhaltend wirkt, nicht beſtehen kann, fo zerfällt 
fie, ‚duch dad Bitrtofil [= 2 Atons waſſerleere Schwefelflure, verbunden mit 4 
tem Wiaflerz 2 80 3 + EB 2 O) ihres Waſſers beraubt, Der demifhen Theis 
Iung, (oder, hemifchen Palarſatlon) ihrer ‚felbit unterliegend, In CO; und CO 25 
Sad. Man kann jedoch die Dralfäure auch betrachten ald dad Suboxyd (S. 
506) eines zuſammengeſetzten Naticald des Oxycarbon (d.i.dedOC, mithin dad zu⸗ 
ver rwaͤhnte CO, nur in einer anderen Verhktigungdwelfe gedacht, und um dieſes 
anzudeuteh, In entgegengeſeßter Ordneung aefdırteben; vol. oben ©, 508), alfo als 
20C +0, wad Me Aufanmenfegung der Übrigen, nur aus C md O zuſammenge⸗ 
fegten Säuren, alfo die tee Arotonfäurt, Mhodizonfäure (5. 508) und Die 


Mellitith- oder Hontgfiein:Säure (= C 4 0:5), jetody nicht vereinfacht. 
Dieſe Sturen, ſofern fie als Hydrate herdortreten, ald Euren Ted B betrachten zu 


tollen, hat wenigiiend”tie Thuatfache gegen AN: daß fie fich mis mehreren Metall: 
orten zu wafferfreten Salzen verbinten Binnen; Verbindungen, in Denen 
mithin Die Säure des U gar nicht vorhanden tlg: denn iſt 3. DB. Die Dralfäure, jener 
Norchöfeping gend, = E2+C204, ſo iſt 204 (dab If ein Doppeltatom: 
Sarbonfk.re)' der Saurer ded H 2, ber jedoch, ber obiger Zerfegung der DOrelfäure 
1 O an 2 absibt, das damit Waſſer diſder, ımd edenfo wolrken nınd, wenn 5. B. 


' Pbo ſich mitꝰo 2 0 3,mit Nudfchluß alles MWaffert, zu Bielorpd-Oralat Cd. i. 
otaffanrerfi Bleloxyd) PRO C 2 O 8 vereint; eine Bertintung, In der dann nicht mebr 


dad dt & 2 9'4 geſaͤuerte I 2, ſondern dad hiedurch In Saäure verwandelte Pu 





777 





und verbichlen, durch Winderumg deffelben ich gleichmäßig aus: 
debeen lailen. und da, durfte man hinzyiegen, Bulton’s und Gav⸗ 
Lufluc’s Ver ſuchen zufolge, alle Gaſe, bei aleidbleibendem Drude, 
durch gleihgroße Grhöhung ihrer Sühlwärme (Tearperasur) ſich um 
gleichviei Raum austchnen „ während fie. durch aleichviel Min⸗ 
derung jener Waͤrme, fih tum gleichviel Raum einengen. (oben 
©. 46), fo if die Folgerung zulaͤſſig: daß alle Gaſe, kei gleihem ' 
Maas: und gleihem Trud, ja wie bei gleicher Fühlwärme, eine 

gleiche Anzahl von Atomen befigen, die mithin in gleichen 
7 finden von einander lagern; eine Folgerung, die auch, von 
einer andern Geite ber, nämlih durhd Dulong’s und Netit’s Ver 
ſuche: betreffend das Verhältniß der des ſogenannten Birmefa ſ⸗ 
ſungs⸗Vermögens (Gapacität für die, Wärme) zum Atomge⸗ 
wicht der Grundſtoffe (S. 318—322), Unterflügung gewann, 
und die endlich dadurch, daß in jenen Fällen, in weſchen es ſich (bei 
denn hemiſchen Verbindungen) von Muabarößen ftatt der Gewichtes 
größen handelte, die Gigendichten (Eigengewicte) der, Lüfte 
äh verbielten wie die Gewichtsgroßen — wonach man alfo nur Die 
Dichte eines beſtändigen Gaſes zu kennen und mit jener eines zur 
vergleihenden Ginheit angenommenen fuftigen Grundſtoffes, z. 8. 
des O⸗Gaſes zu vergleihen nöthig hatte, um die chemiſche Faſſungs⸗ 
fähigkeit, d. i, das Miſchungsgewicht oder den ſtöchiometri— 
{hen ®erth coder die ſtöchiometriſche Zahl, oder dus dh’ 
milde Neguivalent) jenes, in diefer Hinfikt fruglihen Gaſes 
hiemit feſtzuſtellen; p)Fuchs hatte gefunden, daß in "mehreren 
gleichförmig kryſtalliſhen Verbindungen einzelne Etoffe (Oxyde) vor» 
fommen fönnen, Lie einander, hinſichtlich ihres Finfluſſes auf die 
Gehalt des Kryſtalles zu vertreten vermögen, ſofern fie mit den 
übrigen Kryſtallbeſtandtheilen nur gleiche Arten von Verbindungen 
fhlagen, oder, mit Dalton zu ſprechen, dieſelbe gegenſeitige Stel⸗ 
lung ihrer Atome dardieten. F. nannte ſolche Vertreter picaris 
rende Beftundtheile, und folgerte, daß gleichgeſtaltete Kryſtalle auf 
gleiche (oder nahe gleiche) Gonftitution oder gleihen chemiſchen Des 
Rand (auf gleichgeartete und mithin auch gleich ſtark chemiſch genen 
wistente Ztoffe) ſchließen liegen ; eine Golgerung! erinnernd an jene, 
zu ver früher auh Hauy, aber auf einen von jenem verfcicdenen 
Vege gelangte, uad die einzelne feiner Nachfolger über die Grenze 
ter Erfahrung ausdehnten, indem fie von Gleichheit der Grund—⸗ 
oder Kerngeſtalt zweier oder mehrerer Kryſtalle, auch Gleichartung 


(Ph FC2O aMa) aegeben erſcheint, eine angebliche Blelſaͤure, die Ihre Sauerheit (Acts 
Mıit) gegen Leine einzige Bafe zu behaupten vermag, fentern von denfelben entrocder 
mangegruffen klebt, oder ihnen C 2 O 3 Überläßs, die alio in ar feiner Berbindung 
atd beſte hend nachgersielen werden Bann, , 


778 


— u. 





'ihrer Weſenheit, alſo auf Grundſtoffgleichheit ſchloßen. Gbenfo 
hatte Gay⸗Luſſac wahrgenommen, daß ein Kryſtall von Kali⸗ 
Alaun (S. 649) gelegt in eine Loͤſung von (kryſtalliſirend in Acht⸗ 
flachern oder Octaödern) UmmonorynsMlaun (ſonſt auch AUmmos 
niak⸗Alaun genannt), der ftatt KO, d. i. ftatt Kali : As H 8 O 
d.i. Ammonoryd oder Ammonium-Oryb (= As H 8 O, ent 
ſprechend Atom Ammoniak + 4 Atom Wafler : A: H 6 + Hs 0) 
enthält, fi) darin ohne alle Gormderänderumg vergrößerte (deffen 
FSorm übrigens dem des Kali⸗Alaun fhon an fich fehr nahe kommt) 
und fi, in diefer Veiſe mit abwechſelnden Schichten beider Alaun⸗ 
arten umhüllend vergrößern laſſe, ohne Dabei tie Rezelmäßigkeit 
feiner Kroftalldemegung einzubüßen. Mitſcherlich verfolgte endlich 
diefe Bentachtungen ausführicher, indem er die Bedingungen ers 
forſchte und nachwies, unter denen ſich zwei verfhiedene Stoffe «ein» 
ander in einem Kryftalle zu erfegen und mithin fi mechfelfeitig zu 
vertreten vermdgen, ohne deflen Form zu ändern; eine Bertretung, 
die er, in Beziehung auf deren Ergebniß⸗ Iſomorphiſmus oder 
Gleichaeſtaltung nannte; oben ©. 643. Zugleich zeigt er, daß foldhe 
Vertretung nur bei ſelchen Etoffen eintrete, die an Ah fhon in der 
jeder zukommenden Kryflallform dergeftalt übereinſtimmen, daß bei 
iinen nur geringe Winfelunterfhiede ihrer Umgränzungsfläben 
(Raunten und Gden, d. i. Slähen und Kdrperwintel) vortommen. 
Mitfcherlid, indem er nachwiet, daß, zur Darftelung eines Kry⸗ 
ſtalles, ifomorphe Stoffe einander in udeſtemmten Verhältniſſen 
ju vertreten vermögen, folgerte daraus: daß Stoffe iſomorph find, 
wenn fle in die Kryſtallbildung die ſelde Anzahl und diefelbe 
Berbindungsart (diefelte Gegenftellung oter Bruppirung) dars 
bringen. Setzt man dader nur in irgend einer hiebei Beftimmung 
gewährenden Hinfidit eine Formel als zu vergleihende Ginheit keſt, 
fo vermag man, gemäß vorftegender Folgerung, leiht das Atom⸗ 
gewicht aller Sfomorphismus gewährenden Stoffe zuermittel. Nimmt 
z. 8. das Atomgewicht des Eiſens, wie es deflen Eigenwärme bes 
ſtimmen läßt (®. 818 ff.) = 339, fo muß, um dieſem Erſtmaſſen⸗ 
gewicht zu entſprechen, das Girenorydul — Fo O, das des Eiſenoxyd 
= Fe2038 fein, und da das Manzanoxvdul in Gleichgeſtal⸗ 
tungshinfiht mit FeO, Manganoryd mit Fe2 0 3 übereinftimmt, 
fo muß erſteres — Mnd®, lezteres — Ma 2 0 8 fein, und Mn 
die Atomzahl nahe 846, oder genauer 345, 887 haben, und Gleiches 
gilt aus von den Atomzablen der Oryde folgender Metalle: Co 
(Kobalt), Ni (Ridel), Cu (Kupfer), Cd (Cadmium), Zn 
(ine) ıc. vgl. nben &. 821. Gerner da die Wanganfäure (Mn 
03) und Osrymanganfäure oder VUetermanganfäure (Man 2 
0O D mit verfhiedenen Baſen kryſtalliſirbare Salze gibt, welche des 


779 





— —————⏑ 


nen aus denſelben Baſen und Schmwefelfäure, Selenſäure, 
Ghromfäure ıc. ifomorph find, fo laſſen ſich hieraus die Atom⸗ 
Berhaͤltniſſe diefer Säuren erfchließen, d. h. fo wird jede biefer 
Säuren aus ein Atom @äuregrandfage oder Radical und trei Ute 
men Orygen bdefleben, und e6 wird daher die erftere — 808, bie 
andere — Se0 8, die drilte — CroOs fein. We dieſe unter a 
and b aufgeführten Wengen: und Bethätigungsverhäftniffe der 
GrundKoffe, fie fegen in der That außer Zweifel, dag es für ſeden 
Grundftoff » Srfiimuflen oder chemiſche Atome (fürzer und ſchlecht⸗ 
bin Atome) gibt, fle beweiſen aber deren mechaniſche Untheilbar- 
feit nicht, fondern fle fagen nur aus, daß die Erundftoffe, wenn fie 
chemiſch, und ebenſo auch wenn ſie chemiſch⸗phyſiſch auf⸗ und ins 
einander wirken, dieſes ſtets in Mengen thun, die eirer zweifel⸗ 
los noch zu beſtimmenden Grundbeziehung entſprechen, die, 
fo weit dis jegt Die hieher gehdrigen Unterſuchungen reichen, wahr 
ſcheinlich von der gegenfeitigen Dichte ihrer (beim Miſchen fih ent⸗ 
gegentretenden) Berührungsflähen bedingt werden, jedoch nicht jer 
ner, welche fie (bei gleichen Temperaturen und untergleihem Drud) 
im Zuftande gafiger Flüſſtakeit beflgen, fondern fehr wahrſcheinlich 
einer, welche über dieſe Flüſſigkeitsſorm noch hinausgeht, und die 
ih durch die Benennung elektrifhe Flieblichkeit (nicht eleftrifche 
Gläffigfeit; denn darunter verfiehen Wiele die Elektricität ſelbſt) 
ju bezeichnen verſuchte; eine Zuftandsform, welche im elektrifchen 
Funken der Auft, rder deren Bertreter, in dem Den nicht gleis 
den, fondern bei verſchiedenen Etoffen verſchiedenen und einander 
nur ähnlichen) fogenannten eleftrifhen Seruıh erzeugenden 
Fruͤſſigkeiten (eleftrifhsfläffige Safe manderlei Urt, die au 
ohne Sleftrifirmafhine oder ähnliche eieftrifhe Apparate darſtellbar 
And, und häufig elektriſch verflüchtigte Metalle sc. dardieten) fo mie 
überall zur Erzeugung gelungt, wo Berührung, ſei fie phyſiſch oder 
poyfiihschemifhe zur Mifchung, insdefondere zur phyſiſch⸗chemiſchen 
und chemiſchen führt. 86 ift dieſes die deweglichſte aller Flüſſia⸗ 
Beitöformen, deren Geſchwindigkeit jene Des Lichtes übertrifft (fiehe 
weiter unten), durch die jede chemiſche Durchdringung vermittelt 
wird, und Lie, wo fie neben der gaflgen Flüffigkeit zur Entwickelung 
gelangt, dieſe mehr oder weniger in Beziehung auf Dichte abzu⸗ 
ändern vermag, fofern fle in den Gaſen (mnthmaßlich) Anzie⸗ 
bangen hKersorzuft, die Dort am teutlihften herrortreten, und 
Berdihtungen zur Folge haben werden, wo die Aufhebung des 
inneren eleftrifhen Ladungszuſtandes der Brundfloffe noch nicht 
rurchaus vollendet ift, und diefe daher, mehr als alle übrigen, die 
Möglichkeit ihrer Zerlegung im einfacheren Glemente hoffen laflen, 
(oben ©. 768); Berdichtungen, welche vielleicht auch hie und da 





7850 
. bei den Beſtimmungen der Gigenwärmen hervorgehen, und fo 


‚ für Dulong’6> und Petit’s hieher gehörige Tafel (S. SM ff.) 
Ausnahmen bedingen; denn während 3. DB. die Dichte des Schwes 


. feldampfs, jene des O-Gaſes — 100 geiest, — 201 fein fellte, 


, um fo mit dieſer Dichte die Alomzahl des S darjpbielen, zeigti der 


-!0 


‚S:Dampf eine dreimal jo große, nämlıd eine S 603; e6 find mit 
hin in ein Maaß S:Bampf entweder dreimul fo viel Atome, als 
. ‚gorhanden fein ſollten nach der Annahme, daß in allen Gaſen, in 

gleichen Massen aub eine gleiche Zahl von Atomen gegeben fei, 
‚oder c6 unterliegen Diefe fegenannten Atome, bei ihger Vergafung, 
einer dreifahen Verdichtung. Umpgelehrt fuhrt die Trage nad den 
Sigendidhien der Gaſe, wie fie die Berechnung gegen den Verſuch 


ws geben, beim Mercur zu einem entgegengefehien Ergebniß; denn 
. wenn dag rothe Mercuroryd (Mr O), in Beziehung auf die Volum⸗ 


fLeorie — 4 Maag Mr + 1 Maasß O fein foll, fo muß, O == 100 
gefet, Mr ein Atomgewicht von 1264 haben; aber die Dichte des 


‚ Mr:Dampfes ift zur — 032, d. i. halb fo groß. Aehnliches gilt 


vom Ag⸗ODampf, fofern man deflen Tidhte aus den. Verbindungen 


des Ag berechnet hatte; vgl. S. 321 Anm. Abgeſehen von dieſen 


aus der Chemie und Phyſik entiehnten, wie man fliegt: durch Aus: 


nahmen geſchwächten Gründen für jene Annahme, daß Die (chemiſchen) 


Atome untheilbare feien, hat man für das Worhandenfein von 
Atomen überhaupt au c) an aſtronomiſch⸗phyſiſche Beobachtungen 
fih gewendei, und durch deren Grgebniffe auf die Frage nad Un⸗ 
theildaren Antworten erhalten, die man (jetch ebenfulls ohne ges 
nügenden Grund) für befriedigende Vejahungen nahm. Ba die 
Fichte der Srdatmofphäre um ſomehr abnimmt, je weiter (oder je 
höher hinauf) fie von der Erde fernt, fo müflen, falls der Wels 
tenraum „leer,“ die Abſtände zwiihen ben einzelnen vom ein. 
ander kraft eigener Abſtoßung (Repulſton) getrennten Alone, wachs 
fen; da die vom Erdſchwerpunkt aus wirkende Unziehung der Grde 
an Wirkſamkeit verliert, wie die. Quabrate der Entfernungen von 
jenem Punkte zunehmen, und wiemohl aud jene Repulfion je zweier 
Atome, in demfelden Verbältnig mit vergrößerter geginjeitiger Ents 
fernung der Atome fih mindert, ſo muß toh endlih eine Ferne 
von der Erde gegeben fein, in welcher diefe Atfände ein Marimum 
erreihen, während die durd die Anziehung des Erdſchwerpunkts 
erfolgende Zujammendrängung der Atome ein Minimum wird. Wo 
diefes Minimum mit jenem Maximum ‚ufammentrifft,. ort wird 
die Grenze der Atſmophäre fein, fefern fie ein HRauffwerk von Atos 
men ift. Stellt fie Dagegen ein nicht aus Untheilbarkleinen bes 
ſtehendes, ununterbroden aufammenhängendes Ganze dar, jo wird 
fie war von Gndabftand zu Endabſtand fortdauernd an Berdün⸗ 





281 


— — 





nung (und damit wachſender fogenahnter Faſſurg und Bindung 
der Stralwaͤrme) gewinnen, aber nirgend begrenzt erſcheinen koönnen, 
ſondern nach und nach nur eine fo beträchtliche Auſsdehnung und 
Denderung ihrer Maſſengroße erreichen, daß ihr Wiederſtand, wie 
ihre Fallgeſchwindigkeit fo klein werden, daß fie weder dem Um⸗ 
fhmuuge der Grde um ihre Are, noch jenem um die Sonne Folge 
zu leiten vermag, und dag alle jene Bränomtene, welche und fonft, hei 
niederen Schwebflinden derfelben, deren Leiblichkeit nachweiſen laſſen 
(jene aukgenommen, welche fie Welikorpern von fehr aeringer Mafs 
fengröse, wenn fie von denfelden durchſchwungen wird, 3. DB. den 
Kometen ald Widerftand des Mittels entgegenfest) alfo 3. G. auch 
da6 der Lihhierehung (oben &. 96) für unfere Wahrnehmung und 
Bemelung verſchwindend klein ausfallen; ein Ausdehmungsergeb⸗ 
nin, das 3. ©. auch für jene Erdluftantheile eintreffen maß, welche 
bis zum Monde reihen, ungeachtet fie Lort, von dieſem Weltkör⸗ 
ver, im Verhaͤltniß feiner Maflengröße, wieder um eim Beträcht⸗ 
liches verdichtet worden. Denn, diele Verdichtung mit in Rechnung 
genommen, mürde die der Grdatmoiphäre entffammende Luft dort 
no in folhem Waaße ausgedehnt ericheinen Saffen, wie fie es von 
der Grde aus in einer .Böhe. it, die beilänäg 1200 geographiſche 
Meilen beträgt; eine Verdünnung, welcht mit denen nnferen Uftrys 
nomen zu Gebote ſtehenden Meſſungs⸗sVorrichtungen zur Beſtimmung 
der Lichtbrechumgs ſtaͤrks, nit mehr ermittelt ju werden vermag. Man 
kann taher, weil dad Licht in einer Hihe von 400 geographiſchen 
Meilen abſeits der Grde wahrnehmbar nicht mehr gebroden wird, 
richt auf eine tiefer liegende Grenze der Atmoſphaͤre ſchließen; und 
alle aus ſolcher Nichtbrechung Des Lichtes (fei es in Diefer Höhe, 
. fei es nabe dem Monde) adgeleitelen Folgerungen, betreffend die 
Bearenztheit der Grdatmofphäre, und dantit Alles, was aus folder 
Begrenzung für die Zufammenfegung der Erdluſt aus. Atomen, mie 
‚für dieje felbft, weiter erſchloſſen worden, ermangelt mithin gänzlich 
aller Beweistraft, und wird außerdem noch völlig zurüdgemieien 
durch jenen Widerftund, ‚welchen tie Himmelsiuft (der WWeltäther) 

denen in elliptiiden Bahnen die Eonne umſchwingenden Kometen, 
an der Verküczung der großen Axen folher Bahnen urweislicher 
Beife entgegengefegt; oben S. 298 Anm. und m. Handbad. Mes 
theol. ©. 228 und ©. 3857. — Wenn nun aber, bemerken die Ver» 
therdiger der Annahme ven Untheilbarkleinen, werm nun die Grds 
hıft, ausgedehnt bis zur Sonne, von diefer gegen 600mal- die @umme 
der Raumgröfen aller Planeten und Trabanten an Umfang, dus 
Gewicht der ganzen Erde 329600mal tbertreffenden Maſſe wieder 
zufammengejogen und verdichtet wird (eine Verdid;rung, der zufolge, 
voransgefent daß die Luft gaſig bleibt, dieſe Hart an dem Sonnonkorper, 





782 


— — 





ein dein des Mereurmetalls gleichkommendes Gigengewicht darbieten 
mürde) da muß doch die Lichtbrechung nicht nur merklich, ſondern 
fehr leicht meßbar fein, fobald die Gunſt der timftände die zum folcher 
Meſſung erforderlihen Bedingungen erfüllen läßt. "Gine Luftdichte, 
für deren Lichtſtralenbrechung die Blaslinfen unferer Gernröbre im 
haben Geade empfindlich find, mußte vorkommen in einem Abftande 
ven der. Sonne, der 575 Grihalbmeilern (gegen 402200 Meilen) 
gleicht, und in dem bie in der Eonnennähe flattfindende Gtärfe des 
Eonnenlichtes der Veobachtung kein Hindernis in den Weg chen 
kann. Schwingt nun ein undurdhficktigee Körper, 3. 8. der Planet 
Mercur oder Venus, hinter der Sonne Yorüder, fo wird. men ges 
nöthigt fein, ihn Durch eine Luft von jener Dichte hindurch zu ſehen, 
und, deren Sichtbrechungsftärte gemäß, die Schuelligkeit jener Echwungs 
bewegung, während des Borüderganges im .fehr meßbarem Grade 
verzögert erbliden. Diefe Bedingungen treten erfüllt hervor: bei 
jedem Durchgange der Benus oderdes Mercur*) umd eben- 
fo aumh-bei dem Umſchwunge der Jupiters⸗Trapanten um ben 
 Qupiter. Vidal Jeobatele von ter Touloufer Sternwarte aus 
den 31. Mai 1806 den Burchgang des Wercur, durch den Meri⸗ 
dian von T., in jener kurzen Heitfrift, in welder biefer Vlanet 
hinter der Sonne und in. deren Nähe fih befand, ebenfe am 380. 
Mai defielben Jahres jenen der Venus, und letzterer wurde auch, 
was bei Vidal nicht der Full geweien, in der Abſicht: die Frage 
nach dem Lichtbrehungsvermögen der Bonnenatmosphäre zu beant⸗ 
worten, im Mai 1821 von Wollaſton und Kater genau in 
Beobachtunz genommen, aber die Sichtbarkeit der Durchgänge trat 
genau in den Zeiten und für diefelben Destiichkeiten bes Himmels 
ein, für welche fie, den aftronsmifdten Berschnungen gemäß, ers 
‚wariet wurde; von Brechung des Lichtes in der Atmosphäre bes 
Paupiforpers zeigte fih feine Spur. Wan folgerte daher: die Erd⸗ 
Utmasphäre dehnt ſich weder bis zur Benus, noch bis zum Merkur 
aus, fondern ift in. der Grönähe in verhältlih enge Grenzen zurück⸗ 
gehalten. Grmwägt man indeflen, daß von der Erdatmotphäre jeden⸗ 
fall6 der Erde ſelbſt der größere Theil verbleibt, und daß ed mit⸗ 
bin n.ır der geringe Theil derfelden if, der überhaupt in dem ganzen 
Beltenraum unferes Sonnenivitems verflieht, fo wird man augeltehen 
müflen, daß auch felbit die Sonne von diefem Antheil nur ſehr wes 
nig erhält, wıs der von ihr audgehenden Verdichtung unterlieat, 
und daß daher die oben angenommene Berdichtungsgröße der bie 
dahin reichenden Erdluft siel zu groß vorausgrjegt worden, Und 


ni 


*) Oben ©, 208 ff. I. Sande. der Meteorolog. 





708 | 


diefe Wüaflengeöße der. in Supiteräferug, oder in mittlerer Gonnen⸗ 
abflandiweite, weilenden Brdluft muß verſchwindend Plein, und das 
ber in Beziehung auf Lichtbrechung gänzlib unwahrnehmbar wer- 
den, wenn etwa nur das qGas *), das ſchon in her Luft der Erd⸗ 
nähe um 79 Bolumprocent verdünnt erfcheint, außerhalb der Erdnaͤhe 
(über 37 Meilen weit von der Erde ah) ſich in ken Dimmeldraum 
verbreitet, das a⸗Gas hingegen, famımt dem H 2 O0, C O 2. &as 
fen, in Golge der Verdünnungskaͤlte eine wirklich und andauernde 
Grenze der Grbaimasphäre bilden follte (ſo dab dann die Erde mit 
ihrer Geſammthülle im Velträumlich⸗Großen  darfellte, was jedes 
Aebslsläskhen im Gröhüllenräumlich-Kleinen darbietet) **), sder wenn 
Die aroße Urendrehungs⸗Schwunggewalt der Sonne (wie die 
des Zupiter) ***) überhaupt der Verdichtung atmosphärifher Flüffig- 
keven in einem Maaße entgegenwirkt, weiches volllommen hinreicht, 
die von ihr ausgehende AnziehungssMVerdihtung, binfchtlih des 
daraus erwachſenden Lichtbredungsvermdgens, zur unterPleinen 
Größe zu mindern. Biete und ähnliche Betraditungen führen zu 
der Schlußbemerkung: Daß Ach mittel® aftrononiifher Beobachtungen 
die Begrenjung der Kimosyhäre bis hieher nicht hat ermeifen laſſen, 
und daß mithin alle aus folder Begrenzungs⸗nnahme abgeleiteten 
Golgerungen über die Zufammenfehung der Luft (fo wie über die 


#) Bl. oden S. 30 Anm. und 772 fl. 
”) Botifon folgerte: dab die Berdünnungskälte Hinrelchen muß, die weitere . 
Berfießung der Euft zu begrenzen; woraus danu Antere ſich zu der weiteren Folge⸗ 
runz veranlaßt Sahen, daß ſchon In verbiklich wenigen Erdhalbmefferweiten die Erd⸗ 
uſt von einer bielbenten ElShuͤlle umfpannt fel. 

"2, Die Sonne, dern Durchmeſſer dad 112fache ded Erddurchmeflerd If, ſchwingt in 
25 Tagen 13 Etunden und 8 Minuten, alſo In 614 Etunden 8 Minuten, oder in 
Sseösse Minuten oder 22105808 Gecunden, mlıhin In nur 25,65mal längerer Zeit um 
tere Are, als die Erde, die Ihren Nrenumfchwung in 14564 Minuten oder 86184 
Secunden vollzieht; der Jupiter bingegen, deſſen Durchineffer 11,Sımal größer, 
ala der Erd⸗Aequatorialdurchmeſſer, verbraucht zu feiner Axendrehung nur 9 Gtuns 
den 37 Minuten, d. I. 597 Minuten oder 35520 Secunden, und wird durch die Ge⸗ 
genile hung feiner & Trabanten, gleichwie die Sonne durdy die des Mercur und der 
Ver.us, In feinem gegen tie Armeodphäre gerichteten Berdichtungdvernidgen, um eine 
Grüße geſchwaͤcht, welche bei dem Zupiter nidye ı:nbedeutend ausfallen kann, und 
and bei der Sonne zur Minderung ber Lufthüllendichte beitragen muß, da die Dichte 
des Mercur, die der Erde = 1 gelebt, gleich 2,308 Dieter Venus gleich 4,01 iſt, 
wägrend die der Sonne nur 0,236 erreicht, wogegen freilich die Mafle der Eonne 
(bei einem Reunndalte, ven der Erde gleich 4 genommen, von 1438000), die der 
Erde um dad 8296s0facdhe übertrifft, tie Mercurmafle aber nur 0,102321 der Erd⸗ 
mafe uns Be Benuämaffe 0,9243296 der Erdmaſſe, beiter Planetenmaſſen mits 
fanımen mithin 1,026617 Erdmaſſengroͤße gleichlommen, eine Größe, die In der Son⸗ 
nenmafle 321083,7mul enthalten iſt. Die Maſſe ded Jupiter Ift die 508,9056 Calle 
feß z09):facbe der Erde, was, bei einem den der Erde um dad 1474ſ4ache Üüberseeffens 
den Rauminhalt, die Jupiserd Dichte zu 0,24 der Erddichte Berechnen läßt. 


TU 


. 
EEE 


% 





u Aber üdrigen Stoff) aus Untheiſbarkleinen ober Atsnien unzulaͤſſiz 


eſindzl ja, daß einige dieſer Folgerungen, 3. B. jene, weidier gemäß 
* die Erdluft in einer'gewillen Möhe, gegen die übrigen Himmels 


räume durch eine Sishülle abgegrenzt fein: foll ef. unten die An⸗ 


:  mertund), der’ Antiähme von Atomen geradezu entgenenfteht;‘ denn 
- "in folder Höhe würdem Die von unten herauf Zunehmend mehr und 


mehr vereihheinten;B. H.TWurth intmer größer werdende feere Zwi⸗ 
-fhenräume aetheilten Akome, eine Mereiniaung, mie file Eis⸗ 
Geſtaltktung und eine Geſammthülle von Eid heifchen, unmdalteh ma⸗ 
den; ein Sinmwurf, dei ich;" feinem Wefen nach, beretis im' Sahr 
1832 (im erften Barde der ziveiten Wuflage m.’ »Wrundriffes der 
Pbyſik und Ghrmie«) machte %.: Geftattet man übrigens urfprüng- 
fihe, zur gegenfeitigen Unniherung von einander entfernte, ſowie 
zum Uneinanderbfeißen"bi® zur Berührung einander gehäherter Theis 
hen treibende Brundbeftimmtnden, und dergleichen (dieſen etnegen- 
gefekte) zur Abſteßung und gegenfeitinen Gntfernung führehte, alte 


“fire jedes Teilchen, d. h. Punkt für Punkt, Grundtriebe (oder fog. 


Srundfräfte) der Wttraction und Repulfon, fo laflen fih nirht nur 
die verfchiedenen phyſiſchen Verbindungen **), fordern and Die 


— — — — 


[Ze 72 


e) Vgl. a. a. D. ©. 167. Doebereiner ſah B:Fas durch feinfte Glatriſſe entwel⸗ 


chen, andere Safe nicht, und folgerte daraus: daß die Atome der legteren zu groß 
(gu WIE) feten, um jene Riffe durchfireichen zu können, uud daß uͤberhaupt 1wiſchen 
verfchleten gearteten Gaſen ein Groͤßenunterſchled Ihrer Atome flatıfinte. Der Ber: 
faffer diefed «tb. zeigte Tann a a. D., daß die durchadnzig mögliche Nachweisbar⸗ 
kcit eines in fehr gerirger Menge in einem großen Raum (j. B. des R:Yafeb In 
einen fehr großen Maabraum ded O:Gaſes, oder des C 02:Gafeb, oter ed A20 2: 


Gaſes In Viel A-Gas 10.) verbreiteten Gaſes getadegu entaegenitehe der Annagmie 


von Htonien, well ih, wenn 3. B. ı Qubiffinie H;, der H8 S:, oder AZ He ıc.: 
Sad in den Kaum von 1 Cubitfuß A-Gas verbreitet, nothwendig Die leeren Zwis 
ſchenräume verhältnißmäßlg und in ſolchem Maabe wachſen müffen, daß fie joll: 
weit und darüber an Darchmeſſer gewäͤnnen. (Unmwägbarkieine Mengen von Mo: 
ſchusduft erfüllen Jabre lang die wechſelnden Luͤfte großer Edle:) Doeberei: 
ner weicht übrigens bei feiner, von den Glasrißdurchmeſſern adgeleiteren‘ Folge⸗ 
rung, inſofern von Dalton ab, daß er die verfchledenen gaſigen Grundſtoffe aus 
harten Atonlen beſtehen laäßt, die ihren Eigenthuͤmlichkelten entſprechende ungleiche 
MWärmehüllen beſihen, deren Die oder Querdurchmeſſer ſich umgekehrt derbalten, 
wie die Groͤßen der Atome. H Habe tie Heinfien Atome und die größte Wärme: 
büllen. 


#0), Wie bereltd bemerkt worden, wirken bei der K ryſſtal liſati on jivei von. 


li. 


einander verfchiedene Anziehungs: Grundbeſtimmungen, eine die zur AdyAſion 
und damit zur Flächen: und Blaͤttchenblldung, und eine andere, De zur Gegen⸗ 
einanderſtellung ſolcher Blattchen unter beſtimmten Winkeln führt, und die, da fie 
"ed iſt, die In die Ferne hinauswirkt (5. B. durch tem Wachd s oder Ceyafiderzug des 
Kryſtalld Hingus, zu deſſen Ergänzung oder Mergrößerung führer.d) Polarit at 
oder Kryſtallmagnetismus genannt worden iſt. Indeß kann man dieſe "Ichtere ſich 
auch voritellen, als ſei ſie hervorgegangen aud der gleichortfichen Warme: (Theildben: 
Umfdwungd:) und Cohäflonss (concentriſchen &tgänzungs:) Bewegung, und 





785 


qemiſchen, und daher auch die feften Vroportionen ber legteren, ebenfo 
vonkändig deuten, "al6 wenn man flatt des ungetrennten Zuſammen⸗ 
kangs Pfrinfte Raumfüllungsgrößen (Atome) angenommen hätte; wie 
ſolches hinſichtlich der chemiſchen Verbindungen bereits ©. 778 fi. 
verfucht worden if. Zu laͤugnen if übrigens nicht, dab die Ans 
nahme von Untheilbarkieinkten (der Unterkleinen oder Unendlich⸗ 
Heinen) die Vergleichung der verfchiedenen chemiſchen Miſchungs⸗ 
Berbäftnifle, wie der ungleihen phyſiſchen Miſchungsformen, u:ıb 
hiemit deren Ueberfhauung, fowie die Srölärung der aus denfelben 
entfpringenden hemifchen Seriegungserfheinungen (der fogenannten 
einfachen wie der doppelten oder Wechſelzerſetzungen oben &. 773) 
ſehr erleichtert. Wie zum Theil fihon bisher gefheben, wird, wenn 
bei hemifchen Verbindungen es fih von Erſtmaſſen (oben ©. 771) 
handelt, ſtatt derfelben der Ausdrud Atom gemäh!t werden, ohne 
jedoeh damit nothwendig die Vorktellung des Untheilbarkleinften zu 
verbinden; es wird alfo unter Atom, oder „chemiſches tom,“ 
fortan nur begriffen werden: das Brftmaflengewichts-Verbälnis der 
Stoffe (Grundſtoffe, wie Sinungs: und Geanumgsftoffe, oder Ge⸗ 
mifhe. Um jedoch für jene, welche die Beftimmung der Erſtmaſſen⸗ 
Strögen oder Atome nicht auf &Gewichtögrößen, fondern flatt deſſen 
auf Maakzröfen (Volumina) beziehen wollen, und, um erftere 
Bekimmungsweife mit leßterer zu verbinden, die Dichte der 
Stoffe im gafigen Zuftande, bei befimmter Maaßgröße 
berüdfichtigt zu fehen wünfhen, bedarf es zuvorderſt die Kenntniß 
eines Werfahrens, weiches in den Etand fest, ſolche Stoffe als 
Saſe von befiimmtem Bolum in Nehnung nehmen zu-fönnen, 
welche für fich einer bleibenden, dur gewehnliche Temperatur: 
Aenderungen nicht tropfbar oder ſtarr werdenden Vergaſunz unfähig 
ind. Borab aber if zu berüdfihtigen, was ©. 812, 89 Anm., 
431, und über Bezeichnung der Srundftoffe oder deren Sym⸗ 
bole, ©. 20 ff, über Atomgewicht ©. 437. und G. 778 über Ber: 
eleihung der Gewichtscinheiten, und ©. 342 über Eigengewicht ber 
Gafe bereits bemerkt worden. 

7) Verbinden dh Karre Erundftoffe mit befannten gafigen 
zu gaſigen Verbindungen, fo läßt fi aus dem Maaße (Bolum) der 
Berbindung auf das Maaß des durch die Verbindung gaflg gewor⸗ 
denen Grundſtoffs fchließen, und mittelſt Waͤgung der gafleen Ver: 





wirke, weil fie alfe entfianden, über die Grenze hinaus. Diefe Gegenbethätigung 

muß fir je zwel oder je drei folchen Weges ſchon gewordeue Grümtblättchen zu 

Spannungen (die alfo für den ganzen Kryflall s Innenfpannungen find) und zus 

aleich auch zu Einzelfonderungen, d. I. um Durchgang der Blätter und zu 

Hauptrichtumgen der Polaritaͤt, wie der Adhaͤſion, und hiemit zu Struftallaren führen. 
50 


+ 





786 


bindung und @leichtheilung (DOiviſion) ihres Gewichts Durch bas 
Gewicht eines eben fo großen Bolums atm. Lift, dad Gigengewicht 
oder die Sigendichte des gaflz gewordenen Grundſtoffes beredh- 
nen. Gilt es num 3. 8. die Dichte des O⸗Gaſes (Demantdampfes, 
wie er gegeben it, wenn er mit O⸗Gas zu CO⸗-Gas ſich vereint; 
ſ. ©. 776 Anm.) zu finden, fo iR zunachſt bekannt, daß wenn C 
mit O:@ad.iu VO-Gas fih verbindet, das Volum des O⸗Gaſes da» 
tei nabe verdoppelt wird *), woraus folgt: daß C, ale mit O zu 
CO verbundenes Gas, ſolche Berdoppelung bewirkte. Vergleicht 
man nun das Gewicht des CO⸗Gaſes (das. aliv dad Gewicht von 
sicht ganz zwei Volumgas if) mit bem eines ebenio großen Volum 
atmosphärifcher Bmft (die bei allen Befiimmungen der Eigen⸗ 
dichte der Safe zur zu vergleichenden @inheit dient), fo ergibt ſich. 
daß die Dichte oder das Eigengewicht der beihen Volumina des rei⸗ 
'nen, ?ein CO 2⸗Gas beigemengt enthaltenden Co⸗Gaſes -- 1,93558 
iR. Bieht man nun ven diefer Gigendihte des CO-Gaſes jene 
ted reinen azotfreien Os@afes nit 4,1052 ab, fo erhält man für 
Das Bigengewicht det O-Gaſes oder Bemantdampfes 1,93558 — 
4,1052 — 0,88088, und dividirt man, um die Atomzahl oder 
das Miſchnungsgewicht (oder die ftöchiomesrifhe Bahl, oder den ſtö⸗ 
chiometriſchen Werth oder das ſtochiometriſche Gewicht) des C zu 
finden, mit der Gigendichte des O in die des C, alfo mit 1,1052 in 
0,83088, fo erhält man zum Quotienten fehr wenig über 0,75, nämlich 
0,75133.., und man würde wahrfcheinlih nur volle 0,75 erhalten 
baden, wenn das O⸗Gas bei feiner Aufnahme von Seiten des C 
feine Verdichtung erlitten, und wenn man bei der Vägung den 
Einfluß Meiner Zemperaturänderungen der Gefäße (des Ballons) 
fowie jenen der Verdichtung von mehr oder weniger atmosphär. 
Waſſergas: durch die Auflenflähe des Balons und ter daraus her⸗ 
norgehenden Belaftung deflelben — denn, während man mwägt, ent⸗ 
läßt man Ausdünſtungs⸗Wafferdampf, der als folder eine höhere 
Temrerutur hat, ale die umgebende Luft und den in derfelben ſchwe⸗ 
benden viel (Wärme: Entkrablungs-) Oberflähe darbietende Glas⸗ 
Ballon als Funk belaftet; der außerdem von wechſelnden Luft 
firömen getroffen wird, innerhalb der Seit der Wägung — 
sänzlih zu vermeiden im Stande gewelen wäre, und wenn Man 
außerdem zweifelsloſe Gewißheit .hutte, daß die dem Wägungsver⸗ 
fuche vorangegangene Wägung det O⸗Gaſes mit unbedingt reinem 


— — 





=) Wrede fand, daß 0:Gad, unter gewoͤhnlichem Brut (bei einem Barometerftande 
von nahe 29” Mercurböpe), während C zu feinem Bofum ſich auddehnt, einer, Fleinen 
Verdichtung unterliegt, voad bewirkt, daß die Atomzahl ded C nicht gleich 76 oder 
gar gleich 77-78, fondern ſehr wenig über 75 (0 = "1 gefeht) fich berechnet. 


7187 


Sauerſtoffgaſe vollzogen worden; denn mehr Oder weniger Azot⸗ 
nas enthält 3. B. nit nur das aus Bangan-Öyperoryd (Ma 
OD oder Blei⸗HPyperoxyd (PbO2 oder Pb2 O4), oder ans 
Ghromfäure (Cr 08) des fauren chromfauren Kali oter Kali: 
Bichromat (KOS CrOs d. h. KO + 2mal CrO 9) entwidelte 
O⸗Ses, fondern auch das aus Kali⸗Chlorat oder hdlorfaurem 
Rali (KO Ch2 O5) gewonnene, wenn man das Bas nicht eher 
asffängt , bis alles Waller entwichen und fo der größte Theil der 
anbängenden Luft mit vertrieben worden iſt; ſehr Bleine Nefte blii« 
ben aber von diefer immer noch zurüd, und Spuren von A» 
Gas, entflammend der früherhin zwiſchen den Burdhgänger der 
Blätter der Kalichlorat⸗Kryſtalle gegebenen Luft, bleiben auch des 
nen nahfllommenden, gänzlich waflerleeren O⸗Gasantheilen; ein 
aus Mercuroryd CMrO) durch Gluͤhen dargeßelltes O⸗Gas ent» 
hält, neben Spuren von Atmosphaͤrluft, auch fehr vertünnten Mer: 
curbampf (die Metalldämpfe And, abgeishen von ihrer Temperatur, 
um fo Dänner oder um fo weniger dieht, je Dichter das Wetall zuvor 
war, das fie in Gasform darftellen). — Multiplicirt man übrigens 
jene 0,725 mit 1000, fo erhält man die Atomzahl des C.= 750, 
die des O —— 4000 geſetzt. Procentiſſch it das CO-Bas zufammen: 
aefept aus 42,857 C + 57,148:.. 0. In 100 CO2 find geacn 
97,3 C volle 72.7 0; vgl. Anmerk. &. 776. Dumas und Stab 
verbrannten in 5 Berfuchen jedesmal 8 Gewichtstheile Bemant in 
reinem O⸗Gaſe, und fahen. dieles ſich ſtets um 8 Gewichtstheile min. 
dern, fo dab alfo die in jedem Verſuche erzeugte Garbonjäure im⸗ 
mer 11 Gewichtstheile betrug, 8: 8 — 75 : 200. u 
8 Daß ſehr Peine phyſiſche Beimifchungen nicht nur bei 
Befimmungen der Atomzahlen der Orundftoffe leicht zu 
merklichen Irrihümern führen können, fondern daß dergleichen in 
manchen Bällen auch vermögen fehr merklihe Abänderungen chemi⸗ 
fer Wirkſamkeiten herbeizuführen, das darzuthun hat neuerlich auch 
dad CO-GSas gedient; denn, wenn ed aud in fehr Pleinen Antheilen 
im H⸗Gaſe phuflich verbreitet war, hob es dennoch, wie Faradav 
fand, die Wirkſamkeit des Pt-Btaubes (fog. Platinſchwamms; 
©. 165, 431, 490) in Beziehung auf Waflererzeugung aus 2 Volum 
H:&a6 + 1 Bol. O⸗Gas, gänzlich auf. Berunreinigt mit etwas ' 
CO-Gas iſt aber 3.8. jenes A⸗Gas ſtets, welches gewonnen worden 
aus ſeden dheifem Wafferdampf, den man in einem glühenden Flin- 
tenlaufe Lefindliches zerkleinertes Stabeiſen (Nägel, Bräthe rc.) hatte 
beßreihen laflen; denn während das O des Waflerdanıpfes mit dem 
Fe dem Bammeridlag übnelndes Gifenoryduloryd (Feo0o + Fe2 
08) bildete, trat ein anderer Antheil deflelben, der bei weitem klei⸗ 
nere, mit dem wenigen C, das jenes orydirte Gifen vor deſſen Ory: 
_ 50 * 





788 


' * 
dation begleitet hatte, zu CO⸗Vas zuſammen, das dann das frei 
gewordene H-@a8 begleitete. Wie hier die Auweſenheit eines drit: 
sen Stoffes (des CO) chemiſche Berbindungen (ſehr wahrfcheinlich 
mittelbar, in Folge feiner Einwirkung «uf das Pe) verhindert, fo 
auch, in Beziehung anf dieſelbe Verbindung und denfelben Vermitt⸗ 
fer der Verbindung, auf den Pt⸗Staub, das Ammoniad⸗Gas (A 2 
H6), während umgekehrt die Wirkfamkeit des Pt⸗Staubes erhöhet 
wird, wenn man ihn zuvor mit verdünnter Uzotfäure gendft, dann 
allmälig getrodnet und endlich dDurchglühet hatte; in beiden Fällen 
aber fcheint die Sohifionsbethätigung des Pt. in den erfleren beiden 
Faͤllen durch fogenannte negative, im lezteren Falle durch ſog. po⸗ 
ſitive Elektricitäts⸗Erzeugung Veraͤnderungen erlitten zu baben, deren 
Sinfluß in den erſteren Fällen die Waſſerzerſetzung, in letzteren die 
Vaſſererzeugung begünſtigten; doch fehlt es für, wie gegen dieſe 
Vermuthung zur Zeit an entſcheidenden Verſuchen. U⸗Gas, das 


durch Aufloſen von Zink in verdünnter Schwefelfäure, oder in ver: 


dünnter Hodrochlorſäure (Balzfäure) gewonnen morden, zeigt ſich 
frei von CO:-@a8Beimifhung , und taugt daher (wie befannt) fehr 
mohl zu fog. Blatinfeuerzjeugen . 


®) Ueber Me Schwächung der Pt⸗Wirkſamkeit durch Reiben mit Reinwand, und über 


⸗ 


Verſtärkung jener Wirkſamkelt ſ. o. S. 453. Wenn Zu In gewäſſerter Schwe⸗ 
felſaure (SOS $+x H2 0; wenn xin chemiſchen Formeln dem Waſſer vorge⸗— 
geſetzt wird, fo bedeutet dad eine unteftimmte Menge von H 2 O, die aber nicht dies 
miſch gebunden — alfo kein hydratbildendes Waſſer ıınd Fein Kryſtallwaſſer if; im 
gleichen Sinne wird dad x auch anderen Berdännungds oder Rüfungsmitteln vorges 
fegt; „B.auhbem CAaHı0 O +H2O, 0er C4aH8 +2 H2 0, d.i.dem Metns 
geifte oder Alkohol) aufgeldst wird, erhäft ed gegen BOS + E, die SU 5 bingegen 
— BE, beide E (die andauernd nacherzeugt werden — vgl. ©. 424 u. 568, 518 U. 608 
— von Berübrungdfchicht gegen WBerügrungdfchicht, bid die Auflöfung vollende: und 
das Zink In Zinkoxyd, gebunden und gebunden Kaltend an Schwefelfäure 
turh Vermittlung von 4 Atom O, oder In fogenanntes fchwefelfaured Binks 
oryd = Zu 0805 verwardelt If) zerfegen dad Wafler, Inden dad nad Außen Kim 
eleftronegativ ſich bethatigende O deifelben mit den Zu zu Zn O fid) verbindet, DaB 
nach Außen Hin ſich elektropoſitiv betbätigende H2 Hingegen, vom Zn abgefteßen, auch 
nicht mit SO 3 in Verbindung geraͤth, fondern frei wird, well SOS fogläih vom 
ZnO zurüdgehalten und gebunden wird, Iſt dagegen die 803 fehr maflerarım, 3- B. 
gleich Tem Witrioldl (5. 656), fo wird nicht nur dad im I9r vorhandene Wearſer, 
fondern auch ein Theil ihrer ſelbſt, durch die Anziehung ded Zu zum O zerfept, umd 
nun verbindet fidy dad H 2 ded Waſſers mir Dem 8 des Ihred O beraubien Schweſfel⸗ 
fAureanthelld, zu H 2 8 oder Shwefelwafferftoffgad (ud Hydrethionzs 
fäure genannt; f. oben ©. 882 Anm., 531 Anm. 525). Lödt man Zu ia U 2 Ch 
rx H20.auf, fo erhält man gewäfferte® Za Ch 2, während H frei wird, indem 
bier ſtatt ded Waſſers die in vemfelben gelddste Syutroclorfäure [die in diefem 
Wäferungdzuftande die Eletririeität beffer leiter und von +E und — E dab 
man in tiefelbe von entyegenzefepten Dichtungen ber einroirten — oder, wie man gu 
fagen pflegt, einſtroͤmen laͤßt, fchneller und eher zerſetzt wird, ald dad Waller FUbR)> 
sum Zerfallen oder chemiſchen Polariſiren in efektronegativ thätiged Ch und eleßeres 


Dumm. n- 


789 


g. 12. 


Kennt man das procentifche Gewichtsverhaltniß zweier 
chemiſch verbundener Grundfloffe, und iſt der eine berfelben 
Drygen (CO), fo hat man nur nöthig, mit dem Gewichte des 
O in das des anderen Stoffes zu dividiren, um die Atom- 
ash des anderen Grunbfloffes in Beziehung auf O, d. h. O 
= 1 oder = 100 oder = 1000 ı. gefeßt berechnet 'zu er- 
halten Cogl. oben ©. 483 und die Beftimmang der Atomzapl 


pofttived H2 gelangt. ZLaͤßt man wafferfreied H2 Ch2 Gas Über Kupfer: (Ca) Späfme 
rer glühenden Kupſerſellſtaub Hinwegftreichen, fo erhält man dad nur auf diefem 
BWege darſtellbare, in 0:Sad mit grüner Flamme verbrennbare Kupſerwaſſer⸗ 
ſtoffgab, dab jedoch wahrſcheinlich mehr ald 2 Atom H gegen ı tom Cu enthält, 
und auf Ähnlichen Wege laſſen ſich auch verfchledene antere Erzmetalle mit H vers 
binden, von denen mandhe nur auf diefem Wege 3:1 folcher gafigen Subrogenels 
rırag gelangen, — Sept man in Waſſer geidäted Largmerall:Eblorid (4. ©. 
Kodyalz, d. I. Ratrium:Chlorid = Na Ch?) den Gegenwirkungen beiter E aud, fo 
erfolgt aud) bier ietd Anſammlung ded Cha dem + E gegenüber und bed Na (+ 0) 
dem — E gegenüber, und zugleich tritt bier dem Waſſer entflammended He mit hers 
vor, well dad frei werden:e Na fofort einen feine Faſſungsfaͤhlgkeit für Drygene 

- @te = 100 If, wenn die Gewichtsmenge ded Na = 296,9 war) entſprechenden Antheil 
son O dem Wafler entzieht. — Ber mehreren Jahren glaubte Pachtani gefunden 
zu haben, daß reines Waſſer durch beide BE jerfegt (mittelfi einer fog. galvani⸗ 
ſchen oder Bolta’fhen Batterie) gegenüber dem goldenen — E Poldrath Nas 
tron und am + E Poldrath Gold auflöfended und daran erkembares Chlor als 
Erzeugniſſe ter Tätigkeit beider E und der Wafferbiftandtheile darbiete; aber 
fdyon einige Zabre zuvor Hatten Ritter und Simon durd genaue Verſuche dars 
gethan, daß reinſtes Waſſer befagten Weges nur In O und Hs ;erfalle, daß aber 
ſchon vie Berührung von etwas Thlerblafe, von der Hand ded Erperimentatord ic, Ch 
Beranreinigungen des Waſſers zur Folge babe, welche daffelbe In den Stand fepe, 
umter Den bemerkten Bedingungen Na und Ch zu entwickeln. Eipäterhin fand Ich, 
daß ſchon dab gewöhnliche weiße Glas der Glasroͤhren, zumal dad fehr weiche, an 
Waſſer, dad eine galvanlſche Batterie fhlteBt Cd. h. beide Pole derfelben fo auf: 
wimmt, das zrolfchen deren Enden noch eine Waſſerſchicht verbleibt, und die Pole 
tm Waffer einander nicht berühren), NaO (auch fiakt deſſen K, falld Kaliglas ſtatt 
Matronglas gegeben war) umd auch mehr oder weniget Ch aufnimmt, und Bumphäry 
Davn fand, ald er P's. Verfuche in Trage nahm, zundchft: daß nicht nur organlſche 
Sebilde, ſondern auch eine große Zahl von Geſtelnen Aehnliches gewähren Leine 
Bahrnehmung, die au in geologiſcher Hinficht nicht unwichtig‘, jedoch von dies 
(em GSefichtöpunfte aud kaum berüdfichtigt worden IN). Neuerlich glaubte Reinſſch 
PH Entdeckung beftätigt su haben, wad mic zu jenen Verſuchen veranlaßte, welche 
mir jeigten: daß die Sal. Batterie ſchlleßendes reinſtes Waſſer Glas angreife in der 
bemertten Staͤrke; vgl. oben S. 467 Anm. Weber dad Angegriffenmwerden dev Glaſes 
durch Waſſerdaͤmpfe und fogenannte Ummantlung ded Maflerd im Erde, vergleiche 
oben ©. 167 Ann, und ars. Humpbry Davy entdeckte übrigend In Folge weite: 
zer Pruͤfung der Yſchen Behauptung, im Jull 1807, dad HK ı'nd Na. 










ST — - — — — — — 


70 


. — —— — — 


des CS, 776) und kennt man umgekehrt Die Atomzahl eines Grund⸗ 
ſtoffes in Beziehung auf die Einheit (Zehntheit, Hundertheit, 
Tauſendheit ꝛc.) des O, jo läßt ſich daraus nicht weniger ein⸗ 
fach und leicht das procentifhe Gewichtsverhältniß 
beider Stoffe, des O und des damit verbundenen Grundftoffes, 
berechnungsweiſe ermitteln, indem man, in diefen leßteren 
Galle, nur beide Atomzahlen, die des O und fene bed damit 
verbundenen Grundftoffes zu addiren, mit der Summe in 100 
zu dividiren, und mit dem dadurch erhaltenen Duotienten die 
einzelnen Atomzahlen zu multipliciren nöthig hat. Und will 
man herausbringen, in welchem Atomzahlen- und Pro— 
centverhälniffe bie Grundfisffe einer befannten Berbin- 
dung von Hytrogen (Waſſerſtoff oder H) mit irgend einem 
anderen Grundfloffe, der nicht O ifl, zu © fliehen, fo bat man 
zunächft nur zu berechnen: in welchem Verhältniß O zugegen 
fein müßte, wenn eg mit H Waffer erzeugen follte, um dann 
diefe Menge des O ale Bertreter oder Nequivalent dee H 
in Rechnung nehmen und demnach wie zuvor verfahren zu 
können. Nur darf man dabei den Unterfchied zwifhen Aequi- 
valent und chemifches) Atom nicht aus dem Auge verlieren; 


Tegteres bedeutet 3. B. in Beziehung auf 1 Maaß O-Gas 


ebenfoviel H-Gas; erflered: daß foviel H-Gas zugegen iſt, 
als erforderih, um 1 Maaß O zu erfchöpfen zur Bildung 
von Wafßer, und fo bilden 2 Maaß II ein Aequivalent des O 
und I O ein Aequivalent von H 2. Ebenſo find Ch 2 (oder 
C12, beides bedeutet ein Doppeltatom Chlor), A2 (oder N 2, 
beides bezeichnet zwei Atome Azot oder Stidficff oder Ni— 
trogen, das will ſagen: Salpeter- oder Salpeterläure, 
d. i. Azotfäure erzeugenden Grundftoff) jedes ein Nequi- 
yalent von H 2 und damit von 4 O, fowie von Ky 2 oder 2 


CA. i. 2 Atome C + 2 Atome A, beide bilden einen 


Grundftoffvertreter — oben S, 769 — genannt Kyan 
oder Cyan oder Blauftoffy und bezeichnet durch Ky) ein 
Aequivalent von 1 O oder H 2 uf. w. Iſt Übrigens eın 
Grundftoff oder Grundfoffvertreter nur im einfahen Ge— 


wichts⸗ oder Maaßverhältniß, alfo gleich 1 zugegen, fo wird 


die Zapf 1 nicht beigefeßt, fondern nur bie Buchſtabenbezeich 
nung des Stoffes, ohne weiteren Zahlenzuſatz aufgeführt. 


1) 88 fei bekannt das procentifhe Gewichtsverhältniß 
der Beftandtheile der Hydrohlorfäure (fea. Galzfäure) alfo der 
in ihr gegebenen Berbindung von Ch mit H, oder vonCh2 mit HS 
ſo hat man zuvörderfi nur gu ermitteln: wie viel die bekannte Menge 
des H2 an O erfordert um Wafer zu binden, dann aber, entweder 
mit diefer OsMenge die gegebene Ch⸗Menge zu bividiren, um die 
Mequivalentzabl des Ch zu erhalten, oder, wie oben bemerkt, gemäß 
dem Bertahren der procentifhen Beftimmung zu rechnen. Ber ze 
Tin & zufolge entſprechen 2,74 H -H 97,28 Ch der Zufammenfegung 
der Bydrochlorfäure, d. i. Dem Hydrogendlorär oder dem HS Ch3; 
nad Bauremt hingegen find in 100 HCh zugegen nur wenig über 
2,7 H, aber fehr nabe 97,3 Ch; nah Marignac endlih gegen 
nahe 97.486 Ch volle 3,564 H: nimmt man aus dielen 8 Verſuchs⸗ 
Ergebniſſen das arithmetiſche Mittel, fo erhält man 2,668.H + (fehr 
nahe) 97,582 Ch. Es arfordern aber 2,668 H, du 12,5 H zur 
Vaeſſererzeugung 100 O bedürfen: 21,344 O. Diele Menge von O 
it alfo gegen 97,888 Ch ein Aequivalent von O, dividirt man mit 
21,844 in 07,882, fo erhält man fehr nahe 4,56 als Mequivalentzahl 
des Ch in Beziehung auf H 2 gegen O — 1 — da 2 Maaß Gas 
nicht nur wit 1 Mach O das Waſſer, fondern ſtatt deflen auch mit 
2 Mash Ch die H23 Ch? zuſammenſetzen und ebenfo aud in Hin» 
Acht auf O ſelbſt; denn die erfte (niedrige) Oxydationsctufe des 
Ghlor iR Ch2 + © — und mithin aud in Bejiehung auf zin Vo⸗ 
(um H (oter "%, O0) 2,23; und da Ch weder mit H, no mit O 
noch mit den meiſten übrigen Brundfloffen irgend eine noch mehr 
niedere (noch weniger Ch heifchende) Verbindung eingeht, fo darf 
man diefe 2,28 Ch, alfo die Hälfte jenes Wequivalents — 4,58 Ch, 
afe ein chemifches Atom oder als Grftmifhungsgröße betradgten. Oder 
abdirt man 97,332 Ch zu 21,944 O und bividirt mit der 118,676 
betzagenden Summe in 40J (verfährt alfo in der Art, wie bereits 
Seite 657658 gezeigt worden), ſo „ewährt der Quotient (= 
0,00084126295) mit 97,832 muitiplicirt etwas Über 82 und mit 21,344 
febr nahe 18°), und die procentifche Zufanumenfegung von 100 Ch2 + 





«) Hatte mau eined der beiden Producte gefunden, fe durfte mar dieſes nur von 100 
abziehen, am In dena dadurch verbliebenen Diefie dab andere zu erhalten; da aber Die 
umgeinen Preducte gewoͤhnlich in Form ganzer Zahlen hervorgehen, welchen ein De: 
cimalbruch von ruehrenen Dechmaifielien folgt, fo iſt ed ficherer (wie oben gefchehen), 
jedes der beiden Protutte mitteilt Multiplication zu errechnen ; weil man fich unter 
dieſer Bedingung in den Stand gefegt ſieht, erferderlicgen Ortes die udthigen Zahlen: 


ME _ U... 2 Oo on 


N 


— — 


O alſo wie 893 Ch : 48 0; 83 dividirt durch 18 gibt 4,555.., aber 
jenes Wehiger denn 18 und Mehr denn 82 berũdſichligend die obige 
Zahl. Legt man dagegen dieſen Berechnungen die Laurent'ſche 
Beſtimmung zum Grunde, fo gibt 97,3 mit dem zu 2,7 H geböri«- 
gen Hequivalent von C — 21,6 dividirt 4,5004, und unt:r Nicht 
berüdfihtigung dieſes 0,0004 ein Aequivalent oder Doppeltatom 
(Ch 2) von Ch, daß durch 2 dividirt — 2,25 if, und falls man O 
= 100 ſetzt, = 225 d. i. das 86fache von 1 Atom H ( 6,25) oder 
das 18fache von H2; d.i. ſehr wahrfcheinlich Die der wahren Ci-Zahk, 
unter allen bisherigen Beftimmungen derfelben, am nichften Fom- 
mende; ebenfo, wie auch HS (O — 4100 gelekt) — 1%,5 und H 
mithin — 6,25 die zeitgemäß hieher gehörigen wichtigen Beſtim⸗ 
mungen ausdrüden. 


2) Daß aber die fog. Salzfäıre der älteren Chemiker in der 
That ein Erzeugniß ded Hund Ch, oder eine Verbindung beider 
Srundftoffe fei, das hatte zerlegungsmeife ſchon lange bevor, 
ehe man beide gaflge Stoffe, fei es durch Anzündung mittelft Flamme, 
oder durch einen elektrifhen Funken, eder durch ungefpiegelt 
einfallendes (noch ſchneller durch dergleichen mittelft eines Brenn» 
glafes gefammelted) Sonnenlicht, oder auch durch sufanmen- 
ſtrahlend eingeführtes Blaulicht, und in allen diefen Fällen, beglei⸗ 
tet von lebhafter Verfnallung, oder fei es durch gefpiegeltes 
Sonnenlicht (fog. Tageslicht, wie e8 3. B. die Wolken, weiße 
Zimmerwaͤnde ıc. zurüdmwerfen), was verfnallungslofes Verbin⸗ 
den beider Gaſe zur Folge hatte, zu Hydrochlorfäuregas (von 
dem Geſammtmaaße beider Gaſe gleihendem Raumumfange) ſich 
gegenfeitig chemifch zu binden nöthigte,. Henry dadurd bewizfen, 
dag er volllommen irodene gaflge Salzfäure durch miederboltes 





sänzungen verhältniämäßig vollziehen zu können. Häufig endet nämlich jener 
Bruch gar nicht, den der zur Wultiplication dienende Quotient darbietet, fo daß In 
ſolchem gewoͤhnl ichen Falle mittelft deſſelben unmoͤglich Producte gewinnbar werden, 
welche, miteinander fummirf, genau 190 geben. Solches zu erreichen bleibt danm 
nichtd übrig, ald die Brüche um dad Fehlende ihrer Zähler zu erhöhen; wad man 
aber am zwedmäßigftien nur dann vermag, wenn beide Bruͤche vorliegen. Im 
obigen Falle war der Werth ded zu Ch gehörigen Produktö = 82,0148114980;5 Inner 
ded zu O gehörenden = 17,985083048;5 addirt hätten beide eine Summe gegeben = 
99,99989€542 , mithin 0,0010 1858 weniger ald 100; da nun aber der leptere Bruch 
in feinen zweien, der 17 naͤchſten Decimalitellen fehr Hohe, der erfiere hingegen in 
feinen der 82 nächften Stellen nur Yo barbietende Zahhlerwerthe bat, und da außer: 
dem ed wahrfheintid If, dab Marnac’d Befiimmungen der Chlorzahl etwas zu 
hoch audgefallen, fo kornte und mußte die Trgänzung nur den Wruch der O:Bast 
treffen, und zwar zum größeren Theil auf Koften des Weuchd der Ch:Bapf, und Intene 
fo dem o⸗-Zahlbruche 0,014915953 jugefept wurde, gewann zuglelch dad ganze vrocen⸗ 
ttiche Verhaͤltniß möglichile Ausdrucksrerkuͤrzung. 


Gindurdfäälagenleflen elektriſcher Funken zerlegte; die bier, 
wie in ähnlichen Gällen alfo wirkten: weil fie beide Grundſtoffe 
gleichnamig elektrifirten, oben ©. 789. — In Beziehung auf Ch, 
fo wie auf Behimmung feiner Atomzahl (vgl. oben ©. 791) mögen 
bier noch folgende Bemerkungen Kaum hahen: a) erkist man ein 
Saugmetall, 3. 8. reinſtes Na in reinſtem und trodenftem Fir Gale, 
fo verschwindet, unter beträctlicher Gelbßerhigung, Bas wie Metall, 
und wuflerfreied Ratriumclorid, d. i. reinfles Kochſalz (Na 
.Ch2) bteibt zurũck: ») läßt man feuchtes, d. i. von Wafferdampf 
begleitetes Ch-Gas zu Azotoxydgas, oder feuchtes AL 0 2⸗Gas zu 
trodenem Chs@afe treten, fo erfolgt fofort Zerlegung des Waflers 
begleitet von Drybation des A2 O2: Gafes zu dunfliger , cranger 
Azotichtſänre, d. i. zu A2 O8 und von neu entſtandenem Hy 
drochlorfäuregas ; c) Wehnliches tritt ein, wenn feuchtes AB O2» 
Gas mit Natron s (oder Kali» ıc.) Chlorat, d. i. mit fog. chlor⸗ 
faurzm Natron — NaO Ch3 O5 in Berührung geräth; es biltet 
ſich A2 08 und das rüdfkändige Salz ift nun mit etwas Na Ch3 
(sigt mit dlorichtiaurem Natron) *) fpurenweile verunreinigt; 
d) läfı man fehr feuchtes Shloraas durch eine glühende Glaſs⸗ oder 
Borzellanröhre flreichen, fo erhält man O⸗Gas und im Vorſchlag⸗ 
Bafler rerdichtete Hydrochlorfäure (= H2 Ch2 und O); e) fest 
man in Wafler geldstes Ehlor dem Sonnenlichte aus, in Damit ges 
füllten gläfernen Slaichen, melde mit der offenen Mündung nach 


unten gefebrt, in einem Glaſe mit Wafler fo ſtehen, dab dieſes 


leptere Bafler die Mündung des umgeftürzten &lafes vollkommen 


überdedt und fperrt,-fe entwidelt fi in dem innern umgekehrten 


Bufe fortdbauernd Os@us, während das unter diefem Safe ‚übrig 
Dieibende Vaſſer H2 Ch2 übertommt; oben ©. 524 Gept man 


ein Glas mit farblofer , ſehr waflerarmer potfäure dem Sonnen . 


lichte aus, fo entwidelt fe Oxygengas, während jener Theil der 
felben, welder diefes Bas entließ, in Azotichtſaͤure übergeht und 
den Übrigen Theil der Säure orange färbt und Orangendunft ent, 
binden macht. In ähnlicher Weife hebt aud) das Licht die Verbin» 
bung zwiihen Sarbon und O, fowie zwifchen Hydrogen und O 


7) Berfegt man eine Löfung von reinem Chlorſaurenatron (Nao Ch2 O5) vder ders 


gleichen Ghlerfäurefall : Lithion 2c. ıc. mit ein Paar Tropfen Siiperauflöfung, d. l. 
Lug einer Stiberompfalzed, 1. B. AgO As O5 (vgl. ©. 403 ff.), fo erfolg: Fine 
Zrabumg ; enthielt Tagegen die Köfung nur etwad Laugmetall,Chlorid, 3. B. Na Ch, 
müht ſich dad Ganze ſogleich milchig weiß (indem dad Eliber dem Chlorid Chlor 
entzieht und dagegen feinen O⸗Gehalt an dad Raugmetall, 3. B. an dad Na abgibt, 
dieſes In Laugmetallomd (3. B. In Natron, d. I. Ns0) verwandelt und ei dadurch 
befählgend ich mit Auflöfungöfäure, bier mit A2 O 5, d. i. mie Ugetfäure zu verbinden. 


— — — 


— 


der in den gruͤnen Theilen, insbefondere in den gränen Blättern, 
Mnospen, grünen Kelchen, Gtengeln x. . angefammelten wäfrigen 
Garbonfäure auf, und hewirkt fo, Daß einerfeits dergleichen Pflan⸗ 
sentheile Bedensluft (O⸗Gas) entwideln (wodurch ein Theil jenes 
O⸗Gaſes erſetzt wird, weiche Menſchen und Thiere athmend ver⸗ 
bragchen) andererfeits der nährende Yflanzenfaft C und H, verbun⸗ 
den mit mehr oder weniger Hydrutwaffer, md mit Azot [dus 
aus dem Ammoniak fayulenden Dungers, fowie aus jenem der at» 
mosphäriihen Luft, nachdem entered von dem Boden eingeiogen 
und theils mit Humusfäure (Dungſäure oder Torffäure), theils mit 
Garbonfäure, theils auch mit Azotfäure fi verbunden hatte] vie 
zum Badhsihum erforderlihen Clemente erhält. Webrigens entwideln 
auch grüne Laubfröfce unter dem vom Sonnenlicht getroffenen 
Wafler Sauerfioffgad. Was in diefen und obigen Fällen die Un: 
ziehung des C zum H und umgelehrt die des H zum C größer 
macht als die beider Srundftoffe zum O, fcheint hauptſächlich gegeben 
zu fein theils in Der Durch Das Licht erzeugten pofltiven Slektriſirung 
des CH und im der dieſer emtiprechenden negativen Elektriſirung 
vaſſender Untheile von H2 O und A, weldhe dann, während fie Ad 
mit denen ihnen elektriſch entgegengefegten Stoffen vereinen, das 
ihnen gleichnamig geladene O abſtoßen (andauernde poſitive Elek⸗ 
trifirumg, bewirkt mitteilt einer gewöhnlichen Elektriſirmaſchine, 
täglich in abwechſelnden Kriften von je viertels bis halbſtündiger 
Dauer, bradite, in Weſtrumb's hieher gehörigen Verſuchen, fräns 
kelnde Pflanzen zum Gelunden und zu gedeihlichem Wachsthum; ohne 
Zweifel: unter beförderter Sntwidelung von O⸗Gas), theils in ders 
felben Lichtwirkung, die den beftehenden fefteren Theil der Zellen» 
gefiße und Porenränder 3c. der Blätter ıc., und mehr noch das C 
und Hreiche Bflanzengrün oder fog. Chlorophyll's trifft 9), das 


/ 


®) Dieſes findet ſich in Form Heiner grüner, In der Zeienflüffigkeit fchwimmender As 
gelchen, die man durch Aether entfärben kann, obne fie dabei gänzlich In denſelben 
einzufüßren nd zu Idfen; was der Aether zurücklaäßt, bedarf nody nüherer Unter: 
ſſichung. Deſtillirt man dann von dem grünen Atherigen Audzuge den Vether wieder 
ab, fo bleibt ein Stoff zurüd, der, mit Alkohol ausgezogen, diefen fatt grün färbt. 
Deftillirt man nun dleſen alkohollgen Audzug, fo hintrerläßt er einen Rüdhand, weils 
cher mit ſehr waflerarmer Kydrochlorſaͤure, indem er diefelbe ſchoͤn Ichmaragterhn 
färbte, aus zezogen werten kann; ebenfo verhält er ſich zu conc. Gchwefelfäure, und 
aus beiden Auflötungen fhlägt Waſſer den grünfärbenden Stoff, Jedoch durch dieſe vers 
fyledene Verrichtungen zum Theil mehr oder wentger weſentlich verindert, nieder. Der 
unverändert gebliebene Authell laͤßt ich durch Kallfauge (KO H 2 O x Ay) himmegneb: 
men und durch Effigfäure daraud wieder fällend ſcheiden, ba er dann In fhmaragd: - 
grünen durchfichtigen Flocken fich fondert. Allied diefed gift jedoch nur von dem Shles 
rophyll frifiher Blätter, hingegen nicht von dem durchs Trocknen der Blätter mehr 
oder weniger wefentlich veränderiem; denn dieſes laͤßt ſich z. B. aus feiner Auf⸗ 


wehrikeiniih auch in der Haut des Laubfroſchos zugegen if. 
Das Srün dieſes Bildungstheiles, der durch feine Befkeltung einiger:: 
maahen an jene der farbiofen Kügelchen tkierlicher Flüffigkeiten er⸗ 
innert , läßt A& auch mit gewöhnlichem fog. vertificirtem Veingeiſt 
frifden Sflangenblältern, z. B. denen der Gellerie (Apium graveo- 
lens Linn.) entziehen, und dient in diefer an fi nicht reinen Form 
zum Srünfürben geiſtiger Flüſſtgkeiten (4. 3. der foa. Wermuth⸗ 
Gfieuz) und des Zuckers zu Grgeugniflen des Buderbäders ıc. Laͤßt 


man Sonuenlict, das Durch einen gefättigt grünen Auszu des 


Chlorophyll lebhaft geyrünet werden, durch ein Prisma fallen, ſo 
erleidet zwar derjenige Theil des Weißlihts, der mit hindurchge⸗ 
sanzen, die gewöhnliche fogenannte vrismatifhe Farbenzer⸗ 
Areuwng, hingegen nicht der grün gewordene Theil, worauf 
| folgt: dab die ſolchen Weges dem Licht gewordene Srünung Fein 
| Erzengniß aus Blau une Selb iR. NM Kür die arose Anziehung 
| des Ch zum H fpricht außer dem unter d) Bemerkten insbefondere 
die Art, wie Ch bleiht, Sontagien und Miasmen gerfiört, 
Sloaden von A2 S⸗Gas befreiet, Die übelriehenden Ab⸗ 


jügne der Weißrerbereien, der Mezger⸗ oder Schlachthaͤuſer ıc., Lei⸗ 


| denıc. ihres Uebelgeruchs beraubt, weiches Alles zu⸗ 

naͤchſt lediglich in Folge der Sntziebung des H folder Erzeugniſſe 
| turch das Ch erfolgt; und ba nun zugleich Die hiedurch entſtandene 
| Bobrochlorſaure an den mitvorhandenen Kalk, fo wie an das meis 
| Rentbeils fon fertig mitiugegenfeiende Ammoniak tritt, und beide 
| dadurch in Düngende, almosphärifhen Waflerdampf anziebende und 
| verdichtende, dadurdı aber den für das Pflanzenleben fo wichtigen 
! Baflerbedarf des Bodens (zumal den des Eandbodens, der trodenen 
Ä oder Bergwiefen ıc.) erhöhet, ſo follte mean zur Förderung der Meins 

lichkeit und dadurch der GBefuntheit von Menfhben und Zuchtvieh, 
| fo wie zur Beförderung der Fruchtbarkeit des Feld⸗ und Wieſen⸗ 
| bodens, allgemeın darauf Bedacht nehmen, daß Ghlorkalk (d. i. 
' ein Gemenge von Calciumchlorid und Chlorichtſaͤuredalk) in allen 
| Städten und Dörfern für jene Bwede verwendet und denen daraus 
erwachſenen Grzeugniffen nad) zur Grböhung der BodenverJeflerung 
| benngt werde. Webrigens zerfegt Ch ſowohl H2 Br2 und H2 12, 
| d. i. Hydrobromfänre und Hydrojodfäure, hingegen nicht 
| Öydrofluorfäure (HS F?), und während man daher Brom 


— ma — — 


fung in Salzſaͤure durch Waſſer nicht fällen, Noch größere Abaͤnderungen erleidet 
es, wen dad Licht anfängt ſchwaͤcher einzuwirken, Indem ed dann, wahrſcheinlich in 
Zeige angebäuften Sauerfloffd, in gelb:braume und, falld Eiſenoxrd mit zugegen Ifi, 
im tethbraune und rothe zum Theil faure Erzeugniſſe uͤbergeht, wie die Baumblaͤtter 
im Herbfie ſelches nachwelſen laſſen. 


— — 





und Jod von H leicht befreien und chemiſch iſoliren (ausfcheiden) 
kann ; durch Shlor, iſt foldhes für Fluor auf diefem Wege unthun⸗ 
lid. 8) Ebenfalls fehr kräftig wirft Ch anziehend auf Metalle, 
und übertrifft hierin nicht nur Br (Brom) und Jod, fondern auch 
dad Oxygen; denn nur flark elektriſy aufgeregtes Au (old), Ps 
(Platin), Ir (Zrid) und Ag verbinden ſich (ald Fortfekungen des 
fog. + E oder Zinkpois ſtarker zalvaniſcher Batterie, bei Deren 
Schließung) unter — vie Trommsdorf zeigte — wirklicher Ber 
trennung (und nicht blober Slutbfhmelzungs-Serftiebung, wie Rits 
ter meinte), d. 5. bier unter Aufnahme vou O, mit demfelben zu 
Dryden; CEhlorgas und Chlorhydrat (hinreichend eingeengtes) hints 
zegen laſſen kein Metall unangegriffen und Idien 3. 8. Gold aus 
genvtidlich auf, wenn es binreichend verdünnt if. Mehre hinreis 
chend zertheilte Metalle verbrennen im Ghlorgafe unter Funken⸗ 
fprüben, 3. 8. Stib, Wiſmuth ıc. und viele Erzmetalloxyde entwickeln, 
in Chlorgas geglühet, O⸗Gas, während fiefih mit dem Ch zu Chlorür 
oder zu Shlorid verbinden. h) Obgleih fhon Glauber das Chlor 
kannte *), fo war es doch bis auf Scheele fo gut wie aänzlich im 
Vergeſſenbeit gerathen, und nur dem Scarfblice diejes, mit den 
gerinafügigften Berätben Durchgreifend: Wichtiaed und nicht nur 
für die Chemie und Mineralygie, fondern zum Theil auch für die 
Phyſik und Phyſiologie des Bedeutungsvollen Biel entdedenden 
deutfchen Chemikers **) entzog es Ah nicht. Scheele erfannte 
es (1774, d. i. in demfelben Sahre, ale Brietiey — den 1. Aug. 
1774 — die Lebensluft wieder entdedte, eine Entdeckung, zu der 
auch Scheele ein Jahr darauf aeiangte, der fle Feuerluft nannte) 
für einen Brundftoff, der mit Phlogiſton (S. hielt die brenn- 
bare Luft, d. i. das Hdrogengas, für die Hauptquellse des 
von Stahl ald allgemeine Urfache der Brennbarkeit hypothetifch 
angenommenen Srennflofes; Kirwan und einige andere Beitges 
noffen Scheele’s nahmen H für gleishbbedeutend mit Phlogiſton) 
verbunden die Salzſäure erzeuge, und nannte ed daher Deylogis 
firte Salzfäure. Nachdem ©. gefunden, daß der ſog. Braun⸗ 


#) Bol. m. „chronologifhe Weberficht dee Geſchichte Der Eheme (vergiihen mit 
den Hauptereigniffen der Weltgeſchichte ıc.),” in m. „Einleit. in die neuere " 
Chemie” S. 556 ff. G. wußte unter andern, daß Ehlor in Form feuerfarbenen 
Dunited ale Metalle auffdfe und mit waſſerarmen Welngelft fich verdindend anf " 
der Stelle fog. verfüßten Salzgeift gemwähre, d. i. ein Gemiſch von fog. Chlors 
Ather Corer Shloräthyl, oder Elanichlorür) Eſſignaphtha (oder Eſſigatheer 
b. i. effisfaured Aethyloxyd oder Eſſigſaäure-Aethyloxvyvd) Ehloral (ſ. w. o.) 
und Weingeiſt. 


“) Bol. a, a. Orte ©. 018 ff. 








Keim, d. i. das natürliche ſchwarzgrane Manganbyperorpd 
(MnO2) mit Stahl zu reden, ein — feines Phlogiſton im hoben 
Grade bLeraubtes Metall, alio bephlogifirtes Braunfleinmetalls oder, 
wie ed Bergman nannte, Magnesium (woraus fpäter, am Ver⸗ 
wechfelungen mit der Magnefla, d. i. ded Ugo — wie oben — 
zu vermeiden, Manganefium, und endlich, ber Kürze wegen, 
Mangänum und daher Dlangän) oder Magneſiumkalk, oder in 
die jegige hemilalifhe Benennungsweife überſetzt, daß er ein Oxvd 
des Mangan fei, und da ©. weiter wahrgenommen, wie dieſes Oxyd 
sor mehreren anderen fi eigene brennbare Gtoffe zu dephlogi⸗ 
fifiren (u orydiren). 3. B. wenn man es unter Bufas von 
Zuder x. mit verbünnter Schwefelfäure erhigte, indem es dann 
leicht und ſchnell in weniger dephlogiſtiſirten Metallkalk fih wan- 
deite, der nun 3. B. aus derſelben Schwefelfäure durch Kali (in 
Berbindung mit E20) fällend geicdhieden, in Form eines weißen, 
jent ohne Beihülfe won Suder (oder von ähnlichen brennbaren 
Stoffen? in Schwefelfäure, wie in vielen anderen &äuren leichtaufs 
löslıhen Niederſchlags fih ſammeln lieh, der, in abgelperrie atmo⸗ 
fpbäriiche Luft gebracht, Diefe in dem Maaße, wie er fi braͤunte, 
jur Unterhaltung der Verbrennung flammend brennender Körper 
fo wie zur Athmung unfähig machte *) — da lag dem umfichtigen 
Gorfcher die Frage nahe: ob es nicht möglich fein follte, mittelſt 
des Braunfteins bie bis dahin unzerlegte Salzfäure hinfiihtlih eines. 
etwaigen Shloyiftongehaltes zu befragen, und, falls dic Sntwort 
bejahend ausfalle, fie davon zu befreien. Als dann ſpaͤterhin La» 
poifier zeigte, dab heim Verbrennen der Brenndaren in Ser atno⸗ 
ſphariſchen Luft, ihnen Bein wägbares Weſen entgehe, fondern viel⸗ 
mehr eines dergleichen aus der Luft zu ihnen trete, und daß, wenn 
das Verbrennen in reinfter Lebensluft vor fih gehe, diefe dabei 
gänzlich verfihwinde: indem fie mit dem brennbaren ©toffe Kch ver⸗ 


5) Jene Bräunung in Folge der Drndation ded weißen MnOsBydratz fie geht fehr 
data in fdywatzdraun über, Indem auf Koſten bed Eauerfleffd derfelben abgefchloffenen 
Dufs dad dem Hellbraunen Hydraste zum Grunde liegende braune Drpduls 
od u ſchwarzbraunkes Drydhydrat verwandelt wird; fo daß alſo MxO H 2 
O zumädyfi in Mn 2 O5 H2 O, dann aber in Mo2 O5 Hs O übergeht; Uebergänge, 
Ye nach und nach den O⸗Gasgehalt der abgeſperrten Luft fo Fark vermundern und dadurch 
den der Luft annoch verbieidenden Antheil diefed Gaſes fo fehr verdünnen, daB auch 
Be brennbarfen Stoffe, und ſelbſt Im ſtark erhipten Zuftande, darin keine Drzdatten 
mehr erſi. den; da dann, war die abgefperrte Luft durch Kalkwaſſer, vor dem Ver⸗ 
finde, von Ihrem Heinm Hinterhalt an CO x befrelet werden, fie num ein fait reine, 
%. h. für tiefen Fall, neben etwas Wafferdampf nur noch Spuren von OSas ent: 
haltendem Aystgad (ArGab) oder Stickgas, fonft phlogiſtiſirte, verdorbene 
dr mephitiſche Luft genannt, darſtellt. 


“ 
‘ 98 
— — — — 


binde, und, entſprechend ihrem eigenen Gewichte, deffen 
abſolutes Gewicht vermehre, und, beſtanden die Brennba⸗ 
ren aus Metallen, fie dieſe in ſog. Metallkalke verwandeln, beftam- 
den ſie aus nichtmetalliſchen Stoffen: mehrere derſelben in Säuren 
verkehren, ſo folgt von ſelber, daß beim Verbrennen in abgeſperrter 
atmosphaͤriſcher Luft, Die zurückbleibende, von Scheele „verbvorbene“ 
genannte Luft (das A⸗Gas) nicht ein GErzeugniß der Lebensluft und 
des unerweislichen Phlogiſton, alſo nicht eine phlogiſtiſirte Lebens⸗ 
luft, ſondern ein (phyſiſcher) Theil, und zwar der überwiegend größere 
der atmospbärifehen Luft fei *). Ba nun jener @äuerungen wegen, 
weldye , durch ihre Verbintuug mit Srennbaren, die Lebensluft be» 
wirkt, diefe Luft von Lavoiſier Oxygenium, d. i. fäureerjeugenpder 
Grundſtoff, und defien Verbindungen mit Unverbrannten, oder mit 
UnvolltommensBerbrannten im Wligemeinen dur den Ausdruck 
Dryde bezeichnet waren, fo erhielt fortan auch Scheele's dephlo⸗ 
giſtiſirte Salzfäure die Benennung orydirte oder orygenirte 
Galzfäure, und nicht dieſe galt nun für einen Grundſtoff, fondern, 
wie vor Scheele's Entdedung, die Salzfäure, und da man im 
noch fpäterer Zeit entdedte, daß die (og. omydirte Salzſäure fi in 
verichiedenen feſten Verhältniſſen mit dem Oxygen zu verbinden 
nermöge, fo wurden diefe nun folgreht: als höhere Oxpdations ſtu⸗ 
fen der Salzfäure betrachtet. Nachdem nun aber auf galvatiſchem 
Wege die früher con Beraman ausgefprodene Vermuthung, daß 
die Alfalien Metalloxyde feien, durch die glänzentfie von Humpbhry 
Davy's Gntdedungen (oben &. 789 Unm.) beftätigt und fo voli- 
kommen wahr geworden, was bereits 1793 Hausmann vorausſetzte 
binfihtlih der Erden (und zu den Erden zählte man damals audy 
jene Laugmetalloryde, welche durch Schwerlöslichkeit in Bafier von 


*) Laroiſier nannte ihn 1775 Azot (eine Benennung, bie Hermbfäpt 1794 
auch in deutſchen, hieher gehörigen Schriften beibehielt) von a privativo unt 
Toon ». i. Leben nicht friftendes; vgl, m. Grundzüge ber Rhyſik und Chemie 
2e Aufl. I 320, wo man von ©. 319 bis 822 pie vorzüglichften, in ber Che⸗ 
mie in ver Phyſik vorkommenden, dem Griechiſchen entflaudenen Bencanungen, 
ſowohl der Stoffe, als der Gerithe aufgeführt und ihren Abtöeilungen nach bes 
ihrieben fine. Das Azot wurde übrigens von Daniel Rutherford, 
weiland Profefior der Botanik zu Cdiaburgh (Mutterbruder von Walter Scott; 
ftarb den 15. Decbr. 1519) 1772 entbedt und In veffen ISnaugural-D.ffertation 
beſchrieben. Er mar als guter Grperimentator befannt, und ſuchte a. a. O. zu 
zeigen, daß nicht alle unathembare Luft fire Luft (CO 2) ſei; denn, bemerkt er, 
wenn man jehe abgeiperrte atm. Luft, in welcher ein brennenter Körper erlo⸗ 
ſchen, mit cauſtiſchem Alcali oder gebranntem Kalk entfernt habe, bleibe noch 
eine größere Menge Luft übrig, als bie bereits verfchludte betragen habe, und 
biefe bringen Leben athmenber Thiere und Flammen brennender Körper augen: 
blicklich zum Erloſchen. Scheele unterſuchte es 1774 gemauer. 


4 


dem Natron, Lithion, Kalt und Ammon fi unterfheiden, im Hebri, 
gen aber im Uligemeinen wie diefe gegenwirken, und namentlich 
ebenfalls Säuren volllommen zu neutralifiren vermögen, und denen 
Baryt, Strontil, Galcıt und Magnit gehören, die zu jener Seit, und 
zum Theil noch jeßt, altalifhe Erden genannt wurden, wäh 
rend der Bertafler dieſes Sandbuchs hierin mehreren älteren und 
neueren Chemikern folgend, im Syſteme der chemiſchen Jerbindun⸗ 
gen he als erdige Alkalien oder Laugmetallorygde in die zweite 
und leute Abtheilung der Saugmetalle brachte, und fie Hier alt Die 
Oryde der Erdlaugmetalle auffährte), was dann 1802 Stef⸗ 
tens und fpäter Andere edenfalls foigerten, da babnte das unter a) 
erwähnte Verhalten des K, Nu ıc. zum trockenſten, reinften Chlor 
der weiteren Folgerung den Weg, daß die fog. oxvdirte Galzfäure 
ein. Grundſtoff ſei, und als Humphry Davys nun, um hierüber 
ins Elare zu kommen, in vollkommen trodenes Chlorgas reine.Holz, 
kohle längere Zeit weißglühbend erhielt (mittelſt der Poldräthe einer 
ſtarken galvan. Batterie), ohne dab fie darin irgend zur Verbren⸗ 
nung gelangte, und ohnedaß die angebl. oryd. Salzſaͤure fich irgend zer» 
fegte, da theilte auch diefer treffliche britifche Experimentator bie 
von Bay: Enfjac und Thenard ausgefprochene Anficht: daß fie 
en Grundſtoff fei, und nannte diefen, feiner klaßgrüngelben 
Sarbe wegen, die er im Gaszuſtande darbietet (von zAueos Jividus 
gelbgrün) Ehlorin fürzer Chlor. Bald darauf (18141) entdedte - 
er das erfle Oxyd (Brotoryd, vgl. oben ©. 790). deſſelben, indem er 
ein Sewichtstheil KO Ch2 O 5 mit zwei Gewichtstheilen tropfbarer 
H2 Ch2 und ebenfoviel Wafler begoß und gelinde erhitzte; es 
entwidzelte ich ein Gasgemiſch, dem Tas Mercur der pneumatiſchen 
Banne foglei einen Untheik, der aus Chlor beftand, entzog, wäh» 
rend der andere Antheil unverfchludt blieb und ein dunkelgrün— 
geibes, wie gebrannter Zuder und Chlor riechendes, lakmus⸗ 
rötgendes und ſogleich zerſtdrendes Bas Darftellte, das bei einer 
Bärme vo2 34—40° C mit heftigem Knall leuchtend zerfällt in 2 
Maaß Ch» und 1 Maaß O⸗Gas, von dem Entdecker Guchlorin 
(von Zu wohl oder gut und zyiweos gelbgrün, aiſo wohl oder fatt 
geifgrän) genannt und ungefannt auch ſchon früher Bemerkt wurde *)- 





— — — — — 


") As ver Verfaſſer dieſes Handbuchs 1809 eine wäſſerige Löfung won ſchwefelſ. 
Manganorcydul mit einer Loͤſung von damals ſog. überoxyvirt ſalzſaurem Kali 
». i. KO Ch? O5 vermiſchte und fie im Sanbbade erhitzte, um fie etwas 
mehr einzuengen, zeriprang der Blaskolben, der has Gemiſch enthielt, unter ſehr 
heftigem Knall. Achnliches beobachtete früher Hagemann. Im Jahr 1814 
eutnedten unb beſchrieben Sumphr. Davy und Graf Stabion eine gaflge 
Berbindung von Ch mit O, vie ken Namen der h lorigen Säure (Chlo⸗ 





Balard rannte eine Verbindung von 2 Ch mit 1 O unterdio- 
rihte Säure (d. i. Unterhloridtfäure), und siemlich allge- 
mein wurde die Annahme, daß im fog. Chlorkalk *) eine gleiche 


richtſaure) erhielt un = Ch? O 3 zufammengefegt fein follte. Es wurte 
gewonnen bei 59° bis 60% C aus geſchmolzenem Kalichlorat (chlorſ. Kali) durch 
Bt/mıl fo viel Bitrioldl, das zuvor mit 1/ Waſſer vernwiicht morben, war 
dunkelyeib, roch vom Enchlor verſchieden eigenthümlich, bleichte trodnes Lalmus⸗ 
papier nicht, wohl aber feuchtes, nach ſchnell vorubergehender Roͤthung, ließ ſich, 
wie Faradah fpäter zeigte, durch Druck zur tropfbaren ſehr flüchtigen Slüſſig⸗ 
keit verdichten, zerſiel im Sonnenlicht allmälig in Ch» nnd O⸗Gas, ebenſo 
durch elektriſche Funken, und durch Wärme von 100° C uater heftiger Bers 
knallung und merklicher Leuchtung. H, P une 3 verbrannten tarin mit heftiger 
Esploflon, waͤhrend lehtere im Cuchlor (oder fog. Chloroxydul) ohne Knall aber 
ſehr lebhaft verbrennen, Waſſer Iäst Das 8 bis 1LOfache feines Wigaßes von 
legteren, von der fog. Shlorichtfäure Hingegen nur 7 Maaß. Don Bafen bes 
rührt zerfällt diefe in Ch und Ch? O5. Ic erhielt beide Gaſe miteinander, 
wenn ih KO Ch? O5 mit verkünnter H? Ch? behmikelte, fant pas leg⸗ 
tere vom erfieren vurch Waſſer ziemlih treunbar, glaubte uber Ihre Ber: 
haltens wegen letzteres für Feine fee Verbindung halten zu bürfen. 


*) Man bereitet ven fog. Chlorkalk (veffen Heiße Löfung mitdertes KO CO 2 
verſetzt, mittelft Wechſelzerſetzung zur Bereitung des KO Ch 2 O5 bienen 
kann) fabritmäßig, indem man in frifchbereitetes kaltes Calcithydrat (bie zum 
Zerfallen in Pulver mit Wafler gelöfchter, zuvor friſch gebrannter Kalf) Chlor⸗ 
gas fleigen läßt, bis davon weiter nichts mehr verfhludt wird, Indem has 
Chlor dem Hydrat Calcium (Ca) entzieht, vamit Calciumchlorid harfelleng, 
oben S. 795, macht es O frei, das mit einem anderen Nntheil Chlor theils 
zur Unterhloritfäure (— Ch? O0), theild zur Chlorichtſaäure (Ch 2 
O 3% vgl. oben ©. 496) fi verbindet ; zugleich entfteht mehr oder weniger Chlor⸗ 
hydrat, daß, in Folge feiner Arbäfton den feften Erzeugniſſen pbyſiſch anbäns 
gend, fh durch Ginwirkung von Luft und Warme mehr oder weniger verflüch⸗ 
tigt und zu bem eigentbümlidyen chlorartigen Geruch des Ghlorfalle hauptſäch⸗ 
Ud beiträgt. Reibt man ibn mit Echwefel, fo erhitzt er fih bis zum Glühen, 
vgl. oben &. 515 ff. Erhitzt man Chlorkalk, fo fehreitet Die Ca Ch 2- Bil 
bung fort und bamit zugleich die Ausfcheivung von O aus ben CaO zu Guns 
fien ber Oxydation der genannten unvolllommenen Chiorfäuren ; es entflcht zu⸗ 
legt EhlorfäuresGaleit (chlorſaurer Kalk, der geglübet feinen O⸗Gehalt 
als O⸗Ga⸗ entläßt, und in Ca Ch? übergeht, alio durch Gluth dahin kommt, 
wohin KO, NaO und LO ſchon im Buftante wäfiriger Löfungen ihrer Sy⸗ 
drate gelangen; denn, laͤßt man z. B. zu kaltem KO + x Ag Gblorgas tre⸗ 
ten, fo bildet fich zunächfi neben K Ch 2 mehr over weniger Ehlorihtfänure 
Kati, mebr phyſtich⸗ als chemifch verbunden mit Chlorhydrat uud Chlor⸗ 
fäuretatli (die Verbinpun.g in dieſem Mifchungszuftanne führte fonft vie Be⸗ 
nennung Javelliſche Kguge, und viente zum Tilgen der Obſt⸗Weinſiecken im 
weißen Leinen s ober Baunswollenzeugen), dann, wena bie Verbichtung det exrfiem 
verſchluckten Ghlosgasmengen bereits zur Temperatur⸗Erhoͤhung beigetragen bat, 
mehr und mehr, und enplich nur neben viel K Ch 2 eine entſprechende Menge 
von KO Ch? O5, in Mem Berbältnif, wie folgenne chemiſche Blei. 
Hung es außprüädt: 6 Atome (oder chemiſche Antheile oder Mifhungs- 
gewiähte) KO + 6 Ch? — 5 K Ch? (nebf 1 Atom) KU Ch? O5; 

vergleiche oben ©. 495 |. Wird letzteres Ealz fo Tange geichmolgen, bie es 


— — — — 


801 


Berbindung; alſo Ch2 O als Säure au Ca O gebunden vorliege; 


inbeffen enthält derſelbe außerbem auch noch Chlorhydrat (= 
5% Ch + 72% H2 O0), als Bertreter der Säure ſchwach, viel- 
ffigt nur phyſiſch gebunden an CaO H2 O. Man erhält diefes 
Hpdrat, wenn man Waſſer mit Ch⸗-Gas fättigt Chei einer Luft- 
wärme von 12°-15° C nimmt 1 Maaß Waſſer 2 Maaß Ch-Gas 
auf), "und daun bis zu O° C kaͤltet; es kryſtalliſirt in biaßgelben 
Schuppen, bie über 0° C erwärmt wieder tropfbar wällerige Ch- 
fung darfleßen. i) Läßt man Shwefligtfäure (SO 2) mit Ch 
Gas zufammentreten, fo erfolgt, unter Waflerzerlegung und dadurch 
vermittelte Hydrogenirung des Chlor, fofort Oxydation der SO2 
zu SO 3, die man z. B. dur) Zutröhfelung von in Waſſer gelös- 


: tem fogenanntem falzfauzen Barpt (Ba Ch 2) ſogleich und unver 


lenabar nachweiſen Tann; vor einigen Jahren zur Prüfung eines 
der Shwefelung verdächtigen Hopfens aufgefordert, benupte 
ih, nebſt anderen Mitteln, mit zweifelsloſem Erfolge Ch für diefen 
Zweck, wobei noch zu bemerfen, daß, gilt ed SO2⸗Gas von CO 2 
Gas zu fiheiden die Löfung von 4 Borar in 12 Wafler ein fehr 
gates Mittel darbietet, da fie wohl SO2, hingegen nit CO? zu- 
rüdsält. x) Dit Azot bildet. Ch, und ebenfo auch .Br und J, 
durch Die große Leichtigkeit, mit der fie ſehr heftig verknallen, ger 
füprlide Verbindungen; bie erfiere berielben, von allen chemi⸗ 
ſchen Berbindungen in biefer Hinficht Die gefährlichſte, entſteht 

wit darch unmitielbares Zufammenflichen von As und Ch» Gas, 
fonbern nur, wenn A zuvor gebunden, die von, dieſer Binbung her- 
rührende Anregung noch nicht verloren hat; vgl. m. Grunbzäge I 


Segiunt mit Leichtigkeit o⸗Gas zu entwideln, und zunächft hierin zum erftenmal 
nodläßt, fo beficht das rüdftändige Ealz aus einem Gemenge von K Ch und 
(45 Brocent) KO Ch8 07, %. L Dryhlorfäures Kali oder überchlor⸗ 
feures Kalt, die fich durch Löfen in Waſſer und Kryfallifiren leicht von 
einander ſcheiden Laflen. Die LUeberhlorfäure oder Drydlorfäure 
(oben ©. 496 Aum.) felbf trennt man bann vom Kali, indem man das letzt⸗ 
genannte Galz mit nicht überfläffiger Schwefelfäure befilliet. Ghlorfäure 
= Ch2 O5, gewonnen aus KO Ch O5 durch Berfegung feiner waͤſſeigen 2ö> 
fung mit Hyproflnorfilicfäure (= 2 Si P6 +3 H2 FB), die mit dem Kali 
einen unlöslichen Niederfchlag bildet, und fich fo von ver Chlorſaͤure fonvern Läßt, 
Die man num burch Abpunften verrichtet (man kann übrigens auch durch Zufak von 
Drasfäure ober von Weinfäure das Kali als fog. ſauret Galz kryſtalliniſch 
fällen, va niefe@alge Ko + 2 02 03 und KO +2 T fehr ſchwerloelich And; in 
deſſen fällt vie erſteren Weges gewonnene Ch2 05 reiner auß; S. 496 Anm.) 
Bei ver Defiillation der ſyrupdicken, ſehr fauren, geruchlofen Ehlorfäure (a. a. DO. 
zerfällt Diefelbe in Ca⸗Gas, Oo⸗Gat und Ch2 07. Diefe bat 1,65 Eigengewicht, 
iM farblos, ſcheckt Sauer, zieht ſchnell Luftfeuchte an, fievet bei 2000 C; ihr Dampf 
züunet Bapier an. 


51 


802 


340 und 843. Gie ſtellt ölförmige, im Wafler zu Boden finkende 
- and darin unloͤsliche gelbe Tropfen dar, die nur leiſen Stoßes, 
Reibens ıc, bebürfen, um in ihre gaflgen Beſtandtheile gewaltfamf 
zu zerihlagen. Als man jüngft in wäflriges ſalmiakhaltendes 
Zinnchlorür Chlor treten ließ, um das Zinn in Eplorid zu ver- 
wandeln, erfolgte — was freilich den vorliegenden Erfahrungen 
gemäß vorauszufehen war — fobald die Temperatur durch die 
Verſchluckung des Ch fi hinreichend gefleigert hatte, Heftige Erplo- 
Konz; Archiv der Pharmac. Herausgegeben von H. Wackenroder 
und Ludwig Bley. Juni 1843. ©. 288 ff. Die oben erwähnte 
Unterhlorihtfäure = Ch2 O erpält man au — und zwar 
in Form eines gelben, erwärmt leicht verfnallenden Cafes, das fe- 
doch vom Sonnenlit getroffen werben Tann, ohne zu verfnallen — 
wenn man mit vielem Waſſer (3. B. mit dem #0fachen) verdünn⸗ 
tes Mercuroxpd (Mr O) in Chlorgas trägt; «6 bilvet id Mer⸗ 
curchlorid (ſog. Aezſublimat; oben S. 337 Anm.) und entwidelt 
fih iened Ch2 O⸗Gas. Diefes wird, in Wafler geleitet, von dieſem 
heftig verfhludt, bleicht und zerſtört organiſche Stoffe, verbindet 
fh nicht mit Erzmetalloryden, und entzündet leicht orpbirbare 
Körper, fobald ſie in daſſelbe eingetaucdt werden, 1) Laßt man, 
wie in Scheele's Berfugen, wäflrige Sybrodlorfäure in dem 
Berhältniß von zwei Doppeltatomen Hpdrochlorſfäure auf ein 
Atom Manganppperoryb einwirken, fo bilden fi neben zwei Ato- 
men Bafler ein Kom Mangandhlorür und ein Doppelatom Chlor wird 
frei; MnO2-+2 H2 Ch2 = Mn Ch2 +2 H20O un Ch2 
Gas; wohlfeiler verfährt man indeſſen zur Darfiellung bes Ch- 
Bafes, wenn man drei Gewichtstpeile Kochſalz mit zwei gepulver- 
tem Braunftein mengt, dann 24, Schwefelfäure von 1,85 Eigen- 
gewicht (alſo SOI3-+-H2O; vgl. oben ©. 658) zufegt, die zuvor mit 
4 Gewichtstheilen Waſſer verdũnnt worden, und dann bie dieſes Gemiſch 
in ſich faffenve Glasretorte erhitzt und das ih entwidelnde grünlich⸗ 
gelbliche Gas entweder für fih (und zwar in heißem Wafler) auf 
fängt, oder fogleich in FaltesWaffer, oder in Lauge, oder Ca OH 2 
O ⁊c. leitet, je nachdem man es anderweit verwenden will. Da 
diefes Bas das Athmungsorgan heftig angreift, fo thut man wohl, 
wenn man mit bemfelben arbeitet, einige Stückchen Zuder und 
etwas Altchol zur Hand zu fielen, um erforderlichen Falles fofort 
mit Alkohol befeuchteten Zuder in den Mund nehmen, um fo durch 
Bildung von Weingeiſidampf das Ch-Gas verfpluden und in un⸗ 
ſchädlichen fogenannten Chlorätherbampf verwandeln zu können. 
.m) Exhigt man dlorfaures Kali (das beim Zerreißen feiner 
Kryſtalle, mie auch beim Zerreiben derfelben,. im Dunkeln Hart 


803 


leuchtet) m einer Glasretorte, bis kein O⸗Gas mehr entbunben 
wird, fo hinterbleibtt K Ch?2, während 6 Atome O⸗Gas entwidelt 
wurden. Berzelius fand, daß ſolchen Weges 39,15% O0 entwickelt 
werben, und berechnet daraus das Nequivalent des K Ch 2 == 932, 
568; Marignac erhielt im Mittel von mehreren Berfuchen 80,161 
O-Sas von 100 KO Ch? 05, was den numerifihen Werth jenes 
Kequivalents — 932,14 finden läßt, und von B's Ergebniß um, 
0,428 abweiht, um welches B's Angabe größer if; vol. oben ©. 
791. Beim Erhigen des KO Ch 20 5 wird ſtets etwas von biefem Salze 
als weißer Staub mit emporgerifien, audp bemerkt man manchmal 
dabei einen hlorartigen Gera des Gafes, zumalmenn es nit ganz 
rein ift, fondern Spuren röthlichen Rückſtandes hinterläßt, den Ma⸗ 
rignac für@ifenfäuretalt Hält, der aber eher von etwas Man⸗ 
ganſäurekali berzurühren fcheint. 100 Gewichtstheile Orychlor⸗ 
ſäurekali (Ci. unten) entließen in Marignac’s Verſuchen, 
durch Erhitzung, 46,187%, O0⸗Saß, was 58,818 K Ch2 ale Rück⸗ 
Rand folgern läßt; oben &. 496 u. 787. n) Tritt A2 O6 mit 
2 H2 Ch2 + Aq. zufammen, fo bilden fi 2 Atome Waſſer, 
während 1 Atom Azotichtfäure + A2 O8 und 2 Doppelatome 
Ch frei werden; eine berglcihen Gemiſch dient, vermöge ſeines Ch- 
Gehaltes, zu Anflöfungen des Goldes, und hieß daher fonft auch 
— weil Gold von den Alchemikern als das volllommenſte ber Die 
talle betrachtet, und daher auch König der Metalle genannt wurde 
— Königswaffer (Aqua regis oder Goldſcheidewaſſer, 
fpäterhin Salpeterfatzfänre, richtiger würde man es Eplor- 
Azotichtſäurenennen; S. 596). Berfeßt man 4Gewichtstheile Fäufli- 
den Scheidewaſſers (verbännte Azotfäure) mit 1 bis 2 Salmiak oder 


‚KRochfalz, fo biſdet es fiih auf Koſten eines Theiles ber Azotſäure und 


der Grundlage jener Salze Na Ch? + H2 O und 2 A205 = 
NaO A2 05 und H2 Ch2, welche Iehtere Verbindung dann auf 
die übrige Azotſäure Osentziepend und H2 O-vbildend wirkt, wie 
bemalt; 2 A2 H8 Ch 2 gibt im gleicher Weife an 2 O ber Azot⸗ 
fäure HA ab, wodurch 2 A2 H 6 bleiben, bie mit 2 Alomen A2 
05 und 2 Atomen Waſſer 2 A2H8 O A2 05 gewähren, wäh. 
rnd 2 Ch2 frei werben, Azotfäure- Ammonorpb ober fog. 
fafpeterfaures Ammontat ober, flatt deſſen, Ayotfäure-Ratron, und 
Eplor wird frei, und hatte man zu gleichem Zwede ein Gemiſch 
von Alaun (oben ©. 595) Kochſalz und Salpeter nebft Wafler 
angewendet, fo bieht ein Theil der an Alumorpb oder Thonerde 
ſchwach gebundenen Schwefelfänre dazu, das Na Ch?, unter Bei⸗ 
tritt und Zerlegemg von Vaſſer (SOS + Na Ch2 A200 = NaO - 
S03 mo H2 Ch) und KO A2 O5 zu zerfeßen unb fo Op⸗ 
51 * 


804 


brochlorfäure nebft Azotſaͤure mit, und nebeneinander frei”zu ma⸗ 
den; wohlfeiler arbeitet man aber in biefem Yalle, wenn man flat, 
Alaun Schwefelfäure zufeßt. 0) Die aus geſchmolzenem nud ge- 
pulvertem Kochſalz durch Schwefelfäure entbundene HSyprohlor- 
fäure bildet ein ſehr dehnſames, Waller heftig anziehendes unb ba- 
per auf organiſche Bildungstheile aller Art mehr oder weniger zer- 
förend wirkendes (3. DB. gepulserten meißen Zuder, fogleich 
verkohlendes; Bummi ıc. in braune Gerbfäure ähnliche Ge⸗ 
bilde verfehrendes) wie ſchon Glauber lehrte: auf ähnliche Weife 
die fchleimigen Beimifhungen fetter Dele tpeilweife verkohlendes 
und. fo zur Trennung vom eigentlichen Dele vorbereitendes, un⸗ 
atbembares, fehr faures Sag, das fi mit verſchiedenen Aether⸗ 
Ölen, 3. B. mit Terpentinoͤl (= C5 H8) zu campperäßnlichen 
kryſtall. Maflen (= C20 H 34 Ch? = C 20 H32 + H? Ch 2) 
verdichtet, den cigentlihen Campher (= C10 H 46 O) der aug 
dem Holze des auf Borneo und Sumatra heimiſchen Campher⸗ 
Baumes (Dryobalanops Camphora) durch Reinigung .und Subli- 
mation gewonnen wird: in farblofen, ſtark lichtbrechenden, glänzen». 
- den, auf dem Wafler ſchwimmenden, bei 150° C ſchmelzenden und bei 
204 fiedenben, fon in gewöhnlicher Temperatur flüchtigen (auf Wafler 
intleinen Stückchen, in Folge des Rückſtoßes iprer eigenen Dämpfe, 
fid um ihre Are drehenden), in Waſſer wenig, in CO 2> hale 
tigem Wafler mehr, in Weingeiſt, Aether, Aetherölen und Zettölen, 
fo wie in geſchmolzenen Starrfetten aller Art Teichtlöslihen Maffen 
vorkommt, zur farblofen ölförmigen Fläffigkeit ſchmilzt; und ebenfo 
auch Eis, indem es in deſſen Blätterdurchgänge eindringt, hierin 
der Azorichtſſure äpnelnd, bie, 3. B. mit A2 O5 zur rauchen— 
den feuerroiben Azotfäure verbunden, den Campher in eine auf ihr 
ſchwimmende gelbe oͤlähnliche Mafle, fonft genannt Campheröl 
verkehrt, welche, wie jene weiße H2 Ch2-haltige, durch Waffer 
fogleih in Campher und Säure gericht wird. Wird übrigens der 
Campher mit gewäflerter Azotfäure Tange Zeit digerirt und wieder⸗ 
holt deſtillirt, ſo entwidelt er Daraus A2 O 2⸗Gas, während fih vom 
@ampper 1 Atom H2 O trennt und bagegen 2 Atome O hinzu= 
tommen; CG10H160O A205 = H20O +CIO H14 O5 
mb A2 O2:Gasd. — Flammende Körper erlöfhen im H2 Ch 2- 
Gafe, unter Brünung des Flammenſaumes. 

3) Fremy fand, was fpäterhin zunächſt Ham. Tromms- 
dorff, dann Badenroder und mehrere Andere beflätigten, dag 
auch das Eifen, nah Art bes Mangan, fi mittel Berpuffung 
mit Salpeter (im fehr geräumigen Schmelztiegel, ber beim Geſammt⸗ 
gewicht der Berpuffungemafle von 300 Gran wenigſtens für 1%, 


805 


Pfd. Rauminhalt darbieten Tönnte, und ber nur fo flart erhißt 
worden, daß fein Boden und feine untere Wandung ein Paar 
300 po über demſelben ſichtbar rothglüht) bis zur vollkommenen 
DRetallfäure orybiren laſſe. Dan trägt zu dem Ende, in ben unter- 
Halb rot hglũhenden Schmelztiegel, ein moͤglichſt inniges Bemenge 
von eiwa 100 Gran feinften Eifenfeil» oder Eiſenbohrſtaubes und 
200 Gran trodenfien Salpeters, auf einmal fo in den Ziegel, daß 
es — zur Berhätung feiner Schmelzung — etwas feitwärts zur 
Lagerung gelangt; es blähet ſich dann ſtark auf, geräth dabei in 
lebhaftes Rotherglühen, entwidelt weißen (näper zu unterſuchen⸗ 
den) nuthmaßlich aus Kaliſtaub beftehenden Raub, und bietet 
dann, nach beenbeter, nicht gefahrooller Berpuffung eine dunkelgraue 
brödiicgweiße Maſſe dar, die man dem vom euer entfernten Tie⸗ 
gel mittelft eines eifernen Loͤffels enthebt, und, ſobald fie ertaltet, 
im trodnen eifernen Mörfer zerreidtz alfo gerrichen bildet fie ein 
erünlichgraues Pulver, das man fchnell in ein wohlgetrodnetes 
noch warmes Glas bringen und gegen Luftfeuchte wohlverwahrt 
verfihließen muß. Es Kelit das Eifenſäurekali (oder „etfenfanren 
Kali,“ KO Fe 08) dar, löst fih in Waſſer mit dunkelkirſch⸗ 
rother Farbe, die dur Berbünnung in Amethyſtroth übergeht, 
jedoch nicht ſedr luftbeſtaͤndig il. Mehr iſt dieſes der Ball bei je⸗ 
nem Eifenfänrefali, deſſen Säure man (nah Döbereiner) auf 
noflem Wege dadurch gewonnen hatte, daß man zu Eifenoryb- 
Pybrat (Fe2 03 H2 0) und Kalilauge (KO H2 0 + 3—4 
Ag) fo lange Ch⸗Gas treten ließ, als davon noch verfihludt wurbe; 
es bilden fih dann, neben K Ch? und KO Ch2 O5 zugleich au 
5 Atome KO + 3 Ch? H2 O, die, bei Berührung des Gifen- 
oryohpbrat zur Zerlegung gelangend, in 3 Xtom K Ch? und 2 
Atome KO Fe O3 übergepen, indem 3 Atom O, entwidelt aus 3 
KO durch 3 Ch2 zu den fhon vorhandenen 3 O des Eiſenorydhy⸗ 
drat’3 treten und es in Fe? O6 = 2 Fe O3 verwandeln. Die 
dunkelkirſchrothe wäflrige Löfung entläßt dann bald einen Theil des 
in ifr mitentpaltenen KO Ch2 O 5, was. man verhüten Tann burg 
Zuſatz von mehr Waſſer; fie Hält fih dann befler, ale wäre fle in 
diefer Beziehung gereinigt worden; wahrfcheinlich: indem etwaiger 
Berluft an O, den die Fe O 3⸗Säure fonk leicht durch Einfluß dee 
Lichtes exleidei, buch O der Ch2 O5 ſtets gebedt wird. 3H 3S, 
fowie 3 A2 H8 S (Schwefelammon) entziehen ihr fogleih 8 O, 
damit 3 H2 O herflellend, und wandeln die Eifenfäure in grünes 
Sähwefeleifen, d. i. in eine Schwefelungsſtufe des Fo um, bie 
(ehr wahrfchelnlih der DOrybationsftufe der Eifenfäure enifpriht) 
muthmaßlich = Ee S3 und‘alfo eine ſechdte Verbindung des Eiſens 


806 


— 


mit Schwefel im Maximum gewaͤhrt, wie man fie bis hieher noch 
niet Taunte; denn zeither galt die fünfte Schwefelungsſtufe des 
Eifens = Fe 82, d. i. jene, welche in helmeffinggelben, ſtark 
glänzenden, harten und unmagnetiſchen, in verdünnten Säuren un- 
auflöslichen Kryſtallen als fog. Schwefellies, Waffertteg oder 
Schwefelglanz natürlich gebildet vorkommt, für ein ſolches 
Schwefelungshöchſtes (oder Maximum) des Eiſens. Erhitzt 
man Schwefelkies für ſich, fo entläßt er 23%, Schwefel Chterauf 
beruht die Darftellung Bes Schwefels), und zurüdhleibt eine, 
hinfichtlih ihrer Zufammenfegung bem fog. Magnetkies (mag⸗ 
netifhen Schwefellies) gleichende Schwefelungsfiufe des Eifens, in 
der gegen 7 Atome Eifen 8 Atome Schwefel (oder gegen nahe 63%, 
Eifen volle 37%, Schwefel) vortommen. an man durch Erhißen 
von Eifen mit überfläffigem Schwefel, 3.-8. eines innigen Ge⸗ 
menges von Eifenfell- oder Eiſenbohrſtaub mit im Uebermaaß bei- 
gegebenem Schwefel, unter bald von feiber eintretenden lebhaf⸗ 
teſtem Rotherglühen an Schwefeleifen in Form einer fpeiagelb- 
Ugsduntelbraunen oder ſchwaͤrzlichen Mafle gewinnt, gleicht jener, 
welche eine Schwefeliange Hervorbringt, wenn fie glühendes Stab- 
etfen (Weicheiſen) oder Stahl durchbohrt (Gußeiſen wird nicht durch⸗ 
bohrt, obgleich Gußeiſenſtaub mit S unter Ichhafter Ergiähung fich 
vereint), und flimmt ihrer Zufammenfegung nach ebenfalls überein 
mit bem Magnetlies, der von dem Schwefelftes ſich vorzüglich durch 
ſeine magnetiſche Anzichbarkeit unterfcheivet (hie Ießterem fehlet), 
befien Härte die des Kalkſpaths übertrifft, deſſen Farbe entweder 
ſpeisgelb iR, oder ins Tombakfarbene metallifch glänzend fireift, 
und der, wie jene künflihe, wenn fie ber Auflödfung in Säuren 
(3. B. in verbännte Schwefelfäure) unterworfen werben, welche 
dabei das Wafler zerfegen machen, oder doch H zu entwideln ver- 
. mögen (3. B. H2 Ch2) Hyprotpionfäure» Gas ( Schwefel- 
maflerfioffes H 2 8) zugleich auch Schwefel zur Ausfcheivung und 
Sällung bringen. Beide Schmefeleifen, jenes künſtliche und dieſes 
natürliche, find einander tfomer (5.762), und, wie bemerlt —= Fe 2 
SB, was wahrſcheinlich in ihnen felber H = 5 FeS + Fe2S3, ' 
und mithin ſowohl Yon dem Schwefellies (Fe S2) als aub von 
jenem, ebenfalls magnetiſchen kryſtalliniſch und metallifh glänzend 
ober graulichgelb vorkommenden (etwa Brandkies zu uennenden) 
Säwefeleifen verſchieden, welches fih aus FeO SOB Lölnng 
durch verweſende desorydirend⸗wirkende Pflanzen und Elementar⸗ 
Organismen, 3. B. in verlaſſenen Gruben: ıc, zu bilden, und 
au in manden Braunloplen» und Steinkohlenlagern fchon fertig, 
meiftend neſterweiſe ſich zu Jeigen pflegt. Dies Schwefeleiſen naͤm⸗ 





807 


lich iR Fe 5, und zeiſhnet ih vor anderen Schwefelungsſtufen auch 
dadurch aus, daß es mit Wafler genäßt fih entzündet, falls es in 
nit zu Tleinen Maſſen anfgehäuft Iagert und von freier Luft be- 
ſtrichen zu werben vermag; eine Selbftentzändung, bie, zur Her⸗ 
Rellung von FeOSOs führend, plebei zum Oeſtern feßr verberb- 
ih geworben iſt; wie bean z. B. vor nahe 72 Jahren, bei Kil⸗ 
kerran in Ayrespire eine große Steinkohlengrade, und vor etwa 
24 Jahren, auf dem Wefterwalde, ein beträchtliches Braunkohlen⸗ 
lager in Brand gerieth. Ob in dem fogenannten brennenden 
Berge bei Duttweiler (mein Archiv für die gefammte Ra- 
turlehre XIV. 69 ff.), neben ver im Jahr 1660 angeblich zufällig 
enificndenen Entzündung, nicht in biefem num fchon 183 Jahre hin⸗ 
durh dauerndem Brande: Selbſtentzündung des Brandkieſes 
mitiwirtte und mitzuwirken fortfährt, und ob die hier vorkommen⸗ 
den, manchen aflatifch » vulfaniichen Erzeugniffen ähnlichen Stoffent- 
widelungen, nicht zum größeren Theile ven Berbrennungen des 
Srandkiefes ihre Entfiefung verbanten? Darüber ſteht noch zu ent- 
ſcheiden. Diefelbe Schwefelungsfufe des Eifens kommt 
übrigens auch zu Stande, wenn man 1 Gewichtstheil Eifenttaub 
mit % Schwefel mengt, und das Gemenge mit Wafler gefeuchtet, 
unter Abhaltung der Luft, zumal am warmen Ort, in nicht zu klei⸗ 
nen Maſſen aufgepäuft einige Zeit. hindurch rupen läßt. Das fol 
Gen Weges hervorgerangene Erzeugniß ift eine ber obigen, gleichen 
Beges erzengten, ähnliche ſchwarze, ins bräunliche fpielende Mafle; 
Gemenge der Art, zumal wenn der Schwefelgehalt wenigfiens 2/4 
der ganzen Maſſe beträgt, kommen, wenn dieſe einigermaßen bes 
traͤchtlich if, zur lebhafteſten Selbſterglühung und darauf folgenden 
@iuthocreinigung, unter Entwidelung von H2 S-⸗Gas, das dann, 
hatte man die Mafle in einer paflenden Grube aufgehäuft und 
hierauf mit Erde überſchüttet, Lemery's fog. Fünftl. Vulkan 
gewährt. — In Beziehung der übrigen Eifen-Schiwefelungsverhält- 
“ niffe flieht no zu bemerken: dag man Fe2 S3 erhält, wenn man 
H2 S-Gas, bei einer Hiße, die 100° C noch nicht erreicht, über 
Fe2 O3 hinwegfireihen läßt, und ebenfo auch, wenn man in 
Säuren aufgelöstes Fo2 O8 durch mit H2 S gefättigte Alkali⸗ 
Löſung niederfchlägt *). Ueber Sulppüre mb Sulfide, oder 


Durch HB, Alkali gefälltes Fo iſt in Taltem Waſſer wenig, in heißem bingegen 
mehr Lößlich, eine grünliche Klüffigkeit varſtellend, vie ich ber Bunge als Gifen- 
an» H 8 Baltig, zuſammenziehend ſüßlich vercäth und in manchen Gifenorpouls 
Bicärhanat entbaltennen Dlineralquellen einen der Hauptbeſtandtheile bilvet. Sol⸗ 
qhen Duelten vervan'en wahrſcheinlich auch jene Gebirgkgeſteine ihre Oberflächen: 
Schwarzge; venn biefe iſt — We 8; vergl. a a. O. XXVI. ©. 179. 





: 808 
Tpionäüre und Tptonide ꝛc. vgl. oben ©. 204 Anm, und 322 
Anm. Ueber Säurungsfiufen bes Schwefels 593 Anm. und 
0658. Wie H2 S aus SO3 H2 O durch Zn entſteht, ©. 522 Anm. 
‚ Der ©. 505 berührte fog. Pprophorus wird, obgleih er vor⸗ 
züglich leicht durch feuch te Luft und durch Anhauchen ſich entzündet 
(was auf K-Gehalt hinweiſet) von Mehreren nur als S-haltige 

Kohle betramtet. “ | 
Ueber Eifenerze, Eifen, Gußeiſen, Stahl ⁊c. vgl. ©. 

849, 351 Anm., 373, 377, 583 Anm. u. 596 *). 








ey Nicht nur die fonft in Verluſt gegebene überfläffige Hitze der Gohdfen (oden 
©.r348), fonpern auch das überflüffige brennbare Gas verfelben, bat man in 
neuerer Zeit vortheilhafter wie fonft zu benutzen verſucht. So z. B. finb es dieſe 
Ueberfhüffe, die Faber du Faur verwendet fowohl zu ber In Pubbeldfen zu 
vollziehenden Friſchung des Robeifens, ald auch zur Weuerung jener 
Slammöfen , in welhen Luppenfüde geſchweißt und (mittelt Anwärmung) 
geredt werben follen. — Es fragt ſich, ob fich in gewiffen Bällen vie ſo nſt unge 
nuͤtzt entweichende SGarbonfäure dadurch nicht vortheilbaft in Garbonoxchbe 

- as und vamit in das Hauptrevuftionsmittel der Eiſenerze verwanteln Tiefe, daß 
man fie ziwänge, begleitet von Maſſerdampf, den bereits im Ofen in’s Blühen ges 
brachten Anthracit zu durchfireichen, was man 3. DB. bort fehr wohl auszuführen 
vermöchte, wo man Kalfbrennereien mit jenen Defenbetrieben zu verbinden Ges 
legenbeit hätte, und wo man ftatt guter Holz», Stein oder Breftorfs 
Kohlen Anthracite zu verwertben fich veranlaßt fieft. Dan würde für ſolchen 

- + Ball. 8. einen Kalkofen in ſolche Näbe des Güttenbetriebsofen zu jeken haben, 
» &. daß man bie durch MWaflerbampfs Einleitung in den Kallofen von foldem Damıpfe 
beſchleunigte Garbonfäure deſſelben in den Hüttenofen unmittelbar einzuleiten ſich 
in den Stand geſetzt fühe- Indem dann der MWaflerbampf theils vurch Mind e⸗ 
zung bes Drudes ver ſchon entbundenen GarbonfäuresAntheile (des in Gluth 
verfeßten Robkalles), theils kraft feiuer Aohäfton zum CO 2⸗Gaſe, viefes Gas zum 
glühenden Brennfloffe des Hüttenofen® geleitete, würbe ſowohl er felbfi al auch 
die CO 8, jedes verfelben feiner Eeit genug O zum Berbrennen 3. B. des Anthracit 

. barbieten, anderer Seits aber auch zur Reduetion des Erzes vie erforberlichem 
Stoffe (CO und A2) gewähren. — In Beziehung auf Gifenfäure Ci. oben) 
bier noch folgende Bemerkungen: a) bringt man Natroncarbimat un Thonerbe 
im Schmelztiegel In Fluß, und trägt dann Gifenored hinein, fo entwidelt vieſes 
co 2, währen Graf Shafgotfch zufolge (Poggendporffs Anmerlung 
XLIM, 141), 2 Nao +A1l209 un Fa 203 zurüdbleiben; das ſolchen 
Weges gebilnete Eiſenoxyd⸗Natron zerfällt ſchon durch Zufah von Wafler, das 
mit zu Stanve gelommene alumfaure Natron Hingegen Idst fi in dem⸗ 
felben; daß CuO Gleiches bewirke, war ſchon früher befannt; ») feht man 
zur azotfauren Gifenorgp-Auflöfung mehr Kali, ober Natron = over Ammonoryb- 
Garbonat, als zur Faͤllung des Ciſenoxyds nötbig if, fo Idst viefes ſich wieder 
auf und giebt fo jene fläffige Mifchung, welche ‚früher unter der Benennung 
Stahl's Alkaliſche Eiſentinktur in arzneilichen Gebrauch genommen 
wurde — in beiden Bällen kommt es nicht zur Bildung von Eiſenſäure, ob aber 
nicht im letzteren Falle chemiſche Bindung von H20 die Verbindung vermittelt, 
ſteht noch zu prüfen. Roftfie den laſſen ich, 3. ®. aus weißer Seinwand, find 
ſie · durch ſtarkes Eintrodinen ihres Hydratwaſſers verluftig gegangen, durch kohlen⸗ 
ſaures Alkali nicht mehr hinwegbriagen, wohl aber, fo lange fie noch gelb und’ 





809 





4) Dem erfieren Wege der Gifenfäurebildung aͤhnlich (oben 
Lem. 36. 804) flellte man ſchon weit früper das fonf unter dem 
Namen mineralifihes Chamäleon belannte Manganfäure 
Kali (©. 193 Anm.) und damit bie Manganfäure (Mn O3) 
dar, jedoch ohre diefe unzerſetzt von ihrer Bafe ſcheiden zu können; 
was nicht der Fall iR bei der Ehromfäure (CrO3) bie man 
ebeufalls auf aͤhnlichem Wege zu gewinnen vermag, obgleich für 
bie Darftellung beider Säuren auch no andere Wege offen fliehen. 
Erfigt man naͤmlich einen erdenen Schmelztiegel bis zum Gluͤhen 
und trägt daun ein inniges Gemenge von 1 Gewichtstheil feinzer- 
malenem (mittelfi der Zöpfer- oder Häfnerpräparirmaſchine, d. i. 
die zur Zerreibung des Blafurfapes gebräuchliche Borrichtung) 
Brannflein und 3 Salpeter auf einmal hinein, dedt den Ziegel 
zu und laßt thn noch fo lange glühen, bis die Maſſe ein erdiges 
Anfehen gewonnen und eine herausgenommene Probe Wafler gras⸗ 
grün färbt, entfernt dann ben Tiegel vom Feuer und verwandelt 
Die ihm entuommene Maſſe, fobald ihre Abkühlung es zuläßt, im 
ein gröblies, in trodnen und wohl zu verfchließenden Glaͤſern 
aufzubewahrendes Pulver, fo befißt man in bemielben, ba ber 
Braunftein, d. i. das als Erz brechende Mangan» Hyperoryb Mn 
02 gewöpnlih etwas Eifen enthält, ein Gemenge von vielem 
manganfaurem und wenig ober fehr wenig elfeniaurem 
Kali, die man jedoch leicht zu trennen vermag, wenn man bie 
yulorige Maſſe noch warın in kurz zuvor abgelochtem und annoch 
heißem, reinftem Waſſer löst, und die alfo bereitete Tattgrüne Löſung 
gegen Luftzubrang aber nicht gegen Licht gefchäßt, im verſchloſſe⸗ 
nen Glaſe cinige Zeit ruhig hinſtellt; es ſcheidet fih dann in Form 
eines hellockerfarbenen Bodenfabes, das aus der Eifenfäure durch 
Lichteinwirkung hervorgegangene Eifenorpbhybrat FE2 O3 H2 O, 
und die nun nur Orpmanganfäurclali enthaltende rein blaue 
Flaſſigkeit iſt jetzt eiſenfrei. Erhitzt man im paflenden Schmelz 
tiegel ein inniges Gemenge von 1 Gewichtstheil MnO 2 + 2 KO 
H2 O (over + 2 NaOH 2 O.:c.), fo erhält man, in Kolge ber 
durch die Säureforderung des Kalt (S. 770) eingeleiteten 
Dgygenvertpeilung, aus 3 Atomen MnO 2 zugleih 1 Atom 
KOMnO3 und 1 Atom Manganorybulorpb (Mn205) S.797,das 
mit 1 Atom H2 _O zum braunen Hybrat verbunden Yinterbleibt, 
fobald man KOMnO3 durch Löfen im abgekochten heißen Waſſer 


friſch Find; im erfieren Galle muß man fie durch H 2 8 oder A 2 HEB in Schwer 
feleiienfledden werwanveln, um fie dann durch pafienbe verkünnte Säuren zu ent’ 
fernen. 


810 


fordert. Sowohl diefe grüne, wie jene blane Löfung "wandelt 
- Ruftzutritt, zumal CO 2sreicher, im violettblaue, hierauf violette, 
daun purpurne und endlich rothe Flüffigleit um, d. i. ein Farben⸗ 
Wwetchſel, dem das KOMnOS die Benennung mineral, Chamä⸗ 
leon Ci. oben) verdankt, die nun zwar no daflelbe Kalt, aber 
‚nieht mehr dieſelbe Säure, fondern flatt derfelben eine, gegen 2. 
Atome Mn ganze 7 Atome O (nebft Waſſer) darbietende, und deß⸗ 
Halb Untermanganfäure oder Orymanganfäure genannt, 
enthält. Bom Löfungswaffer dur gellndes Abdampfen befreit, 
bifvet Bis Drymanganfäure- Kalt (mie alle aus Orymangan- 
fänre und Salggrundlagen hervorgegangenen Erpftallifirbaren Salze) 
ins Bläͤuliche ſpielend-ſchwarz erfiheinende, in Wafler mit rother 
Farbe Tösliche Kryfialle. Hatte man flatt Kali Baryt mit MnO?2 
befandelt, und mitfin ManganfäuresBaryt (Ba0OMnO3) er- 
haften, fo läßt fi aus bemfelben die Orymanganfäure ohne Zer- 
fehung ſcheiden, wenn man verfährt, wie folgt: man verfeßt 
die Zöfung von 3 BaOMnO3 mit etwas verbünnter Schwefelfäure, 
ſogleich ſchlagen Ah 2 Atome BaOSO3 als unlösliche Kryftallatom= 
Pulver nieder, aber begleitet von durch chemiſche Theilung entſtan⸗ 
denem 4 Atom duntelbrasnem Manganhyperoxydhydrat, und zuräd 
bleibt in der Slüffigteit 1 Atom BaOMn 2 07. Berfebt man num 
biefe zurückgebliebene Mare rothe Löfung des fog. Übermanganfauren 
Baryt, nachdem man fie durch Abdampfen um ein Beträchtliches 
entwäflert hatte, auch mit Schwefelfäure, fo ſcheidet ſich wiederum 
der unlösliche Schwefelfäure-Barpt (ſchwefelſaurer Baryt, auch wohl 
„künſtlicher Schwerſpath“ genannt) und in der Flüſſigkeit über dem fog. 
erbigen, d. i. kryſtalliniſch⸗ pulvrigem weißen Niederfchlage findet fich 
dann die Oxydmanganſäure in tropfbarer Form. Man Tann fie im 
Dunfeln in der Guerikiſchen Leere, neben Schwefelfäure flärfer ein⸗ 
bunften, Hingegen nicht dur Erpigen; denn Wärme von 30-40 
und Lit, und letztere ſchon bei niederen Temperaturen, zerfeßen fie 
ſehr bald in O-@a8 und 2 MnO?2 H2 O *). Diefelbe Säure, 
(Mn 2 07) bilvet fi aber auch, wenn man 2 Atom MnO?2 mit 
2 Atom gewäflerter SO3 mäßig erhitzt; man erhält fie dann neben 


— rn An nn — 


©) Mengt man K O mit K O Ch 2 O 5 und erbigt diefed innige Gemenge bid zum 
j Schmelzen, trägt dann nach und nadı reines, trodned (roafferfreied) ſtaubig fein 
zertheiltes Manganbyperomd in die fließende Maſſe, fo lange erflere von letzterer 
noch aufgelößt wird, fo erhält man eine Maffe, die, noch fo lange im Fluß erhalten 
bis ein Theil Mn O 2 unaufgelößt bleibt oder ſich ſcheidet, ebenfalld Oxymangan⸗ 
ſaͤure⸗Kall darbietet. Setzt man diefem Sale KO H 2 O zu, fo bildet fich votes 
ver manganfaured Halt unb das gleiche Verhalten zeigt auch die rothe wällrige 23: 
fung des fog. orumanganfanren Kalt, ohne daß Q entweicht. 


811 

MnosOs in Waſſer geloſt und in ber Bindung ihrer Beſtandtheile 
| durch die Überfhäffige Schwefelfäure verſtaͤrkt, und mchr..nod,? wie 
iene Zöfungen der an Bafen gebundesen Oxrpmanganfänre wirkt fie 
in biefer Berbigdimg bleiche ud auf farbige, orgamilche Stoffe faſt 
aller Art, hierin dem ſog. oxppirten Waffer over Hydrogen- 
Ä byperoryd (H2 O2) gleigend; ein Verhalten, was den Berf. 
diefes Handb. vor 14-12 Zapren zu hichergepörtgen Verſuchen ver- 
aulaßte Coeflen Archiv für die geſammte Naturlehre XIL ©. 497) 
and denen ex folgerie, daß bie erwähnte ſchwefelſaure Flüſſigkeit 
H2 02 enthalte, das durch Bindung an. SOs (und Mn0SO03) 
| bei mäßiger Erpigung gegen Zerlegung geſchützt bleibe, hingegen 
Ä zit wenn: die Temperatur beträchtlich erhöhet wirbd; denn dann 
entlaͤßt die Fläffigleit O⸗Gas (weßhalb man, nah Scheele, Os 
Gas erhält, wenn man Ano24 SO3 H2 O fievet, wo dann 
Mn0S03 gelöst zurdbleibt), und daß ebenfo au die Orymans 
sanfäure eine chemiſche Berbindung von 1 Atom Manganfdure 
+2H.2 02 ſei, welches Iebtere mutbmaßlich au In der Oxpchlor⸗ 
fänre an .EChlorfäure gebunden vorlonıme. Das KOMnO3 
ſcheint übrigens in der Schwarzfärberei „ohne Eifen“ das KOCr 
O3 erfeßen zu koͤnnen; feine Loͤſung wird unter andern auch durch 
Mr (laufendes) fo wie durch Siiberamalgan. 2c. augenblicklich zer⸗ 
fegt umd farblos, während fg MnO 2 H2 O: als brauner Nieder⸗ 
flag ſcheidet und das Mr feine Fließlichkeit mehr ober ‚weniger 
verliert. Schüttelt man bie grime Löfung des KOMnO3, und 
ebenfo auch die rothe des KOM207 mit A2 02-Gas, fo erfolgt 
| ſogleich Entfärbung, und ebenfo auch, wenn man eine andere Säure, 
! 3. B. SO3 beigegeben hatte. In lebterem Kalle fhlägt dann Zu⸗ 
| faß von Alali aus ber farblofen Fläffigleit weißes MnO H20 
nieder; war die Aaflöfung Ferhaltig, fo bräunt fie fih durch 42 

O2-Gas *). 
5) Das citronengelbe neutrale KOoCrOs, fo wie das gelb- 
| lichrothe ſaure KO 2CrO3, das zerrieben ein oranges Pulver 
| gibt, während das erflere ein gelbes gemährt, und von denen erſteres 


%) Uebergießt man fog. min. Chamäleon mit [che waſſerarmer Schwefelſaͤure, fo ents 
voeichen, in Begleitung von Waſſerdaͤmpfen und grauen Dämpfen der 8 0:3, Brom⸗ 
artig ziechende vinterte Dämpfe, die In Waſſer verdichtet, dieſes carminroth 
färben (bei durchfallendem Lichte violett) und bei großer Verdünnung vloletts 
bau. Die LMung entläßt, mit drennbaren Gaſen gefchüttelt, indem fie ſich ents 
färbt: braunes Mu02 H 2 0, ebenfe auch, wenn fie Schwefel⸗Ehloruͤr beruͤhrt, 
um läßt durch dieſes und dem ahnliche Verhalten die Vermuthung offen: daß ed 
ich Hier entweder won einer eigenen Erußs der Ehuerung ded Mn oder von ber 
weieen Mn 3 © 7 barıbele, 


812 





3 Theile kaltes und weit weniger heißes, das faure Hingegen 10 
Taltes (und weit weniger Heißes) Waffer zur Loͤſung heiſcht, bereitet 
man durch Oxydation des Alumſaͤure⸗Chromoxyd⸗Eiſenoxydul oder 
fog. Cpromeifenftein (FeOCr2 O3 + AL2 O3), mittel Sal⸗ 


: peter, unter Beiſatz von Pottafge (unreines KOCO 2) in Schmelz⸗ 


tiegein, deren man viele auf ben Heerd eines Flammofens ſtellt 
und glühet, dann den gefhmolzenen Inpalt der Tiegel mit Wafler 
austocht, die dadurch gewonnene Loſung vom Rüdftande (vom Fe 2 
03 H2 O) trennt, bierauf aus derſelben mittel AZ O5 oder 
dur‘) Holzeffig, unter Entbindung der aus der Poitaſche ſtammen⸗ 
den CO 2, zuvörberft die derfelben Pottaſche entſtammende, Stlic- 
fäure (Riefelfäure oder Kiefelerbe SiIOY), fammt der Alumfäure 
(oder Thonerbe Al 2 O3) nieberflägt, und endlich, mittelſt Ab⸗ 
dampfung das neutrale Salz zur Kryſtalliſation bringt, da es 
dann in zweigliedrigen Kryſtallen Courchfichtige, Iuftbeftändige, von 
ber Form des Schwefelfäure- Kali oder fog. ſchwefelſauren 
Kali, d. 1. in fechsfeltigen Doppelpyramiden) anfhießt, Ber- 
fest man dic bis zum Anſchießen gelangte Lauge (Löfung des nen⸗ 
tralen Salzes) fo lange mit verbännter Ayotfäure, oder mit Holz⸗ 
efftg, als noch ein feinkörnig⸗kryſtalliniſcher Riederſchlag erfolgt, fo 
ſtellt dieſer das durch Löfen in reinem Waſſer und Umkryſtallifiren 
in großen Zfeitigen Tafeln kryſtalliſirende ſaure Salz dar. (Heber einige 
Sanpgriffe bei ber Bereitung der Chromſäurekali⸗Verbindungen 
vgl. m. Theorie der Polytechnochemie. Eifenad 1827 I. 8 
©. 499 ff.) Miſcht man zu conc. Schwefelfäure fo Tange eine ge- 
fättigte warme Löſung des fauren Salzes, als noch ein carmoifin- 
rother Niederſchlag erfolgt, fo befigt man in diefem die durch Löfen 
und Umfryftallifiren zu reinigende Ehromfäure; in ber über 
ſtehenden Flüſſigkeit findet fi faures ſchwefelſ. Kalt). Das 


”) KO +23803 +24 30. Das neutrale KO 805; enthält kein Walter. Ed Hieß 


fonft vltrioliftrter Weinfteln, oder auch "Arcanum duplicatum, wurde Häufig 
ald Nebenerzeugniß von der Darftellung der Ayotfäure aud KO A 2 05 dur 303 
H 2 0 gewonnen, und fondert fi, In Verbindung mit Stitefäure:Kalt, bei 
der Bereitung ded Glaſes and Quarz Pulver und Pottaſche, aud Iepterer, ald fog. 
Slasgalle ab; ed fließt bei Heftiger Stühkige, verflücktigt ſich aber nicht. Be⸗ 
Bandelt man ed mit Upstföure, oder votrkfamer mit T Cd. 4. Weinfäure oder 
MWeinfteinfäure) oder mit Dralfäure (aut Sanerkleefäure orer Kleſe⸗ 
fäure gmannt, = O2 0 3: vergl. ©. 506) ꝛc., fo bilder ſich obiged Biſulphat 
ded Kalt, dad auch betrachtbar if alt ein Salz: gebildet aus Sos und 
KO 808 (da dann Teptered ald Salzbaſe aufgefaßt wird) und Dad fich durch 
feine Leicht loͤßlichkeit, lebhaft fauren Geſchmack (MO SO 8 ſchmeckt, weil ed fehe 
(wer ſ18lich If, ſchwach Pitterlich) , und feinen Waſſergehalt von dem erfieren 


woefentlich unterfcheidet. Man erhält ed gewöhnlich ald Mädkand von der Wefillauten 


813 


Chromoxyd⸗Sulphat vertsitt übrigens gegen Rall-Sulphat das Sul. 
phat des Alumoxyd, und bilvet fo ven, dem gewöhnlichen Alaun 
iſomorphen Ehromalaun = (Gr2 03 + 3 803) + KOSO3 
+24 H2 O, be in tief amethyſtrothen Octaedern krp⸗ 
ſtalliſirt, während feine wäflrige Loͤſung grün erſcheint. Die 
CHromfänre ſchießt in rothen Kryfiallen an und bildet auch, ge» 
ſchiolzen, eine rothe Mafle; Ne zerfließt an der Luft, Löst fich in 
Bafler mit brauner Farbe, färbt die Haut gelb (nur Alkalien neh⸗ 
men den Kleden weg), ergläht im Ammonialgafe, während fie in 
grünes Ehromorydb (Cr2 O3) übergeht. Aehnlich verhält fe 
fish zum abfoluten Alkohol, der dadurch in AIdehp d CAHSO2übergeßtz 


ver Azotſaͤure, wenn man KO A 2 Os mit 2 80 3 B 3 O deſtillirt. Ed wird in 
einigen Zeugdrudereten, flatt Weinfäure, Oralfäure oder Gittenfäure ald fog. 
Balevage : Artikel oder faure Beserwage, größerer Wohlſeilhelt wegen verwendet, 
was jedoch nur für zlemlich befchräntte Fälle mis ficherem Erfolge möglidy if. Man 
geroinmt ed aud jenem Ruͤckſtanrde, Indem man biefen In heißem Waffer Iböt, daraus 
zur den noch darin vorhandenen Antheil KO sos mittelft Abkühlung ſich kryſtal⸗ 
Umtsch fcheiden macht, und dann durch. gelindes Abdampfen und Abkuͤhlen daB faure 
Sal; ruflallificen läßt; ed ſchleßt zuerſt In dünnen a—sfeltigen Nadeln, dann aber In 
kurzen, dicken, zum Theil rhombiſchen Säulen an. Shen Welngeift entzieht Ihm 
Eure. Man benupt es inder Chemte, um Effigfäure zu ſcheiden aus KOA ( effigfaurem 
Kalt oder Effigfäure:Kal h oder aus Na0A,sderaubPbOA (d. i. ſos. Bletzucker 
oder Eſſigſaure⸗Bleloxyd⸗Sydrat = PbOA + H 20 + 2 Ag. in farbloſen zwei und eins 
sliedrigen Aryſiallen anfchießend, 14%, Waſſer enthaltend, in 12, Gewichtöthetle kal⸗ 
tem in weniger beißen Waflerd, auch In Weingeiſt Tddlich ; an der Luft verwlitzemd 
und unter Aufnahme von CO 2 zum Theil in BlelorydsCarbonar Übergehend; wie 
alle läßlichen Bleioxyd⸗Salze von widrig Füßen, hintennach aufammenzichenden Ges 
fänmad und giftig); 200 Gewichtothelle fcyarf getrodmeter von 2 Ag. befeelter Blei⸗ 
zucker fordern, zur Audfcheldung ded erfien BGhydrats der Effisfäure CA ode O& 
HA6 05 +rH2 0) dad font au, weil ed In farblofen, 14,3% Waſſer eni haltenden 
Kryftallen anſchießt, (jedoch aud der Zuft noch mehr und biB zu 16% aufnimmt und 
dann feine Arxſtalliſirbarkeit verliert) Eiserffig oder etfige Effigfäure genannt 
wird, 85 Kali⸗Biſulphate oder, ſtatt Deffen 75 Natron. Blſulphat. — Deſtillirt man 
PA H 2 O mit SO 5 H 3.0, fo erhält man im Rüͤcſtande ebenfalld PLOBOR 
ald Deſtillat aber A + 2 H 2 0, d. L fog. eoncentrirte Effigfäure In beis 
den Fällen wire leicht ein Theil der Effisfäure zu CO 2 und H 2 O oxydirt auf Kos 
ſten eined Thetles der 808, fo daB diefe dann theilb mSchweflidhtfäure (808), 
theils m Unterfchwefelfäure (U 8 0 5) übergeht, von denen die Teptere dem 
Rüuckſtande verbleibt, Die erſtere dagegen dad Deftillat verunreinigt und deſſen Geruch 
derrch Iren dem des brennenden Schwefeld gleichenden) abändert; um die Effigfäure 
blevon zu fäubern, deſtillirt man fle entweder über Ma O 2 odar über brauned 
Bleithyperorxyd (P5OR) ab, da dann 2 802 In ungafige und nicht beftillirbare 
8 2 0 5 übergeht, weldye mit MuO ober PbO, fewie mit allen Bafen leichtiläds 
liche Salze zuſammenſegt, die In diefem Falle tem Ruͤckſtande verbleiben. — Uebri⸗ 
gend gehoͤri Kosos zu jenen Ealjen, deren Schmelzpunkt beträchtlich herabgedruͤckt 
werden kann, durch Wechſelwirkung eined andern, an fi) ebenfo und noch mehr 
Mreusfiärfigen Galged, und die daher auch ald fog. Flüffe der Flußmistel, d. h. ald 
Schmelzungh⸗Beforderer benupbar erfcheinen. Berge. &. 205. Anm. 


812 





2 Theile kaltes und weit weniger heißes, das faure hingegen 10 
Taltes (und weit weniger heißes) Waffer zur Löfung heifiht, bereitet 
man durch Drybation des Alumſäure⸗Chromoryd⸗Eiſenoxpdul oder 
fog. Chrometfenftein (FeOCr 208 + Al2 03), mittel Sal⸗ 
- peter, unter Belfab von Pottaſche (unreines KOCO 2) in Schmelz- 
tiegein, deren man viele auf den Heerd eines Flammofens flellt 
and glühet, dann den geſchmolzenen Inhalt der Tiegel mit Wafler 
auskocht, die dapnrd gewonnene Loſung vom Rückſtande (vom Fe 2 
03 H2 O) trennt, hierauf aus derfelben mittel A2 05 oder 
dur Holzeſſig, unter Entbindung der aus ber Poitaſche ſtammen⸗ 
den CO 2, zuvorderſt die derſelben Pottaſche entflammende, Sil i c⸗ 
fäure (Kiefelfäure oder Kieſelerde SiIOB), ſammt der Alumfänre 
(oder Thonerde Al 2 O8) miederſchlaͤgt, und endlich, mittel Ab⸗ 
dampfung das neutrale Salz zur Kryfallifation bringt, ba es 
dann in zweigliedrigen Kryſtallen Courchfichtige, Iuftbeftändige, von 
der Form des Schwefelfäure- Kali oder fog. ſchwefelſauren 
Kali, d. i. in fechsfeltigen Doppelppramiden) anſchießt. Ber- 
fegt man die bis zum Anfdteßen gelangte Lauge (Löſung des neus 
tralen Salzes) fo Iange mit verbännter Ayotfäure, oder mit Holz» 
effig, als noch ein feinkörnig⸗kryſtalliniſcher Niederſchlag erfolgt, fo 
ftellt diefer das durch Löfen in reinem Waſſer und Umkryſtalliſiren 
in großen Afeitigen Tafeln kryſtalliſtrende ſaure Salz dar. (Meber einige 
Handgriffe bei ber Bereitung der Epromfäurekali- Verbindungen 
dgl. m. Theorie der Polptechnochemie. Eiſenach 1927 1. 8. 
©. 499 ff.) Miſcht man zu conc. Schwefelfäure fo lange eine ge- 
fättigte warme Löfung des fauren Salzes, als noch ein carmoifin- 
rother Niederſchiag erfolgt, To befigt man in diefem die durch Löfen 
und Umkryſtalliſiren zu reinigende Epromfäure; in ber über 
Nehenden Flüſſigkeit findet ih faures ſchwefelſ. Kali *). Das 


”)K0O+2808 +24 320. Dad neutrale KO Sos, enthält kein Waller, Ed Dieb 


font vitriolifirter Weinftein, oder auch “Arcanum duplioatum, wurde häufig 
ald Mebenerzeugniß von der Daritellung der Ayotfäure aus KO A 2 05 dur sos 
H 2 0 gewonnen, und fondert fih, In Verbindung mit Stltefäure:Kalt, bet 
der Berettung ded Glaſes aus Duarzs Pulver und Pottaſche, aus lepterer, ald fog. 
Slasgalie ab; eb fließt bei Heftiger Gluͤhhigc, verflücktigt ſich aber nicht. Be⸗ 
handelt man ed mis Agetfäure, oder vorkfamer mit T «d. 4. Weinfäure oder 
Weinkeinfäure) oder mit Dryalfäure (auh Sanerkleeſſure orer Klees 
fäure genannt, = O2 0 3: vergl. S. 506) zc., fo bilder fi obige Bifuiphat 
ded Kall, dad auch betrachtbar iſt at en Salz: gebildet aus 803 und 
KO 803 (da dann letzteres als Salzbaſe aufgefaßt wird) und das ſich durch 
ſeine Leicht loslichkeit, lebhaft ſauren Geſchmack (KO BO 3 ſameckt, well es ſete 
ſchwer Idelich If, ſchweach bitterlich), und feinen Waſſergehalt von dem erfieren 
weientlich unterſcheldet. Man erhält ed gewoͤhnlich als Aachſtand dan der Wertllauten 


813 


Epromoryd-Gulphat vertritt übrigens gegen Kali⸗Sulphat das Sul. 
phat des Alumoxpd, und bildet fo ven, dem gewöhnlichen Alaun 
iſomorphen Ehromalaun = (Cr2 O3 + 3 SO3) + KOSO3 
+24 H2 0, de in tief amethyſtrothen Octaedern Iry 
Raflifirt, während feine wäflrige Löfung grün erſcheint. Die 
GCHromfänre ſchießt in rothen Kryſtallen an und bildet auch, ge⸗ 
ſchmolzen, eine rothe Maſſe; Me zerfließt an der Luft, 1öst fih in 
Bafler mit brauner Farbe, färbt Die Haut gelb (nur Alkalien neh⸗ 
men den Flecken weg), erglüht im Ammonialgaſe, während fie in 
gränes Chromoryd (Cr2 O3) übergeht. Aehnlich verhält fle 
ſich zum abſo luten Alkohol, der dadurch in Aldeh pp CAHSQ2übergehtz 


ter Azotſaure, wenn man KO A 2 Os mit 2 SO 5 H 2 O dbefiilliet. Es wird In 
einigen Zeugdrudereten, ſtatt Welnfäure, Drakfäure ober Gitronfäure ald fog. 
Ealevage : Artikel oder faure Besorvage, größerer Wohlfellpelt wegen verwendet, 
wad jedoch nur für ziemlich befchräntte Fälle mit fidherem Erfolge möglih If. Man 
gewinnut ed aud jenem Rüdita::de, Indem man diefen In heißem Waſſer Idöt, daraus 
zuerft den noch darin vorhandenen Antheil HO 805 mittelſt Abkühlung ſich kryſtal⸗ 
linuich ſchelden macht, und dann durch gelindes Abdampfen und Abkuͤhlen dad faure 
Salz kryſtalliſtren läßt; ed ſchlet zuerft In dünnen s—sfeltigen Nadeln, dann aber in 
Buryen, dicken, zum heit rhombiſchen Säulen an. Schon Weingeift entzieht Ihm 
Saure. Man benupt es Inder Chemie, um Effigfäure zu fcheiten aus KOA ( effigfaurem 
Kalt oder Effigfäure:Kat h oder aud Na0A, oder audPbOA (d. i. ſos. Bleizucker 
oder Eſſigſaure⸗Bleloxyd⸗ßydrat = PBOA+FH2O +? Ag. In farblofen zwei und eins 
gitehrigen Kryflallen anfchießend, 14°, Waſſer enthaltend, in 11, Gewichtsthetle kal⸗ 
teu im weniger heißen Waflerd, auch In Weingeifi Tödlih; an der Ruft vermwitzemd 
und unter Aufnahme von CO 2 zum Theil In Bleloxyd⸗Carbonat uͤbergehend; vote 
alle töslichen Bleioryd⸗Salze von widrig ſuͤßem, hintennach zuſammenziehenden Ge⸗ 
ſchmact und giftig); 100 Gewichtothelle ſcharf gettodneter von 2 Ag. befreiter Blei⸗ 
zucker fordern, zur Ausſcheidung des erſten Gydratb der Eſſlgſäure CA oder OA 
H 6 Os M 2 0) dad ſonſt auch, well ed In farbloſen, 124,3000 Waſſer en haltenden 
Kryſtallen anſchleßt, (jedoch aus der Luft noch mehr und bis zu 16% aufnimmt und 
dann feine Kryſtalliſirbarkeit verliert) Eiserfig oder eifige Effigfäure genannt 
wird, 85 Kall⸗Biſulphate oder, ftatt defem 75 Natron. Blfuiphat. — Deſtillirt man 
PROA H 2 0 mit 80 5 H 20, fo erhält man Im Hüdftande ebenfalls PL0808 
ald Deftilat aber A + 2 H 2 0, d. L fog. concentrirte Effigfäure. In ber 
den Fällen wirt leicht ein Theil der Effigfäure zu CO 2 und H 2 O orydirt auf Ko; 
fin eines Theiles der SOs, fo daB diefe dann theilb In Schweflihtfäure (808), 
theils in Unterfchwefelfäure (B 8 O 5) übergeht, von denen die Teptere dem 
Rhdfiande verbleibt, die erfiere dagegen dad Deftillat verunteinigt und deſſen Geruch 
Burch ihren (dem ded brennenden Schwefeld gleichenden) abändert; um die Effigfäure 
bieson zu fäubern, defiillixt man fie entweder über Ma O 2 oder über braumes 
Bleiäyperoryd (PbOR) ab, da daun 2 802 In ungafige und nicht deftilliicbare 
8 2 0 5 übergeht, welche mit MnO sber PhO, forwie mit allen Bafen leicht lbe⸗ 
tiche Salze zufanımenfegt, die In diefen Falle Tem Ruͤckſtande verbleiben, — Uebri⸗ 
gend gehoͤri Kosoz zu jenen Ealjen, deren Schmelzpunkt beträchtlich herabgedruͤckt 
werden fan, durch Wechſelwirkung eined andern, an ſich ebenfo und noch mehr 
firengfibffigen Salzes, und die baber auch ald fog. Flüffe der Flußmittel, d. h. aid 
EdymelzungäsWBefbrderer benusbar erfcheinen. Bergl. &. 208. Anm, 


8i4 


fie wird dabei unter lebhafteſter Feuerentwickelung zu Cr2 93 
besorydirt; indem 4 Atome CrO3 = C4 012 drei Atomen Als 
kohol = C12 H 38 O0 6, unter Bildung von 6 Atomen Waſſer, 
12 H entziehen, verwandeln fie die 3 Atome Alkohol in 3 Atome 
Aldepyp—=3mal C4 H8 O2, und gehen fie felber über in 2 Atome 
grünes Ehromsryb = 2 Cr2 03, Dan kann übrigens biefes 
grüne Oxyd noch auf verſchiedenen anderen Wegen gewinnen; 
3. DB. wenn man das durch Ausfällen von im Waſſer gelösten 
Merturorydul-Agotat (Mr2O A2 05) durd gelöstes KOCr 
O8, in Form eines lebhaft ziegeleothen Pulvers gewonnene Mer⸗ 
turorydul» Epromat (Mr20CrO3) in einer Olasretorte ausglühet; 
es entbindet fih O-Gas (das wie jened, welches durch Ausglühen 
von rothem Merkurorpydp — MrO gewonnen worden, fietd etwas 
MreDampf zurüdpält, und daher 3. B. zum Athmen nicht verwen- 
bei werden darf) und Mr-Dampf, ver zu tropfbarem Mr ſich ver» 
dichlet, und zurüdbleibt Cr2 O3, das in der Porzellanfabrikation 
in Fällen benußt wird, in welchen es gilt, ein eben fo reines als 
fattes Grün, anf oder unter ver Lafur, in Form einer durchaus 
gluthbeſtändigen fhönen Farbe zu verwenden, während für ander= 
weiten Barbenverbraud jenes Cr 2 03 fih vorzugsweife eignet, 
welches durch hinreichendes Erhigen von 2 Atom des Chromchlo⸗ 
rär (Cr2 + 3 Ch 2) in offenen Gefäßen. ober in einer Retorts, 
in welche währenn ber Erhißung O⸗Gas geleitet wird, als Rüd- 
fland verbleibt, während Chromhpperchlorid⸗Gas, das aber 
hiebei in O⸗Gas und Ehrom-Eploridgas (== Cr 2 Ch 10) zerfällt, ent⸗ 
weichet. Keine der übrigen Darfiellungsweifen gewährt ein fo lebhaftes 
Chromgrun, ale dieſes Berfahren; 2 Cr 2 Ch 6 geben demnach) 
im Rüdfande auf Koflen des O der Luft gebilbetes 1 Atom Cr 2 
O3 und 1 Atom Cr 2 Ch12. Das Ehrompyperhlorid bringt 
edenfalls Alklohol zur Entflammung, und bildet ſich, in Wafler ge⸗ 
bradt, indem «8 6 Atom deſſelben zerfegt, um: in 2 Atom CrO3 
und 6 Atom H2 Ch2. Das EpromdKlorfr gept übrigene, nach 
Maapgabe feiner Bereitung, in zwei verſchiedenen Zufänden feines 
chemiſchen Beftandes hervor, hierin dem Chromoxyd vergleichbar ; 
oder, mit anderen Worten, es gibt zwei iſomertſche (oben S. 
762) Oxygen⸗ und Chlorverbindungen des Cr. Erpigt man naͤm⸗ 
lich das in gelinder Hitze volllommen ausgetrocknete Oryb mit 
Säuren, fo löst es fi darin vollkommen und leicht auf, treibt 
man aber die Erhigung bis zur Gluth, fo geräth es von felber, 
während der Dauer eines Augenblids, in fehr lebbaftes Ers 
glühen (gleichviel, ob es im offenen Schmelztiegel oder gegen 
Luftzubraug geſchützt erhiät worben), und nun If es, abgleich es 


815 


„weder an Os@epalt verloren noch irgenb gewonnen hat, in Säuren 
unauflöslich. Ebenſo entficht durch Auflöfen des ungenlüheten 
Chromoxyd in Hyprodlorfäure dunkelgrünes zerfließlihes, das 
ihm beigegebene Wafler Hark zurädhaltennes Chromchlorür (CrO 
3+3H?2 Ch 2 = 3H 2 O und Cr Ch6),2 das bis zu 200° C 
erhißt, unter Aufblähen eine pfirſichblüthrothe Farbe annimmt 
und in feuchter Luft wieder zu ber bunfelgrünen Auflöfung gerflicht, 
die es zuvor barftellte; laͤßt man aber die Erhitzung innerhalb 
einer Atmosphäre von Chlorgas vor ſich geben, fo büßt es feine 
fräpere Faſſungsfähigkeit (Capacität) für Waffer gänzlich ein, indem 
e8 unter Beibehaltung feiner Pfirſichblüthröthe eine Maffe 

| darftellt, die im Waſſer gänzlih unlös lich if, und von Schwefel- 

| fäure, die die Jerflichliche pfirſichblüthrothe Maſſe augenblicklich zer- 
| feßte, weder angegriffen noch zerlegt wird. Glühen an ber Luft 
| bringt fie jedoch, gleich der dem Wafler zugänglichen Maffe, zur 
| Eplorentlaffung und O-Einfaugung, fo daß auch fie, wie jene, durch 

Glãhen in grünes Epromoryd übergeht. ) — Ludwig's und 





| *) Zu gewerblicden Zwecken gewinnt man das geüne Chromoxyd am wohl: 
feilßen, wenn man ben mit Salpeter Cim oben ©. 8i® bemerkten Berhältniß) 
seglübeten Chromeiſenſtein in Waſſer löst, vie Löfung durchſeibet und mit Schwefel 

Est; es bildet fi dann Fünffach⸗Schwefelkalium CH 8 5), pas auf vie 
Ä Giromfäure deſoxvdirend wirkend, graugrünes Ebromorypänprat niebers 
| ſchlaͤgt, das getrodnet grün erfcheint und nun das verlangse Oxyd darſtellt. — Das 
| K85 or Kalium-Sulphid oder Kalium Tbionip im Maris 
mum (ned Schwefelgehaltes) bereitet man auch dur Zuſammenſchmelzen von 
gleichen Bewichtstheilen oder minbeftens: von 94 8 + 100 K 0 C 0 9 Schwefel 
und Kalicarbanat; es bildet fich unter Entwicklung von 0 0 2 Gas und, fofern 
Syrrat-BBafler mit zugegen war im KOCO®, auch von HR 8 Gas, 1/, Kali: Sulpbat 
uns RKS 5, die, als inniges Gemenge, eine Leberbraune, fpröre, nah HU 2 8 
riechende und fchmedente, an der Luft zerfließliche, in Wafler mit gelber Sarbe 
Usliche Maffe varftellen , die fonft: auf trodnem Wege bereitete Schwefelleber 
genannt wurde, und noch gegenwärtig in Apothefen unter viefer Benennung zu 
Gaben iſt. Berfegt man ihre Löfung mit irgend einer Säure, fo reicht beren 
Elektricitãts⸗GErregung, mittelſt des am 8 entwidelten — E und dem am Kerreg- 
ten t E bin foviel Waſſer zu zerfegen, daß bad K mit O zu K O und fo mit ber 
erregenden — E geladenen Säure zum Salze fi zu verbinden vermag, während 
das Dabei frei werdende und in dieſem Entlaſſungs-Zuſtande elektropofitive H 2 hen 
werhältlich ebenfo vielfachen aber eleftronegativ geladene 8 in fih aufnimmt, und 
beide fo zu H8 8 Gas zufammentreten. Derübrige 8 jchlägt fi, mehr oder weniger 
HA 2 8 au ſich verdichtend, in Form eine® weißen ıgelblichweißen) Pulvers, fonf 
Shwefelmitä genannt, nierer. (Zufammengefehte Stoffe exbalten 
bei ner Mifhungsberügrung eine ihrer Zufammengefegtheit ent 
ſprechende gegenfeitige entgegengelegte Gleftsifirungs:&tufe, unb 
eeafo au einfache gegen einfache) Dafielbe geht, iu Beziehung auf Wafler- 
Serfegung au vor, wenn das trodene Hydrat des KO OO 2 (oder Na0 C 
© 2x. mit 8 erbigt wird; weshalb dann auch hiebei ganz betraͤchtliche Mengen 


> 





816 


v — — ——— — \ 


Böttger!s Erfahrungen gemäß erhält man fehr reines Ehram- 
o xv d, wenn man 240 Bewichtstheile Kall-Bihromat (= KO-+-2CrOB) 





von H 2 8 neben ber CO® entwidelt werben; es hebt nemlich die CO 8, im 


‚Momente ihres Freiwerdens, ebenfalls das elektriſche Gleichgewicht ver Stoffe 


zu Bunften ver Wafferzerfegung auf, die, binfichtlicy ver O-Borkerung und Bindung 
von den erft erzeugten Diengen des mit 8 in Berbinbung getretenen K ausgeht, 
bas wieder oxydirt wird, fpäter aber wieber der Reduktion burch weiteres B und 
bleibend unterliegt, wenn nach und nach alles Waſſer zerfeht und alles H veſſelben 
wit 8 verbunden entwichen if; es entwidelt ſich dann nur noch etwas CO? Bas 
und zulegt hört auch viefe Sas-Entbindung gänzli auf. Grhigt man 8 mit KO 
ESOTX Aq (bi. Kalifauge over Aehlalisfauge mit unbeftimmter Menge 
Waſſer) fo bilder ſich nicht KO 805 (neben dem K85) fondern K023S0 d, I. Uns 
lerſchweflichtſſure-Kall oder hypoſchweklichtſaures Kali; wird diefed Satz 
durch waͤſſrige Säuren zerfeht, fo zerfallen die 2 Atome feiner durch die Säure ausge⸗ 
triebenen Unterfchweflichtfäure fofort In 8 (der ſich neben dem übrigen Frei werdenden. 
auöfcheidend niederſchlaͤgt) und in SO 2, und wird nun zugleish durch dieſelbe Zer⸗ 
fegungd: Saure Hydrothlon (Schwefelwaſſerſtoff, H 2 8) zur Entfiepgung und 
Entwidelung gebracht, fo gemähren dann 2 Atome diefed H 2 8 + 8 O 2 zwel Atome 
Wafler, während 3 Atome 8 nisderichlagförmig frei werden. Auch auf trodnem 
Wege bilder fi) anfänglich mehr oder weniger K02S0, und vermuthlich auch KO ges 
bunden an Schwefelunterfhwefttihtfäure Pte Fordad und Gelis 
enttedten = 8 4 O 5; (vergl, Annalen d. Pharmac. XLV. 225.) und Unterfchwefs 
lichtſchwefelſaure (2 SO BO 8 = 8 5 O 5), die 1841 yonkanglotd dadurch 
erhalten vourde, daß er Kalibiſulphit⸗-(Ko + 2 802) Ldfung einige Tage Hin: 
durch mie Schwefel (mit fog. Schwefelblumen) digerirte, wobel jedoch, Baumann 
zufolge, die Temperatur den 70° R. = 879, SC nicht überfielgen dürfen, — und dann 
durch Abdampfen und U en kryſtalliſirte; gelingt diefe Bereitung, fo färbt der 
Schwefel während feiner Aufloͤſung die Flüffig’eit gelb, gebt nun aber (muthmaß⸗ 
lich, indem er fich ded In der SO 2 enthaltenen O theilweiſe bemächtigt) zur farblos 
fen Verbindung über, die heiß filtrirt und Hierauf erkaltet zunachſt Kosos im 
Niederſchlagsform entläßt, dann aber dad erwähnte neue Sal KOSs 05) im 
Form von Kryſtallen, die von etwad 8; Staub bedeckt, durch Loͤſung in möglichfk 
wenig Waffer und Umkryſtalllſiren gereinigt werben koͤnnen und jept zu fchönen Pris⸗ 
men anſchleßen; in einer unten verfchloffenen Glaroͤhre erhitzt, gerfällt ed In Kosos⸗ 
gafige BO 2 und fublimirten, ſowie theilweife geſchmolzenen Schwefel. Die Loͤſung 
des Salzes entfärbt rothe fchroefeliaure MaQsAuflöfung, fällt Mr 2 O⸗-Saljze ſchwarz, 
MrQ:Salye weiß, Ph0sSalze, fowie die des Bink:, Kupfer:, Nickel-⸗, Kobalts, Ei⸗ 
fens und Uran :DymbB, dedgleichen jene des BaO, SrO, CaO, MgO und Al!2’05 
garnicht; dagegen die ded AgO gelblich weiß, fi bald ſchwärzend; Verhal⸗ 
ten, welche die Elgenthuͤmlichkeit der Unterſchweflicht ſchwefelſaure? außer 
Zweifel fegen. Digerirt man, Baumann zufolge, die Röfung ber NaOSE 025 
oder der Ca0S202 mit 8, fo verwandeln fich diefe Salze ebenfalls in ſolche, 
deren Säure nicht SB O 8, ſondern S3 0 51. Die Unterfhweftiätfäure 
(80) kannte man fonft nur In Ihren Saflzverbindungen, wie man fie denn auch nur 
auf diefem Wege darſtellt; fet ed, Indem man Zu in wäflriger Schweflidhtfäure auf: 
net, wo damı fegtere ı Atom O an dab Metall abgiebt, und diefeb nun, ald Dyyb 
verbunden mit 2 Atem SO, In dee Flüffigkeit fich findet, während Ze O B2 OR Erys 
ſtalliniſch ſich aubſcheidet, oder dadurch, daB man In Warner geldote Schwefelleber 
©. 315 Anm.) fo lange der Luft ausſetzt, bis ſie far entfaͤrbt iſt, oder Im friſch be⸗ 
reitete Schwefellebers@ifung fo Iange SO 2 treibt, ald noch 8 gefällt wird. Berfepte 


87 © 


vw — — — on 


mit 32 Theilen Lindenkohle, 10 Salpeter, 3Schwefel und 6 


eSalmiak innigſt mengt und das Gemenge im Schmelztiegel durch⸗ 
glübt; es verbrennen dann Kohle, Schwefel und Waſſerſtoff auf 
Koften eines Theiles des Saucrfloffs der Aiot: und Chrom» Säure, 
und grünes Ehromoryd,bleibt nad dem Auswaſchen zurüd. Löst man 
gränes Chromoxyd in Oralfäure auf und verfegt dann bie Auflöfung 
mit einer Auflöfung von Eplorkalt, fo ange noch Trübung erfolgt, 
fo ſchlägt ſich, E. Dingler zufolge, Ealcitoralat (CaO C203) 
nieder, während Ehromfäure in der Flüſſigkeit verbleibt. — Diefe 
Säure, fo wie bie Zitan- Säure (Ti O 2; pulvrig weiß, in Säuren 
aufgelöst dur Sn zur dunkelvtoletten, durch Zn zur dunkel. 
blauen Flüſſigkeit übergehend, die durch Kali oder Ammontat jur 
Bildung farbiger Nicderfhläge gleicher Art gebraudt werben kann, 
weiche ſchnell gewaichen und dann getrodnet im fog. luftleeren Raume, 
Mineralfarben geben, vie dur Abreiben mit Del gegen 
Orydation — mit Waſſer bededt entzießen fie demſelben O und ent- 
binden baraus H-Gas — und damit gegen das Beißwerden geſchützt, 
ſchaͤzdare Delfarben gewähren dürften) die geglühet titronengelb 


— — 


men nemlicqh ſolche 2 80 enthaltende Salz⸗Eoðſung durch eine kein O absretende 
Eaure, fe wurde die Unterſchwefllchtſaͤure zwar ſogleich frei, zerfiel aber in demſelben 
Augenbiece In 8 und 802; indeſſen gelang ed fpätschin Langlois, fle von dem 
PbO zu fcheiden durch H 9 8. MWerfept man, PbOA > Röfung mit KO + 280: oder 
auch mit ZuO 7280 s Zöfung, fo ſcheldet fich, In Folge von Wechfelsrriepung, PO + 280 
in Zerm eined welßen Niederfchlaged aus, der dann durch H 2 8 InPhS, H 2. O und 
50 + Ag audeinander tritt, Die alfo geſchiedene BO: Gäure ſchmeckt ſtark ſauer, 
läßt ſich durch Bertampfen in der Guerick eſchen Leere entwärern, und 2 Atome 
Berfelben werben tanıı Durch Erhihzen in 8 und BO2 zerfept. War fie Hingegen annoch 
seroäflert, fo erträgt fie Erwaͤrmung ohne Zerfepung zu erleiden; wie denn auch trock⸗ 
ws 2 K0 7282082 = K2784 06 durch Erhihzung In Ks und Koss O5 
yerfällt. Leber Ihr von Fuch 8 und dem Verfaſſer diefed Hobs. beobachteted Vor: 
Iommen in Diineralquellen, vergl. m. Grundaz. 1894. Mebrigend bildet 8O, wie ſchon 
aus dem Borſiehenden erfichtlich, mit Baſen Salze, in denen die Baten halb ſoviel 
O enthalten ald die Säure; daber 3. DB. giebt ed kein neutraled KOSG, fondern nur 
KO +280 ic. Die Unterfhwefelfäure = 8 8 0 5 ehipält dagegen in Ihren 
weutralen Salzen smat fo viel O, ald die Baſe, während In den Salzen der Schwer 
felfänre (SO 5) die Edure dab Dreifache des O⸗Gehalts der Ba’e darbietet, und 
jwar ſowohl, wenn ein Atom O haltige Baſe mit ı Atem Säure, ald wenn eing 
trei Atom O enthaltende Baſe mit 5 Atomen Säure zu einem Galje verbuns 
den erſcheinen. Ju den Salzen ver Schweflichtſure (S02) dagegen enthält, 
wie bei Mr SO, die Saͤure dappelt fo viel O, ald die Baſe; mirhin iſt 3. B. tab 


KeflsEal; derfeiben = KO + 802. Uebrigend übt die 802 ihr Bermögen, thier⸗ 


Uche Eitoffe miitelft Deſoxydation zu bielchen auch noch, wiewohl geſchwächt, in 
Seen Altalt: Berbindungen aud; pflanzliche farbige Stoffe bleicht fie Dagegen haupt: 
ſadaich nur ald frrte Säure, ſehr gut Hingegen Obſtflecken alb ſaures Salz, 
wie man ed trafiallinifch erhält, wenn man 802:®a6 folange im K0COs  Röfung 
kKtter, ald noch tenſtalliniſches MO + 2 SO 2 fich fcheitet; vergl. oben S..015, Anm. 


52 





818 





wird, erlaltenb aber wieber weiß ericheint *) und ebenfe ohne 
Zweifel auch bie des Banad, Hran**), Scheei***) und Moybe 


a) Die Titanfäure kommt rgkallifirt vor Im Rutii (bräunlidh rothe, Durdhfchels 


) 


nende Krrftalle; vielleicht gefärbt durch kleine Antpelle neben den Säure ; THeilchen 
Tagernden Metalid ?) und im Anatad, Zu gelbem Pulver außgeglühet, wird Vie 
Tünftlich dargeflelite nur von erhigter conc. Gchmefelfiure und von Hpbrofluerfäure 
aufgeldöt. Sphen und Titanlt find caoTior T Ca0Bi03 oder Gilietitanfaurer 
Kalt; Pyrochlor it Ca0Tioa; Polymigtr if titanfaure Zirkonerde (Zr 8% O 3 
+ 3 Tios; Titanetfen = Feo0Tio2. — Die Ehromfäure fommt In DBerbin: 
Yung mir Bleioryd ald fog. vonged (rothgelbed) Sibüriſches Bleterz = PbOCrOS 
vor, deffen Analyſe Baugquelin’d Entvedung ded Chrom herbeiführte. Das Cr iſt 
ſtahlgrau, fehr hart und fpröde, im Effenfeuer kaum fchmelzbar und von fehr nahe 
6 0 Eigengewicht. Säuren greifen ed faum an. Mangan (entdedr bon Kalm. 
Sahn und Winterl 1770, von Bergmann und Scheele 1774) ſtellt ein we⸗ 
nig glänzend grauweißed, mit Sillc und Fe verbumden äußerft harted (Slad Leicht 
ſchneidendes) für fich ein weiched und Höchft fixeng flüffiged, 6,0 Eigengewicht bes 
ſitzendes Metall dar, daB fidy an der Luft und im Waſſer (unter H 2 Entwickelung) 
ſchnell oxydirt und dadurch im ſchwarzgruͤnes Pulver zerfällt. Dem Titan fieht in 
chemiſcher Binſicht nahe Das fehr feltene eiſenſchwarze Tantal (Ta), dad, entdeckt 
von Batches 4804, und ven Eckeberg 1802 bid jept nur ald Säure, gebunden, in 
den braunen und ſchwarzen Zantallten, an Yttererde und Kalt, ſowle an Ciſenoxydul 
und Manganorydul, vergefommen. Die Säure (= Ta 0 2) iſt weiß, erdig, außdge: 
gluͤht In Säuren unaufibölich ; Hauptbeſtandtheil im Tantalit. Gerer(Ce, ver Spradys 
ablettungd:Regel fälfylich auch wohl Eer, beſſer Demeter genannt) deſſen Oxud 
von Klaprorb 1865 and dem Gerer, d. t, dem fillcfauven GeremsDsyb gefchte: 
den, Ochrotterde genannt, In demfelben Jahre aber von Berzellub und Gt: 
finger entdeckt und metalliich — In Form eined grauen, berm Erhitzen an der Ruft 
zu simmtbraunem Oxyde verbremenden metalltfichen Dulverd — dargeſtellt wurde; 
bildet mit O zwel Drybe, ein weißes und das erraͤhnte braune, dab aber wahrfcheins 
lich noch die Oxyde von zwei neu entdeckten Metallen, ded Ranthban= Le, und des 
Did ym oder Divymium = D enthält. ZDanthan umb Didym bilden eine befon- 
dere Gruppe von Metallen, die den Uebergang von den Erzmetalln zu den Exrds 
metalien mache und daher füglihf dur Erderzmetalle bejeldinet werden 
kann. 

Ald Suborxyd von Klaproth 1789 eutdeckt, der ed für dad Metall felbft Bielt, 
wäsrend diefed angebliche Uran (U) nad Peligot U2 + Oos iſt. Dad reine U 
iſt metalliſch glänzend emtweber pulverig ſchwarz oder filberglänzend fe, und 
fommt Im Uranglimmer und vorzüglih in der Pechblende vor, In ber ed aid 
Oxyd mir Etfensärfenür (Bleiglanz, Schwefeleifen, Fahlerz, Schwefeltupfer 
und carbenfauzed Kupferorpd) verbunden bervsitritt. Salzfäure greift diefed Arfenür 


: nicht an. Azotſaͤure oryairt ed Hingegen, fo wie dab U2O2, Ieptered zu dem gelben 


Uranorxyd⸗Gydrat oder der Uranfäure = TO2 H2O, 1dßt fegtere mit gelber 
Farbe auf und laͤßt erſteres ald braunrothes Pulver zurük; aud der gelben Aufld⸗ 
fung fehlägt fired Alkall gelbes, faured, uranfaured Nitall G- ® Nao 
tz 002 480), nieder, das in ber Porzellan⸗Malerei benupt wird. Ammoniak Bils 
der damit, einen fehr beſtaͤndigen gelben WMiederfchlag, der Im Eohlenfauten Ur: 
monoxyid aufloͤrlich IR (was In den. Stand fegt, ihn noͤthlgenfalld von fremden Bei⸗ 
miſchungen zu fäubern) und der, ausgegluͤhet, Amoniak, Waſſer und 2 O0 Sad ent 
1ä6r und num dab Uran ald dunkelgrünes Oxydul (Us O 5) von 7, 51 @igeng 
Dad ded Drndulsgalat = U803CE O3 IR = 2, 90) Hinterläßt, dad Ach Im 
Exıem mit grüner Farbe auflbdt und In ‚ver Porzellanmalerei zur Därkellung ei- 


. 
. 
® 


819 





bän *) laſſen leicht gu Metall herſtellen (rebuciten) wenn man ihre 
Iumondlor-Berbindungen in einer paſſenden Glasroͤhre erhitzt und biefe 





nes einen Schwarz verwendet wird. Dad zuvor ermägnte reine U warde von 
Peligot aud tem Dralat ded Oxydul und aus dem Uranchloruͤr targeflellt. 

*5 Scheel oder Wolfram (SI oder W) kommt nur ald Sure SIO3 oder Wos 
vor, jedoch nicht frei, fondern gebunden entroeder an CO, wie ſolches im Tungflein 
ver Fall if, in dem Scheele 41781 die Säure entdeckte, oder an Manganoxydul 
zur Eifenorydul in Form großer, braͤunlich cifenfchwarger metallifch alänzender Kry⸗ 
nalle, wohin Dad unter tem Namen Wolfram bekannte Geflein gehört. (2 Mao 
8103 + FeO81Q5) dem man die Säure am lelchteften durch Ammonlak entzieht; 
das Dadurch geblidete ſcheelſa ure Ummonoryd (A 2 Hs O BIOS) bildet farb: 
leſe Kryſtalle, die gegen Luft geſchuͤtzt, gegluͤhet blaues ScheelsSuboryd (wahr: 
ſcheinlich = SI 8 0) hinterlaſſen, waͤhrend Welfram mit Galpeter behandelt, nach 
Art des Ehromeiferftein (S. 813) ſcheelſaures Kali giebt, welches, weil es vegleitet If 
"er manganſaurem und eiſenſaurem Kalt, das zu feiner Loͤſung verwendete Waſſer 
wän farvt; man läßt tiefe fo lange dem Licht In der Auft ausgefent, bid fie farbs 
les flar geworden, feiher fie nun durdy weißed Fließpapler und verfegt fie dann fo 
lange nis Alkali: (3. DB. Na0CO2 ) Löfung, ald noch ein weißer Niederfchlag erfolgt, 
der getrocknet und Dadurch zugleich von Hydratwaſſer befreit, ſchwefelgelb erfcheint ; 
er NO +2 58103 (Tungſtein Hinterläßt, mit Äberfhüffiger Azotſaͤure behans 
delt, reine gelbe SIO3) ıuıd in Ldfungen der fFurefreien Alkallen Leicht aufıßßlich, und 
geht, überbedit mit Sydrochlorfäure und dann berührt son Zink, zunaͤchſt in eine tiefs 
blaue Maſſe (SI? 03 + MH 2 0?) und darauf in Fupferfarbened, metalliſch 
glänzented, biättriged Scheeloxyd (KRIO2) Üiber, das auch entfieht, wein BIOS 
wach geglühes und dabei von H Gas durchſtrichen wird (fiellt dann Jedoch ein 
braunes Pulver dar), und dad ald ſchwarzes Pulver zurüdbleibt, wenn. man 
K0s103 mit Salmiak menge und gluͤhet. Heſtigeres Glühen ter während deſſen 
von HB Pırcchfirichenen SIOs Hinterläßt metalliſches, fpröded und fehr hartes 
efensraued, luftbeſtaͤndiges, ar der Luft ſchwarz oxydirbares Si, von 17 Elgenge⸗ 
wide; verfeps man bie Loͤſung von fcheelfaurem Alkali mit im Waſſer gelddtem, mit 
was Salzſaure augefäuertem Zinndylorür, fo entfieht ein fatts Lauer, dem fünf: 
lichen Ultramarin aͤhnelnder Niederfchlag , der, wenn nicht ganz, doch dem größern 
Thetl nach aud SI2 0 35 H20 beficht, dem zinnfaured Scheeloryd (SI028n02) belgegeben iſt, 
wahrend Ir der. Fluͤſſigkeit Laugmetall⸗Ehlorid (3. B. NaCh 2) gelödt bleibt. Dieſer 
baue Niederfchlag, und ebenfo ein diefem der Farbe nach gleichender, der ſtatt BIOS 
wit MoO 5 d. I. mit Molybdähfäure bereitet worden, bieß font mineralt: 
fder planer Garmin, elznet fidy aber zu Malerfarben durchaus nicht, Als 

| Böhler fo lange in ſchmelzendes Natronſcheelat Scheeifäure trug, als diefe noch 

aufgenommen wurde, erbleit er eine Maſſe, die, bei gelinder Gluth von H durchſtroͤmt 
meraſuſch glänzend goldgelb, dem Golde dem Anfehen nach tAufhend Ahn: 

| lich, dem flärkfien Koönigswaſſer vwolverfiehend und nur Im vonfferarmer ‚Hydro: 

| ſtastſaure auflödlih war. An Ammonoxyd⸗Natronrhodphat (fd. ſchmelz⸗ 
beteb Garnſan (= A 2 H 8 O Na0 + 3 P 2 O 5) aufgeldßt, bildet bie BIOS eine 
gelbe Fluͤſſigkeit, die zur Trockne eingedunftet und bei Zutritt von CHa Gab ge: 
glahet ein ausgezeidmet ſchoͤnes blaues Glas darftellt; Anweſenheit von Alum⸗ 
md (Al 2 O 3) und Silicſaͤure erſchweren dad Eintreten ber blauen Farbe Im 
schen Stade. ⸗ 

7) Nolyb dan (Mo) findet ſich hauptſachtich mit Schwefel verbunden als Molyb daͤn⸗ 
glanz (MoW), ſonſt auch Waſſerblei genannt und mitunter verwechlelt mit 
„Brapgtt“, dem man irrigerweiſe hie und da auch letztere Nedenbenennung ertbeilte ; 
subervera aid Saure (M003) vorzüglidy mit Bleioryd verbunden; wie 5. B. Im 
Selbbleterz, darin emdertt von Gcheele 1778. Dad Schwefelmolybdaͤn verbrenn J 


52* 





820 





während befien von trodnem Ammoniakgas durchſtreichen läßt; 
ſ. m. Gründzüge 2. Aufl. J. 414 f. Um Glasröhren in Defen ge- 
fahrlos zu erhißen, bedient der Verf. dieſes Handb. fich feit mehreren 
Sabren eiferner Röhrenträger. Diefe beſtehen aus zwei zn 
einander paſſenden hohlen Halbrylindern von Eifenblech, von denen 
der untere der cigentliche Träger, der obere [mit ſenkrecht aufwärts 
gerichteten, oben gefrümmten Stielen verfehen: um ihn leicht ab⸗ 
nehmen und wieder auflegen zu fönnen] den Dedel bildet, ven 
man, Falls er noch heiß ift, wenn man bie Berrichtung unterbrechen 
will, mit einer Zange leicht abheben und fo die Röhre bequem von dem 
Feuer entfernen, oder während fie der Glühung von Zeit zu Zeit befich⸗ 
tigen kann; beide Halbeylinder bilden mit einander cine der Länge nach 
durchſchnittene eiſerne Röhre. — Das Titan iſt ein nichts weniger 
als feltenes Erzmetall. Es wurde 1791 von Gregor im Zitanelfen 
und 1794 von Klaproth im Rutil (oder fog. rothen ShörN) 
entdvedt. Das erficre Borfommen erklärt ed, warum man es O⸗frei 
in mancher Hochofen⸗Schlacke (S.348) in ſtarkglänzenden gelb⸗ 
lichkupferrothen Würfeln kryftallifirt findet; es iſt, alſo gewonnen 
eines der fprödeften und lufibeſtändigſten Erzmetalle, das im heftig» 
fien Eflenfeuer nicht fließt, von Säuren nicht angegriffen wird und 
nur 513 Eigengewicht bat. Das mittel Ammoniak reducirte iſt 
dagegen, fo lange es noch Heiß, fehr oxydirbar. Erhitzt man drei 
Gewichtstheile doppelt Chromfäure- Kali mit vier SO3 H2O, fo 
erhält man nah Bolman doppelt ſoviel O⸗Gas, als ebenfo- 
viel K O Ch 205 giebt und im Rüdflande Cr 2 0 3 + 3 SOS. 
6) As Malcrfarben find, und Behufs des Zeugdruds vorzüglich 

geſchätzt das chromſaure Bleioryb (PhO CrO3), befannt unter dem 

Namen Chromgelb, hervorgegangen durch Werfelzeriegung des - 

KO CrO3 u. Ph0-Satz, alebafifhes Salzgleicher Brundartung=— 2 

Pb O + Cr 0 3; fhön ziunoberrotp, bereitet aus dem crfien durch 

Schmelzen mit Salpeter und Auswaſchen, oder durch Sieden des 

friſchgefällten neutralen Salzes mit einer Löfung von neutra- 

lem KO CrO3, die dadurh in Bichromat des Kali übergept, 

oder auch durch Fällung des Bleiſalzes mittelſt eines Gemiſches 

von KOCr0O3 + KOH2O + Ag; dann auch das ebenfalls durch 

Wechſelzerſetzung darſtellbare SnO CrO3 und BIO CrO3. Das 


bei beginnencer Gtüßlige, zu 802, die entweicht, und zu Froftallinifcher feidengläns 
sender weißer Molybdänfäure geſteht, tie bei Rosbgluch ſchmilzt und fidy ſubitmirt, 
im Waſſer wenig loolich ft, mit den braunen Oxyd (MoO 8; dad Drpdut 
Mod iſt fywar;) ſchoͤn blaues, im Waſſer Idölihed Moos + Mo02 (=Me 2_O 5) 
glebt, heftig geglühet dem durdhireichenden H:Gad alleb O abgiebt ımd nım als Yaet- 
Bed, Mark giängended, ſproͤdes, hoͤchſt firengflüffiged Metall von 8, 6 Eigengewicht au: 
rhabieipt. Aꝛotſaure greift legreres leicht an und Idds ed auf. 





821 


Ahnlichen Weges erzeugte purpurne AgO + 2 CO 3 iR zu 
wenig Ihtbefländig, um bergleichen Verwendungen zu geftatten. 
Legt man Übrigens eime Stiberpfatte in eine mit Schwefelfäure 
angefänerte Löfung von Kalichromat, fo bedeckt fie ich mit glänzenden 
Kryftallen von dem genannten Silber⸗Salze, und in der Flüffigkeit 
ſindet ih Epromalaun. Das Ehrom wurde von Bauquelin 
1797 im Smaragd, dem es als Oryd und Im Rubin, dem 
es als Säure bie prachtvollen Farben ertHeitt, entbedt. In chemiſcher Hin- 


ficht reipet unter den Erzmetallen dem Chrom zunächſt ſich an das 


Banad (V), das zuerſt entvedt wurbe im Jahr 1808, von dem das 
maligen Prof. der Mineralogie zu Merito, Dei-Rio, der es 
Erptprontum nannte, im braunen Bleierze von Zimpan in Mexiko, 
worin e6 ale Säure mit Bleiorid im Berhaltniß von 19,18 Säure 
zu 80,72 Pb O zugegen tfl; dann wiederum 37 Jahre darauf (3830) 
von dem Bergſchuldirektor Seffiröm zu Fahlun, im Eifen von 
Zaberg In Smaland, und mehr noch in den dortigen Eiſenfriſch⸗ 
ſchlacken; fpäter auch in Schottland bei Waulockhead, zu Beresow 
in Sibirien, fowie au in Deutfchland aufgefunden, unter andern 
von Karſten in den Mansfelder Knpferfihiefer« Schladen. Aus 
feinen O⸗Verbindungen wird das V bei Weißgluth durch H-⸗Gas zur 
ſchwachmetalliſch glänzenden (muthmaßlich noch nicht völligOsfreien) 
Maſſe Hergeftellt. Als bafifhes Oxpd iſt es ſchwarzbraun, in Säuren 
keit auflöstih, damit dunkelbraune Salze bildend, während die 
an ſich brammrothe, leichtflüffige, erkaltend kryſtalliſirende Vanſad⸗ 
fäure mit Bafen gelbe und rothe Salze bildet, vie. gleich jenen 
Berbindungen,, welche fie mit Säuren zu Doppelfäuren ſchlägt, 
oft anf einmal farblos werben und Farbe erſt wieber erlangen, 
wenn fie erflarren, dann von Neuem aufgelöst, aber ihre Farbe 
nun unverändert beibehalten. Die dunkelbraumen Satze des Dryds 
branfen mit Ayotfäure auf und erſcheinen nun fhön blau: Banabfaures 
Ammonoryd gibt mit Galläpfelaufguß faſt unzerfiörbare ſchwarze 
Zinte, Pie felbfi dem Chlor widerfieht, von Säuten aber blau wird, 


N Das ©. Sit erwähnte Hyprogen-Hyperoxryb oder fogenannte 


orydbirte Waſſer iſt in neuerer Zeit hie und da zur Fleck⸗Tilgung 
seunbt worden; wie denn Thenard mittelfi deſſelben koſtbare Del. 
gemälbe altitalifher Maler (eines Rafael) gefäubert und ihnen 
Babarh eine Friſche ertheilt Haben foll, die, ohne die Farben berfelben 
im Mindeſten zu beſchädigen, ihnen das Anfehen der Renpeit er- 


- sheilte. Gewöhnlich bedient man fih zur Dearfiellung des HTO 2 


des Baryum-Hyperorpp (Ba O 2), das zum Theil ſchon 
gebitvet wird, wenn man Baryt⸗Azotat für AG glüget, reiner jedoch 
un» in ärößerer Menge, wenn man (nach Liebig) 1 Theil wafler- 


a 6 


* 


822 


freien Baryt im einem Platintiegel bis zur beginnenden Gluth er- 
bt, und dann mach und nach, unter Umrühren mit einem Platin» 
fpatel, 1 Theil zerriebenes Kalichlorat (KoCh205) folgen läßt; 
: „aa dem Erfalten wäſcht man die Maſſe aus, fie dadurch von 
- KCh 2 befretend, und zurüdbleibt Bao2 H20, das, gehörig 
ausgepreßt, an ber freien Luft, oßne Beihilfe von Wärme getrod- 
net wird. Es Halt Rothgluth, aber nicht Höhere Oluth aus, Tofern 
es nicht Hybrat if (wie man ed 3. B. gewinnt, wenn man O⸗Gas 
fo Tange über in einer Röhre glühenden Baryt pin und her ſtreichen 
Jaͤßt, bis davon nichts mehr eingefogen wird), zerſetzt ih als Hp⸗ 
brat hingegen ſchon durch ſiedendes Wafler, in BaO und O-Gas. 
Man benutzt es zur Darfielung ber Hpperoxyde des Oa, Sr, Cu, Bi 
.. amd Ni und, wie bemerkt, hauptfächlich ‚zu. der ves H2 O2. Dan 
übergießt zu deſſen Darfielung das BaO2 in einem Blasmörfer 
mit etwas reinem kaltem Wafler, reibt beive Stoffe untereinander 
:aud trägt davon nach und nach Eleine Antheile in gewäflerte Hydro= 
+ fInorfäure (fog. Flußſaure oder Flußſpathſäure; oben G:801)5 _ 
fogleih faͤllt das in Wafler unlöslige Baryumflaorid ober 
Fluorbaryum heraus in Form eines .ervigen Riederſchlags und 
. das in der Kälte davon abfiltrirte H202 + A q entlät, in 
ver Guerikoſchen Leere, neben Schwefelfäure abgebunftel, das 
Waſſer in Dampfform, während es ſelbſt als farbiofe ſprupdicke 
Stüffigleit von. 1,453 Eigengewicht zurückbleibt. Dieſe ik bei 
— 30° C. noch fläffig,, ſchmeckt eigenthümlich widrig, an ben Ge- 
fhmad des wäßrigen Ehlor erinnernd,, erregt auf ber Baut nach 
wenigen Augenbliden einen weißen Fleck, begleitet von frechender 
. , Empfindung (die jedoch beide nach einigen Stunden verſchwinden) 
bleicht und. zerkört alle Pflanzenfarben und zerfällt durch Beriprung 
verſchiedener puloriger Körper, befonbers: metalliſcher Hyperoxyde 
und ber bichtoren Metalle (Mr, Ag, Pd, ſehr lebhaft bvurch Au und 
Pt)'und ihrer: Orybe in Wafler und gaſiges Oxygen, und war dabei 
Das oryd. Waffer durch Wafler verbünnt, fo entweicht das O« 
. Sad unter Braufen, während das fich trennende Wafler fo heiß 
wird, vaß man feinen Träger nit mehr in der Hand halten kann; 
war c# hingegen möglichft frei von Begleitungs-Bafter, fo erfolgt 
. die Trennung unter ſchwachem Leuchten und lebhafter Berknallung, 
die fhon durch Berliprung des Glaſes, 3. B. der Flaſche, die es 
einföpließt, zu deren Zerfpzengung führt, Tobalb man eine waſſerurme 
" fung irgend eines Alkali hinzugefügt hatte; wogegen Zuſatz 
1. oder geringer Gehalt von Säure (oben BI. 811) es gegen ſolche, 
au wie man flege: nicht ſowohl chemtſch, als vlelmehr zwmächſt p2iſch 
:; bedingte (im ſchwächeren Grabe auch: lediglich durch Erhißen er⸗ 


i 


823 


zeugbare), an die des Rualifilbers (©. 769) erinnernde Zer- 
fegung, mehr oder weniger ‘hüst. *) 

6) Im Beziehung auf vie verfchiedenen iBerfahren zur Entwickelung 
des Drygen-Bafes, deren bereits im Vorhergehenden mehrfach 
gedacht worden, ſteht nur no zu bemerken, daß Cu O mit Ch 2 
+ Aq befaubelt unter Braufen 20 % (de6 Cu O0) an O miläßt, 
und daß, wo die Feuerungskoſten mäßig groß ausfallee (Brenn. 
ſtoffe wohlfeil find), man mindeftoffpietig ein ziemlich reines 
Os-Bas erhält, wenn man Mn O 2 in palfenben eiferneu Hohlchy- 
lindern , vie unten verfchloflen, oben aber win eingeſchraubtes ges 
Irümmies kupfernes (oder ein biegſumes bieikenes) Rohr gasdicht 
augsfägt barbieten, flark glühet; oder ſtatt folchen, bie Metorte 
vertretenden Cylinders, eine fleingutene Retorte (von heſſiſcher 
Schmelztiegelmaffe) mit angeküttetem Rohr wählt, die man aufm mit 
Thonbrei überzieht (3. DB. mit gepulverteim wrigem Bolus, der 
mit Waſſer zum Brei angeräprt worden, v. 1. mit einem Kütt, 
der auch zur Schließung der Eugen zwiſchen Metorte ard. Borlage, 
Helm umd Deſtillirkolben zc. fi wohl eigart, weil er laftbicht ab- 
fyerrt und durch Aufweichen mit Waſſer fin wieder keicht entfernen 
laͤßſ) und nun allenthalben mit Sand beflähbt, "war dans einen 
ſehr Jaltbaren Inftoi@pten ſog. Beſchlag bilvet, Bon: manınud bei 
Glasretorten anwenden Tann, die man:Karfem freien ‚Yenor'ans- 
feßen will, fo wie Derfelbe Thonbrei, wenn er ale Webergug' au den 


De Ba Zn 1 BE Ren 


#) Ein Apnliched Zerfallen bietet auch H 2 8 8, d. 1. dad Hodrogenful fip dar, dab 
dem „Puperormd ded Bydrogen Ähnlich zufanımengefegt auch Im aͤhnlicher Weiſe zerfäite, 
nemfich in Podrottaon CH 3 S) und S, warn eb mit ſlarten Werven yufefkmens 
temmt, jedoch auch ſchon: wenn ed in verichinfienen Glaͤſern laͤngere Beit;rublg 
ſteht; ed ſcheidet ſich dann 1 Atom Schwefel kryſtalllniſch aus, währena;H 28 fret 
wird, das, wenn dab Tas In ſehr kalt machenden Miſchungen fand’, zumal, wenn 
ein Slascylinder If, im den man einen zweiten nicht Bohlen Gladcylinder wohl⸗ 
ffitehend einzurteihen Yormag, zus. tropfbaren, Tele diumen, ſarbleſen, Stifägkelt 
ſich vertichten läßt, und, war dab Glas zuvor mit Dem geiben, sellgen s.fog- Mas 
ferfioffuperfulfurer (d.t. dad mehrgedachte H8S8) gefüllt und fonit hinreichend 
Merk und wohlverſchlo ſſen· zum Theil auch fchom vor felber In Kropfforkn oberhalb 
des 8 ſicht. — Scheee entbedte dad HT SR, und mar 'gehitänt.ed anf: kinem 
Wege, aͤhnlich jenem, roeldgen er hlezu eingefddingen hatte, Febr. leicht, menu Sah w es 
felcalclum im Maximum feined Gchwefelgehaltd (dae gewonnen wirk 3 durch 
Aochen von Schweſel milt geldfchtem Kalk und Wafler) durch Zumſſchung den Bodre⸗ 
lerfäurs yerfept wid; Ca’ 8.9 + Ch 2 H2-= Ca Cha und H 38 8 m BOB 
ne tropfbaren Gtüffiglelt zu verbichien „ genügt ed, Defieite,: nltelfs Oinwegieitung 
über Ca Ch 2 gerrocnet. in einen Gladtoiben zu leitender Im ginery Geruguge von 
4 fein zerriebenem Kochſalz und 2 Echnee ſteht und davon ganz Ehen A z. die 666 
zu — 18° 4b — 20° C. eintretende kuͤnſrliche Shitung verdichtet Bd tr sche 808 
Sub fort zur tropfbarın Biätdgkelt. Achnliq; verbigjtht nam ach Chu: KYRF Seh. 


824 


Augen von Glasretorte und Borlage an der Luft getroknet und 
durch Erwärmen über Kohlfeuer vollkommen trocken geworden iſt, 
mit etwas Leinöl überſtreichen, die meiſten Gaſe dauernd abſperri. 
Gehörig durchglühet, bie kein Gas mehr entwickelt wird, geben 16 
Unzen (= 32 Loth — 1 bürgerlihen Pfunde) MnO2 1000 Parif. Eub. 
Zoll Sauerſtoffgas, das indeſſen nie frei von beigemiſchtem A-Gas 

iſt, und zwar um ſo mehr davon enthält, je weniger gasdicht die 
Entbindungsgeräthe (z. B. die Retorten) waren. Dieſes A» Gas 
entſtammt größtentheils jener atmoſphäriſchen Luft, welche das 
dem freien Fener ausgeſetzte Geräth umfloß. Sobald nemlich die, von 

. vornherein in der -Retorte befindlihe atm. Luft durd bie Hitze, 
... zum Theil iu Begleitung von O⸗Gas des Braunftein ausgetrieben 
‚.‚worben und mitbin in der Retorte eine Azotgass Leere ontflanden if, 
aupleich aber au dic feinen Zwifchenräume (Poren) der Reiorten 
und der Verlttungs⸗Fugen durch die Hitze geweitet worben, fürzt 
...d98 A-Gas der Außern Luft, getrieben durch feinen eigenen Druck 

- ‚Chan Safe prüden beiamnilih unmittelbar nur gegen Zeile 
„ ihrer eigenen Art, nicht gegen frembpgeartete) in die Azot⸗Leere 
vr bee; Retorte und ber übrigen bereits mit. O= Gag gefüllten Räume, 
-, and ebenforaub CO2. Gas, das theils mit der Außenluft hinzu⸗ 
:,: Sommiomgmößtentbrils aber erfi in dem Ofen anf Koflen des atmo- 
sr fehäsifihen OrGafes und des Brennflaffes, z. B. der Kohlen erjeugt 
. 1 worben, ik bie CO2» Leere berfelboen Räume, wird dann aber 
größtentpeild von dem Sperrwafler des Gasfammiers (der fog. 
pneumatifhen Wanne) verfhludt und aurüdgehalten; um fo 
mehr, mann folhes Wafler etwa etwas KO, oder Kallkmilch enthielt. 
"Hy. Wiele. ſprechen und fihreiben latt ſchwefligt ſchwefelig, flatt 
wosphoricht phosphorig, ac. der Bedeutung gemäß, melde 
sin der veutſchen Sprache die Endſplden ig and ich ober icht mit 
ih. füpren.‘ Indeffen ſprach und ſchrieb man fonft nicht Schweflig- 
un ähre pder fhweflige Säure, ſondern ſchweflichte Säure, 
4 dadurc wie man vermeinte, darauf hinweiſend, daß die Shure 
‚die Natur des Schwefels vorzugsmweife in fih entwickelt darbietet, 
"loben daß’ fie Schwefcl-geartet if) während. pie Schwefelfäure Dies 

m Teibe Rasur oder Artung in ihrer Ausgleichung (durch O) und 
gãnzlichen Umbildung im ſich verbirgt. Es fühlen mit Fett beftri- 

— 5* oder dem Fett äufſerlich an Schlüpfrigkeit und. Weihglätte 
20. Waelnde Stoffe Coder Leiblihe Dinge) fih .lettig an, fe find 
.untabhezubaducd nit ihrer ganzen Natur nach mit dem Fett überein- 
vos pen, dver {pm angehoͤrend, ſondern theilen nur oderflächlich 
nn . Bilhaftenbeil wie igenichaften ded Fett's — Hinfihtli des mehrge- 
.s: PrachtenH2S Hier noch bie Beobatung®öhler's,, daß aus ſehr waſſer⸗ 


825 


— — — — — 


armen Loͤſungen der Hpdrothianſaͤure, dieſe ich als farbloſes PHpprat CH: 
S-+ H20) kryſtalliniſch ſcheiden läßt, was auch — 
wenn man bei einer Kälte von — 180 ein Gemiſch von Alloho 
und Maſſer mit Hpdrothiongas fättigt; es bildet das Hpdrat dann 
eisartige Maflen. Ge niedriger übrigens die Zemperatur . einer 
gefättigten wäßrigen Loͤſung des H 2 S ift, um fo leichter laͤft Fih 
ihm dur Blattflber S entzieen und fo H an H 2 O übertragen, 
und ebenfo verbleibt auch dem Löſungswaſſer des fih (unten Waſ⸗ 
ſere Zerfegung) bilvenden FeO SO3, um fo. mehr (in die Guerite’:- 
fde Leere gebracht: gafig braufend entweichendes) H, je, kälter bie 
verbünnte Schwefelfäure war und jemehr während der Auflöfung 
des Eiſens, diefe gelältet wurde. — Daß Schwefelfüäure ſchwe⸗ 
felfaurer Salze neben Waſſer durch geiſtige Gäprung zerfeßt und 
fo (5.807) H 2 S gebildet werde, hatte. Chaptal fhon vor 59 
Yahren durch Ichrrcihe Berfuhe erwieſen (Crelts Anu. 179: 
IL 90 ff.) und nod fräper war von ben Gebrüdern Gravenborſt 
za Braunfchweig dargethan worden, daß -faulendes Wermuthfraut 
in Waſſer gelöftes Glauberſalz dergeſtalt zarfche, dab fih Schwefel: 
natrium und dadurch (S. 815 ff.) H 2 S bilde, und wenn gleich 
biefer letztere Berſuch Ginigen mißlang, die, ihn zu wiederholen 
Aschten, io ſchlägt er dennoch nicht fehl, wenn nur gehörige Luft⸗ 
wärme ihn geleitet und die Löſung des Slauberfaljes far! verdünni 
ih. Aegppten, Indien, Perſien, Ching, das Innere Nordweſt⸗Afrika's 
Ungarn verdankt ſehr wahricheinlich einen großen Theil ſeiner ohne 
Zuthun des Menſchen jährlich ſich bildenden Landſeen⸗ (Ratron⸗ 
Seen), Sumpf⸗ x. Soda und Trona *) ſolcher Schwefeljäure: 


+* 


») Soda mtbäls ald Hauptbeftandtgeil earbonf. Natron = Na 0 C O 2, dad man Ihr 
tur Andlaugen mir Waffer entzieht ımd Hierauf mittelſt Durchſelhung und Rroftallis 
fatlen bei-15° C. zuvdrderſt von den fremdartigen Salzen (Schwockel Matrium, Be: 
zen: Eulphat , Kochſalz. Kalt: Garbonas und Kalis Sulpbat) reinigt, Dann aber bei 
0° C. dad reinere Natron-Carbonat felbit zum Anſchleben und diefe Anſchuͤſſe 
dann Durch Ödftered Umkryſtalliſiren zur gänzlichen Reindarſtellung jened Carbonars 
bringt. In den Meerſtrand⸗Gewachſen, zumal in jenen zur Gattung Saliorrnia und 
Selsela Linn. gehörigen, If ed vorzüglich Das aepfelfaure Natron (Ns O M 
=Na0C.3H 30 4), welches beim Verbrennen der Pflanzen die Na 0 C 0 % 
baftige, mehr oder weniger zufammengefinterte und KohlendJ nebſt fremden Salzen 
enthaltende Aſche, genannt Soda oder Spaniſche Soda, oder Barilla liefert. 
Der von der Natur eingefchlagene Weg, dad von der lebenden Dflanze aufgefogene Serfals 
fo zu zeriepen, Hal Natron⸗-Malat daraus hrevorgeyt, dürfte auch Zuh Milchſaure 
kuͤnũlich erreichbar ſeyn. Iron beißt verzugäweif e das aus dem norbweftlichen Aſrika 
Inden europälfhen Bandel kommende rohe Carbonſaͤure⸗Natron; ed enthält nicht das 
uentrale Earbonat, fondern dad Sesqui⸗Earbonat bes Natron, d. 5. dad An: 
berthelh:tepleni. Natron, dad übrigend au In Ungarns und Aeghptens 


\ 


826 | 


Zerfeßung, wiewohl auch (Scheele's Verſuchen gemäß und ent⸗ 
ſprechend denen durch Berthollet und Andern daraus abgeleiteten 
Folgerungen) ber carbonſ. Kalk des Bodens (unter Mitwirkung 
faulender Pflanzen», Oscillatorien⸗ und Infuſorien⸗Leichname) mit⸗ 
telſt Wechſelzerſetzung zur Scheidung des Natron, aus Kochſalz wie 
aus Glauberſalz, beitragen mag: ans Kalkmauern witterndes Nas 
troncarbonat gehört nicht zu den Seltenheiten. Daß in Ofl- 
indien aus Glauberſalz ſtammender Schwefel fich zu ſcheiden fort» 
fäprt, berichtete vor 20 Jahren Bent. Haine (ſ. m. deutſch. 
Gewerbsfreund J S. 1835 ff.) und daß mehrere falte Schwefelquellen 
einer Ähnlichen Schweiefäure» Zerfebung verſchiedenerer Sulphate 
(hauptſächlich jener des Natron und des Kalk, mitunter au wohl 
des Magnit) ihren Urſprung verdanken, zumal ſene, welde aus ſchlam⸗ 
mig⸗moorigen Grunde hervorbrechen, möchte kaum zu bezweifeln ſtehen. 
Begegnet ja den Sulphaten der in Krügen gefaßten Heilquellen daſ⸗ 
ſelbe, wenn fie vor der Füllung nicht gehörig Yon dem Stroh (und 
Strohſtaub) gereinigt worden waren, das fie bei ihrer Sendung 
zum Hellbrunnen, der fiheren Packung wegen, umgab. Bielleicht 
wird auch jene Phosphorfäure im gleicher oder ähnlicher Weif: 
zerſetzt, welche modernden Elemenfarorganismen, fo wie höher ent- 
widelten Pflanzen und Tpierleibern angehörte; wäre dieſes erwieſen, 
dam wäre ed auch die Erflärung für pie Entſtehung der Irrliſch⸗ 
terund Irrwiſche (m. Hdb. ber Meteorologie II. 2.S. 455), wie fie 
Volta entwarf, und wie’ fie des Major Bleffon’s und Hermb- 
ſtädt's Berfuche (m. Arch. f.d. gef. Raturl, XXTIL.25) vertheidigten; 
daß nemlich Gemenge von brennbarem Sumpfgas (== CH 4) und 
ſelbſtentzündlichen Phosphorwaſſerſtoffgas (CP2H6, bag 
baſiſch gegen verfihtevene Metall» Cplorive, 3. DB. gegen Alum- 
&lorid, d. 1.Al2 Ch 6 wirkt; vgl. ©. 521 Anm.) den Hauptantpeil 
an dem Befiande der Irrwiſche baben. Die Irrlichter werben 
immer feltener, well man die Friedhöfe aus den Stäbten in’s Freie 
verwiefen und Sämpfe . ausgetrodnet hat und auszutrocknen 
fortfäprt; im Späthherbfi 1805 und Frühling 1806 fah man z. B. 


Soda vorliegt, dad man aus dem neitralen Carbonat dadurch zu gewinnen vermag, 
wenn man die Loſung des Bicarbonats (Na O + 2 CO®) längere Zeit Im Sieden 
erhält; ed If leichter umd leichtlößficher, ald tad Micarbonat, aber fchmerer und 
fehrverlößltcher, als dab Carbonat und vermwittert nicht an der Luft, der fonft die 
melſten Natron: Salze zu unterliegen pflegen. Dad neutrale Carbonat enth Ut kry⸗ 
fallifirt 10 Atom (65 %) Kryſtallwaſſer, Schmitt daher, erbipt leicht in feinem 
eigenen Waffer ; die beiden andern Sarbonate find beträchtlich Armer an Wafſſer. 
zumal dad Bicardonat, dad In Mineralquellen zu Gelterd, Fadılngen zc. "Häufig 
vorkommt. ’ ‘ 


W.2 


827 


noch ſehr Yanflg dergkeichen opnferf Beidelberg, wo ftebk ber bot. 
Garten beftudlich, damals aber ein (einen Friedhof zur Raͤhe habender 
Teich) gelegen war. Bon leuchtenden (phosphoroscirenden) 
Krpptotzamen untetſcheidet fie leicht ihre ſcheinbar hüpfenbde Bewe⸗ 
gung, son Johannis⸗Leuchtkaferchen die Flammenform, die fie dar⸗ 
: Mieten; abgefehen !davon, Daß es weder im Frühling no im 

Spatherbſt (Novbr.) dergleichen in Deutſchland giebt. 

19) Bas übrigens eine im ſich vollendete oder ſog. vollfommene Gäure 
leilei,.. in Bezichung auf Bafe- Forderung oder Stimmung 
ver fie berührenden Fremdſtoff⸗Verbindungen zu einer Gegenbethä⸗ 
ügung, weiche bie durch vie Saͤure ausgedritckte Sauerheit (Neibität) 
pı waͤltigen und in's chemiſche Gleichgewicht zu bringen (Salzbil⸗ 
dend zu nentraliſtren) vermag, das zeigt unter andern die Schwefeffänre, 

‚wen. fie gänzlich Waſſer⸗frei, d. h. (in Beziehung anf Entgegnung 
‚gegen ihr Sauerſeyn) wenn fie güͤnzlich Bafesftei if (nenn das ber 
gewöhnitdsen Schweftlfäure beigegebene Waſſet wirkt aegen dieſelbe, 
Beine mitige Verbundene Salzgrunbiage) and fomit Aystorybgas 
in Beräfrung kommtz venn Fe wirkt gegen bieſes — Tonft duthaus 
siht nach Art der Salzbaſen fich gegenbethätigende — Oxyd als eine 
in: Salzgeugung begriffene &Awre:, ums vieſes Orys- dagegen als 
eine in derſelben chemiſchen Wiſchnug dollndig begriffene, wahre 

. Eaagrundlage oder: Vaſe. Leitet man nemli; trodnes -A2O2: Gas 
in Weffer-freie Schwefelſdure, Toerfältman Heinz. NRoſe zufolge: 
AOSOS (=> A208. +:2.8 03) in Bonm einer wit‘ tauchen⸗ 
" en; mderändert- mblfmirbasen, tungen, harten, an ver Luft 
uurfiiePlichen Maſſe, vie alu. vollblommen aͤhnlich if wirieni Salze ber 

Schwefelſaͤure; denn vieſe tfiais einer. u ſich gaffgen, beinm Zutritt 

Maſſecm ampf⸗haltigen Auft: Rark raucheüben Wefenpeit in jene ge» 

ſchlaſſene/ zunchſt zum: auf das A202 Oezogene der weißen har⸗ 
. Im Verbindung Aergegantzen, und’ nur ihre Zerftleßlichkeit veutet 

. Oi. darauf hin, daßl ihre Anziehung zum Waller nicht aufgehoben, 
ſondern nur im chgete Grenzen gebracht worden ik, durch die an. 
' Zaspeznba,: Erigegniig: des: ABOR,.: Wirft man dagegen dieſe 
: weiße. Maffe rin’ 6:Bafier, Oper: in wäßrige Saljtöfungen, fo löſt fie 
. Bi. darin fhuelliiizu: 3:03 und. AUOB: Taf, "während vrange 
: "Dämpfe zeigen, vaß ein Theil bes von: ber Säure durch das Waſſer 
: geſchiedenen 4200 nicht zur‘ wolflänbigen: A206, ſondern aur 
zur Azotihiſuuve (4203) auf Koſten des atmosphaͤriſchen 
VO Gafes ſich ormbik dar: In Alukohol geworfen entweirht bie 
A4208 nicht; ſondẽrn. diidet mil demſelben · ſog. Salpeterather 

M¶zotichtſture⸗Aethes sche: HI 2 O, wie der Vetftiffer dirſes Bandbuchs 

ſolches bereits wor irren Zahren nachwileß wnd zum Borleſungso⸗ 


1 r 


828 


— — nn — — 


Verſuch ſchon vor 15 Zahren erhob, unbdem er: A202 Gas di 


, „burb Os» Gas in A2O3 wandeln. und. nmmittelbax: darauf Mikohol 


zutreten lich), mas Aether ſelbſt, auch bei. Waſſer⸗uſatz, nicht ges 


. wäprte (weil der Aether, d. i. I C. I0 O, ſichmur dann mit 
. Säuren chemiſch verbindet, gegen ſeꝛals Seutzbaft ſich betpatigend, 


wenn er in statu.nascente fi befindet, d.h. vom. H2 O geſchieden 
wird, mit dem er zu Weingeifi verbunden mb negen vas er, ale 
gegen. bie feiner Baficität entſprechende Säure, befiich:gegenipätig 
war: au in jenen Augenblide, in ‚weichem ex Don: bes ſtaͤrkeren 


‚ Säure — bier yon ber A2 0 3-Gäure — angezogen wurde; ſchon 


geſchieden, war er aber: folder Gegenbethätiguug verinfig gegangen). 


Wädpßrige Lölung des Fe 0503 wurde von ber weißen, Ad in ihr 


löfenden AO 803 fogleih. tief geſchwärzt Coben ©. 827). Ammo⸗ 


niak⸗Gas verſchluckte die weiße Maſſe unter ftarter Schhfiivdemung 
. und Schmelzung; es bildete ſich cine Richtige, pulverige, in: Waffer 
... Welihe Mafle, deren Löfung weder ‚Gehalt an Aotfänzerueh an 


Agotichtſäure, ſandern neben etwas faurem vur neutraled‘ Mıkkmon- 


oxpd⸗Sulphat · verrieth (ein, Berhalten, das anf Zerfiörang bes: A O 


binmweifet; eine Zerfiörung, bie, vom. nerkichieten H eines Meiles 
bes Ammonials ausgehend, noachwendig von Entwidelung bes dabei 


: unter Wafler-Srzeuguug auf-beiden Eiskten frei werdenden A⸗aſes, 


hätte begleitet ſeyn mäflen), Ueber Myntigt-Shmefstfäure 


vergl. auch ohru S:.496, Au, Vermiftcht man Übrigend Wange 
rauchende - (als alte 14208 , enthaltene). Azotfäure "mitt! SO3 
+ H2Q, ‚fo mixd. Alles: farblos, und: serbigf man das Gemifig, fo 


, ‚angweiht und :A:2 O 2riae, das falgt..A:2.0:5 (FifiMänffer- 


4, ıy 


arme). Ueber die krpſtall. Verbindung von. 4.203 +°89:03, f. 


yı. weiter. oben & 834, Bei ben atnioſphoriſchen Ordpatiembes'H2 8 


‚tompit: 46 gewöhnlich ur zus Erjengung vdn. Waſſer, niit Aus» 


‚ . „Weidung von Schwefel: Bonienu:fand sc: Ba Verdichtung 
„ber Dämpfe -der warmen. Schwefelameliten zu Aintes Quwopen, 


2 


WR 
1,29 


pie aus H2,S + H 2 DO 'optlaffen, dirie Dämpfe. befiyigek anf 
Koften atmofphäriiden Sauewfoffe in SOBHRO-Aberammpenr: ber 
Berfaffer dieſer Zeilen. machte im .Herklt 1848 barauf aufmerkſam, 
daß durch 12 8 aus feiner Auflöfung gefüllltes tiefbrauaſchwarzes 
Platin⸗ Tpionär.- (Schweichhiaftn« PER} ver Luft anfdefegt 


counc. Schwefelfäure biſdet, ‚während Aicch reines Pt ſcheidet. 
Feuchter, noch etwas H 2 S verſchluckt enthaltender S erhält'gegen 
‚Pt + E; vergl. m. Grundz. te Aufl. A 438. Unter Mitwirkung 


feuchter Luft oxydiren fich ſelbſt die eg... Schwefelslumen und 
die Sch wefel milch (oben S. 806) zugatnus rötpenden Schwefel. 


laurxen; in beigen Schwefel⸗Arten bübshiübrigenn, Fritſche?s 


829 





— 


Beob. gemäß, ber Schwefel kleine Haufwerke von mikroskopiſch 
Heinen, mannigfach an einander gereiheten, fafl undurchſichtigen 
bis Linie Durchmeſſer habenben Rügelgen,, die im Dun⸗ 
kein unverändert erſtarren, hingegen beleuchlet, oder erſchüttert, oder: 
rihend gerieben, fofort zu Fletnen Kryftalflen fi zufammenfiellen. 
Sm Zahr 1812 zeigte Schreiber dieſes: dag Trpflallifirende Salze, 
mitrostopifch betrachtet, ihren kleinſten Theilchen nach fi kryſtall⸗ 
magnetiſch) anziehen und abftoßen (m. Einleit. in die u. Chemie 
©. 230) und einige Jahre darauf: daß ſchon fertige Kryſtalle, ver- 
möge diefer Polarität (durch Kopal hindurch) in die Berne wirken und 
alfo wirkend fih vergrößern, was fpäterhin auch von Anderen, bei 
mit Wachs überkleideten Kryſftallen, beodachtet wurde; m. Grundz. 
150. Wie in Folge des Krpſtallmagnetiosmus das Waſſer fich 
dehnt, unterhalb des Punktes feiner größten Berdichtung, bevor es 
and wenn es Eis wird, wurde bereits a. a. D. (Einlett. ©. 279 
u. Grundz. I 42 ff.) nachzuweiſen verfudt; vergl. oben ©. 61 
Yam. Ein Wirken fertiger Kryſtalle durch Glaswände hindurch, 


auf Mrpfallifichare Maffge Gtoffe, wie «6 Beaums beobadiet 


haben wollte (vergl. au Hilpebranpdt’s Kiefer gehörige Be⸗ 
mertungen in Erell’6 Ann. 1799 II 10), findet freilich nicht fatt, 
wie fhon Lavoiſier zeigte (Aramp’s Kryftallograppie TI 107), 
aber daß es beider Bergrößerung ber Kryſtalle in zwar fehr Meinen 
Gedoch nicht In unmeßbar Heinen) Kernen, innerhalb einzelner 
Richtungen, zum Hinauswirken über die Grenze des Kryftalles 
komme, läßt fi in bemerkter Weiſe Teicht dartfun. Die Art übri⸗ 
gend, wie hiebei, fo wie in ähnlichen Fällen (3. B. beim Rieder- 
ſchlagen der Metalle in DMetaligeflalt, aus ihren Auflöfungen auf 
Gemtih-galvaniihem Wege durch andere, mehr brennbare Metalle, 
oder durch rein galvaniſche Vermittelung, wie 3. ®. in ver Gal⸗ 
sanoplafik), die entfernteften Tryftallifirbaren Stoff enthaltenden 
Schichten der Zlüſſigkeit zu den Flächen des ſchon gebildeten Kry⸗ 
Kalles anräden und diefe endlich beraßrend fie vergrößern, erfolgt 
— wie der Berfafler diefes Handbuchs bereits im Jahr 1806 zeigte 
(m. Beiträge I &. 201) lediglich gemäß der fich ſtets erneuenden 
Ausgleichung des ungleihen Druds: der, nahe dem werdenden 
Kryfialle (durch diefen entlecrten) an kryſtalliſirbarem Stoff vermin- 
derten und daper (in der Regel) dünneren und der daran uns 
verminderten und mithin (gemeinhin) dichteren Flüſſigkeits⸗ 
Schichten; wie fih foldes fogar vollkommen deutlich ſichtlich 
nachweiſen 1&6t im dunklen Zimmer, in das man durch eine Beine 
Deffaung Licht ein» und dur das Blas mit der Kryſtalle entlaf- 
enden Fluſſigkelt hendurch gegen eine Weißpapier- Wand fallen 


830 


— — — — — 


| 
laͤßt; vergl. m. hieher gehörige Bemerkung in u. ie. f. d. gef. 
Naturl. V 87. Berichievene Haudgriffe zur Erzielung fhörer- und 
reiner Kryſtalle findet man inm. Einlett. in d.n. Ehen. ©. 
223 — 233, wie au in m. Grundz. 2ie Aufl. E46 ff. Heber ven 
Einfluß des Lufidrucks and des eigenen Drudes tropfbar⸗ 
füffiger (oben ©. 173), fo wie erpiäter Waffen (3. B. bei der 
Bafalt- Kormung - und. ähnlichen Teilen: Stellung durch Hiße 
erweichter Mauerwerley 3. B. des GSteligefieins der Defen ⁊.); 
..@enndy. I ©. 50. Beſonders lehrreich if} die Art, wie Lowig zu 
- feinem- Verfahren gelangte aus gemiſchten heifen Löfungen unglei- 
der, einander nit wechſelzerſetzender Salze durch Hineinlegen 
eines Kryftalls von einem der Salze, nur dieſes zur kryſtalliniſchen 
Ausſcheidung zu briagen; oben ©. 117 ff. Beaume hatte nemlich 
‚gezeigt, daß man durch eim ähnliches Berfapren aus trüben und 
unreinen Solzlöfungen reine Kryftalle zu ſcheiden vermöge; Lowitz, 
die bier waltenden Einflüfle erwägen und berüdfichtigenn: daß 
beim Kryſtalliſtren offenbar nicht die den Chemiomus bezeichnen- 
den gegenfeitigen Unziehungen „ungleidhartiger Stoffe”, ſondern 
die (dem Phpſieismus angehörigen) Anziepungen gleichgear⸗ 
teter Materien KG bethätigen, folgerte: daß ein kryſtalliſtrendes 
Salz nur anziehen werbe, was dem Stoffe nach ihm gletihartig 
fep, währenn es (mie er meinte) zurückſtieße das ihm Ungleichartige. 
Er Iöfte, um diefe feine Kolgerung zu prüfen, 2 Ungen Salpeter 
und 3 Unzen STauberfalz in 5 Unzen noch ſiedheißen Waflers, 
vertheilte die Loͤſung in drei Gläſer, warf in das eine einen Kry⸗ 
ſtall von Salpeter, in das andere einen von Glauberſalz und im 
das dritte gar keinen; im erſten Glaſe kryſtalliſirte nur Salpeter, 
im anderen nur Glaüberſalz und in dem dritten ſchieden ſich beide 
Salze kryſtalliniſch aus. Er goß dann die Mutterlauge (Franz. 
Eau mere; lat. Muria) d. i. die nad dem Herauskryſtalliſtren 
verbliebene Klüffigkeit von den Kryflallen ber erften beiven Gläſer 
ab, und legte in bie des erſten Glaſes einen Glauberſalz⸗Kryſtall, 
in fene des zweiten einen Salpeter⸗Kryſtall, und ſogleich begann 
in erfierem anzufchießen: Glauberſalz (d. i. NaO SOS + 10 
H 2 0 over 55, 76% Kryſtallwaſſer, das es verwitternd verliert, 
und in dem es, erhitzt, wäßrig fläffig wird), in Ichteren Salpeter 
(= KO A205, das kein Kryſtallwaſſer, fondern nur Anhaftungs- 
ober Feuchtungswaſſer enthält, von dem es durch Schmelzen gänzlich 
„ befreiet werben kann, da es dann weniger wiegt, und mithin weniger 
Berfendungsfracht Heifcht; fo ſchmilzt man 3. B. in Schweben allen 
zu verſendenden Salpeier). Um ſchöne Kryfalle in kürzeſter Zeit 
zu geiwinnen, warf 2. in die andzulrpfiallifirende zuvor ſtark er⸗ 


83 


. 


wärmte Löfung aunänf einen ſchon fertigen Heinen Kryſtall gleicher 
Urt; fogleih begann mit der Abkühlung das Anfeken mehrerer 
Rıyflalle der Art. So bald die Löfung durch folhes Herauskryſtalli⸗ 
ſiren ſchwaͤcher geworben, fieng fie an, den hinein geworfenen Kry⸗ 
Roll zu löſen; 8. warf nun einen zweiten Kryflall hinein und fuhr 
fo in gleicher Beife fort, bis ſich alles Krpflallifirbare ausgeſchieden 
hatte; je langfamer die Ablüplung eintrat, um fo ſchöner und in 
ſich vollendeter giengen die Kryſtalle hervor (weshalb das Stellen 
des jog. Wachs⸗ d. i. Kryflalifir-Wefäßes in Heißes Wafler zur 
Bergrößerung und Reingeftaltung der Kryflalle ſehr merklich beiträgt). 
Es gelang L., diefen Weges aus den Löfungen der zerfließlich⸗ 
Ken Salze, ſelbſt folder, die man vorher nie au kryſtalliſiren 
vermochte, ausgezeichnet ſchone Kryſtalle zur Darſtellung zu bringen. 
Ueber Enthüllung der Innen» Geftaltung der Kryflalle, durch deren 
theilweiſe Löfung, vergl. oben ©. 595. | 

11) Tritt SO2, z. B. die durch DBerbreunen von Gchwefel in ber 
am. Luft der Bleilammern der Schwefelfäurelammer-Fabriten ges 
wonnene, mit A2 02» Bas zulammen, das fi zuvor in atım. 
Luft gu Azotichtſäure oxydirt hatte, und if Fein Wafler zugegen, 
fo erfolgt keine Berbindung, tritt aber Waſſerdampf (3. B. ein das 
A202» Gas und die atm. Luft begleitender) hinzu, fo bilvet fi 
4203 S0O2 + H20 in Form fehr weißer Kıyflalle, vie mit 
weiterem Waſſer zufammenfommend fo fort in A20O2-Gas und 
SO3 A20 + x Aq audeinander treien, wo bann das freiges 
wordene Azotoxyd⸗Gas aufs Neue durch atmoſph. Luft oxydirt und 
wieder zur SO3 Erzeugung verwendet werben Tann, wie foldhes 
in den Bleikammern der Schwefelfäure » Babriten nnaufpörlich und 
ohne Berluft flatt finden wärde; fo daß man nur einmal, anfänglich, 
A202» Gas zu bereiten nöthig hätte, um durch deſſen Bermitte- 
ung fortvauernd neue Mengen von Schweflihtfäure in Schwefel 
fäure umzuwandeln; allein einen Verluſt an A202 hiebet 
gänzlich zu vermeiden, iſt unthunlid. Auf einhundert Gewichts⸗ 
theile Schweflichtſaͤure gehen beiläufig anderthalb Azotoxyd in Verluſt. 
Um die Bleikammern hinfſichtlich ihrer nach und nach von einem 
Theil der Azotichtſäure durchfreſſenen Fugen wieder durch Blei- 
Einguß luftdicht machen zu koͤnnen, führt man fie frei auf, umſtellt fie 
aber mit ſtarken Stütz⸗Balken. Einem Gerüchte zufolge ſoll vor 
B bis 40 Jahren in Berlin eine Schwefelſäure⸗RFabrik beſtanden 
haben, dern Wandungen aus Porzellanplatten zuſammengefügt 
erſchienen, deren Fugen mit luftdichtem Kütt ausgeſtrichen und deren 
geſammte Iunenflächen mit Schwefel überzogen worden waren (D. 
Jene Theile des Bleis der Bleikammern, welde von einem Theil 


832 


— — 





der Azotichtſäure, unter Mitwirkung atmoſphäriſchen Oxpgen's an⸗ 
gegriffen worden (oben ©. 406 Anm.), geben ihren dadurch ent⸗ 
ſtandenen Bleioxpo⸗Antheil ſpäter an einem entſprechenden Theile 
von Schwefelfäure ab, und bilden fo weißen Schlamm von Blei- 
oryd»Sulphat, das man daher nicht felten und begleitet von 
Azotichtfäure (oder von nach und nad dur O⸗-Verſchluckung ent- 
flandener Azotfäure, die felten fehlt) in der Päuflichen Schwefelfäure, 
iedoch gewöhnlich in Bodenſatz⸗Form vorfindet; auch Arſenicht⸗ 
fäure fehlt ſelten gänzlich darin, weil faſt jeder Schwefel Arfen 
enthält; verbünnt man daher dergleichen Säure mit Wafler und 
läßt dann H 2 S hinzutreten, fo giebt ein Atom As 20 3 an 
3H 2 (von 3 Atomen Schwefelwaflerfioff) 3 Atom O ab, die damit 
3 At. Waſſer bilden, und nimmt Dagegen 3 At. Schwefel auf, ſich 
mit denfelben zu einem Atom Arfenfulid = As 2 S3 *) verbinden. 
Sollte Arfenfäure in einer käuflichen Schwefelfäure vorlommen, 
fo würde biefe durch hinreichendes H 2 S zuvörderſt, unter Aus» 
fheidung von 2 Atom S EGSchwefelmilch; oben S. 806) einen 
weißlihen, und dann den gelben Nieberfhlag von As2 83 
gewähren; zwei Nieberfchläge, die dann, mit einander durchmengt, 
eine weißlich⸗gelbe -Farbe darbieten. — Andere haben dieſen 
gemengten Niederſchlag für eine chemifche Berbindung = As2S5 
genommen, was er aber nicht if; denn ba bie große Löslichkeit 
(Zerfiichlichkeit) der Arfenfäure (As 2 Os) in den Stand fegt, 
das Hyprothion gegen viel wäßrig fläffige Säure auf einmal wirken 
zu laſſen, fo giebt fie dadurch Gelegenheit, das Nacheinander⸗Her⸗ 





®) Weber Urfenichtfäure vergl. oben S.a6ı Anm. DadArfen (oder wie man ſoufi 
ſprach und zum Theil noch ſpricht: der Arſenit“) As kommt geblegen,, oxydirt (als 
Arfentchtfäure und ald an Bafen gebundene Arfenfäure As 2 O5, 1. B. mit Ca O 
zu Pharmakollth, mit oxydirtem Cifen zu Skorodit und Würfelerz, mr 
Nickeloxyd als Nickelblüthe, mie Kobaltoryd ald Kobalıblürhe, mit Aupfer: 
oxyd ald Ollvenerz, Linfenerz und Kupferglimmer, mit Pb O md Pb 
Ch 2 ald fog. arfenfaure Bleloxyde) vor Aus As 2 O 3 durch Erbigen mit 
Kohle ſtellte zuerſt der ſchwediſche Chemiker Brands dad As, in Form eined — 
frifd gewonnen: weßlichitablgrauen, ſtark metallifch glänzenden Sublimats (von 
3,76 Eigeng.) dar; ein minder reined Arſen, im Großen gewonnen durch Subtimatten 
aud Arfentied , KobalısArfeniden (oben ©. a61 Anm.) ıc. fügre im Handel den un: 
paffenten Namen Gebalt (Cobalium), As zeigt blättrig Erpfiallinifched Sefüge, 
ift fpröte, verflüchtigt fi) fchen bei 1910 C., ohne zuvor zu ſchmelzen, und verbreiter 
hlebei widrig Mnoblauchartig riechenten Dampf; ein Verhaͤltniß zum Geruchdorgen, 
wad As ſowohl, wenn ed ju As8 Os verbrennt, ald wenn As O3 zu As reducirt 
wird, entwickelt. Schon In der Luft 14uft As gu ſchwarzem Oxyd (deffen Gydrat 
kaſtanienbraun; m. Grundz. 1354) an, in Ihr erhltzt bilder ed weißen, im 
Duntelen leuchtenden Rauch, und flärker erhipt verbrennt ed mit bIa8bläu Lt: 
der ZlammesuAo# O3. Die As Os flellte zuerſt Scheele dar 41774. 


8383 


sorgepen beiderlei Niederſchlaäge, des S. der unter biefen Umſtänden 

von etwas As208 begleitet erfcheint, die fich fpäter wieder Iöst, 

amd dann gleich ver gelöst gebliebenen durch H28 wechſelzerſetzt 

wird, in der bemerkten Jorm. — Als Rattengift (das auch Baryk 

rarbonat, und mit weniger Gefahr für Menfchen und Zuchtvieh, 

als aß208, gewähren könnte; da verdünnte Schwefelſäure, innere 

ſich gebraucht, die möglich⸗nachtheilige Wirkung des BRAOCO2 ſogleich 

zu beſeitigen vermag) verwendet (und leider auch in Folge verbreche⸗ 

riſcher Handlungen) wird As203 leicht zum Gift für Menſchen; 

vorzügfiches Gegengift iſt Eiſenoxpp⸗Hydrat (Fe203H20) das 

A203 ſogleich zur unlöslichen Berbinvung in fih aufnimmt.‘ Ans 

ftang zur gerichtlichen Ermittelung folder Vergiftungen 

' findet man ausführlich befchrieben S. 353 — 356 m. Orundz. K. und 

darunter auch der Hauptſache nach das neuerlich fo fehr bevorzugte 

und in England belobend belohnte Marſh'ſche Verfahren, das von 

dem Berfafter dieſes Handbuchs minveftens fehs Jahre früher erfunden 

wurde, als von M. Ueber vie vem erften Theile dieſes Berfahrens 

| Ähnliche Entwidehung von Hyd roſt ib⸗ over Stibwafferfioff- Gas 
| f. oben ©. 518 Anm. 

12) Im röthlichen Schlamm einer Bleikammer erwähnter Art, fand und 

| entvedte Berzelius 1817 das Selen, das dem Arfen und Tellur eis 

| nerfeits, und dem Phosphor und Schwefel anderer Seite fih 

dadurch anfchliest, daß es wie diefe Eleftricität und Wärme 

fehlecht Teitet und flüchtig if, mit O verbunden nichtbafifche Oxpde 

und Säuren, (009 denen für fich oder als Hydrate, die un vollkom⸗ 

menen mehr flüchtig, die vollkommenen verhältlich feuerbeftändiger 

find) Hingegen Feine allen Säuren genügende, felbflännige Salz 

| grundlagen darflellt, und, gleich vemS und P, As und Te fih durch 

Erhitzen in Bitrioldt auflöfen läßt. Da nun diefe fünf Grundfoffe 

einerfeits in Beziehung auf O zu den verbrennfichften, andererfeits im 

Bergälimiß zu ven Metallen zu jenen Grunpftoffen gehören, in welchen 

die Metalle leicht verbrennen, die alfo gegen dieſe, hierin ähnlich ven 

Zündern, dem O, (F) Ch, Br und J, fih als Verbrenner ober Zün⸗ 

ver bethätigen, fo bilvete ver Berfaffer viefes Handbuchs bereits vor 

18 bis 19 Jahren *) aus ihnen eine befondere, von ihm Brenn 

jünter genannte Gruppe der Grundfioffe, die mit J, Br, Ch 

und F das Bermögen theilt, ſich mit Metallen unter Feuer- Entwide- 

fung vereinigen zu können, (Bereinigungen von benen fenen, welche 

3 Se und P mit Zaugmetallen fihließen, falzartig, (oben S. 773 Ann.) 

jene hingegen, welche Erd» und Erzmetalle eingehen, metallartig find 





©) Bereitd 1806 machte ich Kinfichtlich ded Arfen auf obige Zuordnungs Verhaͤltniſſe, 
zu P und SB und früher ſchon muͤndlich auſmerkſam; m. Beitraͤge I. 179; vergl. m. 
Stundg 1. 56. Ze 
53 


834: 


in Beziehung auf H aber fi) dadurch von ihnen unierſcheidet, pas nur 
drei von ihnen: 8, Se und Te das H (das gegen fie, wie gegen J, Br, 
Ch und E) + BE erhält, ſchwach zu fäuern vermögen, währenn P und 
As damit Berbindungen geben, welche gegen Metallchloride und 
ähnliche Berbrennungs - Erzeugnifle des F, Ch, Br ung J bafifc 
wirken. S verbrennt in atmofphärifcher Luft mit blauer (im O⸗Gas 
mit glänzend Hell violettbläulicher), P mit weißer, (im O⸗Gas 
blendend weißer), Se mit röthlidh blauer, As, wie erwähnt, 
mit blasbläuliher, Te mit bläulichweißer, durch Se⸗Galt grün 
umfäumter Flamme. Das Leuchten des P in der atm. Luft im 
nicht gefchmolzenen Zuftande (fihmelzend entflammt er) if eiu ver⸗ 
langfamtes Verbrennen zu Phosphorichtfäure == P208, vie ber 
weiteren Berührung von feuchter Luft ausgeſetzt zur fogenannten Unter» 
phosphorfäure (P204 vergl. S. 505; die jedoch nicht ſelbſt⸗ 
ſtaͤndig, ſondern vielmehr nur das Hydrat der P203 if) zerſließt; 
das Leuchten des P, das er übrigens auch darbietet, wenn er (z. B. in der 
Guerikeſchen Leere) nur verdampft (S. 504), if mit Verbreitung kno b⸗ 
lauchartigen, an Arſendampf erinnernden Geruchs verbunden; wie 
denn P überhaupt dem As in allen Hauptverhalten ſehr ähnlich iſt. 
Entflammend verbrennt P zu erſtickender, heftig zum Huſten reizender, 
meiftens von P203 begleiteter Phosphorfäure (P205; vergl. 
oben S. 326 und 370), die Waffer fehleunigft anzieht und ſich damit, 
hierin der 803 ähnlich, ſtark erhitzt. (Auch As205 zieht das 
Waſſer ver Luft ſtark an und zerfließt darin.) Die Leichifchmelzbar- 
feit nes P und damit verbundene fehr Iebhafte Entflammbarteit — 
es ſchmilzt ſchon bei 35° C (fiedet aber erſt bei 290°), zu der die in 
Folge ver Luftfeuchte » Anziehung (Seitens ver Phosphorfäure) ent» 
ſtehende Selbfiwärmung, ſonſt aber auch das Drüdeu zwifchen den 
warmen Fingern, Befläuben mit pulorigen Körpern, und jete, auch 
fehr geringfügige Reibung Teicht führen kann, macht durchgängige große 


Vorficht bei'm Aufbewahren wie bei'm Berarbeiten des P, z. B. zu 


Zündhölzchen (oben ©. 487, 495 ff. u. 501) unerläßlich nothwen- 
dig. Man muß daher P ſtets unter Waſſer aufbewapren, ihn, da⸗ 
bei fo fiher (in ein zweites feſtes Gefäß) Rellen, daß er weder durch 
Umftoßen und Zerfihmettern des ihn in ſich faffenden Glafes zur waf- 
ferfreien Luftberührung gelangen, noch durch Einfrieren des ihn 


umgebenden Waſſers (und bau eintreiendes, Gefäß- Zerfprengung 


herbeiführendes Eisausvehnen; S, 61. Anm.) ver Luft blos geſtellt 
werten kann. Die Darfellung bes P, und damit jene des P205 
(denn nur durch deren Deſoxydation ober Reduction mittelft hinrei⸗ 
chend erhißter Kohle gewinnt man ten P; oben ©. 504) ift, haupt⸗ 
ſächlich in Folge des großen Berbrauhs von Zündhölzchen, wich⸗ 
tige Fabrifationg - Zweige geworven, weshalb dabei in beiberlei Hin⸗ 
fiht auf folgende Hauptbevingungen die Aufmerkfamfeit au richten iſt: 


* 


a) Phosphordampfedringt leitht durch Steingut-Retor 
ten, auch wenn fie mit gutem feuerfeßen Thone beſchlagen ſind; 

man ſichert fie dagegen, wenn man fie dreimal nacheinander mit ge⸗ 
fättigter Borarlöfung innen und außen tränkt, zuletzt mit feinſtem 
@laspulver beftäubt und dann, nach dem letzten Trocknen, zehn Minn⸗ 
ien lang durchglühet. Wieder erlaltet find fie nun dampfdicht. Beſſer 
als Steingut-Retorten find tie aus Glasporzellan (fog. entgla⸗ 
felem oder Reaumür’ichen Glas, das man gewinnt, wenn man Glas⸗ 
gefähe zwifhem einem Gemenge von Quarzfand nnd etwas Gyps 
glühet; m. Einleit. in d. n. Chem. ©. 162 ff. *) gefertigten; 
b) zuviel Kohl e ver zu reducirenden Phosphorſäure beigegeben, ent 
führt micht unbeträchtliche Mengen in Form eines, vorzügliih. gegen 
das Ende ver Ps Herftellung eintretenden Gntwidelung von P - haltis 
gem brennbarem Gaſe (das nach Barth. Trommsdorff's Verſuchen: 
CH 4 + P if), was jedoch nie gänzlich ausbleibt. IA die Kople 
gehörig zertheilt — ausgeglüheter Ruß würde, wäre er nicht zu 
thener heczuſtellen, feinften Kohlenſtaub gewähren **) — fo reitet auf 
2 Mom in dem mit überfipäffiger Säure verbundenem faureh phos⸗ 
phorfauren Kalk vorhandener Phosphorfäure 5 Atom Kohle, alfo 5mal 
9 = 75 Gewichtstheile Kohle gegen 2 Atom Phosphor⸗ 
ure (= 22208 — 2mal 8925) = 1785 Gewichtstheilen 
trodner Phosphorfänre Hinz dieſe enffprechen aber — da 1785 
Phosphorſäure 1900 Kalt forvern, und damit (3685 Gewichtstheile) 
bafifd pHosphorfauren Kalt = 8 CaO + 378205 bil⸗ 
ven, und da gut geglühete Knoche naſche neben etwas NaKy® 
Natrium» Kyanür — Na (C2 AB) und nahe O, 2 Tohlenfauren Kalt 
(Ca0C02) 08 jenes Phoophorſäure⸗Kalk's enthalten — jener Menge 
von Phosphorfäure, welche, puch Behandlung mit Schwefelſäure (S. 
#4) 4606 Gewictsipeile Knochenaſche entwideln ***); mithin auf fo 


— — — — — 


9) Ga ben Jahren 1806 — 1810 (ob auch fpäterhin ? — iſt mir unbekannt) gab es In 


der Gegend von Baden Im Murgthal, zu Motbenfeld, eine Fabrik, in der, auf Bers 
fangen, alle Arten von Stadgefäßen In Glasporzerlan verwandelt wurden; Re 
rorten, Septolden, Abdampfſchaalen und felbſt Schmelztlegel dieſer Fabrik waren 
umgemein haltbar und zugleich gluthbeſtoͤndig. 


#9) Ruß, wohl ausgegluͤheter, gewährt auderdem ben Vorihell, daß er kein ſires Altalı 


mi in Me Mifchung bringt, voriched bei der Holzkohle der Fall If; phosphorſ. Kal 
eder Raten giebt aber, mit Kohle gegtühet, Teinen Phosphor. 


“5, Im Großen jeriept- man gewoͤhnlich 3 Gewichtſtheile Knochenaſche, die alfo höch⸗ 


end 2,15 baſtich⸗ phosphorſ. Kalt enthalten, durch 2 conc. zuvor mit 24 Waffer ver⸗ 
dannte Scywefelfäure, mittelſt 2aſtuͤndiger, von flelßlgem Umriihren begretteger Dis 
geilen, Durchfeipumg, Audbreſſung ded abgefchlehenen Shpſed und Auewalchung des⸗ 
feiben mit wenig kaltem Wafler, Abduͤnſtang ded' durchgefelheren und neuer Tren⸗ 
wung deb dabel auögefchledenen Sypſes ıc., Eindunſtung der ſauren Mlüffigteis zur 
Krone, Uusgtihung des dabei verbitebenen halbglaſigen Ruͤckſtanbes und Lieber-Bb: 
fung deffelden Im Waſſer zur ſyrupdicken Siafügteir , der man 3. re vier Kehle 


viel Phosphorfäure, als zwölf und dreizehntel Gewichtstheile 
(123) Knochenaſche gewähren, ein Gewichtstheil Kohle; alſo 
höchſtens auf 12 Knochenaſche 1 Kohle. 





uuſetzt, daB die damit wohl zu durcharbeitende ſaure Maſſe halbtrocken wird, und die 
man num alfo gemengt, unter unausgeſetßztem tüchtigen Umrühren in einem eifernen 
Hafen (Topf) nicht nur voliſtaͤndig trocknet, fondern ſchluͤßlich auch bid zur dunkel: 
rothen Gluth erhigt und nun, fo Heiß ed die Steingut⸗Retorte irgend leidet, fchleu: 
nig (Damit fie aud der Luft Bein Waſſer anzieht) In diefe Ichätter, fo daß fie davon 
fat voll wird, Hierauf die erſten s Stunden hindurch fehr mäßig feuert (in einen 
Dfen, deffen oberer gemölbter Auffag in den Stand fegt: bie Retorte allfeitig nahe 
„ gleich Hark nach und nach heftigſt zu erhigen), fie dann aber in's Sluͤhen Sringt, 
und fie darin erhalt, fo lange noch etwas Dhospherdanpf überdeftillixt; wozu, nach 
Mafgabe der Größe der Mafle 15 bid 24 und 50 Stunden erfordert werben. Waßte 
die Retorte, abgefehen von Iprem Salſe und eberer Halswoͤlbung (die leer bleiben) 
zuvor audgemeflen, 25 Parifer Würferzolte, alfo nahe 5 Dectiltred = nahe 
anderthalb Seitel, fo giebt die koblige, faure, die Retorte füllende Maſſe ı Pfunb 
Phosphor. Um den Bhodphordampf gehörig keiten, ſammeln uud abkühlen zu Fin: 
nen, verbindet man dad Ende ded Retortenfalged mit einem ed umfaflenden kupfer⸗ 
nen Rohr, die zwiſchen beiden bleibenden Fugenräume Iufedicht verfchließend,, umd 
taucht dad andere Ende, dab einige Zoll welt von der Mündung umgebogen if, 
fenteecht abwärıd, eine Korkſchelve hindurch, in eine mit Wafler gefüllte Flaſche, 
deren Halſe die Korkfcheibe wohl eingepaßt Ift, und die außerdem noch vom einer 
Heinen gläfernen Siayerheitäröhre durdyfegt worden, die dazu dient, denen aud der 
Retorte kommenden Gaſen ungehinderten Abfluß zu gewähren. Iſt die Deftillatten 
“beendet, fo zerfchneidet man den gewonnenen Phebphor in Stücke, trägt dieſe in eine 
länglichstontfche Glasroͤhre, deren untered Ende man zuvor verkortt hatte, uͤbergleßt 
ven Phobphor mit kaltem Waſſer und taucht nun die von ihm und dem Waſſer ers 
füute Röhre In Heißed Wafler, ed darin belaſſend, bid der Phosphor geſchmolzen iſt 
und fAymelzend ſich von Lem größeren Theiles ded Ihn begleitenden, haupthaͤchlich 
kohligen Schmutzes gefäuberr bat. Leicht dürfte fich die Zerfebung der Sinochenafche 
fo einrichten laſſen, daß man die dabel fonft ungetüplt entroeichenne Garbonfäure 
in gefättigte Löfung von bafiichem Bleloxyd: Acetat geleitet, und fo zu gleicher Zeit 
Bleiweiß bereitet würde. Dad dabei zur Entroldelung gelangende KyH 2: Ca 
(Na C2A2 + H20 + Säure z. B. 803 = Na0803 und KyH2) wird im zu 
geringer Menge entwidelt, um in gewerblidyer Hinficht darauf Bedacht nehmen zu 
Binnen. Da übrigend die aud der Knochenaſche gefchiedene P205 nothwendig ſtets 
etwad Natrenfulphat enthält, fo wird audy dad am Ende kommende fiintende Gas 
ſtets etwad Hydrothion, oder ftatt deffen Spuren von Schwefelshaltigem Gydrecarbens 
Sad enthalten müflen. — Erhist man waflerhaltige Phosphorichtſaure für 
fi, fo zerfept fie das Waſſer, Indem fie einerfeltd Phodpherfäure, audererfeitd Phod⸗ 
I phorwaflerftoff bildet, 8 P geben dann PsHs Phobphorwaſſerſtoffgasb und 
s P205: Säure. Ps03: Dampf verbrennt Cfür fih ) au PROB unter Leuchten. 
Dpsdphorchlorär oder flüffiger Ehlorphodpher = P2 + 5 Ch (erhal: 
ten durch Verbrennen überfhäffigen P’s in erwärmtem Ch Sad, in Form 
einer waſſerklaren, flark rauchenden und fehr flüchtigen Fluͤſſigkeit) erzeugt, 5 Ute 
Waſſer wechſelzerſeßend, PROB und 8 HaCh2; Dhodphorclortd, oder feiter 
weißer Chlorphodpher =-Pa + 5 Ch3, gebildet gleichen Weges in überfhüffts 
gem Ch:&gB, giebt, fih mit 5 Atom Waffen wechfelgerfegend, P203 und 5 
‚ Hıcht, — Erwarmt mar Schwefel in Chlorgad, fo bildet Ach flüffiged rer: 
gelbes, widrig erflidten) riechended, an der Ruft raudgended, flüchtiged, dad Waſſer 
an Eigengewicht übertreffented und ſich mit demfelben in 9 HSCh2 und 280 


8% ‘ 





13) Die Berbinbung des Schwefels mit Carbon (das Carbon⸗Sultid), 
oder ver Schwefellohlenfloff (oben S. 173 Anm.) = C8S®, 
wurde von Lampadius 1796 entvedt, als er Schwefelties- haltige 

Ä Mineralloplen ver trodnen Deftillation unterrdarf, dann aber dadurch 

| „gewonnen (wie e8 noch jeht fabritmäßig gefchieht), daß man: ‚gaflgen 

Schwefel (Schwefeldampf) über in Röhren glühende Kohlen wegſtrei⸗ 

den ließ und das alfo geivonnene gelbliche Deſtillat, um es zu reini- 

gen, wieberholt (für fich) deſtillirte. Alſo gereinigt ſtellt es eine farb- 
loſe, ſehr düme, aber im Waſſer unlöslihe und darin zu Boden fin- 
tende, 1,272 Eigengemw. beſitzende, ſtark Tichtbrechenve, fehr flüchtige und 
fhon bei 46° 6 fiedende, leicht entzünbliche, (bei 360° C an ver Luft 
fih von felber entzändende) und mit weißer und purpurner, ent⸗ 
hält fie S gelöst: mit) blauer Flamme zu CO2 und 803 verbren- 
nende Flüffigkeit dar, vie durch langes Steben unter after dieſes 

Heine Antheilen nach wechfelgerfeßt (CO2 und 2 H2S erzeugend), 

Schwefel löſst und ihn dann, Ähnlich dem gebiegenen Tryflallinifch vor⸗ 

fonmenden 8, in durch fichtigen Länglichen Octaövern mit rhombi⸗ 

ſcher Bafis kryſtallifirt entläßt, wenn CS2 allmälig verdampft. Im 
mit Ammoniaf oder mit KOH2O gefättigtem Alkohol löſt ih CS2 
leicht auf, indem es das Alkali neutralifirt. Die folhen Weges ent- 
ſtandenen Salze erhielten vor mehreren Jahren die Benenmung ber 

Zanthogenfauren; vergl. m. Grundz. I. 374, wo man mehrere 

hieher gehörige, bis jeßt aber nicht weiter weder technifch- noch phar⸗ 

macentifch verwenbete Berbindungen befihrieben findet; über glühende 

Sangerometalloxyve (3. B. über BaO, CaO x.) fireichend erfolgt, un« 

ter lebhaft gefteigerter Gluth, Bildung von 2 Atom Schwefelmetall 

(3. 8. 2 Ba8) und 1 Metalloxyd⸗Carbonat. . 

4) Der Schwefel gehört zu den zweiftaltig ober dimorph Mryftalli- 
firennen Stoffen; Iryftallifirt er 3. B. dadurch, daß man ihn fchmilzt 
und deſſen erflarrte Oberfläche durchbrechend einen noch flüffigen Theil 
ſchnell ausfließen läßt, fo bildet er undurchſichtige ˖lange Prismen; 
Ueber das weitere Verhalten des. flarren, fo wie des durch lang an⸗ 
haltendes Schmelzen zähflüffig und dunkel gelbroth (faſt ſchwarz) ges 





xrſetzendes Schwefeldylorär, (die dabei erzeugten 2 Atome Unterſchweflicht ſaure 
zerfallen ſogleich in ı Atem Schwefel und ı Atom Schwefidyifäure; vergl. oben 
S. 515 Anm.); ein Schwefelchlorid IR bid hieher noch nicht dargefiellt, wohl 
aber At dad Schwefelchloruͤr in der Wärme noch viel Schwefel auf, der ers 
| taltend daraus in großen Kryſtallen anfchießt. Weber andere Verfahren, die Phos⸗ 
| vher⸗ und Schwefel :CHlorverbindungen darzuftellen; fowie über Broms und Gods 
Phos phor, Schwefelphosphor⸗Ehlorür; Selen:, Arfens md Tel 
lur und Shwefel:Brom und Tod; Selen: , Urfens ndTellursBroms 
Sons und FZiumorsBerbindungen ıc. fieße m. Grundz. J. 784-785. Ueber Uges 
sate des Ehlers, Brom und Jod zc. ebendaf. ©. 779; über Jod⸗ und Brom⸗ 
Eh lo rare; ebendaſ. S. 777-7785 vergl, oben mit &, 802 u, w. oben ©, 847. 


838 


worbenen, in dieſem Zuftande fonft häufig au Minze Gemmtene ıc. 
Abgüffen verwendeten, jet durch galoanoplaflifche Darftellung ent⸗ 
behrlich gewordenen Schwefels, ı. ſ. a. a. O. S. 269 ff. und 
346 ff. In dem durch Erhitzen bis au 316° C gebilpeten orange- 
gelben gafigen Schwefel brennen mehrere Metalle mit berfelben 
Lebpaftiakeit, wie im Orygen-Gafe; vergl. oben ©. 833. Feines 
Ziuk geräth mit S nur in elettrifches Erglühen, ohne fih mit berk- 
ſelben chemiſch zu verbinden; was jedoch unter großem Drude, alfo 
bei gtoßer Spannung des flarf erhißten Schwefelanfes dennoch mög⸗ 
lich werden foll. 
15) Begleiten ven Schwefel Arfen over Selen, fo zeigt er dieſe Bei. 
miſchungen au im fublimirten Zuſtande; es müflen daher vie 
fog. Shwefelblumen (oben S. 828) fihon darum wohl gewaſchen 
werden, damit vie As203 binweggenommen wird, die ihnen, wenn 
gleich nur fpurenweife, nicht felten anhängt. Das Selen läßt fi 
ihnen durch Vitriolöl entziehen (farblofe SO3H20 löst es mit 
gränlicher Farbe auf); vermiſcht man viefes darauf mit Waffer, fo 
ſcheidet fih das Se in rotbenKloden aus. Bis zum Kochen im O-Bafe 
erhißt, brennt es mit weißer bläulich grünlich umfäumter Flamme; 
©. 834. Mit Apotfäure behandelt orybirt firh Se zur in großen geftreiften 
Prismen kryſtalliniſchen flüchtigen Selen ichtſäure (SeO2), mit Salpe⸗ 
ter verpufft es zu Selenſäure, die dem Kali verbleibt = KOBeO3; 
Iedtere ift als Hydrat ver SO3H2O fehr ähnlich (von 2,6 Eigen- 
gewicht), wird durch SO2 nicht desoxydirt, während bie Selenicht⸗ 
fäure dadurch der Reduction umterliegt, und von H2S nit gelb 
gefällt, was, wenn zugleich H2 Ch2 zugegen, ebenfalls bei der Sele⸗ 
nichtſäure der Fall iftz der gelbe Nievderfihlag wird getrodnet. Mit 
H2Ch2 gefotten, entwidelt vie SeO3 Chlor (bildet fo eine Art 
Königswafler, vas Gold und Platin auflöst) und geht zurüd in SeO2. 
Mit BaO bildet fie, gleich ver Schwefelfäure, ein unlösliches Salz; 
auch kryſtallifiren die Selenfäure-Salze in Tormen, welche venen ber 
Schwefeffäure-Bafen entſprechen und finn daher von diefen durch's An⸗ 
fehen kaum zu unterfcheiden. Sie felbft Iöst übrigens, dabei theilweis 
in SeO2 zurüdgehend, Cu und Au in der Wärme auf. Se flellt ge- 
fhmolzen einen bräunlich fhwarzen nahe metallartig ſtark glän⸗ 
zenden, in binnen Lagen blutroth vurchfeheinenden Stoff von 4,3 
Eigengewicht dar, if ſpröde, aber weich, d. h. läßt firh Leicht rißen, 
zeigt mufchlich glänzende Bruchflächen, bifvet, aus Selenidifänre 
durch SO2 niedergefchlagen, ein zinnoberrothes Pulver, verbreitet 
entflammt und fo zu farblos gafigem Selenoxyd oxybirt einen 
änßerft heftigen und fehr widrigen, an faulen Rettig erinnersden Ge⸗ 
ru, was es ſchon Kenntlich macht in Fällen, in welden feine Daffe 
verſchwindend Mein iſt; wird bei 100 C weich, ſchmilzt bei etwas über 
100°C, wandelt fih noch unter Glühhiße in gelbes Gas(Dampf), 


8339 


mb bifbet mit H 2 ein farblofes, vem H 2 8 ähnliches, fehr aiftiges 
Gas, hierin dem Arfenwafferftoffgafe fih amreihenn. Es bildet mit Selen» 
Laugmetallen ähnliche Berbintungen, wie das H 2 8 mit ven Schwe⸗ 
fel - Laugmetallen und iſt mithin in dem Sinne ein Selentd, wie 
das Hydrothion und das CS2 Sulfide find (denn letzteres verbindet 
Rh auch mit Schwefelstaugmetallen f. oben ©. 837). Se gehört zu 
den feltenen Brennzündern; vorzliglich findet es ſich mit Pb als ein- 
faches Selenblet, begleitet von Kupfer, Silber und Mercur, zu 
Tilkerode im Anhalt«Bernburgifchen Theil des Vorderharzes, dann 
aber auch in manchen Schwefeltiefen, daher denn auch in mandem 
Zreib= oder Stangenfrhwefel, in verfchiedenen Bitriolölen, fo wie im 
vulkanifchen Schwefel der Tiparifchen Inſeln, mit Kupfer als Selen- 
kupfer ımd mit Cu und Ag im Eulairit ıc. Gedviegen iſt es 
noch nicht gefunden worden. Sublimirt bilvet e8 fpießige Kryftalle 
uud bleibt nach dem Schmelzen abgekühlt Iange weich, auch hierin dem 
Schwefel ähnlich. Es begleitet in ver Regel das Tellur und ver 
Geruch, den Te vor dem Löthroßr verbreitet, ven Klaproth als 
Kennzeichen ves Tellur betrachtete, rührt vom verbreimenden Se her. 
Us Berzelius ven Gripsholmer Schwefelfchlamm unterfuchte und 
vorläufig ven hellbraunen Bodenſatz vor dem Löthrohr prüfte, folgerte 
er ans dem Faul⸗Rettig⸗Geruch, daS darin Te anmefend fei; vie 
Seltenheit viefes Stoffes und die Seltfamheit folchen Borfommens bes 
Rimmte ihn, alles von jenem Schlamm zu fammeln und genauer zu 
unterfuchen, was zu haben war, und fo gelangte B. zu der oben’ ©. 
833 erwähnten Entdeckung des Se, das er Selen (von ein Mond) 
nannte, weil Klaprotb das Te nah (Tellus Erbe) Tellur genannt 
hatte. 


1) Das Zellur oder Sylvan wurbe 1732 von Müller v. Reichen⸗ 


kein in Stebenblirger Golderzen (im Blättererz und Schrifterz 
oder Auram graplicum) entdedt und durch Klaproth beftätigt und 
genauer beftimmt, im Jahr 1797. Später fand man es in Schemmitz 
iningarn,inRorwegen und in Nordamerika theils mit Wismuth, theils 
mit Stiber (Tellurwismuth und Tellurfilber) verbunden. Es 
iſt blaͤulich weiß; lebhaft metalliſch glänzenn, hat 6, 2578 Eigeng,, 
ähnelt dem Stib fehr, ift aber Leichtflüffiger, zeigt langſam erkaltet 
deutliche Spuren von Kryflallifation, verdampft bei größerer fehr flar- 
fer Hiße und läßt fih, umgeben von H-Gas, vann veftilliren. An 
der Luft erhitzt entflammt es lebhaft blau, mit grünlicher Umfäumung 
breimend (S. 834), zu dickem, weißen, ſchwach fäuerlich riechendem Rau. 
Aus feiner purpurenen Auflöfung in Schwefeliäure fällt es 
Waſſer: metallifch glänzend; mithin auch in dieſer Hinficht ſich dem 
Se und S näher anfıhfießend als dem P und As; venn bie blaue Auf- 
fung des Schwefels in 808 wird durch Wafler ebenfalls zerfebt, 
und S daraus niedergeſchlagen. So bildet au) Te + 20 bie theils 


— 4 


/ 


840 





durch Berbrennen in der Luft bei höherer Temperatur, fo. wie durch 
Auflöfen in Azotſäure, over durch Werhfelzerfeßen des Tellucchlorür 
mit Waſſer entſtehende Tellurichtſäure, und -F 30 vie Zellur- 
fäure, die zu Stande fommt, jedoch nur in geringer Menge, wenn 
man Te in Königswaffer auflöst, oder, gebunden an Kali, wenn Zel- 
Iurichtfäure bei mäßiger Hiße mit Salpeter aufammengefchmolgen wird. 
Ihre Salze gehen auf glühender Kople, unter ſchwacher Berpuffung, zu 
MetallsTellureten zurüd *), oder, mit Berzeliug zu reben: 
Tellur bildet mit den eleftropofitiven Metallen Zellurete, 
während es fich mit ven eleftronegativen zu Telluriden verbindei. 


17) Es bilden nemlich fämmtliche Grundſtoffe nach Maaßgabe, ihrer ge⸗ 


genſeitigen Berührungs⸗Elektriſirbarkeit, (vie ihren chemiſchen Verbin⸗ 
dungen vorangeht und dieſe im Allgemeinen regelt) zwei Reihen, 
eine reine elektriſche und eine mit Rückficht auf dag anderweitige 
demiſche und phoſiſche Verhalten gegründete; beide beginnen mit 
dem eleftronegativften ver Grundſtoffe, mit dem Örygen, und 
beide enden mit dem eleftropofitivften, dem Kalium (oder Ka⸗ 
lin**), während in der Ießten (in ver elektrochemiſchen) die nicht 


*) Dad Teilur bilder ſammt dem Se, s und Ojene Reihe von Srundfioffen, welche Ber⸗ 


4) 


seltu 8” weit fie ſowohl Säuren als Bafen zu bilden vermögen, Amppigenftoffe ge: 
nannt wiffen will, indem er darauf binmwelfet, Daß das Drygen, Selen, Tellur und 
der Schwefe! mit den eleftronegativen brennbaren Grundſtoffen in Säuren, 
mit den eleftropofitiven zu Bafen fi) verbinden ; allein das Orygen giebt zwar 
5 ®. mis A Säuren, Aber mit demſelben A auch eine Baſe Cgegen 803; oben 
Bemert, 10. 5. 827); ebenfo gegen H; denn dad Waſſer If} baſiſch gegen Saͤuren 
und fauer gegen Baſen. — Dad Sydrogen If fruͤherbin von dem Berfafler Dies 
fed Handbuch® auch den Brennzündern beigejäplt worden, well ed mit K fi zu 
einem Tauern Safe verbinden foll; da indeſſen diefe Verbindung noch der genaueren 
Unterfuhung bedarf, und anderer Seits H als eln nur brennbarer und durch 
feine Berbindung mit Brennbaren deren Entzuͤndlichkeit ſteigernder Grundſtoff ſich 
verhält, fo ſchlene ed zweckmaͤßiger, ihn den nur brennbaren Grundſtoffen, dem Gar; 
bon, Silic, Bor und, jedoch mit weniger genügendem Grunde, dem A308 bei; 
äugefellen, mit dem ed (dad H) gefättigt dad Ammon;Metali (Asls) bildet, 
während A, im geringeren Verhaͤltniß mit H vereint, Berbindungen gewährt, im 
denen ed gegen dab H nad Urt des O, nemlich Baſen erzeugend wirkt; dem AsSH6 
(Ummoniat), AtH4 (Amid) und AsHs (Sub: Amid: au al Ge 
amweltftoff — oben ©. 790 ff. — betrachtbar) verhalten fi) in Ihren Berbindungen 
ald Bafe-Bertreter. Webrigend müßten die einfachen fog. Salzbildner: F, Ch, Br 
und J aud) den fog. Amphigenſtoffen beigeordnet werden, denn fie bilden 3. B. 
mis Laugmetallen Verbindungen, die ſich gegen die von ihnen mit Erd :, Erderz⸗ und 


Erz Metallen eingegangenen fauren Berbindungen vollkommen baftfd, verhalten; 


3. B. KCh gegen Pı + 2 Ch 2; NaCh2 + (aur + 3 Che) ⁊c. 

Geht len brachte für deutſchen Wortlaut und dieſem entſprechende Schrift ſtatt der 
auch im Deutſchen beibehaltenen lateiniſchen Benennung Kalium den Namen Aa lin 
(und mithin ebenſo für Natrium Natrin, Baryum Baryn 2.) In Vorſchlag, Ram: 
padius folgte jund der Verfaſſer hatte ſchon längere Zelt von einer gleichen Wes 
nennungdroeife Gebraud, gemacht, als er fand, daß er Hierin die genannten &hemiter 
su Borgängern habe. Zugleich aber erlaubte fidy derfelbe, ſchon früher, im Deutfchen 
die Iateinifchen Endigungen durchgängig zu fireichen, der Kürze und sum Theil 


— 070 en mg 2977070 —ü — 
J 


s 


mefallifchen Stoffe, von Berzelius Metalloide genannt und nad 
demſelben georpnet, die erfle, Die Metalle dagegen die zweite ober 
ledte Abtheilung darſtellen; wobei jedoch bei beiven Reihen vorausge⸗ 
feßt werden muß, 1) daß alle auf gleichem Grade ver Fühlwär⸗ 
me ſich befinden; denn mit der Aenverung ver Temperatur ändert fih 
das Leitungs» und Erregungs⸗Vermögen der Stoffe in Beziehung auf 
Cleftrirität, damit aber vie gegenfeitige Stellung verfelben im chemi⸗ 
fhen Syſteme, und Alles, was mit viefer aufammenhängt. Beträcht- 
fie Steigerung der Temperatur verwandelt die guten over fogenann- 
ten vollkommenen Leit er der Electrieität (und der Wärme”) infchlechte, 
und die fchlechten over fog. Rishtleiter oder Iſolatoren in gute Yelter; je 
doch hinſichtlich jedes einzelnen Grundſtoffes, in einemeigenen,feiner@is 
genweſenheit entſprechendem Maaße; 2) daß der Stoff, fo fern er 
ein Gleftrieitäts = Leiter, nicht ſchon von auflen her elertrifirt 
worden, oder, mit der Schule zu fprechen, nicht unmittelbar zuvor 
längere Zeit hindurch einem fog. elettrifhen Strome ausgeſetzt gewe⸗ 
fen; 3) daß er hemifch rein, alfo gänzlich frei ſei von fremder 


. Beimifchung ( fpurenweife Beimifchungen eines fremben Metalles än- 


den die efektrifihe Erregbarfeit eines metallifchen Leiters ſchon merk⸗ 
ih, oft fehr merklich ab), und 4) daß während der Berührung gleiche 
Beleuchtung ver einzelnen Glieder der Reihe ftatt habe, Werben 
übrigens dieſe Beringungen nur auf die Metalle angewendet, fo 
heißt die Reihe vorzugsweife vie eleftrifhe Spannungs-Neihe; 


eine Benennung, die für diefen Fall gleichbedeutend if mit eleltris 


ah des Wiehliaut’d wegen; daher ſprach und fchrieb er 3. DB. feit jener Zeit: Pas 
tin, Irid, Rhod, Pallad, Stib, Mangan ıc, und flat Dömium und 
Cadmium gebrauchte er Ddmim und Sadmim, da Dömin ımd Eadmin zu fpre; 
den mit der lateiniſchen Benermung nicht zuſammenſtimmte. 


®) Wie ſoliches 3. B. auch bei mehreren Wedyfelgerfepungen einteitt. Berfept man 


eine wäffrige Löfung de fog. ſalzſauren Baryts mit jener des fchwefelfauren 
Kallo, ſogleich fcheldet ſchwefelſaurer Baryt ſich aus, während falzjaurer Kalk der 
Stüfästelt verbleibt; mengt man innigſt Calcium⸗Ehlorid und Barytſulphat und 
beingt dad Gemenge in feurigen Fluß, ſoſort bildet ſich auf Koſten des O 
hm Baryt dad Ca um In CaO, während dad Ch2 dad Ba ergreift, und nun neben 
dem Ca08Q98 Barın :Ehlerid geſchmolzen Lund durch wenig kalt aller trennbar 
vom Ealcit⸗ Sulphat) verbleibt. — Baryt⸗Carbenat wechfelzerfegt ſich In ber. 
Kälte, zumal bei Mitwirkung von Cos, mit Kalt: Sulpbat, aber Baryt⸗ Sul 
phat wird ſewohl auf trock nem Wege (durch Schmelzen) ald auch In der Wärme 
auf naffem (durdy Sieden) von Kali: @arbsnat in HeOCOR verwandelt, während 
Nall⸗Sulphat ich bildet. Koch ſal z und Pott aſche geben, wenn 'beider wäfftige 
Lhfungen mitfammen geſotten und dann zum Erkalten gebradyt wurden, bei heftiger 
Kälte KCh 2 (in Meinen vierfeitigen Säulen, fonft in Würfeln kryſtalliſirend), da 
denn das zugleich Heruorgegangene Natron: Carbonat, fpäter mit 10 Atomen Wafs 
fer in Rhhomben⸗Octasdern anſchleßt (während ed mit 8 Waſſer sfeltige rechtwinklige 
Siusen, oder, aus waſſerarmer Loͤſung von 300 C In aſeitigen Tafeln kryſtalliſirt 
fein wñrde; vergl. eben S. ses. Anm. — Salze, die gegenſeitiger Wechſelꝛerſerung 
unterliegen, nannje man fenft andı I unvertraͤgliche. . 


842 


— 


ſcher ErregungsRekihe, während man ſonſt in Beziehung auf 
Elektricität überhaupt, ſowohl wenn man bie dahin gehörigen Phäno⸗ 
mene von ein er, ört lich in ungleichen (daher mit + und mit— E 
bezeichneten) Mengen vertheilten elektriſchen Flüſſigkeit ab- 
leitet, als auch wenn fie durch die Annahme von zwei dergleichen 
.. (gewöhnlich in gleicher Wetfe bezeichneten, pofitive und negative 
‚ Eleftricttät genannten) Flüfftgteiten geveutet werben, unter 
Spannung verflanden willen will: die, gemeinhin gebundener 
Wärme [oben S.165 u. 91) zugefchriebene Elaſticität over Ausdehn- 
ſamkeit ver fog. elektriſchen Flüffigfett und daher man z. B. unterfchei« 
. det zwiſchen Electricität a) von geringer Anhäufung und 
fehr geringer Spannung, wie fie fefte Leiter ungleichen Leitungswerthes 
gewähren, wenn fie fi) berühren; b) von großer Anhäufung und 
„geringer Spannung”, wie fie «) hervorgeht im Kreiſe galvanifcher 
Ketten; alfo durch Berührung von Leitern, von denen ver eine flüfftge, 
oder einer der flüfffigen, gegen vie üßrigen Hemiſch erregend zu- 
rückwirkt, vie auch, #) wiewohl nicht ohne (noch näher zu Beflimmenve,. 
beim Schließen ves Togenannten Leitungs »Bogens mit beiden Bänden 
dem Gefühle fich unverfennbar verrathenve) Abänderung zur Entwide- 
lung gelangt: zwifchen ven Pol» Enpflächen eines Hufeifen-Magnets 
und der Gegenfläche feines Ankers (oder Anker⸗Vertreters) in dem 
Augenblide, da beiverlet Flächen ihrer Gegenziehung unterworfen, over, 
ſtatt deffen, durch Trennen derfelben wieder entzogen werben, und die y) mit 
fehr geringer Spannung begabt wahrnehmbar wird beim chemiſchen 
Miſchungs⸗Vorgang; c) von geringer Anhäufung und mäßi- 
ger Spannung, wie fie zur nach Auflen bin gerichteten, darum 
wahrnehinbaren Wirkſamkeit gelangt: zwifchen ſogenannten Halblei⸗ 
tern (3. B. trosinem Payier, Holz, heißem Glaſe ıc.) und gepaar⸗ 
ten ungleichen feſten Zeitern, 3 3. a) der wirklich (und nicht 
bloß ſcheinbar) trodnen Säulen, wie folde durch Behrens er- 
funden, dur de Zuc,Zambontac. abgeäntert wurben (m. Grundz. 
11.375) und A) wie fie früherhin in Dykhoff's thermoelektriſcher, mit Glas⸗ 
zwifchenlagen gefchichteter Säule (m. Erperimentalphyfif 2te Aufl, IE. 145) 
fo wie fpäter in Seebed’s, Melloni's n. X. Hieher gehörigen 
thermoelektriſchen einfarhen und zufammengefeßten Ketten (over 
Batterien; m. Grundz. IL) erregt wurbe; d) von „geringer An⸗ 
bäufung“ und großer Spannung, wie fie dur Reibung, zu⸗ 
mal fefter fihlechter Leiter (fog. Iſolatoren) von: ungleicher Härte und 
ungleicher Leitungs - Schwäche, in den gewöhnlichen Reibungs - Efeltri« 
firmafohinen, oder durch Drud, Stoß, Zuſtandswechſel, un. 
gleiche Beleuchtung und ungleiche Anwärmung oder ungleiche Abfühlung 
der Wolfen » Dunftbläschen (oben S. 68) hervorgebracht wird *): 


“) Nennt mann) Leiter-Berührungs-Elektrichtät; fo darf man die übrigen 
Elektricitaͤten folgerecht bezeichnen im nachfichender Welfe: ba (gemeinhin genannt 


Bad 


Reihen ver Grundſtoffe, geordnet I) nach ihrer gegenfeitigen 
Berührungs- Eleftrifirbarteit, und 2) (mit ſteter Rück⸗ 
fiht auf Die von Berzelius entworfene allgemeine Eintheilung 
der Grundfloffe) nach ihrer Berührungs- und Miſchungs⸗ 
Elektricität. 


1. Elektriſche Spannungs-Reihe. Sie zerfällt in drei Abthei⸗ 


lungen, deren er ſte mit Oxpgen beginnt, das gegen. jeden ber 
Grundſtoffe — E erhält, waährend jeder der folgenden Grundſtoffe ge⸗ 
gen jeden nächſtvorhergehenden + E, gegen ven ihm folgenden — E 
bekommt, und deren fämmtliche Glieder gegen alle Glieder ver drit⸗ 
ten Abtheilung ebenfalls — E varbieten, invefien dieſe gegen jene 
durchgängig + E zeigen; fie heißt daher die elettronegative, wie 
Ichtere vie eleftropofitive Abtheilung Die zweite enthält ime 
Grundftoffe (fämmtlih: Erzmetalle), welche in Abfiht auf elektrifche 
Erregbarleit in foldem Maaße und Grabe von einander abweichen, 
daß man fie mit gleicher Befugnis zur erſten, wie zur dritten Abthei⸗ 
Img bringen ann: 


NOrygen (0), Schwefel ober Thion (8), Azot (A oder N), 
Zluor (F), Chlor (Ch oder CI), Brom (Br), FJod (J)J, Phos⸗ 


phor (P), Selen (Se), Arſen (ſonſt auch Arſenik genannt; As), 


Chrom (Cr), Vanad over Erythron (? V), Molybpän (ehe⸗ 


dem auch durch Wafferblet bezeichnet) ;Mo), Scheel oder Wolf⸗ 
ram (Si oder W), Carbon (C), Stib (over Antimon, ober 
„Spießglanz”, ehemals Gpießglas genannt; Sb), Tellur oder 
Syivan (Te), Tantal oder Eolumb (Eolumbiums Ta), 
Titan over Mena (Menalz N), Silic. over Kiefel (Si), 
Dsmim (Osmium; Os) und Hyprogen oder Waſſerſtoff (H). 
2) Geld (Au), Irid (I), Rhod (R), Platin (Pt), Pallad (Pa), 
Mercur over Qurdfilber (Mr ober Hg), Silber (Ag), Ku⸗ 
pfer (Ca), Uran (U), Wismuth oder Marcafit (B), Zinn 
(Sa), Blei (Pb), Eerer oder (Ramenableitungs- widrig) E er, 
oder Demeter (Ce), Lanthan (La) Didym over Didymium 


„Batvantiche Elektricitaͤt oder Salvaniömus);Berüprs Mifhungsds@tek: 
trichtät, 5 magnetiſche Elektricikät oder MagnetoElektricismus, 
17 chem iſche Elektricitat oder Ehem i⸗Elektricibmus; e) @ und ↄWLeiter⸗ 
und Salbleiter-Berührungs- und Thermo⸗Elektricität, und d) Rel⸗ 
bunghs@fettrtcträt. ARimmt man aber ald Urfache aller elektriſchen Phano⸗ 
mene eine elektriſche Stüffigkelt, oder zwei fog. eleftrifche Flulda an, während man 
zugleich Die Wärme von einem Wärmeftsff-(Calorieum) ableitet, fo Tann man auch 
We gebundene Wärme ald Urfache der elettrifhen Spannung betrachtend, jene 
verfehtedenen Ele ktricitaͤten atd elettrifche Flüſſigkeit von ſiebenfach vers 
ſchlebenem Wärme-⸗Seh alt auffaffen, der bei d) am größten If; eine Uns 
nahme, der nicht entgegenficht, daB durch b a und » y heſtigſte Hipe entwidelt wer⸗ 
Deu Tamm. 


844 





(? DI), Kobalt over Kobelt (Co), Rickel (Ni), Eifen (Fe), 
Cadmim oder Cadmium (Cd) Zint (Zn) und Mangan ober 
Braunfteinmetall oder Manganes (von Bergmann che- 
mals Magneftum genannt; Mn). 

3) Zirkon over Hyacinth (Zr), Itter (Ittrim) oder Ittrium 
(Y), Thor(Zporim) oder Thorium (? Th oder To*), Beryll 
(Berylliim) oder Beryllium oder Glycin (Be), Alum ober 
Alumum (Alunium; AI), Magnes oder Masnium (Magnium; 
Mg), Calx over Calcim (Ealcium; Ca), Stront oder Stron- 
tim (Strontiuni; Sr), Bar over Barym (Baryımz Ba), Lith 
oder Lithim (Lithium) Ratrim oder Sod, oder Tron (Ra- 
trium, oder Sodium, oder Tronium; Na oder So oder T), 

Kal over Kalim (Kalium; K). 

11. Elettrifhe Mifhungs- und Berührungs- oder chemifch⸗ 
phyfifde Spannungsreipe; + bebeutet, daß ver zugehörige 
Grundſtoff gegen ven über ihm ſtehenden + E, gegen den unter ihm 
folgenden — E erhält. 


1) o E Gas⸗Beſtändige 
E æ (Gasolyta) 
+ E ) * Gaſolyte 
JH Berzelius, 
3) A 
DF*) | Salybilöner 
5) Ch **) ober 
6) Br ***) Salzzeuger 
D)JI (Halogenia Berg.) 
8) 8 4) kigentlche 
3 tt) ' Metalloide 
Örennbare 
12) Si (Pyrohalogenia) “ 
13) Se 
14) As 


®) Die bet Th, und zuvor bei V, La und Di beigefepten ? ? ſollen anzeigen, daB über Die 
Stellung diefer Orundfisffe in obiger Reihe noch zu entfcheiden iſt; ed ih fehr wahr; 
ſcheinlich, daß in Folge von Berfuchen Ihnen andere Stellen zu Theil werden bürfs 
ten. — Wenn bei Stoffs Benennungen Folgerechtheit, Kürze md Wohllame 
borzägliche Beruͤcſichtigung verdienen, fo wird man die im Dbigen von mir verges 
ſchlagenen Benennungd s Kürzungen und zugefügten neuen Bezeichnungen einiger 
Orundfloffe jener Beruͤckſichtigung entfprechend finden. Unter Andern find bienady 
alle drei LZaugmetalle dadurd von den Raugerbmetallen (von Ba, Sr, Ca 
uud Mg) getrennt, daß fienur durch einen Buchſtaben bezeichnet erſchelnen; nämlich durch 
K,T undL, unterſchleden werden. Tron bejieht fid) übtigend aufeine der Älteften Wes 
nenmungen ded Anderihalb : Natron s Earbonat, = 2 T +5 CO 2, dad im Sande 





845 


Metalle 
a) Schwermetalle. b) Leihtmetalie. 


15) — „— Bb 3)V—- 3)Ag— 5)Zr— 5)T 
16) — „ — Te 3%) Man— %) Cu— 46) X — %)K 
1) — „—- Ta M) U — 37 Ni — AM) +E 
9) — „— Ti 38) 08 — 3) Co — 48) Be 
19) — „— Ce 29) Au— 39) Fe — 49) Al 
2%) — „— La %)J — 40) Bi — 50) Ba 
21 — „— Di 31)R — 4) 80 - Sl) Sr 
2) — „— 1 32) Pt — 2)PbF — 32) Ca 
23) — „— Mo 33) pa— 43) Cd — 53) Mg 
A) — „ — Cr 3) Mr — 4) za — 5) L 


ven Namen E ron a führt, und unter dlefem von Aegypten und Ungarn audgeführt wird; 
vergl. oben S. 825 Anmerk. — EU man uͤbrigens die Benennungen Natron und 
Atrium nicht aufgeben, fe kann man für letztered N (flatt T) fepen, muß denn 
aber Azot, vote oben gefchehen, durch A umd nicht durch N bezeichnen; vergl. oben 
€, re u. 78 Anm. 

#7) u Yarf rüdfichtlich ded Wertheſs, dab Ik der Artung ded an Ihm erxegbaren IE nicht 
unmittelbar unter O geflellt werden, fondern gehört mindeſtens unter J. — Die 
Aldyemifer nannten dad H philofophifched Feuer, aud wohl, wie die Berg⸗ 
lente dad entzündfidye Sruben:Gad (CHE): Feuerdampf. Unter den Epemis 
tern des 18ten Jahrhundert betrachteten mehrere ed ald dab eigentliche Phlogiſton, 
(oben S. 706) umd wenn im Jahr 1807 der Berfaffer dieſes GandbndyB die GSypo⸗ 
theſe aufitellte und andführlich verfolgte: daß das Drpdiren (Verbrennen) der übris . 
gen Grundſtoffe ein Berbrennen des in Ihnen porausgefeptermaßen enthaltenen Sydrogen 
fe, fo Daß die Menge ded dabei In den Orundflsffen vorhandenen H die Menge deb von 
imen im Martınum aufjunehmenden O beflinme, dab Waffer aber, was ſolchen 
Begeb zu Stante komme, nicht für fidy zum Beſtehen gelange, fondern bei den Mes 
tallen bleibe u. mit dem eigenthumlichen Metallſtoff jeded einzelnen Wetalled eine dreis 
face Berbindung fdhlage (= SH + x M + 0), fo hatte diefe Sypotheſe wenigſtens 
dad für fich, daß fie darauf hindeutete! ed fei Zeit, nicht alchemifch,, fondern wiſſen⸗ 
ſchaftlich nach der Zuſammenſetzung der Metalle, ded Schwefeld, Phoöphord 2c. ꝛc. 
zu fragen ; nabe zwei Jahre darauf kam Humphry Davy auf diefeibe Bermus 
Yung; vergl. oben 5. 772. Während Üibrigend H gegen O nicht nur, fondern audy 
gegen die ed fäuernden F, Ch, Br und I, dedgleichen gegen 8, Se und Te elefires 
yohtio ( mit + E:Wertb) fi beihätigt, Indem ed mit lepteren im Berhättniß von SH 
+1 Atom jener Grundſtoffe zufammentritt, ertheilt ed dem P, As umd einigen Mes 
salen baſiſchen Werth, und iſt mithin gegen diefelben wahrſcheinlich elektronega⸗ 
ste, und zwar Indeni ed fidy mit benfelben Im Berhältmiß von 3 Atomen mit 4 Atom 
des Gcgenftoffed (alſo des P, As, Sb ıc.) verbindet; auch gegen K, und wahrs 
ſcheinlich nicht wentger"gegen T und L fcyeint ed — E zu belommen, unb mit dies 
fen Srundfteffen Säuren (Kallumwaſſerſtoffſäͤure oder Sydrokal⸗Saäure) zu 
MNden. 

9) Kemer von den einfachen Gatzbifdnern wird in der Ratur chemiſch ungebunden 
angetroffen; meiftend und faft durchgängig Fommen fie atd Verbrenner von Metallen, 
mit denfetten zu Haleidulen oder Haloiden verbunden vor. Für F If ed hauptfaͤch⸗ 
ſachtich das Ca, dad ald Buͤndener deſſelben mit Ihm den fon. Flußſpath oder 
erdigen Fluß (Salxfluorid oder Flusrcaldımm) zufammenfept; oben ©. 265 und 
ff. Schon im Jahr 1670 Apte Heine. Schwanhard zu Rümberg, Behufd der 
Stabmalerei, mit Flußſpath und Bitrioldl Stadplattn. Aid Scheele 1771 in eis 
ner Slas retorte Cars mit Wafler:haltiger 8 5 ( Schwefelfäuse) erhipte, erhielt er 


846 


Diefen Grundſtoff⸗ Verzeichniſſen möge jenes folgen, weldes einer 
Seits für dieſelben zu gewähren befiinmt if, was bei Pflanzen und 





Sificehgdrofluorfäure (s SHS FE +SSIF 6 = Bi Hs F 18) währen» 
auf Atem Flußſpath (= 9 Ca F 2) 9 Waſſer mit 10 BOB eimwirtten, von denen 
dann ı Atem 803 dem Slafe 1 Atom MO entzog und fe aus denselben 2 8:08 
frei machte, während 9 SO 3 nebſt 9 Cal2 9 Atome Waſſer dergeftalt zur Zerfegung 
brachten, daß ſich 9 Ca O bildeten, die num jene 9 SO 3 banden und damit 9 Atome 
Gyps d. i. 9 Ca 0803 bildeten; die hiebel frei gewordenen 9 H 8 nahmen fofort 9 
ES auf, damit o H © NK 8 (Spörefluorfäure) zufammenfegend. Ban Dielen 9 HI 8 
F 2 bildeten nun 6 H 2 F milt $ SiO 8 (<= 8380 6) wechelgerfenend 6 H 2 9 
md 2 BiF 6 (=> Si 2 F 18), die ſchluͤßlich mit den noch übrigen 5 H 2 F 2 zufam: 
mentretend ı Doppelatom Stlichndrofluerid d. I. obige Stlichydrefluerfäure, 
d. h. eine Säure darfiellten, weldye ſich mit 2 KO sum unlddlichen weißen erdi⸗ 
gen Salze verbindet und baber felbit dad zuvor entflandene KQBO3 jerfegt, dei: 
fen SO 3 dann auf einem welter entfpredyenden Anthell CaF2, mittelft ded Wafler’d 
wechſel zerſetzend wirkt und fo auf’ Neue H 2 F % entfichen macht, dad zur Bildung 
von einer entipredhenden Menge von !,, SiW 6 führt, dad ald Gab entweichend, fo 
bald ed sropfbared Waſſer berührt mit diefem, unter Entlaſſung von !,, gallertför: 
wmiger SiV 3, aufd Neue zu () Siiichndreflusrfäure zufammentritt. Ald Scheele 
dieſes alfo entſtandene (14) faure Silicaryd/ (Sillcſaͤure oder Kiefelerde) In der 
Waſſer⸗haltigen Vorlage vorfand, glaubte er: es fei eine dem Flußſpath entſtam⸗ 
mende, durdy Die Schweſelſaͤure ensbundeue, elgenthümliche faure Erde; Wenzel 
wied jedoch ſehr bald deren tHeilweife Abkunft aus dem Glaſe der Retorte nach, und 
gab fo zur Wiedererfindung der Kunſt: Glas mittelſt Flußſpath zu Agen, die 
naͤchſte Veranlaſung. Will man daher Hpdrofluerfäure frei von Silicfluorid 
darfiellen, fo muß man dad Gemiſch aus Flußfpat und waflerarmer Schwefelfäure 
in einer Platinretorte erhisen und die Dämpfe in platimenen oder goldenen Borlas 
gen verdichten, und falld man mebr gewaͤſſerte Schwe ſelſaͤure anwandte: aud bleier: 
nen Retorten defillicen und in bleiernen Borlagen dad Deſtillat ſammeln; reicht bie 
Waͤſſerung der Schwefelfäure bid zum Sechſfachen ihres Gewichtes, fo bedarf ed weder 
ver Deſtillation, noch der Bleigefäße, fondern nur de dftern Umſchüttelns ded meh: 
rere Tage hindurch am kalten Orte, in zu verfchließenden Glasgefäßen binzuftellen: 
den Gemiſches, deſſen Hnörefluorfäure man dann, wenn diefed die beabfichtigte Ber: 
wendung derfelben geftattet, felbit ohne gelinde Deflillatton vom entflandenen Gupfe 
durch Zufag von etwas Weingeiſt fällen kann; chemifch rein If freilich alfo bereitete 
MH 8 EX 8 nicht, indeflen if fie Doch, rote alle mit ſtark gewaͤſſerter Schwefelfäure ents 
widelte Ftußfäure (d. I. Hydrefluorfäure) frei von Schweflichtſaure, die, 
bei Anwenduug von conc. Gchwefelfäure entfieht, wenn der Flußſpath Eiſen⸗Oxydul 
oder Manganoxyduloxyd oder beide Metalloxyde enthielt, wie folched bei den grünen, 
grünlichen und biäulichen Serten der Fall iR. Nicht nur Aupferkecherfirniß, Wachs, 
Gopalfirniß ıc. ſchuͤzen die Damit bedediten StaöflächensStellen gegen den Augriff ded 
Spdrefluor s Gaſes (was fi) zum Aetzen beſſer eigners als da tropfbaxe Podrat), 
fondern auch Haufenbiafenleim, hingegen nicht „Kautſchuck.“ Walfer ver: 
ſchluckt übrigend dad H 2 FE 2:&aö fo raſch, daß eb davon In’d Sieden geräth, To: 
fern eb fo viel Sad empfängt, ald eb ſaſſen kann. Um H;freied Fluorfificfäure 
(Bi 6): Sad zu erhalten, ersigt man ein Inniged Gemenge von gleichen Gewlchtds 
thellen Flußfpatb: und Quarzs Pulver mit « Gewichtöthellen conc. Schwelelfäure. 
Ueber Borfluorid oder fog. Boarfluorfäure, die man als Gas neuerlich zu 
Buftreinigungen verwendet hat, f. m. Grundz. I. gie. Dad Hydrat von HEN 2 
gelbt Fernambuckroth und lädt Wetalle (Au, Pı und Pb auögenommten) unter Bi: 
Gas:Entwickelung auf. Die In neuerer Zeit wiederholt bekannt gewordenen Berfuche, 
dad Flur ungebunden darzuſtellen, ſcheinen jedoch bis hicher nach nicht zur Dar; 


847 





Thieren vie fog. natürlichen Syſteme, im Gegenfab ber künſtlichen 
darbisten, anderer Seits für jeden einzelnen Grunpfloff die Atom- 

Relung eined cdhemifch reinen d. h. wirklich gaͤnzlich unvermifchten P_ geführt zu ha⸗ 
ben; wenigſtens dürfte 4. W. dad von WBaudrimont angeblich Iereitö Ins Jahr 
189% einmas mittel rothgluͤhender Mennige (Pb 2 O 5 + x Pb) und Berfluerpds 
gab und daun aud einem Gemiſch von Flußſpath, Wrauniiein und Scamefelfäuse ent: 
widelte duautelgelbbraunt, Cuchlorin⸗artig riechende, Glas wid angreifende angebliche 
F:@s6, im kepteren Falle Manganfluorid-haltig geweſen su fein, rokgeend Sad fpäters 
Wr von Pelonze aud Gtiberfluerid durch Ehlor, umer Waſſer entwickelte 7, viel 
leicht eine Berbindung von Ch mit F, im Martınnıtt deö leyteren gewährte? Kara: 
day mil jedoch reineb F auf dem Wege hydroelektriſcher Zerſegung gewonnen Haben; 
se denn auch neuerii ©. 3. und Th. Knox, Indem fe Merkurfluorid in Gefä: 
Gen aus Flußſpath mit trednem Ehlorgad behandelten, veined (7) Fluor gur ches 
miſchen Iſolation gebracht haben wollen. Bis jept Fand mem Fluor in keinem pflanzlichen 
Seele, wohl aber in Thieren hoher Ordnung (3.18: im Schmelz der Zähne vorwelt⸗ 
Inner Gäugethiere ; alb Galehumfiuerid) und In Menfchen; in der Geſteinwelt taucht 
eh bauptfächlich in gleicher Form (ald Fluſſparh oder Flus), feltener mis Alan und 
Eli, noch felsener mis Gerer, Diter, Lanthan ımd Didym, am felteften mit Erzme⸗ 
tale verbunden auf. -' ' ' . 

*) Balard zufsige erhält man die Unterkhlortchtfäure (oben ©. 500), wenn 
man zu fein zerriebenem, im Imölffachen ſemes Gewlchtes Waſſer zertheitten, Mers 
Kırerod Ch treten laͤßt; diefed wird dann fo ſchnell verſchluckt, daß, wenn in dem Ge⸗ 
fäße außer dem Ch ten anderes Gab zugegen war, durch Entſtehung eines Aeeren 
Reaumes Zertrbdung ded Glaſeb, in Folge einfeltigen Rüfsdruded, eintritt: Durchge⸗ 
felßet, gereinigt und möglichft entwäffert flellt die aud 2 Maaß Ch’ +10; verutäftes zu 

Ä 2 Mash, alfo gebildete Ch 2 O eine gefbliche, chlorartig riechende, ſchatfe Che Haus 

färter aid rauchende Azotſaͤure äpende und braunrdthende), Teicht für ſich, zumul Durch 
| Eaüsteln mit eigen Körpern, ebenfo dutch Sonnenlicht, fo rote durch Urhigen (uns 
ter Feuer⸗:Entwickelung) und mitteilt Galvanismus zerfegbare, weber anf 'C, ned) 
auf A, noch auf H, wohl abet Eure bilbend auf Br, I; P, 8, Se und As einwirs 
tende Flüffigkeit dar, die Metalle umer Bildung von Oxyden, Epforiden und Oxychloriden 
angreift, Au und Pı jedoch unangegriffen laͤßt. WBildungsrheile, Mitchel' 1c. werden 
| davon lebhaft zerfept und Oxal ſaͤ ur e wird dadurch fofert In CO2 verwandelt. Wafs 
fer verfchludt von der gafigen Che dad Hunterffache Teindd eigenen Raumumfans 
se. — Erhitzt man BiO mit chlorichtſauren Alkalien, fe erhält man Bi203 In Form 
eined Brannen, pülverigen BHyperoxydes. FürAu und Pr if, mie bereitd erwaͤhnt, Ch 
das eigentliche Aufisfungs: Mittel (S. 803); dad Platinchlorid (Pe Cha) ſtellt 
ein für die zeriegende Ehemie ſehr voichtiged Gegenwirkungomittel (Reagen) auf 
KO, A2H8O und ASHSCh2, fo wie auf T CWeinfäure oder „Weinfteinfänre” ) 
dar, Indem fie erſtere Bafen als fehr fchwerkdöliche, gelbe, platinchloridſaure 
Kaltuns eder Ammon:Chlortde (Kalplattn: oder Annmonplatinz Eiftertd) 
niederſchlaͤgt, von letzterer aber reduchrend gefällt voled. "/oono Welnfäure eined dleſelbe 
enthaltenden Salzes wird noch Durch PrCh4 angezeigt.) Iſt wenig Salt oder Am: 
morilat᷑ in der audzufällenden Flüffigtelt, fo muß man diefe, lt dem Zufab von 
Matinchlorid zur Trockne abdunften und dann wieder in Wahlet loͤſen, um den Ries 
| derfchlag zu bifden und zu fondern; viel Waffer 186 in‘, man muß ihn baher 
| mit fe wenig wie moͤglich kaltem Waſſer audflißen; 100 Piutinfalmtat (fo nennt 
| man den nılt Ammonſalzen geroonnenen gelben Niedetſchlatz) entiprechen 4,81 Azot; 

Zufag von etwas Weingeift befördert die FAllung beider Alkali⸗Niederſchlaͤge. Ent⸗ 

hielt Dad PıChs Fridchlortd, fo fallen die Miederfchläge bräunllch gelbroth aud; 

verdürmte Ajetfäure entzieht ifnen den Irid⸗Gehalt. Heinen Pkatinfalmiat 
gewinnt man nadı F. Dihdereiner, wenn man die Aufloͤſung der rohen Platin 


— —⸗ 1 - 


- 


J 


448 


4 





zahl, oder den ſtöchiometriſchen Werth darbietet, wobei, wenn 
das Gewicht zweier Atome erforderlich iſt, um ſenes von 1 Atom 





in Koͤnigkwaſſer id zur Safedite,einbunftet, wieder in Waffer lid, durch bfepen 
un Durchfeisen fAubert, und die alfa.gehellte Fluͤſſigkeit an einem gegen ſtarked Kidyt 
gefchüßten Drt- mir Kaltmtich vermiſcht, fe lange, bid ſe nach dängerem Stegen und 
Umruͤhren alhaliſch reagirs (3. B. Defenpapler aribgrüng, oder gerbthet Dakmus⸗ 
papier bikust, oder Nhaherkerpapier. votbbräuns). Bon dem Die fremsden Meralle nebfk 
Salt: enthaltenden, umfangreichen: Riederichlage abfiltxiet und vom überfchäffigen 
Waſſer befreit, giebs die. alle gereinigte Köfung, nachdem fie mit etwas Spdrechler: 
‚fäure fchronch angefäuert werden, mit reiner Saimial :Bfung verfept, Plattufakmriat, 
der dureh Außwaſchen mit altem Waſſer von CasChs befgeit, chemiſch rein erſcheint 
und audgegifihet reinfted Pr Inorm fog. Platinſchwam m's (S. 103) binteriäßt. 
Gewobhnliche, durch Salmial audgefätlte UsalsPlatin-Auhdiung enthaͤlt nach eis Dreis 
faches Salz, dad ans Atem PıCht, SIcChE und sASHAChE beficht; Brafillanı 
ſches Platin wird zu Berarbeitungens von manden Patingefäß: und befonderd von 
BatinichwammsFobritanten vargezogen. Liebrigeud wirkt Pu@plorid, wie die Ele: 
de ded Au, Ir 1c., gegen Raugmetalicyloride ald Säure, Die Mirkfanstelt des Pia 
tinſchwamms (neuerlich Hat man ihn zur Darflellung von Schwefelfäure, 


aus 802-Sas und aumofphäriichenn 0:&a}, ımd au zur Erzeugung von A205 umd 


aͤhnlichen Verbindungen benügt) haͤngt hauptſaͤchlich ab: von der chemiſchen Reinthett 
der Oberflaͤchen ſeiner Thellchen; man muß daher vor Allem über relne Platinauf⸗ 
oͤſung verfügen Fönnen, wenn man reinen Platinſalmtak und daraus veinen 


Platiuſchwanim dartellen will. Dad Platiufhmarz erhält man eutweder Das 
.. „Dusch, dad man rohes Platin mit Zink aufammenfchmilzt (legirt) und die alfo ge: 


wonnene Regirung zunächh,mis Schwefelfäure, dann aber mit Ealzfäure aufloͤſend zc- 

behandelt, oder, wad jeden Falls ein fehr wirkfames Erzeugniß gewährt, daß man 

zunaͤchſt Platinchlorid durch heftige Ausgluͤhen in geldgrüned Platinhlorär 

(#iCh2) wandelt, diefed darauf in siedendheißer ſtarker Kalllauge (1 Gewidhtächeit 
KOH20 + 3 Waſſer) aufldfes, und, nun, mittelfi allmäligen Zufaged von Alkohol, das 
Pe feined Ch2 beraubt — was unter Erzeugung und Entwidelung von vel@arbeon; 
fäure — bHinwelfend auf gaͤnzliche Zerfegung des Alkohol — und Bydrochlorſaure 
vor ſich geht, von denen die legtere fofort mit dem KO zu KCh2 und H2O wechfelger: 
fegend zufammtentritt, während zugleich aus dem Alkohol Waſſer thelld gebildet. 
theilb audgeichieden oder frei wird — ımd ed fo, in Form eines Raubigen, mi⸗ 
Erobfopifch befchauer: feinblättrigen, ſammtſchwarzen Niederfdhlage® zur 
Ausſcheldung bringet. Beſeuchtet man alfo bereitete Platinfhwarz mit etwas 
Altohol (= C4H1202), fo geräth ed fofort In Selbfterglühung, indem dad zuvor Yon 
und an ihm (bi zu "sooo feined urfprünglichen Naumumfanged) verdichtete atıınass 
phärtfdye o⸗Gas den Yltobel, ihn theilend, zu Effigfäure und Waffer oxydert; 

ed treten nemli 4 Atem atmosph. O zu den C4H1202 und geben fo Atom x 
= C4H603 und 3 Atom Waffer = H605. Der Platinmohr, zumal der wmit- 
seit Alkohol bereitete, enthält neben metallifchem Pt ſtets audy Elaniplatim, d. i. 
Pr verbunden mit C2ua, dab man für ſich gewinnt, In Form eined Safed, wern man 
Altohol mit dem Bierfacdyen feined Gerichte waſſerarmer Schwefeliäure erhigt. Die 


‚dem Altohol 220 entzieht und Dadurch fcheldet 2 Atome gafigen Elaple; fonft auch Apig; 


dendes Gas genannt, weil ed, wenn ed zuvor duch Waſſer mit Kaltmiih von Sog, 
803, Aether (CAH100) und Altohel befreit worden (da ed dann 0,98 Cigengewoiche 
bat und mit beilleuchtender Flamme verbrennt), mit gleihem Volum Ch lorgas ch 
wm öligem Elayicdylorid verbindet. Döberelner lehrt den Platinmepr 


‚auf zweifachem Wege Im Großen bereiten, wie folgt: 1) Man lost s Gewidhtätgetfe 


ve Platinkalium⸗Ehlorid Cd. i. den zuvor erwähnten, mit KCh2 oder KO-Salzen aus der 
Löfung des PıCh4 gervonmenen gelben Riederichlag in einer Eöfung vons Bewicheseg, 


Orygen zu verireien (wenn alfo ſtatt ver einfachen Atome Doppel 
ateme als fog. Aequivalente angezeigt werden follen), viefes durch 


Kous0 in 43 bid 18 ſchwachen Branntwein auf, und flellt diefe Aufidfung, umter 


Mirrem Umrüßrten fo fange (8 Tage) an die Senne, bis beim Umrüpren keine Gab⸗ 
diaſen mehr auffieigen; man gießt dann alle Stöffigtels vom WBodenfage Har ab, 
wiidyt diefen hierauf theils mir verbünnter Efügfäure, ıheild mis Waſſer vollkom⸗ 
num aus uud trodne ibn am fchattigen Ort; 2) 16 Gewichtoͤtheile Pr Cha werden 
mit eimer Edſung von 30-43 Frofiallifiriem Natroncarbonat und 324 Zuder in einem 
Gieötelben erhigt, bid allmälig Schwaͤrzung eintrist; man fleigert dann die ‚Hige 
we zum Siedepunkt ımd erhält fie fo o bid 20 Minuten lang, waͤhrend man die 
Meffe Heißig bewegt, und verführt hierauf wie zuvor. D. nennt übrigens dad durch 
ug. Subſtanzen (3. B. durch Alkotzol, oder durch Zuder, Weinſaͤure etc.) reducktte 
Pr, weil ed, mis verdichterem Q umpüllt, bid ed davon nicht mehr anzuziehen ver: 
mag, fo viel O eingefogen har, ald nötbig wäre: eb In ein Suboryd zu wandeln 
(wamı ed ſolchen Wegesn ohydirt werden koͤnnte) und weil es mithin gleichſam ein 
penfiihed Coder mechaniſches) Suberyd barflellt, (alfo auf 2 Atome Pr dem Gewichte 
nad von 1 Atem O umpüllt in) AXvyrrophon d. I. Sauerflofffauger. Mittelſt deſſel⸗ 
ben Calfe durch, Wermittelung ded Platiumohr) aud Weingelſt gebildete Effigs 
fäure erfcheint jedoch gewöhnlich begieltet von jenem Atherigen Erzeugniß, welches 
D. frügerpin Sauerſtoffäther nannte, ſowie mitumter auch von jener flüchtigen, 
tie Augen Höcft reipenden Verbindung, weldye In größerer Menge neben fog. Alde⸗ 
badfäure (auch „Nerherfiure oder „Rampenfäure” genannt u. ſ. w.) ſich bilder, 
weun man glühenden Platiuſchwamm (Drähte oder Blech) Über die Dderflädye von 
Auchot oder Aether, alſo In veren Dampf hält, und die ſich daher auch bilder, neben 
nen Säuren, im Dunfte der fogmanntn Glühlampen, d. i. Weingeiſt⸗Lam⸗ 
yon, aus deren ſenkrechten Dilie ein mit Weingeiſt getraͤnkier Baumwollendocht aufs 
rauct, Ter entweder in -eine Kleine enge Plattmdrassfpirale oder Hinauf zu einem 
Patinfgwarnım reicht, und im letzt ern Fal. diefen zur «Hälfte umbüllet; zündet man 
barın die Lampe an und laͤßt die Flamme fo lange brennen, bis die Spirale oder der 
Schwanmn vollkommen gluͤhet, Iäfcye nun aber die Flamme aus, fo erhält fich der 
Dratth sder Schwamm glübend, fo lange noch Weingeift im Dochte anfieigt und oben 
is Dampf übergegangen vom verdichteten O des Pr zu. jenen Säuren ıc. orydirt 
wird; was ganze Tage hindurch mit wenigen Unzen Welingeiſt unterhalten werten 
tun. Enthielt ver Weingein flüchtige wohlrtiehhende Deile beigemiidyt (war er 
8. fsg. Ed lniſches Waſſer), fo verflüchtigen ſich diefe, ohne oxvdirt eder vers 
ändert. gu werden, und daun führen folche Borrrihtungen den Ramen Duftlams 
ven. Den ſog. Sanerfioffäther gewann D. urfprüngikh, als ex Weingeift mis 
Gägmefelfäure vermiſcht über Braunſtein depllitete, alfe aͤhnlich wie vor ihm Scheele 
und der Verſaſſer dieſes Handbuch. verfahren hatten, um Bramtwein zu entfuſeln. 
Yallad ſaugt, wenn ed met Kohle gegluͤhet wird, Kohle ein, ebenſo auch Pashuls 
tiged Platin. Platingeraͤthe dasf. man übrigend nicht zwiſchen Kohlen glühen, 
rgenigfiend niche längere Zelt hindurch; denn dad Pr wirft auf den Gilicfäures Ges 
Salz der Aſche ahnlich, wie auf Bleloxyd, Wismuthoxyd umd mehrere andere Erime; 
talleryde; ed entzieht Ihe Die brennbare Grundlage (den Metalloxyden, zum Theil 
andy den Laugmetallsxyden, z. B. dem KOH2O, mehr aber em LOH2O, BaO und 
erO, mehr varr weniger Retail), und bilder fo Sille⸗Platin, was der Platinflaͤche 
ſen augängs imd fie rauh machend in ihr eingefchmolzen erſcheint; Pr ſchmilzt im 
Xpomtiegel bei’'n: Epenfeuer, weil ed darin in fpröved Ichmeljbared LiPı übergeht. — 
Zu Deftliibiafen und großen Sefleln, 3. B. Behufd der Schwefelfäures@ntwäfferung 
wenter man dad theure 'Pı auch nicht mehr an, weil ed von nicht chemiſch reiner 
Saure leidet, zumal wenn diefe etwad As203 enshält, und erhipt zu biegfamı If, 
ſendern fast deſen gußelferne. Erhizt mar cin Gemenge von Kohlenſtaub und 
Yueipyerfäure Im Piatin⸗Sefaͤß, um die Maſſe zur Trockne zu bringen, fo bildet fich 


- 54 








die der Buchflaben- Bezeichnung folgende Ziffer 2 ausgedrückt wird. 
Die Reihen ver Berhältnißzahlen laufen übrigens in gevoppelter Form; 


ſtell enweiſe ſehr Teichtflüffiged Phosphor Platin und läuft dur. — Ehlorfilner 
(5, 406) iR In Salsfäure, ſo wie In der Löfung des Kochſalzes und ed Kal 
ch lorid nicht unldälih, fondern wird von großen Mengen threr Löfungen geldft, 
was bei Silber; Scheldungen Ca. a. D.) nicht Überfehen werden tarf, fe vole 
bei Beſtimmungen ded Ch: Gehaltes einer Fluͤſſigkeit durch Faltung mittelft gedüster 
Silber-Salze. Taucht man Silberblättichen in Ebloridloͤſungen, fo überziehen fie 
fih mit einer fehr dünnen Sicht von Silberchlorid, dad, durch Licht theilmweife re: 
duciet, ihnen ein fchwärzliched Unfehen giebt und fie gegen den Angriff det Mzotfäure 
fügt, aber Fein „Stiber:Chtorär” iſt, wie Weplar meinte. Die durch Schwär: 
zung fi) serratbende Reduction ded Ehlorſilbers erfolge am ſchnellſen im farbiofen 
LZicht, am ſchwaͤchſten im Schatten; dem Weißlicht folge In Der Wirkfamtett van 
Vlolett und Blau, biefem Grün und Roth; tie md arünen Lich wirb Durch 
Wärme verkärtt, Wärme für ſich wirkt nicht reducirend; fie if ferner abhan⸗ 
gig von der Eubftanz ded Pridma, durch welche dab Farblicht zur Bildung 
gelangte; mit Wafler oder mit Weingeiſt gefüllte HGojipridömen wirkten augenblicklich 
(in Heblerd Verfuhen; Poggendorffd Ann XXNV. 578), Terpentin: 
und Eaffia:Del in 23, Tlintglad in 2, 3 und Erowngiad (Aryftallylad 
in 4, 5 Minuten (waͤſſrige Azotſaure, nach vo. Grottfuß gar nide!) — Daß 
Silberchlorid durd Eifen, Zenk ıc. und Cangefäuerted) Waſſer gaͤnzlich rebucirt 
werden kann, wußte fhon Ritter Cwie au: daB Fein Metall in trodner 
Rufs und fein Erzmetall In Juftfrelem tropfbarem Waffer fi oxydirt; Defs 
fen Belträge 11. sted Scüd, ©. 184); v. Bonsdorff zufolge wird ſelbſt K von 
srodner Luft nice oxydirt; mittelt ded tropfbaren Waſſers orpbiren ſich an Ter 
2uft As (ju As208), Pb ju PbOH2O gewöbntich PROCO2 beigemengt enthaltend, 
Zn und Fo zu ZuOM2O und Fe205H20. In mir gafigem Waſſer gefättigter Lurt⸗ 
oxydiren fi) Zn (ſehr ſchnell), As uud Pb, Hingegen nidyt Cu, Bi, Sn, Cd, Ni, Ma 
(Co) und Fe; wenn Zinn⸗Geraͤthe und Kupfer : Gefchirr an der Rute anlanfen, 
geichießt ed: weil fie nicht rein, fendern milt anderen Erzmesallen verunteins find 
und mithin von Waherdunft (Thau) und mchr noch von. 002 und CO2 + A2180-⸗ 
(Sſche ele zeigte: daß die atmosphärliche Luft, zumal die Zinmer :Zufr, led Am: 
monlat enthaͤlt) haltigem Waſſerdunſt gefeuchter gatvanifche Ketten bilden. — 
Hinfichtlich der übrigen Metaliverbindungen , dee Shlor, f. vo. u. Dad zwor er: 
wähnte Elayls&hlorür (= CHSCh), dad man auch durch Schätteln ted Klani: 
gafed mit Stibchlorid (Bb2 Chıo; erfeugbar durch Verbrennen des Su in Chtor⸗ 
gas zur.farblofen, fluͤchtigen, Waſſerdampf der Luft fchnell gu Dunſt verdichtenden, 
daher an der Luft ſtark rauchenden, Wafler unter ſtarker Erbisung zerſezenden un» 
dadurch In Hydrodhlerfäure und Sribfäure = Bb2OB audrinanderttetenten 
Siüffigteis) darfiellen kann, iſt farblos dftgbünuflüftig, fiedet bei 92% U, erregs Ather⸗ 
artig füßlichen Geruch un? Geldymad, fintt Im Waffer zu Boden, Anders fidy Toeder 
durch Schütteln mit conc. Schwefelſaͤure, noch mit KOH20, geht dagegen, mie in 
Alkohol gelöäten Kalihydrat geſchuͤrtelt in Aeryichlerür (= C4HI0Ch2) Über 
dad, wenn dad Gemiſch erwärmt, gafig entweicht, waͤhrend KCh? demſelben⸗verd letbt. 
ala Sad knoblauchartig riecht und erfi bet— 17°C zur tropfbaren bligen Flüffgteit wer, 
dichter wird. Saͤttigt man abfel. Alkohol mir HeChesisad, und deſtillirr Dann Das 
Gemlſch, fo entwidels ſich gafiged Veryy I HIorür oder Epforäthy.l.= CaHircyhe 
(d. 1. Aether, in welchem dad fehlende Atem O durch ein Deppelaten Ch erſegt tft, 
und der fonft auch Leichter Salzather genannt wurde) dad, da ed mis Waſſer um: 
wmifchbar, obgleich darın nicht ganz unldslich IF, zunaͤchſt durch Waſſer geleitet und 
alſo gewafchen in einer ftark gefälteten Merlage verbichtet, eine farbiofe, hoͤchſt damme 
und entſprechend flüchtige, nur 0,774 Eigmgerwicht befipente Fſuͤſſigkeit darſtettt, Die 
angenehm Atherartig riecht und ſchmeckt, bei F 12% C finder, mit gruͤn umſaͤumter 
Flamme brennt und, der @imwirkung ded ChsGafed und zugleich dem Sonnenitchte 


881 


— 


links jene, welche vie Grundſtoffe darbieten, wenn (1 Atom) Oxy⸗ 
gen —1, rechts jene, für welche (1 Atom) H = 1 zu beirachten ſteht: 


aubgefegt, unter Verſchluckung von Ch] ein dem Elahl⸗Ehlorür polymeriſches 


(8. 762) Dei (= CAHSCh4} bildet, das jedoch ſchon bei 84°C fiedet und durch im Alles 
hel gelöste: HOH2O nicht zerſetzt wird; man kann es betrachten ald eine falzartige Bers 
Wadung, in welcher Aetylchlorür die Bafe und Acetylchlorid die Saͤure bildet = 
CHH1OCh2 + CAHSCh6, fährt man fort Ehlorgas auf haffelbe einwirken zu laffen, fo 
side ed ſich gänziih in Acetylchlorid um, d. i. In eine Verbindung, die bins 
ficheſich Ihres elefstopofitiven Gliedes (CAH6) mit dem der Effisfäure überein: 
fimmmt, aber fiatt 5 U drei Doppelatome Ch befigt. Es fiedet bei 75" C, fintt im 
Bafler zu Boden und geht durch fernered Eindringen von Ehlor, unter Verluſt alle 
HB, in Sarbon⸗Ses quichlorür oder „Anderthatb:Sarbondhlorär” = C2Ch6 über. 
Eaßt man Chlergad in Werber firdmen, fo bilder fich fogleich und fchr fchnell Hydre 
chlorſaute, zugleich aber audy eine im Waſſer unterfintente, wuͤrzig riechende, durch 
Exrhigen zerfepbare, mit Kall gefd,üttelt KCh2 und Kali: Ucetat bildende Fluͤſagkeit 
= CAH6Chz + 0, d. 1. dad Oxydul des Acetyl⸗Ehloruͤr; wobel voraudgefegt 
wird, daß die Sruntlage (Radical) der Eſſigſaͤure, oder dad Ncern! = CAHS if, 
während die der Ameifenfäure (F) oder das ormyf= CaH2und die des Methyl 
die Grundlage ded ſoz Holzalkopol’d; (d.1. jened flüchtigeren, bei der fog. Recti⸗ 
fratton des Holzeffigd) — der durch trockne Defiillatton, alfo durch Roͤſtung bed 
Holjed gewonnenen, von verfchletenen Hpdroearbonen zc. begleiteten, theerartig ries 
deuten fauren Fluͤſſigkelt — Czuerſt Übergehenden weingeifiartigen Crjeugniffed) = 
C2B6 zu Bchandtheilen bat. — Deſtillirt man ein, feiner Grundlage nach mis 
Schwefelfäure ein feichtlödliched Salz bidended Metalloxyd⸗ Acetat, 3. B. 10 Ger 
wichtotheile tᷣryſtalliſiries Natron s Ucetat (Naoa) mit einem zuvor bereitetem Ge⸗ 
mifch von 15 Echwefelfäure und 6 Weingeiſt von289°%,, abfel. Alkohol; Schalt, fo ers 
Kit mar ald dünnfläffiged und fahr angenehm erfriſchend riechended, auf Waſſer 
fywimmiended (durdy Schütteln mit Kall⸗ oder Natronlauge leicht zerſetzbares, durch 
Scäätten mit vertünnten Barytwaſſer zu veinigended) In dem Sk:benfachen feines 
Sewichtes im Waſſer loͤrliches, bei 74° C fiedended und ſehr entzuͤndliched Des 
ſtilat, dad effigfaure Aethyloxyd (Eſſigſäure-Aethyloxyd) oder die fog. Eſ⸗ 
ſiznaphta (Eſſigaͤther; wenn der Autdruck Uether In der Sheernie dad baſiſche 
Aetq vio dd CAH1O + O bezcichnet, fo bedeutet in der älteren Shemie ber Zuſatz 
Raphta ein aud dieſem Lzxnde und einer Säure zufammengefepted Sal, und da 
ig dem Weiber dad O durch andere Srundfioffe versresen werden kann, 3. B. durch 
Edler , fo nannte der Berfafler diefed Handbuchd den Aether: Oxygenaͤther oder 
Dsyätber, wie er dad „Aethylchloruͤr⸗ durch Ehloräther bezeichnete, während 
Andere aud) dad Elayl:Chlorür alfo benannsen) dens Aldebyd polymer, nem: 
üd = 2mal CARSOSs, oder CEH16N4 = CAH10O + CABEOS iſt, und das duch Ein⸗ 
fangung von Ehlorgas in ein oblgem WcetyichlorärsDrydul aͤhnliches oͤliges Erzeug⸗ 
nth, nemiih in Hcetylchlorürs&gnd = CAHSCh2 + 02 übergeht. GSättigt man 
seinen Aether (reined Aeithhyl⸗Oxyd; CAH1O + O0), während man Ihn Falk erbält, 
gänzlich mit Chlor und fegt man dad Gemiſch Hierauf dem Gonnenlichte aud, fo ers 
sält man dad Oxydul des Earbonchlerid (C4Ch10 + O:) in Form eined farbs 
isfen, feiten, kxyñalliniſchen, kampherartig riechenden im Alkohol Leicht:, im Waſſer 
uulödlichen, feuerbefiändigen (bei 280° C noch nicht flüchtigen ) obgleich ſchon bei 69° 
© ſchmelzenden Koͤrpers. Ohne Kwiſchentritt eined dristen Grundftoffed IR C mit 
Ch, wie fdion dab Verhalten des letzteren zur glühenden Kohle zeigt (oben S. 799) 
nicht verbindungdfählg, wohl aber kaun foldye Verbindung, und zwar in verfchledenen 
Atom : Berhätiniffen , bewirkt werden dadurch, daß man den mitverbundenen dritten 
Stoff durch überfchüffige, in ſeiner Wirkſamkeit mittel Wärme, Licht ze. erhoͤhetes 
Chloz wieder entfernt. Leltet man 3, B. durch erbiste Elayl⸗Ehloruͤr Etllorgab 
eder fielit man eine weiße oder blaue Siaßflafche, die, während fie Elayl: &hlorär 
54* 


e 


858 





A. Metalle 
Bolltommene Leiter der Wärme und ver Eleltricität, und, 
unter Mitwirken, feuchter EieftriettätsFReiter, vorzügliche Erreger 


enthält, von Chad erfüllt if, an Die Sonne, fo tritt alled H ded Elayl an dad ga: 
fige Ch, mit demſelben H2Ch2:Ga8 gewaͤhrend, während Ca + Chıs (Carbon s Chlorid 
im Marimum des Ch) fi In Form eined farblofen Körpers herauskryſtalliſirt; treibt 
man diefed verflüchtisungdfählge Erzeugniß durch eine glühende mit glühenden Stab: 
ſtuͤckchen gefüllte Roͤhre, fo erhält man ein flüffiged, aud CaCh3 sufammengefegted 
Carbonchlorid ımd ein In Nateln fublimirended, aud C +Ch zufammengefepted 
Garbondhlorür. Uebrigend fordert die Gegenwirtung von CH2:Sad und Cha 
Borficht, weil bei Mitwirtung von Wärme und Licht dad Gemiſch vernallen kann. 
Die Bereinigung von CAHSCK? (Acetylchloruͤr) bat man auch Shlor⸗Aldeth ud 
genannt, und deren Verbindung mit H2Ch2 (weil fie zuerfi von holländifchen Ehemis 
tern dargeftilit wurde) die Holländifche Flüfflgkete Ceine allerdings fehr fon: 
derbare Benennungsweiſe!) oder, wenigſtens naturgemäßer: Chloraldehnen. — 
Dibereiner’d fog. Säureftsffärher, den Llebig, weil er ihn einer foldhen Be 
nennung nicht entſprechend zufammengefept, fondern aud CSH1805 jufammengefegt 
erkannte, und deſſen Verhalten berüdfichtigend Acetal nannte Geſſen Eigengewicht 
bei 20° C = 0,823 und deſſen Siedpunkt zu 95%,26 findent), veranlaßte Die Darfiellung 
umd Entteung ded Aldehyd, dab überall Hervorgeht, wo dem Altohol 4 Atome 
H entzogen werden. Man erhält ed daher, wenn man & Gewichtsſtheile Alkotzol 
von 80%; mit 6 Schwefelfäure und 4à Waffer vermifcht über 6 gepulverten Braun: 
flein abdeſtillirt. Man vermlicht Tann dad Deftillar mis feinem gleichen Mach 
Aerher, Pältet dad Gemiſch moͤglichſt ſtark und laͤßt bei ſolcher Kälte fo viel Am⸗ 
montatgad Kinzutreten, ald ed aufzunehmen vermag. Ed bilder ſich farblos frufialli: 
firended Aldepyd:Ammeontat (nur mit dem Ammoniak verbindet, Uldekyd ſach 
In demerkter Weiſe, nicht mis anderen Alkallen), dem man dann dur) verdünnte 
Schwefelſaͤure dad Ammontat ald Ammeonoryd entzieht Cauf 2 Gewichtötbelle Wine: 
byd· Ammoniat 2 Waſſer und ein Gemiſch von 5 Schwefelfäure +4 Waller verwens “ 
dend), währen? man dad Aldehyd abdeillirt, und (da ed dann noch Waſſer ent⸗ 
hätt) die Deftllation über waſſerfreles CaCh2 wiederholt; alfo gewonnen fell: ed Dar 
eine farblofe, dünne, eigenthuͤmlich erſtickend riechende, 0,79 Eigengewicht befipende, 
bei 22° C fiedende, fehr entzündliche Fluͤſſigkelt, die fi mit Wafler, Alkehol und 
Aether mifchen und der Luft: Einwirkung audgelegt, durch Drydation in Efſigſa u⸗ 
tesHydrat verwandeln (C4H802 + 20 = C4H60S + H20) und ald GBydrat des 
Acetylorydul (C#H6O + 20) betrachten läßt. Durch Treftfälte zerfäll: das 
Aldeb yd In zwelerlei ihm tfomere, kryſtalliniſche Erzeugniſſe, deren eined eidartig, 
dei + 20 C geſchmolzen dem Stearopten ded Pfeffermuͤnzoͤls ähnelt, während Tas 
andere bei 120° C fublimirbar wird, ohne zuvor zu ſchmeizen. Sekt man reines, 
farbiofed, eigenthuͤmlich durchdringend riechendeß, und beißend ſchmeckendes Aceton 
(> CSH60; bereitet durch Deftillatton von 4 gebrannten Kalt mit 2 Froftallifirtem 
Bleizucker, alfo durch CaO + PbOO4H60S + 3 H20), alß folched von 0,7921 Eigeng., 
58%, 6 O Gtedepuntt und fehr entzundlich Cfonf auch Effigbrenngeifi genanne) 
ver Enwirkung von Azotſäure aus, fo erhält man eine dem Albetyd iſomere 
öfige Fluſſigkeit, die durch Ch-Cinfaugung in Arcetyiglorür-Oryani (auch 
wohl Chloraldebyd genannt) übergeht. — Jene braune harzarıige Subkanz, 
die fi bildet, wenn man Kalis oder Natron « Syprat in Alkohol lüst (eine 
vergleichen Loſung führt in Apotheken die Benennung Tinctura Kalina) ſcheina 
ebenfalls ver Aldehyd⸗Gruppe anzugehören, Wenn übrigens Eblorſaure, vurch 
Bermifchen mit Alkohol, piefen, unter Erhitzung un» Chlor⸗Entwickelung, ſo fort 
in @ffigfäuresHYyprat verwanselt, fo ift biefer Borgana im Weſentlichen Dem 
der Orybation des Aldehyd volllommen gleich, und ebenjo, wenn, bei der ge 
- wöhnlichen Bereitung des Schnell»Kifig, der erwärmte wäflige Weingeint 


— — 


‘ 


der fog. Berührungs⸗Elektricität; durchgängig auf jener 
Ober und Schnitt over Tropf- Fläche gleihförmige Licht⸗ 
Spiegler. 


jumel wenn. deſſen elektriſche Leitung durch Aufah von ſchon fertigem Cifig, ober 


von Ailchſaure, Weinfäuze ıc. vermehrt worben, durch vie Berührung organifcher 
Erzergniſſe (MBeintrebern orer Weinreben, mit Eſſig ausgefochte BDuchent olz⸗Ho⸗ 
Kelipähne, Weinſtein, Sauerteig, zerſchnittene rohe Kartoffeln x. ꝛc.) in feiner 
Eeltropoſitivitãt und damit in feiner Anziebung zum atmospaärifdgen U ertoͤhet 
werden IR. — Tröpfelt man Alkohol von 85%, in Ch: Bas un» ſchuttelt das 
Gemif, fo bürer fih unter ver Gabverſchluckung entſprechender Urhigung eine 
gelbe, fyäter farbloſe Släffigkeit, vie ſchwerer Salzäther iR; oben ©. 796, — 
Lift man lange Zeit bindurch Chlor auf abfol. Alkohol einwerken, fo giebt letz⸗ 
terer nad und nad an 10 Atom Chlor ebenfoniel H ab, fo daß ihm nur noch 
2 H verbleiben, nimmt aber dagegen zugleih 6 Mt. Ch auf, und flellt nun 
ws Ghloral = C4H2VOBCHE (E. 796 Anm.) var, v. i. eine farblofe, 
vünne, lieblich duftende, vie Augen zu Thranen relzende, ein Gigengewidht von 
1,502 beſthende, bei 94% U fievente Sticfjigkeit, vie ſich nach Ablauf einiger 
Zeit, ohne Mitwirtung ver Luft und ohne Ausfcheinung eines anderen Erzeug⸗ 
nifies, im eine dem Gbloral tfomeriiche, weiße, porzellanägneinze, in Waſſer uns 
loᷣtliche Maffe ummwandelt, während das Chloral felbft nicht nur im Waſſer löslich, ſon⸗ 
tern auch mit vemielben veſtillirbar ift, und daraus als durchſcheinend kryſtallini⸗ 
ſches Sydrat anſchießt. Erwärmt man ed mit KOH2O, fo bildet es, an vaſ⸗ 
ſelbe Ch? abgebend, mit einem eniiprechenven Antheil deſſelben KCh2, zugleich 


aber ud KOF (KOC2H203). und Formyl hlorid, d. i. eine ber Amel- 
fenjäure ähnlich zuiammengefehte, nur ſtatt 08 drei Doppelatome Ch entbals 
tene, farbloie, Atberiichs füßlich riechenne und ſchmeckende, bei 619% C fledende 
uns 1,45 Gigeng. befigenre, au durch Deftillarion von Alkohol mit feinem 24: 
fachen Mach gefärtigter wäffriger. EhlorkaltsLäfung varfiellbare Stüffigkeit, die, in 
Baier untöstik umd jchwer entzunplich iſt, von Sauren nicht gericht wird, und 
mit im Alkohol gelöstem Kali an drei Atom K feine 6 Ch abgiebt und tages 


gen deſſen 8 Atom O empfängt, und fo in 3 KCh2 un 1 KOF auseinans 


ber tritt. Dumns nannte das Tormylchlorid Chloroform. Miſcht man, 


fog. chweren Salzäther, oben ©. 796, Aum., wit in Alkohol gelößtem 
Ralibyerat, fo fcheitet fih auch Formylchlor id aus, — Weilt pas fo leicht 
gefahrvoll vertnalleire, ſchwere dlige Azotchlorid, das am fidgerfien durch 
Hineinieiten von Ghlorgas in Galmiak⸗Loſung erhalten wirb (leitet man Ch in 
wäßriges Ammonlal, fo bilret fi zuerſt Ammouchlorid un aus dieſem dann, 
durch weiteres Ch,8A2+Ch2) längere Zeit unter Waller, fo bildet es fi, Serul- 
Isa zufolge, mittelſt Wechſelzerſezung Im: in Sydrochlorſaͤure und Azotſäure 


. (mas Zer/egung von 3 Atom MBaffer vorausiegt, deren 5 H? mit 5 Ch? fünf 


Atcsı H2Ch? geben, zugleich aber 12 42 frei machen, bie, falls wirklich 1205 
extflanden, als Azotgas entwichen). Grwärmt man Schwefel in Ghlorgas, fo 
bilnet fich das flüffige rothgelbe, widrig erſtickend ſeekrautartig riechende, an ber 
Luft vauchende, flüchtige. im Waſſer unterſinkende und ſich damit in Gydrochler⸗ 
fänre, Schweſlichtſaäͤure und Schweſel zerſezende, erwärmt viel Schwefel in ſich 
aufnchmende, erkaltend aber wieder und zwar in Borm großer Kryſtalle entlaſ⸗ 
ſende Schwefelchlorü r. Bringt man P in Chs@as, fo entzündet ex ſich, 
nu war jo viel Ch zugegen, daß hievon ein Theil unergriffen übrig bleibt, fo 
biſnet RG Phosphors& Hlorie — P2Ch10, vas, Wafler zerfehent, 5 H2Ch? 
aus 1 Atem Bhosphorfäure (P20O5) entfichen macht; war Ueberſchuß von 
P vorhamsen und erwärmte man dieſen mit dem Bafe, fo geht Phosphor⸗ 
Chſorar (P2Ch6) vaxaus hervor, das mit Waſſer erhigt 8 H2Ch? unb ein 
Atom Byosphorigtfäure (P203) geivähet, SVehteres iR eine waſſerklare 





854 


I. Laugmetalle: mis O in Waffer und Weingeiſt Leichtlöslihe Ouyde 
bildend, theils bafifche, welche ats foldye jede Säure auszugleihen 


heftig rauchende und jehr flüchtige Slüffigleit, erſteres eine ebenfalls ſehr flüchtige, 


77 


— 


— 


und an ber Luft ſtark rauchende, aber feſte, weiße, kryſtalliniſche Verbindung, vie 
man am beſten aus letzterer darſtellt, indem man fie mit Chlorgas ſättigt. Das 
Ghlorür bindet, va Heinr. Rofe, 5 Atom Ammon, das Ghlorid bindet eben» 
falls Ammon, aber in noch näher zu beſtimmenden Berhältniffen. Ueber »ilefe 
DVerbinpungen vergl. auh m. Grundz. I. 341, 782, 908 IL 475. (Ueber 
Schwefel Chlorür ebend. I, 781 ff. und Inhaltsanzeige 8. XXIV, fo wie 
IH. 550, 474. Ueber Selens&Hlorär I. 783). Erhigt man Phosphor⸗Chlo⸗ 
rürsAmmontal, fo verbleibt (jeroch gemeinhin no mit anhängennem Chlor ver» 
unteint) Phoſsphor⸗Azotid — PA?2 ober procemtifh=P52,56 A&T,64; 
gereinigt: in Form eines weißen, Ioderen, mit Ausfhluß ver Luft bei Roth- 
gluth unfchmelgbaren und gegen die ftäriften Chemiſchwirkſamen unthätigen Bu Is 
vers, As Soubeiran Schwefelchlorür⸗Ammoniak mit Wafler begoß, erhielt 
er, neben Öybrochlorfäure, grünes ober gelbes Schwefelagotür SBA2, Bas 
durch und mittel Wafler in 3 Atom Unterfchweflichtfiure und ein Atom Am⸗ 
moniat zerfiel; 83 + U3 — 3 SO; und A2 + 3 H2 ZZ A2H6. Ehwes 
felchlorüe nimmt übrigens phyſiſch bindend noch mehr Ch auf, aber noch ges 
lang «8 dicht, Schwefelchlorid varzuftellen. 

Wever F noch Ch, noch Br, noch J wirbin der Naturifolirt vorgefunden, ſondern jedes 
wird ſtets und bauptfählih in Verbindung mit Dietallen wahrgenommen, Das 
Brom entvedte Balard 1826 in ver Mutterlauge der Galinen Montzelliere 
und mithin im Waſſer des mittellaͤndiſchen Meeres, theild an Mg, tbeild an Na 
gebunden; ſpäterhin fand man es in allen in biejer Hinficht befragten Meers 
waffern, fo wie in ven Mutterlaugen der Soolen, aus denen e6 jet zum chemi⸗ 
fen Gebrauch, zumal in Creuznach, bei Schönebed sc. geſchieden wird; m. Urunng, 
I. 286, 343 ff. Es flellt eine tief feuerfarbenbraune, Höchft winrig riechenbe, 
hiena benannte ( Apozos, Geftank), ſehr ſchadliche und Iebensgefährlicht, roths 
braune Dämpfe entwidelnne Flüſſigkeit var, und verhält fi, und fo auch as 
Jod, zu einfachen und zuſammengeſehten Stoffen ähnlich dem Chlar. Die His 
Säuren beider Grundſtoffe laſſen ſich jedoch nicht aus ihren Metallverbinbungen 
ober ſog. Haloinfalgen Calfo z. 8. richt aus NaBr2 over NaJ?) tur ſtarke 
Säuren, 3. B. durch Gchwefeliäure barftcllen, wie foldhes bei H2F2 un H2Ch? 
ver Ball it; — denn veftillirt man 3. B. NaBr?2 over NaJ? mit 803 H2O, 
fo zerfegt jich ein Theil der SO3, indem 1 Atom O verfelben einem Antheil 
son H2Br? over H2J2 fo viel H2 entzieht als noͤthig iR Waſſer zu bilden, 
woburch dann aber entſprechende Mengen Anttelle von Br und J wieder frei 
werten uns S02 ansgefdyienen wird, (auch vie Hobrodhlorfänre unterliegt, 
bei hoher Temperatur, ähnlicher Zerfegung ınb ſcheidet aus 03 Beine 
Antheile von S02 ab; wie Van Mons beobachta te), Man erhält jeboch jene 
H» &äuren unter andern, indem mau Brom. ober Jod⸗Photvhor mit Waſſer 
befeugtet (P verßintet Ah nemlih mit Br unter Exploſton und lebhaftem 
Lichte, mit J bei Erwärmung in ähnlicher Weiſe zu Phosphor» Bromür und 
VPhoephor⸗ Jodur); es erfolgt Bildung von 3 H2Br?2 ober 3 H2J2 nu von 
Phuosphorigtiäure (P203); auch erkit man gewäflerte öuprofonfäure, 
wenn man in ein Gemiſch von J und Waſſer H2B8 leitet, na fich dann auberer 
Seits S ansicheibet. Leber Brom⸗ und Jon: Azot, f. m, Brundz I. 340 
363; 779 ff. Das ſchwarze, pulorige Jod azot üur verfnalit ebenfalls bei lei⸗ 
jeher Berührung. Iob-Löfung färbt Meine Mengen mit kaltem Waſſer gemengter 
Stärke violett, in Waſſar zu verbünntem Kleifter aufgequolleue tief indig⸗ 
blau; Brom färbt fie orange. — Non findet fi ebenfalls an Saugmetalle 
gebunden im Meerwafler, in Seepflanzen, zumal Tangs (F'ucus-) Arten, baher 
in ter Tang⸗ oder Varec⸗Soda, in Geethieren (3. ®. im Babeihwamm) 2. 2. 
fo wie auch in Dineralquellen, im Gteinfalz ꝛt. Es bildet graufdgwarze, gras 


(gu neutralifiren) vermögen, theils (weder baſtſche noch faure) Hyper- 
or yde zufammenfegene, bie, glei allen übrigen Syperoxyden, ver Hytro⸗ 
Miorfäure H entziehen und fo Ch baraus frei machen; mit O nie Sau⸗ 
von erzeugend. Als Oxyde mit BOs Teigtlöslihe Neutzalfalge bildend. 


Eigengewicht, Waſſer = 1beil5e cc 
1) Kal K 489,916 — 78,400 — 0,865 
K. 979,832 — 156,800 
2) Tron ToverN 200,897 — 46,543 — 0,972 
| Ts oder Ns 581,794 — 93,086 
| Lith L 80,375 — 12,85) — 7 
! La 160,650 — 25,718 
N. Grslaugmetalle: mit O in Waffe ſchwerldaliche, in Weingeiſt 
| unldsliche Oxryve gewährenp, im Uebrigen ven vorhergehenden ſehr aͤhn⸗ 
ai iger baſiſchen Oxyde geben mit BOs ſchwer⸗ ober nuldeliche Neutral⸗ 


4) Bar Ba 856,880 — 137,100 — 4,732 
Ba, 1713,760 — 274,200 


phütfarbene und ähnlich glänzende, leicht in violetten Dämpfen (ahrlich dem 
yarpurrotben Dampf des erbigten Inpig) (daher die Benennung Jod; von 
dr; vıolblan) wanvelbare und dann mittelft Abkühlung ſchnell in Meinen gläns 
enden grauen Krallen anſchießende Diafien, die Leicht zerreiblih, winrig dlor- 
artig riechend u. die Haut bräunen (was aber durch I-Derflüchtigung bald wieder 
vergeht). I Löst fih wenig in Wafler (und in Weingeiſt) mit brauner Barbe, iR, 
wie das Brom, giftig, verflüchtigt fi fchon bei Hands Wärme, ſchmilzt bei 107 9 
C, ſi. det bei höherer Temperatur und bat, erflarrt, 4,948 Gigengew. Es wurde 
1811 son dem Galpeterfiever und Sodafabrikanten Courtois zu Paris in ber 
Datterlauge der oben Kelps ober Barec- Gone aufgefunden und 1843 von 
Vanquelin uns Gay⸗Luſſac als felbkänziger Grundſtoff nachgewieſen. 

f) Ueber die Auffindung des Phoephors im Jahr 1669 vurch ben Hamburger 
Algemiter Brand und vie barauf 1674 folgende Entdeckung beffelben in ber 
Beoty’ orfäuze des Harn's durch Kunkel und R. Boyle, fo wie über vie Aus⸗ 
fhebung ber Phosphorfäure aus Knochen und Darftellung det P aus ber Harn⸗ 
Ketyhor-Gänre dur Marggraf 1749 und aus Knochen vurch Gahn und 
Scheele 1769, vergl. S. 5304u. m. Grund z. I. 346 und 809 unb ans Knochenaſche 
ehme vorgangige Ausiheltung ver Eäure IE. 482. Phosphor un Schwe⸗ 
fel verbinden fich fehr leicht, ſchon Durch Zuſammenreiben unter heißem Waſſer, 
wobdei Mailer zerfegt wird, indem ſich H2S entbindet und P fi orybirt. Die 
Bereinigung von 8 + P4 nennt Berzelius: Bhosphorfuipguret, auf 
zeigt B., daß der Phosphor- felbit, ohne weitere Verbinvung, tn zweierlel chemi⸗ 
fer Beſchaffenheit unt entſprechenden Gigenfchaften varſtellbar I, fo daß beibe 
Arten P zwei verfhienene Phosphorfäuren, bie gewöhnliche und 
nie ſeg. BRyrosPBhosphorfänre gewähren, und fo den run zu ven zweier 
lei $ißhreieflei Phcephorfturen (oben S. 326 4.502) varbieten; eine Nachweiſung. bie 
alio collfommen beweifet, was ver Verfaſſer dieſes Handbuchs bereits 1830 aus 
dem Berhalten ver beiserlei Säuren folgerte, nemlich dvaß auch die Grundſtoffe, 

| bier ver P, ohne irgend eine Beimifgung wägbarer Stoffe zu erleiden, weſent⸗ 

licher Umandernugen ihrer ſelbſt fähig fine; vergl. a, a. D. I. 317 und m. 
Arch. f. d. gef. Natur, IX. 1—127, XXI. 415-418, XXIII 157 und 
XXIV. 426, 430. Arfen wurde, aus Arfenichtfäure, zuerſt vargeſtellt 1733 
Such Brandt in Schweden. Te wure von Müller v. Reichenſtein 
1782 entberft; hierüber, fo wie über bie buch Berzelins 1817 erfolgte Gut: 
vedung ve Be fiefe oben ©. 839 m 133, 








— — — 


856 


5) Stront Br 542,285 — 87,565 — 5,000 
Sr 109,570 — 175, 130 
6) Ealr Ca 250,000 — 0 — 7 
Cas 500,000 — 80,000 
D) Magn Mg 158,353 — 25,336 — 1 
Mg» 316,706 — 50,672 
Ill. Srometalte: mit O im Waſſer unlösliche Dyybe varftellend, die 
ber Hyperoxydatlon unfäpig, gegen Säuren bafliy, gegen mehrere Metall⸗ 
oxybe fauer gegenwirken, Eigengewicht 
8) Beryll Be 331,261 — 53,000 — ? 
Be: 662,522 — 116,000 
9) Alum Al — 171,166 — 27,356 — 1 
Als — 342,332 — 54,772 — 
n) Tor Ta — 744,900 — 119.234 — 13 
Ts — 1489,800 — 238,368 — 
1) Hiter T — 402,514 — 64402 — 9 
Ya — 805,08 — 128,804 — 
12) Zirkon Zr — 40,01 — 67,232 — 7 
Zr — 840,402 — 134,464 — 
IV. Erverzmetalte: mit O unlöslige, unvolllommen Saflfepe und unvoll- 
kommen faure, zum Theil farbige Oxyde darſtellend. 


Demetride: 
13) Lanthan La7 7? 7 
14) Cerer Ce 577,40 (7) u D— 7 
15) Divüym Di ft ? 


IV. Erzmetalle: an Dichte I Mafle, wie an Lebhaftigkeit une Dauer⸗ 
barleit des Blanzes, ſowohl ihrer ſelbſt als ver meiſten ihrer natürli⸗ 
en, wie ihrer Eünftlichen, durch „Metallgegner” bewirkten Bererzungen 
vie Metalle ver vorhergehenden Abteilungen übertreffend. 

a) Zantalive: 
DE antal Ta — 1153,715 — 184595 — 3 
2307,40 — 369,1% 
17) Scheel Sh — 1183,000 — 189,10 — 176 — 
Sh, — 2366,000 — 378,249 — 


18) Uran U — 0 — 120 —7 
1000 140 (U: + 0: dv, i. Oryuran, 
das ehemals für U genommene 
3) Titanide: Suboxyd = 17005 ſ. w. ı.) 
19 Molybpvän Mo — 398520 — 05,763 — 8,6 
. Mo; — 1197,0480 — 191,526 — 
20) Titan n- 303661 — 48586 — 5,3 
— MA — NR — 
y) Chrome: 


21) Banad V 85584 — 136,934 — ? 
V. 1711,68 — 273,868 . 


887 


22) Chrom Or 351815 — 56,290 — 59 
Cr; 7860 — 112,590 — " 
2) Rangan Mn 345,887 — 55,341 — 8,013 
Mons 691,774 — 110, 
6) Ferride over Siboride: Eigengewicht 
a) Kobalt Co — 368,823 — 59,011 — als Pulver 8,5384 
Cor — 737,646 — 118,022 in Maffe 8,7000 
2) Eifen Fe — 339,005 — 54,272 — reines gegoffenes *) 7,844 
Fe; — 678,410 — 108,544 
%) Ridel Ni — 369,675 — 59,148 — geſchmolzen 8,279 
- Nis — 739,350 — 118,296 — geſchmiedet 8,666 
ZU) Kupfer Cu — 395,695 — 63,311 — gegoffen 8,897 *®) 
Ca; — 791,390 — 126,622 
er Argentive oder Argyrive : 
2) Silber pP Ag — 1351,607 — 216,257 — 10,48 —2* 
Agı — 2703,214 — 432,514 
29) Rercur Mr — 1265,822 — bei 15° C = 13,613; gefroreu 15,612 
Mr; — 2531644 (DOryb 11,1915 Oxpdul 8,950.) 
% Blei Pb 1294,498 — 207,119 — 11,389 
Phs 588,996 — 414,238 (Dry, geſchmolzen 9,5.) 
d Auriide oder Ehrpfives 
3) Platin Pt 1233,499 — 197,359 — reines (?) 23,543 (21, 7 
Pta 2466,998 — 394,718 
32) Gold Au 1243,013 — 1,881 — genoffen 19,258 
Au, 2486,026 — 397,762 gehämmert 19,362 
33) Irid Ir 1233,49 — 197,359 — 19,5 (7) gebiegen 23,646) 
Jr 2466,98 — 394,718 
3) Palladide: u 
3) Pallap Pd — 665,899 — 106,543 — geſchmiedet 11,35 
Pd; — 1331,798 — 213,086 gewalzt 11,8 
3) Rhod BR — 651,387 — 104,221 — 110 
Be — 1302,774 — 208,442 
9) Osmide: 
%) Dsmin O — 12344,487 — 19,117 — 10,0 
O1 — 2488,974 — 398,234 





) Gewoͤhnliches Gußeißen 7,2075 gefhmichetes Eiſen 7,788; reines 
gewalztes 7,000 ; reines gezogenes 7,725; Gifenprapt, ungeglüheter 7,691 ; 
geglüheter 7,600, Eiſen⸗Glanz 5,225; Eiſen⸗Hammerſchlag 5,480, 
Viſen⸗Roſt 3,940. 

*) Gefmicset uns geewalzt um 0,1 bi 0,15 bichter; Drabt ungegläher 8,623; 
—— 8,391, Oxyd 6,48. 

* —— 10,105; gehammert 10. 448; gemalt 10,551; Draft 10,491. 

t) Bergi. S. 321 Anm. 


5 Me —— — — — — — 


858 


) Stanniide oder Eaffiterive: 
37) Zinn Sn — 735,296 — 117,647 — 7,291 
Sna — 1470,592 — 235,294 gewalgt 7,475 
38 Cap Cd — 686,767 — 111,482 — gefihmolsen 8,67 
Cds — 1393,534— 222,964 gebämmert 9,05 
(39) Zint Zu — 403,510 — 64,561 — geſchmolzen 6,915’, gewalzt 
Zu — 807,080 — 129,12 : 7,200 (Oxpp 5,734). 
44) Stibiide: 
40) Stib Sb — 806,452 — 129,032 — 6,86 
Sb: — 1612,904 -—- 258064 
4) Wis muth Bi — 886,920 — 141,907 — gegoſſen 9,654 
Bis — 1773840 — 283814 gehämmert 9,883 ‘ 

B. Metallmittler: ſchlechte und fehr ſchlechte Leiter ver Elektrici⸗ 
tät und der Wärme: bilden mit O für ſich feine Salzgrundlagen, lwohl 
aber Säuren; verbinden fih mit Metallen, ohne deren Berbalten 
zu Licht, Magnetismus, Clectricität und Wärme, wefentlih zu 


ändern. .! 
42) Carbon 0 751.S.787 — 12 — Demant od. Diamant: 3,555 
Cy 150 — 24 über die Dichte des O⸗Gaſes 
C, 2235 — 36 - f. ©. 748. 
C. 300 — 48 


43) Bor B 136,204 — 21,792 — 20 (9 
Br — 272,408 — 43,584 ° 
Silie Si — 277312 — 44370 — — 7 
"Ss 554,624 — 870 — 


C. Mettallgegners Wärme- und Eleltricitãts⸗ Leitung, wie n3 
verbinden ſich mit O zu Säuren over Säure⸗Vertretern, unter ſich 
und mit Metallen theils zu Säuren und Säure⸗Vertretern, theils 
zu Baſen und Baſe⸗Vertreten, und entwideln dabei Häufig Feue r. 
Mit Metallen fich verbinvend ändern fie deren Berbalten zu 
Licht, Magnetismus, Elektricttät und Wärme, und damit auch ihre 
chemiſchen Verhalten weſentlich. 

a) Brennzünder: in O mit lebhafter Feuer⸗Entwickelung bren« 
nend, Metalle, zum heil auch Metallmittler, fo wie ſich felber 
gegenfeitig ın ähnlicher Weiſe zundend; mit O feine Salzgrund⸗ 
lagen, fondern nur und mindeſtens zwei Säuren bildend; M theils 
fäuernd , theils in Baſen verkehrend. 

a) metallartige: 

«) H fäuernde: Eigengewicht 

45) Tellur Te — 801,760 — 18,81 — 6,343 

Tes — 1603,50 — 256,562 
46) Selen Se — 494,583 — 79,133 — 4310 
Se; — 989,166 — 158,266 





$) H«bafirenve: 
47) Arfen As — 470,042 — 75,206 — 5,780 
Ass — 940,084 — 150413 Arfenidtfäure 3,720 
Ass — 1410,126 — 225,620 Arfenfäure 3,734 
b) metallglanafreie: Eigengewicht 
e) H ſäuernde: 
8, Schwefel S — 201,165 — 32,156 — 1,8 
S; — 402,330 — 64,372 
Ss — 603,495 — %,559 
8 — 804,660 — 128,745 
Ss — 1005835 — 160,931 
Ss — 1206,990 — 193,118 
8; — 1408,155 — 225,304 
8) M bafirende: 
4) Phosphor P— 198,143 -- 31,382 — 1,77 
Ps — 392,86 — 62,765 
Ps — 588,429 — 94,148 
Pı — 784,572 — 125,531: 
c) mitelnander Metallzeugenve: 
0) Azot A 875 — 14 — 0,9722 (das Eigeng. d. reinen atmosph. 


A, 175,0 — 28 Luft = 1 gefeßt.) 
As — 2625 — 42 
A. — 250,0 — 56 
31) Hyprogen H 625 — 1 — 0,0688 (at. 8. = 1) 
H, 12,50 — 2 
Hs 18,75 — 3 
Hı 3,0 — 4 


A + 58 — Ammon» Metall; vergl. ©, 762. 


b) Bollſtaändig fäuernde, unentzündlihe Salz-Zeuger, ober 
Halogene. Eigengewicht 
2) 300 J 789,75 — 126,360 — 4,548 
Jı 157990 °— 352,720 
53) Brom Br 489,15 — 78,254 — 3 
Br» 978,30 — 156,528 
4) Chlor Ch 225,00 — 36 (vrgl. S. 791 ff) — 2,44 
Ch, 450,0 — 72 
5) Fluor F 116,90 — 18,704 — 3 
Fı 233,80 — 37,408 
d) Allfäurer: - 

%) Drygen O 100 — 16 — 1,1026 (1,1052 Wrede) vergl. ©. 748. 
Bäre, früheren Beftimmungen gemäß, das Atomgewicht des H(O = 
100 gefeßt) nicht — 6,25 fondern nur 6,2363, fo würden die im Bars 
bergehennen aufgeführten Atomzahlen ver Grundſtoffe, U — 1 gefebt, 


868 


etwas größer ausfallen; vie hieher gehörigen Grundſtoff⸗Zahlen findet 
man ©. 286 ff. des I. m. Grundz. verzeichnet. 

18) Die Metalle *) bilven unter fih Teine Einungsftoffe, fonbern, und fo 
auch mit ven Metallmittlern, eine „befondere Klaſſe von phyfifch- 
chemifchen Berbinpungen,” die, da fie nie zu neuen (S. 765) phyfi⸗ 
fhen und chemifchen Werthen, fonvern ſtets nur zu ſolchen führen, vie 
fih aus den befannten Befchaffenheiten und Eigenfchaften ver Mifchungs» 
theile ſchon im Boraus annähernd angeben Iaffen, auch befonvers bes 
nannt zu werben vervient, und baher naturgemäß durch „Ausgleichun⸗ 
gen” zu bezeichnen feyn vürfte *%). Zu den wichtigften viefer Mes 
tallsAusgleichungen gehören alle fog. „Metalletegirungen” „Amals 
game” (S, 192-194 Anm.) und fämmtlihe fog. Berunreinigungen 
der Metalle, durch Dietalle (oben S. 359 Anm.), mithin auch alle ges 
diegen vorkommenden Metalle und Metall» Gemifche, welde letztere 
fih jedoch von jenen dadurch unterfcheiven, daß in ihnen — von Frö⸗ 
bel (Grundz. u. Syſt. d. Kryſtallologie. Zürih u. Winterthur 
1843. 8.) Dimetallinen genannt — die Metalle ſtets in ſtöchiome⸗ 
triſchen Berhältniffen fih vorfinden; vei:n feines ver fog. einfach⸗gedie⸗ 
genen ift demifch rein. Zu den Metall» und Metallmittler 
Ausgleihungen gehören z. B. das Roheifen und ver Stapl, mit 
allen feinen Miſchungs⸗Abänderungen, fofern er C oder C und Si enthält; 
vergl. S. 376. Bon außen her verftärkte Cbefchleunigte und dadurch 
Innigkeit gegenfeitiger Einwirfung und Ausgleihung erhöhende) Er⸗ 
regung des eleltrifchen Gegenſatzes ver auszugleichenden Metalle bes 
günftigen die Bilvungen hieher gehöriger Berbinvungen, zumal der 
Amalgame (S. 192 ff. Anm. oben ©. 192 ff. Anm.) Ueber Spie⸗ 
gelbeleg, VBergolpungs» und Berplatinungs-Amalgam umb 
Beicpleunigung der Amalgatton durch galvaniſche Elektricitäts. Erres 
gung; ebenvaf., und ungemeine ver chemifhen Wechſelzerſehun⸗ 
gen, wie leßtered unter andern die Erzeugung des Ammon⸗Am al⸗ 


®) Ueber Belimmung ver Grave des Metallglanzes; oben S. 102. lieber 
Golb⸗, Silber⸗ und PlatinsPlattirung; letztere am beften bewirkbar durch 
mit .Mr zu Platinamalgan verbundenen Platinſchwamm; a, a. O. u. 194 
Aum., fowie &. 405 Anm., 458. Ueber Bergolpung uns Berfilberung, 
Berplatinung (vie auf fog. galvanoplafiidem Wege — ſ. wm. u. — war 
ſchnell und fchön glänzend gelingen, aber Blattirungen nicht erſegen); über 
Legigungen 3. B. bei ven Earatirungen bed Goldes und Lötbigungen 
des Silbers, (S. 400 ff.; Cu mindert hiebei die Dehnbarkeit des Au, wie 
des Ag wenig, bei geringem Cu=3ufag unmerklih, mehrt aber die Härte ber 
genannten Metalle betrachtlich, (nad Hatcyert jene des Bold es am meiſten 
und darum am beften zu Golpmünzen geeignet, im Verbälmiß von 11 Au + 1 
Cu, d. i. fo, wie e8 in Englann’s Golsmünzen zugegen IR), des Zinns, 
Bismuth ıc. S. 403, 404, 550 und 557, Ueber Gerullas K-haltige 
Zegierungen und beren Benugung ©. 456 u. 178. 

“, Wohl aber fcheinen einige verfelben mie Metallgegnern der Einung fähig; 
1.8. U. Das Osfreie U nennen Einigenranium, ULO 2 Hingegen Uran; ſ. w.‘n. 


>] 
gam auffallend darthut ). Kommt nemfih 8. TMr2B zu 42HBCh? 
(+ Ag), fo bilvet ſich mittelſt des (zuvor durch Auskochen der Yöfung 


Inftfrei gemachten) Waſſers eine vollſtaͤndige galonnifche Kette, ver . 


zufolge K, nach Außen hin (oben ©. 764) + E, Mr aber — E, Ch2 
— E und 4248 + E erhält, wo dann K als pofitivſtes Glied, Ch2 
ald das negatiofle der Kette am und in fich hineinzieht, damit KCh2 
bifdend, während A2HS als minder poſitives und Mr ald minver nes 
gatives Glied fih in gleicher Weife zu Ammon Amalgam vereinen, 
das aber, da beide Verbindungen gleichzeitig und gleichörtlich erfolgen, 
das alfo entſtandene KCh2, ſammt dem die Beweglichkeit und elektrifch“ 
erregende Rückwirkunqg vermittelnnen Waffer, phyfiſch mit ſich verbun⸗ 
ven erhält, und daher auch, bei ver Trennung durch Wärme, sunächft 
aur in A2H8Mr und KCh2Aq zerfällt, und erſt fpäterhin, entweder 
unter H2O »-Biltung durch Zutritt fremden Oxygen's (der Luft) oder, 
gemäß gleichnamiger Klektrifirung ves Amalgam durch Licht (dur 
Abſtoßung zwifchen Mr und A2H8), va A2HS für ſich nicht beftehen 
tann, fondern, freigelaffen: fofort in A2H6 und H3 auseinander tritt, 


in Mr, H2 und A2H86 fih zerfeßt. Da übrigens der Spannungsreihe 


gemäß (oben S. 766 Ann.) zwifchen K und O größere gegenfeitige Elektri⸗ 
firung eintritt, als zwiſchen K und Ch, fo iſt e8 auch venfbar, daß das 
Baffer hiebei gleich von vorn herein nicht nur polarifch »eleftrifch, 





*) K und T verbinven ih leicht mit Mr, zumal wenn Ichteres nicht zu kalt iſt, 


durch Zufamımenreiben im trodnen Steinmörfer und schnell darauf folgennes Er⸗ 
hihen unter Bergöl, und wirken wie bemerkt; slig das P-Amalgam — TMr 21 
bis Mr 28 (Atome) weniger das bes K (= K Mr9 bis Mr 14 Atome), 
Beim Zufansmenreiben erfolgt die Verbindung unter Beuer- Entwidelung, Pro⸗ 
entf iR A T (CZ 1 Na) + 99 Mr = T Mr 21 Atome, up ı K+ 
Mr = KMr9 it, vorzugsweije fähig, zumal das erfiere, Ammon zu 
erzeugen. Uebergleßt man im einem ganz bamit gefüllt werdendem Mixturglafe 
%as TMr2i oder TMr28 mit einer gejättigten wäflrigen Loͤſung bes Salmiak 
(A2HSCh?2) over eines Ammonoryp: Salzes (z. B. A2HSOP2U0S, over 
A2HSOC?U3 1.) und verfchließt gleich darauf das Glas, fo ſchwellt binnen 
Zurzem das Amalgam in jolhem Maaße auf, daß dus neue Volum nicht etwa 
ses 6= bis 7fache, ſondern nicht felten das 70» bis Töfache una darüber nes 
vorigen erreicht, und das Blas, wenn ‚biefes nicht, zu geoß ift, nahe füllt. Gegen 
Luft und Licht geichügt halt es ſich einige Stunden, bei großer. Auftwärme mes 
ch lang, zerfällt dann aber in Mr und wäffrige Loͤſung des KCh?2 over des 
KOP2CS, and Ammoniak ( A2B6). Daſſelbe T = Amalgam ſtellt au, mit 
SrCh2 un Loͤſungs⸗Waſſer Stront⸗ Amalgam, mit FCkK2Aq: Fe Mr 


x., mit Ba0A vas BaMr ıc, her und erleichtert vaher das Mittel Au, Sr, 
Ca x. (turch Berflüchtigung tes Mr bewirkt man in naheluftleerer Metorte) cher 
weich zu ifolicen. 10 Gewichtetheile K 4 1 T (tie fich umter reetifleirtem 
Steinäl mittel Erhitzung leicht verbinven) geben eine Legierung, bie Bött⸗ 
gers Beob. zufolge (deifen Beitr. zur Phyſik u. Chemie. Frankf.a. M. 
1838. 8. ©.. 86 ff.) 200 Gew.:Thelle. Mr. in eine fehe weiße Metallmaile 
verwandeln. Wenig Mr dem flichenden Zn in paſſender Weiſe beigegeben er⸗ 
böht veflen- Weiße nnd Stredbarkeit im auffallenden Grave. 


- 


868 





fonbern ap elcktro⸗ch em iſch mit» und gegenwirkt, und daß daher 
der. ganze Borgang in folgenver Weife fich bethätigt: ’ 
TE 
Fan — EC +E— E(ALHB) + E..: 

wo dann unächft, neben A2H8Mr, ſich bilvet: KO und H2Ch2, die 


gegenſeitiger Wechfelzerfeßung unterliegend, in KCh2 und H2O übers 


geben; oder, jenen Chemikern gemäß, welche ſolche Wechſelzerſetzung 
den Metallchloriven und dem Waffer überhaup: nicht zugeſtehen (ſon⸗ 
dern vielmehr, va K vorliegendem Mafler fogleih O entzieht, anneh⸗ 
men: daß alle Ehlormetalle, wenn fie im Waſſer gelöst werden, viefes 
fofort zerfeßen *) als KO + H2Ch2, d. i. als hydrochlorſaures Kali 
der Slüffigfeit verbleiben. In welcher Art von Gegenbethätigung 
übrigens das Waffer in chemiſchen Cund fog. organifchen) Verbin⸗ 
bungen zugegen tft, wenn es vergleichen Verbindungen ald Hpdrate ſich 
verbaltentmacht, darüber ift bereits früherhin (oben ©. 556, 658 und 
854) Erforderliches beinerft worden; hinzuzufügen bürfte feyn: das es 
in denen Salzen, welche der Doppelfaß-Rilvung fähig find, als Ver⸗ 
treter nicht einer Säure oder Salzbafe, fondern des fehlenden 
Salzes zugegen iſt, und daß es ebenfo auch in ben Biloungstpeilen 
als ein, einem Reutralfalze (einem Saloivlaugmetalle) ähnlich ein⸗ und 


gegenwirkendes chemifches Ganze fih bethätigt. Wenn übrigens Ter- 


— — 


pentinöl oder Harz „Hydratwaſſer“ enthält (deſtillirt man Terpen⸗ 


tin mit Waſſer, wägt dann das gewonnene Del und das rückſtändige, 


vollfommen getrodnete Harz, fo tft Vie Summe der Gewichte bei« 





*) Wenn durch vorgangige Schmelzung gänzlich entwäflertes CaCh? (in welchem 


" Zuftande es, im Dunkeln gegen harte Körper geftrichen, lebhaft lLeuchtet, Hierin 


' tem Merkurchlorür und Merkurchlorid ıc, ähnlich, und tesbalb font HGomberg’s 


Photphor genannt wurde; weil Wilh. v. Homberg gegen Ende des 17ten 
und im Anfang bes I8ten Sabrhunderts in Paris als Mitglied ver E. Akad. v. 
Wiſſenſch. lebend, dieſe Erſcheinung zuerit wahmahm) in Wafler gelöst wire, 
entſteht weit größere Hitze, als man angeblich eintretender Hydraſirung des 
CaCh? vorauszuſetzen irgend berechtigt iſt; denn, ſtreng genommen, kann ſot⸗ 


chen Weges gar keine Wärme frei werden (gebildet werren; oben S. 307, 325 


1» 


Anm., 326 ff). Da, wenn auch anfänglih ein Theil dee durch Loͤſung Des 


"CaCh? beftimmten Maffers in ſtarres, Hydrat⸗bildendes Wafler übergeht uno 
ſo, wie die Schule ſpricht: Wärme frei macht, ſo muß umgekehrt and dieſelbe 
‚Menge von Wärme wieder gebunden werben, ſobuld das alſo entſtandene Öybrat 
ſchmilzt; nichts veſto weniger aber ſteigert die Temperatur des Gemiſches ſich 


andauernd, bis alles CaUh? gelöst iſt. Dieſe um ähnliche Wärme-Grzeu⸗ 
gungen bewogen ben Berfafler viefed Haublruc3 vorauszufegen:' daß beim Löfen 


bes CaCh?, MgOh2, Fe2Ch6 x. vie dabei hervotgehende beträchtliche Fuͤhl⸗ 
.wärne-Grhöbung: Folge Kattgehabter Berbrennungen(wes Ca, Mg, Fe 


c., durch O des ber Zerlegung unterliegenren MBcffere, uns des H? dieſes Waſ⸗ 


ſers durch Ch?) fei. Anders verhätt es fi ſedoch bei KCh2, NaCh2, NaCh?2, 


Sr&h?, denn biefe bringen, ni ins Wafſſer -köfend, nur jehr geringe Fühtwärme. 
Aenderungen hervor. 


der getrennten Stoffe größer, als das Gewicht Des Terpentins vor ver 
Defillation war) fo verhält ich dieſes, ver allgemeineren Annahıne gemäß, 
zu dem Hydrocarbon jener Stoffe, wie fich im Alkohol das H2O verhält zum 
C4H100, d. h. wie der Bertreter einer Säure; denn ver AltohrT kann 
betrachtet werben ald Aether Waſſer, d. i. als Wafferfäure 
Aether Cover, kürzer, als Waſſer⸗Aether) — aber auch als eine 
Gevritt- Berbinvung vom C4 + H13 + 02! liebrigens verbienen 
| jene Gruntfisffe, in welchen die entgegengefegten Einwirkungen nes 
| +E und — E ſtarker galomifcher Batterien: Waffer nach:veiſen 
| liegen, wie fofthes 3. 3. beim. geſchmolzenen Schwefel ver Fall iſt, 
| in biefer Hinſicht genauer unterfucht zu werben, als folches bis’ bieder 
| der Fall newefen; weil fih dann erft, wenn man die Größe bes mit⸗ 
| anweſeuden Waffers fennt, vie wahre Atomzahl folder Grundſtoffe 
wird beſtimmen laſſen. Bielleicht daß vie des dann nicht — 201,165, 
| fondern nur (O = 100 gefeßt) — 300 if? Auch würde fich, follte es 
| gelingen, S und ebenfo.P in viefem Sinne wafferfrei herzuftellen, 
Ä ſelches Wafler vielleicht als Hauptquelle jener Verſchiedenheiten dar⸗ 
bieten, welche z. B. 8 hinfichtlich ſeines Dimtorphismus- und P 
rückfichtlich ſeiner ſog. Pyro»Befchaffendett (oben S. 845) darbieten ? 
Ja es fragt ſich, ob unbebingt wafferfreier S und P nicht nur be⸗ 
trächtlich größere Dichte (als Gaſe darum größere Ausdehnſamäicit; 
die pichteren Metallez. B. gebe die bünrieren Dämpfe, und 
| umgefehrt), fondern, dieſer entſprechend, nicht auch größeren Gla nz 
| (Metaltglanz *) beiten? 
1w) Sinſichtlich der fibrigen wichtigeren Melall Ausgleichungen, fo 
| wie jener zwiſchen Metallmitilern und Metallen, bevarf es noch fol« 
gender Bemerkungen: a)- Richt felten werden Ausgleichungen flürhtiger 
Metalle mit feuerbeftänvigeren, durch bie „Größe ber phyſiſchen Anzie⸗ 
hung überwiegenver Maſſen“ des einen oder des andern Metalles, ent⸗ 
| weder zur Mitverflühtigung (8. 105 ff. Anm.) oder zur: Jurück⸗ 
| haltıng ‚and entſprechenten Feuer beſt än dig ung gebracht: "fo deſtil⸗ 
Fri z. B. etwas Zinn mit über, wein man alte Spiegelbelege für 
| ſich vefttirt, und nur, wenn man pas alſo Abveftiffirte Mr nochmuls 
| über vollfommen trodne Sottafche deftitlirt, erhoͤlt man ‚Ale Deftilat 
jinufreies Mercur: Gleiches gilt vom ‚Bei und Dismuth. — 
| Das zn Schein» Berfilbetungen hie mie va’ tim ˖ Gebrauch ſtehende jog- 
| Müsenpulder (pulb. wd'mitres), dargefteut mus Wreibe, vin una 
| mit einem Amalgam von 3" Gewichtotheilen Mr # 2 Sn innigſt ver⸗ 
reibt, giebt, gehörig beftilfiet;' Togleich "reines Mercur. Im Kleinen 
faım man: übrigeng opne alle Gefabr aus einer Giasretorte: verſel hen 


en 


u] Garsor, wie e8 im Demant verdichtet erfchelnt, weit — mit 
Metaliglanz (Demautglanz) verbunden. 





MM 5 
— — 


mit einer Vorlagce, die fo weit mit Waſſer gefüllt werben, daß ver 
anderthalbfußlange Retortenhals nur 1—2 Z0U von dem Wafferfpiegel 
fernt, 1 Pfund Mercur befiilliren, und hatte man vie Retorte in's | 
Sandbade gelegt und mit Sand übrrfchättet, fo laſſen ſich mehrere 
. Pfunde Mercur durch Deſtillation des Amalgam (over flatt deſſen ei« 
ned Mercurſalzes; DB. MrO48, oder MrOS08 2.) mit Pottafche 
veftilliven. Um im Großen Mercur vom Zinn zu feheiven, berient 
man ſich zweckmaͤßiger der hinreichend erhitzten, das Zinnoxyd der ger 
wöhnlichen Spiegelbeleg⸗Abfälle reducirenden Kohle, in folgender 
Weiſe: Dan fehißttet z3.B. 1 Pfund gepulverte Holgfohle in eine Gra⸗ 
phit-Retorte (gefertigt aus verfelben Mafle, aus der die Ypfer-Schmelz- 
tiegel bereitet werben) und erhißt dieſelbe fo ſtark, daß fie ver bläu- 
. lichen Dunkelrothgluth nahe konmt (jedoch im Dunkeln noch nicht 
leuchtet), ſchüttet dann 8 Pfund trodnen Spiegelbeleg hinein, ſchüt⸗ 
teilt Alles wohl um, legt die Retorte wiener in’s Feuer (oder auch in 
das Sandbad eines hinreichend geräumigen heſſiſchen Schmelztiegels), 
verbindet fie mit einem Borfioß und durch viefen mit der Waſſer⸗hal⸗ 
tigen Borlage, und erhißt fie nım, fo lange noch Mr» Dämpfe über» 
gehen. Die Borlage befteht zwectmäßig aus einem gläfernen Hafen 
(Topf), ver bei % feiner Höhe ein runves Loch bat, weit genug, um 
das zugewendete, nit etwas Wolle ummidelte Enve des graphitnen 
Borftoßes fo in ven Hafen leiten und feft lagen zu fünnen, daß bie 
Mündung bis zu zwei Zoll Abfland vom Wafleripiegel des Hafens 
reicht; das Ganze muß unter gutziehendem Rauchfange aufgeflellt und 
die Borlage fo beleuchtet feyn, daß man durch ihre Wandung hindurch 
feben kann: ob noch Mr übergeht. Auskochen des Mercur mit Effig 
nimmt auf Sa une felbft Pb hinweg, inbem bad elefironegative Mr 
pie Elefiropofitivitäl ned Sa ober Pb erhöhetz ebeufo auch verbliunte 
Schwefelſäure, und befier noch ein Gemiſch von flarf gewäflerter Salz, 
fäure und Schwefelſäure. — Umgekehrt hält feites Platinamalgam 
Dunkelrothgluth au, ohne gänzlich Mercur⸗frei zu werben; (oben S. 
193. Anın.) und ähnlich verhalten fi auch verſchiedene Brennzünder; 
fo läßt ſich z. B. As vom Golde durch heftiges Glühen nicht gänzlich 
trennen, und auch pas mit As leichtflüffig gemachte und fo in Gefäß- 
forın gezoflene Pr Golche Gefäße, jo wie auch jene, die aus Pr+-P 
gegoflen worden waren, wenn fie durch Glühen moͤglichſt von As oder 
P befreit worden, pflegen dann in ſolchem Maaße porös zu ſeyit, 
daß fie 3. B. als glühende Ziegel fih durchſcheindar zeigen) läßt 
ſich durch Glühen nicht gänzlich trennen vom As und in gleicher Weiſe 
pält auch Cu das As zurüd, z. B. wenn es als Weißkupfer ode 
weißer Tombad (fonft unter der Benennung Argenı hache in 
Gebrauch genommen) geglühet wird bei Ausfchluß ver Luft. — 4) Si 
bifpet mit Mn + Fe und Heinen Antheilen von C eine Glas⸗rißend 
graue metalliſche Maſſe (wie fie, neben grunlicher glaſiger Schlade be 


N 
‘ 


865 


Bereitung das Gußſtahl aus Mn-haltigem Brennftahl abfällt), Bereitet 
max dünne Gtahlplatten oder Stäbe nicht dadurch, daß man fie glühend- 
heiß mit Kaleifenfyanür, fontern mit gepulvertem gebrannten Borar 
befrent, und dann nochmals für fh glühet, fo enthäit folder Stahl 
wahrſcheinlich B flatt C, wenn nicht auch zugleich etwas T (Na); wäh 
rend mit jenem Kyanur wahrfcheinlihd A-⸗freies C in das Eifen ein: 
dringt. y) Cu gewährt die meiften gebräuchlichen und zugleich nüglichften 
Lesungen. Es gehören bieher, nach Bewichtstheilen beflimmt, vorzüg- 
li folgende: Cu 2 bie 3 + 2 Zu — Belbfupfer odır Meffing; 
im G@ifens und Bleisfreiem Znſtande fhön gelb, bei gewößnlicger Luft⸗ 
wärme hämmerbar und fehr gejchmeidig, erhizt ſpröde, bei größerem 
Ca⸗Gehalt mehr dunkelgelb, goldfarben (Tombad, Similor, 
Vinſchdeck, rothes Meffing, Prinz Roberts Metall, zum 
Theil an Caldariſches Erz), bei größerem Zn⸗Gehalt hellgelb (bei 
viel Zn weiß), gegeflen von 7,8 bis 7,844 @igengewicht*). Mit Ni 


Guns 


*) In Europa wir bas weifle Cu bergefleflt aus befien natuͤrlichen Schwefel⸗ 
verbiadungen, dit zugleich ſtets Fe: haltig fine un» darum aucd nie ganz eifen- 
feeied Cu liefern; wenigftens nicht nah dem bisherigen Verfahren, das man fehr 
eutfübrtich heichrieben finvet, von Referftein, inm. veutfch. Gewerbefr. I 
249 q.. wehl aber, wenn man vie Schwefelkupfer durch volliänviges Verbrennen 
ia Cu0OSO3 verwandelt und aus diefem das Cu metallifch, feg es durch 
Fe over. durch ein anderes gegen Cu elektropofltived Metall aus fauer errals 
tener Aufloſung fälle. Wähtt man Zn als Sällungsmittel und neutruliiirte 
man die CusAuflöfung zuvor, fo fchlägt ſich Zink⸗Kupfer (Kupfer⸗reicher Meffing 
bereitet auf waffen Wege) nieder. Jenes trodenen Weges zu vollziebende 
Berfahrren beftcht im Weſendlichen in Wolgenvem: 1) Röfung, was jur Bil⸗ 
vung von bafifchem ſchwefelſaurem Giien:Kupfa-Orge führt; 2) Schmelzung mit 
quarzgaltigen Zuſchlagen, führend zur Erzeugung verfhladten ſilleſauren Gifen- 
syn, und Rüdbileung det CuOSOS u Cu⸗reichen (Gifensarmen) Schwefel⸗ 
Iupfer, genannt Kupferftein; 3) langfanıe Röftung veſſelben, gewähren ent 
weihende SO2 uns verbleibennes, noch eiwas Foshaltiges CuO, bas dann mits 
teln Koble und etwas Duarz verſchmolzen, unter ueuer Bildung von flliefaurem 
Vifenoxyd das ſich wieder als Echlade fonvert) revucirt wird, und nun Schwarze 
Iupfer oder Kohkupfer heißt, jedoch noch keinetweges in ſolchem Maaße rein 
(vom · Fe, auch wohl noch von etwas Ag und S) if, als es deſſen Verbrauch in 
Metallform heiſcht, ſondern hiezu erſt noch 4) burg Verbrennung des meiſten 
dieſes Fe: Sinterhalte, fo wie des S, mittelſt allmäliger Schmelzung im Flamm⸗ 
Ken, nuter heftig zugetriebener Beblästuft, gebracht (gabz gemacht) werden 
af; da es dann, durch Beiprigen mit kaltem Waſſer erftarrt, vie Benennung 
Rofettentupfer führt, und durch Umſchmelzen und Nusichmieen zur Gans 
delewaare erhoben wird. — erlegen Kupfer, wie es ſich zumal in Oftinzien 
(4. 8. in Goromanpel, Japan, China, Afrika, Brafilien ıc.) bei 
weiten: häufiger, wie in Guropa findet, bebarf nur der letzteren Behanvlung, 
Auffer vom Fe enthalten manche Kupfer aub Ni und Pb, vas Japan'ſche 
ax etwas Gold; über vie hiezu erforberlihen Gceivungss und Reinigunges 
Berfabren ſ. m. Bruntz. L 492—496 Das auf nafiem Wege, mittel Fe, 
aus Grubenwafler rebueirte Cu, heißt Cäment:Kupfer; wie es zu reinigen? 
Ge e. a DB. Zn un Cu verbichten fi, während fie fich verbinden, Diele 
Berbindung flavet entwerer zwiſchen beiden Metallen, als folchen, in jehr tiefen, 
gegen Luftzutritt geſchügten und daher Verbrennung des Zn game Bor 





866 


verbindet fich Cu durch Vermittelung des Ze zu Neufilber (©. 462. 
Anm.), meiftens Cu 3 Gewichtstheile + 1 Zn und 1 Ni; es ift härter 
als Silber, wohlflingend, fehr zähe und behnbar und hat gewöhnlich 
8,556 Gigengewidht, während teined Ni gefchmolgen 8,279 unb ges 
ſchmiedet 8,666 barbietet. In China führt es die Benennung Pal: 
fong oder Paktong; wahricheintich iſt es dieſelbe Legirung, von ber 
neueſte engliſche Berichterſtatter verſichern: daß man daraus, oder pielmebr 
aus einem Pe- tung genannten Beißfupfer, das nur in ber Provinz 
„Dunnau® zu finden fei (oder vielmehr: gefertigt wird — vielleicht 
weil nur dort reiche Nidel:Erze vorkommen?) Spiegel fertige, bie fehr 
geichägt fein. Man findet dergleichen in den meiften größeren IJoßhäufern 
oder Bößen-Temvein; zu 3—4 Buß Durchmeſſer pelirt, gleiche es feiner 
Farbe nach in ſelchem Maße dem Silber, daß man es nicht leicht davon 
unterjeheiden Fünne. Ueber das fogenannte Tam-tam, f. oben ©. 350 
Anm. — Goebel fand neuerlich, daß mehrere von ihm und früher auch 
von Klaproth und Anderen unterfuchte Metallgeräthe, Statuen umb 
Münzen der Römer nit nur Kupfer und Sinn, fondern auh Zink 
(manche nur Cu und Zn) nebft meiftene nur Heinen Mengen (oft nur 
Spuren) von Blei (das vielleicht dem unrein verwendeten inne und Zinfe 
entflammte ?) enthielten, während er in (alt) griech iſch en Legirungen 
ahnlicher Art: neben tem Cu wohl Sn oder Sm mit Pb, aber fein Zn 
vorgefunden hatte; vergl. Deffen: Ueber ben Einfluß der Chemie auf 
die @rmittelung der Völker der Borzeit ıc. Erlangen 1842, 8.; indeflen 
it damit die Folgerung: daß die Cu- Legirungen ber Griechen 
durchgängig Zn frei gewefen, noch nicht außer Zweifel geſtellt. — 
Es geben ferner 05 Gewichtstheile Cu + 5 Sn das Ehrifodhalf; Lie 
Bronze ber Niten aus Cu mit 3 bis 15 % Zinn (über biegfame 
Bronge; m. d. Gewerböfrage I 60); das Kanonen: Metall aus 
9-80 Cu + 10—11 Sn, das nad dem Mblöjchen des geglübeten im 
faltem Waſſer fich . Hämmerbar zeigt (zumal bei größerem Cu: @chalt) 
die Slodenfpeife, gemeinhin = 78 Cu + 22 Sn (in älteren Gloden 
nicht felten Ag: haltig), die Englifche, nach Thomfon — 80 Cu 5, 6 
Zn 10, 1 Sn und 4,3 Pb; das Spiegel-Metall 72 Ca + 1 
Sn oder auch nah Rochon 32 Cu, 15—16 Sn, 1 Meffing und 1 As; 
nah Mudge: 32 Cu + 14 %, Sn), das dieſem ähnliche Waffen 
Metall ber nicht eifernen Waffen der Alten, die jedoch aud Cu für ſich 
zu waffenfchneidenden Werkzeugen aller Art fo wie zu MetallsGtatuem, 





richtungen unmittelbar flatt, ober man reducirt (in ben gewöhnligen Meſſing⸗ 
hrennereien oder Meffingöfen) das Zinkorye des Balmey (natürl. ums 
reines Zinkoxyd⸗Silicat und Bifenoryb- Alumat) durch Kohle, bei beginnenber 
Weißgluth, d. i. bei einer Hitze, bei welcher das Cu ſchmilzt. — Reinet ges 
goffenes Cu Hat 8,897 Eigengewicht, geihmiebetes und gewalstes 
8,997 bis 9,047; ungeglüheter Drath 8,623; geglüheter 8,391; Zu m 
zeines, bat 6,9415, gewalztes 7,200 Gigengewiht; ZnO nur 5,734. 


867 


— 


Gämulgeräthen sc. verwendeten. Mit Pt bildet Cu theils weiße, theils 

gelbe Legirungen, die mit, wie chne Zuſatz von Zn, bei größerem Cus 
Gehalt vollfommen goldfarben erfheinn. Werten 7 Pt + 16 Cu 

auter Bedeckung von Kohlenſtaub und Zuſatz von etwas Weinſtein, im 
bedecten heifiichen Echmelztiegel, bei beginnender Weißgiuth geſchmolzen, 

biefer dans aus dem Beuer genommen und nun 1 Zn + gepninertem 

| Golophon darunter gerührt, fo erhält man ein vollkommen goldfars 
| beues, Sehr Rredbares, nicht roftendes, von Falter AL OB feinen 
(wohl aber von Heißer) Angriff erleidentes Gemiſch, das für manche Ge⸗ 

tälhe Au würde vollfommen vertreten koͤnnen. Mit mebr Pre bildet ſich 

ein Gemiſch, das feiner hohen Politurfähigkeit und, weil es nicht anläuft, 
| zu Netallfpiegeln benutzt worden if; durch 1 Pt + 24 Cu erhält man eine 
| rofenrotbe, fehr wohl ſtreckbare und fchöne Politur annehmende Les 
girung, die weniger roflet als Cu, und für manche Geräthe, befonders 

| aber auch zu jenem Metallftaube fich empfiehlt, den man in neuerer Zeit 
| zum Retallſtaub⸗Druck (3. DB. von Befuchhfärtlein, zu Namenszügen auf 
Ä Pergament, Bapier sc. fih bedient *). Ni + Cu giebt eine filbers 
| weiße Legirung, die dem Silber täufchend ähnelt. Das zuvor erwähnte 
Ä Rochon'ſche over vielmehr gewöhnliche Metallfpiegels Bemifch benützte 
R. mit gutem Erfolge, um Pt für Metalifpiegel fymelzbarer zu machen, . 
Beber Wertigung ſolcher Legirungen |. Ebwards in @ilbert’s 
Ann. XII. 167 fi. Ueber gußeiferne verplatinte Epiegel fiche meine 
 Iperimental:Phpüf, Lte Auflage, II, 430. Werden 72 Au mit 44 
Ag uns 92 Cu nebſt 24 Pd zufammengefchmolzen, fo gibt dieſe Ben⸗ 
zert’fhe Metallcompofition eine ben Gäuren und ber "Reibung 
im hohen Grave wiberfichende Legirung, welche B. zur Fertigung der 

| ſterler Reibung ausgeiehten Zapfenlöcher der Tafchenuhren benubte. Es 
iR dieſes Gemiſch leichtflüſſiger als Gold, röäthli braun, feinkörnig 

| ſtahlaͤhnlichen Bruches, an Härte dem Stabeifen nahe Eommend, etwas brüs 
| dig, jedoch noch der Drahtziehung und hoher Politur fähig; es unterliegt ges 
| gen Stahl, auch ‚gegen den ſehr ſtarken Ir-haltigen Gußſtahl, des Reis 
| bung weniger ald Mefjing. Wenig Cu dem Sn zugefept erhoͤhet deſſen Weiße, 
| Härte und Polifurfähigkeit. 3 Cu + 1 8 gibt ein fehr gutes Loth oder 
| Löthmetall für Kupierbleche, um dieſelben bei Gluth zu verbinden — . 
Eeht man hinreichend erhigte Kupferdrähte der Einwirkung von 
Zinfoämpfen aus, fo verwandelt fich die Cherfläche der Drähte in 
Zombad und läßt fie goldfarben aus folhem Dampibabe hervorgehen 





* Um möglihk dünn getriebene Metaliblättichen, (weniger Glanz bieten auf 
naſſen Wege metallifch nievergefchlagene Metalle var) zu feinftem Gtaube zu 
zerrriben und fo zur Miſchung mit GummisLöfung zum Drude geſchickt zu 
machen, reibt man fie, Kunkel's Anleitung gemäß, am beften mit Honig ab, 
ven man baum, wenn Alles zu gleichförmig metallglängenpem Gafte 
verrieben, wieder durch Waſſer entfernt. Die alten Golvjchrift- Tinten und 
VDuchdruckmaſſen wurben in Abnlicher Weile bergeftellt, 

55% 


” ⸗ 


868 


(Eyoner Treſſen⸗;Metalh; verfährt man aber ebenſo 3) mit Ciſen 

drähten oder eiſernen Nägeln, und mithin, bei zweckmäßiger Bor 

richtung auch mit eifernen Ciſenbahn⸗Schienen, fo werben diefe mit 

weißem Gifenzint überkleidet, und find num gegen Roftung gefchüßt; weil 

Zn gegen Fe + E, diefes aber — E erhält, oder gleichen nun jenen 

mit Zn mechanifch verbundenen, weldye man in neuerer Zeit, um fie von 

gewöhnlichen eifernen zu unterfcheiden, galvanifirte gerannt hat; oben 

© 521 f. Anm.*); =) die Ehinefen verbinden 126 Pb mit 17,5 Sn um 

1,25 Cu (nebſt einer Spur von Zn) zu dem von ihnen zum Thee = Ber 

paden ıc, benubten Metall-Bemifch, genannt Calein. — 1 Sn + 9 Sb 

gibt ein weißes Metallgemifch, das nicht anläuft, fondern feine ſilber⸗ 

ähnliche Weiße an der Luft beibehält, und an Härte und Boliturfäpigfeit 

gewinnt, wenn. das Sn ’/, bis 1 % Cu enthielt, Die Metallmafle ihrer 

Gong⸗Gong's oder Tſchoungs beſteht, nah Klaproth aus 78 
.Cu + 22 Sn (ohne Epuren von Pb), nah Thomfon aus 80 Cu un 

19,57 Sn (Berluft = 0,03), dagegen fand Klaproth in einer ine 

fifhen Münze 67,23 Cu + 11,28 Sn + 21, 47 Pb und in einer 

andern 91,12 Cu; 2,42 Sn und 6,45 Pb. Waren fie ächt? Ober war 

das Pb durch Faͤlſchung hinzugefommen? [Nirgenne iſt Münzfälfchung 

häufiger als in China; ſelbſt die Tſchens, teren Werth weniger ale‘ 
ııo Gtüber (ZZ %s0 Kreuzer) werden, biefes geringen Werthes ungeachtet, 

falſchmünzend nahgemadtt.] Cu -+ Sb gibt eine ſpaoͤde violette, 

Ni + Zn eine pulverig fh wärglich violette, Co + Su eine heil 

violette, Heinblättrige, etwas behnbare, 1 Sb + 10 Sn eine gasj 

wohl dehnbare, Ni + Sn eine fehr weiße und glänzende, Karl 

erbigt entzüntliche, unter der Muffel in Denpriten fich erhebende und 
verbreitenne, Zn -+ 3b eine flahlgraue, harte und ſproͤde, Pb + Za 

hingegen eine biäulich weiße, wohl dehnbare, im größeren Pb- Berbältnif 

mehr blaue Legirung. Will man durch Erhiken: an der Luft oxydirbare, 

Rrengs und leichtfüffige Metalle miteinander vermifchen,, fo bedient man 

fi zumal im Seinen ale O -abhaltendes Mittel, am beften des Geiger. 
harzes (Colophonium); ſchmilzt man z. B. 19 bis 20 Cu unter Go⸗ 
lophon um» rührt dann, iu die fließende Maſſe, mittel eines Ihenpfeifen 
ſtiels 1 Theil zertheiltes und mit Colophon gemengtes Zinn darunter; 
fo erhält man ohue Verluſt 20 bie 21 einer fehr fchönen dunkel goldd 
gelben Legirung (nahm man weniger als 19 Cu, fo fällt fie heller gel 
und ſpröde aus); Bi Ratt Sm hiezu verwendet, gibt angenehm roth 
(nicht Eupferrothe, fondern faft roſenrothe) Legirungen, die um fo bla 


v 










9 Metallgemifche von großer Härte und Sefligfeit, und barım von @eit 

ber Giienbahnens Gründer beachtungswerth, bilven bie Kugeln, wit denen mai 
(Sparmann's Reifen zufolge) die Rhinozeroſſe und ähnliche dick⸗ 
barthäutige Thiere exiegt, fo wie die jener Wagenrader, welche ohne zerdrückt 
werben bazu bienten, ben A Millionen Pfund wiegenden Granitblot nes Fu 
Kelle der Bildſaͤnle Peter 1. nach Petersburg zu bringen, 





und fpröber hervorgehen, je mehr Bi man zugefebt hatte, übrigens vertres 
ten, in Abſicht auf chemifche Bindung oder Eättigung ihrer Legirungen, 
mei Atome Wismuth ſtets ein Atom Blei; während daher die Le, 
girumg des Zinn mit Blei ihre größte Echmelzbarfeit erreicht, wenn 
1 Ütem Pb (— 1294,5) mit 3 Sn (Z 3.735,29 — 2205,87) vermiſcht 
worden, fo ift dDiefes auch der Fall, wenn man jlatt des Pb zwei Atom, 
- Biden 3 Atomen Zinn zufept. Vergl. Kupffer’s hieher gehörige Uns 
terinhungen, in m. Arch. f. d. gef. Naturl. und Kopp’s Lieber bie 
Rodification der mittleren Eigenſchaften, sc. Frankfurt a. M. 1841 8. 
t)2 Sn + 1 Bi gibt das Tutanego genannte Gemiſch, Bi + Su und 
Pb in verfchiedenen Berhältnifien ſehr leichtflüffige Gemiſche, zu denen 
au manche Letterns Metallmaffen zu zählen find; oben ©. 183 
Use. um 559. Kryfallifirtes Roſe'ſches leichtlüffiges Metall if, 
nach u. Loebell — Sn + Pb + Bi 3 (Atom). Hinfichtlich der vers 
ſchiedenen Verſetzungen des Zinnes mit Blei, wodurch erſteres härter, 
zäber und Teichtflüffiner wird, find folgende Gewichtsverhaͤltniſſe die ges 
wißnlien: Bierflempliges Zinn 32 Sn + 1 Pb; Dreiftemplis 
ges: 1Sa + 0,2 Pb; Zweifempliges (oder Dreipfünbiges db. I. 
ſowaches Schnell⸗Loth der Blechſchmiede) 1 Sa -+0,5-Pb; ferner: 
Fünfpfündiges — 1 Sn + 0,25 Pb; Zweipfündiges, db. i. ges 
wöhnliches Schnellloth, 1 Sm + 1 Pb, und flarfes Schnell⸗ 
2ot5 Pb 2 + 1 Sn. Ueber weiße Elingende Legirungen 
mit verwaltendem Sinn; fiche meine Berl. im Archiv für die gefammte 
Natur. XIX 424. 7) Als Nicholfon 100 Oran Ag mit 40 ®r. 
tehem Pe, unter Beifügung von Salpeter wieberholt in Fluß brachte, 
erhielt er eine Metallmafie, die, zum Erkalten hingeſtellt, plötzlich, im 
Augenblide ihres Erſtarrens, erglühete; v. Erell’s Ann. 4800 I. 
341 (ähnlich jener Wärme =» Entwidelung, weiche eintritt, wenn durch 
ruhiges Stehen tief unter O* C erfaltetes Wafler erfchättert, plöglich ge⸗ 
friert). Wie das Ammon-Mmalgam, wenn es mittelft der eiſernen 
Bohrrähte einer Balvan-Batterie am — E Bol aus überfichender gefättig- 
ter Löfung des Ammonoxyd⸗Carbonat, durch den Poldraht bedeckendes 
Mr gebildet wird, Dendriten bildet (m. Arch. a. a. D. 432), fo auch. 
jenes fünfllide Silberamalgam, welches dem in ber Natur (theils 
in ingligen Maflen, sheild in Dctaedern und Rhombendodekaedern) kry⸗ 
Aellinifch vorkommenden, hinfichtlich feiner Zuſammenſetzung (— Ag Mr 2) 
gleicht, und das fonk auch unter dem Nanıen Dianenbaum**) befannt 
iſt. Man erhält dieſes Amalgam, wenn man brei Bewichtstheile einer 





) Der fog. Bild des im Abtreiben Kegriffenen Silbers (oben &, 396) gehört 
mm Theil and ‚bieheru.n. 5. 08 if das Leuchzen zum Theil Bolge ber durch 
Zufianrs » Mechſel entbundenen, Dendriten s hung veraula ſenden Wärme; denn 
das Silber beginnt zu erſtarren. 


Diama ober Luna nannten bie Alchemiter das © iiber 











870 





gefättigten wäflrigen Löfung des Silberoxyd⸗Azotat (Ag O A-Oa; 3. B. 
des Eruftallinifchen fogenannten falpeterfauren @ilbers, oder auch des ges 
ſchmolzeren oder fogenannten Höllenfteins; oben ©. 337 Mum.) mit 
2 Gewichs⸗-Theilen einer gefättiaten Löfung des Ar20 Ag 05 mengt, 
und in diefes Gemenge gewöhnliches Sitberamalgam (aus 2 Gewichte: 
theilen Mr + 1 Ag) ſenkt; bei ſtaͤrkerer Verdünnung erbätt man fernere 
und weiter verbreitete Dendriten innerhalb mehrerer Wochen und bei 
fehr großer Verdünnung, wie vom Berfafler vieles Handbuchs 1841 
‚wahrgenommen wurde, findet man nach längerem Stehen, flatt tes im die 
Flüffigkeit gelegten Amalgoms ein dem natürlichen auch der Form nad 
gleichennes, nämlich octaedriſch⸗kryſtalliſirtes Aß Mr 2. — Auch das 
Bolvamalgam bildet weiße Dendriten, oder auch Prismen, und 
es ſcheint das Bold ehedem vorzüglich in diefer Verbindung zu als 
hemiftifchen Betrügereien verwendet worden zu fein. — Daß aber in 
den Ausgleich ungen die Metalle nicht nur vhyfiſch, fontern wirklich 
chemiſch verbunden find, beweilen ſowohl deren Kryfallificharfeit ale auch 
die denfelben entiprechenren feſten Mifhungs » Beryältniffe; 
Au z. B. wenn es mit Ag zu gleichen Theilen gefchw.olzen wird, gewährt 
eine den unterftien Raum des Tiegels füllende Derbindung von Au5 + Ag 
und darüber reinftens Silber, und ebenfo audy die weſentlichen Um⸗ 
änderungen des Berhaltens folcher gemifchten Metalle gegen Auflöfunges 
Mittel, Eo z. B. wird Bold durch langes Digeriren mit Azotläure 
von diefer zwar phyſiſch in folchem Naaße zertheilt, daß das Ganze ten 
Schein der Auflöfung gewinnt, ohne wirflih aufgelöst zu fein (und nur 
bei Mitanmwefenbeit von A2 O3 bildet fih, wenn man das zuvor mit 
A2 05 digerirte Gold damit einige Zeit nuhe fievenheiß erhält und dann 
einige Mal aufwallen läßt, verdünnt: vollfommen flüffig durh’s Seihpa⸗ 
pier troͤpfelndes, aufgelöstes Bold) und ebenfo verhält ih Pr zur Azot⸗ 
fäures; wird Hingegen Boldp.atin derielben Säure ausgeſetzt, fo tritt 
ſehr merfliche Auflöiung ein, und mehr noch förbert Ag die Auflösticykeit 
bes Pt in A2 05%); fehr wahrſcheinlich: weil zunächſt AgOA2OS zu 
Stande fommt, gegen das überfchüffiges Pt eleftrcpofitiv und fo durch 
einen Theil des O der Azotfäure orydirbar und auflöslih wird. (Nehn: 
lich verhäft fih wahrfcheinlih auch Cu gegen ZuO SO3 und gegen 
NiO SO3; denn während Cu von verdännter GSchwefelfäure micht 
angegriffen wird — es fei benn zuvor an Pt oder Ag, oder Pd aus 
feiner Auflöfung galvanifch, uemli duch Dermittelung von Zın, ale Os 
freies Metall nietergefchlagen worden, da e& ſich dann fehr leicht um» 
ohne der Erwärmung zu bedürfen in verbünnter Schwefelfäure auflöst, 


. n ’ . 

*) Robes Platin aus Beru iſt verhaͤltlich zei zu nennen kn BR. Ir., Pd un» 
Os, das aus Brafilien kommende hingegen ärmer;: 'und was aus Guabals 
eanal zugeführt wird, faſt frei davon. Die fog. ſchwarze Spielart des rohen 
Biatin enthält am meiften Jr. 


a7 


Saͤnre + E »chält — löst es fid in verfelben auf, wenn Zu und Ni 
mit zugegen find; Zn und Ni löfen fi aber, unter Waſſerzerſetzung, in 
803 H20 + x Aq vollfommen auf). In gleicher Weife verhält es ſich 
mit reinem Rhod, das von keiner Saͤure angegriffen, hingegen wenn es 
mit Cu oder Bi (nicht wenn es mit Ag over Au) Iegirt iſt: von Mzotfäure 
aufgelöst wird; es find aber CuOA2 O 5undBi OA2 O5 zwar ſchlechtere Leiter 
als Cu, aber gegen daflelbe doch noch leitend genug, um -F E an bemfelben 
erregen zu Fönnen (wenn gute unb minder gute Leiter fich berühren, erhals 

tm erflere E, lehtere — E); desgleichen erhält Pt auch (unb nad 
Tennant au) Au) gegen KO A205 bei beginnender Glühhike + E; 
dern erhält man eines oder das andere diefer Metalle mit Salpeter ges 
börige Zeit in Gluth, fo orybirt fi) das Pt und bildet dann mit KO 
eine köglicde Berbindung, die, wie Tennant zeigte, mit Waſſer verdünnt, 
einen erybifchen Nieverfchlag gibt, der fih in Säuren auflöst; fo wirb 
auch Au, das ſich mit Schwefel unmittelbar nicht verbindet, gegen K- hals 
tigen S eleftropofitiv und löst fich nun darin auf. 


| 
weil es gegen Pt ober Ag, während ber Berührung der gewäfferten 
| 





%) Au ober Pt gibt mit Ag und n2 Ch2 + Ag berührt Feine galva⸗ 
| nifhe Kette, wohl aber au Ag + A205 + Ag. — In welchem 
Maße aber, bei der Begenwirkung von Metallen und leitenden wäflrigen 
| " Sinfkgkeiten,, der erſterem ertheilte eleftrifche Ladungs = Zuftand, deſſen 
Rirfungsweife beflimmt, davon gibt das Cu ein auffallendes Beiſpiel. 
Ä Tie Drbnung, in welder bie Erzmetalle einander aus ge 
| wäferten fauren Auflöfungen metallifch fällen, if, wenn fonf nicht 
zusor das fällende Metall einer phyfiichschemifchen Abänderung unterlegen 
| isar, folgende: Zu, Cd, Fe, Mr, Co, Ni, Pb, Sn, Cu, Bi, Sb, Mr, 
Ag, Au, Pt; Pb O kann alfo, wie man fieht, nicht von metallifchem 
| Ca ans feinen fauren Aufldfungen *) metalliſch niedergefchlagen wer⸗ 
den, wohl aber umgefehrt in Säuren aufgelöstes Cu O burch metallifches 
| Pb. Nichtsdeſtoweniger redurirt ein durch Zin aus wäflriger Cu Ch? = 
Löfung metallifch gefälltes Cu das ihm zur Berührung bargebotene Pb O, 
und ſeibſt Mn O2 läßt fi auf ähnlichem Wege reduciren; Schweigger’s 
Journ. V. 337 und Bucholz in Behlen’s Sourn. V. 739. — Daß 
| Au tem Mr in fehr kleinen Mengen deflen Orydirbarfeit. Durch atmo⸗ 
ſphaͤriſche Luft, bei Mercur⸗Siedhitze, beträchtlich erhöhe, und fo die Dar, 
ſtellung des fogenannten „durch fich felber nievergefchlagesien Mercur“ 
der Aldhemifer und älteren Chemiker, d. i, des durch bloßes Erhitzen in 





) Daß meiallifches Cu aus zinuſaurem KO, nafen Weges, Sn fälle und fo 
4 D. BVerzinnung kapferner Gerathe auf befagtem Wege möglich mache, 
wurke vom Berfafier vieſes Haudbuchs, ans Trommstorff’s v. &, bicher gehör 
rigen Berſuchen biereits vor mehr denn 30 Zahren gefolgert; |. m. D. Gewerbefrb. 





88 


wu 


‚hohen, offenen Glaskolben bereiteten rothen Mercuroryb, beträchtlich 
befchteunige, wußte ſchon Kunkel *). 


*) Bei ihren „Auegleichungen“ dehnen ſich aus und verdünnen ſich mithin ge⸗ 
genieitig: Go!d mit Cu, Fe, Sn; Platin mit Cu, Pallav mit Fe, 
Blei mit Cu uns Sn, Stib mir Fe, Sn um Zn, Zint mit Fe und Sn, 
Wismuth mit Mr un Ke; es ziehen ſich zuſammen und verbichten fi ta: 
ber Thomfon zufolge Ballap mit Bi, Meifing mit Sn; nad Gellert und 
Kraft Bolv mitAg, Biun Zn, Silber mit Cu, Pb, Sa, Bi, Zn un Sy; 
Kupfer mit Sn, Zu un Sb, let mit Mr, Zu, Bi un Sb, Wiemuth 
mit Sb m Mercur mit Sn um N (Na ). Ueber Zufammenziehung des 
Fe vergl. ©. 374 ff. Unter allen übrigen Dietallen mindert feines vie Ge⸗ 
ſchmeidigkeit des Goldes fo fehr, als das Stib. Wenn ſchmelzendes Gold 
von Stib- Tämpfen beftrihen wirb, wird veilen Viegſamkeit und Debnbarfeit 
merklich gemindert, und 0,001 Sh rem fllefennen Au unter Zufag von Colo⸗ 
phon beigemifht, macht es fchon fpröbe, find 15 Gewichtstbeile Au mit 1 Sb 
verbunden (alſo etwu 23 Atom Gold mit 1 Atom Erb) fo ift, Hatchett zus 
fofge, das Semi, feiner Barbe nah dem Tutanego (oben &, 869) nicht 

ungqhnlich, dabei ungemein fpröbe, mattsafchgrauen, bichtsfeinen, dem Vorzellan⸗ 
Bruch abnlichen Bruce und beträchtlich dichter als der vorhergehende ges 
fammte Raumumfang keiver Metallmaſſen erwarten ließ; hatte nemlich vieler 
1000 betragen, fo wir er nad der Zuiammenfchmelzung — 987; alfo nahe 
1/;; kleiner. Nicht felten folgt übrigens ven ſtärkſten gegenieitigen Verdichtun⸗ 
gen fi ausgleichenrer Dietalle, bei weiterem Zuſatz des einen ter Vifhungs- 
glieder zu ſtacker Verdünnung führende Auspehnung, und dadurch tie Möglichkeit, 
dergleichen Legierungen zu Metallgüfien verwensen zu können; tenn follen Dietull- 

emifchen benügt werven zu Geftaltungen, welche mar ihnen durch Bichen in 
Eormen zu ertbeilen benbfichtigt, ſo müſſen fie fich erfultenn ausdehnen, um fp vie 
Heinften Vertiefungen der Form volllommen zu füllen (wie ſolchet 3. DB. beim 
Bufeifen ver Ball it, das vaher jo üheraus zarte Borms Gülle geflatter). 
Uebrigens zeigen Wechſel im Verdichten und Austehnen auch Gemiſche won 
Weingeiſt und Waifer. Während fih nemlich Alkohol, wenn man ibn 
mit Wafler im Verhältniß von 1 Aton zu 1 Atom — alfo C4H1202 — 
(754) 3000 + (12.6.25 =) 75H + 2000 = 575 + (1 A. Waſſer =) 
112,5 Aq beträchtlich verdichtet, dehnt ſich das Gemiſch wieber und zwar am 
ſtaͤrknen aus, wenn es fo viel Waſſer zugefegt erhielt, daß es nicht über 16,5 
Weingeiſt enthielt. Die Alchemiften mwähnten: das Gold werde Ficbei durch 
kas Stib vermehrt, und mancher alchemiſirende Betrüger mag zuvor durch 
Sb ir fpröve und gelbli graue Meiaflmaffe gewanteltes Gold dem Sb2 S3 
(Antimonium crudum) beigemiicht oder beigemengt haben, womit er ımekle 
Metalle anſcheinend in Gold wandelte. Uebrigens gewährt gerabe tiefes Etib> 
futpgür ein (zumal fonft ſehr gewöhnliches) Diittel, um Au von Ag trodnen 
Weges zu fcheiven, denn ſchmilzt man vergleichen, etwa ben Aten Theil feines 
eigener Gewichtes an Ag enthaltenves Au mit boppelt fo viel Sb2S3 in einem 
recht geräumigen Echmelstiegel zufammen, und gießt das Ganze dann in ben 
- zuvor mit etwas Talq ausgeftrichenen Bießpudel, fo 1äßt fih, nach tem Erkalten, 
das hiebei gebildete Schwefelfilber von dem entflandenen Stib⸗Gold (Sb2 
53 + Au12 Ag3 — Sb 2 Au12 und 3 AgS) dur einen Schlag mit Ten 
Hammer trennen, und bann, nochmals für fih in einem Tiegel geihmolzen, von 
Sb befreien durch fozenanntes Berblafen; d. h. dadurch, daß man ven Win 
aus einem gekrümmten Blaſebalg varauf richtet und fo daß Sb verflüchtigt. 

* Bar das Gold nicht eier an Gllber, wie zuvor angenommen worben, fo feht 

.. man in dem Verhältniffe, in welchem vie Menge des Au geringer if, Schwefel 

— füur iedes fehlende Karat Gold lalſo für jeves Karat unter 18 in ber Mark 
bes legirten Goldes] ein halb Loth Schwefel zu. — 18 Euratig Eold erthält im 








873 


D) Ueberſicht der gebräuchlichſten gemiſchten Grund⸗ 
ſtoffvertreter, oder Einungsftoffe*). 


a) Oxygenide: wirken gegen Laugmetalle Osähnlich, gegen Chlor umb 
vefien Vertreter nach Art mehrerer der durch O fäuerbaren Brunvftoffe, zumal 
ber Ertmetalle. 


Atomgewicht O = 100 H =1 Bemerkungen. 

1) DOrycarbon Oc= 00 = 15 — 38 Ns Bas (atm. Luft — 1) 
vergl. 8.506 2 — „ — 320 — 56 nah Berzelins und Du⸗ 
and 776) 3 — „— 5%25— 84 long 094, nah Anderen 

Oryaran 0202 = 825 — 132 0,9727 Gigengew. Dbefipend; 
(Uran; vergl. vergleihe ©. 748 un» 776 
S. 818 Anm.) — 4650 — 268 gm, **) 


b) Halogenide: durch O fäuerbar, H fäuernde, (Ky % = C' 45,94 A 54,065 
fg um nad) Gäy⸗Luſſac von 1,817 Eigengewicht; f. oben S.893 Anm., 
©. 762, 769 und 773; giftig. Trennt fi vom Mr tes Mr Ky 2 durch 
mäßiges Erhitzen, während Mr O bei Kothgluth in O:2uft und Mr-Tgmpf 
jergafet, zerfällt feinem C = &chalte nach verbrennend, in 2 Digaß CO2- und 
14 Gas.) 





24 Theilen 18 Theile ober in 1000 Theilen 750 Theile Gold, neben 6 ober 
mb 250 Theilm Silber (bei weißer), ober Kupfer (bei rother), over 
Silber und Kupier (bei gemiſchter) Karatirung. 1 Mat Bol» — 16 Loth 
zerfällt zunächkt in 24 Kurat, 1 Karat in 12 Grän. Vergl. oben ©. 400 
un 487. 


) Unter ven Metallmittlern iR es vorzüglih Carbon, das mit anberen 
Gruntfioffen zu Ginungsfoffen ſich zu verbinden vermag; unter ten nachfolgend 
verzeichneten Cinungen find biefe Cshaltigenes, die vorzüglich in gewerblicher 
Ginfiht,igrem Geſammtverhalten nach, gefannt zu feyn verdienen. 


) Bildet unter andern mit O, gelegentlich ber Darſtellung tes K und N (Na), 
vie S. 506 und 508, ſowie 776 erwähnten Säuren, mit Ch aber die Pho%: 
 genfäure, vie I. Dany 1806 radurch hervorgehen machte, vaf er gleiche 
Maafe trodnes CO» Gas und Ch» Gas ſtarkem Gonnenlichte ausfehte, uns 
bie lange zuvor bereits Lowig, mit 1 Atom Wafler zum Hydrat verbunden aus 
Gisciig aud Ghlorgas varſtellen Ichrte, eine Verbindung, bie Dumas vor 
11—1? Iabren als eigenthümliche Säuren, benannt Chloroxalſäure (Ch? 
€2 03 H20] betrachtet wiffen wollte, während fie von dem Verfafler vieles 
Sambuche (m. Gruntg.I, 958960) in obiger Weite (Oc20 --Ch2-+ H2 O) 
-aufgefaßt wurde. Berzelius betrachtet Oc2 (2 Oc) als fogenanntes Ra⸗ 
dical, von ihm Oxytyl genannt, und demnach bie Oxalſaure als das Dryb 
vieles Oxytyl, fo wie fie Meltilithſaure (oben S. 506) als das Suboxyd 
deſſelben — 2 Drytyl + O, tie Krokon⸗ und Rbodizon⸗Saure laſſen fi 
bienach aber nicht der Oralfäure anreifen. ‚Wenn aufgehäufte Holzkohlen glimmen, 
fo bremnt OcGas an ihrer Oberfläde mit biäulicher Flamme fort; wie es in 
ven Hohöfen wirkt? Vergl. oben S. 808 Anm, 


874 





⸗ — — 
Atomgewicht O = 400 H=1 
3) Kyan Ky oder CA = — 162,5 — 26 
(Cyan ober 2 — — 325 — 52 
Blaufdoff; 3 — — ET — 78 
Kyanum, 4 — „— 6850 — 104 
Cyanogenium 5 — «»— 8125 — 130 
Azurosum) 6 — „— 95 — 156 
7 — ” — 11375 — 182 
8 — ” — 1300 — 2308 
9 — “ — 1462,5 — 234 
10 — „" — 1685 — 280 
Atomgew. (0 = 100) GEAXI) 
4) Shlorfyan KchyY) dr ChA = 975 — 9 
oder oder 
(Eyan⸗Chlor) Kly 
. 2 u — „ — 775 — 124 
3 — „ — 11625 — 186 
5) Sydrogenkyan Khy oder CH = 168,75 — 27 
— u — 3378 — 54 
— ” — 608,25 — 81 
6) Schwefellyan Kıy ver CSA — 363,666 — 58,2 
(Sulffyan; 2 — y — 727,33 — 116,4 
Kyanthionär) I - 1: 100,995 — 174,6 
7) Azottyan Kayodr K 6 FTA2 = 1150 — 184 
oder 
Melon; C6 
A6-FA2 (oder 
C6A 8) 2 — 2300 — 368 
8) Kyaneiſen Kty oder C22FeA® 2O—= 64205 — 106,272 
oder 2 = 13384 — 212544 
@ifenfyas 3 = 1992615 — 918,847 
untfyanid 4 = 265682 — 425,089 
5 = 3392897 — 


Bemerkung. 


531,361 


Kly if erzeugbar in 2 einander ifomeren Berbinpungen Mr Ky. + Ch 
Gas bilvet Mr Ch und Ky Oh-Gas, das farblos, unerträglich, heftig die 





— — 


In ben Vorhergehenden und dieſen, fo wie deren folgenden chemikaliſch en 
Formeln ift das Atomgewicht ber einzelnen Gruntfoffe mit nachbenannten 
Werthen in Nechnung genommen: wenn O— 100 fo It H= 6,25; 


A=Z87,5; Ch=225; S= 201, 165 un Fe 339, 205 um 
—1 gefegt worten: 016, C=12, Az 


KFe=54, 272. 


— 753; 


wen H 


14, Ch 36, 5 32,2 unk 


875 


Augen reizt, Hark widrig riecht nnd Bei — 18°C farblos kryſtallifirt, dann 
Bi — 150 ſchnilzt und bei — 12° fledet; fchüttet man dagegen Blaufäure 
(Ky:Hı) in eine Flaſche voll ChsWae, fo bildet ſich bei einwirlendem Sons 
nenlicht [hart mäufeartig riechendes, natelig kryſtalliſirendes, bei 1 40° ſchmel⸗ 
zendes, bei 190° ſiedendes feſtes Ky Ch, das durch fiedendes Wafler (durch 
Kafnahme von Wafler) in Kyanurfäure übergeht. 


Atomgew. (0 100 =1) 
9) Eifenfyan Fky over Fe C38 AS — 826,705 — 182,372 
oder 2 — — — — 16584. — 264,544 
CTiſenkyanür 8 — — — — 24801158 — 396,816 
(Serrokyanid)d — — — — 3306,89. — 529,088 
— — — — 4193,525 — 661,86. 

Bemerkungen, 


Das Berlinerblau kann betrachtet merben als 4 Fe Ky3 (= Fe4 
Ky12)-+8FeKy2 ober ale 4 Fky-+8Kfy ; es iſt mithin Fe7 +Kyiß, 
©) Bhlogikide: Verbindung von Metallmittleen mit Breunzündernz 
bas im nachfelgenden aufgeführten Zauthogen bethätigt ſich gegen H ale 
Gäuter, 
Atomgew. (0 — 100 H = 1) 


10) Zantfogen Kirch — = 477380 — 76,87% 
Carbon oder 
Sulphid, oder 8 — — = 954,660 — 152,744 
Antbratbion 8 — — 2 1431,00 — 229,116 
(Säwefeltohlen: ' 
ff; ©. 837) 4 — — 2 2990,05 — 881,860 


d) Hydrogenide: meiſtens nur aus ihren Verbindungen erſchloſſen, 
zu) nur der Meineren Menge nach chemiſch ifolirt; mit O theils Salz⸗ 
grüänder (GSalzgrundlagen oder Galzbafen), theils Säuregründer, theils 
Sänren zuſaumenſetzend; zu den unentzändlichen Salz: Zeugern (©. 
859) Hd aͤhnlich verhaltend, durch Aufnahme von A, fo wie durch jene von 
weiterem H oder weiterem C iwefentlicher Umänderungen fähig und dadurch 
weißtenslimmwandlungen in andere Wezweits ober Bebritiftoffe (fogenennte zus 
fenmengefegte Radicale ©. 851) erleidend. 

a) Azothydrogenide. 


Atomgew. (0 —100 H=i) 

19 Hydazot Hr oder HA — 875 — 15 — 
8— — — 1878. — 30 - 

3 — — — si — 486 — 

4 — — — 375,0 — 60 — 

5 — — — * 46875 — DB-— 

10 — — — 7,5. — 150 — 

Bemerkung. 


4Hz + 6 CH +2 0C = Gaffein, d. i. der in ben Caffeebohnen 
fo wie im Thee (daher au Thein genannt) und in ber Guarana (daher 


876 


Buaranin, vgl. m. Arch. f. d. gef. Naturl. VIE. 266 und Grundz. I. 635) 
vorfommende azotreiche Bildungstheil, den, wie es fiheint, ein dem Inkßinkte 
vergleichbarer Naturteieb den Menſchen als aufregenden Stoff finden und m. 
Nießbrauch nehmen lich, 

Atomgew. (0=100 H=1I) 


12) Amid Ad ober AB H4 = 200 — 33 
13) Ammoniat Ak oder AHS = 10685 — 17 
Ä . RB — = 21125 0 — 3 
14) Ammon Am oder AH4 7 —- 1135 — 18 
2 — = 225 — 86 


15) Hydammon Ahm oder AH1O = 150 — 2% 

8) Unthrahydrogenide. Sie zerfallen zunächſt in zwei Gruppen, in ſolche, 
die durch Aufnahme von. HL2O oder deſſen Berdoppelung Brenngeifte 
bilden, und in jene, welche dergleichen Umbildung unfähig, Hingegen, 
gleich den erfteren, durch Aufnahme von A-oder deſſen Vertreter theile 
in bafifche, theile in faure Verbindungen übergeben. Zu din Breun⸗ 
geiftzeugern gehören Nro. 46—19, zu denen ſolcher Zengung unfaͤhigen 
die übrigen Anthrahydrogenide. 

Atomgew. (0 = 400 H = 1) 
16) Methyl (Bolz⸗Aethyl, ſ. ©. 854 Anm.) Me- oder C2 H6 — 187,5 — 30 


2 — — — 5815 — 60 

17) Acetyl (S. 850 Anm.) Ac oder C4 H6 — 837,5 — 54 
Ä 2 — — — 625 18 

48) Aethyl (S. 851 Anm.) 2 oder C4 H10 — 362,5 — 98 
— — - 75 — 116 
19) Amil Ai oder 50 Hr) — 4 — 481,5 — 70 


®*) Unterfuchungen von. Dumas über ven Beſtand der Aetheroele oder ätheriſchem 
Dele, trafen unter anbern auch jenen ölartigen Etoff, ter Im Kartoffelbrauntweig 
deſſen Fuſel⸗Geruch und Geſchmack Geringt. Man findet viefes Erzeugniß, genannt 
Kartoffel Fufel im Rückſtande vom Kartoffel: Branntwein, wenn biefer 
nochmals fire fich, ober befier unter Zufag von Waſſer abgezogen (rectificirt ©. i. 
wieberkoft neftilliet) worben, um ben Bücdhtigeren vom minder Hüchtigen Antteil — 
bier Waſſer vom rohen Bufel, gu ſcheiden), ver jeboch nicht chemiſch iſolirt, ſondern 
in Verbindung mit Alkohol übergeht, fo daß er bei 900° — 95° C fieket, 
während ver Alkohol: freie Fuſel unter einem Drud ober bei einem Barometers 
Gtanvde von 0,76 m erft bei 132 0 C ins Sieben geräth, Alſo gereinigt, ba 
er dann bei 15° C ein Eigengewicht — 0,8184 Hat, gewinnt man ihn burdh 
wiederholtes Schütteln mit Buffer und Hierauf folgende Tefillatiow, bie der 
Siedepunkt 132° C erreiht; man wechſelt tann tie Vorlage und erhält fortan 
in der neu angefügten ein farblofes Del, das nochmals für ſich terillirt, ſeine 
legte Reinigung erhält. Diefes Kartoffeifufelöl, ober kürzer: dieſer Kar⸗ 
toffelfufel, der In großen Kartoffelbrannutweins Brennercien in Dienge gewonnen 
wird, welche es möglih machen, mittel Umwandelung in Leuchtgas (bewirkt 
durch glühenne Röhren, durch Die man den Dampf treibt) ihn zur Beleuchtung zu 
werwenden, muß feiner, von Ca hours vollzogenen chemiſchen Analyſe gemäß, . 
betrachtet werben. als eine Berbintung von 4 Vol. (Mast) Waſſerdampf mis 
2 Vol, eines sigenthümligen zuſauunengefetzten Radicals, das, nah Dumas, 


877 


Bemerkung. Daber Holzgeiſt (Holzalkohol) aus C2 HB 02 beſteht, 


fo feßen @inige voraus, daß deſſen Radical == C2 H4 d. I. ein Doppelatom 


durch wiederholtes Abdeſtilliren des Kartoffelfuſels über Phosphorfäure entwäflert, 
in 2 facher Verdichtung als klare, farbloſe, würzigduft ende, auf-nem Waſſer 
ſchmimmende und bei 160° C fierenve, Leicht fließliche blige Släßigkeit erſcheint, 
vie von Cahours vurch die Beneunung Amilen bezeichnet, unverdichtet einer 
Zufammenfehung — C5 H10 entfpricht, die, um dieſes eigentliche Radical vom 
Amilen zw unterfgeiden, oben Amſil benannt worben if, Sene Volum⸗Zu⸗ 
fammenfegung weijet barauf bin, daß im Kartoffelfufel eine Slüſſigkeit vorliegt, 
bie der Alkoshol⸗Gruppe angehört, d. 5. vie im temfelben Einne eine eigene 
Art Alkohol varftelit, wie ſolches bei vom Metbylen⸗Hydrat (d. i. vom 
verbichteten und mit EBafler chemiſch verbundenem Methyl S. 851 Aum,) und 


vom Aceton (©. 852 Anmm,) over, wie Amere et nennen: dem Mefitylens - 


Sydrat der Fall ik. Die Hydrocarbone (vie Rabieale) des Amilens und beb 
Biefitglen-Alkohoi flimmen übrigens darin überein, daß fle minder flüchtig 
find als ihre Hyrrate‘ (als die Ihnen zugehörigen Alkohole) und heiwegen auch 
ans 1 Aequivalent nicht zu 4, fondern nur zu 2 Vol. Dampf fich ausbehnen, 
wägrenn vie Srocarbone ner übrigen Allobole, unter gleichen Beringungen, 
als Dämpfe 4 Vol. erfüllen; aber bei viefen find auch vie Alkohole minder flüchtig 
als deren Radicale. Sinfihtli der Grzeugung von Balerianfäure (f. u.) 
Richt zu bemerken, daß au Döbereiner eine ähnliche Beobachtung zu machen 
Gelegenheit erhielt in einer Schnelleſſig⸗ Tabrik, zu veren Eifigs Erzeugung man 
Rartoffelbranntiwein verwenbet hatte; fobald die Temperatur im ben Gichfäflern 
tie von 36 Ceo ücberſtieg, trat die erwähnte Oxydation des Kartoffelfufel ein, 
Uebrigens wirb das Amilen⸗Hydrat (= C 10 H 20 + 2 H 20), wie 
e8 im gereinigten Kartofelfujel vorliegt, von Winigen auh Amilo! genannt, 
während Andere unter der lehteren Benennung das Amilen verfanden wiſſen 
wellen. Wine von biefer verichienenen dritten Grundanſicht eradtet Das Amilens 
Sydrat, indem fie es als mit Amilol bezeichnet vorausiegt, ald das Oxyd einer 
Gruntlage, vie aus C 10 H 22 beſteht und mit H 2 O verbunden ven Kar 
teffelfufel, alfo als Hydrat ned Amilot — C 10 H 22 O -- H 2 bildet. 
Ser Kartoffelfujel felbR gehört zu ven Iebenägefährlichen Beimifchungen bes 
Branntweind; fchon wenn man von feinem Dampfe athmet, empfindet man 
beängftigeunes Eiugenommenſeyn des Kopfes, vem fi Schwindel zugefellt, und 
in fehr Heinen Gaben innerlih genommen, erzeugt er Drud in ven Lungen unb 
Guten. Troͤpfelt man davon nad und nach auferhigtes Platinſchwarz (S. 848), 
wärend zu viefem athmoſphärlſchen O- Was Zutritt Hat, fo oxybirt es ſich zu 


Balerianfäure over Valdrianſäure (Vi), vie man fonft nur aus dem flüch⸗ 
tigen Diele des Balsriant (Valeriana off. Linn.) varzuftellen wußte; ein, Ver⸗ 
halten, das an die Erzeugung des Schnelle ffigs erinnert (8. 787 Bem. 8 
un 852 Aum.) und vwadurch um fo mehr darauf hinweiſet, daß das Amilens 
Sydrat den Alkoholen beizuordnen if. Daffelbe bezeng: übrigens auch has Ders 
halten des Amilen⸗Hydrat zum Ghlor, wenn man bamit verfährt, wie bei ner 
Dereitung red Chlaral (©. 853 Anm.) und fo Chloramilal erzeugt, das, 
durch Waſchen mit in Wafler gelöstem Natroncarbonat, Digeftion mit Ca Ch und 
wiserholte über Leßteres vollzegene Mectification gereinigt , eine ſchwach gelbliche 
Hige flüffige Sluſſigkeit darfiellt, deren Dampf geathmet fehr zum Huften reizt, 
währenn fie ſelbſt aufaͤnglich kaum merfbar auf die Zunge wirkt, hintennach aber 
Odärfe verräth, bei 180° C finet, in Waller und wäjrigen Alkali = Löfunnen 
unlöstih iR, von Alkohol und Aether Leicht aufgenommen wird und angezündet 
mit grünlicher Flamme, unter Gntwidelung von’ viel H 2 Ch 2 verbrennt. 
6 ſcheint aus 10 Atomen C +17 H 2 O0 uns 3 Ch zuſammengeſetzt zu 


fern. Die Vi iR eine Hligflüffige, reizendriechende, ſcharffauer ſchmeckende, auf bee 


878 


m 


Elayl (6.848, 859 Anm.) ſey, während .Unbere annehmen, Me ſey — Ce 
H8; im erfteren Gall würbeMe zufammengefeßt feyn wie das fogenannte Nethes 
rin (= C2H4) ober vielmehr als deflen Doppeltatom, alfo —= C4 HB, vor 
bem Dumas annimmt, daß er ala erfies Hydrat den Aether, ats zwei⸗ 


tes den Alfohol oder Weingeift zufanımenfee. 


Berzgelius nennt 2 El 


Elayl. Aber ald MeO 4 H2O entfpricht der Holzalkohol dem Weinalfahot, 


Atomgew. — 100 


n=1 


20) Anthrahydrül ) HC oder CH = 81,825 — 13 
2 — — nr 1633 — 26 
8 — — nn 249875 — 39 
A — — „ 8235 —-53 


- 91) Elayl El over CHE » 87,5 — 14 
2 — — nn I ° —B 
8 — —  } 262,5 — 42 


4 — — — 350 — 56 

5 — — „ 4375 — X 

8 — — u BA — 844 

g2) Hybayl Hl oder CH4 v. 100, — 16 


28) Glycyl Gloder CHH4 — 0: „ 40 

eR — 6 8 =50 2 80 
Die Ölycerinfhwefelfäure (Blyrerin- 
©ulphuriffäure, d. i. die Verbindung des Gly⸗ 
cerin mit S0O3) — 2 GIO SO3 + 4H2 O 
erhält man, wenn man bie Fettfüß-Löfung mit 
Schwefelſaͤure vermifht, die überflüfftge Säure 
hierauf durch Zuſatz von Kalk entfernt, und den 


Es bilvet GIQ mit O2 + 
4H20 das zuerfi von Sch ecle 
beim Erhitzen vor Bleioxyd 
mit Baumoͤl und Wafler, als 
im Wafler und Alkohol leicht 
lösliche, forupbide, oelartig⸗ 
flüffige, PbO auflöfente, nicht 
kryſtalliſirbare, farbloje (meis 


Bunge einen weisen led Hinterlaffende, Lakmus vorübergehend röthenze, bei — 12° 
erſtarrende, mit Natron ein zerflichlihes, mit Magnit (MgO) ein füßes 
Salzbildende Blüffigkeit, viemit Chinin (f. w. u.) ein, vieleicht ver ärztixhen 
Beachtung ſehr zu empfehlennes oetaebriſches Balz gewährt, gleich vielen 
Aetheroͤlen P, und J leicht in fi aufnimmt, mit Br, fo wie mit rauchender 
A205 fi ungerfeht verbindet, ein Zigengewicht von 0,93 um C 10 H 20 
O4 zu Beſtandtheilen hat (während das ätherifäge Baltriandl, tem Terpens 
tinöt ifomer, aus C5 H8 zufammengefegt erſcheint); fie fol fig, Gerhardt 
zufolge, auch au Indigo barftellen laſſen [mas feboch Liebing durchaus wicht 
gelang], wie folgt: Geht man geſchmolzenem Kalihydrat (Aetzkalt) in Pleinen 
Baden nah und nah Indigblau (dv. 1. chemiſch gereinigten Indigo) zu, fo 
Udſet fich vieſes unter reichlicher Entwidelung von H und Ammoniak⸗Gat auf, 
und im Rückſtande finvet man ein Gemenge von carbonfauren und valerians 
faurem Kali; Erwärmung mit geivdfferter Schwefelſäure entbindet barans CO 2 


Gas und VI- Dampf, ber in ber Vorlage verdichtet die Balerianfäure 
varſtellt. Da das Inpigblau— C16 H10 A2 O2 iR, fo fieht mag, baß 
hei dieſer Saureforderung bes KO) volle 14 Atome Waſſer mit in den Vorgang 
gezogen werden, und fo zur Bildung ber VI (== C10 H20 04) + 8 CO 2 
um A2 H6 +6 H 2 Gas beitragen. 

%) Sormyi ©, 854 Anm.) Ey = C2 HB if mithin — Ho. 


879 


alſe hergeſtellien glycinſchwefelſauren Kalk burch 
Dralfäme zerſetzt. Sie zerfällt ſehr leicht, 
ſelbſt beim gelindeſten Abdunſten im ſog. leeren 
Raum, in Glycerin und Schwefelſaͤure, gleicht 
übrigens im Sauptverhalten allen ähnlichen 
(fen. Sulphurik⸗) Eäuren; d. h. fle bildet, 
gleich ber Unterfchwefelfäure, mit allen Bafen 
lihtlösliche Salze, ſchmeckt far fauer und 
roͤthet Lafmus ıc., entläßt aber durch Sieden 
ihrer wäflrigen Löfung, zumal wenn man eine 
Geljgrundlage im Meberfchuß zugefeht Hatte, 
leicht ihr Glycerin. Für ſich erhist, verfohlen 
ihre Salze, unter Entwickelung eines ſehr wis 
drig tiechenden, die Augen reizenden Dampfes, 
Te im fogmannten rohen Geifenfluß, 
d. i in ber bie zur Trockne abgebampjten 
Seijenfieder⸗ Unterlauge, ſtets mehr oder wenis 
ger Glycerin enthalten ift, fo barf eg wicht be⸗ 
fremden, daß beim Balciniren (Uusglühen, 
der fog. Raffiniren) bes Geifenfluffes, 
zamal anfänglich viel von dergleichen Dampf 


ıntwidelt wird, der, wenn das Ausglühen in’ 


Retorten: ähnlichen Behältern, oder in eifernen 
Cylindern erjolgt und gleich von vorn herein 
ſtarf gefeuert wird, fi in Leuchtgas (Car⸗ 
borerydgas) Waflerdanıpf ıc. zerfegt und darauf 
beaust werden kann. Mas biefem Dampfe 
jene Schaͤrſe ertheilt ift ein weder baſiſch 
nech ſaner gegenwirkender, eigenthümlicher zus 
ſammengeſetzter Stoff, genaunt Acrolein, der 


ſtens ſchwach gelbliche), an 
der Luft feuchtende, bei vor⸗ 
ſichtig geleiteter Hitze unzer⸗ 
ſetzt überdeſtillirende, 
an ber Luft ſtaͤrker erhigt ent⸗ 
zuͤndliche und dann mit blaser 
Slamme brennende, mit 
Schwefelfänre (ioder) 
verbindbare, zuderfüße, 
ber Weingährung jebe 
unfäbige Ölycerin oder 
Fett ſüß (Deifüß, Delzuder, 
Scheel e'ſches Süß), das Au⸗ 
dere, jeboch nicht entſprechend 
der obigen, durch Sten⸗ 
houfe's Unterfuchung her⸗ 
vorgegangenen Formel, als 


.C6 H14 05 + HEO bes 


trachtet wiflen wollen. Es 
bildet fi, oder, wie Andere 
wollen, es fcheidet ſich aus 
faR jedem flüchtigen wie uns 
flüchtigen Fett, bei deſſen Ver⸗ 
felfung, und findet fd das 
ber, neben im Waſſer gelöss 
ten, dem Alkalil und bem 
Kochſalzzuſah entſtammenden 
Salzen, in der fogenaunten 
Geifenfteder « Unter 
lauge, 


Augen uud Naſe fehr reizt, als Dampf. geathmet das Athmen erfchwert, Bar 
ſchner z sc. herbeiführt und zum Theil mit zugegen if in jenem Rauch und Dunf, 
mit welchen fchlechtgepugte brennende Talglerzen, ausgeblafene Dellampen ıc. bie 
Zimmerluft verderben, ſowohl durch dieſes Acrolein, als auch Dusch eine zu derſelben 
Bruppe gehörige flüchtige, deſtillirbare, meiſtens von wenig Benzoeſaͤure 
Bz um Acryloxyd begleitete Säure, die Aeryl ſäure (in dieſer ihrer Beglei⸗ 
tung ſenſt Fett ſaure, acidum sobacicum genannt, u. gewonnen durch Deſtilla⸗ 
tion von Fett, zumal von fettem Del). Deſtillirt man faures ſchwefel⸗ 
faures Glycerin für ih, fo erhält man biefe drei Stoffe, ohne Beimi⸗ 
fung von Bz, nämlich das Acrolein — 612 02, das Acryloxyd, Gis 02 


— H20 (ale — 


Ce 460) ifl, während das Acryl = C6 HB,.alfo = 6 


Autbrahydrül (oben ©. 876) verdichtet zu 4 Atom herſtellt, und die Aeryl⸗ 
fünre — Acryl + 30 ober CB H6 Os iſt. Zieht man von ben Beſtandtheilen 
eines Atom Stear in (reinker Talg) = C74 H142 07 den flöchlometsi=. 





‚ 880 u 


ſchen Werth von 4 Atom Acryloryb ab, alfo — C6 H6O, fo bleist übrig 
die Formel der Stearinfäure — C68 H136 06, oder vieimehr die bes 
Hytrats diefee Eäure — 68 C 134H 05 + H2O. Uebetfeht mar Etearin 
mit mehr Alkali, als es zur Verſeifung fordert, fo ſcheidet ih Glycerin⸗ 


Hydrat aus, 
((=410 H= 4) 


24) Deuanth Oo oder C14H86 — 1212,5. 
Dr Weinfufel befipt einen Geruch, ähnlich 
dem eines Weines, der Feine fog. Blume 
(Bouquet) hat, jedoch demſelben nicht gleich; denn 
aud der reinfte, farblofe, ölig-vännfläffige, wie 
ihn im Jahr 1786 Wekendorf aus Franz⸗ 
branntwein und dann, vor acht Jahren, Liebig 
uud Pelonze aus jenem Bemenge von Wein⸗ 
hefe und Wein, aus welchem fogenannter 
Hefendranntwein befillirt worden, darſtellte, 
riecht weinartig betäubend und fehmedt fcharf. 


Er hat 0,882 Eigengewicht, fledet bei 225° C, 


iA Leichtlöslich in Hether und Alkohol, unlöss 
lich im Wafler und zerfällt mit firen Alkali⸗ 
Hybrat behandelt in Alkohol (C4 HIO O + 
H20) und Denanthfäure (De — Oe 08); 
umgefehrt, wenn man 5 Gewichtstheile äther- 
ſchwefelſaures (weinfchwefelfaures Kali; Ko 4 
Ac0 82 06) und ein Thell Oenanthſaͤure⸗Hy⸗ 
drat (De H2O) bis nahe auf 150° C erhitt, 
fo ſcheidet fi ein Gemenge von Onanthfäures 


Bemerkungen. 


Os iſt die erſchloſſene Brumbe 
lage des Denautfäures 
Hydrat (Oe 02 -+ H20) 
und des Denanthfäures 
Nether oder oenanthfauren 
Aethyloxyd (AeO Ve), das 
mit Laugmetalloryd » Hydrat 
behandelt in Alfohol und De, 
gebunsen an Alkali, zerfällt, 
und bei der Weingährung 
durch umſtimmende Einwir⸗ 
fung der Weinhefe auf dem 
Zucker, gleichzeitig mit dem 
Altohol gebilvet, zum Theil 
von denfelben gebunden und 
darch Deftillation ter Weins 
befe, gegen Ende berfelben, 
in Form eines Teichtflüffigen 
Dels, genannt Weinfufel 
oder Weinfufeldl chemisch 
tfolirt wir). 


Aether und Denanthfäure ab, das von legterer durch Natron» Eardonat- 
Löfung leicht befreiet und durch Schüttelu mit der Löfung des PbOA leicht 
dahin gebracht werden kann, daß der alfo gefchiedene Denanthiäures Aether 
fh, durch feinen Geruch leicht erfennbar, auf ter wäflrigen Ylüffigfeit fam- 
melt. Laurent erhielt die Denanthfäure aud, als er Delfäure (oder 
Elainfäure C76 HI20 05) mit wäfiriger Nzotfäure erwärmte; fie fand 
fh dann im Defillationsrücftande und gab mit der zur Aether⸗ (Ae0) 
Bildung gehörigen Mifhung von Alkohol und Schwefelfäure verfeßt und er⸗ 
bist, ebenfallg Denantbfänre-Aether. Diefer iM flüchtiger als die Denanth- 
füure. Leßtere, aus erfterem durch KOH2O geſchieden Ccarbonfaure fire Al⸗ 
kalien zerlegen den Denanthfäure:-Acther fo wenig, als tropibares Anımoniaf). 
and dann durch verbünmte Schwefelfänre vom Kali getrennt, tritt hervor als 
zur Oberfläche fig erhebenves geruchloies Del, daß mit heißem Waller ſorg⸗ 
fältig gewafchen und neben Edyweielfäure in der Sucrife'fchen Leere ent⸗ 
feuchtet, nis blendend weißes, butterweiches Hydrat (De O2 H20) über 13° 
2 C erhidt, zum farbe, geruch⸗ und gefchmarflofen Dele ſchmilzt, Lakmus 





} 


| 


) IndigensGäure oder Yfatinfänre Id’05 + FE. 


31 

übe, von MilalisHybraten, wie von Carbonalen leicht aufgeläf wird, unb 
hierin ven übrigen Fett⸗Säuren gleichend, zwei Reihen von Salzen 
he: faure, auf Pigmente nicht merklich gegenwirkende, und bafifce 





 dehfh veugivende. Bom Hether und Allohol wird fie leicht, vom Waſſer 


niht aufgenommen; ihr faures Kaliſalz kryſtalliſirt, ſo wie es durch Bers 
kin ihrer Loͤſung mit Kali-Loſung ſich bildet, zu einem Brei von feinen 
Rırla, während fle mit Natron-Carbonats2öfung, unter COS Entwicke⸗ 
img, zur Gallerte fich ausbildet, und fo für Natron ein gutes Mittef gewaͤhrt, 
rem Kali zu umterfcheiden. Für fich veſtillirt, zerfällt alles Denanthſäure⸗ 
Öprat in Wafler und waflerfreie, bei 260° bis 294° C ſtedende (bei 296° C 
fh awmas färbende) ebenfalls dlige Ede. 
5)Benzoyl Bz oder C 14 H 10 02 = 1812,5 — 210. Das erſchloſ⸗ 
ſene Radical ber Benzoefäure, des von Hybrolyan befreieten äthes 
tifihen Bittermanbelöl’s und verwandter Berbindungen. 
HSyprobenzoyl oder Hyprofyanfreies flüchtiges 
Bittermanbeldl ober Benzoyl-Hydrogenür — Br+H2. 
Benzoyl-Dryb oder Benzvesfäure (Bz) = Bz-+Ö, 


Benzoyls&Hlorib — — — Bz + Ch2. 
BenzoylsKyanid — — —  Ba+ Ky2. 
Benzoyl⸗Salfid — — — B+S. 
Benzoyl⸗Amid — — Bz + Am{.ob. es 878. 


W Salicyl Sy oder C 44 H 10 04 - 1512 — U2. 

HytrofaltchyT oder Salicylihtfäure = Sy + H2. 
Salicyl⸗Chlorür ober CHlorjalicylfäure = Sy + Ch2. 
Salicyl⸗Oxyd oder Salicyliäure By + O. 

Oreifach Salichl-Hydrat ober Salicin z Sy 3 +10 H2O. 

7) Bhenyi Ph oder C12 H10 O — 1088,5 — 170, 

— — — Hydrat Gon Gerhard duch Phenol, yon Runge dur 
Rarbolfäure bezeichnet) — Pu + HB. ' 

8 Cinnamyl Gil oder CAB Hi O2 — 10375 — U. 
Diy-GinnamylsHydrat oder Bimmetfäure CIl-O ++ H8O. 
Hyd — — —  — oder Peruvin = Cyl + Hiil.- 

m Garyopbyi Cpl oder G24 H26 02 vder 2162,5 — 346. 
Dryßaryophyloder Caryophylſäure (Nelkenſäure) — Cpl 42.08: 


8) Bifrin Prn oder C12 H4 A2 08 —. 1400 — 224. (Durch Wieden 


Yes Indigblau mit Mennige und einer Säure barfleltau) '" . 

DOrgazst-Bikrin oder Pilrinfalveterfäure (ober Piteofäure, 
oder Rohlenkitkohfänre oder Belteris Bir) · · — 
05-.-H20. ’ we 


9) Indigen Id oder Old H6 AQ — 1412,5 — 226. it) 


Zadigen:DOxrydnl oder Indigblau = 1d F O% 
Iudigen Dry — Iſatin S Id 404. "tn! 


Pr 


" 882 
EEE 


Bemerlungen. 
IndigenosybulsHybräl ober India Joſo mer ben von Dumas 
= Id 02 + He. befimmten weißen I 
Indigenbydroryb oder Indinfäure digo. 
= Id 08 + HB. 
83) Mercapt Mp oder C4 H10 8 568,685 Wird als Mercaptan ers 
— 90,186. Berhält fih zu H28, wie halten, wenn man eine wafler 
Ae0 zu H2O, faun daher auch betrach⸗ arme Löfung bes. fog. weins 
tet werden ale Aethyl⸗Sulphyr; fchwefelfauren Kalt mit einer 
bildet mit H28 da6 Mercaptan, das ebenfalls ſehr eingeengten 
. mit Erz, Metallauflöjungen, unter Waſ⸗ Löfung von Schwefelbaryum 
fers Erzeugung Erzmetall⸗Mercap⸗ (oder GSchwefellalium) im 
tide fällt. mit H23 gefättigtem Wafler 
löf und deſtillirt. Es geht, 
begleitet von H2S über, von dem man es durch Deftillation über etwas Mercur⸗ 
oxyd befreiet, und dann das alfo dehyprothionirte Deftillat durch nochmalige 
Dekillation über Ca Ch2 entwäflert und zugleich weingeififrei darſtellt. 
Wurde eutdeckt vom Profeſſor Zeife in Kopenhagen, und iR beſonders im 
Beziehung auf die Theorie der Aether wichtig. 





Erörterungen zu den ©. 855 u. ſ. f. befindlichen 
Ueberfihten A—D. 


A) Zu den Orundfloffen: 
Zu & 855 u. ff. 

a) Neuerlih hat Regnault (Erbmann’s und Marchand's Journ. Ir 
prart. Chemie XXV. 429 f.) die Atomzahlen des Kal (K) und bes 
Rat (Na oderN oder T), ſowie jene des Ag halbfo greß angenommen, als 
Berzelins fie befinmt hatte, in letzterer Hinficht Hierin Dalong 
und Petit folgend (oben ©. 820 u. f. f. Anm), weil, Mitfgerlig 
zufolge, das RatronsGulphat dem Silberoxyd⸗ Sulphat volllommen 
iſomorph (oben ©. 777 f.) iR, zugleich aber au) Ag® S dem erſten 
Schwejelkupfer, dem Cu 28, umd diefes in Abficht auf Gefammtgefattung 
überall zu erfehen vermag. Bür Bi will R. dagegen wieder bie alte 
Zahl 1850 Ratt ber von Berzelius angenommenen 8R7 (vergl. oben: 
©. 858) bergef:Ut wifien. Berzelius ſey zu der Zahl 837 gekommen, 
weıl die chemiſche Analyfe des von Stromeyer entvedten Wismu 
Hyreroryd mit dem älteren Atomgewicht fein einfaches Verhälmiß zulafiı 
Es entfpreche aber, entgegnet R., das baſiſche Wiemuthoxyd nicht 
Bleioxyd, denn Schwefelmismuth fey dem Gchwefelblei nit ifomorp: 
fondern vielmehr dem Schweſelſtib (Sb2 S8). Au Jacquelin 
langt ebenfalls, das alte Atomgewicht für, Bi, weil dieſes ſich durch 
väbrung ber Milalien zur Wismuthfäure oxydire, dieſe 





[4 


{= Bi 09) gebe mit KO eine Braune flohfarbene und eine purpurne 
Berbiudung; erſtere habe Stromeyer für ein Hyperoryd genommen, 
Us das Eigengewicht des Wismuth-Chlorär ſpreche dafür, daß 
dieſe Berbinduug — BIS Ons ſey, was dann ebenfalls die Annahme: 
daß das Wismuthoryb aus 2 Bi 4- 80 (BI 8 08) befiche, rechtfertige. ) — 
Die Cigenwärme des U (E. 856) zeigt, na R's Beſtimmung, nur auf 
ein Atomgewicht von 677,84 hin; hienach wäre Uranuryp = U4+0; 
vergl. oben ©. 777. Auch Regnault unterfheidet Cigenwärme 
ver Stoffe (die ber Grundfloffe, wie jene ihrer Verbindungen) von 
deren Debnungs- und Zuſtands⸗ ober fog. verborgenen (latenten) 
Bärme; vergl. oben ©. 827, wie auch 808, 911, 813 und 820 f. Rs 
Berinche betätigen übrigens, daß bei jeder Klaſſe chemiſcher Verbindungen, 
ir Beziehung auf Berhältuiß der Eigenwärme ‘zum Atomzahl (S. 320) 
ein äßnliches Geſetz waltet, wie ſolches durch Dulong und Petit für 
bie Grundſtoffe und buch Neumann (S. 322) für deren Verbin⸗ 
bangen nachgewiefen wurde, während Ayogadro den einfachen Zufam- 
menbang zwifchen ber Zigenwärme ber Verbindungen unb jener ber 
biefe zufammenfegenten Elemente (Grundſtoffe) darzuthun ſich bemühete, 
Rs Arbeit ging aber auf beide interfuchungen ein, indem fle zu folgenden 
Haupt: Ergebniffen führte: 4) bie Eigenwärme der Legirungen 
Retall⸗Ausgleichungen; &. 860), beſtimmt bei einem yon deren Schnelzs 
yanft ziemlich fernenden Grade, if genau bas arithm. Mittel ver 
aus den Bigenwärnen ber fle zufammenfehenden Binzelmetalle (das Pros 
buct der Eigenwärme in das mittlere Atomgewicht bleibt dafielbe) ; 2) bei 
jeuen Legirungen, weldye leichtfläffiger, als fe dem arithm. Mittel 
der Schmelzgrade ihrer Cinzelmetalle gemäß ſeyn follten, 3. B. bei Pb 
+2 Sn + B: (©. 198 Anm. — fo wie ©, 205 Anm. vergl. mit 
©. 861 — ©. 332, 550 und 557) die bei 20% bis 80° C über Waſſer⸗ 





9 Bie denn auch wir Wismuthchlorür und Siibchlorin einander wahrſchejnlich iſo⸗ 


morpb find. Bi2Ch6 bildet mit 1 Atom Kalchloriv (nach Regnault 
= K2Ch2, fo wie Natchlorid — N2Ch2) un 2 At. Waſſer ein 
eigentkümliches Salz, bas chlorwisemuthſaure Kalchlorid, in gleicher Meile, wie 
Bi2Ch6 + N2 Ch2 + 8 H20O und BIQCh8 +: A2 HS Ch? und ebenfo 
auch Biꝰ Ch6 + Bi2 03 falzartige Berbinsuugen varftellen, von benen bie 
erſteren ſehr Löslich, vie lehtern Hingegen kaum löslich if, Dieſe Verbindungen 
gehören aber ferer Ordnung an, welcher folgende Chlorſalze zufallen: 8b2 
Cau + K2Ch2;. Sh2Ch6 + A2 Hs Ch2; wahrend Sn Cha. + KB 
Ch2 un Cu32Ch4 + K2Ch2 + 2H20 auf eine Rammverwaubte Rei⸗ 
hung binweifen. Das in Vrismen oder Tafeln kryſtalliſirende Ammon: Zink 
&ler® (A2HS + Zun2 Ch4) gibt, in Waſſer gelöſt, jene Blüffigkeit, mit 
welcher man am beften Metallfläden zum Verzinnung una Loͤthung vorbereitet, 
Bit Jod uud Jodiden, fo wie auch mit Chloriden, fchlägt Zu ähnliche Verbin⸗ 
vungen; fo ZnJ2 + K2Ch2, ober au + N2Ch2, A2H8SCn2, aber 
a6 2Zn J3 + K2J2; 4Zn J2 + NR + 3H20; Zn)? + A? 
HS J2 und 2Zn J2 + BaCh?2. J 

56 * 


884 
flebhige und Pb + 2 Sa + Bi die fahon bei 97° fhmilgt, iR Die Migen- 
wärme weit größer, als jenes Geſetz es heifcht; allein Hier Liegt =) auch der 
Schmelzpunkt der Legirung lets niederer, als ber mittlere ihrer Ein⸗ 
zelmetalle und if 4) die Dichte der Legirung immer geringer, ale 
die mittlere ihrer Elemente. Wenn aber Stoffe der Berbünnung unter 
liegen, fo wachſt biemit ihre fog. Capacität für die Wärme, während 
umgelehrt mit ihrer Berdichtung ſie abnimmt; gehämmerte Metalle 
find weniger eigenwarm, ale gegoflene (oben ©. 808%). 4) In Oxyden, welche 
aus ein Atom Grundlage oder. Radical Chezeichnet duch R) umb 
4 Atom O zufammengefebt find, ſteht regelmäßig die Gigenwärme im 
verfehrten Berhältuiß ihrer Atomgewichte, **) und Gleiches gilt von den 
Oryven R2 08 und ebenfo auch bei ben übrigen biefen entfpredgenben 
Berbindungen. Daher ellgemein: In allen Verbindungen vou gleicher 
ſtöchiometriſcher Zufamfenfegung und ähnlicher chemiſcher 
Beſchaffenheit ficken die Eigenwärmen im verkehrten Berhält- 
niß zu den Atomgewichten. — Sn 02 und Ti 02, d. i. Binnoryb 
und Titanoryd, oder vielmekr Zinnfäure und Titanfäure (Sn? O4 
und Ti2 O4) find iſomorph, zeigen aber auch ganz gleiche Mtommwärme. 
Dort, wo Ausnahmen von biefem Geſetze hervortreten, find fie in ber 
Regel durch bie Verſchiedenheit der latenten Wärme bebingt; fe bei 
MgO und ZnO. „Auch bei ber Stibichtſaäure Sb 082 tritt eine 
Ausnahme ein von bem Befe der Reihe R 02, denn ihre Aumwärme 
iR um 0,1 größer, als bei Ti O2 und Sn 02; R. vermuthet daher, 
Daß die Stibichtfäure als foldye nicht beſteht, ſondern das, was man 
zeither alfo betrachtete und nannte ein Salz, nämlich Ribfaures Stibo⸗ 
xyd = Sb2 08 + 8b% 05 (= Shb4 08) ift, eine Vermutung, für 
die auch die Ehlorate des Stib, das Ehigrür (Sb2 Ch6) und das 
Chlorid (862 ChIO) und mehr noch die Thionate defieiben, bas 
Thionär oder das Sulfür Sb2 88 und das Sulfid Sbo Ss fpredhen, 
da jedes der lebteren nit nur NS (Na S) zu binden und damit ein 
„Schwefelſalz⸗ darzuftellen vermag, fondern auch beiderlei Schwefelfalge 
unter ſich einer Höheren Cd. i. zufammengrfeßteren) Verbindung fähig 
zu ſeyn ſcheinen. Befremden darf es hiebei nicht, daß ein Sulfür gegen 
eine andere Baſe als Säure ſich bethätigt, denn Bälle der Art find 
3. B. auch bei den aähnlichen Chlor: und Orygen-Berbindungen nichts 


©) Gewalztes Pi Hat eine Gigemwärme, tie bed Waſſers == 1,0000 gefegt 
(wo dann jene bes Glaſes im Mittel — 0,19768 umb bie des TZerpem 
tindts — 0,42598, die de S — 0,20259, jene des P bei 10° bis 30° C 
= 0,1887 bei 0% 648 100° Hingegen — 0,25142, vie des As  a,ngga, 
Me des Se — 0,0897 ums jene bes Te — 0,05155 iſt) ZZ 0,03249, 
PBlatinſchwamm Hingegen 0,09293. 


*) ER, nerut das Probuei der Marmetapaeitãt der Oryde in ihr Atomgewicht: itzre 
Klom-Wärme, 


88 


weniger als ſelten. Das Bleioxyd 53. B. verbindet ſich, obgleich es 
gegen die Säuren entfchieden baſiſch wirft, mit KO, wie mit Ag® O zu 
Salzen, in denen e6 als der elelironegative, d. i. ale der faure 
Geoff ſich bethäͤtigt, und IR hiebei AgBO PhO mit überfchüfflgem PRO 
zugegeu, alfo mchr als 1 Atom PO, 3. B. 2 Atome gegen 4 Atom 
A508 vorhanden, fo entzieht KO ver Berbinvung das überfchliffige 
Atom PhO und hinterläft Ag2O PbO. Mußer dem Te, deſſen Eigen 
wärme Dulong mu Petit weit höher angeben (S. 311), als R. fe 
fand, Iommen noch bei fotgenden Metallen diefen ähnliche, indeſſen mins 
der anfehnliche Abweichungen der Verſuchs⸗Ergebniſſe R's und der jener 
älteren Phyñker vor, es verhält Äh die Bigenwärme, jene es 
Vaſſers — 1,0000 gefeßt, bei Co wie 0,10696; bei Ni wie 0,10868; 
bei Pd wie 0,08997; bei Pb wie 0,03140; bei Mir. wie 0,08398; bei 
Sp wie 0,05077, und bei Bi wie 0,08084. Be J fm R, ke = 
0.064182. R. verfuhr bei dieſen Beſtimmungen der Gigenwärme aus 
ver Mifhungewärme, wie folgt: ver zu deſtimmende Gtoff (Metall, 
Giwefel, Kohle x.) wurde in einem, durch Waſſerbdampf gleichformig 
echigten Raum angewärmt und hierauf in Waſſer unb Oel von befanm 
wer Temperatur gebracht; fo fand er als Mittelwerth (Wafler — 1,0000 

geleht) unchfichende, vom erſten zu den folgenden @liedern wachſende 
GigenwärmesReibe: Bi 0,0808: Pb 0,0314; Pt und Au jebes 
0,0324; Mr 0,0888; Sb 0,0507; ST 0,0668 ; Ag 0,0570; As 0,0814; 
Bieffing 0,0889; Cu 0,0851; Zn: 0,0955; Fe 041188; las 
0,1977; 8 0,2086; Kohle 0,9411; Kochſalz (NZ Ch 3) 0,2260; 
Echwefelfäure (808 H20) 0,8350; Terpentindl 0,4859; Leiudl 
0,5280; Sal,fäure (HS Ch2 + ag) 0,6200; Galpeterfäure 
(A205 ebenfalls + ag) 0,6610; Alkohol (abfoluter) 0,7000. 
Eink die Temp. 3. B. des Ag um 4°C, fo wird biefe Wärme hins 
reichen, eine gleiche Menge Waſſer um 0,0572° zu erhöhen. In welchem 
Verhaͤltniß die Warmefaſſung und mithin Die Bigenwärme mit ber Zu⸗ 
nahme der Temperatur wäh (eine GigenwärmerBergrößerung, welche 
meinem Daförhalten nach die Haupiquelle der Zerſetzung organifcher 
Gebilde durch Röfung und trodene Deftillation darbietet und 
andy bei den verfchiebenen Artın der Bährung nicht ohne Ginwizfung 
Bleibt; vergl. oben ©. 809), zeigten ſchon Dulong und, Petit, Ponil⸗ 
let x. Mercur, bas bei 100° C 0,33 Gigenwärme darbot, zeigte bei 
300°C volle 0,35° C. Uebrigens führen R's Berfuche noch zu man 
Gerlei Solgerungen, welche, chemiſch weiter geprüft, zur Nachweifung des 
befimmten Zufammenhanges aller innern cchemiſchen) und äußeren 
phyfiſchen) Verhalten der Grundſtoffe und ihrer Berbindungen weient- 
lich beitragen dürften. Go 3. B. ergibt fih aus R’6 Verſuchen, daß 
ba die Atomzahlen von K und N (Na) halb fo groß anzunehmen find, 
als Re bisher angenonimen wurden, K- alfo 244,958 — oder, wenn man 


wie Cinige (jeboch nicht beobachtungstren) thun, in ber alten Zahl 489,916 
die 0,9 zu 1,0-erhebt, 245 und, aͤhnlich mit N verfahrend — biefes — 
445,45 fest, man wahrfcheinfich auch die Zahl von 2 wirb Hälften unb 
mithin gleich 40,1875 in Aufag bringen möüflen, mern biefes Metall 
nicht etwa, da es den Erdlaugmetallen rüdfichtlich des Berhaltens feines 
Garbonfäures und Phosphorſaͤure⸗Oxyds fich nähert (mwiewohl.es anderer 
Seits dem N und K hinſichtlich ter Beſchaffenheit und der Eigenſchaften 
ferner durch‘ Aufnahme der unentzündlichen Salz⸗Zeuger, verfchiedener 
Brennzünder sr. entflandenen Berbindungen, und befonders auch bezüglich 
feiner Atomzahl nahe feht) eine Ausnahme macht, und ungetheilt, d. i. 
mit dem vollen Atomwerth von 80,375 Alfäurer, Galzzeuger, Brenn: 
zänder ze. in fich aufnimmt und von ihnen aufgenommen Wird. Zur 
Zeit noch unbekannte Gleichgeftaltungen ( Ifomorphien) werben hierüber 
Hoffentlich zur Entfcheidgug führen. — Zr wird vieleiht, was ſchon 
bei feiner erſten Darkellung durch Berzelins wahrſcheinlich wurbe, für 
die Folge dem B und Bi beizugefellen feyn, obfchon fein Oxyd nicht als 
Säure gegenwirkt; es leitet Elektricität nicht, fonbern flellt ein ſchwar⸗ 
306, glanziofes, unter dem Polirſtahl eifengrau glänzendes. Pulver dar, 
das, erhigt, ſich entzündet, noch ehe es glühet und dann ruhig unter leb⸗ 
haftem Glanze verbrennt. Im Wafler, in flüſſigen Orygen⸗ und Ehlor- 
Gäuren, in Antzalfatistöfungen bleibt e8 unveräntert, von Hydrofluor⸗ 
fäure wirb es aber aufgelöft. 


) In Beziehung auf Regnault’s Verſuche: betreffend die Eigenwärme 
der‘ Grundſtoffe und ihrer Verbindungen, möge Bolgenves zur weiteren 
Erläuterung und insbefondere dazu dienen, nachzuweiſen: daß chemifche 
und phyſiſche Gigenichaften der einfachen, wie der zufammengefeßten 
Stoffe im innigen Zufammenhange fliehen, und daß die nicht felten 
fehr mühfame Nachweifung diefes Zufammenhanges und der ihm entfpres 
chenden Wechfelwirkungen des Chemismus und bes Phyficis- 
mus (die fich vornämlich auch, wie weiter unten gezeigt werden ſoll, im 
Balvantsmus offenbaren), vorzugeweile Yeeignet ift, dem forfchenden 
Geifte die Einzelftoffe im ihrer gegenfeitig ſich bedingenden Ganzheit über: 
fihtli) vorzuführen. — Dem Berfafler des Inhalts diefer Blätter war 
biefe Nachweiſung, feit er dem Lehrfache fich widmete, eine der Hauptauf⸗ 
gaben feine® geifligen Lebens, wie jeber gefunden haben wird, ber, dieſes 
Beienntniß im Auge behaltend, feine Lehrbücher durchblickte, und mehr 
no: wie jeder weiß, der feinen Vorträgen Aufmerkfamfeit fchenfte, zus 
mal jenen, welche feit einer langen Reihe von Jahren von ihm, bei Er⸗ 
bffnung jedes Studienſemeſters, in ben erſten 8 — 10 Tagen öffentlich 
gehalten werden unter der Bezeichnung: Cneyklopädiſche Ueberſicht 
der gefammten Naturwiffenfhaft. — Iſt aber irgend ein Bya- 
nomen vorzugsweife geeignet, jenen Zufammenhang nachzuweiſen, fo if 
e6 die Wärme, -und find auch jene hieher gehörigen füheren Folge- 





- 887 


rungen Meinede’s und bes Verfaſſers dieſes Hanbbuchs nur erfi theil⸗ 
weife beätigt,*) fo haben bagegen die dieſen Gegenſtand betreffenden Untere 





” ©) Ueber Meinete’s und ne Werfaffers dieſes Handb. hiecher gehörige Folgerungen 
f. des legteren: Vergleichende Ueberſicht des Syſtemt ver Ghemie. Halle 1821. 
6. 20 m. f. f. Unter andern Aöft man hier auf nachfteheude . Bolgerungen- 
«) mit ver beftimmten Baflungsfäbigtelt eines Wreunbaren für den Sanerſtoff 
Akt im ebenfo beſtiumten Verhältniß des Brennbaren Dichte, Elektrifir- 
barleit oner Elcktricitäͤta⸗ Artung und Leitung, Gohärenz ober Bigenzichung 
Gigenwärme- uns WärmerLeltung, Schall-Zeitung, Liht-Bre 
gung a. ſ. v.; A Vie ſtoͤchiometriſchen Werthe ¶ Atomzahlen) ver Stoffe 
Reben im geraden Berbältniß ihrer Dichten um im verlchrtien 
iärer Gobärenz, und fin naher zwei dieſer Werthe bekannt, To läßt ih 

aut fuen ber dritte unbelannte var Berechnung finden. 3.8, vie Dichte ves Gar 
ben, wie fie im Demante vorliegt, it — 3,6, feine Atomzahl (O 1 gefegt) If 


0,75 feine, Sohäxenz mithin: = 4,8 ; bie Dichte des Eifens — 7,788 


1) 7 Ntomzahlen gleich 3, 5 vorausgeſetzt, iſt Die Cohaͤrenz deſſelben 
gleich = = 22251 alfo noch nicht Hab fo groß als jene eb Carbon; 


) k größer mithin die Cigenzieh ung eines Gtoffes, um fo Pleiner 
ib, Bei gleigem Raumgehalt, feine Miihungsgröße (ſtochiometriſcher MBerth 
ser Atomzabſ), ober: mit um fo Beinerem Gewichte geht er in andere 
wit ihm mifchhare Stoffe ein uns um fo größer muß mithin pas Gewicht biefer 
anderen Etoffe feyn, wenn fie auf erfieren chemiſch erichäpfen einwirken und 
von ihm entiprechente Rückwirkungen empfangen follen; I) bezeichnet man 
von Röhiometrifen Werth eines Grundſtoffes mit m, deſſen Dichte im 
Gaszufanve mit d, feine Gigenwärme mit c und He Dichte veflelben 
Goes im Karren Zuſtande mit dx, feine Sigenziehung oner Coharenz 


Yingegen mit t, fo IR = mlthin de = im mw m = —; divi⸗ 


dire ich daher bie Dichte des Eioffes mit feiner Atomzahl, fo giebt ver Duotient 
vie gefuchte Gohärenz deſſelben im flarren Zuſtande; multiplieire Ich dagegen 
bie Tobarenz eines Aarren Stoffes mit feiner Atomzahl, fo erhalte ich als Propuet 
feine Dichte und vivisire ich bie Dichte der flarren Gtoffe durch ihre Coharenz 
fo gewährt der Duotient den ſtöchiometriſchen Werth veſſelben. Gofern ſich aber 
Die Dichten ver gafigen Grundſtoffe verhalten, wie ihre Atomzahlen, fo ann man 


mithin in obigen Bormeln auch d ſtatt m fegen nub mithin fagen: d = = 


». h. die Dichten ber gafigen Grundſtoffe find gleich ven Dichten berfelben Stoffe 
im Rarren Zuftande, dividirt durch ihre Gigenziehungen, und mithin ifl dann 


seemti — und da fid) bie Gigenwärmen verkehrt verhalten 





wie die Dichten ver gafigen Grundſtoffe, fo if daher au c =. jo wie 6 


=cdz a dx! Um da fi endlich bie m verhalten wie bie c, fe 
© 


kann man u ſtatt c vie chemiſchen Baffungsgrößen einzelner — für 
einen, deren Miſchungekraft zur Vergleichung dienenden Grunvſtoff (z. V. die 


fuhungen bes Profeſſors Schröder zu Mannheim über bie Abhängigkeit 
ber phyfifchen Bigenfchaften gemifchter Stoffe von jenen ihrer Urftoffe 
oder Grundſtoffe, und damit zugleich über das Berhälmiß des Raumge- 
baltes (Bolum’s) zum chemiſchen Beftande (ober zur hemifchen 
Befchaffenheit) bereits thatfächlich nachgewieſen, daß foldyen Weges er: 
 wünfchte Forſchungs⸗Helle zu gewinnen flcht*) über ven gefebmäßigen 
Zufammenhaug dev phyſiſchen Verhalten und ber chemifchen Bethätis 
gungen ber Stoffe. Nachfolgendes möge im. gebräugten Abriſſe den 
Werth von Schröder’s hieher gehörigen Leitungen andemen, ®*) 


Atomizahl jenes Sinzeiuen ver übrigen. Erundftoffe für die Zahl des Oxygen) in 
bie Bormeln aufnehmen und aus ihnen ableiten. Es folgt aber =) ans dem 
Verhaͤltniß ver Wärme zur Cigenziehung, daß bei nen Starren ber Gran 
her Tehteren weber allein durch vie ABärmefaflungs- Größe noch allein vurch 
das Maaß ihrer Schmelzbarkeit; ſondern durch bie Derbinzung beiner beftinmat 
. werke; daß man mithin vie Gohärenz Der Starren zu betrachten bat: als 
bas Product ans ihren Waͤrmefafſſunge⸗ Größen und ihren Schmelzgraben; e8 muß 
baher, Vorangehendem entiprechenn, dieſes Produet gleich ſeyn, der Dichte ber 
flarren Srunpftoffe vivibirt vurch ihre Atomzahl, woraus denn weiter ſich ergiebt, 
daß Die Atomzahl ner Rarren Erundftoffe glei if ihrer Dichte, 
divivirt buch das Probnet ihrer Gigenwärmen und ihrer. Schmelz 
grabe, uns, ba fowohl bas Lihtbrehungsvermögen ber gafigen beenz- 
baren Grundſtoſſe, als auf das ihrer SchallsLeitung, nicht nur im ge⸗ 
raden Berhältniß ihrer Dichte ftebt, ſondern zugleih auch durch Ihre 
Atomzahl beftmmt wir (fo daß, abgefehen von ber Dichte, die Ficht- 
brechung um fo größer, je Keiner wie Atomzahl; fie iſt 3. B. beim FeO größer, 
als bei Fe2 03) beine aber, nem Zuvorbeſprochenen gemäß, nothwendig auch 
mit ver Coharenz der Stoffe im Zufammenhange fliehen, die ſe jedoch 
ſelbſt nur als ein beſtimmtes Moment der Begenwirkung des Elektro uns Thermo⸗ 
(Sp: Metall» und Kryſtalle) Magnetismns gegen vie Wärme betrachtbar 
iR (Magnetismus — freier Cohãrenz, Gohärenz — gebundenem Diagnetisnzus ; 
«aD, ©, 11 und ©. 26) uns wie wir jeht wifien, eben darum au weit 
bee Elektricität im Verhältniß wechfelfeitiger Erregbarkeit und Befimmbars 
Seit, Gleiches aber auch von ver Glektricttät in Beziehung auf Ghemism us 
(im Galvanismws) nachweisbar hervortritt, fo geben jene Wormeln zu glei⸗ 
Ger Zeit Beranlaffung wie Anleitung, die gegenfeltige Abhängigkeit ber äußern 
und inneren, phnfifhen und chemiſchen Bethätigungsformen aller Stoffe auf be: 
ſtimmte Regeln zurädzuführen, dieſe felbft aber, als Grgebnifle genügenter Be⸗ 
obachtungen zu benugen, um bie ihnen zum Grunde liegenden Naturgefeße zur 
Horen Anſchauung zu bringen. — Meinede lieh ven hieher gehörigen ganzen 
Abſchnitt ver vergleichenden Ueberſicht des Syſtems ber Chemie, um auf das 
Buch aufmerkiam zu machen, ohne Vorwiffen ibres Verfaſſers, von dem ihm zu 
Gefichte gelommenen Aushängebsgen (M. lebte vamals in Halle, und das Bud 
wurbe in Halle gedruckt) in pas yamals von ihm gemeinfchaftliih mit bem Herausgeber 
rebigirte Schweiggeriſche Journal der Chemie (XXVI 153 f.) einrüden, 


9 Bergl.: „Die Molecularsolune per hemifhen Berbinpungen im 
fehen und flüffigen Zuſtande. Bon H. Schröder, Prof. d. VBhyfit 
uns Ghemie c Mannheim, Verlag von F. Vaſſermann. 1843. gr. 8. 

*) Yu) Kopp Hat bereits 1840 über hieher gehörige Verhaltnifſe Lehrreihes bars 

geboten; ſ. veffen lieber d. Mobificat. 9. mittl, Sigenfchaften m. Fit, a, M. 
bei G. V. Kettembeil 1841. 


% 


6) Dichte und Gigengetwicht ein⸗s Stoſſes Find gleichbebeutenn, wenn bei 
ver Behimmmung des lehieren verfahren wurde, ähnlich, wie bei der Feſt⸗ 
feung des Gramm⸗ Gewichts; Gramm ıdie Gewichts, Einheit bes 
metrifchen Syſtens) heißt aber jenes Grundgewicht, welches glei kommt 
em Gewichte eines Cubikcentimeters Waſſer von größter 
Dichte; als ſolches gilt Waſſer von 4° C. Der Quotient aus bem 
Anmigewicht,, dividirt durch das Eigengewicht, iR dar (beobachtete) M os 
leralaxrsBolum; fo nennt jet, Berzelius hierin folgend, Schröo⸗ 
der das feinen chemifchen Aequivalente (oben ©. 849) proportionale Vo⸗ 
Im der Menge eines Stoffes. Sonſt nanute er es Aequivalent⸗ 
Bolum; eine Benennung, welche, da fie nicht an eine zeitgemäße An⸗ 
fit — nämlich nicht an Mobeeule (oben ©. 771) erinnert — vorzüg⸗ 
licher zu ſeyn fcheint. Iſt Daher 3. DB. das Atomgewicht es O = 100 
Gra, fo if das Hequivalent des Cu 8986 (vergl. ©. 857), dieſes mit 
100 multiplieirt und dann feinem Eigenwicht, es =. 9,00 vorausfept, 
Vividirt, gibt 44, alfo 44 Eubiccentimeter; 396 Grm Cu enthalten 
within und füllen deu Raum von 44 Eubikcentimeter. 

M Die Bolume der chemiſchen Arquivalente gafiger Stoffe, Fall's diefe weit 
genug von jenen Preflungen und Temperaturen entfernt find, bei welchen 
fe ropfbar werden, find Diulripla ein und Derfelben Einheit, oder Rechen 
zu einander in ganzzahligen Verhältniſſen. Ebenſo flellen jene Ber 
dichtungs⸗ Größen, welche bei chemijchen Verbindungen der Gaſe ein: 
treten, ) ganzzahlige Theile ihres vor der Berbindung gegebenen Bes 





*) Wit alle Safe verdichten fich, wenn fie ſich chemiſch verbinden, 100 Maaß H Gas 
Ayugt mis 100 Maaß Ch- Gad 200 Maaß Bodrochlorſaͤure⸗ Sad (Salzſaͤure⸗Gas; 
B2Ch 2); ebenfo gewähren 100 Siyans oder Blaufoff: Bad und 100 H-Gab 200 
Fperobyan s oder Blauſaure⸗Gas CH 9 Ky 2). Jedes der einzelnen Safe wird biebei 
um die Raumgroͤße des anderen verdünnt, indem eb ſich mit ihm verhinder: fo 100 
H um ben Raum von soo Ch un) umgekehrt 400 Ch um den Raum von 490 H. 
Wire es möglich, Siblldended Gas CH 8; oben S. sia und mit dem gleichen Maaße 
Daſſerdampf wen gieldyer Spannung zu verbinden, fo würde dieſes Gemiſch bei folcher 
Babindung eins Verdichtung erleiden, die hinſichtlich ihrer Größe dem Raumgehalt 
Kb bb. Gaſes owner ded Waſſerdampfo gleich kaͤme; 100 CH-©ad + 100 HS O Ba} 
warden 100 Maaß Alkohol⸗Gas CAlfohels Dampf) gewaͤhren; vergl. ©. 206 Anm. 
Ju der erwähnten vergleidyenden Ueberſicht ded Seſtems der Chemie findet man zahl⸗ 
seine Tabellen über Berbindungd » Berdidiungen und Berdünnungen 
ber gafigen, der sropfbaren und der Karren Stoffe ſowohl unter ſich, ald gegenfeltig; 
fo wie ver Miſchungs⸗Kälte und Wärmes@rzeugungen, der verfchledenen 
Bärmes und Hip Meffungdfcaien, Wiärmungddehnungen und Käls 
InugdösWerdidhtungen, der Eigendichten, Eigenwärmen, Etgens 
iichungen (Sobärenzen), Schall: md Wärmeleltungen, Lidht:Bre: 
Gnngen nd Wärmefttalungen verfchtedener gafiger und nidhtgafigerer Stoffe, 
wieder Wärmungds md LeuhtungdsBermögen des verfchledenfar: 
digen LAlchtes, Deögleichen Tabellen über Die vom Waffer verfhludbaren®ad: 
Mengen, über die bet Sad: Mifhungen verbrauchten Zeiten, fe wie über die 





8900 





ſammt⸗ Raumgehaltes dar. Bet ben Tropfbaren findet Gleiches 
ſtatt: e) im folchen ungleichen Temperaturen, bei welchen ihre Dämpfe 
gleiche Spannung befigen, und bei Starren wahrſcheinlich bei jenen 
ungleichen Temperaturen, bei welchen fie gleiche Abſtaͤnde von ben Tem⸗ 
peraturen ihren beginnenden Schmelzungen barbieten. Der Raumgehalt 
eines Aequivalents O⸗Gas ftcht zu dem des H-Gaſes bekanntlich im Ver⸗ 
Hälmiß von 1:25 100 Grm O⸗Gag von O°C und bei 76 Gentimetre 
Barometerftand haben ein MolerularsBolum von 69 Cubikdecimeter, 
während das des H-Gaſes unter gleichen Bebingumgen gleich 2mal 69, 
d. i. = 138 Eubifveeimeter beträgt. SIR ferner das Volum des Waflers 
= 8, fo ifl jenes des CI2 (oben &. 837), und bei gleicher Dampffpans 
nung — 10, da6 des AeO (Meiherd); oben ©. 851 — 17 und 
jenes des Ae0 H20 (Altohol’e) = 20; wierernm als Aequivalent 100 





verfchiedenen älteren und neueren Maaß⸗ und Sewichts⸗Sſyſteme, über Müd: 
führung der Ebner, Nürnberger, Altfranzdfifchen nd Sollandiſchen 
bürgerlichen und Medicinal⸗Gewichtes auf Milligrammes, fammt Rüdfüprungen bed 
fransdfifhen auf engltfche und deut ſche und umgekehrt, der Naumgrößen 
durch Wafler oder durch Mercur im verfchiedenen Fülungdpdben gefperrter Safe, 
der Rüdfüprung der Grane, Drachmen und Unzen auf Decimaltheile beö 
Medtcinalpfunded, fo wie der Bortommen ſammtlicher bid zum Jahr 
1821 bekannt gewordener Srundftoffe, Isrer Elgengeftaltungen fo rote jener 
ihrer Verbindungen, des Geſchichtlichen Ihrer Bekanntwerdungen, und ebenfo 
auch überfichtliche Bergleichungen der Einzelgebilde (Organe) der pflanzlichen 
und thierlichen, fo wie ded menfchlichen Drganidmus. 

*) Verſchiedene ätberifche Dele verbinden fih mit dem Weingeiſt unter Bers 
dünnung; dem ed tritt dabei Temperatur-Erntedrigung ein. Lavendeloͤl macht 
jedoch, Geoffroy zufolge, Hievon eine Audnahme, Mehr noch, wie ſich Weingeift 
mie Waffer erhigt, wenn beide ſich mifchend verbinden, erfotgt Steigerung der 
Temperatur, wenn der Weingeiſt Salmlak gelöft enthielt. — Au Belebung auf Ger 
fepliched der Molecular: Bolume dürfte Übrigend auch lehrreich audfallen eine nähere 
Prüfung jener Raumgrößen : Wedyiel, welche beim fog. Stedgerinnen und dems 
ſelben thellweld säßneinden Borgängen, 3. B. dem Stahl -Brödein (5. 352) eins 
treten. Ein Beiſpiel einer ſehr entichieden hervortretenden Siedgerhmung gewährt 
unter andern dab Natronkali⸗Tartrat oder fog. Seignette⸗Salz, bereitet durch 
Loͤfen von ı Gewichtstheil kryſtalliſirten kehlenſ. Natron's im 3 fiedendem Wafler und 
Zuſatz von fo viel gereinigtem Weinſtein oder fog. faurem welnfaurem Salt, daB vie 
Fluͤſſigkeit vollkommen neutralifirt erfcheint; man Bringt fie dann — zur Befoͤrderung 
der Kryſtalliſation — unter Bufag von noch 1]24 Ponlenf. Natron'd In Kryſtallgeftalt, 
und kryſtalliſirt dad alfo gewonnene Salz: um ed von weinfaurem Kalt zu befreien, 
den der Weinſtein mitbrachte, nochmald, indem man ed in heißem Wafler löf und 
die Löfung ſiedendheiß durch Fließpapier und Flanell feihet; ed giebt diefed Salz vers 
kohlt einen den gewöhnlichen an SchmelsungdsBeförderung überrreffenten ſchwarzen 
und ebenfo auch einen trefflichen fog. weißen Fluß; vergl. eben ©. 206 Anm. 
Röfet man 8 Gewichtötheile kryſt. Setgnette- Salzed in binrelhend Wafler, fättigt 
die Löfung dann mit 8 Theilen mit dem nbrhigen Waſſer zum dünnen Brei gelbfchtem 
Kalt, kocht dad Ganze und felher ed fiedend Heiß durch, fo gewährt die Fluͤſſigkeit⸗ 
bei Siebhige bis zum Erſtarren abgedunftet, eine ſtarre Waffe, die, indem fie erkaltet, 
fläffig wird. 


| 





Grm O genommen bietet, bei einer Dampffpannımg von 76 CCm, ein 
Aequivalent H3 08 > 89 — 117 CCm; eines dergleichen von CB210 
. 89 = 890; eines des AcO 17. 80 = 6693 md eines des AeO H2O 
glei 20mal 39 — 780 CCm. Bei einer Temperatur, in welcher Cu 
und ebenfo Fe von feinem Schmelzpunkt eben fo weit fernt, wie 0° 
C von Rothgluth, iſt fein Molecular-Bolum glei 11.4 = 44, wäh 
rend es unter gleichen Bebingungen beim Au 16° 4 — 64, beim Mr 
22.6 — 88, beim 8 25.4 — 100, beim Sb 30.4 — 120, beim Ch 
00.4 = 240 COm, b. i. Eubic-Gentimeter beträgt. IR daher das Mole- 
ealars Bolum Bes Fe = 11, fo il das des Au 16, das bes Mr 22, 
des 8 25, des Sb 80 und des Ch 60, während es bei Eiſenoryd (Fes 
03) gleich 46 und bei Zinnober (MrS) gleich 45 hervortritt. Die 
Summe der Molecnlar-Bolum von 8 und Mr if gleich 29 + 25 = 
47, aber bei ihrer Berbindung zu Zinnober erleiden fie eine Verdichtung 
gleih 2, mithin bieten fie dann dar ein Molecular: Bolum — 45 ıc. 


N) Shröder nennt das Moleceular-Bolum ein beobachtetes, wenn 


es mittel Diviflon des Atomgewicht’s durch das gefundene größte 
Eigengewicht erhalten wurde. Dividirt man dagegen das Atomges 
wit durch das berechnete oder theoretifche Molecnlar-Bolum, fo gibt 
der Duotient das theoretifche Eigengewicht; 3. B. 201 Grm 8 vors 
ausgeſetzt, daß O = 100 Grm genommen if, (ſtehe oben und vergl, 
©. 859) nehmen in Cubiccentimetern an Raum ein von (ober haben ein 
theoret. Moleenlar-Bolum =) 1,00. Sollte hienach gefucht werben das 
Bolum der Gewichts: Einheit des Schwefels, fo wäre fein Molecular⸗ 
volam durch fein Atomgewicht zu dividiren, und wird nun in Einheiten 
des metrifchen Syſtems ausgedrückt durch P das Atomgewicht, durch V 
das Molecularvolum, durch S das Bigengewicht und vu o das Volum 
ver Gewichts: Winheit eines Stoffes bezeichnet, fo Rs Fe — 
=V und mithin Pe — oder Q = n bas Bolum ver Ge 


wichts· Einheit des Stoffes, daher: der verkehrte Werth feines Eigengewichts. 
Daß ſich Hinfichtlich ihrer Molecular⸗Volume Stoffe einander nähern wer: 
den, die hinfichtlich ihres Atomgewichts und Eigengewichts nicht betraͤcht⸗ 
li von einander fernen, und daß, Balls einer diefer Werthe bei zwei 
oder mehreren Stoffen zwar nicht unbeträd;tlich von einander abweicht, 
dagegen aber auch ber andere umgefehrt entiprechend ungleich hervortritt, 
die Molecular-Bolume vollkommen glei ausfallen können, zeigen 
Schröder's hieher gehörigen Berechnungs-Ergebniſſe; denn es haben 
» 8. Fe, Cu, Co und Mn gleiches theor. Molerularvolum, nämlich) 
44, während S (und S2) 100, P2 270, Se 112, Te 128 und As? 
(ww Ti) 156 beflten, Cr 72; ferner ift es bei C nur =, 88, 
bei AI2 hingegen 60; bei N (Na) — 128, bei K — 240, bei Ca,’Mg, 
Zn, B und Pd = 56; hingegen bei Sr 104 und bei Ba — 144, bei Mo 


unb bei W (Sh; oben ©. 856) = 68: bei Pk um Ir 525 bei 
An sub Os —. 64; bei Cd 80, bei Mr 88, kei Ph 112, bei Ag und 
Bi = 1838; bei Ch8 — 240, bei Br? = 368 und bei J2 =. 424. 
Yebrigens weicht das thenret. Molerulor «-Bolum vom beobadteten 
in der Regel nur fehr wenig, zuweilen gar wicht von einauber ab. Go 
iR 3. DB. das Atomgewicht von KO — 580, die Summe ber Volum. 
240 + 64 = 304, vie bei ber Bereinigung eintretende Verdichmug — 
80, das beob. Vol. 322, das theoretifge 224 (Die berechnete Dichte 
264). Wenn fih 1 Atom Cu, Mr, Zu mit 1 Atom O verbindet, bes 
trägt die Verdichtung burchgängig 38, bei Sn + O iR fie = 40, bei 
N+0O = 56; ki K + © (und ebenfo bei Ph - 20 med Sh + 
20) = 80; bei Ti + 30 und Nie O8 (Rickel⸗Hwweroxyd) == de; 
bei Alg 03, Fe2 08, Co2 08, Bb2 08, BiE 08, Sb 02 (Btibichtfäure; 
vergl. oben ©, 884) Sn 03 d. i. Binnfäure und As2 05 (Arfenfäuze) — 
96, bei F6804 (= FeO + Fe203;, Hammerfäleg) mund bei Ph8 
04 (MRenunige, d. i. PbO -+ Pb2 08 ober gelbes Bleioryd, verbunden 
mit rothem Hyperoxydul) — 128.4) Daß «6 übrigens moͤglich ſeyn 


d 


*) Ks Calvert ſledende Natron⸗Zauge von 400 — 450 mit Bleioxyd⸗Hydrat 
fättigte umb die Aufläfung vann erkalten ließ, kryſtalliſirte aus derſelben, tim 
ziemlich vegelmäßigen Mürfeln, zofensothes Bleiozyb, »as bis zu 400° 
O erhigt, an Umfang zunehmend, unter Verknifterung fich ſchwarzte und biebei 
etwa 0,1% Waſſer entlie, Bis zur Rothgluth erhitzt, wurbe es, ohne Ger 
Ralttänperung, ſchwefel gelb, und Hierauf, nad dem Erkalten, jerriehen, ge 
währte «8 ein, ber Bleiglatte ähnliches pomeranzengelbes Pulver, zas chemiſch 
zerlegt, auf 92, 83 Pb 7,17 0 enthielt,. mithin auf 100 O volle 1294,7 
Pb, b. i. Auferfi wenig über 1 Atom Blei (oben S. 857) geforwert haben 
würde. Gin viefem Blelorgpe ifomeres, aber amorppes, rothes PhO 
kam augenblidlih zu Stande, ale EC vas Bleiotyd⸗ Hybrat In ſchmelzendes 
Natronhydrat warf; während aber das vorige Oxyd geringe Auflöslichleit im 
Gäuren varbot, wurde dieſes von venſelben fehr leicht aufgenommen. (66 
ahnelte der Meunige, wurde bis 3u 300% -- 400° C erhitt, dauern roth: 
braun, über 400° U Hingegen ſchwefelgelb. Das Feuchtungss WBafler war tie- 
fem Oxyde meit ſchwieriger zu entziehen, als dem erfiegen. Gin nen exfteren 
keiten wahrſcheinlich ebenfalls ifomeres vrittes Bleioryd ſah C durch Grkal⸗ 
ten aus einer Kalilange von 49° ſich ſcheiden, das wahrſcheinlich gleich war 
jenem, welches Mitſcherlich auf vemſelben Wege In Yorm gelbliger 
Blattchen erhielt, vie erhigt fich rötheten, während rothe Blätichen, vie 
* nach ven gelblichen, dieſe bedeckend, ausſchieden, durch Erhigen gelb wur⸗ 

ven. — Bereitet man eine verbünnte Löͤſuug friſch bereiteten, mit Ghlor Bei 
niederer Temperatur wohl gefättigten Shlorfalt’s (&. 800 Anm.) ums 
gießt viefe in hinreichend gewäflerte und mit etwas Azotfäure angefäuterte 
2öfung res azotfauren Bleioxyd (Pb O A? 05), fo entfteht ein fer bald vol: 
Soımmen vunkelbraun erſcheinender Nieberſchlag ven Pb2 O4, und Aehaliches 


erfolgt auch mit der wäflerigen Loſung bes eſſigſauren Bleioxyd (Pb OA); ; 
war hingegen ber Ghlorfalt warm bereitet ober ſchon wor langer Zeit darge⸗ 
ſtellt, fo zeigt Der Nieverihlag gewöhnlich vie Farbe der Mennige uns ſcheint 
von biefer nur dadurch abzuweichen, daß er Pb2 03 ohne Beimifgung von 
Ph O' iR. — Da vas braune Bleidyperoryd gegenwärig in großen 


— — 


bärfte, die, Bei ſolchen Berbichtungen obwaitenden Auyichungs-Wrö- 
ben nah Drusfgrößen gu.meffen, wurbe bereits oben S. 88 Anm. 
zu erweifen verfucht. Weber die Dichte ber H2CHD and ABOS vergl. 
©. 387 Yum, nnd 889 Aum. 





H Ju der Negel erfolgen bei der Oxydation die größten Werbidktungen; 


ki mehreren Galogenationen (Berbinungen der Brennbaren mit 
wuestzünblichen Galgseugern ; oben ©. 850) werben fle bagegen negativ, 
v5 es erfolgt Husbehnung, Ratt Sufammenziehung, bei anderen if 
Unsschnung, wie Zufammengiehung — O5; fo 3. ®. bei KB -P. Ch2, 
Ca+Ch®, Br2 + K2 ., während Ca 4 ChS eine negative Bu» 
feumenziefung == 16, Ag2 ++ Oh eine — 48 und Pb Ch2 em von 
64 darbietet. Die Drennyünder ſchließen ich au in dieſer Ginficht 
ven unentzänblichen Galzzeugern an; benn währen 3. B. 8 mit Cd, 
uch wit Ps, noch mit Cu.weder merliche Berdichtung noch Berbinzung zu 
Dege bringt, beiträgt lehtere bei Mr, Zu, Sa und Mn-& volle @, 
elenſo bei (Ca® + Ag) + 82, d. i. im Gilbertupferglang, hin- 
gegen Bei Ag + 6 (Bilderglanz), Ca2 + 8 (Aupferglan;), 
Ph8 (Bleiglanz), bei BIS, beim Kupferkies (Fola S9 und 
bein BunbKupfererz (Fe + Cu 4 + 89), Nie + AR (Rupfer- 
nicke) mad Co + Asp — 16, bei Pi + 82 aber 32, bei Ag863 + 
86988, d. i. beim Dunkelroty gültig, bei Ags S8 + AR S3, d. i. 
bein Lichtroth gültig, beim NIS ober Haarkies, beim Mo S2 
oder Molybdänglanz uud Mufiygold, d.i. beiSn BA volle 48, bein 
Viemuth⸗ und Stib⸗MWlanz (BiB 88 und FhaSs) 84, beim Strah⸗ 
lies (FeS8) 92, beim Eifenties (FeES3) 06 und bi As + S = 
8. Bel den Berbindungen ber Orydbaſen oder Sauerſtoff⸗Salz⸗ 


gränder mit Säuren, d. i. vom Zufammenfssen der Sauer ſtoff⸗ 





Moffen verbraucht wirb, zur Bertigung von Zündhölzchen, fo ſiellt ſich 
dieſe Bereitungsmethobe wohlfellee heraus, alt jene mittelſt rauchender Azot⸗ 
Hure > Mennige (S. 822 Anm.), um als Tas ber Shwängerung ber 
Mernige mit Chlorgas (von dem man fie durqhſtreichen läßt, bis fie voll⸗ 
fonımen gebräunt ift; 100 Mennige gibt, in dieſer Weile mit Ch Gas 
behandelt, 68 Pb2 O4, over wie man fonft auch, die Zwifchenftufe Pb2 
03 nicht berülfichtigenn, ſchreibt: Pb 03.) — Will man das Hei vielen chemi⸗ 
ſchen tungen abfallende Schwefel ſaure⸗Bleioxryd over Bletoxyd⸗ 
Sul phat (ſchwefellau es Bleloxo ‚wicht nis ſolchea cuberweit verwenben, fo kann 
men es, innigſt gemengt mit 1/, feines Gewichtes und ebenfonicd Kohle, in 
einem, bebeften Gchmelztiegel durch anderthalbfündiges Glühen zu reinftem 

fen Blei (mittelſt ver Kohle) veforyeiren ober redueiren, ba baum 
zwgleld- nicht minder reines Schwefel-Eifen (eine zur Gntwidelung von 
BR 5 ganöbalich fee in Gebrauch genommene Berbinhung) als Schlade her⸗ 
vorgeht. Nebrigent it Pb 0503 ſehr Lösti in der waſſerigen Eöfung beb 
Ammonoryb⸗Suiphat, mit dem es, Bitton zufolge, ein Doppelfalz bildet — 
A3H80SO03 -+ PhOSOSs, procentiſch aus 30,4 des erfimen Salzes + 
40,6 der Ichteren zufamnmengefcht. 


- 


v 





‚Salze, fand ©. fe ebenfalls ſehr verſchieden; während nämlich Bei 
A205 ( Azotſaͤure oder Galpeterfäuse) weder mit Ag20, noch mit 
Ba O, SrO, KO, A2H8O unb PbO irgend ‚eine Berbichtung nach⸗ 
weisbar wurbe, betrug fie bei N (Na) O volle 16; bei 8 O3 (Schwefelſaͤure) 
wit Ca O, Mg0,.Zn0, CuO, Ag20 war fie O mit NO hie 
gegen — 82, nit BaO, SrO mb PhO 8, mit KO — 64; bei 
COS (Garbonfäure) + Mno ‘= 165 bei ShO8 (Giherljäure ober 
Wolframfäure) + PBbO und + Ca0O = 80, + Fe O — 9. Dort 
wo ſchon beſtehende Salge mit Waffer zu Hybraten fich verbanden, 
erreithte fie bei NO Co2 mit 40, bei MgOA2OS mit 4, bei CuO 
ABO5 mit 3 und bei FeO0 803 mit 6 H2O Feine merkbare Groͤße 
(war — 0), hingegen bei Ca 0 808 mit 2H220 die yon 16; bei NO 
: C02 + 8, Ca0 C02 + 5 und Mg0CrOS 7 H20 bie yon 32; 
bei Mn 0S03 + 5 H20 jene von 48; bei CuOSOS + 5, Za 
0803 + 7 un» Mg0S03 + 7 H2O die von 80; bei Ni3O0 SO03 
+ 7 und biCuOCr 03+5 H3O jene von 96, biznO Cr 083 + 7 

: 480 die yon 18. Diefelbe zeigt auch der Diaspor, d. i. AIB O3 
+ H20 und ber Gibbſit, d. 1. A208 + 8H2O, währe Mg O 
+ 320 nur eine von 64 und BaCh2 -+ 2H 20 bie von 80 barbietet. 
Bei Husgleihungen von Pb + Sn und + 25n, fo wie + 2Sn 
+ Bi, fo wie bei Bi + Sn und ebenfo + 2Sn, fo wie + 2Sn + Sb 
und bei Pb + 2Sn + 2Bi war fie — O3; yergl. oben a £. 

" Da das Molerular:Bolum bes Alkohol nahe genau die Summe ter 
Molerular Bolume yon 4 Atom Aether + 1 Atom Waſſer (Ae0O + 
420) darſtellt, ohne daß es babei zu einer Verdichtung gefonmen 
wäre (663,3 + 117,1 = 780,4, mithin nur 0,4 darüber), fo darf man 

folgern, daß der Alkohol wirklich aus der Verbindung des Aethers mit 
dem Waſſer hervorgegangen, und auch, baß diefe Verbindung in die Abs 
tbeilung der Ausgleihungen ohne Verdichtung gehöre. Halb 
fo große Spannung, nämlich jene, welche einer Barom.-Mercurfäule von 
0,38 Meter entfpricht, zeigen Waffer-Dämpfe, nad Ure bei 84°, 
9 C, na Arzberger (berechnet nach der Mayer’ichen Formel) bei 
81%, 5, im Mittel alfo bei Bio, 7 C; Wetberbämpfe, nad 
Schmidt, bei 21%, 45 nach Munde’s nd Schmidt’s Beobachtungen, 
berechnet nach der M'ſchen Formel, bei 200, 1; im Mittel alfo bei 20075 
die Dänpfe bes (jedoch nit vollfommen waflersfrein) Alkohel, 
nad Ure bei 61%,4 und CS? ober Carbonſulphid⸗Daämpfe, nad 
Marx, bei 879,1. Bieht man dieſe Temperaturen von ben zugehörigen 
Siedepunkten ab, fo erhält man jeue Srabe- Anzahl, für welche, Gay 
Luſſac's Beobachtungen gemäß, bie Berdichtungen zu berüdficktigen 
find; fo bei Wafler: 100° — 819, 7 — 18%, 3; bei Mether: 850,7 — 
20°7 — 15°; bei Alkohol: 789,4 — 61%, 4 = 417,0 md bei Car: 

bonſulphid: 480, 6 — 2701 = 190,5. Es hört aber (ſ. w. u.) 
das Molecular » Bolum eines Tropfbaren auf in ganzzahligem 





Derhaͤliniß zu ſtehen, in Temperaturen, bei weldgen es fi feinem Er⸗ 
Aarrungspunkte nähert, ähnlich, wie bei, Eufen, die das Maris 
ottefehe Geſetz auch nicht mehr genau befolgen, unb mithin auch nicht 
das der Molecular» Bolume, bei Temperaturen und Preflungen, welche 
Be ihrem tropflichen Blüuffigfeite-Zufande nahe beingen. 9) — Bei 4° C 
iR die Spannung bes Waſſerdampfes nur = 0,2 Parifer Zoll, waͤh⸗ 
rend fein Bolum, 112,5 — 8. 37,5 mithin, betechnet nach Gay⸗Luſſac, 
immer noch viel zu groß, im Bergleich mit jenem bes Alkohol bei wiehe 
als der doppelten Spannung; beun, nach Ure, hat Alfohol-Dampf 
bei 5 C 0,56 Barifer Soll, nah Watt 0”, 48, im Mittel von beiden 
Beobachtungen alfo 0,52 Barifer Zoll. — Nah Schröder weiteren Unters 
fuhungen enthält ein Atom Aldehyd (oben ©. 584), das nach Liebig 
bei 210, 8 C flebet und bei 18° C — mithin ziemlich nahe feinem 
Eiedeprunfte — 0,790 Gigengewicht hat, und da fein Atomgewicht (C4 
3802) 550 beträgt, bei berfelben Temperatur Er = 096 (= 18. 
88,7) MolecularsBolum darbietet, 48 ſolcher Bolume, deren der Hether 
17 barbietet. Bei Siedhitze ift hienach das Molecular -Bolım des Als 
dehyd — 702 und fein Eigengewicht — 0,784. Vergl. oben S. 55 fi. 
— Gollen übrigens CigengewichtsBeſtimmungen ber Tropi- 
baren für Feſtſtellung des Welches der Molecnlars Bolume (vergl. ©. 
894 Bemerk. ©) lebte Zeile) zwecdienlich erfcheinen, fo mülfen fie, Schrör 
der zufolge, vollzogen werden bei jenen Temperaturen, bei welchen bie 
Dämpfe folcher Tropfbaren gleiche Spannung haben; Gay⸗Luſſac's 
bieher gehörige Meffungen dadurch zu Stande gebracht, daß er bie 
(Kheinbare) Zufammenzichungen in Glas vom Giedepunfte ab be 
fimmte, fowohl für Waffer, als für Alkohol, Carbon⸗Sulfid 
(C82) und Aether, fand ©. vollflommen brauchbar, lieferte aber ©. 
127 feiner (oben S. 888 Anm.) erwähnten Schrift auch eine Tafel der 
wehren Zufammenziehungen berechnet vom Siedepunkt abwärts, 
Hienach hat alfo 1 Atom oder Aequivalent (was für Wafler gleicäbes 
deutend iR), Waffer oder 112,5 Grm H20, bei 100° C, ein Bolum 
von 417,1, d. i. Smal 89,08 Gubifs@entimeter; ein Atom Aether oder 
463,5 Grm. bei 359,68, ein Bol, — 668, 8; ein Atom Alfohol oder . 








9) Wenn ® afe durch Kältung oder Zulammendrud, oder durch vereinted Wirken beider 
Sewalten, dem Zuflande der Tropfbaren fich nähern, fo fcheint ed überall zunaͤchſt, 
te die Tropfbarkeit eintritt, zur Bildung von Dunfip[ädden Coben ©. 86) zu 
komm; und in ähnlicher Welſe dürften auch für Trepfbare ohnfern ihres Erflarrung, 
ungleiche Widerſtaͤnde ſich entwideln durch Regungen von Kryſtallmagnetismus 
md Arvſtalliſationd⸗dhaäſton, die Audeinanderſchiebungen und dadurch 
gen im Gefolge haben, ohne daß ſchon irgend ein wirklich ſtarres 
heiligen zu Stande kam; auch dad Waſſer zwifdyen 0% und 4° C dürfte feine 
Adſere Auddefnung diefen Urfachen verbanten; vergl. m. Cinleit. in d. neuere 


\ 














575 Grm, bei 70%,40 C, ein Bol. von 780,0 and ein Atom Garbon: 
Sulftv oder 477,3 Grm, bei 400,6 C, em Bolum von 890,9 Cubik⸗ 
Eentimeter. — Kopp’s in Beziehung auf Molecularvolum⸗Theorie wide 
tige Beobachtungs⸗Folgernug, das, wenn man die Siedpuukte einer’ Reihe 
von Paaren analoger Berbindungen grappirt, die Differenzen in ber 
Siedhitze ’ jedes analogen Paares gleich groß zu feyn fcheinen, hat 
Schroͤder, früher biefe Folgerung für irrig erochtend, als richtig aner- 
kannt in feiner neueſten hieher gehörigen Schrift: Die Siedhitze ber 
chemiſchen Berbinpungen ale das weſentlichſte Kennzeichen zur Ermitte⸗ 
Jung ihrer Gomponenten, nebft vollſtaͤndigen Beweifen für die Theorie 
der Molecularvolume ber Flüffigkeiten. Erſter Theil, enthaltend: bie 
Kohlenwaflerloffe und Kohlenwaflerftofforyre. Mannheim “Berlag 
von Friebrich Baſſermann 1844. gr. 8. Kopp (Annalen der Chemie 

and Pharmacie + LI 79 ff.) folgerte: 4) das Atomvolum (ſpeciſiſche 
Bolum oder Molecularvolum, d. i. der Quotient aus dem Atomgewicht — 
bafieibe bezogen auf O — 100 — bividirt durch das Bigengewidt; 
vergl. oben S. 889) eines Saͤurehydrat if allgemein um 534 Fleiner, 
ale ba6 ber entſprechenden Aethyl⸗Verbindung (vergl. oben ©. 876); 
der Siedepunkt bes erfteren findet fich, bei gleichen Barometerfkande, 
um 45° C Höher, als Zener der letzteren. 2) das Atomvslum eines 
Saͤurehydrat if allgemein um 800 Heiner, als das ber entfpredhenden 
Methyl⸗Verbindung (oben ©. 851 Anm); der Siedepunkt des erfte 
ren liegt um 68° C Höher, als jener ber Iebteren, mıb 3) das Atomvolum 
jeder „Aethyl⸗Verbindung* iſt um 284 größer, als das der entſprechen⸗ 
den Methyl-Berbindung; der Giebepunft der erfieren erſcheint, bei 
mittlerem Barometerſtande, um 18° C höher, ale jcner' ber letzteren. 
Daß ähnliche Geſetze auch für jene Wälle gültig hervortteten, in welchen 
H durch Ch vertreten wird, fuchte K. (a. a. O. 169 m. f.) darzuthun, 
auch anerkannte er in feinen zu Braunfhweig 1844 in 8. erfähiene 
nen „Bemerkungen zur Volumtheorie“, S. 134 f. daſelbſt, daß dieſe und 
jene Geſetze nur dann ihre Bültigkeit erlangen, wenn es fi} babei von 
gleiger Condenſation in Gasform Handel. Schröder folgert 
aus feinen Betrachtungen: 

a) das Bolum, oder bie Dichte im tropffließlichen Bufanpe, iR 
fortan für die Meinheit des zufammengefepten Stoffes unb 
bie Richtigkeit feiner hemiſchen Analyfe, auf ganz ähnliche 
MWeife ein Kennzeichen, wie es zeither bie Dampfbichte ſolcher Etoffver- 
bindungen gepeſen; ja es fann fogar zur Beurtheilnng der Kichtigkeit 
beobachteter Siedhitze dienen, unb umgelch:t diefe für jenes. 

») Gleichheit, oder ein einfaches Werhaͤltniß der Melecularvolume findet 
ſtatt a) bei Gaſen, die gleicher Temperatur und gleihem Drud 
unterioorfen worden, ober gleiche Spannkrafte Haben (wonach alfe 
fpecififge Glofticitäten ber Bafe als nicht vorhanden erachtet 
werden; 4) bei Tropfbaren in jenen ungleidyen Temperasurem, bei 





89 





welchen ihre Dämpfe gleiche BlaRicität haben; und y) bei Star⸗ 
ven muibmaßlich bei foldyen ungleichen Fühlwaͤrmen, die non jenen, bei 
welchen fie anfangen, Schmelzwaͤrme au binten, entiprechend fernen. 


e) Binfihtlih der Aequivalent-Zahl Choppelte Mtomzahl) des Chlor 


tänmen in neucſter Zeit wieder mehrere Chemiker der älteren Berze⸗ 
lius ſchen Beſtimmung den Vorzug ein, indem fie nicht 450, ſondern 
412,85 (al Atomzahl mithin 221,325) als bie richtigere anerkannt 
wien wellen. Hienach würde bie Öybrodlorfäure = 221,325 


Ch + 6,25H (Z 227,525) procentifch aus 97,258 Chlor nnd 9,747 Hy⸗ 


drogen beſtehen und tag vollkommen waſſerfreie, nad der Echmelzung 
zut grauen, durchſcheinenden, IryRallinifchen Mafle von 5,5 Eigengewicht 
erſtarrte Chlor⸗Silber, oder ſog. Hornfilber (Ag2 + Ch2) = 
83 Ag + 24,67 Ch feyn, während es, wenn Ch2 — 450, im Hundert 
ans 75,0223 Ag und 24,9777 infammengefegt erſcheint. Ebenſo ik K2 
Ch2 (das ſog. Digeſtivſalz) procentifch zuſammengeſetzt, wenn Ch® — 
42, aus 52,57 K und 47,43 Ch2, iR aber Ch2 — 450, fo haben 
wir 52,132 K + 47,88 Ch. Desgleichen beſteht 100 Rochfalz, if 
. 2 = 442 aus 99,69 N (Na) und 69,34 Ch, if Ch Hingegen — 450, 
fo find 100 N2 Ch2 zufammengefeßt aus 89,26 N + 60,74 Ch. 
Ebenſo if im erfleren Ball der Salmiaf, berechnet nach einfachem 
Grundverhaͤltaiß (4 Us + HCh — 106,25 + 227,575) procentifch 
iniaumengefeht aus 31,88 Ammoniak und 69,17 Hydrochlorſaͤure; im 
leßteren, da 1 Atom dieſer Säure 6,25 + 225 = 284,85 wiegt, aus 
31,506 Ammoniak und 68,494 Hydrochlorſaͤure, oder im erkeren Ball 
aus 33,733 Ammonium (A H4) und 66,207 Chlor, im letzteren aus 
39,338 Ammon und 66,867 Gpler, *) Noch größer wirb der Unterfchieb 
ver procentifchen Zufammenfrbungen bei dem Balcium-Ehloriv oder 
Chloxcalcium (©. 856), wenn man bier zugleich einmal das ältere Atom⸗ 


®) Zeit trocned Ammoniakgas In waperfrete Schwefeltäure, fo diſdet fidy eine eigens | 


Mämlide von Ammenssgd: Sulphat (AS As o 808) weſentlich verſchledene Ver⸗ 
‚nung, die, von Jaquelainm dargeſtellt, Indem er Durch gelinde Erwärmung 803 
Dampf in das A2 H6- Sad treten Sieb, unter Waͤrme⸗Entwickelung in Form weißer, 
lelcht ſchmelzbarer Flocken zu Gtante kommt, welche, nach der Schmelzung wiederum 
"us Einnmenlafgad geſchwaͤngert, eine weiße, luſtbeſtandige Maffe barfiellen, die fid) 
im Waſſer unter Temperatur⸗Minderung IdR und aus Meer Lbfung leicht eryfialllart, 
um 3. zufolge aud 4 808 +3 A® H6 befichen fell, eine ſchwach mis BGrdrochlorſaͤure 
gefäuette Ba Ch2-Röfung nicht truͤbt, wohl aber durch Ammoniak⸗ haltige Wars 
Gerd (Eplorbarium);Löfung, fo wie auch durch einen geringen Ueberſchuß zugeſetzten 
ets gefällt wird zu einer Verbindung, bie nad I = 3 808 +5 Ba0 +AJ HE 

fya fell. Man has jene waflerfreie aus Ammoniak + Schwefelſaͤure entſtandene Bers 
baduug, bie übrigend Lakmus leicht roͤt het und dur Alkohol aus Ihrem Löfungs:- 
welt gefaut wird, Sul fam id genammt, und fie verdient dleſe Benennung auch, 
MER man vorausſegt: daß fie 

= A4HSSSOSTAS HS 0.892 06+H9 O0 % 1, AG HI6.B4OAL+ H230 
Me Ueber Amin vergL.ubm ©, Brs- . ur 


v 


8 





dewicht des Ca == 256 und dann das neuere S 250 in Rechnung nimmt, 
Im lesteren alle beftehen 100 Ca Oh2, wenn Ch2 = 450, aus 
85,713 Ca und 64,287 Ch; it aber Ca — 259, fo iR das Berkälmig 
beider Grundſtoffe, wie 36,26 Ca zu 63,74 Ch; im erferew Falle, 
wenn Oh? — 442, haben wir, fofen Ca — 250 im Hundert 86,126 
Ca gegen 63,874 Ch; if aber Ca — 256, fo geftaltet ſtch das Ders 
haͤltniß wie 86,6746 On zu 63,3256. Ta das Atomgewidt tes Ca 
betraͤchtlich Heiner fey, ale 256, haben neuere, von Berzelius durch⸗ 
geführte Beriuche außer Zweifel geſetzt; ) daß aber die Beſtimmung 
des Chlor⸗Atomgewichts durch Gluhen des KO Ch2 Os eines genaueren 
Berfahrens bevärfe, als das zeither angewandte, findet ſchon darin feinen 
Grum, daß Prof. Mulder (den Zerfegungs- Vorgang bes chlorfauren 
Kali, wie er durch Ausglühen erfolgt, ſchärſer beachten) als er jenen 
weißen Rauch ven wohl jerer wahrgenommen, der ſolchen Meges 
O-Gas entbunden, im erfkrtzahgelagerten Zufande wog, fan», 
Daß das ſelcher Weife rauchfärmig mit dem O⸗Gaſe herübergeführte 
Kali: Ehlorat auf 100 Grm ber Gfühung muterworfenen Salzes, 
wohl ‚gegen 186 Milligranm betragen Tann; deun 41,600 Grm gaben 
ihm 0,087 im Falten Eperrwafler gefanımeltes KO Ch2 05. Bergl. 
eben ©. 798 und 803. Daß fi durch Vermiſchung von Könige 
waffer (6. 808), gefertigt aus Hydrochlorſänre + Azotfäure, durch 
Zufap von Kali kein Hlorfaures Kali bereiten laffe, zeigten mir hicher 
gehörige Verſuche bereits vor einer langen Reihe von Jahren, und 
ebenfo, daß im Koͤnigswaſſer das Wirkende eine eigenthämlihe Doppels 
fäure fey, die ih, in meinen Grundzügen 1. 235 f. Chlorfalpets 
richtſaäure namte; das Verhalten (der Metalloryde zu fog. Goldſcheide⸗ 
wafler) in Baudrimont's hieher gehörigen neueren Berfuchen betätigte 
dieſes -volllommen: ®., prüfend Edm. Dayy’s im Jahr 1931 ans Bers 
fucyen abgeleitete Folgerung, daß der Bolbsauflöfende Stoff in dem durch 
Auflöfen von Kochſalz in Azotfäure bereiteten Königewafler (obgleich 
Chlorgas Au leicht mit demfelben -zue golngelben tropfbaren Flüffigkeit. 
fig verdichtend, aujloͤſt), nicht im angeblich freien Chlor beffelben, ſon⸗ 
ern einem eigenthämlichen: @afe: bekehe, welches aus: gleichen Maaßthhei⸗ 
len Ch- und A2 02 Gas zufammengefeht und 1,759 Eigengewicht beftbenb, 
von ihm Hlorfalpetrih:faures Gas genannt wurde, jedoch nicht 
frei von ungebundenem Chlor dargeſtellt zu werden vermochte, ſondern, 
durch 4A2 06 H2 0 um) -3NAS ChS entbunden, unter Erzeugung vom 
SNa2 OAS 05 (oder, N flatt Na gefeßt: 3NZ-A2 08) als Ag O2 ChZ 
-F Ch2 zur Entwidelung gelange — flellte dieſes Gas durch Crhitzung 


9 B. fans es — 251,0, BU man hienach· die Gewichte ⸗Große des Um: Uses 
mit 252 in Anjag gebracht wiflen, und nimmt man Ch2:_: 442; fe: Gutape 
Ca Ch im: Sundert au6.36,31 On —es,69:. Ci; iR aber-Oh:450, fo 
Eommen im Hundert auf 35,897 Ca — 64,105 Ch2.. 


er 


von 2 Bewichtstheilen A2 O5 -+ 3 tropfbarer H2 Ch2 bar, es gewährte bei 
etwa 86° ein rothes Mas, das von H2 Ch? befreiet, feuchtes Lakmuspapier 
röthet und fpäterhin entfärht, mit Waſſer ſich, bei 0° C, im Derhättnig 
von 121 Naaß zn 1 Maaß diefes fättigend verbindet, An und Pt aus 
greift, gepulvertes Sb und ebenfo As unter Lichtentwidelung verbrennt, 
auf P jedoch, und ſelbſt auf geſchmolzenen nicht einwirft; mit Metall 
eryden bildet es Ehlormetalle und azotſaure Metalloxyde. Es verdichtet 
ſich durch kaltmachende Miſchungen zur dunkelrothen tropfbaren Flüſſig⸗ 
feit (in Farbe der Unterchlorichtſänre — S. 800 ähnlich, ſjedoch etwas 
heller), die bei — 7°, 2 fiedet, bei + 80 C ein Eigengewicht von 
18677 hat und deſſen Ausdekming durch Erwaͤrmen ungewöhnlich ſtark 
nmnimnt. Das rothe Gas hat 2,49 Bigengew. (die atmoſph. Luft + 4 
gefegt), verknallt über gepulvertem Silber und beftcht B. zufolge aus 
2 Atomen A + 30 + 4 Ch over 175 A 800 O und 885 Ch (Ch8 
alfe + 442,5 gerechnet), oter, procentiſch aus 12,6 A + 22,4 0 + 
650 Ch; ein Beſtand, den B. durch A203 + Ch & (b. i. Azotichte 
fünres Chlorid) ausbrüdt. 

Hs Barreswil die heißen wäflerigen Löfungen des chlotſauren Kalt 
und fihwefelfauren Eifenorybul zuſammenbrachte, erfolgte augenblicklich 
Trübung und Ausfheidung reichlichen rothen Niederſchlags, ohne daß «eb 
dabei zur Bildung von erhychlorfaurem Kalt kam. Filtrirt iſt die 
Stärfgfeit noch toͤthlich; es bilden ſich naͤmlich hiebel, neben K Ch, 
3 Atome rothes nentrales und 3 Atome baftfches, waflerfreies, gelbes 
ſchwefelſaures Eifenoryp: 8 (Fe2 03+833 03) und 8 (Fe2 09 + 
S035 Falls 1 Atom KOCh2 05 und 12 Atom Fe0S08 oter 1588 
Gewichtstheile des erfieren mit 19383 Gewichtstheilen des letzteren ver⸗ 
mifcht worden waren. Muthmaßlich dürfte hienach das chlorfaure Kali 
als Mittel, um manche Eiſenoxydalſalze enthaltende Yläfftgkeiten vom 
Eifen zu befreien, benußt werden fünnen. Dergleichen Flüſſigkeiten find 
; 2. ver in Wafler gelöfle gewöhnliche Algqun, das in gleicher Weiſe 
Bulle dargeſtellte laäufliche ſchwefelſaure Kupferoryb und das 
Tanfliche fhwefelfaure Zinkoxyd. Um dieſe Salze von Gifen zu 
befreien, benupte ich bereits feit vielen Jahren das Ghlorgas, indem 
ih ihre Löfungen damit fchwängerte, und dann, nachdem die Fiüifigfeit 
durch längeres Eichen in verfchloflenen, unierweilig geöffneten und ges 
fphtteiten @lasflafchen, Ach moͤglichſt getrübt hatte, der Alannldfung 
noch eifenfreie Thonerte (A12 03) (m. deutfger Gewerbafr. Halle 
4818. 4. MI. 40), der Rupfervitriolköfung metallifches Kupfer 
und der durch Kochen mit Zink von Ca, Pb und Cd Befrtieten Zins 
yitrtolläfung eiwastohlenfaures Kalt beifügte, um fo wentges Zinkoxyd⸗ 
Carbonat hervorgehen zu machen, hinreichend den lebten Reit von Fe2 
03 zu fällen. Dos Zinkoxydſulphat reinigt man fonft auch da⸗ 
durch von Eifen, daß man es mit */, feines Gewichte KO A205 (Gals 
deter) vermengt, fehmiigt, umrätet, erſtarren läßt, in Saſer loöſt, ſiltrirt 

87 


00 





.. 


und tryſtalliſiri. ) Die KupfervitriolsLäfung buch Erhiten mit etwas 
zugeſetzter Azotſaͤure; auch ſchon levigli das Kochen mit etwas reinem 
Kupfer Schlägt aus dieſer Fe2 O3HLO nieder. BZur Meinigung des 
Alauns benugt man ‚auch das fog. Blutlaugenſalz (Kalineifeniyanur), 
da diefes aber zu koſibar if, fo wendet man zwedmäßiger, wenn das 
Schwängern der Löjung mit Chlorgas nicht — werden ſoll, ledig⸗ 
lich Luft und Waſſer als Reinigungsmittel on. Kryſtalliſirt mau naͤm⸗ 
lich Alauu fo um, daß eine WRutterlauge verbleibt, die noch '/, Alaum 

‚... gelöß ehthält, fo find Die kryſtalliſirten "7, in der Regel Ciſen⸗frei, und 

,  Diefes jevenfals im gleichen Maafe, wie der feg. römifhe Alaun 

Nes if, die rüdfändige Mutterlauge aber gibt auch dergleichen. Bilenfreics 

. oder doch höchſt Eiſen⸗ armes Salz, wenn man ſie, unter jeweiligem Um⸗ 

rühren, längere Zeit der Luft ausſetzt; ſchneller, wenn man fie zuvor 

mit Chlorgas ſchwaͤngerte, over mit Eplerwofler vermijchte. Auch das 

I. Azotoxydgas (A202). kann ale Mittel die Löfungen der genannten 
Salze frei von Ciſen darzuflellen dienen, wenn man fie nad ber 
Chwängerung mit dieſem Gaſe, in verſchloſſenen Flaſchen mit atm. Luft 
fgüttelt, und. diefe Öftrs erneuert. Den Färbern, Ladjarben:Bereitern ac. 
it Erzmetallfreier Alaun unentbehrlich. 

e) Millon’s Beobachtungen zufolge verhintert Zufak von hlorfaurem 
Kali mehr oder weniger die Auflöfurg dee Mr, Cu, Ag uns Bi und 
ſelbſt die des Sb in Azotfäure, fowohl in wenig, als in flärfer gewäflerter, 
was man mit Vorteil zur Reinigung des erfieren biefer 


tt” 





% Eon im Jahr 1811 reinigte Schrader (weiland Mevicinal⸗Aſſeſſor uns 
berühmter Apotheker zu Berlin) in viefer Weiſe den Zinkvitriol un» 1813 
nahm die Pharmacopoen horussica dieſes Verfahren ats Meinigungs = Bors 
ſchrift auf. Prof. Artus fchreibt hiezu vor: bie bush Zn von Cu, Pb ums 
Cd befreite Löfung ves Zinkoxydſulphat mit 2%, fein gepulv:rtem Galpeter 
innigft zu vermifchen, was Gemifch hieranf in einem von glühenden Kohlen 
umgebenen Gchmeiztiegel, unter fleifigem Umrühren (mit einem Porzellan over 
BlassEpatel) fo Lange gelinde zu erhitzen, bis we Mafle ziemlich troden ers 
ſcheint, Hierauf unzerrührt noch einige Minuten Yang ner Kite ansjnfehen, fie 
dann mit Waffer zw übergießen und durch Erhitzung veſſelben darin zu Idfen, 
Die Loſung zn fllteiren und zu kryſtalliftren. Bar in vom Zinkvitriol zu gleis 
er, Zeit Manganoxydul⸗Sulphat zugegen, fo bringe etwas Kohle, in der obigen 
Weiſe zugefegt, und darauf folgendes zweimaliges Aufiwallenlaffen ver Flaſſigkeit, 
Filtriren und Kryſtalliſitren bes darin Gelöflen, biefes, das ZnO SOZ, zur gänzs 
tigen chemiſchen Beinheit; Eraymann und Marchand Journ. für pract. 
Chemie XXV 510 ff. Reinigt man, na Herrmann (a. a. D.) Vie mit 
etwas SO3 angefäueste Sſung kes. Zinkeitriol's dadurch von Cu, Pb um Cd, 
daß man H2S Hinzutreten laßt, bis viefer weiter Leine Truͤbung ober Bäxrbung 
mebr erzeugt, vie ſark nach H2S riechende Blüffigkeit dann bedeckt Längere Zeit 
ftehen läßt, hierauf erbigt, filtrirt und kryſtallifirt, ſo entfernt man damit auch 
etwa im unveinen Vitriole zugegen geweienes As. — Uebrigens Idft ih Zu, 
wenn es als Oxyd neben MnÜO in wäfferiger Eſſigſäure aufgelöft vorkommt, 
von demfelben (und chenfo auch von Co) ſcheen durch H2S; MnO bleist aufgelöf. 


% 


01 

Metalle benugen kann; ber Grund dieſer Verhinderung iR in dem 
Berhalten der durch einen Thell der Mzotfäure frei werdenden Ehiorfäure 
zu fuchen; denn biefe verhütet das Entſtehen der Mictichtfänre; fie zerlegt 
* naͤmlich in dem Maaße, wie fie ſich erzeugt, und verhindert fo bie, 
bei den meiſten Auflöfingen der Metalle in Azotſäure auf Koſten ber Ayotichts 
fänre zu Stande Fommenden Metollosydationen. Das Gegentheil jener 
Verhinderung gewährt die mit Nzotaten geſchwaͤngerte Bansfellänse 
vergl. oben ©. 406 Anm. 

f) Gavre’s Berfuchen gemäß foll die Atomzahl des Zn (O — 100 acht) 
42,41 ſeyn; A m 12,5 (alfo als Aequivalent) angenommen, wäre es 
venmah fehr nahe das 33:fache (genauer: das 32,991-fache) des Dops 
velt⸗ A; die oben ©. 858 angegebene Zahl weicht hievon wenig ab, bes 
ruhet aber auf ſehr genauen Berfuchen. Hinfichtlich der S. 856 gedach⸗ 
ten Atomgewichte des La, Ce und Di noch folgender Nachtrag. Mo: 
fander bat im Berfolg feiner Pen Gererit und das in biefelbe 
Sefleingrupve gehörige Eererin (oder wie Andere, jedoch ſprachlehre⸗ 
wdrig®) fprechen: m Gerit® und Cerin“) betreffenden Unterfuchungen 
in dieſen Befleinen noch die Oryde zweier anderen Erderzmetalle 
das des Erbinm und jenes des Terbium, ober des Erb und Terb 
(Eb und Tb) entvedt. M. fand naͤmlich, ale er das fon für rein 
erachtete rotihranne Cereroxyd mit fehr verbännter Azotſaͤure aus⸗ 
zeg, in dieſem ſauren Auszuge außer dem Lanthanoxyde nicht weniger 
als noch 7 andere Stoffe; zunörberft Kalk (bei deſſen Scheidung fi 
ergab, daß ſchwefelſaurer Kalk und fchwefelfaures Kali ein 
nicht fehr löslihes Doppelſalz bilden), -bann Fe, Cu, Sn, Ni und Ce, 
fo wie ein vemU etwas ähnelnder Stoff; ja felbft das hierauf yon ihm dar⸗ 
geflelite, für rein geltende La:Oxyd, verbanfte das Hineinſpielen feines 
Weiß in das Lachsfarbene, wahrſcheinlich noch einem weiteren fremdartigen . 
Stoffe. Es wandelt fih mit Waſſer, zumal mit fiedendem, ſchnell in 
ein Hydrat um, das, gleich dem Oxyde ſelbſt, Lakmusroth blänet**) 


% Da De veie 8 Benenzung von Ceres abgeleitet werben follte, fo mußte fie au 
Genitin wiefes Namens nachgebildet werden, und auch verbeutfiht burfte 


mon Cererium mit in „Ger“, fundern nur im Gerer Hürgen, wie 
Ballan aus dem ber miythifchen Benennung Dallas nachgebiideten lateiniſchen 
Worte Ballayium, mittelk Verkarzung hervorging. — Uebrigens gab ber Name 
der Göttin Ceres ſehr wahrfcheinlih auch pie Meranlaflung zur Biltung ver 
Inteinifgen Benennung des Bier’s; denn Gereviſia entRanımt fehr wahrſchein⸗ 
Gi& dem Cereris vinum. 


⸗20) MWaren die baſiſchen Erderpmetall⸗ und Erzmetall⸗Oxyde in Waſſer ldelich, 
würben fie wahrſcheinlich ſammtlich gegen Pflanzenfarben wie Allallen gegen⸗ 
wiken; das mit Bleioxyd⸗Acetat, fo wie ein mit Mannit (Mauna⸗-Säuß) 
verhunhenes Bleioxyd, u ebenfo 2a8 Mannit⸗Wißmuthoxyd, bas 

Merkurorgb u. m. a. reagiren gegen RofensRott:, Satmus: Roth, 

Ahabarber⸗ Oeſb, —— — — x. wie Ulkalien. 





und mit GalmlalsEöfung gekocht Ammoniak amtwidelt, Die Galge des 
La-Oxyd find, wie jene des Ge⸗Oxvd ul, vollkoumen farblos; ſchwefel⸗ 
faures Kali trennt das CesOrydul, indem es daſſelbe niederſchlägt, 
vollfemmen vom Lantsan-Oxyd. Das durch Ammoniak gefäll'te Ce⸗Ory⸗ 
dul Reit ein weißes Hydxat dar, das aber an ber Luft ſchnell in aläns 
zenb gelbes Ce:Dxyd übergeht, das M. jedoch von Ce-Drybul noch 
nicht gäuzlich zu befreien vermochte. Die braune Farbe jenes Gtoffes, 
der ſonſt für Ce⸗Oxyd galt, rührt größerentheils von Didymoryb 
Ger, das auch pas Lanthanoxyd, wenn es ihm Beigemengt if, braun 
färbt. Wine gefättigte kalte, nicht überwäfierte Löfung bes waflerireien 
fepwefelfauren Lanthan⸗ und Didymoxyd, zerfeht ih, wird fle bis 40° 
C erwärmt, indem fie pulveriges, waſſerfreies, amethyſtfarbenes Lanthan⸗ 
oxyd⸗Sulphat entlaͤßt. Das gelöfte ſchwefelſaure Didymoxyd, durch Aetz⸗ 
tali (KO H2 O) Löfung zerſetzt, entlaͤßt, in Form eines blaͤulich vio⸗ 
letten, beim Trocknen rafch Carbonſäure einfaugenden und baun hell⸗ 
roͤthlich⸗violett erfcheinenden Niederſchlags, das Didymoxyd⸗Hydrat, 
das von Ammonoxyd⸗Carbonat nicht aufgeloͤſt wird. — Was bisher für 
reine Üttererbe erachtet wurde, iſt M.'s Verſuchen gemäß eine Ver⸗ 
bindung dreier Oxyde, von denen das am ſtaͤrkſten baſiſche die Benen⸗ 
nung YUttriumOxyd EOtter-Oxyd; S. 856) behalten hat, das hin⸗ 
ſichtlich der Staͤrke feiner Baſicitaͤt dieſem folgende iſt das Terbium⸗ 
Oxyd, und das ſchwaͤchſte das des Erbium. Dieſes nimmt, an ber 
Luft erhitzt, eine dunkelpomeranzen⸗gelbe Farbe an, obgleich feine 
Schwefelſaͤure⸗ und Azoıfäure-Berbintnng farblos find. Das Azotat 
Des Diterorydes if farbios und fehr zerflichlich, das bes Terboryb 
iſt blaßroth und bildet eine Luft- beſtaͤndige, firalig : kryſtalliniſche 
Maſſe. Das Eulphat des D- Oryd if farblos und Iuftbefländig, jenes 
bes Th-Oxyd hingegen gibt beim Abdampfen ein Ealz, bas ſogleich zu 
weißem Bulver effloreseirt. Auch im Gadolinit und Orthit Fommen 
Ebs und Th-Oxryd neben D-Oryd vor. H. Rofe fand in ben Gadoli⸗ 
niten auch Be2 03 und etwas AI203. Reine Ditererde gibt, dieſem 
Chemiker zufolge, nach Art ter Behandlung bes Al2 03 (um es iu flüchs 
tige Al2 Ch6 zu wandeln, unb biefes dann durch K zu reduciren) 
mit Kohle geglüht uud dann in Ch-Gas erhigt, kein flüchtiges Otter⸗ 
Ghlorid. 2. 2. Bonevarte zufolge trennt Baldrianfäure (Bales 
rianſänre) ) leicht Gereroryd von Didymoxryd; verſetzt man 





“) Die man am wohlfeilſien aus Kartoffelffuſel gewinnt, eben S. 870. Rau daum 
dem Sartoffelbranntwein feinen Gehalt an Amllon⸗Hy drat dadurch entziehen, daß 

man demfelben alıo Eſſig und etwad Schwefelſaͤure zufept, damit 8 bi8 19 Tage lang 
unter jeroeligen Schuͤtteln im verſchloſſenen Faſſe rupen läßt und ihn dann ber Des 
fiillation unterwirft. Das hledurch entfinndene fogenannte eſſigſanre Umilel:Drn» 
bleibt dann Im Ruͤgſtande; Vergl. vben 4. 4. O. 


|. 


nänslich die wäßetige Eifumg der Azotade beider Dryde mit Valeriauſäure, 

fo ſcheidet ſich bad Balerianat des Cereroryds (La⸗Oryd freies?) in Nies 

. Verfhlagform, während faſt Cererfreies Didymoryd in ber Aberfchenden 

Zlüffigfeit (mit ober ohne ——— verbleibt, Vergl. oben ©. 884 
Ar. 19 (Amhyl). 


g) In techeifiger Hinficht bemerienswerth find in Beziehung auf Uran 
mb Ehrom mod folgende neuere Erfahrmgen: Rammelsberg’s 
Beriuige, a. a. D. ©. 848 ur 856, Ichten, daß das baflihe Urans . 
Dsydui mit Phoephorſaͤure, wie mit Gtibfäure grüne Salze giebt, 
die, da beide unlöslih And, hinreichend farbbeftändig ſeyn därfs 
ten, nm für Porzellaumalerel, wie für Delmalerei angenehme neue Mb: 
Bufungen des Gran barzabieten; Malaputi’s Verfuche lehren, daß bas 
Ghremoryb (Orß O8, vergl. oben ©. 841 und 820) mit verſchiedenen 
Santen löoliche Doppelfäuren (m. Grundz. 1. 970 ff.) giebt, die 
3 Salzgründern ſich zu Salzen verbinden laſſen, ohne daß das Cr2 

03 anggeſchieden wird; hieher gehören die Chrom⸗Oxalſaͤure = 
Cr3 O2 -F 4 C2 03 (ober vielmehr: BCrC-+150), die ih in Form 
bes chremoeral ſauren Kali bildet, wenn man Kali⸗Bichremat mit gewäfs 
fetter Sxalfäure zur Gegenwirkung bringt und dann = KO + 2 Cr C 
+150+8H23 0 iſt; die Chrom⸗-Weinſaͤure, bie, gleichen Weges 
gebildet, das Kali⸗Chrom⸗Tartrat = Cr2 C8 H8 013 + KO +7 H2 0 
mu die Ghrem:Gitronfänre, bie, ähnlichen Weges entflanben, mit 





- KO ums 3 B2 O als Cr? Ci2 Hi? 015 ſich bethaͤtigt. Saͤmmtliche 


Drei Salze würben, als Beizen oder als Farbflotten⸗Zuſatze verwendet, 
zu ebenfo dauerhaſten al6 ſchoͤnen Zeugfarben führen, in ähnlicher Weife 
wie es 3. D. der Ball if bei ter Blauholz⸗Farbſäure oder dem 
Hämatorylin (a. a. O. 540 ff.), die, in Verbindung mit Kali⸗Bichro⸗ 
mat Wolle, Seide ꝛc. dauerhaft und rein ſchwarz färbt, ohne daß es 
babei jemals zu fogenaunten mDBerbrennmgen des Zeuges (Garns ec.) in 
der Flotte kommen kann, was bei der Schwarzfärberei mittel Tiſen⸗ ıc. 
Oxydſulphaten fo Leicht eintritt, falls die Ausfärbe-Temperatur nur um 
„weniges zu hoch gehalten wird, und auch in diefem Falle kaum vermeid⸗ 
li) bleibt, wenn recht gefättigtes, waſſerarme Beizen verlangendes Schwarz 
gefordert wird; denn was in biefer Art Echwarzfärberei die Geide, 
Wolle ıc. märbe macht, iſt die zerKörende Einwirkung ber, bei ber Bin⸗ 
bung des orybisten Bifens, Kupfers ıc. frei werdenden Schwefelfäure, ober 
bei Verwendung von Bleioxyd⸗Azotat: bie zur Entlaſſung gelangende 
Ipotiäure. In ber Zärberei mit Blauholz⸗Kalichromat wird aber durch 
die Blauholzfäure die Ehromfäure in ähnlicher Weile desoxydirt, wie bei 
jenen Doppelfänren, und Aehnliches erfährt auch, gehörig geleitet, das 
Kali⸗Manganat und Drymanganat mit verfchiedenen Barbfänren 
(vergl, m. Theorie des Polytechnochemie IL. B.). Uehzigens zeigt auch 
Ne Chrom⸗Schwefelſaänre oder Sulphur⸗Chromſäure in techniſcher 
wie in rein wiſſenſchaftlicher Hinficgt ſehr merlenswerthe Derhalten 


904 





(Re verknall't 3. B. mit abſolutem Alkohol; m. Grundz. 1. 970). Daß 
auch die Borjäure mit der Weinfäure ale Bor Weinfäure, 
3. 8. im fog. Löslichen Weinftein der franzöflfhen Pharma 
Topden, zugegen if, findet man a. a. D. bemerkt; hinzuzufügen if 
aber, in Beziehung auf Färberei, daß bie Borweinfäure mit mehre- 
ren, zumal gelben Farbenfäuren und zur Beige dienenden gelöften Bafen, 
fehr kaltbare und häufig lebhaft farbige Berbinpungen ſchlaägt. Daß es 
aber bei Bildung jener Doppelfäuren zu eigenthinnlichen Gegenwirkungen 
und daraus erwachſenden innigeren Verbindungen kommt, zeigt ſehr 
deutlich die Chrom⸗Weinſäure; denn fie bildet mit dem Kali ein 
Salz, das, auf glühende Kohlen gefirent, ben Geruch der verbrennenden 
Weinſäure nicht verbreitet, während biefes bei jenem Salze der Kalt if, 
welches ebenfalls Weinfäure, Chromeryd und Kali zu Beſtandtheilen hat, 
aber nicht durch Weinfäure Kali⸗Bichremat, fondern aus ber Ver⸗ 
bindung mit Weinflein oder ſog. ſaurem weinfauren Kali (KOMBO-+ 
C3 H8 010, d. i. + Beinfäure) und Ehremoryd hervorgegangen 
if. Saͤttigt man fog. Sauerkleeſalz, d. i. Kal Bioralat mit Cr2 08, 
fo erhält man ein blaues Salz, während das Ouadrioxalat des Kali, 
bei gleicher Behandlung, das vorhin erwähnte Kali: Epromoralat 
gewährt. Daß überhaupt in vielen Fällen dieſelben Etoffe zu Abände- 
zungen ber Gtärfe (Heftigkeit) ober Innigfeit ihrer Gegenwirlungen ges 
bracht werben koͤnnen, von denen fie außerdem nichts verriethen, zeigt 
gewiffermaaßen auch die Effigfäure; denn entwidelt man biefe, um fie 
Waſſer⸗arm barzuftellen, mittel Schwefelfäure, nit aus Kall- ober 
Kalfs oder Bleioryd > Mcetat, fonderii aus efflgfaurem Natron (oben 
©. 812 ff. Anm.), fo muß jeder, auch der Eleinfte Neberfhuß von Schwe⸗ 
felfäure vermieden werden, wenn man niit eine von Schwefelfäure bes 
gleitete (und dann mehr oder weniger widrig, aber nicht nach Schwef⸗ 
lichtfäure riechende und. beßhalb über Kohlenpulver zu rectificirende) Gfs 
fgfäure Herüberbefilliven will; bei Anwendung von K O A hat man foldhe 
Verunreinigung der deſtillirend ausgefchiedenen A nicht zu fürchten. Die 
fog. eisartige Eſſigſäure (Acetum oder Acid, acetic. glaciale) 
die ich ſolchen Weges ſehr wohl darſtellen läßt, obwohl gewöhnlicher 
mittelſt Verwendung "des Kali-Bifulphat aus Kali-Acetat entwidelt 
zu werben pflegt (a.a. D.), gehört übrigens zu jenen Stoffen, welche bie 
bei der Kryſtalliſation waltende Anziehung der Gleichartigen zu Gleich⸗ 
gearteten auffallend kenntlich nachzuweiſen vermögen, wie ſolches Lowig 
folgender Maaßen darzuthun lehrte: man füllet ein Bläschen mit ſchon 
fertiger,, bei nahender Gistälte Leicht kryſtalliſtrender Effigfäure, ſtellt es 
in ein Gemiſch von viel Eis und etwas Waſſer, oder von gröblicdh zer⸗ 
Fleinertem Glauberſalz und verbünnter Schwefeljäure (oben ©. 829), 
Jedoch fo, daß der Rand des Bffiggläschens noch unumflofien bleibt, richtet 
in gleicher Weiſe ein zweites Glas mit jener Effigfäure vor, weldde man 
zur Kryſtalliſation und dadurch beiwirkten größeren Entwäflerung beſtim⸗ 


808 


inen will, tandyt kann einen Baumwollenfaben mit feinem einen Gabe in 
das erftere kleinere Efſiggefaͤß, und wartet (in wenigſtens 4 50 0 kalter 
Umgebung) ab, bie fi an den eintauchenden Theil dieſes Fabens bläts 
trige Kryſtalle auſegen, und taucht dieſen Faben⸗Theil Hierauf in bie 
fchwachere Eſſigſäure des größeren Gefäßes, wo damn der kryſtalli⸗ 
firdare Theil, ſich von ver mehr wäffeigen Flüffigkelt ſcheirend, die 
Keyſtatle des Fadens vergrößernd anfchieft #2), 

H Sen oben ©. 843 gedachten Chrom⸗Alaun erhält man, wenn man 
Vie wäflrigetöfung des Kali⸗Bichremat mit HGB fättigt und dann folange 
Sqhwefckſaͤure zufeht, als noch ein Aufbraufen erfolgt. Gtatt des im 
Hendel unter dem Namen roher Alaun (Alumen erudums oben 
&.505 Bem., ©. 595 und 812 fi.) vorfommenden thonfihwefelfanten Kali⸗ 
ober- Amonoryd⸗ (oder Natron⸗) Sulphat, das man — wenn es nicht 
ſchon im der Natur fertig ind daher nur der Auslaugung baflelde enthals 
tenden, durch Fünftliche Beriwitterung mürbe und dem Wafler zugänglich 





% Straf bewirkte zuerfi: Darfiellung fog. concentrirten Effigd (S. 813 Anm.) 
durch Ausfrieren. Weftendorf Ichrte dann, Im Jahr 1778, aud Natron s Ncetat 
mittel SO 3 H2 O eine Shure fhelden, welche etwas Über ein Atom (bafiſches) 
Baffer gegen ı A (Efigfäure) beſtht ımd bemerkte auch zuerſt: daB aus fſolcher Eäure, 
in ber Kälte ein Tpeli heraustryſtalliſtre. Lowlzz verfolge dieſen Wink umd 
gelangte fo zur Darfiellung deb fog. Eideffigd oder der eldartigen Effigs 
fänre vom 1,063 @igengeroicht (a. a. D.), thelld, Indem er zu 4 Pfd. gemwälferter, 
ans gleichen Gewichtotheilen Waſſer und BOS ELEO beftchender, erkalteter Schwefel⸗ 
Hure, in ſchuell nadı einander folgenden Autthellen 1/2 Pfd. trodneb (durcho Trecknen 
med; warmeſ, mitbin unfeuchtes) fein zerriebenes Kali⸗Acetat ſchuͤttete, Die, folcheb 
Sewmiſch enthaltende tubulixte Retorte hierauf 23 Stunden bindurch ungefeuert befteh, 
tam aber dad Efiigfäure : Hudrat vorfichtig abdeſtillirte; theild Indem er, um mehr 
eurwaͤſſerte Säure zu gewinnen, mittel Kalt: Blfulphat Dad Kall⸗ oder Natron⸗ 
Rırtat deftiliitend zerfepte. Beide Deftillate riechen und fchmeden heftig fauer und 
verdichten ſich mit Waſſer ſehr merklich; wie denn, Mollerat zufolge, 100 Eideffig 
son 1,063 Eigeng- mit 82,25 Wafler ein flüffiged Hhdrat von 1,0791 Eigeng. gewähren, 
während fie mit 112,2 Waſſer die ermähnte Dichte des Eideffigd darbleten. Eine über 
1,063 Eigendichte befigende Säure gefror nicht bet 30° C unter 0%, während der Eids 
eig ſchon bet einer Luftwaͤrme von 420 bid 180 + 00 anfd;ießt, zumal, wenn man 
In oben gedachter Welle die Kryſtalliſation vermittelt. Stelt man ein a feltiges 
Geltlged) nicht zu Lied Slasgefaͤß mis Effisfäure von etwad weniger ald 1,063 Elgen⸗ 
Ldyte ſo an gefrorne Fenſterſchelben, daB die eine der Außenflähen des Glaſed dab 
Fenſterglas berührt, fo kryſtalliſirt alsbald an dieſer Gtadfeite, im Glaſe die meifte 
Eifigfäure,, fo daB man den ſchwaͤcheren (mehr gewäflerten) Eſſigſaͤuren⸗Anthell nach 
Burger Zeit vom kry ſtalliniſchen Theile abgießen und fd beide Anibelle Leicht ſondern 
San. Aus gewiffertem warmen Branntwein flellte Soͤttulng zuerſt Eſſig, den 
Bergänger ded Schnelleſſigs dar, den Ich bereitete, Indem ich Woerbape’s 
Weineflig : Fertigung damlt verband; vergl. ©. 207 Anm. und S5e Anm. — Wii 
men KallsBifulpHat (a. a. O.) fdmell In fehe veine Kryſtalle ſich geftalten ſehen, 
fo darf man nur zu 7 Waffer eben fo viel SOS H2O mifcyen und dann, fo geſchwind 
es iegend dab entfiehende Aufbraufen zuläßt, 4 Pfd. reined Eohlenfaured Kalt (fog. 
Betufteln :Ealj) nach und nach Kinzuffgen. Sehr bald bilden fi flache rhombiſche 
Tafeln , die man 2 mal, fdmeli nach einander, mit wenig kaltem Waller abfpäls, 


gemachten Geſſeins bedarf — gemeinhin aus jenem verwilterden ober (wie 
bei der Aſche ber auf Alaun beuupten Braunlohlen) verbrannten, zit 
magnetiſchen Echwefeleifen gewinnt, welches hinreichend Schwefel und 
. Thouerde (Alumoxyd) enthält, um durch Sättigung bes erſteren mit 8 
-.ı Möchweielfänre geuug herzuſtellen, und zwar: ſowohl um das entſtan⸗ 
dene Eiſenorydul, ale auch das Alumoxyd in Gulphate zu verfchten, von 
denen jenes durch Abbunften und Kryſtalliſiren, diefes durch KO 803 
- kober überhaupt durch KO⸗Salze, ober buch KCh), ober kurd) AB AS O: 

- Berbindungen, in Form Heiner Krhhalle, als ſon. Alaunmehl fallend 
ausgejcgieden und dar auf wieder gelöft zus gemeinfchaftlidgen ober ges 
häuften Kryflallifetion gebracht wird, bedient man ſich in nenerer Zeit 
vornehmlich in Der Faͤrberei und beim Vereiten ber Zeugbruckbeizen und 
Barben, au ber ſchwefelſauren Thanerde, deren Dexreitung ſchon 
Chaptal, in feiner Anleitung zur Darſtellung des Aleun aus dem Weißen 
Pfeifenthon (m. Theorie der Polytechnochemie, I. ©. 47 ff. und 1.6. 803) 
umfändlich Lehrte, und die ihres größeren Alumoxyd⸗Gehaltes wegen al: 
lerdings dort vorzuziehen ift, wo man entweder ven Zeugen und Farb⸗ 
ſtoſſen möglihR viel AlB 08 zuführen, ober das Alumil-Sulphat zur 
Herftellung von AlumilsAcetat Ceffigfaure Thonerde) mittel Wechſel⸗ 
zer ſezung, z. B. mit Bleioxyd⸗Acetat, verwenden will. Bei der erſten 
Verwendungsweiſe ſteht jedoch zu bedenken: daß, wenn gewöhnsicher Al⸗ 
kali⸗Alaun zur Beize ꝛe. dient, die hiebel frei werdende Schwefelſaͤure an 
dem Alkali⸗Sulphat einen verhältlich baſich wirkenden Stoff vorfindet, 
ber, indem er ſich mit einem Theil der S083 zum Biſulphat verbindet, 
die freie, zerflörende Einwirkung biefer Säure auf bie Beugfafer mäßigt, 
was bei Auwentung von AIY:0O3 4 3 SUSE (». i. ſchwefelfaure Thon- 
erde) nicht ftatt hat. Mebrigens kommen im Handel noch folgende hie⸗ 
her gehörige, techniſch mehr oder weniger wichtige Verbindungen vor: 
2) fog. neutraler ober eubiſcher Alan, d. i. ein mit Alkali nentras 
liſirter, daher nicht mehr ſauer reagirender, weniger Alumil⸗Sulphat als 
ber gewöhnliche octacdrifche enthaltende, würfliger; 8) ein mit Thon» 
erdehvdrat erſchoͤpfter, Alumoxyd⸗reicherer, in Form eines ſchmackloſen, 
im Waſſer unlöslihen Bulvers; y) Matron⸗Alaung, kryſtalliſirt 
in dicen, mit ſchiefen Erdflaͤchen begrängtn ſechsſeltigen Tafeln 
(TafelsAlaun), and 3) fog. Stein⸗Alaun, das IR Kali- Wlaun, 
der nur fo weit erhigt worden, baß er in feinem eigenen Kryſtallwaſſer 
ſchmilzt, und ben man dann erlalten lief. Auch der Ammono xyd⸗ 
Alaun (der, wie bereits erwähnt, dem Kali⸗Alaun formgleich oder ifd⸗ 
morph kryſtalliſirt) geſtattet ſolche Echmelzung, bei gehöriger Feuruugs⸗ 
mäßigung, ohne Ammoniak⸗CEntwicklung, kommt jetzt jedoch im Sanbel 
kaum noch vor, da man das Mlaunmehl nicht mehr, wie fonf, mit tan, 

lem Harn, fondern mit Kohaltigen Salzen ausfället *). 





H Die gedhts füpm fertige, Wars mals wit Aunmepyds Oddrat und etwas Erilkcfäsge 


.. 


) Meenifhe Berunseinigung oinzelner buy Mbiäflung 
kryſtalliſirender Salze durch andere, welche, in geringerer Menge 
ugegen, im ihrer Löslichfelt von erfleren nicht oder minder abweichen, 
lofen ſich nicht felten entfernen lediglich dadurch, daß man bie im Urs 
falten begriffenen , mehr gefättigten Löfungen ber zu reinigenden Galze 
fünc und audauernd umrüpst, und fo unregelmäßiges Krykalikten und 
Sufammenfinfen folder KleinkzyRall-Anhäufıngen zu Wege bringt, daun 
aber Die überfichende, die Berunreinigungen enthaltende Mutterlauge fofort 
vorfichtig abgießt, oder, mittelft Gefaͤßneigung abſſ ießen laͤßt; femmelt 
mon baun dergleichen Salzkryſtall⸗Ablagerungen in Gefaͤßen, aͤhnlich den 
Zuderhuthiosmen, fo Tann man fie, mittelft Heiner Mengen ihnen 
gleichgearteter chemiſch reiner Salze, die man in Wafler bis zur Gätti- 
gung geloͤſt hatte, vollends fäubern, dadurch daß man biefe auf die nach 
oben gerichtete Grundfläche des abgeflugten Salzkegels Durch Fließpapier 
ſenchtend fi) verbreiten und durchſickern läßt; vergl, oben ©. 499. ie 
denn z. B. eine Löjung von Alaun, die mon durch Verſetzen mit eimas 
geläten Kalineifenfyanür, breitägiges Etehenlaflen und Yilteiren von 
iprem Eifengehalt (ſaſt) gänzlich befreit Hatte, wenn fie fo weit abges 
bunflet worden, dag eine herausgeſchöpfte Kleine Probe erkaltend zu kry⸗ 
Rallifiren beginnt, auf in Zuderhuthform aufgshäuftes Alaunmehl in 
bemerkter Weiſe gebradt, in ausgezeichnetem Grabe reinigend wirkt. 








verbundene Alaunmaffe, lagert In der Sebirgdfette nordoͤſtlich von Beregbszad;, 
hr Beregger Eomitat, mädytig genug, um dad Alaun-Beduͤrfniß fämmificher von 
Menschen bewohnten Erdtheile für Jahrhunderte Hinaud befriedigen zu firmen. — €B 
werde biefer Alaumßein im letzten Jahrzehnt bed letzeverflſoſſenen Jahrhunderid entdeckt 
durch einen Ungar, durd) den Dr, v. Dercdenni, und volsd gegenwärtig bei Mun⸗ 
katſch im A Sietereien zu Alaun verfotten, nachdem man zuvor dem Ihm beigemifchten 
Atumoxyd⸗ und Slilicſaͤure- Hydrat fein Waffer (mittelft Calcination) entzogen und 
fe des 412 O5 Anziehung zum Alam befeltigt, und ed dann, durch Berwittern an der 
Zuft, bewirkt unter Jeweillgem Beſprigen mie Waller, zur Auslaugung vorbereites 
det. Der nach biefer Yuslaugung (bein Klaͤren) ſich fondernde weiße Schlamm — 
waßricheinfid, hauptſaͤchllch Alumorpd + Siitefäure und etwas Alaun — wird, unter 
ter Benennung Merdschium an die Randleute verfauft, die ihn zum Weißen ihrer 
Sinfer umd zur Bertreibung des Ungesieferd benupen. — Was Johannes de Caſtro 
chemals dadurch für den Krrcheuſtaat wurde, daß er den von ihm in Syrien Tonnen 
geierugen Alaunſtein ( fruͤherhin bezog Europa feinen Alaun⸗Bedarf aröätenihelld aus 
Rocca, jept Edeffa, in Syrien) bei la Tolfa fand, und fo die Fabricatten des 
Rbmifchen Alauns vermittelte, dad dürfse bienah Dr. u. Derchengt dereinſt 
vollaunf werben für die geſammten Defterreichifchen Staaten. Es iſt aber dieſes 
Betemuyu ded Alaunfiche in Ungarn in ſolchem Umfange, nicht me In techulſcher, 
fendern auch in geo Loalſcher Hinficht ſehr beachtendwerig 5; ſchon barums well es 
in Berbindung mis den Bergoͤlquellen und anderen kohllgen CErzeugniſſen, an die den 
Nafifdyen Schwefel: Bulkanen entgegengefepten afiatlihen Kohlen⸗Vulkane erinnert; 
vergl. m. Sandb. d. Meteorologie 1, 5ı ff. Ber Tſchermuig in Böhmen fand man 
au, in geraten wie in technischer Hinſicht nach wichtigere Lager von Um mon⸗ 
ord⸗Alaun. a. 


! 


908 
Chzemiſch rein Fällt Abrigens der KalisAlann und dann 1,7109 Eigen 
gewicht darbietend aus, wenn man eine Löfung von 1 Gewichtstheil dies 
miſch reinen Alumoryd⸗Sulphats mit einer eben fo reinen von Kali-⸗ 
Sulphat vermiſcht, und das Gemiſch mittelſt Abdampfung und Grfalten 
zur Kryſtalliſation fördert. Hatte man ſich durch Sieben reinen Kzpfers 
mit Echwefelfäure, die zuvor mit dir Hälfte ihres Gewichte Wafler vers 
bännt worben, reines Kupferoxyd⸗Sulphat bereitet (die dabei entwcichende 
Schweflichtſäure fängt man zum anterweitigen Gebrauch in Faltem 
MWafler auf), fo Tann man deſſen Löfung in ähnlicher Weile (wie jene 
Alamlöfung für Naunmehl) zur Reinigung tes Fäuflichen blauen Bi⸗ 
tziol erfprießlich verwenden; kryſtallifirtes reines Kupferoxyd⸗ Sulphat 
fordert 2 Theile Heißes und 4 Theile Faltes Wafler zur Löfung. Diefes Cal 
dient unter andern auch zur Ausſcheidung des Jod aus Mutterlangen der 
Tang⸗ over BareC»Goda, des Kochſalzes, mancher durch theilweiſes Ein⸗ 
dunften eingeennter Mineralquelleic.; verſetzt man nämlich dergleichen I⸗hal⸗ 
tige Flüffigleiten mit einem Gemiſch von 1 Theil CuO SOS-+ 2,25 Fe 
0508, fo ſchlaͤgt ſich das J als Kupferjodür nieder, das durch DeRillation 
mit Schwefelfäure und Ma 0% zerfept und To J frei wird. Noch empfindlicher 
aber iſt Ballavoryb-AzotatsLöfung, die PalladsSotür fällt. Uebri⸗ 
gend läßt ſich ter Kupferoryds Inhalt im rhomboidalen MlaunsBitriel 
durch Echiben feiner wäfrigen Loſung mit Cu O noch erhöhen, und das 
hiedurch gewonnene, in doppelt 4feitigen Byramiden kryſtalliſtrende Salz 
bat in jenen Faͤllen, wo man eine moͤglichſt große Meage von Cu O 
zur @egenwirkung (3. B. dort, wo es als Wärbers ıc. Beige benupt 
werben foll), oder zu neuen Berbinbungen verwendet wiflen will, was 
bei Bereitung der meiften Zupfergrünen Tüncher⸗ und Malerfarben der 
Tal if, einen wohl zu beachtenden Werth. Die meiften diefer Barben 
— fiber deren Bereitumg unter andern Schriften auch m. Theorie ber 
Polytechnochemie und m. Brundz. verglichen werben kann — dunkeln, zus 
mal als Delfarben, bem Lichte ausgefeht mit der Zeit mehr oder Weniger 
nach; weniger if dieß der Hall mit zwei bicher gehörigen Berbindınzgen, 
welche biöäher in diefer Hinficht noch nie verwendet wurden: mit dem volls 
Rändig entwäflerten borfauren und den zginnfauren Kupferorybz 
weniger mit ten phosphorfauren. ine ber beliebteken hieher ge» 
hörigen Barben, die aber auch jenem Rachdunkeln muterliegt (menn gleich im 
beſchraͤnkterem Naaße als die carbonfauren Salze der Art) if das 
Schweinfurter Brün, das, gleich ven verfchiebenen Sorten des 
Diener Grün, aus Grünſpan und Mrfenichtfäure gewonnen wird; 
über deſſen Bereitung f. m. Arch. f. d. gef. Naturlehre, XVII. 285 ff. 
k) Auf gleiche Weiſe wie das metallifche Kupfer, von wäflrigfläffigem Gi- 
ſenoxyd⸗ Sulphat berührt in Kupferoxyd⸗ Sulphat ſich verwandelt (obem 
6.898), fo läßt ſich auch das metalliſche Sil ber mit ber Schwefelſaͤure 
bes genannten CEiſenſalzes verbinden, wenn man es mit deſſen wäflriger 
Löfung fledet; erwäget man, daß es fi hier nicht auy handelt von einen 


! 
' 


in feiner Beruhrungs⸗Elekir iſirborkeit weſentlich veräuberien. Milem, im 
ver das Fe2 03 ſtatt jener bes Fe O wirkt, fonbern zugleich anch von dem 
Ginfiuffe, den betrachtliche Temperatur Beräuberung anf ‚Die elektroche⸗ 
miſche Bolarifirung und dadarch auf Die fogenannte chemiſche Mezwandi⸗ 
ſchaft ausübt, fo verliert dieſe, mit theilweifer Rückbilduug des Fed 
03 ;u Fe O verbunsene Darfkellung des Silberoxyd⸗Sulphat das 
Aufjellende, das ſie auf deu erſten Anblid gewährt; denn allerdings muß 
es obne jene Berũctſichtigung ſeltſam erſcheinen, daß die. mäßige Löfung 
des Ag O SOs (ober jedes anderen währig iaſſigen Silberoxyd⸗Salzes) 
mit der das Fe O SOs vermiſcht ihren Silbergehalt gerade fo metal⸗ 
liſch entläßt, wie dieſes bei der Gold⸗Auflöſung der Fall iR, wenn 
biefelbe mit der Bifenoryaul-Gulphat-Löfung aufammenirift. Men erficht 
zagleich aus jenem Berhalten des unerydirien Ag zur Eiſenoxyd⸗Schwe⸗ 
felfäuze, daß im Kreife Diefer Axt von galvaniiden Ketten es bie größere 
Tleftrenegativitaͤt der Schwefelſaͤure if, welche biefe gegen desoxydirende 
Serfegung ſchutzt (die fonf, wenn nur Silber nur aus Schwefelſaͤnce bei 
Siedhite ſich berühren, fofort theilweiſe eintritt, inbem ſich eine ber 





_ Bong den werbenben Gilberoryks entſprechende Menge Schweflicheſaure 


entbindet, gerade wie dieß auch, unter gleichen Umfländen, beim Cu ber 
Gall iR), die dagegen den tritten Stoff, bier das aufgelöſte Ciſenoxyd, 
trifft 9. Was aber in diefen, wie in ähnlichen Fällen ſolche Desorys 
dation des aufgelöflen Oxydes vermittelt, IR wahrfcheinlich die (durch bie 
Tirwirlung des in der galv. Kette zus Eutwicklung gelangten, ſich nach 
außen Hin beihätigenden elektrifchen Gegenſahes, des + E von Ag und 
des — E von ber 3808) auf das Waſſer hervorgehende galvaniſche Zer⸗ 
Ieguug deſſelben in H3 und O, von denen das in atatu masoente, d. 5. 
eleltriſch Chier: elektronegativ) erregte O mit dem eleftropofltiuen Ag, 
das im gleicher aber entgegengeiehter erregte und aufgesegte HD mit dem: 
eleftrouegativen O des We2 08 ſich (wieder zu Waller) verbindet, und 
uud es fo zu 3 Fe O desoxydirt. Man bat diefer hier vorausgefehten, 
anch vielfach anderweit eintretenden, theilweife mit neuer Waſſerbildung 
verbundenen Waſſerzerſetzung entgegnet: daß HS O weder durch eins 
wirfendes O feines H2, noch durch gegenthätiges HL feines O zu Baus 
Ben nener Wafferbilvungen verlufig gehen Tönne, weil die Thätigkeites . 
träger von beiten Seiten dieſelben Etoffe bleiben; allein die gewöhnliche 
einfadge (fei es Durch Reibungss@lektricität, oder durch Galvaniemus, 
sder irgend eine andere Elektriſtruugeweiſe bedingte) elektriſche Berlegung 
des Waflers, zeigt, was man für unmöglich erachtet, als wirklich ers 





©) Zu Ahnlicher Weite erfolgt wahrſcheinlich auch bie Deborpbatien des Mu O8, men 


deſſeſde mit wälrigen Säuren begoffen werden, denen man orpbicbare Stoffe, 3. B 
anbere unverbeannte Metalle und poorrcarvonorode Bute, Amen; Emmi, 
GSirehfaſer 16.) beigegeben hatte. 





Hd 





eignungemöglich; denn, wie ſchon die älteren frauzöfiſchen Peyfiter und 
Ehemifer (Fonreroy und Bangnelin u. A.), gelegentlich bet der 
von dem vereivigten Ritter erfihloffenen und behaupteten chemiſchen Ein⸗ 
fachheit des -Woflers, darkhaten und im nenerer Seit Faraday nach⸗ 
wies, erfolgt die Zerſezung ves H2 O, am benen von ihnen berühr⸗ 
ten andauernd entgegengeiehten elektrifirten goldenen Polerähten nicht da⸗ 
durch, daß der — E Bol fänmtliches HS md ber + E Bol fämmtliches 
O m ſich zieht, fo vaß HS und O ſich kreuzen, ohne ſich unterwegs 
wieder zu HS O zu verbinden ®), ſondern mittelſt einer phyſiſchen, 
Bunkt für Punkt ununterbrochen (von beiden Polen zugleich, von eis 
nem derfelben zum anderen) dergeſtalt eintretenden Zerlegung, daß fches 
der die Poldrähte berührenden Waſſertheilchen, indem es (gemäß ber An- 
ziehmg bes Pol⸗K zu dem einen der Waſſerbeſtandtheile) feinem Pole 
den einen feiner Beſtandtheile Aberläßt, mit dem anderen, dem übrigen 
Waſſer zugewendet ſich beihätigenden, dem ihm nächflen Waſſettheilchen 
wieder entzieht, was es an den Pol abgegeben Hatte; fo daß es mithin 


Innerhalb ber ganzen Baflerlänge Punkt für Punkt von einem Pole ber 
36 Berfehung des Waflers durch elektriſch beihätigtes O, vom andern 


gleichzeitig durch elekteifch bethätigtes A, zugleich aber auch Punkt für 
Bunkt zu neuen Waflersrzeugungen kommt, wie ſolches nachſtehender 
Mbriß einer dergleichen unterbrochenen elektrochemiſchen Belarifirumges 
Berfekung und Wiedergufammenfehung zu verdeutlichen befimmt if: — 
E Bol H2 O...H2 042 0...H2 O + E Pot, in welchem bie 
purnktirten Derbindungslinien, bie durch I wie durch O vor ſich ge 
henden, ſtets mit neuen Waffer-Erzengungen eintretenden Waller: Zerieguns 
gen bezeichne. Offenbar iſt es hier, dem Stoffe nach, daſſelbe H2 des 
einen Waſſertheilchens, das dem nächften fern © entzieht, indem es ſich 
Mit demſelben ‚wieder zu HE O verbinbet, und ebenfo baffelbe O, das mit 
bem HI bes nähhflen Waffertbeildhene , es dem O dieſes Theilchens ent⸗ 





RM) Rött er gerfehte Waſſer galvaniſch, Wr er durch S0s Hz © Calb ſolche ein guter 


Elektricitaͤts⸗elter) getrennt hatte, Andere (unter diefen auch der Berf. diefed Hand: 
budjyed) theilten dergleichen die Pele berührende Waſſermaſſen durch zwiſchen gefpannte 
Thierblaſe, Thlerfaſer 1c., Jedoch oßne mit Ritter anzunehmen, daß am + E Pol das 
ganıe Waffer mit + E (diefed als feibfitändigen ummägbaren Stoff betrachtet) gu O: 
Sad, mis — E ted Gegenpoles zu ASads fidy verchne, wonach dasın die Verbreunung 
des Ha Gaſes dur O Sad zu Waſſer einer Bereinigung des * R und —E sum (weil 
ed vereint: ſinnlich unwahrnehmbaren) O E unt dadurch berwitkter Entlaffung beider 
Mafferantyeile gleidy fen. Der roeitere Verfolg der urſpruͤnglich durch 9, Orstrhuf 
und Sylveſter durch Thierblafe hindurch mittelft einfacher galvantſcher Ketten zu 
Stande gebrachten Inducttend :Zerfegungen, führten zur Erfindung der Galvano⸗ 
plaftitz; vorgt. u. Experimentalvitſtt, 2. Aufl. II. S. 5 ff. Vace di’d: Die SGatbaue⸗ 
plafñite ıc., &t. Beterdburg, 150 Im Gommeifion bei F. U. Herbig in Weriin) 


8: md: der Balvanidımüs in feiner technifchen Anwendung ſeit dem Jahr 4820, von 


De. M. Knobloch. Erlangen, 1833. 8. 


Hr 


zichenb, wicber Daſſer erzeigt. Man Hat foldden umunterbrudgenen Wechſel 
vorn 3 g mb Siever ufammenſetzumg, der mittelſt des Waſſers auch 
darin andere Etoffd und Gtoffverbindungen tet (wahrend man fle- 
fenſt al6 Folge von in die Ferne wirlenpen Inziehungen ber etetteifch 
bethaͤtigten Poldräßte betrachtit und demgemäß durch galvaniſche Ueber⸗ 
führungen bezeichnete): Zerſezungen darch Inbuetion genannt; es if 
Har, daß ſolchen Weges, falls die Bole in ihrer elektrifchen Genenbethä- 
ügung ſich ununterbrochen erneuern, nach und nad, der Stuͤrke dieſer 
ihrer Betgätigung entfpredhende, mehr oder weniger beträchtliche Auſamm⸗ 
bangen, elefteonegativer Stoffe am + E Bol und eleftropofltiver am 
— E Bot Rattfinden werben. Daß folche Indnctions⸗Zerſetzungen durch 
ſehr vichte Hectrichtäts-@eiter hindurch vor ſich gehen Rinten, beweiſen 
alle hieher gehörigen früheren Verſuche eines Ritter, Humphry 
Dayy, ©. Pfaff, v. Grotthuß, Sylveſter, und tnsbefomvere die 
zur Galvanoplafttt gehörigen Thatfachen, wie fle vorzüglich Jacobi, 
Spencer, Kobell, Böttger, Dfann und m. . neuere Phyſiker aufs 
gefunden und dargeboten haben . 


h Sinſichtlich der S. 878 ff. unter a) aufgeführten Grundſtoffe verivetenben 
Einigungs:Bemifche, fowohl der Bezweit- ala der Gedritt⸗Stoſſe, mögen 
noch folgende Bemerkungen zur Erläuterung dienen; 
an) Auf die Fraze, wie gelangt man zu jenen Formeln, welche ben Ges 

halt ver berſchiebenen Gezweit⸗ und Gedritt⸗Stoffe aushrädn? dient 
im Agemeinen zur Antwort: int berfelben Weiſe wie mat Iberhaupt 
Se Ntemzahlen der einzelnen Ornudſtoffe jener Verbindungen ermittelt, 
weidge man, weil fie in lebenden Weſen erzeugt wurben, organiſch 
genanut hat (wohin dann, anßer ben meiſten Cinunge⸗Gemiſchen, auch 
ſammtliche DBil dangstheile — oben S. M — ſowohl ber jetzt⸗ 
weltligen als auch der befinnten und mehr ober weniger uugeflört 
erhaltenen vorweltlichen pflanzlichen und thierlichen Organismen 


a ————— 


7 Taradan zuſolge verhält ich Me Menge der dus) galbaniſche Zerſetzung (aus einer 
Ant᷑ zum eſettrovoſitiven Glied⸗ enthaltenden galvanifhen Kette) gefällten Grundſtoffe 
wie ich Die Aequlwalenten⸗Zahl diefer Stoffe verhält zu der des Zinks. Wurde daper 
> B. Anpfer galvantfch gefällt in einer Kette, In welcher fich hirbel eb, 56 Zu aufs 
Iren, ſo beirhgt die Menge ded audgefchiebenen Casa, 34, ebeuſo, umter gleichen Be⸗ 
Mugungen , jene deb ſolchen Weges metall niebergefhlagenen Gil erd 216, 25; 
vers. oben ©.558 und 857. Man fieht, daß died daſſelbe Geſetz If, was bei der Faͤl⸗ 
kung der Ergmetalle aus ihren Huflöfungen durdy andere brennbare Metalle ſich geltend 
macht. Man Tann daher auch aus der Menge ded In jenen galv. Ketten aufgelöft 
werdenden Zinks, die Menge deb hiebei entwickelten HI Bafed (Tel eb ded Wafletd orer 
der zerſetzten Bydrochlorſaure, oder ähnliher H:Berbinbungen), To mie jene des zur 
Yultcgiidung gelangten O (oder Ch, 1c.) berechuen; wurden 403, 51 Zum aufgelöft, fe . 
berraͤgt vie Menge des dadurch entwickelten H 412, 5, während die des O = 100, jene 
des Ch = 450 (oder Werzeltind zufolge a2; f. oben ©. 898) IR. 


— 





gehoͤren) nämlich, durch hie ſog. Elementar⸗Analyſe. Nieje voll⸗ 
zieht man durch Verbrennung meifteng ſehr Heiner Mengen bes zu zer⸗ 
legenden Erzeugnifies, mittelft Oxygen, mählt dazu jedoch in ber Regel 
nicht das O-Gas, fondern das in leicht sein darſtellbaren befannien 
feften,. durch Erhitzung mit brennbaren Stoffen leicht desexydirbaren 
Berbindungen, z. B. im braunfhwarzen Kupfereryd, in chromſauren 
Erzmetalloxyren, feltener das im braunen Dleihyperoryd, im vothen 
Bleihyperoxydul, im künſtlich hergeſtellten Manganhyperoxyd ır. gege⸗ 
bene. Mau erhitzt zu dem Ende die zu analyfirenden durchaus ent⸗ 
feuchteten Erzeugniſſe mit verhältlig großen Mengen dieſer ebenfalls 
vallfommenen trodenen Oxydate (3. 8. 2 bis 3 Gran des Erzeugnifieh 
‚mit 75 bis 80 Gran und mehr des Oxydats) in durchaus feuchtunges 
freien, an einem Ende geſchloſſenen Glasroͤhren, fängt die fid) dabei 
entwickelnden Waflerrämpfe, in geeigneten mit ber Glasroͤhre gasdicht 
yerbundenen, gewogenes waflerfreied Ca Ch2 enthaltenden gläfernen 
. Vorrichtungen anf, während man bas durch die Verbrennung entfans 
tene Co2⸗Gas in ähnlicher Weife von gewogener waflerarmer Kali 
lauge verſchlucken laͤßt; die Bewichtsgrößen beider verſchluckten Etoffe, 
bie des Waflers wie jene der Garbonfäure, beſtimmt man durch Wägung 
ihrer Verſchlucker. Enthält das org. Erzeugniß auch Azot, fo ermit⸗ 
telt man deſſen Größe entwerer nur durch Bemeſſung des dabei ent: 
widelten Azotgaſes, wobei jedoch die ganze Vorrichtung zuvor von ats 
mofphärifcher Luft durchaus entleert und jede Verbindung tes A-Gaſes 
mit O zu Azotoxyd⸗Mas forgfältigft vermieden werben muß, aber man 
berechnet die Gewichtemenge aus’ jenem Animonial, welches man ers 
hält, wenn man, nach Will und Barrentrapp, 506 feinem A-Ge⸗ 
halte nad) zu beftimmende Erzeugniß mit einem Gemenge von KO H2 
Omd CaO erhigt (wobei man jedoch die Ammenial-Erzeugung, aus 
ber diefe Alkalien währen des Zerreibens uud Mengens umgebenden 
Luft möglich zu vermeiden fireben muß, indem: in dieſer Hinſicht auch 
gänzlich azotfreie Hydrocarbone ähnlich wirken: wie Zink ıc. in Fa⸗ 
raday's hieher gehörigen Ammoniak;ErzeugungesVerfuchen (vergl.m. 
Ach. f. d. gef. Natur. XX. 110, XXVI. 170 u. 415, fo wie XXVIL 
360, 874 u. 875 *), das ſich entbindende Gas in bie verdunnte Hy⸗ 
beochlorfäure der gasricht angefügten Vorlage ſtreichen läßt, um «6 
dann als Ammondlorid (als Salmiak) durch Platinchlorid zu fog. 
Platin⸗Salmiat (AB HS Ch2 + Pt Ch4 = 175, A+ 50H + 450 
Ch-+ 1238,35 Pt-+ 900 Ch 2806,5) zu fällen, da dann 100 Gewichtothe ile 





®) Ginige, welche aus dem alfo erzeugten Ammoniaf die Menge des in dem mit Kalfs 
Kalihydrat behandelten Stoffe vorhandenen Azot berechneten, fanden biefes ſtett 
an groß; one Zweifel, weil fie die Neben⸗Erzeugung des Ammoniak unbeachtet 
Tiepen ' . 


. “a 


des vorſichtig, aber wohl getrodneten ®) Nicherſchlags volle 8,25 Ayot 
anzeigen (wonach die oben ©. 847 beſiudliche Angabe — in er Pr als 
Deppeltatem wüb mit älterer größezer Atomsehl in Meinung genoms 
men worden. — zu berichtigen iR). Hat man folder Weiſe aus der durch 
Drhration gewonnenen CO2, den Gehalt an C, ans dem HBO jenen 
an H und aus bem Ammoniaf ben des A berechnet, und reicht dans 
die Eumme vieler Schalte nicht Hin zur urfprünglicden Gewichto⸗Groͤße 
des zerlegten Stoffes, ſo erachtet man das Belende, (die id ergebende 
Differenz) für den Gehalt au O. Kommen nach andere Uirunboffe, ale 
dieſe Hauptbeſtandtheile ber duch dae Lchen gebildeten Leiber vor, fo 
muß man fie, da fle flets nur in ſehr Fleinen Mengen zugegen find, 
buch Berbrenuungen größerer Maflen zu beſtimmen fuchen; eine Men⸗ 
wen Beſtimmung, die, würde fle überhaupt zur Regel erhnben, nicht 
aut obiger, mis fo Heinen Mengen unternommenen Analyſe zur Bes 
tichtigunges Vergleichung (Bontrolle) dienen, fondern auch zur Ver⸗ 
meibung von anserdem unvermeidlichen Irrthümern führen und fo 
manche unerklaͤrliche Abweichung ber Befchaffenheiten und Gigenichaf- 
ten angeblich iſomerer Verbindungen dadurch anfhellen, daß fie das 
Rigtvorhantenfein von wirklichen Iſomerien in dergleichen Bällen er» 
weistih machte, Denn was fehr Heine und ſelbſt kaum merfbar Heine 
Beimifhungen anderer Grundſtoſſe in Beziehung auf Beichafienheites 
und Gigenfgaften-Abänderung zu leiften verınögen, bas zeigen zur Ge⸗ 
wüge jene Stellungs -Wenherungen, welche Erzmetalle in der galvanis 
ſchen Kette erleiden, wenn ihnen Minima anderer Metalle beigemiigt 
werden; 3.8. Mr, wenn ihm ein Minimum von Pt, Sa und Bi, und 
dieſe, wenn ihnen eben fo viel K beigegeben worben, und fo andy die verfchies 
denen Eorten von Holzkohle, fo wie auch won Harze, Zucker⸗ Gummi⸗ 
und Ruß: Kohle, wenn fie auch derſel ben Rärffien Hellrothgluth gleiche 
Zeiten hindurch ausgefept geweien. Es find fehr Fieine Mengen von 
Saruſtoff erforderlih, um Kochſalz in Octaedern und Salmiak 
in Würfeln krydalliſiren gu machen, und noch weit Fleinere Beimtichuns 
gen reichen bin: Gaſe für die Berbindungss Wirfungen des Platin⸗ 
Roubes unempfänglich darzuftell.n (oben ©. 787). Bedenkt man fer 
ner: daß, je größen die Maſſe des zw verbrennenden org. Erzengniſſes 
iR, um fo ſicherer ih auch die Gewichts ⸗Verhaͤlmiſſe des. Verbrann⸗ 
ten beſtimmen laſſen, und daß, wenn auch hiebei, z. B. bei der Ver⸗ 
breuuung von 1000 Gran, um einige Graue geirret wird, dieſe Mans 
gelbaftigkeit verſchwindend Hein ericheint, wenn man bie Grgebnifie 
anf feine Befammtgrößen, z. B. auf 10 Gran zurücktechnet, während 
ungefehrt ein Weniger oder Mehr von 0,05 Braun beim Berbrennen 





Gin wohlgetrodineter Niederſchlag darf, noch helß von einem vollkommen trodes 
nen kalten Glasglödtgen bebedt, dieſes durchaus nicht (rurch Bethanuug) trüben, 


— 


° 
. “> 


FR 





von 2 Gem ſchon zu Tepe ſalfchen procentifäfen Bergältuißgewidts 

: Beltimmungen, und damit zu uicht minder unzichtigen Rödiometzifchen 
Zoruieln zu führen vermag, fo wird Bar: daß mit möglihf großen 
Wengen (fo großen, wie gena ne Durshführbarkeit ber Verfuche es 

' Isgenb geſtatten) vollzogene Berbreiinungen nicht nur gegen jedes Leber: 
fehen der in fer Heinen Antkeilen zugegen ſeyenden Gruudſtoffo ſchützen, 
fondern zugleich auch tie Welfsgung ber babe in vorhesrichenden 


. Mengen gegebenen Elemente mit durchaus befriedigender Gicherheit 


werben vollzichen laſſen. Solche, im großen Manfkabe durch zufüh⸗ 
sende Biementar s Analyien ſtud aber in ber That fchen vorbereitet, 
und 06 bebazf nur ber nöthigen umfichtigen Genanigkeit, um barans 
für eine erfcgöpfenn genaue Analyfe die nöihigen Raaßnahmen abzus 
. beiten 9%), Mehrere Chemiler haben den kryſtalliſirten Lund 





! ) Man bat z. B. bereits von dem Ammonoxyd⸗Azotat (fog, ſalpeterſ. Am⸗ 


h 


moniat — A2HSO AR O5) Gebrauch gemacht, um zu erfagren: ob und wie 


‚ziel Tohlige oder verkohlbare Stoffe (5. B. Steinkohlen, Braunkohlen ıc.) Beis 


milhungen enthalten, welche mit O unflüctige Verbrennungs - Erzeugnlffe ges 


. wägzen (3. 8. Al2O3, Fe203, SiO3 :c.), glühet man aber vergleichen 


Brennbare, mit geboͤriger Umſicht in geeigneten Platingefäßen, mit damit inzigf 
gemengtem Baryt-Azotat, fo erfährt man zugleich durch die Dienge des dar 


: durch erzeugten BarpisGarbonut, wieriel C in der Kohle zugegen war vor ihrem 
Verbrennen; vurch das etwa gleichzeitig eatſtandene Baryt⸗Sulphat, Baryt⸗Sili⸗ 


cat ꝛc. wieviel S, Si u, ſ. w. dieſes C begleitete, und, wenn durch Addition 
biefer C, Al, Fe, S, Si, Ca x. eine Eumme erwaͤchſt, welche der Gewicht igroͤße 
‘ber volllommen entfeuchteten Steinkohle vor dem Verſuche nicht gleich kam, zugleich 


“au: wie vie Hi fie enthalten; zumal, wenn man ven ganzen Beriuch durch einen 


zweiten berichtigen» vergleicht, 3. B. dadurch, daß man — wie Berthier ver 
fahr, um ben Brenumwerth (unb varauns den Wärme⸗En twickelunge⸗ 


BBerth) der Steinkohlen zu beflimmen — vie Menge des metalliihen Pb wiegt, 
welche die Steinkohle (rer ihr Vertreter) aus einen ihr gehörig beigegebenen, 
gewogenen Bileioxya- Menge, bei hinzeichenn erhöhter Temperatur berfiellt, womit 


man dann zugleich ſich in ben Stand geicht ficht, zu ermitteln, in wiefern ber 
aus jenes Summe brennbarer Grundſtoffe berechnete H-@ehalt wirklich in folder 
Größe zugegen geweſen over ob nicht vielmehr ein Theil dieſer Differenz vorhau⸗ 
ben geweierem O zugeſchrieben werden 'müffe? — Bertsier's Eeuittelung jener 
Marme⸗Große (Heigkraft) weiche Steintohlen (Beihuinkoffs Carbolein, d. i. 92 _ 


Steinkohle + 8 = Bett, Braunkohlen, Torf ıc, 20.) als Brennſtoffe verbreunens 


zu entwiddln vermögen, beruhet auf ver Erfahrung: daß viefelbe der bein Ver⸗ 
beeimen verbrauchten O⸗Nenge proportional iR, die Daun, wie bemerit, durch wie 


.. Menge nes metallifch hergeſtellten Btei's ſich ergiebt; da man weiß, daß in 1394,5 PbO 


(©. 857 ) neben 1294,5 Pb 100 O zugegen find, un daß mithin Pro 
eentifh 100 Bleioxyd aus 92,82 Ph +7,18 beftchen, während 100 metallifches 
Blei ſehr nahe 7,7250 heiſchen, um damit 107,725 PBO darzuſtellen. H gab 
in B’6 und den fpäteren von Kaifer, in München angeflellten Verjuchen ats 
Brennfof, d. h. ald Mebuctionsmittel des Pb verwenbet, vie 108,7 =, die reie 
Kohle nur bie 34=, Garbolein vie 24,8=, befe englifhe Steinkohle 
bie 31,8=, boͤhmiſche Steinkohle vie 26,8-, Braunkohle aus dem Bay 
riſchen Hochlande bie Zifadge, gute Fichtenkohle die 29,3: und trode 


nn — _ —— 





—XE eogingie “walfiwirten) Roßeyuder -obw ⸗Hartuder⸗ 
"et heil tn gewöhnlider Seite, wilR Bechreumng ber 


) Erg f , 1 


u — ne We 16er enge no en Berhtt p u 
Fein © Berfuken gemäß entſprechen / aber riefen Mengen kengehellten 
bles von. BärmerFinheiten: 23851, 7820, 


nuelnanher folgenne 
. ale 6164 4830, 6739 (niht 6746, wie von Andern angegeben worden) 


Man fieht dieraus, daß H ats Wrenuftoff verbranht alle übrigen 

an‘ Sipspenbe cl — wub daß es haker in 

vor Nahe werth ‚fein vürfıe, .oin MBerigheen zu enfisıen .. darch 
welges man dieſelbe Baifers Menge durch + E un — E Degen 
mirtung fortkanermd zerfegte, um es In gleichem Maaße ans 


. banernn, mittelſt Verbrennung wieder zu erzeugen; geläuge biefes 


— um au Winten für die öiung viefer Aufgabe ſehat es nice, wenn man. B. nur 
‚chuigt, daß zur WaffersIeriegung nicht motiwenbig mehr oder weniger koſtbare 
einige icsrigitätge Urregungen erſordexlich Ans, ſondern daß nayı auch Ber⸗ 
utungen (Dperationen, d. 5. künſtlich mit Abſicht eingeleitete Natur⸗ 
7 oder fog. bhyfiſche wie cheimiſche Procefſe) dienen können, bei weis 

werer Berbrauch von Erzmetallen noch von Hüffigen Sauuen eintuitt — fe 
ein ‚er: Geutzungsfteth für immer abgehnifen. Biel ‚geleiket. würde im dieſer 
Sucht ürcigens ſchen werben, wenn man genügenbe Vorrichtungen erfänpe, die 
Serßarkung. des Feuers mittel Waſſervampf⸗Durchſtreich nug (oben 
©, 381 Asın. um 552 Aani.) allgemein zu machen, ». 5. le bein Als 
Guffener,, wie Beim Güttenfener, beim Seien ver Dkumner (fei es duvch Stubens 
Hin sro: wirdh :Ranine): wie Beim Geblaſe der Gemmlme: aus Schloſſereſſen, 
kei Boatgfeg, wie bei Kalläfen u, f. w. in Anwendung zu bringen. Bel Hohöfen 


—* 413) und ahnlichen Feuerſiätten fände vielleicht ſelbſt die gafige Satz- 


Sure a) zugleich als Feuerungéſtoffe um als Gifenreiniger vor 
theihafte Auwenrung; denn nis fe Henry wurd glühemve Kohlen rich (ein and 

in sein wiffenfhaftsicher Gtafdıt Geadstenswertker Verſuch), erhielt er, wis er Ah 
nieht, ungsbense Mengen von Waſſerfloffgas (3 was aus dem Chlor wurde, 
fagt ex nit). — Neuerlih hat man über die Benutzung dis Holzes, Ratt 
Eteinfohlen ober ſtatt Coals, ale Wtenuftoffe für die beweglichen Detapfma- 
fhinen der Viſenbahnen orer tes. Pocomeorive, auf der „KRalfer Ferdinaube 
uns Der. „Oberſchleſfiſchen Bahn“ Berfuche angefiellt, welche ver 


„alu weit günfiger autficien, als nie fpäseren im „Braunichweigichen" mit Gofg, 


Aorf uud Goats im diefer Abficht nurchgeführten; eine Verſchiedenheit, Die jedoch, 
henſicht lich Der letgzteren größtentbeits örtlich bedingt zu fein fchien; vergl. Eiſen⸗ 


bahn⸗Jeltrag 1Ri4, Nr. 1. Es leiſteten auf wer erſteren viefer Bahnen 17 : 


Mesunjtzweigiche Eubituß (— fehr nahe 11.2 Bayriſche) Holz, bat aus 0,1 hartem 


"m 0,9 weichen (meil tannenem) beſtand, was 1 Gentner Coale 


gewäßrte; 
aab auf der Oberjchleſifchen 16 Würfelfuß Eichenholz (— 14,928 a Dcheifae ⸗8.), 
auf ver Beaunſchweig⸗Hatzburger Giſenbahn⸗ kommen 46,9 Warfelfuß (= nafe 
15,77 Bayrif) Bährenbolz der Wirkung von 25,6 (I 23,8848 Bayali) ges 
mifgtetn Galz (?,3 hartes sunn */s weiches), 28,5 Gienhelz; (— 21,8255 8, 
um von 172.1 A (Braunfchweigiich, was dem Colniſchen und Vreußiſchen Pfunde 


gleiglommt) Goatd glei. Auch Torf wurde auf biefer Bahn verfucheweife verwendet _ 


Hätte man hiezu Die mittelh etwas Lehm im Badfleinform gebrachte Torftohte 

(ven Rüdkand von mit Torf over mit geprefitem Terf weranflalteten Tarfgas: Be- 

Amterungen; üben ©; 358 Fun 376) hemußt,:wisde man hinſichtlich zer Hitze⸗ 

Gntwiddtung jthe wet: beiten Balgeh Icht mertlidh überbaten haben. Def übrigen 

Zufügewng von ertikter Luft, flatt der gewöhnlichen nichtheißen, zu dergleichen 

Brenafofie vie Hie⸗ Autwicelungen merllich Peigern würde, iſt nit zu bezwei⸗ 
58% 


sis 


. @lementar» Aualyfe, unterworfen, - und aus hen dadurch erhaltenen 
: Bingen von CO2 und H2O bafien prosentifchen,. und bierans feinen 
ſtochiometriſchen Gehalt au C, H und O berechnet, Feiner von ihnen 
bat aber dabei, weil jeder nur milrechemifch experimentirte, und ver 
Kalk⸗Mehalt für. verichiwindend Hein erachtet wurde, auf den Kalt 
Rüdficht genommen, von dem fon Gadolin — zur Auiklaͤrung 
“einee von Scheele, bei der unter Zuſatz von Zucker“bewkrkten, 
wwiederholten Auföfung des MnO2 in Säuren beobarhteten ſcheinbaren 
. . Mmweandelung de6 MnO in CaO — nachwies, daß der Zucker im 
nichts weniger ale auferorbentlich geringen Mengen beigegeben erſcheine, 
und von dem von Reichenbach jängft bemerkte: daß er auch in dem 
moͤglichſt volllommen gereinigten Rohrzucker nie fehle. Nun läßt ſich 
aber einer Seits: aus dem befannten Berhalten bes Kalks zur Beleuch⸗ 
tung ab der ihm baraus erwachſenden großen Gelbflleuchtung (a. «, 
D. und &, 740, fowie ebend. TI. 208, 316 und 850), anderer Geile: 
aus der Phosphorescenz des Hartzuders, wie er fie fowohl durch’ Bes 
leuchten als durch Reiben barbietet, zumal, wenn er mit Kalk gejättigt 
if (a. a. DO. 648 Anm.) folgern: daß beiberlei Leuchten hauptſaͤchlich 
duch feinen Gehalt am Kalk hervorgehen, Aber deu aber die chemiſch⸗ 
analytiſch entflandene Formel des Hartzuders — CI? 20 010 + 
- #80 nichts ausfagt, und der, ift ex wirklich die Hauptbedingung jener 
- Rendhtungs Stärken, ſehr wahrſcheinlich auch werkbaren Antheil hat 
an jenem chemifchen Verhalten, welches den Hartzuder als eigene 
Art der Gattung Zuder im Eyſteme aufführen läßt; wie beim f. ©. 
fein . Ehfunge » Bermögen erwieſener Maaßen dutch perſchiedenen 
Kalkgehalt, ſolchen Verſchiedenheiten entſprechend abgeaͤudert ‚wird, 
und wie vermuthlich auch fein durch Eaͤuren, zumal durch Meinfäure, 
Citronenſaͤure, Hydroxalſaͤure (m. Verſuchen zufolge, der Behauptung 
Oinderer entgegen, auch Durch Oralfäure) und buch verbünnte Mine 
zalfäure (und unter biefen aud dur Garbonfäure) bewirkbares 
Uebergehen in Glykoſe oder Blucofe, d. t. in Tranbenguder 
oder Rrämelzuder, ober „Stärkzucker« (a. a. D. ©. 648) durch 
größeren oder geringeren Kalfs Gehalt der Abänderung uuterliegt, und 
ebenfo auch das Berhalten, das er zeigt, wenn er ſchmelzend fein Krys ' 
Rallwafler verliert und ſich fo in fogenannten Gerſten zucker wandelt, 
ale auch jenes, welches er tarbietrt, wenn er dann, bis 165° "erhige, 
zur Gutbindung eines Noms feines Miſchungo⸗ ober fog. Hytras 
tifirungs-H2O, in fog. gebrannten Zuder oder Garamel 





feln; ſ. oben ©. d18 f. Anm. Da, wo es varauf anfommt, jenen C· Gehalt ver | 
Steinkohlen zu beſtimmen, den fe enthalten, wenn Ihnen ie Grip ‚ser Bis 
tumens@ehalt entzogen iR, entfernt man »iefen, che man ven C⸗Gehalt (her 
Kohle an ſich) durch Verpuffen mit Agotaten beſtiannt, mittelſt Wetben, 


917 


iwergehht — der zum Faͤrben von Liqueuren, Pünktichen Ham, blaffen 
Beinen ıc., nicht zu Hark erhigt worden ſeyn barf, weil er dann theil⸗ 
weife nuioslich wird und einen witrigen Beigeihmad erhält, was man 
vermeidet, wenn man dem zu xöflenten Zuder vor ber Möflung /4 
verwitterte Soda zufeht — deſſen größere oder geringere Serfließlichkeit 
ohne Zweifel zum Theil abhängig il: von feinem größeren ober ges 
ringeres Schalt an Ralf; und da endlich jener bei der Darftellung des 
HSartzuckers aus dem Eafte des Zuckerrohrs, ober der Runlelrüben, 
oder Mais ıc., oder des Ahorn, entlammende Schleim zucker ver Mes 
laffe, d. i. des braunen Syrup (deren SaramelsBehalt übrigens beim 
. Mbruuften des Zuderiaftes im fog. leeren Raume, d. i. bei wieberer 
Temperatur, ſich faf gänzlich vermeiden läßt), ken Berzelins 
ſchlechthin durch Eyrnp bezeichnet, dem Caramel in feinen Berhalte 
jwar theilweiſe nahe, jedoch nicht gleichkommt, fo darf man aud bier 
ber, gleich ven vorhergehenden Folgerungen , durch genaue Verſuche zu 
prüfseuden Bermuthung Raum geben: daß der Unlerſchied, dem bie mit 
einander verglichenen. Verhalten res Caramel ber Melafle und. jenes 
des bis zu 165° © erhitzten Getſtenzuckers darbieten, mit der Ders 
ſchlebenheit ter Groͤße ihres Kalk⸗Gehaltes nahe zufammenfallen 
dürfte? ®) Dus weiter unten erwähnte Diastas reicht zue Umwans 





*) In welchem Maafe ver Zucker und bie ihm nahe ſtehenden Bildungethelle fich 


wanbelbar zeigen, wenn fie ber hemifhen Vertheilung, z. B, einmal der 
Baſefoͤrderung einer Säure, ein andermal der Saͤureforderung einer Bafe, oder auch 
zur bei fehr ungleigen Temperaturen ver andauernden Ginwirtung bet Waſſers 
unterworfen werben, zeigen bie hieber gehörigen Umbildungen des Amylon 
(Btärt) — Ci2 H20 010 in Bummi — Ci? H22 Oli un in Kräs 
melzuder — C12 B24 012, ‚und umgekehrt jene bes kryſt. Hartzuders 
= Cı2 H20 010 + H20 dur; Behandlung mit verbünnter S03 ober mit bers 
gleigen Sydrochlorſaͤure, 4. B. durch Grbigen von 10 Hartzucker mit 30 
Bafler, dem zuvor 1 Schwefelſaͤure beigemiicht worben, in Krümeljuder 
zur etwas Bormicläure (Mmeifenfäure = C2 H2 03), dann in Gluſein⸗ 
fäure, von der 2 Atome flöchiometrifch heftchen aus Cis H20 O10, Apo⸗ 
glneinfäure — Cı8 His 08, Huminfäure (Humusfäure) 72, Cio 
B2i O12, Sumin — C40 H30 015, Ulminfäure = C40 H28 012 
zus Ulmin — C40 H32 014. Diefe Ichteren Erzeugniſſe, tie lösliche braun⸗ 
ſchwarze Guminfäure uns die gleichfalls loͤtliche braune Ulminſäure, fowie has 
znlöslidhe braunſchwarze Humin und pas ebenfalls unlösliche Braune Ulmin, fins 
ven fi, mit geringer Aländerung, fon fertig gebilvet im Torf vor (mander 
Terf enthält jevoch aur Ulmin und Ulminfäure, und weder Humin no) Humin⸗ 
jäuze), fowie zum Theil in der Dammerde (Berzelius nannte bie hierin 


vortsmmenben:. Bein uns Beinfäure) und Saften Ach auch aus Sägmehl, 
ſey 6 durch Behanklung mit geſchmolzenem Kulibyimat, ſey es darch lange au» 
danerades Berũhren von Kaltkhyrrat, kunſtlich darſtellen, ſowie fie kenn auch 
wur Berweiung (Moderung) nes Holzes hervorgehen, d. i. aus einem orgeniſchen 
Erzeuguiiſſe, das feinem Hauptinhalte nach aus (Pflanzenfafer oder) Lignin 
Cız Hi16 O8 beſteht. Wie aber ſolchen Weges Yiefer Biivin ) 

Damifgung um Rifkungs: Entwäfferung (ober Dehybratiſirung) 





beiung der Slarke Hin, wem 1: Thell defielben, In Waſſer grloͤſt, mit 
4000 Theilen Amylon zur. Wechſelwirfing gebracht wird; beträgt hie 





zu jenen Säuren, uns beren weder fauer noch baſiſch gegenwirkende (inbifferente) 
Miterzeugniffe, in Ulmin und Sumin nmgemifcht wird, fo ik er auch fähig, in 
Zucker ſich umzuwandeln, wenn cr nicht Waſſer verliert, ſondern chemiſch bin⸗ 
dend aufninintz denn Braconmot zufolge entficht aus Sagmchl, Strohſtaub, 
Leinwand, Baumwollenfaſer x., wenn fie mit cone. Schwefelſaͤure Falt puſan⸗ 
mengerieben werben, eine wenig gefärbte Maſſe, vie, mit Waſſer verbäunt uud 
kurchgefeibet, die Loͤſung von Bummi (das ſchmadlos, "vurchfichtig, glafigen 
Bruches, hatten Körpern ſtark anbaftend, mit verbünnter Azotſunce viel ſchoͤn 
Kufaffficente Oxralfänze „pwährt, noch mehr C208 erhält man jeboch, wenn 
Zucker mit Kalt Oxymanganat behandelt wird, dens hiebei geht alles C nur in 
C203 über) in wäfleriger ZigninsUnterfcawefelfäure varſtellt, wie meh- 
rere Gtunven hindurch gekocht, flatt des Bummi: Krümelzuder varbietet. 
* Die Lignin⸗Unterſchwefelfänre kommt in ihrem Hanpiverhalten mit der Benzoe⸗ 


“Unterfäwefelfäure (entftanden durch Auflöſung ven 1 Atom Br, b. i. 
Benzorfäne — Ci4 H10 03 In 8 tem. waſſerfreie Gchwefeliäuse, unter 
Verbindung von H2 ver erſteren mit O ner letzteren zu 1 Atem Waſſer, das 
an 1 Mom SOS tritt, und dieſe in Schwefelfäures Syprat — S03 H2O von 
1,85 (Gigengewicht verwandelt und von Ci4 H8 03 mit 82 O5 zu) Cti 
H8 82 Os überein. Webrigens bilvet fi ter Krümelzucher ug u Amy 
Ion, wenn viefes entweder mit verbünnter Gchwefelfäure, ober Hydrochlor⸗ 
fäuxe, ober fehr verdünnter Azotſäure, oder flatt derſelben auch mit Dralfänte 
oder Hybroxalſaure (3. B. wenn 500 Theile Stärke mit 300 ober 200 
Talten Waſſert zum Breie zerrichen und nun mit noch 700 Bis 800 er, 
dem man zubor 15 Echwefeliäure von 1,83 Eigengewicht beigemifcht Hatte, vers 
ſedtt und innig gemiſcht) mehrftündig gekocht wir. Er verwandelt fi dann 
das Amylon zunähk in Bummi und hierauf in Gtärkzuder, der burg Sat⸗ 
tigen der Schwefelſaͤure mit nepulvertem Kalk⸗GCarbonat (3. B. mit Kreide) und 
einen des badurch entſtandenen Kall-Eulphat (une), fowie durch hierauf ers 
folgendes Sieden mit Thierkohle, Durchſeihen, Gindunften zur Gorupseide, 
und Erkalten zur feflen Maſſe erflarret, ober wenn man, das 1333 von 
Vayen und Berfog Im Malz entbeckte, zumal im Gerftenmafz häufige D iastas, 
(feanzöfifg Diastage, dem gilehlihen dıaoraoıy nachgebildet, und etwa darch 
Hũllen⸗Spreuger⸗ verdeutſchbar) in Verbintung mit heißem Waſſer auf Kar⸗ 
toffel⸗ oder Weizen⸗Starke mehrſtündig einwirken läßt, 3. B. indem man 8 
Gewichtstheile trocken zerriebenes ober geſchrotenes, unverdorbenes Gerfteumalz 
(eEuftmalz oder Darrmalz) mit 400 Teilen weichen Waflers, unter Echitzung 
bis zu 70° C auszicht, und den dadurch gewonnenen Auszug, umndurchgeſeihet 
nad .und nah mit 100 Stärke unter fleifigem Umruͤhren verfeht, daun zamit 
mehrſtündig, jeboch nit bis 70°, ſondern et. 4° weniger Heiß erhäft, burds 
ſeihet und zur ſtarken Eaftvide eindunſtet. Es bildet fidh hiebeil vie Stärk. zu 
erſ in Dextrin, ». 8, in Etärfgummi um, das jene Benenmiig erhielt, 
weil feine wäflrige Lifung die Polarifationssähene ver Lichtes (m, Brunkz. IE 

- 76 ff. un 455 ſ.rrechtaw drts brebet, was bei unteren Guncis Arten 
naicht ven Wall ik, Die Starke ober vas Amylon (Amydon, Amylam ober 
. Frteoula) beſteht nämli and faR mikroſtopich Erinen, von oegemiidhen Ge: 
wcbe ober niembrandfen Hüllen unfaßten Koruchen, teren Gülle gerreißt, ſobald 
„7 Be bei ver erwähnten Temperatur von wäflrigfläffigem Diastas berührt wire. 
Um qhterza in größter Dienge unn mögliäft rein zu erzielen, bereitet man ſich 

-, snobrserft gutes Berenmal;, 2. h. trodnet die geleimte Gerſte, wenn das Slatt-⸗ 





| - . 
| am 
| bei des Aucqjlen 2000 Theile, fo geht He in Belge ber Ihe von Geiten 
| des Dinstas werdenden, ihre chemiſche Aiuzichung zum Daſſer erhöhen: 
den Uinregmg, nur in Bummi über. Mar Hingegen bes Diastas 
für ſich bie etwas über 70° C erhitzt werben, fo verliert es mit dem 
bei dieſer Temperatur aus ibm entweichenben (ch hiebel wahrfheins 
lich erſt bildenden) Wafler feine elcktriſche Leitung in auffallendem Grabe \ 
zus damit unwiederbringlid jene Anregungsſähigkeit. — Laßt 
man ſtarle Salzbaſen in der Dige auf Buder, Gummi over Amylen 
einwirlen, fo nuterliegen dieſe der, von Seiten der Bafe ſich Beihätis 
genden, Eänurr: Borderung aänslide, indem fie in chemiſch⸗polare Ge⸗ 
gener zeugniſſe endenander treten, nemlich in Cod, Die von der. Baſe 
zertickgehalten wird, und. in breunbare Hynrocarboue uud Giysrechrbens 
osybe umb Hydrate, vie als Dämpfe oder als Lüfte entweichen. Grhigte 
man daher Zudez mil gepulvertem, gebramtem Kalk, ſo Kinterbleibt 
Ca0O CO3, wahrend Nceton (oben ©. 853 Hua.) und Wrtances 
ton, d. i. eine farblos tropfbare, fluchtige, Lisblich dufteade und auf 





füerdhen uub nat MBürzelhen (Plamula und Radioala) gleiche Länge Haben, 
waß jebefmal der Ball if, wenn die Reimung, ſowohl bie ber Gerfte, ats übers 
haupt auch jever auf Malz Bereitung in Benutzung genommenen Getreide: Art; 
vaber auch bed Weizens (veſſen Schleim⸗ und Krümelzudergehalt mit Waſſer 
autzezogen,, guten Syrup gibt), Haferd, Roggens ıc., und in China des Reiſet, 
richtig geleitet worden. Das „darauf folgende Darren (Dörren), ſey es bewirkt, 
ohne fünflliche Anwaͤrmung, lediglich Luxch ununterbeochenes Ginübeefllefen von 
Baffervampf:armer Luft, oder durch künftliche Erhigung bis zur ganzlichen Aus: 
tredaung, unterbricht ven Kelmunges Borgang in einem Zeitabjchnitte, wo veſſen 
Uertgang die gänzlihe Zerfehung des ſchon durch pas Keinen geblldeten Malge 
zuders, (fog, Schleimynders, v. i. meiſtens gummlhaltiges Rrümelzuders 
Sipesat) ſowie ves noch nicht. in Gummi oder Zucker übergegangenen Amylon⸗, 
. uub neben vieſem, vorhandenen Diastas- und Ciweiß⸗Antheils zur Folge haben 
würke. Gutes Gerſten⸗Darrmalz buftet dem friſchgebackenen Roggenbrode ähnlich, 
nad entwidelt, mir Waſſer veftilliet, ein Aet heroͤl, deſſen Beruh an jenen 
web Walze erinnert, Zerreibt man vergleichen wohlbereitetes Gerſtenmalz, ober 
Ratt vefien auch, jeduch weit weniger ergiebig, Malz von anderem Getreide, ober 
auch, am menigfien Diastad gewaͤhrend: vie In ver Nähe ver fog. Keime Wur⸗ 
zelausläufe treibender Kartoffeln, im fleinernen Mörfer, durchfeuchtet 26 hierauf 
volltemmen mit (dem Gewichte nach dem Nalzpulver nahe gleichkommendet) 
MBaffer unt preßt es nun in vichtem Kattun⸗ over Seinens Tuch gehörig aus, fo 
hat man in ver anszepreßten Stüffigleit eine wäflrige Löfung, deren Hauptbeſtand⸗ 
teile Gummi, Panzenelweiß (Pflanzenalb Mir) und Diastas find, Er⸗ 
| here beide fället Zdfag' von gewöhnlichen fufelfreien Weingeiſt größtentheils, 
Bon viefen wittelt Durchſeihung geſchieden, verſetzt man vie klare Blülfigfeit fo 
et und mit fo viel möglichk waſſerarmem Alkchol, als noch eine Trübung er 
| folgt. Dieſes beſteht ans ſolchen Weges gefälltem ungeinem Diastas, bas man das 
| * thuulichſt reinigt, daß man ed noch drei bit vier. Mal in MBaffer loͤſt, und wie⸗ 
| der zwoͤrderſt Krit geh böntihem und kann mit abfolutem Alkohol verfeht, hen 
Ieyımw Nlederſhlag vom Bikter auf eine Mkitplatte' btiingt, hier ausbreitet, bei 
40% is 50% © trodaet, noch warık zu weißen Bulver zerreibt und gegen Lufts 

feste gefhügt aufbrnahrt, iR [od mahrfceine ein mil oder 


u wem 





Waſſer ſchwimmenbe Fluͤſſigkeit überdefilliet. Waͤhlte man zu demſel⸗ 
den Berfuche, ſtatt Zucker, Amylon, and war dieſes nicht ganz frei von 
Pflanzenleim (fog. Mehlieim), was z. B. die kaͤnſſiche Welzenflärke 
nie ift, fo verbreitet das Deſtillat, zumal wenn es mit großem Webers 


ſchuß von Kalk bereitet werden, einen ſehr widrigen, an ben des Rauchs 
uud Dunſtes ansgeblafener Talaferzen und Dellampen erinuernben 


Brenzfetigeruch. Die Ungleichartigkeit der, urfpränglich in den Hoͤh⸗ 
Inngen der Pflanzenzellen abgelagert ‚vorlommenden, bie Amylonkoͤrn⸗ 
hen bildenden Theilchen — (die gemäß biefer  Tingleichartigfeit im 
feuchten Zuſtande auch ungleich gute Leiter der Elektrieität und damit 
Klektzicitäte = Erreger find) — ſchon fie bewirkt wahrſcheinlich jene 
Auregung zwiichen Hülle und Köornchen⸗Inhalt (nah Raspail 
befteht letzterer aus einer waflerarmen Löfung des Amylon, nach 
Fritſche IR das ganze Hörnchen aus parallel gelagerten Schichtchen 
non: ungleicher Die zufammengefeht, deren Maſſe jedoch gleichgeartet 
fein. ſoll), ». i. zwifchen Teilchen, deren Berfchiedenheit milroffopifeg am 
beften in bie Augen fällt, wenn man bie zweckmaͤßig beleuchteten Amy⸗ 
lonkoͤrnchen mit bewaflnetem Auge befchauet, während Diastas darauf 
einwirft, welcher zufolge ein Theil diefer Gebilde fih mit Waſſer 
chemiſch zu Bummi und Krünrelzuder verbindet, während ein anderer 
den @inwirkumgen bes zerlegten Waſſers unterworfen, zu einer chemi⸗ 
fen Polariiicung gelangt, die einer Seite zur Bildung von- CO2, 
anderer Seits zur Erzeugung von Diastas führt; wenigſtens fpricht 
jenes Berhalten für diefe Bermuthung, welches das Amylon gewähret, 
wenn es in hinreichendem, fiedendem Waſſer gelöh und erlaltet, mithin 
als verdünnte Stärkkleiſter⸗Löſung, bei oder ohne Luft: Zutritt 
einige Monate hindurch ich felber überlaſſen bleibt, während durch 
eine Schaale mit Waflır, worin man vas Gefäß mit ver Kleifters 
Iöfung geftellt Hatte, dae Austrodnen verhütet warb; e6 wandelt fidh 
(bei Gommerluftwärme von 19° bis 24° C) ! bis Ya bed Amylon 
in Krümelzuder um, der von Gummi und von einer etwas veränders 
ten Hciflerartigen Staͤrke, zumellen felbft von einzm harzartigen We- 
bilde begleitet, erſcheint. Jacquelin erhielt eine hieher gehörige 
Verbindung von Diastas mit Umylon, die ich ein Jahr hindurch 
vollkommen löslich erhielt (bei 600 70° C das öfache ihres Gewich⸗ 
te6 an Waſſer zur Löfung fordernd), nachdenr er die wäfrige Löfung 
des Diastas mit Antylon digerirt und dann bei 40° im Waſſerbade 
sur Trockne abgebunftet hatte: aber nach Ablauf von 2 Jahren fand er 
fie unlöslih. Schon Bährtling bemerkte, indem er bereits vor d4 Jahren 
den Zandınaun lehrtet! nicht nur feinen eigenen’ Zutkerbedarf, ſondern 
auch Zuccer zum vortheilhaften Verkauf an Andere, qus. in Scheiben 
zerfehnittenen IufttrodenemMRunlelrüben, dur Ausziehung mit 
Baltem WBafler, mit leichter Müge und mögtichft wenig Toftfpielig, 
darzuſtellen (wie man foldye Anweifung, ſammt Berbefferungen, ents 


m — U — — — — 


921 
ſprechend den neueren hieher gehörigen Entdeckungen und Erfindun 
gen ausführlich befchrichen findet von dem Verf, diefes Handbuchs, im 
deſſen: Zur Bolytechnologie unferer Zeit. Nürnberg 1836, 
bei Theodor Otto, und Bien bei Fr. Bed. 8. ©. 405 |). 
daß Aunfelrübenfaft feines. geſammten Sudergehaltes verluſtig geht 
und dagegen nur Schleim (Bummi) enthält, wenn derſelbe bei 
Buftwärmen, welche über 10° — 12%, 50 Hingugreichen, bie übrigen 
Rübentheile zu Iamge (bei fälterer Witterung über 4, ‚bei foärmerer 
über 3 Stunden) berührt; a. a, D. ©. 115— 118. In den getrods 
weten Nüben, in denen zugleich duch has Trocknen der größere Antheil 
bes Bflanzenalbumin in Faltem Waſſer unlösli geworben war 
(bean die alt bereizcten wäflrigen Aunzüge erzeugten beim Cindunſten 
ar wenig Schaum), hielt ſich dagegen der Zuder jahrelang unveräus 
dert, fobald fie nur an lufttrocknen Drten aufbewahret worden, Webris 
gens war es au Göttling, der zu.jener Zeit nachwies, nicht nur 
daß fiH aus dem Runfelrübenfafte der Gummi⸗Gehalt durch MWeingeift 
onsfällen laſſe, fondern auch: daß die mittelft Falten Waſſers ihres 
ZudersBehaltes bereits größeren Theiles beraubten Rüben, burch dreis 
mal nach einander erneuete und jedesmal 24 Stunden hindurch ans 
dauernde Ausziehung mit Digeflions-Wärme (d. i. Bruts oder Blut 
wärme — 28° R oder 85° C) Habendem Wafler, einen wäflrigen Aus⸗ 
jug gewährten, ber, ohne zu verberben, 14 Tage hindurch, gelinbe 


abgebunftet umd dadurch zur Trockne gebracht, eine Maſſe darſtellte, aus 


deren weingeiſtigem Auozuge zartſpießige Kryſtalle anſchoßen, die der 
Danıa an Süße wie an Entzündlichkeit gleihlamen und verbrannt 
eine fehr Falireiche Aſche hinterlichen. Jene Chemiker, welche fpäters 
hin den fog. Manna: Zuder, db. i. das Mannit oder „Brenadin“ 
unterfuchten, gedenfen eines Kali-Gehaltes deflelten nicht; 3. B. 
Kirchner, der aus dem Safte von 38 Pfd. von ihrer urfprünglid;en 
Feuchte befreirten Runfelrüben (wie viel der Saft felbft gewogen, if 
nicht bemerkt worden) 64 Grm. (—1 024 ran oder 2 Unzen 1 Drachme 
ud 4 Gran Nürnberger Medicinalgewidt) in flerniörmig grup⸗ 
pirten, fechsfeitigen Prismen kryſtalltfirtes Mannit erhielt: der Gaft 
begann nach 8%, Tagen zu gähren, und bereits nach weiteren 2", 
Tagen war bie Bährung beendet, und Echimmelkildung trat ein; der 
hierauf filtrirte und durch Weingeiſt entfchleimte Saft entlich dann, 
mittel Abdunflung, jene Priomen⸗Gruppen; Kirchner's Saft war 
wahrfcheinlich weit albuminreicher ale der von Göttling verwendete. 
K. erhielt Übrigens durch Alementars Analyfe, im Mittel aus 2 Der: 
Drennungen, fo vielCO2 und H2O, daß fi daraus 40,166 C 7,881 H 
une 52,008 O berechnen ließen, die, K. zufolge, ſtoöchiometriſch 6 
Atomen C, 14 H und 60 entfprechen; Annal. d. Chem. u. Pharmac. 


"XXX, 837 f. Mannit und Rilchzucker gehen mit Bleioxyd als 


laliſch reagirende Verbindungen ein, welche, ba fie in feſten Verhaͤlt⸗ 


mn nn an. en _ nn _ at ARE 


-.. 


— — — —— — 


, 


k: > 
— — — 
niſſen ſtatt haben, zur Beſtimmung bes wahren Atromgewichte biefer 
Bildungstheile die Bermittelung Bieten; |. m. Theorie ber Polytedhs 
‚nolog. IL. 268 ff. 300 und 362. Was Bättling’s Beobachtungen 
hinſichtlich der Cutſtehung des Mannits bereits vermuthen ließen, 
daß es and dem Zuder, in Folge einer kefonderen Gährung (Umfkims 
mung und baranf folgende chemifche Bertheilung oder fog. chemiſche 
Polarifation, d. i. eclektrochemiſche Beitandestheitung) hervorgegangen 


E ſey, findet feine Beſtaͤtigung ſowohl in nahe gleichzeitigen, als auch in 


fpäteren, hieher gehörigen "Beobachtungen und daraus abgeleiteten Fol⸗ 
gerungen. Denn fon Fourcercy und Bauguelin, indem fie bei 
ihren Mnterfulgungen der Manna uf Beimiſchungen von ker Weingäß- 
rung fähigem Zucker, nebſt Effigfäure ıc. fließen, ſchloſſen daraus: daß 
der nicht ih MWeingährumg überführbare Teil der Manna, b. i. das 
eigentliche Mannafüß, genannt Mannit, in den baffelbe darbietenden 
Pflanzenſäften nicht urfprüuglich zugegen, fondern in. ihnen erf 
duch Sährung erregende Einwirkung entanden fey; 
a. 0. O. IT. 360, wo man au, ©. 359 u. f. f. jene. Gewaͤchſe zams 
haft gemacht findet, welche, indem fie — ſey es in Bolge yon Selbſt⸗ 
ausicheldung, ſey es gemäß einer in ihren Eäften, nach deren Gon- 
derung von ben feften Theilen erft enıflanbenen Ummifhung — Mans - 
nit gewähren, binflchtlich ihres Iunen- und Ayßenbaues zum Theil 
fehr beträchtlich von ein-nder fernen; 3. B. die fog. Mauna » Efdhe, 


u das Gelleriefraut, die Peterfilie Cueben dem von Braconnot ent⸗ 


deckten, Eiſenoxydul⸗Sulphat blutroth fällenden Apiin), der Spargel, 
Die Fichte, der Lerihenbaum , verſchiedene morgenländiiche Ficken, Fei⸗ 
gen, die Dattelpalme, Linden, Ahorne, Johanniebrodbaum, Melonen, 
der Zucket⸗Tang, viele Bräter, alle ſüßſchmeckenden Wurzeln, ferner 
die Swiebeln, der Schnittlauch ı. Da Übrigens das Mannit dur 
fein Unvermdgen in geiflige Bährung- überzugehen, gleid) dem Gly⸗ 
cerin und Biycelrrhizin (Süßholz⸗Süß) ıc., vom weingährbaren 
Zucker ſich weſentlich unterfcheidet, fo wurde es a. a, D., um biefe 
feine Ungährbarfelt auszubräden, mit den genannten Eüß- Arten und 
einigen anderen, in diefer Hinficht ihnen ähnelnden, in eine befenbere, 
Dauerfüß genannte Gattung, als erfle Art derjelben vereinigt. 
Schlagende Beweiskraft bot aber, hHinfichtlich jener Folgerung, bar: 
das Verhalten des Melonen: , fowie bes Rüben: Eaftes; denn dieſer 
Saft zeigte vor dem Eintritt der Yährung gar feinen Mannit- Gehalt, 
wohl aber merklich viel nach deren Beendigung. Fragt man übrigen:, 
woher die gaͤnzliche Zerflörung, fowohl des Zuders, als des Mannit 
(von denen das lehtere, in ben lebenden Gewaͤchſen, fehr wahrſchein⸗ 
lich als Rückbildungsſtufe des Zuckers in das Bummi zu Gtaube 


kommt) in ber oben erwähnten Goͤtt ling'ſchen Beobarhtung? fo amt- 


wortet hierauf einiger Maßen erläuternd, jedoch nicht erſchoͤpfend: das 
von Gäy⸗Zuſſac, Pelouze und fpäter don Fremy wahrgenom⸗ 


— — — — — 





—r — — — — — — — — — 





mene Uebergehen des Zuckers durch Mannit hindurch in Milchzucker, 
DODextrin und ſchlaßtich in Milchfänre; die Erzeugung des von Zucker 
begleiteten Pectin der Fruchte *) durch erregende Einwirkung ihrer 





DE 0.0, H. 251 fioek man. unter ber Bruenaung Medullin ginen Bildungsthell 
jepen, der als jener Stoff betrachtet werden darf, aus, welchem ſowobl das Dec 

tin, ald die Pectinfäure (ſonſt auch Pectidſaure, Gallertſaure oder Goagultnfäure 
genzent) entiteht, Tuerfi aud dem Wurzelmark mehliger Böurzeln, namentlich Der 
eorrkben (Daucue Gusotta, Rint.), dam auch and dem Fruchtmarke, dem Mark 
vetfhtedener Ninden, dem der Zwſebeltnollen, der Stengel und Blätter mehesrer Ges 
wöfeplangen. ua Aräuter von Braceonnot gewannen wurde, ſ. a. a. D. 1.117 11. 281. 
Fremn zufolge befieht dad Yectim Chargeftellt aud Fruchtſaften von Brerenfrüchten, 
"Uepfeln u. f. w. durch andauerndes Sieden des Saftes, dis fich gerinnendkein Al⸗ 


bumin niefhe ausſcheſder, -Dieriiuf. fülgendeb Dirchſethhen deſſelben und SBerignen mit 


Auchei, der. dab Pertim (AH, jedach bepteites von. Zudter und Aepfelfäute, von denen 
th durch wiederholteh Röfen in Waſſer und Ausfallen durch Alkohol befreit wird) pres 
ceutiſch Burchichnittlich. aud A3,5 C; 5,15 H und 51,35 O, woraus derſelbe feinen ſtoͤchlo⸗ 
metrifchen Behand zu Cı2 H34 ımd 022, oder, In Bertehung auf deſſen Werbindung 
mit 13 20 (oder flart deſſen in 4 Atem daſiſches Metallsxyd, 3. B. mit 2PbO) du 
C:2 Aaa Om + 320 beredmet, waͤhrend Pecrinfäure — d. 1. dad Exrzeugniß ber 
Churesferwernögn Einwitkung flarker Basen, z. B. ded Kalt, Kall ze. — dem Pectin 
Homer, noch 4 Atom baſiſchen Waſſers mehr enthält, und die von Fremy durch 
Isngandauernted Kochen ter Löfung des Kalt: Pectinar mitt überſchuͤſſigem Aall dars 
geſtekte Metapectinfiure noch weitere 4 Ateme MsO gebunderr. eushält, Die eben⸗ 
ab durch andere Walen, z. B. durch 5 PAD vertreten werden Ronsen, und biefe 
Gisıre als eine Fünfbafige Ciowie die Pectiufäure ald eine zwelbaſige) ans 
atennen laſſen. Was den Fruchtfäften, 3. B. dem Himbeer, Johannisbeer⸗Saften 
Ne Sallertform gibt, If die Pectinfäure, die in diefen Säften aud dem Pectin durch 
CEinwirken ipred Albumin hervorgegangen, durch‘ zu langes Kochen aufhört hervorzu⸗ 
sehen, will dad Albumin nad und nach ſaͤmmtlich gerinnt und damit an feiner erre⸗ 
genden, tie Anziehung des Pecttn zum Waſſer erhöhenten Kraft einbüßt. Die voafls 
ge fung der Yectinfäute IA ſchleimig⸗filſſig, verfent man fie aber mit Löfiungbs 
after entztenenben Etoffen (5. B. mit Alkehol, Zuger. ıc.), fo ttennt fe: ſich In 
Term etizet an ſich ſchwach ſaͤuerlich ſchmeckenden, farbfedsdurdyfichtigen Gallerie, Kocht 
ma ruht: oder Wurzelmark mit SKalts@dfung aid; z. B. mit 4 KO B2O geläft In 
12-15 Waſſer, im bietfreiglafirten trdenen oder in Steingut-Gefäßen , ſeihes ven Muds 
zug decrch Eeinmand oder Kattun, und verfept ihn, nachdem er erfattet, vis Wein⸗ 
geiſt, fo entzieht dieſer dem alfo erzeugten pectinfauren Kali nicht nur Meilen uͤber⸗ 
ſchůſſiges Waſſer, fondern zugleich auch die fatbigen Thelle, und das Hieburch farbied 
gewordene Kalt: Pectinat ſcheidet ſich fefort als Gallerte, die mittelk eineb leinenen 
ner tattunenen Seih tuchs gefaͤmmelt und darauf mis etwad Weingeiſt audgewalchen, 
dieſer Auswaſchnũg vohngeachter ſonder Pectinat⸗Berluſt, Behufs ver Eindumfiung in 
eine Addampffchaale gegeben und hierin eingetrocknet, alb eine fan fdmmadiofe, mehr 
wer Tmeniger riffige, durchſichtige, äußerft wenig klebende, und daher don der Schaale 
leicht abtööbare, dem arab. Summt ähnliche, Maſſe erfheint, Die procentiſch amd 55 
Pecsinfäure und 15 Kalt zufammengefegt, durch Zufag von Zucker, Wuſſer und deptes 
rem in geringer Diemge beigegebener Saure (am befim Eitrenenfäure) zu fo 
waſſerreicher, klarer und farbioſer Gallerte geſteht, daß deren Waſſergehalt ven das 
all⸗Pectmat um das 300fache überttifft. Sufap unſchaͤdlicher Farben umd’Buftender 
Sewuͤrze ertbellt ihr leicht jede’ bettedige Abanderung, und in kaltmachende Genliſche, 
4. ©. von groblich — —— Glauberſalz und maͤbitg verdimmter (mM sr Theilen 
Waſſer verſetztet) Sarorfafäure gedracht, naqh Art des Giehet ‚gehdrigen Eid engen, 


% 


924 





urſprimglich in Zellen eingefchlofienen Gäuren, zur Seit der Frucht: 
zeife (in der fle durchſichtig werben und die wäfltigen Gäuren dur 
ihre Wandungen hindurchlaſſen), auf die zwifchen den Zellen "lagern: 
den markigen ®ebilbe, und jene weitere Umbilvung des Bectin in gallert- 
förmige Bertinfäure, welche, Fremy zufolge, eintritt: wenn bie 

_ waſſrige Loͤſung des Beetin mit Pflanzen⸗Albumin einige Zeit hindurch 
gemiſcht erhalten wird, Wirkungen, welche unter andern zu der Ders 
‚muthung führen, daß in G's. Verfuchen 6 das Albumia war, durch 
befien Ginwirken und enbliches Wedhielzerfegumgss Wirken. ber. Zuder 


ft Raunit und Gummi, und wahrſcheinlich rheilmeife and in Milch⸗ 


Pure überging, während das Albumin ſelbſt in Animoniak und Car⸗ 


banfäure ıc. auseinander trat,. von beuen das Ammonſlak fid) viellricht 
qm Azotichtfäure orydirt hatte, die anbeachtet .entwichen war. Die 
oben erwähnte Leichtentzündlichkeit des Göttling'ſchen Maunit, in 
Verbindung mit dem von ihm darin vorgefundenen großen Kali⸗Gehalt, 
machen es wahrjcheinlich, daß fein Mannit Kali-Azotat beigemengt 
enthielt. Gertürner'a hieher gehörige Beobachtung (m. zur Poly⸗ 
technologie unferer Zeit, &. 121) ſegt dieſe Folgerung außer Zweifel. 
Ueber Erzeugung ’von Azoticht ſaääure und Azotſäure in Runfelrüben, 
Himbeerfaft ac. |. m. Theor. d. Polytechnolog. I. 357 ff. Neberfchen 
darf man übrigens bei Würdigung der hierher gehörigen und ähnlichen 
Umbildungen organifcher Verbindungen nicht, daß mehrere derſelben 
ſich gegen anorganifche Bemifche in einer ähnlichen, jeboch in Beziehung 
auf Stärfe ter Gegenwirkung durchaus mehr entfchiebenen, nach Ars 


Wenn . , t 


wie fie 3. B. der Mechanitus S ya dn in Fürts, einez ihm vom Berf. biefed Hands 
Suchd ertheilten Anleitung gemäß, ebenfo zweckmaͤßig als billig fertige und kaͤuflich 


‚ Überläße, vermag fie fehr wohl jene Säfte au vertreten, welche unter ber Benemmung 


nBeftomeb” order „Eid” In warmen Tagen. febe gefucht zu ſeyn pflegen, fowie beun 
and) die Salierte felbft, zur Ferrigung verfchledener Gallertipelfen (Geides) in den Kü⸗ 
chen der Feinſchmecker begeitd ihre Berwendung gefunden haben foll. — Die zuvor ers 
wahbnte Metapectinfänte If eing entſchleden ſauer ſchmeckende, nice flüchtige, 
dem Waſſer in allen Verhaͤltniſſen zugängliche, auch Im Alkohol loͤſliche, zerfließlicdhe, 
mit Raugmetalloryden, auch mie dem Kalte Isichtfäsjiche, unkryſtalliſirbare Salze zu⸗ 
fammenfepende Säure, die, wie es Scheint, in der Natur ſchon fertig gebildet vers 
kommt; denn wa, &, 5. Dfaff’d Unterfuchung zufolge, im U. B. S. 555 ff. m. 
Theorie der Pelgtechnochemie, ald dle Süße der- Aueden vier Gradwonzzeln (d. ſ. 
die Wurzeln von Triticum sopons,, Linn.) erjeugender Gallertzuder bdeſchrieben 
wurde, iſt wahrfcheinlich nichs eine befondere Art der Gattung Zucker, fondern Spiel, 
art ded Hartzuderd, entfianden durch Beuritt von. Metapeetinſäure, die außerdem 
wohl auch in manchen unteifen Fruͤchten anzutreffen fen, und zur Umbildung dei 
Amylon in Summit, ſowlo In Schleim :, Kruͤmel⸗ ymd HartsZuder, neben anderen 


. Gäuten wefentlich beitragen dürfte, — Die weißen Mautibeeren enthalten neben 
vlelem Kruͤmelzucker auch merklich viel Pectin, und find daher dort, wo Seldeuwuͤr⸗ 
mer⸗Zucht im Großen betrieben wird, aller Beachtung werth; ‚vergl. m. bieher ger 


hörige, Ynleitung in Dr; Herbergers allg. Zeltſchr. für, Bandroittbfchaft u. vers 
wandte Gegenflänte. Mainz 1885. 4. 1. [in 


905 
, ung und Maofgake per anorganiſchen Berbiutung verfäichenen , dies 
mifdgen Wirkungsweile, bethätigen, als das chemiſch gebundene Waſ⸗ 
. fer. Kuh’ das Amylou, und ebenfp ber Krümelzuder, gehört 
‚u ſolchen erganifchen Verbindungen, welche entſchiedener als das Hy⸗ 
drate zufammenfchende — nach Artung feines ihn bindenden Fa 
bald als deſſen Gegen: Eäure, bald 'ald fein Gegen » So:jgründer in 
Gegenwirkſamleit befangene Wafler ſich chemiſch wirffäm bezeigen; denn 
während z. D. das Amplon, wenn e& dad Art ber BtärkjüdersBes 
zeitung mit 1 Bewichtstheil Schwefelfänre + 40 Wafler behandelt 
worden, weber in Bummi, noch in Krümelzuder übergeht, fonderm 
Rh, Hierin dem Glycirrhizin oder ESüßholzſüß (Lakritzenſüß nad 
N. Bogel = 62,801 C + 7,642 H und 29,800 O ober C 16, H 24, 
06) ägulich *), mit jener Säure zu lange, durchſichtige, prismatifche 
Rırela bildendem Amylon-Sulphat verbindet (a. a. O. I. 268 
Aum.), vereint es fih au, bei größerer Verdünnung bet Gchwefel« 
fänre, mit derfelben zu einer felbfifländigen, gegen Bafen der Unter 
fgwefelfänre gemäß wirkenden und diefelben voNfändig neutraliſtrenden 
Gäure,. und in ähnlicher Weife verbinden ſich auch zwei verfihiebene 
Spielarten des Krümelzuders mit Kochſalz, gegen daſſelbe als 
Eäure wirkend mit einer Stärfe, welche der geringen Baflcität des 
Natrium⸗-Chlorid (die es außerdem auch gegen andere Vertreter voll⸗ 
_ Rändiger Eäuren, i B. gegen Goldchlorid behauptet) eniſpricht; denn 
ſowohl der Tranbenzpder, als der Harnzucker *%) ſtellen mit 





Iange noch ein Miederfchlag erfolgt, mie Schweſelſauve. vohfchs fie dann zumächft mit 
erdad Schweſetſaute emihalteudens und bierayf. mit, reinem Waſſer ab, fo lange dies 
je dadurqh noch ſauerllch wird, und digerirs fie hierauf mit Alkohol, fo entzieht ihnen 
dieſer nur dad, wie alle EAuresBerbindungen des Giyeirrhfjin, In kaltem Waſſer far 
miltlihe Slyeirrhizin⸗Sulphat und hinterläßt ungeldſt dad mitgefällte Al⸗ 
bumin. Erſteres ſchmeckt nicht ſauer, ſondern, yleidh allen Saͤure-Verbindungen des 
GSuztertin, füß, Idſt ſich in fiedendem Waſſer und geftehsbann, erkaltend, jur gelben, du r ch⸗ 
figsigen (an dab Verhalten der Bectinfäure erinnernden) Gallerte. Das 
aride Sulphat laͤßt fich durch nach und nach In Keinen Anthellen zugeſegtes Kalk 
ser Natron⸗Earbonat von der Echtöefelfäure ſchelden (d. a. Q. 11, 203 ff. Anm.) 
md NKelit dann, vor dadurch Herborgegangenend Kall⸗ oder Natron⸗Sulphat gehörig 
befretet „ eins gelbe, zu grobem, dem Bernſtein ähnlichen, Pulver zerfpringende, in 
Beafter und Welngeiſt leicht Läöliche, Suͤßholzwurzel: Geſchmack befigende, ald Pulver 
durch eine Flamme geblaſen, wie Colophonſtaub oͤder wie Lycopodlum entflammende, 
am der Luft erhißt aufſchwellend ſich emzuͤndende und mit Keller, rußender Flamme 
brennende Maſſe rar, die mit Salt und edenſo mit Biarye Verbindunges gewährt, 
weiche von CO2 uicht getruͤbt werben, und deren waͤſſrige Loͤſungen, Falls fie in der 
Wärme ſtark eingeengt worden, gelatiniren (gellefern). 


su) &8 finder ſich diefe Spielart ded Krümeluderd Im Harne der an der Sonigharnrupe 


(Disbetes mellit.) Leidenden, neben Waſſer ald Sauptbeftandihell; Genuß von ajets 
teichen Speiſen foU feine Entiiegung aumählig mindern und fo die Moͤglichkeit der 
‚Heilung dieſer Ichendgefährligen Sranfbeis in Aus ſicht ſtellen, amdlonreiche Speifen 


‚iogegen ſellen Die Eyyugang bed Gapmuderd vermensen.,.. 


N Kocht man Eisyeiz Wurztin mit Waſſer aub und Yerfept fie nad umd nad, fo - 


u . uders hervorgeht; indem 


RAochſcij regelm ig fehtallifichare iheils vodetaedriſche/ MS rhom ⸗ 
bvoidiſche Salzverbindungen dar, von denen bie letztere gegen 3300 
Gewichlstheile dehydrirten Krümelzuders, 335 Gewichtethelie das ent 
"Iaffene (225 betragende) ' Waſſer vertretendes Kochſalz entthaͤlt, wie 
ſolches aus den hieher —F in Zerlegungen des KocfaljiHern: 

felbe hienach zufammöngefeßt iR aus 
2 Atom Hartzuder + i Kom Kochſalz + 2 Atom Kryſtaliwaſſer — 

2 (C12 H2j 012) + Na Ch? +2 ag; lehteres verdampft, wenn 
* Kryſtalle einige Zeit 100° C warm eihalten wetden, und' der alſo 
entwäflerte Kochfalz Harnzuder jerfaãllt dadurch zu weißem‘ Pulver. 
Der Koqh ſalz⸗ Traubenzucker ſcheint in einem auderen Verhaͤlt⸗ 
ai Kochſalz enthalten zu können; früheren Verfuchen genräß,. wie 
1 Kochſalz zu 14 Zucker. In Abfiht”anf Groͤße gegenfeitiger chemi⸗ 
ſcher Erfchöpfung laffen fi biefen und ähnlichen Verbindungen, und 
mehr noch jenen der Hydrate, zur Seite Rellen: die Wifoholate um 
Aetherate; vergl. Srabam’s hieher gehörige Verſ. in m. Arch. 
f. d. ges. Naturl. XVII. 588 f. Vom Calecium⸗Chlorid (der 
geſchmolzene fog. ſalzſ. Kalk) z. B. verbinken' ſich 2Gewichtotheile 
mit 7 Alkohol zum kryſtalliniſchen Atoholare; man denutzt daher dies 
fes Chlorid nicht nur zu Entwäflerımgen (1.8. zum Trocknen gafis 
ger Flüffigkeiten, Darfellen des abfofuten Alkohol, Batwäls 
fern des darüber zu defillivenden Terpenttubls ic), fomern, feit 
Lowitz auf die Marke Anziehung red Ca Ch2 zum Weingeiſt, im Ge 
genſatz ter ſchwächeren zum Aether aufmertfam machte, auch zum 
Entweingeifcy bes Aethers, ber Aetherdle (zumal der durch 
Weingeift-Iufop verfälſchun), Der Eufelöle 2 Auch der H413⸗ 
altoHol (oben €. 851 Anm.) — der in neueren Deiten theils mit . 
Weingeift verfeßt worden, um biefen betrfiglicher' Welſe unbemerkt un» 
daher unverzollt in, Läuber einzuführen welche deſſen Einfuhr nicht 
zollfrei geſtatten, theils auch amgekehrt dem Weineihe beigemiſcht 
wird, um dieſen nicht minder kruͤgeriſch zu nicderen Preiſen zur Derti⸗ 
gung von Liqueuren, Firnifien ze. fellbieten zu Tennen — däcfte ſich 
mittelſt des Ca Ok2.pon Weinzeiſt, durch vorfihtig geleitete Teflilia- 
tion ſcheiden laffen. — Uebrigens iſt die -Junigleit, mit welcher der 
Alkohol der Alkoholate in denfelden gebunben zugegen erſcheint, wicht 
viel größer als jene, mit welcher Zuder von fetten und ätheri. 
fhen Delen angezpgen, -wird (denn biefe Berbindungen Taffen ich 
bei Ucherfihuß von Zudrr in Weingährung ‚verfegn und ‚geben Jan 
zum Theil ſehr eigenthümliche weinartige Slüfigfeien), Aetherol 
mittelſt DeRillation über daflelbe euthaltende Gemädgätheile in den feg. 
deſtillitien Waflern dem Waifer, und Amylon tem indigſchwefel⸗ 
fauren Rali des ſog. Reublau oder Mafchblau anhaͤugt. Gebt 
man dagegen bie Etärffleifieri2öfung der Froſtfälte aus, fo ſcheidet 
fie ſich in durchſichtiges Eis umd in pulveriges Amylon, das 


ER _ 
were bon Umtrüt rolf von Buder begtiftet ih.’ Defekt mau den Klei⸗ 
Wer von Zeil zu Zeit mil enwas Feachtungs⸗Waffer, fo wird er (bei 
Laflwärmen von 140. 100-0 wikällg fnwer; zumal wenn er nicht 
feel wer von Pflanzenleim; was: ihr unter dieſen Uantänden fäuert, 
it nicht fowohl Ril hfaure (deren Cotkihen vor Allen anderen zu 
“ewartei war, weit ſie it Bent Ruıyton prosemtifch glei aufams 
metgefeßt and letzteres ihr yolymer ift; 1 win und Olisiänre, 
federn eine, wie es ſcheint, eigenthümliche Kıiellerfäure, die viel⸗ 
leicht ſich als der Mildfäure ifomer dethätigt? Laßt man "Dagegen 
anf trockenes Amyl on teodenes, gaſtges Chelor einwirken, fo entzieht 
ihm dieſes H, damit Hydrochlorſaͤure bildend, wodurch dan Ueber⸗ 
häufung des in dem Amylon vorhaudenen O zu Stande kommt, was 
einen entſprechenden Antheil C’ in Barbonfäure wandelt, die entweicht, 
während dad übrige C mit dem dnnoch vorhandenen Autheile von H 
ur O Berbindungen gewährt, ähwlich dem Ulurin nud der Uhninfäure. 
Waren hingegen Amplon und Ch gewälffert, fo Eommt es neben 
ver Hydrochlorbilduag zur Berbindung des C und H mit O in Ders 
hältniffen, wie fie theils im Traubenzuder, teils in Hydrocarbon⸗ 
Saͤuren vorliegen, die noch ber näheren Unterfudgung bedürfen md 
bereu Berfchiehenheit abhängia if ſowohl von der Reinheit des 
Amplon und der Menge des mit auweſenden Maſſers, als au 
von ber Temperatne, bei weldyer fie zu Stande kommen. Das zu⸗ 
vor erwähnte Dertrin, und ebenfo auch jenes Amylon: Bummi, 
weldhes eutfcht, wına man Amylon bis zu 200° C erhigt.. geben, mit 
verbimmter Azotſaͤure erhitzt, Beine Echleimfänse ober Milch zucker⸗ 
fAure, ». i. eine Hydrocarbonfäure, die zuerft von Scheele darges 
flellt murde, durch Erhitzen von 1 Gewichtsiheil gepulverten Nilchzucker 
mit 6 verbännier Azoetſäure, die man aber auch erhält, wenn man 
Bummi, zumal arabifches, mit gewäflerter Wyoänte erhigt, und 
Vie in Form eines kryſtalliniſch⸗ pulsrigen weißen Hydrate, das wegen 
feiner Schwerlöslichleit kaum ſäuerlich ſchmeckt, das 60fache feines 
Gewichtes flsrenden Waflers zur Löſung fordert, mit den Dxyden der 
Laugme talle neutrale und ſaure lösliche, mit denen der übrigen Metalle 
hingegen faſt durchgängig nnlöslidge Salze zufammenfegt, in kaltem 
Bafler kaum, iu Alkohol gar nicht Löelich IR, und die für ſich erhigt 
in Brensfhleimfäure („Byyofhleimfägze», d. i. eine in mehreren 
Berhalten ver Gucrinfäure oder „Bernfleinjäure aähnliche,“ fublis 
mirbare Gäure, beren Sättignngscapucität — ſ. w. u. — halb 
fo groß ale jrme der Echleimfäure), Earbonfäure und Waller zeriällt, 
indem 1 Rtom Schleimfäure = C12 H16 014 +-2H 20 in 
4 Atom Brenzfäleimfünre — C10 H6 05 + H2O, 2. Atom 
Garbonfäure = C2 04, 5 Atom neuerzeugtes Waſſer — HIO 
05 und 4 Atom ſchon fertigen, mit ihr zuvor als baſiſches Waſſer 
= 420 anssinander tritt (wis ven Augicheiden dieſes HLO erjolgt die 


908 


» „SRinheruug der apfpringlicen ‚Göftigugapeonnelilt der Geleimfänn 

. bis zur Hälfte; die, erſt gebildeten 2 CO2, und.E H2O Fonnien, ba fie 
zuvor noch nicht yerhanden warey, keinen Winfluß auf bie Gättigungss 
capaeitaͤt üben; weil aber die Echleimfäure neben dieſem Atom baſi⸗ 
nn SHen Waſſer noch I Mom einer anderen Bafe aufzunehmen wermag, 
non Br B. in dem ſauer gegeuwirkenden KalirEal; = KO H20 + Cis 
Th. Als 014 d. i. + waſſerfreier Saͤure und weil fie zerſetzt eine einbafige 
Eaͤuxe entläßt, ſq iR fie feine einbafige, ſondern eine zweibafige 
iR ”, oder- doppelbafige Säure). Mo man übrigens die Sättigunge⸗ 

. „„Capacität organifger Verbindungen (in Beziehung auf Salz⸗Erzen⸗ 
.. gung) zu beflimmen vermag, ba if, wie bereits ohen ©. 918 bemerft 
‚worden, das folshen Weges ermittelte Atomgewicdt der — bei ber 
Beſtimmung als Eures oder als Baſe-Vertreter zur chemiſchen Gegen 
„ bethätigung gelangten — organiſchen Verbindung ein unzubezweifelndes; 
Penn nicht nur: daß es über die Anzahl von Atomen, in welcher jever 
einzelne, durch die Glementar-Analyfe procentifch beſtimmte Grunde 
in der Verbindung zugegen if, entfcheidet ), fonbern es dient au 








) Diente Vie Berbrennung organiſcher Verbindungen zur mikroche mi⸗ 
fg en Beſtunmung der precentiſchen Sewichtegroͤßen⸗Verdaͤltniſſe ihrer Grundflofke, 
fo ſteht dabel, außer dem bereisd oben Erwaähnten, indbefondere noch Folgendes mög 
lichſt fireng zu berüdfichtigen : 

@) bei Beſiimmung ded A-Gehalts, nadı Barrentrapp und Will leben E. sıs): 
daß die mindeſte Nerunreinigung des dabei zu verwendenden KO mit Kali⸗Azotat 
LGalyerer) die Menge ded zu bildenden Ammoniak um ein mehr oder weniger 
Merkliches erboͤhet; denn Bydre carbone, die gleldyeltig mis Mjoraten imd füures 
freien Baſen erhipt werten, eignen fich Ihrem H>:Gehalte nach A ter Nyzotfäure am, 
während Ihr C deren O zu CO2 (oder waͤhrend ein Theil ihres H mit Igrem C dad 
0 ver Azotfäute zur Bildung einer Oxy⸗Bydrocarbonſaͤure) bindet, (nafen Weges 

: vereinen ſich A der Azotiaͤure uud U bed Waflerd, wenn beiden gleichzeltig un? gleich⸗ 
drtlich dad O entzogen wird, Leicht zu Ammeonlaf, und zwar nid nur wenn 
waflergerfegende Erzmetalle dad O binten, fondern auch, wenn Gydrocarbonhydrate 
deren Stelle vertresch; wie denn 3. B. eine ſtark verduͤnnte Loͤſung von Salpeter 
und arad. Gummi nach nie ſehr Tange Zelt durch Bufap von KO oder LaO ıc, 
Ammoniat entbindet); B. uud W. nıfelge kommt ed, fehlt dad Azetat Im Kalt, 
nie zu einer Vermehrung ded Ammonlald auf Koſten zuvor eingefogenen atmefphds 
riſchen Azots, weil, könnte nıan mir Rüdfiht auf Faraday's hicher gehörige 
Verſuche (oben ©. ) Hinzufügen, well ed dabei an dem waflerserfegenden Metalle 

z (4. B. an Zu rc) gebricht: Indeffen IM in statw iascenti ebenfalld jened H der au 
H ſehe reichen C und AMerbindungen, welches im die neue € + O Verbindung wide 
mit aufgenommen velxd (wie jened H, welches zur Nudfcheidung gelangt, wenn 
Blttermandeloͤl, oder flass deſſen Benzoeſaure mit Kalihydrat erkige 
wird; eb fragt ſich, wab erfölgen würde, wenn dieſe Ausſcheidung im einer Umge⸗ 
bunb von Ajotgas und Earbonfäure ſtatt hatte 7); Hufin erbiet Ammoniak, 
als eu In eine mit Merkur gefühlte Glabroͤhre etwas Azotgad treten und Bann bar 
mie zur Berührung gelangen ließ: mit etwas Waſſer geſeuchteten Eifenfellkaub ; 
dad Fe erytirte fid) (gu 2 Fer Os) und dad Azotgud verſchwand, Inden ed ſich malt 
dem H des In Zerfebung begriffenen Waſſers ju A2 Hc verband; Phil. Transzet. 4788, 
M Bevor man, Betzuſs der mitrochentifchen Elementar⸗Analyſe, die orgauiſchet Verbin⸗ 


dieſem procentifchen Brwichtsverhältuiß felbft zur DVergleichungs - Brüs 
fung ober Controlle. Iſt jedoch die organifche Verbindung weder ein 
ale Salzzeuger (Säure), no als Salzgründer (Bafe) fich be⸗ 
thätigender Stoff, fo fallen beide Bortheile der ermittelten Gättigungs- 
Gaparität weg, weil diefe felh dann unrmittelbar bleibt. 

bb) Unter Sattigungs⸗Capacität, overgegenfeitige Jaſſunge⸗ 
Größe der Salzbildungs-fähigen Grundſtoff-Verbindungen, verfleht 
mau beiÖrygen-Säuren, d. i. bei Gtoffen, weiche durch Aufnahme 
von O in Säuren verwandelt worden, das in Zahlen ausgedrückte Ders 
hälinig der Os Menge eines Oxygen⸗Salzgründers zu der Os Menge 
der mit ihm bis zur Neutralität verbundenen Oxhgens Säure, indem 

| man voransfeßt: daß jeder Oxygen⸗Salzgründer (oder jede Oxy-Baſe) 

anf jedes Atom feines O ein Arm Oxygen» Eäure aufzunehmen und 

| 

i 


—— un 


ch mit demſelben Salz: bilvend auszugleichen vermag; daß baher feine 
0:Renge flets einen Bleichtheiler der gefammten O⸗Menge barbictet, und 
bag mithin die zur Gättigung (Meutralifation) von 100 Gewichtstheilen 
Eäure feiner Geits erforterliche Menge das Sättigungs-Bermögen 
der Säure procentifch ausdrüdt. Wenn es daher von der Schwefel⸗ 
| fäure heißt: ihr Sättigungs: Bermögen iſt gleich 1/; ihres O⸗Ge⸗ 
Jaltes, oder gleidy 20 (genauer 19,95; denn procentifch beflcht fie aus 
59,86 O und 40,14 8), fo will das fagen: die fie neutralifirente Oxy⸗ 
Bafe um ihr 20 (genauer 19,95) O zuführen, wenn fie dadurch wirk⸗ 
li geſättigt (neutralifirt) werben fol; in der Azotſäure beträgt 
Nas O procentifh 74,0825 (das A mithin 25,9175), da nun in ihr 
5 Aequivalente O mit 1 Nequivalent A (= ADB) verbunden erfcheinen, 





durch dad O des KO Che Os, oder deb CaO, Pb 02 verbrannte, verwendete man dazu 
teined o (fpäterbin Os@ad ımd KO Ch2 05); füllte man die Berbrennungärdäre, 
bevor man den zur analnfirenden Stoff und das OuO, oder PbO Cros sc. bhineinbringt, 
wit 0:Sad, fe würte man vielleicht verhüten, was gänzlich zu verhintern außer 
| dem kaum möglich werden dürfte, daß ſich etwas C an Innenwandungen der Möpre 
! abfept, ohne zu verbrennen, und daB ſich Carbon⸗Kupfer bildet, und man würde - 
| dann nicht zu fürchten haben, daß man wieter neuerzeugte CO2 erhalte, wenn 
men — um nadı beendeter Verbrennung alled entftandene Waſſer und alle zu 
Stande getemmene Garbonfäure In die zugehörigen Berdichtungd : Behälter (alſo 
| das erzeugte Waller In dem Ca Cha enthaltenten und In dem damit In Berbindung 
| feßenden Wimöftelnpulver und der 80a HeO, und die @arbonfäure Inden, wäfltige Kall⸗ 
| Löfung und den damit verbimdenen Bimäfteln und Kalilauge darbietenden) zu treis 
| ben — etwas at. Luft durchtleht, oder befler: etwad 0s@ad durchtreibt, Alſo 
yerdichtend fanden Dumas und Staß in der Benzoefäure nicht 69,2, fondern 
| BC, im Benzin nicht 923,3, fondern 95,5, und Im Campher nicht 79,2, 
ſendern 80,2 Earbon; Demant Meß fie folchen Wegeb deſſen Atomgewicht, im arith. 
Aissel aud mebreren Berbrennungds@rgebnifien , zu 75,005 fehlegen, was Prouts 
Uunehme: daß C «in ganzjabliged Multiplum. ded H und zwar bad 12fache deb, 
Atom H oder dad sfache deb Aequlvalent (ded o, d. i, H2) des H fey (vergl, oben 
&, 751), sehtfertigte. J 
50 


fo find jene 74,0825 durch 5 zu bivibicen, um bas @ättigungss Ders 
mögen derielben zu erhalten; der Quotient von 74,0825 durch 5 iR 
— 148165; fol fle alfo von einer Bafe gefättigt werten, fo muß 
biefe in folder Menge zugefebt werden, daß fie genau 14,8165 O zur 
Neutralifation dringt, und vertritt das Waffer dieſe Bafe, fo muß 
es ebenfalls im bemerkten Berhältniß zugegen fein, Da nun das Waf- 
fer procentifh aus 88,89 O und 11,11 H gufammengefcht if; fo wer⸗ 
den auf 100 Gewichtstheile waflırfreier Echwefelfäure 22,45 Gät: 
tigungssWaffer erfortext, um vamit das erſte Hydrat biefer 
Säure darzuftellen; denn in 22,45 Waſſer find enthalten: 49,95 Oxy⸗ 
gen, während in 100 des erſten Hydrats jener Ehweflichtfäure, 
weldye mit Ealzgründern neutrale Salze zulammenzufeßen vermag, 
nahe ebenfeviel O zugegen if, als in der waflerfreien Schwefelfäure, 
weshalb denn auch diefe Schwefelfäure und jenes Hybrat der SO2 nahe 
daſſelbe Gättigungsvermögen beiten. Es enthalten nämlid) 100 808 
40,141 S + 59,859 O, während 100 SO2 + H20 gegen 41,598 8 
und volle 58,404 O barbieten, und in den Ealzen ter Schweflicht⸗ 
fäure ift ſtets Hybratifirungs: Wafler zugegen; wäre biefes nicht ber 
Ball, fo würde das Eättigungs: Dermögen der S02 nit 1/3 des 
O⸗Gehalts der Säure, fonvern gleich 1, deſſelben ſeyn; veral. oben 
6. 817 Anm. Grhigt man die Ealze der S02, fo entweidht: vor 
Waſſerdampf begleitete SO2: as, dem zunächſt Waflerdampf folgt, 
und fährt man nun zu erhigen fort, fo fleigert man bamit die Eäures 
forderung der Bafe (erhöhet ſich ihre Elektropofitivitaͤt); es entweicht 
Schwefeldampf, und zurückbleibt KO 808. Es ift mithin die S02 
in ihren Salzen zugegen als die 3 Atome O enthaltende Eäzıre des 
bier als Erunpfloffvertreter fi betkätigenten SH, und wollte man 
die einfachen Salze der Oxygen: Säuren ale Verbindungen eines 
Metalles (oder eines Metallvertreters; z. B. der organiſche Baſen 
enthaltenden Salze) mit einem binären Säurer erachte: willen — das 
Kali» Sulphat 3. B. ale Kal (oder Ralum»&ulyfan = K + 
804, das AmmonorydsAzotat als AmmonsAzotan = A2H8 + 
A206 ı.— fo würde bie Formel ter Metalls@ulphine, 3.2. des 
fog. ſchweflichtſauren Kali (oder richtiger Shweflihifäure- Kali 
fen = K + (SH8) 03. VEs find bereits mehr denn 40 Jahre vers 
flofien, feit der Verfaſſer dieſes Handbuchs vermuthete, daß in dem 

gen: Metallfalzen die Metalle nicht als Oxyde, fondern als Uns 
verbrannte zugegen fein (Trommédorff's Journ. XIII. 1. 417), 
aber die galvanifchen Zerfeßungen der Laugmetalls Salze: in Metall» 
oxyd und Bäure, und die flarfen Anziehungen berfelben Metalle zum 
Dryaen, bie es uumöglih macht, daß 3. B. K.neben einem Oryde 
(3. B. neben dem des H; oder bes 8 ıc.) unoxydirt beſtehen nun, dann 
daß Feine Berbremmunge- Wärme entfcht, wenn z. B. BaO ans dem 
angeblichen N + 504, unter vorausgefehter. Trzeugung von Ba 804 





Ri 





Nat» Oryd (NO= TO Na0), aus dem angebligen K 304 Kals . 
Dryd (Kall), aus dem meinungdgentäßen L SO48ith : Oxyd Eithion) 
ſcheidet, ließen mid ſchon vor vielen Jahren ſolche Vermulhnng auf⸗ 
schen, um ſo mehr, da fi mir zu obigen Einwürfeg "10 anbere 
gefellten, die, wenn man ter Natur nicht Gewalt ‚anthyn will, nicht 
m befeitigen find. Denn was von’ ben Metall⸗Oryven gilt bei deren 
Verhalten zu den Örygenfäuren, das muß folgereghter Weife au von 
deren Vertretern, und daber z. B. and; von dem Hpydralwaſſer der 
Säuren gelten, und ebenfo, was vom Saͤure⸗ Bründer (Radical ber 
Eäure) vorausgeſetzt wird, muß aud auf befien Vertreter feine Ans 
wendung finden; beifpielweife find mithin die Hydrate der SOS, ber 
A203, C203 ⁊e. Berbindungen des SH2 mit Ö4, des A2H2 mit 06, 
des COH2 mit O4, und jene be6 KO Ch2 05 des K mit Ch? H2 06%), 
wogegen aber unter andern geradezu die Erfahrung : daß H2 im Momente 
feiner eintretenden chemiſchen Sfelirung (im atatu nascenti) begriffen 
— und das if 2, in bem Nugenblide, da es 3. B. durch SO03 feines 
0 beraubt wird) mit der ihm (in Folge des Marimums feiner ibm ges 
wordenen pofltiven @lektrifirung) möglichen größten Etärke ſich bes 
0 bemädhtigt; wie feldies unter Anderm deutlich zeigt die galvanifche 
Serfegung des KO H20; denn während am — E Bol K. frei wird, ers 
ſcheint dort gleichzeitig Teiln U-Gas, wohl aber am + E Bol 
O-Gas, und nur nach der Zerfeßung bed KO, bewirkt durch Bindung 
feines O an das am — EBol thätigen H, tritt an diefem Pol freies 
H hervor, entfprechend dem auch dann noch am + E Pol in andauerns 
ver Gniwidelung begriffinen O⸗Gas; was Far darauf hinweifet, daß 
in jener Zeit, in welcher das KO zerfeht wird, darum am — E Pol 
fein H fi} entwidelt, weil «8 dort mit dem O bes KO zu Waſſer fidy 
verbindet. Gleiches gilt au, wie in m. Lehrbuͤchern ber Phyſik und 
der Ghemie ſchon vor vielen Jahren bargethan worden, von ben gal⸗ 
vanffchen Zerfegungen aufgelöfter Erzmetalloxyde; erſt nadidem z. B. 
am — E Bol fein Pb einer beide Pele ſchließenden Bleioryd-Auflöfung 
‚mehr auszuſcheiden übrig iſt, fleht man hier H:&as hervortreien, und 
fo — bei jeder einfachen galvaniſchen Kette ähnlicher Art, z, B. bei 
der Darfellung jedes jog. Blei: Baums CArbor Saturni, d. 1. des 
durch Zu aus eluer fauren Bleiorybauflöfung, z. B. aus der mit Eifafäure 
angefäuerten des PLOA gefällten Pb. Uebrigens unterfcheiden. ſich beide 
Ä galvaniſche Bleioxyd⸗ :Zerfeßungen weſentlich dadurch von, einander, daß 


| 9) 2erelner ein font Ae feſte Etlorhydrat ec. zwei darſtellbar find, ein 
gelbes und ein weißes) für eine Verbindung von Salzfäure und Cuchlo⸗ 
zin, db, i, von H2Ch + (Ch20 ober Unterchlorichtſanre + Ch,-oter) ChSO. 
Sarapay fand das gelbliche kryſtaliniche Cblor⸗ Hydrat aufammengefcht ans 
27,7 Ch + 72,3 Waſſer, oder — Ch? + 10 4230: 


gr 





932 


in erfieren Falle (alfo bei Anwendung einer galvaniſchen Batterie, 
ober auch bei Benutzung einer f clbftRändigen einfachen galvanifchen 
u Kette, 4. B. ein Zu» Gtreifen, ber mit einem Blatins Draht ober 
Syatel dergeſtalt verbunden worden, daß das freie Zn-@nde und bas 
freie Pts Ende in die Bleiexyd⸗ Auflöfung fo tauchen, daß fie ſich im 

‚ berfelben nicht berühren) am + EBo:, fo lange am — E Bol fein 
H:@a® hervortritt, fondern nur dendritiſches Pb, auch kein Os: Gas 
erfiheint, fondern flatt deſſen PbO2, und neben Effigfänre (die, ihm 
gleichnamig elektrifch geladen, unter biefen Umſtaͤnden von ihm nicht an⸗ 
gezogen, fondern abgefloßen wird) #) gebilbet wird, was nebenbei deutlich 
darthut, daß in dem Theile der Bleisuflöfung, ver feinen Pb: &e 
halt nit dendritiſch entläßt, der PhO-Gehalt derfelben eleftzopoftiv 
iſt, folcher elektrifchen Ladung zufolge aber einerfeits das H, als gleich⸗ 
namig gelaten, abflößt, hingegen tas ihm ungleichnamig geladene O 
anzieht (damit dunfelbiaunes, meiſtens metallif glänzendes 
Bleihyperoxyd⸗ PbO2 zufammenfegend), und daß mirhin durch ben 
ganzen tropflihflüffigen Echliefungsbogen ber beiden Pole hindurch ein 
Erregungs» Vorgang fh bethätigt, der Bunft für Punkt nicht mer 
den an ben Polen nicht zur polarifchen Scheidung und hierauf folgen 
den elektrochemifchen Berwenbung gelangenden Waſſer-Antheil, fondern 
auch alle dort nicht zu gleicher Umänderung fortgefchrittenen Bleioryd- 
und @ifigfäures Theitchen zur elektriſchen Polarifirung bringt und darin 
erhält, während feiner ganzen Dauer. — Als weiterer Rinwurf gegen 
jene, die Aıt des Beflandes ber Salze betreffende Bermuthung , gilt 
übrigens auch, daß man die angeblihe Sulphau⸗, Eulfin- ıc. Verbin⸗ 
dungen des O mit den O:&äuren für ſich nicht darzuſtellen vermag, 
nicht zu gedenken, daß, wären z. B. in den Orbgens Galzen ber Metall 
oxyde, die Metalle Osfrei, fie ein größeres Leitungs » Vermögen, for 
wohl für Wärme, als für Elektricität darbieten müßten, als fie that⸗ 
ſaͤchlich nachweiſen Iaffen; denn da die Oxygen» Gäusen mit ber Bus 
nahme an O auch an keitungsgüte getvinnen, und die Metalle als foldge 
die beften Leiter bilden, während fie als Metalloxyde zu den ſchlechten 
Leitern gehören, fo müßte . B. K + A2 08 au Leitungsgäte dem 
mindeft gut leitenden Erzmetalle ſich gleich oder nahe gleich Rclien; 
aber KO SO3 leitet weit ſchlechter als irgend ein chemiſch iſolirtes Metall, 
und ähnelt in Abſicht auf Leitungsgüte dem KO H20. Endplich, ent: 
zöge wirklich die Orhgenfäure dem mit ihm zu verbindenten Metall: 
eryde fein O, fo Rände auch zu erwarten, daß vergleichen Eüuren jenes 
O aufnehmen würden, weldhes Metall s Oyperoryde entlaflen, wenn fie 
..in baflfhe Oxyde ‚übergeben, z. B. dae des Maos ‚oder das in der 





. 
” 


©) Chemiſchen Meger Kereiteteb PhO2 loſet A, friſch enikanben, in Eſſig 
ſaure auf, 


vd 


+; 938 





Mennige, neben PbO enthaliene Bleihyperoxydul (Pbg 08); allein 
ertvärmt man dieſts 3. B. mit gewäflerter Schwefelfäure, fo tritt Tas 
in statu nascenti verfeßte zweite Atom O des Hyperoxyds nicht an 
die Schweielfäure, fondern an das Wafler, haflelbe in H2 09 wars 
delnd; vergl. m. Arch. XII. 497, XVII. 32; ferner: oben ©, 496 
Anm. ©. 811 und 821, und &. 776 Anm. — Fernere Beifpiele der Sat⸗ 
tigungs-Bermögen verfdhiebener Oxygen⸗SESauren gewährt bie 
Yjotfänre, bie, wie bereits früher bemerkt worden, nur im Ders 
binsung mit 20, oder flatt defien mit bafielbe vertretenden Salz⸗ 
gründern darflellbar, alfo nicht chemiſch iſolirbar ift; 100 Gewichte⸗ 
theile derſelben befichen aus 25,93 A und 74,07 O, die ftöchiometrifih 
ansgedrüdt — A2 05 find; dividiren wir daher mit & in 74,07, fo 
erhalten wir das Cättigungs + Bermögen der Azotſäure — 44,814, 
wonach das erfie Hydrat derfilben eine 14,814 Oxygen barbietende 
Menge, nämlich 16,665 H2O heiſcht; „ferner die Effigfäure (A = 
C4 H6 03 cter C« H® + 0° oter Ac oder Ac 08), die procentifch, 
da fie aus 300 Gewichtotheilen C -+ 37,5 H und 300 O beflebt, gegen 
47,058 C und, 5,884 H 47,058 O enthält; 47,058 dividirt durch 8, 
gibt das Eättigungsvermögen — 15,686; vergl. oben ©. 813 Anm, 
Stöchiometriſch befimmt if hingegen das Saͤttigungs⸗Vermoͤgen 


der Schwefelfädre — 8, bie des Schweflichtſäure⸗Hydrate 


(S02 20) ebenfalls — 8, die der Ehwefelfänre der Biſal⸗ 
phate — 6, die der Carbonſäure — 9 und ber in den Bicarbos 
naten vorhantenen = 6; die der Azotfäure 5 und die des Ayotfäures 
Hydrato — 6; jene ver Ayotichtfäure Hund die ihres Öybrats — 4; 
bie ber Effigfäure m 8 ꝛ⁊c.; vergl. auch m. „Einleit. ind, n. Chem.“ 
©, 429-450. In ven fog. Waſſerſtoffſaänuren, d. 5. m jenen 
Eäuren, in welchen das Hydrogen durch einen Salzzeuger (Zünder 
sder Brennzũnder oder durch diefelben vertretende Gezweit⸗ oder Ge⸗ 
drittſtoffe) geſaͤnert erſcheint, ſteht das Sättigungsvermdgen genan 
im Verhaͤltniß der Menge des möglicher Weiſe erzeugbaren Waflers) 
d. h. es fordert eine dergleichen Säure zu ihrer Eättigung gerade fo 
viel baflfches Oxyd, daß defien geſammtes O mit dem gefammten H 
der Gäure fi zu Wafler zu verbinden vermag, und war flatt der 
DrysBafe ein Chlor (oder Fluor, oder Brom⸗, oder Jod) 
Salzgrfimder, und als gefänertes Hydrogen eine faure Berbindung des 
H mit einem Brennzünder, oder mit einem dieſen vertretungsfähigen 
Gezweit⸗ oder Bedritte ac. Stoff gegeben, fo- entfpricht das Gätti« 
gungsvermögen der Sänre ber aus ihrem gefamnten H + bes 
gefammten OR (oder F, oder Br oder I) möglicher Weife erzeugbaren 
Menge von H Ch (HF, HBr, HT); Beifpiele für beide Bälle mögen 
nachſtehende Bleichungen darbieten: H2 Ch2 4 Ag20 = Ag2 Ch2 und 
H20, fo auch H28-- PbCh2 — PbS und H2Ch2; PLOA + H2S = 


 PbS und H2O nebſt T. (alſo: und AH20); Mr Ky2 (Merlurtyanid 


834 


ober vielmehr Merkurkyanſäure; oben S. 773 Anm, 929 u. m. Grundz. IJ. 
518) + H2S — MrS und HHdrofyanfäure (Blaufäure = H2 Ky2). 
Auch bei den Derbindungen ber Galzzeuger - Säuren mit Ealzzeuger 
Bafen, welche beide dieſelbe Art von Galzzeuger enthalten, walten 
Sättigungs-Geſetze, ähnlich jenen, welde bei ben Orygen-Säuren 
und Ory: Bafen ihre Wirkſamkeit bethätigen. Go 3. B. verbinden 
fi Hydrogenfulphide mit Schwefellaugmetallen und diefe mit Echwefel- 
erzmetaflen in Berhältnifien, in welchen die Schwefelmenge ber Säure 
“ entweber jener ber Bafe gleihlommt , oder ein ganzzahliges Vielfaches 
derfelben darſtellt, vergl. oben S. 807 ff.; ſo z. B. gewährt KS + 
42S eine in großen, farblojen, an ber Luft zerfließlichen Kryflallen 
anſchießende, ſcharf alkaliſch ſchmeckende Verbindung der erſteren Art 
(darſtellbar entweder durch Sättigung des KO H20 mit H2S oder 
durch Glühen von KS oder auch von KO CO2 in einer hinreichenden 
Menge von H2S= Gas), während das fryfallinife gelbe Kalin- 
eifentyanüir = Fe Ky? +2 Kr Ky2 (4 3 H20) eine Berbin- 
dung der letzteren Art darflellt, In welche das Ky der Eäure (hier 
das K4 Kya4) ein zweifaches des Ky der Baſe darſtellt, und ebenfo 
in’ dem rothen Kalineiſenkyanid; denn letzteres id = Fe2 Ky6 
+ 8 K2 Ky2. Berner if der Schwefel der, Eäure ein Bielfaches des 
S ver Bafe in dem ſchwefelſtibſauren Natrinſulphür, d. i. 
in jenem, ſchoͤne farblofe Kihſtalle Bildenden NS Sb2 SI: Salze, oder 
wie Berzelius, indem er die Schwefelatone durch Abſatzſtrichlein 


(commata) anzeigt, 26 bezeichnet: Na Sh2, welches gewonnen wird, 
wenn man 4: Schwefelſtib (Sb2 SI) mit 8 treefnenı Glauberſalz (Na⸗ 
tron⸗Sulphat) und 2 Kohle fchmilzt, bie Mafie in wenig fiedendem 
- Waſſer löf und daraus durch Erkalten anfchießen käßt, feine Löfung 
entlaͤßt durch Zufah non Euren (Azot⸗ una Ehlor⸗anre auspenommen) 
fenerrothee Shwefelkib ). Ge. kommen übrigens and Dry 


) In viefem ſog. Sch ſippe'ſchen Salze entſpricht das Stibſulphid dem Oxy de, 
in sem nachfolgenden hingegen ver Säure. Dieſes geht hervor, wenn man ein 
Gemenge von 6 Gewichtstheilen Batroncarbonat,, 31), Schweſel an 5 Schwefel⸗ 
Rib, nebſt % Koblenpulver in oben bemerkter Weiſe behauhelt. Die Loſung 

vdieſes Salzes entläßt durch Eaure-Zuſatz fog. Spießglanggolpiwefel 

'(Sulphur auratum = Sb2 SS). Beide Salze, biöher faft nur pharmacen- 
tif verwendet, dürften auch In ber: Färberei und mehr noch im Seugrrud 
»erwenbbar erſcheinen, ba fle mit Mlaunldfungen furbige Dlieverfgläge chen, 
welge 3. 3. mittel Gummi ‚große Lit s una Lufkbehänpigkeit erlangen, 
Schlippe flellte übrigens, außer jenem ſtibiulphirſauren Natriumſulphür, Ahnlichen 
Weges auch Aryfallinifh dar: zlnnſulphivſaures und arfenfulppies 
ſadures NRatfulpbär (in - weichem vie Menge des 8 zu jener des As 
A wie 8:40 verhält); deegleichen merkurfupptitfaures Natfulpybär 
(gewonnen tur Aufidfen des Zinnobers in ie Löfung, bes NS), pas ſchon 
war‘ Iufah von Waſſer gerfeht‘ wird, Daß Merallfulppive, bei ifren weiteren 


1) 





date zufeımmengefehter Säure» Brumblagen vor, die, ohne ſelbſt Eure 
za ſeyn, deunoch procentifch nahe übereinftimmen mit einer wirklichen 
Säure, von der fle fi dann jedoch, Falls fle mit Oxygen⸗Baſen 
vereinbar erſchelnen, binfichtlich tes Eättigunge » Vermögens auffallend 
mnterfcheiden;, ein lehrreiches Beifpiel geben das Amylon und bie 
Nilchſäure (vergl. oben S. 920); letztere in jenem Zuſtande, 
in welchem fie fi in ihren Salzen befindet; denn folde 





Eqhweſelmetall⸗ Berbinbungen , AG als wirfiihe Säuren bethätigen, folgerte 
der Berfaſſer dleſes Handbuchs bereits vor 27 Jahren; vergl, Buchners und 
Kafner's Repertor. f, dv. Bharmac, XIV, 194 um XVII. 301. Aus 
mt Shwefelammon laflen fi durch Digefion Sb? S5, Sn 82 uns As? 
55 tur kryſtalliniſch verbinden, daß man bie Auftöiung durch Zufag von 
Alkohol ansfälet. — Außer dem Golde Lafien fi alle übrigen Metalle uumits 
telbar mit Schwefel verbinven; Zn jebo nur unter berräctligem Drud, 
ber die Wirkung der Hie unterflügt, pie bier wie beim Fe Rothgluth fein muß, 
wäßzend bei den meiften übrigen Metallen weit geringere Hitzgrade dazu Hins 
sehen. Außerdem werben vie meiften Metalloxyde unter Bildung von Waſſer 
in Echwefelmetalle verwantelt, wenn mun H2S bavanf einwirken läßt, ober 
wenn man fie in dieſem Gafe, oder and in CS2: Dampf glübel, oder fie mit 
3 mengt und erhitzt, ober ihre Schwefelfäures Berbinpungen mit Kohle glühet. 
Zinfoitriot (Zn O S03 + 7 H20) und Kohle. giebt jedoch ſolchen Weges, 
bei Rotbgluth, S02 uns CO2-Gas, währmd ZnO und Kohle, und bei fdrs 
terer Sie verbleiben orer Zn überdeſtillirt; was file den Ball, daß dieſes Cats 
etwa im Großen (bei galvanoplaſtiſchen Darflellungen, und mehr nord: in Bolge 
ber Verwendung des Zum und ver SOI zu elckiromagnetifhen BRolationsbe« 
wegungen, Behufe etwa in foldyer Weiſe in Bewegung zu ſetender Eifens 
babn- und Schiffs:Locomotive, als Nebenerzeugniß abfällt, wiewohl für 
vielen Ball vie Berfegung des in MWafler gelbſten Zinkvitriot — und ebenfo 
and ver etwa hiebei abjallenden Kupfer » oder Miſen⸗Aufloͤſungen — durch Kreide 
eriprichlicher fein möchte, da man das alſo entſtandene Gemenge von Zinkoxyd⸗ 
earbenat und Kalkſulphat ſtatt Bleiweiß, wahrſcheinlich fowohl in der Tüncherei, 
als in ner Oelmalerei mit Vortheil würde verwenden könmen, wäheenn Kupfer 
ober Gifen » Auflöfungen, in gleicher Weiſe behandelt, zur Darſtellung gräner uns 
ocherfarbener Tünderfarben zu benugen wären. @ifenvitriol (ke O SO3 
+6 H20) gibt, mit Koble erhitzt, nachdem hier, wie im erſteren Balle, das 
Wafler größtentgeils ale Damyf entwicdgen, SO? und rüdkänsiges Ne203; 
MRanganvitrioi (MnO 803 + 5 803) Manganoryfulpburat, v. i. 
Eqhwefelnangan und Manganoxybul, zur Entwidelung von H25-Gas mittelſt 
verrünnter Schwefelſaͤure ſehr brauchbar; Nicke lvitriol (Nio S0O3 -+ H20) 
metaltifhes Ni und 502 nebſt CO2, Kupfervitriot (CuO S03 + 
5 H20); beim tunffen Gluͤhen: metalliſch Cu nebſt SO2 und CO2, bei raſcher 
aus harter Gige:zugleip au CuS; Bleinttziol (PhO 803) bei wenig Kohle uns 
Raztır Sige PhO un 502 nes CO2; bei viel Kohle Pb ıc.; Silber⸗ um 
Merturwitcriol (AgQ, S03 um MrO SU3) nur seines Ag und Mr 
acht 302 um CO2,. — Sonſt nannte man alle Erametalloryd⸗Sal⸗ 
phate: Bitrlofe, eine Benennung, vie fie von @ewerbtreibenden zum Theil 
no jeht erhalten, uud, alle Erzmetalloxyd⸗Azotate: Salpeter, z. B. 
Bleifatyeter, 2. ,i. PbO A2 05; über die Bilbung von Shwefel: Erymes 
tallen durch Füllung der Metallauflöfungen, deren im Vorhergehenden bereite 
oftmals gedacht worden, ſ. noch w. u. 


durch Bafen gebundene Milchſaͤure iſt procentiſch zufammengefeßt, ziem- 
li nahe wie das an Salggründer gebundene Amylon. Hundert 
Sewichtstheile von dergleihen Amylon beſtehen nämlich aus 44,614 C 
+ 6,153 H + 49,233 O oder aus 41,614 C und 55,886 H20; 100 
von jener Milchſäure aus 49,86225 C + 56,92 H2O oder + 
6,324375 H + 50,595625 0. Tivivirt man nun jeden diefer procen⸗ 
tiſchen Zahlenausdrücke, ihn, mit Einfchluß der nächften Decimalftellen- 
Zahlen, ale ganze Zahl betzachtend, mit ber zugehörigen Atemge⸗ 
wichtszahl (alfo die C zufändige Zahl durch 75, die H zugehörige 
durch 6,25 und die O zufomnende durch 100), fo erhält man folgende, 
die Atonıs Menge jedes der vorhandenen Grundſteffe ausdrüdente 


Quotienten: 
Amylon Nilchſaure ober 
C= (nahe) 6 C = (weniger nahe) 6 
H = (nabe) 10 H = (eiwas über) 10 
0 = (nahe) 5 O = (etwas über) 5 *) 


Diefer ſtoͤchiometriſchen Uebereinſtimmung ungeachtet, zeigen jedech 
beide Verbindungen ſehr ungleiche Saͤttigungs⸗Verhaͤltniſſe. Es wer- 
ben nämlid von 100 Bewichtscheilen Milchſänre 135 Bleioryb 
gefättigt, während ebenfoviel Amylon, wenn beflen wäflrige Löfung . 
Aus den baflfch » effigfauren Bleioxyde das Bletioryd-Amylat = 
PbO + C# Hio 05 fällt, nur 87,5 PbO gebunden enthält. Es ent 
halten aber 135 PbO volle 9,68 Oxygen; 67,5 nur 4,84 und während 
ſich daher die OsMenge der Milchſäure zu ber des mit ihe bie zur 
Sättigung verbundenen Bleioxydes verhält wie 5: 1, Rebt bie des 
fättigend gebundenen Amylon zu bemfelben Oxyde im Verbältniß von 
40:1; man folgert daher: daß In einem (Bleioryt-) Aequivalent 
40 O zugegen find, und daß mithin im Bleioxyd⸗Amylon nicht C6 
H10 05, fondern C12 H20 010 Ateme vorkommen, fo daß alfo, wäh 
send PbO Lo durch PbO Ce Hio 05 auszubrüden it, PhO-Amylon, 





©) Genauer: 


Amylon Miikfäure 
Atome Ateme 
€ = 598850 + « «0. 558346300 
U = 9,858 : 6 0. . 40,119080 
0 = 0,9230: 0... ‘ 6,595625 


100 am vonfierfreied Zinkoxyd gebundene Milch ſa u re geben nämlich, mittelſt Supfer: 
oryd verbrannt, 56,92 neuerzeugted® Waſſer und 160,8325 Eafbonfäure; leptere, 
das Atomgewicht ded C = 75 angenontmen, befichen and 45,86225 C und 4114,99025 ©; 

.erfiered H = 625 gefept, aus 6,324375 H und 50,595625 0. 100 0 Krufallwaffersfreie 

milchſaures Zinkoxyd oder Zintorydsfacrar (ZaO Le) enthaftn 38, 2845 
%2»0 und 66,7487 Milcyfäure; 100 kryſtalliſittes mtlaffen erhitzt bis 150° 0 17,95 Kry⸗ 
‚ laltwaffer. 100 wafferfreied Zintoryd: Ractat gibt, mirteif Cuo verbrannt, 3 Wapır 

und 407,355 Garbonfäure, 


997 


feinem chemiſchen Beſtande nach, durch PO Cı2 H20 010 vorgeſtellt 
werden muß; eine Nothwendigkeit, welche hiemit zugleich dieſe letztere 
Böchiometrifche Formel bes Amylon: als eine fog. rationelle (oben 
©. 928) anerkennen, und damit über die innere oder chemiſche Natur 
beffelben, fo weit diefelbe von ber Atomanzabl der eins 


‚zelnen Srundfoffe abhängig iſt, eniſcheiden ließ; jedoch ohne 


dadurch anzuzeigen, ob außerdem das Amylon von der Milchſäure 
ch dadurch unterfcheite: daß in erfterem eine Verbindung von Cus + 
10 H2O vorliege (wogegen jeboch enticheidende Derfuhe fireiten; 
Yerzelius in den Annal. d. Pharmac. XXX. 94, und oben ©. 926), 
in letzterer hingegen C12 HIO durch O5 gefäuert exicheine, weil 
bier die dem O-Mirfen (mehr ale von Geiten irgend eines anderen 
GErnudſtoffee) entgegenftehente Wirkſamkeit des H2 durch das zunaͤchſt 
gegen baflelbe gerichtete Wirken des C — und umgekehrt, jenes des 


C durch das H2 — geſchwäͤcht und theilweife gebrochen exfcheint; 
O mithin zur verhältlich mehr überwiegenden, C und H beherrfchenden 


Gegenwirkung gelangt? Oder ob nicht vielmehr das Waſſer feibft es 
fi, das, als ſolches das C in ſich aufnehmend, hiedurch deſſen Gäurung 
bedinge? Etwa ähnlich jener Weile, in welcher es der SOL beitritt, 
wenn bieje, zur Galzbildung gelangend, durch Beitritt von H2O tas 
Eättigungss Bermögen der SO3 erlangt? Vergl. oben ©. 930. Die 
Nilchſäure bietet aber in der That vor mehrereu anderen Eäuren 
chemiſche Berhalten dar, welche über bie Natur ber Sanerheit 
(Heidität) merkenswerihe Winke ertheilen; zumal, wenn man ähnliche 
Berhatten anderer einfacherer Säuren damit zufammenftellt. Es if 
befannt, daß die gafige Waflersfreie Schwefelfäure nichts weniger als 
ſauer iR, fondern eigenthümtichen „. erſtickenden Geruch befigt, und erſt, 
wenn fie fe viel Waflerdampf anfgenommen hat, daß fle fog. eisartige 
Säure in Zorn eines Ioderen Sublimats zu gewähren vermag, zeigt 
fie ſich entfchieden ſauer; etwas Hehnliches gewährt nun auch bie 
Milchſaͤure. Hat man fie nämlich aus dem in Waſſer gelöften kryſtal⸗ 
liniſchen ZinforydsLartat in wäflrig-flüfflger Form geſchieden umb 
dann in der Guerike'ſchen Leere durch kaltes Abdunſten jo welt abges 
damit, daß fle kein gaſiges Waſſer mehr entläßt, fo ſtellt fie eine 
vollfommen farblofe und geruchloſe, ſyrupdicke Fluͤſſigkeit von 4,215 
Eigengewicht (bei 20,5° C) und aͤußerſt fanrem Geſchmack dar, die 
an der Luft leicht feuchtet, vom Waſſer und Alkohol in allen Verhält⸗ 
ziflen aufgenommen wird, im Aether minder löslich M und ſchon in 
fegr geringer Menge viel fiedende Milch zum Berinnen bringt (wäh« 
rend größere Rengen Falter Milch ungeändert bleiben), aus Acetaten 
Vie Efſigſäure entbindet (mithin derſelben nicht gleich fein kann, 
was in früherer Zeit von mehreren Chemikern behauptet wurde), 
aus der Loſung des. eifigfauren Magnit, fo wie aus Ber des effigfauren 
Simtoryd, milhfauten Naguit und milchſaures Zinkosyb 


. 
u 


= 


938 





nieberfählägt, Hingegen weder Kalfwafler, noch die wäflrige Aöfung 
bes BaO und. des SrO trübt, und für fich vorfichtig erhigt, zuvörderf 
an Flielichkeit gewinnt, dann aber, unter beginnender Gelbung, eine 
weiße, feite, bitter und fauer ſchmeckende Mafle entläßt, die, zwiſchen 
Bließpapier gepreht und alfo ven anhängender, riechbarer Materie 
befreiet, ſich in großer Menge in ſiedendem Alkohol löͤſt und darans 
erkaltend in glänzend weißen rhomboidalen Tafeln Irykallifirt. Dieſe 
find geruchles, fchmeden ſchwach ſauer, ſchmelzen bei 407° C, 
fieven gefchmolzen bei 250° unter Cntwidelung weißer, fechender, 
entzündlicher und angezündet mit blauer Flamme brennender Dämpfe, 
die (unverbraunt) ſich an falte Körper in Form Kleiner, ben vorigen 
weſentlich vollfommen gleichartiger Kryſtalle (alfo als Gublimat) aus 
legen, ohne dabei irgend einen Rüdfand zu hinterlafien, unb die zu 
Beſtandtheilen C6 Hs 04 alfo 4 Atom Waſſer weniger haben, als 
die flüſſige Milchſäure. Sie flellen cber, ohnerachtet fie in biefer 
Hinficht, wie rüdfichtlih ihrer Entſtehung, manden Brenzfäuren 
“ähneln, doch Feine felbfitändige Säure dar, denn fie vermögen fi 
mit Bafen nicht zu. Salzen zu verbinden, fondern nehmen vielmehr, 
bei der Derührung von auflöslichen Saligründern, aus dem wit 
zugegen feienden Waſſer noch ein Atom auf, und geben dann bies 
felben Salze, die aus der Vermiſchung der flüffigen Mildfäure 
mit denfelben Baſen hervorgehen, dadurch, daß jene ein Atom Waßer 
verliert, welches eine Atom Wafler in ibr offenbar das erwähnte flarle 
Sauerſein bedingt. Da übrigens die Le unter andern auch aus Milch, 
hei deren Sauerwerden, ober vielmehr aus dem Milchzucker derfelben 
in reichlicher Menge durch, von Seiten des (nach Haidlen: in Fäul⸗ 
niß begriffenen) Eafein (Milcheiweiß oder Galactin) beikätigte, 
Anregung (Bährung) hervorgeht, fo wird 26 wahrſcheinlich, daß 


ihr Genuß — wenn dieſer augleich Nahrungsmittel betuifft, welche 


reich au phosphorſaurem Kalk find, zum Mittel wird, den 
Verdauungs⸗Organen dieſes für vdie thierliche Cutwickelung fo. weſent⸗ 
, lich nothwendige, In Milhfäure auffallend leicht Lösliche Ealz in reich 
licher Menge zuzuführen; was ſowohl bei Eäuglingen, als auch bei 
.Milch⸗ſaugenden Tieren in höherem Grabe der Fall fein möchte, als 
‚. bei bereite zur vollen Knochen: Entwidelung gelangten. Daß ber 
Genuß von Bafeinshaltigen Wolfen die Berbaulichleit der Nahrungs⸗ 
mittel des Rindviehs erhöhe, ift befanut. Mehrere Chemiker fanden 
im Magenfaft ber Menden, neben, „Hydrechlerfäure» au Milch⸗ 
fäure, Andere vermochten fie nicht darin aufzufiuden, und ebenſo⸗ 
wenig an Bafen (an Natron, Kali, Ammpniaf), gebunden im Biut, 
Harn, Schweiß pub anderen thierlichen Fiüfflgleiten (Enderlin, iq 
Wohlers und Liebigs Ann, d. Chem. u. Pharmac. XLVI. 122 fi. 
‚U 4164 ff.) :iehen, Balls, Ichren jedoch jenz Verſuche, welche gegen⸗ 


” [Ber x 


theilig die Auweſenheit der Milchſaͤure im lebenden Leibe folgern ließen; 





daß biefe Säure ſehr leicht hervorgeht, two in organiſchen Fluͤffigkeiten 
es an zureichendem © nicht fehlt (mas 4.2. felbR bei une von Fleiſch⸗ 
FoR Lebenden möglicher Weiſe ftatt haben kann, infofern dieſelben 
Leim und Chondrin (Knorpel⸗Leim) gewährende Bebilde verzehren). 
Die Hydrochlorfuͤure entvedte Prout im Magenfafte; Undere fanden 
feine vergleichen freie &äure darin vor — ohne Zweifel: weil tae 
Borfommen von freien Eänren theils von dem Zuſtande ber Ber: 
Yauungsbedingungen überhaupt, theild von ber Befchaffenheit ber 
Rahrungs = und Ernährungss Mittel mehr oder weniger abhängig IR. 
Zu den pflanzlichen Bebilven, welche fertige Milchfäure enthalten, 
gehören auch bie Weinreben und Weinbeeren; denn ihr Gaft 
enthält neben Leinen Mengen verfchlerener anderer Salze — neben 
weinfaurem (and wohl trandenfaurem *) Kali, Natron und Kalk, fo 
wie neben fehr Heinen Mengen von Salmiaf (Ammonchlorid), ſchwefel⸗ 
faarem und phosphorfaurem Kali und richt nnbeträctlichen Antheilen 
von Garbonfäure (in 1 Kilogramm oder 1,785 Bayrifch s und fehe 
nahe ebenfoviel Wiener Handelspfund — 2,77... Bayriſch⸗- und fehr 
nahe 2,38 Nürnberger Mebicinalpfunden, nicht felten 40 Eubikcentimeter 
002, die jedoch größeren Theiles‘ Erzeugung der O⸗Gas⸗Verſchluckung 
des bie atm. Luft beim Auspreſſen berühsenten Moſtes fein dürfte) — 
auch mildhfaures Natron und milchſaures Ammonoxyd, Salze, 
die vielleicht feinem frifchen Sruchtlafte, zumal bem der Krümelzucker⸗ 
halfigen, und ebenfo audy ten von Menſchen genoflenen Blatt» und 
Burzel» Gemäjen, fowie denen der noch nicht zur Blüthe gelangten Graͤſer, 
zumal der Getreidearten und ber Futtergraͤſer, gänzlich fehlen bürften, 
und die mithin auch ſchon fertige Milchfänren den Verdauungs⸗ 
organen zuführen. Vielleicht daß in mehreren Gewächfen der Amylums 
oder GtärfesBilbung bie der Milhfänre vorangeht? Auch im 
dem Gofte des Walluufbaums finden ih Milchſäure⸗Laug⸗ 
metallorybe vor; besgleichen in den fog. Krähenaugen (Nucen 
vomiene, d. ſ. die Früchte des Rıähenaugenbaumes, Strychnos nux 
vomica enthalten Milchſaͤure); übrigens vergl. oben S. 927. Das 
oben. erwähnte Zinkoxyd⸗Lactat gewinnt man am leichteſten und 





: 
®) Im deutſchen, wie im ſranzoͤſſſchen Weinfteint fihder man, neben weinſaurem 
Kalt (ms Aalt), auch ſlets erwas traubenfaures, Hingegen‘ nicht im Weinſteine 
auf Sicitten gewachſener Trauben. Da man nun im Eafte nicht gänzlich reifer 
Beindeeren angeblich eiwad meht Traubenfäure-vorfindet, aß "im, dem der 
gänzlich gereifien, fo iſt ed nicht unmwahrfcheinlich, daB das Nicht, ſoſern ehımeniger 
gedämpft einfällt, die Trennung debchemifc gebundenen Waſſers von der Weinlaͤure 
vewirtt, ımd fo Traubenfäure. In Wehnſaure wandelt. Ze färter die Lichtwitlung, 
um fo mehr. werden gemifchte Stoffe von demſelben gleichnamig (poſitlv) eleftrifirt; 
we eb aber zu Zleichmamigen Ciektsichtätd «rregungnı Aglekcheiel ob zw Ladungen 


mit + E oder mit — RE) Tommt, dort ſteht auch Abſtoßung der gleihnamigsgelabenen - 


im Audfct. 


— — — — — — —— 


nn. 


- — — .- — — — 


9410 





ſchnellſten aus dem mit Baier zum Gieben gebrachten Gauerfraut 
(faurer Kappes oder Sauerfohl, d. i. Weißkraut oder Weißkohl, der 
die faure BAhrung durchgangen) durch Meutralifiren mit Zinkoryd⸗ 
Garbonat, Durchfeiben, Bindanıpfen zur Eyrupsdide und Küpiftellen 
zur Kryſtalliſation. Die alie gewonnenen unreinen Kryſtalle laſſen 
ſich durch Löjen in Wafler, Erhißen der Löjung mit Thierkohlenſtaub, 
Durchſeihen und neues Kühlftellen, umfryfallifivend reinigen %. Mit 
dem Kalk bildet die Milhfäure, hierin der Effigfäure ſich nähernd, 
ein leicht fryflallifichares, in Wafler leicht Lösliches und in Biefem 
Zuſtande durch Thierkohle Leicht zu veinigendes Salz, das vom ficdens 
den Alkohol aufgenommen, ven dieſem mittelt Deftillation wiederum 
getrennt und nun auf's Neue in Wafler gelöf und flltrirt eine Flüſſig⸗ 
feit gewährt, welche, durch gelöfte Oralfänre zerſezt und vom dadurch 
gefüllten oxalfauren Kalk gefchieden, reine farbloſe Mild- 
fäure zarbietet. Auch mit dem Silberoxyd bildet dieſe ein lde⸗ 
liges Salz, das, durch efilgfaures Kali wechſelzerſetzt, das ſchwer 
Jöslihe effigfaure Silberoryd in Form eines kryſtalliniſchen 
Niederſchlags entläßt. 

00) In neuefler Zeit giebt man, bei Entwerfung chemikaliſcher Sormeln, 
jenen Zahlen den Vorzug, welche, ohne daß ihnen irgend eine unertwiefene 


— 





”) Gay⸗LZuſſae und J. Pelouze erhlelten dab milchſaure Zinkoryd, neben wiel 
kryſtalliniſchem Marnntt (oben S. 9ı9 u. 921) in betraͤchtlicher Menge aud RNunkel⸗ 
räbenfaft, den Me 2 Monate hindurch bei 25°—50% C fidy felder Aberlleßen. Eden 
nad einigen Tagen trat in der gefammten, mehrere hundert Riited betragenben 
Saftmenge fehr lebhafte Bewegung Ceine Folge der fog. ſchleimigen Gährum) 
ein; zugleldy entwickelte fidy ein Gemiſch von H: und COo2 Gas In reichlicher Menge. 
Eotatd die Waffe durch Beendigung der Gaͤhrung ihre fchleimige Weichaffenbeis wie⸗ 
. der verloren und ihre frühere Flleßlichkelt wierer erlangt hatte, dampfte man fie jur 
Saftdicke ein umd ſah fie nun bald fi gänzlich erfüllen mie zahlloſen Magntit: 
.kroſt allen, die, mit wenig kaltem Waller gefäubert und gepreßt, hoͤchſt rein er: 
fhtenen. Die hlevon erhaltene Fluͤſſigkelt enthlelt außer der Miiyfäure etwad Trau⸗ 
benzuder , nebft verfäyledenen anderen, wicht welter unterfudggen Erzeugniſſen; eritere 
"wurde mittelft Alkohol Ginweggenonmen, diefer- dann durch Deftillatien von dem 
gefonterten geiftigen Audzuge wieder geſchleden und der hiebel verbliebene flüffige Ans 
tbeil von einem Ihm begleitenden ſtarren Ruͤckſtande gefondert und mit Zinkorude⸗Ear⸗ 
bonat neutraliftre ıc. Aus der Böfung des gewonnenen milichſauren Zinkoxndo fällte 
man nun dad. ZaO durch Bad Röiung und and der Sen diefem Wrderichlage geſen⸗ 
derten Flüffigtelt enıfernte man dad BaO durch Schwefelſaͤure, da dann die Millch⸗ 
fäure in wäfrig-flüffiger Form hinterbileb. Die Edure ded gegohrenen Mehld, Veh 
zuckrigen Stärkwaſſers der Stärkfabetken (bad auch effigfaureb — ober 
vlelmehr miihfaured Ammonory» enthält), Bracannoeı’d fe Mans 
sigfäure, gewonnen aus faurem Reißſwaſſer, deogleichen tie ſog. Hefens eder 
Bumins&äure, die neben Weinſtein im Welnesfig, und außerdem Säufiger im 
Wiereffig, fowie im Staͤrkeeſſig (oben ©. o27) neben A vorkemmende Plans 
Venture Milchſaure fel, war (diem früher bekannt; m. Grund. Erſte Aufi. 
+ 50% ’ 


. 94 


ober uneriweisbare Borausfehung zum Grunde gelegt worden, mithin nicht 
ben Größen der Atomgewichte, fondern jenen ber Berhältniggemwichte 
(Bertretungsgewichte oder Aequivalente; oben S. 777) zur Bezeichnung 
dienen; alfo auf erwieſene Thatfachen gründen und nur aus biefen 
abgeleitet wurten. Es werben aber diefe Zahlen um fo mehr verhält 
lich verkleinert hervorgehen, je größer die Zahl jenes Stoffes if, 
weldgen man für fie, als zu vergleichende Einheit anerfennt. Gept 
man daher das gefammte Verhältnißgewidht des in 112,5 Wafler 
(gegen deſſen Oxygen) gegenwärtigen Öydrogen gleich (alfo jenes des H2) 


4, und mindert man außerdem bie Anzahl der Ziffern jeder Berhälte 


uißgewichte » Zahl dadurch fo viel, als erfahrungsgemäß irgend zu⸗ 
läifig, dag man bie Ziffern der einzelnen, den ganzen Sahlen anzus 
hängenden Derimalbrüche (gemäß S. 654, linfe Eyalte) bis auf eine 


Rreicht,, fo ericheint dann allerdings die Ueberſicht fotcher Zahlen, 


ihren @inzelnglierern nach in ſolchem Maaße vereinfacht, daß dadurch 
ihr Gebrauch, fei es für reinwiſſenſchaftliche, fei es für gewerbliche 
und diefen verwandte Verwentungen der Orundwahrheiten der Ghemie 
ungemein erleichtert wird. In der nachfolgenden, hieher gehörigen 
Zufammenftellung find«t man, aus ten oben ©. 897 annegebenen 
Gründen, die Zahl des Chlor, verglichen mit der ©. 859 ange: 
gebenen, um ciwas vermindert, uud bie bes Th, Eb (oben ©. 856) um 
. etwas erhöhet. Zu beachten iſt auch, daß die bei Ag, und ebenfo jene 
bei K, N (Na) und L Doppelatome, alfo Ag2, K2, N2 und LS 
begeichnen. Die oben S. 856 erwähnte, von Mofander neu ent- 
deckten Erderzmetalle, tas La, Tb, Eb und Di, find von bemfelben 
neuerlich, ihren Oxyden nach, zwar genauer befchrieben worden, konnten 
jedoch bis hieher aus ihrem Muttergeftein (dem Cererit oder Cerit) 
weder unbedingt zein (vollkemmen chemiſch ifolixt), noch in folder 
Menge bargeftellt werben, als erforderlich if, ihre Derhältnißgewichte, 
und ebenfo tie ihrer O⸗Verbindungen, mit Sicherheit zu ermitteln. 
Mur fo viel fcheint gewiß zu fein, taß das Atomgewicht de La um 
die Zahl 680 ſchwankt, das fein faft weißes Oxyd, feinen faft lache- 
farbigen Farbenton durch einen noch ungefchiebenen, unbelanntin Stoff 
erhält; daß es, felb wenn es zuvor weißglühend geweien, Waſſer 
aufaimmt, dadurch an Raumumfang gewinnt und ſchneeweiß wird, 
and mit demfelben (mit fledendem fogleidy) in farblofes, Ladmusroth 
blänendes (bieduch an Nanganoxydul erinnerndes), aus Sal⸗ 
miaf Ammoniak entbindendes, in verbünnten Säuren leichtlösliches 
DOrpohyrrat übergeht, deflen Salze (vielleicht nur in Folge fremb- 
artiger Beimifchung) etwas zufammenziehend ſchmecken und durch Kalis 
fulphat vollfändig gefällt werden. Das in kleinen fechefeitigen, durch 
fechefeitige Pyramiden begränzgte, 3 Atome Kryſtallwaſſer enthaltenden 
Brismen anſchießende ſchwefelſaure Lanthanoxyd theilt mit dem 
Salphat bes DiteroxrYd [oder der Ditererde), ſowie mit jenem des 


“ 





- 
67 


er 


Alumoxyd (Mlannerbe ober Thonerde) die Eigenſchaft, in kalien 
Waſſer weit Töslicher zu fein, wie in heißem. In der diefen Ber: 
bindungen zum Grunde liegenden Reinheit tes La=Oryde, wurde s 
bem bis zur Entdeckung des La für rein gehaltenen rochbrausen 
Eereroryd (m. Grundz. I, ©. 892) durch verbünnte Azotſäure Leicht 
entzogen: zurüd blieb dann Lanthanorydshaltiges Gereroryd, fammt 
Didymoryb und den Oxyden ber zwei neu entdeckten Erdmetalle, 
bes Erb und Terb (Erbium und Terbium). Das GCeroxydul 
bildet mit Säuren ebenfalls völlig farblofe (weiße) Salze, die fig 
gleichfalls aus ihren wällrigen Löfungen gänzlich ausfällen laſſen; 
Ammonorydhydrat (Aetzammon) FAN’ aus jenen Salzen weißes Ce 
Oxydulhydräat, das aber duch Os Ginfaugung und Trodnung an ber 
Luft fogleih gelb wird, und nun das Cereroxyd oder vielmehr 
das Cererox yduloxyd barflellt, das zwar durchaus nicht bräunlich 
esicheint, jedoch durch einflündiges Weißglühen einen Stich In’s Rothe 
erhält. Bräunung befiilben rührt, wenn fie nach tem Trednen eins 
tritt, von beigemifchten Didymoryd ber, das M. im Jahre 1840 
Tennen lernte, indem er es aus braunen: Lanthanoryd, ald den Gruud 
biefer Bräunung, fowie ben ter Ametbiftlfarde (die man fonft als 
ven Cerer⸗ und Lanthan Salzen eigenthämlich jukommend erachtete) der 





Gerer- und Lanthan- Salze, fonderte, ohne es jedoch bis jegt rein 


bargeftellt zu haben. Aus dem in Wafler gelöften, lichtrothen ſchwe⸗ 
feljauren Divymoryb fällt Aetzalkali violettes Hydrat, das, auss 
geglühet, braunes Didymoxyd Hinterläßt, vor dem Löthrohr mit 
phosphorſaurem Natron behandelt, im Orydationsfeuer (m. Grundz. L 
172) denfelben amethyſtrothen Stich in's Vielette barbietet, ben bie 
Titanfäure in dem rebneirenden Theil’ der Flamme gewährt. Die 
Galje des Didymoxyd-Hydrat find amethyſtroth. Die fyrupbide 
Löfung des Didymoxyd⸗Azotat iſt fehön roth, im gefpiegelten 
Lichte faft blau. Was bisger als Ditererve galt, iR, M. zufolge, 
ein Gemiſch von wenigſtens drei erdigen Metallornden, von tenen das 
am meiften baſiſche als eigensliches Yiteroryd zu betrachten Recht, wähs 
send das diefem in Abſicht auf Baflcität' zunächſt ſich anreihende, von 
M. Terbiumoryd, und die ſchwächſte biefer Bafen Erbinmoryd 
genannt worben if. Alle drei Oxyde theilen die Unlöslichkeit in ben 
Hydraten ber feuerbefländigen Laugmetalloryde (firen Alfalien) und 
bie Leichtlösligfeit ihrer Garbonjäure = Verbindungen - in kalter, 
wäflriger Löfung des Ammonoxyd⸗Carbonat (fohlenfauren Ammoniaf), 
mit dem fle lösliche Doppelfalze zufammenfeben. Ob die blaßrothe 
Barbebes Terboxyd-Azotat, fowie die „dunkelorangegelbe“ des bei 
Euftzutritt geglüheten „Erboryd* ihnen an ſich zulommt, oder frembartigen 
Urſprungs if, Darüber fleht noch zu entfcheiden. Wenn man nad) un» nach 
geringe Mengen Aetzammoniaks zu einer Auflöfung der gewöhnlichen 


Ditererde in Hydrorplerfäure gießt, fo eutſteht nach jeber Zugiefung 


| 


| 


m — 


ER 
ein Kiederſchlag, deren Ieptfallender farblos iR und nur aus Mieters 
oryd befteht, während die erſten Nieberfchläge reich an Erboryd, 
die mittleren reih an Terboryd hervorgehen. Bergl. Berzes 
lins Jahresbericht XXIII. S. 144. Meines Diteroryd giebt, 
H. Noſe zufolge, duch Glühen mit Kohle im Chlorgaſe fein flüch⸗ 
tiges Diterchlorid *). Außer dem Gererit, Ditrocerit, Ortbit, Flaor⸗ 
cerer, Allanit, Ditrotantal ze. und verwandten —, gleich diefen meiſtens 
ſeltenen Geſteinen, findet IH Ce, Y ac. auch in dem gleichfalls feltenen 
®apolinit, dem, glei dem Ehromoryd, fowie gleich verfchiebenen 
ſtibſanren Metalloryden das Bermögen: beim Erhitzen plög» 
lich vorübergehend zu erglühen, im nicht geringen Grabe zulommt, 
Ucberficht der Berhältnißgewidhta:Zahlen ber Grunbſtoffe; 
12,5 H gegen 100 O gleich 1 gefehtz es iR dann 





0. glei 8,0JBi gleich 71,0| Cu glei 91,7 ICe gli N 
F v y4Ii8b ⸗ 646 Ni „ 2886 | 0) 
a un 855/20. v. 8933 Fo „ 278 |Tb und Eb (?) 
7830 ” 58 Ca „ 8,5 |Zr gleich 33,6 
| ”„» 426.4|Sa..# 589 Ms „ 23717 | „ 859,6 
A 4 14,0 Os sw 80,6 Cr ” 28.2 Be ” 26,5 
Po u SUR: 0 .321lV on 85 IA " 137 
8 u 160IiPd4 v. :583' Ti » .248 Ng ⸗ 12,7 
Aa 7 " 3Wöllr 98,71 Mo m ATI: ICh m 20,2 
Se o „  306JAu.- :9BA|ÄU vw 600 4Sr : m 43,8 
Te » 6A2|P-» 872] » 966 |Ba ıw 68,5 
Si Oo m 22 |Pb o „ 1036| Ta v„ 928 |L n 64 
B «vw 109|Mr „ 10L41Y 8222 N ”"» 23,3 
CE » 60 J|Ag „ 1WLIDi »v () K " 39,2 


Diefen Gruntfichzablen gemäß fchreibt man daher z. ®. flatt H2O 
nur HO, flatt A2 HS nur A H4, Blatt He Ch? in der Folge H Ch, 
Ratt PS 05 füuftig P O5, ſtatt K Ch jeht K Ch, flatt As? 08 
num As 08; ic. ' 





") Um Alum, oder ſtatt deſſen Berhll (oben ©. Bss und 772 Anm.) herzuftelien, 
menst man, nach Wöhler, deren Oxyde (alſo bie Thonerbe oder die Beryllerde) 
mit Kohle, Zucker und fettem Del, ‚glübet den zaͤhen Zeig Ira bebeiiten Schmelstigel 
us sur gänzlichen Zerfidrung ded Zuckers, role deb Deich, fcgättet darauf den kobligen 
Rälkand in ein VPorzellanrohr, erglühes diefed Im paſſenden Dfen bis zur Slab⸗ 
erweibemgößige, und ereibt num troctnes Eblorgas Hint,urdy; eb fublimixt fich, wähs 
temb ©0359 (von erwab Erdmeselldlorid besleltet) e ameicht, Ulum⸗ oder Bernlls 
Ed lo rid, theils tu der Röhre, theils in dem mit "gerfeiben verbundenen Glasvballon, 
ervſta Uiniſch. Die etryflalllniſche Ebloridmaſſe z.erſetzt heſtigſt dab Waſſer und gibt 
Im vpeſſenden Thon⸗ oder Platin : Schmelztigel mit großen Stüdchen RK oder N in 

| ‚ an Diefelben,, unter ſtark m Gerglühen , Ihren ChsGchalt ab, das 
dacch alk mieidend zufocigeh oder ‚Heinblättv. ige Alums oder Berutimeralt ſich 
ſeeldend. Ein usucd. Tisäpnlihes Maaul endete Hingft 6. Raft. 


944 


—2 





dd) Hinfichtlich der oben S. 948 mitgetheilten | chemikaliſchen Tafel ver 
Vertretungsgewichte der Grundſtoffe, zur ſchlüßlichen Er⸗ 


laͤuterung noch Folgendes: 
1) Da in den neutralen Sauerſtoff-Salzen, d. ſ. Salze, ber. 


vorgegangen durch neutrale Verbindung eines Oxydes mit einer 
Oxygen enthaltenden und durch denfelben zu ihrem Sauerfein gelang: 
ten &äure (und ebenfo auch in allen biefen, in ben Entgegnunge- 
Verhaͤltniß ihrer Beſtandtheile ähnlichen Verbindungen), der pro: 
centiſche Gehalt an ihren Beflanstheilen im geraten Verhält⸗ 
niß ihrer Vertretungs⸗Gewichte fieht, fo vermag mar auf, 
kennt man nur das Vertretungs: Gewicht bes einen der Behand: 
theile, das bes anderen aus den Protent⸗Gehalt zu berechnen. Das 
Baryt-Sulphat (Scäwefelfänre-Baryt, ſchwefelſaurer Baryt 
oder Schwerfpath) beſteht im Hundert aus 65,66 BaO und 
81,384 803; 0 = 1 gefeht, if das Vertretungs⸗ Gewicht ber 
©chwefelfäure = 5, das des Baryt — 9,56, wie mar’ findet, 
wenn man rechnet: 65,68:34,934 — Höb:x; x 5 als Ber: 
tretungs-Bewidt (BE.) der Schwrfelſäure, ımb ba mar 
weiß, daß in.ihr gegen 2 Schwefel‘ 8 Drygen zugegen find, fo if 
2 das DE. des S; 84,34:88,66 = d:x} x — 9,56 ale BE. des 
Baryt, und da dieſer, wie in allen ſtarken Galzgrlubern gegen 
1 BE. Grundlage (Madical oder R) nur 4 0 vorausiehen läßt, 
fo M 9,56 — 1 = 8,56 das BE; des Ba. In ähnlichet Weile 


laſſen fh auch jene Hydrate berechnen, in welchen ba6 darin 


vorhandene Waffer ebenfoviel Atome O Turbietet, als bie damit 
verbundene Bafe oder Gäure, wenn man nur a) dis procentiſche 
Verhältniß ver mäheren Beitandtheile des Hydrate und b) das BE. 
eines diefer Beſtandtheile kennt; 3. 3. KO HO (H20), procentiſch 
(5,900 ale BE, des KO; 1,125 als bas bes HO angenommen) & 
88.986 KO + 18,014 HU; BO3 +8 HO 7 42,04 BOS + 7,96 
HO. O = 4 gefeßt ergiebt fich für B03 das DB. 4,86. 


2) Es find, wie bemerkt, die flärferen orygenigen Salzgrümder, welde 


gegen 1 BG. R 1 O enthalten, während in den ſchwächeren O⸗ 
GSalzbafen mehr als 1 B gegen 10 ‚zugegen. erſcheint. Im ben 


” Röchtometrifch bedingten Neutraljalzen der Lepteren erſcheiut in der 


Regel die faure Begenwirkung unerfhöpft, während umgekehrt, 
wenn die baſiſche Begeniwirfung unausgeglichen hervortritt, bie 
Eure zuden ſchwachen, die Bafe hingegen zu den arten 


. gehört. Hieher gehörige Stoffe, welche gegen Sänren ſchwech daſiſch 


und gegen Bafen ſchwach faurr, find amphoter oder chem iſch⸗ 
bipolar. Ein Beifviel ber Art gewährt bie Thonerbe oder 
has Alumoryd; denn das alumfanre Kali Matron usb ebenfo 
das Lithion, welches letztere, Verfuchen zufolge, mit im: 
oxyd⸗ Sulphat und 808 gleichfalls, wie KO, NO m» AH4O — 


x 


Bi 


oben S. 905 kryſtalliniſchen Alaun, octaedriſchen Lithions 
Alaun, bildet) reaglrt baſiſch, die meiſten als Os zur Grundlage 
habenden Neutralſalze wirken hingegen ſauer, z. B. ſelbſt das 
Ulumil⸗Aeetat (Alumoxyd⸗Acetat, oder Effigſäure⸗Thonerde), obs 
zleich die A zu den ſchwächeren Säuren zu zählen if. Man 
bereitet dieſes letztere Salz gemeinhin durch Wechfelzerfehung von 
PbOA mit Alaun, da es dann von KOA begleitet erſcheint, welde 
beide von dem im Alumil⸗Acetat unlösliden, im Kalis Acetat 
fehr fchwerlösiihen PPOSOs leicht zu trennen, und in ihrer 
vhyſiſchen Bermifchung unter ſich in der Bärberei ale Zeug: Belize 
fehr beliebt find, wägrend das reine Alumil-Acetatlvon Gannal 
mit gutem Erfolge verwendet worden, um (mittelſt Winfprigung der 
Löſung des genannten Ncetat) Leihname gegen Berwefung 
und Faäulniß zu ſchützen; eine Benätung, welche, eigenen Beobs 
achtungen gemäß, noch vollſtaͤndiger gelingt, wenn man in aͤhnlicher 
Weife Thonerde ſtatt mit Eſſigſäure, mit Holzeſſigſäure 
oder ſog. Holzſäure verbindet und dieſe Flüſſigkeit zu ſog. Injek⸗ 
tionen: verwendet. *) Läßt man in friſchgefälltes Alumil⸗Hydrat 
(aꝰ 08 + 3 H2 O), das mit Waſſer zum bünnen Brei bes 
zeitet worden, Ghlorgas treten bis zur Sättigung, fo bildet fi, 
nad Art der Ghlorfalfs Erzeugung (oben S. 800 Anm.) neben 
Alums Chlorid, Alumil⸗Unterchlorid oder unterchlorichtſaure 
Thonerde, die, In biefer Vermiſchung, beim Zeugdrucke flatt des 
unterchlorichifauren Kalk over ale Bertreter des unterchloricht⸗ 
fauren Ragnit (Mg O Ch 2 O verwendet wird. MgO gewinnt 
man entweber friſch gefällt, mitteft KO H O aus’ Bitterfalzs 
Löfung, ober auch als fog. gebrannte Magnefia, Magnesia usta 
der Apotheken, d. i. MgO bereitet durch Ausglühen der fog. koh⸗ 
lenfauren Magnefia, die auch wohl fchlechtkin nur durch 
Magnefia bezeichnet zu werden pflegt und aus heißer Löfung 
des Bitterfalzes, d. i. des MgO S O8 und des heißen ges 
lösten Ratrons Sarbonat mittelt Mechfelzerfegung dargeſtellt 3 
MgO CO2 H O + MgO H 0 if; das Alumil⸗Salz wird den 
MgOsGalzen vorgezogen, weil es bei zarten Farben nicht leicht 
(wie folches bei diefen gefchieht) falſche Farbentoͤne hervorgehen macht. 
3) Wie kam man aber dazu die Grundlage der Alumil» Salze als 
aus-3 Al + 08 beſtehend gelten zu laflen, da man biefes Beſtand⸗ 
theils Berhältniß der Thonerde bio jetzt noch nicht geraben Weges 





| Bit Weinfäure verbunden gewährt das AI2 O8 ebenfalls en treffliches 
Beizmittel für Garne, Zeuge . Schon ange benupte man hiezu mit auf 
sezeichuetem Grfolge vie. Abkochung des Lycopodium complanatum L. 
aber erſt in neuerer Zeit fand Arofenius, daß das hiebei Wirkende vieſes 
Abfunes weinfaures Alumoxyd (weinſ. Thonerde oder Alumiltartrat) if, 
das jene Pflanze ſchon fertig gebilbet darbietet. 
60 


⸗ / 
> ‘ 


946 





durch chemiſche Analyſe ermittelte, fonbern mithin nur mittelbar feſt⸗ 
zuftellen vermochte? Die Antwort auf biefe Trage lautet: man 
erfchLoß jene Zufammenfeßung (A12 08) theile ans der Aehnlichkeit 
ihrer demifchen Gegenwirkungen mit Salzbafen, von denen man 
es geraden Weges wußte, daß fie — R2 03 zufammengefept ſind, 

3. 8. Fe2 08, Cr2 03, Me 3 03 (vergl. oben ©. 814, 820), 
theils aus den Nebnlichfeiten ihres Verhaltens in Hinſicht auf 
Btleichgeflaltung (Sfomorphismus; oben S. 778). Ms Beifpiel 
der Berechnung einer hicher gehörigen DBerbindung, in Beziehung 
auf ihre Röchiometrifche Zuſammenſetzung, möge das neuerlich nicht 
nur von Bärbern als Beizmittel, fendern auch von Werzten (ven 
Barthes, bei mit Durdfall verbundenen Nervenficber) mit be 
lobtem Erfolg in GBebrauh genonmene neutrale Alumil: 
Sulphat oder bie neutrale „ſchwefelſaure Thonerde⸗ dienen, vie im 
Hundert aus 30 Alumoxyd und 70 Schwefelfäure befleht; 70 : 0 
= 15: X; X 6,42 (B.9. des Wlumoryd) dieſes — 8 (Drygn) 
gibt 3,42 für R und diefes durch 2 dividirt 4, 71 ala V. G. des 
Alum (oben ©, 856; 1,71 - 8 = 13,68; die a. a. O. ik fol 
um 0,02 größer als jene, weil X fi eigentlih — 8,42857 .. 
ergibt; die 45 if das Ergebniß der 3 Atome S Os, deren jedes 
einzelne die Zahl 5 ale V. G. hat) 6,42 + 15 — 21,42 als B. G. 

bes Alumils Sulphat. 21,48 : 15 — 100: X; xz% (8 09); 
21,42 : 6,42 = 100: X; X = 90 (Al2 03). Kerner And im 
100 AI2 03 procentifch zugegen 53,27 Al + 46,73 O; abe 
48,73 : 53272 8:X; X = 842, b. i. die Zahl von Alt. 
Uebrigens bezeichnet man gegenwärtig jene Grundſteffe, welche 
meiftens nur als Doppelatome in Anſatz fommen, nur durch ihre 
Buchſtaben, und verftcht daher 3. B. unter Al, was bisher darch 
AS, unter Zr, was fon buch Zr2 (+ 80 — 11,405 oder H2 
S 1 gefeßt — 33,6; oben ©. 700) bezeichnet wurde, und fo ſchreibt 
man baber auch flatt Ce2 nur Ce, ftatt U2 nur U, flatt P2 eiufad 
P, fatt Sb2 nur Sb, flatt As aus gleichem Brunde As, fatt 
A2 nur A, flatt F2, Ch2, Br2, J2 jet F, Ch (oder CI), Br, 
I ꝛc., wo jedoch ſchon das einfache Atom mit ganzzahlig vermehr⸗ 
tem O fehle Verbindungen fchlägt, dort behält man zweckmaͤßiger 
die ältere Bezeichnungsweife bei; 3. B. bei Fe, Mr, Cr, Cu, Pb, 
Mr ıc. Alſo bezeichnend und die Rechnung buch RNichtberückſich⸗ 
tigung weitgehender Deeimalbruchs Stellen kürgend, erhält man z. B. 
. für PO5 das procentifche Berhältniß, P — 3,92 ſetzend, wie folgt: 
P +05 = 8,9%; 892:5 = 10: X; X = 56,05 O; 8,982: 
8,92 — 100: X; X — 48,95 P. Das Operment beſteht im 
Hundert aus 61 As md 49 8; O0 — 1 gefegt ik das B. ©. Des 
(einfachen) As = 4,7; bividiren wir mit 47 in 64, fo erhalten 
wir fehr nahe 43, und dividiren wir 89 mit 9, fo if ber Quotlent 


947 


m - m (To, 


49,5; 13:49,5 = 1:13 = 2:8, milhin betragen jene 61 
As das Gewicht eines Doppelatom As (As?2), die 89 das Dreis 
atom S; alfo iR Operment föchiometrifh — As? 83 und fehen 
wir in jener Berechnung As — 9,4 und SB — 4, fo erhalten wir 


für 48. fehr nahe 6,498 und für 19,5 genan 9,750 = 1:1,5 (oder 


vielmehr 1: 1,5154). 

4) In Beziehung anf mehrfache Berbindungen noch folgende Beifpiele. 
Es bilden 85.27 S + 29,89 Fe + 34,84 Ca 100 Kupferties; 
8 — 2, Fe 7 3,40 und Cu — 8,96 ſtoͤchiometriſch angefebt und 
jeglichen Beſtandtheils Procentgröße mit feiner zugehörigen V. Ge⸗ 
wichts⸗Zahl dividirt, gibt fehr nahe 417,63 8; 8,79 Fe und 8,80 
Cu; diefe Onotienten verhalten fich eben fo nahe wie 2:41:41, «6 
befteht mithin der Kupferkies Röchiometrifh aus Fe Cu + 32 und 
mithin aus 3,4 + 2 — 5,4 Fe S und 8,96 + 2 = 5,96 Cu 8 
und das gefammte DB. ©. diefer Derbuntdenen ift — 11,36; 414,86: 
5.40 = 100 :X; X = 47,535 % Schwefeleifen; 11,36 : 5,96 
= 100:X; X — 52,465 % Schwefelfupfer, und da jene SD Ders 
tretungegerwicht des vorhandenen Schwefels 4 Gewichtstheilen 8 
gleichkommen, fo find procentifch zugegen: 11,386 : 4 = 100: X; 
x — 35,212 % S; 11,36: 340 = 100: X; X = 29,94 % 
Fe mb 11,86: 9,96 = 100:X; X = 34,864%, Cu; 35,212 + 
29,984 + 34,864 — 100. — Der Eryflallifirte Gyps befleht 
im Hundert aus 82,98 CaO -+ 48,25 808 + 20,82 Kryſtall⸗ 
waffer (als ne weber als Baſe⸗, noch F a ewettreter 

28 32.93 

betrachtbarʒ — — 9,255 a5 — 9, fi ae 1, * — 18,5; 
9,25: 940 : 18,5 = fehr nahe wie 1 : 12; mithin if folder 
Gype — S03 + CaO + 2 HO. Der Veldſpath oder fog. 
Orthoklas enthält im Hundert 65,21 Gilicfäure (Kiefelerbe), 
18,18 Alumoxyd und 16,66 Kali; O — 1 geſetzt und Gilicfäure 
= 81 03 angenommen, ifl deren B. ©. 5,77, jenes des A1B 08 


— 66,21 , 18.18 
18,66 
282 und —— 7 2,82 das find Ouotienten, bie fich zu einander 


TE 
verhalten, wie 4: 4:4 und bie Ichren : daß im Feldfpath gegen 4 
Aequivalente Silicſaͤure 1 V. G. Alumoryd und 1 V. G. Kali zugegen 


ſind, und, ſetzt man voraus: es ſeyen zunaͤchſt 8 V. G. Silicſaͤnre 
mit Al2 03 und 1 V. G. derfelben Eäure mit IKO verbunden, die 


mitſammen ein durch den Feldſpath dargeſtelltes Doppelſalz bilden, 
fo if dieſe = KO SiOs + (Als os + 8 Si 09). Es gibt 
ferner 5,90 + 8,42 + (4 - 5,77 =) 23,08 abvirt 85,4 als V. G. 
oder ſtochiometriſche Zahl des Feldſpaths FR u, 23,08 — 





98 





— — 


\ 
100: X; X = 85,2%, Si 08; 35,4: 6,42 = 100 : X; X 
48,13 AI2 03; 35,4:59 40: X; X Z 18,86.K0. —— 
Ballen die Feuerungsfoften nicht zu hoch, fo läßt ſich mit Vortheil 
: aus bem Felbſpath das Kali gewinnen, dadurch, daß man ihn 
. bei andaueruder Glühhige mit Gyps behandelt, und das dadurch 
erlangte KalisSulphat mit Kohle und Rohkalk (CaO CO) glühk, 
nach Art der trodnen Weges flattfindenden Bereitung ber Soda 
aus Glauberſalz. Vgl. oben ©. 825 u. m. Grundz. L 829, ws 
man auch durch beigefügte Berechnungen folgende Fragen beat: 
wortet findet: Wie viel waflerfreics Natron» Carbonat liegt vor 
in 110 Gewichtstheilen (3. B. Pinnven) reiner, friſchkryſtalliſitter 
Soda, die 10 V. G. Wafler enthält; Wie viel waſſeraͤrmſte Azot⸗ 
fäure (eoncentrirteſte Salpeterfäure) maſſen 100 Ealpeter geben 
und wieviel Schwefelſäure iſt dazu erforderlich ? — Wieviel chlor ſar⸗ 
res Kali müſſen 119 käufliches Kali⸗Carbonat gewähren, wen 
. diefe in gehöriger Weife mit Ch Gas behandelt werben? — Wie 
viel Soda (Fäuflihes Natron Earbonat) muß man, wenn fenf 
richtig gearbeitet wird, aus 400 Blauberfalz erhalten, auf dem oben 

« erwähnten Wege? ıc. 

5) Nicht alle Chemiker find Berzelius in der Annahme gefolgt, daß 
bie, von ihm direct gerlegte Silicfäure — Si 08 fei, ſondern es 
betrachten fie vielmehr verfchiedene Mineralogen und Chemifer, ald 
die Verbindung von St. 0, Andere ale Si + 20. Procentiſch 
befteht fie aus 48,04 Si + 51 - 96 ©; En gibt aber 0,9% 
wonach das V. G. der Eilic-Gäure — 1000 O + 0,925 — 1,95 
wäre, während na Berzelius 51,96 : 48,04 = 3: X, X — 
2,774 (vergl. oben S. 858) und if A — 1,000 angenommen 

277,4 gibt. 

6) In Beziehung auf obige Brundfloffvertreter (S. 873 ff.) uf 

zuvörberft bemerkt werben, daß Prof. Schönbein zu Baiel neuerlich 

veröffentlichte, daB es ihm gelumgen fei, die Urfache des fog. elek: 
trifchen Geruches, mit beffen Erforſchung er fich ſchon feit Jahren 

bef'yäftigte, in einem bis dahin unbefannt gebliebenen Grundſtoffe A 

entdecken, ber, feinem chemiſchen Verhalten den Galzzeugern fidy an 

reihend und unter diefen namentlich dem Chlor fehr Ahnlih, von S 

dur die Benennung Ozon (Oz) bezeichnet, mit H (H2) das Azo 

zufammenfeße, was, wenn c6 fich beftätigen follte, nicht nur in ſaͤmmtliche 

A enthaltenden hemifalifchen Formeln flatt beffelben H (oder H2) Oı: 

in Anfag zm bringen fordern, fondern auch in chemiſcher, wie t 

phyfiologtifcher und meteorologifher Hinfiht zur Aufſtellun 

von zahlreichen, bis dahin mehr oder weniger räthielhaften Borkomme 
und Erſcheinungen weſentlich beitragen würdez zumal wenn ſich etw 
fände, daß das Ehlor felbft nur eine Abänderung des Ox und bard 


949 


deffen Cinung mit O hervorgegangen ſei. Freies Chlor fol Glaux 
maritima I. im Eonnenliht enthauchen, und freie Hytrochlorfäure 
Segen jene in der atm. Luft vorqus, welche, Bertholler zufolge, im 
jedem an ber Luft gerofteten @ifen Anwefenheit von Hydrochlorfäure 
sder vielmehr von Eiſenchlorür vorfanden. Es fol nämlih das Oyon 
als gaflger Grundſtoff hervorgehen aus A-⸗Sas haltigem, übrigens 
reinftem Waſſer, wenn daflelbe der galvanifhen Serfegung - 
ustertoorfen ‚wird; es mache ſich dann, als eleftronegativer Etoff 
am + E Pol hervorgehend, kenntlich: durch feinen eigenthümlichen 
Geruch, ver volltommen gleiche jenem, welchen entfichen macht: eine 
Reibungs » Elektricität entwidelnde Elektrifirmafchine (und mithin auch 
der die Luft durchzudende Blitz, zumal ber einfchlagenve, deffen Hebel 
‚gerad man im gemeinen Leben durch fog. „Schwefelgeruch⸗ bezeichnet; 
desgleichen jenen, welchen in der atın. Luft aneinander gerichenes Pors 
jellan, Quarze ıc. zc., weniger Beuerfteine barbieten: unmittelbar nach 
der Reibung, dee bei letzteren feiner Seits wiederum an den ber geſeng⸗ 
ten Haare, Wolle ıc. erinnert, und der hervorgehe: weil die Elektricität 
die Verbindung des Oxygen der Luft mit dem Hydrogen des Ozon 
begũnſtige und fo, Wafler zeugend, das Oz frei mache (was vieleicht 
die große Menge dur Bewitter entflandenen Regens, erzeugt im 
furz zuvor noch fehr trockner Luft, erklären helfe), und außerdem durch 
foigende Verhalten: e6 bleiche Pflangenfarben, zerfefe H3 S (H 8), 
indem es mit H3 Azot bilde, entwidele aus KJ2 Jod, wirke eingeathmet 
theilweis ähnlich wie Ch>@as, sc. Wenn daher Pachiani und feine 
Nachfolger (Bättling, Reinſchrc.), Simon’s, Kitter’s, Hum⸗ 
phry Davy’s, vos BVerfaflers diefes Handbuches [vgl. Herbergers 
Jahrb.] enigegenflehenden Beobachtungen ungeachtet, die Erzeugung Yon 
GCHlor im Schließungs-Waſſer galvanifcher Batterien, als auch im 
chlorfreieſten Wafler möglich vorausfeßen, fo würde man, if A wirk- 
US Oz + H2, anzunehmen haben, dag Simon, und bie übrigen 
Gegner ſolcher Borausiegung mit Azot⸗freiem, Pachiani und deſſen 
Bertheidiger dagegen mit Arbaltigem Wafler ihre Berfuche angeftellt 
hatten. Vebrigens machte der Verfafler diefes Hanbbuchs bereite im Sep⸗ 
tember 1842 zu Mainz öffentli darauf aufmerkſam: daß aus mans 
ganfaurem Bleioxyd frifch gefchienene Manganfäure (oder vielmehr 
„SDrymanganfäurer), weun man fie durch Erhitzen über einer Wein⸗ 
geifllampe, oder mittelſt Sonnenlicht in O⸗Gas und braunes Oxyd 
zerfehe, fog. elektrifhen Geruch entwidele; daß ber bie zum 
Leuchten gericbene Hartzuder Aehnliches gewähre, ſtand zwar zu ver⸗ 
muthen, trat jedoch feinesweges zweifellos hervor. @ntwideln übrigens 
Duarze reines Oz, fo bärfıen fie auch zugleich ein einfaches Mittel 
gewähren, durch Reiben unter Ashaltigem Waſſer, dieſes mit Om zu 
fättigen. Marignac zufolge entfleht Oz, wenn O⸗Gas, während «6 
daurch glühende Röhren getrieben, von elekt. Gunfen burchbligt wich, 





950 


Auffallend genug Kat bis hieher noch Niemand ernftlich darnach 
gefragt: ob bei und nach den viel Regen ſpendenden Gewittern ber 
O⸗Gehalt ber Luft, wenn auch nur auf fehr kurze Zeit, ſich ſehr mer: 
lich gemindert zeige? Man fand das Gewitterregen Wafler, abgeſehen 
von den ihm beigemifchten, durch Auswafchen der Luft zu Wege 
gebrachten Beimifhungen, wohl etwas Azotichtſäure⸗-haltig und auf 
mit O⸗Gas merklicher gefhwängert, wie Quelle und Flußwaſſer, aber 
einen dem Chlor ähnlich wirkenden, ungebundenen Stoff hatte bis jeßt 
Niemand darin enideckt; denn Schridel’s Beobachtung: daß friſch 

. gefallenes Bewitter- Regenwafler Blasretorten zerfprenge, wenn man 
diefe, mit bemfelben Wafler gefüllt, fogleich erhige, it eines Theile 
nicht weiter geprüft, andern Theil dem Wirken ber vorausgefeßten 
Beladung ſolchen Waſſers mit Eleftzicität, zugeſchrieben worden; vergl, 
m. Archiv f. d. gef. Naturl. II, 429. V, 196. X, 349. XIV, 39. 
Entſtaͤnde wirklich Wafler auf Koften des H, des Ox und bes O ber 
Luft bei Gewittern, fo müßte eine fehr beträchtliche O-Derminderung ber 
Luft neben einer minder beträchtlichen A-Verminderung derfelben eintreten, 
und das Oz vorzugsweife in ſolchem Regenwafler angehäuft erfcheinen. 
Daß übrigens Zerfegung von HCh durch Bleftricität unter Erzeugung 
von Waffer vor ſich gehe, für ſolche Vorausſetzung fehlt der Beweis, 
Wohl ift befannt, daß H Ch>Sas mittelſt durchfahrender elektriſcher 
Sunfen in H-Gas und Chs Bas zerfällt und ebenfo auch galvaniſch 

‚in am + E Pol erfcheinendes Ehlor und am Gegenpol hervortretens 
des H, aber daß dergleichen H fofort entſprechende Antheile mit vors 
Hanbenen atmofphärifchen O's binde, iſt bie Hieher nicht bemerkt worben; 
Hingegen weiß man, daß Ck⸗Gas, bei Glühhige dem Waflerdampfe 
H entzieht, damit H Ch bildend und dadurch O frei madend. Sollt⸗ 
alfo obige angebliche Zerfegung des A-Wafes der atm. Luft aus dem 
Verhalten des Ch gefolgert feyn, fo wäre vor Allem die babei angeblid 
eintretende Waflerbildung zu erweifen. Auch wenn Phosphor in 
atm. Luft leuchtet, foll neben der fog. phosphatigen Säure Os frei 
werden und fich fofort burch feinen, vom fog. Bhosphors@eruch weſent⸗ 
lich verſchiedenen Geruch erkennen laſſen. 

7) Die ©. 878 aufgeführten inungsftoffe bedürfen, zu deren weiteren 
‚ Kenntniß, noch folgender Bemerkungen: 

a) zu Ky. ©. 874 fi. 

«) Die am längiten bekannte Berbindung des Ky iſt jene mit Eiſen, welche in 
Berlinerblau vorliegt. Zuerſt wahrgenommen wurde — wie Stahl 
gelegentlich der Befchreibung des 23 1ten Berfuches feiner Dreihundert Ber 
fuche erzaͤhlt — die Cutſtehung diefer blauen Malerfarbe durch den Farben 
tünfler Dies bach, ber zu Berlin in Dippel's chem. Laberatorium ' 
arbeitend, um verfuchsweife Abänderungen des Florentiner⸗Lac darm⸗ 
ſtellen, einen mit Alaun bereiteten Abſud der Cochenille mit etwas Eiſen⸗ 
vltriol (Fe O 503) vermifcht hatte und dann yon Dippel erborgtes ie 


| 81 


Boher gelökes Kalicarbonat zufebte, um dadurch bie Thonerde (das 
Wnmoryd) verbunden wit Gochenillzoth (CTarminroth, Eoccusroth 
ver Coceusfänre) und verlalktem, d. i. oxydirtem Eiſen nieberzus 
ihlagen*); es erfolgte Fein rother, fondern ein ſchmutzighlauer Nieder⸗ 
ſchlag, deſſen Bläue duch Abwaſchen ſich etwas reiner herausftellte. 
Dippel, hievon benachrichtigt, erinnerte ſich, daß jenes fog. Wein 
keinfal, (Sal tartari ber älteren Chemiker, d. i. das durch Ver⸗ 
brennen des Weinſteine gewonnene, von Kohle gefonderte kohlenſaure 
Kali), welches er au Diesbach verabreicht hatte, von ihm zuvor 
beugt worben war, um Thiertbeer- Actheröl (oleum animale 
sethereum oder au) el. anim. Dippzlii), das Dippel aus fog. 
Hirfhhornäl, ol. cornu cervi foetidum (auch genannt: thiers 
lides Brenzöl, ol. animale foetidum, db. i. durch trockne Des 
ſtillation thierlicher Gebilde aller Art gewonnener Thiertheer) durch 
wiederholte Teftillation und endliches Abdeſtilliren (Rectiſiciren) über 
jenes KO CO2, wie er vermeinte: volldändig zu reinigen. Diefes 
beachtend ſtellte nun Dippel verfchiedene Verſuche au, um ohne Ver⸗ 
wendung des nach ihm benannten, verhältlih ziemlich Foffpieligen 
Thiertheeroͤls, Kalicarbonat in den aufgelöftes (oxydirtes) Fifenblau 
fällenden Zuftand zu verſetzen. Er mengte es gu bem Ende unter ans 
dern mit getroduetem uud gepulvertem Biut und glühete diefes Gemenge 
in bededhien Schmelztiegeln, und erhielt fo eine Mafle, die, mit Waſſer 





) Die Cochenil le IR das getrodnete Weibchen einer Art Schildlaut (Cactus); 


sänfi ver Cactus Cacti, die auf der NepalsPflange (Cactus Opuntia 
L.) lebt. Das Sichende in Ihr beſteht ans einem gegen Ealzgründer als Galys 
uger fich bethätigenden und daher Goccusfäure genannten, zuſammengeſetzten 
Steg (m. Theorie d. Polytechnochemie I. 168), den man ver Gorhenille, am 
behen ver troden zerriebenen und zuvor durch Aether entfetteten, in geboppelter 
Befe entziehen kann, entweber durch waflerarme Schwefelfäure, vie, wäß- 
ven fie (mäßig erwäratt) den nicht farbigen Theil unvolllommen zerftört und 
am Theil unaufgelök Hinterläßt, den farbigen hingegen in fi aufnimmt und 
bei nachfolgender Neutralifation se, entläßt, oder, gewöhnlicher, durch Behandlung 
mit gewäflertem Allohol, Eindunſten bes geiftigen Ansjuge zur Trodne, Aus 
zichtag des trocknen Rüdftandes mit kaltem Alkohol und Ausfällung aus biefer 
lalten Löfung nur; Aether, der, der Gorensfäure ben Alkohol entzichenn, ſie fi 
ansicgeinen macht, weil ex fie nicht loͤſt. Alſo geſchieden bildet fie glaͤnzendpur⸗ 
yarroige, Hei 50° C ( 40° MR) ſchmelzende Koͤrnchen, die ans ihrer wäflrigen 
Löfung weber durch GBerbfäure, noch durch Leim, Ciweiß ıc. niedergeſchlagen und 
von SO? nicht gebleiht werben, durch Zufay anderer Säuren an Hellung ges 
winnen, mit Alkalistöfungen violette, wit Algunlöfung carminrothe Bärs 
banges erleivenn: mit Alumoxyd⸗Hydrat carminrothe (Garmin), mit Bleioxyd⸗ 
Scetat , fo wie auch mit Mercuroxydul⸗Azotat yiolette, mit Binndlorkr violett⸗ 
rothe (Blorentinerlac), mit Zinndlorüe und Zinuchlorid theils purpurne, 
thede ſcharlachrotho (Bcharlachfärberei) Acederſchläge gewaͤhren und mit 
Gummi uni: Spuren von Mercuroxyd verſezt Garmins@chreibetinte her⸗ 
deorgehen wundgens- vergl. a. a. D. ı: 1— 


958 
— — 
ausgezogen und mit etwas Säure nahe neutraliſirt, die Löfung des 
Eifenvitriot bläufih grau fällte; der Nieberfihlag nahm aber durch 
Stehen an ber Luft an Blaͤue zu, und ale die Bitriollöfung zuvor mit 
* Alaun verfept worden, fiel er fogleih blan aus. Diefer gelungene 
Berfuch führte zur Bertigung ſolchen Blau's im Großen, und das alſo 
gewonnene, nach und nad) vervollfommnete Babrirat erhielt bie Bes 
nennung Berlinerblam ober preufifches Blau, unter der feiner 
zum erfien Dal in den Abhandlungen ber Berliner Akademie der Wiſſ. 
vom Jahr 1710 (Miscell. Berolinens. 4710 p. 877) gebacht wird. 
Die Verwendung des Bluté veranlaßte dann die Benennung Bint- 
Lauge für jene Eiſenblgu fällende Kalifläffigfeit, und ale man fpä- 
terhin durch Binengen der Lange und Kühlſtellen deren wirkſamen Theil 
in Form eines gelben Salzes kryſtalliſiren fah, nannte man dieſes 
Salz, d. t. das fon djter erwähnte Kaliumeifenfyanür (oder Rals 
eiſenkyanür) Blutlangenfalz; vergl. oben S. 875. Weitere 
Verſuche ergaben Tann, daß die wäflrige Löfung des geremigten Salzes 
nicht nur Eiſen, fondern auch andere Erzmetalle aus ihren Auflöfungen, 
und mehrere berfelben eigenfarbig, 3. B. Kupfer rotäbraun oder 
—dunkelkupferfarben niederſchlage; da man num in jenem Zeiten 
(Mitte und Anfang des lebten Drittels des 18ten Jahrhunderts) Farbe. 
wie Brennbarkeit brennlicher Etoffe nicht nur bei organifchen Erzeug⸗ 
niffen (alfo auch bei der Kohle), ſondern aud) bei den Erzmetallen 
und deren aus Auflöfungen fällbaren Kalfen (Dryden), fofern biefe 
noch weiterer Verbrennung fähig erfchienen, von dem von George 
Ernf Stahl als Grund aller Brennbarkeit angenommenen, fpäter 
aber von Lavoifier (S. 429) als unerweislich verworfenen Phlos 
giſton ableitete, fo erhielt das fog. Bilntlaugenfalz eine geraume Zeit 
hindurch auch die Benennung phlogifticirtes Alkali Die Be 
zeitung der Blutlauge und damit jene des Berlinerblau wiirde übrigens 
längere Zeit hindurch geheim gehalten, bis fie Woodwarb, weilandb 
Mitglied der königl. Geſellſch. ver Wiſſenſchaften zu London, im Jahr 
1724 enthüllte und im XXXIII. Bd. p. 15 der Philowophicals Trass- 
actions veröffentlichte. In fpäterer Zeit bereitete man in Erlangen 
und dann in Paris Eifenblau mit fehr wenig und ohne alle Beimengung 
von A12 O8 und nannte es Erlanger- und Bariferblau. Kocht 
man gewöhnliches Berlinerblau mit verbünnter Schwefelſaͤure wieder⸗ 
Holt aus, und waͤſcht es dann mit heißem Wafler gehörig ab, fo wird 
e6 ebenfalls von Alumoryb und zugleich auch von den meiden jener 
Belmengungen befreit weldge man theils betrüglicher Weiſe, teils um 
es mehr anfzuhellen *), ihm vbeigibt; z. B. von Stärke (Amulon). 
nur 

©), Um vie Farbe des Berlinahlau a Uen, ſehen Sabri 
aus Mlaun durch Rottaſche —— — rem ee 6 7 a ee 
(ein hiemit verunreintes Blau tritt am fiebendes Waſſer mche aber Wenige: zu 


— — —— 


- 





Daß man aber ans den genannten, om bein aus beim geteinigten 
Dan kürzefien Weges ein Biutlaugenfalz varflellen Tönne, lehrten 


jedenfalls fo viel Amylum ab, daß pur Hinzutröpfelung von wällriger Job» 
Löfung zum farblofen Abſud: Blauung erfolgt) oder gepulverten Shwew 
ſpath, ». i. hatärlihen [hwefelfanren Baryt. Dergleichen unreines 
Fe 7 Ky 18 iR nicht wur heller, als vas reine, ſondern es ermangelt auch des 
dem reinen, zumal Dem Pariſer⸗ uber Erlanger⸗Blau zulommennen, Eupfers 
rothen Shimmers, Im Handel führt es verſchiedene Benennungen; 3. B. 
gemeines Berlinerblau, Mineralblau, Diebacher Blau. Zum - 
Färden und Berruden der Zeuge, 3. B. wollener ober ſeidener, wirt das Gifen- 
blau oder Rupfer = Bräunlidhrath sc. immer erſt auf bem Zeuge erzengt, durch 
Raleifeufyanür, das in Yorm mehr ober weniger gefättigter, leichtflleßlicher oder 
durch Gummi vervidter Löfung Sort mit den entfprechenzen Grzmetallauftöfungen 
zufammentrifft. Läßt man hingegen das genannte Kyanür mit 2Beinfäure auf 
sem Zeuge zufammentreffen,, fo entficht vas fog. Dampfblan, d. i. Sydro⸗ 
eifentyaninfänre, fon auch Gtifenblaufdure over ſaures Ciſenkyanür genannt, 
vas Im erfieren Gall zu hetrachten if, atamißiſch ale Fky Ky3-+?2 H2, 
im legteren als Kfy Ky2 +. 84. — Daß Blaufänzse Berlinerblau aufs 
löfe zur gelblichen Slüffigfeit, wor ſchon Scheele befannt. Leitet man gaflges 
Chlor in eine Löfung des Kalelfenfyanke fo lange, bis fie die Löfung eines Fe2 
Oa⸗ Ealzet nicht mechr ändert (aber nicht länger), fo entziehen 2 Atome Chlor 
zueien Berhältnißgewichten nes Kalelfentyanür (— 3KHKy + 2 Hfy), 1 Ber 
Hälteifgewiht K (— 2 Atome K), und verbleiben vaun S K Ky + 2 Fky 
> Fe? Kys) ober, was daflelbe fagen will: 3 Atome Kaleifentyanür + 1 Atom 
Gifentyanid, d. i. Kaleiſenkyanid oder fog. rothes Blutlangenfaly 
Das, aus ver filtricten und durch Abrunſten gehörig eingeengten braungelben wäfls 
rigen Löfung friſch bereitet, dieſe in hochwandigen Glasgefäßen ver fog. Selbf- 
g überlaffenn, in morgenrothen (zwiichen Gelb und Roth [pielenden) 
Naveln anfhieft, die umkryſtalliſirt große, faſt rubinzothe, Dutchfichtige, far 
InftbeRännige (an ter Luft jeroch ſehr allmälig ſchwach verwitternre und daher 
dann mehr oder weniger ſchwach beftäubt erſcheinende), In Waſſer Leichtlösliche, in 
Alkohol unlöslide Säulen darſtellet, nie zerrieben ein ſchwach zuiammenzichend 
falzig ſchmeckendes Drange- Bulver gewähren, einer Kerzenflamme genähert unter 
Euntenfprüben verbrennen, turh Ck⸗Gas, fo wie durch H2 S⸗Gas leicht zerſetzt 
werben und deren wäfirige Loͤſang aufgelößes Eiſenoxydul, falls baffelbe ſehr 
verbünnt worden, grümet, außerdem aber (für baffelbe ven empfindlichfien Gegen⸗ 
wirter gewährend, es Blau fällt, währens fle Ciſenoxyd⸗ und bie folchen entipre- 
Genten Aufiöfungen (3. B. Eiſenchlorid⸗Löſung) gänzlich ungetrübt beläßt. Jener 
rar vas KRaleilenfyanid in Gifenorypul: Auflöfungen erzengte Blaue Nieberihlag 
m — Kfy + Fky um führt die Benennung Turnbull’e Blau; fein 
Blau iſt weniger tief, als das nes Pariſerblau; fiedet man es mit einer wäflrigen 
fung des Kafeifenfyanär, fo erhält man Kalelfenfyanid mb Kaleiſenkyanür⸗hal⸗ 
tiges Eiſenkyanür. — Graham nennt Kys, Bruffin bezeichnet es durch Pr 
und beſtimmt hienach vie verfchienenen Verbindungen des Kyan mit Eiſen, wie 
weiter unten folgt; Liebig nennt vie Vereinigung von Fe + 3 Ky Serro- 
eyan, und orbnet biefem geniädß die hieher gehörigen Sufammenfehungen, wie fle 
in ver zweiten Heike der folgenden Tabelle angegeben: erſcheinen, in ver Ky und 
ebenfo jeder Stoff, 2 Atom bedeutend, als Verhältnißmenge aufgeführt worden. 


Pr + 3 H = Bruffinwafferkofffäure (Hydro, Pruffinfäure 


oder Blaufäure). 





— „ Fe H2 = #ruffineifen : Bafferkoff (Eifenblaufäure). 
— „ Fe K2 = Beuffineifens Kalium (Kaleiſenkyanür). 

— „u FeCaK — BeruffineifensGateiumfaltum, 

Pr „ Fe7T == Berlinerblau (oder Pr Fe3 + 2 Pr Fe2), 


EV TE ——— — — —— — — 





7 


. Macquer*), indem biefer das Blau mit wäßeiger Löfung des KO CO2 
auszog (was einige Beit hindurch die Benennung Macquer'ſchee 
Blutlaugenfalz und Macquer’fhe Blutlauge oder M.'ſche 
auge zur Folge Hatte); dann Scheffer, der hiezu Natron:Garbonat 
verwandte, und ſchon früher Friedrich Meyer, der biefe Alfalien 
biezu duch Ammoniak erſetzte (daher die damalige Bezeichnung dieſes 
Ammoniſchen Auszugs buch: Meyerfhe Brobeflüffigkeit oder 
flüchtige Blutlauge), bis endlih Marggraf, Landriant und 
Scheele zeigten, baß aähnlichen Dienf nicht nur leiften bie Erb- 
lSaugmetalloryde (3. B. Kalf, auch wenn er mit Ca2 verbunden), 
fondern auch verfhiedene Erzmetalls Oryde, Insbefondere MrO und 
AgO, dem ber Berf. diefes Hobs. noch beifügte das PhO, als ebenfalls 
eine hieher gehörige Tösliche Verbindung des Pb mit Ky2 gewährend, 
weldye für mehrere Verhalten das Mr. Ky2 zu erfeben vermöge. Ins 
deſſen zeigte ſchon Deyeur, daß vergleichen Ausziehimgen des Eifenblau, 
während fie Oxygen an dem größeren Theil des Fe übertragen 
‚machen, den Fe nicht feines ganzen KysGehaltes berauben, fondern 
einen Theil des Fyanhaltigen Eifens unzerſeht laſſen, weil biefes mit 
dem erzeugten @ifenoryd oder @ifenoryd = Hydrat eine eigenthämliche 
Verbindung fchlägt, 





Ferrotyan-Wafferfiofffänre (Eifenblauf.) 


Ky 2B8 = 

— a 2 K = Berrokyan⸗Kalium. = 
— „ Cak = Ferrokyan⸗Caleiumkalium. 

Kfy3 » 2Fe2 Ferrokyanideiſen Gerlinerblau). 

Kiy? = Ferridkyan. 

— „ H3 = Ferriviyan- Wafferkoffiäure, 

— un K3 = SFerrivfyan- Kalium. > 
— »„ Fe3 = Ferridkyan-Eiſen (Turnbul’s Blau), 


Die Kry 2 + H3 over nach Atomen (unferer Bezeichnung gemäß:) FKy? 
Ky3 Hs, ober nach Bergältnißmengen: Fe2 Ky6 H3,.d. i. die Gifentyan- 
Sybrokyanſaure, font aub Gifentyanit-Blaufäure genannt, gewinnt 
man, indem man Bleieifentyanib duch Schwefelwaflerfoff, oder mittel verpänns 
ter Schmefelfäure zerfegt und bie filtrirte Btüjfigkeit behutſam abbampft; es 
ſcheidet fi dann vie Eifenfyan-Hyprofyanfäure in bräunlichen, Lalımnus vötbenten, 
weber Iufts noch wärme beſtändigen Kıyflallen ab, die durch warme Luft gericht 
in blaues kryſtalliniſches Pulver zerfallen, Mit bafiſchen Oxyden zu: 
fanmentommend entläßt fie, unter Waſſerbildung, an das andere Metall Kyan 
und bildet fo Giſenkyanid⸗Metalle, in denen 1 des neuerzeugten Kyan⸗ 
metalls mit 1 Kyaneiſen verbunden ericheint. 


*) Berfeht man die Blutlauge mit im Waſſer gelöftem Alaun, fo erfolgt, wie 
Macquer fand, keine Trübung, wohl aber zeigte ſich jener Nieverſchlag Alum: 


oxydhaltig, ber entſtand, als er vie Mlaunlöjung zuvor mit Gifenvitriol > Löfung 
verfeht hatte, Daß eine mit KO CO2 verunreinte Blutlauge Alaun - Löfung, 
Alumoxyd fällenn geriet, folgt aus ber Fallbarkeit vieles Oxydes durch Zuſat 
von Alkali-Carbonat zu Alaun»Löfung; das ſolchen Weges gefällte Al? Os iR 
übrigens ſtets mehr oder weniger SO3shaltig; wie es rein von SOs varzuftellen? 
Darüber vergl, m. Grundz. I, 387. Zu gewerblichen Bweden IR jedoch dat 
zuvor erwähnte Alumoxyd rein genug, 


Dunn 


M Gegenwärtig fertigt man das Pariferblau, fo wie die übrigen. 
hieher gehörigen, mit mehr oder weniger Alumiloxyd⸗Hydrat verfeßten 
Gifenblaue (alfo auch das Berlinerblan) aus Kaleifentyas 
nür — das auch blaufaures Tiſenkali genannt wird, richtiger aber 
durch Bi-Kalkyanid⸗Kyaneiſen (oder: Eiſenkyanür) zu bezeich⸗ 
nen wäre; denn es iſt 2K2Ky2 + Ky, oder, nad) Verhaͤltnißgewichten 
ausgeträdt — SK Ky + Fe Ky — deflen Erzeugung im Großen 
am ergiebigfhen mittelſt Hornfpähnen, 30 bis 50%. Pottaſche (Kali⸗ 
carbonat) und 3 bis 4% Eifendrahtfpähnen oder Eiſenbohrſtaub dadurch 
vollzogen wird, daß man das Gemenge von Horm*) und Pottafche 
im eifernen Kcfiel fo lange erhißt, bis das Horn breiig geworden und 
fo die innige Vermengung mit der. Bottafche geſtattet. Alſo vorbereitet 
bringt man dann bie grangelblich-bräunliche Maſſe in flarke qußeiferne 
überwölbte Echaalen, weldde entweder von untenher oder feitwärts durch 
Flammenfeuner erhitzt, fleifiges Umrühren ihres Juhalts mittelft eiferner 
Krücken geftatten. Bängt dann die Mafle an zu brödeln, fo ſeht man, 
unter möglihf gleichmäßiger Vertheilung, den Eiſenſtaub Hinzu und 
verlärft nun unter fortgefeßtem fleißigen Umrühren das Feuer, bis 
Alles dünne fließt und die blauen Fläämmchen des hiebei fich entwidelns 
den Carbonoxyd oder Oxycarbon⸗Gaſes (oben S. 348, 448 und 878) 
anfangen ſich feltener zu zeigen. Man ſchöpft dann, mit etfernen Löffeln, 
die dünnflüffige Maffe heraus, läßt fie erfalten, zerſchlaͤgt fie in Etäds 
den und trägt biefe in das, in einem eifernen Keſſel bereit gehaltene 
warme Wafler, fo den erfien Auszug oder Aufguß herflellend, dem dann 
ein zweiter und dritter folgt, von denen der Ichtere fo iange ſiebdendheiß 
erhalten wird, bis ſaͤmmtliche Stückchen zu bünnem Brei zertheilt 
erſcheinen. 

y) Der hievon verbleibende kohlige Anslauge-Rüdſtand wird dann 
theils ſtatt Knochenkohle oder überhaupt ſtatt Thierkohle au Zucker⸗ 
ſiedereien ꝛc. zum Klaͤren und Entfaͤrben trüber oder farbiger Flüſſig⸗ 
leiten verkauft, oder zu Gunſten der Bodenduüngung hoͤchſt erſprieß⸗ 
lich für Acker⸗,, Garten⸗, Wald⸗ und Wieſenbau verwendet, da er durch 
Luftverſchluckung die Entſtehung von Carbonſäͤure, bes Ammoniak ıc. 
befoͤrdert und ſtofſig vermehrt, zugleich aber auch während deſſen die 
Dodenwärme und auch dadurch nicht nur bie Oxydation der 
Huminfänre zu COs und Wafler, fo wie die der Quellfäure und 
diefes verwandten Säure zu gleichen Erzeugnifien fo wie hinfichtlich 
lehterer zur Bildung von Alumoryd= Salzen begünfligt, forlbern 
auch die Lebensthätigfeit der Wurzeln erhöhet, umb endlich 


% Horn gewährt 10, Sornkohle 20 Procent Kaleiſenkyanuͤr; Blut nur 8, 
Bintloble 18-19; am wenigſten gibt Lederkohle. Kohle von Muckelſſeiſch 


verhält Ah etwas Beffer, ale Binttohle, 


956 





auch den, von den anzubauenden Gewächſen zu Ihrer Ernährung in 
Betreff erdiger Stoffe geforderten Boden⸗Gehalt (durch phosphorfauren 
und Eohlenfauren Kalk, phosphorfaures Natron und freilich fehr kleine 
Mengen von Nat und KalsEhlorid) vermehrt; vgl. oben ©. 835— 836 
und m. Theorie d. Bolytechnochemie II. 524—628. 

5) Die von dem Eohligen Rädftande (3) abfallenden lekteren Auswaſch⸗ 
wafler werden bei der nächften Auslaugung neuen Blutlaugenfalzes 
Ratt Fluß: oder Regenwafler verwendet, obige ſaͤmmtliche drei Aufgüſſe 
aber geben, mit einander vermifcht, die hiemit erzielte Blutlauge. Man 

zieht diefe Hierauf, um fie zu fänbern, von ihrem Schlamme — der, 
ausgewachſen, ebenfalld für Düngung verwentbar if, da er außer 
den der Bottafche entflammenden erbigen Theilen (zumal Gilicfäure 
oder fog. Kiefelerde, die von Baſen frifh gefchieden in Kalis und 
Natron » Bicarbonat-haltigem carbonfaurem Waflır loͤslich iſt) and 
Kali⸗Sulphat enthaͤlt — Mar ab, dunſtet fie dann, bei mäßige 
Siedhitze nicht erreichender Hitze in eifernen Keffeln ab, bis fle, mit 

Baum oͤ's Leihtmefler (Aräometer) geprüft, 809 zeigt, läßt fie num 
kryſtalliſiren und verfährt ebenfo mit der tabei verbleibenden Mutter 
lauge, jeboch mit dem Unferfchiede, daß man diefe Bis zu 48° B. abs 
dunftet. Die von diefem zweiten Anfchuß verbleibende Mutterlauge 
wird darauf zur Trodne eingebunftet und entweder der nächſten Schmels 
zung beigegeben, oder calcinirt und dann als fog. Blauſalz, d. i. ale 
ſchlechte Pottaſch⸗Sorte in den Handel gebradit. 

e) Um das alfo gewonnene Kaleiſenkyanür zu reinigen, d. 5. um es 
von beigemengten Salzen, insbefondere von Kali⸗Sulphat, arößtentheils 
zu befreien, 18 man es zuvörderſt in wenig heißes Wafler und übers 
läßt diefe Löfung fo lange am Fühlen Ort ſich felber, bis fein farblofcs 
Ealz mehr anfchießtz yon dieſem gefonvert liefert nun die Mutterlange, mit- 
telſt weiterer Abdunflung, das gewöhnliche citeongelbe Blutlaugens 
ſal z des Handels, das jchoch wiederholter Umfryftallifirung und Aus⸗ 
fallung bes Iehten Anſchuſſes mittelſt Alkohol (der weder Kal: noch 
Nat⸗Ciſenkyanür loͤſt; ebenfo verhält fich Aether und Azotichtſäure⸗ 
Aether oder ſog. Salpeternaphtha) bedarf, der es in Form glän- 
zender rein citrongelber Blättchen ſcheidet, die durch Umkryſtalliſtren 
qradratiſche Säulen oder Tafeln bilden, gepulvert dagegen weiß erſchei⸗ 

nen, mit etwas waͤſſriger Hydrochlorſaͤure befeuchtet ſich nicht 
blaͤuen, bitterlich⸗ſüßlich ſchmecken, fi in drei Theilen Waſſer loͤſen, 
gelinde (nicht über 100°C) erhitzt 130/, Kryſtallwaſſer verlieren, bei 

Gluͤhhitze Hingegen ihr chemifch gebundenes Waſſer dergeftalt zerſetzen, 

das ſaͤmmtliches O deflelben zur Oxydation der beiden Verhaͤltnißge⸗ 

wichte K und des einen Derhältnißgewichtes Fe verwendet wird, waͤh⸗ 
zend der H⸗Gehalt an das vorhandene Ky tritt, theile Hybrofyanfäure, 
theild Ammoniak bildend und Kohle hinterlaffend. Das gewöhnliche 

Blutlaugenſalz enthält meiſtens außer dem Kali⸗Sulphat auch Kali⸗ 


— — 


) Entbält das rohe Blutlaugenfal; Säwefeltalium , fo laßt fi$ deſſen Schwefel 


957 


Garbonat; Baumd machte auf letzteren Schalt zuerſt aufmerkſam und 
lehrte ihn durch etwas Eſſigſäure entfernen. [RalirAcetat ift im 
Weingeiſt löslich]; die Echwefelfäure wirb Durch Baryt⸗Acetat nach⸗ 
gewiefen und entfernt, wenn man deſſen Löfung tropfenmweife nad und 
nach und nur fo lange der zuvor mit etwas Gffigfäure überſetzten 
2öjung beigibt, al6 noch Trübung erfolgt, Schlaͤgt man hierauf mit 
Alogol das Blutlaugenfalz nieder, und wäſcht es dann mit Weingeiſt 
aus, fo ſtellt es Hemifchsreines Kaleifenlyanür bar *). — Gemein⸗ 
bin prüft man die Löfung des kaͤuflichen Blutlaugenfalzes auf Kalts 
Garbonat mittel gerötheten Lakmus⸗Papiers; allein das neben bem 
Kaleifenfyankr und dem Kalicarbonat jelten fehlende eifenfreie foge- 
nannte blaufaure Kali over Kyankalium, oder Kal⸗Kyanid 
K Ky (ober, früherer Bezeichnung gemäß K Ky2) wirft auf das Lak⸗ 
musroth ebenfalls bläuend, weil es, wie ber Verf. dieſes Hobs. 1832 
ans deſſen Verhalten folgerte, nicht K Ky2, fondern KKy2 + KO, 
d. i. ein Salz barftellt, in welchem KKy?2 die ihre Baſe innigfl ans 
ziehende und fie felbR gegen Einwirfung ter Hybrofyanfäure fchügende 
Gäure darftellt, die, ta fie an fi gegen Farbſtoffe nicht nach Art. 
anderer Gäuren einwirkt, auch das von ihr aufgenommene KO nicht 
feiner Wirkungsweife auf Barbfloffe zu berauben , fondern dieſelbe 
nur zu ſchwächen vermag; vergl. m. Grundz. I, 513 ff. Was bdiefe 
Folgerung unterflügte, war theils das Verhalten des Kyanmerkur 
(Kyanquedfilber = MrKy, oder nach fonfliger Bezeichnung MrKy2; 
oben ©. 873 und 874), das fi mit Mr = O zu einem Lakmusroth 
bläuenden, Curcuma bräumenden ıc., alfo gegen pflanzliche Farbſtoffe 
vollkommen bafljh gegenwirkenren Salze verbindet, theils bie Fähigkeit 
des Kyaneifen: fi mit Bifenoryd chemifch verbinden zu können, wie 
ſolches das durch Salzgründer zerfepte Berlinerblau in dem hiebei un⸗ 
gelöh verbliebenen Rückſtande varthut; oben S. 945. Jener Weingeift 
übrigens, welcher zum Ausmwafchen des zuvor mit A angefäuerten und 
dann durch Alkohol gefällten Kaleiſenkyanür gebient hatte, enthält, neben 





Gehalt durch Sieden feiner wäflrigen Löfung mit etwas Bleimeiß entfernen. 
Eon Marggraf un Lanpriani fanden, vaß vie erhitzte Löfung des Blut⸗ 
laugenſalzes regulinifche Dietalle auftöfe, wenn fie mit venfelben geiotten wirb 
un) das Metall zuvor hinreichend zeriheilt worden. Der Fürſt Bagration 
hat neuerlich viefelbe Beobachtung gemacht und zugleich hinzugefügt, baß Kal: 
kyanid (Ryankalium) Gleiches leiſte, und daß ein galvanifcher Strom foldyes 
Auflöjen förbere. Daß Kaleifenkyanär-köfung Cu O und Sn 02 auflöfe,, fowie 
auch: daß durch jene Löjung friich gefill’tes (zu Zn Kfy ıc. niedergeſchlagenet) 
Zn0, Fe2 03, Al2 03, Sb2 03, AgO, MrO un Au? Chs (Atom) 
wieber auflöfe, wenn fie ins Ueberichuffe zugefeht mit vergleichen Nieverichlägen 
erhigt werde, war Marggraf ebenfalls fehr wohl bekannt ; deſſen Schriften 
I, 116. Auch zeigte M. bereits vor hundert Jahren, daß ſolchen Weges bereitete 
Goldaufloͤſung zum Pergolden dienlich fel. 


953 





Kali⸗Acetat, auch fog. Ryan- Kalium (KKy2). Da dieſes Sal; 
in neuerer Zeit fowohl Behufs galvano-plafifcher Vergoldungen 
und Verfilberungen ıc. (oben S. 829), als auch zu chemiſchen Schei⸗ 
dungen von Erzmetall⸗ Ausgleichungen und beren anderweiten Berbin- 
dungen mit Bortheilen verwendet wird, welche bie älteren Bergolbungen ıc. 
und @rymetalls Scheidungen nicht darboten, fo if die Kenntniß ber 
zwedmäßigften Berfahren das KKy2 oder NaKy? zu bereiten eine 
von unferer Zeit geforderte; daher folgende Bemerkungen: 4) erhißt 
man im bededten heſſiſchen Echmelztiegel bis zum Rothglühen zerriebe⸗ 
nes Blutlaugenfalz,, fo trennen ſich deffen beide Atome KKy von dem 
FeKy (Kfy), indem dieſes unter A-Bas:Entwicelung in Fe C2 über: 
gebt, das, wie ein Schwamm, das in Fluß gefommene 2K Ky einfaugt, 
das nach dem Brfalten, dem Eiſencarbon mittel Weingeift entzogen, 
dann in farblofen Würfeln Fryftallinifch darftellbar , leicht ſchmelzbar, 
Rothgluth⸗ beſtaͤndig, in Wafler leicht loͤslich und in feuchter Luft zer⸗ 
fließtich If, wie Blaufäure (Hydrofyanfäure) riecht und ſchmeckt, durch 
Sieden feiner Löfung unter Zerfegung von 4 Atom Waſſer und unter 
Herſtellung von ein Doppeltatom oder ein Berhältnißgewicht entweichen: 
des Ammoniaf (AB H6 oder A H3) In ein Doppeltatom ameilenfaures 
Kali (K20 Fo, cder K2 = K frbnd; KO Fo = KO C2 H2 03) 
fi$ verwandelt *), an der Luft geglühet Hingegen in kyanſaures 
Kali oder Kalifyanat (KO KyO-+ Ag) **) übergeht, 2) einer von 





® Für ein Atom (cber was für diefen Fall cinerlel ift: für ein Aeanivalınt aber 

Verhaͤltnißgewicht K-Ky) berechnet, mithin K ale Doppelatom betrachtet, if 
K2 C2 A2 +4 H2 0 = KO C?2 H2 03 und A2 H6 ober 
KC2A +48 0=-K0OC?H 03 und A HS. 

*, Unmittelbar laͤßt fih Kyan nicht mit O verbinden (oben ©. 873), wohl aber, 
hierin dem Chlor, Brom und Jod (S. A00 Aum. un &. 859) ſich anfchliehens, 
wenn einerfeits die Saͤureforderung (S. 809) hinreichend ſtarker Salzgruͤnder, das 
Serfallen ves Ky in Ci und A verhinvernd, deſſen Anziehung zum O erhößet, 
andererſeits die Anziehung ver einfachen Grundlage des Salzgründers zu bem Ky, 
feine Trennung von dem O begünſtigt; teitt 3. B. Ky⸗Gas in wäflrige Kali⸗ 
2öfung, fo Bilden 2KO mit vemfelben, es verſchluckend, KKy um KOKYO um 
biefelbe Ky s polarifhe Vertheilung (Gemifche Bolarifirung in 1 Mom 
elettropofitiv und 1 Atom eleltronegativ elektrifirtes Ky) findet auch fatt, wenn 
2 KO in 2 Ky-Gas geglühet werben. Uebrigens erhält man auch Eyanfaures 
Kalt, wenn Kaleiſenkyanur mit Mr 02 geglühet wird, da dann das entſtandene KO 
KyO., nad vem Grlalten, durch fiebenden Alkohol entzogen und zur Kryſtalli⸗ 
fation gebracht werben kann. Mengt man trockenes gepulvertes Kaleiſenkyanür 
mit Manganhyperorgb, formt aus dem Gemenge einen Kegel oder eine Pyramibe 
und zündet dieſe an, fo verglimmt das Salz ebenfalls zu kyanſaurem Kali, zugleich 
kommt es jedoch auch zur Zerſetzung ber in erſterem enthaltenen 3 Atome MBaffer 
(oben &. 954) ; denn es entwickelt ſich Kiebei viel Ammoniats Gas. Uebrigens 
iR ver Umbilbungevorgung, ven das Ryan mittelk Gäureforberung erleidet, gerade 
entgegengefeht jenem, welcher bie Blauſaure durch Vafeforberung unterliegt, 
wenn fit in Ammoniol und Ameifenfänre zerfällt; S. 762. 


L ® 


— 


8 V 





Liebig (Aum. d. Chem. u. Pharmac. X. B. I. 286 fi.) erteilten Vor⸗ 

ſchrift gemäß mengt man innigfl 8 @ewichtetheile zuvor auf heißem Eifens 
blech ſtark getrodneten und gepalverten Biutlaugenfalzes mit 8 trodnem 
Kalicarbonat, trägt das Gemenge auf einmal in einen ſchwach roth⸗ 
glüähennen heififken Ziegel und unterhält dieſe Hihe; das Gemenge 
fängt fofort au, unter lebhafter Gasentwickelung zur mehr und mehr 
ih brännenden Mafle zufammenzufinten, aber ſchon nach einigen Mis 
unten, fobald fie rothglühend wird, begiant ſie ſich aufzuhellen, bei 
fortgefeßter Schmelzhige an Farbenmindernng gewinnend und endlich 
vollkommen Har und farblos erſcheinend; wie ſolches von Zeit zu Zeit 
mittelt eines heißen Glasſtabes herausgenommene Proben barthun, 
@o weit erhißt, vereinigen ſich jene braunen Floden, welche während 
ver Fließung in der geichmoizgenen Mafle herumſchwammen, zum 
ſchwammigen Sellgranen Salz, von dem ter Mare Maſſentheil ſich 
meiſtens wollftändig fondert, während jener beginnenden Kühlung, welche 
ver Tiegel dadurch crleivet, daß man ihn dem Ofen enthoben hatte; 
erfolgt es nicht ſchnell genug, fo wirkt ein, bie zweimaliges,- mit einem 
beißen Slasſtabe zu vollziehendes Umrühren der Maffe hinreichend 
förderlich. Alſo geklärt, gießt man die annoch flüffige Mafle von dem 
Bodenſatze Klar ab in eine heiße Porzellanfchaate und befigt nun in ihr 
ein biendendweißes kryſtalliniſches Gemenge von 5 Atomen K Ky und 
1 &. KO KyO,d. t. Yı mehr KKy, als man würde erhalten haben, 
wenn man das Kaleiſenkyanür nur für ſich geſchmolzen hätte; hinfichts 
lid der erwähnten Verwendungen des K Ky bringt das beigemengte 
KO Ky O keinen Nachtheil; ſegt man obige Mengen der urſprünglich 
verwendetea Salze gleih 8 Berhältuißgewichten Blutlaugenſalz + 2 
dergleichen Kaltcarbonat, zeriäflet nun durch tie Hitze zunaͤchſt das 
Blutlaugenſalz in 2 KO Ky = 4 KKy und 2 Fe Ky, fo wirb auch 
ammittelbar darauf, durch die, mittelft derfelden Hitze erzeugte gegen» 
feitige Sinwirfung von 2 KO COs und 2 Fe Ky, gebiltet: K Ky 
mu» KO Ky O, ähnlich jener BWeife, wie 2 Ky wirft, wenn e6 zu 
Z2KO tritt (fiche unten die Anmerkung); es wird aber, 2. zufolge, nicht 
Fe O frei, auch nicht Fe 04 (BifenorypulsOryd), was fonfl, mittel 
Blähung des Fe0CO2, unter Zerſetzung eines Theils der COs fidh 
bildet, fondern metalliſches Fe, das im Tiegel verbleibt, neben etwas 
die Bände bevedendem KKy?); auch iſt das bet jener Echmelzung 
entiweichende Bas offenbar nicht CO, fontern CO2-Gas (weil, wäre 
es CO, es ſich entzündet und mit blauer Flamme gebrannt haben 





‘*) Um viefes HEy nit verloren gehen zu’ laſſen, rath 2. an: alles im Tiegel 
befinslige Loliche mittelft Falten Waſſers demfelben zu entnehmen und bie hiedurch 
gewonuene KH Kystöfung mit etwas Schweſeleiſen zu erwärmen, während tiefes 
ſich darin ſchnell Löfet, gibt nun die alfo gemifchte Loſung durch Abpunſten; 
Bintlangenfalz, und in der Mutteriguge verbleibt Sqwefellalium. 





wärbe), es muß mithin ein Theil bes. ſchon eniſtandenen K Ky auf 
Fe O reducirend (O entziehend) wirkfam geworden feyn und fi 
folden Weges in KO KyO verwandelt haben, wodurch dann aber 
ſchließlich fi nit 5 KKy, fondern nur 4 ergeben; denn beide O der 
beiden FeO reichen gerade hin, das K des KKy zu KO und bas Ky 
befielben zu KyO zu verbrennen, fo daß man alfo erhält ein Gemenge 
: von 4 KKy und 2 KOKyO. Bil man das KKy gänzlih (mit 
‚ geringem Berluft) in KO KyO verwandeln, ſo bringt man es, &. zu 
folge, in einem heſſiſchen Tiegel in Fluß und trägt daun zuvor ſchwach 
geglühete gepulverte Bleiglätte nad und nach hinein; fofort wird Tas 
Pb in Form metallifchen Staubes. Hergeitellt, der bei verBärkter Hite 
zufgmmenfinfend die flüfflge Salzmaſſe verläßt und ſich unterhalb der⸗ 
‚selben ale zufanmenhängende Bleimaſſe lagert. Man entleert nun den 
Tiegel und fcheidet das Pb von dem die Schlade bildenden KO KyoO 
mittel warmen Weingeif, womit man bie Maſſe wieberholt auswäldt ; 
erlaltend entläßt dann folder Weingeiſt das kyanſaure Kali in Kry⸗ 
Rallform. Der Verf. diefes Hobs. fand, baß man fürzeren Weges 
ſowohl zur Darfiellung bes aus gereinigtem Berlinerblau darzuftellenden 
Kaleifenfyanür, ale auch das fog. Kalfyinid (KKy) Tonımen könne, 
wenn man moͤglichſt trodnes reines Berlinerblau mit trodnem KO CO2 
innigft mengt und im paffenden beberften Schmelzagefäß (im Kleinen, 
in des Vrfs. eifernem Glüh- und Schmelzlöffel”) bis zur Rothgluth 
erhitzt und darin einige Zeit erhält; bei nicht fo hoher Temperatur bildet 
fih nur Kaleifeniyanür, ober ein Gemenge befielben mit KKy ıc. 
Auch Kalkcarbonat läßt fi fo auf Ca Ky benügen, und ebenfo ver- 
hält fiH BaO und SrOCO?, fchwieriger gelingt es mit MgOCO2, 
hingegen fann man, wendet man Erzmetalloxyde flatt der Laug⸗ ober 
Erdlaugmeralle, z. B. PbO an, auch Erzmetallkyane, zumal Mr Ky 
und Pb Ky ſolchen Weges leiht gewinnen. Da nun in vielen Hüllen 
bas Ca Ky fehr wohl das weit theurere KKy oder N (Na) Ky zu 
vertreten vermag, fo dürfte biefe, trocknen Weges durchführbare Her⸗ 
felung von Laug- oder Laugerds oder Erzmetall-Kyaniden, zumal im 
gewerblicher Hinficht, erfprießlich werben, Zur Darftellung bes in diefer 
Meife bereiteten Mr Ky, Pb Ky dienten übrigens Blasgefäße, wie 
auch bei Berwendung von Schwefelmetallen (fatt der Metall-- 
oryde). Bei allen dergleichen Erhitzungen bes reinen Berlinerbleu.mit 
Metalloryden bildete fi aber auch flets mehr oder weniger Ammoniak; 
weil man das genannte Blau nit ganz waflerfrei herflellen Tann, 
ohne nicht auch zugleich mehr ober weniger davon zu zerflören. 





*) Dieſe Löffel find mit eifernen Dedeln verſehen, welche entweber ben Löffelvame 
umfpannen und dadurch fer anliegen, ober zwifhen am Löffelrande befinhlichen 
Klammern eingefchoben werben, fo daß man fie, in einem wie in bem andern Wulle, 
‚nicht mittel Drahtumwickelung zu fekigen braucht. 


— 


) Zur Darſtellung des mehrerwähnten Fe7 Kyis oder ſog. Eiſen⸗ 
lyanürkyanid (reinſtes Berlinerblau) löft mar 100 Gewichtetheile 
gelbes Bluilaugenſalz in Waſſer, fügt unter fletem Imrähren 74 Kupfer⸗ 
freien (mittelRd Einfeilkaub zuvor rutkupferten) Gifensitriol hinzu, giebt 
ben bläulichgrauen Niederſchlag auf zuvor genäßte Leinwand» ober 
Sattuns Seihetücher — Balls noch Trübes durchlaufen follte, es auf 
das Eeihtuch zurüdgießend, bis das Durchfließende gänzlich durchiällt; 
hierauf in einen Fupfernen Keſſel mit Wafler verdünnt und zum Sieden 
gebracht, feht man, während das Ganze fertbaucrnd ningerährt wird, 
47 Tyeile Azotfäure von 1,123 Eigengewicht hinzu, Iäßt hierauf dem 
Rüfügen Theil in einen Bottich ablaufen und vermifcht das hiebei im 
Kefiel Berbliebene mit 83 Teilen Schwefelſäure von 1,85 @igengew. 
Ras überläßt dann die alfo angefäuerte Mafle mehrere Tage hindurch 
Rh felber, mifcht nun reines Regen: oder Flußwaſſer bei, fle damit 
auswaichend, bringt fle Wiederum auf das mittlerweile gereinigte und 
gmäßte Seihtuch, preßt fie hierauf, zerfchneidet fie in Stücke, trodnet 


961 





dieſe zuvoörderſt an der Luft und barauf in dem 30° bie 350 C haben 


den ſtaubfreien Trodenzimme. Die Schwefeljäure entfernet das 
überdüffige Eiſeneryd ſammt dem größeren Theil des Kalifulphat; bie 
Apetiäure dient außerdem zuvor zur höheren Oxydation des Ciſenoxydul 
and dadurch zur Erhebung alles Eifenfyanür in eine höhere, mittlere 
Kyanirungsftufe. Bleiches bewirkt auch Chlorkalk, wenn man auf 
6 Gewichtstheile und ebenfoviel gelbes Biutlaugenjal;, von denen jedes 
in Waſſer gelöft worden, mit 1 Nordhäuſer Echwefelfäure (2808 + 
420) und 14 rauchender Salzſaͤure (bei 0° C) von 1,21 Eigengewicht 
mifcht, wohl umfchüttelt und nach einiger Zeit ſolange in Waſſer ges 
loſten Chlorkalk zufeßt, bis die Tiefe des erzeugten Blau nicht weiter 
vermehrt wird. Der alfo geivonnene, wohl ausgewafchene Nieberfchlag 
iR tief: und rein blaues Pariſerblau, während das mittel wäflri- 
ger Kaleiſenkyanür⸗Löſung in fog. Sifen-haltigem Schwefel 
ätherweingeift (Lig. anodynus martiatus *) erzeugte Blau og. 


THREE 


9) Sieh font andy Beſtuſcheff'ſche Nexventinetur ober eifenhaltiger Hethers 
weingeift rer Lamotte'ſche Goldtropfen und wird gewöhnlich bereitet, 
isten man reinen Gifenfeilftaub in einem Gemiſch von 4 Unzen Hydrochlorſaure 
son 1,125 un 1 Unze ebenfalls verbünnte Ayotfäure (von ähnlichen Eigenge⸗ 
wicht) bis zur Sättigung anflöjet, die Auflöfung zur Trodne einsampft, das 
dadurch gewonnene Gijenchlorid (ſog. ſalzſaures Ciſenoxyd) in ebenfeviel Waſſer 
IR, als vas Chlorid wog, und von dieſer Loͤſung 1 Unze mit 6 Unzen Weiher 
(fog. Ecgweftläther Ace O) miſcht unn ſchũttelt. Es fonnert fi, in Ruhe ges 
Relt, Halo ter Fe? Ch6 Atome haltige Aether und gibt, mit 4 Unzen Alko hol 
son 0.83 Eigengewicht vermiſcht eine goldgelbe Flüſſigkeit, die, im wohlver⸗ 
ſloſſenen Siaſe ſtarkem Licht (z3. B. vom Sonnenlicht) aucgeſetzt, nach 
un na farblos wird, im Schatten hingegen die vorige Goldgelbe wieder 
annimmt. Aechnlich, nämlich auch entfärbend, wirkt das Licht auch auf bie fog. 
anthrazotHionfeure Gifentinetur (fog. ſchwefelblauſaures Eifen) », i. 
Ä Ä 61 


“- 


wi 


inte MAP“ 


— — — Au Me — mn 


‘ 





löslides Berlinerblan barfellt, das man auch erhält, wenn mar 
bie neutrale Löfung des Eiſenchlorür (fog. falzfaures Gifenoryral) 
durch Zuſatz von Kaleiſenkyanür zerſetzt und den aus weißem Kal 





Gifen:- Shwefeltyanip — Fe + 2 Kay (vergl, oben S. 874), bei 
3. B. erhalten wird, wenn man in Alkohol orer in Waſſer gelöfes Eiſenchlord 
mit K Ksy twechfelgerfegt ; beine Löfungen veſſelben ericheinen blutroth um 
werben von ſtarkem Eonnenliht, z. B. von dem mittelk eines Goblfipiegels Sei 
helterem Himmel aufgefangenen und zurüdgemworfenen, in wenigen Minuten voll 
Tommen fatblos; Th. v. Grotthuß in Gilbert's Ann. I, 50 ff. Ace 
liche Wirkungen bringt es auch in ven gelben wäflrigen Löfungen verjdgiebener 
Urans Salze, namentlich (Buchholz zufolge) des fog. ſchwefelſ. Uranoryei 
hervor, das dadurch gegrünt wird, Das Licht mindert in dieſen und ähnlichen 
Bällen die Anzichung zum Oxygen, Hier aljo wirkend nah Axt jener Os Ent 
widelung aus Pflanzengrünse., zumal ans von Mafler begleitetem (GHloropgzl, 
oben S. 793 ff. Th. v. ©. fügt aber feiner Beobachtung noch Hinzu: daß jene 
zothe Gifentinetur, in einer offenen cylindriſchen Blafche dem Sonnenlichte aus 
gelebt, fih nad und nad in den Morgen ſtunden bis 10 over 11 Uhr voll 
tommen ausbleiähte und, gebleicht, an der Luft (durch O: Bas» Berichindung) 
ſchneller noch durch Ch-Beimiſchung, ſich eher wieder röthete, als eine der gleichen 
2öfurg, die man nicht mittelft Licht-Einwirkung , fondern gleichfalls voURäntigk 
dadurch entfärbt Katte, daß man fie, etwas gewäflert, 15 bis 20 Stunden Kin: 
durch mit Gifenfeilftaub in Verübrung Heß, und fo, Theod. v. Brottäuf’s 
(defien phyſtſch⸗chemiſche Forſchungen. Nürnberg, 1820. gr. 4. ©. 18 ff. 21 f. 
26, 73 f.) Annahme gemäß, das rothe anthrazothionſaure Giſenoxyd in farb⸗ 
lofes anthrazothionfaures Ciſenoxydul verwanvelte. Weitere Einwirkung von Licht 
gerftörte die fog. Anthragotbionfäure, oder (mas ans v. Erottäuß's Beſchrei⸗ 
bung wahrfcheinlicher wird) zerfegte vie farbloſe Flüͤſſigkeit in Hyperanthra 
zothlonſaure, vie fpäterhin von Wähler vargefellt und Ueberſchwefel⸗ 
blaufäure genannt wurde — und einen nicht weiter unterfuchten weißlichen 
Niederſchlag, den v. G. vermutbungswelfe für Schwefel: und Eiſen⸗haltig grachtete. 
Die rothe Barbe des ſog anthrazothlonf. Gifenosyes (d. i. des Fe + 6 Key; 
f. w. 2.) veranlaßte in neuerer Zeit mehrere Shemifer, das hiebei Doppels 
atom bes Ksy (oben &. 874) Rhodan zu nennen, eine Benennung, vie ſchon 
darum nicht empjehlungswerth ericheint, weil das Gifen mit mehreren zum hell 
hoͤchſt ungleicägearteten Stoffen (Diaterien) mehr ober weniger rothe Verbindan⸗ 
gen fchlägt, 3. ®. fon mit O; denn <hemii reines Fey Oz iR volllowmen 
und gefüttigt roth; desgleichen ba® im fog. rotben Blutfaugenfalz vorlowımesbı 
Gifentyanid (oben ©. 953 Unm.), das rhodizonſaure Eifenorxyi 
(&. 776 Anm.), vas melonfanre Ciſenoxyd, Feg O3; + Me ni 
atomiſtiſch ausgetrüdt: + C 7 Ha 06, veflen tiefe Röthe jener des ſeg 
antbragothionf. @ifenoryds volllommen beilommt, das blutrothe Apiins@fifen 
oxydul, bad man erhält, wenn man einen burchgefeibeten Tiedenpheißen 
wöäflrigen Abſud der Veterfilienblätter und ebenſo anch ver Wurzeln des Apiam 
Petrosel. Linn. , mit flevend heißer wäflriger Löfung des Gifenoryeul- Butphe 
(Eiſenvitriol) vermiiht, das Eifenoryd ver, ſey es an fi ober bei Herb 
licher Abflerbung gefättigt roth erſcheinenden Baubholz = ıc. Blätter x. Die Ei 
jegt gewöhnliche Benennung ber das Gifenoryb biutroth färbennen Gybrofyau 
thionür⸗Sämre (2 Ksy + Hy) iſt Schwefelblanfäure, und es 

biefe Fallung, indem vie 80 dus Fey Og ſich mit 6 Atomen ober 8 Bertretungt 
gewichten H zu 3 HO verbinden, werurch vann zugleih 2 Fo mit Imal 2 Ks 
au der rothen Gifenverbinbung, d. i. zu dem Fo, Hsys, gber, nimmt um De 
Doppelatem son Ksy — 1 Acquivaient (Vertretungtgewicht) an, zu Gesgn 


eifenfyanärsEifentyanür beſtehenden Riederſchlag ſolange der 
Luft ausſetzt. bis er vollkommen blau geworden. Er beſteht dann aus 
S Ety 42 Fuy + 3 FeO und 2 K Ky FeKy +2Fky. Durch 
Auswaſchen von fremden Salzen befreit, löſt fich der blaugewordene 
Niederſchlag in reinem Waſſer vollſtaͤndig, wird aber daraus geiaͤllt 
theils durch Salzſaͤure, theils durch verſchiedene Salze, am leichteſten 
durch Salmiak; verſetzt man dagegen deſſen wäſſrige Loͤſung mit Alko⸗ 
hol, fo ſchlaͤgt dieſer nur die letztere Verbindung nieder, während 
erſtere in der Flüſſigkeit verbleibt und ſich, ohne ihre Löslichkeit im 
VWaſſer einzubäßen, zur Trockne abdunſten (und mit Bummi ver- 
miſcht als blaue Tinte verwenden) läßt, Berfeht man bie wäflrige 
Lfurzg des ungetrennten löslichen Berlinerblau mit H2S Löfung, fo 
entzieht befien Schwefel ein Theil des Fe, damit ſchwarzes Echwefel- 
eifen in Niederſchlag⸗ Form erzeugend, uud in der Flüffigfeit verbleibt 
Tiſenhydrokyanidſäure Ffy Ky, bie an Kali gebunden und dann 
mit anderen Säuren verfeßt unloͤsliches Berlinerblau entläßt. Letzteres 
verbindet fih mit SO8 H20 zur weißen, in überfchüffiger Säure Klar 
und farbles auflöslichen, durch Wafler-Zufak der Zeriebung unterliegen» 
den Maſſe. Pelouze flellte das dem Eiſenoxyduloxyd entfprechende 
GifentyanürsKyanid (Kfy-+ 2Fky):Hydrat dadurch in Form 
eines grünen Pulvers dar, daß er in die fledende Löfung des Kal⸗ 
eifenfyanür Ch⸗Gas leitete und den dadurch entſtandenen pulverigen 
grünen Miederichlag mit verbünnter Hydrochlorſäure aypsfochte. Bis 
zu 180° C erhitzt entließ es, unter theilweifer Zerſctzung und daraus 
abzuleitender Hyprofyans Bildung, etwas Wafler und erfchien nun tiefs 
buufelblau. Ueber eine ähnlihe Berlinergrün oder Blaufin 
genannte Berbindung f. m. Brundz. 1. 520 Anm. 


7) Stephen und Nafh zufolge erhält man eine gute Berlinerblaus 


Zinte, wenn man das durch Wuflöfen von feinzertheiltem Blutkein 
in täuflicher Galziäure gewonnene flüffige Eiſenchlorid, in Form einer 
faxen Löjung mit Blutlauge ausfällt, den blauen Niederſchlag gebörig 
auswäfcht, und im Zuflande eines dicken Breies mit gepulverter Orals 
fäure beſtrenet; man verjeßt dann bie durch diefen Zuſatz dünnflüffig 
gewordene Mifchung mit mehr Wafler und überläßt fie einige Wochen 
hiadurch (zur Kiärung) fich ſelber. Den alfo geflärten Antheil gießt 
tan zum Gebrauche ab, den hievon verbliebenen Bodenſatz verjeßt man 





Gifenfyanttionür ſich einen. Es betrachten jedoch nicht alle Chemiker die Schwefel⸗ 
blauſante vorehender Formel gemäß, ſondern halten fie für eine Verbindung von 
GAg3S+SH, un die ſog. Ueberfhwefelfänre nicht für C24283 +H, 
fentern für C2A2 Sa -+SH, eine Anſicht, die unter andern nöthigt anzunehmen, 
daß beim Welhfelzeriegen von Eiſenoryd und Schmwefelblaufäure zunächfti Fe Sy 
un» Fe +89 A, S zu Gtanve fommen, bie dann in statu nascenti ſich zu 
Feg + 3 Ca Ag 5 verbinden, was, weil eine Berbinvung von Fe Sg nit 
auserzweit vorlenanıt, ſchon darum wenig wahrſcheinlich ift. 


61 * 


+ 
— — — — 2— — —— — ————— —————— — ⏑—— 


[4 





löslides Berlinerblan darflellt, das man auch erhält, wenn man 
bie neutrale Löfung des Eifenchlorür (ſog. falzfaures Gifenorytel) 
durch Zuſatz von Kaleifenkyanür zerfeht und den aus weißem Kal 





Gifen-Shwefeltyaniv — Fe + 2 Ksy (vergl. oben S. 874), da 
3. B. erhalten wird, wenn man in Alkohol orer in Wafler gelöftes Gifendlerk 
mit K Ksy wechſelzerſezt; beine Loͤſungen veſſelben ericheinen blutroth um 
werben von flarkem Eonnenlicht, 3. ®. von dem mittel eines Gohlfpiegels bei 
heiterem Himmel aufgefangenen und zurüdgeworfenen, in wenigen Minuten voll 
Tommen fatblos; Th. v, Grotthuß in Bilbert’s Ann. I, 50 ff. Ye 
liche Wirkungen bringt es auch in ven gelben wäſſrigen Löfungen verichiekene 
Uranus Salze, namentlih (Buchholz zufolge) ves fog. ſchwefelſ. Uranoxgt 
bervor, da6 dadurch gegränt wird. Das Licht mindert in dieſen uns ähnliden 
Fallen die Anziehung zum Oxygen, Hier alſo wirkend nah Art jener Os Ext 
widelung aus Pflanzengrün:e., zumal aus von Waſſer begleitetem (Chlorophyll 
oben ©. 793 ff. Th. v. ©. fügt aber feiner Beobachtung no Hinzu: daß jene 
zothe Gifentinetur, in einer offenen eylindriſchen Flaſche dem Sonnenlichte au 
geſetzt, fih nah und nad in ven Morgen ſtunden bis 10 ever 11 Uhr volk 
kommen ausbleite und, gebleicht, an der Luft (nurch O: Gas s Berfchindang) 
ſchneller noch durch Ch-Beimiſchung, ſich eher wieder röthete, als eine dergleichen 
Söfung, vie man nicht mittelſt Licht-Cinwirkung, fondern gleichfalls volltäntigk 
dadurch entfärbt hatte, daß man fie, etwas gewäflert, 15 bis 20 Stumen hin 
dur mit Gifenfeilftaub in Verübrung ließ, und fo, Theod. v. Erottbuf't 
(deſſen phyſtſch⸗ chemiſche Forſchungen. Nürnberg, 1820. gr. 4. ©. 18 f. Qi fl. 
26, 73 f.) Annahme gemäß, das rothe anthragothlonfaure Giienoryo in farb⸗ 
lofes anthragothionfaures Cifenorybul verwandelte. Weitere Einwirkung von Lit 
zerſtoͤrte die ſog. Anthragotbionfäure, ober (mas ans v. Grott huß's Belhres 
bung wahrfcheinlicher wird) zerſetzte vie farbiofe Wtüfflgkeit in Hyperanthres 
aothionfäure, vie fpäterhin von Wöhler dargeſtellt und Ueberſchwefel⸗ 
blaufäure genannt wurde — und einen nicht weiter unterfuchten weißlichen 
Niederſchlag, den v. G. vermuthungswelfe für Schwefel: und Eiſen⸗haltig grachtete. 
Die rothe Barbe des fog, anthrazothionſ. Eiſenoryos (v. 1. des Fo -+ 6 Kay; 
ſ. w. a.) veranlaßte in nenerer Zeit mehrere Chemiker, das hiebel wirkende Doppel 
atom bed Kay (oben &. 874) Rhodan zu nennen, eine Benennung, vie fer 
darum nicht empjehlungswerth erſcheint, weil das Ciſen mit mehreren zum 

hoöchſt ungleigearteten Stoffen (Diaterien) mehr ober weniger rothe Verbinden 
gen fehlägt, 3. B. fon mit O; venn chemlſch reines Fern Oz iR volllommeı 
und gefättigt roth; besgleichen das im fog. rotben Blutfaugenfalz vorkommend 
Gifentyanin (oben &. 953 Anm.), das rhodizonſaure Gifenozpy! 
(6. 776 Anm.), das melonfaure Gifenoryy, Fe O3 + Me ni 
atomiſtiſch ausgerrüdt: + C 7 Ha 06, veflen tiefe Rothe jener nes fa 
antbragethioni. Eijenexybs volllommer beilommt, das blutrothe Apiins@ifen 
orybul, das man erhält, wenn man einen burchgefeibeten ſiedendheißer 
wäfirigen Abſud der Peterfllienblätter und ebenfo and der Wurzeln des Apius 
Petrosel. Linn. , mit flevenb heißer wäflriger Löfung des Gifenorutni« Bulpit 
.(Eifenvitriol) vermiiht, das Eiſenoxyd der, fen es an ſich oder bei Kehl 
licher Abſterbung gefättigt roth erſcheinenden Saubholz s ıc. Blätter x. Die bi 
jegt gewöhnliche Benennung der vas Gifenoryp blatroth färbensen Hypralyaı 
tbionürs&änte (2 Ksy + Hy iſt Schwefelblaufäure, uns es exfolj 
biefe Fallung, indem die 30 ves Fe Og fih mit 6 Atomen ber 3 Vertretung 
gewichten H zu 3 HO verbinven, weruch vann zugleih 2 Fo mit Smal 2 Ka 
au ber roten Gifenverbinbung, d. i. zu dem Fo, Ksy6, ger, nimmt mau li 
Doppelatem von Ksy — 1 Hequivaient (Vertreiungsgewigt) an, gu Ges 


v 


‚963 
—— —— — 


eiſenkyanür⸗CEiſenkyanür beſtehenden Niederſchlag folange der 
Luft ansieht, bis er vollkommen blau geworden. Er beſteht dann aus 
3 Kſy + 2 Eky + 3 FeO und 2 KKy Fe Ky + 2Fky. Dur 
Auswafcyen von fremden Salzen befreit, loͤſt fich der blaugeworbene 
Niederſchlag in reinem Waſſer vollländig, wird aber daraus geiällt 
theils durch Galzfäure, theils durch verſchiedene Salze, am leichtefien 
durch Salmiak; yerfegt man bagegen deſſen wäflrige Löfung mit Alko⸗ 
hol, fo fchlägt diefer nur die letztere Verbindung nieder, während 
erſtere in der Fluͤiſigkeit verbleibt und ſich, ohne ihre Löslichkeit im 
Waſſer einzubüßen, zur Trockne abdunſten (und mit Bummi ver- 
mifht als blaue Tinte verwenden) läßt, Verſetzt man bie wäflrige 
Zöfung des ungetrennten löslichen Berlinerblau mit H2S Löfung, fo 
entzieht deſſen Schwefel ein Theil des Fe, damit ſchwarzes Echwefel- 
eifen in Niederſchlag⸗ Form erzeugend, und in der Zlüffigfeit verbleibt 
Gifenhydrofyanidfäure Ffy Ky, bie an Kali gebunden und dann 
mit anderen Säuren verfeht unlösliches Berlinerblan entläßt. Letzteres 
verbindet fi mit SO8 H2O zur weißen, in überfchüffiger Säure klar 
und farblos auflöslichen, durch Waſſer⸗Zuſatz der Zerſetzung unterliegen, 
ten Moſſe. Pelonze ſtellte das dem Eiſenoxyduloxyd entfprechende 
Eiſenkyanür⸗Kyanid (Hfy-+ 2Fky):Hydrat dadurch in Form 
eines grünen Pulvers dar, daß er in bie fiedende Löfung des Kals 
eifenfyanür Ch-Gas leitete und den dadurch entflandenen pulnerigen 
grünen Miederihlag mit verdünnter Hydrochlorſaͤure apskochte. Bis 
u 180° C erbigt entließ es, unter theilweifer Zerfigung und daraus 
abzuleitender Hyprofyan- Bildung, etwas Wafler und erſchien nun tiefs 
dunkelblau. Meber eine Ahnlihe Berlinergrün oder Blaufin 
genannte Berbindung f. m. Grundz. 1. 520 Anm, 


2) Stephen und Nafh zufolge erhält man eine gute Berlinerblaus 


Tinte, wenn man bas durch Auflöfen von feinzertheiltem Blutſtein 
In käufticher Salzſäure gewonnene flüffige @ifendlorid, in Form einer 
flaren Löfung mit Blutlauge ausfällt, den blauen Niederfchlag gehörig 
auswäfcht, und im Zufande eines dicken :Breies mit gepulverter Oxal⸗ 
fäure befirenet; man verjeßt dann die durch diefen Zufaß dünnflüffig 
gewordene Niſchung mit mehr Waſſer umd überläßt fie einige Wochen 
hiadurch (zur Klärung) fich ſelber. Den alfo geflärten Autheil gieht 
man zum Bebrauche ab, den hievon verbliebenen Bodenſatz verſezt man 





Gifenfyantbionär ſich einen. Es betrachten jedoch nicht alle Chemiker die Schwefel⸗ 
Blauſaure vorkebenver Formel gemäß, fonvern halten fie für eine Berbintung von 
C3Ag3S+SH, und vie fog. Ueberfhmwefelfäure nicht für C2 AaS;+H, 
fsuzern für C2A2 Sa2 -+ SH, eine Anfiht, vie unter antern nöthigt anzunehmen, 
daß beim Wechſeizerfetzen von Ciſenoryd und Gchwefelblaufäure zunächk Fe Sg 
um Fe + 8 Ca A2S zu Stande fommen, bie dann in statu nascenti ſich zu 
Fe, -+ 3 Cq Ay 5, verbinden, was, weil eine Berbinbung von Fe Sg nicht 
amderweit vorfommt, ſchon darum wenig wahrſcheinlich ift. 


61 * 


964 


nochmals mit Oxalſaͤure. Hornung's Demerfung gemäß gewährt 
1 Drachme Liquor ferri murlatiei oxydati ber Apothefer (d. f. gewaͤſ⸗ 
fertes Eiſen⸗Chloerürchlorid) verdünnt mit 24 Unzen Waflır und ausgefält 
mit 4 Drachme Bilntlaugenfalz, einen blanen Niederfchlag, der (wohl⸗ 
ausgewafchen) mit fo viel Wafler verbunden, bag er 6 Unzen wiegt, 
mit 18 bis 20 Gran Oralfäure verfegt und tüchtig gefchüttelt, eine feht 
gute blaue Tinte giebt, die feines Zufages von Bummi bedarf, ſondern ſchen 
ohne daſſelbe zähflüfftg genug if, um ſich volllommen fehreibgerecht zu 
erweifen. UWebrigens laſſen fih blaue Schreibtinten au mit 
fhwefelfaurer Indigo-Auflöſung tFarflellen, dadurch, daß man 
diefe mit Thonerde oder mit Kali nentralifitt und mit Gummi Löfung 
verſetzt. Sowohl zu diefen Schreibtinten, ale auch zu jeder andern 
ſ(ſchwarzen, roten, golbfarbenen ıc.) darf man das arabifche oder Wi- 
nıofen-&ummi nicht etwa durch Stärk-Bummt, oder gar durch Kirſch⸗ 
gummi ꝛc. erfeßen wollen, wenn man wohlfließende und angenehm 
glänzende Tinten darzuftellen beabfihtigt, Eine fehr fehöne ſaphir⸗ 
blaue Schreibtinte gewährt mit Bummi abgeriebenes Ultra 
marin; oben ©. 951. Aber au aus Blauholz⸗Abſud (die, unter 
der Namen Blau- oder Bampechien- Holz im Handel vorfommente 
Holzfafer entflamnıt dem Haematoxylon Campechianum L. usb 
färbt in Folge feines, zuerfi ven Chevreul bargefellten Gehaltes au 
Blauholzfäure oder ſog. Hämatorylin; m. Grundz. I, 920 #.) 
laſſen fi, unter Zufaß von Zinuchlorür und Gummi, oder Ziun- 
Hlorür und Mangandlorür nebfl Gummi, verfchiedentlih blaue 
und zum Theil fehr angenehme Barbentöne barbietende Gchreibtinten 
und Saftfarbin bereiten, f. m. Theorie der Polytechnochemie I, 147 ı 
IT, 816 ff. Auch die gewöhnliche ſchwarze Schreibtinte iR Hänfkg 
eine urfprünglich gefättigt bunfelblaue, zumal wenn fle gefertigt wurd 
nach der von Lewis ertheilten und von Robinfon u. U. verbeiferten 
Borichrift (2 Loth getaspelt Blanholz und 6 Loth gröblich gepulnerk 
Balläpfel: werden mit 412 A Wafler gelinde gefetten, und noch ſchließ 
chem einmaligem flärferem Aufkochen und Durchfeihen mit 4 Lotf 
Bumminnd 2 Loth grünem Eifervitriol, nebſt Abis 5 Gran Arkfublimam 
(MrCh) ober flatt defien mit 3 ®ran rothem Mercuroxyd (MrO) ver 
feßt, in zu verjchließende Glasflaſchen oder in eichene Fäßchen gebradg 
und von Zeit zu Zeit ſtark geſchüttelt wird). -Lewis wollte übrigem 
gefunden haben, daß Derjeken tes Waſſers mit Effig, auf 3 Wale 
412 & Eifig, beſſere Tinte gebe, als unvermifchtes Waſſer. Der Zufe 
von MrCh oder MrO verhintert das Schimmeln, hier aäͤhnlich wirken 
wie beim fog. Kyanifiren des Holzes, und Schuͤtzen des Fußbodenholze 
gegen Holzſchwamm *). Aehnliches gewähren auch Zufäke von Gewär; 





*) Folgende Vorſchriſten, vie ich zur Serſtellung ſehr ſtark vom Golzſchwamm (Sihwanım 
fraß) ergriffener holzerner Bußböven ertheilte, haben fi nun feit Ichrem ai 


965 


entlafienden Pflanzentheilen und Wurzeln; baber von Gewärznelfen, 
ſchwarzem und weißem Genifamen ıc. und wirkjamer ber rohe Holz 
effig (vorzüglich feinem Kreoſot⸗Gehalte nad; f. w. u.), zumal 
wenn man ihn zur Muflöfung des Eiſens verwennete, und folches fog. 
belzfaure Eifenoxvd Ratt calcinirtem Erſenvitriol zur Tinte nahm, aber 
alfe vermifchte oder gefertigte Tinte riecht fehr wibrig. Sch fah meine 
Schwarztinte ſtets gegen Schimmelung geſchützt, wenn ich bei ihrer 
Bereitung den Gallaͤpfeln rüdftändige Theeblätter, wie fle nach Ent⸗ 
feruung des wäflrigen Aufgufles verbleiben, beigab und ber fertigen Tinte 
von Zeit zu Zeit, um fie gegen Cindunſtungs-Verdickung zu ſchützen, 
ein paar Theelöffel voll Theenufguß beimiſchte; der There, und im 
geringeren Maaße auch wiederholt mit heißen Waſſer ausgezogener, 
enthält flets, neben mehr ober. weniger: in Balläjäure übergehender 
Gerbfäure, auch Aetheröl (flüſſiges Del). 

9) Das Schwefelkyankalin (142Ksy), deſſen zuvor (©. 962 Anm.) 
gebacht worden, bereitet man, Liebig zufolge, am beflen, wenn man 
46 GBewichtstheile geröfletes Blutlangenfalz (oben S. 957 fi.) mit 
17 KOCO, und 32 Schwefel imig mengt und dann -fo lange, fchmilzt, 
bis fie rubig fließen, und nun ſchwache Gluͤhhlitze giebt, fo entſteht, in 
Folge der durch die Grbikung vor fich gegangenen Mechſelwirkung, 
Seitens der Einwirkung des S auf das KOCH, zunaͤchſt, Schwefelkaljum 
and KOS,O2, weldjes leßtere aber bei eintretender Gluth bald zerflört 
wird und ſchließlich zur Entſtehung von KOSOz führt. Mit Waſſer 
behandelt läft fih K-+aksy und KOSOz, kocht man dagegen die⸗Maſſe 
nach der Gluͤhung mit Weingeift aus, fo entläßt dieſer erkaltend in 
farbloſen Säulen anſchießendes K-+oksy; in. beiden Fällen findet 
fh das entſtaudene FeS, In Form feinſchuppigen voderſabes. Setzt 


. 
1 


vollfommen genügenb bewährt: der Fußboden wirb aufgerifien, ber feuchte Schutt, 
ker die Hohlräume der in vie Erde reichenden Grundmauern füll’te, entweder 
gänzlich entfernt, oder wo dieſes nicht thunlich ift (mie es Bei jenen Fußboͤden 
der Fall wur), mit groͤblich zerſtückeltem, frifch gebranntem und ungeloͤſchtem Kalt 
möglihft innig gemengt, dann, wenn folchem vermengten Schutte kein feuchter 
Danfi miete entfleigt (man läßt ihn bis vahin, fu viel die Umſtände geftatten, 
son trockner, freier Luft überwehen, 3. B. indem man alle Fenſter und -Thüren 
yes Tages hindurch offen galt), aufs Neue mit dem Holzwerke überlagert und 
überhelt, wie folgt: -nie zuvor berausgehodenen Dielen: (Fuÿbodenbretter) und 
Ballen werden zunaͤchſt burch Abſchaben möglichft geſaͤubert, darauf getrocknet: 
fo ſcharf, wie es irgend zulaͤſſig iſt, ſodann mit ſchwarzem Firniß, bereltet aus 
fog. tunſtlichem Asphalt, vie Balken anf allen, die Dielen nur auf ben unteren, 
fäterhin dem Bobenſchutt zugewendeten Seiten und angrängenven unteren Kanten 
wiederholt und fo ſtark (vi) Überfirichen, daß folder Bismifüperzug alle Flaͤchen⸗ 
theile der Seiten und Kanten aufs Bollftänvigfte bedeckt. Man trägt eine neue 
Sirmiffchicht nur dann auf, wenn vie vorhergehende vollkommen getrocknet iſt, die 
jegte dirnißſchicht ſezt man jedoch nicht der Trocknung ans, ſondern beſtaͤubt fie 
weit dem Pulver wohlausgeglähter Kotzlen, lagert vann ie Balfen unb feſtigt 
auf viren die Dielen’ fe, daß deren Kohlenſtaub jenen der Balken berchrh. 


man einer Läfung von 3 Theilen Eifenvitriol und 2 Kupfervitriol fa lange 
gelöftes K+.Ksy zu, ale noch ein (meißer) Nieberfchlag entficht, fo 
befteht diefer aus RupfersSchwefellyanür; unterwirft man ihn der Des 
ſtillation, fo biltet ſich CS2, Cus S4 und Mellon oder, wie man es 
‚ neuerlich genannt hat, Mellan, das zuerfi von Berzelius wahr⸗ 
genommen, dann aber von Liebig weiter verfolgt und unterfucht wurde, 
und nach demfelben aus C6AB ober (ſetzt man An=—1A) aus CBAs 
befteht (Annal. d. Chem. u. Pharm. X. ©. 191 u. oben ©. 874) un 
das auch auf andere Weife dargeftellt werden Tann; 3. B. ſchon dadurch, 
dag man Schwefelkyan für ſich hinreichend erhitzt, da es Dann in 
Mellon, Zanthogen und Schwefel zerfällt; Berzeliug erhielt es, 
als er Schweichtyans Merkur für ich erhitzte; zugleich ſchied ſich Schwefel 
aus und entſtand Mrd nebſt Cæ2ſs; (a. a. D. und m. Grundz. I. 156, 619 
©. 338 u. f. f.). Im reinften Zuſtande ſtellt es cin bellgelbes, Leichtes, 
ſtark abfärbendes, in Waſſer, Alkohol und ähnlichen weder fauren nod 
baftfchen Ylüfigfeiten umlösliches Pulver dar, das von Gchwefelfänre 
hydrat In der Wärme leicht aufgelöſt, aber durch Wafler wieder aus: 
gefällt wird. Da es fih in Kalilauge nur unter Zerſetzung aufloͤſet, 
indem fih Ammoniak entwidelt, fo kann man folgen Weges kein 
Mellontalium bereiten wollen; man erhält jedoch, Liebig m 
Folge, daſſelde in Form eines aus fein verſilzten Nadeln und Waſſer 
beſtehenden Breies (den man auf Seihpapier ſammelt und ſo lange 
mit Alkohol answaſcht, als die ablaufende Flüſſtgkeit Wilenchloride 
Löfung noch röthet), wenn man ein Gemenge von ſchwach geroͤſteten 
Bintlaugenfalz und der Hälfte feines Gewichtes faklimirten Schwer 
- in einem eifernen Gefäße zuvörderſt bei gelindem Yeuer ſchmilzt, dam 
aber, das Gefäß wohl bededend, Rärkere Feuernng eintreten läßt wuh, 
wenn hierauf fein blaues Flaͤmmchen mehr fichtbar wird, der fließen 
Maſſe 1/20 des Gewichts des geröfteten Blutlaugenſalzes an trocken 
carbonſaurem Kali zuſetzt, was die Maſſe in vollen Düunfluß bri 
Rrkaltet und mit Waſſer ausgekocht und tiefen wäflrigen Auszug 
bis zur Hälfte abgevampft und der Mbfühlung überlafien, erſtarrt 
zu dem zuvor erwähnten Brei. Das alfo gewonnene Bello 
Falium (Kalin:Azotlyantd ober Kalin-Mellonid oder M 
lanid =K Kay oder KMI) beſitzt, in Folge der Beimifcyung einer ei 
thümlichen Schwefel⸗ haltigen K= Berbindung, eine mehr ober weni 
gelbliche Farbe, die jedoch verfchtwindet, wenn man der warm, 
fievend Heiß bereiteten wäflrigen Löjung fo lange A jufeßt, ale 
ein (gallertartig = flodiger) Niederfchlag erfolgt, von diefen, d. i. y 
jener Schatigen KıBerbindung getrennt, und dann dureh gelöftes 
earbonat dis zur ſchwachen alkaliſchen Begenwirfung verfeßt und 
flallifirt, und fällt es hiednrch noch nicht farblos aus, aufs Neue, 
Bufak von etwas Eifigiäure warın gelöft und nun durch Verſetzen 
Lofung mit Thierfohle, Erhigen bie zum Sieden und Durchſeihen v 













— — — — — — — — —6 


——— — — — — 


) 


gereinigt, ba es dann in blendend weißen, gelöft ſehr bitteren, Waſſer⸗ 
haltigen. jedoch bei 1500 alles KryRallwafler entlafienden, nadelfdrmis 
gen, ſchmelzbaren entwäflerungefähigen Kryfallen anfchießt, hie in Blatins 
gefäßen gefchmolzen biefe ſtark angreifen, deren waͤffrige Löfung lößs 
lie Blei⸗, Silber und Merkur⸗Orydſalze weiß niederſchläägt und alfo 
gefällt, ausgewaſchen und getrocknet waflerfreies Pb-, Ag⸗, Mr⸗Mel lo⸗ 
aid gewährt. Während Kyankalin-Loöſung mit Jod geſotten, unter 
Bräunang viel J anflöfer, durch weiteres Erhitzen aber, ohne J:Entlafs 
fung farblos wird, und hierauf erfaltend erflarrt eine breiartige, kry⸗ 
ſtalliniſche Mafle von flühtigem und fublimicbarem, heftig riechendem 


Zodkyan (Ryan⸗Jodid) darſtellt, bleibt KMI, als Löfung mit J 


verſetzt und erhitzt unverändert, indem fi die braune Flüuſſigkeit ledig⸗ 
lich dadurch entfärbt, daß fie das Jod verflüchtigt; dagegen zerſetzt 
Melon, dem trodenen KJ beigegeben und erhigt, das K fich aneignend, 
und I in Dampfform vertreibend, diefes Salz; es deſitzt alfo ber 
Mellon genannte Gezweitſtoff ſtärkere Anziehung zu K ale das bis 
jet chemiſch für einfach erachtbare Jod! Dagegen wird vie KMl:Löfung 
durch Ch zeriept und Chshaltiges, in Ammoniaf mit gelber Barbe 
unter Bas: Butwirelung auflösliches Mellon, in Yorm eines weißen, 
ſchleimigen Nieverichlags gefchieben. Mit KOAO geſchmoljzen zerfällt 
das Melon in entweichendes Ammeniak und an KO gebundene Kyanz 
fäure; MI betrachtet als beflebend aus 3 Bertretungsgewichten Ky 
(3Ky2) + A fi theilend in 3 H und 3 O als den Beflandiheilen von 
3HO, giebt 3KyO u. AH3, Läßt man bei gelinder Waͤrme waflers 
freies Ch auf ein trockenes Gemenge von NaCh + KyKsy einwirten, 
amd gießt dann Wafler auf den Rückſtand, fo erhält ınan eine, dem 
Umfange nad) beträchtliche, Leichte, hellgelbblättrine Maſſe, die, ‚mittel 
Blühung von Ch und S befreiet, ſich wie reines Mellon verhält. Böls 
fel erhielt in 7 Mellon » Analyfen nicht nur um mehrere Procente 
ungleiche C- Mengen, fondern flets auch etwas (1,42 bis 2,090/,) H; 
was jedoch nur darauf hinwelſet, daß bie Darſtellung des unberingt 
chemiſch reinen Mellons mit Schwierigkeiten zu kaͤmpfen hat. Liebig's 
Einwürfe gegen Bölkel’s Verſ. findet man in Deffen u. . Wöhler’s 
<. L. IL 330 $. 
Mit den übrigen Laugmetallen läßt das Melon am Keißteßen durch 
Wechſelzerſetzung mit dem Ammon (AHs) nur auf dieſem Wege ſich 
verbinden; verſetzt man die wäffrige Löfung des BaCh mit der des XNI, 
fo erhält man BaMl in Form eines weißen, in vielem ſiedenden Wafs 
fer loͤslichen Niederfchlags, ver ausgewafchen und alſo gelöft, erfaltend 
ben größeren Theil feines Salzgehaltes in Form kurzer, durchfichtiger 
Radeln entläßt und defien Löfung durch Na0COg-Löfung wechſelzerſetzt, 
das in Wafler-haltigen, feidenartigen, glänzenten Nadeln kryſtalliſtrende 
NaMl gewährt, während gleichen Weges, mittelt Ammonoryds Carbo⸗ 
sat gewonnenes AH4MI jeiner äußern Befchaffenheit nach vom KM, 


m er —ñ er Eu 
. 





a 


— 


968 





nicht zu unterſcheiden iſt. Alſo gewonnenes Set if etwas ldelicher 

als BaMl, und noch Töslicher zeigt ſich das ſehr leicht fryRalliicenne 

CaMl, während MgMl, aus tem Bemifche von Bitterfalz- und KM:Löfung 

in weißen, verfiizten Nadeln kryſtalliſirendes MgMl alle genannten 

Melloaide an Löslichkeit im Wafler übertrifft. CuMl ericheint in Rorm 

eines ſchoͤn papageigrünen Niederfchlags, durch Vermiſchung von wäflrig: 

flüſſigem Kupferoxyde Sulphat und KMlsLöfung; hocdygelbes Kupfer 

Mellonür zeigt ſich, wenu letztere Löfung mit der des Kupferchloräc 

verfept wird, während unter gleicher Bebingung MnOSOz galiertförmig 

weiß, faure Kobalt-Auflöfung pfirſichblüthroth, Gifenorypdfalz 

Loͤſung dunfelgelb gefärbt, die der Ciſenox y du lſalze hingegen grün 

liche, jene des Brechweinſtein rein-weiß, und pie der Chroms 

oxydfalzge grün gefällt wird; ſaͤmmtliche genannte @rzmetall Nieder 

ſchlaͤge find fchwer löslich. 

Dermifcht man in fledendem Waſſer gelöſtes KMI mit Azotfäure, oder 

mit Hydrcchlorfäure, fo erfolgt bald Trübung des angenblidtidy klar 

gebliebenen Gemiſches, indem fi, im erfteren Fall unter Waſſer⸗ 

Berlegung, ein Ladmus röthender farblofer Niederſchlag mit dem Wafs 

fer zum Breie verbindet; war hingegen das Gemiſch waflerreicher, fo 

fällt die Brei bildende Maſſe in Form weißer Floden heraus, bie, 

gleich dem Brei, mit kaltem Wafler ausgewafchen und getrodnet, aus 

Hyrroazotiyanfäure oder Mellonwafferfiofffäure beftchen. 

Diefe if bleudend weiß, pulvrig, wie Kreide abfärbend, in kalten 

Waſſer ſchwer⸗, In fiedendem etwas mehr löslich, in Alkohol, Aether 

und Oelen, fetten mie flüchtigen, unlöslich, entzieht mehreren orgasi- 

fen Säuren, z. B. der Eifi,fäure, das KO (indem fle fih, ihres H 

« beraubt, mit dem hiedurch feines O beraubten K zu KMI verbindet) und 
geht, unter Maflerbildung, mit Metalloryden zu Mellonmetallen über, 
if daher zu betradyten als durch Mellon gefäuertes A, d. i. als oben 
genannte Säure. Bar das zu ihrer Darſtellung verwendete KM uns 
rein, fo enthält fie, aus deſſen Löjung durch A gefället, eine gelbliche 
Beimiſchung, von welcher Liebig vermuthet, daß fle aus einer 
Sähwefelmellonwafferfofffäure befleht, die aber noch wicht 
weiter unterfucht If. Mit KJ erwärmt, entwidelt die HMI: Eäure 
BHJ:Säure, für fich erhitzt entläßt ſie anfänglid A-Yas und HKy:-@as 
(gafige Blaufäure), gelbt ſich Hierauf und liefert dann angezünret mit 
purpurner Flamme verbrennendes Ky-@as; (vergl. oben ©. 873 m. f.). 
Auch die zeinfte von Liebig dargeſtellte HMI- Säure enthielt noch 
Spuren von KKy ober von KOKyO. Als Liebig und Wöhler 
völlig trodnen Harnfoff (f. w. u.) für fi langfanı. beftillirten, 
erhielten fie einen neuen, ber Mellon: Reihe unterzuorbnendin, biendende 
weiß pulvrigen, in fledendem Wafler unlöslicgen, in Alfalien und Eäns 
sen leihtlöslichen, durchaus durch Neutraliſtrung fällbaren, durch läͤn⸗ 
geres Binwirken dieſer Gegenſtoffe in Kyanfäure und Ammoniof zer⸗ 


eg — — — v7 


Fallmden Stoff, der trocken erhitzt citrongelb wied, durch Biken in Kyans 
gas und Azotgas auseinander tritt und aus GG A4 HA4:O beſteht. 


2) Die zuvor in ber Anm. erwähnte Ueberjchwefelblaufänre (= 


[nimm man 2 Atom Am=A] CaASz3-+H ober H-+oHsy-+5S) wurde ſchon 
vor längerer Beit von Bagel, aber von ihm unerkannt bargefellt, 
als er eine gefätligte Löfung won KM Kayz mit waſſerarmer Schwefel- 
ſanre verfehte, foäterhin von Böhler dagegen dadurch hervorgebracht, 
daß er anſtatt lezterer Säure HCh in jene Loͤſung treten ließ; gleich 
zeitig wurde biebel, in: Bolge der Anwefenheit von: zinex hiezu bins 
teichenben Menge von Hybrochlorſaͤure, die zugleich mir aus geſchiedene 
Blaufäure in Ameifenfänre (Fo; 6.878) und Ammonoryd oder 
Ammoniak⸗Hydrat verkehrt, ©. 702. Zunleich Toihmt- abet auch etwas 
CO, uud CS,, ». i. Garbenfäuse und Garbonſulfid oder Xanthogen 
(Ig; ©. 875) zu Staude und Alles vieſes, jebigem Zuſtäade der 
Wiſſenſchaft gemäß, :in’ einer Theilmgeweiſe, wie folgende Formeln⸗ 
Felge es zu veranfchaulichen verfucht, in der jedech, ſiatt A un» H ale 
Bertretimgsgewichte (D⸗G) over Acanivatents anfzuführen , viefelben 
als fog. Atome, alfo in Doppelt fo großen Zahlen anegenrädt-Worben; 
8 Keyn (deren 8 Atome H: aus jenen 4 Bs® Hydrochlor ſtammen, 
deren 4 Ch dazu gedient hatten, den 4 Verhaͤltniß⸗Gewichten K Kay 
ihren Ks ®ehalt zu entziehen) find gleich (8 88 HB AB) und‘ verlieren 
nach und nach, durch Zerſetzung und theilwelfe erfolgende Umbildung, 
veranlaßt durch die erregende Einwirkung weiterer, über jene 4 V⸗G. 
hinausreilgender Antheile von Hydrochlor, zum. Theil unter nach und 
nach erfolgender Nitaufnahme von 5 B⸗G. Waſſer, nachſtehende 
Beſtandtheile: 


Cs Ss Ag He 
Ca Sg Ay Ha 4 A. oder 2 DB, Beergmefsinfir 
C & —= 1 V⸗G. Xg 


C +% =1®%®. CO 
bleiben C2 Ay Ha vie + 4 B⸗-G. HO geben: 
02 Ba +0; = 1 BV⸗G. Fo 


" Met Aa Ha die + Hıo der zerfeßten 5 V⸗G. Wafler und unter 


Aufnahme von 2 V⸗G. Hyrochlor 2 V-G. Ammonchlorid oder 
Salmiak, d. i. 2mal AH,Ch (oder, nach) Atomen, Zmıal A, HB Che). 
Die Shwefelblaufäure riecht übrigens der Eſſigſänre ähnlich, was 
Th. v. Grotthuß wähnen ließ, fie erfcheine, durch Behandlung mit 
verdhnnfer Mineralfäure aus dem gelöften K Kaya entwidelt, von A 
begleitet. @ie war früher fon Winter! und Porrett bekannt 
uud wurde von Erſterem Blutfäure genannt, obgleich fie nicht im 
Blut, wohl aber fpurenweife, im Speichel aufgefunden worden; bie 
Bermuthung, daß FegtKoy das Röthende des Bluts varftelle, mithin, 
in Verbindung mit einer Ayotshaltigen organifchen Zufammenfehung, 
base Hämatin (d. i. bes bie Möthe des Blutroth oder der Blut⸗ 


wo 


... kirverchen bediagenden Bildungsthelles) gewähre, iſt wiederholt aufs 


‘ 
. 


“ . 
- 


getaucht, aber bis, hicher unerweislich, wiewohl außer Zweifel ftcht, 
daß Fe (nit orydirtes, fondern metallifches) im Hämatin, wie im 
Blutroth, gugegen iR; denn Chlor entzieht beiden (fie bleichend, 
m. Einleitung in die neuere Chemie S. 608) Fe, damit Bifenchlorid 
herſtellend, aber auch Schwefelfäure vermag Bleiches zu leiften, und 
zwar fo yollkänkig, daß bie von dieſer Ausziehungsfäure gefonderte 
organifche Mafle, ausgewafchen, getrodnet und verbrannt durchaus 
Eiſen⸗freie Aſche liefert, aber der Rüdftand von ſolcher Musziehung 


. bes Sämatin iſt nad wie vor rot. Halte man Abrigens bie Hämatin. 
: ‚sber die Wiutrotg = Bleichung mit Chlor wollzogen, fo enthält die von 


..ı dem weißen, . Hodigen Ruͤckſtande getrennte wäflrige Flüffigfeit, außer 


em Gifen, auch noch Gchwefelfäure, Phosyhorjäure und 


. : Ralf, was baronf hinweifet, daß im Hämatin, wie in dem ganzen 


Bluthroth (das neben dem an ' fi farblofen Blobulin auch no 


andere muthmaßlich ebenfalls Broteinzartige Gebilde enthält) and 


Schwefel und phosphorſaurer Kalt enthalten find. Löſt mar 
xg (C5) in mit Ammoniaf gefättigtem Alkohol, fo bildet es fh um 


. .. in Schwefelammon (AH3S) und in eine Verbindung von Hydrothion 
«mit Hydrokyanihion (oder Schwefelblaufäure = CAHS; oben ©. 965); 


verfegt man dagegen einen KOHO-baltigen Alkohol mit Xg, fo entſteht 
in Bolge ſtaͤrkerer Saͤureforderung des hiebei Feiner Zerfegung erliegens 
ben ſtarken Salzgründers nur Zanthogenfäure, gebunden au KO; 


oben ©. 837 u. m. Orundzüge I. 622 x. 921. Erhitzt man bagegen 


.. Shwefelfygan-Ammon (Ca AS2 + AHs) für fd, fo bildet ſich 


außer dem Mellon (Ce Ay; oben ©. 966) auch das ebenfalls von 
Liebig entdedte Melam, das betrachtet werben darf als hervorges 
gangen aus der Verbindung von 2 V⸗-G. in statu nasc. befindlichen 
Mellon's und 3 V⸗G. im Freitverden begrifienen Ammoniaks; Mig Akz 
(S. 876) = 2C 6 Aa +3 AHz = Cje Aıı Hy; (Mnnal. der Chem. m. 
Bharm. a. a. D. u. 2. II. 330 ff.). Zieht man von der Bormel des 
Tyanürfauren Ammonoxyd (d. i. die G. 875 beichriebene Ibaflge 
fefte Kyanärfänre neutralifirt mit Ammoniaf) = AH4O-+C6 Az 
03 == C6 Ay Hy Os ab 4 V-G. Wafler (Hy O4), fo bleibt übrig 
die Formel für ein VB⸗G. Mellon = C6 A, Das Schwefellyans 
Ammon: bereitete 2. zur Melam = 10. Bildung, indem er ein Gemenge 
von 3 Theilen und darüber Salmiak mit 1 Echwefeltyankalium deſtil⸗ 
lirte; die Serfehung erfolgte um fo vollftändiger, je weniger man die Er⸗ 
höhung der Temperatur über Wafferſiedhitze hinaus befchleunigte. Es 
entwickelte ſich gaſiges Ammoniak, Xg (faft !/s des Gewichts bes au⸗ 
gewendeten Schwefeliyanlalium) und es hinterblieb ein weißgrauer 
Kückſtand, ber ausgewafchen fih in Wafler, Weingeiſt und Aether 
unlöslich zeigte; e8 war das Melam, das, durch weiteres Erhitzen 
bes Serfehung unterlisgend, zunächR ſich gelbt und dann aus Diellom 


9 


(ver 11—12 Jahren son 2. Melon genannt) heficht, das, als ſolches 
„mit Saltlange erhigt, andauernd Ammoniak entwideht und, nad Been⸗ 
digeng dieſer Cutbindung abgekühlt, feinenertig glänzende Kryſtalle 
entlaßt und zu dergleichen endlich gänzlich: erſtarrt; es iſt ein Gemenge 
von ARyanürfäuren, Kali und Kali: verbunden mit einer andereh, 1834 
von Liebig dargeſtellten mb Eyanyiiäure genannten. Säure; 
@.e.D.xX 6745 ff) Bir Melam wit potfänre von 
1413 Bigeng. bie gu feiner gänzlichen Aufläfang gekocht, fo entlaßt 


‚vis Biäffigfeit, erkaltend, Ixyfallinifhe Kyenürfänre; während des 


@iddens bilder ſich viel Ammoniak, befien Gegenwart die Gutftchung 
ker Kyanürſaure bedingt. Mit KOHO neichmeigen geht das Melam in 


" Ryanfhure über, die an Kali, es neutraliſtrend, gebunben verbleibt; 


zugleich entwidelt fich ebenfalls viel Ammonial, Siebet man Melam 
bie zu feinem Verſchwinden mit mäßig Rarler Kalilauge nur dampft 
dann die Bläfigfeit weiter. ab, fo tritt ein Zeitpunkt ein, in welchem 
fig glänzende kryſtalliniſche Blättchen ausſcheiden; fie nd das Mes 
lemin==Cg AgHs (Cs Ay -+ Ay He) ein Salzgrümber, der, in Alkohol 


us Sether unlöslih, in Faltem Maſſer ſchwer, in ſiedendem leichter 


lösher, aus feiner erlaltenden Löfung. in großen Rhombenoctaedern 
anfchießt, die lebhaften Blasglanz befiben, erwärmt verkniſtern, erhigt 
ſchmelzend eine Flüſſigkeit bilden, die an ben Blasiwänden anfleigt, 
ohne zu fublimicen, anf glühenden Bilafe hingegen abfließen und fich 
unter Entwickelung von Ammoniak und Hinterlafiung zitrongelben RNück⸗ 
ſtenbdes zeriehen und unter Kys und As@ntwidelung völlig verſchwin⸗ 
den. Im Verhaͤltniß von 1 B:&. mit 1 VB⸗G. Säure serbunden, 
hebt es die faure Gegenwirkung Feiner Säure gänzlich auf, wöhl aber 
bilden 2 B+®. deſſelben mit 1 Gäure bafifche, in Abficht auf 
Gegeswirtung auf Blanzenfarbitoffe vollkommen neutrale Salze. Geine 
Anzichung zu ben Gäuren iR flärler, ale bie des Ammonoryds und 
mehreren Erzmetalloxyde. Mit AgO urb AO, und AgO bilvet es ein 
fhwerlösliches Eryflall. Salz; desgleichen mit Schwefelfäure, Oralfäure 
und mit AOs im Falten Waſſer fchwerlösliche Salze, mit POs ein in 
heißem Waller leichtiöslihes, mit A und Fo nur leichitäsliche kry⸗ 
Bellifche Salze. Mit K zufammengefchmolzen bildet es, unter Feuers 
erfcheinung and AimmoniafrEntwidelung, gleich dem Mellon, Mellous 
talium (oben ©. 967), das auch neben fyanürfaurem Kali hervors 
geht, wenn jenes im Ueberfluß mit KOHO geſchmolzen wird. Meben dem 
Melamin bildet ſich bei oben gebachter Auflöfung des Melam in 
Kolttange, eine an KO gebunden bleibende, Durch Eättigen der Lauge 
mit irgend einer Säure daraus in Form eines lodern, kryſtalliniſchen, 
weißen Niederſchlags ansgefäll’t werdende, ſchwaͤchere BVaſe, das Am⸗ 
melin = Cg As Hs 5, die aus ber wäflrigen Loͤſung ihres, große, 
lange, farbiofe quadratiſche Gäulen bildenden Azotat durch Ammoniak 
Aſtelliniſch niederſchlagen wird, in Waſſer, Weingeiſt mb Aether 


w: 


wmlsslich, in wäflrigen, firen Allalien und ben meiften "Säuren leicht 
aufloslich if, für fi Ammoniat entbindet und gelben Rückſtand übrig 
läßt, der geglühet fich verbält wie jener vom erhigten Melamin ver: 
bliebene. Mit azotfaurem GSilberoryd giebt es einen dem eutſprechen⸗ 
den Melaminfalze Amlicyen Niederfchlag; mit KOHO verrichen, blähet 
es fi, Ammoniah una Waſſerdampf heftig entwidtelnd, fehr auf, giebt 
bann aber reines, kyanſaures Kali; es kann betrachtet werden, als 
hervorgegangen durch innigſte Bereinigung von C5 As mit AHz-42HO. 
Loͤſt man es, oder ſtatt vefien auch Melam, in waflerarmer Schwefel» 
.  fänre auf und miſcht dann Weingeift Hinzu, fo bildet ſich Küffig blei⸗ 
bendes :fanres ;suchwefelfaures Ammonoxyd und Ammelid, Dt. eine 


1: »bem-Snmelin phfic ſehr ähnliche, aber nicht bafifje, in Gäuren 


anflösliche, daraus ſchon durch Weingeift und vurch Waffer, cher no 
durch Alkalien faͤllbare Verbindung von Cı2 Ag Hs Os, bie au durch 
Kochen des Melamin mit wafleravinee Azotfäure zu Gtande kommt. 
Die oben gedachte Eyantifäure (Kyanilfänre) flellte Liebig unter 
. anbern auch dadurch dar, daß er jene’gelbe Verbindung, welche zurüd 
. bleibt, wenn man Schwefelkyankalin (befierer Verflähung wegen gemengt 
mit dem Doppelten feines Gewichtes fein zerriebenen Kochſalzes) durqh 
Ch-Bas trocknen Weges zerfegt, dann mit Waſſer abwäſcht und hieranf 
mit Azotfäure kocht; aus der ktaren Auflöfung fchießt fie dann fm langen, 
farblofen, durchſichtigen, verſchobenen Kfeitigen Prismen oder in Quadrat: 
Octaedern an, bie lebhaft perkmutternlängend, ihr Kryfallwafler an 
warmer Luft auswittern, an Löslichkeit in Wafler die Kyamürfäure 
übertreffen, im entwäflerten Zuftande erhißt, fich verhalten, wie unter 
gleichen Umfländen die Kyanürfäure ſich verhält, d. h. ich in unlöss 
liche, weißliche Kyanürfäure verwandeln, und bie, unverwittert, procentiich 
wie die lösliche Kyanırfänre zufammengefeht, wie biefe beim Trocknen 
210, Waſſer verlieren. Die Ajotfäure, die zur Bildung der Kyanils 
fäure gedient hatte, enthält etwas Ammonoxyd. 2.6 Analyſe zufolge 
AR die Ayanilfäunre = CEs Es As Os, d. i. mit 6 V⸗G. Urygen 
verbundenes Dielamin. Das Chlorkyan fand &— Kyz + Chz 
‚zufanmengefeßt. Abſoluter Alkohol TöR es, ohne Zerſetzung zu bewirs 
fen, wäfleiger hingegen nimmt es zwar anch leicht in ſich auf, aber 
bald darauf erfolgt Heftige Exlbfterhigung, begleitet von HCh Ent» 
widelung und von Trübung durch eine Menge in glänzenden Würfeln 
Icpflallifirter Kyanurfäure. Lebtere verdankt ihre Benennung ber 
Thatſache, daß man fie auch darzuftellen vermag aus Harnfoff, 
d. i. aus dem ben gefunden Harn (ovoos) kennwerthlich begleitenden 
Bildungstheil; denn erhigt.man ihn über feinen, bei 1200 C == 960 I. 
liegenden Schmelzpunkt hinaus, fo zerfällt er, war er waflerfrei geweſen, 
in Ammoniak und Kyanürfäure (während er mit 4 VB⸗G. HO in Ammon 
carbonat fich umbildet). Es beftcht derfelbe nämlich ans Ca Ha An On, 
hiezu H,04 = 2 002 +2 AH40. Der HSarnfoff wurde von Rouelle 





entbeckt umb galt lange Zeit als fog. Ertractivſtoſſ des Harnus (Harn⸗ 
erteact), weil man ihn nicht zu reinigen wußte. Man fcheidet ihn aus 
dem Meufchenharn (dev mancher vierfüßiger THiere iſt harnſtoffreicher; 
am meiften enthält ber Katzenharn), indem man ihn bie zur bannen Eyrupss 
zähflüffigfeit abvampft, dann mögliäft abfühlt und mit beiläuflg dem 
Dopyelten feines Raummaaßes an farblofer, mäßig flarker Azotſaͤure 
vermiſcht, was ihn zum Breie erflarren macht, weil er mit der Säure 
za kryſtalliniſchem azotfaurem Harnfoff fidh verbindet. Hierauf 
aufs Fılter gebracht, und, nach dem Ablaufen des flüſſigen Theiles 
zwiſchen Zließpapier ſtark gepreft, dann in Fleinfler Menge ſtark vers 
bännter, fiedenb heißer Azotfäure geläft und wiederum kryſtalliſirt, ſtellt 
ſich das Harnſtoff⸗Azotat nahe farbios, aber nicht geruchlos dar, 
Man vermifht es nun mit wenig Waſſer und zerfeht es mit carbon⸗ 
fanzem Baryt, dampft das Banze gelinde zur Trockne ein und ents 
zieht ihm ven Haruftoff mit falten Mifohel; ber Auszug durch Deſtil⸗ 
Iarion Yon Allohel befreit, entläßt den Harnſtoff faſt farblos und nur 
wenig nach Haru riechend. Nochmals umfryſtalliſirt bildet er farbe 
lofe vierfeltige, geruchlofe,. Eühlend ſchmeckende, bei 1200 C unzerfept 
ſchmel zende Prismen, die geſchmolzen und dann erfaltend eine kryſtalli⸗ 
niſche, in Wafler ſehr leicht und in Weingeift ziemlich löeliche, farb⸗ 


bloſe Naſſe gewähren. Aus feiner Löfung faͤll't ihn Oralſaͤure in 
glaͤnzenden kryſtalliniſchen Schuppen (oxalſe Harnſtoff); auch andere 


Gäuren verbinden ſich mit ihm, indem er gegen fie ſchwach baſiſch 
wirft; fo 3.2: au die Mildfänre, mit der er ebenfalls kryſtalliſirt. 
Seine Grundſtoff⸗Verhältniſſe ſfind — (2 H4 A2 On und gewähren daher 
die Möglichkeit feiner Umwandelung in fyanfanzes Ammonoxyd, 
im das er auch fihon beim Erwaͤrmen feiner Kıyfalle, ja ſchon beim 
Kruftallifiren (und dabei für den ſchon kryſtallifirten Theil Waͤrmend⸗ 
Wirken) theilweife übergeht. Drei B⸗G. Haruſtoff = Ce Hı2 Ag Os 


‚geben , wie oben bemerkt, für fi erhigt 3 Ammoniak und 1 Kyanfırs 


fänre. Schon die gegenfeitige Einwirkung von Ky und HO macht 
Darnfloff hervorgehen, der, wie aller kümſtlich erzeugte, unbedingt 
geruchlos iR, Azotichtſaͤure wandelt ihn in Barbonjäure um, indem 
von beiden Seiten Azotgas frei wird. AgOAO; Löſung madt ihn 
ia Kyanſaͤure und Ammoniak zerfallen, wenn fie damit anhaltenb 
gefotten wird. Schon Heine Diengen defielben reichen hin, geloͤſtes 
Kochſalz zu octaedriſcher und gelöflen Salmiak zu eubiſcher 
Kryſtalliſation zu beſtimmen. Letzteres tritt auch ein, wenn Salmiak⸗ 
Zöfung mit Ochſengalle und Lackmus⸗Abkochung längere Zeit in Bes 
rährung bleibt; ja ſelbſt Dippel’s Del feheint Aehnliches bewirken zum 
tannen. Ghbertio enifleht er and aus Harniäure Ur==C;H2 A203, 
oder vielmehr aus deren Umbildungen, 3. DB. aus DOxalurfäure 


- = (6 Ba A, 07 +HO; andauerndes Sieden ihrer Böfung macht fie 


ſich umbilden m 1 86. Harnſtoff⸗Oxalat and 1 freie Oralſaͤure. 


u _ a2 ae sel a7 wm __ 


97 


Ebenſo acht bas Muterid —= Cıg Hs A; Og,. wenn deſſen ſiedende 
wäflrige Pöfung mit Öydrochlorfäure verfept wird, unter Bildung von 
Muresan == Cs6 Ha Ag 05 (das ſich nieverfchlägt) von Ammonial, 
Alloxan = C4BHg AO: und Allorantin = CH H; AR Oro, in 
Harnfoff = CaH4A20% über; es geben nämlih 3 Br, Murexid 
= 360 18H 15 A und 240, nebſt 15 Waller = Cy6 Ha; As Ogg 
folgende Erzengniſſe: 

2 BB. Murexan = Cı2 Hg As, 010 
„ Aumonial= „— „6 72 »— 
„ AMlosan „12 „6 "3 "15 
„ Mlloxrautin= „8 „5 „2 „10 
” Haruſtoff II WIEN: 


DD m @ o 


"36 #33 mı15 "3% 
Trägt men bie Harufänre in fehr waſſerarme Azotfäure, fo bildet fe 
ſich, unter Werhfelzeriekung mit Waſſer zerfallenn, ſogleich um is 
Alloran, Ammoniak und Garbonfäure; es werden nämlih.9 V⸗G. 
Waſſer und 3 O der Azotfäure mit in bie Wechfelwirkung ‚gezogen, 
wodurch dann zugleih 1 B⸗G. AQDg Gas zur Entwidelung gelangt, 
wie folgende Ueberſicht darthut: 3 Harnfänre find gleich 15C 6H 6A 
u.90 + 9H0 + 30 = Cjs; Hıs As Oꝝ geben 3 8:8. Alloran 
== Ci2H6 A30ı5 + 3 Eorbonfäure und 3 Ammoniat = (75 415 As Oꝝ; 
Isstere binden noch 3 Wafler und gewähren fo 3 B:&. carbons 
ſanres Ammonoryd; frei wird 1 V⸗G. AQz Bas. Die Harz 
fäure (Aid. uricum), von Scheele in ben Harnfeinen entdedt und 
daher von ihm Blafenfleinfäure genannt, findet ſich nicht nur im 
‚Harne und den Garnfleinen, ſondern auch, an Natron gebanten, in ben 
Gelenkknoten (Gelenk⸗Concretianen) der Gichtkranken, und ie verhälts 
lich großen Mengen in den Excrementen der Schlangen (zumal ber 
Riefenfchlange), der Bögel, daher im Guano, d. i. dem vermoderten 
Geenögels Dünger unbewohnter fühamerikanifcher uud afrikanifcher Eis 
Ianve (m. Grundz. I. 604); der enthält: 9 bis 160/0 haruſaures und 
auch oralfaures Ammonsryd, neben vielen andern Salzen. Ban ents 
zieht fie dieſen organifchen Erzeugniſſen mittel Kalilauge, flirirt bie 
Auflöfung und gießt fie ſiedendheiß in Aüberfchüflige, verhünnte, heiße 
Gchwefelfäure, wodurch fie, vom Kali geſchieden, Riederihlagform 
gewinnt und hierauf ausgewaſchen und getzodnet wird. Bällt fie nicht 
vollfommen weiß aus, fo unterwirft man fie nochmals derfeiben Bes 
banvlung. Alſo gereinigt ſtellt fie dar ein feines, ſchuppig⸗iryſtallini⸗ 
ſches, geſchmack⸗ nad gernchlofes, in Altohel uud Mether unlösliches, 
tm Wofler kaum löshares, im Vitrioloͤl unzerſetzt anflösliches Pulver, 
das mit Nilalien nentralifirt weiße, koörnig⸗kryſtalliniſche, im Wafler 
fihwerlösliye Galze gewährt, bie in Kalilauge leicht auflöslih find 
und darans durch Carbonſaͤnre geſchieden werden, während ſich Alkali⸗ 
carbonat bildet, als gallertartiges, ſaures Salz. Von Azotſaͤure wird 


9 


bie Garnfaͤure leicht aufgeläfk, dabei abet, während der Berdampfungs⸗ 
Outwäflerung in eine purpurrothe Mafle verwandelt. Cie beſteht aus 
C;H2A203, enthält aber, wie Benfch füngf nachgewiefen bat, 1 HO, 
iR daher von dieſem bafijchen, durch flärfere Bafen entbinnbarem Wafs 
fer getrennt = C; HA, 02; teoden beftillist zerfällt ſie im mehrere, 
jum Theil ſehr verfchiedengenttete Erzeuglinge, nämlich, unter Waflers 
GEutlafung und Bildung von Sarbonfänre, in Hydrofyanfäure- und mit 
Kyanärfänre fublimirten Harnfoffz es geben nämlih 5 B-@. wafler- 
baltige Harnfänre = 25C 10A 10H 015: 


1 Öyprofyanfüurrr = 2 C1 A. ı H - O 
1 Ryanürfäure = 6" 3 3 8 
1 Harnfloff = 2z 2 kn 2m 
2 Baffer = - vu 2 2m 
4 Earbonfäure = An - en - u Bm \ 
Azotreiche Kohle —11 4⸗ „=. 


25 C10A 10 H 15 O 
Erhigt man Harnfäure mit PbO, und Waſſer, fo bildet fi Bleioxyd⸗ 
Dralat (PbO 053), Harnfloff und Allantoin = CH, AA +HO, 
b. i. ein im Waſſer fehr ſchwerloͤſslicher, geſchmackloſer, ans fiedendem 
durch Abdampfen in Fleinen farblofen, rhomboedriſchen Prismen ans 
ſchießender, in Kalilange auflöslicher nud durch Kochen mit derfelben, 
unter Aufnahme von 7 HO in 4 AHz nnd 4 C203 zerfallender, mit 4HO 
volle 4 B- ©. Animonoryb- Dralat darſtellender, durch Erhitzung zer⸗ 
körbarer Stoff, der ſonſt als Säure betrachtet mb Allantoisfäure 
oder (irriger Weif) Amnios:Säure genannt wurde, weil er ſich, 
fihon fertig, in der Allantoisflüfftgkeit ber Kühe vorfindet, in der ihn 
Bauquelin und Buniva zuerfi auffanden. Mit Schweielfäure ' 
erhitzt entwidelt er, ber Säureforderung entfprecgend, Ammonoryb, 
begleitet von Garbonfänre und Carbonoxyd⸗ Bas. Indem nämlich 
41 BIS. Wafler aus der wäflrigen Schwefelfänre hinzutreten, gehen 
hervor 4AH, O0 + SOz3 (vier Ammonoxyd⸗Sulphat; 4 CO, md 
4 CO ®a6 Csg A. His Oi6. Das zuvor erwähnte Alloran, ſonſt 
audy genaunt erythiſche Säure, fryftallifirt, hatte man es yon 
anhängender Säure gänzlich befreit, aus feiner wäflrigen Löfuug, nach 
Maußgabe der Menge des beigegebenen Waſſers, entweder mit oder 
ohne Waſſer: im erfteren Falle aus der flevenpheißen, nicht völlig 
gefättigten Loſung, in großen, farblofen, diamantglänzenden, 6 V⸗G. 
Kryſtallwaſſer enthaltenden Rhombenoctaedern; im letzteren Falle aus 
gefättigter fledender Löjung in gefchobenen vierfeitigen Eäulen, die 
widrig riechend kaum falzig fchmed:n, Ladmus zöthen and die Haut 
yurpurm zärben, ein Berhalten, was an das oben erwähnte ber Harn⸗ 
fänre zur Azotſaͤure erinnert umb vor beiläufig 40 Jahren von Kopp 
d. & zur Seugfärbung in Vorſchlag gebracht wurde. Behandlung mit 
Yerbünuter Azotſaͤure macht übrigens aus der Harnjäure zunaͤchſt 


996 
—bt 

hervorgehen viel Alloxantin Cs Ag Hs Oo, dad man am beflen 
erhält, wenn man 4 Harafhuce mit 82 Wofler in’s Sieden bringt und 
dann allmählig, unter Retem Umrübhren mit einem Blasflabe, verbünnte 
Azotſäͤure zuſetzt; die alſo bis zu 1/3 ihres Raumumfanges verbampfte 
+  Btüffgkeit entläßt, erlaltend, allmählig in fchiefen vierfeitigen Prismen 
kryſtalliſtrendes Alloxantin, das, anfänglich farblos, an ber Luft 
bald gelbet, in Ammoniak aber rofenfarben uud purpurn geröthet wirb; 
ta kaltem Waſſer ſchwer, in heißem leicht löslich, bildet es mit Baryts 
wafler einen veilchenblauen, durch Erhitzen farblos werdenden 
Niederſchlag. Es roͤthet Ladmus und befigt daher in der That faure 
Gigenfchaften. Chlor und ebenfo Azotfänre wandelt es in Alloxan, 
während umgefehrt Osentziehende Etoffe (3. ®. HCh, HS, Zn) aus 
der Alloran-Lifung Allorantin zu Stande Fommen maden. *) Laͤßt 
man dagegen in ſiedendheiße Allorantin-Löjung HS:Bas treten, fo ent⸗ 
lebt, unter Ausicheidung bes S, ein aus Cg A2 Hs Oio das Alles 
zantinsÖyiscogenür, das jedoch ſchon beim Abdampfen in neue 
Grzeuguifie auseinander tritt. Hatte man dagegen flatt HS ber ſiedend⸗ 
heißen Löfung AmmonorygdsGarbonat beigegeben, fo erfclgt ein pulvrig 
weißer, buch Erwärmen blutroth werdender, gelöft den Salzgründer 
ber AgO-Galze (hierin ber Mllorantiulöfung ähnlich) zu Silber her⸗ 
Rellender Niederfchlag, der Barytwaſſer weiß fällt und, aus C5H; A30g 
beſtehend, betrachtet werben dürfte als ein Aid (S. S76) des um 
. 2,0 feines Oxygengehaltes geminderten, d. i. bes besorypirten Alloxantin. 
Behandelt man Alloran mit BaO-Löfung (oder mit einem dieſen Salz⸗ 
gränder vertretenden Alkali), fo wandelt es fih in Alloranfänre 
== C4aAH0O, + HO um, die man vom Baryi mittelfi Schwefelfäure 
ſcheidet. Sie kryſtalliſirt in concentrifh gruppirten Nadeln, die ſehr 
leihtlöstich find, Fark fauer fchmeden, durd HS nicht entmifcht werben, 
in Waſſer gelöft Zuder unter H-Entbindung auflöjen und nicht wieder 
in Alloran zurücdgeführt zu werden vermögen, obgleich die Säure, mit 
Einfchluß des HO, mit demfelben procentifh glei) zufammengefeßt und 
außerdem fehr zerſetzlich iR; denn erhitzt man wäflrig-flüffigen allorans 
fauxen Baryt bis zum Gieden, fo zerfällt fie in Harnſteff und Meforals 
fänre = C304-+HO (als ſolche fi) den Dxycarbonſäuren anreihend; 
oben ©. 506 und 873 Anm.), die fih ale weißes, unlösliches Baryt⸗ 
falz nieberfchlägt, während ber Harnfloff gelöft bleibt, Diefelde Eure 
bildet fh aber auch, wenn zur ſiedendheißen Blelorydacetat s Löfung 





*) Hatte man bagegen das Alloran, ober ftatt deſſen au Harnfäure, in mänlg 
ſtarker Ayotfäure aufgeläft und die Auffdfung zur Gaftsidle abgedampft, fo kry⸗ 
ſtalliſiet Heraus: Parabanfaure = C3AQ, 4 HO, in farhiofen, ſehr hünnen, 
breiten Briten ober aud in Blattchen, vie Iufibekänbig und ſehr leichtlseich 
—* ſtark ſauer ſchmecken, und aus Silberaufloͤſung weißes, parabanfaureg AgO 

en. 


M 





Alloran⸗ofung getroͤpfelt wird; es ſchlaͤgt ſich unläsliches meſoxalſaures 
Bleioxyd ale ſchweres, weißes Pulver nieder. Die Meforalfäure ſelbſt 
iR leichtisslich, fehr feuer, Ladmus zöthend, unzerſeht fledungsfähig 
und IrgRallificbarz 2 BB. Alloxan erzeugen 1 Harpfloff und 2 Meſoxal⸗ 
ſaͤnre. Berſetzt man dagegen gelöftes Alloran mit ſtarker mäffriger 
Ammoniaktöfung, läßt das Gemiſch einige Zeit hindurch ſieden und fügt 
denu Aberfhüffig hinzu verbünnte Azotſaͤure ober verbünnte Schwefel 
fänre, fo ſcheidet ſich eine gelbe Sallırte, d. i. eine dem Mllantoin ifos 
mere Berbinbung, die gewaͤſſerte Mykomelinfäure= CgA,H; Os, aus, 
bie getroduet eine gelbe, ervige, geſchmackloſe Maſſe darſtellt. Mit 
Rarken Ealzgründern, z. B. Ammoniat, zu löelichen Salzen verbunden, 
erhöhet ſich ihre Anziehung au Waſſer bis zur chemifchen Feſtigung 
and dann flellt fie der die, im bemerkten Falle, an Ummonoxyd gebuns 
Vene Dralurfäure = 05 A2H3 07 +HO; ein shwrrläsliches Galz, 
befien mit. flärferer Säure verfehte wäflrige Löfung die fhwächere 
Dralurfäure in Form eines weißen, kryſtalliniſchen, fchwerlösiichen 
Zulvers entläßt, das, feiner. Echwerlöslichkeit. ungeachtet, Fark ſauer 
ſchmeckt und gegenwirft und deren Ammonuryd» Salz Silberoryb 
bidflodig weiß (in heißem Waſſer löslich und daraus in feidenglängen- 
deu Nadeln Irpfallifivend) niederſchlaͤgt. Anhaltendes Sieden ber wäfl- 
rigen Löfung diefer Säure macht fie zerfallen in Harnflofforalat und 
Dralfänre. Das Ammonorybs Oralurag kommt übrigens auch 
zu Stande, wenn man in Ammoniak⸗Hydrat Falt.aufgelöfles Allorantin 
der Luft ausjeht; das hiebei verfegludte Oxygen. entzieht H, damit 
Baffer bildend, und hinterläßt das genannte Salz, VWerſetzte man eine 
wäßrige erkaltete Mlloran: Löfung zuvorderſt mit tropfbarer Schwef- 
ligtiäure und hierauf bis zur Gättigung mit Ammouiak, bringt 
dann das Gemiſch in's Sieden und läßt es num erkalten, fo erhält 
man, in Form dünner perimutterglängender, kryſtalliniſcher Schuppen, 
das. fhwerlösliche thionärfaure Ammoniak, deſſen (Bilder aus 
feinen fauren Auflöfungen metalliſch fällende) Eäure, durch flärkere 
gefchieben, eine weiße, leichtlösliche, ſauer ſchmeckende und Tryfallifirende 
Mafie gewährt, die = Cg82 Ag Hr Oıa (= Cs Hs As Os + 25052 HO) 
iR, deren bis zum Sieden erhitzte wäſſrige Löfung in 3 Schwefelfäure 
und 1 Uramil = CyAzll;0g zerfällt, das, die ganze Blüffigfeit 
verdickend, ſich in zarten, feidenglänzenden Blättchen ausicheidet, und 
das man am leichtefien gewinnt, wenn man bie 2öfung des zuvor 
gebachten Ammonoxyd⸗Salzes mit wäffriger Hybrärhlorfäure kocht, ober 
wenn sine mit Salmiaf verſetzte Allorantin - Löfung zum Sieden gebracht 
wird; im letzteren Halle fcheidet ſich dann zugleich mit ab: Alloren 
un Hyprochlorfätre. Erhitzt man Uramil andauernd mit verbünnter 
ESchwefelſaͤute, fo bildet es fi) um in Uramilfäure, beögleichen, 
wenn man es mit Kalilauge ſiedet. Diefe Säure iR in Wafler Löslich, 
züiget Sucmus ſchwach, Iryfalliist in farblofen, ae Priswen 


8 


oder in feidenglängenden ſchlanken Gänldhen, 1ER ſich unzerfegt in 
ſtarker wäflriger Schwefelfäure auf, ohne fle zu färben, wird dagegen 
von Nzotfäure zerfegt und bildet nur mit den Alkalien lösliche Ealze, 
Erhitzt man gleide Theile Uramil mit Merkuroryd und 40 Waffer, 
fo färbt fich die Fläffigkeit, von entſtandenemn Mureryd (oben 6. 974) 
fhön purvurn; daffelde erfolgt auch, wenn man das Uramil in heißem 
wäflrigem Ammoniak auflöR und mit Mlloran verfeht, oder der Luft⸗ 
berübrung unterwirft, aber auch, wenn man bie fiebendheiß geiättigte 
Allorantin:Löfung mit überfchäffigen Ammoniak und dann mit Alloxau 
verfeßt, fo wie noch in verfchiebenen anderen Bällen, 3. B. wenn 
man in heißer, verdännter Azotſaͤure anfgelöfte Harnfäure bis zu 700 C. 
== 580 R. erfalten läßt und dann zunächf mit verdünntem wäflrigem 
Ammoniak nentealifirt, hierauf aber das Wange mit der Hälfte feines 
KRaumumfangs beißen Waflers verdünnt, die purpurne Flüfſigkeit ſtiltrirt 
und zur Kryſtalliſation hinſtellt; dieſe erfolgt in Form kurzer vier⸗ 
feitiger Prismen, von denen zwei Flaͤchen metallifh-grünen Boidfäfer- 
glanz fpieneln, während die Kryſtalle durchſchauet ſich ſchoͤn granatroth 
zeigen, zerrieben hingegen braunroth erſcheinen, jedoch, als Pulver mit 
dem Polirſtahl geglättet und verdichtet, wieder ſchoͤn grünen Metall 
glanz darbieten. Wenig löslich in kaltem und leichtloelich in heißem 
Waſſer, wird es weder vom Alkohol noch vom Mether, woht aber von 
Kalilauge aufgenommen, die es mit tief indigblauer Jarbe auflök. 
Erwaͤrmt verfehwindet, nnier Ammoniaf:Entwiclung, diefe Bläue, und 
feßt man nun Gäuren hinzu, fo fällen biefe ans der farbloſen Fläſſig⸗ 
feit eine, dem Uramil ähnliche, feidenglängenb Ioderflaubige, leichte, 
in Ammoniafshaltiger Luft ſich röthende Verbindung, das Mureran 
—= CgA2Hy Os, dns, im Waſſer und in verbünnten Säuren wulöslich, 
in Vitrioloͤl aufgenommen und ans demfelben durch Wafler nuverändert 
ausgefchieden wird. Es loͤſt fi in wäflrigem Ammoniak ohne Zäͤr⸗ 
bung auf, wohl aber färbt es ſich an der Luft, indem es O⸗Gas ein- 
fongt, zur tief purpurrothen Fläſſigkeit, die wiederhergeſtelltes Nurexid 
in grünen Kryfallen entläßt. Ueberſchuß von Ammoniak hebt Dicke 
Färbung wieder auf, indem es das Murerid in oralurfaure® Ammon 
oxyd verkehrt 9). Auch mehrere pflanzliche wie thierliche, ſog. Farbſtoffe 


) BWBöpler’s neueren Unterſuchungen zufolge verhält ſich bie Anzahl der Carbon⸗VB. 
zu benen ses O in der Mellithfäure (Mellilith⸗ oder KHonigflein= Säure) 
wie 4 zu 3; Yan. d. Gem. u. Pharm. XIXVIL 263 u. f. Sie if namlich 
eine Verbinbung = C403-FH0, mittin umgekehrt ſener, welche ber 
Meforalfäure zum Grunde liegt, piefe if, wie oben bemert, = O3 Os + HO. 
Vergl. oben &. 873 Anm, u. ©. 506. Erhitzt man mellitbiaures Ammon 
o xyd bis 150° C. — 120° R., fo entläßt es viel Ammoniat und MWafler mb 

verwandelt fi) in zwei neue ot: haltige Stoffe, von denen ber eine ein faures 
Ammonosyps&alz, ver andere, ein weißer unlösliger Körper, eine Umiksägnfiche 





unterliegen dem Uebergang aus urforänglicher Farbloſigkeit in prachtvohle 
Geſarbtheit; fo die Jarbſtofſfe des Blauholzes, Krapp, des Kothholzes 


Berbinbang if, die BB. Varamid mennt, während er erſtere, frei von Galy 
grinvern aufgefoßt, Cuch ronſaure (von surgoos, Gdönfarb) genannt hat. 
Das Baramid ſtellt in tzodnem Zuſtande eine meiße, ziemlich hart zuſammen⸗ 
gebadne, geſchmack⸗ und geruchloſe Mafle dar, vie aber, mit Waſſer verrieben, 
w auöficht wie weißer Thon, und auch fo riecht wie gefeuchteter Thon. Es 

iſt auloclich in Wafler, Alkohol, Ayotfäure und ſelbſt in Königkwaſſer, wird 
as der Luft gelblich (nuthmaßlich vurch Gimwirken von Ammoniak), wire burd 
Eisen in zugefhmolgenen Slasröhren, bei 200° 0. = 160° R., auf Koften 
aufgenommenen Waſſers, in jenes faure Ummonoxyd⸗Euchronat verwandelt 
uns ohne Waſſer, ſtarker erhigt unter Bildung von Ayanammon und eines Tells 
tief Blaugrünen und halbgeſchmolzenen, theils ſchwefelgelben, ſehr bittern, in 
Aryfielinabeln beſtehenden Sublimats zerfiört. Uns nem Blenchronat fcheivet 
ESprochlorſaure oder Azotfäure (aus heißer Löfung) die Cuchronſaure in 
Sorm weißen kryſtalliniſchen Pulvers, das durch Löfen in ſiedendem Waſſer, Um⸗ 
Kyftallificen und ſehr Tangfames Erkalten in jehr niedrigen gefchobenen vierfeitigen 
Prismen kryſtalliſirt, die erwärmt durch Untwäflerung undurchflchtig werden und 
zerfallen, una aber bit 280° C. 2240 B. unzerfeht erhitzt werben können. Weiter 
echitzt zesfällt die Euchromfäure in Paramiv⸗Kyanammon und einen tief grünen, 
bittern Gublimat. Mit Waſſer bis zu 200° C. erhigt, wandvelt fie id 
in faures, mellithſ. Ammonoxyd. Metalliſches Zink Gberübzenn färbt fih vie 
Desflädge ber wäflrigen Enchronſdure⸗Laſung fogleih prädtig blau, ein Blau, 
vos, hatte man bie Löfung auf blankes Zink getröpfelt, nem Metalle ungemein 
‚ und kann, taudt man alfo gebläuetes Zn in eine ſiedendheiße 

Siiuug, fo gefättigt hervortritt, daß es, mit Echimmer in’s Rothe, ſchwarz zu 
ſeyn ſcheint. Hierauf einen Augenblick in wäflrige Hydrochlorſaure getaucht, 
WR vie ſchwarz ſchelnende Naſſe ſich Zink⸗frei ab, wird aber hurch gelindeſtes 
Grwärmen, felbſt auf Vapier, durch und durch weiß; es verhält ſich alſo viefe 
tiefeft blaue Maffe umgelchrt, wie ver fog. farblofe Indigo, ver bei 
Lufrberägrung fofort blau wird. Taucht man ZnPt, alſo ein fog. Grregerpaar 
ver einfachen galvaniichen Kette, in eine Guchronfäure: Löfung, fo erfolgt keine 
Garbenerzeugung, wohl aber augenblidtih, fo bald Ye Säure mit Ammoniak 
gefättägt worden, mas daran erinnert, daß die Bildung her Bierhtenfarben Ammoniak 
heiſcht, un» daß namentliy vie Löfung des an ſich farbloien Lecanorin (ver 
(Variolaria Jactea) mit Ammoniak verfeßt an der Luft prachtvoll roth wird, 
B’8 Unterfuungen gemäß befteht vie waſſerfreie Cuchronſäure aus 12 V⸗G. 
CıAws60O. Bel ihrer Umwandelung mit Baffer von 200% C. in Meltitgfänre 
wur Ammenicl, nimmt 1 V⸗G. Säure 3 ABaffer auf, und bildet fa 3 Mellith⸗ 
fäuse —= Ciↄ2 Og + 1 Ammoniat (AHz) = Cı2 ABg 09. Bei derſelben 
Umwanselung von Paramid werden 2 Waſſer gefordert und geben dann 
2 Mellithſaure = Cg O6 + 1 Ammoniat AHz = Cg AH3 Og. Die Mellith: 
fäure Yat man Bis dieher mr Im Honigkein ums ſpurenwelſe Im Deruſtein, 
im Icßteren mit Kalt und Thonerde (m. Grund. I. 601 Anm, u. f.) vorge: 
funzen. Klaproth zufolge beſteht ber Gonigftein aus 46 Theilen Säure, 38 Waſſer 
uns 16 Alumoxyd. eine Gäure if vielleicht vorweltlich aus Succinfäure 
entftanten; a, a, D. Man entzieht fie ter Thonerbe des gepulverten Honig⸗ 
feine durch Digeftion mit wäfirig flüſſigem Ammonoxyd⸗Tarbonat, Erhigung bie 
zum Gieren, Abfeihung und Kryſtalliſation alfo zu Stande gebraten Amıhons 
oxypsMellithiats, beffen wäffeige Löfung mit Dleioxyb- Meetat verfeht, das 
Wleiosyb: Diellithiat entläßt, deſſen Saure man dann mittelft Syvrothion frei 
macht Bom entflandenen Schwefelblel befreiet mittelſt Alkobol, kryſtallifiet die 


62 * 


(Bernambuf ꝛc. xc.), Saflor ꝛc., des Purpur, der Purpurſchnecke und 
verwandter ‚thierlicher Erzeugniſſe; vergl. m. Theorie ber Polytechno⸗ 
chemie L 143 fi. u. 171 ff. II. 766 u. 816 ff. 

Der menfchliche Harn enthält übrigens an organifchen EAuren außer 
Sarnfäure, auch Hippurſäure und außer dem Haruſtoffe noch 
eine andere Azot⸗haltige Verbindung, von welcher Liebig vermathet, 
daß fie das Fär bende des Harns ſey und daß fle es ſey, die durch 
Zutritt der Luft die Faͤulniß des Harns bedinge (der, wie Gay⸗Luſſac 
nachgewiefen, bei Luftausfhluß nicht fault) und Hiebet in Eſſig ſäure 
und eine harzähnliche Gubflanz zerfalle. Das Eigenthümlich: Räech⸗ 
bare des Harns läßt fi, 3. B. dem aus Garn abgefdjiebenen 


Garnſtoff, durch »Eiteonfäures entziehen. Außerdem enthält frifcher 


NMenſchenharn, Berzelius und Lehmann zu Folge, an ſchwefel⸗ 
fauren Salzen nahe bie doppelte Gewichtemenge aller übrigen in 
ihm vorkommenden, loslichen phosphorfauren Salze. Die Quelle 
diefer verhältlich großen Menge Schwefel find der mehr ober weniger 
veränderte Mehlleim (Kleber) der genofienen Meblipeifen und des Brode, 
das BflanzensAlbumin und Gafein, das Thier⸗Albumin, Fleiſch zc., bie 
zur Speifung gedient hatten. Friſcher Menfchenharn gegenwirft fauer, 
weil er ſaures phosphorfaures Natron enthält, bas aus bem 
baflich gegenwirkenden phosporfanren Natron fehr wahrſcheinlich daburch 
hervorgegangen, daß Harnfäure und Hippurſaͤure, die beide im ber 
waͤfſrigen Löfung bes phosphorfauren Natron fehr löslich ſtud, einen 


Auntheil Natron entzogen und mit fich vereinigten (ähnlich, wie in den 


Geegewächlen bie Nepfelfäure und verwandte organifche Säuren einen 


- Theil des in den Meerespflanzen enthaltenen Kochſalzes zerlegen, deſſen 


Cylor dann als Hydrochlorſaͤure entweder entweicht oder auf no zu 
befimmente Weife anderweit gebunden wird; das foldhen Weges gebils 
bete pllanzenfaure Natron gewährt dann, verbrannt, die Soda; oben 
©. 825). Als Beweis für ſolche Entſtehung des fauren phosphot⸗ 
fauren Natrons im frifgen Harne fann Liebig's Fünflicher Harn 
gelten, der erhalten wurde, al6 man in 1 & Wafler 40 Gran trodenes 
phospherfaures Natron (= 90 Gr. Ixyfallifirtes = 2 NaAOH@ + PO; 
+ 24 aq.) löfle, 15 Br. Harnfänre und ebenfo viel Hippurfäure zufehte 
und das Banze bei Blutwärme (370 — 38% 0. — 29% bis 30+ R.) 
einige Stunden lang ſich felber überließ; die. alfalifche GSegenwirlung 
der Natronphosphat⸗Loͤſung war verſchwunden, bie Flüſſigkeit gegenwirkte 





reine Mellithſäure aus biefer Löfung in Heinen, farblofen, feinen, gerudh- 


‚ Ipien, in Wajler, wie in Weingeiſt leichtlöslichen, ſehr fauer ſchmeckenden, Iufts 


. beſtaͤndigen, ohne zu ſchmelzen flarf erhigbaren, zufeht verfohlenden Nabeln, vie 


1 
“ı 


ieh In fledender Schwefelſäure unzerſetzt auflöfen, Hingegen nicht unzerfcgt von 
Aptfäure aufgenommen werben, und beren Gättigungenermögen— 16,18 iR, 


081 ’ 
Ps EG 


fauer und ein Bodenſatz, aͤhnlich dem des wirklichen Harnſahes, ent⸗ 
Hand, der Ratronshaltige Harnfäure war. 

m) Die Hydrokyanſäure (Kyanwaflerfloffiäure, thieriſche Gänre, Bers 
linerblaufäure, Preußifche Säure) oner Blaufäure ®) if dem Dienfchen 
wie den Thieren aller Klafien ſchnellwirkendes Gift, das bis hieher 

. mar im Pflanzen vorgefunden ward, oder vielmehr ſehr wahrſcheinlich 





*) Zum chemiſchen und ärztligen Gebrauche ftellt man die Fydrokyanſaure in 
tropfbarer Form dar, durch Wechſelzerſetzung von Ryanmetallen und Hydrochlor⸗ 
füme, 3. B. durch Defillation von Kyanmerkur ober Kyanblel mit Hydrochlor⸗ 
fture; Mra Ky ober PbKy (oben ©. 954) + HCh = MrnCh over PbCh 
au» HKy. Alſo beseitet iR fie eine waſſerhelle, lebhaften bittermanbelartigen 
GigensGeruh und brennenden, bintennach krahenden Geſchmack, fowie 0,7 Eigen⸗ 
gewicht befipende, ſchon bei 26°5 C. = 21° 4 R. fiedenve, bei — 15°C. = 
— 12° R. kryſtalliniſch erflargende, mie MBafler, Weingeiſt und Aether in allen 
Verthaltuiſſen miſchbare und auch bei beträchtlichen Waſſergehalt noch immer 
{ehe giftige, mit Aetheroͤlen mehr ober weniger miihungsfählge, Ladınns ſchwach 
zöthenbe Flüſſigkeit, die, zumal bei Lichts Ginfralung, von ſelber zerfällt in 
einen braunen Bodenſatz barftellennen, Azot= haltigen Stoff und in Ammoniat 

mb daher zum Arztlichen Gebrauche nie in großen Vorräthen, wohl aber im 
Sehimmıten belaunten Derbältnifien zum WBafler, ober zum MBafler und etwas 
. Beingein Yergefiellt wir, Die meiſten Pharmakopoen oder Dispenfatorien 
beftimmen den Gehalt an waſſerfreier Säure zu 2,5%, ober In. Geringer 
Zufah von Alkohol foll vie Haltbarkeit der wällrigen Säure erhöhen, ebenſo 
Zufay von etwas Mineralfäure; letztere führt uber, insbefontere bei oft wieder⸗ 
holter anrauernder Durchleuchtung leicht zur Umbilsung der Blaufänre in Ameifens 
fänre und Ammonial; oben ©. 818. In ner Regel gewinnt man jedoch vie 
js ärztlichen Zweden befimmte Blaufäure nit auf dem bemerkten, ſondern 
auf dem von Scheele zuerfi, behufs der Darfellung vieler Säure befolgten 
Wege, Indem man nach Geiger 4 Gewichtstheile BiAtlaugenfalz in 16 MRaffer 
. 1öR, ver erkalteten Loͤſung ein ebenfalls Faltes Gemiſch von 8 Bewichtätheilen 
1,845 Gigengewidht habender Schwefelſaͤure und ebene wiel Waſſer zufeht und 
Sun bei yelinner Anwärmung 18 Theile wäfirige Säure in eine eiskalt erhaltene 
Borlage überdeſtillirt, in bie zuvor ſchon 20 Theile kalten veftillirten Waſſers 
werben; vergl. m. Grunde. I. 513. Die wiflrige Blaufäure röthet 
Sudan nit, weil in ihre die Gänre an einen entſprechenden Antheil Wafler 
chemiſch gebunden und vieler Waflerantheil als Salzgründer in ihr zugegen if; 
a. a. O. 512. Der Blaufäure: Dampf if leichtentzündlich und mit O⸗Gas 
Serpuffbar, die tropfbare Säure in folhem Maaße flüchtig, daß, läßt man einen 
Tropfen verfelben mehrere Buß hoch fallen, durch Verflüchtigung der Säure das 
Keigemifcht geweiene Waſſer zu Eis erſtarrt. Es iR nämlich bie Säure von 
0,7 (genauer: bei 7° C. von 0,70583 bei 18° C, von 0,6969) Gigengewidt 
moch nit gänzlich waflerftei, fondern nur bie durch wieberhalte Deftillation über 
CaCh over muthmaßlich auch jene, ˖welche mittelft trodnem HCh:@a8 uns 
waſſerfreiem PbKy gewohnen worten, Tann als mwafferleer betrachtet werben und 
Diefe Bleibt, Schulz zu Yolge, bei — 48° 75 C. = — 39° R. nod flüffig; 
«. a. O. Außer jener Weiſe kann man, Vauquelin gemäß, bie Blaufäure 
auch darſtellen durch Wechſelzerſetzung von Khaumerkur (und beffer noch, 
m. Beobachtung zufolge, von Kyanblei) und Sydrothion: ArKy + Hs — Mrs 
au» MNy, indeſſen if ſolchen Weges gewonnene Saure ſchwer ganzlich Schwefel⸗ 
frei gerzufellen. . CaCh entwäſſert übeigent kein Gat gängzbich. 


— 


Herſt aus gewiſſen Bildungstheilen derſelben, durch deren unter Ver⸗ 
mittlung bes Waſſers zu Stande kommende wechſelſeitige chemiſche 
Aufregung, erzeugt wird. Veranlaſſung zur Guteedung der ſolchen 
Weges entfiandenen Blaufänre gab ihr Geruch, weil diefer dem des 
flüchtigen sogen Bittermanvelöls und deſſen wäflrigen Löfung sonne 
ähnelt; der Pharmaceut Behm und fein damaliger, Principal, 

(nun feit mehreren Jahren verflorbene) Medicinalaffeffor und —* 
Schrader zu Berlin wurden hierauf, im Anfange dieſes Jahrhunderte, 
aufmerffam und erzeugten mitteld der in dem über Bittermanvelfley 
deſtillirten Waſſer enthaltenen Blaufäure, buch Zuiak von wenig Kalt 
und Eiſenchlorür Berlinerblau (vergl. m. Grundz. I. 514 ff.). 
Suveflen galt die alfo nachgewieſene Blanfäure als eine in ben 
bitteren. Mandelu (und ebenſo in den Kernen alles Gteinobftes 
nicht nur, fondern auch in denen der Aepfel, fowie jene in dem Aber 
die Blätter und Beeren des KRirichlorbeer — Prunus Laurocera- 
sus L., über die Blätter und Blüthen des Pfirfihbaums — Amyg- 
dalus persica L., über die Rinde, Blüthen: uud Fruchtkerne des 
Prunus Padus Z;, über Bogelbeerz obere Ebereſchen-Knoe⸗ 
pen — Sorbus aucuparla L, Weidentuospen, Faulbaums 
. blätter ac.) deſt. Wafler bereits befiehende, eine Annahme, vie 
jevoch in neuerer Beit durch Robiquet's, Liebig’ unv Wöhler?’s 
Verſuche: daß von zweien, auch in den Bitternandeln enthaltenen 
Bildungsétheilen, das Amygbalin und bas gewöhnlich durch die Bes 
senuung Emulfin oder Synaptas bezeichnete ungeronnenue 
Pflanzeneiweiß oder Pflanzen Albumin, wenn fie mit Wafler gelinde 
erwärmt werden, dae erflere durch Anregung des gewäflrten Emulfiun 
in Blaufäure, flühtiges Bittermandelöl = Cı4 He Ok. 
Ameiſenſäure, Zuder und Baffer zerfallene umgebildet ericgeine, 
zurüdgewiefen warde; Aunal. der Bharmacie XXI. 06 u. XXI. 1— 24. 
Hat man die Bittermandelmafle durch Auspreflen vom größten Teil 
ihres fetten Deles befreiet (das dem ter füßen Maupeln gleicht umdb 
nicht bitter ſchmeili), fo kocht man die rüdkändige Kieie wiederholt mit 
Allohel von -800/5 aus, wobei man den Abſud jedesmal fievendheif 
durchſeihet, vermiſcht dann fämntliche durchgefeihete Abſude, deſtillirt 
davon 3/4 ihres Weingeiſtes ab und überläßt nun den Räckſtand am 
Tühlen Ort mehrere Tage hindurch fich felber; es kryſtalliſfirt in auuoch 
von Fettoͤl begleiteten Schuppen, die, mittelt Durchweichung mit Meter 
und barauf erfolgendes Löfen in Alkohol, umfryftallifirt und entfettet, 
Perlmutterglanz darbieten, geruchlos find, ſchwach bitter ſchmecken. vom 

Waſſer leicht gelöß werden, und daraus zu größeren durchſichtigen, 
farbiofen Saͤulchen anfchießen, die neben 8 B:®. oder 10,570), WBafs 
fer 40 8-8. C, 27H, 1 A und 22 0 enthalten, an ber Luft 2, darch 
Erhitzen bis 1200 C. = 9860 R., die übrigen Procente HO verlieren, 
nicht Hüchtig ſind und durch Sieden mit KO: ader BRO-Hyrrat-Röfung 





nmmoniatundinanjeue Bafen gebundene Umygdalinfänre Am 
= Ce Has Dar zerfallen, yon denen die Ießtere durch flärkere Eäuren 
4 B. Schweieliänre geſchieden, eine unfryflallıfitbare, zerfließlich ſaure 
NMaſſe darellt *%). Das Emulfin theilt wit dem übrigen Pflanzen⸗ 
- uud Thier⸗Eiweiß oder Aibumin (oben ©. 921) Die weientlichen phyſiſchen 
und chemifchen Berhalten; es iR gerianbar, ſowohl durch Erhitzen 
als. durch Zuſatz von Allohol (S. 919 Aum.) und von Saͤuren, loͤſt 





) Da das Amygdalin anfänglich wur ſchwach Bitter, Yan aber, hintennach, 


bittermannelartig ſchmectt, fa ſcheint vieſes Verhalten darauf hinzuweiſen, 
daß der Speichel, hinſichtlich Der Vittermandelol⸗Dildung einen Vertreter ve6 
Cunlſin enthait, und in ver That findet ſich im meiſten Mundſpeichel, zumal 
in jenem ter Tabakraucher, neben Thierſchleim oder Murin und Epeichelſtoff 
er Salivin (over Biyalin) und Salzen and Reis uiks -Uibumin, wie 
denn auch umgelchet Biyarin and in Eiweiß, in her Miele.m. .f. w. In Heinen 
Untgeilen zugegen it. Ueber diefe und big ihnen verwandten thlerlichen Bilvunge- 
tfeile, vergl. m. Grundz. 1. 670 u. 674 ff. Der von den 6 pelchelprüfen, 
in Bolge von Reizung (durch Rauen, Tabalsraufg se.) eutlaffene Speichel beſteht 
Übrigens ver Hauptſache na aus milroſtopiſch Heinen, gren, -fasbiofen Ptyalin⸗ 
Aöcyerchen und ebenſo auf vas Mucin, und beide, euere ‚dorptaltenn, finden ſich 
in friſch entlaffenem Speichel; ber aufertem noch Stückchen enthält theild von 
abgeoßenen Zellchen ver Schleimbaut, theild vom Oberhäutchen (Kpithelium), 
Ye, ſammt den Koͤrnchen, etwas Gajein, Albumin und Salzen (unter vieſen auch 
baſſch phoſphorſaurer Rail) 1%, betragen; das Uebrige IR Waſſer. (Die Speichel⸗ 
Reine, 3. B. ner Pferde und der Eſel, enthalten nur wenig phosphorfauren, 
Dagegen verhältlich viel carbonfauren Kalk.) In Arztlicher Hinſicht iR es fehr 
widhig, 5 B. bei Lungen⸗Kranken, zu willen: ob die ausgeworfenen Maſſen nur 
Schleimkorperchen, oder zugleich auch Witerkörperchen. enthalten‘; unter mehreren 
belaunt geworbenen ſog. Biterproben, IR Ye von Hähnefeld belannt 
aemachte eine ver vorzüglichiien. Man Lot nen mathmaßlich Giter s baltigen 
Schhleim mit einer ziemlid waſſerarmen Salmial:Löfung; Schleim, der frei if 
von Giter, ſchwimmt auf ber erfalteten Blüffigkeit oben auf und bat dann unter 
Rt: völlig Mare Flüſſigkeit; enthielt er dagegen Witer beigemengt, fo iR dieſe 
Stuffiglelt mehr ober. weniger trübe. Kommt jedoch viel Schleim gegen wenig 
Giter vor, fo enthält ie Stüffigleit Arts and Spuren non Schleim; in bieler 
Beife nit, wohl aber milroffopifch entdeckbare Spuren von Eiter enthalten 
nicht felten wie Schleimauswürfe von Berfenen, deren Lungen gefund find, falls 
die Answürfe Bolge von andauernden Bewegen in vaublalter Luft waren; well 
unter biefen uns ahnlichen Umfänden, wie Vogel gezeigt bat (Phyſlologiſch⸗ 
parhol. Unterfuhungen über ven Giter und Giterung. Erlangen, 1838. 8.) 
leeigli in Bolge ver Schleimhäute: Reizung, bei ganz gefundem Zuſtande fi 
Giterlörperhen bilden. — — Der aus dem Speichel ſich ſondernde fog. Weins 
Rein ver Zähne beſteht größtentheild aus dieſen feſten, miteinander verkittetem, 
beſonders an überbaflfg-phospuorf. Kalt [= 8 CaO + 3 POg] reichen Theilen, 
deren Kalls Gehalt größtentheils von Kalkpanzern abgeftorbener Infufionse 
thiere herrühren vürfte, die lebend in großer Anzahl an ver Bilvung jenes 
weichen, weißlichen leberzugs Theil haben, welcher der XBeinfteins Erzengung 
verangebt. Ob fih auch Spuren von Kiefelpyanzern darunter finten, iR unbe 
Iaunt; ber Schmelz ver Zähne enthält aber, neben chemiſchen Kallverbin⸗ 
wungen, auch Bilieshaltige; er ritzt Glas. Ia ven Knochen kommt ſowohl 
jener überbafifhe, als au der bafiſche phospborf. galt (= 3 Ga0 + POs) vor. 


1 


.d 


61 


ſich in Waller (auch im heißen, wenn beffen Hitze nicht Geriunungs 
hie wird), macht es zaͤhflüſſig amd verliert dadurch mehr oder imeniger 
an Gerinnbarleit. Seine Löfung wird yon Berbjäure und Erzmetall⸗ 
falgen gefällt; Hingegen nit vom Lab (ausgewafdhene Stückchen 
Kälbermagen, der die Milch zumi Ausſcheiden ihres Milcheiweißes ober 
" Eafein« Gehalts bringt, - durch aufvegense Ginwirtung feine innern 


ur Sqhieimhaut) 5 He Fault leicht, zerfällt dabei, wie jeber faulente Stoſſ, in 


„1! 


chemiſch⸗entgegengeſehte (chemifchspolare) baſiſche und faure Erzengnifle, 

bier in: Ammontaf und flinfende brennbare Bafe, Barbonfäure 
(gebunden an Ammonoxyd⸗Hodrat) und Azcigas, unb niınant während beffen 
. den Geruch: alten Käfes an. Bon mäßig ſtarker Kalilauge wirb es unter 


a ‚theitweifer, zur Bildung von Schwefelkalin führender Zerfehung leicht 


aufgelöf und daraus buch Eſſigſaͤure (die gerade hinreicht, bes 


. Kali. zu ‚nawiralificen und das zuvor erzeugte Schwefellalin, unter 


nn SH» Ennwideling, in KOA zu verwandeln) in Form eines gallert⸗ 


artigen, in Äberföäftifiger Effigfäure, fowie in zwei⸗ oder Drei 


in bafiger „Phosvphosfäure auflöslicgen Niederſchlags, d. i. als 


* 
«+ 


. »:, Waſſer⸗ haltiges Pratein ausgeichieben, übereinſtimmend mit dem, auf 


gleiche Weife; aus ven übrigen -Broten » Umflimmungserzeuguiflen her⸗ 


., Porgegangenen ähntichen Niederfchlägen; f. w. ımten. Geht man zu 


30 Tropfen über Kirſchlorbeer beftillictes Wafler (Aqua Laurocerasi der 


Apotheken) 1 Braun ſchwefelſauxes Chinin, fo bildet ſich eime feſte 


Maſſe; verfährt man ebenſo mit Bittermandelwaſſer, ſo bleibt Alles 
flüſſig; vergl. Aſchof u Brandes, Archiv d. Pharmac. XXXVI. 43. 


. >) Deſtillirt man Bittermandeloͤl⸗haltiges Waſſer, nachdem man es zwor 


. mit Kall⸗Hydrat und Eiſenchlorũr⸗Chlorid geſchuͤttelt hatte *), fo bleibt 


Calciumchlorid und Ciſenoxyduloxyd⸗Hydrur zurück, wäͤhrend ſich Waſ⸗ 
fer und Blaufänresfreies Bittermandeldl in der Vorlage fammelt, 
Alfo gereinigt iſt ſolch Del jedoch nichts deſto weniger als umfchäds 
lg, und auch wenn man es worchmald über KalisHybrat befttllirte, 
da es, gänzlich geruchlos überbefillirt, noch Kaninchen unb anderen 
Thieren innerlich eingegeben, vdiefelben toͤdtet. Das Blut ber dur 


— ⸗ 
r 


*) Daß vas fluͤchtige Bittermandeldl in den bittern Manbeln nicht fon fertig 


vorliegt, fondern erſt erzeugt wirb, durch Behandlung der entfetteten Mandellleie 
mit Waſſer, war ſchon aus Robiquet’S und Bontron⸗Charlard's Hierer 
gehörigen Verſuchen Har, und ebenfo: daß es durch Dxydation in Benzoefäure 
übergebe; m. Grundz. I. 662. Ueber vortheilhafteſte Bereitung biefes Deles, 
fuwie über die weiterer Prüfung zu unterwerfenre Bemerlung: daß aus Dem 
Dele durch andauernde Einwirkung von Aeplalilauge Amygpalin emtfkehe, 
fowie über vie zu Abnlihen Umbildungen führende Behandlung des Deis weit 
Ghlor un ven Welßporn- Geruch hieher gehöriger Ummifgumgen; 
ſ. a. a. O. u. ſ. f. In wieſern das flächtige Kirſchlorbeerbb vom rohen MWitters 
mandelõöl fi unterſcheidet in Abſicht auf Zuſammenſedung, iR noch zu unters 
fuden; vergl. oben u) ©. 982. ° 


J 


ſolches gernöhlofe Del getöbteten Thiere riecht wieder heftig Blaufänres 
artig, was faſt vermmmihen läßt: daß gerudlofes Bittermandeläl, 
lebenden Thieren gereicht, in ihnen Gelegenheit findet, kraft eigenthüm⸗ 
lien Unzegungs »-Dermögens, ſey es den Chilns, fey es das ſchon 
fertige Blut ſelbſt, zur Ausſcheidung von C und A, im Verhaͤltniß des 
Blanfofis (Ey) zu nöthigen? Kaninchen, mis vergleichen geruch⸗ 
los gemachtem Bittermandeloͤl getöbtet, entwidelten, befonders aus ihren 
Bintgefäßen, HKy gleichenden durchdringenden Geruch; Brandes 
Archiv v. Bharmac. LXXL 353. Gereinigt Rellt das Bittermandeläl 
eine dünnfteßlie, farblofe, entzänbbare, ſtark Lichts brechende, anges 
uch bittermandelartig riechende, brennend ſchmeckende Flüſſigkeit von 
1,043 Bigengewicht dar, die bei 1800 C. = 1440 R. fledet, zur Löfung 
das 3Ofache Ihres Gewichts au Waſſer heiſcht, mit Weingeiſt, wie mit 
Aether und fetten Delen leicht miſchbar if, und in Beziehung auf 
. Röchiometrifche Zufammenfepung ale Benzovefänre betvachtet werben 
Iaun, bie ein B⸗G. O verloren und bagegen 1 B>&. H überlommen 


hat; oben ©. 881. Abweichend über den chemiſchen Beſtand vefielben 


fewie über den der Benzoefäure umd der übrigen hieher gehörigen 
Erzengniſſe, von der a. a. O. mitgeiheilten Anficht, if jene, welche, 
feine dreifachen: organiſchen Radicale geſtattend, das Benzoyl als 
eine Verbindung von CyaH, B⸗G. betrachtet willen will und dem 
gemäß mehrgenanntes zeines Del anerleunt als ein Hydrat des erften 
Oxydes des Bz (== Cia H5 OF HO), wogegen daun bie Bz nicht das 
erſte, ſondern — entfprechend verfchiedenen anorganiſchen Saͤuren (3.8. der 
Gheumfäure, Gifenfäure 0.) — das dritte Dryb des Benzoyl bars 
ftellen würde, Schwenkt man übrigens, Bogel zufolge (Bihweigger's 
Sonrual XX. 72), Bittermandeldl in einer mit atmofphärifcher Luft 
gefüllten Flaſche, fo daß «6 fi an den Innenwaͤnden ber Flaſche vers 
Hächt, fo erfolgt fofort, mit Minderung der Riechbarkeit, Kryfallifation 
bes nun theilweiſe gefünerten Dels, jedoch trat, was unter andern auch 
in Beziehung auf das zwor berüßrte ähnliche Berhalten beachtens⸗ 


werth genannt werben barf, durch Bufab von Gchwefelammon fogleidh . 


wieder vollftändige Entwickelung des Bittermanbelgernchs ein. — Jedoch 
fragt es fi, ob nicht diefes und ebenfo jedes geruchlofe Bitters 
manbelöl, das unter veränderten Cinwirkungen wieder geruch- 
voll wird, geruchlos war, weil es, durch erlangte Baflcität, ſich 
mit Blanfäure zum Salze ausgeglichen . hattet Wenigſtens erhielt 
Bölkel (Boggendorff's Ann. LXI. 444) dadurch, daß er Bitter 
. manbelöl der Baflcität erregenden Ginwirkung von 1000 C. darbietender 
Hydrochlorſaͤure ausfeßte, mittelſt Abdampfung einen gelben öligen Stoff, 
der durch Wafchen mit Waffer von auhängenver HCh befreit, geruchlos, 
unlöslid) im Waſſer, miſchbar mit Weingeift und Aether, luftbeſtaͤndig 
uud vollfonmen neutral war, 1,194 Eigengewicht befaß, und bei 1700 C. 
= 186 B. in Blaufäure und Bittermandelöl zerfiel; zerlegt zeigte er 





ee a ı 


RS zuſammengeſetgzt aus Cis Hr A und Oo, Was entſpricht 1 V⸗G. 
Blaufäure (HKy) + 1 Bittermamvelöl = Ca H6 O2. Langes Etchen 
einer Berbindung von Ky mit Wafler lie Bauquelin einen orangen 
dendritifch = kryſtall iniſchen, im Wafler faft unlöslichen Etoff gewinnen, 
der. zerrieben ein citrengelbes Pulver darſtellte, durch Kalt fo wenig 


| .. wie buch verdünnte Echwefelfäure oder Galzfäure verändert wurde, 


* 


erhigt Syanammon (fogenanntes blauſaures Ammoniak AH, Ca A) 
nebſt einer Spur von für Kohle eradgteten ſchwarzen Stoff und einen 
-weißen Sublimat entließ, der auf glühenden Kohlen in von Blau 
‚fänre begleiteten Rauch aufgieng. Wehnliden Weges, wie das von 
Bsslkel dargefellte fog. blauſaure Bittermandeloͤl oder vielleicht rich⸗ 
tiger: Ryanbenzoyl»Bihyvdrat (CiaHs + Ca A+2HOPT), gewinnt 
man au die Mandelfäure Amg — Cı6 Hr O5 4- HO; zuerft var 
geſtellt von Winkler. Man miſcht nämlidy ein mit robem flüchtigem 
Dittermanzelöl vollftändig gefüttigtes Bittermandelwafler mit Hydro⸗ 
&lorfäure und dampft das Gemiſch gelinde ab; es bildet fi Ammonial, 
das mit HCh Ammondlorid (Salmiaf) zufammenfest und Bitterman- 
delöl,, gebunden an NAmeifenfäure, d. i Manvdeljäure, die ale folde 
das Sättigungspvermögen der Ameifenfäure befigt. Ber: 
: Hört man diefe falzartige Saͤure dadurch, daß man fie mit MnO% 
erhigt, wobei ſich die Fo in 2 CO, und HO verwandelt, fo wird bie 
Baſe der Berbindung, d. i. das reine Bittermanvelöl oder Benzoyl- 
Öybrogenür (oben ©. 881) wieder frei %. Man entzieht übrigens 
die Mandelfäure, dem gleichzeitig mitgebildeten Salmiak, durch Nether, 
ber die Säure löfl. Sie ifk im Waſſer leichtlöslich, fcharf fauer und 
hintennach zuſammenziehend, Ichflallificbar, meiftens in farbiofen 
Dlätichen anſchießend. Laurent erhielt fie auch durch Behandlung 
des Bittermandelöls mit Norphäufer Bitriolöl. Behanvelt:man jenes 
Del dagegen mit taudyenter Azotſäure, fo erhält man, Liebig umd 
Pelouze zufolge, eine in ſchiefen Prismen kryſtalliſirende Berbindung 
von Br mit Benzoyl⸗Gydrogenür, ober benzoeſauren Benzoyl⸗ 
wafierkoff, der indeſſen, von Laurent in befagter Weiſe gewonnen, 
in geraden rertangulären Prismen anfhoß, aualyfirt jenoch ebenfalls 


Erhitzt ſchmilzt fle, unter Waſſer⸗Verluſt zur gummigen Maffe, und Böherer Hitze 
ausgefegt entwickelt fie Bittermandeldl, während der Rückſtand eine harzige 
Beigaffenbeit annimmt. Deftillirt man 1 Bz + HO mit 5 bis 6 Gewichte⸗ 
teilen groblich zerſtiebten Bimeſtein, fo zerfällt fie in CO, und Benzol, treikt 
man BittermannelöisDampf über eine Schicht rothglühenden Bimsfeins, fo 
fällt es in CO-Gas une Benzol; im erſteren Ball tritt CH; O3 + ho 
— (44 He O4 auseinander in 2 COg un Ciↄ Hg b. i. Benzol; im lefteren 
haben wir Ci4 He O2 chemiſch auseinandergebend in 2 CO-Gas und Co He. 
Ammonoryb=-Benzoat —= AH, O + Cru B5 Os; giebt, ebenſo bekanelt, 
Benzol yan Ammonoxyd⸗ Carbonat. 


1 


——— — —— ⸗ 


Cꝛo Hiↄ Os als in MG. ausgebruckte Beſtanditheile nachweiſen lieh, 
von denen aber 4 HO als Hydrawaſſer zugegen if; denn mit KO 
verbunden erhält man ROCas Hı' Os -+ HO, das man nicht als hydro⸗ 
benzoylfaures Kali betrachten darf, weil die verhältuißmäßignen Diens 
gen des C zu H nm» O vom Benzoyl und von deſſen H wie O⸗Verbin⸗ 
bungen weſentlich abweidgen. 


& Laurent, das reine Bittermandelöl mit Schwefelammon behandelnd, 


erhielt, nach Maaßgabe der dabei angewandten Wärme, der Ans und 
Abweſenheit von Alkoheol und Binwirlunge « Andauer, eine große Zahl 
von einander mehr oder weniger abweichender Erzengniſſe, unter andern 
aber, als er das durch Auflöfung von reinem Bittermandeldl in Alkohol 
and Schwefelammon, in Form eines weißen, gefaltlofen Bulvers, 
gewonnene, in Wafler und Alfohol unldoliche, leichtflüffige und ſchmel⸗ 
zend fchr winzig riehende Benzönthionür oder Benzenſulphür 
(= Ca Hs 5) in einer Glasretorte erhißte, nach Entwidelung von 
HS un erwas CS,, mittel geſteigerter Feuerung, zwei ungleich flüch- 
tige, von Laurent mit den Namen Stilben und Thioneffäl 
(Thionessale) belegte Erzeugniſſe, von denen das erflere in Schuppen, 
das andere zu Nadeln erflarete, und die fich mittelft ſiedenden Allohol’s 
ſcheiden ließen, der erſteres in beträchtlich größerem Maaße löfte, als 
legteres und, erfaltend, «6 in Form Yon rhomboidalen Lamellen ents 
ließ, die, nach der auf dem Filter beendeten Abtropfung, im flachbopi> 
gen Kolben mit überſchüſſigem Aether geiotten ſich löſten und erfaltend 
daraus, frei vom fremdartiger Beimiſchung, in farblofen, pesimutters 
glänzenden, geruchiofen, in Alkohol leicht, in Aether ſchweriöslichen, 
fhmelzbacen, geihmolzen und umgefchüttelt bei + 1480 C. = 940,4 R., 
rabig gehalten bei 1100 C. = 880 R. erſtarrenden Kryſtallen auſchoßen, 
nach der Schmelzung bis 2980 C. — 2780,4 R. erhitzt unverändert über: 
deſtillirten und, 2, zufolge, aus Cr Ha befchen, im bengoefauren 
Benzoylhydrogenür jedoch als Bierfaches —= CagHız + O5 gegeben 
erſcheint. Rauchende Schwefelſäure bildet damit die (mit BaO ein 
loͤsliches Salz gewährenne) Sulfofilbenfänre; mit waflerarmer 
Ehromſaͤure erhitzt, erfolgt unter heftigem Angriff, Rückbil dung zu 
an der Luft erſtarrendem Bittermandelöl. CEh⸗Gas verſchluckt das 
geihmolzene Stilben, ohne daß «6 dabei zur HCh- Entwidelung 
fommt, und bildet damit vier verfehiedene GhlorsBerbindungen, darunter 
eine baſiſche, genannt Chloſtilbaſe = Cꝛs (Hı, Ch) + Che. Mit 
Azotfäure gefotten, entfliehen gelbe harzige, nach Dauer der Binwirkung 
verfchieden geartete Erzeugniſſe; unter diefen die ſtrengflüſſige, fublimir⸗ 
bare Ritroſtilbe uſäure = Ca + (Ho +A04) + Os. Das benzoe⸗ 
faure Benzoylhydrogenür betrachtet Laurent als Gtilbenüberoryb oder 
als Rilbenfige Säure oder ftilbenige Säure (Stilbenichtfänre). 


‚ Erhalten wurde diefe Säure von ibm dadurch, daß er das Bitter 


manzeldi mit Chlor erwärmte, wodurch anferdem no Benzoyl 


ET BIT —— — — — 





988 


Chlorid ‘ober Ehlorbenzoyl (oben ©. 861), Bz und ein, nicht weiter 


unterfuchter, feinnabelig fryflalliffrter Stoff zu Stande kam. Es bil: 


deten diefe Stoffe ein IryRallinifches Gemenge, das, nach beendigter 

cäliger Abtropfung, zwifchen Fließpapier gepreßt und bieranf mit einem 
Gemiſch von Alkohol und Aether behandelt, das bie unbekannte weiße 

kryſtälliniſche Materie und die Benzoefäure loͤſt (welche beide bann 

durch die Bz hinwegnuehmendes Ammoniak getrennt werben), die Stils 

benichtfäure Hingegen unangegriffen zurücdläßt. Auch mit der Azot⸗ 

fäuce bildet das Stilben einen Galzgründer, Laurent’s Nitro⸗ 

ſtilbaſe, und indem 2. das Azot biefer und einiger ähnlicher. Bers 

bindungen zu = oder 3 (a8 V⸗G. des A für O ober = 2/3 für 

das richtigere haltend) in Anſatz bringt (eine Abweichung, welche bie 

Serausgeber der Anu. ber Chem. u. Pharmac. beflimmte, ſolches feiner 
Röcgiometrifchen Zahl nach abgeänderte A tur Az zu bezeichnen 

(a. a. O. LU. 853), fo ordnet er auch folgende übrige Bzs Berbins 

bungen und Bu-Mbänderungen feiner Stilben⸗Reihe unter: 

Casa Hı2 O4 di. Stilbsn⸗Oxyd, fon genannt Denzoin 9 

wen » Stilbenichtſäure, ſonſt genannt Unterben 
zo ylichtfäure od. bengoef. Benzoyiwaflerfloff 

— — ug a Gtilbenfänre, fon genamt Benzilfänre 

#«— (Hı trAz)Ar Azoſtilbaſe⸗Azotür, » Nyobenzoilise 

v— (Hio+0)02 Stilben⸗Suboryb, v Benzil 
»— (Hio+Am)Azz Azeſtilben-Suboxyb, » Azobenzoyl 
vGii AOA) Oio Nitrofilbenfäure, m» Ritrobenzil 


fäure 

.— (Hj +Ch)0;0 Ghlofiibafige Säure, Chlorbenzoe⸗ 
' fänre 

»— (Hı-+Br)0)0o Bromſtilbaſige : Brombenzoe⸗ 
fäure. 


* Loſt man zohes Bittermanbeldl in Alkohol, fo entläßt dieſe Löjung nad umb 


nach das, in farblofen Prismen anſchießende, dem reinen Bittermanpelöl ife« 
were, geruchloſe, im MBafler fnmwerlöstiche, bei 120° C. — 96° R. ſchmelzende 
Benzoin. Schmilzt man viefes im Chlorgaſe, fo überläßt es an Bas Chler 
12:8. H un ſtellt nun dar pas, aus feiner alloholigen Löfung im greßen 
ſchwefelgelben, fechsfeitigen Säulen kryſtalliſtrende, in Wafler uulästiche, geſchmack⸗ 
und geruchlefe, dem hypothetiſchen, breiftoffigen Benzoyl iſomeriſche, hei 90° C. 
— 72° RR. ſchmelzende, und mehr erkigt fich unzerſetzt ſublimirende Benzil 
LÄR man viefes in Kallhydrat⸗haltigem Alkohol auf, erhigt darauf vie blau⸗violette 
Auflöfung bis zum Sieden und Kberfeht fie dann mit Hyprocylorfäure, fo ſcheidet 
fi) anfänglih eine harzige Maſſe ab; dann aber riefen glänzende, farblofe, 
in Schwefelfäure unter carminrother Bärbung auflöslihe Rhomboiser an, bars 
ſtellend die nicht flühhtige, ſchmelzbare, geſchmolzen: Benzoefäure und veilchen⸗ 
blauen Dampf entwickelnde Benztiifäure Als Laurent waſſerarmes Am⸗ 
moniak worgenlang .auf reinet Biitermandeldl wirken ließ, ſah er verſchüedene 


989: 


) Red; Weguahme bes Etilban durch wenig fiebenden Aether, hinter⸗ 
bleibt das Thionefjal in Form einer weißen pulverigen Maffe, die 
mit viel überfchüffigen Aether gelockt und fo in bemfelben geloͤſt, mit⸗ 
kiR Abdampfung und Abkühlung fich in Geſtalt farbiofer, asbeſtartig 
oder lugelförmig geuppirter Nabeln Eıyfallinifh ſcheidet, Die von 
ſiedendem Gteindl leicht aufgenonmen werden und ſich ans bemielben 
eben fo leicht wieder kryſtalliniſch herſtellen. Unlöslich in Alkohol, 
ſchmelzbar bei 4780 C. — 4420,4 R., dann, unerfchättert ſich lange 
flüſſig haltend, Pryfallifirt es dagegen ſchon bei 2880 C. = 486P, 4 R., 
wenn in die flüffige Maſſe ein Thioneſſal⸗Kryſtall geivorfen wird (vgl, 
oben ©. 904). Der Dampf. der erhibten Mafle buftet angenehm und 
und brennt, angezündet, mit zußender Flamme, K zerieht ea in Kohle 
uns Schwefel, von denen lehterer mit dem X zu Schwefellakum ſich 
verbindet; mit allokoliger KOHMO:Löfung gefotten, bleibt ee unverän- 
dert; es befteht aus Cog Ho 5 und wird Daher Benzenfulfür durch Er⸗ 
digen zerſegt, fo zerfällt es in 4 V⸗G. Benzenthienär, 1 Mtilben, 

‚ 1 Mioneffäal, 1 Zanthogẽn und 8 HSs-as. Vom Brom heftig. ergrifs 
fin, überläßt es bemfelben 2 H (die 2 HBr entfichen machen) und 
bleibt zuruck als pulperiges, fchmelzbases, erſtarrend EryRallirenbes 
Zhioneffil-Bromür (Bromethionesgile) = Cas + (Er Bra) 5; 
wit Azotſänre gewährt es gelbes, pulverig⸗ flockiges, ſchmalzbares 
Thioneſſil⸗Azokacidiir (Nitrétuloneacile) = Cag + (Hz-A2 Oy) 
+S. — Als Laurent die durch Behaunlung von Bittermandeloͤl mit 
Schwefelammon gewonnenen oͤligen Erzeugniffe vereint defillirte, ſah 
er zuerſt Waſſer, dann Ammoniak und endlich HS nebſt verichiebenen 
öligen Stoffen übergehen, darunter folgende bis dahin unbefannt gewe⸗ 
km: 1) Das Picryl (Pikryl) = Can Hit AOa, farblos octaedriſch, 
zaläslih im Waſſer, fehr löslich im Aether, weniger im Alkohol, geruch⸗ 
los, mit Ch und Br vereinbar, mit Azotſaͤure das gelbe, kryſtalliniſche 


Venen, 


Be Erzeugniſſe hervorgehen, zunächft das Hydrobenzamkd, das vurch Alkohol 
von von übrigen, darin zufläflicgen Grzeugniffen getrennt, ein weißes in Aether 
sie Pulver darſtellt, nas, aiſo geloſt, aus nem Aether in farb⸗ mub geruch⸗ 
leſen, fdmelzbaren Briemen kryſtalliſirt, Die, geichmolgen, durch Abkühlung 
sehaltlos erfiarren. Außer viefem Hydrobenzamid erhielt 2. noch folgente 
5 kfallifichare Verbindungen: Benzhydram is — Cı4 Hg Ads; Azo⸗ 
beayoyi —= Ci4 Es Ad)z um Benzoyiazetin-— Ca Hz An. Behandlung 
vs Benzoin mit Ammoniak ließ das Benzoinamid (ifsmer bem Gyros 
berzamid una Benzäyeramiv) und Ginwirkung des Ammoniak auf gelbes (wurd 
ter gegelbtes) Bittermanvelt das Azobenzoid — Ca H;!/z As/ʒ hervor 
sehn. Bom Benzöntbionr verſchieden If das Schweſelbenzoyl, das 
estficht, wenn man Chlarbenzoyl mit Schwefeltalin deſtillirt; «6 bildet ein gelbes 
Dei, nos erfaltenn zur ‚weichen kryſtalliniſchen Maſſe erflarıt, hie in Alkohol 
a Beiker tösli iR, ans CaH5 Oꝛ S Hefteht und angezündet mit heller Blamme 
ut, ' 


} 
{) F ‘y 





Ritripilryl=Ca+(Hıa +3 AO) +AOs gebend; 2) das Umaron 
und 3) das Lophin; beide erfeheinen mitfanımen, wenn man Benzoyl- 
Azotid deſtillirt. Zuerſt gehen einige Slige Tropfen Aber, und Dann 
folgen beide Stoffe, die man zupörberfi von dem Dele burch Weiher 
befreiet, dann aber mit einem Gemiſch von Alkohol und wenig Hydre- 
Glorfäure fledet, wodurch das am ſich farbs und geruchlofe, im Waſſer 
vollfommen, in Alkohol und Aether faſt unldeliche, in GSteindl und im 
Terpeutinoͤl lösliche, in alloholiger Kalisköfung leichtlösliche, bafifche 
Lophin aufgelök wird. Es ift ein Osleerer Salzgründer, beſtehend 
aus Cys Hıs Ag V⸗G.; erhitht emtwidelt es rothe Dämpfe. Das 
zurkfgebliebene Amaron (im Waller unlöslich, tm Mether wenig 
löslich) wird mit Alkohol gewaſchen, getrocknet, in Gteindl gelöft und 


daraus erfaltend ſtrahlig kryſtallifirt; es ſchmilzt bei 2330 C., loſt ſich im 


7) 


SO3 HO mit blutrother Jarbe auf, die jedoch vurch Wafler-Zufag wie 
der verſchwindet. Auch fiedende Azotſäure löſt es, entläßt es abe 
ebenfalls durch Erkalten kryſtalliniſch. Don Kalishaltigem Alkohol 
wird es nicht angegriffen. Es befteht aus 32 V⸗G. Ch, H uns L A. 
Ein dem Lophin fi annäherndes neues organifches Alkali, das 
Amarin, erbielten Laurent und U. W. Hoffmann, als fe 
Ammoniak auf Bittermanvelöl wirfen leßen; es entflanb ans 8 Ber 
tretungs s @ewichten Bittermandeläl = 420 6H mb 60 durch theil⸗ 
weiſe zerſetzende Einwirkung von 2 Ammoniak — A, H;, indem ſich 
6 HO bildeten, beſteht daher aus Can Hig A2 nnd if mithin dem 
Hydrobenzamid, Benzhybamid und Benzoin-Amid (f. die vorige Ham.) 
polymer. Es bildet fechsflächtge farblofe, tm Waſſer unlösliche, tw 
Mohol Tösliche, unzerfeht verlüchtigungsfähige Nadeln. 

Ueber Benzoefänre, Bz und Benzin vergl. au S. 881 u. 920. 
Die Benzvefäure gewinnt man am wohlfeilften (weil man den 
aus breierlei Harz befichenden Kückſtand als Zuſatz zu Räudherpulner, 
Rauchkerzchen ıc. verwenden kann) aus dem in einer Schaale ſchmel⸗ 
zenden, mit Löfchpapier überbundenen Benzoeharz, in Form eines (als 
Dampf heftig zum Huften zeigenden) flüchtigen kryſtalliniſchen Stoffes, 
ber, in Blasgefäßer nochmals fublimizt, wolllommen farblofe, dünne 
und biegfame Nadeln bildet, die beim Verflüchtigen das Bhämemen ber 
mit Leuchten verbundenen elektriſchen Abſtoßung fehr lebhaft gewähren, 
das ich jetoch auch bei andern fublimirten organifchen Saͤnren, aber 
Schwächer, beobachtete (m. Arch. XXV. 413). Außerdem mittelſt Kodgung 
bes mit Kalkhydrat verriebenen Harzes mit Wafler, da dann, wie 
Scheele zuerft Ichrte, der ſolchen Weges entflandene, leichttoͤsliche 
benzoefaure Kalk durch Hydrochlorſäure zerfeßt, die im Talten Waſſer 
fchiverlösliche und daher aus heißer Lölung erfaltend leicht» kryſtalli⸗ 


ſtrende Säure, theils in biegfamen Nadeln, theils in Blaͤttchen anfchirft, 


bie, gehörig gereinigt, geruchlos und faum ſchmeckbar ind, Leicht ſchmelzen, 
ich unzerſetzt fublimiren laflen und in Dampf verwandelt und angezündet, 


mit leuchtender Flamme bremen. Die kryſtalliniſche Säure enthält 
1 B⸗G. Kryſtallwaſſer, iſt alfo = Ca Hs O3 + HO. Weber ihr fehr 
mannigfachese Vorkommen und andere Ausicheibungs s Weifen vergl. 
m. Grund; L 989 u. 941 und IL 448 *). Babrilmäßig läßt fie ſich 
ſehr vortheilbeft gewinnen dur Zerſetzung der Hippurfänre ober 
HSarnbenzoefäure (a. a. O. ©. 581), bie ih nach dem Wenuß der 
Bz im RMenſchenharn, auberbem aber hauptfächli im. Harne von 
Pllanzenkoſt lebender Thiere, zumal der Pferde, an Natron gebuns 
Yen lets Yorfindet, und aus demfelben, nachdem er bis zu erwa I/g 
gelinde eingefotten worden (wobei man das Ueberfleigen des. Schaumes 
durch Iufap von etwas Talg hindert), Durch Zumiſchung won Hydrochlor⸗ 
fänre, fo lange noch Trübung erfolgt, im rohen kryſtalliniſchen Zus 
Rande gefället, dann durch Aufiöien im verbünnter Kali-Löfung und fo 
lauge unterhaltenes Sieden der Auflöfung, bis der Harn: Geruch vers 
fdwunden, mit in WBafler gelöſtem unterchloricdhtfaurem Kali entfärbt, 
hierauf ſiltrirt und mit Hydrochlorſäure gefättigt, rein ausgeſchieden 
wird. Erlaltend ſchießt dann die Hi in großen gefreiften, vierfeitigen 
Eiulen au. Sie iſt, wie die Bz in faltem Waſſer ſchwer⸗, in heißem leicht: 
lästig, fowie auch in Alkohol und Aether, röchet wie jene Lackmus, 
ſchmect Hilterlich und giebt mit Langmetalloryden, fowie mit mehreren 
Grjmetalloryden Leicgtlösliche und lösliche Salze, auch hierin der Bz 
aͤhnelnd, im die fie übergeht, wenn der Harn, bevor er zcrfeht. wurde, 
zuvor lange ſtand. Sie iſt — Cis Hy AOs und ſcheint ans inniger 
Berbindung der Bz mit einem eigenthümlichen A⸗-haltigen, thierlichen 
Stoſſe hervorzugehen; Scheele fand fie im Harne der Gäuglinge. 
Erbigt entwickelt fie rothe dlige Tropfen, fich fublimisende Benz oe⸗ 
fäure und etwas Hydrokyanſaͤure. Schweſelſaͤure, Hydrochloxſäͤure und 


9 Sammtliche Br, nämlich 18%, ſoll man aus ber Benzoe, dem wähnten 


Genziidye mehrerer Garze, dadurch erhalten, daß man fle mittelſt Wärmung im 
einer ihrem BRanmumfange gleichen Menge Alkohol loſt, nie Heiße Löfung nad 
uns nach mit fo viel rauchender Hydrochlorfäure verſetzt, daß das Harz gefäll’t zu 
werden beginnt und das Gernlich dann keftillixt, da kann Bengoemaphbida (oter 
Benzoräther, u. i. benzoefaures Aethyloxyd) theilt für ſich, theils in 
MWeingeit gelöh übergeht. Läst endlich zunehmende Zaͤhlakeit der Maſſe vie 
Deſtillation nicht mehr zu, fo gießt man, nachdem fle ſich etwas abgekuͤhlt Hatte, 
heißes Waller hinzu und deſtillirt nun fo lange, als noch Aether kommt. Das 
hiebei rückſtandig verbliebene Waſſer entläßt, vom Harze fiedendheiß und Mar 
abgegoflen, erlaltenn: kryſtalliniſche Benzoefäure, veren größter Antheil jedoch aus 
dem alloholigen Defillat dadurch zur Ausicheibung gebracht wird, daß man es 
mit KOHO verfegt und damit digerirt, Bis aller Aether in Rz, vie dat KO 
büret uns in (Ae0), das vagegen HO aufnimmt und fo wiererum 
Beingeit (AeOHD; f. oben ©. 876 x. 851) wird, zerieht worden. Gättigung 


* Sydrochlorſaure macht die Br frei, una Kältung bringt fie zus Kryſtalli⸗ 











— — — 


— — | —— — —— 





Chlor laſſen fie unzerſez; mit S03 und MnO erhitzt bilben ihre 
Srundſtoffe ſich um in Carbonſäure, Ammoniak und Benzoefäure, mit 
PhbO, und Waſſer geſotten, zerſetzt fie ſich unter theilweiſe höherer 
DOrydation in Benzamid, COg ind HO; dis Formel der Jumar⸗ 
fänre Ca HOg addirt zu jener des Benzamtd und zu 1 BG. Waſſer 
giebt die ver Hippurfäure. Das Benzamid geht hervor, wen 
ı iYylor-, Broms ober Jod s Benzopl (gebildet durch Binwirken des 
Ch-se. anf Bittermandeläf) mit trockenem Ammonliakgas ſich miſcht: 
- Cs Hz O2 Ch + AHz = Ca H7 A 00 und HOh ®); desgleichen, wenn 
“ Sippurfäure, Bleihyperoryd und Echwefelfäure aufeinander wirken: 

COis #6 AO -+ 5 PbO2 + 5 SO; = 5 Pb08S03 + 4 002 + HO m 

Cia Hr Add. Es kryſtalliſirt in geraden rhombiſchen Priemen oder 

in vperlmutterglänzenden Blättern, fommt erhigt in Fluß und ſublimirt. 
Siedendes Waſſer, Alfohel und Aether Idfen +6 leicht, und währen 
ſtarke Säuren es, unter Waflerzerfegung in AH, OBr. wandeln, ıc. 

e) Deſtillirt man 4 Gewichtstheil kryſtalliniſche Benzoeſänre mit 3 über: 
fihäffigem Kalkhydrat, ſo Andet man in der Borlage eine farblofe, 
ätherartig wohlriechende, mit Wafler unvermifchbare brennbare Flüſſig⸗ 
feit (rohes Benzol; f. die Anm. zu ©. 908), dic Über gebrannten 
Kalk rectiſicirt 0,83 Eigengewicht bat, ans Cy24+-H; beſteht, bei 
86% C. = 680,8 R. ſiedet, bei 09 kryſtalliniſch erflarıt, angezäntet 
hellleuchtend brennt und in Alkohol und Wether loelich iR. Bon Chlor⸗ 
gas bei Sonnenbeleuchtung umgeben, faugt es Yaflelbe ein, damit das 
farblofe, ſchmelzbare, bei 41909 C. = 1049 R. flevenbe, durch Abkühlung 
esflarrend kryſtalliſirende, bei 1680 C. == 1269,4 R. theilweifer Ser 
feßung unterliegende Ghlorbenzin oker Benzol⸗Chlorid var 
ſtellend. Mit waſſerfreier Schwefelfäure zufammengebradit und dans 
mit Waſſer übergefien, bildet fih 1 B⸗G. Wafler, während 1 B⸗G. 
©ulfobenziv = G2H;S +02 als farblofe, geruchlofe, ktyſtalliſir⸗ 
bare, bei 1000 C. = 800 R. ſchmelzende und unzerſetzt fublimichare 
Maffe ſich ausſcheidet und das Waffer gelöft zuruickhält, Sulfo benz id⸗ 
Unterfhwefelfäure,, d. i. dieſelbe Saͤure, die ſich auch bildet, 
wenn man Sulfobenzid in Schwefelfäure, oder Benzin in. Nordhaͤnſer 
Vitriolol auflölt; fie. iſt Ci2 H5 S2 4- Og + HO und bildet, wie alle 
Abnlichen S, O5 als Mirbeftanvtheile befigenden Shuren, mit BaO ein 
leichtloͤsliches Salz. Läßt man auf das Bzl flatt Vitrivlöl rauchende 
Azotfäure einwirken, fo erhält man eine gelbe, zimmiartig riechende und 





=) Das alfo entſtandene Chlorbenzvyl ſtellt eine farblofe, wisrig riechende, älige 
an der Luft entflammbare Stäffigkeit dar, vie mit Waſſer gefotten theils non 
mitergeugtee Gubrochlorfäure befreit wich, thells, indem ſich Bengoefänre 
bildet, wiefelbe wigber entfichen macht; indem nämlich MIO fein BI an aus Ch 
abtzitt, verbinvet ſich pas O mit dem Bz zu Bz. 


Tr 


— — 


iiq ſchedende. and Ca Bs A 3-04 zmfeumengst, bi — 80 C. 
= — 20,4 R. Isphallificende, bei 2180 C. = 1700,4 R. flebenbe, durch 
Altalien unzerfepbare Blüffigkeit, genannt Nitrobenzid (Orpyazotos 
Benzid), das, in Alkohol gelöf, dann mit KOHO verfeßt und deſtillirt, 
in die Borlage, gegen Ende der Berrichtung, große zothe Kryſtalle 
entfichen macht, bie = Cia EA das Azobenzid darſtellen, dag bei 
650 C. = 520R. ſchiult und bei 1930 C. — 1540,4R. ich verflächtigt. 
Als Fehling Benzamid flaxler Hitze unterwarf exrhielt ex nicht, wie 
kei mehr niederer Temperatur Bittermaudeloͤl, U- und A⸗Gas, ſondern 
Benzol, nebſt CO-⸗, Ar und H-Gas. Benzsefanres Ammonoxyd 





‚gab ihzm, über Bimaſtein defillirt, Benzonitril (Benzoazatil) 


== Ca B5 A, Deſtillirt man vorfihtig für ch (troden) benzoes 


‚tanzen Kalk, fo.chält mag (außer etwas Napbthaliu=mCzoHs) 


das Garbobenzih aber Benzon, 2. t eine älartige, farbloſe, weder 
von Azotfäure noch tun Aeplali angreifbare Häffigkit == Gs Hs, 0; 
zerũcchleibt CaOCOg. Unterwisit man Chlawenzayl und Kyaumerkur 
(5. 873) der Defillation, fe veRillirt über das Farblossälige, zimmt⸗ 
artig viechenpe und brennend: ſchmeckende, leicht entzundliche Ayans 


‚ benzoyl Baky (&Vra He 02 + 02 A), mährend, fehte man dem 


Chlorbenzoyl fatt Kyanmerlur Schwmeieialium zu, das Schwefel 


| benzey! (Ca Hs; Os 8); vergl. oben ©, 987 Num. erzeugt wird. 
eo) Wird tryſtalliniſche Benzuefägee vom. Dampfe waflerizeies . Schwefels 


fäure bucchdrungen, fo entläßt fe.2 BE, Waller, indem ſie zugleich 


‚in einge Iryfallifichere, farbloſe, zerfließliche, fchr faure Mafle, bie 


Benzoeſchwefelſänre Gua Hs O2 + 2 (HO503) bazkellt, deren 
aeutrales, leichtlõolichss Baxutſalz zu 2 BaQ -+.Cı4 He Sa Oıo iſt, 
wäßrenb das ſaure, ſchwerldaliche aus. BaD. -+ Ca Hs Sa Oy beſteht. 


.. Zäßt man flatt der Schwefelfäure heiße, waflgrarme Azotfäure auf Bz 
‚sinwisten, fo bildet ſich die exfaltenb Äeinnabelig oder blättxig kryſtalli⸗ 


fizgube, ber Benzoefäuze in bieler Hinſicht ähnliche, Benzoefalpeters 


..Sünze ober Benzweazetjäure, die mit Silberoryb ein ſchwer⸗ 


lõsliches, Irpfallificbares Salz,AgO (Cix Ha A.ır O7) oder AgOAO, 
+ Ga Br 02 zuſammenſetza. Ws Dagegen Laurent rohes Bitter 
manbelöl mit 1)3 feines Volum rauchender Nordhaͤuſer Echwefelſaͤure 
sermifchte, fo erhite fich zwar das Gemiſch, aber ohne alle Entwides 
lang von Schwefelichtſaͤure; darauf erlaltet fand man es im ein. braunes, 
warjig geformies Gebilde verkehrt, das, mir Wafler verſetzt, fich in 
eine untere faure flüffige und obere halbſtaxre bräunliche Mafle 
fonderte. Leßtere, mittelfi eines Gemenges von Alkohol und Mether 
son Säure uud unveränbertem Dele befreiet, fiellt nun ein weißes, Im 


 Saltem Alkohol wenig, de ſiedendem leicht Ioliches Pulver dar, bas, 


gelö® durch Erkalten, in Tieinen Nadeln anfegießt und in chemiſcher Hin⸗ 


ſficht vollfommen übereinfimmht ı mit dem von Robiquet und Boutrons 


Gharlard entdeckten Sanagefansen Benzoylwaſſerſtoff oder 
63 


ui — — — — 


Chlor laſſen fie unzerfeizt; mit SO; und AnOe erhitzt bilben ihre 
BGrundſtoffe ſich um in Garbonfäure, Ammontal und Benzoefiure, mit 
PhOR und Waller gefotten, zerfſetzt Ale ſich umter theilmeife höherer 
Oxydation in Benzamid, COꝛ und HO'; did Formel ter Fumar⸗ 
fänre Ca HOg addirt zu jener des Benzamid und zu 1 B-@. Wafler 
giebt die ter Hippurfäure. Das Benzamid geht hervor, wenn 
Ghlor⸗, Brom⸗ oder Jod s Benzol (gebitvet durch Cinwirken bes 
Ch-ıe. anf Bittermandelöf) mit trockenem Ammoniakgas ſich miſcht: 
- Cı4 Hz O2 Ch + AHz = Ca H7 A 02 und HCh 9); desgleichen, wenn 
Silppurſäure, Bleihyperoxyd und Echwefelfäure aufeinander wirken: 
Cis Ho AOG + 5 PbOa + 5 SO; = 5 Pb0803 + 4. COę + HO ww 
Cix Hr AOg. Es kryſtalliſirt in geraden rhombifehen Prismen oder 
- in’ perimatterglängenden Blättern, fommt erhigt in Fluß und fublimirt. 
Siedendes Wafler, Michel und Aether loͤſen es leicht, und währen) 
ſtarke Säuren es, unter Wafferzerfebung in AH, OBr. wandeln, ıc. 

e) Deftillirt man 4 Gewichtstheil kryſtalliniſche Benzoefänre mit 3 über: 
fihfiifigem Kalkhydrat, ‘fo Andet man in ber Borlage eine farblofe, 
ätherartig wöhlriechende, mit Wafler unvermifchbare brennbare Flüſſig⸗ 
feit (rohes Benzol; f. die Anm. zu ©. 988), dic Über gebrannten 

Kalt vectificirt 0,85 Eigengewicht hat, aus C12 4E6 beſteht, bei 
86% C. — 680,8 R. fiedet, bei O9 kryſtalliniſch erflarrt, angezänket 
hellleuchtend brennt: und in Alkohol und Aether Iöslich iR. Bon Chlor⸗ 
gas bei Sonnenbeleuchtung umgeben, ſaugt e6 Yaflelbe ein, damit bes 
farblofe, ſchmelzbare, bei 1800 C. = 1049 R. ſiedende, durch Mblähleng 
erflarrend Ichilallifirende, bei 1589 C. — 1269,4 R. theilweifer ers 
feßung unterliegende Chlorbenzin oker Benzol⸗Chlorid var 
ſtellens. Mit waflerfrelet Schwefelſaͤrre zuſammengebracht und baun 
mit Waſſer uͤbergeſſen, bilder ſich 1 V⸗G. Waſſer, während 1 BG. 
Sulfobenzid = GH; S +02 als farblofe, geruchlofe, kryſtalliſir⸗ 
bare, bei 1000 C. = 800 R. fchmelzende und unzerſetzt fublimirbare 
Maſſe ſich ausfcheibet und das Waffer gelöft zurtulhält, Sulfobenz id⸗ 

‚Unterfhwefelfäure,, d. i. biefelbe @äure, die ſich auch bildet, 

‚ wenn man Eulfobenzid in Schwefelfäure, oder Benzin in. Rorbhäufer 
Vitriolbi auflöf; fie iſt CH; S? 403 -+EO und bildet, wie alle 

. Apnlicden S, O5 ale Mirbeftanntheile befigenden Säuren, mit BaO ein 
Veichtlösliches Salz. Läßt man auf das Bzl flatt Vitrlolöl ranchende 
Azotfäure einwirken, fo erhält man. eine'gelbe, zimmiartig riechende und 





2) Dos alſo entſtandene Chlorbenzoyl ftellt eine farbloſe, wibrig riechende, ölige. 
an ver Luft entflammbare Fläſſtgkeit dar, die mit Waſſer geſotten theils von 
miterzeugter Hydrochlorſaͤure beſreit wird, theils, indem ſich Benzoeſaure 
bildet, biefelbe wiecder entſtehen macht; indem nämlidh RO fein ZI an das Ch 
abtritt, verbindet fig das O mit dem Bz zu Bz. 


De] 


(pic femedende, and Cia Hs A 4 On zufammengeiehte, bei — 80°C. 
= — 24B. Ispfallifizende, bei 2180 C. = 1700,4 R. fiedende, durch 
Alfelien unzerfehbare Zlüffigdeit, genannt Nitrobenzib (Oxhazoto⸗ 
Benziv), das, in Alkohol gelöft, dann mit KOHO verfeht und deſtillirt, 
in die Borlage, gegen Ende der Verrichtung, große rothe Kryflalle 
eniftehen macht, bie == CagH; A das Azobenzid barfellen, das bei 
650 C. = 520R. ſchmilʒt und bei 1930 C. = 1540,4 R. ich verſluchtigt. 
Ale Zehling Benzamid ſtarker Hitze unterwarf, erhielt er nicht, wie 
kei suche niederer Temperatur Bittermaudeloͤl, U⸗ und A⸗Gaqs, fondern 
Benzol, nebſt COs, As und Has. Benzoeſaures Nmmenoryd 
‚geb ihm, fiber Bimaßein deſtillirt, Benzonitril (Benzoazotil) 
= Cu 35 A. Defillirt man voriichtig für ſich (trocken) benzoe- 
‚fanren Kalk, ſo echqlt wan (außer etwas Naphthalinæ— C20 Es) 
das Carbobenzid ader Benzon, &. i eine -älartige, farbloſe, weder 
von Azotfäure noch tax Mepkali angreifbarxe Blüffigkiit = Cis Rs 0; 
zurifbleibt CaOCOg. Unterwirft man Üblaubenzayl und Kyaumerkur 
(©. 873) ber Defillation, fo deßillirt über das Farblossälige, zimmt⸗ 
artig viechenpe nud ‚brennend: ſchmeckende, leicht entzänsliche Kyan⸗ 
‚ benzoyl Bxky (Cr Hs 02 + (2 A),. während, fehte man dem 
Chlorbenzoyl Ratt Kyaumerkur Schwefellalium zu, das Schwefel⸗ 
beazo yl (Cr He O2 8); wergl. oben ©. 987 Anm. erzeugt wird. 
eo) Bird tryſtalliniſche Benzoefäure ‚vom. Dampfe waflerireier Schwefel⸗ 
fünre durchdrungen, fo entläßt. Re 2 B-G. Waſſer, indem fie zugleich 
in eine Iryiallifichere, farbloſe, zerfließliche, ſehr ſaure Mafie, bie 
Benzoeſchwefelſaänre Gr Ha 02 + 2 (H0503) darfellt, deren 
neutrales, leichtloᷣolichas Waztialz == 2 BaQ 4 Cıa Hs Se Oio iſt, 
während das faure, ſchwerldaliche aus. BaD. -— Cru Hs Sa Og beſteht. 
. Säßt man flatt ber Schwaſelſaͤure heiße, waflearme Azotiäure auf Bz 
sinwisten, ſo bilbet ſich die erfaltend feinnadelig oder blaͤttrig kryſtalli⸗ 
ſfiregde, der. Benzociäure in bieſer Hinſicht ähnliche, Benzoefalpeters 
‚ ‚säuze ober Benzocazstfänre, die mit Silberosyb ein, ſchwer⸗ 
loͤsliches, Iryſtalliſirbares Salz. AgO + (CıaHa A, + 07) oder AgOAO;, 
A Ca O2: zuſammenſetza. Als vagegen Laurent rohes Bitters 
maubelöl mit 1/3 feines Volum rauchender Nordhaäuſer Schwefelſaͤure 
vermiſchte, fo erhigte ſich zwar das Gemiſch, aber ohne alle Entwides 
Iung von Schwefelicktfäure; darauf erkaliet fand man es im ein. braunes, 
warzig geformtes Gebilde verkehrt, das, mit Wafler verfeht, fich in 
eine untere faure flüffige und obere halbſtanre bräunliche Maſſe 
fonderte. Leßtere, mittelft eines Gemenges von Alkohol und Aether 
von Gäure und nnverändertem Dele befreiet, ftellt nun ein weißes, In 
Jalten Allohol wenig, de ſtedendem leicht Idsliches Bulser dar, das, 
geloſt duch Erkalten, in kleinen Nadeln anfehießt und in chemiſcher Hin⸗ 
fecht vollfommen ubereinſtimint mit dem von Robiquet und Boutron⸗ 
Charlarb entdeckten banzaeſauren Benzoylwaſſerſtoff oder 
63 





— 


HydrobengoylorybsWBenzoal, das fräger Liebig amd Belonge 
erhielten, als fle feuchtes Chlor auf Bittermanbelöl einwirken liefen, 
md das, ben Elementaranalyſen Laurent’e, wie der anderen beiden 
genannten Chemiker zufolge, betrachtet werden darf als ein bafidhes 
Salz, in welchem das Bittermandelöl als Salzgründer ˖ zugegen 
iR = 204H6 02 + CıaH5°03 + HO. In der unteren fanren 
Fläfftgkeit fand Laurent, In geringer Renge, das ſchwierig kryſtalli⸗ 
- firbare Hydrobenzoyloxryd⸗Formylat vder den ameifenfanres 
Benzoylwaflerfioff, ımd würde ſonder Zweifel auch [hwefekfanres 
Ammonoryb datin gefunden haben, wenn er darnach gefragt Hätte; 
denn die Ameifenfänre jenes Galzes war offenbar ein Erzengniß der 
Wechſelzerſetzung von ber das Del verunreinigenden Blaufäure und dei 
Waſſers (©. 969). Daß aber wirklich Formyſſaͤure entſtauben war, 
dafür ſpricht unter andern au das Verhalten jenes Formylat zur 
erwaͤrmten Schwefelfäure; denn mit waſſerarmer Echwefelfäure ser 
miſcht, zerfällt Die Bormylfäure in Waſſer und Carbonoryd⸗Gat; 
2: 0803 + C2'H0z == BH0303 und 2CO. Laurent glaubte jedoch jenes 
WVormylat nicht für ein folches, ſondern für eine eigenthümliche (Fünf 
liche) Pflangenfäure, von ihm gehannt: Formobenzoylſäure, hal 
ten zu müfles, wogegen jedoch das von Ihm felber beobachtete Verhal⸗ 
‘ten fowohl biefer fog. Säure, ale auf das des Öybrobenzoylerybs Ben zeet 
entſcheidend ſpricht; denn beide Verbindungen entlaflen mit MoOz ge 
fotten, unter lebhaften Branfen (COy, ass Entwidelung) Bitter 
mandeldl. Ob dieſes fon für Mich, oder nur wenn es zuvor Sub⸗ 
hydrat oder Hybrat geworden, als Galzgränder gegenwirtt? baräbeı 
. Iaßt ſich, hier wie Kberall in ver Chemie, nur Durch newe, anf dich 
. Frage gerichtete Verſuche enticheiden; einſtweilen iR das Sormylat g 
2 achten als C4,H5 On + Ca HO3-+HO. Daß übrigens die Benzoyf 
fänre (Cya Hs; Os) in Lagen verieht werten Tann, in welchen 
mittel gehörig gerenelter Hihe, neben Brenzerzeugniſſen au Witt 
mandeläls Dampf entläßt, Hat u) dem Verlaſſer dieſes Sam 
vollſtaͤndig "beftätigt. 
Bei der Bildung des Ovdrobenzamid -(au6 Verhfelwwirkung 
Birtermandelöl und Ammoniaf), das fi, Wwiederholter Behandlung 
fiedendem Alkohol, in dem es fi wie im Acther fehr leicht IHR, 
werfen, wieder gänzlich zu Ammoniak und Hydrobenzyl herſtellt 
erhielt Laurent außerdem noch: 1) das tn Wetter nahe gleich 
in Alkohol weniger lösliche, in Wafler unldeliche, farb⸗, geruch⸗ 


T 





) Bar as wäffeigsfüffige Ammoniak volllommen gefättigt, unb meehe noch: 
man zugleih Ammonials Bas in Bittermanvelöl treten, fo erielgt unter 5 
Grhitzung die Bildung von kryſtalliniſchem Benzamid, das, wie das 
und andere Amide (oben S. 876), von waſſrigen Säuren ober Baſen 
7152 ſich zu Ammoniak um Benzoefähre herſtellt. 


4 


gefjnnckiofe, in rechtwinkligen oder fehöffitigen Säulen anſchießende, 
erhitzt ungerfept zus durchſichtigen, erkaltet nicht kryſtalliniſchen Mafle 
erfiarrende, dem Hydrobenzamid ifomere, von Hydrochlorfäure (die 
legteres zerſetzt) in der Kälte nicht zerfeßbare Benzhydramid Ca 
Hg Ay; 2) das ebenfalls in Waller unlöslicge, geruchloſe, glänzend 
weiße, yulverige, nicht das volle Einhundertfache feines Gewichts au 
fiedeudem Wllohol zur Löfıng heiſchende, milroſkopiſch beſchauet aus 
abgeplatteten, verſchobenen Priomen ober vielmehr ans feihsfeirigen, 
unregelmäßigen Tafeln beftchenbe, in der Hitze vem vorigen ſich ähnlich 
verhaltende Agobenzoyls Cy His Ay; 8): ad Benzoylazotid 
(over Ritrobenzeyl), das uchen dem Azebenzoyl (als unlöslider 
Rüdkand) in Form eines ebenfalls geruch⸗ und geſchmackloſen kryſtalli⸗ 
niſchen Pulvers hervorgeht, vom Waſſer nicht angegriffen wird unb 
zur Loſang 350—400 ſiedenden Alkohols fordert u Ca Hz Ag. Laͤngere 
mit Aifelien wandelt es in einen, noch näher zu unters 
fucgenden kryſtalliniſchen Körper. Ws 2. ſtatt des Bittermandeldl's 
poei Monate hindurch Benzoin mit wäfrigsflüffigem Ammoniak in 
Berührung ließ, bilvete fih ein weißes, tm Abehol faſt unlösliches 
Balver, das, mit fledendem Alkohol und viel Aenher behandelt, fi 
zu äußerft fein ſeidenartig⸗kryſtalliniſchem weißen, im Waſſer gar nicht, 
in Wiohol und Weiher fehr ſchwer ldolichen, geſchmolzen und wieber 
erkaliet zur fafrigen Maffe erſtarrenden, ungerfegt deſtillirbaren, dem 
Syrrobenzamid ifomeren Denjoinamis (oder Syprobengeinamib) 
geRaltete. 
») Bon der gewöhnlichen Darkellung des Bittermandeldis abweichend, 
brachte Lanrent eine dergleichen Fläffigkeit daburch zu Stande, daß 
ex eine fogenannte unterwärts gericgtete Deftillation ®), zum 
Eatwidelungs s Berfahren wählte. Er ließ nämlich Waflerrämpfe von 
oben nach unten bin einen mis Bittermanvelbrei gefüllten Hohlcylinder 
durchſtreichen und fammelte dann bie zur Tropfbarkeit abgekählte Flüſſig⸗ 
beit in einer paflenden Borlage. Golden Weges erhielt er weniger 
Det, als die aufkeigende (aus einer Defillirblafe ober einem Kols 
ben mit Helm) und die fihiefe (ame einer Ketorte) Deſtillation zu 
” gewähren pflegt, das von dem gewöhnlichen, meht-eber weniger farbs 
a loſen rohen Dele ſich dadurch verfchieben zeigte, daß es, nicht wie jenes, 
Ä erſt durch's Alter gelb (gofdgelb) wurde, fordern gleich von vornherein 
‚ gelb war und alternd ſich bräumte. Gbenfo zeigte es ſich nach Monates 
| friſt, als es während diefer Zeit mit waͤffrigem Ammoniak in Berüßs 

zung geflanden. Rittelſt Alkohol und Aether vom bräunenden Deltheile 


Man unterfgelset in der ansübennen Chemle destillatio per descensum 
(unierwärts geriitete, z. DB. Theerfiämelerei), d. room, per asconsum 
(aufwärts geriihtete) und d. obliqua (fhlefe). 

63 % 





298 . 





befreiet, hinterblieb das weiße, unkryſtalliniſch⸗ pulvrige, nach dem Schuu⸗ 
zen koͤrnig⸗ kryſtalliniſch erſtarrende, in ſtarker Hitze zerſetzliche Ayo 
benzoid = Ca Hices (oder 83 Bolum s Atome) + As *). — Lil 
‚man Benzil aufs Neue in allogoliger Kalilöfung bei Siedhitze axf, 
und erhitzt bie Flüffigfeit fo lauge, bis teren violette Farbe gaͤnzlich 
verſchmunden, die Begenwirkung jedoch noch deutlich alkaliſch, and eime 
Brobe der Flüffigleit wit Waſſer vollkommen miſchbar it, Dampft fe 
dann im Waflssbade zur Trodne ab, zerreibt ben trecknen Rüden, 
läßt ihn Hierauf. fo lange an des Luft liegen, bis alles Kalt in Gar 
bonat verwandelt erfcheint, und eine in Weingeiſt gebrachte Probe niät 
mehr alkaliſch gegenwirkt, LöR nun die ganze Maffe, fo weit fie loͤelich, 

d. 5. fo weit. fie, nicht Kalicarbonat iR, in Weingeiſt, mifcht Wale 
binzu und befillist den Weingeiſt ad, reinigt deu hievon werklichenen 
‚wäflrigen Rüdkand mit Thierkohle, ſiltrirt (die Kohle mit ſiedenden 
Waſſer auskochend) und dampft endlich alles zufammengegoffene Fläfig 

im Waflerbade zur Kryſtalliſatien ab, fo erhält man reines beuzil 
ſaures Kali, deſſen wäffrige Löfung zu Karl mit Waſſer verväunie 
Hyrrodlorfäure gemifcht, damit. zum Sieben erhigt und hierin fo lanyı 
erhalten, bie die bei jevem Sugießen erfolgte Trübung wieder gänzlid 
verſchwunden if, eine Blüffigleit gewährt, welche, falls fe Kberihäfkg 
Öydrochlorfäuse enthielt, erkaltend ſich leicht trübt und ſich bald mi 
langen glänzenden, bucchfichtigen Nabeln (PBriömen) ven Benzib 
fäure erfüllt. Diele läßt ſich bie 1000 0. ohne Sewichtsveriuk erhige 
und ift daher an ihr 1 V⸗G. Waſſer — Cas Hıı O5; HO — malt 
ſcheinlich als. au eine Baſe gebunden, die z. B. bei der Darfelius 
des weißen,. ixhfellinifeh spulwerigen (uch fällenbe Meipfekgerfepen 
von KalisBenzilat und Silberoxyd⸗Azotat entſtaudene) Gilbereoryi 
Benzilat, durch das Silberoxyd, ale burd den Rärkeren Salzgründe 
vertrieben wird; denn in biefem euchält fe nur 11 VB⸗G. A. Bei 12001 
fegmilzt bie Benzilfäure: zus farbleſen Fluͤſſigkeit, welche jebech bei 
roth wirb und unter Entwidelung violetter Dümpfe (erinnern « 
jene des Indigo uud des Jod) eigentgämlichen Geruch entwickelt. D 
Dämpfe verdichten ſich zu einen carminrothen, im Waſſer uutöslide 
im Weingeif leicht Löslichen und ihn zöthenden, breunend ſchmeckende 
unverändert beftillirbaren, oͤligen Fluͤſſigkeit. Wafler übt Die zei 
weingeiftige Löfung. entfärbt fie aber. nicht; auch Gchwefelfäne u 
Öyprocdhlorfäure ändern Die Sache nicht (auch jene fihöne, tie fscarmi 


” Diefelbe Benennung erblelt ſedoch auch Lichig’s und Wöhlers Sqzwel 
benzoyt = Cıa H;, S + 2 Cıa Hs Os; vergl. Unnal. v. Barm. XXI 
(Seidelberg, 1839) &.16. — Die Benennung SchwefelbenzoyL Kat d 
auch bie oben &,,989 erwähnte Berbinvung erhalten, man würke jene bi 
aweiimäßiger, Ca Hs N als Bafe betreqhtend, ſaures benzoeſaures Benie 
ſulphür nennen? 


0 


zothe Farbe, welde Benzffänze und ebenſo auch berem Salze ber 
waflerarmen Schwefelſaure ertbeilm, hält ich mehrere Gtunden 
hinbdurch; auch wenn bie Flüſſigkeit erhigt wird), wohl aber bringt 
fe Ayotfäure augenblidli zum Verſchwinden (fo daß fie vielleicht als 
fog. Reagenz für Azotſäunre dienen faun?), und ähnlich wirken auch 
Kati und Ammoniak; vergl. N Zinin in den Ann. d. Pharm. XXXL 
329 f. 

9) Im ähhnlicher Weile, wie ſich das Blaufänreshaltige Bittermanbeläl, 
buch Sinwirkung bes MandelsAlbumin (EGmulfin oder Synaptas) 
auf Amygbalin, bildet (oben ©. 982%), fo feheint auch das flüchtige 

- Genfdl, das man dur Deſtillation des (gleichviel: ob des Fettoͤl⸗ 
haltigen oder des durch Ausprefien sc. entfettelen) Samen vom [wars 
zen Genf gewinnt, durch ähnliche Wechfelwirkaung zweier Bildungs⸗ 
heile hervorzugehen, welche in dieſer Bezichuug anf einander einwirken, 
wie bie Bittermandelöls@rzeuger, umb von denen ber eine auch in bem 
weißen Genf zugegen iſt. Beiden SamensArten entzieht, C. Simon 
zufolge, Alkohol von 910/g bie ſog. Schaͤrſe. Der ſchwarze Genf 
verliert dadurch den ihm eigenthämlichen Bildungstheil, der mit feinem 
Myrofin, d. i. mit einem dem Pflanzen» Ribumin fi anreihenden 
Bildungstheil, unter Einwirkung. des Waſſers, zumal des heißen (daher 
bei der Defillation des ſchwarzen Senfs mit Waſſer), die Entfichung 
Des flüchtigen, im Waſſer nuterfinfenden Dels bedingt, das durch⸗ 
dringend heftig und daher zum Thraͤnen reizend riecht, auf die Haut 
gebracht ſehr bald Entzündung bewirf't und Blaſen zieh't, braungelbe 
Barbe zeigt und den einige euere Chemiler für eine eigenthümliche 
Azot⸗ und Schwefelshaltige Säure, genannt Myronfäure, erarhien zu 
vürfen glauben, währen aus &. Stmon’s hieher gehörigen Berfuchen 
ziemlich deutlich hervorgeht, daß dieſe Eäure ſelbſt erſt ein Erzeugniß 
der Cinwirkung des Waſſers iſt. Ueberhaupt aber Ichrien Simon’s (in 
Poggendorff's Ann. XLIU. 404 ff. beſchriebene) Verfudhe: aa) bei⸗ 
deu Urten yon. Senfſamen, dem ſchwarzen wie dem weißen, entzieht 
Alkohol von 940/0 die ihnen zukommenbe, ſchon beftchende Schaͤrke; 
PP) dem geikigen Audzuge dee ſchwarzen entzieht man die in ihm 
enthaltene, binfichtlih ihrer Wirkung auf Myrofin der des Amygdalin 

| auf Emuljlon aͤhnelnde Miturfache der NetherölsBildung, das Sinapifin, 
in Indem man zuvoͤrderſt, mitte Deſtillation ten meiſten Alkohol entfernt, 
E baun aber den noch Weirgeiſt⸗haltigen Deftillationsrädkkann wiederholt 
mit der 4—5 Menge Aether dergeſtalt behandelt, daß das foldhen Weges 
fig ergebende von Zuder, fettem Del und Weichharz befreiete, im 
Aether Har lösliche Extract, nachdem es durch neues Löfen in M⸗pro⸗ 


— — 


Oben ©. 982. Nobiquet wies dieſes Verhalien zuerſe nad au nannte bad 
Gmulfin, von auvarırı entlehnt, Synaptas. 


centigem Weingeiſt und Eutfärben diefer Löfung mit Thierlohble, Yard 
fog. freiwilliges, an ber Luft eiutretendes Verdunſten des Weingeiſtet 
gereinigt worden, das Sinapifin entweder in biendenbweißen , Fiſch⸗ 
ſchuppen ähneluden, ober dem Silberoxyd⸗Acetat ägnlichen, fublimirberen 
Kryſtallen entläßt, die, löslich in fetten, wie in aͤtheriſchen Delen, 
im Alkohol und im Weiher, weder von Säuren noch von Alkalien aufs 
genommen werden, von leßteren jedoch Gelbung erleiten. ©. erhielt 
von 55 8 Senf nur 80 Gran biefös Bildungstheils, fand aber, be 
4 Gewichtstheil defielben mit 6 Emulfin aus ſchwarzem Eenf verrieben 
und dabei erwärmt, deutlichen Senfäls@ernd; entwidelte; yy) trodner, 
fettölfzeier weißer Senf entläßt an Alkohol das im Aether wuldslice 
Sulphofinapifin, das früherhin zwar dem Namen nach, aber us 
in Berbintung mit Ginapifin befannt war; eine Verbindung, welde 
Heury und Karot wie bemerft, Berzelins hingegen Sinapiz 
nannte, die, B, zufolge, in Eleinen farblofen, in Mafle ſehr umfang⸗ 
zeigen, kichten, bitter» und fenfartig ſchmeckenden, im Alkohol und im 
Waſſer mit gelber Barde löstichen Prismen anfchießt, welche unte 
ihren Grundſtofſen auch A und 5 enthalten und, mit Waſſer und 
Moyrofin zufammentretend, neben Schwefelkyanſäure auch einen eigens 
geartetem fcharfen Stoff, die Urfache der Schärfe des weißen Senfs, 
entwideln, daran jedoch gänzlich gehindert werben, fobalb das beis 
.. gegebene Myrefin zuvor der Gerinnung unterworfen Worden war; ein 
e Beenden jener Wirkfamtet, welche, Simon gemäß, für deu weißen 
. Eenf anch ſchon eintritt, wenn derfelbe, als Emulfion (. i. ja 
Samenmilcd angefioßen) erwärmt wird, ohme Sierhihe zu erreichen, 
oder wenn ihm eine verbimnte Löfung von Kalicarbonat Beigeneben 
worden; 33) Mether entzieht trocknem, entfettetem weißen Senfe durch⸗ 
aus feine Schärfe, Hatte man uber bie Genfkleie mit Waſſer befewchtet, 
ſo erfolgt ein Außerfi ſcharfer und ſaurer ätheriger Auszug, der, zu 
Extract abgevampft, an Schärfe dad Weichharz des Pfeffert 
(d. i. die Urſache der Pfeffer: Schärfe) übertrifft. Alkohol von HOP, 
entzieht Daun ber durch Mether antfchäriten Kleie no Sulphoſinapiſta 
ee) behandelt man entfetteten, trodnen weißen Genf mit Waſſer, fi 
wird dieſes nicht allein fehe fauer, fondern auch fehr fharf; hatt 
man ihm aber zuvor das an fich weder fanre noch fharfe Suiphe 
finepifin entzogen ud zugleich (mittelft wiederholter Auspreffung * 
vem Altohol befteiet, fo macht ihn Näffung mit Wafler weder jame 
noch fharf; 55) beide Erzeugnifie, bie Schärfe und die Säure, laſſen fü 
einigermaßen von einander fundern, wenn man das ans der angefend 


*) Man entichärft Genffleie am leichteſten, indem man fie wiederholt fo oft m 
Altohol naͤßt und nach einiger Zeit auspreft, bis Re Waſſer nicht mehhr ſcha 
und Allalien fie nicht mehr gelben. j 


teten weißen Genftleie mittel Aether gezegene Ertract, nachdem es 
Atherfrei geworden, in Weingeiſt löſt (melde Loͤſung fich bald zerſetzt 
uud Hydrothion ⸗ Geruch verbreitet) und ſolche Löfung der Luft ausſetzt; 
es bilden fi daun zwei Blüffigfeiten eine obere, wäflrige, leichte, fehr 
fanze, yub eine untere, weichharzige, bramme, ſehr zähe, ſcharfe. 
Behandlung diefer fcharfen Maſſe mit Alkalien entzieht ihr alle Eäure, 
zugleich aber aud die Schärfe, alſo entläuert und entſchaͤrft zeigt fich 
Ins rütkſtaͤndige Harz ſchwefelfrei. Unterwirit man aber das urfprüng- 
liche Extract der Erwaͤrmung. während «6 die Luft berührt, fo verliert 
es, wie unter gleichen Umfländen der Genf felbft, ſelne Schaͤrfe; 
m) läßt man das miltelft Aether gewonnene ſcharfe Ertract, ſtatt es 
in Weingeiſt zu löfen, in einer offenen Schaale ſtehen, fo ſcheidet fi 
baraus nad einigen Tagen ein eigenthänliches, Pünktchen darflellendes 
Trzeugniß, Tas, von Simon durch Erncin bezeichnet, im Aether, 

Schwefelkohlenſtoff oder Carbonſulphid (oben S. 875 *) und Terpentindl 
leicht, im Weingeift nur durch andauerndes Sieden, löslich, im Mafler 
und wäflrigen Ammoniak dagegen unlöslicg ik und von Alkalien auch 
nicht gegelbt wird. Mus ber Aetheroͤl⸗Loͤſung ſcheidet es ſich als uns 
Ichfiallinifches, feines, gelbweißes Pulver 4%), 99) bie durch Behan⸗ 
deln des fcharfen Ertrafis mit Waller gewonnene Säure (Senfläute) 
unterfcheidet fi) von der Schwefelblaufäure, mit ber fie früher 
verwechfelt wurde, ſchon dadurch weſentlich, daß fie undeſtillirbar, 
iR. Ans ihrer alfoholigen Löfung kryſtalliſirt fle, wirft, am Alfali 
gebunden, auf Gifenoryd-Auflöfungen (durch Wechfelzerfegung) roͤthend, 
hierin dem Eulpbafinapifin ähnlich, wird aber von Allalier nicht 
gegelbt. 

2) Hudatka zufolge IR das mittelſt Deſtiſlatien dem Meerrettig (Coch- 
learia Armoracia L.) oder fog. Krehm“ entzogen, in demſelben ſchon 
fertig vorkommende ätherifhe Dei dem GSenföl nicht nur vollkom⸗ 
men iſomer, fondern ihm auch im chemifchen Verhalten völlig glei. 
8 feht daher auch, wie das Eenfoͤl, mit dem gafigen Ammoniaf den 
Zhiofinnamin genunnten künſtlichen -Salzgründer [Ce H, AS, + 
AH3 — Cy Hg Ag Sa] zuſammen, der aus feiner wäflrigen Loͤſung In 
farb⸗ umd geruchlofen, fehmelzbaren Prismen kryſtalliſirend, gleich dem 
Altaloiden, Saͤuren bindet und, mit 2 PBOHO digerirt, ſich mit denfelben 


®) Die mehrerwahnte Zantogenfäure iſt dieſes nur, fofern fie — mittel Alkehol — 
mit Aeihyloxyo (Aether) verbunden worben; vergl. m. Gruudz. I. 921. Biels 
leicht if die weiterhin erwähnte Senffäure eine äbnliche Verbindung des Sul⸗ 
. Yhoflnapifin mit Ac0? 
°., VCtwa amorphe und theilweiſe Ihres Aethyloxyd's beraubte Senfſaͤure — Amorphes 
Amygdalin (oben ©. 983) findet ſich in Kirſchlorbeer und in ber Rinde der 
Tranbentirſche (Prunus Padus L.). Auf Synaptas wirkt aud das amorphe 
Ampgralin, Bittermanbelöl bilbend. — Jo» färbt übrigens Einaptas Intenfiv roth. 


1000 


: weihfelgerfehend, feinen B⸗Gehalt an das Blei, fo wie 2 feiner HrBers 
hältnifgewichte an bie beiden O ber 2 PbO überlafiend, in das ebenfalls 
sollfommen bafliche Sinnamtn = Cg Hg An übergeht, das baüſch 
genug iR, um fowohl den Salzen bes Eifen⸗ und bes Kupfer⸗Orydes 
ihre Eäure zu entziehen, als and um das Anımoniat aus Aınmonorybs 
Salzen zu entbinden. Und ebenfo giebt auch das Meerrettigöl (und 
wahrfcheinlich verhalten ſich aͤhnlich die Aetherdle des Löffelkrants, ber 
Bivtebel, des Kaoblauchs ıc.) unmittelbar feinen ganzen Schwefel @ehalt 
an das Blei des Bleioxydhydrat ab, wenn es, gleich dem Genföl, im 
Berhältniß von 2 fog. Atom (== Cı6 Hıo Ar Sa) mit 4 PbOHO in 
Wechſelwirkung gerathend, ſich in eine dritte fog. organiſche Baſe, in 
das in fiedenbem Wafler ſchmelzende, in weißen glänzenden Blärtdhen 
kryſtalliſirie Sinapolin — Oix Hı2 Aa O2 verkehrt, während 2 ſei⸗ 
nee C mit (2 O von 2 PhO und 2 O von 2HO) 4 O fi zu Garbonfäure 
verbinden, fo bie 2 umzerfeht bleibenden PhO in 2 PbOCO, verwandeln, 
und die übrigen beiben Pb (mit 45) ZPbS nnd 25 barftellen, bie id 
Blei denen 2 PhPCO, in Rieverfchlagform fcheiden. Nicht minder 
umbildenb, wie das Emulſin (Synaptas) auf das Amygdalin ein 
wirkt, fo auch auf das von Fontana, Leroux und Buchner vor 
mehreren Jahren in verfchiebenen Weiden⸗ und Pappel⸗Rinden *) ent 
vedte Salicin = Cyan Hay Om. Biria’s Verſuchen zufolge erfolgt 
nämlich, fcgättelt man ein Bemenge von frifchbereitetem Gmuifin und 





%) Auch in ven Blättern ver Weiden findet fi das Salicin, jeach im vor 
haͤltlich geringeren Mengen, ald in ven Binden. Lehtere werben daher im ber 
Regel nur zu veſſen Darftellung benntzt, inkem man 3. B. 6 & verſelben fein 
zertheilt dreimal mit Waſſer autkocht, den aljo gewonnenen wäſſrigen Auszug Bis 
zu feiner Intfärbung mit Bleloryb (mit gepulverter Bielglätte) fichet, ben Abfud 
von dem dadurch entſtandenen: Gummi⸗, Berbfänre- ıc. und vom Bleloryb abjeihet 
und das im der durchgeſeiheten Stüffigkeit enthaltene Salicin⸗Bleioxyd anfänglich mit: 
tell Schwefelſaure, letztlich Durch in Waſſer gelöſtes Schwefelbarynm, vom PbO 
befreit. Die alſo gereinigte, filtrirte Salicin⸗Loͤſung entläßt daun, gelinde abge⸗ 
dunſtet und kalt geſtellet, entweder in Form von kleinen, farbloſen, glaͤnzenden 
Aſeitigen Priomen, oder auch in Schuppchen, die, mikroſkopiſch beſchaut: wectens 
gulare, ſchief abgeſtumpfte Kanten darbietende Blattchen varſtellen, das reine, in 
Aether und fluͤchtigen Oelen unlösliche, in Alkohol ſehr, in ſiedendem MBaffer in 

“ fafl allen Merhältniffen, in 100 Thellen 1900. — 150,8. habenden aber nur 
im Bertältniß von 17,86 Töslihe Salicin, das in erſterer Form aus ange 
fäuerter, in letzterer aus ungefäuerter, zumal weingeiſtiger Löfung jedoch ſchwüri⸗ 
ger anſchleßt, bitter ſchmedt, bei1200 0. — 960 R. ſchmilzt, flärker erhitzt geib 
wirb und harzartiges Anfehen gewinnt. Bon waflerarmer Gchmefelfäure toirb es 
mit gefättigt purpurrotber Barbe aufgelöst; durch Ausſetzen an bie Luft gefeuchtet 
ſcheidet fich das hlebvurch abgeänberte Sallein in Form eines purpurrotien Pulvert 
(Braconnots Rutilin; f. m. Grundz. I. 738.) ab, pas in Wafler loͤtlich iR 
und es rothgelbet. Maͤßigverdünnte Schwefelfäure Lö das Salicin, gleich allen 
verdünnten und an ſich ſtark fauren Säuren in größerer Menge farblos auf, 
es weſentlich verandernd. Die Rinder von Salix incana Schranck, S. Helix, 
S. amygdalina etc., Populus alba, P. tremula etc. fine rei an Salicin. 


. gg 


201 - 





N 


im Waſſer gelösten Salicin von Zeit zu Zeit, feht dann, nach einigen 
Stunden, Weiher hinzu, die Schättelung ernenend, und hebt dieſen, 
nach beeubeter Klärung durch ruhiges Stehenlaſſen ab: Berfallen des 
Saliein's in das, im Mether gelöfle, Saligenin und in bie den Dos 
denſatz bildende Glucoſe. Exfleres, durch fog. freiwilliges Aetherver⸗ 
hunfen ich in Jorm großer, perimmtterglängender, farblofer Tafeln 
ſcheidend, färbt Bifenorybfalze oder das demſelben entſprechende Eiſen⸗ 


qhlorid ſchoͤn indigblau, waſſerarme Schwefelfäure (fich in derſelben 


auflöſend) roth, und wandelt ſich durch warme verdſmnte Saͤuren im 
einen anderen neuen Stoff, in harzartiges Salicetin und in Trans 
beuzuder, durch oxydirende Stoffe dagegen, nach Naaßgabe ihrer 
Wirkungswetie, in ſehr verfchiedene Erzeugniſſe um. Mit MnO, und 
verbäunter Schwefelfäure 3. DB. gewährt es, gleich vielen andern Orys 
von des Kohlenwaflerfloffe: Garbonfänre und Formylſaure, mit 
Azotſaure: PBilrinfänre (d. 1. Pilrofäure oder Kohlenſtickſoffſaͤure). 
Unterwirft man Dagegen Saltcin, ber, von Wärme begleiteten @ins 
wirkung der Ehromfänre, wie dieſe z. B. auf baffelbe zur freien 
Wirkfamkeit gelangt, wenn man 4 Theile im Waſſer gelöften faures 
chromſaures Kali mit 3 conc. Schwefelfänre vermifcht und vieles ſaure 
Gemiſch nach und nach in kleinen Antheilen, in die in einer Tubulats 
vetorte befindlide, nahe fledenbheiße Löfung von 1 Theil Salicin in 
6 Theilen Waſſer, durch den Retortentubulns hinabflleßen läßt, fo er» 
leidet das Salicin — unter Waſſerbildung, bervorgehenb theils durch 
Berbindung entſprechender Antheile feines O und H, teile von einigen 
ber letzteren mit O⸗Antheilen der Ghromfäure (jo daß im der Netorte 
grüwes, ſchwefelſaures Chromoxyd verbleibt) — heilende Ymbilbung, 
Der zufolge .e6 in einer Seite in Carbon» und Bormyliäure, anderer 
Geits in Pirta’s fauren Galichlwaflerftoff, (Hydroſalicylſaͤure) oder, 


sie vie meiften Chemiker biefe Berbindung erachten, in Salieylichts 


fäure (Salicyliges oder Gpiroyliges Säure) zerfällt. Diele beſteht, 
in Berhältnißgewichten ausgebrüdt, aus Ca He Og, gehört alfo in bie 
Benzoyl⸗Reihe, zumal wenn man ſie (wofür ihr chemifches Werhalten 
zu Salzgründern ſpricht) ale ein Hydrat, alfo = Cıs Hs O3 +HO 
betrachtet; da fie baun: als der Benzoefäure ifomer, fich bewerthet 
(oben S. 881) und ein dem Benzoyl ifomeres Salicyl (Sy. oben 
©.881) ale Grundlage voranejehen läßt, die vieleicht zunaͤchſt hervor⸗ 
gieng aus 40c (8. 873) + 5Hcy? In diefelbe Reihe fällt dann aber 
auch bie Guajachlwaſſerſtoff⸗ oder Hydroguajacyl⸗Säure (= Cia 
Be O4 Salicylichtſaͤure 4 2H) bie, ſonſt unter der Benennung Brenz⸗ 
gunjacs oder PyroguajarsSäure befannt (m. Grundz. J. 924) und ges 


reinigt vollkommen farblos ift, hingegen, der Einwirkung wäflrigen 


Kali’s und ber Luft ausgefebt, alle jene verſchiedenen Färbungen durch⸗ 


‚läuft, welche das Guajacharz unter dem Einfluſſe von Luft, Licht, 
- Berührung von Bafler mit Bummi, (a. a. O. 6.550, 664) erleidet, 


. 
— — — — — —— ——— — — ee — 





1008 


deſſen geiige Löfeng oder fog. Guajactinctur von otichtſaure 
fo wie von Eifeuchlorid in ähnlicher Weile gebiäuet wird, wie es 
bei dem mit Gummi und warmem Wafler verriebenen Harz (durch 
Grimung hindurch) der Fall if.) Es kommt übrigens Die Sali⸗ 
tylichtſaäure ſchon fertig in den Blüthen ber Spiraca Ulmaria L., 
begleitet von einem weder feuren noch baflfchen flüchtigen Dele vor, 
wie foldjes im Jahr 1885 ber Entdecker ber (ungereinigten) Saliry 
lichtfäure, Apothefer Bagenfiecher zu Bern, ans feinen Berfuhen 
(Buchner’s Repertor. d. Pharm. XXIX. 337) folgern ließ, und wie 
es dann fpäterhin Löwig, Piria und Ettling unzweifelhaft nads 
wiefen, indem fie zugleich fe Fünflich darzuſtellen lehrten. Dark 
wäflrige Defillation aus ben genannten Blüthen gewonnen, ſtellt bie 
rohe Salicylichifäure ein rothes, dem Bergamottöl einigermaßen Au 
lich riechendes Aetheroͤl dar, das jedoch bei Luftausſchluß aus der Ke⸗ 
torte in gefältete Borlagen wiederholt deſtillirt farblos erſcheint, 
Hinficgtlich feines Geruchs an das Biltermandelöl erinnert, bei Luft: 
berührung ſich aber fofort wieder röthet, breumend würzig fchmedt, 
im Waſſer ziemlich Isslih if, Lackmus nicht röthet, Eifenorypuliaige 
"nicht ändert, wohl aber EifenorybfalzsLöfungen ſogleich gefättigt 
violett, Ciſenchlorid Hingegen ſchwarzblau färbt, mid Weiher 
und mit Allohol fich in jedem Berbältnig miſcht, und ale Dampf bie 
Dichte des gefigen Benzoefäure-Hybrat — 4,276 barbietet. Mit trods 
nen Kalihyerat gemifht und gefchmolzen, entwickelt ſich (auf Koſten 
- des Hydratwaſſers) viel U⸗Gas, anb-bilder ch falichlfaures Kali, 
dem man dos Kali mittelſt Hybrodhlorfäure entzieht, um fo das 
Syrat der Salicylſäure = Cı4 Hs; O5 -+HO zu ſcheiden. Dieſes 
kryſtalliſtrt ähnlich ver Br (wie denn au Ettling ans Bengoefäure 
Galicyifäure erhielt; Am. d. Chem. und Pharm. LIE. 383), iR 
in kaltem Wafler ſchwerloͤslich, Löslicher im heißen, und fehr Züslich im 


® 
- 





P Das Guajacharz enthält außer 2 eigentlichen Harzen, bie beibe fauer find (f. m. 
FSrundz. 1.550, von denen eines, das etwa 1,0 des Ganzen beträgt, vollkommen 
buröfigtig und in wäffrigem Ammoniak auftötlic iR); die von Thierrh entweite 
Ouajacfäure (—C,2 Hg O2), die jedoch, Ihres weit geringeren’ 
wegen, nicht jener Reide eingefügt werden Tann, wit wur im Yetter uns Uls 
: Tohol,. fordern and tm Waſſer leichtlösti iR, was fie von ber „Bengoefäure 
und „Zimmtfäure* leicht unterfchelven laͤßt, und Die aus ber Aetherstöfung in Bär» 
hen anſchießt. Das aus der Alkoholigen Guajactinctur durch in Weingeik ge 
löftes Bleioxydacetat gefällte und mittelft HS vom Blei befrelete una alio gereis 
nigte Gnajacharz, nannte Belletier: Guajacin. — Mit ver Gyarogue 
jacinfäure beftiflist (bei deren Bereitung durch trockne Defillation bes GBuajar) 
geht ein flüffiges Erzeugniß, von Devitle und Belletier: Buajacdn genannt 
über, begleitet von einem in glänzenden Blättchen Irpfiallifirendem, zwar 
ſchwach fanren, aber dennoch mit fäurefreien Alkalien verbintungsfägigen Stofff. — 
ThierryYs Guajacſäure würde, ihrer Iufammenfegung gemäß, richtiger Syara« 
ga ajachlichtſaure zu bensunen ſeyn. 


1008 


Alfohol und im Weiher, ſchmilzt bei 1580 C. == 1260,4M., wub Herflüch« 
tigt ſich, in langen, Benzoefäure-ähnlichen Nadeln fablimirend, röthet 
Lackmus, ſchmeckt, den Schlund etwas reizend, ſüßlich, verhält Ach zu 
ben Eiſenoxydaten wie die Salicylichtſaäure und zerfällt, mit Glaspul⸗ 
ver oder Kalt raſch deftilliet, in Garbonfäure und in die, der Galys 
cglichtfänre ſehr aͤhnliche, farblossölförmige, duch Abtähhıng leicht 
erflarrende, von Runge im Steinfohlentheer aufgefundene, demſelben 
durch Kalilöfung emtzogene und von RM. Karbolfäure genannte, 
 Kreofotsartig, aus Galicylfäure bereitet, wie friſches Bibergeil (Ca- 
storeum) riechende, fehr Abende Brenzflüſſigkeit, die wefentti übers 
einfkimmt mit Unverborben’s Kryfallin und die Eanrent aus 
den Steinkohlengas⸗Oel fonterte und durch Phenylhydrat bezeich⸗ 
nete, Gerhardt auf dem erwähnten Wege aus Galicyifäure Darflellte 
aud Phenol nannte. 9) Sie gehört jedoch nicht der Benzoylreihe am, 
denn fie beſteht aus Ci2 H,O + HO; fie verfehludt mit großer Hef⸗ 
tigfeit Ammonlalgas, aber ohne daß es dabei zur Amid⸗ und Waſſer⸗ 
bildung käme. Die Salicylfäure fommt ebenfalls ſchon fertig 
gebildet vor, und zwar, was ncch merfiwärbiger if, mit Methyls 
Oxyd (oben ©, 851 Anm.) verbunden, zu einer flüchtigen Hlfärmigen 
Sänre, Toder vielmehr zu einem fauer gegentwirfenden Aether, dem 
MeO Sy verbunden; 6.876 u. f. f.) der Banliherinfänre, d. i. 
des in neuerer Zeit ale Duftmittel (unter ber Benennung Winters 
gründöf) häufig in Gebrauch genommenen Aetherbl's der in bie Familie 
der Ericeen gehörigen Gaultheria proeumbens, die im Hanvel auch 
unter der Benennung canadiſcher Thee befannt if, und die num 
bie Sgemiler in den Stand ſetzt: ſich die Salicyifäure in erwünfdhter 
Menge verfähaffen zu Fönnen; denn deſtillirt man bei mäßiger Wärme 
jenes Actheröl mit einer Ralis oder Natronsköfung yon 400 B., der man 
noch einzelne Stuͤckchen Natron- oder Kalibyprat Beigegeben Hatte, fo 
gebt in die moͤglichſt kalt gehaltene Vorlage Holzgeit (Holzalkehol, d.i. 
Methyloryd⸗Hybrat— Cꝛ H30-+HO) über, während in der He 
torte, neben freiem Kali, an Galicylfänre gebumdenes Kalli verbleibt; 
in Waſſer gelöft und mit einer Mineralfäure verſetzt, ſchlaͤgt fich aus 
folcher Löfung bie gefchtedene Salicylfänre reichlich nieder. Hatte man 
die wäflrige Löfung, vor dem Zuſatz der Mineralfäure, mit Gaultheria⸗ 
fänre gefättigt, fo erhält man das in Waffer, wie in Alkohol loͤsliche 
und aus dieſen Löſungen kryſtalliſirbare gaultheriafaure Albali, vefiew 


*) Uns Galicyifänze dargeſtellt nannte man fie font Salih one. Aus Steinkohlen⸗ 
ugniflen gefdgienen riecht fle Kreoſot⸗auſchend⸗Ahnlich, aus Salichl- 

ſanre dargeſtellt na friſchem Bibergeil, if jedoch in beiven Bällen in 
langen, Teihtflüffigen, farblofen Prismen kryſtalliſirbar, ſchmilzt fon bel wenigen 
Graren über OPC., träumt ſich Hei Suftzuträtt, färbt ſich mit Gpromfänre ſchwarz, 
uns bilder ih auch ans ipeen fenerbeſtandigen Salzen durch trockne Defillation. 





1004 


Lifeng mit Mineralfäure verfeht die Gaultheriaſäure in unyeränbers 
ter Delform entläßt, die indeſſen, läßt man Alles 24 Stunden hiudurch 
ruhig ſtehen, ſich in Galicylfäure verwandelt, die durch Behandeln 
der in Waſſer gelöflen Maſſe mit Hydrochlorſaͤure foldden Weges fehr 
sein bargeftellt werden kann. Umgekehrt entficht Baultheriafäure 
aus Galicykjäure und Metbyloryd, wenn man ein Gemiſch Yon waſſer⸗ 
armer Gchwefelfäure und Holzgeiſt mit Galicylfäure deſtillirt. Läßt 
man in verichloffener Flaſche 1 Bol. Saultheriadl hit 5—6 Vol. wälls 
zigen Ammoniak einige Tage in Berührung, fo bildet ich ſtark fauer 
gegentwirkendes, in kaltem Waſſer faum, in flebendem leichtlosliches, 
durch Abvampfen nabelförmig kryſtallifirtes, bei 1000C. ſchmelzendes 
und geſchmolzen überbeftillivennes fog. Salichl⸗Amid, das Cahoursé 
zufolge zwar =Cı4 AHr O4 (und damit ifomer mit der weiter unten zu 
gedenkenden Anthranilfäure) ik, William PBrocter’s Berfuchen 
zufolge (der das fog. in Aether wie in Alkohol, und befonbere in Am⸗ 
moniakhaltigem Waſſer leichtlösliche Amid, durch Umfrhflallificen ans 
ſiedendem Alkohol in reinen, vierſeitigen, zweiflaͤchig augefchärften Pris⸗ 
men darſtellte) jedoch weder durch Erhitzen für ich, noch mit fenrbeftäns 
digem Alkali, Ammoniak entwidelt — fondern in erfierem Balle fi in 
Borm weißer tridifivender Kryſtallſchippchen fublimirt — und ebenfos 
wenig burch Behandeln mit Schwefelfäure oder Hybrochlerfäure freie 
Salicylfänre und gebundenes Ammonoxyd gewährt. Friſch bereitetes 
gauliheriafaures Kati faͤll't übrigens Bifenorybul aus Schwefelfäure 
blaugran; hatte men aber bie Löfung zuvor erhitzt und einige Zeit 
im Sieden erhalten, fo erfolgt Fein Niederſchlag; weil nun, flatt gaul- 
theriafaurem Kali, falicylfaures gegeben it. Derfelbe Salzgründer alfo, 
ber bei gewöhnlicher Temperatur, während er fidh mit der Gaultheria⸗ 
fänre verbindet, dieſe Säure ungerfeht läßt, ſtellt bei Siedhitze bie 
Baſicitaͤt des MeO her, indem er ſich zugleich, als ſtaͤrlere Bafe, der 
durch feine Gäureforderung hergeflellten Salicyifäure bemädtigt. Die 
im Handel vorkommende ölige Baultheriafänre, verliert durch Rec⸗ 
tificetion ihre zothe Farbe (eine Färbung, die, und ebenfo auch jene 
der Galicylichtfäure, oben ©. 1002 von einem entflandenen, nicht 
beftillicbarem Euboryb herrühren dürfte), und bat, alfo gereinigt, eine 
Gigendichte von 1,173, fledet bei 2110 C. = 1680,8R., und ertheilt 
dem Mafler, obgleich es demſelben nur fehr wenig zugänglich if, feinen 
beennentwärzigen Geſchmack und angenehm duftenden Geruch; in Ame⸗ 
rika benugt man es vielfach zur Würzung bes Gyrupe, und bezieht es 
aus New⸗Jerſey, wo der Strauch in großer Menge wäh. Mit 
rauchender Azotfäure erhitzt es ſich heftigſt unter Ginwidelung von AO 
und AOz, indem es ſich zu einer kryſtalliniſchen Mafle orybirt, bie 
(umfryfallifirt) in äußert feinen weißen Nadeln anſchießt, aus Cie 
Hy Aa Oro beſteht und damit ifemer iR jener Verbindung, weldde MeO 
mit ber, weiter unten zu gebenfenden Antlfänre ober Anilfals 


3005 


yeterfänze (Inbigfäure ober Altroſalieylſaäure) gewährt. 
Längere Unbauer ber Einwirkung ber Azotſäute oxydirt jebrch das 
Ganze zu Pikro ſaͤure *) wie das auch mit der Galicyifänze, dem 
Galicin unb dem Coumarin oder Tonkin (und mehreren andern 
. seganifchen Erzengniſſen) der Fall if. Das Tonkin, in den Tonka⸗ 
bohnen, aber and im Gteinflee (Melilotus oflic. Lam. Beides 
Dianzengebilte, die zur Berbefierung des Schnupftaback⸗Duftes ver⸗ 
wendet werben) und im Walbdmeifer (Asperula odorata, das als 
würzige Beigabe zur Darflellung des fog. Maitrankes vorzüglich 
beliebt iR) vorkommenb *%), if ein fog. Stearopten, der durch Falten 
Allohol von 500 B. ven Bohnen ober Yen Kräutern entzogen und von 
demſelben wmittel® theilweiſer Deſtillation gefondert, erkaltenb nus dem - 
fgeuppiden Rückſtande in Heinen gelblichen (aus ven Arkntern Rammenb 
tm gehnlidden) Prismen anfchießt, die durch Umkryſtalliſiren gereinigt, 
vollloumen weiß erfäheinen, bei 500 0. == 400R, ſchmelzen und bei 2700C. 
== 21008. Reden, deren Dampf heftig auf das Gehirn einwirkt und bie 
kalt fo hart find, daß fie zwifchen ven Zähnen knirſchen. Es laſt fh 
2. im kalten, leichter im heißen Waſſer, loöͤſt fich in verduͤnnten 
Säuren ſelbſt bei ſtarler Anwärnung unverändert auf, beſteht aus 
Cis Hr Og, feitt, Yon rauchender Azotſaͤure berührt, zunähf IH ab, 
and nimmt Dagegen Unterazotſäure (AO4) auf, damit ſog. Nitzerons 
marim gewährend, oxydirt ich, mit Kakitöfung behandelt, auf Koſten 
des Waſſers und daher IH als Gas entlafiend, zur Gouinarins 
fänre oder Soumarfäure — Cie Hy O5, bie bei höherer Tempes 
ratur von Kalihydrat berührt 4C una 2H verliert, und fo in (an Kali 
orbundene) Galicyifäure übergeht. Die SGonumarfäure ſcheidet 
Ah, vom Kali vurch wäfirige Saͤure getrennt, in fehr feinen Blaͤtt⸗ 
chen kryſtalliniſch, ſchmeckt bitter, fAN't mittelſt Wechſelzerſezung AgO 
gelb, röthet Ciſenoxyd⸗Aufloſung, giebt erhiht harzigen Räckſtaud 
und von Kali binbungsfähiges (dann gegen Fer O3 wir bie Con⸗ 
marf. wirkendes) Brenzol, und entwickelt dabei anfaͤnglich Dampf, der 
auf das Geruchsorgan ähnlich wirkt, wie jener der Br. Das Mitros 
coumarim färbt ſich mit Kali⸗Lauge gefättigt orangeroth. einem 
Cs und NA⸗Gehalte nach reihet ſich das Conmarin in die Ckanem yl⸗ 
Reihe ein, d. t. in die Reihe jenes von Dumas und Beltgot 
erfchlofienen, Cinnamyl genannten Rabicals (Cis Hr On), das um 
GE verminbert bie Formel bes Besen (Cıa Bs 02) ewahrr 


e) Bifrinfäure, virtia ſalpetert aurt ober Koblenftiftofffänre — Cs Ha 


Az O14 Ser, wie Anbere vorausfegen: Ci2 Ha A -F Og Ir. 1. dat Oxyd eines 
um 3 H armeren Gezweitftoffet; als die Karbolſaure, verbunden mit, ober] 4 
2AO;5 HO. 


“) Berl. m. Grundz. I. 718. Die Tonkabohnen find die in ben Fruͤchten ber 


Coumarouna odorata Aublet, v. i. Dipterix odorata wu ent⸗ 
haltenen Saamen. J 





waͤhrend die Ginnanylfäure = Cs O5 ır BHO — b. i. bie uw 
ter andern aus bem Zimmtöl, durch atmofphärifche Oxydation befielben 
„entftehende und fich daher im altem Dele der Met, neben Zimmt⸗ 
. Gteaxopten kryſtalliniſch vorſfindende Simmtfäure 9) durch gleichen 
Verluß in Benzoylfäuze (Ci4 Hs; O3), Soumarin in Salicia und 
Eoumarinfäure in Salicilſäure verkehrt werken würde. 
9) Das Bimmtöl genen Dumas und Peligot übrigens Cinna⸗ 
myl⸗Waſſerſtoff; gewöhnlich ſtellt men jeno die Ginnamyls 
f &ure dar, aus dem ſchwarzen Berubalfam, d. i. fehr wahrſcheinlich 
ser aus Rindenflüäden, Achen und Gaamengebäufen des Bernbalfams 
baums (Myroxylon peyuiferum L. 5.) mittel troduer, nad) unten 
gerichteter Deflillation gewonnene Theer. Echüttelt und erwärmt man 
ihn gelinde mit Kalilauge, fo fiheidet ſich daraus bas farb und gerad 
Iofe, im Waſſer zu Boden finfende ölartige, auf Papier Fettflede er 
zeugende, im Waſſer kaum, in Alkohol und befondere in Mether [ds 
liche Ginnameln (Cs Br O2 = Ginnamyl — 409), das mittel 


©) Das- im Ganbei vorlommense BimmtöTl wir aus venen Abfällen (nur Des 
Rilfetion mit Kochſalz⸗haltigem Vaſſer) gewonnen, - weidhe fi beim Untrinben 
Der Ajährigen che des ceyloniſchen und bes malabariſchen Zimmtbaums (Lau- 
‚rus Cinnamomum L. orer Cinnamomum Zeilanicum Noes um 
"Laurus Cnasia L. over L. Malabathrum Reinw.) ergeben. Friſch ve 
mitt: zumal bei Abhaltung der Luft, iR es farblos, gelbt und gelbröthet ſich 
aboer baln, in Volge des Auftzutritts und zerfällt dadurch zunälh in zwei eins 
‚ ander ſehr ähnlige, im Mahler. ſehr fchmerlösliche und barin zu Boden finfewse 
“ farblofe, .1,034 bis 1,035 Gigengewidt befigenve, im Alkohol und im Aether 
hingegen ſchr leichtlösfiche, "anfänglich füßlich, bald darauf brennend ſchmeckende, 
jcharfe, wohl aufbewahrt großes, regelmäßig kryſtalliniſches, farbloſes ober gelb⸗ 
liches, meiſtens Si am tſaure beigemifcht enthaltendet Gtearöpten entlaffenbe 
Metperöle un in zwei braune, in deu Delen geiöße Sarze, bildet ſich 
, aber außerdem in kryſtalliniſche Zimmtſaͤure um. Das Stearopten riecht, geſchmolzen, 
na Bimmt und Vanille, und erkarrt durch Abkühlung zur kryſtalliniſchen Maffe, 
Me talgartig, hintennach zimmtähulich und wirgig breimenb fchnseckt, um zwi⸗ 
fügen zen Zahnen knirſcht. Die ſriſch zerrieben feinen Bimiaft entwideiunen 
Lätter ber Zimmtbäume geben, mit Maſſer veſtillirt ein ven Gerweizzuellen 
Ahnlich riechendes Del, die Früchte ein dem Wachholveröl ähnelnde Die 
Mureln entkälten von fehe theuren Zimmtkampher, d. i. wahrfeinlidh ein 
. Vem · Etearopten haliches Gebilde; vergl. m. Erundz. I. 714. Bon nem im 
1 nKankel sorlommenven Ol. Cinsamomi veri verſchieben Ik vas O1. Cinna- 
omi Sinensis benannte, das dem Gaffiengimmtbaum (EL. Cassia sber 
‘, ‚Unnamomum saromaticum Nees.) entſtammt und ebenfalls im Mutter 
lande, wie vas Achte Zunmtoͤl gewonnen wird. WE ift anfänglich meiſtens weißs 
8, Heldt vann aber, ohne rothgelb zu werben, riecht angenehm au Zimmt erin⸗ 
nernd, jedoch weniger fein, fmedt "igentgämti brennenn (darf, hat 1,0608 
„ Eigengew., und enthält ebenfalls eine, dacmue⸗Roͤt hung bewirkende Säure (Zimsmsts 
: fäure?), und eine bei — 270,50.— 2208. in fine Priömen beranstrgkallifi« 
rendes, In der Warme wieder mit beni Dele ſich miſchendet Stearopten. Das 
EL Achte Zimmtoͤl foll mit vieſem unächten häufig verfälicht vorkommen. 
»y Gin dem Cinnamylwaſſerſtoff (Bimmtöl oder Cinnamyl⸗Hydrür) Iifomsere 
xryſtalliniſche Verbindung, fand Gremy manchmal in ver mit Kalilöjung behau⸗ 
bveñen PerubalfumsNuflöfung, und nannte fie Metacinnamein; fie it aber 
nur = Che He Or; wägrens das Simmtöl aus Cao Hi &% Gefecht, 





AOs, der PRO, Aus Berhäliniigewichten. HI: earnut, ta Ditter⸗ 
mandeldl (©. 088). einem andern Antheile nad durch Quodation in 
Benzoefäure kbergaht, burch Kuchen mit MilalisBauge in das ebens 
falls farbloſe way Dlertige, Hüdgtigere, auf dem Daſſer ſchwinmende 
darin ſchwerbostiche und angenchu buftenbe Neanu vin (=u Org His O2 
- mb in am Altali gebumbene. Simm/ oner Ciunamyl ſauxe zerfällt") 


: "Mehtand jene Altali⸗ange. aus einer warmen Löfung son Kalihydrat 


in Alkshol, fo ſattigt · man biefe mit Gimmamein, bafliflirt weg: Alkohol 
bis zur Arockne ab, . IHR das vüdflämpige Aunemtoyuypifanze Kali in 
fievandım Maſſer und 'übexfept dieſe Röfung: ut Opbrudglarfäure, fo 
lauge noch «ie weiße Raſſe ſich ſchedende Aimmmomnliäure gefällt - 
wiid, die dann, gelök in Alkohol, und daraus umisyRajlifirt, in gläns 
zeudweißen, ſchwach würzig ſchmeclenden amfelmlichen Priemen fich ſchei⸗ 
der, Die, ſchwerlbolich in Waſſer, bei .1879.C,.=:4000,8. 8. ſchmelzen, 
dei 2989C 284, 044 R. ſteden and zu ahiupmdmeißen Blaͤtichen ſich 
fſublimiren; der Dampf riecht ſtechent undereizt zumı Haſten, wie jener 


ver Br. Mit: Aerhyloxyd ſah Plautemons bie Ginnamylſäure 


I verbinden: Ce ſog. Zi mmtfäute⸗Aedher) ohne Mermittes 
Inng einer Minesalfäure .(y. B. vhne Micwirkung vos waflers 
‚armer Gchwefelfaͤnre), ale er das feifetähnliche, ſtarre Sewmiſch von 
Altoholiger Kalllöfeng wad Einnameln für. fi deſtillirte) es gieng 
zuesft ein fig weree Lund dann ein leichteo Del (Beruwin) Aber, zumal 
"als man dem teodnen Rückſtande Waſſer zugeieht hate; vas zuerfl 


üßergegandene ſchwere Wei gab Saum, modmals‘ für ſich veflillirt und 


Aber Ca Ch vwuhig bingeflellt.fo wiederum abdeſtillirt zine .ätherifche 
Siäffigteit, die = Ca Her Os, d. i. gleich Ginnamykfäure (Ce Hy Os) 
+ ethyloxyd oder detler (Ca Hs 0) sehmmengeirht rien. ”) 





®) Bar vie Kalilauge ſehr waſſerarm, fo erfolgt vie Umbitving mit Hr@ntwides 


fung, wer fie —— ſo entwicelt NE kein n⸗o⸗. Cinnamen ver⸗ 
ſhludt langfım O⸗Gas 


-9 Die Canamylſaure «Cu; som ©. 881) geht, mit adanniem Kall veſtillirt, 


auch hierin ver Benzoeſaure ähnlich, viel Benzol, gr übrigens auch Vene 
wenn man Bergamottölnampf durch Kalk⸗erfüllte glühende Böhren treibt, ſo Wie 
u weun mau Bett:sheftig achigt, mad wenn Mapkihalinfäure mit Kalt 
au mi Beat behllist wid. ‚a MB. Sofman fans ch, aus; In den Küdtis 
gen Brenzölen DEU Girinfchlentpens, uns benupt De leichte Umwaudeibarkeit 
dee Benzol, mittelk ‚Mgotiäur in Mitzohenzib und Hierauf In das 
feine Gegeswirtung- tik. —— Anilin- als Ertennungsmitiel fir 


i 


" baffelte. Bir wimsich Benzol⸗haltiget fluchtigeß Dei, ober es ſelbſt in etwas 


zuuchente Ayeıiäure und damit einige Mugenhlide kinburh im., Sieden 
echaiten, bis Die Sraumache Farbung fich im ring ſtrohgelbe —*8 bat, unb 
* viel Baffer zugeſetzt, fo ſcheiden Gh sinige au. Boden ſinkende Troͤpfchen 
son Ritrekenzgin (=.Cıa Hs AO«)- aus, während andere in ver Klüffigkeit 
7* Bleiben. Wan ſett wun etwa hald.fo viel Nether zu, als die Slüffigs 
en Raus einsimumt, „Schättelt Alles wußl aucchelnanter, läßt barauf durch 
3235 Stehen ven nun mit dem Nitrobengid gejäwängerten Ketheg ſich fondern, 


Dur} — 
ae 


- 
- 
— 





u im Fiäffiggen. Storar (Acyrax Uquidac, son Stawex efli- 


einalis Z. ein in die Familie der Gtyracineen gehöriger, in Griechen⸗ 
land heimiſcher Baum) und im. TZolubalfam (von Myroxylon 
. "telaiforum) findet ich Cinnamylſaͤure, in lepkerem neben etwas Ben⸗ 


Ä 2 3oefäure, und läßt. ſtch denfelben durch Behankluug nit Ratronsarbonat 
entziehen. Br Rädkkande des. erfleren verbleibt dann. das in: Alkohol 


laaliche und daraus fryſtalliſtrende, bei: 00 C. — ZEOR, füpenelzenbe 
. Styracin = Og Hhı Oꝛ, das mit. Kalilauge gekocht daB anugenehm 


duftende, im Maſſer zu Buben finfende, Ölige.MBiyracnn gewährt, 


. ‚während das Kali am: dafielbe gebundene Biunamylfänze darbietet. 
Mur mit Waſſer deſtillirt ſchäͤdet fi aus Aüfigem Storar, in fehr 

. gesinger. Menge, ein mach bei — 209.0.=— 1608. hoͤchſt bewegliches 
"und Auferft fihdgtiges, aur 0,084 Cigengewicht kuflgentes, auf Papier 
vorkbergeheude Feimletlen zrzeugenbes, ſtark einbeimglich würzig riechen⸗ 


des, in biefer Hinſicht magisch au Benzol are an Naphthelin erinnern⸗ 


ı des und fehe, brennend. ſchueckendes Sethexöl, von feinem ;Entbeder 
': (Gbuarb Gimon,.. Apstbeler zu Berlin) Sty.nol. genauut. Es 


"ur. fiebet bei 1450,75.0: = 1100,6 R., iR im Außer; geringer Menge im 


Waſſer Uelich, demehngrachtet aber durch Gernch uud: Geſchmack darin 


aerkennbar, nimmit MWaſſer in gleich geriuger Menge.ie ſich anf, läßt 


ſich mit Aether und abf. Aillehol in allen Derhaͤltniſſen weifchen, if 


>. ‚abi in Golggeik, Meeton, Gamwefellohienbofi (@. 874), rtten uub 


ätherifchen Selen, gegenwirkt weder fauer nech bafiih, HR (krwärmii) 
Schwefel wand ebenſo auch Phosphor auf, heim Erkalten fie Fryſtalli⸗ 
niſch entlaſſend, macht Cautſhuc auffchwellen, loͤſt ee aber une wenig, 
bricht das Licht ſtark um iſt = OCis: Hs (precentiſch 92,30 + 7,7). 
Mit Azoiſaͤure deſtillirt wandelt es ſich in ein. brauues Harz, das, von 
Säure durch Abwafchen befreiet und bann mit Wafler deſtillirt, eim 


. Del: genannt Nitroſtyrol gewährt, das ans flerendem Alkohol in 


großen, prachtuollen Priemen kryſtalliſirt, die, heftigen Simmtgerndg 
verbreitend, anfänglich füßlih, dann aber Außenft breanenb ſchmecken, 


> m == Cru By A405 2HO zufamsmengefept find; es wich alio-gur 





gift ihn ab, verſeht für meit, genäfferte Gaweisifure oder Sysredierfäne, 


die zuvor mit einem tem ihrigen leiden Botum Weingeiſt verkännt wuorben, 


und wirft vann, in diefes Befammetgeneifh, gekorutes Zink; hat man Kieranf wie 


fäfftgfeit auf dieſes Dietalt etwa: 5 Minitten hindatch wirben laſſen, fo iR im 
"Solge nes Zutritts bed‘ aut ber Zerfegang :von 6 Werhaltuißgewichten 


‘, In _statu nascentf fervorgegangenen wu mit vom Nitrobenzis 


cH, Anilins oe Bengivam = Ci2 Hy A(-=4HO) genug enttanten, 
um, von der Saure vurch Ueberſattigung writ Bald getsennt un) nun aufs Neue 


mit Weiher gefgättekt ;"ieie Atherige Anilin-Eöfing zu geweägren, welche, 


eitem Uhrglaſe verdampft und - mit einer Böfuig von ‚unterchlorichtfannene 
(Chlortalt) verfeht, fogleich Die das Uxilin Senmtlih machenben pyarpursies 


' ia Bolten hervorbringen. Anilin iR Arobenzid (den SG, 9987 
air + Zu vo n f \ lo... . 


1008 


Bilvung vieſes Grzeuguifies 1 BG. Orygen ber Mzodfäure mit ı H 
des Etyrol zu Waſſer vereint, wodurch dann dem alfe dehydrogenirten 
Etyrol, Ratt des verlornen H ein B⸗G. Unterazotfäure (+2 HO) zus 
fommt. Im Deſtillations⸗Rückſtande findet man außer dem Harze, 
nach Raaßgabe der Andauer des vorangegangenen Siedens und der Stärke 
der angewandten Azotſaͤure, entweder im Wafler gelöfle Benzoeſäure 
oder Ritrobenzinfäure vor; Cis Hs + 100 == Cu He Os (Eryſt. 
Bz) + 2C0, +2HO. Die Ritrobenzinfäure wurde von Muls 
der entvedt; Ois Hs +3 AO; — Cix Ha O4 + Ar Qg (Ritrobenzins 
fäure) +2C0O2 +4H0O +2A, Bonafre erhielt das Styracin 
auch aus dem Amerikaniſchen Sovalmbalfa (Hälfiger Amber von 
Liquidambar Styracifua L.), d. i. ein dem flüffigen Storar jehr 
ähnlicher Balfam; aber das aus bemfelben durch Deftilkation mit Waſſer 
ſcheibbare flüchtige Del (base man Copalmol nennen Tönnte) 
weicht von dem Styrol wefentlich ad. — Ale Deville ven Tolubalfam 
für ſich veſtillirte, erhielt ex, außer einer anfänglicg übergehenden ſehr 
geringen Menge Waſſer, hierauf folgender großer Meuge (mit wenig 
Cinnamylfäure untermengter) Benzoefäure, eine gelbe ölige 
Fläffigkelt, die, Musprati md Hofmann zifolge, ein Bemenge 
von (fhon von D. erfanntem uud von ihm Benzoen genannten) dem 
Benzol fehr äbnlidem Toluol oder Toluin = (14 Hg und von 
bengzoefaurem Methyloxyd, das D. irriger Weile für benzoef. 
Yahyloryd (Benzoräther) gehalten Hatte. Das Toluol giebt, mit 
Azotfäwce behandelt, das dem „Nitrobenzid⸗ hnliche, flüſſige Nitros 
toluid, das in mit Ammontak gefättigtem Alkohol gelöſt und dann 
wieberholf durchſtroͤmendem HS ausgeſetzt, nach einiger Zeit prächtige 
Schwefelkryſtalliſativnen eutlaßt. Verſetzt man nım die vom Schwefel 
abgefeihete Fluſſigkeit mit Aether, fie mit demſelben ſchuttelnd, fo ent⸗ 
zieht dieſer der Flüfſtigkeit den amoch in ihre’ unzerlegt verbliebenen 
Kiteotoluid-Antheil und, von dieſem befreiet und bis auf /z ihres 
arfprimglichen Raumumfanges abgevampft, um fo den Alkohol zu ents 
fernen, bieranf aber mit Kali⸗Hydrat vefillirt, erhält man als Deſtil⸗ 
It, neben wäfrigem Ammoniak, ein fihweres, farblofes, nach einiger 
Seit kryſtalliniſch etſtarrendes Del, das, famımt dem Ammoniakıc. mit 
Dralfäure gefättigt und zur Trodne abgebampft, einen falzigen Rück 
Rand gewährt, der, mit fiebendem Alkohol behandelt, an biefen oral 
faures Toluidin entläßt, während Ammonoxyd-Oxalat ungelöft 
verbleibt. Erſteres fchieht in weißen Nadeln au, die, nach gelinder 
Abwaſchung in heißem Wafler gelöft und durch waſſerarme Kaltlöfung - 
zerſetzt, das genannte Alkaloſd in Form farblofer Deltropfen entlaſſen, 
welche, zur Oberfläche aufleigend, dort angelangt erkaltend, eine ſtrahlige 
Kryſtallmaſſe bilden, bie auf dem Filter durch Abwaſchen von allem 
Koli befreiet und zwiſchen Fließpapier getrocknet; wiederholter Deſtilla⸗ 
tionen bedarf, um endlich chemiſch rein hewornugehen Alſo gereinigt 
| 64 





1010 


gewähren die leichtfluͤſſtgen Kryſtalle deſtillirt eine prachtvolle, das Licht 
in hohem Grade brechende, regenbogenfarben glänzenbe, erlaltend farb: 
los durchſichtige Kryſtallmaſſe, Die, aus Ci4 Ho A zuſammengeſfetzt *), 
in heißem waflerhaltigen Alkohol bie zus Sättigung gelölt und erkaltet, 
in großen breiten Blättern auſchießt, fich eben fo leicht als in Alkohol, 
fo auch in Aether, Holzgeiſt, Aceton, Schwefelkohlenſtoff, fetten und 
ätherifchen Delen loͤſt, im Waſſer jedoch nur in geringer Menge löslich 
. AR, einen weinartig wärzigen Gernuch und brennenden Geſchmack befigt, 
- und in vieler Hinficht dem Anilin auffallend ähnelt, Curcuma wit 
gelbt, wohl aber Dahliens (Beorginen) und Rofenpapier gränt 
und gerdthetes Lackmuspapier ſchwach blänet, bei allen Temperaturen 
verbampfend (ähnlih dem Ammonialgafe) weiße Nebel ew 
zeugt: fobald, über einen Toluidin⸗Kryſtall ein mit währiger Hybro- 
chlorſaͤure gefeuchteter GOlasſtab gehalten wird, bei 4000. — 320, 
ſchmilzt und bei 19800. — 1580,4 R. fledet. Die Ealze, Die vice 
organifche Baſe mit Eäuren bildet, find geruchlos, und, die Pi= und 
Päshaltigen Doppelfalge ausgenommen, auch farblos, färben fid 
aber an feuchter Luft ſchnell rofenzoth, hierin benen bes Anis 
Tin fi anfchließenn. — Das Toluol if übrigens ein Radical, das 
man zuglei als die Grundlage des Anifol betrachten barf; denn 
dieſes beſteht aus Ci4 Hy Og, und ift das Umbildunge⸗Erzeugniß ſowohl 
des falicylfauren Methyloryd (Baultkeriaöl; oben 6.1005) als 
ber diefem ifomeren Anifinfäure. Beide liefern es, wenn jedes ders 
felben mit BaO deſtillirt wird; es ähnelt in feinem phyſiſchen Verhalten 
dem Toluol. Das Anisäl, gewonnen aus dem Saamen und Saamen⸗ 
Abfall (Anisſpreu) des Anis, d. i. der Pimpinella Anisum L., het 
0,9857 Sigengewicht und enthält meiſtens fo viel Steatopten, daß es 
bei geringer Minderung ber gewöhnlichen Temperatur erflarrt, was, 
wie die Erflarrung unter 00 ruhig erfalteten Waflers, ber Blauberfalzs 
löfung u. f. w., durch Erſchüttern hegünfligt wird. Es enthält im der 
Regel gegen 250/9 Gtearopten, das fi, bei 00C., mittelſt Preffung 
zwiichen Sließpapier entölt und (bei 170 bie 200 C. — 13,6 bis 169) 
wieder geſchmolzen, in farblofen Blättern kryſtalliniſch barflellen Tat, 
in Waſſer unterfinft, = Cio Hs O iR und, mit Ayotfäure gekocht, vie 


*%) Ca Hr AOx + 6 HS (Ritrstofute + 6 2:8. Schwefelwaſſerſtoff, giebt) Cyg 
Ho A (b. i. Toluivin, unter Erzeugung von 4 V⸗G. Wafler und Ausſchei⸗ 
kung von 6 B⸗G. Schwefel; daher) +4 HO +68. Das mehrerwähnte Uri 
Tin, gehört, wie fon aus dem Obigen hervorgeht, ebenfalls zu ven kün ſtlich 
erzeugten Galzgründern ober Baſen; es wurbe zuerfi bargefiellt vom 
Sritfhge (Erpmann's Ioum. f. pract. Chemie XX 452 ff.) dadurch, daß F. 
fehr ſtarke Kali⸗ ober Natronlauge auf gepulverten Indigo wirlen ließ, es erfolgte 
mit Braunröibung verbundene Auflöfung, indem ſich eine mit dem Wifali vers 
bunbene Gäure bildete und (ganz dem Gelch ter Saureforderung gemäß) yas 

Anilin als fluͤchtige ölige Bafe, nebft Ammoniak hervorging. 


1011 


ber Camphorſaͤnre äbnelnde, in farblofen Priemen fublimirbore, auf 
gleiche Weile au) aus dem Eshragondl (von Pimpinella Dracun- 
oules L.) erzeugbare Anisfäure = Cis Hı O5 + HO. Das frifche 
farbiofe oder weißgelbliche Anisöl ſchmeckt füpwärzig und verliert um 
fo mehr an Eigengewicht, je älter es wird. Es roͤrhet Lackmus ſchwach 
ua» fein Stearopten Rimmt völlig überein, mit jenem des Bendelöle, 
das ſchon bei 70,5C.= 60 R. fefi wird, 0,997 Eigengewicht hat, füß 
fhmedt, Lackmus nicht röthet und anfänglidh farblos, allmähliger 
Dunkelung untesliegt. Aehnlich wie es fi mit diefen Dielen vers 
hält, fo auch mit dem, wie bas Fencheloͤl, aus zweierlei flüchtigen 
Delen zufammengefehten Nömifh- RKümmeldl (von Caninam Cy- 
minum 2.). Außer einem Osfreien Dele enthält Diefes eines, da6 Cꝛo 
Hı2 O2 iR und, von fchmelzendem KOHO berührt, unter H-@ntwide- 
lung in die der Bz ähnlige Cuminſäure C20 En Os 4 HO übers 
geht. Auch das Del bes gewöhnlichen Kümmel (Carum oarvi L) 
IR ans zwei verfchiedenen Hetherölen zuſammengeſetzt; desgleichen das 
Bomeranzenblüthöl und das Sewürznellendl, das man aus 
ven fog. Bewürgnelfen, d. f. die umentwidelten, geizodneten Blü⸗ 
then des Gewuͤrznelken⸗ Baums (Caryopkylius aromatious I.) ges 
winnt. Don den Delen dieſes lebten if das eine leicht und feiner 
Mifcyung nach dem Terpentindl gleih (Cs; Hy, oben ©. 782 u. 
804) das andere fehwer, 1,079 Gigengewicht beflgend und bei 2430-C, 
—A1MOAR. fidend, wahrfdeinlih = Cas Hıs O4 + HO föcdhiomes 
teifch zufammengefept; mit Kali⸗Lauge deſtillirt ſcheidet ſich das 7,5 Pror. 
betragende leichte als Deftillat, während das fchwere, als Säure an 
Kali gebunden, zurüebleibt und durch Echwefelfäure abgefchieden wird, 
Alohel entzieht ven Bewürgnelfen, insbefondere ben oflindifchen, das 
farb» und geruchloſe, kryñalliniſche, in Eleinen Mengen fich fchon durch 
mäfiges Srhiben der Gewürznellen ale Sublimat fcheidende, in Schwes 
felfänre und Azotſäure ohne Färbung auflöslidhe, aus C20 Hıs OR 
aufammengefeßte und mithin. dem Camphor (&. 585, 776, 804 und 
929 Anm.) polymere Caryophyllin, das den Kafenner Sewürznelfen 
gänzlich abgeht, in den Moluckiſchen Hingegen, neben einem verwand⸗ 
ten Erzeugniß, dem in weißen, atlasglänzenden, Tugeligfirahlig gehaͤuf⸗ 
ten, fublimicbaren, in fledendem Weiher und Alkohol Löslichen, in 
Allalisfaugen unauflösliden Caryophylloid vorkommt, und von dem 
im, über Gewürznelken deſtillirten Wafler vorfommenden, ſich daraus 
in farb= und geruchlofen Blättdgen ſcheidenden, angeblich aus Cap Hı2 Os 
zufammengefehten Augenin durch größeren O⸗Gehalt verſchieden zu feyn 
fcheiut. Reich an Stearopten ift auch das Achte Roſenöl oder Attar, 
das im Drient durch Cinweichen vorzüglich der Blumenblätter der Rosa 
centifolia und RB. sempervirens L. mit Waſſer und nachfolgender 
Deftillation gewonnen, farblos und leichter als Wafler ift und, in 
fehr geringer Menge der Verdampfung überlaſſen, angenehm nad 
64 * 


1012 


NRoſen ®), Im größeren Mengen durch Heftigkeit mehr ober minber 
unangenehm (Kopfſchmerz zc. verurfachend) riecht, mild unb etiwas 
ſüßlich fchmedt, bei 220,5 C. = 260 R. nur 0,832 Eigengewicht hat 
(das Eigengewicht des Waflers von 150 C. = 120 R. = 1 gefeht), 
bei niederen Temperaturen butterförmig wird und dann erſt bei 280 bis 
309 C. = 230,2 R. wieder ſchmilzt, in Alkohol ſchwerldslich iR [1000 
Alkohol von 0,806 Eigengewicht und 140 C. — 110,2 R. nehmen nur 
la Gewichtstheile und bei 220 C. — 17028. nit mehr als 
33 Roſendl auf], weßhalb man auch deſſen Stearopten vom Dele Leicht 
befreien und erfteres reinigen Tann, lediglich dadurch, daß man es wieder⸗ 
holt mit kaltem Alkohol auswäfdht. Um 1 Loth Rofendl auf bemerktem 
Wege zu gewinnen, werben gegen 100 & friſche Biumenblätter erforbert. 
Uebrigens riecht -auch das Metheröl des Nofenholzes (Lignum 
Rhodii oder L. Rhodium; von Convolvulus scoparius und C. Bo- 
ridus L.), das befondere beim Gägen ober Raspeln des Holzes, alfo 
mittelt Reibung riechbar wird, und das des RofensBeranium 
(Pelargonium odoratissimum), dem ber Gentifolienrofen ähnlich, 
Das Im Handel vorkommende Rofenöl if Häufig nur ein im Orient 
bereitetes fogenanntes, uämli ein fettes Del, geſchwaͤngert mit 
ächtem Rofenduft, das dadurch gewonnen wird, daß man Roſenblumen⸗ 
Blätter mit Gengelykörnern (entfchälte, am fettem Dele reiche Saamen 
einer DigitalissArt) in fleinernen Krügen abwechfelnd fehichtet und, an 
einem Fühlen Ort einige Tage hindurch Hinftellt, nach Ablauf derfelben 
aber die Mofenblumenblätter mit friſchen (alfo Wafler-haltigen) vers 
taufcht und dieſes zum Deftern wiederholt, dann aber bie hiedurch aufs 
geſchwellten Saamen⸗Kerne aspreßt, die ausgepreßte trübe Ylüffigkeit 
durch ruhiges Stehen in verfchloflenen undurchfichtigen Gefäßen, an 
fühlen Orte ſich klaͤren laͤßt und die hiedurch gefonderte, aus dem 
Zertöl beſtehende obere Schicht, ale eine mit Rofendl gefättigte mittelſt 
eines baummollenen Dochtes in Feine undurchfichtige Fläſchchen ſam⸗ 
melt. — Es iſt dieſes Verfahren jenem wefentlih gleich, welches 
befolgt wird, wenn man Jasminblüthen zwifchen ungefponnene Baum⸗ 
wolle fchichtet, die man zuvor mit Behennußoͤl getränft Hatte, wad 
damit einige Tage hindurch, unter mäßig erhöhetem Drud, am Tühlen 
dunklen Orte in Berührung läßt, dann aber auepreßt und verfährt, 
wie zuvor bemerkt worden. Es laͤßt fi dieſes Berfahren: mit 
Blumenduft geſchwängerte Fettöle darzuflellen, auf alle übris 
gen buftenden Blumen anwenden und fo eine große Anzahl lieblicher 

A Blumendäfte übertragbar machen und verhältlich feſtigen. Auch Taum 





.*) Ein Tropfen ächtes Rofendl, in Weingeiſt gelöft, reiht amf einige Tage Kim, 
ein Zimmer mit angenehmftem Roſenduft zu erfüllen. In Aften verfenbet ma 
das Achte Attar in Fupfernen, mit Wacht überzagenen Slafchen ; in Guroya — 
ſelten dt — in Heinen Glaſern. 


1018 


men ſolchen Weges bergleichen Düfte mit dem [z. ®. gu ſog. Mich- 
wäßern, Liquenren und ähnlichen kümflichen weingeißigen Flüſſtgkeiten 
benimmten] !Beingeifte verbinden; denn fchättelt man buftende Fettoͤle 
mit Weingeiſt, fo entzieht biefer den Duft, und wenn er fo längere 
Zeit hindurch mit frifchem, buftigem Fettoͤl behandelt wurde, fo vermag 
man ihn mit dem Dafte zu fättigen und, deſtilirt man ihn dann für 
ch bei möglihf gelindem Defiillationsfeuer, fo erhält man ihn 
zugleich duftgefättigt und klar. — Das Achte Rofendl entläßt fein, 
in großen Blättern kryſtalliſirendes Gtearoptön, ſchon bei gewöhnlicher 
Zeraperatur, nicht felten im Betrage von 1/3 des Geſammt⸗Oelgewichtes. 
Die Biumenblätter der in unſeren Gärten gezogenen Gentifollenrofen 
geben, friſch mit Waflee deſtillirt, nicht fowohl ein Aetheroͤl, als 
vielmehr eine Weingeiflsähnlihe ober vielmehr WBeingeifichaltige Flüfs 
ſigkeit, von nur ſchwachem Roſengeruch, die wahrfcheinlich größeren 
Theile das Erzeugniß vorangegangener Weingaͤhrung des in den ofen 
vorhandenen Krümels oder Schleimzuckers if; eingefalgene Roſen⸗ 
binmenblätter, wie man fie gewöhnlich zur Bereitung bes officinellen 
Rofenwaflers verwendet, geben auch nur fehr wenig faft butterweichen 
Deis. Dieſes, wie das aͤchte, riecht in Waſſer aelöft ſehr ſchwach 


(erfteres kaum merklich), aber Zuſat von etwas Kali⸗Carbonat erhoͤhet 


und verbeffert den Geruch ſehr merklich; was darauf hinzuweiſen ſcheint, 
daß das Duftende ber Roſen ein ſehr flüchtiger baſiſcher, an eine 
flaächtige Säure gebundener Stoff iſt, und daß man ſolchen Weges 
ſich in den Stand geſetzt ſehen dürfte, Duft von Aetheroͤl zu ſchei⸗ 
den; jene Gewaͤchſe und Gewaͤchstheile, welche, während fle duften, 
mit Waſſer wiederholt deſtillirt dennoch kein Aetheroͤl gewähren und 
ebenfo auch Feine riechbaren Wäfler, enthalten nur Duft, den au iſo⸗ 
liren bis jebt nicht gelang; m. Grundz. L 744. Ueber das Ders 
fahren, werdende Weine (Mof, natürlichen wie künſtlichen, 
wenn er in Bährung begriffen) mit dergleichen Duft zu fchwängern, 
und fo theils ihre fog. Blume zu erhöhen, theils eine dergleichen 
neue ihnen zu eriheilen, fo wie über das Riech bare bes Moſchus, 
Ambra oder grauen Amber, Sibeth ic. f. a. a. D. ©. 744 — 745. 
Anm. Deßgleicden über Blutduft und defien von der Artung bes 


Slutes abhängige Verſchiedenheiten, a. a. O. I. 574, 773. IL 465. 


Schon mit Linnen: Bafer (3. DB. mit Linnen- Papier) verbinden fi 
riechbare Aetheröle bis zur Geruchloſigkeit; Zufah von Waſſer hebt, 
zur Faſer Härkere Anziehung beſitzend, bie Verbindung anf, und 
macht das Papier wieder Hetherölgeruch entwidelnd; a. a. I. 742, 
Ueber Eintbeilung ber Aetheröle nach ihren Befchaffenheiten und Wire 
Pungen; ebendaf. S. 748. Weber Rofacin, d. t. Rofenflearopten (fo 
wie über die Gtearopten mehrerer anderer Metheröle) |. a. a. O. 
©. 711 — 719. Ein Tropfen Roſenoͤl fordert 8000 ran Wafler zur 


1014 


Bölung.d) Dad Sal beyöol, bereitet durch Deſtillation der Salvia offe.L. 
[zumal der in Spanien gewachienen] entläßt ein dem Terebinth (=; 
H, 0), d. i. dem aus Terpentinoͤl durch langes Stehen (und allmähliges Ein 
fangen atmofphärifchen Oxygens) ober burch längere Berührung mit vers 
dũnnten Säuren, regelmäßig kryſtalliniſch Hervorgegangenes Er zeugniß ähn- 
liches Hydrocarbonoxydul, geht hingegen in wirklichen Eaurphor Aber: 
lediglich durch Erhitzen mit ſtarker Azotſaͤure. Daffelbe begegnet aber 
auch dem fog. indifferenten (nicht fauren) aus C,o Hg beſtehenden An: 
theil des rohen Baldrianoͤls (oben S. 877 ff.) und dem Beruflein, 
unter aͤhnlichen Beringungen; vgl. Rochleder in W. uns 2’ Anz. 
db. Chem. u. Pharmac. XLIV. ©. 1 ff. n. Döppiug a. a. D. XLIX. 350. 
Um BorneosGamphor (oben &. 804) in Japan» Samphor 
zu wandeln, beburfte es, wie folchee Belouze zeigte und Gerhardt 
beftätigte, ebenfalls nur der Behandlung des erfieren mit Azotjänre, 
während diefer, nach G., aus jenem »Baldriandl« eutficht, wenn man 
e6 einige Zeit hindurch mit Kalivfauge in VBerübrung läßt und dazu 
beftillirt; ber Bernflein, das Galbeydl und das erwähnte Bal- 
brianöl geben dagegen mittelft Azotfäure- Einwirlung Japans Gam- 
phor, (md wie es ſcheint vermag berfelbe fih auch aus dem Ter⸗ 
pentindl zu bilden *8), d. i. ber gewöhnlich im Handel vorkommende, 
der bei 1750 C. — 1400 8. ſchmilzt und bei 2040 C. = 163012 9, 
fiedet, während der Borneor Camphor zum Schmelzen 1980 C. — 
1580,48. und zum Sieden 2120 C. =: 1690,56 R. fordert. Die oben 
©. 804 mitgetheilte ſtoͤchiometriſche Formel, iſt jenoch die den Japa⸗ 
nifchen bezeichnende; der Borneo’fcye befteht dagegen, wie neuere 
Unterſuchungen lehrten, aus Co Ho O, und es if daher, wollte max 
diefe Formel ale Grundformel betraihten, der Japaniſche ein dehydre⸗ 
genirter Borneo’icher; namlich Cio Ho O — H=Cıo Hg O, was danı 
zugleich lehrt, daß des erfleren Viebergang in den Ichteren bewirkt wich, 
lediglich durch Oxydation eines H zu HO; fo daß alfo, wie im vielen 
ähnlichen Faͤllen, H leichter orydirbar erſcheint, als C; aber, abges 
fehen von ber Beruͤhrungs⸗Elektriſitrbarkeit der Grundſtoffe oben ©. 815, 
befitzt C an ſich und in feinen Berbinbungen größere Cohaͤſion ( Eelbs 
ziehung feiner benfbaren Maſſentheilchen) und größere Dichte, als HL 
Die größere Lihtbrehung, die dem Japans Camphor zufommt, 
weifet ebenfalls darauf hin, daß das hieher gehörige Vermögen des C 
(des Diamant) in ihm, zufolge geringeren H-@ehalts, weniger gemägigt 
if, ale im Borneo⸗Camphor. Und, erachtet man Co Hg als Yas 





*) Ein Loth trodne zerſchnittene MRofenblumenblätter giebt, mit 12 Loth Alkotzel 
mehrere Tage durchweicht, die fog. Rofentinetur. Damit gefärbten Bayier 
wird von Gäuren geröthet, von Alkalien gegrünt, ober gegelbgrunt, wun iR 
‚eines der empfinplichfien Reagentien für beiderlei Gegenwirker; m, Gruns; L 


571 Aum. 
**) Vergl. m, Theorie ber Polytechnochemie L ©. 298 Anm, 


1015 


Radical beider Gamphorarten, fo if biefer dem Terpentindl polymere 
Gezweitſtoff, für ih im zwei einander ifomeren Derbindungen, in 
jenen flüchtigen Delen gegeben, von denen das eine, terpentinartig 
riechende, bei 1659 C. — 1320R, fiedende, den Borneo⸗Camphor bes 
gleitet, das andere ans bemfelben mittelſt waflerfreier Bhosphorfäure 
dadurch auefcheivbar, daß biefe ihm HO entzieht. Indeſſen entiäßt 
au) der Japans Gamphor, im gleicher Weiſe behanbelt, ein flächtiges 
Del, was jedoch nit = Cio He, fordern nur Cıo Br iſt u. f. w.; 
vergl. oben ©. 804, 926 und 1006. Die jüngeren Borneo⸗Camphor⸗ 
bänme find übrigens die Ölreicheren, was darauf hinweiſet, daß der 
zugehörige Camphor durch Hydrathion diefes, nach gemachten Eins 
fhnitten in die, (zumal jüngeren) Bäume, Hervorquellenden Deles ents 
ſteht; eine Waflerbindung, die im Baume muthmaßlich darım zu 
Stande kommt, weil es in ihm chemiſch ansgefchieden oder vielmehr 
friſch geworben if, alfo in statu nascenti mit dem Dele zufammens 
tritt; denn es findet ſich dieſer Camphor in älteren Bäumen haupts 
fächlich in deren Marfhöhlen; mithin dort, wo die Waſſer⸗ und Säures 
(vorzüglich Carbonſaͤure⸗) Zerſetzung durch Licht nicht ſtatt Haben Tonnte; 
wiewohl man auch umgekehrt zu vermuthen Grund hat: daß bie Ein- 
wirkung des, wärmesteichen Lichtes, den im Innern des Baumes erzeug⸗ 
ten Gamphor, in Waſſer und Del zerfehe? Beide Camphor⸗Arten geben 
Khrigens, mit hinreichender Uzotfäure behandelt, bie Gamphorfäure, 
aber nur vom Japan s Gamphor weiß man zur Zeit, daß er fi mit 
AOs, A und H Ch zu tropfbaren chemifchen Gemiſchen verbinden läßt 
(eben ©. 804); Verbindungen, in denen diefer Camphor mithin als 
Galzgründer fi bethätigt *). Gleich dem Terpentindl erhöhet 
auch jeder Camphor, wenn er dem Weingeifte, oder ſtatt deflen auch 
fetten Brennoͤlen zugefeht worden, die Helligkeit und Farbloſigkeit der 
Berbrennungs: Flamme, Ueber das Verhalten der Aetheröle sum Wein⸗ 
geil, f. oben ©. 809 Anm. Das Borlommen des Borneo⸗Camphor 
im Verbindung mit dem Bamphordl, bietet übrigens auch inſofern 
Achulichkeit dar mit dem Baldrians oder Baleriandl, als vieſes 
in feinem fog. indifferenten Dele eine, jenem Camphordöle ähnliche 
Osfreie, in feinem bei 00C. kryſtallifirbaren fauren (oder vielmehr: 
fäuerbaren), nicht nach Valeriandl riechenden, Balerol (—=C6H; 0) 
genannten Dele, bevor biefes ſich burg infaugung und Bindung 
atmoſphaͤriſchen O’6 zu Balerianfäure (VI, S. 877) orybirt hat, 
eine feinem chemifchen Beftande nach [als 1 BD. O⸗enthaltendes Oxyd] 
dem Eamphor ähnliche Zufammenfeßung gewährt. Die Umwandelung 
des Balerol’s tn Dalerianfäure tritt ein, indem ſich 2 V⸗G. beffelben 


79 Die Grundlage ne Gamphors, wie der Samphorfänre HR, dem Vorher⸗ 
gehenden gemäß Cıo Hr; Bei ihrer Bildung verbinden fih 2 O ver Ayotfänre mit 
ben Camphor und 1 O mit H. 


mu 22mm. zur _ — —— 


16 


8 atmoſphaͤriſches Ozeinfangen, damit 2 Garbonfäure und 1 Waffen 
haltige Balerianfäure = Cıo Hıo O4 zufammenfegend. “Diefelbe 
Eäure erhielten G. Schnedermaun und 5.2. Windler au, als 
fie Athamantin = (as Hıs 07 — db. 1. ein in ber Wurzel von 
Athamanta Oreoselinum L. vorfommender, farblofer, kryſtalliſir⸗ 
barer, ‚in feinem Verhalten den Fettſtoffen (Wettarten) fich anreihender 
Bildungstkeil — mit Mlfalien, ober flatt berielben auch mit Säuren, 
: behandelten; da dann tu beiden Fällen VI entland; Nun. d. Chem. z, 
Pharmac. LI. 315f. Das Athamantin riecht eigenthümlich ranzig⸗ 
feifenartig, zumal wenn es zuvor erwärmt worden, ſchmeckt ranzig⸗ 
bitterlich, hinterher kratzend, iſt im Waſſer unloͤslich, ſchmilzt in 
ſtedendem Waſſer zu gelblichen, zu Boden ſinkenden, nach längerer 
Zeit Kryſtallgeſtalt gewinnenden Tropfen, loͤſet ſich leicht in Fett⸗ und 
Aetheroͤlen, im Weingeiſt und Aether, aus letzterem, erkaltend, ſich in 
Tropfen ſcheidend, ſtellt mit Waſſer gemiſcht eine nmilchige, als ſolche 
lange Zeit hindurch beſtehende Flüſſigkeit, die endlich ſtaubigkryſtalliniſches 
Athamantin entlaͤßt. Seine Loͤſungen werden von denen ber Metallfalze 
nicht zerfeht, Hingegen reicht fchon das Begießen der fein zextheilten 
Murzel mit wafjerarmer Schwefelfäure hin, aus deren Athamantin Bas 
lerianfäure zu entbinden *). Trocknes HCh= Gas wird von fein zer 
theiltem und babei durch Umwenden ꝛc. in fletem Berübrungs-Wechiel 
erkaltenem Athamantin verfchludt und, unter HCh:&as: Entwicklung 
zur Ausfcheidung bes Drofelon, d. t. eines zur VI wie das &ly 
cerin zu ben Zettfäuren fich verhaltenden Ambiltungstheilen = Cı« 
Hs; O3 (mithin ifomer der Br) befimmt, den man von ber (HCh und) 
VI dur Defillation ſcheidet, da er baun, als graumelße, poröfe amd 
amorphe, in fledendem Alkohol Löslicge und daraus durch ſehr allmä⸗ 





*) Zum VBerflänbniß der nachfolgenden Bemerkungen über die Natur des Atha⸗ 
mantin, if erforberlih zu willen, daß alle durch Allkalien verfeifungsfähigen 
Bette (Bettarten) ober Fettſtoffe, ka fie bei riefen Borgängen einerfeits 
Säuren entwideln, welche mit den Alkalien⸗GSeifen und mit beren Vertretern — 
3. 8. mit ben übrigen Metalloxyden — ahnliche, jedoch meiftens 
Verbindungen hervorgehen machen, gleichzeitig Glycerin (oben &. 878) ent- 
laſſen oder fih varin (theilend) umbilden. Daß ver mit ben Metallozynen, 
3. B. mit den Alfalien, verbundene Umbilbungs- oder Entwidlungs : Untheitl, 
in dieſer feiner Verbindung als Säure gegenwirke und in gleicher Weiſe ſich 
au, wo er überbanpt chemiſch gebunden wird, gegenbethätige, das folgerte ber 
Verfafler dieſes Handbuchs bereits zu feiner Seit, als er vorſchlug: fettſaures 
(difaures) Bleioxyd durch Wechfelzerfehung von fettfauren (ölfaurem) Natron uuh 
Bleioxyd⸗Acetat zu bereiten (Trommsporff’s Journ. XIII. 1. &.75 .); eine 
chemiſche Siolation diefer Säuren verfuchte aber zuerft, und wie fih nicht amers 
erwarten ließ, mit glüdligem Erfolge Eheoreul. MWährenn aber ſonſt ziem⸗ 
U allgemein angenommen wurke, daß beim Verfeifen ꝛc. der Bette Fettfänren 
und Glycerin (Bettbafe) erſt entflänven, feht man jetzt beive als im Beet 
fon beſtehend voraus, 


1017 


liges Erkalten in Blumenlohlform (hervorgegangen aus Anhaftungs⸗ 
Unhäufungen fehr zarter, biegfamer, mifroffopifcher farblofer Nareln) 
kryſtalliſirende, bei ohngefähr 1800 0. = 1520 R, zur gelben Tlaren 
Flaſſigkeit ſchmelzende, erfaltend bernfteingelbenden und dann unfryfallis 
niſche Maffe verbleibt. Es if geſchmack⸗ und geruchlos, unlöslich 
ta Waſſer, in Aether wie in Alkohol mit gelber Farbe löslih. Mit 
äbnlicher, aber lebhafterer Farbe Iöfen die wäflrigen Alfalien das Oro⸗ 
felon, warme und Waflerarme Laugen bräunen ſich durch deſſen Auf⸗ 
loͤſung. Das Oroſelon⸗Chlorür befist ſtarken Terpentin⸗Geruch. 
Die Blätter von Athamanta Oreoselinum enthalten Fein Athamantin. 
Das vor etwa 10 Jahren von Demerara her In den Handel gelommene 
fog. LorbeersTerpentindl (im Handel unrichtig: Laureloil) das 
mit Erfolg äußerlich gegen Rheumatismen angewandt worden und ſich 
als trefflihes, wur zu koſtſpieliges Kautſchuk⸗Löſungsmittel 
bewährte, iſt Stenhouſe zufolge bucchfichtig, gelblich, dem Terpens 
tindl iſomer und ähnlich (wahrfcheinlich von einer Pinus⸗Art ſtam⸗ 
mend), jedoch angenehmer riechend, hat 0,864 Cigengewicht und enthält 
eine „flüchhtige, azotjaures Silberoxyd reducirende Säure. Weppen 
and fpäterhin Laurent fanden im rohen Terpentinöl Formylfäure; 
vergl. oben S. 1001. Berfoz fah aus der wechfelfeitigen Begenwirkung 
son verfchiebenen Hetherdlen und Chromfäure Oxrybationserzeugnifie 
hervorgehen, bie fi) als eigenthümliche neue organische Säuren vers 
Bielten; fo mit einem Gemiſch 0,5 doppelthromfaurem Kali, 1,1 conc. 
Schwefelſaͤure und 4,0 Wafler aus Anis, Sternauiss*) und 
Fenchel: Del zwei kryſtalliſirbare Säuren die Umbellins und bie 
Badianfäure, von denen bie erflere in ihren Gegenwirkungen mit 
der Benzoe s und Binnamylfäure übereinkommt, in fchönen, mit rhom⸗ 
biſcher Bafls verfehenen, farblofen prismatifchen Nadeln kryſtalliſirt, 
zwifchen 175 und 1800 C. = 1400 — 1440 R. ſchmilzt und zwifchen 
2750 — 2800 C. = 2200 — 2240 R. fievet, aber ſchon bei geringerer 
Hitze fublimirt; gefchmolgen auf eine Falte Fläche gegoflen, bedeckt ſich 
die erflarrende Maffe mit zahlreichen langen Nadeln. Sie ift in Waffer 
und Hether ſchwerloͤslich, hingegen leichtlöslih in Alkohol. Mit Azot⸗ 
fänre behandelt, wandelt fie fi in eine neue Azot⸗haltige Eure um. 
Die Badianfäure übertrifft erſtere an Löslichkeit im Aether, wie 
im Waſſer, kryſtalliſirt in ſchwammartig gruppirten, ſtrahligen, priss 
matiſchen Nadeln. Das Römiſchkümmelbl gab alſo behandelt 
neben Eſſigſaͤure, ebenfalls zwei neue Säuren, von denen bie eine, bie 
Gyminfäure ans dem 600 — 700 C. — 480 — 560 R. warmen 
Gemiſch Herausfsykallifirt in (gexeizt) weißen, Wallrath⸗aͤhnlichen, 





9% Bor Mieium anisatum L. Das Aetherol veffelben it weiß, ziemlich dick⸗ 
| Käfig und füßer alte Mnisöl, vom «6 anfänglich ahalich ſchmedt. 


" 1018 


rbombiſche Bafls barbietenden Prismen (aus Weingeiſt in Eypssäfss 
lichen Anfchüffen), bie in kaltem Waſſer wenig, in Weingeiſt und Aether 
leicht löslich find, und gelöft, in ihrem Verhalten gegen Mzotfäure und 
gegen Metallorybfalze ber Bz ähnelt, die andere, die Cumino ey⸗ 
minfäure dagegen erſt fpäter ans dem flevendheiß burchgefeibeten 
Bemifche, unter Aufbraufen fig kryſtalliniſch fonderte. Diefe iſt im 
Waſſer, Weingeifi, Aether und den meiften Flüſſigkeiten unloöslich, Fuft 
im Waffer zu Boben, verflüchtigt ſich (erhitzt) ohne zuvor zu ſchmelzen, 
und läßt ſich mit waflerarmer Echwefelfäure ohne Echwärzung fleden, 
if dann jedoch auf einige Augenblidle im Wafler löslich, im Uebrigen 
aber ber erfteren aͤhnlich. Auch das Del des deutſchen Kümmel 
(Carum Carvi L.) gab neben Effigfäure eine, noch näher zu umters 
fuchenve eigenthümlicye Saͤure, die vorläufig durch Kümmelfäure zu 
bezeichnen feyn dürfte. Vergl. oben S. 1011 ff. Aehnlich wie die Azet⸗ 
ſaͤure und die Thromſäure zu ben Wetherölen ſich verhalten, fo wahr⸗ 
fheinli auch die Jodſaäure (JO5); meiftene läßt dern orybiren 
des Verhalten zum Kartoffelfufeldl (oben &. 104 u. 877) uw 
Benzoylwaſſerſtoff (oben &. 881), fo wie zu vielen lebenden 
Meilen, zumal den Pflanzen entflammenden Bildungstheilen, biefes 
vermuthen; denn es wirft außer auf jene bligen Erzeugniſſe die JO; 
orybiread auf Dralfäure *) und in ähnlicher Art auch auf Formyk 
fäure, Beinfäure, Mekonſaure (Opiumfäure), Gitronfänre, 
Nilchſäure, Shleimfänre, Amylum (Stärke), Suder, Ders 
trin, Bummi und Salicin diefelden zu CO exydirend, und orybirenb 
auch dann noch, wenn „Hydrokyanſäure⸗ mit zugegen iR, auf Aibus 





*) Iopfäuresföfung oxybirt gelöfle Oxalſaure bei 180 — 22° C.— 149,4 — 179,68. 
ſehr langfam erhigt ober unmittelbar vom Gonnenlicht getroffen fehr raſch zu 
Garbonfäure, und in letzterem Fall tritt dieſe COg-Bilrung fo raid un im 
folder Menge ein, daß man letztere ale Licht ſtärke⸗Meſſer (Bhotometer; 
vergl. oben ©. 105 ff. u. 962 Anm.) benutzen Tönnte, wozu fi) übrigens auch, 
Millon zufolge, vie Auflöfung von BaryumsÖyperory» in Öybrodhlors 
fäure eignet, weil biefe im Dunkeln kein Bas, im Lichte hingegen augenblicklich 
O⸗Gas entwidelt. Platinmoher (oben ©. 848) leitet vie Wirkung ſchon Bei 
nieberer Temperatur ein und befchleunigt fie fehr: Holzkohle förvert ebenfalls, 
beſonders anfänglich die Oxydation ver Ca Oz zu 2 CO, ungemein. IR Yie= 
gegen die geringftie Menge von Blaufäure (HKy) zugegen, fo wire dadurch 
die oxydirende Wirkung der JOs auf bie Oralfäure, felb bei 60% bis 80°C. 
[>= 48% — 649 R.) verhindert. IM aber wirklich fchon Lie LLeinfte Menge 
von HKy hinreichend, jene Oxydation zu verhüten, fo if auch bie Meinung, 
daß dieſes Verbüten daher rühre, weil bie Jodſaͤure nur anfänglich mittel ihres 
O:Gehalts oxydire, dann aber dadurch orgbirend wirke, daß das frei geworkene 
JZod (alfo H entziehen und bindend, daburch aber) O des (alfo zerlegten) GSy⸗ 
dratwaſſers der Dralfäure zur Entbindung und Ginwirkung gelangen made — 
wenigftens ſehr zweifeltaft; denn im Ueberſchuß an weſende Iosfäure würde 
Beinfte Menge HKy zweifcltogne fo gut zerlegen, wie da6O, wenn HHy ſich 
nur leidend verhielte. 


1019 


min, Fibrin Gaſerſtoſſ), Kleber, Aceton, Gallnsfänre, 
Giengerbfäure, Kreofot und Morphin (Dylan oder erſtes 
Dptum-Alfaloid); die biebei hervorgehenden Oxydations⸗ Erzengniſſe 
bevärfen noch der näheren chemiſchen Unterfuchung. Will man übris 
gens diefe Wirkungen der Jobfäure zur Vollendung gelangen laflen, fo 
muß man fie dabei im Ueberfiuß anwenden, dann aber, nach beembeter 
Birfung, den unzerfebt gebliebenen Jobfäure-Antheil durch genüigenden 
Sufap vom Hybrofobfäure (HJ) zerflören, und das alfo, neben Waſſer⸗ 
Erzengung bergeftellte Jod mitteld Durchſeihung und Anwärmung bie 
zu 1000 C. entfernen. Nicht angegriffen werben von Jobfäure: 
gelöle Camphorſaure, Sifigfäure (die alfo foldden Weges leicht 
von Formyl⸗ oder NAmeifenfänre zu unterfcheiden Recht, Darraca 
zufolge wird A von 1,007 @igengewicht weber von Ch, noch Yon AO; 
zerflört) Butyrinfäure oder Butterfäure, Harnfloff und Leim, 
md chenfalis nicht der fog. Blasföärper ober „gläferne Feuchtigkeit⸗ 
(Humus vitreus) des Auges *), der, wie die jog, wäflrige Feuchtig⸗ 
keit (H. aqueus) aus Wafler beſteht, das neben ohngefähr 1,250/9 
Kochfalz uud wenig Albumin, aud einen noch näher zu beflimmenben 
thierlichen Bilvungstgell enthält, ber alfo in ben Blaslörper das 
Kochſalz⸗haltige Albumin gegen die Oxydation durch Jodfäure ähnlich 
fhüst, wie die HKy das Salicin, Bummiıc. Mehrere Aetheröle 
beiten, wenigftens fo lange fle noch nicht atmofphärliches Oxygen 
eingefogen haben, eine tief blaue Barbe, fo 3. B. das Aetheroͤl der 
Kamillen (Martricaria Chamomilla L.), das bei Fühlwärmen 
mter 00C. dickfluſſig wird, ohne Stearopten zu entlaflen und für ſich 


*) Das dritte Lichtbrechende Mebium nes Auges, die fog. kryſtallene Seuchtigkeit 
ober, gewösulicher genannt die Kryſtalllinſe, flellt ein zwiebelartig blättrig 
geſchichtetes, aus dicht aneinanber geprängt gefügten, wahrſcheinlich zöhrigen unb 
in viefen freien Möhren ſehr waſſerarme Flüſſigkeit enthaltennes Gebilde bar, 
ven Blutgefäße wie Nerven fehlen, teren Stoff fi} genau verhält, wie Glos 
balin (oben ©. 970) das, dhemifch fich betrachten Laßt als eine Verbindung 
von Brotein« Subfulpyhür = 15 Prot. +18 und mit MRaffer zufammen- 
gerichen ſich darin größtentheils loͤſt. Erhitzen bringt die wäflrige Loͤſung nicht 
zum zufammenhängenven, fonsern zum koͤrnigen Gerinnen, das buch Zuſatz von A 
wieser aufgehoben wird. Gieiche Gerinnung erleidet Die Kroftalllinfe, wenn man 
Re in fiebendes Waſſer, oder Alkohol, oder in Säuren legt Hinfichtlich der 
üseigen Gigengebilne des Auges ficht zn bemerken: daß das ſchwarze Gebilde 
(Pigmentum nigrum) aus einem beſonderen zelligen, auf ber Choroiden 
(Derhaut) abgelagerten, mit mifroflopifchen Körnchen erfüllten, im Waſſer, 
Aifohol und verbännten Säuren unlösliden, in Kali» Lauge fie dunkel⸗ 
geſbend ſich auflöfenden und vurch Eäuren barans wieder fällbaren Stoff, 
beſteht, der eingeäfgert We, O3: Haltige Aſche Binterläßt ‚ baß die Cornea 
(horahaut) Ah wie Faſerknorpel verhält, jedoch an A, varin aufquellend, 
eine geringe Menge Fiberin und Albumin abgiebt, und daß bie Sclerotica 
($arte Haut), aus dicht verwobenen ſehnigen Bafern befichenn, gleich der Reber 
Yazt (Coreum) der Haut durch Tanges Sicken mit Waller in Leim über 
geht und ein Bibrin enthält, 





Zu 


1020 


BE Be | 


deſtillirt eine braune harzige Maffe zurädiäßt; ebenfo gewöhnlich aud 
jenes ver Schaafgarbe (Achilaea Millefolium L.) und des fchwars 
zen Bibernell (Pimpinella nigra L.) duntelgrün. Das der Gas 
earillenrinde [von Croton Eluteria Schwarz, Clutia Klu- 
teria L.?], während das Wermuthäl (von Artemisia Absinth. L.) 
blaulich⸗grün, öfters gelb und, nach Bogel, fofern es Acht if, mit 
0,25 Azotfänre von 1,25 Gigengewwicht gemiſcht zunächft grün, dann aber 
dbunfelblan erfcheint, das rectificirte Bajeputöl (von Melaleuca 
Cajeputi Roxb.) = Cio Hy O weißgrüänlid, im Lichte bleichend 
(nicht durch langes Dunkelſtehen Entfärbung erleidend, es ſey denn baf 
es CuO enthält), das aus frifchem Kraut gewonnene Rautenäöl (von 
Buta Graveolens L.) grün, das aus frifchem Beldfammel (Quendel, 
Thymus Sephylium L.) deſtillirte braunroͤthlich, roͤthlich das ſehr 
angenehm duftende Türkiſchmeliſſen⸗ oder Kameelhenoöl ol. Sirae (vergl. 
m, Theorie d. Polytechnochemie J. 301) 2c. Inwiefern fie von, für Die Hydro⸗ 
carbone allgemein geſetzlichen Mifchungsänderungen abhängig erfcheinen? 
ſteht noch zu ermitteln; fo viel fcheint jeboch fchon jebt als wahrfcheins 
lich hervorzugehen, daß bei Hetherölen, welche Oxygen ale gemein 
ſchaftlichen Gegner ihres Hybrocarbon enthalten, die blaue und ebenfe 
auch die grüne Farbe nicht zu entwideln vermögen, bie dagegen bort 
möglich wird, wo das Hydrogen, ober vielmehr ein Antheil deſſelben, 
den übrigen Grundſtoffen gegenüber die Rolle bes Oxygen übernommen 
hat. Eoliten diefe Folgerungen durch hieher gehörige, möglihft ums 
ſichtig durchgeführte Verfuche „Ach beflätigen, fo würden ſich, wenigſtens 
für das Blau der Pflangen zweierlei Hauptarten feiner Eutſtehung 
nachweifen laflen, naͤmlich Blau hervorgegangen durch überwaltende 
Wirkung feines Hydrogen und darum fehr vergänglidy (weil Oxydation 
diefes H zu HO defien Wirkung, die Blaͤue aufhebt) und Blau ents 
fanden durch Ausgleichung jenes O und Vertretung feiner gemeinſamen 
Gegenwirkung durch bie bes Azot, da das Indigblau als bie jcKt 
befannter vollkommenſter Bertreter biejer Reihe zu erachten ſeyn möchte, 
Zwifchen beiden Reihen ſchwankt noch ein brittes, gleichfam eine Ueber⸗ 
gangsſtufe, das Blau des Bingellrauts (Mercurialis perennis Z.). 
In Beziehung auf Abhängigkeit vom Boden iſt befonders das Blau 
des Schaafgarbendls bemerkenswerth, weil es nicht nur nach Maafigabe 
des Bodens, anf dem bie Pflanze gewachſen, mehr ober weniger gefät- 
tigt blau, fondern mitunter auch gänzlich zerflört uud in Gelblichgräu, 
Gruͤnlichgelb, Gelb und Belblichweiß verkehrt wird. Aber ſelbſt das 
bauerbarfte Pflanzenblan, das Indigblau, ift vom Boden mehr oder 
weniger abhängig; wie denn z. B. die nicht im Mergelboden gewach⸗ 
fene Isatis tinctoria neben wenig Indigo ein leicht zerflörbares Blam 
barbietet. Aehnliches ſcheint bei jenem Indigo ber Fall zu feyn, weldger 
in Brafllien aus dem In dig⸗Nachtſchatten (Solanum indigofe- 
rum Saint-Hilaire) gewonnen wirb, unb ber im Handel als 





ſchlechte Sorte gift, obgleich Auguf de SaintsBilaire das in 
fenchten Urwalbungen Braftliens wohnende genannte Solanum als eine 
Pflanze bezeichnet, weldge eine dunkelblaue Farbe entlaffe, die das Blau 
des beften Indig an Sättigung und Schöne überbiete; vielleicht Hat 
gerade das Anbanen biefer Pflanze in einem, vom Urboben mehr oder 
weniger abweichenden Grunde vie Indig⸗Bildung gemindert und veräns 
bert? Bergl. Meörat’s und Leny's hieher gehörige Mittheilung (Dic- 
tionnaire de matiere medicale VI.416) verleihet biefer Bermuthung 
Wahrſcheinlichkeit; oder entſtammt der aus Brafllien kommende Indigo 
pielleicht dem Solanum nudum Humb. Bonpl. et Kunth.? Das 
Dunal wohl irrig mit dem Solanum indigof. für einerlei erachtet? 
Die Indigos Bildung ſelbſt iſt Abrigens nicht nur in von einanber 

fehr verfchievenen Pllanzenfamilien verbreitet, fondern kommt auch in 

| den einzelnen Indigos Pflanzen, nicht Teviglich in den grünen, Chloto⸗ 
phyll⸗haltigen Theilen, fondern auch in von biefen, der Entwidelungss 
Folge nach beträchtlich fernenden Sebilden vor, wie denn ber Herausg. 
Viefes Handbuchs auch in dem Saamen von Isatis tinctoria L. und von 
Polygonum tinctorium Z. fertigen Indigo, wiewohl in fehr kleinen 
Mengen vorfand. In m. Theorie der Polytechnochemie⸗(CEiſenach 
1827 — 28. 8. 1.161. ff. u. IL 449 ff.) findet man mehrere vaterländifche 
Gewaͤchſe angemerkt, welche auf Indigo zu benußen ber Mühe wert 
ſeyn dürfte. *) Daß das Indigblan ein Geviertſtoff oder vier- 
fach zufammengefeßtes fog. Radical fey, folgerte Schreiber biefes bes 
reits aus der Bildung ber Judigküpe und aus dem Verhalten des durch 
feine fhöne Burpurröthe an das verbrennende Kyan erins 
nernden, durch Erkalten zu tief Iupferfarbenen Prismen kryſtallifirenden, 
SarigblausDampfes, wie ihn ſelbſt fhlechte Indigo⸗Sorten ent⸗ 
laſſen, wenn deren Pulver in metallenen Schmelzlöffeln oder Glas⸗ 
retörtchen erhigt wird, 

o) Der befte tief⸗ und rein=blaue Indigo, 3. B. die befte Sorte bes 
oftindifchen, kommt in leichten, gelättigt rein blauen, durch Reiben 
Kupferglanz gewinnenden Stücken vor (geringere Sorten find mehr 

. oder weniger ſchmutzig blau, hie und da weißlich gefledt, härter und 
ſchwerer als jene, und entbinden durch Erhitzen, neben purpurrethem 
Dampf auch mehr oder weniger gelblibraumen, widrig riechenven). 
Mau gewinnt ihn, wie den meiften Indigo, indem man die in ber 
Bluͤthe abgefchnittenen Pllanzen mit Wafler auszieht nnd den Auszug 
der Luft anefeht; das hinzutretende atmofphärifche Oxygen entzieht dem 
gelöften farblofen Indigo, d. i. dem durch Aufnahme von 1 V⸗G. in 


1081 





*) Der oftinbifche und weſtindiſche Inbigu entſtammt verfchlebenen Arten ver Gat⸗ 
tungen Indigotera, Nerium, RBoxburgia, ber chineſiſche (ungariſche ıc.) 
em Polygon. tinct uns ber Deutſche dem Bair, Isatis tinctoria L. 


1088 


farbiofe Indigwaſſerſtoffſäͤure (Iſatinſäure oder Hybroinbigfänre) 
verkehrten und als ſolche in der Pflanze an Allali gebundenen fog. 
reducirten Indigo 4 Verhaͤltnißgewicht H, damit Wafler erzeugend, und 
macht fo den bieburch frei gewordenen Indigo, in Form eines blauen 
Bulvers fi abfepen. Außer dem Indigblau enthält jedoch jeber Indigo 
noch 3 andere Bildungstheile: den Indigleim, bag Indigbrann 
und das Indigroth (vergl. a.a. O. IL.) von denen man ihn reinigt, 
indem man das Indigpulver zuvörber mit verdünnter Gchwefelfäure, 
dann mit mäßig flarfer Kali⸗Lauge (Aeblauge) und ſchließlich mit fir 
bendem Alkohol auszieht, es dann aber dadurch in bydroindigfauren Kalf 
verwandelt, daß man 8 Gewichtstheile deffelben mit 6 fein gepulvertem 
gebrannten Kalt mengt, das Gemenge in ein wohlverfchließbares, mit 
fievendem Waſſer nahe gefülltes Gefäß fehüttet, dann aber bie zuvor 
mit Ausfchluß der Luft bereitete, heiße waflerarme Löfung von 4 ſchwe⸗ 
felfaurem Eiſenoxydul folgen läßt, und unmittelbar daranf das Gefäß 
Juftdicht verfchließt,. Die gefammte Waflermenge darf 450 Theile be 
tragen. Nach mehreren Etunden zieht man bie bieburch entſtandene 
gelbe Löfung bes hydroindigfauren Kalk, mittelft eines Hebers in ein 
fehr verdünnte Hydrochlorfäure enthaltendes Gefäß ab, deſſen Iuueres 
für dem Auftzutritt offen bleibt, das atmofphärifche O dehydrogenirt bie 
Gäure des Kalffalzes, und Inbigblau feht ih, zumal wenn man ben 
OsZuteitt durch Schütteln der offen gehaltenen Flaſche befchleunigt, als 
gefättigt blaues Pulver ab, das durch Abwafchen gereinigt und getrock⸗ 
net wird. Es iſt = Cı6 H5 AO. und unterliegt durch Einwirkungen 
des H und O, fo wie durch deren Bertseter, zumal in bem Augenblide 
feines Austritts aus anderweiten Berbindungen ebenfo mannigfacher 
als zahlreicher miſchender und zerfeßender Umbildungen, bie ſolchen 
Weges, in ben fog. Judigküpen, d. f. jene Barbeflotten (Blau 
flotten), in denen hauptfädhlih das Blaufärben der Wolle (Bärben in 
der Wolle) der wollenen Garne und wollenen Zeuge (Tücher) bewirkt 
wird, und die der Hauptfache nach zu Stande kommen durch Umwandelung 
des Indigblau in an Alfalien gebundene Hybroindigfäure — Cıs 
H; AO} + H, die im obigen Falle bervorging, mittelſt SZerfebung 
von 1 V-G. HO, fo zwar, daB bas aus 2 Berhältnißgewichten (des 
duch 2 V⸗G. Kalk feiner Schwefelfäure beraubten) ſchwefelſauren Ciſen⸗ 
oxydul's 1V⸗G. Eifenoryn (Fer O3) hervorgeht, während die Säure 
forderung von 12:8. Kalk die Bildung von 18-8. Hydro indig⸗ 
fäure (hervorgegangen aus 4 Indigblau + 1 V⸗G. H) zur Bolge 
hat. Laͤßt man bei obiger Binwirkung des Kalfs (ober eines Bertres 
ters deflelben) einen anderen leicht orydirbaren Stoff, zumal einen ders 
gleichen organifchen (3. B. eine Auflöfung von Krümelzuder in wäff 
tiger KOHO:Löfung) die Stelle des FeO vertreten, fo exfolgt ebens 
falls Oxydation deſſelben und gleichzeitig Hydrogenation bes Indigo, 
und es iR daun derſelbe ſtarke Galzgründer, ber Kalk, ber gleichzeitig 





1083 


zwei verhaͤlilich entgegengeſetzte Säuren, eine Waflerkoffläure unb eine 
Sauerfofffäure, Kraft feiner Säureforderung entfichen macht; wobel 
banu, wie in allen ägnlichen erregenden Einwirfungen , die Waſſer⸗ 
zerfeßung ſelbſt: unmittelbare Folge der durch jene Erregungen beding⸗ 
ten polarifchen Störungen bes elektriſchen Gleichgewichts if, 
wodurch das Indigblan als eleltronegativer Etoff dem eleftropofitiven 
H des in Serfegung begriffenen HO zufällt, während das eleltronegas 
tive O dem beigegebenen eleftropofitiv gewordenen FeO (ober Trauben⸗ 
zuder 20.) zu Theil wird. IR es aber das Indigblan felbfi, was mit 
H verbunden bie Öybroindigfäure gibt, fo if es felbR auch zu betrach⸗ 
ten, nicht ale ein Bihydrat des Indigen (6.881), d. i. eines hypo⸗ 
thetifchen Gedrittſtoffes (m. Grundz. I. 522), fondern als ein felbfs 
Rändiger Beviertfioff, und die Geſammtverhältniß⸗Gewichtszahl 
folgen viergenndfloffigen falzzengenden Radicals iſt dann O = 100 
gefegt, gleich (Cı6=) 1200C+ (Hs=) 62, 5H + (02 =) 200 O 
+ (A) 175 A= 1637,5 und H (b. 5. 2 Atom oder 2 Volum H)= 
12,5 vorausgefeht, gleih 86 C-H+5H + 160 + 14A = 131. — Lift 
man bie Zerfeßung des hydroindigfauren Kalte durch ſtark verbünnte 
und unmittelbar zuvor (mittelft Auskochung) von Luft befreiete Schwe⸗ 
felfänre, bei Luftausichluß vor fich gehen, fo erhält man bie alfo auss 
gefchiedene Hydroinbigfäure in Form weißer, fehimmernder Zloden, bie, 
mitteln Abfeihung der Blüffigfeit und Auswafchung mit wohl ausges 
kochtem, Iuftfrelem Waſſer gefäubert und in ber Gueril'ſchen Lerre 
getzodnet, ein im Waſſer unlösliches, unſchmeckbares, kryſtalliniſches 
Vulver darfelli, das O⸗Gas, unter MWafler- Erzeugung und Indigblau⸗ 
Eatlafjung ſchnell einfaugt, aus gleichem runde auch in unabgelochtem 
und baher Iufthaltigem Wafler fich raſch bläuet (daher ſowohl für ſich, 
als in der gelben Berbindung mit Alkalien: für freies, und ebenfo auch 
für locker gebundenes O, fo wie für dem Chlor beigemifchtes Waſſer 
einen hoͤchſt empfindlichen Gegenwirker gewährt) und das, für fich ers 
higt, füch fogleich in purpurblauen Iudigo verwandelt. Das Indigblau 
bildet mit waflerleerer Schweielfäure, unter Gelbfterhigung, eine pur⸗ 
puzze, im Waſſer mit fattblauer Farbe leichtlösliche, faure Verbindung, 
haupifäglih von Nonothion⸗ und Dithions (Schwefels und Unter 
ſchwefel⸗) E&ure mit Indigblan, die, gegen Salzgrundlagen ſich wie 
Gigenfäuren verhalten und demgemäß mit Galggründern Salze geben, 
ohne daß dabei Indigblau ausgeichieden würde. Indeſſen beſitzen fie 
neben der von ihnen gebundenen SO3 und Sn Os auch flete mehr ober 
weniger chemifch freie, von ihnen nur phyſiſch gebundene, von Denen 
man fie dadurch Leicht befreien kann, daß man ihre wäflrige Löfung 
mit Kohlenpulver oder mit Wolle in Berührung bringt, da fie baum 
mit diefen Stoffen ſich fo innig verbinden, daß man durch Waſchen 
mit Waſſer wohl bie ihnen noch anhängende wäflirige Schwefeljäure 
und Unterfchwefelläure enizichen Tann, fie felbfi aber nur durch 


1084 


AmmonorydsGarbonat von ber Wolle ıc. zu trennen im Stande iR.) 
Das die gebläuete Wolle sc. umgebende Waſſer enthält dem übrigen 
Antheil, der chemifch ungebunden gebliebenen Echwefelfäuren. Behand« 
Img mit Alkohol entzieht dann dem Gemenge von indigfchtwefelfaurm 
und indigunterſchwefelſaurem Ammonoxyd letzteres Salz, erfleres als 
in ihm unlöslih zurüdlaffend. Die Inpigfhwefelfäure wid = 
Ci6 #5 AD +HOSO;z, die Indigunterfäwefelfänre =CıcHs 
AO + HO 5 05, erachtet. Ob nit au die Dithionfänre 
(Sa O2) ober wahrfcheinlicher die Trithionfänre (S3 Os) in manchen, 
nach älteren Borfchriften mittel Schwefel-Metallen veranftalteten In⸗ 
bigfüpen zu Stande gefommen? fleht zu prüfen. Im neuerer Zelt hat 
man bei der Indigblansfärberei der Wolle vun der Kenntniß ber Judig 
SO3 und S2 Os erfprießlichen Gebrauch gemacht, und daß eine aus 
ihnen mittel Waſſerzerſetzung (bewirkt durch Waſſer zerlegende Metalle, 
zu benen auch das Se gehört) erzengte Hybroindigfäure die mil 
telſt löslichen Galzgründern und orybirbaren Stoffen erzeugten Falten 
und warmen Inhigfüpen werde erichen Tönmen, ſteht Taum zu bezwei⸗ 
fein. In früherer Zeit (und zum Theil auch noch jebt) bebiente man 
fig zur Achten Blaufärbung der Seite (fpäterhin auch der Wolle) ver 
in Sachſen von Barth erfundenen, nicht weiter chemiſch gereinigten 
Auflöfung des Indigo in Echwefelfäure, und nannte biefe Auflöfung: 
Saächſiſchblau. Anfänglich verwendete man dazu nur Morbhäufe 
Vitrioloͤl, fpäter auch die durch Verbrennen bes Schwefels bereitete 
(fog. Engliſche) Schwefelfäure; letztere jedoch nur im fehr Waſſer⸗ 
armen Zuflande; in beiden Fällen muß ber gepniverte Indigo unmils 
telbar zuvor entfeuchtet (durch Trodnen bei 600 C. — 480 8.) un 
bie Säure allmäflig, in Fleinen Antheilen beigemifcht werden; von der 
Nordhäuſer Ehure wird bas 4 bis Gfache, von der Engliſchen das 
8 bie 12fache des Indiggewichtse genommen. Es erfolgt dann, bei 
200°—250C. (= 160—200R.), währenn 24 bis 48ſtümdigem Stehen 
in gegen Zutritt von Luftfeuchte vollkommen geſchützten Gefäßen, au 
fänglich Biidung von ſchwefelfaurem Indigbraun, ſchwefel ſauren 
Phonicin und deſſen Verbindung mit Ralkıc. (ſ. m. Grund,. 
I. 823 Aum.) und daraus entſpringende anfängliche Bräunung um 
Draungelbung des Bemifches, dann aber, durch die Indig⸗ SO; wm 
⸗BS2 O5, dunfle Blänung. Die nun fyrupédicke blane Maſſe wir 


Ungeſchieden von ber überfääffigen SOz und S2 Oz bildet tie blaue Wufiöfung 
ebenfalls ein fehr empfinbliches-Reagens fir O⸗Gat; bringt man nämlich in eine 
mit Waſſer verbünnte Auflöfüng des reinen Indigblau in Schwefelfäure Zn aber 
Fe, fo erfolgt Oxydation eines oder des andern biefes Metalle auf Koften ve 
Waſſert, und ohne daß fih H-Gas entbindet erhält man eine farb lo ſe ode 
gelbliche Löfung von Hybroinpigfägwefelsunterfchwefelfaurem Mess 
oxyd, die durch O⸗Gae fogleich geblänet wird. 


1025 





hierauf, nad und nad, unter Umrühren mit einem Glasſtabe in das 
20 bis 30fache ihres Volume Waſſer gegofien, durchgeſeihet, da dann das 
Surigbraumıc. farhmt dem dem Indigo mechanifch beigegeben gewefenen 
Kiefel» Sande ıc. auf dem Geihpapier verbleibt, und bie, wegen Bei⸗ 
miſchung voa [Hwefelfaurem Indigroth, etwas fchwefelfaurem 
Indigbraun und Iudigleim, nicht rein blau, fondern etwas ins Mrän, 
liche fpielenbe färbende Zlüffigkeit, bierauf ihrer Indig⸗-SOg und- S2 O5 
darch Digeriren mit Wolle beraubt. Die alfo gefättigt blau erfcheis 
nende Wolle, dient nun zur Herflellung des reinern Blau dadurch, 
bag man fle zunähf auspreßt, dann abſpühlt und mit reinem Wafler 
von 400C. (320R.) digerirt, hierauf auswaͤſcht, Bis das Abfließwafler 
nicht mehr gelb, fonbern beginnend bläulich abläuft, und dann, da fie 
folgen Weges vom fchwefelfauren Indigleim befreiet worden, mit fehr 
verbüunter (nur 1/2 Broc.) Alkali-Sarbonat enthaltender Lauge ausge: 
zogen. Der Auszug beſitzt nur noch Epuren von fehwefelfaurem Indig⸗ 
blau, außerdem aber bie mehr erwähnten Indigſchwefelſäuren; die Wolle 
dagegen ihr verbliebenes Indigroth; weßhalb fle nun ein ſchmutzig 
rothbraunes Anſehen darbietet. Echöner noch zeigt fih das Blau, 
wenn man die mit englifher Schwefelſaͤure bereitete Auflöfung mittel 
Kalis-Barbonat-Löfung (Pottaſch⸗Lauge) niederfchlägt, den Niederichlag 
(inbigfegwefelfaures Kali, fonk auh blauer Garmin, ober loͤe⸗ 
lider Indig oder Indig-⸗Carmin genannt) jetoch nur fo weit 
hervorgehen läßt, daß !/g oder 1/3 der fauren Auflöfung neutralifixt iR; 
hierauf auf dem Filter gefammelt, gewährt derſelde eine gefättigt rein- 
indigblaue Verbindung, die, nach bem Mbtropfen der noch anhängenden 
minder vein blauen Flüffigleit, in mit Schwefelfäure-haltigem Wafler 
gelöß, zum Musfärben der zuvor gebeizten Zeuge *) verwendet umd 


®%) Ban Geist Zeugeic., um die ihnen zu ertheilenpen Barben dauerhafter zu feſtigen, 
Isnkem man vor der Husfärbung ober Barbenberrudung Stoffe mit ihnen verbindet, 
weldye ihre Anziehung zu den Warbftoffen erhöhen; wie denn im obigen Balle bie 
Beiung mit Alaun-®dfung dazu dient, bie ungelponnene Wolle, bie Garne, 
over die ſchon gewebten Zeuge mit Alumoxyd (Thonerbe) vergeſtalt zu verbinden, 
nah nachgehende die Indigſchwefelſaͤuren vem alſo vorbereiteten Zeugſtoff anges 
zogen, mit demſelben in feſte unloͤtliche Verbindung tritt; man muß jedoch, für 
dieſen Ball, nie Sorte vor deren Ausfärbungss Verwendung, mit Kalis@arbonats 
(over RatronsGarbonats) Löfung neutralificen, was nit nöthig iſt, wenn man 
zur Beige Weinſtein und Bardloriv (falzfauren Baryt) gewählt hatte. Im erfien 
Belle beſteht dann das gefärbte Zeug se. aus invigfchwefelfaurem Zeugftoff: Alums 
es, im legtern aus vergleichen Zeugſtoff⸗Varoxyd. Den blauen Garmin ver- 
wendet man übrigens auch ſehr häufig zum Theil in der Dialerei, käufiger jedoch 
zur Bereitung des in Großenhayn in Sachſen erfundenen Neublau ober 
Sachſiſchem Baſchblau uns dem dieſem ähnlichen Engliſchen Blau, 
Die man erhält, indem man friſchgefaͤllten blauen Carmin, mittelſt etwas Staͤrk⸗ 
tleiſter, mit zermalener Starke (Starlmehl, Puder; d. i. fein zerriebenes Amylum) 
imnig mengt, und in Tafeln ones Tafelchen formt: eine BarbfioffeBereitung, bie 
65 


10 


biefen ſolchen Weges das reinfte und beſtaͤndigſte tiefe Judigblau ertheilt. 
Alle abgetropfte und vom blauen Garmin gefonderte blaue Ylotie 
(Bärbflüffigkeit) wirb zur Ausfärbung geringwerthiger Zeuge verwendet. 
Die fhwefelfaure Indigauflöfung ifl eines der am häufigfen 
in Gebrauch genommenen Mittel zur Beflimmung des Chlor⸗Ge⸗ 


halts; fey es bes Chlorwaſſers, oder der wäflrigen Löfungen des 


Chlorkalke⸗, Magnite⸗, KalisNatron ıc. Das find die zum Fünf: 
lien Bleichen der baumwollenen Garne, des Holzes ıc., Linnes, 
Hauf⸗ und Baumwollen s Bapierkoffe, fo wie der gefärbten, außer 
Mode gefommenen einfarbigen ober miehrfarbigen (farbbedruckten) Zeuge, 
zumal Kattune am meiflen verwendet werdenden (f. m. Polytechnoch. IL 
172 #. 813 fi.) löslihen Galze der Unterhlorichtfäure; ober 
©. 802. Außerdem dient die fhwefelfaure Indiganflöfung 
auch zur Nachweifung der Azotſäure; miſcht man nämlich dem in 
biefer Hinfiht zu prüfenden, in fo wenig wie möglich Waſſer gelößens 
Stoffe (3.3. einem Feine Oxychlor⸗ und diefelben vertretenden Brom x. 
Berbinbungen enthaltenden Ealze) einige Tropfen ber Iubigauflöfung 
bei, nachdem man biefelbe zuvor mit Kalf-Sarbonat (Kreite) neutta⸗ 
Iifirt hatte, und erhigt darauf das Gemiſch bis zum Sieden, fo ea 
blänet und gelber fle ih, wenn (Liebig’s Berfuchen zufolge) and 
nur 1/ogo freie oder an Salzgründern gebundene NMzotfäure zugegen 
war, und hatte man ber Indigauflöſung, vor beren Beimiſchung cimas 
Öybrochlorfäure beigegeben, fo erfolgt die Gelbung aud Dann uch, 
wenn mur 1/s00—=0,002 AO; vorlag. — Die zuvor erwähnten Hydıe 


indigfäure enthaltenen fog. Küpen laflen, und fo denn auch bie ſchon ge 


dachte Bitriolfüpe, bereitet mit Kupfer⸗freiem @ifenvitriol; *) die in 
biefelbe getauchten zu färbenven Stoffe, hat man fle nach der gehörigen Eins 
faugung ber Luft ausgeſetzt, zunaͤchſt grün erfcheinen (genannt bie Ber 
grüänung), und darauf blau. Die Hauptfache beim Anſatz dieſer Küye 
beflebt darin: ihr die richtige Menge des Kalte beizugeben; überſchüſſig 
zugefenter Kalk bildet bafifchen (Nneberſchuß von Kalt enthaltenden), 
unlösliden hydroindigſauren Kalk, wodurch mithin ein meht 
oder weniger großer Theil ber Hydroindigſaͤure im Bodenſatz verbleibt; zu 
wenig Kalt läßt einen Theil des Indige unaufgelöft und dadurch der, unter 
diefen wäflrigenund@ifenorypd sc. barbietendeh Berührungen leicht fanlenben, 





man auch auf alle jene Pflanzen over Thierfarben in Anwendung bringt, welche 
ſich zur Darfiellung ſchöner Lackfarben eignen; vergl. m. Bolytehna 
ch emie IE. 369 ff. 764, 766, Sı15.ff. u. 823. Das Englifh Blau beſteht 
aus einem Gemiſch von Indigfchwefelfaurem Kalk, Stärke und etwas Geife. Barth 
fegte feiner Zndig⸗Aufloͤſung Sobalts Auflöfung zu, um ven Blanz ver KFarbe 


erhöben. 
°) Man entfupfert Eiſenvitriol durch Sieden feiner Löfung mit CEiſenfellſtaub, unter 
Zufah von etwas Blaubers ober Kodlalz. 


3m 


hieburch aber gänzlicher gerſtoͤrung bewirkenden Selbftaͤndernug. Sin 
durch das Eiſenorydul die U-⸗Entwickelung aus dem Waſſer, In Guns 
Ren der Indig s Öybrogenirung zu bewirken, gewährt in der Sinns 
orydul=: Küpe das SnO gleiche und noch ſchnellere O » Bindung. 
Man verfeht zu dein Ende Kalistauge mit Zinnchlorür (fog. falzfaures 
Sinnorydul); es bildet ſich Kali-Chlorid und in wäffrigen Kalt aufges 
loͤſtes Zinnorydul (zinnichtfaures Kali), von ber das Indigblau in 
reichlicher Menge und fehr raſch aufgelöfl wird, es in hydrvindigſaures 
Kali verwandelnd; wendet man aber hiezu nicht reines Indigblau, 
fondern Indigo au, fo erhält man auch zugleich in Aetzlauge aufge⸗ 
löfes Indigbraun; was dann beim Ausfärben der Zeuge ein mehr 
ober minder ſchmutziges, glanzlofes, ins Olivengrüne ſchillerndes Blau 
zur Folge hat, und diefe Küpe der Ditriolfüpe nachfichen macht. Cine 
ältere Weiſe, den Indig durch alkalifhe Auflöfung färbungsfähig. zu 
machen, gewährte tie Operment⸗ und die Harn= Küpe, vom denen 
die erſtere dadurch Hervorgeht, daß man ein Gewichtstheil Höchft fein 
zerriebenen Indigo mit 2 Pottaſche und 175 Wafler mengt und flebet, 
dann frifch gelöfchten Kalk, und endlich auch, nachdem bie Ylüffig- 
feit mit dem Kalle wieder einige Zelt hindurch gefotten hatte, 
gepulvertes Dperment*) beigiebt; es erfolgt Wafler- Zerlegung zu 
Gunſten der Oxydation des Schwefels und des Arfen, und der Hydro: 
gemation des Indigo. Man verwendet diefe Küpe zum Kattun » Drud. 
Jedoch bedient man ſich, gilt es reinblaue Zeugbrude darzuſtellen, 
zue Operment:Küpe ftatt bes Indigo, bes fog. blauen Karmin. — 
Im SeidensBlaudrud (z. B. zur Bedruckung ves Atlae), zumal 
wenn berfelbe nicht auf dem ſchen gewobenen Zeuge, fondern mittelft 
paſſender mechanifcher Vorrichtung, anf ber annoch undurchſchoſſenen 





9 — (Auripigment, Rauſchgel b) ober Arſenfulphur — As I; 
im Großen bargeflellt vurch Zuſammenſchmelzen von Arfenichtiänre 
(he O3; oben ©. 464 Anm.) mit Schwefel, kommt aber auch ſchon fertig in 
der Natur vor in Form blattriger, ſehr ſpaltbarer, glänzend hellgolpgelber, durch⸗ 
ſcheinender Maſfen. Man erhält dieſelbe Verbindung, wenn man die in Waſſer 
gelöße und mit etwas Öyprodplorfäure verfehte Arfenichtiäure mit 3 HS zufam- 
mestreten laßt; «8 bildet fich dann neben 3V-G. Waſſer' 1 V-G. As 87, 
wägreb ohne Zuſat von HCh bie Löfung ſich zwar gelbet, aber Teinen Nieder⸗ 
flag emiläßt. Dielen, ausgewaigen und getrodnet, ſtellt ein ſchon citrongelbes 
Selver var, if leichtflüſſig, erfcheint gefloffen vunfelgelb, ift fublimirbar und 
verhreunt,,. an ber Luft ertief, u SO2 und As 03, entläßt feinen Ss Gchatt, 
7 er mit Natrontarbonat was Kohle, ober mit erſterem und KKy erhitzt 
wäßeenn das alſo chemiſch ifoliste Arſen metafliich ‚glänzend ſublimirt. 
On 6, 449. in ker bortigen Anmerkung erwähnte rotbe Arfenit, Realgar, 
sr Sandarach (rothes Schwefelarſen) if Arſen⸗Subſulphür — As Sa, 
mu bildet känſtlich (durch Zuſammenſchmelzen) gewonnen, eine dunkelrothe, 
glafige, glanzende, durchſcheinende, wmufchligen Bruch barbietenne Maſſe; das 
mnatũrliche, gelbrothe: durchſcheinende, ſchiefe rhombiſce Säulen (Kernform) und 
Deren Abaͤndernugen. 
6 





* | 
1028 





‚ fag. Kette (des Webeſtuhls; alſo auf bem zu durchſchießenden ges 
fpannten Barne) vollzogen werben fol, reicht übrigens verbünntes un 
gefteiftes Ciſenchlexid hin, dem man druckrecht gefteifte Kaliumeifenfyanir- 
Löfung folgen. läßt *); wie man denn ähnlichen Weges, mittelf ge 
loͤſtem Kupferoxyd⸗Eulphat auch fehr reines und ſchön, faſt meialliſch 
glänzendes Kupferrath auf werdenden Atlas hervorzurufen im Stande 
iſt. — Die Harnküpe entſteht, wenn feingeriebener Indigo mittel 
bes Ammonials gefaulten Harns,, den man mit bem Indigo digerirt, 
zu bydroindigjaurem Ammonoryd aufgelöft wird. Gie wird 
meiſt nur im Kleinen zum Vlaufärben benubt. Da ber faulige Harz 
neben dem, durch AnregungssSeriehung des Harnfloffe entſtandene 
Ammonoryd ober Ammoniakhydrat*®) auch noch Antheile von, währe 
der Faͤulniß ungerfeßt gebliebenem fog. Barbfloff (oben ©. 980 Aum.) 
— hingegen, wie W. Heing fand: Feine Milchfäure enthält, fo ik 
es nicht unwahrſcheinlich, Daß die bei ber Bereitung der Harn⸗Küpe 
vor ſich gehende Ummandelung bes Indigo in Hytroindigfäure, haupt 
fächlich zw Stande fomme gemäß der: chemiſchpolare Wafler:Zerfefung 
im Gefolge babenden Anregung bes Harnfarbfioffe, — Bon je 
falten Küpen in ihrer Darflellung verfchieden ift die warme Alm, 
die von den Faͤrbern gewöhnlich die Waidküpe genannt wird, weil 
zu ihrer Bereitung (neben 4 Gewichtstheilen Indigo, 2 Krapp und 
2 Bottafche) 50 Waid (Isatis tinctoria I.) verwendet werten, Aut 
kocht nämlich den möglihf fein zectheilten Indigo (oder Ran bein 
in neuerer Zeit auch blauen Garmin) mit der Pottaſche, ſammt je 
deren Löfung hinreihendem Wafler längere Zeit hindurch, vermeng 
biefe ‚blaue trübe Zläffigfeit kann mit den Krapp und Waid, feht 2008 
Waſſer zu, läßt Alles einige Etunten hindurch bei beiläufig 90%C.= 













*) Weil man bebruckte Selbenzeuge nicht mit Seife, und noch meniger mit 
bünnter Kali⸗ oder Natron⸗Lauge wäſcht, alfo auch nicht bie Gifen 
bungen ver Serfegung preisgiebt. Uebrigens färbt man in neuerer Zeit, 
mit Indigo, andy mit auf dem Zeuge zu erzeugendem Berlinerblas fche 
und ſehr gefättigt: blau; vergl. m. Polytechnochemie a. a. D. 

*o) Friſcher Harn enthält ſehr wahrſcheinlich, Balls er gefunden Menfchen 
nie fhon fertiges Ammoniak, fondern es entficht in ihm Arts erſt ans 
Sarnfoff kraft veffen, durch vie Ammonial:Entbinbungs: Mittel ertegter 
fegung. Bon jungen Männern entlaflen, enthielt er dagegen, neben 
fäure, Harnfäure, Kochſalz, Pigment x. xcx. (oben &. 980 Anm.) noch eine ne 
früher in ihm nit wahrgenommene, von W. Heintg aufgefansene, neh 
benennenbe, fog. organifge Säure, vie im Aether wenig, in Weingeiß 
in MBaffer leicht Iöslich iR, fauer ſchmeckt und gegenwirkt, in vierfeitigen, 
winkligen Gänfen umd Zafeln anſchießt, erdigt jchmilzt um fih Krännt, 
Ammonoryb zum fauren Galze verbunden weniger Iöstih if, ale im 
denen Zuſtande; AgOAO, und Bez Cha, veögleigen Löfungen von N 
BaCh und NaCh nidt träbt unb ebenſo auch niht CuOSOz. Wergl. 2 
gendorff’s Annal. XXIE 602 fi. 


1029 





720%. in einander wirken, fhgt hierauf nach und nad}, in Heinen Au⸗ 
iheilen 11/3 kurz zuvor mit Wafler geldfchten Kalt Hinzu und lage 
nun tas Ganze laugfam erfalten; Waid (und Krapp) gerathen hiebei 
allmaͤhlich in Bährung, ber gemäß das Indighlau in Hybroindigfäure 
übergeht, bie fofort vom Kali und zum Theil auch vom Kalle gebun⸗ 
den wird. As Zeichen, daß die Bährung gehörigen Bang gehalten, 
erſcheinen auf der Oberfläche der Flüſſigkeit ſchaumige grünliche, an 
der Bft ſich bläuenbe kleinblafige Theilchen: genannt die Blume, bie, 
wenn fie ausbleibt oder flatt berfelben eine grauliche Mafle zur Ober⸗ 
flaͤche herauftritt, Fünfllich beförbert und hervorgerufen werben muß; 
eine Förderung, die nicht ſelten dadurch voll ſtanvig gelingt, daß man 
einenen Beutel’ oder Sack mit einigen, Pfuuben Roggen» ober 
Beizen-Kleie hinein hängt; wie denn au Patt, ves Maid und flatt 
Krümelzuder Haltigen Riapp, glei von, vorke herein, Bau 
(Beseda Luteola L.) und‘ Stroh oder wirk amer Kleie, Honig und 
Traubenzuder zu gleiche m "Iwede verivendet weiten. Hat fg die 
— gezeigt, fo färbt man die Zeuge in ſolcher farbgahren Kape 
"aus, ſeht dann aber Indigo, ſammt den übrigen Sioffen und unter 
—* auch den friſch — Kalt, aber ſteis nie ig’ 16 !leinen 
engen je ‚daß dadurch b Sndigbraun” befant' wird ;' vergl. 
‚oben G. iora. Uebrigens ch ſich wãſſriget ee auch mittelſt 
Biarleiuder⸗ Löfung, und Oberhefe dance). intfärbeh 9). 8 
ehort aber das Inpi igblan wahrſcheinlich ik "fen Bilbungsthei⸗ 
In, welche in goſigt Kuf zahlreiche ſehr Kon eikander abweichende 
Vſiaugen⸗Jamilien eine fü feßE weite "Berdreitug"Harbteten; vielleicht 
7: Sao alle, beim Tiodnen ſich Hläuchsen gelben" miv rothen Blumen, 
* B. jene von Lotus corüicufalus; Orobus [17 Yadig-Haltig? In 
wiefern das von Spangenberg ih einem txanthaften blautn Ham 
aufgefundene Kyanıırin (ober Tyanntin) eine unte ber Bart nach 
am ben Judig erinnernhe, "Mpotshaltige bdiiclichey Otuut ſtoff· Verbin⸗ 
dung barfellt? iR zur Zeit noch uiiermiitelt (a: % D. vm. 420 |). 
Zudigo, den man innerlich als Arznei gereit haite, —— grünen 
‚Garn, und blauen Schweiß ‚zur. ol ge). 
an) Behrſcheinlich wurde der Egeiß Fe Bat, vd er le euſt —8 Siehe 
RG dieſes erweifen, ſo wãre vadurch Vargethah, big der Indigs, bei der 


— — · .2. 3i—* 2 —* er 


n Fa er one mg L’ te, 

York. tuttketigpe Altero Whterfanguinhr Aber DR SmDihh,ı:.neifen, Basleiter 

(Iuhhgpnrpur, Indigrothh, Indigbraun, Indigleim, Goerulin) und fein und feiner 

Umbirungen Berhalten, gewährte bie te ehörige daffige Arbelt neo bes 

zugemten Mierzellne; m. Arch. :XI. 1 fi. 

*) Dr.' Gträgt: win nen Invipe, weit Erfolg —* Spilepfe in Babe von 
Ä 2 Drachna (8 Orentiien): bis zu. einer. Unze (2 Loth) täglih; Bräfe's unb 
Burn. Feten. KAT. und ddraus hy » Ann. si Marmeg: XV. 8244. von! 
To bamuſebſt Zu Saar a: 


Bye FE ur in TI Tr “ i 


10830 


Verdauung i in Hhbroinbigfäure übergehend, hlebei Beränberungen erleidet, 
die ihn zu jener Beſtandes⸗Art zurüdjühren, welche er hatte, da er in den 
Pflanzen erzeugt worden, und daß beim Berdauen Bedingungen ein⸗ 
treten und Berhältniffe fich wirkſam jeigen, ähnlich denen, "die gegeben 
feyn müffen, wenn er, unter ben Händen des Chemifers in feinm 
urfpränglichen Eniſtehungszuſtand' (in Hydroindigfänre) zurückgeführt 
wird. Die Bindungsmittel ber in den Pflanzenfäften gegenwärtigen 
GSydrofunbigſäure (oder vielnehr des Jubigblau’®) find ohne 
‚ Zweifel in ben verſchiedenen Indig⸗ Spendern nichts weniger als glei 
. geartet; ‚wenigftens | ſpricht für dieſe Vermuthung der umftand daß 
man nicht. and ofen in gleicher Weife ven Indigo zu een vermag. 
&o. fordert z. B. "Indigofera coerules Roxb. größer. geshige 
u: umd ſehr. beftiges Schutteln ihres waſſtigen Auszuge,, n biefer 
ur any jeinen Indigo: Gehal entlaffen ſoll, als, ixgend eine andere oſtindiſche 
2; ‚Inbigopflange ; j. ja’ mehrere vou ‚diejen, heiſchen nur ruhigen Zutritt von 
2 atmoſphariſcher Carbonſãute uͤnd "darauf. von atmofph. Orägen, um 
"ihren ganzen, nbigo » Gehalt yolifändig zu enttöideln; z. B. die in 
.. Pegu heimiſihe sklepias tingens, bie auf Sumatra wohnende Mars- 
denia tinctoria, etc. Das in, Ch ina wild wachfende ud haͤnig 
künſtlich gezogene Län, d. i. Polygonum tinqtoriuin und P. chi- 
‚nepse Wild. geint nur yydr qind igſauren Kalt zu entfalten, md 
ER ehenſo bad. Di vs Iddio gewährenbe P. tartaricum ünd P. Fa- 
24,808) Tum riſchen und geuiein er, Sul eigen oder‘ ‚Haitteforn) ; 
A 3 entlaßte feing N a wenn. dem is inweichen der‘ Mlätter in 
‚nor afler * wäflrigen war, | 0 viel 'verbünnte St¶hwefelſanre 
ne — je, ‚daß, we Mi Befanintmaffe des Aubjuge 1 Proc. 
—** pafl ergrge | Au, 30; + H0) fommt. Man z0g „008 P. tinct. 
uchom Deifuchamelle im ir r. 2098 ig ‚Deutfäland aus Saaindu, Wwelche ber 
IE ER ; U ‚nsfonyalen hi afukigeni Erfolge und ebenſo and in aus 
Be ‚grepggaben Landen “, und nr 6. Subigsreichtr, ale‘ bei Waid. 
ma ep zufelge erhält, may, ei en Weges aus P. inct 2 Br. 
Indigo, det ben, vach her. ſonſt ——— Weiſe erzielten, an 
3:19 5 Reinheit ſehr merllich Ibeirtft der, echißt, nicht wie biefer einen, 
1 mitroſtopiſh zfeirq Ste y —— önbern mehr azuchlauen sparghre 
nen) Sublimat Bi BR — Alkohol "Toll, älteren Autzaben gemäß, 
feifchen Blättern der Indigoferen jarblofe Hybdroindigfäure entziehen, 
die, unter Luftabhaltung vom MWeingeift befreiet, mittelt deſſen zurkds 
il. gelafienen, Waßere ah Teutakkinkidh: idet; verel. m S. 2021 
— tele sin np nd He 
No L BE Zr EB Su win s Se FE era Zu 
„2 Benn Sydroindigſäure mit Metalldxrben -Mıy eedinver y (ra 
Pa Galjıch tan ighlans Mi etatit.Drer vissip Metallen: in, . : 
'ne vie Blatter ver: vechtzeitig (wenn die jungen Bilanzen A-3- HU 
an verpangten. P; tinct. fo. wel-Bubig .eutsilien, nad deſſen Mal 
der Mühe lohnt, und fie abgebrochen, fehnell wire IaWortruiken,.No amihjd 
man die Gtöde mehrere Male nacheinander, 


Sy 


241 
24% 


1 


Ins. 





1031 


Ab) Berfährt man in cchnlicher Weiſe mit dem Indigblan, wie oben 
©. 1001 beim Galicin bemerkt worden, d. h. läßt man auf daſſelbe 
duch Schwefelfäure aus Kali⸗Bichromat zur Ausfcheivung gelangenbe 

Cbhromſaure einwirken, fo erpbirt eo fih zu dem nicht flüchtigen 
Sfatin = Cis B5 AO,, das, da es in kaltem Wafler ſchwer⸗, im 
heißen Hingegen, fo wie im Alkohol leichtloslich if, aus letzterer, mit 
etwas Wafler verfehter Löfung in dunkelgelbrothen, ſtark glänzenden 
rhombiſchen Prismen anſchießt, die fh in Kali⸗Lauge mit dunkler 
Burpurfarbe anflöfen. Erwärmt man dieſe Auflöfung, fo gelbt fie 


ſich, beſteht um aber aus dem Hydrat der Iſatinſäure = Cie 


“ Hg AO; + HO: gebunden an Kali, umd iſt dadurch hervorgegangen, 
Daß, der Eänre-Forberung des Kali entfprechend, 2 V⸗G. Wafler yom 
Iſatin chemiſch gebunden wurden *), von denen jedoch 1 V⸗G. vurch 
Baſen erſetzt werden kann. Dieſe Säure if an fich farblos, ein weißes, 
in Waſſer loͤsliches Pulcer darſtellend, das mit Salzgründern verbuns 
den gelbe Galze gewährt, das jedoch, für fi in. Waſſer gelöh und 
damit erwärmt, wieder in Waſſer und Sfatin zerfällt. Laurent (uns 
faft gleichzeitig Erdmann) entbediten dieſes fo Leicht und Lediglich durch 
Aufnahme von Waſſer zur Saͤure werbende Indig⸗Oxyd, als fie Indigo 
mir Azotſaͤure behandelten. Erſterer fand hiezu am tauglichfien eine 
Säme von gewöhnlicher Stärke (d. I. von 1,25 bis 1,3 Eigengewicht) 
jedoch nur, wenn fie nicht in zu greßer Dienge angewendet wird; denn 
in diefem Falle bildet ſich leicht Inpigfäure*®) = CH, A-+0Og 
(oder Cix Bu O4 + A0;) was am die Benzoylreihe erinnert, wenn 
won annimmt, daß bas A ale Vertreter eines ausgeſchledenen HI hinzus 
gefoimmen fey, und Aehnliches gilt auch von der Anthranilfänre 
— Cı4 B6 AO, -+HO, die entficht (neben anderen Erzeugniffen), wenn 
fiedender Auflöfung tes Indigblan in Kali⸗Lauge MnOz zugefeßt wird, 
in kaltem Wafler wenig, in Alkohol und Mether fehr löslich. iR, nub 
ſowohl aus ihren Löjungen, als auch wenn fie nad) ihrer leicht erfol⸗ 
genden Schmelzung fublimirt wird, in glänzenden farblofen Blättchen 
Irhflallifiet, heftiger erhitzt ſich jeboch in 2 CO, 2 0 und 1 B⸗G. 
Anilin zerſetzt. Die Indigffäure dagegen ſchließt zwar auch In 
ferblofen, ſchmelz⸗ umd ſublimirbaren Kryftallen (Prismen) an, aber 
ihre gelben Löstichen Laugmetalloryd = Ealze fällen @ifen blutroth; 
auch fie if fehr ſchwerldslich fit Waſſer, ſchmeckt aber, ſaͤuerlich bitter⸗ 


lich und gibt Salze, die erhitzt ſchwach verpuffen. 1: 


) Berl. oben ©. 937. Ba DE Zur 
ee) Auch gmannt Oxypikleofäure (m. Grundz. I. 522), Bitterfäure, Anil⸗ 


falpeterfäure, Nitrofalicylfäure und neuerlih Häuflg: Anilfäure,. 


obgleich dieſe Benennung, vor 10—11 Jahren, von Dumas ber Öybroinkigs 

fänre beigelegt wurde, waͤhrend fon früher Spevsent Ichtere Inpigfäure 

— — und Dobereiner fie durch Sfatinfäure bezeichnete; a. a. 
6521 ff. 


— 


1092 


„70) Hofmann zufelge, «Aan. der Gem. und Pharmac. LIT) abi 


man, bei Befolgung des Laurentichen Verfahrens, am meiſten Ifu 
tin, wenn man jeden neuen Zuſatz von Azotfäure nicht eher folgen 
läßt, bie das dur) den vorhergehenden erfolgende Aufbraufen gänzlig 
beendet if; weil, beachtet man dieſen Wink nicht, tie ganze Mofl 
überfleigt und, außer viel harziger Maſſe, faum etwas mehr als Klein 
Mengen von euiftandener SIudigfänre gerettet werben können. Um das 
erzeugte Iſatin zu reinigen, loͤſt man es in wäflrige Kali⸗Lauge auf, 


. verfegt die Auflöfung nach und nach, in Heinen Antheilen mit waͤffri⸗ 


ger Hydrochlorſaͤure (wodurch zunaͤchſt ein harziger ſchwarzer ober 
brauner Niederſchlag ausgeſchieden wird) filtrirt dann und, erfgeint 
das Durchgeſeihete gelb, ſo verſetzt man es nun ebenfalls mit Hydro⸗ 
‚ chlorſaͤure, fo lange noch ein rein hochrother Niederſchlag hervorgeht; 
dieſer ſtellt dann, nach kurzem Wafchen mit Wafler, reines Ifatin 
‚ tar, das man, wie bemerkt, kryſtalliſiren Tann. Erhitzt man es mit 
ſtarker Kali⸗Lauge, in einer Retorte, fo färbt biefe fich, in Bolge 


J einer vorübergehend entfichenden Verbindung (von kryſtalliſirbaren 


iſatinichtſaurem Allali 7) tief purpurn, bald darauf aber, durch 
entfichendeg Iſatinſaures Kali, Orange, umb entläßt wäh 


»deſſen, als Deſtillat, zunächkt reines Waſſer, dann ein ſchon yon Ur 


verdorben — xurch trockene Deſtillation bes Indigo — geinenunenet, 


farbloſes Del, das baſiſche Anilin — Cı2 Hz A, alfo eine fog. 
. Salzbafe obne O⸗Gehalt *). Es hat 1,028 Gigengewicht, fiedet kei 
2280 C. = 1820,4 R., kommt auch im Steinkohlentheer vor (wurk, 
„u ‚demfelben durch Runge entdeckt, Kyanol genannt *%); oben 
\& 1003, und erſcheint außerdem als Erzeugniß theilweiſer Zerſezung 
" verfihiebeng Umbildungen des Judig und bes Benzol ***), durch Hydroge⸗ 
nirung des Azetbenzid (oben ©. 993) ıc, Seine fauren Auflöfusgen 


ertheilen dem „Fichtenholze⸗ und dem Holundermark gefättigt gelbe 


"Färbung; Chlorkalk färbt es violett. Geine obengedachte Entflehung 


"erfolgt, indem 1,8-@, Iſatin 4HO aufnimmt, wodurch es = Cı6 Bu 


Aos wir, dem dann 4 KQ 4 CO entziehen, zugleich aber 2 H als 
©®as frei machen, wodurch Ciꝛ Hr A übrig bleiben. Defillirt mas 
"Indigo mit Kalkhydrat, fo erhält man es ebenfalls. 


20. Vertheilt, man JIfſatin in ſtedendes Waſſer und leitet dann, während 


rt 





V 


des Siedene uns bei Blrect, einfallendem Gonnenlidt 
Thlorgas' Hineln, To. nehmen feine Kryſtalle, zerfallend, eine zein 
orangegelbe Barbe an, Indem fie größtentheils in G5lorifetin 


übergeben, das fi) nach und nach in gelben Flocken nieberfchlägt, bie 


° 
| ” “ 1" .y. 


ey Hierin —* din baſiſchen Cirtermandetdt; oben S. 994. 
80) uch als Amin bettachtet Q2 Hs + AH. und Beenamit genannt. 
000). is ſog. Benzinum; oben &. 1008. 





in Alkohol gelöft und daraus kryſtalliſirt: durchſichtige, orange, geruch⸗ 
loſe, bittere, tu kaltemn Waſſer faſt unlösliche, theilweiſe ſublimirbare, 
aus Cic Hs ChAO; + HO zuſammengeſetzte Prismen darſtellen. Hatte 
ſich zugleich Bichloriſatin = Cis HCh AQg gebildet, fo läßt fi 
dieſes, da es im Alkohol unldelich, Leicht ſcheiden. Es iſt übrigens 
dem Chloriſatin ſehr aͤhnlich. Beide entſtehen auch, wenn man Ch⸗ 
Bas in Indigblau und Waſſer leitet, begleitet von Hydrochlorſaͤure, 
Salmiak und einer nnlösligen Maſſe. Defillirt man Chlorifatin mit 
Kalistauge, der man von Zeit zu Zeit zerſtückeltes Kalihydrat beigiebt 
(ein Handgriff, der auch bie Bildung des Anilin befördert), fo geht 
neben und mit dem Wafler auch eine oͤlige Fläſſigkeit über, die jedoch, 
wo fie ſich abzufühlen vermag, fey es im Metortenhalfe, fey es in der 
Borlage, zur weißen kryſtalliſchen Maſſe erſtarrt, bie, auf dem Filter 
gefammelt und mittel deſtillirten Waſſers fo lange abgewaſchen, bis 
alles mit entwickelte Ammoniak entfernt worden, in flebendem Alkohol 
gelöſt und daraus (erlaltend) Eryftallifiet, in regelmäßigen Dctaedern 
anfchießt. Diele fkellen dar einen lünſtlichen Salzgründer, ähnlich dem 
Anilin, dee — Ciꝛ (Hs + Ch) A*), von Hofmann (Cinfad-) 
Ehloranilin genannt, fi durch feine ausgezeichnet leichte Arys 
Rallifirbarkeit, fo wie durch die Luftbeländigfeit feiner Kryſtalle 
umb deren große Aehnlichkeit mit dem kryſtalliniſchen Codern [f. w. 
unten] ſchon ohne chemiſche Gegenwirkung kenntlich macht, im’ Waſſer 
ſchwerloͤslich, dagegen im Aether, Holzgeiſt, Aceton, Schwefelkohlen⸗ 
ſtoff, Bett» und Aetheroͤlen leichtlöslih if, angenehm weinartig riecht, 
würzig brennend ſchmeckt und in diefer Hinſicht dem Anilin täufchend 
ähnelt. Bis zu 640 bis 650C. — 510,2 bi 520, erhigt fC5milzt dieſe 
Bafe zu fchwerem gelbem Del, das erfaltend wieder zur ortaebrifchen 
Waffe erflaret, ſtaͤrker erhitzt verflüchtigt fe fh, und ſchon bei ges 
woͤhnlicher Suftkoärme verbampft fle, zumal, wenn fie von Weingeifl- 
oder Baflervampf begleitet wird; für ſich beflillirt geht fie zum Theil in 
ein blaues (auch bei der Bereitung, neben Ammoniak hervortretendes) 
Erzengniß über, Sie fiedet wahrſcheinlich bei einer Temperatur über 
2000 C. = 1800 R. (der Dampf brennt, angezündet,. mit grün ums 
ſaͤnmter Flamme), finkt im Waller zu Boden, ändert gelöſt weder Lack⸗ 
mus noch Curcumä-Papier, grünt, jedoch ſchwach mit Dahlien 
(Georginien⸗) Blumenfarb geburpucblautes Papier, und verhält ich 
gegen Säuren fehr ähnlich dem Anilin. Eif enchlorid wird dadurch 
theilweiſe dechlorirt und dadurch gräplich; Aion, Zink 


. 


©) In Sällen, wie diefer, wo ein Set einen theifwelfe —— erſetzt, 
wie hier va6 Ch ansgefälebenes H, (dreist ınan "beiber. Beichen Aber einanber; 


Naher Hier Cin (JA A, aber ünfadger Hammer man ſolche @tofe ein, wie 
oben neigen. ’ 


I. .. KL, 


1034 


oxyd⸗ und Alumoxyd⸗Sulphat, die vom Anilin ſämmtlich gefällt wers 
den, bleiben vom Ehloronilin unverändert. Giedende Kupferornpfulphats 
Löfung wird dadurch entjärbt, indem fidy eine brongefarbene, faſt 
unlösliche Kryſtallmaſſe (ſchwefelſaures Ehloranilinfapfereryb?) aus 
ſcheidet. Gegen Fichtenholz und Holundermark verhalten ſich die ſauren 
Ghloranilins Auflöfungen, wie jene bes Anilin. Fritſche ſah jme 
blaue Yärbung auch Hervorgeben, als er Anilin der Zinmwirkung 
von Chloroxydaten ausfeßte, zugleich aber erhielt er, bet folder fort- 
geſetzten Einwirfung eines Gemiſches von chlorſaurem Kali und Hybres 
hlorfäure auf Anilin (das Hefreie) Chloranil = Cı2 Chi Os, uıb 
Hofmann fah fo den ganzen Carbongehalt des Mnilin, zur Ehlers 
anil-Erzeugung in Verwendung gerathen, als er auf 1 V⸗G. Auilia 
4 Cha O (Unterchlorichtfäure) = Chg 04 einwirken machte, und Gleiches 
gelang ihm auch mit dem Phenylhydrat (oben &. 1003), ale er 
durch taffelbe das Anil vertreten lich; zumal, wenn eine gefättigte 
Löfung jenes Hydrats in fledend heißem Waller hiezu verwendet wurde; 
nach der Zumiſchung von waflerarmer Hydrochlorfäure bedurfte es daun 
der verhältlich geringfien Menge beizugebenden chlorfauren Kali’s, um 


“die verhältlicy größte Menge von Chloranil entſtehen zu machen. Aber 


auch ſchon ein wäffriger Auszug des Steinkohlentheer's reicht hien 
vollfommen bin, da derſelbe beides, Anilin und Phenylhydrat enthält; 
da aber beide im Waſſer nur ſehr wenig loͤslich find, ſo erhält man 


1 ſolchen Weges doch nur wenig Ehloranil. Erdmann hatte es früher, 


durch Ginwirfung von Ch auf Chloriſatin, jedoch wur in geringer 


E ‚ Renge erhalten. Sept mau Ghloranilin dem Cinwirken von chlor⸗ 


"faurem Kali und Hydrochlorſäure aus, fo entflcht es In verhälilich 
ve tliher Menge. Zuerſt färbt ſich das Gemiſch violettroth, trübt 

raͤunt ſich dann (Einwirkungen, welche Zufag von Alkohol be⸗ 
— zugleich aber viel Eſſigäther, p. i. AeOA hervorgehen 


macht); lange Andauer foldyee Einwirkung entfärbt es hierauf und 


‚entläßt das durch Wachen mit Faltem Alkohol und Aether (von KChir. 


. zu befreiende), durch barauf folgendes Löfen in ſiedendem Alkohol und tefien 


Erkalten umzukryſtalliſirende, in gelben Blättchen anſchießende, durch 
langes Erhitzen in prachtvoll goldglaͤnzenden Schuppen ſublimirende, 
‚tn Kalt mit blutrother Farbe aufloͤsliche und daraus in rubinrothen 
vBriemen fi ſcheidende C12 Cha Oa, das dann mit‘ waffriger HCh 
“ befeuchtet mennigroth wird, nach Entfernung diefer Eäure hingegen is 


vreinem Waſſer ſich mit innigfl = vloletter Farbe TER. Unterbrach man 


dagegen jene orydirende Einwirkung, bevor alles H binweggenomimen 


ur. Au Oh an beflen Etelle getreten if, fo ‚erhält man ſchon fertiges 


rn 


Chloranil, begleitet von harzaͤhnlichem, in Alkohol und Wether leichte 
löslichem Gemenge zweier Säuren, die fi unvollkommen ſcheider, 
wenn man die harzige Maffe für ſich deſtillirt; «6 gehen fehr wibeig 
riechende gelbe Deltropfen über, welche im Retortenhalſe kryſtalliniſch 


N 


1083 





erſtarren, in Kalisfauge aufgelä ihren Geruch verlieren, aus der⸗ 
ſelben durch Zuſatz von Hydrochlorfänre in Form weißer Flocken ſich 


wierer ſcheiden und fl genau verhalten wie jene Säure, melde - 


Laurent duch Eplorophenisfänte= Ca + (CH) +0 + 
HO bezeichnet, Erdmann dagegen Ehlorindoptenfäure nennt. 
Die*wäfrige Löfung des Ammoncrybfalzes diefer Säure erzeugt in 
gelöftem azotfaurem Silberoxyd einen umfangreichen eitron⸗ 
gelben Niederſchlag; mit fhwefelfaurem Kupferoryb einen 
purpurvpioletten, in Alkohol etwas ldelichen. Die andere von 
2anrent buch Ehlorophenusfäure bezeichnete Säure (— Ci2 
Ch; O + HO) von Erdmann genannt: gehlorte Chlorindop— 
tenfänre; fie iſt ber vorigen in Geruch und Verhalten fehr’ ähnlich. 
Beide Säuren laſſen fich auch bilden aus Khanol (Anilin; oben ©, 1032) 
buch Bermittelung von HCh + KOChO;, und ebenfo auch mittelft 
Hinelnleiten von Chlorgas in jenes aus Gteinfohlentheer (durch veffen 
Beſtillation mit Waffer) gewinnbare brenzliche ätherifhe Del (Brenz⸗ 


J Aiherol), welches ſich zum Theil ſchon neben dem Theer abſcheidet, 


FE: 
° 


wenn Gteinfohlen mittelſt trodner Deſtillation auf Leuchtgas (oben 
©. 914 Ann.) benußt werden. 9. Laurent ſtellte hieher nehörige Ver⸗ 
fuche bereite vor 8—9 Jahren an, und erhielt folcden Weges auch jene 
. zuvor erwähnten beiden, einander Sehr ähnlichen Eäuren,; Welche kr 
damals »Ehlgrophenifinz« und „&hloroppeneflufänres zu benennen 
vorſchlug. *) Hieräber, fo wie über A. Laurent's Verſuche betreffend 





9 


Diefe Verſache gewaͤhrten 2, anter qubdern, mittelß wiederholter Digeſtion und 
Oeſtillation dee (much Veriſchen mit Kalis Löfung und Kali: Pulver, und in 


. elge von Sunrachforfänze-Zufag bewirktes Wiederentziehen des Kall) zur Chloro⸗ 


— 


Apiſi ſaurebicung ‚gefangen. urſpruͤnglich ‚bei 150° bis 2000 C. — 1200 His 
Acae a (rennen, Steintahlenole mit CaCh, einen öfigen, bei 1870 bit 1880 C. 


. 5 1499,86 bie 460°,4 bel — 8° 618 — 100. (= — 69,4 5i6.— 8° R.) 


“. foR ganz erhurnenden, durch rechtzeitiget Apgießen des annoch flüſſigen vom, ſchon 
 mfarrten Theil Kyſtalliſirenden Stoff, ven er Bhenyiäyarat oder hen 
-$önze mwannte (oben, ©. 1003) und ſowohl von eu Karbolfäure als vom 


Sreoſot weripieusn erachtete, weil erſtere hei. höheren, letzteres bei mehr nies 


vderm Temperaturen epfaeck; weil e8.bel 1890. (— IA AR.) ein Cigengewicht 
. 08 4,065 varbietet, wahrend die Aarboljäure bei 20° C. (== 169.8.) 1,062 


uns Das Kreoſot bei verſelben Temperatur 1,037-befigt; weil es mit Chlor HICh- 
Eäure bildet, dann aber Ehlorophenifinfäuze Eryfiallinifch entiäßt, inheffen 
Kısofer Yamıı zwar Leicht / zerſeßt wich, bes Hiebej nicht jene Säute, Tonne 
eine: Srgune, ſaͤurefreis Maſſe gewährt, die Karbolſaͤure aber zwar auch Öybro« 
Glorfüuserläussugung. vorspittelt mub fih brjymt, jedoch durch. Defillation wieder 
harhle ‚wird, :ahme Gplomonbenifinfäure barzubleten. Taucht man einen Tannen 
holzſpahn in Phenhlhudrat, ſo zeigt er eins grünliche Sarhe, die durch Eins 
kunden un Troduen; in ſchoͤnz⸗e Blau übergeht, das ſich indeſſen ſehr ſchnell in 


. aMraun werlehrt, wiederholt an dagsgen;ven Verſuch mit Karbolfäure, inbem 


man baß mit verfelben genäßte Holz ftatt In Azotſdure in Hydrochlorſaure taucht, 
fo erſcheint es getroduet ebenfalls ſchon und mehr bleibend blau. Es giebt ferner 


1086 


die Umbilbung des Phenylhydrat in Phenfchiwefelfäure, bie gleich 
der Dithionfänre (Unterſchwefelſaͤure) mit BaO, CaO ıc. leichtloͤeliche, 
kryſtalliſirbare Salze giebt, über deſſen Bromphenefinfänre=Che,+ 
[H3 Bra] +0 +30, Nitrophenefinfäure = Cı2 Hz + [A208] 

+0-+HO un Ritcophenifinfänre = Ha + [Ag On] + 

"O0 BEBꝛ 0; vergl. Ann. der Chem, u. Pharm. XLIII. 200—223, 


5 ae) Jene von Fritſche, Hofmann ac. beobadjtete blaue Verbindung, bie 


 Reßterer erhielt, als er in Hydrodglorfäure gelöfles Kyanol ttopfen⸗ 
‚ weife mit einer nad Millon’s Verfahren ) bereiteten Chloricht⸗ 
fäure verſetzte, unb die. dann in Form eines blauen Breies das gan 


Wenmiiſch erfüllte, iR Ehlorshaltig und wird daher durch Waſchen mit 


Kali, oder mit Ammoniak⸗Hydrat, zerfebt, dieſe Salzpründer in Re 


lallchloride (in KCh und AH, Ch) verwandelnd. Fritſche will dieſes 


Blau aus Cas Hıo Ar Ch +0 zufammengefept befunden haben; 
vielleicht iſt das durch Einwirkung von Barythydrat auf Brenzätgerdl, 
bei Luftzutritt entſtehende Pittakall *®) jenes Blau im Zufgude der 


Entchlorung? Leider befinden ſich bie jegt nur wenige Chemiker im 


- 


Defig dieſes, in wiflenfchaftlicher wie,(wäre 6 Teicht in hinreichender 
Menge barftellbar) in , gewerblicher Hinfiht fehr beachtungswerthen 


7 Ürgenguifies. Es flellt nämlich das Pittakall ddr: eine dunkelblau, 


. abfärbente, zerreibliche, weder im Waſſer losliche noch in MlfaliBange 


. . aufloͤsliche, dem waͤſſtig flüfftgen Säuren dagegen — geſchmad⸗ 





und geruchloſe, glänzenden kupferfarbenen EStrich getwährende Raſſe, 
die ſich, kraft ihrer Aufloͤolichkeit in Efäuren mittelſt Alumoxyd, oder 


vas Phenylhydrat mit dem BaO, ©aQ, PbO ze. zwar lociche ſalzartige 
Berbinvbungen, aber kelne eigentlichen ‘ Salze fhietin dem: Verhalten ei 
" Zulers, Mannitx. Mbnlih), die Hingegen ‚bie Karbolfäure zu! gewähren 
vermag, Wotfäure greift Phenylhvdrat fehr lebhaft a: Feinzeine Tropfen ver 


ziſchen darin, als ob glühend Eifen in Baffer 'geiiucht würde] u -bitket) inameit 


geſotten, Pikroſſure; Kreofot, ahnlich behaiils, gewählt Dsatfäure, 


während Karbolfänre mie Miotfäure gefchättelt, bewirlt, daß die Flaffigken MG 
zöthet und ſchwarzes Harz eutläßt. Gegen Schwefel, den fie -Iäfen um 


(erkaltend) in rhombiſchen? Oetaedern kryßalliniſch entfallen, gegen Wiweiß, 


das fie zum Gerinnen’ bringen, gegen Io», das fie anfldfen un gegen K, weit 


. ,,pehn fie (e6 im KO wanndint) unter H-@as-Eutieffung eine in farbiofen: Rabeln 


Frhftallifitende, in Waſſer Lösliche Berbindung ſchlleßen, verhalten ſich sale weri 
' Dr ’ "..'114 —.4 7* 


Blrengerzeugniſſe gleich. 


eo 


25 


Vergi. oben ©: 496, 799 un 00. N 
Bittakall wurde, wie das Kreoſot imb vie Meier der übrigen Biffeyp- 
tenyle, d. f. „Fküchtige Brenzeizengniffe bes Eheer“ (von suoce Teer 


flachtig und evulog Gtof, Materie) zuerſt vor Dr. v. Reitgendag ans von 


beer dargeſtellt. Gin andere in rothen Nadeln keyſtalliſtrenes ANehergehöriget, 
auch durch v. Reich enbach“ entvecktes Zerſetzungterzeugniß tes Theer's, Nas 


Gedriret TOR ſich Im reiner Schwefelſaäure mit iighblauer Varbe Im 


Kreoſot mit Vurpurfarbe auf; if-aber- umlöniäh in Mdaffer, Welngeit, 
ud’ Terpentinäl. . u . " 5 ., a f geiß, Wetter 


2 „ 


1037 


Zinnoryd, auf Bauurwolle zu ächtem Blau befefligen ließ. — Jaraday 
erhielt Übrigens aus dem Hytrocarbongafe (Leuchtgafe; oben ©. 852) 
der Eteinfohlen, durch ſtarke Zufammenprefiung defielben, außer dem 
Naphthalin und einigen Abänderungen biefee von Garden, bei 
der fog. Verco ackung (auch bezeichnet durch Abſchwefelung) 
der Steinkohlen, d. i. bei deren troknen Deftillation gewonnenen fog. 
. „Steinlohlen : Kamphore“, auch verfählebene ungleich flüchtige Brenz 
ätheröle, die durch Behandlung mit Chlor, Schwefelfäure se. den obis 
gen ähnliche faure und fog. indifferente (weder fauer noch baſiſch gegen⸗ 
wirfende) farbige Erzeugnifie gewähren dürften, m. Brundz.1.176f. Daß 
auch durch Einwirkung von Schwefelſäure auf fettes Del und Amylum 
(Stärke) mande bieher gehörige farbige, darunter auch blaue Ver⸗ 
bindungen zu Wege gebracht werden können, beweiln Glaubry’s 
hieher gehörige Verſuche; a. a. D. I. 249. 
tz) Niſcht man eine Löfung des Ifatin (oben ©. 1081) mit wäflrigem 
Ammon: Sulfhydrat (d. i. mit HS gefättigtes wäflrigflüffiges Ammonial; 
AH; + 2HS + HO), fo f&heldet fi in Raubiger Niederſchlagform 
aus, das im Waſſer unlösliche weiße IJfatid = Cis Hs ADs; leitet 
man dagegen in eine ſiedende alfcholige Löfung des Iſatid HB: Bas, 
fo fehlägt fih ein Gemenge von Iſatid und Schwefel nieder, während 
das Sulfifatin = Ca Hi2 A2 04 84 [oder, nad Anderen: Che 
Hg A04 + Cı6 Be ASy; womit die S. 996 in der dortigen Aumerfung 
befindliche Formel des „Schwefels Benzoyla zu vergleichen if] dem Alko⸗ 
hol verbleibt, daraus aber fefort als graugelber, faubiger, geſchmack⸗ 
und geruchlofer, im Aether löslicher Riederfchlag fheidet, fo bald man 
die alkoholige Löfung in Waſſer tröpfelt. — Brugnatelli und auch 
Döbereiner wollten ein Indig>- Amalgam bargeftellt haben (m. 
Grundz. I. 528); Anderen gelang folge, an das „Anımon-Amalgamm 
(oben S. 876) erinnernde Verbindung nicht; war in den Berfuchen 
der Senannten ber fublimirte Indigo (erfalteter Indigblau⸗Dampf; 
oben ©. 1021) vieleicht zufällig gaͤnzlich Harz-frei? Thomfon will 
in gaͤnzlich entharztem Indigo gar Tein H gefunden haben, fondern 
procentiſch nur 40,384 C 46,154 O und 13,46 A. — Tb. Taylor 
will aus gutem Indigo dadurch 15 bie 170/, fublimirten, platte Brise 
men und Blättchen bildenten geſchieden baben, daß er ihn fein zerrie⸗ 
ben mit der Hälfte feines Bewichtes gevulverten Gyps innigft mengte, 
das Gemenge mit Waſſer zum bünnen Brei anrieb, dieſen anf einem 
dünnen Eiſenblech 2 Zoll breit, 1/6 Zoll Hoch und beliebig lang ver 
Fächte, und, nachdem er Infttroden geworben, durch die Flamme einer 
mutergeftellten Weingeiſtlampe (vie, hatte fle für einen Theil des Bes 
menges ihre Dienfle geleitet, weiter geruͤckt wurbe) fo lange erhißte, 
als fh aus dem Gemenge noch rother Dampf entwidelt, ber dann 
ertaltend kryſtallifirt. Sollte ſtellenweiſe zu ſtarke Erhigung erfolgt 


1038 ’ 





ſeyn, fo daß bie Maffe Beuer fängt, fo loͤſcht man dieſes durch einige 
Tropfen Waſſer. Der alfo geivonnene Gublimat, Täßt ſich leicht ab: 
nehmen; was jedoch auch ber Ball ift, wenn man gepulverten Indigo 
im Blatinlöffel, oder im Eiſenſchaͤlchen erhitzt. — Laͤßt man gepulverten 
Indigo von twaflerfrsier gaflger Schwefelfäure durchſtreichen, fo bildet 
fi, während ein Theil der SOz zerfebt umd SO, entbunden wird, eine 
-burpurrothe, tropibare, ſtark raudende Flüſſigkeit, welche 206 
einiger Ruhe kryſtallifirt und deren purpurrothe Kryſtalle mit Schwefel⸗ 
ſaͤure vermifcht eine violblaue, mit Wafler eine blaue Löfung gewähren; 
vergl. Döbereiner’s Mitiheilung in Trommsborff's Soura, b. 
Pharm. XXIV. ©. 267 ff. und m. Beob. in m. Deutfch. Gewerbaft. 
I. 12. Wie man ſolchen Weges zugleich von waflerfreier Schwefel: 
fäure befreites Vitriolöl ale Nebenausfcheldung gewinnen Töne; 
©. 152 und a. a. O. Ueber mehrere ältere, den Indigo betreffende 
Beobachtungen, fo wie über: lediglich mit Indigo bewirkbare Gräns 
fürbung der Zeuge, ebendafelbft. Jod bleicht Indigo; a. a. O. I. 160. 
Meber das in Oſtindien übliche Verfahren ber Indigo⸗Darſtellung; 
ebenbaf. I. 122. Ueber angebliche Indigos Erzeugung aus fanlem 
Holzes a. a. O. II. 1185 über nie umſchlagende Iupigküpen 
ebendaſ. ©. 63 ff.; über verfdhiedene Judigküpen I. 122 D. 32, 
266 und IV. 123. Wie umgefchlagene zu verbeflern? Ebendaſ. V. 322. 
Ueber Caſſola's Entfärbung ber fchwefelfauren Indigauflöfung darch 
Aether; m. Ach, f. d. NRaturl. XVI. 125 u. 120. — Daß übrigens 
nicht nur die fog. unbeftändigen Pflanzenfarbfloffe, fondern and fehr 
befländige, unb namentlich ber Indigo möglicher Weile aus Blatt 
arüän (Chlorophyll; oben ©. 1020) hervorgehen könne, dafür ſpricht 
die neueſte Elementaranalyje Mulder’s, dir zufolge das von ihm ans 
Dappelblättern gewonnene, vechältsißgewichtliihd aus Cıg Ho AOg 
zufammengefeßt iſt; ziehen wir hievon den Beſtand bes farblofen Ju⸗ 
digo (dem der Hybroindigfäure) ab, fo bleibt Ca Ha Os, bie, zur Ent 
widelung von Ca O4 und Ha O2 oder 2 Barbonfäure und 2 Waller 
gebracht, nur noch 1 H dem atmofphärifchen O, zur Waſſer gebenden 
Oxydation überlaffen (oben S. 1022); während es, um Galicin 
(oben S. 1000) zu werben, dreimal genommen (— 54C 27H 3A 240) 
einen Berluft von Cı2 Aa O2 erleiden und dagegen zugleich H, gewin- 
nen müßte Fügt man übrigens der Formel des Salicin jene bed 
Traubenzuders bei, fo erhält man Cs4 Has Ozs; hievon 12 VB⸗G. 
Waſſer in Abzug gebracht, Hinterbleibt Cag4 Hzı Oaa, die dann no 
eines AH entziehenven Zuſatzes von 4 atmofphärifchen Oxygens bedarf, 
um das überfchüffige BI zu verlieren und dagegen 3A, möglicher Weile 
gleichen Weges zu gewinnen hätte, um fo 3 V⸗G. Chlorophyll ze 
gewähren. Zieht man dagegen von ber Formel des Salicin die des 
Tranbeuzuders und jene von 2 BG. Earboufäure ab, fo verbleibt 
Gas Hıs Os, die 4.1V⸗G. Waſſer und + 3 Sauerſtoff C2s Hıc Os, 


" * 
1000 
——— — — — 


b. i. die Röchiometzifche Zuſammenſetzung des von Piria durch Gali- 
genin bezeichneten Erzeugniſſes, das, vermöge feiner Leichtlöslichkeit 
im Aether, dem Waſſer des mit Sinaptas behandelten Salicin leicht 
entzogen werden kann, durch Schütteln mit Aether, @ifenorypfalze tief | 

blam färbt (daher, wäre es wohlfeil in Menge darflellbar, für Bärs 
berei und Zeugdruck einen Vertreter des Indigo gewähren dürfte) in 
Waſſer gelöft und gefotten ter Zerfigung unterliegt, hingegen buch 
verbünute Euren und ohne andrrweite Umbildung in Saliretin 
übergeht. Drydirende Eteffe, die gleichzeitig den Zucker zerfören, 
wanteln es in Salicylichtſäure (oben ©. 1002); ESchwefelfäure 
ertheilt ihm gefättigte Röthung; u. |. w. 

. ne) Läßt man in trodne Hydroſalicylſäure trocknes Ehlorgas treten, fo 
bildet Ach die im Waſſer unlöslihe Chlorfalicylfäure, deren 
Eigenthümlichkeit fi) dadurch wollfländig erweifet, daß ſie, durch Loͤſen 
in Alfogol und Umkryſtallifiren in Form farblofer, vechtwinfliger, 
verlmutterglaͤnzender Tafeln rein dargeſtellt, mit Alkalien nicht unter 
Laugmetallchlorid s Bildung verfeßt wird, Tondern vielmehr mit ihnen 
(gelbe) Salze darfellt, die durch andere flärfere Eäuren ihrer Salz⸗ 
gränder beraubt, die Chlorfalicylfäure — Cia Hs ChOz oter 
4[Cıs H5 O5] + CıaH5 Ch, [= Co Ha; O2; Chz die, durch 5 dividirt 
die erRere Formel geben] wieder unverändert, als eigenthümlich widrig 
riechenten, ſchmelz⸗ und fublimirbaren Etoff entlaſſen. Laͤßt man fie 
jebdoch von trocknem Ammoniakgas durchſtreichen, fo feuchtet Re ſich 
ducch neuerzeugtes Waſſer, indem fie in Chlorſalichl⸗Amid (von 
Piria genannt Chlorſamid) übergeht. Gegen Brom verhält ſich 
die Hydroſalicylſaure in gleicher Weiſe. Als Ettling in ihrem drel⸗ 
bis vierfachen Bolum falten Weingeifs gelöfle Hydrofalicylfäure mit 
ebenfoviel wäfrigem Ammoniak mifchte, als die weingeifige Löfung 
Säure enthielt, bildete ſich in ähnlicher Weile, wie das Hydrebenzamid 
aus Beuzoylwaſſerſtoff (oben &. 992) das in gelblich weißen Spießen 
oder (buch. Umkryſtalliſtrung) in bochgelben Kryſtallen anfchießende, 
in falten Weingeiſt ſchwer, in heißem leichtlösliche, in Waller faſt 
nuldsliche, ſtark alkaliſch gegenwirkende, mit Ammoniafhaltigem Waſſer 
dagegen leicht miſchdare und in dieſem Zuſtande durch Einfluß der Luft 
Bänzlich zerlörbare, außerdem fehr InftbeRändige, bei 3000 C. ſchmelz⸗ 
bare umd braungelb fließend weißen Sublimat entlaffenne, mit Kalt 
Lifung gefotten viel. Ammoniak entbindende und Kaliumfalicglid oder 
(Anderen zufolge) Kalifalicylicat hinterlaffende Salteylimid, das, 
Dr. ®ills Analyfe zufolge = Ca Hıg Ar O5 zufammengefegt. iR. — 
Jene Beränderung, welche etwas feuchtes Salicylfalium (oben S. 1001) 
au ver Luft erleidet, und ber gemäß es ſich ſchnell grünt, dann aber 
ſchwaͤrzt, beficht, nach Piria, aus einem Uebergange des Ealicyl in 
eine, durch Auswaſchen mit Wafler von (an mit entflandener Eſſig⸗ 
fäure gebundenem) Kali befreiet in Form eines kienrußaͤhnlichen, im 





1040 


Waſſer unloͤslichen, geſchmackloſen, in Altohol, Aether und Hepalle 
lien leichtlöslichen Pulvers verbleibenden, carbonfaure Allalien unter 
Aufbraufen zerfeßenden, Silberoxyd ſchwarz fällenden, von. Melon 
fäure genannten, demfelben zufolge aus Co Ha O5. 

Hth) Dem Salicin ähnlich zufammengefebt If das von Dr. Konind mb 
Staß iy ver frifchen Wurzelrinde der Aepfelbäume entdeckte, fyäter 
auch in jener der Birn⸗, Kirſch⸗ und Plaumenbäume aufgefunden, 
duch Behandeln mit 500 bis 600 C. warmem Weingeiſt, Abdeſtilliren bes 
Alkohol, Entfärben des Rückſtandes mit Thierkohle, Abbunften and 
Kuͤhlſtellen in ſeidenartig glänzend weißen, gehauchten, ober bei langs 
famem Erkalten aus verbünnten Löfungen in langen, platten, glänzen 
den und gewwunbenen Nadeln anjchießende Phloridzin, bas zur Löfung 
das 1000-fache feines Gewichts an kaltem Waſſer fordert, von flebendem 
hingegen in jevem Berhältniß aufgenommen wird, bitter ſchmeckt, bei 
1060 0. = 84ER. 4 V-G. Kryftallwafler verliert, und ohne daſſelbe 
aus Ca2 Hay Oꝛa befteht, mithin ale ein Salicinoryb betrachtet werden 
kann — und zwar als ein faures, denn es verbindet ſich mit Galy 
gründern wie eine Säure —, beffen Grundlage 2 BG. Orygen auf 
genommen hat. Marme verbünnte Säuren machen es in Traubenguder 

und in einen pulorig kryſtalliniſchen Nieberfchlag zerfallen, der im 
Alkohol geloͤſt uns daraus kryſtalliſirt, ſüßlich ſchmeckende, farbloſe 
Blaͤttchen darſtellt, die Alkalien zu neutraliſiren vermoͤgen (alſo ſauet 
find), in dieſer Verbindung aber an der Luft ſchnell der Zerſtoͤruut 
unterliegen und CEs Hz Og zufammengefegt il. Staß nennt dick 
Säure Bhloretin und merkt von ihm unter anderen folgendes Teuns 
werthliche Berhaltin an: es fehmilzt bei 1800 C. — 1440 MR, (größer 
Hitze zerflört es) ift kaum löslich im Falten, merklicher im heißen Baker, 
fo wie im Aether, leichtlöslich im Alkohol, im Holzgeiſt und in Parker 
Gffigfänre, und unterliegt, mit Azotfänre erwärmt, in ähnlicher Wei 
oänzlicher umbildender Zerfehung, wie dieſes umter gleichen Bedingungen 
mit dem Phloridzin der Fall if; beide entwideln babei Azotorybs 
und Barbonfäure-Bas, und beide zerfallen dadurch in Oraliäure uud 
in unreine, als folche bunfelrothe Bhloretinfäure, die gereinigt *) 
ein flohfarbenes fammtglänzendes Bulver barftellt, = Ca Hlo A+ Oı2 
it, erhigt bie 1500 C. — 12008. unter Entbindung von Azotorydgas 
(AO2) zerflört wird, und deren Gniftehung aus Phlorinzin theilweiſe 





%) Man zeinigt vie Bhloretinfäure durch Waſchen mit Wafler, Auflöfen in 
wäflrigee Kalildfung und varaus durch Säuren bewirktes Nicberfchiagen, wer 
Niederſchlag wird dann mit Waſſer aufgemafegen und getrodnet. 1 Phlorisgim — 
1 Tranbenzufer — Cgg Hıs Oro; — 5 PhHloretin (5 mal C; H3 O2) —=O,. 
&s finb ferner (j. weitge oben) 4 Bhloretin [= Cay Hı2 Osl — Hau. + ADe = 
1 Phlorelinfäure, 0 ' 


1041 
Umbildung in Traubenzuder und Phloretin vorangeht. Gie if im 
Waſſer und ſtart geiwällerten Säuren unlöslih, leihtlöslich in Alkohol 
and in Holzgeiſt, unfryftallificbar, in wafleraımer Schwefelfäure 
mit blutrosher Farbe auflöslich, und bildet mit Allkalien leichtlös⸗ 
“ ige Salze, unter denen das mit Ammonoxyd erzeugte, durch den 
Einfluß feuchter atmofpbärifcher Luft, fehr bald wefentliche Umändes 
rungen erleidet; Umänverungen, deren genanere Kenntniß fchon darum 
die Forſchungstheilnahme ungewöhnlih in Anſpruch nimmt, weil fie 
über ben annoch dunklen Erzeugungsgang mehrerer fog. Farbſtoffe, 
ugb nicht nur lediglich pflanzlicher, ſondern auch mander thierlicher, 
Licht zu verbreiten verſpricht. Laßt man auf kryſtalliniſches Phloridzin 
Ammoniafgas einwirken, fo werden von demfelben gegen-10 bis 120/, 
verſchluckt; das Phloridzin geräch dadurch in Fluß, und Rellt, mit dem 
Bafe gefättigt, eine farblofe Mafle dar, die, umfloflen von trockner 
Luft, unverändert bleibt, an feuchter Luft hingegen, oder, wenn man 
fe mit etwas Wafler näft, fich zu gelben beginnt, mehr und mehr 
dunkler gegelbet, dann vom Zeiſiggrün ins Orangeroth, Purpurroth 
and Dunkelpurpurblau übergeht, dabei ununterbrochen atmofphärifches 
-Gas einfangend. Bietet man ihm flatt des durch A-Gas verdünnten 
stmofphäriihen O = Wafee, unverbünntes reines, fo erfolgt fofort 
(und ebenjo auch durch Chlor) Zerförung der Farbe. Getreck⸗ 
net gewährt die blaue Maſſe kupferrothe Spiegelung, hiemit erins 
nernd an jene des Indigo. Waſſer löſt die blane Mafle leicht und 
vollkändig, fich Dadurch fchön bläuend. Sie iſt die Verbindung einer 
an ich rothen Eäure, mit Ammonoxyd; Waſchen mit Alkohol befreiet 
Re von beigemiſchtem unverändertem Phloribzin. Ginwirkung von HS 
oder AH4S macht fie, unter S⸗Abſcheidung, augenbiidtich farblos. 
Läßt man mit einer gefättigten wäflrigen Löfung des blauen Salzes 
mit Alkohol verbünnte Eſſigſaäure tropfenweife fich mifchen, fo entzicht 
Diefe dem Ealze das Ammonoxyd und fchlägt die hierauf mit Alkohol 
anszuwaſchende Eäure, d. i. Staß's Phloridzein, fhywarzblau 
nieder, ein Niederſchlag der — Cz2 Hai AOↄo, nach Anderen = Cag 
Hag Ag One ſeyn ſoll. Erwaͤgt man, daß das farbloſe Phloridzin 
umd eben fo auch das Phloretin Azot⸗freie Erzeuguiſſe find, bie erſt 
.vdurch Behandlung mit Ammoniak blau ıc. farbig bervortreten, fo iſt es 
efenbar das mit In die Miſchung aufgenommene Azot, wodurch bie 
Sähigfeit jener Erzeugnifle farbig zu erfcheinen bedingt wird; ein 
Berhalten, das ungeſucht an jenes der Bereitung des Lackmus, bes 
Berfio und verwandter Flechtenfarben-Erzeugniffe erinnert (vergl. m. 
Theorie d. Polytechnochemie I. 143 ff. Anm. IL. 815 ff.); und befon- 
ders auch an das oben ©. 979 Anm. erwähnte Verhalten des Lec a 
uorim. 
«i) Die fo eben bekannt gewordenen neueflen Berfuhe Piria’s über 
das Galicin lehren übrigens, daß es zu betraden ſteht als eine 


1048 


Berbindung von Trauben zucker = Ci2 Hıo Oro und Saligenia 
— (14 Hg O41=8g (vergl. ©. 925 u. 1000 ff.), von denen Lehteres, 
burch chemifche Beruhrungs⸗Anregung leicht weränberlidh, durch ver 
bünute Saͤuren in Saliretin (a. a. D.) durch waflerarme Schwefel⸗ 
fäure In Rutilin (8. 110 Aum.®), durch Agotfäure in Pikrin⸗ 
fäure, durch andere O-Mibtreter (3. B. dur MnO>) in Salicyl 
wafferkoff CcHyprofalicylfänre, oder fürzger Hydfalicyl), durd 
geſchmolzenes Kalihydrat in SalicyIfäure umgeänbert wird, während 
Karte Aureger der Art nicht nur das Saligeniw, fondern zugleich auf 
den Traubenzuder, den man ber Kürze wegen durch S⸗U bezeichnen 
Taun, zerfeßen. Die alfo bewirkten Galigenin = Umäuberungen betreffen 
zunähf nur die Anzahl feiner H-Berhältnißgewichte, bie theilweife 
duch andere Brunbfloffe erieht (alfo fon. Metalepfie unterworien 
erfcheinen) werben können; wie folches der Fall IR im Chloro⸗, Bichloro⸗ 
und BerhlorosGaligenin, in beuen Ratt HguurH7, HoundHs, 
dagegen aber Ch, Chz und Chz vorkommen; hierauf jene, in melden 
theils das unveränberte, theils in bemerkter Weiſe verändertes Galis 
genin ſich mit S:U verbunden zeigt; fo im Galtrin = Sg +BT, 
dann im Chlor⸗, Bichlor⸗ und Perchlor⸗Saligenin⸗Zucker. Es bildet 
ferner das Hybfalicy! = Ca H5O [alfo dehydrogenirtes Saligenin 
und in biefer Hinficht erinnernd an das Aldehyd, dv. i. an ben um 
22:8. H verkürzten Altohol, Ca Hy O2 — H=C4H30; oben ©. 851] 
ftatt Hg nur Hs aber -+ Ch darbietend, das Salicylchlorür, ebenſo 
Ratt diefen Ch mit Br das Salicyibromär, flatt des Br mit O bie 
Salicylfäure (©. 1002), fatt O mit M, d. i. mit Metall, Die 
Saltcyl» Metalle; ferner flat M mit AO, bas Nitro⸗ ode 
AzotosGalicid, und Imal genommen (= Ca Hıs Oi) — 0% 
aber ftatt deſſen + Ar, alfo =Cy2 His Ar O6 das Salicylimih, 
und baffelbe, jedoch flatt Hıg nur His und Chz enthaltend das Ghloſro⸗ 
famtd, mb in ähnlicher Weife auch, wenn 3 Br die 3 Ch vertreten, 
das Bromofamid, und wenn flatt dieſer Vertretungen noch 1 H unb A hinp⸗ 
kommen, fo daß bie einfache Formel = Cıa H7 AO, wird, das Salicyl⸗ 
Amid. Cine vierte Wbtheilung der hieher gehörigen gewähren endlich 
biefe letzteren zuderfreien Verbindungen, wenn fie noch 8:U mit ia 
thren Verband aufnehmen; 3.8. Hydfalicyl + 8: U—=Helicin; Galr 
cylchlorüur +B:U=GHlorohelicin; Ealicyliromür +8:U=Bre 
mobelicin. 

xk) Derfelbe ansgezeidimete titalienifche Chemiker (Piria, Prof. zu Pile) 


®) Deftillirt man Galichlfäure mit waherarmer Gcähwefeliäure un Holzgein, fe 
erhalt man Gaultheriaſaure (oben &. 1004), vie übrigens few fertig 


auch m Asperula odorata L. vorkommt, uns wahrfcheinfid aud im Steinklec; 
aben G. 1005. | 


Lo — —— — 


1048 


erkannte neuerlich in dem Asparagin*) und der Asparaginfäure 
aber Höparagfäure zwei Umibde (oben 6.840 unb 876) der Repfel ſaͤure 
oder Bogelbeerfäure, während derſelbe zuvor fchom gefunden hatte, daß 
esieres, wie es in den aus Widen (Vicis sativa L.) gepreßten 
Gafte häufig zugegen if, im fuccinfaures oder berufteinfaures 
Ammonnzyd übergeht, wenn berfelbe fi ſelbſt überlaſſen bleibt; 
zugleich bilsen ſich dabei viele eigenthümliche Jufnſorien. Diefen 
nen beigegebenes Asparagin wandelt ſich auch in Ammonoxyd⸗ 
Guccinat um, ebenfalls begleitet von vielen neu hervorgegangenen 
Safuforien derfelben Art. Aus den Althäwurzeln und aus den Widen 
erhält man das Asparagin = Ca Hy ADs + HO in reihlicherer 
Nenge, als aus dem Spargel, den Kartoffeln, Eüßholzwurzeln ıc. 
Ausziebung der Althäs oder Cibifch » Wurzeln mit kaltem Wafler, 
Gindunften bes flüjfigen Auezugs und längere DZeit hindurch belaffenes 
Ruben ſolches theilweife entwäflerten Auszugs macht, daß en fi in 
ziemlich großen Dctaörern ausfondert; im Waſſer ſchwer⸗, im Alkshol 
: wulöslich. und. faum ſchmeckbar, erinnert es allerdings ſchon hiedurch 
au andere Amide, z. DB. an das Dramid (5. 984), mehr noch: daß 
es mit Säure behandelt an dieſe Ammonoxyd, mit Bafen an biefelben 
Eäure (die fon. Asyaraginfänre) eutlich, die, von ber icheibenben Baſe 
getrennt ans Waſſer, worin fie ſchwerlöſslich, in Eleinen Blätichen 
Isyilallißizte, die = Cg H; AO; 2HBO. Doch hielt man beide, das 


.... Ammouory und bie Säure, nicht für vorgängig. bedingt (fecundär), 


fonsern für urfprünglich. (primär) durch jene entgegengeſetzten Cinwir⸗ 
fungen ans dem Asparagin erzeugt. Als Piria' Möparagin mit 
Azotichtſanre in Berührung brachte, entwickelte ſich, bei gewöhnlicher 
Luftwärme, Azotgas und hinterblieb gelölle Aepfelſäure; als 
fräßer Liebig Aeparagin, oder flatt deſſen Asparaginſaͤure mit waſſer⸗ 
armer teopfbarer Hydrochlorſaͤnre zufammentreten ließ, hinterblieb (wie 
Biria, diefen Berfuch wiederholen» fand) eine etwas HCh enthaltende 
nab barum fchr lösliche und ſehr zerfließliche Asparaginſänve. Piria’s 


Ru Althain, fo wie jene Eäure fon auch Altheinſdure genannt, weil 


men das aus ben Althawurzeln (von Althaca office. L.) gezogene Althäin 
shemais als von dem von Baugquelin uns Robiquet im Safte vs Spar⸗ 
gel’6 (Asparagus oflic. Z.) — zumal in dem, in ven ſchlechthin Spargel⸗ 
genannten Spargelſproſſen (Turiones Asparagi) vorkommenden — aufs 

n Asparagin verichieben wähnte. Vergl. m. Gruadz. I. 852, 660, 
665, 677, 881. Eon Wittſtock wollte übrigens gefunnen haben, daß das 
As yaragin ein Salz fey, beſtehend aus Ammoniak (ober vielmehr aus Am⸗ 
money) unb einer eigenthümlichen Nyotchaltigen Saͤnre; a. a. D. I. 467. 
Dep Anise, mit Ba Sauren befantelt, durch deren Baſeforderung beſtimmt, 
wicder bergeellich A.O uns au ſtarke Baſen, kraft veben Saure⸗Forderung, 
Gergeidllie Bigens Eaure ũberlaſſen, iſt bereits erwähnt worden; oben ©. 876 
aub 897. Asparagin ik Alvdeyyd + A um O. 


66% 





1044 





Merfuchen gemäß find folgende, die hieher gehörigen Bormeln: 2 Mi 
(2 Aepfelfäure) Ce Ha Os + (2 Ummenoryp 4) Ag Hg O2 = CHA, 
Hı2 Oio- d. i. Ayfelfaures Ammonoryd (Ammenoryd:Malat) — Hy 0, 
— (g Ag Hg O6 = Usparagin oder Malamid; 2M + AH,O 
+HO==Cg AHg O;0, d. 1. faures aͤpfelfaures Ammonoxyd⸗ Hyrrat 
oder Ammonoryd:Bimalat-Hydrat, das — Ha OgsAsparaginfänre 
oder Bimalamid. Es if diefes Verhalten ganz ſibereinſtimmend mit 
dem bes oralfauren Mmmonoryd, wenn es buch Gchipem, unter 
Waflererzeugung in Dramid, und das Wioralat des Anmonory in 
freie Draminfäure übergeht; wie nachfichende Formeln ausweika: 
20 03 AH4O = Cr A2 Hg Og — Hr 04 = Ca Ar Hr Os, #. i. 236. 
Dramid; 1 Bioralat des Ammonoxyd⸗Hydrat = C4 AH; Og — Bel; 
= C4 AB3 O6, bd. i. Oraminfäure — Wie das fog. Ballcs 
Asyaragin (d.Omeliws Taurin) fi in obiger Hinſicht verhält 
Rebt zu verfuchen. 

I) Die Succeinfäure findet ih vorweitticd gebildet in dem Böruflein 
oder Bernflein, d. i. in dem in Braunkohlenlagern vorkommenden 
(mit Braunfoplengefhieben aus ber flürmifch bewegten Offee, ſammt 
Tangen, Muſcheln ze. ausgeworfen werdenden) Harze des wahrfcheinlid 
unferen Nadelhölzern ähnlich geweienen Brreufleinbaume. *) LER men 
den Börnftein in Carbonſulfid (CSo, das ihn leicht aufnimmt), fo 
bleibt Guceinfänre zurüd; auch die: ohne vorangegaugene, lange Zeit 
fortgefeßte Luftberührung und Sonnenlicht-Befrablung, zur leichter 
theilwelfen Löjung in Alfokel vorbereiteten Boͤrnſteinſtũckchen geben au 
Alkohol nit nur — anfer Epuren eines NWetheröls und zwei in 
Altohol und Wether löslichen Harzen — jene Säure ab, während ein 
die Hauptmaſſe darſtellendes, weder im UAlkohol, noch in Delen (Belt 
ten, wie Netherölen), noch in Arbalfalilaugen losliches, wahrfcheinld 
durch H>Berluß verändertes Harz zurkfl bleibt. Sonſt unterwarf mas 
den Abgang von Boͤrnſtein⸗Drehſtücken der trocknen Dekillarion zur: 
um dadurch ben größern Theil tes fog. Börnkeinfalzes (Sal Succini), 
d. i. der von Brenzöl (Brandöl®%) und erwas A begleiteten fublimirtens 


Bergl. oben ©. 124. Die deutfhe Benennung Böärnflein entkammt bem 
altveutichen Worte börnen, d.t. brennen. Die Römer nannten ihn Succinum. 
Klayroids Manutbeerholzfäure, vie neriäibe an Kalt gebunden In jener Ma 
vorfand, weile der weife Maulbeerbaum in Sicilien (wie bei uns wu 
Kirſchbaͤume »c. fog. Bummi ober vielmehe Bafforin entlafien) antquelles 
läßt, iR Succinfäure 

Das no ſehr wirrig riecht, gereinigt weniger, über Kalilauge betillixt frei ven 
Säure und beigemifchtem Kreoſot ıc. mixd, dann nur noch etwas Wafler enthal 
von dem es wieverholte Deftillationen über CaCh feR gänzlich befreien, fo wel 
es zur UAufbewahrung von K stee N (Na) vienen lann. Gs iR danı leich 
löslich im Aether, Terpentindt ums Bettölen, ſchwieriger im Bent von 80 de 
wandelt fi mit verüännter Agotjäure erwärmt, in eing gelbe, entfernt Moſchn 


1085 


Gucrinfäure zu gewinnen; denn dieſe, ehemals als Arzueimittel hoch 
gefchägt, und in etwas fpäterer Zeit, im gereinigten Zuflande mit 
Natron (oder mit Ammonoryb) nentralifiet, ward, feit @ehlen es dazu 
vorſchlag, als Mittel, um in Säuren anfgelöfes Eifenoryb vom aufs 
gelöften Mangan fällend (als kaſtanienbraunen, faſt gallertartigen 
Niederſchlag) zu fcheiden, fehr geſucht. In nenerer Zeit iR dieſes 
jedoch nicht mehr der Fall, da das fuccinfaure Ammonoxyd ärztlich nur 
noch wenig beachtet wird, und jene Metall-Scheidung auch anderen, nicht 
minder fiheren und wohlfeileren Weges vollgogen werten kann; oben 
©. 809. Die von ber trodnen Defillation zurückbleibende harzige 
(Brandhbarzs oder Brenzharz⸗) Mafle, oder flatt derfelben: der 
Börnfeinabiall,, dient, durch Schmelzen und Löfen in zuvor eniwäf- 
festem heißen Leinöl und nachfolgender Beimifchung von Terpentindl, 
zur Darſtellung 96 Börnfein- Birniffes oder Börnflein- 
tod. Fraher hielt man die dur Erhitzen der Schleimfäure 
(Milcgzuderfäure) enifichende, ale Sublimat ich fondernde Brenz: 
fgleimfänre (oben ©. 927 u. m. Grundz. I. 928) für Succinfäure, 
bie Trommsdorff d. &. den Irrthum nachwiese. Ob die von John 
im Honigeffig gefundene fryſtalliſirbare Edure, wie er meinte, Euc⸗ 
einfänre geweien? ift unentſchieden. Meber, durch Braunkohlenbrand 
theils ansgeſchiedene, theils erzeugte GSucrinfänre, f. m. Archiv. 
Dagegen zeigte in neuerer Zeit Bromeis, daß fe durch Behandlung 
der Stearinfänre (Talgfänre; oben ©. 880) mit Azotfänre, neben 
Korlfäure (Suberinfänre = Cs Hs O3 + HO) entflcht, die 
außerdem au aus Glainſäure (— Cyr Hao Os -+ HO), oder durch 
Auflöſen von Kork, zum Theil auch von Rork-haltigen Rinden, in heißer, 
mäßig flarler Azotiſäure erzeugt wird. Im ähnlicher Weile geht fie 
auch heroor aus dem Wallrath (gereinigt Getin genannt), d. i. aus 
einer, ſammt Thran, in den Schaͤdelhoͤhlungen ber Wallffche heimi⸗ 
fihen, aus dem Thrane fich ſcheidenden, ob gelben, gereinigt weißen, 
bet 490C. ſchmelzenden, erkaltend zur durchſcheinend kryſtalliniſchen 
Maſſe erſtarrenden, in Alkohol (in heißem leicht) loslichen, dem Aether 
und Hetbrrölen zugänglichen, Feine Fetiflecke erzeugenden, ſondern aus 
Zeugen durch Serreiben entfernbaren, aus Alkohol in glänzenden 
Blüten kryſtalliſitbaren Fettart, die beim Berfeifen mit Alkali 
Cam beften durch Zufammenfchmelzen mit leicytläslicdem Alfalihybrat) 
an das Hifali „Blainfäure» und Margarinfänre (= Czu Hza O3 
+ HO) überträgt, dabei aber kein Blycerin (oben ©. 1016 Anm.), 
fondern ein eigenthümlich wachsartiged Erzeugniß, das Aethal = Ca 


artig riechende Harzmaſſe (Ckünſtlicher Moſchue)y und Ammonoxyd⸗ 
Azotat, löſt Schwefel reichlich, desgleichen Kautſchuck liſt mitbin zur 
BDiſbung vos elaſtiſchen Firniſſes wohl geeignet], Hingegen nur wenig Börnftein. 


1046 


H33, 0+HO, entläßtz über Umbildung des Aethal (durch Mzotfänre) in 
Aethalfänre; f. m. Grundz. I. 605 Anm. ©. 695, 759 u. 92%, 
das kryſtalliniſch durchicheinend, im Waſſer umlöslich, unſchmeckbar und 
mriechbar, hingegen in Alkohol löslich iR ®), und. mit Ueberſchuß von 
Kalihydrat bis 2208 C. erhitzt, U-Gas entläßt, während cetylfanres 
Kali= KO Ca Hai O3 zurück bleibt, deſſen Säure, vom KO bu 
HCh geſchieden, eine farb s und geruchlofe, im Waſſer unlösliche, im 
heißen Alkohol und Aether leichtlösliche, unzerfeht deftillicbare, im ber 
Kälte kryſtalliniſch erflarrende Maffe darſtellt, die der Balmitinfäure 
(ſ. w. u.) ifomer if. Webrigens entläßt Wallrath, für ſich deſtillirt, 
Bufiy und Lecann zufolge, Fein Aethal, woraus zu folgen fcheint, 
daß es beim Wallrathverſeifen, in Folge der Eäureforderung des Alkali, 
neben der Elain- und Margarinfäure erſt erzeugt wird; denn erflere 
ölförmige EAure wird, für fich erhitzt, ſchon bei ihrer Siedhitze zerfeht, 
unter Erzeugung mehrerer Neuverbindungen, unter welchen vie fog. 
Fettfäure am auffallendſten bervortritt. Diefe (vergl. oben ©. 879), 
d. i. Die gereinigte Acrilfäure, ähnelt der Benzoefäure fehr, if wie 
diefe in kaltem Wafler fchwerlöslih (töslicher im beißen um» baber 
durch Auskochen der Deftillations-Erzenguifie fetter Dele sc. gewinnbar), 
in weißen perimutterglängenden, nabelförmigen ſchmalen Blättdgen kry⸗ 
ſtalliſirbar und fublimirbar, und (muthmaßlich) in Berbindung mit 
Aerolein (a. a. D.) Hauptbeflanttbeil des ſog. Wurftgiftes 
(m. Grundz. 1. 556 ff., 598, 601 u. 858), und, infofern fie nur dort 
hervorgeht — ſey es in Folge trodner Deftillation, fey es gemäß ein⸗ 
geleiteter Faͤulniß thierlicher Gebilde — wa Elain (Schmierfett) zuge 
gen war, auch ein Nachweifer defielben, weil fie, wie Redtenbacher 
zeigte, in gelöfen Ealzen des PbO, MrO und AgO weiße Niebers 
fehläge erzeugt, und fo z. B. darthut, daß hinfichtlich ihrer Keinheit 
. fenglide Stearinfäure, und bergleihen Margarinfäure, ans 
Etainhaltigem Fett gewonnen, Glainfäure beigemifcht enthält; indem 
man nur nöthig hat das Deftillat folcher Bette mit Waſſer auszukochen. 
und ben dadurch gewonnenen Abfub in bezeichneter Weife zu verwenden. 
Ar AgO gebunden und dadurch waflerfrei, beſteht fie aus C,o Ha 05; 
frei von metalliſchem Salzgründer, enthält fie außerdem noch 4 2:8. 
HO. Das @lain (= Glycerin + @lainfäure; oben ©. 161, 878 13. 


%) Die oben ©. 880 erwähnte fog. Dieinfänre ober Slainfänre war fehr wahr: 
ſcheinlich eine werunzeinte. — Ueber anbermeites Vorkommen bes, ſowohl fir 
fi als mit Waſſer deſtillirbaren, durch Defillation mit waſſerleerer Bhossken: 
fänre in Waffer, und in das bei 2750 C. deſtillirbare, ans Cz2 Hag zuiem 
mengefehte Neth aldL zerfallenren Aethale, veſſen Benennungeurfprumg, unäg: 
lige tedgntfche Erzeugung und Benupung, Sugegenfeyn in manchem Leiche nfett 
(2. i. Slainf. + Rargarif. 4 Ammonorye) oder Adipocire, fo wie in ahnlichen 
tünftlitgen Grzeugniffen; m. Grundz. a. a. O. 


1047 
879 Ham.) if mit Margarin Hauptbeſtandtheil nicht nur aller ſoge⸗ 
nannten fchmierigen, nicht trocknenden Bettöle (oben ©. 161 ff.), ſon⸗ 
dern auch in mehr oder weniger merklicher Menge zugegen in allem 
thierlicgen Weichfette, in dem der Menfchen, Echweine, Bären, Dachſe, 
Bögel ıc. und in allen hieher gehörigen Fettarten, welche man in Nord⸗ 
deutiglann SEch malz nennt — eine Benennung, mit der man in 
Subbentſchlaud uur die zerlaffene umd wieder erflarrte Butter belegt — 
in geringerer im Talg, z. B. im Ochfentalg. Auch jede Butter enthält 
davon merfbate Antheile. Durch Berfeifung mit KO oter NaO:Röfung 
vom Glycerin geidyieden, und flatt deſſen an diefe Bafen gebunden, 
gewinnt man die Elainfäure zunächſt dadurch, daß man die Eeife 
durch reines Kochſalz vom wäflrigen Glycerin befreiet, dann mit wenig 
Bafler das überfchüffige Kochſalz entfernt, hierauf mittelſt Hydrochlor⸗ 
füure (oder einen Berireter derfelben, der mit ber Bafe leichtlösliche 
Berbindungen ſchlaͤgt) den Salzgründer hinwegnimmt, bie dadurch 
ausgeſchiedene, annoch unreine Blainfäure darauf, nach vollendeter 
Auswaichung, mit feinzerriebenem Bleioryd digeriet umd alfo gefättigt 
mit Aether längere Zeit hindurch in Berührung läßt; dieſer entzieht 
ver Maffe das in ihr enthaltene elainfaure Bleioryd, und bins 
tertäßt das zuvor ihm beigemengt geiwefene „margarinfaures Bleioxyb. 
Bom PhO durch HCh und vom Aether durdy Abdeſtilliren deſſelben 
befreiet, flellt die alfo ifolirte @lainfäure eine farblofe, fauer gegen» 
wirkende, ſchwach riechbare und fcharf ſchmeckende, auf Wafler ſchwim⸗ 
mende, mit Alfohol mifchbare Flüſſigkeit dar, die bei 00C. zur weichen 
IrgRallinifchen Mafie erſtarrt, bis zum Sieden erhitzt ſich zerſetzt und 
dabei Erzengniffe gewährt, unter denen, wie bemerkt, die ſog. ettfäure das 
am meiflen ausgezeichnete ift; vergl. S. 879. — Bevor es Übrigens bei . 
der oben gedachten oxydirenden Umbildung ber Stearinfäure*) zur 





9 Berfeift man Cacaobutter oder Sammeltalg, zerlegt die Seife (mie bei Scheidung 
ber Glainfäure) durch HCh, waäſcht bie gefchlevene unreine Stearinfänre 
voliſtandig aus, und Lift fie dann längere Zeit hindurch und wiederholt von 
(hauptſaͤchlich Slainfänre entführendem) Weingeift vurchweichen, fammelt fie auf 
einem Bilter, preßt fie aus, loͤſt fie hierauf in beißen Alkohol, und läßt dieſen 
erkalten, fo kryſtallirt fie daraus, alſo gereinigt, in glänzenden, weißen, bei 70°C. 
[>= 36 R.] fegmelzenden und dann erflarrt: wachsaͤhnlich kryſtalliniſchen, Im 
Bafler unlöslichen, unſchmeckbaren, Altalisöfungen leicht zugänglichen und fie 
neutralifirenden, Maſſe, die Wachssartig brennt und daher zur Kerzen (Gteatins 
ferzen) » Sabrication vorteilhaft verwendet wird, bei der man jedoch die ganze 
Talg = oder Unfchlittmaffe zuvoͤrderſt Durch Kochen mit friſch bereiteter Kalk: 
reicher ſog. Kalkmilch (d. i. mit Kalkhydrat) in im Waſſer unlösligen und oben 
anf ſchwimmenden ſtearin⸗, margarins und elainſauren Kalk verwandelt und 
fie fo ihres Glycerin's beraubt, das der unteren Kalkmilch verbleibt, jedoch vom 
Kalke Leicht befreiet und andermeit verwendet werben Tann (oben &. 876). Zulak 
von Echmefelfäure entzieht dann dem von ber Unterlauge entfernten Kaltjeifen- 
Gemiſch feinen Kalkgehalt, und von nem hiedurch entflandenen, als Dünger 


1048 


-. — — — — — 


Erzeugung von Korlfäure und Enceinfänre kommt, erfolgt zunächk 
Umwandelung in Margarinfäure®), 


benugbaren Enps (Ca0S303) befreiet, entfernt man Hierauf die ber ganzen 
Fettfäuremafle die Härte raubende Glainfäure mittel heitiger, jenem Drud vor 
3000 bis 8000 Gentner und tarüber entfprechenner (durch Bramah's tydras⸗ 
life Preſſe — m. Grund. II. 147, 150 — leicht bewirkbarer) Kraft. Die 
ausgepreßte Etrarin: und Margarinfäure Diafje wird bierauf gebleicht, und zu 
Kerzenfabrifation verwendet. Aber vie Hieraus gefertigten Kerzen ſtellen bei deren 
Erkalten beite Gäuven in Form eines kryſtalliniſchen, als ſolches nicht belichten 
Gemenges dar. Zuſatz 0,001 AsD; hebt zwar ſolche mißliehige Grkarrungsart 
auf,. giebt aber Kerzen, welche brennend Schendgefährlih werben,” und beras 
Verkauf baher polizeilich unterfagt in, iudeſſen kann man vieſem Uebelſtante, 
wie Dr. v. Milly fand, entweder vurch ſorgfaͤltige Handhabung ver Erſtar⸗ 
sungstüble, oder einfacher: durch Zuſatz von 2 bis 3 Proc. weißen Wachſes begep 
nen, ba tann tergleihen Millys Kerzen fih eben fo fehr durch eim fchöne 
Anfehen, als dadurch empfehlen, daß fic, unter gänzlicher Verzehrung des Dochtet, 
mit Außerfi’ heller, weißer Flamme brennen, nicht nur der Rıinbeit umd gleich⸗ 
mäßigen Bertbeilung ibrer Bettfäuren wegen, ſondern hauptiäcdhli auch, weil 
ber Docht hiezu theils chemiſch, theild mechaniſch zuvor befonnere vorbereitet 
worden. Erſteres erfolge mittel Beizung des baummollenen Dochtgarns mit 
wäffrigen Löjungen ſolcher Salze, welche Durch Hitze leicht zerfeht werden mub 
dabei O⸗Gas entwideln (wohin 3 B. theils azotſaure, theile chlorfaure um 
oxyhlorfaure Verbindungen gehören dürften), Rebtere® vurch beſpoundere 
Flechtung des Dochtgarns, der zufolge das äußerſte Ente des umflammeten 
Dochtes ſich aus der Flamme heraus bieget (was freilich auch nicht ohne alle 
Helligkeite⸗ Minderung vor ſich gehet) und je vie Möglichkeit geflattet, ſtatt bie 
Innenflamme während des Verbrennens zu bunfeln, fie von folder Dunlelung 
frei gu erhalten, und außerdem vie Hauptbedingung vollkänbiger Zerfegung ker 
Beizfalge: vie Der Flamme mögliche hoͤchſte Berbrennungsbige (pie nur bort ein⸗ 
tritt, wo das atmoſphaͤriſche O⸗Gas frei zufließen funn, was nur beim Flam⸗ 
menfaume ver Fall ift), zur Erfüllung gelangen macht für ven Docht. Me 
noch wärte biefe Beringung erfüllt werden, wenn man ven Kerzen bie GeRalt 
ver Hohllerzen gäbe. Die bei ver befchriebenen Kerzen» Bereitung abfallenke 
unreine, bräunliche Glainfäure eignet ſich unter anderm recht wohl zur Gas 
Beleuchtung, bürfte aber, künſtlich gebleidit, auch noch höherer Verwerthang 
fähig ſeyn. — Das Stearin (Mearinf. Glycerin) laͤßt ſich übrigens durch feine 
geringere Schmelzbarkeit von ven übrigen Beimiſchungen tes Talgs ıc., jedoch 
nie vollfummen rein, ſchon durch worfichtige Leitung ver Abkühlung gefchmolzenen 
Unſchlitte und entſprechend warmer Auspreflung fcheiven, vie daraus gefertigten 
Gtearin- Kerzen find wirklich, was ihre Benennung fagt, jene aus Gtearis- 
fäure bereiteten hingegen, wie bemerkt, ihrer Fettmaſſe nach, nur Gemiſche vor 
zwei einanber aͤhnlichen Euren, vie fi, jedoch ſchon binſichtlich ver Dichte Ihrer 
Subrocarbongrunbluge, dann aber auch in Abfiht auf Oxygen⸗Gehalt, unterfeheir 
den; benn während bie Stearinfäure noch einmal fo viel C= und H- Atome 
entbäft, als vie Margarinfäure, Hat viefe verhältlich mehr O; namlich auf ball 
fo viel Radical: BVerhättnißgewichte 3 O (beide Säuren verhalten fi mithin zu 
einander: wie die SOz zur Unterfchwefeliäure), indeſſen vie Stearinfäure auf 
noch einmal fo viel ber erſteren nur 5 des letteren enthält. Die Gacaobutter 
(a8 talgartige Bett der Cacaobohnen) ift dem größeren Theile nah Etearin. 
*) Reih an Margarin (oben ©. 1047) find unter andern au die Butter, bad 
Ollvenoͤl sc., ſtets aber theils mit anderen Bettarten, theils mitunter andy mit 
flüchtigen Oelen (3. B. im Lorbeeröl), unb damit nicht felten fo innig 


1048 


nm) Bor einigen Jahren glaubte Braconnot im Wermutb (Artemisia 
Absynathium L. ) eine eigenthümliche Eure, von ihm Wermuth⸗ 
fäure genannt, gefunden zu haben; Luc zufolge (Ann. d. Chem. u, 
Bharmac. LIV. 112) befteht fie jedoch ans einer mit Bhosphorfäure 
verunreinten Aepfelſäure. (Eon Trommsdorff d. A. fand im 
Mermutbertract vhesphorſauren Ralf) Zwenger will darin Suc⸗ 
einfänre entdeckt haben, was, beftätigt es ſich, gleich ber im weißen 
Naulbeer (oben ©. 1044) vorkommenden, es ſehr wahrſcheinlich machen 
würde, baß ber vorweltliche Börnfteinbaum einem ber Jetztzeit nahe 
geſtandenen Pflanzendilvungs: Zeitabfchnitt angehörte; eine Bolgerung, 
für welche außerdrm Bieles fpricht; vergl. oben ©. 1045 u. m. Hbb. 
d. Meteorologie I. 87 u. 166. Neber das von Unverdorben beob⸗ 
achtete Borlommen von Suceinfänre im venet. Terpentin, ebendaf. 
©. 697 u. 939. Die reine Succin⸗ oder Börnkein-Eäure Feyrallis 
-  Ärt in weißen, durchicheinenten treffeitigen Enten, Tafeln oder Bläts 
teen, in Form von Gchmetterlingefügeln und in ähnlichen Eeſtaltungs⸗ 
Abänderungen; durch Gublimation in glänzenden Blaͤttchen, Spießchen 
ad feidenglänzenden kurzen, der fubl. Benzoefäure nicht unähnlichen 
Radeln. Sie ift geruchlos, fordert zur Löfung 24 Gewichtstheile 


— — mn nn 


verbunden, daß chemiſch reine Diargarinfäure darzäftellen große Schwierigkeiten hat. 
Die gewöhnliche ftellt man tar, in ähnlicher Weile, wie die Glainfäure ꝛe. Die 
nach der Ausfällung durch beißen Alkohol gelöfte und varaus mittelft Abkühlung .. 


— 


kuhallifirte Mg reinigt man dann durch ſtarket Preſſen und wiederholtes Um⸗ 
Irgfalliiven zunachſt von ver fie begleitenden Elainſäure. Außerdem aber kann 
mau fie auch erzeugen aus Etearinfänre, ſey «8, daß man viefe ber Defillation 
usterwirft, da fie dann neben Brenzerzeugnlſſen aus erflerer, durch deren Zer⸗ 
Rörung hervorgeht, ober daß man fie (mas fie reiner hervortreten läßt) einige 
Minuten Hinbur mit Azotſaure im Sieden erhält. Hinfichtlich Ihrer übrigen 
Berbaften vergl. m. Grundz. 1. 692, wo fie jedoch unter ber Benennung 
Margarinichtſäure aufgeführt worden. Bon ver Gtearinfänre unterſcheidet 
fe fi phyſiſch hinreichend durch größere Schmelzbarkeit — fie fließt bei 60°C. 
—480R., jene, wie bemerkt, bei 700 C. — 560 R., auch if fie ungeändert vers 
dampfbar, daher deſtillirbar, während vie Stearinfäure über 70° C. erbiät in 
neuerzeugte Margarinfänre, Dargaron und Waſſer zerieht ausginanber tritt. — 
Der a. a. D. erwähnte DOpopeldoe enthält windeflens 3 verfchietene, an 
Ammonosyp gebuntene Bettart-Säuren, darunter auch Margarinfäure, und Balls 
er mittelſt Butter bereitet worden, außer biefer und ver Butyrinfäure noch 
mehrere, dieſe begleitende flüchtige, bieber gehörige Säuren; f. w. oben. — Die 
gereinigte Margarinfäure erfcheint gewöhnlich in perlglänzen den Schup⸗ 
ven; dieſelbe Glanzart noch lebhafter gewährt eine in m. Grundz. a. a. O. 
beſchriebene Berbinpung derſelben Säure mit Gchwefelfäure ( Margarins 
I@wefelfäure, eine „Doppelfäurer oner „gepaarte Säure”). Ueber eine durch 
Erhihen von Wargarinfäure mit Azotfäure Hervorgegangene, oͤlig⸗fſlüſſige, den 
Geruch des Brenzboruſteinöle beflgenbe, noch näher zu unterſuchende Säure 
ſ. m. Grandz. I. 603. 

®) Der unter ber Benenmung Extrait d’Absynthe befannte Schweizer⸗Liqueur wir 
ans ven fog. Geniptrautern, d. i. aus Artemisia vallesiaca Lam. 
ans A. Spicata Jaq. bereitet, ' Ä 


kalten und 3 ſiedenden Waflere, fo wie 11/2 kochenden Wlkchels; 
falter löR davon nur wenig. Sie ſchmeckt anfänglich ſchwach ſüßlich, 
dann fauer, röthet Lackmus, aber nicht Beilchenblau, ſchmilzt leicht, 
wandelt fi, flärker erhigt, in ſtark zum Huſten reigendes Dampf, 
verliert dabei die Hälfte, oder bei Rärkerer Nuwärnnng, den ganzen 
Detrag ihres baflfchen Waflere, wird vom Terpentinöl im ſehr geringer 
Menge aufgenommen, umb weder von Azotſaͤure, noch von Schwefel⸗ 
ſaͤure zerfest. Aus wäflriger Löfung kryſtalliſirt, if fie = Ca Hr 05 
+ HO. Wahrſcheinlich würde man fie auch aus Leinöl gewinne 
koͤnnen, ober vielmehr aus der dieſem als ausgezeichneter Veſtandtheil 
angehörigen Linioleinfäure (Leinälfäure), die Äh von ber Olein⸗ 
fäure der übrigen durch O⸗Verſchluckung und COz: Entlaffung an ber 
Luft verharzenden, und foldden Weges trocknen den (nicht ſchmieri⸗ 
gen) Zettöle dadurch unterfcheidet, daß fie, aus kalt gefchlagenem (fall 
ausgepreßtem) Leindf frifcher (vorjähriger) Saamen gefchieben, Gart 
zufolge, in einem anderen Berhältniß zuſammengeſetzt if, als jene. Der: 
gleichen Leinöl beſteht aber übrigens, Sace's Berfuchen gemäß, aut 
gleichen Berhältuißgewichten Linioleinfänre und Margarinfänre, beide 
verbunden mit Acrolin. As Sarc 1Gewichtstheil Leindl mit 2 ge 
wöhnlicher Azotfäure mengte, die er zuvor mit 8 Waſſer verbinnt 
hatte, und das Gemenge dann in einer Porzellanfchaale erhitzte, die, 
bes heftigen blafigen Auffleigens wegen groß genug war, um menigiend 
doppelt fo viel Flüffinkeit zu faßen, erhielt er, wenn er die der der 
feßung unterliegende Azotſäure von Zeit zu Zeit duch waflerarme 
Saͤure bes Art erjeht harte, anfänglich fehr viel Oralfäure und Mars 
garinfäure, darauf, währen» dieſe größtentheils wieder zerſtoͤrt worden, 
viel Korkfäure, begleitet von Bimelinfäure und (va biefe aus Kerb 
fäure nur dann entfleht, wenn zugleich Succinfänre mit zugegen iR) 
von GSuceinfäure. Reine Dargarinfänure giebt, na Sact, mit 
Hyotfäure behandelt, nur Suceinfäure, und Feine Korkfäure. Daß aber 
Sei dergleichen Saͤure-Umbildungen ſchon beſtehende Eäuren, durch Vie 
ihrer Eigenthümlichleit entfprechende Art von erregender Miteinwirkung, 
zur Bildung neuer Säuren wefſentlich beitragen Tönnen, zeigt obiges 
Sntfiehen der Pimelinfäure (= C,H; 03 4 HO), bie übrigens 
auch zu Gtande fommt, und zwar neben Suberinfänre (Korkfäe 
= Ce H6 03 + BO, alfo Pimelinfäure nebſt CH *), wenn Blainfäsre 


{ 

+ Zwei VBerhältnifgewite, wälfrige Pimelinfäue = Cs Hi2 O8 = 
2 Sallusfäure (Tmal Cr Ha 04) — He um 2 Pm (Bimelinf.) + O; 
+ HO — Denanthfänre, und 4 Pm = Cog Hu O6 + 4 HP Cꝛas Has 
Oꝛo — 017 = Myrikieinfäure, v. i bie in ber (aueh Auspreffen mi 
ven Muslatnüffen erhaltenen) Muslatbutter an Olycerin gebundene, im feinen, 
feidenglängenten weißen Blättchen kryſtalliſirende, bei 48° C. = 38H,ı 8. 


10851 

buch Mzotfänre völlig aufgelöR wird; bie flüffige Maffe erRaret bann, 
unmittelbar darauf, zum Breie, der aus Guberinfäure beſteht, welche 
von drei anderen Ihr anhängenden Gänren, der ſchon erwähnten 
Bimelinfänre, der Adipinfäure (=Cı4s Hy 07 + HO) und der 
Lipinfäsusre (nah Laurent = CH; 0, + HO —?—) begleitet 
wird. Erſtere findet ſich am reichlichſten im erſten Auswaſchwaſſer 
der Euberinfäure vor, iſt ſchmelz⸗ und ſublimirbar wie Benzoeſaͤure; 
die andere if in verhaͤltlich größter Dienge enthalten in der erflen 
fanren Mutterlauge ver umfryfallifirten Euberinfäure, die Dritte in 
jener braunen dicklichen Flüſſigkeit, welche von der Pimelinfäure abges 
goſſen und von derfelben ausgepreßt worben. Die Adipin- und Lepins 
fäure find märslich beide. fehr löslig. Vergl. Bromeis in den Ann. 
». Ehem. u. Bharm. XXXV. 107 ff. und acc ebendaf. LI. 222 ff. 
Bromeis erhielt, anßer viel Oralfäure und ziemlich viel Euberin- 
fänze, in geringer Menge noch eine der Margarinfäure ägnelnde, im 
warmen Alkohol Löslicye (welche der in m. Grundz. L 692 erwähnten 
Margaritfäure zu gleichen fcheint), aber weder PBimelin- nod 
SripinsCäure, als er „reinen Linioleinfäure der höchſt heftig 
erjolgensen Azotfäures Ginwirfung unterwarf. — Die auf einem oder 
bern anderen Wege zu Stande gelommene reine Suberinfäure ifl 
Iuftbefändig, geruchloe, von ſchwach fäuerlihen Geſchmack, röthet 
Latmusblau, fordert 100 Gewichtstheile Waſſer von 90 C. = 70,2 R. 
und 1,87 Theile von 100 C. zur Löfung, fall’ Kalk flodig, und wird 
von demſelben durch flärfere Euren, in Form eines pulverigen Nies 
derſchlags gefchieden. Mit Alkalien gewährt fie leichtlösliche kryſtalli⸗ 
firbare Salze, für ſich erhitzt ſchmilzt fie zu einem deſtillirbaren Dele, 
das erkaltend Tryfallinifch erſtarrt. Alkohol und auch Aether löfen 
fie. Ihr Dampf, oder vielmeht ihr weißer Rauch, riecht erhitztem 
Talg ähnlid. — Die oben ©. 1046 erwähnte Balmitinfäure, 
= Ca Han 03 + HO, erſcheint im Balmitin oder Palmfett des 
gelben butterartigen , wohlriechenden ‘ Bettöls der Oliven⸗ fürmigen 
Frũchte der Buinca- Delpalmıe [Elaie guineensis Jacg. = Avoira 
guin. Aublet.] neben Margarin, freiem Biycerin, freier Palmitin⸗ 
und freier Blainfäure. Sie fchießt aus Heißem Alkohol in der Marga⸗ 
rinſaͤure aͤhnlichen, glänzenden Blättchen an, und ſchmilzt ſchon bei 


fgumelgende und abgekühlt Fruflallinifch erſtarrende Gäure, bie fi von ihrem im 
Byrikiein an fle gebundenen Glycerin, mittel Berfeifung ſchwer trennen 
laßt. Außer dem in 4 Gewichtstheilen ſiedenden Alkohols Löslichen und barans in 
Nabd eln kryſtalliſtrenden Myeifiein, enthalten Die Muslainäfe noch ein anderes 
weiter zu unterfudgendes Fett und Aetheröl. Das Myrifiein fegeint auch in 
ven fog. Mustatblätthen (Macis), v. i. in ber dicken Saamenhülle 
(Arillus) ver Srudt vom Diuslatnußbaum (Biyristica moschata Thun- 
berg.) der Träger nes Aetherült zu fen. | 


1058 





8090. —= 480R.; das bisher nur in jenem Palmdl aufgefunden 
Palmitin iR glänzend weiß, Jeicht zerreiblich, im Aether löslich, hin 
gegen nicht im Alkohol und kommt ſchon bei 4800. — ZEOAR. in 
Fuß. Das Ricinusdl*), entkammend dem in Of- und Weſtindien 
häufig, bei uns in Gaͤrten leicht fortlommenden (und früherhin auf 
in der Gegend von Braunfchweig auf NMedern erfolgreich gebauten) 
Bunderbaum, d. i. Ricinus communis L., führt im Handel eben: 
falls den Namen Palmoöl, und gewährt, mittelft Derfeifung ıc., bed 
verfchiedene Fettartiäuren, bie erſt bei 1300 C. — 1040 R. ſchmelzende 
Stearitfäure, bie fihon bei 220C. — 170,68, fließende Steare⸗ 
NRicinfäure und die bei 00 C. aunoch flüſſige OleosRicinfänre;, 
beide letztere ſchmecken ſcharf, und find, gleich ihren Berbindungen mit 
MgO, im Weingeifi löslich; wie denn auch das annoch unzerfchte 
Nicinusdl vom Alkohol leicht aufgenommen wird; m. Grund, I. 692 
Anm. — Die neuerlich auch in Deutfchland angebaute Madir sa- 
tiva liefert ebenfalls ein trocknendes Fettöl **), 100% reifer trodner 
Saamen giebt gegen 198 Del, Donffingault fchied daraus cine 
ſtarre Wettartfäure und eine flüffige ölige; die erflere fchien ihm 
Balminfänre zu fehn, fie enthielt nahe 20/5 weniger C, 1 H um 
0,8 mebr O als die flüffige, die ſich procentifch aus Cy6 Hy, aud O5 
zufammengefebt fand. Das rehe Madia⸗Del verſchluckte in Riegels 
Verſuchen in 5 Monaten 150 Bolum O⸗Gas, wodurch es Bervidung 
erlit. Es erfinrrte nah R. bei — 22,500. = — 180R. (nu 
. Winkler zwiſchen — 80 bis — 90 R.), würde fi alfo auch in 
falten Umgebungen fehr wohl als Brennoͤl benuben laflen. Es zeigte 





*) Kuh Gaftordl genannt; begleichen Oleum Palmae liquidum over Oleum 


de Pulma Christi seu de Kerva ver Apotheken, ein ziemlich zäbes, aͤcht 
bei 12°C. volle 0,9699 Gigengewicht befigenves, mit Alkohol, wie mit Hetter 
leidgt miichbares, farblofes cher grüngelblidyes, mehr ober weniger dunkeles, mil 


den dligen, hinterher etwas kratzenden Geſchmack beſigendes, geruchlofes Beitäl. 


Sein Eigengewicht if bei 2500. — 200 R. = 0,9575; bei 240C. —=75%,28. 
= 0,9081. 


*6) Außer den bereits aufgeführten trocknenden Wettölen fine folgende als vor 


zugewelje beachtungkwerth zu nennen: Wallnuß⸗- oder Welſchnußsl (wire 
in ten Rheingegenden häufig genofien), Hanfdl, das kalt gefchlagen fer füß uub 
genießbar iſt, and; in verfchievenen Gegenden flatt Butter verbraucht werden fol, 
MoHndl (ven Malern unentbehrlih), Del von Tabalsfaamen, Weis 
fernen, Sonnenblumen: Saamen, Totlllirfhen (Atropa Bella- 
donna), Saamen von Croton Tiglium (giftig, brennend ſchmeckend, mitte 
Derfeifung die hochſt durchdringend riechende, außerſt ſcharfe und giftige Crie⸗ 
tonfänuze entlaſſend, vie ſtarr und ſehr füſſig iſt)y, das von Pinus abies zus 
P. eylvestris L. 3u ven befanntern, noch nicht erwähnten ſchmierigen 
Bettölen gehört dat Rüssol (Rüböl), Budel-(Buchelerns) Det, Haſel⸗ 
nußöl ums Bflaumenlerndl; zu den feheren ner Art, außer ben bereits 
gedachten, der Bineytalg und die verfhiehenen Arten KBachE (gewöhnlides, 
Myrthenwachs, Balmenwadhs, Kuhbaumwachs ıc.). 


— — — — — — — — — .. 


1008 


zoh 0,935 , gereinigt ung 0,9286 Bigengewicht, bei 1500. == 1208. 
Mit hlorianrem Kali und Hydrodglorfäure ließ es ſich leicht farblos 
und bucchichtig barfclien, und brannte ſchon als rohes Del, burch 
den Docht zugeführt, ohne denſelben zu verſtopfen, fehr hell; Herber⸗ 
gers mb Winckler's Jahrb. f. prakt. Pharm. IV. 222 u. 346 ff, 
Dem Mandeloͤle ähulih iR das der Maranham⸗-Nüſſe aber fog. 
brafllianifehen Kafanien; 100 Gewidtstheile Saamen geben 56 flüſ⸗ 
ſiges, angenehm ſchmeckendes Del, das, nad Bogel, aus 74 Elain 
und 26 Gtearin zufammengefegt iR; bie Früchte entſtammen der Ber- 
(holletia excelsa Humboldt. Das gelbliche, angenehm ziechende 
Del ver Saamen unferer Gonnenblunen (Heliauthus amnaus Z.) 
iR jenem Dele hinfichtlich des lieblichen Geſchmackes gleich *). Sehr 
viel Del 1500/0) giebt der Saamen des vorzüglich in Oſtindien, Aegyp⸗ 
ten sc. gebauet werdenden Seſam (Besamum orientale Z.), das 
auch unter dem Namen BergelimsDel im Handel befannt if, ſehr 
langfamı ranzig wird, und durch längeres Eichen Ach farblos und frei 
von dem widrigen Nebengeſchmack des friichen Del's abklärt. Eben 
fo viel Del giebt auch der Saamen des hinefifchen Delrettigs 
(Rapkan. chin. oleifer. L.); mehr der Mohn (naͤmlich 528/6) und 
noch weit mehr gewähren die Welſchnußkerne; waren fie volllommen 
gereift, fo erhält man von ihnen 60 bi8 70 Proc., während bie Zwets 
ſchen kerne (Prunus domestica L.) nur 331/4, Kürbis: Saamen 
(Cucurbita Pepo L.) nur 25 fehr füßes, Weinferne duchichnittli 
1209 und in der Regel nicht wiel mehr tie Kerne tes ſchwar zen Hol 
der oder Flieder (Sambuc. nigra L.) gewähren. Mit Mohnöl veriehtes 
Banmdi (Diivenöl; über deſſen Gewinnung f. m. Polytechnochemie 
II. 631 ff.) gerinnt er bei — 120,5 bis — 200C. (— 100 bis — 
160 R.); reines ſchon bei — 50C. = — 40 R. Ueber Entichleimung 
ber fetten Brennöle, mittelft waſſerarmer Schwefelſäure, fo wie mit 
Bitrtolöl und Kochſalz, d. i. mit fehr waſſerarmer Hydrochlorfäure 
(Galzfäure; die ſchon Blauber ale befles dendi Remmigangewiutet 





9 100 Gewichtetheile der indiſchen und ofelanifen Erdeiche!l (Arachis hbypo- 


Zaea L.) geben 47 angenehm ſchmeckendes, nicht leicht ranzig werdendes 
Munpubidl; 100 Rreffen-Saamen (Lepidium sativum L.) dagegen, na 
Schübler 58 bräunlichen, wisrig ſchmeckenden, ſehr langſam trocknenden Fettöls ; 
1008 Tabaks-Saamen von Nicotiana Tabacum L. gaben 3n0/g, vor 
Nicot. paniculata L. 25 Proe. dem Baumdl ähnelndes. Das Bettöl ber 
Saamen von Galeopsis Tetrahata L. (ein in Deutfchland häufiges Unkraut) 
geben ein ſehr füßes, zum Speiſen wie zum Brennen fehr taugliches Del. Die 
Saamen von Lamium Album L. (Beife taube Nefiel; ein bekanntes Unkraut), 
vor Raphanus Raphanistrum (Aderrettig) Reseda Luteola (Wan; gelb 
färkem) geben 300/0; über ven Vettoͤl⸗Gehait mehrerer anderer Gaamen f. m. 
Volytechnochemie IL 632 bis 634. Schleim⸗arme Dele und ebenſo auch alte 
brennen fyarfamer, als friſch gepreßte; über verſchiedenes hieher gehörigen 
Berhalten mehreren Dele vergl. a, a. D, 


1054 


rühmte; oben ©. 1037); |. a... ©. 634 Anm. Batfon zufolge 
foß die Bleichung der Fettöle, des Wachſes sc. am beflen mittelſt mar: 
ganfaurem Kali gelingen, das man durch Schwefelfäure zerfegt. 
Er vermiſcht die zu bleichenden Getterc. mit gepulvertem mineral. 
Chamäleon und gießt dann fo viel Schwefelfäure (die fo weit verbänzt 
worden, daß fie nicht mehr auf das Fett einwirkt) Hinzu, als erfor 
verlih, um das Kali jenem Galze zu entziehen. Minder vollſtaͤndig 
erfolgt, nah Watſon, aber weit wohlfeiler foldde Bleichurg, wenn 
man das Fettöl ober Bett bei 700 0. — 560 R. unter ſtetem Umrühren 


, einige Stunden hindurch mit einem Gemenge von fehr fein gemahlenem 


Sraunſtein und von mit ihrem gleichen Gewicht Waſſer's verbünnter 
Schweſelſaͤure digerirt. Wach 6 (geſchmolzenes) läßt ſich vollſtaͤndig durch 
CEhlor bleichen, das man in Waſſer leitet, worin das Wachs flüſſig 
erhalten wird; nad vollſtändiger Bleichung erkaltet breunt es jedoch 
(mittelſt eines Dochtes) mit gruͤn umfänmter, und hiedurch, fo wie 
durch den Geruch Hydrochlorſäure verrathender Flamme; Milch ent: 
gieht nicht nur alſo gebleichtem Wachſe, ſondern auch dem in gleichet 
Weiſe mit Chlor behandelten und dadurch Wachs⸗ähulich gewordenen 


| Talg, den Hydrochlor⸗Gehalt vollſtaͤndig. — Bleichung des dem Wachſe 


naheſtehenden Schellacks *) erfolgt in ähnlicher Weiſe; man loͤſt «6 





| *) Die in m. Polytechnochemie (I. 206 fi. II. 309 x.) mit Wachs bejeicharte 


Sattung von Biltungstheilen umfaßte vie Battungen: Gerin, Moyricie, 
Garyophylin, Korkwacht (von Trommédorff dv. A. wahrgenommen bei 
der Bereitung ver Suberinfäure ans Kork, mitteilt Ayotfäure, kommt aber ſchon 
festig ner, was Chevreul zeigte, der es Terin nanzte, und damit Genannte, 
wie man ben Hauptbeſtandtheil nes Bienen fo wie des Pflanzen⸗Machſes genazat 
bat, ſeit man ihn von ben Übrigen Mitbeſtandtheilen geſchieden), Lackwachte, 
Lad, Seidenwachs un Kubbaumwads; vas das Phormium tenax 
¶Neuſecelandiſcher Sachs) begleitende in flebendem Alkohol und Weiher loeliche, 
fee leichtflüſſi ge Was, fo wie jenes ver Wachldverbeeren (Janiperus 
communis L.) fin a. a. D. als Gpielarten bes Myriein aufgefüget. Che 
vreul’s Cerin entzieht man dem fehr fein zertheilten Kor mit ſtarkem Alkohol 
ober Aether; Berbunftung ſolchen Muszugs binterläßt es im ſchwach gelblichen, 
nabeligen Kryſtallen, vie, durch Umkryſtalliſiren gereinigt, in fichenpem Meier 


zuſammenbackend zu Boden finfen, in frei zutretenver Luft erhitzt ſich entzünnen, unb 


“ mit Narer Flamme und nicht widrigem Geruch verbrennen. Siedende Kali⸗kauge 


löſt fie zwar nicht auf, bräunt fie aber uns entläßt kann, mit Säure werfeht, 
einige bramme Flocken. — Mit mäßig ſtarker Azotſäure gefotten fäuert ſich det 
Gerin und bildet fo die von Doepping als — Cyan Ha3 Oı2 + HO bezeiharte, 
in ſtarker Azotſäure (von 1,3 516 1,35 Wigeng.) unzerjeht auflösliche umn harank 
burg Waſſer fällbare, Allall-Löfungen zugänglige Geriffäure, die jenog mit 
PhO (mitteilt Ausfallung ihrer alloholigen Löfung durch PhOA) verbunnen, zur 


eine Cı4 Hıı Os Yaltige Saure nachweiſen ließ, während cerinf. Nmmonozye mit 


PbOA wechfelzerfeht einen Nieberſchlag gab, der nicht 19,21 ſondern 46,230, Pb 
enthielt, was Doepping beſtimmte, zu folgern, daß vie Gerinfäure eine 
Sshafige Gäure und ans Smal Ca Hyı Oa beſtehen müffe,. die Im dem baſtſchen 
Salze 9 V⸗G. Bafe, für fi bagegen 2 Be, MBaffer enthalte. 


| 


4065 


ahmlich in Kali: ober Natron-Pange auf, läßt in diefe Aufldfung das 
Chlorgas eintreten, und fehlägt, nach vollbrachter Bleichung, durch 
EhuresBufas dad Bad nieder. Das fog. Schellack oder Bummilad 
entflammt dem, in Folge eines Inſeeten⸗Stiches (bewirkt durch Cooons 
Scus) aus Zweigen und Beten von Flots indica, F. religiosa L. 
un) Bhamnus Jujubn fließendem Milchfafte, worin ſich diefe Infecten 
begatten und wonach bie rothfarbigen Weibihen dem Safte verbleiben 
wu ſich daher in dem an Luft und Licht erhärteten Gafte vorfinden. 
Die wit ſolchem bie Coccnobrut umſchliekenden Gummilack bedeckten, 
Bweigfäde führen in Handel die Benennung Stocklack (Stangenlack 
aber Holzlack; Laoca in ramalis a. bncwlis), geben zerſtoßen und 


demnachſt von den gröberen Holzftückchen befreiet, dann aber mit 


ſchwacher Stang von Natroncarbonat gefotten, an diefes das Lackroth 
ab, d. i. Anem- Farbftoff, der fn zwei bis drei Sorten: Lac-Lake, 
Lac-Dye md Dfernheimer Roth abs (unvolllommener) Vertreter 
der Gcchenille in der Färberei in Gebrauch genommen wird; vergl. m. 
Wentfch. Gewerbſfreund II. 105-109, 320349. (Ueber Gehalt ber 
verſchiebenen Gummilack⸗ Sorten an darbſtoff, fog. Harz ıt. eben- 
daſ. LIE. 337. Ueber eßbaren fog. weißen La@L 245. Weber Lads 
firwiße Bereitung;- ebendaf. u. IT. 72). Die alfo ausgetöthten Lack⸗ 
Körner führen bie Benennung Körn erlad (Lacca in granulis), 
zud geben, geſchmolzen und dennoch flaſſig vurch leinene Beutel auf 
Blätter des Piſang (Masa paradisinca) geſeihet, und To fange es 
noch weich iR, zwiſchen zwei dergleichen Mlättern zu dünnen Scheiben 
oder Tafeln ausgepreßt, den Tafellack oder eigentlichen Schellack. 
Außer dem Bigment enthält bas Gummilack einen wachsähnlichen, nur 
in heißem NAlkohol Töslichen Bildungstheil, den man zu ſcheiden ver« 
: mag, wem mau die heiße alkoholige Schellack⸗ ober Körnerlad-Löfung 


mit Waſſer niederſchlaͤgt, den Riederſchlag auswüſcht, gelinde trocknet 


mu weit baltem Alkbthol aussieht, da daun das Wachs ungeloſt vers 
biribt, das fogenaunte Darz aber ſich IR und in bemerkter Weiſe aufs 
Neue niebergeſchlagen werden Tann, Alſo gereinigt und geſchinolzen hat 
dad Gunmilack 1,39 Bigengewicht, geraͤch gefikmolzen in vicklichen 


- Miu, dabei wärzig duftend, IM im Nitahol leicht ldelich und gewährt 


Arien mit Zinnober (Ars *) vermiſcht das feinſte rothe 





*) Der in Merkur⸗ halligem Gebirge brechende Zinnober vlaut nicht als Dalerfarbe, 
ſondern nur zur Darßellung des unverergten fläffigen Merkur, das man daran 


Sur Defillation mit Kalt, ober mit Sammerfchlag aus eifernen Retorten, ober, 


In befonderen Defen, bel unmittelbarer Berdhrung des Flammenfeuert und Ders 
Wertung der Dämpfe, tm Kleinen ſehr wein aus känſtlichem Zinmeber durch 
Seſtillation mit. Ciſenfeilſtaub, rer aus Merkur Baurrfefffalgen dur Deftillas 
tisn mit Kali-Garbonet Pottaſche) Herfiellt. Der Tünflihe Ziunober geht 


| dbervor, Indem man’ & erhigtes Mr unter. 1 gefchmolzenen ——— Führt, na 
Seroschregun 


# der dienme Senat, erkaltet jerrribi und fublim 


—— — — — 


1086 


Eiegellad, oder zuvor gebleicht und mit Bergblau verieht das 
feinfte blaue, mit in veridhloflenen Tiegeln ansgeglähten Muß das 
feine ſchwarze Siegellath, das verhältlig fehr Hart, aber durchas⸗ 
fehr ſpröde if. Das gewhhaliche Schellack bildet den Mitbeſtandtheil 
ber meiften fog. Lack⸗ (der Lackir⸗) Firniſſe, ſtellt bis zur Sättigung 
in Alkohol gelöß einen Firniß dar, der zerbrochene BörufeinsGe 
räthe wohl füttet, und giebt gefchmolgen und mit feinfew, gebente- 
tem Ziegelmehl inuigft gemengt einen trefflichen Kitt für zuwor erwärmt 
Porzellan⸗, Steingut⸗, Glas⸗zc. gegenfeitige Bruchflächen; desgleichen 
auch für Sandſtein, Serpentin, Marmor (natürlichen wie Tiümfllichen), 
Holz ıc. — In neuerer Zeit benutzt may häͤußg zur Fertigung feiner, 
harter Seifen die ſog. Borosbutter, „oder das wiſſenſchaftlich 
Cocin genannte butterweiche Eocosöl, das den fleifchigen Teilen der 
Bocosnuß durch Auspreſſen entzogen, eigenthümlich widrig riecht und 
ihmedt, erhitzt faR fo Far flieht wie Wafler, im Alkohol loͤslicher 
it als Palmöl, und minder löslich als Galambutter, ſich mit 
“ KOH0 ſchwierig, wit Na0HO (nach Fehling am been mit 1,12 Na0R0 
enthallender, heißer Aetznatron⸗Lauge): leichter verfeifs und Dann nater 
OlyserinsEutlaffung ein Gemenge von dreiezlei fetticuren Ratrenfelzen, 
von socinfaurem oder.cocostalgfaurem, von capromfaurem 
und von sapıyljaurem Natron darſtellt. Die Bocinfänre, nah 
Bromeis = (g7Has 03 +HO, if gerich⸗ und geſchmacklos, Rarı, 
eiſt bei 350C. = 280M. fließeub,, leicht löslich im Alfohol, walry: 
Rallinifh, fpröbe, an den Kanten turchicheinend, den Natusmcarbenet 
(unter COg > Ausiheldung) das Na0 entziehen), ohne ‚Zerichuns 
befillirbar; wurde früher von Belouze und Voudet für Elaidisſante 
erachtet. Als Bromeis ihre alfoholige Löhmmg mit maflerfenier ga 
ger Hydrochlorſaͤure fättigte, erhielt er foot das auf ter Oherfläche 
der Zlüffigkeit ſchwimmend fi aus ſcheidegde, dann durch Hchmwade 
wäflrige NaO0OCOa-Löſung von HCh befreit ned durch CaCh. gtrocdruet 
wafierflare, büunflüffige, wie die übrigen Aethen ber. Fettarienfäuren 
angenehmen Mepfelgeruch entwickelnde cocinfeure, Weihyloryd, 
oder den Cocoſstalgſäure⸗Aether. Die Gapronfkure (dk 
Chevreul auch in ber Kuhbuster vorfend, und die nebſt Gmpriz: 
. fäure in der Ziegenbutter nicht fehlt) nach Lerch, ſo wie nach Beh 
ling = CiaHıı O3+HO, hat, als Hydrat bei 150C. 0,931 Giger 
gewicht, fängt bei 2020 C. — 16196 R. an zu fiedrn, erreicht bei 
2099C. = 1670, 2R. bödcztte Siedhitze, bei ver fie vellländig übers 
deſtillirt, fängt aber ſchon bei 1500C. — 1200R. an zu dunkeln, was 
bei flärferer Hige noch zunimmt. Sie entwickelt Falt fäuerlichen, an 
das Cocin erinuernden Schweißgeruch, ſchmeckt ſtechend fauer, Ginterher 
füßlich, macht die Zunge weiß, roöthet Lackmus, bleibt noch bei — 00.* 
— 7,2R. Hüffg, und bildet mit CaO ein glänzendes, zum Theil in 
quadratifchen Eänlen anſchießendes, gefchmolgen den Labiaten Ahnlich 


1057 


riechendes, mit KOHO ein gallertförmiges, mit Na0OHO ein unfruflals 
linifches, fehes, weißes Ealz. Die ſchon unter + 120C. —= HER. 
erRarzende, bei 149 bis 15°C. — 110,2 bie 1208. fcymelzende und 
langjam erfaltend in Blättern, ähnlich dem Choleſtearin (f. w. u.) 
Iylalliirende, Zehling zufolge = Cie Hıs O3 + HO aufammenges 
feßte Saprylfäure beginnt zu ficden bei 2360 C. — 1880,8 R., 
erreicht jedoch volfländig kochend 2400C. — 1920R. und veftillirt 
dabei größten Teiles über; erkaltend kryſtalliſirt Re. Im Waſſer if 
Re ſehr jchwerlöslich; 100 Gewichtetheile Rerendes nimmt von 100 ber 
Gäure nur 0,25 auf, dagegen iſt fie dem Alkohol und Mether, in allen 
Verhaͤltniſſen zugänglih. Ueber die ſtarken Bodgeruch verbreitende 
Öircinfäure, oder Gammeltalgfäure, fo wie über die in den Thra⸗ 
nen der Delphine, Wallfifche sc. ven Haupttheil des Pettes bildende 
Thran⸗ oder BPhocenfäure*), bie, der Baleriani. ifomer(?); in ihrem 
Sanptverhalten der Butyrinfäure fich anichließt, mit Ammonoxyd jedech 
‚fein feſtes, fonvern ein dickflüſſiges Neutralfalz erzeugt, und die, mit 
atmofphärifcher Luft in verfchloflenen Flaſchen aufbewahrt nicht den 
der Yutgeinjäure zufommenden Geruch zanziger Butter,. fondern dem 
sch widrigeren des mit Thran getränkten Lebers annimmt; über 
verfehiedene Arten von fog. Pilanzenbutter und Pflanzentalg, der Co⸗ 
Ioauinten, des Farrnfraut, ver Morcheln um Shwänme, 
der Blüthen der Narcifien, Klatſchroſenze.,, der Wurgeln des 
Zurbith (Convolvulus Turpethum L.), des Mais oder Welſch⸗ 
forn (Türkifcher Weizen, Zea Mays L.), der Gerſte ıc., fo wie über 
Chinatalg, Banillebutter, Baleriatalg, Möprenwurzelöl, 
Thanghinmmandelölrc., vergl.m. GOrundz. a. a. O. ©. 752 fl. Sum. 
Ein fehr braudßares trodneudes Del gewähret auch der Baumwol⸗ 
lens Saamen. Tas gegenwärtig meiftens von der Küfle von Gambia 
eingeführte und ſamint dem aus Aegypten zugeführten Gefamöl, dem 


— —— 


) Ueber den Thrangeruch der reifen Beeren des Schneeb all (Vihurnum Opu- 
lus 5.) vergl. m. Grundz. I. 754. Dieſelben Beeren enthalten auch, Prof. 
Lot Verſachen zufolge (Ann. d. Ehen. n. Pharm. IV. 287) einen zw beachtenden 
Sechkof. Un Wallrath vom Ihran zu befreien, behandelt man ihm mit wer 
dimter Bottafchenstöfung, bei mäßiger Wärme und mittelt Preffung. Da man 
ven Wallrath (oben S. 1045) in manchen Gegenden häufig zur Bertigung von 
Kerzen verwendet, dieſe aber mit gewöhnlichen Dochten verfehen Funken fprüben, 
fo bedient man ſich, zur vollſtandigen Beſeitigung dieſes Uebelſtandes einer Ma⸗ 
ſchine, welche »ie Dochte weiberzopfartig flicht, was bewirkt, vaß ber Docht nur 
ſeviel geſchmolz. Wallrath der Flamme zaführt, als viele zu verflüchtigen und ale 
Dampf zu verzehren vermag. Dergleichen Kerzen find durchſcheinend (farblos oder 
fünftlich gefärbt), und flehen zwar höher im Preife, ale Wachskerzen, brennen aber 
wit bellerer Flamme, entiaflen Seinen bie Haut fengennen (brennenden) Tropfen 
uns lafſen ſich von Kleidern ſpurlos afreiben. Dochte ver erwähnten Art, mit 
Wade überzogen, gewähren vorzügliche Steariukerzen⸗Dochte; oben ©. 104%. 

"Rah Chevreul ik die Phocenf. = Cio Es O3 +HO. 9 


67 


1058 


aus Amerika berübergebrachten Ravifonfaamendl, dem Leindl, 
Rüböl und fog. Maagfaamendl (Mohnfaanıen » oder Mohn⸗Deſ) 
vom zweiten, heißen Schlag, d. i. von ber zweiten Prefiung, neben 
Dlivenöl zu Marfeille, wirb hauptfächlich zur Sodafelien-Bereitung 
verwendet; eine Berwendung, welche erſt feit der Soda: Fabrikation 
aus Blauberfalz (dem Rückſtande von der Bereitung der Hydrochlor⸗ 
fäure, fo wie von ber feit 1808 in Frankreich fehr ine Große betrie⸗ 
benen Chlor⸗Entwickelung und dazu erforderlichen Schwefelſaäͤure⸗Fabri⸗ 
catur) in nationalöfonomifcher Zinficht, zumal in Frenkreich, bedes⸗ 
tungsvoll in Bang gefommen ift; was dann auch im genannten Laube, 
wie auch, obgleich weniger lebhaft, feit der Zeit in Belgien, Deulſch⸗ 
landc. aus gleichen Urfachen den Anbau Delsgebender Gewächſe beträchtlich 
vervielfältigt hat. Geitens der Dliven find übrigens auch Die Kerne 
in dieſer Hinſicht werthvoll; man hat fie neuerlich fehr vortheilhait m 
Basbeleuchtungen, flatt Fettöl, oder ſtatt Eteinfohlen benugt. 

vn) Die unten erwähnte Eutthranung dc Wallrath oder Epermacet®); 
iſt nicht nur in gewerblicher, fondern auch in wiflenfchaftlicher Hinſicht 
beachtenswerthh, weil fie zeigt, daß das Antthranungsmittel, das in 
Wafler gelöfle Kali- Carbonat, nicht nur für den beigemengten Thras 
aufiöfend und ihn dadurch entiernend wirkt, ſondern daß es zugleich 
auch entwidelnd für den chemiſchen Gegenfch des eigentlichen feften Wall: 
rath oder Cetin, wie für das letzteres begleitende fog. Wallratyöl, 
welche beide man als die näheren Beflandtheile des Wallrath zu bes 
trachten hat, einwirkt. Es zeigt ſich nämlich, dag erwaͤhntermaaßen 
gehörig entthranter Wallrath nicht, wie man fonft meinte, aus Uethal 
+ @lainfäure befteht, fondern aus erſterem, gebuuhen an: durch die färfere 
Säureforderung des KO zur Ausbildung gehradgte Cetyl ſäure (cbem 
©. 1046, von @inigen auch „Aethalfäure* genannt; eine Benennung 
die jedoch ſchon der durch Behandlung des Aethal mit Mzetlänre ent⸗ 
Ranrenen Fettart⸗Säure zulommt; a. a. D.). Unter den verfchiebenen 
Thran-Arten, find vorzugsweije die Leberthrane, und unter biefen 
hauptiächlich die Norwegiſchen ober Berger Leberthrane in ärztlicher 
Hinſicht genauerer chemiſcher Prüfung nuuterworfen worden. Die Leber: 
thrane überhaupt entlammen dem Bett der Leber verfchierener Arten der 





*%) Sperma Ceti ober Cetaceum iR bie lateiniſche Benennung des Walltath, das 
fih beim Pottfiſch (Physerer macrocephalus) hauptſächlich in einer ber 
ſonderen, großen, breiedigen, von ver Haut überdeckten Derticfung in den äufes 
zen Kopfknochen und Länge dem Rüdgrade augefammelt finner, im lebenden 
Thiere oͤlaͤhnlich, flüſſig und weiß erfgeint, nach dem Tone flarr und mchr aber 
weniger gelb, durch Prefien und Waſchen mit ſchwacher Holgafchenstauge gereis 
nigt und kann zur Verſendung eingeſchmolzen wird. Alſo gereinigt bat es gemößns 
lich 0,943 Eigengewicht, uns fordert es 28 Gcwichtätbeile Alkohol von 0.816 
—— dur Loͤſung. Die heiß bereitete gejättigte Loſung erſtarrt Im Maſſe 
ats Altoholat. 


1059 


Fiſchgattung Gadus, insbefendere jener bed G. Morrhun, d. i. des 
Kabeljau, ter geirodnet Stockfiſch genaunt wird, des G. Polla- 
chius oder Haifiſch, und die Berger hauptſaͤchlich von letzterem und 
von zweierlei Dorſchen, dem gewöhnlichen G. Cellarius und dem 
Gey oder Kohlenfiſch (G. Carbenarius); auch tie Leber der Hals 
quappe oder Trüfche (G. Lota) wird auf Thranbereitung beuupt, 
Diefe erfolgt entweder lediglich dadurch, daß man die Leber in hoben 
und weiten, weißen cylindrifchen Glasgefäßen längere Zeit der Eonne 
ausjcht, was Ausihwigung und Gammlung der erſten Sorte, das 
iR eines altem Mheinweine an Farbe nahe gleichkommenden Leberihrang 
(ol. jecoris aselli, oder ol. Morrhuae primae sort.), zur Bolge hat; 
he befigt eigenen aber nicht widrigen filchartigen Geruch, und lommt 
sach Deutſchlaud nur felten in den Handel. Enttröpfelt folder Weife 
den Lebern weiter Fein Thron, fo werden fe in befonderen Gefaͤßen 
oder auf verzinnten Kupferblechen etwas über 500 C. = 400 R. erhikt 
und in Diefer Temperatur fo lange erhalten, als fie noch Thrau ents 
laſſen, der alfo entwidelt in beträchtlich größerer Menge als die vors 
bergehenne Sorte gewonnen wird, etwas trübe erfcheint und in feiner 
Farbe zwifchen Dlabeira und Dalagaweln ſchwanlt. Aus dem hievon 
gebliebenen Rüdjtande gewinnt man dann bie dritte, ſchlechtere, braus 
ner Leberthran oder Gerberthran genannte Eorte, Inden man ihn 
zerflädelt in Keſſeln ausbratet. Er if trüber, wie der vorhergehende, 
aud brauner, dem gewöhnlichen braunen Zuderfyrup Ahnelnd, ihn aber 
an Bräune überbietend, und daneben fchmierig und von fehr wibrigem, 
durchdringend brenzlichem Fiſchgeruch und bitterem, den Schlund ſtark 
seigenden Geſchmack; er gegenwirft ſchwach fauer, beilkt 0,929 Eigen⸗ 
gewicht [bei 170,5 C. —= 140R.], if in kaltem und heißem Alkehol 
von 5 bis zu 60/5, im Aether in alien Verhältniſſen löslich, während 
die zweite, auch brauublanker Lebertäran genannte Gorte nur 
0,924 Eigengewicht hat, wenig bitterlih und mehr ſiſchartig als die 
erhe, im Handel durch blauker Leberthran bezeichnete Eorte ſchmeckt, 
die nur 0,923 Gigengewicht zeigt, ſchwaäͤcher fauer gegenwirkt, als 
beide vorhergehende Sorten und in Faltım Alkohol gu 2.4—2,7%,, im 
heißen zu 3,4—4,50/9 löslich ift (die zweite wird vom Falten Allohol 
von 300 zu 2,8-—3,20/9, vom heißen zu 6,5—6,80/, aufgenommen). 
2.3. ve Jongh'e Analyfen zufolge beleben dieſe Leberthrane, der 
Hauptmaſſe na, aus elainfaurm und margarinfaurem Glyceryloxyd, 
enthalten aber außerdem noch etwas freie Butyrin = und Eſſig⸗Säaͤure, 
mahe 1 Proc. Salze, und außerdem, wie alle Thrane, Rets freien 
Bhosphor. Das Bräuneude verfelben befcht aus einem eigenen, 
GBaduin genannten und zweien anderem noch zu beſtimmenden Etoffen, 
Denen nähere Beſtandtheile der Balle (Ballenfäuren) und eim eigens 
thümliser, im Waſſer, Allopel und Aether untöslier Bilvungetheil 
erhältlich 0,001— 0,005, und Jod, eiwas ee und Brom, 
6 


3060 








 Vhosphorfäure, Schwefelfäure, Kalk, Maguit (MsO), Natron und 
@ifen in ebenfalls nur fehr Leinen Antheilen beigegeben erfcheinen. 
Das Jod des Achten Lebertbrans ließ fi nur durch Berfeifung und 
Verkohlung der Seife ſcheiden. Das Bräunende verhielt fi, iſolirt, 
als eine geruch= und gefegmadlofe, dunfelbramme, im Aether und Bein 
geif far ganz, im Waſſer hingegen unlöslidhe, aus 35 B:&. C. 23H 
un 9 Oxyg. = Czs Hg Og + HO zufammengefegte Säure, die 
beim Verbrennen erh nah A, dann nach Leberthran riecht, und bie 
dabei etwas Aſche Hinterläßt; mithin noch nicht baſefrei vargefellt 
gewefen. Ausgetrocknet läßt fie fih pulvern, wird von Mzotfäure nit 
angegriffen, wohl aber von waflerarmer Schwefelſäure aufgelöſt, die 
felbe zötgend. Chlor entfärbt fie und würde vielleicht in gleicher 
Weiſe auch ven ganzen Leberthran bleichen und vom wibrigen Neben⸗ 
geruch und Nebengefchmar befreien. Hatte man das gefammte Leberfett 
mit Natron verfeift, dann die alfo gewonnene Ratronfeife durch PhOA 
wechfelzerießt, Hierauf mittelſt Aether das darin lösliche elainfaure ımd 
Gavuin-Bleicryd vom unlöstidyen, margarinfauren PbO geſchieden. jene 
löslihen Bleifalge ſodann wiederum mittel Natron ihrer Euren 
beraubt, und die alfo gewonnene braune Natronfeife in heißem, 300 ha⸗ 
benden Alkohol gelöſt und barauf bis unter 00 erfaltet, fo feheinet ſich 
: das elainfaure Natron, während der alloholigen Löfung verbleibt: 
Natron, verbunden mit ber durch Gaduin bezeichneten, oder vielmehr 
in diefem Stoff mit enthaltenen, oben näher bezeichneten Eäure. — 
Den Gerberthran reinigt man, wenn man ihn nicht anderweit vortheil⸗ 
haft zu benugen @elegenheit erhält, nach Art der fchleimigen Wetröle 
und zulegt Durch Thierfohle, und flellt fo dar eine vierte Leberthran- 
forte, die, dem reinen Dlivendl an Farbe faſt gleichend, ſehr Flar if, 
Saum Wifchgeruch eniwidelt und vorzugsweife ale gereinigter Le 
bertbran (Ol. jecoris Aselli depuratum) in den Handel gebradt 
wird. Minder löslich im Alkohol, ale im Acther, mit dem cr im 
allen Berhältnifien miſchbar iſt, trübt er reines Wafler fehr ſtark, ohne 
fih darin zu löfen, und ähnelt hierin der Eorte NO 1. — ®s zeigt 
übrigens der Leberihran hinfichtlic feines Salzzeuger⸗, zumal Jor 
Gehalts, daß in den Gecfifchen die metallifchen Berbindungen jcner 
Grundſtoffe (3.8. NaCh, NaJ, MgJ etc.) zur Serfegung gelangen, in 
einer Weife, in der fle aufhören, als Eäurer (als Oxygen-Wertreter) 
ih zu beihätigen; und wenn au das Vorkommen folder Ch, Br, 
Jshaltigen Radicale, urfprünglich wahrſcheinlich von jenen MReerpflanzen 
und mikroflopiſchen Meerthierchen abzuleiten feyn bürfte, von denen ſich 
die Meerwürmer umd verwendte niedere Meerthiere näbren, Die vom 
größeren und höheren Meerthieren zur Nahrung dienen, fo iR doch fe 
wiel außer Zweifel, baß zu folchen Zerſetzungen urfprünglidder Metali⸗ 
verbindungen, das Licht, das in ben Pflanzen dergleichen chemiſche 
Volarifirungen vegünſtigt, hier nur in ſehr geſchwaͤchten Maafe zu 


1061 


wirfen vermag; vergl. oben 6. 939 a., 981 u. 1038. Echon Runkfel fand 
es auffallen», daß die Geefliche, obgleich fie im falzigen Wafler leben, 
dennoch füßes Fleiſch darbieten. In diefem Sinne ſehr füß iR das 
Fleiſch der friſchen (ungefalzenen und ungeräucherten) geiottenen Hä⸗ 
ringe (Clupea Harengus). Ta yur die zuerfl gefangen.n am meiſten 
fett ind und ſchmackhafteſtes Muskelfleiſch darbieten, die der fpäteren 
Züge meiſtens durch Abmagerang für Salzuna, wie für Räucherung 
ſich wenig geeigmet zeigen, fo benugt man dieſe auderweit, ins Befens 
dere zum Gieden des weißen oder Häringsthranég, das, bei 
ziemlich lebhafter Fenerung, nah Maaßgabe der Senge gegen 5 bis 
6 Stunden Giedezeit koſtet nnd außerdem noch 2 Stunden Abkühlunge⸗ 
zeit fordert, bevor man den hiedurch gefchiedenen Thran abzuſchoͤpfen 
fh beflimmt finden fann, Ben frifchgefangenen Häringen fällt biefer 
Zoran faft farblose aus; von alten, mehr oder minder in Bäulnif 
übergegangenen, dagegen bräunlich oder braun; eine Faͤrbung, an 
welcher vielleicht auch das Kupfer der Siedkeſſel nicht ohne allen 
Antheil iR®) Der branne Thran der Cetaceen (ter Braunfiſche, 
» 





*) Man nennt folde, flets im Großen zur Vollziehung zu bringende Echeidung 


das Thranbrennen, bewirkt es mit Kienbolz und Gteinfoblen, benugt vazu 
sleichyeitig mehrere große kupferne Keſſel, deren vier 30 Arbeitet ſordern, uns 
beginnt damit erſt, wenn die Haͤringe woblfeiler werden; d. 6. wenn fle nicht 
nur Durch Ueberfluß, ſondern auch dadurch im Breije fallen, daß man dazu vie 
jpiteren Häringszüge verwendet, die minder fette und weniger ſchmackhafte His 
zinge Ahren. Die nach Sonderung des Thrans zurücbleibennen fog. Greben, 
do i. Erüdchen gebörrter entfetteter Häringe (meifens gebörrtes Muckelfleiſch 
verfelben) laſſen fi ſehr erſprießlich, mittelſt trockner Deſtillation zur Darftellung 
von Ammonoxyd⸗Carbonat und daburch zur Salmiak⸗Bereitung verwenden — ſey 
es, indem man ta4 genannte Salz unmittelbar mit SOz, over mittelbar — 
vd Digeftion des gelöften AH4OCO, mit Sulphaten, 3.8. mit MgOSO3, 
Fe2 O3 + 3803, Cu0SOz;, Ca0SOz3 se. neutrafifist, und mit alfo ges 
wennenen Anmonoxyd⸗Sulpthat das Kochſalz wechſelzerſezt, fo NatronsGulphat 
uud Ammonchlorid (AH, Oh, d. i. Salmiat), gewinnend, ober daß man bie 
waffrige Loſung des Ammonoxyd⸗-Carbonat mit ber des Kochſalzes zur Wechſel⸗ 
zerfegumg bringt, ſolchen Weges gleichzeitig Sal miak und Natron: Garhonat, 

». i. reinftle Soda zu Stande bringenn, ober daß man dad AH OCO, zur 
Darſtellung von Ammonoxyd⸗Oxalat benupt, das dann mit Kochſalz in der Hitze 
Sehanvelt dieſelben Grzeugniffe gewährt. Gewöhnlich werden jrdoch die Haringt⸗ 
Geben, wie alle ähnlichen, beim auf dem Lande (nicht auf den Schiffen) ſtatt 
habenden Täranfieren abfallenden Greben, z. ®. jene von Gechunden sc. mit 
trefflichem Erfolge zum Düngen verwendet. Ebemals warf man ungebenze 
Mengen halb verfaulter Haringe, ftatt fle als Dünger zu benugen ind Meer, 
dadurch Die lebenden Haringe und ebenfo auch andere Geefliche vertreibenn; Fiſch⸗ 
Keith fault ſehr leicht und entwickelt viel Ammoniak. Uebrigens eignen fi bie 
Greben, gleich Knochen aller Art, ſehr wohl zur Gasbeleuchtung; fie ent⸗ 
wickela ölbilvennes Gas (Leuchtgas- CH) in Bulle, und binterlaffen treffliche 
Thelerkohle und somit einen ver gefuchteften Sanpelögegenftäude. Jevenfalls if 
ſolche Weiſe vie Thierkohle paszußrllen zurämäßiger und wortheilgafter, als vas 





1008 





Delphine, Walls und BottsFifche ıc.) ber Palmatae ctc. zeigt, ber Luft 
längere Zeit hindurch ausgeſetzt, weil fein Glycyl⸗Oxyd ſich exydirt 
und fo Die an diefe Bafe gebundenen Säuren entläßt, freie Phocen⸗ 
fäure umd freie Riainfäure. Aehnliches erleiden aber auch die Fettöle, 
zumal die fchmierigen, und ins Beſondere, wenn flc heiß gepreßt wor⸗ 
ben; wiewohl die Wirkung ber Hige infofern von jener oxydirenden 
der Luft abweicht, daß ſie das Glycyl⸗Oxyd (Glycerin; oben ©. 878) 
mehr ober. weniger bis zur HeroleinUntwideiung zerießt, In deren 
Folge dann ebenfalls Elainſäure, oder, Par es ein trednendes Del, 
Dieinfänre (3. B. Linoleiniäure; oben &. 1050) frei wird, bie von 
dem Acroleın und in manchen Fällen auch wohl von der, ebenfalls aus 
dem Glycyl⸗Oxyd entfiautenen Acrylſäure verunreint wird, was wohl 
bei allen heißgepreßten Delen der Fall feyn möchte, diefen den 
widrigen Geſchmack und Geruch ertheilt, und ſtatt ber Güße des Big 
cyl⸗Oxyd die Echärfe und das Widrige, fowohl des Acrolein, als der 
Acrylſaͤure (oben ©. 879) in ihnen zu Wege bringt. Jene Scheidung 
aber, weldye die verichiedenen Fettartiäuren von ihrem Glycyl⸗Oxyd: 
durch deflen Orydation mittelft atmofphägifchen Oxygens erleiden, fie 
it es, die das Ranzigwerden der Fettöle und übrigen Feitarten 
zur nähen Folge bat; denn ranzig gewordene Fettarten cnibhalıen 
nicht nur freie Fettartfäuren (ranziges Bonmöl, z. B. freie Hlainfänre 
und Margarinfänre), ſendern zugleich auch wirrige Oxyde des GElycyl; 
won beiden jedoch befreiet fie Weingeift, ber jene Säuren, wie biele 
Oxyde löR. Daß die Fettölfäuren in Weingeift löslich, und zum Theil 
fehr 1dslidy find, wußte man übrigens fchon lange, bevor man dieſe 
Säuren als folche erkannt hatte; denn dur EAuren aus ©: fen ges 
fhiedenes Del (Manpelöl, Baumöl sc.) ift nun, was es früher 
nicht war, ſelbſt in gewöhnlichem, nichts weniger als waflerarmen 
Weingeiſt !dslih; das lehrten Thon Hagen, Wiegleb, und vor 
ihuen Boerhave und andere ältere Chemiker des 18. Jahrhunderts, 
Daß fie aber durch die Verſeifung zugleich auch ihre liebliche Süße 
verloren haben, fügte feiner von ihnen hinzu, wahrfcheinlid — weil 
fie danach zu fragen vergaßen. Zugleich ergiebt ſich übrigens aus Obi⸗ 
gem, daß kalt gefrhlagene Fettöle ſich vollfommen frifh erhalten 
werden, wenn man ibnen bie Gelegenheit nimmt, Oxygengas zu vers 
ſchlacken; mit reiner Earbonfäure gerättigte und dadurch zugleich mehr 
oder weniger entfhleimte, und von atmofphärifcher Luft, die fie zuvor 
enthielten, befreiete, falt geichlagene Brttöle, an fühlen Orten in Glas⸗ 
flafchen aufbewahrt, die mit gefunden Korfen, die kurz zuvor ausgekocht 


ed 





font allgemein übliche, in fpäterer Zeit, zumal in Folge vermehrter Galmias 
ann Berlinerblaus Babrilation feltener gewordene Berkohlen der Knochen darch 
Binfegieben zwifchen in ZBinböfen verbrennende Holzkohlen. 


1063 





und nicht gänzlich abgefühlt eingetrieben, daun aber außerhalb, am: 
aus ter Flaſche hervorragenden Theile, mit einer nicht zu dünnen Lage 
friſch bereiteten Thonbrei’s (gepulverter weißer Bolus, oder, Ratt deſ⸗ 
fen Pfeifenthon, mit Wafler angerührt) überdeckt, und biefen, nad 
deſſen Trockaung mit in Waſſer geloͤſtem Gummi überzogen wur⸗ 
den, giebt einen Enjteindrirgen vollkommen verhütenden und in trocknen 
Kellern durchaus unveränderlichen Berfchluß, ben man mit Waſſer 
wieder und ohne alle Del⸗Vernnreinigung entfernen fann; will 
man den BummisUeberzug außerdem noch mit gefloſſenem Wachs bes 
Heiden, fo mird man dergleichen Flaſchen auch in feuchten Kellern 
aufbewahren lönnen, ohne allın Nachtheil für das Del. Mit CO⸗⸗ 
Gas läßt ih Del leicht Dadurch ſchwaͤngern, daß man es in Flafchen 
gießt, die man fur, zuvor ſchon mit gafiger Garbonfäure gefüllt hatte; 
aber auch ohne folhe Schwängerung wuͤrden kalt neichlagene und zeins 
gehaltene Bettöle, in bemerfier Welfe verwahrt, fi Jahre lang volls 
fommen friſch erhalten. 

Ex) Wendet man ranzige Fettarten zum Selfenfieden an, fo werden fig 
biefelben, ihrem Gehalt an freien Bettartfäuren gemäß, zwar leichter 
verjeifen (mit Bafen verbinden), als nichtranzige, aber die daraus 
bereiteten Seifen nehmen, in Folge der Slyeyl-Oxgpe fehr widrigen 
Geruch an, den man jedoch entfernen kann, wenn man dergleichen 
Geifen : Löfungen mit Thierkohle behandelt. Alſo behandelte Hauss 
feife verliert mit dem widrigen Geruche zugleich ihre bräunliche oder 
gelbliche graue Färbung. Einigermaßen entfernt man auch den widri⸗ 
gen viechbaren und färbenren Theil, wenn man fie längere Zeit hins 
wach der freien Luft ausiegt. Ein dergleichen an freier Blainfänre ze. 
reiches Fettöl, defien fich bie Türkiſchroth⸗Faͤrber zur Darftellung ber 
zum Einweichen und Durchnehnen der baumwollenen Garne ıc. beſtimm⸗ 
ten fog. Weißbrühe bedienen, ift das fog. Probeöl, d. 1. Dlis 
venoͤl, welches fh im Verhaͤlmiß von 1/gg zu einer ichwachen Loͤſung 
voa ungarifcher Pottaſche in reinem Wajler, bie bei 140 R. (— 170,5 C.) 
aur einen halben Brad B (Baume) Gigendichte beſitzt (alſo 
13 Quentchen Dil zu 12 Lot, Bortafchen:Löfung) mit derfelben durch 
innigfles Bermifchen beider Blüfftgfeiten, bewirkt mitteld mehrmals 
wiederholtem Umgießen von einem Glaſe ins andere, in folddem Manße 
phyñſch verbinden läßt, daß das Gemiſch, nach 24 fündigem ruhigen 
Stehen auf der Oberfläche einen dichten weißen Rahm darbietet, der, 
genau befchauet, Fein einziges einzelnes Tröpflein freien Dels barbietet. 
Dlivendl, das fi alfo verhält, heißt in der TZürkifchrothfärs 
berei ein probehaltiges (Huile tonrnante), und läßt fi, wie 
v. Dall’ Armi in feinen hieher gehörigen, unter Leitung des Prof. 
Dr. Raifer zu München ohnlängft *) fand, künſtlich Herftellen, wenn 

*) Bergl. Kunft s und Bewerbeblatt des polgsechnifchen Bereins für das Konigreich 

Deyern. Iaruarkeft 1846. ©. 20 ff. 


1064 


man zunaͤchſt Dlivendl dadurch zum Ranzigwerben vorbereitet, daß 
man, auf Bizio’s hieher gehörige Verſuche geſtützt *), es mit fehr 
verdänntee Echweielfäure (gegen 1 Gentner Del eben ſoviel Wafler, 
dem zuvor 3 A waſſerarme Gchwefelfäure beigemifcht worden) 2 bis 
3 Stunden hindurch ſiedet ımb barauf noch wenigfiens 48 Stunden 
lang 750 bis 850C. — 600 bis HEOR. warm erhält; 90 8 alfo vor 
bereiteten Dlivendle geben, hierauf mit 1 8 Llainfäure vermiſcht und 
bei gleicher leßterwähnter Temperatur 10 Stunden hindurch erhalten, 
das verlangte Probeöl, das man jedoch auch «us unverbereitetem Dlis 
venöl gewinnen fann, wenn man das Gemiſch ans 1 8 Slainfäure + 
90 8 Dlivendt flart 10 Stunden volle 24 Etunden bei erwähnter Hike 
fich gegenfeitig durchdringen läßt und fo muthmaßlich durch Die Aure⸗ 
gung ſchon fertiger freier Blainfäure die Orydirbarfeit des Gliycyl⸗ 
Oxyd #%) erhöhen, und damit defien auf Koſten der Luit ſtatiſindende 
Oxydation befchleunigen macht. — Ueber Türfifhrothfärberei 
ſ. w. u. Gtatt Bortafhe dient dazu gewöhnlih Soda. 

00) Slainfäure und Margarinfäure ſcheinen auch die näheren Hauptbeſtand⸗ 
theile des Marks der Knochen zu bilden. Am hänfigſten in Gebrauch 
genommen wird das Ochſenmark; die Höhlungen der langen Knochen 
der Maftachfen find befonders reich daran. Kaltes Wafler entzieht ihm 
das phyſfiſch beigemifchte Blut, und Digeflion mit Waſſer beireiet es 
zugleich gänzlich von denen dem Blut entflanımenden, ihm beigemiſch⸗ 
ten Salzen, die, fammt ben übrigen näheren Blutbeftandtheilem Des 
rem Dickbeine eines Dchfen entnommenen Marl, Berzelius zufolge 
19/5 betrugen. Kocht man es mit Waffer wieterholt aus, fo ſchwimmt 
es dabei größtentheils anf dem Wafleripiegel; das darunter ſtehende 
Wafler findet fi dann merklich milchig getrübt, erlangt aber durch 
ruhiges Stehen wierer vollftändige Durchfichtigket, intem es einen 
durch Abdunſten und Eintrocknen gelblich grün erfcheinenren, halbrurd: 
fichtigen, größtentgeils aus Knochenleim und Eiweiß zuſammengeſctzten 
Stoff entläßt, der feharf, ſtechend und ſchwach würzig ſchmeckt. Kierim 
dem Marke gebratener Knochen fehr ähnelnd. Tas durch fol Aue- 
kochen mit Waſſer gereinigte Mark bildet, im Waflerbade geſchmol gen, 
darauf durch Leinwand gefeihet und erfaltet eine friſchweiche, bläulich 
weiße Bettmafie; auf der Leinwand bleibt ein Gemenge von zertheilten 
Häuten und Gefäßtheilen zurück, die ebenfalls gegen 10/4 betragen. 





*) Dingler's Polgtehn. Journal. Jahrg. 1824. XV. 243. 

*) Das Answafchwafler des Bleimeiß s und Bleiglättenflahter (überhaupt ter offleis 
nellen fog. Bleipflafter) enthält ſtets mehr oder weniger bleifaures Olyeyk 
Oxyd oder Bleioxyd⸗GElyeerin (oben ©. 879), das, mit HS zufammentzeffen 
feinen Ph⸗Gehalt als Schwefelblei entläßt und als bleifreies Olycerin dem 
verbleibt, jedoch der Reinigung -mit Kohle bedarf, um farblos uns veim | 
famedend geſchieden werden zu können, 


1065 





Alſo gereinigt ſchmilzt es bei 450 C. = 38300 R., und ſchleßt es, laug⸗ 
fan erkaltend zu runden Koͤrnchen an, wie gerinnendes Olivenol. Für 
ſich deſtillirt geht zuer ein vurchfichtiges, gelbliches Dei (begleitet von 
COꝛ⸗ uud CH⸗Gas uud Waſſer) über, dann folgt, bei verminterter Bass 
Eutwidelung, erfkarrendes weißes Fett, das ſich nur gegen vas Ende 
der Defiilletion bräunt und fhwärzt, wie Aehnliches auch bei ber 
Dekillarion des Rindstalg eintritt. Das fehlte, talgähnliche Deſtillat 
beträgt 0,8 des Marks⸗ Gewichte, und entläßt, mit Wafler gefotten, 
etwas fog. Fettſäure *). Das flüffige Del verbindes ich leicht mit 
Alkali⸗Hydrat und Garbonat zur fchueeweißen, im Waſſer zwar 


*) Thenard Rellte zuerf die fog. Settfäure (8. 879) dar, Berzeltus, ihre 
Eigentthũmlichteit bezweifelnd, erachtete fie, wie bereits bemerft, für eine durch 
Brenzerzeugniffe des Fette verunreinte Benzoeſäure. Später zeigten jedoch Du- 
mas dan ver von Lecann dargeſtellten) um bald darauf Redtenbacher 
(Ws und %s Han. v. Chem. u. Pharm. XXXV. 188 u. ff), naß fie, der 
Br zwar aäͤhnlich fey, aber In ihrer Zufammenfehung (oben &. 1046) von ders 
felben jevoch weſentlich abweiche. — Crell Hatte des fauren Erzeugniffes troden 
deſtillirten, Elain⸗baltigen Betts zuerſt ausführlich gebacht, indeflen, wie Bat. 
Rofe zeigte, mit einem SKhprodgforfäure-haltigen Grzeugniffe gearheitet; was 
manches jener der C'ſchen Vettfänre zugefchriebenen Verhalten, jedoch nicht jenes 
m Au erklärt. — Die erſte Beobachtung über das Verhalten der Azotichtfäure 
zum Dlivenöl verbanft man benen von Geoffroy, d. i. im Anfange des 
18. Jahrhunderts angeftellten Verſuchen; er ließ namlich AUg: Bas verfchluden 
son Diivenöl, das mit der atmofphärifchen Luft in Berührung fand. Im Anfange 
des Laufenden Sabrkunverts lenkte Boutet, Apotheker zu Marfeille, die Auf⸗ 
merkſamkeit ner Chemiker auf die hieher gehörigen Ummiſchungen und Zerfegungen. 
Et glaubte nämlih PB. gefunden zu haben, daß in Waſſer gelöftes azotfaures 
Merkuroxyd vie Berfälichung des Diivendles mit wohlfeileren Fettoͤlen dadurch erfens 
nen Tafle, Daß nur es hledurch in eine ſtarre Maſſe verkehrt werbe. Lescalier und 
Bonvet zeigten jedoch, daß auch andere Fettöle Aehnliches erleiden, und Letzte⸗ 
zer, Die. bieber gehörigen Erſcheinungen ſchärfer ins Auge faſſend, wies dann nach, 
daß es nicht das genannte Merkuroxydſalz, oder deſſen Vertreter (das Merkur⸗ 
oxidul⸗Azotat), ſondern die Azot ichtſdure es ſey, die jenes Fettoͤl⸗ GErſtarren 
bewirke, indem durch fie die Glainſäure in Claudinſfure, ein großer Theil 
folgen Deles alio in elatpinfaures Glyceryl⸗Oxyd gewandelt werke, 
Die Bettjäure dieſes Salzes wurde darauf von Meyer in ihre Grunpfoffe zerſetzt 
und als folhe wurden Cy2 Hoc O5 nachgewieſen (Ann. d. Chem m. Pu 
XXXV. 187 ff), was vann, mit Ausnahme bes in neuerer Zeit nur zu Org 
berecgneten Gehalt an Carbon, als Zufammenfehungs s Gewichtövechältniß ver 
Glaibinfäure angenommen wurde, Das Dlivendl gewährt Abrigens, mit 
Echwefelſaͤnre behandelt, nicht weniger als 3 ſtarre, kryſtallifirbare und 2 üffige 
eigentbümlihe Säuren. Die ältere Ghemie nannte die Verbindungen der Betts 
arten mit Rarken, dabei nicht Verluſt an Oxygen erleidenden Sänten, z. B. mit 
Schwefelfaͤure, Hyprochlorfäure se. fanre Seifen; mehrere verfelben im Ge⸗ 
menge (innige Gemifche) von Bettfäuren mit an jene ſtarken Säuren gebundenen 
uns damit fog. Baarlinge darſtellenden Glycerin⸗baltigen Säuren; 3. ®. mit 
Glycerin Egwefelfäure.. Trocknende Dele erflarren buch AOz nicht; bei 
ihrer an der Auft erfolgenden Verharzung entwideln fie, während fie O⸗Gat 
verſchladen, COo. Elainjänre if = Cys Hiso 04. Eog. Fettfäure beißt 
Drenzfettfäure 


— N — 


1066 


auffegwellenden, aber nicht darin löslichen Seife. Das mit überge⸗ 
gangene Wafier ift faſt farblos, riecht wiprig-fauer und ſchmeckt brenz- 
lich; es enthält, außer etwas Brenzöl (Fett⸗Theer) und Brenzfettiäure, 
auch etwas Bifigfäure, aber kein Ammoniaf. Die gefigen Erzeugnifie 
betragen, gewichtlich, gegen 100/0, enthalten weder Schwefel noch 
Phosphor beigemifcht, wohl aber ſcheint dae CH-Bas nicht Blfrei 
hervorzugehen; es brennt mit weißer Flamme; jurüdbleibt in ter Re 
torte 0,05 des Marksgewichte am ſchwarzbrauner, glängender, ſchwerer, 
ſchwürig einäfcherungsiähiger Kohle, deren Aſche neben eiwas Natron 
pbosphorfauren und carbonjauren Kalk zu Behandtheilen hat. Uebri⸗ 
gene läßt fih das Ochſenmark, 3. B. zur Berwenbung für Pomadenꝛc. 
und ebenfo Talg ıc. fürzeren Weges auch durch Falte, waflerarme Schwe⸗ 
felfäure reinigen; es bildet mit derfelben eine braune fyrupbide Ylüfs 
figkeit, die, allmäplig in Wafler gegofien und damit gefchüttelt, das 
Mark frei von nichtfetten Beimengungen entläßt, und das, nad) bem 
Talten Abfpühlen, mit warmem Wafler wohl abgewaſchen, oder flatt 
befien mit Wafler ausgetocht, fehr weiß und volllommen gerudlos ers 
ſcheint. Siedender Allohol und ebenfo Aether, löjen nur wenig reines 
Mark auf und entlafien es wieter, wenn fte erkalten. — Jenes Ber: 
halten des Markfett bei der trodnen Deftillation, beweifet, daß c6 frei 
iR von Glycerin (Glycyloxyd); denn enthielte es hilevon auch nur 
kleine Mengen, fo würde es, trocken deſtillirt, dennoch merkliche Nen⸗ 
gen bes ſehr eindringlich eigenthümlich höchſt widrig riechenden Heros 
lein (oben S. 879) entwickelt haben; eine Entwidelung, die, da ſie 
dee Geſundheit der dabei gegenwärtigen Menden ſehr nadhtbeilig 
werden Tann, dadurch am vollfommenften vermieden werden würde, 
wenn man zum Leuhtungss Brennen feine Fettarten, ſondern 
nur Olycerinsfreie Fettſänuren verwendete — Nicht alle 
Fettfäuren werten übrigens durch trodne Deftillation gänzlich zerfegt, 
wie diefes bei der Klainfäure der Fall ift, die dabei in COa, tropfs 
barcs Hybrocasbon, Brenzfettiäure und Kohle aus einander tritt, fons 
bern gehen, wie bemerkt, ganz oder zum Theil unzerſetzt über, ſ. w. u. 
* Durch Deſtillation der Thrane (oben ©. 1059) ſcheiden ſich meiftene 
zwei merklich verſchiedene, ben Thranen als ſolchen vorzugsweiſe wu» 
faſt ausſchließlich zuklommende flüchtige Fettſaͤuren, bie ſchon erwähnte 
Delphinſaure, Phocafäure oder Phocenſäure, bie augeb⸗ 
lich = Cio Hg Oz (?) ik, und die, hinſichtlich ihres chemiſchen Beſtaudes 
zur Zeit kaum gefannte Phocarnſäure, die jedoch wahrſcheinlich 
gleich ten übrigen flüchtigen Fettjäuren auch nur eine verhältlich kleine 
ſtoͤchiometriſche Zahl beſitzt und erflerer iſomer iR. Die erſtere iR 
farblos, richt thranartigsranzig, ſchmeckt brennend-faner, Hinterläßt auf 
ber Zunge (biemit erinnernd an das Kreofot) einen weißen Fleck, unb 
befißt bei 280. 220,4. R. ein Eigengewicht don 0,932; oben ©. 1057. 
or) Laͤßt man Hühner: (Tauben s 10.) Gier fo lange in Waſſer kopen, bie fie 


1087 


sollfemmen hart geworben, entuimmt ihnen dans ben harten Dotter 
Das fog. Bigelb), erhigt Diefen für fig vorſichtig in einem Keflel 
über dem Feuer, unter firtem das fog. Anbrennen verhütendem Ums 
sügren, bis durch Druck ſich Fettoͤl aus zuſondern beginnt, und unters 
wirft ihn dann der Preſſang, fo fen. A das unter der Benennung 
Fieröl (ol. ororum) befannte, gelbliche, Hz des Dotter⸗Gewichtes 
betragende gelbe Feudl; was hiebei an feſtem Stoff im pferbehaarnen 
Breßbeutel zurüd bleibt, die fog. Bierkleie, if erhärtetes Eiweiß. 
Alſo eutnommen iR jedoch dieſes Fettöl mie gänzlich frei von Brenz⸗ 
erzennnifien des Biweiß*); ceibt man dagegen den friſchen flüffigen 
Dotter mit Alkohol (den von 12 friſchen Eiern 9%) mit 8 Unzen) 











9) Uuterwirft man entwäflertes Hühner: Siweiß (Thler⸗Albamin) ber trods 
nen Defillation, fo gebt über, begleitet von CH⸗Gas, zgunähf ein goldgel⸗ 
bes, Ammonoxyd⸗reiches Brenzöl, währen ſich Ammonoxyd⸗ Garbonas zu 
fublimiren beginnt; hierauf folgt fchmarzer, ſehr wisrig riechenner Thiers 
Iheer (oben ©. 951), ver für ſich wienerholt veftillirt (reetiflcirt) in: ſich 
fublinsirendes Ammonoxyd⸗ Garbonat, fehr wirrig riechende wäflrige Slüffigkeit, 
noch wisrigeren Geruch verbreitennes, ſehr Adendes, zähet Brenzöl uns 
fer vünne, leichtbrüchige, lebhaft glänzende außerſt leichte, qgumüdbleibenve 
Thierkohle zerfälle. Unterwirft man tagegen den Pflanzenkleber (Kleber, 
Glnten oder Diehlleim) — d. I. größeren Theile ein dem Thier⸗Fibrin 
(ItiersBafer) ahnelnder, von Bflangenz Leim (den fienender Alkohol hinweg⸗ 
juuchmen vermag) und non durch Aether entzichbarem Bett begleiteter Pflanzen⸗ 
Bilvungstheil (oben ©. 1019), den man in größter Menge aus Weizenmehl, 
vorzüglich aus dem gelblichen fürlicher Länder, z. B. Sürdeutſchlands, weniger 
aus dem weißeren, an Staͤrke (Amylum) reicheren nörklicherer Lane dadurch 
erbäft, daß man es mit Waſſer zum fleifen Teige anfuetet, dieſen in ein leines 
nes Tuch einichlägt und einbindet, uno dann jo Lange im Waſſer uetet, bis dieſes 
zein, v. 5. frei von Stärke, wie von Pflanzen Albumin abläuft — 
suterwirft man ihn alfo gereinigt unb darauf getrodnet und zerriebeu ver trod: 
zen Deftillation, fo gebt ein leichtes und ein ſchweres Brenzöl über, bas, wenn 
mar er fo oft reetifieirt, bis es keinen ſchwarzen Tleck mehr macht, ben ätheris 
figen Kümmeloöl ähnlich riecht. Die hiebel zurückbleibende Kohle Liefert vers 
braunt eine Afche, die neben ven Kalkſalzen auch Kochſalz (NaCh), Digeftivfalz 
zur etwas Natrons@arbonat darbletet. Zuletzt folgt Hei jener Deftillation HKy: 
Gas, am endlich Leuchtehver, P-haltiger Dampf; wahrſcheinlich, weil ein Theil 
vhoephorſaurer Kalt dur Giliejäure in filiclauren Kalt und Bhosphorfäure 
xerfallt, welche lehtere von ner Kohle reducirt wird. 

Gier erhalten fi frlih, wenn man tie Luft von ihnen abhält; daber im Kalk 
waſſer, in Kochſalz⸗Loöſung (3 B. in Soole rc). Im letzteren Halle dringt 
aber Retö mebr orer weniger Kochialz in vie Innere Eimaſſe, fo daß, hatte man 
fe nur einen haben ober ganzen Tag darin liegen laffen, Balz genug einge 
vrungen iſt, um fie, gefotten, fo herzuſtellen, daß fle zur Verſpeiſung bed Galy 
Zuiages nit bedürſen. Die Faulniß ver Hühnereier beginnt gewöhniih ſchon 
bei 210,250. — 17, R., fe haben dann ihre Friſche bereits eingebüßt. Mit 
ver Zunabme ner Auftwärme fehreitet fle, je größer dieſe, um fo fchneller fort. 
Böllig faule Gier find, genoffen, Gift; erregen Edel, Erbrechen, Beängfis 
gung, Durhfall, Lelbweh, Sallens Erguß, Fieberhige, Due. Vergl. Mar- 
eelius Maipiyki: De ovo incubato. 


— — —— nn de A ⏑ 








zuſammen, ſchüttet das Gemiſch in eine 4 @ Waller fallende Flaſche, 
gießt allmälig unter ketem, heftigem Scättelu fo viel Waſſer Hinzu, 
Daß die Flaſche bis an den Hals voll wird, und läßt dieſe dann 
Un Stunde hindurch ruhig eben, fo ſondert ih, Allegretii's Ber 
fuchen zufolge, vasgfettöl oben ſchwimmend fehr rein ab. Dielen 
Dele vertanft der Eidotter fein Bermögen harzige, fette und ähnliche 
Stoffe dem Waſſer zunänglich zu machen. — Eine dem Eidotter in 
chemiſcher Hinficht aͤhnliche Verbindung if das von ben Kleinen Drüien 
im äußern Gehörgange gefonderte fog. Obrenfhmal; (Cerumen), 
bas procentifh zuſammengeſetzt befteht aus 5,68 eines fehr bitteren, 
gelben, in Alkohol löslichen Etoffs, aus 43,18 eines durch Aether 
leicht entziehbaren, in heißem Alkohol löslichen und leichtichmelzbaren 
Fettes, gegen 48 Eiweiß und 3,14 eines befondern, noch näher zu be 
Rimmenten Etoffes, fammt fog. Extrast und gewöhnlidgen (Ratren, 
Kalk, Bbosphorfäure ıc. *) enthaltenden) Galzen. 

os) Erhist man Stearinfäure-Hydrat für ſich, fo zerfällt es dadurch 
in Wafler, Dargarinfäure und Margaron, d. f. ein weißes, perl 
mutter» glänzendes, pulverifirbares, in Allohol ſchwerlöſsliches, bei 
770C. = 610,6. ſchmelzendes, durch Alfalien nicht veräubert wer: 
dendes, flarres, Cetin:ähneindes (zur Kergens Darftellung viels 
leicht fehe wohl verwentbares) Fett, das, weiter erhitzt, bei jener 
Deftillation, zum Teil in öliges Hydrocarbon, Garbonfänre um 
Kohle zerſetzt wird *e), Da 2V⸗G. trockne Stearinfäure nur 1 B⸗G. 





) Wird hiebei vie Hitze bis zum Roͤſten geſteigert, fo bildet ſich hler, wie beim 
Braten des Fleiſches, dem Roͤſten ver Brodrinde, Dbfvörren, Kaffeebrennen n.f.w., 
Irh. v. Reihenbad's Beobachtung zufolge, ein eigenthümlich zuſammengeſedter 
Stoff, von ibm genannt Aſſamar (Bratenbitter, Roͤſtbitter), d. i. ein vom 
Gummi ähnliches, ſtarres, durchſichtiges, amorphes, bernfteingelbes, ſprödes 
leicht zerſprengbares, dabei muſchligen Bruch zeigendes, erwärmt würzig riechen⸗ 
bes und rein bitter ſchmeckendes, erditzt würzig duftendes, dunkelndes ann ſchmelz⸗ 
bares, erfaltenn riffig werdendes, bei flärkerer Hide nicht Hüchtiges, fondern umtır 
Zerlörung ſich verkohlendes Erzeugniß, das Luftfeuchte ſchnell anzieht, in Waſſer 
leichtlotich it, vaflelbe dem Weingeiſte entziehen, von kaltem Alkohol ſchwer 
von Aether gar nicht aufgenommen wird, Pflanzenfarben ungeänbert läßt, von 
Bitriolöl verkohlt wird, Azotfäure desoxydirt, ohne dadurch in Oxalſaure oder im 
Schleimſaͤure (Mithzurerfäure) verwandelt zu werben, in verbünnter Sdywefel 
fäure feiner Veränderung unterliegt, Silber aus befien Azotfäure-Auflöiung wme- 
talliſch fallt, in Bolnclorid = Löfung einen blauſchwarzen Niererihlag bemerkt, 


fledendheiße Löfung des CuOA orange und Kupferosyaulhaltig füllt, wällrige 
Ghlorlöfung und ebenfo orange Ayotiäure (AOs + AOz) entiärht, auf Alkali 
Löiungen nicht einwickt, wohl aber durch Giesen mit venfdben zerlört wein, 
uns in Wafler geloöͤſt weder von Gallärfels Hufguß noch von wäfiriger Gaufen- 
blafens (Leim⸗) Löfung fh trübt. Ju ver reichlichften ‚Menge gencht man 
es im Kaffee, in der Brodrinde, und im micht gerissger im gebratenen Alaiſch 

) Dem Margaron ähnlich zufammengefchte Drborybationss Grzeugaifle, gewähren 

. auf einige der übrigen (vielleicht, zwedmäfig behandelt, alle übrigen) Wett» 


1069 





Waſſer als Galzgrunder s Bertreter enthalten, fo geben 2 St: 3 Mg 
(Margarinfänre) und 1 Margaron, von denen Lepteres zu betrachten 
iR als das weder baftfche och faure Suboryd der Grundlage der Mar⸗ 
garinfäure; deun es beſteht aus Cz4 Hzı O. Vergleicht man Kbrigens 
die St und Mg hinſichtlich ihres hemifchen Beſtandes, fo ergiebt ich, 
daß beide Eäuren fi zu einander verkalten, mie die Dithiens ober 
Unterfwefel- Säure zur Monothion⸗ oder Schwefelſaͤure, denn 
St if = 2 Mg — 0 (?mal Cy4 Has Oz weniger 0) wie 82 0; — 
2 803 — O il. Die meiſten Fertfäuren find übrigens geſäuert durch 
30, wie folgende Zuſammenſtellung darthut: 
Mg Margarinf. — Ca Hz 03 Ci Caprilſ. == Cı6H15 O3 
Pie Palmitinſ. 32 32 3 Cp Capronſ. 12 10 3 
My Myrifichf. „ 28 28 3 | VI Salem. “10 9 3 
Ce Cociuſ. uam 3 | Brenifettlfogn 10 8 3 
Cor Eaprinf. 18 By Bntyrinſäͤure, 8 5 3 
Die erfien 4 diefer Gäncen find hinſichtlich ihrer Radicale ein- 
anber polymer; alle enthalten AUnthrahybräl (HC; &.878) aber 
Mg ein 34 mal, Co tin nur 27 mal verdichtetes; geſetzt, fie wären 
ſaͤmmtlich hervorgegangen durch Deserydation von (obigen Polymerien 
enıfprechend verdichtetem) Carbonſäure⸗Hydrat, bewirkt, 
in jenen „Pflanzen, welchen fie enıkammen, durch Einwirkung des 
Lichtes, fo würde dieſes voruusießen, daß Las Licht in allen mit 
gleicher TCindringlichkeit gewirkt Hätte, was, zieht man bie 
Stemmpflanzen in Erwägung, zu deren Erzeugniſſen die bezeichneten 
Säuren gehören, unannehmbar ifl, und außerdem bei Mg, zuzu⸗ 
geben nötbigt: daß, da biefe auch in ſolchen Thiers und Menſchen⸗ 
Leibern nichts weniger als fparfam vorkommen, bie wenige oder gar 
feine Fett⸗haltige Nahrung genießen (3. B. bei folchen Menfchen, weiche 
faR nur von Kartoffeln Icben und wenig ober gar kein Fleiſch, Milch 
n. dgl. genießen; Deszleichen folche, welchen Saleyp — getrocknete Wur⸗ 
zeln verfchiedener Orchis : Arten — oder Zwiebeln u. dgl. zur Haupt⸗ 
nahrung bienen) Bett erzeugen. So viel ſcheint aber als wahrſcheinlich 
hervorzugehen: a) daß bie verfchieden verbichteten Authrahydrüͤle folche 
Verdichtungen ſchon erlangi hattın, bevor fie zur Dxydation gelangten; 


füuzen. — Grhigt man De letztlich übergehenben Antkelle des Balbriauätherdls 
Dis m 200° CC, — 160’ 8R., und kuͤhlt fie dann in Eis ab, jo erkält man eine 
Karre Mafle, die, nochmals veftillirt und das Deftillat gefühlt, das reine Das 
dexrol varflellt, das über 209 erwärmt wieber älig-flüffig werkend ſchmilzt und 
daun Bis 0°C. Hüffig bleibt, umter 0° C. farblofe Prismen bildet, werer alka⸗ 
lüſch no fauer gegenwirkt, nicht wie Baltriandl,, ſondern ſchwach heuartig riecht, 
unb an ber Luft ſich zu Valerianſaͤure oxydirt; vergl. oben ©. 878. 


x 
. 1070 
. 
— — — — j 


b)taß fie nur 3 V⸗. Oxygen aufnahmen, weil, was fie zur O-Wnzichung 
und Bindung befimmte, nicht von ihrer Menge, fondern lediglich von 
ihrer Zufammenfegung abhängig if; d. h. vom Standpunkte ber 
Vlektrochemie aus erwogen: weil die Groͤße des ihnen durch Berührung 
nngleicher Leiter werdenden Maaßes von Elektropoſitivität, unabhängig 
iſt von ihrer Dichte mund lediglich abhängig von dem Umftande: def 
in ihnen flets gleich viel C und H zugegen erſcheint; c) daß fie fänmt: 
li mit Glycerin — das in Verbindung mit BHO als Doppelt 
Aequivalent = Ce Hr Os, und Balls dabei 3 HO in Wbrechnung 
fommen, — Ce Ha Os iR (5. 878) — hervorgehen; vielleicht mit 
demfelben durch fog. chemifche Polarifirung (©. 763, 917, 919-927) 
exit aus einer gemeinfchaftlichden DBerbindung zu Etande Fommen? 
Drei V-G. Orygen enthält übrigens auch die Pimelinfänre 
(oben ©. 1050 ff.) und die (ähnlich, wie fie) zu Stande kommende 
Azelainfänre (= Cıo Hy O3) während die, wie diefe ebenfalls von 
Laurent künſtlich erzeugte Azo leinſäure zu denen, gleich der Li⸗ 
pinfäure 4 O⸗-enthaltenden Feitfäuren gehört; denn während die erftere 
diefer beiden Säuren aus = Cı3 Hı3 O4 (alſo ebenfalls Anthrahydrül 
zur Grundlage habend) beſteht, ift die letztere aus C5 Hy Os + HO 
zufammengefegt. In dem Gerin (Gerain; oben S. 1054) des gebleichten 
weißen, d. i. des: vom gelbenden und Geruch ertheilenden Honig, fo wie 
auch durch ſchwache NaOHO : Lauge vom anhängenden Margerin ber 
freieten Wachfes, d. i. in dem kryſtalliniſchen Berin liegt ein dom „BRargas 
ron” aͤhnlich zufammengefehtes Euboryb des 20 fachen Anthrah ydrül 
vor, und, Falls ſich der Iſomerismus des Cerin und Myricin be 
Rätigt, auch in diefem. Deftillitt man Wachs für fi, fo entwidelt 
e8 außer ven gewöhnlichen Berfohlungss Bafın und Brenzfäuren au 
ein anfänglich hell un? düunfläffig, fpärerhin faft butterartig⸗dickſlüfſig 
übergebendes fog. Wadsöl (Oleum Cerae), das man auch aus 
letzterem, nebft neuer Brenzfäure erhält, wenn man es wieberholt für 
ſich der Deſtillation unterwirft; es theilt ſich dann babel, wie bemerft, 
das butterähnliche Del (Butyram Cerae) ſteis in mehr verbrammte 
(faure Osreichere) und mehr brennbare (dligsentzändliche, CHrreichere), 
auch in ihren Bigenwärmes Eräßen entfprechend: beträdhtiich von ein⸗ 
ander abweichende Erzeugniſſe; vben ©. 154. Das Nethaldl 
(oben ©. 157) if dem Margaron fafl volllommen ebenmäßig zw 
fammengefeht. Gebt man den troden zu beftillivenden Fettfäuren einen 
löslichen, Wafler heitig anziehenden, Hark baflichen Galzgrimber, 
3. B. Saͤure⸗ oder Waflersfreien Kalk zu, fo erfolgen ebenfalls vom Mar: 
naron mehr entfernt aͤhnlich zuſammengeſetzte, oͤlige Erzengniſſe. 
St alſo behandelt giebt Bann als Deſtillat das Stearon = Cs Am O, 
während dem Kalk zwei COg verbleiben; Elcinfäure, ebenfalls 
unter "Sarbonfärres Erzeugung, das Elaion Eleon, auch wel 


1071 





Dfeon genammt) = CH 0; Balertanfäure, unter gleicher CO⸗- 
Gutäußerung das zuvor erwähnte Daleron®), 

zt) @ine der haͤnfigſt verbreiteten Fettſaͤuren iR die Butysinfänre ober 
mButterfäure.* Die Thiermilch, wie die Nenſchenmilch, enthält in 
87 bis 900/5 Waſſer vertheilten nichtwaͤſſrigen Stoff; nämlich gegen 
5 Proc, Gafeln (6.938) 40), Mtidyzuder (a.a.D.%%) 30/5 Fett 





) Unterwirft man die Balprianwurzel mit Waſſer ver Deſtillation, fo erhält 
man zweierlei Aetheröle, ein O-freies, an ven Geruch des Terpentinöl erinnern- 
vs, dieſem Dele volllommen ifomeres und ein O:haltiges, Valerol genann⸗ 
tes = Cg 350, das nit na Valeriana (Balbrian), fondern ſchwach hen⸗ 
ertig, ums überhaupt nur ſchwach riecht, unter 0% C. in farblofen Priamen kry⸗ 
ſtalliſtrt, die Dann erſt über + 20°C. — 160 R. ſchmelzen uns nun bis zu 
0°C. ſich Aüffig Halten. Es wirkt weder fauer noch baflich gegen Barbftoffe, 
Mwimmt auf dem Waſſer, fi m vemfelben nur wenig loͤſend, iſt leichtloelich 
in Tether, Altohol und Aetherolen, und fanzt aus ber Luft bald () ein, fi 
mit demſelben zunächk vervickend un» thellweife (fo weit ihm noch O⸗freies Dei 
beigemiicht war) verharzend, nad um nad aber in Balerianfäure (oben 
©. 877) übergehent. Frei von jenem leichteren Dele erhält man das Balerol, 
wenn man bie Iehtlommenven Antheile des Wurzel» Deftilats für fi bie zu 
200°C.== 1600 R. erhitzt um varauf in Eis abkühlet; es erſtarrt dann zur 
fehen Maſſe, die noch einige Mal für fih veftilliet nd dabei vom ben zuerſt 
ũbergehenden Unthellen gefonvert, ed endlich im reinften Zuſtande hervorgehen 
laſſen. Eine andere hleher gehörige Berbintung iſt das auch Oshaltige, dem 
Ahehyd (S. 852 Anm.) ähnlich gebildete Valeraldehyd, das, gleich ver VL 
(vie durch Erwaͤrmen des Balvriandls mit Kalihydrat Kervorgerufen, neben 2 CO, 
und unter Untwidelung von H:&as zu Stande kommt), 2 C weniger enthält, 
«is das Bälerol, von vem 2 V⸗G. nit = Cio Hy O3, fordern = Ci2 Ho © 
And; das elfo, wenn es gemäß ber Eäureforkerung, 3.8. des KO in VI übers 
geht, ein H verliert und Dagegen 2 O aufnimmt. 

”) Sat man aus entrahmter Miih dur Laab (Rälbermagen: Schleimhaut) ven 

Käfe geſchieden, fo verbleiben, in Form einer gelblichen Flüſſigkeit, die Molken 

(Serum lactis), aus denen, hatte man fie (mit Ciweiß gellärt) bis zur Saft⸗ 

dide entvampft, am kühlen Orte und bei gehöriger Ruhe der, durch wicherholtes 

Umfryfallifiren zu reinigenne Milchzucker (Sachar. lactis) in farblofen, 

tarchſcheinenden, blättrigen Bruch varbietennen, A4sfeitigen Priemen unfdießt, 

Die ſchwachfüßlich fchmeden, im Waſſer fchwer un langſam, im Alkohol auch 


aue wenig lösli find, obgleich fie 120/54 Wafler enthalten, das fie durch Erhitzen 


DE zum Schmelzen verlieren. Siedendes Mafler löſt nen Milchzucker leichter, 
aber andy aus vemfelben ſchießt ex nur langſam in Kruftallen an. Hefe, feiner 
wäflrigen Löjung zugefegt, wirkt auf ihn ähnlich wie auf Zuder, un macht ihn 
ia COg und Altohof (Ca H; O + HO) zerfallen — er befteht aus Cs Hy Os 
+HO — wo ihm vabei noch 1 V⸗G. Waſſer zutritt, dagegen aber 20 + C 
im Berluft geben, aber auch dieſe zerſezende Ummiſchung tritt nur langſam ein; 
Heißiges Schũtteln befoͤrdert viefelbe, auch, wenn flatt ver Hefe minder wirkiame 
Bertreter berfelben, zumal das in Faulniß übergebende Caſeln zugegen fins unb 
Freier Luftzutritt verhindert wird; wie ſolches bei der Bexeitung nes Mil ch⸗ 
Sranntwein, dem Arki ober Ariki ver Tastaren, vorzugsweife bargeftellt 
aus Pferdemilch, ver Fall if. Sieden ver Miichzuderlöfung mit verbünnter Schwe⸗ 
felfäure wankelt ihn in Traubenzuder, Grhigen mit Azotfäure in Dxalfäure, 
Hyprooral- ober Zuderfänre, und Schleimfäuze, fonft gen. Milchjuderſaure. — Molken 


von wit entrahmter friſcher Milch entlafien, durch Saab ober beffen Vertreter zus 











1072 





und 1/,0/5. Salze. Ihre bald ſchwach baſiſche, bald ſchwach ſaure des 
miſche Gegenwirlung auf Pflanzenſarben hängt hauptſaͤchlich vom der 
Nahrung des mütterlichen Menſchen oder Thiers ab, dem fie ent: 
ſtammte. Spiebmann zufolge beſitzt unter nachbenannten Milch⸗ 
Sorten bie Efelsmild die größte Eigendichte, die Iehtgenanzk 
hingegen das geringfe Gigengewicdht: Eſelsmilch, Frauenmild, Schaaf⸗ 
mild, Kuhmilch, Pferdemilch, Ziegennild. Schaafmild if unter 
diefen bie füßefle. Bewaffneten Auges beſchauet flellt jede dergleichen 
Mil eine klare Flüſſtgkeit: erfüllt von zahllofen, ungleich großen 
Kügeldden dar, von denen jedes, bem Anicheine nach, von Gafin 
dünner ober dider (und fo den muihmaaßlichen gleichgroßen Fageligen, 
oder vielmehr: wahricheinlich ſtark verkürzt eiförmigen ungleiche Groͤße 
ertheilend) das Fett einichließeud umbüllt if. Das „Buttern“ macht 
ben Fett⸗Gehalt der ſchon burch das Rahm: Ausfondern zerriffenen 
Hüllen zufammentreten und kraft größerer Nobäflon fi mehr ober 
weniger von Galactin und Molken fondern; die dabei abgeichiebene fog. 
Buttermilch (geftödelte Mildd; Lac ebutyratum), die une fäners 
lich ſchmeckt, wenn der Milchrahm felbft bereits fauer geworben ; d. $. 


m: — 


Gerinnung gebracht, Milchfett: phyſiſch verbunden mit Gafein, b.t. fetten KA, 
von ſelber fauer gewordene Milch Hingegen mageren (fettarmen). rei von 
Bert iR ver fog. Bieger (m. Grund. I. 576 ff.). der nad Bergema baſiſch 
mildfaures Balactin (Cafeinsöyprat) fein fol; a. a. D. Welchen Antbeil Wie, 
Milch fo Leicht zum Gerinnen bringende Mithfäure (©. 920 u. 938 ff.) an 
diefer durch Laab bewirkten Milchgeriunung hat, fteht noch näher zu beſtimmen; 
der getzodnete Magen eines annoch faugenden Kalbes, ben man als Raab vers 
wendet, wirb zwar in der Regel in einem Zuftanne zur Trodnung gebracht, is 
welchem er gerounene Milch, und damit Mitchfäure — vielleicht auch Bepiin 
enthält; allein das zum Milchgerinnen zu verwenbenve Raab wirb, bevor man ei 
mit der Mit bis 30% — 40° C. erwärmt, wohl ausgewafrien. Uebrigens be 
wirkt auh KOCO, Milch - Gerinnen,;, KOHO, wie NaOHO, Yingegen nicht 
nur nicht, fondern löͤſt vielmehr das ganze Balaetin auf, ramit eine ſalzartige 
Verbindung gewährenn, welche das Galactin ale Säure enthält (vergl. Bras 
eonnot’s Balaetinf.; m. Grundz. I. 664 Anm.) Roclerer's Ber. jufolge 
IR vas Gafein an fih im Waſſer unlöslig, und lötlich nur infofern, und felbR 
in ſchwachem Alkohol, ale eg — Alkali enthält; viefes Löslihe aber galt Piäber 
für reines; Ann. d. Chem. u. Pharm. XLV. 258. Honfhaner fiellte jerod 


- ein ähnliches Vroteln⸗Erzeugniß, als R's unlösliches Caſern auch ans dem AL 


bumin var, Indem er au von biefem nachzumweilen fuchte: daß es eine Gänze 
fg; a. a. D. XLVI. 348. In Cadet de Baurs Milchmalerei ik ger 
wiflermaßen ſchon feit mehreren Jahrzehnten auf vie Moͤglichkeit hingewieſen, was 
Galactin als Säure anzuerkennen — ſofern es mit Baſen in Berbinbung tritt 
(was biebei' aus dem Waffer des Galactin wir, ſteht noch zu unterfuchen); 
kenn jene dem mit Del abgeriebenem Bleiweiß ähnelnde Verbindung von mit einamnaz 
verriebenem „weichen Kat⸗ (Salactin) und zu trodnem Pulver geldihtn Rail 
(Kalkiydrat) verhält fih — wie an ſchwache Säure gebuntkenes Cal, zu 
Aehnliches gilt auch von der als Borzellan» x. Kütt in Gebrauch genemmenzs 


Berbindung ves Eiweiß mit: zw trocknem Hydrat gelöfhten Kalk, 


1098 


wenn ſich in den feine Einzeltheilchen umgebenden Galactinshaltigen 
Melfen, aus deren Mildyzuder, durch erregende Einwirkung bes Gas 
lactin, ſchon merkbar viel Milchſaͤnre gebildet Hat. Deum unter Zutritt 
der Luft erfolgt Molten, Einerung fehr leicht; vermag man ja, eins 
fachften Weges viel Milchfäure zu bilden, wenn man bereits ſauer 
gewordene Mil mit Natron⸗Bicarbonat neutralifirt und darin gepul- 
verten Milchzucker TR; fie wird dann von Neuem fauer, weil ber 
zugeſetzte Rilchzucker durch jene Caſem⸗Wirkung ſich verhältlich ſchnell 
zu Milchſaͤure oxydirt, und fo fort, wenn man jene Neutraliſirung mit 
NaO + 2C0g ebenfo oft wiederholt, da man dann fortdauernd neues 
milchſaures Natron zu Stande bringt; Erhigung bis zum Sieden hebt 
Vie auregende Kraft des Eafern gänzlich auf. Eine aͤhnliche Milchſaͤure⸗ 
Bildung erfolgt aber auch, ohnerachtet vorangegangener ſtarker Er⸗ 
bigung, wenn fein Natronbicarbonat hinzugekemmen; denn bie in 
Norddentfchland unter der Benennung Sülzmilch befannte, unents 
fettete, Gafernsreiche, Rart ſaure Beiſpeiſe geht dadurch hervor, daß 
„im Herbſte die abnehmende fettere (Schaaf⸗) Milch jeden Morgen dick 
gelocht, in das Gefäß zugeſchuttet und durch häufiges Umrühren zaͤhe 
gemacht wird“ *). Reicher an Milchkügelchen und neben dieſen auch 
größere koͤrnige, zum Theil warzige Maſſen darbietend, zeigt ſich das 
Coloſtrum. — Die Butter if ſtets eine Zuſammenhäufung von 
wenigftene 3 bis 4, häufig 5 bis 6 Bettarten; Auswaſchen, fo lange 
bis das Ausknetwaſſer volllommen Ear abläuft und darauf erfolgtes 
Galzen, oder ſtatt deſſen Bermifchen mit gepulvertem Zucker, vers 
leugfamt oder Hindert mehr ober weniger die Zerfeßung ihrer Glycerin⸗ 
Gehalte und bamit ihr Ranzigwerven (oben ©. 1062) zumal, wenn 
Re möglich feſt in Iuftvichte Faͤſſer eingefchlagen und fo gegen Lufts 
eindringen ſoviel als thunlich gefichert worden; bie Umwandelung in 
fog. Schmalz (oben ©. 1047) und Gäuberung beflelben von gerons 
nenem Caſern, mittel Durchſeihung läßt die Entlüftung derfelben noch 
Sullfommener erreichen, ändert fie aber nefentlich ab, indem fle ihren 
Fettarten zuvor von benfelben gebundenes Hydrat⸗Waſſer entzieht. 
Berfeifung der wohlausgewafchenen friſchen Butter, Berfebung ber 
Seife, Zumifchen von verdünnter Schwefelfäure zu ihrer heißen wäfltis 
gen Löfung und Deftillation, läßt die in ihr enthaltene Butyrins 
fäure (teils in dem mit herüber deftillicendem Wafler gelöſt, theils 
anf demfelden ſchwimmend), Gapronfäure, Gaprinfänre und (mitunter 
auch) Caprylſäure als flüchtigere Eäuren von der in bem Defillirs 
gefäße zurucdbleibenden GElainfäure und Margarinfänre ſich ſcheiden, 


N ‚Ban giebt fie ven Winter hindurch auf ven Tiſcher der Vornehmen mit Buder 
" beſtrent, beſonders zum Braten. 3. 5. Voß in den Aumerk. zu f. Luiſe. 
Bollenrete Ausg. Tübingen 1807. U. 8. ©. 347—848. 


1094 


neben letzteren befindet fich das zuvor gebildete (ſaure) fepwefeliu: 
Glycerin. Die Butyrinfäure bat 0,9765 Eigengewicht, riecht mi 
ſchmeckt beißend fcharf, wie eine im hohen Grade ranzige Butter. Sie 
it ſehr dimuflüſſig, läßt fich mit Waller wie mit Alkohol im allıı 
Verhaͤltniſſen mifchen, und ihre Matronfeife ift Mitbeſtaudtheil ma 
her Opodeldock⸗ Sorte; m. Brundz. I. 693. Ungebunven enthält fe 
ein Be. HO, das, wie in allen ähnlichen Faͤllen den fehlenden Eal;: 
gründer vertritt. — Jenes Häntige Gebilde, das ſich beim Sieden ab⸗ 
gerahmter füher Milch auf deren Oberfläche zeigt, und mach feiner 
Entfernung fi zu bilden forifährt, if durch Gntwäflerung erflarries 
Gafern, durch dieſe Art yon Sonberung an jenes Gäntchen gelöfer 
Planzen-Ertracte erinnernd, das ale im Waſſer unldslich geworkeses 
umd zugleich weſentlich verändertes (dem Humin ähnelnbes) Grtrat 
ſich in der Flüffigfeit zu Boden fenft und fon durch erydirter 
Ertractivfoff bezeichnet wurde; m. Brundz. I. 533, 606. Zufah 
von verdiunten Schwefelläure zu abgerahnıter Milch ſcheidet das Eu 
fern als’ im Waſſer unlösliches Sulphat, in Form eines Gerinukl 
(Eoagulat) das ausgewafchen und noch feucht mit PbOCO, bigertt, 
feine Schwefelfäure an das Bleioxyd abgiebt (die damit umlösliches 
Bleloryd-Eulphat herfiellt), dagegen felbft, die fehlende Säure vertre 
tend PhO bindet, und hievon durch Garbonfäure oder durch Hydrothien 
befreiet und fo Beimifchungdsfrei dargeftellt werden kann, Statt deſſen 
ann man auch die Mil} zur Trodne eindunften, dann durch fiebenden 
Aether enifetten, ben hievon verbliebenen Rückſtand in Waſſer loͤſen 
und aus demſelben das Caſern durch Alkohol fällen. Wie es vos 
Albumin ꝛc. fich unterfeheidet? Siehe weiter unten. — Wo übrigens in 
Lebwefen au Fett ſich zeigt, nie erjcheint es nur in Form einer 
Art, ftets finden fich mehrere Fettarten beifammen; fo auch im Pubs 
Felfleifch des Menfchen wie der warmblätigen Thiere. Auch des Freiß. 
v. Bibra neuefle bicher gehörigen Unterfuchungen beftätigen dieſes; 
vergl. Arch. f. physiolog. Heilkunde IV. 536 ff. *) und Gleiches 





*) Wie denn 3. B. die beim Gerinnen tes Blutes fich fondernde Piäffigkelt abge 
dunftet: eine gelbe zaͤhweiche (Extract⸗aͤhnliche) Maſſe Hinterfäßt, welde neben 
eigenthämlich nicht falzartig zufammengefehten Bilnungsibeilen, auch Netein: 
Chlorid und mehrere Kalis und Natron» Salze enthält, bie neben Phosphorfäzr 
und Schwefelſänre auch verſchiedene Fett ſaäuren varbieten. Nicht geronmens! 
Blut bietet auferdem noch Kalkphosphat und Natron: Haltiged Protein Dar 

das, im fog. Blutwaffer (Serum sanguinis) gelöh zugegen, vieles alle 
U gegenwirken maht. Das Gelbende in jenem Extract wurde von Gig 
wart (Medel’s veutiches Arch. f. d. Phyfiologie 2tes Heft S. 202 f) as 
ben Blutwaffer und von deſſen Albumin gefchieven, nnd zeigte fi Dans als eim 
cetinartiges Bett enthaltende und dadurch in Alkohol fhwerlästie, me 
einer braunen leichtlöslichen begleitete Maſſe; vergl. au m. deutſch. Eh 
werböfe. L 164 (über Benutung des Blutroth zur Brberei, ebendaſ. D 


1075 


ailt and von dem Bett im Bint. Die Muskelfleifchfette der 
Barmblutner (des Menſchen, der Gängethiere, Bögel) finden fi 
Sauptfähhlih im Zellgewebe; an Margerin, Elain und bei Thieren 
vorzuglih and an Gtearin fehlt es hier nie, wenn gleich nach Artung, 
Alter, Klima, Nahrungs Menge ıc. in verſchiedenem Masfe. $. v. 
Bibra entfettet, für wiſſenſchaftliche Zwecke, das Mustelfeifch da⸗ 
bar, daß er es fein zerhadt, trocknet und hierauf mit Aether aus⸗ 
sicht, den Auszug aber der Defillation unterwirft und fo den hiezu 
verwenbeten Aether von dem als Räffiand verbleibenden Bett trennt, 
Im Mskelfleiſch krarker Organismen fand er in ber Hegel 
mehr Bett, al6 in dem ber gefunden. Im Binte find ebenfalls Reis 
verfehiebene Arten von Wett zugegen; theils in Form ausgebreiteter 
Zröpflein, theils in chemifchen falzartigen, feifenähntichen Berbindums 
gen, und Achnliches gilt auch von den übrigen, Ben ihierlichen Leib 
zuſammenſetzenden Binzelngebilden, zumal von jenen Lebenserzengniffen 
und Lebensträgern, welche zur BrotelusÖruppe gehören; ſ. w. u. 
Hinfichtlich diefer übrigen Borfommen von Bett im thierlichen Leibe 
mögen bier noch nachfichende Beobachtungen zur Erläuterung, wie zur 
Befätigung dienen: a) Die Thiers Wolle fand Bertholet yon 
einer KalisGeife umhällt, welcher außer KOCOg, KOA, KCh und 
CaO (wahrfcheinlih in Berbindung mit Fettſaͤnren) uebf einem (färs 
benden) thierlichen Stoff beigegeben erfhien. Letzteren hinwegzumehmen 
dient unter andern das Ammoniaf; vergl. m. hieher gehörigen Bes 
mer. im Arch. f. d. ges. Naturlehre XXV. 408. Darauf folgende 
Behandlung mit [hweflitfaunrem Ammonoxyd dürfte no 
voll ſtaͤndiger entfetten und bleichen. Die Hautſchmiere der Schaafe 
beficht aus mehreren Yettarten, und Bleiches gilt auch von ben Haut⸗ 
fhmieren anderer Thiere, fo wie von der bes Menfchen, die ein 
Küffiges und ein flarres Fett zu nächkten Beſtandtheilen hat und nach 
Volkeſtammart (Menfchenrace), Alter ıc. verfchieden iſt. 

vu) Haare ber Menſchen entlaflen das fie färbende Fettoͤl (weiße: 
farblofes; abgeforbene farblofe: wenig oder gar Feine) fowohl durch 





222 — 225). — 2ER man ein ober hab andere ver drei Azot⸗haltigen Haupt⸗ 
Wilvungberzengniffe ver Pflanzen, wie fle wenig abgeandert in ven thierlichen 
Leibern als Albumin (Eiweiß) ale Fibrin (tbierliche Safer) ober als Ca⸗ 
fern (Käfehoff oder Käfeeiweiß, oder Galactin) vorkommen, ober auch wie 
Re wrfpränglih in ven Pflanzen ſelbſt, als Bflangenleim, Leguminin ze. zugegen 
Ab, in mäßig flarfer warmer Kalitypratsköfung (Aetzkali⸗Lauge) auf, und fättigt 
Dann vie Auflöfung mit Sffigfäure, fo entweicht Hybrothiongas unb feheibet ſich 
wiererfglagfärmig aus: eine eigenthümliche Maffe, vie Brof. Mulder, ver fie 
ſolchen Weges zuerft gewann und näßer unterfuchte, Proteln genannt hat, 
weil fie in den genannten drei Hauptbildungetheilen und in denen aus biefen 
Gervorgegangenen @inzelgebilden, wie verfchieden ſich dieſe au verhalten ınögen, 
im gleicher urfpränglicher Bufammenfehung geichienen werden Tann unh ihnen zur 
Beumplage dient, in ihnen daher in ben mannigfaltigfien Formen ſich hazrbietet, 
68 * 


=. — — — — — 


1076 


Sieden mit Wafler bei erhöhetem Drud (im Papin'ſchen Lopfe) als 
auch durch Behandlung mit fchwacher Kali: Löfung (4 KOHO gegen 
96 Waſſer) und ebenfo durch Digeſtion mit ſchwacher Ayotfäure; mer 
kenswerth ift dabei unter andern, daß, wenn man rothen Haaren 
folchen Weges das rothe Del entzieht, die rückbleibenden Haare ka ſta⸗ 
nienbraum erfcheinen. Auch Alkohol entzieht den Haaren weißes, 
in "glänzenden Schuppen herftellbares, Cetin⸗aͤhnelndes Fett und far 
biges; ſchwarzen: weißes und graugrünes, allmälig erſtarrendes, 
rothen: weißes und blutrothet. Schwefelfäure ab Hydı“ 
chlorſaäure wirken auf die Haare ebenfalls auflöfend, wie bie Ajet⸗ 
fäure, ſcheiden aber kein Bettöl ab. Die EUſche rother Haare bicet 
weniger Eifen und Mangan dar als bie ber braunen, enthält bes 
gegen außer jenen Stoffen, welche auch von verbrannten braunen ober 
ſchwarzen Baaren zurüdbleiben (PO;, SO3, CO4 + Ca0, NaCh, wid 
SiO3 und neben 0,4 Eifenoryd auch MgO*). Seide, Roard’s Berfuchen 





2) Die „Ihierhaare” find zur Zeh noch fo gut wie ununterfucht, die Menſchen 
haare haben zum Hauptbeftandtheil einen bindenden Stoff, ver, feiner cheni⸗ 
fhen Sufammenfegung nad dem Glutin — Cı3 Hıo Ay O5 ſich fehe nähert, 
indem er flatt Aunur Az, die übrigen Grundſtoffe aber In bemfelben Verhältniß 
wie Glutin enthält. Außerdem aber enthalten fie einen Träger biefes Gtoffes, 
der zur Broteln-@ruppe gehörenn, als Proteinoid fi burd eine verhält: 
lich große Menge Schwefel auszeichnet. Denn während zwei anbere Haupt: 
gliever Lerfelben Gruppe, das Albumin gegen 54,84 C, 7,09 H, 15,83 A, 
21,230 und 0,33 P nur 0,688, und das Fibrin gegen 56,56 C, 6,90, 
15,72 A, 22,13 O und ebenfulls 0,33 P gar nur 0,36 38 Procent enthalten, 
bietet jenes vom Berf. biefed Handb., Crinin benannte Vrotelnoid, volle 
5 Procent Schwefel (S) var. — Das Protein ſelbſt, ifolirt man chemiſch, 
am deflen aus dem Albumin (vem thierlichen ober dem pflanzlichen is 
weiß), indem man das im ber zuvor befchriebenen Weiſe, neben gelöfem 
Schwefel⸗Kalium und phosphorfaurem Kali gewonnene flüffige Brotefn -Rali 
feineß Kali⸗Gehaltes beraubt. Es ſcheidet fih dadurch das freie Protein in 
Form eines weißgrauen gallertförmigen, halbburchfcheinenven (getrocknet fpröben, 
blaßgelben, Leicht zerreiblicgen) unriehbaren und nuſchmedbaren, aus der Luft 
leicht Waſſer anzichensen, bei 100° C. wafferfreien, im Waſſer aufquellenten, 
und wie im Alkohol, Aether und Delen unlöslichen Niederſchlagt, ver audgemwes 
ſchen, getrocknet unb erbigt bei Zerfehung verfällt, während er zu feymeizgen 

beginnt, vollfommen gereinigt durch Verbrennen keine Afche binterläßt nu yeos 
eentiſch nach Mulder aus 55,29 C, 7,00H, 16,01 A, 21,700, flöcdiometrif@ 
verhaltnißgewichtlich Hingegen aus Cayo Haı A; und Oo, oder atomi 
ſtiſch aus C40 Her2 Aıo OL2 zufammengefegt if. Um es aus tr Mustek 
fafer darzuſtellen, Bat man bas fein zerhadte Fleiſch zuvörderſt mit Baier 
volllommen auszumafchen und nach einander, Behufs ver Entfettung x. mit Alles 
hol und Aether zu digeriven, dann, um ihm feinen Gehalt an phosphorf. Kal 
und Magnit zu entziehen, mit verbünnter Öyprocdhlorfäure zu erihörfen, es hier 
auf wohl auszuwaſchen unb auszuprefien, und nun mit nicht zu ſchwacher Kali 
oder Achnatron - Lauge bel 50° C. = 400 R. bis zur beendeten Auflöfung zu 
erhalten, darauf aber mit A zu neutralifien. In gleicher Weiſe gewinnt man 
auch das reine Protein aus dem Bihrin des Blute (Blutfafer, pars fibrosa 


1077 


gemäß beträgt der fog. Firniß der rohen Gelbe (deu man vor berem 
Berarbeitung, namentlih vor ihrer Yärbung zu entfernen hat; eine 
Entfernung, die man durch Eutfhälung — m. Th. d. Polytechno⸗ 
chemie IE 310 — bezeichnet) gegen 230), und ift zufammengefeht größten» 
thells aus in Wafler löslichen thierlichen Stoffen (Leim und Eiweiß), 
theils aus einer roͤthlichen, veriheit gränlich-gelblichen, Bettölshaltigen 
und danach riechenben ſchmelzbaren (bei 200 C. — 160. fließenden) 
Maſſe, die in Waſſer unlöslih, vom Alkohol, wie von AlkalisLöfungen 
aufgenommen wird, und die nach Prouſt und Roard, zugleidh von 
. einem Wachsartigen Erzeugnig (Seidenwachs; a. a. D.) begleitet 
erfeheint, die aber zufgmmengenommen jedoch nicht über 3 Procent 
betragen, während in der ganzen Seide 200/9 Leim oder Blutin 
(Colla) und 24 Eiweiß oder Albumin, nebſt 530), Seiden⸗VFaſer 
oder Fibroin zugegen find. Gouerbe, das menſchliche Gehirn 
binfichtlich feines Feltgehaltes näher prüfend, ſchied barans ein 





sanguinis, v. i. der von färbenden Theifen gänzlich befreite fabenartige ober 
fafrige Theil des vurch Gerianung gefonderten Blutenchen, Cruor s. Cras- 
simentum sanguinis). Beitiht man friſch gelaffenes Blut mit Ruthen, fo 
fgeinet fih der Cruor in Gehalt von Faden ober Hänten, laßt man bagegen 
friſches Blut in ficdendes Waſſer Iaufen, fo ſondert er fih in Form eines nicht» 
fabigen Gerinnfels. Zu den Protelnoiven ber thlerligen Gebilde gehört, außer den 
genannten, auch noch das Gafern ober Galactin und Globulin, (Gauptbeflanb- 
heil ver Blutkoͤrperchen over des Blutroth, das mittel Sufag von Zucker 
zum Blut im Waſſer gänzlih untösti wird; 1/ggo Zuder befähigt das, dem 
Blute in einer vom Blutvolum gleichkommenden Menge zugefegte Waller, nur 
Serum, d. i. wäffrigflüffiges Bluteiweiß und kein Blutroth bucche Filter bis 
burg zu laſſen; Salze wirken aͤhnlich; wäflrige Salmiak⸗Löſuug löſt, meinen 
Berſuchen nach, Blut⸗Fibrin zwar in ſehr geringer Menge aber doch merklich; 
sı. Grund. II. 464. Zimmermann ſah neuerlih binnen 24 Stunden 2 Uran 
Fibrin (9) ſich Löfen in anderthalb Ungen Waſſer, das zunor mit einem ber nach⸗ 
folgenden Galze gefättigt worden: KJ, AH4Ch, BaCh, AH40CO,, Na0CO,, 
KOA, KOAOs, binnen 48 Stunven in einer gefättigten Borax⸗Loͤſung, und 
binnen 72 Stunden in einer des KOSOz. Indeſſen fragt fi: ob das von 
Zimmermann hiezu verwenvete Fibrin wirklich dergleichen, ober ob es nicht 
vielmehr fog. Spechaut (Untzunpdungsbaut, Crusta inflammatoria 
s. pleuritica) war, bie aber, obgleich fie aus dem Blut⸗Fibrin und nit aus - 
vom Albumin entſteht, dennoch wahrſcheinlich gar kein Fibrin enthält, fonbern 
ans einem Gemenge von loelichen Iris Oxryprotern uns unlöslihem (P) BL 
Drgprotein, d. i. aus Protern⸗Oxyden beſteht, vie auch, neben Haut⸗ 
Gintin, in denen auf ferdfen Hauten gebilneten fog. falfgen Membranen 
ner „Biendomembranen‘, als Bolgen ver Inflammation vorgefunden werben. 
Das Fübrin entzieht nämlich der Luft, alfo auch der eingeathmeten, fehr Leicht 
Dsygen, und veranlaßt fo die Bilbung jener BroteinOrybe, Durch Kochen bes 
Fibrin mit Waſſer unter Luftzutritt, gebt es zuletzt gänzlich in Bi⸗Oxyproteln 
über, gleiches Sieden des Albumin veranlaft die Bilkung von gelöften Tri⸗ 
Drgprviein und von ungelöflen BisDxyprotein. Beide kommen baher ſchon fertig 
im MBfute vor. — Liebigs Sormel des Broieln f. w. m. 


1078 


eigentliches eigenthümliches Bett, das Cephalot, das, als foldes 
verfeifbar, gelbbraun, erwärmt ohne zw ſchmelzen, erwweichbar, im 
Alkohol unldelich, im Jether löslich iſt und P, Sund A zu elementaren 
Mitbeflandtheilen bat, zum Theil an Natron gebunden und, gleich den 
übrigen fog. Hirnfettarten von kleinen, veränberlichen Biengen von 
Glainfäure und Margarinfäure begleitet erjcheint. Die übrigen von 
Eouerbe aufgefundenen fog. Hirnfette fihließen fich jener Gruppe von 
fettartigen Bilvungsigeilen au, welche vom Berfafler dieſes Handbuche 
in feinen Grundz. buch Kryſtallopinguide bezeichnet, ober viel 
mehr als bie erfien drei Arten derfelben: ale Choleſterin ode 
Sallenfett, Caſtorin oder Bibergeilfett und Ambrein obe 
Ambrafett dort — ©. 748, vergl. mit ©. 563 u. f. f. daſelbſt — auf- 
geführt wurden. Sie find ſämmtlich unverfeifbar und werden von 
Eouerbe unterfchieven, wie folgt: 1) das Gerebrat; pulverig, 
unfchmelzbar, im Peter unlöslih, ebenfalls P, A und S (vielleicht 
Bhosphorfäure) enthaltend; 2) Stearoconot; ſchmutig braum, zw 
fhmelzbar, im Alkohol wie im Aether unlöslih, aber lösbar in 
Hetherölen wie in Fettoͤlen; zerſetzt fich durch Luft-Berührung, inbem 
es ſich bräunt. Hat gleichfalls P, Bund A zu entfernteften Mitbeftanb- 
theilen; 3) Wleencephol; oͤligflüſſig, im Alkohol etwas, im Wether 
leichtloͤslich, desgleichen in Aether⸗ und Fett⸗Oelen, bräumt ſich au 
der Luft, indem es ſich zu zerfehen beginnt, enthält, gleich ben vorigen 
P, 8 und A, und ift vielleicht Stearoconot + Blainfäure; 4) Gere 
bein oder HirnsGCholefterin; dem ber eingetrockneten Galle darch 
Hether entziehbaren SG oleiterin (Choleſtearin ©. 103) oder fog. Ballen 
fett fehr ähnlich und, wie bereits in m. Grundz. (a.a.D.) vermuthet 
wurde, vielleicht nur durch mindere Reinheit verfchieden *). Indeſſen 
zeichnet es fich von demfelben aus baburch, daß es in mehr laͤnglichen 
glänzenden, durchfcheinenden Schuppen oder Blättchen kryſtalliſtrt und im 
Alkohol leichtloͤslicher if; von SOz wird es blutroth gefärbt, buch 
Uzotfänre, wie das (öholeflerin, Ambrein zc. gefäuert, und fo in 





e) Das Choleſterin findet fi in größter Menge in ven Galleuſteinen, 
bie nicht felten nur daraus befkchen, In dieſem Balle In fiekenzem Allohol geloß 
werden können, filtrirt und erkaltend daraus was Gholefterin in farbloſen, perl 
muttenglängenden, unfchmerbaren und gerudhlofen, bei 137%C. — 1099,68. 
ſchmelzen, in ver Guerike ſchen Leere bei 360°C. — 2880 A. A fublimiren 
und veſtilliren, erkaltenb kryſtalliniſch erſtarren und Rödyiometrifg — Ca7 Hyı 0 
jufanımengefegt find. Dom Kali wird es nidht verändert und bildet keine Geife. 
Digeftion mit waſſerarmer Azotjdure foll es in Azotcholeſterinſaͤure 2** 
Das Ambrein oder Ambrin iR der Hauptbeſtandtheil der grauen Ambre, 
kryſtalliſirt in farblofen ober warzig geftellten Nabeln, ſchmilzt bei 80°C. — 
240 R., ik unverfeifbear und gemäßrt, wie bemerkt, mit Azotſäure bie fachles 
Kxufielliiebare Umbrernazotfänze. Das Caſt orin IryRalliirt ans ver 
fihenden allofoligen 2öfung ebenfalls in Kleinen (Arfeitigen) Haben. iR yals 
weruugsfähig und gibt mit : AOs vie GaRorinazotfäure; ſ. a. a. O 


Gerebrinagotfänre verwandelt. Es ſchmilzt bei 1450 0. 1160, 
verliert dabei zuvor feine Durchicheindarkeit, und iR ein Hydrat, 
hievos abgefchen aber dem Choleſterin ifomer. Leranu fand im @igelb 
einem hicher gehörigen Bildungstheil, der ebenfalls ale Choleſterin 
betrachiet zu werben pflegt, fich jeboch von bemfelben, wie vom Geres 
brin dadurch im etwas verfchieben zeigte, daß er in Asbeſtaͤhnlichen, 
durchſichtigen, glänzenden Strahlen und Blaͤtichen Erpfallifiete, die 
übrigens ebenfalls bei 1370C. in Fluß gerietben. Im Thieribeer wurde 
ein Gholefterin in Begleitung von Baraffin uns Eupion (6.359) 
vorgefunden, das mit Schwefelſaͤure von 1,85 Gigengewicht kalt zus 
fammengebracht aufſchwoll, dh dann, bei 300 C. — AIR. ohne 
Färbung darin auflöfle, damit bie zu 150 — 120 MR. wieder erfaltet 
gallertartige Geſtaltung gewann, dann aber mit Waſſer verfeht als 
reines Gholeflerin ausgefchieden ward, bas fich ſchwimmend zue Übers 
Büdge begab. Choleſterin findet fi übrigens auch in manchen 
krankhaften thierligen Secretionen. In ber jog. Hautſchmiere bes 
Menſchen iR enthalten flüſſiges und flarres Felt, und neben dieſen 
ſänernde Nilchſäure und Salze, wie fie im Schweiß vorkom⸗ 
men; nämlich mildfenres Ammonoxyd, Salmiat, Kochſalz uud Nas 
treaphoephat. Der Ehweiß ik fauer durch freie Eſſigſaͤure. 


vü) In Beziehung auf Butyrinfäure, hier noch Folgendes: Setzt man 


voraus, daß, wie hie unt da voransgefeht worden, das Aldehyd 1B:@. 
Waſſer chemiſch zu binden vermöge in ber Art, wie es z. B. (uud 
zwar unmittelber) mit dm Ammoniak (oben ©. 825 Anm.) fi 
vereint, fo barf daun allerdings behauptet werben, daß die Butyrin- 
fänre (CH; O3) ihm polymer fey; denn es wäre foldden Falles 
das Aldehyd —= Ca Ha O2 + HO. Uehnlich verhält es ſich auf 
mit dem angeblichen Iſomerionus tes effigfauren Acetyl⸗Oxyd 
(oben ©. 851 Anm.) ; denn dieſts it C Uß O + CaH3 03 Cs Hs O4 
(und daher polymer dem Aldehyd; a.a.D.), wo man nicht nur 1 V⸗G. 
HO, fondern außerdem noch 2 H fich hinweg denken muß, wenn bie 
ſtochiometriſche Zahl dieſes Aethyloryd⸗Salzes mit jener der Bu ſtimmen 
fol. Uebrigens erinnert lebtere, hinſichtlich ihres Sättigung es 
Bermögens an das ber Schwefelſaͤure; denn in den Galzen ber 
Batgrinfäure verhält ſich der Oxygen⸗Gehalt bes Salzgründers zu 
jeam der Eäure, wie 1:8. Gleiches gilt jeboch auch von mehreren 
ver 3 B:8. Diygen enthaltenden, oben ©. 1069 aufgeführten Fett⸗ 
fäuren, fo wie von der Effigfäure, Formylſäure oder Ameiſen⸗ 
fäure ıc. Grhigt man butyrinfauren Kalt behutſam (in geringer Menge), 
fo entläßt er reines und baher farblofes, den Geruch der Labiaten ent; 
widelndes, brennend ſchmeckendes Bntyron = C7 Hr O; zuruͤck bleibt 
in der Wetorte Ca0EO; Es bildet ſich alfo das 0,83 Gigendichte 
Darbietende, bei 1440 C. = 115028. fiedende, im Waller faſt unldes 
tiche, ihm aber dem ohngeachtet feinen Cigengeruch mittheilende, in 


1060 


großer kuͤnſtlicher Kälte kryſtalliniſch erſtarrenbe, in Alkohol leichtlde⸗ 
liche Butyron aus der Butyrinſäure, wie das Aceton «ans ber 
Kcetylfäure (Sffigfäure), wenn man legtere in Dampfform durch ein 
"glühendes Rohr leitet oder, Jalls fie au einen ſtarken Salzgründer 
gebunden war, wenn man ſolche Verbindung hinreichend eshigt (oben 
©. 852 Aum.). Das alfo gewonnene, eigenthämlich barchbringens 
riechende und fchmedende, brennbare, mit Wafler, Alkohol und Aether 
leicht vermifchbare Aceton, läßt ih übrigens als fog. Dopbelatom 
aufgefaßt, als eine Art Brenngeiſt (Alkohol; oben S. 876) = x 
H; O + HO, alfo ale das Hydrat eines dem Aether ähnlichen Oxydes 
(Denyloryd oder Mefityloryd) betrachten. Such das Butyren 
iſt im Alkohol leicht löslich und leicht entzüundlidh. aber es brennt mit 
rußender Flamme und wird, von Ghromfäure Ferührt, augenblidiid 
in Brand geſetzt. O⸗Gas verſchluckt es, jedoch ohne ſich dadurch zu 
färben, und geht fo in Butyrinſäure über, während es von Waller 
und AgO berührt, unter Herflelung von Ag fih zur Butyrinidt 
fäure (Cs Hs O2?) orydirt. Defiillirt mar verhältlih große Mengen 
von butyrinſaurem Kalk, fo ſcheidet ſich Kofle aus, und gehen, begleitet 
von etwas CU⸗Gas, drei verfchiebene tropfliche, breunbare Fluſſig⸗ 
keiten über, von denen eime bei 950 GC. — 760 R., die andere bei 
1400 — 1500 und bie britte bei 1500C. (1200 unb 128) 
fledet. Die mittelere von biefen brennbaren Brenzdeſtillates feilt, 
nochmals für ſich deftillirt, reines Buyron bar, bie erfle dagegen hat 
man Butyral (richtiger Butyraldehyd) genannt; fie hat, bei 220C. 
= 170,6. 0,821 Eigengewicht, xiecht durchdringend, ſchmeckt bres- 
‚nend, nimmt, mit Waſſer geſchüttelt, von bemfelben etwas auf, wie 
fie auch im Wafler (jedoch fehr wenig) Tösliy iR, Dagegen vom Alles 
hol, Aether, Holzgeit und Kartoffelfufel in allen Verhaͤltniſſen auf 
genommen wird; angezündet breunt fie mit ſchwach blan umfänmier 
Flamme, mit CroOz berührt entzündet fie ſich unter heftiger Verknal⸗ 
lung; beftigfle kunſtliche Kälte (wie fie z. B. in Bergafung begrifen 
flarre Carbonſäure gewährt) bringen fie nicht zum Erſtarren. 
Gleiche Theile Butyrom uad Agotfäure machen eine buntelrothe tif 
figfeit hervorgehen, die, ſich nach oben begebend, eine angenehm ries 
chende leichte Fläffigkeit entläßt, wenn man fle, nad) vorangegangener 
Abkühlung Wafler zu durchſtreichen nöthigt. Entwideln ſich Feine rothes 
Dämpfe mehr, fo bilde fi, Hatte man viel Wafler beigegeben, ein 
fatt gelber äliger Bobenfag, ber würzig riechend zuderfüß ſchmedt, 
leicht entzimdblich if, mit zother Flamme brennt, tem Waſſer (werin 
er zu Boden finkt) unzugänglich, dagegen im Alkohol im allen Ber 
hältnifien löslich und, chemifcher Analyfe zufolge zu betrachten if, als 
eine gepaarte Gäure, ale fog. „Ritrobutterfäuze* oder Azoto⸗ 
butyeinfänze, d. i. als ein Butyron, das 1 Verhaͤltnißgewicht H 


1081 





"verloren und Dagegen 1 Unteragotfänre aufgenommen bat ®). Sie bildet 
mit 2 AgO ein neutrales, + AgOMO ein faures Galz, und verhält 
fi ebenſo zum PbO. Mit AgVAO; erzeugt fle einen gelben, ſchnell 
violett werdenden, im vielem Waſſer Iöslichen Nieberfchlag, deflen Loͤ⸗ 
fung, durch Sieden theilweiſe entwäflert: azotobutyrinfaures Silberoxyd 
kryſtalliniſch entläßt, dem 1 HO beigegeben erfcheint, was fie alfo als 
zweibafige Säure anerkennen macht. Wit Aethyloxyd verbunden bilbet 
die Buiyeinfäure den fog. ButterfäuresAether, der, durch lieb 
lichen Reinettens Geruch ſich auszeichnend, in neueren Zeiten, gleichwie 
ber Ameifenäther zur Darfiellung Tünflliden Arrals, zur Fabri⸗ 
Yıtton Fünfliden Rums verwendet und zu dem Ende dadurch fogleich 
in Weingeifi gelöft bereitet wird, daß man Butter mit farler Kali: 
Lange verfeift, bie alfo gewonnene Geife in möglich geringer Menge 
weflerarmen Alkohols mittelk Anwärmung loͤſt, dann nad) und nach 
mit Schwefelſaͤure verfegt, bie bie Flüſſigkeit ſtark fauer gegenwirft 
und nun fo lange beflillirt, als das Defillat noch angenehm obflartig 
riecht. — Den farblofen Amelfenäther (formylfanres Aetbyloryk) 
gewinnt man durch Deſtillation eines Bemifches von formylfaurem Nas 
teon mit Alkohol und Schwefelläure; er hat 0,912 Eigengewicht, ſiedet 
bei 530,4 0. — 420,72 R., ift in Waſſer wenig löslich, wird hingegen 
som Alkohol und Aether leicht aufgenommen, ſchmeckt würzig, riecht 
Arrak⸗aͤhnlich und muß: gegen Lufiberährung geſchützt: aufbewahrt 
werben, weil er ſich an der Luft leicht fäuert ®®). Prüher wurde, auf 
Hermbfädts KRath, theils zur Nachkünftelung von Branzbranntwein, 
theils zu der des Rum, das effigfaure Nethyloryd (Eſſtgnaphtha 
sder Gffigäther) angewendet, das man bereitete: durch Deftillation von 
16 Gewichtetheilen entwäfferten PBOA (fog. Bleizuder) mit 41/. Altos 
hol, dem zuvor 6 waflerarme Schmwefelfäure beigemifcht worben, ober 
son 10 kryſtalliniſchen Natron⸗Acetat mit 6 Alkohol (d. i. mit 830)5) 
und 15 Schwefelfänre und Dann über Kalkhydrat und Chlorkalk vectifleirte; 
aber wer nur efumal im Leben aͤchten Branzbranntwein geſchmeckt und 
gerochen, wird ihn vom Eſſigäther⸗haltigen Weingeiſt fogleich zu unters 
ſcheiden vermögen. Gtatt defien hat man in neuerer Zeit den Denanth- 
äther (der im rohen Zuflande die Benennung Weintrefterdl führt; 
vergl. oben S. 850) zu ähnlichen Faͤlſchungen verwendet. Man gewinnt 
den oben Denanthäther im fünlichen Frankreich ans Weintrefiern rother 
Trauben, welche zuvor mit dem Moſte gegohren hatten; Rectiſication 





Sie iR Daher = Cr (CH; AO4) + O; ober C7 Hg A + Os. 

*%) Da äbter Arrak fih an der Luft nit fäuert, während das Aethyloxyb⸗ 
Gormylat , au wenn es im Weingeiſt gelöft tft (uns vann noch Iehhafter) zur 
Unfäzrung gelangt, fo gibt vieles Verhalten ein Mittel an bie Hand ven ges 
fäligten Arrak vom ädhten zu unterfcheiten. Zuſatz von Allalien fürbert bie 
Seriegung yes Ameiſenaͤthers beträchtlich, indem fie ihm die Saure entziehen. 


— U U] 


bes hievon erhaltenen Brauntwein macht es ſich ausidkelden, da cs 
danu mitunter verwendet wird bem Kartoffelbranniiwein ober auch dem 
Korubranniwein einen dem Weintreſtern⸗Branctwein ähnlidhen Gerrch 
zu ertheilen. Was den Oenanthäther in biefem rohen Erzeugniß begleitet, 
fl theils Weingeiſt, Wafler und Ampyibrenngeift (Kartoffelfufe; 
a. a. O.u.S. 104 8). Woͤh lers Verſuchen zufolge verbauten Die Quit⸗ 
ten ſehr wahrſcheinlich dem Denanthäther ihren lieblichen Gera. 
Hauptiſaͤchlich die Echaalen bieten dieſen Geruch dar; deſtillirt man fie 
mit Water, fo fammeln fi auf dem Deſtillate Deltröpflein, welde 
jenen Geruch im Hohen Grade entwideln and die jenen Aether ewthalten. 
Da manche Arrake ben Baumöl Ahnli riechen, fo fragt ſich: ob 
dieſe nicht etwa Citronather (citronfaures Aethyloxyd) emthalten, 
ba dieſer in Weingeiſt leichtloͤslich iR und ſchon in ſehr geringen Mengen 
(fo gering, daß ſein bitterer Geſchmack unmerkbar wird) beigegebes 
jenen Geruch zu Wege bringt. Man bereitet dieſen Aether durch Ber 
miſchung von 90 Bewichtstheilen gerriebener kryſtalliſirter Gitromjäure 
mit 110 Alkohol, dem zuvor 50 waflerarme Schwefelſaäure beigegeben 
worden; läßt man dann von biefem Gemiſche, aus einer Glasretorte, 
unter zweckmaͤßiger Heizung, 1/3 des Weingeifi6 übergehen, fo gewährt 
der Rüdfland, vermiſcht mit Wafler, ſich ansſcheidenden, gelblichen zu 
Boden finfenden, öligfläffgen Citronäther (citronfaures Aethloxyd), 
der bei 210C. = 180,88. 1,142 Eigengewicht bat, bei 2700 C. = 
2160 R. ſich mehr gelbet und bei 2800 C. —= 2240 R. nur zum Theil 
unzerfebt überbefillirt. Im Wafler wenig, im Weingeiſt um» Aether 
leichtidolich und leichtentzündlich, auch durch Chlor ungerfegbar, ger⸗ 
fallt er durch Alkalihydrat in (an das Allali gebundene) Gitzonfänre 
und Alkohol. — Jene, welche das Aldehyd (S. 584) als Ben 
beſſerungsmittel des Branutwein oder des aus demſelben, durch Ab⸗ 
ziehen über Kali, entfufelten Weingeiſtes (dev, war es Alkohol, eigen⸗ 


%) Der KRorubranntwein enthält ein vom Kartoffelfufel weſentlich werfchiebenes 
Fuſelöl, denn es enthält keinen Amylbrenngeiſt, fonzern Mulper's Unterfudgung 
zufolge ein Gemenge von einem eigenthümlichen Fuſel, genannt Kornöl (Rogs 
.gendl; Oleum siticum, von airoz, Oetraive) Denanthäther, freier Denauthſaure 
und vergleichen Margarinfäure. Man flebet erfteres, indem man es aunörberft 
noch einmal mit Waſſer, dann aber über kohlenſauren Natron uns Waſſer 
beſtillirt. Es riecht, alſo gereinigt nicht mehr fuſelartig, ſondern ſcharf uuh Sem 
Waſſerfenchel (Phellandrium aquatic. L.) Abnlih und beſteht Mulner 
zufolge aus Can Has; Os. Roh, wie gereinigt, ift es volllommen auflöstic im 
Kalistauge, Bei der Deftillation des rohen Kornfufel mit WBafler, geht Weingeiſt 
mit über. Sehr ſtarke Kalitange: und mehr noch: feſtes Kali⸗Oyprat, wie waun 
bei ver zweiten Deftillation zugefept Hatte, bewirkt theilmelie Berharzung uub 
Umbilyung in ein braunes, noch näher zu unserjuchennes Erzeugniß. Mas rüds 
ſtamige Natron entHält Denanthſdure and Margarinſäure. Mob ficket Korafaje 
bei 28190. 2440, 8 R., braͤunt ſtich aber fon bei 150%C. — 120° NR, 
IM dankelbraun, ſchmitrig, übelxiechenn unb vom CuO-Gehalt grün. 


tekmlich wibrigen, an Kalllaugen» Geruch und Thran erinneruben 
Nebengeruch zu entwickeln pflegt — vielleicht vorzüglich nur: wenn er 
aus Karteffelbranntwein gewonnen? — unb zur’ Firuißbereitung nicht 
tangt) im fehe veinen Zuſtande barguflellen beabſichtigen, kemmen, 
meinen Grfahrungen zufolge, am leichteſten zum Ziel, wenn fie ſaures 
Gromfaures Kali mit einem Gemiſch von Alkohol und Schwefelſaͤure 
(von wenigftens 1,85 GBigengewicht) erhiken; es entbindet ſich vom 

erſten Angenblid bis zu Cude unmmterbrochen lieblichſten Geruch vers 
—— Aldehyd; der Rückſtand (eine dunkelgricie, beim Abdunſten 
theilweiſe purpurblaͤuliche und dunkelvioleite Fluſſigkeit) laßt ſich auf 
CThromalaun benuben; oben ©. 813 ff., 821 und 905. Uebrigens 
werden angeblich auch die, (nad Art des Butteräther barflellbaren) cas 
pronfauren und caprylfauren Aethyloxyde (Bapronäther 
uns Gapryläther) zu Rum⸗Nachkünſtelungen benubt; fie beflgen 
ebenfalls angenehmen Dbfigeruch. — Kartoffelfufel ud Korn 
fufel find aber beide, genofien, Menfchen wie Thieren nachtheilig, 
ja möglichen Yalls töbtlih. Werden Schaafe, während ihrer Stalls 
fülterung mit Branutweinfpählig (ſog. Echlanpe) getränft, fo unters 
liegen fe nicht felten dem fog. Baulwerden, ». 1. einer ſchwammigen 
Aufloderung der Unterleibs⸗Cingeweide, beſonders der Leber (die dabei 
ganz mürbe wird) und der Gutwidelung von zahlreichen Bingeweibwärmern 
(Distoma hepaticum). Schulz möchte biefe furchtbare, ganze Schanfs 
heerden binnen Kurzem binwegraffende Krankheit, in den höheren Graben 
ihrer Entwidelung mit dem gelben Fieber und dem Gumpfwechfelfleber 
vergleihen; Hufeland’s Somrn. 1738 Aprilgeft S. 31. Welchen 
Antheil au dem Entſtehen dieſer Krauheit haben die Fuſelöle des 
Brauntweinſpühlig? Welchen der Weingeiſt? Bei Branntweinfäufern 
gewinnen Leber und Milz ungewoͤhnlich an Umfang, wie an Fett⸗ 
Gehalt *), Auch das im naßgeworbenen und unvollländig getrockneten 
Heu fi entwickelnde Fermentol (f. w. u.) dürfte zum Erkranken 
der Gtallfütterung unterworfenen Hornvich’s beitragen, aͤhnlich wie 
jene Yufelöle. Daß Füttern mit rohen Kartoffeln beſtes Vorbau⸗ 
ungsmittel gegen bie Eutſtehung bes Milzbrandes fen, wie erfahrene - 
Laubwirthe behaupten, kann jener bie nachtheilige Wirkung des Fuſel⸗ 
oͤls betreffenden Bermuthung nicht zum Eintwurfe dienen. — Da übrigens 
vie Nildabfonderung mit den Verdauungsorganen in fehr naher Bes 
ziehung flcht, fo darf es nicht befremben, daß ein ober das andere vom 
gewoͤhnlichen abweichende Futter und dergleichen Getränk bei den Kühen, 
Ziegen sc. nicht felten fehr merkliche Abänderungen in ihrer Milch her⸗ 
verbringen. Dan weiß, daß genofienes Krapproth, Safrangelb, 


N) S. folgerte aus feinen Beobachtungen, daß nit vie im Branntweinſpühlig 
vorhandene Säure (Milchſaͤure; Giffigfäure), fondern das ſolchen Weges den 
Sqchacfen zukommende zu viele Waller pas Entſtehen der Krankheit bedinge (?}, 


I 4,5 79 


1084 


Subigo (Waid) un.f.w. fürbend iu bie Mil übergehen, daß Zwetſchen⸗ 
branntweinfpäälig der Kuhmilch einen fehr widrigen Geruch ertheilt, 
während etwas Rauchtabak, deu man dem Biegen « ober Geiſen Futter 
beimengte, in der Geiſen⸗ oder Ziegenmilch den winrigen, bödfelnben 
Beigeruch tilgt, daß Genuß bes Krautes ber Gratiola off. L. jene 
Abänderung der Nilch bewirkt, welche diefe, genoſſen, Durchfall bes 
wirken macht, und allbefannt find die Einfläffe ungewöhnlicher Speiſen 
auf die in Bildung begriffene Frauenmilch; es wäre für Chemiler, 
Phyſtologen und Aerzte Ichrreich, wenn dergleichen: Abänderungen ber 
Thier s wie der Frauen Mil chemiſch genau beflimmt würden. 


»ph) Digerirt man (nah Ehancel) butyrinfaures Aethyloryd 


(Butteräther) 8 bis 10 Tage hinburch mit wäflrigflüäffgen AUmmoniaf, 
fo löf es fih barin auf, und bampft man dann biefe Auflöfung bis 
zu 1/3 ihres Raumumfanges ab, fo ErpRallifirt daraus, in blendend⸗ 
weißen yerlmutterglänzenden Tafeln das Butyramid⸗Alkoholat, 
eine Iuftbeftändige, bei 11500. — 920M. fehmelzende, flüchtige, im 
Waſſer fehr lösliche, auch dem Weingeiſt und dem Aether leidgtegugängs 
liche Verbindung jenes Hetbylorygb mit AHz und HO — Botyrin⸗ 
amib + Altohol = Ca Hr AO⸗ + C4 He 02. — Hinfichtli Der großen 
DMannigfaltigkeit dee Entfiehungsbedingungen der Butyriz- 
fäure dürften folgende Yälle als die, in phyfiologifcher Hinſicht vor⸗ 
zugeweife beachtenswertben, auf weitere Verfolgung durch neue Ber: 
ſuche am meiften Anfpruch machen: a) Gay⸗Luſſac zufolge enthält 
gefaultes Fibrin, das zuvor nicht entfettet worben, ebenfoviel Fett, 
als friſches Fibrin; aber das Fett des erſteren befteht, hatte bie Fäul- 
niß unter Waſſer flattgefunden, Wurtz's Verſuchen gemäß grofen 


Theiles aus Blycerin-freier, an Ammonoryd gebundener Butyrinfänre; 


b) Belouze und Gélisé fahen Zuder fi theilweiſe in Butyrin⸗ 
fäure wandeln, als fie defien wäflrige Löfung, unter Zufak von etwas 
Gafein (oben ©. 1074) bei 250 — 300 C. — 200 — UOR. gähren 
ließen; es entwidelte ſich COↄ- und H-Gas, und zurädblieb “Butys 
zinfäure. Erdmann und Marchand beobachteten Aehnliches, als 
fie mehlige Saamen in Bährung verfeßten, und Scharling will aus 
gewafchenem Kartoffelbrei, den er bei 300—400C. = 240 - 320 X. 
in Gaͤhrung erhalten hatte, biefelbe Säure erhalten haben (wahbr- 
ſcheinlich: nachdem das Amylum der Kartoffeln zuvor in Traubenzuder 
übergegangen?); Dr. Ludw. Buch ner's Bermuthuug, daß der wibrige 
fäuerliche Geruch der Malztrebern (zumal ber des Gerſtenmalzes) von 
durch Bährung entflandener Butyrinfäure berrähre (Kunſt⸗ und Bes 
werbes Blatt des polyt. Bereins f. d. Könige. Bayern. Bebrnarheft 
1846. ©. 83 ff.) findet ſich unterfläht dur c) Ehautarb’s Beob⸗ 
achtung, der zufolge Gerber⸗Lohe, durch Mitanwefenheit thierlicher 
Dildungstheile in Bährung verſetzt, Butyrinſäure erzeugt, bie man 


gewinnen Tann, wenn man bie Lohe der Deſtillation unteriwirft; 


1085 





HMRarhand fand im Sauerkraut, wie im gegohrenen Gurten 
oder EucumernsGaft, neben Mildifäure auch Butyeinfäures und 
0) Zeiſe lehtere im Tabaksrauch, und nicht im unbeträchtlicher . 
Menge. Us Nedtenbacher Kubmilds Butter unterfuchte, welche 
währenb bed Sommers 1842 und des Winters 1842—43, das iſt zu 
Zeiten in Böhmen gewonnen worden, als bort Mangel an Rüben 
und WBinterfutter war und mithin das Dich nur ſchlecht gefüttert wers 
den Tonnte, erhielt er aus derfelben, flatt der Bntyrinfäure, Caprin⸗ 
fänre und Gapryljänre (oben ©. 1083), eine neue eigenihämliche Fett⸗ 
fäure, die er Baccinfänre nannte. Gie bildete mit Baryt — 
mit. dem Butyrinfänre und Gapronfäure leichtldoliche waflers 
freie Salze zufammenfepen , währen Gaprinfäure damit aus 
ber gefättigten, Rebeubheißen wäflrigen Loͤſung zuerſt, und zwar in 
Form eines aus milroflopifhen Nadeln beſtehenden kryſtalliniſchen 
Pulvers auſchießt, der darauf folgende caprilſa ure Varyt aber 
Nohnſaamen ähnelnde kryſtalliniſche Korner darſtellt — zollgroße, 
aus Prismen zuſammengeſetzte, Waflershaltige Drüfen, kryſtalliſtrt 
damit jeboch auch in hievon abweichenden Formen. Aus ber Luft - 
O⸗Gas einfangend, wandelt ih 1 Bs@. Baryts Bareinat in 1 V⸗G. 
Baryt- Bapronat und 1 freie Butyeinfäure um. Die Milch vom Jahr 
1843 gab R. Feine Baccinfäure. — Bei Gtallfütterung roͤthet die NRilch 
Zadtmuspapier, läßt ſich jedoch fleden, ohne zu gerinnen; Haidlein's 
Berfuchen zufoige (denen gemäß frifche und Lackmus nicht roͤthende 
Milch keine Milchſäure enthält) if in ihr bereits Mildyfänre zugegen, 
fobald fie Lackmus roͤthet; die früher unter der Benennung Käsfäure 
(m. Grunb;. I. 677) bekannte, von Braconnot unterfuchte, ber Nil 
entlammende Saͤure, die mit Ammonoryb verbimben altem Käfe feine 
würzige Schärfe ertbeilt, iR B. zufolge ein Gemiſch von Margarins 
füure, Blainfänre, Osmazom*) und Käsoryb ®) Galactin 
(Sofern » Syprat) fah er dagegen mit Kali⸗Carbonat behandelt eine 
ſchleimige, fade, Ladmus ſtark röthende, dem Haufenblafenieim aͤhn⸗ 
liche, geiblichweiße, durchſcheinende, Sowohl in falten als heißem Wafler 
losliche Mafie bilden, die B. für Fäfefaures Kalt hielt, bie aber 
Bafıta und Milhjäure zu Mitbefiaubtheilen gehabt zu haben fcheint, 
alfo eine Säure enthielt, welche Bergsma’s baſich milchſaurem Bas 
lactin fich anfchließt; m. Grundz. I. 664 fi. Aum. Mbgerahmie Mil 
ſah B. O⸗Gas verſchlucken, wenn fie damit gefchättelt wurde, und 


- 9) Dimazom ober „Bleijhextract® galt fonft für einen ſelbſtſtaͤndigen thierlichen 
Bilnungttbeil, iſt aber ein Gemenge von denen durch das (die Anziehung zum 
etmofphärlichen Deygen exhöhenbe) Kochen entſtandenen Löslihen Proteĩnoxyden 
um Glutin (Leim), nebſt thierlichen Salzen. 

*®, Orer Apoſepedin; ein fonft für eigenthümlich erachtetes, noch näherer Unter⸗ 
fuchung bedũrfendes Broteinoib; m. Grunbz. I. 556 z. 876. . 


rw wn 


1086 


dabdurch/ fauer werden; a. a. O. &. 577 Aum. cher Fallang bes 
Ziegers aus der 750-1000 C. heißen Syrte (entfettete und faR ent 
fäfete Molten) durch Sufap von einigen Proc. Eifig, uud über gals 
vaniſch bewirkte Kaͤſe⸗ Scheidung, wie fie, lange vor Entbedlung bes 
Balvaniomns von. Bewohnern ber Schweizer⸗Alpen bewirkt wurde um) 
bewirkt wird; ebenbaf. ©. 579 Anm. Haiblen’s Berfuchen zufolge, 
angeſtellt mit der Milch vom zwei verſchiedenen Kühen, bietet bie 
Ale der Kuhmilch dar: Natron, Natrin» und Kalin- Ghlorib, 
Kalls,. Magnits und Ciſenoxyd⸗ Phosphat, im Mittel in 100 Ge 
wichtstgeilen verhältlidh, wie folgt: NaO = 0,0425, NaCh 0,0289; 
KCh 0,1835; 8CaO + 3POs = 0,2875; 2MgO + PO, == 0,083 
und 2Fer O3 + 3 POs. Daß die Mengen biefer Salze von Be 
ſchaffenheit der Kühe und ihrer Nahrung abhängig find und baber in 
einzelnen Böllen yon ben bemerkten mehr oder minder abweichen werben, 
unterliegt keinem Zweifel und folgt ſchon aus her zuvor erwähnten 
Abhangigkeit der Milch» Befchaffengeit vom Futter). Man zieht 
übrigens für Melkvieh Hübenfutter dem SKartoffelfutter vor, weil 
vs Milchbildung mehr begünſtigt als letzteres, obgleich anderweü 
erfahrungsgemäß bekannt iſt, daß 8 A Kartaffeln, in Abſicht auf Ex 
näbrungsvermögen, nahe fo viel leiſten ale 8Z Rüben; denn 1008 
Rüben nähren durchſchnittlich wie 18,75 Gen, 100 8 Kartoffeln wie 
50 8 Hen. — In wiefern Pflanzen⸗Albumin durch Bepfin-Eimwirkung 
in Gefein wandelbar ericheint, if bis hieher noch nicht durch Ver⸗ 
ſuche erkundet worden; vie Rüben find reich an Albumin, das, mas 
mentlich bei Runfelräben (zum Nachtheil der Menge des ans ihnen 
zu gewinuenden Buders) ſich fehr orydirbar zeigt — mithin darch 
Berũhrung anderer ſchlechterer Bleftricitäte = Leiter verbältlich Leicht 
elektropoſitiv wird, und diefe Befchaffenbeit auch jenem Ammanial cr 
‚ theilt, das ſich ans demfelben (ſammt Pflanzenfäure) Iraft eingetretener 
Zauluiß erzeugt (mit der Pflanzenfänre muthmaaflih zunächſt Amide 
. bilyenb) und im Folge feiner hoben Wleftropofltivität das atwofphärifche 
O⸗Gas ſchnell und im folder Menge verihludt, daß es im wäffrige 
Azotſaͤure übergeht, bie, unter biefen Umſtaͤnden feinen bindenden Stoff 
findet und baher in freie Oxyde bes Azot, ins Beſondere in Uzoridkt 
fäure ich wonbelt, während, Falls unter äbulichen Umſtaäͤnden Mitaune 
fenheit von ſtarken Galzgründern: azotſaure Salze (3. B. azotſanren 
Kalk, azotfaures Kali sc, und bamit rohen Salpeter) hervorgehen 
macht 99). Ohne Mitanwefenheit des Opdrogeg orydirt ſich aber bes 


*) In Beziehung auf obige vie Schaaf⸗Fütterung betreffende Bemerkung möge Kiez 
auch noch folgen: daß Füttern mit rohen Kartoffeln als beſtes Schugmiütel 
gegen den Milzbraud ber Tiere empfohlen worden; gegen Scorbut kat 
man fie oftmals empfehlungswerth gefunben. 


@®) Benz in Spanien ber We i 
ae Sryen ve Igen nicht gerath sichen die Pachter aus ber Michyen- 


Agot nicht; es iſt daher oßme Ziveifel die Dem EX mögliche, verhälilich 
Rarle pofitine Sieftrifrung, weldge es dem mit ibm verbundenen A 
überträgt und Busch die es bie Oxydabilitaͤt deſſelben er 
Höher. Bon ber Stärke der zwiſchen A und A muter ähnlichen 
Bediugungen waltenden Anziehung, zeugt überhaupt nicht nur bie CEut⸗ 
Rehung ber Azotſaure, ſey es in der Erde (begünftigt durch bie Gäures 
Gorberung mit vorhandener Galsgrüuder), oder in ber feuchten atmos 
phaͤriſchen Euft (durch Blig) oder in dergleichen abgeſperrter Luft, welche, 
wähsenb fie wäfirige Lüfuugen rer Allalien (leichtldolicher wie erbiger) 
bedelt, (in Cavendiſh'e hieher gehörigen Verſuchen; m. Grundz. 
IL 49) vom dem Funken des geladenen erſten Conducters einer Elek⸗ 
trifrmaſchine durchzuckt wirn, ſondern auch bie Thatſache, daß Azot⸗ 
fäuse nur in Verbindung mit Baer als ſog. ſteie Saͤure zu bes 
Reben vermag. In heißen Ländern erfolgt übrigens bie Oxydation 
des Anmerials zu (an Kali, Natron, Kal ıc. gebunden werdender) Azot⸗ 
fänte ungemein ſchnell, aus der Fäulniß überlaflenen thierlichen Teilen 
uus Abfällen gefchlachteter Thiere felbft in 24 bis 72 Stunden, und 
ebenfo auch die Orydation bes Hydrocarbon zu Dungfäuren (Humins 
faure w.); 3. B. der Reißſtoppeln zu ſog. Baumwollen⸗Grund, db. i. 
zu ſchwarzer Dammerde; vergl. m. Deutſch. Gewerbefr. I. 126 ff. 
(VBeber Salpeter-Gewinnung im Großen; ebendaſ. IL 254 fi. 
HI. 75-76, 180 ff. 208, EV. 40, 167; über Entſtehung in Runkel⸗ 
trüben IL 45, IV. 41 vorlommen, Bilanzen IL. 32). Gleiches zeigen 
auch Milner’s Verſuche über Azotſäure⸗GCutſtehung aus gaflgem 
Ammoniak, das, begleitet von O⸗Gas durch glühende Möhren getries 
ben wurde (a. a. O. IL 83 ff.), und die foldder Entſtehung bedinglich⸗ 
Ahaliche aus Ummoniakgaa, das man durch glühbenden Braunfteln 
treibt *), oder felbft aus atmofphärifcher Duft, welche gleicher Bes 

- Handlung unterworfen worden; denn keine Luft, in ber thierliche Aus⸗ 
Ausränftungen (Ansathmungs⸗Hauch und dergleichen) ſich verbreiten, 
iM frei von Ammeniakgas. Auch Bas in den fog. Ammoniakſalzen 
vorhandene Ammoniak findet ſich mit den Saͤuren nur durch Bermits 
teilung des Waſſere verbunden; benn alle wahren hieher gehörigen 

Salze, enthalten, wie zum Defteren bemerkt, nicht Ammoniak, ſondern 
Ammonory> (AH,O == AHy = HO) als Galzgründer, und auch 
diefe, durch bie Säure hervorgerufene Verbindung, weifet mittelbar 
Hin auf jene Erhöhung und Mebertragung des eleftropofttiven Gegen⸗ 
wirfungewerthes des A, duch den des U. Daf übrigens die Gäuren 








©) Besbreunt man H-Sas mit aimoſphäriſchem O:&a8, fo erhält man ſtets etwas 
Aaotfäure; wahrſcheinlich iſt es aber auch In dieſem Falle nicht das freie, unge 
buubene A:Gas, ſondern das Ammoniak der Luft, daß zu (waͤffriger) Azotſaͤure vers 
brennt. Schon Scheele zeigte, daß bie * mother Luft, worin gelebt wird, 
Hets Ammoniak enthält. . 


1088 





das Ammonoxyd, und damit das Azothybrogen gegen weitere Oxyda⸗ 
tion ſchützen, darf nicht auffallen, da Gleiches auch bei übrigen, ihrem 
Nadicale nach zufammengefehten Galggrundlagen (3.8. bei ben fog. 

. geganifchen Allalien oder Allaloiden), und ebenfo bei’ Galzgründern 
ftatt findet, deren Radicale Leine Bezweit- ober Gedrittſtoſſe, ſond ern 
Grundkoffe find; wie denn Gilicfäure (der Mangankiefel), Car 
bonfäure, Phosphorfäure ıc., das fo leicht O⸗Gas verſchluckende Mans 
ganorybul, Schwefelſaäure FeO des Giſen⸗haltigen ſchwefel⸗ 
fauren Zinks (käuflihen weißen 'ober Zink⸗Bitriol; im 
reinen Buflande = Zn0SO3 -+ 7 HO), und ſelbſt ſehr ſchwache 
"Säuren, 3. B. COꝛ, AOg, A das Bleioxyd gegen höhere Oxydation 
ſichern ẽ). Das 2PbO-+AO3-+HO, v. i. baſtſches azotichtſaures 
Bleioxyd — gewinnt man leicht, wenn man Blei⸗MRaspelſtaub mit 
im Waſſer gelöſchtem azotſaurem Bleioryd (am beſten in bleiernen 
Kafſeln) ſtedet; es ſchießt daraus In kleinen glänzesdgelben blättrigen 
Kryſtallen an (waͤhrend das neutrale azotſaure Bleioryb waſſer⸗ 
freie, im Waſſer, aber nicht in Azotſäure Lösliche, farbloſe Octaeder 
bildet), die, geloſt und ſelbſt nur gefeuchtet, an Garbonfäure PbO 
abgeben, und fo in Bleiweiß und PhOAOs zerfallen, welches legtere 
— wie ich ſchon in meiner Polytechnochemie (I. 411) nachwies — 
ſemit leicht zur fortwährenden Bleimeiß-Fabrication be 
nutzbar wird, die außer der Carbonſaͤure nur einmal Azotfänre 
koſtet, und mithin, Tann man Garbonfäure (3. B. aus Wineral- 
wäflern) ohne Koflen gewinnen, ober, was auch ſehr leicht möglich if, 
wohlfeil erzeugen, ein fehr einfaches Berfahren auf jene Babrifatien 
anzuwenden möglih macht. Ebenſo auch jenes der Bereitung des 
Bleiweißes aus bafifch eſſigſaurem Bleioryd. Lil man näms 
ich Bleioxyd (3. B. gemahlene Bleiglätte) im überfhüffiger Eſſig⸗ 
ſänre auf (in veftillirtem @ffig), bei hinreichend erhöbeter Digeſtions⸗ 
oder gelinder Giebhige, und Hält man die Auflöfung, bis zum 
beginnenden Erſcheinen des ing. Salzhäͤutchen (d. i. des erſten Kry⸗ 
ſtalliſations⸗ Anfangs auf ber Oberfläche der Fluͤſſigkeit) überwiegend 
fauer, fo kryſtalliſirt daraus, im farbloßseigenthiimiich , gleich allen 
farbiofen' Bleifalgen gläuzenden, in trockner warmer Luft ſchwach vers 
witternden, gleich allen löslichen Bleiſalzen widrig füß ſchmueckenden, 





*, Das Bleiweiß, d. i. PbOCO, nicht nur, ſondern auch dat baſtſche, ober 
richtiger das (gleichzeitig) carbonjaure und waflerfaure Bleloxyo, wie es exhalten 
wird, wenn man ſtark verflädtes Blei mit Waſſer gefeuchtet der Luft ansteht 
(was jedoch eine ſchlechte, nicht weiß, fonbern geaufichweiße, bald grangelbembe, 
fog. ®rundirung ber Delgemälve, Anſtrichfarben ıc. gewährt) gelbt nur nad, 
nicht weil fein PbO in Phg Oz übergeht, ſondern, weil feine Saure burch 
Settfäuren vertrieben, in biefen Säuren oxydirbare Stoffe Hinterläßt, vie oryhiremb 
ſich verharzen und babei fi gelben ober bräunen. Wenn von 2 PhO 4 0C02 + 
HO vas HO entweiht, bleibt PbO CO2 + PbO, welchet PhO gelb M. 


1088 





nit aur im Waſſer leicht, fondern auch im Alkohol loͤslichen Pris⸗ 
oe Erhigt man dieſes Salz, fo entiäßt es zuvoͤrderſt 3 HO, 
dam zerfällt ein Drittel feiner A in CO, und Aceton (©. 1080) 
mb der. darauf erflarste Nüdkand befteht nun aus SPbO + 2A, if 
im Waſſer leicht loͤslich, und kryſtalliſirt aus ber fyrupdiden Löfung 
in perimutterglängenden Blättern, if aber noch nicht das hoͤchſte bafl- 
fe Bleiorydacetat, fordern vielmehr nur die erfle (ſonſt durch Bleis 
effig bezeichnete, durch Behandlung bes Effigs mit überfchüfflger 
Bleiglätte dargeſtellte) Stufe jener der Begenwirkung nad, vorherr- 
ſchenden Verbindung des über die Neutralifirung hinaus gehenden Blei⸗ 
stydgehaltes mit der Cjſigſaͤure. Alle dergleichen bafliche Verbindungen 
wirken auf Barbfloffe (geröthet Roſen⸗ oder LadmussPapier, Rhabars 
berr, Curcuma⸗2c. Papier) wie Alkalien, diefe aber geftaltet fich, 
fruftallifivend in zarten, feidenglängenden (ober vielmehr: ber Seide 
aͤhalich⸗Bleiſalzglänzenden) Nadeln, die fo ſtark alkaliſch gegen» 
wirken, wie jene Berbindungen, welche Mildızuder, Mannit und vers 
wonkte Bildungstheile mit PhO, Bin Og2c. einfehlagen, und die Vers 
faſſer dieſes Handbuchs früher Cin |. Polytechnochemie IL 1) ihrem 
Berhalten zufolge, als Metallalkaloide zu bezeichnen ſich veran> 
laßt fand. Sarbonfänre zeriegt dieſe Salze, nach Art jener theil⸗ 
weiſen Zerlegung, welche durch fie das azotichtfaure Bleioxyd erfährt, 
uud läßt fo ebenfalls PhO CO, hervorgehen, während PbOA flüffig 
zurſick bleibt, das, aufs. Neue durch Gieden mit überflüſſigem PbO in’ 
bafifches Bleioxydazetat verwandelt, ebenfalls eine ſortdauerude Quelle 
‚der Disiweiß-Erzeugung gewährt, ohne daß neue Giflgfäure 
dabei in Anſpruch zu nehmen nöthig wäre. Da jedoch, namentlich 
bie. Garbonfäure der Mineralwäfler, nicht felten auch durch (mittelft 
dessxydirender Serfehung der Echwefelfänre und des Waſſers hervor« 
gegangen in Folge der Oxydation organifcher Stoffe: auf Koſten der 
an .S und H gebundenen LDB-®. Oxygen, zu CO,). inzwifchen ent- 
ſtandenes Hydrogenſulfir oder Hydrothion (MS) verunreint iſt, was 
Bräunung des zu fällennen Bleiweißes durch PnS zur Folge haben 
würde, fo thut man wohl ſolche Carbonfäure, und ebenfo auch die 
Durch Bährung Zudershaltiger Maffen nebenbei erhaltene COg, dadurch 
zu entisäwefeln, daß man ſie erſt durch in Wafler gelöfes eſſigſaures 
Bleioxyd Rreichen läßt, bevor man fle in die Bleioryb-Auflöfung leitet %), 





9) Bei ver Bereitung bes effigfanzen Alumoxyd's (AlO; + 8Ä) vurch 
WBerhfeljerfegung von efiigfausem Bleioxyd und fchwrfelfaurem Alumoxyd 
(fchweickfaure Thonerde), das in neuerer Beit fadritlmäßig bargeftellt und von 
Särbern x. ſtatt des Alan in großer Menge verbraucht wirn, fällt fehr viel 
ſchwefelſaures Bleioxyd. (PhO SO;) als Nebenerzeugniß ab, das, ale 
Maleriarde wubraudgbar, entwerer zu Pb trodgen Weges wehucrt werben, ober 
mit KOA, worin es ſich aufloſr, als Beize verwendet werben Fanı. 


1000 


damit alles Hydrothion vorweg befeitigt wird. Das lepterwähst 
baſiſche Bleioxyd eignet ſich auch fehr wohl zu Bereitung bes fee. 
Bleiweißpflakers auf trodnem und auf naffem (vom Ber 
faffer dieſes Handbuchs bereits wor mehr ale 33 Jahren, in Tromme 
dorffs Journal, diefer feiner Bereitung nach in Borfchlag gebrachten) 
Wege; noch mehr bafifch if jenes Bleiorydr&ubacetat, ba 
durch Unsfällung der genannten löslichen bafiichen Acetate maittelk 
Ammoniak⸗ Hydrat (Afenden Salmiakgeiſt), oder durch Digeflion jener 
baſiſchen Acetate mit Bleioxyd hervorgeht, und ein im Waller ſehr 
fegwerlösliches, fein kryſtalliniſches, weißes (zu Bleipflaſter auf 
trodnem Wege ausgezeichnet brauchbares) überbafliches Bleiorybial; 
darftellt *). 

xch) Iene natürlichen, nicht durch Serftoßen fettöliger Saamen mit Bert 
(3uder tc.), in Form fog. Smulfionen gewinnbaren, alfo nicht ver 
Mandelmildd (Orgende ober Orgeate, worunter jedoch auch eim von 
Gerſtenwaſſer bereiteter Kühltrank verſtanden zu werben pflegt) Ayuliden 
Pflanzeumilch⸗Arten, wie fo z. B. der Milch⸗Feigen baun 
(Flous galaotofera L.) enifließen läßt, ſcheinen nicht ſowohl eigeniliche 
Fettarten, ſondern dem Wachs ſich mehr oder minder naͤhernde Sabſtanzen 
zu enthalten; Semmola fand wenigſtens die bezeichnete Feigenmilch, 
wie fle aus den Baumeinfchnitten ſchwach würzig riechend und mild 
ähnlich (hintennach jedoch ſchwach bitter oder ſcharf) ſchmeclenn hervor⸗ 
tritt, procentiſch zuſammengeſetzt neben 60. Wafler, aus 10 Bas, 
10 Albumin, 5 Gummi, 8 Maguitfalz (wahrſcheinlich Apfelfaures MgO) 
und 1 Metheröl; die Aſche enthielt weder leichtlösfiches Mile nach 
Kall. Es erinnert diefe Zuſammenſetzung, hinſichtlich des Wache⸗ 
Gehaltes am deu indiſchen weißen eßübaren Lad (oben ©. 1055 umk 
m. d, Gewerböfe, E 245 ff.) der Mitchiaft feld aber an bie, vor 
im chemiſch, jedoch zum Theil fehr abweichenden übrigen weißen 
Nilchſäfte ver Planzen, in denen flatt des Wachſes, over mit dem⸗ 
felben nicht ſelten Harz und abgeändertes Kautſchuck Kersortritt, 
3. B. in dem ber fog. Pflanzenkuh ober ameritanifigen Rubbaum 





) Ebenſo finret fi aber au Rartoffelfufel, wenn er mit Binndhleräs 
gur vothen kryſtalliniſchen Maſſe ich verbunden bat — bie kur Ziſatz vom 
Waſſer fogleih in die genannten näheren Beflanbtbeile wieder aus einander trift, 
in dieſer Verbindung gegen Oxydation volllommen gefhügt, ums ebınfo ml 
anderer Geits Dad SnCh. Bittermanpdeldl unb Anisdl verhalten ſich Aka 
lich zu dieſem Chlorär (ſonſt auch genannt falzfaures Zinnoxydul), feik — 
jedoch dem Anisätherdlchaltigen Zinuchlorar Waſſer zu, fo ſcheidet ſich 
das Del, ſondern ſtatt deſſen eine ihm iſomere weiße, kAſig⸗ſlockige 
von Sn Ch. — His Heine den Milchſaft ner in Oſtindien heimiſchen A 
pias gigant. L. mit waſſerarmer Schwefelſaͤure vermifchte, 
ſegleich Nothor⸗Geruch; m. d. Gewerböfe. I 126 f.; 191. cher daB 
halten verſchichener anneser DRildfäfte, ebennaf. LIE. 118. 


1091 


- (Palo de Vaca®), deren Milch ahnlicher Milhfeft, W.v. Humboldt 


zuioige, fehmadgaft und March and's Unterfuchungen gemäß zufammens 
geſegt iR aus Waſſer, Zuder, an Kalk, fo wie an Magnit gebundene 
Bhosphorfänre, Eifigfäure(Epuren)unv aus einer der Butyrinfänre aͤhn⸗ 
lichen Fenſaͤure, drei verfchiedenen Harzen uud oxydirtem Kautfchud. 
Ob dieſer Milchſaft, vor feiner fog. Bettbildung — die ihn fväterhin 
in den Staud feht fetten Rahm zu entlafflen — reicher an Zuder if, 
als nach beendeter Pettzufammenfeßung? **%) darüber liegen beſtimmte 
NRachrichten nicht vor, indeſſen läßt das Reifen der Kokosnuß, wies 
wohl beide Pflanzenarten, fene, welcher Die Kuhbaummilch, und dieſer, 
der die Kokoſsmilch (Mil der Kokesnuß) Liefert, hinſichtlich der 
Blauzenfamilien, denen fie entſtammen, beträchtlich von einander fer⸗ 
an, ewas Der Art erwarten, benn in dem Brabe, wie die Kokoonuß 
reifet, mindert ſich ihr Zucker⸗ nud mehrt ſich ihr Fett⸗Gehalt; ein 
Verhalten, was an bie Euntſtehung der Butyriniäure aus gährendem 
Suder erinnert; oben ©. 1084. Ob Mchnliches auch vom Fıtt der 
Süllingia sebifern und ber Litsaco (Tomex) sebifera, Rhus suc- 
cedanen etc. gilt? ſſeht noch zu unterfuchen. Das Bachs der Andes⸗ 
Balme Ceroxylon Andicola Humb., fegeint mit jenem der Myrica 
cerifera Üübereinzufimmen. Das feit mehreren Jahren im Handel 
verfommende Japaniſche Wachs fol nicht, wie man ſonſt gewoͤhn⸗ 
lich annahm, von ber erwähnten in Japan heimiſchen Ahus-Art ſtam⸗ 
men, fondern hinſichtlich feiner wahren Abſtammung nech unbekannt 
xyn. Nahmer's und Meyer's Verſuchen zufolge, beſteht es gänz⸗ 
lich aus yalmitinfanrem Glyceryloxyd; vergl. oben S. 1062. Auch 
in tem Mais (Zen Mais L.) oter Welſchkorn ſcheint der Fett⸗ 
Gehalt erſt mit der Minderung des Sudergehaltes merllicher hervorzu⸗ 
sehen; denn jene umreifen milchigen Mais-Kolben (Aehren), welche 
man in Nordamerika zumal geröftet oder gebraten zu efien liebt (in 
der Wetterau, mit @ffig und Gewürz als Zugemäße ſchäͤtzt), find, 
wenn nicht Fett⸗leer, doch ſehr Fett⸗ arm. Zur Zeit ale Bonffin 
ganlt, Dumas und m. U. alles im Tbierlöryer vorkommende Bett 
ven der Nahrung der zugehörigen Thiere (fo wie des Menfchen), mit⸗ 
bin urfprünglich von den Pflanzen ableiten zu dürfen glaubten, wurde 


* Vie Rachweifung dieſes Fettgehaltes ſolcher Nahrungsmittel nothwendig; 


biefe Nachweifung erfolgte vor einiger Seit, und ihr gemäß beträgt 
ber Feti⸗Gehalt procentifch, in nachbenannten Gewaͤchstheilen, die 
beibemerkten Getwichtögrößen: 


ſich in viefen Hinfiht die Mil det afrikanifgen Butterbaumé 
ea-tulu) verhält, ſteht no zu ermitteln; ſ. S. 1054 Anm. 
onffingault nennt deu durch Abbampfen der Kuhbaummilch ſchmelzend 00 
en Harzgehalt: Wachs; m. Grundz. L 668 Anm. 


69* 


\ 


Mehl von Procent. Mehl von Prost, 
Belpbohuen. . » . 2,00 Walzen-Stroh . 2,0 
Mais . x 2 0... 80 Luzerne . . 3,50 
Reid. . . .. 1,55 Safer-GStroh . . 5,10 
Hafer, Infttroduer . . + 3,30 Nunfelrüben . . 03% 
Roggen. . ... 0.18 ftifhe. . . . . 0.16 
Waizen ... . 2,60 Kartoffeln . . . 0,32 


Wieſen⸗-Heu. . . 2,00*) | file. . . . 0,08. 

Auch fanden fie, daß eine 3 Monate nad dem Kalben 30 Zagı (a 
efütterte Kuh, in denen von ihr verzehrten 108 Kilogramm Munid 
räben, 30 Kilogramm Heu und 18 Stroh, 201 Gramm Bett (nämli 
1614 Gramm) mehr zu ſich genommen hatte, ale fih nachgehende | 
ihrer Mil, ihrem Koth und ihrem dann gefchlachteten Körper ve 
fand; ein Yettgehalt ber zufammen nur 1413 Gramm betrug 9 
Spätere Berfuche Bouffingault’s Ichrten jedoch: daß bei der M 
flung der Schweine weit mehr Zelt affimilirt werbe, als ihr tägl 
Butter darzubieten vermag, und baß überhanpt das Bermögen N 
Thierkoͤrpers, ans nicht fetthaltigen und fonft nicht in Bett ummanke 
baren Stoffen Bett zu erzeugen betraͤchtlich gefteigert erſchen 
wenn man ſolchem Butter etwas Wett ‚beigebe. Mit Reis geiepl 
Enten wurden in einigen Tagen zu wahren Zettfugeln, als mau I 
Neis etwas Butter beigegeben hatte, während andere ihnen übrige 
gleiche, ohne viefen Zufag, mit derjelben Menge Reis in denſel 
Zeiten gefüttert (geſtopft) nicht an Fett gewannen. Gänfe, welche u 
Mais gefüttert worden, enthielten weit mehr Zett, als der Mais 
gewähren vermochte, Bouch ardat's und Sandralsé hieher gehk 
gen Verſuche, über das Aufgenommenwerben des Fettes tm Darmlan 
Ichrten: daß der ans ben Milchgefäßen entuommene Chylus 





°) Bis 3,00 und 4,00. 
**) Sie find unter den zuver genannten Nahrungsmitteln bie ZudersriÄdl 


was freilich bei ben Kartoffeln nicht ber Ball if. 


“ee, Nlayfaur flellte einen ähnlichen VBerfuh an, fanb aber, daß eine Ruh, wei 


1) 


In 4 Tagen, mit ihrem Butter 1,682 Pfund Bett verzehrt hatte, abgefd 
von dem mit dem Koch weggegangenen Bett, 4,432 A Butterfett gab, ı 
daß fie davon an ſolchen Tagen am meiſten varbot, an weichen ie wen 
Heu und mehr Kartoffeln, aljo fettärmere Nahrung überlommen hatte. 
Shylus und Lymphe ergießen fich im lebenden thierlihen Körper 
brochen in das Blut und reichen ifm fo Erfah, des aus im — 
feines Umlaufs (bei feinem Durchgange durch bie Capillargefäße us» 
Secretions⸗ und Excretions⸗Organe) verbrauchten Ernährungs: un 

Stoffes. Erſterer findet ſich, während ber im Dünndarm vor ſich 
Derbauung in den Milchgefäßen her Därme und in dem Ductus tho 

und flellt, annoch fließlih, ein milchäbnlichtrübes Fließlichee m nd 
bar, das, mikroſkopiſch betrachtet, zweierlei verjchieven geformte 
Köcpertgen (ſog. Kagelchen) enthält, vem Gefäß entnommen binnem Si 
geliefernd gerinnt (coagulirt), und dann, In Coagulum und Serum (gel 


P_ 


— —— — 1 


1098 


von einem Thiere, das zuvor Manbelöl verzehrt Hatte, weiß wie Mil 
und, wie das Blut reich an Bett war, das, entiog man es dieſen 
Fläfſtgkeiten mittel® Aether, fließlicher erfhien, als es ſich zeigte, 
wenn das Thier Fein Del erhalten hatte, und daß auch Wachs (das 
für ſich gereicht nnverdanet mit dem Kothe abgieng) verbauet und in 
den Milchgefäßen wie im Blute ſich vorfand, wenn es zuvor Löfend 
verflüſſigt im 2=, befler im 4-fachen feines Gewichtes Del, dem Thiere 
eingegeben worden war *). Lchmann’s Verſuchen zufolge ift bei 


und Molken) geichieven, in erfleren ein dem Fibrin verwanbtes, in Ichteren 
sehen ben gewöhnlichen im Waſſer gelöiten Salzen und etwas Fett, bauptfächlich 
neben anderen noch unbeflimmten wäffrigen Bilpungstheilen einen Albumin⸗ 
artigen erkennen läßt. Das Gerinnfel roͤthet ſich an ver Luft und fcheint vorzuge⸗ 
weife entwidelt her einen Art der Ghgiuskügeldhen anzagebören, während bie 
andere Art hauptſaͤchlich Albuminshaltig feyn dürfte. Auch bie in ben Lymphati⸗ 
ſchen Gefäßen gefondert gegebene Lymphe Bietet, an ſich eine gelbliche Flüſſigkeit 
darſtellend, farblofe fog. Kügelchen var, die, ben fog. Kernen der Slutkügelchen 
an Größe nahe fommend, mit der fie umgebenden Flüſſigkeit gleichſam ein Blut 
frei von ven rothen Blutlörperdden barflellt (daher fie fonft auch wohl: weißes 
Blut genannt wurde), ähnlich jenem Blutvertreter, den bie nichtrothblütigen 
Thiere barbieten und erinnern» an Blobulin; oben ©. 970. Den GBeflfen 
entzogen fehelvet auch die Lymphe ſich, gleich allen hem lebenden Körper ents 
zogenen tbierlicden Slüffigkeiten in Starreupes und Fließliches, und au 
Gier beſteht das Gerinnſel hauptiählih aus Fibrin, und bie Molken aus ſtark 
gewäfjertem, Salze x. entkaltennem Albumin. Kennte man genau das Mengens 
verhaltniß ter einzelnen Grundſtoffe, welche das ganze Coagulum, ſowohl das 
des Chylas, als das ber Lymphe bilden, und ebenfo genau jenes der Ghyins« 
uns ver Eymph⸗Maolken, fo ließe ſich daraus berechnen: in welchem Mengen 
Berhältniß Chylus und Lymphe In dat Blut es ernenend ſich 
ergießen? denn man weiß, daß vie fog. Elementar⸗Zuſammenſetzung bes Blutes, 
vaffelbe als Banzes aufgefaßt, genau diefelbe ift, wie fie das Muskelgebilde als 
Ganzes varbietet. Jene Röthung aber, welche vas Chylns⸗Gerinnſel durch Luft⸗ 
? erleivet, värfte wohl nur Grfolg von vor fi gegangener Milch⸗ 
fänre»Bifpung ſeyn; wenigfiens liegt in demſelben Alles vor, was bazu 
erferberlich if; denn auch an Bett fehlt es jenem Gerinnfel nicht. — Uebrigens 
fand Lehmann, wie früher Berzelius, daß bie fog. freie Säure im Harne 
sit, wie Morin gefunden Haben wollte, aus faurem phosphorfauren Kalk, 
ſendern aus Milchſaure beftehe, oben S. 1028 und 1071 ff. Anm. und 
© 938 ff. Da jedoch, Lipowitz zufolge, das mildfanre Natron zur 
Sarnfänre fi ähnlich verhält, wie das efjigfaure, indem vie wäflrigen 
Löfungen tiefer Salze (und ebenfo auch bie des borſ. Natron) die Harnſäure 
löfen, fo IR «6 ſehr wahrſcheinlich, daß ar ber fauren Gegenwirkung bes frifchen 
ennoch umgetrübten Menſchenharns, auch vie flüffige Harnfäure einigen 
Antheil Gabe, wiewohl fie fih au im blutwarmen Waſſer an fi ſchon nicht 
unmerttiy Löslih zeigt. — Simon fand, was bier nadträgli zu S. 1029 
Semerkt flehen mag, daß ein von Ihm unterſuchter blauer Ham wirkliches 


Indigblau enthielt; wonach dann ver Indigo auch in thierlichen Organismen 


— in krankhaften menſchlichen (vielleicht aus zuvor genofienem Chlorophyll) 
zu entfichen vermag; Simon'e Beitr. I. 97. — Iſt jene Säure, welche bei 
der Nhachitis (Engliſchen Krankgeit) ſtets in ven erſten Wegen vorlommt, Mil: 
fänre ober jaurer photphorſaurer Kalk Beide vermögen Knochen zu erweichen. 


Bergl. oben ©, 1069. Den von Dumas un Milne Enwarh’s gemein 


1004 


— — —— 


denen im lebenden thierlichen Leibe ſich ereignenden Stoffwandelunge 
das Fett unentbehrlich, und wo dieſes, fo wie Brotern und ja 
azotleeren Bilnungstheile fehlen, welche Hydrogen und Oxyatn is 
Berbältaiß der Wafferzufanımenfehung enthalten, nicht vorhen 
den, dort, folgert Lehmann aus feinen Berfuchen, gebricht ken 
thierlichen Leben zu feiner Berhätigung unumgänglich nöthiger Etef 
Auch die Milchfäurebildung fordere, außer Milchzucker Loder Zude) 
und Pretein⸗haltigem Stuff, ebenfalls unerläßlich Ritanweſenheit wa 
Fett; höre auf, fobald foldyes dem Gemiſche entzogen worden une be 
ginne wieder mit feiner Zufehung. Und wie hier die Säuerungs 
Gährung (faure Bährung), fo feyen Brenngeift » zeugende oda 
Meinige, und die auch die Fäulnmiß erzeugende oder faulige Gährung 
abhängig von der Mitanwefenheit irgend einer Fettart, denn Album 
und Milchzuder blieben beide in ihrer gemeinſchaftlichen währige 
Flüſſigkeit bis 3 Monate hindurch, bei einer Fuchlwärme wa 
370C. = 290,6 R. unverändert (die Blüffigkeit bräunte fi zwar 
zeigte aber feine Merkmale mitroffopiicher Pilanzenbildungen). Albarin 
Caſem, Fibrin und Blobulin, gleichgültig ob coagulirt oder ungern 
nen, vermochten bei der Mildgfäure» Bährung einander vollſtaͤrdig f 
vertreten; fo daß fie, zu gleichen Mengen angewendet, einerle 
Menge Milhzuder in Nilchſäure verwandelten. Gbeufo fu 
das von Lehmann hiezu in den Berfuch genommene Gieröl Marl 
jedes andere Fett (durch verfeifbares, wie durch umverſcifliches 
durch fchmieriges wie durch trocknendes, und felbR durch PEosphet 
fänureshaltiges Hirnfett) vollſtaͤndig erfeßt werben; ein Derkalten, de 
deutlich Darauf hinweifet, daß es bie gemeinfame phnfifche und phyſiſch 
chemiſche Wirkungswetfe der Fettarten if, die fie, mie bort bie va 
fHiedenen Protenoide, in den Stand fept in Abſicht auf ertegen 
Einwirkung, am Beſten bei 350 bis 400 0. — 280 bis 320 R. (hoͤher 
ober niedere Igmperatur macht leicht andere Erzeugniffe hervorgeht 
1 Bleihes zu elften. Anders verbielten ſich (durch Aether zam 


ſchaftlich angeftellten Verfuchen zufolge bildeten Bienen, welche mit Iudı 
oder Honig gefüttert worden, ebenfalle Was, das jeboch, wiewohl in I 
geringen Mengen vom Honig zugeführt ſeyn Eonnte; oben &. 1091. Brea 
zufolge laßt ſich Honig durch Alkohol in zwei verſchiedene Arten trennen, | 
eine, vie immer flüffig bleibt, und eine andere, vie feſt wirb; welche von dich 
bie Wachtreichere If, IM zur Zeit noch unentfchieren. Ebenſo, was den 4 
dem Nectar ber Azalea pontica und bes Mellanthus major vor \ 
Bienen gefammelten Honig betäubend madt. Ariftioteles mirab. ası 
p. 1085 ed. Pac. zufolge if ver in Kappabocen von einer Art Buchtbe 
Kommende Honig inne verwirrend. Als die von Kenophon gefühl 
10,000 Griechen auf ihrem glorreichen Rüdzuge aus Babylon vie Gegeab ® 
Trapezunt berüßrten, fanden fle Honig, deſſen Genuß, Schreien, Tox 
Schwindel uns Wahnſinn bewirkte, 


insert —— — 


entfettete) hierliche Membranen; denn dieſe forderten ſehr lange Zeit, 
um nur das Dreifache ihres eigenen Gewichtes an Milchzucker in 
Miichfäure zu wandeln; vergl. oben 1073 und 1071 Anm. untere 
Azotshaltige Bilvungstheile, 3. DB. Alfaloive, vermochten biebei Bros 
teinoide nicht zu vertreten. Aehnlich, wie Milchzucker, verhielt fi 
der Traubenzuder ; langfam fäuerte ich Hingegen Rohrzuder, noch lang⸗ 
famer Amylum, und gar nicht Gummi. Wie fih Tragauth vers 
halten haben würde, wurde nicht verfucht; Dörfurt zufolge geht 
aber deſſen wäflrige Löfung für ſich zunächſt in geiflige, dann im 
faure Bährung Aber; Dörfurt’s N. Deutſch. Apothekerb. I. 878. Die 
Yard NRilch zaäͤhrung aus Stärke md aus Zucker hervorgegangene Säure, 
war jedoch nicht immer Milchfäure, fondern zuweilen bilteten fi zwei . 
andere Sänten, die Alucinfäure und die Apoglucinjäure, bie 
beide mit Kalk Löslicge Salze bilden, fich aber dadurch von einander 
ſcheiden lafien, daß das ſaure Kalkfalz der erfleren (von Beligot 
ehtbedten) Saͤure in Alkohol löslich iR, der apoglacinſaure Kalk hin⸗ 
gegen nit; oben ©. 917 Anm. Die Apoglucinfäure wurde von 
Mulder entvedt. Im braunen, burch Behandlung bes Zuders mit 
Schwefelſaͤure vorhandenen Syrup, kommt Slucinfäure ſchon 
fertig vor, läßt ich jeboch auch darin, aus dem unfrpflallificbaren 
Suder, durch Behandlung mit Kalf erzeugen. Der im Wafler leicht, 
im Altohol ſchwerloͤsliche glucinſauren Kalt wechfelzerfeht geloſtes baſi⸗ 
ſches eſſigſaures Bleioxyd; der hiedurch entſtandene weiße Niederſchlag 
eutläßt dann, mit HB behandelt bie, durch Verdampfen der hievon 
abſiltrirten Stäffigfeit, im fog. leeren Raume, zur fehlen Mafle ein zu⸗ 
vidende Säure. Diefe zieht aus der Luft keine Fenchtigkeit an, gegens 
wirkt fauer und wandelt fi durch Kochen ihrer Löfung an der Luft in 
Apoglucinfäur. Roberts m Thom ſon's Berfuchen zufolge 
zeigte ſich (vflanzliches) Eiweiß wie Fett, die von elmem gefunden 
Menſchen genofien worben, bald danach im Blute; das Fett war vers 
fewunden in einer Ipäteren Zeit, in der Eiweiß noch nachgewiefen 
werden fonnte. Mobert’s und Thomfon’s Folgerung gemäß: weil 
es, im Magen geſchmolzen und fogleich darauf mit Hülfe des Waflers 
in ben Blutumlauf übergegangen, mit großer Leichtigkeit die Hänte ber 
Gingewelvefanäle durchdringe; Ann. d. Ghem. und Pharm. LIV. 209 ff. 
Auch befätigte fa, was frähergghicher gehörige Thatfachen folgern 
ließen (m. Srundz. II. 464 ff.), daß die fog. weiße Farbe des Blut 
Serums von ber Zuführung der Nahrung in das Blut abhängig fey. 
Sugleich zeigte fih, daß Blondlet's (ans Verſuchen abgeleitet) 
Bolgerung: die im Magen vorkommende Gänre fey fanzer phosphorfaurer 
Kalk, auf Irrthum beruhe, daß auch freie Hydrochlorſaͤure in demfelben 
nicht vorfomme (oben ©. 1093), nach dem Genuſſe son nur pflanzs 
lichen Speiſen (gelöfles Amylum, das im Magen während ber Ders 
vauung zunächſt in Dertrin, dann in Zuder übergeht , bie 





1096 


Shomfon noch im Blute nachzuweiſen vermochte *), cher Mild- 
zuder im Chylus; vergl. Meckel's Ach. II. 283. Weber die von 
E. Home beobachtete Bildung (oder Ausfonderung?) von Bett durd 
Digeflion der Menfchen -Musfeln mit Galle (während Rindfleiſch mu 
Rindsgalle nichts dergleichen gewährten); a. a. O. ©. 248. (Ueber 
künſtliche Koth⸗GErzeugung, unter ähnlichen Bedingungen ans ben 
felben thierlichen Gebilden; ebendafelbf.) Zum Wachsthum, folgerte 
Home aus Beobachtungen, fey Bett wicht nothwendig; ebendafelbfl. — 
Das zum Schmieren von Mafchinen häufig verwendet werdende fog. 
Klauenfett, dem man vor anberen Bettarten zur Reibungs: Min 
derung ben Borzug 'ertheilt, weil es nicht ‚leicht ranzig wird, if, 
feinem dyemifchen Beſtande nad) noch fo gut wie nnbefannt; über 
Dertreter deſſelben f. m. d. Gewerbofr. III. 160. Um fünftlidge Er 
zeugung, fog. Leihenfettwadfes; a. a. O. 1.150, 212. IT. 159. 
Waſſerarme, farblofe Azotfäure wandelt Musfelfleifh, indem es das 
felbe entfärbt, in eine im Waſſer unldoliche, im Alkohol lösbare, mit 
Alkalien ſich verfeifende Maſſe; die Säure gelbt ſich dabei um» entläft 
AOꝛ-⸗Gas. JIndeß bevarf es 6 bis 8 Tage ruhigen Gichens, wenz 
bie Maſſe Wallrathsähnlich werden foll. Jenes gelbe Wett, weldes 
Vauquelin erhielt, als er Mustelfafer mit Azotſäure von 1,284 Ei 
gengewicht in einer Retorte behandelte, zeigte ſich begleitet Yon gelber, 
etwas Bifriniäure enthaltender wäflriger Dralfäure und Wepfeliänre, 
und von einer feften fafrigen Maſſe, die an Alkohol ein im ihm loͤe⸗ 
liches Fett (wahrjcyeinlich zum Theil eine Abänderung des fen im 
Mustelfleifh vorhandenen Bett; oben ©. 1075) entließ, währen» un⸗ 
gelöft zurückblieb Pilrinfäure; zugleich entwidelte fi Bas, das ans 
0,9 Maaßtheilen A:-Bas und 0,1 COꝛↄ-Gas beſtand. — Im Aufazs 
des geröfleten Kaffee genießen wir gemeinhin auch mehr oder weniger 
flüchtige jette Säure wit, die dem feilen und weichen, toben Kaffee 
durch Alkohol entziehbaren Bett entflammt (m. Grundz. I. 651 ww 
751 Anm.), und wenn daher Bett zum Verdauen nöthig iſt, fo wird 
das Eaffeein, und ebenfo das Theobromin der Chocolate Durch die 
den Kaffee wie die Bacao urfprünglich begleiteuten, beim Röften theil⸗ 
weife nicht weſentlich abgeänderten Fette in feiner Bertaulicyfeit gefür 
dert, und fo iſt es daher zuträglicher, den KHafler, vorzüglich aber ven 
Thee (deflen Theein dem Ggffeein — wie dem Buaranin wefentlid 
gleichfommt) mit umentfetteter Milch zu genießen **). Uebrigens värfu 


*) Zur Nachweiſung des Zuders verfeht Thomfon bas zu prüfense Biut-Gerus 
mit Hefe, und Seitete dann das, in Boulge eingetretener fog. weiniger Gährumg 
entwidelte Garbonfäure-&a8 in Barytwaſſer; aus ber Menge des alfo gefälte 
Barytcarbonat berechnete er dann die der COq, und hieraus die des vorhembe 
geweſenen Zuders. 

”) Das Gaffeein — heimiſch im Kaffee, Thee, Paraguay: Three (va 
Liehlingsgetränte eines großen Theiles der Bewohner Amerita’s; zumal jener u 


1007 


ba6 Seit der Kühe, und überhaupt ber von pflauzlichem Futter lebenden 
Thiere nicht nur (mittel O:Berlufl) aus dem fehon fertigen Zuder 
des Graſes (Heuee), defien Ausbildung man abzuwarten und daher 
das Gras nicht zu frübe, aber ebenfo auch nicht zu ſpaͤt (wenn weis 
tere Umbildung den Zuder wieberum zu zerfiören anfängt) zu ſchneiden 
ober mähen hat, und aus dem durch Umbilvung des Satzmehle (Stärke 
oder Amylum) entflandenen Traubenzuder hervorgebracht *), fondern 


heißen Zone und ber niederen noͤrdlichen und fürlichen Breiten), von benen ber 
leßtere tem IIex paragunyensis entſtammt, fo wie in der ben Früchten ver 
Paulinia sorbilis entzogenen Buarana, Pflangenerzeugniffe, die, wie ſchon 
früßer bemerkt worden, von den Menfchen inftinttmäßlg aufgefunsen zu ſeyn 
feinen — befteht aus farblofen, ſehr dünnen und Langen, feldenglängenven, 
ſchwach bitterlichen Prismen, vie bei 1000 C. 8%, Waffer entlaffen, bei 1780 0. 
— 142948. ſchmelzen, und bei 3850C. — 8080 R. fuhlimiren, im Waſſer, 
wie im Alkohol und Aether fchwerlöslih, und aus ihren 2äfungen nur vurch 


Gerbjäure fallbar fine, mit Alfali= Laugen gefotten fi in CO Fo um 
AB;z zerjegen, mit Schwefelfäure und mit Hübrochlorfäure Hingegen kryſtalli⸗ 

riſche Galzätnlihe Berbindungen eingeben. Gie enthalten neben HO volle 
8 Berhältnifgewihte C, 5H, 2A und 20; und mitbin nahe 27%, Apot. 
Dan erhält das Gaffeein unter andern aus vem ſcharf getrodneten Kaffee. 
wie ans dem Thee (der vavon mehr als 1'/, Procent enthält), wenn man aus 
dem Abſude derſelben vie Gerbfäure und übrigen Mitbeſtaudtheile, erſtere gänzs 
lich, lettere größtentheils durch gelöftes Bleioxyd⸗Acetat ausfällt, dann durch⸗ 
ſeihet, das alſo geſäuerte Slüffige gelinde zur Trockne eindunſtet, die hiebel ver⸗ 
bleibende trodne Maſſe mit trodnem Quarzſand innigſt verreibt, und dann in 
Hacher, mäßig erhihter und überdeckter Porzellanſchaale, ähnlich wie bei Bereitung 
der Benzoeläure nach denen älteren, jeßt wicher erneuten Verfahren (oben &.990) 
zur langſamen Sublimgtion treibt; über ein anderes Berfahren vergl. m. 
Grundz. 471, 539, 650, 849 und 853. In gleicher Weiſe gewinnt man auch 
bas Theobromin, das man reinigt, indem man es in Kali⸗Lauge auflöR, 
baraus durch EalmiaksLöfung fällt, ven Nieverfchlag aber auswäfcht und gelinve 
trodnet. 66 ſtellt, alfo gewonnen, ein weißes, kryſtalliniſches, im Waſſer 
ſchwer⸗, im Altobol und im Nether noch weniger Löslihes, erhitzt theilmelfe 
fublimicbares Pulver dar, aus deſſen Löfungen es Gerbiäure und auch Merkur⸗ 
chlorib gänzlich nieberfchlagen. Es beſteht ftödhiometrifh aus Co H; Az O2, 
enthält 36 Procent Azot, und iſt auch, jedoch in ſehr geringen Mengen, in ben 
HSülſen ver Cacaobohnen zugegen, wie auch Gaffeein in ven Hüllen ver Kaffees 
bohnen vorkommt; beiberlei Hülfen find daher au, leytere zur Bereitung von 
Kaffeeaufguß, erflere zu Shocolatesähynlichen Getränken verbrauhbar. Daß man 
vom joy. Kaffeeſatz (ten Ruͤckſtand von Kaffeeaufguß) durch wieberholtes Au ds 
kochen mit Waller noch Gaffeein zu entziehen vermag, war infofern ſchon 
längf bekannt, als arme Leute ſolchen fog. Say fammelnd zur Bereitung ihres 
Kaffee feit vielen Jahren erfolgreih benugten, wurte aber vor einiger Zeit ale 
neue Gntvedung gepriefen. Nochmalige gelinde Roͤſtung ſolchen (getrodneten) 
Satzes, befähigt ihn noch volllommener zu folcher weiteren Benutzung. 

°») Schnedermann und Knop fanden in ver Islänpifchen Flechte auch ein in 
gefchobenen vierjeitigen, meiſtens kleine, weiße, lodere, perlınutterglänzenbe 
Blättchen bildenden Tafeln Erpftallifirennes, im Weingeift leichtlöeliches, geruch⸗ 
loſes, etwas ranzigkratzend, jeboch nicht bitter ſchmedendes Wett, oder vielmehr 
Settfäure, von ihnen Lihefterinfäure genannt. Außerdem ergab fi) aus 
igren Verfuchen, daß das bis dabin als fog. indifferenter Bilvungstheil betrachtete 
„Setrarin” eine felbfifländige Pflanzenfäure, vie in laugen Nadeln anſchießende 


1098 





zum Theil durch Umbildung des Dlattgrün*), fo wie bas Bio 
nenwachs theilweiſe au aus tem Wachs des Pollen ober fog. 
Bluthenſtaubes umbildend erzeugt werden, das Brouf für bie alleinige 





Getrarfäure ſey. Außer biefen beiten Säuren wurbe barin von ihnen no 
eine dritte, noch näher zu beſtimmende, in rundlich en Köruchen ſich gekal: 
tende Gäure wahrgenommen. Die Licheſterinſäure löſt fig in fiedendem 42% 
180/0 igem Weingeiſt, waͤhrend ein Weingeiſt von dieſer Stärke von den übrigen 
beiden Sauren keine aufnimmt, und ſiedendes Steinol (Petroleum ober Bergöf) 
1öR nur erſtere, dagegen keine ver Iehteren Säuren; ebenſo Lö auch kalter 
Allohol, den man mit Rosmarindl verſetzt hatte, nur Licheſterinſaͤure um 
Flechtengrün (das im Kampfer:baltigen Aether leihtlöslig iR). Die körnige 
Säure wird von Alkalisköfungen nicht aufgenommen, bie mit Allalien verbuns 
dene, bittere Getrarfäure bräunt fich leicht an ber Luft, if für ih im Waſſer 
unlöstig, loͤtlich im Aftobol, bildet mit KO ein Salz, das vom Weingeiſt 
leichter gelök wir, als fie ſelbſt. Analytiſchen Unterfuhungen zufolge ſcheint fie 
ſtochiometriſch aus 34 ©, 16 H und 15 O aufammengefeht zu ſeyn; auch Allali⸗ 
carbonat-Löfungen Idien fie leicht auf, naher: Entbitterung der itlandiſchen dlechte 
buch Behandlung mit Bottafchens®öjung (was aud bei den Kernen ter Rob: 

: Taftanien zu gleichem Ergebniß führt; vielleicht vaß auch vieſe Cetrarſäure 
enthalten?) In dem Maaße, wie aus ihren alkaliſchen Auflöfungen durch Zuſch 
freier Säuren gefällte, friſch bereitet gelbe Getrarfäure an ber Luft ſich bräcet, 
In bemſelben Verhaͤltniß wird fe auch zerfeht und dem gemäß entbittert. Um 
leichteſten erleidet fle viefe Berfegung, wenn fie an Ammonoxyd gebunden iR; 
es ſcheidet ſich vann, durch Zufag von Säuren, ein brauner, dem Anſchen nad 
Sumfnsartiger Stoff, in Jorm eines Nieverfchlage. Durch Kalicarbonat⸗Löoſung 
G. 8. durch Büchenaſchen⸗Lauge) entbitterte, dann gewafchene islänpifcdhe Flechten 
und Roßkaſtanienkerne, eignen fi, getrodnet und zermahlen, in Nothjußren ai 
Zuſatz zum Brodteige fehe wohl zu Kormmehls Vertretern, obgleich ihnen Ujet⸗ 
haltige Bılvungsthelle abgeben. 

*) Der in ven jungen Blättern des Polyg. tinct. L. vorkommende Indigo, findet 
ſich dort, und zwar in zahlreichen Zellen unter Ber Blatt-Oberfläde, ebenfalls 
in Form von erſt weißen, vann grünen Kügelchen, vie aber ſchon im Blatt ſihh 
bläuen, und mebr noch, wenn fle dadurch der Luft ausgefeht werben, daß man 
bie Blätter zerflampft oder mit Wafler zerweidden läßt. — Vielleicht gehört jene 
Grün hHieher, welches Carus entfichen ſah, als er die Larven ver Cphemeren zer 
ſchnitt und nun bemerkte, daß ber weiße (das Blut vertretenbe) Saft verfelben, 
von dem er zuvor mikroſkopiſch nachgewieien hatte, daß er etwa von ber Mitte 
des Innenkörpers aus fih in fplralfdrmig laufenden Gefääßen abwärts und wich 
aufwärts bewegt, von der Luft berührt fofort fi grünte. Die Thiergalle zeigt 
grasgrüne Farbung vorzüglich nad "Bufap von Säuren, aber es ſcheint det 
Gallengrün ſchon fertig in ber Galle vorzuliegen. Berzelius nennt ei 
Cholopyrrhin. Es ſcheint nur eine Abanderung bes Chloropheyll zu ſeyn. 
Gallenſteine, welche aus demſelben beſtehen (in ver Galle ſelbſt kommt eb 

nur im verhaltlich ſehr geringer Menge vor), löſen ſich im wäffrigfläffigen Kali⸗ 
hydrat auf, und, mit Azotjäure überfeht, färbt fi die Auflöfung zunisf 
grün, bann ſchaell Blau, hierauf violett, dann roth und emblich gelb, ums 
ebenfo verhalten fi and, unter gleichen Bedingungen, vie Galle des Mengen 
und die ber Kunze. Zieht man dagegen Gallenconcremente mit Waſſer uns mit | 
Aether aus, fo hinterbleibt es, da es in Waſſer (und im Alkohol) wenig un 
im Aether untöstich if. Aus der alfalifchen Auflöfung viefes Rädftaures ſchla⸗ 
34 pi Säuren grün nieder, nachdem fi nie Auflöfung zuvor am ber Saft 
beg te. 


— — — — — — — — 


1008 

Duelle des Bienentwachies hielt, das, ihm zufolge von den Bienen im 
Wefentticden unverändert zur Sellenbildung verwendet wurde, wogegen 
joch ſchon Huber trefiende Einwürfe machte *), Zum Beichluffe 
diefer verfchievenen auf Bettbileung und Fettverwendung in lebenden 
thierlichen Leibern, fo wie auf verwandte Wandelungen und Umbildun⸗ 
gen pflanzlicher und thierlicher Bildungstgeile, bezüglichen Bemerkungen 
und Mitteilungen mögen bier noch nachſtehende folgen, bie, wie «6 
feheint, bei ben Beitgenofien fat ganz in Vergeſſenheit gerathen find, 
obwohl fie mit manchen neneften Zolgerungen über Weſen und Geſetz⸗ 
liches thierlicher Eutwidelung auffallend übereinſtimmt. Bau Bos 
chaute (ein Belgier) Hinterlegte im Jahr 1783, im IV. Bande, ber 
Memoires de l’Acadömie Imp£riale et Royale des solences et 
belles Lettres & Bruxelles nachſtehende, aus verfchiedenen Beobs 
achtungen abgeleitete Bolgeruugen: 1) ber thierliche Etoff entfpringt 
in den Gewächfen, und entwidelt fi, ins Thierreich verfeßt, zu ors 
ganiſirten THierlörpern; 2) diefer thierliche Etoff if der Mehlleim 
(Rieber, Bilanzenleim); 3) durch vie Berbauung von fremdartigen 
Theilen befreit, kommt er in bie Eäfte und wird zum Theil der 
Jäfige Befanstheil des Milchfaftes; 4) die von Säuglingen genoflene 
Mid wird beim Uebergange ins Bint zu Gunften der Leibes: Ernährung 
zerlegt; die Balle befommt vom wäfrigen Theil den Miichzucker. Die 
Ealze der Milch, namentlich ihr Kochſalz und Digeftivfelz (Kalin⸗ 
chlorid oder Ehlorkalium) Lienen dazu die Fäulniß zu hindern. Das 
Milchfett dient zue Herſtelling des Thierfetis. — Unter den Beweiſen 
für die Behauptung: daß der Kleber es fey, der bie eigentlich thiers 
lichen Gebilde bebinge, beruft Bochaute fi auf die Thatfache, daß der⸗ 
felbe, und ebenfo eine annoch Mehlleim enthaltende Stärke, mit Kali 
erbigt, Ammoniat entwidele. Hätte er das Pflanzeneiweiß gelaunt, 
er würde es, zweifelsohne, neben dem Kleber, als Hauptquelle für bie 
Bildung des Bluts (and der aus demſelben entfpringenden W;.t:haltigen 
Thiergebilde) in Anſpruch genommen haben. Bereits im Auguf 1806 
begann der Berfafler dieſes Handbuchs, feine Betrachtungen des äußeren 
und Inneren Zuſammenhanges, ter die Erde bemohnenden lebendigen 


®) Die Bienen (Hummeln und MBespen) fammeln ven Bläthenſtaub mit ihrem bes 
baarten Leibe und behaarten dicken und kurzen Schienen, bürften ihn dann mit 
ihrer Zunge ab, nehmen ihn in die Borderfüße unb bringen ihn fo in die Schau⸗ 
feln itrer Hinterfüße, indem fie. die Maffe mit ven mittleren Füßen fehbräden. 
So zu ihren Köchen (Neftern se.) angelangt, Rreifen fle in den Zellen vie Häuts 
den ab, verzehren fle hierauf (oder reichen fie ver jungen Brut als Yutterbrei). 
Da dann bad Wachs, ans dem Pollen der Amtberen dem von ihnen zuvor vers 
zehrten Reectar und ihren eigenen Säfte bereitet, in Blattchenform an ben Geiten 
ihres Leibes beranstritt. Zur Sammlung und Gonderung bes Gonigs vient ben 
Bienen ihre Honigblaſe. 








1100 





Einzelweſen *) mit der Bemerkung: „baß bie auf fleiſchliche Nahrung 
angewielenen Thiere fpäter betvorgegangen feyn müflen, als bie vor 
Pflanzen lebenden, folgt von felber, ob diefes aber auch von Infuſo⸗ 
rin gilt, ſteht no in Frage. Da jedoch thierliche Bewegung 
(GSelbfibewegung) nicht nur änßere Bewegungsglieber, fondern auch 
innere Bewegungsorgane vorausſetzen (Scherer's Allg. Ionen. ber 
Chem. VI. 200), dieſe aber durch innere Ernaͤhrungswege eniwidelt 
und erhalten werben müflen, ähnlich wie bei Höher entwidelten Tihieren, 
fo tft es mehr als wahrfcheinlich, daß die Iufuflonsthiere vom mikro⸗ 
ſtopiſchen Pflanzen und dergleichen Pflanzenreften, und nicht, wie bie 
Pflanzen ven anorganifchschemifchen Verbindungen, und namentlich 
nicht von Kohlenfäure und Wafler leben, obgleich dieſe binären Ber: 
bindungen ohne Zweifel ihre Pflanzenkoſt begleiten und bamit zugleich 
zum Theil auch überfommen, was. durch beide Flüſſigkeiten au erdig⸗ 
falzigen Gemiſchen zur Herſtellung ihrer feſten Leibestheilchen erfors 
derlich iR.“ Vergl. m. Grundr. d. Experimentalphyſik (ifte Aufl. 
1809 und 1810; 2te 1821) II. 12tes Cap. überſchrieben Geſchichte 
ber Ratur, fo wie meine „Einleitung iu bie neuere Chemie” (beſon⸗ 
ber& ©. X und XII ber DBorrede, fo wie ©. 252—256, 317 u. 323 ff. 
und 353 ff.) meine Bemerkungen über Entflehung der Artenwerihe und 
verwandte Gegenſtaͤnde, in meiner „Vergleichenden Ueberſicht des Ey: 
fiems der Chemie” (Halle 1820. gr. 4.), insbefondere bie einander 
(der Bergleihung wegen) gegenüber aufgeführten Abſchnitte: Ehe 
mismus und Organismus, Kryflallifation mb Organi⸗ 
fation (6. 18 ff. und ©. 65 ff.), und mein „Hanbbuch der Meteoro⸗ 
logie“ (Brlangen 1825 ff. 8.) I. 27, 33, 192; IL. 21, 131, und 
ur. 591. . 

vpe) Während die Milch ber Frauen weber durch Erhitzen, noch mittelfi 
Säuren zum Gerinnungs⸗Verdicken gebracht wird, wirb vieles bei 





%) Ga waren biefe Betrachtungen Theile jener freien, von Experimenten begleiteten 
Borträge: über den Hauptinhalt der damaligen gefammten Naturwiffenichaft (der 
Naturbeſchreibung als beurtheilenre Betrachtung des Wirklich⸗Gegebenen, 
der Naturlehre ald Nichweifung ver möglichen Bethätigungen des Gegebenen, 
im Berbältniß von erfannter Nrfache zur bekannten Wirkung, um her Ges 
Site der Natur, als Grfchließung bes zum Gewordenſeyn bes Gegebenen 
nothwendig Erforderlich = Bewefenen) oder des, aus beurtheilender Dergleichung 
der Gegenwart, ber möglichen Zukunft und der Vergangenheit der Erde: in itrer 
Gefammtbethätigung Erſchließbaren, welche ter Berf. d. Hobs dem unvergeßlichen, 
weilen und edlen Churfürſten, und nachmaligem Großherzog von Baden Karl 
Friedrich und feinen Kofe, in den werktägliden Abendſtunden mehrerer 
Wochen, zu Baden im Murgthal zu halten Hatte; Vorträge, aus denen bald 
baranf jene erwuchſen, welche feit einer Sangen Reihe von Jahren, zur Gröff: 
nung jedes Studienhalbjahrs (1513 und Frühling 1815 ausgenommen) in ber 
erfien Woche deſſelben, unter ver Benennung: „Unchllopäpifche Ueberficht ber 
gefammten Naturwiflenichaft", von ihm gehalten werben. 


1101 


" J 
Kuhmilch durch Sänren, bei Fleiſchfreſſerinnen (bei Hündinnen, 
in denen von Dumas hierüber angeſtellten Verſuchen) durch Wärme 
bewirkt. Das Coloſtrum (erſte Mil in den Brüfen, nach ber 
Geburt) der Frauen erliegt folcher Verbickung jedoch, Marchand 
iufohge, in ben erſten drei Tagen. Bon Pflanzenfutter gänzlich 
freies Fleiſchfutter bewirkte in jener Hündin @rzeugang von Milch, 
welche feinen Mildhzuder enthielt; bei Fütterung mit Brob trat wieder 
Mildyzuder Erzeugung ein. — Beiläuflg fiehe hier die Bemerkung, - 
daß die Sonderung der Butter aus der Mil, das fog. Buttern, weit 
ſchneller von flatten geht, wenn bie Mil (wie in ber Lombarbey) 
wicht geflampft, fondern im Kreife, innerhalb eines mit einer Hands 
babe verfehenen hölzernen, von eifernen Reifen umlegten Faſſes bewegt 
wird. — Zerſtoͤßt man die fog. Ameifeneter und preßt fle aus, fo 
ecehält man, John's Beobachtungen zufolge, eine milchaͤhnlich ſchmek⸗ 
kende Bläffigfeit, äußerlich ahnlich einer mit Ehocolate vermifchten Milch, 
die Lackmus ſchwach röthet, erwärmt geliefert wie faure Milch, dabei 
ſtarken, wibrig thierlichen Geruch verbreitend, erhigt: Rärkere Albumin⸗ 
Berbidung erleidet, in den gefonderten Molken, Milhfäunre und 
BHosphorfäure, aber Feine Spur von Mmeifenfäure barbietet, 
außerdem aber im Hundert ſich zufammengefeßt zeigte aus 12,5 @igen- 
geruch entwirfelndes, ſchwer verfeifbares gelbes Bett; 11,0 Albumin; 
16,25 durch Weingeiſt ausgezogene, Wachsartigen Stoff und mild» 
faure ze. Salze enthaltendes Gemiſch (fog. Ertract); 6,2 wäflriges, 
Salze⸗haltiges Extract; 4,84 unlöslicde Salze und 49,21 Ehitin®*), 
Diefer fehr verbreitete Bildungstheil macht nicht nur, wie beffen Ent⸗ 
decker Odier darthat, den fetten Theil der Käferflügelveden aus, fons 
dern if Aberhaupt der fehle Stoff aller Juſekten. Laſſaigne zufolge 
Tann man das ganze- aus biefem Stoffe beftehende fehle Gebilde alſo 
das gefammte Außens und Iunengeräfte eines Infeltes farbios und 
durchſichtig darſtellen, wenn man das Inſekt behutfam mit KOHOs 
Löfung behandelt, von der das Gerüſt ſelbſt bei Siedhitze nicht angegriffen 
wird, und if daffelbe farbig, fo bleicht es binnen wenigen Stunden 
in unterchlorichtfaurem Kalt, das man am Ffürzeflen gewinnt, wenn 
man Chlorgas in Kaltearbonat s Löfung treten läßt. Säuren löfen es 





9 Ueber das Eoloftrum der Kühe ſiehe oben S. 10793. Es tft, gleich dem 
ver Frauen, Vettsreicher als Mil. - Berfegt man. Mil mit Kochſalz Bis 
zue Sättigung und feihet fie dann durch Fließvapier, fo Läuft Slüffiges, Mares, 
etwas Gafein, Milchzucker und Salze enthaltendes Serum durch, während auf 
sem Geibpapier die Milchkügelchen verbleiben. Sie beftehen aus Butter und 
Gafein, phyſiſch verbunden. 

Vergl. m. Grundz. I. 650. — Die Aſche der Ameiſeneier (vas find bie 
Buppen der Ameifen) enthielt Natroncarbonat, wenig Kochfalz und Digefivfalz 
(KCh), eärbonfanren und phosphorfausen Kalk, Gifenoryb und Silieſdure. 


1108 


Dagegen leicht auf; nach Bayen: gewäflerte SOs, AO;, HChıc. in 
wenigen Augenbliden; verbüunt man dann ſolche Auflöjung und neu⸗ 
tralifirt man fie hierauf durch Alkali, fo läßt ſich das aufgelöft geblicbene 
Chatin dazaus durch Berbfäure nieverichlagen. In den Krebsſchaalen 
beträgt es 7,60/0, tm Slkelet des Seiden wurme 9,5905. In letz⸗ 
terem trägt es wahrſcheinlich ſehr betraͤchtlich bei zu jener Haltbarkeit, 
welche die „aus den ganzen Seibenwürmern“ gefertigten Schnüre dar 
bieten; m. Arch. f.d. ges. Naturl. XVII. 143. Bom Ligrin (Holz 
fafer) und der Gellulofe (Pflanzenzellenſtoff) iR es, 26 Verfuchen 
zufolge, wefentlih und feinem ganzen chemiſchen Verhalten nach ver: 
ſchieden; wietbohl des Lignin in dem Vielfachen feines Gewichtes 
waſſerarmer Azotfäure (zerſtörend) aufgeloͤſt und fo vom Wellulofe ges 
ſchieden werben kann. Näher bingegen, und feiner Zufämmenfeßung 
nach dem erwähnten Zellſtoff wefentlich ähnlich, if das von Gouerbe 
sor mehreren Jahren enutbedte Donin (m. Grundz. I. 679 Anm.), 
das derjelbe aus dem Hühner Eiweiß dadurch gewann, daß er eine 
ſtarke wäfirige Löfung deſſelben längere Zeit eine 500R. — 6205 C 
‚nicht Hberbietenden Zühlwärme ausſetzte; ohne zu geriunen oder zu 
faulen theilte es fih binnen Monatsfrift in ein das Donin darſtellen⸗ 
des häutiges Gewebe und in Feine Häute mehr entlafiendes flüſſfigeres 
Albumin; erſteres war, gereinigt, durchſcheinend weiß, von bilätttig 
Häntigem Gefüge, leicht zerreibli, geſchmack⸗ und geruchlos, unlöss 
lich in Taltem wie in heißem Wafler, in letzterem jedoch zum 
Schleime *) aufſchwellend; unldelich in Weingeiſt, Aether und 
Eſſigſaͤnre; gänzlich Azot⸗frei. Dieſelbe Hydrocarbonorygen⸗ 
Verbindung ſcheint aber auch der feſtigende Stoff der Weichthiere uud, 
Iufeften audgenommen, aller übrigen wirbeljäulelofen niederen Thiere 
zu ſeyn; vielleicht, daß im Ehitin eine innige Berbiadung deſſelben 
mit einem noch unbefanuten Proteinoid vorliegt? Das Chitin erin⸗ 
wert übrigens mit feinem Verhalten in mancher Hinfiht an den 
Thierſchleim, ein Bilvungstgeil, der, wie ich bereits vor 14 bis 
15 Jahren folgerte: in dem Horn und ben hornartigen (von mir 
bamals mit Mucofibrin bezeichneten) Bebilden, in Abſicht auf Zus 
zufammenfegung, wefentlih ähnliche Berbinbungen zur Seite bat; 
a. a. O. 1.671. Wie alle, ven Werth verhältlich felbARändiger Einzel 
gebilde tarbietende Höhere Bildungstheile, fo zeigt ſich auch ver 
Schleim, wenn er, gefendert von Schleimhaäͤutchen, mifroffopifd 
befehanet wird, in Form EHarer Körndyen, begleitet von abgefoßenen 


— — 


*) VBofod fuchte darzuthun, daß das Eiweiß Schleim enthalte; es ſcheint dieſer 
Schleim aus annoch ungefchienenem, vielleicht etwas Albumin-haltigem Donin 
befanden zu haben. Es wurbe biefer fog. Schleim werer von Merkurchleriee 
2öfung noch von Gallaͤpfel⸗Aufguß getrübt, wohl aber von ef figfanrem Blei: 
oxyd, vornehmliqh von baſiſchen weiß gefällt. 


1108 





Heinen Zellen uud Stackchen des Oberhäntchen ®) des Gchleimbänte. 
Näher unterfuht zeigt ih, daß jene Köınden von Waſſer umgeben 
And, in welchem, außer kleinen Anutheilen ber gewöhnlichen Ealze, 
Epuren von Albumin vorkommen. Im Nafenfhleim beträgt diefes 
Waſſer 93 und der Schleim 5 Procent, während die Salze, fanımt 
Albumin 2 ausmachen; Derhältniffe, die in anderen Erhleimen, z. B. 
in dem der Harnblafe, der Gedaͤrme, des Magens, mehr oder weniger 
von einander abweichen. Im Wafler quillt der von feinen Begleitern 
befreiete Echleim uur auf, ohne fich Darin zu Iöfen, und verhält ih 
in diefer, fo wie in mancher anderen Hinſicht, ale Azot⸗haltiger 
Dilsungstheil zum Eiweiß, wie in Pflanzen das Amylum zum Gummi. 
Jedoch ähnelt ex lezterem in fo fern, als er, obgleich nur im Wafler 
Har aufgequollen, doch fabenziehend if, wie eine gefättigte Gummis 
Löfung. Bntwäflert erfcheint ex gelb, in waſſerarmer Effigfäure (die 
Albumin nicht fallt) fhrumpft er ein. KalisRöfung nimmt ihn leicht 
auf, damit eine ziemlich leichtfließliche Mifchung gewährend. 

a0) Die Chylusdrüſen der Gchleimhaut des Magens (alfo auch Laab; 
oben ©. 1074) entlaflen den fog. Mageufaft, und damit das in 
igm wirkende , mehr ober weniger feRe Nahrungsmittel verflüffigende 
und dadurch verdaulich machende Pepſin (S. 1072, 1086 und 1094), 
bas in biefer feiner Cinwirkung zunaͤchſt vom Speichel (oben ©. 983) 
unterkäßt wird, von dem ſchon bie älteren Ehemifer des vorigen Jahr⸗ 
hunderts, zumal Bringle, wußlen: daß er bei Luftberühbrung Mehl 
säbren mache, dagegen Fleiſch gegen Verben ſchütze, Bilanzenfoffe 
nicht Andre, mit Säuren vericht keine Garbonfäure entwidele, daß 
ee für ſich deſtillirt mindeſtens 800/9 Waſſer entlafle und ber, mens 
Ben Unterfuchungen gemäß, anf Amylum verflüffigend wirkt: Kraft 
feines Diasta 8-Behaltes (oben ©. 917 fi. und 920), und, fo weit 
er ſich nicht zur Bildung bes fog. Weinſteins der Zähne mit 
verwendet findet, außerdem noch für Die Verdauung vorbereitend phy⸗ 
ſiſch fi dadurch förderlich zeigt, daß er, kraft feiner Ehläpfrigkeit, 
feRere Nahrungsmittel umhüllend, biefelben gleitbarer und fo den Bers 
Vauungsorganen zugänglicher macht, zugleich aber atmofphäriiche Luft 
umb gaflge Earbonfäure der Mundhoͤhle umſchließend (und mithin mit 
der erſteren: O⸗Gas) in den Magen fördert **). Um bie Wirkung 


— — 


*%) Das Epithellum. — Jene bunne Blüffigkeit, welche beim Schnupfen ausgefonbert 
wird, iſt gänzlich Schleim⸗frei, enthält dagegen verhaͤltlich viel Kochſalz, und 
außerdem hauptſächlich Albumin; ob in Iauge anhaltennem Schnupfen bie ſcharfe 
Nafenfüffigkeit nicht aut Sal miak barbietet? flieht noch zu unterſuchen. Die 
fpäterhin, der Geneſung näher, fi ausſondernde dicke Eiterzaͤhnelnde Slüſſigkeit, 
bietet nun wieder Schleim dar, aber begleitet von einem beſonderen gelben Bett. 

Der eigentliche Speichel wird dem Blute entzogen, mittelſt jener großen 

(Speigels) Drüfen, welche, nahe der Mundhoͤhe, bei den Ohren und ber umteren 

Kinnlade fich befinden, fo wie durch bie unter der Bunge gelegenen. Alſo 





- wu u -- | ee — gg — — 


A004 


bes Bepfin: (vonssewes, Kochnug) zu würbigen, Barf man (kehmann 
zufolge; oben ©. 1003 ff.) wicht überfehen, daß der zur Berflüffigung 
won Fleifch, geronnem ober zur Härte verdicktem Eiweiß, Hänten u. f. w. 
nöthige Magenfchlund » Schleim (Mucas oesophagi), entlaflen aus 
den Drüfen der Magenſchlund⸗Drüſenhaut, reicher an Fett (und zugleich 
zäber) if, als der aus denen im Gaumen und Halfe befindlichen 
Drüfen, zmnal den Mandeln, gefonderte und eben fo auch als der ans 
denen in den Hänten und in der Mündung der Lufrröhre befindlichen 
Drüfen und überhaupt als jeder andere thierliche Echleim. Die Mits 
wirfung bes mittelft des Speichels luftig zugeführten O⸗GSaſes, fcheint 
fi zunähft nur auf Umänberung bes Speichels felbft zu befchräufen. 
Sartgefottenes Eiweiß heiſchte wenigſtens, um’ mittel des Pepſin 
flüſſig zu werden fein O⸗Gas. Die wichtigflen Verſuche neuerer Che 
mifer über den Magenfaft, verdanken wir Beaumont, der nadywies, 
daß menſchlicher Magenſaft auch außer dem Leibe auf Speifen ber 
erwähnten Art auflöfend wirke (Müllers Phyſtolog. I. 527), Eberle 
- (Boyflologie der Berdamung. Würzburg 1884. 8.), der zuerſt nad 
zuweiſen bemühet war einen eigenthümlichen Wilbungstheil als Begrass 
der der Verdauung nächzuweifen, Indem er’ barthat, daß - verbännte 
Saͤuren und Schleim mitfammen bie Verdaunng bewirfen, währmd 
fie‘ gerrennt nichts der Art zu leiflen vermochten *), Schwan, kr 
Gum Theil mit Müller), fo wie Lehmann, @'s Berfuche wiederholte 
und erweiterte; vergl. Müller's Arch. 1836. Ans biefen und mehreren 
folgenden Verſuchen, ſowohl der genannten. ale fpäterer Beobachter 
- ergab fh: 1) daß eine Flüffigkeit, gewonnen durch Digeſtion eines 
mit Hydrochlorſaͤnre ſchwach angefäuerten Waflers mit zerfüdelter 


r geſondert gelangt er durch befoubere Gänge in ben Mund, und wird bier, theil⸗ 
‚ mit den dortigen Aushauchungsfioifen, tbeild mit dem fchleimigen Saft der Meinen 


Balgbläsleins Drüfen vermifcht. Bei gefunden Menſchen if er volllommen farb: 
los und ſchmacklos im Munde beffen ver ihn ausfondert, erhält aber, theils 
durch) Hungern, theils vurch Erkrankung, bitteren, Süßen, ſauren, falzigen , wisrig 
fautigen Geſchmack. Er gefrtert. nicht fo leicht. ale Waſſer (morin er gu Boren 
finkt), geräth aber in freier Luft bei mäßiger Wärme leisht in Fäuinif. Zur 


Nachiszeit verſchludt ihn der Menſch unwilltünrlich, Thiere verſchlucken ihn au 
"am Tage. Sofern er fi bei ver Zafnmweinftein= Erzeugung Bethätigt, dient er 


ſehr wahrfheinlig zuvoͤrderſt mikroſkopiſchen Thierchen zur Nahrung, bie ben 
von ihm überlommenen phobphorſauren Kalk, und muthmaßlich pie am 
feinem Diastas» Gehalt Hervorgegangene Cellulofe als feftigermen Stoff für ihre 


Leiber verarbeiten und verbrauchen. 
*) Daß füuerliher Auszug der Schleimhäute, GCiwelß in Dsmazom um Sali⸗ 


vin (oben S. 1077 und ©. 1035) zerfallen mache, daſi jede Schleimbant ge 
eignet ſey, mit Säure behandelt Verbauungs - Slüffigkelt zu gewähren. Au 
machten feine Verſuche es wahrſcheinlich, daß eines Theiles die Wirkung nicht 
ſowohl von ver Haut der Schleimhaut, als vielmehr von teren Schleim bebingt 
wurde. Nah v. Laer if Horn ꝛe. und mithin’ auch Schleim (oben &, 1102) 


ſelbſt ſchon ein Doppeltgebilde aus Bioxyproteĩn und einem anderen Bindemittel. 


1108 


Magenfegiehnbant, bas Wermögen: geronnenes Albumin, Fibrinec. unter 
Abänderung der Eigenfchaften diefer organifchen Erzeugnifie aufzuläfen 
vernichtet werbe, ſowohl durch Giedhite, Alkoh ol u. Aetzalkall⸗Loöͤfun⸗ 
gen, als auch durch waſſerarme Säuren, fofern die einen oder die anderen 
„im großen Meberfchuß“ beigegeben wurden *), durch Schweflidhtfäure 
ſchon bei Heinfter Meuge**) ; 2) daß es im Wafler löslich, mit Bleioxyd und 
ebenfo mit Merkuroryd verbunden und benfelben wieber entzogen werben 
fönne, ohne Zerflörung oder aud nur Minderung feiner Wirkſamkeit 
zu erleiden ®*%), 3) daß es, einmal entflanden, ber Ehure-Berührung 
nicht betürfe, um ſich wirffam zu zeigen; wie denn wohlausgewafches 
nee Laab (oben ©. 1072 Anm.) Mil zur Scheidung in Cafeins 
Hydrat, Bett und Nolken bringe, ohne daß berfelbe irgend von Säure 
begleitet fey 7); 4) daß es jedoch der Säure, und am wirkungsreichſten 
ber Hydrochlorſaͤure berürfe, um aus Schleim gebilvet und entwidelt 
zu werden. „Richt Schleim als folcher ifl das unmittelbare Verdauungs⸗ 
princip, fondern nur der von Säure (dur Säure: Berührung) auf: 
geregte Schleim bietet es (in Folge diefer Aufregung) dar”; Schleim⸗ 
freies (oder vielmehr von DoninsHydrat freies) Ciweiß gewährt, 








9 Bitriolöl, Ayotfäure von 1,125 Eigengewicht, fehr waſſerarme Hybrodlorfäure sc. 
(aber wicht Eſſigſdure) zerfiören das Pepfin, ebenjo gefättigte Löfungen von 
Kali- oder Natron s Hyprat und deren Carbonate; war hingegen bas Pepfin ber 
Bersauungsflüffigkeit ſtark verdünnt, fo minvern fie bei gewöhnfider Bühtwärme 
zunaächſt nur veſſen Wirkſamkeit, bei Temperaturen über 500 C. — 4008. hins 
gegen Geben fie dieſelbe auf. 

) Meinke (Minima) von ſchwefelichtſaurem Natron, vie alfo, IR in ver Ver⸗ 
bauungsflüffigkeit (mie gewöhnlich) freie Hydrochlorſaͤure zugegen, SOg entlaflen, 
zerſibren das Bepfin unwirerbringlich. 

0) Bepfin-Bäfung wird (worucch ed fi vom Salivin, oben ©, 983 Anm. und 
©. 1103, unterſcheidet) von PBOA um MrCh gefällt; vie autgewaſchenen 
Niederſchläge üben Schwache, bie mit AS behandelten und daburch in unlösliches 
Schwefelmetall und Lösliches Bepfin gefchlevenen ſtarke Berbauungs s Wirkfamteit. 

HR. Thom ſo m fand im grünen breiigen Magens Inhalt eines Echaafes, das 24 Stunden 
na der Fütterung gefchlachtet worben, weber freie Edure noch freies oder an 
CO, gebunvenes Alkali. BlonpLot’s Behauptung: vaß faurer Magenfaft nicht 
mit Kreive (Kallearbonat) gefättigt werden koͤnne, fand T. nicht beflätigt, bes 
mer?t jeboch zugleich, daß B's Ergebniß wahrſcheinlich Folge ver Anwärmung 
geweſen; denn es ſey bekannt, daß Eſſigſäure ums Milchſäure bei höherer 
Temperatur von kohlenſaurem Kall nicht genau neutralifirt werben koͤnnten, ſon⸗ 
vera bazı ber Kal kmilch (CaOHO) bedürften, welche, zu gleichem Zwecke 
anch von ven Holzeſſigfabrikanten benutzt werde, um ven Holzeſſig zu fättigen. 
Aun. ». Chem. u. Pharm. LIV. 215 fl. Blondlot Hatte aus jenem Nichte 
gefärtigtwerten des Kalkcarbonat irrig gefolgert: der faure Magenfaft enthalte 
„fauren phesphorſauren Kalle, der übrigens bervortreten Tann, wenn neben phots 
pqorſaurem Kalt (photyhorjaurem Natron x.) Hyprochlorfäure zugegen if. ’s 
Serſach, in Verbindung mit Thomfon’s fo eben berührtem Berhalten ber 
Gffigfäure und ber Milchfäure zu CaOCO2, macht es wahricheinlih, daß im 

vom von Blondlot unterfurhten Magenſaft eine viefer Sauren ober beide vor⸗ 


70 





1106 


— — — 4 


mit hinreichend verbünnter Saäure behzandelt, fo wenig Pepſin, als 


dies der Fall if, bei dem gleicher Einwirkung unterworfen geweſenes 
Fleiſch, Speichel ꝛc. *); 5) daß (Echweflichtfäure ausgenommen) weber 





*%) Speichel und reiner Schleim, gaben mit Gybrodjlosfäure und ſoviel Mae, 
als der Speichel bereits mit in den Wirkungskreis brachte, mittelft 24 ſtündiger 
Digeftion, keine Chymifieation des Ciweißes. — Aus Berpanungsflüffigeit hervor: 
gegangenes Salivin wurbe nicht vom Aetzſublimat (MrCh), wohl aber vom 
PbOA gefällt. Webrigens wird auch pas wie Wleiich ſchmeckende mb danach von 


Berzelius benannte Zomivin von PhO A nievergeichlagen (pas von Gherren! 
in ver Sleiſchbrühe aufgefunnene kryſtalliniſche Kreatin bat Niemaud wider 
auffinden können), Das Zomivin bildet einen Mitbeſtandtheil des Fleiſchertractt 
ift nicht im Weingeiſt (von 0,833 Eigengewicht), wohl aber im Falten Walz 
Töstih, und findet fi im Ochfenfleifh zunächſt begleitet von einer „Bummi 
ähnlichen", an Boſt ocks Schleim (oben ©. 1102) erinnernnen, baber wohl am 
paffennfen durch Sleifhgummi zu Sezeichnensen, durch bafiich effigfauret 
Bleioxyd fällbaren Bildungstheil, fo wie von einem anderen, weber non nal 
tralem, noch von baſiſchem Bleioryb-Acetat, noch Yon Alkohol, und ebeniowenis 
durch Merkurchlorid, und auch nicht durch GBallipfelaufguß ansichelvungäfisigen, 
mithin Hierin dem Inder ähnlichen uns vielleicht einftweilen durch „Bleiichlaft‘ 
zu benennenven (?) und von einem britten, ſowohl durch Merkurchlorid als vard 
Salläpfelaufguß fällungsfählgen. Es war dieſes, aus ben genannten Bilsungk 
theilen zufammengeiehte Fleiſchextract, dem Wleifche entzogen worben durch Kalte 
Waſſer, und enthielt urſprünglich auch noch Albumin und Garbefkoff, tie vor 
Scheidung der beichriebenen vier Bilpungstheile, erſteres durch Sieden entferat 
wurben. Hievon befreiet, wurbe ber kalt bereitete wäflrige Auszug junähR tvard 
Abdampfen eingetrodnet und ihm dann zuvörberft mitteld Weingeiſt von 0,833 Gi⸗ 
dengewicdht entzogen, was foldem Weingeiſte zugänglich erſchien. Diejer wein 
geiftige Auszug enthielt das zuerfi von Thenard ähnlichen Weges bargeftchte 
‚ Dömazom (von dem Berzelius gezeigt hat, daß es ein mehrfach zuſammen⸗ 
geſetztes Gemenge if; vergl. oben &. 1085). Es wurde bemfelfen vurch Bes 
handlung mit abfolutem Alkohol ein Stoffs Gemenge entzogen, das werner im 
gewäflerten Weingeift noch im Waſſer Löslih IR, im Waflerbave nicht zur Trockne 
gebracht werden Tonnte, Tonbern ftets balbflüfflg blieb, nad längerem Stehes 
und barauf folgendem Grhigen einen Karnartigen Geruch annahm, come kiefe 
Beränverung erlitten zu haben mit MrCh veriest: einen an MrO gebuukemen 
Bildungstheil in Niederſchlagform entließ, und von biefem abgeſeihet eine Füſ⸗ 
figfeit varftellte, aus welcher PhOA einen anveren vergleichen Beſtandtbeil füllte, 
der als die Duelle jenes Harngeruc6 erfchien und baber vermuthen ließ, daß er 
auf im Karne zugegen fey; ob Gitronfäure ihm ven Geruch benahm, wie 
fie beim wirffihen Harn und unreinen barnartig riechenden Harnſtoff vermag 
(oden &. 980), wurde nicht in Frage geflellt. Was der abſolute Wikchel 
vom weingeiftigen Extract ungelöft gelaflen, war durch erſteren zum Theil wer 
ändert worden; benn es löſte fich jegt nicht mehr vollſtändig im Weingeik 
von 0,833. Es bilnete übrigens eine dunkelgelbe, klebrige Mafe, unb zur 
Weingeift von dem Unlößliigeworvenen geſchieden, roch es bratenartig (vergl. 
©. 1068 Anm.), wurbe von Galläpfelaufguß, wie von Merkurchlorid nur wenig, 
von Bleioryp-Acetat und von Zinnchlorür gar nicht gefällt. Der im Weingeiß, 
vielleicht in Bolge eingetretener Oxydation, unlöslich geworbene Antheil, geigte 
ſich jeht dem Wafler zugänglich und ließ ſich ebenfalls in zweierlei nähere We 
ſtandtheile ſcheiden, in einen buch MrCh fällbaren, un» in einen, aus ber won 
dieſem Nieverſchlage abgeſeiheten Blüffigkeit, mittelſt Zinnchlorür niererfhlagunge 


1107 





‘ 


ſtark verbünnte Säuren (zumal Gybrochlorfäure, aber auch Schwefel⸗ 
fäure und Ins Befondere Effigfänre) noch dergleichen Tösliche Baſen, 
noch beider Berbindungen zu Neutralfalzen die Wirkfamkeit des Pepfin 
aufheben *); mit KO überfehte faure Berbauungsfläffigteit trübte fi 
mad gab einen Riederſchlag, der, gefäubert und auf gehärtetes Eiweiß, 
Fleiſch ꝛc. (nebſt Waſſer), tn Feiner Weife Pepfin- Wirkfamfeit nach⸗ 
weifen ließ, wohl aber zeigte foldhe die von dem Niederſchlage abger 
feihete Flüffigkeit. Tim das Bepfin chemiſch zu iſoliren, bunftet man 
die mit Natron Garbonat neutralifirte Berbauungsfläfftgkeit im Waſſer⸗ 
bade gelinde (350C. = 2EOR, nicht überfleigend) zur Gaftbide ein, 





füpigen. Sienach enthielt alfo das urſprüngliche Fleiſchertract, außer ben 4 wäfler- 
baren auch no 3 bis 4 dem Waſſer unzugängliche fog. Extraetivſtoffe. Prof. 
Scherer's Unterfuhung zufolge IR das zuvor erwähnte Harnertract, das 
man früßer für Mifchfäure gehalten, weil feine Verbindung mit Zinkoxyd im 
iheer Kryſtallform Aehnlichkeit mit vem mildfauren Sintorgb (oben &. 936) 
darbietet, feinem Haupttheile nah Harnfarbſtoff, d. i. ein eigenthümlicher, 
ben Thier⸗ Farbſtoffen theilweis aͤhnlicher Bildungktheil, ber im Garne, nad 
Magßgabe ver Lebensverhaͤltniſſe der Perſon, die ben Harn, aus dem er gefchichen, 
entlafſen hatte, auch in ſeiner Zuſammenſegung abweicht und überhaupt ſehr vers 
änverlich if, fich durch Säuren und Bleiorgb-Hcetate fällbar zeigt, und vom Ballen- 
farbRoffe weientlich dadurch abweicht, daß er weniger C und H enthält. Weite 
Surhfioffe feinen, Scherer zufolge dem Hämatin (oben &. 969 |. n. 1077) 
des Blutes zu entflammen, was durch folgende Ueberſicht ihrer Beſtandtheile an 
Batrfcheinligkeit [ehe gewinnt. Mulder’s Unterfuchung zufolge bie procentiſche 
Buiammenfehung des Sämatin == 70,49 O, 5,76 H, 11,16 A und 12,59 O 
geſegt, Hat, nah Scherer, ver Gallenfarbſtoff (vergl. oben S. 1098) 
68,19C, 7,47 H, 7,07 A um 17,26 0, ver Harnfarbfoff Hingegen weit 
weniger C, aber beträchtlich mehr A und O als ver Gallenfarbftoff und als pas 
Sämatin; nämli& C 58,43, H 5,16, A 8,83 und O 27,58. Nicht nım im 
Harne bes Gelbſüchtigen, ſondern auch in dem gefunber Menfchen kommt, wie 
Scherer bemerkt, namentli im Sommer, wenn auch nur ſpurenweiſe Gal⸗ 
Ienfarbfoff vor, während auch im erfieren Falle Ballenfäure oder Gallen- 
fäuren im Harne nicht vorlagen; aber diefe bürften, wie Scherer vermuthet, 
beim Uebergange ver Galle ins Blut nur Wechſeleinwirkung ber Blutbeſtand⸗ 
teile vwollländig umgewantelt und zerfeßt werben, währenb ver Gallenfarboff 
anznach unverändert in die Harublaje gelangt. Beibde Barbfloffe, zumal ber bes 
Saras, find übrigens fehr orybirbar, und ſolchen Weges mehr over weniger vers 
Anderlich; vergl. Scherer In d. Aun. ». Chem. u. Bharm. LIIE 877 ff. und 
LVII. 180. Mebrt fi in thierlicden Lebweſen der Verbrauch an Nahrungss 
chen, während Athmunge⸗ und Leberthätigkeit ſich nicht gleichmäßlg fleigern, 
fo mehrt fih au die (an C verbältlich veiche) Harnfäure (oben &. 974), umb 
Achaliches ſcheint auch vom Harnfloff und von den Harnfarbſtoffen zu gelten; 
meiftens Gaben bie Harnfäuresreicheren Harne einen an C und H reicheren Tarb⸗ 
A; S. a. a. O. ©. 195. 

9 Mit Natron⸗CGCarbonat neutraliſtrte, ſaure Derbauungefläffigkeit gab ein Salz⸗ 
VGemiſch, das vurch Bleioxyd⸗Acetat ausfällenb zerfeht, ſowohl tiefem Nieder⸗ 
ſchlage, als auch, und vorzüglich ver von ihm getrennten Flüſſfigkeit nach (nach⸗ 
kem beide zuvor mittelt HS, unter Beifügung von HCh von allem Blei befzeiet 
worsen),, die Berflüffigung Karten gefottenen Eiweißes, Sleiſches sc. unverleunbar 


zur Dolge hatte. 
70 * 


1108 


bringt fie darauf neben Schwefelfäure in der Guerike' ſchen Leere zur 
Trodne, Lö den trocknen Rüdftand wieber in kaltem Waſſer, feihet 
die dadurch gewonnene Löfung vom umngelöft gebliebenen Schleim ab, 
verfegt fie dann fo lange mit verbünnter Löfung von Kalineiſenkyanürt. 
als noch Albumin gefall’t wird, bunftet die Davon abgeſeihete Flüfſtgkeit 
gelinde bis zu A/s ihres Raumumfange ein, verfeßt fie denn mit mäßig 
ftarfem Weingeif, dadurch überfchäffig zugelommenes Kalineifeufyanär 
entfernend, und überläßt die hievon gefchiebene Flüſſigkeit bei fer gelinder 
Anwärmung ber Berbunftung, bis zu !/3 des Umfangs. Alſo geſchie⸗ 
den hält fi das flüffige Pepfin-Hydrat, zumal wenn man nody einige 
Tropfen Hpdrochlorfäure zugefeht hatte, in gegen Luft-Cindringen ge 
ſchützten Blasfläfchchen lange Zeit hindurch, ohne zu verderben. Seuer 
Autheil defielben , den man zu Berbauungs s Berfuchen verwendet, geht 
jedesmal verloren; denn es ähnelt Hierin dem Verhalten des Amygdalin 
zum Gmulfia (oben ©. 982), und wird gänzlich zerfört, ohne def 
es fi} dabei von Neuem bildet, während es Eiweiß, Sleiſch ze. im 
Chymus und damit in flüffige Broteinoide, und biefen verwandte 
Erzengniſſe verwandelt. Prevoſt und Morin fanden im Ehymns 
(d. i. in ber natürlichen und unveränderten Verdauungs⸗VFlüſugkeit 
des Magens) vom Schaaf und Kanindien, war das Thier währen 
der Derdauung geſchlachtet und gleich nach dem Tode geöffnet Worten, 
wäflrigsflüfflges Albumin, öffnete man aber den Magen nicht cher, als 
24 Stunden nach dem Tode, fo fand ſich die ganze Iunenfeite deſſelben 
mit leicht ablösbarer Albuminfchicht überzogen. Außerdem fans ſich in 
diefen Derdauungs : Slüffigfeiten ein gallertförmiger Stoff (Ma- 
tiere gelatiniforme) vor, ber weder von Säuren gefällt, noch derch 
Erhitzen verdidt wird, fih im Alkohol nicht loͤſt, Hingegen leicht vom 
Wafler aufgenommen wird, und alfo verflüiflgt die Löfungen der Blei⸗ 
Silber s und Merkurfalzge, fo wie auch die bes Alauns und des ſchwe⸗ 
felfauren Ciſenoxyd's teübend faͤll't, und der, mit wenig freier Gäare 
vermifcht, von Blut-Lauge ungefäl’t bleibt. Sie fanden ihn auch im 
Blut und Harne der Menfchen, wie ber Thiere, und wollten ihn and 
aus ausgepreftem Pflanzenfaft, nachdem fie diefen durch Sieden von 
Albumin befreiet, durchgefeihet und zur Syrupdicke abgebanıpft Hatten, 
vorgefunden haben. Schon 2. Gmelin und Tiedemann gebenfen 
eines folden Bildungstheiles, hielten ihn jedoch für ein Umbilvungs- 
Erzeugnig des Amylum. Berzelius hält es für nicht unmwabrfcheis- 
li, daß der gallertförmige Stoff Trioryprotein if; vergl oben 
©. 1076. Geine Ballertform erinnert übrigens an Keim, weniger en 
Dsmazom. — Miſcht man der frifhen Galle 4 bis 5 Procent Alfohel 
bei, oder verfeßt man fe mit wenig Effigfäure, fo entläßt ſie dem bes 
gleitenden Schleim und ift num durch Zließpapier feihungsfähig. @s 
berubet dieſe Gonderung darauf, daß der Gallenſchleim bur Al 
Tohol wie duch ſchwache Säuren, und ebenfo auch durch Salze, ſche 





1109 


leicht zum Zufammen⸗OQuellen (Coaguliren) gebracht wirb; ohne 
Zweifel hauptſaͤchlich: weil diefer Schleim zu feinem fog. Hydratiſirungs⸗ 
Boffer geringere Anziehung beſitzt, ale irgend einer ver übrigen Schleims 
Krten (und namentlich als jener wäfrigsflüfflge, der bie mikroffopifchen 
Schleimkoörperchen des Naſenſchleim ꝛc. umgibt; oben &.983 ff. u. 1102 ff.), 
bann aber wahrſcheinlich auch darum, weil, insbefondere Säuren⸗ und 
Galz:Löfuugen, elektriſch erregend (nad) Art der Einwirkung ver Pole gal- 
vanifcher Ketten, auf Muskeln und Nerven; vergl. m. „Binleit. ind. n. 
Epemie* ©. 100—105 u. 353) und Cohaͤſton erhöhend einwirken. Daß 
es ich aber von folcher erregenven Mitwirkung handelt, das bezeugt mit⸗ 
telbar das Berbalten jenes flüffigen Schleims oder Schleim⸗Hydrats 
bei Siedhitze, indem diefe weder Trübung noch Zufammen-Quellung 
bewirkt, fondern vielmehr die Fließlichkeit des Hydrats in ſolchem 
Naaße ſteigert, daß es ſich leichter filtriren laͤßt. Uebrigens iſt es, 
beim Schleimverdichten durch Zuſatz von Säuren nicht einerlei, welche 
Eänre Hiezu verwendet wird; denn während „@iflgfäure* den dadurch 
bewirkten Schleimniederſchlag weder Talt noch Heiß auflöfet, findet das 
Gegentheil ſchon in der Kälte flatt, wenn man hiezu Azotfäure 
gewählt Hatte, und ebenfo verhielten ſich in Scherer’s hieher gehöris 
gen Verſuchen (Ann. d. Chem. u. Pharm. LVII. 196 ff.) Hydrochlor⸗ 
fänre, Shwefelfäure und dDreibafige Phosphorfäure, wähs 
rend „Chromfänre* (und ebenfo Kali⸗Bichromat ) und MrCh Feine 
Fallung zu Wege bringen, hierin dem „Balläpfelaufguß” gleichend. 
Alkohol bewirkt weiße fafrige Eoagulirung. ©. fand das er⸗ 
wähnte flüffige Schleimhydrat zunaͤchſt zufammengefeht aus 887,01 
Waſſer und 112,99 feſtem Stoff, und diefen aus 104,34 reinem waſſer⸗ 
frein Schleim und 8,65 anorganifchen Salzen. Der durch Eſſig⸗ 
ſaute Beiwirkte Niederſchlag ſcheint, S's Unterfuchung gemäß, gebuns 
dene Eſſigſaͤure zu enthalten. Nentrales Bleioxyd⸗Acetat bewirkte in 
dem flüffigen Hydrat nur ſchwache Trübung, bafifches hingegen 
Harfe flockige Faͤllung; „Alam“ verhielt ſich dem erfleren Acetate 
gleich. Procentiſch fand S. den chemiſch reinen Schleim, im 
Mittel aus drei Tlementaranalyſen, zufammengefeßt aus 82,173 0, 
7,010 H, 12,637 A und 28,180 Oxyg. 





*) — Chromſaure und Kali⸗Chromate in Beziehung uf Schleim 
ſich verhalten. wie Ralinelfentyandr, d. 5. Leine Trübung zu Wege bringen, 
wäst nicht nur, wie oben bemerkt worden, letzteres, ſondern auch erftere bie 
AlpuminsLöfung. Aber noch weit empfindlicher iſt ſowohl CrO3, al KO + 
2CrO3 as» KOCrO für Sämatin (oben ©. 1077); denn fle ändern beffen 
zunfle Barbe in Hochroth um; Kochſalz und ebenfo Galpeter wirken jedoch nicht 
nur ähnlich, fondern noch lebhafter; ja felb pas grüne Chromoxyd ber Pors 
zellau⸗ Blatten , veögleichen das ſolche Platten und Gefäße ſchwärzende Uranoxyb 
(oben ©. 883) und Manganorye, fowie das fie gelbende Stiboxyd leiften, bei 
Lichtausſchluß, ein Gleiches. 


1110 





o®) Für die Berbauung entſchieden mitwirkend verhält ich, außer dem 
Magenfaft und dem Speichel, die Galle. Urfprünglih in ber Leber 
(wo fie noch nicht bitter Hervortritt) aus bem venöfen Blute der Piort⸗ 
aber gefchieden*), dann durch anfänglich feinfle, weiterhin mehr un 
mehr an Groͤße gewinnende und endlich zu einem Canal, dem Ductus 
hepaticus vereinte Sallengänge, außerhalb ber Berdauungszeit, mit 
telft eines befonderen Ganges dem Junenraum ber Sallenblafe zuge. 
leitet (und bier bie zum Eintritt ber Berbauung aufbeinahrt, dazı 
aber während berfelben in den Zwölffingerdarın geführt) flellt fie der 
eine gelblichgrüne, bitter ſchmeckende und eigenthümlich wibrig riechende, 
ſchleimige Flüſſigkeit, die an ſich höchſt waubelbar, unter aubern Er⸗ 
zeugniffen fremder Einwirkung, einen, feiner Zufammenfehung nad, 
zu den Schwefelreich ſten gehöriges (25,70/0 8 enthaltendes) Ev 
zenugniß, das zuerft von 2. Gmelin im Jahr 1824 durch Winwirtung 
von Eäuren aus ihr dargeflellte, aber erſt 1846 von Rebtenbader 
feinem Schwefelgehalt nach erfaunte Taurin (vergl. oben ©. 104) 
zu Stande kommen läßt, das Redteubacher zufolge, außer jenen 
S⸗Gehalt procentiih 19,28C, 11,25 A, 5,73 H un» 38,04 O barbiekt, 
während es flöchtometriich ale aus 1 Berhältnißgewicht A verbundes 
mit Ca H7 Os und Sa beftchend betrachtet werben darf, und bas, wäre 
es ein Amid (a. a. D.) eine Berbindung von AH, mit C,H; 30% 
b. 1. mit einer um 1 Oxyg. verminderten, auch ohne dieſe Minderung 
ungemein Osreichen Säure darfiellen würde. Sene große SIunigkeit 
aber, mit welcher der Schalt im Taurin gebunden vorgefundes 
wird (fie war es, bie ihn bis anf N’s Unterſuchung gaͤazlich 
überfehen lieg), nimmt die Bolgerung in Schutz: ba, enthält das 
Taurin eine theilweiſe oxydirte Säure, der Schwefel beffelben niät 
(nad) Art mehrerer Schwefelmetalle) ale Säure, fondern als gemein 





*) Mittelk ver bie Leber zufammenfegenben, unter ſich durch Bellgewebe wrgenifd 
ebenfo dicht als innig verbundenen Drüſenkörnchen ober 
Jeves einzelne biefer koͤrnigen Gebilde beſteht aus vreierlei Sauptgebilstheilen, die 
fi auf den fehr Befchränkten Beftaltungsraum eines Kornchen zuſamm 
vorfinden: nämlich 1) aus ben außerſt zarten Seberarteries innen, We 
Rimmıt ver Leber, das fie ernährende Blut zuzuführen; 2) aus ben nicht mine 
garten Hefgen der Pfortaner, aus deren Blut bie Gonberung ver Gall 
erfolgt; 8) ans feinen Anfängen ber zur Bortleitung ber geiworkenen Guk 
georbueten Gallengange und 6) aus ven ebenfalls fehe feinen Benen, die 
jenes Blut, ans welchem bereits vie Galle gebilnet und gefchiehen wochen, ie 
bie Lebervene gelangen laſſen, durch vie es dann, mittelk her Goßlvene u 
rechten Gerzlammer in bie Lungen zurädgeführt wird. Berichnitten gibt übrigens 
bie Leber, am harüber gegoflenes kaltes Waſſer Albumin ab (mas AG vl 
Sieden zum Gerinnen bringen uns fo fcheiden läßt), —— von auberen loͤ⸗ 
Uchen Mitbeſtandthellen thierlicher Flüſſigkeiten. — Einrichtung un (pi 
— Verrichtungen ver verſchichenen — vergl. m. Ocuti 





ſchaftlich mit O und HE .burch O gefäuerter Oruubſtofſ darin, und mits 
bin. andy in der Balle "feib zugegen if. Meder durch Behandlung 
des Taurin mit Azotſaͤnte, noch mit Känigewafler, Chlor sc. vermag 
man bemfelben feinen Echwefel zu entziehen, and’ nur durch ſtarkes 
Grhigen an freier Luft verbrennt fein S u SO,, und nur durch Bers 
puſſen mit Salpeter erhielt ihn R. in GOz verlehrt, au KO ges 
banken *). — Die älteren Chemiker folgerien aus dem chemiſchen Ber- 
halten der der Gallenblafe eatnommenen Galle, daß fie der Hauptſache 
nach eine fog. alkaliſche Geife, eine Verbindung von Harzfäuren und 
Seirtfäuren mit Natron ſey, daß fie deßhalb ſich beionders geeignet 
finde Fettöle aufzuloͤſen, fie mit. dem Waſſer miſchbar machend und 
damit eine Art Emulſion bilden *c). Aehnliche Anſichten theilten 
aber auch neuere Chemiker, unter Andern auch Braconnot (vergl. 
m. Graundz. I. 638 ff. An.), Demarcay, der darzuihun ſuchte, 
daß 2/10 der durch Albohol eniſchleimten und darcuf im Waſſerbade in 
Berzellans Gefaͤßen zur Trockne gebrachten Ochfengalle aus einer 
Ratronfeife (aus Koleinfausen Natron), beſtehen, und Kemp, der 
aur. eine Säure, als deu au Natron gebundenen Stoff, in ber Balle 
sorauiszufegen fich veranlaft sah und diefe Säure Sallenfäure ges 
nauut wien wollte; eine Annahme, bie auch Liebig iheilte, der 
jedoch darin von KR. abwich, daß er fie für weientlich gleich hielt mit 
Demarcay's Eholeinfäure (db. i. abgeleitet von zoArn — Galle, 
fe viel als Ballenfäure), die jedoch von Bergelins, der jene An⸗ 
ihren nicht theilte, als ein Ummwanvelungs-Brzengniß der Galle, oder 





% Bir betheiligt ſich dieſer verheitlich große Schwelelgebalt ter Galle bei ber 
Benanung? Muthmaaßlich wie folgt: Wenn der Chymus aus dem Magen in 
a Zwölfiiggerkarmm gelangt, fo findet er in des ihm dort zutretenden Galle 
eine organiichecgemifhe Zufammenfegung vor, melde, währenn fle fih mit dem 
größeren Theile ihres Schwefels des im roben Chymus vorhandenen Hydrogens 
bemädstigt, und alfo gebunden dem des Ueberganges in Cbylus unfählgen Chy⸗ 

verfällt (und mit dieſen Theile ſpaterhin ale Koth ausgeführt wird; 
iheils unverändert, theils in Schwefeltarbon⸗ und Gchwefelmetall durch ent⸗ 
ſprechende Wechſelwirkungen vieles Chymus Theiles verwantelt), ba bann bie 
Heard größeren Theiles entſchwefelten Ballentheile, aus den übrigen Ghymmnts 
Ipellen, zu Chylus (ober zu ver einen Art ver Chyluskügelchen, fo wie zu 
Gnfinsfert) ſich geftaltend verbiuden? In das Blut gelangt, verläßt die alio 
theitweife entmifchte Galle ven Körper auf jenem genoppelten Wege, von ben 
Liebig voransfegte, daß er die ganze (alfo ihrem Schwefelgehalt nach unvers 
kürzte) Galle dem Leibe entführe: den Azotshaltigen Antheil, fammt dem Natron 
vurch ven Garn, ben Upotsfreien ats CO2 und HO vurch vie Lungen. 

, Ia vielen fog. Vlerktiigerm (Slede tilgenten flüffigen und ſtarren Gemengen und 
Gemiſchen) macht Ochfengalle. einen weientlihen Mitbeſtandtheil aus, obgleich 
fie anderer Gelts: bei ver Bereitung des fog. Türlifhen PBapiers, zum 
Mittel wird: mit Terpentindl angeriebene Farben auseinander zu balten burg 
farbiofe, der aus einander gezerrter Galle ihre Entſtehen verdankende Flaͤchen 
( Strichen and fog. Nie); ſ. m. Brunn. L. 212. 





1118 


des von ihm in berfelben nachgewieſenen Bilin bezeichnet unb mit 
der von ihm ans der Galle bargeflellten Bilifellinfkure als voll: 
Tommen übereinſtimmend erachtet wurde. Demarcay machte zwei 
Berfahren befannt die Eholeinfänre zu gewinnen (Man, d. Gem. 
u. Pharm. XXVII. 280 ſſ.), von bemen jedoch, feiner eigenen Bar: 
figerung zufolge keins eine volllommen reine Säure erzielen läßt, 
indem fie fo immer etwas NaO, BaO, und allen Farbſtoff ober Rait 
befien flets etwas S, NaO und wahrfcheinlich auch eine geringe Menge 
Margarinfänre enthält. Demarcay beſchreibt Die Cholernſäure 
als eine gelbe, ſchwammige, leicht zevreibliche, aus der Luft jedoch 
raſch Feuchtigkeit anzichende, fehr bittre Mafle, deren Staub bie 
Schleimhaut der Nafe und des Schlundes reizt, und bie ſich leicht in 
Alkohol loͤſt, während fie im Waſſer ziemlich löslih, im Slether hin: 
negen faſt unlöslicg iſt. Durch eine Säure aus ber Galle geſchiedes, 
iſt fe dem Wafler leicht zugänglid;. ihre waäffrige Löjung IR Rarl 
fauer und fehr bitter, erliegt aber theilweifer Berfehung, wenn fie ber 
Luft ausgeſetzt bleibt, indem fie fi trübt und nach einigen Tagen ben 
größeren Theil ihrer Säure in Jorm oranger Tröpflein entlaͤßt. Die 
pulorige Säure ſchmilzt, auf dem Blatinblech erhitzt, blähet ſich auf, 
brennt mit ſtark rußender Flamme und Hinterläßt eine lockere, leicht 
einzuäfchernde Kohle. Im Luſt⸗abhaltenden Gefäß ſchwilzt fie bei 
1200 C. = 960 R. und zerſetzt ſich ext bei 2000C. = 1000 R. GEie 
laßt fi in Taurin, Eholfäure (die ſchon 2. Omeltn bargeellt 
hatte) unb in Cholordtuſäure zerfegen, und iR Theyer mb 
Schloſſer (Ann. d. Chem. u. Pharm. L. 235 ff.) zufolge vollfon: 
men glei der Ballenfäure, die von ihnen, analyliſchen Uste- 
fuchungen gemäß, ſtöchiometriſch ale Hydrat = Cu Has A + 013 
berechnet wird. Da aber aus ber Eholofufäure TZaurin ſich zu bil 
ben vermag (Demarcay a. a. D. XXVII. ©. 280), fo muß fe 
nothwendig noch S2 und dafür wahrfcheinlih nur O,, enthalten. Auf 
fallend iſt es, daß weder bie genannten Ghemiler, noch Kemp und 
Liebig des Schwefels als Nitbeſtandtheil der Gallenfäure gebenfen, 
da ihnen doch 802 als Berbrennungs » Erzeugniß obnmöglich entgehen 
konnte. Oder, wärde man in früherer Zeit gefragt haben, ober iR 
der Schwefel bes Taurin ein aus CH und A entflandener, hoͤchſt 
innig verbundener Gebrittfloff, der bei der ummifchenden 
der Cholernſaͤure ih aus feinen letzten Beſtandtheilen er bildet? &s 
laſſen Ach übrigens jene 8 Ummifchungs-Erzeuguiffe ber. Ichtgenanuten 
Säure auch unmittelbar aus der Galle gewinnen; denn Eocht man ent ’ 
ſchleimte und entfettete Galle fo lange mit ſtarker Hybrochlorfäure, bis 
die harzige Eh oloidinfänre entlanden if und nicht weiter vermehrt 
wird), fo hat man dieſe, um fie zu reinigen, zumächft nur einige 


®) Es erinnert dieſes ummiſchende Cinwirken ber Hydrochlorſaure am deren, fo wie 


1113 


Mai mit Hein Mengen veſtillirten Waflers bis zur Schmelzung au 
erhigen, hierauf zur Trockne zu bringen, zu zerceiben und dann auf 
einem Filter fo auge mit faltem Waſſer abzuwaſchen, bie bas abge- 
floſſene Waſſer ne Gilberauflöfung nicht mebr trübt; und löfet man 
fie dann in Altohol (der He fehr leicht aufnimmt, während Hether fle 
fanın angreift ud Waſſer sur wenig vom ihr loſt), ſeihet die Löfung 
durch, fie fo non Spuren einiger Salze, insbefondere des Kochſalzes 
befreiend, je ſtellt Re, von Alkohol geichieden eine fehr bittere, ent⸗ 
ſchieden faner gegenwiriende, NAlicliv Carbonate zeriegenne (aus ihren 
Berbindungen mit Alkali durch Rärkere Säuren in gelblichen, erwärmt 
zufaumenflichbaren Flocken fällbare, mit .Allalien in Alkohol wenig- 
lösliche fanre (und außerdem auch vollkemmen neutrale) bittere Salze 
gemährende Eäune dar, die, Theyer und Schloſſer zufolge = Cé6o 
-.Hsg Orı (Oco Mas Oro ++ HO) ſtochiometriſch zufammengefeht, mithin, - 
‚wie ſchon Demsrcay fand, volllemmen Azot⸗ (und Schwefel s) frei 
iR. Kocht man dagegen gereinigte Galle mit gleichviel einer aus 
KO +2 Wafler zufammengefehten Lange (unter Nachtragung des 
verbampfenden Waflers) mehrere Tage binbusch, fo bildet ſich in Folge 
fo kraͤftiger Gänreforberung neben entweichendem Ammonint , bie 
Cholſäure, die Theyer uud Schloſſer zufolge aus Oya Hsa Os 
beßeht, mithin ebenfalls werer A noch S enthält, und im reinen Zus 
Rande aus fiedendem Alkehol in feinen durchſichtigen, farbiofen, zu 
ſeidenglaͤnzenden Buſcheln verbundenen Nadeln, aus lauem Alkohol in 
Tetraedern anfchießt, im leßteren Falle (als Altoholat?) au der Luft 
fh bald trüben, im Waſſer uniöslich ſind, vom Alkohol und Aether 
leicht aufgenommen werden, gelöft Lackmus röthen, AltalisGarbonate 
zerſetzen, nicht flchtig ſind und angezündet mit ſtark rußender Flamme, 
unter Rüdiafiung von viel kohligem Rückſtand verbrennen. Sie weicht 
ven ber Eholerkinfänre und Eholeinfäure fon darin fehr ab, daß 
ihre Salze nicht. wie die jener Säuren eine barzartige Beſchaffenheit 
barbieten, in fiedeudem Waller nicht ſchmelzen, wohl aber für fi 
leicht ſchmelzbar find. Mit KO und NaQ bildet fie lösliche, mit BaO, 
Ca0, Zn0, OnO um AgO unlösliche, leicht in faure und bafiſche 
zerſetzbare Salze. Sie ˖ ſchucckt ſehr bitter, jedoch weniger eindzinglich, 
. als Galle. — Die Ehsloivinfäure bildet, Redtenbacher zufolge 
(a. a. O. LVII. 145 m. ff), mit Azotſaͤure behandelt folgende 
flüchtige Säuren: Eſſigfäure, Saprinfäure, Caprylſäure, 
. Balerianfäurg, und ein giftiges, ſchweres, waſſerkllares, aͤußerſt heftig 
Regen» und hbeiäubend riechendes Del, das mit ſtarker Altali⸗ 
Lange behandelt ſich kurze Zeit hindurch gelbet und bald darauf ein 
kryſtalliniſches citrongelbes Galz ſich fcheiden macht, deſſen eigenthümliche 


‘ 


ber 30; Einwirkung auf Gybsofyanfäure-Sybrat; oben S. 762, unb mehr mod) 
an vie PepfinsBilwung aus Schleim durch HCh; oben & 1108. 








1118 





Shure R. Nitrocholfäure nennt, unb als beren twahrfdheinlide 
Röcdhiometeifche Formel Ca + H+4A+9O (= 02 A3 BHO; + 40.9) 
berechnet. Jedem aber die Edureforderung des KO aus jenem giftigen 
Dele die genannte Säure hervorruft, ‚bildet fa aus bemfelben zugleid 
weder faures noch baſiſches (indifferentes), von M. mit Cholacrol 


"begeichnetes, im Waſſer ebenfalls zu Boden ſinkendes, gelbliches, 


ſtechend, beräubend, zimmtartig riechendes, dem Waſſer ſchwer, dem 
UAlkohol und Aether leicht zugängliches Del, das bei 1000 T. unter 
Entwickelung von AOz und Hinterlaſſung won wenig fettartig riechen⸗ 
der Flüffigkeit, auf Koflen eigenen Oxygens (manchmal ſchwach vers 
puffend) verbrennt, und == Ca Hs Ag Oz iſt. Mile nicht fluͤchtiger Gtof 
blieb bei jener Erhisung der Cholorvinfänare mit Azotſaͤure in ber Reterie 
zurũck eine andre neue, von Ardtenbaher Sholidanfäure genamte 
Gänre, die aus Ihrer heißen wäflrigen Löfung. im langen haarförmigen 


Priemen anfchießt, die, entflehend, der Mutterlauge Atlasplan; ev 


theilen, beim Trocknen asbeflartig zufammenfchrumpfen, aͤußerſt leicht 
umd locker, und im falten Wafler kaum löslich, im heißen ſchwerloͤe⸗ 
lich ſind, gelbſt fauer gegenwirken, bei 1000 C. nichts am Gewicht 


verlieren, ſtaͤrker erhitzt ſich ſchwaͤrzen und unter Eutwickelung bitiers 
lichſauren kratzenden Dampfes verkohlen. Angezündet breunen fie mit 


rußender Flamme. Es bedarf dieſe Säure wenig Alkali zur Neutra⸗ 
Uſation, dildet mit den metalliſchen Salzgründern theils ſchwer⸗, theils 
unlöslicde Salze, won denen bie der durch Wechſelzerſehung gebildeken, 
der Erzmetalloxyde flodige Niebderſchläge darſtellen, die aber beim 
Aaswafchen mit Wafler zerlegt werden. Das nitrochelfaure Kali trübt 
Grzmetall-Salzlöfangen nicht (und läßt fi} nicht austrodnen, weil eh, 
felbft in ber Guer koi'ſchen Leere, verpuffend zerfpringt, und babe, 
feiner Säure nach, mehr oder weniger zerfegt wird). Die Cholidan⸗ 


fäure dürfte — Dis Hı2 O7 zufammengefeht ſeyn. In ihrer Mutter 


Lauge befinden ſtch, außer Azotfäure, noch ein weichharziger (bis jetzt 
nicht unterſuchtet) Stoff und außerdem Dralfäure, nebſt Biel einer 
Säure, die R. Cholſterinſäure nennt und bie der „Byte 
gallusjäure” (Brenzgallusfäure) tfomer IM, indem fie aus Ca Hu Os 
beſteht; beide Säuren’ fcheidet das AgO, indem befien Berbin- 
bung mit ber letztgenannten ein ſchwerldoliches, mit der Oralfäurt 
dagegen ein unldsliches: Salz gewährt.‘ : Die‘ Shölekerinfäure ähnelt 
in ihrem Verhalten der Choloidanſäure im hoben Grade, fie iR licht⸗ 
gelb, fleht dem Kirfchaummi Abnlich, zieht Luftfeuchte an, bildet wit 
Waſſer, Alkohol und flüffigen Säuren gelbliche Fiäfigfelten, fchmedt 
ziemlich fauer und herbbitter, und wird durch Erhitzung ähmlich wie 
Choloidanſaͤure zerflört. Die von Belletier und TCaventon durd 
Behandlung von Cholefterin oder Eholfterin mit Azotfäure erhal 


tene kryſtalliniſche Sänre (oben ©. 1078) vermochte zut Zeit Feiner 


der Übrigen Chemiker (etwa Goebel ausgenommen; Ana, d. Chen. 


— — —— rn - — 


1115 


n. Pharm. IXXII. 41) an R. nicht, barzuftellen: wehl aber 
erhielt diefer , nis er reines Gallenfett mit Myoifkure ers 
higte, neben A, Spuren flüchtiger Butierfäuren ab weichharziger 
Mafle, die, diefer Abkunft wegen, Cholſterinfüure genannte Säure. — 
Als Speyer ma Schloſſer nad dem oben beſchriebenen Verfahren 
aus Balle Eholoriinfäure barfellten, erhielten fie zugleich eine harzige 
Maße, die früher, auch ſchon von Berzelius ähnlichen. Weges ges 
wonnen und von ihm Dyslyfin genannt worden, in Kaltlaugen, Am⸗ 
meniaf, Gffigfäure, Gynzochlorfänre und in Taltem Allohol anlöslich 
und geſchmacklos iR, yon ſtedendem, ſo wie vom Uether ſchwierig 
aufgenommen wird, und daraus, beiw Erkalten und Abdampfen, im 
Form einer weißen Erde ſich abſetzt, gerrieben jeboch ein gelbes Pul⸗ 
ver gewährt, das bei 1009 C. zufammenfintert, bei 1409 C..z= 11208. . 
ſchmilzt, und, Speyer und Schloſſer zufolge, von bem Eholotbins 
fauren Öybrat um AHO verſchieden, alſo == Ce Has O7 IR. 


%) Die Darfielung des Bilin aus der in ver oben bemerkten Weiſe 


gereinigten und durch Digefion mit waſſerfreiem Aether gänzlich ent 
fetteten Rindsgalle (und ebenjo wahrfcheinlich aus jeder anderen Galle) 
gelingt nad Berzelins unter andern folgender Weile: Man löſt 
zusörberf die pulverige entfettete Malle in Alkohol, ber den Reſt von 
Schleim, Kochſalz ıc. ſcheidet, filteirt ind verfeht die alſo geflärte 
Flaͤſſigkeit mit gelöftem Baryumdhlorid, Vaburch ein veränbertes Chole⸗ 
pyrrhin faͤllend, feihet wieder durch und fchlägt aus dem neuen Bil- 
trat buch Barhtwaſſer alles übrige Cholepyrehin, ſammt einem noch 
uäher zu unierfuchensen rothgeiben Stoff and Margarinfäure nieder; 
alfe gereinigt und mittelft neuer Durchſeihung gellärt, laͤßt man, um 
bas überflüffig zuaefehte BaO zu entfernen, CO2 zu der Harn Flüſ⸗ 
figfeit treten, dunſtet hierauf zur Trockne ein und bigeriet den Ab⸗ 
dampfungsrüdkend mit Alkohol, daburch Kochſalz nnd BaCh aus⸗ 
ſcheidend, verfeßt nun die hievon geſonderte Flüſſigkeit nach und nach 
mit waflerarmer Gchwefelfäure, bie mit 32 Waller und dann mit 
Allehol verbünns wird, fo lange noch ſchwefelſaure Salze der im 


- Bläffigfeit yorbandenen Salzgründer. niebergefchlagen werben, filteirt 


wieder und entzieht hierauf der alfo geliärten Flüſſigkeit mittelſt Zufak 
von frifeh bezeitetem PbOCO, in ihre vorhandene SO; und Pettjäuren, 
befillirt dann ven meiſten Alkohol ab, entfernt aus dem Ruͤckſtande 
buch HS das Pb, ſiltrirt und dampft im Waflerbabe zur Trodne ab; 
eingetrodnet Sat man dann eine gelbliche klare, bittere, ans Bilin 
und aus bemfelben entflandener Fellinſäure und Cholinſäure zu⸗ 
ſammengeſetzte, vordem durch „Gallenſtoff“ bezeichnete Mafle. Um das 
Bilin von dieſen neugewordenen Gäuren zu ſcheiden, loͤt man die 
Maſſe in Waſſer, digerirt fie mit feinem Bleiorxyd, macht fo ſich bil⸗ 
ben ein pflaſterformiges Gemenge von fellinſaurem und cholinſaurem 


“ 


1116 


Bleioryd, worüber gelöftes Bilin ſteht, bas Jedoch um gänzlich rein 
zu erfcheinen, nicht nur der Durchſeihung, fondern auch neuer Löfung 
in Alkohol, Wiederdurchſeihen diefer Löfung und Ginbunftung derſelben 
zur Trockne bedarf. Das alfo geſchiedene Bilin flellt einen durchant 
unfryallinifegen, Flaren, farbs und geruchlofen, bitteren und au 
gleich eigenthümlich Füßlich ſchmeckenden, erhiät unter Ammoniak⸗ 
(aber nicht BOgshaltigen?) Erzeugniſſen zerftärbaren, im Wether unlde⸗ 
lien, mit Waſſer und mit Alkohol in allen Berhältniffen miſchbares 
und aus feiner wäflrigen Löfung weder durch Säuren, noch durch 
Chlor, noch durch Metallſalze faͤlbaren Stoff dar, ver jeboch aufer 
ordentlich veränberlich IR — in der Balle vorzüglich durch Einwirkung 
des Schleims, außerhalb berfelben noch ſchneller durch Säuren, Alla⸗ 
lien, Galzeıc. — und gemäß biefee Beränberlihleit mittel ſiedender 
Kali⸗Lauge die oben gedachten Erzengniſſe (AB; und GhHolfäure) mil: 
tell HCOh eine gelblich ölige Berbindung der Fellinfäure und Gholinfäute 
mit Bilin gibt, der fich bei weiterer Digeflion in eine in Waſſer unlöss 
liche harzige Maſſe — Tellinfäure, Cholinſänre und Dysiyfin — 
wandelt, während bie überfiehende Biäffigfeit Salmiak und Taurin 
enthält. Kalter Alkohol fcheivet aus jener die Säuren, das Dyslyfin 
zurücklaſſend. Die abflltrirte alfoholige Löfung entläßt, mit verbänns 
tem Ammoniak gefättigt und der Abdunſtung unterworfen, chol in⸗ 
ſaures Ammonoxyd in Form einer harten Mafle, und behält 
zurücd fellinfauren AH4O; HCh zugefept fäll’t aus letzterem bie Fel⸗ 
Linfänre in weißen Zloden, bie, ausgewaſchen und getrocknet, erbig, 
weiß und geruchlos find, gallenbitter fchmeden, bei 1000C. unzerfeht 
ſchmelzen, unter Waſſer gefchmolgen barin im geriuger Menge, in 
orößerer im Aether fich Iöfen, in Alkohol leichtldslich And, mit Nike 
bien im Wafler und Alkohol Lösliche Neutralſalze bilden, bie aber tur 
Boswalten ves Alkali unlöslidh werben und fich pflaſterartig ausſchei⸗ 
den. Mit Bilin verbunden ‚bildet fle die Bifellinfänure. ud vie 
Gholinfäure trennt die HCh vom AH4O in Form weißer, unter 
bem Trocknen zuſammenbackender Flocken, die beim Troduen eine 
braune, leicht pulverungsfähige Mafle bilden, ſchon im warmen Bafs 
fer ſchinelzen, ſich aber darin nicht Iöfen, während Alkohol fie Leicht 
aufnimmt. — Theyer und Schloffer befolgten ein zweites, von 
Berzelins befannt gemachtes Berfahren; fie fäl’ten Balle»Läfung durch 
Blelaretatlöfung aus und entzogen der überftehenden, Bilinshaltigen Fläf 
figfeit, mittel HS das am baffelbe gebundene PhO und dampften bie 
Fläffigkeit zur Trockne ab, die nun in abfolutem Alkohol geläk, mit 803 
ansgefaͤllt, bis die überfichende Bläffigfeit fich entfchieden ſauer zeigte, 
von den gefällten Gulfaten abſiltrirt, das Filtrat durch gelinbes Er⸗ 
wärmen mit zugefeßten, friſch gefällten PROCO, von Aberflüfftg zuge 
feßter 303 befrelet, dann wiederum durch EIS von PbO, uud nun zur 


’ 


1117 


Trockne abgebunftet wurde *), GEGoebel fand im zoolog. Cab. der Uni⸗ 
verfität zu Dorpat ein feltenes Concrement, überfhrieben: ein ans 
concentrifh fhaligen Maffen beſtehender Ballenflein, 
ohne Angabe der Abſtammung. Beſchreibung und Abbildung teilte 
er in ven un. d. Chem. u. Pharm. IXXL 237 fi. mit. Aus @’s 
Berfuchen ergab fi, daß diefer Gallenſtein, mittel Erhitzung in 
Kalistauge aufgelöß, wobei ſich Rarker Ambrageruch entwidelte, mit 
dem KO ein Galz barflellte, deſſen Löfung durch Säuren zerfeht eine 
bis dahin umbefannt gemwefene Säure entließ, die, ale gelblichweißer, 
palvriger Niederfihlag gewonnen, aus alloholiger Loͤſung in faſt mi- 
Ixoflopifch kleinen fechsfeitigen Brismen Iryfallifirte und von Goebel 
Lithofellinfäure genannt wurde. Gie iR ein dimorpher "9, 
im Waſſer unlöslicher, tim Aether wenig, im heißen Allohol loͤslicherer, 
den Harzfäuren ſich anreifender Stoff, ber, Rödiometrifh C == 75 


*) Berzelins vermuthet, daß vie Süße des Bilin vielleicht von in vemfelben 


anmefenden Glycerin berrührt und erinnert — in feinem „Sahres-Bericht Aber bie 
Bortfeyritte der Chemie und Miineralogier XXIV. Jahrg. (Tübingen 1845. 8. 
©. 668) — an die von Kemp aufgemworfene und wie folgt beantwortete Frage: 
Bas iſt vie Ballenfäure? Sie ift nicht das von Berzelius bargeftellte Bilin, 
weil fe nicht durch Kopfenjäure von Natron abgeichieven wurde, was er baburdh 
fand, daß aus ber Löfung ver Verbindung dieſer Shure mit Natron in Alkohol 
kur Kohlenſadure Tein Eohlenfaures Natron niebergeidhlagen wurde. Cie iſt nit 
Thénmard's Gallenharz, weil fie fih in Wafler auflöhe; fie ift auch nicht 
Demarcay's Gholeinfäure, weil dieſe aus ver Löfung dieſes Natronſalzes durch 
Eäuren, ſelbſt durch fchwächere Pflangenfäuren nievergefchlagen wird." — Grwägt 
man, daß das Bilin durch Behandlung mit HCh Salmiak (und Taurin) neben 
Bellinfänre und Gholinfäure, durch Kochen mit KÜ Ay. Ammoniak und: Eholfäure 
entwidelt, fo liegt die Solgerung nabe, daß es ein Amik ober ein Subamid 
(in welchem A nit mit 2 H, fondern nur mit 1 H, und entſprechend auch bie 
no aufzufuchende Säure mit dem Meinften Antheil von O verbunden) ift, ober, 
vieleicht wahrfcheinlicher, daß im Bilin gegeben fey: einer Seits eine U» und 


‚ Bshaltige Abänberung des Ammonmetalls, vebynrogentrt bis auf 1 H unb ande⸗ 


zer Geits eine entfprechend detoxydirte O-&äure ? 


*e, Hierin vem Schwefel, Zuder, Amygbalin, ver Sylvinfäurese. aͤhn⸗ 


lich. Sie ſchmilzt nämli bei 2040 20500. — 1639%,2— 164° R. und erflarrt 
kann wieer kryſtalliniſch; fährt man aber fort fie zu exbigen, fo ſließt fle 
zunaͤchſt (che fie durch beträchtlich größere Hitze zerflört und zur Zerſetzung im 
Brenzöl und faure Slüffigkelt getrieben wird) zur klaren, glaflgharzigen Maſſe, 
vie Durch Reiben ſtark elektriſch werdend nun ſchmelzbarer iſt, wie fle zuvor war 
(indem fie jeßt ſchon bei 10500. — 84 R. flieht, und, gefchmolgen Hei 
1100 C. — 88 R. fabig zaͤhe wird), und ihre Kryftallifirbarkeit nicht verloren 
hat. Aehnlich verhalten ſich aber auch vie übrigen genannten dimorphen Stoffe; 
denn Wohler zufolge ſchmilzt Pryfiallifirter Zucker bei 16000, durch 
Schmelzung amorp her zwiſchen 900-1050 C. ; EryfRallifirtes Amygdalin 
bei 200% C., nah ber Schmelzgung amorph erflarrtes bei 125%—130° O.; 
Iryfallifirte Sylvinſdure bei 1400 C., amorphe bei 90%—100°% C.; 
IryRallifirter Schwefel bei 1119C., durch Schmelzung amorph ge 
worbener bei 90%—100%C. Auch die brenztraubenfauren Kryſtalle und 
amecphen er ten Aehnliches zeigen. (Geſchmolzen find fie dampfreicher; 
o . 80 8. 9). 


1118 


gefeht aus Ce Has Or + HO beſteht, an ber Luft erhitzt ſchwaqh 
würjigen Geruch verbreitet und endlich unter rußender Eutllammung 
verbrennt. Heumann fand, daß dieſe Eäure ben Hauptbeſtandtheil jener 
im Magen der Autilopen (und des Bezoarbocks) feltenen Concretionen 
bildet, welche früherhin unter der Benennung morgenländiſcher 
Bezoar (B. orientale) auch in Guropa als Arznei in Bebraud 
genommen wurden (vergl. Aun. d. Chem. u. Bharm. I. 251). Gie bilde 
mit KOCOz und Na0COg, unter COgsEntwidelung amorphe, gummi 
artige Maſſen. — Bermuthlich entſtammt bie in dem morgenl. Bezoar 
vorlommende Lithefellinfäure dem Harze der, von ben Antilopen (von 
ben Gazellen, Antilope Dorcas) und Bezoarböden (CapraA egray- 
rus, die im Baucafus und angrängenden Öfllicken Gebirge leben 
und von denen wWahrfcheinlich unfere Hansziege, eine durch Zäh⸗ 
mung entfaudene, leicht wieder verwildernde Spielart if) verzehrten 
Pflanzlichen Erzeugniflen, Baumrindensc.f.w.u. Die meiſten Harze wirken 
gegen Salzgründer, wie ſchwache Säuren, und bilden mit nenjelben, 
ohne dabei einer wefentlichen Mifyunge-Abänderung zu erliegen, Salze. 
#48) Es Tonımen die Harze nicht nur fehr verbreitet, fondern auch ſehr 
mannigfaltig geartet, und zwar nicht nur in den einzelnen Lebweſen 
(Organismen), zumal in den pflanzlichen, fondern ſelbſt auch im fehen 
Erdgeſtein vor; denn nicht nur in denen auf vorzeitlicdhe Lebweſen bis 
weiſenden Kohlesartigen Bebilden, zumal in den Brannlohlen und vers 
wandten Grzeugnifien, fondern auch in manchen Erzen, insbeſondere 
in denen dur Schwefel vererzten Metallen, fo wie in mehreren erd⸗ 
und erdlaugmetallifhen Oxygen⸗Verbindungen finden ſich hieher gehörige 
Sydrocarbonoxygen⸗ Berbindungen *). Daß fie in THierleibern (was 
gleich, verglichen mit dem Pilanzen, fparfam) ſich finden laſſen, ik 
bereits im Vorhergehenden nachgewiefen worden. Su ber Jetzwelt 
treten die meiften Pflanzenharze von Wetherölen begleitet auf, die dort, 
wo lebtere als Löfungsmittel erfcheinen, die Balfamform bewirken; 
beide, Harze und Wetheröle, feheidet in den meiften Fällen ſchon die 
Defkillation mit Wafler; wie denn einer dergleichen Balfame, der Ten 
pentin, alfo behandelt das Terpentindl als Defiillat gewährt (oben 


9 Bergl. m. Arch. f.d. ges. Naturl. 1.338, IV. 450, m. 26.5. Meteorologie 119, 
177 u. ſ. f., und m. Grundz. I. 683, 809 u. ff. Mitte Aether, zum Theil 
auch vurch Alkohol vermag man manchem gepulvertem Geſtein nicht ſelten Merk⸗ 


liches an Erdpech⸗ und Erdharz⸗artigen Erzeugniſſen zu entziehen, De nun auh 
jene Gebirgsmafien, welche Werner burch Urs und Uebergangägebirge bezeich⸗ 


nete, duch Cintrocknen erſtarrte Infuſorien darbieten, vie unter Sinwirkung 
von Waſſer und Licht wiener Leben gewinnen, vergleichen aber in vulfanifchen 
Gebirgsmaflen nur getöbtet, als organiſch geformte Infuforien Panzer vorkommen, 


fo Liegt vie Folgerung ſehr nahe, daß die in Geſteinen als lieberzüge innere | 
Flaͤchen vorlommennen Erdharze: Röfungderzeugnifie von vorweltlichen ober ur | 
weltlichen Elementar: Organismen find, deren Röftungähige vom Zunern ber fog- 


Erdrinde (muthmaaßlich von vullaniſcher VBethätigung ausging). 


| 
| 


| 


1119 





S. 1011), während das zurücdbleibende weißliche Harz, der ſog. „ges 
kochte Terpentin“ geſchmolzen das Geigenharz (Colepkonium) 
bildet, in ägnlicher Weiſe, wie Schmelzen der Brenzharze und Brenz⸗ 
ätheröle des Nabelholztheers *) erſtere in Pech verwandelt, Außer 
mit Aeiherölen Tommen aber die Pflanzenharze Häuflg verbunden vor 
mit Bummi, Schleim und biefen pflanzlichen Bilvungstheilen mehr ober 
weniger nahe ſtehenden Pflanzenerzeugniſſen, und heißen daun Gummis 
harze. Abgeſehen von biefen, wie von jenen Beimifgungen, findet 
man bie Harze in der Regel nie einzeln fiir fi in den Lebweſen, 
fonvern gewöhnlich find mindeſtens zwei, häufig brei und mitunter 
auch wohl mehrere verfchiebene Harze in ihren Borlommenktätten mit 
einander verbunden zugegen, und faf nie Rößt man auf nur einzelne 
kryſtalliniſche Harze. Jenem gemeinfamen Vorkommen zufolge unter= 
ſcheidet man ſolche Cinzelharze eines Geſammtharzes, mit Berzelins 
in Alpha⸗, Betas, Gamma⸗ꝛc. Harze. Mit dem Waſſer läßt fi 
Bein Harz unmittelbar verbinden, ſondern es bedarf dazu der Beigabe 
von Gummi, oder Bummivertreteen (mie 5. B. die Guajakharze — 
©. 1002 — folgen Weges mittelft Mimofengummi mit Wafler 
zur zäßen Blüffigfeit fich verreiben Iaflen), von Eigelb und derglei⸗ 
hen. Alle Sefammtharze find mehr oder weniger farbig, meiſtens 
brännlich, feltener gelblich, mitunter auch in’s Möthliche over Roth⸗ 
braune fpielend; die meiſten Cinzelharze find dagegen farblofe ſchwache 
Säuren, und manche unter ihnen geben mit ſtarken Salzgrundern ver- 
bunden baſiſch gegenwirfende Salze und damit Verbindungen, welde 
früherhin zu der Vermuthung führten: es feyen die in ben Bilanzen 
vorfommenden organiſchen Galzgründer (genannt Alkalorde) ders 
gleichen Harzfalze, eine Vermuthung, die ich jeboch keineswegs beRä- 
tigt hat. . Jenes Tannen⸗, Fichten⸗, Lerchen- 20. Harz, welches mit 
Waſſer deftillirt, das Terpentindl (S. 1011 ff.) entläßt, es entläßt an 
kalten 72 procentigen Alkohol die Bininfäure, das if das im Bis 
nusharz zugegenfeiende Alphaharz, das man ans ber weingeifligen 
Loͤſung durch Wafler nieverfchlägt. Es if unkryſtallifirbar, gibt mit 
Kali⸗Lange bigerirt das harzartige pininfanse Kalt oder fog. Kalirefls. 
nat, das, im Waſſer deli, der Kaliskauge unzugänglich if, und 
durch Zuſatz von Säuren das Hydrat ber Pininfäure, das, erhißt, 
unter Waſſer⸗Entlaſſung zur Eolophonsähnlichen Mafle ſchmilzt. Zurück 
bleibt von dem geifligen Auszuge das Betaharz, die Sylvinfäure, 
die in heißem Alkohol loͤslich, aus folder Heiß durchgeſeiheten Loͤſung 
erfaltend ſich kryſtalliniſch ſcheidet, ebenfalls ſchmelzbar und nit Salz⸗ 
grũndern vereinbar iſt. Behandelt man in ähnlicher Weile das 


) Eine Ubänberung des Terpentindls, Das fog. Aiendt, begleitet ven Nabelholz⸗ 
theer; man faun «8 als MBrenzterpentindl bezeichnen. Es iR ein gute Loſunge⸗ 
mittel für Kautfchack une wahrſcheinlich dem Terpentinöl iſomer. 


1180 


Galipot, d. i. das bem Pinus maritima L. entfiannnende Baus: 
herz, fo zeigt fich, daß biefes faR ganz ans einem farblofen, kryſtalli⸗ 
firbaren fauren Harze, der blendendweißen Bimarfäure befteht, bie 
im Aether und ſiedendem Alkohol leichtlöslich iſt, bei 1800. 140,48. 
nur bis zu Yo von Alkohol aufgenommen wird, ebenfalls kryſtalli⸗ 
firbar erfcheint, bei 12500. — 1000 R. ſchmilzt, und babei (glei 
ben obigen Säuren) Abänderungen ihrer Gegenwirkſamkeit unterliegt, 
indem fie in Byromarfäure übergeht. In verfchlofienen Flaſchen 
längere Zeit aufbewahrt gelb’t fi} die Pimarfaure und if num amorph. 
Mit Azotfäure behandelt bildet fie die Ayomarfänre Nah Lan 
rent, ihrem Entdecker, beiteht die Bimarfäure ſtöchiometeriſch aus 
Cao Haı O5, während die Bininfäure aus Cyn Hao O, im 2-6. 
zufammengefeßt if. Die Sylvinfäure if der Bininfänre ffomer; 
leßtere wird von einigen auch „Eolophonfäure* genannt. Wehaubelt 
man Golophon mit Alkohol, fo bleibt ein weder im Aether, noch im 
Weingeiſt, noch in Kali⸗Zauge lösliches braunes Bulver zuruck, das 
nur von KalipinatsLöfung aufgenommen wird, Weingeiſt von 000 ent 
zieht dagegen dem Golophon eine ebenfalls durch das Echmelzen en - 
flandene Wbänderung der Pininfäure, die Golopholfänre; m, 
Grundz. I. 550, 925 ff. Das erwähnte Kali: Refinat if ein Hamt 
beftandtheil der fog. Harzfeife, die zum Thrill mit Müböls ober 
Hanfdl« Seife vermiſcht, techniſch verwendet wird. Techniſch fehr ge 
fchägt ift der Copal (in neuerer Zeit häuflg als Börnfleinver- 
treter verarbeitet), ber, fofern er zum Theil in ziemlich verſchiedenen 
Eorten im Handel vorkommt, wahrfcheinlich verfchiedenen Pflauzen⸗ 
arten, wohl meiſtens Daumen Madagaskars entflammt. Seine Unlös 
licgleit in Alkohol weicht, wenn er groͤblich zerſtückelt laͤngere Zeit 
warmer, trockner Luft ausgefept und mit trocknem Quarzſand — der 
das Mneinanderhängen der Stückchen verhindert — gemengt einem 
waßerfreien Alkohol zur Berührung dargeboten wirb, dem man zuvor 
Gamphor, oder Camphor und etwas Lauendelöl und Rümmelöl bei 
gemifcht hatte. Solche Löfung gibt einen Firniß, der deu Copal als 
farblofen, glänzenden und fehr harten Lad hinterlaͤßt. Bom erhigten 
waſſerfreien Leinöl oder Mohnöl wird ber fehmelzende Copal Leicht 
aufgenommen, und biefe Löfung gewährt, mit Zerpentinöl verfeßt, den 
fetten Eopalfirniß. In Kali⸗Lauge if Copal leicht auflöslich *). Der 
von Pistacia Lentiscus fammende MRafir beſteht aus 2 im wäflri 
gen Weingeift ungleich löslidden Harzen, von beuen das eine, fm Weiber 
ſehr Lösliche, alfo gelöf und auf Waffer getröpfelt eine Haut gewährt, 
aͤhnlich jener, welche unter gleichen Bebingungn eine ätherige 


*) Das von Dammara alba Rumph. wm Agathis Goranthifolia fiams 
mende Dammaragummi Katgenauropas (b. 5. Harflein) wirb au ber Luft jo Hart 
als Kopal, und iſt in ähnlicher Weiſe benugbar; m. Grund I. 690, 


1181 


KRantigudsLöfung bildet. Uebrigens verwendet man ben Raſtit nicht 
nur zu Firnißbereitungen, fondern auch zum Befligen des Diamant an 
Gold, Gilberse., weil ex demfelben und dem Metalle ſtark anhaftet 
(daher des Boet ius den Diamant betreffende Bolgerung; oben ©. 93). 
Der Saudarac (vom Thuja articulata L, und Juniperus com- 
munis L.) wird ähnlich verwendet, beſteht zunaͤchſt ans 2 in Wein 
geiſt ungleich Löslichen Harzen (in Allohol geloͤſtes Kali ſchlaͤgt eines 
derſelben in Form einer theeraäͤhnlich zaͤhen, im Waſſer loelichen 
Berbindung nieder, Waſſer fällt dann, aus der überfichenden Fläffig« 
keit eine zweite harzige Mafle, die aber eine Berbindung mehrerer 
einander ähnlicher Ginzelnharze ik. Kümmelst (oden ©. 1011) 
löR übrigens diefes, wie alle zu Firniſſen benutzt werdenden Gefammts 
harze. In techniſcher Hinſicht ſchließt dieſen Harzen ſich zunaͤchſt an 
das Gummilack; oben ©. 1005. Digerirt man den (mehreren, in 
Brafllien heimifchen Arten ber Gattung Copaifera L. entflammenden, 
uns Tiuſchnitten als ziemlich fließlicher blaßgelber Harzſaft hervor⸗ 
quellenden) Copaivabalſam mit waͤffrigem Ammoniak, fo loͤſt er 
Rh darin, ſcheidet ſich aber allmälig wieber, jedoch verändert aus; 
denn fait feines Oxygen⸗freien, als ſolches bem Terpentinfl poly⸗ 
meren Hetheröles enthält eines feiner Harze nun Waſſer genug, 
um bamit in gelben achtſeitigen Brismen anzufchiegen, während bie 
anderen mit jenem Dele verbunden, in Form eines falbenreichen „ wes 
der fanren noch baſiſchen Geſammtharzes fich ſcheiden laſſen; erſteres 
it = Cio HH + HO, oder Cio Ho O. Der unvesänderte Copaiva⸗ 
balfam loſt Magnit (MgO) in beträchtlichen Mengen auf. Gin ſehr 
hartes Harz enthaͤlt, neben einem braunen weichen, ber Meccabalſam 
(Opobalsamum). Er wird eutlaſſen von Amyris gileadensis, {if 
feiih: weißlich, trübe, hell't fi fpäter Har auf, während er fih 
gelbet und Zaͤhigkeit gewinnt; wahrfcheinlich indem fein Aetheroͤl ſich 
orybirt. In welchem Grade leicht ſich vergleichen Aetheroͤl oxydire, 
zeigt das Terpentinoͤl (oder, wie Andere ſchreiben: das Terpen> 
thinol); denn tränkt man bamit wieberholt ein Gtüdchen Flor ober 
nicht fehr dichte Leinwand, und haͤngt es in die Luft, fo findet man 
es, nachdem man bie Tränkung einige Mal winerholt hatte, mit Harz 
überzogen; zugleich pflegt fi) auch wohl etwas Bormylfäure zu bilden, 
Ucher fläffigen Storax, Tolubalfam und Benzoe f. oben ©. v91 und 
1007 f. Das Elemiharz, das in mehreren, in Oſt⸗ und Wels 
indien heimiſchen Amyris-Krten zugegen if, enthält ebenfalls ein 
kyſtalliniſches (au im Anime, d. b. im Harze vom Hymenaca 
Courbaril L. neben wenigem Wetheröl und einem im Talten Allohol 
Wellen amorphen Harze vorkonmendes) ſchmelzbares und fublis 
mirungsfähiges Harz, das man auch im Euphorbium, d. i. in 
einem Gummiharze vorgefunden hat, welches mehreren afrikaniſchen 
Gupporbien in Form eines Rilchſaftes entzogen Bu an ber Luft 


— — — 





1122 


zu undurchfichtigen, feymußiggelben ober bräunlicken Gtäden erhärkt, 

He in Folge ihrer brennenden Schärfe, in der Munbhöhle, als Staud 

tm die Mafe gelangt ıc., heftige Intzämbungen zur Folge haben, um 

außer etwas Aetheräl und Wache aus drei verfehiebenen Harzen zuſen⸗ 

mengefeßt find. Dem Tryfallinifchen Harze ſchließt ſich, in Abſicht 

auf Sublimtrbarkfeit, das Betulin, auch Birfencamphor genammt, au; 

m. Grundz. I. 722 |. Scharf und bitter iR das fog. IJaleppim, 

d.i. das gereinigte Harz der als Larativ ärztlich in Gebrauch geuw 
menen Wurzel von Convolvulus Jalappa L. Gin gelbes (orangel) 

Harz entzieht Weingeift der Gilbwurzel (von Curcuma longa), da 

mit Borfäure und Zinuchlorür fehr dauerhafte orange Färbungen ge 

währt; einen bergleichen rothbraumen harzigen Jarbſtoſſ, genanzt 

Drellin, enthält auch der Saamen ber Bixa orellana L. , den mat 

zerflampft und mit Waſſer einweicht, dann als breiige Maffe anf ein 

Sieb bringt und fo den aufgefchlemmten breiigen Gaft von den übri⸗ 

gen Saamentheilen trennend, ihn eindampft, zufammen ballt unb ex 

der Luft trodnet. Alſo behandelt flellt die eingedidte Saftmaſſe einen 

Teig dar, der: getrocknet fog. Kuchen bildet, die immen rothgelb um 

außen bramm, in den Handel gebracht, die Benennung Orlean führen 

und in ber Faͤrberei, zumal in ber Holzfaͤrbung häufig benußt werden, Ran 
erwärmt ihn nämlich mit Kalicarbonat-2öfung (audy die des Natroncar⸗ 
bonat wirft auflöfenb ein) und erhält fo eine braune Fläffigkett, die den 
Holze (insbefondere dem zuvor mit Azotfünre gebeizten) eine entfernt es 
Mahagoniholz erinnernde gelbbraune ober roͤthlichbraungelbe Yärbung 
mittheilt, auch mit Wlaunlöfung verfeht, orangen Lad als Micberfälag 
gewährt, ber mannigfach in Farbenton wie in Farbenfättigung verkw 
dert werben kann, wenn man den kaliſchen Orleanauszug mit in Kalls 
Zauge gelöftem Alumoxyd (Thonerde) oder Zinnoxyd vermifcht, bever 
man ihn ausfälle. Heiner gewinnt man jedoch das färbenbe Hari 
des Drlean, wenn man ihn zunächſt mit Alkohol auszieht, dieſen 
Auszug vom Alfohol befreiet ımd das alfo gewonnene harzige Ertract 
bierauf mit Aether behandelt, von bem badurdh erhaltenen ätherigen 
Auszug aber den Mether abdeſtillirt. Alaun und Bleiorybacetat-?ifung 
faͤllen den alfoholigen Auszug ziegelroth, Ciſenorydſulphat bildet darin 
einen braunen Niederſchlag. — Ein faures rothes Harz bietet dar, 
neben etwas Wettöl, Kalkoxalat, Kalkphosphat und wenig „Benzoefäne* 
das fog. Drachenblut, b. t. ber mehreren weftinniigen Bäumen, 
zumal dem Pterocarpus Draco und P. zantalinus und mehr no 
den Früchten des Calamus Rotang L. entnommene rothe Yarbfch, 
genannt Dracänfäure, deſſen Harz in Terpentinöl wenig oder ger 
nit, Hingegen im Alkohol leicht Iäskth if und mit Kalk verbunden 
ein Salz (dracänfauren Kalk) darfellt, deſſen Löſung durch Self 
ſaͤure zerfeht, das Harz (die Dracänfäure) in Form eines glänzend 
gelben Niederſchlage entläßt. Man -gewvinnt dieſes Kalkſalz lei 


1123 


wenn man das gepulverte Drachenblut mit geloͤſchtem Kalk und Wafler 
mengt und ſehr gelinde warm flellt, UAlſo gereinigt ertheilt es dem 
Weingeiſt eine lebhafte roͤthlich⸗ſattgelbe Farbe, die daher auch in dem 
gewöhnlichen fog. Goldfirn iß einen Hauptbeſtandtheil bildet. In Indien 
ertheilt man Zinnbebachungen durch dergleichen Firniſſen Goldfarbe, 
in Europa verführt man ähnlich mit Blattflber, das man mittel 
Eiweiß auf Holz, 3. B. auf Bilderrahmen feftigt und nach dem Trock⸗ 
nen überfirnißt. 

g**) Hehnliche farbige und färbende Harze und harzartige Verbindungen 
find gegeben in ben meiſten gelben, zoihgelben und manchen rothen 
zumal pflanzlichen Farbſtoffen, bie, fo fern ſie mit Galzgründern ſalz⸗ 
artige Berbindungen zu geben vermögen, von dem Verf. diefes Hobs 
bereite ver 18 Jahren, in m, Theorie der Polytechnochemie, als 
Sarbjäuren bezeichnet und befchrieben wurden %. Preißer bat 
in neuerer Zeit verfchiebene Verſuche über Pflanzenfarben befannt ges 
macht, benen zufolge die Farbſtoffe dieſer Farben dadurch chemifch ifos 
lirt wurden, daß er die Pflanzen mit remem ober Alfalishaltigem 
Waſſer, Alkohrl over Aether auszog, den Auszug mit baflfchem Blei⸗ 
oryd-Azotat (gewonnen durch Ausfällung bes gelöflen azotſauren Blei⸗ 
oxyd mit überfhüffigem waͤſſrigen Ammoniak) digerirte umd dem ſolchen 
Weges mit dem PbO verbundenen Farbſtoff das PbO durch HS ent 
zog. Alfo verfahrend gab ihm der mit Alfohol and Aether beivirkte 
Auszug des Brafilienholges (Caoaalpinia Sapan), das Brafilin in 
Form Tleiner, farblofer, vectangulärer Prismen, bie anfaͤnglich ſüßlich, 
hinterher bitterlich ſchmecken, Im Waſſer loolich find und dieſes in ber 
Kälte ziemlich lange ungefäͤrbt belafien, erwärmt hingegen Röthung 
deſſelben zur Folge haben, aus der Luft Feuchtigkeit anziehen und ſich 
bann bunfelpurpurcoth färben, wenn, Re mit Ammonial in Berührung 
fommen (was an die Färbung der Cuchronſäure⸗Löſung und an 
die Sntfichung ber Flechtenfarben erinnert; oben ©. 979). Mechns 
kiches bewirken auch Zufähe von WlfalisLaugen und von Kalkwaſſer, 
und Eäuren fällen dann aus aljo gerdtheter Löfung das Brafilins 
zoth, befien Bildung durch verbünnte Hydrochlorſäure und ebenfo 
durch verbünnte Azotfäure begünftigt wird, während Zuſatz von Chrom⸗ 
füäure Gasentwidelung, Bildung von Yormylfäure und Musicheibung 
eines ans Brafllinroth und Bleioxyd zufammengefehten Niederſchlages 


) Dan findet dort, theils ausführlich Ihrer Beſchaſtenheit und ihrem Verhalten 
nach beſchrieben, theils ihrer Abſtammung mach bezeichnet gegen 20 dergleichen 
Rothſauren, gegen 120 Gelbſäuren, 6 sis 8 Brünfäuren, und auferbem, nebſt 
dem Indigo, auch verſchledene andere von dieſem weſentlich abweichende blaufärbenbe 
Eoſſe, und verfchiedene an ſich, ohne Zuſatz von Ciſen⸗ ober auberen Erzmetall⸗ 
Salzen ſh warz um zum Theil durchaus acht ſchwarz farbende Pflanzener- 
geugniffe. 

71% 





1124 





zur Bolge bat. Eichen der waͤſſrigen Löfung Aubert das Braflin ix 
Brafilein um, d, 1. in einen in feinen earmoifinrothen, ſelben⸗ 
glängenten Nadeln anfchießenden Etoff, den P. als ben eigentlichen 
Farbſtoff jenes Holzes betrachtet, und ber vom Brofilin durch größeren 
Dryaengehalt ſich unterſcheiden ſoll, indem erſteres angeblich aus 
Cıs Hr Os beſtehe, dieſes Hingegen O7 enthalte (?). — In ähnlider 
Weiſe entzog B. dem Saflor (von Carthamus tinotorius L.) farbe 
Iofes Garthamin, das nach Befreiung defielben von dem gelben, tm 
Waſſer löslihen Farbſtoff, bewirkt durch Aunowaſchung mit kalten 
Waſſer, den rückſtaͤndigen Blumenblättern durch ſchwache Natroncar⸗ 
bonat⸗Loſung entzogen und hieranf mit dem erwähnten baſiſchen Slei⸗ 
oxyd⸗Azotat faͤllend verbunden wurde u. f. iv. Es bilvete mit Waſſer 
eine gelbe Löfung, aus ber durch fog. freiwillige Berbunflung das farb» 
Iofe ſchwach bittere Carthamin in prismatifchen Kryſtallnadeln ſich 
fonderte. Während das Brafllin in Alkohol und Aether ſich Leicht loͤſe, 
wurde alſo gewonnenes Carthamin vom Alkohol nur in geringer Menge 
aufgenommen. An der Luft gelbte es ſich, kalte waſſerarme Schwefei⸗ 
fäure, Azotſaͤure und Hydrochlorſäure läften es unverändert auf, ber 
Berührung von Luft und Alkali⸗Löofung ausgeſetzt, erlag es wie bas 
Braſilin, in Bolge folder die Orydabilität erhoͤhenden Sinwirkung, 
höherer Oxydation, erſchien baranf gelb, dann ſchoͤn roth, und wurde 
sun von B. Earthamein genannt; fehlte bei der Alfali-Einwiriung 
das gaflge Oxygen, fo blieb das Carthamin ungefärbt, Wie anf 
beim Rofenrotbfärben der Geiderc. gefchieht, trennte B. mittel Citror⸗ 
fäure das Garthamein vom Natron, da es danı als ſattroſenrether 
Nieverfchlag fich ſcheidet. Es fol, kryſtalliniſch, 2 HO enthalten uud 
außerdem aus Ca; Hy Or (wahrſcheinlicher aus C2a Ha Or) befkchen, 
und 2 V⸗G. Oxygen mehr enthalten, ale das farblofe Carthamis. 
Das in gleicher Weife dem (von Pterocarpus santalinus Raumes 
den) Sandelholze entzogene Santalin, bildet nach P. ein weißes, 
kryſtalliniſches, in Wafler, Weingeiſt und Meter Iösliches SBulver, 
zöthet ſich an der Luft durch Sieden feiner wäfrigen Löfung ums bildet 
dann lebhaft rote, nur mifroffopifch unterſcheibbare Nadeln, vie $. 
Santalein nennt und fie als das SIryb des farblofen Santalin be 
trachtet. Detſelbe Farbſtoff foll auch im Holz der Bapkia mitide 
Afzel. zugegen feyn, das man in England unter der Benennung 
Barwood oder Camwood als Yarbholz nutzt. Ebenſo will P. das 
Goccusroth der durch Aether entfetteten Cochenille (oben ©. 851 Azm.) 
im farblofen Zuſtande und dann von ihm Garmin genannt, ta Form 
Heiner blaßgelber, im Waſſer und Alkohol, aber wenig im Hether 
löslicher, widrig fehmerfender Nadeln dargeſtellt Haben, berem farb⸗ 
Yofe Löfung ſich durch Oxydation violett färbt und endlich in Geha 
ſchon other, ins Biolette fpielender Flocken aus der ſiedenden Lifung 
fig ſcheidet; eine Scheidung, die durch Zuſatz von Ghromfänt 


1125 





beſchlennigt wird, benen bann (im letzteren Jalle) Kali die Farbſaͤure 
entzieht und Chromoxyd zurädläßt. Auch andere Gänren befchleunigen 
bie Möthung ber Loͤſung. Arppe fand jedoch, daß bei Anwendung 
bes Preiſſer'jchen Verfahrens auf die Darſtellung des fog. farblofen 
Garmin *), Galle man — nad) der HB:Berfehung jenes, mittelß 





%) Die unter ver Benenniing Garmin befannte Lackffatbe enthält demnach, B’s 
Uinnatymen gemäß, als Hauptbeftandtheil Sarmein." Die Fabrikation dieſer Sarbe 
IR immer noch eine Art. Gahriögeheimniß, fo ſern «6 darauf ankommt: fie von 
hoch ſter Sarbenfättigung und Warbenreinheit darzuſtellen. Vielleicht würde bie 
Serfiellung deſſelben erleichtert, wenn man berückſichtigte, daß Cochenille 

‚ ihrem Varbſtoffe nah, in waſſerarmer Schwefelfäͤure auflbſt, ohne daß 
dieſer dadurch zerſtoͤrt wi (Aehnliches gilt auch vom Krapp). Uebrigent 
Iomut auch die Carthamiunfdure (D’s Carthamein), ſewehl im freien, 
als auch im an Alumoxyd gebundenem Zufanse, im Handel als fog. „rothe 
©äminfe vor." Ueber das auch in vieler Hinfiht empfehlungswerthe Dunkel⸗ 
zofenvoth bed Rorallenholzes (Erythrina Corallodendron), v. i. über 
Die vom Perf. niefes Hubs, neben der Sorogninfäure (Gocensroth ober 
Garmein) als Barbfägre umfgefünte Erytärinfänze; vergl. m. Theorie der 
Volytechnochemie a. a. D. Zwei ſchoͤne Roth bieten auch, vorzüglich in Ber 
Sarung mit SnO, vie rothen Stengel ber großen Brennneflel (Urtica 
dioion L.) bar; hat man aud beren wäffrigem Autzuge mittel Zinnchlorär 
das eine dieſer Aoth .ausgefäll't, fo enthält die Aber nem Nicderfählage ſtehende 
Stüffigfeit noch noch rothen Barbftoff genug, um Geine darin zofens uns hoch⸗ 
roth ausfächen zu Lönnen. Das Woth ver herbſtlich gerötheten Baumblätter, 
d. 1. vas Erythrophyll, gehört jedoch einer anderen Gruppe von Pflanzenroth 
an. Es grün fi naͤnllich, gleich vem Beilchenblau, durch Alkalien, fo wie 
insg mehrere et ſallende Ero⸗ und Vrzuetalloryde; der ſolchen Weges durch 
PbOA erzeugte grüne: Mieverſchlag, wird jevoch bung Sauren wieber geröttet. 
Disfem Roth ſchließt ſich an vas mehrerer Veerenfruchte, namentlich au jenes 
ver roihen WBelnberren, das im Waſſer ſchwer⸗, im Moſt gar nicht, wohl aber 
{m gegoßrenen, d. i. Weingeifishaltigen östlich und im MWeingeifte ſelbſt fehr 
äh iR. Darum muß man, um aus rothen Weinbeeren rothe Weine zu 
.belo amen, ven jungen Wein ‚Binzeilhense Zeit über nie dieſet Roth enthaltenden 
Beerenpülfen, mithin über die Weintrebern (Treſtern) Tlegen laſſen, bamit er 
dieſen das Roth entziehe. Häufig erfünftelt man jedoch auch rothe Keine aus 
weißen, mittel Zuſaz von Keibelbeeren (Vaecinium Myrtillus L.), 
ober von Hollunderbeeren (Sambucus nigra L.) feltener mittelſt rot her 
Rüben, und vielleicht ſehr fekten durch RothholgsBarbfioffe (m. Arch. f. 
d. ges. Naturl. XV). Vogels hieher gehörigen Verfuchen zufolge bewirkt 
Zaſalz von PbOA im ächten Rothwein einen Heliblauen, ins Grünliäägraue 
fuidjenne Niederſchlag, der im älteren Bein ver Art mehr grünlich grau erfcheint, 
als im jüngeren; im mit Heibels ober Sollander⸗Beeren geröthetem 
MBeifwein einen yuntelblaunen, in dem buch Sernambnd gerötheten einen 
heltzothen und in dem burg Braſilienholz gefächten einen blauen Nies 
verfälag. Löfet man 1 Gewichtsibeil Alaun in 11 veſtill. Waſſers, waͤhrend 
man in einem anderen Gefüfe eine Löfung von 1 Ralicarbonat in 8 Waſſer bereitet, 
vermiſcht banz dem Magße mad gleichviel folgen Alaunwaſſers und bei zu 
prüfenden Weines, und fept nun nach unb nach, in Heinen Antheilen foniel von 
Deus Kaliwaſſer zu, daß nicht alles Alumoxyd (Thonerde) gefället wire, fo zeigt 
ser im Achten Wein entftanzene Nieverſchlag, wenn man ihn na einigen 
Stunden (v. i. nach feiner vollkänzigen Ausſcheidung) beichauet, ein roͤrhliches, 





| 1126 





des baflfchen Bleioxyd⸗Subazot (= 6PbO +2 AO; + 3HO) ge 
wonnenen Carmeinhaltigen Niederſchlags — die ihn bedeckende rothe, 
nah P. alfo ſchon orybirte, faure Yläffigkeit abdampft, fi bald 
Dämpfe von Azotichtſaure entwideln, und nun aus ber erfaltenden 
Flüffigkett Teine Ausfcheidung irgend eines Eigenſtoffes erfolge. 


@ an Auch jenes Roth, womit die Alten ihren Achten Burpur hervorgehen 


machten, iſt vorzüglich ein farblofer thierlicder Stoff, der jedoch nicht 
durch Orydation, fontern durch O-Entfernung, am fchnellfien durch 
vereinte Wirkung von Licht und H-@as. (ober flatt des Ickteren: 
Weingeiſt, Wetheröle sc.), zunächfi gegränt dann aber purpurn ge 
röthet wird, in beiden Farbabflufungen: der Sättigung durch Alkalien 
fähig iR und deshalb in m. Theorie d. Polytechnochemie (1.171 f.) als 
Buccinfäure oder „Purpurſchneckenzoth“ aufgeführt wurde. In wie 
fern das Roth des Muskelfleiſches Hieher gehört, das vurzäglig 
an Sättigung gewinnt durch mäßiges Erhltzen mit ſchwacher Salpeter⸗ 
Loſung (was zugleich das rohe Fleiſch gegen beginnende Faͤulniß jchüht 
und es haltbar macht; wie das zur Gemmerzeit in englifchen Metzger⸗ 
oder Fleiſcher⸗ Läden aufgehängte Kohfleiſch bezeugt) und das bei ein⸗ 
tretender Faͤulniß fi zu gefinen. beginnt, desgleichen daß im ge 
wäfferten Hühnereiweiß durch langes Luftberühren gu Stande 
Eommenbe Roth (a. a. D.), ſo wie das .Moih der Krebsfchaalen 
(amd dadurch des Kothes der: Meerkrebſe verzehrt Häbenden Ball: 
file), das der Hagedornraupe, Ameifenköpfe, Songenfäfer 
(Coccionella septempunotata und anderer Arten berfelben Battung), 
ber Bänfes und Taubenfäße ze. dem Roth der Burpurfhnecde 
(Buccinium 1apillus) und verwandter Schaalthiere ſech weſentlich 
nähere, darüber wählen weitere Verfache entſcheiden. Das Krebs: 
roth geht befanntiich durch Sieben ber Krebfe mit (Roniplzehaltigem) 
Wafler hervor. Goebel's Verſuche über dieſes Moth, fo wie über 
das der Taubenfüße ıc. zeigten: daß biejes Roth fein Azot,. fondern 


> 


ber aus dem mit Seidelbeeren gefärdten ein blaulichet, und ber aus mit 
Hollunderbeeren gerötheten ein grünliches Grau. Hatten vothe Mäben 
(Bangotd; Beta vulgaria) zur Röttung des Weißweins gevieit, To ladt Ad 
biefes Leicht durch Zufatz von Kalkwufler entuedlen, funern vieſts ſolches Roth 
gänzlich in Blafgetb verkchrt. War vum Rothweia Hiaun deigegebrie worden 
(was in manchen Gegenden VFraukreichs vom‘ betrügertſchen Welnuwiethen öſters 
ſtatt ſinven ſoll — weil ſolcher Aufay von Tarbenton des Rott ethbhet minb im 
dolge feiner zuſammenzlehenben und austrodnenden Wirkung auf ben Schland x. 

erzeugt — fo bewirkt jenes Kallwaſſer darin nit nur eine ſchiwache Trü⸗ 


: bung, was bei jeben Mein der Fall iſt, ſowern einen grauen Aederſchlag, ver 


nach dem Austrocknen Und "Glühen pulverfoͤrniges Mlumorte Binterkäßt, "Ds um= 
geglũhet oder ſchwach geglühet in werbiähmter Gchywefelfänre" aufgeloſt awb Weranf 
ae [gwefelfamm Kall verfegt, ertadstifh keyſtalliſirenden Wenn ge 


L 


1197 


nur C, H unb O als lehte Beſtandtheile enthalte, Aehnlich wie jener 
farblofe, die Bucciufäure erzeugende Stoff (der ein Hyperoxyd bes der 
Buccinfäure zur Grundlage dienenden, etwa durch Buccin zu bezeich“ 
wenden Gtoffes zu feyn ſcheint), fo dunkelt auch das Chlorophyll 
in Folge Rarker Lichteinwirkung bis ins Grünlichblaͤuliche und gefät- 
tigt Srünlihblaue, und auch ihm, dem grünen Chlorophyllkügelchen, 
IR (in Form farblofer fog. Kügelchen) ein weißes Gebilde beigegeben, 
daranf hinweiſend, daß das grüne aus einem ähnlichen weißen Erzeug⸗ 
niß dadurch hervorgegangen, baß es, wie die im Entſtehen begriffenen 
Flechtenfarben (oben S. 979 u. w. u.) zur Färbung erſt gelangt: 
durch Aufnahme von Ammonlak, oder vielmehr durch Aufnahme und 
Umbildung deffelben in Ammonmetall, das in dem vorliegenden & 
einen mit ihm vereinbaren Metallmittler, und in dem feinen eigenen 
H:Sehalt überwiegenden H einen Berbindungsvermittler vorfindet, und 
fo gleihfam eine Art von Legirung bes Ammonmetalls mit 
dem aus beftimmten Antheilen von C und H zufammengefchten Metall 
vertreter darſtellt; die dann durch Aufnahme von ſoviel O, als erfor: 
derlich ſeyn würbe, das Ammon für ſich in baſiſches Oxyd (AH, + O) zu 
verwandeln, zu einer Zufammenfchung gelangt iſt, welche dem Alumoryb 
darin ähnelt, daß fie gegen flarfe Säuren wie ein ſchwacher Salz⸗ 
gründer, gegen ſtarke Salzgründer wie eine ſchwache Säure wirkt, in 
beiden Fällen aber dem Geſetze der hemifchen Begenforberung 
(einmal der Bafeforberung ber flarfen Säuren, das andere Mal ber 
Gäureforberung ſtarker Bafen) fich umterwürfig zeigt. Mulder's Ele⸗ 
mentarsAnalyfe zufolge beficht das Chlorophyll ſtoͤchiometriſch aus 
Cis H9 AOg (wo alfo das A gleichfam das fehlende O vertritt; benn 
wäre dieſes flatt 1 A zugegen, fo würbe bie Formel ſeyn Cis Ho O9), 
der fo eben geäußerten Bermuthung gemäß alfo aus CisH; + AH, + O 
während ber flete Begleiter deſſelben, das Blatt⸗Wachs, nah M. 
= Cı5 Hı5 0 if, alfo eine ſchwach Bafe des 15fachen CH gegenüber 
einer verhältlich ebenfo ſchwachen, ober vielmehr noch fchwächeren 
Säure, die mehr phyſiſch ale chemifch, oder doch nur fehr ſchwach 
chemiſch verbunden am paſſendſten Blattgrän (S. 1098) zu nennen 
feyn dürften; da dann biefe Benennung nicht dem Chlorophyll, fondern 
der Verbindung beflelben mit dem Wachs eriheilet wäre. Ob übrigens 
au das Chlorophyll der Aaubfräfche (oben S. 794) ein Wachs⸗ 
haltiges fey, ift zwar zur Zeit noch unbekannt, jedoch wegen ber phy⸗ 
ſiſchen Wirkung deflelben dem Berf. biefes Habs ſehr wahrſcheinlich. 
Da es nämlich mit feinem Träger unter Waſſer, ver Lichteinwirkung 
unterftellt, aͤhnlich wie in gleicher Lage befindliche grüne Blätter, 
OGas eutwidelt, diefe aber zunaͤchſt nur in Folge elektrifcher Gegen⸗ 
erregung vor fich zu gehen fcheint (indem das beleuchte Chlorophyll 0, 
das Wachs — O⸗Ladung erhält, welche C dann, wie in der galvani- 
fen Kette, das Waſſer fammt ber Earbonfäure chemiſch zerſetzen, 


1128 





indem aber C unb H an bemfelben Pole zur Entwicelung gelangen, 
unterliegen fie bier gegenfeitig durch ihre Berührung ber elektrochemi⸗ 
ſchen Aufregung, und dadurch jener eleftrifchen Beweglichkeit der Ad 
gegenfeitig anziehenden @egenflächen, welche unmittelbare räumliche 
Bereinigung zur Folge hat; eine Bereinigung, die dann weiterhin, bei 
neuer Begenfläche un Gegenflaͤche ſich wieberholend, endlich vollkänbige 
chemiſche Gemiſche hervorgehen läßt, welche als ſolche, wo ihnen 
tropfiges ober gaflges (dampfiges) Wafler entgegentritt, in dem Augen⸗ 
blide ihres Gewordenſeyns aus diefen auch noch Wafler in ſich aufs 
nehmen, und fo Öydrate von C + H barflellen. — Das, feinem Bears 
halten nad, dem Chlorophyll fi nahe anreifende Thallodlor 
ober Flechtengrün (6. 1098) fahen deſſen Entbeder (Schnedermanz 
und Knop) wenigſtens in einer Weiſe hervorgehen, weldye obiger, 
das Derhältnig der farblofen BlattgrünsKügelchen zu den farbigen 
betreffenden Folgerungen das Wort rebet. Sie fanden es nämlich in 
Form erfler Spuren in jenen fpiralförmigen Linien, welche bas 
Törnige Gebilde ber Conferven barbietet. Jene elektriſche Zerfehung 
bürfte übrigens in ben Pflanzen au ohne Bermittelung bes 
Lichtes in mehrfacher Hinfiht möglih, und OxhgensNusfonderung 
auch folgen Weges begründet werben Fönnen, hauptſaͤchlich aber in fe 
weit jede wurgelnde Pflanze (als folche gleichfam die Erde felbit: als 
in befimmter Individualiſirung fich bethätigendes Ganze) nicht zur 
an der örtlich magnetiſchen (polariſchen) Innenbewegung des Bodens, 
fondern auch an den thermo⸗ und eleltromagnetifchen Iunenbewegungen 
beflelben Theil nimmt (Hanfteen’s Berfuche zeigten, baß die lebenden 
Pflanzen magnetifch entgegengefeßte Iunenbewegung, Norb und Güte 
Bolarität darbieten ®); Theilnahmen, bie fi) muthmaaglich für bie 
Polargegenden früberhin in weit höheren Graben wie jebt geltend 
machen mußten, in welchen theils buch größere Luftbichte bie 
Bodenentwärmung (die Bärmeentflralung bes Bodens ımb bie Bindung 
feiner Wärme durch auflagernde Luft) fehr gemäßtgt, theils durch vulkani- 
fhe Erhitung, deſſen Erwärmung (zunaͤchſt jene feiner unteren Schichtes) 
bei weiten mächtiger, als fle jetzt fich bezeuget, geftelgert wurde; und 
war daun fo von außen her Alles bargeboten, was Bewegung umb bewe⸗ 
gende Stoffertheilung in den Pflanzen felbft gu begünfligen vermochte, fo 


©) Bergl. m. Geb. d. Meteorologie; wo man unter andern folgennes Gichergehlrigt 
ſindet: Ginfluß des Magnetismus auf Lehweien II. 88, Pertodicitat des 
Grpmagnetismus als Bolge der Wechſelwirkung ber Weltkörper 
1. 65, 259, 263; II. 113 und 419; MBirkung bes Magnetismus auf bat 
Lit (erinnern an Faraday's neuefte Entbedung ; vom Sdb. ver DRetenesiog. 
erfien ner echte, d. i. der III. Be. zu Erlangen 5b. Palm ums Graf 
Ente 1830); Magnetismus, vielleiht eine der Urſachen Der Gr» 
Elektricitat II. 44; erinnernn an Yarabay's fpäter bekaunt gewmorbenen 
Magnetos Elektricismun. 


1129 


waren es bie aus biefen Gtoffen beſtehenben, aus bem Boben und aus 
ber Luft ben Pflanzen zugelommenen chemiſchen Berbindungen — zumal 
die ſehr wahrſcheinlich in lebterer in weit größerer Menge wie jcht 
vorhandene Garbonfänre *) und das vielleicht urfprünglid vnlka⸗ 
nifh gebildete Ammoniat (mehrere unferer annoch thätigen 
Bulfane entwideln Salmiak enthaltende Dänpfe), fammt ber durch 
Oxydation des Ammonials (fowohl dieſes vullanifchen, als‘ wahres 
fheinlich Hauptfächlich des aus faulen den Infuforien erzeugten) her⸗ 
vorgegangenen Azotfäure — welche in deu Pflanzen durch magnetos 
eleftrifche, wie vurch thermos und hydroelektriſche Begenbethätigungen, 
in oben berührter Weife zur Orygen:Untäußerung und baran gefnäpfs 
ten Hydrocarbon⸗ Hydrationen und Ammoncarbon s Legirungen führten. 
Auch iR es wohl denfbar, daß jene ehemals heftigeren vulfanifchen 
Eröbethätigungen zur Bntwidelung von Hydrogengas führten, das 
die Räume der atmofphärifchen Lufr miterfüllte, was damn, wie bei 
der Buccinfänre- Bildung, die Orxrhgen » Entäußerung der Pflanzen nur 
zu begünftigen vermochte; ja es Hatte vielleicht gerade dea AGas ber 
vorwelilichen Luft am meiften Autheil an der Färbung der Blaͤtter ıc. 
ber vorweltlichen Riefengräfer, Barrnbäume ıc., und bamit zugleich 
“an ihrer coloffalen Eutwickelung. Aler. v. Humboldt fah bie 
Iryptogamifchen Gewaͤchſe der lichtleeren (Bergwerks⸗) Gruben fi 
grünen, wenn ber Bergſchwaden (die unathembaren ber atmofphäris 
ſchen Grubenluft beigemifchten Safe) Hyprogengas enthielt; befs 
fen Aphorismen 123 ff. Gennebier (Phys. veget. IV. 284) 
fag Pflanzen in H-&asshaltiger Luft viel Träftiger wachlen und im 
Dunkeln grän bleiben. Auch dürfte in ven Pflanzen ſelbſt elek⸗ 
tropolarifd aus dem Wafler entbunvenes Hydrogen wefentliden Theil 
haben an der Bildung jenes Grün, welches Pflanzentheile barbieten, 
bie, gar nicht vom Lichte getroffen werden, was gewiſſermaaßen ſchon 
ber Ball if bei der unter der Oberhaut (Epidermis) vorhandenen 
grünen Rinde ber Bäume ıc.; die, einmal gebildet, mit ihren Spalt⸗ 
Öffnungen jenes Orygen entläßt, das vurch fortfägreitende polarifche 
Waſſer⸗ und Garbonfäures Serfeßung frei werdend fein H vorfindet, 
mit dem es fich wieder zu Wafler verbinden konnte und daher wefentlich 





*) Gaben vie erſten und dann auch alle barauf folgenden Pflanzen von atm o⸗ 
fphariſcher Garbonfäure gelebt, fo vürfte Brogniart zufolge bie ixh- 
atmofphäre vor der Entwickelung jener erften gegen 8 Proc. CO enthalten 
haben, während fie jet bie zu Taufendtheilchen darin vermindert erſcheint; m. 
Sob. d. Meteorolog. III. 13. Meiner Vermuthung nach befanden vie erſten 
Bilanzen aus mikroſkopiſchen Kryptogamen, bie, wie wahrſcheinllch noch jetzt, 
von Infufionsthierden zur Nahrung dienten; wenigfiens bürften bie 
meiften von ihnen auf Pflanzenkoſt angewiefen ſeyn, auf COg ıc. haltiges Wafler 
vielleicht unmittelbar gar keine. Thiere, wie Closterium und Evastrum 
enthalten, neben Amylum auf Chlorophyll. 


480 





Theil. hat. an ber Bildung uub Frueuerung ber Oberhaut, bie, chemiſch 
genommen, ale das Oxyd ber grünen Rinde betrachtet werben barf, 
die aber ihr O nicht fowohl aus ber umgebenden Luft, fonbern aus 
jener innern Wafler s und COp : Berfegungsquelle erhielt, wie foldhes 
unter andern Thom. Charl. Hope's hieher gehöriger Verſuch darthut *). 
Nody beflimmter zeigen aber die Keime ber Salsola-Arten, fo wie jene 
des Nelumbium, mitten imfog. Eiweiß, alfo wohin fein Licht zu gelangen 
‚vermag, andauerndes Grün. Daß übrigens Pflanzen, bie ich nur 
von HU⸗Gas umgeben finden, nur infofern ſich zu entwideln fortfahren, 
als fie grün find, während mit ungrünen Flaͤchen verfehene Darin 
abflerhen und faulen, wie TH. v. Sauffure fand (Chem. Unterf. über 
d. Deget. ©. 192 ff.), ſteht mit jener voransgefehten Mitwirkfamkeit 
des H nicht im Widerſpruch, ſondern dient vielmehr zu deren Befätigung ; 
Ixaft feiner großen Ausdehnſamkeit (Elaficität) drang es durch die 
‚Bcänrindens Spalten bis zur in Zerfegung begriffenen wäflrigen CO, 
and. wurde Hier, ſammt dem H bes zeriehten Waflers vom im statu 
naac. begriffenen C verfchludt, trug dadurch aber auch zugleich zur 
Minderung der neuen Bindung bed ebenfalls in atatu nasc. befiub- 
so. lien O bei, das von ihm beſtrichen wurde. 

@ ann Eheyreul zufolge entzog man fonft dem geraspelten Campech ien⸗ 
holz (oben ©. 964), das Hämatorylin durch Erſchöpfen mit 
Mafler, gelindes Abdampfen des wäflrigen Auszugs zur Trockne, Aus⸗ 
ziehen bes trocknen Rückſtandes mit Alkohol, Durchſeihen des alkoholi⸗ 
gen Auszugs und Abdampfen veflelben bis zur Syrupbide, ba fich banz 
das Hämatorplin im röthlich gelben Schuppen fonberte, bie, obgleich 

tn Wafler nur wenig lösli, es dennoch merklich rothgelben, vom 
Alkohol wie vom Aether leicht aufgenommen werben, gelöfl von Salz 
grändern theils violetter, theils purpurner, theild purpurblaͤnlicher, 
theils blauer Bärbung unterliegen (a. a. D.), hingegen von Gäxren 
gegelbet. ober ſtatt deſſen geröthet und von HS, und ebenfo von burd) Zu 
aus verbünnten Säuren entwideltes HI, entfärbt werben. Breißer 
erhielt nach feinem Verfahren farblofen Blauholzſarbeſtoff, ben and 
Erdmann erhalten hatte, während aber P. das Entfärbtiegn mans 
. gelndem Oxygen zuſchreibt, folgerte 8. aus feinen Verſuchen, daß das 
MWaflershaltige farbiofe Hämatorylin (feiner Analyfe zufolge = 2 Case 
Hg 07 -+HO, wenn es in rothes Hämatein übergeht, ein B⸗S. H 


) Vergl. Mem. of the soc.‘ of Manchester TI. 396. Sope freifte wie 
Oberhaut ab und ummidelte darauf bie alfo bloßgelegte grüne Rinde mit Wache⸗ 
tuch; es bildete fi, obgleich ver Zubrang ner Außenluft in bemerkter Meile 
verhütet worben, wieverum Oberhaut, deren verhäftlich (verglichen mit ber grün 
Rinde) größerer Oxygen⸗Gehalt mithin wohl größtenthells aus ven Gpaltäfuene 
gen ver grünen Rinde, polariſch hervortrat. 


4121 





verliert, dann alfo nicht 8, ſondern nur 7H enthält. Beim Verwen⸗ 
den Les wäflrigen Blauholzauszugs, Behuft ber Faͤrberei, verſetzt 
man denſelben zuvörderſt zwedmaͤßig mit Milch, auch wohl mit 
Kieye, Hauſenblaſen⸗ oder gewöhnlicher Leim⸗Löſung, um den Farbſtoff 
ven begleitender Gerbſäure zu befreien; wie man ähnlich au mit den 
farbigen Abkochungen der Quercitron, d. i. ber zermahlenen Rinde vom 
Quercus nigra L. und O. tinctoria Mich., und einigen anderen gelben 
Barbfloff darbietenden waͤſſrigen Pflanzenaus zůgen zu verfahren pflegt; 
m. Polytechnochemie a. a. O. u. IT. 816. Vollſtändig harzartig 
iR der Tarbeftoff der Alfanna (Wurzel von Anchusa tinctoria). 
Durch Alkohol ober Aether ben übrigen Befandtgeilen der violetten 
Rinde diefer Wurzeln entzogen, bildet er ein dunkelrothes, in Wafler 
unlösliches, im Alkohol, Aether, Aether⸗ und Eettölen leicht Lösliches, 
mit Margarin und Stearin leicht vereinbares und fie angenehm roth 
färbendes Harz, das durch Wärme erweicht und von Nifalistaugen 
mit blauer Farbe äufgelöfet wird. Zinnchlorid fäl’t es carminroth, 
baftfch efftgfaures Bleioxyd blau, eifigfaures Alumoxyd violett, Alaun 
Hingegen purpurn und Gifenvitriol dunkelviolett. Es wird ale unfchäbs 
Iiches Bärbungemittel in Fälen verwenbet, in welchen es auf große 
Dauerbarkeit der Farbe nicht anlommt. 
oe) Farblos iM auch Schrader's kryſtalliniſche, in ber Parmelia 
" ""parletina 9) entdeckte Wandflechtenfänre, die dem fpäter von 
Akms befchriebenen Pikrolichenin fm hohen Grade aͤhnelt, und 
wahrfcheinlich, durch weitere Verſuche Rrenger verglichen, mit dems 
fetben übeinkimmt,; m. ®rundz. J. 854 F. Erſtere gibt mit Alfalien 
tothe Salze und jene chemiſche Verhaltan, deren Sander (ber 
bie genannte Blechte alg Ficbervertreibend rühmte) in m. Arch. f. d. 
“ ges. Naturl. VIII. 431, gebenft. Das der Variolaria amara ents 
ogene fehr bittere Bilroligenin rothele ‚gleich jener Säure, Lads 
papier, und verhielt fich auch zum Ammoniak ähnlich, wie das 
!ecanorin (= Cis Hg Og), oder vielmehr wie das Orcin, das, 





— 


9 Berberger entzog Viele meti⸗, neben Fett und grünem Harz, mittelſt 
Aduehol einen in oraugen Markln kryſtalliſirenden Staff, det durch Slieden mit 
Vahjer iu zwei Farbſtoffe, du einen rot hen und auen gelben zerfiel. Rod: 
leder une Heldt erhielten durch abgeänberte Augziehung (fie waͤhlten hiezu 
Mlaft-Haltigen, alſo ſtarke Eäureförberung entwickelnden Alkohol) ebenfalls einen 
Kuftallinifchen, aus fliernfärmig gruppirten, goldgelb⸗metalliſch glänzenden Stoff, 
ben fie, da er ih wie Aine Saure verhielt; Gyryfophanfänre (* Cio Ha 03) 
mannten, ber aber durch Giesen mit Waſſer nicht in 2 ungleiche Yarbroffe aus- 
einander trat, wohl aber durch waſſerarme Azotfäure in eine rothe Mafle über 
sing, die fh In wällrlgem Ammoniak mit pradtool viofetter Barbe 
enfiöße, uns Wenſo aud)- von Ratisföfung umgefärbt warb, aber ohne von bers 
ſelben aufgeköft zu werben, :Meben ver Chryſophauſdure fehleven fie no ein 
gelbes glänzennes Harz aus jener Slechte, uny ein Annliie. weißen au aus 
‚Olodonia rangifera Ach, . 


+ 


11 


von Robiqunet entbedt in ber Variolaria dealbata (b. f. jene 
Flechte, welche in ber Auvergne, wo fle häufig vorkommt, Erb: Dr 
feille genannt wird), Röchlometrifh aus Ch; Hs O4 zufammengefeht 
iR. Das Lecanorin, oder richtiger bie Lecanorfäure entzieht man 
den Flechten durch Aether, der, von ſolchem Auszuge theilmeife abdeſtil⸗ 
lirt, einen grünlichen, wahrſcheinlich durch Flehtengrün gefärb- 
ten und hierin Herberger’s (unten gebachten) grünem Harze äühn⸗ 
lichen Brei von feinen Kryſtallen (rohe Lecanorfäure) Hinterläßt, bie 
durch Abwafchen mit Falten Aether, hierauf folgendem Löfen im fiedens 
dem Alkohol und Herauskryſtalliſiren durch deſſen Erlalten gereinigt, vie 
farblofe Lecanorfäure darflellt. Wird biefe längere Zeit mit Waſſer 
gefotten, fo wandelt fie fi, unter Entwidelung von 2 CO, in Oxciz, 
obgleich fie fih dabei im Waller nit Löfet; eine Wandelung, bie 
daher wahrſcheinlich nur durch die Hitze bewirkt wirb, und in biefem 
Balle jenen Veränderungen und Zerfeßungen ſich anreihet, welche burd 
trockne Deftilfation in organiſch erzeugten Verbindungen vor ſich gehen; 
oben ©. 106 u. 359, 366, 383 u, 414. Das Orcin läßt ſich daher ah 
gleich von vorn herein in jenen Flechten zu Gtande bringen, wenn man fle 
mit Alkohol auskocht, den Alkohel wieder abbeftillirt und hierauf den 
Rüdkand mit Wafler behandelt; aus ber wäfirigen Loͤſung Erpheliiftt 
es dann, nad) längerer Zeit, in flernförmiggrappieten, ober aud in 
mehr vereinzelten quadratifgen Prismen, bie, wenn bie umgebende 
Luft während folcher Fryfallinifcher Scheidung gänzlic) Ammonerybs 
frei war, vollfommen farblos erfcheinen, außerdem aber blos gelblich⸗ 
rothlich anſchießen, ſich in Waſſer wie in Alkohol leicht Löfen, füß 
ſchmecken, bei 10000. ſchmelzen und dadurch ihren Waſſer⸗ Gehalt 
entlaffen. Geſchmolzen beflillirt daun das alfo entwäflerte Orcin uns 
zerſetzt über (daher das Nichtweiterzerfallen ber erhißten Leranor- 
- fäure, als bis zur Entwidelung bes Orcin) und wandelt fi, wenn es 
Ammonoryd⸗haltiger feuchter Luft ausgefeht,, oder mit fog. wäflrigem 
Ammoniak begofien und damit einige Tage lang belaffen wird, im darkel⸗ 
braunes, im Wafler unlösliches, in Ammoniak⸗haltigem mit berstel- 
blutrother, in Kalis$auge- mit violettzether Farbe ih auflöfenbes ub 
aus beiden durch ˖ Säuren wieder fällbares Orcein = Cıg Hy AQy 
(oder Cı6 Hs + AHg -+ O7). Ueberläßt man dagegen trodues Ortin 
zuerſt der Einwirkung gaflgen Ammoniaks, daun aber feuchter zafl, 
fo bilden ſich ſehr fhöne violette Pflanzenfarben. 
44 Eine ſehr große Zahl von hieher gehörigen Verfuchen find ta neuerer 
Zeit von Heeren, Dumas, Kane, Schunck, Knop, Rochleder 
‚und Heldt durchgeführt worden; folgende Ergebniffe derſelben find 
vorzüglich geeignet, einen tieferen. Blid ‚in. bie Ummwandelungen ber 
farblofen Flechtenſtoffe werfen zu laſſen und mithin auch die Fabrik 
mäßigen Grjengungen ‚der Flechtenfarben zu regeln: 1) die Leca nor⸗ 
fänre (6. 1041) verbindet fi mit dem Nethyloryb (Aether) zu beus 


1133 





von Heeren als Eigenſtoff betrachteten Pſeuderythrin; ſchon bie 
Behandlung der fie enthaltenden Flechten mit Aether, ja ſchon Gieben 
derfelben mit Alfohol macht dieſes Erzeugniß möglich, und gibt hiemit 
deu (auch anderweit führbaren) Beweis, daß der Alkohol „Retbyl 
oxyd⸗Hydrate, oder vielmehr durch Vaſſer nentralifixtes, alſo waffers 
faures Aethyloxyd iſt e), Ichrt aber auch: daß ſelbſt anfcheinend 


®) Urfprünglih hervorgegangen aus dem Tranbenzuder durch die ſchon zum Deftern 
erwähnte fog. weinige oder geiflige Gaährung (HBeingährung), ». i. darch von 
Außen, mittel ver Hefe erregte polariiche Zeriehung bed Tranbenzuders oner 
Roprzader-Syprat = Ce He Os in 1 Alkohol um 2 Garbonfäure. — Iene durch 
vie Lecanorfänre bewirkte Alkohol⸗Zerſetzung; fie thut dar, baß. ber Alkohol 
wirklich Aethyloxyd⸗Hydrat, oder, beſtimmter bezeichnet, wafferfanres Aet hyl⸗ 
oxyd, oder, in der ſonſt gewoͤhnlichen Benennungsweile der Aethyloxyd⸗Werbin⸗ 
bangen ausgerüdt: Waſſer⸗Aether if, der durch die Lecanorfänre, kraft 
Deren Anziehung zum Aethyloxyd zerlegt wurbe, indem fie als flärlere Säure 
Vie ſchwaͤchere (va6 Waſſer) austrieb. Aehnlich dieſer Alkohol⸗Zerſegung I aber 
au jene, welde bei der Scheibung des Aethyloryy vom Maler, ohne neue 
Dindung bes einen ober des anderen biefer näheren Beſtandtheile nes Alkohol, 
». I. bei ber gewöhnlichen Darſtellung nes Aethers (ver font au Liquor 
Frobenil, dann Vitziolnaphtha over Bitrioläther, und fpäter Schwer 
feläther genanut wurke), mittel SOz zu Stande kommt; am vortbeilhaftes 
en, wenn man verfährt wie folgt: Dan erhigt in einer gläfernen Tubulats 
retorte ein Gemiſch aus 9 Gewichtötheilen fog. concentrirter Schweſelſaͤnre und 5 
nit wafferleeren, ſondern Höprocentigem Alkohol bis zum Sieden, d. i. bis 
zu 140° bit 1450 C. == 1129 bis 1160 R., und läßt nun Alkohol, in Form 
eines ſetzr dͤnnen, aber ununterbrochen und wenig hoch einfallenden Strahl'e zu 
ber fiedenden Bläffigkeit in einem Verhältniß treten, das ber Menge her tropfs 
baren Slüffigkeit entſpricht, die aus dem im ver Betorte auffeigenden Dampfe 
entſtanden, in ber wohlgefüßiten nud kühl erhaltenen Borlage ſich ſammelt. 
Jens Zufliefen des Alkohol bewirkt man mittelſt einer Glasröhre, vie, durch 
einen darchlocherten Kork geſteckt, mit Hülfe vefleiben in der vom Glaefibpſel 
beireieten Iubulusöffnung dampfricht befeſtigt worben, und an ihrem oberen, 
herautragenden Ende, dhalich nen Sicherheiteroͤhren, gebogen ik, währens fle 
sben daurch einen gutfchliefennen Stöpfel (und etwas unter ber Biegung durch 
einen Hahn) beliebig geöffnet oder geichloffen werden kann. In der Retorte 
findet man, nad ber nach Gefallen bewirken Beendigung der Deftillation, bie 
Scqhwefelſaͤnre unverändert, in der Vorlage Hingegen Aether und Wafler, uub 
gemeinhin auch: mehr ober weniger Alkohol, der unzerſegt herübergegangen; 
weil waͤhrend der Defillation der Alkohol vem Saure⸗Gemiſch zu fchnell hinzufſoß 
and daher Abkühlung deſſelben Bis unter 1400 C. bewirkte. Man befreiet den 
gewonnenen Aether von beiden Verunreinigungen gewöhnli, indem man ihn 
Aber gröblid; gepulverten gebrannten Kalt einige Zeit fichen läßt und dann has 
sen abveftillirt; aber vom Weingeiſte iſt er dann felten frei; veftillirt man ihn 
Dagegen über viel gröblidh gepulvertes Caleinchlorid (fog. geſchmolzenen unb zer⸗ 
Roßenen ſalzſauren Kalt), fo Hält vieles nicht nur das Waſſer, fonnern auch deu 
Alkohol zuräß, und das Defillat IR von durchaus reinem, eigenthümlich erfri⸗ 
ſchendem, durchdringenden Geruch und Geſchmack, zumal, wenn man außer dem 
CaCh no fog. gebrannte Nagneſia (S. 945) beigegeben Hatte. Alſo ans 
dem Alkohol geſchieden Rellt das reine Aethyloxyd (oder der rectificirte Aether) 
dar: eine an Dünnflieflihlelt die Aetheroͤle, auch vie Leichteften übertreffende, 
jenes des Alkohole ſich nahernde, farblofe, tropfbare, bei 2000. (— 16%.) 


1 





nur löfend (nur phyſiſch) einwirkende Echeibungsfoffe (wie Hier der 
Alkohol) auf organifche Behandtheile, zumal bei gefleigerter Wärme, 





0,743 Eigengewicht Hefikenpe, ſehr flächtige nub fon bei 350 C. — 2808. 
fledende, Hingegen. erſt bei einer tief unter Mereurgefrierungs : Kälte erflarrenke 
Slüffiglelt, vie, in. Dampf verwanbelt (das Bigengewicht ber atmofphärifchen Luft 
glei 1 gefegt) 2,586 Eigendichte barbietet, fehr entzündlich if, als Dampf wit 
atmofphärifcher Luft vermifcht, und angezündet unter lebhafter Verfnallung, und Ratt 
jener Luft mit O⸗Gas äußerſt heftig verknallend zu 4 COa und 4 HO verbrenst, 
während fi ein HO als höchſt ausgevehnter Waſſerdampf ausfcheltet, — Im 
Schehung bes Aethyloxyd (Ae0) aus Alkohol, fie if zunächſt offenbar Belge 
bee Bafeforberung ver Schwefelfäure; vergl. oben S. 827— 828; indem mus 
aber dieſer Forderung gemäß ein ſchon beftehenver Salzgründer, das AeO, ber 
ſtarkeren Säure folgend von der ſchwächeren (dem HO) ſich treant, wird bieie 
ſchwache Säure ſelbſt, kraft derſelben auch gegen fle gerichteten Salzgrũmer⸗ 
forderung der SO, in einen Salzgrünver verkehrt; d. 5. wird nicht nur das AcO, 
fortvern au das HO gegen bie elektronegative Schwefelſäure, zur elektropoſttiven 
Gegenwirfung befiimmt (befommen beide gegen tie — e barbietende Size 
feffäure + #). Grfolgt nun bei 1409 C. Aufbebung ber Anzichwug beiker 
flüchtiger Salzgründer zur Schwefelfänre, fo gehen beide im gleichen elcktre 
chemiſchen Grregungsjuftande aus viefer ihrer Verbindung hervor, und ziehen ſich 
daher unter fi nicht elektrochemiſch an, fondern ſtoßen fit ab. — Maſſor 
zufolge wird das Aethyloxyd and vom HO vadurch chemiſch gefhieten, af 
ledteres ankerweiter Zerlegung unterliegt, währenn erfteres, an feinem flärfer am 
sichenden Gtoffe gebunten, frei fich zu entwideln vermag; M. veftillirte mämli 
Bintlorib mit abfolutem Alkohol; et wurde AcO-entwidelt, vem HCh felgte, 
wahrend ZnO, fammt etwas HCh und etwas HO zurückblieb. Kuhlmanz 
erhielt jedoch bei ner Wiederholung des Verſucht neben AeO au Ach = 
Ca HEs -F Ch, v. 1. Aethylchlorür (oben &. 850 Anm.), das an ber Aufl 
verbrannt, unter Entlaſſung von HCh (und darum, glei allen neben HCh 
verbrennenten C + H Verbindungen unter Blammen-Grüuung) zu 4 COr 
und 4 HO verbrennt. — Aendert man jenes zur Aethyloxyd⸗Ausſcheibung erfon 
derliche Schwefelſaͤure⸗Alkohol⸗ Gemiſchh dahin ab, daß man belde FT 
zu gleichen Gewichtetheilen verwendet, fo erhaͤlt man turch Erhitzung beffefben 
ein Doppelfalz = Aeo SO; + HOSOʒ (alfo Anti zufanmengeieht wie 
ber Beinſtein, d. t, das fog. faure weinfaure Kali = KOT + HOT), yes 
jedoch gewößnli als ein faures Calz nes Aethyloxyd, als deſſen Bifalphet⸗ 
Sybrat (= Ae0 + 2803 + HO) betragtet wird. Eättigt man van bie 
alfo gewonnene ſaure Blüffigkeit, zur Entfernung ver überfchüffigen Schwefels 
fäure, mit Ba0C0Og, fo bilet fi, unter COg:-Entwidelung, feiner Unlöslide 
keit wegen ſich ausſcheidendes Baryt⸗Sulphat und ein darüber ſtehendes gelöst 
neutraled Barytſalz, deſſen Säure jenes ſog. ſaure ſchwefelſaure Aethyloxyd if 
und die ſonſt vurch Schwefelweinfäure oder Weinfhwefeliäure ber 
Aetherfhwefelfäure bezeichnet und in m. Grundz. (I. 814, 951, 965 ſ.; 
II. 463 und 491) Vinofulpburicfäure genannt wurbe. Es entſteht vieſe 
Säure aus jenem Doppelfalze Eraft ver ſtarken Gäureforberung des Baryt, unb 
it demnach in dieſer Verbindung nothwendig als eine einige Eure zu betrach⸗ 
ten, bie, in isrer Zufammenfegung (und in ihrer Ealzbilvung) der Dithiems 
fäure (S2 Os; oben ©, 1023) oder Unterfchwefelfäure (S. 813 Aum) A 
anreihet und am paffennfien Aethylpithionfäure zu beuennen ſeyn hirfte 
Bericht man die alſo gewonnene wäſſrige Löfung des at hyldithipuaſauren 
Baryt (Bä0 C. H5, 82 O7) mit SOz, fo ſcheidet viele beu MBaryt ans, umb 
zurüd beißt die freie Gäure, die jedoch, will man fie durch Abbunften einengen, 


1135 


fehr wohl wefentliche Umänberungen berfelben zu Wege bringen Töunen; 
Umänbernuugen, auf deren Möglichkeiten ver Verf. diefes Hobs bereits 


unter Beizichung von 1 BE. MWaſſer, in 2803 um Ac0O + BO gefällt, 
was beweilet: daß fi vas Aethyloxyp, im Moment feiner Entwickelung auf 
gleige Welle wie mit Säuren, au mit dem Waſſer, als Vertreter folder 
fehlenden Gäure zu waflerfanem Aethyloxyd (Alkohol) wieder zu verbinden ver⸗ 
mag, Uchrigens enthalten die meiften Salze der Aethyldithionſaäure (die in Tolge 
ver burch Das Aethyl verfläckten Anziehung zum Oxygen, von biefem 2 V⸗G. 
mehr enthält, als bie Dithionfäure) Krykallmafler, was zur. Erhöhung ihrer 
Löslichkeit im Waſſer beiträgt. DBerführt man mit vlefen Salzen, zumal mit 
ven Maſſerarmen und wohl getrodueien, 3. B. mit bem ättylbitpionfanen Kalt 
ner vergleihen Bleioxyd, ahnlich, wie mit ver BZ Behuf’s der Darſtellung bes 
Benzol (6. 992), d. 5. vermengt man fie genau mit gepulvertens gebrannten 
Kalt un wuterwirft fie fo der Deſtillation, ober deſtillirt man ein Gemiſch von 
4 Gewichtetheil Allohol 21/2 Schwefelſaͤure, fo erhält man als Deſtillat eine 
farblofe Sligzäfe, ſtark würzig riechende und ſchmeckende, im Waſſer zu Boben 
intenbe (fog. ſchwere Weindls, d. 1.) Aetterolyinithionfäure, ober, 
als Schwefelſaͤure⸗ Berbindung beisachtet, das ſchwefelſaure Aethyloxyd⸗ 
Aetherol; im erſtern Falle erachtet —= Cg Ho So 07, im Iekteen = Aec0 
303 + Ca Ha SO (alfo auch eine Art Doppelfalz, in dem jedoch das zweite 
Salz kein Drye zur Srundlage hat), Grwärmt man es ut Waller, fo zerfällt 
es in ſich Idfenves ſog. ſaures ſchwefelſaures AeO, und in, auf ber wäflrigen 
Stüffigleit wie ein Dei ſchwimmendes Hetberol == O4 Ha, worin jenod; bald 
eine iryallinifge, Aetherin genannte ähnliche Verbindung anſchileßt, vie fi 
Seim Grlalten ausſcheidet. Übenfalls Ahnlich in feiner Sufammenfegung IM dem 
Aetherol auch das fog. WBeindi oder füße Vitrioloöl [OLl. Vin d. Vi- 
trioB dulce), var, weniger fluͤchtig als erſteres, gleichfalls anf nem Waſſer 
fwimmt und ſich vorzüglich jedoch immer nur in Kleinen Mengen bildet, wenn 
man das Aethyloxyd nach ber älteren Weiſe entwidelt (durch Oeſtillation eines 
Gemifcges von gleichen Gewichtstheilen Schwefelſaͤure und Alkohol; d. i. eine 
fauze Släſſigkeit, vie font Rabel's Wafler Aqua s. Liquor Babelil, uub 
hatte man fie Tänger zubig flehen laſſen, ober kurze Zeit mäßig erwärmt und 
baum wiererum abgekühlt: alters faures Elixir, Elixir acidum Hal- 
leri genannt uns von ansäbenden Aerzten ſehr gefhäht wurde um zum Theil 
von benfelben auf jet noch fehr werth gehalten wir). Gehte man nämli 
nach der Aethyloxyd⸗ Entwickelung vie Defiillation fort, fo wurde ein Theil ner 
Schwefelſaͤure zunaͤchſt bis zur Schwefelichtſaͤure desoxydirt, die dann begleitet 
von Weinol (Ca Hz?) entbunden, ſich zum Theil ſammt dem Weindl⸗ und 
WBafferdampf in ver Vorlage zur tropfbaren waſſrigen Saure und darauf ſchwim⸗ 
mentem Weindle verdichtete; ſtaͤrkeres und länger anhaltendes Feuer fürberte 
danrn endlich bie Desorypation ver SO3 bis zur Ausfgeivung fi fublimirenpen 
Schwefels, während in ver Retorte verblieb ein ſchwarzer harzigkohliger, ſehr 
faurer Aüdfand, ver wahrſcheinlich ahnlich jenem zuſammengeſeht ift, welchen 
Grhmann erhielt, als ex 1 Gewichtethell abfoluten Alkohole mit 8 bis 10 con⸗ 
eentrister Schwefelſaͤure fo lange in einem 1800 C. — 144 R. heißem Sanb⸗ 
babe erhihte, bis ver ganze Rückſtan ſchwammige (ſchwarze) Klumpen bildete, 
die dann durch Autwaſchen mit Waſſer von aller Schwefelſaure befreiet, durch 
Kochen mit Kali⸗Lauge und darauf erfolgendes Auswafchen ein Kali⸗Salz zuräd 
liefen, das dem Anſehen nad ver urſprünglich ſchwammigen ſchwarzen Maſſe 
gleichtkam, und defſen im MBaffer ſehr ſchwerlösliche, daraus durch Kochſälz fälls 
bare fpwarze Saure, von E. Thiomelaufſdure genannt, ſtochiometriſch aus 
Ges Bar 93 Oꝛo miübeſtehen ſcheint. — Laßt man im ſehr kalt gehalten 


1136 





im 2ten Bande vnTrommenorffs Journal XVI., ©. 177 ff. aufmerl 
fam machte. Kane wollte übrigens das fog. Pſeuderythrin ſchlechthin 





wafferleeren Alkohol, ober ſtatt deſſen in Aether nad umb nach, in fchr kleinen 
Uutgeilen, waſſerleere gaflge SOz treten, fo bilden fie, Magnus zufolge, 
farblofe, zwar zerfliehlihe aber nicht rauchende, ftöcdiometrifh aus Cu Hy + 
4 803 zufammengefegte (mithin vierfah fhwefelfaures Hetherol Yan 
ftellende) Prismen, vie, Löfet man fie im Waſſer, von viefem 1 Vechäftuißge 
wicht chemiſch binken und nun eine mit Salzgruͤndern kryſtalliſtrbare, Doppelfelg 
gewäßrenne, eigenthümliche Säure, vie Aetbionfänre varfiellen, vie ale 
=(C4,H5 0 + 4803 if; wir biefe bis zu 100°C. erhitzt, fo entlaßt fe 
2 SOg und if nun bie aus Cu, H5, O + 2 803, oder wahrſcheinlicher, bie aut 
Ca H3 Sa + Or zufammengefehte und im Ichteren Fall ver Hettyinitgionfdare 
Homere ISfäthionfäure, die zu Galzgründern ſich verhält, wie pie Netkios 
fäure, mit venfelben jedoch Salze zufammenfegt, welche von benen biefer lehte⸗ 
zen Säure fehr verſchieden find. Gewäſſert flellt die Ifäthionfäure eine fyrups 
Die, ſtarkſaure und noch bis zu 150%C. — 120° R. mwärmebefländige Fluſſigken 
har; an Salzgründer gebunnen und dann erhigt, entläßt fie weder Aether neb 
Altohol, wohl aber ſchweſſichtſaure Baſen. — Läßt man, bei mäßiger Wärme, 
Altopol mit moͤglichſt waſſerarmer PHosphorfäure auf einander wirken, fe 
erhält man eine flüffige, Tnruptide, ſtark faure, mit Waſſer leicht miſchbare 
Berbinbung, vie Aähnlih zufammengefeht if, ale das fog. faure fchwefelfase 
Beindl und mithin ebenfalls ein flüffiges Doppelial; (AeOPO;, + HOPOs) 
barfiellt, Bas, genau wie jenes ſchwefelſaure, von ſtarken Salzgründern berübet, 
fofort feinen ſchwäͤchſten Salzgründer, dad HO, gegen ken ſtärkeren entläßt, 
und fo 3. B. mit BaO ein Baryt⸗haltiges Doppelfalz bildet, bas = A00PO, 
-- Ba0PO,; = Ba0Ae0 + 2 PO; zufammengefeht erſcheiat. — Um ebeufe 
iR au ver fog. Weinſäure⸗Aether ober bas faure weinſaure Aethyler 
ein, dem Weinſtein völlig gleich geordnetes Doppelſalz, namlich Ae0 7 4 HOT, 
das man leicht erhält, wenn man T (Meinfäure COa H2 0; + HO, a«alfe 
eigentlich Hydor⸗Tartrate; denn die 11,93% Waſſer, weldge die in tmafierhellen 
ſchlefen rhombiſchen Prismen Iroftallifirte, im Waſſer leichtlötliche und ſolcher 
Loelichkeit entſprechend ſtark ſaure Weinſdure enthält, And baſiſches Maike, 
das, z. B. bei Bildung des weinſauren Kali oder Kali⸗Tartrat, — KOT, 
dem ſtaͤrkeren Salzgrũnder weicht) in heißem Alkohol ſich loͤſt und damit langere Zeit 
erwärmt, ba es dann in farb⸗ und geruchloſen, unflüchtigen, an ber Luft ger 
fließlichen, füßlicä-fauer ſchmeckenden Prismen anſchießt. Man hat die Bertin⸗ 
bungen des Hetbylorye mit Säuren zufammengefehte Aether gemammt; 
jene, welche dieſe Benennung bevorzugen, wirken bie oben befchrichenen Doppel⸗ 
falge des Ae® voppeltzufammengefeste Aether zu benennen Gaben. 3m 
ven in jenem Sinne einfach zufammengefeten gehört auch ber DOralätber, ober hal 
oxalfaure Aethyloxyd, das man erhält, wenn man ein Gemiſch von 4 Ges 
wichtstheilen Alkohol und 5 waflerarmer Schwefeljäure auf 4 gepulverten Kali 
oxalat's gießt und deſtillirt, das Defillat aber, MBebhufs feiner Beinigung, wit 
Waſſer wäſcht und dann nochmals für ſich übervefillist, va es daun eine fark« 
Iofe, ſchwach würzig riechende, bei 180%C. — 144" R. fievende, Slige, wit 
Waſſer unmifchbare und darin zu Boden finlenve Flüſſigkeit darſtellt, die inbeifex, 
Yängere Zeit hindurch vom Waſſer berührt, gänzlich in kryſtalliſtrende Oraliäne 
and Alkohol zerfallen übergeht. Da jedoch hiebei, ſowohl vie waflerleere Dxals 
fäure ald das waſſerfreie Aethyloxyd der Anziehung zum Waſſer nicht mitfanımen, 
fondern jegliches für fi folgt, fo muß ein Theilnnge⸗ oder Polarifirungse 
Gruny für den Oxalaͤther in dem Berühren des Waſſers vorliegen; meines 


1187 


Erythrin, genannt willen, eine Beuermung, die Heeren einem von ihm 
aus der Parmelia Roccelia und der Lecanora tartarica (alfo aus 
Lecanorfänre enthaltenden Flechten) dargeftellten Flechtenſtoff eriheilt 
hatte, der chemifch ifoliet ein im Waſſer wie im Alkohol ſchwerlde⸗ 
liches, im Nether unldsliches, zartes, kryſtalliniſches, erhitzt wie Harz 
fegmelzendes Pulver darflellte, und ber, da er fi zum Mmmoniaf ven 
zuvor befchriebenen Flechtenſtoffen aͤhnlich verhielt, wahrfcheinlich auch 
nur eine durch die vermeinte Scheidung beroorgegangene Mbänderung 
der Leranorfäure war; ſtoͤchiometriſch follte dieſelbe zufammengefegt 
feyn aus Ca Hıs O6; 2) das lecanorfaure Aethyloxyd (Pfeus 
beruthrin) geht, wird es längere Zeit an der Luft Taltem und fledens 
dem Wafler ausgefeht, in Erythrinbitter, d. i. in ein im Waſſer 
lösliches Erzeugnif über, das durch Einwirken Ammonialshaltiger Luft 
in drei verſchiedene Flechtenfarben, eine gelbe, zur Zeit nicht weiter 
nnterfuchte, und zwei rothe verwandelt wirb, von denen bie eine ber 
rothen das Faͤrbende des Eutbear oder Berfio (©. 1041), die 
andere das der Drfeille gewährt; m. Grundz. I. 548 und 6645 
3) Kane nannte einen dem Erythrin ähnlichen, aus ber Roccella 
tinctoria L. gewonnenen Flechtenſtoff Erythrolin, von bem er 
annahm, Daß er Hes Erythrin im mehr gereinigten Zuſtande barftelle, 
das ſich jedoch von bemfelben ſchon baburdy wejentlich unterſcheidet, 
daß es vom Aether wie vom Alkohol leicht aufgenommen wird, im 
Ialten, wie im fledenden Wafler dagegen gänzlich nulöslih if, obgleich 
es durch andauernde Berührung des letzteren und ber Luft ebenfalls 
in Erythrinbitter verkehrt wird; 4) das Ladmus, ein Erzeugniß 





Erachtens beſteht Liefer darin, daß ber Aether gegen das Waſſer vie beiden fog. 
erregenden Glemente einer einfachen galvanifchen Kette barbietet; bie durch — 
8 geladene Oxalſaͤure bemächtigt fich des gegen fie 4 & darbietenden Waſſers, 
wäßrend gleichzeitig der elektronegative Waflerantheil das + e:geladene Aethyl⸗ 
oxyd überkommt; alie Gegenwirker find tabei in statu nasc., b. h. elektriſch⸗ 
gegenthätig. — Hatte man hiebei dad Wafler mit Ammoniak geſchwaͤngert und 
kaburch deſſen erregende Gegenwirkung erhöbet, fo tritt Ammonoxyp zur Oxal⸗ 
fäure, aber mit folcher Heftigkeit, daß das fidh bildende Ammonoxyd⸗Oxalat fogleich 
mDramid (S. 1117 Anm.) fi reducirt, währenn das AeO mit HO zu Altohof 
ſich vereint. Ließ man hiebei das Waſſer durch Alkohol vertreten, fo ändert biefe 
bie Wechſelwirkung dahin ab (wahrſcheinlich weil er als fehr ſchlechter Glektrici⸗ 
tatſleiter oder fog. Ifolator, vie polarifirende Erregung binvert), daß fi has 
ganze Aethyloxyd nicht mit HO verbindet, fondern ſtatt deſſen mit ver hiebei 
Reuentftandenen Oxaminfäure = Ca Hↄo A-+O0; +HO), v. i. eine Weins 
fäure, die 1 A als Mittelbeſtandtheil ihrer Grundlage überlommen hat, während 
fie zugleich HO als Baſe aufnahm. Dumas bat dieſes oxaminfaure Aethyl⸗ 
oxyd Oxamethan genannt und gezeigt, baß wenn Ammoniak auf Aethyloxyd⸗ 
Salze einwirkt, ſolche einfeitige Einwirkung flets die Bildung eines Amethan 
bewirfe. Heber bie Bildung des Urethan, alfo genannt, well es fi fo 3er 
feten kann, daß aus feinen BeftandtHellen (== Ce; H7 AO4) Earbonfäureäther 
und Garnfafl bervorzugehen vermag, |. An. d. Chem. u. Pharm, X. 284 fl. 


72 


1138 


vorzüglich ber Parmelia Roccella und Lecanora tartarica (a. a. D.) 
gewährte Kane brei verfhiedene Farbſtoffe, die aber fehr wahrfdhein- 
lich ebenfalls nicht ſowohl Beſtandtheile als Scheidungs⸗Erzeugriſſe 
geweſen ſeyn dürften, nämlich a) das ſchoͤn carmoifinrcthe Erythro⸗ 
lein, hervorgegangen ans jenem altoholigen Auszug, ber von ber 
Deſtillation der Flechten mit Alkohol zurücgeblieben war; zur Trodee 
abgebunftet und sun, als trodnes fog. weingeiſtiges Extract, mit 
Aether erfchöpft, wurde es von diefem, worin es Ach leihtlöslidh ven 
bielt, jenem Extracte entzogen, ba es dann eine halbfläffige, bei 380C. 
— MAR. gänzlich gefloffene, im Alkohol ziemlih, im Waſer 
ſchwerlosliche Maffe barftellte, die fi) Röchiometrifch aus C2c Hay und OL 
zufammengefeßt fand und Waſſer röthete, wenn gleich es barin nur 
fpurenweife zugegen war; b) das lebhaft und rein hellrothe, im 
Waſſer kaum, im Aether wenig, im Alkohol leichtldsliche und ihm ge 
fättigt röthende Erythrolitmin = Cas Ha Oi2, das ſich ans der 
alksholigen Löfung in Heinen, weichen, Törnigen, tiefrotgen Kryſtallen 
fonderte, von ſtarker Kali:Lange unter Bläuung aufgenommen wurde 
und mit Ammoniak eine fattblaue, im Wafler unlösliche Berbinbeung 
gad. Summirt man bie Berhältuißgetwichte beider Stoffe, fo erhält 
man bamit die ſtoöchiometriſche Formel von zwei Verhältnißgewichten 
Grytbroleinfäure (= Cas Ha Og), d. I. einer Säure, vie aus 
dem Erythrolein lediglih dadurch entflanten if, daß es atmoſphaͤri⸗ 
ſches O verſchluckte; eine Orydation, die biebei noch nicht beendet ers 
ſcheint, fondern weiter fortfchreitend den O⸗Gehalt bis au 12 Berhält 
nißgewichten fleigert und dann bas Erytbrolitmin unb hiemit Die 
Hauptmafle des Lackmus hervorgehen macht. Der von jenem alfo- 
boligen.Auszuge verbliebene Lackmus⸗Rückſtand enthält c) das Azot⸗ 
lit min (ſtöchiometriſch wahrſcheinlich — Cis + A + 10 BO), tes 
bemfelben durch wieberholtes Auskochen mit Wafler, Einengung der 
zufammengegofienen Abfüde mitteld Abdunſten, Ausfällung der alte 
eingeengten Blüffigfeit duch PbOA, Zerfegung des frifch gefällt ſchön 
purpurnen, im Delbade eingetrodnet: blauen Azotlitmin-Bleis 
oryd durch HS, Auswafchen des Niederfchlage mit Ammoniak⸗haltigen 
Waſſer, Eindunſten der hiedurch entftandenen tief blauen ZLufk 
bio zur Trodue, Befeuchtung ver troduen Mafle mit Hydrochls 
und fchläßliche Auswaſchung derfelben mit Alkohol abgewonnen 
Uebrigens fließ Kane bei feinen das Ladınus betreffenden Unt 
neu mitunter auf Ladmusferten, bie außer den erwähnten noch ei 
Azotsfreien Farbſtoff barboten, den er, feines feltenen Vorko 
wegen Spantolitmin (von ararsos, felten) nannte, und ber 
C26 Hıı O7 zufammengefeßt zu feyn ſchien; Ann. d. Chem. m. 
XXXIX. 62 ff. Daß das blaue Ladmus beigegebenem Alfali 
Bläue verdanke und durch Säuren ven demfelben befreiet feine 
liche Roͤthe barbiete, wußte man, wenigſtens in Deutichland 









] ⸗ 


lange (ſchon vor 40 Jahren wurde es vom Verf. dieſes Hobs als die 
an fh rothe Ladmusfäure bezeichnet), daß aber die durch HB bes 
wirkte Bleiyung ber fog. Ladmustinetur®) nicht Folge einer 
durch H bewirkten Os@utziehung fey, das beweiſet das Verhalten alfo 
gebleichter Lardıunstinetne bei höherer Temperatur; benn zum Gieben 
gebracht färbt fie fi wieder, indem fie HB entläßt; 5) wäflriges 
Ammoniaf entzog ber Roccella tinctoria (in Kanes Verſuchen) 
neben Heeren’s Erythrin au Roccellfäure = Cır Hız O4, bie 
aus ber Auszugsfläffigfeit durch, mit etwas Ammoniak verfegtes CaCh 
an Kalt gebunden ausgefchieden wurde. Gie erinnert in ihrem Ders 
halten an die Lihefterinfäure (6. 1098 Anm.) , bildet mit Allas 
-Iten keine Seifen und wurde von Kane darch Roccellin bezeichnet, 
während er das „Eryihrinbitter" Amarythrin, ihm aufolge = Ca 
Hız Os (I) genannt wiflen wollte. Dieſem ähnli it K’s aus ber- 
felben Flechte dargeſtellte Telerythrin, d. 1. Amarythrin — 4HO, 
nämlich — Caq Hy Oro; es ſchmeckt bitter Tüßlih. 6) In der Usnen 
Horida Fries (Lich. florid. L.) eutvedie Knop die von ihm an⸗ 
fänglih Usnin genannte, dann ale Säure anerlannte Usninfänre 
= Czs Hı7 Or: Sie kommt au in anderen Flechten, namentlich 
auch in der Cladonia rangiferina Ach. (Lich. rangifer. L.) vor, 
bildet ſproͤde fchwefelgelbe Brismen, bie zerrieben fehr elektriſch find, 
bei 2000C. = 16008. ſchmelzen, weiter exbigt ih fuhlimisen, zum 
Waſſer aller Anhaftung ermangeln, im Alkohol, aus im fiebenden 
ſchwer und langfam, im fledenden Aether Hingegen ſich leicht loͤſen, 
von Kali⸗Lauge — unter Umbildung in sinen aus ber carmiuroihen 
Auflöfung durch Saͤuren fällbaren gelben Stoff — leicht aufgenommen 
werden, mit AllalisBarbonaten hingegen, unter COꝛ⸗Entwickelung, 
angeändert zu usainfauren Salzen fidh verbinden. Die Usneen ent- 
halten übrigens au ein grünes und ein gelbes Harz, die buch 
Behandlung mit Kali ſich ebenfalls röthen, dann aber buch HS volls 
Händig gebleicht werden können; was bei ber rothen Weninfäures-Huflds 
fung nicht der Kal if. Auch Ammonoryd - Carbonat bildet mit ber 
Neninfäure ein (fasblofes) Salz, ohne jene der Orſeille sc. ähnliche 
Bärbungen daburch Hervorzurufen. 7) Wena man Drfeille mit Öys 
beochlorfäure ſchwach anfäuert, darauf vorſichtig zur Trockne bringt 
and nun wiederholt mit Weingeift auskocht, bis viefer ſich kaum mehr 
färbt, Hierauf aber fämmtliche weingeiflige Auszüge vereint ber 
Deftillation unterwirft, fo verbleibt eine tkef carmoifinrotbe 





*) Gewoͤbnlich bereitet aus 1 Lackmus 6 Waſſer mittelſt halbſtündiger Kochung, 
Durchſeihung und fo weit getriebener Berbünnung mit Waſſer, bis fie rein blau 
erſcheint. Hiemit gefärbtes Papier ericheint blaß Hellblau, if aber in vieler 
anjcheinend geringen Sarbenfättigung gegen Säuren Außerfi empfindlich. Zur 
Röthung der Tinctur wähle man am beften verbännte Hydrochlorſäure. Uebrigent 
vergi. m. Grund. I. 541 ,.548. 

72 * 


1140 





Eryihreolein-haltige, und daher Erzeugung von Erytbroleinfäure gefats 
tende Maffe, bie gepulvert, darauf durch Auswaſchen wit kaltem 
Waſſer binfichtlih ihres Salmiak⸗Gehaltes erfchöpft und dann wie 
derum getrocknet, nun aber bis zur Warberfhöpfung wiederholt mit 
Aether ausgezogen (fo lange ſich biefer noch färbt), gewährt nad 
Kane einen farbigen ätherigen Auszug, der, mittelſt Defillation feines 
Aethers beraubt, ein carmoifinrotges Bulver hHinterläßt, das, 
K. zufolge, den eigentliden Farbſtoff der Orfellle barbietet. Ueberläßt 
man dagegen die farbige ätherige Blüfflgleit gelinder VWerbampfung, 
bis fle eine Halbflüffige, oͤlige, mäßig erwärmt volllommen fikffige 
Maſſe barftellt, fo entläßt biefe, in Folge mehrtägigen Stehens, etwas 
Drein, von bem man fie am kürzeſten durch Löſen in möglich wenig 
Aether befreiet, und verdampft man num bie folchen Weges Drein⸗frei 
geworbene Flüffigleit, anfänglich bei gelinder, dann bei einer bis zu 
1000 C. exhöheten Hipe, fo Hinterbleibt reine, ätherfreie @rythro- 
leinfäure. 8) Der Räckſtand von obigen weingeifiigen Auslocdhungen 
der mit HCh angefäuerten Orfeille, enthält einen golbgelben, vem 
Waſſer zugänglichen Stoff, und was nun von biefer wäſſrigen Ant- 
ziehung zurückgeblieben: einen in Alfalisauge auflöslichen, jedoch au 
fh nit fauren, von Kane buch Azoerythrin bezeichneten umd 
Ks Berfuchen gemäß aus C22 Hı9 Oↄe Aa (wahrfcheinlicher ans Ca Hıı 
+ Aa By + Om) zifammengefegten Stoff. — Ob bie im Obigen axf 
geführten verfchiedenen Barbfloffe zum Chlor fi ähnlich verhalten, 
wie das Blattgrün, b. 5. ob fle urfprünglich von einem das Blatt 
wachs vertretenden, ben Fettarten mehr oder weniger nahe ſtehenden 
Stoffe begleitet werden, und. baher, glei) dem Blattgrän, nach ber 
durch Chlor bewirkten Bleihung eine (noch näher zu unterfuchenve) 

Bettmaſſe darfellen? Recht anno in Frage. Ebenſo, wie ſich im 
dieſer Hinficht verhalten das Holzmobergrün oder die Holjgräus 
fäure, fo auch die Rhamminfäure (m. Polytechnochemie L. 162), 
dv. 1. das Grün aus ben Kreuzbeeren oder den Beeren des Rhamnus 
imfectorius L. Das Blattgrän (Brünfänre; f. a. a. D.) gelbt 
fi, wenn es von Chlorwaſſer berührt wird, bevor es bleicht. 

“m Die Drfetlle, eine zötglich violette Yarbwaare, bereitet man amd 
mehreren Flechten, hauptſaͤchlich jedoch aus Parmelia Roccella, 
Roccella tinctoria und Lecanora tartarea, von denen bie erſteren 
beiden meiſtens von den Canariſchen Inſeln bezogen werden; Kane 

u... ftellte feine, im Vorhergehenden berüdfidytigten Verſuche, mit der im 
England unter der Benennung Archil-weed befannten Boccella 

-  tinctoria an, bie. vom Vorgebirg der grünen Infeln zugeführt wir. 
' Man feudtet die zermahlenen Flechten (in hölzernen Gefäßen), wit 
faulem Harne, oder befler mit aus faulem Garn, durch Deſtillation 

u... .., deſſelben mit Kalk, gefchievenem wäflrigem Ammoniak au und überläßt 

fie, ſolche Anfeuchtung öfters erneuend, fo lange dem Luftzuiriit, bis 


1141 


bie verlangte Farbe erfſchlenen if, und biefe das größte Maaß ihrer 
Eättigmg erreicht Hat. Um ben Farbenton gleich von vorn herein 
abzuändern, läßt man der Ammoniak⸗Feuchtung vorangehen: Feuchtung 
mit ſtark verdünnter wäflriger Öybrochlorfäure oder auch‘ mit derglei⸗ 
den Kalis oder NRatroncarbonats Lauge. — Der von Eutberth 
Gordon erfundene fog. Catbear oder Berfio wurbe vor mehres 
ren Jahren auch in Eifenach, und von vorzüglicher ®hte fabricirt; 
man würde ihn ohne Zweifel auch in allen Gebirgsgegenden Deutfch- 
laud® leicht und mit geringen Anlage⸗ wie Betriebs-Koften im Oroßen 
darſtellen und fo den Urmen folder Begenven, als Flechtenſammlern 
(ind Befondere als Sammlern der Lecanora tartar.) neuen Brod⸗ 
erwerb verfchaffen Finnen. DOrfeille wie Berfio werben nämlich 
in der Bärberei häufig verwendet; da fie aber mehr oder weniger veräns 
verlich And, fo kommen fie gewöhnlich nur in Verbindung mit anderen 
beſtaͤndigeren Farbfkoffen (meiftens um an biefen zu fparen) in Anwen⸗ 
dung. Man verpadt die rohen Blechten gewöhnlich noch feucht im 
Tonnen und bringt diefe in den Handel, wenn jene darin fo weit trocken 
geworben, daß fie fi) zermahlen laſſen. Zu frifh verbraudt 
bleiben fie, Hinfichtlich bes Farbgehaltes, Hinter ber Erwar⸗ 
tung zu rück, zu alt — zeigen fie fich verborben; denn mehrjährige 
Aufbewahrung zerflört zuletzt ihren Warbgehalt gänzlich. Uehnlich 
zjenen Babrifationsweifen ift auch jene des Ladmus; a. a. DO. 144. 
Um benen damit zu färbenten Zeugen, Suderhutpapieren ıc. möglichft 
lebhafte Farbenfättigung zu ertheileu, hängt man fie, nachdem man 
fie aus der Lacdmusflotte gezogen, über Kufen auf, in denen fich 
fanler Harn und Kalt befindet, alfo Ammoniak entwidelt wird. Auch 
entzieht man alfo mit Ammoniak gefchwängerten Ladimusfarbigen Zeus 
gen ıc. mit Wafler die Barbe, um, damit andere ſchon gefärbte Pas 
piere u. f. w. aufs Reue zu tränfen und fo ihre Barbenfättigung gu 
verärken. — Ueber Fertigung der blauen Bezetia oder Tournes 
folls2äppchen aus dem Gafte der Maurelle, (Croton tincto- 
rium L.) vergl. a. a. O. ©. 143 Anm. — Der auf der Gerberlohe, 
fo wie andy auf Holz vorkommende frefiende Schimmel (Mucor 
septicus) bietet ebenfalls eine, wie es ſcheint, eigenthämliche Far b⸗ 
fäure bar; von Alkali⸗kaugen aufgenommen, gewährt der bräunliche 
Staub, nachdem er an der Luft zerfallen if, eine Flüſſigkeit, aus der 
Säuren einen ſchmelzbaren, baher den Harzen fi anreihenden Stoff 
darſtellen, der geſchmolzen blutroth erfcheint, und mit Alkalien, wie mit 
Alumoryb gelbe Galze bildet, von denen das des AIOz jedoch wenig 
lichtbeſtaͤndig if. — Die zum Defteren erwähnte durch Saͤuren, zumal 
durch Azotfäure ſich lebhaft roͤthende, durch leichtloͤeliche Alfalten ſchnell 
ergrünende Rofentinctur, bereitet man durch Cinweichen von 1 Ge⸗ 
wichtstheil getrocknete Blumenblätter der Gentifolienrofe in 12 Allohol. 
+3) Der Barbfioff des von Caesalpinia echinata L. Rammenden Ber: 


1148 


nambuckholzes if dem bes Vrafilienholzes weientlich gleich. Belbe 
Farbhölger enthalten außer dem Farbſtoff und Lignin, Gerbfäure, 
Effigfäure, effigfeuren und mineralfauren Salzen auch noch ein pfeffer⸗ 
artig riechendes Wetheröl. Ihren wäfrigen Auszügen entzieht wan, 
wie in allen ähnlichen Fällen, die BSerbfäure durch Zuſatz von Leim 
(am beften Haufenblafenleim s) Löfung, oder, nad Umfläuben, auf 
wohl durch Beimifchung von Mil. Gleiches gilt auch von ber Ext 
perbfäuerung des Blauholz⸗, Quercitron⸗, Gelbholz= ꝛc. Abfudes. 
Zur Darſtellung des ſonſt „Vrafilin“ genannten, jetzt, nach Preißer 
mit Brafilein zu bezeichnenden Farbſtoff's, verfuhr man vor der 
1843 erfolgten Belanntwerbung der P.'ſchen Ausfiheibungsweife, wie 
folgt: Man! Rellte zunächſt ein fog. wäflriges Extract der Naspelfpähne 
jener Sarbhölzer dar, troduete dieſes vorfichtig, entzog ihm mit Wein⸗ 
geift feinen barzähnlichen Beftandtheil, fammt Berbfänre und loͤelichen 
Galzen, dampfte biefen weingeiftigen Auszug wieder zur Trockne ein, 
löfte ihn dann in Waſſer, entgerbfäuerte biefe Löfung durch Leims 
Löfung, trennte das Flüſſige vom Nieberfchlage mittelft Durchfeihung, 
dampfte das alfo gereinigt Fläffige zur Trockne ein unb entzog dem 
hiedurch verbliebenen Rückſtande mittelſt Alkohol das fog. Brafiliz, 
ans dem es hierauf kryſtalliniſch geſchieden wurbe, ba es dann rothgelbe, 
im Waſſer und Alkohol losliche Prismen bildete, bie, gelöf, von 
Säuren (von Bitronfäure ungemein fchön) gegelbet, dann aber, 
durch Alkalien neutralifirt, wieder geröthet wurden, während nicht 
nur SOn, fondern aud HS (was zunaͤchſt auf Desorydation deutet) 
ke gänzlich entfärbten. 
+8) Unter den vaterlänbifchen rothen Farbſtoſſen nimmt ber (oder nehmen 
bie) des Krapp, wegen feiner (ihrer) Schoͤnheit, großen Licht» unb 
ſelbſt betraͤchtlichen Ehorbefländigfeit, die erſte Stelle ein. Es if jedod 
nicht lediglich die Wurzel dee Färberröthe (Hubia tinctorum L.), 
welche ihn darbietet und die hiezu nicht nur in Kleinaflen, fo wie im 
füplichen und weſtlichen Holland, fondern auch in Deutfchland, zumal 
in den Rheingegenden, Schleflen ıc. zur Krappfabrication in fehr be 
traͤchtlichen Mengen gebauet wird; ſondern auch andere vaterlänbifche 
Gewaͤchſe, ind Befondere die zu ben Gattungen Anperula, Lithosper- 
mum und Galium gehörigen, enthalten venfelben Farbeſtoff, jedecqh 
in verhaͤltlich nur fehr geringer Menge; reichlich Hingegen bietet ihn 
bar die in Oſtindien heimiſche, und dort, flatt der Färberröthe, zur 
Krapp = Fabrication Häufig verwendete Oldenlandia umbellata ®). 


*) Zur Fabrieation bes Krapyp laßt man vie Wurzeln ter Rubia tinct. gewähe- 
Hd mehrere Jahre — in Deutſchland meiftens 2 bis 3, in Kieinaflen gegen 
4 bis 6 Jahre in ver Erbe; VBbgleich ſchon Ifährige Wurzeln zur Krappfabriea 
tion Ah brauchbar zeigen. Bon anhängender Erde gefäubert, werben fie baum 
zunachſt In gehelzten Räumen (auf Rrappbarren) vollſtändig gettodinet, von ber 
Aufern Rinde und den Wurzelfaſern (was mitfanınen ven Arapypmmll ober 


1143 

N 

Bericht man wäfrige Krapp-Ahfude mit Hefe, fo zerieht ſich der im 
Krapp eAthaltene Traubenzuder, im Bolge eingetretener fog. geifliger 
Gährung, in Garbonfäure und Alkohol; aber e6 leidet dadurch zugleich 
der Jarbſtoff mehr oder weniger, und zu ſchönem Türfifchroth eignet 
ſich dann ber, vom Weingeiſt gefchiedene Deitillationsrädfand nicht 
mehr. Dan wußte fon lange, daß Melffühe, welche Bärberröthe 
genoſſen Hatten, nicht nur zöthliche Mil (oben ©. 1083 F.) geben, 
fondern daß and die Knochen ſolchen Viches, dem man Krappfraut 
als Butter gereicht hatte, geröthet erfcheinen und laͤngſt befannt war, 
daß Tierſchaalen (der fog. Oftereier) in Krapp⸗Abſud gekocht ſich ges 
fättigt und lebhaft roͤthen. Diefe und mehrere ähnliche Erfahrungen 
besüdfichtigend, erhielt ber Verf. dieſes Hobo, als er vor fat 30 Jahren 
den mit löslichen Kalkfalzen (fog. falgfauren Kalk, d. i. CaCh) vers 
mifchten wäflrigen Krapp⸗Abſud durch phosphorfaures Natron ausfällte, 
einen fleifchfarbenen Niederfchlag, der durch Zufammenreiben mit Nas 
tromcarbonat oder befien Löfung fogleich gefättigt dunkelroth (türkiſch⸗ 
roth) erſchien, und ebenfo verhielt fi auch Knochenmaſſe, und Kreide, 
wenn biefelben, nachdem fie durch Kochen mit Krapp⸗Abſud hellroth 
geworden, in gleicher Weile mit Ratron behandelt wurden *). Waͤſcht 


Mallkrapp gewährt) befrelet, mittelſt Schlagen und Eichen, Hierauf aber 
m gebblichem Staub zermahlen, Ya fie dann das verlangte Wabricat, d. i. nas 
feingertgeilte, zimmtbraune fog. Wurzelfleiſch, genannt Krapp, barftellen. Die 
Römer nannten vie Bärberrötte (nie Pflanze) anfängli$ Erytrodanus, bann 





Varantia; ans leyterem entſtanb fpäterhin das franzöflidhe Wort: Garance.. 


N Aug Stengel un Blätter ver Rubia tinot. enthalten etwas rothen Bäcbeftoff, 
von ih — in m. Theorie ver Polytechnochemie I. 165, weil ex mit Galzgrüns 
dern fefte Verbindungen gibt, durch Rubeinfänre bezeichnete, währen Ans 
dere ihn theils Grythrodanin, theild Krapproth genaunt willen wollten; 
wiewohl Iegtere Benennung fpäterhin auf einen Bärbefloff übertragen wurbe, 
ver, gleich dem weiter oben beſchriebenen Aligarin, eine vielleicht erſt vurch 
Die Gcheivungsmittel und durch has Oxygen der Luft entſtandene — befonbere 
Abamerung der Rubeinfänre barflellt. Die gewöhnliche Türkiſchroth⸗ 
fürberei behebt aus einer großen Anzahl einander folgenver Verrichtungen, 
pur welche beabficstigt wirb: baumwollene Garne mit Elaln⸗ und Margarin- 
fäure, und bush deren Bermittelung mit dem Krapproth ſelbſt innigft zu ver 
binden, was fi jedoch, faßt man bie Bebeutungen biefer verſchiedenen Verrich⸗ 
tungen vergleidhenn mit dem erwähnten Berhalten der Krapproth⸗haltigen ie 
zum Natron in's Auge, beträchtlicher Vereinfachung fähig feyn dürfte: a) um 
230 & Garn zu färben, kocht man es zuvorderſt in einer Lauge au 4 4 
guter Rottaſche (wie fie 3. B. vie Bottafchenfabeil von C. A. Sries in Helbels 
ers fe) nud fo viel Hußs oder Regenwaſſer, ald zur gehörigen 
erforderlich, wohl aus, fpühlt es dann im fließennen Waſſer und 
—— es; b) bringt es dann in bie Kothbrühe (bereitet aus 25 A Pott⸗ 
aſche, 308 Baumdi und 4 Z Schaafmiſt, die mit ber erforderlichen Menge 
Regenwaſſer durch anhaltennes Umrühren innigft vermifcht worden find) beläßt 
es varin, bei gehöriger Temperaturerhähung fo fange, bie es von biefer Brüße 
** durchweicht und durchtrungen erſcheint, nimmt dann ba6 Garn her⸗ 
‚ teodinet es and unterwirft es verfelben Behandlung noch dreimal; o) nach 
7* uria⸗ Trockuuug unterwirft man es in gleicher Weiſe und unter ebenfalls 


— — —— —— — — —— 


1144 





man Krapp mit Taltem Wafler fo lange aus, bis dieſes nicht mehr 
gegelbet wird (eine Entgelbung, die ſchneller von flatten geht, wenn mau 
dem Wafler reines Kochſalz beigegeben Katie), kocht ihn daun mit 
Alaunlöfung aus und verjegt ven burdhgefeiheten, und einige Tage 
hindurch ruhig hingeſtellten Abſud mit verbünnter Echwefelfäure, fo 
fället biefe gelbroihe Boden, die, zunächft mit Hybrochlorfäure, dazu 
wiederholt mit Wafler ansgelocht, getrocknet, hierauf mit ſiedenden 
Alfohol ausgezogen, burchgefeihet, unb ber theilweiſen Berbampfung 
des Alkohol überlafien, in Form Kleiner kryſtalliniſcher Köruer eine, 
muthmaaßlich durch vielfache Luftberigrung und erregende Einwirkung 
der Säure ꝛc. erzeugte Abänderung des rothen Faͤrbeſtoffs (der Ru 
beinfäure) entlaflen, die man Krapp⸗Purpur genannt bat. is 
hist ſchmilzt diefer zur braunen Flüſſigkeit, und erhigt man ihn Bier 
“ auf heftiger, fo wird er theils zerflört, theils entläßt er rothe Dämpfe, 
die fih zu rothem (nicht im kalten, fendern nur im heißen Waller, 


viermaliger Wieverholung, ver Ginwirkung ber Weißbrühe (oben &. 1069) 
bargeftellt aus 30 Baumdl und 25% Pottaſche; d) legt es van 12 Gtumien 
hindurch in weiches Waſſer und waͤſcht es hierauf in fließend Waſſer aus. Alſo 
vorbereitet fommt es €) In vie Iauwarme Gerbbrühe, pie man zuvor bereite 
hatte durch Auskochen von 458 Schmad, 10 & Salläpfel und fo viel weichen 
(beſſer Regen⸗) Wafler, als vie vollſtandige Durchweichung des Barnes heiſcht. 
Nachdem es hierin bei einer Temperatur von 300— 350O. — 240 280 R. zwölf 
Stunden lang geweicht hatte, wird es an der Luft getrocknet und barauf f) ge 
beizt in ver Alaunbrühe, d. h. in einer Löfung von 50 & Alaun, SE 
Bleizucker (PbOA), 6 & Bottafche, ver man noch 2 & Kreide zugefeht hatte 
(nad; anderen Borfchriften mifcht man bie Kreive dem folgenden Krappbabe bei), 
in falten Wafler, und nach vollenvdeter Beizung ausgewaſchen, dann aber wer 
ven g) nach einander mit 20 Z Garn jedes mal 24 Z Krapp In zuvor fon 
angewärmtes Waſſer gebracht und bamit gefotten, bis ver Krapp, was er au 
Krapproth beſaß, entlaflen bat. Alfo gefärbt wäſcht man h) das Garn anl 
und flebet es, zur welteren Befligung bes Faͤrbſtoffs nochmals mit einer mit 
Fluß⸗ oder Regenwaſſer bereiteten Böfung von 12 F Geife (gewöhnlich: fog. 
ſchwarzer Hanfoͤlkaliſeife) und 25  Pottafche, waſcht es wieder und 1) ſchoͤrt 
enblich die ganze gefärbte Garnmaſſe mittelſt einer Löfung von 2 X Sinaſali 
(nad anderen Borfchriften: Salmiak⸗haltiges) und 12 Geife (vie von Anderen 
auch weggelaffen wir). Alſo behanvelt erhält pas Baummwollengarn allerbings 
eine hoͤchſt gefättigte, türkijch- oder vielmehr armenifchrothe (denn im Orient 
find es nicht fowohl Türken, als vielmehr Arntenier, welche bas nach Burspa x. 
in ben Handel zu dringende Rochgarn färben) Barbe. Hinſichtlich bes zuner 
erwähnten Schmad und ker Galläpfel möge hier noch vie Bemerlung Raum 
haben, daß man Schmack oder Sumach eln gelbgrünes grobes Pulver ment, 
welches bereitet wirb aus ben getrodneten Blättern und Blattflielen des Gerber 
ſtrauches (Rhus Coriaria L.), vie beide in unferen Gärten als Zierbämme 
ſehr wohl geratten und daher wahrfigeinli auch in Deutſchland nıt Vortheil 
angebaut und gezogen werben Lönnten; beine Gchmadarten enthalten eine von 
ber Salläpfelgerbfänre und mehr noch von ber Fichengerbfäure ver 
ſchiedene Art per Gerbfäure,. — Ginſichtlich des Barbentons erzeugt and ein Bes 
miſch von Chlorkallum⸗haltigem chlorichtſauren und chlorſauren Kali, bereitet ans 
kalter Kalicarbonats (nicht aus Kalihybrat⸗) Loſung und Chlorgas, zum Theil 
auffallenn ſchoͤne Abännerungen. 





| 
| 


1145 


umb auch dann nur in Heinen Antheilen Löslihen) Sublimat vers 


vichten, der vom Alkohol und vom Aether, fo wie vom wäflrigen Am⸗ 


moniaf leicht aufgenommen wird, biefelben (wie das Waſſer) gelbroth 
färbt, fich in verbfinnten Säuren, fle gelbend, bei Siebhike, und ſchon 
bet mäßiger Hipe in Kali⸗ oder Natron⸗Lauge ſich mit kirſchrother 
Barbe aufloͤſt. Kalkcarbonat und ebenfo au Kalkfulphat (daher auch 
Dranmenwafler) entzieht ihn feinen Löfungen und Auflöfungen, damit 
einen dunkelrothen Nieberfchlag bildend, während erflere von Zinns 
chlorür rofenroth, von Eiſenoxydſalzen violett, von Bleioxydſalzen 
blänlichsbräunlichroth, von Kupferorybfalzen rothbraun gefället werben. 
Sarbeänderungen, die es erklären, warum man Krapp nicht nur zu 
mancherlei Abänderungen und Artungen bes Roth (3. B. auch zu 
Scharlach), fondern auch in der Schwarzfärberei, Behufs der Erzeu⸗ 
gung angenehmer Barbentöne, mit Bortheil anwendet. ine andere, 
vom Krappgelb ebenfalls wefentlich verſchiedene Abänterung des rothen 
Rrappfärbefoffes if das Alizarin, das man in ähnlicher Weiſe, 
wie ben Krapps Burpur, gewinnt. Man fiedet nämlicg den vollfommen _ 
entgelbten und hierauf wieber getr ockneten Krapp fogleich mit Allo⸗ 
hol, deſtillirt von dem ſolcher Weife gewonnenen Auszuge den meiften 
Alkohol ab, verfeßt die rückbleibende geiftigwäfirige Löfung mit vers 
bünnter Schwefelfäure, und unterwirft das hiedurch in Form eines 
braunen pulverigen Niederfchlage gefällte unreine Alizarin, nachdem 
man es ausgewafchen und getrodnet hatte, fehr vorſichtig zu leitender 
Hitze; es fublimiren gelbrothe, fehr feine und lange Prismen, bie ſich 
in fledendem Wafler, es rofenröthend, nur in geringer Menge löfen,- 
auch in Alkohol und Aether fchwerlöslich find und von Aikalistöfungen 
mit violetter Farbe anfgelöf werden. — Berfebt man ben, aus volls 
ſtaͤndig entgelbtem Krapp durch Sieden mit Mlaunlöfung gewonnenen 
wäflrigen Auszug mit Natroncarbonatsdfung, fo erhält man einen 
zothen Niederſchlag (Krapplad) der an Lebhaftigfeit merklich ges 
winnt, wenn man ihn in Hhybrochlorfäure aufloͤſt und baraus aufs 
Neue durch wäflrtges Ammoniak nieverfchlägt. Auch die zuvor unten 
erwähnte Mitwirkung des KCh>haltigen KOCHOz3 und KOCHO5 iſt, 
für die gewünſchte Schönheit des Krapplack, nicht unbeachtet zu laſſen 
(and ebenfo auch Hinfichtlich der Ladbereitungen und Zeugfärbungen 
mit Campechienholz, Cochenille und nicht minder bei jenen ber gelben 
pflanzlichen Farbſtoffe). Daß man übrigens im obigen, wie in allen 
ähnlichen Fällen, flatt des Alauns, ſowohl zu Larbereitungen als zu 
Ausfärbungen mit Bortheil das [hwefelfaure Alumoxyd (fchwes 
felfaure Thonerde) und auch in jenen Fällen anzuwenden hat, in wel 
Ken man buch Mitfammenverwendung von Alaun und Bleizuder 
effigfaures Alumoryd entfichen zu machen bezweckt, fteht außer 
Zweifel. Zur Feſtigung des Krapproth, zumal des vom Krappgelb bes 
freieten, benußten ſchon die älteren Chemiker bes 18ten Jahrhunderts 





+2) 


\ 1146 





mit gutem Erfolg aluminfaures Kalt (das fi leicht gewinnen 
läßt, durch Ausfällung des fcdwefelfauren Alumoxyd mit nur fo wiel 
überfyüffiger Kalisköfung, daß der Nieberfchlag ſich wieder auflöf: 
bis auf eine Spur, bie buch ihr Uebrigbleiben nachweifet, def 
das Kali mit Alumoryb gefättigt iR) und Merkurchlorid (Wehe 
blimat). Daß bie erfien Antheile bes zur Alauns ober zur Alumoryd⸗ 
fulphat» Löfung Gifenorybatshaltigee Alumoxyd nieberichlagen, Balls 
fich Ciſenoxydulſulphat in dem Alauns oder in dem Alumorpbfulphat 
vorfand, ergibt ſich ſchon aus dem ©. 813.905 Bemerkten. Außer denen 
a. a. O. mitgetheilten Berfahren, hieher gehörige Salze vom Eifen zu 
reinigen, läßt ſich derſelbe Zweck auch noch folgendermaßen erreichen: 
man läßt zu ber zu reinigenden Auflöfung (3. B. zu jener des Al, 
Zn, Sn, Cu, Ni, Cote.) fo lange Azotoxydgas treten, bis ſich year 
Umbildung des vorhandenen FeO in Fey Os, auf Koften des A im 
genannten Bafe und des H im Wafler, Ammoniak genug gebildet Kat, 
um, buch HO in Ammonoryb verwandelt, 1 Berhältuißgewicht Säure 
zu neutzalificen; waren 3. B. 12 FeOSOg als verunreinigendes Gifen 
falz zugegen, fo würden biefe Durch 3 O von 3 HO, fo wie burg 20 
von AO, und noch durch 10 von AO2 geben 6 Fon Oz verbunden 
mit 11 SO3 = (4Feg 03 +9803) + (2 Fey O3 +2803), währen 
base aus AHs3 + HO = AH, O gebildete Ammenoryb 1 SOz emtzogen 
hatte und in der Flüſſigkeit zuräcdhielt, zugleidh aber 1 AO⸗Gas aut 
wid. Auch ift e6 denkbar, daß alle 12 FeO durch Empfang von 60 
in 6 Fe, O3; (die zur Erfhöpfung oder Neutralifation 18 80, heifches 
würben) verwandelt, mit den vorhandenen 12 803 als baſiſches Cal 
ſich niederfchlagförmig ausfcheiden, begleitet von 1 B-&., 3. B. des 
ZnO, deflen 1 SOz vom entflandenen Ammonoryd zurüdgehalten, ber 
Fluͤſſigkeit verbleibt. — Ein farblofer Krappfloff, der fi nad Art 
bes Carthamin sc. röthete, iſt zur Seit noch unbefanet, indeſſen ſchei⸗ 
nen jene blaßrothen Kalkshaltigen Nieberfchläge auf dergleichen Hinzu 
weifen. — Aehnlichen Weges, wie das Carthamin, flellte dagegen 
Breißer auch aus dem rothen Barbfloff des rothen Saubelholzes, 
ber in m. Bolytechnocdemie (I. 144) als Santalinfänre befchrieben 
worden und, Belletier zufolge, flödhiometriih aus Cis He Oge zu- 
fammengefegt iR, einen farblojfen, ein weißes kryſtalliniſches Pulver 
bildenden, fih an der Luft ſchnell röthenden Stoff dar, von ihm 
Santalin genannt, während bie Santalinfänre fein Santalern iR. 
Bas a. a. O. und 13 Jahre fpäter von Boullay durch Quer⸗ 
eitronfäure bezeichnet wurde, if, Breißer zufolge, Querci⸗ 


trein; Ps Dnercitrin (eine Benennung, die Chevrenl her 


genannten Säure ertheilte) hingegen if Fein gelber, fondern ein farb⸗ 
Iofer, in weißen Nadeln kryſtalliſtrender Stoff, ber, im Waſſer. Altes 
hol und Weiher fehr löslich, einen zuderfüßen, Hinterher bitteren Ge 
ſchmack befigt, ſtoͤchiometriſch aus Cz2 His Os beficht, jedoch aus ber 


1147 


Luft noch 4 Orygen einfangt und dann bas Duercitreru barfellt *). 
Gleiche Bewandtniß hat es and mit jenem Gelb, welddes man nad 
Shevreul dem Wan (RBesoda Luteola L.) durch Gublimation 
entziehen kann und yon 6. Lnteolin genannt wurde ) Breißer 
fchled es aus ber wäflrigen Abkochung bes Krautes, theils durch bloßes 
Stehenlaflen an der Luft, theils, fühneller, durch Beimiſchung orybis 
render Stoffe, 3. B. dur Zufab von CrOg ober auf von KO + 
2CrO3; es fonderte ich dann in golbgelben, hinſichtlich ihrer Farbe, 
wie ihres Glanzes dem Bleijodid (ober Jodblei = PbJ) gleichenden, 
breiten Slimmern, und if P's Luteolein, das, nach feiner Weile 
eutfärbt nun als P’s Luteolin in weißen Blättern anfchießt, im 
Altohol, Aether und kaltem Waſſer löslich, und dem heißen leicht 
zugänglich if, füßlicg und hintennach bitterlich ſchmeckt, ſich durch Lufts 
Berührung gelb’t, zumal wenn es erhigt wird, und aljo gefärbt ſich 
fablimirt. Alkali⸗Löſung färbt die farblofe LuteolinsLöfung ſchoͤn dun⸗ 
Telgelb, und nach Verlauf von 24 Stunden hat die Flüſſigkeit den 
ganzen Barbfloff entlaffen. — Im Gelbhol z (Morus tinctoria L. 
Broussonetia tinotoria Kunnt.) fand ſchon Chevreul einen 
weißen und einen gelben Barbfioff; Breißer’s Verſuche ergaben, 
daß leßterer, von ihm Morein genaunt, aus erſterem, bem Morin 
buch Oxydation entfieht, die im O⸗Gaſe verhältlicy ſehr ſchnell erfolgt 
und bie farblofe Löfung goldgelbt. Das Morin iR fublimichar, 
ſchwefelſaures Eiſenoxyd färbt es granatroth. Es kryſtalliſirt in 
gelben, merklich fauren, in kaltem Waſſer wenig, im fiedenden, fo 
wie im Alkohol und Aether ſehr Iöslichen Flitiern; Alkal ien färben 
ed orange, das genannte Eifenfalzfärbt espnnkelgrän. — Das Fifets 
oder Fuſtelholz (von Bhus Cotinus Z.) gibt, mit Waſſer ausge⸗ 
kocht, einen Abſud, der, nachdem er durch Thierleim entgerbt, hierauf 


N Die Duereitrons ober Färbereiche (oben S. 1131) wurde vor einigen 
Zaren in Sranfreich mit gutem Grfolge gezogen, unb würde in Griechen 
Tann wahrſcheinlich noch beffer gebeihen und vieleicht auch im füblichen Deuiſch⸗ 
land wohl forttommen, wenn man fie zunächft nicht ſowohl aus Saamen (Ei⸗ 
cheln) zu ziehen, fonvern junge Stämme aus Nordamerika berüber zu verpflangen 
fuchte; geläuge dieſes im Großen, fo bürfte ſolcher Anbau ſchon darum fehr 
beachtenswerth exfcheinen, weil das Duereiteongelb zu den ſchaͤbarſten gelben 
Sarbftoffen gehört, deſſen Gelb fich Leicht volllommen rein darſtellen läßt, weil 
dem BRinbenabfube Leim-Löfung leicht vie Gerbſaure unb pas oben gedachte 
fog. Bleioxydhydrat, in fehr Keinen Gaben nach und nach zur Berührung ges 
bracht, fo lange fich daſſelbe noch rothlich⸗braͤunlich färht, ven ihm beigemiſchten 
zotgen unb zotäbraunen Barbftoff entzieht, dann aber eine rein gelbe Flüffigkeit 
verbleibt, die nun, zum Farben verwendet, ebenſo fhöne als hauerhafte Gelb⸗ 
farben von den mannichfachſten Barbentönen zu Wege bringen läßt, je nachdem man 
vie Zeuge zuvor verfchiebentlich gebeizt hatte. 

) Auch das Gelb ver Blumen von Linaria vulgaris (Anthirrhinum Uina- ’ 


ria L) iR, 8i 8 . 
a a rtenete Derfugen zufolge, fuplimiber; Bharmer. 


1148 





. burchgefeiget zur Trockne gebracht, und dann, als trocknes Ertract 
mit Aether behandelt worden, dem Aether den Farbſtoff des Holzes, 
bas Bufein (die Fiſetſäure; f. a. a. O.), das man, mittel In 
ſatz von Waſſer zur ätherigen Löfung, Entfernung des Aethers dur 
Berdampfen, und darauf folgender Ausfällung mit dem mehrerwähnten 
fog. Bleloxydhydrat einen Lad, ber, mit HS behanbelt, das farblofe, 
tm Waſſer, Alkohol und Aether Lösliche, fchwach bitter ſchmeckende, 
kryſtalliſirbare Fuſtin, deſſen Löfung fi an ber Luft leicht, noch 
ſchneller durch Azotſaͤure gelbt, durch das genannte Eiſeuſalz dunkel⸗ 
olivengrün, durch Alkalien fogleich ſchoͤn roth gefärbt und durch PbOA 

. weiß gefällt wird. — Auch aus dem Orlean (oben S. 1122) Rellte 
P. dadurch einen in Beinen weißen Nadeln Tryftallifirenden Stoff bar, 
daß er jenen mit einer fehr ſchwachen Löfung von Na0-Garbomat bes 
banbelte, den alfo gewonnenen rothbraunen Auszug mit dem fog. Blei⸗ 
oxydhydrat in Berührung brachte, das allen Farbſtoff an ſich zog 
und es dann ber Ginwirfung bes HS unterwarf ic. Das alfo gewon 
nene farblos⸗nadelig kryſtalliſtrte Birin blieb unter Waffer weiß, färbte 
fh dagegen an der Luft allmälig gelb, ohne Beimiſchung von Bin 
noberroth *), war in Waſſer wenig, in Alkohol und Aether fehr Löslid, 
ſchmeckte widrig bitter, wurde von Schwefelfäure nicht geblänet, ſon⸗ 

dern gegelbt, und erlitt ähnliche Belbung, jedoch nur langfamı von 
AOs, CrO3 und KO + 2 COrOz3 bewirkten BPomeranzengelbung, 
‚ eine Zärbung, mit der das alſo oxydirte Birin auch kryſtalliſtrte. Um 
fhöne Dunkelröthung deſſelben zu bewirken, war nicht nur Luft- ſonders 
auch Ammoniak: Zutritt erforderlich, und das alfo veränderte Bixin 
nannte P. Birein, das er jedoch nicht zu kryſtalliſiren, fondern nur 
in Form eines dunkelrothbraunen Pulvers darzuftellen vermochte. Bor 
Schwefelfäure wurde es gebläuet, woraus hervorgeht, baf der 
kaͤufliche Drlean fein Dermögen ſich mit SO, zu bläuen durch voran 
gegangene Ammoniaf > Einwirkung erlangt bat, und alfo vorbereitet 
zur Bläuung fehr wahrfcheinlih Ammonmetall enthält; oben ©. 1132. 
— Buqhner's Verſuchen zufolge enthält die Wurzel des Berberigens 
ſtrauches (Berberis vulgaris 2.) eine dem Morern und Fuſtern fi 
anreihende, von B. Berberin genannte Belbfäure, die im kalien 
Waſſer wenig, in heißem ſehr löslich, im Alkohol Löslih iR, anhal⸗ 
tend bitter ſchmeckt, in lebhaft Hellgelben feinen Prismen EryRallifiet 
und flöchiometrifh aus Cz3 Hıg A -+ Or2 zufammengefegt (muthmaßs 
lich = Ca; Hı2 + AH, + 012) if. — Ueber mehrere auch in rein 
wiſſenſchaftlicher Hinficht berärtfichtigungsmwerthe gelbe Farbſtoffe, 3. 2. 
über das ſchoͤne Gelb der Zwiebelſchaalen (deren Abfub auf mehrere 


Chevreud erhielt aus dem Orlean einen gelben — im Waſſer Ti unh ein 
KL zothen barin nur wenig Lösbaren — Barbfloff. fer Bellen eo 


1149 





Erzmetallauflöfungen, hinſichtlich der Barbemänderung ıc. ähnlich wirkt, 
wie HS; m. Arch. f.d. ges. Naturl. II. 455 u. IV. 496), das man 
fon feit Jahrhunderten zu Gelbfärbungen für Hühnereier benutzt; 
über das der Scharte (Serratula tinctoria 2.) des Spanifchen 
Pfeffers ober der Beisbeere (Capsicum annuum); über jenes der 
Gilbwar; (Curcuma longa L.) oder Curcuma, des Gafranır. 
fo wie über fehr viele andere; vergl. m. Polytechnochem. I. 145 ff. 
Das im Gafran enthaltene Gelb wurde fonft auch als gelber 
GeifenRoff bezeichnet, weil man ehemals ein im Weingeift wie im 
Waſſer nahe gleich läsliches Extract, diefer Bleichheit wegen Seifen, 
Roff nannte; es erhielt fpäter die Benennung Polychroit (a. a. O. 
Polychroitſänre), weil es, dem trodnen wäfrigen Exrtract durch 
Alkohol entzogen und von diefem befreiet eine durchſichtige rötflichgelbe 
Maſſe darſtellt, bie gelöf durch wenige Tropfen SO; fi blänet, 
buch AOs ſich grünt, von Altalien flärker gegelbet, von Fo Os + 
3 803 tief gebräunt wird. Die Caſah⸗ oder Safranbaums 
Blätter fcheinen einen ähnlichen Farbſtoff zu enthalten; m. Polys 
technochemie I. 147. — Chevreul fand in den Beeren verfchiedener 
Krenzdorn⸗Arten einen gelben und einen rothen Fdarbſtoff; beide 
neben einem durch große DBitterkeit ſich anszeichnenden Bildungstheil, 
Fleury ſchied aus denen des gemeinen Kreuz⸗ oder Wegdorn (Rham- 
mus Carthica L.) einen Iryflallinifchen gelben, Kane aus der olis 
vengrünen großen Gorte der fog. Berflichen Beeren (Persian-ber- 
ries) ebenfalls einen von ibm Ehryforkannin genannten, im 
lebhaft goldgelben, ſeidenglaͤnzenden, flernföürmig gehänften Nadeln 
anſchießenden, ans der braunen, Eleinere und runzliche Beeren dar⸗ 
Rellenden Hingegen einen braunen, ertractförmigen, von K. durch Zans 
thorhamnin bezeichneten, von erfterem weſentlich durch vorzüglich. 
größeren O⸗Gehalt verfchiedenen Farbſtoff, von denen ber erftere bie 
Sunenfeiten der BeerencapfelsZellen in Form einer glänzenden, Harzs 
aͤhnlichen, halbdurchſichtigen Haut beileidet, ber leßtere hingegen aus 
jenem, durch befien bei ungehindertem Luftzutritt vor ſich gehenbes 
Sieden mit Waſſer am beflen getwonnen wird. Erſterer iſt leichtloöslich 
im Aether und baraus unverändert kryſtalliſirbar, loslich im Alkohol 
und wenig lösbar in kaltem Waſſer, oxydirt ſich aber an der Luft au 
ſchon in der alfohuligen Löfung, röthet zwar Lackmus nicht, verbindet 
Rh aber mit Altalien, jedoch unter bedeutender Beflandesänderung. 
Aus der alfoholigen Löfung wird es Yon PbOA fatigelb gefäll’t und 
bietet dann K. zufolge ſtöchiometriſch dar Caz3 Hıı O1 + 2 PhbO5 
während letzterer, bei 1000 C. getrocknet, C23 Hı2 O7 darbietet, mithin 
als = 1 Ehryforhamnin 4 20 4 HO betrachtet werben kann. PbOÄ 
ſchlaͤgt es aus feiner Löfung ebenfalls nieder. K. hält die größeren 
olivengrünen Beeren für unreife, aber verfichtig getrocknete berfelben 
Kreuzdorn⸗Art; die kleineren braunen dagegen für ſolche, bie länger 


1150 





an ber Pflanze gefeflen Gaben und ohne Gorgfalt getrodnet worden 
find. Der Derf. dieſes Hobs machte jedoch a. a. O. L 164 darf 
aufmerkfam, daß die fog. Anignonbeeren (db. f. die unreifen Berrez 
bes Rhamn, infeotor. und R. Alaternus), im Sanbel unter der Beren⸗ 
nung Gelbbeeren befanut, am meiften geichäßt werben, wenn fe 
aus Perfien zugeführt worden, und daß auch die unreifen Bere 
von R. cathart. und R. saxatilis Z. unter dem Namen Gelbbeeren 
Handelswaare find. Außerdem aber fügt er hinzu: daß dergleichen 
Beeren, namentlih die ber beiden letztgenanuten Ahamnus Arten, 
reifend grünen, und durch Vollreife oder fog. Ueberreife dunkel 
purpurn und endlih ſchwarz erfcheinen; wie denn auch das fog. 
Saftgrün ober Blafengrün (über deſſen Bereitung f. a. a. O.) 
aus faſt reifen Beeren bereitet wird, umd indem er weiter baran erin- 
nert: daß viefes Brün ein zweibaflges (CaO und KO enthaltene) 
Salz ift, nennt er die durch Gaͤhrung hervorgehende und hierin ber 
Hydroindigfäure (oben &. 1030) ähnliche Säure dieſes Galzes: 
Rhamninjäure Im Saftgrüm iſt fie übrigens buch etwas CAOSO; 
und durch mehr ober weniger aufgelöfles CuO verunreintz ame ihre 
KOs oder CaO sBerbindung wird fie unter andern von T leiht ge⸗ 
fhieden, da fie dann Wafler, und ebenfo Weingeiſt gelblich färtt; 
welche letztere Löfung ver fog. „Rofentinctur" (oben ©. 1141) fer 
ähnelt, vdiefelbe jedoch an Licht» und Luft⸗ Beſtaͤndigkeit übertrifft. — 
Breißer behandelte Berfifche Belbbeeren nad feiner Weife und er⸗ 
bielt fo einen farblofen Stoff, den ee Rbamnin nennt und ber, 
feinen Berfuchen zufolge, durch Oxydation in das bunfelgelbe, med: 
ſtens pulorige, ſchwürig kryſtalliſtrende, Lackmus röthende, mit PbÜ, 
CaQ, AlOz 1. orange Salze bildende Rhammein übergeht. Jene 
Farbenänderung ber reifenden Kreugbornbeeren, fie erinnern uni 
andern gewifiermaßen auch an eine ähnliche, weldher bie Balle (obe 
&.1110ff.) unterliegt, wenn fie mit Zuder und Schwefeljäure in Be 
rührung geräth; fie färbt fi dann, wie Bettenfofer zuerſt zeigte 
(und vieles Verhalten ale Mittel die Gegenwart ber Galle 
nach zuweiſen empfahl), prachtvoll dunkel violett, ähnlich eine 
Löfung des oxymanganſauren Kali®). Aber nur wenn Zuder ober 





*) Ann. d. Chem. u. Pharmac. LII. 99 ff. B. fehte der Ochſengalle BZuder u 
und fäll’te fie mit concentrirtee Schwefelfäure, von ber fo fange zugejegt wurke, 
Bis die gefäll’te Gholeinfäure (unter beträchtlicher Warmeentwickelung) fig wies 
ber aufzuldien begann; da dann bie erwähnte Färbung eintrat. So gelang ei 
B. jene Gallen-Antheile nachzuweiſen, welde fi im Harne bei Baeumonin, 
veigleihen im fog. Stuhle bei Diarrhoͤen finden, detgleichen in fog. Galowei 
Stüslen (hervorgegangen in Folge von innerlihem Gebrauch des Calomel, d. L 
des Merkurchtorür). Wie die Dienfchengalle, fo verhielt ſich auch vie Galle vei 
Fuchſes, Hundes, Rinde, Schweine, Huhns, Froſches und bed Karpfen, jo daß 
man folgern darf: die Galle hat überall, wo fie gebilket, vieſelben Gauptbefau: 
theile, namentlich das erwähnte Bilin; oben ©. 1115. 


1181 


ein durch SO, ber Umbilbung in Traubenzucker fägiger Bildungstheil 
(3. B. Amylum) mit zugegen if; was z. B. wohl ber Fall feyn Tann, 
wenn dergleichen zuvor als Mengtheile der Speiſen genoſſene Etoffe, 
wegen mangelhafter Berbauung wenig over gar nicht verändert, wieder 
tHeilweife mit abgehen. Auch im Blute läßt ih, Balls Galle oder 
Gallenſtoffe demfelben beigetreten, beren Anweſenheit durch Petten⸗ 
kofer's Probe darthun; umgelehrt kaun dieſe auch als Cuibdeckungs⸗ 
mittel für Zucker dienen. Den Berfuchen des Dr. Freih. v. Gornpp⸗ 
Befanez zufolge, gewährten Eholorbinfäure, und ebenfo auch 
Cholſäure, mit Zuder und Schwefelfäure denfelben zuvor erwähnten 
Sarbenwechfel, wie die Balle, eine Folge von Farbenentwickelung, 
weiche unter gewiflen Bedingungen au das Cholepyrrhin (oben 
©. 1088 u. 1107 Anm.) oder vielmehr bie aus demſelben befichenden Gallen⸗ 
Reine darbieten. Löfet man nämlich foldye Ballenfteine tn Kali⸗Lange 
auf und überfeßt dann die gränlichbraune Aufloͤſung mit Azotſäure, fo 
erſcheint fie zunaͤchſt vollſtaͤndig grün, dann aber in raſcher Folge: 
Blau, violett und roth. — Dr. Bolli in Mailand ſuchte neuerlich 
zu zeigen, daß das Hämatin dur) Desorydation violett, hierauf 
aber grün und endlich gelb werde, während das Biliverdin umge⸗ 
kehrt aus dem Grün in Biolett und Schwarz übergehe (alfo Farben⸗ 
änderungen barbiete, wie fie Kreugborubeeren währent ihrer Reifung 
wedhfeln); vergl. oben S. 1107 Anm. 

+4) Das ale Malerfarbe und als Arzneimittel fonft mehr wie jegt in Ge⸗ 
brand genommene Bummigut, enthält eine harzige, von dem Verf. 
diefes Hobs dar Buttäfäure bezeichnete Farbſaͤure, deren dunkel⸗ 
braunrothe Auflöfung in verbünnter Raliskauge erbige Alkalien, Alum⸗ 
oxyd und Zinnoryb glänzend gelb fAN’, und mit OaO, gleich dem 
Gelb des Bodshornfaamen (Triconella Foenum graecum L. 
das denen mit Krapp gefärbten Kattunen feuriges Gold⸗ oder Röthlich« 
gelb eriheilt) grüne Verbindungen fehlägt, von denen Die bes letzteren 
Gelb, auf Wolle bauerhaftes Grün zu Wege bringen; m. Polys 
technochenie I. 158 ff. Buch ner's nenere hieher gehörige Verſuche 
zeigten, daß die Buttäfhure in waflerarmem Kali nicht nur unldslich if, 
fondern daß jene Säure aus ber mit 8 bis 10 fach verbünnten ſiedend⸗ 
heißen Kali⸗ und Kalicarbonats Lange, durch gefättigte Löfungen des 
Kalis oder des Ammonoxyd⸗-Carbonat flodig oder gallertfärmig, als 
im Waſſer leicht losliches Kali» Salz geſchieden wird, mährend eine 
waflerarme Löfung des guttäfauren Kali, mit gefättigter Kochſalz⸗ 
Löfung vermifht, Ratrons®uttat in gallertartigen Flocken entläßt; ein 
Derhalten, das jenem ähnlich iſt, welche Natron Geifenlöfung zeigt, 
wenn ihr durch Zuſatz von Kberfchüffigen Kochfalz das Löfungswafler 
entzogen und fo die Geife ansgefchieden wird; oben ©. 1047. B. bes 
sechnete übrigens aus feinen Zerlegungsverfuchen den flöchiometrifchen 
Beſtand der Unttäfänre = Co Hro O1 2 entfprechen» einer procentifchen 





1138 





Bufammenfegung = 735C + 70H + 20,5 0; Yun, d. Chem. ı 
Pharmac. XLV. 71 ff. 
+3) Die zuvor erwähnte Chelidonſäure wurde von Probſt, vor 
mehreren Jahren, im Schoͤllkraut (Chelidonium majus Z.) entbedt, 
in welchen fie, neben Aepfelfäure und Eleinen Mengen einer noch zu 
befimmenden organiſchen Säure gebunden au Alfaloive, am das vor 
gB. entdedte, mit Säuren gefättigt rothe Salze gewährende nz 
darum Chelerythrin genannte, und an ein anderes, mit Säure 
fi nur zu fauren Salzen verbindendes, aus ſchwachen Säuren, ;.®. 
; ans Eſſigſäͤure fänrefrei kryſtallifirendes, von P. durch GhHelidonin 
bezeichnetes vorkommt; a. a. O. XXIX. 113 fi. Zugleich findet fd 
in der genannten Pflanze auch ein von B. Eheliboranthin ge. 
nannter, weder faurer noch baflfcher, Außerf bitterer gelber Farbſtef 
vor, der in kurzen gelben Nadeln Eryitallifivend im Falten Waſſer, wie 
im Aether wmlöslih, im heißen Wafler und im wäflrigen Weingeiß 
dagegen löslich, im Alkohol aber ſchwer löslich if, weder durch Gänres 
noch durch Alfalien verändert, wohl aber aus feiner Löfung dark 
Salläpfelaufguß gefällt wird. Im Glaucium luteum (Cheolidoniem 
@lauc. L.) faub P. bauptfählih an Bumarfänre gebundene 3 bis4 
Altalotde, nämlich außer dem Chelerythrin das bitter-fcharfe Glaucis 
(in Eleinen, yperlmutterglänzenden kryſtalliniſchen Schüppchen anſchie⸗ 
Bend; in Aether und Alkohol fehr, in heißem Waſſer ziemlich leicht 
löslih, mit Säuren weiße, neutrale, breunenb fiharfe Salze bilden, 
die vom Balläpfelaufguß gefäll’t werben), das aus feiner ätherigen 
Zöfung in blendend weißen, Lörnigen Kryſtallen anfchießenbe, Iuftber 
fländige, in Alkohol ſchwer, in Mether noch weniger lösliche Blau 
copitrin, defien gefättigte mwäflrige Löfung auf der Oberfläche eime 
gummige Haut bildet, die ſich jeboch bald kryſtalliniſch ſenkt; es ſchmect 
bitter und bilvet weiße, außerorbentlich bitter und ekelerregend ſchmecende 
Salze. Die Farbe der Biüthen fcheint vom Blattgelb (oben ©. 1027) 
bewirkt zu werden. Der Saft der Etengel und Blätter enthält außer 
jenen Galzgründern noch einen braunen baſiſchen Stoff, neben bramner 
humusartiger Säure, phosphorfauren Kalk, phosphorjauren Hagait 
und etwas Harz, die baraus durch Ammoniak geſchieden werden koͤnnen; 
.a.D.XXXL24 ff. Die Ehelidonfänre kryſtalliſirt mit 28:8. 
Kryſtallwaſſer im ziemlich langen, farblofen, feidenglängenden Rabe, 
aus fledendheißer Löfung in Kleinen, verfilgten, nur ein V⸗G. Kryſtall⸗ 
waſſer enthaltenden. IR im Weingeift und im falten Waſſer löslich, 
in heißem fehr Tösbar, loͤſt ſich in Falter, waflerarmer SOz unverändert 
auf, färbt fi aber, erwärmt man bie Auflöfung, unter Basentwides 
‚lung gelblidh, und vermehrt man die Hitze bis zum Sieben: par 
purroth. Für fih an der Luft erhigt, brennt fie mit ſchwacher Ver⸗ 
puffung ab. Sie bildet, gleich der Phosphorſäure (oben ©, 1109) 
drei Reigen von Salzen, nämlid (unter MO Metalloxyd verſtehend). 


1153 





ul 


a) Che +2 H0+MO, #) Che+2 MO -++-HO und y) Che + 3MO, 
iR alfo gleich jener eine dreibafige Gäure; bie 4) Galje der 
leicht löslichen wie der erdigen Wfalien und die jener Erd⸗ und Erz⸗ 
metalloryre, welde mit Eäuse farblofe Salze zufammenfegen, find 
weiß, diey) Salze gelb, und gerade fo verbäst ſich in dieſer Hinficht 
auch die im Opium an defien Alkalokde gebunden vorlommende Mefons 
fäure, die aud ber Chelidonſaͤure Röchiemetzifh ähnlich zufammens _ 
geſetzt iſt; denn Me if im waſſerfreien Zuſtande => Cr H + 06; die 
Che = Cix Ha + 0,0. alſo hinſichtlich des Radicals: ber exfteren 
polymer; erſtere bildet mit Feg O3 oder Fey Chz einen geſaͤttigt rothen, 
Iegtere als zwei bafige Eäuren einen ſchmutzig gelben, ſich ius Röthliche 
giebenden Niederſchlag. Indeſſen Erpialıfirt erfiere mit 3 BO in (im 
Waſſer ſchwer löslichen) farblosglänzeuden Blaͤnchen, und gebt, mit 
wäfltiger HCh gefotten, oder für fih bis 2000C. erhigt in Romens 
fäure über *). — Nah Perottet emflamnt der Copal (oben ©. 1120) 
der Hymenaca verrucosa, uf der Inſel Bourbon fand er Rıfle 
and Epalten dieſes auf Madagaskar und quf den Küſten Afrikas heis 
smifchen Baumes mit Copal angefüllt. Fil hol untriceidet harten 
und weiden Copal, bemerkt, baß der meiſte im Handel vorkommende 
harte aus Madagasfar unp. aus Oftindien zugeführt wird, während 
eine dritte aus Brafilien, früher aus Südafrilka zugeführte Gorte fels 
tener_ und Weniger, geichäpt iR. Dunfelfarbig if der bazte von Boms 
bay, mitunter ſchon weiß der harte von Calcutta; dieſer beſteht 
nach F. im Mittel von 2 Elementaranalyſen, aus ..80,325 Procent 
"10,42 Hund 9,150. Oay⸗Luſſac halte früher. 76 ‚80/9 O. gefunden, 
‚ allein der von ihm zerlegte hatte ſich bereits (zumal im gepulverten 
Zuſtande) durch andauerndes — oxydirt. J. zerlegte ihn 
znächſt in 5 verſchiedene Einzelharze: in Alphaharz, Kart und 
flark eleltronegativ, se 1000 C. fließend, bann. hurqhſchig, gelb und 
N Subens fia zugleich CO, eitwidt, 2 Mec. + H9 ⸗ FR H; 013 — 2 CO%, 
Beißet 4 V⸗G. Kom. = Cjj’H4 Og. Dieſe truftaflifiet: in Harten, ſchwer⸗ 


| we Aorvern, vie, teodnst Bafillatlon unterworfen, Dämpfe eutlaſſen, 
he zu glänzenden Blaͤttchen verdichten, una biefer Sublimet Rlellt dar 





sofomenfäute — Cio Ha O5, während wieberum 2 COg ſich va⸗ 
den und gafig ſcheiven. Wit KOBO:töfung gekocht bilden ſich 2 V⸗s. 
Mi wu um: in 2 Dralfäure, 2 Catbonſdure und 1 Humin, d. I. in 2.02 O3 
42CO. Cs Hy Og. — Ber mehreren Jahren fand’ Prof. Dana in der 
— der, Sanguinaarin ‚canadenais einen von ibm Sanguinarine genann⸗ 
un Bi Dupgätheil; Brobf's Verſuchen gemäß ift es Chelerythrin. B. fand 
im jener Wurzel noch ein zweites weißes Alkalolv, das, follte fein Vorhanden⸗ 
ſeyn fich beſtaͤtigen, Sanyuinarin zu nennen wäre. Die Schärfe ver Wurzel 
2: Blsmeium rAhrr voni Cheſerythrin her, die des Rrauts vom Bladein. 
Helen ht gelben Farbſtoff fand. P. darin auch einen biamen, von ihm, vieler 
Ti ws wegen, Slanentin a einen ähnlichen bot auch die Sangui- 
‚ naria "canadensis bar. v3 





ut." 


1154 





nad dem Erkalten brüdig; im abfoluten Alkehol und auch noch in 


“ T2procentigen, fo wie im Aether und im Terpentindl volltomna 


Iöetich, ſtoͤchlometriſch = Cayo Haı O5; Betaharz, im Alkohol, Kae 
und Terpentinöl faſt in allen Berhältniffen löslich; weich, durcfictg 
und ‚unter 1006 0. ſchmelzend; procentifch im Mittel zweier Aaalyin 
— 76,945 C., 10,055 H und 13,000 0; Sammaharz, pulwig 
meiß und ſehr leicht, in abfolutem Alkohol und Aether vollſtänig 
löslich, ſtoͤchiomeiriſch Cao Haı O3; Deltaharz weiß und pulary, | 
in beiden‘ genannten Ylüffigfeiten ünldelich, forbett zum Echmeia 





mehr denn 1000 C! und wird babel zerfeht; wurde nicht zerlegt; Eyſr 


lonharz, gettodnet hart und leicht zu pulvern, in allen drei Löfunge 
mitten wulöslid, ſtoͤchiometriſch nahe = Cayo Hai O2; alfo mit m 
Mehrung des O⸗Gehalts wächft hier (wie in den meiften der weder 


“hin aufzufährenden Harze) die Löslichkeit in Alkohol: Fra 


hatte Unverdorben afrifanifchen Eopal zerlegt und in biefem Hark 
Stoffe gefunden, die in ihren Verhalten von Obigem zum Theil fehrwmah 
li abweichen. ‘U. erhielt nämlich zwar auch 5 Einzelharze, aber wi 
diefen waren zwei nicht ohne Zerfegung ſchmelzbar und fammt eins 
fog. indifferenten, dem obigen Epflfonharz gleichenden, im abfolske 
Alkohol gänzlich unldslich, und von den beiden anderen, mäßig db 
tronegativen loͤſte ſich auch’ nur eines in Weingeiſt. — Zu jenen Herza 
welche vorzugsweiſe zu weingeiftigen Ladfirniffen denupt werben, 
gehört, außet dem Gopal= und Dammarharz, Mafir, Ganderak 
Körner: und Echelllack, autch das Elemi⸗Harz; zu Terpentinfir 
nifien (d. ſ. ſolchb, ig Weichen Terpentindl pas Löfungemütel g 
währt) anfer diefen’ ch das Anime⸗H arz, und @leiches gilt and 


von ven gemifigten Ladfleniffen, die Weingeift und Terpentindl al 
*xXEöoͤſungsmittel enthaltin. Zufäge von 'Eamphor befördern die Tre 
nung, vie vom (denetianifchen) Te rpentin verhüten das Kifkgwerda 


des Lade, Letzteres leiftet aber in gewifiem Grade auch Tan du 


‚ Terpentinfl, in Folge feiner Erybakion zu Weichharzz oben &. 1121. 


 ,.. Roemarin⸗,ESpick⸗ und Lavendelölifiud ſiheure) TerpewtindisWertrein. 


. Befler als Terpentias and TerpenfindlsHurz ertheilt in Altotzol geiödd 
“ wafferlreres "Köinöl ‘die "Riffe verhitteibe gehorige Weiche : Sie ir 
niß, welcher feines Zufageg bedarf, weder zur Förderung lines Trou⸗ 

nens, noch zur Verhinderung des Riſſigwerdens iſt jener, unter it 
Benennung Chineſiſcher Firniß bekannte natkrlide, zunädR 4 


Harz, Actheroͤl und „Benzoefäure* zeriegbare, geiblibramme, züh 
flüffige, det verlehten Winde entfließende Balfam, der, in Si 


Cochinchina und Siam heimiſchen Augia sinensis. Verreiht man hal 


.> 


wohl aufgeglühtem Camphor⸗Ruß, fo gewährt er, indem fein. 


. ‚allmälig verharzt, eine -eben fo Dauerhafte ats glänzmb fepwwrit, 1 
- Japan (mmd daher Japanitung genannte) und in China Yang | 


Anwentung fommende Ladirung, Die gewöhnliche S chreine t⸗ Xiqola 


1184 





Politur beſtebt meiſtens ans Schelllack Loͤſung; um zu tiefes ins 
dringen (das fog. „Binfdylagen") bexfelben zu verbäten, pflegt man 
Die gefchliffenen Zimmergeräthe ac. zuvorderſt mit etwas Boumöl einzus 
reiben; die Schelliadsföfung ſelbſt reibt man Dann in die alfo ſchwach 
gedlten Stellen mittel weicher Lriuwanpbalien ein. Aehnlich veriährt 
man auch mit dem Bopaliad. JR leßterer farblos, fo eignet er 
ſich terfflich zu ver im Aufange diefes Jahrhunderto, zumal in Gags 
land, beliebt gewordenen Glasmalerei, bewirkt mit gutem Saft 
farben, Gind uämlich vergleichen Gemälde auf zuvor matt geichlifs 
fenem (Boucirtem) oder matt geäptem Glaſe vellfommen getrecknet, und 
hberfirnißt man hierauf die ganze ·Glasplatte (Fenſterglasſcheibe) Ders 
geralt mit farblofem Copallack, daß Gemaͤlde wie beflen unbemalte 
Umfläden von einer ebenen Ladfläche überdeckt erſcheinen, fo gewährt 
durdgfallendes Licht wicht nur, was alle anderen durchſichtige Barben 
daxbietenden Blasmalsreien daxbieten, fondern es ſcheincu zugleich die 
&emälye gleichſam im Glaſe zu ſchwimmen. Bum Ladiren der Bücher⸗ 
einbägde, Wandcharten, Pappwaaren ıc. dient der Bnchbinderlaft, d. i. 
eine farblofe Löfung von Maſtix, Sandarach und Elemi in Weingeifl, 
Barbiges Papier bohnt man außerdem auch nur mit Wuchs, ' 
4) Unter ten Bummiharzen zeichnet fi der Stinfafand (oben 
. ©. 103 und 104 um.) nicht nur durd fein hoͤchſt durchdringend rie⸗ 
chendes nur Außerft fluchtiges Netheröl, fondern auch durch feinen Bes 
Halt m Schwefel un an Bhosphor (}) aus. *) rferer if 





9 Stentz ou ſeſs Analyſe gemäß enthält das Aetherol des Stinkaſand, ſofern es 
bei 1800 C. — 1440 R. fiedet, im Hundert, im Mlitel zweler Analyſen: 
65,97 C, 9,785 H, 22,7158, um mur 1,5350, woraus fulgt: daß bier der 
Schioefel das Oxygen größtentgells vertritt; vergl. oben ©. 998 fl. Will 
wer eB, der fand, daß bie a. a. D. erwähnten Schwefelverbindungen die &. 999 
beſchriebenen und von W. benannten Schwefel-Galggründer varftellen. F. W. Johns 
Ron fand jedöch weher im Stinkaſand, noch im Opopanas Schwefel; vielleicht 
erging eb ihm hiemit, wie Anderen mit dem Taurin? Oben ©. 1110. Sten⸗ 
honfe zufolge verharzt »as Gtinkafanböl an der Luft. I. unterwarf eine 
große Anzahl von Harzen her Slementaranalyfe, fand in allen viefen nur O, 
H um O, obgleich hie und ta die Menge ver von ihm durch Verbrennen ges 
wonnenen Aſche, beträchtlih genug — beim Cuphorb (Gummi-Besina 
Euphorbii; oben ©. 1121) 3. 8. 1,34% betragenn — war, um ber 
Bermuthung Raum zu geben, daß fie nicht lediglich das Verbrennungterzengniß 
fog. Berunreinigungen geweien. Der ftöhiometriihe Carbon⸗Gehalt wurde bei 
allen glei 40 Verhältnißgewichte bereignet und mur im H= un Os Gehalt 
weichen folgende von einander ab. Hinfichtlich ver in machſtehender Ueberſicht 
aufgefügtten Harze ner Gummi⸗Harze ſteht zu bemerken‘, vaß ſie von denen im 
Bäffer Löslichen Mitbeſtandtheilen durch Alkohol gefchleven wurben; über das 
mitaufgefüßte Dragenbiut und Glemi vergl. a: a. D.; über Guajac 
©, 1002; über Harz von Pinus Abies, au „gemeiner" Weihrauch 
genannt, ſ. Pininfänse und Sylvinſaure oben &. 1120; hinſichtlich der Abrigen 
vergl. in. Bruns. I, 550, 833, 683, 702, 809, 925 ff.: 


ya“ 


* 


1156 


tndeffen au im Oyopanar (von Ferula Opopanax L.) in geringer 
Menge zugegen. @iner verwandten Pflanze, der Ferula Galbanifern 
Nees (Galbanam officinale Don). entſtammt das als Arzueimitiel 
feit aͤlteſten Seiten gebräuhlihe Balbanum, das von alkoboliger 
KalükLoͤſung gänzlich aufgeläft wird, und, gleich den vorbergehenne, 
mit Waſſer deſtillirt Aetheröl entläßt. Nicht minder lange nun nit 
nur als Arzneimittel, fondern, zumal im frühefler und früher geſchicht⸗ 
licher Zeit auch als Zuſatz zu Rauch opfern in Gebrauch genommen, 
iR die Myrrhe. Die zu letzleren Zwecken verwendete, fo Wie über 
haupt die in der Bibel gebachte, entſtammt dem in Aöyffiaien und Are⸗ 
' bien heimiſchen, erfi im Jahr 1820 von Ehrenberg und Hemprich 
mit Beflimmtheit befchriebenen Myrrkenbaum (Balsdımodendron 
Myrrha Nees), während die jeßt häufiges und nicht felten FaR zur 
allein im Handel vorfommende, gleiches. Etammlann habende neuere 
Myrche zwar auch wie jene aus der Hinde der Myrchenbäume entquel⸗ 
lende, aber nicht der genannten Akt if, fonter® eine dem Balsamoden- 
üron Kataf Kunth. und einer dieſem verwandten Species enıflam 
mende. Erſtere tritt, Ehrenberg’s Bericht gemäß, anfänzlid is 
Form eines gelblichmeißen Saftes von öliger Zaͤhigkeit hervor, wir 
dann an der Luft butterweidh und goltgelb, und erhärtet embli ze 
roͤthlich und röthlichebräunlichen (cheils tropfigen, theils -körnigen, 
theils zufammenhängenden) fog. Thränen. Die beſte Myrrhe iR 





Hydrog. Oxyg. H 
Aearoid, Gelbharz ver P) in Altoh. uns 

Xanthorrhoea hast,. 20 — 12: löslihes „St — 2 
Ammontiaf, vdes og. Olib an u) mit Altoh. weiß⸗ 

Gummi Ammoniak ..25 — 9 rindig.. 31 — 6 
Bdellium 31 — 16 HB) Colophonartiges ↄ1 — 4 
Berengelasharz, foffiles Dpopanar. . .235— 1 

von ©t. Juan de Berengela Retinasphalt- Sarı .27 — 6 

in Siramerlfa . - . 30 — 71 Sagapın . .29 — 9 
ODrachenblut ungefteifs Sanvaraga)fehriäimer 

tes, ähteb. .- . 21 — 8 1081. u. ſtrengflůſſiges 31 — 6 
Elemi a) in Alkoh. leicht B)igwerlöstigese „st — 5 

Bielihe. .„. . Id — 4 y)ileihtlöstiges „st — 6 
0) in Alkot. ſchwer Scammon.38 — 4 
loͤeliches .33 — 11I Stinkaſand.. . .26 — it 
Euphord... . 31 — 6]| Tanngarzobergemeiner 
Salban. 2 2 2.27 7 Weihrauch 
Buajac. 2 2..2..23— 10 a)leihriöstic in kalt, 
Salayp . 22.2.2... — 18 Alkohol, bei 100° 0. | 
Labdan. . .33 — 7 (mein . . .29— 6 
Maftir c) in Altop. (68 Pihweridstie, sei 
lies. . st — 4 1459C, flifen . .29 — 5 


Allobolat. Der größte Theil des Eiuflichen Oliban beflcht daraus; et v 
verbrennend den bekannten angenehmen Geruch, hierin feinem erherole mil. 


| Das a) Harz des Oliban (Olibanum ober edler Weihrauch) iſt ſauer und bilde, 
mit Alkohol befeuchtet, eine weiße Rinde, d. 1. ein, vielleicht IrpRallifirbaret 


1157 


durchfichtig, rothbraun, fpröbe, bietet im Bruche hellere, krumme 


"Adern dar, befigt ſtarken Eigengeruch, ſchmeckt würzigſcharf⸗herbe und 


zergeht faſt im Munde. Schlechteren Sorten ertheilt man fälſchlicher 
Weiſe durch Naͤffen mit Weingeiſt Durchſcheinbarkeit und Glanz. Mit 
MBafler behandelt entläßt erſtere an 750/0 darin löskiche Maſſe, und 
vollRändig geloͤſt wird fle von Aldehyd oder Aldehydammeniak⸗haltigem 
Weingeiſt, und daher auch von einem mit agotichtfaurem Aethyloxyd 
geſchwängerten Weingeiſt, da diefer in der Hegel jene Beimifchungen 
euchält. Mit Waſſer deſtillirt eutläßt fie Aetheröl, und für fidh ver 
Deſtillation unterworfen gewährt fle 1/3 ihres Gewichts an tropibarer 
rother, Ammonoryd » Neetat und Carbonat enthaltender Flüffigfeit, 
1/3 braunes Brenzöl und 1/4 Kohle, die verbrannt 14,40/5 Aſche hinter 
läßt. Außer fremden Beimifchungen enthält fie neben dem Aetheröl 
und geringen Mengen löslicher Sale, Gummi und Pflanzenfchleim 
zweierlei Harze. Ihrem geringen Harzgebalt gemäß ift fie fchwer 
entflammbar. Ueber einen der Myrrhe ähnlichen, von ihr feinem 
Gehalte nad beträchtlich abweichenden, Planche zufolge, aus 
100), Myrrhorpin, 880/59 Bummi, nebſt 20/, Traganth zufammen- 
gefeßten Stoff, genannt Myrrhoid, vergl. Ann. d. Chem. u. Pharm. 
XXXVII. 121 fi. Ebenfalls feit älteften Seiten, und meiflens nur 


als Räucherungsmittel in Gebrauch genommen if, der Weihrauch 


oder das Dliban (Olibanum) fowohl ber arabiſche (von Juni- 
perus thurifera un» J. phoenicea L.) ale ber oflindifche (von 
Boswellia serrata Roxb.). Erſterer macht Waſſer mildhig, emtiäßt, 
mit bemfelben deſtillirt etwas Netheröl, iſt zum Theil in Weingeiſt 
löslich, und leuchtet, während er ſchmilzt (fchon im Munde zerfauet 
wird er weidh); Iehterer ift minder brennbar nnd hinterläßt verbrannt 
ſchwarze Aſche. Zu Ichterer gehört auch das von ben Hindus (und 
früher auch von den Portugieſen) bei religidſen Feierlichkeiten als 
Nauchharz verwendete Koondricum, das fih in Weingeiſt volls 
kommen löft und weniger ſcharf und bitter ſchmeckt, als erficres, aber 


bdieſem ebenfalls an Entflammbarfeit nachſteht. In Amerika werden 


Harze des Croton thurifer und C. adipathus Kunth, desgleichen 
C. nitens Swarts zu gleihem Zwecke verwendet; in Columbien 
nennt man Amerikaniſchen Weihrauch das Harz der Baillierin 
nerifoha Kunth. — In einem anderen Bummiharz, dem arzneilidh 
gebräuhlihen Sagapeen (von Ferula persica L.) fand 8. 
Brandes unter anderen Stoffen neben wenig Aetheröl ein Harz, das 
von erwärmter Hydrochlorſäure zunaͤchſt geröthet, dann gebläuet 
und endlich gebräunt wurde; ob die Blaͤuung von einem Humin⸗artigen 
Erzeugniß herrüßete, wurde nicht ermittelt. Das gelbe, bem auf 
Eoromandel heimifchen Xanthochymus pictorius Rocch. entflams 
ende Gummiharz, und bas ihm ähnliche bes Hypericum pomife- 
rum Rozb., werden in Dfindien wie dad Guttaägummi (oben 


— 





— 


1108 


©. 1151) veorzugsweife jedoch als Farbſtoff, ins Befondere als Za⸗ 
füge zum fon. Goldfirniß (8. 1123) benutzt *). Das im feınea 
arzreilihen Wirfungen dem Jalappin fi näbernde und c6 berin ges 
wißermaßen no überbietinde Ecammonium if, gleich jenem eben 
falls fein entichieden baſiſches Harz, und enthält auch kein Allaloid; 
e6 lommt von Convolvulus Scammonium J., wird von Alenye 
bezogen, und enthält gegen 600/, Harz, während das Emyrnifce, 
der Periploca Secammone L. (Secammone acgyptica R. Brown.) 
eniſtammente, deren nur 29 darbietet. — Mehrere Harye und Yumai 
harzo find dem im Wafler gelöflen Kali⸗Acetat zugänglich, weh, 
jedoch im geringeren Maaße, auch von denen dem Alfohel Leit u⸗ 
gänglichen Fetiarten gilt; ob und wiefeın auch dem Wachs? (6. 1054, 
1090 ff. 1093) flebt noch zu prüfen, wiewohl Lewy zufolge 6 
weiche, ſchon bei 280C. = 220,4 R. [huylzende Berolin, d. i. ein 
das Cerin und Myricin begleitender driiter Hauptbildungetheil des 
Wachſes, ſich fon im Falten Alkohol (und im Aether) loͤſt, wi 
rend es felber fauer gegeuwirft. Uebrigens will 2. im Wade 
auch eine Geriniäure, fo wie eine von diefer verichiedene Myriciss 
fänre entoedt haben, während ibm das japanifche oder chrneſu 
Ihe Wache (5. 1091) eine dritte Säure, die von ikm auffallen 
genug hinefifche **) genannt wird, darzufellen in den Stand fepte 


©) Hußer dem gewöhnlichen weingeifiigen Goldfürniß (3. B. bereitet aus 4 Ge 
wichtstbeilen reinen Epeliads, vie mit 24 Weingeri digerirt un» vanı mi 
einer Loͤ ung von 1 Dradenbiut in 24 Weingeiſt vermifcht, die man zwor mä 
etwas Gurcuma, Gummigutt und Orlean, oder aud nur mit Gurcrume, wm 
zwar mit nicht über I/gy, vigerirt hatte) fertigt man auch fette Gohfiraifk; 
3 B. ans 16 Loth Börnfiein una 4 Loth Schelllack, Ye man jedet für #4 
ſchmilzt, dann beive mit einander vermiſcht un. nun mit 16 Loth, zuwuer bis zu 
gänzlichen Entwaͤſſerung und damit bit zur Röſtung des Gchleims (bievar abs 
bio zur Entſchleimung) gefottenen Leindls, fammt etwas Draenbiut, xieam 
und Gureuma unter gehöriger Borſicht erbigt wersen. Bolllommener geratken 
jedoch dergleihen fette farbige Blanzfirniffe, wenn man jenen einzelnen 
Barbiof zwor mit Weingeift aussieht und dann die hierauf wieder vom Ban 
geiſt (mittelſt Defiiltatinn) faſt befreieten Farbbarze zunächk dem Leindt beimmiftt. 
Berfäprt man, wie dort mit Börnflein und Gchelllad, fo mit Börnftein, 56 
pbalt (Imenpech) und Golopbon, unn fept man dann auf jedes Piunn Le 
Hüifigen HSarzgemiſches & bis 6, ober, nach Maaßgabe ver beabſichtigten Bes 
bünnung 5 Maaß abgefottenen Leindls zu, fo erbält man einen vorzäglichs 
ſchwarzen fetten Glanzfſirniß. Ginen ſehr brauchbaren weingeifiigsäthenhligel 
goivfarbenen oder vielmehr roͤthlich⸗braͤunlich gelben Virniß gewähren wii 
andern au: 16 Loth GSamvaraf, 4 Loth Schelllack und 8 Loth Golopten u 
Geigendarz, die man, gröblich gepulvert und vermengt mit ebenforiel Daazziaul 
zunähk mit 8 Loth Terpentindl begieft, damit einige Belt bindurch im verichtel 
fenen DigerixsRoiben weichen, dann aber 1 Maaß Aikobol folgen läßt, tem mm 
zuvor durch Digeriven mit Drachenblut, Gureuma sc. beliebig mebr ober wenig 
nerdihet ober gegelbet Hatte. Winen guten Lackir⸗Firniß gewährt übrigens au 

. Na A Sandarak 4 4 Loth Mafir, 8 Loih Terpentindl un 1 Raaf Aitehe 
*) Benennungen einzelner chemiſch wirkſamer Gigenfioffe von Landern eutichne 


41188 


Es iß Äbrigens das Achte hinefifhe Wachs eine dem kryſtallini⸗ 
ſchen Wallrath ähnliche, glänzend weiße, bei 8205C. = 680 MR. 
ſchmelzbare Maffe, die ſtaͤrker erhiht deſtillirbar, damit aber weſentlich 
verändert erſcheint. Sie wird vom Alkohol, wie vom fiedenden Aether 
nur in geringer Menge gelöſt, iſt hingegen leicht Löslih in Steindl, 
verfeifbar tur KalisBöfung und ebenfo auch vereinungsfähig mit 
BaO und PbO, aber ohne daß durch diefe Verbindungen Biycerin 
erzeugt oder ausgefchieden würde, Sie wurbe procentiich zerlegt in 
80,59 C, 13,43 H und 5,97 0. Mit trocknem CaO beililiitt entwickelte 
fie reines H-Gas und hinterließ eine an CaO gebundene, ſtoͤchiome⸗ 
triſch aus C72 Has Os (procentiih ans 76,72 C, 13,04 H und 8,69 0) 
zufamımengefepte Saͤure. Dit AOs defillirt bildete fie fh um in 
eine flüchtige, ber Butyrinfäure Abnlide Säure. Jene CaO-Bers 
bindung iR weiß, kryſtalliniſch, und ſchmilzt bei 8000. = 640 R. 
Daß dieſes fon. Wache von Rhus succedanum komme, iſt wie a. a. O. 
bemerkt, annoch unerwieſen. — Gebleichtes weißes Bienenwaché 
iR übrigens durch Baumölnatronſeife bei Siedhige dem Waſſer bei⸗ 
miichbar und eine alfo bereitete Wachsſeife gewährte ſonſt den ehe⸗ 
male vielfach begehrten farblofen Firniß für aus Gyps bdargefıllte 
Kunſterzeugniſſe (Büſten ıc.). Neuerlich bedient man fid, Dumas 
zufolge, des Wachſes, um den Fettſäuren⸗Gehalt der Seife zu 
ermitteln. Troduet man nämlich zu unterfuchende, zunaͤchſt in bünne 
Etreifen zerichnittene Geife längere Zeit bei 1000C., fo ergibt ſich, 
aus dem hiedurch entflandenen Gewichtsverluſt, die Menge des in ber 
Seife enthalten geweſenen Waffers; 1löf man fie hierauf in Wafler 
und verfeßt fie dann fo Jange mit zuvor gewogener Schwefeliäure, bis 
ihre alkaliſche Gegenwirkung gänzlich verſchwunden und bie Zdfung 
vollſtaͤndig neutraliſirt if, fo vermag man aus ber Menge ber hiezu 
erforderlich geweſenen Gchwefelfäure jene des zuvor zur Geife gehöris 
gen Allali zu berechnen, und ſetzt man num der Flüſſtgkeit eine große, 
genau gewogene Menge trodnen Wachſes hinzu, erhiht darauf das 
Ganze bis zum Schmelzen des Wachſes, läßt es dann erlalten, ent 
fernt ben wäflrig flüfügen Theil, wäfht dann ben zurüdgebliebenen 
Fettfänren-haltigen Wachskuchen wohl aus, trodnet und wägt ihn, fo 
ergibt fi) aus dem Mehr biefes Gewichts, beflimmt durch Abzug des 
Wachsgewichts, das Wewicht der in ber Geife vorhanden gemelenen 
Fettſaͤure⸗Nenge. Uns der hiebei abfallenden mwäflrigen Flüſſigkeit 
laßt ſich dann durch Abdanipfen und Kryſtalliſiren bie Menge bes 
Alkali (Natron oder Kali) berechnen, nachdem man zuvor — für 
Kali durch Platinchlorid — ermittelt hatte: ob das eine ober andere 





Heißt das Benennen dem Gpotte ‚preisgeben. Die Zelten, in welchen eine Preußis 
ſche Saure, eine Vogeſen⸗Saurc, Danziger Säure x. die Lehrbücher und Zeitz 
fehriften ſchmüdten, find vorüber und follten billig nie wiederkehren. 


J 


1160 


dieſer Alkalien, oder ob ſte beide als Salzgründer in der Geife pu⸗ 
gegen geweſen *). Much mit Eihennerhfäure ber fog. Gerber⸗ 
Lohe läßt fich (gelbes) Wachs in eine dem Waſſer zugängliche Ber 
bindung verfehren, und Gleiches gilt auch von dem in Italien zum 
Einſchmieren des Leders, alfo ale Thran: Vertreter benußten Kits 
gemiſch, genannt Dleaceo; m. Arch. f. d. ges. Naturl. XVI. 482. 
Zum Bohnen der Gtubengeräthe sc. bedient man ſich in neuerer Zeit 
"eines Gemiſches von 4 Leth weißem Wachs und 3 Loth Terpeatinöl, 
die man in einem mit Echreibpapier zugebundenen Hafen (Topic) fe 
lang warm ftellt, bie das Wachs gänzlich zerlaflen und mit dem 
Aetheroͤl gemiſcht erfcheint; hierauf abyefünlt, bie die Mafie weißlich 
und feft zu werden beginnt, und dann mit 2 bis 2,4 Loth Alkohol 
vermifcht und dann gänzlich erfaltet, reibt man diefe Maffe (zulegt 
mit einem reinen, trodnen Tach) möglich gleihmäßig bis zur gäny 
lihen Bervampfung des fläſſigen Mifchungstheil.s ein. Fußböden 
bohnt man, Bernath zufolge, am beften durch Weberpinfelung mit 
folgenrem zuvor etwas angewärmten Gemiſch, von dem 1 zu 36 Ge 
viertfuß Bodenfäche ausreicht; man übergießt in einer Glasſlaſche 
32 Loth Schelllack und Halb foviel weißes Pech **) (oben ©. 1120) 
mit 3 Man, oder mit einer Menge von 55gradigem Weingeiſt, bie 
dem Raumumfange von 3 mal 96 Lothh Waſſer gleich Eommt, flellt das 
Ganze, gehörig verwahrt, warm, bis zur Loöſung, und fügt, if wie 
erfolgt, noch 40 Gran Camphor zu. Eine fidh nicht abblätternde ſchwarze 
Blanzwichfe, für Riemen und ähnliches Lederwerk, erhält man aus 
10 Loth Wachs und 11/3 Duentchen Colophon, die zunaͤchſt zufammen 
geihmolzen und mit 2 Loth fein gepulverter Bleiglätte (PbO bald 


*”) Sambaceres, ven bei ber Bereitung ber Stearinfänre (©. 1047) abfalle 
ben Gypsé für werthlos erachtend, LöR zu beren Darftellung zunaͤchſt ben Talg is 
Kali⸗Lauge auf, trennt dann bie alfo gewonnene weiche Kalifeife von ber Unter 
Lauge und Löft fle in Waſſer, bereitet aber zugleich eine gefättigte Auflöfung 
son Thonerbe in Kali⸗Lauge, und vermifcht varauf beire Saugen; es fonbert RM 
gallertförmiges flearinfanres Alumoryd von der Kall⸗Lauge (vie wieber zu neun 
NAuflöfungen gleicher Art verwendet wirk), und entläßt dann, mit Gcywefeliäute 
oder Sifigfäure verſetzt, die Stearinſaure. Wenn au bei jeder folchen Ber 
richtung obngefähr 0,1 an Kali verloren gebt, fo würde bieier Berluk, Ei 
Dofürbalten gemäß, nicht mehr betragen, als ver nach dem früheren Berfahres 
nothwendig größere Verbrauch an Schwefelſaure, Gewägt man indeſſen, daß, 
Balls man die ſchwefelſaure oder effigfaure Thonerde nicht gehörig zu verwerthen 
vermag, auch zu deren Bildung ganz anjehnliche Diengen diefer Säuren erforderlich 
find, fo wie au: daß die Schwefelſäure verhättlich ſich weit wohlfeiler varſtellen 
oder beziehen läßt, als Tas zur KRalifeifenbilvung hinrelchend reine Kali, ur 
enzlich, daß ver nach dem älteren Verfahren entſtehende Gype (Ca0OSOz) nidts 
weniger als werthlos erſcheint (a. a. D.), fo wird man C's Boransiehunges 
ſchwerlich als verwirflidgungsfähig zu betrachten ſich geneigt fühlen. 

*) Das im Handel vorkommende entbält noch viel Terpentindl und gibt daher fir 
ſich erhigt, nebſt Waſſer, noch merkliche Mengen jenes Del’s: alt Deſtillat. 


1161 


verdlastes) Innigft geniengt, dann aber vom Feuer entfernt werben, 
um das Bemifch mit 25 Loth Terventinöl und 22/3 Quentchen Grant» 
furter Schwarz (Beinreben:Roble, die andy durch Lohfuchens oder 
fog. Lohkas⸗Kohle für diefen wie für andere Zwecke vertreten werben 
taun) zu veriegen. Eept man gleich anfänglich dem Wade etwas 
gefochtes Lein⸗ oder Mohnoͤl zu, fo vermehrt man, dem Glanze unbe 
ſchadet, die Biegſamkeit des nach dem Gebrauche erhärtenden Gemiſches. 
Saure Harze zeriehen wäflrige Alkali-Carbonate, COg entbindend. 


4x) Wie bereits‘ ©, 1090 bemerkt wurde, findet man die Harze der Milch⸗ 


. . 
. 


’ 


färte mitimter Bigleitet von Baoutchouf (Kautſchuck, Federharz) d. i. 
von einem Orxygen⸗freien, mutbmaßlich ſtoöͤchiometriſch aus Cz Hs 
zufammengeleßten, den Harzen zunädit ſtehenden Biloungstheil, der 
an ſich weiß und durchſichtig if, durch Reiben elektronegatio wird, 
Elektricitaͤt ſehr ſchlecht leitet, ungemein elafiifh iR, durch Kälte 
erbärtet, jedoch dadurch nicht fpröde wird, in Alkohol⸗freiem Aether 
und im Eteinöl bis zum 30 bis 60 fachen feines Raumumianges 
aufquillt, in entwaffertem und entharztem Terpentinöl, im Kiendl 
(S. 1119), fo wie im Mosmarin », Gaffafrass und Copaiva⸗ 
batfam = Artheroͤl loͤstich, im Brenzätherdl des Gteinfohlentheer, 
fo wie in dem aus Leuchtgas durch Verdichtung hervorgegangenen, 
und noch mehr in jenem des eigenen, durch trockne Deflillation des 
Kautſchuck gewonnenen rectificirten Brenzöls leichts und ſehr leichte 
lasiih ifl, im warmen Waller weich wird, indem er zugleich darin 
etwas aufquillt und dann, abgetiodnet und fein zerſchnitten, ſich um 
fo eher und in fo größerer Dienge löR, bei 1250 C. = 1000 R. ſchmilzt, 
dann fchmierigstheerartig und äußerfi zähe wird, und nun, felbfl bei 


beträchtlicher Kälte, nicht wieder erhärtet, beträchtlich. färker erhigt 
der Zerfegung unterliegt und angezänd:t an der Luft mit gelber, rußens 


der Flamme verbrennt, ohne zuvor durch Schmelzung zerfeßt worden 
zu fan, was das gefhmolzene Kautſchuck vom fließenden, bis zur 
Ent zündung erhißten Bett wefentlich unterfcheidet, indem dieſes nur 
Hammend verbrennt, fofern es durch die Erhitzung in Bafe zergeht. — 


BSrel oder nahe frei von eigentlichen Harzen findet ſich das Kautfchud 


fa den Milhfäften vieler und zum Theil ſehr verfchietener Pflanzen 


aller Welttgeile, in verhältlih größter Menge jedoch im Milchſaft 


verfhiebener Bäume Südamerifas — zumal in dem des Feder⸗ 


' Herzbaum Siphonia elastica Pers. (Jatropha elastica L.), in 


Ficus elliptica und F. prinoides Humb. — und DOftindiens, 


md unter diefen reichlich in dem Milchfaft des oſtindiſchen Federharz⸗ 


ſtrauch (Urceola elastica Roxb.) fo wie in dem des Ficus indioa 
Vahl., F. religiosa L., F. toxicarisa R., des indiſchen Brot⸗ 
fruchtbaum (Artocarpus integrifolla L.), in dem mehrerer Arten 
ber Gattungen Brosimum, Euphorbis, Hippomane (in&befondere in 
H. manicella L.), meiftens in geringeren Mengen in dem verfchiebener 


1168 


Asklepias - und Cynauchium- Arten, in der Lobelia Cautchow 
Humb., im Caotus indica L., in dem Gafte der nureifen Bean 
von Carioa Papaya L., dann aber auch in den Milchſaͤften mehrere 
bei und beimifchen Pflanzen, z. B. in dem der Cich or ie (Ciche- 
rium Intybus L.), des Wohn (Papaver somniferum L.) x. 3 
jenem des Lattich oder Kopfſalat (Lactuca saliva L.) fan 
Leroy nur dann Kautfhud, wenn er der Pflanze vor deren Blühen 
entnommen worden; fpäterhin nimmt feine Menge darin mehr um 
mehr ab, und in der blühenden Pflanze iR der Milchſaft frei us 
Kautſchuck. Es wird Hier vorzüglich begleitet von Mannit (Maus 
zuder), Asparagin, Pectin und von Lactucin. Lehteres ab 
. zieht man dem Lactucarium, d. i. dem tucch Ritzen der Plesk 
mit ſilbernem Meſſer zum Ausfliegen gebrachten und dann getrodude 
Milchfaft (der , wenn er dem Giftlattich — L. virosa L. at 
‚quollen war, vorzugsweiſe Laotucarium genannt und fo in arjkeis 
lichen Gebrauch genommen wird), durch Alkohol, Eindunſten dei 
Auszugs und mehrmaliges Auszichen des alfo gewonnenen @riram 
mit Aether; alfo dargeſtellt erhielt «8 Anbergier in Form weiht 
Scheiben, die bitter ſchmeckten, in altem Waſſer wenig, in ſiedenden 
fehr leicht Löslich waren uud fih daraus, beim Erkalten, in Schuypa 
ähnlich der Berfänre fonderten. Wehnlich wie zum Waſſer, verhielt 
es ſich zum Weingeiſt, und war e6 gänzlich frei von deu genannte 
übrigen Stoffen, fo wurde es vom Aether nicht mehr aufgenommen. 
Erhitzt, verkohlt e6 ohne zu fublimiren; im Waſſer gelöft iR es were 
baflfch noch ſauer, und wird es weder von Werbfäure, noch von PhOA 
getrübt; auch Säuren verändern es nicht, wohl aber Aifalisfaugen, 
bie feine Läfung tief rofenroth färben, während fie feine Bitterlat 
aufheben und es duch Eäuren unfällbar machen. (Walz fan im 
Giftlattich, außer dem Lartucin, auch einen braunen bafifes 
Etofi, braune buminartige Säure und fog. Lactucafänre, Di 
- Dralfäure nebſt Eitronfänre. und Hepfelfäure; daneben geſchmackloſes 
gelbligrothes, arünlichgelbes krazendes Harz, zwei ia 
Aether ungleich lösliche Fettarten, ein eigenes Aetheröl, Zuder, 
Schleimzucker, Bummi, Pectin, Apotfäure, Kali, Kall um 
Magnit; Ann. d. Pharm. XXXIE 85 ff.) — Der Milchſaft der 
Kautfhudbäume enthält das Kautfchud in Form von Küngel chen, 
die im Aibuminshaltigen Wafler emulfionsartig ſchweben, begleitet von 
im Alkohol unlöstichem' Ertract und von einem Azotfreien bitterem 
Stoff (Lactuein?); erhitzt gerinut das Eiweiß und Fleben die Kugelches 
aufammen %). Der Waflergehalt des frifchen Saftes beirägt über du 


*) Es fol darin gegen 92 Kautſchuck, 2 Eiweiß, 7 bitteres Extenet, 3 in Mikuhel 
unlösfishes Cxtract uns 56% fäuerliches Waſſer zugegen ſeyn. 


1168 


Hälfte feines Gewichtes. Gemeinhin befreit man mit demſelben 
Thoniormen, die, wenn fle getrocknet wieberbolt und fo öfters bes 
ſtrichen, das getrodnete Rautihud von verfchiedener Dide barbieten. 
Das Trocknen gefehieht über irciem euer, defien Rauch in Vie Echichten 
eindriugend fie mehr oder weniger tunfel bräunt, Am häuflgfen bildet 
mon folhen Weges Kautfhudflafehen, Schuhe, Stiefel, feltener Heine 
menſchliche sc. Figuren anderer Art. Behreicht man hingenen flatt des 
Thons mit dem friſchen Safte Bretter, und trodnet diefe dann im 
bemerkter Weile, fo erbält man den dicke Platten darſtellenden fog. 
®ummifped. In der einen oder anderen Form nach Europa gebracht, 
wird das Kautichud auf manninfaltigfie Weiſe benupt; denn, während 
man früher daſſelbe fa nur als Tilgung emittel für Graphit⸗ 
(Bleiiit:) Schrift, und, feit der Gıfinvung des Lufıballon zur 
Bertigung luftdichter Firniſſe verwendete, dient es gegenwärtig 
zur Darſtellung waſſerdichter Zeuge (Makintoſh), feiner Fäden 
und dadurch zur Bildung kunſtreicher Geſpinuſte und Wicchtwerfe, 
chirurgiſcher Röhren (Catheder), ver fog. Auftkiffen, waſſer⸗ 


x 


dichter Ueberſchuhe, Innenfohlen won Schyhen und Gtiefeln ıc.ıc. _ 


Den ausübenren Ebemilern if fein bei mäßiger Wärme, mittelu Zur 
ſammendruck (Uebers und Aneinanderbinden des zu bünnen Etreifen 
geſchnittenen und dann der Länge nach auseinander gezerrten Kautſchuck), 
erfolgende innige Aneinanderhängen von aroßem Werthe; indem bie m 
foldher Weile verbundenen Etreifen: Deftillations: and Gasleitungs⸗ 
Geräthe aller Art volllommen Lufts und waſſerdampfdicht mit. einanter 
zu verbinden geflatten und in biefer Hinſicht mehr leiſten und weit 
leichter anzuwenden find, als die meiften Klebwerke, Kütte und ders 


nleichen. Reines, durchfichtiges und farblofes Kautichud hat 0,925 Eis. 


nengewicht, robes, unreines felten unter 0,934. Seine Durchſichtiakeit 
büst es ein duich feuchte Luft, gewinnt fie aber wieber, wenn es 3.8. 
weben friſch gefchmelzgenem und im heißen Mörfer gröblich zerfloßenem 
ſoa. falgfaurem Kalt (TaCh) unter eine Glasglocke geſtellt wird, deren 
abgrichliffener Rand auf einer Ledericheibe ſteht, die zuvor mit einem 
Gemiſche von geſchmolzenem Talg, und damit unter aubauernder Schmelz⸗ 
bige verbundenem Klauenfett (1 des erſteren mit 1,5 bis 2 Gewichts⸗ 
theile“ des Ichteren) gettänft worden war. ) Der Guinmifped 


°) Es if vieles viefelbe Vorrichtung, bie, Behufs ver Troduung ober auch ber 
alten Abbampfung ven fog. leeren Raum, alſo bie Luftpumpe eripart. Um bie 
Sirkſamkeit viefer Vorrichtung zu beſchlennigen, pflege ich vie Blatglode unmit⸗ 
telbar zuvor, ehe ich le überflärze, bei fletee Drehung um ihre ſenkrechte Axe 
Über einer großen Weingeiſtſlamme fo Lange zu erhitzen, bis aller Waſſerdunſt⸗ 
Beſchlag, der ihre Innenfläche belegt Hatte, wieder gänzlich verſchwunden If. 
Dias, nes CaCh leiftet waſſerarme (aber nicht rauchende) Schwefelſaͤnre gleichen 
141 B 





1164 


entbält gewöhnlich 12 bie 14 Proc. Wafler, ifl innen weiß, meiſtent 
hie und da vertieft und höhlig, und an folchen Stellen mit fauliger 
Flüfſigkeit erfülli. Man muß ihn, nachdem man ihn zerſchnitten hat, 
wohl auswaſchen, dann zunächſt an der Luft oder auch durch Ein 
fhlagen in trodne Leintücher fo viel wie thunlich entfeuchten, hierauf 
aber in bemerfter Weife vollkommen austrodnen, wenn man ihn mit 
gehörig entwäflertem und entharztem Terpentinöl in Kautſchad⸗ 
brei, d. i. in jene Maſſe verwandelu will, welche fowohl zur Ferti⸗ 
gung ‚der waflerdichten Zeuge ale der Kautſchuck-Firniſſe ſich vorzugs⸗ 
weile eignet. Man entwäflert aber das mit Waſſerzuſatz deRillick, 
und fo von zurüdbleibendem Harz befreite Terpentinöl am leichteften 
dadurch, dag man es in einer tubulirten Retorte für fich längere Zeit 
hindurch bei 500 C.—=400R. erhält; es deftillirt dann Terpentindl 
Hydrat (=CıoHıo +3 HO) über, das, in der Vorlage Kinreichend 
abgefühlt, zu Kleinen farblofen Säulen anfdhießt, die bei 1500C. = 
1200 R. Schmelzen und unmittelbar darauf fih fublimiren, auf glüͤhen⸗ 
ben Kohlen, ohne zu entflammen, verbampfen, fih im Alkohol Leicht, 
aber auch in dem 22fachen ihres Wewichtes flevenden Waflers löͤſen. 
Der Deftillationg » Rüdftand bietet dann gänzlich entwäflertes Ter⸗ 
pentindl bar, das die Entwäflerung erlitten hat, ohne es irgend nad» 
theilig zu verändern, was nicht ganz fo der Fall if, wenn man das 
newöhnliche Terpentinöl Uber gepulverten ungelöfchten Kalf, beffer über 
caleinchloridſauren, bis zur Eutwäflerung erhibten Kalt (CaO Cach 
mit Kalk überfegter fog. falzfaurer Kalk) vefillirt; zumal wenn man bie 
Dekillationshige zu fehr fleigert. Um es gegen Verharzung zu fhähen, 
löR man vor dem Gebrauche etwas Schwefel darin auf, indem man 
es kurze Zeit hindurch fieden (einige Mal aufwallen) Täßt: mit 3) 
gepulvertem Schwefel; man überläßt dann die alfo gewonnene Schwefel⸗ 
Aufiöfung im gefchloffenen Gefäße fo Tange der Ruhe, bis fle ſich voll 
fommen geflärt bat, gießt hierauf den Karen Antheil vom Bodenſahe 
ab auf den zuvor feinzerfchnittenen, gefäuberten, volllommen an% 
getrodneten und erwärmten Gummiſpeck, verfhließt das Gefäß fer 
wohl und überläßt Hierin das Ganze fo lange fich felber, bie das 
Kautſchuck vollitändig aufgequollen und gaͤnzlich vom Dele burchbrum 
gen if. Man bringt es dann in einen genau ausgefchliffenen Hohl 
eylinder und arbeitet e8 nun mittelft eines in dem Hohlcylinder wohl 
fchließenden, unten von feinen Löchlein durchbohrten Kolben, mittelſt 
oft wiederholter Auf⸗ und Niederbewegung defielben in ſolchem Mache 
durch einander, daß e6 einen durchaus gleichiörmigen Brei barftellt, der, 
für maflerdicht zu machende Zeuge beflimmt, auf 1 Gewichtstheil 
Kautſchuck 4, für Platten» Bereitung 2 Terpentindl enthalten muf.*) 


®) Berfegt man biefen Brei mit Alkohol, fo ſchlägt ſich das Kautfhud barans in 
Gallertform nieder und If num im Aether ungemein leichtlotlich. Solche Söfung 


1163 


Erſtere werben dadurch erhalten, doß man 2 gleichviel Duabratflädke 
darbietende Zeuge auf einander legt, nachdem man zuvor ihre Megen⸗ 
flaͤchen mit dem Brei gleihmäsig beftrichen hatte, dann diefe Doppelts 
zeuge dutch Walzen gehen läßt, fie bierauf zuvoͤrderſt an ber Luft 
trodnet, daun aber in erhigten flarfen Weingeiſt bringt, um entflan- 
denes Harz ums» annoch vorhanten gewehrmes. Del zu entziehen (ein 
Weingeiſt der biele Entziehung brwirft hat, Rellı einen trefflichen, vers 
brennend weiß leuchtenden Brennfoff für fog. Baslampen dar). Dem 
Weingeifte entzogen tzodnen dann bergleichen Zeuge fehr leicht, und 
‚verbleiben hierauf, frei von aller Edmiierigfeit, geruchlos. Letztere 
:Rellt man ber, indem man den Brei auf glänzentglatte Bappflächen 
"(fog. Breßipähne), ode ſtatt deſſen auch. auf mit feinem nageleimten 
Bapier Abesfoannte, lufttrockne Thonplatten, mittelſt genäßten. Hand⸗ 
walzen moͤglichſt gleichfoͤrmig verbreitel, nun: mit dem erwähnten 
gleichen Papier ſorgfältig üüberdeckt unten bie Preſſe bringt und darunter 
einige Tage hindurch beläßt, hierauf aber an der Luft zur gänzlichen 
j Trockne bringt. Alſo bereitet fäubert man ſolche Kantfehudhänte, mit⸗ 
tell eines naſſen Schwammes, von allen Bapierr-fiden, unv zeibt fie 
dann mit fein gepulvertem Tall ®) ein, oder überzicht fie auch wohl 
mit einer fehe dlinnen Schicht Schellladfirniß, um das Anhaften ders 
felben zu verhindern. Weit man Kautfchudflaichen in Alkohol⸗freien 
Aether ein, ſchunet dann etwas zermalenes Amylım (fog, Haarpuder) 
oder wenig Bärlappfaamen hinein (um bas Aneinanterfichen der 
Sinnen = Begenflächen zu verhäten, verficht ben Hals .ber Ylafche mit 
einem Meifingrohrflüd, das von einem wohl fchließenven Hahr durchſetzt 
ik, und treibt nun mit einem Handblaſebalg langfam trockne Luft 
hinein, fo erweitert fi die Flaſche nach und nach, und wirb endlich 





gewätzt den ſchnelleſt troduenben elaſtifchen Firniß. — MBafferhaltiges Terven⸗ 
tindt ſangt durch Luftberäührung binnen 4 Monaten das 20 fache feines Uusfange 
an O⸗Gas ein, dient 'aber dann beunod recht wehl zum Harz⸗, Wacha⸗ ober 
Theerflecken⸗Tilgen, besgleihhen zum Berhüten ves Blasausipringens beim Glass 
derbohren; m. Arch. f. d. ges. Naturl:.XXV. 154; XXVI. 8382. 

9%) Ban wählt dazu fog. venetlanifgen Tall, bt. verielbe fah weiße, kaum ins 
Hellgrünliche ſchimmernde, der gepulvert durch Abreiben im heilen Serpentin⸗ 
mörfer und nachfolgendes Schlammen in feinften Staub verwandelt, als weiße 
Schminke, orer wit rothem Carmin (oder ſtatt deſſen mit dem filtrirten 
waͤffrigen Abſude ver Cochenille) geſotten als rot he Schminke im Handel vorlammt. 
Tatt beſiht keine ver Haut nachtheilige Gigenſchaften, ſondern macht fie ſanft 
und geſchmeidig, iſt daher vurchaus vorzuziehen: Schminken aus Erametalloxyden 
(4. B. ver aus ü berbaſiſch azotſaurem Wismuthoryp beſtehenden weißen 
Schminke, die ſich außerdem auch ſchon durch in. geringer Menge is ner Luft 
verbreiteten HS, wie ihn heiße Schwefelquellen, Naͤhe von friſch gebüngten 
Feldern und Gärten sc, ıc. sarbieten, merklich brännen). Mütlichen Bebrauch 
gewährt übrigens ber fein: gepulverte Tall, wenn man ihn mit Beitöl zur Mas 
ſchinen⸗, Wagen =. Schmiere verreibt. uns alfo gemengt 3. Bu bei Hammer 
werten u. ſ. w. verwendet. . en 


— — — — —— 


zur ſehr dimuwandigen großen Kautſchuckblaſe, die, nach abgeſchloſſenen 
Hahn, To lange trockner Luit ausgelegt, bis der Aether verfiognen if, 
in den Gtand ſetzt, mittelſt Durchſchneidung fehr dunne Kautſched⸗ 
platten darzuſtellen.*) Aetheriſches Brenzoͤl des Kantichuck, zum Teil 
auch dergleichen Gteinkonlendl koͤnnen hiebei den Aether erſchen, aber 
folgen Weges erzielte Blaiten behalten Rets einen fehr widrigen Be 
ruch. 99) Aus Platten fertigt man Röhren, indem flarfe cylindriſche 
GlasRäbe mit aus den Platten (mit durchaus reiner fettfreier Echeere) 
geſchnittenen Laͤngeuſtreifen dergeſtalt umlegt, daß die Längenräne 
eines ſolchen Gtreifens genau an einander fliehen; man umwidelt fe 
dann genau (Fadenring an Yadenring) mit dünnem Bindfacen (Kork), 
beiäßt fie fo einige Zeit und entzieht dann bem alio gebildeten Rohre, 
unter. Wafler, ben, @lascylinder, lim hiebei bie Münder- Bereinigung 
vollſtaͤndig gu vermitteln, legt man file um ein Weniges über eiaander, 
nachdem man fie kurz zuvor erwärmt und noch warm hinzeichend zer 
send ausgebehnt und verdünnt hatte. — In GSüpamerifa umwidelt mar 
dünne Kaurichudcylinder jedem einzelnen, mit einem Blatt vom Bifeng 
(Musa paradisiaca), und flell’t fo dochtloſe Fackeln dar, ährlich 
jenen thierlicyen, weiche die Sturmoögel(Procellaria Pelagine) ge 

. währen. Der oſtindiſche Federharzſtrauch ſoll fo reich an Milchfaft few, 
daß des letzteren Gewicht 2/3 von jenem beträgt, welches die ganze, zer 
ſtäckelte und ſtückweiſe, mit den Duerfchnitiflächen unterwärts fenfreät 

- Über Milchfaft s Sammelgefäße aufgehängte Holgmaffe entläßt. Friſch 
gefammelt ſcheldet ſich Diefer Milchfaft ſehr bald in molfenartige Flüſſig⸗ 
feit and in fäflge Bloden, welche leßtere, von erſterer getremmt, auf 
Thon⸗Formen oder Platten geftrichen (in der dortigen ſtets fehr warmes 


*) Zu Faben zerichneivet man bünnfte Platten mittel Ereisförmiger Meſſer anf bes 
fonderen Maſchinen, bei denen fi über ben Meſſern mährenn der Schnedent 
Nets kaltes MWaſſer beſinder; indem man hiebei Banenenyen ſchief zuſchsedet 
und fie dann durch Anelnanderdrücken verbindet, vermag man fie, alſo werlängent, 
mit Baumwolle, wie mit Beine zu verſpinnen und zu verweben. 

*) Glanzenden, nicht Mebenten, elaſtiſchen Firniß gewährt Kantfgudäeei, 
wenn mar ihn in waſſerfreiem Zerpentindf burg Trwarmen JöR und hama wit 
Leindl vermiſcht, das man zuvor durch Sichen mit Bleiglätie in Leindiſtris 
verwanbelt hatte. Bufah won mehr Terpentins mer beſſer Kienöl fegt in ven 
Stans ihn belichlg mehr over weniger zu verkännen. — Scheurilzt man umker 
Uurähren gleiche Gewichtetheile Schweinefett und Kautſchuck⸗Schuitgel zufanemen 
und verbännt dann das gleichfoͤrmige Gemiſch mit. Thran, fo erhält man eine 
Lederſchmiere, de warm eingerichen dad. Leber waſſerdicht macht, wihreuh 
es vaffeibe zugleich biegſem erhält. Auch as Sandſtein⸗ um Eteinfugemw 
Anftrich verwendet man vortheilhaft das Kautſchuck, wenn man 5 Dewichtocheile 
deſſelben mit wenig kLeinoͤl begießt, ſo daß nur alle Kautiäufllänen haven 
fiümierig werden, fe num im bededten Gefäße in Fluß bringt, dann 1 Gewichts⸗ 
theil Terpentindl (am beſten wafjerfreies) darunter rübet, hierauf 12 Teile Kebeute 

deißes Reindl folgen Iäßt, dem zuvor 5 Geminenipeiie Selopon beigemifdpt 
worben, 


119 


— 


Luft) in 10 Minuten treduet, dabei ober Wett aueſondert, was ſorg⸗ 
fältig entfernt werben muß, wenn bie nächſt aufzutragende Schicht der 
vorhergehenden burchgängig anhaften und alfo.mit ihre vereint eine 
verhätttich dickere Mafle darſtellen ſoll. — Bereitd vor mehreren Jahren 
machte der Verf. dieſes Hobs Lin der Bolytechnorkemie a. a. O. und 
in den Gruntz. I. 682) darauf aufıkertfam, daß jene Pflaugen, welche 
uns den natürliden Bogelleim ſpendes, die Stechvalme oder der 
Hulſt (Dex aquifol. Z.) und die Beeren des gemeinen Mifel 
(Viscam album L.) in dieſem Vogelleim (Viscus auouparius) einen 
Yen Kautſchuck nahe gleichen Bilduntzötheil, das Wiscin ober Biss 
rin oid, darbieten. Nees v. Eſenbeck und GI. Margusste fanden 
ihn auch, neben wirklichem Kantſchuck, im Milchſaft verſchiedener 
PicussArten; Ann. d. Pharm. XIV. (1885) &.43 ff. Yu pas Ukraine 
bereitet man aus eingetrocknetem Birkonfaft 'eine Art Feberharz; 
Greil’s Nedele Entdeck. VIII. ME Stöd, bekauntlich enthält der 
friſche Gaft jünger Bitten Traubewinder. ) Schen langſt fertigte 
man Mänfllichen Vogelleim aus ſtark eingeſottenem Leinöl (Tro mimns⸗ 
dorff's Jonrnal II. 2, ©. 85), neuerlichſt beobachtete jedoch Jonad 
(Badenroders und Bleyſe Arch d. Pharmac. 2te Beibe 
XLVE. 459 ff.), daß der Rückſtand abgebrannter trodnender Fenöle 
wamentlich jener des Lein⸗ Nuß» und Nohnoͤlo, einen Stoff darbicte, 
welcher gefotten mit: durch Wroffäute angefäuertem und (vurdy zeitweis 
Hoen Erfah des verdampften Waflers) ſtete in nachgleicher Skuerungs⸗ 
ſtärke erhaltenen Waffer, in eine mittelſt Abfählung bie zur Ruetbars 
“ keit erhärtete Naſſe übergeht, die, Ihrem Hauptverhalten nah, fi 
dem Kantſchuck anſchließt, und die. auch, wie dieſes bearbeitet, fi 
tauglich zeigte zur Bereitung waflerbichter Zeuge. Mohndl gewährte 
jebod nur wenig’ ſolchen Stoffes, Nuß⸗ und Leinoͤl hingegen 8 bie 
10mal mehr. Während bes Sievens mit dee ſtark gewäfletten Azot⸗ 
ſanre wnrde das Bfyterin: dieſer Dele gerfeht, wie ſolches der fi 
hlebei verbreitende ’Afrolein = Geruch darchat, ats darauf bie vers 
bilebene Maffe mit Waſſer durchknetet und abgewafchen und Hierauf 
erhigt worden, umterbHeb die Akrolein⸗ Ontwidelung. - Die Auntihuds 
Aehnlichkeit wnchs, als J. die Mafle längere Zeit hindurch In Galge 
eſſtg lagern lieh; eine Behandlung ; der man auch den Gummiſpeck 
zu unterwerfen pflegt, um beflen dederhärte zu erhögen um» ihm fo 








Y Gonf fertigte man aus vom friſchen Safte junger Birken, indem man ihn 
mit Mohrzuder vermifgte (ner durch Einwirkung ner übrigen Saftbeſtandtheile 
: 2 {m Zraubenzuder Abergeht) und ſich ſelber, una bamit der bald e enden 
ı- weinigen Gahrung überließ, ein berauſchendes Getraͤnk, genannt, Birkwa ſ⸗ 
fer; eine Sertigung,, die AL) jedoch ſpaͤterhin tie Torſtwirthe verbaten, weil das 
Apzapfen Yves Gaftes den jungen Birken Raqhtheil bringt; wae vabel ans etwa 
vorhandenem Bisein hiev I unbekannt. oe 


1168 


. em Flaſchen⸗Kautſchuch Ahnlicher zu machen. Wahrfcheinlich bewirkt 
‚der Holzeflig, kraft feines Kreoſot⸗ Gehaltes, Zufammienziehung der 
GOunmiſpecktheilchen, die kann, als (theilmeife entwäflernde) Zufam- 
. wendrängung wirft Abnli dem Zufammenprüden federbarter Körper; 
nämlich: der Drudgröße entſprechende Wieverausdehnungssnacht erhös 
:; hend. — In der Nähe bes Drinofo, am Wtabapo, findet ih, A. v. Ham 
boldt zufolge, fog..gegrabenes Kautſchuck, bort befannt unter 
‚den Benennungen Dapicho und Zapis. &s entflammt dieſes ſchwam⸗ 
a. mige, ‚auf dem Maſſer ſchwimmende, ſchmutzigweiße Kautſchuck, das 
* war wüttelft rußigen Flammenfenerq zu ſchwaͤrzen und, ſobald es hi⸗bei 
‚„ eraeicht, erfſcheint, Burg, Keulenſchläge zu Kugeln. von mehreren Zoll 
- Durchmefler zu ballen ‚pflegt, den Wurzeln zweier Bäume, von deu 
Deu eine die befannte Siphopia eJastica Pers. iſt, und von ben bortis 
gen Anwohnern Jacia genannt wird, der andere hingenen noch der 
;‚ näheren botaniichen Beſtimmung barıt, naselförmige Blätter zeichnen 
ihn ans, fein Milchfgft iſt weit dünner. als jener der Siphonia ela- 
stica. Die Mitchfaftentlaflung der Wurzeln. dieſer Bäume erfolgt erh, 
‚wenn fie ein hohes Alter erreicht haben and das Holz ihres Stammes 
Innen abzuſterben angefaugen hat, während Die im funpfigen. Boden 
ſich ſtreckenden Wurzeln noch in Lebenafülle fi beihätigen, Es fan 
melt ſich dann in Diefem der. Milchfait (weil nun die Rückkehr zu den 
oberen Baumtheilen.imehr oder weniger befchränft iA?) und bring 
endlich die Wurzelrinde zum ‚Serplagen; da dann ber Milchſaft fi in 
Mafle in den fumpfigen Boren ergießt. Ob Bleiches auch der Fall if 
mis der in Mexito under der Benennung Chicle befannten fererharz 
artigen Waffe, die dort. von: Frauen und Kindern begierig gelaut 
wird, ‚und einer Gapote zu entünmmen ſcheint, ſteht in Frage, wu 
:. ebinfos 0b jene feresimrzartigen Maſſen, welche, Heſſelbach 18% 
‚als eine an der Oftfeefüfte . aufgefiichte ,..Alya:. Fuß lange befchrieb, fe 
wie jene, welche am Nordſeeſtrande angeirieben von Dugenb is 
Dlvenburg beſchriehen wurde, Erzeugnifie eurcpälfcher Gewächſe waren, 
‚ober vieleicht gar qus vorweltlichen Mblagezungen vom Meere anf 

. gewüßlt wurben? bebarf weiterer Nachfoxichungen. - 

m Das Verhalten der Harze zu den Alfalien befimmte Unverdorbes 
bie. Harze zeriallen zu laſſen in Hark eleftronuegative, im währis 
gen: Ammonial: vollfommen auflösliche (als Pulver Ammoniafgas raſch 
einfaugende), beim Abdampfen nicht alles Ammonoryd ald AUG 
und Waflerdampf entlaflende, fondern davon fo viel zurüd bebaltee, 
daß fie damit faure harzfause Galze bilnen. Sie verbinden ſich leich 
mit KO » oder NaO»Löfung gu Röchiometrifch neutralen, wie zu bafı 
fen Salzen, beren- Löfungen darch die Poldraͤhte galo. Batteries 
ihren Harzgehalt am + F-Pol (ZinfeBol; ale Anton zur Kathede) 
entlaflen, während, der Galzgründer. (hier 3. BS. vas KO) am — EBol 
(Rohles, Silber= oder KupfersPol; ald Kati an an der Anode) ſich 





X 


ſammelt, mithin ganz wie auch andere aus Drygenfänren mtr baſiſchen 
Oxyden gebilvete Salze. Ein Beiſpiel gewährt das rolepkenfaure Kali, 
mithin für a) Harze Solopbon; 5) mäßig eleltronegative, unter 
gleichen Bebingungen zwar alles Ammenorgd entlafſende, jedoch aus 
den Garbonaten der Alkalien CHe entbindende; no) ſchwach eleitros 
negative, weber im wäßrigen Immoniak ned is ſiedender Loͤſung 
von KOCO, oder NaOſOs auflöslige, wohl aber. eu waͤſſrigen 
Löfungen dieſer Allalien zugängliche, falle fie fänrefrei find. Sure 
alkoholigen Löfungen, röthen Larmus nur: infofeen fie erwärmt wor: 
ben; d) weder Eaͤnren no Salzgränder bindende, fog. inbifferente. 
Eie ändern Ladmus nicht; Trommadorff's N. Journ. VoL 6.218. 
Ueber die Bintheilung der Harze nach ihren Löfrugemittels, vergl. m. 
Grundz. 1. ‚683 fi. Solopkonfaures Kali IöR ſich leicht im 
Alfchol und im Uether, Hingegen. nicht im Terpentindl und auch nicht 
im Dlivenö, Das colophonſaure Kupferoxyd if in Aether 
löslich, Hierin den meiſten colophonſauren Crametalloxyden gleichend; 
bringt man metalliſches Zn oder Fo mit ber .Löfung in Berührung, 
fo erfolgt Fälung des Cu, bie, wäre die Fiäffigleit durchaus waſſe r⸗ 
frei, nicht eintreten würbe, und bie, da fie au, eintritt, menn Ac0 
wirklich frei von Waſſer (mie von Alkohol iR) beweifet, daß Die Harz⸗ 
fäure des erwähnten CuO⸗-Salzes, ober befien Bafe HO enthielt. — 
Berzelius nennt die Harzlolge Refinate. — Läßt man flarfe Azot⸗ 
fäure auf Harze einwirken, fo.cntmwidelt ſich viel AQg= (begleitet von 
CO2:) Gas, and fo bilder fh auf Koflen eines Theile der Nyotfäure 
und de6 H des Harzes etwas Ammonoxyd, gebunden an. im Neber⸗ 
ſchuß zugegen feyenden feuerbefländigeren Säuren; ins Beſondere an 
fog. füuflige Berbfäuren (die auch durch Behandlung des Harzes 
mit 303 oder ICh bilyupgeiäßig werden), und nicht felten auch am 
Oxalſaͤure. — Harzblafen frllte Boͤttiger bar (deſſen Beiträge se. 
Frankf. 1838. 8. I, 13). nach Art der Seifenblafen, aus geſchmol⸗ 
zeurm Harze, in das ex bush eine thönerne Tabalepfeife Gaſe eips 
trieb, . fo, Daß die entſtandenen, zum Theil fehr großen Blaſen, vom 
Bieifenfopf ſich abloͤſend auf ‚einen mit fog. Bärlappfaamen (Sem. 
Lycopodii) befaubten Zeller, und von hier aus abrollend auf vie 
Hand gebracht werben lonnte; ale B. num die mit Snallgas (A + 
O⸗Gas) gefüllte Blaſe anzündete, erlitt er, bes Keitigen Knalles ohn⸗ 
geachtet, weder Srfchätterung, noch viel weniger Berlebung ber Hand; 
vergl. auch Ann. d. Chem. u, Pharm. XXXIU. 840. 
“th Dry Harzen reifen fi, in Beichuag- auf Loͤslichkeits⸗Werhalten 
an jene Galzgränder, welche man im Ürengern Sinne. organiſche, 
Ober vielmehr Alkalorde zu nennen pflegt; denn daß fidh die Oxyde 
Des Methyl, Amyl, Glycyl (ober Blyseryl) ac. gegen Säuren ale 
wirkliche Bafın zu bethätigen vermögen, ſetzen alle ihre hieher gehoͤri⸗ 
gen Verbinduugen außer Zweifel. Obgleich Derosne bereits im 
74 





10 
n.... Zube 1808. winen der Alkalorve, das Narcolin eritbechte, jo entging ihm 
jedoch gänzlich deſſen ben Allalien ähnliches Berhalten zu ben Gäuren, 
das ſich dagegen dem Scharfolicke Sertürner’s (weilaub Avotheler 
zu Hameln) bei befien im darauf Folgenden ‘Jahre beroorgegangenen 
Entdockang des Moryhia (Mrphiuam) zwar micht entzog, jedoch ek 
13 bis 14 Jahre darauf. volle Muerfennnng- fand, und daun zunäachſ 
‘ta Srankreich, hierauf aber vorzuglich In Deutſchland verfolgt m 
erweitert :wurbe. Mar die ſchon fertig in lebenden Ginzelmeien, 
: zumal in Pflaujen vorkommenden; lediglich durch Lebensbethäti: 
gung entſtandenen -Galsgrknber Werden Alukalorde genannt, nidt 
aber jene: kuͤnſflichen, welche durch‘ "tmmifchenbe oder theilweife zer 
ſetzende Cingriffe chemiſcher · Wirkſamkeiten in die jenen Einzelweſen 
.. entſtammenden Bildungétheile zu Stande lommen; daher gehört z. 2. 
weder das Wetäpleryd (aeo; oben S. 1133) noch das Methyl 
oxVd (MeO; S. 876) Miehet,obgleich das letztere zum Theil [en 
fertig vorliegt in ver Gaultherianfäute (©. 1003), umd chaje 
wenig auch das Slyeylo tyd LG. 878), ohngeachtet dieſes, im denen 
es gewähhrenden Fettarten als ſchon beſtehend von ben meiflen Che⸗ 
mikern erachtet wird; ©. 1016 Aum. und S. 1045 ff. Wenn man hehe 
alle Salzgründer mit nicht einfachmetallifcher Grundlage (Radical) 
organifche Bafen nennen will, fo wird man fie zunächft im „natär 
liche“ und „Tänflliche" zu untärfiheiben , und jede diefer Mötheilungen 
wieder (fey es nach ver Zuſtimmenſetzung, fey es nach der Art ſich 
ale Galzgränder zu bethätigen): in Unterabtheifungen zu Bringen un 
dem gemäß Auch die kunſtlichen Alkalorde ale eine befondere Gruppe der 
natürlichen im Syſteme der Chemie aufzuführen haben. Die Zahl ver 
Nküͤnſtlichen organiſchen Bafen IR wahrſcheinkich, wenti nicht größer, 
1.0: doch wenigflens ebenfo groß, als jene der natätlichen, aber von jene 
von ‚ihnen, welche fi in ihtem Berhalten ven Allalolden nähern, 
find zur Zeit nur die bereits- aufgeführten befannt,- vie ſich ihrer Ze⸗ 
ww’ fammenfehung nach eintheileh Taffen in ox ydiſche: Ammelin (6. Niff.). 
:. : .:@inapelin (6, 1000) ,- tgfonidifiie: Thioſinnamin (5. 99) wu 
7 agotidifge: Melamin (6. 971), Sinnamin (5. 1000), XTolaidia 
(©. 1009 ff.), Anitin (oder Ayanol; ©. 1010 und 1092), Ehloraniliz 
32.6, 1033), Lophin (S. 990) und Amarin (a. a. OD.) Die nativ 
lichen dagegen zerfallen zunächſt in Agot-freie and Myothaltige; 
:: ba dann zu erſteten außer dem zuvor erwähnten (dem Aetbyl- 
oxyd 2c.) au noch das: Drofeliu (5. 1016), ven Fapan⸗ Ramphor 
2. (81015) und manche ſeg. indiffsrente (weder baflfife noch fazw) 
Hydrocarbonocyde gezählt werden dürften %). Die Azot⸗haltigen wirken 





*) Bu ven ſog. Ansiffexenten -Kpntsfreieh Biſduugethellen gehören unter anbern all 
IchRolifiehere, das Metonin (in Dylum; oben ©. 1153), ms Eejumbin 
1 „a 


... 


1171 





auf jene Pllanzenfarbfloffe, welche durch Allalien beſtimmten Farben 
änderungen unterliegen *) entweder in gleicher (in manchen Fällen 
hierin das Ammonoxyd noch überbietender) Art, oder ſiud unvermös 
gend dergleichen Beränderungen hervorzubringen; im erfleren Balle ind 
es Alkalorde, im letzteren: biefen ähnliche, jedoch nur unvollkommen 
bafifche organiiche Erzeugnifle, die, weil fie auch in ihrem zu ben 
Eäuren von jenen ſehr beträchtlich abweichen, von mehreren Che⸗ 
mifern (und auch von dem Derf. diefes Hubs) als eine eigenthümliche 
Gruppe von Salzgründern bildende erachtet, und daher auch durch 
igenbenennung von den Alfaloiden unterfchieden, von Mehreren durch 
„Gubalfaloive*, von dem erwähnten Verfaſſer (jeit einer langen Reihe 
von Jahren) durch Alfalordule bezeichnet wurden. Die Alkalorde 
neutralifiven bie flärffien Säuren und gewähren mit ber Hybrochlors 
fäure Salze, und wit Orkgenjäuren, ohne dabei Waffer zu erzeugen: 
nur infofern ſie Waſſer mit hinzu bringt, hierin dem Ammoniak (dem 
waflerfreien) gleichend; die Alkalordule faugen umgekehrt nur gafige 
waflerfreie Hydrochlorſaͤure ein, geben damit aber Feine waflerbeftändige 
Salze, wie foldyes bei den Alfaloiven der Ball if, fondern entlaflen 
vielmehr, bei Berührung von Wafler, biefem ihren Säures@ehalt unver⸗ 





— 17770 ..- 


ver Columbowurzel, Smilacin ber Sarfaparilla, Gentianin ver Entian⸗ 
wurzel, Rhein ver Rhabarber, Duaffiln ver Quaſſia, Gubebin ver Su: 
heben, das Lartuein (S. 1162), Benceranin in ber Wurzel von Peu- 
cedanum offic.L., Blumbaginin, in jener vr Plumbago europaea L., 
Tarasacin in ver des Löwenzahn (Taraxacum offic. L.), Imperatorin 
in ver Wurzel der Imperatoria Ostruthium, Rheponticin von Rheum 
Rbaponticum L., fo wie in mehreren ver in m. Grundz. unter dem Abſchnitt 
Kryfallamarotide una zum Thell au in jenen der gährbaren Dry 
byprocarbone aufgeführten; a. a. O. I. 646 ff. und 681 ff. 


”), Bergl. ©. 1059 und 1139. Empſfindlicher als Ladmus if das Roth der 


Gentifolienenie, das man in fa farblofen Zuſtand verfeht erhält, wenn man 
vie getrockneten Rofenbiumenblätter mit Weingeiſt erichöpft (auf 1 Gewichtstgeil 
sorfichtig getrocknete Biumenblätter 4 Weingeiſt von 0,86 Eigengewicht) uns 
mit ver alfo bereiteten Rofentinetur weißes Bapier näßt und trodnen läßt. 
Kleinfte Spuren von reinem Waſſer beigegebenem Kati, Natron, Lithion ober 
Ummoniaf versathen fi pur Grünung folhen Hofenpapiers, und ebenfo 
SEHR geringe Beimifchung von Ayotfäure, Schwefeliänre, Photphorſäure Hydro⸗ 
dlorfäure ze. se. durch Rofenzötbung. Achnlih wirken vie fog. Tincturen (und 
mit venfelben gefärbten Papiere) ver blauen Veilchen, vaber ver font als 
fog. Reagens für Alkalien und für Säuren (ſehr Häufig in Gebrauch genommene 
Beil chen-⸗Syrup ver Apotheker) der blauen Georginen over Daplien 
(Dahlia pinnat.), des Blaukohl ac. Minder empfinslidh find Fernam buk⸗ 
zoth, vas Altalien und mehrere Alkaloide ins Diolette oder PBurpurne, ober 
Litafarbene treiben, währenn Säuren entweber feine Farbe belaffen ober fie 
mebe. ober weniger ins Orange ober Gelbe abändern (oben ©. 1123, 1142), 
3. DB. die Gitronfäure; Curcuma⸗Gelb (©. 1149), das jedoch nicht wur 
von Allalien, fonvern au von Borfäure, verfchterenen Urans, Kupfer, Blels ic. 
Salzen ins Braune (ober flatt vefien ins Orange) umgeänvert wird; Rhabars 
bergelb, dat Allalien braun vöthen ı6, 
74° 


1172 


ändert; dauernder falzartiger Verbindungen, mit ben Orkgen-Shurs 
find fie größtentheile unfähig, und nur einige von ihnen nähern fd 
in diefer Hinficht den Alkalotven. Diefe lebteren, fo fern fle Oxygen 
zum Mitbeftandtheile haben, nehmen um fo weniger von dr 
Orngenfäure bindend auf, je reicher fie felbi an O find, unb ver 
halten fi alfo in dieſer Hinficht verfehrt, wie die Oxyde der einfache 
Metalle (0b das Ammonmetall höherer Orydation fähig, d. h. ob ſich 
AH, mit Oo u. f. w. zu verbinden vermag, ohne dadurch der Zer⸗ 
feßung zu unterliegen, iſt bis hieher unbefannt, jedoch, rücknchtlich 
bes befannten Verhaltens des Anımoniaf, 3. B. zu Galmiaf:Löfang 
und Chlor, Jod ꝛc. nicht wahrfcheinlidh);, denn bei diefen wächk be 
kanntlich (oben ©. 944) mit der Größe tes O-Behaltes des Cal; 
gründers, auch deſſen Salzgründungsmacht (Baflcität) und die O⸗reich⸗ 
fen derfelben find es auch, welche das größte Säurefaffangs- Bermöger 
befiten; das ſich übrigens auch flöchiometrifch ſchon dadurch bewährt, 
dag in der Regel jeder alfo geartete Ealzgrünter, wenn er mehr als 
ein Atom O enthält, auch in gleichem Verhältniß mehr AtomsE du 
zu binden vermag *). — Jene Aehnlichkeit, welche bie beſonders O-haltis 
gen Mifaloide in ihrem Verhalten zur Hybrochlorfäure und zu ben 
Orxygenſaäͤuren darbieten, fie unterflägt jene Meinung, welcher zufolge, 
fowohl dieſe ale auch die Osleeren Alkalorde, hinſichtlich ihrer Kabi⸗ 
cale, als Abänverungen des Ammonmetalls, bewirkt durch Zutritt 
eines Metallmittlers, des C, zu betrachten find ®%); antere Chemiker 
finden es jedoch wahrſcheinlicher entweder: daß in den Wikaloiden ſchen 
fertiges Ammoniaf, oder doch Amide vorliegen. Exwägt men imbeiien, 
daß fie (und zwar auch jene, welche ſtaͤrkſte Allalität zeigen) mi 
waſſerarmer Azotfäure Berbindungen geben, denen jede Spur von fertir 
gem Ammonoxyd abgeht, und ebenfo auch daß fie fi mit verbünnteren 
Säuren zu Salzen verbinden lafien, die fein Ammoniak⸗Hydrat (ums 
oxyd) enthalten, und daß fie mit getwäflerten firen Allalien bebanbeit, 
feine Ealze gewähren, in welchen auch nur Spuren einer aus eimım 
Amid hervorgegangenen Säure aufzufinden ift, fo entbehren bei 
letztere Anflchten durchaus eines zureichenden Grundes. Dagegen bes 
weifet das in neuerer Zeit von Fownes ans Kleie kũnſtlich erzeugen 
von ihm Furſurin genannte Alkalond *%*), daß Amide gar weil 





9 Und {fl daher das Gättigungsvermögen (S. 929) einer Orkgenfäure Gefanmi 
ſo läaßt fih daraus auch der O⸗Gehalt Ihres Salzgründert und withim am 
bie Gewichtsgroͤße des Radicals ſolchen Salzgründers beredinen. Zu vergic 
find hiebel jeboch Regnault's ſtöchiometriſche Beſtimmungen, des K, N (Na 

und Ag; oben ©. 882, 

**) Alio ähnlich venen oben ©. 1127 unb 1132 ff. gedachten, muthnaplip au 
ihren Entſtehungkbedingungen und zum Theil auch aus ihrem Berbalten erfig 
jenen Ammons-Legirungen. 

v) Bor mehreren Jahren bemerltg Dübereiner (Beigers un Lichig’s Wi 


4. 





mit gehörigen Mengen von C und O fidh zu Mifaloiden verbinden 
können, wenn ſtarke Galzgrunder darauf einwirfen, ohne daß dabei 





der Vharmac. III. 141) bei Darkellung ver Umelfenfäure aus Buder, mittel 
wäfftiger Echwefelfäure un» MnO., (vergl. oben ©. 878, 982, 1081; 10 Ge 
wichtstheile Amylam 37 gepulverten Braunſtein, 80 Gchwefeljäure von 
1,85 Eigengewicht verdünnt durch 30 Waſſer, wegen heftiger Entwickelung von CO, 
und varaus entſpeingendem Ueberſteigen ſehr forgfam vefilliet aus fehr geräumis 
gem Giastolben, im eine tubulirte Borlage, ans ber man bie entwidelte CO 
im Kalkmilch ableiten kann, geben ebenfalls verbünnte Ameiſen⸗ order Formyl⸗ 
fäure) vie Bildung eines flüchtigen Dels, das, in fehr geringer Menge gewonnen 
von ihm Fünflihes Ameifendl genannt wurde. Daſſelbe Del ſah dann 
©tenhonfe in beträchtlicherer Menge zu Stande kommen, als er Gmmet's 
Sor ichrift zur Darftellung ber Formylſdure Sefolgte (Aun. d. Pharm. XXVIII. 
249 f.) und dem gemäß Getreidekorner verſchledener Art mit Schwefelſaure, 
aber ohne Zuſatz von Braunſtein veſtillirte. Fownes (Ann, d. Chem. u. 
Darm. LIV.) erhielt 1844 ein ähnliches, zäheres Del, das von Morfon 
fünf Sabre zuvor bereitet und gegen Luftzuteitt nicht geſichert worben war, zus 
gleich abes au eine Meinere Menge flüffigeren, gegen Luftheitritt verwahrt ge⸗ 
Nichenen Dels, das M. durch Ginwirkung von Gchwefelfänre auf Kleie bargeftellt 
hatte, unb das von 8. mittel Deftillation mit MBafler gereinigt wurde, da es 
dann eine pers ober harzähnliche der Kalistauge zugängliche Maffe hinterließ, 
wäßren das Del als im MWaſſer zu Boden finkenne blaßgelbe Blüffigkeit, nebſt 
wäßfriger Formylſdure überveftilliste. Bon viefer getzennt und dann durch CaCh 
entwäflert und hievon mittelft Deſtillation geſchieden, zeigte es fih im Mittel 
von 3 Analyſen zufemmengefegt aus (etwas über) 62,326 C., 4,286 H unb 
33,386 0, was, Röcdiometriieh (C = 75 angenommen) ©; FEs Os entipriät. 
8. nannte vieles Del Eurfurol; es Tod hnlich einem Gemiſch von Bitter: 
wanbelöl un Zimmtdl, jeboch weniger angenchm duftend, hatte bei 159,5 C. 
1,168 Cigengewicht, kam bei 1619,86 C. ins Gleven und verflüchtigte ſich babei 
unveräutert. Gs war leichtlösli in kaltem Waſſer und noch mehr in Alkohol, 
wurde von Falter waflerarner Schwefelfäure mit prachtooller PBurpurfarbe auf: 
gelök, durch Erbigung mit verfelben aber unter SO, Entwickelung zerfeht, vers 
bany fih mit Kalisfauge zur dunkelbraunen Blüffigkeit, aus welcher Säuren 
einen barzigen Stoff fäll’ten, zumal wenn Alles erwärmt worden. Mit dem 
5 bis Gfachen feines DBolums mit Ammoniak gefättigten Waſſers zuſammen⸗ 
gebracht, wandelte fi das Burfurol nad und mach in fees, gelblichweißes, 
etwad kryſtalliniſches, ſehr ansgerehntes, in Laltem Waſſer unldsliches Fur: 
furolsAmip —= Cis H6 A Oz, das, mit viel verbännter waſſriger Kalis 
fung gefotten kein Ammoniak entwidelte, Dagegen aber aus ver erlaltenten 
Stäffigkeit in Heinen, weißen, ſeidenglänzenden Naveln Ernftallifirte und nun 
gear procentiſch zufammengeiegt ſich zeigte: genau wie das Amid, bagegen aber 
solllommen und fehe ſtark alkaliſch gegenwirkte, HCh vollkäntig neutralifixte, 
Yann Platinchlorid unldelich hellgelb fäll’te und in bieſer Verbindung (— 37,97 C. 
++ 2,74 H -F 20,90 Pt) = als Cyg Hı2 Ag O5 zugegen war, wesbalb 8. 
vmeſes von ihm Surfurin genannte, dem Amilo polymere Alkaloid, als In dem 
bemerkten fidchiometriſchen Verhaͤltniß zufammengeieht, bei den übrigen Furfurin⸗ 
Calzen in Rechnung nahm. Mit AOs bilvet es ein hartes kryſtalliniſches HO 
enthaltenves, in Waſſer leicht, in wäflriger Hydrochlorſäure ſchwer⸗losliches Salz; 
mit C203 thells ein im Waſſer ſehr Teicgtiösliches,, kryſtalliſirbares, theils ein 
fawres, in ber Kälte fehr fchwerlösliches, aus heißer Loſung aber leicht kryſtalli⸗ 
fixennes Bioralat == Ca9 Hıq An Os + 2 C2 03 + 2HO. Das Furfurol erhält 
man keit, wenn man 1 MW Kieie mit 2/5 8 SOz von 1,85 + 3 A Baſſer 


— — 


1174 





ingend ein anderes Erzeugnißs gu Stande kommt. Aehnlich 
zufammengefebt wie die Ce Berbindungen des Ammonmetalls if das 
Kakodyl oder Carbon⸗Arſenhydrid (— Ca Hg As), bas, wenn man 
die Formel atomiftifch auffaßt und demnach das Verhältnißgewicht 
Urfen (As) mit dem Werte von 2 Atomen in Rechnung nimmt, mit 
Diefer feiner Zuſammenſetzung an die des Alfohol erinnert; ta daus 
Axszq als Vertreter von Oz betrachtbar erfcheint. Cadet d. &. beob- 
achtete im legten Drittel des vorigen Jahrhunderts, daß gleiche Ge 
wichtstheile Kaliacetat mit Arfenichtiäure deftillirt eine rauchende Flüſ⸗ 
figfett gewähren, die, hoͤchſt widrig riechend, ſich an der Luft von felber 
entzündet und mit weißer Flamme, unter Erzeugung vielen Raxches 
verbrennt; daß dieſes, mit darauf ſchwimmenden As, A und Aceton 
verunreinte (von diefen Stoffen durch Wafchen mit reinem Waſſer. 
bei forgfältigft zu meidendem Luftzuteitt zu fäubernde und dann derch 
Defillation über Aehkalk, in: mit H:&a6 erfülltem Beläge zu rein 
gende), ſpäterhin Alkarfin genannte Deftillat, das (tem Alfalorbulen 
ich näherude) baſiſche Oxyd eines völlig ifolirbaren zw 
ſammengeſetzten Radicals (eines Gedrittſtoffes) des Hinfichtlich feiner 
eigenen und ber meiften feiner Berbindungen Giftigkeit: Kakodyl 
genannten Kk = CaHs As fey, zeigte zuerſt Bunfen (Mun. d. Chen. 





deſtillirt, was nebe 1 Quentchen (60 Gran) Del gibt, das in Amid verwandelt 
und dann über Vitriolöl in der Gerike'ſchen Leere getrocknet, hierauf aber = 
viel ſiedenheiß erhaltene verbünnte Kalis$auge getragen und baria 10 bis 15 Bir 
nuten unter andauerndem Sieben belaflen, fich, in ſchweres gelblichsöliges rabet 
Surjurin werwandelt, das vurch Verbinden mit Ca Oz und Scheiden wmittelß 
Ammoniaf gereinigt wird; a.a. D. — Die in obiger Welle vargefiellte verdüurte 
Sormylfäure erhält man fehr walferarm, wenn man fie mit ginm 
Salzgründer fättigt (3. B. mit Kalk, den man dann durch Wechſelzerſetzung 
mit Glauberſalz in formylfaures Natron, oder durch Bleioxydatetat in Bier 
oxrydformylat verwandeln kann) und das trodne Salz mit Vitriolöl vehillist, 
oder möglichft waflerarın, wenn man das trodne (im Alkohol umlästide 


und daher, In vorkommenden Bällen vurch Alkohol vom PbOA befreibare) 


PhO Fo vurch 'teodnes HS zerſetzt; da dann die alfo gewonnene, farbiei, 
ſchwach rauchende, außerſt ſtechend, eigentbümlich riechenve, 1,2353 Bigengewidt 
befigende, unter 0°C. kryſtalliſtrende, bei 1000 C. ſiedende, höchſt ahende, auf 
der Haut blaſenziehende Saͤure das erſte Hydrat derſelben darſtellt — U, ir Op: 
+ HO vas procentiſch 19,53 Wafler enthält. Mit 2 HO five Sie Fo ne 
1,1104 Gigengewicht,, erftarxt aber noch nicht bei — 15°C. = — 120 R. ur 
flebet erfi bei 106° 0. — 840,8 R. Mit AgO oder MrO erwärmt, bilket ihe 
H mit dem O vos Oxyrs Wafler, während ide C mit ven beiten O zu COy 
jufammentritt, und Mr wie Ag verbleiben Osfrei zurück. Waſſerarme 3Oy 
wirt auf fie Baſe- (hier das möglicher Weile vorhandene HO:) forberu» ein, 
und macht fie fo ebenfalls zerfallen in HO und CO,, hiemit erinnernp ax bak 
Berfegen des Dralfäure- Öyprat durch Schwefelſäure in entwäflerte und damit ia 


CO uss CO, zerfallende Dxalfäure; au die Fo vermag nit für fi a be 
ſtehen, ſondern nur wenn fie durch baſiſchet Waller zufammengehalten wish. 


1409 


J u Bern, XXXI. 179; XXXVIE Lu ſ. f.). Digerirt man naͤmlich 
Kafodyloryd (KkO) mit wäflriger HCh, fo bildet fich: wechfelgerfepend 
HO un KkCh, das wiederholt mit Zn bei 1100 C, = BEOR. digen 
tirt, ſein Ch dem Zn überläßt, daan vom alſo entſtandenen Zinfs 
chlorit mitteiſt Waſſer befreiet, getrocknet und über CaO in einer mit 
CO; gefüllten, luftdicht verſchloſſenen und gebogenen Blasröhre erhigt 
bat Kaloryl ie Form eines fryſtalliſirbaren, durch Umfryfallificen 
bei — 600. — — 40ER. zu reinigendem Deftillarg darſtellen läßt, 
Das alfo geippunen eine waflerflare, Atherartig:flüffige, widrig riechende, 
bi — 50 0. * — 40 R. in glaͤuzenden Prismen anſchießt, im Waſſer 
zu Boden finft, ohne ſich in demſelben gu löfen, im Aether und Alko⸗ 
hol löslich iR, ſich unmittelbar mit O, Ch, Sc. werbindet.und dem 
gemäß auch fowohl in zer Luft ale im Cplorgafe, unter Berbreitung 
bider, weißer, rauchiger Dünfe, ſich entzündet. Das KkO wirkt nicht 
auf Pflanzenfarbſtoffe, bildet aber mit Säuren falzartige und mit 
Salzen boppelfalzartige Verbindungen, fällt, im Allohol gelöf und 
mit alfoholiger Merkurchlorid⸗ (Aetzſublimat⸗) Löfung vermifcht 
weißen, pulvriges, in heißem Waſſer lösliches und daraus kryſtalli⸗ 
firbares Kakodyloxyd⸗ Bimerkucchlorid oder faures merkurchloridſaures 
Allarſin = KkQ +2 MrCh. Laßt man Kk ober beflen Oxyd unter 
Waſſer langfam einfangen: atmofphäriiches O, fo. verwandelt es ſich 
in fog. Alkargen, d. 1. in Kakopylfäure, die, in großen, farbs 
Iofen Prismen kryſtalliſirend, fchmelzbar, in Wafler und Weingeiſt 
löstih und nicht giftig IR; Phosphorichtſäure führt fie zu XXO zurüd 
und Zinuchlerär zu KkCh, das ebenfalls "gegen Gänren ale Salz: 
gränder ſich beihätigt. Höchſt widrig riecht das KkS, das man uns 
mittelbar buch Erwärmen von Kk mit 9, ober durch Deſtillation 
des KkCh mit Schwefelfalium gewinnen fann; es flellt dar eine, das 
Licht ſtark brechende, an der Auft nicht zauchende, im Wafler unlöstiche 
md darin zu Boden finkende ätherarfige Flüſſigkeit, die von HCh bes 
rührt in KiCh nad HS fh wechfelzerfeßt. Ebenfalls durch Auflöfen 
von 8 in Kk, oder auch in dem Kakodylſulfür (KKS) iR erzeugbar 
das Kakodylſulfid, d. i. eine aus ihrer Löfung im Wether in farb⸗ 
loſen Priomen kryſtalliſtrende, wie Stinfafand riechende, im Waſſer 
umlösfiche, im Alkohol leichtloͤsliche, bei 430 0. 38320,4 R. ſchmel zende 
Verbindung, bie deſtillirt in 33 und 2KKS zerfällt *). Die Entſtehung 


— — — 

) Das Kakodyl zerfällt bei Keiläufig 6000 C. — 4800 R. in As und Hydro⸗ 
egrbongafe (in 2 CH und 2 CB2). Das Kakodyloxyd fin im Wafler zu 
Boven, erſtarrt bei — 23° 0. — — 189,48. fieret bei 150° 0. — 120° R. 
Sein Merkurchlorisfalz entläßt, mit HCh behandelt, feine &äure (vie 2 MrCh), 
Indem «6 ſelbſt, unter Bilvung von HO, in KkCh übergeht. Die giftigfe 
aller Kalobyl⸗ Berbinnungen IR das Kakobyl⸗Kyanür (Kk -F Ky), as 
entſteßt, wenn man waſſerarms Gnbrofyanfäure — ober (weniger gefahrvoll) 


’ 


- aa — 


um 


des Kafobyloryd aus —X + edʒ erfolgi übtigens unter glei. 
zeitiger Bildung von 400). 
+0) Die meiften Altalorde ſchmecken fehr bitter und finb daher nicht | 
fetten unoch vurch den Geſchmad nachweisbar, wenn Fein dem: her 
Gegenbirker empfinvlich genug iſt, ihr Borhandeilfenn darzattun. Die 
ineiſten Berbfauren, zumal bie Bichen« und die Gallaͤpfel⸗ erbfänre 
faͤtlen fle aus ihren Neutralfalzen; die Niederſchlaͤge beftehen meißtens 
aus 2Verhaͤltnißgewichten EAure gegen 1 Salzgründer, find alfo 3.8. 
Bigalläfannate.  Meiftens ftellen fle, 'getrodinet, weiße. ober gelbliche, 
ſchmelzbare, In kaltem Waſſer faſt unldeliche, leicht jerreibliche Maſſen 
par.’ Hatte Gallagerbſaute die Niederfchläge bewirkt, fo gehen dieſe 
‘an der Luft allmältg 'in galläfauire Salze über; w.u. Die meiſten 
diefer Bigalfätanmate sc. And im Wafler und im ſtebenden Alkohel 
ziemlich loͤslich. Ihre Loͤſungen werden durch Leimlöfungen, fo wie 
auch bar einige Erdmetalloxyd⸗ Salze zerfeßt. Dei den O-freien Alles 
“ Ioiden iſt ihr Atomgemwicht, oder vielmehr die Summe Ihrer Berhältaif 
oder Arquivalenten = Gewichte in ver Regel um fo niedriger, unb bie 
zu ihrer Sättigung erforderliche Menge mithin um fo nrößer, je größer 
ihr Azotgehalt. Ueber Borkommen, Darftelung und Aftere Ein 
theilungsweifen der organifchen Galzgründer (f. m. Grundz. J. 847, 
861, 873 ff.). Sonf pflegte man biefenigen Pflanzentheile, welche 


- 





ftatt verſelben gelöftee Ryanmerkur mit Kakodyloxyd vdeſtillirt. Langſam erfaftenb | 
kryftalliſtet fie in ungewöhnlich großen, tiamantglänzenven Prismen, ſchmilzt hei 
9330, — 220,4 R., if im MBaffer wenig, im Aether und im Alkohol leicht 
Uelich, geſchmolzen Atherartig-fluffig, fact Licht brechend, fublimirbar in einer 
an einem Gme vurch Näffung mit Wafler kühl erhaltenen Glatroͤhre, laͤßt bie 
Löfung des Merkurexyd⸗Azotat ungetrübt, redueirt bagegen die des agotjauren 
Merkuroxydul, waͤhrend fie mit Silberaufloͤſung vermiſcht der Zerſehung unter 
liegt, indem: Kyanfilber gefäll’t wi. Das erwähnte bafifhe Chlorkate⸗ 
by iſt nicht fo wohl viefes, als vielmehr ein Oxyd, In melden 1 Hequiwalent 
O ein fehlendes Ch erfegt — 4 Kk-F 3 Ch + O; es entficht burg Behanbiung 
des CEhlorür mit Waffer, ober, leichter noch vurch Deſtillatlon von Alkarſin mit 
waſſriger HCh. Es bilbet ſich zuglelch KkCh; vieles Ghlorär übertrifft vos 
. Mitarfin bei: weiten an furchtbar durchdringendem, betäubennem Gerd, hewit 
‚In größeren Menge gerochen, Heftigen Reiz auf der Nafenfchfeimgant, fo nah 
bie Nafe auffhwillt und die Augen mit Blut unterlaufen. Hinjichtlih der Stäck 
feines hoͤchſt widrigen Geruchs ift es nur dem Acrolein (oben &. 1046) wer 
gleihbar. Es finkt in Waſſer unter und ertheilt bemielben, ohne Ach daris 
merkbar zu Löfen, feinen höchſt bucchbringenten Geruch. Bolgente finb die bither 
von Bunfen uerehrlißger unterfuchten Kalopyl: Berbindungen: 
"K 


„KR KkO + 2Mr Ch 
„„ Ch u... 
«Br ®e ® 
na J ” [0 
u8e Kk Ch + HO 


— 


1197 





‚mau hinſichtlich ihres Gehaltes am nit deſtillirbaren organtfchen 
Galzgründern zu erfchöpfen beabflchtigte, zuvorderſt mit ſtatk verbünnter 
Sydrochlorſaͤure auszuziehen, die gefammten fauren Auszuge durch Abs 
dunften einzuengen, bann mittel CaOHO, oder MgOCO,, oder, 
arbeitete man im Großen, durch Na0COz ben Galzgränder (bes 
gleitet von färbenten fremdartigen Theilen) auszufällen, um ihn dann 
durch Löfen in Alkohol, Behandeln mit Thierkohle ıc. zu zeinigen. In 
Fallen, in welchen man es mit Schleimsfreien oder doch Schleimsarmen 
harten Bllangentheilen (Hölzern, Rinden, Wurzeln sc.) zu thun hat, iſt 
dieſes Verfahren auch noch jetzt exiprießlich zu nennen, in jenen bins 
gegen, wo man Echleimshaltigen ihre Salzgründer ohne irgend bes 
Deutenden Berluft zu entziehen beabfichtigt, umgeht man zweckmaͤßiger 
die ſaure Ausziehung sc. — weil dergleichen ſtark gewäflerte Auszüge, 
leicht dadurch, daß fie atmofphärifches Orygen einfaugen, in Gaͤhrung 
übergehen, wodurch dann flets mehr oder weniger Galzgründers 
Antheile der Zerflörung unterliegen — nnd wählt *) zum Freimachen 
(dm der in ben Pflangentheilen die Salzgründer bindenden Saͤure) 
und Ausziehen: Kalkhydrat, das man, fo wie auch die fehr fein zers 
tHeilten (zertiebenen) moͤglichſt friſchen Pflanzenmaſſen mit etwas Alko⸗ 
hol befeuchtet und Heide innigſt gemengt im ſog. Verdraͤngungs⸗ 
Apparat 9%) der Erſchoͤpfung durch Alkohol von 700 bis 800 Richter 


*) Denen mir mitgetheilten Erfahrungen des Dr. Blumenau gufolge, ber mehr 
face Gelegenheit Hatte vie meiſten im Handel vorkommenden Alkalone im 
Großen zu bereiten. 

2) Das Berfahren durch Berbrängen zerfleinerten pflanzlichen Erzengniſſen in Waſ⸗ 
fer, Bein, Meingeiſt, Del sc. lõeliche Beſtandtheile zu entziehen, durch bers 
gleichen mit ihnen längere Zeit In Berührung gelaffene Flüͤfſigkeiten, war im 
17. Zahrrhundert in Fraukreich wohl gefannt und in Gebrauch genommen, ſcheint 
Yaun jeboch im 18. Jahrhundert dort mehr ober weniger in Vergeſſenheit ge: 
vathen zu feyn, und nur bei Bereitungen von Würzbranntweinen (eiqueuren) 
fand es noch Auwendung bei Abtommlingen jener Franzoſen (ver fog. Mlefugies), 
weldge unter Ludwig XIV. Frankreich zu verlaffen ſich genoͤthigt ſahen Im 
Jahr 1805 fand ic zu Heibelberg eine hieher gehörige Vorrichtung aunoch in 
Gebraud genommen; fie befland aus einem weißbleihenen, gegen 18 Zoll langen, 
oben bur einen Deckel verſchließbaren Cylinder, ber unten in einen ziemlich 
flachen Trichter endete, innen befanden fich zwei freie kreidrunde Weißblechſiebe, 
von benen das eine unten im Chyhlinber die obere Trichtermündung bevedcte, 
währenn es zugleich eine ſehr vünne Lage Baumwolle trug, auf welche man, 
3. B. zu einer Würzbranntwein⸗ Bereitung, abwechſelnd vünne Schichten von 
gepulvertem MBeinftein und verſchiedenen feinzertheilten Gewürzen brachte, Lie 
yanı mit einer oberftien Schicht Würzpulver und letztlich mit einer bännen Baum⸗ 
wollenfdicht enteten, bie man mit ver zweiten freien @ichplatte genau bededte; 
ver unter ver erfien (unteren) Siebplatte beſindliche Trichtertheil wurbe ebenfalls 
mit Baumwolle gefüllt, vie hier fpäter als Geibzeug (Bilter) diente und durch 
einen Heinen Kork verflopft. Man goß num nach und nach entfufelten Braunts 
wein, over ſtatt deſſen Weingeiſt auf die obere Gichplatte, bis ber ganze Cylin⸗ 
der davon erfüllt erſchien uns die Btäffigkett oberhalb der oberen Platte hervortrat, 





rege 


unlerwirft, ber neben den Galsgrändern auch teren ungäßzbere Be 
gleiter (Harz, Bett, Chlorophyll ic.) mit aufnimmt. Man fünet 








nachdem man zuvor bie ganze Vorrichtung, mit ihrem Trichter, in ben Halt 
einer entſprecheud hohen Glasflaſche feftgeftellt Hatte, und ſchloß dann bie obere 
Cylinderoffnung genau durch ven Dedel. Wenn dann das Ganze alſo vorze⸗ 
richtet mehrere Stunden (nad Maaßgabe des auszuziehenden Stoffes auch mehl 
einige Tage) lang ruhig geſtanden Hatte, und erfahrungsgemäß ganzliche Durd- 
weichung (Maceration) erfolgt war, zog man bie Vorrichtung, ihrem Trichter 
nah, aus ver Flaſche hervor, entzog ver Trichtermünbung den Kork, ſtedte fe 
wieber in ben einen vurchlöcherten Kork enthaltenden Flaſche-Hals, Öffuete ver 
Deckel und goß neuen Branntwein oder Weingeiſt nach, es floß ver zuerſt auf 
gegoffene Branntwein se., geſchwaͤngert mit von ihm gefäften um 
verbrängt von bem nachfolgenten in die Flaſche ab, während biefer feine Stelle 
einnahm; man ließ dieſen dann, nad genau verfchloffenem Dedel, längere Zeit 
ale den vorigen burchweidhen, ımb verfuhr gegen ihn mit einer britten Branzt: 
wein» :c. Dienge, wie zuvor mit der zweiten gegen bie erfie. Schon hie zweite, 
durch vie dritte ausgetriebene Menge floß in der Regel wenig gefärbt ab, wure 
indefien zu ber erflern als VBerbünnungsmittel gelaffen, vie dritte dagegen werk 
duch weiches (Regen: ober Fluß⸗) Waſſer ausgetrieben um für fi 

um bei der nächften MWürzbrauntweinsBereltung vie erfle zu werben. Ich ließ 
mir alsbald eine ahnliche Vorrichtung fertigen (vie ich annoch beſthe), ume be 
nußte fie zu Ausziehungen mannigfacher Urt, wandte fpäter zu gleichen Zweden 
au vie Realihe Wafferpeufpreffe, und enblih, in Fällen, wo ſchnueliſte 
Ausprefiung: ohne buch tropfbare Blüffigkeiten zu bewirkende Verbrängung en 
zuwenden eintreten follte, die von mir erfunvene, fpäter durch Funke verbeſſerte 
Gaspréèfſe an, nachdem ich ſchon früher zu zeigen verfucht Hatte: =) daß max 
durch einfeltigen Luftprud auspreffen, durch ſeihen (m. Geibpumpe) koͤrre, 
was bald barauf die Grfindung von Romershaufen’s Luftpreffe zur Solge 
hatte, und 4) daß man auch mittelft Zuftverrünnungen, ahnlich, wie fie Blaſe⸗ 
bälge zu gewähren vermögen, Deftillationen zu veranfalten im Gtaube fey; 
m. d. Gewerbefr. II. 164 ff. u. III. 27 ff. Man kann jenoch in denen der obigen 
ähnlichen Verbrängungs: Vorrichtungen, ohne werer einfeitigen Luftnrud 
noch vermehrten Drud ſenkrechter Waſſerſaäulen (Keal's Preife) noch viefelben 
vertretene Mercurfäulen (Döbereiner’s Abänverung der R.'fgen Preſſe) 
zu Gülfe zu nehmen, wenn man vie auszuzichende zerfleinerte Maſſe im der 
Ausztehungsfläffigfeit lange genug durchweichen läßt, mittel Berbrängung der 
gleichen Maſſen in Abficht auflöslicher Theile aufs vollkännigfie erfhöpfen, okme 
dazu außer der Ausziehungsflüiftgkeit etwas anderes zu bebürfen — ale WBalle; 
denn Waſſer treibt 3. B. nicht nur Waſſer, fondern auch andere mit iger wilde 
bare Flüffigkeiten (Wein, Weingeiſt, Aether, Eſſig sc.) vollkäubigft and, alme 
fih mit ver verbrängten Blüifigkeit zu milchen. Unterbrigt man pas Mlblamfen 
(Berträngtwerden) dur Nichtweiternachfüllen ver Bersrängungsfiüffigfeit, fo 
find die fon abgelaufenen Slüffigkeits: Untheile reichlicher mit Autzegtſtoff ge 
fewängert, als vie nädffolgenn zu verbrängenben ſich zeigen. Mau Banz Ye 
Ausziehungen mit heißen, wie mit kalten Stüffigkeiten bewirken, in Dubeltoyt 
Kaffeemaſchine bewirkt nicht nur heißes, ſondern auch ſchon kaltes Baer 
ſehr ſchmedbaren braunen Auszug. Statt des Weißblecht kaun Zinn oner Ber 
zellan, und bei Kalten Auszichungs= Berbrängungen Glas als Gefähkoff dienen. 
Diefelbe Vorrichtung kann aber au zum Durchſeihen una daher auch zum Gut 
färben und Reinigen ber Slüffigleiten mittelk Thierkohle in Gchsaug gensmmmen 
wersen. Hat man 4 Vewiähtötgeil gemahlenen Kaffee mit 10 fiedenden Maifers 
durchweicht, ſo gibt der zuerſt durch nachfolgendes kochendes Möafier verkränge 


1179 


Hierauf beu alloheligen Muszug mit HCb (oder 805) fehr ſchwach an, 
deſtillirt dann den Wifohol im Waſſerdampfbade ab, erhigt deu hievon 


Fläffigleittantgell einen fog. Raffees äxtract (dm man mit Milch, Buders 
löfungen se. zu flüffigen Kaffee, Kaffeeliqueur se. verbüännen kann) uns hatte mau 
ben gemahlenen Kaffee zuerſt kalt, dann heiß in bemerkter Weiſe ausgezogen, fo 
geben beine Auszüge vereint ein mit dem ganzen Kaffeenuft geihwängerten ges 
fättigten Auszug, unb ber alfo ausgezogene Kaffee kann dann nur no im ber 
oben (&. 1097 Anm.) bemerften Weife zu newer Ausziebung geſchickt gemacht werben. 
ESchleimige Bflanzenpulver, Falls fie mit der Slüffigkeit einen Teig bilden, eig« 
nen ſich jedach nicht zur BerbrängungssAusziebung, und bei ſtark aufichwellenpen 
Gtoffen it fie gar nicht anwendbar, was inveflen gemäßigt wird, wenn man (mie 
bei Anwendung ber R.'ſchen Preſſe, ver Gas- und Lufts Preflen) vergleichen 
Pulver zuvor gehörig gleihförmig aber nicht zu flark feuchter, und ebenfo gleich⸗ 
formig, aber ohne allen Drud und am befien mit zwifchenlagernvem unlöslichens 
Etoff (wie 3. B. mit Weinftleins Pulver, im erwähnten Salle), deſſen Eigen» 
gewicht von jenem ber auszujiehenden Pulver nicht zu fehr fern’t, in ven Cylin⸗ 
der oder in die Preffe bringt. Nicht aufſchwellende Bulver, 3. B. vie des Suß⸗ 
bolz, mit der Sand auf einem Siebe zerriebene trodne Blätter, ober mit ber 
Sanpmühle germahlene Wurzeln zc. müflen dagegen feft eingebrücdt werben in ben 
Ey "der. Schneller erfolgt gewöhnlich vie Erſchoͤpfung ver Pflanzentheile, wenn 
man 2ad mit Falten Waſſer auszuziehende Pulver zuvordern mit der Hälfte feines 
Gewichtes kalten Waſſers durchfeuchtet und fie in tiefem Zuſtande mehrere 
Gtunden der Luftberührung überläßt, bevor man fie in den Eylinver bringt. So 
laſſen ſich ſelbſt Die (wenig in den Cylinder eingedruͤckten) gröblih zerlleinerten 
Geifenwurgelu, und bie gar feine Cindrückung geflattenden Kornblumen und 
RofenblumensBlätter, grob pulvrige Rhabarber, Gafran, Meer 
jwicheln ebenſo gut erihöpfen, wie der flarfe Eindrückung heiſchende Hopfen, 
bie ziemlich ſtarkes Sinvrüden erforbernden China⸗Weiden⸗Rinden, der mäßigen 
Gindrüden unterworfen geweiene Bitterklee, Schmad ıc. volllänsig erichöpfen. 
Mobnfaamencapfeln eignen fi gar nicht zu folder Ausziehung. — Deu 
Galläpfeln entzieht man, Pelouze zufolge, in ähnlicher Weile, mittelk 
einer aus 20 Aether und 1 Weingeiſt von 690/0 Alkoholgehalt gemifchten 


BHüffigleit nie Ballägerbfäurr (Gt Acid. gallaetannicum; vergl. oben 


©. 1019 und 1160) und bie Gihengerbfäure (At Acid. quercitanni- 
cm; a. a. D.), vie vem Gemiſche ven Alkohol entziehen, während dem Aether 
das Gelläyfel- Harz und das Aetherdl verbleibt, indeſſen das Albumin, ber 
Vſlanzen⸗Leim, fog. Extractivſtoff sc. und hiemit jene Bilbungstheile, welche 
Galläpfel befähigen: Traubenzudfer und Fruchtzucker in weinige 
Gäprung zu verfegen (m. ». Gewerbefr. J. 134, 193 und oben ©. 1084, 
1094 uns 1133 Anm.), ſammt SHolzfafer größtentheild, mehr ober weniger 
verändert werben. Dan werfcpließt nämlich ein im ber Mitte weites, nad 
unten hin trichterfürmig ump oben ebenfalls wieder engeres Blasgefäß, ».i. einen 
Scheidetrichter unten mit Baummolle, ſchüttet darauf feines Galläpfelpulver 
uns darüber das erwähnte Aether⸗Weingeiſt⸗Gemlſch, verfchließt Die obere 
Deffnung, während man ben unteren trichterröbrenförmigen Theil, durch einen 
turalddgerten Kork ſteckt und bielen in den Hals einer Slasflajche einfchieht; es 
ſenkt ſich allmäplig die Slüffigleit hindurch, zumal wenn man nad gehöriger 
Durchweichung ein gleiches Atheriges Weingeiftgemifeg folgen läßt, und es foubert 
Ns, hindurch gefisfien, vie den Flaſchenboden bedeckende wide, geibliche, weingeiſtig⸗ 
wälltige Löfung der Gerbiäuren, von dem dieſe bedeckenden ätherigen Flüſſigkeite⸗ 
anthell. Beide terant man dann wmittelft eines zweiten Scheidetrichters und ent« 
aicht jeher ner Ülüffigleiten durch Defiflation ihre brennbare Slüſſigkeit. Die 


1180 





verbliebenen fläffigen Rälftond im offenen Keſſel (um ben ihm no 
beiwohnenden kleinen Meft von Alkohol gaͤnzlich zu vertreiben), läßt 


s 


beiden Berbfäusen enthalten etwas Salläfäure (Ballusfäure GT), vie aufır 
dem aus in Waller gelöfter Gallägerbfäure dadurch, neben Garbonfänre erzeugt 
wird, daß letztere atmofphäriiche® O einfaugt; 1 Verhältnißgewicht Galligerbfäure 
gewägrt, fo 2 CO, unb Gl > Hybrat —= C4 H2 04 + HO, woraus hervorgeht, 
daß die Gallägerbfäure befteht aus: Co Hz Os; währen alſo 2 C zu Gain 
von 40 ter atmofphäriichen Luft (ſchneller bes reinen O⸗Gaſet) fick von ver 
Sallägerbfäures Brunplage ablöfen, ſchwächt fich damit auch die Anziehung der 
übrigen 7 C zu dem H verfelben Grundlage, fo daß 1/3 veffelben mit 1); wei 
Saͤurers (mit 1 O ver vorhandenen 5 O) zu Wafler ſich verbindet und als ſolche 
nun Grundlage (Bafe) wird gegen bie, verglichen mit ber Ballägerbjäure etwei 
O⸗reichere Salläfdure; denn wenn 9 C 50 gebunven hielten in ver Werbfän, 
fo müßten, follte das Binpungsverbältniß zwiſchen C= und O⸗Gehalt vaſſelbe 
Bleiben, 7 C nicht 40, fondern nur 8,888 O zurückhalten. Schneller erfelgt 
tiefe Umbildung ber Ballägerbfäure in Sallä- und Garbonfäure, wenn man 
erftere enthaltenne wäflrige Löfungen, z. B. Balläpfelaufguß, mit verbänster 
Schwefelfäure oder Hydrochlorſaͤure digerirt. Dampft man bagegem eine mägrige 
Löfung der Gichengerbfäure für fih an der Luft ab, fo Hinterbleibt eine, noch 
weiter zu unterfuchende, im Waffer unlösliche braune Maffe, vie ſich zu der 
urfprünglichen Eäure zu verhalten fcheint, wie Pectin zur Pectinfänce 
(oben &. 923 Anm.), ober vielmehr wie Sumin zur Huminfäure, ober 
Ulmin zur Ulminfäure (&. 917 Anm.) und für vie vestalb Tannin — 
». i. die ehemalige Benennung ver Gerbfäure, zur Zeit, da man beren ſaure 
Natur noch nicht allgemein anerkannte, und fie daher durch Gerbeſtoff, fans 
zoͤſiſch durch (die Benennung ver Gerberlohe) Tannin, Eenntlih machte — ak 
namentliche Bezeichnung gewählt werben könnte. Die SBallägerbiänre lat 
unter gleichen Bedingungen aus der hydrochlorſauren Slüffigkeit Geransfrgkalli 
firende Salläfäure und zwei fehwarzbraune oder ſchwarze Tannin:Arten herver⸗ 
geben, von denen bie eine in ſtedendem Alkohol löelich if. Bon der Eichengerb⸗ 
fäure und anderen Gerbfäuren unterfcheivet ſie ſich übrigens auch dvadurch, ab 
fie, troden veftilliet, Brenzgaltläfäure oder Pyrogallusfänre, Im 
auch „brenzliche Galläpfelfäure" genannt, entwidelt; um baher andere Berbfäurs 
von ber Gallägerbſäure zu unterfcheiven und auf beren Gegenwart zu prüfen, 
bat man nur nötbig bie fragliche Säure ber troduen Deſtillation zu unterwerfen. 


Da nun die Gerbfäuren gelöſtes PbOA zeriegen, indem fie fi, mit PhO we 
bunden In Nieverſchlagform fcheiden, fo bat man nur nöthig ſolchen Michers 
flag durch HS zu wechfelgerfegen, die dadurch geſchiedene Gerbfäure wer Berb- 
fäuren, vom mit beroorgegangenen unlöslichen PhS mittel wenig MBafler zu 
tzennen — wobei daun vie wripränglich, etwa ebenfalld zugegengeweiene, Galli 
fäure, kraft ihrer Schwerlöslichkeit, ungelöft bleibt — und darauf wie 

zur Teodne zu bringen und für fich zu veſtilliten. Wahrend vie Gallägerk 
fäure und ebenfo auch vie Gichengerbfäure durchaus unkryſtalliniſche, ges 
ruchloſe, in Wafler ſehr Lösliche, rein (nicht bitterlich) zufamsmenzichenn ſchmeckenne 
(fauer gegenwirkende) Maſſen bilvet, welche zwar beine Thierleim aus veffen 
wäffriger Loͤſung fällen, damit aber nicht gleiche Erzeugniſſe gewäßren, inhem 
es hauptſaͤchlich vie Sallägerbfäure zu feyn ſcheint, welche in folder fazbiefen 
(weißen) Verbindung noch feucht an ver Luft Binnen 12 bie 15 Stunden id zu 
grünen beginnt, dann bunfelgrün wire und envlich ſchwarz erſcheint, uum aber 
gewafchen pas Abwaſchwaſſer bräunt und enblid gänzlich im Löslichen Seuumen 
Stoff übergeht (Büyner in m. Arch. XXV. 191 ff.), bübet de GaIlä 
fäure farblofe, ſeidenglänzende Prismen (nie außer ihrem baſiſchen Waſſer nedp 





2— — .._. 


.- 


1181 





ihn erfalten, befreiet ihn von begleitend Fett und Harz, kocht Ichteres 
noch einige Mal mit verbännter Säure aus, gießt ſaͤmmtliche wäflrige 





ein zweites HO enthalten, das Bei 1000 C. entweicht), die im Waſſer ſehr ſchwer 
Tösti find, gelöfte Gifenoryufalge (hierin der Gallägerbſäure hnlich) blauſchwarz, 
Gifenoryent purpurn fällen, Gold aus Goldchlorid⸗Löſung, Silber aus Silber⸗ 
orgsagotateföfung metallifch niederſchlagen. Ballägerbfäure (1 Saure 
59 Bafler) färbt Dagegen ebenfo ſtark verbünnte Golvauflöfung gefättigt 
firfhrotb (Büchner a. a. D.) ohne alle Trübung. — Die Breuzgalla⸗ 
fäure entfieht bei 1150 C.— 920 R. aus Balläfdure, mittelft trockner Deflillas 
tion in Borm eines Dampfes, ver erlaltend glänzend weiß fublimirte Blättchen 
darſtellt, wirb jedoch wohlfeiler aber nicht fo vein erhalten, wenn man Gallapfel⸗ 
yulver erhigt, wie Benzoes bei der BenzoefäuresDarftellung; oben ©. 990. Sie 
iR im Waffer leichtlöelich, färbt PeO-GSalze blauſchwarz und flellt bie fog. 
edlen Metalle, aus deren Auflöfungen metalliſch ber, wie die Galläfänze. Belde 
Sauren fimmen auch darin überein, daß fie, hat man ihre wäflrigen Loͤſungen 
mit Alkali verfeht, raſch O⸗Gast verichluden, was fie nah und nad ganzlich 
zerflört, indem fie zulegt in Braunfchwarzes, Kuminfäure-äpnliges Tannin übers 
gehen. Die Balläfäure erhäli man übrigens, jedoch nit rein, ſondern roh, 
in Sorm eines gelbligen oder bräunlicden, kryſtalliniſch pulvrigen Bodenſahes, 
wenn man Balläpfelaufguß mehrere Wochen lang ver Luft ausfegt; es bildet fi 
Schimmel, aber nit nur auf Koflen des fog. Schleims ıc., fondern zum Theil 
auch dadurch, daß ein Theil der ſchon entflandenen GBalläfäure ſich zu zerfehen 
beginnt. Durch Löfen in fienendem Waller und Behameln mit Thierkohle wird 
jener Bovenſatz farblos und gibt dann reine GI-Kryſtalle. Die Galldfäure 
folchen Weges wurde zueft von Scheele (ihrem Entdecker) hargeflellt. Dem 
Uebergang verfelben in Brenzgalläfäure erläutert ber letzteren flöchiometeis 
fe Formel —Cg Ha Os. Zu Ihrer Erzeugung werden demnach 2 Galläfäure, vie 
— C14H4 08 + 230, over, mit Iehteren —= Ca Hg O,0 find, erfordert, bie, 
indem fie Cg Hy, O4 entlaffen, zugleich 2 HO frei laſſen; es bilden fi 2 COy, 
und zurüdbleiben 4 C in Form von Kohle, bie zum Theil von fog. Metas 
galläfäure begleitet erſcheint; fo fern nämlich ein Theil der ſchon fertigen 
Brenzgalläfäure durch, über 1100 C. hinaus reichende Hitze unvolllommen zers 
Kört wird, und alfo verändert ebenfalls kohlſchwarzes Anfehen hat. — Bei jener 
Schimmelung des Balläpfelaufguß erzeugt ſich zugleih au mehr oder fog. 
Gllagfäure, vie man jedoch in größerer Menge erhält, wenn man Galläpfels 
pulver näßt uns bei mäßiger MBärme ſich ſelbſt, und damit ver Gahrung übers 
laßt; m. Grund; L 931 fi. Babiman und Griſchow fanven fie ſchon fertig 
vor in ber Tormentillwurzel (dexen Berbfäure der des fog. Bummi Kino 
fege nahe kommt). Sie ſtellt alfo gewonnen, an Kali gebunden, ein im kalten 
Waſſer unlösliches, perimmiterglängende Schuppen bildenzes Salz dar, Das au 
verdũnute Hydrochlorſaure oder an Gffigfäure feinen Salzgründer abtritt und 
voun bie Bilagfäure in Form eines bräunlichweißen, nicht merklich Iöslicgen, 
daher faſt unfhmedbaren und Lackmus nur fpurenweile röthenden Pulvers, 
». i. eine Gäure entläßt, die chemiſch vollfommen übereinftimmt, mit dem 
Hauptantheil ner Achten orientalifgen Bezoare, und daher auch, von ben 
Gutvedern vieler Uchereiuftimmung Merklein und Böhler, fortan Bezoar⸗ 
fäure genannt worden iſt. Sie bildet nämlich in viefen, meiſtens dunkeloliven⸗ 
grünen, zumellen aud bräunlidyen und marmorietsfarhigen, gewöhnlich ei⸗ ober 
nierenförmigen, ſehr glatten, fprösen, innen concentriſch⸗ſchaalig gefähichteten, 
einen gemeingin aus Pflanzenreſten (zesfaueten Baumrinden, Schotenfrüchten u. ſ. w.) 
beſtehenden Kern umfchließennen krankhaften Grzeugniffen ver oben ©. 1118 näßer 
bezeichneten Tiere, die Hauptmaſſe, nämlig den jenen Kern einfaſſenden 


12 - 


Auszüge zufammen, entfärbt fie mit Thierkohle, und fehlägt Darans 
ben Salzgränder mittel eines Alkali (nach Umfänden mit Na0CO, 





Geſammttheil, und Abnelt fo einigermaaßen jenen aus Litkofellinfäure 
(a. a. D) beftehenten, ebenfalls morgenlänvifchen Bezoaren; eine dritte Sorte 
Bezoare befichet aus Kalkphuspbat und Ammonoryb-Magnitpbotphat (— 8 CaO 
+3PO; und AH40 + 2 MgO + PO; ; Iekteres Salz verwanvelt fi durch 
Ammonoryp » Entlaffung mittelt Glüͤhung in 2? MgO 4 POz, und enthält 
96,67% MgO). Die bei 2000 C. getrodnete Bezoarfäure enthält annoch 1 Bers 
haͤltnißgewicht baſiſches HO, was im Kaliſalz durch KO erfegt erſcheint, umd iR, 
abgefehen von dieſem baſiſchen Waſſergehalt fRöchiometrifch zufammengejeht aus 
Ca Ba 07. Bon ber Kernmaſſe befreiete feingerriebene Bezoare ber erfleren 
Art Löfen fih in mäßig flarfer Kali-Lauge, bei gänzlidem Luft⸗Ausſchluß, mit 
telſt Schättelung in der Kälte auf, und bilden fo, unmittelbar nach erfolgter 
Auftöfung eine tief fafrangelbe Flüſſigkeit, vie atmoſphäriſches O⸗Gas ſchaell 
verfchludt und dadurch wefentlich verändert wird, indem ſich ihre Bezoarfäure im 
Slautomelanfäure, die wahrſcheinlich — Cr2 Hy Os if, verwandelt, uns 
nun flatt bes gelben ein ſchwarzes Kali⸗Salz enthält. In unverändert ger 
bfichene bafifche gelbe auge geleitete Garbonfäure, entzieht ihr das überſchüſſige 
KO und fällt fo neutrales bezoarfaure® Kali, in Form eines biden, anfänglid 
weißen, tann blaßgrünlich werdenden Niederfchlage, der abfiltrirt (obne ihn ums 
zurühren) einige Mal mit kaltem Waſſer abgewaſchen und dann zwiichen Sließ⸗ 
papier gepreßt, das durch Loͤſen im ausgekochten faſt fiepheißen Waller, Dark 
feihen und Umlryſtalliſtren zu reinigende KO Bzr varfellt, das in heißem MBalfer 
gelöft und dann, unter flarfem lmrüßren in verbünnte Scrrochlorfäure gegeſen 
(fo daß von vieſer ein ſchwacher Ueberfchuß bleibt), die Bezoarfäure in 
Form eines, nach dem Abmwafchen mit Faltem Waſſer, und Trofnen blafgelben, 
leichten (mikcoſtopiſch beichauet: aus glänzenden turchfichtigen Priemen zufam- 


mengeſetzten) Pulvers entläßt, pas bei 1800. — 140,4 R. ein Eigengewicht 


gleich 1,667 darbietet, Im Waſſer zwar nicht ganz unloͤtlich aber doch unfdhmedr 
bar ift, für ſich erhigt theilmeife ſchmilzt, theils verfoßlt, und dann Lie alfo ut 
ftandene Kohle in Sorm eines ſchwefelgelben, Kryſtallnadeln bildenden Gublimats 
bedeckt, im Aether unlöslih, dagegen im Alkohol mit blaßgelber Farbe Tästih iR 
und, gelöft, ſchwach faner gegenwirkt. Auch mit NaO biltet bie Ber ein aus 
ber NatronstaugensAuflöfung durch COq gefäll’t: fehr ſchwerlöeliches, hochgelbet, 
kryſtalliniſch pulvriges Salz, mit Ammonosyb (wur Wechfelzeriegung von KU 
Bzr uns AH4 Ch gewonnen) ein bellolivengrün pulveiges Balz, mit BaO, 
CaO und PhO gelbe, unlöslige Salze, von venen letzteres beim Trocknen 
dunfelolivengrün wird. Waſſerarme Schwefelfäure Iäft bie Säure mit citree: 
gelber Barbe auf, Verdünnung ber Auflöfung mit Waſſer fäll't fie unveränkert. 
Bis zu 200° C. erhigt verliert fie 1 HO — 5,32%, ; Räxkeres Erhitzen entführt 
noch 1 HO, und Hinterläßt fle obiger Formel entſprechend zufammengefeht. Jene 
vurch Gchwefelfäure bewirkte Gelbung ift wahrſcheinlich Bolge von MBafferent: 
ziehung, bas ihr aber beim Ausfällen mit Waſſer wierer zugeführt wit. — — 
Sallägerbiäure fans Stenhouſe bis bieher nur in ven Gulläpfeln mu» im 
Sumad, der aber außerbem noch eine zweite, näher zu beſtimmende Gerbfäure 
enthält; oben ©. 1144 Anm. Ob pie Gerbfäure ver Weinbeeren- Stiele (ſog. 
Traubentäimme), deren Gegenwart das Umfchlagen leichter Weine verhätet, 
auch eine eigenthümliche IR? ſteht noch zu prüfen. Wahrſcheinlich enthalten wie 
zum Theil hochſt verichieden gearteten fog. zufammenzicheunen Pllanzen 
und Pflanzentheile (m. Grundz.; a. a. D.), mehrere, mitunter [ehr von eimanner 
abweichende GerbfäuresArten. Kommen vergleichen Begleitet von Galläfiure 


1168 


— —— — — 


aber CaOHO sder mit waͤſſrigen Ammonoxyd) nieder, zieht den Nie⸗ 
derſchlag mit Allohol aus, entfärbt ihn nochmals, FAR’ den eiwa bei 





vor (Bertäollet fand in ven hellbräunlichen fog. weißen Galläpfeln keine 
Gelläfäure), was nah Stenhouſe nur bei ven Gallägerbfäurerhaltigen Ges 
wädsfen ner Ball ſeyn ſoll, fs kann man beige Säure durch Thierhaut oder Ochſen⸗ 
harnblafe ſcheiden, indem biefe In einigen Wochen die Gerbſaͤure hinwegnehmen 
Gadurch der Gerbung unterliegenb) und die Gallaſaure in der Sluſſigkeit zurud⸗ 
laffen, die dann mit gelöftem PbOA verſeht, galläfanres Bleioxyd entläßt, vas 
mit HS behandelt in unlösliches PpS und wäffrige Gallaͤſaͤure zerfällt. Zum 
Gexhen ver Thierhante eigenen ich alle Berbfäuren, weil fle alle mit ver Haut 
(wie mit dem Leim, wie mit ben Stoffen, welche deſſen Bildung beringen; 
oben ©. 1077 ff. und 1142) verichtele, im Waſſer unlöslidhe, mehr oder wes 
wiger der Säulnif widerſtehende Verbindungen, d. i. lohgares Leder geben; 
koch werben hiezu die an Gichengerbfäure reichen Pflanzentheile, daher 
@idsen = ıc. innen (und für feinere Leheriorten): Sumad = und Gallägerbfäure 
- Saltige Pflanzentheile bevorzugt; wie kenn befte blaffe Lohe junger Cichen (mit 
fog. Spiegelrinde, d. i. mit glatter, glänzender, ungeborftener Rinde) gegen 
16%), Gerbfäure darbietet, währen» rothe Lohe älterer Eichen in der Regel nur 
4 bis 6 Brocent, Weiden⸗ uud ebenfo Birken⸗Rinde nur 2, Kaflanien un Roß⸗ 
taflanien 3 bis 4, Blätter und Zweige ver Heidelbeeren kaum 1'/%, enthalten. 
Gigenrinte alter Aeſte enthält aufertem das von Gerber entdeckte Quercin, 
d. i. ein Beine Kryſtalle bildender, geruchloſer, ſehr bitterex, ſchwerldelicher Stoff; 
ſ. Arch. d. Pharmac. XXXIV. 167. [Das Ginreiben ver Sleiſchſeite der zu 
gerdenben fog. gränen (friſchen) Thierhäute mit Kochſalz, oder beffer mit Geifens 
unterlaugen:Galz ober caleinirien Eeifenffuß — oben ©. 1047 — v. i. KCh 
entfefigt nie Haaxwurzeln und befzeiet vie Gänte von jenen löslichen Theilen, 
bie würven fie gegerbt,, ungleihen Zufanımenbang uns Verminderung ber Dichte 
des Lebers zur Bolge hätten; vergl. übrigens oben ©. 447]. Die in ven 
Ehinarinden neben Ehinafänre vorfommende Gerbfäure:Art, fo wie jene 
(Thierleim nicht. fällenne) der rohen Kaffeebohnen, ſchlagen das oxybulirte 
Giſen ans feinen fauren Auflöfungen grün niever, vie unkryſtalliniſche, blaß⸗ 
gelbliche, im Waſſer leichtideliche, rein zufammenzichenn ſchmeclende, Leim fallende 
Tatechugerbſaure (acid. mimotannicum, baher M:) des Catechu ober 
fog. Terra japonica,. ». i. bes ſchwarzbraunen, im Bruche glängenzen, fpröben 
wäßfrigen Sztract's der in Dflindien Heimifhen Mimosa Catechu L. (das in 
der Bäzterei und KattunsDruderel Häufig zu Achten braunen Farben verwendet 
wird), die man dem Catechn durch Nether entzieht, fällt Eca Oz graugrün, 
und jene der Binde von Pinus maritima L. FeO bräunlihgrün; alle 
Diefe und ihnen gegen Eiſenoxypulſalze ähnlich wirkenden Berbfäuren nannte man 
fon eifengrünenden Berbftoff, während die vem Achten Kino, d. i. dem 
eingenidten Saft des in Afrika heimiſchen Rinobaum (Pterocarpus erina- 
ceus ÄL.) eutflammense, Gijenoryeul vätHlich braun, una jene anderer Kinss 
forten es ſchwarz⸗ ober violettbraumn niederſchlagenden Gifenbräunenbe 
(ober rotäbräunende) Gerbſtoffe genannt wurden; aber auch der grüne Nieder 
fdjlag , ven Ghinagerbfänre bewirkte, xöthet fich an der Luft. Die der Wurzel 
der weißen Waſſerlilie over Seeroſe (Nymphaeca alba 12.) fällt Eifen 
w, nu bient zum Graufärben ber Zeuge; nur bie Ballägerbfänre 
Eine, ©: Fr jufolge mit ſauren Eiſenoxydaufloſungen ſchwarzblaue 
läge. Hat man nem Catechn die Gerbſäure entzogen, fo enthält fie 

a jr zweite elgenthümliche Säure, nie Catechn⸗ ar Lanningens 
Säure =Cı; Hs ©, die in weißen Schuppen Trpfiallifiet, im kalten Waſſer 
fgwer =, im beißen leichtloslich iſt, an der Luft fig ſchnell rothet, dann bräunt 





1184 





vorhandenem CaCh möglicher Welfe vorhandenen Kalk inch ſeht wenig 
SOg aus, nentralifirt die vom Nieberfchlage getrennte Fläfflgfeit mitA, 
zieht wiederum den Alkohol behutfam ab und fchlägt endlich au m 
wäflrigen Löfung den Salzgründer durch wäffriges KOCOg ober wäfiget 
AH, O nieder. Gehört diefer zu den kryſtalliſirbaren, fo iſt deſſen lezliche 
vollfommene Reinigung durch wieberholtes Umkryſtalliſtten gerne 
nicht fehr fehwierig, Hingegen wirb fle ungemein ſchwierig bei je, 
ober gar nicht kryſtalliſirbaren in Folge: in ſehr Kleinen Mengen im 
Salzgründer hartnädigft anhangender fremdartiger Etoffe, deren Aria 
nicht felten bei denfelben Aifalorden , nach Manfigabe der Entnidelung um 
bes Alters der Stammpflanze, ſich fehr verfchieben zeigt. So gemiht 
3.2. die Wurzel des aus der Schweiz bezogenen Aconitum Na- 
pellus Z., in Dr. Blumenau’s Berfuchen ſtets weißes yulrigl 
Aconitin, während er e6 aus dem Kraute bderfelben Pflauze, alt 
Mühe ohugeadhtet, nur blaßgelb zu fcheinen vermochte. Je m@ 
Schimmel ergriffenen Wurzeln der Wolfélirſche, wie des Will 
fand B. keine Epur von Alfaloid. Während aber fehr wahrer 
Löfungen feuerbefändiger Alkalien, und mehr noch bie ſtarren Oprak 
berfelben, wenn fie Alkaloide bei Sied⸗ oder Schmelzhitze berühren, 
biefelben, Fraft ihrer Säureforderung gänzlich zerſetzen und wie at 
Mzotshaltigen Bildungstheilen, unter Eäures (meiftens COg:) E 
zeugung und Bindung, in ihnen Ammoniak ſich bilden machen wi ı 
fofort aus ihnen entwideln, werden Hingegen die flüchtigen Als 
Iorde, durch mäßig flarke Laugen firer Alkalien nur jener Elm 
beraubt, mit welchen fle verbunden in ben Pflanzen vorkommen, A 
beftilliren dann, foldden Weges fäurefrei geworben, von 
gleitet herüber. Zur Zeit kennt man nur 4 dergleichen Wilalorde, da 
Ricotin oder Tabaksalfalorn, das Eontin oder Schierlingealislh 
das Eicutin oder Altaloid des Wüthſchierlings und das häre 
phyllin oder Alfalien bes wilden Kälberfropf, und mur Di bede 
erſteren ſind bis jetzt genau unterſucht und ihren chemiſchen Bryan 
nad; genugfam befannt (ob bie flüchtigen Alkalorde der Daphne d 
pins und D. Gnidium, der Zeitlofe, des Opium und des Leirl 
fich als folge bewähren, ſteht zu prüfen; m. Grundz. I. 881); d 
aber find äußert giftig. Zur chemiſchen Yoltrang derſelben 
man bie fie darbietenden, wohl zerfleinerten Pflanzentheile, J 8. 
der des Nicotin, Blumenan zufolge: Tabafsftaub, wie er in Zebel 
fabrifen abfaͤll't, oder ſtatt deſſen feinzertheilte Blätter fogesaml 





und enblich fehe leicht Täslih wird. Gänrefreie Alkallen befördern ihre M 
Luftzutritt eintretende Zerſezung, indem fie ſich in earbonſaure und japon! 
Salze verwandeln ; aus Iehteren fällt Hydrochlorſäure das ſchwerl 
ſchwarze Japonſaure⸗Sybrat = Ci2 H; O;; 9 COn firmen fit u 
ber Saponfäure an Alkali gebunden. Ueber das Verhalten ver Tanniıfi 
fAure vergl. au Büchner's Mittheilung in m. Arch. VE 411. 


1185 





fuer Tabake (3. B. ungariſcher Blätter). zu jener bes Conila 
bie faß reifen Früchte bes Conium maculatum L. (das Kraut deſ⸗ 
felben iR gewöhnlich ſehr arm an Alkaloid; ob auch die Wurzel? ſteht zu. 
verſuchen) zunörberf mit fo viel Schwefelfäurerhaltigem Waſſer — auf 


. 18 Tabak, Blätter oder Stand, und ebenfo auf 1 A Schierlinge- 


Saamen 1 Quentchen Bitriolöl und fo viel Wafler, als zur Geſammt⸗ 
fuhtung erforderlich — — daß man die Blätter oder Saamen volls 
Rändig zerquetichen und zerreiben Tann, was in den Gtand ſetzt, fidh 
gegen Cinathmung tes gefährlichen Staubes zu fügen, padt dann 
bie wohl zerfleinerte, angefäuerte Mafle in einen gläfernen ober por⸗ 
jellaneuen Berbrängungsenlinder, und weicht fie hierin mit Weingeiſt 
ein, den man im gleichen Verhaͤlmiß wie zuvor das Wafler mit 
Säywefelfäuse angeſaͤuert hatte, man verdrängt daun entweder mit in 


gleichem Maaße angefäuerten Weingeift oder mit dergleichen Wafler, 


kefteiet die alfo gewonnene Auszugsflüffigkeit vom Weingeiſt durch 
gelinde Deſtillation, läßt nach dem Weingeiſt in gleicher Welle noch 
die Hälfte des Waflers übergehen, dampft dann den Rückſtand, im 
Baflerdampfbade bis zur Syrupsbide ab, bringt ihm hierauf nebſt! / 


feines Volums flnrfer Kali⸗ oder Natron-Lange in ein geräumiges 


Deitilirgefäß, und deſtillirt ihn, 3.3. mittelft dee Weigel’fchen ober 
vr Lichig’fchen Künlanfalt, in wohlgekühlt erhaltenen Vorlagen fo lange 
‚über, als das Deſtillat noch alfalifch gegenwirkt. Da anfänglich ſehr 
viel reines Alkaloid, in Form eines auf der wäflrigen Flüſſigkeit 


. f@rimmenden blafgelben Wetheröls übergeht, fo wechfelt man bie Vors 


— — 


lage, fobald nur Waſſer kommt, das dann neben etwas Allkalold ftets 
mehr oder weniger Ammonoryd gelöft enthält, und aufs Neue in aͤhn⸗ 


. licher Weile behanvelt wird. Die Deflillationen kann man hier, wie 


in vielen, ähnlichen Fällen (3. B. bei der fog. Rectification der waſſer⸗ 
armen Schwefelfäure, bei jener der Gfligfäure aus eiflgfauren Salzen 
mittel Schwefelfäure, der Azotfänre aus Ehlormetall-freiem Salpeter 


"mittel hydrochlorfreier Schwefelfäure sc. 20.) dadurch merklich befchleus 


nigen und bei geminderter Hitze beivirken, daß man Platindrähte in 


‚ die Retorte oder den mit iubulirtem Helm verfeheun Deftilirkolben 


bringt, bevor die Heitzung beginnt; fie befördern nämlich, Eraft ihrer 
— verglichen mit der Blülfigfeit und dem Glaſe befierer Wärme⸗ 
Leitung und Entfirahlung die Dampfbildung in fehr merklichem Brave, 
Das alfo gewonnene Ölige Alkaloid entwäffert man, indem man es 
über, kurz zuvor gefchmolzenes umb gleich darauf noch heiß gröblich 
gepulvertes CaCh aus einer möglich Iuftentleerten Retorte in eine 
mit Schnee und Kochſalz kalt erhaltene Borlage etwas raſch deſtillirt; 
vom beigemifchten Ammpniaf verniag man es, jeboch nicht ohne Ver⸗ 
luſt, dadurch faR gänzlich zu befreien, daß man es im offenen Schaͤlchen 


‚über waſſerarme Schwefelläure in die Guerike'ſche Leere bringt. Hatte 
. ‚man das letzte wäflrige Defliflat genau mit Schwefelfäure neutralifiet, 
73 


1186 


fo kann man, nah Blumenau, dem daburch entſtanbenen Genug 
von Ammonoxyd⸗ und Alfaloid-Eulphat letzteres entziehen durch Aether 
haltigen Weingeiſt (auf 1 Aether: 2 Weingeiſt von 85 bis 86%, U 
Tohols Gehalt), hierauf zunächſt Aether und Weingeiſt von felgen 
Auszuge durch Defillation fcheiden und bann durch Deſlillatien mi 
waͤſſriger KRalistdiung von 1,5 Bigengewicht das Alfaloib felbk bas 
ſtellen (im Aether gelöftes Nicotin eutläßt erſteren bei 1409C. = 11AR), 
Diefes muß in gegen Luft und Licht geſchützten, von ihm gänzlich ge 
füllten, volllommen verfchloffenen Gefäßen aufbewahrt werben, weht 
man umgefehrt, ihren Stöpfel nach unten gewendet, in gefättigte Ham 
oder Kochfalzstöfung ſtellt. Melſens gewinnt übrigens das Ricatin 
aus Tabatsraud, den er durch eine Flaſche leitet, welche augefänerks 
Waſſer enthält; -4,5 Kilogramm Tabak gaben ihm fo 30 Graz ꝙ 
zeinigtes Nieotin; folchen Weges würden jene, welche Tabak derqh 
Wafler (mittel der Waflerpfeife, dem Nargileh ver Kegynten 
Türken sc.) rauchen, wenn fie das Waſſer anfäuerten, nicht theilmeiſt 
fondern gänzlich von Nicotin und Ammoniak befteieten Rauch in id 
ziehen. — 1) Das Nicotin, das übrigens nicht nur in den Diät, 
fondern auch in ven Saamen der Tabafpflanzen- Nirten (Nicetians 
Tabacum, N. ructica L. eto. etc.) vorliegt, ſtellt durch Defiletint 
in einem Strom trocknen H>Gafes über gebrannten Kalk deRilist w 


"fo gänzlich gereinigt, eine farblofe, dlige, ſchwach tabakartig riet, 


1,048 igengewicht befigenve, allaliſch gegenwirkende, bei — 690. = 
— 40ER. annoch fläffge, bet 2469 bis 2509 C.— 19608 bie MR 
fiedenve, aber ſchon bei 1000C. weißen Randy entwickelude, an ver it 
ſich ſchnell dräunende und harzartig werdende, leicht entzimplide, ai 
heller, rußender Flamme breunende Fläffigfeit dar, bie im Veſſer jew 
lich 1öslich, und mit Alkohol, wie mit Aether, Aether⸗ und Fen⸗Dela 
durchgängig leicht miſchbar iR. Der waͤſſrigen Löfung wird es vl 
Aether entzogen und durch Zufag von viel Kali⸗Hydrat Hlartig 
ſchieden. Wurde von Boffelt und Reimann entdecit, und iR Drtb 
goſa zufolge procentifh — 73,26 C; 0,65 H m» 17,00 A; Fidieme 
triſch = Cio Ha A. 2) Das Coniln, entdedt von Biefete, mau 
dargeflellt und näher beflinnmt von Beiger, iſt ebenfalls farblos, Bat 
und dlig, hat 0,89 Bigengewicht, riecht betaͤubend widrig (Mäuichert 
oder) Schierlingsähnlih,, ſchmeckt Außer widrig Tabak-ähnlıd bras 
nend ſcharf, und ift, gleich dem vorigen, hoͤchſt giftig. Es bleibt bei 
— 100 0. ⸗ — 80. noch flüfflg, gegenwirkt in wafferfreiem Zefa 
nicht, im Waflershaltigen hingegen ſtark und dauern» allaliſch (vo 
alfo, gleich ven Ammon, des Waflerd, um Galzgründer zu were) 
fledet vollſtändig bei 1700 C.—= 1360 M,, von Wafler begleitet Will 
e6 aber ſchon bei 1000 C. über, wirb durch O⸗Gas⸗Verſchluckung ihm 
lich wie das Ricotin zerſetzt, bräunt ſich und Hinterläßt eine hatzerig 
Maſſe, iſt entzändlich und verbrennt unter ſtarkem Rußabjap mit heil 


1197 





Flamme Bei 00C. fordert es gegen 90, bei höherer Temperatur 
mehr Wafler zur Löfung, umgekehrt nimmt eo felbft aber auch Waſſer 
in ih auf, und zwar bei — 60C. = — 40,8R. mehr als fein eiges 
nes Gewicht (bei + 15 ohngefähr 0,25 feines Gewichtes tropfbares 
Waſſer; und wie fich feine wäflrige Löfung durch Grhigen es entlaffend 
träbt, fo auch das gewählerte Gonim, durch Erwmaͤrmen, indem es 
Waſſer) entläßt. Mit abfolutem Alkohol if es durchgängig miſchbar, 
und enthält das Gemiſch 3 bie 4 Alkohol gegen 1Konün, fo wird es 
won Waſſer nicht getrübt; Wether nimmt etwa I/a feines Gewichtes 
auf, Hetgeröle und Kettöle laſſen fich damit vermiſchen. Für ſich bes 
Reht es Röciometriih aus Ci2 Hıs A; als Salzgründer enthält es 
außerdem no 1 HO. Die Salze befielben find, von phyſiſch gebuns 
denem Waller befreiet, geruchlos, außerdem verhreiten fie ſchwachen 
Eosün: Bernd. Sie find zum Theil ſehr ſchwierig kryſtalliſirbar und 
fehr zerfließlich und gleich den Nicotin-Galzen zwar löslich in Wafler, 
Weingeiſt und Heiherweingeift, aber unlösli im Netter. — 3) Des 
ſtillirbar if auch, aber nicht giftig, hingegen flarf baflih ein 
Eunfllicher Salzaründer das GChinolein, nah Gerhardt erzeugt 
aus dem „Shinin“ (oder dem „Cinchonin“, oben ©. 984 u. w. u.), 
Durch deſſen Erhiben mit dem Afachen feines Gewichtes Kali-Hydrat 
man Wofler; es deitilliet über und flellt dar eine eigenthümlich riechenpe, 
ſcharf bitter ſchmeclende, im Waſſer zu Boden ſinkende und damit nicht 
miſchbare ölige Flüſſigkeit, die forgfältig erzielt (ohne baf es zum 
Schmelzen des Kali kommt, was, wenn es eintritt: Ammoniak⸗Ent⸗ 
widelung zur Folge bat), faſt farblos if. 86 bildet mit ben Säuren 
kryßalliſirbare Salze; tm Hynrochlorfäure anfgeläl und darauf mit 
Blarinhloridstöfsng verfebt, erzeugt es einen gelben Niederichlan, der 
Ach in ſiedendem Wafler löR. Diele Löfung entläßt, nach dem Durch⸗ 
ſeihen erlaltend: in fchönen goldgelben Nadeln anfchießendes platin- 
Hlorinfaures Ehinolein (oder Chinollin, wie e6 &. nannte), das 280/90 
Pt enthält, während das Ehinslein ſtöchiometriſch —= Cıo Hio A 
zuiammengeiegt it. &. erhielt au aus andern, nicht befillicbaren 
Alfalciven (aus Strychnin, Narcotein sc. ſ. w. u.), deſtillirbare ölige 
Alfaloĩde. Das mit Chinin behandelte Kali enthielt nach ber Chinoleln⸗ 
Erzeugung Sarbonfäure, das mit dem Etrychnin ıc. erhibte zum Theil 
eigenthũmlich ſcheinende, annoch näher zu unterfuchende Säuren. 4) Theils 
deſtillirbar, tbeils fublimirbar ift das im Kraut und Sagmen des gemeinen 
Stechapfel (Datura Stramonium L.) und verfchiedener anderer Arten 
verfelben Bflanzen-Battung, am häuflgften in D. ferox Z. vorfommende 
Da turin. — Nach Blumenau gelangt man am vorthellhafteflen zur 
chemiſchen Iſolirung dieſes Alkaloide, indem man bie reifen Saamen 
für fi) und ebenfo das gleichzeitig der Pfayze entnommene Kraut 
(Blätter und Blatiſtiele) zerquetfcht, dann beide Maflen untereinander 
mengt nad fie moͤglichſt fharf auspreft; man ar derauf den hie⸗ 


1188| 


durch gewonnenen Saft mit fehr verbünuter Schwefelſanre ſchwach mn, 
bringt ihn ins Sieden, feihet ihn nad) der Gerinnung feines Allein 
Gehaltes durch, und dampft ihn dann gelinde zur Extractdicke ab, rihrt 
nun, fo lange es noch warn if, das auf dem Seihtuch verblichen 
geronnene Pflanzeneiweiß wieder darunter, und verfeht Das Gem 
zunaͤchſt mit einem Theil jenes alloholigen Auszuge, den man mitters 
weile dadurch gewonnen hatte, daß man jenen Auspreffungs s Radius 
inuig mit 20/9 frifch bereiteten troctnen Kalkhydrats mengte und bem, 
‚ im Berbrängungschlinder mit HOprocentigem Alkohol erſchoͤpfte. Das 

durch einen Theil diefes alfoholigen Auszugs in flüffige Breiferm ge 
brachte Albumin⸗Extract⸗ Gemenge wird hierauf in den fibrigen alle 
holigen Auszugsantheil gegoffen, biefem flüffigen Gefammetgemag, 
falls es nicht alkaliſch gegenwirken follte, noch etwas Kalkhydret ki 
gefügt, worauf man es baun tächtig fehüttelt und durch Abſehen zw 
Durchſeihen des fläffigen Theile, das rohe Daturin im gelöfen Ze 
ſtande erhält. Anfäuerung deſſelben mit fehr verbünnter Gchwefeänz, 
Entfernung des Alkohol durch Defillation aus dem Dampfbabe, Era 
derung der rädfländigen Fläfftgkeit von dem darauf ſchwimmenden Del, 
Entfärbung verfelben mit Thierfohle, die man zuper mit Eſſigſamt 
Fark angefäuert hat, Einmengung der nun farbiofen effigfanren Frujig 
fett durch Abdunſten feßen in deu Stand, bie endliche Scheidung dei 
gereinigten Daturin dadurch zu vollziehen, bag man zunächk mit we 
dünnter Falter Kalicarbonat-Löfung die Säure hinwegnimmt bis zu 
beginnenden baflichen Reaction, und biefelbe begleitenden fdymade 
Trübung. Man filtrirt hierauf und mifcht Alkohol von 950), hinz 
fegüttelt das Gemiſch tüchtig, laͤßt es ſich Durch Abſetzen Tlären, bei 
die alkoholige Flüſſigkeit vom Bodenſatze ab, entfärbt fie mit Bist 
langentohle, defillirt 2/3 des Alkohole im Waſſerbade ab, gieft Ni 
rũckſtaͤndige, annoch heiße, Blüffigfeit in eine Abtampfichaale, wu 
überläßt diefe, mit Papier vollkommen bedeckt, trockner 200 C. = 160% 
warmer Luft; es kryſtallifirt allmälig ber größere Theil des Di 
tuein heraus, während ein Fleinerer Antheil ben Schaalenraud firzll 
artig überzieht: fo einen Ueberzug bildend, der in wäflrigeın Weingd 
gelöft, wie zuvor, der Luft überlaflen, ebenfalls (jedody gemeinhin ein 
gelbtiches) Daturin kryſtalliniſch entiäßt. Es bildet ans der währig 
alfoholigen Löfung, die man unter einer Blasglode über Schwefelſca 
abdunftew läßt, anfchießend, vollkommen gereinigt, lebhaft glängen 
farblofe und geruchlofe Prismen, vie bei 1000C. dlahulich Flcf 
und, num vorfihtig erhitzt: fi in weißen Hau veruanbein, 1 
theils zu Sublimat ſich abfühlt, theils, zumal wenn Die Ertzige 
Heiner Mengen tm fog. luftleeren Raume erfolgte, ölartig überseiil 
theils, Bulls die Luft des Defillirgeräthes nit gehörig vera 
worden, der Oxydation und dabdurch der Serörang des Mifelg 
unterliegt; denn in ber unverbännten Luft ſchnell und lebhaft ech 


1189 


eniſlaumt bie geſchmolzene Mafle, unter Ichhafter Eichientwidelung und 
Yarlımı Rufabfag ſchnell verbrennend. Im Waller ſchwerldolich (bei 
1506. = 1208. gegen 280, bei Siedhitze 72 Gewichtstheile deſſelben 
heiſchend) ſcheidet es ich, erkaltend, wieder vom Waſſer, indem die 
fung ſich truͤbt. Aether löſt bei 150C. nur 50/9, vom Alkohol bins 
gegen wirb es leicht aufgenommen. Es wirkt, in, fehr geringer 
enge ins Auge gebracht, auf die Sehe (Pupille) erweiternd; im noch 
höheren Grade gefchicht dinfes beim Hyoscyamin, und am heftigften 
wirkt in dieſer Hinficht das Atropin, weßhalb man ſich beim Dars 
Rellen, wie beim Gxperimentiren, gegen Tröpflein ober Giäubchen, bie 
ins Auge dringen koͤnnen, vorſichtigſt in Acht zu nehmen hat; denn 
der Bupifiens@rweiterung folgt flets mehr ober minder (beim Atropin 
mehrere Tage lang) andauernde Schwächung oder Lähmung des Muges, 
das wie durch einen Flor ober Nebel verbunfelt wird. Durch Bes 
tührung fänzefreier Allalien And Daturin und Hyoscyamim leicht 
zerſtͤrbar, alle brei aber fehr giftig. — Jenes bei der Darſtellung bes 
Deturin fi aus der mit Gchwefelfänre angefäuerten Aufläfung von 
felber fcheidende, oben auf ſchwimmende Del entläßt, nachdem es mit 
angefäuertem Waſſer zu Gunſten ber Daturins Besinnung nochmals 
ebgewalchen worden, in fehr geringer Menge ein Altalordul, bas 
von Herm. Trommédorff aufgefundene, den Vernehmen nach nur 
aus C und H zufammengefehte Stramonin, das durch Abwafchen 
mit daltem Aether, Löfen im heißen, und Erkalten biefer Loͤſung, in 
weißen, mattglängenden, undurchſichtigen Kryftallen aufchießt. Es if 
geſchmacklos, unloͤslich in Wafler und fehwerlöslich in Weingeiſt; loͤs⸗ 
Uer im Aether. 5) Hyoscyamin, entdeckt von Beiger und Heffe 
im Saamen nub Kraut des fchwarzen und weißen (ſchwarz⸗ und weiß: 
foamigen) Bilſenkraut (Hiyoscyamus niger und H. albus L.). Dars 
fellung wie Daturin. Beine, feidenglänzende, geruchlafe, feucht und 
nit gehörig gereinigt, fehr widrig, entfernt an den Geruch fledender 
Schreinerleim⸗Loͤſung erinnernd und betäubend riechend, tm Wafler 
dem, im Alkohol und Mether Leichtlöslich, gelöft ſtark alkaliſch 
Gegenwirtend, Platinchlorid nicht, wohl aber Goldchlorid (weiß) fällend, 
derch Gallaͤpfelaufguß fällbar, durch Jodloͤſung ſich braunroͤthend und 
Ahſtuſſiger werdend, in waſſerarmer Azotſäure ungefärbt aufloͤelich, 
dergleichen Schwefelſaͤure braͤunend, bei Ausſchluß der Luft erhiht 
ſchuelzbar und oͤlig überdeſtillirend, auch mit Waſſer theilweis deſtillir⸗ 
ber. 6) Atropin, eutdedt von Mein, Geiger und Heſſe. Ob 
es HO gebunden enthält? ſteht noch zu ermitteln. Man gewinnt es 
wie das vorige and betrachtet es zeither, Liebig’s Aualyfe gemäß, = 
20,98C, 7,83H, 4,83 A und 18,36 O; ſtöchlometriſch Caa Has A + Os 
oder mutbmaßlih (wahrfcheinlicher) — [Ca Hoo + AHı] + 06. 
Es bildet, als alkoholige Loͤſung fehnell abgedampft, firnißartige Ueber⸗ 
düge, ans waͤffriger gefättigter Löfung, oder friſch ans sefättigter feiner 


1190 


— ni 


Salze geſchieben, eine dlige Naſſe, die allmälig zu Trufiafiinifen 
Gruppen erſtarrt, deren Binzelfryflalle weiß glänzende, feine Prism 
darflellen, die troden: geruchlos find, feudht und nicht unbebingt rein 
erwärmt: widerlich betäubend Irautartig riechen, au), wenn fie gaͤnz⸗ 
lich rein ſind, widerlich bitter und ſchrumpfend ſcharf ſchmecken, bei 
870,5 O. = TOOR. ſchmelzen, oͤlaͤhnlich klar fließend, ſtaͤrker erhitzt 
dem kleinſten Theil noch unzerſetzt ſich verflüchtigen, den übrigen Auchell 
nach Ammonial:haltige Brenzer zeugniſſe gewähren» unb Kohle Hinter 
laſſend. Raſch an der Luft erhigt entſlammt es, mit heller, wenig 
rußender Flamme verbrennend. Im kalten Waſſer iſt es ſehr ſchwer 
ldolich, vom fiedenden fordert es das SAfache zu feiner Loſung; beim 
Tängeren Sieden das 34fache; erfaltenb entläßt dieſe Löfung einem Theil 
des Alkaloid kryſtalliniſch, und die dann rückſtaͤndige Mutterlauge Iry 
ſtalliſirt nun nicht mehr, fondern bildet eine amorphe, im Waſſer lei 
lösliche Maffe, deren wäfirige Löfung (fo wie auch jene des kry⸗ 
Raflinifchen Antheils) an der Luft leicht zerieht wird. Bom Falten 
abſoluten Alkohol fordert e6 das Doppelte feines Gewichts zur Löfung, 
mit heißem ſchmilzt es in allen Verhaͤltniſſen zufammen. Kalter Aether 
nimmt beiläufig 4 Procent, flevender gegen 100/0 auf; erkaltend fol 
die heißen altoholigen und ätherigen Löfungen gallertartige Alfcholat 
und Yetherate bilden. ®) Geine Löfungen gegenwirfen farf allaliſch, 
feine Salze find meiſtens Iuftbeftändig; HICh, SO; und A geben damit 
fetvenglängende, nabeligstryftallinifche Neutralſalze. Sie werben vom 
Waſſer, vom Alkohol und NethersAltohol leicht, von Weiher wit 
aufgenommen; ihre wäflrigen Löfungen gelben und bräunen ſich fowohl 
durch langes Stehen, als durch Erhitzen, und enthalten num, meben 
wenigem Atropin, mehr oder weniger Ammonoxyd⸗Salze. Golbdhloris 
fällt die unzerſetzten, kryſtalliniſch⸗citrongelb, Platinchlorid geiblidh- 
weiß, Galläpfelaufguß weißlodig. Kalte waflersarnıe Gcywefelfäure 
löſt es ohne Färbung auf. Sie find, gleich dem fänresfreien Mlfeloi, 
fehr giftig. — Die übrigen, weder deſtillirbaren noch fublisirbaren 
Altalorve zerfallen zwedmäßig, ihrem befonderen Berhalten nach in 
biefen entfprechend abgetheilte Gruppen; ihre Aırzahl iR wahrfeheiniich fo 
beträchtlich, daß man annehmen darf: es feyen erfi die wenigften befannt. 
“+r) Unvergasbare, d. I. weder deſtillir⸗ noch fablimirbate: a) Dyiine 
Vorkommend in ben Bapaveraceın; im Opium fand man bereiis 
3 Alkaloide (das Morphin, Codern und Thebarn) und ebenſo vide 
Alkaloroule (das Rarkotin, Nareen und Pfenbomorphin) gebunden au 
eine Säure (an die Metonfäure; oben S. 1153) und begleitet wow 
2 weder faner noch baſiſch wirkfamen, fog. inbifferenten Gtoffen, vom 





9) Geiger will vergleichen erhalten Haben. Vielleicht war fein Atropin nicht ums 
bedingt harzfrei? Auch fol, ©. zufolge, Thierkohle wäflrige Utzopimfatg 
Söfungen zerſetzen. .- 


1191 


den Meconin mb Borphyrorin Das Morphin wurbe ent 
bet von Gertärner 1804 (von Geguin, ohne von Gertärners 
Entvedung Kunde zu haben, in bemfelben Jahr, aber etwas fpäter) 
und defien Gäuregründer- Berhalten von ihm erwielen 1816; ein erpes 
zimentaler Beweis, der in Abſicht auf Wichtigkeit HGumphry Davpy's 
Eutvedung der metalliichen Grundlagen des Kali und bes Natron gleich 
gefellt werden kann; denn daß die fog. firen Alkalien, alfalifchen und 
nicht allalifchen Erden der älteren Schulen (bas KO, NO; das BaO, 
8r0, CaO und MgO und AlQ3, BoOg oder GOz 1.) Metallorigbe 
feyen, das folgerten von benen ihrer Beit bekannten fchon Bergs 
mann ıc. und 6 Jahr vor der im Sabre 1807 erfolgten galvanifchen 
Darſtellung bes K unter andern auch Steffens, und wurde Dayy’s 
Entvedung beſonders wichtig für die Chemie ver abhängig thätigen Natur: 
weien oder ſog. Anorganismen, fo wurde es Sertärners mindeſtens 
Im eben fo hoben Grade für die ber felbfithätig (und abbängig-thätig) 
wirkfamen leiblidyen Cinzelweſen ober fog. Organismen, und hieburch 
zugleich für die Pharmacie und Medicin. Das Godein (von zudn, 
d. i. Rohnfrucht) entbeckte Robiquet 1832, genauer beſtimmt wurbe 
es dann von Couerbe. Das Thebarn (Paramorphin) fand zuerſt 
Thibonméry; Pelletier anerkannte es daun ale Alkaloid, erachtete 
es aber iſomeriſch dem Morphin und nannte es daher „Paramorphin“ 
(womit man fpäterhin das Thebaln bezeichnete), was darauf Couerbe 
widerlegte und ihm vorſtehende Benennung ertheilte. — Das Rars 
kotin (Rarcotin, Opian, Bapaverin ober Derosne'ſche kry⸗ 
Raliifirte Opium⸗Salz) wurde ſchon 1803 von Derosme entdeckt, 
baun von Gertärner für ein baſiſches Morphinſalz gehalten, end» 
lich aber von Robiquet: als ein zwar nicht auf Phlanzenfarbfloffe 
alkaliſch einwirtender, aber doch Säuren erſchoͤpfender Galzgründer 
anerkannt. Das Rarcein wurde von Belletier entvedt: von ihm 
und Gonerbe näher unterfucht, das Pſeudomorphia ebenfalls 
von B. Die Melonfäure, mit diefer Benennung belafien, weil 
man tu bem Soharzneis Waarenhandel und in ber Pharmacie ſchlechte 
Dpiumforten Meconium nennt, eine Benennung, bie aber urſprunglich 
bem Annon, d. 1. Mohnfopf nachgebildet und dann auch für „Kindes 
pech“ gewählt worben if, weil biefes dem Mobnfaft (Opium) ähnlich 
ficht. Das Meconin (oben ©. 1153) wurde von SG ouerbe aufgefunden, 
dann von ihm, Belletier und Regnault näher unterſucht; bas 
Porphyroxin lehrte Merd’s Unterfuhung des Bengalifchen 
Dpiums näher kennen, d. i. eine Opiumforte, welche im Hundert neben 
Po Morphin, 0,5 Godein, 1 Thebain, 0,5 Porphyrorin und Spuren 
son Meconin enthält, während bie beſte Sorte des fog. türkiſchen 
Dpium (deffen fänmtiliche Gorten in Anatolien gewonnen werden) 
gegen 10,A bio 150), Morphin migält uud Codein häufig uns ſpuren⸗ 
weiſe darbietet; ſchlechte Garten gewähren meiſtens nur 6 bis 79/5 uud 


1198 . 


ſchlechteſte gar nur 3 bis hoͤchſtens 40%, Morphin. Das Aegyptiſche 
Dpium bietet 6 bie 70/5 Morphin dar, Dagegen verhältlich viel Beton 
fäure (neben welcher in einigen Opiumforten and etwas „Schwefel⸗ 
ſaͤure al6 Bindungsfäure der Alkaloide zugegen if). Chemals bereitete 
man biefe Sorte in ber Gegend von Theben; daher die fon im Haube 
übliche Benennung: Opium thebaicum und daher obige Benenuung 
des Iten DOpinm-Nllaloid. In Oftindien iſt außer dem 

Dpinm auch das von Malva fehr geſchätzt. Das Perſiſche ik 
häufig mit Meifmehl vermifht; Merd erhielt aus einer dergleichen 
Sorte nur 19/9 Morphin und nur Epuren von Narkotin. Im inläs 
bifchen,, in Deutſchland aus dem Milchfaft der Früchte oder fog. Köpfe 
von Papaver somniferum L. gewonnenen fehlte das Thebain gäsy 
li und ebenfo au das Porphyrorin, dagegen enthielt es wiel Kar⸗ 
kotin und verhältlih nur wenig Morphin; In Fraukreich gewonnenes 
gewährte im letzterer Hinficht größere Ansbeuten. Die Benenumg 
Porphyroxin ertkeilte M. diefem Stoffe, weil Sieben feiner fanren 
Löfung Röthung (Purpurs oder Rofen- Rötung) erzeugt, währe 
Zuſatz von Altalien die vorige Farblofigkeit wieder herſtellt. Um bem 
Opium feine Alkalorde zu entziehen, zerfchneidet man es zunärberf 
in bünne Scheiben, digerirt biefe mit Waſſer, dem man ge bis 
15 HÖydeodhlorfäure beigemifcht Hatte, rührt das Banze öfters um, 
preßt es nach 4 bis 5 Tagen aus, behandelt den Rüdfland im gleider 
Weiſe mit Waſſer, das nur 1/2o jener Säure enthält und wiederholt 
diefe Behandlung fo oft, bis folcden Weges dem Opium nichts mehr 
entzogen werden Tann. Nah dem BZujammengießen durch rubiges 
Gichen geklärt, feihet man die gefammte Flüffigbelt durch dichte Lein⸗ 
wand oder Kattun, und verfebt fle fo lange mit Natroncarbonat, bis 
fie kaum noch fäuerlich gegenwirkt (Lackmuspapier bleibend ſchwach 
röthet), vollzieht dann, nachdem man die Salz⸗Lauge bis zur binnen 
Saftdicke abgevampft und in einem zinnernen Keſſel zum Sieden ge 
bracht Hatte, die Reutralifation dur Zufab von Ammoniak, dem man 
noch fo viel folgen läßt, daß pie Flüſſtgkeit ſchwachen Ammonial: 
geruch entwidelt, überläßt fie dann 2 bie 2 Tage hindurch, in Lalter 
Umgebung ſich felber, bringt fie hierauf auf einen dichten Gpigheutel, 
preßt diefen, nach dem Ablaufen ber Flüſſigkeit ſcharf aus, reibt den 
darauf verbliebenen Nieverfchlag mit etwas Falten Waſſer au, preft 
ihn wieder, und wieberholt biefe Verrichtung mit immer Heineren 
Waſſermengen fo oft, bis das Wafler ungefärbt abläuft. Das hiebei 
gefammelte fämmtliche Flüffige entläßt nuch durch den Spitzbentel einen 
hindurch gegangenen Niederfchlag, mit dem man ebenfo verfährt. 
Saͤmmtlich Hiebei und zuvor abgelaufene Nieberfchlag-freie Flüſſigkeit 
wird abgedampft und niit Ammoniaf behandelt, wie bie zuerſt erhaltene 
und wach viertägigem ruhigem Stehen in der Kälte von dem aus ihr, 
während deſſen wefchiebenen Mieverfchlage getrennt, wie zuvor, Der 


1198 


sefemmie Nicherfählag, den man mit A bezelchnen Tann, enthält nun, 
Blumenau’s Erfahrung gemäß, alles im Opium vorhanden ges 
weine Morphin, Narkotin, Pſeudomorphin und Porphyroxin, ſammt 
einem Theil des vorhanden geweſenen Codeln, Thebaln und Meconin; 
bie mit B zu bezelchnende Flüſſtgkeit dagegen alles Narcein, alle Mes 
eonfäure umb gemeinhin auch einen großen Theil des Eobein, Thebaln 
uud des Meconin. Den gefammten Miederſchlag A zieht mau nun 
vadurch mit fäuresfreiem Natron (Mebnatrons Lange von 1,1 Cigens 
gewicht) aus, daß man Ihn erfiens mit etwas von der NatronsPöfung 
zu einem burchaus gleichmäßig feinem Brei verreibt und dieſen banıı 
in einen eifernen Keflel trägt, worin fich dergleichen bereits erhitzte, 
aber wicht fiedende Lauge befindet. Diefe entzieht dem Miederfchlage 
feinen Morphin, Pſeudomorphin⸗ und Meconin - Gehalt, damit dar⸗ 
ſtellend die Flüſſigkeit b, hinterläßt aber ale Rückſtand das Narkotin, 
ſammt dem Porphyroxin, und ven nicht aufgenommenen Theil von 
Codem und Thebain. Man bewahrt ihn einftweilen am Balten Orte 
auf, ihn mit a bezeichnend. Nan füllt dann fämmtlidhe Auszugs⸗ 
Füffigkeit b auf verſchließbare Wlafhen und läßt fie darin fich klären, 
treunt fie dann von dem aus ihr gefchiedenen Bodenſahe, mittelſt 
raſcher Durchfeihung, wäfcht erfleren mit fo wenig wie thunli kaltem 
Baffer ab, das Auswaſchwaſſer zur. Wlüffigkeit fhgend, vreßt ihn aus, 
um feine Nengtheile zu fcheiden, und verfährt babei, da er alles Nar⸗ 
kolin und alles Porphyroxin neben ven zuvor erwähnten Antheilen 
von Codeln und Thebain enthält, nach B. wie felgt: Man reibt ihn 
forgfältigft mit Wafler an, füllt den dadurch entflandenen Drei in eine 
große Flaſche, läßt’ noch fo viel Ausfpiihlwafler und weiteres Waſſer 
der Metbichanle folgen, daß die Flüſſtgkeit einer dimnen Mil ähnelt, 
med fügt nun Hinzu, in fehr Kleinen Gaben: Gffigfäure; um das über- 
haupt nur in geringer Menge zugegen feyende und baher wur wenig 
dergleichen Saͤure erfordernde Codern und Thebarn zu neutralificen, 
zugleich aber auch das Posphyrorin aufzunehmen; überfehäffiger Aus 
fat muß zwar vermieben werben, weil biefer auch Narkotin auflöfen 
würde, allein um fein Gobein 2c. zurückzulafſen, muß man wenigfiens 
fo viel A beimifchen, daß die Flüſſigkeit ſchwach angefäuert erſcheint. 
Dom Narkotin abgefeihet und mit befien Abwafchwafler vermifcht, 
dringt man die geſammte Fläffigkeit in einer Tubnlatretorte ins Gichen, 
febt dann nach und nach fo viel Salmiak (Ummondloriv) hinzu, bie 
das hieburch hervorgegangene Ammonoryb«Mcetat in die tubaliete Bors 
Inge ſaͤmmtlich Aberveftillier iR, läßt Hierauf den Zuhalt der Ketorte 
erlalten, und fügt nun wäflriges Ammoniak im Ueberſchuſſe bei, fo 
das Thebain und Porphyroxin gänzlich ausfällend; mit fo wenig wie 
tyuntich eisfaltem Waſſer ausgewaſchen und dann. mit Eleinen engen 
falten Alkohols begofien, TöR biefer das Thebain und laͤßt ungelöft 
inch Das Borphyrorin. Das Godern findet Ach in ber über 


119% 


Diefen Nieberfäplägen gefandenen Mmmoniabshaltigen Flaſtgkeit; mn 


verdampft Diefe zur Trockne und entzieht ihr ihren Gobeins@rhalt mit 


telſt Alkohol oder Aether. — Um ben Suhalt der Fläſſigken b ze 


ſcheiden, vwerfeht man fie vorfichtig mit verbünnter Gchwefelfäure, bi 


bas (feiner Menge nach aus der verbraudgten Lange berechenbere) 
Natron gänzlich neutralifirt iR. Man fügt nun noch einen fehr Heinen 
Ueberſchuß der genaunten Säure bei, fo daß dadurch ein fehr kleiner 
Astheil des ſchon gefällten Morphin wieder aufgenonmen wir; friſch 


gefällt nimmt das Morphin verhältlich großen Raum ein, ber beim 


Retem Umrühren. fo viel wäflriges Ammoniak folgen, bie das Gau 
ſchwach danach riecht, überläßt dann das Ganze, unter öfterem Rare 
Amrähren, ſich felber. Man findet dann das Morphin nieveriäleg 
förmig geichieden, ſammelt es und waͤſcht es mit etwas kaltem Wahr 
aus, um etwa fpurenweile beigemeugtes Meconin und Narcels za at 
fernen. Die vom Morphin getrennte Eare Flüſſigkeit eutgält, wem 
in den Opium bavon zugegen geweſen war: Pfeubomorphin zu 
Meconin; vorlihtig far zur Trockne gebracht, ſetzt man, bevor die 


. @inteoduen in gleichem Berhäliniß ſich ziindert. Man Iäftuen, win | 


Trockne erreicht iR, Natroncarbonat hinzu, wenig mehr als noͤthig iß, 


das Ammoniak vollkändig zu vertreiben, enizieht daun dem trodan 


pulvrigen Abbunſtungsrũcſtande, mit fo wenig eisfaltem Waller we 
moͤglich, den Salz Gehalt, und behält fo zuruck Meconin, bw 


Piendomorpbin zugegen geivefen, auch biefes; völlig Waſſer⸗ und Weis 
geiſt⸗freier Aether 1öR erſteres, letzteres ungeläft belaſſend fammt Rarı 


fledendem Iöslicher als das Pſeudomorphin; 8 Theile bes letzteren fer 
dern 92, 11 des erſteren nur 15 ſiedenden Waſſers zur Aöfung, währe 
dagegen 375 Ealten Maſſers nur 1 Theil Narceln und nur Gpures von 


Pſendomorphin aufnehmen. Um des gewonnene Morphin in gran 


farblofen Kryſtallen darfiellen zu machen, LöR man es, Herzog zufelke, 
in verbünnter Talter Kali⸗Lauge auf, fehüttelt die Auflöfung mit hier 


. cein, wenn dieſes zugegen war. Dieſes if im Waller, mul 


kohle, feihet durch, waͤſcht wie Kohle aus, bringt die gefammie, ale 


entfärbte Here Pihfigleit ins Gieben, umb vermifht fie mit gli 
heißer, waflerarmer Salmiak⸗ Loͤſung, bis das Kali dadurch gefättig 
erſcheint; zur Berdunſtung des Ammonials bei Geite geſtellt, erfelg 


keit B, neben noch einigen Autheilen Thebaln, Gobein unb Mecomin 
Mon fäuest fie mit A ſchwach an, dunſtet fie bis zur ſchwachen Gel 
dicke ab, und verfeßt fie entweber mit gefättigter CaCh-Eöfung, sd 
mit annoch heiß gepniverten CaCh; 4 bis 50/5 des Gewichte ie 
verzoonbeien Opium reihen an CaCh vollloimen Hin, um bie Sec 
füuse (und etwa noch mit zugegen feyende 303) ſolchen Wetes mil 
Cad u nentraliſiren. Radjvem bas Ganze nd) einige Male, van 


_ dann bie Rryflallifetion des Morphin in bemerkter Form. Der gehen 
Theil des vorhandenen Rarcein findet fi in der brannen File 


Umrätern in lebhaſtes Sib-Aufwallen verfegt worben, äbezläft man 
es ſehr langfamer Grlaltung und ruhigem Stehen 4 bis & Tage hin» 
ver; es ſcheidet ſich während deſſen das Kallmeconat kryſtelliniſch 
ons, and läßt ſich fo, in ein dichtes Tuch gebracht, leicht Kar! aus 
preſſen. Mau wäldt das rückſtaͤndige Salz wiederholt mit eiskaltem 
Saſſer ans, und entzieht ihm das Bläffige ebenfalls mittel Vreſſung. 
Die zufammengegoffene braune Flüſſigkeit wird darauf zur fog. Crtract⸗ 
dide abgedampft und noch heiß mit fo viel gepulnertem friſchgebrauntem 
Kalt raſch und innigſt mengend verrieben, daß das Kallgewicht dem 
Gewicht von 100), de Opium» Gewichtes gleichlommt. Die ſolchen 
Weges gewonnene brödelige Maſſe wirb getroduet, gepulvert, mit 
etwas SOprocentigem Aikohol zum dünnen Brei verrieben and nun 2, 
hoͤchſtens 3 mal mit dergleichen Alkohol ausgefocht, Hierbei jebesmal 
das Flüffige moͤglichſt klar vom Bobenfage trennend und den neuen 
Altoholzufag jedesmal mit dem Bodenſatze Hark aufrührend. Gämmts 
lie Hare, alkoholige Flüſſigkeit verfegt man num fo lange mit Blei⸗ 
eig, als ber entſtehende Niederſchlag noch farbig hervortritt und bie 
Bläffigkeit noch Minderung ihrer Gefärbtheit erleidet; Zufah von BOz, 
die mit Alkohol verbüunt worden (mb die nur in kleinen Antheilen der 
zuvor durchgeſeiheten Fluſſigkeit beigemifcht wird, damit davon nicht 
mehr hinzukommt, als erforderlich, um das Bleiexyd als Gulphat 
niederzuſchlagen), darauf wiederholtes Durchſeihen und Anfänren ber 
alfo geflärten Fluͤffigkeit mit Efſigſaure fept in den Staud, gleichzeitig 
mnieg Zuſatz von Thierkohle mittel Deftillation den Alkohol wieber 
zu ſcheiden und die Davon rückſtaͤndige Flüſſigkeit völlig gu entfärben. 
Alle entfärbt engt man fie jeht durch Abdunſten im Waſſerdampfbade 
ſehr ſtark ein, verſetzt fie, folchen Weges werbichtet, mit viel verbhiunter 
Natronhydrat· Lauge yon erwähnter Stärke, die, indem fie Thebarn 
und Gobdein unangegeiffen zushdiäßt, Narcein und Meconin auflöf. 
Erſtere wätdht man fo wenig wie thunlich ‚mit Baltem Waſſer, dem 
men anfänglich noch Natronstauge beigibt, und treunt fle dann durch 
Auflöfen in ſtark gewäflerter Hydrochlorſäure uub Bufak von Ammo⸗ 
nat, wa, wie oben, das Thebain ansfällens feheibet, das Codeln 
hingegen ber Ylüffigleit beläßt. Was von ſammtlichen einzelnen ges 
ſchiedenen noch farbig erſcheint, muß dann fehließlich durch wiederholtes 
Loſen und Behandeln mit Thierkohle entfärht werben. Das glasglänzende, 
IryRallinifege, durchſichtige, gemeinhin ſtark gefreifte Morphin ik - 


= Cs Hao AOse ober wahrfdeinlih =.Ca Ins + AH, + O6; 


aus farblofer Zöfung feiner Salze durch Aumoniat gefällt, iſt es pul⸗ 
verig weiß. Bein zerrichen ſchmeckt es, längere Seit Die Zunge berühs 
zend, anbauernd und flarl bitter; vom kalten Waller wird zu feiner 
Löfung das 1000fache erforbert, vom flebenden 400 bie 5005 vom 
falten Wlchol erfordert es das Ginhundertfache zur Löfung, fiebender 
uimmt 79/0 anf, Aether gar nichts. Wie gegen gelöſtes NAaOMO, fo 


1198 





verhält es fi) auch gegen dergleichen KOHO. Erhigt man kry⸗ 
ſtalliniſches Morphin, fo träbt es fi, obgleich es bei gewöhnliche 
Temperatur burchfichtig und glänzend bieibt, entläßt daun allmälig 
Hydratwaſſer, und kommt, bei gefleigerter Hitze, in gelblicgen Fluß; 
erfaltend zur kryſtalliniſchen MNaſſe erflarrend. Gtärker erhitzt, in 
offenen Beläßen, entwidelt es Rauch und entzänbet ſich, mit rufender 


= Flamme brenuend. Geine Salze find meiſtens vollkommen kryſtall⸗ 


firbar, im Wafler und Weingeiſt leichte, im Wether jedoch unlöslid. 


Die Löfungen ſchmecken eindringlich bitter, färben Gifendlorib 


‘ sorübergehend blau (und aͤhnlich au Goldchlorid, das jeboch, al 


ob es mit FeOSOz > Löfung verfeht worden wäre, bald fein Au me 


talliſch entläßt), in Platinchlorid einen weißen Niederſchlag er 


zeugend umb fich ähnlich auch gegen MrCh verhaltend, indeſſen ger: 
wen es an Hydrochlorſaͤure nicht fehlt. Der Jodſäure entziehen 
fie das O, und machen fo ba6 J frei, das geflärkter Kattun ober 
AmylumsLöfung fofort dur Blaͤnung verrathen, ein Theil des Mor: 
phin wandelt ih dabei in braunes Harz; ebenfo wirft J auf Morphis. 
Ballägerbfäure fällt Morphin weißflockig, Meconfanres 
Morphin wurde bis hieher noch nicht kryſtalliniſch dargeſtellt. Des 
feinnabslig Fryflallifirte hydrochlorſaure Morphin enthält 6 HU 
Kryſtallwaſſer, fordert 16 bie 20 Theile Talten Waſſers zur Löfung; 
fledendes Waſſer !öR fo viel, als es felber wiegt, Aehnlich verhält 


ſich heißer Alkohol. Das effigfaure kryſtalliſirt meiſtens undentiih 


und verliert allmälig au Gäure, was feine arzneiliche Deriuentung 
bedenllich macht. — Das Godein = Cys Han AO; (oder Ca; Hıs 
AH, 05) bildet nicht felten zolllange Rhombenoctaöber unb barans 


“ . ableitbare, meiſtens anfehnli$ große, bei 1000C. 2 HO verlierende 


Kryſtalle, aus Weiher ſich ſcheidend hingegen feine Nabeln oder Prie⸗ 
men, die geringen Geſchmack befigen, zur Loͤſung 2 ſiedenden MBaflers 
heiſchen, Teichtfläffig find und durch Alkalien nur geträbt werben, 
wenn ihre Löfungen nahe gefättigt find. Galläpfelaufguß träbt jedoch 
die ſtark verbünnten. — Das Thebain=Cz Hix AOz oder Ca; Hıe 


. " AHs O3 fchießt in kurzen prismatifchen ober nabeligen, farblos glass 


glänzenden Kryftallen aw, die gleich den Gobein-Kıykallen im Waſſer 
zu Boden finten, ſcharf zuſammenziehend ſchmecken, bei 1808-1508 C. 
— 1040-1200 R. ſchmelzen und dann erſt wieder bei 1109 C. = 
880 R. erſtarren, flärker erhigt der Zerfehung verfallen, durch Steben 
ſtark negativ elektrifch werben, im Waſſer ſchwer, im Alkohol (auch 
im Talten) und im Wether leichtlösith And. Kryſtalliniſch enthält es 
49/9 Kryſtallwaſſer. Seine Salze find kryſtalliſtrbar, im Waller und 


Alkohol leichtldelich; mit AlkalisLöfungen verſetzt entlaflen fle Thebain, 


ohne daß Ueberfhuß an Jaͤllungemittel viefes wider auflöfle. Des 
Marcein flelit feine feibenglängenbe, häufig haarfoͤrmige, gelinbsbittere, 


fa metallartig ſchmeckende im abfeluien Weiher untöslidhe, im Waffer 


10 


glei; den vorigen zu Boden fiulende Radeln dar, die bei.920C. = 
730,0M. ſchmelzen, erkaltend zur weißen dutchſcheinenden Waffe ers 
ſtarren, ſtärker erhigt zerfeht werben, dabei in braune Blüffigkeit, 
Brandharz uud einen weißen, im feinen Gegenwixkungen der Brenz 
galldfäure ähnlichen Gublimat zerfallen. In Euren auflöslich, 
ohne fie zu erfchöpfen, emtläßt es dieſelben wieder, fa fern fie flüchtig 
ſind, durch Erhiten. Maren es ſtarke Mineralfänren, fo färben ſich 
bie waſſerarmen Narrein s Berbinbungen biefer Ghure aͤhnlich: wie bie 
Cobaltoxyd⸗Salze jener Eäuren, wenn fie erwärmt werben; fie roͤthen 
ſich, werben dann viclett und endlich bei hoöchßer Entwölerung blan. 
Bergl. oben ©. 445. Das Pſeudomorphin = Car Hıs AOı4 (?) 
oder Car Hıs AH O,a bildet mattweiß glänzende Blaͤtichen, von den 
kaltes Waffer hoͤchſt wenig, flebendes 80/ , waſſerfreier Alkohol und 
Aether gar nichts löſen, die erhitzt ſchmelzen und ſtärkerer Hitze unter⸗ 
worfen zerſegzt werden, dabei ſaure Ammonoxyd⸗haltige Zlaͤſſigkeit ent⸗ 
wickelnd. In verduͤnnter S03 und dergleichen AO, if es ſchwer⸗, im 
waäſſtiger HCh mehr, in A leicht aufläslich; Alkalien fällen es aus 
faster waflerarmer Auflöfung, Löfen aber, überfchälfig zugeſetzt, den 
Niederſchlag wieder auf. Eiſeunchlorid wir won ihm aehiäuet, aber 
Sieden des Gewmiſches grüut es aud Gättigung mit Iunmayial pur⸗ 
purröthet es. Azotſaure färbt das Pfeudomorphin zunädR zaih, wan⸗ 
beit es aber, damit erhigt, is Oxalſaͤure. Das Rarkotin = Cas 
Bı2 AQıs (?) oder Cs Hg AHy O15 Frpfallifizt aus feiner: alloholigen 
oder ätherigen Loͤſung in giemlid großen farblofen, ſtark glaßalaͤnzen⸗ 
den, im Waſſer und in Kali⸗ ober Natron⸗Lauge gänzlich smiörlichen, 
geſchmackloſen, bei 1700C. = 1800R. ſchmelzbaren, platten Nadeln 
oder Blättchen, die fchmelgend 3—40/0 Waſſer verliereg, langfam 
relaltend bei 1300 C. = 10408. kryſtalliniſch, Hingegen’ einer durch⸗ 
igtigen , riffigen Harzmalle ähnlich erflarren, wenn die Kältung raſch 
erfolgte. Staͤrker erhiht erfolgt im Delbade, bei 2200 0. 1760 ., 
unter Entwickelung Vanille aͤhnlichen Geruchs und Aufblaͤhung: Zer⸗ 
ſetzung, der gemäß der größere Theil des Azot⸗Gehals als Ammoniak 
entweicht, während eine blafige Mafle perbleibt, welche zerzieben ein 
braunes Pulver darſtellt, das zunaͤchſt; mit Hydrochlorſaͤnrg erichöpft, 
dann, nach gehoͤriger Auswaſchung mit Kali⸗Lauge behandelt ſich darin 
auflöſt und hieraus durch HCh gefällt die Humopinfäuze barfellt, 
bie procentifch aus 64,62 0, 5,01 H und 30,37 0 befleht;.unb in dieſer 
Hinſicht au bie. Ulminfäure erinnert, bie Rödiometrifih saus Cayo 
Fix O2 zufammengefegt ift (oben ©. 965). Die zum, Ansziehen 
(Erſchopfen) ver geſchmolzenen Maſſe verwendete Hydrochlorſäͤure ents 
hält ein künſtlich erzeugtes, noch näher: zu unterſuchendes Alka⸗ 
loſd, das man vielleicht zimedgemäß durch Narcoin bezeichnen 
Tonute; es wird. von Platinchlorid, wie von Merkurchlorid. jedoch wicht 
sein, fonbern vegleitet von anderen Beriegungserzenguiflen niebergefchlagen, 


' 


"and -fürbt (od Für MET) Gifendhlorid blaulichſchwarz. — Siedender 


Altohol löR 5 bis Gb / Rarkotin, erfaltend kryſtallifrt 0,8 veffelben 
heraus; fledender Aether nimmt etwas Aber 20%/5 auf, Ealter um 


: Yg Proceut; dieſe Zöfugen ſchmecken bitter, auch Aether⸗ und Feu⸗ 


- 


Deleuehmen etwas auf.: Eihwefelfäure, bie etwas Azotſaͤure enthält, 


72. färbt es, fo wie feine al folche Aheiliweile and bem AcO uab Ac0H0 


zugänglichen fog. (iehr bilteren) Galze biutrotä; Galläpfelaufgef 
fallt e6 geiblih weiß, Merlkurchlorid weiß, RPlatinchlorid hellgelb; 


ewig Wafler 1ER die Salze ziemlich leicht, vieles zerſeht fie, dem R. 


die Säure entziehend. Gebr anffallende Beränderungen erleidet das 
Naredtin, wenn es gleichzeitig ber Cinwirkungen von. Säuren un es 
orydirenden Stoffen unterworfen wird. Ws Wöhler und Liebig 
in viel äberfchäfflger verbüunter . Schwefelläure aufgelöſtes Rarkotın 


.Auns Sieden braten und baun, in kleinen Antheilen, nach umd nach 


fein gepulvertes Ma0, zufehten, gelbte ſich, unter ſchwacher COꝛ⸗Cub⸗ 


wickelung, die Flüffigfeit, und ale man benu noch eine Leßte fiber: 
” 2: Adpüffige Babe von MnO; ber Ret6 mit freier Oz verichemen Slüſſig⸗ 
3.2 feie beifügte und dieſe noch leben» heiß durchſeihete, lief fie zothgelb 
dvurch, entließ dan, erkaltend, nebartig gefelite gelbe Nabeln, bie, 


"+ von’ der Mutter⸗Lauge befeciet, auf einem Filter abgetropit and einige 


= mal-mit falten Waller abgefählt, hiercuf ſtark auspebreßt uud (de 


hufs ihrer Entfärbung) in wäfrigflüffigem unterchloriditfaurem Ratroa 


geloͤſt, damit bis zum Gieden erhiht und dann allmälig weit Hydro⸗ 
clorſaure bis zum Ueberſchuß verſetzt, hierauf med; ſiedendheiß ſiltrirt. 


4." etfaltend als reine farbloſe Opianfänre ſich kryſtalliniſe, in Forza 
0 Sehe dünner, oͤfters zu baumähnlichen Verzweigungen ſich zuſammen⸗ 


ſtellender Blätter ſcheiden, bie gewöhnlich ein ſehr umfangreiches Red 


“7. werk: bilden, geruchlos find, ſchwach bitter ſchmecken und Ladums 


eörhen, Sie ſchmelzen, ohne Waſſerverlud, bei 1400 C. = 11208, 


riechen dabei, in eines Retorte erhigt, zu den Halswänden hinäber, 


ohne fich eigentlig zu verfläichtigen, erliegen jedoch einer Umänberung 


(denn Bis zur Schmeljung erhiht und dann erfaltet, ſlellt die Opien- 


“" fäuke’eine amorphe, weder dem Waſſer, noch dem Allshol, noch ver: 


dünnten Allalisfaugen "zugängliche Mafle dar); im oflenen Gefäßen 
erhitzt, rauen fle md verflüchtigen fidh unter Entwidelung entzimds 
lichen Dampfes, der Vanilleartig⸗würzigen Geruch, ähnlich nem des 
far fig erhißten Narkotin, verbreitet. Die nicht erhigte Share iR in 


> Sdltem Waſſer wenig, in ſtedendem ſehr und-fo löslich, Daß die ger 


füttigte Löfung erfaltend kryſtalliniſch erſtarrt. Mit BaO, PbO md 
AgO gewährt fie leicht und regelmäßig kryſtalliſtrende, im Weller 


leichtloͤsliche Salze; fie IM Köchiometrifch ſehr wahricheinlih — Cag 


H; 09 + HO. Mit Wilshol und BOy, oder HCh behandelt bildet fie 


kein AeO Öp,, wohl aber entſteht diefes Methyloryb-Galz (Opianäther; 


ſ. oben S. 1133 Aum.), wenn man in ſiedendheiße alkoholige Opianfäure 


1199 





fung SO, leitet; nach dem btunften. fehleft es dann in Fleinen, 
farb⸗ und geruchlofen, ſchwach bitteren, im Waſſer unlöslidgen, aber 
bei 1000 C. darin ſchmelzenden und ölähnlich zu. Boden finkenden Priss 
wen an, die nach ihrer Schmelzung erkaltend zur kryſtalliniſchen Maffe 
- (auf Platinblech geſchmolzen: zur Bawellitsähnlichen) erſtarren, die jwis 
ſchen 2 Uhrgläfern erhitzt ſich fublimirt, Hingegen in ber Retorte, ähns 
Sich wie die Opianfäure, an ber Iunenflädie des Glaſes Hinauffriecht. 
Staͤrker erhigt bleibt es lange oͤlig Hüffle (was an das Berhalten des 
Schwefels erinnert; oben ©. 1117), noch heftigerer Hige unterworfen 
eutwickelt fie ſchwach riechenden, entzünblicher hellleuchtend brennenden 
Daumpf. — Erhitzt man dagegen die Hare, erſtarrte Opianfäure im 
Waſſer, fo wird fie ſofort milchweiß und zesfällt dann, bei Siedhitze, 
in eine weiße erdige, mikroſtopiſch beſchauet, aus zweierlei Kryſtallchen 
zeiammengehäufte Maſſe, von denen die einen kurze und vierſeitige, die 
anderen lange, palmzweigähnlich vereinte Nadeln darſtellen; Gleiches 
erfolgt auch im Alkohol. Befättigte Ammonialstöfung nimmt fie alls 
 mähg in ſich auf. Dunflet man opianſaures Ammonoxyd zur Trockne 
“ein und übergießt bieranf den Rückſtand mit Wafler, fo löſt fi ein 
Autheil, während ein anderer als unbucflägtiger weißer Körper fi 
ansicheibet, und das ganze Salz wirb darin verwandelt, wenn man «6, 
unter fletem Umrühren, fo lange etwas über 10000. erhigt, ale «6 
uch Ammoniak⸗Geruch verbreitet; es ift dann dlaßgelb ımb gewährt, 
darch Anskochen mit Waſſer, von etwa noch unzerſetzt gebliebenen 
Salziheilchen befreiet, ein blaßgelbes Pulver: das Dpiammon 
= Cyy Hıy AOL (anf den Grund der Formel der Opianſäure — Cao 
Hi7 AOirc), das muſhmaßlich gänzlich gereinigt farblos erſcheinen 
würde. Mifroflopifg unterſucht beftcht es ans durchſichtigen kryſtalli⸗ 
niſche Klumpen. Es iſt leichtſlüſſig, kriecht geſchmolzen, wie die Op 
an den Glaswaͤnden herauf, iſt in kaltem Waſſer unldoelich, in ſieden⸗ 
dem ſchwerloͤslich, erliegt aber bei dieſem Geloſtwerden einer Umäns 
derung; die blaßgelbe Loͤſung gegenwirkt ſauer. Siedender Alkohol 
nimmt es dagegen in etwas größerer Menge auf und entiäßt es kry⸗ 
ſtalliniſch, allein daneben auch kryſtalliſirte Opianfänre. Kalte waſſer⸗ 
arme SOg 1öf es mit oranger Barbe auf; fegt man dann Wafler 
hinzu, fo wird bie Yaflöfung milchig, durch Erhitzen aber wieder Har; 
erfaltend kryſtalliſtrt dann Dpianfänre heraus, defien Nutter⸗Laugen 
Ammonoxyd⸗GSulphat enthält. Waͤſſriges Ammoniak loͤſt das Opiam⸗ 
mon auf und bildet damit wieder opianſaures Ammonoxyd. — Mit 
KOHO:Lauge begoſſen färbt ſich dieſe nach einiger Zeit, wahrend ſich 
Ammoniak entwickelt, orange; ebenſo wirft auch KOCOz-Lifung. Kocht 
man dann die Flüſſigkeit, ſo lange nech AHz entbunden wird, fo ent⸗ 
hält das Waſſer derſelben 2 Salze: opianſaures und xanthopenſaures 
Kali geloͤſt; noch ſtedendheiß mit Hydrochlorſaͤure verſett, ſchlaͤgt ſich 
dann die Zanthopenfäure in ſchöngelben Flocken nieder, die, falle 


. 
‘ 
‚2200 
sn] 


man nun bas-Manze auf ein Filler bringt, auf dieſem werbleiben, 
nach dem Trocknen ein fchön. citrongelbes (mikroſfopiſch beidane: 
krvſtalliniſches) Pulver darfleflt, das ſchmelzbar ift, von Kaliskdiuy 
leicht aufgenommen wird und fo viel Azot emihält (wie viel C und H 
und ob auch O? iſt bis jetzt unbefannt), als im */, von jenen Im 
moniak zugegen if, weldes im Opiammon ber Möglichkeit sad 
vorliegt. Wollte man annehmen, daß Diefes eine Art „Ami 4, 
fo müßte man vorausfeßen: baß bei der Bilbung bes Opinmmen font 
beive Säuren (Opianfänre und Zanthepenfäure) zur Berwoliäutigu 
gelangen, aber, wie der Verſuch zeigt, Eommen fie erſt, fanınt im 
Ammoniaf, dur inwirfung bes feuerbeftändigen Alkali zu Elek, 
aus einer Säure, die = Cao Hıa O7 if, da es dann, ale ſaures Cal, 
base aus AH,O -+ 2 Coo Hı2 O7 + HO, oder aus 2 Salz: ABO 


.C20 Hıa 07 + HO Cao Hı2 O7 beſteht; vergl, oben ©. 1198. De 


- 
— 


von ber Zauthogenſqure abgeſeihete Flſſigkeit enthält, neben Die⸗ 
ſaͤure, ebenfalls noch etwas von ber erſteren Gäure, und gibt deher 


- exfaltend. beide vereint in Form Iebhaft orange s warziger Krylel⸗ 


gruppen, die man entfärbt, indem man mittelſt unterchlorichtfeue Ar 


tron die Zanthopenfäure zerflört. Löft man dagegen Opianfärt i 


mit SO, gefästigtem Waſſer, fo bildet fie fih um in DOpiaafänk 
lihtfäure Cao Hi2 S2 O7 + HO, deren Löfung eigenitänlh 


‚ bitter, hinterher aber lange andauernd füßlich ſchmeckt, und bie, gelmt 


abgedunftet, die nene Säure, in Form einer durchfichtig Erpfalisiiie 
Maſſe, zurüdläßt; gewöhnlich etwas feucht ifl, von Spuren aus ihr 
fhüffiger SOz entflandeuer SOz, die Waflerdampf der Luft eingelegt 


hat. Wird diefe geruchlofe Maſſe mit Waſſer begofien, fo win d 
milchig, und die Flüſſigkeit riecht nur nach BO,, während fe ham 


DOpianfänre bedeckt; fie enthält viel Opiauſchweflichtſänre und freie SO» 
Beide Säuren trennt EaOCO, oder PPOCO,; weil BaOSO, x. uapii, 


| an BaO oter PbO gebundene Opiauſchweflichtſäure Hingegen gi 


bleibt. Bon Salzgründern befreiet, wird diefe Säure, war fie keyſal⸗ 
niſch, ſchon durch Wafler in SOg und Opianfänre zerfegt. — Er 


man Tage lang HS in 70°C. — 560R. heiße Opianfäuretifug. 1 


ſcheidet ih ein Echwefelsähnelnder Niederſchlag; es iR Gulfchiep 
fäure Ca20 Hıo Sa Os, die erhißt bei Temperatur unter 1006 
erweicht umd bei terfelben zur blaßgelben dligen Maſſe fließt, de, @ 


| kaltend erflarıt, einen durchfichtigen fhwefelgelben amorphen KW 


v 


kryſtalliniſch, durchſichtig prismatifchen, und in dem durch Schmel 


darſtellt. Staͤrker erhitzt entläßt fe, unter beginnender Zerſchu 
gelben Rauch, der ſich zu feinen gelben Kryſtallen verdichtet, de M 


Baer unlöslich, im Alkohol hingegen mit gelber Farbe löslich Am. & 


{ft entzündlich, brennt mit dem Geruch nach Echweflichtfäure, und iR, gldl 
der Opianfäure, in ‚gwei iſomeriſchen Zufländen, in dem urfe 


erlangten amorphen darſtellbar; Schwefelſaͤure LR fie mit gelber Bed 


Te —— N — — 


1201 
auf, erhaͤlt aber, damit erwärmt, tiefe Purpurroͤthe. Alkalien Iöfen 
fie Teicht anf, und Säuren fällen fie daraus in Form einer gelben 
Gmulfion, ohne daß fich HS entbände. Wöhler zufolge läßt fie ſich 
betrachten ale jene Säure, bie im Opiammon zugegen, mit Wafler- 
fulfid als mit einem Paarling, und außerdem mit Wafler zum Hyprat 
verbunden, nämliy = HO + (Cao Hı2 O7 + 2HS), wonach dann 
bie Opianfhweflichtfäure (hatt der 2HS) 280, paarlingsweife 
gebunden enthält und die Opianfäure felbft gebundenes Waffer 
als Baarling barbietet, und daher = HO + (C20 Hı2 O7 + 2HO) 
iſt. Kocht man übrigens fiedendheiße gefättigte Opianfäure = Löfung 
mit PbO,, während man verbinnte SOz zufeßt, bis COz ſich zu ent« 
wideln beginnt, fo findet ſich in der einigermaßen erfalteten Släffigfeit 
ein Bleioxydſalz gelöft, das, durch genau Hetroffenen Zufag von 803 
don PbO befreiet und vom PbOSOz abgefeibet, durch Abdunſten feine 
Säure kryſtalliniſch entläßt, die durch Löfen in ſiedendem Waſſer und 
Umfryfallifiren von Oplanfäure befreiet, die, gleich ben vorhergehen- 
den von Wöhler entdedte Hemipinfäure barftellt. Diefe bildet 
segelmäßige , farblofe, durchfichtige, Afeitige, au ben Enben fchief ab» 
gehumpfte Prismen, die ſchwach fauer zufommenzichend fchmeden, 
2HO oder 13,730), Kryſtallwaſſer enthalten, das durch Erhitzen unter 


1000 entweicht, vie Säure nicht fläffig, aber entfaltet zuruͤcklaſſend, 


die erft bet 10000. — 1449 R. in Fluß geräth, erkaltend kryſtalliniſch 
erftarr’t, zwifchen zwei Ubrgläfern fublimirbar if, einen glänzenden 
blätteigen, der fublimirten Benzuefänre ähnlichen Sublimat bildend. 
Sie ift entzündlich und brennt mit leuchtender rußender Flamme. Dem 
Falten Waſſer ſchwer zugänglich, gegenwirft dennoch ihre Loͤſung flarf 
fauer; Alkohol nimmt fle leicht auf. Sieben mit MnO, und verbännter 
Schwefelſaͤure wandelt fe gänzlich in CO, und HO; da fe für fi 
Röchiometrifh = Co Ha O5 iſt, fo werben mithin 19 Berhältnig- 
gewichte MinO, und wenigflens ebenfoviele SOz erforbert, um fle folchen 
Weges im 10 002 + 4 neuerzeugtem BHO zu verwandeln, während 
ſich gleichzeitig 19 MnOSOz bilden und dem Wafler verbleiben. Um 
Bingegen 2 Semipinfäure zu bilden, iſt gegen I Op nur 1 Ders 
haͤlmißgewicht O erforberlih. — — — Die Mutter: auge der Opian⸗ 
fäure enthält übrigens, außer ManganorybulsSulphat noch ein zweites 
fwefelfaures Salz, nämlich SOz gebunden an einen Fünftlichen Salz⸗ 
gränder, an das Eotarnin (alfo benannt mittelſt Umſetzung von 
Nareotin). Schlägt man diefe Mutter-Lauge mit Natroncarbonat bei 
Siedhitze nieder, feihet die dadurch entfiandene Salzlöfung durch, fättigt 
die alfo gehellte Flüffigkeit mit SO; und verfeßt dann die zuvor ziem⸗ 
lich eingeengte Flüſſigkeit mit Platinchlorid, oder beſſer mit heißer 
Merturchlorid : Löfung, fo erfolgt ein Nieverfchlag, ber, mit Faltem 
Waſſer ausgewafchen, dann mit HS behandelt, das Alfaloid fammt 
503 entläßt. Diefe Säure mit BAOHOsLöfung Hinwegnehmend, dunſtet 
76 





1208 





an die burchgefeißete Flüſſigkeit zur Trockne ab und behandelt den Rük 
fland mit abfolutem Alkohol, den man damit wiederholt ſiedet. Abge⸗ 
dunſtet verbleibt dann das Cotarnin in Form einer großficahlign, 
tief gelben, fehr bitteren, ſchwach baflich gegenwirkenden Mafe juril, 
die erhitzt ſchmilzt und unter Derßreitung wibrigen Geruches verfehlt 
eine fchwer, aber rückſtandslos verbrennende Kohle Hinterlafm. 
Wafler, wie Alkohol Löfen es fich dadurch tief gelbend. Wähler’ ver 
Läufigen Berfuchen zufolge fcheint es ſtöchiometriſch — Cas Bis AO; 
= (96 Hg + AHa + O5 zufammengefegt zu feyn. Mit HCh enges 
es eine gelbe, gewöhnlich amorphe, jedoch auch Merkmale von Ark 
Rallifatton zeigende Maffe, deren Löfung nicht durch Alkalien, wohl ae 
durch Ballägerbfäure gefällt wird. Hatte man das Eotarain var 
Platinchlorid niedergefchlagen, darauf durch HS zerſetzt und mit Ba 
überfegt, und es nun burch abfolutem Alkohol hinweggenommen, Ms 
aber das hiebet verbliebene Barytfalz mit verbünnter Schwefelſien 
gefotten, fo erhält man eine gelbe Löfung, welche nad, dem Dark 
feihen und Abdunften gelbe Kıyflalle hinterläßt, die durch Umlryßali⸗ 
firen entfärbt, eine Azot⸗haltige Säure barfellen, welde mit mb 
. ohne Kryſtallwaſſer ſich regelmäßig gefaltet, indem fle im er ſteren 
Falle zu ſcharf begrenzten Rhombenoctasdern anfchließt, pie dem Das 
dratortadder fehr nahe kommen, fich leicht parallel mit der Vaſe der 
len laſſen und dann Durhgangsflächen barbieten, tie, yerimuikt 
glänzend, jenen des unter ber Benennung „Apophyllit“ befanzit 
Einzelgefteines ähneln; was Deranlaflung gegeben hat, dieſe Sim 
Apophylienfäure zu nennen, bie, war fie Keyflallwaflertalis 
diefes neun Procent hetragende durch Erwärmen, felbk im Kir! 
Waſſer verliert und weiß wird, ohne zu zerfallen. Wenig und mm 
laugſam im Waſſer Iöslich (im Alkohol und Aether untöslich), ſchede 
fie fih, aus ihrer bei Siedhitze gefättigten Löfung, durch Erfalın U 
vereinigten langen waflerfreien Prismen, die nicht fatischren (erw 
tern). Nichtgefottene Löfungen entlofien fle in Waſſer-haltigen Om 
dratoctaödern. Beiderlei Kıyflalle, zumal letztere ſchmecken 
zufammenziehend, röthen Lackmus ſtark und geben, troden X 
Thinolin. Mit Ammonoxyd bildet die Apophylienſäure ein IA 
loͤsliches, in Tafeln anſchießendes Salz; durch Wechfelzerichung f 
wennenes AgOAp geſtaltet ſich allmälig zu Kryſtallſternen, und m 
pufft in Helinder Wärme ebenfo heftig, wie AgOCz Oz. Der Rüdket 
ift kohlſchwarz und läßt bei völligem Verbrennen einen Schwann u 
weißem Silber zurüd. — Obgleich das Narcotin von verbünnter KO 
Lauge nicht angegriffen wird, fo findet doch, Wähler zufolge, Seite 
waflerarmer Lauge, bei Siedhitze, das Gegentheil flatt. Es bilkt 
eine, nad) dem Abgießen der ürigen Lauge, Terpentin-ähnlice, i 
Wafler mit gelber Farbe lösliche, geläft fehr bitter ſchmeckende Mi 
bindung, bie, in Folge fehr lange andauernden Siedens, Narcatin | 


r 


1203 


Krykallfeguppen entläßt und dann eine falzige gelbe Flüffigkeit: gelöftes 
nareotinſaures Kali enthaltend, darflellt, das aber auch unmitiels 
bar gewonnen wird, wenn man Narcotin in alloholiger Kali⸗Löſung 
aufloͤn. Eo if in Alkohol und alkoholigem, hingegen nicht im reinen 
Aether löslich, und entläßt, auf Sufak von HCh, KCh in Form eines 
fryRallintichen Niederſchlags, während der Flüſſigkeit hybrochlorfaures 
Narcotin verbleibt. Aehnlich verhält fi aber die alfoholige Löfung 
auch gegen CO,, denn es fiheibet ih, neben Kalibicarbonat⸗Narcotin; 
anch Salmiak fällt daraus, nach einiger Zeit Narcotin, und fowohl 
loͤliche CaO» als BaOsGalze werben von ber Kaliverbindung nicht 
zerſeßt. AgOAOz bewirkt einen blaßgelben, im Waſſer äußerſt lös⸗ 
lihen und daher nicht auswafchbaren Nieverihlag; die wäflrige Löfung 
biefes Nieberfchlags dunkelt ſich im Glaſe und fegt an deflen Wänden 
eine Metallhaut ab, die blaugränes Licht durchlaͤßt. PbOA bildet mit 
der Ralistöfung einen loderen gelben, im Ueberſchuß des Bleiſalzes 
auflöslichen, mit Waſſer ausfüßbaren Niederſchlag, ber, getrocknet, 
vom Alkohol gelöft wird, der dann ſowohl warzenförmiges Bleioxyd⸗ 


- Rareotinat, als auch kryſtalliniſches Narcotin gewährt. Es fcheint 


biefe, bis jeßt noch nicht iſolirte Narcotinfänre hervorzugehen 
durch Berbinbung des Narcotin mit Wafler. — Unterwirft man Opium 
der trodnen Deftilation, fo erhält man als tropfbares Deftillat 
unfer andern auch ein giftiges Brenzöl *), und deſtillirt man es naß 
(mit Waſſer), fo geht ein nach Opium riechendes, Innerlich genommen, 
Dpimmsartig wirkendes Waffer über, das ein „flächtiges Alfaloroul“ ge 
loͤſt zu enthalten ſcheint. Dem Morphin follen übrigens in ihrer Wirkung 
aͤhnlich ſeyn Das Bebeerin und das Sepirin (Sipeerin), die von 
Dr.Rodie zu Demarara, in der Rinde des im brittiſchen Guiana hei⸗ 
miſchen Bebtrus (Bebeern:) Baum entdeckt wurden; erfleres foll = Ca; 
Hno AOG (Ca; Hıc AH O6) feyn; das letztere ift im Aether unloͤslich, 
hingegen harzartig (dunkelbräunend), loͤslich im Alkohol; das Holz 
de8 Baumes kommt im Handel unter ber Benennung Grünharzs 
(Greenheart) Hol; vor; Ann. d. Chem. n. Pharm. LVIII. 109. 





) Daß au Hyoscyamus, Conium mac, und Nicotiana giftige Brenzoͤle 


hervorgehen faffen, darf nicht befremden, va fie flüchtige Allaloine enthalten 
(oben S. 1198); im gewöhnlichen fog. „Tabaksfaft" ber Tabakepfeifen ift das 


: giftige Brenzdl ver Nicotiana - Arten, neben Ammonlak sc. zugegen. 
‚ Atropa Belladonna L. würbe wahrſcheinlich, troden veftillirt, ebenfalls giftige® 
. Brenzöl entwideln, und zwar nicht nur weil es Atrcpin entsält, fonbern weil, 
Ra Lübekünd, in den Blättern noch ein zweites Alkaloid (ober Alkaloivul?) 
: enthalten ſeyn fol, das von ihm 1839 dargeſtellke Bellabonnin, .vas alſo 
in berſelben Seit, da Trommsporff vd. £. tat Stramonin und Daturin 


Helicte, anfgefunken wurde. Ob ba8 von letzterem 1837 ausgefchlebene Digi: 


‚talin ber Digitalis purp. L. ein wirkliches Alkaloronl? ſteht noch zu be: 


ſtimmen. Das Brenzöl viefer Pflanze fand Morries giftig; er nannte es 
ByrosDigtitalin uns fand es Töstich im Waſſer und aufldelih In Säuren. 


76% 


Pr 


1804 


—_»-- 


Aber feld das weiter unten vorkommende Chininfalphat fc, 
ärztlichen Zeugnifien gemäß, ähnlich wirken dem Morphin: Ace; 
nämlich, in zu großer oder zu oft erneuerter Babe gereicht, feld 
bewirten: Betäubung, Schwindel, Abneigung gegen alle Bewegums, 
Herabfallen der Augenlider und andauernde Geſichtsdunkelung; and fl 
das genannte Morphins Salz durch vorangeſchickte flarfe Gaben ver 
Chininſulphat in feinen beiäubenden Wirkungen verfärkt were 
Beachtenewerth dürfte es auch in chemifcher Hinficht ſeyn, daß 
Birkungen auf den lebenden inneren Menfchen entgegen, und die 
geinüpften Zufälle mäßigenb und aufhebend ſich bethätigen fol: - 
licher Gebrauch des Kirfhlorbeerwaffer (oben ©. 2), d 
ebenfo gepulverte Blätter der Digitalis purp. BeRätigen fid obige, I 
Wirkung des Chinin betreffenden Bemerkungen, fo thun fie zul 
bar: daß eine Eintheilung der Alfaleide nad ihren Wirkungen 
lebende Menfchen vom chemilalifchen Standpunkte aus betrachtet, WM 
werflich iſt; oben ©. 1176. Ob jenes widrig bittere farblofe 
welches man neuerlich in ber Eschholzia california entiedt: 
fi umter anderen dadurch auszeichnet, daß es mit Schweiefämt & 
prachtvoll violette, mit anderen Säuren hochrothe Leichtlöslice 
Berbindungen fehlägt, aus feinen gefättigten Löfungen in 
Flocken ſich ſcheidet, die, getrocknet und erhitzt, harzartig 
in obiger Hinſicht dem Chinin⸗Sulphat ſich auſchließi? Kl 
verſuchen. Dieſelbe Pflanzenfamilie, die als Träger der Opiide 
trachtet werden muß, die Papaveraceen, enthaͤlt auch jene 
in welchen die ©. 1152 beſchriebenen Wlfaloive (das Chelerythri 
Chelidonin, Slaucin, Glaukopikrin sc.) ervorireiks, 
jedoch, wie aus jenen Beichreibungen erfihtlidh, nicht mar von 
Dpiiden, fondern auch unter ſich in fo beträcdhtlidem Gr 
weichen, baß fie weber den Opiiden beigezählt, noch für fh int 
befonbere Grupye gebracht werben können; Indem fie, zumal is 
Berhalten zum lebenden inneren Menſchen⸗ und Thierleibe, vn 
ander zu beträchtlich abzuwelchen fcheinen. In letzterer Hinfät 
fih dem Glaukopikrin das in allen Theilen der Zeitlofe (Cholchi 
antumnale L.) vorkommende fehr giftige Colchicin an, 
farb: und geruchlofen, bitterstragend feharf ſchmeckenden PBri 
fchießt, die vom Waſſer ziemlich, vom Alkohol fehr Leicht gelöl 
innerlih gereicht ſchon in fehr Heinen Mengen Erbrechen und 
fall bewirken, und defien Verhalten zur Azotſäure, bie es wi 
färbt, zum Theil an jenes des den Strychnolden angehörigen 
erinnert. 

b) Strychnolde: in mehreren zur Familie der Apocyneen 
Battungen, insbefondere in Strychnos Nux vomica L. (Rräb 
Baum), 8. colubrira (Schlangenholz), 8. Ignatii Berg. (3 
bohnen » Baum, Ignatia amara L.), S. potatorum und 8. 


























1205 





(Meute Upas) vorfommend. *) Aeußerſt giftig, Mit⸗ und Haupt⸗ 
beftandtheile verſchiedener indifchen Pfeilgifte,; m. Grundz. 1. 736 ff.:**) 
1) Stryähnin Ca Has Aa Os ober Cya Hıs + 2 AH4 + 0. 
Umfhmelzbare, Außerft bittere, Fleine farblofe, im Wafler fehr ſchwer, 
im abfolnten Alkohol und im Aether gar wicht lösliche Prismen. Mit 
Sauren meiftens kryſtalliſirbare Salze bildend, deren wäflrigwein- 
:  geflige Löſungen durch fog. fehmwefelblaufaures Kali (oben ©. 999 und 
962 Anum.) kryſtalliniſch, durch Chlor weiß, aber nicht kryſtalliſirt 
gefällt werden. Aus feiner ſtedendheißen, auf 2 Bewichtstheilen 
GStrychnin mit 1 Jod verfeßten, weingeiftigen Löfung ſcheiden fich beim 
Erkalten golbgelbe Schuppen (während die überflehende Flüſſigkeit 
GEtrychnin nebſt HI:SAure enthält), bie unveränbertes Strychnin ent⸗ 
halten follm. Mit PbO,, oder flatt deffen mit MnOz, und Azotfäure 
erwärmt, färbt es fich anfänglich bunfelblan, dann violett, hier⸗ 
anf roſen roth und endlich gelb. Zuſatz von Ballägerbfäure hindert 


kine Verbindung mit den Säuren, umb fällt es fowohl an fl, als 


- ans allm feinen Galzverbindungen, daher Verwendung bes Balläpfels 
. mb ebenfo bes Theeaufgufles als Begengift; 2) Brucin (@ift ber 
ſalſchen Angufturarinde) mit Ausnahme des Strychnos Tieute das 
SGtrychnin flets begleitend. Es if Röchiometrifh — Cy4 Has Ag Or, 
amd daher wahrſcheinlich nur ein Hydrat⸗haltiges höheres Oxyd deſſelben 
Rabicals; Hinfiihtlich der Biftigkeits« Stärke ihm volllommen gleich, 

außerdem aber von bemfelben hauptfächlich verfchieben durch größere 


t Löslichkeit, zumal im Alkohol, leichtere Kryſtalliſirbarkeit feines Azotat _ 


I mb Röthung F) durch Waotfäure, während StrychninsLöfung, 
„em fie Brucinfret if, fi nur gelb’t; was am meiften merklich 
>» wird, wenn man zu befien Löfung zuerſt einen Tropfen Azotfäure und 
gleich darauf 2 Tropfen waflerarme Schwefelfäure folgen läßt, da dann 
ſofort Goldgelbung eintritt. 
'6) Beratride; in verfchledenen zu den Eoldjiaceen gehörigen Battungen. 
' Mehr ober "weniger bitterfharf, fehr giftig, pulsrig, zum Theil 
Barzartig ſchmelzend: 1) Colchicin; ſ. obena); 2) Beratrin au 
Berateumfänre gebunden im Saamen von Veratrum Babadilla 
Retz und V. offlcinale und V. frigidum Schlentendakl, und in 
| , 
Hddet in ber inte von Strychnos Pseudo-Chinae fehlend, die von rein 
bitteren Geſchmack, Bauquelin zufolge, der Quaſſta nahe kommt. 
Dal Bfeilgift ner Urbewothner Java's beſteht aus dem in hoͤchſt geringen Mens 
gen toͤrtlich wirkendem Anthiarin des Anthiarelipas, db. i. bem rothbraunen, 
wachtweichem, fehr bitterem Extract, bereitet aus Anthiaris toxicaria. 
Deer Sabapillfäure — Cıg Ho Or + HO; iR fublimirbar, und erinnert 
‚oa Zimmtfäure (Ginnmyifäure) oben S. 1006. 
‚Baferarme Azotſaure färbt Brucin in nahe gleichem Warbenton dunkel 
soth, wie das Soniin; Morphinſalze blaßroth. Mit derſelben geſotten 
'wtheht Pikrinſaͤure, aber fein Ammonoryb, 


N 


1206 


ber. weißen Nieswurzel (Veratrum alb. Bernk.) angeblid = (4 
Haı AOse oder Ca, Hı7 -F AH, + Os: hoͤchſt fchwerlöslich im Wale, 
in fehr geringer Denge, ſowohl in Gtaubform als gelöoſt, heftige 
Tiefen erregend, mit waflerarmer Schwefelfäure fogleich dunfelpurpurm, 
mit mehr gewäflerter, zunächft gelbe, dann rothe und lektlid vie 
lette Färbung erleidend, als gelößes Salz durch Blatindlorid aiät 
fällbar; 3) Iervin. Wurde 1839 von Simon in der weißen Ric, 
wurzel entdedt, ift = Cco Has Ar O5 oder Cco Haz +2 Al +5 
und giebt mit anorganifchen Säuren fehwerlösliche Salze — Giits 
und widrig Fragenden Geſchmack erzeugend if auch das Mconitin| 
(oben S. 1184), das an „Aconitſaͤure“ gebunden in verſchiedenen Ira 
der zu den Ranunculaceen gehörigen Gattung Aconitum, gunlis 
A. Napellus L., A. Neomontanum etc. vorkommt, meiflens ann 
‘phe, feltener koͤrnig⸗kryflalliniſche Mafien bilbet, vom Bafker füme, 
fehr leicht von Allohol aufgenommen wird, geruchlos und Kidb 
flüffig if. Ebenfalls wibrig Fragenden Geſchmack zeigt and das gleih⸗ 
falls giftige und geruchlofe und im Waſſer wenig, im Allohel mir 
lösliche, ſchwach baftfche, kryſtalliniſch⸗feinblaͤttrig⸗ pulvrige Solanin, 
das durch Verdampfen der alkoholigen Loͤſung gewonnen, eine glei 
loſe durchſcheinende Maſſe bildet und ven Kartoffelkeimen (aufrecht 
ben Kartoffeln, d. f. die Wurzeln von Solanum tuberosum L.) 
buch: mit Echwefelfäure angefäuertem Waſſer entzogen, von Win 
Säure durch in geringem Ueberſchuß zugefebtes Kalkhydrat — 
dann aber ber vollkommen getrockneten erdigen Maſſe durch Emm: 
. mit Alkohol entnommen und alſo geloͤſt fiedend heiß durchgeſeihet Verl | 
Erkalten zur Ausfcheivung gebracht wird. e) Ohne eine beſenen 
Gruppe zu bilden fehließt fi ber vorhergehenden an: bad ſa⸗⸗ 
bafiſche, der Wurzel der zur Familie der Rubiaceen gehörigen Ipecs 
cuanha (Cephaölis Ipecacuanha Wild.) entſtammende, darin vi 








aber aus Heinen Schüppchen befteht, iſt Azot⸗frei, ſchmelzbar, im Belt 
ſchwerldelich, Löslicher in Alkohol und geruchlos. Hoͤchſt bitter, nit 
ſchmelzbar, jedoch fchon in 25 Theilen flebenden Waflers und in wenig 
lönliih if das Pikrotoxin — nah Regnault, im Mittel aus zwei 
procentifch aus Ogg,3a, Hs,7c; und O33,.395 beſtehend, mithin auch Fein un 
enthaltend — das ven giftigen Beftandihell be innern Kerns ber (von Meilt 
spermum Cocculus L. entwidelten) Kodelslörner bildet, bie | 
zerſtampft, durch Prefien vom meiſten Fettol befzelet es an fletenken 
entlaflen. Wird biefer bann von ber Auszugsflüffigleit abdeſtillirt, uub bed 
von zurückgebllebene Extract in ſchwach angefäuertem fledendem Waſſer 
fo kryſtalliſirt es daraus, erkaltend, im farbloſen bünnen und kurzes vru⸗⸗ 
Die Schanlen derſelben Körner enthalten einen zweiten baſiſchen ne 


*%) Au das zuvor erwähnte Anthiarin Bilder ein kryſtalliniſchet Pahe, i 


nicht Bittere und flärker baſiſche, ebenfalls kryſtalliſrbare Menefpermis, 
glei dem Pikrotoxin, von Pelletier und Couerbe zuerft dargeſtellt 
Beide fcheinen, volllommen zein dargeftellt, nicht Alkalode, ſondern gitel 
dule zu ſeyn. Im Solan. Dulcamara ZI kommt amorphes Solaris 


1807 


Belletier enidedte, außerbem auch in jener der fog. weißen Brafls 
lianiſchen oder Spaniſchen Brechwurzel (Richardsonia scabra ober 
R. brasiliensis Pirey; ebenfall6 zu den Rubiareen gehörig) vorkom⸗ 
mende Emetin, das ſchon in fehr Kleinen Gaben Brechen erregt, ſehr 
leichtflüſſig, im Alkohol leicht: in Wafler fchwerslöslich if, wenig 
bitter ſchmeckt und hinreichend gereinigt ein weißes geruchlofes Pulver 
darſtellt. Seine Löfung grünt das Lackmuspapier. Ueber einige, wie 
es Scheint, fich hier anreihende, aber noch genauere Unterfuchungen hei⸗ 
ſchende Alkaloive und Alkalordule (3. B. über das Baincas@metin, 
Biolin und Grillitin), f. m. Grundz. I. 868 und 648, 851. 

4) Einhoniide. Bis jeht nur, wie man annimmt, in den Achten 
Chinarinden vorgefunden, theils in Verbindung mit Chinag er b⸗ 
fäuren (oben ©. 1183), theile mit Ehinafäure (fra.a.D.). Seit 
die erſten Chinarinden nad) Europa gebracht wurben (im Jahr 1849), 
ober vielmehr: feit Talbot die europäifchen Aerzte auf ihre arzneiliche 
Wirkſamkeit (im Jahre 1680) aufmerkſam machte, find nach umd nach 
eine fehr ‚große Anzahl von Chinariude⸗Sorten von Amerika herüber, 
und dadurch zur näheren Inneren Kenntniß ihrer heilfräftigen. Stoffe 
gebracht worden, ale aber verdanken ihre Heilfräfte hauptſaͤchlich nur 
ihren, der Anzahl nach wenigen Alkaloſden; nämlich faft nur dem 
Chinin und Cinchonin, die fi Hinfichtlich Ihrer Zuſammenſetzung 
nur durch ein Verhältnißgewicht O unterfcheiden, dad im Ehinin mehr 
zugegen IR, als in Cinchonin, bis jegt aber weder in einander ver⸗ 
wandelt noch bis zu ihren Radical (einem Hybrocarbonammon?) des⸗ 
orybirt zu werden vermochten. Die in Südamerika yon 200 fühlicher 
bis zu 110 nörblicher geographifcher Breite wohnenden zahlreichen 
Arten ber Battung Cinchona, von benen einige und zwanzig fog. 
Chinarinden⸗Hauptſorten In den Handel gebracht werben, feinen alle 
‚in, ihren Rinden jene Alkaloide, wiewohl in fehr verſchiedenen Mens 
genverhältnifien zu enthalten; ob jedoch die fog. falſchen Ehinarinden, 
be von wenigflens anderthalb mal fo vielen, zum Theil fehr verſchie⸗ 
denen Gattungen angehörigen Pflanzenarten herrühren, fämmtlich und 
gänzlich frei von Ehina-Ailaloiven find, if noch umentichieden. Beide 
genannte Alkaloide werden gemeinhin ben 'gepulverten Chinarinden ent⸗ 
zogen durch Auskochen mit HChshaltigem Waſſer, Durchſeihung des 
Auszugs, Ausfällung mit überfchäffigen Ca0HO, Auspreflung, Trock⸗ 
nung und Auskochung des hiedurch gewonnenen Nieberihlags mit Al⸗ 
tohol, Durchſeihung des alfoholigen Auszugs, Neutraliſtrung bes 
durchgelaufenen Flüffigen mit verdünnter Schwefelfäure und Entfernung 
bes Alkohols durch Deftillation, Erkaltend entläßt dann ber flüffige 
Rückſtand kryſtalliniſches Chinin⸗Sulphat, während Cinchonin⸗Sulphat 
der Mutterlauge verbleibt. Beide Salze werden durch Thierkohle 
gereinigt, und, will man deren Salzgründer iſoliren, durch Ammoniak 
ausgefaͤllt. 1) Chinin = Cao Hız AOↄ oder C2o Bs + AHA + On: 





1208 


weißes, erbiges Pulver, das in Alkohol fehr, tm AUether ziemlid, 
im Wafler ſchwer löslich (200 fiedenden Waſſers fordernd), aus 
den Löfungen ſchwierig Fryfallifirt, dann in Heinen, weißen, feiden 
glänzenden nateligen Prismen anſchießt, bie bei 1200C..= MIR 
farblos harzartig ſchmelzen und mit Säuren meiftens leicht Irpfalls 
firten, das Chinin an (nicht widriger) Bitterkeit übertreffenden Gala 
anfchließen, die außer Platinchlorid und Berbfäuren auch durch Oral 
fäure, hingegen nicht von Weinfäure gefällt werben, während leptere 
Säure das Cinchonin ſogleich trübend nieberfhlägt, *) Das 
fhwefelfaure Chinin Tryftallifirt ale bafifhes Salz in chf 
furzen als zarten Kryſtallnadeln, bie, angehäuft, eim leichtes, weißt 
Ioderes Pulver darſtellen, das fih in Waſſer fehr ſchwer, Hingegen 
leichter in SOz-haltigem und dann mit blaͤulicher Schillerfarbe die 
durch darauf zugefeßtes Ch und folgendes Ammoniak in grün übergeht 
und dann ſich bräunt, Töft, erhitzt, elektzopofitiv leuchtend (auf bein 
Bulvern wird es ſtark eleftrifch), wie Wachs ſchmilzt, dabei 11! 
oder 12 Berhältnißgewichte Wafler verliert, dann aber fich roͤthet un 
endlich, ver der Serflörung gefättigt, roth erfcheinend, Hinfichtlid der 
Roͤthe jener Ahnlich, welche Salicin und vie Naphthalin bei ver Huf 
"nahme waſſerarmer SOz darbieten. Kryſtalliniſch beficht es aus 2 Ver 
hältnißgewicht Chinin + 1 Echwefehjänre + 16 Wafler; procentiid 
aus 74,6 Chinin, 9,1 Schwefelfäure und 16,3 Waſſer; feine wältig 
Löfung ballt (coagulirt) die des Salepſchleim. Berfept man, Bageni 
zufolge, 1 Bewichtstheil defielben mit 56 Wafler, 3 Kochſalz u 
waſſerleeren Weingeift, fo entfleht durch Wechſelzerſetzung Matronfeiphet 
und Hydrochlorfaures Chinin, das aus der ˖ von erflerem geſchie⸗ 
denen Blüffigfeit in Nadeln kryſtallifſirt, während daſſelbe Salz am 
Meingeift-freiem Waſſer in Heinen Linfen TryRallifirt. Ueberſeht man 
das baſiſche Chininſulphat mit etwas Schwefelfäure, fo ſchießt es m 
groͤßeren, leichtloͤslicheren, ſauer gegenwirkenden, verwitterungsfähigen, 
ſtoͤchiometriſch⸗ neutralen (aus gleichen Verhaͤltnißgewichten Chinin und 
SO3 beſtehenden) Kryftallen an. Mit der Chinafäure künſtlich ver 
bunden, bildet es, aus GChinafäureshaltigem Wafler Eryfallikt, 
Nadeln, die, abgefehen vom Wafler-Behalt, procentifch ans 66 Chiru 


*) Bas an das Verhalten des Natron und Kali zur WBeinfäure erinnert; beun mil 


ven KO bilbet T fofort kryſtalliniſch pulvrig fih ausfcheidendes fog. RafiBitan 
trat (Weinſtein; vergl, oben S. 1136 Anm.), mit NaO Leldptlöstich bleibendei 
Salz. Cine Ähnliche Verſchiedenheit zeigen au Morphin und Marcotisi 
erftereö wird, wenn es an 'T gebunden war, von AltalisBicarbonaten nit ge 
fällt, wohl aber weinfaures Narcotin fogleih. Auch Brucin wirb unter die 
lien Beringungen nicht gefällt, wohl aber Strychnin mehe ober wenige 
kryſtalliniſch und ans gefättigten Loſungen ſogleich Löfungen ver Beratrinfaljt 
werden nur von NatronsBiecarbonat, nigt von KO + 2 COz geirält, 
. was umter andern au Natron und Kalt untericheiden läßt, 


1209, 


+ 34 Chinaſaͤure zufammengefegt find; 10 kryſtalliſirt Chinin⸗Chinat 
eniforechen nahe 7,3 Chinin « Sulphat. Erſteres iſt Jeichtlöslich im 
Waſſer, fchwerlösiich im Weingeift, ſchmeckt chinabitter und gruͤnt, obs 
gleich vollfommen neutral, veilchenblau. Es bildet außer Kleinen 
Nabeln häufig auch warzige Kruften. Neutralifirt man gefättigte alfos 
bolige EhininsLöfung mit Balerianfänre, fügt dann von biefer 
Gäure noch etwas im Ueberſchuß hinzu, verbünnt darauf das Gemiſch 
mit dem Doppelten feines Bolums Wafler, ſchüttelt Alles wohl durch 
einander und unterwirft eö nun bei 500 C. 400 R. gelinder Ab⸗ 
dunſtung, fo Eryflallifire daraus, Bonaparte zufolge, bis auf den 
Iehten ‚Tropfen ſehr regelmäßig, mit 4 HO (entſprechend 31/30),) 
Chinin-Valerianat, das bei 900C. — 720 R. ſchmilzt, dabei 
fein HO verliert und nun eine farbloſe glasähnliche Maſſe darſtellt, 
die ſtaäͤrker erhitzt ſich trübt durch Verluſt an Säure und entſprechendem 
Ueberſchuß an freiem Chinin. 2) Cinchonin = Cyo Hı2 AO oder 
Co Hs + AH4 + 0; weiße erdige Mafle, unlöslih im Wafler und 
im Yether, leichtlöslich in (heißem) Alkohol, daraus in glänzenden 
Prismen kryſtalliſirend, mit SOg neutralifiet ziemlich anjehnliche perl⸗ 
mutterglängende Kryftalle bildend, die mehr zufammenziehend bitter 
fchmeden, als jene des Ghinin= Sulphat, und erhikt fich nicht roͤthen, 
wohl aber bei flärkerer Hide Rauch entwideln, der anfänglich Tabak⸗ 
ähnlich, dann Banillesartig richt. Gewoͤhnliche Kali⸗Lauge greift das 
Cinchonin nicht an *). Eiſenox yd⸗Salze fällen feine Loͤſung grün, 
Platiuchlorid fällt aus feinen gelöflen Salzen Niederfchläge, welche 
jene des Chinin an Löslichkeit übertreffen. Auch das chinaſaure 
Cinchonin laßt ih, wie das chinaſaure Chinin, durch unmittelbare 
Berbinbung barftellen; 10 bes erfleren entfprechen 7 Cinchonin⸗Sulphat. 
Durch Ammoniak unfälldar ift. das weinfaure Cinchonin, und find 
es die mit T verfehten übrigen Cinchonin⸗Salze, hierin dem Stryſch⸗ 
nin Abnlich. Gegen Sallägerbfäure verhalten beibe Alkalorde fidy 
den übrigen Alkaloſden ähnlich, d. h. fie werben dadurch zu Bis 


"gallätannaten gefällt; Berbindungen, welde Thierhaut zc. zers 


legt, leichter jedoch BaO, CaO, SnCh, PhOA etc. etc. und bie bis 
gegen 12000. erhitzt und geſchmolzen werben koͤnnen, ohne babel 
Serfepung zu erleiden. Chinin (und befien Salze) wird durch Gall aͤ⸗ 
gerbfäure noch (weiß) nievergefchlagen, wenn es zu feinem Löfungsmittel 


©) Wohl aber gefättigte und lebhafter noch geſchmolzenes Kali⸗Hydrat; ſ. oben 


S. 1187. Ueber das DBerhalten des Chinin⸗ und Cinchonin⸗Sulphat 
in ter Site, vergl. m. Arch. f. d. ges. Naturl. XX. 418. — Robert 
fand Werhielfieber-Rranten gereichtes Chinin⸗Sulphat in beren Harn wieber 
vor. Mit KI:Löfung verfeßt entließ dieſer Harz eine braune Maffe, die neben 
KJ and hydrojodſaures Chinin enthielt, aus dem Ammoniak das Chinin fällte, 
das dann durch Kohle ze. gereinigt und mit SOz wierer zu Chinin⸗Sulphat vers 
eint wurde. 





1810 


fih wie 1 zu 2000 verhält (Gleiches gilt auch vom Narkotin), 
Cinchonin, und ebenfo vom Eodein und Morphin, wenn sin 
Berhältniß von 1 zu 900 zugegen if. 9% Aus ber China de (u 
lsaya, eine Sorte ber Achten Königschinarimbe, ſchieden Gar 
ziol und Pelletier 1828 ein von ihnen 1832 genauer befchriehenes 
Altaloid, daß fie anfanglid Eusconin **), dann Aricin nanuta, 
und das PBelletier zufolge vom Chinin nur durch größeren Orygen⸗ 
Gehalt (Eau Hı2 AOz) fich zu unterfcheiden [hin Winkler une 
fuchte Diefelbe Rinde mit gleichem Erfolge, fand aber fpäter, daß dab 
Ariein übereinflimme mit einem alfaloivifchen Stoff, ten Ranziul 
in der China de Jaen nachgewieſen, Chinovatin genannt und yır 
centifh aus 69,77 C, 6,986 H, 7,37 A nebft 15,90 O zufammengekht 
gefunden hatte; es ließ fich nicht kryſtalliniſch darſtellen und gemäfrte 
auch Feine kryſtalliſtrbaren Salze, hierin dem Bebirin und Sepirtin, 
fowie dem Pereirin, d. i. einem alfaloioifehen Stoffe gleichend, da 
vom Npothefer Correa dos Santos zu Rio Janeiro, and m 
dort ale Mittel gegen Werhfelfieber belobten PAo Pereira ober uf 
Canudo amargosa, d. i. der Rinde eines noch unbekannten, wahr 
f(heinlich zu den Apocyneen (zu beren von Endlicher durch Opkle- 
kyleae benannten Unterabtheilung) gehörigen Baumes, gezogen aber 
als Alkaloiv erft durch Goos (Pfaff’s Mittheilungen V. 53 f) 
erkannt wurde. Sn wiefern biefe Amorphen, in ihren areiliden 
Wirkungen den China » Salzgründern fi anſchließenden NAilslie 
vielleicht überbaftfche Salze zweier befonderen Alfaloive find, ud u 
wieweit die flöchiometrifche Formel des ſog. Cinch ovatin (= 
Hyz Aa Og oder Caß Hı9g + 2 AH4 + Os) auf deren Zuſammenſezug 
anwendbar ift, müflen weitere Verſuche lehren. ®*%) Letzteres, auch us! 


— — —— — — — — La —— 


— — 


®) Der ſolchen Weges entſtandene Brucin⸗Nliederſchlag if in waͤſſtigen Kane 
niak leicht auflöslih. — In der Achten Angufturarinde, db. 1. bie Ak 
ber Cusparia febrifuga Humb. fanden R> Brandes und Bfaff des 
_ altaloiifchen, von ihnen Gusparin genannten Stoff, beffen elementare 3e 
fammenfekung noch gu ermitteln fieht; vergl. m. Grundz. I. 868. | 
ee) Weil fie es au in ber China de Cusco over Arila-Rinpe verfene 
Gruner hatte aus ver China de Carthagena, bereits 1825 ein afafidel 
, Alkaloiv geſchieden. 

60) Im Jahre 1838 Fünbigte Wiggers ein neues Allaloiv an, das von ihm an 
fänglih Giffampelin, fpäter aber bes Wohlklanges wegen Belofin gm 
wurde. Es war ber fonft unter ver Benennung Radix pareirae bravat 
offieinellen Grietwurzel entzogen und als geflaltlofe, mit Ausnahme der Ge 

= Hlorfäure, auch mittel Bindung von Säuren nicht geftaltbare, farbe wu gerade | 
Ioje, im Waffer (im kalten wie im ſiedenden) faft unlösliche, dem Aether mb 
dem Weingeiſt leicht zugängliche, Ladmusenth ſtark bläuende, au fi au ci: 
Salz dem Geſchmack nach Iebhaft an Bitterſüß (Solanum Dulcamarı L) 
erinnernde Maffe geſchieden worben, die erhikt in Fluß gerieth, fich unter dw 
widelung von: nach verbranntem Vrod riechendem Dampf, aufblähete, entzäe 
lich war uns angezündet mit ſtark rußender Slamme brannte, Durch KOBV, 


18211 . 


einer Jatn-China geſchieden, Iryfallifiet aus Alkohol in farblofen 
Prismen, gegenwirkt entfchieben allaliſch und ſchmeckt fehe bitter. Ob 
der von Mill in ber Rinde der Cinchona macrocurpa Vahl. vor⸗ 
gefundene, von ihm Blanguinin genannte allaloldiſche Gtoff (als 
überbaftfches Salz des Cinchovatin) hieher gehört? darüber kann eben⸗ 
falls nue durch weitere Unterfuchungen entſchieden werden. Bleiches 
gilt auch von dem Pitoyin, das Beretti aus ciner unter ber Benens 
nung Quina pitoya nad Rom gelommenen fraglichen Ehinarinvden- 
Sorte 1834 geſchieden hatte; es ſchmeckte wenig bitter, gab aber bittere, 


in Bafler, Alkohol und. Aether löslihe Salze, floß, über 10000. 
erhigt, und Lieferte Dabei, unter beginnender Zerfehung, kryſtalliniſchen 
Eublimat. — Behr. flüchtig iſt auch das hydrochlorſanre Chi⸗ 


nolein; oben ©. 1187. | 

e) Hat man bei der Darſtellung bes Chinin⸗Sulphat alles Kryſtalliſtr⸗ 
bare gefchieven, fo entläßt bie bittere dunlle Nutter⸗Lauge, durch Zufak 
von feuerbekändigen Alkali- Carbonaten, ober auch von Ammoniaf, 
unter Beriuft ihrer Bitterkeit einen mehr ober minder bräunlichen, 
mitunter auch nur gelblich-weißen Niederſchlag, der mit Wafler aus⸗ 
gewafchen und mäßig erwärmt harzartig klebend zufammenfinkt, ſich 
aber gegen Säuren vollfländig verhält, wie ein Alkaloid. Sertür⸗ 
ner, dieſes Berhalten beachtend, nannte es Chinoldin, hielt es für 
das — in arzneilicher Hinſicht wirkfanfte EChina-Alfalorv, fand jeboch, 
was au Delondre und Henry, fo wie Geiger wahmahnen, 


daß demfelben Feine Antheile kryſtallifirbaren Chinin's (und Cincho⸗ 


nin's) entzogen werden koͤnnen; Sertürner in ben Ann. d. Pharm. 
XXIX. 229. Winkler behandelte das rohe Khinoĩdis, um es durch 
waſſerarme Schwefelſaͤure von verkohlbaren Stoffen zu befreien mit 
dieſer Säure (aͤhnlich, wie man Indigblau, Krapproth, Cochenille⸗ 
roth 2c. yon fremdartigen gleichen Weges verkohlbaren Stoffen’ zu ſon⸗ 
dern vermag; oben ©. 1024, 1142 1c.), und erhielt ein Alkalold⸗ 
Sulphat, Das vom Chinin⸗Eulphat ſich nur durch @efaltlofigkeit 
verſchieden zeigte, während das von der Säure getrennte Alfaloid ſelbſt 
ebenfalls eine geftaltlofe, Harz⸗ ober Gummiaͤhnliche Maſſe darſtellte. 
Liebig, der Sertürnerfihen zc. Beobachtungen gebenfend, Hoffte in 
dem Chinoſdin einen Stoff zu erhalten, ver ihn in ben Stand ſetze, zur 
Darkellung des Chinolern das fehr theure Chinin entbehren zu 
konnen *), fand feine Vermuthung vollkommen beflätigt und zugleich 





AH3 HO um AH,OCO,, Natronsphat (wahrſcheinlich das alkaliſch gegenwir- 
teme == 2 Na0 -> HOPO; + 24 HO zufanımengefehte) fo wie durch Gerb⸗ 
ſaure und Zinnchlorür wurde es and ben Röfungen feiner Salze weiß gefällt, 
durch Platinchloriv gelblich weiß, durch Golbchlorid, unter theilweifer metallifcher 
Herſtellung des Golves und Violettfärbung ber überſtehenden Slüffigtelt, ſchmutzig 
geld. Vergl. Ann. a. a. O. XXVII. 29 und XXXIII. 81 ff. 

 &in Pfund Chinin⸗Sulphat koſtet, Liebig zufoige 86 fl.; 18 ſaurefreies 





1218 


auch, mittelſt Elementar⸗Analyſe gehörig gereinigten Ghinolein’s, daß 
ed dem Ehinin, in Abfiht auf Iufammenfeßung vollkommen gleich 
und von bemfelben nur durch feinen Amorphismus verſchieden fey, eine 
Vebereinftimmung, die ſich in arzueilicher Hinficht Seitens der Ber 
Iiner Nerzte Natorp und Schilling auch ſchon vollftändig befätigt 
fond; Ann. LVIII. 348 ff. Don Chinin oder Cinchonin fand 2, im 
käuflichen Chnoidin nur Spuren. Aether Löfte dieſes, mehr 
oder weniger braune oder ſchwarzbraune Ehincioin bie auf einen höhk 
unbebeutenden ſchwarzbraunen Rückſtand; vom Aether durch Erhiken 
befreiet, Hinterblieb es ohne irgend eine wefentliche Beränderung cr 
litten zu Gaben. . Weingeift nahm Halb fo viel in ſich auf, als er 
felder wog, heißes Waſſer Iäfte hingegen nur eine Fleine Menge, 
die jedoch hinreichte demfelben flarken und reinbitteren Geſchmack zu 
erteilen; vom Falten Wafler wurde es nicht gelöfl. Verſetzte man die 
geiſtige Löfung mit Wafler, fo ſchlug das Chinoſdin fich in Form har: 
ähnlicher Flocken nieder, die Säuren vollfändig meutralifirten; Sohle 
faure Altalien und ebenfo Ammoniak fällten es wiederum ans bien 
durch Säuren bewirkten neutralen Auflöfungen, bie auch durch Gerb⸗ 

ſaͤure fällend zerfept wurde. Platinchlorid ſchlug aus hydrochlorſauren 
Chinoldin platinchloridſaures Hydrochlorchinin mit gelber Farbe nice. 
Liebig a. a. O. 

H In der im Handel unter der Benennung China nova s. surinames- 
sis befannten falfchen Ghinarinde fanden Belletier und Caventor 
vor. längerer Seit eine eigenthümliche, von ihnen Ehinovafänte 
genannte Säure, die von Winkler in berfelben Rinde als eigenthän 
licher nicht ſaurer Stoff nachgewiefen, als ein fog. inbifferenter bezeichnet 
und feiner Bikterfeit wegen: Chino vabditter genannt wurde. Js 


Möhler’s Laboratorium wurde fpäterhin biefer, größtenteils vn 


Winkler felbR zu dieſem Zwecke bargeftellte Bilunngsthefl. geprüft 
und durch Schnedermann ber Blementaranalyfe unterworfen, wer 
aus ſich dann ergab (was Winfler feinen Berfuchen zufolge gege 
Buchner db. 3. nachgewwiefen und Peterſen beftätigt hatte): baf 
diefes fog. Bitter mit dem Smilacin*) keinesweges übereinfimmt, 


baß es fich aber als eine (ſchwache) Säure verhalte, die ſtochiometriſh 


= Ü3g Ho9 O9 + HO if. Sie ſtellt eine Bummi-äßnelnde, zerrieben 
blendend weiße, pulvrige, bei gelindee Wärme in Alkohol und ebeaf 





Chinoldin dagegen nur 12 fl. — Au ber Sohn bet Berfaffers viefes Sb, 


außübenver Arzt zu Erlangen, bat, auf Gertärner's Mitigellungen Gin, wi 
Chinoldin feit vier Jahren mit glücklichem Erfolge bei MWechſelſtebern verwen. 
®) on Solchi in dee Sarfaparilie (Wurzel verſchiedener Arten ver zu a 


Atparagineen gehörigen Gattung Smilax; insbefondere vem S. Saasaparilia L, 
S. syphilitica Humb.) entredt, aus ver Ballotta ein zweites aungeblidel 


Alkaloid, das (als ſolchet nicht befätigte) Bariglin geſchlieven Haben welt: 
m. Grundz. I. 859, 


1813 
in Aether leicht lösliche, durchaus ungeftaltbare, daher fein Kıyflalls 
waffer enthaltende Mafle dar, bie in Buchner's Verſuchen ihre Kry⸗ 
Rallifiebarkeit mutgmaaßlich einem noch zu beflimmenden, mit ihr vers 
bundenen Altalciv verdankt. *) Diefelben zuvor erwähnten franzöflfchen 
Chemiker glaubten vor mehreren Jahren durch trockne Deftillation der 
Ghinafäure (Acidum Kinicum, baher Ki) =C HB; 05 + H0, 
eine eigenthämliche Rächtige Saͤure, „DBrenzeginafäure” genannt, erhal⸗ 
ten zu haben. Hat man nämlich aus dem in wäffrigem Auszuge ber 
Chinarinden ben, neben ben chinaſauren Chinaalkalorden darin vor⸗ 
kommenden chinaſauren Kalk durch Alkohol gefällt, durch Umbryſtalli⸗ 
ſtren gereinigt, durch Schwefelſaͤure zerſetzt und bie von ber letzteren 
ausgetriebene, im Waſſer gelöfte Chinafäure (in ſchiefen chombifchen 
Saͤulen) berausfryftallifirt, fo entläßt fie — an ſich geruchlos — ſtark 
fauer fehmedend, im Waſſer leichtlöslich, auch dem Alkohol zugänglich, 
Lackmus rötend, bei 1530 0. — 12204 R. fehmelzend und ihren 
Waſſer⸗ Behalt verlierend — indem fie bei 28000. — 2240R. ſich 
braͤunet und ber Zerftörung zu unterliegen beginnt, wie verbrennende 
Meinfäure riechenden Dunft, ber verdichtet zum Theil prismatiich kry⸗ 
ſtalliſirt, diefem Theile nach jeme fog. Breuzchinaſäure (mehr ober 
weniger erneuernd) darſtellet. Fährt man zu erhißen fort, fo ſchmel⸗ 
zen biefe blaßgelben durchfichtigen Prismen und fließen in Form öliger 
Streifen in die Borlage Hinab, dort zur ımburchfichtigen, Törnigen, 
leichtfiüffigen Maſſe erflarrend. Zurück bleibt ein braunfchwarzer, in 
Folge Heftigen Sich⸗Blähens die Beendigung der Deflillation nicht 
geflattender Rückſtand. Das Deftillat befleht, außer einer noch näher 
zu beftimmenden Theersartigen Mafle, aus Bz, Garbolfäure (S. 1035 
Anm.), Galicylihtfäure, Benzol und einem farblofern von Wöhler 
buch Hydrochinon bezeichneten, kryſtalliniſchen, in langen ſechs⸗ 
feitigen Prismen mit fchlefangefepter Endflaͤche anfchießenden Erzeugniß. 
E86 bezieht fi dieſe Benennung auf jene eines anderen, hieher gehörigen 
Erzeugnifies, das Woskrefensky vor 8 Fahren erhielt, als er chinaſaure 
Salze in gelinder Hige verbrannte, ba dann, neben Waſſerdaͤmpfen 
und Formylſaͤure ein Anflug von goldgelben Nadeln ſich zeigte, der 
jedoch in größerer: Menge erfchien, als W. irgend ein dergleihen Salz 
(3. B. Hinafauren Kalk) mit dem Vierfachen feines Gewichtes MnOz 
mengte, da6 Bemenge mit waflerarmer SOz burchnäßte, die zuvor mit 
der Hälfte Waſſer verdünnt worben und bann fehr mäßig erhißte 


. (größerer Säure-Zufag , macht die Maſſe leicht überfleigen); es blähet 


das Gemiſch fih auf und es gehen vide Dimſte Aber, bie an den 
Bänden der abgekühlten Borlage feinen Nadeln der befchriebenen Art 


*) Aunch vie Säure der franzäfliegen Chemiker fcheint nicht frei von frember Bei⸗ 
miſchung gewefen zu feyn; wenigftens If e8 auffallend, daß fie nicht der Bitter⸗ 
keit ner Saͤure gebenken. 


1814 





fi abſetzen. Durch Prefien zwiſchen Papier entfeuchtet und wiberholi 
ſublimirt ſtellen ſte dar das von Wöhler nicht Chinoyl, ſondern (weil 
die Endigung yl ein organiſches Radical zu bezeichnen pflegt) Chinon 
(Cn) genannte, gereinigte Erzeugniß, das in kaliem Waſſer ſchwer⸗ 
in Alkohol und Aether leichter löslich iſt, auf gelöſte Pflanzenfarben 
nicht gegenwirkt, neutrale Löfungen von AgO- PbO: und Cuod⸗-Ajotat 
nicht trübt, Durch SOz verfohlt, mit trocknem Ch zur blaßgelben flüch 
tigen, in Wafler kaum löslichen Verbindung fich vereint, bie von A: 
moniafgas berührt ſmaragdgrüne Kryſtalle bildet, und bie, Wöhler 


zufolge, ſtoͤchiometriſch aus C2s Hg Og zufammengefeht zunächk durch 


Abänderung ihres H, dann aber auch durch Zutritt von einfachen 
Galzzeugern (Ch oder S, und vorzüglich auch durch ben von H) vor 
einander fehr abweichende, zum Theil ſehr auffallende Beſchaſſenheiten 
und Gigenfchaften barbietet. Berbindungen ber leßteren Art find das 
grüne und das farblofe Hydrochinon = Cn-+2H und Cn-+4H, 
von denen das erftere von Wöhler erhalten wurde, als er dem farbloſen 
H entz0g; wie denn Beimiſchung von gelöflem Eiſenchlorid zur Löfung det 
Hydrochinon (Chinonhydrid), und ebenfo die von Azotfäure ober von 
gelöftem AgOAO;, gelöflem KOC7 Oz .:c. fofort die Eutſtehung von gr 
nem Hydrochinon (Chinonhydrür) zur Folge Hat; in letzteren Fällen 
wird dabei metallifches Ag, ober flatt befien grünes Cro Os ansges 
fhieden. Ebenſo erfolgt aber auch feine Darftellung, wenn gaſiges 
Ch in. die farblofe Löfung geleitet; ja ſelbſt wenn atmofphärifches 0, 
mittelft Platinſchwamm oder Thierfohle, die man mit ber Löfung ber 
feuchtet hatte, an berfelben verdichtet wird; W. in den Ann. d. Ghem. 
u. Pharm. LI. 145 fj. Mittelit Eifenchlorid erfolgt zunaͤchſt fhwärz 
liche Röthung ber farblofen Chinonhydrip-Löfung, wenige Augenblide 
darauf aber prachtvolle Grünung der Flüffigfeit, bewirkt durch grüs- 
metallifchglängende Krykallnadeln, deren Tarbglanz lebhaft au jenen 
des Murexyd (S. 974) erinnert, es jeboch darin noch übertrifft zub 
jenem Goldgrün zunächft vergleichbar erfcheint, welches die Santharden, 
Goldkaͤfer, Eolibrifebern ıc. Darbieten. Die faſt augenblidliche Bilbang 
biefer Radeln gewährt eines der prachtvollfien Kryſtalliſations⸗Phäno⸗ 
mene; denn felbft bei fehr kleinen Mengen erreichen bie werbenben Kry 
ftalle Liniensfänge, und leicht iſt es, fle von Zoll⸗Laͤnge zu erhalten. 
Kaltes Waſſer Iöh fie mit grüner, Alkohol mit rother Farbe; ans 
legterer Löfung fehießen die Nadeln wieber grünglänzend an. Unmittel 
bar entfleht es durch Vermiſchung einer Ehinon-Löfung mit farb 
Iofem Ehinonhybrid, und ähnlich wirkt auch Allorantin (a. a. O.). 


indem es hiedurch in Alloran übergeht. Für fi, over mit Wahr 


erwärnt, zerfällt es in Chinonhydrid und Chinon. Berfegt man bes 


letzteren gefättigte Auflöfung in Kormylfäure auf einmal mit fo viel 


Schweflichtfäure, daß noch etwas Chinon unverändert bleibt, fo exfolgt 


ebenfalls fofort Bildung von grünem Chinonhybrär, weiterer Zufap vn 


1215 


80, führt zur Umbildung in furblofes Hydrid. In beiden. Fällen tritt 
ein: Orydation der 30% zu SOz; ohne Zweifel auf Koſten des O zers 
legten Waſſers, deſſen H mit dem Ehinon befien Hydrür zuſammen⸗ 
fehte. Zinnchlorür vermag die SO, hiebei zu vertreten. Hinfichtlich 
der übrigen Chinon > Verbindungen — des Chinon⸗Hydrochloruͤr (Cn 
He Chæ) Ghinon⸗Hybrochlorũr⸗Chlorid (Cn Hy Chy-F Cha), des braus 
nen Sulfo⸗Hydrochinon (Can Hi, O7 84), des gelben (Co Hız 
O7 Ss), des braunen Ehlorfulfos&hinon (Cn Hg Og Sa Ch) und 
des orangen Chlorſulfo⸗Chinondehyd (Cn H6 03 S, Ch; vergl. 
Wöhler a. a. O. 
8) Die bekannteſten der Alkalotdule find größeren Theils ſchon im 
Borhergebenden befchrieben worden. Folgendes möge dieſen Befchreis 
bungen zur Ergänzung dienen: 1) Narcotin; f. oben ©. 1197 
bildet mit HCh eine falzartige Berbindung, die durch Erhigen ihre 
Gäure niit entläßt, während efflgfaures Narcotin erhitzt feine A gänz« 
lich verliert. Rochleder und Wertheim zufolge (Ann. d. Chem. 
u. Pharm. LIV. 254) if das Narcotin das Neutralfalz eines eigens 
thũmlichen Salzgründers und einer Azotfreien Säure (das Piperin 
das Neutsalfalz des Anilin oben ©. 1032 und einer Azothaltigen Eäure) ; 
m. Grundz. 1.8680; 2) Muscarin, im fog. Bliegenfhwamm (Agari- 
cus muscarius ZL.) roth, in Aether unlöslich, in Weingeift und Waſſer 
löslich (betäubend, liegen und Wangen töntend; bedarf, wie das wibrig 
riechende ſcharfe, Brechenerregende, weiße Amanitin ber Amanita 
verna Pers. und das Agaricin, das Hauptantheil hat an der großen 
Schärfe des Milchtäubling (Agaric. lactifluus L.) und des gelben 
Miitäubling (A. torminon. Schaef), der oft mit dem Reizfer 
(A. deliciosus) verwechfelt wird, weiterer chemiſcher Prüfung. Beide 
legtere allaloidulifche Stoffe find in Weingeift Leichtlöslich, dem Wafier 
fegwäriger zuganglidh; *) 3) Mudar in aus Wurzelvinde der Calotroj)is 


% 





*) Bägrennd man früher ans Shwämmen, mittelft Kalistauge bei Giehhike, 
fog. Shwammfeife darſtellte (zumal aus BirnbaumSchwänmen) und babel 
lebhafte Ammonta-Entwidelung bemerkte, dann auch große Aehnlichkeit im Ver⸗ 
halten faulender Schwämme und faulenber thierlicher Gebilde wahrnahm, fanben 
Schloßberger uns Doepping neuerlich beftätigt, worauf bie Bereltung eiries 
berauſchend⸗betäubenden Getränfes (ber Kalmücken und verwandter aflatiidıer 
Böllerfchaften) aus dem Sliegenſchwamm Hinbeutete: daß, wähsend friſche 
Schwanmme, gleich allen friſchen nicht grünen Pflanzentheilen, große Mengen COg= 
Gas anshaudhen (dat muthmaaßlich zu Stande kommt, indem atmoſphäriſchet 
O⸗Gas eine flüdtige C, Hs und O⸗haltige Verbindung ihres H beraubt und fcı 
O gegen C bis zur COgsBilsung anhäufen macht), und daß wenn engmündig 
offene Gefäße mit bergleihen Schwaͤmmen mehrere Tage hindurch ber Luftbe⸗ 
rübrung überlaffen bleiben, fie lieblichen Geruch, ähnlich jenem bes gährenben: 
Weinmoſtes verbreiten, zugleich aber auch Weingeit fammt COg entwideln, 
mithhin In MWeingäbrung begriifen find. Es beleben nämlich Schwämme und 


Bilge, abgefehen von wenigſtens 86 bis 87, meiftens über 90 Procent Waffe e- 


unp jenen wenigen, ben Gigengerug her Schwaͤmme sc. barbietenden ©, H und 





..— — — — —— 


1216 


. Mudarii, angeblich dem Emetin aͤhnlich; m. Grundz. I: 733; 4) Zan 
thopifrit; von Xanthoxylum Clava Herculis; m. Grundz. L 651; 


wahrſcheinlich auch O zu Elementar⸗ dtheilen beſigenden flüchtigen Theilen 
ihren feſten Theilen nad aus Hydrocarbon⸗Oxyden, darunter: Trauben 
zuder und Mannit (©. 916 m. 921), Pflanzenfchleim, Amylon, Sauls x. 
(8. 916 ff. 936 ff.) als lösliche und Zellſtoff oder Celluloſe (oben ©. 1102) 
nebfl, in ihnen meiftens nur fpurenweife vorkommendem Holzſtoff ober Ligsis 
(S. 917 ff. u. a. a. O.) als umnlösliche Bildungsiheile, und aus Hydrocar⸗ 
bonazotorgben, bie man ſonſt als nur einen Bildungẽtheil darficken 
betrachtete und Fungin nannte, vie aber fehr wahrſcheinlich minbeftens cu 
zweierlei vergleichen (Proteins und Leimsartigen) Bilpungstheilen zufanımengefeht 
erfcheinen und fo im obigen Balle ala Weingäbrungs- Erreger fi anregen um 
hemifche Polarifirung hervorrufend wirffam bezeugen. Was man fon Ang 
nannte, wurbe baburch erhalten, daß man bie frifchen, ausgepreften Schwinme 
na einanver mit Wafier, Alkohol, vergünnten Alkali⸗ und vergleichen Cine 
Loſungen auszog; es zeigte fih aber, daß ver hiebei verbliebene Rückſtaud (tel 
Skelett des Schwammes) noch weiter zu vereinfachen ſey, wenn max ihe 
zunaͤchſt, mit ſtarker Kalis over mäßig flarker NatronsLauge, banı aber mil 
ſtarker wäflriger Hydrochlorſäure erichöpfe, da dann ein Zellfioff zurückblich, ver 
entweber gar nicht won Holzftoff bevedt war und biefen Falles von flärffier Ins 
fäure nicht angegriffen wurde, ober doch nur Spuren berfelben erhielt, um folden 
Balles durch Behantlung mit letztgenannter, Lignin unter Zerftörung auflöfene 
Säure von bemfelben befreiet und hierauf durch Abwaſchen ıc. gereinigt werden 
Konnte, Vollſtaͤndig chemiſch iſolirt ſtellt dann die Gellulofe dar einen Etef, 
der, ftöchiometrifih ans Ca4 Haı Ogı zuſammengeſeht ein weißes, weder m 
Mafler, noch Alkohol, noch Aether Lösliches, weder von Alkalistaugen noch — 
SOz ausgenommen — von ftarfen Säuren chemiſch angreifbares, Pulver, dab 
indem es in Dextrin (©. 819, 1095) übergeht, von waſſerarmer Schwefel⸗ 
fäure waſſerklar und farblos aufgelöft wird, hingegen im nicht chemifch reines 
Zuftande, z. 8. als farblofe Baumwolle, die gemeinhin als gänzlich Pigais 
feeie Ceſluloſe erachtet wird, bei der Cinwirkung der Schwefelſäure umfiumenke 
Aenderung feiner Grundſtoffverbindung, ober Umfegung feiner verbundenen Gear 


ſtoffe in Amylon erleidet — wenigftens durch Jod gebfäuet wir; — U mad 


man Baumwolle mit Waſſer feuchtet und dann mit einem Gemif ans 2 Bi 
trioloͤl und 1 Waffer näßt; es tritt Erhizung ein und bamit Bildung von Gtärk; 
denn gießt man vie Säure fofort ab, und bringt dann Ioblöfung zur auncd 
feuchten Baummolle, fo tritt die Bläuung ein. Tebrigens zeigten Sartwiqh 
und Schleiden, daß das Holz ver Bäume ſchon fertiges Anıylon (oben 
a. a. O.) enthält, vor ber Baumwolle iſt vergleichen jedoch bis jegt nicht maß 
gewiefen worden. Wie fi Baumwolle, fo wie Sagmehl ıe. mit wafleramur 
Schwefelſaͤure in der Kälte verhält, f. oben S. 917 u. ff. Anm. Das in w 
vor bemerkter Meife gewonnene Sungin flellt übrigens tar eine trocken⸗ fairig 
fpröpe, feucht weiche, gelblich weiße, fad ſchmeckende, gefeuchtet, längere Zeit ver 
Luft ausgefeht eriweichenne und in ſtinkende Faulniß üblrgehende, wngefaalt 
weber in Waſſer, noch in Alkohol, noch in Weiher Iösliche, Fett⸗ ober Aether 
Oelen unzugänglihe Mafle, vie von ſtedender Hydrochlorſäure gallertartig axfı 
gelöft und von ſtarken Allali⸗Laugen ebenfalls auflöfend aufgenommen uuk mehe 
ober weniger veränbert in erflerem Balle durch ‚Säuren, im Ichteren Durch Allee 
len wieder ausgefällt wird. Feucht einer Gallägerbfäurestöfung zur Berübeung 
bargeboten, wirkte e8 nach Art ver Thierhaut, d. 5. ſchlug vie Berbiänre au 
ſich wieder; oben S. 1209. Uebrigens glauben Schloßberger und Doer⸗ 


ping (Aun. d. Chem. u. Pharm. LII. 106 fi.) mit Wollaſton U 


— — 


1217 





5) Sathartin und Eytifin von Rhamnus cathartic. und Cytisus 
Laburnum L.; a. a. O. 733; 6) Bolygalin, von Folchi aus der 





annehmen zu kürfen, daß vie Schwänme ven Boden fehr ausfaugen. W. bielt 
fig nämlich für berechtigt zu folgern, daß die fog. Hexenringe (m. Gob. b. 
Meteorologie II. 2te Abth. S. 495) dadurch entfliehen, ba Schwämme, im Um⸗ 
Ereife des einzelnen Schwammes auf Srasgrund fich verbreitend, ben Boden feine 
Azottraͤger rauben uns ihn fo für Bras- ıc. Fortkommen und Wuchs untanglich 
und baher große, runde Erassleere Stellen hervorgehen machen, deren Raͤnder üppig 
grünen, weil bie Schwämme bort, vermobernd, den Boden verhäftlich ſtark düngen. 
Bie fie dazu kommen, hier plößlih ihre Entwidelnnge- und Berbreitungs: 
Bethätigung zu hemmen und abzubrechen, wird aus obiger Annahme nicht Klar, 
umd daß fie ihren Azot⸗Gehalt (ſey dieſer urfprünglich als Ammonoxyd⸗Salz, ober 
als Azotſäure-Verbindung zugegen) bem Boten entziehen und nicht lediglich ber 
Luft entnehmen, fleht noch zu erweiſen. Erwägt man, daß berbfllicher Weile 
nicht felten fanvigften Boren zur Wurzelumgebung befigende Nadelholzbäume 
zablreihe Diengen von zum Theil fehr großen Schwänmen varbieten, vie ihren 
Azotgehalt ſchon darum faſt nur aus der Luft überfommen können, weil Wald» 
boden ver Art in Bolge des Streurehens fo gut wie gar feinen Dünger 
zurück behält, ja vielmehr, wie es den Anfchein Hat, Sauptfüchlich nur denen 
unter den Schnee abflerbenden Schwämmen feine fümmerliche Düngung verbantt, 
fo trängen ſich gerechte Zweifel gegen jene Bolgerung auf. Auch ſpricht es nicht 
für Wollafon’s Meinung, daß Herenringe auf Wieſen häufig plößlich ent- 
fliehen, und daher auch plößlich eintretenve Urfachen haben müffen; vergl. a. a. O. 
Beachtenswerth if auch bie von ©. und D. hervorgehobene Thatfache, daß bie 
Schmarotzer⸗ Shwänmme vermoderten Gicdenholzes, das, als foldhes, 
kaum Epuren phosphorfauren Kalle enthält (während na älteren Angaben, vie 
Ajche gefunden Cichenholzet verhältlich viel Na0SOz darbieten fol). verbrannt 
merklich viel photphorſauren Kalk gewähren, was, wie S. und D. bemerfen, 
baran erinnert, daß Acpfelbaum- Miftel (S. 1167) In feiner Aſche verhältlich 
viel dieſes Salzes Hinterläßt, wogegen in Apfelbaumholz Yavon, Freſenius 
zufolge, nur wenig vorkommt. — Daß ih Schwaͤmme, Haben fie volLfä ne 
Dig getödtet worden, zum Düngen eigenen, war fchon fräher nicht unbefannt” 
Die Schwammſ eife, am beiten bereitet durch Behandlung ver Birnbaum- 
ſchwaͤmme mit Kali⸗Lauge, und mehr no vie Darſtelling der Blut-Lauge 
aus mit Kali⸗Carbonat vermengten Shwämmen (Pilzen ıc.), verbunben mit 
ver Darfiellung von Ammoncarbonat durch teodne Defillation ver Schwaͤmme 
fegten ſchon im vorigen Jahrhundert den verhäftlic beträchtlichen Azotgehalt der⸗ 
felben außer Zweifel, der dann auch fpäterhin, um Anfange des laufenden Sabre 
Hunterts, als man fich überzeugte, daß Erfah der Nerven- und Muskelkraft ver 
Menfigen hauptfählih vom Genuß Azot⸗haltiger Nahrungsmittel bevingt werde, 
un» fi erinnerte, daß Genuß ver efbaren Schwämme in vieler Hinficht Aus⸗ 
gezeichnetes Leifte, weitere Betätigung erhielt. Daß übrigens mehrere Pilze und 
Schwaͤmme auch Ammonoryt:Salze ihres Bobens fihnell aufnehmen, ift kaum 
zu bezweifeln, da fle auf Dunghaufen und auf mit viel Thierbünger gemengter 
Erve überrafchenn ſchnell fich entwideln (jo SGhampignons auf Sandboden ber 
Nabelholzwaldungen, ven man mit viel Pferbevünger verfegt hatte) und ungemein 
Appig gedeiben; indeſſen darf auch Hiebei nicht überfehen werben: daß bie foldhen 
Boten bedeckende Luft ungemein reich iſt an, mit bergleihen Galzen ges 
fegwängertem Dunft. Wie fich bie in lebenden thlerlihen Organismen 
erzeugten Pilze binfichtlich ihres Azot-Gehaltes und fonftigen chemiſchen Be: 
fRautves verhalten, beagleichen: inwiefern bie Schmarogers Pilze und Schwämme, 
pie ihren Trägern entzogenen Säfte aufnehmen und verändern? darüber fehlt e8 » 


7 





1218 


— 


Virginiſchen Kreuzblumen⸗Wurzel (aus Polygala rubella Pur.) | 
geſchieden; a. a. O.; 7) Nicotianin, neben Nicotin (oben ©. 118, 
1186) in den Tabafsblättern; m. Gruudz. I. 655. Im reinen Zußame 
unbefannt, im Nicotinshaltigen aus dem Deftillate in weichen Blätden 
anfchießend, im Wafler und Weingeift fehr löslich, Zunge und Ehlw | 
wie Tabaksrauch reizend, In die Nafe gebracht, heftiges Nieſen ee | 
gend, verſchluckt Uebelkeit und Edjwindel erzeugend. BBerbrenut wit Ä 
dem Geruche amerifanifcher Tabaksblaͤtter, ſcheint im deutſchen Label, 
zumal in Nicotiana rustica L. mit einem anderen Bilvungstpeile | 
verbunden zu feyn, ber diefen und ähnlichen getrodneten Blättern a | 
wibrigen (fog. Kneller⸗) Geruch ertheilt, jeboch unbefchadet des Ale | 
loroul wie des Alkaloib derfelben zerkörbar if. Läßt man Label 
rauch durch Kalisfauge flreichen, fo findet fich dieſe mit Brandl 
(Brenzöl) Brandharz, Ammoniak, Paraſtin, Carbonfäure, etwas Eier 
fäure und merklich viel Butyrinfäure gefchwängert, woraus hervorgeh 
daß butyrinſaures Ammonoxyd ein Hauptbeſtandtheil bes Tabak 
rauches ift, deſſen eigenchümliche Wirkfamfeit übrigens au wm 
Brandl (S. 1184) mehr oder weniger bedingt wird; Zeifenm 
Ann. d. Chem. u. Pharm. XLVII. 212 ff.; 8) Baffeein;, ca 
©. 1097, 1179 u. 1183; 9) Theobromin;a.d. D.; 10) dar. 
ſtoff; vergl. ©. 972-975; hber befien mögliche Eutftchung 108 
1137. Echigt man ihn mit dem Drei⸗ bis Vierfachen feines Genie 
waflerarmer SOz, fo fängt er bei 1950C. — 1560R. an fd ar 
fegen und zerfällt bei 2000C. — 1600R., indem er (— C,H, Ah) 
2HO aufnimmt, in 2 C(Oa-Gas und 2 AHz3 OSOz, *) die zurüdbleibe, 
Ragéky (Ann. d. Chem. u. Pharm. LVI. 29 ff.) befimmte De 
Menge deffelden im Harn, nad der Menge des folgen Weges gebib 
‚ beten Ammoniafs, das durch Platinchloriv zu Platinfalmiat ausgeſiß 
worden; den ſtöchiometriſchen Werth von Ch hiebei nach Mariguat: 
— 443,31 jenen des C=75, den bes A=175 und jenen bes B=15 
angenommen, entfpricht dann 1 Gewichtstheil Platinfalmiat 0,134,48 
Harnſtoff. Indefien muß man ben ſolcher Bekimmung zu unterweri® 
den Harn zuvor von „Harnſäure“, „Hyppurſaͤure“ (S. 980) ed Al⸗ 
bumin befreien, weil diefe beim Berfohlen des Harns durch Schwef⸗ 
fäure an dieſelbe ebenfalls Ammoniak abtreten würden; man dampit 
dem Ende den Harn zuvor bis zu 1/10 feines Umfangs ab, verfept ihe 


zur Zeit fo gut wie gänzlih an irgend entſcheidenden Verſuchen. Man di 
Fadenpilze - bervortreiben fehen aus Gemengen von Galomel (Mertursleck| 
Mnr+ Ch) und Salappenwurzein-Pulver; waren deren Keimlinge ſchon ia Mi 
Wurzel aufgetrocdnet zugegen ? Shwerlic. Gleiches vürfte auch gelten WM 
jenen, weldye in Gemengen von Hefe, Kleber, Käfe ıc. und Zuder ſich ⸗ 
wickelten. 


*) Aber 2 Ammoniak fordern 2 HO, um 2 SOg zu binden. Es müſſen alſo u 
dem Harnftoff beitreten. 


1219 


mit Sybrocdhlorfäure, die beide genannte Euren ansfcheibet, feihet bie 
Flaſſigkeit durch, neutraliftrt fie mit Natron, 9) füllt das in ihr vors 
fommende Kali und Ammoniak (des au Eäure gebundenen Ammonoxyd, 
f. a. a. OD.) mit Platinchlorid aus, und behandelt die hievon übrig 
gebliebene Flüffigfeit mit S03 in ber bemerften Weiſe. Der dieſe 
Flüſſigkeit Legleitende fog. Extractivſtoff des Harns, entwidelt bei ber 
Berloblung buch S03 fein Ammoniak, weßhalb dann die bis zur 
Verkohlung erhitzte, mit Waller verbünnte und durdhgefeihte mit dem 
Answafchwafler vermifchte Blüffigkeit, mit Platinchlorid (und Weingeiſt) 
verfeßt den aus dem geflörten Harnfloff hervorgegangenen Ammoniak⸗ 
Gehalt, fofort zu PBlatin-Ealmiak fi verbinden und ausfällen läßt.**) 


°) Grefenins zufolge (Ann. d. Chem. u. Pharm. LIX. 117 ff) heiſcht 1 Platin⸗ 


J 


Salmiak zur Loſung, bei 150— 200 C. — 129-169 R., das 26,535:fache 
feines Gewichtes an 27/ procentigen Alkohol; das 1406⸗fache an 76 pro- 
centigem und das 665⸗fache an 55 procentigem (iR hingegen der Allohol mit 
etwas HCh angefäuert, fo iſt vom 76 procentigem nur das 672⸗fache erforder⸗ 
lich), während Ralinhlorplatindhlorid im erfieren Falle das 12083sfache, 
im andern das 3775= und im britten pas 1053sfache heifchten. — Zur Loͤſung 
des BaCh wurden 8108 kalten und 4857 ſiedenden Alkohols von 99,390 
wöthig, zu jener des SrCh nur 116,4 des erflern, dagegen aber 262 des 
Iegteren. Gin Theil frifch gefälltee Ba0OCOg heifchte 14137 Waſſer jener nies 
deren „Temperatur, dagegen 15421 fievendes zur Loſung. Ammonoryb und beflen 
Garbonat dem Waſſer beigegeben,, befoͤrderte die Köslichkelt nur fehr wenig. 66 
ferkerte ferner ein frifch gefälltese Siliefluorbaryum 3802 falten und 3392 
fiedenben Waſſers, an etwas Hydrochlorſäure⸗haltigen nur 733 und vom jehr 
wenig angefäuerten nur 640. Im letzteren alle wurbe jevoch etwas BaCh 
gebildet; wie denn auch CaCh entfiebt und FH frei wir, wenn CaR mit 
HChSyprat erwärmt wid. Um 1SrOSOz im kalten Waſſer zu Iäfen, 
waren 6895, vom ſiedenden 9638 Waſſer erforderlich, und enthielt es etwas 
HCh um SOz, fo wurde vas 11862⸗fache nöthig. 1870002 hbeiſchte 


18045 kalten WBaflers, und enthielt vieſes Ammoniak nebſt Ammonoryb = Car⸗ 


bonat: 56545, während ein friſch gefälltes C a O COꝛ 8834 fiebenden un 10601 
falten Waſſert, vom Ammoniak sc.» Haltigen hingegen 65246 erforberten. Es 
waren ferner erforberlich zur Löfung von 1 PbOCO, an kaltem Waſſer 50551, 
an Ammoniak ıc.s haltigem über das Doppelte viefer Menge; IB bräunte no 
erfiere Löfung, nach und nah PhS ſcheibend. Aehnlich verhielt fih PbO On O3. 
Um hingegen 1 PbOSO3z in kaltem Waſſer zu löſen, mußten 22816 kalten 
zeinen,. ober flatt deſſen 36504 eines vergleichen etwas SOz⸗-⸗ und Ashaltigen, 
uud no mehr eines Ammoniak ıc.=haltigen zugegen feyn. Sog. Fohlenfaure 
Magnefia (bafiihes Magnit:Garbonat) heiſchte 56546 kaltes und etwas we⸗ 
niger marmes Waller, und gab damit eine zwar ſchwach aber deutlich allkaliſch 
gegenwirkende wäfirige Löfung (das in wäflsiger CO gelöfie MgO + 2 C 

gegenwirkt auf Pflanzenfarben far fo ſtark alkaliſch, wie Natron s Bicarbonat). 


— Auch das als hoͤchſt fchwerslöslich erachtete Ammonoxyb:Magnitphos- 


p hat (2 MgO + AHAO + PO; -+ 12 HO) over phosphorſaure Ams 
moniaf: Talkerde iſt friſch gefällt, nichts weniger als fehr fchmer-töslidh; 
Löslichkeits: Berhältniffe, die bei chemiſch⸗ analytiſchen Unterfuchungen wohl 34 
Becchten fin. Dan benugt neuerlich dieſes Salz ale Dungmittel. 

Dem fog. Exrtractivfioff bes Harns if vermuthlich zunächſt jener nicht 
männer beſtimmte (aber wahrſcheinlich Krümels oder Trauben») Zuder zuzu⸗ 
ſchreiben, nen Woodhuſe durch Ausfrieren des Menſchenharnes fich bilden 


77% 


4 





1220 


Der Harnftoff felbf IR übrigens im Waſſer fehr Leichtlöstih m 
erregt, fich löfend, beträchtliche Kälte; 11) Guanin, im Sum; 
zumal im PBeruanijchen, viel’ weniger Im Afrifanifchen, barans von 
B. Unger gefchieden *) und anfänglich für Harnoryd gehalten, dam 
rein dargeftellt und näher unterfucht ale vom Harnoxyde wefentlih wer 
ſchieden erfannt. Es ift U. zufolge, in feiner pomeranzengelben hy 
ftallinifchen Platinchlorid-Verbindung (d. i. + HCh + 2 PıiCh, +480) 
Röchtometrifch zufammengefeßt aus Cıo Hz A; On, weiß, in Waſſer w 
löslich, bleibt bei 2500 C.—2000R. unverändert und löſt ſich leicht a 
Hydrechlorfäure auf, mit berfelben zwei verfchiedene Berbintunge 
darftellend (eine neutrale, 100/0 HO enthaltende, die bet 1009 C. alt 
Maffer und bei 2000C. reines Guanin zurüdlaflend alle HCh were, 
und eine faure 2 HCh enthaltende), die, beiAinwefenheit von etwas fm 
Hydrechlorfäure und Anwärmung durch Platinchlortd im bemerkte Bak 
zerfeßt werden, Mit AO, verbindet es fich, in verfchiebenen Gäste 
Berhältniffen, zu verfchiedenen Eryflallinifchen Salzen, tm denn mir 
andern auch, wie bei den der PO,, T und Ca Og das Verhoͤltaiß des 
Salzgründers zum Salzzeuger, wie 3:4 beobachtet wurde. Läpt mas 
ein Gemenge von Kalichlorat und Hybrochlorfäure auf Guanin einwirken, 


ſah; eine Zucker⸗Erzeugung, bie an jene ber erfrierenden Kartoffeln eriart. — 
Dampft man Kara im Waflerbave Bis zu 1/4 feines Umfangs ab mb alt 
ihm dann ein feinem eigenen gleiches Bolum waffersarnıen Alkoholt kei, 1 
ſcheidet fi (binnen einigen Tagen) feine Harnfäure, fanmt feinem Abe 
und feinen im Weingeift unlöslihen Salzen in Form eines Nieverfälagt di 
der, wiberholt mit Alkohol ausgekocht, viefem bie ihm noch anhangenven lärlihel 
Theile (Harnſtoff, Extraet, Hyppurfäure sc.) überläßt. Trocknet man hierack Mi 
alfo gereinigten Nieverfchlag, und waͤgt ihn, glühet ihn darauf heftig wm 
ihn nah der Blühung wieder, fo gicht der Gewichts Beruf nahe gan U 
Menge der im Harn vorhanden geweienen Harnfäure an, die im ham 
funder Menſchen in ber Megel 1%, beträgt (und vie, wenn fie ft wid 
meiftens Minverung des Harnftoffs zur Eeite hat), während veffen Haratefl 
Gehalt nur — 0,6 bis 0,8 Procene zu feyn pflegt. Wöhler fans nmeit Ü 
Fruchtwaſſer eines gefunden Weibes Harnfloff, der, follte ex dem vom 
vor deſſen Geburt entlaffenen Harne entſtammen, beweifen würde, daß vie 
fih auch ſchon in ven Ungebornen bethätigen; Harnftoff fehlt übrigens war 
Blute noch im Schweiße (zumal bet großer Lörperlicder Anitrengung) det Da 
fen gänzlih; m. Grundz. I. 507. Im Harn der an Nervenficbern 
findet er ſich tbeilweife in CO2 und AH4O zerfeht. Neben Harniäme 
im Menfchenharn gewöhnlich Oxalſäure und an Bafen gebunbene 
vor; — Bertbollet fand ben Harn ber Arrhritifchen weniger POs:baltiz, 
jenen ‚gefunder Berfonen, dagegen ben Schweiß ver erfleren mehr als 
fauer; enthält letzterer phosphorfauren Harnfloff? Sarngersg 
breitet, bei Sarnverhaltung, ber Schweiß her Laflträger,; enthält dal 
Smegma, t. i. vie fettölige Beimifhung im Schweiß unter ven Adieln, ft 
fauren (butyrinfauren) Harnitoff? j 

*%) Durch Auszieben des Guano mit Hubrochlorfäure, Fällen burg All d 
Wiererauflöfen in berfelben abes fehr waſſerarmen Säure; es SöR ic such 
hydrochlorſaures Guanin auf und bleibt reines zurüd. | 


11 x 





fo bildet letzteres ſich meiſtens in Oxalfäure und Ammoniak um, mengt 
man hingegen innig 3 Gewichtstheile Guanin mit 5 Kalichlorat nebft 
25 Wafler, und febt dann 30 Hydrochlorſaäͤure (ſtoͤchiometriſch 1 Guanin 
+2KOCh0O; + 3HCh + HO + Aa) hinzu, fo entſteht zuvörberft 
ſtarres hydrochlorſaures Guanin, tann aber, unter Entwidelung von 
Chlorichtſaͤure⸗ Bas, bei 250C. — 200R. binnen 24 Stunden Irys 
ſtalliniſche Oxy⸗ oder Ueberharnfäure, deren Geſtaltung durch 
Schaben an der inneren Gefäßwand etwas beſchleunigt wird *) und 
die = Cio H; Ay O9 ſtöchiometriſch zufammengefeht feyn foll (Harn- 
fäure ifl aber = C;,H2 A, O3), mithin würden 2 Harnfäure (= Cıo 
Hs As O6), außer einem Zuwachs von HO, auch noch 20 nöthig 
Haben, um 1 Oryharnfänre zu werben. #%) Indeſſen lehrten U's 
weitere Verſuche, daß das Silberoxyd⸗Salz dieſer Säure nur eine 
Röcdgiometrifche Zufammenfegung berfelben = Cıo Ha A, O7 + 2HO 
anzunehmen geftatte. ***) Iſt C; H2 Ay ala das Radical ber Harnfäure 


Es kommen dabei, befkätigt fiy die Zuſammenſetzung ber Ueberharnfäure, neben 
a zu Stande: 1 Galmiaf (AH, Ch), 2 KCh un 2 Chlorichtfäure — 
2 ChOʒ. 

“) Wie man aus dem Guano im Großen Harnfäure (mittelft Kalisfauge, ges 
wonnen aus Bottafche pur; Ca0HO, Hybrochlorfäure ze. — vergl. oben &. 974 
vortheilhaft gewinnen Lönne, lehrt Benfc in ven Yun. dv. Chem. u. Pharm. 
LVII. 266 ff.; arbeitete man mit NatronsSauge, fo würbe man flatt Hydro⸗ 
Glorfäure Kochfalg und Gchwefelfäure verwenden, und das babel zu Gtanbe 
fommende Na0SO; fpäter wieber auf Na0OHO benugen können, Das bei ber 
SarnfäuresAusziebung durch KOHO entſtehende Kalifalz berfelsen quillt ungemein 
auf, und muß, als annoch heiß auszuprefiender Brei zuvor durch fletes Umrühren 
gegen Anbrennen geichügt werben. 

“) Die Oxryharnfäure ſchießt in farblos glängennen kurzen vhombifchen, ſchief 
beenzflächten Prismen ober feverfürmig wie Salmiak aus Ihrer beißen wäſſrigen 
Loſung an, Mnirfcht zwiſchen den Zähnen, if in kaltem Wafler ichwerlöstich, 
zöthet Ladmuspapier, iſt weder ſchmeckbar noch riechbar, fdhweraufldslich in 
wäflrigen Säuren, auflösficher in Löfungen ber Alkali⸗Carbonate, entwirelt ges 
glüget, neben Waſſerdampf viel Kyanfäure-Öybrat, und Hinterläßt ſchwer⸗ 
verbrennliche Kohle. — Hinſichtlich ver oben &. 973 ff. befchriebenen Umbilnunge- 
wub Zerfehungs= Erzeughiffe ver Harnſdure flieht noch zu bemerken, daß 
Sech lieper neuerlich pie hieher gehörigen Eutdeckungen Liebig's und Wöhnler’s 
in Beziehung auf Alloranfäure weiter verfolgt und unter andern gefunden 
Bat, daß bei ber Erzeugung bes Alloran aus Harnfänre, mittelft Azotſäure, zu: 
glei viel Allorantin und Parabanfäure, und bei größerer Erwaͤrmung az ot. 
faurer Harnſtoff gebilbet -werde, daß man mittelt HCh und Ralichlorat 
betraͤchtlich mehr Alloxan erhält, als durch Verwendung von Azotſäure. ©. 
miidte zu dem Ende in einer Schaale 4 Unzen Sarnfäure mit 8 Unzen wäfftig- 
Hüffiger Hydrochlorſaͤure von mittlerer Stärke, trug dann langfam na und nad 
4 Unze feinzerriebenes cHlorfaureß Kali in das Gemiſch, jeven Hineingetragenen 
Anthell mit dem Saͤure⸗Gemiſch wohl verrührend, fo daß binnen 1/, Stunde 
374 5i6 A/z Unze nes KOChO; beigegeben waren, goß bann zu ber vurch Selbſt⸗ 
erhigung mehr ober weniger heißen flüchtigen Maſſe doppelt fo viel kaltes Wafler, 
and ließ den hiebei unveränbert gebliebenen Meinen Antheil von Garufäure 2 bis 
8 Stunden hindurch ſich abſetzen, trennte dann bavon bie überſtehende Alloxan⸗reiche 


1222 


zu betrachten (und ale ſolches Urén ober minder paſſend Lithen zu 
benenuen), fo ift defien niebrigfte Orpgenfäuerungeftufe die Zauthin 


Flüffigkeit und verfehte bie verbliebene Harnfäure noch wit etwas ſtarker Guben 
hlorfäure und nach und nach mit dem Reſt res Kalichlorat, nach Dem bas four 
Gemiſch zunor bis 50°C. — 400 R. angewärmt worden war. GS't Jormel fir 
pas Alloxan und vie Alloranfäure (welche Ichtere aus alloranfaurem Baryt var 
SOz geirhienen wurde) iR das Gedoppelte ber oben a. a. O. mitgetheilten, nims 
I für Alloxan = Cg Hy Ag Oio und für Alloranfäure (entkanten ia 

Folge der Säureforberung eines fixen Alkali) vie filh biſdet, indem 2 HO ui 
benen H= und O⸗Antheilen des Alloxan übrig bleiben, welde dabei zu 2 BO 
zufammentreten —= Cg Hg Ag Og und, Balls fie an Kali gebunben exfeint, 

+2KO -+6HO. 3ieht man von 2 Harnfäure — Co Hy Ay Oſe ab 1 ham⸗ 
ſtoff, fo bleibt Cg Ag Os, d. 1. die Zufammenfegung einer andern Hicher gehd 

zigen Säure, ver Urilfäure. Alloran mit BaOHO flatt mit KOHO Sehax 

delt, gewährt den alloranfauren Baryt. Alloxanſaures Aethylexyr 

barzufteflen gelang nicht. Dur anhaltendes Sieden ver wäflrigen Löfung de 

Alloxanſäure fah ©. vieſe zerfallen in eine Säure, von ihm Leucoturfärre 

(= Ce Ha Aa O5 + HO) genannt (bie durch Znziefung von 3 HO mittelk 

Einwirkung firer Alkalien zerfällt in 2 Ammoniak⸗ uns 3 Dralfäure), u ü 

einen fog. inbifferenten zuſammengeſeyten Gtoff, bezeignet durch Difiaas = 

Cg Ha Aa O5, alfo gleich einem Hybrogenür der Säure. Cine anbere Ekm, 

die Hydurilfäure erhielt S. gelegentlich bei der Behandlung ber Garafiuu 

mit Agotfäure, er fand fie Köchiometrifh zufammengefeht aus Cy2 Hs A; O, 

und buch Azotſaͤure⸗-Einwirkung ein anderes neues Erzeugniß: we Ritre 

byburilfäure = Og Ha Aa OL4, fo wie eine vierte hiehergehörige, noch m 

benannte Säure = Cio Ha A2 O5 + HO. Desgleigen gieng in &s 

vpurch Cindampfen des Allorantin mit überfcyüffiger wäfltiger HCh uud barml 

folgenver Cinwirkung von AOz hervor, vie ebenfalls kryſtalliſirbare, ftögiemeirih 

aus Cs Ha Aa O3 + HO beſtehende Alliturfäure, bie davon abfitrirte Liu 

enthielt nur noch AOs. Alloran und Varabanfäure, gab, mit HS Gehame, 

isrem Allorans Gehalt nach in Alloxantin verwandelt, und von biefem, fo me 

vom freigewordenen S, mittelft Seihung, getrennt, als man bie varırd vos 

Allorantin befreiete Barabanfäuce — um bie, dieſe Säure begleitenbe, wehes 

dem Allorantin entflandene Dialurfäure ebenfalls in PBarabanfäure zurädzufügen 

— mit etwas Azotfänre verſetzte das Ammonoxybfalz einer weiteren neuem Gäu, 
der Diliturfäure = CgA3HOg + 2HO, welge ?HO vurch Galzgride 
vertretbar find) pie ſich beſonders dadurch auszeichnet, das fie mit Ammenech 

ein in kaltem Waſſer faft unlösliches Salz barftellt, das von waſſerarmer KORT 
Löfung nicht, wohl aber von waflerreicher unter Ammoniaf s Gutbindung (tfeib 

weife) zerfegt wird, in waſſerarmer Schwefelfäure ſich unzerſetzt anflöfe ca 
ebenfo wieber geſchieden wirb durch Zufap von Wafler und auch von ſtacks 
Azotfäure (worin fie ih nicht aufloͤſt) Leine Zerfegung erieivet, Alles Berhalten, 

welche dieſes fog. viliturfaure Ammonoryp eher als eine Amivsartige Beabitung 
als ein Galz erachten laſſen. — — Ueber eine zienilich koſtſpielige Reinigung 
ber Hippurfänre im Großen (6. 991 und 980); vergl. Benf in va 
Ann. d. Chem. u. Pharm. LVII. 267 ff. Deffaignes zeriehte sfmlängd 
burch Einwirkung anderer Säuren bie Hippurfäure (Cis Es AO; + HO) = 
Benzoefäure (Cya Hs O3) und Leimguder (vter Glyeicoll Gh 

AO; +2H0 = Ca Ha A207); 2 Waſſer⸗haltige Hippurfäure fine vmah 
= (35 Hıg Ag Oi2. Diefe können zerfallen, unter Zugiehung von noch ein MO & 
2 Cas Hio Og, va vann übrig bleiben Cg Ho Ag O7 tat ik — 1 Giydalb 
Sydrat. Leim (Glutin) giebt, mit oxydirenden Säuren behandelt, | 


1283 


genannte Harnichtſaͤnre = C; Hz An + O2, d. 1. ber Hanpifloff 
ber ſehr feltenen bräunlich flelichfarbenen Blafenfleine des Menſchen, 
bie gereinigt eine blaßgelbliche, amorphe, im Wafler unlögliche, in 
wäflrigem Ammoniaf und KOHO auflösliche, daraus felbft duch CO⸗ 
(jedoch nicht durch Salmiak, der bagegen Harnfäure aus deren 
Kalifalz:Löfung niederfchlägt) fällbare, in Azotfäure ohne Gasentwicke⸗ 
lung und ohne Roͤthung auflösliche Mafle, die im legteren Falle fi 
eitronfarben gelbet. ) ine baſiſche Verbindung bes Uren mit O 
it bis hieher unbefannt; es verhält fich daher zu O ähnlich wie bie 
Brennzänder, zumal wie 8, ber auch in allen feinen Oxygenver⸗ 
bindungen ſich als Säure bethätigt. Die Benennung Uren iſt übrigens 
jenem Rabical ertheilt worden, gemäß ber von Berzelius in diefer 
Hinſicht befolgten Regel: die Namen ber nur aus C= und H:Antheilen 
aufammengefegten @ezweitftoffe in yl (Aethyl, Acetylac.), bie ber 
aus C uud A befichenden in an (Ryan und daher auh Mellan 
Ratt Melon; oben ©. 966), und jene, welche außer C und A auch 
noch H enthalten in En fi endigen zu laſſen; DB. dehnt jedoch 
bie zweite dieſer Endigungen (an) auch auf die neben CmbAnchS 
darbietenden Bränbfloffverbindungen aus, und nennt daher bie der Schwer 
felblaufäure Rhodan (oben ©. 965 ff., 969 und 999); ließe man flatt 





anbern auch Bz. Weicht man naͤmlich 2 Gewichtstheile Tiſchler⸗Leim in 50 Waſſer, 
ſetzt dann 15 waſſerarme Echmefelfäure zu (die, in Folge der entſtandenen Er⸗ 
— dhihung den Leim zertheilt) und 8 Kali-Bichromat, fo erhält man vurch 


Deftillation neben KyH, A, Viun Bz. Dan unterbricht vie Deftillation, 
wenn bie Rofle zu ihäumen beginnt; außer ven genannten flüchtigen Säuren 
findet man in ber Borlage auch noch flüchtige Dele, vie durch wiberholte 
Deftillationen fonterungsfähig find; Schlieper, ver Perſoz's un Mars 
chand's hicher gehörige Verſuche wieberholte (Ann. d. Ghen. u. Pharm. 
LIX. 1 ff), gelang es fie in folgende 3 zu fontern: a) Baleronitril 
(allo genannt, weil es eine Verbindung iſt, welche tbeilweife ähnelt bem von 
Fehling durch Deftillation des benzoefauren Ammonoxyd gewonnenen Benzos 
nitrif), d. i. Balerlanfäure, pie ſtatt 3 O ein Aequivalent A aufgenommen Hat, 
und baher ft — Cu Ho A (ſtatt Co Hg O3); b) Baleracetonitril = Ca 
Has A2 Og. Zwei Verhaͤltniß⸗Gewichte deſſelben = Cyg Has As On entfprechen 
4 Baleronittil (— Cyo Has Ag) + 3 T-Hydrat (— Ci2 Hi2 O12): a) fun 
in Balerianfäure und Ammoniak; b) in Sffigfäure, Balerlanfänre und Ammoniak 
zerfallen, beide find Leichte Dele ‚0) ein fhweres (dem Gigengewichte und . 
ben Geruche nah an Zimmtöl erinnerndes) Del, deſſen Siedepunkt höher als 
200° 0. liegt. Marchand erhielt flatt veffen ein dem Bittermandeloͤl ähnliches 
Schweres Aetheroͤl. — Seht man gleich anfänglicy mehr Waſſer zu, als die War: 
ſchrift forbert, fo erhält man nur Kormylfäure. 

®) Gehr felten kommt in Blafenfleinen vor das fog. Blaſenoxyd ober Cy ſt in = Ug 
H; ASı O,; als fog. Stein ift es ſchmutzig gelblich, durchſcheinender unb kry⸗ 
ſtalliniſch; fein Gehalt an Schwefel beträgt nicht weniger ale 251/, Procent. Es 
IR aufldelich in Alfatisöfungen und in Gifigfäure; letztere entläßt es erkaltend 
in —— kryſtalliniſchen Blättchen, die erhitzt elgenthümlichen Geruch ent: 

wickeln, währen» fie zerſtoͤrt werden. 


> 


1224 


tefien bie der Cs, A⸗ und Sshaltigen Gedrliſtoffe ſich in on enbigen, 
fo hätte man für ſolche Radicale eine dem S⸗Gehalt nachweifende Be 
nennung, während bie Endigung an barüber in Zweifel läßt: ob ma 
C und A, oder C, A ımb S zugegen find, Und wollte man obige 
Benennungsregel auch auf jene Fälle ausbehnen, in welchen ueber 
C und A nech ein Metall auftritt, fo bürfte die Endigung mn (mit 
gebehntem u) in Abfiht auf Meidung von Haͤrte und Eutwidelung 
von Wohlflang ben Endigungen an, en und on gleichwerthig fen, 
während in den Alfaloiden verbliebe. Z. B. Sulphon flatt Schweie 
kyan (Schwefelblauftoff) , Ferrun flatt Ferrokyan, Urain fatt 
Oryuran, Chlorin flatt Ehlorkyan, ꝛc. — — 12) Eorydaliz, 
als Malat in der Wurzel ber Corydalis tuberosa und C. fabacea 
nachgewiefen von Wadenroder; m. Grundz. 1.872, 879 vergl. mit 
871 und 850; 13) Eurartin, im Eurare, d. d. bem Pfeilgift ber 
Sndlaner am Ober-Orinoco; a. a. O. 7365 14) Delphinin, m 
Saamen von Delphinium Staphisacria L., wird von Mebreren ven 
Alkaloiden beigezählt; a. a. DO. 8835 15) Harmalin, an Phospken 
fäure gebunden, im Saamen von Peganum Harmala (tartariff: 
Zyserlik) und darin von Goebel entdeckt; in Waller und eher. 
ſchwerloͤslich, Löslicder in abfolutem Alkohol und aus deſſen ſledenber 
Löfung durch Erkalten fih in Form rhombiſcher Säulen ſcheldent; 
bräunlich gelb, ſchwach bitter, hinterher etwas zufammenzichend ſcharf 
ſchmeckend, den Speichel citrongelbend und mit Säuren gelbe, größten 
theils Teichtlöslihe, zum Theil Iryfallifirte Salze bilvend, aus benes 
Na0OHO es unverändert ſcheidet. In einer Blasröhre erhitzt unter 
Entwidelung eines weißen mehligen Sublimats ber Serfeßung mier⸗ 
liegend, im Platin⸗Loͤffel erhigt wibrig riechenden weißen Rauch ent⸗ 
widelnd; entzünblich, entzündet glänzende vollftänbig verbrennliche Kohle 
hinterlaſſend; Varrentrapp und Will zufolge ſtoͤchiometriſch = 
Ca4 (25) Hıa (13) Aa + HO. WRöthet fi durch Orybation umb bietet 
fo einen glänzend rothen Barbfloff, genannt Harmala dar. Bergl. 
" Ann. d. Chem. u. Pharm. XXXVIN. 363 ff. und XKXIX. 289 f. — 
A. a. O. LIV. 254 ff. findet fich die Nachricht, daß es Dr. Rochleder 
und Werthheim gelungen ift darzuthun, daß das Narcotin und bes 
Piperin (wie bemerkt) Salze find, das erftere das neutrale Galz eine 
Azot-freien Säure und eines Alkalord, deſſen baflfche Verbintung mit 
berfelben Säure früher von Blyth als felbftländiger Bildungathel 
betrachtet und Narcogenin genannt wurbe, das andere bagegen, 
Anilin (oben S. 1070) neutralifirt durch eine Azot⸗haltige Sim. 
Beiderlei Salze theilen mit ben übrigen Alkalord⸗Salzen jenen HO: 
Gehalt ihres Salzgründers, welcher biefen ben Ammonoryd-Galzen 
gleichftellt und der die an ſich nicht baſiſche Grundſtoff⸗Verbindung folder 
Salzgründers: in eine Berbindung feines Radicals mit H und im ein 
Oxyd des alfo hydrogenirten Rabicals durch O verwandelt, womit We 


J 


oben ©. 1172 ff. hinterlegten Bemerkungen über den chemiſchen Veſtand 
(Conſtitution) ber Alfalorde gu vergleichen find. Manche, hinſichtlich 
ihres Galzgrünberwerthes, noch zweifelhafte fog. Pflanzenſtoffe, 3. B. 
Das Iryfallificbare, bei 20000 C. zerflörbare Digitalin *) das 
Gratiolin der Gratiola offcinalis (weiß, aus der altoholigen Loö⸗ 
fung in hödrigen Anſchüſſen ſich ſcheidend, im Wafler ſchwerloͤslich, im 
Alkohol leicht» und im Aether fehr Teichtlöslich, ungemein bitter, aͤhn⸗ 
li wie das ebenfalls weiße und geruchloſe, Lackmus nicht röthende 
Digitalin, barzartig, durch Ballägerbfäure fällbar, in Schwefel 
fäure mit anfänglicg gelber, fpäter mit purpurner Farbe auflöslich) 
feinen Verbindungen von einem Alfaloid und einem fog. inbifferenten 
Stoff ober zugleich auch mit einer Pflanzenfäure zu feyn. Was bie 
Löslichkeit der Alkalorde erhöhet, ohne Säure zu ſeyn, muß auch ihre 
alkaliſche Gegenwirkung verfärten; gleichwie Bleir, Wismuth etc.⸗Oxyde 
durch Mannit sc. loͤslich und damit alkaliſch wirkſam werden. Daß 
. Gängen auch mit nicht baflfchen Stoffen vollkommene gefchlofiene kry⸗ 
ſtalliniſche Verbindungen einzugehen vermögen, dafür wenigflens fpricht 
unter andern das kryſtalliſirbare oralfaure Olutin (©. 187), und 
ebenfo auch jeder Azot⸗freie Galzgründer, der Säuren nicht nur volls 
Rändig zu nentralifiren, fondern auch mit ihnen verbunden kryſtalli⸗ 
niſcher Geſtaltung fähig wird; 3. B. das Aethyloryd in feinen 
EryRallificbaren fog. zufammengefeßten Aethern (3. B. im lecanorfauren _ 
Aethyloxyd; oben ©. 1132 und 1137). ine, hinfichtlich ihres Selbſt⸗ 
gefialtungevermögen ausgezeidinete Verbindung ber Art ift das baftiche 
Iyanürfaure Amyloxyd (oben ©. 8786 ff.), das, von Liebig 
dargeſtellt, neuerlich von Schlieper näher beflimmt wurbe, und das 
man erhält, wenn man in einer Eleinen Retorte volllommen trockne 
KRyanürfänre (oben ©. 875) erhist und die dadurch ſich bildenden 
Kyanfäure» Dampfe in waflerfreies Amylorybhydrat (Cio Hii O + HO 
Kartoffelfufel; ©. 876) leitet; fie werden davon fogleich verfchludt und 
‚gewähren damit nach einiger Zeit einen kryſtalliniſchen Brei, ber aus 
zahlreichen Kryfaliflitteen und biefen anhaftendem Fuſel beſteht, im 
heißen Waſſer löslich ift und der jene Berbindung frei von Zufel, wie 
von Kyamelid **) in fehneeweißen, fche Lodern, hoͤchſt perimutters . 
‚ glänzenden, ſich fettig anfühlenden, kryſtalliniſchen Schuppen barftellen 
läßt, fofern man feine heiß, bereitete wäflrige Löfung fo lange kocht, 
bis aller Bufelgeruch verfchwunden if. Auffallend an diefen ungemein 
fhönen Kryflallen if ihre fettige Beſchaffenheit, die fih auch darin 
bewährt, daß bie Kryſtalle der Adhaͤſion zum Waller ermangeln; denn 


%, Schon 1/20,000 veffelben macht Waſſer bitter. 

) Das ift jene meiße Mafle, in welche wäffrigflüffige Syanfänre von felber übergeht 
and die, an ſich unloͤtlich, unſchmeckbar und amorph, der wafler-haltigen Kyan⸗ 
ſaure vollkommen iſomer, in biefe wieder gurüdigeht, wenn fle erhitzt wird, 


1226 


fie werben vom Falten Waſſer weder genäßt noch geläk, ſind übrigen 
geruch⸗ und geſchmacklos, im Alkohol wie im Aether löslich, zwiſche 
zwei Uhrglaͤſern erhitzt: bei 1000C. fublimirbar, dann lebhaft glaͤnzerde 
Blättchen bildend, und gewähren, Im heißen Waſſer geloͤſt und erfalten, 
eine jchön fchilernde Haut. Dem Leucin find fle fehr aͤhnlich, beſtchen 
aber aus 3 Berhältnißgewichten Amyloryb + 2 Ryanürfäure + 9 HO 
= Ca2 Haꝛ As Ois und löfen ſich im Aether, der das Leucin nicht axfs 
nimmt. Hinſichtlich feines Glanzes erinnert übrigens das baſiſch Iyaziv 
faure Amyloxyd au an das Santonin (oder vielmehr an be 
Santonylfäure), d. i. eine nebft einem befonderen Netheröl mat 
maaßlich die arzneiliche Wirkfamkeit des Burmfaamen (Bema 
Ciuae von Artemisia contra L., A. glomerata Sib. und A. incalta 
Debil. zur Bamilie ber Synanthereen gehörig) hauptſächlich bedingerde 
Saͤure, die man gewinnt, wenn man ben gepulverten Wurmfana 
mit CaO mengt und ihn dann wieberholt mit wäflrigem Weinxiß 
(Branntwein) bigerirt, fämmtliche Anszngsfiäffigfeit durchſeihet, bi 
auf einen geringen Rädftanb abdeſtillirt, dieſen aber für he 206 
weiter abbunftet und ihn dann, amoch heiß, mit A vermißcht; erfalles 
Iryftallirt fie Heraus, darauf durch Löfen in Alkohol und Grwärem 
mit Thierkohle entfärbt, bildet fle lebhaft glänzende, fedhefeltige, far 
lofe, an ben Enden quer abgefumpfte, unſchmeckbare und gernälck 
Brismen, die ſich (nicht felten unter Serfprengung) durch Somcaliti 
‚gelben und nun wefentlich verändert erfcheinen. Sie fepmelzn be 
1360C. = 1080,8R., find ſtaͤrker erhigt fublimirbar, erſtarren, ul 
der Schmelzung "ertalten d, kryſtalliniſch, loſen fich im Falten Bee 
kaum, im heißen Alkohol leicht, gehen mit Salzaründern kryſalliſt⸗ 
bare Salzverbindungen ein, und beſtehen wahrfcheintich ſtöchiemciriſh 
aus C5 H3 O, ſich dadurch der früheren Beſtimmung bes EAmylere 
(6. 876 Anm.) nähernd. Nicht nur hinſichtlich des Blanzges ihen 
Kryſtalle, fondern vorzuͤglich auch in Abſicht auf Bildung ber * 
baut erinnert das kyanurſaure Amyloxyd an bie, rückfichtlich Ihe 
übrigen Berhaltens der Santonylfäure naheflehende Hescnlinfänte 
(Hescnlin; angeblich Cis Ho O0), bie in ber Roßlofanin- Fa 
und Rinde, besgleichen in ber Eſchenrinde vorfommt unb 

wefentlich übereinflimmt mit einem von Dsborn in ber Baponar 
oM. L. und von Buffy in der ägyptiſchen Saponaria aufgm 
denen (und von ihm „Saponin“ genannten) Bildungstheil, mb W 
ihrem Hauptverhalten nach auch im fog. Schillerſt off — gebechen 
an ein noch unbekanntes Alkaloſdul? — vorkommt. Sie wich tea Kb 
kaſtanien entzogen durch Waſſer⸗haltigen Alkohol, der bem Pulver ber Sera 
und ihnen ſelbſt ihren bitteren Geſchmack nimmt (mas auch, wie beimieg 
Jolandiſchen Moos, Behandlung mir Pottafchen-Löfung ober Budjenhel 
aſchen⸗Lauge leiſtet) und fo die Kerne ber Roß kaſtanien in cin ſch 
gutes Butter für Kühe sc. verwanbelt; vergl. S. 1008. Verbampf mu 





biefen Auszug, fo binterläßt er eine gelbe, auch im Waſſer leichtloͤeliche, 
im Aether unlösliche Maſſe. Vollſtändiger aber erfolgt bie Ausziehung 
durch heiße KalisLöfung oder durch dergleichen Kalkmilch, und Fremy 
zufolge. bilden Rh im erferem Ball zweierlei Verbindungen eine aus 
gelbem Farbſtoſſ und Kali befichende und: an ſich farblofes aͤsculin⸗ 
faures Kali; erſtere if felbft im Wafler und ſelbſt in ſchwacher Kalis 
Lange unlöslih, letztere leichtlöslich, daher yon ber erfleren leicht zu 
trennen. Mit Rärkeren Säuren behandelt entläßt das genannte Galz 
die Hesculinfänre in Form Heiner, im Falten Wafler ſehr ſchwer 
löslicher, geloͤſt faum ſchmeckbarer (fehr Schwach bitterer) weißer 
Blättchen (ober auch als weißes Pulver), die vom Allohol leicht geläft 
werden und deren wäfleige Löfung bei auffallendem Lichte ſehr lebhaft 
blau ſchillert, während das burchfallende Licht vie rothgelbe Er⸗ 
gängungsfarbe barbietet. Zuſatz von Säuren bringt den Schiller zum 
Berſchwinden, Mllalien fellen ihn wieber ber. Ueber ein hieher ger 
höriges Berhalten des fog. Inbigpurpur vergl. wm. Grundz. 1. 529 fi. 
Anm. — — Das dem Hethyloryb und dem Amyloryb in Abſicht auf 
Zufammenfehungsweife, Hybratifiruug und SäuresBinbung ſich anreis 
bende Glycyloxyd (oben ©. 878) neunt Berzelius, das Rapical 
deſſelben durch Lipyl bezeichnenb, nicht Glyceryloxyd oder Blycerin, 
fonbern Lipyyloryb = C3 Ha O (procentifch nach B.= 74,2 C, 11,3H, 
14,50). In der Pichurimbohne (Sem. e. Faba Pechurim maj., von 
dem in Brafllien heimiſchen, zur Bamille der Laurineen gehörigen _ 
Buhurybaum) befindet ſich das Glycyloxyd an eine Abänderung ber 
Margarinfäure gebunden, welche jener bes Lorbeer Zettöls ähnelt, 
außerdem aber von einem eigenthäämlichen Aetheroͤl begleitet erſcheint; 
vergl. ©. 1048. 

e}+r) Unter den übrigen Salzgründern fleht das Ammonsryb (AH4O) ben 
Allalorven am nächften, weil feine Grundlage thatfächlich ebenfalls 
eine zuſammengeſetzte if; während bie übrigen Metalloryve nur muth⸗ 
maaßlich, vielleicht ebenfalls aus C, Hund A aufammengefeste 
Grundlagen haben, die fi von jenen ber nicht künſtlichen Mlkalorbe - 
(von benen bis jetzt keine einzige Gäurersfrei bargeflellt worden ®) 
vielleicht nur dadurch unterfcheiden, daß in ihnen (in ven Metallen, 
Ammon ausgenommen) fich diefelben Grundſtoffe im weit hößeren 
Grade Waͤrme⸗arm und verbichtet, und folcher Verdichtung entſprechend, 
hinſichtlich ihrer gegenfeitigen Anziehung und daraus erwadhfenen Ber: 
bindungs⸗Innigkeit verſtaͤrkt befinden, als in denen der Alkaloſde. Zur 
weiteren Bergleichung, und damit zugleich’ zur vollſtaͤndigeren Würbigung 





©) Und von venen daher auch jene Vermuthung (oben S. 1172 ff.), daß fie, lebdig 
ihres Saͤurers (z. B. Morphin ꝛe. O⸗frei) Metalle ſeyn würsen: aͤhnlich dem 
Ammon, nicht eher verwerflich erſcheinen kaun, bis ihre Befreiung. vom Gäurer 
has Gegentheil darthut. 


u 1228 


dieſer Vermuthung, möge nachſtehende Ueberſicht ber Hauptverhalten 
A) verfchienener Metalle, zu dem Allfäurer (O) und den Galzbil" 
nern, und B) ihrer bafifchen Orybe zu den Säuren biemen: 

A) Ammon: a) mit O das Ammonoryb, das mittelſt HO anch in Wein⸗ 
geiſt fehr löslich if; *) b) mit Ch das AH, Ch ober den Salmiak 
bildend, der Herborgeht entweder unmittelbar aus ber Berbindung bes 
gaffgen Ammoniak mit gafigem Hydrochlor, over mittelbar durch Res 
tealiftrung des Ammonoryb mit Hydrochlor, unter Miterzeugumg von 
HO; fabritmäßig meiſtens durch Werhfelzerfegung des zuvor ans I: 
monorybsGarbonat und Schwefelfäure gebildeten Eryflallinifchen Noms 
oryd-Gulphat und NaCk (Kochſalz) + Wafler, tas dabei zu Grafen 
ber Bildung von NaO und dadurch gleichzeitig ˖ von HCh zerfegt wir; 
fo baß neben dem fublimirbaren ale Sublimat durchſcheinende, zäk, 
fofsig kryſtalliniſche Kuchen bildenden Salmtaf das nicht fublimirhes 

Natron⸗Sulphat (Blauberfalz) zu Stande kommt; ober durch Wechſel⸗ 
zerfeßung von Ammonoryd = Barbonat, Kochfalz und Wafler, woraus 
Na0C0Oz (Soda) und Salmiak erwaͤchſt, oder trodnen Weges hard 
SIneinanderwirfung von werdendem Waflershaltigen AH, OCOz (davon 
gehend aus AmmonorybsOralat, befien Säure durch Erhitzung zerieft 
in COꝛ und entweichendes CO⸗Gas zerfällt) und NaCh;**) c) mitKy, 
entflanden durch Erwärmen eines Gemenges von Salmiak und KKy, 
oder durch Neutralificen von wäflrigem Ammonoryb mit HKy, mir 


Mitbildung von HO: farblofe, aͤnßerſt fluͤchtige, ſich ſchnell zerſehende 


*) BIS jetzt nur bekannt in feinen Verbindungen mit Saͤuren, als hervorgegenga 
buch Deren SAure-Forberung, aus Ammoniak und Waſſer, muß aber and di 
im fog. wäflrigen Ammoniak auf gleiche Weife durch das Waſſer ſelbſt zu Eike 
gelommen erachtet werben. “0 

“) Belonze neuere Berhältnißgewichtss oder fog. Atomzahl-Beflimmungen eimgr 
Grumpftoffe machen, beftätigen fie fich, folgende größtentgeils kleine Abänberuugs 
ver ©. 855 m. f. w. aufgeführten nöthig: Iſt O — 100, fo ik K = 489,90; 
Na over N == 287,17; Ba — 858,01; Sr = 548,02; Cr 828 (nad Berlis 
= 328,388); Ag — 1349,01; Au = 2486,026 (b. i. genau tas Doppelt: 
der S. 855 aufgeführten Zahl; Si — 88,94 (vergl. oben S. 948) zu 
A = 175,18. Berzelius, ber fonft vie Zahl des Schwefels zu 201,16 
berechnete, fand fie neuerlicher nochmaliger Prüfung gemäß, nur — 200,75 
alſo der oben S. 943 zu Grunde gelegten beträchtlich näher, wie ehemals. 
S = 200,75, fo erhalten, B's Berechnung zufolge, nachbenannte Gruudſteſe 
O = 100 angenommen folgende Zahfen-Abänderungen: Ca — 251,61; ME 
= 158,14; Th = 841,6; Zr = 419,25; Ta — 998,365; As — 938,88 
(oben S. 859 iſt fie zu 940,084 in Anſat gebracht) und FT == 25,435 (ui 
allen vie am meiften abgeänverte Zahl), Erpmann und Marchand hai 
ven ©. 943 angegebenen flöchlometrifcgen Werth ves S mittel der Bekkmmuns 
des im Zinnober gegebenen Mengen » Berhältniffes von S zu Mr ermittdt; B. 
entgegnete: daß Mr keinen ſicheren Anhaltspunkt gebe, wogegen E. und M. ff 
verwahrten und ihre Befimmung ber S⸗Zahl ale bie richtige zu eradhten I 
berechtigt fanden. 


1229 


und dabei zugleich nad Blaufäure und nach Ammoniak riechenne Kry⸗ 
Ralle darſellend; 

B) Einfache Metalle: I) K. Im troduen O⸗Gas verbrennt das weiß⸗ 
graue, harte, fchmelzbare, im Wafler unter heftiger Echigung und 
Bindung von HO fi löfende Oxyd gewähltnd, das einmal mit HO, 
oder mit CO, verbunden durch heftigſtes Gluͤhen weder fein HO noch 
feine COg verliert, als wäfrige Löfung (Aetzkali⸗Lauge, Neblauge 
ober Geifenfleverlauge, die wäfirige Camphor⸗Loͤſung trübt, während 
biefe von NHOs und von AH4O-Löfung ungetrübt bleibt) gemägnlich 
gewonnen wird durch Löfen von 1 Gewichtstheil KOCOQ- in wenigftens 
10 Waſſer, Erhitzen der Löfung in reinen eifernen oder fllbernen Keſſeln 
bis zum Sieden, darauf, und während beffelben nad) und nach in Eleinen 
Antheilen erfolgendes Zufegen von 1/2 Bewichtsigell reinen Kalk, der. 
fur; zuvor in trocknes Hydrat verwandelt (gelöſcht) worden if, Klären, 
gewoͤhnlich vollzogen mittel Seihung durch Leinwand, oder fhneller 
und feiner theilweifen zweiten Seihung bebürfend: durch zuvor mit 
heißem Waſſer genäßten Gattun), raſches Abdampfen der gellärten 
Lange in eifernen ober filbernen Keſſeln bis zur Trodne und Schmelzen 
des troduen Abdampfungsrückſtandes im bedeckten fllbernen Schmelztiegel, 


da es dann erfaltet zu flarrem, fprödem weißen, 16 Brocent Wafler ent» 


haltendem Hydrat KOHO, deſſen O-Gehalt im KO dem im KO an Größe 
gleichkommt, das an der Luft fchnell zerfließt, aus gefättigter Loͤſung 
in durchfichtigen Blättern ober Octasdern Ixpflallifirt, im Alkohol loͤs⸗ 
lich if, fih in Wafler unter flarfer Erhitzung böſt, ale kalte Lauge 
&eliulofe (oben ©. 1216) nicht färbt und davon nicht gefärbt wird, 
auf die meiften zumal Mzotshaltigen Bilvungstgeile zerſtörend wirft 
(mit 38 Brocent KOHO: Gehalt eine Harte 1,45 Eigengewicht befigende, 
nit 11/3 Brocent eine ſchwache Lauge darſtellend, bie einer ſtarlen Lauge 
+ 2714 Waſſer if) und als Löfung gend ſchmeckt, als Salzgründer 
alle übrigen aus deren Galzen ſcheidend. Mit On (ober ald Ka + O3?) 
ein gelbes, in Wafler unter O-Entwidelung löslihes Hyperoxyd 
gewähren. Mit Ch; durch von felber exiolgende Entzündung dee K in 
ChsBafe, oder durch Neutralificen des KOHO oder des KOCOz mit HCh, 
ober durch Glühen derfelben in Ck-Gaſe, fo wie durch unter Waſſer⸗ 
zerlegung flattfindende Wechſelzerſetzung häuflg ale Nebentrzeugniß her⸗ 
vorgehend (3. B. als Seifenfluß in der Unterlauge, ber mit KOHO 
unter Zufap von Kochfalz bereiteten gemeinen Waſchſeife; oben ©. 878, 
bei der Darfiellung von Soda aus Kochfalz:Löfung durch Kali⸗Car⸗ 
bonat, bei Winterfälte 2c.); hieß fonft Digeftinfalz, bildet farblose, 
durchfichtige Würfel, die, im Wafler leichtloͤelich, gelöft wie Kochſalz⸗ 
Löfung -fehmeden, im Waflersarınen Weingeift wenig töelich find und 
überhaupt in ihrem Verhalten dem des Kochfalzes fehr nahe kommen. 
Mit F, Br und I ähnliche würflige Kryſtalle barftellend; letztere 
Berbindung wird am leichteſten durch Zählung gelöften Gifenjobürs 


| ee en — — 


1280 


(gewonnen durch Vebergießen von Found J mit Waſſer) durch KOCh 
erhalten. Durch Hydrofluorfilicfäure gefällt bildet KO weißes | 
puloriges, faſt unlösliches Ralinfilicfluortd. Im Kys@ar un 


brannt bildet K das gewöhnlich mittelbar zur Darflellung gelangesde 
KKy; oben ©. 950. Mit 8 fleben verfgiebene Verbindungen, vs 
denen die erfle (ver ſtaͤrkſte Echwefelialzgrünber des HK) durch Glähe 


des KOSO3 + Kohle (oder im H-⸗Gafe) gewonnen, kryſtallirt bunfeireh 


und fchmelzbar, im Waſſer farblos Leichtfäslich und an ver Luft zer 
fließlich iR, durch wäfrige Säuren HS entwidelt ohne S zu entlafa 
und am ber Luft erhigt gleich den übrigen Schwefelungskuien (vera 
Schwefelreichſte = KS; in der gewöhnlichen fog. Kalis Schwefel 





leber zugegen iR; oben ©. 455 u. 815) zu KOSOz3 verbremt. Rt 


Se gewährt K eine in Waſſer mit rother Farbe Iösliche, dur Gin 


Zufag HSe-Gas entwidelnve, gelöft der Luft ausgeſetzt alles Bein 


Form eines röthlich ſchwarzen Pulvers entlaſſende Maſſe; über die 
Berbindungen des K mit den übrigen Brennzündern und bern Ber 
tretern vergl. m. Grundz. I. 327, 376 mit Te a. a. O. 6 Him 
356; mit P ©. 344, 348 und 809, und mit As ebenbafelbfi ©. 98. 
853 u.425. Ueber KCh Pt Chr f. oben S. 847 Anm. — Wit falten 
Waſſer in Berührung gerathend, entzieht es demfelben unter Eli 


entzändung O, und febt durch feine Purpurgluth zugleich das fm 


werdende H-Bas in Flamme, dieſelbe purpurbläuend, läßt aber ie. 
leiten Salzäther (oben ©. 850 und 1134) unzerſetzt. 2) N et 


Na (oder T), den vorigen im Hauptverhalten ähnlich, ka ltes Walt 
nicht zerfegend, wohl aber Waffer von gewöhnlicher und höherer Gab 


wärme, und dann mit orangem Licht verbreunend umd mit gleiches 


Barblicht das brennende H⸗Gas begleitend, mit O durch Hiße ungerfeptard - 


Hyperoryd bildend. Mit Silicfluorid, fo wie mit Ch + Pt Cha leicht 
Lösliche Berbindungen ſchlagend. Mit O 4 HO an der Luft ih zu 
fenchtend, nicht zerfließend, als Hydrat mit Waſſer zur Falten Aechlug 


verbunden Eellulofe gelbend und Gelbung erleidend, bald CO, ber . 


felben anziehend und ſich mit derfelben, wie die meiften NO-Galg, y 
einem an ber Luft flaubig verwitternden Salze verbindend. 3) L. Da 
vorhergehenden Ahnlih, mit Rothlicht im O⸗Gaſe verbrennend, gegen 
Waſſer ähnlich dem N fich verhaltend; als LOHO am der Lujt nik 
feucht werdend, dagegen als LCh höoͤchſt zerfließlich; wie Ba, Sr m 


Ca aus dem galvanifch dargeflellten Amalgam, durch Abdeſtilliren des 


Mr im möglihft Iuftentleerten Raum darftellbar; fehr fchwärig um 
nur unvolllommen auf fog. rein chemifchem Wege, mittelſt faſt wei 
glügender Kohle, die im Flintenlauf von dem bei Weißgluth fig bil 
denden LO⸗Dampf (ober bei Ks und N-Darftellung: vom KOHO 
oder dur) NOHO » Dampf) durchſtrichen wird, jedoch nicht in eine 
ſchmiedeiſernen Retorte (mit metallenem Rühleoht, Vorlage 2c.), jowdera 
mittel eines Flintenlaufs von 18” Länge, mit gasdicht verfehlofienen 


Sinterm Ende, in das man ein Gemenge von 16 Gramm pulorigen LOCO,, 
22 Kohlenpulver und fo viel Fettoͤl fchiebt, daß ſich das Ganze zuvor 
ont ballım läßt. Man legt den alfo theilweis gefüllten Flintenlauf 
ſchraͤg in einen Windofen ohne Kuppel, und bringt ihn ins Blühen. 
Zunähf entwidelt fih brennbares Bas, dann aber folgen Dämpfe, 
bie nicht mehr herausdringen, ſich jedoch entzünden laſſen und anges 
zündet mit blaͤulicher Flamme brennen. Sobald dieſer Zeitpunkt eins 
getreten, taucht man kalte, blanke Ladeſtockſtücke in den Dampf (nicht 
tiefer), zieht Re nach einigen Gesunden wiederum heraus und ſtreift 
die L⸗Kügelchen unter rectificirtem Bergoͤl ab. — @s iſt diefes Bers 
fahren genau baflelbe, das vor faſt 40 Jahren Ehradean befannt 
machte zur Darſtellung des K (und N), und das ber Verf. dieſes 
H0b8 mehrere Jahre hindurch mit gutem Erſolge burchführte. Hat 
man jedoch K vorräthig, fo kommt man wahrfcheinlih mit KMr 
ſchneller zum Ziele, wenn man Stüdchen beffelben in Lithbion-Alaun 
legt, den man zuvor fo weit ausgehöhlt Hatte, um das KMr⸗Kügelchen 
einfchieben zu Tönnen. Das alfo gewonnene LMr wirb ſich wahr⸗ 
ſcheinlich durch Deftiflation bei Ausſchluß aller Luftberührung in ab⸗ 
deſtillirendes Mr und verbleibendes L ſcheiden laſſen. 4) Ba. Grau, 
in Luft wie im Waſſer ſich ſchnell oxydirend; ähnlich wie K und N 
auch ohne Mr lediglich durch Cinwirkung der @lektricitäten aus feinem 
Orydhydrat, am — & Pol einer fehr ſtarken galvanifchen Batterie dar⸗ 
ſtell bar, aber dann ſtets noch Oshaltig (vielleicht eine Verbindung von 
Baz2 Suboxyd mit Ba barflellend). Mit O ſich zu erdigem Oxyd BaO 
von 4,0 Eigengewicht, fon durchgängig Schwererde oder Baryts 
erde genannt, verbindend und dann bei Mothgluth unfchmelzbar, mit 
Waſſer ımter heftiger Erhitzung fi in BaAOHO wandelnd; dann 
10,53 Procent Wafler enthaltend, weißpulvrig erdig, bei Hellrothgluth 
ohne Waflerverluft fließend, im Zwanzigfachen feines Gewichté Falten 
und im Zweifachen fleveuden Waſſers löslich, aus foldher Löfung unter 
Berboppelung feines Waflergehaltes in vier» bis fechsfeitigen Säulen ıc. 
anfchießend. Die wäfirige Loͤſung faugt ans der Luft fchnell COz ein 
und bildet damit eine nach und nach zu Boden finfente Haut, die ſich 
fo oft erneuet, bis die Ylüffigkeit aus fa reinem Wafler befieht (oben 
S.1219 Anm.). Läßt man im Porzellanrohr glühendes BaO von O⸗Gas 
durchftreichen, oder behandelt man es mit KOChO; (oben S. 821), fo 
bildet ſich Barynhyperoxyd (BaO,), das mit Wafler in weißs 
puloriges Hydrat übergeht. Behandelt man biefes mit, verbünnten 
Eäuren, fo bildet ſich gleichzeitig ter Säure zugehöriges Bao-Salz 
und HO2; a. a. DO. und ©. 811. Der Verbindungen des Ba mit Ch 
(Br,J,F;S,Peto.) iR bereite im Vorhergehenden gedacht. Mit Hydro⸗ 
luorfilicfäure das ſehr fchwerlösliche kryſtalliniſch pulvrige Baryns 
ſilieflnorid in Niederfchlagform darflellend, mit Ch das bei Weiß- 
gluth unzerſetzt flüchtige, im 43,5sfachen feines Gewichts Waller von 


193 


1600. = 120, 8R., bei 1009 C. im 1,38sfachen Tägliche, im Allohel 
unlösliche, meiſtens tafelfürmige oder chombifch fäulenförmige, felteur 
doppelt achtſeitig pyramidale Kryfalle bildende Barinchlorid (fef 
„ſalzſaure Schwererde“ genannt; oben ©. 841 Anm.) gewähren. 
5) Sr. Dem Ba in feinem Berhalten und feinen Verbindungen ew 
fo äbnlidy, wie L dem N. Ale SrOHO + HO aus feiner wäfrua 
Loͤſung in Nadeln oder Blättern kryſtalliſirend, die durch Gläka 
0,68 Wafler verlieren und das babei verbleibende Krykallwafrcfrä: 
Hydrat geſchmolzen Hinterlafien. Die Kryflalle fordern das 52fcke 
‚ihres Gewichts kalten und etwas über das Zweifache ſiedenden Walt 
zur Löfung. Weder die Löfung bes Hydrat noch bie Löiungen ke 
Salze des (Ir und) SrO werben durch Hydrofluorfllichäure geiräkt. 
SrCh fließt mit 6HO in langen, fechsfeitigen, ſchon in 0,75 falıs 
und fehr wenig heißen Waſſers loͤslichen, leicht zerfließlichen Gäske 
» an, bie im Sechsfachen ihres Gewichtes Alkohol loͤslich find. 6) (= 
Mit 28 Procent O den Galcit oder Kalk darſtellend, der als errize 
Hybrat (CaOHO) 25 Procent Wafler enthält, durch Slähen nad Cab 
weichung deffelben zu ſchwinden fortfährt und in Folge felde 
Verdichtung tobt gebrannt erſcheint; d. 5. fich micht wieder mi 
Waſſer Löfcht und in demſelben unldolich if. *) Als Hydrat gepz 
bas 1000 bis 1200sfache feines Gewichts an heißem umd fern, 
hingegen nur das 700 s bie 750:fahe an kaltem Waſſer ford. 
Giebt als einfaches Hydrat mit Sand den gewöhnlichen an der Fl 
erhärtenden Mörtel (Luftmörtel), ber aus trocknem Hyrar m 
Sand durch Verreiben bereitet fih unter Waſſer⸗Eutlaſſan 


*, Thon-haltiger Kalt gebt bei übermäßiger Gluth in ſcheinbar tobt gebramie, 
wirklich im Halbgefehmolzenen alumine und filicfaurem unldelichen SE 
über. Wird fog. gebrannter, d. i. durch mäßides Glühen entwäfferter Od 
— wie man ihn barftellt zu (Gtuccatur) Tinflliden Marmor, 
Zäfelung, Gypsfiguren x. — mit Waſſer genäßt, fo nimmt er davon amd 
viel auf, als er zuvor verloren hatte, und bindet es nicht als Kryſt | 
(denn feine Gtructur wird daturdy nicht kryſtalliniſch) und auch nicht ala Hyd 
waſſer, fonvdern nur als Anhäfionswaffer, erhitzt ſich daher hiebei mut wE 
der Kalk, fondern wird nur fehe wenig warın (wie Mehl, oder Kleie, ao 
mehl, das man mit Waffer mengt), und zeigt ein geringeres Gigengewiät, MR 
ver natürliche Waffer-haltige. Natürliher wafferfreier amorpher GprE 
führt die Benennung Auhydrit, natürlich waffersfreier kryſtalliniſcher wo 
bagegen (dem Gefteinforiher Karften, Vorſtand des Bergweſens in Prim F 
Ehren) Rarftenit genannt. Diefer zieht, der Luft ausgefeht, allmälig Dale 
an, fo daß man ihn mitunter in einem theilweiſe yewäflerten Zuſtande Adel, " 
welchem ber Kern noch vollfommen warlersfrei if. Zu heftiges Gläühen uf 
sen Gypé ebenfalls topt gebrannt hervorgehen; ex iſt bann nicht war muK® 
Ieer, fondern zugleich durch Schwinden verbichtet und hat fo ein merklich gelben 
Gigengewit, als ver gewöhnliche gebrannte Gyps. Bei 150°C. = LIE 
bat er ſchon Wafler und Durchfichtigkeit verlosen, flärkere Hitze verdichte IA 
mehr unb mehr. 


7 


verdichtet und in biefem Zuſtande Backſteine wie Welsfteine fehr Innig 
aneinander haften macht, ber dagegen aus Thon und Kiefel-haltigem 
gebranntem und frifchgelöfchtem Kalk (Waſſerkalk, hydrauliſcher Mörs- 
tel oder Cement) dargeſtellt, mit Sand den im Waſſer felfenfe ers 
bärtenden Mörtel (Waffermörtel) gewährt, ein Mörtel, dem Abrigens 
in feinem Berbalten jener nahe kommt, welchen man durch innige 
Mengung friich gelöfchten Kalks mit gepulvertem Steingut (3. B. ges 
pulverten Scherben von heffiichen Schmelztiegeln, GSelterfer= oder 
Fachinger⸗ ıc. Mineral: Waflerfrügen z2c.) gewinnt. Das oft erwähnte 
CaCh if zerfließlich, in etwas wafler-haltigem Weingeift Löslich (daher 
nicht nur dem Weingeiſt: Wafler, fondern auch dem Aether Wafler 
und Weingeift entziehend), kryſtalliſtrt aus feiner wäflrigen Löfung mit 
6HO in viet= und fechsfeitigen, geftreiften Säulen, nimmt aber gelöft 
noch 3 Ca0 und HO auf und bildet damit lange Hacke Nadeln, die aus 
der Luft COz und Waſſer anziehend, in Ca0CO, und gelöflese CaCh 
zerfallm. Durch Blühen von Gyps (Ca0S03) mit Kohle Ca 
(nämlich mit in der Hitze verfohlenden Traganticyleim) und mittel die 
glühende Maſſe durchfireichenden CO⸗Gaſes (derjenigen Kchlen, welche 
verglimmen flatt' lebhaft zu verbrennen) bereitet, wird, gleich dem in 
gleiher Weiſe aus Schwerfpath (Ba0S03) oder Coeleſtin 
(Sr0S03) gewonnenen BaS oder SrS (beide find Löslicher als CaS) 
einige Zeit ſtarkem Lichte ausgefeßt, im Dunkeln leuchtend, und ftellt 
fo dar: nachgebildeten fog. Bononiſchen Leuchtſtein (ober „Lichts 
magnet”; oben ©. 418, 436, 449 Anm.); wirkjamfte hieher gehörige 
neben S auch Sb > oder As-haltige Verbindungen darzuflellen, |. Ofann 
in m. Arch. f. d. ges. Naturl. IV. 347 und V. 88-99. Daffelbe 
CaS erhält man auch durch &lühen von CaO im HA-Gaſe und durch 
Sättigen des gelöflen CaO (des Kallwafferse) mit HS. Sieden 
des Ca0OHU mit überiyäffigem S + Waſſer führt zur Bildung von 
leichtlͤslichem CaS, und unterfhweflidhtfaurem Kalk OaOsa OR. 
7) Mg. Als Metall zu Kugeln geichmolzen (in der weiter unten bei 
Al bemerkten Weife) 1,69 bie 1,71 Eigengewicht bei 170C. — 130,6 R. 
befißend, filberweiß, waſſer⸗ und Iuftbefändig,, erhibt zu MO (Mau 
guefia, Bittererde oder Talkerde) verbrennend. Als MgO (5. 501) 
äußert fchwerlöslich in Wafler (und daher unſchmeckbar), jedoch lös⸗ 
licher im falten als im fledenden, von erflerem das 5142>, von leßterem 
das 36,000:fache zur Löfung heiſchend; als MgCh eine im euer un⸗ 
zerſegt fchmelgende blättrig Fryflalliniiche Mafle, die + HO erhigt, in 
Folge von Waſſer⸗Erzeugung in entweichendes HCh-®as und verbleis 
hendes MgO zerfällt, hieran aber dur Zufag von Salmiak beim 
Blühen, Döbereiners Erfahrung gemäß, verhindert werden kann; 
m. Grundz. I. 383. Als Hydrat ( MgCh + HO) fryſtalliſirt es 
ſchwürig, Nadeln bilvend, die nur 0,6 kaltes, 0,273 heißes Wafler, fo 
wie 5 Weingeift von 0,9 und 2 yon 0,817 Gigengewicht zur Loͤſung 
78 


1234 


erfordern. Auch MgBr und MgJ find fehr zerfließlich und kaum Ir 
falifirbar. Mit KBr bildet MgBr ein in großen, geraden vhew- 
bifchen, Iuftbeftändigen, kühlend bitterlich fchmedenden Säulen um - 
fchießennes Doppelfalz; zu F dagegen verhält fih Mg wie Ca m 
Ba; denn MgF, gewonnen aus MgO + HF (oben ©. 848 Yun.) 
unter Bildung von HO, ftellt var eine weiße, im Wafler unlösliche, in 
wäflriger Hyproflugrfäure umauflösliche, in anderen Säuren kaum auf 
lösbare, glutbefländige Maſſe. Mit 3 erhält man eine Berbintung, 
wenn man im wohlbebedten, mit Kehle gefütterten Schmeljtiegel, oder 
Ratt defien im Braphittiegel, ein innigee Gemenge von feines 51 Bro 
cent betragenven Kryſtallwaſſers beraubten Bitterfalz (das Fryfallikkt 
aus MgOSO; -+ 7 HO beſteht) und trsdnem Koblenpulver, unter 
Kohlenpulver = Bebedung anhaltend weißglühet; das darn im Tiezel 
neben einem Gemenge von Kohle und MgO verbleibende MgS Eeträgt 
19,2 Procent, if im Wafler löslich und entwickelt, wie alle aͤhrlichen 
‚S: Verbindungen der. Laugmetalle und Erblaugmetalle (oben 
©. 855 ff.) mit wäflrigen Eäuren HS, wie denn auch durch Na0H0: 
Löfung friih geiälltes und wohlausgewaſchenes MgO mit HS:köiung 
längere Zeit in Berührung gehalten, fich als in HS:Wafler gelöst 
MgS verhält, das bei Siedhitze unter Waſſer⸗Zerſetzung wieder in 
MgO une AS aus einanter tritt. Weber Ps Berbindungen tes Mg | 
oben S.497 ff. 8) Al. Dargeftellt durch Zerfegung des Alumchlorid dur 
K; oben 8.943, jedoch fürgeren Weges: aus AIMr, das man mitreik 
KMr aus AlO3- Salzen leicht gewinnen kann, durch Abdeſtilliren des Mr! 
Mit Borar oder phoephorſaurem Natron in der Löthrohrflamme (oben 
S. 440 ff.) erhitzt, flo Alum (Alumium) in Wöhler's Hicher ge 
hörigen neueren Verſuchen zu Kügelchen zufammen, die (zum Theil nar 
. mifroffopifch ſichtbar) zinnweiß erſchienen, ſich zu größeren Kügels 
zufammenfchmelzen und dann unter dem Hammer leicht zu Platte 
freden ließen. Als Kugeln hatten fie bei 100C. = 80 R. 2,5 Eigen⸗ 
gewicht, als Platten 2,67. Bei gewöhnlicher Temperatur zerſeßt «6 
das Wafler nicht, wohl aber bei 1000C., jedoch lanaſam; ſchacllet. 
wenn bafielbe KOHO oder NOHO gelöft enthält; da dann, gemäß dar 
EAureferderung bes flüfigen Alkalihydrat, das Al, in Folge ter durch 
ſolche Berührung ermachfenen Aufhekung des fog. eleftrifchen Gleich 
gewichts, AI hinreichend pofitio und KOHO genügend eleltronegaris 
geladen erfiheint (S. 815 Anm.), um, entfprechend dem Geſetlichen 
Galvaniicher Ketten einen Theil des Waſſers zu zerlegen (5. 766 Anm.) 
fo daß Al fi mit 3 Verhältnißgewichten O zu A1Oz *) verbindet, dat 


— — —— — 


*%) Aus eiſen⸗freiem Alkali-Alaun (S. 899 ff. und 906) pflegt man das AIO3 wit. 
telft überſchüſſizgem Kali-Carbonat zu fällen und durch Wicreraufiöfen des armie 
gewaichenen Niererichlags in Hydrochlorſäure, Wiererunsfällen mittelſt Immmeniak, 
Autwaichen und Trocknen des gallertartig fchlüpfrigen, ſehr umfangreidien 





vom flüffigen KOHO nad und nach aufgeläl wird, bamit alum⸗ 
faures Mifali bilvend, während 3 H gafig entweichen: Sn faure 
Auflöfungen des PbO, und ebenfo in die des AgO gebracht, läßt das 
Al diefe Oxyde unzerfebt, fäll't bingegen deren Grundlagen regulinifch 
(d. i. metallifch, oben S. 406, 871 und 931), wenn es innerhalb 
zer fauren Auflöfunz von Zn berührt wird; es tritt dann zunaͤchſt 
Auflöfung von etwas Zn in ber fog. freien Säure der PhO = ober 
AgO:-Auflöfung ein, wodurch das Al von einem Gleftricitätserreger 
berührt erfcheint, gegen den es — E erhält, während biefer ſelbſt — E 
barbietet. %) Im O⸗Gas erhitzt verbrennt Al langfam, vor ber Loͤth⸗ 
schrflamme (S. 440) unter fo lebhafter blendenden Weißlicht:Entwides 
lung wie Zinn, **%) zu AlOz, das für fich Frykallifirt von 4,0 Eigen⸗ 





Nieberſchlags Lünflid rein barzufellen. Hat man jeboch nad ver S. 906 
beichriebenen Weile Alumoxyd⸗Acetat bereitet, fo kann man, da dieſes Schwefel⸗ 
fäuresfrei if, mit einmaliger Ausfällung (mit NaOCOg oder AH; 0CO,) Aus 
waſchung 2c. fehneller zum Ziele kommen. 


*) Gm ähnlicher Ball tritt ein, wenn Pt pur Ag (oben ©. 404 ff. und 869) 


in AO; auflöslih wird; Pt erhäft nämlich fehr wahrſcheinlich gegen in Huflds 
fung begriffenes überfäuertes AgO + E, dvieſes bagegen — E, während e6 ohne 
dieſes zur Bildung von Heinen Antheilen AgO, zunächſt als Ueberzug des übrigen 
Ag, uns von AgOAU, + AO; gelommen, gegen Ag — E zeigt, und viefes 
Yagegen 4 E varbietet; mehrere hieher gehörige SAlle von Umkehrung der fog. 
elektriſchen Bolarifirung metalliſcher Elektricit äts⸗ Grreger galvanifcher Ketten- 
dichten, vie das Metall überziehen, gewähren jene, welche ver Verf. vieles 
Sub, in f. Bruntz. fo wie in Branres und Wadenropers Arch. d. 
Pharmac. LXXX. 28, unter ber Benennung Siperismus zufammengefaßt 
hat; vergl. oben ©. 556 Anm. IR Au mit zugegen, fo wirb biefes gegen Pt 
negativ elettriſch; oben ©. 404. Daß Fe, Pb etc., wenn fie in Wenzet’s 
und Reier’s sc. Verſuchen pafſiv wurden, förmlich mit Oxpbatfchichten überbedit 
waren, if wohl außer Zweifel. 


*) Wabrend reines Zinn luftbeſtandig if, ſaugt gefchmolzenes fofort atmolphärt« 


a eu 


ſches O ein, ſich dadurch mit Zinnaſche (d. f. mit einer Mengung von Sn 
aut SnO uns SnO2) beveckend; verpufft man Sn mit Galpeter und wälcht den 
RNückfiand aus, fo erhält man ein Zinnoryd (SnÜg), das fih + PbO zue Dur: 
flellung von Email und au zum Poliren befier eignet, als vie durch Schmel⸗ 
ien ıc. gewonnene Zinnafche. Sn zerfeht das Wafler in rer Site, fo wie wenn 
es mit SOz und tie Hyprochlorjäure, wenn biefe mit Waſſer vermifcht (zumal 
in ver Wärme) mit ihm zur Berütrung gebracht wird, dabei H⸗Gas entlaffenn, 
Das, enthält das Sn (wie gewöhnlich) etwas As, AsHz:&as beigemengt ent: 
Hält, und Balls es Golvauflöſung purpurn färbt, auch S0H2 (?) (verni. oben 
©. 318 Anm. und 521 Anm.) beigegeben zu enthalten ſcheint. Begieft man 
Sn mit ſtark gemäfferter Falter Agotidure, fo bilder fi viel Zinnorypul 


«SaO, das erkigt leicht zu SnOg verbrennt) neben etwas Ammoniaf, von denen 


erfleres tbeild als ſchweres grauichwarzes Bulver fich ſcheibet, theils mit unzer⸗ 
fegter AO; verbumten flüffig bleibt, neben faurem azotiaurem Ammonoxyd, obne 
daß fih Gas entbinvet; dad H zu dem Ammoniaf gewähren 3 HO, deren 3 0, 
fammt 5 O ver ihr A an die & H entlaffennen Azotſäure 8 Sn in SnO ver 
wandeln. Digerirt man vas durch Auflöfen von Sn in wäfltiger Sydrochlor⸗ 
fäure gewonnene Zinuchlorür⸗Hydrat (das als foldhe mit Waſſer ſich kry⸗ 
ſtalliniſch verbindet und das in ver PVärberei ſehr geichägte fog. Zinnfalz 


78* 


1236 





gewicht vorkommt, als Saphir, — fowohl als blauer, wie and 
ale other (Rubin), violetter (orientaliſcher Amethyſt) zu 
gelber (orientalifher Topas), als Corund oder Demaut 
fpath, und ähnlich den unreinen, misfarbenen Gorundfpielarten, derb, 
dicht, eingewachfen ꝛc. als Hauptmengtheil des Schmirgels, bes bläs 
lichgrauen, wie des unrein fhmaltblauen — und in allen dieſen Bor 
fommen eine Härte darbietet, welche jener des Demant am nädfen 
kommt; daher die Verwendung der umteinen Corunde zum Schleifen 
und Poliren der Epelfteine (Demant ausgenommen, der nur mit feinen 
eigenen Staube gefhliffen und polirt werden kann) und des Schmirgels 
zu ähnlichen Abreibungen minder harter Gegenſtände, zur Darſtellung 
des ſog. Rofpapiers, womit man Roſt eiferner oder flählerse 
Seräthe entfernt; oben ©. 491 Anm. Der übrigen widhtigeren Ab 
Berbindungen ift bereits im Vorhergehenden gedacht worden. *) Hier 
über, fo wie über das DBerhalten der Erzmetalloxyde vergl. obes 
S. 102 ff., 192 Anm., 203 Anm, 311 Aum., 315 ff., 30, 
327 Anm., 349 ff., 371 ff., 385 Anm., 399 ff., 404 ff., 409 Rum, 
435 Anm., 460 ff. Aum., 494 ff., 585 ff., 595 fi, 657, 780 f. 


— — —— — — — 


darſtellt) mit Giſenoxyd⸗Hydrat, fo erkält man Zinnfesquioryb (Sag O 
in Form einer weißen ſchleimigen Maſſe. Grbigt man Sn mit Nyotfäure, is 
bildet ſich neben Ammonoxyd Sinnoxyd (SnOy), das, da es zugleich gegen 
Bafen als Saure gegenwirkt, auch Zinnſaure genannt wird; alſo bereitet bil⸗ 
det eb ein weißes Hydrat. Als Zinnftein kommt es Iruflallinifdh vor um hier 
dann zur Darfiellung des Sn durch Reaction mit Kohle. Hierüber, fo wie über 
Binndlorid vergl. m. Grundz. I. 468 ff. 

Gine Schwefelsbaltige Verbindung des Alums + FeS fehelnt in bem natär 
lien, wie in dem künſtlichen Ultramarin (oben ©. 819 Anm. um m. 
Polytechnochemie II. 815— 816) Hauptbeſtandtheil, d. h. blaufärbenner Theil u 
ſeyn, der jeboch mannigfacher Abänverungen fähig ift, wie foldhes jene Ber 
änderungen beweifen, welde Eh riſtian Gmelin's urfprüngliche Erſtadusg wei 
fünftlihen Ultramarin nad und nad erlitten hat. Beſonders beachtentwerth iß 
kabei, daß es von ber Ofenhitze abhängt, melde Sarbe, ob Bram oxer Dlan 
und welche Abftufung bes Saphirblau hervorgehen fol. Uebrigens iR ud 
auf naffem Wege ein Blau ähnlicher Art erzielbar, das jedoch, im Abſicht ax 
Barbenton, vem Blau bes blauen Schwefelkupfer mehr nahe kommt mb 
an Farbenfättigung dem blauen Glaſe aus Natronphosphat und Shedsm 
(S. 819) nachſteht. Robiquet beviente fi zur Darfellung des künflicen 
Ultramarin eines Bemenges von 1 Kaolin, 1! Schwefel uns 114 tur Be 
rührung warmer Luft zerfallenen, trodnen, pulvrigen Natrons, das er in ein 
Steingutretorte erbigte, bis ſich aus berfelben keine Dämpfe mehr entwidelten, 
dann ben grünen ſchwammigen Rüdftand (ber, aus ber Luft Waſſer anziehend, 14 
nah und nah blärste) mit Waſſer vollftänpigft ausfaugte und den hiesen Ser 
bliebenen blauen Rückftand trocknete und nochmuls der Rothgluth unterwar. 
Man erhält allerdings auf dieſem Wege ein Laſurblau, aber miangelhaft im ü 
fiht auf Barbenfättigung. Auch Iehrten Verſuche, daß ber Kaolin zwedimäßiger 
erfegt wird turch ben weit wohlfelleren Thon, und daß man manderlei Mbis- 
fungen fatten Grünes und Blaus zu Wege bringen Tann, wenn man mebts 
75 Thon 3 bi6 4S und 20 verwittertspulorigem NOCO, ſehr Eleine Astteil 
anberer Schwefelmetalle mit in Gegenwirkung bringt. 


ip) 
”) 


1837 


787 f., 805-821, 831 fj., 839—841, 848 Anm., 860, 863—872, 
883 fj., 892 Anm., 889-902, 908-809, 931—936, 940 Anm., 
941 ff., 953 Anm., 954—964, 1002, 1026 ff., 1088 ff., 1109, 1125 ff, 
1143 Anm., 1180 ff. Ann. Ueber Farblicht verbrennender Metalle 
und deren Salze S. 447, 452, 460. Ueber bleigraublättriges SnS und 
goldgelbes Sas2 (Mufftvgold) f. m. Grundz. L.4Tiff. B) Metall 
oryde: a) Ammonoryd: Biebt mit Säuren meiftens flechend falzig- 
oder bitterfcharffegmedende, kryſtalliſirbare Berbindungen; fo mit 803 
++ HO das ſchon erwähnte, dem Kali⸗Sulphat ifomorphe, farblofe und 
ziemlich Iufibeftändige, in warmer Luft etwas verwitternde, im Wafler 
leichtlösliche Prismen bildende, deren Grundform eine thombifche Säule 
darſtellt; *) wandelt fich, heftigſt erhigt, groͤßerentheils in ſchweflichtſauren 
Ammonoxyd, unter Bildung von HO= und A-⸗Gacentlaſſung. Mit AO; 
bildet das Ammonoryd zerfließlihe, dünne, biegfame Nadeln, bie bet 
2500 C. = 20008. in 4HO und 2 Rot» (oder Stidfloff:) Orybulgas 
—= 2AO zerfallend fih umbilden, bei geringerer Hitze dagegen unzer- 
feßt fublimiren, bei größerer (3000 C. — 2400 R. erreichender) unter 
Entflammung ber Zerſetzung erliegen; daher ihre ehemalige Benennung: 
flammender GSalpeter. Meber deſſen Benukung zur chemifchen 
Aualyfe ©. 914 Aum. — Ammonoryb-Hybrat fällt aus Säuren fein 
Erdmetalloxyd, wohlaberphbosphorfanren Kalk; carbonfaures Ams 
monoxyd dagegen fchlägt CaO, SrO, BaO nieder, weil feine Carbonſaͤure 
mit biefen Salzgrinbern ſchwere oder unlösliche Verbindungen fhlägt.**) 


Kommt ſchon fertig vor als fog. Mascagnin, Hieß fonft Ofauber's geheimer 
Salmiaf, 

Hierauf berußet daB vor vielen Jahren von Thenard d. 4. in Vorſchlag ges 
brachte, von Trommsuborff d. a. und Anberen feiner Zeit vermorfene, dann 
in neuerer Zeit wieber in Anwendung gebrachte Verfahren: ven Gehalt ver Mi⸗ 
neralwäffer an fog. freier Garbonfäure mittelft Zufag von fäure-freiem 
Ammonorgb-Öybrat und gefättigter CaChstöfung zu ermitteln; indem ſich dann 
die vorbandene fog. freie CO, mit dem AH4O verbinvet und das dadurch ent: 
Randene Ammonorub-Carbonat mit dem durch Wafler:3erfehung in CaO + HCh 
verwanbelten Calcinchlorid in Wechielzerfegung geräth und fo die zuvor fog. freie 
CO,, gebunven an CaO zur Nieverfchlagsförmigen Ausfcheivung bringt, währenn 
oleichzeitig hervorgegangenes Ammonchlorid der den Nieberfchlag bebedenven 
Siäffigteit verbleibt. Die fog. freie Garbonfäure der Miineralwäfler ift aber nicht 
nur bie an Waſſer mehr ober weniger gebundene, fonbern auch jene, welche 
die in vemſelben gelöfl vorhandenen Sarbonate als Bicarbonate erfäheinen läßt, vie, 
wenn fie entzogen wird, bie an fich ſehr fgwerlöslichen Garbonate zur Mitausfchelbung 
bringt. Der duch das Ammonoryb bewirkte Niederſchlag iſt daher durch viele 
Nieverſchlaͤge (vornehmlich des Kalk⸗, mitunter auch des Lithions, Strontit⸗ und 
Baryt= Sarbonat, fo wie des phosphorfauren Kalt, bes erzeugten phosphorfauren 
Magnitammonoxid, des Eifens und Manganorybul= Garbonat ze.) vermehrt, bie 
in Abzug gebracht werden müflen, was vadurch geſchieht, daß man eine gewogene 
Menge nes Waſſers, bei mäßiger Wärme, gegen Befdubung gefichert ver Luft⸗ 
berũhrung überläßt, da dann bie fog. freie CO, entweicht und jene Carbonate 
Ad zu Boden ſenken, indeſſen, wenn has Waſſer FeÜ over MnO, ober beine 


1238 
Brechweinſtein-Loͤſeng wird durch KO: ober NO-Löfung nicht zer: 
feßt, wohl aber durch AHs O:Löfung. Im Wafler gelöft wirft es wie 
durch AH, OCO-, fehr fäulnißwidrig. Tas in zerfliehlichen Prism 
anfchteßende AR, GAOz3 fchmilzt, gelinde erhigt, und zerfällt in A-Gas 
und HO. Mit PO, bilbet es das alfalifh gegenwirkende, im fihiefen 
rhembifchen Säulen Eryflallifirende, an der Luft durch beginnente Br 
witterung etwas. Ammoniak entlaflende ſog. einfache Phosphat = 
2AH,O -+ PO; -F HO und das fog. zweifache = AH, OPO; 4 3H0 
zufammengefeßte, das durch Neutralificen ber aus Knochenaſche geſchie⸗ 
denen Bhosphorfäure mit Ammoniak und Abdampfen ⁊c. in großen, 
Haren, luftbeftändigen, quabratifchen Säulen oder Octaädern gewonnen 
wird; beide Salze eutlaflen durch Glühen Ammoniak, währen PO; 
verbleibt. Das font Natronammonoxyd⸗Phosphat, jeht ge 
wöhnlich durch Phosphorſalz bezeichnete, das, ale Schmelzwitttl, 
bei Löthrohrverfuchen häufig in Gebrauch genommene (oben S. Of. 
und 819 Anm.), aus der Berdunflung unterworfenem Harn, ober lürzer 
und reiner aus einer gemifchten Löfung von 6 Gewichtstheilen phes 
phorfaurem Natron (bereitet aus ver aus Knochen gewonnenen PÜ; 
durch Neutralifation mit NatronsCarbonat und = 2NaO + HOP; 
-r 24 HO) und 1 Salmiak in 2 heißen Waſſers, ſchießt in farbliche, 
an der Luft Wafler und Ammoniak entlafienden Tafeln an, bie erhikt 
ihren gelammten AHg=- Gehalt verlieren, indem fie zur klaren Blasperk 
fließen, die aus faurem phosphorfaurem Natron befleht. Hit 
CO, verbindet fi das Antmonoryd in mehreren Sättigungeiuie, 
deren befanntefte find «) das Sesquicarbonat = 2 AH,O +3CH, 
das turch trockne Deftillation Nzot-haltiger Bildungstheile (8. 34 


nn — — 


Erzmetalloxydule an COa gebunten enthalten hatte, gewichtiger, wie le jr 
follten: weil -siefe Oxydule mittlerweile, unter COg-Intlafung auf Koſten ws 
atmofphäriichen O in Oxyv⸗Hydrate übergegangen find. Da KallsGarbomat im 
Waſſer weit Töslicher if, als das faft unlöslihe BRaOCOR, fo bevientte i6 
mich, fofern I& von Thenard's Verfahren Gebrauch machte, flatt vet CaCh 
eines Leicht löelichen Barytſalzes, meiftens des effigfauren Baryt, Ira 
dann aber ben etwa mit entfiandenen fhwefelfauren Baryt er ib ven 
mitgefällten earbonfauren leicht durch Behanveln mit verbünnter Hydrochlorſtcct 
ſcheiden läßt) mit in Abzug, mit deſſen Gewichts⸗Grmittelung zugleich jene der 
in Waffer vorhandenen SOz ermittelnd. In neuerer Zeit entwidele ih gr 
woͤhnlich vie fog. freie COg ver Mineralwäfler, wie fonfl, durch Erbigung, Inte 
aber das Gas in gefättigte, gegen Zuftzutritt geficherte wäffrige Bargt:köiımg — 

Das Ammonoxyd⸗Carbonat wechſelzerſezt fi übrigens auch mit folder 
löslichen Metalloxyd⸗Sulphaten, deren Salzgründer mit CO, ſchwer⸗ ober ımlök 
liche Berbindungen ſchlagen; baber jene ältere Verfahren der Salmiak:Bereitust 
In welchen man das mit Kochſalz in Wechſelzerſegung zu bringende Ammonore⸗ 
Sulphat durch Digeflion des gelöften Ammonoxyb⸗ Garbonat mit vergleiche 
Sulphaten zu Stande brachte; da dann die hiebei alt Nebenerzeuguiffe gewonnccca 
Carbonate anberweit 3.8. aus CuOSOz foldhen Weges entflandenes Cu0CO: x- 
zur Darftelung -son Malers und Tüncher⸗Farben) verwendet une vermerkt 
wurden, m. Polytechnochemie IL. 803. 


1239 


und 951), fo wie reiner durch Sublimation aus einem Gemenge von 
1 Salmiak mit 2 Kreite gewonnen wird, nah Ammoniak riecht, in 
Rhombenortadvern kryſtallifirt, mit 2HO eine dichte fefle weiße Maſſe 
bildet, die, hatte man (maß zur Gewichtsvermehrung mitunter gefchiebt) 
das Wafler zusor mit COg gefhwängert, zugleich mehr oder weniger 
Bicarbonat = AH,O +2C0g enthält, das fi aus dem Sesqui⸗ 
Carbonat durch Stehen an der Luft, zumal in der über gährenden 
Moſt ıc. ſchwebenden Kellerluft son felber bildet, reiner, wenn man 
CO⸗ꝛ-Gas in das zertheilte Sesqui⸗Carbonat oder in deſſen gefättigte 
waͤſſtige Loͤſung leitet. — Verſetzt man die wäflrige Löſung des Sesqui⸗ 
Carbonat mit in waͤffriger Garbonfäure gelöſtem Magnit⸗Carbonat, 
fo faͤllt dieſes Gemiſch PO;, und umgekehrt phosphorfaures Ammoniak, 
aufgelöfles MgO oder geloſtes MgCh ac. zu ſog. phosphorſaurer 
Ammonial-Talferde, d. i. Ammonorydmagnit-Phosphat; f. oben 
©. 1219 Aum., das auch in gleicher Weife zu Stante fommt, wenn man 
zu dem gelöflen Mg-Ealz carbonfaures Ammonoryd und Natronphoe⸗ 
phat mifcht, im Wafler ſehr fhwerlöslih (a. a. D.), und in einem, 
welches Alkaliphosphat enthält, ganz unlöslich ift, fich durch Glüͤhen 
in 2MgO + PO, verwandelt und kann 36,67 MgO gegen 83,33 Eäure 
enthält, Berhalten, die Dazu dienen, fowohl die Anweſenheit von PO; 
oder Mg in Blüffigfeiten nachzumeifen, als auch deren Menge zu bes 
ſtimmen. Mit Dralfänre verbunden flellt das Ammonoryb ein im 
ähnlichen Weife nützliches Galz bar, das = AH,O + (203 + HO 
zufammengefeßt if, fehwerläsliche Nadeln "bildet, die vom Alkohol 
nicht aufgenommen werben, für ſich erhibt in Oxamid (S. 876, 
1117 und 1137) übergehen, das fi zum Theil fublimirt, während 
mitentflandenes Waſſer gaflg .entweicht (AH, OCa Oz —= Ca AH, 0% 
und 2HO), zum Theil durch flellenweile zu großes-Erhigen in Ammon⸗ 
oxyd⸗Carbonat, Carbonexyd⸗ und Kyan⸗Gas zerfällt, und das ſich 
auch betrachten läßt als OxrycarbonsAmmoniaf = AHz3 +2 0C; 
vergl. oben S. 878. Mit Wafler unter geeignet erhöheten Drud bis 
zu 2000C. erhigt, bildet es fi wieder um ın Ammonoxyd⸗Orxalat. 
Gleiches erfolgt beim Erhigen mit KOHO-Löfung, unter Entwidelung 
von Ammoniak, und flatt deffen mit waflerarmer Schwefelfäure, unter 
Bildung von Ammonoxyd⸗Sulphat und gewäflerter 803, welche leßtere 
Folge der Entziehung des zur wieder entflandenen Oralfäure gehörigen 
Waſſers if, wodurch aber die Txalfäure, da He ohne Waſſer (vas hier 
die Stelle des Säure:bindenden Salzgründers vertritt) nicht beftehen 
kann, fondern, wie es auch hier der Fall if, fofort in COz> und 
CO⸗Gas zerfällt, die entweichen. Im Verhalten zur Weinfäure 
üßnelt das An, O jenem zur Dralatfäure und die fog. fanren Am⸗ 
monoxydſalze beider Gäuren verhalten fi, in Abficht auf Löslichkeit, 
wie des fog. Bitartrat und Bioralat des Kali; oben ©. 812 ff. 
b)Oxrydeeinfaher Metalle: 1 O. Als Earbonat=KOCO; mit 





1240 


2 HO rhombiſch kryſtalliſirend, zerfließlich, Fark alkaliſch aber wenig 
äßenb, bei ſtarker Rothgluth ſchmelzend umd durch Befreiung vor 
Waflerdämpfen in KOHO und gafige COz zerfallend; bei Weißgluth 
flüchtig; in Weingeiſt unlöslich Sesqui⸗Carbornat, buch 
Mengen von 100 Gewichtstheilen Carbonat mit 131 Bicarbonat er⸗ 
zeugbar; kryſtalliniſch, zerfließlich und in Weingeiſt unlöslih, Bicer 
bonat, darſtellbar wie das bes Ammonoryd, am kürzeſten, men 
man verlohlten Weinftein in ein mit gaſtger CO2 gefülltes @efäß trägt 
oder gafige CO2 durch dergleichen Kohle treibt; mit 1 HO gerade thom⸗ 
bifche, luftbeſtaͤndige, ziemlich harte Säulen bilbend, die in dem 1200- 
fachen ihres Gewichtes an Weingeift löslich find und deren wäflrig 
Löfung Fe unter A-Entwickelung aufläft und fo eine ber fog. Stahl; 
ſchen alfalifchen Gifentinetur (S. 808 Anm.), Hinfichtlich des Gehaltet 
an KO, FeO und CO, aͤhnliche Verbindung darflell. KO + 200% 
giebt, erhitzt, Türzeften Weges, reines und trodnes COgB. 
Hatchet zufolge entiieht unter CO» Entbindung Harzfeife, wem 
man flarfe wäflrige KOCOↄ2- oder NOCOzLöfung mit Harz fit; 
die englifchen Seifenfiever feßen ber Hausfeife fog. weißes oder Dur 
gundiſches Pech Hinzu, um der Seife größere Härte zu erteilen; daher 
die eigenthämlich gelbe Farbe diefer Seife (in Frankreich giebt mar, 
um zu flarkes Gintrodnen und Serfplittern beim Zerfchneiden zu ver 
hüten, der Natronfeife, Halle man fle aus Dlivenäl zc, bereitet hatte, 
1/5, Mohn: ober ſtatt defien gereinigtes Rüboͤl zu, was freilich dort weg⸗ 
fällt, wo man leßteres Del als DlivenölsDVertreter zu GSeifenbilung 
verwendet; vergl. oben S. 878 und 1120). Hinfichtlih jener Kali: 
Salze, welche von denen gleiche Säuren enthaltenden „Natron-Galer’ 
fich vorzäglich.durch Schwerlöslichkeit, danıı aber auch durch Beflaltungk: 

Verſchiedenheit unterſcheiden, als da find ber Weinſtein ober Kt 
fog. KalisBitartrat, das Sauerkleeſalz oder fog. Kal 
Bioralat (S.507) und über Kali⸗-Sulphat, veral. oben ©. 812. 
Ueber KOSO; x. ©. 930. Mit Azotſäure giebt KO das leichtle«⸗ 
liche, in fechsieitigen zweiflädig zugefpisten Prismen Erpfaflificadt 
Azotat (den mehrfach erwähnten Salpeter) und + AO; f. ©. 87. 
Ueber das kryſtalliſtrbare önanthfaure Kali f. oben ©. 80 f. 
KOChO erhält man, wenn man Ch-@as fo lange in HOCO:Lfus 
leitet, bie diefe Lackmus bleichtz man nannte dieſe Bleichflüffigfeit font 
Savelli’fhe Lauge (S. 800, 802 und 847); über chlorſauret 
und orychlorfaures Kalt vergl. oben a. a. O. und ©, 448, 4% 
496, 518 ff. Ueber KOA f. ©. 526 Anm. 812 ff. Ueber manger 
faures und orymanganfaures ©. 518, 778 und 809 f.; über 
hromfaures und KalisBihromat 811 ff., 816, 949, 1001; über 
eifenfaures ©. 804 und 808; über alumfaures und filicfanres 
(fo wie dergleichen Natron) ©. 808 und 812. 

2) NO ober NaO. Bildet mit jenen Säuren, mit welchen KO ſchwerloeliche 


1241 


2 


Salze erzeugt, meiſtens leichtlösliche, in der Regel unzerfließliche, an 
ber Luft ſtaubig verwitternde Salze. Das Biſulphat iſt Iuftbekändig 
und truftallifirt + HO in viers und fechsfeitigen Säulen, während das 
Kalis Bifulphat + HO in Kleinen vierfeitigen Prismen anſchießt. Geine 
arfenfauren Salze find feinen (erwähnten) phosphorfauren iſomorph. 
Das tn neuerer Zeit häufig, zumal bei der Dagtierreotypie 
(Lichtbilderfertigung, na) Daguerre) verwendet werbende unters 
ſchweflichtſaure Natron NOS, O2, erhält man in großen leicht 
löslichen Kryſtallen, wenn man eine verbünnte NOHO -Lauge durch 
Kochen mit überſchüſſigem Schwefel fättigt, fo daß noch S übrig bleibt, 
fie von dieſem klar abgießt, erfalten läßt und nun fo lange SOↄ-Gas 
hineinleitet, bis eine von dem ausgeichievenen Schwefel abfiltrirte Probe 
noch eine hellweingelbe Farbe darbietet, mithin noch etwas NSz 
aufgelöft enthält; man feihet die Fläffigkeit nun durch, verbampft fie, 
bei raſchem Feuer, in einer Porzellanfchaale bis zur Syrupedicke, und 
vermifcht fie nach dem Erkalten mit der Hälfte ihres Volums Alkohol, 
der durch Schätteln alles Schwefelnatrin in ſich aufnimmt: ſich Dadurch 
gelbet und nach einigen Minuten ruhigen Stehens ſich als goldgelbe 
Flaſſigkeit von der farblofen wäflrigen Löfung bes Salzes, fie übers 
deckend ſcheidet; weiteres ruhiges Stehen unter jener weingeifligen 
Löfung macht das Salz am Fühlen Ort fi binnen zwölf Stunden 
kryſtalliniſch ausſcheiden. Das Kalifalz ber 82 O2 kannte ſchon Ehanfs 
fier, und wurde auch von bem Berf. diefes Hobs bereits im Winter 
1895/96 und fpäterhin auch das Natronfalz dargeſtellt, aber ohne daß 
die Säure deſſelben als S2 O2 erfannt worden wäre; bigerirt man bie 
durch nicht zu heftiges Schmelzen bereiteie, mit S gefättigte fog. 
Schwefelleber mit Weingeift, und läßt dann bie ſolchen Weges gewon⸗ 
nene gefättigt brämmlich goldgelbe Löfung in gegen Luftzutritt verſchloſ⸗ 
fenen Gefäßen erfalten, fo Fryflallifirt daraus Dithionichtfaures Kalt 
(oben &. 816 Anm.) in langen biegfamen, farblofen Prismen; vergl. 
auch m. Arch. f. d. ges. Naturl. III. 67. Mit Azotfäure bilvet 
NO glei dem KO ein waflerfreies Salz, das aber in flumpfen Rhom⸗ 
boövern Eryflallifirt (daher auh Ahomborbals» oder Würfelfals 
peter). genannt; wohin unter andern ber ſog. Chile⸗Salpeter 
gehört, der In Ehile und Peru ſich in großen Grblagern findet, deſſen 
AO; wahrfcheinlich entſtanden ift, wie jene bes fertig gebildet in Höhlen 
(zumal am Ganges) fo wie in den Verweſungserzengniſſen Ashaltiger 
Bildungstheile — daher im vermoderten Dünger, in ber Dammerbe, 
in der Erde ber Biehftälle ıc. vorkommenven Kali: und Kalkazotat 
oder rohen Salpeters (m. Polytechnochemie I. 353— 357), nämlich 
dur Oxydation des Ammonoryb auf Koften atmofphärifchen Os, 
bebingt und befördert durch Säureforberung ftarker Salzgründer (vergl. _ 
oben S. 923) und ben man durch Umkryſtalliſiren ꝛc. reinigt. Das 








J 
1248 | 
— . | 
| 
reine Sal; zeigt boppelte Strahlenbrechung. *) Sn Fleinen Rasn 
findet man es mitunter au vor im Fänflichen (Kali⸗) Salpte; 
Ann. d. Chem. u. Pharm. XVI. 190, XXIV. 346. Wie mu ei 
künſtlich, nach Art der künſtlichen Robfalpetererzeugung in fog. Cal 
peterplantagen, mittel des Blauberfalzes leicht im Creha 
werde gewinnen Fönnen? Darüber vergl. m. Polytechnochem. 1. 37 
Anm. Ueber die Berbindungen des NO mit COs; f. oben S. m. 
unter AH, O und KO; über. möglihe Soda⸗Gewinnung im Gros 
auf naffem Wege aus Slauberfalz; Polytechnochem. a. a.D. ) 
Mit der Borfäure geht NO mehrere Verbindungen ein, unter ent 
bie befanntefle der Borar (NOBOE; ‚oben ©. 359 Fi.) iR, den mus 
fonft nur aus dem Tintal, d. i. bem rohen, künmſtlich wit einer fettigen 
Maſſe verbundenen Borax, wie er aus Oſtindien sc. ale Ufermafe wo 
figievener Laupfeen nach Europa gebracht wird, zuziehen (und bard 
l/gpo CaO oder mittelt NOHO-Lauge zu raffiniren wußte; m. Pely 
technochem. II. 806), wird jeßt jedoch auch häufig künſtlich zufamma: 
gelebt aus Soda und vnlkaniſcher Borſäure; vergl. Koehnken 
bieher gehörige Mitiheilungen im Arch. d. Pharm. a. a. O. 20f.- 
Mit 10 HO Eryfallifiet ver Borax, d. i. das Röchiometrifch nerrak , 
borfaure Natron in dreiflädhig zugefpisten fechsieitigen Säulen, ma 
ber Luft träb werben. In Wafler gelöft gegenwirkt er ſchwach eilt 
und ſchmedt er füßlich laugenartig. Für ſich erhist ſchmilzt er, bike 
fih dann flarf auf (gebrannter Borar, Borax usta) md fall 
endlich zur farblofen Glasmaſſe zufammen. War feine Löfung De 
über 330C, — 2804 R. erwärmt, fo kryſtalliſirt er daraus wit 3BÜ 


—— — —— 22 222 


*) Die Rhomben des NOAU; gleichen dem aernkryſtall des ſog. Doppelſpathet, 
6 co in fumpfen Rbomboerern kryſtalliſirten 2,7 Gigengewidt Jahr 
Mr | 
*) Zur Zeit wird die meifle im Handel vorfommente Soda kunftlich bargekellt aut | 
Glauberſalz, iR aber in der Regel nichts weniger als rein. Dr. Geifele 
fand darin neben NatronsGarbonat, außer annoch unzerfehtem Natron-Entybet, 
Kochſalz, Kalis Garbonat, Kalk⸗Carbonat und Schwefel: Natrium au au | 
fhweflichtfaures Natron, und theilte in Wadenroder’e un Bley’i Arch 
d. Pharm. (LXXXIX. 12 u. f. f.) anfer feiner Analyſe auch nadkfene 
Tabelle mit, in welcher Linker Sand jene Verbintungen und Etoffe gesanst m 
aus deren belanntem Gewicht jener Stoffe gefunzen werben Tann, melde in ber | 
Soda vorliegen. Es entipreihen nämlich 100 Gewichtstheile der durch vie Han | 
Infe erkaltenen, linker Hand aufgeführten Stoffe, venen rechter Hank beigeiehte 
Mengen in der Sora aufgefundenen näberen Beftanptheile: 
100 Ba0COz zeigen an 140 carbonfaures Natron 
”„ n 80 — 138 ſchweſelſaures 
8 — 62 unterſchweflichtſ. [72 


⸗0 ” 


„ AgCh — 41 NCh (Kodfalz) 
„ AgS — 32 NS (GSchwefelnatrinum) 
„ KCh+PtiCh, — 1 KO um 


100 Ca0l 03 — 63 Ca0Chy. 


1248 


und ſtellt bann regelmäßige Octaſder bar. In beiden Formen iſt aber das 
O:Berhältniß von Natron und Borfäure daflelbe; nämlich in letzterer 
ſechsmal ſoviel O, ale im erfleren. Geht man feiner Löfung noch 
fosiel NO zu, daß nun gegen 1 Berbältuißgewicht Borfäure 2 Natron 
fommen (die Berbindung alfo = 2 NO + BOg wird), fo erhält man 
die fonft, da man die Borfäure durch Ba O3 (oder BOz) ausbrüdte, als 
nentrales Salz erachtete, wirklich aber Röchiometrifch gewürdigt eine 
bafljche, ſtark alfaliſch gegenwirkende, far unfchmelzbare Verbindung 
iR. Wie übrigens die Borfäure mit KOT + THO md Borar mit 
Weinſtein, fo wie auch bie Borfänre für ih mit T zur Borweins 
fäure verbunden ſich verhält, iſt im Vorhergehenden berührt worden; 
vergl. au ©. 904. Mit Silicfänre (S. 948) giebt NO ähnliche 
Berbindungen, wie das KO, von denen die wichtigfien in ben vers 
ſchiedenen Blasforten und ahnlichen Berbindungen vor: 
fommen (oben ©. 107, 375, 386, 389, 461, 585, 947%), in denen 
jeboch meiſtens Gilicate vorliegen, bie mehr Silicſäure enthalten, als 
zur Reutralifation ber Salzgränder erforderlich wäre, und bie um fo 


‚ härter erfgeinen, je mehr biefes ber Fall if. Bilder reines PbO 


einen Theil diefer Salzgründer, fo iR das es enthaltende Glas leicht, 


— —— .- 


e) Der GSilicfänre: Gehalt if in ven verfihiebenen Glatſorten, nicht weniger vers 


ſchieden, als der Gehalt an von einander abweichennen Metalloxyden. Erſterer 
wechſelt von 45 bis 75 Procent, letztere werden dabei verſchiedentlich verwendet, 
wie ba8 beifpielmeife folgense vom Dr. Michaelis im Arch. d. Pharm. . 
XCVII. 131 u. ff. mitgetheilte Ergebniſſe verfchienener (wahrſcheinlich meiſtens 
Böhmifcher Spiegelglas:) Zerlegungen darthun mögen: a) febr Helles Glas: 
59,81 Gilicfäuze gebunden an 8,75 Kali, 1,04 Natron und 29,62 PbO 
(0,88 Zerlegungtverluft); b) gleichfalls fchön heil: 69,1 Suicfäure 4 1,6 AIOz 
(Alumfäure) geben an: 19,3 Ratron, 8,1 CaO und 1,3 MnO (Berluf = 0,6); 
c) Hell und ſtark Licht-zerfireuend, mit einem Eti ins Kupferrothe: 72,0 Silic« 
fäure + 2,5 Mumfäure geb. an: 17,2 Nateon, 6,3 CaO, 0,9 MnO um 
0,2 Fe&n Oz (0,9 Verl.); d) f&ön Hell mit einem Etich ins Garmolfinrothe: 
61,3 Gilicjäure geb. an: 8,9 KO, 27,4 PbO um 0,9 MnO +. 0,2 Fe O3 
(0,9 Verl.); in beiten legteren Fällen dürfte das Zuviel von urſprünglich zu⸗ 
geichtem (oieleicht nicht ganz, CoOsfreien MnOz), und im letzteren dalle au 
ein Zuviel von Heg Oz vie Farbungen Kervorgerufen haben. Zufäpe von Braun 
fein (MnO2) wirken Abnlich wie jene von Salpeter und bie von Arfenichtfäure, 
namlich durch O-Abgabe an C: ver Pottaſche ober auch ver Soda beigemengter 
Kohle, dieſelbe in CO, verwandelnd, bie gaflg entweidht; daher nannten bie 
Gtasfchmelzer ven Braunflein auch „Basmaherfeife oder „Slasmachermagnefla“, 
welche lehtere Benennung Bergmann In ber [ehten Hälfte des vorigen Jahr⸗ 
hunbertö veranlaßte, das hamals „Braunfteinmetall" genannte Metall Magnefium 
zu nennen ; eine Benennung, bie in Mangan verwandelt wurbe, weil bie fog. Bitter⸗ 
erde ober Talten· officinell Magnefla hieß und man daher hätte durch B's Be 
nennung des Mn irregeführt und vaſſelbe für den Orybgründer der Magneſia 
halten koͤnnen. Die Bildung des Natron: ober Soda⸗Glaſes verbindet man 
vorteilhaft mit jener der Herftellung ver Soda ans Blauberfalz, inbem man 
Tepteres Salz mit CaOCO, uns Kohle erhitzt; vergl. Weſtrum b'e lehrreiche 
Schrift: Ueber Blassereitungse, Sannover, 1818. 8. 


1244 Ä Ä 


fläffiger, weniger blafig, mehr und gleichförmiger elaſtiſch (mb daher 
beller Elingend), ſärker Licht⸗brechend mb durchſichtiget. 
Im Hohen Grade iſt diefes der Fall bei dem Slintglas, das, m 
Innenſtreifen: entflanden durch theilweife Senkungen ſilicſauren Bi | 
oxyds innerhalb filicfaureANatrong, Kalle ıc. zu vermeiden, mehrmals, | 
nach jedesmal vorangegangener Pulverung und Mengung, umgefihmolge 
zu werben pflegt, was jebocdh, wie von bem Verf. diefes Hobs bereit 
vor 20'Sahren angerathen wurbe (Arch. f.d. ges. Naturl. VIL 233. 
— fo wie XI. 319, 360, XVI. 123, XVIM. 460 — wo man ul, 
über Slintglas-Bereitung überhaupt, fo wie über Schleifen und Geste 
ren achromatiſcher Glaͤſer ausführliche Anleitung findet), größtenteils 
umgangen werben Tönnte, wenn man naflen Weges (durch Wedid; 
zerfepung löslicher Bleiſalze und Töslichen fllicfauren Kalis) bereitcel 
filiefaures Bleioxryd, und wenn man ebenfo aus reinem Kalb 
ſpath und reinem Bleioryd (entlupferter Mennige) CaOPbO er 
ſtellt. Gewoͤhnliche Mennige wird CuO⸗frei durch verbännte 8Oz; da hd 
dann zugleich braunes Bleihyperoryb bildet und PhOSOg, wet 
Ießtere, neben dem fich gelöft vorfindendem CuOSOz,’ fi dark I 
ſpuͤhlen und Schlemmen vom braunen Bleioryde fondern läßt. Bleb 
glätte, die gewöhnlich zur Blasbereitung gewählt wirb, entkupfert mer 
durch wäflriges Ammonoryd. Durch Blühen hervorgegangener bleilane 
Kalk eignet fich fehr wohl zur Darftellung der Fritte (v. i. des norläuh 
geglüheten Gemenges zur Blasbildung erforberlicher Stoffe, oder ii 
Glasſatzes) verwendete. Je Kalksreicher eine Glasmaſſe, am fe 
härter wird das daraus bereitete fog. Kreiten⸗Glas, aber m 
fo größere Schmelzhihe forbert es au. Natron⸗reiches Gicd if 
härter als Kali⸗reiches, Täuft aber nicht wie biefes an ber Laft blis 
lich an. Der Zufab des bemerkten Weges im Großen Leicht dark; 
baren braunen PbO,, flatt Mennige, als Vertreter bes Malz, >. |. 
als Blasentfärber, leiftet in diefer Hinficht mehr ale die Mennig m 
iR daher in Fleineren Antheilen, als dieſe, erforderlich. Zum Epigk 
und Kryſtall⸗Glaſe verwendet man am beften nach @lühung und Ib 
Löfehung in kaltem Wafler gepulverten, ganz weißen Quarz, bem mi 
noch zwedmäßiger zuvor durch Behandlung mit: Erzmetalloxyde est 
löfenden Säuren von biefen Oxyden möglichft befreiet Hatte. De 
grüme Bouteillen⸗Glas verdankt feine Farbe dem (meiß Mal: 
baltigen) Eiſenoxydul, das bier als filicfaures Galz durch forbloſe 
Salze in ähnlicher Weife feine Grüne zu entwideln fcheint, wie d 5 
ven löslichen grünen Gifenfalzen (3.9. im fog. grünen Bitriel*) 





®) Die Benennung Vitriol iR hervorgegangen ans ber Farbenähnlichkeit des kr 
ſtalliniſchen grünen ſchwefelſauren Eifenoxydul mit dem Bonteillen-Glaſe. Di 
übrigen ſog. Bitriole lernte man erſt fpäter kennen, da man ſchon wußte, 
fie mit jenem dieſelbe Saͤure gemein haben; oben ©, 938. 


1845 


‘ 


tm grünen Eifendlorür) durch das an ſich farblofe Hydratwaſſer 
der Fall iR. Aehnlich wirken auch andere Erzmeltalloryde färbend auf 
Glasmafien, 3.8. das Cobaltoxyd und FeO ber Schlafen (5. 375 
und 461), und zum Theil auch jene ber fog. Amanfen und Fünf 
lichen Edelſteine, ſo wie manche der ächten, eingeſchmolzenen Glas⸗ 
malereien. *) Die Grundlage ber fog. künſtlichen Edelſteine if ſelbſt 
ein vollfommenes, an ſich farblofes, aber fehr hartes und aͤußerſt durchs 
ſichtiges Glas, feinem Erfinder — einem Dentihen — zu Chren 
genannt Straß, und gewöhnlich bargeftellt aus 1 Antheil geglüheten 
baranf im Falten Waffer abgelöfchten und num zerriebenen, vollfommen 
farblofen Bergkryſtall P! / veinften trodenen KOCOz (beffer: gänzlich 
za Staub vermwitterten Natroncarbonat) + 3/8 calc. Borar 4- 1/g 
reinften trodenfien PbOCO, und 1/aa dergleichen Salpeter, die man im 
wohl verflebten und dadurch gegen Hineinfallen von Aſche gefchügten 
Schmelztiegel bei gleichförmig verfärktem Schmelzfener zwei Stunden 
hindurch erhält und dann möglichſt allmälig erfalten läßt. Aetzung 
ber zu fürbenden Stellen der Blastafeln: vor ber Farbeneinſchmelzung, 
laͤßt ih bewirken, ſey es mit AF-⸗Gas, ober. mit befien wäfirigen 
Löjung oder mit gelöflem AHA, K (oder N) Fic., ober mit Ca 
+ SOz3, aber au mit BE, (5. 846) und mit Gilichluorid (S. 801 
und 812), zun Theil ſelbſt mit AH, OPOs (jedoch nur fehr wenig tief 
eingreifend) bei höherer Temperatur; phosphorfaure farbige Metalloryde 
fegmelzen theils für fi, theils unter Beigabe von Borar vollfommen 
durchſichtig ein. Vergl. m. Polytechnochem. II. 786 ff. Weber dahin 
gehörige farbige Glafuren, Email u. dgl. f.a. a. D. Nachdem 
Lo witz gezeigt Hatte, daß man kieſelige und thonige Geſteine, Behufs 
ber fle zu unterwerfenden dyemifchen Analyfe, nicht nur, wie man bis 
dahin gethan, durch KOHO trodnen Weges, fondern auch mittelft der 
Kali⸗Lauge bei Siedhitze auffchließen könne, und nachdem (zunächft 


°) Gehe lehrreich, in Beziehung auf Barbens Darfielung (Blüffe se.) für Glass 
Borzellanz ıe. Malerei, if Brogniart's Trait& des arts ceramiques. 

Gsẽ wird hienach ver feit 1821 bekannt geworbene gelbe fog. Elfenbeinfluß 
bereitet aus 88,02 grauem Fluß (= 22 Duarzfand + 11 gefehmolzenem 
Boraz und 66 Eupferfreie Mennige) 3,52 Zinkblumen, d. i. durch Ders 
brennen erhaltenes weißes Zinkoxyd, 7,04 Ciſenoxyd⸗Hydrat und 1,42 trodnes 
ſtibſaures Kalt (f. w. u.); gut gepulvert und zweimal bei lebhaften Teuer ums 
geſchmolzen, gießt man die Maffe auf Eifenblech aus, und zerflüdelt fie, ba fe 
danıı ausfieht, wie Bouteillen⸗Olas. Daß man au bei dieſen, wie bei allen 
übrigen hieher gehörigen fog. Fluſſen, beſſer zum Ziele kommen würte: tur 
zuvor naſſen Weges bargeftellte filiefaure Metalloxyde unterliegt keinem Zweifel, — 
Uebrigens Iöfet wäffeigflüffiges effigfaures Natron (pas leicht kryſtalliſtrbar 
iſt, zumal bei Natroncarbonat⸗Ueberſchuß, hierin ven meiſten Natronſalzen ahnelnd) 
bei Blutwärme, d. i. bei 280 bis 300 C. — 220,4 bis 240 R. Harnfäure 
anf, entläßt fie aber wieder, fo bald vie Släffigkeit erkaltet. Ebenſo verhält fi 
mildfaures Natron. 





1246 


Weſtrumb und haupiſächlich) Klaproth dieſe naſſe Auffchließenz 
in vielen zugehörigen Fällen erprobt hatte, bebiente ſich auch Fuch 


berfelben zur Darftellung des von ihm erfundenen, im Waſſer loelichen 


und gelöft ale Beuersabhaltender Anſtrich (m. Gruntz. I. 244 Yam) 
oder Firniß (zumal für Holz, Taveten ıc.) verwendeten, Wafferglas 
(S.498 Anm.) genannten Glaſes; m. Arch. f. d. ges. Naturl.V. 356. 
Das mittelt KOHO und’NOHO bereitet, die, Mitfcherlic's Bu 
obachtung gemäß, vereint (Blußsbefördernd und) mehr auflöfend wirken, 
als jedes derfelben für fich in übrigens entfprechender Menge anıw 


wentet zu wirken vermögen, zu einer ‚Härte gebracht werben fan, - 


die es in den Gtand ſetzt gewöhnliches Olas zu rigen (m. Gruud 
-1. 244 fj.), das aber gemeinhin nur von gewöhnlicher Härte dadırh 
gewonnen wird, daß man 15 Quarzvulver mit 10 KOCOz und 1 Kohle 
pulver innigſt mengt und zuſammenſchmilzt; flatt des KOCO, un 
Kohle kann man eine entfprechende Dienge rohen Weinflein dem Quetx 


zufeßen; die CO, entweicht bier, wie bei ber gewöhnlichen Glatbe⸗ 


reitung (trocknen Weges: mittel Pottaſche oder Soda), von ir 
Silicſäure ausgetrieben, als Gas. Ueber fog. Entglafung durch Un: 
bildung des Glaſes in Reaumür’fhes Porzellan; oben 6. 518 
Ein Gewichtstheil durch Glühen, Ablöſchen in Wafler und Zerreiben 
im Achatmoͤrſer gepulverter weißer Quarz ober Bergkryftall, we 
ſchmolzen mit drei Gewichtstheilen Kalicarbonat (oder mit 1 KOCH 
+ 2 wafferleeres Na0CO3) giebt, in Wafler gelöſt, die fog. Kieſel 
feudtigfeit (Liquor Sillcum) aus deren wäflrigen Läfung Eisra 
gallertartigee SilicfäuresHybrat fällen, das jedoch fläfüg Halt, 
wenn die Bällungsfäure, 3. B. bie bazu verwendete Hydrochlorſant 
fehr verdünnt geweien. Gin Gewichtstheil Eilicfänre + 4 KOCH 
(oder KOCO2 + Na0COn), bietet geſchmolzen eine Maffe dar, au 
der, gießt man nach theilweifem lanyfamen Erfalten, ben inneren &E 
noch flüffigen Theil ab, perlmutterglänzende Kryſtalle verbleiben. 
Verſchiedene ältere Chemiker fahen, durch fehr allmäliges Anziehen 
ber atmofphärifchen Karbonfäute aus ruhig geflandener Kieſelfeuchtip 


= 


feit eine dem Bergfryftafl gleihe Silicfäure, in deſſen Eidw 


Form fh krynñn alliniſch ausfcheiden;, daß man Behufs der Blah, 
Borzellans ıc. Malerei oder Härberei, auch farbige Erzmetallosye 
als filicfaure pulvrig fällen und fo hergefellt zur Einſchmelzung eder 
Eindrennung auf mancherlei gebrannte Thongerätbe geſchickt meh 
koͤnne, daran fleht erfahrungsgemäß nicht zu zweifeln. Es lafien Rd 
übrigens auch Erzmetalle ald Amalgame (unter MrsEutweidem) 


einbrennen; Crehl's Ann. 1787. I. 307. — Ueber fog. Kühlung 


des Blafes sc. oben E. 397. Als Nebenerzeugniß ericheint dabei die 
fog. Olasgalle (Felvitrioben &. 812), d.i. ein Gemiſch mehrere 
in bie Berglafung nicht mit eingegangener Salze der Fritte, bie AM 


mitfammen ale Echaum fondern und abgenemmen werden, bevor ib 


1247 / 





Glas in die erforberlihen Formen (blaſend sc.) gebildet wird. Bet 
Anwendung von Bottafhe und Kalt if Hanptbeſtandtheil derſelben 
Ralifulphat und Kalkſalphat, nebft etwas Rlicfaurenm Kalk, zum Theil 
überzogen mit dünner Glasſchicht; bei Sodaglas waltet Natronfulphat 
darin vor; im erfteren Ball läßt fie fich vortheilbaft zur faͤllenden 
' Umbildung des Alumoxyd⸗Sulphat (oben &. 946) in fog. Alaun⸗ 
mehl, ».i. in kryſtalliniſch vulvrig gefällten Kali⸗Alaun (S. 0905) 
verwenden, im legteren wie im erfleren durch Behandlung mit Kohle 
md Kalk trodnen Weges zur Herfichung von Kalts oder Natron⸗ 
Carbonat, Behufs neuer Frittenbildung benugen. ) Der Bleioxyd⸗ 
reichen Außenglafur irdener Geraͤthe (Biumenfcherben u. dgl. Echaalen, 
Becher ıc. Tabakspfeifenföpfe sc.) innigſt beigemengtes AgCh gewährt 
golofarbenen Meberzug (SGtoll’fche Blafur), wenn man nach dem Bins 
brennen folcher Blafur Lie damit getränften Thonflähhen dem Strohrauch, 
Ammoniaf:haltigen Tabaksrauch und dergleichen oxydirbaren und 
Metallherſtellung bewirkenden rauchigen und Dunflserfüllten Gaſen 
ausſetzt. Aehnlich kommt auch die Karfunkelfarbe des aͤchten Kunkel'⸗ 
ſchen Glaſes zu Stande, das nicht durch Manganexyd (Mn 203 oder 
vielmehr nicht durch dem AnOe polymeres manganfanres Mans 
ganoxydul MnO MnOz + Man O), ſondern durch Goldvurpur 
gefärbt worden. — Ein vorzügliches ſog. Reagens (Gegenwirker) auf 
Natron if, Fremy zufolge, das ſtibſaure Kali, das man erhält, 
wenn man friſch gefälltes Stibfäure-HYydrat (SbO; Ho gewonnen 
durch Vermiſchen des Stibchlorid mit Wafler, wobei das Chlor fi 
bes H von 5HO bemädstigt, während das Doppelatom Sb fimf O erhält, 


%) Ucher Bohrung und Einſchneidung von Schraubengangen in Glas, f. m. Arch. 
f. d. ges. Naturl. XXV. 151 ff. und XXVI. 382. Ueber Gämmerung 
deſſelben, a. a. D. ©. 385. Linglafirtes Porzellan (fog. Bisquit) mit durch⸗ 
fihtigem Glas übergofien und bevedt, zeigt ven Glanz matten Silbers. — 
Silberchlorid der gewöhnlichen. 

*) Die Löfungen manganfaurer Ealze bieten grüne Bärbung bar, 3. B. das man⸗ 
ganfanre Kali (©. 809); tritt aber eine andere Saure hinzu, felbfi COz, fo 
macht vieje, Indem fie ver Manganfdure mehr orer weniger von ihrem Galz- 
gränder entzieft, MnÜg = Eäuresfrei, vie ala ſolche die Slüſſigkeit röthet oder 
yurpurpt. — Verſetzt man taber grüne Löfungen der Art mit Ammonoryd⸗ 
Syprat (mäflrigen Ammoniak), fo bleibt fie grün, hatte man aber ftatt beffen 
das gelöfte Carbonat vieles Salzqruͤnders hinzugetroͤpfelt, fo entzieht 3. B. 
das Kali obiger grünen Löiung demſelben bie COqↄ, vadurch Ammonoxyd frei 
machend, das in mäßiger Wärme entweicht, zugleich aber auch einen entfprechens 
ven Antheil von Manganfäure entlaflenn, der nun die Farbe der Flüiſigkeit In 
Burpur verkehrt. Aehnlich wirkt nun aber auch bie Im lieberihuß anwefenve 
Giliefäure der Kryſtall⸗Glakmaſſe, auf das ibr beigegebene MnO MnoOz; fie 
entzieht dieſem das MAnO, damit ein farblofes Ealz bildens, macht dvadurch aber 
MoOz frei (die vielleicht, in Folge der Hige, in Orymanganjäure und ber 
Rärkeren Anziebung ver Eilicfäure fulgendes Manganoxydul aus einander tritt) 
and bewirkt fo Rötkung ber ganzen Muffe, 


1248 


und bie alfo entſtandene Gtibfänre gegen fie baſtſch gewordenes mye⸗ 


feßt gebliebenes HO als Salzgründer bindet) in ſchmelzendes Kali trägt, 


mit dem e6 fi, von ihm aufgelöft werbend, zu löslichem KOSb0, 


verbindet und fo ein Salz gewährt, bas, if Natron in ber zu prüfen⸗ 
den nicht fauren Flüffigkeit, feine Säure biefem Galzgründer überläft, 
der dann als ſtibſaures Natron fi Eörnig kryſtalliniſch an bie 
Glaswaͤnde des Gefaͤßes abſetzt. Das fibfaure Kali bereikt 


man fonft auch durch Erhitzen von Sb mit Salpeter, deſſen Eäue ud 


unter Zeuerentwidelung oxydirt. Waſſer entzieht der Mafle neutrale, 
untryfalltifirbares Kalifibiet (der im Wafler unlösliche Mae 
Antheil if faures ſtibſaures Kali = KO + 2 SbO;), ba 


Löfung aus gelöflem Lithions, Baryt-, Strontit⸗, Calcit 


D.1.Kalf) und Magnit- Salzen deren Salzgründer nicht kryſtalliniſch 
fondern flo dig fällt. — NOso, (verwitternd), KOSO, (zerficklih) 
und Ca0SOz fimmen darin überein, daß fie erhist in Schweſelmenll 
(NaS etc.) und ſchwefelſaures Metalloryd aus einander treten. 


3) LO. Bildet mit 803 ein leichtlösliches, wäflrigem Alkohol zugängliäe ‘ 


Salz; hinfihtli der übrigen LOsGalze vergl. S. 855 u. S. 123. | 


4) BaO. Friſch gefälltes, ausgewafchenes und an der Luft getroduete 


Ba0S0z if in rectificietem Bitriolöl löslich. Mit SO, + 2H0 
giebt BaO große, im Wafler leichtlögliche Kryfalle, mit SO, weit 
unlösliches Pulver barftellend, mit Sa O2 verbunden aus ber, länge 


Zeit der Luft ausgefeßten Schwefelbaryum-Löſung zu fehwerlödiiden 
Kryſtallen anfchießend; wird BaOSO, für fich erhitzt, fo zerfällt es in 
Ba0SO, und BaS; oben S. 813 ff. Mit PO; (und ebenſo mit As0;) 


giebt BaO erdige, weiße, im Waſſer fehr fehwerlösliche Niederſchlaͤg. 
Als Biphosphat wenig fauer, Iuftbefändig, kryſtalliniſch, zienliqh 


leichtldslich; bildet fich auch durch Auflöfen des Phosphat im AD; 


oder HCh. 


5) SrO. Das an ſich faft unlösliche Phosphat if Teichtläslich im wärriger 


Phosphorſaͤure; das Azotat (oben ©. 448) if unläslig m 


Altobol, übrigens fat fo zerfließlih wie das Balcitazotat, bei 
vom abfoluten Alkohol gelöft wird und fo vom Strontit⸗ Rzotat ge 


ſchieden werben kann, wenn beide Salze vollfommen mentrel 
and vollfommen troden waren und mit dem Alkohol in gäulid 
trocknen, mit dem Alfohol ganz anfzufüllenden und daher feine (Wahr Ä 
haltige) Luft zulaffenden Flaſchen hinreichende Zeit hindurch in do 


rührung blieben. Diefer Scheidung ähnlich if jene des waßerfreim 


SrCh vom waflerfreien BaCh; erfleres wird vom abfoluten Witchel 
gelöft, lezteres nicht. Vom Lithion, deſſen Azotat hinſichtlich ve 
Flammenfärbung dem Strontitazotat (fo wie dem SrCh) ähnelt, ſcheidet 
man es (wie der Verf. biefes Höhe vor mehreren Jahren, ©. Ih 


des VII. 3. ſ. Arch. zeigte), mittel Ammonoryb:6hromal, 


wechſel zerſehend, da Lithlon⸗CEhromat im Waſſer und waſſrigen Wein⸗ 
geiſt loͤslich, Strontite Chromat unlöslidh IR. 

6) alo. Das Sulphat (Gype) gewinnt au Löslichkeit im Waſſer durch 
NaCh, wie durch KCh, was für deſſen Benupung ale Düängemittel 
achtenswerth if. Der milchſaure Kalk kryſtalliſtrt mit 6HO, if 
dem, ohngeachtet wenig lösli in Wafler, dagegen lösbar in Alkohol 
und aus demfelben faͤllbar durch Aether. Wäflrige Mildfäure zer 
ſezt phosphorfauren Kalt; Phosphorfäure, den in Alkohol ges 
löften milchfauren Kalk. (Es verhält Ah hiemit aͤhnlich, wie mit 
KOCO, zu BES und umgekehrt: KS zu COa; treibt man HS anhaltend 
durch KOCO,HO, fo erhält aran KS, und CO. wird frei; treibt man 
unigekehrt CO’ anhaltend buch KS, fo bildet fig KOCO-, und HS 
wird frei.) Im cararifhen Marmor fand der Berf. diefes Öbbe, 
neben dan Ca0COz ſtets Elrine Autheile von Silicfäure (und ebenfo 
im kryſtalliſirteu Strontianit, d. i. BrOCOz) die ſich ſcheiden ließen 
mittelft Auflöfen in A, hingegen nicht durch verbünnte HCh; m. Grundz. 
I. 824 Anm. #) Ueber ben durch gelindes Glühen aus dem CaDAO;, 
erhaltenen, fog. Phosphor des Balduin, oben ©. 1233. Gemiſche 
von Kalkhydrat und Wafıralaa geben: gute vollfommen unſchaͤdliche, 
in viefer Hinſicht jeder Bleioryd⸗haltigen Glaſur des gemeinen Thons 
gefhirrs, wie des edleren (z. B. der Fa jauce) vorzuziehende Slafuren, - 
die durch Iufähe von CaF auch für gußeiferne Kochgeräthe anwenbbar 
werben; vergl. m. Grunbz. 1.253 f. Verſetzt man Kieſelfeuchtig⸗ 
feit (die man im Großen mit weniger Feuerung aus Glasſcherben 
Buloer -+ dreimal ſoviel Pottafche, mittel Schmelzgung und Löfung 

gewinnen fann) lange genug mit effigfaurem-Kalf, ober flatt der 
erfieren auch nur Riefel-haltige PBottafchen Lölung, fo erhält man als 
Niederfchlag filicfauren Kalk, ver mit Kali» Sulphat (3. B. des 
beims Löien der Pottaſche, fammt mehr oder weniger Kali⸗Silicat) ober 
befier mit mäßig gebrannten Alann vermengt und geſchmolzen ebens 
falls eine (ziemlich leichtflüſſige) gute weiße Glaſur gewährt. Dess 
gleichen erhält man brauchbare hieher gehörige verglasbare erbigfalzige 
Benifche, wenn man Blasgalle mit Kalk⸗Carbonat (fog. rohen 
Kalffein, Kreite ꝛc.) und eifenfreien Thon befgidt.*#) Ueber Kreitens 
glas ſ. Weſtrumb a. a. O. 119 u. f. f. Zuſatz von Knoſchen⸗ 
afdhe zum weißen Blafe giebt das weiße, unburchfichtige ſog. Bein⸗ 





%5 Kemmen im Urkalk (uns im Strontianit) KlefelsAufgußthlere (Kiefelpanzer 

barbietende Infuforien) vor? Ueber Kryſtalliſation des CAOHO f. a. a. O. ©. 825. 

“) 2a man Knochenaſche in Azotfäure auf und verfeßt die Auflöfung mit gelöftem 

azotſauren Merkur, fo wird ber größere Theil der POg, aber nicht ſammtliche 

als yhospharfanres Merenroxyd gefällt, nas mit Kohle erbigt nebft COg 

und Diereur als Deftillate entläßt. Es bleiben von 100 phosphorfaurem Kalk 
noch 33 Theile in der Slüſſigkeit unzerſetzt übrig. 


oder Nilchglas, das mit färbenden Brzmetallorgben verfeßt Farbige 
undurchſichtige Bläfer gewährt, wohl geeiguet zu Glaser 
ſa iken ähnlich jenen, welche bie Mofaitgemälde Pompeji's sc. barbieen, 
: zumal wenn man flatt der unfalzigen Oxyde deren Borate als Fir 
maſſe wählt; wie denn auch borfaurer Etrontit (Bart ıc.) bi 
fünftlichen Edelſteinen als Straß⸗Vertreter fich vorzüglich eigue, da 
er, verglafet, ungemeine Härte mit lebhaften Demantglanz und leb⸗ 
hafter Barblicht = Erzeugung mit großer Klarheit verbindet. Ob mu 


nicht Rott Gmail aus SnOg + PbO bereitet, mittel Ruodkenafde, 


Kali: Sulphat und (entwäflerten) Kali⸗Alaun ein jenem erzmetallifges 
ahnliches Echmelzalas erhalten würbe, wenn man SrBOg beiflgte, ſteht 


zu verfuchen, desgleichen wie ſich SrOPO; und BaAOPO, als Glas 


Beimifchung verhalten; letzteres Sal; iR trocknen, wie naffen Weges, 
der Phoephorſaͤure leicht zugänglich, wie es ſich denn auch in wäflriger 


HCh und AO; leicht auflöfet. Aus Sffigfäure fäll't Phosphorſiecrt 


fofert damit verbundenen Baryt; Hingegen nicht aus geloͤſtem Balı. 
In Beziehung auf Lichtbrechungsvermögen gehen übrigens Die Blei 
oxrydfalze den Barytfalzen, wie ven Strontit-Galzen voran; PbOBU;: 
dem Blafe zugefeht, erhöhet deſſen Lichtbrechung in ausgezeidgecden 
Grade. Das bis hieher nur in Venedig fabricirte Unvanturinglar 
iR, Frem y's und Blömanbot’s Unterfuchung zufolge, weißes Glas, 
in weldyem gleichmäßig vertheilt worben: in milroffopifdgen Ockakdern 
kryſtalliſirtes metallifches Kupfer; 300 Pfnud gepulwertes weißes 
Glas, innigf gemengt mit 40 Kupferorydnl (Cug + 0) und 80 Glies 
hammerfchlag (Fe3 Os) werden zwölf Stunden hindurch aehdgmelzen. 


7) MgO. Während Ca0T für ſich far löslich iR, wird MET vom Bef 


fer leicht aufgenommen. Aehnliche Verſchiedeuheiten bieten in Dezichumg 
auf SO3 das mehr erwähnte leichtloͤsliche Bitterſal z (MEOSO,) und der 
Gyps, das faſt unkryſtallifirbare MgOA im Gegenſaz des leicht fir 
ſtalliniſch anfchiegenden CaOA dar, von denen erfleres in Weingeil 
leichtldelich if. Mit waflerarmer 803 erglühet MgO, wenu es mit 
ihe im Berhältniß von 1 zu 6 Bewichtstheilen vermifcht wirb. Der 


Bitterfpath und die Dolomit genannte Gebirgéart, find beite 
Doppelfalze der COz mit MgO und CaO, währen im Boracit 
kryſtalliniſcher borſaurer Magnit, im Tall, Spedfein, Meer - 


fhaum, Chryſolith und Gerpentin Verbindungen des MgÜ mi 


Silicfäure, nämlich in erfleren eine faure, in andern eine nenirelt | 
wafferleere, im dritten das Hydrat ber anderen, im vierten 3 Magait 
gegen 1 Säure, im fünften (MgO + 2HO) + (6 MgO +4 Eli 


fäure) vorliegen. — Erhitzt man MgOSO; für ſich, fo zerfat es ia 
MgS03 und MgO (nicht in Ags). Silliman d. j. fand im denn 


von der Südpolerpedition mitgebrachten Korallen nicht nur MgO, fen ! 


dern auch phosphorſauren Kalk und Iebteren im folder Menge 
daß big Phoephate bis 0,10 des Ganzen betrugen (ob und wievich 


1851 


Kılls Silicat und Kalk⸗Carbonat zu ben übrigen 0,80 gehören? ſteht 
noch zu erfahren), dagegen feine Spur von CaF, und doch wird Fluß⸗ 
Math oft im Korallenfalle gefunden. Im Nummilitens Kalt fanb 
Werther neben 14,402 Gilicfäure und 0,225 organifchem Stoff (Ins 
faforien? Bergl. m. Grundz. I. 572 ff.) 69,71 Ca0CO2 + 0,54 Fe Oz 
+ 15,71 Mg0CO, MgO + Fe feßen, vereint mit 1 GSilicfäure 
verbunden den Peridot, MgO + CaO + FeO und 2 Silicfäure ben 
Byroren zufammen, während 3 MgO + CaO + 2 EGilicfäure dem 
Amphibol bilden. Weber Darfkellung des Magnit⸗Carbonat 
f. oben ©. 945. Kalkwaſſer ſchlägt MSO aus befien fauren Auf⸗ 
löfungen nieder, aber die Faͤllung bat in ber Löslichkeit bes MgO 
(oben ©. 1219) feine Grenze. Mit Ammonoxyd und mehreren Säuren 
(SO3, AOs, HCh, A) giebt MgO leichtlösliche Doppelfalze, und biefes 


gilt unter andern auch von der Dralfäure (oben ©. 1239), obgleich 


Mg&0C: Oz; an fi faft unloͤslich iſt. Digerirt man ein Gemiſch von 
Mg0SO, und Ca0SOz mit gefättigter Köfung von CaOSOz in Wafler, 
fo entzieht diefe dem Gemifch nur das MEOSO,;, verfeßt man dann 
diefen Auszug mit wäflrigem Weingeift (3 Waſſer gegen 1 Alkohol), 
fo fehlägt diefer das Ca0SOz nieder und Hinterläßt MgOS in ber 
Biäffigkeit, die dann durch Defillation von Weingeift gefchieden, im 
Nückſtande nur Bitterfalz enthält, was foldden Weges 3. B. aus dem 
Dolomit (nach vorangegangener Behandlung befielben mit SOz ges 
ſchieden werden kann; minder rein: durch Ansziehen ber trodnen 
CaOMgO + 2 803⸗-Maſſe mit verhältlih moͤglichſt wenig kaltem 
Waſſer. Zu MgO beflgt unter andern auch AlOz beträchtliche Ans 
ziehung, die groß genug iſt, um die vollftändige Scheidung beider in 
Terfelben Eure, 3. B. in HCh aufgelöflen Oxyde, durch Zufag von 
Salmiat und Ammoniak (oder war die Auflöfung fauer: nur durch 
Ammoniak), wodurch AlUz niedergefchlagen wird, verhindern zu fönnen; 
Das ber Niederichlagung unterliegenne AlOz reißt flets kleine Antheile 
von MgO wit nieder, bie man von erflerem nur zu trennen vermag, 
wenn man bie Öyrrochlorfäure der Befammtanflöfung flatt durch Am⸗ 
monoryd 2c. glei von vorn herein mit wäflriger Kalis oder Natrons 


Löſung überfegt umd in einer Platinfchaale erhitzt; es löſet fich das. 


AIOz auf, während MgO unangegriffen zurüdbleibt. 


8) AlOs. Kommt am häuflgften mit Siliefäuse verbunden vor und iſt in 


ähnlichen Verbindungen auch zugegen in allen aus Thon und vers 
wandten Erd⸗ und Geſteinmaſſen gefertigten Erzeugniſſen, im Bads 
und Ziegelftein (deren Gifenorybhydrat = Gehalt bei Glühhitze, baher 
durch Ziegelbrennerei) waflerfrei wird und fo die Befammtnafle mehr 
oder weniger röthet, Im gemeinen Häfner» oder Töpfergefchirr, Bajance, 
Steingut, Emilian, Porzellan ꝛc., erfcheint dabei als Thon nicht felten 
reichhaltig an Aufgußthierchen ober anderen organifchen, ber Faͤulniß 
fähigen Vertretern (m. Polytechnochem. II. 536 ff., 551 Fam. 567, 574), 


R 


1258 


und bient in ſolchen Hüllen zugleich als fog. Minerelbünger m 
als organiſcher ober Lebwefens Dünger; wie foldie® vor mehreren 
Jahren vorzüglich durch Mainftich nachzuweiſen verfucht wurde. Die 
der Berarbeitung des Porzellanthon (PBorzellanerbe, entkane 
aus Feldſpath durch Verwitterung), bes Ra,olim sc. vorangehenbe og. 
Thonfaäule, die fh duch Entwidelung von Pb⸗Gas (ein Erzengrij 
der gleichzeitigen Echwefelſaͤnre⸗ und Waflerzerfeßung bewirkt: hau 
fächlich durch C der faulen organifchen Theile und daher zugleich (Or 
Gas entwicelnd) merklich macht und bie beendet feyn muß, Bevor mar 
den in feuchten Kellern zu Kugeln ıc. geballt⸗aufbewahrten Thon aus 
wäfcht, fchlemmt und formt,*) iR ebenfalls Folge der fog. von ſelber 
erfolgenven Zerſetzung jener organifchen Beimengungen. Ueber Fertigung 
der erwähnten künſilichen Thon-Erzeugnifle, fo wie ihnen verwandt 
@ebilde, f. m. Polytechnochem. IL. 779 ff. In deu thontgen Befeines 
und verfehiedenen zugehörigen Gebirgsmaflen if AlOz gewöhnlih athet 
der Gilicjäure zugleich auch an metallifche Salzgränder gebunten, ſe 
3. B. mit KO in Ryakolith [Silicfäure = SiO betragtet) 6 0. 
-+ A103 KO; im Amphigen = 88i0 + A103 KO, mit NO (N) 
im Analcim = 8810 + AlOg NO + 2HO uns im Herfgelit 
= 8Si0 + Al0;3 NO + 5H0; mit CaO im GStilbit 1280 + 
AlOz CaO + 6H0; Sranat (Karfunkel) il = 6 BiOz + AlQ; + 
3Ca0; Chabafit = 8Si0 + AlOz Ca + 5 HO; Phreiit 
6 SiO + AlO3 CaO + 2HO. Im Kaolin dagegen finde ſich da 
Alumoryd ale Salzgränder nur mit Silicſaͤure verbunden = 330 + 
A103. #%*) Was außer denen durch die Formeln ausgedrückten währe 


*) Die Schwefelfäure des KO und CaO s Gulpgat find es hauptſächtich, dem 
Gäure jener Zerſetzung unterliegt; bas alfo f:ei geworsene KO (um Ca0) we 
bindet ſich vabei, in statu nasc. mit Eilicfäure, vielleicht auch mit Munjäm 
(AlO3). — In Zuckerſiedereien belegt man vie Grundflaͤche bei in zw 
gekehrter Etellung in ber Zuderhutform befinblihen, von Melaffe weitelß 
Waſſer⸗Durchſickerung zu befreienden Rohr⸗ oder Rübensäuders mit Spaniſchen 
Thon; unterwirft man dieſen Thon, nach ſolchem Gebrauche, äynlicyer Bäztıng 
fo Kißt ex fi durch Wachen und Schlemmen wieber brauchbar machen. 

*) Erachtet man Gilicfäure flatt SIO — SiOn, fo iſt ihre Verhaltniß⸗ Gewich⸗ 
anzapl Halb fo groß in Anfay zu bringen, als oben gefhehen; DOrxtpollal 
oder Feldſpath (vergl. ©. 947) iſt dann 3. B. nit — 12 SIO + 
KO, fonsern = 6 SiO, uns entſprechend ändert ſich and die Hequivaleatzahl ii 
Si; vergl, oben S. 948, und Bringt man Sillcſaure — SiOg in Hafa, f 
beginnt die Formel für den Orthoklas mit 4 8103 x. Als SiO angensmmi 
ik ber Labra dor (neben einer Beimiſchung von CaO um NO) = 6 8i0 + 

AlO3, alfo eine Berbinvung, vie noch einmal fo viel Gilicfänce emtgäft, as d 

Kari. Unter allen Doppelfalzen ver Siltefäure it der Feldſpath da X 

breitetſte; ex beſteht aus filiefaurem Kali 4 filicſaurem Alumoxyd, auf HÜ © 

theilhaft benutzbar (wie zuerſt der verflorbene Fuͤrſtenberg'ſche Bergrait Selb 
zeigte) und verwittert ſehr wahrſcheinlich zu Porzellanerde. Der fog- Mate 

Gelufpath ober Albit, enthält flatt nes KO:,Natron, ver Petalit um IF 

Spopumen flatt KO: Lithion, der Sarmatom ober Kreuzſtein Ratt BO, 


1253 


Beſtandtheilen in ben angeführten Geſteinen etwa zugegen ift, muß als 
foäter mechanifch eingedrungen und daher auch als nur phyſiſch (durch 
Mohäflen gebunden) betrachtet werben. Nuflöfungen des AlOz in KO» 
over NOsLaugen fällen Ammonfalze, wie jene ber Löslichen filicſauren 
Salze derfelben Alfalorde; z. B. Faͤllung berfelben durch Salmiak, 
ober durch Ammonoryb s Azdtat ꝛc. Iſt jedoch neben dem AD ober 
neben der SIO auch Titanfäure in ber Auflöfung zugegen, fo fhlägt 
Ammonoryb-Gulphat daraus nur AlOz, aber nicht TIOn nieder 
(oben ©. 817, 820), was in den Stand feßt, beide leicht zu trennen. — 
AIO3 AO; und hydrochlorſaures Alumoxyd find wie MgO, in Weingeiſt 
leihtlöslih. Das ©. 1145 erwähnte Alumoxyd⸗Sulphat erhält 
man von vorzüglicder Güte, wenn man 2 Berwichtetheile gefchlemmten 
SajencesThon (oder guten, Lifensfreien Pfeife⸗Thon) mit 6 Bitriolöl 
in einer Retorte bis zum Glühen erhitzt; wobei die überfchüffige 
SO; in unangefütteten Vorlagen — wie bei ber fog. Rertiflcation der 
waflersarmen Schwefelfäure aufgefangen wird; es febt in ben Stand, 
mittelſt Zuſatz von wäffrig fläfflgem Natron⸗Silicat, reinſtes Alumoxyd⸗ 
Silicat zu fällen, das ſchon an ſich bil dſam (wie alle Bildſamkeit 
des Thones auch nur von dem AIOz SiO + HO abhängig) iſt; denn 
seines AlOz iſt nichts weniger als mittelft Zufak von Waſſer zuſam⸗ 
menhängend Halibarsformungssfählg, und durch Zuſatz von Maguit: 








neben Aryſtallwaſſer: Baryt. Sehr Häufig kommen vergleichen Doppelfalze vor, 
in denen ba6 KO burch CaO vertreten iR, ober außerbem noch filicfaure Al⸗ 
kalien zugegen find, Kryſtallwafſer⸗haltige der Art find die Zoolithe. Kalins 
eifenfyanüz fällt, wie fhon Wenzel zeigte, AlOz, löſt aber ven Nieberſchlag 
wieder auf. Oralfaures Alumoxryb (pas gleih dem oxalfanren Beryll⸗ 
o2yb — Be0z; (a O3 fehr leichtlotlich if, weßhalb beite Erdmetalloxyde aus 
ihren Auflöfungen weber durch Dralfänre noch durch neutrale AllalisÖralate ges 
fäll’t werben, waͤhrend bie Auflöfungen ber Thonerbe, Vttererde, Zirkonerke 
und Gereroxyd dadurch fofort Trübungen erleiden, indem vie hiedurch entſtandenen 
untöslihen Oxalate viefer Netalloxyde fich als weiße Niederſchlage ſcheiden, von 
benen bie letzteren brei in Hydrochlorſaͤure aufloslich find, das Thonerbe-Oralat Hinz 
gegen darin unaufgelöft verbleibt) wird in neuerer Seit zur entfärbenben Läuterung 
des rohen Zuckers benutzt; es bildet fich unlösliches Kalkoxalat, das, gemeinfchaftlich 
mit dem mit färbennen Thellen verbundenen Alumoxyd, fich nieverichlagförmig 
ſcheidet; fon Luc. Somwarp benugte vor nahe 40 Jahren zu gleichem Zwecke 
ven Alann; inveffen fallen beide Säuterungämittel dort weg, wo ber Zuder keinen 
Kalk entyält. Zu ven Kallshaltigen Thonen gehört auch ber Mergel, ver nad 
Maafgabe nes größeren Thon⸗ oder Kalk⸗Gehaltes in Thon⸗ und KallsMergel . 
unterfgieven wird; Wade, auch Thonſchiefer, Bafalt, Traß ıc. können, waren 
fie zur Berwitterung gehörig vorbereitet (durch Glühen, Ablöfchen in kaltem 
MWafer, und Zermalen zu Gtaub), mit germalenem Kalkſtein, Kreide, Muſchel⸗ 
ſchaalen zc. innig gemengt zur Bildung künſtlichen Mergels verwendet 
werben. Der gewöhnliche Ton, fofern er entwerer ſchon KRalkshaltig oder mit 
U/g Kalk und Waffer gehörig verfeht worden if, darf nicht über 5 bis 6 Procent 
Eiſenoxyv⸗Hydrat enthalten, wenn er gute Badfleine, Ziegel ıc. gewähren foll, 
us if um fo beſſer, je Atmer er an Ben Os. 


’ | 1254 


und CaOsBerbindungen ꝛc. in Abſicht auf Feſtigkeit, Härte, Iuuigkelt 
und Bleichförmigkeit des Zufammenhangs ber denfbaren Theilchen und 
daraus erwachfenen Hähigfeit durch Etoß 2c. mehr oder weniger rein 
zu erklingen, dem Thon⸗Satze (der gemifchten Thonmaffe) nach man - 
nigfach zu verändern flieht. Zufäge von Kochſalz zum bildſamen Thone 
machen es möglich aus demſelben feindurchlöcherte Wafferkühlungex. 
Geſchirve (Alkarazas ıc. oben ©. 208) darzuftellen. Ueber Fabrile 
tion Fünftlicher Bimsfleine, gepreßter Back⸗ und Ziegelſteine, Tabak 
pfeifen ac. verfchiedener Sorten Steingut (Wedgword), Sanitätsgut x. 
ſ. m. Polytechnochem. IF. 780 ff. Ueber die Verfahren Kupferſtiche x. 
auf feinere Thongefchirre, Miichglas ıc. zu übertragen, diefelben p 
vergolden, zu verplatinen u. ſ. w., ſ. a. a. O. 783. Wie irdenes Ge 
ſchirr ohne Blafur wafferdicht herzuftellen, vergl. Trommeporff" 
Journ. d. Pharm. Neue Zolge I. 2. ©. 516. Wo Kochſal;z in deu 
- Häfner:Dfen geworfen, die glühenden Thongeſchirre glaſirt, erfolgt e# 
unter Entwidelung von HCh-Gas und Bindung von NO durch des 
Alumorypd-Silicat, mittelft Zerlegung von HO, 
we) Hinfichtlich der in Beziehung auf Anwendbarkeit wichtigen übrigen 
Metalle und Metall:Dryde, zur weiteren Bergleihung, wie gur Gr 
 gänzung bes im Vorhergehenden hierüber bereits Mitgetheilten, ned 
- Folgendes: a) Sb nähert fich, in feinem Derhalten, ‚ben Breumgäubers 
am meiften, und macht ben Uebergang von ten metallartigen zu bes 
Erzmetallen; vergl. ©. 858. Wie Ash; (entflanden durch Aufloͤſes 
von Zn in verdännte AsOz-haltige Schwefelfänre), wenn es bar ein 
ſchwach glähendes Glaerohr geleitet wird, in entweichendes H-@as u 
der Röhre verbleibendes, ihre Innenwände metallifchglängend bekleiden⸗ 
bes As zerfällt, fo auch SbHz (in gleicher Weile gevonnen aus der 
in verbünnter 803 aufgelöflen SbO; = Bbg O3 Atom.) ; zündet man dieſe 
Safe an, fo wie fie aus dem freien Ende der. nur nahe diefem erhipien 
Nöhre Heraustreten, fo überzieht ſich die innere Randflaͤche des Rühren 
Endes mit flahlglängendem As ober Sb, wie Solches vom Verf. dieſes 
Hobs bereits 1832 (m. Grundz. I. 353) veröffentlicht und als Mittel 
bie Anmwefenheit des As darzuthun benußt wurde; eine Rukanwerbung 
bie, wefentlich wieberfchrt, in dem von Marfh befaunt gemedkies 
Berfahren, das Vorhandenſeyn von As (von AsO3) in ähnlicher Weik 
dadurch zu erweilen, daß man ben Metalifpiegel des in Serfebung ber 
griffenen H-haltigen Gasgemiſches an weißen Porzellan s Blatten ober 
Schaͤlchen ſich bilden läßt. Da jedoch ShHlz» Gas ähnliche Flecken 
gewährt, fo hat man biefelben zuvor, ehe man aus ihrem Gegebenſeyn 
Anwefenheit von As folgert, näher zu prüfen. Diefes gefdhicht, 
Laffaigne’s Beobachtung gemäß, dadurch, daß man bie Flecken bi 
120 bis 150C. (= 90,6 bis 120 R.) der CEinwirkung von SJobbampf 
ausſetzt; waren es As⸗Flecken, fo erſcheinen fie nach 10 Minuten Tangır 
Zobbampf- Berührung blaß braungelb, an der Luft ſich citrongel bend 


1255 \ a 
und, zumal bei gelinder Ainwärmung, farblos werdend. Legt man 
fie hierauf in mit HS gefättigtes Waſſer, fo bildet ſich bald wieder 
gelbes Schwefelarſen (AsS; und AsS;), verfchwindet jedoch augenblid« 
lich wieder buch Naͤſſen mit wäflrigem Ammoniaf, das es auflöſet 
(AsOz3 in Waſſer gelöft gelbt ſich durch HS, ohne ſich zu trüben; Zuſatz 
von Hydrochlorſaͤure macht ſchoͤn citrongelbes AsSz als Niederfchlag 
ich fcheiden, weil AsSz in Hybrochlorfäure unguflöslich if, während 
Schwefelftib gleich wie SnS ſich darin auflöfet), Sh⸗Flecken, in gleicher 
Weife von Joddampf berührt, färben fich dunfelbraum, werben an ber 
Luft orange, ohne an der Luft zu verſchwinden; HS wandelt fie in 
oranges Schwefelſtib, das der Binwirkung wäflrigen Ammoniaks läns 
‚ gere Zeit hindurch widerfieht. Jchaltige Hydrojodſaͤure, oder auch Als 

toholige Jodloͤſung löR bie Arfenfleden fogleich auf und binterläßt dann, 
in Folge fog. freiwilliger Berbampfung, einen citcongelben Fleck; 
Gtibfleden erleiden unter gleichen Bedingungen feine Aenberung, gehen 
jedoch an der Luft in orangenrothes Jodſtib über. Diele Verhalten 
des As und Sb auf gerichtliche Bergiftungs-Unterfuchungen angewendet, 
verlieren jedoch an der befchriebenen Befimmiheit, wenn etwa bie als 
Bergiftungsmittel gebrauchte Arfenichtfäure Stiboryb (Sb O3) enthielt, 
was Wiggers zufolge vorkommt; Ann. d. Chem. u. Pharm. XLI. 347. 
Inbeſſen reicht auch bier obiges Verhalten der Schwefel Berbindungen 
bes As unb des Sb zur Hydrochlorſäure: zur Unterfcheidung , wie 
zur Nachweiſung etwa vworhündener beider Grundfloffe volllommen 
hin, und hatte man in ber gleich anfänglich erwähnten Weiſe eine oder 
nach einander einige, am abgewendeten Babe moͤglichſt engmündig aus⸗ 
gezogene Glasroͤhren fi inwendig mit metallifhglängendem Spiegeln 
befleiven machen, treibt dann aber, während man fle aufs Neue erhigt 
HS>@as hindurch, fo wandeln fie ſich in Schwefels Berbinbungen (fich 
babnzch gelbend, oder orangerötbend, ober beiderlei Kärbnugen dar⸗ 
bietend) am, die ein darauf folgender HCh s @asftrom vollftändig in 
aufgelöftes, als fulches dem Waller zugängliches Schwefelftieb und ver- 
bleibendes gelbes Schwefelarfen ſcheidet; vergl, Bettenfofer in 
Buchner’s Beyert. n. J. XXVI. 3tes Heft, und Freſenius in den 
erwähnten Mun. XLIH. 361 fj. Die Entſtehung von Schwefelarſen 
bei feüheren gerichtlicdden Unterfucyungen ber Art, bat vielleicht im 
manchen Faͤllen Michtanweferheit von AsOz folgern lafien, wo bas . 
Gegentheil fatt fand. Zog man z. B. fraglich vergiftete, Ciweiß, ober 
Caſelu ıc. enthaltende Speifens oder Magen⸗Inhalte ıc. mit Kali⸗Lauge 
ans, fäuerte dann bie aljo gewonnene Auflöfung duch HCh an, um 
fo vorhandene AsO; aufglöß zu erhalten und das As bann durch HS 
ansfällen zu Fönnen, fo Tonnte es leicht Eommen, DaB, war nur wenig 
" AsOz zugegen geweſen, der dem Caſern, Albumin 2d. ꝛc. entflammende 
Schwefel, ale Schwefelfalin auf. die AsOz wechfelgerfegend wirkte und 
fo AsSz hervorgehen machte, das als foldyes, weiterhin von der HCh 


1258 


einem Speckſteinſtoͤpſelchen leicht verfchloffenen Glasrähren Kölbdgen, fe 
kann man nach beendeter Gublimation des metallifcy glängend Die mit- 
leren Sunenflähhen des Koͤlbchens befleivenden An, den Rückſtand mit 
wäflrigem Weingeiſt und zuletzt mit Alkohol binwegfrühlen, und dam, 
nach volllommener Trodnung des Kölbihen, durch defien Mlägung di 
Menge des im AsSz vorhanden gewefenen As beſtimmen. Ee if abe 
die Scheidung des durch HS erhaltenen citrongelben Niederſchlags and 
ſchon bei ber fog. lediglich qualitativen Prüfung zu verfuchen unerläf 
lich, weil EIS auch aus anderen nicht entfernt Asshaltigen Flüſſigkeite 
dem Schwefelarſen Ähnlich gefärbte Niederſchlaͤge zu Wege bringt. Gätk 
man 3. B. Fett⸗reiches Fleiſch Tängere Zeit hindurch mit Kali⸗Lauge ge 
fotten, fo giebt der Mbfub, nachdem er mit HCh ober AO, angefänet 
worden, und ebenfo auch wenn das Fleiſch flatt mit KO«Lange mit 
einer der genannten Säuren anhaltend gelodht worden war, mit HS 
einen gelben Niederſchlag von bemerkter Barbenabfiufung, m 
ähnlich verhalten ſich auch die Aufgüffe und Abſude der gemeine 
Zwiebel (Allium Cepa L.), vie anderer Seits auf PbO x. Rab 
löfungen auch wieder dem HS ähnlich wirken. In Bällen, wo man 
in KOsLauge aufgelöfle Arſenſaͤure in Schwefelarſen umzufepen bed: 
ſichtigt, gelingt dieſes am beflen buch Schwefelammon, dem mez 
‚ dann, zur Faͤllung des dadurch gewonnenen aufgelöften Schweſel⸗ 
arfen, Hydrochlorſaͤure folgen läßt; beabfichtigt man Bleiches mit tem 
durch Zuſatz von Kalkwafler in Niederſchlagform erhaltenen fragliden 
erfenichtfauren Kalt, fo genügt beffen Aufloſen in wäfriger Hyherochler 
fäure und Hinzufügung, oder gafige Durchſtreichung von HS. — DH 
man umgelehrt AsS; in KOsLauge auf, ſetzt dann überbaſiſches Wis 
muthoxyb⸗Azotat hinzu und läßt es damit fieben, fo tritt ber Se Gehalt 
an bas Bi und läßt fich (Liebig's hieher gehöriger Erheibungimeile 
gemäß) als Gchwefelwismuth , mittelft eines Filters vom Mäffiges 
baſiſchen KOASO; (fammt daſſelbe begleitendem KalisAzotat) fordern. 
— Die im Vorhergehenden erwähnten ſtoͤchiometriſchen Schwefclengi⸗ 
fiufen des Stib und Arfen entſprechen ihren OrygensGtiufen; tut 
find in neuerer Zeit für beiderlei Erundfloffverbindungen mod Theil) 
neu entbedite binzugefommen, theils Länger befanute, aber binfidtli 
ihrer Selbſtſtaͤndigkeit bezweifelte mehr ober weniger außer Zweijel 
geftellt worden, fo daß man jeht folgende als wirklich vorhanden nv 
ausfegen darf, die jedoch in den Formeln (atomiflifch, flatt As) As 
und (flatt Sb) She angefeht zu erhalten pflegen: AsOz;, AsO; (wer 
ſcheinlich auch Ass +0); 860; (Etiboryd), E60, (Stibichtſanre. 


Urfen, ©. 76 fl. und 144 .) und Heinrig Rofe's Geb. d. anakyeiiden 
Chem. I-II. B. Hte Aufl. Fur Anfänger unterrichten iſt auch R. G. Kedtel 

praktiſche Anleitung für ben erſten Uaterricht in ber qualitativen 

Aunalyſe der gemöhnliigen Verbindungen. Brankf, a, M. 1849. 6, 


1259 


oder vielmehr Ribfanres Stiboxrydz ſ. w. n.), SbO:. Dadarch bas 
8605 baſiſch it, unterſcheidet ich Sb von allen Breumzändern; indeſſen 
haben Mo und WW (SI) auch keine baſiſchen Oryde, nähern ſich alfo 
umgefehrt den metallartigen Brennzändern. Ash + S, Assa (rothes 
Schwefelarſen; oben ©. 832), AsSz, AnSz;, AsSıg (procentiich = 
20,614 As + 79,386 S); 8083, SbS, und SbSs. — Selen oben 
©. 833 ff., das ich im Mllgemeinen einerſeits dem 5, anbdererfeits 
dem As auffallend nähert, fernt bavon, binfichtlich feines Verhaltens 
sa den Erzmetallen, waffen Weges ſehr beträchtlich, denn Fifcher's 
neuen Berfuchen zufolge, entziehen dee Selenichtfäure (vie ans Ss 
haltigem Gelen durch Wiotfäure kryſtalliniſch erhalteg worden war, 
jedoch am ber Luft zerfloß, weil fie Mz beigemifcht enthielt) die meiften 
Erzmetalle ihr Oxygen; felbft Durch Ag wurde fle redueirt, und in der grünen 
"Aufldfung bes Se in Schwefelſaͤure überzogen ſich die Metalle (mit 
Se und SOz eine galvanifche Kette bildenb) fogleich mit. einer Selens 
baut, Wenn jedoch Fo die SeOz besorngenirte, fo bildete ſich zugleich 
etwas Geleneifen. Kupferbraht umileidete ich, im die ſchwefelſaure 
Auflöfung getaucht, mit einer Röhre Yon Ouſss und CuOSeOz, bie 
mau vom Drahte abftreifen Fonnte. . Pd wirkte nur ſchwach rebucirend 
auf SeO,, und mur bei erhöheter Temperatur. — Ueber ®) b) Ders 
Balten einiger organtfher Gäuren, zu denen für fie Kennwerth 
sewährenden Erzmetalloxyden. a) Dralfänre und Wlfali- 
Bioralate fällen 662 Oz umfangreich weiß; der Nieberfihleg ſenkt 
ſich allmälig und erſcheint endlich von Stib⸗freier Flüſſigkeit überbedit; 
Brehweinrein giebt. mit Ox nach langer Zeit geringen, in Oxals 
fäuresföfung unlöslichen Niederfchlag; mit HS fogleih orangen. — 
Zut) wirb ebenfalls weiß, auflöslig in Eäuren, wie in Alfalien ges 
fällt; wenig Salmiak Hindert die Faͤllung. CdO:Auflöfmg erleidet 
durch neutrale Oralate ſogleich Träbung, die durch Zuſatz von wäflrts 
gem Ammoniak fofort verſchwindet. Sn) wirb ebenfalls weiß gefällt, 


- 





) 


A Bouquet und Sloez vur eine kalte Löfung des Kall-Biarſenat (KO + 
2 As0&) HS raſch hindurch ftreichen Ließen, bilbete fich anfänglich gelbes Arſen⸗ 
ſulſtd, dann ein weißes Salz; ſetzten fie nun etwas KOHO Yinzu und Ließen von 
Neuem HS eintreten, und zwar fo lange, bie das Schwefelarſen gran ers 

in, fo erhielten fie eine Slüffigkeit, die filtriert und in fog- leerem Raume 
a ft, Kryſtalle gewährte, vie, von anhaͤngendem Schweſelarſen durch Waſchen 
mit Waſſer befreiet, Lie Derbinsung einer neuen eigenthümlichen Säure, ber 
Gulfosyarfenfänre = As + 03 Sg G. i. eine Arfenfäure, in ber 20 
rd 28 erſetzt worben) mit KO und 2 HO darſtellten, ie bis 1709 C. — 136° R. 


waſſerleer wurken, flärker erhigt ſchmolzen, dann aber Schwefelarſen und endlich 


Arſen zu entwideln anflengen. Ihre wäͤffrige Lofung unterliegt ber Serfehung, 
die bei Siedhitze raſch einteitt, indem ſich etwas HS entwidelt und S abſcheidet. 
Setzt man nun Öybrochlorfäure zu, fo wird AaSz gefällt. Aus dem unver⸗ 
üsberten Salze fällt HCh allen 8, fo daß nie won vieſem geſchiedene Flüſſigkeit 
nur no AsOz enthält sc, Ann. d. Chem. u, Pharm. LVL 216 ff. 


—E — — —— — ——— — —— —⸗— —— — — — — - 


1260 


SnCh, bleibt Hingegen ungeträbt. Bi-Muflöfung gewährt nach langer 
Seit farblofen Iryflallinifchen Niederſchlag, P5O dagegen fogleid 
weißen pulvrigen; besgleihen 2 Mr + O und MrO; Mrüh 
(Hebfublimat) wich durch Ox nicht niebergefchlagen, weil MrO Öx is 
waͤſſriger HCh loslich if. Ebenfalls weiß (in wäflrigem Ammozie 
wenig auflöslih) wird AgO gefällt; das oralfaure AgO uns MrÜ 
werben durch Erhitzen unter nicht Heftiger Verknallung zerfeht. New 
trale Dralate erzeugen in PEO»Auflöfungen gelbbraune Niederſchlaͤge, 
Bioralate und Öx laſſen fle ungetrübt. Cbenſo verhalten Tchtere Rh 
gegen PtO», OsOʒ⸗ und Rz O3: Auflöfungen, JrO = Auflöfung wi 
dadurch „ohne Trübung zu erleiden, gänzlich entfärbt, AuCihz: Elias 
hingegen bunfelgrünlich gefchwärzt, Indem fich nad} und nach metalliſches 
Au in Fleinen Blättchen ausfcheidet. Mo: und MoOg:, fo wie Cry 
Anflöfungen und Bolframfaure (Gcheelfaure *) Alkalien werden 
durch Öx nicht verändert, MnO wird dagegen von ihr als kryftelli⸗ 
nifches, in wäflrigfläffigee Oralfäure mmauflösliches Oralat gefä, 
und ebenfo verhält es fich zu Löslichen neutralen Oxalaten, daher et 
denn auch durch Ammonoryb » Oralat, neben Kalfs Oralat (3. 9. um 
Mineralwäflern) mit nievergefchlagen werben kann; oben ©. 1237 Im 
Uufgelöftee Mr O3 verhält fie, tn dieſer Hinſicht, wie Irib-Auflöfen. 
Fe, Oz-Auflöfung erleidet von Oz feine Trübung, wohl aber Gelb; 
FeO wird fowohl von Ox, als von KO + 2 Öx ſogleich gegelb't mh 
nach und nach Sonquilles@elb geträbt; gelöfte neutrale Dralate bawickr 
fogleich einen in gleicher Weiſe farbigen, in HICh auflöslichen Mieberfchlag, 
Meutrale Co-Auflöfung erleidet durch Ox erſt nad) längerer Zeu 
weiße Träbung; ber daraus erwachſene weiße Nieberfihlag ſpielt ind 
Noͤthliche. Wehnlich verhält ſich Ni⸗Aufloſung, nur daß ber weihe 
Niederſchlag einen grunlichen Farbenton gewinnt; vergl. oben ©. 46 
Anm. fi.; 4) Beinfäure (Weinfteinfäure). In gehöriger Mag 
der FeO⸗Nufloſung beigemifcht, hindert fie die Zällung des FeO ver 
wäflriges Ammoniak, das außerdem, wie Zufa von KO, weh 
flodiges Fel⸗Hydrat fül’t, das jedoch bald gaſiges O ber «iss 
ſphaͤriſchen Luft des Waflers und der freien Luft einfaugt, va 
nach einander grau und grün, dann bräunlich, duufelgrän un erblich 
rothbraun (Fer 0; HO) wird. War Salmiak beigegeben, fo FEN 
Ammoniak Fein weißes Hydrat, fondern es entſteht fehr bald ein gran 


.— 


°) Berfegt man in Waſſer gelöftes Ribfanres ober ſcheelſaures Alkall HE zu 
beginnenden Bällung mit AO, uns Hierauf mit Merkuroxyrnl⸗Azotat, fe ſchutt 
fi$ Mrn OSbO, er Mra OSIOg nierer, das ind Ealze, vie durch Glüfen 
8603 + SbOs, im erfien Fafl wie oben gedachte, fen als eigenzhümtid he 
trachtete Stibicht ſaure (2 SbO4) in Form einer weißen amorphen mufdgendiy 
baren Verbindung (die auch durch Blüten ver SbOsg. unter OsGntwidelun # 
Staube Fommt), im anbderen Bali zugegen 8103 hinterlaffen, - 


1961 


nach und nach ich rothbraͤnnender Riederfchlag, und wer T Ginreichenb 
augefebt worden, fo grünt fich die Fläſſigkeit und gelb’t fidh darauf an 
der Luft, da fle dann Fe, Oz aufgeloͤſt enthält. (And mebrere andere 
unflüchtige organifche Brzeugnifie wirken hierin ber T ahnlich) P5O 
flägt T unlöslich weiß, in wäflrigem Ammoniak leichtsauflöslich nieder. 
Mrm-+ 0 wirb von ihr ebenfalls weiß und unlöslich gefällt; AgOAOs 
wird von T nur ebenfalls weiß und in Ammoniak leicht⸗aufloͤslich ges 
fäl’t, und ebenfo durch KOT; flebet man diefen Ichteren Rieberfchlag, 
fo erfolgt vollſtaͤndige metallifche Herſtellung des Ag, was bei dem, 
mittelt Ammoniak (d. i. mittel Ammonoryd » Tartrat) gewonnenen 
nit in gleichem Maaße der Fall if. AusChlorids Löfung wird 
durch T nicht reducirt, wohl aber in fehr Fleinen Antheilen daraus ein 
gelber Niederſchlag zu Wege gebracht, wenn zugleich Licht mit ein- 
gewirkt Hatte; überfeßt man dagegen die Flüffigkeit mit KOs2öfung , fo 
erfolgt fogleich ein ſchwarzer flaubiger Niederſchlag. Das weinfaure 
Sinnorydul bildet- ih, wenn Weinftein s Löfung mit Sn (3. B. in 
jinnernen Kefleln) gefocht wird; bringt man zugleih Meffing, 3. ®. 
Eteduadeln, damit in Berührung, fo bildet fih eine galvanifche Kette, 
in deren Folge fi Zn oxydirt und im gelöft bleibendes ZuOT vers 
wandelt, während Sn ſich dagegen am Cu metalliſch an den Nadeln 
niederfchlägt (Weiffieden der Stecknadeln). Zu fäll’: Sn uus Säuren 
metallifh in Deydriten⸗Form (Zinnbaum, Arbor jovis der älteren 
Chemiker). In ähnlicher Weife laͤßt fih auch Kupfer naflen Weges, 
duch Zinfberührung innerhalb ber das Cu bevedienden Zinnauflöfung 
verzinnen; oben ©, 1235. Ueber das zuvor erwähnte Arfens 
, weißfupfer vergl. auch oben ©. 864; y) Eitronfäure Sie läßt 
AgOAOzsLöfung ungetrübt, neutrales Ammonoxyd fällt daraus 
weißes, im überfchüffigen Ammoniat auflösliches Silberoxyd⸗Citrat. 
Mr OAOs und PbOA werden ebenfalls weiß niebergefchlagen, des 
letzteren Niederfchlag IR im Ammoniak ſchwerloͤslich; d) Hepfelfänre. 
Fällt aus PbOÄ fogleich weißes, durch Gieden der Flüſſigkeit harz⸗ 
ähnlich zähe zufammenbadendes, in Aepfelfäure aufläslidhes Bleioxyd⸗ 
Malat. Mi tehbt AgO: Auflöfung nicht, neutrales Ammonoxyd-⸗Malat 
fällt fie weiß, In Ammoniaf auflöslidhes, am Licht grau werbendes 
AgO. Mrz O wird ebenfalls weiß gefäll’t; e) Mildyfäure (oben 
©. 936 u. 1105). Wirkt in der Wärme auf Sil beroxyd⸗Azotat 
zwar thellweife zebacirend (es ſchwärzend), erzeugt uber darin weder 
für ſich noch in Verbindung mit AH4O einen falgigen Niederſchlag. 
Ebenſo verhält fie fih auch zu PrrorA (fi dadurch wefentlich von 
der Eſſigſaure unterfcheidend, die es aus ben Mcetaten entwidelt; 
6.937 Aum.), fällt hingegen Arz OAO; fogleich weiß. Goldchlorid⸗ 
Löfung wird von ihr nicht reducirt; 5) Succinſäure ©. 1044 
(Börnftein f. oben ©. 1044). Faͤll't Bleioryd-Acetat weiß, 
ſowohl in überfehüffiger Su als PbOA-Löfung auflöslig. Zur Gold⸗ 





1268 


Glorid»Löfung, wie Mildhfänre, laßt AgOAO ungefällt, füllt 

bingenen mit Ammonoryb neutralifirt, in Ammoniak Leidgtlidige 

AgOsu nieber; 7) Benzoefäure ©. 991 ff. ) Nicht als fer 

Gäure, fondern nur als AH4O Bz fällt fie PbOA weiß, in Hmm 

auflöslih. Aehnlich verhält fie fih zu Sil berox yd⸗ Azotet; ie 

durch Wechfelzerfehung erfolgte Niederfchlag ii Eryallinii; a 
Goldchlorid wie Sa. Ueber das Verhalten der Su und Bz a Fe 

DOryden, f. oben S. 1045 u.a.a.D.; 9) Mcetylfäure oder Eſſir 
fäure; oben ©. 848, 904, 1105 und 1089. Gewährt mit Mn: 
und ebenfo mit Ag⸗Azotat ſogleich kryſtalliniſche Niederſchläge, m 

ähnlich verhält fi au KOA -Löfung zu beiten Erzmetallauflöfugn; 
zu Au-Auflöfung, wie Milchfäuee. P5OA iR in Weingeift löslich, Ph 
nicht Cüber weiteres Verhalten der Fo f. oben ©. 851 ff. Anm. u. Mi); 

1) Formylſäure oder Ameifenfänre (6. 762 u. 1173]. Am) 
Erzeugt in MerfurorybulsAyotat einen weißen, febr bald (ke 
in der Kälte) tin Bolge beginnenver Reduction bes Mr ergremmı 
Nieberichlag; in EilberorydsMzotat einen weißen kryſtallinhha, 
der fich dem vorigen ähnlich verhält, jedoch noch leichter zerfegt wei 
benn ſchon nach einiger Zeit erfolgt die gänzliche Herfiellung des . 
das dann zum Theil die Innenwände bes Glasgefäßes metalliſch He 
Heivet, umd noch fchneller erfolgt durch Fo die metallifche Herſtelu 

des Gold⸗Chlorid; x) Barbonfäure oder Kohlenfäure. Mm 
natürlih vorkommenden Galze, zumal die Waflersfreien, fo w 
jene, deren Salzgründer hohe Grabe von Gohärenz zu entwideln w 
mögen, 3. B. der Spatheiſenſtein, d. i. FeOCO2, Witkeritx 
(vergl. S. 922 Anm.) werden durch ſtaͤrkere Säuren naſſen Weges 
der Kälte nicht zerſetzt, oder erfordern doch, wie ber Witherit, wit. 
der eleftrochemifchen (als folche mittelbar gegen die Gopäfin 
gerichteten) Baflcität wedende Aufregung und Mitberührnug ai 
Stoffes von großer (verhältlih größter) Bigenwärme, weß, 
im Waffer gegeben if, das als jolches zugleich ſchwach baſiſch gept 
die COz wirkt, fie anzieht und mit ihr verbunden ale waflerkaltgd 
Garbonfäures@a6 entweicht; fo daß alfo das Aufgeläfiwerden, + 8 
des Witherit, nicht in waflerarmer, fondern nur in Waſſernels 
Säure, z. B. in verbünnter Azotſaͤure, Hydrochlorſaure ꝛc. als Wechſ 





0) Der Lerchenſchwamm (aAgarieus alb. ber Apotheken) Boletas Lars 
Jacg., ver wahrfceiniih am Stamm bed Larix sibirica lebt, enthält, 
wie er tm Handel über Archangel nach Europa gelangt, unter anderen Bihunpb 
theilen auch ven, von Dr. Th. Martins vurch Larie in bezeichneten, der Mi 
mit Waſſer zum Nieifter kochen laßt, im Alkohol und Terpentindt leichelcch 
if, bitter fpmedt, von einem Harze begleitet wird, das fi henfelhen nme 
gänzlich entziehen läßt, und Dr. Will’s Elementaranalyfe zufolge = Cula 
O4 ſtochiometriſch zufammengefegt if, mithin in bie Benzoylreihe zu gebica 
ſcheint, der COn entweicht. 


1363 





zerfehung, hier des Garbonfäure-Baryt und des Azotſaure⸗Hybroxygen 
(HO) entet. *) Daß ütrigens manche Carbonate, die in ganzen zus 
fammenhängenden Maflen von Säuren wicht angegriffen werben, fi 
in venfelben Säuren CO, entbindend (braufend) auflöfen, wenn fie 
damit erhitzt oder wenn fie gepulvert worden, barf nicht befremben, 
wenn man erwägt, daß Wärme *%) excenteifch beivegend und medhas 
niſche Teilung durch gegenfeitige Ontfernung der Maffentheilchen, 
deren phyſiſche Anziehung (deren Eohäflonss Heußerung) fchwächt, aus 
gleich aber auch: die Berührungefläcken zwifchen dem ſtarren Carbonat 
und der fläffigen Gäure, damit aber bie Anzahl der eleftrifchschemifchen, 
gegen die Eohäflon gerichteten Einzeln⸗Anziehmgen vermehrt. Während 
die einfachen Langenmetallerybe, als neutrale Barbonate ihre CO, durch 
Glühen nicht entlaffen, Ca0COz bei heftiger Rothgluth nur einen 
kleinen Antheil derfelben verliert (bev einem RKückhalt von Wafler 
zu eutfprechen fcheint, das in dem Carbonat nicht enthalten war), wird 
diefe Zerfeßung in CaO und CO, leicht vervollſtaͤndigt, wenn man bas 
Garbonat, währenn feiner Rothgluth von Waſſerdampf befireichen 
läßt, der, kraft feiner Ausdehnſamkeit in die Naſſe eindringend zugleich 
deren Zertheilung und Verflaͤchung (Blächen: Vervielfältigung) beförbert. 
Dei Weißgluth bedarf es jedoch fo wenig bei dem Carbonat bes 
Kalte ale bei jenen cohärenteren und ſtaͤrkere Bafen enthaltenden des 
BaO und SO; Weißlicht von großer Stärke (Intenfität) macht 
aber feuerbeftändige Stoffe ihrer ganzen Mafle nach, und waren fie 
chemiſche zweifloffige Berbindungen: Ihren Beſtandtheilen nach elektr os 
pofitiv, damit aber (in Folge gleihhnamiger Elektriſirung) gegens 
feitiger Abſtoßung unterliegend, Falls diefe Elektriſtrung größer (von 
prößerem Momente) if, ale das Maaß der gegenfeitigen chemiſchen 
Anzichung ber Beſtandtheile; ein Fall, der bei BaOCOz ıc., bei MrO, 
MoO +0, Pb2 02 4 O und + O5, eintritt, fo wie auch bei zweiſtoſſigen 
gaflgen Berbindungen, wenn dieſe hinſichtlich der Blektrifirbarfeit ihrer 
Beflandtheile nicht zu weit von einander fernen; wie das 3. B. beim 
Baffer und beim Hydrodlor der Fall if; beide Verbindungen, 
welche auch bei der Heftigften Gluth nicht ſtark genug gleichnamig elels 


°) Ganz woaflerfreie Schwefelfäure Lök BaOSOz nicht auf, wohl aber eine fog. 
esmeentrixte, d. 1. eine Säure, in welcher das Waſſer, ver Eäure gegenüber, bie 
größte Baflcität beſitzt; weitere Berbünnung mit Waller ſchwächt bes gebundenen 
Baflere Saureforderung, und damit vie Bafeforderung (elektronegative Aufregung) 
ver SO;, Hiemit aber die chemiſche Anziehung der Säure zum Ba0SOz; ven 
wenn Säuren Nentralfalge aufnehmen und binden follen, müſſen viefe gegen fie 
baſiſch einwirten. Wie fog. concenteirte SO3 ſich gegen BaOSOg verhält, fo 
ad 2 POs + HO unp felb noch PO, HO. 

=) Daß fat ohne Ausnahme die Wirkſamkeit ver Gegenwirker (Reagenzien) ſehr ers 

| Söbet wird burg Anwärmung, barauf machte ich ſchon vor vielen Jahren 

aufmerlfam. .. 


1264 





teiftet werben Töunen, um, wenn auch nur momentan, ihren urfpring 
lichen elelirochemifchen Gegenſatz dadurch zu überwältigen. Günzlide 
Zerſetzungen der Art erfolgen 3. B. zwiſchen A und O, C und A (wi 
Ky), A und Hıc., theilweife zwifchen S und O, 3. B. wenn SO, berh 
glähende Porzellanröhren in B und SO, zerfällt sc. Iſt ein britie 
Grundſtoff mit zugegen , ober tritt er während der Gluhung Kinzu, fe 
erfolgen häufig (begünfligt durch mit der Temperatur überwiegen 
wachfende fog. Wärmefafiung oder Capacitaͤt für die Wärme, bes rin 
oder andern Grundſtoffs), entweder einfeitige Scheidungen ber bein 
erfteren oder Bertheilungen des britten zwiſchen biefelben, und wer 
fatt des dritten Grundſtoffs Waffer zugegen: Zerlegung beffelben ja 
Bunften beider erſteren Grundſtoffe. Hieher gehören die Zerfegungen 
bes gaflgen Waffers dur Chlor, bei Hellrothgluth, oder mitklf 
Sonnenlicht, unter Entwidelung von O⸗Gas und Biltung von BA; 
des gafgen Waffers durch Fe bei Rothgluth, unter Eatwiddumy 
von H-®a8 und Erzeugung von Fez Os ıc. fo wie fämmtlice Erfelze 
der Röftung und trodnen Defillation organifcher Körper, wobei de 
zufammengefeßteren Berbindungen ſtets in einfachere zerfallen, w 
Zerlegung vorhanden gewefenen Hydratwaſſers zu Gunſten folder Ben 
bindungen in der Regel, 3. B. au dort, wo Kochſalzdampf (bei des 
Blaflzen irdener Geſchirre), mittelt Berlegung des ThonsHy:ratwalerk, 
in verbleibenves und Berglafung bewirfendes Natron, und in ab 
weichende Hydrochlorfäure zerfallend übergeht; oben ©. 1245 ff. MW 
Carbonate der Erzmetalloxyde find, wenige ausgenommen (3. B. Epatle 
eifenftein), fämmtlich durch Glühhitze zerſetzbar; Alumoryd um Zise 
oxyd find mit COz2 nicht verbindungsfägig; A) Ehromfänre.*) 
Außer den ſchon erwähnten wichtigeren Berbindungen dieſer Gäu wit 
Erd⸗ und Erzmetalloryden ıc. verdient noch bemerkt zu werben, deß 
KOCrO3 odır au KO + 2 CrOz ein ficheres Mittel darbietet, dit 
Reinheit der Brommetalle in Beziehung auf Chlormetalle zu weiten: 
Wird nämlich ein dergleichen fragliches Brommetall, mit Kalichtect 
oder Bichromat verrieben, in einer Tubulatretorte mit Vitriolel der: 
goflen und dann gelinder Defillation unterworfen, fo befillirt {wie 
wenn Chlormetall in gleicher Weiſe behandelt worben wäre) das’ 
blutrothe Plüffigkeit über, die aber Feine Ehromfäure enthält (wie: 
foldyes beim Ghlormetall der Ball if, wo biutrothes remfemed: 
Chlorid übergeht ®®), fondern reines Brom iR, Falls das Brommisl 





* 


9) Der Gilicfäure und Borfäure ift in Beziehung von hicher gehörigen Babideng® 
fhon gedacht worken. 

*) Ein Verhalten, das die Möglichkeit bebingt, vie Auweſenheit von gehuuben®- 
Ghromfänre außer Zweifel zu fehen. Denn mengt. man ein (ldeliches der WP. 
Ldebaret) Ehromfäure-Salz mit Kochſalz, ſchatter es In eine am unteren EME 
ingefgmolgene MWeißglasrögre, gieft etwas Vitriolöl darauf und erfigt, fo we 





Chlor⸗frei geweſen, ‚und baher mit wäflrigem Ammoniak nur farbs 
lofes AH, Br gewährt, währenn, war Ghlormetall auch ner in fehr 
geringer Menge - mit zugegen, bie Ammonoxyd⸗ haltige Flüſſigkeit 
ich ſtets mehr ober weniger gelbet®) und daher z.B. auch darüber ge 
goſſenen Weiher leichtkenntlich gelb fuͤrbet; =) IF. Berhält ſich gegen 
Metalloryve ähnlich den übrigen fon. Waſſerſtoffſäuren, d. he wechfels 
zerſetzt ſich mit ihnen zu Wluormetallen und Mafler, von denen erflere 
meiſt fhwerlöslicher, als die ihnen entſprechenden Ch⸗Metalle find; 
doch machen unter andern, wie bemerkt, AgF (und MrF), eine Aus⸗ 
nahme (während PbOA burch HE zerfeht Pb als Niederſchlag ent⸗ 
läßt). Berfchiedene Ps Metalle erleiven dur Blähen an Waſſer⸗ 
bampf-haltiger Luft, dem kleinen Antheile nach Wechfelgerfehungen in 
entweichendes AF⸗Gas und dem übrigen F⸗Metall verbleibendes Metall⸗ 
oryd. Gimas ber Art fcheint felbft dem CaF zu begeguen, von bem 
Scheele und Wenzel fanden, daß es für fich erhigt ſchon erwas 
Säure entwidele. Die meihen FsMetalle entlaſſen in gleicger Weife 
eutlantenes HF-Gas, wenn fie in Platin⸗ oder Bolpgefäßen mit geruch⸗ 
loſem Bitriolöl erhigt merben, das fi dann durch feinen eigenthüms 
lichen ſtechend fauren Geruch, Blasangreifen, Belben bes 
mit Wafler genäßten Bernambufpapier (hierin der POs, Oxıc. 
ähnlich) verräth. Ueber Hyprofluorfilicfänre f. oben ©, 1230; 
ihr wirft anf Metallexyde aͤhnlich bie Hydproborflunrfäure, die aus 
gafigem Borfluorid (gewonnen durch Blähm von verglaster Bor⸗ 
fünte mit 2 CaF) ſich bilvet, wenn dieſes vom Waſſer verfchludt wird; 
1 Bolumen Waſſer verfchludt,. unter heftiger Erhitzung 700 Bolumen 
Bas, und bildet dann eine klare, waflerhelle, ſehr rauchende, fehr ſaure 





unter Schäumen ein rothes Gas frei, das ven Röhren » Innenraum oberhalb 
des Gemiſches erfüllt und erkaltend fich darin zur braunrothen tropfbaren Bläffig- 
keit verdichtet. 

Bar ein Vromlaugmetall, z. B. KBr nicht aus HBr +4 Metallospp (3. B. 4 
KO), ſondern aus Laugmetalloxyd und Brom gebildet worden, fo enthält es 
neben Brommetall au bromfaures Metalloryp (3. 8. KOBrO;5), 
une giebt in viefem alle mit HCh keine farblofe HBr-Säure, ſondern eine 
durch freies Br gegelbte over gebräunte. Uebrigens läßt fi, wie HiCh 
und HJ (oder wie loͤtliches Metall⸗Chlorid und Metall⸗Jobid) Br auch duch 
gelößes AgO-Salz, 3. B. durch AgOAO; ale Brom⸗Silber fällen, Yab, 
‚gelblich weiß, fi etwas weniger leicht wie AgCh in wäflrigem Ammoniak 
auflör und ſich fo von bem fehr ſchwer auflöslichem AgJ unterſcheidet. Ein AgBr 
beigemengt enthaltendes, gelblich weißes AgCh entfärdt fich durch Begießen mit _ 
Sydrochlorſaure fogleich, und entläßt vie Slüffigleit gelbennes over bräunenves Br, 
ſobald man etwas Chlorkalk beimifcht. HJ oder Löslicdes: J⸗Metall wird kur 
Ballan: Chlorid oder durch Palladoxyd⸗Azotat fofort braun getrübt und gefällt, 
"AgF iſt leichtlotlich, es wird daher von AgOAO; ıc. nicht nievergefchlagen: irgend 
ein im einer Säure aufgelöfles Fluormetall und ebenfo wenig vas F ter HE, 
waͤthrrend erfere durch Cal) = Salze leicht getrübt werden, indem ſich unlösliches 
Car bilbet. 

80 


12066 


J 





und ſehr Abenbe, aber Glas nicht angreifende Flaͤſſigkeit, bie erialln 
anfänglich pulvrige, dann kryſtalliniſche Borſaͤure entläßt, un ım, 
von biefer getrennt, mit Metalloryden Borfinormetalle ag 
bie, mit Ausnahme bes dem Silicfluorfalin fehr ähnlichen Borfluer 
kalin meiſt leichtldeliche Salze darſtellen, die jedoch in ihrem dv 
halten mehr oder weniger merklich von den Silicfluormetallen abweicha 
wie denn 3. B. das erwähnte Kalinfalz von wäflrigem Ammmiil 
unzerſetzt gelöft und.aus ber heißen Löfung durch Erkalten kryſtalluih 
entlaflen wird, während Silicfluorkalin hiebei zerſegt und Gin 
fäure gebildet wird, bie das Ammoniak zur Wusfcheidung Brig 
Nichtrauchendes Bitriolöl zerfeht die Borfluormetalle langſamer di 
die Silicfluormetalle, und forbexs, fol die Serfegung erfolgen, Erik 
des Bemifches, wobei dann zunaͤchſt gaflges Borfiuorib entweicht, a 
Bildung von Hhydroborfluorfäure und HF folgt, endlich aber Mh 
oxyd⸗Sulphat zurüd bleibt. Auch beim Blühen verhalten ſich Ev 
und Borfluormetalle ähnlich; es entweichen Silic⸗ oder Borkım 
und verbleiben $luormetalle, welche letztere übrigens, fo wenig wie 
durch Ch inF und H + Ch zerlegt werben,’ und in biefee Huf 
durchaus abweichen von ven Br«, Js unbıc. H-Säuren, wie von bear 
und JsMetallen; 4) ACA. Die durch Wechſelzerſetzung, von It 
mehr als 1 Verhaͤlmißgewicht O (gegen 1 Metall) Inthaltenden Resb 
oxyden und ber Öybrochlorfäure hervorgehenden Erd⸗ und Erzmdik 
chloride, find meiſtens flächtiger, als die gegen 1 Metall nur 1 Ch Mt 
noch weniger als 1 Ch enthaltenden Chlorüre. Die befanntefen hicht 
gehörigen Beifpiele gewähren das weiße, nur bei flarfer Hipe u 
glänzenden Blättern fublimirende Eifenchlorür (FeCh gebilbet werd 
Auflöfen von Fe in wäflriger Hybrochlorfäure, Anſchießenlaſſen 2 
grünlichen Auflöfung zu blaß grasgrünen Waſſer⸗haltigen Kryſtalla 
und Erhitzen derſelben unter Abhaltung der Luft, ober aud) durch Glͤhs 
des Eifens im Salmiakdampfe oder ſtatt beffen im Chlorgas) u de 
in flahlartig glänzenden, tafelförmigen Kryflallen ſchon bei mä Ä 
Hitze fublimicende, ſehr zerfließliche und unter Waͤrme⸗Cutwickelung fd 
im Wafler löfende Eifenchlorid (Fey Cas, hervorgehend durch Sch 
entzundung des geliude erhigten Fe im Ghlorgafe, ober durch Nuflöie 
des Fe, Oz in 3 HCh -+ Wafler, oder in Koͤnigswaſſer; oben GS. Xl 
und 374), beflen wäffrige gelbe oder braungelbe Löfung fich theilweik 
zerſetzt, wenn man fie ber Abdunſtung unterwirft, ſehr herbe fhmelt 
und mit Mr gefcjüttelt, Aufhebung von befien Fläffigfeyn bewirk 
hierin der Einwirkung des gelöfen manganfauren Kali auf ME 
ähnlich. Es bildet mit Salmiak, naffen oder trocknen Weges, in 
Ießteren Fall: durch Sublimation verbunden, ein braungelbes Dappe 
ſalz, das als pharmacentifches Erzeugniß fonft Bifen-Haltiger Sab⸗ 
miaf (Elor. Salis armoniaci martiales) genannt wurde. Dei 
Eiſench lorür erianert im Geſchmack an ben füßlichen ber Feb 


1807 


Galge. Wenn übrigens, vote neuerlich dargethan worden, Zuſatz von Platins 
chlorid und anderen gegen Fe, Zn ac. elelironegativen Gtoffen Im Kreife 
wirffamer galy. Ketten die H-Entwidelung ungemein fördern, fo beftätigt 
diefes die anderweit gewordene Folgerung, daß Stoffe, welche im hohen 
Grabe die Elektronegativität der Säure gegen Metalle erhöhen, ent⸗ 
forechenn auch die Waflerzerfebung beichleunigen ; vergl. oben ©. 1235. 
Noch größer ale bei ten Chloraten des Fo iſt der Ylüchtigfeits:Unter- 
fihieb bei Sm, weniger bei Mr; &) HBr und HJ. Berhalten fich zu 
den Metalloxyden ähnlich, wie HCh; behandelt man jedoch KBr oder 


KJ (oder NBr ic.) mit Waflershaltiger S03, fo erhält man nicht 


lediglich HBr oder HJ, fondern, weil ſich ein Theil derfelben, zumal 
der Iepteren mit SOz dergeſtalt wechſelzerſetzt, daß (Br oder) J frei 
wird, während SO, ſich ſcheidet und HO ſich bildet, zugleich Br ober 
J:haltige HBr oder HJ. Bromphosphor und Jodphor wechſelzerſetzen 
fi$ hingegen mit HO und machen fo: reine HBr oder HJ hervorgehen, 
von denen fich jede mit PH zu feflem, in farblofen Würfeln kryſtalli⸗ 
firendem, flüchtigem hydrobrom⸗ oder hydrojodſaurem farblofem Phos⸗ 
phors Hybrid vereint; vergl. oben ©. 502 ff. In den meiften Fällen 
bebarf es der H-GSäuren des Br und J nit, um beren Saͤurer (Br 
and J) mit Erzmetallen zu verbinden, fo giebt 3. B. J mit Mr u 
fammengerieben fowohl Mrz + I (Jobür) ale MrJ (Jodid), von 
benien erfleres bunfelgelbarün, leßteres lebhaft ſcharlachroth, kryſtalliniſch 
fublimirbar und zugleich auch mit Hellgelber Farbe kryſtallifirbar if; 
o) HKy, oben ©. 981 ff. Aufgelöfles Arz + O wird dadurch theils 
weife in MrKy verwandelt und reducirt, wie durch KKy, während 
letteres aufgelöfles AgO weiß nieberfchlägt; letzterer Niederſchlag ift 
nicht nur in wäflriger Schwefelfäure und dergleichen Azotfäure, fondern 
auch In wäflrigem Ammoniat unauflöslich; wohl aber wirb es 
von KKysLöfung aufgenommen. Hat fi in her FeOSOg- Löfung, 
durch Stehen an der Luft, FeO theilweife höher orybirt, fo bilbet HKy 


darin, Falle man etwas KOHO zugefekt, alſo KKy + HKy gebilbet, 


hatte, einen blaugrünen Niederfchlag, der. durch Zufab von HCh fein 
&berfhüffg Fez O4 verliert und nun blaues Kyaneifen barfiellt (und 


. 


fo mit Sicherheit die Anwefenheit von HKy oter KHy darthut). In - 


CuNA erzeugt HKy grüngelbes Kupferfyanid (Hydrat?) in Niebers 


ſchlagform, der nah und nach unter Ky-@ntweichung flärker ergrüm't 


und durch SOz, fo wie durch AO, in weißes Kupferfyanür übergeht. 
HCh zerlegt diefe, fo wie bie meiften MetallsKyanverbinbungen; oben 
6.874 ff. Verſetzt man eine gefättigte Löfung bes CuOSOz mit gefäts 
figter KKystöfung, fo erfolgt ein ſchwarzer Nieberfhlag, während 
bei größerer Derbinnung nur Grunung der Flüſſigkeit eintritt. Zuſatz 
von in verbünnter Hydrochlorſaͤure aufgelöflem SnCh ſchlaͤgt daraus 
weißes Cu-Kyanfır nieder. Ueber das Berhalten ber HKsy: (Schwer 
. felblaufäure, Hybrolyanthionärfäure) ehe gyproRhodan⸗ 


1068 


fünte ober zu Erzmetalloxyden, fo wie über jenes der geſchwefelten 
Sydro⸗Rhodanſäure oder Sydrokyanthtonidſäure vgl 
oden ©. H61— 963. 0) Kenntlich machend in Beziehung auf Er, 
+ &rderzr und @rzmetalle ind befonders die Verhalten ihrer aufgelößen 
Orydate (Oxydule und höhere Oxydationsſtufen) und löslichen Chlor 
verbindungen zu KEfy Kalineiſenkyanür (Blutkauge 6. 53), 
zum Theil auch zum Kalineiſenkyanid (a. a. O. Anm., wo und 
befien bieher gehöriges Hauptverhalten bereite beſchrieben werben), 
zum HS und AH, S, zur 802 und zum GalläpfelsAufgup lebe 
©. 1179 Anm, ff.); folgende Ueberfichten mögen dazu dien, die be 
Fannteren und wichtigeren diefer Verhalten näher zu bezeichnen. 
 e&) Die wäſſrige Löfung des KKfy erzeugt in den wäſſrigen Röfungen be 
Salze folgender Metalle die daneben beſchriebenen Veränderungen: 


Bezeichnung der | Verhalten der wäflrigen Löſungen ihrer | Verhalten zur Lu 
aufgelöften Dxy: | möglichft neutralifirten Salze zur | Ti neifentyaniw 
desc.berMetalle. | heißen Rdfung bes Kalineifentya:| (8KKy-+sFeiy 

nür (Blutstauge = 2 Käy + Feky). | Löjung: 

Ueber jene Niederſchläge, welche durch das 

Sällungsmittel wieder aufgelöft werben, 

ju tenen auch ber des Bild gehört, f. 

oben &. 957 Anm.): 





—— — — 


1) AcOoOʒ Bald eintretende bleibend weiße, Weber aus Einn 
Trübung. noch aus Ada | 
fällbar. 
2) BeOʒ Schneller erfolgende, anfänglich kaum 
merkbare, gallertförmige de u 
rinnung. | 


3) TAO V Welßer, ſchwerer, erdiger, in 
Saäuren unaufloͤsliche Nieder⸗— . — 











ſchlag. 

4) TaO3 Wird aus gefättigter Auflöfung in 
(5.818 Anm.) waͤffriger Kalibioralat-Löfung gelb 

gefällt. 

5) U: O3 und Rothbrauner, bem des durch} Mach Tanger 
U0: Blut⸗Lauge gefällten CuO ähnlicher, | wie durch 
vergl. a. a. D. aber nicht flodiger Rieder | Lange. 

ſchlag. 





e) Hinſichtlich der übrigen Erd⸗ und Erderz⸗ Metalle, die größern Theilt mod 
uabedingten Reinvarftelung harren, vergl. oben S. 901, 902 au SUR 
" Aufgelöte Scheelfäure oder Wolframfänre (ShOz mer WOs) 
weder vurch Blut⸗Lauge noch durch Kalineifenkyanid gefäll't, und cheuie 
ſich auch Chromſaure (CrOg) und anfgelöfes Thromox yd (Cre O3). 
gleiches verneimendes Verhalten auch zeigen: gegen Dxralfäures2öfung. — 
uon Heinz. Rofe im Bayriſchen Tantalit entvedte Niobium (ober 6.9 
ſcheint fih zunähft der Tantalfäure (TaOz) angmeihen; im 
Zantalit iR es ter Örybationsfinfe na zwar. ale Riobfänre zugegen: 
mit der Tantalſaure wahrfcheinlih als Salzgründer⸗Vertreter verbunden, 


 Begeigaung 


— 


bex | Berhalten ver waͤſſrigen Loͤſungen ihrer 


aufgelöten Dxy⸗ moaglichſt neutraliſirten Salze zur 
x berDietaßle. heißen Löſung des Kalineiſenky a⸗ 


6) Mo0Os 


Er 


8) vo, un 


Vos 


8) MnO web. 


Min O3 


nar (Biutsauge — 2 KKy -+ Feky). 
Ueber jene Niienerfchläge, weldye durch has 
Sällungsmittel wieber aufgelöß werben, 
u denen ‚auch ber bes Biu aehört, f. 


oben ©. 957 Anm 


Aus — * Aufloͤſung, fo 
wie aus denen mit HCh angefäuerten 
Löfungen molybbänfaurer Salze: 
bilder, zothbrauner Nieder. 


. ſchlag, ben wäflriges Ammoniat 


zus helfen Slüffgkeit aufloͤn. 
Aus faurer, zumal hydrochlorſaurer 
Auflöfung. (Hmupig bunfel 


- Igrüm. 


Banabihtfanre Galzgründer 
werden gelb gefällt, der Nieder: 
ſchlag iſt in Säuren unauflöslich und 


grünt an ber Luft; in Säuren. 


aufgelöfle Bauadfäure giebt 
gränflodigen, in Säuren uns 
anuflöslichen Nieberfchlag. 


j War MnO hurchaus rein (3.8, aus 


irgend einer aufgelöflen Oxydations⸗ 
flufe, duch Schütteln feiner Auf⸗ 
Löfung mit MO2-Gas in farblofe 
Wläffigkeit verwandelt und aus diefer 
durch Alkali gefällt), fo erfolgt blei- 
bend weißer Niederfhlag, 
während Mn, Oz grangrän ges 
fallt wird, 

Grüner, fpäterhin ergrauender 
Nieberfglag: amauflbslich in 
waſſtlger HCh. 


rheres w eißer, an ber Luft feine. 
hell⸗ und endlich dunkel⸗blauer 


Niederjchlag; Letzteres: dunkel⸗ 
blaue Faͤllung. (Neutrale Fe 0g 
Galze find roth, faure gelb; wird 


ber letzteren Loͤung zum Sieden nes 
bracht, rörhet fie fich ebenfalls.) 


I 


6 





Berbalten I Ka⸗ 
Lineifenufyanibs 
(3KKy +. sFeky) 
2dfung: 


Aehnlich; mieburch 
Bluts Lange, nur 
etwas Keller. 


» 


Nach laͤngerer Zeit, 
wie durch Sjut⸗ 
Lauge. 

Gallertfoͤrmig 
grüner Nieder⸗ 
ſchlag. 


el 


Brauner Nies 
derſchlag. (MnO, 
friſch volllommen 
getrocknet und an⸗ 
noch heiß ſaugt, an 
die Luft gebracht, 
fo ſchnell O⸗Gas 
ein, daß es dadurch 
erglühet.) 
Dunlelbrauns 
totBe, 'in UCh 
unauflästiche g Als 
lung ,. 
Erfeneh bunfel . 
bla‘, " ‚während 
Lepteres uilcht ges 
faͤll't, fondern, ents 
hielt e6 Spuren von 
Fe3 04, nar etwas 
gebunfelt wird. 


eV 


Bezeichnung ber | Berbalten ver wäffeigen Löflingen ihrer 
aufgelöften Oxy= |mögligägt neutrafifirten Salze zur 
der. der Netalle. heiß en Löfung des Kulineifenfyas 


12) NO. 


43) Or O und 
Cu). *) 


44) Ag0. 
u 


15) Mr +0 um 
MrO.**) 


— — —— — — 


nür (Blut⸗auge = 2 KKy4FexKy). 
Ueber jene Nieberfchläge, welche durch das 
Fallungsmittel wieder aufgeldft werben, 
zu denen auch ver bes BIO gehört, f. 
oben S. 957 Anm.): 


Weißer ſehrſchwachgrünlicher 
Niederſchlag; unaufloͤslich in HCh. 


rfteres wird weiß gefäll’t, an ber 
Luft ſich rothbrämend; Lesteres 
völlig roth braun, in HCh unauf⸗ 


löslich. oe 


Weißer Nieberfchlag; vergl. oben 


©. 934, 957 Anm. n. f. f. 81 n. ff. 


Erfteres wird gallertförmig 


weiß niedergeſchlagen; Lebteres auch 


weiß, aber durch längeres Steben 
in gelöftes MrKy und unlösliches 
Eifenkyanürkyanid (Berliner: 
blau) zerfallend. 


Verhalten zur Au 
Tinetfentyaziw 


(3KKy+3sFely 


Löfung: 


Gelb gruͤne Bil 
lung, unauſldeliqh 
in HCh. 
Erſteres roth⸗ 
braum, Lchteres 
gelbgrüntsHich 
unaufloͤslich. 
Rothbraundes 
aus Saͤnren durch 
Ammonial geſal⸗ 
tn Fey 0; ſcht 
ähnlich. 
Erſteres gewährt 
rothbraunes, 
allmälig weiß wer 
denden Nieer 
ſchlag; Letzteres 
aus Azotfäure eder 
aus Schwefeliänt 
gefällt: gelben, 
MrCh-Röfung bleibt 
ungeträbt. 


9 Krüger erhielt Supferfäure (CuO;), als er Ch-Bas in KO » oner NO:2Han 
treten Tieß, in welcher zuvor CuOHO vertheift worten ; vermochte fie aber werd 
Zuſatz anderer Säuren nicht chemiſch zu iſoliren, ohne daß fie O⸗Gat kirmiit 
: emtlaffenn, zerfiel. Hingegen gelang es ihm durch Vermiſchen ver Cu0AUy 
un Röfang . mit CEhlorkalk eine farmoifinrotke. Löiung Tupferfauren Kalle karps 
‚ fellen, vie fih Iangfam zerfehte; Poggenporff’s Ans. LXIT. 445. 
“) Gromann uns Marchand fanden die ſtöchiometriſche Zahl des Mr, O = 10 
gefeßt, gleich 1250,9; vergl. oben ©. 857. Millon zufolge wirk ver Dehio 
. tion unterworfenes Mr ſchon von 0,0001 Pb over Zn zurüdigebalten, wäßret 
Zuſatz von Au an ver Verflücgtigung nichts ändert uns Pt fle merklich erhößel 


Um Lebtereß zu bewirken muß jedoch das Pt mit ben Mr eim bis zwei Tage 


biindurch bigeriet werben, ba ſich vann ein Kleinſtes (dine Spur) von Pt bark 


aufgelöft findet, Die jene Verrampfungsbefchleunigung zur Folge hat. Et Pr= 


Mr haftet vem Safe far! an une bildet gefchüttelt Blaſen. Defillirte ig Mr 
über KOCOn, fo erhielt ich auch vom Phrbaltigem Mr erzmetallfreies Mr, Ye} 
aber im verfchloffenen Glasgefäße aufbewahrt, auf feiner Oberfläche ſtets, ei 
maochte bavon beliebig viel abgegoffen worven fehn, ſternſörmige Baltung zeigte: 
»arüber geſtandenes Wafler änderte baran nichts und blänlichte auch Sadınus zift. 


wi 


Bezeichnung ver | Verhalten der wäflrigen Löfungen ihrer 
anfgelöften Oxys | möglihft neutralifirten Salze zur 
vex.verMetalle. | heißen Loͤſung des Kalineifentyas 


16) P&O 


17) PtO u. PıCh; 
PtOs u.PıCh.. 


18) AuCh und 
AuCh3. 


19) IrCh. 
2) Paun.PdCk. 


21) R. 03 md 
Ra Cha. 


nüer (Blut⸗Lauge = 2 KKy -4- Fey). 
Ueber jene Nieverfchläge, welche durch das 
Fallungemittel wieder aufgelöft werben, 
zu denen auch der des Bil) gehört, ſ. 
oben &. 957 Aum.): 


Deiße, im Mebermaaß der KKfy- 
Flüſſigkeit auflösliche Faͤllung. 
Erſtere bleiben (und eben ſo auch vom 
MrKy) ungetrübt; Letztere entlaſſen, 
während die Flüſſigkeit ſich etwas 
hunfelt: gelbes KCh + PtChe als 
Niederichlag. 

Erſteres gelblich weißer Rieder- 
flag, in KKfy auflöslih; Lehteres 
fhmaragbgrüne Färbung. 

Wird fogleih entfärbt. 

Bleibt anfänglich ungeändert, bildet 
ſpaͤter eine dicke, ſteife Gallerte 
(Pd0S0, wird durch Mr, OSO; 
nicht getrübt, wohl aber dadurch 
PdCh-Löſung ſchwarnz gefällt. 
MrKy bewirkt in PdO »Auflöfung 
undPdCh>Löfung gelblich weißen, 
gallertförmigen, durch Tängeres 
Stehen faſt erflarrenden im Ueber⸗ 
maaß von HCh auflöslichen Nieder⸗ 
flag.) 

Ungeträbt. (Ueber R f, a. m. Grundz. 
I. 433 ff.) 


22) Ruz OR. *) Unfaͤnglich entfärht, dann grün. 





Berhalten zur Ka⸗ 
lineiſenkyanid⸗ 
(3KKy-+3Feky) 
Zöfung: 


Ungetrübt miſch⸗ 
bar, 

Erftere bleiben uns 
getrübt ;_ Letztere 
verhalten fich, wie 


au KKfy. 


Unverändert. 


Ebenfo. 

Wie Käfy, der 
durch Salmiak aus 
aufgelöfl. rohem Pt 
entfiehendebräuns 
lihrothe Nies 
derſchlag enthält, 
neben AHA Ch + 
PtCh2 rofhes Ams 
mondlor.sPdChz; 
oben 6.1235 Anm. 


Unverändert. 


(KOh und AH, Oh 


) Ru. Die Bezeichnung eines im Platinrücſſtande entdeckten neuem Erzmetallet, 


vs Ruthbenium. Cs it in vem rohen ruſſiſchen wie amerilanifchen Platin, 
jedoch in ſehr geringer Menge (nur 4 bis 11/5 Peocent) vorhanden; es hat bei 
1800, = 129,8 R. ein Eigengewicht von 3,6, bierin dem „pordfen" Seid (— 9,3) 
nahe kommend, bildet Heine metallifch glänzende, edige Stückchen, bie dem Jr 
jegr ähneln, ift ſehr ſtrengflüſſig, in der Flamme des Knallgas⸗Geblaͤſes unſchmelz⸗ 
bar, faſt unauflotlich in Säuren und auch im Konigewaſſer nur ſpurenweiſe 
aufiäslig. Es Hat nach dem Oemium unter ven Platinmetallen vie größte Ans 
giehung zum O, oxyvdirt ſich fehr leicht beim BLühen, bilder mit O vier Oxyda⸗ 
tionsfiufen: Oxydul, Sesquioxydul, Orga und Gäure = RuO0, Rug 03, Ruly 
um RuOz, Iehtere if die iſolirt noch unbefannte Authenfänre; mit Ch ven erſten 
beiden entfprechenve Shlorverbintung: RuCh (Ruthenchloruͤr) und Rug Chz (oran⸗ 


ges Setquichlorür), aus veſſen Loſung es von KOF und von Ox nicht reducirt 


— 





Bezeichnung ver | Berhalten ver wäffrigen Loͤſungen ihrer Verhalten zur Ru 


aufgelöten Oxy⸗ möglihft neutralifirten Galge zum lineifentyasik 
derc verRetalle. | Heifen Löiung bes Kalineifentyari(sKky-+-3Felly) 
när (BiutsSauge = 2 KKy -+ Feliy. | 2öfung: 


23) OsCh. +KCh 
(entBindet, mit 
AO; gekocht, bie 
flüchtige, fehr 
wibrig riechen: 
de, mit Waſ⸗ 
fer deſtillirbare 
Osminſaäure 
== 0505). 


24) 8n0 u. SnCh; 
SnO0, u.SnChz 
(die im Waſſer 

Salze, werden 
barch HCh 186 
li). 


Ueber jene Nieverfchläge, welche durch das 
Sällungsmittel wieder aufgeloͤſt werben, 
zu denen auch ber des Bil) gehört, f. 
oben ©. 957 Anm.): 


(MrKy bläuet die Löfung des Aug 
Chz, fpäterbin einen blauen Nieber⸗ 
ſchlag erzeugend. Das mit KCh und 
RuChz gebildete Doppelfalz hat die 
zofenrothe Farbe bes R20h3.). RuCh, 
it an ſich roſenroth. 

Dieſes rothe Doppelfalz, erhalten 
buch Erhitzen eines Gemenges von 
Os mit KCh in Ch⸗Gas bis zum be⸗ 
ginnenden Glühen, Löft ſich in Wafler 
mit gelber Farbe und wird dann we⸗ 
der von KKfy, noch vonK-+-2KIy, 
noch von MrKy, noch von Oralfäure 
verändert. Das: OsCh, + KCh if 
übrigens gewöhnlich mit dem Irid⸗ 
loridfauren KCh verunreint ; fo 
fange mit SO⸗ behanbelt, bis ber Rũck⸗ 
ftaud ſchoͤn roth erfcheint, bietet es in 
biefem nur das OssGal;, in der Löfung 
Hingegen biefes mit viel Ir» Galz, 
vernureint bar. 

Die Salze des erfteren, und ebenfo 
bas in Maffer gelöfte und burch An⸗ 
fäurung mit möglichft wenig HCh ges 
flärte Ehlorür gewähren weiße,gal- 
lertförmige Niederfchläge (bie ins 
Röthliche fpielen, wenn das Sn Kup⸗ 
fershaltig gewefen); bie faure Auf⸗ 


bewirken nur infehr 
waſſerarmen Loͤf⸗ 
gen dbunkelbraut 
kryſtalliniſche Rie⸗ 
berichläge.) 


Die Löfung Dickes 
Os ⸗ Doppelfalgs 
wird von SO: fal 


entfärbt,bierindem _ 


ähnlich zuſanmes⸗ 
geſetzten Fid⸗Oor⸗ 
pelſalze aͤhalich dat 
dadurch gaͤrilh 
entfärbt wird; eu 
fleres wird bein 


BDerbunften wierer 


braum , lehteres 
kryſtalliſirt Leit; 
beide find ſhwer⸗ 
löslich. 

SnO⸗Galze, dh 
ebenfo SnCh, geben 
weiße, inHCh up 
[öslihe Mies 
ſchläge. SnO, ud 
SnCh, werden nift 
gefällt. 


wirb, bie aber dadurch entfächt wire, AgOAOs bewirkt In der braunen Siung 
ſchwarzen, fpäter weiß werbenden Nieverichlag, veflen überſtehende Siufigket 
dann rofenzoth erſcheint. Erhitzt zerfällt Hug Cha in HCh uns Aus 0;; d# 
Zerfallen, worauf feine Trennbatkeit von ben Übrigen Rob BlatinsMetsllen be⸗ 
ruhet. Gchigt wird das Gesquichlorür grün und flellenweife blau. Das DrW | 
ift indigblau. Alles bisher dargeſtellte Irid foll, Dr. Elaus zufolge (Ham 

». Chem. u. Pharm. LIX 234 ff.), Rutgenchaltig geweien ſeyn. Aufer des 


a. a. O. vergl. Oſa un in m. Arch. f.d. 


ges. Naturl. XX, 100; XVI. 199 # 


Berzelins ebendaſelbſt XVII. 116 und Poggenborff's Ans. X. 432. 


— — — —— 


— u — — 


Bezeichnung ber | Berhalten ver wällrigen Loͤſungen Ihrer | Verhalten zur Ka⸗ 
aufgelöften Oxy: | mögligfi neutralifirten Salze zur Lineifentyandrs 
de x. der Geialle. beißen Löoſung des Ratineifentye (3 Kky-— 5FeKy) 


2) CdO 


26) 2a0 


2m) Bio 


28) St 05 


nürtBlatstauge = 2 KKy -+ Feky). | 2öiung: 
Ueber jene Rieverfgläge, welche durch das | 
Fälungemittel wieber aufgeläft werben, 

ju denen auch ver nes Bil) gehört, f. 

oben ©. 957 Anm.): 


löfungen der SnOꝛ⸗Salze, fo wie bie 
Löfung des SnCh erleidet weiße Trüs 

bung, der Erſtarrung zur fleifen im 

HCh unauflöslichen gelblich weißen 

Gallerte folgt. 

Seine loͤslichen, gelöjet fämmtlih | Gelber, fm HCh 
farblofen Salze werden weiß, nitiunauflöslidher 
Ihwahen Stich ins Belbliche| Niederſchlag. 

(in HCh auflösolich) gefaäll't. 

Weißer, galjertförmiger, in|®elbrothe, m 
HCh unauflöslicher, bei Anwefenheit | HCh nnauflöss 





freier Säure blänli ſchim⸗liche Yallung. 


mernder, mit berfelben erhiht blan 

werbender Niederſchlag. 

Weiße, durch HCh nit auflds; Blafgelber, in 
bare Bällung. — Aus denen vers | HCh unanfldss 
fHiedenen Berhalten beiberlei Ralln | licher Rieder⸗ 
eifenfyanate zu BIO (fo wie zu CdO) ſchlag. 

ergiebt ſich ein neues Verfahren: 

Waͤffrige Hydrohlorfänre von 

wäflriger Az otſaͤure zu unterſchei⸗ 

den; vorausgeſetzt, daß beide nicht 

mit einander vermifcht vorliegen. 

Weißer, in Hybrorhlorfäure uns 
auflöslich er Riederſchlag. Brech—⸗ 

weinfeins (KOT + Sb OST-- 

2 HO) £öfung wird weber vom Ras 

lineiſenkyanur noch vom Kalinsifen> 

kyanid geträbt, wohl aber ſogleich 

durch Zuſatz von Hhdrochlorfäure, 

beren Mebermaaß jedoch bie Trübung 

fofort wieder zum Verſchwinden 

bringt; Berhalten, die beweiſen, bag 

ber durch Blut⸗Lauge bewirkte Nie⸗ 

derſchlag nicht etwa durch Waſſer aus 
hydrochlorſaurem Stibchlo⸗ 

rid (d. i. ons ſog. Spießglanzol 


1274 


> . 

vobder Gpießglanzbutter *) gefälltes chlorſtipſaures Etik 
‚ oxyb = 5b, 03 + Sb2 Chz, d. i. fog. Algarothpulver oder 
Bezoardicum minerale, ber Aerzte und Alchemiſten bes 17. Jahr 
hunderte ſey, das ſich außerdem auch von jenem Gifenkyan : Rider: 
ſchlage durch feine Eryftallinifch-palvrige Form unterfeire. 
Sb; Chz giebt übrigens mit den Ehloriden des Ammon, nämlid zü 
2AH,Ch + 2HO zerfließliye, ſich gelbende Heraëder, mit denen ei 
K,N(Na) und Ba kryſtalliſirbare Salze; Sb2 Cha -+ 3 KCh: zerfiuf 
liche, an der Luft fich gelbende Blätter; + 3 NCh Iuftbefländigere Ara 

falle. Aehnlich verhält fi) auch das Ziunchlorür; f. w. u | 
PB) Berhalten zu BIS oder zu deſſen gefättigter, das zweis bis berifaie 

Volum Bas enthaltender wäflrigen Löfung: **) 

1) Die neutralen Auflöfungen dee Erbmetalloxyde werden durch B 
nicht zerfeßt; wie die aufgelöften reinen Erderzmetalloxyde Kb is 
biefer Hinficht verhalten, Reht zu prüfen. Was man fonf alsüm 
bes reinen Cerer (S. 856 ff.) betrachtete, wurde aus feinen U 


⸗ 





9) Das fog. Algarothpulver, ehemals auch Mereurlus vitae genannt, geht je 
durch Derbünnung -bes fog. Gpießglanzdls mit Waſſer; vie üͤberſtehende Blifie 
keit enthält noch etwas chlorſtibſaures Stiboxyd, aber aufgelöh in viel Bıle 
enthaltender wäflriger Hydrochlorſäure. Das fog. Spiefglanzdl, Olenm | 
antimonii, ift eine nach Maafgabe ihrer Bereitung binfichtlich ihres HCb 
Gehalte verfchlevene Auflöfung des She Chz in Syproclorfäure, wie, wern Wi 
ihrer Bildung, durch legtere Säure, Waſſer mit in vie Verbindung eingeht, 
theilweiſe Kryfallifation fähig If und im biefem gemilchten Zuſtande bie fg 
Spiefglanzbutter (Bustyrum antimonii) ber älteren Pharmace mb | 
Chirurgie varftellt. Beide Grzeugniffe, das fog. Def wie bie fog. Butter, ſtud ſch 
ägend und als Aetzmittel in wundärztlichern Gebraudy, merken außerden abe um | 
fog. Bruniren ver Stlintenlänfe verwendet, Ehemals bereitete man biefe Ben | 
bindungen, wie au das Zinnchlorid (font au Acidum s. —5 | 
Liquor fumans Libavii genannt) und die Zinnbutter (BaChz +HÜ)r 
mitielſt des Mercurchlorid (Aepfublimat MrCh). Deſtillirte man 3. 8. Sde | 
Sz3 mit 8 MrCh, fo erhielt man 3 Verhaltnißgewichte MrS (fublimirtes, de 
mals vom gewöhnlichen Zinnober verfchieben eradgtet und daher © piefalany, 
sinnober genannt) und 1 Sbg Cha, das als ölförmige, bel Luft-Berkirang | 
geathmet heftigen Huflen erregende und ſtark rauchen de (Waſſenaupf am 
ziehende und mit dem eigenen Dampf zu Dunſt⸗ und Rauch⸗-haltigem Duft N 
ſiſch vereinende) Stüffigfeit theilweife Eruftallifirt, wenn es, wie fpäterhin gemöle 
lich, etweder durch Erhitzen von fog. rohem Spießglanz (Eruftaflinifchem Sbz 53) 
Kochſalz und verbünnter Schmefelfäure oder von trocknem fehwefeljaurem Etib 
oxyd und zweimal fo viel Kochſalz in einer Glasretorte beftillirt worken wer 
Wie mit vieſen Stibverbindungen, fo werhäft es fi) in Abficht auf theilweiſe Ger 
ſtaltung auch mit dem erwähnten Zinnchhorid, alg SnCh, + etwas Hk ® | 
es ölig, als vergleichen 4 etwas Waſſer uns HCh if es flodig (Zinuhstier). 
ee) Reines, Tein H-Gas beigemengt enthaltennes HSydrothlion⸗-Gas wirt 708. 
Kali⸗Loͤſung gänzlich verfchlust, wandelt Ch-⸗Gas in HCh, unter Abficheng | 
son S, zerfegt rauchende Nzotfäure unter S-Abſcheidung und wedriekzeriekt BB 
mit 2 802 zu 2 HO unter Ausfheitung von 4 5; eb kommt jedoch uf Me 
urſprüngliche Wäflerung ber Gaſe an, ob ſich nicht - zugleich eine Saur Fi 
ven fol, die weriger .O als vie SOꝛ enthält, 


. 1295 


loſangen durch BIS nicht gefäl't. Von den Ergmetalloryben werben 
aus arineralfauren Auflöfngen nicht niedergeſchlagen: fänmtlidhe Laug⸗ 
metafle, denn fie ind Schwefellaug- Metalle, in Waſſer Löslich und 
der chemiſchen Verbindung mit HS fähig; ſaͤmmtliche Verbindungen ber 
Urt (Hybrotbionfaure Schwefellaug⸗ Metallſulvhide) find löslich und zum 
Theil fehr löslich in Wafler, and die des AH4, K, N und L auch im 
wicht Waffersfreien Weingeiſt. Digerirt man fog. Kaliſchwefel⸗Leber 
mit Weingeift, fo. fryflallifirt. aus der dunkel vrangebraunen Löfung, 
mittel Erkaltung, farblofes KOS, On (oder eine dieſer ähnliche Ders 
biedung), während KS und KSHS der Flüſſigkeit verbleiben; m. 
Arch. IN. 67 ff.; über entfärbende Faͤllung des S aus ber wein⸗ 
geiftigen Löfung dur P; ebendaf. ©. 69. Mit Ausnahme bes Bas, 
Srs und Mg» Schwefelmetalls find bie übsigen firen Schwofellang⸗ 
Metalle unzerſetzt durchgluhbar. 

2) Folgende mineralfaure Metalloxyde werden, auch wenn he mit 
ſtark gewäflerten Mineralfäuren augefäuert worden, von HS nit nies 
bergefhlagen; MnO, FeO, Feg Oz, ZnO, CoO, NiO, U Oz (wie 
:U0%) und TiOz; waren fle Hingegen mit einer ſchwachen fog. otgani- 
ſchen Säure, z. B. mit Effigfäure verbunden (und angefäuert), fo 
werden (theilweife ober ganz) gefäl’t: Zn; gänzlich, weil ZnS in 
Gifigfäure unanflöstih if, während 3. B. MnS fich leicht darin aufs 
löſt; 2IRO aus unangefänerter Auflöfung, theilweiſe; hingegen voll» 
fändig NiO und CoO, während Zuſatz freier A jede Fällung hindert. 
Fe 03 A entläßt ebenfalls (ſchwarzes) FeS, war jedoch freie Effig- 
fäure zugegen, fo bildet fi ein gelblicgweißer Niederſchlag, ver nur 
aus Schwefel befteht, während FeOSO, nebf freier Schwefelfäure der 
Flüffigkeit verbleibt. Saures azotſaures Uran⸗Oxyd bewirft Faällung 
von S, ebenſo in Koͤnigswaſſer aufgeloͤſtes Utan, aber nicht von US. — 

. Eine ſeht wenig 7402, gebunden an Alkalten und dann in Hydro⸗ 
chlorſaͤure aufgelö, wird weder von HS noch von beflen wäflriger 
LZöfung verändert. Enthält eine ſtarke wäflrige Hydrochlorſäure jehr 
geringe Mengen von MeOz, fo bewirkt HS auch hier zunaͤchſt Feinen 
Niederſchlag, fondern nur Grimung ber Auflöfung, längeres Stehen 
md mehr noch: -Anwärmung des Fläüſſigkeits⸗Gemiſches bringen jeboch 
Sälung braunen Shwefelmolybbäns zu Wege. — Achnliches 
begegnet übrigens auch den Zinkoxyd, wenn beflen mineralfaure 
Auflöfang zuvor vollkommen nentralifiet worden wab dann mit HS 
in verfchloffenen Gefäßen antanernd erwärmt wird; indeſſen kommt es 
doch nur zur theilweifen Bildung und Ausfcheitung von weißem 
Schwefelzink; ik durch Faͤllung beffelben der übrige Antheil des 
Zinkfalzes mit fog. freier Mineralfäure verfehen, fo unterflüßt bie 
(gegen das ZnO gerichtete) Anziehung biefes ſog. freien Edure-Antheilg, 
jene des gebundenen und aller Anwärmang ohngeachtet, wird fein 


1296 " 
v 


' weiterer Zinkoxyd⸗Autheil durch HS wechfelgerfebt. *) Behandelt mar 


Bngegen mit Mineralfänre verbundenes Ming Os in gleicher Weiſe, fo 


ſchlaͤgt Ah, währen» ſich HO bildet, nur S nieder, unb MaD verbleikt 


ver fauren Flüſſtgkeit. Hingegen verhält fi dem ZuO. in dieſer Be 
ziehung ähnlich das neutrale minzralfaure CoD; es erfolgt, and ki 


andauernder Anwaͤrmung, erſt nach längerer Belt Wiasfcheitung ven 


etwas ſchwarzem CoS, und Wleidjes gilt au) vom NiO. — Das pu⸗ 
vor erwähnte Verhalten des Fe, Oz zu HS, kann als Mittel, diene, 


angebliches Freifeyn eines‘ aufgelöften FeO (3. B. res FeOSO,) a 


ebenfo verhält, wie ein vergleichen Gemiſch yon Fad- uud Fer Or 
Salz, fo folgt: daß, im demſelben Fel und Fee Oz wahrfeinlig 
demifch mnverbunken vorliegen; obgleich der chemifchen Berbunteakit 
beivem im Hammerſchlag der Umſtand das Wort redet: daß in em 


ſelben gerabe 1 Aequivalent FeO gegen 1 Foy Os zugegen if. 
3 Aus den Loͤſmgen ihrer neutralen ober ſauren Ealye (unb einen 
: Jösliden Derbindsimgen) werden gefällt: 


ı. 4) Mo0, Mo@a — mit anfänglich blauer ober grüner Si 


uud. MoOs.. Yftgkeit über ben Nieberfchlage, 


- 2) 00 u. 060. Geferes braun, epteres ſchwarz. 


| 3) Ag. - Braun, ans neutralen Baftöfungen, 3 wie aus der Nah 


Ifung in AH,O: ſchwarz. 


4) MrOu.MrO. Schwar;. 
5) PO. Braunſchwargz, verdanni beaum. 
6) PtO u. roh} ebene dunkelbraunſchwarz, Rebtere raulel⸗ 


PıO2 u. PiCha. SFrothraun. 

7) Auch, Aul Mi oder ohne. ſog. freie. Saͤnren erfolgt wo 
- „mb Auchg, :rämwarıe Fällung. 

8) JrChe. Nach anjänglicher ungetrübter Gutfärbung erfolgt et 

lich ein brauner Niederſchlag. 

9) Pa0. Schwarze Fällung. 
: 10) Ra 03% Braune Fällung, ohne Entfärbung der überfichenhen 
R Zlaffigkeit. 

11) Russ, - Aus dem Ruthenchlorid: Braungelber Nieberfhlag 


der ſich in AO, vom 1,22 Eigengewicht, unter Ge 
widrkung von Ay O⸗Gas, augenblicklich anfloͤſt. 


12) OsCh, + KO. Rach längerer Beit braunliqh gelber Nieberfihlag.**) 


— — ——— —— — — 


%, Amalgamirt man Zn mit Mr, verreibt bann das Anelgam mit & une echitt 
das Gemenge im Sublimirkolben, fo fteigt Mr8 (Ginnober) ale Sublimai af, 
wäßrenn gelblichweißes ZnS verbleibt. : 


*) Wird wenig wäfrige Osminfäure (fog. OsmiumsBioryr) = Os0L — 


bie durch Erhihen des Os unb feiner Oxyde (OsO, Os2 Oz uns OsOg) au ke 
Luft, over durch Behandlung von OsIr mit Kaliazotat bei Glüßbige wub varsaf 
folgender Deſtillation mit Waſſer, ober ver OnsAuflöfungen mit Mootfäur di 


Fe; Oz zu prüfen, und da aufgeloͤſer Hammerſſcchlag ſich gegen HS | 


: '48) 0 n.SnCh; 


197 





° 


Sa0gu Euch, 5 Crtere werben dunkelbläufichd raum, Letztere nach 





waͤffriges, ſehr witrigriedgenbes DeftiKat darſtellbar if — mit der Loͤſung eines 
Schweflichtſäure⸗-Salzet zuſammengebracht, fo erfolgt vunkele, Ins Bios 
lette übergebende Bläuung, bie mit endlicher Ausfcheitung alles Os, In 
Gorm eines ſchwarzen, von entfärhter Flüſſigkeit bedeckten Nieveriglags endet. 
0605 it an fi in farblofen glänzensen naselfärmigen Kryſtallen fublimirkar 
un ſchen in bee Kälte riechbar; ihr Dampf greift Naſe und Auge an. Mit 
KOBHO gefsttigt una dann mit wenigen Tropfen Alkohols vermifcht, bildet ſich 
Dimitfaures Kali, mit Waſſer (das nur wenig Ldfet) erhigt ſchmilzt die 
Dfminfäure ähnlich mie Phosphor zu farblofen Kagelchen; ihre wällrige Löfung 
xothet Lackains kaum. (Vermiſcht man geldfles osminfaures Kali mit Salmiak, 
fo ſchlagt Ah, Bremn zufolge, OamichtſAure als gelbes Vulver nieder; fie 
R= 86 zuſammengeſetgzt.) Auf glühennen Kohlen erfolgt »ie Herſtellung 
ver OsO, za Os unter Berpuffung; eine Folge ver ungemein ſchnell vor fi 
achenden CO⸗Budung, vun in niefer Hinficht Apnlich jener noch weit ſchnelleren 
wur zugleih wit A⸗Entwickelung begleiteten, urplöslic alles A-&as uns alles 
erzeugte COg=-@as entwidelnnen Abbreunung des mit Azotichtſaͤure⸗haltiger Ajot⸗ 
fänse (unter Neutralifatiog der Ichteren mit AmmoniabGas), von Ammon⸗ 
oxyd⸗Azotat begleiteten, mit Azotichtſaäure chemiſch verbundenen 
Kmylums (Stärke), Papiers, oder Baummolle sc. deren Bas-Entwidelung 
vielleicht noch verfiärkt wird dadurch, daß bie Agotichtfäure, wie bie Azot⸗ 
fäure, HOs gebunden enthält; d. 5. daß fie nicht — AOg und AO, zufam- 
mengefeht Any, ſondern (emtwerer aus AH 4 O4 uud AH 4 Og ober) aus 
AQ2 ++ HOg und AO, -+ HO2 beftchen; eine Bermuthung, bie unter andern 
mar auch dadurch unterflüßt wird, daß Berbinpung des HO, mit Säuren (J. B. 
mit Schwefelſaͤure; wergl. m. hieher gehörigen Verfuche in m. Arch. ſ. d. ges, 
Naturl. XII. 497 n. XVII, 32)' feinen Befland mehr ober weniger fehtgt, 
De jeboch bis jet nichts weniger als erwiefen erfcheint. Uebrigens if wahrs 
ſqelnlich auch jene, Öffentlichen Nachrichten zufolge, höchſt gefleigerte Verbrenn⸗ 
lichteit der Baumwolle, welche diefe in Schönbein’s un Böttger's 
deher gehörigen Verſuchen als ein: die Wirkſamkeit des beſten Schießpulvers bei 
Beten überbietennen, urplotzlich rüdfanvslos ab⸗ und verbrennennen Dertreter 
beffelben anertennen ließen, nur durch Schwängerung mit Azotichtfäure (und 
wahzfgeinfih mit AmmonoxybAzotat in zuvor bemerkter Weiſe) zu Stande ges 
lbommen; wenigfiens erteilt jenes Gemiſch von viel Azotihtfäure mit wenig 
Mpotfänre, welches man in ver Vorlage erhält, wenn man rothbraune zauchenbe 
Motftaree fo lange in einer Glatretorte erhigt, bis fie volllommen entfärht 
worden, lockerer, trodner Baumwolle, ungemein gefteigerte Verbrennlichkeit, zus 


mial wenn man bie freie Gäuze durch etwas Ammonial-Gas erſchoͤpft, wodurch 


ingleih nie Maſſe an Trockniß gewinnt. Der Verf, dieſes Hobe flellte vor einigen 
Jahren hieher gehörige Verfuche mit der Stärke (Amylum) an, um fo eine 
leichtentzunbliche Mafle zu gewinnen, welche ven Phosphor der Bhosphors 
Streich höol zlein zw vertreten vermöge, ba deren Babriention der Geſundheit 
ber Arbeiter und Arbeiterinnen gefährli; geworben (in Volge ver von Waſſer⸗ 
dauſt begleiteten Phosphoricht ſaure, deren Belmifhung zur Muntfeuchte — 
Wührens ver unvermeislichen Athmung ſolchen Dunſtes — auf die Knochenmaſſe 
ber Kiefern, wahrſcheinlich au ner Zähne, zerſtoͤrend wirft), und ba außerbem 
folger Vertreter (bei wohlfeilerer Darfiellung des Brennfloffes) zugleich bie 
Beuersgefäbrlicpkeit in fo fern mindern würde, als der Phosphor gleich von vorn 


“ beein entbehrlich, und mithin deſſen Darfellung, Verſendung und weitere Bes 


andlung zu vbigem Zwecke gänzlich vermieden werde. Allein es gelang mie 


damals nicht, eine Binpunges und Härtungsmaffe für die mit Azoticht⸗Azotſaure ac. 





4878 





einiger Zeit gelb (SnSz *) gefällt. Schneller erfolgt 
letztere Faͤllung durch Sieben der SnO2sAuflöfung mit HS. 
Waſſer; der gelbe dem AsSz Ähnelnde, wie diefer in wäflrtgen 
Ammoniak, fo wie in KOHOsLöfung auflösliche Nieberfchlag, 


behanbelte Stärke aufzufinden, welche für die Anzünbung durch Reiben, ſerchl 


ver gewöhnlichen als ver zuvor von KallsAzotat ober von KalisGhlorat trunk 


. 


drungenen Hoͤlzchen nicht hemmend geweſen wäre; body gebe ich bie Hefsy 
nit auf, daß dieſem Hinderniſſe begegnet und es entkcäftet werben küme. — 
Ueber Baumwolle vergl. auch &. 1216 Anm. 
Ueber Zinnfulphipfäure und Stibfulphipfäure (fo wie Arfenfulygie , 
und Sulphürſdure over Enlfarfentiate uns Sulfarfenite) vergl. oh 


S. 934 Anm. ff. Tellurihtfänre (&. 840) in Hüybrolorfäure bis u 


Gättigung aufgelöft, wird durch Waſſer zerſezt wie das hydrochlorſaure Ghleih 
(fog. Spießglanzbutter), und erleivet alfo aufgelöR von HS fogleich branıt 
(Säwefel-Tellur:) Fallung. Gelenfäure (SeOz) wir von HS zit 
zerfeht, erhigt man fie jedoch zuvor mit HCh, was Entweidhen non Ch@s 
unter Bildung von Waſſer und Selenichtſaure (SeOz) zur Folge het, e 
wird letztere durch 2 HS, unter Bilvung von 2 HO (zu Shwefele Selen) ds 
AzSz ähnlich eitrongelb gefällt, das ſich durch: Erhitzen dunkelt une mild | 
faſt zinnoberroth erfeint (2 SO, bewirken, unter Bilbung von 2505 
Herftellung des freeien.Se). Selenfaure und felenidgtfaure Salze erfingen, 
zuvor mit HCh gekocht, durch HS gleicher Berfegung, wie SeO2. — 
trodnen Weges bereitete Zinnfulppip, fonft unter dem Namen Banfingelt 
befannt, wegen feines dem Golde ähnlichen Barbglanzes, kat vollkommen werde | 
Zufammenfegung, wie obiges naffen MBeges entflantene. Es bildet mämfig due 
goldgelbe Maffe, beſtehend aus weichen, Tallsähnlichen Schuppen, bie gewöiuih : 
erzeugt werben durch längeres, GBlühhike faf und feht nahe erreichendes Ecken 
(in gegen Luftzutritt geſchügten Gefäßen) eines Gemenges von 2 Gewichttthelen | 
Sn, bie auvor mit 1 Mr amalgamirt worden, mit 11/6S und | Salmiel, da 
au durch Erhitzen eines Gemenges von Zinnälorär mit Schwefel (zii 
Entwidelung von Schwefelchlorür — Sy Ch) gewonnen werten Diane web | 
In beiden Faͤllen durch zu ſtarkes Erhitzen theilweife S⸗Verluſt erleiven, wub bet, | 
wo dieſes geſchehen, nicht gelb, fontern grün erſchelnen mas zur Krfisbum | 
des ſog. grünen Mufivgolpes PVeranlaffung gab. Dur Zufammenfgudn | 
von Sn mit 8 (mas unter heftiger Erglühung und, bei zu großen zit 
Berpuffungssähnlichen, Gerdͤuſch flatt findet) erhält man bläulidgegrame, IF 
ftallinifch-blättriges, fprödes SnS, — Aeltere Chemiler gedenken, hinſichtlich ve 
Binnes, folgenden, weiterer Unterfuchung wertben Verhaltens: Erbigt man 3m 
für ſich, in einem verklebten Ziegel, bis zur vollen Gluth, fo findet man sah 
ven Erkalten vas.gefloffene Zinn flets mit einem ziemlich Leichtflüffigen, ver 
fichtigen, hiazynthfarbenen Safe bedeckt. Manche vermutheten, ba biefer WE 
glafte Stof zum Theil fon in dem ungeſchmolzenen Binne vorlomme wi 
defien Knirſchen bewirke, vie Verglafung von etwas entfiandenem Zinnerh 
etwa in ähnlicher Weiſe herbeiführe, wie überall das an fidh unverglasben Fu 
orgb erſt verglafe vurch Leichtflüffigkeit erzeugender Zufäge, 3. B. mittelſt des Pb0; 
wie es denn auch an ber Luft durchgängig in SnO, nur van leicht ver 
wandelt wirb, wenn e8 zuvor mit Pb vermifcht worben; eine Erfatxaug, * 
die Erfindung ber Emaille und ver weißen Olafur ver Fajance v 
anderer Haͤfner⸗ (Töpfer) Waare zur Bolge Hatte Das von Rinaf (m 
Arch. f. d. ges. Naturl. XI. 503) unterfucdte unvolltommen TryRalliak 
ſche, leicht zerreibliche Zinn, ſcheint etwas SnO (ober vielleicht Ing 0) ur 


mengt enthalten zu haben. 


1879 


unterfcheibet fig von dem gelben Schwefelarfen vorzüglich das 
durch, daß er an ber Luft der Gluͤhhitze ausgeieht SO, hin- 
terläßt. 
: 44) (80. Ius Drange freifender gelber, im wäflrigen Ammoniak uns 
auflöslicher Rieberfihlag (der als Malerfarbe Verwen⸗ 
bung findet). , 
155) Zu). Weißer Niederfchlag; vergl. 462) ©. 1275. 
16) S6Ozund y Erſteres wird roth, ins Gelbliche oder Hellbrännliche ſtrei⸗ 
8605. Ffend, Letztere (wie auch SB03 + SbO; = Sba Os) orange 
gefaͤll't. Der erſtere erfolgt bei neutraler, verbünnter Auf⸗ 
löfung erfl nach zuvor eingetretener Röthung der Flüſſigkeit; 
Zufap von HCh wirft hier, wie bei der AsSz⸗Faͤllung, 
d. h. er befördert die Faͤllung augenblicklich Ammoniat 
löf den orangen Nieberfchlag fogleih auf. Anwefenheit von 
Brechweinftein in Fläſſigkeiten läßt fi durch HS leicht 
enibeden. 
17) Bir. Bei flarker Derbännung bunfelbraune, bei mäßiger, 
ſchwarze Faͤllung. — Enthält das nichrerwähnte übers 
„aſifche, nach Anderen nur einfach baflihe azotfaure 
' MWismpthoryd mehr oder weniger oxydirtes As, fo 
foll e8 nach Stromeyer durch Berreiben mit flarker Azet⸗ 
fäure gänzlich davon befreiet werben koͤmen. 
Anmerkung 1. Bie fi$ das S tes durch HS gefällten PtS an 
ber Luft Leicht in 803 -ummandelt (oben S. 848), fo tritt auch, 
Goubeiran’s Beobachtung gemäß, SchwefelfäuresBilbung 
en, wenn man heiße Fer Cha » Löfung von HS: Gas burchflreichen 
läßt, und noch beträchtlicher, wenn man hiezu (ſtatt @ifenchloriv-Löfung) 
eine Auflöfang von neutralem Kalichromat in verbünnter Effigfäure oder 
dergleichen Hybrochlorfäure wählt, und ſchon in der Kälte erfolgt fie, . 
wenn flatt diefes Salzes Löfungen von bromfaurem Kali oder fobfaurem 
Kali oder jobfaurem Natron in den Berfuch genommen werben, 
Aumerfung 2. Völkel entdeckte gelegentlih zahlreicher Ver⸗ 
füche über das Mellan und Melam (oben ©. 966, 968 und 971), 
fo wie über das Berhalten der Rhodanfänre (Rhodanwaſſerſtoff⸗ 
fäure oder Echwefelblaufäure;, oben S. 962 Aum., 999 u. 1267) unb 
Kanthanfäunre oder (Bölkel’s) Zanthanwaflerftofffäure (Hydro⸗ 
Santhanfäure oder Meberfchwefelblaufäure, ©. 968 ff.) bei nach und 
nach gefeigerten Temperaturen, ſie ben neue fog. Schwefelwaffer- 
Rofffäuren (Säuren, in den das gefänerte, nach Anbern bas fäuerube 
H durch HS vertreten ift, die fich jedoch auch in Beziehung auf Vers 
halten zu ben Erzmetalloxyden ſaͤmmtlich ale H-&äuren betrachten 
laffen dürften) und einen von ihm Glaucen genannten zufammens 
gefegten Stoff, der in Form einer grauen Mafle verbleibt, wenn Mes 
lamin (von Bölfel durch Bolten bezeichnet; oben ©, 971 u. 1170) 





— 


über 32000. — 25608, erhigt wird, da es danı in Ammeniak m 
Glaucen auseinander tritt, das, flärker erbist, in HKy-, A: m 
Ky:&as zerfällt; vergl. Boggendorff’s Ann. LXI. 358; LXIN, 
406 und LXIII. 106 ff. Folgende Ueberſicht ber Röchiomekrifiien Ze⸗ 
jammenfeßung (defimmt nad Mequivalenten) jener neuerzenglen B 
Eäuren, wie fie V's Elementaranalyfen ergaben, möge zur Be 
gleichung ihrer weſentlichen Berfchiebenheiten dienen; vorangehi Ik 
Aufammenfebung der Mellanwafferfofffäure (Oyhromelaafin: 
©. 966), wie fie Bölfel fand. 
Wafferftofffäuren bes: 
Mellan. Poran, Phajan. Zytan. Seulan,. Alphan. Palau. Ip 





ce 7? 3 8 10 6 10 4 4 
A 4 4 6 N) 5 10 4 1 
3 6 2 4 A. 2 2 2 2 
H 4 4 5 7 5 .% 4 1 


Das Melamin fand DB. zufammengefeßt, wie a. a. D. bemaii 
worben; das Blaucen — Ca Ag Ha. Ueber ein neneres Bere 
zur Darfellung des Mellanlalium (Kaliumellauid), fo wie über we 
Darftellungen uud Verhalten ber übrigen Laugmetall⸗ und einiger &ıp 
metall⸗Mellanide und Mellanüre; vergl Liebig in ben Ann.d. Chem 
u. Pharm. L. 337 fi. Sulz man Kalineifeniyanür mit Echweid 
und erhigt das Bemifch fo lange, bis alles Ciſenrhodanuͤr (Schweib 
blauftoffeifen) gänzlich in Schwefeleiſen verkehrt iR, fo findet man im 
- Schmelztiegel, neben annoch ungerfeßtem Rhodankalium (Kaliuthodauit) 
viel Kalinmellanid, das aus feiner wäfrigen Löfung erfaltend im fach 
Iofen gehäuften‘ Nadeln anſchießt, deren Löfung Varynchlorid⸗ (fe 
falgfaure Baryi⸗) Löfung werhfelzerfegt, indem fih Barynmellanid | 
in Form einer diden weißen Mafie niederſchlägt, welche in ſiedenden 
Waſſer gelöft, daraus in vurchfichtigen- kurzen, 6 HO enthaltuies | 
Nadeln anſchießend übergeht, die bei 1300 C. — 1040. 5H0 
lieren, gelöß fi mit’ Natron» und mit Ammonoryb-Garbonat wechſel⸗ 
zerſetzen, mit erſterem in ſeidenglaͤnzenden, leicht löslichen Radeln fie 
Rallifirendes Natrinmellanid, mit lehterem dem KMI 6 
in Alfohol unlöslies AH, MI gewährend. Brechweinfeis Ki 
mit KMI einen weißen, im Waſſer fchwerlöslichen Niederſchlag — 
Marchand zufolge, erzeugt unter allen Salzen, beim Löfen IR 
Waſſer, feines fo bebeutende Temperatur: Minderung, als das EN 
kalium (Kalinrhodanid ober fog. fehwefelblaufaures Kali); 1 
defielben + 1 Pfund Wafler, deren jedes + 180 C. — 14948. rie 
gaben vermiſcht — 219 0. — — 160,18 R. Als Claus Platiz 
in waſſerarmer, fledender Kalinrhodanid⸗Löſung auflöfle, ſchoß 
Erkalten in ſchönen zinnoberrothen Kryflallen ein Doypelſatz 
KRh + PiRhb on. Aehnlich verhielt ſich Jridſalmiiak, jedeqh 
ſchjen das Salz weniger ſchön gefärbt; bie Oxyde des Jr, B md 











1281 


bilden mit Rhobanfäure zerfließliche, geloͤſt und ungelöft ſich Leit 
zerfeßende Salze. — Das zuvor (5.1276 f. Aum.) erwähnte oom icht⸗ 
faure Kali ſcheidet fih nach Fremy, in Form Kleiner, Zörniger, 
rojenfarbener Kryſtalle, aus der mit Alkohol verfegten und dadurch zur 
heftigen Selbflerhitung gebrachten, mit OsOg gefättigten Kalisföfung, 
nachdem die Blüffigkeit zuvor Rofenröthe angenommen und Aldehyd 
entwidelt hat. In größeren octaödrifchen Kryſtallen fchoß das Salz‘ 
an, als %. gelöftes osminfaures Kali mit gelöflem azotichtiauren Kalt 
vermiſchte, da fi dann zugleich agotfaures Kali bildete; längeres Lie⸗ 
gen fcheint das Salz zu bräunen; vielleicht in Folge durch Lichteinfluß 
bewirkter, teilweifer Desexydation zu Os02? Uls Reiſet durch Ers 
hitzen des Platinchlorid bereitetes gelblichgrünes Blatindlorür, 
alfo daſſelbe, das in heißer Kali⸗Lauge aufgelöft und dann mit Alkohol 
verfeßt, unter äußert lebhafter COg=Entbindung, fog. Platinmohr 
fallen läßt (oben ©. 648 Anm.), mit wäfirigem Ammoniak kochte, und 
dabei entweichended Ammoniak fo lange erfehte, bis alles Chlorur aufs 
gelöR war, erhielt er durch Abdunſten der filtrirten Flüſſigkeit in gelbs 
lichen Kryftallen anſchießendes Chlorür eines Erzmetall- (Pt) hals 
tigen Salzgründers (oben ©. 1088), den man, feinen Beflanbs 
theilen nach, für PrO + AHz3 erachten würde, den aber R., des an 
die Alkalien erinnernden Berhaltens wegen, als dae Oxyd einer metalrp⸗ 


tiſchen Berbindung, ale a + 0 betradhtet, der jeboch, ale Chlorär 
H; 


nicht füglih das Oxyd einer Verbindung von A + PiHz, fondern 
entweder an fh ein O⸗haltiges Radical, in Abſicht auf Os@ehalt 
ähnlich dem Benzoyl (5. 881) oder wahrjcheinlicher eine Alfaloids 
ähnliche Verbindung ſeyn dürfte, die in dem Chlorür nicht mit Ch, 
fondern mit HCh verbunden erfcheint und in diefem Falle = PtAHeR 
0 + HCh if; wofür auch die Wechielzerfeßung dieſes fog. Chlorür: 
bewirkt dur AgOSOz, zu fprechen fcheint; denn vermiſcht man eine 
in dee Wärme gefättigte Löfung des fog. Ehlorür mit einer bei Sied⸗ 
hitze gefättigten Loſung des Silberoxyd⸗Sulphat, und flltrirt das Ge⸗ 
miſch noch Heiß, fo Fryftallifict daraus jener Salzgründer, neus 
tralifirt mit Schwefeljäure, während das babei erzeugte AgCh dem 
Filter verblieben war; um aber AgO des Ag0SOz3 zu Ag bes AgCh 
zurüdzuführen, mußte H zugegen feyn, das mit dem O (des AgO) HO 
bildete. Diefes zugegeben möchte vielleicht der im fog. Chlorür mit 
HCh verbunden erfheinende Ealzgründer am paflendften mit Ptatin⸗ 
amidul zu bezeichnen feyn. Das erwähnte Sulphat befielben bildet 
theils Wafler-freie, glänzende Körner, theils 1 HO enthaltende Kryſtall⸗ 
ſchuppen; das Azotat weiße, durchſichtige Nadeln, die 2000C. ohne 
Entmifchung vertragen, darüber erhigt aber verpuffend verbrennen; 
CO2 gewährt damit kryſtalliniſches Bicarbonat, ein leichtlögliches 
Sesquicarbonat und ein Carbonat. Bei 2500C. = 20008, 
8 


e 


1282 


gelbt ſich das fog. Ehlorür, indem es etwas Ammoniak entläßt; be 
3000 U. —: 2400 R. zerfällt es in A= und HCh⸗Gas, GSalmiakvanpf 
und Platinſtaub. As Salzgründer (von Berzelius durch Rs 
bezeichnet) treibt bas Platinamidul Ammonoryd aus beffen Salzen, 
übertrifft mithin au Stärke die meiften Alkalorde, denen es ale künſtliches 
Alfalcid (oben &. 1170) ſich anreihet, indem es zugleich darauf hie 
weifet: daß das Ammonmetall, ftatt fehlenden H's auch andere Metalle 
(metaleptif) aufzunehmen vermag; oben ©. 1172 und 1125. Ban 
tfolirt das Rs, indem man die wäftrige Löfung feines Sulphat kur 
Barytwafler gerfest; die vom Barytfulphat abgefeihete Flüſſigkeit gegen 
Zutritt von CO2 in ber Guertfefchen Leere eingebunflet, erflarrt zu 
durchſichtigen Kryſtallnadeln, die bei gänzlicher Austrodauung undard- 
fihtig werden, alkaliſch ätzend ſchmecken, COz rafch anziehen und bei 
1100C. — 880 R. neben 1 Berhältnißgewicht Ammoniak 1 Kryſtal⸗ 
wafler (HO) entlaflen, was zufammen 17,44 Progent beträgt. Bit 
es an einem Punkte bis 20000, — 1600 R. erhibt, fo entzümbet es 
-fih, indem es erglühet und mit zifchendem Laut zu verglimmen fert 
fährt, bis zuleßt nur flanbiges Pt verbleibt; troden, mit Luftansihlaf 
deſtillirt und bei dieſer Hige = 1800 C. 1440 R. erhalten (Bteigerung 
der Wärme bis 1900C. — 1520 MR. vermeidend), fo entwideln 3 Rs: 
3HO + 2 AHz, und zurückbleibt 1 Blatinagotür = Plz + Au 
das fich bei 1950C. —= 1560 R., mitunter ſchon bei 1900 C. urploößlich 
in Pt-Staub und A⸗Gas zerfeht. — Erbiht man 3 MrO in ABz-Ges 
bie Höchitens zu 1400C. — 1120R., fo bilden fi 3HO un) dx 
pulvrig verbleibendes braumes Mercurazotür = Mrz + A, I 
Härter erkigt, unter Feuerentwickelung beftigft zerknall't; das Berthol⸗ 


ler’fhe Knallfilber, hervorgegangen aus dem filberorydfauren Im 
monoryd, d. i. dem in wäflrigem Ammoniak anfgelöften Eilberem, 


durd; deflen Eintrocknung, in Form einer ſchwarzen pulvrigen Raſſe 
(m. ®rundz. I. 452), vas durch Stoß, Reiben, ja öfters ſchon duch 
leifefte Berührung furchtbar heftig in Ag-Staub, HO= und A-Gas 
zerknall't, feheint darum noch bei Weiten heftiger zu wirken, weil «6 
bei feiner Zerfegung gleichzeitig zur Bildung glühenten Wafterdampfes 
fomnt. Das fog. Enallfaure Silberoxyd (AgOKyO; ob 
©. 491 u. 512 ff. Ann.) wirft muthmaßlich weniger heftig, obgleich 
es auch — und wie fhon Brugnatelli db. &. bemerfte, ſelbſt wen 
es unter Waſſer gerichen wird — in unmeßbar kurzer Zeit zerknalſt, 


weil dabei Feine Maflerbildung eintritt, fondern nur COg entſtehen 


faun, wenn es anbererfeits in Ag-Staub und A-Gas zerfährt. Was 
unter andern biefe Bermuthimg in hohem Grade flüpt, iſt das zuvor 


(S. 1277 Anm.) erwähnte Verhalten ver mit Azctichtagotfäure bebap 


beiten Etärfe, Baummolle ıc., d. i. eine dem Xylordin äbhnlich p 
ſammengeſetzte Verbindung, welche, in buch Schönbein's Erfiurung 


veranlaßten Verſuchen, an furchtbarer Verknallungswirkung Bertpollerd 


1283 





Kunlifiber noch zu Rbertreffen fcheint; wie ſolches bie in dieſen Tagen vers 
Öffentlichten Berichte über die zu Braunfchweig von Otto mit fog. 
erplofiver Baummolle angefellten und unmittelbar auch biefelb® 
wieberholten, und beflätigten Verſuche darthun. Das a. a. O. erwähnte 
£yloidin, wie bemerkt: ber wahrſcheinliche Veranlaſſer auch 
der Schönbein'ſchen Erfindung, wurde von Braconnot vor 
14 Jahren erhalten, als er Staͤrkmehl (Kartoffelftärke), Holzfaſer 
(Sägmehl), Baumwolle und Leinwand jedes für fih mit waffer- 
armer (aus 500 Grammen Salpeter durch 430 Schwefelfäure, ohne 
Bufag von Waſſer gefchiebenen) Azotfäure begoß, das Gemiſch ums, 
rührte, bie ſich eine durchſichtige, ſchleimige Löfung gebilbet hatte, und 
dieſe dann mit Waſſer zerfehte, wodurch das Ganze zur weißen, Käfe- 
artigen Maſſe gerann, welche zerrieben, wohl ansgewafchen und ges 
trodnet, wiederum 5 Grammen wog, weiß, pulverförmig und geſchmack⸗ 
Io6 war, Ladnıus nicht röthete, Jod⸗Loͤſung (fih dadurch gelbend *) 
eutfärbte, fi in ſchwacher Azotſäure leichtaufidolich zeigte, daraus 
aber durch Alkalien wieder unverändert gefäll’t werden konnte und uns 
ungefällt abgevampft Oralfäure aber „feine Schleimfäure” gab. 
Unter den Pflanzenſäuren verhielt fi gegen fle die waſſerarme Eſſig⸗ 
fäure ale vorzügliches Auflöfungsmittel; fie kilbete Damit einen diden 
Schleim, der mit Wafler verfegt zwar zur harten, mattweißen Mafle 
gerann, allein beim Trornen in gelinder Wärme eine firnipartige 
Maffe (jene 9.0.0. durh Zylosdingummi bezeichnete) barftellte, 
die äußerlich farblofem Glaſe gleichend, Härte genug barbot, um 
Heine mifroftopifche Linfen daraus fertigen zu Fönnen, und bie 
ihre Durchſichtigkeit auch umter Waſſer behielt, als eſſigſaurer Schleim 
anf Bapier gefirichen und dann erwärmt: dieſem glänzenden Firnißs 
Meberzug verlieh (hierin der Auflöfung des Pflanzenleim oder Mehls 
leim in Sffigfäure ähnlich) und die, in gleicher Weiſe, an Lein- 


— — — — 


*) Hierin dem Inulin, ſtoͤchiometriſch — Ca Hıo Oıo, d. i. jenem in bie 
Amylum s Bruppe gehörigen Biltungstheile ähnlich, ber, zuerfi (buch Gehlen) 
ia Ser Alantwurzel (Inula Helenium L.) aufgefunden, fpäter in ven 
Wurzelknollen ver Georginen und benen ker Erdäpfeln (Helianthus an- 
nuus L.), und in fehr großer Menge in ver Gihorienmwurgel (Cichorium 
Jntybus L.) waßrgenommen, tenfelben nad Art der Bereitung ber Kartoffel 
flärfe, durch Ausfpühlen ver fein zertheilten Wurzeln mit Faltem Waſſer, over 
auch durch Auekochen mit Waſſer und Abdampfen entzogen, fih — im letteren 
Bulle durch Erkalten — pulverfürmig abſetzt, getrodnet ein ſehr zartes, meißes, 
unſchmedbaret und geruchlofes Pulver varftell’t, das bei etwas über 1009 C. ſchmilzt, 
yom kalten Waſſer fhwürig, von ſiedenden fehr Seicht zur jchleimigen, einen 
Kleifter bilvenden Blüffigkeit gelüft wi, vie es, erkaltend, wiederum pulvrig 
entläßt; ein Verhalten, welches es jeroch durch wieverboltes Kochen mit Waſſer 
verliert, indem es dadurch gänzlich in Fruchtzucker (Schleimzuder) übergekt. In 
Den genannten Dflanzen ſelbſt kommt es bereijs tbeifweife in ſolchen Zucker vers 
wandelt vor. Gs wir von Job vi gebläuet, fondern gegelbk 


81* 





1284 





wand (wie aud dem Cattun, und ähnlichen Gebilten) übertragen 
Steifbeit und Undurchdringlichkeit verlieh, die ſelbſt bein 
Kochen mit Wafler nicht wid. Ammontaf wirkte auf das Zylchun 
nicht ein (febte den Verf. dieſes Hobs daher in den Etand, anhängen 
A;otfäure vom Zylorvin zu entfernen, und es dadurch zugleig mil 
Ammonoryd:Azotat zu mengen; a.a. DO.) Erhitzt entflammte«s 
leicht. Künſtliches Bummi, Eereitet buch Einwirkung wahle: 
armer Schwefelfäure auf Leinwand, getwährte, mit Azotfäure behanket, 
fein Zylowwin, wohl aber wurde dergleichen erhalten, in geriagt 
Menge, vom „Leinfaamenfchleim“,.in größerer vom fog. Traganti- 
Gummi (Traganth- Schleim), arabifhem Gummi, ISuuliaw 
Saponin (Die Braconnot in der Rinde des Gymnocladus cans- 
densis L. aufgefunden hatte *), aber ſtets begleitet von einem ſcht 
bitteren Etoff, was B. vermuthen ließ, baß diefe Bilpungstheile eim 
Zucker⸗Art beigemifcht enthielten. **) Liebig wiederholte 4 
Verſuche, fand, daß das Zyloibin zu Stande komme, auch, wenn ma 
nicht ganz veine Azotfäure dazu verbraude und daß es Azotſänte 
als Mitbeflandtheil enthalte; Ann. d. Pharm., herausgegeben wi 
Geiger und Liebig VII. 245 ff. Obiges Verhalten des mit Zylait 
gefhwängerten Glas⸗ähnlichen Papiers läßt vermuthen, daß des 
neuerlich von Schönbein angelündigte, in Beziehung auf Reibuugk 
Gieftrifirharfeit das Glas nicht nur erfeßende, fondern es überbietrak 
Papier, mittelft Zyloloin, dargeflellt worden fey (?). Fünf bis ſechs Jahre 
nad Braconnot befehäftigte ſich auch Pelouze mit der Darfıllans 
des Zyloidin und befien Berhalten. Er wandte Azotſäute vos 
1,5 @igengewwicht und Gtärfe an, und fand: a) daß längeres Eiche 
des Bemifches, ohne Waſſer⸗Zuſatz, daflelde nach und nad in eine mi 
Waſſer immer weniger Xyloroin gebenbe, zuleßt eigenthümlich faure Blär 
figfeit übergehen macht; b) daß das Zyloivinein Amylumfey, das Bl 
verloren und dagegen 1 AO; aufgenommen habe, welche das urfprängliht 
Gewicht des Amylum beträchtlich vermehre; Bracouzotd 
Amylum war demnach zum Theil in jene ldoliche neue Edure Bier 
gegangen; c) daß die Bildung ber neuen weißen Säure durch Gina 
des Bemifches fehr beſchleunigt werde; fie fey ſehr zerfließlich, u 
halte fein Azot, verwandele fid, durch Erwaͤrmen in eine eigenfhim 
lihe ſchwarze Eäure, die aber durch Azotſäure wieder in die vorige 
weiße übergehe , in der Kälte fih Iangfam in xaljäure verkehrt 





m m — — — 





*) Brarconnot empfiehlt a. a. D. ven Anbau dieſes Baumes, jener Beſtauttheite, 
zumal des großen Schleimgehaltes feiner Rinde wegen, weil er (in Burgumh) 
jede Winterkülte unbeſchadet aushält und fchnell wäh. 

) Zudfer mit brauner, rauchender Azotfäure genäßt, bildet zunädft eine äußert 
bittere Maffe; vergl, m. hieher gehörigen Verſuche. Berliner Zahrb. ». Pia 
1819. ©. 386 ff. | 


1285 





(ohne dabei COg » Bildung hervorgehen zu machen), und d) daß das 
ZyloToin bei 18000. — 1440 R. Feuer fange und ohne Rückſtand 
mit vieler Lebhaftigfeit verbrenne P. fügt hinzu: biefe Cigen⸗ 
fhaft führte mich zu einem Verfuch, der vielleicht einige Anwendungen, 
namentlich in beeArtillerie, geflattet. Taucht man Papier in Azotſäure 
von 1,5 Bigengewidht, läßt es fo lange darin, bis es davon durchs 
drungen ift, was im Allgemeinen nur zwei bis drei Minuten erfordert, . 
und waſcht «8 dann mit vielem Wafler ab, fo echält man eine Att 
waſſerdichtes Pergament, von außerordentliher Entzündlich 
feit. Daffelbe erreicht man mit Leinwand oder Cattun. Das Bas 
pier oder bie Gewebe, welche der Einwirkung ber Azotſäure ausgeſetzt 
waren, verdanken ihre neuen igenfchaften dem Zyloivin, mit welchem 
fie überzogen find. Ann. d. Pharm. XXIX. 38—41. Ueber Kupfer 
Azotür m. Grundz. I. 500 ff. Ueber Blaspapier f. a. w. u. 
yy) Berhalten der Erd⸗ und rzmetalle zu den Schwefelammon - 
(AH, S): Ä 
Die Erbmetalle werden durch AH,S meiftens fo aus ihren neutralen 
Auflöfungen gefäl’t, dag AHz + HO (= AH, O) fi mit der Aufs 
löfungsfäure verbindet, während tie Erde (3. DB. AIOz, BeÜz etc.) . 
fih niederfchlagförmig ausfcheitet und HS entweicht; alfo, als ob die 
Auflöfung mit wärlcigem Ammoniak vermifcht worden wäre, und auch 
Gerer-Dryd wird in gleicher Welfe ausgefchieven; wonach wahr« 
ſcheinlich auch die übrigen Erderzmetalle unter gleichen Bedingungen 
fi} ebenfo verhalten werden. Wirklich ift diefes auch der Ball bei 
ſolchen Erzmetallen, welche den @rderzmetallen fehe nahe ftehen, beim 
Ta uud Ti; denn TaOz und TiO2 verhalten ſich in jener Hinficht, 
wie bie entfprechenden Erdmetalloxyde, was hingegen nicht der Ball ift 
beim Chrom, deſſen Oxyd (Cr2 O3) durch Schweſelammon zwar 
auch größeren Theile als ſolches gränlich ausgefaͤll't hervortritt, jedoch 
begleitet von CrS. Wenn übrigens auch FeO und bie übrigen durch 
HS aus Säuren nicht füllbaren Erzmetalloryde vom Echwefelammon 
ale Schwefelmetalle niebergefchlagen werben, fo barf bas nicht bes 
fremden, ba das Ammon -+ O (Ammoniak -+ HO) dergleichen Metalls 
oryde ihrer Säure beraubt und mithin bie fäuresfreien Oxyde der Eins 
wirfung des HS in dem Wugenblide ihres Freiwerdens unterſtell't; 
man darf aber nur Eifenroft, der in der Nähe von fog. Schwefelwäf- 
fern (HS enthaltenden und theilweife gaflg entlaffegden Mineralquellen) 
oder von Dungflätten längere Zeit hindurch fi befunden hatte, mit 
einer verbünnten Säure (3. B. HCh oder SO3) übergießen, um fufort 
HS as entwickelt zu erhalten. Wie aber AH4S, fo wirken auch 
die demfelben entfprechend zufammengefegten übrigen leichtlöslichen 
Laugs und Erdlaug: Schwefelmetalle, auch wenn, die zu Fällenden Erz⸗ 
metalle eine fehr hohe Oxydationsſtufe erreicht Hatten; wie denn 3. B. 
eifenfaures Kali mit Ueberſchuß von Kali, wenn durch feine Loͤſung 


L 


1286 


HS geleitet wird, der Wechfelgeriehung von entflandenem KB und Feb; 
unterliegt, fo daß ſchwarzes Schwefeleifen gefällt und zugleich, wie cd 
fiheint, Fey Sz in KS mit grünlicher Farbe aufgelöfet wir. Pk 
meiften, zumal die friſch gefäll'ten Schwefelerzmetalle werben in der 
Wärme in Echwefelmetalle und HS zerſetzt. Sehr leicht tritt folde 3er 
feßung bei jenen ein, deren Erzmetalle, mit wäfirigen 0:6äua ie 
handelt, das Waffer zerlegen, indem fle ſich auf Koften beffelben cry 
diren; hieher gehören Mn, Zn, Cd, Sn, U, Ni und Co; die Dre 
ber leßteren drei laſſen fich auch wieder durch trocknes H>Bas bie 
reichend erhöheter Temperatur rebuciren. Mn und Fe find aut ala 
genannten als Gchwefelmetalle dur; HCh am leichteften in Gh 
metalle (und HS) zu wechfelzerfeten; baher ihre, zumal bes Giimerb 
eifene häufige Benugung zur Darſtellung des HS = Bafes. Judeſa 
werden auch Schwefelerzmetalle von HS zerfeßt, deren Metalle man 
"unter den bemerften Bedingungen eine Waflerzerfehuug herbeipufäh 
vermögen, noch an fich (ohne galvanifche Anregung) fähig find, hal 
gewäflerte Hndrochlorfäure chemifch zerfallen zu machen; wie den 
namentlich PbS, BiS und SbS hieher gehören. Wo übrigens bei dam 
Echweielmetall mehr S gebunden vorliegt, al6-die HCh in HS ward 
- Tann, ba fcheidet gemeinhin der übrige Schwefelantheil ſich als weihlih 
‚gelblicher oder weißgelber Niederfchlag ab. Känigswafler, und heftige 
noch (häufig unter Feuerentwidelung) febr waſſerarme, ranchende Ich 
fäure, orpbiren nicht nur, und zwar zuvörderfi das Metall, ſenden 
auh den Schwefel, wenn biefer nicht theilwelfe — in Form amd 
grauen, Metall untermengt enthaltenden Niederſchlags — ansgeſchite 
wird, dem man dann durch Sieden mit den genannten fauren Fl 
feiten alles Metall oxydirend zu entziehen vermag; bie fi debei Ib 
dende SOz läßt fi durch BaChstöfung Leicht hinwegnehmen. {ea 
Schwefelammon werden gefällt (ale Schwefelmetalle), ohne 8 
im Ueberſchuß zugefeßten Bällungsmittel wieder anfgelöf ju mt? 
den: Cu, Ag, Mr, Pb, Pd, R, Os; auch SnO (oder SnCh) watt 
hieher gehören, wenn es fich, mit vielem Echwefelammon jelanml 
fommend, *) nit in Schwefelzinn im Schwefel:Rarinıt 


9 Zumal mit einem: mehr als 1 Verbaltnißgewicht S enthaltendem —— 
AH, verbindet fich nämlich wie K ac. mit S in mehreren ſtöchiometriſchen 6 
bättniffen. Als Frit ſche AH4 S abwechſelnd mit Schwefel färtigte (eb Id 
leicht auf) und wieder AHz3-&u8 hineinleitete, erhielt er durch Abkühlen in gold 

. orangen Prismen anfcießennes AH4 Ss; das (81,59 Procent 8 
fi an ver Luft unter Abſcheidung kryſtalliniſchen Schwefels zeriehte m 
längerer Lufiberührung in AH, 0 S2 05 übergieng. In verfchloffenen 
erhigt, zerfiel es in AH4S un rubinrotges AH, Sy, das fi unter an 
auch durch Auflöien von S, in ver Mutter-Lauge von AH4 Sz barftellen IM 
As 5. in die Löſung tes Fünffach⸗Schwefelammon abwechſelnd AHz: ut B 
Gas leitete, bildete fih kryſtalliniſchet AH, Sy. Bür fi echitt 

’ 


- 


, 


1287 


(Sa; oben ©. 1278) vertwanbelte, was in Schwefelammon leichtauf⸗ 
löslich iR. Achnliches gilt von der Scheelſäure, Vanadichtſäure 
und Banadfänre, die auch des Zufatzes von verbünnter HCh betürfen, 
nm aus ihrer Auflöfung in Schwefelammon als Schwefelmetalle auss 
geſchieden zu werben. Ueberhaupt find aber in Ueberſchuß von Echwefels 
ammon folgende, dadurch zuvor gefäll’te Schwefelerzmetalle mehr oder 
weniger auflöslid: SI (W), Mo, V, Pt, Au, Jr, Sn und Sb. 
Ihnen fließen fi in diefer Hinfiht au: Te, Se und As. 

dd) Verhalten zu 802. *) 





biefe drei Schwefelungsfiufen, uußer der niebrigften (AH, S) auch noch In zwifchens 
liegende, durch gelbe Sarbe von ben vorhergehenden verfchiebene. Die fog. 
flüchtige Schwefelleber (Liquor fumans Beguini a. Boylii) ver 
älteren Ghemifer (gewöhnlich bereitet durch gelinde Deftillation eines Gemiſchet 
von 4 Gewichtstheilen gebrannten und gepulverten Kalle, 2 Salmiak und 1 Schwefel, 
die troden zujammengerieben, in der Retorte mit 1 Waſſer durch Schütteln vers 
bunven worden) ftellt eine tief orange, bei Suftberührung, unter Entwidelung weißer, 
erſtickender Tämpfe ſtark rauchende Blüffigkeit var, die von AH4 Ss; und AH, ST, 
unter andern auch dadurch abweicht, daß fie ſtets flüffig bleibt, Sie riecht 
zugfeih ſtark nach HS und nah Allz, giebt mit Mr-Salzen und ſelbſt mit 
laufenden Mr geidüttelt oder gerieben Zinnober, und wird durch einige 
Tropfen Bitriolöl oder rauchende Azoifäure ſtark platzend gericht. 

%) Sremy, das Berhalten ver osmichtfauren, zu: SOg und zu veren Salzen 
verfolgend, fand, daß beiverlei Salze Doppelfalze (mit zwei verfchienenen 
Säuren) bilden; zugleich ergab ſich ihm, daß duch Zufammentritt von gelöftem 
fgweflichtfaurem, mit vergleichen ayotichtfaurem Kalt, in Form eines kryſtallini⸗ 
ſchen Niederſchlags ein einfaches Salz entficht, deſſen Säure SAH und O zu 
Beſtandtheilen at. GSpäterhin fand F., daß man mehrere Säuren ver Art 
erzeugen Eann, die im As und H-Gehalt glei find, Hingegen rückſichtlich ber 
Berbältnißgewichte ihres S= und O-Gehaltes von einander fehr abweichen, und 
sie man, fo fern A und H in ihnen beflänkig im flöchiometrifchen Verbaͤltniß 
von A zu Hz zugegen erfcheinen, mit &, Sulfammonfäuren (richtiger Sulfams 
montafjäuren) nennen fann, biefe Benennung jedoch aufgeben muß, weil $. [päter 
aur eine dieſer Säuren alfo hieß, im ihrer Geſammtheit fie aber Schwefel⸗ 
azotfäuren genannt willen will. 2eitet man bie beim Grhigen des Amylum 
mit gewäfferter Azotſäure fich entwidelnbe Azotichtfäure in Kaltsfauge, und läßt, 
bevor biefe von erflerer Säure gefättigt iſt, Schweflichtfäure folgen, fo hängt es 
» von ber Dienge des fich bildenden Katifulphit ab, welde Art von Sulfammons 
fäure hervorgehen fol, wie denn auch eine gefättigte Löfung von KOAO3F und 
von KOSO, zufammengegoffen fogleih ein hieher gehöriges fulfammonfauces 
Kati in ſchönen, ſeldenglaänzenden Nadeln fi ausfcheiven maht, was — 
za Natron burdaus kein hieher gehöriges Salz gewährt, fondern nur ein Ge 
menge von NOSO2 + NOAOz — zugleih ein Mittel mehr darbietet, 
Kali von Natron zu unterfheiden. F. führt mehrere bieber gehörige Säuren 
auf, deren erſtes lied von ihm burh SO2 4- AOz + Ha O3 = SAHz Og 
bezeichnet wird, das man aber auch betrachten kann als eine Verbindung von 
oxynirtem Waffer mit Schwefelagot-Oxypul = SAO,2 + 3 HOs; 
eine Anficht, bie wenigftens das auffallende Verhalten einer anderen biefer GSruppe 
angehörigen Säure, der Sulfazivpinfäure — Sy AHz O7 zu gepulverten 
Braunflein (MnÜ2) und die Berfegung ver Säure durch Erhitzen für fi Hat; 
wirft man nämlich in keren kalte wäfirige Loſung gepulverten Braunflein, fo 
‚erfolgt ſogleich Auftöfung veffelben, unter lebhafter ECutwickelung, von O⸗Gas, 


— 


———— ——— —— —— — — 





1288 


In Wafler gelöfte Shweflichtfäure bildet, von K ober. N beräßrt, 
unter H-Entwidelung KOSO, und NOSO>, die man unmitteibar burd 
Neutralifiren der Löfungen von KOHO und NOHO erhalten Tanz, 
aber auf, wenn dieſe Laugmetalloryd- Hydrate Durch deren GBarbruate 
vertreten werben; denn SO, treibt COz aus. Beide Salze (KOS0, 
+2 H0 und NOSO, + 8 und + 10 HO) find fryflallifirbar und leide 
löslich (und eben fo auch die zugehörigen fauren Salze), und @leiches 
gilt auch von den Verbindungen der SO, mit AHLO; vergl. Rus 
pratt’s hieher gehörige Unterfuchungen; Ann. d. Chem. u. Pharm. 
L. 259 ff. Ihre Löfungen fegen in ben Stand, bie meiften übrigen 
bafifchen Metalloryde durch Wechfelzerſetzung mit deren löslichen Salzen 
barzuftellen, da diefe Salze, Seitens des BaOD und SrO fchwerlöslig, 
mit 'ZrO3, mit Fey Oz und mehreren Erzmetalloxyden unlöslih ſind. 
Leichtlöslich dagegen iſt audy der ſchweflichtſaure Kalf CaO SO, 
+2HO, und mittelft überjchüffiger wäflriger Schweflichtfäure find cs 
auch MgOSO, + 3 HO, A!Oz SOg + 4 HO (das ſich durch Erhigen 
feiner fchweflichtfauren Auflöfung als erdiges Pulver feheidet, währen 
BeOz unter gleichen Bedingungen aufgelöft bleibt). Die Löslien 
fhweflichtfauren Laugs und Erdlaugmetalloryde, zumal das ſchweflicht 
faure Ammonoxyd und der ſchweflichtſaure Kalt, lönnen Rastt 
Schweflichtfäure zum unzerfiörenden besorydirenden Bleichen (z.B. ver 
gelben, die rohe Schanfwolle färbenden Verbindung) mit Vortheil 
verwendet werden. Hinſichtlich der Ealze ber Erzmetalloryde gewährt 
ſchweflichtſaures Alfali zum Theil ausgezeichnete. Niederfchläge, 
zum Theil entfichen Hieber gebörige Verbindungen durch Einwirkung 
von vieler in Wafler gelöſter SO, auf Hydrate oder Garbonate wen 
dergleichen Oxyden, die dann ifolirt hervortreten, wenn Zufaß von 
wafferfreiem Alkohol ihnen das Löfungsmittel entzieht. Go vird 
Uranoxyd durch fchweflichtfauren Ammonoryd flodig lebhaft hellgelb, 
Manganorydul dur Vigeftion des MnOCOg mit flarfer wäflriger 
SO, pulvrig weiß, Sobaltorydul gleichen Weges aufgelöß ab 
dann durch Alfohol-Zufag gefchieden: flockig lebhaft roth und Eifer 
oxryd durch Wechfelzerfeßung erdig roth, ins Rothbraune ftreifend ge 
fäll't. Nickeloxydul-Hydrat (+ Waffer) mit 802-Gas gefättigt, 
entläät wenig Fruftallinifch-puluriges fchweflichtfaures Salz, aus dehen 
gegen Zuftzutritt gefchügter Mutter-Lauge durch längeres Stehen his 


und erbigt man bie wäflrige Löfung ber Säure für fih mäßig (ohne eb bu 
zum Gieven fommen zu laflen, fo bilvet ſich Ammonoxyd⸗Sulphat, und baneırz 
bleidt unverbunden zurück: wäflrigee Hyprogen⸗Hyperoxyd (HU«), was 
mithin zuglei ein Meiittel gewährt, fich diefes auch techniich wichtige Ohpererve 
(oben ©. 821) leichten Weges zu verfchaffen. Grhigen bis zum Eieden mut 
O-⸗Gas entweichen, und zurüd bleibt ebenfalls Ammonotyp = Gulphat; Se AHz 
07 + HO (+ Bafle) = 2 S03 AH, O um HO + 0. BVergi. Ana d. 
Chem. u. Pharm. LVI, 315 ff. 


1289 | 





tetradbrifche Kryſtalle anſchießen, die gegen 44 Procent Waſſer ent⸗ 
halten. Kupferorybs>Gulphat mit ſchwacher Löfung von KOSO, 
ins Gieden gebracht (oder in Wafler vertheiltes frifch gefälltes Kupfers 
oxyd⸗Hydrat, mit S02⸗Gas zufammengebracht), gewährt ein fchön 
rubinrothes, in ſchiefen rhombifchen Brismen kryſtalliſirendes Salz, 
befichend aus Cu2a O + 802. 4 HO; Alkohol fall't deſſen Löfung 
branngelb, Auffleven macht diefen Niederfchlag kryſtalliniſch. Leitet man 
802 in Wafler, worin CuO zertheilt worden, fo erfolgt eine an Brüne 
ten Rideloryb gleichkommende Auflöfung, aus der beim langfamen 
Abdunften binnen einigen Tagen große, fhöne, purpurne Kryftalle ans 
hießen, bie zerrieben ein rothes Bulver darftellen. Es bildet ih im 
biefen und ähnlichen Fällen, in welchen ein Theil oder das ganze Erz⸗ 
metalloryd durch einen Antheil SOg zu Oxydul besurydirt wird, eine 
entiprechende Menge von 803; wie denn 3. B. 2 Fe O3 + 4 SOg 
in 2 Fe0SO, und 2 FeOSOz übergehen. Häufig bilden auch die ges 
fällten @rzmetallorybuls (oder Oxyd⸗) Sulppite, d. f. 802⸗Salje, 


mit Allali-Sulphiten ausgezeichnete Doppelialze; fo giebt KOSO, u 


ziemlich gefättigten wäflrigen Löfungen des CuOSOz3 oder CuOAO;z 
gemiſcht, einen gelben Niederſchlag, der = 2 KOSO, + 2 Cug 0SO, 
il. BiOsO, ift weiß, und in Waſſer, wie in wäriger Schweflicht⸗ 
fäure, unlöslig; PbOSO, pulorig weiß, unlöglich in Wafler, aber nur 
fcäwerlöstih in wäſſriger SO2; Zn0SO, + 2 HO: (gewonnen durch 
Auflöfen von Sinkoryd s Carbonat in wäffriger 802) prismatifch kry⸗ 
Rallinif und aus feiner gefättigten wäflrigen Loͤſung, fowohl durch 
Nifohol als durch Aether, navelförmig fällbar; So2 O3 + SO,, bars 
geftellt durch inleiten von SO, in Sbz Chz, oder durch Digeriren von 
Sb2 O3 mit wäflriger Schweflichtfänre, farblos und unloͤslich im Waſ⸗ 
fer; Cr2 O3 aus feiner (leicht erfolgenden) Auflöfung in wäſſriger 
Schwefliähtfäure durch Alfohol gefällt weißgrünfich pulverig. Miſcht man 
gelöfles Silberoxyd⸗Azotat mit wäflriger Schweflichtfäure, fo fhlägt ſich 
weißes, äußerlich dem Silberchlorid ähnliches AgOSOg nieder, das, 
im Wafler ſchwerloͤslich, fich durch übermäßig beigegebene 802 zers 
fegt, am der Luft fi purpurt und endlich ſchwaͤrzt. Leitet man 8SOꝛ⸗ 
Gas in Platinhloriv-Löfung, fo beginnt diefelbe fofort fich gu ents 
bräunen und wird bald darauf gänzlich farblos; verfebt man fie num 
mit Alfali:Carbonaten, fo bilden ſich Doppelfalge eigenthümlicher Art; 
3 D. NOSO2 + PtOSO + HO. Hatte man ftatt derfelben Anıs 
moniaf hinzutreten laffen, fo erfolgt, fest man Alfobol Hinzu, 


Dildung kryſtalliniſchen PtOSo2 + AH, O - SO,, bas ſich nievers - 


Khlagförmig ausſcheidet. Während PtO, in allen übrigen Gäuren 
ſchweraufloͤslich ift, wird es, Döbereiner zu Folge, von gefättigtee 
wäfltiger Schweflichtfäure Teicht aufgenommen, damit ein burch fein 
eigenthümliches Verhalten aͤußerſt ausgezeichnetes, löslichee Salz; zus 
fammenfegend — PtO2 + 2502. Es trornet nämlich vie ſehr ſaure 


⸗ 


— — —— — —— — — —— — 


4; 


1290 


luftbefländige Löfung beffelben zur Bummi:ähnlidden Naſſe ein, die 
fi, flarf erpist, in SOz und Pt zerfeßt. Bermifcht man die uneingetrods 
nete Löfung des Salzes mit (durch Beifügung weniger HCh) in Waſer 
gelöftem SnCha, fo färbt fih bie Fluͤſſigkeit, während fie SO, nıläkt, 


tiefroth; hatte man flatt deſſen AuChz beigegeben, fo ſchlägt id 


metalliſches Gold nieder, bie darüber ſtehende Flüſſigkeit aber emhält 


dann, neben Platinchlorid, Schwefelfäure. Metallifches Fe win 
von wäflriger SO2 lebhaft angegriffen und aufgelöfl; das leicht ky⸗ 


. Rallifirende Salz; =Fe0SO, + 3HO dürfte für Echwarzfächerei einen 


ähnlichen Bortheil darbieten, wie das chromſaure Kali in Derbindung 
mit Hämaterylin (S. 903), nämlich das fog. „Berbrennen des Zenges 
(j. B. der Seide) in der Flotte“ verhüten. Zn, Cd und Ni erleiden 


ähnliche Angriffe und gewähren fo ZnOSO, + 2HO; Ca0Ssa + 


- 2H0; NiOSO,5 + 6HO. Rothes Mercuroryb wandelt fi. 


Vogel d. ä. zu Zolge, mit SO2 behandelt, zunächk in Mr2OSO, m 
Mræ20803 um, fortgefeßte Einwirkung der SOg entzieht dem Mr elles 
Oxygen und macht es fich metallifch ausfcheiten. AgO wird von SO 
nicht vellftändig metaliifch hergeftellt; ZnO, Sba O3 und UOz bleibe 
ohne Einwirfung. *) Die in der Untermerfung (unteren Anmerkus) 
zu ©. 1287 erwähnten Schwefelagotfäuren, die mehr umjahm 


„Oxyhydrothion-Azotſäuren“ zu nennen feyn bürften, entfichen vr in 


Folge andauernd erneueter Säureforderung im Uecberfchufe au 
weiender ſtarker Salzgründer, gerichtet: gegen räumfich vereint 
wäffrige SO, und-AOz, finden ſich dann flets an mehr als eis 
Derhältnißgewicht Säuregründer gebunden (find alfo mehrbafig, 
und fönnen häufig nur durch ſo flarfe baflfche Anziehung anbaucız, 
weil fie, fucht man fie durch andere, hinreichend geiwäfferte, den Galy 


PP — 


gründer flärfer anziehende Säuren zu ſcheiden und fo chemifch zu iſe⸗ | 


liren (4. ®. die Sulfazinfänre = 54 AHz O1 + 3 KO, vom Kali 
durch T oder dur Hydrofluorfilichäure), meiſtens in einfachere Ba: 
bindungen zerfallen (die Sulfazinfäure 5. B., durch die erwähnt 
Gäuren von KO geſchieden, in: dem Kali verfallende Schwefdfimt, 
Ammoniak und Mzotoryt-Was); Zerfallungs-Ummweandelungen, vie (ai 
felten mit Entwidelung von O⸗Gas vor ſich gehend) ihnen allen be 
gegnen, wenn fie ale Salze im Waſſer gelöft anhaltender Kodans 
unterworfen werden; denn ohne Ausnahme verwandeln fie ih dam in 
fhwefelfaure Metalloryde und gewöhnlich auch in an SO; 
gebundenes AH, O (während O-Bas,- oder AUg« Bas ıc. ınzweidl); 





*, Wacſchen ver Kauttbiere mit geläftem fchweflihtfaurem Ralf (wenn mus 
a8 Gingeatimetwerben der gafigen SOg verküten Tann, wirkiamer Rindem mi 
Schwefel, d. i. mit gafiger Schweflichtfäure) tödtet alles Ungezicter auf de 
Stelle. Das Schwefeln ver Wein: und Bierfäfler zerfiört Scıyimmel um 
ähnliche kryptogamiſche Gewaͤchſe (mikroſkopiſche Pilze und dergleichen), and hiau 
beſteht hiebei die Hauptwirkung des Schwefelns. 


1291 





fo das fulfazinfaure Kali, das folgen Weges in 3 KOSO;, 
AH4O SO3 und 2 O-Gas aus einander tritt. Wahrfcheinlich ift «6 die 
in beflimmter Abftufung erhaltene höhere Temperatur (die Siedhitze 
der falzigen Löfung), welche die Eäureforderung des KO in ſolchem 
Grabe erhoͤhet, daß fie die in der gemifchten Eure der Möglichkeit nad . 
vorhandene entfprechend ſtarke Echwefeliäure zur Herausftellung bringt, 
fo, daß -fih 2 KOSOz und KO + 2 5803 bilden, welchem letzteren 
aber das vorhandene AHz, unter Zuziehung von HO, SOz entzieht, eine 
Beziehung, die auf Koften der Zerfeßung vorhandenen HOz zu Etande 
tommt; ſ. a. a. O. ine andere hieher gehörige Saͤure ift vie Sulfs 
azotinfäure =8; AHz Oje, bie an 2 KO gebunden das 2 HO mit 
aufgenommen enthaltende neutrale fuliszotinfaure Kali gewährt, 
wenn man das gelöfte baflfche Salz derſelben Säure =3KO + Ss 
AH3 O,6 mit gelöfter PhOA oder BaCh verfeht, ba dann Doppelialze 
von KÜ und PbO, oder KO und BaO niedergefchlagen werben, während 
jenes Neutralfalz der Löfung verbleib‘t. Das bafifhe Salz bildet 
ſich aus fulfazinfaurem Kali, wenn deflen kalte, wäflrige Löfung ohne 
äußere Anwärmung ber fog. freiwilligen Verdampfung überlafien bleibt; 
e6 fchießt dann aus ber rüdfänpigen Flüffigkeit in großen Rhom⸗ 
boedern an, während fulfazinichtfaures Kali — Sz AH, O a + 
3 KO ver Mutter-Lauge verbleibt, das aus berfelben nah und nach 
in weißen Warzen fi fonvert und dan ſich von dem ihm ähnlichen 
fulfozinfauren Kali auch dadurch unterfcheidet, Daß es, durch verbünnte 
Eäuren zerlegt, fogleih rothe Dämpfe (AOz) entläßt (e6 widers 
ficht — kraft feines verhältlich großen Salzgründer⸗ und geringen S⸗ 
Gehaltes — unter allen Oryhydrothion sagotfauren Salzen ber Eins 
wirfung des heißen Waflers am längften; anhaltendes Sieben macht 
es jedoch auch in 3 KOSO; und AHz zerfallend übergehen, während 
30 gafig entweichen). Läßt man SO, in eine wäflrige Löfung mitt 
lerer Sättigungsflärke des agotichtfauren Kali *) treten, fo tritt 
häufig ein Zeitpunft ein, in welchem bie Blüffigfeit zur bucchfichtigen 
Kleifter= oder dem pectinfauren Kalisähnlichen Ballerte erftarrt, man 
hat dann metafulfazotinfaures Kali vor fi, das ſich auf 
biltet durch Sieden gelöflen Kali » Sulfazinate, oder öfter durch Ver⸗ 
miſchen folther ungefottenen Lölung mit der des Kali-Eulfazinit; es 
entbält ale trodne Ballerte viel gebundenes Wafler, löſt fich aber den⸗ 
noch weder im Alkohol noch im Aether. Starkes Preſſen wanvelt es 
in eine wachsaͤhnliche, dur chſich tige Maſſe (d. i. alſo in eine Maſſe, 
in welcher, durch Verſchwinden der Innenflächen, die Innenſpiegelung 
des Lichtes verſchwindend klein geworden, die gleichmaͤßige Fortſetzung 


% Gewonnen durch vorfichtiges &lüben reinen Salpeters, oder durch Ginlelten bes, 
beim Aufldien von Etärke und Azotſaure ſich entwidelnnen Bafes in KOHO- 
Lauge. \ ' 


J 


1292 


ber das Licht erzeugenden Wellenbewegung bagegen fehr begünkigt 
erihein). Da es ftöchiometrifch — Sy Ay He Oꝛ + 6KO (+ 240) 
zufammengefegt if, fo liegt die Bermuthung mehr als nahe, daß ch 
aus der Verbindung bes fulfazinfauren und fulfaginichtfauren Kali 
hervorgegangen; 3 KO + 84 AHz3 O)4 + 3KO + S3 AH, O4, = 
6 KO + S7 Ay He Oꝛ6. Mit verdünnten Eäuren entwickelt es A0y 
Gas, für fi bis 500-8000. — 400-480 R. erhigt zerfällt es in 
Heine Kryitalle bildendes bafifch azotinfaures und wäflrig-flüifges, 
fulfazginihtfaures Kali. Die harten glänzenden Kruflalle dei 
eriteren biefer beiden Salze verlieren, über 1400C. — 11208, w 
bigt, ihre Durchfichtigfeit, werben matt und zerfallen bei 2000C. = 
1600 R. in entweichente zothe Dämpfe (AOz), SOz und AH4O 50, 
Kalifulphatund Kalibifulphat hinterlaſſend; zwei baſiſch agotis 
faure Kali find = Sio Ag Hs Oz2 + 6 KO, und, geben daher, dieſer 
Formel enifprechend, da in berfelben nur 10 S vorkommen: 4 KUS0; 
+ 2K0S2 05, d.i. zufammen 6 KO, 8S und 240; dazu 2 Schyweſlicht 
fäure, 1 Mzotichtfäure und i Ammonoryd — 28, 2A, 40 md dB; 
mithin zwar von S, A und O fo viel, wie die Formel fordert, aber 
2 H weniger als fie heiſcht, deren Entweichung von F. nicht gereßt 
wird. Die Löfungen der meiften nicht leichtlösliche Erblaugmetallerye 
zur Grundlage habenden Metallorybfalze werden durch bafifch fulfazotise 
faures Kali gefällt; eine Ausnahme macht jedoch Strontit, ſowehl 
wenn er nur in Wafler gelöf, als wenn er zugleich an mit ihm leicht⸗ 
löslige Salze gewährente Säuren gebunden iſt, während Baryt 
dadurch fogleih, und F. zu Folge, „Ichneller als von Hyrrofluorklie 
fänre (oben ©. 1219 u. 1231) niebergefchlagen wird, bleibt SrO ıw 
gefällt. Läßt man, Ch oder AOg, oder überhaupt Gtoffe, welche 
Orydationen zu bewirken vermögen, auf an Salzgründern gebunten 
Schweſelazotſäuren, einwirken, fo erfolgen dergleichen Cinwirkungen 


‚Seitens der genannten Orybationsvermittler fo heftig, daß gänzlikt 


Serflörung jener gebundenen Säure eintritt, ber zu Folge Azotorybget 
frei wird und Ammonorydfulphat zurüc bleibt. Waͤhlt man hingegrs 


zum Urpbationsvermittler ein Jeicht reducirbares Metalloryb, z. B. 


AgO, und erwärmt damit die wäflrige Röfung ſolchen Salzes, ı. 8. 
bes baflfchen oder neutralen fulfazotinfanren Kalt, fo färbt ſich in 
legteren Bällen die Löfung ſofort prachtvoll violettblan, ähalih 
bem gelöften orymanganfauren Kali, und Gleiches erfolgt auch, wıza 
man flatt AgO das Bleihyperoxyd (PhO2) gewählt Hatte. Es bilnen 
ſich dann neue Säuren, die aber in ſolchem Maaße zerſetzbar erſchei⸗ 
nen, daß die geringe Temperaturerhöhung, Gegenwart von Eäurez 
oder organifcher Stoffe ſogleich Zerfegungen berfelben bewirken. Jen 
hieher gehörige Violettfärbung ihres gelöften, Kali⸗Salzes barbietendt, 
von F. Sulfazitinfäure genannte Eäure, erfcheiut, zur Kryftallifatior 
gebracht, in gelben, oft dem Goldgelb des Jodblei ähnlich gefärbten, 


1283 


glänzenden Nabeln, in benen 2 KO mit S4 AHs Org ſich verbunden 
befinden; bei feiner Darflellung mit Ueberſchuß von AgO oder PbO,, 
bei Siedhige behandelt, bilvet fich, die — ein an Beflaltungefchöne alle 
übrigen fchwefelazotfauren Salze übertreffendes, volllommen weißes, in 
regelmäßigen vhomboivalen Prismen Fryfallifirendes Kalifalz gewährende 
— Metatulfazitinfäure= SE AH; Oꝛu (4 3 KO); gedachtes Ealz 
zerfäll't durch Erhitzen in Kalis:Sulphat und Biſulphat, fo wie in Am⸗ 
monoxyd⸗Sulphat, während 20 frei werben. Weder die Azotiäure, noch 
bie meiften übrigen Säuren zerfegen biefes Salz, nur bie Hydrofluor⸗ 
fllicfäure entzieht ihm fein Kali und macht die Eäure defietben frei; . 
die jedoch ſchon wenige Augenblide nad) ihrer chemiſchen Sfolation in 
die lepterwähnten Sulphate und Biſulphate zerfällt. Bon dieſen ver⸗ 
ſchiedenen Schwefelagotjäuren unterfdgeidet fh bie Sulfammons 
fänre (deren Kaliverbindung gleich anfänglich gebarht wurde; ©. 1287) 
— Sg AH Oas, fowohl durch die Menge bes in ihren Belland eins 
gegangenen S⸗, H- und O⸗Gehaltes, als auch burch die von ihr bindungs⸗ 
fähige Anzahl von Kali⸗Verhältnißgewichten; denn es werben von ihr 
nicht weniger als 4 KO gebunden, ohne daß es als eine Art Doppel⸗ 
falz betrachtet werben kann; wie bas bei dem 6 KO barbietenven 
„metafulfazotinfauren Kali" (oben ©. 1291) der Fall mar. Gs bilvet 
ch duch Vermiſchung gelöften azotichtfauren und fchweflichtiauren 
Kalis, in fofort ſich ausſcheidenden, lebhaft feidenglängenden Nabeln; 
alio gerade fo, ale ob beim Zufammentreffen zweier ungleicygearteten, 
an benfelben Salzgründer gebundenen Eäuren, dieſe ih, vermöge 
ber Art ihrer Beftandes-Ungleihheit (beide find an ſich 
gaflge Säuren, von denen die eine jedoch ein höheres Oxyd als bie 
andere darſtellt; AOz zu SO2) zur gegenfeitigen Bereinigung beflimmt 
hätten; die eine (802) als eleftropofltive, gegen die andere bafifche, 
die andere (AO3) als eleftronegative gegen die erſtere faure Eures 
gegenfeitige Beftimmungen, welche in dem beiden Säuren uriprünglich 
beigegebenen gleihen Ealzgründer Feine Abänderung jener ihrer Ge⸗ 
genwirfung zu erleiden hatten. Zur Gewinnung größerer Mengen bes 
fulfammonfauren Kali verdünnt man die wäflrige Löfung des 
Kali⸗-Azotit mit fo viel Wafler, daß mit entflehendes fulfazinfanres und - 
bafifgsfulfazotinfaures Kali gelöft bleiben, wenn man nun Schweflidht 
fäures@as in Form eines raſchen Stromes eintreten läßt; bald darauf 
zeigt ſich die ganze Zlüffigfelt von den Kryftallen des fulfammonfauren 
Kali erfüllt, die ſich durch Abſetzen ausſcheiden und mit kaltem Wafler 
leicht vollfommen auswafchen laſſen, da fle darin faft unlöslich find, 
und die dann — ausgepreßt und in ber Guerike'ſchen Leere getrocdnet — 
weiße, feine, perlmutterglängende Nadeln darſtellen, ähnlich jenen, im 
welchen der Gyps aus Ecjwefelfäure kryſtallifirt. Monatlanges Liegen 
unter Luftberührung zerfeßt es, unter Mitwirkung des Kryſtallwaſſers 
in Kali:Bifulphat und ein fulfamidinfaures Kali, dus mit Baryt 





a 


1294 





ein kryſtalliniſches, in kaltem Waſſer wenig loͤeliches Doppeljal; = 
(3 BaO 4 KO) + (Sg AHz Oↄ2 0 + 6 HO gewährt. Das fulfemmms 
faure Kali gebt, in kaltem Waſſer gelöft und ſich ſelber überlaſſen, 
zunächſt über (durch Austritt von 1 Verhältnißgewicht KO -+ 2 503): 
in metafulfammonfaures Kali, das ſtöchiometriſch — % 
AH3 O6 + 3 KO zuiammengefeht ik. Das aus biefem gleiches 
Weges fi bildende fulfamidinfaure Kali=2KO + Sy AH, 
O,0 ift weiß und noch ſchwerloͤslicher als das fulfammonfaure; 1 Ge 
wichtstheil des erficren fordert 64 Wafler von 230 C. — 118. 
Hydrofluorfilicfäure entzieht ihre das Kalt, aber geſchieden unterliegt 
fie ſogleich dem Zerfallen in 2 803, 2SOn und AHz. Für ſich al 
Kaltfalz erhigt, entläßt fie Dagegen SO, und AHz, aber gleichzeitig 
bildet fi auch ein zufammengefeßter, ſchwefelgelber Stoff, ver it 
mit Waſſer in Ammonoryd-Sulphat wechfelzerfeßt und mit jenem Achs- 
lichfeit hat, welche Heinr. Roſe burh Einwirken von AH, af 
waflerfreie SO, erhielt; Ann. a. a. O. XXVI. 194. Diefer lehtere 
und mehrere ähnliche Verbindungen, hervorgegangen aus ber gegar 
feitigen @inwirfung von Waflerfreiem Ammoniak unb berglades 
Schwefelſaͤure zc. ähnein, in Abſicht auf Zuſammenſetzung und dem 
fhen Befland Feinesweges den Salzen, fondern bilden vielmehr Ir: 
pen, weiche denen fog. inbifferenten organifchen Verbindungen, zn 
zwar ben Azot⸗haltigen fi zu nähern fcheinen; nur mit dem Uster 
ſchiede, daß fih in biefen das Azot, fammt H und O dem C mc 
oder weniger unterorbnen, während in jenen in diefer Hinficht, C durch 
S ‚vertreten wird. — Daß übrigens Frem y's Schwefelazotjäuren va 
Azotshaltigen organifhen Säuren, z. B. der Harufäure ber leichten 
« Umbilvfamfeit nah ſich zur Geite flellen, iſt aus ihren im Obigen 
befchriebenen Verhalten klar; ob POg flatt SO, ebenfalls neme vier 
‚grundfioifige Säuren bilden würbe? fleht durch Verſuche zu bemb 
worten; daß es dabei vielleicht noch eher, als bei der SO, zu Arm 
gungen und Bindungen von HOg fonımen dürfte, bafür ſpricht wenigkent 
der Umfand, daß Schönbein vorzugsweife in bem an’ der Luft ſich 
orydirenden Phosphor ein Mittel fand, fein Ozon (oben ©. 81) 
hervorgehen zu machen, und daß biefes Erzeugniß, wenn nicht gmy 
doch feinem Hauptinhalte nach, HOz if: gebumden durch irgend ein 
(fluͤchtige) Säure; 3. B. durch POz, oder wohl meiftens durch AO; 
ee) Verhalten zum Galläpfel-Aufguß; vergl. oben S. 1179 Aam.: 
Man bereitet den Balläpfel-Aufguß (d. 1. ein Gemiſch von Gelb 
gerbfäure und Balläfänre) durch Faltes einterichendes Ausziehen gred 
lich gepulverter Bafläpfel mit einem Gemiſch von gleichen Raaptheile 
Meingeift und Wafler; das Bemifch darf nicht zu viel Weingeif cab 
halten, weil fonft Harz mit ausgezegen wird; der Verf. dieſes GA 
bebient ſich meiſtens eines nur mit Faltem Waſſer möglich friſch de 
zeiteten Auszuge. Ea werden davon nicht getrübt und auch, abgehen 


1295 


von jener ſchwach gelblichen Färbung, welche ber Aufguß felber ertheilt, 
nicht gefächt: die mit Säuren bereiteten möglichft neutralifirten 
Auflöfungen des 81, Mo, U (+ O0), Cr, Mu (+ 0), Cd, Sn, Fe 
(-F 0), Ni, Co, Cu, Mr (+0), Pt; es werden hagegen dieſe Auf⸗ 
Iöfungen ſchwach bläulicy ober ſchwärzlich gefärbt, wenn fie 
durch Feine Antheile von aufgelöflem Feo Oz oder beffen Vertreter ver⸗ 
unreint waren. Gefärbt wird dagegen Au:Auflöfung grünlich purpurs 
zöfhlich, während reine Galläfäure fie nur grünlid oder bräunlich⸗ 
grünlich, reine Ballägerbfänre fle kirſchroth färben würbe, oben 
©. 1181 Anm. Unter beibemerkten Yärbungen werden aber, wenn 
auch, wie 3.8. bei SnO und SnOn (oder deren Bertretern SnCh und 
SnCh5) erft nach längerer Zeit, zumal wenn überfchäffige Säure gegen 
baldig⸗ entſcheidende Einwirkumg fchügt, gefällt: | 
Ta-Eäure: pommeranzengelb.| gelbe Fäaärbung; möglihk 
U⸗-Oxyd: dunfelbraun. frei von überſchüſſiger Gäure: 
Ti⸗Saͤure: pommeranzenroth.| ſtarke, hellgelbe Trübung, 
V⸗Saͤure: a) unvollkommene: tief/ bie an ber Luft zur Gallertbil⸗ 
dunkelblau; 4) volitommene: | dung neiget. 
yläulih ſchwarz. SnOz cder8nCh;: langſam einires 
F&Oryd: a) begleitet von fehr viel | tende, bei überfülfigem Balls 
Oxydulfalz: purpurnz P) ale aͤpfelaufguß wieder ſchwindende, 
Dryduloryp(Fe3Os): tiefpur:} gelbe Trüübung, die mit 
purblau; z) ale Fey Oz tief] GBallert-Bildung endet. 
blaufhwarz. .Bb⸗Oxyd: weiß, oder ſchwach 
Mr20:bellgetlb;SnOoberSnCh, aelblid. 
mit viel Säure: Flare hell: | Bi-Oxyd: gelblich. 

Silber und Ballad werden anfänglich weder gefärbt noch ges 
träbt, längeres Stehen führt jedoch zur Ausſcheidung der reducirten 
Metalle, die, war die Flüſſigkeit nicht zu verbimnt, auch fchon bei 
Erhigung des Bemifches eintritt. Aehnlich wirkt der Galläpfelaufguß, 
ins Befondere der Weingeiftshaltige auch auf die Gold-Auflöfung, ans 
der fidy übrigens auch ſchon das Au herguftellen beginnt, wenn es 
durch Ammoniak als Knallgold gefällt, mit Aberichäffiger Ammo⸗ 
niafehaltiger Fluͤfſigkeit überlagert, fängere Zeit ſteht, und die durch 
K0 +2 002 gefällt, bei überfchäffigem Bällungsmittel in dieſem ſich 
farblos auflöfet, während fie, mit Schwefelfäure verfeht und bann 
durch Kali oder Natron neutralifirt, eine vollfommen klare, rothe 
Flüſſigkeit gewährt, welche nach einigen Wochen das Gold in Form 
metalliſch⸗ iryſtalliniſcher Blättchen entläͤßt. — Obige Vermuthung, 
daß im Ozon (S. 948 und ©. 1231) eine flüchtige, Säure vertre⸗ 
tende Verbindung: als chemiſcher Gegner des gegen fie baſiſchen HO2 
gegeben ſey, der in manchen Fällen von anderen felbfiläntigen Säuren 
(3. 3. von Bhosphorichtfäure) begleitet ericheine, ſie ſtützt ſich auf 
theils altere vor Schönbein’s Erfchließung des Vorhandenſeyns des 


2 


. 1896 
Ozon befannt geworbene Thatfachen, theils anf S's unb Anderer neu 
hieher gehörige Verſuche, und lautet binfichtlich jenes Säure-Bertreters, 
‚= wie folgt: Während die Azotichtfäure, im nicht von felbfftännigen 
Salzgründern gebundenen, chemiſch freien Zuflande, mit ihrem Gehelt 
an Wafler ald AUO, erachtbar if, liegt im Dzon eine Berbintung 
berfelben Orundfloffe in bemfelben Mengen-Verhältnig, aber in mchar 
li verfchiedener Innenvertheilung und berfelben entſprechendem dem» 
ſchen Beflande vor, naͤmlich AO + HOz, die vielleicht in manden 
Sällen = AO + 2 oder + 3 HOz überzugehen vermag, die, kt 
Azotfäure wie der Azotichtiäure zu entfpringen und durch Grhöfus; 
der Anregung ihrer Grundlage (ihres AO) zu noch höheren Ome 
tionen ihres H zu gelangen vermag, Falls alfo geartete anregende 
Einwirkung durch einen dritten, einfachen oder zufammengefebten Gtef, 
z. 3. durch P oder dur PHO,, oder durch SO2 (wie in Fremys 
Schwefelazotfäuren) möglih wird, Marignac, der Dyon ſih 
bilden ſah, überall, wo O mit anderen Stoffen in folde eg 
‚bethätigung geräth, wie bei ber Erregnngsbethätigung ber galvaniſches 
Ketie — der einfachen, wie ber zufammengefeßten (oder Boltaign 
Batterie) — und in deſſen Berfichen es am kraͤftigſten beroorging 
wenn O gegen HE Wafler:bildend, oder Wafler in H und O auseinankr 
tretend zur @egenbethätigung gelangten, will es zwar auch in I 
wefenbeit von A gejehen haben zu Stande kommen, indefien hat « | 
bie wirkliche, gänzliche Abweſenheit des A in dem Hiebei in den 
Verſuch genommenen Waſſer noch barzuthun; es Hält aber, wie ber | 
Tannt, ungemein ſchwer, während folcher Verſuche Waſſer turen! 
fret zu machen umb zu erhalten von atmofphärifcher Luft; bieten je 
alle Iunenwände der Glasroͤhren auch dann noch, mittelſt ber Lait⸗ 
pumpe nachweisbare Bläschen atmofphärifcher Luft dar, wenn fie kan 
zuvor ausgekocht und unmittelbar darauf mit fledendem Waſſer bereit, 
raſch hergeftellter, möglich ſtarker Minderung atmofphärifchen Zufb 
druckes unterworfen wurden. Mebrigens ift das Ozon, anfer ne 
a. a. D. berührten Verhalten ins Befondere noch durch folgente Frans 
li: mittel Pt⸗Schwamm erzeugtes wirkt in Kuhlmann's hicher 
gehörigen (vor Bekanntwerdung des Ozon angeftcllten) Berfuden 
bleichend auf durch Indigaufiöfung gebläuetes Papier und bebimgt die 
Dildung der Azotfäure; K. erhielt Feine, als er ein Gemenge wor 
O: und A:®as über glühenden Platinſchwamm leitete, wohl aber, ei 
er mit AHz3 = ®as gemifchte atmofphäriiche Luft beiläufig 3008 C. =! 
2400 R. heißes Pt der Art beftreichen ließ (Platinfhwarz bewirik,; 
Talt wie erhipt, nichts dergleichen); der atmofphärifchen Luft beige 
mifchtes Kyangas verhält fich wie Ammoniaf-haltige, jedoch entſtach 
zugleich gafige Earbonfäure,*) während Azotoxydgas + Ch> (olbildendei] 


— — — — —— — — — 





| 
®) Umgekehrt, wurbes im Treiwerden begriffenes Azot mit H zu AHz (umd wei 


1887 


- Gas unter lebhaften Grglühen des PtAB. Ky, Waſſer, OOo» und As 
Bas gewährte. Soll Phosphor die Bildung bes Ozon veranlaflen, 
fo muß das Basgemenge feucht feyn; trocknes O⸗Gas + trodnem 
A⸗Gas, COↄ⸗æ Gas, oder + trocknem H: Gas gewährte in Schön: 
bein’s Berfuchen Fein Ozon, wohl aber bildete es ſich in dergleichen 
feuchten Bas» Bemifhen. Shönbein zu Folge zeugt Hauptfächlich 
das Leuchten des P von ber Anweſenheit gaflgen Ozons; eine Luft, 
fo arm an O⸗Gas, bag ein brennender Spahn darin erlofch, gewährte, 
war die Luft (feucht geweien und fo durch Bermittelung des P) Ozon⸗ 
haltig geworben, Phosphor-Leuchten, ſtaäͤrker ala es gewöhnliche ahnos 
fphärifche Luft zu Wege zu bringen vermag; HS, HSes@as (aber 
auch CH⸗Gas), Aether» und ebenjo Allohol»-Dampf, besgleichen 802⸗ 
Gas und ebenfo Unterazotichtfäure (AO2 + AOz) der Luft beigemilcht, 

- Hinderten das Leuchten, auich wenn fie in Heinen Mengen ber Luft beigemifcht 
worden, und brachten leuchtenden Bhosphor fogleich zum Nichtleuchten, 
wenn fie der Luft beigegeben murben. Ebenfo wird aber auch P- Schwamm 
fon durch fehr wenig HS zündungsunfähig (angeblich: weil es ſich mit 8 
überzieht, indem H mit O fi zu Wafler verbindet); beide, das Ozon 
and Pt (ald Oxyrrophon; S. 849) machen Kalineiſenkyanür in 
rothes Kalineifenfyanin übergeben; beide vermitteln Oxydationen vers 
ſchiedener oxydirbarer Stoffe, und beide, das durch längeres Verweilen 

- von P in. einem Gemiſch von (nicht trocknem) U» und A⸗Gas ents 
ſtandene · Ozon, das in S's Verſuchen nach 12 Stunden ſchon ſtark 
genug war, um Lackmus zu bleichen und KI-haltigen Stärkkleiſter 
(oder damit getranftes nicht ausgetrodnetes Papier), fu wie Guajac 
(vergl. 6.550, 684 u. 1001 ff.) zu bläuen begann, und in nicht durch⸗ 
aus trodner, übrigens reiner atmofphärifchen Luft nach ber kuͤnſt⸗ 
lichen Durchglũhung erfalteter Pt⸗Schwamm, vermitteln die Verbindung 
von SO, mit O zu SO3, und werden von leicht oxydirbaren Metallen 
ſchnell verſchludt. Pt⸗Schwamm und ebenfo Ozon zerfeßen in Wafler 
gelöfte Dralfäure und Formylſäure, und wirken ähnlich auf AeO und 





mit-HO zu Gunſten eines unzerfeht gebliebenen Antheils Azotfäure zu Ammon⸗ 
2798) verbunden, “als K. ein phyſiſches Gemiſch von H-Gas und AOgꝶg- Dampf 
über erwarmten Platinſchwamm fireichen ließ. War die Azotläure Azoticht⸗ 
fäureshaltig, fo gieng die Ammoniaf-Bildung ſchon in ver Kälte vor fich, das 
Blatin kam raſch, unter Entfirahlung lebhaften Lichtes ins Glühen, und alle 
Azotichtfänre (ober wie K. berichtet: Unterfalpeterfäure) wurbe in Ammoniak und 
Waſſer gewanzelt. Hiebei, fo wie auch wenn man Azotoxyd⸗Gas und H-GOas 
über den Blatinihwamm Leitete (mas ebenfalls reichliche Ammoniak⸗Bildung zur 
Folge hatte, und ebenfo auch Azotoxydul⸗Gas und viel H-&as, vie jenoch kalt 
nicht merklich auf einander einmwirkten), treten nicht felten beftige und gefahrvolle 
Explofionen ein. Vergi. Ann. d. (Chem. u.) Pharnı. XXIX. 272 ff. Die 
Erplofionen erinnern an das Verhalten ter fog. explofiven ober Schieß⸗ 
Baumwolle; oben &, 1277 n. 1282 ff. Als K. Schwefelfäure (waſſerarme) auf 
mit Alkohol befeuchteten Salpeter tröpfelte, erhielt er reichlich fog. Unterazots 
fänze und zugleih auch Ammoniak; a. a. D. ©, 287. 82 


J 


1208 





AeOHO; zumal bei Anwaͤrmung. Ozon unterfcheibet ſich jebech €. 
zu Bolge, vom HO2 durch Unlö⸗lichkeit im Waſſer (obgleid & 
davon langſam verſchluckt wird, damit eine unfchmedbare, geruchloſe, 
weber faure noch bafifche Fluͤſſigkeit darftellend), durch feinen fog. eldı 
trifgen Sigengeruch unddurd feine Fähigkeit AgO in AgO. (Öyper 
oryd) übergehen zu machen. Aus KOChO; gewonuenesO,.Wa6 zeigte, a 
de la Rives und Marignac’s Berfuchen, war es von elektriſcha 
Zunfen durchzudt worden, Spuren von Ozon, Schönbein zu Eolgs, 
jedoch nur, wenn das Bas nicht waſſerleer geweſen. Den Blatis 
ſchwamm fehlt jener Eigengerudh. 
e-Fo) Hat man das Zyloidin — (oben S. 1282 ff.) nad Braconnot be 
reitet, jehoch mit der Abweihung, daß man bem neueren Erfahrunges 
über die Erzeugung ber ſog. erplofiven oder Schieb- Baumwolle ge 
möß nicht Azotfäure, fondern (um bie Zertgeilung der Baumwolle mög 
lichſt zu begünfligen, nach Kam arſch) ein Gemiſch von Azotſänre we 
Schwefelſaͤure anwendet — z. B. ein Magßtheil der erſteren, fo fe 
fie 1,35 Eigengewicht hatte mit 13/; ber letzteren von 1,825 @igs 
gewicht — fo erfolgt die Zyloivin-Bildung ſchneller wie gewähni 
und ebenfo auch defien Zerſtoͤrung durch zu lange andauerndes Beräfrb 
werben von dem Saͤure⸗Gemiſch, weshalb man wenige Secunden nah | 
beendeter Auflöfung die Behandlung mit Wafler folgen laſſen mh, 
wenn man nicht großen Verluſt erleiden will. Gleiches gilt and ver | 
der Stärke (Amylum), dem Ehgmehl, Papier ꝛc. aꝛc. SBerjept Pr 
pas Abwafchwafler mit KOHO-Löfung bis zur Reutralifation ber Eäwz, 
fo ſcheidet ſich aus der geflandenen, zuvor fauren Kläffigfeit, nur augen 
blicklich etwas trübender Stoff aus, und entwidelt, Hierauf erwärm, . 
Ammoniaf, das mithin vorher als Ammonoryd gebunden war, & 
Säuren; an Azotſäure, an Eleinen Mengen jeuer noch wäher | 
beflimmenden bittern Säure, welche Pelouze ale Zyloivin berworgehen | | 
fah, wenn dieſes längere Zeit hindurch von der agotfenzen Fläffgkeh 
uͤberdeckt blieb, aus welcher das Eyloivin ſich geichieden Hatte (cch 
die man Zyloidinfäure nennen Tönsıte *) und an Spuren jene 
oben durch AO -+ HOs ... angedeuteten Yzur Beit noch nicht chewiſch 
tfolirten Säure, die aber in der fog. Shieß- Baumwolle, bevak 
nad Dtto, und ebenfo auch im minder O:reichen Zuflande tu ® 
connot’s Zylordin — wahrſcheinlich an ein den Salzgränder verkes 
tendes Azot⸗haltiges Barbon gebunden — an ber großen Ve 
brennlichfeit dieſer Erzeugniſſe und deren naͤchſte Folgen, — 
bat. Dtto’s Verfahren der Schießbaumwolle⸗ Bereitung (eine 
Minnte dauernded intauchen der Baumwolle in —— — — 
e) Zuder gewährte nur mit rauchender Azotſäure eine aähnliche, ſehr Bittere 
ya Ka an Pikroſaͤure erinnernde) Säure; vergl, Bert. Jahrb. d. — 
$- 


⸗ 


1299 


\ 


Azotſaure, Huspreflen berfelben zwiſchen Blasplatten, Auswaſchen im 
Waſſer und Austrocknen) Hat Mehreren nicht gelingen wollen. Haupt- 
ſache dabei if das Austrodnen, das vollländig erfolgt feyn muß, um 
dieſes zu erreichen, jedoch Vorſicht und Geduld erfordert. Unter ber 
erhisten Blasglode des Merotanyt (m. Arch. f. d. ges. Naturl. 
II. 500) gelingt Je vollſtaͤndig, fordert aber viel Zeit; warme Luft 
als Strom durch Glasroͤhren geleitet, welche die feuchte Schieß-Baums 
wolle enthalten, dürften fchneller zum Ziele führen; gefahrlos zu feyn 





bört die Austrocknung auf, fobald die Trodnungs s Bählwärme über 


75006.=600R. hinausgeht; Berknallungsverbrennungen werben dann 
möglih. Einige haben jenes Maaß von Wirkſamkeit ihrer Baum⸗ 
wolle nicht zu extheilen vermocht, was Dtto und Audere erzielt hatten; 
es fragt ſich indefien, ob diefe Anderen auch die Eintauchung ber 
Baumwolle in Azotichtfäure, nach jedesmaligem Abwaſchen und Trod- 
nen zum Deftern wiererholten? Wie O's fpätere Vorſchrift es fors 
dert. — Dan weiß, daß bie im Wafler zu Boden finfenden NAetheröle 
(Sewürzneltenöl, Zimmtoͤlrc.) im paflenden @efähe mit rauchen- 
ber waſſerarmer Azotfäure begofien, fich fofort entzünden und unter 
Entwidelung von viel gelbrothem Aaotichtfänres Dampf, und bräuns 
ligem Rauch mit lebhafter Flamme verbrennen, und baß die an ber 
Laft trodnenden Fettöle, fo wie Brenzöle ſchwerer Hölzer 
(3. B. des Guajac⸗Holzes) fich im gleicher Weile verhalten, daß bins 
gegen leichte Dele, 3. DB. das Terpentindl ſolchen Weges wohl zur 
harz⸗ oder baljamartigen Verdichtung und Dunkelbräunung, aber nicht 
zur Gntflammung gelangt, es feh denn, daß man bie rauchende Azot⸗ 
ſaͤure zuvor mit fehr waflerarmer Schwefelfäure, oder das Del mit 
dieſer Säure gemifcht hatte. *) Daß die Schwefelfäure hiebei Wafler- 
entzichend wirkt, iR außer Zweiſel, es wird aber durch ſolche Wafler- 
entziehung fehr wahrfcheinlich. zugleich auch bie Oxydation des in ber 


— — — 


1Ran wählt dazu am beſten ein ſog. Spitzglas, d. i. ein ven Kelch⸗ähnlichen 

hohen und unten engen Meinglaſernälterer Form ähnlich geſtaltetes Glas, dat 
am Boden moͤglichſt enge und gegen ven Rand bin allmählich verkehrt Fegelförmig 
erweitert il. Dan gießt das Terpentinöl (1 Gewiögtstheit, 3. B. 1 2oth) hin⸗ 
‚ein, und läßt ſogleich das Gemiſch aus 1 Gewichtstheil (1 Loth) ſtarker rauchens 
der Azotfäure und 1/g Gewichtetheil (1/2 Loth) Vitriolol folgen, oder man vers 
miſcht in dem Glaſe 1 Loth Terpentindl nach und nach mit I/a Loth Vitrioloͤl, 
xud gießt dann 1 Loth von jener Azotfäure nach. Um das Nuchgießen ver Säure 
gefahrlos vollziehen zu Tönnen, bindet man das Gefäß an das Ende eines einige 
uf Sangen Stabes, gießt dann die Säure oder das Saäure⸗Gemiſch hinein, und 
kann, ben Stab am entgegengefehten Ende faflend, von dem Gefäße in das nicht 
au wenig hohe Spitzglas. Wenn dann auch wirklich nad ver Entzündung voran⸗ 
gehende Heftige Wallen nes Flüſſtgkeits- Semifches ein Theil verſelben über ven 
Ginsrand ſchlenbern und die Flamme ſich betraͤchtlich weiten und heben follte, 
fo bleibt ver Gxperimentator voch jevenfalls (unter bem Raudfange des Labora⸗ 
koriyms was Experiment vollziehenn) unverletzt. 82% 


1800 


Azotſaure und Azotichtſäure vorhandenen HO2 gefleigert, inden .. ®. 
2 HOn, folgen Weges HO beraubt in HO3 und HO3 EO, - 
in HOs ıc. übergeht. Aehnlicher Weile ſcheint num and die Be 
wolle, wenn fie mit 2 Azotfäure + 1 Schwefelfäure (ober mit cum 
Gemiſch von 2 Azotichtfäureshaltiger Wyotfäure mit 1 Bitriclil 1 ie) 
Berührung geräth, mit AHOz oder AHO4 ıc. chemiſch verbune 
werden, während zugleich ein größerer Theil ihres F⸗Gehaltes, ww 
Koften ver entſprechenden O⸗Nengen vorhandener Yzotlänre-Natheik 
HO übergeht. Indeſſen fragt es fi, ob die Baummollen-Fafe, 
ebenfo Holz, Flachs, Hanf, Stroh, wenn nian fie als deren Berk 
zur Darftellung fog. explodirenden Pflanzenſtoſſs verwendet, das & 
von Azotfäure und Schwefelfäure berühren, ihrem Lignin-Gehalk 
zunächft nicht in Amylumzähnliche Maſſe übergehen? Wentsfes 
diefes bei den genannten Bebilden, wie bei der Baumwolle ie ! 
denn mit Schwefelfäure benäßt, die zuvor mit E/z ihres Gem 
Waſſer verdünnt worden, werden dieſe Gebilde, nachdem man We 
Fluſſigkeit fogleih wieber hatte ablaufen laffen, durch Jod⸗d 
gebläuet, während längeres Verweilen in folder Schräejch 
theilweife Umbildung des Lignin in Bummi und im eine Paar 
fäure, in Ligninfhwefelfäure (6. 1024, 1065 u. 1201) ai 
bat. IR die nah Otto verfertigte Schießbaumwolle ober herr 
treter (3. B. das Schieß⸗Werg ) wohlgelungen, fo lat ie 
zu Kügelchen ballen, bie getrodinet auf einem trocknen, weißes 
zellanteller, mittelſt glimmenden Zunders oder eines bergleidien MM 
„ſpahn, angezündet, nun blitzſchnell abbrennt, ohne irgend eim © 
bes Rückſtandes zu Hinterlaflen und ebenfo auch auf flacher Han, 
fie zu verleßen (was an das Verhalten volllommen rothgläht 
Mitalls erinnert; oben S. 547); wo biefe fidh zeigt, fey es af 
ger Fleck, fey es ale brenzlich riechender Dunft, da war bie dere 
nicht vollftländig gelungen. Das vom Verf. dieſes Hobs befolgt. 
©. 1282 befchriebene Verfahren (Schwängerung der Baumrele 
ber dunftigen von Azotfäure begleiteten Mgotichtfäure) führt, 
eingehalten ftets zu Schießbaumwolle, die fi vollkommen bel 
und abbrennt, ohne Spur eines Rückſtandes. Das Verbre 
Erzeugnis iſt Carbonſäure⸗Gas, begleitet von Azot⸗Gas ua 
Baflerdampf, ſaͤmmtlich durch Glühhitze ungemein ausgebehet 
ba fie gleichzeitig hervorgehen, nach ber Mbfenerung bes Gl 
auch nur im Außerft verdünnten Zuftande den Hohlraum befielben 
lend; daher denn auch Ladmuspapier, zumal trocknes, in dat 
geſchoß unmittelbar nach der Abfenerung eingefchoben, Feine I 
erleidet. — Daß Azot und Oxygen, oder vielmehr Wpotläz 










2) Der bie Schieß⸗Heeve. — Heede, oder (Im nordoͤſtlichen Deutſchlau v 
nennt man in Norddeutſchland, was in Suͤrdentſchland Werg gevezut 


1301 


Mittbeſtandtheil von Braconnot’s Zylorsin tft, fand (im Jahr 1833), 
wie bemerft (&. 1284), au ſchon Liebig. Sechs Sabre darauf 
ſuchte (a. a. D. XXIX. 38 ff.) Pelouze darzuthun, daß in dem 
aus Stärke durch Azotſaͤure bereiteten Xyloſdin 1 Berhältnißgewicht 
gebunden gewefenen Waſſers durch 1 Myotfäure vertreten und erſetzt ſey. 
ı Bo Verſuche mit dem zwei bis drei Minuten lang tn Myotfäure von 
1,5 Eigengewicht gelegenen Papiere, das dadurch waflerbicht und zus 
gleich außerordentlich entzündlich wurde, fo wie die Thatſache, daß das 
aus Gtärfe bereitete Zyloisin bei 1800 C. = 1440 R. Bener fange, 
dieſe Berfuchs:Ergebniffe, fie waren es, welche B. ſchon damals folgern 
ließen, daß das Zyloivin Anwendung, „namentlich in der Arttllerte,“ 
b. geflatten werde; vergl. oben ©. 1285. 
ke) In Beziehung auf jene Säuren, welche mit den oben 6.1288 ff. er⸗ 
waͤhnten Galsgründern, fo wie mit Altolorıen für beide, wie für fig 
i felber kenntlich machenre Gegenwirkungen gewähren, fleht noch Bols 
gende zu bemerfen: 
93 ben Säuren mit einfachem Eäuregründer (oder Radical): 


a) Sydrochlorſäure, CHlorfäure (und Chlor). Feuchtet man 


| eine Olasröhre inwendig mit wäfiriger Kalicarbonat-Löfung, und ſteckt 
, fe dann in die Mündung eines Blafes, in welchem Ch⸗Gas zur Ent- 
' widelung gelangt, fo überzicht fih die Röhre mit kryſtalliniſchem 
r KOChO;, während COn entweicht. (Leitet man Ch⸗Gas in Bleis 
weiß (©. 1836 Aum. u. ©. 1088), fo entwidelt ſich CO, und bilbet 
ſich rothes Bleioryp — Pby Oz, das durch Uebermaaß von Ch, 
» amier PbChsBildung, in PbO, übergeht.) *) 
:b) Oydrojodfänre (und KJ), Terpentindl entzieht der wäflrigen 
i Öydrojodfäure (fo wie dem gelöften KJ) Jod, ſich dadurch bräus 


nend, 
6) Azotichtſäure, (AO, und) Azotſäure. Läßt man AO, (ober 
ah AOs-Gas) längere Zeit auf Braunfiein = Bulver — am beften: 
von jener Feinheit, wie es die Häfner (Töpfer), mittel ihrer fog. 
: Präparirmafchine zur Glafur, unter Waſſer zerreiben — einwirken, 
' fo bildet fich in Azotfäure aufgelöftee Manganoxydul, und gemeinhin 
bleibt etwas Silicfäure zurüd. Kommen AO2-Gas und feuchtes 
: Chs Gas zufammen, fo erfolgt unter ſtarker Erhitzung und Wafler- 
Zerſetzung Bildung von HCh und feuerrother Azotichtſäure. Auch 
' Ghlorfanre-Alfalien bilden AO2-Gas in AO; um. Bereits im iften B. 
meine Theorie der Polytechnochemie (S. 405) ftellte id "die Ber 
muthung auf, daß die Azotichtfäure in Azotfäure übergehe, durch Auf: 
nahme von HO2 (vergl. oben ©. 1298), und daß fe Gontagien:c. 


— — 





Sehr waſſerarme HCh hat bei 159 0. — 120 R. 1,192 Eigengewicht. Kocht 


Fi 1 Gewichtötheil Bleispaltig Zinn mit vier ſolcher oydrochlorſaure, fo loͤſt 


Sn fi auf und PbCh bleibt zurück; H entweicht. 


. 


1308 


zerftöre, nach Art des Ehlor, nämlich H entziehend, mithin in gleiche 
Weife, wie fie aus HS den Schwefel ſcheidet, indem fie HO bil, 
Koften ihres O⸗Gehaltes, der zunähft auf Os zurüdgebradit we 
was auch der Fall ift, wenn angezündete Kerzen (und ebeufo and P} 
in ihrem Dampfe fortbrennen und K in bemfelben lebhaft emtjlam 
Ueber Darftellung ihrer Salze und deren Berhalten vergl. m. Gm 
1. 900—903. Die Alfalinitrite blänen Lackmusroth. Nach bas Ajeh 
oxydul verhält ſich zu Alkalien ale Säure; a. a. D.; über & 
azot⸗ ober Unteragotichtfäure f. ebendaſelbſt. Merkwürbig iR 
bei der Azotichtſäure auch bie Abhängigkeit ihrer Färbung von 
Temperatur; in dem flarren, farblofen Zuſtande ifi fie ale tr 
barer Stoff bei gewöhnlicher Temperatur grän (mit Walker ! 
ale Dampf Hingegen rothgelb; waährſcheinlich if die grüme ©i 
ein Gemiſch von orangem Dampf und blauem Hydrat oder Sabthyecth 
aa. D. 901. Sie gelbt die Haut, Seide, Wolle ıc, wie vie ! 
fäure und fog. mittlere oder Unterazotfäure (feuerrothe vanıke 
Salpeterfäure). Sehr waflerarme Ayotfänre hat bei 120C.— MH 
1,522 Eigengewit.%) Schon bie Effigfäure treibt Azotichtſä 
aus ihren Verbindungen, jedoch nicht die Barbonfäure. Frei werbenb ze 
fällt fie fofort in verbleibende Azotſaͤure und entweichenbes Mzotort 
das fogleidy wieder, auf Koften atmofphärifchen Oꝛs, in AO, über 
d) Schwefelfäure und Schweflichtſäure. Sog. eng li ſche Scha 
felfäure bat bei 130,33 C. —= 100,664 R. 1,850 Eigengewicht. 
woͤhnliches Nordhäuſer Bitriolöl bei berielben Temperatur 1,f 
wafferfreie Schwefelfänre bei 200C — 150 9. 
Wäſſrige Schweflichtfäure, im Größten des Säuregehalis & 
derfelben Fühlwärme 1,265. Sie läßt fi, iR fle mehr verbuumt, bei 
Froſt verftärfen und hat dann 1,040 Eigengewicht. Ficinns 
AsOz-haltige Schwefelfäure über Eifenorydhybrat (oben ©. 1255) 
‚auf 1/3 ab; ber Rückſtand entläßt dann, erfaltend, Fer O, Ast 
Form eines weißen Nieverfchlags, ven waflerarme, volllommen ef 
. freie Schwefelfäure bebedt, die ſich durch Flares Abgießen fonbern Läßt! 















* Mit ihrem Waſſer⸗Gehalt fleigt, bis auf einen gewiffen Bunkt, ige Si 
hat fie 1,521 Gigengewicht, fo fievet fie bei 86°C. — 686,8 R., Hat Fe 
mal fo viel (— 5HO gegen 1 Saure; procentiſch — 71,25) Waſſer, io 
fich ihr Siedepunkt erft bei 12000. — 960 R. Gonnenligt eutwidelk. 
bee mwaflerarmen, farblofen Säure O⸗Gas, während eine dem entwichenen Qi 
ſprechende Dienge Azotichtiäure, pie übrige Azotfäute feuerrörkenn verbleikt. 
wie alle übrigen Licht-Wirkungen (alfo auch die Entbindung von O-Oas 
wäflrigem Chlor, unter Bilvung von ECh) erfolgen in vertännter Zuft, ale 
hoben Bergen, weit heftiger. Gleiches gilt aber auch von ver Zerfcgmuul 
COy, des HO sc. zu Bunften der Chlorophyll⸗, Aetherdl:2c. Bilvung; cobem S 

9) Das Arien gelangt in vie durch Verbrennen des 8 gefertigte Schweie1T 
zunähft durch ben Schwefel, ver Häufig etwas As enthält, jumal ter 
vulkaniſche. Kocht man gepulverten Schwefel „mit ſtarker GybrodhE 


. 12308 
Loͤn man Jod bis zur Sättigung in Na0S, O, anf, fo bildet fi 
NaJ und Na0S, O5; (Bergl. ©. 1241). 

e) Phoſsphorichtſäure (PO, oder PHOL; ©. 834 u. 1296) IR giftig; 
ed muß daher die zum inneren arzueilichen Gebrauch zu verivendende 
Bhosphorfäure davon befreiet, oder der Gehalt an erflerer in 
legtere verwandelt werden, was am beften mittelft „Azotfäure” nefchicht, 
bie zugleich zum, Mittel dient, erſtere in leterer zu entbeden. Denn 

» verfebt man dergleichen im Abſicht auf Phosphorichtfäure-Behalt frag⸗ 
liche Bhosphorfäure mit etwas reiner (feine Arotichtiäure ewthaltender) 
Azstfäure, und erhitzt fie damit in weißen Glaskolben, fo werben aufs 
fleigende, fenerrotbe Dämpfe, bie durch Oxydation der Phos⸗ 
phorichtfäure Kervorgegangene Mzotichtfäure, und durch biefe das 
Borbhandengetorfenfeyn der POz vrrrathen. Außerdem werden auch bie 
buch. Neutralifaticn mit Alkalien und Zufag von löslichen Erd⸗ wie 
Erzmetallorydſalzen, alfo durch Wechſelzerſetzung gewonnenen Nieder: 
fSläge von freien Säuren aufgelöfet, was felbft von dem ſchwer⸗ 
loͤelichſten Salze diefer Art, vom PbOPOy gilt. Mit Alkali neutraliſtrt 
fäl’t eine: Phosvhorichtfäure beigemifcht enthaltene Phosphors 
füure Bold, aus deflen gefättigter Auflöfung metallifch und ebenfo 
Silber, jedoch nit in Form eines weißen, fondern in der eines 
braunfhwargen Niederſchlags, ber daher den eigelben oder weißen 
Nieberfchlag der Silberauflöfung, den die gewöhnliche oder die fog. 
Pyre⸗Phosphorſaͤure gewährt, mehr oder weniger ſchmutzig bräunlich 





’ 

wieberholt aus, verkännt dann ben alfo gewonnenen Auszug mit einem Gemiſch 
von gleichviel Waffer und Weingeift, und fenkt hierauf eine blanke Zintftange 
hinein, fo ſchlaͤgt fih As in Form ſchwarzer, faft metallifch glänzender Blästchen 
am Zn nieder, Kalle der Schwefel As enthalten hatte. Uebrigens enthält ſolch 
faurer Schwefelauszug nicht felten auch etwas Ca0SOz. — Miahle empfapl 
vas Ciſenexydhydrat nicht nur gegen Acfenvergiftung, fundern gegen alde Metall: 
gifte als Gegengift (Antidotum), aber es führt zur Bildung von WeÜ- 
Salzen, was nachtheilig werden Tann, und hebt vie Wirkung des heftigſten aller 
Metall⸗Gifte, vie des MrKy (oben ©. 958) nicht auf, das in neuerer Zeit 
leider nicht felten als Bergiftungsmittel dient (zumal in Frankreich), was das 
gegen erfolgt, wenn FeS + MgO nebft Waſſer gereiht wird; da daun kein 
Iösliches FeO⸗Salz zu Stande kommt und zugleich das MrKy zerftört wird, 
indem in Wolge von Wechſelwirkung Mg: Gifenfyanür hervorgeht. Wie denn 
auch bei Vergiftungen mit Blaufäure (HKy); wenn den zu reichenden FeS 
+ Mg0:demifä zugleich FeO beigegeben worden (was freilich bei ber außer⸗ 
orbentlich ſchnellen Wirkung vieles Giftes wohl immer zu fpät gereicht werben 
möchte). Laßt man in folchem Falle FeO weg, fo bildet fi nur wenig Rhovans ' 
magnin (oben ©. 1280), Hingegen viel giftiged MgKy. Diefes, ſammt Obigem 
erwägend und berüdfichtigenn: daß Gegengifte ficher und fehnell wirken müflen, 
und durch ihr Wirken Leine weiteren Nachtheile herbeiführen bürfen, was 
3 8. MgO + WBaſſer gegen alle aͤtzende Säuren, und was Elainſaͤure oder 
Margarin« (und Glycerin⸗) haltige Clainſdure (Manbelöl oder Olivenöl ıc. gegen 
alle ägenve Alkalien ıc. Leiftete), fchlug Duflos fein Oxysulfuretum Forri 
cum Magnesia, das er in weiter oben befchrichener Weiſe bereiten lehrte, vor, 


1304 








färbt. Es bilbet ferner die Bhosphorichtfäure mit Galzgräntern 
Salze, die, wenn fie auch an fich ſchwer oder unlöslidh im Waſſer 
find, tod} in freien Säuren leicht anfgelöft werben. Selb das ſchwer⸗ 
löslihhe Ealz der Phosphorichtfäure, das PhOPOz wird foldyen Beget 
Yeichter auflöslih, und mit gelöftlen MgO-GSalzen vermüſcht, erfolgt 
felbd vom phosphorichtfauren Ammonoryd fein Niederfchlag (vergl. 
oben S. 1239). Die Lüfung der Phosphorichtſaure in Wafler orydirt 
ſich an der Luft fehr langfam zu Phosphorfäure; war fie gefättigt, fe 
bildet fie fich auf Koften des im Wafler enthaltenen O zur Bhosphers 
fäure um (während ein Theil ihres Phoephorgehaltes mit dem H if 
felben Waflere zu PHz zufammentritt; oben ©. 836 Anm.), wen 
man fie im PBlatin-Löffelchen über der Weingeiftlampen Flamme erhikt; 
es brennt dann das alfo entftandene PHz mit grünlidher Flamme 
ab, die von dem weißen Rauch neu entflandener Bhosphorichtfäure be 
gleitet if. Erhitzte man dagegen die waflerhaltige Phosphorichtſaͤme 
in einer Heinen Retorte, fo erhält man zwar au PHz3s@as, ala 
fein bei Luftberührung ſich von felber entzüntendes. Im die Löfung 
von Silberoxyd-Azotat geleitet, erfolgt ſchon durch das Keinke 
Basbläschen bräunliche oder braune Trübung und braunfchwarzer Rio 
berfchlag, beflchend aus metallifhem Silber. — Leihtläslid fw 
übrigens nur jene Salze, welche die Phosphorichtfäure mit Allalia 
zufammenfeht. *) | 
f) AsO3 und AsO5. Zwei bie vier Quentchen (Drachmen) Bifenoryb | 
Hydrat reichen Kin, hatte man fie mit 16 Tropfen wäflrigem An 
moniak gefeuchtet und dann mit fo viel Waſſer gemengt, daß bei 


% Baul Thenard zu Bolge if es das Phosphorbihydrogenür (PER) 
wodurch das Hydrogenid (PHz3 &..826) feine fog. Selbftentzüunntligteit 
verlangt; hatte man nämlich Iehteres nach einem von benen ©. 521 Yum. fe 
ſchriebenen Verfahren bereitet, fo bevarf es nur firenger Kälte, um was Bihybee 
genär in Form einer tropfbaren, farblos⸗klaren Slüffigkeit zu ſcheiden; bei — 15° 
bis — 20°C. = — 129 bie — 160 R, tritt ſolche Scheidung ein. Iupefes 
bebarf es fehr wahrſcheinlich der Kälte nicht, ſondern es bleibt vielmer cine 
ähnliche (oder vie gleiche?) Phosphorverbinnung zurüd, wenn man Photphor is 
ſtarker KOHO-&Hfung anpaltenn kocht, Wochen lang unter ver Lange ficken, | 
entwidelt e8 dann fortdauernd ſelbſtentzündliches PH3-@as; vergl. meine hieber 
gehörigen Beobachtungen in m. Arch. f. d. ges. Naturl. IV. 500 uns oßes 
©. 1230. Der am legt a. D. erwähnte durchſichtige P, gehört nur zum Theil 
hieher. Verdampfung dieſes Bihydrogenür Im nicht ſelbſtentzündlichen Geh, | 
wandelt daſſelbe (und ſtatt deſſen auch H-⸗Gas) in ſelbſtentzündlichet | 
um. Dem Eonnenlichte ausgeſetzt, theilt ſich leßteres in nicht von ſelbe 
entflammenves PHz: &as und ſtarres Subhydrogenür bes P, nad fh tem | 
auch durch fortgeiegte Sonnenlicht = Einwirfung in Form eines gelben Unfiug 
fublimirt, ober vielmehr den Innenwantungen des Glaſes anbaftenr abfeht. Ja | 
Keimen begriffene, nicht eßbare Kartoffeln Teuchteten im Dunkeln fehr Rt 
(Delametherie, u. v. Crell's Ann. dv. Chem. 1790; IE. 124); eniäictm 
fie PHg? Prouſt fand P faft in allem Spanifchen Robeifen; mit HCh ae 
*803 + Wafler behandelt entwidelten fie PHgshaltiges H-®as, 


1805 





Gemenge verſchluckbar wird, um, angelangt in dem Magen, bort zwei 
bis dritthalb Dnentchen weißen Arfenif (d. i. Arfehichtfäure) unaufe 
löslih und mithin gegen den Innenmagen ıc. unwirffam zu machen. 
Buzurini fand das Eiſenoxyd⸗Hydrat, als Antidotum (gegen bie 
gewöhnlide Meinung) noch 24 Stunden nad} gefehehener Bergiitung wirk⸗ 
ſam. Der w. u. erwähnte Zufak von Ammoniak ſtützt ſich auf Bunfen’s 
Beobachtung, ber zu Folge freie Arfenichtfäure burcdh, von etwas Am⸗ 
moniaf begleiteten Eiſenoryd⸗Hydrat vollfäudig gebunden werde. *) 
Hingegen if es bei Vergiftung durch KOASO; oder KOASO, völlig 
ungzlos; wahrfcheinlich dürfte aber ſchwefelſaures Bifendryd, 
für ſolchen Ball gewähren, was das waflerfaure Ciſenoryd (Eiſen⸗ 
oxydhydrat) nicht vermag. — AsOs färbt Zuder (und ähnlich auch 
Rannit) purpurn; hingegen nicht Glyeirrhizin; Trommsdorff’s 
Journ. XVII. 2; ©. 248. 


8) Arfenichtfäure. Das zuvor erwähnte Oxysulphuretum ferri cum 


magnesia bereitet man nah Duflos, wie folgt: a) 3 Unzen Lig. 
ammonii crustici (in Waſſer gelöftes Ammoniaf) von 0,970 Eigen 
gewicht wird mit HS vollkommen gefättigt, in wohl verfchließbarer 
4! Pfund Wafler fahender Glasflaſche mit 3 Pfund deftillirtem Wafler 
verbünnt, und hiezu, während des Umſchüttelns, eine Löfung von 
21/y Unzen kryſtalliſirten fehwefelfauren Eifenorybuls in 16 Unzen Waſſer 
gegoflen, der Reſt des Flaſchen⸗Innenraums mit Waffer gefüllt, bie 
Flaſche fofort mit Blafe Inftdicht verfchloffen und fo lange ruhig hins 
geheilt, bis fich der entlandene Niederſchlag vollfommen abgefeht hat 
und von Flarer Flüffigfeit überdeckt ericheint. Man gießt diefe hierauf 
von dem Bobenfage (= FeS) flar ab, une wäfcht biefen dadurch aus 
(defreiet ihn vom bei feiner Bildung entflandenen fehwefelfauren Am⸗ 
monoryb), dag man das Auffüllen mit deſtillirbarem Wafler wieders 
holt (indefien fordert das vollkommene Abfepen des Nieverichlags viel 
Zeit, weil ein Fleiner Theil deflelben in ver Flüſſigkeit ſchweben bleibt, 
fie gründlich färbend, der jedoch fo Klein iſt, baß er bei diefer Ver⸗ 
richtung unbeachtet bleiben kann; oben ©. 1275 ff.). Während biefer 
Aufhellung und Auswafdyung bereitet man 4) eine Löfung von 2 Unzen 
fhwefelfaurem @ifenorybul in 1 Pfund kochendem deſtillirtem Wafler, 
bie man in eine in heißes Wafler geftellte Flaſche gießt, und ber man 
unmittelbar darauf folgen läßt: 1 Unze in heißem WBafler zur mildji- 
gen Blüffigfeit angeriebene, gebrannte Magnefla (MgO); man fehfittelt 





Beſtimmter lautet obige Vorſchrift, wie folgt:- 1! Ungen (=: 8 2otb) friſch 


gefäfltes Ciſenoxyd⸗Hydrat werden mit 12 Unzen beftillirtem Waſſer und 3 Orach⸗ 
men Aetzammoniak (Lig. ammonii caust.) verfegt und durch Schütteln um: 
mittelbar vor der Verſchluckung innig gemengt, und bavon alle Halbe Stunden 
ein Eßloͤffel voll gereicht. Gleichzeitig kommen Klyſtire von ſtarkem Seunes⸗ 
blaͤtter⸗ Aufguß zus Anwendung. Vergl. Bunjen’s und Berthold's: Das 
Eiſenoxydhydrat als Gegengift des Arſenik. Goöttingen, 1894. 8. 


1306 Y 





biefes Gemiſch tüchtig, füllt die Flaſche vollends mit heißem Waſſer, 
verſchließt fie, laͤßt ven Niederſchlag ſich abfehen und verfährt wie bei a). 
Sind dann beide Niederſchlaͤge ausgewafchen, jo werden beide in eine 
Flaſche gebracht und in berfelben zum Gebrauche, gegen Lafteindriagen 
wohl gefigüst, unter obiger Benennung (Oxysulfuretum etc.) aufs 
bewahrt. — Wird KOCrOz3 zu gelöfter Arfenichtfänre gebradkt, fo grünt 
ſich die Flüffigkeit (während Zufak von Alkohol, flatt AsO-, fie nad 
und nach violett unb blau färbt). 

H) Borfänre. Gießt man auf zuvor glaflg geſchmolzene und bez ge 
pulverte Borfäure, dem Gewichte nach ebenfosiel waflerfreien Aifchel, 
fo erhigt fd (Ebelmen’s Beob. zu Folge) das Gemiſch fehr merk: 
lich, damit auf eingetretene, chemiſche Gegenwirkung Yindeutend. Die 
fen Winf verfolgend, fleigerte E. die Temperatur des Bemifches, mittelß 
eines Delbades *) bis zu 14000. — 880 R., unterbrach dann bie 
Hieburch bewirkte Deftillation, und fand nun, nach dem Erkalten, iz 
ber Retorte einen Rückſtand, auf den wwaflerfreier Aether Löfenb ein 
wirkte. Die alfo gewonnene Löfung, vom ungelöfl verbliebenen Antkeil 
klar abgegoffen, gewährte, im Detbabe bie zu 2000 C. = 16PR. er⸗ 

„ bigt, botfaures Aethyloxyd (fog. BorfäuresAether), das bi 
jener Temperatur eine rauchende Maſſe barftellte, die erfaltend aubre⸗ 
farben, klar glasartig erflarrte, bei gewöhnlicher Luftwärme Flebrig zu 
weich, bei 400 C. = 320. favdenziehend war, ſchwach ätherartig rod, 
brennend ſchmeckte, auf die Haut gebracht, Wärmegefühl erregte, ber 
Luft ausgefebt allmälig oberflächlich weiß wurbe und endlich zu Raubis 
‚ger Borfäure zerſiel. Mit lauem Wafler angerieben erfolgte, water 
Wärmeentwidelung, fofort Zerfallen in Borfäure und Allohhol. Im 
"Alkohol, wie im Aether, iſt das borſaure Aethyloxyd leichtlöslich; die 
Löfungen erflarren durch Waſſer⸗Zuſatz. Deftillirt man bie alkohelige 
Löfung, fo veißt ber beftillirende Alkohol beträchtliche Mengen des 
Aetbyloryds Borat mit herüber, während in jener erften Deſtillatien 
bes Bemifches von Borfäure und Alkohol, neben lekteren Berſtare 
mit berüber geriffen wird; oder vielmehr borfaures Aethyloryd, Das im 
mit Üübergegangenen, aus dem Alkohol zuvor geſchiedenen Waſſer feinem 
Aethyloxyd⸗Gehalte nach ſich zu waſſerſaurem Aethyloxyd (Alkeheſ) 
herfelite ‚ woburdh dann die Borfäure wieder frei wurde Bis 


9 Das iſt in Fettol, als Vertreter des Sandes des Sandbades wuh kei 
MWaſſers oder Waſſerdampfes im Waſſer⸗ oder Marieubade; m. Grm, 
I. 173, 568 ff., 698 u. II. 456. Da Sertöle Hohe Temperaturen glei: 
förmig anzunehmen fähig find und ſolche denen von Ihnen berüßrten Beine 
au eben fo gleichförmig zu übertragen vermögen, zugleig aber az, «ai 
Flüffigleiten geftatten: bergleichen Hitzeſteigerungen leicht und fehr genau tkenmm 
metriſch zu befimmen, fo find fie, unb ebenfo ihre Bertreier, 4. B. mas Bis 
Hlorid, dem ansübenden Chemiker von hohem Werte, 


18907 - 
3000 C. == 2400 R. erhitzt, zerfällt a6 AcOBO; In Blbilbendes Bas 
(das aber, umabgewafichen, wegen beigemengtem Borfäureshaltigem 
Waſſerdunſt mit gräner Flamme brennt) und Borfänre. — Borar 
(©. 1242) Iryfallifiet aus wäfiriger Löfung fehneller als carbonſaures 
und fchiwefelfanzes Natron, nnd als Kochfalz, iſt daher von allen drei 
Salzen leicht gu ſcheiden. PLOBOE iR in Ayotfäure von 1,3 Eigen: 
gewicht leichtauflöslich; SO, entzieht der Auflöfung bes PbO. Kalle 
wafler zu gelöfter Borfäure gemiſcht, fchlägt CaOBOg nieder; gelöfte 
Borfäure zu Kalfıwafler. gebracht, bewirkt feine Trübung. Erhitzt man 
4 Gewichtstheile verglaſte gepulverte Borfäure mit 1 abfolutem Alfos 
hol, fo erhält man ölbildendes Gas, und zurüd bleibt borfaures Aethyl⸗ 
oxyd. Holzgeiſt und ebenfo auh Amylibrenngeit (6. 1082)- 
verhalten Ach zur Borfänre ähnlich, wie Alkohol. 

1) Silicfäure. Alkohol geräth mit ihr zwar nicht im einfeltig zer⸗ 
ſetzende Gegenwirkung, wohl aber erhält man, Ebelmen’s Berfuchen 
gemäß, ftlicfaures Aethyloxyd, wenn man vorfidhtig abfoluten 
Alkohol in Silicchlorid, das man gewinnt wie das Mlumdhlorid,*) 
gießt; anfänglich finkt die Temperatur, dann aber, wenn .beiläuflg bie 
Menge bes Alkohole jener des Chlorids gleich kommt und die gleich 
yon vorne herein fehr lebhafte HCh- Basentwidelung aufgehört hat, 
Reigt die Fuͤhlwärme des Gemiſches, und beflillirt man nun, fo geht 
zmächft Aeibyichlorkr (©. 1134 Anm.) über. Nach gewechfelter Bors 
lage und bie 1600-1700 C. — 128013608. gefeigerter Feuerung, 

folgt num ziemlich reines ſilieſaures Aethyloxyd (oder Kirfels 
äfber), während bei nach und nach bis zu 3000 C. verflärkter Feuerung 
lets ein mehr oder weniger yon Gilicfäure beglelteter zufammengefchter 





*) Bergl. ©. 943. Friſch Hergeftelltes Silie, wie man es in Form eines dunkel⸗ 
braunrothen Pulvers erhält, wenn man Eilicfluorfalin (Kal inſilieflnorid 
©. 1230 und 1266) im verichlojfenen Schmelzläffel erhigt und nach beenvigter 
K:Berbrennung mit wenig MWaſſer auswäſcht und trodnet, verbrennt im Chlor⸗ 
Gas bei Rotägiuth zu farblofem, ſehr flüchtigen, ſchwach Myanartig riechendem, 
an ver Luft rauchendem, bünnflüffigem Siliechlorid, das in Waſſer gebracht 
mit bemfelben fo ſchnell in Wechſelzerſethung geräth (Siliefäure und. Hydrochlor⸗ 
fäure gewährend), wie das flarze, weiße Siliethionid (oder Si-Gulflo), pas 
im Waſſer unter HS-Gntwidelung fofort in wäflrig zäpfläffige Silicfäure 
Abergeht, die, durch Abbunften eingeengt zur gummiähnlichen, durchſichtigen Maffe 
jufammenteitt, währenn das Silicchlorid, mit Waſſer ſich wechſelzerſetzend, 
gallertförmiges Sil ieſaure⸗Hydrat gewährt. — Das gleichen Weges (wie 
das Silie) aus dem Sluorborkalin vargeftellte dunkelbraune, einen Stich ins 


Grüne zeigende, pulorige Bor, finkt, wie das Si im Bitriolöl zu Boben, und _ | 


iR wie dieſes in Waſſer und im Alkohol unlöstich ; beide find nahe gleichichlechte 
Glektrieitätss und Wärmeskeiter, B iſt jedoch durch Azotiäure oxyrirbar, was 
som Si nicht gilt. Auch verbrennt erftieres bei 3000 C. unter Yuntenfprüßen, 
Si Hingegen frifch bereitet bei mäßiger Hige, war es jedoch unter Luſtautſchluß 
geglühet worben, fo if e8 unverbrennlich. Nur nie EU) vermittelt feine Oxyda⸗ 
tion und Auflöfung, fonft greift es Feine Säure an. 


‘ 


1308 


Ueiher überdeſtillirt: ein urſprüngliches Bifllicat des AeO, bas in 
Folge zu großer Hihe in BIO und Aeosio zerfällt. Durch wiee: 
holte Deftilation kann man das erflere Deſtillat auf’ die Giebhike von 
1620 0. = 1290,65 R. bringen, und hat dann ein völlig Aethylchlorir⸗ 
freies, reines AHetbylosryd=&tlicat, das als ſolches eine farblofe, 
ätherartig viechende, brennend ſchmeckende Flüſſigkeit von 0,932 Gigen- 
gewicht darflellt, die fich zwar nicht im Waſſer IöR, wohl aber, es 
berührend, mit bemfelben nad) und nad in —2 geraͤth 
und fo SiO, d. i. eine Säure entläßt, deren Saͤuregrũnder den ſtoͤchlo⸗ 
metriſchen Werth von 92,44 (nach Pelouze 88,94) hat, wenn O; 
oben ©. 858 und. 1362 Anm. *) Bedeutet Ch H,O + SIO dia 
Volnm Dampf, fo müßte deflen Dichte — 7,234 ſeyn; €. fand fle 
= 7,18. Meber 3009 C. erhitzt geht nur Bifllicat des AeO über, das 
ebenfalls farblos, aber wentg riechbar if, im Geſchmacke vom einfacen 
Silicat abweicht und 1,035 Bigengewicht hat, aber, der Luft überlaflen, 
Silicſaͤure⸗Hydrat hinterläßt, das, folcher Geſtalt zur Ausfcheivung ge: 
bracht, harte und Ichhaft glänzende Ueberzüge auf Gegenſtände mannig- 
facher Art zu gewähren verfpricht, ohne daß dabei irgend ein ſtarker 
Salzgründer mit in Gegen⸗ ober Einwirkung gebracht wird; wie 
denn Holz, Papier (Blaspapier)ıc. in foldyer Weife mit Gilie 
ſaͤure⸗Hydrat getränft an Entzündlichkeit und Härte im weit höheren 
Grade gewinnen, als folddes mittel fog. Waſſerglas-Firniß (oben 
©. 4283 und 1246) oder duch ZyloidinsAuflöfung (6. 1282) p 
erreichen möglich ifl. ‚Auch dürften dergleichen Silicſaͤurehydrat⸗Ueber⸗ 
züge und Durchdringungen verſtchieden und lebhaft farbig varzufellen, 
ja felbR von Hier aus einer neuen Art von Blasmalerei Bahn za 
gewinnen, nichts weniger als fchwürig feyn. Soll jedoch Aethyloryes 
Silicat ſolche Ueberzüge und Durchdringungen von Siltcfäure ge 
währen, fo muß man vor Allem hewirken, daß feuchte Enft au 
HöhHf Jangfam zu denen mit dem Silicat getränften Gegenſtaͤndes 
gelange. Denn dann allein bildet fih ein Silicfäure-Hybrat 
von 1,77 @igendichte, das Glas ript und das Licht ſptegelt und bridt 
gleich den fchönften Bergkrnftalls Platten. Abgefehen aber von bien 
und ähnlichen möglichen und wirklichen Verwendungen it Ebelmene 
Erfindung der Darftellung des Gilicfäure-Hether fchon baum aller 
Beachtung werth, weil fie zeigt, daß Siliefäure der Verbindung mit 
Hydrocarbonoryden in einer Weife fähig iſt, die fie dem auch an ſich 
vollkommen anorganifchsharten Diamant, in Abſicht auf Befähigung 
in bie Leiber ber Lebendigen ale wefentlicher Mitbeftanbtheil einzugehen, 


*) Daß pie Silicefäure ſtoöchiometriſch — BIO iſt, dafür fpricht gewiſſermaaßen 
auch der fog. Granato Id; denn biefer enthält in feinen Galggrünbern, zuſam⸗ 
Mengenommen, procentiich gerabe fo ziel O, als fein Salzzeuger (die Gilieläure) 
procentifch darbietet; Beiger’s Mag. XXX. 109; H== 1 zerfegt IR BL = 7,306. 


Bomann — La 


1309 





[4 

zue Geite ſtellt, ohne bazn, wie es bisher mwahrfcheinlich fühlen, weber 
der Bicarbonate der Alkalien, noch der freim Garbonfäure ober eines 
fauren Bertreters. derfelben zu bebürfen. — In den Pflanzen kommt 
Sil ie Häufig vor, meiftens, vielleicht immer ale Säure, aber in den 
lebenden nicht nur an CaO gebunden, wie z. B. im Glanzüberzug- 
mehrerer Gewaͤchſe, fondern fehr wahrſcheinlich an Hydrocarbonoxydate 
und Hydrate, und auch felbf dort, wo ſich ausgeſchiedene Gilicfäure 
befonders abgelagert vorfindet, wie biefes in mehreren Graͤſern, zumal 
in den Schilfarten, der Fall iſt; Phormium tenax ſcheint feine große 
Feſtigkeit und Haltbarkeit hauptfächfid dem an Hybrocarbon gebuns 
denen Gilicfäurehydrat zu verdanken. Much if es fehr wahrſcheinlich, 
daß bie Kieſelpanzer der Bacillnriae und Navioulae aus ähnlichen 
GilicfäuresBerbindungen mileoffopifcher Kryptogamien hervorgiengen, 
welche den zugehörigen Infuforien als Nahrungsmittel gedient hatten. 
Auch dürfte fich bei den fog. Blementaranelyien, zumal pilanzlicder 
Bildungstheile, in mandyem Kalle Si haben vorfinden laſſen, wenn man 
dergleichen Analyfen nicht mit wenigen Granen, fondern mit beträchts 
Ich größeren Mengen unternommen hätte, oben ©. 787 fj. und vor⸗ 
züglih ©. 913. Children fand in einem Schwamm, in der Tithya, 
neben fehr wenig thierlichen Stoffe viele ganz aus Gilicfäure (Hydrat?)» 
befiehenve Nadeln, in der Spongia offc. hingegen nur wenig ders 
- gleichen, während Bray in allen Schwaͤmmen burchfichtige, aus Glas⸗ 
tigenden Nadeln beftchende Gebilde vorgefunden haben will; daß Si0z in 
den Zoophyten und verwandten Lebweſen nicht fehlt, machen verfchiedene 
Beobachtungen wahrfcheinlich. Ueber ein Hicher gehöriges pflanzliches 
Ausfcheidungs » Erzeugniß, den Tabafchter (Tabasheer) vergl. m. 
Arch. f. d. ges. Naturl. XVII. 150 und 157. 

k) CO, u. 0,03. Starte Sarbonfäure machte, ſchmelzend und vergafend, 
das AlfoholsThermometer bis auf — 800C. 640 R. finfen. Vergl. 
oben S. 301. NOCO,r + My()COz bilden ein fehr ſchwerloͤsliches, 
unanswafchbares Doppelfalz, weßhalb erfteres bei hemifchen Ausſchei⸗ 
dungen des MgOCO, das NOCOz als Ausfällungsmittel vermieden 
werden muß. — Dort wo COz durch Kohle in CO-Gas übergeht, bindet 
fie viel Wärme. Oralfäure fehlt faft nie im Harne der Menfchen. Im 
Amerilanifhen Onano nicht nur, in welchem Marchand fiets auch 
Sippurfänre vorfand, fondern auch im frifch entlafienen Bogelvünger 
fehlt Dralfänre felten, zumal im erſteren. Schele's Beobachtung 
zufolge läßt CO2 Kalineifentyanür ungeändert, zerflört aber KKy. 

1) Cr03. Iacobfon zufolge erhöhet KOCrO3 (und mehr noch KO + 
2 CrO3) nicht nur im hohen Grade die Entzänblichkeit des bamit ges 
träuften Papier, Kattun und verwandter pflanzlicher Gebilde, fo daß 
diefelben troden angezündet äußert lebhaft verglimmen, jedoch nicht 
entflammen, fonbern wirkt es auch ber Bäulniß tHierlicher. Gebilde 
ungemein wirkſam entgegen; weßhalb es I. zur Aufbewahrung 


1310 Ä | 
anatomifer Präparate mit gutem Grfolge zu benuben vers | 
mochte, und weßwegen es auch beim fog. Ausfiopfen ber Vögel, | 
Säugetbiere ıc. und ebeufo beim Umwandeln menfchlicher Leichen in 
Mumien die Arjenichtfäure volllommen vertreten bürfte. Boll | 
fommener als die Ehromfäures Salze und als die Arſenichtſäure wirkt 
zwar der Faͤulniß entgegen das Silberoryb-Azotat und Azotit,®) | 
allein mit deren wäflriger Löfung genäßte Thiergebilde braunen fid, 
und, obgleich diefe Silberſalze ſchon bei großen Berbünnungen Rei 
fäulnigwidrig, und aufInfuforien wieauf Sch im mel⸗Sprößlinge 
tödtenb wirken, fo möchte ihre Verwendung zu obigen Zweden tod | 
merklich Eoflfpieliger werden, als die der erwähnten Chromate. Ef 

s man SO, zu gelöflem KOfßrO3 oder zu dergleichen Bichromat des Kali 
treten, fo erfolgt, Duflos Beobachtung gemäß, Desorydation der 

- Ehromfäure zu grünem Ehromoryd (während Kali: Sulphat fd 
bildet), 

m) Aulhz. Goldchloridſäure. Während KOHO und NOHO im beren 
wäfjrige Löfung feinen Nieberfchlag hervorbringen, gewährt hingegen, 
wit oben 6. 1295 bemerft worden, Ammoniak und ebenfo auch Am⸗ 
monorybs&arbonat **) das Kuallgold, das, ſolchen Weges barges 
ſtellt, ausgewafchen und im Schatten getrodnet, bei Bitrioldl-Giedhige 
verfnallt, hingegen, Bergman gemäß, Hatte man es mit KOHO 
Löfung gefotten und dann gehörig getrocknet, ſich in ſolchem Maafe 
zerfeßlich zeigt, daß es gleich dem Knallfilber durch eleftrifchen Fuulen, 

e ja fhon durch Umrühren des Papiers, worin es aufbetvahrt wirben, 
fich mit kleinem Flämmchen entzündet und in demfelben Augenblide 
auch mit heftigem Schlag verfuall't.. 30 Gran Knallgold eutwiden 

. 7 Eubicgoll A-Gas, d. 1. viermal fo viel, als eine gleiche Menge 
Schießpulver. Defteres allmäliges, nicht bis zum Verknallen reihen 
bes Anwärmen des zwifchen Erden ſehr zerigeilten Knallgoldes zerlär 
e8; ebenjo Zufammenrähren mit fehmelzendem Schwefel (e6 Tann fehl, 
mit Echwefel gemengt, tm einen glänzenden Tiegel geworfen werben) 
ohne Gefahr; Hydrochlorſaͤure loͤſt es auf, Cu ſchlaͤgt daraus braunen 
Goldfſtaub. nieder. — Wenn Dralfäure oder pflanzgenfaure Allalies 
das Bold der Goldauflöfung durch Ginwirkung bes Lichtes metalliſch 
berfiellen, fo erleidet fle, und ebenfo bie gebundene Planzenfäare, 
Orydation zu Garbonfäure, auf Koften bes im dabei befinblicgen 


— — — — — — — — — —— —— LI — — 


*) Das azotichtſaure Sil beroxyd if das einzige Azotichtſaure⸗Metalloryeſelz 
vas ſich feinem Salzgründer durch eine ſtaärkere Säure entſchleden und fo bie 
Azo ticht ſaure abſcheiden LAßt, ohne dadurch zerſetzt zu werden; oben ©. 1302. 

20) Hatte man Goldaufloͤſung mit Kalicarbonat niedergeſchlagen, und läßt man bazz 
den Nieverſchlag langere Zeit der atmofphärifchen Luft ausgefeht, To verwanbeit 
er ieh — was fon Kunkel erfuhe unb neuere Chemiker beflätigten — in 
Knallgolp, das übrigens Ns mehr wiegt, als das karauf nerwenkete Bol 
gewogen Batte. 


x 
) 


1311 


Buffer, deſſen H an das CEhlor tritt unb damit HChs@äure bilbetz 
ebenfo auch iſt es dad O des Waflers, was bei der Gerfiellung bes Au aus 
feiner Auflöfung durch P, POz, Zn, Fe, Cu, FeÖSO; ıc. ıc. biefe 
Etoffe oxydirt, während das H defielben Waflers den Au bas Ch ent⸗ 
zieht. Die Nothfärbung des Glaſes durch deu von Caſſinus erfun- 
denen fog. Goldpurpur erfand Kunkel. Er löfle das dazu erfpr- 
derliche reine Zinn in nad einander folgenden Heinen Autheilen in 
Hydrochlorſaͤure auf: ohne Anwendung von Hitze und bei möglich 
vollfiändiger Abhaltung der atmoſphaͤriſchen Luft, verwahrte fie dage⸗ 
gen auch nad ver Bereitung, und mied überhaupt Alles, was die 
Drydation oder höhere Chlorifirung des Hinnes zur Folge haben 
Tounte. Die Goldaufloͤſung verbünnte er fehr ſtark und wandte fie im 
nicht gefättigten Zuſtande an. Man erhält übrigens auch Bolbpurpur, 
wenn man fog. Sompofition der Scharlachfärber, das iſt die Auf⸗ 
löſung von Zinn in Hyprochlerfäure 4- 2 Azotfäure anwendet (d. i. 
diefelbe Zinnauflöfung, bie nicht felten zur Reifen Gallerte erhärtet, 
während bie Auflöjung des Zinns in Königswafler, bereitet aus Azot⸗ 
fänre + GSalmial oder + Kochſalz, ſtets flüſſig bleibt *). Mifcht 
man 10 bis 12 Tropfen dieſer Sinnauflöfung mit 4 Loth deſtillirtem 
Bafler und läßt dann 5 bis 6 Tropfen ber (am beften auf zuvor ges 
börig verdünnten) Golbauflöfung folgen, fo färbt fi} die ganze Fläf- 
figfeit ſchön weinroth und entläßt dann allmälig den Goldpurpur in 
Form eines tief dunkelrothen Niederichlage. Ein gut bereiteter Gold⸗ 
purpur iſt ſehr ſchwer metallifch herzuſtellen, dient eben darum treffs 
lich zur carminrothen Slasfärbung, hochrothem Porzellan, Fafance's ıc. 
Malerei, wird von Hydrochlorfäure nicht aufgelöft, bildet mit Mr fein . 
Amalgam (enthält mithin Fein metallifches Bold), läßt ſich, mittelft 
Zufammenzeiben und darauf. folgendes Erhitzen, weber mit flaubig fein 
zertheiltem Golde, noch mit Zinn verbinden, loöſt ſich aber in Könige: 
waſſer vollfländig auf. Uebrigens erhält man auch Geldpurpur, wenn 
man nad) und nach metallifches Zinn in verbünnter, faurer Goldauf⸗ 
Töfung zergehen läßt. Vergl. auch m. Arch, f. d. ges. Naturl. XIV. 256, 
und Fuchs: Meber Goldpurpur a. a. O. XII. 237. 

n) Aukys; und AuKy. ®oldlyanid- mb Goldkyanür⸗Säure. 
Bilder mit Kryſtallwaſſer Teichtlösliche, farblofe Tafeln, gewährt mit 
KKy ein ebenfalls farblofes, in großen Kryftallen anfchießendes Salz, 
dad man gewinnt, wenn man eine neutrale Goldchlorid⸗Löſung mit 
heißer, nahe gefättigter Löfung des Kalinkyanid vermiſcht. Auch bas 
fhöngelbe, kryſtalliniſche Goldkyanuͤr gewährt mit KKy große, farbloſe 


°) Diefe letztere Auflöfung iR ginnhlorinfaures Ammon⸗ ober Natrin- 
Chlorid, gleich wie Golbchlorid mit dieſen Laugmetall⸗GChloriden vollftänpige, 
kryſtalliſirbare Salze gewährt, dieſelben Salze, die in her Goldaufloͤſung zugegen 
ſeyn müſſen, wenn Vergolvungen mittelſt derſelben wohl gelingen ſollen. 


1318 


Brismen, die man erhält, wenn man ftiſch gefälltes Knallgolo in 
heißer KKyoköfung auflöſt (Hytrochlorfäure entzieht dieſem Salze der 
- Salzgründer: das KKy und fällt dadurch AuKky). Beide Goldſalze 
verwendet man zu galvanoplaftifchen Vergoldungen; oben ©. 870 f.*) 
2) Säuren, mit zuſammengeſetztem Gäuregrüuder: 
a) T, =Cy Ha 05 + (11,03 Procent) HO oder Ce Hy Oro + 20. 
Bergl. ©. 1136 und 1208. Um die Weinfäure (fonft au Bei 
Reinfäure genannt) für fich ober vielmehr als „weinſaures Hyare 
genoryd“ barzuflellen, verreibt man innig ein Gemenge von 1 Gewidii 
sheil gepulvertem, gereinigten BWeinflein mit !/a gepulvertem, weije 
Kalkſpath oder biendend weißer Kreite, und trägt es dann nad wm) 
nach, in Kleinen Antheilen, in fiebendes Water; es bildet ſich (mir 
COꝛ⸗ Entwickelung) leihtlösljches KOT, und als Nieberfchlag ſcheite 
ſich weinſaurer Kalt (=Ca0T + 4HO0), b. i. ein Galı um, 
das in Eleinen, und fehr Kleinen Mengen feinem Weiuftein, and den 
befigereinigten, d. i. dem weißeſten fog. Crystalli.tartari des Ser 
dels zu fehlen pflegt, **) und, der außerdem durch Bechfelzeriegun 
hervorgeht, wenn man bas bei jener Ausfcheidung in der überfichenden 
Flüffigfeit gelöft verbliebene KOT fo lange mit gelöſtem CaCh obder 
CaOA verſetzt, als nod ein Nieberfchlag erfolgt, der gemeinhin den 
aus Weinflein, mittelt Kalfcarbonat, geſchiedenen fehr merflich au Baht 
übertrifft. *e) Mit gemäflerter Schwefelſaͤure digerirt (auf 2,8 Gericht⸗ 
”, Galvaniſch bedingt if übrigens auch jene Vergoldung, welche für Agx. 
eintritt, wenn man mit Golvauflöfung getränfte Leinwand zu Zunder verkeblen 
verbrennt und dann das Metall damit; es muß nämlich das zusor wohl gefäshait 
glänzende Metall mit feuchtem Zunver der Art gerieben werben, wenn bel 
Vergoldung gelingen fol. 
0) Gonft reinigte man ven rohen Weinftein (Tartarus crudus), nür mix 
Sieven, feiner heißbereiteten, waſſrigen Loſung mit magerem Thon unb * 


| 
| 
ba fig dans. zunächſt etwas AlumorgtsTartrat bildete, das aber ſofort | 
wurde durch ven färhenden Stoff des Weinfteins, ver bier (wie beim Säarbers der | 
| 
| 





mit AlO3 T gebeigten Zeuge) ſich tes Alumorydé bemaͤchtigte, Und bie dm Bin 
ſtein entſtammende Weinſaure wieder frei machte, wodurch die kleine Menge p 


vor hervorgegangenen KOT wiebtr in-KOT -+ HOT zurüd gebildet wirt. De 
fürbente Stoff des fog. weißen rohen Weinftens, iſt an ſich bräuulich = 
im Mafler wie im Weingeiſt Löslich (naher gewöhnlich ala fog. Extractiskeff to 
zeichnet) , der des rothen hingegen tief bräumlich-roth und barzartig, baher dea 
Meinbeeren « Hülfen (beim Gäbren des Mofles) turch den Wein nur enizichber 
wenn fi dieſer — alfo Weingeift — ſchon in hinreichender Menge gebilset Kt: 
oben ©. 1125 Anm. Weine Farbfloffe enthalten Azot, vaher find die Grzenzeilt 
ver trodnen Deftillation der rohen MBeinfleine Ammonoxyb:haltig. In neu 
Zeit nimmt man beim Reinigen ober fog. Raffiniren ter rohen Bir | 
feine die Thierkohle als Reinigungsmittel mit zu Hüffe. 


008) In glängenvsfarbiofen Heinen Kryſtallen ſchießt CaOT + ıHO an, weuR * 
ihn dadurch hervorgehen macht, daß man Kalkwaffer mit überichüffiger MBeiniiet 
verſetzt. Obgleich im Waſſer ſehr fehwerlästich bildet er dennoch mit KRalktung | 


cine in ber Kälte Hase Kufldfung, bie ſich jedoch UnOT entiaffenb (engerisuch, 
| 
| 


. | 


1313 





theile ausgewafchenen und getrockneten weinfauren Kalt 1 waſſerarme, 
fog. englifche Schwefelfäure), entläßt er die der Flüſſigkeit verbleibende 
Beinfäure, während er mit 803 zu Kalkfulphat ſich verbindet, das 
ſich Nieverfcplag-förmig ſcheidet. Filtrirt entläßt dann die T-Löfung 
dieſe Säure in farbloswaflerllaren, ſchiefrhombiſchen, in Waſſer und 
Weingeiſt leichtlöslichen Prismen, und in Tafeln, die gegen 1 T 
(= Cı Ha 05), 1 HO = 11,93 Brocent enthalten. Enthält ihre 
wäflrige Loͤſung Ca0S0z oder CaOT beigemifcht, fo wird fie durch 
Weingeiſt geträbt. Sie ſchmeckt ſtark fauer und kann, in großen Gaben 
verſchluckt (hierin der Oxalſaͤure aͤhnlich), lebensgefährlich werben. 
Derfegt man bie mit überfchüffigem Kalfwafler getrübte Weinfäures 
Löoͤſung mit Galmiat, fo Hell’t ſich Alles wieder vollfonmen auf, 
war hingegen Tranbenfäure zugegen, fo bleibt bie Flüſſigkeit 
mehr oder weniger trüb, und enthielt leßtere weder Weins noch Traus 
beufäure, fondern freie Eitronfäure, fo erfolgt fo wenig Trübung, 
wie mit Aepfelfäure, wohl aber trüben loͤsliche citronfanre Galze 
die Löfung des CaCh, während äpfelfaure Salze biefelbe ungetrübt 


belaffen. Bis zu 2000C. erhigt, kommt fle in waͤſſrigen Fluß und 


- fängt an Wafler zu verlieren, bis fie endlich deſſen baar iR und num 
eine durchſcheinend weiße, im Wafler unlöslie, an der Luft feucht 
- werbende Maffe barkellt, #) bie nach langer Zeit durch ſolche Feuchtung, 
ſchneller mittelft Waſſerbedeckung und Berührung von Galzgrüändern 
wieder in ihr voriges Sauerſeyn zurückkehrt. Gtärfer erhitzt erliegt 
fie der vertheilenden Röftungszerfekung, indem fie in gaflges Wafler, 
gafge Earbonfäure dergleichen Carbonoryd und Hybrorarbon, fo wie 
in überdeſtillirendes, gewäflerte® Brenzoͤl (Weinfeintheer), Ameifen- 
fäure, nicht kryſtalliſirbare Brenztraubenfäure und in Brenz 





oben ©. 205) trübt, ſobald ſte flarf erhigt wird. Hierauf beruhet die Zer⸗ 
fegung bes in heißem Waſſer gelöften Weinſteins durch gepulverten, gebrannten 
Kalk, unter Ausicheivung von gelöft bleibenvem KOHO und ausgefäl't werken- 
sem CaOT nad Kuntel, Saſſone, Wenzel unDfann; m. Arch. f. d. ges. 
Natarl. V. 107, 200, und m. Srunbe. I. 52 u. 932. Mertenswerth iſt es 
jeboch, daß vie kalte Auflöfung des CaOT in KOHO-Launge ſchon durch Verdunnen 
mit Taltem Waller zur CaOT:Entlaffung gebracht werben kann. Nehnliches 
Siedgerinnen gewähren übrigens außer dem KallsTartrat, unter ähnlichen Um⸗ 
Ränden auf verſchiedene andere Salzgrüũnderſalze; unter den Tartraten z. B. 
auch das SPOT. Vergl. m. Grundz. a. a. O. GEs erinnert an das Stahlbroͤckeln. 
©. 352. 
Becher Braconnot'’s Hieher gehörige, theilweiſe abweichenne Beobachtungen; f. 
m. Grundz. I. 93% ff. IM die erhigte Weinſaͤure bis zu einem Waſſerverluſt 
von O,1 angelangt, fo ftellt fie eine Gummi⸗Aahnliche Mafie bar, bie, fofort mit 
in Beruhrung gebradit, zweierlei Salze gewährt, was zur Annahme 
von zweierlei jene Maſſe zufammenfegenden Säuren, ver Tartrelfäure und 
ver Tartrylfäure führte; erreicht jedoch die Entwäflerung ihr Größtes (ie 
Maximum), fo flellen beide Saͤuren vereint doch nur eine Säure dar, die, in 
Miefer ihrer Umbiluungs-Bereinigung a. a. D., Binoipfäure genannt wurde. 





1814 


weinfänure auseinander tritt. Lebtere ift fublimirbar nub befkcht an 
C6H3 05 4 HO. Erhitzt man T an der Luft, fo verbreitet ſie eigen 
thümlichen, an gebrannten Zuder lebhaft erinnernden Geruch. Weir 
fäure und Traubenfäure, ſcheidet man fie aus deren weißen, hy 
fallinifchen, unlöslichen Bleioxyd⸗Salzen durdy wäfltige HS, erleide 
dabei Feine Beränderung, das Begentheil davon beobachtete Tromas 
dorff d. 4. unter gleichen Umfländen bei einigen anderen fog. organ 
ſchen Säuren; beffen NR. Journ. XXV. 2 ©. 155. Beide im 
bewirken in gelöften Kali-Salzen, aud in benen bes KCh, Kirk, 
ſchwerloösliche, Eryflallinifche Nieverfchläge von fog. faurem weinfaus 
oder ſaurem traubenfaurem Kali; oben ©. 1312.*) _ 

2) Traubenfäure U, unterſcheidet fich wefentlich von ber T data, 
bag fie neben 1 HO baflfchen Waſſers noch 1 Kryſtallwaſſer enthält, 
das fle buch Erwärmen verlieren Tann, ohne dadurch in ihren fa 
Eigenfchaften abgeändert zu werben; abgefehen von beiden Baker 
Antheilen, if fie der waflerlofen Weinfäure vollfommen ifomer, aka 
fraft ihres größeren Waflergehaltes, binficgtlich ihrer Geſtaltäng eb | 
weichend (anberögeflaltig ober heteromorpä; m. Grundz. I. 319, 
wie 97 und II. 424); beide Gäuren bilden zwar, wie von der T bereit 
bemerkt worben, ſchiefe, rhombiſche (einander nicht gleichende, ſenden 
nur ähnliche) Säulen, aber die T, die überhaupt in ihren GeRaltunger, 
zumal als fechsfeitige Säule vielerlei Abänderungen zuläßt (Eowih 
beobachtete acht dergleichen), fchießt auch in Tafeln an; was bite | 
U nicht Ratt hat. *®) 


= 





*) Beide Säuren geben mit benfelben Galzgrünrern Doppelfalze un Gebritb 
falze. Es gehören hieher vas Ammonoxryplali-Tartrat (ſonſt Tartarıs 
solubilis, dann T, ammoniatus genannt) = AH,OT + KOT + EG: 
vas KalinatronsTartrat (font durch Gelgnettefalz Sal polychres 
Seignette, dann durch Tart. natronatus bezeidinet) — KOT + NOT + 
und ber fog. Töslige Meinſteinrahm nerBorarweinktein(Cremer 20 
tartari solubilis oder Tart.- boraxatus) == 3 KOT -+ NOT + 2 BO Tr 
Die Ü bilbet ahnliche Doppelfalge, jerod if das mit KO -+ NO ergengte mei | 
loelicher ale das Geignettefalz, unb kaum kryſtallificbar. Mit SbO; gehen kedt 
Säuren Breweinkein, aber nur ver mit T bereitete — KOT + XR | 
+ 2HO kryſtalliſirt in farblofen, an ber Luft Rich trübenden, weiß um 
ſichtig werdenden, das 15+fache ihres Gewichts an Laltem und das ?!acfehe = 
heißem Waſſer zur Löfung forbernden Tetraötern. Das weinjanse Gife 
oxydul ober ber fog. Tart. martialis = KOT -+FeOT bitket ein weiß. 
ſchwerlosliches, an ber Luft fich höher oxydirendes und dann ſchwarzes Pule. 

E90) Mehrere Chemiker betrachten die Weinfäure wie bie Tranbenfänre r 
mehrbaſige (Jweibafige) Gäusen, nnd ebenfo au hie Gitronfänre. DIE 
oben mitgetheilten Formeln, fowohl jener Säuren als der WBeinjäurfalge, Lei 
gen jedoch, daß man bie ältere Betrachtung, der zufolge fie einbaſig Ans , 
behalten Tann, ohne mit ven Gigenfchaften ber einen wie der anberen a 
BWiderfpruch zu gerathen, und Gleiches gilt auch von ner Gitronfänre. 


1315 


3) Titronſäure Gi = CH Hz O4. Aus Eitronenfaft, ans dem fe ihr 
Entdecker (Scheele, der audy die T zuei ſt chemiſch iſolirte) darſtellte, 
gewinnt man fie nach Art der Weinſäure-Ausſcheidung; d. h., man 
nestralifirt den durch Klären mit Eiweiß und Durchſeihen gefäuberten 
hellen Saft mit Ca0COz, feihet aufs Neue durch und zerjegt ben 
anlöslihen, gehörig ausgewafchenen CaOCi durch Digeflion mit vers 
vünnter 803 ıc. Die Ci ſchießt in geruch⸗ und farblofen rhombifchen 
Prismen an, die ſich im Wafler leicht, Hingegen im Alkohol ſchwer 
Iöfen, ſtark, aber angenehm fauer ſchmecken, und hinfichtlich diefer An⸗ 
nehmlichfeit alle übrigen. fog. Pflanzenfäuren übertreffen; wie fle benn 
auch unter allen dergleichen und fämmtlichen übrigen Säuren — reine 
Miichfäure etwa ausgenommen — vom menſchlichen Magen am beſten 
vertragen werben lann. Aus ſiedendheißer, gefättigter, wäflriger Löfung 
kryſtalliſirt, iſt He als Hydroxyd-Citrat = HOCI, daB, unvers 
witterlih, über 1000C. erhitzt unzerſetzt ſchmilzt und fein HO (= 
13,5 Brocent) nur durch flärkere, bie Ti ihm entziehende Eäuren vers 
liert. Die bei gewöhnlicher Lufwärme angeſchoſſenen Kryflalle weichen 
in ihrer Geſtaltung von obiger Form ab, enthalten auf 3 Ci : 4 HU, 
und können daher betrachtet werden als 2 HOCI 4 HOCI HO (oder + 

Hydrat des Hydroxyd⸗Cittat). Durch längeres Liegen in Luft von 
mittlerer Fühlwaͤrme trübt ſich ihre Oberfläche und erwärmt verwittern 

“ file, indem fie 8,5 Procent Waſſer und bamit nicht nur ihr Hydrats 
wafler, fondern auch 1 Verhaltnißgewicht Hydroxyd (HO) verlieren 
und dann nur nch — 2HO + 3 Ci, ober das Sesquicitrat des 
Hydroxyd ind. *) Schmilzt man HOCI bie zur beginnenden Serfegung 





) Nit dem KO fekt bie Ci drei verſchiebene Salze zufammen: a) das Gitrat 
= KoCi; s Rlernförmig gruppirte Nabeln, Leicht zerfließlich, im Waſſer Leicht 
löste, im Alkohol untösti, demſelben jeboch Waſſer entziehene und darin 

ſchmelzend (das KOT kryſtalliſirt ohne Wafler-Iutritt in farblofen, vierfeitigen 

. Gäufen, vie auch zerfließlich und Leichtlöstich im Waſſer, aber Im Alkohol nicht 
unlöstich, ſondern nur ſchwerloslich find; Säuren fällen aus feinen Löfungen 


KOHOT3); b) das Sesquicitrat = 2 KO + 3 Ci, fauer, unlösti im. 


Alkohol und unkryſtalliſirbar, und C) das Tricitrat — KOCi +? HOCi + 
310; aus a) varflellbar durch Beifügung won boppelt fo viel Ci, als es fon 
entsäft und Abbampfung am 400° x — 320R. warmen Ort. Gs bilvet Iuft- 
behändige, große, unter fi} verbundene, im Wafler Teichtlösliche Prismen, von 
angenehm faurem Geſchmack, vie, bis auf ein gewifles Maaß, auch von fiebendem 
Alkohol geläft werben, und aus bemfelben, mittelft Erkaltung, wieder anfchießen. 
Bei 1000 C. ſchmelzen fie gummiartig, flellen aber, erfaltet, Haufwerke oncentriſch 
gruppirter Nabeln dar. Es verliert hiebei 4 HO und iſt nun — KOUiz +H0. 
- Mit NO bilnet bie Ci xhombifche Prismen, vie auf 8 NOCI, 10 HO habend 
bet 1000 ©. zerfallen, dann aber nur noch 1 HO enthalten. NO bildet mit Ci eben- 
falls ein Sesqui⸗ und ein TrisGitrat, und mit KO + NO ein in feidenglängen: 
ben Prismen auſchießendes Doppelfalz, vaß ® tufibeRändig auf 3 Verhaͤltnißgewichte 


83% 


1316 


(oder fiedet man ein trocknes MetallorybsGitrat mit HCh-haltigen 
Alkohol), io entläßt es ein HO feines Säure-Beftandes, Erykallikrt 
nur unvollfommen in geruch⸗ und farblofen, warzigen Koͤrnern, ve | 
(uftbefändig und im Wafler fehr leicht löslich find, ſtark fauer ſchmeien 
und alfo verändert eine Hydroxyd⸗Verbindung barflellen, deren Eau 
ı an CaO gebunden ſchon fertig vorfommt, fm Aconitum Napellas ı# | 
Equisetum Auviatile L., und baber and) genannt worden ıf: | 
4) Aconitfäure Ac oder „Equiſetſäure,“ d. i. eine Gäure, bie a 
Öytroryd gebunden =HO + C4H O3 if, den Natronfalz wit ge 
löſtem CaCh vermifcht, wechfelzerfegend durch Abbampfen eingeng" : 
CaO4ec in Form farblofer, fehwerlöslicher Prismen entläßt, und ik, 
als 3 Ac zum Schmelzen erhigt, zerfäll’t in 2 CO, und 2: | 
5) Staconfäure oder „Brenzcitronfäure” It, ale Hydeoryp =H0+ 
C; Ha O3; ein öligflüffiges, fpäterhin kryſtalliniſch erſtarrendes Do 
fRillat, das in Wafler löslich, ans demfelben in chombifchen Blätten | 
oder Octaödern kryſtalliſirt, bei 1600 C. — 1280 R. ſchmilzt und ſich ver: 
flüchtigt, und die, ſolcher Weife deſtillirt, ihr Hydroxyd emtläßt, wäh 
rend fie felbR waflerfrei, damit aber in 
6) EitraconfäureCt=C5;HR20;, d. i. in eine der Itaconſaͤure iſenen 
Hypdrocarbonfäure verwandelt wird, bie, der Luft ausgefeßt, zwar wie 
der HO (Aq.) anzieht und kryſtalliſirend bindet, nun aber turd 
Rärlere Salzgründer von biefem ihrem Kryſtallwaſſer geſchieden, mi 
diefen Salzgründern Salze zufammenfeht, welche von jenen der Ja 
eonfäure ſehr merklich abweichen. 
:7) Aepfelſäure M = C4 HR 04 + HU (AÆryſtallwaſſer). Schele, it 
Entdeder, fchieb fie aus fauren Aepfeln, reicher daran ind aber we 
unreifen Beeren des Sorbus aucuparia L., und fehr reich an jan 
äpfelfaurem Kalk die reifen des Rhus Coriaria L. Um bie rin 
"Säure zu ſcheiden, verfeßt man ben Gaft mit Eiweiß, bring | 
dann ins Gieden, feihet ihn durch umd mifcht ihm nad nud neh le 
lange gelöfles PbOA bei, als noch ein Nieberfchlag (unreines PLOM) 
erfolgt. Nach beiläufig 24 Stunden findet man benfelben in Gruppe 


Doppelfalz 11 HO, 2. 1. die Summe des HO-Gehaltes Heiner verbunbenen Gay 
darbietet; vergl. Heldt in ven un. d. Chem. u. Pharm. XLVIL 137 f. 

Das FeO-Salz ver Ci ſtell't H. durch Auflöien metallifhen Fe’s in verrdaste 
Eitronfäure dar, indem er die unter H-Entbinbung erfolgte, gefättigte gelbüche 
Auflöfung fo lange mit Alkohol verfegt, als noch ein Niederſchlag eintritt. Diele‘ 
ift flodig weiß, braun't fi aber bald (vurch Oxybation) und fchrwmpit all 
brauner Bodenſat zufammen. Das Cifenosypfalz gewinnt man, 6. zufolge in 
dem man ftiſch gefäll’tes Eifenoryohybrat mit gelöfler Ci anwärm’t, vie ae 
gewonnene, füßlie, rothbraune Auftöfung, wie zuvor mit Allohol anfällt, 
ben rothbraunen Nieverſchlag in Waſſer IR und im Waſſerbade abrunſten sub 
eintrocknen laͤßt, ba er dann bünne, hellbraune, durchſfichtige (ober dickert ww 
vurchfichtige), metalliſch glänzende Schichten bilbet, vie ſich Leicht vom Gefäße 
ablöfen laſſen. 


1317 ' 


glaͤnzender 3HO enthaltender Kryſtallnadeln verwandelt, bie in flebendem 
Waſſer wie Harz ſchmelzen und fehr fehwerlöslich find, nicht nur im reis 
nen Waſſer, fondern auch im KOM + HOM:haltigen, *) und, abgefpählt 
und mit verbünnter Schwefelfäure gefotten, ihr PbO biefer Säure über: 
lafien. Die von dem Bleioxyd⸗Sulphat gefonderte faure Flüſſigkeit wird 
hierauf gehälftet, die eine Hälfte mit Ammoniak neutraliftrt, die andere 
dann dieſer beigemifcht, und das alfe geivonnene ſaure, aͤpfelſaure Ams 
monoryb zur Krhflallifation gebracht; die wäflrige Löfung ber reinen, 
IuftbeRändigen Kryſtalle, aufs Neue dur; PhOA wechielgerfeht, giebt 
nun reines, gefäll’tes, äpfelfaures Bleioryb, das, ausgewafchen, mit 
telſt verbünnter SOz3 oder HB die ſchwürig kryſtallifirbare und kry⸗ 
ſtalliſirt zerfließliche, farblofe, ſtark fauer ſchmeckende, bei 1300 C. un: 
zerſetzt ſchmelzende Nepfelfäure entläßt. Sie ift der Ci iſomer. 

8) Gumarfäure. Fu (oder Baramaleinfäure Pmi) = C4 H + O3, b. i. 
M — HO %*) fommt, von Winkler entvedt, in der Fumaria offic. L., 
im Glaucium lut. L. (S.1152) und in der Jsländifchen Flechte (Cetraria 
isl.; ©. 1097) ıc. vor, bilbet große, fauer ſchmeckende Kruftalle, die das 
200fache ihres Bewichtes an Löfunge-Wafler erfordern und bei 2000C. 
ſich unzerfeht verflüchtigen, entſteht aber auch künſtlich durch Er⸗ 
hitzen der 

9) Raleinfäure Mn —C;,H + Oz, die ſich bilet in Form eines 
Eublimats durch Erhitzen ber Aepfelfäure bis zu 1760 C. = 1400,8 R., 
da dann die Fumarfänre ale Rückſtand verbleibt. Erſtere ift farblos, 
ſehr löelich. -+ HO leicht kryſtalliſirbar und ſchmeckt fehr fauer. Gleich 
der Fu gewährt fie mit AgO weiße, im Wafler unlösliche Nieder⸗ 
ſchlaͤge. Kryſtalliniſch iR fie der Aepfeliäure (und mithin auch ber 
Citronfäure) ifomer. Da fie mir CaO neutralifirt, ein ſchwerloͤs⸗ 
liches, pulvrig⸗kryſtalliniſches Salz bildet — während das CaOM mit 


— 


*) Auch vie Kartoffeln enthalten mitunter merkliche Mengen von Aepfelſäure, bie 
übrigens in ben meiften Obſtſorten und Beerenfrüchten heimiſch ift, häufig die Citron⸗ 
fäure begleitend, feltener vie LBeinfänre und Traubenfäure. Schon Scheele ertheilt 
bierüber zahlreiche Erfahrungen mit, wie er denn auch fand, daß bie fog. anges 
fommenen (mehr ober weniger verborbenen) und ſchimmligen Citronen von 
1 ſchwediſchen Kanne (— 88 Unzenmaaß Waffer) Saft 7 bis 8 Loth reinfte Citron⸗ 
fäure gaben, die mit vem Sechsfachen ihres Gewichtes weißem Zuder verrieben ſehr 
angenehmes Limonabenpulver gewährte, das 1 Maaß Waſſer heiſchte, um 
ſchmackhafte, binfichtlih ihres Säure⸗Gehaltes unfhänlihe Limoname zu 
bereiten; ein Verhalten, welche⸗ von einer mit Weinſaͤure bereiteten nicht vor⸗ 
ausgeſetzt werden varf; oben ©. 1318. Mittelſt theilweiſer Sättigung des Saftes 
ber Johannisbeeren, Stachelbeeren, Berberigenz Beeren ꝛe. mit Kreite, läßt ſich 


die in ihm enthaltene Citronſaͤure von der Nepfelfäure ſäüllend ſcheidven. — xor 
1öR übrigens nicht nur PbO T, fondern au PhOSOs leicht auf, was Geitens 
des KOCi gegen dieſe Bleiſalze nicht in dem Maaße der Fall if. 

*) So wie ver Aconitfäure, von ber fie fich aber verfchieben verhält, 


1318 


HOM verbunden, das im kalten Waſſer fehwer, fur heißen leicht Täslihe 
fog. Bimalat gewährt — fo kann man biefes ihr Verhalten andy zu | 
(wohlfeilen) Darftellung berfelben benuben, fen es, indem man bie | 
oben erwähnten, geflärten und burchgefeiheten Beerenfäfte wit fo viel 
Kalfmilch verfeht, daß die Flüffigfeit noch fänerlich fchmedt und bamz 
kocht, da dann neutrales Salz ſich ausfcheidet, das man jedoch aufs 
Neue erhält, wenn man bie von biefem Niederſchlage abgegoſſene Flül⸗ 
figfeit wiederum in gleicher Weife behandelt, oder daß mar die Gäut 
erzeugt: aus Honig, durch Sieben deſſelben mit Kelt. reicher Kall⸗ 
milch, wie ſchon Lowitz erfolgreich that. | 
10) Nilchſäure; oben ©. 936. Fehlt In feinem Biereſſig, IR im 
Stärke: (Amylum⸗) Eſſig und in allen, mittelfi Sauerteig ober bur& 
Effiggefäuerten Weinftein, im fauren Reißwaſſer sc. entflaudenen Inder, 
Obſt⸗ ꝛc. Eifigen in reichlicher Menge zugegen, und bietet wahrſchein⸗ 
lich den Grund tar, warum beim Gähren des fog. Weißfsaut (Weiß⸗ 
kohl) zu Sauerkraut „Kochſalz zerfebt” und zum verbältlichen Ber 
ſchwinden gebracht wird; vergl. oben ©. 825 Anm. Das neuerlid ia 
arzneiliden Gebrauch genommene wilchſaure Cifenorybul be 
reitet man am vortheilbafteflen, wenn man im Gntfichen begriffen 
Midfäure (alfo mit Mildhzuder verfehte faure Mitd) Rupfer-freiet | 
@ifen berühren läßt. Berfeßt man zu dem Ente 2 Pfund Sauerwilch 
mit 2 Loth gepulvertem Milchzuder und mengt tarumter zunächk 2 Eotk 
@ifenfeilftlaub, dann aber bis alles Eiſen aufgelöft ift, von Zeit zu 
Zeit wiederholt Milchzucker, bringt dann, wenn bereits weißliche @iles- 
ſalz⸗Kryſtalle fich zu bilden beginnen, das Banze ins Sieben, feihe 
es annoch fiebheiß durch: in ein zuvor erhitztes Gefäß. das, nad Auf: 
nahme des Durchgefeibeten gegen Luftzuiritt verfchlofien werben fam, 
und läßt nun Afles erfalten, fo fchießt das FeOLc in kleinen, grün 
lichen Prismen an. — Erhikt man Mildyfäure in einer Glasreierke 
vorfichtig fo lange, bie der farblofe, ſyrupdicke Rüdktand 1.215 Gigen- 
gewicht hat (oben &.937) und anno geruch los iſt — da ſich uzz 
in der Borlage nur deſtillirtes Wafler befindet — fo ſchmeckt berfelbe 
nicht fauer, fondern faſt nur bitter (faum fäuerfich) erinnern en 
Aſſamar (oben ©. 1068) und if im Waſſer wenig löslich, dagegen im 
Weingeiſt und Weiher leichtlöslich, bildet ſich jedoch fogleich wieder zur 
volfländigen, im Wafler leichtloͤslichen und ſtark fauren Fläcſſigkeit 
zurüd, fo bald ihm ein flarfer Salzgründer ziır Berührung darge⸗ 
boten wird. Der a. a. D. erwähnte Sublimat führt bie Benennung 
Lactid. 
- 11) Sfagurfäure Iſt wahrfcheinlih Bimalat des Bruciu, fo wie bie 
Mentfpermfänre das bes Menifpermin (oben ©. 1206), za 
Bleiches dürfte auch von ber Raupenfäure, in Beziehung auf einen 
noch ‚zu beflimmenden Galzgrüuber, gelten; m. Grundz. I. 964. Eiger 
thämlich Hingegen möchte fich verhalten: bie im Sabadillſaamen als 


1810 , 





Kalkſalz vorkommende, fublimirbare und kryſtalliſirbare, Röchiometrifch 
— Cis Hıs 07 + Aq zufammengefehte Sabadillfäure. 

12) Hydroralfäure (5. 507 u. 918). Rob enthält fie Dralfäure und 
Bormylfäure beigemengt; man befreiet fie Hievon zunächſt dadurch, daß 
‚man fie mit Waſſer vermifht, dan mittel Ca0OCOz ben ‚größeren 
Theil der vorhantenen Oralfäure fällend entfernt, fie hierauf mit Am⸗ 
monial vollftändig neutralifict und dann fo lange OaOAO;:Löfung 
zutröpfelt, bis feine Trübung mehr eintritt und etwas überfchäffiges 
Kallazotat zugegen if; alfo von Dralfäure befreiet, entfernt man num 
den überfchäffigen Kalk duch Ammonoxyd⸗Carbonat, filtrirt und vers 
miſcht das Durdgefeihete mit Alkohol; es fcheidet ſich das zuvor ge⸗ 
bildete Kalk⸗Hydroxalat ale Nieberfchlag, das mit Weingeift ausge⸗ 
waſchen, dann in Waſſer gelöft und mit PbOA-Löfung digerirt, ſich 
mit diefem in unlösliches PbO Hox und CaOA wechfelgerfeht. Erſteres 
Salz mit HS zerfeht, entläßt die Hypdroralfäure, weitere Anwärs 
mung ihrer Löfung entfernt überfchüffiges HS, und das gebildete Pb8 
entzieht den ber Hox beigemifchten färbenden Stoff. Wiederholung 
dieſes Berfahrens, bewirkt durch neue Sättigung ber gewonnenen 
Säure mit Ammonoxyd⸗Carbonat, Wechſelzerſetzung bes dadurch ent⸗ 
ftandenen AHsO Hox mit PbOA sc. ıc. gewährt endlich eine völlig farb⸗ 
Iofe Saͤure. 

.13) Gormyljäure (Ameifenfäure). Bermengt man PbO, mit etwas 
ſtedendem Waſſer, und fügt dann Traubenzuder Hinzu, fo entwidelt 
fi) wenig CO,, aber die Bildung von Formylfäure verräth der eigen- 
thumliche Geruch dieſer Säure; es entſteht flüffiges, baflfches for» 
mylſaures Bleioxyd (das durch HS Blaſen⸗ziehende Formylſaͤure ent⸗ 
läßt) und PbCO,. Böttger, der dieſe Fo⸗Bildung beobachtete, ſah 
diefelbe Saͤnre auch hervorgehen, als er 1 Gewichtstheil aufs Beinfte 
zerriebene Weinfäure mit 2 Mennige verreibend mengte und bas Ge⸗ 
menge bann mit fehr wenig Wafler feuchtete. Das Gemiſch wird 

— während der Berreibung mehr und mehr, nad endlich völlig weiß und 
zugleich beträchtlich warm, babei den burchbringenden MAmeifenfäures 
Geruch entwidelnd. (Mit PbOA vermreint es PbOFo, läßt ſich burch 
Weingeiſt reinigen, der Erſteres löſt, Letzteres ungelöf läßt.) Läßt 
man Nethyloxyd-Hydrat (Holzalfohol; oben ©. 851) an Blatins 
mohr verbampfen, fo bildet ſich, mit dem bort_verbichteten atmofphär. 
0: Baffer und Formylfäure *) Ueber Fo⸗Darſtellung; |. oben 


*) Deſtillirt man Solzgeift (’MeOHO Cꝛ Hz O + HO) mit bem Bierfachen 
feines Gewichtes waflerarmer Gchwefelfäure, fo erhält man fog. Holzäther 
(d. 1. MetHyloxyd), Hatte man aber voppelt fo viel Schwmefelfäure beigegeben, 
fo erhält man, ſtatt des freien Methyloxyd, die SchwefelfäuresBerbinbung beflel- 
ben, in Form einer farblofen, öligen, knoblauchahnlich riechennen, 1,324 Gigen: 
gewicht befigennen, bei 1880 C. — 150%,4 8. ſiedenden Bläffigleit,, bie von 


1820 


©. 1173 Anm., über formylſaures Aethyloxyd; ©. 1081. Das Fer 
mylchlorid, d. i. jene Verbindung des Fo, in welcher tie 3 Rödie- 
metriſchen Antheile des O durch Ch erſetzt find, iſt jeßt in arzneilichen 
Bebrauch genommen (gegen Bruſtkrebs). ©. 853. 

14) Succinfäure (Börnfeinfäure). Die aus Talg bereitete (S. 1045) 

fann möglicher Weile etwas Suberinfäure (Korkfäure a. a. D.) 

„ enthalten, da der erfleren warme, wäflrige Löfung leicht einige Procem 
der leßteren auflöfet. Alſo verunreint kryſtallifirt die Su nicht mehr in 
großen Tafeln ıc. (S. 1049),. fondern in Heinen, runden, fehlen Koͤr⸗ 
nern. Umfryfallifiren aus wäflriger Loͤſung reinigt ſolche Su nick, 
und ebenfo wenig eine aus alfohuliger ober ätheriger, oder hydrochler 
faurer, oder azotſaurer, wohl aber laſſen beide Säuren ſich trensen 
mittel PbOA; freie Su trüb’t deſſen Löfung nicht, was hingegen Geitens 
ber freien Sb ber Fall iR (über Scheidung mittelfi CaO f. oben ©. 1051), 
trocknen Weges erfolgt die Scheidung nur unvolllommen , wenn gleich 
die Korkfäure (a. a. D.) ölig überbefiillirt, während bie Gucrinfänr 
fublimirt. *) 

15) Settfäure, fog. und Bz. _DievonAcrylfänre (E. 1046) begleitete Bx 
(©. 879) belebt aus 2 Bz + HO. — Der Peru: Balfam enthak, 
iſt er Acht, fo viel Eäure, daß 100 Bewichtstheile deſſelben 71, ber 
gleichen FEryftallifirtes NOCO, (Soda) neutralifiren. — Mehrere er⸗ 
achten die ©. 1078 beſchriebenen Hirnfette als Verbindunges ber 
befannten Thierfette mit Albumin + P, doch fehlen zur Zeit bewei⸗ 
fende Verſuche. — Das Fett (und „Fleifch“) alter männlicher Robbrs 


altem Waſſer langſam, vom fiedenden fogleih In wafferfaures Methyb 
oxyd (d. i. Holzgeiſt oder Holzalkohol) um in Methyloxyd-⸗Biſulphat 
auseinander tritt. Letzteres ſchießt, durch gelindes Abbunften eingeengt, erfafteub 
in farblofen Prismen au, und bildet mit Salzgründern ſchwefelſaure Doppelſelp 
wie z. B. leichtlöslihe mit CaO, BaO und PhO. Defillitt man KOab, 
mit ver Hälfte feines Gewichtes Holzgeift und mit feinem gleichen Gewichte 
wafferarmer Schwefelfäure, fo erkält man azotſa ures Methyloxyd in Ferm 
einer farblofen, ſchwach aͤtheraͤhnlich riechennen, mit Waſſer nicht miſchbaren 
1,182 Gigengewicht befigennen, bei 66°C. — 520,5 R. fievenken Fikfigket 
bie, bis 1500. — 120° 8: erhigt und dann angezünbet (erinnere az We 
Schießbaumwolle; oben ©. 1277 Anm.) vertnallt; ein MeOAO;z läft je 
nicht bauftellen. Wird Holzgeiſt über Mn, + verbünnter SOz teilt, ie 
entftebt neben MeOFo eine: eigenthümliche, Atherartige, würzig rieddeme ia 
3 Gewi qhtetheilen Waſſer lösliche, bei 42°C. — 390,6 R. fievende, bei 15°C. 
— 120 R. ein Gigengewicht von 0,855 befigenze Slüffigkeit, genaunt Metäyal, 
— C6é Hy Og. Der rohe Holgeffig entbält viel MeOA; oben ©. 854. Ude 
falieylfaures und benzoefaures Methyloxyd; f oben ©. 1003 x 1009. 
*) Die kryſtalliniſche Suceinſ dure verhält ſich, in Abſicht auf Licht⸗Polariſatiecc 
wie A, Ci uud Uv verneinend; d. 6. fie dreht die Polariſationa⸗ Ebene wicht; 
. a6 Gegentheil hievon ſindet Bei ber T flatt, vie, Mitſch tig 
Drehung berfelben bewirkt. Den Grund biefer Drefung finnet M., wie beit 
keyſtalliniſchen Duarz, in ver gegenfeitigen Stellung ber fog. Krykallateme. 


16) 


- 


ſoll ähnlich ber weißen Rieswur; (Voratrum album Z.) ſchmecken, 
Edel erregen und gmoffen: Erbrechen bewirken (vergl. S. 1205 ff.), 
während das ber weiblichen fehr ſchmackhaft und im dieſer Hinficht bem 
Lammfletich aͤhnlich iR; beide Arien Nobbenfett, zumal lehteres, 
werben leicht ranzig. 

Gallägerbfänre und Gallaͤſanre; oben ©, 1179 ff. Um 
gebleihte Shwarztinten- Schrift wieder leferlih zu mas 
Gen, diente fonft gemeinhin Galläpfelaufgug, dba dieſer jedoch 
zugleich den unbeichriebenen Papierfläcdens Theil mehr oder wenis 
ger bräunlich gelbet und außerdem die Schrift nicht deutlich genug 
ſchwaͤrzt, fo iR ihm gelöülee Schwefelammon AH, 8, das 
zugleich die Schwefelfäure des baſiſch ſchwefelſauren Ciſenoxyd⸗Hydrat 
der gebleichten Schrift durch ſich entwidelndes Ammonorxyd erſchoͤpft, 
vorzuziehen; es entficht dadarch fogleich volllommen ſchwarzes Schwer 
feleifen, während gleichzeitig HO gebildet wird, Es wirkt fchneller als 
Blut-Lauge, die man zu gleichem Zwecke in Gebrauch genommen 
bat. In neuerer Zeit kommen im Handel häufig Schreibpapiere, wie 
Drudpapiere vor, weldge, in Folge vorangegangener Bleihung der zu 
Zeug (Bapierloff) verarbeiteten Linnen-, Hanftuchs ober Gattun> 


Lumpen mit Chlor, Ghlorgeruch ober vielmehr Unterchlorichtfänres 


Geruch entwideln, und vie, gemäß folch riehbarer Beimifchung, einer 
auf dergleichen Schreibpapier zu entwerfenden feinzügigen und zarten 
Hanbfchrift durch Bleichung gefährlich zu werben drohen. *%) Mon 
kann num zwar bergleichen Bapiere, bevor man fie in den Gebrauch 
nimmt, leicht geruchlos berftellen, indem man fie mit etwas Alkohol 
befprigt und dadurch in Weingeiſtdampf längere Zeit hindurch lagert, 
aber diefes Mittel iſt theile ziemlich koſtſpielig, theils fenergefährlich. 
Beide Nachtheile werden gänzlich vermieden, wenn man zur Befeitigung 
des Chlors Schweflihtfäure wählt; jedoch nicht freie, fonbern 
eine au Natron ‚gebundene. Freie SO, macht naͤmlich das Uebel 
noch größer, indem fie zwar augenblicklich den Ghlorgeruch befeitigt, 
aber nur: weil fie zwei neue Bleicher und Zerftörer der Schwarztinten- 
Schrift, HCh und SOz, zu Stande bringt, während das Chlor ſelbſt, 
wenn es bleiht, nur einen berfelben, die Hybrochlorfäure entfliehen 
macht. — Gegen Vergiftungen durch Schwämme (fo wie gegen jene 
durch Alkaloide) bat man mit angeblich gutem Erfolge Galläpfel⸗ 
Aufguß gebraucht; vergl. oben ©. 1215. In wiefern das in den 
Brennneffel:Arten, ins Befondere in ben Haaren der Urtioa 


*) Um, in Beziehung auf nicht zu ſchwaͤchende Haltbarkeit und Geruchloſigkeit, des 
Stoffes mit Chlor zu bleihen, muß man fi des unterchlorichtfauren Natrons 
(d. i. vie mit Soda bereitete fog. Javelli’fche Lauge) bedienen, bie man ers 
Hält, wenn man Ghlorgas in kalte, wäflrige Eova-Löfung leitet, und die dann 
zugleich neben chlorfaurem Natron und NCh etwas Natron s Bicarbonat enthält; 
Beimifhungen, von benen bie erflere vie Bleichung unterſtuͤtzt unb letztere 
die Herftellung freier Sydrochlorſaͤure durchaus verhinbert. Vergl. oben ©. 1264. 


nn 


cannabina und U. baocifera.Z. von Bierfander (Schwebiſche Ab. 
11. 68) entvedte ſcharfe Pilanzengift dem Muscarin (oben a. a. O) 
ſich nähert, müflen weitere Verſuche darthun. Beim Blühen jener 
Drennnefiel tritt das ſcharſe Gift in die Blüthen, weßhalb dam bie 
Nefielberübrung weniger brennend ausfällt. Uebrigens iſt unter Dentſch⸗ 
lands Nefielarten Urtica urens L. al6 am meiſten breunend beiamt, 
U. cannabina gilt dagegen für wenig ober gar nicht brennend; am 
erſterer flellte John (m. Grundz. I. 847 fi.) einen, wie es feeist, 
eigenthümlichen, fcharfen Bildungsigeil dar. Fraglich, hinſichtlich der 
Art ihres chemifchen (oder Junen⸗) Beſtandes, ſind übrigens bis jeht 
noch fammtliche fog. [harfen Bflanzenftoffe, von beuen man We 
meiften und wirkfamfen in m. Grundz. I. 832 ff. befchrieben finbet.*) 
Gallägerbſanres Bleioryd brennt, angezündet, wie Zus, 
hierin dem mit PbOÄ oder CuOA getränften Papier, Linnentud ıc.x. 
ähnlich. 

17) Eſſigſäure. Denen von Böhler befannt gewordenen Berfaden 
zufolge, finden fih im Menfhenharn, nad; dem Genuß von eilg 
fauren, und ebenfo von citronfanren, weinſauren und äpfelfauren ls 
kalien (KO und NO) zwar biefelben Alkalien wieder, aber nicht au die 
genannten Säuren, fondern nur an Barbonfäure gebunden. De 
Löslichkeit des PbOSO, in KOA fann nicht, wie Einige gemeint, Folge 
von Wechſelzerſetzung beider Galze feyn (denn KOSOz: Lölung ſchlagi 
aus PbOA ſchwefelſaures Bleioxyd nieder), fondern nur Yolge ft 
burch das KOA erhöheten Löjungs-Bermögens dee Waſſers. 99) 





9) Die Haare der Pflanzen verrichten, was außerkem bie Poren unb hei Be: 
wegen ‚ner Pflangenfäfte (3. B. jene ber Cicer arietin. L. flüffige Oralfdsn) 
kraft ihrer Gapillarität bis zu ihrem Nußenenne hin. Wo viele Haare we 
fommen, finden fi wenig - Spaltöffuungen, unb umgelehrt. Jeder Gtelling 
entläßt, unter ver Glasglocke aus feinen Haaren, Gafttröpflein. 

*) Sept man bei ver Deftillation ver Agotfäure (oben &. 1301) fie ſcheinen 
aus KOAO; burch 803, in hinreichender Menge PbO, zu, fo verhutet ma 
die Bildung von Azotigifäure; bat man jebod nicht gerade rauchende war 
arme Azotfäure von Nötben, fo reicht Berpünnung der Ausfcheirungs-Scweik- 
fäure mit WBafler Hin (wie ver Verf. dieſes Hobs folche Verdünnung, 
ber Darftelung ver gemeinhin- gebräuchlichen Azotſäure, bereits feit 1805 in 

Anwendung brachte), bie Zerſetzung auch Heiner Anttelle von AOs⸗, in Abr 
und Oꝛ⸗Gas, wäsrenn ber Defillation gänzliy zu verhüthen; voramsgefeht, d⸗ 
man ven Retortenhald möglihft tief gefenft und damit bewirkt hatte, daß man 
nicht zu ſtark zu feuern braucht, um bie Azotfäure herüberzutreiben. Hatte man 
biebei gegen 1 ſtöchiometriſchen Antheil Salpeter 2 vergleichen Antheile Schut 
felfäure verwendet, und PbO, zugefeht, fo enthält das rückſtaͤndige Kali⸗Biſulrhat 
auch Bleioxyd⸗ Sulphat. Azotfäure, die nicht frei war von Mzotichtfäwre, iR 
mittelft verfelben (ober mittelft SOz, over A), friſch bereitete PbO, leidi 
auf, reings, getrodnetes ſchwüriger. Aehnlich verhält ſolche Azotfäure ſich ech 
zu rothem Bleihyperoxydul (Pbg O3). War vie gewonnene Aotfäure Gen 
haltig, fo befreiet ſie Aufwallenfaffen bis zur beendeten Ghlor-Entwidelung baten; 
hatte man bie erfien Ch:baltigen Anthelle des Deſtillate gleich von vora Jerein, 


1828 


18) Sarnſäure. Ihre ſchwerloöslichen neutralen UAlkali⸗Salze werben 
nicht nur von Kali⸗Lauge, ſondern auch von Borax-Loͤſung leicht auf⸗ 
gelöfet. Aber ſchon Waſſer, das man in nicht zu geringer Menge 
in jene Gefaͤße gießt, die zur Aufnahme frifchen Harnes beſtimmt find, 
hindert Ausſcheidungen von Harnbodenſätzen; oben ©. 980 ff. Defteres 
Waflertrinfen oder Bermifchen jener Betränke, welche Waflers Zufak . 
gefatten, mit Wafler, dürfte daher in ärztlicher Hinficht nicht unbes 
achtenswerth feyn. Während frifcher, klarer Harn, durch Reiben der 
Inuenfläcen des ihn enthaltenden Glas⸗ oder Porzellan⸗Geſchirrs ſo⸗ 
fort Trübung erleidet, hierin der Löfung bes gelöften Ammonmags - 

‚nit Phosphat ähnlich, bleibt der in bemerkter Weife mit Wafler vers 
bünute Har, oder wird er doch Fauns merklich trübe. Das letztgenannte 
Salz hat man, fofern es in dem Afrifanifchen Gnano (der an 
den Kuͤſten Afrikas, In der Saldanha-Bay in beträchtlichen Lagern 
vorkommt) kryſtalliniſch auftritt, Struvit genannt; Tefchen- 
macher, ber biefen Guano jüngft unterfucte, und darin außer dem 
genannten Doppelfalz au Aumonorybs Phosphat unds Vicar- 
bonat, fo-wie ben Nummuliten ähnliche Fugelige Maſſen fand (die aus 
37,5 Proc Ca0COz; 32,5 MOCO,; 12,0 phosphorfauren Kalt 
und eben fo viel Wafler, nebſt etwas Ammonoryd und thierlichen Stoff, 
3 Brocent Sand und 2,5 Procent Alkali = Gulphate und Laug metall⸗ 
Ehloride beflanden), namte e8 Guanit; oben ©. 974. Im Harne 
des Kuh⸗Foötus fand man jängft Allantoin; oben S. 975. Im 
ben Berhältniß, wie im Menfhen-Harne, die Harnfäure vermehrt 
bervortritt, in demfelben Verhaͤliniß vermindert ſich deſſen Harnſtoff⸗ 
Schalt, und umgekehrt. 

19) Kyanfäure, Nicht in ihres chemiſchen Freiſtellung (vergl. 875 und 
958) fondern in Berbindung mit Ammonoxyd gewinnt man fie, Behufs 
der @rzeugung reinen Harnfloffs (S. 973, 955) im Großen, 
indem man vortheilhafter Weife dem urfprünglichen Liebig 'fchen Ber: 
fahren (©. 958 Anm.) neuere Abänderungen beflelben zum Grunde 
legt, wie folgt: 28 Gewichtstheile trocknes Blut: Laugenfalz werben, 
um es in fyanfaures Kali zu verwandeln, mit 14 Manganhyperorgb 
innigſt gemengt und auf einem ebenen Eiſenblech durch darımter be⸗ 
findliches Kohlenfeuer zum ſchwachen Rothglühen gebracht; die pulvrige 
Mafie entzündet fi dann von felber und verglimmt nach und nad. 
Erkaltet laugt man fe mit kaltem Wafler aus und vermifcht die da⸗ 
durch gewonnene, "burchgefeihete Hläffigkeit mit 201/2 Theilen trodnen 
Ammonoryd-Sulphats, und dampft fie im Waflerbade zur Trodne ein. 
Der ſolchen Weges gewonnenen trocknen Salzmafle entzieht man hierauf, 


bei der Darftellung ver AO, durch Vorlagen Bechfelung entfernt, fo iR fol 
Auffeven der deſtillirten Saͤure unnöthig. 





1324 


durch Sieden mit Allohol, das kyanſaure Ammonoxyd, das während bes 
Sievens in Harnfloff überzugehen beginnt, und erfaltend denſelben iz 
großen farb» und geruchlofen Kryftallen entläßt; was ber Alkohol unge: 
löſt ließ, if das darin unlöslihe Kali⸗Sulphat, das man jedoch wehl 
zerreiben muß, damit durch den Mlfohol aller zwifchen denen Kryſtallen 
abgelagerter Harnſtoff gelök werben fann. Man follte, würde hiebei 
fein Kyan zerflört (a. a. O.), nad dieſem Verfahren von einem Pfunde 
Blut⸗Laugenſalz 9 Unzen Harnftoff befommen, erhält aber gemeinhin 
nur 51/2 bie 61/2 Unzen. Ueber Bereitung des kryſtalliniſchen Harz 
ſtoff⸗Azotat; f. oben ©. 973. 

20) Bepaarte Säuren oder SäurensPBaarlinge Die meiſten 
hieher gehörigen Säuren find folche, welche als Säure: Schwefelſante 
enthalten (3.3. Lignin» Schwefelfänre, Benzoefchwefelfäure, Chrom: 
fehwefelfäure ıc., ©. 816, 903, 993, 1065, 1300 ır.). In m. Grurdi. 
ind mehrere hieher gehörige Verbindungen (db. |. Verbindungen, in 
welchen der gepaarte, zufanımengefeßte ober einfache Stoff der Paarunge⸗ 
fäure in deren Miſchungen folgt, ohne daß er auf dieſelbe qeewiſch 
ausgleichend oder erfchöpfend wirkt) unter der Benennung Salphuric⸗ 
fäuren aufgeführt worden. Man fann aber dahin auch jene Ber: 
bindungen von Gäuren mit Säuren, db. f. fog. Doppelfänren 
(S. 903) zaͤhlen; 3.8. die Azotichtſchwefel ſaäure (fryRallifirker, 
durch Schmelzen in AO2-Gas und AO + 803 zerfallend), Silic 
phosphorfäure, Arfenphosphorfäure Eryſtalliſirbar m 
fhmelzbar), mehrere dergleichen Metallphoophor⸗ und Metallſchwefel⸗ 
Saͤuren; z. B. Tantalphosphorfäure (farblofes Glas), Nolyb⸗ 
dän⸗, Banads md Chromphosphorſäure und Chromſchwe⸗ 
felfäure (a. a. O.), fo wie verſchiedene hieher gehörige orgamikhe 
Eäuren (die Weinoralfäure, Tartarofulphuriffänre x. x; 
vergl. m. Grundz. I. 965 — 972 u. oben ©. 903) giebt. Zu den Paav 
Ningsfäuren verbienen, außer den oben und zuvor ©. 1088 bereits e: 
wähnten, unter andern auch gezählt zu werden, bie Inpigfchwefel 
fäure und Indigunterfhwefelfäure (oben S. 926 u. 1024), 9) 





*) Außer denen ©. 525, 816 und 1069 erwähnten fechs, durch Drogen be 
wirkten Säurungsfiufen des Schwefels, ift neuerlichſt, durch Wackenroder 
noch eine fiebente, von demſelben, Pentathionfäure genannte, biche 
gehörige Säure dadurch erhalten worbken, daß man in gewäflerte — 
fäure HS treten ließ. Während man ſonſt anzunehmen ſich berechtigt hielt, vo. 
wenn SO, + 2 HS zufammentommen, 2 HO gebilbet un 3 S am 
werden, zeigte W., daß, unter bemerkter Bebingung, nur vie Hälfte des von 
batıdenen S ausgefchieven, zugleich aber eine Saure gebilbet wire, bie, bar 
1 Verhaͤltniſgewicht BaO neutralifirt, aus S; +4- 5 O zufammiengefeht, alſo ver 
Dithionichtſaure (Unterichwelichtfänre) polymer if. Es unterfcheivet ſich Yiche 
nen entbedte Gchwefelfäurungsfiufe von ven übrigen 6 Säuren des Schinefeld, 
und zunaͤchſt von ker S2 On hauptſächlich dadurch, baß fie in Waſſer gelöſt be 
ſtandig if (während So On fo leicht in S und SO, zerfällt), Hingegen as 


1325 


De Coccuoſchwefelſaäure (6. 951), Benzoeazotfänre und 
Benzoeunterfhwefelfäure (S. 993 und 918), und mehrere, 
vielleicät die meiften jener Säuren, in denen AO, als Mitbeftandiheil 
augegen ift (oben ©. 1004 ff.). Daß Bandrimont's Ehlorazots 
fäure bereits mehrere Jahre vor B’s „bieher gehörigen Verſuchen, 
vom Verf. dieſes Hadbs als ſelbſtſtaääͤndige Gäure erachtet und benannt 
wurde, if bereits oben ©. 898 (vergl. m. Grundz. I. 970) erwähnt 
worden; vergl. auch ©. 595, 793 und 803. Die oben ©. 904 aufs 





Galjzgründer gebunden, fehr bald, wenigfiens theilweiſer Zerſezung unterliegt, fo: 
bald fie geldjet worden. Da fie, frifch bereitet, ſtets won mehr ober weniger 
Schwefel Hegleitet erſcheint, fo muß fie von demſelben befreiet werben, was, W. 
iufolge, am leichteflen eintritt, wenn man ihre gelbliche, wäflrige Loͤſung fo lange 
mit KCh over NCh verfeht, bis ſich der In der Flüſſigkelt verbreitete Schwefel 
vollſtaͤndig ausgefcgienen hat. Im folcher Welle, ver Anziehung zum Waſſer be⸗ 
raubt, laͤßt fich jezt der Schwefel, mittelſt Seihpapier, volllommen fcheiden 
und Lie Flüſſigkeit klar vurchfeihen, währen» fie außer dem Zufak von KCh 
ſtett milchig durchlaͤuft. Alſo geflärt it fie nun zwar von beigemengtem Schwe⸗ 
fel befreiet, aber dagegen neben dem Reinigungsfalz in ver Flüſſigkeit. Um fie 
bagegen frei won jeher Beimifhung zar volllommenen Klarheit zu bringen, legt 
man fo lange yolixte Kupferbleche Hinein, bis fie vollkommen gehellet worden. 
Cie enthält dann nur etwas Cu, von dem man fie duch HS befreiet und deſſen 
Ueberſchuß man durch Sieden entfernt. So gereinigt, if fie völlig farb- und geruch⸗ 
lot, ſchmeckt fie fauer und zugleich etwas bitter, röthet fie Lacmus flarf und if 
fie luftbeſtandig; in gelinder Wärme läßt fie fich Bis zu 1,370 Eigengewicht 
einengen, bildet dann, hei firenger Kälte, ſpießige Kryſtalle, und zerfällt, hin⸗ 
reichend in einer Retorte erhigt, im zuerſt entweichenses HS un» vann folgenve 
802, nebſt Waſſer; zugleich ſcheidet fi S ab. Verdünnt neutralifiet fie Al⸗ 
kalien und Erdlaugmetalloxyde volltommen, fo wie fie auh PbOCO,, unter COgs 
Gntwidelung vollſtaͤndig neutralifitt. Auch mit BaO bildet fie ein Lösliches Salz, 
aber keines ihrer Salze läßt fi, fen es durch gelindes Abbampfen ober durch 
Zuſad von Alkohol ze. in fee Sorm bringen; ſiets erliegt fle babei ver Zer⸗ 
fegung. Berg. Wackenroder in veffen uns Bley's Arch. XLVII. 272 ff. 
an XCVIII. 140 fi. Außer viefer O⸗Saure des Schwefels erhielt Pleify - 
eine aus 3 S + 6 O zufammengefehte, und eine andere, binfichtlich ihres Bes 
Randes, noch näher zu vbeſtimmende, als er SO, auf Schwefelchlorür und Schwe⸗ 
felchlorid einwirken ließ. — Ms Jamieſon Schwefelkyan (oben ©. 966) 
in gelöftem Hydrothion⸗Schwefelkalium auflöfte, was unter Entwidelung von HS 
erfolgte, und daunn bie buxchgefeihete Auflöfung mit A verfehte, erhielt ex einen 
gelblich⸗ weißen Nieverfchlag, ber fich, wie eine neue, der Mellon⸗Reihe angehörige 
S- und A⸗haltige Säure verhielt, nämlich als Mellon - HS oder als Schwefel⸗ 
mellon + H = C6 Ay S; Ha; vergl. a. a. D.u ©. 968 f. Das Säwes 
felmellon biixet, ben weiteren Verſnchen I’s zufolge, mit K, N, Ba, Sr, 
Ca, Mg kryftalliſirbare, meiſtens lebhaft glänzenve, farbiofe Salze; durch gelöftes 
Schwefclinmellon⸗ Ammon gefall'tes Schwefelmellonfilber, bildet einen weißflodigen, 
in Waſſer unlösliden Niederfchlag. In allen dieſen Salzen vertritt das Metall 
1 Verhaltnißgewicht Hi, fo vaß fie alfo zufammengefeht find (Metall vurch M 
Begeicänet:), aus M + Co Ay Sa Hz. — Kocht man Schwefelkyan mit Waſſer, 
fo lange dieſes von erſterem⸗ noch etwas löſt, fo entweiht HS, während fih ein 
gelbes Pulver ausſcheidet; viefes tft, nach J., ſtochiometriſch zufammengefegt 
aus Ca Ag Sa Ha O, mithin betrachtbar als das Hybrat ves feroefelhnueotyans 
ſauren Gihwefeltyan = (2 AS, (Gwefchtyan) + C2 AS; H + HO. 


1386 





geführten EhromsWeinfäure und Chrom: Dralfänre befign; 
Gigenfchaften, welche fie mehr ben gepaarten als ben geboppelten 
Säuren beizuorbnen fordern. 
Als Liebig und Wöhler vor mehreren Jahren ben Dampf ber 
Kyanfaure in Alkohol leiteten, erhielten fle eine in farblofen Pris⸗ 
men kryſtalliſirende Verbindung, die, erhißt in Alkohol und Kyanfänze, 
zerfiel, und von ihnen daher ale Kyanäther (als Iyanfaures Aethyl⸗ 
oxyd) betrachtet und beichrieben wurde. Ohnlaͤngſt beflätigte fich ihnen, 
was fchon damals das Verhalten dieſes fog. Kyanäthers zu Baryr 
wafler wahrſcheinlich machte (mit beflen BaoO berfelbe ein Salz bil 
bete), daß in demfelben eine eigenthümliche Säure vorkomme. Ck 
haben biefe Säure Allophanfäure genannt und gefunden, daß bie 
felbe = Ca An Hz 0; flöhlometrifh zufammengefebt und in jenem 
Aether mit Aethyloxyd verbunden ſey. Sie ift fehr zerſetzlich, und bus 
erwähnte Barytſalz muß in der Kälte, durch Zufammenreiben vor 
Ba0HO mit dem Aether bereitet werben; das Salz gegenwirkt allaliſch 
feine Löfung trübt fi noch unter 1000C. und entläßt allen Berg 
als Sarbonat, während fi außerdem noch LO, branfend enmwidelt 
und in ber Slüfligleit reiner Harufloff verbteibt (vergl. oben 
©. 972). Zür fi, mit Ausſchluß der Luft erhißt, entwickelt: ich ans 
dem Salze AH4O COꝛ, und verbkibt Kar gefchmolzener, kyanſauret 
Baryt. Ebenfo gewährt Zerfegung des Salzes auf naffem Wege, mil 
telft einer andern Säure, unter ſtarkem Braufen entweichende Sarboufäure 
(die frei von allem Kyanſäure⸗Geruch) und Haruſtoff, der frei vor 
aller Ammoniak⸗Beimiſchung if, verbleibt der Flüſſigkeit. AgO- m 
PbOsAuflöfung zerſetzen die BaryifalzsLöfung nicht, wohl aber entſicht 
mittelft letzterer, nach einiger Zeit ein Nieberfchlag von PbOCO: — 
Mit einer kalten Löfung des Ammonoxyd⸗Carbonat burchweicht, erhält 
- man aus bem Barytfalje Ba0COgz und gelöften Harnſtoff. Der wein 
geifligen Löfung bed KOHO oder NOHO zugefepter Wllophanfäne 
Aether, gewährt Eryflallificbaree KO» und NO-Allophanat. — Bar 
Rehendes Verhalten beftimmte bie genannten Chemiker, die Gimwirfug 
der Kvanſ äure *) auf Aldehyd zu verfuchen. "Sie erhlelten, ſolches 


: 


9) Ueber Darkellung der Kyanfäure (KyO over 9 A + 0), bie nit = 
mittelbar (durch Oxydation des Ky) erzeugbar if; vergl. oben S. 953 Am. 

und 959 ff. Außerbem erbält man fie auch durch Glühen des KOAO in Kr: 
Gas, was biefelben Erzeugniſſe gewährt, wie das erftere Derfahren. Ben ven 
Salzgruͤndern läßt ſich pie Kyanfäure durch andere Gäuren’nicht fchelben, weil 
fle, frei werdend, fofort in branfend entweichenre Garbonfänre und —— 
zerfällt, das vie Zerſetzungtſäure + HO (als Ammonoxyd) bindet; durch De 
ſtillation der Kyanürſaure (oben S. 971 ff. und 975) erhält man fie jedeqh 
nur an HO gebunden, alſo, wie man bergleityen Berbinbungen gewöhnlich be 
trachtet, frei. Sie ſtellt dann eine farbloſe, durchdringend flechemk : fauer 
riechende Slüffigkeit dar, die, auf vie Hand gebracht, ſchmerzhaft Klafenziegen 
wirkt und in ſolchem Maaße unbeſtaͤndig if, daß fie gemößnlich fer bald mad 





Weges, ans beiden Berbindungen (aus der Ryanläure und dem Alde⸗ 
hyd = CaH40R eine neue, von ihnen Trigenfäure genannte 
Gäure = Cy As Hs O3, d. i. ein ſtochiometriſches Miſchungeverhaͤltniß, 
weldyes die Blemente von 1 Berhältnißgewicht Harnſtoff und 1 kyan⸗ 
faurem Aldehyd darbietet, indem aus 1 Aldehyd + 3 (HO:Haltige) KyO 
hervorgeht, während zugleich die 3 HO der leßteren zur Bildung von 
Ammonoxyd⸗Carbonat beitragen, deſſen Earbonfäure entweicht, indem 
das Ammonoryb fi) mit der Trigenfäure verbindet.” Bel Bereitung 
diefer Säure muß das Aldehyd volllommen wafferfrei und fein Gefäß 
zuvor in Ealtes Wafler Cbefier in Eis) gelegt worben ſeyn; auch barf 
man jedesmal nur in Kleine Mengen (wenige Gramme) bdefielben 
den Kyanfäures- Dampf treten laſſen, weil font Berfnallungen möglich 
werden. Die Fläſſigkeit erwärmt fi nach und nad), aber erſt wenn 
fe die Temperatur der umgebenden Luft erreicht hat, beginnt bie Eins 
wirkung; fle geräth dann plöglich, durch heftiges Barbonfäure- Ents 
wideln, in Giebensähnlichee Braufen und fuͤll't ale Schaum bas ganze 
Gefäß; der Echaum erſtarrt zuletzt zur zähen, blafigen Maſſe, die dem 
caleinirten Borar im hoben Brave ähnelt. Die alfo getvonnene Mafle 
enthält, Hatte man fie, in Folge der erwähnten Eiseinhüllung des 
Aldehyds, moͤglichſt langſam entfliehen nahen, als fyrupepide Flüſſig⸗ 
feit: Cyamelid (Ryamelid), Aldehyd⸗Ammoniak und vielleicht noch andere 
Erzengniſſe neben dem trigenfauren Ammonoryb. Vergl. Ann. 
d. Chem. u. Pharm. LIX. 291 ff. — Rocdleder’s neueren Unter⸗ 
ſuchungen der rohen Kaffeebohnen zufolge, beftehen dieſe einerfeits 
aus Holzfaſer (= Cı2 Hıo Oro), Zuder = Ciꝛ Hıı Or, Oly⸗ 
ceerin = Ca BO: und Delfänre Cgs Hog Og, andererfelts aus 
(dem zur Protein⸗Gruppe gehörigen) Legumin — Cas Has As Oıa 
= 3 mal (Ge Hı2 Ag) + Ora;: Eaffernfäure = Cis Hr G6 = 
Ci6 H5 O4 + 2HO; Baffern (f. oben ©. 1218) = Cie Hıo Ay Os 
= Cj6 (Ha Ay Ha) O4 und BPalmitinfäure = Ca Ha 04 = 2 mal 
(Ci6 Hıc) + O4. Vergl. a. a. O. 6.300 und oben S. 1183 Aum. N. 
macht zugleich darauf aufmerkſam, daß Indigo (= Cı6 Ha O2; oben 


ihrer Darftellung von felber in von Verknallungen begleitetes Auftochen geräth, 
une ſich fo in eine weiße, im Waſſer unlögliche, nicht kryſtalliſirbare, der KyOHO 
ifomere, fehle, unſchmeckbare und geruchloie Maſſe (Kyamelin) verwandelt, 
währen „fie, mit Waſſer verſetzt, fofort, unter hHeftigem Aufbraufen, fich in 
1 COg = as un 1 AH4O CO, wechſelzerſetzt. Hinfichtlich dieſer Zerfeglichkeit 
gilt Gleiches von der ihr Ifomeren (vermuthlich polymeren) Knallfänre, bie 
wahrſcheinlich — Ca Ag On if, weil fie Salze bildet, in denen auf ein V⸗G. Säure 
zwei Berbältnißgewichte des Salzgrünvers gebunden erſcheinen. Jene Salzgründer, 
welche aus leicht metallifiy herſtellbaren Oxyden befiehen, entlaffen an ſtaͤrkere 
GSalggrünber vie Hälfte ihrer Knalljäure und geben fo Doppelfalze, beſtehend aus 
(Rödiometriih) 1 Knallſaͤure + 1 leichtreducirbares Metalloxyd unb 1 ber- 
gleichen Säure 1 des ſtaͤrkeren Salzgrunders; 1 ned erfieren Oxydts wird dar 
bei ſaͤurefrei ausgeſchieben. 





©. 1023) = ſtöchiometriſch Caffetkn — 2H0 iR. Die Gaffels 
fäure entzieht man, nad R., dem rohen, bei 600C. — 430, ge 
trockneten und unmittelbar barauf gepulverten Kaffeebohnen darch 
Kochen mit AOprocentigem Alkohol, Durchieiben des Abſudes und Aixs- 
fällen des von biefem mit aufgenommenen Fettes buch Zufag von 
Waſſer; Wieverauffochen der folder Weife größtentheils entfetteten 
Fläffigfeit und darauf erfolgenbes Verſetzen derſelben mit PbOA, we 
ducch eine umfangreiche, flodige Faͤllung erfolgt. Man läßt dann be 
Biüffigkeit noch einige Augenblide fieden, um ben Niederſchlag weht 
einfhrumpfen und dadurch, mittel eines Filters, fammlungsfähig za 
machen (weil er ohne biefen Handgriff gallertartig bleibt und ſchwürig 
auf dem Filter zu fammeln und abzuwafchen if). Man wäfdt bararf- 
den alfo gefammelten Nieberfchlag mit Weingeiſt⸗haltigem Waſſer amd, 
rührt ihn mit Wafler an, zeriegt ihn buch HS, .fondert bie ſchwath 
geibliche Winffigkeit vom Gchwefelblei mittelft des Filters, dampſt fr 
im Waflerbabe zur Gummi⸗ähnlichen Maſſe ab und trocknet biele, be 
fie ihre lebten Waflerantheile nur ſehr langſam verliert, bei 1009C, 
wäs fie in N’ Berfuchen erſt nach drei Tagen gänzlich troden bar 
ſtellen ließ. Alſo entwäflert befigt ſie einen ſchwach fäuerlichen, etwas 
zuſammenziehenden Befchmad, ift fpröde und zu gelblichweißem Pulver 
zerreiblih, im Waſſer Iöslich und barans ſelbſt aus einer fyruybiden 
Köfung duch Alkohol nicht. fällbar. Sie Iöf fi in flarker, wälriger 
Kali⸗Lauge mit rothgelber, durch Erhitzen blaßgelb werbender Ferbe; 
in vwäflrigem Ammoniak mit gelber, durch Berfchludung von OsGes 
fih grünender Farbe (was R. von etwas mit anweſendem Kall ab⸗ 
zuleiten geneigt iR *), Mit CaO und BaO bildet fe gelbe, mess 
darin die Säure nicht vorwaltet: an ber Luft fchnell grünenbe Ealz. 
Bon waflerarmer SOg wird fle in ber Wärme biutroth aufgeloͤſt; u 
fat von Wafler fäll’t daraus Heine Flocken. Auf einem Platinbieh 
erhitzt, verfohlt fie, unter Entwidelung eigenthämlichswibrig riedpenhen, 
von Eifigfäure begleiteten Gaſes; duch Erhitzen im Glasrohr Kiskt- 
läßt fie ebenfalls viel Kohle, während fie ſtarken Gernch nad ge 
branntem Kaffee verbreitet. FeOs und PbO-Salze läßt fie, find bes 
Löfungen flark verdünnt, ungetrübt; mit AgOAO;, bilbet fie, war bein 
Löfung mäßig waflererm, einen Niederſchlag, der ſich bald nater Her 
ſtellung des metallifchen Ag fchwärzt, während, beim Erhiten, bat 
Ag als metallifher Epiegel an den Gefaͤßwänden ſich abſetzt. — © 
geht aus diefen Verſuchen hervor, daß bie fonft unter der Deneuuuss 


H Deſtillirt man in Waffer gelöflen Galmiat mit Kalktyrrat, fo enthäft dab übe 
gehende wäfirig flüffige Anımoniat (fog. ätzender Salmiakgeiſt ober Lig- AM- 
monli caustic.) etwas mit heräbergerifienen -Ratk, ver fi nach uub meh 
in Gtasgefäßen abfegt und fie irübt. Schon Scheele macht Gierazf, y® 
Wenzel, aufmerkfam. 


1339 





„Saffeegerbläure" (oben ©. 1153 Rum.) bekannte Kaffeeläure, eine 
rohe, ungereinigte Baffeeinfäure war; wie es fich in dieſer Hinficht mit 
ber „Ehinagerbiäure" (a. a. D.) verhält, ſteht zu prüfen: 

9) Borausgefept: Pelon zeſs oben ©. 1228 Anm. aufgeführte neuere 
Beftimmungen einiger Röchiometrifcher Grundfloffjahlen, O — 100 
vorausgefept, beftätigen ſich, fo entſprechen benfelben, H == 1 anges 
nommen, für beibenamnte Grundſtoffe folgende Zablenwerthe: A (N) 
= 14.064; 8i (Sılifäure = SIO ade) = 7,5; K = 39,130; 
N (Na) = 22,970; Ba = 68600; Sr = 43.850; Cr = 26,320; 
Ag = 107,920 und Au = 18,80. — Streder bat neuerlichſt 
darzuthun geiucht, daß das Derhältnißgewicht des C nicht 75 ſeyn 
töune,, fondern Höher ansiallen müfle; wäre es = 75,4 (0 = 100 
geſetzt), und würde feiner flöchiometriichen Zahl H gleich 1 zur Ver⸗ 
gleichung gefell’t, fo Hätte C die Zahl 6,032; über jenes Berfahren, 
nad welchem Liebig und Redtenbacher das Berhältnißgewicht des 
C beflimmten (mittelſt Fehfelung der Menge des Silbers in Ber 

bindungen des AgO mit Cs, Hs und Oshaltigen Säuren von befaunter 
Bormel), fo wie üter bie Weiſe, wie man bei dielen und ähnlichen 
Grmittclungen ber Röchiometrifchen Werthe am ficherfien zur Beſeiti⸗ 
nung möglicher Beflimmmmgefehler zu verfahren habe; vergl. S's: 
Ueber die Atomgewichte des Eilbers und Kohlenſtoffs; in den Ann. 

. d. Chem. u. Pharm. LIX, 265 ff. Ueber Marignarc’s hieher ger 
hörige neueſte Beimmung des Chlor; a. a. O. Waff. Hienad fällt 
die Zahl des Ch, D = 100 in Aufab gebracht, jedenfalls unter 450. 
— Dumas fand das Berhältuißgewicht des C = 75, wonach ſich 
bas Arquivalent des Ag — 1349,6 ergiebt; Marignac erhielt es 
= 1349,01. 

a) Bonvdanl!'s Verſuchen über Dxydation zufolge (a: a. D. S. 351ff.), 
bewirft durch Dermittelung des FJerridkyankalium (vd. i. Kalins 
eifen:Kyanid = 3KEy + Fa Kyzs over 2FeKy + 3KKy 
+ Ky; vergl. oben ©. 953 Anm.), bildet ſich dieſes Salz durch 
Sieden feiner wäflrigen Löfung mit KOHO, unter Ausſcheidung von 
Fey O3 in KalineifensKyandr und KKy um, und wandelte es, in gleicher 
Weiſe mit PbO behandelt, biefes in PbOs um, das ſich foR immer 
kryſtalliniſch fonderte, wenn man hiezu in allalifcher Lauge aufs 
ageldſtes Bleioxyd gewählt hatte. Ebenſo erhielt B. gleichen Weges 
ducch Sieden eines gelöfen AnO⸗Salzes, bei Ausſchluß der Luft, mi 
der genannten Ryanid-Löfung MuOz, das, wenn mit großen Mengen 
gearbeitet worden, ebenfalls Fryflalliniich ansgefcgieben wurde. Im 
Kali⸗Lauge aufgelöflese Chromoxyd gab unter gleihen Umfländen 
hromfaures Kali (oben ©. Bit), das ſich alfo bienady auch nafs 
fen Weges varflellen läßt. Ni, Co (?) und Cu, desgleihen Ag und 
Au ließen fih in diefer Weile nicht höher oxypiren, wohl aber wans 
delten die Oxyde letzterer beiven Metalle, während ihr O au Fea des 

| 84 


Bd 


1330 


Kyanid trat ımb es als Fer Oz ausſcheiben machte, ſich in Kyanide (bes 
Au und des Ag) um, die dann neben Kalineiſen⸗Kyanür gelöſt biie 
ben. Phosphorichtfäure, fo wie bie löslichen Salze ber Unter 
phosphorichtfäure wurden foldyen Weges in Phosphorfäure und phoe⸗ 
phorfaure Salze, Schwefel (und ebenfo Shweflidhtfäure) in 
Schwefelfänre, fchweflichtfaure Ealze in fehwefelfaure, Oralfäure mb 
oralfanre Salze faſt augenblidlich inCOz, und Garbonfäure verwanbelt. 
o-ıy) Als Weppen (aa. DO. 354 ff.) ohnlängft 2 Ungen Knochenkohle mit 
einer wäflrigen Löfung von 6 Dramen Wermuthertract bis zer 
Entbitterung digerirte, blieb eine bräunliche Galzmaffe zuräd, bie 
abgefpühlt reinere Kryflalle fondern ließ, die nit ner K + Ch m 
KO803, fondern auch ein Salz nadjweifen ließen, welches in new 
traler Ciſenchlorid⸗Loͤſung einen Niederſchlag zu Stande bradhte, was 
auf Succinfäure hinweifet und damit an Zwenger's im Wermuth 
aufgefundenes faures fuccinfaures Kali erinnert; oben ©. 1049. 
Die Löfungen der bitteren Ertracte wurben in Wis Berfuchen gewoͤhn⸗ 
lich früher entfärbt, als entbittert; inbefien gelang es wicht ver 
Kohle, die Golches bewirkt Hatte, farblofe Bitterfloffe zu entziehen. 
Koble, die zur Entbitterung bes Extract. gentianae (dev Wurzel des 
gelben Enzian Gentiana luten L.) gedient Hatte, gab ihr Bitter 
weder an fledenden Alkohol, noch an dergleichen Aether nur fpures 
weile ab, wohl aber färbte fle die Löfung des Natron⸗Carbonat fie 
gelb; durch Abdunſten eingeengt und mit verbännter Gchwefelläut 
neutralifiet, ſchlug Alkohol draus NOBO, nieder, während er feibk 
ſich golbgelb färbte, jedoch: ohme dadurch bitter geworden zu feya; wie 
er denn au, langſam abgebunflet, Feine Kryſtalle von Gentianis 
entließ. — — Im Handel vorgelommenes Berberin (oben ©. 1148) 
fand Fleitmann „Hydrodplorfäure"shaltig. Seinen Verſuchen zufslge 
befteht es Röchiometrifch aus Can His AOs + HCh + 5HO. Ws 
Biſulphat bilvet es Kryſtalle, die mehr röthlich gefärbt erfcheines, 
ale die bydrochlorfauren; es enthielt 2 HO als Kryſtallwaſſer, währen 
da6 faure chromſaure Berberin fein dergleichen Waſſer enthält, 
hiemit dem Kalt-Bifulphat entfprechend. Mit einer mit Schwefel 
gefättigten SchwefelammansLäfung bildete die Köfung bes Hybre 
hlorsBerberin einen braunrothen Niederſchlag, in weihen S 
nicht ale HS zugegen, fondern eigenthümlich gebunden erfchien. Rei: 
nes Berberin (diefen Berfuchen zufolge mithin Feine Eänre, fonbert 
ein Salzgründer; vergl. oben a. a. O.) kryftalliſtet mit 12 H0, 
entläßt aber davon, bie 1000 C. erhigt: 10 Agotfaures und Ehiow 
faures jedes derfelben mit 2.HO; das Berberinplatinchlorid iR 
= Caꝛ Hıg AOß + HCh + PtChe. — Das Cumarin (oder Gm 
marin; vergl. oben ©. 1005 und 1042) enthält, Bleibtrew's Users 
fuchung gemäß (übereinfimmen» mit der Angabe von Dumas), IH 
weniger, ale oben a, a. O. nad) Delalande angegeben worden. Die 
zeine, von Galicyljäure und Cumarin gänzlich befreiete, in Allohel. 


⸗ 





1331 





Aether und fiedendem Waſſer Löslide Eumarinfänre, kryſtalliſirt, 
aus leßteren in ſauer gegenwirkenden, weißen, fpröden @ifenoxybs 
falz: Löfungen nicht im mindeſten färbenden, bei 1900 6. == 1520 8. 
ſchmelzenden, Rärker erhitzt theilweife glänzend weiß fublimirenden, 
zum Theil der Serfeßung unterliegenden Kıyflallen, die "im letzteren 
Falle eine braune Maſſe zurücklaſſen, und entſteht nicht mittel Wafler- 
Berfegung, foudern einfach durch Aufnahme von 2HO, von denen 1HO 
in den Befland der Säure übergeht, während das andere deren Hybratis 
firung bewirkt, hierin der Bildung der Benzil: (S.996) und Ifatins 
Säure (S. 1031) ähnlich, zu deren Entſtehen ſich Cog Hıg Os und 
Cis H5 AO,, erſteres zu Cag Hıı O5 + HO und leꝶteres zu Cic Hi 
AO, + HO verbinden. Schmilzt man reines Eumarin mit reinem 
KORO, fo findet man legteres nad beendeter Fließung thetls in ſal i⸗ 
cylfaures Kali, größeren Theiles in Kali⸗Carbondt verwandelt. Das 
Nitrocumarin (oben S. 1005) id = Cis H; AOg; es bildet ſich 
wie das Nitrobenzol und Nitrofyrol; oben ©. 995 und 10085 


Gumarin == Cie He 0, + HO, AU; = Nitrotumaria Cis (= 


Os; + 2HO. Eine „Riteoeumarinfäure” darzuſtellen, gelang B. bis 
jegt nit. Da Zinnin's neueren Unterfuchungen zufolge Euren ber 
Art, wenn fie dem Einflufie desorydirenter Cinwirker, 3. DB. dem HS 
andgefeßt werden, in diefem leßteren Falle 2 H gegen AO, ober Amido⸗ 
gen (AH.; oben &. 876) gegen Unteragotfäure (AOs) eintaufchen, 
fo dürfte vie Darftelung der Nitrocumarinfäure bie Möglichkeit ges 


Natten, ſolchen Weges aus der Eumarinfäure: bie Hippurfäure 


(oben ©. 980 und 991) abzuleiten umb künſtlich darzuſtellen; denn wie 
Benzoeſäure folgende Reihe geflattet, fo dann auch Gumasins 
fäure, die daneben bezeichnete: _ 

Bz =HO + Ca H5 05 Cu =BH0 + Cis Hr 0; 


Kooobz =HO+ CH ()% Kz000 Ca =H0 + Cıs (7%) 05 


Amido Bz = HO + Cıa (+) 03 | AmidoCu = RO + (22) 0; 
(Benzamipfäure) 

Amidocumarinfänre if aber Hippurfänre = Cis Hs AO; + HO; 
(Bleibtreu a. a. O. ©. 195 und oben ©. 991) die, vermuthet B., 
fofern fie im Harne der Graefreſſer vorfommt, nicht aus Bz, fondern 


aus Cumarin gebildet wird; vergl. oben a. a. D. — Währen ſich 


übrigens durch jene, von Zinin beobadıiste besorybirenden Wirkungen 
bafifche Grundſtoffverbindungen Herfiellen, bleiben bie elektronegativen 
Segenwirfungs s Bethärigungen der Azoto⸗ (oder Nitro⸗) Säuren uns 
verändert; oben S. 997 und Ann. d. Chem. u. Pharm. XXXIV. 136. 
— Die ©. 1077 u. ſ. f. aufgeführten Hirnfette fcheinen innige Ber: 
bintungen der gewöhnlichen ſlarren Yettarten (oder vielleicht nur ihrer 
Säuren) mit Proteinomen zu ſeyn. g4* 


1332 


[U U) 


8. 13. 


Obgleich, wie aus bem Vorhergehenden ebenfo vielfad) ald 
mannigfach erfihtlih, allgemein genommen, die Bildungb 
theile (oben ©. 763) gegen einander und gegen entſprechende 
anorganifche Verbindungen ſich chemifch bethätigen: in ähnlichet 
Weife, wie diefe unter fich, fo laſſen fich doch auch, näher ver⸗ 
glichen, bei jenen gewiſſe Eigenthümlichkeiten nicht verfennen 
durch welche fie fi von: nur anorganijchen, mit ober obat 
Zuthun ded Menfchen (natürlich oder fünftlich) hervorgegangenen 
Grundſtoff⸗Gemiſchen wefentlich unterfcheiden. Zunaͤchſt ſcho 
dadurch, daß fie Lebenserzeugniſſe find, die man zwar im hehe 
Grade abzuändern, aber aus ihren Elementen nicht kuͤnſtlich her⸗ 
zuftellen vermag; und wenn es ja auch gelingt aus anorganiiä 


verbundenen Grundftoffen Berbindungs » Ergeugniffe hervorgehen 


u machen, welche manchen organifchen ähneln , fo betrifft diek 
Aehnllichkeit meiftend nur folche Lebenszeuglinge, die zu jenen 
gehören, welche von lebenden Einzelwefen entweder geraden ah 
dem GEntwidelungsgange bes Lebens hinderlich hinweggewide 
werben, ober bie, wenn fie auch bem Lebensträger verblakt, 
in ihm ſolche Ablagerung erleiden, daß fte in Feine fein ge 
funden, b.i. einigen*) regelmäßigen Lebensbethätigungen bil 
dend eingreifen, fondern vielmehr in einer von biefen beherrihten 
Abhängigkeit beharren, und daher als Lebenserzeugniffe fetd mt 
eine mehr ober weniger untergeorbnete Entwidelungefuft © 
reihen; ſey es auch, daß fie durch diefelbe weſentlich beitragen 
zur räumlichen Selbfibehauptung bed Lebensträgers. **) 


*) Sefund iR ein Lebweſen (ein Organismus), wenn deſſen faumiliche Shab 
berhätigungen fo zuſammenſtimmen, daß in ihm felber feine Gntwiddung ⸗ 
hindert und feine Dauer (ein andauerndes Werten) nugeſchwächt ud mil® 
unrsikürzt bleibt, fol ein Leben if ein einiges; Erkrankung IR Stelast 
oder Gpaltung des Entwidelungss und Grhaltungs« Ganges, unb nur Grat 


jener Zufammenftimmung führt zur Gefunbung. Vergl. das 1818 bei Hemmer?! 


und Eäwetihde zu Halle a. d. Saale 1812 erfhlenene Bruchtük met 
Encytlopad. Ueberſ. d. gef. Raturwifienfäpaft" w, Berl. Jahrb.f. d. Rharm. 1817. 0181. 
*) Wie z. B. ber osalfaure Kalk, auf deſſen Verhältniß zur Feſigert M 


Rflanzenleiber, insbefonnere her Wurzeln und Gtämme Age (ehe 





1333 


8. 14. 


Sämmtlidhe Bildungstheile find durch Feuer zerflörbar und 
zerfallen dadurch, bei Ausfchluß der Luft, zunächft wahrfcheinlich 
in Folge eingetretener Abänderung der Eigenwärme 
(6.309 u.885) ihrer Grundſtoffe, in ungleihflüchtige, ein- 
fachere und der Anzahl der Verhältnißgewichte (ober der ches 
mifchen Atome) nach minder häufige Erzeugniffe, von denen das 
mindeft flüchtige oder vielmehr das an fich. feuerbeftändigfte bie 
Kohle darftelt, weßhalb denn auch ber ganze hieher gehörige 
Ummiſchungs⸗ und Zerfegungsgang oder Zerftörungs-Proceß, fo 
wie bie ihn vermittelnden Verrichtungen oder Operationen, burch 
Berfohlung bezeichnet werben, bie man als ſolche entweder 
durch „Röftung” (S. 1068) ober durch fog. „trodne Deftilla- 
tion” (©. 851, 905, 995, 1036 ꝛc.) bewerfftelligt, die aber auch, 
ohne bed Menfchen Zuthun, durch innere Cuulfanifche) Erbhibe 
feit unvordenflichen Zeiten hervorging und hervorzugehen nicht 
aufhört; wie Solches hieher gehörige Erberzeugnifie (3. B. Bergöl 
oder Petroleum, Bergnaphtha, brennbare Gruben⸗Gaſe oder fog. 
entzündliche Schwaben ıc.) unzweifelhaft barthun. — Ebenfalls 
beträchtlich weniger manntgfach und weniger gehäuft 
find auch jene Ummiſchungs⸗ und Zerfegungd-Borgänge, welche 
durch Mitwirfung des Waffers in ben fog. Sährungen zu 
Wege gebracht werben (a. a.D.) und in benen das Wafler entweber 
nurvdermittelnd wirkt oder fich zugleich auch als zerſetzbarer 
Stoff bethätigt, der in H und O aus einander tretend, auf biefe 
ftiſch (in statu nasc.) gefchiebenen Grundftoffe auflöfend und 
bindend einwirkt; fey es, Seitens bes O- auf H-haltiges ober 


— ⸗⸗ 





Bewäcfe (und des ganzen Gebildes ſog. verborgenblüthiger, zumal ber Blechten) 
lange vor Braconnot, geflügt auf Scheele's ıc. Erfahrungen in jener Hin⸗ 
fiht ſchon Macquer aufmerkfam machte. Berner ver phosphorfaure Kalt, 
in allen nicht Müchtigen Azot⸗haltigen Bilpungstheilen, ver, feinem Kalk⸗Gehalte 
nach, in manchen Aſchen vielleicht als baſiſches Galz nur barum vorgefunben 
wurde, weil, wie neuerlich bemerkt worben, has urfprünglich in. ver Pflanze vor⸗ 
handen gewefene Kalt» Phosphat auf Kalk-Sulphat: Ralksentzichend unb mits 
hin Schwefelfäure freimachend wirkte, die ann, in Bolge ver. Vinaſcherungt⸗ 
Glaͤhhitze, verflüchtigt wurde, 


H= und Ashaltiged, ober auf freies C, fo wie von Seiten bes 
H auf A, oder auf C, oder auf A-haltiges C, begleichen auch 
auf S und P. Die meiften Bildungstbeile find, bis zu gewiffen 
Graben, durch Gegenwirkung entfchteden faurer, wie vollſtaͤndig 
bafifcher (vorzüglich anorganifcher) zufammengefehter Stoffe, ba⸗ 
ſiſch oder ſtatt defien fauer erregbar, d. h. der Bafe- wie ber 
SäuresForberung (oben ©. 599 und 917 Anm. *) unter 
werfbar, und in Folge foldder Anregungen und Unterwerfungen 


95) Zener wibrig riechende, aus no zu beftimmenben Antheilen C unb H zufammen- 
geiehte gaflge Stoff, welcher beim Auflöfen Cshaltiger Metalle (3. B. Grapkit 
haltigen Gifens und Zinks, fo wie des Stahls) in wäflrign, nicht au I 
oxydirend wirkenden Säuren, neben H-®as (und vemſelben durch Schütteln mut 
Kohlenpulver und Waſſer entziehbar iſt) entbunden wirb, relhet, als füchtigsötiges 
Erzeugniß ven O⸗leeren Hetberölen fi an, und mehr noch den WrenzsHetberäten 
verſchiedener Verkohlungen, und ebenfo bietet auch das Azotchlorid (AChz), 
das gefährliche aller verpuffungsfähigen, chemifchen Gebilde (das ſchon Yard 
feife Berührung harter Körper und mäßige Temperaturerböfung in feine gafigen 
Beftandtheile urplöglig, und hauptſächlich gemäß foldher auf einmal unb bare 
gängig erfolgenven Zerfegung, äußerſt lebhaft knallend aus einauber fdhlägt) tie 
dorm eines ſchweren (im Waſſer zu Boden finkennen) Aetherols dar, inbeffen 
gehören bergleihen anorganifcgen Stoffen entſtammende, orgamiiäe 
Bormung barbietente kanſtliche Verbindungen zu hen ‚Geltengeiten. Bon jesen 
an bie Nöflungss@rzeugniffe der FJettarten erinnernden, angeblich Tünftlich zufam- 
mengefehten Stoffen, welche hie und ba wahrgenommen wurben beim Zerſeten 
bes Waſſerdampfes durch vielfahverflächtes gluͤhendes Ciſen, dürften wohl manfe 
gerakezu vurch Roͤſtung wirklichen Wette hervorgegangen ſehyn. Der Ber. Vieles 
Gebe waͤhnte früherhin auch, in bemerkter Weiſe, ein dergleichen Erzengriß aus 
vem H des zerfehten Waſſers und dem Graphit eiferner Nägel uad Dräfte, fo 
wie aus dem C flählerner Stifte erhalten zu haben, fand aber fpäterhin, ka} del 
Fett, womit Stablwaaren und mitunter auch Heine flabeiferne Nägel wünsch 

. überzogen zu werben pflegen, um fle gegen Roftung zu ſchüßen (mas fog. Mann: 
fett weniger volllommen gewährt, als durch Bratung ausgetriebenes Aalfett) 
jenen Brenzfett zur Erzeugungequelle gebient hatte. Das zuvor erwähnte Yet 
chlorid bildet fig übrigens nach einiger Zeit, wenn man wäflrige Gatmiafs 
Löfung fih Hatte mit Chlorgas fättigen laſſen; zugleich entfichen, neben einem 
Berhältnißgewiht AChz, bem Löfungswafler verbleibende 4 Syprochlerfkumi 
AH, Ch + 6Ch = AChz uns 4 HCh. Laäßt man vas Chlor⸗Get in 
wäffriges Ammoniak treten, fo bilden ſich zunachſt (unter Entwidelung vor A: 
Gat) 3 HCh, die dann 3 AHg binten und in 3 AH, Ch verwanteln. — Des 


Ammoniak, fowohl ein Vertoplungs: als ein Bährangs + Erzeugniß, ſchucht 


Rh ven Alkaloiven an, bie Garbonfänre, Holzſaure ac. ven organiſchen Gästen. 


= om — oo... 


1335 


enifprechenben Umfimmungen und Umbildungen (und Umbil- 
dungs⸗Zerſetzungen) fähig; oben $. 11. S. 763 ff. und 983. — 
Wie aber die Verfohlungs-Erzeugniffe fowohl unter ſich, als auch 
von den zugehörigen Bildungstheilen, phufifch ſich zunächft Durch 
fehr beträchtliche Abweichungen hinfichtlih der Eigenbichten 
unterfcheiben, fo in der Regel auch die Gäährungs⸗Erzeugnifſe; wie 
Solches aus denen gewöhnlichften Berfohlungen wie Gährungen 
erhell't. Denn nicht nur weicht in Abficht auf Eigendichte, z. B. 
bie Holzkohle, und gemeinhin mehr noch die Thierfohle (zumal 
die Knochenkohle) vom Pflanzen (und Thier⸗) Theer beträcht- 
ih ab, ſondern auch die babei entftandenen, mittelſt Erhigung, 
leicht vergasbaren, an fich leichtfließlichen, tropfbaren, phuftfchen 
Beimifchungen bes Theered, und mehr noch jene Safe, in welche 
diefe fo wie bie übrigen näheren Theerbeftandtheile, bei hohen 
Hisgraben ſich theilen, bieten in dieſer Hinficht große Verſchieden⸗ 
beiten bar, was ſchon an fi} auf jene Abänderungen ber Ei- 
genwärme (und damit auf bie ber phufifchen, wie der chemifchen 
Anziehungen) binweifet, welcher jeber Wärmeleiter, fey er ein- 
facher oder ein zufammengefegter Stoff: in ihm eigenen Grabe 
unterliegt, wenn er irgend beträchtlichen Temperatur⸗Erhöhungen 
unterworfen wird. Und in ähnlichem Maafe, wie bie burch 
Wärme vergasbaren und bie fchon an fidh gafigen Verkohlungs- 
Erzeugnifie bed Holzes fehr auffallende Dichtigkeits- (und 
Flüchtigkeits⸗) Unterfchiebe barbieten, fo auch dad modernde 
(in Berwefungs-Gährung befindliche) Holz ber Sümpfe, wenn 
es in Sumpf-®as (CH,), Carbonfäure, und in verfchiedene an 
fi) flarre Säuren und verwandte Erzeugniffe chemifcher Theilung 
zergeht, und felbft auch dann: wenn gährende Kräuter ic, Fe r⸗ 

mentole (oben 8.1083 u. w. u.) entwideln, während zugleich fog. 
Ertractivftoffe und ähnliche unflüchtige zufammengefeßte Stoffe 
zu Stande fonımen, ober wenn Traubenzuder (Ce Hs O6) burch 
mweinige Gaͤhrung in 2 CO, und. 104 H; O2 (Alkohol; oben 
©, 1148) aud einander tritt. 


$. 15. 


In ſ chemikaliſcher Hinficht zerfallen übrigens fämmtliche 
Bildungdtheile zuvörberft in zwei Klaffen, in Azot-haltige 





1336 
und Azotsleere, jebe Klafſe aber, nad; Maaßgabe ber Ueber⸗ 
einſtimmung in verſchiedenen chemiſchen Verhalten, in mehrere 
Familien ober „Gruppen,“ Gattungen, Arten und Spiel- 
arten ober „Barietäten.” In phuftologifcher Beziehung unter 
ſcheidet man, der Abſtammung gemäß, gewöhnlich t hierliche 
und pflanzli he (animaliſche und vegetabiliſche) Bildungstheile, 
man müßte jedoch, ſolchen Eintheilungsgrund beachtend, ba es 
Lebenstraͤger giebt, welche weder thierliche noch pflanzliche Leibe 
darbieten, noch weiter folgen laſſen, z. B. zoophytliche, 


polypliche und oscillarliche. Folgende Ueberſicht, der in 


wiſſenſchaftlicher wie in gewerblicher Anwendung widtig 

ften Bildungstheile, *) möge zufammenfaflend ergänzen, was in 

bier Hinfiht im Vorhergehenden bereits zur Sprache gekommen: 
I. Klaſſe. Deazotide: 

4) Aetheroletde (Metberöle, @läopten ober ächeriſche Oele, 
flüchtige oder wefentliche Dele); oben ©. 1118. Su befonderen Bis 
chen oder Zellen der Pflanzen vorfommend, werden fie deren Theile 
nur in wenigen Fällen, mittelft mechanifcher Zerreigung und Brefiusg, 
gewöhnlich und möglicher Weile durchgängig entzogen, im Folge yiy 
licher Serfprengung ihrer Behälter durch Erbikung unb Deftilaties 
mit Wafler (oder wäflriger KRochfalz-töfung), feltener durch tradad 
Erhitzen **) und für gewifle Zwecke auch durch löfenbe Ausziehung 
mit Aether oder Weingeift, mitunter auch mit Fettölen, denen mau fe 





— — 


*%) Die ale folge, zu jenen Lebweſen, welchen fie entfiammen, fich verhalten: mie 
—— Eatſtehungtgeſchichte habende, untergeordnete Bilungigunp: 
vergl. oben 9 


“ Das if: durch eine fog. trodne Deftillation, bei ber es nicht, ober todh ae a 


fehr geringen Maaße zum Heroorgeben von Zerflörungs e Grzeugniffen kunt; 
wie denn bie und va, z. B. das Gewürsneltendt “ 1011) in viefer Mrik 
- und nur foldden Weges das Kiendl ©. 1119 Anm., jenoch flets mehr bu 


weniger mit Mrengerzeugniffen verunreint, entwideli wird. — Durch Prejiusg | 


wird das Gitrondl und Bergamoitöl ausgeichieven, jedoch auch wur De 
flillation, und erſteres Ichteren Weges reichlicher aus mehr oder weniger fop 
fauligen, als aus gefunden Citronen. Bettöle, 3. B. Behennußöl, werben wit 
ſowohl zum Ausziehen von Aetheroͤlen verwendet, deren Aetherol anher 
Zweifel ſteht, als vielmehr zu Entziehung von Blütben⸗Duft (z. B. Sapminsel 


von den man bis jegt nur vermutben Tann, daß, gelänge es ibm Gemiib u 


ifoliren, ee ben .tropfbaren Aetheroleiven oder ven flarren Netberdikieriven er 
orbnen wäre, Daß Duft auf eine eigenthumliche Zußandeform hinweife, 
ebenſo überhaupt alles Riechbare, daß man nur in phyſiſchen Verbindungen ai 
anderen Stoffen (mit Luftigen, wie mit teopflichen und ımüflarren) gewinnt, dararf 
urde fon früher hingewieſen; vergl. m. Grundz. L 744 und obea ©. 101 
un» 1013, 


1837 


dann entnimmt durch Weingeifi oder durch Defillation mit Waſſer ober 
wäflriger Kali⸗Loͤſung. Roh dargeſtellt find fie Häufig durch frembartige 
Beimlſchungen, vorzüglich durch harzige verunreint und erden von 
diefen durch wiederholte Deftillationen mit Waſſer, fo wie, um fle zu 
entwäflern, durch Abziehen über CaCh vom Waſſer befreiet. *) Alſo 
gereinigt erſcheinen bie meiften farblos, auf dem Wafler ſchwimmend, 
feltener darin zu Boden finfend, **) verbunften fle bei allen Temperas 
turen ohne Bettfledshinterlaffung, verbreiten fie durchdringend 
riechbaren Duft, *9*) während fie gewöhnlich mehr oder weniger 
brennen» ſchmecken. Sie find im Waſſer ſchwerloͤslich, damit die fog. 
defillirten Waͤſſer der Apotheker bilvend, die jedoch durch ihre, mit⸗ 
unter leicht eintretende Derberbniß, und weil fie dann Veränderungen 
unterliegen, welche auf ®ährungen (ins Beſondere auf belebende) 
binweljen, vermuthen laflen, daß fie in ſolchen Löjungen ale Hybrate 
(ale Hydrocarbon⸗ydroxyde) zugegen find; oben ©. 926. Mittel 
bes Zuders, dem fie phnfifch leicht zugänglich find, damit bie fog. 
Delzuder (Elaeosacchara; ©. 926) gewährend, werben fie vom 
Waſſer in größerer Menge aufgenommen und find dann wärmehefläns 
biger, wie fie es für fi) waren; wie das bie mit Duftölen geſchwaͤn⸗ 
gerten Zuderzeltchen und bergleichen geſchmolzenen Zudertäfelgen be⸗ 
zeugen; a. DO. Vom Beingeift und Nether werden fie leicht 
aufgenommen (oben ©. 169 und 848), +) und mit ben Bettölen, fo 
wie mit den übrigen Zettarten (©. 1044 ff.) und Haren (©. 1118 FF) 





°) Bas jeboch mitunter auch zu Abänderungen zu führen vermag, welche hinſicht⸗ 
lich ihhrer Weſenheit noch zw erforfchen fliehen. Wie denn z. B. Terpentindt, 
das Giber CaCh abgezogen fi vollkommen farblosstlar zeigte (S. 929), na 
Ablauf von 3 Ichhren, während beffen es am dunkelen Orte in wohlverſchloſſener 
Glasflaſche aufbewahrt worden, ſich mir zäher und flärker gebräunt erwies, wie . 
nur mit Wafler nochmals veftillixte weit ältere Dele der Art. 

%*) Zu den fhweren gehören unter andern das Gewürznelken⸗, Bimmtz, 
Gafftenzimmt:, Saffafras: un Bittermandelöl; oben ©, 1008, 
1006, 1090 (982, '984, 986 und 995). ' 

©) Ueber die ungemein ſtarke Niechbarkeit des Stinkaſand vergl. oben S. 104. 
Nicht weniger lebhaft find. vie Cinwirkungen auf pas Geruchtorgan Seitens vieler 
thierlicher Erzeugniffe, ins Befondere des Moſchus, Zibeth, grauen Ambra, des 
norbamerianifchen Stinkthiert (Skunk) und jener toͤdtlichen Düfte (oben 
©. 105), begleichen des Harnd, zumal jener ver Kazen, Mäufe, Darber, 
Iltis, des Stinktbiers ꝛe. oben &. 1106; ebendaſelbſt über Moſchusduft, ents 
widelt aus Kartoffelfufel; über gährendem Weinmoſt ähnlich riechenden Schwamm⸗ 
suft S. 1215. Ueber Opium abveftiflirtes Waſſer riecht nah Opium uns fol 
dem Morphin ähnlich wirken, was auf ein flüchtiges Alkaloipul oder dergleichen 
Alkaloſd binweifet. Ueber Blutduft; S. 1013. 

t) Dabei mitunter Umfang erweiternd wirkſam; oben ©. 890. 

+): Settöle, fo wie vie übrigen Wettarten und Harze, bleiben von obiger Zufammens 
ftellung ver Bilvungstbeile ausgefchleffen, da ihrer bereits a. a. O. ausfüßrlih 
gebacht worden; Gleiches gilt vom Kautſchuck, den ätheröligen Säuren (&.1002f.) 
und fänmtlichen organifhen Galzgrünvern ; oben ©. 1169. 


1388 


laſſen fie fi leicht und in mannigfachen Verhältniffen phyſiſch usb 
phyflichschemifch verbinden. Bährenden (weinig- wie fauer-gährenden) 
Stoffen beigegeben,, bleiben fie meiſtens ungeänbert, gewinnen jedoch 
dadurch mitunter an Innigkeit der phyſiſchen Bintung; wie z. B. in 
der fog. „Blume tes Weines" (S. 107, 1081, 1215). Sie verſchlucken 
verfchiedene Gafe, zumal brennbare in zum Theil beträchtlicher Menge, 
faugen O-Gas ein (S. 1121) und unterliegen dadurch zum Theil der 
Berharzung, der die meiften von ihnen, außerdem durch Azetſäure amd 
deren Vertreter, unterworfen erfcheinen (©. 1044, 1299), im lehter 
Hinficht Hierin manchen Brenzölen ähnlich. Wiederholt für ſich deſtil⸗ 
lirt unterliegen fle, hauptſächlich die O:haltigen entmifchenver Zerfekung, 
bie mit Hinterlaflung Kohle-artiger Erzeugniffe endet; bie Oshaltigen 
entlaflen hiebei H und O, in Form von aus ihnen erzeugtem Bafkı.*) 
Sie find leicht entzündlich, brennen in der Regel mit lebhafter, wie 
Ruß entlaffender Flamme, **) und zerfallen, durch glühenne Röhren 
getrieben, in: dem Rohr verbleibende Kohle und eie weichendes CH, odet 
CH-+-CH2:Bas. Das durch Erhigung größere Wärmefaffung erlanzt 
habende H trennt ſich, chemifch verbunden, mit einem Kleinften von C, 
von dem übrigen C, dem bei gleichen Hitzeſteigerungen geringere 
Waͤrmedaͤmpfung zu Theil wurde; oben S. 885. Ihr Siedepaalt 
liegt meiftens febr boch, gewöhnlich 1600 C. = 1280 R. erreichen; fe 
löfen bei höherer Temperatur den Schwefel, den Phosphor fegen bei 


- 


*) Robert Boyle wieverholte vergleichen trockne Deftillation mit beträdtliden 
Mengen fog. weſentlicher Dele, und erhielt bei jever Deſtillation MBafler zu 
Tohleartigen Rüdftand (fog. erdige® Caput mortuum); die Menge bei uber 
dligen Deftillat® wurde dadurch immer geringer, das Deftillat felbit jedoch gewanz 
dabei ſtets an Klarheit, Leichtigkeit, Bließlichleit und durchdringender Riechberki: 
Observat. post tract. de Noctiluca aerea. Im Terpentinäl wr 
Hält fih preocentifh C zu H wie 88,27 zu 11,73, db. i. nahe, wie im 
Baffer O zu H — 88,89 : 11,11. 

ee) Die Rußbildung beruhet auf ähnlichen Bebingungen, wie bie Scheitung kei 
As oter Sh von Hz mittel glühenter Röhren in As ıc uns Hz, obder va 
Anzünbung an ber diefe Safe entlaffenner Glasröhren⸗Mündung; im lchterer 
Balle verbrennt das fehr brennbare H zu Wafler und entwidelt vadarch fo wel 
Hige, daß vie rückwärts in ber Möhre befindlichen AsHz3- Mengen gli 
werben, wodurch fle, nahe ver Mundung in das flüchtigere U um wine 
flüchtige As (over Sh) auseinander treten. In dem einfeitig (nur amfenfeitie) 
verbrennenden, Flamme bilvendem Aetheröl-Dampf (und fo in jevem mit Ruf 
GEntlaffung brennenden Dampf) zerfäll't der nur glühende, aber nicht verbremnenk. 
den inneren Flammentheil varftellende Dampf in CH>Gas, das hervortretent am 
Verbrennen gelangt und in unflüchtige Kohle vie aufwärts gefchoben ums bausb 
fächlich in dieſer Richtung verbreitet wirb: durch aufichnellende gafige Verbres⸗ 
nungs:Erzeugniffe (die bier wirken, wie bie von der Erbe auffteigemken Esft- 
ſtrome, wenn fie Seifenblafen emporbewegen und wenn fie Wolken tragen), ms 
fie abgekühlt werden und fehle Theile finden (3. B. an den Innenwännen ber 
Seuereffen ober Schornfleine — aber auch an dem Finger, Papier ıc. und ander 
feſten Körpern, vie man kurze Zeit quer durch eine gewöhnliche Dellammen s awer 
Talgterzens ıc. Flamme Hält), legt der Ruß, der Arhäfon folgene, Ah am. 


— un —. 


"geringeren Wärmegraben. Ueber ihr Verhalten zu fog. Salzbildnern 
vergl. oben S. 1006, 1299 u. 1011. Gemeinhin kommen fie gemeins 
ſchaftlich (mehr als ein Aetheröl) vor und nicht felten enthalten fie 
Aetherolſteride, d. ſ. Stearopten; oben ©. 161. 

a) Drygen:leere. Sie beſtehen ſtöchiometriſch, fo weit man fie tn 
diefer Hinficht bis jeßt fennt, aus: in verfchiedenem Brabe zur Tropfbars 
feit vervichtetem Cs; Ha und deſſen Dervielfachungen. Beifpiele ges 
währen das Terpentinöl; über deſſen Darftellung und Verhalten 
vergl. S. 452, 762, 804, 1011, 1119; roh enthält e8 gemöhnlich etwas 
Formylſäure (Mmeifenfäure), die fih außerdem auch aus ihm bildet 
(5. 1121) ferner das Kienöl (8.1119), Sadebaumdl, das farblos 
in den Beeren des Juniperus Sabina L. in großer Menge zugegen 
AR; das aus zweierlei diefelbe procentifche Zufammenfeßung beflgenden, 
ungleich flüchtigen Delen beflehende, den Beeren ähnlich ſchmeckende und 
riechende, farbloſe Wahholderöl; das Fäuflich blaßgelbe, durch 
Defillation. gereinigt, farbiofe, 0,847 Eigengewicht habende, bei + 
1670C. = 13306 R. fledende Citronöl (©. 762), das, wie bas 
Terpentindl mit HCh zweierlei Berbindungen giebt, eine tropfbare 
und eine kryſtalliniſche (— Cio Hg Ch 2C; Ha + HCh); das ber 
Pomeranzen⸗Schaalen, fowohl jener der bittern als der füßen 
(oder Apfelfinen); das des Bopaivabalfam und des Elemis 
harzes (©. 1121), des ſchwarzen Pfeffer und der Gubeben, 
fo wie das fog. Lorbeer: Terpentinöl (S. 1017) und wahrfchein- 
lich noch fehr viele andere, bisher noch nicht zerlegte. — Das Ters 
pentindl läßt fidh, mitteilt Ochſen⸗Galle, in beträchtlicher Menge mit 
Waſſer vermifchen, und loͤſet fog. Ballenfteine (der Menfchens ” 
Balle), zumal, wenn ihm Wether beigemifcht worden, leicht auf; vergl. 
©. 417, 437 ff., 1110 und 1111 Anm. ' 

8) DOrygen-haltige. Mehrere derſelben find fo zufammengefegt, ale 
wären fle aus a:Delen + 1 oder einigen Verhältnißgewichten HO bers 
Yorgegangen; 3. B. das Bergamottöl — Cis Hiz 0 = 30, Hs 
+HO; das Bajeputöl Cio Hg O = 2C;, Ha + HO; das Las 
vendeldl (von 0,877 Eigengewicht) = Cs Hı4 1053 =36GH + 
2HO, andere diefer Gruppe angehörige Hetheräle weichen jedoch hie⸗ 
von mehr oder weniger beträchtlich ab. &o z. B. das Bittermans 

'delöl, Zimmtdl, Gewürznelkenöl (a. u.a. D. und ©. 1011 
und 1299), das eine der beiden Aetheröle des Römifhen Kümmel 
(von Cuminum Cyminum L.; oben S. 1011), dem noch ein O⸗freies 
Del beigemifcht erfcheint, *) das Anisdl (5. 1010 und 1090) -- 


©) Das Aetheroͤl de6 gemeinen Kümmel (von Carum Carvi L.; oben &. 1018) 
beftebt auch aus zwei veridiedenen, jeboch noch nicht zerlegten Netherölen. 
Gleiches gilt an vom Pomeranzepblüthöl, veflen eines Del pm Haupt⸗ 
beſtandtheilen des Pomeranzgenblüth: Waffers (Aqua flor. Naphae) 
ausmacht und ſich allmaͤhlig röthet; vergl, m. Grundz. I. 738. 





it, und wahrfcheinlich gilt foldde Abweichung auch vom Bermuthöl 
von den blauen Aetherölen ver Ramillen, Wohlverley, Schaut 
garbe, Bibernell, Gascarillenrinde, fo wie von den weils 
©. 1009 ff., 1010 f., 1019 f., 1025 erwähnten O:haltigen Netheröle; 
ebenfo vom Salbeydl (S.1014), Eamphoröl (6. 1015) den Aecher 
ölen des Reinfarn (Tanacetum vulgare L.), Cardobenedict (Cnica 
benediotus Z.), dem Pfeffermünzöl (von Mentha piperit. L), 
Rofendl (6.1011) zumal der Rosa moschata WüÜd. uud vielen aubrre. 
y) Aetherolfleride ober Stearopten. Bergl. bie bei dem Unit 
und Fenchelöl, Rofenöl ıc. angezogenen Seiten. Das geruchlofe Re 
fenflearopten if Ozleer, ſchmilzt bei 350C. = WIR. und iR dm | 
Elayl (CH) polymer; das des Pfeffermünzöl beſteht aus Ce | 
Hıo O, ſchmilzt bei 340C. = 2702 R. und frieret bei 2130C. = | 
17004 R. Ueber das von Bliffon im Pomeranzenblüthöl worgefes 
bene, von ihm Aurad genannte Gtearopten, fo wie über Lebretent 
Hespedidin, das zivar nicht in einem Netheröl aufgefunden mark, | 
aber feinem Vethalten nad) ben Stearopten ih nähert, vergl. m. | 
Grundz. I. 650, 709, 738 und 850; verfchiedene der a. a. D. wur | 
den Meberfhriften: Kryflallamaroide, KRryfallrefinide wo 
Gerincamphoride, *) befchriebene Pflanzen-Bildungstheile ſchließer | 
fig ven Stearopten mehr oder minder volllommen an. — Kan | 
. Retheroleive wie Aetherolfteride find Faum mehr als dem Namen U = 
befannt, obgleich fie täglich In Gebrauch genommen werben; fe 9. 
das gelbliche Aetheröl bes wohl pereiteten BerftensDarrmalzet | 
( S. 919 Aum.), das (vielleicht zur naͤchſten Battung gehörige) Aetheroͤl | 
des Hopfens ac. Se dünner bie Luft, in der die Pflanzen ba, 


1340 
— Cio Ho O, dem das Fencheloͤl (S. 10%0) vermuihlich ifome 





fo mehr erſcheinen fie befähigt Düfte zu entwickeln; daher auf Gedit⸗ 
gen manche Blumen angenehm riechen, die in Niederungen ganz geruie 
106 bleiben; vergl. oben S. 1127—1130 und 1184. Offenbar ke 
die größere Staͤrie (Intenftät) der Lichteinwirfung, welche foldie Ber | 
ſchiedenheit hervorruft; je dünner die Luft, um fo weniger re 
wird durch diefelbe das fie durchſtrahlende Licht. Es iR daher Seit | 
möglich, daß eine und biefelbe Pflanzenart, auf fehr verfihicheusn | 


| 
l 


Stands oder Wohnorten beträchtli) von einander abweichende Ehe 
(und Wärme:) Einwirkungs:Erzeugnifie hervorbringt. **) 
®) Terpentindl ober Gitronöl, in verichloffenen Gefäßen mit wenig P ertikt, 1; 
Löjungen gewähren, vie Wallratt-ähnlich erflarren und an ber Luft ſcheel ven 
barzen, Gin Kleinftes von Phosphor kalt dem Gitrondl beigegeben, foll neien- 
Geruch in Meliſſen⸗Geruch verwandeln. 
vr) Welche beträchtliche Verſchiedenheiten fig nicht nur, wie zuvor bemerft, wurde. 
wiederholte (und gefteigerte) Wärnte-Einwirkung auf Oshaltige, ſonders and uf 
O⸗leere Aetheroͤle ergeben. davon giebt unter andern das Tervpeatiadl ein 
auffallendes Beiſpiel. Wie namlich vie Temperatur exhöhet wire, bei bee mil 





184 





9) Schwefel⸗haltige. Hieher gehörende VBeifplele gewähren unter 
andern das dem (künſtlich erzeugten Senſöl; oben 997) ifomere 
Meerrettigöl (5. 999), jenes des Stinfafand und des Knrob⸗ 
laud, der Zwiebelichaaten, fo wie die Netheröle der Cru⸗ 
eiferen. Wertheim's und Pleß's hieher gehörigen Unterſuchungen 

zufolge #) iſt der Schwefel dieſer Dele in denſelben theils als ſolcher, 
theils als Schwefellyan an All yl gebunden, theils als Mubeſtand⸗ 
theil des Thioſinnamin (oben ©. 1170) zugegen. In Thiaspi 
arvense L., im Kraut von Alliaria officinalis RBr (Erysim. Al- 
liaria L.) fo wie in verfchiedenen anderen, finder fi) neben der Bes 
dingung zur Bildung des Knoblauchöl, auch jene zur Entſtehung 
des Senfoͤls vor, fo daß man durch die Deſtillation mit Waſſer 


beide Dele erhält; denn fchon fertig ift Feines diefer Oele in den ges’ 


nannten und allgemeinen bezeichneten Pflanzen zugegen; oben ©. 997. 
Man fcheidet beide Dele, **) mittel nach und nach in Heinen Antheilen 


es für ſich wiederbolt veftillirt, indem man es jebetmal über trodnes Biegel- 
mebl abzicht (deffen Anbäfion bas Del zurüd kalt, weßhalb es dann flärkeren 


Erhitzens bedarf, mm es in Dampf zu verwandeln), um fo mehr wird e6 dem - 


Kiendl, Hinfichtlih des Vermögens, Kautfehud aufzuldien ähnlich; das Kiendl 
ſelbſt wird aber, beim Theerichwellen und bei nachfolgender Rectifteation, bei 
einer höheren Temperatur gewonnen, als jene if, bei welcher man Terpentin 
mir MWaſſer veflillirt. Uebrinens gelang es Bromeis, und fpäter Rabourpim, 
Terpentinöle mittelſt Ayotiäure in eigenthümliche, kryſtalliſirbare Hydrocarbon⸗ 
fäuren zu verkehren oder vielmehr vergleichen, mittelſt dieſer Dele, zu erzeugen, 
bie rarauf hinzuweiſen fcheinen, daß, verfchietenen Gewächſen entſtammende, 
einander ſonſt fehr abnliche Dele der Art, auch weſentlich von einander abs 
weich ende Oxydatione⸗Grzeugniſſe zu gewaͤhren vermögen, B's Sdure, von ibm 
Terbinfäure genannt (R's Vermuthung zufolge, mittelſt eines Terven⸗ 
tinols gewonnen, das von Abies taxifolıa ſtanimt), gieng neben einem Azot⸗ 
fäuresgaltigen fauren Harze hervor, kryſtalliſtete in vierfeitigen, ſchwürig ſchmelz⸗ 
baren, nicht ſublimirbaren, fonvdern in höherer Kite der Zerftörung unterliegennen 
Nadeln; R's Säure, von ihm durch Terbilfäure Eegeichnet, bildete dagegen 
farbloe⸗vurchfichtige, keilformig⸗ octaedriſche Kroftalle, vie im Waſſer ſchwer⸗, im 
Beingeiſt und im Aether leichndelich, bei 2000 C. — 1600 R. ſchmolzen, dann 
aber, weiter erhitzt in COz und eine farbloſe, öligflüffige und deſtillirbare Säure, 
Byroterebilfäure genannt, zerfielen. R’s Terpentindt entflammte ber Pi- 
nus maritima J.., und befand nödlometriih aus Ca Hg O7 (+ 2 HO), 
BS's Eäure aus Ci Hg O7. — — Leblanc zufolge iſt vas (rohgrünlich⸗ 
Braune) wieverholt über CaO veſtillirte MWermuthöl farblos, von brennens 
sem Geſchmack und durchdringendem Geruch, leichter ale Wafler (bei 21°C. — 
190,2 R. von 0.973 Sigengewicht) und ſtöchiometriſch dem Laurineen-Gamphor 
(Borneo-Gamphor) polymer, nämlih = Cao Hıs Or; vergl. oben S. 804. — 
Daf Viburnum Opulus L. Bhocenfäure entwideln (oben &. 1057 Anm.), 
wie Chevreul zuerft beobachtete, und dieſe ven Geruch feiner Beeren und Rinde 
bewirkt, ift neuerlich vollkommen befätigt, zugleich aber von Dumas dargethau 


worden, daß Bhocenfäure und Balprianfäure (VI) einerfei fim. 


*) Ann. d. Chem. u. Pharm. LV. 297 ff. u. LVIII. 36 u. ſ. f. 
“) Genföl ohne Knoblauchoöl erhielt Pleß ans vem Saamen von Iberis amara L. 


und in geringer Menge auch aus dem Saamen vou Capsella bursa past, Fert., 


. 
— — — — — — — — — — — — — —— —— —— — — — — — 








1388 


I 


zugefesten Platinchlorid und etwas Alkohol (der, fammt Schüttelung, 
die Sonderung des zu bildenden Niederfchlage befördert, während a 
das nicht zu fällende Del gelöft erhält); das Kuoblaudyöl wird, is 
Form eines gelben Niederfchlags, an das Fällungemittel gebumben, 
ausgefhieben, tas Eenföl verbleibt der Flüffigkeit, wenn man von 
Platindhlorid nicht zu viel zugeſetzt hatte, in welchem Falle das Gexfä 
ebenfo, jedoch erſt längere Zeit darauf fi ausſcheidet. Tas Allyl 
(Al = Ce Ha), feiner Abſtammung (vom Aetheröl des Knoblarqh 
Allium sativum L.) gemäß benannt, iſt ein von Wertheim e: 
ſchloſſener Bezweitftoff (ein fog. Radical), deſſen Oryb (All O) RE 
mit dem Gilberoryd zum metalliſch-organiſchen Galzgründe 
paart, wen beide von Azotfäure aufgenommen werben; da erſtere dam 
mit lebterer ein Salz bilden, das fächerartig gruppirt aus farblofen, 
ſtark glänzenden Prismen beſteht. Löfet man diefes Salz in wäffrigen 
Ammoniaf auf, fo erhält man wäfrig-flüffiges Silberexydazotat⸗Am⸗ 
monoxyd, bevedt: von Allyloryd, das in Form eines vollkommen 
farbloſen, waflerklaren, eigenthuͤmlich widrig riechenben, O lebhaft au: 
ziebenden Netheröls oben aufihwimmt, jedoch, um alio rein zu er⸗ 
ſcheinen, zuvörderſt abgefchöpft und für fi deſtillirt werden muß; cin 
Tropfen beflelben mit alfoholiger Gilberorhbazotat- Löfıng begeffen, 
macht obiges Salz fogleich. wieder hervorgehen. *) Da W. zujolge 
Knoblauhöl =ANS, Genföl = All+ (6(2M52, erfteres ale 
Schwefel:Allyl, legteres Schwefelkyan-Allyl if, fo Ham 
zu erwarten, daß man jedes dieſer Aetberöle aus dem andern wird 
hervorgehen machen können, W's Berfuche beflätigten nicht mar dieſe 





Baphanus Raphanistrum L. und Sisymbrium ofüc. Scop. Die Sub 
arten: Lepidium ruderale, sativ. und campestre, bie ZBurzel von Ba- 
phanus sat. L. gaben ebenfalls S:Haltige Dele. 

*) Ein Centuer forgfältig zerflampfte Knoblauchzwiebeln, gaben (Wertheim), mit 
Mafler deftillirt, nur 3 bis 4 Unzen rohen Kuoblaud:Aetheröls; Nenmernz 
erhielt von 2 Pfund 30 Srane, pas in Form einer dunkelbraungelben Stuffigkit 
(im Waſſer zu Boden finkend) von dem mit übergegangenem Waſſer beacdt mie 
und vorfichtig nochmaliger Deftillation (ſog. Rectiflcation) unterworfen werben 
mußte — am beſten aus einem Waflerbave, veilen Wafler zuvor mit Kochlalz ge 
fättigt worten, Bei einer Temperatur, die 1400 C. — 1120 R. nicht exit 
— um als blaßhellgelbet (zuletzt etwas dunkleres) Aetberol überzugeten. Ba 
140° C. fängt es an fi zu vunkelbräunen, bei 150°%C. — 120°. erg 
es, unter ſehr merkbarer Gelbflerhigung und Gntwidelung unerträglich wörig 
ziechender Dämpfe ber beginnennen Verkohlung, indem dann der Retorte eine 
f&warzbraune, klebrige Maſſe verbleibt. Meines, trodues Kroblauchöl ve: 
füludt HCh =» as in Menge und färbt fi$ dadurch vorübergehend indigblas 
(bald darauf wirb eB wieder gelb). K entzieht dem reinen, trocknen Oele ein 
Verhaͤltnißgewicht S, und Läßt fo eine ebenfall® ölige Verbinkung, vieleicht = 
All-+ AIIS? zurüd, vie von K nicht weiter gericht wird. Zugleich entweuft 
ein entzündliche, angezüntet mit blaßblauer Flamme breunenbes Gas, and ver 
bleibt ein noch zu unterfuchendes fog. organiſches Erzengniß. 


1843 


Bermulgung, ſondern lehrten noch ein brittes Verhältnis des Allyls 
kennen, das, anf eine höhere Schwefelungsfufe deſſelben hinweiſend 
den Geruch tes Stinkaſand entwidelt, hierin dem Gulfive des 
Kakodyl ähnlich; oben S. 1175. Deftillirtt man Genföl (©. 997) 
mit KS, wie biefes durch Weifglähung von Kali⸗Eulphat mit Kohle 
erhalten wird, fo belommt man als Deftillat: Knoblauchoöl, wähs 
rend fi im Rückſtande Schwefeltyan: Kalin (S. 965 und 999) oder 
Rhodan: Kalin (SB. 962 und 1268) vorfindet; wandte man eine höhere 
Schwefelmngsſtufe an, fo reicht andauerndes Erwärmen des Gemiſches 
in einer Blasröhre hin, einen Anflug von Kryſtallnadeln hervorzu⸗ 
bringen, welche beftigft nach Asa foetida riechen. Vermiſcht man 
dagegen eine gefättigte, alloholige Löfung des Knoblauchol mit gefäts 
tigter Löfung des Aebiublimat (Merfucchlorid — MrCh) in Alkohol, 
fo bildet ſich fofert in reichlicher Menge ein weißer, pulvriger Niebers 
flag, der ſich ducch längeres Stehen noch vermehrt, und, . wie die 
weitere Behandlung befielben mit fiedendem Alkohol zeigt, ein Bemenge 
zweier weißer Nieberfchläge ifl, von benen fih nur einer (der in bes 
träcgtlich geringerer Menge zugegen feyende) in fiedendem Alkohol (wie 
au im Netter) Hingegen nicht im Waſſer löſt, das vielmehr deflen 
altohslige Löfung zerſezt und ihn wieder fälle. Wird dieſer durch 
Baffer gefhiebene, dann wohl ausgewaſchene und volllommen getrods 
nete Niederſchlag, der eine Verbindung barflellt vom (hiebei elektro» 
negativ oder ſauer gegenwirkenden) 2 MrCh + AllCh mit 2MrS + 
AUS (die fi Hier eleftropofttiv oder baſiſch wirkfam zeigt) mit Rho⸗ 
dan⸗Kalin im Ueberſchuß gemengt und bie zu befien Schmelzung (d. i. 
bis zu 1200-1300 C. — 960-1040 R.) erhitzt, fo erfolgt bald 
Schwärzung und mit ihr: Bildung von Senfol (Cg H; AS), das 
ih in der Borlage in Jorm von Tröpflein fammelt, die ihre Senföls 
Natur unter andern auch dadurch leicht darthun Jaflen, daß fie mit 
waͤffrigem Ammoniak, im Ucberſchuß begoflen, fich ſogleich tn Thi v⸗ 
finnamin (6. 999) verwandeln, dad man burch gelindes Abdampfen 
und ruhiges Hinftellen keyſtalliniſch darzuftellen vermag, wodurch dann 
zugleich das mit erzeute Knoblauchöl von dem Genföl gefchieven wird. 
Der ganze Vorgang gewährt nämlich, zunächf (außer einem Berhälts 
nifgewicht 3 KCh) 2 Rhodan: Merkur, die dann aber durch Wechfels 
wirkung ber Übrigen Mifchungsyliever in 2MrBS und 1 Echwefelallyl 
zerfallen. So wie man mit Ammoniaf den durchdringenden Geruch 
des Senföls*) befeitigt Hat, tritt der des Knoblauchdl merkbar 
—— 
h*) Man hat in neuerer Zeit angefangen das Senföl zu benutzen, zur Darſtellung 
bes Vertreters der trockner Genf genannten Beiſpeiſe, indem man es mit bin- 
k 





zeichenden Mengen von Zuder, over Zuder und Stärke abreibt, und, Bal’s 
der Genf gelbe Varbe varbieten fol, daſſelbe Farbungemittel beifügt, das au 
im fog. „Unglifgen trocknen Genf Farbe, wie eigenthümliche Würze: 





1344 





hervor. Wie ver unlösliche Antheil jenes erfien weißen Rieberfchlags 
zufammengefeßt if, müſſen weitere Unterfuchungen Ichren. Schweſel⸗ 
haltig if, wie man weiß, auch das Hopfen-Hetherdl. Ge ſiuden 
ich, von blafigen Zellen eingefchleffen, im Lupulin, ®. i. im jenem 
“gelben, yulvrinen Bebilte der fog. Zapfen weiblicher Gepfenplanpı 
.„ (Humulus Lupulus femina L.), welches aus fchön hellgoldgelben 
Körncyen zuiammengefebt if, teren jedes einzelne faſt durchfichtig, im 
friihen Zuſtande birnförmig und gefickt, am Ende bes Etieles eine 
Anhafiſtelle (Hilus) darbietet, die bei den trodnen, mehr ober weniger 
abyeplattet bervoriretendin Körncdhen nur in Form eines Ginteuis 
fihibar if. Mir Alkohol oder Aether behandelt, enilaflen dieſe Kern 
hen gelbes Harz und das flüchtige Del, die beide, in Folge feg. frei⸗ 
williger Verdampfung, getrennt (das Del, in Form Heiner Tröpfles) 
zurüdbleiben. In folcher Weiſe exrfchöpft, erſcheint dann das rucdhänbige, 


4 


dem zuvor von Wettöl befreieten (ter Senfkleie) ober auch ohne dieſe Autſchä⸗ 
dung targeftellten Senfmehl gewährt, währenn Beimengung von etwas Galpekr, 
ESchimmlung und Verderbniß verhüthet, Falle man ten teodnen Genf mir Sicht 
brübe oder mit Gifigs und ZudersLöiung in flüifigen (und im Ichteren Bulle: = 
nachgelünftelten Mofrich) verwandelt; . vergl. m. D. Gewerbsfe. I. 53. Die 
Benennung Moſt rich rühr: übrigen® von ver urfprünglichen Bereitungiseit 
dieſer Belipeife ber, indem man flatt Zuder:Löfung mehr ober weniger eingefet- 
temen MBeinbeeren:Moft mit dem Senfmehl vermengte; Gemenge ver Urt Ih 
vorzüglich in Weingegenden Deuticlants, unter ner Benennung füfer Gent, 
bekannt, und gewätren, mannigfaltig gewürzt (mit ober ohne Bufay von Sig) 
bie ſog. „Branzöflfyen Genfe oder Moſtriche. Der Genuß von wenig Gab 
koörnern beförbert die Verdauung, was mittelbar karthut, daß VBerbanung am 
Bährung weſentlich verſchiedene WBetbätigungen fit; der Zuſaz von Genf (umb 
wirkſamer von fehr wenig Eenföl) hindert wicht ober weniger jere Art wes 
Gabrung, zumal vie fog. weinige, aber auch die fanre, weßhalb Mriehäuhler, 
in die mit Wein gefüllten Bäffer, Heine leinene Sädchen hängen, die auf 6 bi 
8 Obm Wein enıhalten: 2 bis 3 Loth gemengtes Genfmebl d.h u 
gemahienem, ſchwarzem und fog. weißem Genf zufanmengefehtes; eine Im 
fammenfegung, bie auch, hinſichtlich der zur Moſtrich⸗Fabrikation gersähtten Kirke, 
beachtungswertb if; oben S. 997 —, un sie, foll va Gemenge gelb eriäer 
nen, ber bemerkten Faͤrbunq bevarf); ein vie Geſundheit ber Trinker jedes Selle) 
nicht benachtheiligendes Verwahrungsmittel gegen trübenden Fortgang ver: med 
nit volltommen beenreten Weingäbrung, und tamit zugleich zur Giierumg, 
Heinen Antteilen nach, zu erbaltenzer NBeinfüße, zuglei aber and, wm ver 
züglich gegen etwa mögliche Säuerung des jungen Weins. — — Die ellw 
mene Gleichheit des MeerrettigsAetherdls (S. 999) mit nem Gel 
ſcheint darauf hinzudeuten, daß in den Wurzeln der Cochlearia Armoratia L 
jene beirerlei Bilpungstheile beifammen vorliegen, vie im weißen und Tdgwarzes 
Eenf getrennt erfcheinen (&. 3027). Vogel, der um die Dlitte des 18. abe 
hunderts lebende Eottinger Lehrer der Mebicin und Gbemie, erbielt aus 1 Piusb 
Meerrettig s Wurzel 15 Gran ſchweres Aetherbl; Caspar Neumann, au 
4 Ungen Asa fuetida, 4 Drachme, und aus I/a Pfuns Retrig (Baphanes 
sativus .L.) 15 Gran. 6 Körbe friiches Löffellraut (Cochlearia stflci- 
nalis Z.) etwa 240 Pfund? gaben Dehne, 6 Dramen reinen Meteröll, 


u befien Schwefel⸗Gehalt ſchon durch ältere Verſuche nachgewieſen worden. 


1345 


ebenfalls aunoch gelbe Koͤrnchen, bewaffneten Auges beichauet, als vers 
haͤltlich große farblofe, im Innern leere Hohlblafe, deren Wandungen 
Zellen umfaften, in welchen gelblicher Stoff abgelagert beſteht. *) 
Waͤſſriges Ammoniak wird vom Lupulin röthlichgelb gefärbt, und hin⸗ 
terlaßt (verbunftend) eine Wachs⸗aͤhnliche, im Alkohol wie im Aether 
unlösliche Naſſe. Jod gelbt die Außenzellen des Lupulin, während 
es die inneren (anf Amylon hinweiſend) purpurviolett färbt; f.w.n. 
Wie es fcheint, iſt es das Netheroöl des Hopfens (und des Malzes?), 
wodurch das Umſchlagen und Sauerwerden ber gehopften Biere vers 
hüthet wird (gleich wie Senfoͤl den fog. Stich des lagernden Weines 
und Hetheröle überhaupt: das Gchimmeln der Tinte sc. verhindern), 
eine Wirkſamkeit, die aber aufhört, fobald das Del, durch Aufnahme 
von O, in feharfsbitteres Harz (ähnlih dem Lupulit, das im Lupu⸗ 
Iin ſchon fertig vorkommt; m. Grundz. I. 647 und II. 445) übergeht; 
denn jene Beſtaͤndigungen, welche die Aetheröle überhaupt zu bewirken 
vermögen, fie ſcheinen hauptſächlich davon abhängig zu ſeyn, daß fle, 
ale Dämpfe, in den Iropfbaren Blüffigkeiten ıc. verbreitet, zutretender 
Luft das O⸗Gas entziehen und fo deſſen nachiheilige Einwirkungen 
hindern ober doch mindern, TH. v. Sauffure hat dieſes Berhalten 
der Hetherdle zum O⸗Gaſe, durch unzweifelhafte Verſuche erwieſen, aus 
denen unter andern anch hervorgieng: daß unter allen Atheröligen 
Flüſſigkeiten bie fog. rectificirte (Erb) Naphtha von Amiano am 
langfamften und dadurch am wenigfien O⸗Gas verſchluckt; Hieraus ers 
Härt fi, warum in manchen Weingegenden Griechenlands bem Weine 
ähnliche Naphthen zugefeßt werden; fie fichern, obgleich Geruch und . 
Geſchmack etwas abändernd, befien Beſtaͤndigkeit. Will man baher die 
Büte des Hopfens möglihft fihern, fo muß man ihn zum Ge⸗ 
brauche fo aufbewahren, daß bie Luft ihm fo wenig wie möglich zus ' 
gänglih wird; daher drückt man ihn (meiftens mittelſt hydrauliſcher 
Brefien) aufs Außerfle feft ein, in faltenlofe, fehr dichte, eylindriſche 
Gäde, die man oben durch Umſchlagen des leeren Theiles und mehr- 
fache Nähte verfchließt. Ebenſo zeigt jener Hopfen, welcher, Behufs 
der Bierbraunng, nicht durch anhaltende Kochen, fondern nur durch 


x 


* In einen Waffertropfen des Objectivträgers eines Mikroſtop gebracht, verhält 
ſich jedes friſche Lupulin⸗Kornchen wie ein Pollen= (Bluͤthenſtaub⸗ oder Gaas 
menfiaub-) Kornchen. Es erfolgt, Rospails Beobachtung gemäß, eine Art 
Rüdorudss Bewegung, und bald bemerkt man, nicht felten in Volge ziemlich 
lebhaften Verpuffung⸗aAhnlichen Geräufches, das Hernortreten eines Darmsähnlichen 
Gebilnes, oder flatt veffen einer aus zahllofen Kügelgen beſtehenden Wolke. 
Diefe Verhaltens Aehnlichkeit der LupulinsKörndden und des Pollenftaubes machen 
es R. wahrfcheinlih: daß Spalanzani’s Beohadtung, nad welcher weib⸗ 
Uger Hopfen, auch ohne Mitwirkung männlichen Biüthenftaubes, Saamen 
zu tragen vermag, gegründet if. Gntzieht man übrigens vem Pollen, mittel 
Waſſer, Alkohol, Aether sc. alles Ausziehbare, fo verbleibt ein Azotshaltiger 
Biltungstheil, pas Bollenin.. 

| 85 


1346 . 
— —⏑⏑—⏑ 


heiße Aufgüffe ausgezogen wurde, bei weitem größere Wirkſamlelt als 
der, deflew Hetheröl man durch zu Hohe Ausziehungswärme zum Tell 
yerflüchtigt, zum Theil, in Folge dabei eingetretener Oxydation, vers 
harzt hatte, ) und dem außerdem auch nicht nur von bem gelben, fon: 
dern auch von einem braunen, fcharfbitteren Harze (des Hopfens), 
gemäß eingetretener Schmelzung und Bertheilung bes gefcämolzenen 
Antheile, bei der zu hohen Ausziehungshitze, mehr oder weniger entzogen 
und zum Nachteil des werdenden Bieres in die Würze gebracht werben 
war. Auf die Anwefenheit des Hopfenätberöls weiſet übrigens ſchen 
bie gewöhnliche Hopfenprobe Hin, deren man ſich beim Aukauf bes 
Hopfens zu bedienen pflegt; man zerreibt ihn zwifdgen den Fingern 
und beriecht ihn unmittelbar barauf. Alter Hopfen enthält Yayalin, 
defien , durch Oxydation bes Aetheroͤls vermehrtes, fcharfbilteres Harz, 
fammt dem nicht harzigen Hopfenbitter, mehr gebräunt erſcheint, «is 
diefes bei jungem Hopfen der Fall if. Betrügerifche Gewinnfſucht Keift 
dergleichen röthlichbraunes Lupulin buch Schwefeln, ». i. durch 
theilweifes Bleichen, mittel durch Schwefelverbrennung entllandener 
Schweflichtſaͤrre, wieder auf (oben ©. 1288, 1290 Uinm. und 1302), 
eine Faͤlſchung, die ſich unter andern dadurch leicht nachweiſen läßt, 
daß der ihrer verdaͤchtige Hopfen in einem paflenden Glasgefäß (z. 2. 
in einer Retorte), ohne ihn zuvor zu trocknen, ober beſſer noch: made 
dem man ihn mit fehr wenig Waſſer etwas gefeuchtet hatte, für ſich 
mäßig erhitzt und den Dunft in Faltes Wafler leitet; man erhält dann, 
war der Hopfen gefhwefelt, in der Vorlage wäflrige Schweflichtſerre, 
bie durch wäflrige Ch-Löfung fofort in S03 übergeht, die durch PROA- 
ober BaCh>Löfung leicht nachweisbar if. Leitet man den SOgs-haltigen 
Dunft in nahe gefättigt Borax⸗Löfung, fo bindet diefe die SO,, Ußt 
aber CO2:Bas, wenn foldyes etwa mit zugegen iR, unverſchlackt x.; 
vergl. oben ©. 801. Mebrigens find die: Aetheröle darbietendes 
Pflanzentheile nur in beflimmten Seiten, in denen fie emthalteuten 
Zheilen, in der verhältlich größten Menge zugegen; fo die meißlen 
Kräuter, wenn fie in voller Blüthe flehen, wenige, wenn fle ſchon in 
Saamen gefchefien, die Wurzeln im Frühlinge, kurz vor dem Un& 
fhlagen, die Hölzer im Anfange des Winters, die Früchte un) Gammen 





°) Th. ©. Sauffure fah unter andern auch Lapendeläl, in Folge ber Dxyes 
tion, in eine, wie e8 ſcheint, eigenthümliche, barzige Saure übergeben, bie mit 
KO ein leicht una ſchon kryſtailifirendes, Iuftbefländige® Salz gewährte. Yun 
fand derfelbe, daß Ochaltige Aetheröle im Alkohol um fo löslicher Ans, je mer 
fie O enthalten, eine Xöslichfeits Beförderung, die auch allen übrigen Wetherbiee 
zu Theil wird, in dem Maaße, wie fie fertiges Waſſer enthalten. Je rricher 
an gebildeten Horze die Aetheroͤle find, um fo rauper fühlen fie ih an um 
um fo mebr meiden fie in dieſer Hinſicht von denen fidy fchmierig amfühlenben 
Bertöten ab, vie übrigens, maren fie Aetherblen beigegeben, durch vera Ber 


dampfen Pettfieden hinterl— 
Reden Hinterbleißen. hinterlaffen, wahrend von Harzhaltigen Aetherblen Gare 


1347 


unmittelbar nach vollfommener Reifung. Die Abſcheidung, ber anf dem 
Wafler der davon gefüllten oder zu füllenden Borlage, ſchwimmenden 
rohen Aetheröle (und die darin zu Boden liegenden bringt man, durch 
Eättigen des Waſſers mit Kochfalz oder mit CaCh, zum Echwimmen, 
was zugleich den im Waſſer gelöften Delantheil austreibi) Tann, mite 
tel einer Kleinen gläfernen Spritze, unvollfommen, vortheilhafter bins 
gegen dadurch bewirkt werden, daß man, nachdem ſich das Del durch 
Nütteln, Abflreifen, mittelſt eines Glasſpatels und darauf folgendes 
einige Tag lang rubiges Stehen der wohlbedeckten Borlage (am 
fühlen Orte) auf der Oberfläche gefammelt hatte, es, mit Hülfe eines 
dünnen und kleinen baumwollenen Dochtes in ein zweites, tem oberen 
Theil des Halfes der Vorlage angebundenes, engmündiges, fog. Mix⸗ 
turglas leitet; es fließt dann, der Flächenanziehung des Dochtes fols 
gend, das Del rein und klar in letzteres Glas ab, währen alles es 
zuvor Trübende dem Dochte verbleibt. ») Die Werheröl Zellen oder 
Blaſen laſſen ſich bei der burchichnittenen Nuskatnuß, der Angelifas 
und Meiflerwurzel (von Angelica Archangelica ». officinalis L. 
und Imperatoria Ostruthium L. #%), Wachholderbeeren, Citron⸗ und 





% Bei Auttreibung der Fettoͤle, mittel Prefiung, bat man, umgekehrt, alle 
pur Arbäflen (Gapillarität) Seitens der Behälter der pie Fetidle enthaltenden 
Maſſen (3. B. der zerffampften ober zermahlenen sc, Bettöl-haltigen Eaamen) 
ndglige Giniaugung zu meiden; weßhalb man 3. B. autzupreſſende zertheilte 
Mandeln nicht in leinene (oder befler hanfene) , ſondern in pferdehaarne Preßbeutel 
ſchlägt, und fle dann, durch ruhiges Hinftellen, unter Abichluß ves Luftzutritts 
am kühlen Orte Märt. Wefte Settmaflen, 3. B. Cacaobutter, kann man 
jedoch nur Märend reinigen, wenn man fie in ein von einem Glactrichter ges 
tragenes Fließpapierfilter Tegt, und Trichter ſammit Glas, as ihn trägt, am 
einen warmen Ort flellt, ein Verfahren, das fih auch auf antere Fettarten, 
3. B. auf Butter, in geeignet größeren Trichtern und Auffangs®efäßrn und bei 
größerer Anwärmung anwenden läßt, und bann ein fehr reines ſog. Schmalz 
gewährt. 

**, Peucedanum Ostruthium Koch. — Den Berfuhen von 6. Meyer un 

BZenner zufolge enthält die Angelika⸗Wurzel nit nur eine flächtige 

Eäure, wie ſchon 2, Buchner gefunren hatte, fonvern auch no Bffigfänre; 

vielleicht er durch Einwirkung des Kalks hervorgegangen, mit dem bie trodne 

Burzel (auf 50 Pfund verfelben 3 bis 4 Vfund gebrannter Kalk una Waſſer) 

aukgekocht worben war, um nachgebends mit SOz überfeht und veſtillirt zu wer⸗ 

ben, um fo bie flüchtigen Eäuren zu ſcheiden und für fi darzuſtellen; Eäuren, 
pie in der Wurzel mutbmaaßlich an organifhe Galzgrünrer gebunren waren, vie, 
wit Kali behanrelt, Ammoniat und Balerianfäure emiliefen. Die erflere 

Biefer drei flüchtigen Eäuren, vie Angelilafäure, iR kryſtalliſirbar, ſchießt im 

ziemlich durchſichtigen, farbloien, fauer gegenwirkennen, bei 450 C. — 36, 

ſchmelzenden Kryſtallen an, bie nach rer Echmelzung zur glänzenten Mafle ers 

flatcen, bie geſchmolzen und bei 190% C, = 15208, veillitt, als Dampf eigen⸗ 
thümlihwürzig riecht, in kaltem Maſſer ſchwer⸗, in Alkobol, Aetber, Ierpentindl 
umd Bettölen Leichtiöslih und ſtöchiometriſch — Cıg H7 O3 + HU zuiammen- 
gejetzt if, ſich alfo von ver fog. Fettſaure (oben 8.1065) nur durch 1 H und 
won der Palerianfäure durch 2 H weniger verfchieven zeigt; Ann. d. Chem. u. 
Pharın. LV. 817 ff. Ueber Imperatorin vergl. ©. 1171 Anm. und m, 


85% 





18348 


Pomeranzenſchaalen, mittelf ber Loupe, leicht erkennen. Das aus 
Iegteren durch Ausprefiung gewonnene Heiheröl befigt feinen matkr 
lichen, angenehmen Geruch unverändert, das durch Defilletion mit 
Waſſer — zumal das aus Schaalen von mehr ober weniger verdor⸗ 
benen, unreif in den Handel gebrachten Citronen und Apfelfiuen — 
einen weniger lieblichen, und wird vielleicht darum in verhältlich ber 
trächtlich größerer Menge, als durch Ausprefien gewonnen, weil ihm 
ein durch Gährung und Deftillationswärme entflandenes Fermentol 
(cf. w. u.) beigemifcht iſt? Vergl. oben ©. 1335. 

B) Amylotde. Warblofe (weiße), kaltem Waſſer wenig ober gar nicht 
zugängliche, im Weingeiſt, einfachen und zufammengejehten Weiher, 
Aether⸗ und Fettölen unlösliche (und meiſtens auch in Effigfäure umauis 
Lösliche), pulorige Maflen, die, bewaffneten Auges befchanet, mechaulſche 
Gemenge organifch geftalteter, Häufig: mehr ober weniger (länglid-) 
zunblicher, au ſich burchficytiger oder durchſcheinbarer Grundkoͤrperchen 
darftellen, welche durch Wärme und chemifche Einwirkungen von ge 
wäflerten, an fi} flarfen Säuren, fo wie, flatt berfelben von geloͤſtes 
Alkalien und deren Vertretern mannigfache Umformung und Umsi 

- hung erleiden. 

4) Amylon (Amylum ober Stärke) = Ce H; Os. Ueber Reindarſtellan 


Grundig. I. 860. Franz Döbereiner farb es ſtoͤchiometriſch zufammen 
gefegt ans Oya Hı2 O;. und vermuthete (im Jahr 1838), daß es mit Im 
moniak verbunden das Piperin varftelle; eine Vermuthung, vie am bie ober 
©. 1215 befindliche Mittgellung über das Piperin und Anilin, ©. 1170, 
erinnert. Das Biperin ift übrigens ſowohl im ſchwarzen als im weißen, 
uud wahrfcheinlih auch im langen Pfeffer zugegen; erftere ift bie unzeife, geime 
Beerenfrucht von Piper nigrum L., vie man raſch auf Matten trodue, we 
durch fle-jufammenfchrumpfen, runzli und ſchwarz werden; legterer beickt 
aus den annoch am gemeinfamen Blüthenfiiel eingefentt haftenden, Halbfreiez 
Beeren des P. longum L. Der ächte großlörnige weiße Pfeffer wird »etard 
“ gewonnen, daß man bie reifen rothen ober überreifen gelben Beeren nes P. ni- 
grum L. 14 Tage hindurch in Waſſer einweiht, und van, nachdem fie ke 
"zeichend (bis zum Zerreißen ihrer äußeren Schaale) aufgequollen finb, am be 
Sonne trocknet / da fie ſich dann, durch Reiben zwiſchen ven Hänven, leicht 
entſchaͤlen und fo die runden, gelblich⸗ oder graulichweißen, nicht ranzüchen 
Kerne ſondern laſſen. In England fertigt man, durch Einweichen des ſchwerzen 
Pfeffers in Seewaſſer und Harn, darauf folgendes mehrtägiges Trocknen au ber 
Sonne unb hiedurch bewirktes Untfchälen ſog. weißen Pfefler. Aechter weiber 
Dfeffer entläßt an Alkohol etwas nicht ſcharfes Actheröl, ein grünliches , per 
artig ſcharfes Harz und Piperin; KOHO-LHfung nimmt das Harz Binweg, un 
dem bis zur fog. Extraetdicke durch Abpeftilliven des Weingeiſtes eingeengten Int 
zug. MWieverholung folcher Auflöfung in Alkohol, Abbampfung ıc. läft nas Bir 
perin enblih volllommen farblos zurück, va es dann, "weil e6 von Weiher 
frei und im Waſſer unlöslih, weder riechbar noch ſchmeckbar if, farbloſe vie 
feitige Prismen varflellt, vie, ohne zu verbampfen, bei 100° C. fließen, RS ia 
Alkohol Leicht loͤſen, gelöft, pfefferartig feharf ſchmecken, fi in Falter Edymefel 


Ken mit vunkelrother Barbe auflöfen und Aödiometrifch aus Cz4 Hıg AUG be 
eben, 





beffelben |. ©. 926. Berreiben mit Taltem Waſſer zerreißt bie Hällen 
ihrer glänzenden, burdhlichtigen Grundkoͤrperchen, und macht diefe dem 
alten Waſſer fehr wenig, dem von 600C. — 4808. mehr und volls 
Rändiger, dem flebenden vollkommen zugänglich, damit Kleiſter bildend; 
a. a. O. Die kalte Löfung purpurröthet, die bes Kleiſters, fo 
wie biefer felbft, wenn er (3.8. in fog. geflärkten, d. i. durch Stärke 
gefleiften Zeugen, zumal Kattım oder Leinwand) eingetrocknet erfcheint, 
bläwet bie wäflrigy Löfung des Jod und gelbräthet die des Brom; 
Baryt⸗Waſſer ebenſo Kalkwaſſer werben von ber kalten zweifelhaft, 
von der heißbereiteten Löfung rollſtaͤndig geträbt, indem ich Baryt⸗ 
oder Kalk⸗Amylat weißpulorig niederfchlägt. Weber PbO-Amylat und 
weitere chemiſche Berhalten des Amylon vergl. ©. 917 ff., 920, 925, 
927, 1216, 1277, 1282 und 1297 ff. Schwache Roͤſthitze wandelt es 
in GStärfgummi oder Leiofom, nah Bayen = Cıa Ho Od, Gieben 
mit verbünnter Schwefeljäure ober deren Vertretern, zunächft in Staͤrk⸗ 
gummi, dann in Gtärkzuder (6. 925 f., 1095 u. 109. Aehnliches 
und Gleiches bewirken auch: lange, unter großem Drud anbaltendes 
Sieben der wäfirigen KleiflerLöfung, Berührtwerden Yon frifchem 
Dflanzenleim und Taltem Waſſer, und weitere über bie Bildung von 
Dertrin (6.918) Hinansgehende Einwirkung warmer Diaftas-Löfung. 
Mit Azotſaͤure erhikt giebt es, und ebenfo auch das Leiokom und das Dextrin, 
keine Schleimfänre, fonvern nur Dralfäure, Hybroralfänre (Zucker⸗ 
fäure) und COg. Neber Waltl's Amylonin, PByro-Amylon 
und fog. Amydin vergl. m. Grundz. J. 629. Ueber das Verhalten 
des Amylon zum Balläpfelaufguß, wie der folgenden Gattungen, 
ebendafelbſt. Balläpfelgerbfäure verbindet fich nicht chemiſch mit 
Amylon. 
#) Iuulinz f. oben ©, 1283. *) Ueber kryſtalliſirbares der Da- 
tisca cannabina L. oder fog. Datiscin, m. Grundʒ. I. 630.%%) 
y) Selatinamylon oder Moosfärke (Flechtenſatzmehl), nah Nul⸗ 
der ſtochiometriſch zufammengefedt wie Amylon. Nach Entfernung 
frembartiger Beimengungen ber zerihellten Flechten, bewirkt durch 
nach einander folgende Ausziehumg berfelben mit Aether, Alkohol und 
ſchwache Natroncarbonat » Löfung , dann eintretendes Auswaſchen mit 





*) Das Inulin it, Mul der zufolge, im Pflanzenreiche weit mehr verbreitet als 
Bas Amylon; es iſt Häufig von wahrfcheinfich meiſtentheils aus ihm felber ents 
Randenem Zuder begleitet und nach M. ver Gellulofe (oben &. 1300) vol- 
kommen iſomer. Anweſenheit anorganifcher Salzgründer beförbern feine Um⸗ 
bildung in Zucker ungemein. Wie Amylon in verſchiedenen Wurzeln und 
Früchten bei deren Keim⸗Treibung ſchwindet, fo wanvelt ſich auch, unter ähns 
den Ginflüffen, Gellulofe in Innlin um, 

*) Bostreffensty will gefunnen haben, daß das Inulin födlomelrii Ges 
Reben foll ans Co4 Hıo * eine Abweichung von dem durch Mul der erhal⸗ 
tem UnterfuhungssErgebniß, die MB, von ber leichten Oxydirbarkeit bes Innlin 

tet, 


10 


BCh-Haltigem Waſſer und reinem Wafler (eben ©. 1098) bleibt ein 
Satzmehl übrig, das, durch Sieden mit WBafler, in demfelben gelöß, 
dann abgebunfet und eingetrocknet eine farblofe, Gummi⸗aͤhnliche Mafke 
darſtell't, die mit kaltem Waſſer ſchleimig, gallertartig aufguill’t, im 
heißen ſich zu dünnem Schleime loͤſt. Weber riechbar noch ſchuecbar, 
burh I fi dunfelgelbend oder bräunend. (Im Islänpifcen 
Moos befindet fich ſtets auch etwas Amylon, eine Ablochung son 
Ieländifhen Moos wird daher von J gegränt.) Ueber bie ſich 
bier anreihenben Salep⸗ und Musfatblärh-BelatinamylonsBirten,, von 
benen bie letztere J röthet; m. Brundz. a. a. D. 

0) Bectin; oben ©. 923 f. und 1180 Anm. Mulder’s Unterfudgungen 
zufolge ſollen Pectin und Bectinfäure Eins und Daffelbe, und nur in 
Bolge Tleiner anwelender, anorganiicher Beimifchungen von einander 
verſchieden ſeyn. Die aus feiner Analyſe afgeleitete Formel, weicht 
von der a.a.D, mitgetheilten Frem y's beträchtlich ab; denn M. fan 
9 H und 12 O0 weniger als 3., nämlich: Ci2 Hs Oro. Brocentif er⸗ 
bielt M. ſtets etwas über 45,47 C und nie weniger als 4,95 H, währen 
Regnault's Analyſe beide Grundſtoffe in biefen Sahlenverkältniffen 
aufzuführen nöthigten. Bon dem „Belatinamylon“ unterfcheidet ſich 
bas Bertin (und ebeufo auch der weiterhin befchriebene Duelifleim) 

ſchon dadurch, daß feine heiße, wäflrige Löfung, erkaltend Ach niit 
mit einer Haut überzieht, was bagegen bei der Gelatinamylon:Röfumg 
lets der Fall if. 

v) Phytomucin ober Bflanzenfhleim In Weingeiſt, Weiher unb 

ODelen unlösli, mit dem Waſſer ſchlüpfrig⸗klebrige, widgt Faden 
ziehende, von baflich:Rlicfaurem Kali (fog. Kiefelfeuchtigkeit, ©. 1246) 
fo wie vom Ciſenoxydjulphat Leine Träbung erleidende Löfungen ge 
während, aus welchen es gleich dem Quellſchleim von gelöflen Alenz, 
Zinuchlorür, Bleiacetat sc. gefället wird; mit Azotſänre erhigt, 
theils Oxalſaͤure, theils Schleimfäure, theils Pikrinſaͤure (6. 1001) 
bildend; begleitet häufig die übrigen Amylorde, die Saccharorde, Ber 
glychtve und die Berbfäuren, und erfcheint in den Swicbelgewädkez 
als der dem Safte berfelben Klebrigkeit und @lanz gewährende Stell. 
in ihnen, wie auch in ben übrigen Phytomscin-Zrägern, meiſtens eis 
SäuresBertreter gebunden au Galzgründern; Sieben feiner wäfftigen 
Lifung mit Kali» Löfung wandelt ihn theils in Bertin, theils in 
Quellſchleim nm. Unterwieft man 3. B. gepulverte Salep, ) mittif 





*) Bon bezog man vie fog. Salep oder Salep⸗Wurzel (b. i. hie getroduete Muri 
verſchiedener Orchis-Arten) nur aus Berfien, jeht und ſchon feit machrerm 
Zahren bereitet man fie Häufig aus heimifchen Wurzeln, namentlich in Sranfen 
ſchon felt mehr als einem Jahrzehend. Man wählt dazu jene Orchis- Urten, 
beren Wurzel ungetbeilte Knollen Haben (3. ®. Orchis mascula L., O. Mo- 
rio eto.), waſcht fie, reihet fie an Wäben, taucht fie einige Zeit hinderch iz 
fedennes Waſſer, troduet fie, mittelſt Heißer Luft, fo fenell wie thanlch uub 


188 


lalten Waffers entzogene Ph ytomnein, ber Giehung mit KalisEäfung, 
fo erhält man nach dem Brfalten eine aus dem Hybrat bes pectinfauren 
- Kali beſtehende Gallerie, bie noch vollfommenere Geſtaltung gewinnt, 
wenn man ihr das Kali entzicht und dagegen pertinfauren Kalt 
hervorgehen macht, indem man bie in heißem Waſſer gelöfte Kalishaltige 
Gallerte vor dem Sieden mit etwas gelöftem CaCh verfeht; es tritt 
dann Werhfelzerfehung des, mittelſt WBaflerzerlegung, in hydrochlor⸗ 
fauren Kalt verwanbelten CaCh und bes pectinfauren Kali ein ıc. Den 
der Gibif ober Althä⸗Wurzel (Althaea ofüc. L.) fand Muls 
Der procentifch aus 46,00 C, 4,96 H unb 49,04 O zufammengefeht. Gr 
entzog ihn, fo wie auch ben der Wurzel von Symphytum offo. L., 
durch Abfleden mit deſtillirtem Waſſer, Reinigen des burchgefeiheten 
Abſubds mit Thierkohle und Ausfällung mit baſiſchem Bleioxyd⸗Acetat; 
100 des alfo gewonnenen Nieverfchlags enthiellen 24,6 Schleim; der 
som Symphytum⸗Schleim erhaltene befand aus 36,98 Schleim 
(+ 63,02 Pb0). Die Saamen wurden entfchleimt durch 4ſtündiges 
Sinweidgen *) mit Faltem Waſſer, Abſcheiden der Fluͤfſigkeit, mittel 
eines leinenen Seihtuchs (ohne zu preſſen), und Ausfällung der alfo 
gereinigten Fluͤſſigkeit mit ber Blelauflöfung, Der Quittenkern⸗ 
Schleim⸗Niederſcchlag befland aus 42,17 Schleim und 57,83 PbO, 
yon denen erfterer (zn Barbonfäure und Waſſer, mittel Kupferoryb, 
verbrannt) tim Mittel 45,680 C. 5,175 H u. 49,150 O berechnen ließen. 
"Der Leinfaamen-Ehleim gab einen aus 40,23 Schleim und 
59,77 zufammengefebten PbO-haltigen Niederſchlag. Zu denen fehr ges 
braͤuchlichen Gchleimen der Art gehören auch der bes Flohſaamen 


veißt fie, nach dem Trodnen, mit einem Leintucdhe gelinde ab. Sie find kleiner 
als vie Berfifchen, aber im Uebrigen ihnen vollklommen glei. Sie enthalten 
neben dem Phytomuein eine beträchtliche Menge von Quellſchleim, außer 
sem aber auch ein noch näher zu beſtimmendes Schwefel⸗haltiges Proteinote, jes 
no in fo geringer Menge, daß es als Azots Träger kaum entfernt binreichen 
Dürkte, denen, mitunter nur Salep=- Brei genleßenden Menſchen, Erſatz vers 
brauchter Diuelelbetgätigung zu gewähren; oben &.109%2 ff. Uebrigens enthalten 
die friſchen Orchis- Burzeln ein winrig riechendes Hetheröl,. was bei deren 
Umwanbelung in Galep entweiht. Sälep⸗Schleim wmterliegt, mit fog. ges 
brannter Magnefia (MgO) ober flatt deſſen mit Chinin⸗Sulphat ab 
gerieben, ungemein ſtarker Verdichtung. In Berfien zöfet man auch bie Salep, 
um fie zum Senufle vorzubereiten, und behandelt fie daun wie geröfteten Gaffee; 
biegu wärben vielleigt auch vie hankförmigen Wurzeln von Orchis maqulata 
und O. Iatifolia L., fo wie jene von O. majalis Reichenb. ſich eigenen. 
Saß vie Inollenförmigen betraͤchtlicher Bergroͤßerung durch Anbau fähig fin, 
Hat Duft nachgewieſen. Durch jenes Möften bildet ſich wahrſcheinlich Leiolom 
(©. 927), vos überall, wo es enificht, Gummi Aſſamar zu ſeyn ſcheint, 
letteres if ihm durch Alkohol entziehbar. 

©) Gonft verkend man unter Digeriren: Behanbeln ver Gegenflänve bei Bruts 
wärme, unter Maceriren: Einweichen mit kalten Fläſſigkeiten; jeht ſpricht 
und ſchreibt man Häufig vom Digeriven mit Taltem Waſſer ı. 


1358 


(von Plantago Payllium, P. Cynops unb P. indica Z.) mb ber 
zugleich ein Fettöl enthaltende gelbe bes gemeinen Hornllce ode 
Bockshornſaamenz; oben S. 1151. Beide erfiere Saamen-Schleime 
enthalten, Mulder zufolge, in denen ihm zugehörigen Pflanzen Halb 
‚fovtel alkaliſche Salzgründermaſſe, als der Althä⸗Schleim. 

t) Quellſchleim (Baflorin oder Ceraſin ıc.; m. Grundz. L 632). Im 
falten Wafler ſtark aufquellend, durch anhaltendes Sieben, wie auf 
durch Behandlung mit, keine Orybation vermittelnden Gäuren, is 
Bummi übergehend. Aus dem fog. Kirſchgummi (Gerafin), ad 
deſſen Entfärbung (bewirkt mittelft Alkohol und Aether) erhält mas 
ihn durch anhaltendes Binweichen bes mit Taltem Waſſer abgeriebenes 
Pulvers mit vielem kalten Wafler, und Ausfällen des in ſehr Fleines 
Antheilen beigemifchten Bummi mittelt borfaurem Kali. Der Treo 
ganth⸗-Schleim (S. 1284) entyält nad Mulder (gegen Gnerin) 
weder „Arabin“ (d. i. reines Bummi) noch Quellſchleim,“ fomberz 
ift, abgefehen von etwas Amylon und anderen Beimengungen, reiner 
Schleim (Phytomucin); Gehlen fand jedoch barin Baſſorin; m. 
Grundz. L 632 (wo man auch bie anberweiten Haupivorkommen bes 
Duellichleims bemerkt findet). Weber angebliches Bährungsvermöges 
des Traganth f. oben ©. 1095; mit Azotfäure giebt er viel Schleim 
ſaͤure. Ob ber fog. gallertförmige Stoff des Chymms uchen 
Gummi Duellfchleim enthält? ſteht zu unterfachen; oben ©. 1108. 

7) Sellulofe; oben ©. 1102, 1216, 1229 und 1300. Ihm reihen fd 
an das Donin ©. 1102 und das in m. Grundz. I. 631 befchriebene, 
fonft auch durch „Stärkesartige Faſer“ bezeichnete Ligninamylom. — 
Wie fi die unter 4) bin) befchriebenen Amylorde in Beziehung auf 
Zylordins Erzeugung verhalten? Reht annorh in Frage; vergl. oben 

24 


8) Summit. Zwei Verhaͤltnißgewichte deſſelben (= 2 mal Cs Hs Os) 
enthalten 1 HO, das bei 1300C. 1040 R. entweicht; daher bie 
Aöchiometrifche Formel für das zwar trodne, aber nicht bis zu jenem 
Grabe erhitzte = Ci2 Hıı Or: iſt. (Mulder folgert aus feinen Ans 
Igfen: Ci2 Hıo Oio, Andere: Ci2 Ho 09; M’s Formel weicht wur um 
1 HO von Peligot's Zerlegungs⸗Ergebniſſen ab.) Befreiet von Bes 
miſchungen und Beimengungen flellt es bar: eine amorphe, glasähnelzbe, 
farblossburdhfichtige, anf dem Bruche muſchlig glasglängenbe, germihlofe 
und faſt unſchmeckbare (fabesfügliche Spuren von Schmeckbarkeit ge 
währende) Mafle, die, im kalten Wafler volllommen, im heißen ſehr 
Teichtlöslich it, mit wenig Waſſer verrieben einen fehr zähen mb ſchr 
klebrigen, unvertheilt undurchfichtigen, auf Glas verflächt darchſchein⸗ 
baren Brei bilvet, der, mehr verbünnt, nicht im Mindeſten fchläpfrig 
wird, wohl aber, in die Luft gefchleudert, Faͤden zieht. Weder Hille 
hol, noch Aether, noch Dele greifen es Löfend an, Harze haften ihm 
jedoch ziemlich ſtark an, es mitunter zur Gallertform treibend. Dar 


) 


Ultohel wirb eo aus feinen wäflrigen Löfungen weißlich und unvoll⸗ 
kommen fabigszjähe geichieben, während es borfaures Kali Bäflgs 
weißfiodig, filiefanres Kali weiß und unvolllommen flodig, Eiſen⸗ 

o0orxyd⸗Sulphat aber, ober ſtatt deſſen Eiſenchlorid, flodigsbraun 
fällen. Mit ſehr verbünnter Azotſaͤure längere Zeit in Berührung 
gelaſſen, zeigt feine wäflrige Löfung Ammonoryds Gehalt, mit ſtaͤr⸗ 
ferer erhigt geht es über in Schleimfäure und COz; oben ©. 927, 
1018 und 1045 ff. 

sa) Acacin; Hanptbeftandtheil des „Senegal Bummi," das, gleich den 
Adrigen Sorten verfchledenen Arten ber Acacia (A. Senegal Wild., 
A. nilotica Nees., b. i. Mimosa nilotica L. etc.) von felber, wie 
das Gerafin unjeren Kirih-, Pllaumens, Apritofen Bäumen enifließt 
und entfließend fich zu tropfensartig gehäuften, der Rinde anhängen 
den, mehr ober weniger abgerundeten Naſſen geflaltet. Nah Mul⸗ 
der procetifh —= 44,92C, 6,11 H und 48,970. Dur Kiefels 
feuch tigkeit entſchieden fiodig, duch Ar20 AO; faym fällbar. 

BB) Arabin; nach Mulder procentifäg = 44,98 C, 600 H und 49,02 0. 
Durch Kiefelfeuchtigkeit flodigeerdig, durch Ar20 AO, wollig« 
erdig faͤllbar. — Hinſichtlich verfchiedener Spielarten ber einen wie ber 
anberen Art, ſ. m. Grundz. I 634 ff. 

C) Eignoide; f. sben ©. 917 fi. und 1300. In Feiner Fluͤſſigkeit loͤslich; 
farbs, geſchmack- und geruchlos; buch ſtarke Azotſaͤure zerflörbar; 
oben ©. 1216 Anm. 

a) Lignin; a. a. DO. und ©. 1327. Entzündet fi an ber Luft bei 
3569C. = Ma0 R., brennt mit gelber Flamme, bräumt fi, wenn es 
mit mäßig flarker Azotfäure (Scheidewaſſer) überftrichen und darauf 
über ſchwachem SKohlenfeuer mäßig erhist wirb: mahagonyfarben; 
giebt, mit ſtaͤrkerer Azotſaͤure erhikt, Oxralfäure und CO., wirb von 
Chlor, Chlorkalk und ſtarken Säuren leicht zerſtoͤrt, bildet mit waſſer⸗ 
armer Schwefelſaͤnre von Bummi *) begleitete Lignin⸗Schwefel⸗ 
fäure; ©. 918 u. 1300. (Ueber elfenbeinartiges, ipaltfafriges 
oder parallelfafriges, bafartiges, Treufelbaftartiges und 
bandförmiges Holz, f. m. Orundz. I. 631 ff.) 

A) Suberin. Saͤh und fehr biegfam, mit Waſſer anhaltend gefotten, 
in Kleiftersähnliches Hydrat **) übergehenb umb mit Azotfäure erhikt, 
nebſt anderen fauren Grzeugnifien, Guberinfk ure Korkſaͤure) ge⸗ 
während; ©. 44, 1045, 1049 und 1320. 

Anmerkung. Jener wefentliche Unterſchled, welcher, in Beziehung 
auf Verhalten zur Azotſäure, Lignin und Celluloſe barbieten 
(&. 1216 Aum.), gewinnt tn mehrfacher Hinficht an Forſchungs⸗ 





e) Wahrſcheinlich Folge mit aninefenber Geltulofe; oben S. 918 Anm. 
ve) Maltl's Hofziäleim (m. Grundz. I. 637) ſcheint fig einerſeits jenem Karls 
Pleifter, andererſeite vem Bummi anzuſchließen. 





U) 


theilnahme, durch die feit dem Abbruck ber oben ©. 1277 U. 12 ha | 
1297 bie 1301 vorfommenven Mittbeilungen befaunt gewordenen, bie 
Schießbaumwolle betreffenden Berfuche und Unterfuchungen. Es ſcheit 
nämlich zuvorderſt aus dem Verhalten der Baumwolle zur Mzotfäur, | 
verglichen mit bem Lignin⸗reicher Gebilde hervorzugehen, daß es von 
züglidy (vielleicht nur) die Geltulofe if, welche das fo fehr entziub» 
liche, auch durch Stoß, Echlag ıc. unter heftiger Berfnallung verbres⸗ 
nende Erzeugniß gewährt, und daß, wenn andere Pflanzengebile 
Achnliches barbieten, fle entweder ſchon Cellaloſe enthielten oder bie 
fi aus ihnen erſt durch Einwirkung ber Edure bildete (6. 1300); 
ob dort, wo bie Wirkung geringer ausfällt, neben dem in der Sqhieß⸗ 
baummwolle Wirkiamen, das ihm ähnliche (6. 1282) Zyloipin 
vorlag — was übrigens durch Behanblung der Schießbaummolle mi 
Eifigfäure leicht zu entfernen wäre (6. 1283), da dieſe jenes Wirk 
fame nicht aufloͤſt — darüber müflen weitere Verſuche entſcheden. 
Bettenfofer fans die mit einem Gemenge von Azotſture wu | 
Schwefelſaͤure bereitete (S. 1300) *) Gchiefbanmwelle vera 


| 
©) Ruop u, einer mir geworbenen brieflichen Mitteilung gemäß, andy Erommb | 
borff wandten ein Gemiſch von gleichen Gewichtetheilen fog. engliſche Euweid 





fänre und rother rauchender Azotſaure (T. eine Azotſaure von 1,50 Gigengewihh) 
zur Wertigung der Gchießbaummolle an; T., indem ex die Bauınwolle mit bem 
fouren Gemiſch ſtark erhitzte. Fehling erhielt vollkommen wirkſame Schich 
baumwolle, als er Baumwolle mit einem Gemiſch von 1 Pfund ſtarker Aetſen 
und 3 Pfund engliſcher Schwefelſaͤure, wie beide im Haubel vorkenmen, fendteit, 
indem er erſtere Ingenweife abwechſelnd mit dem Sauregemiſch is ein (nes 
Baummollen:tagen, wie fie im Sanbel vorlommen, entſprechend laͤnglich wurüig 
gefaltetes, aus gut glafurtem Hafner⸗ oner Topfer⸗Geſchirr beftchenhes) Eeſth 
brachte, bie daſſelbe (nach jenesmaligem Niederdrücken jeher Baummwollenstugd 
gefüllt erſchien. Nach Ublauf einer Biertefkunte unter eine Breffe (cin uf 
lochertes Gefäß von Gußeiſen mit ſtarkem Eiſenblech Dedel) gebracht, wurde ww 
ausgeprefte Diaffe 3 bis 4 mal ausgewafchen, wieder ausgepreßt une Ftahih 
in fließendes (kürzer in Lochennes) Waſſer gebracht; das in wenigen Gruben 
bie vollkäntige Auswaichung bewirkte. Der durch Auepreſſen wieber geimsunent 
ch⸗ Antheil wurde mit 1/4 bis 1]g neuem Gemiſches weriept wubeE 
Srauchbar zur Bertigung neuer Gchiefbaumwalle, vie daburch jeboch etwas mer 
gelbliche Färbung annahm; SJ. erhielt aus 3 Pfund Baummollen5 bis 51/5 Munk 
Schießbaumwolle, alfo gegen 75 Brorent Gewichtszunahme. Pettenkofer a» 
hielt eine zur Sertigung der Schießbaumwolle worzügliche Säure, ala er 16 Ges 
wichtetheile Galpeter mit 8 Gchwefelfäure befillicte, währenn die Berlage, FE 
ganzlichen Verſchluckung aller Kpotichtfäure, 4 rauchende Schmefelfäme ei; 
fie fegte ihn in den Stans 2 Gewichttetheile Schießbaumwolle Herzuftellen, ME 
Gewichtt zunahme, verglichen mit dem Eewicht ber ungefänerten 
jo nur 67 Betrug. NIS zwedmäßigfe Art, bie Echießbaumwolle za dem 
Auewaſchen und Ausprefien zu trocknen, ik Kaiſer's Uefairungen gembd: ni 
Lagenweife, wie fie in der Säure gelegen, in ein geheiztes Zimmer an Ggakem, 
wie feuchte Waſche, aufzupängen. Hatte man fie nad Sehling’s Becigenik 
gefertigt, fo hat man den Vortheill, daß fe ſich nicht Leicht nerfilgt, mai 
außerdem nit felten erfolgt. Ie größer ihr Cigengewicht (fe Axlt im Seller 
unter) und die Straffheit ihses Safer, um fo wirkſamer if fie. Diele Mime 


— 


zufammengefegt = 26,26 C, 2,75 H, 4,52 A uud 66.470; Schön 
bein und Böttger fanden fie = 27,43 C (berechnet 28,1), 3,54 H 
(berechnet 3,1), 14.26 A (berechnet 14,5) und nur 54,77 O (berechnet 
54,3), was beträchtlich genug von jenem Ergebniß abweicht, um bie 
Folgerung zuzulaſſen: daß beiberlei Schießbaummollen weſentlich von 
einanter abwicden, obgleich eine Beimifchung yon Zylorvin ſolche Ver⸗ 
ſchiedenheit nicht füglich herbeigeführt haben kann, da jede berfelben 
(wie ih ans den hieher gehörigen Berichten ergiebt) ſchnell und ohne 
Rückſtand verpuffte und von As nicht aufgelö wurde. Das Zylorbim 
fand Ballot procentiſch zuſammengeſetzt aus 37,29 C (berechnet 37,31), 
4,99 H (berechnet 4,84), 5,17 A (berechnet 5,76) und 5255 0 (berech⸗ 
net 52,09).*) P. bemerkte, daß mit Duarzpulver zu Staub zerriebene 
Schießbaumwolle, ſchwach erwärmt, rieche: wie wenn Schwefel ſtark 
gerieben werde, und daß ſich aus berfelben, bei deren Verpuffung eine 
Säure entwidele, die mit AgO ein weißes, kryſtalliniſches, in Eſſig⸗ 
fäure unanflöslicyes Salz darſtelle, **) und bie fich wahrſcheinlich auch 


Mirktſamteit zeigt ſich aber nicht nur, nach dem fie angezündet werben, fons 
dern auch in Folge mehr ober weniger heftigen Stoßes. Stoßen mit bem Lade⸗ 
Rod brachte fie in Braunfchweig, Feſtſtoßen in das zum Selfenfprengen gefertigte 
Eoch, durch ein Hebeifen, das die fie belaſtende Gteinmafle traf, in Vaihingen 
im Bürttembergifchen zum (hier Leider ſchwere Berlegungen ber, die Sprengprobe 
vollziehenden Arbeiter zur Folge habenden) Verknallung, und Achnliches bewirkte 
Kaifer mit Schießbaumwolle, der er auf dem Ambos, zwiſchen mehrfachen Papiers 
Lagen, mit dem Hammer einen Träftigen Schlag verſetzte; Reindl fah fie ſich 
buch ven elektrifhen Funken, unter gleichen Beringungen, wie has Schieß⸗ 
pulser (m. Grundz. II. 348) entzünden. Im Abſicht auf Triebfraft, ſtatt 
des Schießpulvers, in Piftolen, Flinten sc. verwendet, überbietet fie biefes um 
das Sechefache; die Schießgewehre follen jedoch, Kaiſer zufolge, dadurch Scha⸗ 
nen nehmen. Auch ſcheinen, demſelben Beobachter zufolge, die Temperaturen 
niederer zu ſeyn, bei welchen größere Maſſen verpuffen, als jene, vie In klei⸗ 
neren Mengen erhigt werben; Grove ſetzt die Entzündungthitze für ven erfleren 
Tall auf 400°. — 2040,4 C. ober 1639,55 R. 4 0%, währen fie 8. uub 
Reindl für ben letztern all 4 152° R. — 374° E. ober 190% C. beſtimmt. Cine 
Echießbaumwolle von geringerer Wirkſamkeit läßt fig, durch wiederholtes Ein⸗ 
tauchen in das Saͤure⸗Gemiſch, verſtaͤrken, Tann ſich aber auch im Augenblide 
des Cintauchent oder Gäures Aufgießens entzünden, da kann eine kohlige Maſſe 
verbleibt, deren Geruch an jenen des fog. künſtlichen Moſchus (©. 1044 ff.) 
erinnert. Knop, Behling und Kaifer warnen: größere Maflen ja nicht bei 
Hipgraben zu trocknen, welche an jene des Waſſer⸗Siedepunkts grenzen. Beil 
fie nieberer Hitze bebarf, um entzündet zu werben, als das Schießpulver, fo 
brennt fie auch über demſelben ab, ohne es anzuzüuben. 

”) Die Zufammenfegung ver nicht mit Gänren behanbelten Baumwolle wurde 
gefunden —= 44,5% C- 61H + 49,40. . 

“) ‚Berpufft man, bemerkt Kaifer (Kunft: und Gewwerbe-Blatt des polytechniſchen 
Bereins für das Königrei Bayern, 1846, ©. 743— 744), größere Stücke auf 
einmal oter mehrere Tleinere Hinter einanber, fo bilnet ſich ein ſaurer Dampf, ber 
bie Athmungswerkzeuge ſehr beläfiigt. Befenchtetes Radımuöpapier über hie ver⸗ 
yuffende Schießbaumwolle gehalten, wire jebetmal gexöthet, nicht fo über ab» 
brennendem Schießpulver.“ As 8, vie Verpuffung in Glaslolben bewirkte, 


1356 





bilde (neben vieler CO2), wenn man Schießbaumwolle in KOMO«tange 
aufidfe, eine Auflöfung, die nach Kaiſer unter Röthlichbräunung ber 
Flüſſigkeit und Bildung von Kali⸗Carbonat und Azotat eintritt, aub 
bie dazu bienen Tann bie Güte der Shiegbaummwolle zu pr 
fen: weil der nicht in fie verwandelte Baumwollen⸗Antheil unanfgelöh 
zurüd bleibt. *) Bar fie nicht gehörig ausgewafchen (was ſich dark 
faure Gegenwirkung verräth), fo brennt fle, in Heine Häuflein geformt 
und angezündet, wicht blitzſchuell und nicht ohne Spurhinterlaffung eb, 
fondern langfam und matt; durch Auskochen mit Wafler reinigte Kais 
fer dergleichen Schleßbaumwolle vollſtaͤndig. Weingeiſt, und ebeufe 
auch wäflriges Ammoniak (6. 1277), Löfeten und änderten fie nicht, ) 
Aether minderte ihre Entzündlichkeit, waflerarme Schwefelläure unb 
ebenfo dergleichen Hybrochlorfänre, und wäflrige Löfungen verſchichener 
Galze ließen fie ebenfalls ungeändert und (wieder von ihnen befreie) 
ungeſchwaͤcht. Reiben, wenn es nicht bie zu jener Heftigfeit beizies 
ben wird, welche Schießpulver entzünden macht, brachte in Es wu 
B'es Berfuchen keine Berlnallung zu Wege, wohl aber erfolgte Dich, 
wie zuvor bemerkt, durch Harfe Schläge mit dem Hammer, gerichtet 
gegen die auf dem Ambos beſindliche Schießbaummwolle: fie wurke ber 
buch zerflört, entzundete ſich aber nicht. (Im Zengbaufe zu Brass 
ſchweig bebiente man ſich ihrer, mit Erfolg, verfuchsweife zum Yillen 
ber Zündhütchen; oben ©. 491 und 494.) 

D) Pergiyeyide. (Dauerfüße; oben ©. 922.) Im Waſſer und Being 
löslich, bleibend füß, der weinigen Bährung unfähig; teils mit Gänten, 





— ee farblofes Gas, das nach und nach durch Lufteinwirkung Azetich⸗ 

dure * 

Beſtes Mittel zur Auflöfung und Reinigung explobirender Baumwolle if, S4o⸗ 
bein’s uns Böttger’s öffentlicher Grklärung gemäß: Gffigätger (Ac0f; 
oben ©. 1081). 

“) Ehönbein’s uns Böttger's Schießbaumwolle war im abfolnten Mlctel, 
fo wie im Alkohol⸗haltigen Aether, faſt unlöslig, währen Zyloinin Ah m 
abſoluten Alkohol theilweiſe und im Allogolshaltigen Aether faR ganz loͤſt: u 
farbloſen, gallertarligen Maffe, vie aufgeſtrichen und getrodnet eine mattmeiße, 
undurchſtchtige, nicht ablösbare Haut darſtellt. S. und B. fügen kinze: Zr 
Loipin brennt, in Form Heiner Häufchen von glimmenver Kohle berät, sh 
ab, einen fi; rauh anfühlenden, Loblig:pulvrigen Kückſtand Yinterfafenr. 6 
entzündet fi Bei 1800C., Schießwolie dagegen (im Delbabe) bei 23006 
— 1840 R.; bei 2000 0. — 160°. nach 12 Gecunven dauernder Grhigung: 
bei 17500. — 1400 R. nach 30 Gecunden und nie bei 130°C. — 10408. 
was mit ver oben gebuchten Trodnungss@efahr im Widerſpruch zu ſtchen ſchein. 
hier jedoch, ohne Zweifel, nur von Meinen Mafien gilt. Söochſtwahrfcheickihh 
wirkt die Schießbaumwolle in großen Maffen, äpnlich ven Wettegetränften Verz 
Garn (Leinens, Hanf: und Insbefondere Baummollen: Garn) ıc. bie alle eime 
ſphaͤriſches O:Gas fegnell verbichten, durch bie dabei frei weldende Wärme I 
zur Entzündung Heiß werben, Kauch und Dunft entwideln und, zumal bei. 8. 
mittelſt plöglich entſtandenem Luftzuge) gebrängtem Luftzufluß raſch zwirdmm- 
Ken, atmoſphaͤriſchem O⸗Gaſe von felber in Blammen anäbreden. 


1887 





- teils mit Salzgründern felbfifländige (zum Theil kryſtalliſtrbare) Ver⸗ 
bindungen fchließend; gleich mandgen Amplorden fünftlidh erzeugbar. 

e) Mannit = CE H, Os, Hauptbefandtheil der Manna (6. 992) 
außerdem in vielen Pflanzenfäften theils vorliegend, *) theils aus 
deren Buder, zumal aus ihrem Traubenzuder, burch Dauerfäß-@ährung 
erzeugbar. Ducch fiebenden Alkohol der Manna entzogen, kryſtalliſirt 
er daraus, beim Erkalten, teils in weißen, feibenglängenden, weich⸗ 
biegfamen, Rernförmig zuſammenſtehenden Rabeln, theils in dergleichen 
feinen, halbdurchſichtigen, vierfeitigen Prismen, theils in Lerchen- 
ſchwamm⸗ oder Blumenkohl⸗ (Kaͤskohl⸗) ähnlichen Auhäufungen, ober 
auch in Fäden, ift in allen diefen Geſtaltungen bei 1000C., ohne ſich 
zu verflüchtigen, fchmelzbar, erflarrt dann durch Abkühlung zu kry⸗ 
Rallinifchen Maflen, wird vom Wafler leicht, vom Falten Alkohol in 
geringer Menge gelöft, ſchmeckt lieblich füß und nimmt, als wäflrige 
Löfung, Bleiexyd (und Wismuthoryd) leicht auf, damit eine 
alkaliſch gegenwirkende Berbindung gewährmb; oben ©. 1225. Mit 
Azotfänre behandelt, bildet er fih in Nepfelfäure und Oral 
fäure um. | ’ “ 

8) Glycirrhicin oder ShßHolzfüß; oben S. 922. Lade zufolge (C= 
75 und H = 12,5 gelebt) iſt es procentiſh = 61,3C +68 H + 
31,8 0; födjiometrifh —= Cge Haas Dıs; Ann. d. Chem. u. Pharm. 
LIX. 224.%%) Aus der feinzertheilten (feifchen) Süßholzwurgzel, durch 
erfchöpfendes Einweichen mit kaltem Waſſer, Durchfeihung, gelinde . 
Abdampfung und erneuele Durchfeihung (unter Abfcheivung eines grüns 
Iichen Azotshaltigen Bildungstheiles) und Verſetzung ber Flaren Plüfflg- 
feit mit verbünnter Schwefelfäure, Auswaſchung bes weißen, flodig« 
klumpigen Niederſchlags (Glycirrhicin⸗Sulphat) mit Säurechaltigem 
Waſſer, Loͤſung des Ausgewaſchenen im Alkohol (der Pflanzen⸗Albumin 
ausſcheidet) und Zerſetzung deſſelben durch Beimiſchung von geloͤſtem 
Kali⸗Carbonat. Amorphe, bdurchſichtiggelbe, gummiähnliche, groͤblich 
zerſpringende, eindringend widrig⸗ füße, ſowohl mit Säure als mit 
Säuregründern chemifch verbindungsfähige Maſſe, die zerrieben durch 
eine Rerzenflamme geblafen, wie Harzpulver entflammt. Mit Alfalien rein 
füße Verbindungen darflellend. Durch) Azotfäure zu dem ſehr bittern, durch 


°) Pfaff fans in der Queens ober Grakwurzel (Triticum repens L.) vie weiter 
unten als Ballertzuder aufgeführte Sruchtander- Spielart; Berzelius 
Bielt fie für Mannit, ver fih auch ſehr wahrſcheinlich beigemiſcht befand, 
Stenhouſe vermochte nichts vergleichen in den Quecken aufzuſinden, wohl aber 
ſah BSlker ein Sraswurzein-Extract mit Mannitkryſtallen durchſetzt (Ann. d. 
Chem. u. Pharm. LIX. 330), ba6 viefe Beimengung vielleicht nur in Bolge 
des heifen Sommers vom Sabre 1842 erhielt, wenn nicht etwa biefer Mannits 
Begalt hervorgegangen war durch: vor ber Eindickung des Extracts entflanbene 
Dauerfüßr Bährung? 

“) Bogel ». j. ſtochiometriſche Sormel it = Cic Hja Os; m. D. XILVMI. 347, 


1858 


Waſſer gelblich⸗weiß fällbaren Glycirrhicin⸗Oryd Cze Has Orr; 
Lade a. a. O. ©. 231 ff. 

y) Sarcocollin⸗ oder Sarcocolla⸗Zucker. Aus dem ausgetrockaries 
Safte der Penaea mucronata L.; im Waſſer und Alkohol faſt gleich 
loeliche, durch Alkohol auszuziehende, gummiähnliche, bräwnliche, wenig 
füße Maſſe, die ſich mit Echwefelſäure ſchwärzt, durch wäffrige Allalica 
grünt, von baſiſch eſſigſaurem Bleioxyd und von Azotiäure weiß, vos 
Gallaͤpfelaufguß gelb gefällt wird. In wiefern das Pikroglycien 
(Bitterfüß, m. Grundz. I. 642) bes Solanum Dulcamara L. ri 
dargeſtellt ſich Hier anichließt, müſſen weitere Verfuche lehren. 

I) Sanellin, ober fog. „Zimmtzuder.“ In der: weiße Siumt 
rinde genannten Rinde Wer Winteriana Canella L.; m. Grub. 
1. 642. 

e) Glycyloxyd (5. 878 ff.) ober Lüpiloxyd (5. 1227) oder Gl» 
cerin‘oder Fettſüß; S. 1016, 1046 ff. und 1050 ff. In den Bir 
arten, fo wie in bee Biyrerinfchwefeliäure (E. 878), früheren Unaly 
fen gemäß, ſtöchiometriſch — Ca Hz O, und aus diefen Berbinrunges 
ale Hydrat eines Doppelt:Berhälmißgewichtes (Doppel Neguivalens) 
gefchteden = Co Ha 02 + 3HO (6. 1070), nah Rochle der jcheqh 
—= C4Hg 06; oben ©. 1377. 

Anmerkung Der Mannit fchließt fich in feinem Verhalten za 
@rzmetalloryden (©. 1089, 1225 ıc.) dem weiter unten aufzuführenden 
Hartzuder an, der (mittelſt Wafler) ebenfalle PbO zur allaliſch 
gegenwirkenden Berbindung aufloͤſt, zugleich aber much, mit Abrridif 
figem Bleioxyd und Waſſer bigerirt, eine unldslich weiße Verbis⸗ 
dung gewährt, die Halb fo viel Zucker enthält abe die Lösliche Berbintusg, 
und erachtet man dieſe flöchiometrifeh = PbO -+ Cı2 Hıo Oro (+ Ad) 
fo it jene = 2 PbO + Cı2 Hıo Oro. Nebrigens trübt Bannit: Pöfung, 
gleich den Löfungen des Milchzuckers, Trauben: und Schlein⸗ 
zuders die wäflrige Löfung des Ammonoxyd⸗Carbonat. Was Bre 
connot duch Schwamm zucker bezeichnete (m. Grundz. 5.643) if 
Mannit. Cämmtlicde efbare Schwämme und verwandte Kıyptoge 
men bieten dergleichen dar; ob aber die giftigen, namentlich Der Flie 
genfhwamm, da durch Bährung aus ihnen beraufchende Getröͤnke 
erzeugt werden (oben ©. 1215), nicht außer dem Mannit ned Gig 
koſe enthalten? ſteht er durch Verſuche zu eutfcheiden. — Blycyb 
o xyd läßt die alkoholige Löfung des KOHO ungetrübt, vie Löfung 
des Hartzuders bringt darin einen leichten Niederſchlag zu Wege. *) 


*%) Im Allgemeinen gilt: je reicher das Butter des Melkviehs an Amylon mub befier 
Sprratifirungs:Abänverungen (Gummi, Glykoſe und Schleimzucker), wm fo meh 
Butter und Dilhzuder entbält die Bild, Ws haben dieſe Bermeirumgen 
jeboch ihre Grenzen und werben rüdgängig, wenn man dem Wich nicht zualeil 
oder abwechfelnh Hzotshaltige, Musteln» und Nervens@raeuerung, Gortbinung ud 





Die meiden Bergiycytve geben, mit wäriger Azotſaͤure erhitzt, Korfeb 
fäure und Oxalſäure. 

E) Saccharoide. Im Waſſer und Weingeiſt löslich, durch anvegende 
Cinwirfungen mannigfacdher Hydratifieungen fähig und gehörig hydrati⸗ 
firt der weinigen Gahrung unterwerfbar, in Folge derfelben iu 
Alkohol und Garbonfäure zerfallend. Durch Erhitgung mit mäßig 
Barker Azotfänre verfchiedene Säuren, umb unter biefen Oralfäure und 
Hydroxalfäure (S. 1319) gewährend. Mus zum Theil fehr vers 
ſchieden gearteten, pflanzlichen wie thierlichen, Bildungstbeilen Tünftlich 
erzengbar. *) Vergl. ©. 1096 und 1327. 


— 


Bet haͤtigung bericgende Nahrungsmittel (Gülfenfrächte, — — x.) reiht. 
Milchſaure⸗Bildung erfolgt, Blayfairs Beobachtungen gemäß, in ver Milch 
von felber im Sommer durch Zutritt atmoſphäriſchen Oxygens zum Gafeln, 
woburd vdieſes in Gaͤhrſtoff (Ferment) verwandelt wird. Der Mildhzuder gebt 
bann zunähft in Traubenzuder (SGlykoſe), darauf In mweinige und ſaure Gahrung 
über, welche ven wicht in Ferment verkehrten GafeinsAntheil zum Gerinnen bringt 
und fi (als fog. weidher Käfe) ausichelven macht und fo in ven Stand feht, 
indem hiedurch zugleich die Sondernng des Milchfett befördert wird, tadelfreie 
Butter und dergleichen Kaͤſe zu gewinnen. Im Winter iſt dagegen bie Luft⸗ 
wärme zu niedrig für jene Gaͤhrungen, hingegen nicht für vie Fänlniß nes Caſeln, 
die, einmal begonnen, durch bie mit entflandene ſaure Gaͤhrung nicht wur nicht 
gehemmt wirt, fondern au den fchon durch Gerinnung gefienenen Gafein-Ans 
theil ergreift und fo ver Im Winter erzeugten Butter fharfen und. ranzigen Ge⸗ 
ſchmack ertheilt. — Berhdfihtigent, was oben ©. 1062 über das Ranzigwerben 
der Bettarten bemerkt worben, ift es hienach fehr wahrſcheinlich, Daß hauptiächs 
lich eingetretene Zerfehung des Glyeyloxyd ven Grund jener Schärfe und jenes 
Banzigwerbens enthält, und within: daß es bei ver Milchbildung im Thierleibe 
nicht nur zur Erzeugung von Gafein, Milchzucker und verfehievenen Fettarten 
(Margarin, Elaln und Butyrin), fonvern kamit zugleich zu jener des Glyeyl⸗ 
02956 fommt, von bem es noch in Brage fleht, ob es bei der WintersFütterung 
nicht zum Iheil als Bertreter des Milchzuckers in ver Milch zugegen IR! 

NY) Bouch ard at's Hieher gehörige Verfuche (Aun. d. Chem. u. Phärım. LIX. 80 ff.) 
lehren, daß Amylon durch Einwirkung von folgenden Gtoffen (melde bie Diaſtas 
Sertreten) bei 40°C. — 320 R., binnen 2aſtündiger Berũbrung, in beiges 
nannten Derältnifien in Buder überzugehen vermöge: buch Kleber (Mebls 
leim) 0,31; uch frifhen, roben Leim (Glutin) 0,3895 burh trods 
nen, gepulverten Leim 0,97; vurch faulennes Fleiſch 0,52; vurch 
faulenvenLeim 0,82; durch Bierhefe 1,02; nur gefeimte Berfte 3,78; 
sur Saamenkeim berfelben 3,75 und durch faulenne Gerſte 0,43. Je 
mebr hiebei Derflüffigung eintrat, um fo erfolgreicher Hatte bie Zuderbilwung 
Ratt. (Daß Speichel — S. 983 — das Amylon in Bummi und Zuder wanbele, 
war fchon ven Alteren Chemikern des vorigen Sahrbunverts befannt.) Solzfa⸗ 
fer und HSordeln (over Cevavin, d. t. fog. unldsliche® Satzmehl ver Gerite, 
das jevoch durch Einwirkung von Meblleim, bei Diitanwefenheit des Waſſers 
nach einander in Amylon, Gummi und Inder überzugeben ſich fäbig zeigte — 
su, Polytechnochem. II. 418 und Grundz. I. 578 und 598 — Iehteres vielleicht 
nur: infofern es fchon fertiges Amylon enthielt, a. a. O. &. 631 Anm.) ließen 
das Amylon ungeänrert, währenn Thier⸗ und Pflanzen⸗Ciweiß, Thier⸗Gallerte 
und Fibrin theild gar Leine, theils nur [purenweife Zuder-Eraengungen zur Bolge 
hatten. Starke Säuren, wie auh KOHO, NOHO un CaO hoben nie Wirkung 





se) Nildzuder; oben ©. 1071 Aum., 1085 0.1318. Zu Galggriuhen 
fi ähnlich verhaltend, wie der Mannit; beim Uebergange in Milch⸗ 
fäure zunächft in Blyfofe ſich wandelnd, und ebenfo auch, wenn er iz 
weinige Gaͤhrung verfegt wird. Die fog. Kupferprobe ber Rüben 
zuder-Babrifen *) bewirkt in Milchzucker⸗Löſung einen orangen, naf 
mehreren Stunden durch Kupfer: Orybul ziegelroth erfcheinenden 
Niederſchlag; AgOAO; bringt in der wäflrigen Löfung des Mildhzuders, 
wie in jener des Schleimzuckers und der Glycoſe ſchwarze Zräbungen 
hervor, während jene des Hartzuders barin kaum merkliche Gerfellung 
des Ag hervorgehen macht. Mit AO; erzeugt er viel Schleimfänre. 
P) JFruchtzucker = Ca Hi2 Or2. Neuere Beobachtungen haben bau 
getban, daß der Zuder der fügen Früchte nicht Glykoſe, fondern ein 
Borgänger berfelben if, ber in fie übergeht durch's Kryſtallifiren 
und daher auch muthmaßlich wieder entficht, wenn Elyfofe zu 
ebenfo auch wenn Hartzuder durch Einwirkung verbünnter Särren 
ihr Kryſtalliſations⸗Vermoögen verlieren; ##). wiewohl es unter dieſes 





der Diaſtaſe auf ven Amylon⸗Kleiſter gänzlich auf, MgO minderte fie, ebene 
AH,ıO Aq.; auch die Allalis Garbonate wirkten in viefer Weiſe ahnlich, fc 
ſchwach jedoch die Birarbonate. Lösliche neutrale ——— werte verhäuberten 
theils die Cinwirkung, theils hoben fe dieſelbe gänzlich auf. Alaun verlange 
famte fie; vie Chloride des Ba, Sr, Ca und AH, wirkten hingegen nicht Sie 
derlich, und Abnlich verhielten fich vie neutralen fhwefelfanren, pbosphorfauren, 
borfauren Alkalien, fo wie tergleihen MgO. Wenig verlangfamens wirktes 
arfenfaures Kali und Natron, KJ, vie neutralen Gulphate amd Öyprodpieraie 
des Strychnin, Morphin und Chinin, und ohne Einfluß blieben Salicin, Harafrf 
und bie inbifferenten Löslichen und unlötliden Azotshaltigen Stoffe, und ebenis, 
was befonbers beachtenzwertb: tie Aetheröle des Genf, Rosmarin, Uni, 
Terpentin, ver Pfeffermünz, Gitron, Gewürznelken ıc. fo wie Kreofot, Acther 
und Alkohol. Daß übrigens Slykofe auch aus anderen Bilsungstheilen, namen 
Ih aus Synaptas und Amygpalin, Salicin und Bhuloringin ewtikchen 
könne, ift früher bereits erörtert wurden; oben ©. 982, 1000 ff., 1040 ff 
Ueber Bildung des dem Glycyloxyd ſich anreihenden Drofelon; f. ©. 1016.— 
Budge zufolge wird bei der Honigharnruhr ter Harnzucker wahrſcheinlch geil 
bet: durch Einfluß des O auf Protein. Beim Menfchen und cbenfo bei Blau 
freſſern I hwinve ver Zuder aus dem Bilute und tem Darme (©. 1096) bei, 
wahrfcheinlich: weil er durch vie Galle in Bett verwandelt werbe (©. 1085), 
beim Hunde und vielleicht bei allen Blelfchfreflern werbe er dur Kotd nur Herz 
entfernt. Nur bei ſchwacher Diagenbewegung erzeuge fi bei Menſchen aut ge 
noflenem Zuder Altohol uns Eſſig. Roſer's und Wunderlich't Vierteljahr 
ſchrift IV. H. 83. 

°) Die Rupferprobe ber MRübenzuder: Fabriken befteht aus Kupferoryd⸗ Eulnbet, 
deſſen wäflrige Löfung mit KOHO überfeht worden. Gie läßt vie Läfung dei 
Sartjuders (n. i. Rohrzuckert) ungetrübt, während alle übrigen Zuckeractes 
das CuO derfelden zu Cyan + O over zu Cu rebueiren. . 

“) Boucharvat fand, daß die erfle Wirkung ber gewäfierten Säuren anf Iryiells 
firbaren Zuder in Aufhebung des Kryftallifirungs-Bermiögens beſtehe. Bilnet HS 
bei venen an ber Honigharnruhr Leidenden zuerft Sruchtzuder, aus dem erik fpäten, 
vlelleicht erfi In ver Harnblaſe, Krümelzuder wird? B. erhielt, als er 1 Gewiheh 

. tell Hartzuder in 8 Waſſer Iöfte, Ir bis auch nur 1/jg Procent engliige 


1361 


Umfänden auch zur Bildung des, gleich dem Fruchtzucker, amorphen 
Schleimzuckers Iommen Tann. Der Fruchtzucker wird aus füßen 
Pflangenfäften, 3. B. ans Weinbeeren, frifchen wie getrodneten (Ros 
finen), fchwarzen und weißen Maulbeeren, frifchen und getrodneten 
Beigen, füßen Kirſchen, Pflaumen und Mirabellen, Aprikoſen 2c. ges 
wonnen, indem man den Gaft foldyer Frucht, enthielt er fog. freie 
Gäure zuvoͤrderſt durch CaO (gepulverter Kreide) neutralifirt, ihn dann 
durch Giweiß klärt, und durch Thierkohle reinigt, darauf im Waflers 
babe bis zur ſtarken Saftdicke eindunfet, num mit Mitchol mifcht, 
die Klare weingeiflige Löfung vom ausgefälltten Eiweiß, Gummi ıc. 
fonbert, ihr den Altohol durch gelinde Defillation wieder entzieht und 
den Rückſtand im Waflerbade zur Trodne abbampft. Die wäflrige Lös 
fung reinen Fruchtzuders dreht die Polariſationsebene links, während 
geloͤſter Tranbenzuder, und ebenfo Hartzuder, fle gleich dem Dextrin 
nach Rechts drehen. *) 


y) Blycofe oder Glucoſe oder Krümelzuder (Traubenzuder und 


Fruchtzucker, Stärkzuder, Harnzuder) oben ©. 916 ff., 925—927, 
1001, 1095, 1117, 1179 und 1227. In welden Verhaͤlmiß Waſſer 
chemiſch gebunden wird, wenn Amylon oder Hartzuder in Glycoſe 
übergehen, ergiebt ſich durch folgende Zufammenflellung: 


Amylon. Hartzuder. Traubenzuder. 
ı MBaffersfreier, Kryſtalliſtrbarer. Waſſer⸗freier. Kryftalliſirbarer. 
2 12 12 . 12 12 
H 5 5 6 6 7 
O 5 5 6 6 7 


9) Hartzucker oder Rohrzucker (Rübenzucker, Ahornzucker); oben 


©. 915 fi. 923 und a. a. O. Ueber Gerſtenzucker und Caramel 
S. 916. Der Toddi (oben S. 1091) und aͤhnliche Palmzucker, ſchei⸗ 
nen in Oſtindien und angrenzenden Landen ergiebiger gewonnen zu 
werden, als ber Rohrzuder, der außerdem in Norbamerifa durch 
den Ahornzuder, in Frankreich und zum Theil auch in Deutichland 
antheilweife vertreten wird, durch den Rübenzucker, beffen Darfiells 
barkeit (mittel® Weingeift aus verfchienenen füßen, rübenförmigen Wur⸗ 


‚ zeln) Marggraf zuerſt zeigte, die dann lange Zeit darnach, gegen 


Ende des vorigen und Anfang des laufenden Jahrhunderts buch Achard 
im Großen, an den Runkelrüben (Beta Cicla altissima 2.) bes 
Rötigt wurde, Hinreichend zertheilte getrodinete Rüben entlaflen an 
altes Wafler verhältlich nur wenig verunreinten Zuder, wie Solches 
Börtling zuerſt darthat; über Zabrication des Nübenzuders (und bes 





Schwefelſaͤure zuſetzte (and beſſer no, wenn er flatt SO, Azotfäure wählte) 
und bis zur beginnenden Farbung erhigte, farbloſen; unkryſtallifirbaren Zuder. 


) Berge. Mitfherlich's hieher gehörige Beobachtungen, Boggennorff's Aun. 


LIX. 96 ff. und Ventzke's Beobachtungen in Erdmann'ts und Marganıı 
Journ. f. pract. Chem. XXVIII. 129 fi. " 


86 


1362 





Ahornzuckers vergl. oben ©. 916 ff. und m. Polytechnochem. IL. 77I E., 
fo wie m. zur Polytechnologie unferer Zeit ©. 121, 18. Der 
Rohrzuder wird aus dem durch Auspreflen gewonnenen rohen Gefle 
des Zuckerrohrs dadurch geſchieden, daß man ihn mit wenig Ca0HO 
erhitzt, hiedurch die den Zucker begleitenden frembartigen Erzeugniſſe fallen, 
bie hieranf geklärte Löfung wird nun zur Eyrupsdide eingefotten, was 
Bildung einer dem Caramel ſich nähernden, braunen Abänderung des 
Zuders zur Folge hat, die, verbunden mit Schleimzucker als ſch warz⸗ 
brauner Syrup (og. Melaffe) flüffig bleibt, während ber Reh 
zuder und Gyrupshaltiger Rohzuder (Moscovade) fi unvolllowmen 
kryſtalliniſch Heiden. In wenig Waſſer geloͤſt und mit Thierkohle 
(oder mit durch feines Aibumin-Wehaltes wegen, mittelſt befien Gerias 
nung: Klärung vermittelndem Ochfenblut und Thierfohle) gereinigt, 
gewährt die alfo geklärte Zuder:Löfung, wenn fie vorſichtig bis zum 
Kryftallifationspuntt abgedampft, dann in bie thönernen Hutformen ge 
ſchoͤpft und während des Erfaltens umgerährt wird, den unregelmäßig 
koͤrnig kryſtalliniſchen Hutzuder, dem man von ihm anno anhän 
genden Syrup-Antheilen dadurch befreiet, daß man bie nach oben ge 
richtete Bafls des Zuckerkegels mit naflem Thon belegt (det), beiies 
 ausfließendes Waffer, der Spitze des Kegels fich zu fenfend, den Eye 
loͤſt und mit ihm unten abläuft; alfo von Melaſſe befreiet, heißt ver 
Zuder raffinirt und wird, getrodnet, ale folcher in den Handel gebradt, 
während regelmäßige ruhige Kryftallifation defielben den fog. Gandhi 
zuder gewährt, der, volllommen rein in farblofen, waſſerhellen, ges 
fehoben = vierfeitigen, oder unregelmäßig fechsfeltigen, mit 2 Yläden 
zugefchärften und öfters an ber Zuſchärfungskante wieber abgeftumpfien 
Brismen anfchießt, 1,6065 Eigengewicht befigt, in ber Guerileſches 
Leere erwärmt 0,004 Wafler entläßt,. bei gleicher Wärme in der Luft 
ſich elektriſirt und ſtaͤrker erhitzt ſchmelzend fi in Earamel vermeu- 
delt. Die Kruftalle des waflerflaren Candis find vorzüglich geeignet, 
bie zuerft von Wenzel beobachtete Bloßlegung des Kryſtallge⸗ 
rippes zu bewirken, die von W., wie fpäterhin von Daniell ul 
am Alaun und an Metallen nachgewiefen wurde, *) 

e) Schleimzuder oder Malzzucker (oder von Hart⸗ unb Krümels 
Zuder gänzlich befreiete Melaffe). Wahrſcheinlich — Ce Hız 012 
-+ HO. Bleibt gelöft zurüd als Mutter⸗Lauge, wenn der in Allehel 
gelöfte Syrup durch Kryflallifation feiner Hart» und Krümelzuifeer 
Beimengungen gänzlich entledigt worden. Giebt mit Kochfalz ıc. Time 
Tryftallinifchen Berbindungen und, war er aus Syrup gewonnen, durch 
Weingaͤhrung Rhum⸗Duft entwirtelnden Weingeiſt; ſcheint ſich cms 


®) Vergl. m. Grundz. I. 77 Aum. Hierauf beruht auch zum Theil die Darkeliunng 
bes in. Bretsitiioor ober Meiall-Htlas (Moiré metallgun); 
a. a. 5, 


" 1363 


dem fog. ldelichen Amylon⸗ oder GumufisAutheil des Reifes, durch 
Behandlung mit wäfriger Schwefelfäure (nach Art der Stärkzuders 
Bereltung) ohne Beimengung von Krümelzuder zu bilden; m. Grundz. 
L 635 und 645. 2. Gmelin ſcheint ihn neben Bummi aus Leins . 
wand oder Bapier erhalten zu haben, durch Sieben mit flar! gewäflerter 
Schwefelſaͤure; a. «. O. ©. 637. Ä 

Anmerfung Den Stärkzucker (Eiykofe) bereitet man gewöhns 
lich im Großen dadurch, daß man ein Gemiſch von 1000 Gewichts⸗ 
theilen Waſſer mit 15 englifcher Schwefelfäure ins Sieden bringt und 
nun nach und nad 500 zuvor mit etwas kaltem Wafler zum bünnen 
Brei angerührte Kartoffelflärfe, unter fortdauerndem Umrühren eins 
trägt, da dieſe ſich dann, nachdem fie ſich geloͤſt hatte, durch andauerns 
des Sieden zunähf in Destrin (6. 918), hierauf aber in Zuder _ 
verwandelt, den Eältigung ber S503 mit CaO (jugefehten Kalkcarbo⸗ 
nats) entfäuert und Thierfohle entfärbt; da er dann, abgedampft und 
abgefühlt, koͤrnige, harte Tryftallinifche Maſſen gewährt, aus deren 
weingeifigem Auszug er in wargenförmig zufammengebrängten, fehr 
feinen farblofen Prismen auſchießt, die vom Wafler langfamer und in 
geringerer Menge aufgenommen werben, als der Sartzuder, und, aufs . 
genommen (glei) dem Bruchtzuder), weit weniger füß ſchmecken und 
füßen Geſchmack ertheilen, als ebenfoviel Hartzuder. Uebrigens vers 
fährt man mit dem, feiner Hauptmafle nach, aus Krümelzuder (und 
Schleimzucker) zufammengefebten roben Honig, um ihn zu reinigen, 
ähnlich wie mit dem ſchon durch Ciweiß geklärten Fruchtzucker; man 
verſetzt defien wohl abgefhhäumte wäfrige Loͤſung fledenpheiß mit Thiers 
Tohle, läßt fle damit mehrmals aufwallen nnd bringt fle ſiedheiß 
aufs wollene (flanellene) Seihtuch; war die Thierkohle wohl und frifch 
ausgeglühet, fo entziehet fie bem Honig volfländig Farbe wie Geruch. 
Der Krümelzuder des Honigs und jener bes Gtärkzuders, fie. 
müflen beide betrachtet werden, ale Spielarten der Glykoſe, die dem 
Traubenzuder zwar fehr nahe kommen, jedoch nicht völlig mit dem⸗ 
felben übereinkimmen; 100 Gewichtstheile Stärke *) geben burchfchnitt 
fie 107,01 Staͤrkzucker. Mancher Honig feheint, feinem reinen Zuders 
Gehalte nach, Krümelzuder: mit wenig Hartzuder chemiſch verbunden 
zu ſeyn, »e) während Schleimzuder aus ber chemifchen Verbindung - 





” Stadler zufolge laßt ſich aus Gtärke durch Chlor⸗GCinwirkung Chloral 
(8. 353) und aus vieſem ein kryſtalliniſches Erzengniß barflellen, wenn man 
Ghloral- Hydrat mit Schwefelfänse erwärmt, bie fofort HiCh entwidelt. Das 

GShlorativ if Rödiometeiih = CO; HChz Oz, b. i. = Chloral (Ca HChz ° 
Oz) + Surbonoryp (CO). Außer dem Chloral erhält man noch brei verſchie⸗ 
pene Ölige RebensErzeugniffe, von denen das eine dem Burfurol 
(SS. 1173) nahe kommt; vergl. Ann. d. Chem. u. Pharm. LXI. 101 ff. 

=) Braconnot fand in dem Nectar ber Blumen non 36 verſchiedenen Pflanzen, 
im Allgemeinen 13 Procent Sartzuder, 10 Fruchtzucer uns 77 Maler, 


86* 


2 


Ze 164 


von Caramel mit Fruchtzucker hervorgieng? Cine Berbindung, bie 
fi vermeiden läßt, lediglich dadurch: daß man die Hartzuder-Löimsg 
bei moͤglichſt gelinder Feuerung abdampfte (vollkändig: durch Ber 
bampfen in der Guerikeſſchen Leere, bei Temperaturen unter 1506 
= 12R) Bouchardat zufolge geht Rohrzucker am leichteflen, 
Traubenzuder langfamer und Stärkzucker am langfamflen, verd 
Behandlung mit Mineralfäuren in Huminfäure und verwanbte Er⸗ 
zeugnifie über (oben ©. 917 Anm.). Berfebt man in Wafler gelöftes 
Krümelzuder mit gelöflem KOHO und dann mit einer verbizunten 
.Löfung des Kupferoxyd⸗Sulphat, fo färbt fi das Gemiſch Mare 
dunkelblau, bald barauf rothes Cu + O entlafiend, was kein 
Hartzucker erfi durch anhaltendes Sieden (und in —** Weiſe 
auch bei dem Dertrin) vor ſich zu gehen beginnt; offenbar weil bie 
fer erft in Krümelzuder übergeht, bevor er die Füllung zu vollzichen 
vermag. Honig bewirkt, unter ähnlichen Bedingungen — aber auf) 
fon: wenn feine wäfltige, mit ſchwefelſſaurem Kupferoryd gemiſchte 
Löfung, längere Zeit hindurch am Fühlen Orte ſteht — neben ink 
ſcheidung von Kupferorydul auch die von metalliſchem Cu. De ztrin®] 


Bon Cactus Ackermanni gab eine einzige Blume 0,1 Gran Rohrauder 
— Da jedoch ver Honig größtentheild aus Krümelzuder befkcht, fo auf Der 
Sartzuder in ven Bienen größtentheils In Traubenzuder verkehet 


. werben. 
*), In ähnlicher Weiſe, wie man Traganth und Gerafin in dem Arabiſchen Gummi 


ähnlihe Gummi zu wandeln vermag, fo auch das aus Stärke gewonnene De» 
trin. Bilder man nämlih, Pinel's Erfahrungen gemäß, aus Amylen usb 
MBaffer, das man zuvor (dem Maufe nah) mit 1/200 Ayotfäure und Us fo wei 
Syprohlorfäure gemifcht Hatte, einen Teig, Täft vielen von felber oberfikhi 
troden werben (abtrodnen), bringt ihn dann in ber warmen Luft eimes Traden- 
zimmers zur vollfänvigen Trockniß, pulvert ihn hierauf und Iäft ihn zum keei 
bis vier Tage hindurch fteigenner Hige ausgefcht feyn, umb zwar den erſteres Tag 
bei 370,5 C. = 300 R., ven zweiten bei 65% ©, — 52° R., ven dritten bei 87%,5 
700 R., ba es bucchgeficht und ſchließlich bei 1810,5 — 1450,72 R. (im Badls 
ofen) Burchhigt werben muß, To ift e8 dann vurchſichtig wie arabifdger Gummi, 


5 


zumal wenn man es nochmals in 400 Maaß Waſſer + 1 Maaß Nzotiäme, 
mittel Anwärmung zu einer Maffe umgebilvet Hatte, vie es geftattel darecs 
3/4 Zoll vide Schichten zu formen, welche (in kupfernen Pfannen) bei 1030,75 C. 
— 830R. bis 15000, — 1200 R. getörret werden. Golden Weges 
nened Bummi wirb aus feiner wäflrigen Loſung weber von neutrelem Bleiema⸗ 
Acetat, no von Zinnchlorür getrüht, bie fi ähnlich gegen arabifget Gummi 
verhalten, hingegen Traganıhstöfung fällen, wobei das letztere Metallialz eime 
verhaͤltlich ſehr fefte, zufammengeballte Verbindung fchlägt. — MBährenr übrgenB 
Diastas AmyionsKleifter fehr bald verfläfftgt, Täßt Bepfin (E.1103, 1167) be 
unverändert; ein Verhalten, was jene Folgerung: das Pepſin wirkte auf Yerlom 
kraft feines Diastab-Behalts — in Frage ſtell't; oben S. 1095 ff. — dat Gsmund 
Kutira (Kuteera) IR fi, kocht man es ald Pulver 15 Mimsten lang mit 

Waſſer zur Maren Blüffigkeit, weicht alſo In viefer Hinſicht vom Tragauth ab. 
Der vom Waller aus dem Kirſch⸗Gummi aufgenommene Anteil, wir ber 
Alkohol nicht gefaͤll't, iſt alfo kein Bummi, wie er denn auch geringere Richie 
keit darbietet. — — Die gewoͤhnliche Manna enthält meiſtens nur 1/5 Maumik. 


ii 


Das Uebrige beſteht, abgeſehen von Kleinen Anthellen von Galıen un ciuuB 


| 


1365 





zeigt ein ähnliches Derhalten, wenn es lange Zeit hindurch bei 700 C, 
= 560 R. oder bei noch höherer Bühlwärme erhalten worden; weil 
es in foldem Falle fon reich an Krümelzucker (Bruchtzuder?) if, 
während es entgegengefchten Falles in feinem Verhalten dem Gummi 
ſich nähert, das mit CuOSO; einen blanen Niederſchlag hervorbringt. 
Außer dem Kupferoxyd⸗Sulphat iR auch die Arfenfäure, durch ihre 
Gegenwirkung auf Zuder und verwandte Erzeugniffe, als Erkennungs⸗ 
mittel derfelben in Gebrauch genommen worden, jedoch nicht mit bes 
ſtimmterem Erfolg. Schon vor längerer Zeit wußte man, daß AsOg 
bie damit erwärmte wäfirige ZudersLöfung, wie bie Mannit-2öfung 
purpurm färbe, bie tes Glycirrhizin hingegen ungefärbt belafle; 
foäter fand man, daß ſolchen Wedes geröthete RohrzudersLöfung 
durch Zuſatz von Kalfwafler ocherbraͤunlicher Faͤllung unterliege und 
endlich fi ſchwaͤrze, währen SchleimgndersLöfung*) buch AsQiz 


Zucker ans einem, darin von Bauquelin aufgefundenen gelben Bilbungts 
theil, der innerlih genommen als Laxativ wirkt. Chlorkalk zerfört ihn, 
wie er auch allen fog. Extractivſtoff entfärbt und dadurch in den Stan» fegt: 
bemjelben etwa beigegebene Erzmetalle aufzuſuchen. Läßt man Runkelrübenſaft 
Bei 300-350 C, — 240-2808. gahren, fo beginnt ſchon deflen, Zuckerzer⸗ 
fehung in Mannit, Milchſäure und Schleim, vie bei 400-450 C, — 320— 
SEO UR, ihre größte Belchleunigung erreicht, währenn bei Bählwärmen unter 300 C. 
es zur weinigen Währung des Zuders kommt und biefer in Alkohol une Carbon⸗ 
fäure zerfällt; zertheilte Runkelrüben gelangen vagegen bei diefen und noch weit 
niederen Temperaturen leicht zur Zerflörung ihres Albumin« und Zuders@ebalts, 
unter Bildung von Azotichtfäure und Garbonfäure. — Mannit laßt fi 
übrigens von Zucker, außer ver Gaͤhrung, auch durch Alkohol fcheiven, va er 
Darin Lößlicher iſt als Inder. 

e) Der Schleimpicker des ſog. Syrnupe Saft AH, mittelk Weingeiſt, vom heraus 
keyſtalliſirbaren Hartzucker Leidyt trennen. In wiefern der in ben Quecken (Tri- 
ticum repens) neben Mannit vorlommenbe fog. Ballertzuder eine Ders 
bindung von Krümelzuder mit einem, ber oben befchriebsenen farblos⸗klebrigen 
Muffe Ahnlichen Bilungstbeile varfiellt, müflen weitere Verfuche lehren; vergl. 
m. Grundz. I. 645. Reich an Hartzuder find außer ven erwähnten Ges 
wädfen aud bie vurch Anbau verebelten Wurzeln des Sium sisarum L. 
(3uderwurzeln), Heracleum sibiricum L. (fihirifge Bärenklau) und jene: ber 
Pastinaca sativa L. (Raſtinak). Den erfien Hartzuder aus rothen und 
weißen Runkelrüben (Beets over Mangolbwurzeln), Zuderwurzeln ꝛc. fellte 
Marggraf vor 100 Jahren (1747) bar (ſammt Krümelzucker); aus füßen Kas 
Ranien Barmentier 1784, ven erfien Traubenzuder im 17. Jahrhundert. 
Gtauber und Junker; Frucht⸗ Krümels und Schleimzucker entzog im 
letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts den nicht völlig gereiften Maibkolben 
(Zea Mais L.) und Gtengeln, fo wie ven gezeiften Mirabelli; Ahorn⸗ 
zuder (Hartzuder und Krümelzuder) gewinnt man in Norbamerita feit langer 
Zeit aus vom durch Verwundung (Abzapfen) erhaltenen Saft von Acer saccha- 
rinum L., A. dasycarpon L. und verichievenen anderen Abornarten. Es 
müflen bie Ahornbdume, follen fle gezapft werden, 20 Jahre alt feyn; nach dem 
Zapfen ſterben fie balv ab. Im Zuckerrohr Liegt der Hartzucker fchon bis zus 
Blüthzeit in den Knoten fertig vor; au das Bambusrohr iſt Hartzuders 

" Baltig. Unter ven Brüchten bieten vie bes Ervbeerbaumt (Arbutus Unedo L.) 
vergleichen, jedoch begleitet von Sruchtzuder bar, was übrigens, Pro zufolge, 


%. 





1366 


dem Himbeer-uderfaft ähnlich geröthet und verdickt werde (6, 136). 
In Beziehung auf den Rohrzucker wirkt übrigens Zufaß von gelöken 


Platinchlorid der Arfenfänre ähnlich; feht man nämlich Ealmel 


hinzu, fo bietet der dadurch zu Stande kommende fog. Blatin-Calmil 
(S. 847 Uum.) eine hochrothe Farbe dar, hierin der Mitwirtung 
von Irid ſich naͤhernd. — Bergleiht man das Vorkommen bes Hart: 
‚ zuders mit jenem ber übrigen Zuderarten, fo gewinnt es das Is 
fehen, als ob es überhaupt nur zwei felbfifländige Arten wen, of 
Zuthun des Menfchen gebilvetem, fog. natürlichem Zucker gebe: Hart 
zuder und Fruchtzuder, von denen ber letztere vielleicht überall erſ und 
Amylon oder aus Gummi durch anregende Ginwirfung, fey es vr 
ſchiedener Salze, fey es organiſcher Säuren, feltener, vielleicht ık 
ähnlichen Weges aus erſterem unter Mitwirkung des Lichtes bee 
gehe; wenigftens geftatten Hieher gehörige ältere wie nemere Besbadter 
gen, wenn nicht zweifelfteie, doch in dieſer Hinſicht prüfungeweik 
Bolgerungen. Man weiß 3. B., daß zwar flarfe Gonnenhige auf ka 
Blättern ber Cassine maurocenica fiyflallinifhen Hartzuder e⸗ 
ſcheinen macht und daß Nehnliches in den Balfaminen (Impatiens Bals- 
mina L.) flatt bat, daß aber bei der gemeinen Linde (Tilia eu 
paea L.) im Cambium, neben CO,, Albumin, Gummi und Hd 
Antheilen von Salzen (Salmiak und Kali⸗Acetat) auch ſehr mellikt 
Mengen von Hartzuder vorkommen, während in ben Blätter Ab 
melzuder (muthmaßlich zundrberft Bruchizuder) neben Mannit vorige 
und in den Biäthen außer dieſem noch Schleimzucker zugegen iR. © 
if ferner befannt, daß gelöfter Hartzucer durch Einwirkung von Calyı 
feine Kryftallificharkeit verliert (1 Gewichtstheil Kochſalz macht 6 dat 
zuder zur Kryfallifetion unfähig) und ſtärker noch wirken in We 
Hinſicht die Carbonate des Kali und bes Natron. Biot fan is 





auch in dem des zmeljährigen Zuckerrohrs ver Fall iſt. Der Erudtjsdt 
läßt ſich, war ex durch gelindes Abbunſten (am beften in ber fog. Lerre) gme® 
nen worden, am kürzeſten vom Hartzuder ſcheiden durch Alkohol, da m iR 
gleich vem Mannit, an Löslichkeit im Weingeiſt übertrifft. Wan hat iin 
in neuerer Seit angefangen, das Ginfleen bes gefänterten Zuckerfaſtet Is = 
Güerite'fhen Leere zu bewirken, was bann einen volllommen weißer 
liefert; zur Keyftallifation gefbrbert, gemährt ber erfte Anſchuß 50 VProcen mei 
Sen Buder, weiteres Abtampfen ver Mutterstauge dieſer Kruftalle iR job B 
der Guerike ſchen Leere zu vollziehen fat unmöglich, wenn bie Menge FÜR 
Fluffigkeit nur irgend bebeutend if; wendet man aber Abdampfungthihe &u, I 
wird ber alfo gewonnene Zuder braun. Da jeboch das Bräune (M 
Schleimzucker) fi durch Weingeiſt entziehen läßt, fo Tann man ite af ei 
biefens Wege entbräunen. Ein Gewichtötbeil fiedendes Waſſer Löfet übeigend 
5 Teile Hartzuder, von benen fi beim Erkalten 9 Theile erhärter artiecen. 
während zwei gelöft bleiben. Nimmt man zur Dedung braunen Séleiczeke 
haltigen Hartzuckers, fatt des reinen Waflers: eine gefättigte kalte Hurteder 
Lofung, fo entläßt dieſe ihren Hartzucker⸗Gehalt an den in der Hu 

eeflien Sartzuder, während ihr Daſſer deffen Gchleimgueer Löfet oh ab 

f) KON 


1387 


Safte bes Wallnußbaum zur Wintersgeit Feine Garbonfäure, wohl aber 
Zucker (je höher die Zweige, um fo reicher war ihr Saft an Zuder), 
im Sommer Hingegen fehlte ihm der Buder. Zuckerrohr, das auf 
einem Boden gebauet worden, ber zuvor von Baͤumen befebt war, die 
man auf ihm einäfcherte, wird taubes genannt, weil es keinen kry⸗ 
Rallifirbaren Zuder giebt; wie es denn überhaupt ein Alter von zwei 
Sahren erreicht haben muß, wenn es ihn darbieten foll (während 
Budershaltige Rüben ein Alter von einem Jahr erreicht haben müflen, 
wenn fie Zuderzergiebig ausfallen follen). Im Zuckerrohr, wie in 
den Rüben, behalten die Suderfaftshaltigen Zellen ihre anfängliche 
Größe und die Dünne ihrer Wandungen bei, in Frucht: und Krümels 
zecker gewährenden Fruͤchten dehnen fi) die Zellen beim Reifen ber 
Früchte mehr und mehr aus, während bie Bitterfeit und Säure ihres 
Saftes mehr und mehr fhwindet uud Süße an deren Gtelle tritt, und 
im gleichen Berhältuiß verbännen ſich “auch die anfänglich ſehr diden 
Sellenwände; fo daß es faR den Anfchein bat, ale werde der Ftucht⸗ 
zuder »iefer Zellen nach und nach, zum Theil auf Koflen der Eellulofe, 
durch Anregung von Salzen und von Licht hervorgerufen. Hieher ges 
hörige Beobachtungen verdankt man hauptfählih Demmin Hervy. 
Roher Zuckerrohrſaſt erliegt felten der Weingährung, gebt dagegen 
leicht in Schleimgährung über; der durch Thierkohle gereinigte iſt dies 
fer nie unterworfen, fordern nur der erfieren. Was die Thierkohle 
hiebei dem rohen Gafte entzieht, iſt auch dem getrodneten Rohre *) 
durch Weingeiſt von 950 entziehbar, neben kryſtalliſirbarem Zucker, 
von bem es gefchieven eine farblofe, zerfließliche, im Waſſer Lösliche, 
brennbare, verbrannt, Feine Aſche liefernde Elebrige Mafle darftellt, die 
ber Thierkohle in foldem Maaße anbaftet, daß fie verfelben durch 
Wafler nicht wieder entzogen werden Tann, Sie ſcheint es hanptfäch- 
lich zu feyn, die, muthmaßlich mterflüht durch Salze, die Umbil⸗ 
dung von Hartzuder im Schleimzucker zu Wege bringt. GH. iſt ber 
Meinung, daß dieje beim Rohrzucker erſt beim Prefien erfolge; buch 
Erhitzen der wäflrigen Loͤſung dieſer Tlebrigen (durch Ballägerbfänre 
fällbaren) Maffe bräunt fle fih; in der fog. Leere abgedampft, Bleibt 
fie farblos, Hierin dem Hartzucker ähnlich, der fich vielleicht beim @ins 
fieden vorzüglich in Folge ber Beimiſchung mehrgedachter farblofer 
Maſſe bräunt, deren Gegenwart muthmaßlich beim Binfieven Ges rohen 
Suders zur Bildung von Caramel⸗Hydrat befonders-beiteägt? — — Im 
fog. Hunigthan (oben 8.123 u. m. Hob. d. Meteorologie II. 2, ©. 206) 
der Lindenblätter, von bem biefe zu Straßburg im Mai und Junt 
1842 in foldger Menge befallen waren, daß er in gewiſſen Tageszeiten 
in GeRalt eines feinen Regens (eines gelblichen, im Wafler volllommen 





® In Guadeloupe teodinet man bas friſche Zuckerrohr, wie bei und vie Runkel⸗ 
üben, bevor man ihm den Zuder durch Wafler entzieht; vergl, oben ©, 1361. 


1368 





ldelichen Syrups) herabtröpfelte, fand Langlois 9) Traubenzude, 
Fruchtzucker, Mannit, **) Bummi, Albumin, wenig Gerbfäute un 
ein pflauzenfaures Salz von Kali und Kalk, #9) dann etwas KCh, 
CaCh und Ca0SO3; außerdem ſcheint er freie Aepfelfänre ober Rild 
fäure enthalten zu haben, denn er röthete Lackmuspapier. 1) Auch an 
"den Knospen, zumal ber Obftbäume, findet ſich zur Wrhblingsjit 
öfters füßer Saft genug vor, nicht um DBlattläufe herbeizuloden, fo 
dern die Bienen beflimmend ihn abzufaugen, aber es fcheint dieſer 
Saft ein krankhaftes Erzeugniß zu feyn, denn die meiſten Kurt 
der Art fallen ab und die zugehörigen Bäume tragen "wenig Frähte - 
Die Eellulofe (oben ©. 1352) fanden Kölliker und Linig uf 
vor in niederen Weichthieren, Seeſcheiden sc.: als Formgebendes der 
Zellen s Wandungen; das Donin (a. a. D.) if der Gellulofe Guild 
gleich, es kommt diefe mithin. auch in höheren Thieren vor, jerä 
ohne hier die Gellenwandungen bilden zu helfen. In welcher Beik 
das Amylon und die Zellenfioffe der zertheilten Kartoffeln, fo wie De 
Bildungstheile der Bräfer fi ändern, wenn fie burch Uebereinarder 
bäufung in fog. Blüh- Futter übergehen (m. Zur Bolyteihuolsgk 
unferer Zeit, ©. 128) ſteht noch zu nunterfuchen. Weber Berwerrums 
des Pflanzeuſchleims und ber Gellulofe zur Fertigung des Episelh 
fen Bapters f. ebendaſelbſt ©. 53 ff. Wahrfcheinlicher if es jr, 
Harting’s Beobachtungen zufolge, daß das Donin (dem das Ghftie 
und Rhorn fih annähern; m. Grundz. I. 650 und oben ©. 6) 
dem Stoffe jenes Haͤutchens zunaͤchſt fieht, welches H. als dünnen Uder 
zug der Inuenflächen bes jungen Zellgewebes vorfand, und das von im 


%) Erbmann's und Marchand's Zourn. f. praet. Chem. XXIX. 485 fi. 

*) Dem Tamarix mannifera L.. entteöpfelt Schubert zufolge, vie Gino 
itiſche Manna; has Tröpfeln bewirkt eine Peine Schildlaus. — Fehlien ice 
Schilblaͤuſen die Ameifen? die, wie man Solches an Blattläufen jedes Com 
mer zu fehen vermag, ſich bort einfinnen, wo fi} Blattlauſe zeigen, wm biek 
des ZuderfafteTröpfleins, es aufſaugend zu emtlaften, das jede Blattlans von Ze 
zu Zeit am Sintertbeile ihres Leibes entläßt; eine Entlaffung, vie, da fie auf Bit 
tern aller Art, und namentlich auf foldden ſtatt Kat, melde ger keinen Jede 
enthalten und Leine Spur von Honigthau zeigen, darauf dinweifet: daß im Ber 
bauungsorgane ber Blattlänfe Zuder (und Mannit) erzeugt wird: aus arſpriey 
lich nicht füßen Bilpungstheilen, muthmaßlich nicht nur aus Gummi unk Wr 
wanbten Gezeugniffen, fonbern auch aus Chlorophyll, das zugleich vie gemöhnliht 
grüne Farbe viefer Thlere zu bewirken ſcheint; Zucker⸗haltigen Gaft 
indeſſen au nicgt-grünfarbige Blattläufe. 

©.) Friſche Runkelräben enthalten unter anbern auch KO Ca Oz um Cad U, 
nebft KOAO;; getrodnete jeboch weit mehr; Trommeporff’s N, mr 
VII. 1, ©. 22. 

4) Im nordlichen ums öfligen Deutfchland nennt man vergleiden fog. Rem 
Sprühregen oder Sungerregen, unh betrachtet ven Zuder- Gehalt weiber 
als aus ben Blättern durch Aueſchwitzen hervorgegangen und als: ben Meike 
than und bie fog. Lohe herbeigehen machender Anloder; weil er, wie mia 


1969 


durch Utriculas internus bezeichnet wird. Zuweillen findet ſich im 
diefem Häutchen ein Proternoid, aber nicht als nothwendiger BVeſtaud⸗ 
tbeil. 5. fand, daß biefer Utriculus internus vom WBafler und Als 
tobol, von verbünnter AO,, HCh, SOg, POs, Goldſcheidewaſſer, Br> 
uud CaChsLöfung nicht aufgenommen werde, und daß bie von ihm 
eingefhlofienen Zellen ſtets Proteinoide barbietn. Die Zellen 
kügelchen find dagegen nur aus dem Gtoff dieſes Häutchens gebilber, 
oder enthalten doch nur Azotzleere Oebilde. In mehreren Stengeln ber 
Dieotglebonen fand H., mmittelbar unter der Epidermis, dikhäntige 
Zellen, bei denen der fog. ineruftirende Stoff Hauptfählih aus 
Pectin und pectinfauren Salzen, zum Theil aber auch ans 
Pectoſe, ». 1. eime der Bectinfäure (5. 1350) ifomere Berbinbung, 
die allmählig in diefe Säure übergeht, zu beſtehen fchien. Aber auch 
in jenen dickwandigen Parenchymzellen, welche nicht zu den Incruflirten 
gezählt zu werben pflegen, wurde von H. Bectofe vorgefunden. Bet 
den Monocotylebonen, deren fog. Horn⸗ oder Ciweißkoͤrper nad 
5. fein Brotermoid enthält, beſteht das incruſtirende @ebilde ans 
Bilanzenfchleim, oder aus einem der „Celluloſe“ ifomeren Stoff, während 
die Wände der wahren verholzten, aus zwei Hauptlagen beflchenden 
Zellen aus vier verſchiedenen Bildungstheilen zuſammengeſetzt find: 
1) &ellulofe (nad H. = Ca4 Hı9 019), die nur in der innerfien 
Shit und am häuflgfien dort vorkommt, wo fih die Grenzen ber 
Zellenöffaungen finden; 2) ein ben Inhalt der Zellenkügelchen 
darſtellender, dem Utriculas internus nahe kommender Bildungstheil: 
in Ayotikure, fo wie in englifcher Schwefelfäure auch nach längerer 
Ginweichung unlöslides Donin, das mit jenem übereinzufinmen 
ſcheint, welches bie urfprüngliche Gellulofe durchdringt und in beträchts 
licher Dienge, hauptfächlih nahe dem Umfange ber innerflen Schicht, 
angehäuft ericheiut; es ſchwill't in Säuren und Alkali⸗Löſun⸗ 
gen auf, unbift in fehr ſtarker Schwefelfäure auflöslich, und dann 
vielleicht ale mit Pectoſe verbunden? 3) ein Stoff, ber ‚den Haupt⸗ 
theil jenes Häntchens (Cuticula) darſtellt, welches die ganze Zelle von 
Außen umgebend, die äußerfle Lage der Wand bildet (bei fpäterer Ent⸗ 
widelung wahrfcheinlich auch In der innerfien Lage vorkommt); wird von 
waflerarmer Schwefelfäure nicht angegriffen, und verhält fih im 
gleicher verneinender Weife auch gegen andere Gegenwirker, hierin 
jenem Stoffe gleichend, welchen die Hauptmafle der Korfzelle barbietet, 
und 4) Proternoide, welche die ganze Sellenwand durchdringen. Da die 
Zellenwände mit durchbohrenden Deffnungen fchon frühe verfehen vors 
fommen, und, wo bie Zellenform es geflättet, in Spiralrichtung geftell’t 
erſcheinen, fo läßt fih vermuthen: daß das junge Zellengewebe aus 
einem oder mehreren verwachſenen Spiralgefäßen zufammengefebt iſt. 
In fehr jungen Spiralgefäßen befteht fowohl die Wand, als der Spi⸗ 
raldraht aus Eellulofe. Später, jedoch zu einer Zeit, tn welcher bie 


Wände der Holggellen noch nicht inernſtirt erfcheimen, dringen dieſelles 
incruſtirenden Broternshaltigen, die Verdichtung der Wände der wo 
holzenden Sellen zur Folge habenden Stoffe, auch in vie Spiralheäik 
und in die aus benfelben gebilbeten Ring⸗ und Nebgefäße ein; hakı 
iR die chemiſche Zuſammenſetzung bes Holzes unb der Gpirak vi 
kommen biefelbe ıc. Die Wände der Korfzellen verhalten ſich gege 
chemiſche Gegenwirker wie die Cuticula; Herbergere mw Biıb 
ler's Jahrb. f. pract. Bharm. XIH. 161 ff. 

Eu.6) Pikrifde und Krystallopikritde, ober Gaftbitter (Exrivartedite) 
und Kryflallbitter, vergl. m. Grundz. I. 646 ff. und 648 ff., fe we 
855 ff. und oben ©. 1170 f. Aum. *) Die meiften bicher za all 
den Bilbungstheile bebürfen noch der näheren Beſtimmung ihres des 
fehen Beſtandes, und mehrere berfelben find wahrfcheinlich Zufaumen 
feßungen noch barzuftellender einfacherer Berbindungen (vergl. ed 

‚ &. 1043). Daſſelbe dürfte auch ber Fall ſeyn bei mehrerminn 
Grund. a. a. D. den fog. Camphoriden (6. 716 fi. daſelbi) be⸗ 
geordneten fog. ſchar fen FEryfallinifchen, zum Theil ben Giearid 
(oben ©. 1011) zugehörigen Erzeugniſſen pflanzlicher Lebens Baht 
gung. Zu €) darf Übrigens auch gezählt werben das Galicie (cha 

Ä ©. 1000 Yam. und 1041 ſſ.), Sumarin (6. 1005), Aifemsstis 

- (6.1016), Phloridzin (6. 1040) und als Uebergangsglie zeit 
den Kryſtallopikriden und ben Harzen das vom Pelletier cahche 
Dlivil (m. Grundz. I. 677), einer der näheren Beſtandtheile des Kt 
„Delbaum-Bummi,* d. i. jenes harzreichen Gaftes, der deu Delkisen 
entlammt, das von Lebreton im weißen Mark ber unreifen Jam 
sangen aufgefundene Hesperivin (a. a. D. ©. 655, 709 un 60) 
bas von Bogel d. ä. aus den Meerzwiebeln gefchiebene Geillitis 
(a. a. O. ©. 648 und 851) und das von Beoffroy ». j. mh kelo 
büre entbedte Helenin. Das Olivil verbleibt ungelöf, wers mi 
das fog. DelbaumsGummi — das durch Reiben Mark elektriſch wit 
und, obgleich bei gewöhnlicher Luftwärme geruchlos, auf einen Bid 
erhigt fi unter Entwidelung biden Rauches zerfeht, ber vor Ich! 
angenehm riechenden Dämpfen begleitet wir — 
mit Aether auszieht; es läßt ſich dann in ſiedendem Alkohol leicht in 
und baraus durch Erkalten kryſtalliſiren und durch Umfrkefikn 
reinigen, da es dann weiß und gerudlos if, bitter-füßlid kucl, 
erwärmt zur durchfichtigen amorphen Maſſe ſchmilzt, und ſich alle 
hol, Holzgeiſt, Aether, Waſſer, Fett⸗ und Aetheroͤlen IHR, Es ar 


e) Windler trennte das Aloebitter vom beigegebenen Harze mittelk wi ie 
trons Sulphats. — Manche Kryſtallopikride theilen mit den Pergiyabe 
Ungerflörharkeit durch Weingaͤhrung, umd Gleiches gilt auch von meherett * 
krilden. Das Cynodin z. B. (d. i. das von Semmola aus ven UM 
des Cynodon Dactylon kryſtalliniſch geſchiedene Bitter) ſchließt A is * 
Binſicht dem Vikroiheion an; m, Grund. I. 6469 und weiter obes 6.191 


mm ç — — nn — —— — —— — — Un. 


||| ||| — — —— 


1371 


N 


ſich leicht und einige Tropfen feiner wäflrigen Loͤſung fchlagen aus 
Goldaufloͤſung fogleich metalliſches Gold nieder; ebenfo Rell’t es auch 
bas Silber der azotfauren Ag-Auflöfung meialliſch her; Chlor greift 
es augenblidlih au. Es verbindet ſich mit dem PbO, und in bieler 
Berbindung verbrannt, gewährte es Erzeugniſſe, aus denen Sobrero 
feine ſtoͤchiometriſche Zuſammenſetzung für das Waſſer⸗freie Olivil bes 
rechnet, wie folgt: Cag Hıg Oiq: aus waͤſſriger Loͤſung kryſtalliſirt und 
gänzlich getrocknet, enthaͤlt es außerdem noch HO. Mit mäßig waſſer⸗ 
armer Schwefelſaͤure verſetzt, entläßs bie waͤſſrige Loͤſung blaßrothe 
Flocken, die ſich endlich mit lebhaft blutrother Farbe in der Saͤure 
aufloͤſen, und daraus durch Waſſer gefäll't werden. Sobrero nennt 
es, in dieſem Zuſtande, Olivil⸗Rutin. Auch mittelſt RECh läßt ſich 


dieſes in Ammoniak⸗Loͤfung mit ſchoͤn violetter Farbe fi aufloͤſende 


(vielleicht als Farbſtoff verwendbare) Erzeugniß darſtellen, das auch 
vom Alkohol aufgenommen wird. Auf einem Platinblech erhitzt ent⸗ 
wickelt das Dlivil weißen, am ber Luft fich entzümbenden Rauch, der 
muthmaßlich Bz enthält; m. Grundz. a. a. DO. Troden beflillirt zers 
fallt es in Wafler und eine Hlartige Säure, genannt Pyrolivils 
fäure, = (90 Hı3 O5; Ann. d. Chem. u. Pharm. LIV. 67 fi. — 
Das Hesperidin kryſtallifirt in weißen, feibenglängenden, zu warzigen 
Bruppen gehäuften Nadeln, if geruchlos, ſchmilzt bei 1090C. = 
8702 R., unterliegt Härker erhitzt der Zerflörung, verbreitet auf glüs 
hende Kohlen geworfen Würzduft, ift im Aether unlöslich, im beißen 
Alkohol leicht, im Falten kaum löslich; Heißes Wafler loͤſt 1/c, wird 
von waſſerarmer Eifigfäure aufgelöft, in der Kälte fich wieder anvers 
ändert ausfcheidend, wirb aus feiner wäſſrigen Läfung durch PhOT 
nicht, wohl aber duch Bifenoxyd-Eulphat (rothbraun) niedergeſchlagen, 
DR ſich in Alkali⸗Lauge auf, besorydirt Azotfäure bis zur Azotichtſaͤure 
und geht fo in Oralfäure über. Einen andern Iryfallifirbaren, nicht 


bitter, fondern ſchwach füßlich ſchmeckenden Bildumgstheil entzog Wide⸗ 


mann den nicht völlig gereiften, gewöhnlichen Pomeranzen, mittelft 
Weingeiſt; m. Gruudz. I. 656. Brandes flellte aus dem Hesperidin 
ein von ihm Aurantiin, genanntes Bitter bar; a. a. D. ©. 657. 
— Das weiße, fehr bittere, hintennach füßliche (mahrfcheinlich noch 
Krümelzudershaltige und darum der weinigen Gaͤhrung fähige), durch⸗ 
fihtige, harzartigen Bruch darbietende, feymelzbare, gleich nach dem 
Erkalten zerreibliche,- an der Luft ſchnell feucht werdende, im Waſſer 
leicht lösliche und es Flebrig machende, im Alkohol und Effig lösliche 
Scillitin, feheint rein in den frifhen Meerzwiebeln (Soilla mari- 
tima L.), farblos kryſtalliniſch vorzukommen; innerlich genommen, 
- wirkt e6 bei einigen Menſchen Schweiß⸗, bei andern Brechenserregendb; 
Bienen und Welpen fierben vom Genuß des erwärmten, fle lodens 
den MeerzwiebelsBauerhenig; m. Arch. f.d. ges. Naturl. XXVI. 284, 
Das in der Alantwurzel Inula Helenium Z., neben dem Inulin 


1878 


heimiſche Helenin entzieht man ber frifchen Wurzel, Gerharbt 
zufolge (Ann. d. Chem. u. Pharm. XXXIV. 192 ff.), leicht mittel 
heißem Weingeiſt von 3609. Dom überfchäffigen Alkohol dur De 
Rillation befreiet, entläßt die erfaltend milchig geivorbene rückſtändige 
Flüſſigkeit in reichlicher Menge kryſtalliniſch, das durch Umfryfallifiren 
zu reinigende, gereinigt farblofe (auch durch Deſtillation der Wurzel 
mit Waſſer, in Form auf dem Wafler ſchwimmender, weißer wolliger 
Flocken, in jedoch fehr geringen Mengen barftellbare) Helenin; cs 
kryſtallifirt in vierfeitigen, im Wafler unlöslicgen, kaum riechbaren und 
faR unſchmeckbaren, auch in Aether, Hetherölen und Kreofot löglidhen 
Briemen, die fi leicht zu Pulver zerreiben laſſen. Es fdpmilzt bei 
720 0. = 560,8 R., fledet bei 2750-2800 C, = 2200-2240 8, verflüß- 
u tigt ſich aber theilmeife fchon vor dem Sieden unter Verbreitung ſchwach 
würzigen Geruchs. Bet gelinderer Wärme geſchmolzen erflarrt es, er⸗ 
Taltend, zur kryſtalliniſchen Maſſe. Aeballalien laſſen es felbR im der 
Wärme unverändert, waflerarme Gchwefelfäute loͤſt es, ohne SOz«s 
Entwicdelung, mit weintother Farbe auf, mit ber Zeit ſchwaͤrzt ſich 
jedoch (wie auch das nur lange Zeit hindurch ſchmelzend erhaltene 
Helenin) das Gemiſch, das ©. zufolge eine gepaarte Säure, die Helen in⸗ 
Scäwefelfäure barflelt. HCh= Bas wirb reichli vom Gelenin 
verſchluckt, es dadurch violett färbend und verflüffigend. As um» Azet⸗ 
fäure loͤſt es, letztere ohne Entwidelung von Azotichtſäure, auf; Waller 
faͤll't es daraus unverändert; flärfer damit erhitzt wandelt es ſich jebed 
in ein Ashaltiges, von G. Ritrohelenin genanntes Harz. Balken 
freie Bhosphorfäure, mit H. erhibt, entzieht ihn Wafler und wandelt 
e8 fo (ähnlid wie ven Camphor in Campheen) in Heleneen. 
Ch wirft weber in der Kälte, noch im Sonnenlicht baranf, weil 
aber in der. Hiße, HCh bildend und Chshaltiges Harz hinterlaſſend. 
ZSinnchlorid und ebenfo Stibchlorür färben es gerabe fo bumfelrotg wie 
waflerarme Schwefelfäure; Zuſatz von Wafler zerlegt erſtere Berbin- 
dung, die auch in biefer Hinficht jener des Zinnchlorid mit Kartof⸗ 
feliufel ähnelt (oben ©. 1090 Anm.) ; das Helenin ſcheidet ſich nuver⸗ 
ändert vom Zinnchlorid. ) Procentifch tft e6, G. zufolge, = 77,567C, 
8,510 H und 13,923 0; ſtöchiometriſch (muthmaßlich) nad Dumas 
= Cj4 Hg Og. Die procentifchen Berhältniffe erinnern an Ettling's 
Analyie des Kreofot (S. 1035), das hienach aus 77,42 C, BAM 
und 14,46 O zufammengefegt it. Uebrigens ſchließen ſich diefer Gruppe 
wahrfcheinlich noch an: das Apitn (S. 902 Aum.) und das Quex⸗ 
ein (©. 1183 Anm.), deren grunbfofige Sufammenfepung jedoch ned) 
nicht ermittelt iR. 


©) Aehznlich verhalten fih zum Zinuchlorid, Gis Beobachtungen gemäß, as des 
ätherige Bittermandeldl und das AniscHetperdl; vd 6 1890 
Anm, 


1373 





JH. Klaſſe. Azotibe: 

A) Osmaromoide oder „Extractive Azotträger.” Bräunlich, loͤelich, 
theils im Wafler, theils im wäflrigen, theils im abfoluten Alkohol, 
geloͤſt mehr oder weniger Mlebrig ober ſchmierigklebrig, aber für ſich 
weder Badensziehenn, noch Kleiſter⸗, noch Ballertesbildend; ale wäfrige 
Löfung bei 1009C. nicht gerinnend. In Thierleibern faſt durch alle 
Theile verbreitet, auch in efbaren Schwaͤmmen nicht fehlend. **) 

a) Garnitn oder „Ziteifyertract”: aa) im Wafler loͤsliches; «) Zomibin 
(oben ©. 1106 Aum.): wie Fleiſchbrüũhe riechend und ſchmeckend, fälls 
bar durch Bleioxyd⸗Acetat; H) Zomitd: vom baflfchen Bleioryd⸗Acetat 
faͤllungsfaͤhig, Gummi⸗ähnelnd; 5) weder durch Alkohol noch durch 
die genannten Bleifalze, noch von Merkur⸗chlorid oder Gallaͤpfelauf⸗ 
guß faͤllbares; Ö) durch letztgenannte beide Gegenwirker nieberfchlas 
gungofähiges; bb) wäſſrigem Alkohol zugängliches: fällbar «) durch 
Merkur⸗Chlorid; 6) durch Zinn⸗Chlorür und 5) weder durch letzteres 
Salz noch durch PhOx; cc) im abſoluten Alkohol Töslichesz - 
bei 1000C. nicht eintrodnungsfähig, hoͤchſt klebrig; entwidelt, zumal 
in feuchter Luft, bald harnartigen Geruch. 

b) Sangninirn ober „Blutertract”; wie a) in drei Spielarten zerfallend, 
bie, vieleicht nur durch ungleiche Orydation während ber chemiſchen 
Darfiellung hervorgegangen, noch genauerer Beilimmungen harrem, 
weiche (mie bei den folgenden), gemäß ber großen DBeränderlichkeit, 
fehr ſchwürig feyn dürften. , 

©) Lactitn oder „Mildhertract“; wie b. | 

4) Urirn ober „Harnertract" oben &. 1219 (Scherer's Harnfarbftoffe; 
oben ©. 1107 Anm.). 

Anmerfung. Hier dürften die meiften ber übrigen farbigen As 
-haltigen Bildungstpeile, zumal die thierlichen ſich anreihen (oben 
©. 1076, 1126 ff.) und nächſt biefen auch die pflanzlichen (1078 ff.). 
Alles, was von ihnen als vorzüglich beachtenswerth anerkannt ift, 
wurde bereits a. a. D. mitgetheilt. In wiefern Mofchuspuft Ashaltig 
it — was zu bezweifeln — und ob Zibeth, Bibergeil ıc.shaltige 
Fettarten, Harzeıc. enthalten, und ob biefe, wenn Solches der Fall 
feyn follte, ihren As@ehalt nicht durch Beimifchungen von A-Traͤgern 
erhielten (hierin den Hirnfettsarten ähnlich; S. 1078 und oben ©. 1331)% 
Darüber mäflen zu erwartende Verſuche entfcheiden. Weber die Farbs 
ſtoffe des rothen Blutes vergl. oben ©. 969 ff. und 1000. Das 


*) Benupt wirken bei folgensen und nachfolgenden gotib- Beichreibungen unter 
andern au Dr. 8.2. Bibra’s Hülfstafeln zur Crkennung zoochemifcher Sub⸗ 
Ranzen (Nürnberg 1847). 

©) In wmiefern die Otmazomoide nur Eybrate der Oxyde des Protein finb 
(oben ©. 1077 und 1108), ſteht noch zu entſcheiden. Ueber Thenarb's Die 
mazom f. oben 6, 1106. 


1874 


braune, aus dem Hämatin darſtellbare Sämaphäin ff che wahr 
fHeinli ein fünftlides Umbildungss @rzeugniß; über das Hämes- 
cyanin oder Blutblau und Harnblan, f. oben ©. 1093 Aum. und m. 
Arch. f. d. ges. Naturl. VII. 420 ff. lieber Haruſchwarz ebenda⸗ 
ſelbſt, und über Augenſchwarz oben ©. 1019 u. 1075. 
B) Crystallogummitde. Theile im Waſſer, theils im Weingeiß, 
theils in beiderlei Flüffigkeiten löslich; aus den Löfungen kryſtalliſirbar: 
a) Cynodin. In der Wurzel des Panicum Dactylon (muthmaſßlicqh 
auch in anderen. Braswurzeln vorkommend) Semmola (». i. dem 
Entdecker defielben) zufolge, am reichlicgften zur Herbſtzeit, nach been⸗ 
detem Wachen, im Frühling hingegen kaum mehr als ſpurenweiſe. 
Kryfallifiet aus dem wäflrigen, bis zur Gaftdide abgebampften Abfeb 
durch Erkalten (aus der Mutterskauge am Fälteren Ort noch nad 
mehreren Wochen) in, dur Umkryſtalliſiren farblofen, glänzenden, 
durchfichtigen, fpröden, leicht zerreiblichen, dreifeitig zugeſpitzten, ſeche⸗ 
feitigen Prismen, ift im Falten Waffer wenig, im fiebenden bis zu 
1/a deflen Gewichts löslich, dem Alkohol unzugänglich, kaum, aber 


widrig ſchmecbbar, roͤthet Lackmus, ohne fauer zu ſeyn, and ik P 


Schwefelſaͤure unzerſetzt aufloͤslich, ohne ſich als Salzgründer ober als 
Paarlingsſtofſ zu bethaͤtigen, entwickelt, ttocken deſtillirt neben Breay 
oͤlen viel Ammonoxyd⸗Carbonat, und läßt ſich in offenen Gefäßen, 
ohne Nfche zu hinterlafien, verbrennen; vergl. auch m. Grund. L 639. 

b) Asparagin; oben ©. 1043. Die bei feiner Umbildung im farciss 
faures Ammonoryd fo zahlreich hervortretenden Jufyforien (a. «. 2.) 
deuten auf befondere organifche Beimifcgungen ober Grundmiſchungen Fin. 

c) Amygdalin; oben ©. 982 ff. und ©. 997. Ueber amorphet, 
©. 999 Aum. 

d) Sinapin (= Eulphflnapifie + Einapifin?) ©. 988 fi. (Ueber. Ape⸗ 
ſepedin S. 1085). 

e) Kreatin, ©. 1106, kryſtalliſirte in rechtwinkligen Priemen. 

C) Mucogummitde. Im Waſſer loͤelich, im Alkohol unlösiih; wit 
erfterem klebrig⸗ſchaͤumende, aber weder durch Erhitzen gerinnende neh 
durch Erkalten geliefernde Flüſſigkeiten bildend. Weder durch Allalien 
noch durch Schwefelazot⸗ und Hydrochlor⸗Saͤure, und eben fo wenig ver 
Eifigfäure, Alkohol, Kalineifentyanür, Chlor, Merkurchlorid und Bid 
oxyd⸗Acetat fällbar: 

a) Spermatin; von Chevreul und Laffaigne im thierlichen Gas 
men nachgewieſen: halbdurchſichtig, fpröde, hornartig, gelblich«weih, 
weder riechbar und ſchmeckbar; fehr azotreich. - Eine Spielart deſſelben 
fommt in den Auſtern (ale fog. „Auſternptyalin“) vor, iR in Rilch 
leicht loͤslich. ®) 


®) Daser zum Theil wirkt Milch, nad übermäßigen Genuß von friſchen ag 


Verdauung beförbernd; wirft man eine feifche Auper in ein Glas Rutwilt, fo 
zergeht fie darin binnen nicht ſehr langer Zeit, 


185 


b) Btyaliü oder Salivin (Speichelſtoff); getrocknet weiß, pulverungs⸗ 
fähig; oben ©. 983, 1106 Anm. Weber beffen Ergeugbarfeit f. and 
©. 1104 Aum. Ueber fein Berhalten zu Amylon, ©. 1359 Anm. Früherhin 
wollte man ihn au in Bogel-@iweiß, in der Balleıc. gefunden haben; 
muthmaßlich war biefer aus Albumin durch Ausſcheidungo⸗ Umbilbung 
hervorgegangen; ©. 1104 a. a. DO. F. v. Bibra fand ihn im Citer. 
Der Mundſpeichel roͤthet gewöhnlich Eifenorybfalz-Löfungen ſchwach; 
eine Folge feines Schwefelkyan⸗ (Rhodans) Gehaltes; weil auch 
Seitens des Blutalbumin Aehnliches beobachtet wurde, ſchrieb man 
ehemals and dem Blute Ptyalin⸗Gehalt zu. Ueber SEpeichel⸗Bildung 
aus dem Blute, ſ. oben S. 1103 Anm, 

D) Gummimuciide. Löslih im Waſſer, nnlöslid im Alkohol, durch 
verſchiedene Säuren fällbar (hinſichtlich der ſelbſtſtaͤndigen Cigenthum⸗ 
lichkeit noch zweifelhaft): 

a) Pyrn (Eiterſtoff). Ans der waͤffrigen Loͤſung durch Alkohol faͤllbar, 
friſch gefällt im Waſſer Löslicher, als wenn er bereits zur grauen 
Mafle eingetrodnetz ans feiner wäflrigen Löfung (deren Trübung Als 
Falten aufhellen) fällbar zu:_tm überihäffigen Fällungsmittel unanfs 
Tdsligen Nieberfihlägen burg Schwefel», Oxal⸗, Phoephor⸗, 
Bein s und Eifigfäure, desgleichen durch gelöften Alaun, durch Merkurs 
oxybul⸗Azotat, AgOAO; u. PhOA; zu: im Faͤllungemittel aufloͤs lichen 
durch Hydrochlorſaͤure, die danun aber zugleich zerſtoͤrend einwirkt. 
DOefteres Loͤſen mindert bie Löslichkeit des Pyrn, wie jene des 
Ptyalin; vielleicht, indem fie, ähnlich der fog. füßen (db. 5. Wein⸗ 
gährunges) Hefe, das in der atmofphärifchen Luft des Loͤſungswaſſers 
befindliche Oxygen nad und nach mehr und mehr verſchlucken, und fo 
allmaͤhlig in unlösliche Orydate übergehen? Berg. oben ©. 983 u. 1104, 

db) Bepfin; oben ©. 1072, 1103 ff., 1106 ff. u. 1364. Getroduet gelb, 


Gummlaͤhnelnd; durch Hydrochlorſäure violette Färbung erleidend, 


aus ſaurer Löfung durch Blut⸗Lauge nicht fällbar; im Uebrigen vergl. 
a. a. O. 

E) Mucuide. Im Waſſer aufquellend zur durchſeihbaren, Maren Flüſſig⸗ 
keit, daraus durch Alkobol dickflockig⸗fafrig fällbar; in ber Verbindung 
mit Waſſer fiedbeftändig (weder ſich trübend, noch gerinnend), aus 
berfelben durch Eſſigſäure Rarker, flockiger Füllung unterliegend, die 
durch überfchüffiges Faͤlluugsmittel nicht wieder aufgehoben wird; 
durch Azot⸗, Hydrochlor⸗, Schwefel» und Phosphorfäure fällber und 
gefällt im Weberfchuffe derſelben Leicht und vollſtaͤndig auflöslich, 
Bom Merkurdjlorid Leine, vom Bleioxyd⸗Acetat geringe, vom baſtſchen 
Bleioxyd⸗Acetat hingegen flarfe weiße Faͤllung, von Talt bereitetem 
wäflrigen @alläpfelaufguß feine Trübung erleivend. Die durch Alkohol 
bewirkte Träbung verſchwindet durch deſſen, mittel Giebhibe bes 
wirkte Berflüchtigung. Der Luft ausgefeht faugt, die Echleimsköfung 
O⸗Gas ein, in deren Folge fie ih mit einer Haut, d. i. mit oxydirtem 


- 





1976 


Schleim überzieht. *%) Im Horn fcheint dergleichen vorzuliegen; eine 
Bermutbung, die, wenn fle ſich befätigen follte, barauf hinweiſen 
würde: daß jenes Serfallen des Horns im Bioxyproteln umb einem 
(no zu befimmenden) befonderen bindenden Bildungstheil (S. 11M 
Anm.) auf Umbildung des Schleims durch Begenforverung (ber Eis 
ſangs⸗ und Auflöfungsmittel) beruhete; vergl. ©. 1109. Vom Chitin 
(S. 1101 und 1102) unterfcheiven fi übrigens alle Mucitde durch 
ihr Verhalten zur Kali:Löfung, denn fie alle, in welchen Gefaumt 
gebilben fie auch vorlommen — ob tin ber Oberhaut (Epidermis) 
oder in ben Hörnern, Nägeln, Krallen, Klauen, Hufen, Borkes, 
Stachelſchwein⸗ und Igeliacheln, ober in der Wolle, dem Fiſchbein, 
den Haaren, Federn, Schuppen sc. werden von jener Läfung aufgelöf, 
das Chitin bleibt hingegen unangegriflen (a. a. DO.) umd unterfcheikt 
fi, abgefehen von feinem Azotgehalt, in dieſer Hinficht allerking 
au vom Donin, das von ber Kalisfange, glei den Muciiken, 
leicht aufgenommen wird. 

a) MuconinoderHautfchleim. Außer in ben Ausfcheidungen der 
haͤute auch in verichiedenen thierlichen Flüſſigkeiten, 3 B. in der Gele, 
dem Speichel 2c. Als befondere Arten Eönnen betrachtet werden: «) ter 

SGvpveichelſchleim, er enthält viel baflfch phosphorfauren Kult (mr 
‚bei der Bildung des Weinfteins, der Sähne, oben 6.983 a 111}, 
zur Mitablagerung gelangt), den man ihm aber durch Eäurem mit zu 
entziehen vermag; P) der Nafenfhleim, der fi in vwerbänutr 
Echwefelfäure leicht auflöR und 7) der Schleim der WBespeunefter, wer 
fi durch Leichtauflöslichkeit in Alkalisköfungen auszeichnet. 

b) Mucomeconin. Im fog. Kindéepech (Meconium); bie jebt noch nick 
rein bargefellt. 

©) Horn ſcheint (als Hydrat?) den unldslichen Theil der Haare und bed 
Fiſchbeins zu bilden, der durch Auflöfung bewirkende chemiſche Geges⸗ 
forderungen in Protelnoid und Glutin zerfäl’t, und außerden zol 
ein Schwefelsteiches Proteinoiv (Crinin; oben S. 1076) emthält.*®) 


*) Wie fich viefe Haut verhält, verglichen mit dem nicht orpeisten Schleim, fe 
wie mit dem Korn x. zu Alkali⸗Loͤſungen, Säuren, fo wie gu Gährumg age 
ven Iufammenfegungen, fleht noch durch Verſuche zu erfragen. IR wie Bei der 
hautigen Bräune in ber Auftröhre ſich bilvenve fog. Membran orybirter Salem! 

0°) Menſchenhaare, uns ebenfo auch Bifchbein, geben, erfiere var Behr 
fung mit KOHO:-8öfung, Iehteres durch Auflöfen in A un. Ausfällung md 
Ammonoxys » Garbonat: Bioxyprotela (oben S. 1077) und beide Gebiie 
enthalten die gleichen Bettarten (Margarin uns Glain) uns viefelben Gelp. 
(oben &. 1076), wie Solches Ban Kerkhoff's hieher gehörige Umterfudun 
gen vargethan haben; auch fand derſelbe im Bilchbein 3,66 Procent Se mefel 

! aber Leinen Photphor. Siedendes Waſſer entzog dem Bilhbein , wäßeenb 
24 Etunden, nur 1,88 Procent Löslichen Gtoff, der aus 106 C, 164 H, 8 A, 





84 O und 3 S beſtand, wonach her ſtoͤchiometriſche Beſtand — 2 Brotein (meh 
Mulvder glei Ber Aıo Ons; oben &. 1076 Anm), ? Biutin (nah A. 
== Cgs Hao Ay O0) + 3 S berechnet wurde, während der geringe Bettgeheit 


1 1877 


Aumerfung 1. Der durch WAuflöfung tes Kleber in Effigfänze, 
oder vielmehr in GEiflg (der haufig auch Milchjäureshaltig if) gewons 
une Firniß (oben S. 1283) läßt fly mit mancherlei Farben verfehen, 
ehne dadurch merkli an Biegſamkeit zu verlieren, und noch vorzüg⸗ 
liger if jener Firniß, ten man durch Löfen von Pflangenleim in 
Altohol erhält, dem man ebenfalls leicht Barbe ertheilen Kann, 3. B. 
grüne durch Chlorophyll, gelbe dur Gummigutt ıc. ıc. Auf faun 
man bie Erzmetalloxyde als Färbungsmittel hiezu verwenden, wenn 
man fie zuvor mit Pflonzenleim verbunden hatte. Verbindungen ber 
Art laſſen ſich durch Wechſelzerſetzung darftellen; denn da fowohl ges 
loͤſſes Kali⸗Hydrat als dergleichen Ammonoryd (ätender Salmiakgeift) 
den Pflanzenleim leicht auflöfen (KOHO giebt bamit nicht eine alfalifch, 
fondern eine zufammenzichend ſchmeckende Verbindung), fo darf 
man nur in überfchüffiger Edure aufgelöfte färbende Erzmetalloxyde 
mit folder alfalifhen Leimauflöfumg fo lange verfeßen, als noch ein 
Niederfchlag erfolgt. Erwägen muß man dabei jedoch: daß der Pflanzens 
leim mit einigen Säuren fehwerlösliche Verbindungen fehlägt, die, hat 

« die Erzmetallaufloͤſung viel freie Säure, zum Theil zu Stande kommen 
koͤnnen, ohne daß vom Erzmetalloxyd etwas mit in die Verbindung 
aufgenommen wird. Yür ſich mit bem Leim gefättigt, find dergleichen 
erzmetallorydifche Verbindungen unlöslich, aber dem Leimshaltigen 
Alkohol haften fie leiht an. MrCh macht ihn (den Pilanzenleim) 

>  trübe, undurchfſichtig und zuſammenſchrumpfen, und wirft auch ähnlich 
auf deu Kleber, und beide find dadurch zur Fäͤulniß unfähig geivorben, 
während, in@befondere feuchter Kleber außerdem leicht in Faͤulniß übers 
gebt und bis zum einen gewifien Zeitpunkt folcher Bäulniß angelangt, 
wie fauler Käje riet. — Die Eäuren gewähren übrigens mit dem 
Pflanzenleime in der Regel zweierlei Verbindungen; eine mit einem 
Fleinflen Antheil von Eänre und eine mit einem größten. Die hieker 
gehörigen Berbindungen der Schwefelfäure find beide fehr ſchwer⸗ 


unberüdfigt blieb. Durch Aufloſen in Kalt gab das Fiſchbein Fein Protein 
(vergl. oben &. 1076), wohl aber erhielt Ban Kerkhoff vergleichen, als er 
Gälor in vie Auflöfung treten ließ — was aber anveutet, daß folden Weges 
gewonnenet Protein: ein durch vas Chlor veranfaßtes Umbildungt⸗Erzeugniß war; 
Bier mußte nämlich neben Chlorkalin auch (unterchlorichtſaures, ober, ſchluͤßlich) 
chlorfaures Kati entfteben. Wie fig entſtehendes uns im Entſtehen einanter berüfs 
zendes KCh und KOChOs zu leicht umbilvungsfähigen, organifchen Verbindungen 
verhalten, welche fie berühren, weiß man nicht, daß aber KOChO;, 3. B. auf 
Den, verglichen mit den Azot-haltigen C -— H -+ OsBerbinpungen, weit innis 
gere chemiſche Bindung feiner Grundſtoffe darbietenden, Glektrieität nur im ers 
hitzten Zuflante und auch dann nuc ſchlecht leitennen Alkohol gleichzeitig theil⸗ 
weife zerſehend und umbildend, naͤmlich Effigfäure bildend wirkt, iſt erfahrungs⸗ 
gemäß. Wie ſich übrigens in viefem Verſuche Ban Kerkhoff's das in Kali⸗ 
Bauge aufgelöfte Fiſchbein zu dem Ch verhielt, fo verhalten fi, unter 
gleichen Bebingungen auch vie Haare. 
87 


1878 


löslich, die der Azotſaure und Hydrochlorſäure hingegen ziemiih 
löslich, wenn wenig Eäure gegen viel Leim zugegen iR, im enigegen 
gefegten Falle aber fhwerlöslih. Mit A.und 5POz ober fog. Pyre⸗ 
phosphorfäure (S. 326 u..834) find hingegen beide Berhältniffe Teiche 
löslich, daher durch dieſe Säuren ber Pflanzenleim fo wenig gefällt 
wird, wie das Albumin, zu dem fich beide Säuren in gleicher Weik 
verhalten. Was Eeltsns des Klebers auf Gtärke nach Art der Diastes 
und in Zuder unbildend wirkt, if bauptfächlich das zuerſt von Theok. 
v. Sauffurechemifch iſolirte Mucin (das weiter oben befchriebene, yon 
dem v. ©. angiebt, daß es fi) in dem 25fachen feines Gewichts Wafer 
löfe und im Feuer wie gebranutıs Horn rieche, und eben fo wenig darf 

6 auch dem Kleber fehlen, wenn diefer, berührt von Amylonoͤl (Bettäl 
des Weizenmehls, das man mittelft Nether ihm entziehen kann) und 
Waſſer, in Form eines Teiges, oder unterflüht durch etwas Ciweij 
und Zuder (wie in der „Torgauer immerwährenden Hefe” |. m. Deniid. 

Gewerbofr. I. 104, 176) in Hefe übergehen fol. Die Auffinden 
bes Klebers verdankt man übrigens Beccaria, der ihn ans Weiz 
mehl in einer ber weiter unten befchriäbenen ähnlichen Weije darſtellt 
Das roher Kleber mittelſt Zuder (oder Bummi) dem Waſſer zugängiuh 
werde, zeigt ſchon bie Kuchenbaͤckerei; bei dem mittelft Hefe zur Gäßruug 
gebrachten Teige des füßen Brobes, bildet ſich der Zuder aus der Etärk. 
Mebrigens kommt der Kleber nicht nur in mebligen Saamen, fenbers 
auch in anderen pflanzlichen Entwidelungs:Erzeugniffen vor, z. B. is 
den Blättern des weißen Maulbeerbaums, woraus fi eriäkt, 
warum man in China, im Notbfall, Geidenwüruer mit Reis ter 
Weizenmehl füttert. *) 


[4 


*%, Im Roggen fand Seldt (Ann. d. Chem, u. Pharm. XLV. 198 .) vn 
Kleber, in fo fern dem det Weizens ähnlich, als erſtever, durch Beige vs 
Fett und durch Waſſer von Zucker befreiet, auch: in Alkohol Lößlichen Bflanzın 
Leim hinterließ. Diefer roch brodähnlich, war gelb, bis zur Auetbarleit big 
fam, getrocknet braun, hornartig, von glasartigen Bruch ums ſchwürig yal 
verungsfäbig. Kaltes Wafler ließ ihn ungelöft, Heißes nahm ſehr wenig iR » 
auf; Wafler, ebenfo PbOA und MrCh fäll'ten ihn aus ver durch Cie ge 
wonnenen altoholigen Löſung. Prorentiich war er zufammengefeigt, im Size 
aus 2 Analyfen — 56,265 C, 7,965 H, 15,330 A und 20,687 O. Muider 
fand Weizen⸗Leim — 5 Protein (= 5 Mat Cup Hzı As Oi + 1 
Uebrigens läßt fi reiner Bilanzenleim, Aähnlih wie Horn, ans Heinen 
Stüdchen zu größeren Maſſen vereinen burg Wärme un Drad. Horafpähnt 
geflatten dieſes jedoch im höheren Grave, uns find auch, als zufammenhungenbe 
Maflen, der Formung (Erzeugung erhubener Biguren auf ihrer Oberfläche :c.) vn 
Vreſſung im weit böberen Grave fähig, als Pflanzenleim. Bärben läßt lepterer iR 
jerod auch in ähnlicher Weiſe, wie Horn; nämlich braun durch azotfanres Maker 
Vxyduloxyd und Durch einen aus gepulverter Bleiglätte (unreines PbO; oben &.396 
uns 1276), Pottaſche, Kalk und Waſſer zufammengefehten Drei. 3m bemeuen 
IR hiebei: Daß ſolche Faͤrbung auch mitielſt bleiſanren Kalfs bewirkt wer 
den kann, d. i. daſſelbe Salz, das der Verf, vieles Kobt vor 20 JZahhees 8 


1379 





Aumerkung 2. Binde man Weizenmehl in ein paflendes leinenes 
Tu, kuetet es dann zuvörber fo lange unter: deſtillirtem Waſſer 
darch, als dieſes noch Stärke ausſpühlend mildig abläuft, öffnet dann 
das Tuch und waͤſcht deſſen Inhalt, ihn zwifchen den Händen mit Waſſer 
(unter einem Strahl deſtillirlen Waſſers) Inetend fo oft, bis dieſes als 
reinſtes Waſſer abfließt, fo behält man eine gelbliche, fehr zaͤhe, in 
Fäden ausziehbare, trocknen Körpern ungemein feſt anhängende Maſſe, 
den mehr gedachten (rohen) Mehlleim ober Kleber (Gluten) zurüd, 
während das Wafler, außer dem Amylen wäflrig flüſſiges Pflanzen⸗ 
Eiweiß oder Phyto⸗Al bumin entführt Hatte. Kocht man den alfo 
gefchiedenen Kleber mit Mllohol, fo Löft diefer ihn gänzlich oder doch 
den bei weiten größeren Theil deffelben, in den letzteren Fällen mehr 
oder weniger geronnenes Albumin Hinterlaffend. Berbünnt man hierauf 
den alfoholigen Auszug mit Wafler, und dampft, den Alkohol dadurch 
entfernend, das flüffige Bemifch ab, fo fcheidet ſich in Niederſchlagform 
aus: der Pflanzen leim oder das Phyto⸗Fibrin (ſ. w. n.), während 
im Waſſer geloͤſt bleibt, eine, vom Waſſer befreiet, farbloſe, feſte, 
durchſichtige, nach vorangegangener Aufweichung im Waſſer, im 25fachen 
ihres Gewichtes deſſelben klar loͤeliche, daſſelbe ſchleimig machende, in 
abſolutem Alkohol wnlösliche, wäflrigem Weingeiſt⸗, Eſſigſaure⸗ und 
Allalistöfungen faum zugänglige Mafie, deren waͤffrige Löfung durch 
Sieden nicht gerinnt, von Gerbfäure und eben fo auch vom ſchwefel⸗ 


Gntzeden vorhandener SO3 und CO, (Ratt Baryt), fo wie zum Nachweiſen 
- von HS und Idslichen Schwefelmetallen empfahl; m. Arch. f. d. ges. Na- 
turl. XXVI. 407. — Um in einem angeblidy ſeidenen ungefärbten Gewebe 
beigegebene Wolle zu entteden, empfiehlt Laffaigne das Gewebe mit in Kali 
ober Natronstauge aufgelöftem Eleioxyde (alſo mit bleifaurem Kali ober bers 
gleichen Natron) zu behandeln; nie Wolle ſchwärze fig (vermöge ihres Schwefel⸗ 
Gehalts), vie Seide bleibe ungefärbt;; bleifaurer Kalk Leiftet In dieſem alle, wie 
beim Schwarz⸗ (Braunfwarz) Färben ner Wolle durch an: und in ihr 
nieberzufiglagennes Schwefelblei vaſſelbe, was KOPbO ober NOPbO in biefer Sins 
ſicht zu gewähren vermögen, ift dieſen aber vorzuziehen, weil Kalt nie Wolle weit 
weniger (und Haare gar nicht) angreift, als Kali over Natron (mit deren 2bs 
fungen Haare nicht entfettet und gereinigt werben Tönnen, ohne fie mehr oder 
weniger aufzuldfen). — Kali⸗LBange, ohne Bleioxyd, feht bagegen, Boͤttger 
zufolge, in ven Stand zu entfcheinen: ob und wie viel Baummolle einem angebs 
lich nur leinenen Gewebe beigegeben worken? Gin Stück vergleichen Zeuget, 
3. B. 1 Gevlertzoll, laͤßt man 2 Minuten lang in einer Lauge fieven, bie man 
zuvor, ans gleichen Theilen Kali (KOHO) uns Waſſer, bereitet hatte, nimmt 
es dann heraus, brüdt es zwiſchen Löfchpapier aus und zupft nun bie einzelnen 
Faden aus einander, die leinenen haben eine dunkelgelbe, vie „baummolles 
nen® entiwever gar eine, ober nur eine „Bellgelbe: Farbe angenommen. (Sind 
jedoch die einzelnen Fäden felbR Gemenge von Leinen und Baumwolle, fo dürfte 
Die Dann mehr ober weniger hellere gelbe Barbe, verglichen mit Adyter, alfo behan⸗ 
beiten Leinwand zur Butfcheibung führen) Leihkauf zufolge läßt fih Baum⸗ 
wolle und Leinfaler durch Betiöl, 3. B. durch Baumöl untericheiden; in haffelbe 
getaucht und ausgebrüdt, zeigt ſich nämlih Baumwolle undurchſichtig 
weiß, „Lelnfafer“ dagegen vurchfichtig. \ 
879 


1380 





fauren Cifenoryd (Hierin dem Bummi ähnelub; oben ©. 1352) geiäflt 
wird, hingegen ungetrübt bleibt durch Zuſatz von MrCh, PbOA und 
3 PbO + A (baflihes Bleioxyd⸗Acetat oder Bleiefüg). Man hat Dicke 
Maſſe (Phyto⸗) Mucin genannt und erhält ie Fürgeren Weges, went 
man den Kleber in @ffigfäure anfchwellen läßt, ihn dann mit Wein: 
geift verfegt und aufs Filter bringt; das Phytomuc:n verbleibt ia Ferm 
eines aufgequollenen Schleimes dem Filter; wo man ce mit Weingeif 
auswäicht und fo zugleich dos in Effigfäure aufgelöfte Aibumin mit dem 
Weingeift entfernt. — Die Oberhaut iſt mit ber eigentlichen fog. Hant 
oder Lederhaut (Corium) oder Unterhaut, verkunten durch das feg. 
Corpus papillure, d. i. eine au Blutgefäßen reihe Schicht. Ka 
fih beficht die Unterhaut aus fehr feilen und federharten, zit eis 
ander verwebten Zellengeweb⸗Faſern, tie von feinen Gefäßen durchzegen 
find, während vie poröfe feine Blutgefäße enthaltende Oberhest, 
mikroſkopiſch beſchauet, ans dicht an einander gefügten, Machen Zellen 
gebildet erfcheint. Die fafrig verwebte Maſſe der erfieren enıhält 
32 Procent Zellengewebe und Gefäßftoff, 10 Precent fog. Ertractivfof 
(Broteinoryde) beigegeben enthaltendes Albumin und 58 Waſſer. Inter 
derfelben befindet fi das Unterhautsfettzellgewebe, verfehen mit zweien 
lei Arten Heiner Drüfen (Hautdrüfen), von denen die einen, mit ihren 
Ausführungsgängen in die Poren ber Oberhaut ausmündenden, ea 
waͤſſrigen Schweiß (S. 1079), die anderen die Hautſchmiere (G. 1075) 
abſondern. Die Unterhaut behält getrodanet, obgleich fie völliges Au⸗ 
trocknen betraͤchtlich ſteift, ihre Biegſamkeit, erweicht wieder, wenn fe 
in kaltes Waſſer gebracht wird, an daſſelbe nur die fog. Ertractivtheile 
Aberlaſſend, erfährt aber durch Sieden mit Waſſer, zumal durch lampe 
und unter vermehrten Drud anhaltendes, vollſtaͤndige Auflöfung m 
damit Umwanblung in die Glutin genannte Battung der Elstinäx da 
Leime; ſ. w. u. 

Anmerkung 3. Das MengensBerhältniß des Klebers zum np 
Ion ift bei einer und‘ derſelben Pflanzenart fchr verſchieden, nach Rasf 
gabe der Boden- und Luftwärme (und daher im Allgemeinen an 
nad} jener der geographifchen Breite), der Beleuhtiungskärke (ei 
des Hareren oder trüberen Himmels, unter welchem die Blanze ib 
entwidelte), der Zufammenfegung des Bodens und der bar) 
entfpringenden Beſchaffenheit deſſelben, und was in dieſer Hinficht ven 
ein und brrfelben Weinreben⸗ und Obfipielart erfahrungsgemäß oil, 
das ift auch bei den Getreidearten gültig; je weiter nördlich, z. B. is 
Deutfchland, der Waizen gebauet wird, um fo weißer umb reidger if 
in der Regel fein Kern an Amylon, und umgefehrt, je weiter fürki, 
um fo Klebersreiher und gelber fällt fein Kırn aus. Aehnliches ſedet 
aber auch beim Roggen, bei der Gerſte und dem Hafer flatt, Yen 
bes letzteren Hülfen 3. B. (mie fie beim Entichälen veſſelben ober Ha 
grüsmachen abfallen) befigen, war der Hafer in füblicheren Gegerber 


1381 





gewachien, Ichhafteren Vanille⸗Geruch, als ihn jener nörblicherer Bes 
genden entwidelt, wenn man feine Hülfen mit Wafler einweicht und 
darauf mit bemfelben mäßig ſtark Tocht, dann aber ben alfo gewons 
nenen Abfub gelinde zur fog. Ertractdicke abdampft; fowohl das fich dabei 
bifdende fog. Ertracthäutchen, als auch das bittere Extract felbft, letzteres 
jedoch nur, wenn ed mit Zuder verfeht wird, entwideln jenen Geruch 
ſehr Teuntlih und geftatten befien Benutzung. *) Gelinde geröfteter 
Hafer entwidelt übrigens ähnlichen Duft. — Abgefehen”’von jenen Eins 
Hüften, welche als von außen hinzukommend zur. Abänderung ber 
Berhältnißmengen des Kleber zum Amylon wefentlich beitragen, find 
es hauptfächlich die von ber Selbſtbethäͤtigungs⸗CEinheit ober inneren 
Gan zheits⸗Beſtimmung, d. i. vom Geſetzlichen bes Binzellebens aus⸗ 
gehenden Zeitregelungen der Catwickelung, welche binfichtlich jener 
Mengen-Berhältuifle, hier wie überall in lebendigen Binzelweien, maaß⸗ 
gebend werden. So enthielten 3. B. Kartoffeln berfelben Spielart 
in ben verſchiedenen Zeitbauern ihrer Reifung und dann folgenden 
Keimung, Ende Juli und Anfang Auguſt 5/ss ihres Gewichts an 
Mehl, Ende Dftober und im November Is, 'was ihnen bleibt bie 
gegen den Mär; Hin; nun aber, ba die Keimung nahet, nimmt von 
Tag zu Tag die Menge des Mehls ab, fo daß fie Anfangs Mai nur 
noch Ass beträgt. Aehnliches findet in Beziehung anf Säure (Pectin) 
und Fruchtzucker⸗Gehalt auch bei Früchten Ratt, die, um unverborben 
verfandt werden zu Lönnen, nicht volllommen gereift eingefanmelt 
werben bürfen; 3. B. Citronen, Mepfel ıc. Desgleichen bet folden, 
welche man erſt efbar findet, nachdem fie, reif gefammelt, Iängere Zeit 
hindurch aufbewahret worden; 3. B. Miſpeln, MallagasRofinen ıc. — 
Birft man die Frage auf, wie man es denkbar finden foll, daß Bil 
dungstheile von vollkommen gleichen Gehalte an benjelben Gruud⸗ 
Hoffen, dennoch durchaus verfchiebene, und ſelbſt verhältlich entgegen» 
geſetzte Beichaffengeiten und Eigenſchaften barbieten, eine Frage, bie 
fi ſtreng genommen bei allen procentifch volllommenen Ifomerien 
aufwerfen läßt, fo läßt fich darauf im Allgemeinen antworten: es if 
Die Verſchiedenheit ber Verbindungs⸗Art, weldger bie einzelnen Grund⸗ 





*, Das gehörig mit Zucker verriebene Extraet würzt Ghocolate, füße Speifen 1c., 
mub ertheilt BanillensDuft, ſowohl Würzbranntweinen (Liqueuren) als 
auch ten fog. Emulſionen, z. B. ver Mandelmilch, Mohnſaamenmilch se. . 
Um vamit bei Rauchkerzen jenen Duft zur Entwidelung zu bringen, hat 
man das Grtracthäutihen mit etwas Benzocharz abzureiben. Auch marme 
Mil nimmt davon ben Wurzduft an, darf aber nicht abgevampft werben, 
weil vabei ber Duft entweidht. Alkohol von 200249 IR das Griract, ohne 
Rüdkans zu hinterlaſſen; 36% 40 grabiger nur theilweiſe. Darüber peftiflizt, 
entzieht ihm der MBeingeift nichts Kiechbares. Dlivendt laͤßt es ungelöl. — 
TH. v. Sanffure erhielt von 100 Gewichtttheilen trodnen Ertracthäuts 
Hens weit mehr Kohle (mitteilt trodner Deftillation) als von eben fo viel trock⸗ 
nem Gxtrast; vergl. Boigt’s Meberiehung Th. v. Sauffure's, ©. 129. 


r* 


18382 


ſtoſſe in folgen, z. B. Gedritt⸗Verbindungen umnterisorfen ericheium, 
wie Solches das Verhaͤltniß von Amylon und Rilchſaͤure erläutern 


mag: im Amylon unterliegt ber C⸗Gehalt der gegenfeitigen Auer 


hung von H, zugleich aber auch von O, und ebenſo H der von C mi 


O, und O jener von C und H und jeder biefer Grunbfiofle, zjumel | 


das O if hiedurch am beherrſchenden Mäds und Einwirken gehisbet; 
in der Mildyfänre dagegen ſind zunächſt C und H, umter gegen 
feitiger Ausgleichung zum Wertbe eines Grundſtoffes verbunden, de 
durch gegen O geichwächt und gegen bafielbe mit bem Werthe ein«h 
Gtoffes + E erhaltend, ihm als eleftronegative Stoffe untergeortan. 


F) Glutiniide ober Leime. Farbloſe, durchſichtige, amorphe, hack, 


buch Erhitzen (hierin dem Horn ähnlich) biegfam, weich umb zerſie 
bar werdende Maflen, die im falten Waller aufquellen umb fi bez, 
mittelſt Durchwaͤrmung, leicht darin Iäfen, und ebenfo amd im fa 
newäflerten Weingeiſt, Hingegen weber im Alkohol, noch im Hecke, 
noch in Delen. Erkaltend erſtarrt bie gefättigte Löfung, unkr be 
trächtlicher Wafler-Bindung, zur Gallerte (Gelatine), uud iR «u 
foldge, wie im flüffigen Zuſtande, volllommen unſchmeck⸗ und umeisgber. 
In kleinen Antgeilen in eine Löfung von Gerbſänre gegoffen, extläht 
bie geloͤſte Gallerte ihr Waſſer größeren Theiles, ſich dagegen im 
Verhaͤltniß yon 1 Aequivalent Leim zu 2 Waſſer mit 2 Gerbſaure m 
Niederfchlage verbindend, während, bei umgefehrtem Berfahren, wem 
man bie Löfung der Berbfänre tu die des Leims gießt, 3 Leim +40 


mit 2 Gerbfüure verbunben gefällt werben; in beiden Wällen Side | 


darſtellend, bie aber ſchr bald zur dicken klebrig⸗zaͤhen Waffe gem 
men führumpfen. *) Im Mllgemeinen gilt von den Leim=-Bildungen 
wa6 you der Umwanbelmg bes Amylon in Glucoſe erfermy- 
gemäß iR; es treten erſtere wm fo cher ein, je Höher bie Tempe 
zatur des Waſſers, mit welchem bie Leim⸗gebenden Gewebe wi 
deren Bertreter gefotten werben; Daher, je größer der Druck, zmter den 
dad Sieden vor ich geht, wmb cbeuſo andy, ‚je nrehr der Giebepunit bei 
Daſſers durch Sea von Mineralfäuren, die anferbem, eis felde 
wie bei der Bildung des Starkzuckers, durch Uns und Mufregung geyt 
die Gewebe ac. ſich bethätigen und fo die gegen die Gohäflen der Ge 
webe gerichtete Waͤrmewirkung unterftägen. Hiuſichtlich der Geweick. 
ſelbſt aber, darf nicht Äberfchen werben, daß fe Naltero Eiaghn 


*) Huf dieſe Verbindung ber Gerbſturen wit dem Slutin, ober mit beme Güfe be 


Thierhaute, beruhet die Sohgerberei (eben ©. 1188 nm.) zus me. Necci 
ber Volytehnodenie H. 618 ff., wo men bie Usterfchkte gwifden Bablnen 


ver Thierhaͤnte mit Berbfduren manzigfadher Krtung 6. i. Eopgesserch, 


mit Brenzgerbſäuren, Drenzolen, Rueofet ze. Rauch gerberei) wi Gert 
fäuren (Sämiſchgeeberei), bewen Ad außerdem na amfdhlichen: wie Bw 
binpungen ber Häute mit 4103, fo wie jme pofiidhen mit Binitweiß, Mel x. 
in der Meißgerberel und Pergamentgerberei; m. Palytetmeddem. EL BLEF 


138 


Unalyfen zufolge, von denen zur Broteln:Öruppe (oben ©. 1067 
und 1076 *) gehörigen Gebilde ſich weſentlich dadurch unterfcheiben , daß 
fie in der Regel einen Schwefel enthalten. »e) Saͤmmiliche Leime find 


*) Ja Bezichung auf ven Inbalt der &. 1076, beſtablichen Untermerlung, bier nod 
Folgendes: Mulner's Brotein, bargefiellt nah nem a. a. O. mitgetheilten 
Berfaheen, iR nicht frei von Schwefel, was zwar nit, wie Kemp darzuthun 
fuchte (Ann. d. Chem. u. Pharm. LX. 104 fi), vie Größen» Derhättniffe 
des in ver BrotelnsBormel aufgeführten C, A und H, wohl aber vie Aequi⸗ 
valent⸗Menge des O um etwas — jevoch nicht um bie Größe eines ganzen Aequi⸗ 
valmis — mindert. 8. fand namlich, daß, behandelt man frifches Ciweiß mit 
Bydrochlorſaͤure und leitet dann in vie durchgeſeihete Aufloſung Ch⸗Gas, ins das 
burg gefällte und ausgewaſchene fog. chlorichtſaure Protein, noch Schwefel ent 
halt, ven fowohl durch Berbrennen mit Gchwefelfäuresfreiem, zuvor mit reinem 
Natron⸗Tarbonat gemengtem Galpeter (welches Gefammtgemenge man bann im 
ſchon ſchmelzenden Galpeter trägt, oben ©. 1111), als au durch Berbrennen 
mittelſt reinem Kali⸗Chlorate (ha6 man zuvor mit dem Doppelten feines Ge⸗ 
wichtet reinen unb volllommen troduen Quarzſand gemengt, bann aber, 
famnmt Yiefer Belgabe, mit dem trocknen Proteln innig gemengt hatte, um es, 
alfo vorbereitet, in einem großen- Bistintiegel ſtarker MBeingeih-Samyentipe kurze 
Zelt hinvurch auöjufegen, erhielt 2. Schwefelſaure (und Photphorſdure, bie 
beine mittelt BaCh beftinımt werben können). Auch hatte ſchon zuvor Liebig 
sefunden, Daß in mäßig ſtarker Kali-kauge, bei 50° C. = 400 R. aufgelöftes 
Albumin, oder flatt veffen Caſeln ober Fibrin, mit einer fung von PhOA 
vermifgt, Teine Gchwärzung zur Solge Hat, währenn, fäll’te man ſolche Pros 
telnoid Wuflöfungen mit Ä aus — was keine HS- Entwidelung bewirkte — 
Iöfe daun ven hiedurch erfolgten autgewaſchenen Proteln-Wieberihlag wiederum 
in Ralistauge auf und verfeßte nun viefe neue Auflöfung mit PbOA»töfung, bie 
Gegenwirkung vorhandenen Schwefel⸗Kalins unverlennbar eintrat; Laskowig 
dieher gehörige Berfuche gewäsrten gleiches Ergebniß; Ann. d. Chem. u. 
Pharm. LYVIII. 153. Daß bei vergleichen Auflöfungen son Ayptshaltigen 
Bildungetheilen in Alkali⸗Laugen au etwas Ammoniak gebilbet wir un ents 
weichend ven A⸗Gehalt am etwas mindert, was zugleich die Entwickelung ober 
Sreimadung O nah baburch Deffen: über feine urfprünglihe Menge hinaus⸗ 
reichende Anbäufung zur Folge geben muß, und wat nothwendig auch der Ball ift, wie 
Lasloweiy Gemerkt, wenn KO zem Sshaltigen Bildungttheil S entzieht, damit 
LRS bildend; denn KO entläßt dann O. Se hoher vie Temperatur, bei welcher 
bergleichen Auflöfungen in Allalisauge erfolgen, um fo Armer an 3 werben bie - 
aufgelöften S⸗haltig geweienen Bildungttheile, und Siedhite bewirkt, daß fie 
gänzlich entſchwefelt hervorgehen. Denn TOR man, nah Muld er Bereitetes 
Brotein in KallsLauge bei Siedhitze auf, fo erzeugt A’in ſolcher Auflöfung einen 
Niederſchlag, ver wirklich Schwefel⸗frei ift un als ſolcher ih gänzlich im 
Atrohot (äh. Mad Anderen ik Brotein — Cas Ag Has O7. 

e) Die Saferkuorpel ver Nafe, Ohren, Luſtroͤhre, Gelenkenden der Knochen, elaſtiſchen 
Bgamente, fafrigen Haut ber Arterien heiſchen zur Leimbildung lange andauern⸗ 
des Kochen; Gaufenblafe und ebenſo gerasyeltes Hirfchhorn gewähren bagegen 
fon wurd kurze Zeit bauerndes Sieden mit Waſſer gefättigte LeimsLöfungen, 
Daß es bei dieſen Leims@rzengungen zu chemifchen Bindungen von Hydroxyd 
(HO) towmt, vafüe ſpricht auch bie von Mulver gemachte Beobachtung: daß 
lange anhaltendet Sleden des Leims, viefem fein Wermögen raudt 
mit Bafler eine Gallerte zu bilden und ihm dagegen eine ſchleimige Beſchaffenheit 
ertheilt; das ſcheint aber dentlich gu heißen: langes Sieden ber Leim⸗Loöͤſung 
vermehrt deſſen Gehalt an gebundenem Waſſer und damit feine Loͤtlichkeit aber 


— 


1884 


übrigens im reinen Zuſtande durchſichtig, *) farblos, umb tscher 
ſchmeckbar noch riechbar. 
a) Slutin oder Thterleim = Cı3 Aa Hıo O5; vergl. ©. 1076. Duck 
mäßiges Erhitzen erweichbar, im Falten Waffer, unter Berlat 
feiner Durchfichtigkeit, aufquellend und dann burch Erwärmen barik 
löslich; als Löfung bei 500 0. — 400 R. filteirbar, erfaltenb zur Haren 
Ballerte erflarrend, wenn die Löfung auch nur 0,01 Blutim enthält, 
Im Alkohol und im Aether unlöslih, ans feiner wäfirigen Löfung 
durch Alkohol, Chlor (aber nit durch HCh) und Merkurchlorid jäl 
bar; Hingegen nicht fallend verhalten ich eifigfaures Bleioryd (new 
trales, wie bafifches), Alaun und neutrales fchwefelluures Gifenerp. 
Nur in roher Seide kommt (6.1076) ſchon fertiges (ichthimmartiges) Bin 
sin vor, aus allen übrigen, durch Behandlung mit Waſſer Keimısgebeuben 
Gebilden, wird es, wie bemerkt, durch die Darſtellung erſt erzeugt. 
Die am meiſten in Gebrauch genommenen, hicher gehörigen, derqh 
Beimiſchung frembartiger Erzeugnifie mehr ober weniger vom reinen 
Glutin abweichenden Gpielarten befielben find Folgende: 
aa) Schreiner: ober Tiſchler⸗Keim (Gemeiner Leim) wmeifend un 
Hantabfällen, wie fie in ten Gerbereien vorfommen, deögleidhen uns 
Gedaͤrmen, Sehnen, Bändern (mit heißem Waſſer abgerührten mr 
enthaarten) Schafs und Kalbefüßen und Knocheg, Knorpeln und Herz 
fhäften sc. Man läßt biefe Stoffe zunähf von Wafler gehörig füs- 
bern und in erneuertem (am beften zuvor durch Zufak von eiwas m 
gelbſchtem Kalk vom Ca0CO,, FeO ıc. befreietem und geflärtem) Walk, 
und Hierauf vom Kallwaſſer durchweichen, entfernt das ſich Darm 
ausfcheidende Fett und kocht fie hierauf mit durch CaO gereinigen 
Waſſer ꝛc.; bie fefteren Stoffe im Dampfleffel oder fog. Pap in ſche 
Topfe. Läßt man 2 Stunden hindurch 2 Gewichtetheile gemeinen Lim 
im Talten Wafler aufwelchen, gießt dann biefes Wafler ab, bamit ken 
größeren Theil der dem Leim beigemifchten, Leicht Töslicgen Galze ab 
fernend, und ſchmilzt hierauf den Rückſtand bei mäßiger Wärme, wäh 
ihm dann 1 Theil gepulverten Hutzucker bei und gießt die alfe zufm- 
mengefeßte Maſſe auf geölten Tafeln aus, fo erhält man ben, md 
bem Trodnen der Tafeln durch Preſſen zwifchen Leinwand, zu entälenbes 





Miſchbarkeit mit Waſſer. Effigfänre ſcheint in dieſer Hinſicht das Gyrrorh gegen 
ben Leim erſetzen zu koönnen, denn indem fie ihm auflöft, raubt fie ihmm zuglih 
das Dermögen zu geliefern (zu gelatiniren). Gntzieht man friſchen Kuoen. 
mittelt wäflriger Hydrochlorſaure, ben Phosphorfäures Kalt, fo ſcheibet fü der 
Gett und verbleibt der Leim-gebenne Antheil als zufammenkangense, bie Sams 
bes Knochens, befigende Maffe (vie, gehörte fe 3. B. einem Gchäsel am, in dm 
Slafche geſchoben und bort mit Terpentinoͤl begoſſen, ſich bier zur urfprüngfäder 
Bormung wieber ausbehnt). Hinfichtlich nes nicht geliefernren Leim (.w.u.IGibiin. 
* —— wirkt entfaͤrbens auf verbünnte Leim-Löfungen, klarend: gerimnesket 
ip, 


1385 


\ 


Mundleim, der zum Auffpaunen der zum Zeichnen beſtimmten Pas 
piere, jo wie zu feineren Papparbeiten, zur Wertigung des Papier- 
mache (des HolzsMafchee 2c.) faſt unentbehrlih iR; m. Theorie d. 
Polytechnochemie II. 806, 809, wo man au (S. 810, 822) über 
Bopprkeimung, Blanzyappın, Bergaments, Oblatens (Papiers und 
Knochenleim⸗Oblaten), Euppentafelns ıc. Fertigung ıc. das Erforderliche 
beſchrieben findet. 

BB) Bergament-Leim.oder Flandriſcher Leim. In ähnlicher Weile 
aus Pergamentabfällen. Um das Riſſigwerden deſſelben zu verhäten, 
muß man die Pergamentſchnitzel zuvor entfalfen, was durch ſtark vers 
dünnte Schwefelfäure (m. Arch. f. d. ges. Naturl XX. 422) oder 
mittel derfelben unter Sufap von Kochſalz, leicht bewirkt werden fann. 
Zum Leimen des Papiers (Blaniren der Buchbinder), zur Fertigung 
von Gteifleinen, in Berbindung mit Amplon zum Leimen des Papier⸗ 
ſtoffe (Zeugs), den man zuvor mit tchwefelfaurer Thonerbe minder 
zwedmäßig mit Alaun ®) gebeizt Hatte, zum Berbinben fehr dünner 
Holzplatten wit dickeren Unterplatten (beim fog. Furniren) ac. fehr 
geſchaͤtzt. 

yy) Knocheulelm. Nachdem man die zerkleinerten Knochen mit Waſſer 
anhaltend gekocht und fo vom Bett und von im Waſſer leicht Löslichen 
Beimifchungen befretet hatte, weicht man fie in wäflriger Hybrocdhlorfäure 
ein, bis fie durch ‚die folgen Weges bewirkte Kalkphosphat⸗Entfernung 
einen hohen Brad von Weide und Biegfamkeit gewonnen haben. Sorg⸗ 
faͤltigſt ausgewafchen und fo lange in fließendes Wafler aufgehängt, bis ſie 
farblos durchſichtig erfchelnen, läßt man fie an der Luft troden wer⸗ 
den und löR fie, beabfichtigt man fie in Tafelform zu Bringen, in fo 
wenig fiebendem Wafler, daß die Löfung erkaltend zur feRen Gallerie 
erſtarrt, bie dann, durch Erwärmen gefchmolgen, in Tafelform aus⸗ 
gegoflen und in der Luft getrocknet wird. Der Kuochenleim wird wie 
der gemeine Leim verwendet, dieſem jedoch, unter Zufap von braunem 
Zuckerſyrup (Melafle) und, um das Schimmeln zu verhüthen, von 
etwas Galyeter zur Zertigung ber elaftifhen Buchdruckerwal zen 
von Nanchen vorgezogen. Sur Fällung der Derbfäuren z. ®. 
aus Barbbrühen (oben ©. 1131), zur Bildung. des fog. Waſſer⸗ 
firniffes der Maler und Vergolder, leiſtet er gleiche Dienſte, wie 
jeder andere reine (zumal von Kalkjalzen befreiete) Leim. 

35) Fiſchleim oder Haufenblafenleim. *%) Die vorzüglicheren Sorten 


0) Huf 25 Pfund Leim werben 8 Pfund kryſtallifirter Kali⸗Alaun, ober flatt 
deſſen 5 Pfuns -9 Loth ſchwefelſaure Thonerde (ryſtalliſirte) erfordert. 
Das Berhältnißgewiht des Alanas (= KOSOz; + AlOz3 + 3 803 + 
24 HO) beträgt (1089 + 643 ‚1500 4 300) 9532, 1a6 bes Alums 
szypfulphat (= AlOs3 + 3 SO; + 18 HO) 2368. Man feht übrigens 
Dem Leim, uf6 ver Bapierleimung, gemeinhin noch Harzieife zu. 

“) Die meiſte Gaufenblafe kommt vom. Sterlet⸗Haufen cAccipenser 


1886 


dieſes Leims gewährt: bie innere, filberweiße Haut ber Ehtwimmbli 

fjener Fiſche, welche hiezu, biefem ihrem Theile nach, vermerkt werte; 
man weicht ſolche Schwimmblaſen zuvörderft im friſches reines, meiden 
Bafler ein, ſchneidet Re nach ber Einweichung emtzwei, ſchület ja: 
Innenhaunt ab, wäfht fie und widelt fie entweber zu Uufetfeufruig 
gefrummten Wülſten zufammen, ober ſtreckt fie über einander zu lin 
lichen Platten aus und trocknet fie am warmen Ort. Weldficyiug 
ber im Handel vorkommenden Haufenblafen, darauf folgende Zerjcheu⸗ 
bung zu kleinen Stuͤckchen, und Auskochen derſelben mit MBafler gieit 
jene Löfung, welche, abgebampft und in Tafelform gebracht, den eiger⸗ 
lichen fog. Fifchleim barflellt, den man zu feinem Leimerelen, zw 
Dereitung bes fog. Tugliſchen Pflaſters, der fog. Sulzen (Ge 
ltes, mittel Berfegung ber wäflrigen ober mit Wein bereiteten Liu 
mit Iuder, Opffäften, Gewürzen, Mil ıc.; zur Ehönung (ls 
zung) bes Weins, zu feineren Leimungen bes Holzes ıc., fo wie p 
dergleichen Kütten: mit Kalt verrieben, nach Urt des mit Kall mi 
teten Käfes und Ciweiß⸗-Kütt; oben ©. 187 Ham. und 1072 Im.) 
Deber oralfaures Blutin vergl. S. 1225. 

es) Fleiſchleim oder Zellgewebeleim. Die Muskeln Pelle in Heu 
Berbundenheit das: Thierfleifcy genannte Gebilde bar; mie es we 
kommt in allen nicht herzlofen Tieren. Sie liegen dort, we fe ii 
Kuochengeräfle bedecken, gemeinhin unter der Haut, um befchen ud 





Rathenius L.); vergl. a. a. D. Sqhlechtere Sorten von einem un beukle 
Fiſche geben bie ganze, unveränbert getrodnete Schwimmblaſe, wie Foſſen, Hk x 
derſelben. Ginen trefflicden Leim gewährt auch bie gänzlich enthanzte dei te 
Köpfe junger Kälber, wenn fie wohlgemafchen (bis das Waſſer Mar chi) 
und fein zerſchnitten mit durchgeſeihetem Regenwaſſer 2 bis 3 Gtanten giedm 
wird, 6i8 bie Streifen ſich in Wänen ziehen laffen. 

°) Gine wenig gekannte LeimsGorte iR der Schieß bogen⸗Deim ver Gapplänh. 
Diele ziehen nämlih ven Barſchfiſchen (Perca Auviatilis) We Hut 6, 
trodnen fie, weichen fie dann im kaltes MBafler ein, Bis fe vollkommen mf 
gequolfen erſcheint und bie Schuppen ſich ablöfen, ſtecken hierauf wier ac MM 
begleichen entſchuppte Saute äber einander gelegt in. eine Meunthier-hemkiik, 
over wideln fie in Birkenrinbe ein, damlt fie nicht vom trepfbaren Bei 
fordern nur vom Maſſerdampf getroffen werden, wenn fie biefeihen chie 
wahrt, hierauf über einen Gafen (Topf) mit fieaenden Waſſer legen —X 
wenigſtens eine Stunde hindurch über dem mäßig wallenden 

man ertfernt fe dann vom Waflervempf, nimmt fie als volffememen gallestsrig 
erweist aus ihrer Umpällung ‘heraus und leimt fofort damit, werzigfih Sr 
geräte aller Urt. Umgekehrt macht man nicht von ber Haut, fonbern Sun IM 
ſilberahnlich glänzenden Haͤutchen ber einzelnen Gchuppen Beisfiiget 
(Cyprinus alburuus) Gehraud, zur Rehbiiung ver Verien. Men Mi 
telt nämlich diefe Schuppen fo Iange mit Maffer, DIS fh deren Hänkfen 
harteter Schleim) vollſtaͤndig abgelök haben, läßt bann bie 
per —— ht fe nun im * * 
wäflrigen und fo dar: die zum Ueberzichen tuneren 
hoßler yeriförmiger Glasfällen uns pamit zus Durtekung faljeger Macln air 
deliche fog. Kssense d’Orient. 


=. 

2 
ei 
|. 8 


meiſtens gleichlaufenden Einzelfaſern, vom denen jebe durch eine aus 
Zellgewebe beſtehende Scheide von den übrigen geſondert lagert, 
währen» mehrere foldyer Cinzelfaſern wiederum durch eine gemeinfchafts 
liche Zellgewebfcgeide zu einem Ganzen, genannt Baferbändel, örts 
lich verbunden erfcheinen (and fo, im Beziehung auf tbermomagmetifche, . 
und damit auf thermocleftrifche Verſtaͤrlung ihrer Leitungs⸗ und Erre⸗ 
gungss Fortpflanzung Wehnliches zu gewähren vermögen, was z. B. 
beim Elektromultiplicator die Vermehrung ber in iſolirenden Hüllen 
neben einander liegenden, erregbaren und erregenben Leiter des Elektro⸗ 
‚ magaetismus leidet). Innerhalb jeglichen ſolchen mechanifch zertheil⸗ 
baren Bünvele werzweigen, und verbreiten ſich zahlreiche Nerven und, 
theils farbige, theils farblofe Flüäffigkeiten enthaltende Befäße.*) Der 
Leim des Fleiſches entſtammt aber hauptſächlich dem Bellgetvebe und 
verhält Ah, im Banzen genommen, wie ein durch Osmazom wernus 
sehster austeim. Er enthält jedoch merlliche Spuren von Schwefel 
— vielleicht Hier, wie in ben übrigen Gewebleim⸗Arten (Haufenblafes 
Leim ausgenommen) ein Abkoͤmmling burch die Ausſcheidung orybirten 
Proterns — die in den übrigen Arten diefer Leimgattung weit weniger 
merklich vorkommen (vergl. Schlieper's hieher gehörige Verſuche; 
Ann. d. Pharm. u. Chem. LVIII. 378), und Berdeil zufolge 
(a. a. O. ©. 320) in der Hanfenblafe an O gebunden zugegen find. 
b) EHondrin oder Knorpelleim. In allen noch nicht verkuöcherien 
Kuorpeln, desgleichen in ben nie verknoͤchernden (bleibenden) ber Rips 
pen, Geleuftnöpfe, Euftröhre, Nafe, fo wie auch in der Faſerknorpel 
er Cornea (©. 1019); mit Eſſigſaure behandelt tritt letztere am biefe 
Fibrin und Albumin ab, während die Chondrin⸗ haltige Baferkuorpel zurück 
bleift *%) und bann auch in den feberharten Geweben ber Arterien. Geine 
wäßlrige Löfuug wird nicht nur durch Berbfäure ıc., fondern auch durch 
- MCh, A, PbOA, Gifenorgb » Gulphat (zu 87,59 Procent Ehoabrin + 
12,41 Fey O3 + 3 803) uud Mlaun gefällt,. wobei letzterer Niebers 
flag durch Ueberfchuß des Bällungsmittels, fo wie durch verſchiedene 





*) Mehrere leiten die rotbe Farbe nes Fleiſchet warmbläthiger Tiere (oben 
©, 1126) von zahlloſen, innerhalb veſſelben verbreiteten, zothes Blut enthalten: - 
sen Sapillargefäßen ab; allein auch das zerhadte und darauf wohl ausgewafchene 
Fleiſch Hefigt ſolche Möthe, die durch Cinpockeln mehr ober weniger verflärkt wird 
und auch bei manchem Viſchfleiſch (3. B. beim Salm), ſowohl kur Behamlung 
Iung mit Eſſig, als vorzüglich auch durch Raͤuchern (Bachs) fehe merklich euts 
wickelt erfcheint. 

=) cher da8 Verhalten ver übrigen Theile des Auges ſ. a. a. O. Bas Pigment. 
nigrum wir "weder vom Waſſer, noch vom Alkohol, noch von verbünnten 
Bäuren aufgenommen, iR aber in Kallhydrat⸗Lauge auflbelich und nad Urt des 
Preteln (©. 1075) vrch Säuren daraus fallbar. Welche chenliſche Beſtanbet⸗ 
Aentteungen erfahrt ver Blasköcher nes Auges, wenn er im Bolge derſelben 
ven grünen Gtaar bewirkt, welche vie Kryſtalllinſere. beim grauen 
* welche ver Sehnerve durch feine den ſchwarzen Staar broingende Läg- 
mung 


. 1988 


SalzLöfungen wieder gelöf wird, was bei bem durch Hydrochlorſert 
entfiandenen and durch dieſe EAure fatt Hat. Schroͤdere Nnalyk 
zufolge ift ber flöchtometrifche Beſtand des Chondrin = Cy Hu 
Ay Or (Mulder Hatte früher daſſelbe Ergebniß erhalten); indeſſe 
darf nicht unberüdfichtigt bleiben, daß Chondrin verbraumt 4 Proc 
bafifh phosphorfauren Kalt als Aſche binterläßt. Bei dem übrigen 
Leim: Battungen fällt bie Menge ber verbleibenden Wfche kleiner ans; 
um wie viel? if noch zu beflimmen. 

ey Ich thinn oder Fiſchknorpelleim. Unterfcheivet ſich von ben vorigen 
Leim-Battungen hauptfächlich dadurch, daß feine wäflrige Löfung nidt 
geliefert. Man findet ihn vor: nicht nur in ben Kuochen der 
Kuorpelfifche, 3.23. in denen der Pricken oder „Reunaugen" (Petre- 
myzon fuviatilis), Lampreten (P. marinus), der Haye (day 
flihe, Squalus Acanthias, S. Zygaena eto.), fondern wenigiens 
in Form einer Spielart, auch im Obrenfuorpel der Renſchen, md 
wahrfcheinlich in allen ſchwammigen Knorpeln. Des letzteren Lifun 
wird von HCh ſchwach getrübt, was bei dem ber Knorpelſiſche ziht 
der Fall if, erleivet übrigens, wie biefer, durch Alkohol, A, Prük 
und MrCh feine Fällungen, fondern nur ſchwache Trübungen. — Echt 
lange andauernde Kochen mit Waſſer beraubt indeſſen jedem fenk 
gelieferbarem Leim fein Bermögen Ballerte zu bilden, und wanbelt fe 
muthmaßlich die a) und b) Leim-Battungen in Ichthim, ober fereit 
bie Umbildung unter befonderen Ausfcheibungen noch weiter fort ab 
führt fo zu Bildungen von ProtenDryben? Berge. S. 1076 F. Ins. 
und 1376. Arterienhaut it = Cas Aın Has O6: 

Anmertung 1. Buchner dv. ä. fand, daß jene Hyprodlorfam, 
welche zur Entblößung des Knochenleim angewendet worben, ſtett m 
gleich auch etwas Leim auflöfe und in Verluſt gehen madhe, fo we 
au: daß bad biebei verbleibenne Knochenmark einem widrigen Gerat 
annehme (der fich jedoch durch fehr ſchwache Kalicarbonatstauge uud 
Thierkohle entfernen laſſen bürfte?). — Dampft man den burg as 
haltendes Sieden nicht gelieferungsfählg gewordenen Leim zur Troise 
ein, fo verbleibt ein weißer, leicht zerreiblicher Rückſtand, ber jenem 
abgeänderten, nicht mehr klebenden (nicht mehr leimenden) Leim äfselt, 
welcher entfteht, wenu man in wäflrige Leim⸗Löſung Chlor treten If 
(oben S. 1384), und den alfo gebildeten chlorichtſauren Leim (in weidgen 
der Leim gleichſam um bas Vierfache verdichtet erfcheint; ben bier 
iſt darin als eine Verbindung von Cz2 Hao Ag O2o zugegen) wicherum 
feiner Chleriägtfäure beranbt. 

Anmerkung 2. 1 Bewichtötheil fein zertheilter Leim mit 2 Biticldl 
im verfchloffenen Glaſe 24 Stunden lang burchweicht, bilder ne farb⸗ 
Iofe Auflöfung, die, mit 8 Wafler verbännt und einige Stunden Hin 
durch gekocht, dann mittel Kreite von ber Gchwefelfänze befreiet, die 
wäflrige Löfung "eines künſtlichen Danerfüß (oben ©. 13) 


1369 


darſtellt, das, in gehäuften Tafeln kiyſtallifirend, von feinem Erfinder 
Braconnot sucre de gelatine, d. 1. Leimfüß (Blycicolt) ges 
nannt wurde. Die Muttersange dieſer Kryſtalle enthält noch ein 
zweites nicht füßes Erzeugniß, das Leucin, das B. auch durch Sieden 
von Fibrin mit Schwefelfäure erhielt und das fpäterhin auch aus Protetn 
(neben Brotid und Erythroprotid) ſo wie auch durch Sieden 
des Leims mit einer nahe gefättigten Kalihydrat⸗Löſung, dann aber 
unter Entwidelung von Ammoniak und Bildung von Leimfüß gewon⸗ 
nen, und in dieſem Zalle dadurch gefihieden wurde, daß man, wenn fidh 
fein Ammoniak mehr entwidelt, die Flüſſigkeit genau mit Schwefelfäure 
neutralifirte, bieranf zur Trechne abrampfte und mit Altohol ausfochte; 
dieſer löfe dann das Leucin und das Leimfüß, und Hinterließ, deſtillirte 
mau ihn wieder ab, beide Erzeugniffe im trocknen Zuftande, va dann 
nach und nach, in Meinen Mengen angewankter Falter Weingeiſt, das 
leichter Tösliche Leucin vom weniges löslichen Leimfüß trennte und 
leßteres wiederum im ſiedenden Alkohol geläft, aus biefem mittel von 
ſeiber erfolgender Berbunfung in großen geruch: und farbloſen rhombiſchen 
Brismen auſchießen ließ, die ſehr füß ſchmeckten, bei 1780 C. 1420,4 R. 
ſchmolzen und ſich zu zerſetzen anfiengen, Ag Waſſer und ſtatt deſſen 
900 Weingeiſt zur Loͤſung heiſch'ten, im Aether unloͤslich waren und 
ſich ſtöchiometriſch aus Ce H7 A-2Osß + 2BO zuſammengeſetzt zeigten. 
Mit Azotſäure erhitzt, Töfle das Leimſuß ſich unzerſetzt auf und gab damit 
eine farbloſe, prismatiſch geftaltete, aus Glycicoll 42 AO; 4 4 H0 
zuſammengeſetzte, ſalzige Verbindung, die mit Salzgründern Doppel⸗ 
falge gewährte, welche zuſammengeſetzt erſchienen, wie nachſtehende 
Formel es für das hieher gehörige Kalk-haltige Doppelſalz nachweiſet: 
(CaO + Cs Hr Ag 05) + Ca0A0;. *) Die einfache Verbindung des 
Biyeicoll mit der Azotfäure ift in m. Grunde, I. 597 unter der Bes 
-nennung Zeimfüäßfäure beſchrieben. Die durch fie gebildeten Dop⸗ 
pelfalze, das des AgO ausgenommen, verpuffen ähnlich wie Salpeter. 
Die Prismen diefer fog. Säure ähneln dem Blauberfalz, find abges 
plattet und ſchwach geftreift, vollfommen durchſichtig und farblos, 
ſchmecken der Weinfäure ähnlich, doch zugleich füßlich, löſen fich im 
Waſſer, aber nicht im Alkohol (auch nicht im gewäflerten), fchwellen 
in ber Hiße anf und verziſchen letztlich ohne Flamme mit Rechendem 
Rauch, während das Kalishaltige Doppelſalz anf glühenten Kohlen 
wie Salpeter verpufft; mit MgO bildet fie ein zerfließliches, nicht kty⸗ 
ſtalliſirbares, mit CaO ein Iuftbekändiges, kryſtalliſirbares Salz, Tann 
daher zum Mittel dienen, Magnit von Caleit zu fheiden — 
Die Löjung des reinen Glycicoll wird durch Balläpfelaufgaß nicht, . 


M Belouze fand das Glyeicoll ftochiometriſch, als Doppeltäguivaient um 
4 (mithin als einfadges um 2) HO reicher aufammengefeht, als obige Tormel 
es angieht; nämlig Cic Hıg As Ora (= 2 mal Cs Ho Ag 07). 


1890 


hingegen durch Nereuroxydul⸗Azotat gefällt; für ſich erhitzt wirb «s 
unter Ammoniak Entwidelung zerſetzt. — In wie weit Braconneots 
. aus Wolle und Geide durch Behandlung mit Echwefehfäure erhaltene 
Erzeugnifte Giheicoll⸗haltig und in welchem Maafe fie es ſind, if 
noch unermittelt. 

Anmerfung 3. Das gleichzeitig mit dem Glycicoll ans Leim + 
SOz bargefellte Leucin (= Ci2 Hı2z AOs) ſchwimmt auf dem Wafkr 


in Geſtalt einer weißen, koͤrnigen, wargenförmigen, zwifchen den Zähem - 


knirſchenden Maſſe, die, in wäflrigem Weingeiſt gelök und berans krd⸗ 
Rallifirt, gleich dem aus Protern geivonnenen, in farbio6 glängenden 
Blättchen anfchießt, welche bei 1700C. ⸗130 . in Dampf verwanden 
ſich fablimiren, ohne Spur von Berfegung, vom WBafler, wie von 
Alkohol, nur in Keinen Mengen aufgenommen werben, in weit größeren 
hingegen von ſiedenden Flüſſigkeiten diefer Art, dem Waſſer angenchan 
Fleifgbrähs@eifhmad ertheilend, won Aifalien eine Veränderung 
erleiden und mit nicht waflerarmer Azotfäure ſich zur IryRallificbaren 
Leucinagotfäure (= Leucin + AO;) verbinden. Diefe bildet mit 
MgO ein Iuftbefländiges, kleinkörnig kryſtalliniſches Salz, mit Ca 
ein in rundlichen Oruppen anfhießendes, das, anf glühenten Kohlen, 
gleich dem Leimfüßcalcit-Azotat, anfänglich fchmilzt, dann aber nf 
weit lebhafter als diefes Salz verziſcht oder verzifchenb verpufft (ab 
fprechend feinem größeren Gehalt an brennbaren Grundſtoffen). 

Anmerlung 4. Gin lünflidhes, dem nicht gelieferuden Leim ſich 
näherndes Erzeugniß, erhielt Braconnot, als er den waͤſſciges 
Abſud des Flatterrußes (5. 1386 Anm.) durch PhOX ausfäln, 
dem Niederſchlage das PbO dur SOg entzog und bie davon geiremie 
Flaſſigkeit zur Srtractbide abdampfte. Sie war, alſo dargeſtellt, pech⸗ 
aͤhnlich, loͤſte ſich in Waſſer und entließ aus ber dicklichzäͤhen Löung, 
mittelſt Zuſatz von Alkohol, ein der Phytocolla (Blanzeniecim; 
oben S. 1067) ähnliches Erzengniß, das, durch ben Alkohol won Kali⸗ 
Acetat befreiet, eine von der Abdampfſchaale leicht ablösbare, geſchmackleſe, 
Lackmus kaum röthende sc. Maſſe gewährte, die durch Berbfäure fülber 
erſchien, trocken deſtillirt Brenzöl und Ammonoxyd⸗Carbonat⸗haltiges 
Waſſer entwickelte und die, auf glühenden Kchlen, mit „Rarfem Derrch 
verbrennenden Horns* verbrannte. Mit Azotfäure erhitzt gab fie jo 
feine elgenthümliche Saͤure, fonbern Pitrinſaͤure und Dralfäure (nebf 
eiwas CaO⸗Oxalat). 

Anmerkung 5. Swifchen den Leim⸗artigen Erzeugniffen und Proteine 
Oxyden (oder vielleicht beide Bildungstheile enthaltend?) ſcheint ber 
Etoff der Spinngewebe zu ſtehen; Cadet erhielt darans ein af 
beftinbiges, im Wafler lösliches, und ein im Weingeiſt ſehr loͤclichet, 
ſehr zerfließliches Wrtract, und verbrannt: eine Aſche, die jedoch mehr 
auf Bflanzenleim, als auf Oxyproterne hinweiſet, außerdem aber Eh 
durch eigenthünlichen Gehalt auszeichnet; fie befand nämlich and 


1391 


AlOs, Ca080:, N0OCO,, NCh, Ca0CO, un BIO; die Aſche 
ves Mehlleim enihält aber ſehr merfliche Mengen von NOCO,, 
KCh und NCh. Ob die Aſche des Thierleim, namentlich des Knochen⸗ 
leim nicht neben der Kuocheuerbe (= 8CaO + 3 POs oder pro⸗ 
centiſch 51,549 CaO 4 48,451 PO3 *) Epuren von CaR mtbält — 
Elfenbein, kranke wie gefunde Knochen, der Schmelz der Zähne 
(©. 983 Anm.) find CaF-haltig und auch im Blut kommt V (jedoch 
nur fpirenweife) vor — ſteht noch zu unterinchen; vergl. oben ©. 801, 
846. Beim Knochenfraß (Beinfrag Caries ossium) verfehwindet 
verhältlich mehr Knochenerde als Knorpelſtoff und Bett, das in größerer 
Menge als in gefunden Knochen zugegen ift, füll’ı die entlandenen leeren 
Räume. Die Knochenerde felbft gleicht jener der geinnden Knochen. 
Anmertung 6. Tinen dem Leim fi nähernden Bildungetheil 
found R. Brandes im Mineralmaffer von Tatenhanfen, und 
nannte ihn Blairin; m. Grundz. I. 673 Anm. In ten Brunnen 
wölbungen ber warmen Quelle des Schützenhofs zu Wiesbaden 
fand ſich bagegen ein dem Donin (S. 1352) und ber Gellulofe 
nahe ſtehendes Erzeugniß, das aus dem Waſſer in einer langen Reihe 
von Jahren ſich gefondert Hatte und in bemfelben nicht mehr löslich 
war. 86 zeigte, mikroſkopiſch befchauet, Teine Iufuforien. In wie 
fern das ©. 1108 und 1345 befcgriebene nallertförmige Erzeugniß bes 
CHhymns fih vieleicht eher Hier aureihet, als an den Quellſchleim 
(1352), oder ob es der nähffolgenden Gruppe angehört, IR zur Zeit 
noch unenifchieden. Anreihen würden ſich Hier übrigens unter denen 
©. 1106 bis 1117 befchriebenen, theils in der Balle vorkommenden, theils. 
erſt Fünflih erzeugten Bildungstheilen vielleicht das Bilin (©. 1117 
Aum.), aber bevor man biefem Erzeugniß und dem Radical ber Gallen⸗ 
fäure (6. 1112) oder dem ber Ballenfäuren, den Taurin (a. a. DO.) 
nicht tiefer auf den Grund gelommen feyn wird, als es zur Zeit der 
Gall if, laͤßt fich Hierüber nichts Beſtimmtes beibringen. 
Anmerkung 7. Ohngeachtet des Blutin von Alaun⸗Loͤſung nicht 





*), Berfebt man CaCk:2öfung mit geloſtem Natzonphosphat, fo erhält man einen 
pHospyorfauren Kalk, ter %/3 mal fo wenig CaO enthält, als die Knochen⸗ 
aſche; überjeht man das Löfungsgemifg. mit CaCh>töiung, fo beſteht der Nichers 
flag aus (fünflih erzeugter) Cnroche nerde oder Knochenaſche. Vergl. oben 
S. 835 Anm. In ben Knochen des lebendigen Dienfchens oder Thier⸗Leibes, 
fo wie ver noch nicht verweſenden Leichen ſcheint vie Knochenerde cine Art Doppelts 
(af; darzuftellen, in welchem ver (beim Auskochen) Leim⸗gebende Bilvungstheil die 
Begenwirkiamkeit einer organifhen Säure übernimmt, fo daß vie Erde — (CaO 
+ 2eimbildner) + (7 Ca0 +3 PO,) if, ober iſt dieſer Leimbiloner vielmehr 
zit ter Bhotphorfäure zur gepaarten BluteninsPhosphorfänre verbunden? 
In ber Kuochenaſche (a. a. D.) vorkommende CaO CO, veutet auf eine over bie 
andere dieſer Bernrutiungen bin. — licher das verneinenve Verhalten bed Leim . 

+ «fo wie einzelner Augen⸗Gebilde ober ſog. Beugtigteiten bes Auges). zu 
Zop»fäure, ſ. oben ©, 1019. 


. 


= 


gefällt wird, fo bemächtigt es fi doch, wenn es im Grifichen 
begriffen if, wenn auch nicht des Alumoryb (des Alauns oder fait 
befien des der fchwefelfauren Thonerde) doch jenes bes entſtehenden hydre⸗ 
Hlorfauren Alumoxyds, wie Solches bie Weißgerberei baribet 
Man bewirkt nämlich die Bildung des weißgahren Leders, fowohl hei 
ber enthaarten Kalbs, Kuh⸗, Roß⸗, Hirſch⸗, Schaaf⸗ umb Ziegen 
oter Waifens Häute, nachdem fie in Kalfäfcher. gefchwellt, dann in 
(NMilchſaͤure⸗haltiger) faurer Kleibeize gebeizt und hierauf zum Defteren 
burch öfteres Walken und Wafchen gehörig vorbereitet worben, tur 
oft wieberholtes Bintauchen in heiße Alauns und Kochfalz⸗ (ki 
Lamm⸗ und Ziegensfellen, Behufs der feineren Handſchuhleder: Be 
reitung: in Alaun⸗, Kochſalz⸗- und Weinftein-) Löfung. *) Def 
übrigens die Leimbiloner zu Gerbſäuren fi eben fo verhalten, wie bie 
ſchon fertigen Leime, beweifet die Lohgerberei, wenn man term Er⸗ 
zeugnifle, die lohgaren Leber, mit jenen Nieberfeplägen vergleicht, welche 
gelöfte Gerbfäuren in Leim-Löfungen hervorbringen; beibe, die ger 
fauren Leimbiltner wie bie gerbfauren Leime, find int weit höheres 
Brad Iuftbefländig, ale fie es vor ihrer Verbindung mit ben Gerh 
fäuren waren; weber die Leimbiloner noch die Leime diefer Verbiade⸗ 
gen gehen in Berwefung ober in Fäulniß über. Aber in gleicher Beik 
finden ch auch, in denſelben Verbindungen, umgekehrt, die Gerbfäuen 
geſchuͤßzt durch die Leimbildner wie durch die Leime; benn feine It 

Säuren dieſer Verbindungen faugt O⸗Gas ein, Feine zerfällt derer 
in Cärbonfäure und Galläfäure (5. 1179). Es find die, tm Folge 
der Sunigfeit der gefchloffenen Verbindungen flait gehabten Berbik" 
tungen, welde ben Sutritt des O⸗Gaſes und bamit die Kuregum 
zur Faͤulniß, wie den Eintritt der Verweſung mehr oder weniger far 
verhindern, und Gleiches gilt auch von den gerbfauren Pr oteruniden;*) 


0) Bei der Sertigung tes ungariſch-weißgaren Leders wir vie Gast mi 
buch Kalt geſchwellt, fonvern, nachdem fie gegerbt worben, mit heißem Tele 
eingerieben und über Kohlfeuer deſſen Ginfaugung bewirkt; von dieſer Seite u 
befteht dann folches Leder aus fettfauren Leimbilenern, ober, was ball 
beveutet, if von Hier aus fAmifch gegerbet; werben vergleichen vorberchete 
Häute nur mit Kreite eingerieben, fo bildet fi eine Kalk:haltige Berbiukung 
ber Leimbiltner, und gewährt fo daB Achte, aus Kalbs, Gielss, Ga: 
Biegens und Schweins⸗Häuten bereitete Pergament. Ueber Gintheilung de 
Gerderei und deren Verfchiebenheiten f. oben ©. 1382 Anm. 

“) Außer denen ©. 1383 angezogenen Stellen find, in Beziehung auf Brotcin, Pre 
teinoide und Broteins Träger ober zu den Proteinoiden gehörigen Sinzeluge 
bilden, noch zu vergleichen: a) Protein &. 970, 1018, 1074 Anm. Darkellisng 
veflelben ©. 1075 und 1383. Bioxpprotein unn Triorygprotein ©. 1108 zub 
1077. Proteln-Subſulphür S. 1019 und 1077 Anm. b) Proteinsike: 
aa) Albumin ©. 770, 1093 un 1110; a) Phyto⸗Albumin 6 9ı9, 9, 
1018 uns 1380; 6) Zoo⸗Albumin e. 337, Verhalten zu MrCh ©. 1619 
Anm., 1075 Anm., zu Breenzerzeuguifien S. 1035 Aum.; der Seite ©. 1677. 
bb) Bipsin; wie bei Albumin: a) PhytosBihrin; wie bei Vhyto⸗Allenia 


3. 8. von dem durch Gerbfäuren gefäll’ten Albumin. Die Leimbilduer 
werben übrigens, fo weit fie aus Thierhäuten befichen, zur @infaugung 
der gewaͤſſerten Gerbfäuren ıc., Behufs der Lohgerberei durch das fog. 
Schwitzen, vorbereitet, während welcher Zeit Beigabe von Kochſalz 
ober beffer von gereinigtem Seifenfluß (KCh; oben ©. 1229) fie: 
fowohl gegen Verderbniß fehüht, als auch deren Smpfänglichkeit für 
die Gerbfäuren erböhrt. Schwach gefäuertes Waſſer wandelt Glutin in 
ein dem „Caſern“ ähnliches Erzeugniß um, *) und gleiche Umänberung 


run 


uns ©. 1090, 1099, 1350 Anm.; 4) Zoofübrin S. 970, 1019 Anm, 1093, 
Berhalten zu Salzen ©. 1075 Anm., Anziehung zu atmofphärifhem O 1077, 
Berbalten zu Salmiak und zu Inder &. 1077 Anm. co) Fibroin ©. 1077; 
dd) Srinin ©. 1075 fl.; ee) Gafein ©. 938, 984, 1071, 1075, 1380. 
Verhalten zu Alkalien ©. 1072, 1074, zu lösliden Salzen &. 1077 Anm.; 
Sydrat vefleiben &, 1085, wirkend als Gährftoff a. a. O., entflannen aus 
Albumin S. 1696; F) Globulin und Kryſtallin S. 970, 1019, 1093; 
Hämatin und verwandte Bilpungstheile &. 1109, Berhalten zu Chromſäure 
©. 1077. gg) Borkfommen ver Broteinolve im Chylus ©. 1092, Blut, 
©. 1075, 10:7, 1092 un ©. 1360, 1377 (Chymus ©. 1108, Leber un» 
Gallte S. 1110, 1339 und 1360); Lymphe 1092, Mustelfafer ©. 1096; 
Sirn (außer ven Settarten Hirnalbumin und Protelnoxyde darbietend) S. 1078 
unb.1320. Nerven und Rückenmark Haben ahnliche Zufammenfegungen. Hin⸗ 
ſichtlich der organtichen Theile (Sinzelgebilde) des Auges fieht no zu bemerken, 
deß nie S. 1019 und 1077 befchriebenen, gleich dem dort nicht genannten Ca- 
nmalis Pelitis unter vem Einfluß des ſympathiſchen Nerven ſtehen, und 
daß Trennung des Ganglion cerricale supremum Trübung der durch⸗ 
ſichtigen Mittel (Meblen) des Auges zur Folge bat; flärfie in jenem des Ca- 
nalis Petiil uns in dem der Linfencapfel; Färtere, als in vem Blass 
„,‚bärper. Wglge chemifche Veränverungen bieten vie geirübten Mittel dar? 
Das kei Canalis Petitii foll vem Humulus aqueus Adnlich over gleich 
""Teyn. Das Pigmentum nigrum ſcheint fi dem Himatin anzureifen, und 
hat theihweife Aehnlichkeit mit dem Melain, d. i. dem Schwarz in ver ſchwarzen 
Bsäffiglelt ver fog. Tintenfifche oder Gepien, das man in China zur Bertigung 
ver ſchwarzen Tuſche verwenden fol (?) und bas, in feiner urfpränglichen 
Hüffigen Form, wahrfcheinlih den Römern zur Bereitung ihrer ſchwarzen Tinte 
diente, auch noch gegenwärtig zu ähnlichen Zwecken, unter ber Benennung Sepia, 
in Gebrauch genommen wir. Nah Prout beficht ver eingetiodnete Kückſtand 
ver ſchwarzen Slüffigkeit aus 78 Melain + 10,4 Ca0CO, + 7 MgOCh, + 
... 2,16 Natron⸗Salzen und 0,84 Thierſchlein. Don ver Bepia offcinalis (Kuts 
telfifch genannt) kommt pas fonft offieinelle On Sopiae oder fog. weiße 
Fiſchbein. Es beſteht dieſes Rüdenfchilp des fog. Zintenflfches Hauptfüchlich 
. aus Ja0CO,, ſehr wentg Knochenerde und einem noch näher zu unterfuchenden 
thierlichen Bindemittel, das zu DMuciven zu gehören ſcheint. Man benupt bieß 
Sepienſchild zum Radiren und verwandten Zwecken. Die Aufterfgaalen 
Haben eine ähnliche Zufammenfegung, denn fte find, Bucholz uns Brandes 
zufolge, procentifh — 0,5 unlöslihen Thierftoffs; 98,6 Ca0COz; 1,2 Knochen⸗ 
erne und (zufäflig erachteter) 0,2 Alumoxyd. ine Abnlihe Zuſammenſetzung 
Haben vie fog. Krebsaugen. — Ueber das zum Phytoalbumin gehörige Smuls 
fin ober Synaptas (Manvel-Albumin), und Myrofin oder Senf-Albumin, 

f. &. 982 und 997; über Sungin ©. 1208. 
9) Zunätf wandeln ſich die alſo behandelten Bilbungstheile in einen weißen Brei 
um, ber vom Waſſer nicht gelöß wirt, dem Chylus nicht gleicht, nicht gerinnbar 

88 


- 


Pr 


a) 


aa) 


1904 


erleiden durch ſtark verdännte Hyupruchlosfäure (SO; etc.) and bed 
Alumin und des Kibrin, von weldem letzteren H. Hoffmanı 
ohnlängft folgerte, daß «6 ein Oxyd des erfleren fey. Go viel iR wohl 
außer Zweifel, daß dieſe Proteinoide (gleich alle übrigen, aber auf 
gleich den Muciden, Slutiniiden sc.) mit dem Bepfin zur er dam 
in Wechſelwirkung gerathen und verdaulich werden, wenn fie zuvor in 
Hydrate verwandelt worden find, was wohl in den meiften Gallen durch 


aufregende @inwirkung der- Säuren bewirkt werben bürfte, indem dieſt 


fraft ihrer eleftronegativen Anregung die Broteinoide 2c. flark genug 
zur eleftropofitiven @egenberhätigung bringen, um, aljo beihätigt, da 
HO elektrochemiſch anziehen und binden zu Tönnen; vergl. ©. 76 f. 
937 ff. nn 
Broteinoide ober Proternkörper, d. f. Bildumgsiheile, die derh 
Aufiöien in Kalistauge xc. (S. 1075) Protein gewähren. 
Albumin oder „Eiweißſtoff.“ Farblos, werer ſchmeck⸗ noch rede 
bar; entweder (faſt gallertähnlich) fchläpfrig-fließliy und dam im 
Waſſer löslich, oder geronnen und im foldem Zalle im Waller mr 
aufquellend, ohne fih darin zu löjen; in beiden Fällen erhigt B% 
Geruch entwidelnd und dem gemäß hellglänzendes Silber brümen 
oder fhwärzend (Schwefelfifber » Bildung bewirkend), wenn es (m 
letzteren Falle ale aufgequollenes Hydrat) damit erwärmt wird, Hs 
lösliches, Wie als aufgequollensunlösliches durch Berbfänre fällder. 
Löslicyes. Durch Abdampfen in der Guerike'ſchen Leere zur forbleie, 
amorphen, volllommen burchfichtigen Maffe ſich verdichtend, alſo ver 
dichtet im Waſſer aufgueliend; mittel eines. -Kleinfien vom Baht 
nach folder Aufquellung gelöft: zaͤhſchleimig flüſſig, bei 600 C.== MR 
ſich trübend, bei 610C. — 480,8 R. zur umdurchfichtigeh, farklein, 
(daher weißen) fehen Mafle erflarrend, als gefättigte Löͤſeng be 
750C. = 600R, flodig gerinnend, mit etwas mehr Waſſer verbäsm, 
bei derfelben Fühlwaͤrme in eine träbe, faſt ſchillerude (opaliſiecate) 
Füffigfeit fi wandelnd; mehr verbännt erſt bei 1000C. fi ticlben 
Zufap von Alkali verhindert die Gerinnung. Nah Maßgabe Ar ge 
zingeren ober größeren MWäfferung, dur Alkohol, Kreofot aub ie 
meiſten Euren, Ins Beſondere durch Mpotfäure geriunenb ©) oe Bü 
trübend; auch nach fehr ftarfer Wäfferung noch dur) MrCh, fo wieder 
MrOAO; fällbar; durch A feine Trübung erleidend, wohl aber füllbe 


— u a ann N 


"iR (weber tur Hitze, noch durch AOg, noch durch Perfin, das im Menge am 
gewandt, ihm flüffig macht), wohl aber durch Berbfäure, und eben fo and id 
MrCh gefällt wird. — Das Phytoalbumin kommt Häufig als Begidie 
bes Blattgrün vor; Aether trennt g& volllommen von dem In bemfelben Lö0B 
Cblorophyll. 9 


%) Der durch AD; bewirkte Nieberſchlag ſtellt eine ſalzäbnliche Verbindung ge 


welcher das Aibumin als Ealzgründer zugegen if, die Gänse aber zugleich 
HO⸗ Vertriter. 





dorch Kalineifentyankr, wenn feine wäfrige Läfung zuieur durch etwas 
Eifgfäure angefäuest worden. Waͤſſrig⸗ flüfiges Albamin loͤſt Kno che n⸗ 
erde auf. " 
bh) Unläsliches. Getrocknet gelblich und durchſcheinend. In Gffigiänre 
und Pyrophosphorfäure (6. 835, 1109 md 1263 Anm.) anflöslid,, 
und daraus durch Heberfchuß biefer Gänren nicht fhidar, während ges 
wögnlie (ungeglühte) Bhosphnrfäure, und eben fo mehrere andere 
Säuren bamit Berbinpungen ‚gewähren, welche durch Ueberſchuß an 
Saͤure im Waſſer unlöslich. werben. — Außerdem werden vie durch 
Gäuren bewirken. Auflöfungen fällend gerſehzt Busch Willie wenn 
letztere die Eäuren vollſtaͤndig nentralifiten: ohnme Dabei vorzuwalten; 
das alio aus Effigfäure gefüllte Albumin⸗Hydrat IR fänvefrel:-Ralins - 
eifeniyanur verhält fih zu ben ſauren Muflöfungen wie zu den 
Löjungen von an) Waflerarme Hybrohlorfäure löR Ib) mit 
blauer Farbe auf, *) wenn fie einige Zeit hindurch damit in Des 
rührung bieibt, Be 
D) Fibrin oder „Faſerſtoff.“ Kommt wie das Mlbumin: m fläühſiger 
und Rarrer Zaſtaudeform vor, hat bis jetzt jedoch uur in der letzteren 
chemiſch ifolirt. werden können, Flüſſig erſcheint es in dem Traubens 
faft und wahrfcheintich in allen jenes flüffigen Pflanzenleib⸗Cheilen, 
weldie, um in Weingägzung überzugehen, Teines: Bufaßes : von Hefe 
bevürfen, fondern vielmehr ſeibſi Befe aus füch hervorgehen. machen, if 
musbmaßlich. in verhaͤltlich ſehr Kleinen Anteilen in allen jeuenpflanz⸗ 
lichen Lebweſen zugegm, weldde Albumin enthalten (vergl. H. Hoff⸗ 
mann’s Holgeruug; oben ©. 1394), und dient wahrfegeinlich gteid- 
dieſem Bildungssbeil Dazu, die feſten Theile der. infuforien beyage- 
gehen zu helien; fa fern dieſe Bebwefen überhaupt. betrachtet werben 
Dinfen: ale Erzeugniffe 9%) der Einwirfmg von Luft und nicht 
zu falten Waſſer auf die aus Saamen ober’ Eiern hervorgegangenen 
Organismey. Bon ben thierlichen Fluſſigkeiten find beſanders reich am 
Hüffigem Zibrin das Blut, der .Chylus und die Lymphe. Zeſtes Si: 
brin bieten die Muskeln, bie fafrigen Harnfleine,: fo ‚wie aͤhnliche 
durch entzündliche Krankheiten gewordene Erzeugniſſe dar, iind: ber 
Mehlleim (6. 1378). Wie alle. thierliche und viele’ pflanzliche Flaſ⸗ 
figfeiteg fich mehr ober weniger trüben, wenn Re den |ebeubigen KLeib 
verlaſſen, fo ſondert fich auch aus dem Blude, in Folge ruhigen Stehens 
in Fühler Umgebung, mittelſt thellweiſer Serinnund, det fög. Bluts - 
kuchen von dem farblofen Blutwaffer; pon, benrw 'srllexer ‚dem 
größer Theile nach aus Fibrin, dem Elsineren nacht gue Blutroth 
befichet, während das Blutwafier eine Auflöfung von Fibrin und 'ehwas 
. . no .... 7 35. * 
27 Ku vie übritzen farbloſen Protelnode, die BVrotenorhde auzenonimen, 
Hläuen RM, wenn fie gleicher Behandlung unterivorfen werten. 
“) Di If) wis duech fog. generatio aequivoea entflahren a u 


eh - 


m 
blaſſe MWörhung bewirkendem Hämatin (f. to. u.) in fäffigem Albumis 
barftellt, won ‚welchem lebteren «8 Zucker befrelet; den !/ x0 der Ges 
wichtögröße des Bluwaſſers biefem an Zuder (gelöft im eben fo viel 

Waſſer ale das Blutwafler gewogen) zugelegt, macht es möglich, mits 
„tell eines Filters, das hiedurch gefchledene Blutroth von dem ſläffigen 
.»  Sißrins (Blobulin:) Albumin zu teeunen; ber Flörins Schalt des 

...0 letzteren iſt zwar nur geringe, aber body groß genag, um darch Gählas 

ges ober Quirlen, das if durch häufig wiederholten Berkbrungs 

1 Wechlel (unter mechanifcher Ditwirkung ter eintringenden Luft) dem 

„..: Mbuntie pas Fibrin entziehen zu Eöunen; *) wie man denn auch darch 

‚...ii baffelbe phyſche Mittel bie Scheidung bes frifch gelaffenen Bluts im von 

‚7. Gett begleiteten Fibrin, das ſich dem Quirl in Fotm von Fäden anhängt, 

.. and Müfges Blutroth nebſt Blutwaſſer gu bewirken: vermag, Da erfleres 

‚‚banıı. geſchiebden, durch Aneten. and Ausiwaichen mit Waller und bar 

Entfetting mittelſt Ausfochen wit Mlfohol und Aether, ſchlußlich gerri⸗ 

nigt wird. Alſo gereinigt und getrodnet, flellt das Fibrin eine gelb 

.. liche, andarchſichtige, weder ziechbare noch ſchmeckbare, fafrige, Karie 

‚und. ſprode: Maſſe dar, bie dem Waſſer, Ulkohol nad Weiher uuzugäng 

or chi, in erſteren jedoch aufquills und weich wirb, und durch: benz 

‚n ı" ‚Jolgenkes Steben, unter heträchtlich erhögetem Dead, gleich dem eben 

+fo-behandelten unlösligen Alpumin, einer Unmiſchung unterliegt, ver 

gemaͤß es zur wenig Hebrigem Früffgfeit fi loͤſt, indem es, mai 
maßlich, durch ſolche Behaudlang in ein dem Zomibin-ähulides 
Protelngegb- rear. verwandeit worden war (Vergl. ©. 1373)1 9) 


- 





0) Beemiſcht inan einen Crovfen Blut mit eben fo viel Waſſer uns 0,005 Zude, 
. md bringt Tieieb Gewiſtch auf ein -Wilter, fo Häuft tat alfo voerbännte Enum 
polffommen.‚ farblos. burg und entläßt daun nad einigen Minuten burdifüditige, 
— — Koͤrperchen, vie ſich nach und. nach zu fadenförmigen, weißlichen, zu 
durchſichtigen Maſſen, d. 1. an geronnenem Bibrin-Haltigen Globulin vereinen. 
“e) Ee wirb numich· die wäfitige Abkochung des Fibrin, gleich ker waffriges Eifung 
pe Zotmn id in (S. 1373), ſowehl von PhOA ; arte Bi von SnCh gefällt. — — 
Mm at Fleiſch gute Sleifhbräune zu gewinnen uab «6 and jugleich all 
2. gefattengs Sleifch wohtzlſchmeckend narzuftellen, muß es Lalt wit dmel 
; Kodlal enthaltenden, Waſſer beigefeht (über das, ober — Holz verfäwersa 
M 2 and Feuer gebracht) und dann das Kochen nicht länger fortgefeht werten, alt 
wis es voͤlliq erweicht iſt, ohne daß es feines Zellgewebes (S. 1386) sertuiig 
2 geht, d. h. oa vaß er Zerkotthen die Vitudetform feiner Faſern verclert; 
wes der Fall iſt, wenn hag Zeilgewebe durch zu (amgeh. Kochen in Beim (im 
"Slutin)“ ber eht Bringt man, jeboch ba — in mit Sicherheits⸗Ventilen 
verſchene an Maru m'eſchen) Dampfkeſſeln ober vergleichen metallenen Häfen 
:  (biedjeine Schiffetopfen) zu Wege, fo wandelt fich nicht nur das Sellgemebe im 
ı Reim, ;fontekn zugleich auch das Fibrin und Mllumin in jenes Somidin⸗- Alaſiche 
Proteinoryd um, was zwar keine fo ſchmackhafte, aber doch auch nahrheſte 
Fleiſchbruͤhe 35 ohne Fleiſch zu hinterlaſſen. Das Beifchen des Sleiſches 
mit fiedendem Waſſer, in gawöhnlichen Kochgeſchirren, ſchrumpft die war 
fammen, hindert fo das Cindringen bes MBaffert,- uns bewirkt, Yaf-mun, 
Kochenß ungeachtet, as Sleiſch Hark beit aus nicht mühe und weig wüh wi de 


a / 

(Berthollet bemerkie eine Abnliche Umwandeiuug ber absgelochten 
Fleiſchfaſer, in Folge eingetreteuer Bertvefung, ober begomnener Faͤnl⸗ 
ai). *) Aehnliche Beränderungen erleibet das Fibria: durch :Sifig- 
fäure, **) die dadurch entlandene ſaure Gallerie in im warmen Mafler , - 
leicht löslich; buch waſſerarme Shwefelfäure, bie hieraus ent⸗ 
Raudene Gallerte wird durch Erhigen fläſſig und darch - bergleichen 
Hybrodlorfänre, die es mit dunkel violetter Varbe auflöſt; 
Kalineiſenkyanür fchlägt es aus Yiefen Auflöfungen nieber.: Kalte 
fäurefreie AllalisLöfungen (auch die des Ammoniak) nehmen es, ſich 
baburch meutraliärend, leicht in ſich auf, Gäuren fällen es-barans; 
Erhitzung wandelt diefe Wuflöfungen, indem fi) ans bem Ps und B⸗ 
‚ Gehalte des Fibrin — und bei gleiches Behandlung des Atbumin und 
der übrigen Proternoide auch aus diefen — kleine Meugew von Phoe⸗ 
yhorfänre und Schwefelſaͤure bilden (welche an entfpreikende Mengen 
Des Alfali übergeben) in Protein: Auflöfungen um. Als hart des 
(thierlichen) Fibrin Faun betrachtet werben, bas Albuminsartige der 
Blutadern (Benen); es wird bei 400-509C, = 320-400 ®. von 
wäflriger Galpeter-Löfung aufgenommen, was beim Blut-der Elag- 
adern (Arterien) nicht der Ball il. Azotſäure gelbe das Fibrin; 
Digeion mit berfelben und ebenfo bes na Mulder’s Borfehrift darge⸗ 
Rellten Protein, fo wie jedes anderen farblofen Protelnoid, macht daraus, 
neben anderen Erzengniſſen hervorgehen: die Zanthoproteinfäure 
= (017 Hı2 A2 O6 + HO, die nad dem Auskochen mit Wafler ein 
fowohl mit Galzgründern, ale auch mit Säuren verbindungefähiges, 
unfchmedbares und gernchlofes oranges Bulver darſtellt. Berbraunt 
binterläßt das Fibrin, glei dem Albumin, auch Knochenerbe (neben 
Magnit⸗Phoephat, Caleit⸗Tarbonat und Natron; während die Albumin⸗ 
aſche ebenfalls Ca0CO,, Na0CO, und etwas Ratronphosphat dars 

‘ Bietet). | " 
Anmerkung zu a) und d). Die Erzengniſſe ber trocknen Deſtilla⸗ 
tion des Fibrin: Waſſer, Ammonoxyd⸗ Earbonat, Thlertheer, COss 
and CH-Gas, und viel Kohle finden ſich von etwas A begleitet (06 





weicher das Maſſer ik — uns viefes gilt von allem zu GpelfensBereitungen zu 
verwenbendem Waſſer — um fo befler iR ver Erfolg. Kochſalz darf aber dem 
Waſſer nicht fehlen. Je Albumin⸗reicher das Bleifh, z. B. GSeeſiſch⸗Fleiſch, zus 
mal das ver Stochfſiſche, je mehr muß große Hitze vermieden und nur jene darf 
Anwendung finden, bei weldger Gier weich gefotten werben. 

*, Im weißen Blut ver am Säuferwahnftun Erkrankten, fo wie in jenem fehe 
junger, anno an der Mutter faugenser Eäugethiere, ſcheint eine Flüſſigkeit 
gegeben zu ſeyn, welche im fog. weißen Blut ver mwirbelfäulelofen Thiere vor» 
kommt; vergl. meines Sohnes, des Dr. K. 8. W. Kaftner Abhandlung: Das 
‚weiße Blut sc. ECrlangen 1832. 8. 

°.) Darum wir in Eſig eingewwelhtes rohes Fleiſch erweicht, leichter zertheilbar 
und leichter verdaulich. Vorangegangenes Kochen mit Wafſer mindert dieſe Ein⸗ 


wirkung der T, und hebt fie eudlich gänzlich auf. -. 








andy Seitens velitemenen Gewiich reinen?), vieleicht ein Grzeugaif 
gerflörter, zuvor an Ratron gebunden geweſener Nilchfänre? Gier 
Albumin erliegt unter gleichen Bebingungen ber Catmiſchung ub 
Ummifchungen zu CH-@afen, CO2 >, HS: und HKy-Bas, HO, Then 
theer, AH, OCO, und 0,149 ſchwammige, verbrannt 0,0225 Aſche lies 
fernde. Kohle. — — Lösliches eingetrocknetes Mibumin giebt mit rm 

, Bitrfachen feines Gewichtes Wafler eine Löfung, die an Dieüffigteit, 
Klebrigkeit, Befähigung Ach mit einem Befen zu Schaum: (ober fer. 
Schae e) ſchlagen zu laſſen, volllommen bem feiichen Hüßmereirm 
Elweiß gleicht, man Tann baher zum Küchengebrauch, Ciwelß, has 
» übrig geblieben, wenn nur das Eigelb (ver Dotter) verbraudgt werben, 
durch gölindes Eintrocknen zum fpäteren Gebrauche aufbewahren, ohne 
fürditen zu dürfen, daß es bis dahin irgend verbüärbe. — — Das mu 
«a mäßig warmer Luft geteodinete Fibrin befibt noch merkliche Feber⸗ 
harte; größere jedoch zeigt das Ciweiß der hartgefottenen Gier, zumal 
jenes des fpißeren: Theiles des Inhalts der Eier bes Kibis (Trings 

’ Vanellus), 

0) Stobulin oder (Blutkorperchen⸗) „Wibuminoid;" nah Gimen: 
„Blatcafein.” Mit Fibrin und wahrfiheinlih auch mit etwas Nibemi 
De Blutkörperchen bildend. Mit Sänren, zumal mit Schiwefchäst, 
verbindtungsfähig. Unloslich im Flüfſigkeiten, welche Reutralfalze ber 
Alfalten enthalten; das find aber jene, welche. Albumin loͤſen; löslich in 

: reinem Waſſer. Mit demfelben erhitzt überzicht es ſich mit cirer 
Haut md gerinnt, in Folge Iebhafteren Siedens, nicht HModig wie 
das Albumin, fondern durchweg koͤrnig. Eſſtgſänre bringt das ges 
Isfte ebenfalls zum Gerinnen. Als befondere Art der Galtınng Gle⸗ 

bulin Tann das Kryftallin betrachtet Iderden; oben ©. 1393 Kam. 9) 





X Diefelde Benennung (Kryſt allin) eribeilte vor mehreren Zahren Unusthorber 

. einem ber von ihm aus brenzöligen Erzeugniffen bargeftellten fü 
grünber (von denen menigftens fo viel gewiß zu feyn fcheint, daß ihre Mifufinit 
nicht burg in ihnen angeblich zugegen feyendes Ammonorye, ober baſiſche An⸗ 
monorybs, Fettſauren⸗Salze bewirkt wird; denn das hieher gehörige Ammelin 
entbinbet, U. zufolge, aus Kınmonorpb-Gulphat Ammonial). Beſchricben fiıhet 
man biefe Alkaloive (vier dlige: Odorin, Animin, Ammolin, Dlaziz, 
die 19/99 bes Dippet’ichen Dels ausmachen, und zwei flarre: dad Snscin zu 
Kryſtallin — das N. vorzüglich aud dem gelben Brenzöl des Jadigo gewans,. alle 
aus derfelben Duelle, welche das Kyanol ober Anilin barbot; ben &. 1910 
und 1032 — nebſt noch einigen unbeſtimmten) in m. Grundz. I. 554 f. mb 
857. Anderfon erhielt neuerlich ein hieher gehörige Alkaloid im Bide- 
kohlen⸗Theeroͤl, das dem Anilin (—=Cj2 Hy A) unmittelbar voran öfig üler- 

vde ſtillirte demſelben vollkommen iſomer und von A. Bicolin genannt werhen 
iR. Es if in allen Verpältniffen mit Wafler, Alcohol, Aether, Gelzgeik zue 
Delen farblos miſchbar, wird aber daraus fofort, durch Zufag von Kal dx 
Altalifalgen gefgieben, bildet mit gafiger HICh "zeihliche weiße Reel, wi 
Chlorkalt Hingegen Teine violette Särbung, was es Leicht Yenutlid vom Ninilin 
unterfcheinet, wie et denn auch weher Fichtenholz noch Sollundermark gefket, 


189 


4) Saferz oe Kaͤſeſtoff.“ Vorzuglich in der Thiermilch zugegen und 
zwar wahrfcheinlich ſowohl im gelöften, als im farren (vie Hällen 
der Milchfügeldjen bildenden) Zuſtande. Man fcheidet es aus ahges 
rahmter Nilch durch verbiinnte Schwefelfäure, die damit eine unldsliche 
Berbindung gewährt, welche, mittelft Durchfeihung des Gemenges auf 
dem Filter geſammelt, abgewafchen und noch naß mit Pb0CO, digerirt 
wird. Es bildet ſich PhOSO; und Caſern⸗Bleioxyd, von denen letzteres 
im Waſſer löslich iſt und durch HS oder CO, von feinem PbO befreiet 
wird. Dampfı man Mil zur Trodne ab und entzieht dann bem 
Südttande feinen Fettgehalt durch wiederholtes Auskochen mit Aether, 
Iöß.unn den Rückſtand im Waſſer und verſetzt dieſe Löfung mit Alko⸗ 
hol, fo ſchlaͤgt diefer (die übrigen Beimifchungen mehr oder weniger 
zarũckhaltend) ebenfalls das Gafern nieber. 

an) Flüffiges. Sowohl das nad obigem Verfahren im Waſſer gelöft 
gewonnene, als das rohe der abgerahmten Milch, gerinnt nicht durch 
bloßes Erhlhen, fondern nur in fo fern, als daſſelbe mit Abbampfung 
verbunden iſt; das Caſern überzieht dann die Oberflädje der Flüſſigkeit mit 
einer Hant, ber eine zweite, dritte zc. fo oft folgt, und fo lange, ale 
die Fläffigfeit noch Eafern enthält. Außerdem erleivet es aber (iR 
Milcdhzuder, wenn auch nur In Heinen Antheilen, mit zugegen *) eine 








"wohl aber zeigt «8 einige Achnlichkeit mit Unverborben’s Oborin, das U. 
zufolge auch mit Waſſer miſchbar Ift, jeboch mit Säuren Slartige Verbindungen 
gewährt, wäßrenn das BicoLlin meiſtens Eruftallifirbare bildet, Ann. d. Chem, 
w. Pharm, LX. 86 ff. Iene Verſuche, Liebig's uns Wöhlers, welche vie 
Bildung von Alloppanfäure und Trigenfäure zur Folge hatten (oben ©. 1326 ff.), 
füsrten, fortgefeßt, ſpäterhin auch zur Entdeckung von zwei neuen künftlichen 

ulen, zu der des Thlalvin — Ci2 AHız Sa und des ſehr veränder- 
Vchen und daher bißt jeht noch nicht analytiſch beftimmten Selenalpin 
(a. 0. D. LXI. ı ff. uns 11 ff). Erſteret ſchießt In großen, durchſichtig farbs 
Iofen, glänzenden Kruftallen von ber Borm des kryſtalliniſchen Gypſes an, bat 
bei 180C. — 140,4 R. 1,191 Eigengewicht, bricht das Licht ſtark, entwidelt 
einen eigenthümlich⸗ würzigen, burch Antauer widrig werdenden Geruch, fchmilzt 
bei 489 C. — 340,4 R. uns erflarıt bei 42°C. — 336,8 R. zur kryſtalliniſchen 
Maſſe. Schon Sei gewöhnlicher Suftwärme verdampft eb rädftandslos, veſtillirt 
mit Waſſer unzerſetzt über, zerfallt hingegen für ſich erhitzt in ein überdeſtilli⸗ 
rendes, ſehr uͤbelriechendes Del und in einen dicken, braunen, ſyrupaähnlichen, 
Schwefel⸗haltigen Rückſtand. Im Waſſer iſt es wenig, im Alkohol leicht und 
im Aether ſehr löelich; gepulvert In Aetherdampf oder denſelben euthaltende Luft 
gebracht, zerfließt es. PbOA wir von feiner alkoholigen Loͤſung nach kurzer 
Zelt gelb, dann roth und Iehtli ſchwarz gefällt; Aß0 AOt weiß, dann gelb 
und enblich ſchwarz; MrCh weiß, bann gelb; PiChz nad einiger Zeit ſchmutzig 
geld. Es bilbet mit Säuren leicht kryſtalliſirbare Salze. Sowohl vieſe, 
als es ſelbſt gerathen mit AgOAO; in MWechſelzerſezung, indem ſich AgS bil- 
det, Aldehyadampf entwidelt und AI.O AO; ſammt erſterem verbleibt. Mit 
Ca0HO gegluhet, gewährt e8 Chinolin. Das Selenalvin entſteht, wenn 
man in eine mäßig flarfe-Söfung von Albehydammoniak HSesGas leitet. 

*% Simon zufolge tritt dieſe Galactian⸗Bildung nur ein, wenn Milchzucker mit 

zugegen if. — Auch vie Hühnereier ſollen etwas Mil chzudker enthalten. 








1400 
eigenthümliche, an Gallertbildung erinnernbe, theilweile maflige Son 
derung vom Wafler — in der Milch von ben Molfen — durch Lab 
(S. 1103), wobei «8 ſich bei 300-400 C. = 240-3208. zu einer Art 
Hydrat (Galactin, ungepreßter weicher Käfe) gefaltet, jo daß ven ihm 
in den Molfen nur Epuren verbleiben. Eäuren, und auch Eſſig⸗ 
ſäure fällt das Gafern aus feiner Löfung; Allalien löfen bick Eiwe 
haltigen Niederfchläge auf. 
bb) Feſtes. In Hautform geronnen if es im Waſſer unlöslidh, Dagegen 
‚in gewäflerter warmer Eifigfäure und eben fo auch in Alkali Löhungen 
 auflöslih; Galactin wird von keiderlei Auflöfungsmitteln Leicht arj⸗ 
genommen. 
co) Balactin oder „weicher Käfe" (S. 1072 Anm.) Mit Niäpda 
(auch mit nur fehr Eleinen Antheilen) verbunden, die fich durch Milchfkures 
Bildung nachweiſen lafien, zur nicht unlöslichen amorphen Raßſſe 
abdampfbar, die alfo getrocknet gelblich durchſichtig it, geringe r⸗ 
theile von Säuren zu neutralifiten vermag und fa Verbindungen ge 
währt, die von überfchüffiger Säure (Lifigfäure nicht ausgenommen) 
gefällt werben. Alſo gefchieden iR es dann im Wafler gänzlig mis 
lich. Alfalien bilden damit lösliche Gemiſche (a. a. D.), die Ueber 
ſchuß des Alkali aus ihren Löfungen niederſchlaͤgt. Sich felbk über⸗ 
lafien geht das frifch gefällte, beiläuflg SO Brocent Waſſer enthaltene, 
in bemerfter Weife maffig geronnene Balactin allmählig in Farlaiß 
über, gewinnt jedoch zuvor an Durchſcheinbarkeit, fängt dann am fherf 
zu fihmeden und verräth nun ben Eintritt der Faͤulniß durch fehr wi 
drigen, an fanlenden Mehlleim erinnernden Geruch. Alkohol eutzicht 
ihm, in dieſer feiner Ummiſchungs⸗ und Zerfehungs- Stufe, dem ſeg 
Fleiſchextract ähnliche Erzeugnifle, begleitet von Yettfäuren, fo wie 
Kalis und Ammonoryb>Acetat, KCh und Natronammonorgb=Bhosphet, 
and hinterläßt das in bem 22fachen feines Gewichts Waſſer Löstice, 
demfelben bitteren, an Affamar (S. 1068) erinnernten Geſchmack m 
theilende, für fich erhigt, theilweife ſublimirbare, theilmeife Der Zer⸗ 
feßung unterliegende, auf Silber erhist duch Schwärzung feinen 5 
Schalt verrathende Apoſepedin (6. 1085), *) nach befien Em 
fernung butyrinfaurer, eapronfaurer, caprinfaurer, capryliaurer a 
margarinfaurer Kalt, nebſt Margarinfäure und Glatnfäure verbiei- 
ben. %%) Das Balactin der ſauren Mil iR milchſaures; es giet 


*) In Wafler gelöft geht das Apofepebin binnen Kurzem in: äußerfi wibrig riedpenbt, 
Safe entwidelnne Fäulniß über. 

**) Iljento's und Laskomati's Verfuchen zufolge (Ann. d. Chem. u. Phars- 
LV. 78 und ff.), entwidelte ſtark riechender Limburger Käfe, mit Me 
veftilliet, Valerianfäure, dann mit Kali verfeift, vie hierurch entfiazhen 
Seife mit Schwefelfäure zerſetzt ung wieberum mit Waſſer deſtillirt x. Butyries 
fänre, Gaprinfäure, Saprylfäure und Sapronfäure. Außer virfe 
vurch die zweite Deſtillation geworfnenen Fettfäuren enthielt ver Kaſe ueh 


— — __ — — — — 





1401 


mit Galzgründern minder zuſammenhaltende Verbindungen, als jenes 
ber buch Baab (ober durch Nilchſaͤnre; ©. 1072 Anm.) frifch gefchies 
denen, füßen, abgerahmien Milch; was, beider Darftellung von @alacs 
tin⸗Kalk zu Unfreihfarben (a. a. D. u. ©. 112) und mehr noch zu 
Käte Bereitungen zu beachten Recht. Brifches Balactin, das durch Aus- 
bodyen und Auswafchen mit Waſſer von jedem Mildyfäures@chalt gäuzs 
lich befreiet worben, giebt mit einer gefättigten, wäflrigen Loͤſung des 
RatronsBicarbonat, mittelſt Brwärmung, ein fehleimiges Erzeugniß, 
bas zur Leimsähnlidden, im Waſſer loslichen (S. 1072 Anm.) Maſſe 
eintrockaet und mit Wafler anfgetveicht, wicht nur genießbar iſt (2 bis 
3 Brocent des Bicarbonats reihen hin, 100 Gewichtotheile entfäuerten 
Galactins in dieſes Gemiſch zu verwandeln), fondern auch einen wohl 
binbenden (zumal Bapier auf Glas, Porzellan ıc. innigf haften mas 
chenden) Kütt gewährt. Much der fchon fertige fee Käfe Bilder, mit 
gepulvertem ungelöfcgten Kalt auf dem Reibſtein verrieben, einen un⸗ 
gemein feſt bindenden Kätt (genaunt Schwediſcher Käfeleim) für 
Holz, wie für Gteine, Porzellan, Glas ıc. Man entrindet‘ zu dem 
‚Ende den Käfe, zerſchneidet ihn in dünne Echeiben, wirft diefe in fies 
dendes Wafler, zgerbrädt und zerrähret fie hierin zum zähen Gchleime 
und laͤßt dieſen ruhen, bis er ſich vom Waſſer gefchieben hat (da er 
baum end, Ratt bes zerriebenen Käfes, ale würzender Zuſatz, zur 
Fleiſchbruhe dienen Tann). Alſo gefondert verreibt man dieſen Schleim, 
auf zuvor erhitztem Meibflein, flevenb heiß mit dem nach und nach in 
Heinen Antheilen beizugebenten gepulverten Kalk fo lange, bis das 
Gemiſch einen ſehr zaͤhen leimigen Schleim barkellt (ber zugleich, if 
er durch Eiutrocknen erhärtet, einen unvergängliden Köder für Fi⸗ 
ſche gewährt, weil ihn, einmal eingetracknet, weder Waller noch Salz⸗ 
Löinngen — und felb mäßig verbünnte Ayotfänre— nicht angreift; weßhalb 
er vielleicht auch bei Maſſer bauten erſprießlich anwenbbar feyn dürfte ?). 





Margarinfäure um Margarin, das froh vom gewöhnlichen dadurch vers 
ſchieden war, daß eb neben Glycyloxyd auch Hydroxyd, alſo zwei Salzgründer 
gegen eine Säure (gegen die Margariuſäure) enthielt; Inbeffen bringen die ge: 
nannten Chemiker biefe Bettfäuse auch doppelt fo hoch in ſtöchiometriſchen Anfag, 
‚als Re oben S. 1045 und 1069 angegeben wurke, wo ige auch, früheren Unter⸗ 
ſuchungen zufolge, 1 Verhaltnißgewicht HI weniger zugefchrieben worben, als 
folgenze von 3. und 2. vorausgefehte Formel heiſcht; denn bieſe lautet — Usg 
Hes Os + (HO + Ca Ha0). Ueber Kaſe⸗Gewinnung f. ©. 1071 Anm. Zur 
- Ausfeivung der Süßmilch⸗Kaſe reiht auf 1800 Theile erwärmte füße Mil 
1 Theil Laab Hin, Dem fühen Milch⸗Rahm (au Ken, Schmand oder 
Sahne genannt) Abnelt, in Abſicht auf Zäbfließlichlelt, LBeife und einigermaßen 
auch Ginfichtlich des Geſchmackt ein Lünfliches Erzeugniß, das man erhält, wenn 
man füße, unabgerahmte (frifge) Mil; mit nur fo wenig Hydrochlorſdure vers 
fegt, daß fle gerinnt, das hiedurch geſchiedene Galactin auspreßt, fo von ben 
Mollen befreiet mit etwas an ber Luft zerfallenem NateonsGarbonat zuſammen⸗ 
veibt um higeritt, und nun fo viel Zuder beifügt, daß vie Maffe angenehme 
Gäße gewinnt; her Sufap von Zucker ertheilt ihr zugleich große Dauerbarkeit. 


= 


⸗ 
———— _ 1 


Aumerkung 1. Das Blntreth iſt, wie bereits bemerft werk 
(6. 970), möglihR von feinen WBegleitern befreit, eine Berbiniung 
von Blobulin mit Hämatin, und etwa ans biefem Tereiis here 
gegangenem Sämaphärn (E.969ff.), welches lehtere, Simon zufelg, 
weſentlich übereinfimmt mit dem Urire (6. 1373). fo wie mit im 
Faärbenden aller Oomazomoide (a.a.D.), des Blnt:Gerum, ber Biss 
Settarten und der im Blute vorkommenden Salz⸗ Löiungen, de 
Schweißes ıc. Gewoͤhnlich ſtellt man das Hämetin ans em m 
Fibrin befreietem Blut dadurch dar, daß man es mit: dem Ranfenshbnel 
fo vieler geſättigter Natronfulphat⸗Löfung vermiſcht, die daderch ws 
flüſſig bleibenden Blutroth geſonderten Blutkörperchen mitelf Inh 
ſeihung abſcheidet, und das durchgefloſſene Glauberfalz⸗haltige, galkı; 
dıtige Slutroth wiederholt mit Alkohol auskocht, dem zuvor mal 
Schwefckſaͤure beigegeben worden. Der hieburch wit den Hämla 
geſchwaͤngerte Alkohol wird nun, von dem mit ber Gchwefekfäer ver⸗ 
bundenen grauen Globulin und dem Salze getreunt, um ihn ven aa⸗ 
noch beigegebener Schwefelſaͤure (mad durch deren Wermitichug fe 
verbliebenen kleinen Globulin⸗Antheilen) zu befreien, noch heij ei 
AmmonorgbsCarbonat vermiſcht; es erfolgt Faͤllung von Kaziarıe 
Sulphat uud des Blobulin, und von beiden mittel Dieibieilun gr 
fondert, und darauf um Kl/ıa durch Defillation gemindert, hirkerblchi 
das Hämatin in Borm eines figwargbraumen, im Waller, wie it 
Alkohol uud Weiher unlöslicdhen Palvere. Simon, um gleichrie 

das Hämaphäfn zu gewinnen, entfettet zunäcdhft getrockneict md 

«fein gepulvertes Blut mittelſt Weiter (durch 7 bis 8 malige, in de 
Rillationsapparat zu bewirfende Ausziehung), kocht dann den Milka 
mit darch SO, angefäuertem 85 bis 90 gradigem Alkohol fo lange al. 
ale dieſer fi} noch mehr oder minder gefättigt rotthet, überfeht Min 
. hierauf mit Ammoniak, feihet durch, deſtillirt einen Theil des Michel 
ab, bampft ven Rückſtand zur Trockne ab, nimmt ben Heft ſeinet Bi 
Gehaltes mit Aether, dann bie im Waſſer löelichen Theile mit Befe 
und endlich das Haͤmaphaͤnn mit Allohol hinweg; zurid Diet De 
Hämatin, das, um es gänzlich zu reinigen, nochmals in Ede 
fäureshaltigem Alkohol aufgelöft und wiederum mit Ammoniak vond% 
befreiet, Hieranf aber mittelt Durchſeihung und Abbampfung Gall 
ifolixt wird. — Allali⸗ wie Eäureshaltiger Alkohol IR das a Mi 
fehe tief roͤthlichbraune (zerrieben ſehr tief braunrothe) Hämatin mi 
sother Farbe auf, wäfrigen, fänrefreien Allalien ertheilt es, ven de⸗ 
felben aufgenommen, eine gefättigt dunkelrothe Farbe. Hy 
fo wenig wie flärker geiwäflerte, nimmt es nicht auf; über fein Bechah® 
zum Chlor, ſ. a. a. O. Berbranut Hinterläßt es 10 Procent DR Or 
Ueber Benutzung bes Blutroth zur Rotbfärberei, ſ. m. Dei, 9 
werbefr. II. 222—226. oo. 


. 
SB 





Kumerfung 2. Des Gimatin nähert NG in feinem Derhalten 
zu deu MilolisEäfangen und den Saͤnren (Saure⸗haltigem Attohol) den 
Mucilden ( S. 13757 jedenfalls mehr ale deu Protelnoiden; in welcher 
Bei es wät Fe me O (Fe, Os) vwerdiinden iR, und ob das durch 
803 von Bo; O3 befreiete fa amwerändert rothe Hämatin nicht noch 
andere Gsuntfiufie, im verhaͤltlich ſehr kleinen Antheilen (3. B. Si) 

enthaͤlt? hierüber koͤnnen nur Verbrennungen beträchtliger Mengen 
befielben zur Cutſcheidiug führen. Es fand de Ener geringe Spuren 
von Gilicfäure, wo fle zuvor Niemaud vermwihet hatte (Cerinnernd an 
von Schmelz der Bühne; 6.983 uub 1076) wur v. Sornp —Beſane; 
füngft nu im den Jedern ud Igel-Stueln.*) Derfelbe fand das 
Menſchen⸗Eplihelium (d. i. jenes Schichtketn⸗haltige Zellengebilde, welches 

als Theil des Geſammtũberzugs ver freien Oberflächen bes Körpers fo 
Die Inneren freien Oberflächen ud Hohlenwandungen bekleidet, wie die 
zu bemfelben Gefaumtäberzuge gehörige Spidermis, die äußern), abges 
fehen von eistem nicht unbedeutende Schweſel⸗Gehalte in einem Ver⸗ 
haͤlmiß aus C, H, A und O procentifch zuſammengeſeht, das, in Bes 
ziehumg auf die beiden erſteten diefer Grundſtofſe fo ziemlich die Mitte 
hält, zwiſchen dem der Bypidermis und des Schleims, wie für beide 
Bilsungsiheile fie Scherers hieher gehdrige Unterfuchungen gaben . 
(Aun. etc. XL. 1 f.); denn während ©. in ber Epidermis 50,34 C 
und 17,22 A; im Schleim 52,41 C und 12,82 A vorgefunden hatte, 
fand v.@.—B. im Spithelium 51,53 C and 16,64 As; dagegen 7,03 H 
uud 22,32 0, ©. Hingegen Im der Epidermis 6,81 H und 25,63 O and 
in dem Schleime 6,97 H und 27,80 Orygen. 

Aumerlung 3. Vergleicht man hiemit die procentiſche Zuſammen⸗ 
bung bes Fibrin und Albumin, fo ergiebt fich für dieſe ein durch⸗ 
gangig betruchtlich größerer C», und zum Theil geringerer As und 

Oshehalt, wie folgende Ueberſicht darihut: 
309:Fihrin, Phyto⸗Fibrin. Eler-Altumin Blnt-Albumin, 


(ded Nehllelmn) 
C 34,56 54,84 54,48 54,84 
H 6,90 7,05 7,01 7,09 
A 1572 15,71 15,70 15,83 
0 22,13 21,81 22,00 21,23 





* Aun. d. Chem. u. Pharm. LXI. 46 ff. Am meiflen anorganifdge, näßere 
Beſtanotheile enthielten die Federfahnen (in 100 Aſche der Bänfefeverfahnen 88,46 ; 
bie gefammte Aſche betrug 3,83 Procent des Gewichts der Bahnen). Die Spulen 
0. nur 0,54 Brocent Aſche und tiefe 0,002 Siliefäure; das Marl nur 
. 0,57 Brocent Aſche; 100 Aſche ver ſchwarzen Elſterfedern (fie betrug 3,78 PBrocent 

des Fererngewichts) enthielten 40 Silicfäure, Die grünen uud blauen Papageyen⸗ 
federn lieferten 5,31 Procent Aſche und biefe 22,45 Giliefäure nebft merklichem 
Antheil, vie Aſche braungelbenten Gifenoxyus. Die Igel⸗Stacheln⸗Aſche betrug 
nur 1,11 Prorent, vie Giliefäure berfelben 0,18. 


Er Zn 
” a 
e 


4404 


Des Sı Gehalt würde, den früheren Bekkmmungen gemäß, beierfierem 
0,36 glei kommen; beim auderen nahe 0,60; beim britien 0,8 
und beim vierten 0,68; währen ber Pr@chalt nad dieſen Unter 
ſuchungen für den erken jener Bilbungetheile 0,33; für den andern 
0,0 (8); für ben dritten 0,43 un» für den vierten 0,38 Geivagm 
hätte; indeſſen bebürfen, wenn nicht auch die Ps, doch Wie SA Dehin⸗ 
mungen einer neuen Prüfung (©. 1110 uud 1383). Ueberhaupt aber MER 
bei den meiſten Azotiben für feht zu wiuſchen, daß cs 
gelänge: fie unbebingt chemiſch rein, d. h. Yon aller uub jeder € 
anorganifcher Beimiſchungen frei darzuſtelen, um ige Berkaiten Ye 
folder Reinheit zu ermitteln, danus aber burd neue, wit verbäitiiß 
großen Mengen burchzuführende Elementar:inalyfen bie wahren Be 
haͤltnißmengen ihrer Grundfloffe, ins Befondere Ihres Ss mus Pie 
haltes nachzuweiſen; ergeben würbe ſich durch jene chemiſche Beinen 
RKellung fer wahrſcheinlich, dag die auorganifigen Beimifungen fer 
beträchtlichen Autheil haben au ben zur Zeit gelaunten yhyfiigce 
Eigenſchaften jener Bildungstheile. 

Anmerfung 4 In welchem Grabe mächtig: Osleidhiseutlafense 
Eaͤuren auf Arhaltige Bildungstheile gegenſaͤßlich⸗heilend (demiih 
yolarifch) einzumirken vermögen, zeigt unter andern auch das Bintin 
(oben ©. 1384); in deuen von Perſoz und ſpaͤler von Margand 
und Schlieper angeflellten, oben ©. 1222 F. (Mum.) erwäheke 
Berfuchen, die auch von dem Merf. diefes Hobs mıit gleichem Er⸗ 
folge ‚wieberholt wurden, amd bie möglider Weiſe in en Ei 
feßen: Hydrochlorſäure, wie Benzoeſäure sc. mit Serchü 
darzuftellen zu koͤmen. (Wie fi Tas au DOralfänre gebunbme Ä 
Glutin in diefer Hinfiht verhält, Rebt zu verfuden.): Gıplicyer 
bemerkte, daß hiebei die Gejwefelfäuse um etwas geminbert. werben | 
koͤnne, ber Leim Hingegen wicht vermehrt werden bärfe, mens 
nicht, wie [don M. gefunden Hatte, wur Formylſäure erfolgen felle. 
Der Leim wurde zuvörberfi im Waſſer zum Aufquellen gebradit uub 
dann die SOz beigegeben ıc. — Gin anderes hieher gehörige® Beileid 
gegenfäglicher Zerſetzung, bewirkt durch anregende Tinwirkang von 
Gäuren, gewährt die von Deffaigne's bewirkte Berfehung ber Hip 
purſaͤure in Benzoefäure und Glycocoll (Leimzuder); 9) weg. 












9) Darch anbaltendes Sleden mit Hybrochlorſſure. Vergl. Ann. d. ne 
Chem. LVIII. 822 uns oben ©. 1222 Anm. Gorsforp cchlelt 
ein aus Glyeocoll (Glycicoll) und Benzoeſture sufammengeichtes 
Salz, was aber bat Berhältnißgewliht des ide (Cg Hr Az Os 
nicht nur hälfte, fondern auch 1 HO in ven cheniſchen Beiunb 
weifet; denn nach G. zerfällt Giebel bie Giypurfäun: (As Hu AOg) ia 
Cix Ha 0; + oinea = = CH AO % 


— nn — — ——— 


oben ©. 1222 m. 1331. Zerſehangen. bie machr ober weniger wind 
an jene der gegenjäglich zertheilenden Gäbrungen. - 


$. 16. 


Beiragt man bie Azotide hinſichtlich ihrer Abkunft, fo: 
antworten beren in biefer Hinficht ber Vergleichung unterſtellte 
Vorkommen, daß bie Pflanzen, und mithin bie pflanzlichen Lebene«: 
beihätigungen ber Erbe es find, in weichen und durch welche, aus 
anorganischen Grundſtoff⸗ Verbindungen jene: Bildungötheile ur⸗ 
ſprünglich zum Entſtehen gelangen. Da nun aber bie Pflanzen, 
binfichtlidh ihrer Lebensbethätigung, als befonbere, Formen ber. 
Lienabehaunng der Sn *) barechten werden deſen in dem: 


Daß die Erbe ut nur ale gegentfätiges, ſondern Zugleich, auf als 
einheitlich ſelbſtihatiges Ganzes, d. I: ala weltkoͤrvetlich beſeeltes Cigen⸗ 
weſan 5 bezeuge, folgerte ich aus deren Belamutverhalten wicht nue: 
‚zu ben übrigen Weltförpern unferes Sonnenſyffema, fondern hauptsächlich: 
"zu ihrer Atmoſphäre und zu ber ihr emifprießenden. Milanzenweilg ig, 
Atſterer Hinficht vorzüglich die Wechſeldauern ihrer meteot iſchen Ver⸗ 
— — ins Ange faſſend. Bereits vor 40 Jahten ſprach ich ſolche 
tgernng aus, fie zugleich auf bie übrigen Welttorver in’ Unwerdung 

" "Ylngendb — Kiez jedochh nuy von, bern Gbavitatinn (Geten; Bchweré), 
räumlichen Begzenzung und fortſchrettenden Berupguug meine, Bnlgeruns: 
gen ableitend — iu meinen damals zu Heidelherg tenen, Vortraͤgen 
über Phyſiologie ber anorganifchen Natur,“ Vorträge, deren Bes 
zeichnung ſchon darthut, daß ich in der Erde, wie in jeglihem fremden 
Weltkörper eine Selbibethätigungs: Einheit (eine kosmiſche Befeelung) ans 
erkannte, welche, gleichzeitig mit der gegeufeitigen Erregungs:Bethätignung 
Ber Weltlürper. unter ſich, buch dieſe war im Laufe der Beit mehr oder 


wewiger Abänderungen unterdiege, jibech dabei fartzubefehen behame; mb 


fa fich, und damit ihren, den zugehörigen Raum erfüllenken Belamwrifaf;- 
elnmn beftimmtes Naaß feiner verhältlichen Selbſtſtaͤndigkeij ſichere. Spaͤtere 
dicher gehörige Mittheilungen findet man, im Einzelnen mehr oder we⸗ 
niger ausführkich: entwickelt in ‚meinen Lehrbächern, ins Veſonvere tn 
meinem zu Belangen 18231825 in 2 Baͤnden erfegienenen Daubbuch 
bee Meteorologie, zumal in den 8$. 14 und 15 des I. Bandes und 
Ss. 124, 134, 137—139 und 157 (&. 530 fj., und in der 2, Atheilung) 
3 De6 DL, Bandes) in den Schlußbemerkungen deſſelben (S. 594 ff;). Manches, 
Pi, wag in neuerer Zeit als neue Folgerung dargeboten worden, findet ſich 
,: ‚bier herells ausgeſprochen; 3. B. über den Widerkand des Welte 
äthers, Gentralfonnen (I. 1 ©. 3, 66 unb 100): und Orgenſonne 


— ne. —ae _ _ ln Ti — a. 


1006 


fe mehr als irgend ein thierliches Einzeliwefen mit dem Grbföryer 
in meiftens unmittelbarer Verbindung verbleiben, während ber 
ganzen Dauer ihrer Entwidelung und ber diefe bezeugenden Um- 
geftaltungen, fo folgt: daß durch "Erzeugung ber einzelnen Bil- 
dungẽtheile der Pflanzen, zumal durch jene ber Wgotibe, bie 
pꝓflanzliche Erbbethätigung den Stoff vorbildet, ber denen 
höheren, fich ſelber awgehörigen, felbfibewegenb über fich beſtin⸗ 
menben: thierlichen Cinzelweſen ( Individuen) zur Erhaltung, wie 
zw Fortpflanzung und Vermehrung bienet; fo daß bieſe felden 
Dildungaftoff. nicht erſt in fich zu erzeugen, fonbern nur une 
bilden haben, um von ihnen in bemerkter Weiſe verbraucht gu 
werden. Denn auch :die, hinſichtlich der thierlichen Lebentbes 
thätigung wichtigften Azotide, bie Broteinoide, finden fich, wenige 

ausgenommen, fehon. fertig vor in den Pflanzen; nur das sp 
matin, und einige demſelben ſich (entfernt) naͤhernde Gin 
gebilpiheile, z. B. das Faͤrbende ber Haut, bes Fleiſches ker 
rothblatigen Birbeifänfe:Weftper: das Augenfchwarz ıc., zaadjes 





in dieſer Hinſicht eine Ausnahme, die jedoch beim Hämiihe | 


faum als ſolche gelten Tann, ba es einer Gruppe angehört, gin 
ber bie. ‚weiften übrigen. Glieder (Gattungen) in den Planen 
vorliegen; ja: manche derſelben, 3 DB. das Albumin, fell ta 

den. niedrigften -uab - einfachften Einzeinpflangen (als Begidter 
des Plenengrumy nicht fehlen. 





en 


Sind. es nm. ober bie (ebenen Pflanzen, welche ben 
höheren, freibeweglich: geſtaltendem Leben der Thiere umb ber 
Menfchen bildend vorwirken, und vermag bie werfthätige Che⸗ 
mie durch Feine der ihr zu. Gebote fiehenden, möglichenveife jaR 
unüberſchaubaren Abänderungen ber grundfoffigen Gegenmirk 
famfeiten,. es hierin ſelbſt ben verhältlich wenigſt mannichfach 


— 


unſeres Sonnen ſyſtenis (£ 26.110) über 1 bie 2 obere Plaueten, außer 
halb der Uranus» Baha (a. a. D. ©. 108), über Gterufnupyen | 


und Fenerkugeln als Kometen⸗Arten, in dem Abſfchain: Ber 
Meleoriemus, ala losmiſches Erſcheinungs⸗anze (a. a. D. S. 53505). 





gebaneten Pflanzen auch nur entfernt. gleich zu thun — benn 
ein Chemifer kann fih rühmen, Grundfloffe zu Erzeugnifien vers 
bunden zu haben, welche bem thierlichen Leibe zur Nahrung 
bieuen Fönnten, fo if Har, baß in ben lebenden Pflanzen eine 
Bethätigung obwaltet, die nicht aus dem Gegenwirfen ber 
Srundftoffe, alfo nicht aus lediglich abhängigen Gegenwirkſam⸗ 
titten, fondern aus einer einige n Quelle hervorgeht, welche als 
folge, indem fie für ale dem Voden und feinen Gewäffern ent⸗ 
fhriebende Pflanzen gemeinfam fich bethätigt, als einheitliche 
ammtbethätigung der Erbe fi offenbart. Und woher anders, 
ante biefe, in alen pflanzlichen Lebwefen ſich bildfam bes. 
zeugende, ihren Innenbethätigungen Form, Maaß und Ziel 
fegenbe, allgemeine Bethätigunge-Einheit ſtammen, ald ans ber 
Erbe ſelbſt, fo weit biefelbe als ein unausgefept, gleichzeitig. 
f Ibft- und (der Wirkungsgröße nach) abhaͤngigethaͤtiges 

ze, d. 1. als ein beieelter Weltleib fich bewährt, ber. bat, 
unendliche Wellganze, das Weltall (in eigenthümlicher Abftufung 

Weltfeele ) fich unterordnend) bilden hilft, und gleich dieſem, 
ei chon in ununterbrodhenem Beränbern ‚cim ſteten erben) bes 
griffen, feiner Selbſtbethätigung entfprecdend, in gleicher Grund» 
wefenheit feiner felbft beharrt. Der allgemeinfte Ausdrud ſolcher 
efnfeitlichen Selbſtbethaͤtigung jedes Weltköͤrpers If die Schwere 
deſſelben (ihrer, uͤber phufifche Erforſchbarkeit hinausliegenben, 
erfchloffenen Urſache nach, oben S. 8-9 bezeichnet als Er⸗ 
gänzungatrieb), ber allgeneinſte Ausdruck freier Beweglich⸗ 
keit und damit auch allheitlicher Selbſtbewegung das Licht; 
beldes "zugleich Bewegungszuftaͤnde, von denen bie erfterg ſehr 
wahrſcheinlich für ale übrigen Anziehungen als Mitbegrün- 
berin wirkfom if, bas letztere hingegen nur dort hervorzus 
beisygen vermag, wo jedes Hinberniß “freier Bellen) Bewegung 
befeitigt worden: * 


=) Die, wie. bie * ein —2R&&& ms aicht ein —2 a. a. D 
. 3616278, Bf. 

u) Das „In bie Berne wirlen⸗ sr: Sqwere ermäötigt er noch nicht 
die übrigen, ebenfalls in die Ferne wirkenden Anziehung, 3. B. bie 
Ragnetiſche, nur als Abänderungen der Echwere zu betrachten: denn 

„ 








U 4 


F. 18. 


Jegliches Lebweſen bedarf zu feiner Selbſtbethätigung, ſe⸗ 
wohl zu ſeiner innerlichen, nur auf ſeine eigene Innenwelt be⸗ 
zogenen, als auch zu feiner aͤußerlichen, auf die ihm gegen 
ftändliche Außenwelt gerichteten, ber Anregungs-Bewegungen 
und bed ihn von außen her zu kommenden, beweglichen 
Stoffes. Zu erfteren gehören vor allen: Wärme und Lid; 
zu lehterem Alles, was zur Ernährung bient und zur Wieder⸗ 
entäußerung bes Unbräuchbar-Getwordenen erforberlich iſt. Deus 
wie jeder anregenden Bewegung im: ber Selbfbethätigung fähi- 
gen Eigenwefen (Individuum) eine Aufregung und Gegenregung 
folgt, fo auch ber Aufnahme des Rahrungsbietenden Stoffes: be 
Einverleibung (Aſſimilation) 'des der Selbftbethätigung Erſprieß⸗ 
lichen: und: bie Entfernung bes ihr Hinderlichen, und nur im 
erfranften Leibe wirb folche Folge entweder mehr oder ‚weniger 
geflört oder zeitweife aufgehoben. Während aber pflanzliche wie 
thierliche Cigenwefen, und ebenfo auch jene, welche zwiſchen 
pflanzlicher und thierlicher Weſenheit zeitweiſe oder ihre ganze 


— — — — 


heslige Anziehung, bie ſich bereits in Birkfankeit befindet, wirft uf 
"in die Gerne, und nur jene Anziefungen, welche erſt Bervorgerufen wer 

\ "ven in benfelben Zeitthellchen, in welchen fi ihre Wirkfamkeit verrät, 
283. die durch Weräbrung entfpringende chemiſche Anziehung, wirles 
» nr dott, wo fle xatſtanden, nämli in den Gegenflaͤchen, welche fe 
hervorriefen (usb Gleiches gift ohne Bweifel.auch yon denen die Tinve⸗ 
. leihungs = ober Afmilatione- Anziehung unterworfenen Steffen), uud richt 
in die Berne;, weil mit ſolcher Erregung der Anziehung auch die Bebiz 
gung diefer Erregung, mithin bie Erneuerung der Anziehung wrgiällt; 
. denn da diefe umd ähnliche Anziehungen nur möglich werben, we zwei 


geivennte Gegenflächen ſich berühren, der Berkbrung aber auf m Gef | 


folgt: die Bereinigung der Begenflächen zu einem Maumerfüller, wie 
das Nufhören der Gegenwirkung getrennter Glächen ‚ alfo auch ber ſelcher 
Gegenwirkung entfprecyenden Anziehungs-Aenferung, fo Tan diefe and 
nur dort wahragknbar werben, we:fle entflanden, und wenn fie abfrii 
ſoicher Beruͤhrungeflaͤchen ſich wieder vorfindet, fo geſchieht Piefes war 
zwiſchen zwei neuen, durch Wegnahnte ber erßen zur gegenſeitigen Be⸗ 
aut gelangten blachen (oder vera: unendlich diiner Gegen 
ſchichten). 


— — — — — — — 


1409 


« 





Lebensdauer hindurch fchwanfen (3. B. bie Oscillatorien), in 
dem eingefogenen ober eingeathmeten Oxygen ber Luft und in 
dem Waſſer: allen gemeinfame Ernaͤhrungs⸗ und Wieders 
entäußerungss®ermittler vorfinden, zerfallen fie binfichtlich bes 
eigentlichen Rährftoffes in drei große Abtheilungen, in folche, 
welche, wie zuvor bemerkt, nur von abhängig=gegenthätigen 
Srundftoffverbindungen leben, in andere, die nur von Lebendigen 
oder von benen dieſen entnommenen Theilen, oder ftatt berfel- 
ben: vom Berlebten (von Leichnamen) fich felbfithätig erhalten, 
und in Dritte, die entweder ihre ganze Lebensdauer hindurch 
durch beiderlei Nahrungsmittel, oder zeitweife wechfelnd: burch 
anorganifche und organifche Verbindungen ben Lebensunterhalt 
erzielen. 
1) Ueber Pflanzen⸗, Aufgußthier= (Infuforien) und verwandter Lchwefen 
@rmährung, fo wie Über bie des Thier» und Menfchenskeibes vergl. 

oben ©. 94—95 und 773, über Pflanzen-Entwidelung S 74, 76, 303, 

338 und 1128, über Infuforten- Ernährung ©. 1129 Anm,, und: in 
lebendigen thierlichen Leibern lebende Echmaroper:Bilze und Echwaͤmme 

©. 1217 Anm. Sollte ih die in der Anm. zu ©. 1129 geäußerte 
BDermuthung beflätigen, fo würde auch von den mifroffopifchen Leb⸗ 
weien, in Beziehung auf Urentwidelungszeit ber unbewaffneten Auges 
fihtbasen Pflanzenwelt im Verhaͤltniß zur höheren Thierwelt von felber 
folgen: daß die Nahrung früher entflanden feyn mußte, ale die darauf 
Ungewiefenen und der Nahrung Bedürftigen. -Mebrigens bürite wohl, 
erwägt man ben Inhalt aller hieher gehörigen ficheren Beobachtungen, 
darüber Fein Zweifel obwalten, daß alle milroffopifchen Pflanzen durch 
Urzeugung (Generatio originaria «. nequivoca *) hervorgegangen 

find und hervorzugehen fortfahren, während nie Oscillatorien, Polypen 

und verwandte Leibformen, einmal entflanden, ſich nur durch Bertheis 

lung ihrer Mafle vervielfältigen ; eine Dermehrungsweife, die auch noch 

bei höher geftellten Lebweſen (3.3. bei Fadenwürmern) allgemein geſetz⸗ 

lich Hervertritt oder möglich if, und bie in der Wiedererzeugung (des 
production) derloruer Blieder und Zigentheile ſich auch in den höchſten 
Leibformen als eine Lebensbethätigung bezeuget, bie ihren Grundbedin⸗ 
gungen nach jenep Bertheilungs s Bermehrungen ſich anfchließt. Daß 
Aufgußthierchen durch Urzeugung hervorgehen, und eben fo auch, 

daß fie durch Leibtheilung ſich vermehren, ift, betrachtet man ihre Leibs 


>) Seit Revi vie erfie Hicher gehörige Beobachtung machte, dauerte ver Streit 
über Urerzeugung lebender Cigenweſen das ganze 17. und 18. Sahrhunbert hin⸗ 
Durch, und IR für Mehrere noch nichts weniger als erledigt. 


1410 


formen, zu bezweifeln, wenn gleich ihre Vermehrung in Abſtht af 
Zeitverbrauch auf kleinſte Zeitdauern beſchraͤnkt zu ſeyn ſcheint und de 
bei ins Unzählbare freift, wie Chrenberg?s hieher gehörige Unier⸗ 
fuchungen darthun. Manche ber für hieher gehörig erachteten Gigs 
weten find Hinfichtlich der Thierlichkeit ihrer Selbſtbeſtaͤtigung in einen 
Grade zweifelhaft, daß man verfucht wird zu vermutben: fie leben is 
einander folgenden Zeitdauern (vielleicht abwechſelnd) pflanzlich um 
thierlih, je nach Maaßgabe der ihnen zu Theil werbenten Anregung 
- bewegungen; 3. B. die Bregarinen. (Ob bie goldgelben ıs 
carminrothen Pilzkörner des farbigen Alpenfchnees Iufuferiende 
enthalten, fteht auch noch in Frage. *) Die Gilicfäure, der Kalk ıc, wir 
übrigens den Kiefelsfhaaligen, Kalk⸗ſchaaligen ıc. Aufgußtbierdgen wicht 
fowohl durch ihre (vermuthete) Eryptogamifch-mifroffopifche Plerge⸗ 
Nahrung, ale vielmehr durch das Wafler zugeführt, und and ji 
Wafler, welches Zmal deſtillirt durch Beleuchtung von Jufuforiea a 
füllt wırde, war theils nicht frei von Erdſtaub, theils vom Dekili» 
gefäße mit dergleichen verunreint; denn es fällt fein Tropfen Rage 
wafler, der nicht aus der Luft Erdſtaub mir ſich führt, beu’es eb 
weife oder gänzlich (ins Befondere mittel der in der Luft enigeltm 
Garbonfäure) Löfl. In wiefern mikroſkopiſche Lenchtthierden ah 
im leuchtenden Harne und leuchtenden Schweiße vorlomme, 
iſt zur Zeit noch unentſchieden. Da es auch leuchtende, unbeweifnden 
Auges fichtbare Kryptogamen giebt, fo IR es nicht unwahrſcheilich. 
daß auch dergleichen mifzoffopifchde vorkommen. **) — Schulze tvemie 


%) Srwärmt durchs Sonnenlidht, entwideln ich Aufgußthierchen der Getiungen Asta- 
sia, Volvox, Gyges, Baccillaria zwiſchen dem Eiſe, in deſſen zartez, Um 
unbewaffneten Auge unfichtbaren Riffen und Spalten (uns Blätterrurdgänget) ſe 
dann berumfchwärmen, fich ernähren und vermehren Nach Eprenberg Im 
fi} eine einzige Baccillaria ober eine einzige Borticelle binnen vier Tages um 
164 Billionen Sinzelwelen ihrer Battung vermehren, deren Banzerkeden 8 
MWürfelfuß Erde gewähren. Eo Können Gechäfen verfälammen. — Us WE 
mag fi, älteren Beobachtungen zufolge, aus zwei verfehiedenen Iufuferiem ca 
vrittes, keinem ver beiven gleichendes zu bilven, Needkam nour. obeer 
vat. microscop. p. 192, 199. Ueber Infuforien aus gefottener Kleiſchtrite 
ebendaſelbſt. Sennebier unterwarf getrodnete fog. Wriekleyifge gehe 
Materie der Deftillation mit Waffer, und erhielt ans ſolchen Deillate, al € 
es mit Papier bedeckt, der Sonne ausfehte, nicht weniger als 23 Arten Bisw 
Gen, Kugeltbierchen und vergleichen Elementar⸗Drganiemen. Mayer, be «if 
feiner Fahrt nach Brafllien 6 Boden auf dem Deean wellte, 
ten Fucus Sargasso, fand ihn frei ſch wimmend unb danchen unter &B 
tern aut) Oscillatoria phosphorea, unter 0% n. Breite. 

%) Das Leuchtorgan ber fog. Leuchtwürmer beiimet Ah, Mattencei Fi 
folge, unter ven beiben Ichten Abpominalringen, ift gelb una ( ve 
ſchauet) volllommen organifiet. Es enthält Gefäße, in venen fig gelbe zw 
zothe Kügelchen' befinden, Tann tem Thier entzogen werben, off daß ci 
aufhört zu leuchten, Tann aber auch an dem lebenden Iufelt feibk ertunkeis 
Cs verſchludt O⸗Gas und entwidelt COgr, fo wie H-@ns; fü bat ca Id 





1411 


chemiſch die mikroſtopiſchen KiefelfchanlensThierchen des Guano (oben 


©. 1220 f., 1323), und fand fo, daß der Guano aus Peru ſtammte; denn es 


waren (Ehrenberg’s. Befimmungen gemäß) Pernauiſche Iufuforiens 
Kiefelpanzer. Es giebt Feine Dammerde, die nicht von Sufuforien 
wimmelt. — — Bon den Flechten (Lichenes) iR es erwicen, daß 
fie glei amderen niederen Lebweien, fo. wohl durch Mrzeugung ale 
durch Wiedererzeugung , mittelft Ausbildung entiwidelungsjähiger Theile, 
von Lagerfeimen (Wlementarzellen) und duch Keimzellen ober 
Sporen der Keinifrüchte der Mutterpflange, d. i. durch Fortpflanzungs⸗ 
Zeugung (Generatio propagatoria s. reproductiva) entſtehen. — 
Nicht alle pflanzliche Eigenweſen hinierlaffen übrigens, verbrannt: 
Aſche; v. Haud erhielt wenigflene von Byssus octospora und Pe- 
ziza feine. 

2) Bon jenem Erfahrungsfage: daß alle wirkliche, vollfommen pflanzliche 
Lebweſen von Erundfloff: Verbindungen anorganiſchen Beflandes leben, 
machen ſcheinbar die Shmaroper- Pflanzen (jowohl die, denen 
andere Bilanzen als Erpbobenvertreter dienen, als auch jene krypto⸗ 
gamifchen, welche im thierlichen Leibern zur Gutwidelung gelangen) eine 
Ausnahme; allein erfieren dienen ihre Träger auch nur ale foldhe, und 
was fie diefen entziehen ift nebſt HO höchſtens etwas COg (denn ihren 
Hauptbedarf aa HO, COg= und A:-Berbindungen entziehen fie der Luft), 
und leptere leben offenbar von Ausfcheidungss@rgeugniffen thierlicher 
Leiber, und dieſe Erzeugniſſe haben als ſolche auch nur den Werth 
anorganifcher Verbindungen, und jedenfalls, auch dort, wo fie dem 
Schmaroper s Träger auffleigenden Saft entziehen, fichen fie zu dem» 
felben in einem ähnlichen Berhältniß, wie die Knospe einee Baumes, ber 
in den Stamm eines andern durch Oculiren (Pfropfen, Ablactiven ıc.) 
verpflanzt und dadurch mit demſelben als eigengearteter Theil mit einem 
größeren Ganzen verbunden worden, *) und nun im bemfelben nicht 


Leuchtvermögen verloren hat, Hört auch feine O⸗Verſchluckung und COg-Entbinsurg 
auf. Innerhalb gewifler Grenzen fleigt feine Leuchtung mit der ihm zu Theil 
geworbenen Anwärmung, endet aber, fo wie dann, nach mierklich verftärkter 
Leuchtung, die Anwärmung zur beginnenden Erhitzung gefleigert wird. Es riecht 
Ahnlich dem Dußſchweiß (fcheint naher Ahnlich bedingt zu feyn, wie das Leuchten 
mancher fauliger Leichentheile), gerinnt vurch verbünnte Säuren, iR im Waſſer, 
Altohol, Aether und verbünnter Alkali⸗Lauge löslich, wird durch SO; un auf 
burch HCh zerſetzt, jedoch ohne dabei Bläuung zu erleiden, und giebt, troden 
deſtillirt, Ammoniak⸗haltige Erzeugniffe, aber werer Pr noch POzsjaure Galze. 
Das Leuchten des Meeres rührt von milcoffopifchen Leuchtthierchen her. 

Um nur in fehr wenigen Fällen vpürfte ſolch Verhältniß ber Schmarnkerpflanze 
zu der ihren Grhboben vertretenden Pflanze vorkommen; denn wäre dieſes ber 
Tal, und würden alfo bie Schmaroger Pflanzen von ihren Trägern ernähret, 
wie 3. B. eine erlere Obfiforte vom Gafte des Wilplings, auf den fle gepfropft 
worben, fo müßten fie and 3. B. Früchte tragen, deren Beſchaffenhelt an jene 
des Trägers unverfennbar erinnern, was bei wirklichen Schmarotzer⸗Pflanzen fo 
wenig vorkommt, wie bei fogenannten falfhen. Zu ben wirklichen gehören z. B. 

89* 








1412 


ale im Boben wurzelnd, fondern als Stamm⸗Theil mit dem äbtir 


gen Theilen der Art, bie durch die Wurzel des Etammes zugeführten 
Zlüffigkeiten übesfommend, lebt. *) Den Wirkungen nach ben fihäb- 
lien Schmarotzer⸗Pflanzen ähnlich, verhalten AG PBlend’s m 
Anderer Erfahrungen zufolge gegenfeitig verfchiedene Gewaͤchſe; fo vie 
„Scharte“ (Serratula arvens L.) und der Ackerdiſtel (Cnicus arvensL.) 
dem Haver, der „Epörl“ (Spergula arvens. und pentandra L.) em 
Buchwelzen oder Heideforn, „Wolfsmilh“ (Kuphorbia Pe 
plus L.) und Flohkraut (Erigeron acre L.) bem Beizen, mb 
„Kräbbiumen“ (Scabiosa arvens L.) dem Flach eꝛc. Schon Malpighi 
meinte, daß die Wurzelhaare, als Fortſetzungen der Querſchnitte des 
Zellgewebes, zur Ausſonderung überflüfftger Feuchtigkeit beſfimmt feyen, 
und die in neuerer Zeit von Blend, Brugmans, fo wiefpäter ven de 
candolle und Macaire⸗Princep befannt gemachten, hieher gehörigen 
Derfuche machten es wahrfcheinlich, daß zum Theil durch ſolche Warzel⸗ 
Ausfonderungen die Wechſelwirthſchaft nothwendig werde, indem 
fie durch Anhäufung im Boden biefen für den wiederholten Anben der 
ſelben Pflanzenart lebensgefährlich madjen, während fie anderey Plan 
nicht ſchaden; **) indeffen faben Walsner, Unger, Biegmanı 


ber Miftel (Viscum album ZL.; oben &. 1067), die in ben Wurzeln akt 
Tannen und Obfibäume mwurzelnde Orobanche caryophillacea, vie in jeam 
ner Huͤlſenfruͤchte geſenkte O. racemosa, ber Gphen (Hedera Helix L). 
ver Bichtenfpargel (Monotropa Hypopithys L.), ver feine Bürpides 


an vie Wurzeln verſchiedener kätzchentragender Bäume feſtigt se. Cussaia j 


europaea und ©. Epithymum L. wurzeln zwar in ver Erde, wmidlinge 
aber ſehr bald anzere Gewächſe und leben nun an viefen, inbefien ifre eigen 
Wurzel allmäplig abſtirbt. Sie Lönnen ganze Luzerne⸗Aecker ertraglos maden, 
während fie Hafer-, Turnips⸗, Kartoffels, Wicken⸗ und Srbfen uummfdlunger, 
und daher ungefchädigt laffen. Vergl. Lavoifier in Greit’s Ann. 1797. IL 24. 
Vfirſiche auf Weinen gepfroft nehmen wirrigen Holzgeſchmack an, uns Piste- 
cia Lentisous L. auf P. Therebinthus übertragen, gab nit Makir 
fondern einen Terpentin⸗ahnlichen Balfam. — Uebrigens giebt es Panzer, wit 
Tiere, welche ſich nicht verfehen lafien, obngeachtet geographiſche Breite, Kö 
über dem Meerfpiegel, Befchaffenheit des Bodens ıc., des heimathlichen Bele- 
ortes und bed bargebotenen neuen Pflanzortes einander gleich fin, mamenslih 
gilt diefe® von verfchiedenen Gewächfen China's und Baraguay's. Zu wär 
fern darauf Einfluß haben: geographifche Länge (und kamit au Unglech 
heit der mittleren Lufts und Bobenwärme, ver Winde x.) uub Neigung der 
Magnetnapel, vorzügli wenn fih finden follte, daß ungleidye Eräck we 
magnetifchpolarifcyen Anziehung der Erde ungleihen magneto⸗ uub theme 
magnetifhen Bewegungsrichtungen — fog. Gtrömen des Magueto: uns Therme 
Magnetismus — entfprechen, und vaß dieſe Antheil haben an der Futwidsieng 
ver Pflanzenkeime, it zue Zeit noch unermittelt. 


©) Ueber Wiedererzeugung ver Pflanzen vergl. Wächter: Ueber bie Ren 


ductiondkraft der, Gewähfe. Hannover 1840. 8 


ee) Brugmans (zu Leiden) nannte viefe von ihm an verfchiedenen Gawädfen be 


merkten, angeblihen Ausfonderungen: Pflanzenkoth; ex fans fie ms Be 
fondere haͤuſtg vor bei Gräfern, zumal bei Alra canescons an LOlium 


1413: 





and Bolstorff jene Beobachtungen fich nicht beflätigen, fonbern Erſterer 
fand vielmehr, daß die "Wurzeln nur (?) CO2 ausfontern, von ber für 
die Pflanzen nur Bortheil zu erwarten ſteht (fo fern fle mit hinrelchen⸗ 
dem Waſſer gemifcht und fo mit Salzen des Bodens verbunden, von 
den Wurzeln oder ald Bas von den Blättern.wieder eingefogen wird). 
Nur wenn’ die Wurzeln verlegt worden, entließen fie andere als COꝛ- 


Ausfonderungen, und jene Beuchtigfeit, welche um die Wurzeln herum 


ſich vorfindet, it nah MW. (in Folge von Thau⸗Bildung, bewirkt durch 
MWärmeentfirahfungsAbfühlung des Bodens) lediglich durch Adhäſtons⸗ 
DBethätigung herbeigezogen. Diefelben Naturforfcher gelangten übrigens, 
ihren weiteren Verſuchen gemäß, auch zur Beflätigung der Thatſache, 
daf in manchen Yällen ein Salzbeſtandtheil des Bodens den anderen, 
ihm ähnlichen, vertreten könne, ohne weſentlichen NRachtheil für bie 
darauf gebauten Pflanzen; fo z. B. kann für Salsola Kali L., Kalin- 
chlorid das Kochſalz, KO ale Salzgründer NO, CaO bag MgO und 
umgefchrt erſetzen. Daß jedoch wefentlihe Abweichungen im Boden⸗ 
Gehalt andy zu merklichen Veränderungen in denen in ihm wurzelnden 
Bilanzen führen Innen, davon giebt unter andern Hydrangen horten- 
sis ein zweifellofes Beifpiel; denn ihrem Boden beigegebenes Eiſen⸗ 
oxyd⸗Hydrat bewirft Bläuung ihrer außerdem rothen Blumen. *) 

3) Daß die Hauptquelle für den C > und Hs®ehalt der Pflanzen in ber von 
ihnen theild aufgenommenen, theile erſt in ihnen (durch Oxydation 





perenne un L. temulentum etc. L. Man finvet bie hieraus abgeleitete, bie 
Wechſelwirthſchaft betreffende Folgerung gefchichtlih erwähnt ©. 91 in m. zu 
Nürnberg 1836 erfhienenen „Zur Volytechnologie unferer Zeit”, als wirklichen 
Grund des Fruchtwechfels ledoch mehrere Thatſachen (5 Haupt» und 5 Neben⸗ 
Urſachen) zufammengeftellt in m. Theorie d. Polytechnochemier (Eiſenach 
1828. 8.) ‚H. 531606 ff. Wie man, wäre Decandolle's und Maraires 
Vrincep's Folgerung (welcher in neuerer Zeit au Liebig, in feiner: Die 
organifche Cbemie in ihrer Anwendung auf Agriculture und Phyſtologie. Braun: 
ſchweig 1840. 8. S. 143 ff. beiftimmte) richtig, nen Boden von nachtbeiligem Pflans 
zenkoth befreien könne, ohne Fruchtwechſel, finret man in m. „Zur Polytech⸗ 
aologie se.” S. 92 in Vorſchlag gebracht; ein Vorfchlag, der auch in Beziehung 
einer ber in m. Theorie d. Bolptechnochemie II. 584 aufgeführten Hauptquellen 
ver Aderververbniß, nämlih zur Tilgung der dem (Getreide lebensgefährlich wers 
denden Inſekten volllommen ausreichen dürfte. Daß manche Pflanzen auf andere, 
itnen benachbart wachfenne abänvernd und benachtbeiligehb einzumirken vermögen, 
beftätigte ſich mir am Rhus Coriaria und R. typhinum in Beziehung auf 
Manlbeerbäume; Zur Polytechnologie ꝛc. &. 92, wo man aud) bie Ber: 
muthung ausgeſprochen ſindet, daß das fog. Daulmwurfelraut (Euphorbia 
Lathyris L., meiner Erfahrung nad) das befte Mittel zur Entfernung ver Mauls 
wiürfe) die Maulwürfe verſcheucht durch feine widerlichen Wurzel⸗Ausſonderungen. 
Ueber ven Einfluß des Bodens, auf bie darin wurzelnden Gewächſe, iſt auch bie 
Blumengärtnerei beachtenswerth; über die hieher gebörigen, ungekünſtelt belaſſenen 
Naturverhältniffe wilbwachſender Pflanzen, ift es unter manchen neueren Mits 
theilungen und Zufammenftellungen, ins Befonvere au Ruͤhle's: Ueber ven 
Sinfuß des Bobens auf die Venhelluns ber Alpenpflanzen. Tübingen 1838. 8. 


1414 


» 
4 


von Eduren, welche C und H zur Grundlage haben *) zu Etanbe Toms 
menden wäffrigen Garbonfäure, fo wie jene für ihren A-GSehalt 
im von ihnen aufgenommenen Ammon, oder vielmehr Ammoncry 
zu fuchen fey, folgerte id) vor mehr denn 20 Jahren aus den bamals 
vorliegenden Thatſachen, indem ich erflere (C und H), hauptſachliqh 
von ber durch das Licht bewirfteg „Berfeßung der Earboufäure unb 
des Waſſers, lebteres (das A) von der in der Pflanze ſtatt fiudenben 
Oxydation des H>Wchaltes des von ihr aufgenommenen bumimfauzen 
und azotfauren Ammonorybes ableitete und Die weitere Bolgerung hin⸗ 
zufägte: daß ſolchen Weges frei werbende A, mit dem, gleichzeitig frei 
werdenden C und H, Wafler 30. zu Bilanzeneiweiß, Mehlleim x. ſich 
verbinde und fo die Arhaltigen Bildungstheile der Pflanze jufantınen- 
feße, von denen ich bereits aus denen ſchon bamals vorliegenden Er⸗ 
fahrungen vorausfegte, was ich einige Jahre fpäter auch veröffentlichte 
(m. ®rundz. I. 641), daß fie ale A-haltige Berbindungen die eigeab 
lichen Ernährer des thierlich lebendigen Leibes darftellen und daß Muskel 
wie Nerven⸗ und Hirn-Bethätigung hauptſaͤchlich durch fle vermitkl 
werde. 9%) Jedes Waſſer, welches die Wurzeln einfangen umb bie 


e) Daß ohngeachtet der Oxydationen der von ben Pflanzen aufgefogenen, Cm R 
zur Grundlage habenden Dungfäuren, in ten Pflanzen dennoch ungerfegte Ga min- 
fänre enthalten ſeyn kann, if won Braconnot in dem Agaricus atra- 
mentarius Bull nadgewiefen. Einhoff fan bergleigen im Ro sum 
Brand ber Gerſte (Uredo segetum), Gräger in tem ber Wai 

(U: sitophila Dittm.) und vor G. gewiffermaßen auf fon Fourerey zuı 
Bauquelin; vergl. Ann. d. Pharm. u. Chem. XXXVII. ↄ20 f. DO ve 
fog. Trogeſchmack mander nicht geiftreicher Weine, nicht zum Theil won bie 
ber gehörigen HuminsBerbindungen berrüßrt, fleht zu prüfen. Klaprott fazb 
in dem andgetretenen Safte einer alten Ulme Ulmin; Beiträge VE. 198. 
Ueber Oxydation des Ammoniak zu Azotfäure, die ſchon Lavoifier dit 
Hauptbebingung ber Galpeters@rzeugung vorausfehte, vergl. Tromminerff’s 
N. Journ. XIV. 26, 157 und 239 ff. und m. Grundz. I. 601 Uam. „Da der 
Stickſtoff⸗ Gehalt in vielen Gewädien zum Theil ſehr beträchtlih IR um» im keinem 
fehlt, während Boch Lie meiften der Luft Fein atmofphärifches Stidgas erziehen, 
fo muß verfelbe entwerer aus den Ammonfalzen des vergohrnen SIufuieriek-, 
Schlamm⸗, Pflanzen: oder Thierdüngers, oder aus ber Galpeterfäure dei BetemB 
entnommen werben; es iſt wahrſcheinlich, daß das von den Gewächfen (5 3. eiä 
Bumusfaures unb falpeterfaures Anımon; oben ©. 537) aufgeuommen: Mm 
buch Oxydatlon Waſſer bildet, während es feinen Azot⸗Gehalt au bas (andy 
Zerfegung ber CO, und tes HO, bewirkt hauptſaͤchlich durch das Licht, — 
gegangene) Öybeocarbon abtritt; Bildung ber Ealpeterfäure ſcheint weniger im 
lebenden als in abflerbenven, ber Berweiung zueilennen Pflaugentheilen (, BL. 
in vergleichen Taback, Runkelrüben se.) fatt zu baben.“ Vorfichende Gille m 
wörtlih entnommen aus dem II. B. m. Theorie ». Volyteguehemie 
(8. 611 - 612), unb zwar ans dem vie Geſammtheit des Aders, 

Wein⸗, Garten⸗ und Walbdbau betreffenden, 106 enggebrudte Dectasjeiten — 
ben Abſchnitt deſſelben. Azotſaure Salze kommen übrigens in virlen Plamgem 
wor; mo fie zu reichlich in dem Voden zugegen find, werben ſie der Frucht mndp- 
theilig; oben S. 1217 Anm., 1241 und 1296. 


1415 


| U < 


Blätter einaihmen, iſt von freiem Orygen begleitet, und biefes reicht 
zur Orybdation aufgenommenen C + Hsöydrats vollfommen hin. 


4) Die, hauptſächlich durch Bermittelung des Waffers und der Gars 


bonfäure in bie lebenden Pflanzen gelangenden Salze und falzartigen 
Berbindungen — zu denen kann auch fowohl die an Ealzgründer, zus 
mal an CaO gebundene, als aud) die von Galzgründern gefchiedene 
und in diefem Zuſtande ſchon dem Wafler, mehr noch (gleich ihrem 
Kalkfalze) denen in COgshaltigem Waſſer gelöften Alkalis»Bicarbonaten 
zugänglide Gilicfäure gehört — gelangen hauptſächlich aus ber 
durch Berwitterung aufgefchloffenen ſruchttragenden Exrde,*) 
außerdem aber auh ans der Luft, vorzäglich mittelft des Regens zu 
ihren einfangenden Befäßen, und zwar ſowohl zu denen der Wurzeln, 
als -audy zu jenen der Blätter, *%) Die fich in diefer Hinficht bei 
vielen Bflanzen zeitweife vertreten können, in andern dagegen gleich 
zeitig mitfammen bie Binfaugung vollziehen, Wie beträchtlich vie Mengen” 
folder anorganifchen Beſtandtheile find, iſt aus den hieher gehörigen Unters 
fuungen Marggraf's, Bimmermann’s, Brandes, und ebenfo 
auch ans ber neueften Arbeit der Art erfichtlich, welcher ih Bertels 
unterzogen hat, der zufolge ber dem Boden erwachiene Zuſatz an dergleichen 
Stoffen, für ein Joch Ader 430 Pfund betrug, während Brandes 
nur 22,1 Pfund für eben fo viel Aderfläcde zu berechnen ſich in ben 
Stand gefeht fah.***) Daß die Ajchen-Beftandtheile der Pflanzen (fo 





*) Ueber Berwitterungsbegünftigung buch Froſt, in Auwendung gebracht auf ven 


Yderbau; vergl. m. „Zur Bolgtechnochemie sc." ©. 89 und fi. 


2) Bonnet legte Blätter des weißen Diaulbeerbaums mit ihrer Unterfläde 


ws 


anf Wafler; fle blieben ſechs Monate hindurch grün (ein Wink für Geivenzüchts 
ler: NMaulbeerblatter frifch zu erhalten), während audere, mit ihnen gleidyzeitig 
mit ihrer Oberfläche auf Waſſer gelegt, in fünf Tagen verfunlten. B. Recher- 
ches sur l’usage des feuilles. Geneve 1754. 4. In Ghina füttert 
man Geidenranpenz wenn man ihnen Blätter des weißen Maulbeerbaums reichet 
— daß dieſes nicht immer der Fall it, darüber ſ. oben ©. 1373 — nur mit 
jungen Maufbeerlaube; Liegen auf Waſſer wirkt aber wahrfheinti auf alte 
Blätter mehr ober weniger verfüngenp? 

Marggraf fammelte zu Berlin vom December bis zum März 100 Berliner 
Quart Regenwaſſer = 3600 Unzenmaaß Waſſer, das 225 bürgerliche Pfunde wog, 
und bampfte es ohne Siedhite bit auf 1 Duart ab. Der Rückſtand gab etwas über 
100 Gran gelblichen Kalt (OaOCO2, wahrſcheinlich + Heinen Antheilen Ciſen⸗ 
umb Manganoryps), nebft wenig Kochſalz, CaCh uns Ealpeter. Ueber Bims 
mermann’s Verſuche und bas von ihm im Regenwaſſer gefundene organiſch⸗ 
chemiſch zufammengefeßte Byrrbin vergl. ©.157 u.m. Arch. f. d. ges. Naturl, 
L. 257 und 310. Brandes Verſuche ſ. ©. 157 u. B's Arch. d. Pharm. 
n. F. XXXIV.179. Bertels flellte feine Verfuhe mit Regen: und Schnees 
waffer an, das in Hinterpommern vom März 1840 bis Februar 1841 (alfo vie 
Raubige Luft varbietenden Monate mit hindurch) gefammelt worben, und beredis 
nete aus demſelben für 1 och Ader 60 Pfunv Ca0CO,, 46 MgsOCO,, 62 NCh 
(æochſalz) 46 Ca0SOz3, 20 Feg Oz, 24 AlO;, 52 SiO, 70 organiſch As 
Yaltiger Stoff (Pyrrhin), 34 KOCO, und 16 Huminfaures Ammonoxyd. Das 
iR eine Menge, vie jenen Zuſaz fog. Mineralpüngers unnötbig macht (mie 


x 


1416 


weit fie nicht mittelft der Cinäſcherung durch Os@infaugung an Gewicht 
gewonnen haben) nicht in den Gewächſen (aus zur Zeit wnbefaunien 
angeblichen Urſtoffen) erzeugt, fondcen ihnen von außen zugeführt wer 
den, fehte zuerſt erfahrungsgemäß Ehrifian Albrecht Mädert 
(weiland Hofapotheker zu Ingelfingen) vßraus, indem er durch zahl 
reiche Derfuche eine im Jahr 1788 von der K. Societ. d. Wiſſenſch. 
zu Böttingen aufgeworfene PBreisaufgabe: über den Cinfluß der küuk- 
lihen Luftarten auf die Vegetation dahin beantwortete: daß — aufer 
ben brennbaren Stoffen — Erde (Erden und ertige Salze) die Gruu⸗ 
lage und nebſt dem Waſſer der Hauptbeflandtheil aller Gewächſe fe, 
„bag mithin die verſchiedenen Erdarten auf materielle Weiſe der Pflanzen « 
MWahsthum bewirken, und daß die Luftfäure (Garbonfänre) jenes 
Hüälfsmittel fey, durch welches ſie, nebſt dem Wafler, ben Gawädkes 
zugeführt werden. Beranlaffung zur Berfolgung biefer Geite des 
Pflanzenernährungs » Borganges gab des Pfarrer Meyer’s verange 
gangener Vorſchlag, den Gyps (oder Dps) als Düngemittel zu ver⸗ 
wenden. Ein Jahr darauf erfhien R's: Der Feldban chemiſch unters 
ſucht ac. I-III. Erlangen 1789.8., worin R. unter Anberm barzutten 
ſuchte: daß jede dem Anbau zu unterwerfende Pflanze erbige umb faljlee 
(leiptlöstiche Salze) Theile in befimmten, eigenthümlichen Verhaͤltrißen 
"enthalte und hienach mittelſt dieſe darbietenden Düngere ernährt werden 
müffe. Weber natürlichen und künſtlichen Mergel S. 569 unb beſendert 
- ©. 573 fi. und 1253; f. m. Theorie ꝛc. II. 554, 559.9) A. Bogelb.i 


viel vom Boden aufgeweheter Staub dabei gewefen, iſt nicht zu berechnen). aber, 
einer Öffentlichen Ankündigung bes Godafabrifant Schwarzenberg zu Cal 
gemäß, reicht für ein Stück Land, das 2000 Kebftöde faht, zu veffen Düngung 
5 Pfund ves von ihm gefertigten fog. Mineralvüngerd (von bem 1 Gentne 
7’/a fl. Eoftet) volllommen Hin. Mineralpünger if ein, nach Anleitung ver 
Age, der auf dem Ader (dem Wiefengrunse, ber Garten«, MBeinbergs ser 
Beingartenerbe, ober dem Walbboten) zu erzielenven Gewächte verkältuiimißig 
zufanimengefegtes Gemenge von fog. erbigen (fchwerlötlichen) und leichtlöstien, 
zumal Alkıli-Salgen, in denen Knochenerde, Ammonoxyb⸗Maguit⸗Nhetohat x. 
Kalk⸗Silicat, Kalk⸗Sulphat ac., gemeinhin als Hauptbeſtandtheile ber erkigen Is 
tbeile bemerklich werben. Bergl.: Der neuerfundene Patentvünger bes Arskchſet 
Liebig. 9. d. Engl. von Dr. Peyholdt. Dresven 1847. 2ie Aufl. 8. Yed 
gebört hleher der Funftlihe Mergel und vie, gleich dem Mineralsunger, vos 
Liebig veranlaßte Fabrication des künftlihen Guano (S. 597 und 938). 

*) Knochenerde if im Waſſer zwar nicht durchaus unlöslih, jedoch im * 
Maaße ſchwerloelich, daß man fie den ſog. unlöslichen Bodentheilen beizäplen Sant. 
Liebig fand fie verhältlich Teichtläslih in vem mit Garbonjäure gefättigten 
Waſſer; 1 Gramm verſelben heiſchte 1,50923 Litre won dergleichen mit CO 
gefättigtem Waller, Bon 1000 Gewichtetheilen derſelben in vergleichen Zballe 
geloͤſt, verbleiben ver Löfung, „na deren Gieven noch 245, mitbin nahe 
25 Procent; da nun vollftändig ausgefottenes Waſſer keine CO, mehr bei Ein 
hitze zurüdzupalten vermag, fo fleht zu vermuthen, daß die Krochenerde einen 
Theil ver CO chemiſch gebunten und fo in ein aus PO;, CO, und Caß u 
farımengefeptes Salz verändert worden war, das fih von ihre nurdh merklich 
größere Löslichkeit unterfgeibet (pa dann bie CO, ven KAuochenleim usb bei 


1417 


zufolge mehet ſich in den wachſenden Bilanzen bie Menge ber im Waſſer 
löslichen Salze vom Stamme bie zur Frucht faſt genan um das Acht⸗ 
fache; es verhalten ſich nämlich die Mengen diefer Salze in der Aſche 
des Stammes wie 1, in jener der Blätter wie 2, und ber Frucht⸗Aſche 
wie 8. Die Bhosphate nahmen vom Stamm bis zur Frucht um 
das Dierfache zu, und zwar auf Koften der Carbonate, welche ſich vom 
Stamm bis zur Frucht yon 86 Procent bie zu 45 verminderten. ?) — 
Thon=Boden enthält übrigens in ver Regel verhältlich viel Aınmonoryb 
(wahrſcheinlich Folge feines Gehalts an Infuſorien; oben ©. 1409 f.), 
San ds Boden fehr wenig. Wiefen, auch jene, welchen man feinen Tünger 
zufüßrte, find gemeiuhin verhältlich reich an Ammonoryb (ihr Waſſer tft 
aber auch entfbrechend reich an Blementarorganismen), und Achuliches 
gilt auch vom POs-Gehalt des Bodens. Daß au Bifenoryd in 


Kuochenfett vertritt, oben E. 391 Anm.)? Ueber unverwefetes und verwefetes 
Knoche nmehl als Dünger, fo wie über Gornfpähne, WBollenabgänge, Vleiſch⸗ 
waſſer (zumal in der Blumengärtnerel), Blut sc. ald Düngemittel, f. m. Then: 
rie d. Polytechnochemie II. S. 601. Auch der ſchwefelſaure und mehr nody ber 
earbonfanre Kalk gewinnen durch COg-Bepalt des Waflers beträchtlich am Lößlidhs 
keit in vemfelben. Bei erſterem wirkt in viefer Hinfiht, den fpäterbin vom 
mehreren befätigten Erfahrungen Trommsporff’s d. 4, zufolge — veſſen N. 
Soum. XV. 2, ©. 182 — bereutend ver Koch ſal z⸗ (und ſtatt deffen ber KCh>) 
Gehalt des Waflers, fo daß es beim Gypſen ber künſtlichen Wieſen und Aecker 
(4. ®B. beim Anbau von Medigago sativa eto., m. Theor. ıe. II. 591 ff), 
Zufag von Kochſalz nur förderlich werben Tann, 1 Gewichtstheil Eyps forberte 
461 Waſſer zur fung, hingegen nur 91 beffelben, wenn es zuvor auf 100 feiner 
Gewichtetheile mit 43 Kochſalz gefgwängert worben war; vie oben S. 1229 
erwähnte fog. Gelfen-linterlauge, Tann mit ifrem HCh>@ehalt hiebei das Koch⸗ 
ſalz vortheilhaft vertreten (MgO ift in veflen wäflriger Löiung, fo wie in KOs 
Salzloͤſungen auflösih; Trommspdorff a. a. O.). Eyps bexirkt, Liebig 
zufolge, daß Ammonoxyd⸗Sulphat in vie Pflanzen gelange. Daß ein betraͤcht⸗ 
licher Theil 6 Ammonoxyb aus ber Luft den Pflanzen zulomme, fuchten 
Dumas, Bonffingault und Bayen vaburd zu erweiſen, daß fie es in. 
der in ven Hohleäumen der Pflanzen entbaltenen Luft als phyſiſchen Mitbeſtand⸗ 
theil nachwieſen. Sie fanden davon zur Tageszeit ſtets weit mehr als zur Nachts 
zeit; z. ®. im Ricinus communis am Tage 20 Brocent mehr als in der 
Nacht. Knoch en mehl wurde ald Dünger fhon vor 70—80 Jahren veriendet. 

*) Zur Beſtimmung ber PO; verfuhr B. nach Liebig, wie folgt: die Alche wurde 
in Azotfäure aufgelöh, vie POz varaus (fammt SOgs, wenn fie zugegen war) 
vurch Bleieſſig gefällt, ver Niederſchlag (— PbO;, PhOS03 und baſiſches PbOs 
Yyotat) geglühet und gewogen, da er dann feinen AOꝶ-Gchalt verloren bat: 
Hterauf wierer in AO, aufgeloſt, vann mit 803 ausgefällt und vefien Aus⸗ 
feivung vdurch Nachtrag von Alkohol befärbert und beendet. Aus dem Gewicht 
des alſo erhältenen PhOSOz berechnet man pas PhO (nachdem man zuvor bie 
Menage der vorhanden geweienen SOz, in einem anvern Theil der Aſche, mittelft 
Ausfällung durch BaO ermittelt Hatte), zieht et fammt dem ber SO; von dem 
vorher gefundenen Gewicht des ausgeglüheten PbO + PhOPO; un PbOSOz 
ab und erhält fo mit dem Üefle das Gewicht der POs. Ann. d. Chem. u. 
Pharm. LI. 139; vergl. m. Theorie I. 547. Yallt man MrO aus AO; vurch 
in AO, aufgelöfte Vhocphate, fo verbleibt ber Fläſſigkeit flets ein Nerkliches 
son POs (oben S. 1249 Anm.), was Hier nicht ber Fall if. 


1418 





beträchtlichen Mengen in Pflauzenafchen vorkommen Tann, zeigen Gue 
munb@eleati’s Hicher gehörige Unterfuchungen ; Commentat. Bons- 
niens IE. P. 2. p. 20. Sparfanı und fehr felten tritt Die Thomerbe 
(AlO3) in ven Pflanzen auf, und wenn frühere Aſchen⸗Anglyſen fe 
häufiger nachweifen, fo fcheint das größtentheils auf Berwechfelung bes 
AlOʒ mit Ammonoxyd⸗Maguit und ſelbſt mit Kuochenerde beruhhei ze 
haben, wie Freſenius und Bill mit Brunde vermuthen; doch fuw 
ben Fauré und fpäter Herberger in manchen Weinen weinfante 
Thonerde, jedoch höchftens auf 500: 0,16 Grau. Nüdert's Erfahrungs 
seranlaßten fpäterbin mehrere Ehemifet bie Adlererben ber verfchiebenes 
Getraide⸗Arten, dann auch jene der Gemuſepflanzen ıc. zu unterfuchn, 
zugleich aber auch als eine Sauptberüdfitigung das Feuchtunge 
und Wafferverbindungs-Bermögen ber atmofphärifcher frei 
Luft ausgefehten Fruchterden zu ermitteln (desgleichen die Grwärmbarteii 
berfelben durch Sonnenlicht, ihre Eigendichte ıc. m. Theor. ıc. a. a. O.); 
ben entgegengelebten Weg zur Beantwortung ber Frage: wie eine Erde 
zufammengefeßt feyn müfe, wenn fie denen baranf zu bauenben Go 
wachſen möglich erfprießlich werden folle? ſchlug vorzüglich Liebig 
ein, indem er mit der Ermittelung ber Zufammenfekung ber Aſchen 
ſolcher Sewächle (von möglich vollendeter Wutwidelung) deu Ynfang 
machte und aus den Ergebniffen diefer Aſchen⸗Aualyſen ableitete: was 
und in welchem Berhältnig dem feiner Zufammenfehung nach befammtier 
Boden bie ihm fehlenden Beimengungen zugefeßt werben wäflen; ein 
Meg, der, gehörig verfolgt, für die Bodenpflege und bamit für bie 
Landwirtbfchaft nur im hohen Grade erfprießlich werben kann, ind 
Befondere, wenn man babei auf den Standort der angubanenber 
Gewaͤchſe gehörige Rüdficht zu nehmen nicht vergißt. Was dieſer pa 
bedeuten vermag, zeigen vorzüglich der Wein: und der Obfl-Unben, 
dann aber auch der jedes anderen, in großen Mengen auf Aeckern nut 
Wiefen, in Waldflächen zc. neben einander zu erzielenben Rupar 
waͤchſes, *) und vorzüglich if in dieſer Hinſicht wichtig: das Berhält 


*) Auf Bergen gewachſenes Cichenholz iſt dichter und feintörniger, mub herum 
feſter, als das in Thälern und auf feuchten Ebenen vorkommende; benz im ber 
Regel ſteht hie Feſtigkeit ber Hölzer im geraden Berhaltuiß ihrer 
Dichte. Je Kallereicher ver Boben, um fo dichter und feſter in ver Regel mb 
das auf ihm gewachfene Holz; feuchter Wald⸗ (Feld⸗, Garten», MBiefenruubr) 
und Moor⸗Grund giebt flets minder feſtes Holz, als trodner Kallbeden. Fe 
langfamer die Bäume, wachfen, um fo vichter gemeinhin auch ihr Holz, je 
machen Eſchen, Aazien und Ahorn hievon fehr merkfiche Ausnahmen, va fie mit 
raſchem Wuchs große Feſtigkeit verbinden. Das vichteſte Holz fol, Berfoon 
zufolge (Voyages aux terres australes I. 621) liefern eine Stadiman- 
‚mia; im Kantel iR es unter der Benennung Bois de fer bekannt; zusädk 
ſteht demſelben in dieſer Hinſicht das der Foeditia mauritiana Lam., uab 
biefem das ver Imbricaria crenulata Juss. — Der während res Srüßfingt 
und Gommers erzeugte Gplint, zeift im Herbſt und Winter; daher gewinzt beaf 
Bauholz; an Güte, wenn man es zu Enbe bes- Winters und vor Gintritt bes 


1419 





niß zur Beleuchtung, zur von felber erfolgenden Wäfferung 
(fowohl im Boden ſelbſt, als durch die demfelben zuwehende Luft; ob 
3. B. weſtliche und fürlihe Winde freie Zuwehung haben, oder ob fie 
daran durch Gebirge gehindert find) und zur Iuführung von Carbon⸗ 
fäure und Ammonoxyd⸗Carbonat (und Azotat) und Ammon⸗ 
chlorid, die z. B. für Gaͤrten, Felder, Wieſen und Wälder ſehr bes 
traͤchtlich werden kann in der Nähe großer, volkreicher Staͤdte. 

5) Regenwaffer enthält im Mittel ver dabei obwaltenden Luftwärmen 
eine atmofphärtfche Luft beigemifcht, welche durchſchnittlich 31,05 Procent 
O⸗Gas darbietet; ein O⸗Gehalt, der ſich noch vergrößert, wenn das _ 
Waſſer theilweife an den Pflanzen und an der Erdoberfläche wieder. 
verdampft; denn erwärnt man es, fo if 3. B. von 5 verbampfenden, 
dem Gewichte nach Abereinftimmenden Antheilen deſſelben der erfte jener, 
welcher die Osärmfte (faum 24 Procent habende) Luft entläßt, bei den 
folgenden Berbampfungen wächſt ber O⸗Gehalt der dabei frei werben- 
ben Luft mehr und mehr, und bei bem lebten (Hten) Antheil beträgt er 
gegen 34 bis 35 Brocent, und noch reicher an O iR die Luft des zurück⸗ 
bleibenden, gar nicht zur Verdampfung gelangten Waſſers. Aus biefem 
Grunde erfrifchen die Regenwafler die Pflanzen weit mehr, als jedes 
Fluß⸗ oder Brunnenwafler, womit man (die Pflanzen begießend) dem .. 
fehlenden Regen erfeht, und ans gleihem Grunde wirft auch ähnlich 
und im noch höheren Grade erfrifhend der Than; abgefehen davon, 
daß Regenwafler (und zum Theil auch der Than) außerdem noch CO, und 
Ammon-Berbindungen, und bei Gewittern auch Azotichtfäure und Azot⸗ 
fäure, fammt den übrigen zuvor genannten Pflanzens@rnährung fürs 
dernden Beimifchungen zuführt *) Gin mit Barbonfäure geiättigtes 
Regenwafler hat noch fo viel atmofphärifche Luft, als Flußwaſſer, 
deſſen Luft = 300 0 + 70 A-Gas if; ein Maaß Flußwaſſer Hält 
U Maaß atmofphärifche Luft. Wäre alle im Meer⸗ und übrigem 
Waſſer befindliche atmofphärifche Luft mit der die Erde ñberdeckenden 
räumlich vereint, fo würden, mindeſtens alle Thierlich⸗ Athmenben, bes 
trächtlid mehr O einathmen und muthmaßlich verhältlich Fürzer leben; 
obgleich fie wahrfcheintich dann nicht mehr CO, aus zuathmen hätten, 
wie frbt, da fie ein durch 79 Brocent A und COg 2c. vervünntes O⸗Gas 
einathmen. **) Biot fand in den Schwimmblafen der in großer Meeres⸗ 





Eaftes FA; im Winter gefälltes iſt dichter und ſchwerer, aber ber Gplint wes 
niger reif und leichter faufenb, 

=) Lieber Beftimmung ver Wäflerungsgröße nes Bodens vergl. m. Theor. ıc. IT. 547 
Anm, Ueber RegensZeiten und Mengen verſchiedener Gegenden und Orte f. oben 
©. 111. In Saleutta fällt jährlich 4 mal fo viel Regen, als zu Paris, 
obgleich erfleres nur 78, letzteres dagegen 134 Regentage hat. 

=) In Marhand’s hieher gehörigen Verſuchen athmeten von reinem O⸗Gas ums 
gebene Thiere zwar mehr O⸗Gas ein, als wenn fie von atmofphärifcher Luft 
umflofien geweien wären, athmeten darum aber nicht viel mehr, ja Taf bie 
gleiche Menge COaↄ-Gas aus, M. wie Bront fand übrigens, daß der Menſch 


1420 


tiefe lebenden Fiſche mehr O⸗Gas, als in jenen ber näher dem Reer⸗ 
fpiegel Heimifchen; in ber Luft der erfteren geg:n 87 Procent O. %s 
benen der Flußfifhe war der O⸗Gehalt der Echwimmblafen-Eaft ſehr 
veränderlich, betrug jedoch nie weniger als 0,01 Preocent. Bei Aale⸗ 
bipgegen, wo die Schwimmblafe mit drüfigem Körper verbunden ers 
Teint, betrug der O:Gehalt der Schwimmblafen-Luft nur 0,013 ii 
0,024; bei Karpfen 0,071 neben 0,052 CO2 und 0,877 A. Diele 0 
fann die Athmung (dem Verkehr des O-Wafes mit dem Blut) 8 bis 
10 Stunden unterhalten. Wafler, das Luft einfaugt, IR in den cberm 
Schichten Iuftreicher, als in ben unteren (aber; wie zuvor bemeiit 
toorden, in den oberen Ozärmer, als in den unteren). In bie &ıfl 
gebracht, öffnen die Fifche ihre Kiemendedel viel weiter, als im Bafe, 
aber dieſe Art zu athmen muß für fie fehr ermüdend feyn. Daki 
erfolgt übrigens Leine Anwärmung ihres Blutes, und auch mdt, 
wenn fie ſtatt der atmofphärifchen Luft O-Gas athmen, das nur wait 
A⸗Gas beigegeben enıhält. Berwundungen der Fiſche und andere [ef 
Reizungen erhöhen (Kraft und Berrin zufolge) ihre Bühlwärm 
beträchtlich; ob und in welchem Berhältniß hiebei ihre O-Ginathanmy 
ſich ändert, iſt nicht ermittelt. Aehnliches Beobachtete Beron md 
an Meer⸗Zoophyten; Sprengel, Institut. physiol. IL DI. ®) 
In wie fern hieher auch gehören die Wärme-Erzeugungen ber Bieatt, 
ſowohl ber in großer Zahl. ſchwärmenden, ale der gereizten, wei 
Reaumur forgfältig- beobachtete (a. a. O.), bebarf ebenfalls ud 


Nachts weniger einathmet als am Tage, und daß hohe Auftwärme, wie guet 
Kälte, vie Athmungsbethätigung ſchwäche. Thiere, wurben fie regelmäfig anäkt, 
nahmen mehr O auf, als fie in ver von ihnen autgeathmeten CO, entlichn; 
dieſer fehlende Antheil wir auf Waſſer⸗Bildung verwertet; will 
100 Antheile O durch COg entführt wurden, bildeten fi$ 250 mit En 
Mafler um; Bilanzen verhalten fi umgelehrt; f. w. u. 

*) Bei den Zoophyten fällt das Atinnungswerkjeug mit ven wertzenglidgen char 
zur Geichlechtstheilung (ipurenweiie), fo wie zur Taflung, bie wahrſcheinlich zul 
au Warmefühlung bevinget ; und zus Selbſtbewegung räumlich zujammen, bi: 
wo ber Gegenſatz von Rindenzellen⸗ und Markfaſer⸗Bildung als Geroppeit- Geh 
* beworgitt, Spix erläuterte viefes fehr gut an Alcyonium exos; Geldidtt 
d. zool. Syſt. ©. 689. — Im fog. magaetifhen Schlaf wir bad ie 
für Wärme und Kälte fehe gefchärft, während Stechen, Kueipen x. ungefühlt 
bleiben; bei ven neuerlich durch den amerifanifchen Chemiker Sakfcn veranlaften 
und von dem amerikaniichen Wundarzt Mortom zuerſt verwirklichten Hether 
dampf-Athmungen (vergl. unter andern Dr. Senfelver's: Die Verſede 
mit dem Schwefeläther c. Grlangen bei C. Seyder 1847. 8.) beit W 
dadurch bewirkte Betäubung in mehreren Bällen bie gefammte dreifache Beibät: 
gung des Semeingefühls (Taftung, WärmesMehrung oder Minderung und Gelb 
ziehung ober Adhaͤſion, d. t. Sefühl für Benäffung, Beftäubung ıc.) auf. fü 
gegen ein kataleptiſches erhobenes fleife® Glied gerichteter Luftfirom erzeugt dagege 
fofort Rältes oder Wärmes@efühl, und thut baburch bar: daß in dem Zum 
des fog. thieriſchen Magnetismus vie HautsBethätigung noch beſteht, währen dit 
Gergenbethätigung ber Muskeln unterprüdt if. 


1421 


genauerer und umſichtigerer Bemeſſung. Amphibien und Fiſche 
haben übrigens verhältlich beträchtlich weniger Blut, als die Warm⸗ 
blutner; auch fällt bei ihnen der Unterſchied von venöſem und arterlellem 
Blut weg, wie denn auch die eigentliche Fibrin⸗Entwickelung in dieſen 
Thierbereichen, gegen jene der Vögel und Eäugethiere fehr zurückſteht. 
Da nun, alles Uebrige glei gefeht, dort am meiſten Fühlwärme 
wahrnehmbar werden muß, wo am meiften Feſtes ous Zlüffigem ges 
bildet wird, fo darf man folgern, daß bei den höheren Thierklafien und 
dem Menfchen auch aus biefem Grunde größere Eelbflanwärmung zu 
erwarten flieht, ale bei ben Kaltblutnern. Indeſſen darf man auch 
anderer Seits hiebei nicht überfehen, daß z. B. die meiften Vögel, 
die als ſolche feftere Muskeln, Knochen und daneben noch ihre Federn 
als viel erzeugtes Starres barbieten, einem großen Theile nach nur 
von feften Erzeugniſſen (Saamen, Gewürme, Fleiſch ıc.) Ieben, und 
daß Vögel dur Ausdünſtung wahrfcheinlich beträchtlich größere Ent⸗ 
wärmungen erleiven, als die Amphibien, und jedenfalls weit mehr, als 
bie beweglichſten Bifche, bei denen es ſich nur, fofern fie fich theilweife 
oder zu Zeiten ganz in ber Luft befinden (3. B. fliegende Fifche), von Kältung 
oder Berdampfen des an ihnen befindlichen Waſſers handeln dürfte. DE , 
jedoch die Hauptquelle aller Thierwärme In der Aufnahme des eins, 
geathmeten O⸗Gaſes zu fuchen fey, dafür fprechen fchon die Ver⸗ 
bauungss@reigniffe; denn Alles, was als mehr oder weniger flarre 
Maſſe von Thieren genofien wird, wird zuvor flüſſig, ehe es wieder 
zue Erneuerung (mie zur Vermehrung) fefter Theile zur Berwendung 
gelangt, und die gafige Carbonſäure, fammt dem gafigen Wafler, die 
ansgeathmet werden, Fönnen, da fle glei den Ausdünſtungen ber 
Sant, *) um gaflg zu erfcheinen, nicht nur fühlbarer Wärme im 
beträchtlichen Maaße bebürfen, ſondern ſelbſt auch verhältlich ſehr 
Waͤrme⸗reich find (viel Eigenwärme haben), die Wärme der zugehörigen 
Leiber nur, und. zwar fehr beträchtlich vermindern, und zwar um fo 


e) Banetorin’s Beobachtungen Ichren, daß In Italien ein Mann (im Mittel) 
son 8 Pfund genoffenen Speifen 5 Pfund durch unmerkliche Aukdunſtung verliert, 
während, Keil zufolge, ein Mann in England von eben fo viel Genoſſenem 
zur 2 Pfund und 2 Loth (33 Unzen) auf bemerftem Wege entläßt. In England 
lebt man, im Ganzen genommen, von mebr fefler Kon (Fleiſch ıc.) als in Itas 
lien, und vunſtet auch weniger aus in der Waſſerdampf⸗reicheren Luft als in ber 
teodneren Italiens. Auch iſt vie Luft, in der man in Italien, zumal vom 
Herbſt zum Frühling, athmet und fi bewegt, wärmer. In fehr Wafſer⸗reicher 
Ruft, bei Geizoceos Wehen, das wir im vorigen Jahre auch in Deutſchland em⸗ 
pfanden, und bei anhaltenden Güpwinden wird bie unmerkliche Auspünflung ges 
hindert, und was fonft alt Dampf entweicht, fammelt fi nun zum Theil ale 
Schweiß auf der Haut an, wo ed durch Wärmes@ntftrahlung sc. Kühlung und 
Berbihtung erlitten: weil vie Dampffülle der Luft das Dampfaufnehmen hindert. 
Ze mehr man vurch unmerkliche Ausvünftung verliert, um fo größer tft auch der Ge⸗ 
winn an: durch Perſpiration (Gass@inpringen durch die Gast) aufgenommener Luft, 


1423 





mehr, wenn fich etwa zeigen follte, daß ein nicht unbetraͤchtlicher Thel 
de6 eingeathmeten O⸗Gaſes auch innerhalb bes Athmenden gafig bleikt,") 
und wenn man erwägt: daß das wieder ansgeathmete U zotgas bay 
weit wärmer die Lungen verläßt, als es war, ba es von ihnen ah 
genommen wurde. Auch darf man bei Unterfuchung der Ihirwire 
quellen nicht unberüdfichtigt laſſen, daß Säuglinge, obgleich fe mu 
Flüſſiges genießen und daraus verhältlich viel Feſtes erzengen, ihr 
Blutwaͤrme ſich darum doch nicht ungewöhnlich (und merklich mehr ed 
ihre O⸗Einathmung erwarten läßt) fleigert; **) daß bei Berfenn, 
welche an Engbrüſtigkeit (Asthma) leiden, die Athmung geheigert 
wieb, ohne Temperaturs@chöhung im Geſolge zu haben; daß Se 
liches bei: an Irampfhaften Mutterbeſchwerden Leidenden vorfommt m 
baß auch bei der Harn-Ausfenderung Orydationen eintreten (vie | 9. 
zuvor genoſſenes KRuli:Mcetat in KRalicarbonat verwandeln, daß We A 
dieſes Salzes, und eben fo bie der Ci, Tıc.und ähnlicher Salze; fen hin 
Durchgange durch die Lunge das zur COg-Bildung erforderliche Drya 
erhalte, ift wahrfcheinlich, aber noch nicht erwiefen) sc. Liebig felget 
(a. a. D.) aus denen die Athmung lebender Menfchen und Thim bo 
zeichuenden phyſiſchen Grfcheinungen und chemifchen Erzengniſſen, di 
in zweierlei Organen, in den Lungen und in den Hast: MM 
Gapillars@efäßen, jene Orybationen flatt finden, welche hei 
das eingeathmete, theild das durch die Haut (durch Palme 
tion) eingedrungene oder eingefogene Oxygengas bewirkt, ud Wi 
erflere O⸗Einnahme die Beſtändigkeit der LungensTemperatur, Ich 
tere die bes übrigen Körpers ſichere. In einer Minnte, bereäad!. 
gehen ſolchen Weges 35,8 Würfelzoll O- Gas (etwas wenige uñ 
- 12 Gran) ins Blut; in 10 Pfund Arterienblut fegen 61,54 Ga 
FeꝛOz zugegen, während in eben fo viel Venenblut nar 55,14 Orm 
FeO vorfänen; angenommen (mit 3. Müller), daß in 1 Rt 
10 Pfund Blut durch die Lungen gehen, fo würden dort denen 55,14 FeÜ 
in derfelben Zeit 6,40 O zulommen und ber bedeutende Reh ie des 
„geathmeten O (= nahe 5,6 Gran) den übrigen Blut: Bibungefekt 
verbleiben, diefelben durch folche Aufnahme mehr ober weniger weist 
lich verändernd (was ins Befondere das Blut-Fibrin träfe). Dahin 





*»), Sumphbry Davy zufolge iſt das eingeathmete Oxygengas, als fstgei ob 
bindungifahig aus hem Blute ber Rungenfchlagater (Arteria pulmenals) 
und vem der Bronchial⸗Arterien (Arteriae bronchisles) Levigiiä Yard 
ErHigen folgen Bluts bis zu 200° 8. = 936,93 & oder Tisch; E 
die Ginleitung zu m. „Bergleihennen Ueberſicht des Eyſtens der Cl. 
Halle 1821. gr. 4. ©. 85. (Man findet, beiläufig ſey es bemerkt, in WR 
Ginleitung unter andern eine gebrängte Ueberſicht der Bauptthelle der verglaßiet 
ben Oryktometrie und Anatomie, phyſikaliſchen Chemie und RNhyſtologie x.) 

©*) Säuglinge erkalten Leit, obgleich fie viel athmen und viel Biufigd e 


—* en; aber dunſten auch viel aus. Wärmftes Bine ip hai te 
Bögel » 





1428 





Blute Orgbationen ſtatt haben, auf Koſten bes eingeathmeten O⸗Gaſes, 
ſteht nicht zu bezweifeln, welchen Antheil daran aber das im Venen⸗ 
bint vorausgeſetzte @ifenorybul wirklich hat, und im wie fern andere ſehr 
orydirbare Bildungstheile, *) unter andern 3. B. auch die dem Blute 


e) Zu jenen weiteren von Liebig gefolgerten Oxydationen „im Blute vorhandener 
Stoffe und Bilyungstheile” gehören, neben der des Bibrin, auch die bes Albumin, 
Gafeln (Globalin) und jene des Legumin (fo wie des Milchzuckers). Letzteres 
wurde zuerſt bargeflellt von Braconnot, wiewohl fon Cinhof deſſen Ver⸗ 
ſchiedenheii vom Kleber oder fog. Mehlleim nicht unbelaunt war. B. ertbellte 
ihm feine Benennung. Dan gewinnt es aus trodnen gelben Erbſen ober aus 
Bohnen, durch Einweichen in laumarmes Wafler, Zerreiben derſelben nad 
412 bis 16 Stunden zur feinen, mit Waſſer zu verbünnenren Maſſe, Hinpa⸗ 
tröpfeln von etwas Ammoniak, Abgießen des nach einigen Tagen ruhigen Stehent 
am kalten Orte vom Borenfahe geichievenen Blüffigen und varans zu bewirkendes 
Ausfällen mit Eſſigſäure. Dan wälcht es dann wohl aus und befrelet es burg 
irren mit abfolutem Alkohol und Aether von fetten Stoffen. Alſo chemiſch 
Holiet enthält Bas Legumin, Rühling zufolge (Ann. d. Chem. u. Pharm. 
LVAIII. 308—305), war e8 aus Erbfen gewonnen: 0,505, aus Bohnen 
0,557 Procent Schwefel, während ver S-Gehalt des erfieren ſich bis zu 0,467 
minberte, wenn man e6 zuvor in wäflrigem Ammoniak aufgelöft hatte, des letzteren 
hingegen bis zu 0,4415. 6 geht Hieraus Kervor, daß beibe Leguminsärten 
ih durch ungleihen Schwefel⸗Gehalt unterſcheiden; hätte das Legumin ber Bohnen 
Durch das Auflöfen im Ammoniak verhältlich einen nur ebenio großen Schwefels 
Berlaf erlitten, als das ver Erbſen, fo müßten jene 0,557 nur bis gu 0,515 
vermindert worben ſeyn; oder, was daſſelbe fagen will, währen 100 Erb ſen⸗ 
Legumin durch Behandlung mit wäfligem Ammoniak an vaſſelbe: 8 Vrocent 

S abgaben, verloren 100 Bobnenstegumin in gleicher Weiſe behaudelt 
(au bei gleicher Fühlwärme und ganz gleichen AHy-Gehalt der Ammoniak⸗ 
2öfang?), 20,9 Brocent Schwefel. Den Schwefel: Gehalt des Kuhmilch⸗ 
Gafein (oben ©. 1399) fand R. — 1,016 Procent, jenen des Eier⸗Albu⸗ 
min (©. 1394) — 1,748; den bed Blutwaffer : Albumin, aus einem 
Gemiſch von arteriellen und venödfem Och ſenblut — 1,386; des aus artes 
ziellem Bferveblut — 1,309, und jenes aus vendfem — 1,285. Das 
Fibrin (E. 1395), jenes gemifchten Och ſenbluts bot ihm 1,319 PBrocent, 
Das Kryſtallin (S. 1398) aus einem Gemiſch der Kryſtalllinſen vom Ofen, 
Kalbe und Schwein 1,103 Brocent; vom Dch ſen allein 1,227 Procent bar; 
Mehlleim aus Weizenmehl entließ 1,134 Procent. Das Legumin, Bis: 
Ger vem Gafein beis ober untergeordnet, zeigte ih in früheren fog. Hementars 
analyfen ſtochiometriſch ⸗ Cag Hz7 Aıs 017 gufammengefeht. Jene Oxydationen 
der im Blute als vorhanden vorausgefehten Proteinoive (Albumin, Gafein, Fibrin 
und Segumin), machen, Lichig’s Volgerzugen gemäß, Haruſtoff entfichen, 
indem fi$ COꝛ, HO, HyO und AH,O aus ſcheiden, von denen letztere beide zu 
Haruſtoff zufanmmentreten; Cas Ha7 Ag GBerhaltnißgewichte) O5 + Oro — 
Ce Hı2 Ag O6 (3 Sarnſtoff) verbleiben Ca) Ha; Oloo, die zu bilden ‚vermögen 
(die CO, procentiſch = 27,28 C 4 72,72 0 vorausgeiegt) 42 COn, falls 
nicht 100, fondern nahe 104 Deygen Hinzutreten, ka dann aber noch weitere 
25 O erforverlig wären, um 25 H in ebenſo viel HO zu verwanbeln. Gehe 
verſchieden vom Erbſen⸗ und Bohuen-Legumin iſt das der Mandeln; beun hiefes 
iR in Sffigfänre auflösti. Es wurbe zuerſt von Dumas uns Gahonre 
vargeſtellt, und fcheint beträchtlich mehr Azot zu enthalten, als jenes; denn 
erſteres enthält 18, das aus Bohnen nur 15,78 Procent A; erſteres bilbet daher 
jedenfalls eine eigene ProteinBattung, die man duch Amygdin bezeichnen 








- 1424 


zukommenden Fettarten *) Gleiches erleiden, und ob biefe nicht vielleicht 
eine der Hanptquellen für jene COz und das fle begleitende gafige Waſſer 


rn — — — — 


könnte. Hinſichtlich des Ss@ehaltes bedarf es, gleich allen übrigen S-haltigen 
Azotiden noch weiterer genauer analytiſcher Beſtimmungen, vie allerdingt kaum 
zu gewähren ſeyn bürften, wenn fich finden follte, vuß S ein bisher ungezlegter 
zufammengefehter Gruntfloff, etwa ein Hydroazot⸗Carbonid ppm fo großer Iuzig 
keit ver Verbindung iſt, vaß jener elektriſche Erregungs:Begenfag in ihm aufge 
hoben erfcheint (vergl. m. Grundz. II. ©. 359 — 360). Us Salome 


Gafeln,. Albumin und Fibrin in Kali⸗Lauge auflöſte und daraus mit A nieker 
flug, nachdem man bie Auflöfung ſtundenlang gelocdt hatte, zeigte 
ſolches Kali, wie Liebig berichtet, noch no KS-Gebalt, als darauf ver Protein 
‚ Niederföglag mit trodnem KOHO geſchmolzen und mit Säure neutralifiri wurte; 
e6 entband fih HS-&as, und das geſchah auch mit ſolchen Niekerfd;iägen, melde 
zusor, beim Kochen mit Kali-Lauge, burch Zufah von PhOA-Löfung Feinca 
S⸗Gehalt mebr hatten erlennen laſſen; Aun. d. Chem. u. Pharm. 
LVIE 133 f Anm. As Schloß berger aus Kuhmilch mittelt HCh Gaicia 
faͤll'te, dieſes dann durch aunoch anhängenre Säure im Waſſer AG wire 
löfen ſah, und es nun von Neuem durch Ammonoxyd⸗Carbonat 

erhielt er gefälltes, im Faͤllungkmittel unauflösliches, freien Schwefel est 
haltendes Eafein und darin aufgelöft bleibenves Schwefel: freies; aD. 
LVIII. 92 f. Mchſenblut⸗Flbrin zeigte demſelben Chemiler 15,51 Procat A⸗ 
Gehalt.) Die von Bouchardat durch Albuminofe bezeichnete Nbäutberum 
ses Albumin, unter andern barfiellbar aus Fibrin, durch Auflöſen iz wer 
pünnter Hyprochlorfäure, Fällen tur Ammonoxyd⸗Acetat un» Auswaſchen mE 
Alkohol (hiemit, weil fie im Waſſer Löslih if) enthält, nah Berzeil 

(a. a. O. ©. 319), noch beträchtliche S:Antheile. Dagegen ſcheint das Bitel⸗ 
lin, Gobley zufolge, ». f. vom Albumin und Barbfoff befreietes Wigelb, de 
man mit Alkohol fo oft ausgelocht bat, Bis es farblos geworden (mn 
erhält fo 16,557 Procent), völlig frei von S wie von P zu ſeyn. 

% Ghevreuf fand in ver Wolle zweierlei Bettarten, das bei 45°C. — 3608 
erweichende Stearefin (bad fih dem an den Blättern des Zuderrefet wen 
Dumas nacgewiefenen und von Liebig auf im Ken aufgefunzenen, wat 
artigen Gerofin anreihen vürfte) und das bei 15°C. — 120. Hug 
Elaierin. Durch anbauernves Luftberühren und dadurch vermittelten OrZxteitt, 
fo wie fofort durch WVerfeifung bilden fig daraus breierlei ‚Settfäuzen, ws 
denen zwei im Waſſer unldslich und fauren Harzen ähnlich, eine bagegen tarin 
loͤtlich und zugleich flüchtig iR, verflüchtigt: Thran⸗aͤhnlichen Geruch verkeiis. 
Es fragt fi Giebel, welchen Antheil dieſe Bettarten bei ber Dralfänre 
Erzeugung Haben, die, Berthollet zufolge, aus Wolle in weit reichlicher 
Menge als aus dem Zuder entſteht (Wolle gab 1/a, Auder 1/3 Ca os + BO, 
und ob es nicht auch ſchon im Blut, zumal in jenem, welches Berfonm os 
gehört, deren Harn KallsDralatshaltige Harnſteine entläßt, zu Bilbumgen wer 
Ox auf Koften des Blutfetts komme? Ob und wie Üx verändert werke, mens 
fie als Löfung, vorſichtig genoflen (vorfihtig, da fle in nicht fehr großen Geben 
giftig wirkt) möglicher Weife in vie Nieren beförbert wire? Daß fie Gichei wit, 
glei der Benzvefäure und ber Zimmtfäure, in Sippurfäure verkiet 
werben bürfte, läßt fi mit Grund erwarten, ebenfo aber au: daß GHarnüsl 
und Sarnfäure dabei mehr ober weniger veränbert, vielleicht gänzlich zerfegt 
werden? Liebig fand das Gerofin im Kothe ner mit Ken gefütterten Kite 
wieder, und folgert daraus: vaß ver Wachs⸗Gehalt ves Butters der Kühe, auf de 
Tettbildung ihrer Milk keinen vermehrennen Ginflus übe. — In bem zuser 

godachten Gigelb ver Hühnereier fand übrigens Gobley, aufer nem Bitellin 





1485 


bifben, welche durch das Ausathmen der Luft an die Luft und daburch 
an die lebente Pflanzenwelt, durch diefe aber wiererum an die Thier⸗ 
weit zuräduegeben werden — darüber iR noch zu entſcheiden. Betref⸗ 
fend die Zufammenfegung des Bluts und feiner verfchiedenen Atäus 
derungen, flehen unter andern. auch zu vergleichen: Becquerel's und 
Rodier's Unterfuchungen ic., überfeßt von Dr. Eifenmann (Er 
langen 1845. 8.). Uebrigens führen auch alle Nahrungsmittel den 
Berdauungsorganen atmofphärifcge Luft zu, von der es nicht 
unwahrfcheinlich ‘iR, daß fie (wenn auch nur antegenten und Gegen⸗ 
betnätigungen erwedenden) Antheil an der Verdauung nimmt. 

6) Daß es Haupifählich die Deazotide (5. 1336) find, 'welde mit 
ihrem C⸗Gehalt die Garbonfäure:rjeugung Im thierlichen Leibe bevins 
gen, fcht ebenfo wenig außer Zweifel, als daß der eigentliche Wieder⸗ 
erfaß der höheren thierl: chen Lebensbethaͤtigung durch den A Gehalt 


(das früber für ein Sulphuret des Bioxyproteln erachtet worden) auch noch Elain⸗ 
ſaure, Margarinſaäure ung Epuren von freier Milchſaure, daneben aber eine 
gepaarte Saͤure, die Bhosphogiyeerinfäure, gleich nen erſteren beiven Bett: 
fäuren nicht an Natron, fonrern an Ammonorxyd gebunden. Zugleich fanden 
ſich als nähere Mirbeftandtgeile in demſelben Gigelb vor: Cholefterin, Komialz 
war KCh, mitiammen — 0,268 Procent, KUOSOz3 — 0,009 und Kuodens 
erde uchk Nagnit⸗ Ammonoxyd⸗Photphat, zuiammen 0,402 Procent und etwas 
Salmiak. Die Bhosphogiyeerinfäure fans fih an Kalk gebunden vor, 
zamit ein fiengerinnendes (im kalten Waſſer Idsllches, bei Siedhihe daſſelbe vers 
lafſendes) Ealz, hierin dem in kalter KOHO:Etöfung aufgenommenen Kalk Tars 
trat x. abulich. Das Eiweiß ver Eier gegenwirkt übrigens, gemäß feines baf. 
Natronphospbats, ſchwach alkalifch ; «6 grunt Vellchenblau. Ueber die Untwidelung 
net Habuchen im Gi vergl. m. Ginleitung 2. V. Syſt. d. Chem. ©. Hi ff. Im unbe 
Srüteten Ei finden fig vie Kräfte nes künftigen Hühnchen noch im Gleich⸗ 
gewichte, wie jene der ſichtbar blühenden Pflanze im Saamen; giebt es thierliche 
Gigenweien, die annoch auf der Stufe des unbebrüteten Gies ſtehen, und gehören 
dieher vielleicht vie Vorgänger der Aufguſthierchen, der Oscillatorien, der Schim⸗ 
mel und der mikcoflopiichen Pilze und Schwaͤmme? — Das Nabelbläshen 
bei Menſchen, wie bei Wiederläuern, enthält auch Dotter, aber von fehr 
geringem Umfange, weit größer kingegen findet er fi im Nabelbläschen ber 
Vieiſchfreſſer. Hiuſichtlich der allmaͤhligen Entwickelung aller inneren und Außeren 
Rebensbettätiger (Organe) eines wirbelfäulelofen Thieres, einer Schnede, If 
ſehr Ichrreih Stiebel's hieher gehöriger (a. a. D. ©, 74), Im Auszuge 
Eefinnlicher Bericht. (In ven gewöhnlichen grauen Feldſchnecken, welde Bär: 
ten und bebaueten Aeckern oft fo nachtheilig werben, und bie, ba fle nur 
Beruhrtwersen von Alkali⸗Löoſung fchnell Rerben, am leichteſten zu :tilgen fin» 
var Beiprigen mit verbünnter, ſchon gebraudgter. Waſchlauge — fans Bras 
eonnot, außer einem eigenthümlichen Schleim einen anderen ebenfalle As 
hautigen Bilvungstheil, das Llmacin.) Dem thierlichen Lebensgleichgewichte 
ziemlih nahe zu fichen ſcheinen jene Theile des thierlichen Leibes, in welchen 
Smpfindung ohne Nerven zur Bethätigung gelangt; 3. B. im Epithelium, 
im Knorpel, in den: Fleiſchwärzchen; denn dieſe, fofern in ihnen Borıpflanzung 
ves Druds anliegender entzündeter Flächen empfunden wirb, zeugen dadurch noth⸗ 
wendig “au von Gelbfibethätigung. Bewegungen ohne Nerven ſind gegeben in 
der NRotation des Sieh und in ber Bimperbewegung. 
90 


1436 





der Azotide (S. 1373) vermittelt und bewirkt werde; man laun bafer 
auch alle Nahrungsmittel der Menfchen, wie der Thiere, zunächtt zer 
fallen laſſen, wie die Bildungstheile, nämlih in Deazetide uw 
Azotide, oder mit Liebig in Refpirationes oder Hihmung& 
Mittel, und in Reprobuctionss oder Wiedererzeugunge 
(oder eigentliche Ernährungs) Mittel. Bolgende Ueberigeen ent⸗ 
halten von den letzteren, ihrem unbedingten Schalt au Nährfteff nad, 
die wichtigeren und befannteflen berechnet: ihrem Azot⸗Gehalte ge 
mäß, in ihrem bei 1000C. getrodneten Zuſtande; deu A⸗Gehalt ber 

Srauenmild = 100 gefept: 
Pflanzliche: Reis 81. Kartoffeln 84. Müben 106. Roggen 106. 
Mais 100 bie 126, Bere 125, Hafer 18. Ri 
sen 150. Weizen 119 bis 144. Weißes DBereb 182, 
Schwarzes Brod 166. Linien 276. Bohnen 320. Erb⸗ 
fen 239. Eßbare Shwämme: Agaricas delicie- 
u sus 289. A. russula 264 und A. chantharelles 201. 
Thierlich er Kubmild 237. Käfe 331 bie 447. Eigelb 305, Calm, 
geſottener 610, roher Lachs (d. i. geräucdgerter Gain) 
R 776. Fleiſchbruhtafel 764. Auſtern 305. Wal, gefiel 
tener 428, Hühner:@iweiß 845, Schinken, zoher 39; 
gefottener 807, Häring, gefottener 808; veher (ger 
falgener oder geräucherter) 910; Häringe-Müc (Te 
Rikel) 924; Schellſiſch, gefottener 816; Therben, ge 
fotten 954; Taübenfleifch, gefotten 827; Gammellciih, 
gefotten 8525 Keibfleifch, gefotien 911; Odin 

gefotten 942, 

N Die neueſten Verfuche, hinſichtlich des chemiſchen Theils der Wigmuuge 
Verrichtung, haben Andral und Gavarett durchgeſichrt. Keneh 
beträgt die Geſammtmenge ber vom ganzen Körper in einer Gimme 
entlafienen Garbonfäure, bei einem Manne von 28 Zahın 11.740 
Grm., bei einem Mäpchen von 19 Jahren 8,316 Erm.; bei ecmem 
Jünglinge von 16 Jahren 11,000 Grm., bei einem Räder von 
10 Jahren 6,196 und bei einem Knaben von 9%, Jahren 6,550 rm. 
Scharling (a. a. O.) fand die Mengen der binnen eimer Eiue un 
Nofe und Mund entlaffenen CO,, wie folgende Ueberfiiht fie anzeigt 
wobel zugleich ber unter gleichen Bedingungen von A. sub ©, gefan- 
dene Betrag beibemerkt worden: 

Mann Sängling Knabe Madchen Mirigen 
v.28 2. 2.163. 099,3. v193. 10% 
Scharling 11,367Grm. 10,819 6,426 8 6072 
Andral und 
Oavarett 124 10,2 5,9 (Mitte) 7,0 68 
Narchand zufolge atmen Froͤſche, bei gehöriger Aahzung, mehr 


O ein ale fle zur Erzengung der von ihnen ansgeuiiuwien CO; 


— — — — — — — —— — — — —— — —— — — — — — 








verbrauchen. Nimmt mau an, daß biefer O,Ueberichuß auf Bildung 
von BHO verwendet wird, fo verhält fh Die zur COg- Bildung verwen⸗ 
dete Os Menge zu jener auf Waſſer⸗Erzengung verbrauchten, im BRittel 
wie 100 zu 24. Nebrigens iR auch hier Die Menge der erzeugten CO, 
(und ohne Zweifel audy die des HO) abhängig vom Alter, vom Bafen 
oder Qungrigfegn ac. bes Athmenden. Es können aber die Froͤſche uns 
gemein lange faſten und während deſſen mit verhältlich fehr wenig Os 
Gas (alfo mit wenig atmofphärifcher Luft) leben. Wahrſcheinlich iR 
übrigens auch bei Thieren, wie beim Renſchen, bie Athmung nächt⸗ 
licher Weile ſchwäͤcher, als am Tage. 

8) Die Menge des eingenthmeten Oxygengaſes — gemeinhin 4 bis 5 Vo⸗ 
himprocent der im bie Lufiröhre gelangten atmofphäriichen Luft — 
Reht zwar, ohne Zweifel, zu jener der dagegen ausgeathmet werdenden 
Gaſe (ver CO,, des HOs und A⸗Gaſes) in einem fehen Verhaͤlmiß, 
allein zweifelsfrei befinimt ift bie Kicker dieſes Berhältniß noch nicht, 
und ein Schluß auf Die Menge des ſolchen Weges von dem Athmenden 
verbrauchten C, H und A iſt darum noch nichts weniger als umums 
ſtoßlich ſicher. Aber noch viel weniger zuläffig iR jene Ausbehnung 
ſolchen Schluſſes: aus denen gaflg entlafienen CO,, HO- und A-Mengen 
auf die vom Blute aus zur. Yafigen Entfernung gelangenden Ce, Ir und 
A⸗Groͤßen: weil nicht Kur”rie Lunge, fondern auch bie gefammte 

- Oberhaut Waſſer, Carbonſäure und Azotgas entlaflen, und bie 
Mengen in biefer Weile entfernten C's, M’s und A’s zur Beit aunoch 
gänzlich unbehimmt, ja ſelbſt Annäherungen zu bergleidhen Beſtim⸗ 
mungen ber Berhefichtigung kaum werth erachtet worben ud, was das 
gegen 3. B. nicht der Fall iR bei Abernetty's Hieher gehörigen Ver⸗ 
fudgen. *) Die Borgänge aber, durch welche ſowohl in der Lunge als 
ia der Haut (oder vielmehr in denen Im ganzen Leibe vorhandenen 
feinften Haarroͤhrchen oder Capillar⸗Retzen) durch theils vom Blute 
zugeführtes, theils durch die Haut eingedrungenes O⸗Gas, bie wohl zum 
pflanzlichen, aber wicht zum thierlichen Leben unentbehrlidhe (mährige) 

Garbonfäure zu Etande kommt und fammt Azotgas ansgefchieden wird; . 

diefe ganze Gas⸗Verkehr des lebendigen Ihierlichen Leibes mit deſſen 

Iuftigen Umgebungen, er wird durch den Wedel von Cudoemoſe 

mb Grosmofe, d. i. durch Cin⸗ und Müd-Eträmes milchbarer 

ungleich gearteter (ungleich warmer, fo wie bei gleicher Büblwärme 
ungleich dichter, und bei gleicher Fühlwärme und Dichte chemiſch 





©), Surgical and physiological Essays. London 1793. 9. ließ eine 
feiner Hande unter troduem Mereur weilen; es entwidelte ſich von Maler ber 
gleitere gaflge Garbonfäure und Morges; doch waren bie Mengen ves erſteren 
fer ungleih, indem fih einmal binnen 9 Gtunden 40 Gran, ein auder Mal 
‚Winnen 9 Stunden nur 32 angefammelt, wätrenn COgs uns ArGas ſich, dem 
Magße nah, wie 2 zu 1 verhielten. 
g90* 








der bei fog. Sapillartiät®) Raıt findenden Btäffgleie-Penegunge 


— 


\ 
14188 
ungleicher), tropfbarer, wie won tropfbaren begleiteter gafiger Bikffie 
feiten: durch pordje Echeivewände bedingt; ein Gtrömungsweri.l, der 
‚son Dutrocdet alfo benannt wurde, um ihn von deu @rfcheimunges 
*) Sapillarität nennt man jene Abanderungen im Stanbe ober iu ter Sag 
“ teopfbarer wie gaflger Btülflgkeiten, weldye in venfelben vurch tie Anziehung 
ſtarrer Gegenflähen bewirkt werben. Bon vergleichen Gegenflähen eingeidleiten, 
ohne daß ven Plüifigkeiten dadurch vie Ab⸗ oder Zufluß-Richtungen werner 
werden (3. B. in oben und unten offenen Saarröhrdhen, bie ſog. * 
teren Querdurchmeſſer den eines Pferdehaarets nicht übertrifft, jedoch belichitz 
ender ſeyn darf, oder auch in weiteren effenen Köhren, vie jeroch — follen ve 
hiebei durch trgpfbare Blüifigkelten au bewirkenden Erſcheinungen gehörig veutit 
werden — nicht über 1/6 Zoll weit feyn biirfen), Reigen bie Flamgkeiten ie 
dergleichen aufrecht geflellten Röhren entweber an, db. h. erheben ie fi 
“ innerhalb‘ ter Röhre über den Spiegel nes außerhalb der Röhre Gefintlben 
SlxffigkeitseAntbeite, oder fenken fie fich innerbalb ber Rötzre ticher, eis fr 
außerhalb ficken; erſteres findet fatt, wenn die Summe ver UUnzichumgen ber 
dem eingeichloffenen Blüffigen zugewendeten, dieſem nächſten, es aber mod nit 
berübrenden ſtarren Flachen größer if, als die Anziehüngen der eingeidpieffenes 
 Ftüiftgleicstbeildeg unter ſich, legteren, wenn umgefehrt die Unzichung der 
BıüfflgfeitesTpeilchen umter ih, ». i. bie Gobäfion ver Bilüffigkeit größer id, 
abs il ve Unziehung zur flarren Bläche,, als ihre Anhäfion zu derſelben 
Taucht man ein gläfcrnes Haarroͤhrchen n.gige es naſſende (ihm anhaftenbe eder 
adhaͤrirende) Flüſfigkeit, z. B. in gefär ei affer, in Milch, gefärbten Bein 
geiſt, Delse, fo wird daher ſolche Fläfſigkeit in dem Röhrchen zum fe Yöle | 
anfteigen, je enger daſſelbe if; geleht es bat nun eine.gewifle Höye eruricht, über | 
die es nicht hinausgeht, fo find die Sichlräfte, von deren Wirken ed id Ya in 
Beziehung auf bie im Röhrchen befintliche Slüffigfeit handelt, die des sberfen, | 
von der flarcen Innenfläche red Röhrchen einfeitig angezogenen Slüffigfeitäziuge | 
und bie des unteren, am unteren Innenrande. gegebenen, tie wir baber, neuen | 
wir ſie A, mit. 2 A in Unfap zu bringen haben, va beine Ringe an Kr 
einander vollkommen gleich find; da aber der untere Ring vom ber ihm nid | 
unteren mit a zu bezeichnenden Flüſſigkeitoſchicht nicht aufwärts, fondern abmär | 
geanaen wird, fo läßt fich das Verbältniß ver hiehet Wirkenden antträden verch 
A>aum 2A — a iſt pofitio, währenn, wäre bie Gohäfen ver Pie 
keit größer als. ihre Adhäflon zur Glaëflache (was z. B. ver Fall ſeyn wirt, 
wenn das GHasröhrchen nicht in naſſende, ſondern in troden laſſende Wiıkiügbeit, 
3-8. in flüffiges Diercur getaucht worven), dat Verhältuiß der Wirkenden BG au 
prüfen laſſen würde durch 2? A <a un 2? A — a würde negativ ſcha, bei 
Mercur daher im Röhrchen tiefer ftehen, alt außerhalb deſſelben, wuh um ie 
tiefer, je enger das Röhrchen, und während im erſten Bulle bie sberiie SEHR 
der naͤſſenden Fluüͤſfigkeit hoöhl gekrümmt erfchlene, würde fi bie der Iusdns 
erhaben gekrümmt zeigen, gleich wie näflenne Slüſſigkeiten in von ihm 
nicht gefüllten Gefäßen: mit erhabenem Rande und Brittenvertiefung,; im Mann 
überfüllten: mit vertieftem Rande und Mittenerbebung fi fielen, uum wie 
Mereur in sinnernen, bleiernen, zintenen ꝛe. Gefäßen, fie nicht füllend mit ver 
tiefter Mitte und .erbabenem Rande, bagegen in gläfernen, porzellanenen x. kam 
Mereur nicht anbaftennen Bechern oder Schaalen mit erhabener Mitte mb ver 
tieftem Rande ſteht. Man nennt die negative Gapillarität auch die Deprek 
fiun und muß 3. 8. bei Barometeen die Größe derielben genau kennen, weun 
man über ven wahren Hoͤhenſtand des Mercur in ber Barometerröhre fi mit Beftimuumte 
- heit unterrichten will, S. 32 ff. In m. Grundz. I. 214, 226 ff. Äinzet men 


. 1429 


zu unterſcheiden. Es find nämlich tie Lungen, als in einander vers 
webte, hoͤchſt feine Benens und Urterien⸗Netze, zugleich durch und Durch 
mit Luftzellchen verfehen, die duch die Bronchien mit der Luits 
zöhre in Verbindung Reben. Die Wände diefer Zellben fo wie die 
Häute der Gefäße find Waflershaltig und in diefem Zuflande vellkom⸗ 
men geeignet, die Endoomoſe wie die Eroomoſe möglich zu machen, 
Durch Endoemoſe tritt nämtich die eingeathmete Luft — da Die Iunens 
räume der Zellen, wie die der Gefäße vor der ECinathmung leer find an 
O:8a6, und da Gaſe, Bolta’s und Dalton’s Unterfmbungen 
zufolge (m. Grundz. I. 166 und 265 ff.), fi fowohl in Räume, 
welde leer, als and in folde, welche von anders genrteten 
Bafen bereits erfüllt find, fo lange ergießeu, bie die 
gegeufeitigen Drudgrößen ihrer eigenen Theile einander 


— 


bie Ergebniſſe der von verfchierenen Biyfitern über bie Capillaritat und Adbaſion 
‚angeftellien Beriuche, als auch die hieher gebörigen Unteriunungen und Größen: 
beftimmungen aller dabei Wirkenden zufanmengeftellt, nah 2aplace und Gauß; 
fammt »eren Formeln zu hieber gehörigen Berechnungen. Hier nur noch, zu 
weiterer Erläuterung, nachbeſchriebene Ginzelfälle. Die Wärme wirkt ber 
Aphaͤſton entgegen; tröpfelt man näffende Släffigfeiten auf Mark erhigte Metalls 
ſchaalen, fo bilden fie Kügelchen (Leidenfroft's Berfuh; a. a. O. I. 234), 
ahnlich jenen, welche z. B. auch entfieben, wenn man in mit Bett befiricdene 
und bann mit Bärlappfaamen befläubte Borzellans oder Glaeſchaalen Waſſer⸗ 
tröpflein fallen laͤßt. Stellt man eine cylindriſche Obertafle (oder ein ähnliches 
Glas), gefüllt mit Heißer Stüifigleit in‘ ein weites Glas mit kaltem Waſſer, 
fo ſteht Iepteres an ven heißen Außenwaͤnden ver Taffe nicht mit erhabenem, fons 
dern mit vertichtem Rande. Will man Wafler zu möglihft Meinen Tröpflein 
zerfprigen, fo macht man es zuvor heiß; die Wärme wirkt nicht nur ber Adbä⸗ 
fion, ſondern, wie ſchon früher (S. 49 u, 167 ff.) bemerkt worden, au der Gobä- 
Tlon entgegen. Gifernes. Röhren, hölzerne Fäſſer ꝛe., welche in Bolge 
ſehr feiner Riffe over Löchlein rinnen, beſtreicht man außen mit Talg, ſchließt 
fo die feinen Deffnungen und macht fie dadurch haltbar und unpurcperinglich ſelbſt 
gegen ben Drud ſehr hoher Waſſer⸗, Gooles sc. Säulen. Schüttet man auf 
vas ein Trinfglas zur Hälfte füllende Waſſer Bärlappjaamen und taucht 
Dann einen Finger in das Wafler, fo überzieht fich viefer mit dem Bärlappiaas 
men umb zieht diefen bis zum Boden bes Glaſes mit hinunter, ohne daß er im 
minteften genäßt wird, und ohngeachtet der Bärlappfaamen ein, verglichen mit 
sem Waſſer, weit leichterer Körper if. Dan überfireigt. Bußböven mit 
Delfarben und fihert fie fo zugleich gegen Durchdrungenwerden von Beuchtige 
keit und Waſſerdünſten, während man fie in ſchlechtere Warmeleiter und dadurch 
is warmöaltenne Dopenplatten verwanbelt (die, waren ſie auf ber unteren 
Geite mit Aspsaltfirniß überfirihen, zugleich gegen den Holzſchwamm gefichert 
And. Man näßt die Schiffsfegel, um fie für die Luft unnurcheringlicher, 
um fie fo, in Beziehung auf Schiffsbewegung durch Wind“ wirkiamer zu 
machen. Dan ftellt zu Fußboben beflimmte Bretter in fließend Waſſer, hebt 
Be nad einiger Zeit- wieder heraus und trodnet fie in ver gewöhnlichen Weiſe 
„ver Schreiner (Tiſchler), um fie fo um fo befler gegen vas Sich⸗Werfen zu 
fchügen. Wie man erhabene Figuren auf Holz hervorbringt , wie beim Wal⸗ 
len der Tücher, beim Aufiaugen durch Badeſchwamm sc. gewirkt wird; f. m. 
Grundz. a. a O 


1430 - 





gleichen oder unter ihnen „Bleichgewicht des Drudes” Kergeft-lit iR 
— ein: in die Hohlräume der Zellchen und der Gefäße, während um: 
gelehrt gaflge Carbonſäure und gaflges Wafler (die einer Ceits im 
Binte, aus dem C und H feines Fibrins und Fette umb dem zuser 
eingeatämeten O entflanden, anderer Geits bei der Bildung des Chylas 
übrig geblieben und mit dieſem in das Blut gelangt waren) durch dieſelben 
Wandungen hindurch: in die an COg:Bas und Waſſerdampf leeren, ober 
boch nur geringhaltigen Hohlräume der Luftröhre fo lange getrieben werden, 
bis zwiſchen der gaflgen COsg un» det gaflgen HO dr Zellen: u 
Gefaͤß⸗Hohlraͤume, fowie der Luftröhre, das Gleichgewicht des Drake 
Gergeftellt iſt. Da jedes eigengeartete Bas nur gegen ihm gleidggearieiet 
Bas Druck ausübt, fo begegnen ſich bei dieſen werhfelfeitigen Es 
leerungs⸗ und Füllungs⸗Bewegungen einer Seits das von eimes A 
begleitete O=-Bas, und anderer Eeits das, HO: und CO 

innerhalb der Zellen: und Befäßwandungen, ohne Ah dabei zu Ric; | 
&tnlich, wie gleichzeitig die verfchiedenften Lichtwellen, ohne id zu 
Rören, durch die Sehe (Bupille) in das Auge, und die von einander Auferi 
abweichenden Schallwellen der Luft, durch das Trovimelfell des Otres 
in das innere Ohr (bis zum Höhrnerven und in biefen) fi fortpflauge: 
ohne ſich gegenfeitig zu hemmen oder zu Rören. ») Uebrigens wu 


—* 


9 Verſchieden von dieſem Verhalten der Zellen⸗ und Gefäßwandungen ber Drag, 
iſt das Sapıllaritäts,Berbalten ver Thierblaſe, in Barrot's und inn Gim 
mering's Verſuchen; denn es läßt vie Im erfieren Berfuche das mit tstel 
‚gefüllte, oben hinreichend weite fog. Zuderglas, nachdem eb oben zur, 
bünner Thier-Darnblafe, genau veriloffen worben, ins Waſſer geſtellt zu Maker 
einpringen, aber (aus Mangel an Adhaſton zum MBeingeifie) Teinen einge 

herauttreten; woburd; dann enblich wie Blaſe, ſich aufwärts krümmend, je ab 
ſchwillt, daß file dem Berplaken nahe kommt und, durchſtochen, einen Biäfig 
keiteſtrahl mit großer Gewalt berausfteigen macht; im anderen Berfudhe enıhäßt 
dagegen der (in gleicher Weiſe wie im erſten Verſuche) das Bias fülleste ab 
durch (ſehr dünne) Thierblafe verfchloflene Weingeiſt oder Wein fein Meier 
durch vie Blafe hindurch verbampfen, ohne Laß dagegen Luft zu the hineis, mm 
das Bas, dringt, weßhalb fl die Blafe hohl früämmt, und nimmt men 


— — — — —— 


Ai 


| 
! 
| 
(3. ©., indem man das Glat neben gebrannten und ungelöfchten Kall aber neben | 
wafferarme Schwe felſaͤure, unter eine am unteren Rande mit Klauenfett beiridpene 
Bode flellt, die ihrer Seits auf einer ebenen Metalls oder Blase Platte Bet) 
ven Wafferrampf hinweg, fo bleibt die von der Glocke umhüllte Luft immer vorimer 
genug, um ber Verbreitung des tem Weingeifishaltigen Safe entfieigenken 
Waſſerdampfes Teinen hindernden Gegendruck entgegen zu fehen, wub vie Eue⸗ 
wäflerung ſolchen Weingeiſtes erfolgt dann in verbältlih Eurer Zeit. — Beleis 
gens lönnen ſelbſt Metalle, 3. B. Platin vünn genug bargekellt werben, wm, 
während fie durchſcheinbar geworben, Alkohol capillarifcg binkurch zu Ian: 
ſtellt man nämlih (na Döbereiner; m. Gruudz. I. 439 uns IE 971 Kun) 
Sadıech mit Pi Aberzogenes Glas dar, daß man PBlatindloritskäiung in gefiumer 
Warme wieberholt und fo oft mit Alkohol verfegt, bis fidh eine gefättigte —— | 
altopolige Ldiung gebilvet Bat, in die man das zu überplatinenre Bist wiene> 
Holt taucht, indem man es babei in ver Fluͤſſigkeit lets fo drehet, daß bünfelhe 
| 
| 
| 
| 


1481 \ 
bei der Wohäflen ſtarrer Flaͤchen mit lediglich eine durch die Ber 
rührnng er erwedte und barum gleich den chemiſchen Anziebungen 
keine Yeruen vor fi habende (und mithin nicht in bie Werne fi 
bethätigende) WUnziehung, fondern zugleich auch Die Schwere und jene, in 
jedem Starren, auch in dem amorphen möglicher Wirkſamkeit nad 
yorhandene Ekryſallmagnetiſche — m. Grundz. II. 330 — oder) 
polariſche und Hiemit aus der Yerne her anziehende fog. Kraft, wie 
ſich durch leicht durchführbare Verſuche darthun läßt; taucht man z. B. 
zwei gleiche, cylindriſche, unten abgerundete Blasfäbe oder an ben 
Enden zugefiämolzene, euge Blasröhren, mit den abgerundeten Enden 
im eine naͤſſende Flüſſigkeit, zieht fe dann ſenkrecht (einander parallel) 
fo beraus, Daß au jevem unteren Ende ein Tropfen hängen bleibt, 
uud nähert nun dieſe einander, bei gleich bleibender ſenkrechter Stellung, 
fo gelangen beide Tropfen endlich In eine Näpe, aus der fie ſich fichtbar 
aus der Berne Her anziehen und zufammenflichen. ») Auch gehört 
hieher das bekannte Phänomen, daß man durch einen, auf einer 
Waſſerflaͤche zur möglich dicken Scheibe verbreiteten Yettöltropfen, 
mittelſt des Tropfens einer leichteren Plüffigkeit (3. B. des Weins 
geiles), den man aus möglich Furzer Falltiefe auf die Mitte ber 
Scheibe Hinabgleiten läßt, fofort das Del in weitere Kreife verflächt, 
während der Weingeiſt durch die Mitte derfelben hindurch dem Mahler 
. zueilet, 

9) Durch Vermittelung der Lunge gelangt in befagter Weife das O⸗Gas ıc. 
in das aus der rechten Herzkammer in die Lungen getriebene, dunkle 
veröfe Blut, um aus benfelben als hellrothes arterielles in bie 
linfe Herzkammer und hier durch den Aorta *®) “genannten großen 


\ 


ih auf den zuvor durch inzwiſchen flattgefundenes Trocknen am der Luft am 
Glafe feſtgeſetzten Platinchlorid⸗Ueberzug Nett gleichmäßig verlät, fo erfolgt, 
nach lehter Trodnung über einer Weingeiſtflamme erbigt, Gerfieflung bes Ghlorke 
zu metallifhem Pe, in Form eines das Bias bedeckenden Metallfplegels, der ſich 
fofort in Häntchenform ablöR, wenn man ihn in wiäffriger HCh mit Zn 
berägrt, und fo das verlangte Platinhaͤntchen gewährt. 


% Out man dann beite Stabenden wieder von einander zu entfernen, fo bilhet 
Die zwiſchen ihnen beſiadliche Flüfſigkeit einen Doppeltegel, deſſen Spihen iu eins 
ander geflofien find; je zaͤher die Fläſſigkeit iſt, um fo weiter vermag man bie 
Stabenten von einander zu entfernen. Der Berf. dieſes Hobe benutzte vieles 
Berbalten zur Bemeffung der ZAhigkeit ſolcher näffenden Stüifiglelten; a. a. O. 
I. 110 um II. 23, 


*) gogra (von eig, ich exhebe). Es erhebt ſich namlich biefe Hauptſchlagader 
in einem Bogen von dort aus, wo fie aus dem Herzbeutel herwortritt, bis wor 
Sen zweiten Bruftwirbel. Arteria, Buflsater von ang, die Saft, und rnodo,, 
ip bewahre auf; bie Alten meinten naͤmlich, daß, weit ſich in viefen Gefäßen 
bei Leichen wenig oder gar kein Blut vorfinbet, es ſeyen vie Pulsabern blutleere, 
nur Luft enthaltende Behälter. 


1498 


1 





Echlagaderſtamm wieder in den Leib zurüdgeführt gu werben, — Bon 
welcher Beichaffenheit Das Bas ber fog. Cruor⸗Kügelchen ſey, cb nur 
O:Bas, wie J. F. Adermann annahm (deffen: De oombustionis 
lentae phaenominis, quae vitam constituunt. Jenae..1B08), 
oder ob armefphäriiches, in feinem AsWehalt beträchtlich geminterts, 
oder ob nur Blutduft (der fih aus dem frifchgelaffenen Blut ver: 
züglich kenntlich durch Zufug von Schwefelſäure enıwıdelt und märz 
lidem Menſchenblute entſiammend andere riecht, als wenn er and 
weiblichem entbunden wurde, auch bei jedem Geſchlechte nach dem Alter 
mehr oder weniger abweicht, bei Kranfheiten aufertem noch befondere 
Abweichungen der Art barbietet und ebenfo auch bei den verfdgichenen 
Thieren, die auch in diefee Hinſicht von Menſchen ſich merklichh umiers 
fheiven; m. Grundz. I. 733, IL 465)% darüber zu entſcheiden, fehlt 
e6 zur Zeit noch an DVerfuchen. Leber den Einfluß ber Gaſe auf die 
Blutkoͤrvberchen (fo wie über der legteren Geſtalt bei Menfchen am 


Thieren) vergl. E. Harleß: Inaugural-Abhendlung über den Ein-- 


Auf ver Safe auf die Form der Blutkörperchen von Bana tempe- 
raria. Erlangen 1846. Lavoifier berechnete, daß der erwachlen 
Menſch in einem Jahre 746 Pfund Oxygen der Luft atbmen» ent 
ziehe; Menzier bringt den Betrag ſolchen Verbrauchs zu 837 Pit 
in Anſatz. Merkwürdig und weiterer Unterfuhung werthh iR Tas Be 
halten des Biperngiftes zu dem Blut. Gontana’s hieher ge 
hoͤrigen Verſuchen zufolge verfläfflgt es an der Luft die Faſer mub dad 
Blutroth, macht hingegen das Bintalbumin nicht geriunen; erſtere 
fhwärgen ſich dadurch. Es tödtet diefes furdhtbare Bit alle BBarm 
blutner (den Menſchen, in deflen Magen gebracht, in einer Menge von 
30 ®ran), «ber nicht die Taltblätigen und Feine wirbellefen Thieme, 
gegenwirft weder faner noch alkaliih, fFlelit eine gelbliche, gummi 
ähnlich zähe, wie Thierfett ſchmeckende, aber fein Bett enthaltende, im 
Waſſer zu Boden fintende Flüfſigkeit dar, die innerlich un anf die 
Haut gebracht nicht die mindeſte Entzündung bewirkt, dagegen in das 
Blut gelangt, fofort die Reizbarkeit der Thierfafer aujhebt. Im Zahı 
der Viper erhält es fi (nad teren Toͤdtung gegen Luft geichicht) 
zwei Jahre lang wirkfam, und wird bei dem Biſſe des Thieres (nes 
dabei flets etwas zurüd behält) aus 2 Bläschen entlaflen, deren jedes 
2:®ran Gift enthält. Ein Feines Thier wird von Y/sog Bren go 
tödtet. — Obgleich Schütteln des dunfelen venöfen Blutes mit O⸗Get 
es aufhellet, fo folgt daraus doc; noch nicht, daß es in der Lunge mar 
durch den Zutritt von O ſolche Hellung erleide; denn ee wirb vafielde 
auch aufgeheller durch Schätteln mit COꝛ-Gas und zum Theil fen 
gehellröthet unmittelbar vorher, bevor es in bie vordere Gerzlammer 
eintritt: in Folge des Beitritts von jenem hellen (bei Mengebermen 
milchigen) NRahrungsfaft, welcher aus dem Bruftgange in die Vena 
subclavia übergeht; ob es jedoch ſchon gemäß dieſer Beimiſchunz ſich 


—— — — 


um 10C. = 0ER, höher anmärmt, wie ſolches nachher das in arie⸗ 
rielles gewandelte Blut zeigt, oder ob tiefe fortan beharrliche Bühl 
wärmesEteigerung (wie hoͤchſt wahrfcheinlih) lediglich Bclge der durch 
den Beitritt des O:Wafes in Bang grrathenden Oxydationen zu ents 
fernender, im Uchermaß angefammelter, brrnnlicher Stoffe (Grund⸗ 
Moe wie Wrunpfirfiverbindungen; 3.38. 8, P, C -+ H Gezweit⸗ oder 
C + H + 0 Betrittverbindungen; Bett 3c.) if, darüber fehlt es 2. 
an entfcheidenden Unterfuchungen. *) 





*) licher Bintzellen-Bilnung vergl. Schleipen’s, Schwann's xe. Voraueſetzungen, 
in Sobernheim's Ponfiologie der Arzueiwirkungen. Berlin 1841. 8. 
„Aus einem (erihloffenen) uriprünglihen Zellentern, von Schleiden durch 
Cytoblastus (von xuros, Höhlung oser Hülle, und Plautos, Reim) bezelhnet, 
bilidet fi in der uriprünglichen Slüffigleit, von Schwann genannt: Cyto- 
bliastem, zur Gelbfiberhätigung die Blutzelle (». i. das mikroſkopiſche Blut⸗ 
korperchen oder Blutkogelchen) ans: zu einem individualiſtrten Blutorganismus 
(zu einem verhaͤltlich | elbRRdmigen Gigenlehweien) , der, als ſolcher, gleich jedem 
anderen thierlichen Organismus Selbſterregung uns Gelbfiempfinnung, uns mit 
viefens Bewegungs: und Smpfinvungstrieb befigt und zeigt (». h. von Beſeelung 
zeugt; vergl. oben S. 1406-1408). Dur die Biutzellen erfolgen Alfimila- 
tion: des Nahrungeſtoffes; Secretion und Excretion, des eigenen Zellenleibes und 
bes Gauzen, dem vie Blutzellen angehören. Alles vieſes aber wird von ihnen 
verrichtet unter dem Einfluß des Geſammtorganiemus (vurch vie Einheit der 
Geſammtbethaͤtigung, d. I. durch die Seele des Menſchen over des Thieres). — 
„Der eigentliche Vermittler ver Aſſimilation (Sinverleibung) ſey (nah neldest; 
a. a. D,), bie gefäß- und neroenlofe Schleimhaut nes Nahrungseanale, es neh⸗ 
men jedoch daran nicht Theil: deren Flimmer⸗ Pflaſter⸗, Kegel» und Eylinder- 
zellen· Schichten. — Ohne unmittelbare Mitwirkung von Gefäßen und Nerven 
(alfo im dieſer Hinfiht: wie in den Bilanzen) erfolge Biloung. und Graährung 
ver Kryſtalllinſe, ver Sehnen, der Epidermis und Gpithelien; zer Öaare und 
ver Nägel.- — „Im Lebensproseh (in ver Lebensbethätigungs:Bolge) des Thieres 
ſey nicht das Newenſyſtem, fondern das Blut Gries, Oberſtes und Lehtes,." 
(Wer beſtimmt jenen Zufluß von Blut, welchen vie Innere Magenhaut erleidet, 
wenn ber Diagen gefüllt zu werben beginnt, unb ber fie dann rötbet? — Uebri⸗ 
gens erfolgt hierauf Ausfonderung des Magenfaftes, und zwar um fo reich⸗ 
lichere und (beim Menſchen) eine um jo mehr freie Säure darbietende, je mehr 
fee Rahrungsmittel zuvor in ven Magen gelaugt waren. — In venen, je zu 
zwei zufammenhängenpen vier Diagen ber Wiederkäner — von beuen ber erſte un» 
größte der Panfen, ver andere, Heinere der Negmagen, ber britte ber 
Biättermagen unb ber vierte ver eigentliche, dem menſchlichen Magen ents 
ſprechende, ober Saabmagen if (oben ©. 1400); von dem aus ber Chymus 
in ven Zwoͤlfſingerbdarne übertritt — ſammeln ſich in ven beiden erſteren gelb⸗ 
liche, ſalzige Slüffigkeiten, welche im erſten nach 2. Gmelin neben CO, um 

S, fo wie neben butyrinſaurem und eſſigſaurem Ammonoxyd fo reich au Alkali⸗ 
earbonat find, daß fie mit Säuren aufbraufen und daß fie volllommen befähigt 
erſcheinen, ven pflanzlichen Nahrungsmitteln nah und nad auflöfenn Phyto⸗ 
albumin, Leim ze. zu entziehen und alſo gefhwängert in ven dritten Magen 
überzugehen, waͤhrend Muslelbewegung das aufgeweidhte Butter in ven Mund 
zurüdförert, um bort wiederholt durchkauet una mit Speichel vermiſcht zu wers 
Den. Dieſer dritte Magen bietet mehr als 100 fog. Blätter, d. f. Balten dar, 
zwiſchen welden vie kineingelangte Mafle, in Bolge der durch die Muskelfafern 
eingetretenen Zufammenziehung, gauögepreßt wird. Hier wird nun bie alkaliſche 


x 


10) Mindert man die Blutmaffe bes Hihmenden, fo mindert fid 
and das Bedürfniß zu athmen, und es wird daher felde 





Flüſſigkeit entführt und flatt derſelben eine ſaure beigegeben, welchhe der anige 
preßten Mafje zum Trweichmge⸗ und Auflöiungemittel dient, va dau der ge 
fammte Magengehalt in ben Laabmagen tritt umm bier noch eime zweite ſerer 
Beimifhung erhält, fo daß der nun hieraus gebilsete ſaure Chymus Abalih er⸗ 
ſcheint, jenem ber Menfchens und dem der Bleifchefreffennen Thiere. Ebenfalls feuer 
IR nie Verdauung⸗bewirkende Flüſſigkeit in der Kropf genannten Epeiſeriher 
Erweiterung der (von Pflatzenſtoffen, Saamen ıc. lebenden) Bögel, fo wie be 
kleineren, durch Proventriculus bezeichneten, verfelben Rotzre, vom we ai 
Die Mabrungsmafle in ven Mudkelmagen gelangt, ver bei ven Bleifchefrefenten 
Bögelu — ohne Zweifel feinem Gafte nah — alkaliſch (Hanrneyik) 
gegenwirkt; vergl. au Ban Maanen’s VerbauungssBerfudie (in Gehlen“ 
Journ. d. Chem. V. 114), um bier, wo bei denen won Pllanzennafeung hen 

. von Bögeln kein Magenſaft binzutritt, zerrieben gu werden, was grobe Ga 
korner befärbern ; die zu verſchlucken bei mehreren Bögeln, zumal bei ven Glan 
artigen Bebürfniß if, vie aber meutGmaflih auch mit in ten B 
gezogen werben, weil fie ihrem Stoffe nach in dem meiden Kothe viefer That 
gänzlich zu fehlen fcheinen; vergl. oben S. 1409. Ber folcher Wege zu Stadt 
gelommene Ghymus wird dann, in Folge andauernder Bewegung her an Meike 
reichen Magenhant dem Pförtner (Pylorus), ». i. dem unteren Rage 
munte zugeführt, gelangt von bier in dat Duodenum , ven Zwölfkugetun 
ihn ausfpannenp un» fo bewirkenb, daß hie vor der Mäündung bed Galleugmpi 
beſtudliche Falte ansgejogen wire, wobur dann vie Galle, fammt Na 
pankréeatiſchen Saft (v. 1. Saft ver Pancrens oder Bandiyeigeicik) 
fo lange aus: und binzufieht, als Coymus hindurchgeht. Dex faure Hagel 
der Biederkäuer enthält übrigens, Gluby und Delafond zufolge, 4 Tun 
mileoflopifcher Thierchen, jener der Hunde 2 und ver des Gäweins 1 &, 
wägeenn im Dickdarm bes Pferves deren 7 vorkommen; ob dergleiches mb in 
faueren Gafte des Kropfes um Proventrio, ner Bögel vorkommen azı ob R 
ein befihumbares Verhaͤltniß zu vom Verbauungs-Borgange haben? IR zur Zi 
noch nit ermittelt. Den den Schaafen entnommenen Magenſaſt fun 
Jurine und fpäter Toggia un Garmimwati ziemlich fläſſig; fe hatten bel 
Thier, dem fie ihn entnahmen, einen Tag vor deſſen Schlachtung fees lee 
Er ließ ſich, durchgeſeihet, in Flaſchen einige Zeit ohne zu verberhen aufbemeittk 
und verhielt fih in dieſer Hinſicht ahnlich jenem des Och ſen, ver RG In des 
Slasflafe aufbewagrt 30 Stunden hielt, ohne Spuren von „N 
aber (bei Quftzuteltt) aufhörte geruchiot zu ſeyn uns in ſtinkende Gäuinif ihr 
ging, bei 00C. Hingegen 14 Tage hindurch unveränbert verblieb. Er wen, x 
entnommen, weber fauer noch alkaliſch, brachtt aber dennoch MRÜLG zum Geis 
nen, und zeigte fih, anf Wunden Auferlich angewendet, fo wie bei Geidmirt, 
welche dur heftige Aderbruche entkanden waren, im anügezeidpurten Gut 
Heilung beförbernd. — Bon welcher Urt jene Säure IR, welche bei den Bine 
kanern ıc. nie Verdauung bebingen Hilft, ob, Brout's BWolgerumgen gemäß, 5# 
Hypeohlorfänre, over ob micht -eine beſondere C und H ger Grnlg 
habende, In ihrem Verhalten der von Bertbollet durch Möfung der Med. 
fleiſchet erhaltenen zoonifchen ahnliche (vom der ThEnard varzuttun fehl 
daß fie unreine Gifigfänre fen), Hier, wie überhanpt Im thierlichen Degenitus 
vortomme, if unentfdhienen. Berzelins hielt letztere durchgäͤngig für Rile 
fäure, Ziebig für Eſſigſäure; oben S. 1093, 1103 ff. m. 1964 ff. Se 
auch Erzmetallſalze (3. B. Brechweinſtein, Eiſenoxyonl⸗Carbonat) neben — 
anorganifchen Verbindungen ins Blut und von va in den Harn gelangen Ma" 
geigte nenlih Kramer, 


% 


inverung werig ober gar wicht beitzagen Fönnen: zur Entfernung 
> dem Bl im Ueberfluß beigegebener brenndarer Stoffe (außer den zus 
vor genannten, 3. D. des Weingeiſtdampfes, der dem Blute beigetres 
tener, zuvor gereichter berauſchender Setränfe ıc.). Der Harn wird 
übrigens aus arteriellem Blut durch tie Nieren gelondert, was 
auferden felchen Falles fchon dadurch mehr als beſchräukt ericheinen 
würde, daß nur ein befimmtes Maaß von COn: und HO-Gas in den 
Trägern des venoſen Blutes Raum bat. In wiefern dagegen innerlich 
 genommenes Kali⸗Azotat over = Ghlorat und =» Orgchlorat sc. oder 
Azotſaͤnre, gleig von vorn herein die Oxydation folder breunbarer 
Biutbeimifcgungen zu bewirken vermöge, darüber fehlt es ebenfalls au 
entſcheidenden Berfuchen, wärend für den umgelehrten Ball, für ers 
folgende Oxydationen, abgefehen von jeglihem Ernährunge-Borgang, - 
in ven oben ©. 1322 erwähnten Orydationen der Gitrons, Wein⸗ ıc. 
Gäure zu Carbonſaͤure zweifelsfreie Ergebniſſe vorliegen. Bon anderer 
Urt ind jedoch jene Einwirkungen, welche Benzoefänre, unb ebenfo 
au Zimmtſäure hervorbringen und erleiden, wenn fie ſich im 
Sarne ale Hippurfäure wiederfinden; doch fehlt es auch hier noch 
an exrihöpfenden Beflimmungen beflen, was dadurch im Harnfloff und 
an der Harnſaͤure abgeändert und zerſtoͤrt wird. *) — In ben Azotiden und 
dadurch in den pflanzlichen wie in den thierlichen Lebweſen, Recht übris 
gens die Menge Phosphorjäureshaltigen Kalfs zwar im beflimmten 
Berhältnig zu dem im kebenden Leibe vorhandenen Azot, allein ber 
barans eriwachiene Wink für den Beſtand des P (und beflen Zuſammen⸗ 
geſehtheit) zu dem A 20. iR bis jeht leider, auf experimentellen . 
Wege, fo gut wie ganz unbeachtet geblieben ; gleich vielen andern der 
Art, welche die Natur über den Beſtand der fog. chemiſchen Blemente 
giebt. — 
14) Nicht nur jene Borgänge des Os und COa + HO: (+ As) Auss 
taufehes innerhalb ber Lungen, fonbern auch die Blutkoͤrporchen, 


=) Der Garn ver Gichtkranken erſchelnt vor dem Gichtanfall leer an Garnfäure, 
zu anneren Zeiten dagegen davon mehr erfüllt, als et bei Geſunden ber Ball IR; 
bei rbeumatifchen Leiden find Garn und Hautausbünftung durchaus fauer. Da 
nun das Blut der Gichtkranken zuviel AH4: und Ca⸗Galze enthalten foll, fo 
daß Nieren und Haut deren im Uebermaaß vorhandene Salze nicht zu entfernen 
vermögen und vieſe fich theils auf den Kiefern (in der. Rieferngicht oder Sia- 
goragra), theils auf Sehnen ıc.x. ver Hann oder der Bäße (Hand uns Buß, 
Chiragra uns Podagra), theils auf vergleichen fefte Innengebilve des übrigen 
Korpertheils, Ins Beſondere auf die Innenwandungen ver Arterien werfen, fo 
fragt fi: wie fi das Blut folder Erkrankten, 3. ©. während ber Ablagerung 
son hurnfaurem Natron (umb vergleichen Ammonozyn?) auf Sehnen ıc., 
son photphorſaurem (und barıfaurem?) Kalk auf UrteriensInnenwanpungen uns 
dann wieder währenn des Borlommens diefer Salze ins Garne verhält, um wie, 
wenn tn beiden Beiten Benzoefänre innerlih genommen wir? — Bi 
Arthritis (Gsfent-Gicht) verhalten Harn uns Schweiß fig, wie bei Rheumatiömen, 


‘ 





veranlaffen zu ber Prage: wie es in den Blutkörperchen, hiaſicht⸗ 
lich des Basgehalts Berhätinifies derſelben, zu dem der Blutgefäße 
überhaupt flehe, fondern auch die übrigen Berhalten ber Binsföeperduen 
fordern dringend auf, dieſe Brundgeflaltungen, anf dem Wege des Berfucds 
und der mikroſkopiſchen Beobachtung hirſichtlich ihres eigenen Gasgchalıs 
näher zu befragen. Zur Zeit hat man jedoch auf Diefe und Abnlidye Fragen 
nichts weniger als genfgende Antworten. Dwen Rotb zufolge if 
bie Hülle, d. i. bie einfchließende Membran der Blutkörperchen weiß, 
deren Inhalt roch und ihr Gehalt au Keruflchl fraglich; daß jedoch 
auch bier Endosmofe wie Erosmofe den Wechſelbeſtand bevingen, 
zeigt ihr Verhalten. Bringt man dergleichen Körperchen ober fog. 
Bläschen in Flüffigkeiten, deren Dichte geringer ale (WBafler — 1 
gefeht) 1,06, 3. B. in Waſſer, fo fchwellen fie an bis zum Serplagen, 
und ihr vorher Inhalt ergießt Ach fofort, ®) ſich von ver zerrifienen 
weißen Membran ſondernd und (oberhalb berfelben fhwimmen») Ai 
erhebend. Aber neben dem zerzifienen, gefalteten ober flach ausge 
breiteten Häutchen,, finden fich in ſolchem häutigen Niederſchlage: ven 
Blutkörperchen aͤhnliche, jedoch nur 2/3 ihres Durchmeſſers darbietende 
weiße Körperchen und, außerdem noch andere, minter regelmäßige, 

* welche (angeblich) theile aus dem Serum flammen, theils muthzmaßlich 
durch Auflöfung ſolcher Körperchen entſtanden find. Schlechte Rabrung, 
und bei Weibern: Schwangerfchaft, mindert die Zahl der Bintkügeldgen 
betraͤchtlich — Ueber Athmung if übrigens vorzüglich lehrreich 
Magnus in Boggendorff’s Ann. 1845. Nr. 10 ©. 177 1. Li 
die Lunge Biloungsflätte, die Leber NWusfcheivungsort und die 
Pfortader Sammlungsorgan ber verbrauchten Blutblaͤschen ſey — 
ſteht noch in Frage. 

12) Jedes Lebweſen ſondert zur weiteren Lebensbeihätigung muntanglide 
chemifche Berbindungen aus, nicht felten begleitet von foldgen, welche umter 
anderen Verhäftnifien noch als Erhalter des Lebens ſich gültig zeigen, 
und fördert fle hinaus über feine eigene Leibesgrenze. Man nennt ders 
gleichen allgemein: Ausfonderungsftoffe, und faßt unter dieſer Bes 
nennung zuſammen, bei Menfchen und Tieren (und gewiſſermaßen arch bei 
Bilanzen — bei mifroffopifchen Tierchen und Pflanzen find dergleichen 
Ausionderungen zur Zeit noch völlig  unbefannı) die Stoffe ber 
Ausathmung, der Ausbünftung, des Harns und des Kothes. 
Letzteren unterfuchte Bergelius und beflätigte dadurch im Hllgemer- 
nen obige Bezeichnung der Ausfonberungen thierlich lebender Leider, *% 





°) Sind fie weniger dicht als jene Flüffigkeit, in welche fie tanchen, und Gaben 
dergleichen Biüffigkelten mehr als 1,06 oder 1,07 Gigendichte, fo entleeren fir 
fig, indem fie dadurch mehr ober weniger in ſich zufammenfinfen. 

*) Aus B’s 1806 vollgogenen lUnterfuchungen nes Menſchenkothe ergieht Mb, 
daß derſelbe, nach der Verdauung von grobem (BI Ganuzirin m 





"ab 'es naͤnilich meiſtentheils Orydatiens⸗Crzengniſſe, ober: in Folge 
einzelner Oxydationen fret gelaflene und, in Brzichung auf Ausfon 
‚verung: beweglich geworbene Übgänge ſonſt, im lebendigen Leibe, zur 
Mitbethaͤtigung gegogener Bilduugetheile find. Auifallend und befons 

: ders beachtenswerth iR jedady die von Berzeline (bei der erwähnten 
Serleguaa) mitgetbeilte Wahrnehmunge daß. der denen unten bemerkten 
Naehrungsmitteln entfiauımende Mexſchenkoth verhältlich ſehr viel 
Magnit⸗Ph onphat beſaß; ein Salz, das wohl in gewiſſen vflanz⸗ 
lichen Lebweſen nick ſelten vorklommt und daher in ben feſten Theilen 
Dur grasfreſſenden Thiere nie gänzlich fehlet, das aber in den Fleiſch⸗ 
freſſern mangelt und ebenſo in ben fehen Theilen des Menſchenleibes 
Reis nur in werbältlich ſehr Meinen Mengen zugegen if: Wahrſchein⸗ 
lich warde 24 beim Ginfaugen jener Berdaunmgsfiäffigfeit, welche vor 
von Darmzetten aufgefogen (dieſe Schwamm-ähnlich auffchwellend), von 
denen zwiichen.. den Darmzotten amsmändenden Gaugabern nicht ans 
an) eingezugen: weil «6 für fie (und damit für den menſchlichen leben⸗ 
digen Leib) fi) nicht eignet; Ausfonderungs- Bethätigungen, welche 
früßer von dem Verf. dieſes Hobe Cim VII. Gap. ter Iſten Aufl. 
$. Experimentalphyſit. Heidelberg 1810. 8.) als Folgen von Wahls 
anziehuugen für den Hall bezeichnet wurden, daß man überhaupt — wäh 
xrend ſchan Damals dergleichen. aus der Chemie verwieſen worden — noch 
in der Phyſiologie ſolche Angiehungen als zulaſſig erachten würde. 
Daß aber in der That: einer Auswahl ähnliche Eutzichungen, in Bes 
ziehnng auf dem jenen Saugader-Mündungen zugäuglichen Chylus, der 
dem Ey mus, während des Durchganges defielben durch die Gedaͤrme 
entgogem wirk (der Ehhmus ſelbſ iR wahrfcheinlich ProteinsTrioryb 
—+ HCh) im menſchlichen wie im thierlichen Leibe vorkommen, ja im 
vRanzlihen nie. gänzlich fehlen, zeigt der Grnährungsgang jeglichen 
Lebweſens. Go wird 3. DB. von jeuen Saugadern Galle nicht eins 
gezogen, obgleich Re in jener Fküffiglekt, weiche bie Saugadern (ihnen 

.. " worüberfließend) berüßst; nie fehlt. So fehen wir aber auch Pflanzen 

Reis nur anf ſolchem Boden und in ſolchen Umgebungen vollkommen 

gedeihen (3.2. Parietarin-Wrten une auf Salpetersbaltigem Boden), 

welihe ihnes ſolche Nahrungsſtoffe darzubieten vermögen, die, wenn _ 
auch ihrer Cutwickelung nicht befonders foͤrderlich, doch für fie: Leben 
friend fine, In der. Dammerde kammen die azotſanten Salze, haupts 





Fleiſch entlaffen, befteht, im Hundert aus: 73,3 Wafler; 70 unföslichen, unver 
"Saulicden Theilen (Holzfafer und verwandten Gebilden) 5,7 im Waſſer Löslichen 
‚Stoffen (0,9 Galle; 6,9 Albamin; 2,7 fog. Gxrtraetivfioff amp 1,2 Salze; naͤm⸗ 
Lcy milchſauves ıc, Natron x. x., wie bie Aſche es ergab) und außerdem 14,0 Pros 
cent im Darmcanal pinzugefommene Stoffe (Schleim, Ballenkarg, Bett und 
Befonberer thierlicher Stoff). Die Salze der Aſche waren: 3,5 NOCO, ; 4,0 NCh; 

2,0 NOsOʒ; 2,0 MgOP Os Bafe und 4,0 baflfch phosphorſaurem Kalk oder 
ſog. —— 


1438 


ſachlich Galpeter und azotfaurer Kalk, ia der Regel nus bis gar Tick 
von 2 Zoll vor. Darf man vorausießen, baf bie Azetſanre bier 
Erde, nebſt COz hauptfüchlich durch Oxydation des huminſanren In: 
monoxyde hervorgegangen (oben ©. 1086 Aum.), fo zeigt das Berfelin 
der wäfirigen, Löfungen der Azotate, namentlich des KOAO;, u siy 
Nirbaven O⸗Hydraten, baf  umgelchrt auch die Azotſanre wire g 
Ammonoryd zurüdiährbas erfcheint; wie denn 3. B. in Wale 
getöfes KOAO, mit geloͤſten Gummi verfept und längere Seit kin 
durch fich felber überlaſſen, dann aber mit Kali» per Aail:Hymai 
(oder deren Bertreter) vermifht, Ammonial entbinde Was hie 
-in der Stäffigkeit vorging, IR auch in ber feuchten Dammerde möglih, 
woraus folgt: daß Fark verduͤnnte twäflrige Löhungen der Ayetak he 
Wurzeln Ammonoxyd und bamit den Gtoff zu reichen vermögen, In 
in den Pflanzen die Bilvung von Azotiden möglich madt. Fu 
Nebermaaß von Azotaten (3. B. von Galpeter) hemmt Being ir 
Saamen und Warzelbethätigung, und macht fo den Boden unfmchtber 
Die folgen Weges zugleich entichende Catbonſäure if, in ben Aags 
blicken ihres Werdens (in statn mazcenti mehr als auferbem) ein ER 
wirtfames Auflöfungemittel für die freie wie für bie am feuerbehiung 
Galzgründer zu ſchweribelichen Salzen verbundene Huminfäure, m 
wird fo zum Mittel, die Orgsation berfelben zu CO⸗ zw beläret. 
Eine weitere Quelle für COz-Biteung im fruchttragenden Boten, P 
währen auch die darin vorkommenden oder 5. B. durch Mergel ib 
gegebenen Garbenate, die fowohl Durch Huminſäure uud Amir 
organifihe Säuren, als and, und vielleicht hauptſaͤchtich durch Silis 
fäure der Seriehung unterliegen; deun durch Pflagen sc. wermeiit 
Zuftberührung unterworfene Gilichäute, zumal jene der Thene, Kit 
dert Deren Hydratiſfirung, und. damit ihre Zagaͤnglichteit gu COrteb 
tigem Wafler, und zwar um ſo mehr, wenn bergleidgen Gehei- u 
Ero-Berwitterungen (vos Hundert mun mehreren Jabren beyeidgert dech 
Gefeins@ährung; Fermontatio fossilis), Berfriezen flht 
GeReine vorangegangen war oder Re unterfihgt hatte. Dringt aisll 
Ins Beſondere nach ſtarker Taneshige, in die dadurch erweitsehn IYy 
ſtalliniſchen und ahnlichen Zwifckenräume atmofphärifches Waller ir 
was fowohl durch Degen als bei klaten Nächten andy durch Tyan Kill 
von Gatten geht, fo bleiben ſolche Spalten dadurch Dein ameſyhari 
ſchen Wafler fortan Rets mehr oder weniger zugänglich; ſtad fe bs 
bei herannahender Kalter Jahreszeit damit erfüllt, fo gelangt es is we 
fen Zwiſcheuraͤumen zum Gefrieren, treibt dadurch aber die Eye 
derfelben aus einander, und bewirkt fo nach und nadh, durch äftere Bir 
derholumg, gaͤnzliches Serflichen der dabei zugleich dis zur Aufläsidr 
feit in wäflriger Sarbonfäure mit Wafler gefchwängerten Gilicfäste. - 
Jene Oxydation aber der Huminfäure und verwandter Er 

wird hauptſächlich dadurch begünſtigt, daß das atmefapärifge Oel 


J 


denſelben in jener Verdichtimg zukommt, welche es durch Berſchluckung 
son Geiten des Waſſers erfährt und die um fo größer if, je kaͤlter 
das Waller. Daber wird ſchmelzender Schree für alle Gewächſe, 
ſelbu für Treibhauspflanzen vortheilhaft; S. 338. Daß O⸗freies 
C enthaltende Geſteine, z. B. Kieſel⸗ und andere Schiefer, Thone ıc. 
gleich ver Kehle (©. 955) durch, bei ihrem Verwittern erfolgende 
Dreydatien de6 C zur Vermehrung der CO, eines Ackers wefentli 
beitragen Fünnen,. iR erwiefen, und ebenfo auch, daß ſolche Verwit⸗ 
terung beſonders begänfigt wird auf befchatteten Aeckern (daher die 
Zörverung des Wachethums nad ber Outwidelungelufen bei Hack⸗ 
früchten, Karden, Kartoffeln, rothen Müben ıc.), well dort größerer 
Woflergehalt größere O⸗Gao⸗Verſchluckung und dadurch ermittelte Ver⸗ 
dichtung veſſelben zur Folge hat, und Mäßigung der Beleuchtungswärme 
die Berfiächtiguug ſchon beſtehender COg, fo wie des Waflers mehr 
oder weniger hemmt, das geigt ſchon der Anbau des Sommergetraides, 
das in der Regel vorzüglicher gerätg, wenn es mit oder bald nad 
Hülfenfrüchten gefäet wird; wie denn auch aus gleichem Grunde faftige 
Stoppein mıd Spoͤrk vortheilhaft werden. In wiefern milroflopis 
fe Pilze und Shwämme zur COg=- Bildung beitragen — von 
nicht mifroftopifchen ift e8 erwiefen, daß fie CO, aushauchen — müffen 
Berfuche beantworten; daß Re, gleich biefen und den Iufuforien durch 
Abſterben und Baulen auch AmmonorydsBilvung befördern, iR 
mehr als wahrfcheinlid, nad daß der Ball vorkommen fan: daß 
gewifle Pflanzen ſchädliche mikroſtopiſche Echwaͤmme und Pilze buch 
ihren Wachethum zerkören und fo für die nachfolgenden Zuchinflangen 
den Boden vorbeflern, mithin einen Orund mehr für bie Rothwendig⸗ 
keit des Fruchtwech fels (oben S. 1412 u. ff.) darbleten, fcheint aus 
denen ſolchem Wechſel entfprechenden Erfahrungen ale wahrſcheinlich 
Gervorzugeben; fo z. B. geräth Gerſte in der Regel vortrefſflich, wenn 
fe dem Walzen folgt, hingegen Waizen ſchlecht, ver in Gerſtenſtoppel 
‘gefärt werben, wohl aber gut, wenn man im leßteren Ball vor dem 
Waizen: Klee in die Gerſtenſtoppel fäete. In Pommern ſaͤet man 
feit vielen Jahren in den Boden, ber zuvor Tabad getragen hatte, 
wit gutem Grfolge, ohne erſt wieder zu büngen, Waizen. Vergl. 
oben ©. 1086. Daß übrigens die in der Luft ſchon verbreitete, und 
durch Thiere und Menfchen (audy duch Vulkane) fortvauernd noch 
erzeugte Carbonſaͤnre Hauptantheil hat: an ver Ernährung ber Ges 
waͤchſe, wird allerdings auch erwiefen an der Menge von C, weldhe 
bie 3. B. auf einem Acker erzielten Pflanzen darbieten; indem biefe 
Menge — wie Liebig zeigte — größer if als jene, weldhe ber Ader 
befoß und welche ihm durch Dünger zugeführt worden; daraus folgt 
aber keineswogs, daß Düngung mit organifchen Abgängen mindthig und 
durch fog. Mineraldünger erſetzbar fei, wie foldhes behauptet worden 
in der S. 1416 Anm. erwähnten, a. d. Engl. überfegten Schrift, Denn, 


) 








wietwohl es Länder giebt (3. B. die Moldau und die BWalladei; 
yerfchiedene Steppen Güpfibiriens und angrenzender Lande) in wilden 
Düngung nicht nur unnöthig, fondern fogar nachtheilig wird *) — 


%) Selber, welche beſtimmt find zum erfien Mal Frucht zu tragen, Schau mau is 


ver Molvau und Wallachel zunähf mit Kohl und Gurken (Gmcumen), ken 
Wurzeln, Etiele und untere Blätter, mit ihrem beträchtlichen Gehalt an Cd 
und Albumin ꝛc. dann für das Getraide den Boden düngen belfen, mähren zu 


- Bilägung und Behadung ibn der Verwitterung feiner anorganiſchen Wengikeilt 


fo wie.ber Verweſung und Faulniß ner organifigen, förderlich bio ſtellt. — 34 
vor mehreren Jahren Bewohner der Ukraine freiwillig in Eünfibirien einmaneria. 
fanden fle ven dortigen, von Ihnen zum Fruchtbau zu benupenven Eterper⸗bas 
fo rei an natürlihem Dünger, daß fie erachteten: es möchte verfelbe deß dw 


- zufäende Getreide in ſolchem Grave ins Stroh fdiefen machen, daß vie db 


wickelung ver Achren una beren Reifung im vie kalte Zahreszeit falle, um km 
Bälle wie deren Reifung unmöglih werde. Sie trugen daher Guam uıb Ti 
auf wiefe Felder, pflügten beive unter und fäeten nun erft ein. Der Erfolg rehb 
fertigte ihre Maaßnahme; währen» die Neder der Cingebornen viel Grob mb 
wenig Korn gewährten, erbielten fie, nchen genugfamen Etroh, fer wit 
liche ÜBruten, (Scene Gegenven geben in ver Regel vas 18 fache ver Karen, 
es giebt aber auch Jahre, in welchen ſelbſt das 80 fache gewonnen win; wu 


“ Eottrelt’s Eibirien, Aus d Engl. v. Lindau. II. Leipzig 176. 8) 


Dort giebt es Belver, welche ſeit 200 Jahren nie brach lagen; feit einigen Jah 
wird jedoch and) (in ter Näbe von Tobolek und Tumen) Düngung nik 


‚ Huf einem open, ver nie tiefer ale um 1 Fuß aufthauet, fiuhet mas tert mel 


gevehnte Wälrer, Bei Nertſchinek iR die gefrorne Erdſchiqt uch 
6 Fuß did, reichte fonft aber noch tiefer in den Boten binab, nimmt jach IR 
einiger Zeit ab. Zeigte ſich dieſe Abnahme für vie Volge umnunterbroden 


- dauernd, in allen fehr nördlichen Breiten, fo würde fie jener ans aftmite 
.und geologifchen Berhältniffen abgeleiteten Bolgerung zur Gtüpe ba, Wi 


innerhalb eines Platoniſchen Jabret (d. i. bianen 25 bis 26 tawfenb Jahren) te 
Erde einmal auf ber füdlichen und dann auf ber nördlichen Hälfte ige GH 
von Anwärmung durch die Sonne erfahre; Erwaͤrmungswechſel, weit ve de 
wechſelnden Lehenobethätigungen ber genannten Erdhälften regeln um fe für @ 
Gatwidelung ver Gingelniebenden vorzüglich des Lanze, im geringeren Ref 
für pie des Meeres, fowohl in Abfiht auf Zeit als auf Raum, auf Lebenncc 
und Entwickelungemaaß, gefehlich werben; wie denn überhaupt im Beicum ei 


“ zeitliche Dauer das große Weltjahr nit nur auf vie des vollendetſten 


Tinzeilebens, ves menſchlichen, fonvern au für jene aller übrigm fr 
ſtimmend wirb (vergl. meine Bemerlung über das Verhaltniß der 
Lebensvauer — 1 Tag des Platoniſchen Jahres (S. 179) zu dieſen Jul, un 
Arch. f.d. gef. Naturi. XXIV. 61). Daß ſolche Zeit größerer Wärmung ve aM 
ober der anderen polarifchen Erdhälfte, auch größere Anspehnungen folgen HR 
zur Folge haben müſſe, ift nicht zu bezweifeln, wir aber wahrfdeinfiä nie 
ner Leitung ber fog. Erdrinde für bie Wärme, und ber unteren uab aba i 
gegengeiegten) Gtrömungen des Decans bis zur Unmerkbarkeit geminvert, * 
reicht jebenfalld nicht aus zur Erklärung ber nach und nad fortidgreitennen ® 
bebung einzelner Länder (4. B. Seanvinaviens — aber and Ghinsi; ® 
HSamb. b. Meteorologie II. 90 FM), vie, wahrfcheintich durch immere ( 
ErawärmesfBehgiel beringt ſeyn bürften, licher dos Platoniſche Jabe uub fit 
Bereutung für die Erbe; vergl. auch a. a. D. II. 7 und 64. Gebt BA Be 
gend Gcansinavien, fo muß auch feine Wärmeentftrablung und feine — 
aAbuchmen, die Suftwärme ih alſo mindern, hat man Etwas her Art berletht! 


1441 





wett fürlidde und weſtliche Winde COg, die Ammonoxyd⸗ und Chlor⸗ 
Salze, während der warmen Jahree zeit genng mit fi führen, um 
nächtlicher Weile Durch beträchtliche LufimärmesMinderung, und mche 
noch: um durch dazwifchen einbrechende Nordoſi⸗ und Rordstuifluchen 
fo Rark verdichtet zu werden, dag nicht nur die dem Boden nahe Luft, 
ſondern auch der durch nächtlihe Waͤrme⸗Entſtrahlung mit Thau bes 
deckte Boden felbR: Wafler genug erhält, um jene Beimifchungen in ein« 
geengter Form verſchlucken und an die Wurzeln übertragen zu fönnen, 
und weil, wo Gern und Flüſſe in der Nähe weilen, dieſe einen mit 
abgeorbenen und abferbenden Biementarorganismen reichlich genug 
beladenen Orunpwaffer- Stand für die nädhfloberen Bodenſchich⸗ 
ten fidgern, auch außerdem noch Austreten der Flüſſe und Bäche all 
früpjährli vüngenden (CO ıc. enthaltenen) Schlamm *) gewährt — 
fo giebt es dagegen auch Laudſtriche genug, bei welchen es erfahrunge⸗ 
gemäß feſtſteht, daß fie ohne organifche Düngung unfruchtbar bleiben. *%) 
Jene erſte Nahrmg, welche die meiden dem Saamen entleimenden 
Dikotyledonen aufſaugend zu ſich nehmen, entſteht aus den verfaulenden 
Saamenlappen; alſo aus Verbindungen, welche nicht mehr orgas 


©) Sir Blimengärtnerei, aber ebenſo auch für künftlide Raſen (und daher ohne 
Zweifel auch für alle Arten kunſtiicher Wieſen) kenne ich, erfahrungsgemäß, keine 
beſſeren Düngmittel, ale Sleifgwaffer (oben S. 1417 Anm.) um grünen 
Schlamm, wie ihn Teiche liefern und wie man ihn künſtlich Leicht in Menge 
bereiten faun, wenn man Bumpbrunnenwafler — zumal foldyes, welches durch Ges 
halt an Huminfäure und Abnlichen Berbindungen (fog. Brunnenfänure ıc.), 
zur an: durch COg leicht auflöslih gewordenen huminfaurem Kalk ſich auszeidh- 
met, als ſolchet aber ſchon durch feine gelbliche Barbe und Härte kenutlich IR — 
dem Gonnenlichte in offenen Gefäßen ansicht. ‘ 
=) Nach dem Sojäßrigen Kriege war die Umgegend Nürnbergs fo arg verwüſtet, 
baf ver fantige Boden ver zugehörigen Felder für unfruchtbar erachtet werben 
mußte; da gebot der Magiſtrat Hinfort ven Menſchenkoth nit in nen Fluß zu 
werfen, ſondern auf hie Welver der Umgegend zu führen; das Gebot fruchtete in 
folgen Maaße, daß diefe Felder ſehr bald, nicht nur fehr guten Aders, ſondern 
trefflichen Garten⸗Boden darboten, wie er auch jegt zur Freude feiner Bebauer 
wie feiner Befcgauer ſich auszeichnet. Aehnliche WBoblfahet fordernde Berbeflerungen 
brachte ich in ner zu Erlangen 1842 abgehaltenen Berfammiung ver Naturs 
forſcher und Aerzte (in ver landwirthſchaftlichen Abtheilung) für Sand⸗reiche 
Gegenden, Ins Beſondere für die der Umgegend von Berlin in Vorſchlag, ins 
ven id varan erinnerte, daß Beifügen von Chlorkalk in den Stand ſehgen 
soßtte die Cloaken zu entleeren, ohne durch Geſtank vie Athmenden zu beläfigen, 
damit aber zugleich einen Dinger zu bilden, ner kraft feines Gehaltet au CuCh 
pie Gelder, zumal die zu Eünfilichen Wieſen beſtimmten, gegen Wustrofnung 
fügen und fie waͤſſrig⸗efriſch erhalten, und ven Pflanzen nachtheilige HſS⸗Ent⸗ 
widelung gänzlich befeitigen würde. Derfelbe Rath, befolgt, würde auch ven 
Dünen:Gegenven erſprießlich werhen, well der mit folchem Dung veriehte San 
a6 Wachtthum her Strankpflanzen, ins Befonbere des Arundo arenaria,' 
Phleum arenar. und Poa maritima etc. befördert und die als Dünger 
3. Zange (J. B. Fucus vesiculosus etc.) in ihrer Verweſung bes 
ſchleun 


9 


1442 


—iſch, fondern anorganiſch geichlofen ſind. Verſchikden von Keic On 
nährung ift jene durch Berbreitung des Pflanzenſaftes in: der Paz 
. zugehörige Theile, 3. DB. aus dem unteren vollfaftigen Blätter u da 
oberen ſchwachen oder zum Theil abgewelften Stengel uud Subhir.- 
Je Höher übrigens Zucker⸗haltiger Pflanzenfaft Reigt (z.B. in Iran, 
Obſt ıc.), um fo mehr dicht und um fo reicher if er an Jude. Knight 
in den Philos. Transacot, 1805. I. 90. Niedere beſchattete Playı 
gedeihen Häufig nicht, weil die fle umgebende Luft zu reich ih a0; 
für ſolchen Fall hat man nur nöthig ihnen zur Seite offene qula 
mit Kalkmilch Hinzuftellen, um kraͤftigeres Wachsthum eisinie ꝑ 
machen. Palmſaft fließt Nachts Rärker ale am Tage, iR mm 
füßer. Im Sonnenschein wachfen die meiften Bilanzen ungemein ini 
wenn die fie umgebende Luft 10 bis 11 Procent Carbonſaͤnre⸗ n w | 
hält, was mau, meinem Vorſchlage gemäß, in Wifbeeies dic 
häufern'leich# bewirken faun; m. Arch. f. d. ges. Natarl. XIVLd. | 
In welchem Maaße aber große Beyölferungen zur Erzeugung va bhꝛ 
beitragen, das zeigen Bouſſingault's hieher gehörige Unterndunt 
des Gehalts ber Luft an Garbonfäure in der Stadt Barie. Huch 
erzeugt nämlich das Athmen ber Benölferung biefer Stadt bins 
A Stunden 336,777 Eub, Meter COↄ-Gas; das ber Biere BER 
. während durch Verbrennen son Holz; 855,385; von Helzehke 1A; 
son Steinkohle 314,215; von Wads 1,0715 von Talg 3,70. 
von Del 28,401; zuſammen alfo 2,944,631 Cub. Meer, um fe 
man das durch Athmen der Übrigen Thiere (Hunde, Kapen x. x) kr 
vorgehende hinzu: 3 Millionen Cub. Meter, alfo beilänfg DR 
lionen Barifer Cubikfuß Garbonfänres Bas. Wenn um ud ie, 
BoltarDalton’fhen Befep gemäß diefe große Dkenge vn B 
in die Umgegend fo ſchnell verbreitet, daß die Parijer Li (MM 
ähnlich jener aller anderen Orte) in 10,000 Maaßtheilen im Kirl 
. (entnommen aus den ‚monatlichen Beträgen eines Jahres) zur d Ser 
theile zurätlbehält, fo kommt doch ein nichts weniger als 
licher Antheil hievon den Pflanzen der näheren Umgebungen pp 
beun, febt man ben Geſammtgehalt der Parifer Luft au 
— 100, fo iR er zu Audiliy bei Montmorency nur mg = N 
bis hochſtens 98. Uebrigens beflätigten B's Unterfudzungen, MP 
lich der monatlichen Ungleicäheiten des CO2-Behalts der Luft, v⸗ 
- beitäufig auch ſchon früherhin durch Sauſſure und U. | 
worden: daß bie Monate März, Mai, Juli und Geptember {ah 
auch April and Juni) um 0,1 bis 0,8 Procent des mittleren Cr’ 
Gehalt daran reichere Luft darbieten, als Januar (ebrner), Am 
. ber, Auguft, October und December. Anders if: aber das 
fehr nahe den, und mehr noch: über ben Gewäſſern, won beuen Ritt! 
zufolge, die falzigen Waffer (Seewaſſer) weniger Luft 
als die füßen Coben ©. 1419), bei denen bei trübem Himma (de 


E77 


©. 1380) die Luft 32 Protent Os und 2 bis 4 Procent CO⸗ↄ-Gas 
x (ueben 64 bis 66 Procent A-Gas) barbietet, während erfleres in der 
Luft des Seewaſſers — 33 und des COↄo-Gas 9 bis 10 Procent beträgt. 
Saı reichfien aber if die Luft ber Gewaſſer nach lange anhaltendem 
ſonneklarem Himmel, an Os@as, und verhäftlih ändert fi hiemit 

J auch ver. OO⸗ↄ⸗Gehalt ber Laft, da von dieſer dann um fo mehr in 
Yen grünen pflanzlichen und thierlichen Lebweſen in C und Oz zerſetzt 
wird; wiswohl anderer Geits auch die bei hellem Weiter größere 
Durhwärnmg der Luft, die Erzeugung der Barbenfäure in und am 
den Lebendigen des Waflers befchleunigt; an Infuforien fand übri- 
gens M. das freie (nicht zu Pfulen eingebeichte) Seewaſſer verhältlich 
fehr arm. Wird vas Geewvafler reich an O⸗Gas, fo entläßt es davon 
an bie es bedeckende Luft; man athmet alfo in foldhen Zeiten auf bem 
Meere etwas O⸗reichere *) Luft als auf dem Lande, 

40) Swiſichtlich des Berhaltens der Pflanzen zu luftigen Umgebungen, ſteht 
zu bemerken: a) Ohne O⸗Gas erfolgt Feine Keimung-keimfähiger 
Saamen; Sruitfhant fah gefeuchtete Gerſtenſaamen wohl CO, ent⸗ 
widem im O⸗Gas⸗lteren Raum „ aber weder Keimung noch Zuder- 
bilvang trat ein; beide esfolgten, fobald gafiges O die Saamen (mittel- 
bar) berühete. Ueber Düngung und Salpeter-Erzeugang vergl. 
auch ©. 587, 1061, 1087, 1241, 1249 und 1252 f. b) Iene Länder, in 
welchen die Meder wicht gebingt werden — zu ihnen gehören auch 
Sfchertetfiens Tuäler und Hochebenen — find, wie die meiften 
Waͤlder wur auf vie Möfille ihrer eigenen Erzeugniſſe, fo wie auf die 
Berwitterung ihrer Reinigen Erdtheile, auf zufällige Düngungen durch 
Thiere (die Weder: auf die der Vögel und des Zugsviehs) und haupt- 
ſaͤchlich anf jene Stoffe angewiefen, welche die Luft, fammt dem Meteor⸗ 
wafler, und das Duells und Grundwaſſer des Bodens ben Pflanzen 
zuführen. Schon vor faſt 80 Jahren fuchte von Wöllner barzuthun: 

‚daß diefe Düngungen in den meiften Fällen ausreichen, wenn man nur 
ber Ackererde vor. der Ausſaat (durch Aufwerfen zu unten breiten, oben 
ſchmalen Wällen) Gelegenheit gebe, hinreichende Zeit hindurch möglich 
viiel Luft einzufangen; v. W. nannte dieſes die atmoſphaͤriſche 
Düngung, und empfahl fie auf mehrfache Beobachtungen und Ver⸗ 

ſuche geſtütztz im ber Ueberſetzung von Home’s Brundfägen des Acker⸗ 

baues (FI. Iſter Abſchn.). d) Knochenmehl wurde ala Düngemittel bes 

veits in den Georgical Essays. (York 1770 V. p. 9 etc.) beingenb 

e—— 

u Be MBaaren, vie über See geführt werben, nehmen davon ſog. See⸗Geruch an (zu⸗ 
mal Beupe, Bapter, Leder ꝛc.), der einigermaßen an ben des Brom erinnert; 
Sprengel wollte gefunden haben, daß Beleuchtung des am Meerfiranpe uns 

'*  zwifhen Diinen häufig vorkommenden Glaux maritima Z. aus vemfelben Chlor 

entbimden made (m. Arch. f. d. ges. Naturl. II. 250). Ob Brom»Jop 

unb Ch-Salze enthaltende Neergewachſe durch Beleuchtung Br, J und Ch ent⸗ 

Laſſen 7 weiß man wit. 

91» 


. 
1444 


empfohlen; daß es, fo wie befien Vertreter (Thierabfalle aller If) 
und mehr noch Chlorkalk nicht nur auf trocknen Wiefen un Acdn, 
fondern au in fandigen Nadelhol zwaldungen verwendet (veriilih 
mittelü des entflandenen und entſtehenden CaCh des Eulodelf), W 
atmofphärifche Wäflerung des Bodens befördern, dedurch aber Wi 
Möglichkeit begründen würde: Laubholz (Eichen) zwiſchen Rarchel; n 
folder Menge zu ziehen, daß die Napelholzwaldungen fi hirahe 
befchattet und gekühlt befänden, um dem Raupenfrafe vorgabage 
ſteht nicht zu bezweifeln. c) Blüthen, zumal jene, weite wi 
Nectar liefern, athmen, alle man den Zutritt vom waͤffrigen O0rüel 
verhindert, ebenfalld O⸗Gas ein, aber nur COgs@as neh veite 
A-Gas aus; enthält aber die von ihnen eingeathmete Luft⸗-M., I 
entlaffen auch fie (gleich den Blättern und gränen Brüdten) ® 
leuchtet, O⸗GGas. Das von den Pflanzen eingeatuete Ua ww 
breitet ſich in ihnen durch die Luft⸗haltigen Gefäße aller Theke, kad 
fi aber in der Nähe der Blätter, alfo bei geftieiten Blättern; in en 
Stielen am meiften angehäuft. Wo aber natürlicher oder Hukike 
organifcher Unger in der Bodenerde verwefet und fanit, dert had 
fich die Luft, außer den ſchon gedachten Beimifchungen, and mil mu 
baren Bafen erfüllt, die, wenn gleich durch Verbreitung feht vera, 
dennoch auf die Junenausbildung der Gewächſe wicht ohne Einfai hei 
ein Einfluß, der für die gefunde Euttwidelung der breunbaren Kbp 
theile (der Dele, Harze ıc.) um fo erfolgreicher iR, wenn folge Kat 
bare Bafe hauptſächlich nur aus CH und CHz befchen; das Ye 
wirfen, von den Blättern eingeathmet (eine Verrichtung, vie und et 
das Blattfeberchen des Teimenden Saamens zu vollziehen UL 
die in den Pflanzen vorkommenden Eäuren, ®) zumal auf De Gute 


v 


9) C. 5. Schultz's Verſuchen zufolge werben außer ber (waͤfriges) Gabeln 
auch andere C + H zur Grunpfage habende, in den Pfianzen wortommnmit 
künfilich in fie gebrachte Sauren, durch Beleumtung (unter OrEnuiiim) 
und fehneller zerfegt als nie COg and ale Dralfaure; |. neffen: Die mem 
der wahren Pflanzen-Mlahrung. Mit Ausfiht zu einer Agri 

Bertin 1844. 8. und „Anapbytofe oder Berjüngung der Bflanzen’ %; On 
Dafelb 1813. 8. Zu erinnern vürfte biebel ſeyn: a) daß wällrige Gorhesilie, 
im nit zu reichlichem Maaße ven Wurzeln wie (gaflg) ben 


Biätters 
bei gehöriger Beleuchtung (bie, WMeſtrumb zufesige, — Gieltrifill | 


volltändig vertreten werben kann) Iebenefräftige, wurd; fatte Grunung zur FT 
abgewelkter Gewaͤchſe fih bald kenntlich machende Gutwidelung 
b) daß von den Wurzeln aufgeſogene, waäfſrig flüſſtge Bicarbonate, } — 
des CaO (mie es z. B. unter andern auch bervorgetzt aus dem inneheh We 


Dammerte verwitterndem Mergel) durch die Wurzelfaſern in die XRXV 


CO2 entlaſſen, weit fie von venen dort vorkommenden ftäͤrkeren 


fäure,; Aepfelfäure, Effigfdure x.) ihres Galggründers beranst werben, ER 


dann aber biefe Sauren gegen bie Osausfcheidende Wirkung des DNS MM n 


fihert finden; c) daß Cintritt von COg in nie Pflange exforbert wich MER 
beleuchtet Or@ad entbinven follen, und maß felbk jenes geringe Ack 


1465 


füure, ahnlich wie bas H-Bas, das, Th. v. Gauffure zufolge, 
folder COgs unter HO-Bildung O entzieht und dadurch Ausathmung 
um Dryearbous@®ae *) veranlaßt; wenn mun aber Cshaltige Hs 
Safe, fatt reinen A's der CO2 geboten werben, fo erfolgt, bei bins 
zeichender Pflanzen⸗ Beleuchtung, in der Pflanze jene Waflers Bildung: 
unter gleichzeitiger Erzeugung von fehr C⸗reichen U- und H + HO» 
Berbindungen. Beleuchtung befördert übrigens au, Seitens 
der Blätter, die Cinathmung atnofohärifcher, wäffriger Bars 
boufäure, uud wirkt mittelbar ſehr wahrfcheinlig auf biefelbe 
auch dort zerfegend und Osausjcheidend ein, wo es zwar in fehr 
geringer Stärke (Intenfität) aber in großer Andauer ſich erneut, näms 
Lich in der Nähe der Wurzeln, fo fern bie (obere) Boden⸗Erde dur 
Deleuchtung zum Mitleuchten (jur fog. Phosphorescenz durch Ins 
folation) gebradt wird; was hauptfächlich- bei folcyer der Fall ifl, 
welche erbige Kalkſal ze (carbonſauren, fchwefelfauren, phosphors 
ſauren ac. Kalf) enthaͤlt, wodurch dann wahrſcheinlich auch das Eins 
fangungsvermögen der von ſolchen Salzen berührten feinen Wurzel⸗ 
ansläufer erhöhet wird. Beimiſchung von H⸗Gas zu der: lebenden 
Pflanzen zugänglidden, unter Glasglocken abgefperrten Luft, kraͤftigte 
jene und verflärkte ihre Grünung, wirkte aber auch ähnlich in jenen 
Faͤllen, in welchen die Pflaͤnzchen aus Blättern beflanden, die man 


0, welches Bimmerluft, in ver man experimentiert (verglichen mit freier 
Luft) enthält, bei gehöriger Beleuchtung die O⸗Gat⸗Cutwickelung merklich fördert, 
und ebenfo jenes Mehr, welches in bewohnten Zimmern geitandenes Löfungsmwafler 
(von Gäuxen x.), verglichen mit dem an freier Luft geftannenen (gleiche Tems 
yeratur tarbietensen) ; und d) daß wenn gelöste färkere Säuren der erwähnten 
Urt (md ebenſo and der aus gelösten Zucker gebilnete Milchfäure sc.) Pflanzen, in 
welche fie gelangt find, in ven Stand fehen, durch Beleuchtung O⸗Gas zu ents 
wideln,, fie auch in viefen Pflanzen ſchon zuvor von ihnen eingentbmetes oder 
aus CO, entbundenes O vorfinden, durch deffen Aufnahme fie zu CO, fi zu 
sryeizen vermögen; oben ©. 1414 ff. In den zweis und mehrjährigen Gewächſen 
weil’t der Gaft länger, als in einjährigen, man ſammelt daher vergleichen Wur⸗ 
zelm Ende Winters ober Anfang Frühlings, wenn die Pflanze no keinen Stamm 
treibt. Daß beim Reifen der: freie oder faure Salze folder Säuren ents 
Saltennen Früchte, es hie Ausfcheivung von O ift, wodurch vie Wandelung ver 
@äuren in: au O ärmere, fo wie in Beetin, Bummi, Glykoſe se. zu 
&tanre kommt , folgt aus dem Vorhergehenden und entipricht den hierüber vors 
liegenden Grfahrungen. Beſonders merkentwerth iſt in »iefer Hinficht auch das 
Berhalten nes in Oſtindien heimiſchen Cotyledon calycinum, bas de Mors 
faure, Mittags unfchmadbafte und Abenns faſt bittere Blätter barbietet ; 
m. D. Gemerböfe. IL. 325. Der Gaft angebohrter Birken und Aborne (aus 
dem man durch Zufah von Zuder und fpäter: von fehon fertigem Wein, treffliche, - 
Ghampagner:äpnliche Braufewelne verfertigen Tann) fließt Morgens zwar reich⸗ 
licher ale Mittags, aber auch ärmer an Zucker, und ebenio verhält ſich auch ber 
Balmiaft. 
=) Bergl. ©. 872. Zwei OC, oder ein fog. Doppeltatom Carbonoxyd, wirb von 
Berzelins durch C202 bezeichnet und, ald Radieal betrachtet, Dxyt yl genannt. 


u. 
ud 


mit ihrem Blaitknoten in Erde geſenkt hatte; oben ©. 149. Bu 
mächtig das Licht In das Pflanzenleben eingreift, zeigen ver ſos kiss 
hunger ‚der Gewächſe, dann aber auch der Wechſel zwiſches feg- 
Pflanzenſchlaf (Blattzuſammenfallen) und Pflanzen wachen, vd 
das Sich-Deffnen der meiſten Blumen im Bit, uun Gihlichen 
hei Minderung ober Befeitigung der Beleuchtung; wiewohl es auf 
hier: an Ausnahmen nicht fehlt, die barthan: daß mehrere Pflanzen 
der Aufregung durch Licht nicht bebärfen, um in beflimmten Zeiten 
zum Wachen wie zum Blumendffuen Kberzugehen, und fi auch in ke 
Finſterniß wach und biumenoffen zu erhalten (wie z. B. Desmantkes 
virgatus), *) worauf bie ſog Blumennhr gründet, Des Zerkere 
der KReimungsfähigteit ber meiften in trodner Luft lebhafter WBelcadtung 
unterftelltee Saamen, ſcheint zum Theil Folge der durch vas Licht ert⸗ 
ſtandenen Erhitzung des Saamens zu ſeyn; die in der Erde aber (bei 
garten , zwiſchen zerzupften Laubmoofen ansgefäeten Gaamen) zwiläes 
biefe vertretenden, gegen Lichteinſtrahlung ſchützenden Körpern kein 
den Eaamen, finden an der Fenchtigkeit uud deren cheilweiſen 
Verdampfung für nöthige Wärmemäßigung, wie für Hülle» 
Erweihung ıc. das erforderliche Mittel, unb auch jene Gaamm 
(die einiger twohlriechenden Orchideen), welche in freier Luft, vol 
Beleuchtung ohngeachtet Teimen, gedeihen um fo beſſer, je mehr ine 
Unterlage durch BWärmes Entfirahlung gefühlt umd zugleich betkamet 
wird, Uebrigens follen manche Wurzeln lichtſchen ſeya; d. $ fe 
ſollen innerhalb dunkler, mur ſtellenweiſe Licht julaffeuder Vimgebung 
von ben beleuchteten Flächen zu ben befchatteten ſich zurückziehen (*), 
was, verhält es ſich (genau geprüft) alfo, vorbilvlich audenten wärte, 
was in jenen högeren Organismen, welche von ihrer Gigeunater ge 
trieben im der Finſterniß ihre Freibeweglichkeit bethätigen (während fie 
am Tage in Dunkelheit zurädgezogen der Ruhe pflegen), lebentzeſch⸗ 
lich if. — Daß blaues, und mehr noch violettes Licht dem year 
lichen Leben erfprießlicher wird, als weißes, haben nenere Beriade 
beftätigt; ob ſolchen Pflanzen auch, wie manchen Infuſorien, „Held: 
licht" Nachtheil bringt (m. Arch. f. d, ges. Naturl. XXL 315), iß 


— ⸗— — — — — 


*) Wenn manche Blumen nachtlicher Welle vuften, wägrent ſte Mittags gerecchlet 
waren, z. B. Hesperis tristis L., fo titrfte vieſet hauptſächtich Erfeig einge 
tretener Feuchtung ſeyn; gleichwie mehrere gepulverte Bflanzentheile getredac 
geruchlos find, hingegen mäßig genäßt riechbar werben, und zwar fowohl: weil 
das Maffer, Kraft größerer Anziehung zu ben Trägern der riechbaren Gtaffe, kick 
austreibt und fie in Zolge der babel entſtendenen V wärme ü 
macht, als auch: weil manche trodine Gaſe als folde der Begleitung bes . 
Waſfervampfet bebürfen, wenn fie für ıms riechbar werben fellm; me& 
halb ttockne Dımgbaufen witzig riechen bei Yendhter Wittetung un mäßiger Aıgen 
nach trockner Witterung auf Rafenplägen, Bergwieien, Gärten, Walbern ungenchn 
erfriſchenden Geruch verbreiten madıt. Aach geruchlofer raffinieter Zuder wir 
riechbar, wenn man ihn durch einen Tropfen Waſſer näßt, 


1447 


noch in Frage geftellt. Ebenſo auch: wie fidh- mifroffopifche Krypto⸗ 
gamen in dieſen Hinfichten verhalten. *) — Die Chemiker erachten faſt 





” 


Edhwann, Latour, KRüping w A. zufolge beficht bie Oberhefe (f. w. u.) 
aus Gahrungspilzen (f. w. u); Kölle fand darin nur durchſichtige Kügels 
hen und werer Pilze oder Schwaͤmme, noch Aufgußthierhen; m. Arch. f. d. 
ges. Naturl. XIV. 205. Aehnliche Kügelchen zeigte ihm aud ber Kleber 
(Dieblietm) ; er Hielt fle, dem Gtoffe nach, für weientlich gieih mit Tapbei’s6 
Zymom. ©o nannte T. einen angeblichen Bildungétbeil bes Kleber, ber vielen, 
in Verbindung mit einem zweiten (Azotshaltigen) von ibm Glyadin genannten 
amd mit Albumin, angeblih zufammenfegt (m. Grundz. I. 669 Aum.). Von 
welcher Mt viefe angeblichen KlebersBeftanptbeile waren, wird aus dem oben 
©. 1379 Beigebrachten Mar. Mof fann K. frei von dergleichen durchſichtigen 
Kugelchen. — Orubenſchwämme, die vom Licht getroffen worden, fand 
Ghaptal arm, im Zinftern verbliebene reich an Carbonſäure. Daß mikro⸗ 
ſtopiſche Vilze und ebenfo auch bie fich ihnen anſchließenden Schimmelpilz⸗Keime 
Leine aus krankhaftem Gewebe und vergleichen Saften eniftannene fog. After 
organismen (Grantheme) find, haben neuere Unterſuchungen dadurch erwiefen, 
saß vergleihen Lebweſen nit aus ven Pflanzen heraus, jonbern von 
außen in viefelben hineinkommen, woraus benn weiter folgt, daß berem 
Bortpflanzunge-Befammitgebifve, genannt Keimförner orer Sporen, oft von 
weniger als 0,01 Linie Daurchmeſſer in ver Luft ſchweben (&. 1411), In ver fie 
fi, getragen von Dunfibläshen:Hüllen, mutbmaaßli and zu entwideln vers 
mögen; ba fie, als ſolche, In Dunftserfüllter Luft, d. i. berührt von zur Dunfts 
hulle geformten, an fi tropfbarem Waſſer, fo wie von zwifchen den Dunfts 
blaschen beſindlichem Waflerrampf und Luft, als lebendige Weſen nicht im 
Lebensgleiggewiht (&.1425 Anm.) beharren können; zumal, da fle vem Eins 
Fluß des Lichtes und ver (kurch auffteigenve Luftfiröme ihnen zu Theil werbenven) 
Grrwärme unterworfen erſcheinen. Denfelben neueren wmilroflopifchen Unter 
fucgungen zufolge ſenken fi ſolche Eporen in die Boren ber Pflanzen-Oberhant, 
gerinnen hier Boden: in ven darunter llegenden weichen Innentellchen ver Pflanze, 
und verwachſen fo zu einem ans langen favenfdrmigen Zellen gebildeten zarten 
Bilzgewebe (Mycelium), das, wenn es zu größeren Maſſen erwachſen, von 
ben Bärtnern Pilzmutter (Blanc des-champignons) genannt wird, und 
deſſen weitere Nerbreitung zwiſchen ven Bellen und innerhalb deren Zwiſchen⸗ 
räumen, theils zu Berzweigungen deſſelben, thells zu Abfchnürungen führt, vie num 
wieherum für fi, als ſelbſtſtaͤndige Flocken ober Gruppen weiter wachſen, in 
annoch jugenplicher Entwidelung ftellenwetfe weiße (zumal bei W, NW un 
N Bind, Morgens fichtbare) Ueberzüge an Blättern, feltener an jungen grünen 
Zweigen bildend, und erhalten, alfo vorfommend, vie Benennung Meplthau ober 
Lohe, die jenoch auch den Begründern bes Honigthaues (S. 1369) ertheilt 
wid; eine einzige Flocke Lohe bietet Tauſende von Schimmelpilz⸗Sporen bar 
und vermag fi, von ver Witterung begünftigt, in ſehr Eurzer Zeit unmeßbar 
zu vermehren. In ähnlicher Weiſe bilden vergleichen Schmarogerpilge ven Roft 
und ben Brand in Getreibe, und wahrſcheinlich find fie auch vie Urſache ver 
Kartoffelkrankheit. Die ven Betreives Brand bilnennen wachen und 
vermehren fih durch für fie vorzugsweife geeignete Nahrung einzelner Betreibes 
theile; fo der Flugbrand (Uredo segetum; oben &. 1217 u. 1412) buch 
Thelle der Axe des Getreide⸗Aehrchen, was für viefes ungeftalte Gntwidelung 
und Berkimmerung ves Fruchtknotens zur Solge Hat; fo ber Ehhmierbrann 
(U. caries u. U. sitophila) unmittelbar vurch ven Fruchtknoten, den er bie 
auf deſſen Außenhaut zerfiört; fe, Duedett zufolge, ver Maisbrand (Uredo 
Maydis) alle Theile des Mais uber Welſchtorne (türk. Weizen; Zen Mayp). 


r 





1448 


durchgaäͤngig die Himmelsbläue ale bie Farbe ber Luft. Bär 
dieſes der Fall, fo müßte das die Luft durchſtrahlende Sonnenlicht nid 
weiß, fondern blau erfcheinen, während es Dort, wo der Himmel das 


— — 


O. weichte in Waſſer, in welchem zuvor Mutterkorn durchweicht worden, Moggen- 
faamen ein, fäete ifn daun aus und erhielt fo Roggenpflanzen, die ebenfalls 
Muttertorn (Secale cornutum) varboten. Den Pilz, ver es ergug, 
d. 5. die Umbilvung des Roggenfaamens in Diutterlorn bewirkt, will Smitf, 
Bartengebülfe zu Kew, entvedt haben. Bei ven Kartoffeln (Solaaın u- 
berosum Z.) zeigten fi zum Theil fchon Lange vor dem Ansbruch der fag. 
Kartoffelkrankheit Pilzggewebe, fowohl auf den Blättern (zumal anf ber 
Unterfläen; alfo bort, wo bie größte Tinfaugungsthätigfeit für vie Mut zub 
was dieſe mit fich führt waltet), als au an ben jungen Zweigen, Blätter wm 
jungen Früchten, uns Pflanzen, die von vergleichen Gewebe mehr oder wenige 
beberft waren, boten fpäterhin Brankhafte Knollen (ober vielmehr unterirkiite 
Zweige, das find vie „Kartoffeln“ genannten fog. Wurzeln) dar. In Bolge wer 
weiteren Gutwidelung dieſes Pilzgewebes werben bie Blätter mißfarbig, beaue 
und troden, und wenn ber Pilz fi dann abwärts über bie ganze Gtame un 
Breitet, fofort abwelkend und endlich vertrodnend, er bringt baum and zu der 
Knollen ſelbſt hinab, fih an und in biefen weiter entwidelnd, und fo jene 6 IM 
7 verihienene Krankheitsformen hervorrufend, von denen bie längft belanaick 
jene if, welche fchon vor niehr denn funfzig Jahren durch Krausmerden der 
Kartoffelftöde beobachtet und befchrieben worken; vergl. Möller’: 
Einige Vorjchläge zur Anbauung ber Kartoffeln. Dortmunn 1796. 8. et 
Bufhenporff’s Delonom. pract. Unterricht über ven Anbau ber Kertofen 
Zeipgig 1797.8. fo wie Melanges agronomiques (Leipzig. 5. Beh. 1799. 
®. 244 und Stodmar: licher ben verderbl. Mißwacht der Gpeife-Rarteffla. 
Kalif 1801. 3. Den bier ertheilten Nachrichten gemäß, kannte men in Ing 
land ſchon Lange vor 17986 dieſe Krankheitsform, nahm fie jeroch banptiädäk 
bei jene: Epielart wahr, deren Knollen fich durch blaffe Rötte auszeidmeten; 
als ſog. Ausfaat verwendet, wurten bie daraus hervorgegangenen Stocke meifend 
kraus. Die übrigen 6 Krankheiteformen find 1) der Karteffelbrank: ſch 
feines, (Hwarzes, gleihförmiges Pulver, das anfänglih am bäufigfies ſqtbe 
wird innerhalb ber äußeren SFleiſchſchichten der Kartoffeln, vorzüglich in jenem 
heile verfelben, ver zwilchen dem Gefaͤß⸗ over Jahr Ring um ber Ober 
baut gegeben ift; der Gefäßring, ober Kranz von zarten Gefäßen, inet ih 
auch im Stengel über ber Erbe, näher der Oberfläche als ber Mitte, die Den 
baut, fammt benachbartem Knollenfleiſch wargenförmig auftreibt umb zerreißt, 
während es, fi nach Innen verbreitend,, bie ganze Ruolienfleiichmaffe 5*5 
Die zabllofen GEinzelfporen over vielmehr Pilze dieſes Brandes beſtehen aus Auherk 

Heinen, mit anfänglich hellbraunlichem, dann bunkler und didler werbeusen Saft 
erfüllten Kugelzellchen oder Dunfsähnlichen Spharoiden, bie, von einer Kartoffel 
zur anderen übertragbar, fich in kürzeſter Zeit außerordentlich vervieffältigen, is 
dem fie Amylon und BZellenfaft des Kartoffelfleifches und endlich and deſſen Ger 
Iulofe zerfiöcen. Annoch feucht in den Keller gebrachte Kartoffeln werner em 
haufigſten von dieſem Brande befallen, ver fich auf Feldern intbeſondere dert zeigt, 
wo die Stauben dem in Felvvertiefungen angefammelten Waſſer lange anögeirft 
bleiben; 2) bie Räubde (Schorf, Grind oder Gnat), erkeunbar au bes 
Beulen ober Puſteln, die ſtellenweiſe auf ber dadurch emporgetrichenen Oberhant 
fihtbar werben und biefe endlich, ſich entfläubenn, zerreißen. Mitrofteyiig be 
fehauet beſtehen vie fle bildenden Einzelnpilze aus anfänglich hellen, dann kunlek- 
braunen, In Mafle geſehen: gränlichhraunen, vunplichen, mitunter traubig zufem- 
mengehäuften, innen nicht hohlen, ſondern feflftoffigen und undarchſichtigen 


MB 
. 


— — — — 


vreinſte und ſatieſte Bian darbietet, Das reinſte Weiß gewährt. Wenn 
nun aber das Blau des Himmels nicht von amgeblichem Blauſeyn ber 
Luft zeugt, wie kommt es denn zu Stande? Mehrere meinen: in 


Eörnchen, vie fig in der Regel nur in dem nahe der Oberfläche beſindlichen 
Kartoffelleifch verbreiten, ven weiter nad Innen gegebenen Theil veſſelben bins 
gegen unergriffen una (jedoch weniger ſchmackhaft) genießbar belafien, und bie 
vorzugsweife in folchen Kartoffeln entfiehen oder Boden gewinnen, welche in ſtark 
gebängtem ober Gifenshbaltigem Boden gewachſen waren, Sie begleitet haͤuſig 
Die fog. trodne, wie die naffe Säule, und eribeilt den Kartoffeln ein winers 
liches Anſeben; 3) Die Warzen over Pockken⸗Aubwüchſe, eine Folge mans 
gelhafter Knollen Eutwidelung , beſtehend ans roͤthlichen ober violeiten Warzen, 
die, durchſchnitten, innen weißliches, ſpeckaͤhnlichet Zleiſch varbieten; 4) Die Aus 
genfäule, hervorgebend, wenn bie fog. Knoſpen, Kiemen oder Augen ter Knollen 
(an Mafer erinnernd) verbärtenn ihr Untwidelungsvermögen verlieren ; vie 
Oberhaut erſcheint dann, an folchen Stellen, verbidt over gleichfam wie einge⸗ 
Rülpt. Naͤher unterfucht zeigt fi: daß an biefen Stellen nie Berbinbung ber 
fog. Augen mit ven Jahrringk⸗Gefäßen aufgehoben worden, welche letztere ofters 
verfiopft und zerriffen ericheinen. Don in der Regel weit mehr nachtheiligem 
Ginfluß auf den Kartoffelbaus@rtrag, als dieſe 4 Krankheiten, ſind, befonders in 
ven Ichten Jahren, geweien 5) vie Trocken⸗ un 6) die NafsBänle. Beibe 
machen bie Kartoffeln ganz ungeniefbar, erſtere ſtellt ſich gewöhnlich er im Keller 
ein (ob au bei denen in trodnen Erogruben aufbewahrten, durch trockne Erd⸗ 
bedeckung vom Verkehr mit ver Luft möglichfk befreieten ?), kommt mitunter jedoch 
auch fchon in denen noch nicht geernteten,, nicht fehr felten neben der anderen 
auf demſelben Ader vor. Die Trodenfäule (engl. dry rot) macht ſich kennt⸗ 
lich durch Riſſigwerben der Oberflaͤche, verbunden mit Ginfchrumpfung, fo wie 
mit ſchimmliger, ſchwammartiger Sunen-Härtung, welde — vielleicht durch 
Umbildung der Gefluloie und des Amylon in einen: Braconnot’s Zylolvins 
gummi (©. 1283) ähnlichen Stoff hervorgehend — vie Knollen nicht nur durch 
Kochen uncrweichbar, fondern mitunter auch in folchem Maaße gebärtet ericheinen 
läßt, Daß Re (Behufs ver Brauntweinbrennerei) zwiſchen Serreibungs:!Balzen ges 
bracht: krachen wie Kieſelſteine Die Naßfäule verräth fih durch fledigsruns 
zelige Beichaffenheit ver, von ven barunter liegenden feuchten Bellenichichten leicht 
trennbaren Oberhaut, fo wie buch Bräunung der Zellenſchichten, die enblich, 
ebenfalls von Schimmelbildung begleitet, in ſchmierige Schwärzung und ftinfenbe; 
Ammenialshaltige , faulige Berflüffigung (das Erzengniß der verfanften Pilze) 
übergeht. Sie ergreift die Pflanzen ſchon auf dem Belve, nicht felten faR ur⸗ 
ploͤrlich, uns verbreitet fich oft fo raſch, daß von denen Kartoffelfleiſchmaſſen zu 
der, in ſolchem Balle nur noch allein flatthaften Benägung zum Branntweins 
brennen, nur fehr wenig übrig bleibt. Rothe Pilze faben Nöggerath uns 
frügerhin au Sette auf fertigen Speifen, bereitet aus Kartoffeln, Volenta, 
Fleiih ze. x. fo wie auf Badwerl; Shweigger’s Ioum. N. R. XX. 311 
u. 396. Ihrer Farbe nach erinnern fie an nie thierlichen, deren S. 1126 und 
1387 (Anm.) gedacht wurbe. Anbers geartete zeigen fich nicht felten in faulens 
ben Kürbiffen. Mehr ober minder erkrankte Kartoffeln bieten gewöhn⸗ 
fi, ſtatt nes Amylon und zum Theil auch Matt ver Gellulofe, par: Bett, Bummi, 
Auder zc. verhältlich vermehrt, Lichig fans in erkrankten Kartoffeln, ſtatt bes 
Albumin (ohne Zweifel aus temfelben entſtandenes) aus dem wäflrigen Auszuge 
wurd; Sauren fällbares Caſeln, Hingegen kein Solanin (©. 1206; übe 
Abänderungen der geſunden Kartoffeln, währenn deren Lagerung, ſ. oben S. 1317 
Anm. u. 1381) uns fchlug zur Brauchbarmachung ver durch Erkrankung geſchä⸗ 
bigten vor: fie in 1) Boll vide Scheiben zu zerſchneiden, dieſe im, mit 2 bis 


rubdb 
aͤhnlicher Weife, wie uns eine farblos beleuchtete Fläche He Ergän 
zungsfarbe (6. 131) barzubieten fcheint, Lie einem unmtittelber 
zuvor ind Ange gelangten Farblicht angehört unb bie Daher nicht außer, 
fondern lediglich In dem Auge als fog. phyſio logiſche (m. Grm. 
"IE. 265 ff.) ergänzende oder complementäre Farbe (man weiß mit 
wie) gebildet wird; z. B. wie jenes Grün, welches eine von wer 
Sonne beleuchtete weiße Flaͤche zeigt, wenn man bDiefelbe zwor wit 








I Brecent Schwefelfäure vermiſchten Waſſer, 24 bis 36 Etunden liegen zw laſſe 
and dann mit frifchem Waſſer gehörig abzumafchen. Reini, um faulige Kar 
toffeln zu entpifgen und von ſcharlichen Zerfiörungserzeugniffen zu befreien, weichte 
gehälftete Kartoffeln in ein Gemiſch von wäflriger Unterchlorichtfäure und wi 
rigem Chlor, nemlich in fog. Bleihfläffialeit (gewonnen durch Bermifchen von 
% Loth Chlorkalk mit 2 Liter — beiläuflg nahe 4 — warmes Waſſer ua 
9/4 Loth Bitriolol und Abgießen ver Maren Fläffigfeit vom Bodenſatge); zum 
Branntweinhrennen find alfo behandelte Kartoffeln, waren fie nach ſolcher Eiw 
Berung, mit reinem Waſſer abgewalchen worten, noch wohl geeignet, zum Biehs 
futter Hingegen nur: fofern ihr Erkranken in ihre Muffe nöd; nicht tief einge 
griffen hatte, Für dviefen Fall iſt aber, als Hemmniß weiteren Berberbent, 
empfehlenswerthe die wohl (am beften im fog. Saamendörren, oter in Badöfıe) 
getrodneten Knollen mit einem Gemenge von 4 gepulvertem pebranntem Kafl 
und 1 Koblenpulver zu beftreuen, ober (kleinere Diengen) mit Golzafche ober 
Torfafhe und Kalk überfchüttet in trofnen Rufen over Tonnen aufjubewahers. 
Zur fog. Ausfuat mühlen Kartoffeln gewählt werben, die man zuvor wie zur ink 
faat beftimmte Getreide- Saamen: um Roſt-, Brant: und Mutterinem Bilyangen 
zu verhüten, behanbelt hatte. Dan bringt fle nemlich in eine paflenze, unten 
mit. einem Zapfen verfehene Rufe (Bütte, Faß oder Saft), begießt fie Ser wit 
einer milchigen *öfung von 1/2 & Chlorkalk in 30 Manf kalten Waſſer, fe was 
viefelbe einige Zolle Hoch die oberfien Knollen bedeckt, zieht diefe Flüſſigkeit mag 
einer Stunde, mittelfi Zapfendffnung ab und fäßr flatt ihrer friſch bereitete, je 
doch erkaltete, dünne Kalkmilch folgen, vie mm In gleicher Weiſe, nad Alau 
son 1 bis 2 Stunden (beim Betreive nach 10 bis 12 Stunden) entfernt, ſpühlt 
hierauf die Knollen mit kaltem Waſſer ab und fAet (ſteckt) fie yann aus. Behewhedit 
man Getreive-Baamer in viefer Weiſe, fo lAßt man ihn vor ver Ausfaat fo weit 
troden werden, daß man ihn auszuſden vermag. Der Adler darf übrigens, zumal 
für Weizen, nicht mit umverrottetem Dünger frifch gerüngt worden feye, hesu 
war dieſes geſchehen, fo erfolgt, aller Vorbereitung der Ausfaat ohngeachtet, ger 
meinhin vennoch der Brand; wie venn auch alter Weizen zur Autſaat verweubet 
weniger und feltener von Brand sc. befallen wirb, ale junger. Ueberhaupt aber barf 
Ausizats@etreive nicht auf Boden gelagert haben, welche Vietzſtällen zur Dede 
bienten. Auch würden zur Ausfaat befiimmte Kartoffeln im trodnen Kelle be 
in trodnen Erdgruben wahrſcheinlich am beften aufbewahrt, wenn man fie Sage 
für Lage (in trodnen Kiften ober Tonnen) mit fein gerflampften Golztohlen bes 
firente. Daß man übrigens (mie beim Getreide, fo auch bei Kartoffeln) zur Int: 
faat folche gefunde Knollen (oder ſolche Setreivefaamen) zu wählen babe, welde 
nicht auf ven Aeckern gewachſen find, die man damit befäen will, fouwern auf 
bavon entfernten, kann erfahrungsgemäß als allgemeine Regel gelten. Beſtreucie 
man nad der Ernte die Aecker mit CEtzlorkalk, over begöfle man fie (wo Solchel 
thunlich) mit einer ber zuvor befcäriebenen gleichen Löfung deſſelben, fe würde 
man wahrſcheinlich allee Schimmelpilz⸗Bildung, und namentlich auch jener bei 
Fusisporium SoJani :. gründlich entgegenarbelten, win auch ſchädliche Sa 
' feltens@arven zerflören. 


1451 


einer gefättigt rothen Flaͤche belegt umb biefe, nach anbuuerater ums 
verwendeter (farren Blids bewirkter) Beſchauung urplößlich entfernt, 
oder jenes Roth, welches gleicher Weile dem Auge fih barbietet, wenn 
die zu entfernende farbige Fläche gefättigt grien gewefen nn» ebenfo 
jenes Gelb des gleichen Weges folgt, wenn Ichtere Fläͤche violett, 
jenes Drange, wenn fle blau, jenes Biolett, wenn file gelb und’ 
jenes Blau, wenn fie gelbroth over rothgelb geweſen, *) wie 
Solches Th. v. Grottfuß bereits vor mehreren Jahrzehnten aus führ⸗ 
lich nachgewieſen bat (a. a. O. S. 267). Solche Meinung feßt aber 
voran, was yon jenen zwar angenommen, aber ungegründet ifl: daß 
das Gonnenlicht nicht farblos, fondern farbig, nemlich röthlich: gelblich 
fey. Wäre jedoch biefem auch alfo (daß eo nicht fo if, lehrt alltägs 
liche Erfahrrung und jeder einfachfte Verſuch), fo wäre damit doch nicht 
zuläflig, die Folgerung, daß ummittelbar ins Auge gelangenves roͤthlich⸗ 
gelblihes Goumenlicht , nachfolgendes mittelbar (als von der Luft ges 
fpiegeltesy'einfirahlendes im Auge In gegenfarbiges wandele, weil man 
den Simmel auch dann und fehr rein und gefättigt blau ficht, wenn 
man bei: Flarer Luft mitternädhtlicher Weile gen Himmel ſchauet, oder 
wenn mdn am Tage, aus verfinftertem Zimmer durch eine mäßig große. - 
Deffnung hinaus, den Dit gegen den nördlichen Himmel richtet. 
IR nun aber die Biäue des Himmels weber Yolge des Blaufehns ber 
Luft, noch des angeblichen röthlich⸗gelblich⸗Gefärbtſeyns des Eonnen- 
lichtes, fo bleibt zur @rläuterung des allgemeinften aller Farbphaͤno⸗ 
mene vor ber Hand wur Abrig, jener Thatfarge zu gedenfen, an bie 
von Goethe zuerſt wieder ernfilich erinnerte (Me feiner Erklärung der 
Barbeus Entehung zum Grunde legend; deffen Zur Parbenlehre. 
Tübingen I—IL. 1810. 8.) daß dunkle und mehr noch ſchwarze Flächen 
darch ein erhelltes Medium hindurch erichanet blau, belle durch ein 
trübes, an ſich dunfles Bkittel erblickt roth erſcheinen; das will fagen: 
fehen wir Dunfles (oder Schwarzes) und Helles (over Weißes) mit- 
fammen, fo ſchauen wie Granes, ſehen wir aber eines nad 
dem andern, fo erhalten wir blaue Barben-Eindrüde, wenn wir 
: bad fchon gehellte Auge dem Danfeln zuwenden, rothe, wenn wir das 
aunoch gedunfelte Auge gegen bie Helle richten; vergl. m. Grundz. II. 256. 
d). In Beziehung auf Einwirkung des Lichtes auf pllanzliches und thiers 
lies Leben mögen hier noch fulgende Bemerkungen Raum haben: 
a) Bonnet fah Bingelfrauts@tengel, die er in: mit der Gipfelſpitze nach 
nuten gerichtetee Schwebe im Wafler aufgehängt hatte, die Spitze auf 
sichten und dem Lichte zumenden, ſebel⸗ das Sonnenlicht das Waſſer 





©) MWie dieſes bie blauen Schatten zeigen, die unter andern ſehr ſchoͤn zu Stande 
konnnen, wenn man eine vom Tageslicht erhellte weiße Flaͤche durch einen uns 
vurchſfichtigen Körper befchatten laͤßt, der has au rothselse Slammenlicht eine Talg⸗ 
kerze eimfeitig avffangt. 


1458 


beleuchtete; B. a. a. ©. Blumenbach fah Kortoffelleime in einem 
Keller 20 Fuß weit, die Wand hinauf, gu einem Lichiloche ſich ſtreckes; 
der Verf. dieſes Odbs fand, daß aus in Wafler geftellten Stengeln von 
Myesotis palustris L. (Bergißmeinnicdht) ih alsbald Wurzeifafere 
entwidelten, bie, in folder Umgebung ber Gonne ausgefeht, nad einl⸗ 
sen Tagen zu ergrünen anfingen,, ohne daß dieſes Brüu von feg. 
grünem Shlamm (Priefley’s grüne Materie, d. i. Oscilla- 
toria s. Alga viridis ſ. w.n., deren Bildung mit Anfgußtbierchen anhebt 
und endet, und bie nie in reinem Wafler erfolgt, fondern ſtets aur 
in ſolchem, welches Bildungstheille — wenn au nur fpurenweile — 
enthält) herruͤhrte. Slevogt zeigte: in wie weit die Diegung ber 
Waldbaͤume vom Lichthunger abhängig iR; Voigt's Ragaz XL 
466 ff. Man läßt Fähren gedrängt wachen, damit fie feitwärts 
feine Nette treiben, fondern, vom Lichte nur von oben Ger getrcffen, 
fenfrecht aufwärts treiben, was am vollkommenſten erreicht wird, wenn 
dergleichen Waldungen am Rande mit Laubholz (Ficken sc.) umfct 
worden. Buchen, zumal Hain⸗ oder Weißbuchen, dulden kein Imters 
holz, felbR nicht Walbdunkel liebende Kräuter, -und nur felten leben 
unter ihnen Viola canina, Hieracium sylv. x. 6) Starkes Licht 
bewirkt fogar, 3. B. bei der gemeinen Akazie (Bobinia pseudo-am- 
cola L.), eine dem Pflanzenfchlafe entgegemgefepte, aufwärts zufammer 
gerichtete Blaͤtichen⸗Siellung. Daß es bauptfählich Erwärmungs: aub 
Abküählungs-, fo wie Trodnungss und Feuchtungs⸗Wechſel And, welde 
Pflanzenwachen bedingen und, Pflanzenfhlaf folgen machen, zeigte 
Bonnet; er brachte Erfkeres zu Wege durch Annäherung glähenden 
Gifena, Lebteres durch Nahehalten waflernafler Babeſchmaämme. Bei 
manchen Pflanzen bringt ſchon Bollmonvlicht Crwachen zu Wege. Bei 
Hedysarum gyrans if «6 die in Wechſeldauern erfolgende Gaftbewes 
gung, welche Spannung und Erſchlaffang der Blattſtiele herwerrefl, 
und fo die ſog. Gelbfibewegung der Blätter regelt. Ritter ſah Mi- 
mosa pud. L., bei völligem Lichtmangel, in beſtimmten Wechſeldanera 
vom Schlaf in Wachen übergeben; prismatifches blaues und vie⸗ 
lettes Licht bewirkten theilweifes Schließen, rothes Wiederöffnen ber 
Blätthen (Bchlen’6 Journ. VI. 472), aber auch in vollkommene 
Dunkelheit zeigten, Duhamel zufolge, die wach gebliebenen Biärtdgen, 
buch Berührung: Sufammenfallen, wie am Tage; y) Sennebier 
bleichte lediglich durch Sonnenlicht (muthmaaßli durch Serfehung 
feſten Niſchungswaſſers, und unter Cuwoickelung von CH-@as?) 
zwiſchen zwei Glasplatten eingeſchmolzenes gelbes Wade, ohne das 
Luft oder Waſſer Zutritt hatte (ſtarke Beleuchtung lockert die Ber⸗ 
bindung von AH4O -+ A), uud Grell ſah iu hermetiſch verſchloß 
fenen Blasgefäßen lebende Pflanzen vollkommen gefund bleiben , wenn 
ihnen Sonnenlicht nicht abging; hingegen welfen, Falls fie ins Duskte 
gebracht wurden. IR Elarer Himmel mwährenb ber Gaamenreifung 


x 





"1438 


des Unis, Fenchel, des Flachtes, Hanfe, Mohns, Rep ıc., ſo erhält 
man Oel⸗reichere Saamen, als wenn trhber Himmel bie Felber übers 
wölbte ; da übrigens dergleichen Bemächle den Boden am meiften ers 
ſchoͤpfen oder ausfaugen, zur Zeit ihrer Saamenzelfung, fo Idnnte man 
vielleicht für viele förderlich wirten, wenn man kurz vor der Dlüthes 
Eutwidelung die Herder, zwiſchen ben Einzelpfanzen, mit fläfigem (ourch 
Mafler gehörig werrünntem) ſog. verrottetem, d. i. theils vermodertem, 
theile fauligem Dünger beiprukte? — Buans foll durch Liegen an 
freier, trochner Luft und dabei ungehindert einwirkendem Licht theilweifer 
Berfegung feiner Harnfäure (C5, A H2 03) unterliegen, in deren 
Folge hauptfächlich viel Oralfänre und Garbonfäure (nebfl Hippurfäure 
und Ammoniak ıc.) zu Gtaude lLommen; d) Schmarda's Beobach⸗ 
tungen zeigten, daß ven den Aufgüßthierchen mehrere ihrer gans 
zen Naſſe nach, Hierin den angenlofen Bolypen ähnlich, für 
das Licht empfindlich find (3. B. Monas vinosa, M. Dunalii und 
. M. sulpkuria, besgleihen Pandorina morum. und Stemter niger, 
währen» andere, z. B. Chlamidemonas pulvisculus Enrenb., Eu- 
giema virkdis und Volvox globator für das Licht, gleich den 
Duallen und Seeſternen und ähnlich mehreren mikroſkopiſchen 
Grufaceen ähnliche befondere Sinneswerkzenge zu befiken, fcheinen, 
wie man fie bei erſteren in den fog. rothen Jarb⸗ oder Pigment: Fledden, 
bei Ichteren in den rothen Mugen vorfindet; vergl. v. Raimann’s 
Medic. Jahrb. d. k. k. Deſterreich. Staates; Jahrg. 1845. ©. 258, 
Volvox glob. gehört übrigens zu denen das Licht fliehenden Infufos 
rien; vergl. Treviranıs Biol. I. 207. Die grünliden Arten 
der Gattungen Navicula und Gaillionella leben in einem Waſſer, 
befien Luft gegen 61 Proc. O⸗Gas enthält, wahrſcheinlich weil biefe 
Aufgupthierdgen gleich den Laubfröfchen, unter Waſſer vom Licht ges . 
troſſen O:@as6 entwideln, oder wahrfcheinlicher: weil’ fie von mikro⸗ 
-  flopifchen Kryptogamen (©. 1410) begleitet leben. Am meiſten O ent⸗ 
widelt die BPriefley’fhe grüne Materie; fie entyält gewöhnlich 
etwas rhomboid. kxyſtalliſirten Ca0CO. *). Beſtaͤtigen ſich Edmard’s 
Beobachtungen, denen gemäß Kaulquappen im Dunkeln zwar wach⸗ 
fen und verhältlich beträchtliche Groͤße erlangen können, aber nicht zur 


« 


©) Nicht vie vurch Abfterben gerötheten, fondern an ſich rothe, frifche Baum Mlätter 
entwidelten, von Waſſer bedeckt und beleuchtet, auch O-Bas; vielleicht, weil hier 
aunoch Keine Antbeile von Chlorophyll vorliegen, wie in ter Oscillatoria 
rubescens Vauch. (d. i. das zeitweilig Rötheube mander Landſeen, 
zum Theil auch mancher fog Blutregen; m. Arch. f. d. ges. Naturl. 
EX. 375) ein dem Slechtengrün (oben S. 1128 f. u. 1140) ähnlicher Bil⸗ 
Dungötheil zugegen if (nebſt roͤthlichem Harz, Del, Schleim, KallsGalgen x. 
ums einer Spur von Forl)s). Auch Tremella Nostoc L. entbindet, ſelbſt 
wenn fie zuvor getrocknet war, unter Waſſer im Sonnenlicht O⸗Gas. licher 
Silbung von Pflanzen» und Thier-Grhn durch H-ßinwirtung, ſ. S. 1129 ff. 


— — 


% 


a1 

Ungefaltung in Irbſche nefangen, wenn mau fie unbelenchtet läßt, fo 
beweiſet dieſes, daß das Licht auch für Die Cutwickelung wirbelläuliger 
Thiere (wenigſtens für bie genannten) unerſetz bar iR. Leber die Be 
beutung der Lihtentwidelung bei igierlidgen, wie bei pflanzlichen 
Einzelweſen, und ob leuchtende faulige Gebilde der Net (3. B. fan- 
les Holz, faulende Kartoffeln &. 1304 Aum. x., fauleube 
Geefifche und deren Lenchifiäffigkeit nachgebiltete Tänflihe Er⸗ 
zeugniffe) Licht entwideln, weil erſtere Beudtpilze, legte 
mikroſtopiſche Leuchtthierchen enthalten, was den Bielfuß, 
bie Bcolopendra elootrica 18. (m. Arch. £. d. g. Naturl. XXVL 9) 
leuchten macht? ſteht zur Beit noch faſt gänzlich in Yrage, umb ebexie: 
was milroftopifche Leuchtthierchen zu leuchten in den Glaub ſetzt (m. 
Grande. 1.605) ; deßgleichen in wiefern Das Licht Die Befrudptung der Bien: 
zen, bee Monolotylen ober Indogenen, wie ber Difotylen ber 

. Erogsaen begünftigt (auch jener, weiche die Beſruchtung wellziehen, 
bevor die Blume geöffnet und dem Lichte unmittelbat zugänglich if), 
und welchen EinAuß «6 auf ben Bithenſtaub (Bollen) aushht, zumal 
auf jenen verſchicedener Biüigenkolben ?*) Der Bellen ſcheint hiebei 








e) Ueber Bollen vergl ©. 1000 Aum. Des fo. Vollenin (&. 1345 Lam) 


iR wahrſcheinlich eine organiihe Zufammenlagerung verfhievener, nad Kate 
der Pflanzenart abweichenter Bllpungstheile, ſowohl Azotsleerer, als Nzstshaltiger. 
In den meiften ſcheinen Hinficgtlich rer erfieren Wachs⸗ und Sarzsartige sage 
walten, währenb Gummi mehr ober weniger untergeorhnet zugegen iſt; hiaſicheſch 
der letzteren hingegen eine dem Mehlleim aͤhnliche dreiſache Berbiubung einzelner 
Kpotive als Haupterzeugniß hervorzutreten. Muthmaaßlich iR diefes es, wele 
manchen Pollen eigenthümlich riechen macht, zumal wenn bie Luft dareuf eis 
wirkt; wie denn z. B. der Bluthenſtaub ver Dattelpalme, Kaftanie, Bappeln, 


Beben, Fichten, Berberigen x. an ven Bern des mannlichen Gaamend eriuzert. 


Bei der Verfläubung ofen vie einzelnen Koͤrnchen einander ab, alt wären fr 
gleichnamig elektrifirt ; im Waſſer oder Weingeih ziehen fie einander fein 
bar an, weil jeves berfelben (tn Folge mangelnder Anhäjlon zum Baier x.) 
von einer Waſſervertiefung umgeben iR (ahnlich wie zwei auf Waſſer gelegte 
Taelgſtackchen); fe würben es auch, wenn jebet, gemäß vorhantener insäfen zum 

Waſſer, wie zwei auf Waller gelegte Rorkküdchen, von einem Daſſerberge san 
faßt wäre (hingegen würden fie ih fheinbar abfloßen, wenn eines nerielben 


von einem Waffertbale, das anvere von einen Waſſerberge umgeben em 


fhiene). Et wird nemlich zwiſchen zwei dergleichen Körpergen, von Denen jebet 
zum Waſſer geringere Anziehung beftgt, als die Waſſertheilchen unter fi haben, 

fig vom Waſſer verlaffen ober Iehteres ih um baffelbe niesergehuäbdt firten 
(weil es durch bie übrige Waſſermaſſe von den Köchern hinweggezogen wurbe) usb 


, umgelehet um ibn herum erhoben (weil daun bie Anziehung jehes 


Köcyergen am 
Waſſer großer ift, als Die ver Waſſertheilchen zur übrigen ZBaffermuffe), is beiten 
Tallen aber werden die Könyeren pur den Druck nes Auferlih angehäufen 
Baffers zu einander getrieben, Uber jedes ber ins MWaſſer se. gebundten 
Vollentörnchen dreht fich bei der ſcheiubaren Anziehung Häufig au am feine 
Are, weil 48 gleichzeitig vem ſchiefen Rückſtoß feiner eigenen (meiftene äther 
dligen) Dämpfe unterworfen if, wie ſolches au bei zwei Gampyorküdden 
der Ball if, vie man auf Waſſer gelegt Hatte. — VBucholz zufelge IR ter ſog 


4— 
ne > >) 
q 





Gas unb vorzůglich O:&as zu verdichten und chemiſch zu binben, und 
hauptſachlich ſolchen Weges Wärme zum erzeugen, was befonbers 
Th. v. Gauffure’s hieher gehörige Berſuche folgen laſſen; es fand 
berfelbe nemlih, daß ber Kolben von Arum maeulatum viel 0O:®a0 
verfähludte und bamit weit mehr COz erzeugte, al& der des A. itali- 
cum, ber wenig O⸗Gas verſchluckte, wenig OO2 erzeugte und nicht 
merfli warm wurde, aber auch, verglichen mit erflesen, als unreif 
betrachtet werden mußte, da bie ihm gleichen berielben Arum-Art bei 
Genf wohl blühen, aber feine Fruͤchte tragen. Gebr beträchtlich fleis 
gern ſolchen Wege® die Temperatur der zwifiken ihnen befindlichen Luft: 
De Kolben von A. cordifolium und Pandanus Candelabrum ; 
e) best, wo den Pflanzen fehr viel Hehaltige Nahrung (ſey es gaflge 
für bie Blätter, ſey es tropfbare für Die Wurzel). zufließt, kommt es 
naͤchtlicher Weile mittelſt eingeathmeten O⸗Gaſes wahrſcheinlich zu zum 
Theil ſehr betraͤchtlichen Waſſer⸗Erzeugungen, ſo daß dann das gleich⸗ 
zeitig in ihnen durch eingeathmeten Waſſerdampf und eingeſogenen Than 
fich ſammelnde Waſpr mehr oder weniger vermehrt wird. Hieher dürf⸗ 
ten gehören bie ſehr beträͤchtlichen Waſſeranſammlungen in dem ſog. 
„Brunnen bes Wüſte“, di. in nen Schläuchen von Nepenthes de- 
süllatoria L., bie des fehr reinen. in Phytocrene gigantea Wiüd., 
und zum Theil auch jenes in ben nicht geöffneten Keldien ber Nicandra 
physaloides L. Die Verdichtuug des atmoſph. Waſſerdampfes wir 
‚ Übrigens buch jene Abfühlung fehr befördert, welche bei klarem Himmel 
bie dan fehr ſtarke Wärmesäntfiraklung des Bodens zus Zolge hat, 
bie nicht felten, ſelbſt nach den heißeften Tagen, zu fehr beirächtlicher 
Nacht⸗Kaͤlte führt. — Uebrigens dunfley auch manche Pflanzen fehr 
bedeutende Waſſer⸗Mengen aus; ein Kohlkopf. 3. B. täglih im Durch⸗ 
ſchnitt 1 8 nun 14 Loth; &) die verbältlih große Haftziehung (Gapils 
laritaͤt) der Pilanzen zum Waller, beganſtigt das Anſteigen in Waſſer 
aelooter Stoffe, auch dann noch im hohen Grabe, wenu fe ihrer Vers 
bindung mit dem, Erdbodes euthoben , oder wenn einzelus Theile ihrer 
felbR im von den übrigen getrennten Zuſtande in dieſer Hinficht geprüft 
werden; wie denn Holz, zumal breite Querſchnitiſtaͤchen deſſelben, nicht 





Birlappfasmen (ober Germmehl, Theater-Wligyulser; Sem. Lycopodli, 
son Lycopodium clavatum X.) Aynli zufunmengefeht, wie Pollen. 
Stoͤßt man ein Stückchen Camphor mit einer Stednabdelſpitze unter Waller , fo 
bewegt es ſich, wieer emporfommenb, weit flärfer, wie zuvor. Rohe Benzoefäure 
bewegt fi in gleicher Weiſe noch ſchneller als Camphor. Aber auch Heine 
Oeltropflein, vie mar anf Alkohol aus fehe gertugen Höhen fallen täßt, unter 
LUegen ähnlicher, Drehung, jedoch wicht in Folge von Rüdftoß ihres Dampfes, ſon⸗ 
nern von ber bes an ihrem Hanke verkampfenden ZBeingeifies und bes von dieſem 
exrleivenben Seitendruckes. Gtaubbentel von Wegerich (Plantago Janceo- 
lata), Bilfentraut (Hyoscyam. miger) :. auf Raubfretes Wafler gewor⸗ 
fen werfen ihn Mathenſfiaub weit von Ach, chenfa: wern fie wit Waſſer bes 
tröpfelt werden, daher ver Nacht heil, wenn eh in die Wlüthe veguet. 


— 


1436 


nur leicht fo viel Waſſer einfangen, daß fie zuvor ale trockne Keile 
zwifchen Geflein eingetrieben aurquellend dieſes zu aerfpremgen ver 
mögen :c: (oben ©. 1415), fendern daß man dieſem AohäflonesBer 
mögen gemäß auch gelättigte Iunenfärbungen des Holzes zu 
bewirken im Stande if, was bei Birken au dan gelingt, wenn 
man wenig abgehuste Stamm⸗ Gipfel, fie nach unten richtend, in 
dergleichen farbige Fluͤſſigkeiten, z. B. in möglich® nentralilirte Zubiges, 
Gochenille⸗ ꝛc. Aufiöfungen taucht; *) 1) bimfichtlih des befkriitenen 
Bermögens der Pflanzen: für fie ungerigmete Gtoffe durch die Wurzela 
zu entiafien (©. 1412 f.), ind die von Chatin angefeiiten Beriude: 


: über das Berhalten der gelösten Arfenicgtfäure zu lebenden Pilew 


— — — 


zen lehrreich; fie And es aber auch, in ſofern ſie früherhin von iin 
deren angeflellte, hieher gehörige Verſuche, berichtigend erweitern. 6. 
fand nemlich’ unter andern: 1) daß AmOs am ſchuellſten nnd färkken 
nachtheilig wirkt auf Dilotylen (fie gelben und ſchwäͤrzend), wenige 


‘auf Monokotylen und am wenigſten auf Kruptogamen; 2) daß Iced 


nis, Beleuchtung, Blektrifirang und Anwärmung die Wirkung erhöhd, 
während Feuchte, Dunkelheit, und fog. Husfrömung der Blekiicitit 
fie mindert, und 3) daß, fü lange die Pflanzen noch Iebensirkfeig aeg 
find, He die Arſenichtſäure (die Ach in ihnen mit leidgtideiihen 
Galzgrändern verbindet) aus den Wurzeln wiederum entieflen 
Auch ergab fh, daß Schimmelpil ze durch die genannte Gem 
nicht zerflört werden, weßhalb Beiprengen der Getreide⸗Saamen md 
gelöster Arſenichtſanre das Branbigwerden der fünftigen Aehren nidt 
verhütet. Das aus dergleichen mit Uirfenichtfäure genäfßten Gaamm 
gezogene Getreide enthielt (mas mit Lampadius Verfuchen überein 
kimmt) keine As203. — Chlorkalk — In gehöriger VBerbänumg 
zur Bernichtung der den Betreivefaamen eingeſenkten Sporen vor Urede 
verwendet (befier noch: mit Kalter Bortafchen-?öfung, unter Fäung von 
Ca0CO, und Bildung von Rüffg bleibenden KCh + KOCh,O gr 
feste kalte, wäflrige Löfung des Chlorkalk) zerfiört au Getreinefanmen, 
wie an Kartoffeln, die au bie Oberhant geſenkten Piljiperen, burd 
mehrflündiges Berühren (6. 1450); 9) der fog. rote Schnee (sb 
©. 1410), d.i. Protococcus kermesinds Ayard., foll angeblich vol 
Iommen übereinflimnmen mit ber Lepraria oarmesina Wrang. Gr be 
ficht aus farblofen Hüllen, die von einer rothen, im Alkohol Löglidhen, 
fettartigen Maffe (ein Bildungstheil, oder, wie wahrfcheinlicher: ein 
Gebild )) erfüllt Find und Deilchen-ähnlich duften. Jenes blaßgelbe 
Del des Sclerotium clavus (d. i. das Mutterlorn, das als ſol⸗ 
des meiſtens an Amylon, fo wie au Inder gänzlich leer if, dagegen 
Albumin, Mehlleim, Schleim und Barbftoff enthält) riecht Thrawssrtig 





°) Ginen fege dauerhaften, MBolle und Give leicht anhaſtenden violetten Basb« 
ſtoff enthält das Matterlorn, 


157° 


und ſcheint daher Balerianfäure zu enthalten (S. 1071 u. 1341). 
Bie bei den meiſten Flechten'CLichenes L.), tem fog. Sem. Lyco- 
podii, ber Pesiza nigra (mit deren Gehalt an fog. Osmazom ꝛc.), 
dem Lycoperdon Bovista und cervinum b. ıc. ıc. die Aſche ders 
felben gemeinhin verhältlich reich iſt an bafifch-phosphorfaurem 
Kalt, dem mitunter au phosphorf. Kali, Bifen- und Mangan-Oryp 
beigegeben erfcheinen, fo auch bei manchen (vielleicht ‘dei den meiften) 
Schimmelpilzen, und aud bei dieſen fcheint, wie bei allen übrigen 
Gewaͤchſen, die Menge des genannten Kalkſalzes im fehen 
Berhältnig zu flehen zu dem A⸗Gehalt verfelben. Erwaͤgt man 
hiebei: daß auch in den Schimmelpilzen, wie in den Oscillatorien und 
ähnlichen, nahe auf niebrigften Stufen lebenden Einzelweſen Azotide 
unmd Deazotide vorklommen, wie in ben höheren, ſelbſtſtaͤndigen pflanz⸗ 
lichen und thierlichen Leibern, fo wie, baß lediglich durch chemiſche 
Wechſelwirkungen anorganifcher Berbindungen, auch bei Einwirkungen 
von Licht „Leine Lebwefen hervorgehen”, fo Tiegt die Folgerung unges 
zwungen nahe: daß Urerzeugungen eigengearteter lebendiger Leiber, 
auch her niedrigſten Lebensfufe, ans anorganifchen Gtoffen nicht flatt 
haben. Berkdfichtigt man dabei jedoch, daß dergleichen fog. Elemen⸗ 
tarorganismen nie ausbleiben dort, wo irgend lebenden Leibern ent⸗ 
fammende Bildungstheile beider Klaffen (S. 1336) mit Luft⸗ 
haltigem Waſfer in Mitwirkung gerathen (indem fle Theil nehmen 
an der Eohäfiun, als der zum Schwerpunkt des Tropfens gerichteten 
Anziehung) und zugleih auch in mannichfache Gegenwirkung 
— weil fie, durch Berührung des Oxygengas⸗ (meiſtens auch COꝛ⸗ 
und Salze) haltigen Waſſers, nicht nur zur Entwickelung mannidhs 
facher Begenflädhen - Anziehungen ober fog. Abhäfionen gelangen, 
fondern damit zugleich auch zu gegenfeitigen Rörenden nnd in foldher 
Störung beharrenden Aufregungen, hiemit aber zur elektro⸗chemiſchen 
Eins und NRüdwirfung; wie dergleichen unter andern auch in den 
Bährungs- Erfheinungen fon aus dem einfachen Grunde 
merklich werben, weil es ſich dabei flets von: dem Waſſer mehr ober 
weniger zugänglichen Bildungstheilen handelt, die, als folche, zugleich 
ungleiche Elektricitaͤ⸗ und WärmesLeiter, hiemit aber ungleidher 
chemifcher Anziehungen fähige (der Säures, wie ber BaferBorberung 
unterwerfbare, gemäß ihrer mehrfachen, d. 1. an Verhaͤltniß⸗Gewichten 
ihrer Srundfloffe zahlreichen, ebenfo Leicht umbildungsfähige als zer 
ſetzbare) Stoffe im, — fo gewinnt auch die weitere Holgerung an 
Suläffigkeit: daß aus dem Verein azotidiſcher und beazotibifcher Bil 
vungotheile mit dem Luft⸗ ac. haltigen Wafler und unter bes letzteren 
Reiter Mitwirkung, bei Einwirkung der ununterbrochen in GSelbfbethä- 
tigung begriffenen und in Eosmifcher (weltleiblicher) Wechjelbethätigung 
befangenen Erde, + drtlih begämfigt: fey es durch phytoelektriſche, 
oder durch eleltrochemiſche (S. 1129) umd daher denn auch durch 
” 


- - — 


1458 


Bährungs:) GErregungen, oter durch beibe zugleich ober durch Ber- 
treter beider: Ums und Zufammen-Bilbungen jener einzeiuen Bis 
bungstheile moͤglich werden können, in welchen deren Bethaͤtigunge⸗ 
Einheiten zur gemeinfamen Selbftbethätigung und dieſen eutſprecherdes 
indivibgalifirten Gigenweſenlichen) Ausbildung, d. i. zum Gigenlehes 
ſog. Elementarosganismen gelangt erſcheinen. Gemeinhin begimmen 
jene Fläſſigkeiten, in welchen ſpaͤterhin Schimmel⸗Bildungen ver 
ſich gehen, zunächſt au einzelnen Stellen ſich zu trüben, die häufig zur 
Oberſchicht, feltener zu ben tieferen Flüſſigkeitsſchichten gehören ; eib 
mals jedoch trüben fie ficy in verhältlich kurzer Zeit durch ihre gang 
Mafie hindurch, und während mikroſkopiſche Durchſuchnng kurz zuwer 
feine Spuren von trübenden @inzelfonderungen gewahren ich, zeigen 
fi nun meiftens van ſehr Eleinen Basbläschen begleitete Sonperungen 
der Art; fo daß die Trübung theils durch beginnende flarre Berlin 
perungen, theile durch jene Basbläschen bewirkt wird, Außer bem 
(in der Regel ziemlich langfam) auf der Oberfläe (d. i. dort me 
Zuftberührung ſtatt bat) beginnenden und biefe fpäterhin gänzlich de 
deckenden gewoͤhnlichen Schimmel: Erzeugungen, bie im falzleren, 
wie in falzigen, wäflrigen Löfungen, fo wie in benen verſchiedene 
organifcher Säuren *) leicht zu Stande kommen, wenn man bergleiäks 
Flüffigkeiten zuvor durch unausgewaſchenes, als ſolches Leims ee 
Leim und Amylon enthaltendes Drudyapier feibet **), find es befenbers 
bie gährungsfähigen, zumal bie ber weinigen, fauligen und zum Theil 
auch die der fauren Gaͤhrung unterwerfbaren Blüffigleiten, welche, in 
bem fie fich zu träben beginnen, zugleich auch organifche Geflaltungen 
oder Geſtaltungskeime (meiftens rundliche, fpäterhin Zellen oder zu Ichıs 
ähnlichen Geſtalten vereinte) hervorgehen lafien, darauf aber zu veRhin 
bigen Pilze oder Schwamm⸗artigen Bebilten, ober zu Dscileterien 
und verwandten Gigenleibformen ſich entwickeln. Ginen bergieiden 
Entwidelungsgaug durchläuft, umter andern auch bei denen ber Wein 
gen Bährung fähigen Flüffigkeiten, der in ihnen enthaltene, darch feine 
dreifache phyfifche Zufammenfegung zu BerührungssGrreguugen ser 
zugsweiſe geeignete fog. Kleber, oder deſſen Bertreter (6. RN 
indem er in Hefe übergeht, bamit aber zur Bildung vos Bähr 
pilzen ***) und verwandten fog. Blementarorganisum Stoff wie 


*) Zumal der Weinſaure, Traubenfäure und „Aepfelfänre, fewie ee 


nicht erzmetalliſchen Salze, denen ſich auch die ver Milhfäure auſchſiches 


ee) Unausgewafchene Papiere ber Art enthalten außer au mit dem Beime werke 


bene, meiftens Kalt zus Grunplage habende Salze; ſtark verkänzte Uzstjäse 
nimmt fie am beflen hinweg (HCh weniger gut, weil Re felbR ver Safer inmig 
anhängt), alfo gereinigt und dann durch veſtillirtes Waſſer bit zur gänzläen 
Entfäurung gezogen, Ginterläßt ſolches getrodinetes Duzchfeihpepier, wecheuut 
nur Spuren einer weder fauer noch alkaliſch gegen 


wirkenden Aſche. 
”) Ginmaf zu Stande gekommen, ſcheinen bie san ober Gäfzungs: Pilze, 8 





_ Beranlaffung bietet. Bu ben alfo gearteten organifchen Biäffigfeiten ger 
hören unter andern: der in Waſſer von 400-500 C == 320.400 R 





Beingäprungbelrzeger, eine noch nicht vergleichen Kryptogamen enthaltense Hefe 
vertreten zu können. Gie gehören übrigens zu den fchäplichen Pilzen, im biefer 
Hinfigt zunächſt übereinſtimmend mit nem Agar. torm. (©. 1215) ober fog. 
„giftigen Hirſchlinge, ver genoffen Bauchgrimmen und Durchfall. bewirkt, was 
jene Pilze. — 3. B. als Beimengung trüber Biere getrunfen — auch zur 
Bolge haben und zwar um fo mehr, wenn man ihre Entwickelung durch Zuſatz 
Falten Waſſers fördert. . Ebenfo, wie bie Bährpilze dem gift. Hirſchling in 
Abſicht auf Einwirkung auf vie Berpauungswerkzeuge ähneln, fo au jene Schim⸗ 
melpilge, welche wahrſcheinlich die waffe Kartoffelfäule veranlafien (&. 1449 
Anm.), hinſichtlich ihrer Zerſtörungs⸗Erſcheinungen dem MIR: Blätterfhwanmm 
(Agar. fimentarius L.), indem biefer, ſobald er abgeſtorben if, fofort in 
ſtinkende Faulniß übergeht und dabel in eine Klüffiglelt ſich wanbelt, welche mit 
jener der naffen Kartoffelfäule ſehr viel Aehnlichkeit Hat, Die Sch wamme uns 
wahrſchelnlich auch vie meiften Pilze unterſcheiden RG chemiſch von anderen 
Pflanzen, zumal von PBhanerogamen, ins Beſondere auch buzch ven Stoff ihres 
Skelett's, Durch das ©. 1216 und 1393 erwähnte und muthmaaßlich als eine 
Berbinvung von zwey verſchledenen Bilvungstbeilen erachtete Fungin, veflen 
Auffindung, fo wie die des Schwammzuckers⸗, der „Schwamm und der „Bolet“s 
Saͤure, man Braconnot verranlt. Das Fungin if weiß oder weißgelblich 
und nähert fich in feinem Verhalten fehe dem Chitin (©. 1376), verwandelt 
fi jedoch durch Sieben mit Aarker Hybrochlorfäure in eine Gallerte, aus berem 
2öfung es von Alkali wieber gefällt wir. Gieven mit verbünnten Säuren bilvet 
es in eine weiche, halbſchleimige Maffe um, welche durch Digeflon mit Balls 
Apfelaufguß, oder mit gelöstem bafifchseffigf. Bleioxyd erhärtet, ohne Gerbfäure 
oder PbO aufgenommen zu baben. Starke Kalistauge Idst es, mittelſt anhals 
tenden Siedens zu einer feifenäßnlichen Mafle ( Schwammſeife ©. 1215 Anm.) 
anf, die durch Säuren flodig gefällt wird. Erhiht brennt es mit Flamme unter 
Gntwidelung von Gaſen, deren Geruch bem des gebrannten Bropes ähnelt, 
Wahrſcheinlich wirb pas Fungin verkauet und bildet, als Ashaltige Verbindung, 
nebft tem Albumin und vem fog. Otmazom (©. 1373) einen Gauptthell 
deffen , was ven Genuß ber eßbaren Schwaͤmme und verwandter Kruptogamen, 
ver Champignon'e (Agar. edulis und A, campestrin),, ber Reizker 
(oder Reißker; &. 1215), der angenehm buftenden und lleblichſüßen eßbaren 
Brätlinge (des Golvbrätlings, Silberbrätlings und bes braunen B., fänmtlich 
Spielarten des Agar. lactiluus L.), ve Bfefferblätterfgwanms (A. 
piperat. L. (in Oſtpreußen und Rußland falzt man biefen ein, um ihn, alfo 
aufbewahrt, zur Faſtenzeit verfpeifen zu Zönnen), und des Bfifferlings (A. Chan- 
tarellus L. Merulius Chant. Scopol. oben &. 1426) ober gelben Cham⸗ 
pignon beeingt. Manche diefer Schwaͤmme find vurch thierliche, Würmern ober Ins 
fetren-2arven entſtammende, Beimengungen ſchablich; um fich beim Genuſſe derfelben 
gegen Nachtheile zu bewahren, wirft man fie, nachdem fie gefäubert und mit 
kaltem WBaffer gewafchen worben, in heißes Waſſer, dem man zuvor etwas Gifig 
zugefeßt hatte; bie Effigfäure entzieht ihnen dann nicht nur vergleichen frembartige 
Stoffe, ſondern entfernt auch, unterflügt vom heißen Waſſer, die ihnen felbf im ger - 
wiſſen Zeiten ihrer Entwidelung zulommenven, flüchtigen und verhäftlih feuerbeftän, 
bigen Beimiſchungen und macht fie, nach nochmaliger Waſchung, ohne Nachtheil 
genießbar. Außer in vieſen Blätterfgwänmen kommen jene Ashaltigen 
nährenzen Bilvungstheile auch vor in eßbaren Löherfgwänmen, naments 
U in vem Steinpiiz (Boletus crassipes Wud.), Cich haaſe 8 per- 
ennis L;, B. ramosissim. Schaef.) — unp in vergleichen Sörwnerig wäns 
9% 


> 


1468 


4 


gelöste Honig, der im gleicher Weilg verlüffigte, und als — 
gleich dem erſteren durchgeſeihete rohe Zucker, bie füßen Frihli 








men, nämlich im Koralleuſchwamm (Clavaria Coralloide) u 
im fhönen ober Aftigen Kenlenſchwamm (C. formosa ®. ; 

in Arerfhwämmen, namentlich in der efbaren Norchel (Phalle 
esculent. over Morchella escul. «) rotunda, ». i. die Fleine russ, 
und #) vulgaris, ®. i. die fog. Spigmordel), in verigjenenen Falten 
fhwämmen, von beaen bie meiſten efbar ſind: in der Ohr: ober Breis 
mordel (Helvella escul. Pers.; Sto@mordel (H. Infula), Siſ qeft 
Müye (H. Mitra) und im weißen Baltenfgwamm (HM. Les- 
phaea) uns ebenfo auch in ten 4 Gpielmten rer Trüffel (L,ycoperden 
Tauber L., Tuber cibarium um T. gulosorum Sübtk.). — %e 
Schwammzucker unterſcheidet ih, Riegel’s Verſuchen zufolge, vom Ransit 
(&. 1857), dem er ähnelt, hauptſächlich vaburch, vaß er der weimigen dub 
zung fähig, alfo ein wirklicher Iuder if. Gr kryſtalllſirt leichter, we ingah 
eine andere Zuderart, bilvet lange, weißglänzende Afeitige, quabretüde Babl 
habende Prismen, vie weniger füß ale Traubenzuder, un im ZBafker, mu m 
Altopot ſchwerlotlicher find, als ver Hartzucker. Erhitzt ſchmilzt er wefakle, 
bei flärkerer Site ſich braunend; waſſerarme Gchwefelfänre Idst ihn mit me 
Sarbe auf, entläft ihm aber durch Zufak von Waller in Form eines wahr 
ballten (coagulirten) Niederſchlags. Mit AOs giebt er Yepfelfäure um Dei 
aber keine Schleim. Mit Alkalien und einigen Grzmetalloryeen zidt füh, hir 
artige VBerbinnungen. — Die Shwammfänre findet AG in Pezxisa sign: 
frei, in ven meiften übrigen, zuvor genannten Echwämmen 2c., un wstır Wei 
and) in Peziza auricula uns im Bolet. Laricis (6. 1262 Aus.) ax Galgime 
gebunden vor; Berbinsungen, vie in Alkohol unlöslih Ans. Wan ſcheiret wie 
derſt ans dem durch Auspreffung gewonnenen Echwammſaft, darch Greigene Di 
darin vorhandene Albumin, dampft bie hievon mittelk Durchfeifumg gefdierene Fi 
figteit zur Saftbicke ein, fällt daraus vurch Alkohol nie fdwummfzuz Ce 
wäfcht fie mit Alkohol ans, Idst fie in Waſſer und wedhlefgeriegt vie East 
buch PbOAOs. Das hiedurch gewonnene unzeine braune MBiciyeriuugl 
(PbO Fg) wird dann durch Digeflion mit dem Zchnfachen feines Genidtt = 
vervünnter Schwefelfäure zerfeht, die dadurch chemiſch ifolirte anne bene 
Shmwammfäure mit Natroncarbonat neutralifirt, zur Trokne abgramit md 
fo fange mit Alfohol von 0,86 Gigengeiwicht wiederholt gefotten, bl vos Ban 
Sungat farblos erſcheint. Wechſelzerſetzung deſſelben mit PbOA gewift 
weißes ſchwammfaures Bleioxyd, das durch HS zerfegt, wälrige 
entläßt, bie, durchgeſeihet und zur Gaftbide abgebunftet, reine 
darſtellt. Diefe ift nicht kryſtalliſirbar, farbe und gerudlos, an der Luſt 
lich unb mit Wafler, wie mit Alkohol in allen Berbältniffen miſchbar, m 
loͤtlich, ſchmedt ſcharf fauer, bildet mit Ammonoxyd, als Bifunget, ef 
das Doppelte ihres Gewichts an kaltem Waſſer zu Löfung forverube 
mit PbO un AgO in freier ‚Säure leichtideliche Nieverſchlaäge. Fire 
finden ſich, zumal in ven genannten Pilzarten, fo wie in ven Merkels, 
gleitet von pilzſauren Salzen, vie fih durch Alkohol ansfällen un kam 
Säure durch Wechſel zerſetung an Bleioxyd übertragen laſſen; has «ie 
Bleioxyd⸗Boletat (PbO Bo) entläßt, dur HI zerfeht, von Prosyäechls 
gleitete Bilz« (ober *4 Saure, von benen erſtere der Miutteilume 
bleibt, während letztere In Heinen farbloſen, zwiſchen den Zätnen 

durch Loſen in Alkohol ums Umkryſtalliſtren rein varſtellbaren Afeitigen, & 1 
Theilen Waſſer von 20°C = 16° BR und in 40 Meingeik von 0,845 













1461 





fäfte verfhiebener der Anzapfung unterivorfener Baumfämme, insbeſon⸗ 
bere der Birken mb Ahorne, ®) der mit Waffer verbännte Nectar 
ber Agave americana L. (einer ber Zudersreichften Blumenhonige, 
der in hoͤchſt reichlicher Menge neben einem flüchtigen Erzeugniß hers 
vorguillt, das ſehr wibrigen, faulen Schweiße ähnlichen Geruch — 
Jvielleicht ein Erzengniß des bei ber Euftberährung in Faͤulniß gerathens 
ben Klebers — verbreitet), die manderlei Ob ſtſaͤfte, *®) ver Palm⸗ 





löelihen Brigmen anſchießt, beren Löͤſung Fe⸗O3 aus ven gelösten Salzen volls _ 
Rändig füllet, währen fie FeO-Kuflöfungen ungetrübt Laßt. Braconnot aus 
folge iſt vie Rilzſaure Mücktig und größtentgells unverändert ſublimirbar, vabei 
theils mehlförmigen, theils Afeitige Raven bilbenten Sublimat gewährend, dem 
gegen bas Ende eiwas Brenzöl und flark nah A riechende Flüſſigkeit folgt. — 
Auch ver in ber Lohe der Gewaͤchthaͤuſer fo häufige gelbe Schaumſtaäubling 
(Aothallum favum) und mehr noch bie zwiſchen faulem Holz oft ſehr ver 
breitete, im ihren Außerſten Entwickelungen in geftaftfofen Schleim ausgehenve 
Sphaeria fusca fcheint unter andern au pilgfaure Salze zu enthalten. Der 
Mehlt hau der Hülſenfrüchte, Kürbiſſe, Gurken, Melonen ſtellt ſich am haͤuſig⸗ 
fen ein: nach häufigem Regen und darauf folgender Dürre, während dem Honig 
t ha u gemeinhin klarer Simmel vorangeht, dem feinerer, kurze Zeit andauernder 
Regen, ober auch ſtatt deſſen gemeiner Waſſerthau folgt; S. 1367 ff. Erſterer 
laßt ſich Häufig mittelſt eines Meffers, in Form einer weißer, ſtellenweiſe (punkt⸗ 
weiſe) wiẽ Amylon glaͤnzenden Maſſe von ven Blättern ıc. Dinwegnehmen, fühlt 
fich erwärnit fettig an, verliert burg Erhitzen dieſes fettaͤhnliche Anſehen, und verkohlt 
ſtch enblih unter Bratengeruch⸗ Entwidelung. Siedender Alkohol entzieht ihm 
efne wachsartige, erkaltend ſich flodig fcheivenng Maffe, während ein anderer Ans 
thell darin gelöst verbleibt, fi jeroch durch Waſſer ausfälln lͤßt. KOHO- 
Löfung mit Mehlthau erhitzt, entwidelt Seifen⸗Geruch (aber kein Ammoniak), 
Sauxen ſcheiden dann einen fettaͤhnlichen Stoff aus; Einhof in Gehlen's Journ. 
V. 868. Gegen Lote und Blattläufe aller Art leiftet, unter allen empfohlenen 
Mitteln: Kalter wäfiriger Aufguß von gerriebener Meerrettig- (oder Krehm⸗) 
Burzel am meifen, wenn man tamit 3 ©. Trelbhaus⸗Gewächſe jährlich 
2—Smal wäfdht und im ber Zwiſchenzeit damit öfters beſprigt; bei im Freien 
Pflanzen, wenn man fie mit folchem Aufguß (bereitet aus 1 X Meer 

reitig aud 10 bis 12 Maaß Waſſer) begießt. 

*) Beine Bäume entlaffen ziemlich Zudersreiche Säfte und geben daher auch Beine, 
Zur Trockne eingebunftet Hinterläßt nicht nur ber Ahornſaft, fondern auch der 
Birkenſaft rohen Zuder; jedoch ficht Iehterer erſterem in Abficht af Schmachaf⸗ 
tigkeit nach. Beide Frühlingsſafte geben, wie Weinmoſt behandelt, Weine; über 
fog. Birkwaſſer vergl. S. 1167 Anm. Die meiſten AbornsArten find zur 
Srüblingszeit rei an Zucker⸗haltigem Gaft; in Norbamerifa, wo man noch jeßt, 
ſowohl den durch Abhunften gewonnenen Syrup, als ven in ähnlicher Welfe dar⸗· 
geftellten Zuder, Häufig gewinnt, wählt man zum Mbzapfen vorzüglich Acer 
dasycarpım un A. saccharinum L., unter den übrigen, feit Ianger Zelt 
auch nad Deutſchland verpflanzten, kommt ber fog. Ruffifge ober Tartarifche 
(A. tartaricam L.) ten genannten Arten an Zudergehalt nahe. Ueber bie 
Juder: und Bein-Gewinnung aus Baumfäften vergl. auch m. Theor. d. Polys 
technochemie II. 349. 611 u. 806. N 

) Bollig fanlige Aepfel haben ihren Zucker⸗Gehalt verloren, eignen ſich daher nicht 
zur Bereitung von Aepfelwein over Cyder; bagegen erfolgt bei ber ber 
Beingägrung bes Uepfelfaftes vorangehenden Auficüttung ber Kepfet zu einem 

Kaufen, teils Umbildung des Gummi zu Glykoſe, theils beginnende ZBeingäbrung 


1408 


— — 


ſaft, ») die Gerſten-⸗, Weizen⸗ und Reis⸗Nalz⸗Würze mb 
vor allen der zuvor, in Falten Umgebungen abgekühlte Weinberraffl 
d. i. der füße Weinmoft. Alle diefe Ylüffigkeiten fangen, wer ifem 
zuvor bie in ihnen verbreitete atm. Luft (durch Erhihen oder mitkll 
dee Luftpumpe) nicht entzogen und das Einbringen von, wenn uf 





bes folchen Weges entſtandenen Krümel: und Frucht⸗Zuckert. Uns Rarf gefafin 
Aepfeln bereiteter Cyhder ſchmeckt und riecht nicht angenehm und giebt, vb, 
wibrigsriechenven Branntwein, währenn aus guten Aepfelm erzielter Chrer Ink 
freien Sranntwein gewährt. Dex aus Golzäpfeln gewonnene Cyber entläk, v: 
bigt, einen Aether⸗Geruch verbreitenten und auch hurd den Geſchnel m 
Aether erinnernden Branntmein ; enthält daher wahrfcheinlich Weiter (mattmuh 
lich zu Stande gelommen, durch Ginwirkung ter Berbfänre mu einer wide 
begleitenden Hefe⸗ vertretenden, eigenthümlichen Verbindung von U zotiden ei 
den gaͤhrenden Zucker; ſ. w. u.). Süße Birnen geben angenchm ſchackena 
Obſfiwein, ver lieblichſte aller vergleichen Weine, wird jeboc aus Etehellenc 
unter Peifaägung von ſchon fertigem Aepfel⸗ ober Birn⸗Wein gewonsen. lae 
läßt man nemlich vollkommen weiche, zum Brei zerquetſchte Stachelbeerea 1 Tat 
hindurch fich felber, preßt dann den Moft aus, verfeht num bie hiebei ondärienm 
Trebern mit 1/,g bes urſprũnglichen Gewichts der Beeren au Cyder, uns watnmift f 
dann nochmals ber Audpreffung, fo erhält man einen Safi, der, wie Baum 
behandelt, nicht nur einen fehr Liehlichen Bein, ſondern (durch deſſen 
auch einen nicht minder lieblichen, angenehm buftenden Branztwes gi 
Die friſche Frucht des Kaffeebaums, die fog. Kaffeelirfihen ber Caffea arabica l. 
entwideln, A. v. Humboldt zufolge, waren fie 3 Tage (98 Standes) ya 
dem Gonnenlicht ausgefet worden, ein Gas, bas, im Waſſer geleitet, Were 
Seſchmadk nad; Weingeift ertheilt; Annal. de Chem. XXXY. 102. II. 
®%) ®almzuder (ver Borassis flabelliformis), genannt Jagory, wu = 
Ceylon hauptſachlich zur Darfkelung eines widrig riechenden Weint, des mu ke 
zeitet, um durch befien Deftillation Ceyloniſchen Arak un Rum zu gammi 
Auf Coromandel gewinnt man exflere aus ber Brut ver Bassia 
Indem man biefe mit bee Gerbiäuresteichen Rinde ber Mimosa arahita (nah 
ger wirkfam: mit ber Rinde von M. leucocepbala) in frifgen, di guck 
nach Innen gewendet barbietenben Thierhaut⸗Echlauchen, die man von dt „3 
(wenigftens täglich einmal) öffnet, um COꝛ zu enslaffen,” in weinige Oli 
verfegt, und aus ber alfo gewonnenen weinigen Flüſſigkeit ven Bengat och 
Oeſtillation fcheidet, das Defillat aber Tängere Zeit hiudurch in gef Sm 
gefäßen, die man in bie Erde vergräbt, lagern läßt. Rum erhält nun 
Bäprung von Melaſſe (Zuderfyrup). Zur Darftellung des Aral vermeuhet men al 
bie Dasteln und die Saamen ber Eleusine Caracanna, aber (in Dina) * 
Reis. Auch Weizen giebt guten Araf; m. D. Gewerbäfe. I. 8. 134, 108 1. 1S* 
Malz» Bereitung f. oben S. #18 und fehr ausführlich über das in Anglamı WAL 
Verfahren, fo wie über vortige Bier⸗ (Ale und Porter⸗) Brauerei br 
liſche wie ScHottifge Branntweinbrennerei ıc. f. m. Theorie d Yalyalar 
chemie II. a. a. O. Su China bereitet man aus Reis- Malz eines Beil, 
ber dort (zumal, wenn er in Shaon Hing gewonnen werben) ſek gHHF 
wird. (ReissAmylon wird zur Gteifung ber Wafche ze. der Kari Ö 
Belzen-Gtärte vorgezogen, weil e8, feines Schleim⸗Gehaltes wegen, bie —8 
und ein reineres Weiß gewährt; man ſoll davon zu jenem Gebranche wet 
nöthig haben, als von gewöhnliger Slarke. Wie fit bie Lapinca (Gayail 
u Canna —— und das Arrow⸗Mehl (Tons les zuela Me A 
en, von Marantha arundinacea) in Hinſicht auf Umbilsung 2 
verhalten, iſt noch zu ermitteln, j 


1468 


nur weniger O⸗Gad⸗ haltigen Luft nicht durchaus verhindert wor⸗ 
ven, von felber an, ſich zu trüben und bei weiterem @indringen von 
Luft (zumal von Os und COg@as derfelben) Hefe auszufondern. 
Friſcheſter Traubenmoft, ben man bis nahe zu 1000 C erhitzt und fo 
volfländig entlüftet hatte, dann aber noch in biefem Brave heiß in 
eine, in kochend Waſſer geflellte Glasflaſche giebt und dieſe num fofort 
Iuftpicht verfchließt, hält fig Jahre fang, ohne zu gähren, fängt bins 
gegen fogleich au in Bährung überzugehen, ſobald man einige O:Wass, 
amd wirffamer noch: einige O⸗ und COꝛæ-Gas⸗Blafen hinzutreten, lang⸗ 
ſamer: wenn man ihn nur mit ebenſoviel atm. Luft In Berührung laͤßt. 
Aber auch ohne vorgängige Entlüftung bält fi frijcher Traubenmoft, 
und ebenfo halten fi) auch DObffäfte aller Art, Citronſaft ꝛc., wenn 
man fie auf fein zerfloßene Manteln gießt (anf 2 Liter Saft reichen 
4 Loth Mandeln bin), und darauf folange fiehen läßt, bis er, nad 
erfolgter Verdickung ober Gerinnung ſich wieberum volllommen geflärt 
bat (was nach einigen Stunden der Ball if), und fo fltrirbar gewors 
den iſt; burchgefeihet und auf wohl zu verpichende Glasflaſchen gebracht, 
hält ex fi dann, am Fühlen Ort und gegen Licht geſchützt, beliebige 
Zeiten hindurch. Ueber Gährung f. au oben ©. 206. 

14) Iede der $. 14. ©. 1333 im Allgemeinen unterſcheidend bezeichneten 
Gattungen von Gaͤhrung, die ummifchende und die entmifchende 
oder zerfeßende, zerfällt in mehrere Arten, und fowohl verſchledene 
biefer Arten, als felb beide Battungen folgen einander (öfters bei 
einem uimd demfelben Bildimgstheile — weil in der Megel in jedem 
Webild der Art Deazotide umd Azotide eben einander zugegen ſind) 
nicht felten fo fehnell, daß man nur burdy chemifche Scheidung , ber 
mit einander erhaltenen Erzeugnifle, auf das Wirkfamgewefenfeyn jeber 
einzelnen zu fchließen vermag. Alle find aber nur möglich 1) bei 
Fühlwärme über O%C; unter OO tritt feine ein ®), und bereits 





) Wie folgente Beifpiele varttun : a) In Sibirien, beſondert Häufig in beflen 
norböffichen Küftenlanven, Lagern in is, das fehichtweife abwerhfelt mit Thon, - 


Mammute (Mammontte, Elephas primogenitus), veren von Haut und 
Saaren beredites Fleiſch, obgleich es muthmaaßlich feit vielen Jahrhunderten 
(vielleicht Jahrtauſenden) port weilt, volltommen unverborben und friſch ift, umb 
daher Raubthieren (mitunter auch Dienfchen) zur Nahrung dient. Der Leichnam 
eines im ewigen Schnee der Schweizeralpen verunglüdten Menſchen wurbe mehr 
als 70 Jahre darauf umd awar: gänzlich unverwefet gefunden. — Man erhält 
während ver warmen Jahreszeit Fleiſch, Milch, Eier völlig unverhorben in Cis⸗ 
kellern. — In Rußland verfendet man Wilbpret und Zuchtvieh⸗Fleiſch, fo wie 
Fiſche und Gier im gefrornen Zuſtande viele Meilen weit zu Markt. In Sibi⸗ 
rien und in Lappland Täßt man Reunthier⸗Milch in zuvor gefäuberte und 
anfgeblafene Gebarme viefer Thiere gefrieren, um fie längere Zeit hindurch aufs 
zubewahren. 5) Wein, nah Meißner aufbewahrt in Fäffern, die zuvor mit 
CO⸗⸗Gas gefüllt waren, wird weder kahnig (belegt ſich nit mit Kahn ober 
Kahm) noch fänerlich (erhält Leinen Stich). Wielfg, Gier, Gemüſe bleiben, 
an fühlen Drten in Olivenöl aufbewahrt, friſch, ebenfo erfteres, wenn «6 in paſ⸗ 


, Ä 1464 


gährende Stoffe Hören auf zu gähren, wenn fle bis zur Fühleirne 
unter O0C gefältet werben; 2) alle erfordern, wenn auch nit m 
Fortgange, doch zum Beginnen: Berührung einer weder zu ſehr we 


fenden Glasflaſchen in Eſſig gelegt-und biefer mit Dfivendl, ober Wallıfs da 
Buchennuß⸗ ꝛc. Del 1 Bis 11/2 Z0U hoch begoflen wird. Gier fanlen im Com 
mer nicht und Halten ih bis in den Winter hinein friſch, wenn fe im Kalkaiid 
gelegt, und das Gefäß mit feuchter, durch Binden fe anfiegenber Thierblaje de 
beit worben waren, Wleilch, wie Gemüſe, laͤßt ſich in gefättigter Kodialztäiusg 
erfteres zumal: wenn es mit Salz eingerieben ober zuvor 48 Stunden hindurch mi 
Salz beftreuet, im Keller gelegen hatte, unverderbt erhalten. Dan reift Mai 
alter wie junger Thiere (letzteres fault eher, wie erfteres) mit Kodiaty, ae, 
will man es geröthet erhalten (ins Beſondere in ber Näbe ver Kucden), mi 
Galpeter und Kochſalz ein, um es einzupödeln; bie Salze entziehen dem Flik 
theils vas Faulniß begünfligende Wafler, theils fättigen fie vieles in felgen 
Maaße, daß es Feine Luft mehr hindurchdriugen [Aßt zum Tleiſch; theils verkinet 
es ſich auch in einen Antheilen mit dem Sleiſch und mindert fo feine 
barkeit. Taucht man frifches Fleiſch einige Minuten hindurch In eine fünek, 
wäflrige GalpetersLöfung (1 Loth Salpeter auf 5 bis 6 Mach Bafer), MI 
längere Zeit hindurch zu gleichem Zwecke verwendet werten kann (un cn x 
land wird), zieht es dann heraus und hängt es in bie Luft (4. B. in wie nd 
Fleiſcherladens), fo bietet es, in Folge ſchwacher Rothung, ein friſches Yxfder 
dar und hält fich ſelbſt in Sommertagen verhaltlich fehr friſch. Dan falt m 
ſchnittenes Weißkraut, untermengt mit etwas Kümmel-Suamen, drückt ci ia am 
Ständer (Faß) mittelft einer Schraubenprefie fer ein und überläßt cs ſich ii: 
es bildet fih Milchfäure und — hatte man son Zeit zu Zeit etwas Bat 
barauf gegoffen — aud etwas Eſſigſaure, aber zugleich emtflcht an je wi 
wäflrige Salzloſung, daß biefe weiteres Cindringen von O⸗Gas un kmit Be 
gährung zu COn ꝛc. verhindert. Die ſolchen Weges entſtandene Milgikıre 
zerlegt dabei einen Theil des Kochſalzes, milchſaures Natron bilden; WE 
ſchmeckt in dieſer Weife gewonnenes Sanerkraut nicht, und beffen Ural mm 
wenig fälzig; oben ©. 825 u. 939. Zerſchnittene grüne Böhmen erhalten BON 
gegen, ähnlich behanbelt, ſalzig; hatte man fie aber zuvor ein paar Mal mit jeden 
Maffer aufwallen und dann an ber Luft erfalten Laffen, fo erfolgt auf ch 
bung von etwas Milhfäure; zugleich entwideln fi dann wirrig riechen 
Beim Darftellen ver Salzgurken (Salzmelonen se.), der ganzen, wie ka FF 
ſchnittenen, hindert das heigegebene Bewürz anfänglich jede Spur von Rili 
Bildung. (Gifigfäure hört auf ſich zu bilten, wenn vie Flüſſigleit wit COr 
Bas bevedt if.) Taucht man feifche Cier 2 Minuten hindurch in Anbei 
Waſſer, und zieht fle dann heraus, fie dem Erkalten üͤberlaffend, fo überzicht F4 
bie Iunenfläche der Schale mit einem (vurch die Siebhitze geronnenen zur mir 
teten, Luft nicht hindurch laſſenden) Ciweißhaͤutchen und ſchüht fie Te ai Ir 
Zeit, zumal in teodner Luft, beffer noch: in Hirſe oder Heckſel (Hederling) M 
am beſten: in Aſche gelagert, gegen Faulniß. Beim Ginfalzen ner Härisgt 
(mit Boh⸗ oder Meerfalz ober Spanlfchen Salz, das Walfer Iebafter aut 
alt Kochfalz) und anderer Fiſche, die man gleich jenen nicht trocknet, ſomen B 
ber Lake läßt, wird ber Luftzutritt gehindert, wie beim erwähnten Ginpödels 
bes Fleiſches. Füllt man ſtarke Glasflaſchen mit grünem Beigemis ( © 
Veterſilie; Sellerie) oder mit vergleichen Wurzeln (Gellerie 2c.) oder mit geimel, 
uneifen Erbſen, ober gleichen zerichligten Bohnen, Rellt bie Flaſchen varı @ 
eine Stroh⸗Unterlage in einen Keflel mit MBaffer (fo daß ver Blafgengals m 
genug bervorragt, um nachher Cinfallen aufwallenden Waſſers zu verbinhen), 
gießt dann Feuer und läßt die Blafchen fo Lange barin fliehen, Bis eine jemab 


1465 





bünnten, noch zu ſtark zufammengepreßten Oshaltigen Luft, bie 
hiebei um fo weniger wirkſam iſt, je geringer ihr O⸗Gehalt, und bie 
das Anheben ber Gaͤhrung verhindert, wenn ihr zuvor das O moͤglichſt 


genommene Gemäss Probe außen volllommen troden, jedoch nicht bis zur Zer⸗ 
veiblichleit getrocknet erfcheint, verſchließt dann die Blafche mit einem bereit ges 
baltenen, zuvor durch Liegen in Waſſer erweichten Korkftöpfel, bindet vielen über’s 
Kreuz fett, und taugt ihn dann bis über den Flaſchenrand in geſchmolzenes Harz 
ober Pech, fo erhält ih das Gemüfe in ſolchem Brave unverborben, daß es im 
Winter darauf verwendet, wie friiches ſchmeckt. Aehnlich verführt man auch mit 
gefottenen Heidelbeeren, Obſt⸗Mus ıc. und erhält fo, zumal wenn vergleichen ohne 
Zwiſchenraum vie Flaſche fie nahe bis in ven Hals hinein füllende Maflen, bevor 
man bie Mündung durch den Gtöpfel verfchließt, wenn vie Flaſche noch im Keffel 
ſteht, mit einer gefättigten wäfirigen Löjung von Zuder (die fo ſtark eingefotten 
worben: daß fie, in Keinen Proben in vie Luft gefchleubert, federt ». h. Faͤben 
bildet), fo weit auffüllt, daß vie Unterfläche des einzutreibenden Stoͤpſels den 
Zuder faſt berührt. Diefem Verfahren Ahnlich if jenes fpätere, welches Appert 
gegen eine ihm von ber frunzöfiihen Regierung gewordene Belohnung von 
12,000 Franken veröffentlihte. Man füllt zu dem Ende eine aufrecht geflellte 
Glacflaſche mit dem flarren over flüffigen Gegenſtande fo weit, daß im erfleren 
Salle no 2, im letzteren noch 3 Zoll body an Flaſchen⸗Innenraum unangefüllt 
bleibt, verſchließt nun pie Mündung mit gutem, in zuvor bemerkter Weiſe er- 
weichtem Kork, den man burch Schlagen mit einem Holzichlägel luftdicht eintreibt, 
hierauf kreuzweiſe mit Draht überbindet, dann in ein Gidlein von grober Leins 
wand Hüllt mb alfo verwahrt in ein Waſſerbad fo weit einſenkt, daß Halsrand 
fammt Kork über ven Waſſerſpiegel hervorragen. Man bringt nun das Wafler 
ins Sieden, läßt die Flaſche (nach Maaßgabe ihres Int Its) 1/, bis 2 Stunden 
Darin und bewirkt fo, daß vie Theile des Inhalts, durch folge andauernbe Er⸗ 
Higung zerweicht, pie mit eingeichloffene Luft ihres O⸗Gaſes berauben und damit 
CO2⸗2⸗Gas bilben, das nun, fammt dem atmoſph. A⸗Gas, ben fog. leeren Raum 
ver Slaſche füllt. Die großartigſte Anwendung und zugleich ſehr beträchtliche 
BDersolllommnung erfuhren dieſe Berfahren nur Donking, Hall und Gamble, 
veren „Babrik überall frifch verbleibender Gpeifen" (gemäß ihres: New Process 
for keeping Provisions fresh in any Climate etc.) zu London (Blue 
Archor Road, Bermondsey) von vem Verf. dieſes Hobe, im Sommer 1814 
befugt und ihren Gryeugniffen nach theilweiſe geprüft wurde. Die Speifen (ges 
fottene, gewämpfte, geröftete, gebratene zc. ıc. aller Art) werben, frifch bereitet, 
in Gplinser von Weißblech geichüttet ober gegoffen, mit vielen im Waſſerbade 


wiederum erhigt, dann mit flahen Weißblech Dedeln, weldhe man am Runde 


in ven oberen Cylinderrand luftdicht einlöthet, verichloflen, hierauf nochmals im 
MWaſſerbade erbigt, bis der Deckel fih in feiner Mitte (emporgetrieben von Dampf 
und etwas Luft) wölbt, da er dann in feinem hoͤchſt erhobenen Theile, mittel 
Duräftehung mit einem engen Löchlein verfehen, vie Gaſe entlaffend ſich fofort 
Im Mitten wiererum fenkt, fobald man hen Cylinder dem Waſſerbade enthoben 
Hatte. Man löthet Hierguf fofort das Löchlein wieder zu unb bringt ven Cylinder 
im eim geheiztes Zimmer, worin er bei Treibhaus: Wärme 24 Gtunten verbleibt, 
dann aber ins Magazin gebracht und dort zur Verſendung aufgeftellt wire. 
Milch und Gier, Fleiſchbrühen, fo wie Gemüſe und Sleiſchſpeiſen der mannich⸗ 
fachſten Art, vie fchom über ein Jahr lang im Magazine geftauven hatten, fanden 
ſich, nach Deffuung des Gylinders und Anwärmung beflelben in heißem Waſſer, 


fo feifh von Geruch, wie von Geſchmack, als wenn fie erſt kurz zuvor bereitet 


worden wären. Es gehören hleher ferner: das Friſcherhalten des Fleiſchet, zumal 
Des unmittelbar zuvor 2 Minuten hindurch in ſiedend Waſſer getauchten und 











1466 


entzogen worben; im A-®afe, wie im CO⸗Gaſe, tritt keinı 
Art von Bährung ein, wohl aber Tami (namentlich die wenig 
Gaͤhrung) befördert werben, wenn zu dem gährbaren Etoff: von CO: 





‚ bann wohl abgetrodneten, durch Lagern in zur Gafipkfe eingeſottenem Mcheuet 
oder Birnfaft, oder durch Beftreichen mit Gonig (in ben getaucht ſich und fii6 
gefangene Fiſche friſch erhalten), ober durch Beſtreuen mit Zucker, ober, c) uf 
wirffamer, durch Uebergießen mit friſch ansgelaflener Butter (Schmalj) x.; he 
her gehört denn auch das Wrifcherhalten der Eier durch Beſtreichen weit Be, 
oder mit einem Brei aus gebranntem Syps und Waſſer, ober mit einem, ba 
aus gevulvertem Thon (weißem Bolus) und Kalkmilch zuſammengerieben werke, 
fo wie das des zuvor mit Salz und Gewürz eingerlebenen, dann geipiäten Bilt 
prets, das man zuvoͤrderſt in einen Hafen (Topf) anf eine Lage Galz fe ga 
drüdenn legt, den Hafen dann mit einem Dedel verfchließt, ver um Ak 
anzeklebt wird, Hierauf aber mit einem Steine befchwert, 6—7 Stunders hindech 
in einen heißen Badofen ſtellt und endlich, noch heiß, zit gefloffenem Bet 
(Butter oder Schweine-Schmalz) begießt; Thon gebratenes Feberwild tüht kk, 
von Schmalz umfloffen, fees und lanpwärts weit verfenden, ohne legend Beach 
niß zu erleiden. Und ebenfo Halten auch Schinken, vie nad; ver Ringer B 
Bropteig geſchlagen und fo gebaden worden waren, ſelbſt in heißer Jahr 
fich vollkommen eßbar. Zarte thierliche, wie pflanzliche Gepmlim 
erhalten ſich volllommen friſch, wenn man fie in wohl zu verſchließenden Blake 
mit Alkohol begießt, den man zuvor mit Zucker gefättigt hatte. Häfzefeh 
fand, vorzüglich zur Aufbewahrung von Mollusten fehr geeignet: eine gefätis® 
Löfung von Kochſalz in Weingeiſt von 70 bis 80 Proc. Beim Hufbendkn 
größerer anatomiſcher Präparate, fo wie ganzer Thlere (Echlangen x.) in Bis 
get, muß man zunäcdft ſchwächeren anwenden, weil Waſſer⸗armer deach # 
ſchnelle Entwäfferung tie Präparate sc. verunflaltet, dann alfmälig nah m 
nach ftärkeren folgen Lafien. — „Bolltommen gereiftee Kerns wie GreinsDih 
vorzüglich das erſtere, hält fich friſch und ſchmackhaft, wenn es, zuvor mit rin 
trocknen Leintuch von Luftfeuchte befreiet, in vollkommen trocknem (voche ab 
gewafchenem und bann im Backofen getrodnetem) Sande fo verpadi win, 2 
es unter ſich nicht in Berührung kommt. CEbenſo Kalten fich Seinbeeren ar 
Zeit frif$, wenn fie in großen weitmänbigen Glass over glafirten 

Gefäßen, von trodner Kirfe umſchüttet, an trodnen Orten aufbewahrt were, 
nachdem man die Gefäfmüntung mit MWachepapier luftbicht verſchloſen Wit 
Man verfchließt aber vergleichen Gefaße (Zudergläfer, Töpfe .) mit 

vollkommen dicht, fowohl in Beziehung auf Luft, als anf Waſſerdaupf, m 
man ven Rand der Gefäßmündung, unmittelbar vor beffen Ueherbedung mi WM 
gleichen Bapier ſtark erhigt, dann das Pavier fofort, e6 gegen ven beihe Ra 
andrũckend, darüber fpannt und es durch Echnüren mit Bindfaden, ob beſe 
mittelſt eines paſſenden Kautſchuckringes (wie dergleichen jcht wahefgeistih 
nit nur in England, fordern auch auf rem Feſtlande gefertigt werben) Kir 
Engere Gefäßmündungen laſſen ſich leicht vollkommen Iufts und wafleriät de⸗ 
fließen mittelſt Korfftöpfeln, die man nad ver Auekochung mit Vaſſet un 
vollfommener Trodnung in geſchmolzenem Wachs gefotten hatte. — Di" 
trodnem Garbonfäure: (und Azot⸗) Safe organiſche Körper alle Ei, 
Ins Befondere jedoch: pflanzliche fich vollkommen unverborben um von as 
Schimmelpilz⸗Bildungen frei erhalten, lehrten ſchon mehrere hieber gehörige Derek 
verfhiedener älterer Chemiker (namentliy vie Bringle’s zc.) des vorigen Je 
hunderts, die zugleich. manche ältere Verfahren erläuterten, durch welde mi 
Getreide sc. gegen Verderbniß fgühte. Man bildete nämlich fenft zur Wefienet: 
sung des Getreides elformige Gruben, warf durres Holz (Meifig) Yineln, Immit 


— — — 





begleitetes OD⸗Oac Autritt Hat; 3) aber nicht nur am Luft, ſondern auch au 
fließlichen Waffer darf es nicht fehlen, wenn, die Berwefung ansgenoms 
men, Gährungen zu Stande Tommen follen ; gänzlich ausgetreduet, 





fie damit aus (wodurch ſich vann zugleich, neben Kohle auch Brenzöl, Kreofot se. 
bilbeten, die Vilz- und Ehmamm- Sporen, Würmer, Infeltenstarven ıc. töbteten 
um veren Nachwucht unmöglich machten), bedeckte hierauf deren Boden mit Gtrob, 
füllte fie nun mit Getreide, verſchloß dann bie verhältlih enge Mündung mit 
einem paſſenden Stüd Breit, überberkte biefes zunaͤchſt mit einem baumenbidshohen 
Lehm, Lettens over Thonbrei, und nach befien Trocknung mit einem Brei von 
friſch geloſchtem Kalk, der in die Thonlage eindringend mit dieſer in kurzer Friſt 
eine ſteinharte, für Waſſer wie für Luft undurchdringliche Maſſe bildete. Schlägt 
man gewöhnliche (eubiſche) Erbgruben mit Brettern aus, deren ber Erde zuge: 
wensete Seite man unmittelbar zuwor mit friſch bereitete Waſſerkalkbrei beſtrichen 
Batte, überfirnißt dann die entgegengefepte Seite mit Adphaltsgimiß, füllt fie nun 
nach vollkommener Trocknung mit Gerrelde und verichließt fie mit Deckeln (Dress 
tem), die man zuvor affeltig mit dergleichen Firniß dick überfirichen Hatte, fo wird 
dad Getreide — zumal, wenn man die DedelsZugen, die feined Bandes mit einge: 
ſchloſſen, mit Werg verhopft und diefed ebenfalls überfirnißt hatte — zugleich voll⸗ 
kommen troden und auch frei von o-Gas⸗Umhuͤllung lagern, weil eb das in ber 
Srubenluft vorhandene gafige O alsbald In CO,.Gad verwandelt; vergl. b. Mit 
Adphalt⸗Firnis Aberfiricheneb Holz geftattet kelnen Holziſchwamm. Derglelchen 
Raume, oder flatt derſelben große Gefäße, durch Ruftaudfaugen entluͤſten und dann 
mit gafiger Berbrennungd: oder Gaͤhrungb⸗Earbonſaͤure füllen zu wollen, um nun 
Seneide: gegen Keimung gefhübt darin aufzuberoahren, wie Eurrie vorgefchlagen, 
mbchte im Großen kaum ausführbar erfcheinen; hingegen wird man in jene mit 
Aöyhaltbreitern und Bodendielen ausgekleldete Gruben auch Kartoffeln, üben 2c. 
ſehr wohl (zwiſchen außgewafchenen und dann wohl getrodneten Sand gelchichtet) 
gegen jede Keimung, role gegen jegliche Verderbniß ſchuͤzen und wahrſcheinlich felbft 
Sctmmelpiize ſchon erkrankter Karteffeln im folcher Weite tödten und unfchädlich 
machen Einnen. Neuerlich gelangte in Amerika friſch gebrochenes (gepfluͤckted) Obſt 


is England vollkommen wohlbehalten an, dad fich In luftdicht verſchloſſenen Glaͤſern 


befand, die man während der Fahrt In Seewafſſer⸗haltigen Gefäßen mit vergleichen 
Waſſer umgeben hatte. Im diefen und allen ähnlichen Fällen wird die trockne Co, 
zugleich zum Mittel: die Entwidelung fog. Elementarorganiömen au 
verhindern, deren Keime, Sporen oder Eier (derjenigen Aufgußthlerchen, welche 
wid lebendig gebären) dann wahrſcheinlich nicht nur vertrodnen, ſondern aud) 
(ourch dab anfänglich noch vorhandene Oo⸗Gat) zur Verweſung, d. t. zum Zer⸗ 
falten in: and Ihrem © und dem O entflandened CO, und In: dadurch zur Auds 
ſcheldung gelangended HOs und A-Gas gebracht werden. Aehnllches tritt auch ein: 
wenn Dörrobft (Plaumen zc.), Rofinen, Felgen ıc. in Faͤſſer möglichft feft verpadt 
unbefcyädigt bleiben. Weber Holzauslaugen f. oben ©. 336. Fleiſch Halt fich, neben 
fetfay geichmelzenem umd gepulvertem CaCh, unter einer abgefperrten Glasglocke, 
mehrere Wochen lang friſch. — 4) Hieher gehoͤrt unter andern auch dab ſog. Ayas 
ntren des Bolzes, dad ebenfalls zugleich zum Mittel wird, jede Entwickelung von 


Elementarorganlomen jeglicher Art gleich von vorm herein zu beſeltigen Ca. a. D. * 


Unm.); dab Michtvermedern und Nichtverfaulen von Brod, Leber, Menſchenlel⸗ 
chen 10. im Torf; die Erhaltung der Leichen aller Art durch verdünnte Minerals 
fäuren (30,, HCh, und befonderd A,O,) und Erzmetallfalze, welche fie durchdrungen 
Baben; zumal AB,OA,O, und mehr noch Merkurchlorid (deßbalb beim Aus⸗ 
Dalger oder Audſtopfen — da fie zugleich Inſekten abhalten — und Einbalfas 
miren sc. fehr brauchbar. Noch mehr Teiftet in diefer ‚Binficht dab Gedoch weit 
theurere) Sil beroxd⸗Azotat, wie Hapnemann ſchon vor mehr denn 50 











fängt in völlig waflerdampfrleerer Luft auch ein anßerbem ſehr gähr- 
barer Stofj (3. B. mit volllommen teodner. Hefe gemengter Trauben 
zudler) nicht zu gähren an; 4) chemiſche Berbindangen ver 
gährbaren Stoffe mit fremden Stoffen, welde fie für 
Zutritt von O-Gas und von Waſſer ungugänglid maden, 
werben eben dadurch zum bleibenden Hinderniß der Gährıma , ſowsbl 
« für teren’ Beginnen, als für deren Zortgang, und befonders gilt dieſes 
von ſolchen (denen außerdem gährbaren) Stoffen binzugefommenen 
Ehemifcgwirkfamen, welche das Leben ver fog. @lementarorganismer 
gefährden oder unmöglich machen (wohin denn au die Hetheräle, 
zumal die leicht orydirbaren gehören), weil ‚Ne biefelben der Möglies 
keit zu atbmen berauben (f. u.); und bie um fo wirkſamer wirden, 
wenn fie zugleich bie elektrifche Erregbarleit des font gährbaren Gteffes 
aufheben, wie das bei dem Kreofot (S. 1035 Anm. und 1066) uw 
denen es enthaltenden Slüffigfeiten (S. 945), Bauptiächlih bei Dem recti: 
fieirten Holzeffig ber Ball iR, ver zum Vertreter der Vleiſch⸗ 
Raͤncherung zuerfi von Monge in Vorſchlag gebracht wurde, jebeä 
zur Darftellung nicht faftlos eingetrockneten und nicht wibrig ſchmeckenden 
wie riechenden Fleiſches ſich nur dann geeignet zeigte, wenn das roke 


L 


° 


— — — — 


Jahren zeigte, und daB auch FeOSO,sRöfung Menſchenleichen viele Jahre Sindemk 
nicht nur gaͤnzlich ungerftört, fondern auch Ihrer Dberhaut nach In ſolchen; Gxabe 
unverändert zu erhalten vermag, daß fie den Anſchein gewinnen: ald ſeden dergiect 
chen Reiber fo eben erſt entfeelt worden, obgleich fie ed vor einer ſehr langen Reife 
von Jahren durch Verunglüden im Grubenwaſſer der Eifenbergwerte wurden, deres 
tit mehr wie ein Beiſpiel bekannt. — Verſchieden von der durch Eintimälferung des 
wirkten Belebungsd:Verbinderung , if jene, welche Aetgerble zur Felge haben, wenn 
fie verdampfend ſich oxydiren; entziehen fie nämlich abgefperrter und cheufe und 
vom Waffer ıc. verfchludter Luft dad O, fo machen fie dadurd jede Art von Me 
mung (pflanzlidyer wie thierlicher Eigenweien) unmoͤglich. In China beat 
man Reichen relcher oder fonft audgezeichneter Perſonen In Saͤrge aud feem Cam 
pherbaum⸗Holz, die man nicht der Erde vertrnuet, fondern auf den Friebbifen in 
freier Luft ſtehen läßt. Diefe Särge entwideln glei von vorm Kerein egyairhen 
Dämpfe genug, um etwa vorhandene Infuforten oder aͤhnliche Rebweien zu röbten 
und dad Werden neuer thierlicher wie pflanzlicher Eigenwefen zu verhindern. Usd 
wenn dann auch allmählig einfireichende Zuft die Bildungotheile folcher Leichen nad 
und nach oxydirt, und In CO, HO, 2c. wandelt, fo entweichen biefe, begleitet don deu 
Oxyden der Camphors Dämpfe und von A⸗Gas ebenfo alimäblig, ohne daß Waller 
genug zurüdbliebe, um fich ſelbſtbethaͤtigende Eigenmwefen zu vermitteln ; denn ohne Bak 
fer tft weder pflanzliche noch thierliche Entwidelung möglich. In aͤhnlicher Weiſe srodiuen 
audy Leihen aud, nicht felten in ſolchem Maaße, daß ed nur einer Erfchätterung 
bedarf, um fie in Staub zerfallen gu machen, in trodnen, Luſtdurchſtreicheng 
in fehr gemäßigtem Grade geflattenden Gewdlben, Blelkellern und dergletchen; fe 
verfallen der Drydation und verwefen, aber fie vermodern nicht. — In Ahrelicher 
Meife, wie jene Samphor: Dämpfe, werden auch die bed Meerrettig⸗ umb dei 
„Senfdtd”, erftere der Gäuerung der Milch, letztere jener bed „elnd” zums Hi 
derniß ; ein Paar Meerrettig⸗Scheiben (im Reintüchel) in füße Milch, oder ein Ge 
menge von weißen und ſchwarzem Genffaamen In leinenen Saͤckchen in Wein ger 
hängt hindert beider Gauerwerdfn ; oben ©. 13% ff. 


1408 ® 





Fleiſch zuvor mit Salz behandelt worden war. Nah Böttcher ges 
langt man hiebei am Türzeften zum Siel, wenn man das Fleiſch zwoͤr⸗ 
derſt 48 Stunden Hindurch im Galz liegen und währen» befien 1 A 
gepulverten Glanzruß, wie er ſich in ben unteren Wandungen ber 
Schornſteine anlegt, mit 2 Berliner Quart (= 2,353 Liter) Brunuen- 
wafler unter fleißigem Umrühren durchweichen läßt. Man läßt dann 
das Fleiſch, nach Naaßgabe feiner Dide 1174 bie 1 Stunde hindurch 
in die ſolchen Weges entflandene braune Ruß-Muszugesflüffigkeit Tiegen 
und hängt es num zum Trocknen in der Luft auf. Webrigens wid 
manches Fleiſch, 3.8. das der Stodfifche (6. 1059) ſchon daburch, 
daß man es einige Zeit im Salz liegen ließ, und dann am der Luft 
trodnete , gegen Bäulung mehr oder weniger geſichert; bie freie Luft 
dürfte Hiebei, fo wie in vielen ähnlichen Fällen zweckmaͤßiger erfeht 
werden können durch künſtlich getrocknete und erhißte Luft. Daß 

- Kohplenpulver, nicht nur das der Thier⸗ und Holzkohlen, fondern 
auch jenes der Steinkohlen — das auch als Reinigungsmittel für 
farbige und trübe Flüſſigkeiten das Holzkohlenpulver vertreten Tann 
(m. Grundt. L 644) — in ben meiſten Fällen Hinreicht Fleiſch gegen 
Faͤulniß, und Holzigegen Moderung (fo wie gegen Hol z ſchwamm 
— wenn es als feines Bulver auf den frifchen Asphaltfirniß⸗Anſtrich 
geſtänbt wird), wie gegen Fänlniß zu ſchützen, iſt bereite im Vorher⸗ 
gehenden zum Defteren bemerkt worden, beizufügen bürfte jedoch ſeyn: 
@) daß Holz nicht nur fo weit es, z. B. ale Pfahl in die Erde ges 
trieben, oder ale Röhre (Wafferleitungsröhre) in diefelbe gelegt werben 
fol, oberflädlich verkohlt werben muß (innerhalb ber Röhre 
mittelft glühenden Ciſens), fondern daß auch der von ber Luft berährte 
Theil gegen nachtheilige Einwirkungen des Regenwaſſers ıc. durch ſolche 
Berlohlung zu fchügen if, und daß diefes auch von jenem Holze gilt, 
welches von Mauerwerk umfchlofien werben fol; und 8) daß Stein 
Tohlen»-Bulver, nachdem es bereits zum Reinigen gebraucht worden, 
durch mäßiges Erhitzen in bedeckten Schmelztiegeln ſich wieder zum 
gleichen Gebrauche herftellen läßt (und daß es mithin auch in dieſer 
Hinſicht dem Thierkohlen⸗, fowie dem Holzkohlen⸗Pulver ähnelt) daß 
jedoch y) gut bereitete Torfkohle, Steinkohle wie Holzkohle an Cut⸗ 
faͤrbungs⸗ und Aufhellungs⸗Vermoͤgen übertrifft. — Kohlenpulver ent⸗ 
färbt Wein, fängt aber auch an ihn zu zerfeßen, wenn es länger als 
2 Tage mit demſelben in Berährung bleibt, dagegen kann Moſt dat⸗ 
über gaͤhren, ohne Nachtheil. 

15) Jene Einheit in der Geſammtbethaͤtigung, durch welche jegliches Lebs 
weien ale Lebganzes fi bewährt und bewerthet, fie wird, Hinfidhte 
lich ber auf höchſter irdiſcher Entwickelungeſtufe foldyer Selbſtbethäti⸗ 
gungs-Banzheit weilenden, bis zur Gelbfibefimmung im Thun gelangten, 
lebendigen Leiblichleit,, ſie wird dem ſich feiner ſelbſt vollfommen und 
durchaus ungehindert beivußten Nenſchen gegenſtaͤndlich — in ſolchem 


⸗— 





° 0 


Bewußtſeyn, thut bamit aber zugleich bar: daß in dem Mexrſchen übe 
feiner leiblichen Bethätigung noch eine Innenmacht waltet, bie, weil 
fie (das eigene Bewußiſeyn durchdenlend) die Geſammtheit der eigens 
leiblichen Bethätigung fich gegenſtändlich zu machen im Gtexke Hi, 
nothwendig weder ein Erzeugniß ſolcher Leiblichkeit zu fen, noch ber 
felben irgendwie — und mithin auch ihrer Zerſtoͤrbarkeit und Bergäng 
lichkeit, alfo auch ihrem Tode nach — nicht zu veriallen vermag, fenkert 
vielmehr, dem Naturgeſetzlichen bis zu einem beflimmten Grade as 
zogen (damit aber frei von jenen Naturgewalten, welche ben Leib va⸗ 
ändern und ihn endlich zerflören und, feinem Wein nah, für ſe 
unerreihbar) als unfterblicher Geiſt, Yienieden wie jenfeits, in w 
fprünglicher unendbarer Gelbfibethätigung beharrt und ewig zu bean 

“ fortfahren muß, weil er (fo wenig wie irgend ein Leiblichee Wen *]) 
nicht durch ſich ſelbſt geworden ſeyn kaun — was nicht if, fan ud 
nicht wirfen), fondern von dem Unerfchaffenen, von Gott zum Berka 
und damit zum Geyn gelangt if. Schon die Sinne weiſen auf dich: 
Geiſt genannte, fonft auch dur: unſterbliche Seele beyddak 
@igens und Iunen-Wefenheit, d. i. auf jene Innenmacht des Reafta 
hin, weil ihr Gebrauch an das „Bewegung: und hiemit Beräuikrup 
Erleiden mit Bewußtfeyn“ geknüpft ift und im folchem Griee 
beſteht; oben ©. 25. 


$. 19. 


In gleicher Weile, wie, dem Stoffe nad), bie Entwideus 
ober das. Werden, und bie Erhaltung ober das Beſtehen 
ders „Lebendige Leiber” genannten Bildungs⸗Ganzen fd} 
gefnüpft erfcheint an bie Mitanwefenheit des Wafferd, # 
auch die Sährbarfeit ber einzelnen Bildungs⸗-Theile; 
was zeugend und ernährend fidh bethätigen und was gährber 
werben fol, muß nicht nur dem Waffer zugänglich fegn, jr 
dern muß es auch als Mitbeſtandtheil enthalten; im Waſe 
unlösliche und durchaus wafferfreie Bildungstheile Fönnen will 
in Gährung verfegt werden. Wenn aber beim Grnähren De 
nährenden, Orygen⸗ und Hybrogen-haltigen Grundſtoffverbindur⸗ 
gen, von ben Lebganzen aufgenommen und deren Gefanmibeihk 





— — 


2) Der Menſch, wie jedes gewordene felbfithätige Weſen, Tann nur and Schen⸗vee 
handenem UnderedsBorbandened hervorachen machen, vermag aber nicht ud Mb 
Vorhandenem (aus Nichto) Borhandened (Etwas) zu fchaffen; ſchen Diele Die 
made deb Menſchen weiſet unwiderieglih auf. den uneıkhaffenen Sauela ui 

hin: 


sam ' 


tigung unterliegend, foldjer Sanzheite-Bethätigung ſich unterordnen, 
fo verfallen dagegen bie folchen Lebganzen zwar entſtammenden, 
beren Gefammtbethätigung jeboch entzogenen 2ebtheile (Einzels 
gebilde und Bildungstheile), wenn fie in Gährung übergehen, ber: 
zugleich „Beweglichkeit erhöhenden” und, unter Mitwirkung bes 
Waſſers, „Störungen bes eleftrifchen Gleichgewichtes“ (S. 888 
Anm.) veranlaftenden Wärme; hiemit aber, nad) Maaßgabe und 
Artung folcher Mitwirkung, entweder der ummifchenden ober 
Der zerfegenden Gaͤhrung; $. 14. ©. 1333 ff., wobei dann, 
traf biefelbe außer einzelnen gährbaren Bildungstheilen, auch 
Bereine folcher Theile, d. f. Einzelngebilde, in ber Regel auch 
gleichzeitig ober unmittelbar darauf mit hervorgehen: fog. Ele- 
mentarorganismen; S. 1447 ff. Anm. u. 1468 Anm, 


1) Weil Waffer zu jeder Art von Gaͤhrung unerläßlich nothwenbig If, 
fo wird auch Feine derfelben möglich: wenn flatt bes an und in ben 
Bildungẽtheilen die Erregung wie bie Leitung der Bleftricität bedingen⸗ 
den Waflers: Flüffigleiten gegeben find, welche, weil fe die Clektricitaͤt 
in ſolchem Maaße ſchlecht leiten, daß fie gewöhnlich als Iſolatoren“ 
berfelben bezeichnet werden, *) die Gtörung bes elektrifchen Gleichge⸗ 
wichts nicht zu vermitteln oder zu veranlaflen vermögen ; alſo geartete 
Fläffigleiten find aber nicht nur die-Osfreien Hetherdle, fondern 
au die O-haltigen, beßgleichen, jedoch nicht in folddem Grabe, 
Das Aethyloxyd (Aether), fo wie deſſen ätherige Verbindun⸗ 
gen (das waſſerſaure oder der abſ. Alkohol und die übrigen ſog. zus 
ſammengeſetzten Aether; ©. 1133 ſſ.), die meifen Bettöle und die durch 
Erhitzen gewordenen, verwandten Brenzerzeugniſſe, und ebenfo auch die 
jenen ähnlichen leicht verbrennlihen Bildungstheile und Ginzelngebilve 
(Camphor, Harze, Wachs, Talg, Kautſchuck, Zuder ıc.). 

2) Mehrere Chemiker wollen Gährung nur genannt willen, was von 
Anderen und was fonf durchgängig ale weinige oder geiflige (brenns 
geiflige) oder Wein⸗Gaährung bezeichnet wurbe; da jedoch dieſe 
Gaͤhrung mit allen übrigen, bisher unter dem gemeinfchaftlichen Aus⸗ 
druck Bährung zufammen begriffenen Beränderunges-Borgängen (H 
und O enthaltender und dem Waſſer zugänglicher) organifcher Berbin- 





— 


=) Eine Bezeichnung, die überhaupt unpaffenb ii, weil ed, fixeng genommen, Zeine 
Elektricitätds Yfolatoren giebt, Indem felbft der ſchlechteſte aller @iektrichtätdskeiter 
(aller elektriſcher Innenbewegung fählgen Stoffe oder Körper), der Diamant, 
die Berbreitung der Elekirichtät — und Damit die Tortpflanzung der Cektricitaͤts⸗ 
Erregung — nicht gänzlich und daher nid durchaus Kinder. Denn was im Bezie⸗ 
Sung auf Reitung der Wärme naturgefepltch IR (5. 111 F.), dad I ed auch hin⸗ 
hr der Elet trleitat. 


148 


bungen, die Hauptentfiehungs-Bebingungen, wie auch eines ber wichtg⸗ 
ſten Begleitungs- Phänomene, die Wärme, als Erzeuguiß gemein Get, 
fo it es naturgemäßer wie bieher: jene Währung von den übrigen 
Bährungen nicht zu fondern, ober, "was baflelbe jagen will: vice 
übrigen (3. B. die Erzeugung bes Eſſigs, die bes Zuders, die Erjchei⸗ 
nungen ber Berwefung, Moderung und Fäulniß ıc.) nicht als Berin- 
derung6sBorgänge von je eigenthümlicher, von denen der Wein⸗UOrzes⸗ 
gung durchaus und gänzlich verſchiedener Art zu trennen, fondern fr 
vielmehr als mit ihnen zu berfelben Gruppe gehörige zu betrachten. 
Boerhave, der von ber weinigen tie faure Gährung unterſchied, 
Verweſung und Moberung aber, gleich den meiften feiner Nachfolget 
mit Faͤulniß für gleichbebeutend eradhtete, nannte bie Gährungen: 
innerlihe Bewegungen — biefe Bezeichnung von jenen Get 
Eutwidelungen entlehnend, welche weinig und zum Theil auch fanlig 
gährende Flüſſigkeiten darbieten, und bie dann zugleih, zumal in de 
etſteren, mit Nufs und Niebers Bewegungen ausgefchiebener trübender 
Theilchen — z. B. der Hefe verbunden find, welche von deu Beasblät 
hen, und im letztbemerkten Halle: von der gaflgen Garbonfänre auper 
getragen und gefchoben,, ſich wieder fenten, ſobald die Gafe emimider 
find; allein ſolche Bezeichnung if entweber zu fehr einzelmbentig (zu 
fpeeiell), weil fie fireng genommen nur auf Pie beiden fo eben ermäßs 
ten Bälle paßt, oder zu allgemeinbeutbar, weil innerliche Bewegunge‘ 
bei allen jenen Miſchungen eintreten, wo phyflſch⸗ oder chemiſch⸗, ter 
wo in beiderlei Beziehungen ungleichartige Flüffigkeiten ſich verein — 
daher au: wo Gaſe (3. B. O⸗Gas) von Tropfbaren eingeſegen 
werden — und wo irgend wie: in Flüffigfeiten chemifche Weiler 
feßungen zu Stande kommen. Liebig will die Gefe, infofers fe 
BWeingährung bewirkt, ale in innerlicher Berfegungs- Bene 
gung begriffen und der „Sortpflanzung foldyer (Seriehungs:) Be 
wegung in den gelösten Trauben⸗ ober Krümelzuder“, deſſen Zergehen 
in Garbonfäure und Alkohol (6. 1359) zugefchrieben wie. 
Es ſetzt diefe Annahme voraus: c) daß Hefe, wie Zuder, uud über 
haupt: daß chemiſche Verbindungen aus einzelnen, an ich reibungelss *) 


“) Dalton, welland Prof. zu Manchefter, ebenfaud der Boraubfekimg zugeben : dab 
jeder Grundſtoff aud untheilbar⸗kleinſten Kuͤgelchen beſtehe, fand ſich genbebigt (mm 
die Wärmes@rzeugungen, zumal die durch chemiſche Verbindungen beiokrften — ef 
Erklärung der bei chemifchen Zerſetzungen, 3. B. bei den Gährungen vorkeuumenken 
VBerbünnungen, ließ er fih nicht ein; bei den Berfepungen deö HO, In BO umd 0: 
tritt Häufig fehr detraͤchtliche Erhigung ein, ohngeachtet dad zwelte O gafiz entwil. 
diefer Annahme Hinzuzufügen: daB jegliches Kügelchen der Urt von WEärmeiell 
unfloffen ſey, oder eine Wärmenvff-Atnofppäre befipe, ven der ed nie gängih du 
freies werden koͤnne, weil auch die unter flärkfiee Berdichtung erfolgte deemaiiche 
Verbindung, 3. B. zweier Grundſtoffe, immer noch anderweiter Wärmer@ntuhte 

. Iungen, 3. B. jener der phyſiſchen Verdichtung und der Reibung, fühle bleibe. Der 


- _— — —— — 


1493 





beweglichen Grundfioff- Atomen beftehen , bie zwar, chemiſch verbunden, 
in diefer ihrer Verbundenheit mechaniſch untrennbar find, Hingegen es 
zu feyn aufhören, wenn ihre einzelnen Atome: von ihrer Verbindung 
nicht angehörigen, bereitö bewegten @inzelatomen berührt werten; da 
dann jede Art von Berührungsatomen nur den gleichgearteten Atomen 
der ruhenden Verbindung Bewegung mitzutheilen hätten, alfo bie 
" OsAtome der Hefe z. B.'nur denen O⸗Atomen des Zuders, die H⸗Atome 
der erfieren nur ben H⸗Atomen bes leßteren ıc., wobei dann für dieſen 
Hall vie AsAtome der Hefe (wenn fle urfprünglich ebenfalls bewegt 
waren) nichts in Bewegung zu fehen, mithin and nicht Minderung 
ihrer Bewegungsyröße zu befahren haben würden, fondern mit urfprängs 
licher Geſchwindigkeit ſich zu bewegen fortfahren müßten: weil es für 
fie im Zuder kein A, und mithin auch feinen Stoff giebt, veflen 
chemiſche Anziehung und deſſen Maflen-Wiberfland durch mitzutheilende 
Bewegung zu überwältigen wäre *); 8) daß die Hefe entweder bei 





Warmeſtoff wurde aber von Ihm ald ein Uxrflüffiged betrachtet, das durchaus und 
unbedingt verfchlebbar und daher widerfiandlod ſey — (dad If aber ald ſolches ein 
sındentbared Etwas; denn wad unter fi zuſammenhaͤngt, muß Macht haben, fols 
chen Zufammenbang (fen er Ergebniß dee Unziehung oder der Abſtoßung feiner 
Theilchen) zu bewirken, und was daher ſolchem Zufammenbange entgegenwirkt, 
muß dadurdy Minderung diefer Gegenwirkſamkeit erleiden; vergl. S. 35 a. a. D. 
und m. „inlelt. in die neuere Chemie” 5.520 ff., we man auch D’3 Anſicht durch 
Figuren veranfchauficht findet, über die Art: wie In Verbindungen son mehr als 
zwei Srundftsffen und in ſolchen, in welchen ber eine oder der andere Grundſtoff 
in: den oder die andern Übertreffender Atom⸗Anzahl zugegen If, die einzeinen 
HAtsme angeblich geſtellt find, r 
2) Es ſcheldet ſich gber kein A;Gad aus, wenn reine, friſch gewonnene und fofert 
mit reinem kaltem Waſſer auſsgewaſchene Oberhefe (ſog. Däderbefe, 
ſ. w. 9.) und reine wäfltige Ofpkofesföfung bei M bis 25°C = 16° bis 20 R aufs 
einander wirken, fondern alled Gab, wad fich dann bis auf dad Iepte Wlädchen ents 
wider, if Oo⸗Gas. — Thenard fegte 100 Gewichtsthelle in Waſſer geiäöten 
Zuckers (eine Ldfung von 1 Glykoſe + 8 Waffer laßt ſich leicht In Saͤhrung verlegen) 
mittelſt 114 trockner ‚Hefe (getredtnet, nad dem Abwaſchen mie kaltem Walker, 
durch Dreffen zwiſchen Fließbpapier, da fie dann blos graugelblich pulvrig, bewaffne⸗ 
ten Auges defchaues, durchſcheinend koͤrnig iſtz waͤhrend fie nun weiter und gänzlich 
audgerrodnet hornaͤhnlich⸗ durchſchelnend, bräunfichsgelb, hart und fpröde fidh zeigt) 
und Waller In Saͤhrung; nad) Verlauf derfelben gefammelt, getrocknet und ges 
wegen, roaren von der ‚Hefe nur noch 0,75 übrig, die, im Waſſer unldslich, trocken 
degtlüiee ein Ammonlat entwoidielten (und, ihrem Verhalten nach, der Gellulofe 
ähnlich geweſen ſeyn därften). Die filttiste Fluͤſſigkeit, durch Deftillation vom ent⸗ 
ſtandenen Weingeift befrelet, Hinserlieh durch Abdampfen A Proc. ded zuvor anges _ 
wandten Zuderd, aber nidyt als ſolchen, fondern verwandelt In eine Ertrattsähnliche, 
im Waſſer leichtlodliche, widrig ſchmeckende, ſauer gegenwirkende Maſſe, die weder 
Azot noch ein Ammonoryd⸗Sal; enthielt. (Döberelner fand In verſchiedenen, 
in dieſer Hinſicht geprüften weinlgen Fluͤſſigkeiten dergleichen Salze vor.) — Entucht 
man der gemeinen Blerbeſe (Dberdefe; über Unterhefe ſ. wm. o.) durch heftigſtes 
Preſſen alle audpreßbare Fluͤſſigkelt, fo zerſtört man dadurch zugleich mehr oder 
weniger Ihe Vermoͤgen: Gaͤhrung zu erregen; wahrſcheinlich well fe heftige Zuſam⸗ 
mengreflung — wie man fie 3. B. in den Porterbrauerelen ae mittel 


1474 


ihrem Werben, oder beim Berühren bes Waſſers und bes darin gelösten 
gZuckers, ſolches Bewegtſeyn ihrer Brundfofl-Atome erleide, ober def 
fie aus dem Pflanzenleim fofort als ein felbfithätiges Weſen herrer⸗ 
gehe, welches nicht, gleich den Organismen, als Ganzes, ſonders mr 
feinen einzelnen Grundftoffen nach felbRthätig (ans eigener E07 
volllommenheit ſich felber bethätigend) iſt und ſolches zu ſeyn fortäht, 
fo lange fie als Ferment befteht ; beides widerfpricht aber nicht zu 
aller Erfahrung , foudern iR auch durchaus undenkbar. Der Erfah 
zung widerſpricht es: weil von feinem Grundſtoff befaunt iſt, daß er 
ſich ſelbſt in Bewegung zu ſetzen vermag und weil Gelbfibewegum 
mit einander verbundener Grundſtoffe, foviel man bis fegt weiß, ma 
dort möglich wird, wo bergleichen Verbindungen unter fh zu cmm 
ſelbſtſtaͤndigen Ganzen vereint erfcheinen, das, in biefer feiner Einkät, 
auf alle feine Theile bethätigend und jeglichen nach eigenem Ruf: 
und in eigener Weife bewegend, d. 1. als ein befecites Weſen wit 
Soll alfo die Hefe, fich ſelbſt bethaͤtigend, Bewegung ihrer fell 
erzeugen, fo muß fle aus lebendigen Leibern befichen, bie Daun aber 
auf den Zucker nur infofern zerfeßeudsbeivegend einzuwirken vermögen, 
als fie ihn verzehren und ihn fo in: „Ihnen Derbleibendes" (dr 
Warhsthum, ihre Vermehrung sc. Moͤglichmachendes uud Berisgendei) 
und in BonzihnensEntlaffenes oder NAusgefondertes ſcheiden. ber 
fol ein Verhältniß der Hefe zum Zucker vorauszufehen, if darum 
- ganz unſtatthaft (und damit zugleich die Grundloſigkeit jewer Uiunahm 
dargethan: welche de weinige Bährung als den Ernägrunge- sb 





Dampfmafchinenkraft zu Wege bringt, ba man dann bie alfe geyreßte, faß Pelw 

harte Hefe, gegen Ruft und Feuchtigkeit geſchuͤzt, nad Oſtiudien audfäget — mbis 

nur alleb phyſiſch gebundene oder fog. Abhäfiond:Wafler, ſammt etwa ab Beh zes 

bliebenen Antbellen von Garbonfäure entfernt, fondern zugleich andy Preffengir 

(Bertichtungds) Hipe genug entwickelt, um die im der frifchen ‚Hefe befinblidgen Res 

tive zum hell in den Bufland beginnenden Roͤſtung zu verfepen, un, Injelee in 

frifcher Dberhefe vorbandene Gaͤhrpilze zur Stoͤrung ded elektriſchen Sietchgrmikeb 

beltragen (oben ©. 1471 Anm.), weil die Preſſung fie gänzlich zerkörie. — Fond 

eroy und Vauquelin erhleiten aus gährender fog. Branntwein⸗Maliche schen 

gafiger CO, auch U-⸗Gas; wahrſcheinlich, voll vor und bei der weinigen Gäste 

zugleich fchleimige oder SchleimsQAhrung (5. 0) einirar. — Dei ia 

Tthenard's Verſuch Eellulsfe aud der ‚Hefe zurüdgeblichen eier wirkt — 
während der Gaͤhrung ſich gebiltet hat: aus, In diefer Zwiſchendauer, beruengegun 
genen pflanzlichen Elementarorganlömen, dad wird wahrſchelnlich? weil feiibt 
Dberhefe, mitroſtopiſch genauer unterfucht, membranartige Zellenbiidımngen sersiih 
und weil bei der @ffigs Gährung ed zur formlichen Ausbiſdung bießer gehörige: 
Eigenweſen, nemlich zu folchen kommt, die ald Arten der Schiunmuelsfeisens 
Myooderma Persoon (Hygrocrosis Achard.) angehören und die fi, wie tab Wal 
Der nachgewleſen bat, in Form ber fog. Effigmutter auöbilden, iudern ie, Hi 
durch Effigfäure ernaͤhrend, auf 1 Verhaͤlmißgew. Protein (nah WM. - CH al 
A 10 0 12), 24 B. G. Effigfäure = C 96 H 72 0 72 + 12 Ho aufuehusen, Ville 
fammt 12 HU in 4 Gellufofe (nah M. =4.CAHVOUL=- CK UMOE 
derkehren; 28 A + 12 BHO = 0 96 H 84 O Bl. 


Ä 47 


Entleerungs-Bo rgang der aus ber Hefe hervorgehenden Aufgußthierchen 
erachtet Haben will), weil aa) das Gewicht des durch die Bährung 
erzeugten Alkohols und der Garbonfäure, genau der Gewichtsgroͤße bes 
in Gaͤhrung verfehten und vergohrenen Buders gleichkommt (mithin 
Infufonstgierchen Weſen feyn müßten, welchen bie Matur Nahrung 
zugewieſen hätte: nit um fe zu näbren, und fo möglicher Weiſe 
Wachsthum und Vermehrung berfelben zu bewirken, fondern nur um 
ihre Freß⸗ und Berbauungs- Werkzeuge zwedlos in Bewegung zu fehen), 
and AP) weil die Hefe durch die Bährung des Zuders nicht vermehrt, 
fonbern vermindert und emblich zerört wird. Setzt man Abrigens mit 
2. als unbezweifelbar voraus, daß alle Gtoffe (oder wägbare Matt 
rien), Aüffige wie ſtarre, aus Atomen beftchen, fo darf man aus jenem, 
was über Mittheilung der Bewegung als naturgeſetzlich ſchon 
son Rewton nachgewiefen worben und namentlich feinem dritten Bes 
Wwegungsgefehe zum Grunde liegt (oben ©. 35 und 36 Unm.), aller⸗ 
binge folgern: daß, wäre es möglich, einzelne Atome für fich darzu⸗ 
ſtellen (raͤumlich zu ifoliven), es fich ohne Zweifel ach zeigen laflen 
würde, daß ein vergleichen bereits bewegtes Atom ein von ihm berührs 
tes, einzelnes, annoch ruhendes (und durch biefes dann: biefem folgende ° 
einzelne Atome) in Bewegung zu feßen vermöge; wie Solches fidh 
auch aus Laplace’s und Berthollet’s hieher gehörigen Unterfudguns 
gen (auf die 2, fi in dieſer Hinfiht beruft) mit Beſtimmtheit folgern 
läßt; daß aber eine Bewegung der Art, wäre fle erfichtlich nachweis- 
bar, wie fle es thatſaͤchlich nicht iſt, nie dahin führen wärde, mittel 
eines beisegten Atome, lediglich durch deſſen Bewegung — und durchs 
aus wicht in Bolge feiner eiwa an und in ihm entwidelungsfähigen 
einjeitigen (nur auf einen Grundſtoff gerichteten) chemifchen Anziehung 
— ein von ihm berührtes gebundenes Atom in Beweguug, uud damit 
(hinſichtlich feiner ihn bindenden Neben: und Gegen⸗Atome) in Freiheit 
zu feßen, iſt nicht zu bezweifeln. Ungefattbar ift aber außerdem jene 
Borausfeßung, daß die ZudersZerfegung bewirkende Hefe kraft ihrer beharr⸗ 
lichen Bewegung folche Zerſetzung zu Wege bringe, weil ſie im Kreiſe erfiärt. 
Denn woher wurde der Hefe biefe ihre Bewegung? Bon ihr felber? Mein, 
denn fie iſt Fein lebendiger Leib, obgleich fie von bergleichen Leibern 
begleitet feyn kaun und deren Hervorgehen vermitteln zu können fcheint. 
Bon ihren Umgebungen? Das ift unmöglih, weil durch Berührungen 
, nur Bewegungen eintreten können, wenn wenigflens Eines ber Berüh⸗ 
senden bereits bewegt if; biefes Eine ſchon Bewegte kann aber im 
bemerkten Galle nuv die wäfirige Zuderlöfmg ſeyn. Wollte man hier 
entgegnen: nicht das Waſſer oder die wäfltige Zucker⸗Löſung, fonbern 
die Wärme iR es, welche bie Zerfegung der Hefe, damit aber Ihre 
Serfegungs> Bewegung herbeiführt ; fo müßte vorderfamft vewieſen wer⸗ 
ben: daß Wärme von fo verhältlich geringer Stärke (von fo niederen 


Temperaturen), wie jene es if, bei welchen die Hefe gelösten Zucker 
93» 


1476 
zur Zerſetzung bringt, ſchon am ſich bie Hefe zerſetze, wogegen 
aber Colin's *) und Anderer Berfuche fprechen. 

3) Hinſichtlich jener Borausfehung: daß bie weinige Gäßrung im eine 
Inneren Bewegung ber Hefe beſtehe, die fich dem wäfrig-fäffigen Zudır 
mittheile, find unter anderen nachſtehende Folgerungen beadgtenswerif, 
zu welchen Colin durch feine, vor 21 bis 22 Jahren burdhgeführtes 
Berfuche ;- ‚über das Verhalten ber Bier- und Wein⸗Hefe gelangt: 
„Sämmtliche hiebei beobachtete Erſcheinungen laſſen mich glauben, def 
in ver Hefe felb eine innere Bewegung vor ſich geht, welde 
fiy dem Zuder mittheilt, und erſt dann aufhört, wenn die He 
gänzlich erſchoͤpft iR, fey es durch den Zuder ober durch 
auf fich ſelbſt.“ — „Wir haben gefunden, daß es jederzeit Mzot-haltige 
Stoffe find, welche ihre innere Bewegung dem Zuder witzutheiln 
fähig find 5; nehmen wie demnach an, baß unter hen organifchen Eteffa 
vorzüglich die Ayotshaltigen einer von felber erfolgenven inneren Ber 
änderung unterioorfen erſcheinen, fo find fie auch viel fähiger, ike 
innere Bewegung dem Zuder mitzutheilen, als andere.” — „Die 
innere Thätigkeit der Hefe wirb Immer geringer, je mehr ſich die ds 
zelnen Beſtandtheile von einander trennen“ — „Wird bie Gäbruy 
duch Erhigen (der gährenden Flüſſigkeit) bis zum Sieden, aber barh 
irgend eine andere Mrfache aufgehalten, fo kann fie ohne Minwirkumg 
bes Oxygengaſes ober der atmofphärifchen Luft nicht wieder bergeäli 
werben ; eine Bebingung, die aber oft auch nicht hin reichend ik, 

und in dieſem Falle Binwirkung der Elektricität erfordert.” — Us 
„Alle thierlichen Stoffe, weiche man zu ben langfam wirkcnden Ger 
menten, aber nicht zu den Hefe-Arten rechnen kann, bringen einen gib 
Gen Erfolg, aber nur in einem viel geringeren Grade hervor; e# 
ſcheint mir, daß bie Mlektricität biefe innere Thätigkeit einleite, 
baß erflere gewöhnlich aus der Binwirkung ter Luft auf Das gährunge 
fähige Gemiſch hervorgeht und daß fie ſich von Hefe⸗Antheil zu He 

Antheil fortpflangt, bis entweder der Zucker zerſetzt ober vie He 
erſchoͤpft if.“ 

4) Schon vor Eolin’s Verſuchen Hatte Kölle, mittel befonderer is 
ordnung der zur Bährung erforderlichen Stoffe, Elektriirungs-Erfter 
nungen vachgewiefen und noch entfchiedener Kämp, der eine weirkfame 
Galv. Batterie zu Etande brachte, indem er Ratt der Zinf:- Kupfer 


”, Eolin vermiſchte Hefe mit feifch abgefottänem Waſſer, bebedte Sad Semiſch weit Dei 
und ließ ed eine Stunde hindurch in der Guerike'ſchen Keere fieden (wa doch wenig 
fiend bei einer Temp. von 40° C = 32° RB flartbatte); dennoch verſegte Diele Felt 
in Waffer gelddten Zuder In Gaährung. Defoffed bewirkte mitteik wehirigem 
‚Hefes und ebenfo mittelit Kleber-Abſud, die beide unter gewöhnlicher: Zuftbeut ber 


v⸗ 


reitet und daber mindeſtens Erhigung von 1000 C erlisten hatten, weiaige mb 


ſchleimige Gaͤhrung des geldoten Zuderd, 


1477 


Plattenpaare der gewöhnlichen Galv. Saͤulen, zufammengefehte Galv. 
Ketten herſtellte aus Pavpſcheiben, die einerfeits mit wäfiriger Zucker⸗ 
löfung, anderer Seits mit Bierhefe beftrichen worden; da dann ber 
Inder +E, bie Hefe — E erhielt. Zu wenig Wafler ſchwächte 
m Schweigger's und Bogel’s db. A. hicher gehörigen Verſuchen 
die Elektricitaͤt⸗⸗CErregung bis zur Unwahrnehmbarkeit; Schweigger’s 
Sour. XXI. Daß Hefe, Zuder und Waſſer durch gegenfeitige Berühs 
sung nothwendig Balv. Ketten bilden müflen — weil beide erfleren, 
wenn fie wäfirigsfeucht find, hinreichend gut bie Eiektricität leiten, *) 
um, als ungleiche Leiter Wafler berührenn, das nicht durchaus frei 
von Salzen if, mit diefem vollfändige einfache Galv. Ketten darzu⸗ 
fellen, das wirde von Zeit zu Zeit von mehreren Raturforfchern 





=) Niqt nur aub denen an ſich ſehr ſchlechten Elektrickats⸗Zeltern, den ſtarren Bil⸗ 
Yungörhetien, ſondern auch aud den Aetheroͤlen, dem Aether, dem Weingeiſt zc. bil⸗ 
von ſich durch Beitritt ded Waſſers, zumal des Ealje enthaltenden (z. B. des. 
Brunnenwaſſerd, oder des ſtarren Pflanzen⸗ oder Thier⸗Sebilden zur Erweichung 
( Macevatlon) dienenden, Leiter, welche der fog. zweiten Volt a' ſchen Kiaffe anges 
Hören, und ald foldhe, mic übrigen, Gafzerhaltigem, Ind Beſondere dem nicht zu 
Falten und mehr noch dem warmen, 20° bid 30° C = 16° bid 24° N geigenden 
Waller: volltändig wirkſame Galvanifche Ketten darfiellen, ähnlich jenen, weiche 
nur aub drei ungleich leitenden, wäffeigen, tropfbaren Flüffigkelten gufammengefept 
worden (m. Grundz. Il. 355 und — „Ginlelt. In die neuere Epemie” S. 99 Ff.), 
und deren Wirkfamtelt neuerlihft wiederum von Becquerel d. A. zweifelsfrei 
befkätige wurde. Wie beträchtlich die elektriſche Reltung lebenden Reibern entſtam⸗ 
mender ſtarrer Gebilde erhoͤhet wird, durch ſehr wenig denfelben beigetretenes 
Waſſer, zeigt unter andern dad Stroh und Jeder Graſshalm (fo wie jeder Banſe, 
Ziachds oder Baumwollen⸗Faden) augenfällig; denn wänrend ed im gewöhnlichen 
fogenannten treuen, d. I. ſich trocken anfühlenden Zuftande, z. B. geladene Leidner 
lachen sder aus denfelben zufammengefepte Batterien (m. Grundz. 11.344) augens 
bliclich und fo vollſtaͤndig entlader, ald ed unter andern gefdiehen würde, wenn lebende, 
unter ſich in leitender Verbindung ſtehende Menſchen Coon denen der eine aͤußerſte 
der Reihe einen mit dem äußeren, der andere aͤußerſte einen mit dem Inneren Beleg 
der Flaſche in Verbindung ſtehenden metalliichen Lelter berügrt) die Entladung bes 
wirkten ; während vollkommen audgetrocnete, annoch warme Gtrohfafer folche Ent⸗ 
ladung nicht viel beffer vollziehen laͤßt, wie ein fich nicht feucht anfühlender Stab; 
Rab. — Lapoſtolle benüpte, ſolchem Verhalten der feg. trodnen Etrrobfafer 
gemäß, Sirohſeile ald Vertreter der Metalidraptfelle der Blipableiter, in feinen fog. 
(fer vergänglichen) Hagelablettern; vergl. m. ‚Hdb. d. Meteorologie. II. 2. 
©. 189 u. 501. Uebrigens gilt audy von den Leitern der zweiten Klafle, was von 
allen fog. Halbleitern und Iſotatoren in Beziehung auf Wärme naturgefeplich If: 
daß ihre Leltungoögüre mit der Zunahme der Erwärmung wädßt 
(während die fehr guten Reiter: 3. B. die Metalle durch flarked Exrpigen an Leis 
tungdgüte verlieren und zwar um fo mehr, je größer bie Hige), To lange das 
Ihre Leitung bedingende Waffer nicht verdampfe if; daher denn auch 
Ertzoͤhung der Fuͤhlwaͤrme: gährende Fluͤſſigkeiten den Berlauf ihrer GSaͤhrrung ber 
ſchleunigen buft; eine Weihätfe, die jedoch auch dadurch bedingt wird, daß ſolche 
Anmwärmung die Innen⸗Bewegung der Fluͤſſigkeit fleigert und damit die Bervielfäts 
tigung der Berährungsflächen zwiſchen gähtbarem und Sahrung⸗erregendem Stuff. 
befdrdert. 


1498 





gefolgert, *) daß aber außer diefen eleftrifchen Begenwirkungen Seiten 
der Hefe noch andere wefentlich nothwendige Mitwirkungen entwickelt 
werben (wahrſcheinlich dieſelben, welche fie befähigen, Sporen um 
verwandte organifche Anfangs-Webilve in ihrer Keimung unb ihren 
Wachothum zu befchleunigenz ©. 1457). »c) Solches beweiſet bie 
Thatfache, daß es bis jegt noch nicht gelang, ohne Hefe und ohme beren 
organifche Bertreter, lediglich mittel anorganifchen Glektriritäts-rrer 
gern im Waſſer gelösten Zuder in Alkohol und Garbonfäure zerfallen 
zu machen; mit Krümelzuder, begleitet von WBeinflein-Löfung , wurdes 
jedoch bie jetzt dergleichen Verſuche nicht angeflelit, ſondern nur mi 
Sartzuder. Daß jedoch die Störung des eleftrifhen Gleichgewicht 
nicht nur bei der weinigen Gaͤhrung, fondern auch bei anderen Gi 
rungs⸗Arten eine ber Hauptbebingungen bes Erfolges if, das beweiie 
das Verhalten der Gährungss@rreger wie der ſchwach gährenben Ge 
mifche zur @lektrifieung (ind Beſondere zur, Salvanifchen) ; denn Geh, 
die zu weiterer Gaͤhrungs⸗Erregung unvermögene geworben, erlanst 
ihre vorige Wirkſamkeit wieder, wenn fie (im ſchwach gewäſſerten 3a 
Rande) als fchließendes Glied zwifchen beide Pole einer wirkfewes 
Galv. Batterie einige Zeit hindurch eingefchoben, ober (weniger wir 
fam) wenn fie mit beiden fog. Conductoren (dem erſten, b. i. dem 
der zeibenden Fläche und dem zweiten, d. i. bem ber geriebemen, ober 
des fog. Reibzeuges) der Elektriſirmaſchine in aͤhnliche WBerbintung 
gebracht worden, und bie im weiniger, fo wie bie in faurer, in fanlenber x. 
Bährung begriffenen Stoffe verlaufen diefe Gaͤhrungen merklich ſchacker, 
wenn fie aͤhnlichen elektriſchen Binwirfungen unterworfen werben 


®) Außer den zuvor erwähnten Naturforſchern auch, und (ehr befiimmt von TE ®. 
Srotthuß; Shweigger’d Journ. XIH. 157. Ueber Kölle’s hicher hr 
tige, in Betlehung auf Hefe:-DBereltung, BranniweinsBrenuerel u 
befonderd beachtendwertbe Beobachtungen und Verſuche, vergl. Deffeu: Di 
Branntweinbrennerei mittel Waſſerdaͤmpfen, ı. Berlin 1830. 8. 
er) Ehrenberg zufolge entlammen alle Sporen der Schimmelpiije und vermauktt 
Rebwefen ſchon befiebenden Bligen ıc., und ebenfo alle Infuſorien: tere, weide von 
fchon vorhandenen Aufgußtblerhen gelegt worden. Wenn jedoch Waſſer, med 
zuvor milroftopifh unt erſucht worden, fpäter, wern ed künflidhe arms 
fphärifche Luft eingefogen batte und durchleuchtet worden, Infuforien 2c. Larbietet, 
fo fteht die Generstio asquivoca Immer noch in Frage. 

“), Vergl. Schweigger’d Journ. f. Ehem. u. Phyſik XLI. 470. Versi. lem 
Sayskuffac’s: „man wird verfucht zu glauben, daß die Gäßrung von eimem 
Salvakiſchen Proceß berrühre und einige Analogie mit der gegenfeitigen Nieder 
fhlagung ber Metalle Habe”; a. a. D. 11. 18. fo wie Döbereiner’s 
Shwelgger’b Bemerkungen a. a. D. XLI. 457 f. Meine Sieber gehörigen 
Folgerungen finden ſich im VI. und VIII. Gap. der iften (1809-1819 erfchieneme) 
und 2ten Aufl. m. „Erperimentalpäufil‘‘, fo wie In m. „Einleit. in die went 
Epemie.” ©. 100; m. Grundz. 1. 570. Döbereiner fab eine mit Keblenpal 
ver in Beruͤhrung ſbende Amplons£ifung in weinige 
o. a. a. D. 858. 


1479 


5) Bergleicht man jedoch biefe Erfolge und überhaupt bie bei ben verſchie⸗ 
denen Bährungen ſtattfindenden Elektricitaͤte⸗Erregungen und deren 
Einfluß genauer, fo ergiebt fi, daß beide (Erregung, wie Einfluf) 
fi anders verhalten bei den UmmifhhungssBährungen, als bei 
den Berfehungs- Währungen; indem bei „erfleren” der ganze gährs 
bare Stoff (4. B. der ganze durch Wäflerung leitend gewordene 
Weingeiſt, die ganzen gleichen Weges zu Leitern erhobenen Aetheräle, 
bie ganzen an ſich farblofen, durch Ammoniak farbig werdenden ſog. 
Blechtenfarbftoffe ze.) entweder poſitiv eleltriſch wirb (wie jener 
Weingeiſt und die Aetheroͤle), oder negativ (wie bie farblofen Flech⸗ 
tenfarbzenger), bei „Ießteren" Hingegen der Bährungss@rreger polarifchs 
elektrifirt erſcheint, ähnlich den beiten Leitern erſter Klaffe (den beiden 
ungleichen Metallen, oder deren Vertretern, 3. B. der Nerven und 
Muskeln), wie fle in den gewöhnlichen einfachen Balvanifchen Ketten 
ſich beithätigen; fo daß dann ber gährbare Stoff in eleftroschemifch 
entgegengeſetzte Zerſetzungs⸗Erzeugniſſe (der Zucker 3. B. in COR und 
C4H6 02 = Ae0 + HO, der faulende Käfe in verfchiedene Saͤu⸗ 
zen und Ammoniak 20.) zergeht. Die Art übrigens, wie die „in 
Gaͤhrungs⸗Crregung benriffene Hefe“ andere, noch nicht zur Ausſchei⸗ 
bung gelangte KlebersTheilden: zur Ausfcheidung und Anfammlung, 
und damit zur Umwandelung in Hefe bringt, if fehr wahrſcheinlich 
ähnlich jenen nicht nur bei’der Berührung, fondern auch in die Ferne 
ſich wirkſam zeigenden Bethätigungen, welche ſchon elektrifirte Eleltri⸗ 
eitätssLeiter durch fog. „eleftrifche Berihellung“, d. i. durch polarifche 
(räumlich auseinander gehaltene + E und — K-@rregungen: an einem 
und demfelben Leiter; m. Grundz. IL. 340) Eleftrifirung erleiden, und 
die in diefem Falle vieleicht an Wirkfamkeit gewinnen, weil für die 
ungleichartigen ſtarren Theile „folcher Hefe” auch thermoelektrifche und 
eletteomagnetifche Bethätigungen möglich find. 9) — Wie fidy einzelne 


a y 





.%) Die Beltenmembran (oben S. 1474 Anm.) der Oberhefe fand S hIoßberger im 
Mittel zweler Elementar⸗Analyſen, procentiſch zuſammengeſetzt aus 45,27 C5 
6,735 H und 47,995 0. Würze (d. I. waͤſſriger Malzauszug) gewährt Oberhefe, 
wenn fie bei Fuͤhlwaͤrmen über 12%,5 C = 109 RB zum Gästen gebracht wurde, da 
dann die Hefe, von Ihr anhaftendem (und von ihr unter Berbichtung angezogenem) 
EarbonfänrerGad getragen, emporgetrieben wird, die Dberflähe der Würze bes 
deckend; Unterhefe bilder fi), wie die Dberbefe, aus Müffigem Kleber in der 
gahrenden Fluͤſfigkelt, jedoch nur bei niederen, über 10° O = 8° R nidyt Hinaudreis 
chenden Fuͤhlwaͤrmen, fenkt fich jedoch flatt mit CO,, mit verbichtetem Drugengad 
(der in die Fluͤſſigkeit eingedrungen atmofphärtichen Zuft) nach Art des ber Zuft 
aubgefepten Platinſchwamms verbunden und beladen zu Boden; Die fie berühzenden 
in der überfiehenden Fluͤſſigkelt annoch vorhandenen Kleber⸗Theilchen (gegen bies 
felben — E belommend) poſitiv elektrifivend und fo deren Anziehung zum atmofpb. 
O⸗Gaſe verfiärtend, damit aber fie zur Ummandelung in Unterhefe treibend. 
Sſchloßberger's Elementar⸗Analyſe zufolge befieben beide, bei 100° C getrocknete 
Befe⸗Arten, Im arithm. Mittel zweier Berlegungen aus: 


1480 
gährbare Bildungsiheile im durchaus chemiſch reinen Zuſtande hinſicht⸗ 
lich verfähiebener für fle möglichen Gaͤhrungs⸗Arten verhalten würden, 
iR unbekannt; denn in ſolcher Reinheit find theils dergleichen Bi 
dungstheile in dieſer Abflcht nie befragt worben, theils iſt es auch fe 
gut wie unmögli, ſolche Fragen zu ſtellen, weil der Gaͤhtrcagt⸗ 
Erreger, Balls er auch wirklich für mehrere in diefer Hinficht zu ver 
gleichende nähere Beſtandtheile mit gleicher Reinheit gewählt wir, 
doch ungleiche Zerſetzungen erleidet und baher auf verfihieden gearteke 
gährbare Gtefje auch in verfchiebener Weile Jurüdwirfen muß. In 
Allgemeinen läßt ſich erfahrungsgemäß nur bemerken: daß für mehrere 
die Deazetide betreffende Bährungen (3. B. für AmplonsGährmg, 
Zuders@ährung, Bein Währung, Eſſtg⸗Gaͤhrung) ſtets azotidige Steſſe 
ale Gaͤhrungs⸗Erreger erfordert werden, und daß gährbare Uzetite 
mancher Bährung (3. DB. der Weins®ährung) gänzlich unfähig er⸗ 
feinen. In wie aufgeregtem (elektriſch bethätigtem) Zuſtande aber 
die entfernten Beſtandtheile (die Grundſtoffe) der in Bährung be 
griffenen Stoffe fich befinden, bavon geben jene Grundſtoffe am Keub 
lichſten Zeagniß, welche fih außerdem mit getwifien anderen Drmmfche 
gar wicht unmittelbat, fondern nur daun zu verbinden vermögen, wen 
nicht nur dieſe, fonbern fie felbR auch im Entwidelungszuftaupe (in 
statu nascenti) ſich befinden; wie denn 3. 3. H-⸗Gas uns 3: Dany, 
find beide rein, fich nicht miteinander zu HS:@a6 verbiuben, wohl 
aber diefes Bas fofort darzuftellen beginnen, wenn Schwefel gäßresber 
wäfirig-fläffiger Glykoſe beigemengt worden; wobei dann, wer be 
Gliykoſe⸗Löſung verbältlih waſſerarm, ſich flatt HS: Allyleryd 
(6. 1342) oder dem ähnliche Verbindungen hervorgehen. Daß Exb 
fate, 3. B. MgOSV3, gährender Zuder-Löfung beigegeben HS ent 
wideln machen (was zunähft — ſehr wahrſcheinlich in Bolge galveni- 
ſcher Zerfebung, ſowohl des Galzes felbft: in MgO und SO3, als uumit- 
telbar darauf auch der 803 und gleichzeitig eines Berhättnißgewidkts 


Drverbefe 49,95 C 6,610 H 12,120 A und 31,905 O = 100 

Unterbefe 31,0 „ SAT u 9,785 und 38,765 = 100 
Die Oberhzefe hinterll eß, getrocknet und verbrannt, 35, Untergefe 17, Mit 
Metſcherlich erhielt aud 100 friiher Oberhefe (vonder Preßbefe: Bereirump) 
T65%/, Aſche, die fich procentiſch zuſammengeſetzt zeigte aus 41,8 POS; 5 KO 
46,8 bafiſch phodphorf. Magnit (2 MgO + POS) 2,3 dergleichen Kalt (2 Cao + Feb) 
und Spuren von Silicfäure, aber Fein Natron. Friſche Unterheſe hinterück 
verbrannt: 99,5 POS; 28,3 KO; 22,6 baf. phedpherf. M5O ımdb vergleichen 37 
yheöpherf. Oao. Dir, dem diefe ‚Hefe entnommen werden, gab, zur Trockne abst 
dampft und verbrannt: 20,0 POS + 308 KO + 0,5 NaO + 20,0 baf. pbeöpherf. 30 
+ 2,6 baf. pheſphorſ. CaO und 16,6 810. Da die 20 POS beiläufig nur 3,25 dei K® 
neutraliſiren, fo bleiben für die Cvon 0,5 NaO unterfläpte) Kafimaife 27,55 für 
"&arbonfäure und dadurch Cald Bicarbonat) für die fo beträchtliche Menge SO ib 
Dindungds (und Aufldfungds) Mittel übrig. Enthält dad Bier einen Tue feiner 
8io an Ao0 zu Silieſſure⸗Aether gebunden? 


1481 


HO, in SH und O4 vor ſich geht; wobei dann das O ebenſo wahrs 
fheinlich einen Theil des bereits entflandenen Aethyloxyds oder des 
Alkohols in A und nicht deffen C in CO2 wandelt; denn U⸗Gas wirb 
dabei nicht frei), if von Chaptal fchon vor mehr denn 50 Jahren 
dargethan worden und findet überall feine Beftätigung, wo gährbare 
(wenn auch nur Moderunges ober Faͤulniß⸗faͤhige) Bildungsiheile von 
Eulfaten, 3. B. von Na08S03, Ca0S03 ıc., begleitet der Gaͤhrung 
unterliegen ; die aus folgen Sulfaten hiedurch von SO3 befreieten 
Alfalien, erhalten dann die durch diefelbe Bährung zu Stande gekom⸗ 
mene CO2 (3.2. bei Bildung des Natron⸗Carbonat aus Blauberfalzs 
haltigen Indiſchen Bewäflern ; da dann das entflandene HS durch 
atmofphärifihes O feines H verluflig geht und S chemiſch unverbunden 
frei läßt, m. D. Gewerbsfr. L 135 ff.), wie ähnlichen Weges auch 
Mineralwaffer verderben, welche in nicht ganz reine (vor ber 
- Saffung des Waflere von organ. Staub, Stroh ıc. nicht gänzlich frei 
gewefene) Krüge oder Flaſchen gerüllt worden; wie man foldhe Sers 
fegung zur Darftellung des Na0CO2 benüpen könne; ſ. a. a. O. 136 
u. II. 83, wie au m, Grundz. I. 329, 374, 815, 820 ff. In Aegyp⸗ 
ten’6 und in Ungarn’s Seen fommt theils auf ähnlichem Wege, theils 
durch Wechfelzerfehungen von CaO + 2602 und Natronfalzen,, viels 
leicht auch durch Zerfeßung der Azotſ. (6. 1353 und befondere ©. 1438) 
des Na0AO5 (die Donau if in Ungarn zum Theil verhältlich reich 
an Azotfäures Salzen, was auf Tagerndes Natronazotat Hinzu 
deuten fcheint) zu Stande. 9) 


= 





@) Jener Bildung von HS aͤhnelt die der Hydroindigſaure; ©. 1022. An neuerer 
Zeit laͤbt man Abrigend bei der Indig-Gewinnung aud den im Bluͤthe fiehenden, 
mit der Sichel abgefchnittenen Pflanzen, 3. 8. in Guatemala (in Amerika), aus 
Indigofera argenten L. bie Gaͤhrung nicht eintreten — die man fonft Dadurch bes 
wirkte, daB man die In einer Buͤtte aufgefchichteten Pflanzen mit fo viel Waſſer 
begeß, daß ed, nachdem fie mit Gewichten befchwert worden, 1 Fuß hoch über dies 
ſelben flaud; da dann unter Entwidelung von CO, und H:Gad endlich Bydrolndig⸗ 
fäure die Fluͤſſigkeit erfüllte, und, an dab O der Luft H abgebend, vie Dberfläche 
derſelben mit regenbogenfarbenem Schaum bedeckte — ſondern man entzieht, in 
Wels wie In Oſt⸗Indien, denen wie bemerkt aufgefhichteten Pflanzen: ihren Bydro⸗ 
IndiesSchalt fofort mittelft Heißen Waflerd, zieht ven Auszug aus der Buͤtte im 
die Rührküpe ab umd beivegt erftere Hier 15 bid 20 Minuten hindurch, mit Kruͤcken und 
Schaufeln zlemlich Heftig, um fo die (zur Gcheldung ded Indigo in Form eine 
blauen Sapes erforderliche) Luftberuͤhrung möglichft gu vervielfältigen. Man fept 
dann, fobald die anfänglich gelbe, dann grünlich trübe werdende Flüffigkeit ſich zu 
blauen beginnt, etwad Kalkwaſſer zu, deffen Ca0sSehaft mit einem in der Fluͤſ⸗ 
figfelt (neben dem fie trübenden Indigo) vorhandenen Bildungstheil eine ſchwer⸗ 
lobliche Verbindung ſchlaͤgt, die, fich fcheidend, den Indigo In ähnlicher Welle an 
ſich reißt und damle zu Boden finkt, wie diefed Geitend jened Haufenblafenieimd 
erfolgt, der, zum Schönen des Welned verwendet, demfelben nicht nur zunädhft 
Weinberrens®erbfäure entzieht, fondern fofort auch, als gerbfaurer Mieberfichlag, der 
übrigen truͤbenden Theile ded Weind ſich bemächtigt und fie mit zu Boden zieht. 


1482. 





H Die Ummifchungss wie die Zerfehungs-Bährungen zerfallen, 
ihren „Haupterzeugnifien“, fo wie denen fle begleitenden ausgezeidhuer 
teren „Erſcheinungen“ nach, in verſchiedene Arten von Gährung, vos 
denen einige, tu welchen Ummiſchungen und Wechfelzerfehungen glei 
zeitig ver ſich gehen, der leichteren Ueberſicht und Dergleichung wegen, 
zwedmäßig zu einer britten, mittleren Abtheilung zuſammengeftellt 
werben, bie, rädfichtlidh der bei ihnen vorwaltenden Betbätiguugeform 
und in Abficht auf Benennungs: Kürze, im Nachfolgenden durch We 
ſelzerſetzungs⸗Gährungen bezeichnet worben find, 


A) Ummifhungs-Bährungen: 

1) Amylon-Gaͤhrung. Unterſtellt man Gellulofe (S. 1352, 1388f) 
andauernder Berührung eines atmofphärifcher Luft zugänglichen Beh 
fer, welches, würde es für ſich längere Seit dem Sonnenlicht au 
geſetzt, Prieftley’fche Ulven-ähnlide Materie (zur Battung Mlicrelen 
Biaſoletto's gehörige mifroffop. Algen) zu erzeugen vermag, fe 
bildet fie ſich nach und nach im fog. Lignin-Amylon (S. 1352) um, m, 
enthielt da8 Waſſer zugleig Pectinfäure (nah Regnanlt = 
C11 87 010; oben ©. 923 ff. Anm. u. 1369), fo erfolgt ſolche Us 
fimmung um fo vollflänbiger, weil fie ale Gänre: Baſe⸗forbernd u 
damit pofitiv eleftrifivend auf die Gellulofe einwirft, ohne fle zu go 
ſtoͤren. Noch vollſtaͤndiger tritt die Umbildung zu Amylon (um Das 
trin; S. 1095 Anm.) ein, wenn Oberbefe (oder flatt derſelben fanleue 
Protelnoide) und Waſſer längere Zeit mit derfelben in Berührung Mer 
ben.*) Bol. aud oben 6. 1441 u.1458 ff. Selatinamylon (Flechter⸗ 


. Der alfo gewonnene blaue Niederſchlag wird darauf audgerdafchen, zum Werchſea 
auf Reinwand und dann in vieredige hölzerne Kifichen ‚gebracht, deren Bedes au 
aufgefpannter Leinwand befteht, und fo an der Luft getrodinet. Bur Darfieiung 
des Indigo aud Wald und aus SKnöterldhs CPolygonum-) Arten, wird wuehr Kalk 
wafler erfordert, well man fpäterhin den Miederfhlag mit Hydrochlerfäur uk 
waͤſcht. Die aſiatiſchen und amerifanifdyen IndigesPflanzen follen Amal fo wie 
Indigo geben, ald der beſte Wald (?). 

®) Der Uebergang zu folder Umbildung der Eelluloſe IR gegeben, wenn Erliuio 
haltige Pflanzenfafer , 3. B. Reinens und befonderd Baumwollen⸗Zeuge, gar Umbik: 
dung In fog. Zeug (künftiger Papiermaſſe) gefeuchtet, zu Haufen amfgefdihte 
werben, um fie beginnender Faͤulniß zu unterwerfen. Wehnliche Lebergänge, die 
jedoch bis zur wirklichen Zerfiörung der Sellulofe reichen, den Riganins@epat: jede 
unzerfept Iaffen, treten ein beim ſeg. Flachs⸗- und Hanf:Rbften. Unter Wal 
gelegt, bis die Lein: oder Banf⸗Pflanzen: bis zur Aufpebung des zwiſchen Rinde 
und Safer ftattfindenden Zufammenhanged gelangt iſt, flellt legtere ein Sebild ber, 
dem (abgefpühlt, volllommen getrocknet und gebrecht, d. 1. entweder zwifchen ge 
furchten Walzen oder durch Schlagen zur Zerfiäubung der rindigen Thelle gebrakt) 
noch ein eigenthuͤmliches, wie ed fcheint Protern⸗artiges, durch Fanlniß zur Uuk 
ſcheldung gefangted Bildungsthelle⸗Gemiſch anbaftet, dad der an ſich weißen Salt 
eine graugelbe Farbe eribeilt. Man ann diefed Farbgemiſch zwar durdy Beben⸗ 
lung mis Eßlor zerfiören, dabei leider aber die Biachd; oder Hanffafer mache ober 


1483 


ſatzmehl; 6.1349) geht ſchon durch Berührung in fog. Brod⸗Mahrung 
begriffenen Korn⸗ und Kartoffel⸗Mehls volifländig in Bummi nnb 
Glytoſe über; daher die Berwenbung verfchlebener Flechten (Lichenes), 
zumal der fog. Ieländifchen (S. 1350), zum Brodbaden ; Verwendun⸗ 
gen, hinſichtlich welcher vorzüglich Ichrreih if: I. F. Bayrham⸗ 
mer’s: Practiſche Anweifung zum Gebrauch der Jslänpifchen Flechten ıc. 
als Ergängungsmittel des Brodkorne ı. Freiberg 1818. 8 — 
 Meberläßt man übrigens gebleichte Leinwand *) lange Zeit hindurch 





weniger, indem fie an ‚Haltbarkeit verliert, beffer hingegen entweder durch unters. 
chlorichtſaures Natron Chereiter durch Wechfelgerfeguug von Im Wafler ges 
item Natrons@arbonat und Ehlorkalk; aber ja nicht durch letzteren allein; denn 
dleſer zerftört die Faſer in kurzer Sri), wodurch, wenn ed hinreichend verbünnt 
worden, keine Art von Pflanzenfafer an Gohärenz verliert (und dennoch jede, audy 
Die deb Holzes, vellfändig gebleicht wird), oder, wie bei Rein und Flachs gewähns 
lich geſchleht, durch fog. natürliches Bleichen. Diefed fordert jedoch, fell es 
vollſtaͤndig gelingen, abwechſelndes Bruchen (Behandeln mit Kalt: oder Natron⸗ 
Rauge) und Ausbreiten an der Luft, im feucht erhaltenen Zuftande Nächte und Tage 
hindurch, da dann naͤchtlicher Welle durch die vom Waſſer eingefogene atmefph. 
Ruft,”Seltend des Oxygen derſelben, der Farbftoff theilweiſe oxydirt, Tagd darauf 
aber, bei Einwirkung des Lichts, durch WarffersZerfepung fein C:Sehalt fämmtlich 
in CO, der A⸗mDehalt Hingegen, fo wett er nicht [chen Nachts zuvor ald A-Gad frei 
geworden, in ABI verwandelt und fo, + HO an CO, gebunden, theild hinweggewa⸗ 
ſchen, ıheild verflüchtige volrd; jener Anthell ſolchen ABA 0002, welcher dabei, fey 
ed durch Thau, oder durch aufgegoffened Waſſer auswaſchend binweggenemmen 
wird, dünget die Großwurzeln des Raſens und befrdert fo ded Graſes Wachtthum. 
— Bekannilich zeichnet man Leinwand und Baummelle Häufig mit einer durch 
Oummt verdidten wäflrigen Löfung von Höllenflein CAgO 405), nachdem man bie 
Stelle zuvor mit einer etwas Staͤrkkleiſter beigemifcht enthaltenden Pottaſchen⸗ 
Läfung gefeuchtet, fie dann getrocknet und geglättet hatte; Zeichnungen der Art ' 
ninımt Beine Bleiche weg, wohl aber eine faft gefättigte wäflrige Röfung ded KKy 
(Ryantalln), womit man die Stellen reibt. Nach dem Trocknen jener Schriftzüge 
muß man übrigens die Stellen fofort auswaſchen, damlt die AO5 den Zeug nicht 
serfrißt. 

=) Wird Leinen: oder Baumwollen-Zeug mittel ſog. hartem Waſſer mit Seife gewas 
fchen, fo fchlägt fich von dem hlebei Durch Wechſelzerſetzung (der Seiſe und der ges 
Kästen Kaltfalje des Waſſers) entfiandenen fettfauren Kalt, ald (melftend) unfddliche, 
den brennbaren Stoffen ſtark anhaftende Verbindung, ftetd mehr oder weniger am 
Zeug nieder, wodurch ed, getrocknet, den eigenthuͤmlich widrigen Geruch, zumal der 
nach dem Wafchen nicht gebleichten Zeibwäfche ıc., verbreitet; WBleichen der gewas 
ſchenen und abgefpühlten (gefleiperen) Zeuge mindert diefen Geruch, Hebt ihn aber 
nicht auf. Da nun zugleidh durch den anbaftenden fertfauren Kalt die Zwlſchen⸗ 
raͤume ded Geroebed der Zeuge mehr oder weniger gefchloffen werden, biedurdy aber 
die Gautausduͤnſtung und Bufteinfaugung durch die Haut befchränft erfcheinen, fo 
in ed jeden Falld zweckmaͤßig, zum Wachen der Zeuge von Kalk befreteted Waller 
anzuwenden; Zufag von wenig Pottafche, oder Soda (von I Loth auf 4 Eimer 
Biaffer) zu dem zur Wäldye beſtimmten Waffer, bewirkt 10—12 Stunden vor dem 
Gebrauch ded Wafferd (auch des Flußwaſſers, denn auch diefed iſt in der Regel 
nicht weniger ald gänzlich frei von gelten Kalkſalzen), dad man dann, zu dem 
Sebrauche von dem gefällten Eohlenfauren Kalte klar abzugießen bat, fept In den 
Stand, jene Webelflände zu vermeiden. Gewebe von Baumwolle werden durch 


— — -- 





1484 





unter Waſa⸗ ⸗Bedeckung dem Einfluſſe der Luft, fo gebt fie in eine 
zerreibliche breiige Mafle über, die in ihrem Verhalten au Celluleſe 
erinnert. Die fog. Rartoffelfafer bildet einen lcbergang von Cel⸗ 
Inlofe zu Amylon; fle löst fich nemlich ſammt dem Amylon, behaurelt 
man die gekochten Kartoffeln mit Kalis®auge, im berfelben zu eimer 
ſchleimigen Slüffigfeit auf, bie, verdünnt und mit Weinflein bis zer 
beginnenden Anfäurung verfeht, eine der BWeingährung fähige Fläb 
figfeit gewährt. 

2) Dexstrin-Bährung; ©. 1349. Beſtreuet man zu Kleiſter⸗ ober 
Kleiftersartigem Schleim erflarrte wäfirige UmylonsLifurgen mit fein 
zermahlenem Gerſtenmalz, fo reicht defien Diakass Schalt him, beu 
Kleifter binnen wenigen Minuten in eine fläffige Dertrinsköfung zu 
verwanbeln. So verhalten ſich nit nur die Kleiſter aller Amp 
reichen Sapmehble (Faeculae), b. h. die der Weizen⸗, Kartoffels 
Grväpfel- (Helianthus tuberos.) füßen und Roß⸗Kaſtanier- 
früchte, Buchweizenſaamen ıc., fo wie bie der auch im Deut 
land häufigen giftigen Wurzeln der Bichträbe (Bryonia alba L) 
der Zeitlofe (Colchicum autumnale,; oben ©. 1184 mb 1205 
Aronswurzel (Aron maculat. *]), ber (Blaufäurchaltigen), we 
Eaffava und Tapioka gewährenden Mantof- Wurzeln (ve 
Janipha — fonft Jatropha Manikot), ber Indiſchen Bieilwarzel 
(Engliiy: Arrow-root; von Marantha arundinacen), be 
Satzmehl im Handel unter der erwähnten Engliſchen Benennung be 
kannt if, 2c., fondern auch die gallertartig ſchleimigen jener Setzuchle, 
aus welchen man ben ächten Sago **) bereitet, und die and em 
Mark verfchiedener Palmen gewonnen werden. #%%) Lieber Leidktlöß 


fettf. Kalt noch mehr verdichtet, als Reinwand; wahrſcheinlich, weil jede einzelne 
fog. Baummollenfafer dreitantig If; wad Ihr übrigens jene Schärfe oder Raw 
heit erihellen fol, welcher zufolge man ſich baummollener Tüdyer nicht gerne wäls 
send ded Schnupfend beblens und zerzupfte Gewebe der Art fih nice gu Kerpen 
(Charpie) bedient. 

*) Wie man aud Heimifchen giftigen Wurzeln unfchädliche, und ebenſo aub Nebleies 
nien⸗Fruchtkernen nicht bittere Stärke mit leichter Muͤhe gewinnen Tann, eek 
fidy thelis auß dem ©. 1204 u. 1349 Bemerkien, thells aud Hicher gehörigen Und 

. tungen; vergl. m. D. Gewerböft. I. 191. 

##) Ueber Sago⸗Bereltung und Nachbildung aus Kartoffeln vergl. Sehlert 
Journ. IV. 887. Die im Wurmmoos (Fucus helminthochorton L.) von Dom 
vier aufgefundene, Schleim⸗haltige Gallerte, kommt alb ein dem Ampien wäge 
ſtehender Bildungäthell aud Im F. amylaceus, d. i. in jenem Xeige wor, melde 
den Vögeln zur Nahrung dient, deren Mefter unter der Benennung In diantfde 
Shwalbennefter befannt find. 

#4) Bekannt find ald ſolche: Sagus farinifera, 8. Humphii, Phoemix farinifere , Cyus 
revoluta, C. eircinalis, Borassus gomutus und B. Aabelliformis, wahbrſcheinlich dienct 
aber aud; dad Mark mehrerer anderer Palmen zur Gags: Bereitung. ken aus 
nimmt den der Ränge nach zerichnittenen Stämmen feldyer Palmen dad tumers 
Mark, zerreibt ed, waͤſcht ed mit kaltem Waſſer aud und bildet dann darand einen 


1485 


Uchkeit des Amylon in Diaſtas⸗Loͤſung (S. 918), bie ſich in vers 
ſchloſſenen Luft⸗freien Flaſchen mehrere Monate lang unverändert er⸗ 
hielt, ſ. ©. 920. 

3) IZuders@ährungen: a) Erwaͤrmt man den mit Gerftenmalzmehl übers 
freuten Kleifter, fo geht das Dertrin fehr bald, theils in Schleims 
zuder, theils in Krümelzucker (Glykoſe; S. 1361) über; b) in 
„Waſſer gelöner Hartzuder, der ohne Zuſatz von Weinflein oder von 
org. Eäuren (von Wein, Citron⸗, Nepfel-Gäure, und den Verſuchen 
des Verf. diefes Hobs zufolge, entgegen ben Beobachtungen Anderer, 
auch von Dralfäure) nur durch ausgewaſchene Oberhefe in Gaͤhrung 
verſetzt worden, geht zunächft nicht in Glykoſe, ſondern in Frucht⸗ 
zucker (S. 1360) über. In wiefern Aehnliches ſtattfindet bei den 
Zucker⸗Erzeugungen aus Amygdalin und Salicin (oben ©. 982 
u. 1001), ſteht noch zu ermitteln, bei ben verwandten Wechſelwirkun⸗ 
gen der Genföls Erzeugung (6. 997) feheint die Mitanwefenheit des 
Schwefels der ZudersBildung in ähnlicher Weife hinderlich zu feyn, 
wie fie es der Zuder:Serfehung (in COꝛz und Ae0OHO) iſt; oben 
©. 1343 Anm., f. auch Schleim⸗Gährung. Dem troduen Gerſten⸗ 
malz⸗Diaſtas *) ähnlich wirkt auch der trodne Kleber auf Amylon 





Teig, den man durch ein Steb drädt, um Ihm fo die koͤrnige Form gu ertheilen; 
Die Körner’trodnet man darauf bei ſehr mäßigen Feuer; ein einziger Palmbaum 
gewaͤhhrt nicht felten 400 Df. Sage. In diefem findet man, bei mikroſtopiſcher 
Unterfuchung, alle Srärttdrner (oben ©. 920) zerplapt und Halb geöffnet. Die 
Größe diefer Kbrnchen weiche bei den verfchtebenen Staͤrke⸗Arten fehr von einander 
ab, nämlid von ?/, bid gu 1/.., ja bei Kartoffeln manchmal bis zu 1, Millimeter 
Längendurchmefler. 

=) Nicht nur in kelmenden Getreide: Saamen, ſondern wahrſchelnlich in allen 
keimenden Saamen, und ebenſo auch nicht nur In fog. Kelme oder Augen treiben⸗ 
den Kartoffeln, fondern muthmaaßlich In allen EntwidelungdsBebllden der 
Art, iſt ed der Kleber, fammt deſſen wäffrigsflüfigen Abänderungen, und jede 
hinfichtlich feiner Zufammengefeptheit (aud 2 bid 3 Azotiden) Ihm ähnliche pflanz⸗ 
liche Gebllſde, aus denen dad Diafkad hervorgeht, und thierllche Gebilde, welche 
den Kleber in diefer Hinficht zu vertreten vermögen (oben ©. 1359 Anm.), wirken 
wahrfcheinfich auch nur, infofern fie (aud Azotiden, Ahnlich jenen ded Kleberd, 305 
ſammengeſetzt) zuvörderft Diafiad erzeugen Aus frifhem Gerſtenmalz er⸗ 
Kalt man ed jedoch mit leichter Mübe, In verbältlich fehr reinem Zuflande, wenn 
man es mit Falten Waſſer zerreibt, dad Flüffige audpreßt, durchfeihet und darın 
zuvoͤrderſt durch Zufap don etwas Weingelſt audfällend dad Albumin entfernt, bier: 
auf aber, aus ber volederum burchgefeiheten Flüffigkelt durch mehr Weingeiſt dad 
Diaſtas niederfchlägt. Mit Weingeifi abgewalchen und dann noch zwel⸗ bis dreimal 
wiederum in Waſſer gelddt und weiter behandelt, vwole zuvor, erhält man dad Dias 
ſt as in Form eined Chei 40° Bid 50° C = 32% bid 20° A zu trodinenten) weißen, In 
Waſſer leicht loͤslichen, In Weingeit von weniger ald 0,93 Eigengew. unlößfichen 
Miederfchlagb , der auf Amylon feine ummifchende Erregung über 70° C = 56° R 
hinaus erwärmt audzuüben aufhört; eine Einwirkung, auf welche Lüderddorff 
(geleitet von der laͤngſt bekannten Beobachtung : daß, beim Branntweinbrennen aud 
Kartoffeln, die dicke⸗Maiſche durch Zufag von Maljſchrot merkliche Verdünnung 
esteidet) zuerũ aufmertſam machıe, indem ex daran erinnerte: daß durch zermalenes 


148 


ummifchend ein. Mifcht man nemlich zu einem flebbeißen bännfüffgen 
Kleifter, bereitet aus 2 Gewichtstheilen Kartoffelflärke, die men zumir- 
derſt mit 4 Faltem Wafler zur mildhigen Flüſſigkeit zerrührt, Dann aber 
in 20 fiedenden Waſſers, nach und na, unter fictem mräbzen ge 
- tragen hatte, allmählig 1 Wewichtstheil fein gepuloeten Kleber am 
erhält darauf foldhes Gemiſch 8 Stunden hindurch bei 50° bis 75° C 
= 40° bis 60° R, fo ſtellt bafielbe ein Bemerige von 7/35 (= };) 
Bummi, 5/3; (— 1m) Krümelguder und 23/g5 unverändert ger 
bliebenem Amylon und Kleber dar; durch Abdampfen zur Zrodne uub 
Behandeln mit Faltem, wäfrigem Weingeiſt entzieht man ix 
Bemenge den Krümelzucker, und dann dem hievon verbleibenden Au 
Rande durch Faltes Waffer das Bummi. Wirkfamer, als der tree 
Kleber, ift Hiebei jedoch der frifche, zumal jener, welcher vom Ask 
Ion noch nicht gefchieven worden, wie foldhes die Keimung *) de 


Malz verdünnte Malſche eine ſuͤße Fluͤſſigkeit gewährt, und dann Unleitumgen pe 
Darſtellung eines ſolcher Weiſe bereiteten Syrups (wie Im Anfang des Laufenden 
Jahrhunderts ſchon Braumüller dergleichen: jedoch lediglich au Weije 
nicht aus Wetzenfiärte + Malz, darzuſtellen lehrte) folgen ſleß, aus denen ich hari 
ergab: daB zur Bereltung ſolchen Krümelzuderd auf 8 Gewichtäthelle Geier 

1 Schrot + 45 blo 50 Waſſer binrelcht, wenn man den Kleiſter bid zu SC = 

50° R abkühlt und Ihn dann mit dem Maliſchrot verfept ıc.; daß Die Aufl 
deb alſo gervonnenen füßen Safted begünftige werde, wenn man ig, maddeme 
zur Sonderung der Hülfen ꝛc. durch ein feined Sieb gelaufen, mit Ziegelmehl ver | 
fept ımd damit unter tüchtigem Umruͤhren auffochen, dann aber 12 Did 6 Eumtn 
am Fühlen Orte rubig fieben läßt; dad Ziegehmehl reißt den mit vorhandenes (rat 
ftandenen ?) Schleim an fidy, finft damit zu Boten und macht fo Die Kherficheue 
Stüffigtelt, zumal, wenn fie mit friſch geglühter Kohle nochmald erkigt werten. Ber 
durchfeiybar, da fle, im Waflerbade abgedampft, amorphen Srünselyuder wen 
rein füßem Geſchmack (und ohne bitteren Nachgeſchmach wie ihn ber nis Schocka⸗ 
füure ıc. bereitete Hat) darftellt. 

“) Vergl. S. 1441, 1283 umd 41486. Hinficytlich der Ummifchungen ums Zerfegunge 
Erfolge, welche die Keimung der. Gerfte und ded Welzens bewirfen, Felge: 
Rohe Gerſte zeigte 67, roher Wetzen 72,7%, Ampions®ehalt; gefeimt hang 
er in erfterer nur noch 560/,, während flatt der vorhanden geweſenen 3, Gislek 
nun 15 Procent fi) vorfanden, umd während Iepterer flat? feiner urfpeiknaiden 

2,8 Proc, Glykoſe jept 5,0 enthielt. Ueber dad Beflandtbell-Berkältnis von umiss 
und Slykoſe f. ©. 1361. Bemerkendwerth iſt Bermbſtaädted Mesbedtuns: 
Aecker, welche nicht gedüngt worden , lieferten Welzen, der in IOA5R Gewätz: 
thellen neben 6676 Amylon, 920 Kleber, 72 Albumin, 192 fog. Schästumgudter, M 
Bummi, 36 pboßphorfauren Salzen, 100 Del, 426 Waſſer und 1800 -Sitfen embielt, 
während mit Pflanzenerde (Gumus und buminfatren Berbindsmgem 2c.) ge 
düngte nur 6594 Gtärke, dagegen aber 960 Sieber,’ 80 Albumin, 198 Edyietungmtzr, 
10 Summt, 48 phosphorſ. Salze nebft 98 Del ıc. darboten, und unter denen mi 
thlerlichem Dünger beftellten Aeckern die mit Taubenmik, Kubmik aub Yrtid 
verfehenen jenen mit Pflanzenerde beworfenen am naͤchſten kamen, dagegen Edel 
mift, Slegenmiſt, Rindöblus, Menſchenkoth und die mit Menſchenbarn yinkdeitie | 
des Amylon⸗Ertrages am welteſten von jenen erfieren zurkdbfieben , im Haie 
auf Kleber und Albumin⸗Gehalt dagegen zum hell fehr betrachtlich jene Exuakas 

„wife uͤberboten; wie denn 3. B. der mie Mind5bLut gebüngte Her Kieigen rug 


| 
\ 


1487 





Umylonshaltigen Saamen und bie. Hierauf geftühten Stärke⸗Gchei⸗ 
dungen und ebenfo auch die MalzsBereitungen darthun. *) 





der in 10,000 Theilen zwar nur 4130 Umylon, dagegen aber 3424 Kleber und 106 
Albumm, nebſt 523 phobphorſ. Salzen und der mit Menſchenharn gedüngte 
neben nur 3990 Stärke: 3510 Kleber, 148 Albumin und 90 phodpherf. Salze ents 
bielt. Aehnliches zeigte auch Die Gerfte; auch Hier bewirkten thierliche Dünger 
Bermehrung der Aystide, pflanzliche dagegen , fo role Mangel an Dünger, beträchts 
liche Bermehrungen ded Amylon⸗ sc. Gehaltes und entfprechende Minterungen Der 
Azotide. Da nun bei gleicher Behandlung der Aecker in höheren nördlichen Breiten 
gebauter Welzen reicher an Amylon if, ald jener der niederer Breiten, und da 
Aehnliches auch del der Serfte der Fall if, fo wird ed mehr ald wahrſcheinllich: 
daß mis der durch wärmeren Boden und wärmere Quft mehr begünftigten 
Faulniß des A-haltigen Düngerd, aud die Menge (und die Mans 


nihfaltigkelt) der Ayotide Im denen auf dergleihen Aeckern gejogenen - 


Pllanzen (ind Befondere aber der genannten SetreidesArten) zunimmt, dingegen 
jene der Deazstide ſich mindert, und da endlich hoͤchſt wahrſcheinlich nicht zwel auch 
nur wenig von einander fernende Aecker vorfommen dürften, welche, auch bei glei⸗ 
Aer Düngung, völlig gleiche DüngersZerfepungen darbieten, ed daher ſchon aud 
diefem Grunde bei gemeinfchhaftlich zur Keimung gebrachten Getreldefaamen (zumal 
Gerſte und Weizen) nicht zu durchgängig gleichmäßigen Ummifchungen ded Amylon 
in Zucker kommen koͤnne. 


#) Ueber zeitweilig unglelchen Mehlgehalt beim Augentreiben der Sartoffein; oben 


©. 1381. Häuft fi bei der die Malgbereitung bedingenden Kelmung die CO, an, 
fo kann fie leicht zum Sindernlß ded ganzen Borganges werden, weßhalb auch fchen 
aud diefem Grunde jene, die gleichmäßige Verrhellung der Wärme befdrdernden 
Umſchuͤtiungen der keimenden Getreidesbaufen rechtzeitig bewirkt werden müfen. 
Jeder Keim fordert, wie jeded lebende Einzelweſen, zur Entwidelung feiner Lebends 
betgätigungen O⸗Gas⸗haltige Luft; in von demfelben entleerter Luft, fo wie übers 
haupt: in ein freied O darbietenden Gaſen kommt kein Keim zur Entwidelung 
und fiicht jeder Keim nach kürzerer oder längerer Frift gänzlih ab. Jede Malzs 
bereitung zerfällt übrigens In dad die Kelmung vermittelnde Einmweldyen (Eins 
quellen), dad diefem folgende Keimen (Wachen) und die Unterbrechung deffelben 
mitteiß ded Trodnens (Darrend), dad entweder, ohne künftliche Anmwärmung: 
an ber Luft, oder: auf kuͤnſtlich erhisten Unterflähen Cund durch erhltzte Luft) flatts 
bat, und fo entweder zur Bildung von Zuftmalz oder von vorzugdwelfe fo ges 
nanntem Darrs oder Dörr: Malz führt. A. a. D. findet man Ind Beſondere 
ausführlich befchrieben dad ganje In England übliche Verfahren der Malyung 
Bierbranung und Branntweins@rzjeugung Cengliſches Darrmalz 
iR in der Regel etwas flärker gedarrt, ald deutſches). Audführliche Belehrung über 
alle drei Verrichtungen, wie Über jene der Fabrication der Riqueure, ded Effig®, 
der Stärke und ded Runkelrübenzuckers, gewährt unter andern Dite’sd 
Zehrb. der rarionellen Praxkd der Iandwirtbichaftl. Gewerbe, Braunſchweig 
1838. 8. Naffe’s Beobachtung zufolge geben abgefottene (fog. gequellte) Kar⸗ 


toffeln, mit waͤſſtigen Säuren gefotten, keinen Kruͤmelzucker, und ebenfo audy die _ 


Stärke ſcharf getrokneten Setrelded; Schweigger's Journ. X. 284 ff. Cheod. 
v. Sauffure erhielt durch Uuflöfen der Stärke In verdännter Schwefelfäure eine 
Prufalltifirbare Verbindung. Fehling verdanken wir ausführliche bieher 
gehörige Unterfuchungen; Ann. der Chem. und Pharm. LV. 13 ff. vergl. S. 1348 ff. 
Aus Welzen, und ebenfo auch Cfeltmerr) aud Roggen, gewann man 
fonft durchgängig und gewinnt man noch jept in den melften Stärkfabriten, nach 
folgenden zwelerlei Verfahren die Getreides Stärke; aus Mehl hat man im 
neuerer Zeit an einigen Drten fie darzufiellen verfucht In jener Weiſe, welche bei der 


- - — — 


1488 





Bei ben hicher gehörigen, wie bei den zuvor gedachten Umbilungs 
des Amylon in Zuder, kommt es, Geitens des Zudergährungs-Ürregers 
zu (gemeinhin nicht bedeutenden) Erzengungen von Garbonfäure, 


Scheidung bed Kleberd vom Amplon für wiſſenſchaftliche Zwecke befeigt wir, 
und dad oben (SG. 1379) befchrieben wurde: 1) man läßt den SetrelteSnamn in 
kaltem Waſſer ſowelt Durchweichen (quellen), daB die Hülfe leicht vom Ser 
zwiſchen Daumen unb Zeigefinger weggeſchoben werben kann, bringt ihn bau eub 
weder in fog. Tretfäde und preßt ihn darin unter Waſſer au, oder zwoifchen Mint 
fieine, wo er dann unter Wafler germalen wird; In beiden Fällen ftelle der zerıbeilts 
Kern mit dem Waſſer milchige Flüffigtelten dar, bie, ruhlg ſtehend, fich in zu Beden 
fintended Kieber:haltiged Amylon und darüber fiehende waͤſſrige Flüſſigkeit feheiben, 
und die man dann fo lange beifammen laͤßt, bis ſich Effigfäure genug geblider kat, 
um den größeren Antheil des Klebers aufzuldfen und fo dem Amplom zu emtiches; 
2) flatt der ganyen Saamen werden die zuvor geſchrotenen (gröklicdh jermmaimen) 
in großen hölzernen Kufen mit Waſſer vermifcht, da dann Berdichtungds und As 
haftungs⸗ (Adhaͤſions⸗) Wärme genug entfieht, um fofort einen Thell des Yaalca 
in Zudergäßrung und gleidy darauf In Weingährung, hierauf aber it riesigen 
übergehen zu machen; nach Ablanf von 12—14 Tagen entfernt man die ſaure FAE 
ſigkeit, erſetzt ſie durch Waller, zapft diefed wieder ab, fobald Me Düaffe Ka Wis 
teichend geſenkt Hat, feihet fie dann durch ‚Haarfiebe (welche den größeren Theil der 
Kleie zuruͤckhalten), laͤßt das Durchgelaufene durdy Abſetzen fih in oben abgelagert 
feine Kleie (dle man wegnimmt) und In unten gelagerte Stärke fcheiten, ri 
legtere mit Wafler an, ſeihet fie durch ein Teldened Tuch, um fe den Icgten Ark te 
(reinften) Klee binwegjunehmen, fort prefiend fie noch feucht zu Badkeinite 
Then Maffen , trocknet diefe zunaͤchſt an der Luft, zerftüdelt fie dann mit deu Sie 
den, um fie vollſtaͤndiger aubtrocknen zu können, und vollzieht diefe Tepte Tirodnug 
entweder auf flaubfreien Böden (Speichern) , die mit Leinwand: Fenftern verfehem 
find und fo andauemden Zuftzug geftatten, sder zweckmaßiger in Abniider Bel 
mittelſt zuvor kuͤnſtlich erbigter Luft. In legterer Welfe getrocknet, dalt bie Exkti 
die „Verfendung über Eee” ohne Nachtheil aus, während die In nicht Fünifi er 
Higter Luft getrodinere Zumpfig wird ; wahrſcheinlich: well ein Meiner Reft von ver 
biiebenem Kleber zu Pilgfporen:Entwikelung die Bermittelung und den Kin 
ſtoff darbietet. Daß ed bei der Befolgung vorfichender Stärfe:Bereitungen niit 
nur zur Zuderbildung, fondern audy zur Erzeugung von Weingeift und Daun 
ſpaͤterhin zu jener des Effigd kommt, dad bemeiln Bauquelin?’s Hierher aehärigt. 
Berfuche; ed fand derfelde nemlich Im fauren Staͤrkwaſſer nicht nur Efksfheer 
fondern auch noch durdy Deftillation audfcyeidbaren Alkohol. Das man bie a aD 
erwähnte Schridung ded Walzenmehld In Kleber und AUnwyien auch mittel 
wäffriger Effisfäure würde bewirken kinnen (5. 1377), If nid zu bamık 
fein, und felbit gehörig gereinigter Holzefftig würde dazu vlelleicht ein Fär alle 
Mal zu befhaffen ſeyn; wenn man nemlich die vom Amylon geſchtedene kant 
Flüſſigkelt, mit Schwefelfdure verfept, deſtillirte. — Die von Iööfkifew Thellen bes 
freiete fog. Kartoffelfafer, Ift größeren Theils Eellulofe (und wur Me Diet: 
haut entyält erwad Lignin und, wie ed fcheint, audy Heine Antbelle var Bieherh, 
Die, getrodnet, zähe und harte, durchicheinende Rängengebilde darftellt, weiche, kant 
Zeit mist Waffer gefotten, zunaͤchſt fidy zu durchſchelndaren Maſſen beilen, Dan abet 
in Kleifter übergehen. Kurze Zelt antauernded Sieden oder Garkochen ver Kar 
toffeln in Waſſerdampf, hebt den Zuſammenhang der Zellen bildenden feg. Seler 
nicht auf, bringt aber dad Albumin zum Gerinuen und verbütet fo Ne Aufyurliuns 
und Ldfung ded Zellen⸗Inhalts (ter Stärke); daser bilden gefunde Karteffein, mit 
Waſſer gefotten, Feinen Kleiſter. In 107,6 Sewichtöihellen rotber Karıoffeis 
fand Einhoff: Stärke 15; fog. Fafer 7; Albumin 14; Gummi 21; Siue 


1489 | 


die, alles Uebrige glei gefeßt, um fo lebhafter vor ſich gehen, je 
mehr atmoſphäriſches O⸗Gas der Maffe beizutceten vermag. Das 
hiezu erforderliche Carbon entfammt dem Bährungs: Erreger, und ges 
langt zu der bemerkten Orybation teils unmittelbar, theils mittelbar ; 
legteren Weges: fofern es bei der Berfehung des Klebers (oder der 
feined Vertreters) gleichzeitig zur Bildung von Ammoniak kommt; 
was 3. B. bei der nach den älteren Berfahren durchgeführten Stärke 
Sabrication im nit unbeträchtlichen Maaße der Ball iſt (oben 
©. 940), da dann aber das in dem fog. Stärkwaffer befindliche 
Ammonial, ale Ammonoryd, theils an Bifigfäure, theils an 
verwandte organ. Säuren (au Milchſaäure und wahrfcheinlich auch 
an Balerianfäure — oben ©. 1084) gebunden ericheint; ob auch 
an Kleiſterfäure (die, als ſolche werer A noch Milchfäure feyn 
ſoll [?]), ſteht in Frage. 

4) Säleim- Währung; ©. 940 Aum. Kocht man 1 Gewichtstheil zus 
yor mit faltem Waſſer wohl ausgewalchener Dberhefe, oder, flatt ders 
felben 2 frifch ausgefchiedenen Weizen: Klebers (S. 1379) mit 24 reinen 
Waſſers eine Stunde hindurch, unter fletem Aufs und Umrühren, fo 
erhält man einen (angeblih Dsmazomshaltigen) Abjub, *) der durchs 


und Salze 5,1. Das, beim Kochen ver ungelchälten Kartoffeln in Waflerbampf, 

ſich famzıelnde Waſſer riecht ſehr winrig, enthält aber einen Gummi-Abnlichen 
Gtoff, ven Hutmacher mit Vortheil benügen können; von ſolchem Waſſer ger 
trennt und außerdem zuvor noch mit frifchem Waffer abgewaſchen, ges 
währen vie Kartoffeln, zwifchen hölzernen oder gußeiſernen Walzen fo heiß und 
fd ſchnell wie möglih (damit die Maffe mehlig ausfällt und nicht ſchleimig; 
was ner Ball wäre, hätte man fie zuvor erkalten laſſen) zerrieben, eingemaiſcht — 
wobei fie, weil ihnen Kleber gänzlich oder fah ganz abgeht: mit !/y bie 1ja 
geſchrotenem Getreives-Dalz verfegt werben müflen (weil fie fonft nicht in weis 
nige, fondern in faure Bährung übergeben) — vergohren und beftilliet: Branuntwein, 
deſſen Bufel weit weniger übelriechend if, als wenn man fie ſammt bem Abflebs 
wafler verwendet und fie vor dem Bienen nicht abgewaſchen hatte Gerſten⸗ 


kleber iR übrigens im Waſſer nicht gang unlöslih und in A löslicher, als 
Weizenkleber. — Die aus Weizen gewonnene Stärke führte fonft au die Bes 
nennung Kraftmehl. Die Hülfen ver BetreivesKerne fcheinen größeren Theiles 
aus Lignin (©. 1353) zu beſtehen; Gerſte läßt durch den Drefchflegel nicht 
feine Hülfe ablören; beim Weizen iR fie fehe dünn uns ebenfalls ſehr fer 
anflegenb. ’ 

=) Der für ſich die Luft beruͤhrend, feinem Gehalt an Hefen⸗Extract na, bald in 
Säulniß übergeht, dabei fich zunächſt mit einer weißen Haut bedeckend, unb dann 
aufgekocht einen Bodenſatz entlaflenn. Ob jener bittere Schleim, welcher (ſtatt 
Alkohol) entfieht, wenn -im Waſſer gelöster Zuder mit Schwefella:t und Hefe 
verſeht der Gahrung unterworfen wird, obigem Schleime ahnlich if; ob Schleim⸗ 
haltige Pflanzen⸗Theile durch Kälte Veränderungen ihrer Bilpungstheile, namentlich 
bes Schleimes ſelbſt, erleiden, ähnlich jenen, welche mehrere Kartoffeln darbieten, 
wenn fie allmählig bis etwa 50 Bis 79,5 C — 40 — 6° R gelältet werden 
und einige Zeit hindurch folcher Kälte ausgefeht bleiben ? ſteht zu verfuchen. 
Bringt man nämlich Kartoffeln von 75 Procent Waſſer⸗Gehalt ſchnell in Ums 
gebungen von — 12%,5 C = — 100 B, fo gefriexen fie balb darauf zu Reins 

91 


1490 


geſeihet ſich bald wieder träbt, und mit 1 Gewichtsthell nicht Vurdhens 
gereinigten (nicht vollſtaͤndigſt raffinirten) Rohr⸗ oder RübensHarizudlers, 





harten Körpern, während fie in bemerkter Weiſe minberer Kälte (unter 0° C) 
ausgeſett, nicht felten in folgen Maaße Gummi: uns Zucker⸗-haltig erjcheizen, 
daß ver daraus erwachfene zahe fühe Saft zu Biffen und Poren Seransbeingt 
und, die Gaut überziehen», das fog. Fleiſch gegen weitere Iunenbiltung ferüpt. 
Im erfteren Ball zeigen vie hart gefrorenen Kartoffeln angeblic zwar einen etwas 
größeren Amplons@ebalt [was auf Umwandelung eines Theiles Der Geliniefe in 
Amylon hinweifen würde; vielleidyt aber auch nur ſcheinbar ſtatihat: inden ver 
bie heftige Kälte die Hüllen ver AmplonsKörner zerreißen, weil ber ungemößelid 
Baffer:baltige Inhalt als flüffige Loſung gefrirt — nicht alle Karteffela wer 
den durch Hartfrieren ſcheinbar ober wirklich reicher an Stärke, wie an mußt 
felten wurd; gelindere Kälte nicht alle Kartoffeln eines und veffelben Gaufens au 
Bummi und Zudfer gewinnen — und fo zu ähnlicher pulvriger Ausfachung 
bes außerdem wäflrigsflüffigen Amylon gelangt, wie Kleiſter fie erleibet, mes e 
zum Gefrieren gebracht wich; ba er dann, Vogel d. &. zufolge: in yulwig 
Stärke und gefrornes Waſſer auseinanvertritt ; verbünnter Gtä ifter emtwide, 
längere Zeit bei 25° C — 20° R erhalten, viele Gasblafen uns faulen Ai 
geruch, fofern die, Stärke nicht frei war von Meblleim oder teilen Bertreierel, 
aber feinen Zuders@ehalt, der, iR er fammt Gummi beichriebenen Weges cutikauber 
(vergl. auch ©. 1219 Anm.), nicht felten geoß genug erfiheint, wm beugisiden 
Kartoffeln vorzugsweife zur Branntweinbrennerei zu verwenten. Daf viefe Gumsk 
un Zuckerbildung Folge eingetretener Gaͤhrung fey, ſteht nicht zu bezweifels; 
denn außer ten Erzeugniſſen ſelbſt ſpricht auch die Thatſache Dafür: da feide 
Ummiſchung des Amylon mit merkliche Warme⸗Entwickelung 
eintritt. Da jedes Erſtarren, alſo In dieſem Falle das Bilden son Gis, 
Umgebuungen folgen Eiſes wärmend wirft, fo iſt es vielleicht dieſe im den 
toffela theilweife entwidelte erfie Wärme, welde die Bährung, bier fewohl vie 
Amplons als die Zucker⸗Gahrung begünftigt, die hingegen dort nicht meehe wish 
fam werben kann, wo plöglich alle Waſſer⸗Autheile des ſog. Karteffeificiigel 
zum Gefrieren gebracht werben. Ob übrigens das zen Zuder begleiteube Gummi 
wirklich ebenfalls durch Gaͤhrnug hervorgegangen, ober ob es nicht wieimche zer 
ber von den Hüllen (Tegumenten) frei geworbene Teil ver AmylanıRörnden iR, 
der — indem die Hüllen in Zuder übergingen — in dem durch bie.zwmeite (vu 
bie Gabrungs⸗) Wärme wieber gefchmolzenen Gife fih Iöste? varüuber iR neh 
durch Verſuche zu entfcheiden. Berzelius fah bie durch lange ambamerıbel 
Reiben zur Zerreifung ver Koͤruer⸗Hüuͤllchen gebrachte Stärke, als ex fie im Beinen 
Autheilen in das 100sfache ihres Gewichtes Waſſer fallen Lich, durchſichtig Ne 
bende Bulvertheilcden bilden, die (durchaus nicht Heiflerartig) ſich zu Boten fest 
ten, während das Waſſer von dem Gtoffe verfelben 1/g des Stärke⸗GSewichte ge 
Id6t behielt, und darauf ber Verdampfung unterworfen nun eine Maffe zuriick, 
welde ihre vorige Löslichkeit verloren hatte und jener ähnelte, weiche durch Eins 
fieden tes Kleiflers His zur Trockne erhalten werben kaun (beide, Güflen wie 
Koörnchen⸗ Inhalt, bläuen Jod⸗Löſung). Vergrößert man hiebei die Menge dub 
kalten Waſſers, fo entzieht dieſes wen zerriſſenen Gtärkelörnden allen Inpeit ut 
hinterläßt nur die zerriffenen Hüllen, Es ſcheiden ſich dieſe Süllentheile je 
auch vom Inhalte, und zwar In Form blendend weißer (Celluloſe⸗Amylon ?) Sladien, 
wenn man Stärke, nach dem Verreiben mit kaltem MWaffer: mit febe wiriem 
Waſſer kocht; nie von dem flodigen Niederſchlag getrennte Mare Flaſſigkeit Atmeit, 
zur Trodtne abgevampft, tauſchend dem arabifchen Bummi, zumal mern fir auf 
einer Vorzellanplatte zu bünnen Blaitchen eintrockaete, uns wirt nun and auf 
Jod nicht mehr blauenb. 


| 


r 


1491 


wirkſamer noch: mit dergleichen rohem Zucker verfeht und an einen 
mindeſtens 150 bis 20° C = 12° bis 16% B warmen Ort hingefſtellt, 
nad einigen Tagen — hatte man aber die Ortswärme bis zu 30° C 
— 24° R erhöhet: ſchon nach Ablauf von 18 bis 24 Stunten — fi 
zu trüben und Plebrig und wärmer zu werben beginnt, während er 
CO2 und Hans entläßt. Zutritt von atmofphärifchher Luft und 
Gteigerung der Oriswärme, befchleunigen beine @rfcheinungen,, und 
endlich, nad) 10 bis 12 Tagen, wenn bie Bass@ntbinvung beendet, 
ähnelt die züdfländige zaͤhe Flüffigkeit, dem Anfchen nach, einer waſſer⸗ 
armen Löfang des Leinfaamen-Echleims , zieht jedoch Fäden, wie eine 
Gummi:Löfung, und entlaͤßt, mit Alkohol vermiſcht, einen ſchleimigen 
Nieberſchlag, der, mit kaltem Waſſer von Heinen Reflen (Epuren) uns 
veränderten Zuders und Hefenabſude befreiet, dann in wärmerem Waſſer 
gelöst, durchgefeihet und im Waſſerbade abgevampft, Hatbburchfichtige, 
gelbliche Blaͤttchen binterläßt, welche, in Wafler gelöst, eine nicht füß, 
fondern fade ſchmeckende, zaͤhflüſſig⸗klebrige Flüſſigkeis bildet, 
Die, mit Mzotfäure verfeht und erhigt, Feine Schleimſäͤure, fondern nur 
Dralfänre gewährt, und die, war ber ganze jenem Abfude beigegebene 
Zuckergehalt in folgen Schleim verwandelt worden, eine Gewichts⸗ 
zunahme des erfieren von 2 bis 3 Brocent nachweifen läßt (100 Zucker 
geben gemeinhin 102.75 Schleim. *) Es if daher nur der Inder, 
ver hiebei foldde Umwandelung in Schleim erleidet, und es iſt nur der 
SäHrungs: Erreger (der in dem Abſude gelöste, dem Waller durch das 
Sieden an ber Luft zugänglich geworbene Hefens oder Kleber⸗Antheil), 
den jene Safe entſtammen. Hatte man ſich hiebei des Hefe⸗Abſudes 
bedient (der, in der Guerike'ſchen Leere abgerampft, Extract hinterläße), 
fo ſcheint ch anfänglicy (bald vorübergehende) weinige Bährung eins 
zufiellen ; man erhält dann etwas weniger Schleim, und während deſſen 
Bildurg mehr COꝛↄ⸗Gas, ale wenn man Kleber: Abfub gewählt 
Battle. Defoffes erhielt, in verfchiedenen hieher gehörigen Berfuchen, 
im erfieren Falle gegen 100 Maaftheile COg®as nur 64 H-Gas; 
im letzteren aber, durchſchnittlich, gegen 100 H:@as nur etwas über 
90 (W.10416..) OOↄ⸗Gas. — Aehnliche Ummiſchungen erleibet'nicht 
felten aunoch unvergohrner Tranbenzuder junger, annoch Befeshaltiger 
Beine; man nennt folche ſcheinbare Verderbniß das Zähe oder Langs 
Serden der Weine (weßhalb man foldem Wein etwas Alaun zus 
fegt, um dadurch die Hefe niederzufchlagen; vergl. S. 940), und heilt 
fie dadurch auf, daß man fie entweber kurze Zeit hindurch heftig ſchut⸗ 
telt, da dann ber zähe Schleim ſich zertheilt und alfo getheilt in ber 
leichteren Ftüffigkeit zu Boden finkt, oder mit wenig kaltem Waſſer 





©) Mötrenfaft wure durch Sieden mit friſch ausgrglägeter Thlerkohle entfärht, zus 
glei aber auch thellwelfe entzudett, indem ſich ein Tell des Iuders in Gummi 
umbilete; Trommanozff’d Ionen. M. R. IX. 2. ©. 59 fi. 


94% 


⸗ 


> 


149% 





vermiſcht (auf 1 Ohm etwa 16 Unzen), was den Schleim Bet md 
von anhängendem Weinfteln befreiet, deſſen Anhaftung den Iufammens 
bang des Echleims vermehrte. In wiefern ſolcher Wein⸗ Schleim zw 
gleich Elementarorganismen enthält? fteht noch zu ermitteln; beügler 
(hen: in wie weit jener Schleim dem obigen gleicgfomnit, welches des 
Abwaſchwaſſer der Stärke, ber Gerberlohe ıc. barbietet. *) 

5) Quellſchleim⸗Gaͤhrung; ©. 1350 und 1352. Verſchiedene grüne 
Bflanzenfäfte, ins Befondere der des Sedum Telephium und bdes 
Cactus Opuntia L. änderten, mit O⸗Gas abgefperrt, in Th. 9. Sarf 
fure's Berfuchen, ben Raumumfang des Gaſes nicht, verwaubelus 
Ach aber in eine federharte Gallerte. *%) Daß Schelei m⸗ Bildung ver 
Faͤulniß vorangehe, ſucht ſchon v. Arnim darzuthun; Gilbert's 
Ann. VIL 259. , 

6) Mannit- (und Mildfäures) Gaͤhrung; ©, 912, 32, Bf. 
940 (Anm.), 1094, 1318, 1357. 1364. Wird { Ruufelrübeapde 
— in 10 Wafler gelöst und mit etwas Dberhefe verfept — Amir 
mungen unterworfen, welche über 50° C = 40° R hinausgehen, ſe 
erfolgt Feine weinige Gaͤhrung, fontern unter Zerfegung ber Heie m 
COz: und H:&as, Ummiſchung des Zuders theils zu Manuit, theiß 
zu Qummishaltiger Milchſäure. 

T) Milchſäure⸗, Blucinfänres, Apoglucinfänres unb Bett 
ſäuren-Gährung; ©, 1071 ff. Anm., 1073, 1085. 1095. Lip mu 
ſtark verbünnten Kleiſter (gewällertes Anıylon) längere Zeit ana 
mit Käfe oder mit Thiermembran, oder vielmehr: mit thierlichen de 
pflanzlichen Mzotiden in Berührung, fo erfolgt, mit (deren) begismenber 
Fäulniß: Ummifchung des Amylon zunächk in Glyfofe, daus aber — 
während ein Theil der alfo entflandenen Blykofe in weinige Gäheung 
übergeht und daher in CO, und AeOHO ummifchend zerfeht wird — 
in Mildhfäure (5. 1094), und zum Theil au in Glucin⸗ m 
Apogluciu⸗Säure, fo wie in nicht minder kleine Antheile verſchi⸗ 
dener Fettſäutren, zumal in Butyrin⸗Sänure. — Pelonze mb 
Belis ſahen in Waſſer gelösten Zucker durch fanlenvden Käfe in 
ButyrinsGäure übergehen (der faule Käfe enthält jedech fh 
ſchon diefe Säure, ©. 1400); zugleich entwidelte ſich A⸗Gas (me U 
frei wird, tritt atm. O nicht hinzu), 


*) Desfoffes fanb, daß andauerndes Kochen ver Oberhefe mit Saſſer, Sei Eu 
berüßrung, fie mehr und mehr mindert, daß aber aud Lange aubaltenn ausgefnikt 
Sefe: Zuderlöfung noch, wiewohl fehr langſam, in weinige Bährung verieht. 

**) Des genannten Sedum (in münden Gegenden: Bette Henne uber Deunchei | 
genannt, veffen Wurzel Roſenduft entwidelt) Zaun man fi, glei den ne 
gen heimifhen Mauerpfeffer-Arten, und darunter beſonders Yes ae | 
wild wadıfenden Sedum acre L., zum Bteinigen fettiger Serüthe aller Ft 

C(FAächengeſchirr, Flaſchen, Trinkgläfer, Spiegel x.) ohne Zufag vom die oder 
kauge und ohne warmes Waffer beizugeben, leriglich unter Beitülfe kalten Daft 

ienen. 


1493 





B) Dechſelzerſezungs⸗Gährungen, b. 5. BAbrungen, in welchen ber 
Erreger nicht nur erregend (die Anzichung zum Oxygen durch 4 Es 
Erregung erhößend und Ummifchungen vermittelnd) wirkt, fondern zus 
gleich auch mit dem erregbaren (gährbaren) Stoff in Wechfelgerfehung 
geräth, und fo Erzeugniſſe hervorgehen macht, in benen von beiden 
ſich berühtenden Gtoffen (dem gährbaren und dem Erreger) einzelne 
Grundfioffe zur Verbindung gelangt find, *) 

Amyl⸗ und Denanth⸗Gährungen; ©, 876 fi. und STB. Bei⸗ 
berlei Erzenugnifle, das Amyl wie Das Denanth, werden in ihrem 
Entfichen, wie in denen von ihnen zu fchlagenden O⸗, HOs ıc. Bers 
bindungen, begünftigt durch organiſche Ehuren; wahrfcheintich weil 
diefe, zumal die A, die Einwirkung des Klebers, wie der daraus hers 
vorgebenden Hefe, beförbern ; außerdem auch : infofern bie Saͤuren auf 
werdenden Weingeiſt Bafesfurdernd (S. 1334) wirken unb fo AcQıs 
Entwicelung vermitteln. »s) Das Amyl oder Amil (a. a. O. und 
1090 Anm.) bilvet fiy bei Anwärnungen, welche die Beingährungss 
Wärme beträchtlich übertreffen, fowohl aus Azotiden und Traubenzuder 
als aus bergleihen und Echleimzuder (z. B. ans der Melafle des 
©. 1362 u. 1365 gedachten Rübenzuders, die ale ſolche Rets noch dem flüfs 
ſigen Kleber verwandte azotibifche @ebilde enthält), wenn dieſe Zucker mit 
Waſſer und Hefe oder Hefe Vertretern jenen Anwärmungen unters 
worfen werben; zugleich esfolgen Erzeugungen von Garbonfäure und 
Waſſer, zum Theil, auch von Ammoniaf und Feitſaͤuren, oder deren 
Vertretern; 2 Verhältniß⸗Gewichte Zuder = C12 H12 012 reihen 
hin, um 1 Amyl — neueren Beſtimmungen zufolge nicht = C10 H10 


1 


u 


*) Alſo Gatzrungen, in welchen jedes der in Gegenbethätigung begeiffenen, Slieber 
zugleih Bährungs: Erreger und gährbarer Etoff If. 

“) Den Denantpäther erhält man aus Weinhefe oder Weintrebern (Weintreſtern) 
bei deren Defillation mit Wafler, erſt gegen das Une verfelben — und ebenfo 
auch das Amylhydrat (Kartoffelfufel) und das an verfhienene Kettfäus 
zen gebundene Amyloxyd (Ampiätter), d. 1. den Korn ober Roggen: Bufel 
(©. 1092) — weil viefe Bufel fämmtli einen höheren Warmegrad heiſchen, 
als ver Weingeiſt, wenn fie verflüchtigt werten follen. Daher erhält man glei 
von vorn herein ven Branntwein: Eufel=frei, wenn, man unter verminbertem 
'Zuftbrud unb bantit: bei betraͤchtlich erniederten duhlwärmen deſtillirt; gießt man 
etwas Fuſel⸗haltigen Branntwein in ein Glas mit warmem Waſſer, fo verbreitet 
er Fuſel⸗Geruch. Bewirkt man übrigens die Untfufelung eines Branntweins das 
wc, daß man ihn zwar bak. ungemindertem Luftorud, aber über Kalihydrat aber 
Kallcaxbonat veftilliet, fo feht, Goͤbel zufolge, das dann rüdfänvige KallsGalz 
in ven Stand, zu erkennen: welde Art von Branntwein (5. B. ob angeblid 
zeinen Weinhefe⸗, over Rongen- oder Kartoffel-Branntwein ze.) man beftillirt Hatte; 
weil Zuſatz von einer flärleren Säure (3. B. Schwefelſäure, beſſer Bbosphoriäure) 
den Fuſel entbindet und ihn daher auch wahrnehmbar, 3. B. siehbar macht. 
In neuerer Zeit wird verhältlich wenig Branntwein aus Roggen, ver meiſte da⸗ 
gegen aus Kartoffeln gebrannt; weil biefer verbältlich weniger Loflet und daher 
mehr einträgt (abwirft), als der Kornbrauntwein; ſ. m. % 


1494 | 
(even &. BR6 ff.), fondern = C10 Hi — und ebenfe anf: um 1 
Berhältuiß: Bewiht Amyläther (und mithin auch: um 1 Amupls 
Alfohol = C10 H12 0 + HO) zufammenichen zu laſſen, wm fept 
man flatt deflen voraus, daß hiebei 10 Verhaltniß⸗Gewichte Suder im 
Wechſelwirkung ihrer Grundſtoffe mit jenen der Hefe gerathen, fo wärs 
den dieſe 108.8. = C60 H60 060 hinreichen, nit nur um 3 B. G. 
Denanthfäure, und mithin au — auf Koſten vorhandenen WBeingrift, 
— nach Act der Bildung des lecanorfauren Wetbylery»s; eben 
©. 1137 — um 3 Denanthfäure-Netber (6. 850 ur 1082), 
fondern zugleih au: um 1 AmylsHydrat = C1O All + BO 
entfichen zu machen, wenn ein Stoff vorläge, ber auf ben Zucker 
hinreichend deſoxydirend wirkte Diefer Stoff iR gegeben in ber 
Hefe, oder in deren Vertretern, die mit ihrem CrGchalt, fammt dem 
von fenen Weinfufel- und Kartoffelfufel Erzeugungeu verbleibemen C 
und H, mehrere Berhältuiß-Bewichte CO, und HO und cebenfo an 
ABH4O ıc., fammt Fettfäuren, oder fammt Balerienfänre (E.87 
Ann.) zu erzeugen vermögen. *#) — Daß ver in Serfebung begriffen 





©) Balazb zufolge entsätt das Fuſeloͤl aus MeinhefensBranntwein Hmuyl-Wiätel 

uns bivet Ami (Amy}) = C10 Hit na&bensunte Berbinnungen: 

1) AmylsAetber = Ami O 

2) — Sulphür =-Aml IS 

83) — Hydrofulphiv = Aml HS? 

4) — Kyanir = Aml Ky . 

5) Zantkamplfanres Kali — KO + 2082 + Ami O 

6) Amyloxalf. Kalt = Ca0O + 2C203 + ?BO + Ami O 

7) Amylozxalf. Silberoxy)d = AgO 202 03 + Ami O 

8) Amylweinſ. Gilberosyp = AgN + C8 Ha 010 + Am1 O 

9) Amyloxaläther = Ami O + C2 03 

10) Osyamylan = Ami Q -+ C4 05 Aꝝ H?2 

41) AmylsBalerianätber = Aml O + C10H9 O8 

12) AUmpylrAgotihtiäureätger = Ami O + AO3 

13) Amylen — C10 H10 (vergl. S. 877 Aum.) 

14) Metamylen = C40 H40. 
Das Dampf Bolum von 1,2 und 9 ik = 2 Bol., jenes von 9, 4,14, 1%, 
13 und 18 = 4 Bol — Löwig zufolge IR bad Volum der gafigen C + Er 
Verbindungen, mag bie Anzahl ihrer Giementarsätome no fo grsß fcye, fe 
einander glei, und ebenfo auch jene ſaͤmmtlicher gafigen Dryse folder Bah 
dungen: 4 Atom Amylen, erachtbar als entſtanden aus 30 Mel. (aimiit 
Ci0 B10 = 80 ®ol.) iR = 2 Bol.; 1 Benzin = CE Hs = 12 Bi 
geben 2 Bol.; ebenſo giebt C4H5O G. i. AeO) chenfalls 2 Bet.; Dehgicktes 
Yeeton = CIHSO, A = C4H3S 03; we fig Dre ven C + Bo 
binbungen, ober deren einzelne oryeirte Elemente mit C - Hi-Dxrgben gufamnın 
treten, ift das fog. (Gisments) Atom ſtets == 4 Bol. 3. B. Ac0 + HO &, 
nad Grundſtoff⸗ Volum. fummirt, — 18 Bol., giebt aber nur «Mel; Ae0 A 
iſt = 28 Bol, gewäbrt jedoch wur 4 Bol., und ebenfo verhalten AG and jem 
Berbindungen, in welchen ſich O durch Ch’ vertreten findet; z. B. Ghiccitigl 
er Aetbylchlorur = CA H5 Ch, was zufammen 16 Bol. betraͤgt, giebt aber 
nur 4 Bol. Vergl. biemit Shröder’s Hicher gehörige Bekimmunge-Örgebuife, 
fo wie jene Ropp’s; ©. 775 u. 891 fl. 


1485 


Kleber weientlih Theil habe au ber Bildung der Fuſeldle, folgerte 
der Berf. dieſes Hobs bereits im Anfange des laufenden Jahrhunderts 
(Trommedorff’s Journ. XIE 1. S. 195). Späterhin gelangte Körte 
zu einer verwandten Bolgerung, indem er vermuthete: daß Bufelbildung 
eintrete, wenn werbenver Weingeiſt mit Meblleim in Wechſelwirkang 
gerathe; Berlinifges Jahrb. f. d. Bharmarie XIX. 241. Berbindert 
wir» die Erzeugung des Gerſten⸗Fuſele durch den Hopfen, oder 
vielmehr durch deſſen Aetheroͤl (S. 1340 u. 1344 ff.), das hiebei wahr⸗ 
ſcheinlich hauptſaͤchlich gemäß feines Schwefel⸗Gehaltes (S. 1345) 
wirft. Denn, während zur Brauntwweinbrennerei verwendetes Malz 
Bufel hervorgehen macht, bewirkt es, auf Bierbranerei angewantt, 
nichts vergleichen. Ebenſo erfheint Aepfelwein frei von Bufel 
(6. 1341); zumal, wenn man demfelben fog. Schlehen, b. h. die 
Früchte des Prunus spinosa L., beizufügen nicht unterläßt. *) 

2) Beiudufts Bährung. Außer dem Denantbfäure-Wether (S. 880) 
ber ven Weinen ven eigentlichen Weingeruch ertheilt, entwickeln jene 
Weine, welche (zumal: ſehr gealtert) ſaner gegenwirken, eigenthämlichen 
Wohlgeruch, der, dur) Blume ober Bouquet des Weines bezeichs 
met, zwar nach dem Boden und hauptfächlich nach der Lage deſſelben 
(auf Beldjem die Neben gewachſen) fich in ſolchem Maaße von einander 
abweichend zeigt, daß man ans ber Gigenthümlichkeit folchen Duftes 
anf die Degen» fchließen kann, in welcher die zugehörigen Weinbeeren 
gereift (oder gezeitigt), allein, abgefehen von folder einzelortigen 
Gigenthämlichkeit, bieten fie jedoch noch in dieſer Hinficht etwas allen 

Vergleichen Weinen (3. DB. allen eigentlichen Rheinweinen; desgleichen 
auch einigen Rheinpfälziſchen Weinen) Gemeinfanes bar, was der 
Befonderheit ihres Binzelnbuftes zum Brumde liegt, ohne Denanthäthers 
Duft zu fern, Dieſes Gemeinſame ift muthmaaßlich Erfolg der Wechiels 
zerſehung zwifchen werdender Hefe (in Ummiſchung begriffenem Kleber 
und Albumin) und WBeinfäureshaltigem Pectin (oder dergleichen Eäures 
haltiger Bertinfänre 7), während bie Befondernkeit folgen Duftes von 





%) Die Schhlehe n befärbern, dem Aepfelfafte zugefeht, in demſelben bie Zuclerbildung, 
wahrfheintih: indem fie Beetin, vielleicht auch fein zertheilte Gellulofe, und 
war Gaft umreifer Aepfel beigemiſcht, auch Amylon vefielben in Zudergäprung 
übergeben maden. 6 gewinnt vaher der Aepfelwein dur ſolchen Zuſat vicht 
au Herbe ober GerhfänrerBufammenziehungs:Bermögen, ſondern an Eüfe und 
Fäsigleit: Weingeiſt gu bilden. Man fügt bie auf ner Aepfelmühle zermalenen 
(vor ihren Kernen orer fog. Steinen zuvor nit befreieten) Schlehen dem ſchon 
ins Safe gäbrenden Aepfelwein entweber im friſchen Zuſtande bei, ba man kann 
(amf ein Ohm ober 2 bayerifche Cimer Aepfelfaft ein Simmer oder Simri Schleben) 
einen ungemein angenehmen rot hen Hepfelwein erhält, ober man hörst zuvor 
pie bereits zermalenen Früuchte im Barofen uns giebt fie fo dem gährensen Gafte 
bei. Im leyteren Ball wird ber Bein noch geiftreicher, als im erfleren, au 
gewinnt vaburch feine Farbe an Höhe (bei großem BZuſat an: Schillerung) und 
jebenfalls ungemein am Sleblichteit. ' 





1496 


Aetheroͤlen ober Blütenpuft vertreten wirb, bie ſchon in bex reifen 
Weinbeeren zugegen And, aber größtenibeils erſt durch deren Bährung 
entbunden und au ben entſtehenden Weingeiſt übertragen werden; im 
ähnlicher Weile, wie die, nad der Befruchtung gefammelten einbik- 
then, in leinene Gädlein eingeſchloſſen und mit biefen in: ber Weiz 
gäbrung unterworfenem Weinbeeren⸗Moſt oder Obſt⸗Moſt (und ebrafs 
auch: in weingährendem, gelöstem Krümelzucker *]) gehängt, ihres, 
dem Hepfelblütgenduft ähnlichen Wohlgeruch der gährenven Ftüfägfet 
mittheilen. Dos Semeinfame biefes Duftes, gleickfam deſſen Grund 
lage, ſuchen Weinhänbler in ähnlicher Weiſe gährenden Moſt mitze- 
‚teilen, indem fie Weinraute (Ruta graveolens 4.) und Galbei 
(Salvia offc. Z.), oder auch dergleichen fammt Meliffe (Melle 
offic. L.) ıc. Hineinhängen; indeflen fällt ſolcher Weife erzeugte Biume 
(des Weins) ſtets mehr oder weniger in ſolchem Grabe eigentgämiid 
aus, daß man, wie überhaupt bei Anwendung: nicht ber Weirrebe 
entkamuenber Duftmittel ‚ gemäß ihrer Riechbarkeit auf biefelbe zu 
ſchließen in Stande if. **) — Je fpäter übrigens bie zuvor bezeich⸗ 
neten Weinbeeren zeifen, um fo größer fallt ihr Duftgehalt ans. 

3) Fermentols Währung; ©. 1082, 1335 u. 1348. Chemals lieh 
Kräuter, über welche man Waſſer abdeftilliren wollte, nicht felten zuser 
mit Wafler begofien fo lange ficken, bie die in vergleichen Ytuifigfeiten 
entflandene gemifchte Gaͤhrung nahe bis zur fanren fortgefchritten wer, 
und beſonders ließ man folche Bährung ber Deftillation voraugehen, 
bei. Sewächfen, welche friſch wenig oder gar Feinen Duft entwidelie. 
Gewohnt, die argnellide Wirkſamkeit ‘der fog. deſtillirten WBäher der 

Apotheken, nur von in denfelben vorhandenen Aetherölen abzuleikn, 
verwarf man fpäterhin jenes Berfahren nicht nur bei an ſich willig 
(oder fo) geruchlofen Pflanzen, fondern auch bei den riechbaren, zab, 
da man non ber Bährung für Aetheroͤle ſolcher Wäfler aur Nachcheile 
(und, wie nun die Bermentol-Erzengung dargethan hat, mit Brust) 
durch entſtehende Bährungserzeugnifle weſentliche Nbänberungen befürd- 
tete, fo Fam bie ganze Deftillationss Vorbereitung außer Wuwendung, 
und gerieth damit in DVergeflenheit, bie U. W. Büchner d. & kur 
feine Entbeckung des Taufenpgülbenkrants GermentoT wien 
daran erinnerte. Gpäterbin flellte man aus mehreren amberen @o 
wächlen dergleichen Braeugnifle dar, und wiewohl fie, unter fi wr 
glichen, zum Theil ſehr merklich von einander abweichen — zumal 
binfichtlich des jedem berfelben zufommenben Bigengeruche, ber bei allen 


% Defgleigen: Maittimden (Conrvallaria majalis L.), ober RefebasBlüthen x.x 
in gleicher Weiſe behandelt. 

*) In naflen Jahren erfcheint nicht. nur ber Säfrungterueg er in MBeinberren, (subaz 
auch der Duft in Weinblüthen wie in Veerren, letzterer gewöhnlich bis zum Ber⸗ 
fgwinsen, vermindert; Weizen a dans werklich —— Kleber⸗Dehalt. 


18 





mehr oder weniger eindringend, bei mandien aber far unerträglich 
widrig, bei anderen, ins Befondere bei großer Verbreitung (und mithin 
berfelben entforechenden DampfsBerdünnung) nicht nur erträglich, fons 
dern fogar angenehm iR — fo flimmen doc alle darin überein, daß 
fie, aus von Oxydationen begleiteten Wechlelzerfegungen ber löslichen 
Bilvungstheile der ie gewährenden Pflanzen *) hervorgegangen , in 
Abſicht auf Fließlichkeit, Flüchtigkeit und Butzünblichleit den wenigſt 
dichten Aetheroͤlen nicht nur mehr oder weniger nabe fommen, fondern 
in erſteren Hinfichten fie übertreffen; ferner daß fie, gleich jenen, dem Aether, 
Altohol und Bettölen leicht (dem Wafler zum Theil weniger leicht) zus 
gaͤnglich ſiad und daß ſich mehrere derfelben mit Kreoſot miſchen laſſen, 
Jod auflöfen, Jod⸗Amylon entfärben, *%) die grüne Löſung des man⸗ 
ganſauren Kali braͤnnen, das in Säuren aufgeläste Silberoxyd (ins 
Befondere das azotſaure, fo wie das effigfaure) desorybiren und das 
Eilber daraus metallifch berfiellen, Lakmus vorübergehend röthen, hierin 
ber COz, fo wie der Dalerianjäure und ähnlichen Rüctigen Saͤuren 
Candy der durch Waflerdämpfe_von Lakmuspapier bis zur Bläuung 
beffelben verflüchtigungsfähigen A) ähnlich, mit Alkalien ſich zu Seifen⸗ 
artigen (mithin den Löslichen fetiſauren Salzen fi anreihenden) Ges 
milden verbinden, waſſerarme Schwefelſaͤure unter geringer Erwärmung, 
ſtarker Geruchöverbreitung und Bränuung verdicken, durch. Zufab von 
Mafler jedoch wiederum (anfcheinend unverändert) geſchieden werben 





*), Als B. zerſchnittenet friſche Tauſendgüldenkraut (Erythraea Centau- 


es; 


rium, ſonſt Chironia Centaur. uns ehebem Gentiana Centaur. L. ge 
Kunnt, pharmaceutifh durch Herba Centaurli minor. bezeichnet) mit Waſſer 
begoſſen hatte 12 Stunden lang ſtehen laſſen, entwidelte es ſchon einen eigens 
shümtlichen (an neu Geruch des bei der GxtractsBereitung aus vieſem Kraute fi 
entwidelnden Dampfes erinnernden) Gigengeruch, ber nach 48 bis 60 Stunden 
fehr verlärkt hervortrat, darauf aber wieder abnahm. Als B. kann Waſſer der 
Art, welches 48 Stunden über vergleichen Krant geftanden, der Deftillation unters 
warf, erhielt er ein trübes Defiillat, yon dem ducch: wiererholte DeRillation Iıa 
zunädR uuigefangen, bie Gonberung ber ätherölförmigen Fermentol⸗Flüſſigkeit 
zufich. Gpäter hat man ähnliche Blüffigkeiten, gleichen Weges, aus mehreren Ges 
wäden (3. B. ans Gichenblättern, Weinblättern sc. sc.) vargeſtellt, von denen 
ih munde burch @igengernd beſonders auszeichnen; z. B. Das ver Brennneflel 
en urens und U. doica L.), das, ſcharf und betäubent, an Stechapfel 
Datura Sıramonium L..) erinnert. 

Uns 400 A feilgen Blättern von Salıx pentandra erbielt Bley beiläufig 
41 Quentchen Weivenbiattishermentol, deſſen Farbe der des Aetheroͤls von 
Cassin cinnamomen glich und nat, auf dem Waſſer ſchouimmend, durch feinen 
Geruch einigermaafen: au jenen des Biberacil (Castoreum), hauptſaͤchlich aber 
an den ſtarker Maflen von Weidenlaub erinnerte (ber felbf aber ſehr wahrs 
ſcheinlich auf nur eintritt: weil fich in ſolchem fuifchen Laube bereits Fermens 
zolein — f. w u — gebilnet hat, Das Verbinden veſſelben mit Jod hatte 
Beine Vervuffung zur Bolge; wie ſolche anter gleichen Beringungen 5. B. Ters 
pentin⸗, Gehro-, Lavendel⸗ Bergamotts una Bomeranzenblüäten:Del (Ol. Neroli) 
gewähren; m. Grumti. L 706. ' 





uud, mit dergleichen Azotſäure zum Theil, den Wetberölen holich wer 
harzen. *) Sie fin meiſtens bräunlich oder gelblich gefärbt, laffen #4 
jedoch durch Deftillation über Thierkohle mehr oder weniger emtfärhen, 
und werben wahrfcheintich auch in allen jenen Faͤllen erzeugt, tm wes 
chen mit Maſſer gefeuchtete Pflanzentheile, z. B. fendtes Gen, ber 
eigentlichen Faͤnlniß vorangehende Oxydationen erieiden unb Berbi- 
tungen bed atmofphärifehen Orygen beivirfen, tweldge, mit jemen vereizt, 
die Fahlmärme derfelben,, fo wie des O⸗GSaſes in folgen Nacße Hei 
gern, daß dergleichen Aufhäufungen in Flammen ausbrechen. 86) 

4) Sermentoleid- oder Aetheroͤl⸗Gährungen. a) Als Leyaye ge 
trockrete Pflanzentheile mit Taltem Waſſer 24 Stunden hirdurch ein 
geweiht hatte und darauf der Deſtillation unteriwarf, erhielt er Atferiie 
Dele; erkaltetete Meerrettig⸗Abkochung (dehgleichen: Aufguß von Lil 
Iraut ober von Krefle) mit etwas Seufſaamen⸗Milch (Emulſien) wer 
ſetzt, entwickelt fofort ſtarken (Senföl⸗) Gernch, und betillirt go 

wahrten diefe Fluͤſſigkeiten Metherölsreiche und daher milchige Deftileck, 
während dieſelben Kränter, ohne zuvor vom Waſſer darchweicht cw 
mit gebachter Emulſion verfeßt worden zu feyn, der Deflillatien mi 
Weingeiſt unterworfen, nur diefen, aber feine ätheräligen Begleitung 
entließen. Wohl aber bot der hievon verbliebene Rückſtaud no etwas 
Hetheröl dar, als man ihn mit SenfsEmulfion und Waſſer verkst, 
aufs Nene der Deftilation nnterwarf. Der Genffaamen Fonnte dabei 
duch die Saamen verfchiedener, zur Famille der Kreuzblümler (Crud- 
feren) gehöriger Bilanzen vertreten werben; wahrſcheinlich wurden 
bie Saamen aller dergleichen Gewächſe Achnliches bewirkt Haben; jen 
anderer Bamılien wirften nichts ber Art. Zuſatz von Säuren, ne 
Ratt derſelben: von Alkalien oder Erzmeiallſalzen verhinderten felche 
Metgeröls Erzengungen. Diefe ſelbſt find übrigens, deu Ginger 
heiten diefer Borgänge nach, bereits erläutert; S. 13A1 ff. =. 1300 
Anm. Ihnen fchließen ſich an b) die Bittermandeldls Gährmg; 
©. 083 Anm., und diefen zum Theil jene 2Bechfelzeriehungs-Srrag 
niffe, weldhe aus den Salicin md verwandten Bildungsihelle cab 
wietelungsfähig erſcheinen; &. 1040 ff. 

5) Flechtenfarb⸗ Bährungen; S. 979 Anm. u. 1131 ff. 





*) Das Tanfenpgülpentrautsfermentol wirkt nicht war anf Gerade mt 
Geſchmade⸗Nerven augenblittig burdbrinhenn reizend, ſondern feheint au isst 
HK genommen In ätnlicher Weile Ach ansgegeigmet zu beibätigen, chae babe 
giftige Wirkungen im Gefolge zu haben. Es ſoll In. jener Hinſtöst ven Ute 
übertreffen und fi) gewiffermanßen vem Ammoriak nähern, jebe otzue ve 
Aetgalkalitaͤt zu tbeilen. 

©) con ver eigenthümliche Geruch, ben vergleichen zur Gelbfientzänkeng getungie 
Pflanzentheile entwideln, bevor fie in Flammen ansbrechen, oder auch zer a> 
glüben, welfet auf WermentolsBllvungen Yin. Ueberhaupt aber geben ſelchen 
Gutzändungen Veränderungen ber Pflanzen voran, vie an Pioberung geinges 
und inſofern den Serfchungss@ährungen unterzuordnen Aub. 


1008 


©) Berfehungs« Gahruagen. Sie unlerſcheiden Ad von den Bechfels 
zeriepunge-Bähenunen hauptſächlich dadurch, daß die auch bei ihnen, 
wie bei jenem flnttfindenden Zerſetzungen beiter Theile, ‚des gährbaren 
Stoffes und des Bührunges-rregers, neu erzengend: nicht is einander 
übergreifen, fondern dergeſtalt gefonbert vor ſich gehen, daS die Erzeug⸗ 
niffe der Berfepumgen des gährbaren Steſſes, nur Grundſtoffe dieſes 
Gtofles und ebenſo jene des Srregers nur Blementarfoffe befielben zu 
Beſtandiheilen schalten; wenn gleich auch von dem einen, wie von bem 
anderen Theile: dritte fremde Grunpfleffe (4. B. Oxygen ber tm. Luft) 
im eines oder das andere Örgengniß des eiien oder des anderen Theiles 
mit hineingezagen und deſſen legten Beſtandtheilen beigefellet werben. 

1) Beinige oder geifkige Gahrung (ober Wein Bährung) ; oben ©. 1148, 
1312 Aum., 1335, 1359 u. 1495. Sie zerfällt nach den Steffen, welche 
ihr unterworfen werben, in dreierlei Hauptarten? in eigentliche eins, 
Bier: und Milchfügs Bährung. 

a) Weingährung. Aller ungelünſtelt entflandener Eüßfaft ver Bilanzen, 
deßgleichen aller ſchon fertige, im Wafler gelöste Kramelzucker iſt diefer 
Böprung fätig un umerlieat derfeiben in Folge jener (fee wahrs 
ſcheinlich elelirobipolaren) Erxaguna, welche werdende Weinhefe, 
ober Rast derſelben ſchen beſtehende Bier⸗;Oberhefe *) auf ihn aus⸗ 
Abt, zumal wenn Weinſtein (©. 1436 u. 1312) oder ein ähnlich zifammen⸗ 
gefoßter (eine angantfcge, mit KO ein fog. faures Salz bildende Eäure 
zum näheren Mitheſtandtheil habender) Bertreter ſolchen Gaͤhrungs⸗ 
Erreger begleitet. Die Erſcheinungen, welche das Cintreten und ben 
Bexiauf dieſer Bähraug kenntlich machen, find die ber erſteren ober 
Braufes®ährung und ber fpäteren Nach⸗ oder Gtill-@ährung 
und werden am vollfonmmenflen merkbar am frifch gewonnenen Wein 
beexenfaft (MIR), weniger deutlich an einem Gemiſch z. B. aus 1 Gewichts⸗ 
theil Krũmel zucker +8 Waſſer (oder 1 Hartzuder + 0,015 tis 0,02 ges 
pulverten Weinflein und 10 Wafler) + 0,025 friſcher, kurz pwor mit 
etwas kalten Waſſer abgewaſchener und zwiſchen Fließpapier getrock⸗ 
neter Bier⸗Oberhefe, oder mit ebenſoviel Weinhefe. Waren die Nengen 
dieſes Gemiſches oder des Roſtes nicht zu geringe (b. h. betrugen fe 
wenigſtens 10 bie 15 &), die anfängliche Fühlwärme 2205 0 18° B 
uud die Berührung der Luft: nicht wenigüens einige Minnien hindurch 
geſtanet, ſo erfolgt binnen Kurzem Trübung (3. B. des Haren Moſtes, 
oder Bermehrung jener des fünftfichen Gemiſchese), die nach und nah 





4) Sotis feigerte auß feinen Berfucher (aus venfehten, melden gemäß er vermns 
tete: daß Die weinige Gaͤtzrung nes Moſtes, wie des gelösten Zuders, in einer 
innertichen Bewegung des letzteren befiehe, weldye won her Hefe oder verek As 
Halligen Bertretuen ansgehe; Ann. de Chim. et de Phys. XXX. Sept. 
p- 42 eto.), daß Hefe, nur foweit fie Hülfig fey, die Zuckerzerſehuag Bewirke, 
Daß kingegen ihre Rarcen Theile mit dem atmofpb. O⸗Gas COgBas bilden, 
Dee flüge Teil ſey ein in Fanlniß⸗ begriffenes Stoff; vergl, oben S. 1476, 


1500 


zur Bildung von Flocken führt, während zuglei die Wärme ber 
Flüffigkeit zunimmt und fortan ſich ſteigert (nach Maafgabe ber 
Kättung oder Warmbelaffung Seitens der Umgebung des 3. B. gläfer- 
nen Gahrgefäſſes) nicht felten bie gegen 35° C = 28° R umb darüber, 
und die fihon befiehenden, wie die werdenden Flocken, von Lufte (CO 
Gas) Bläschen getragen und verlafien, abweihfelun fig ſenken unb 
wiederum aufleigen ;; Bewegungen, welche von kniſterndem Geräufge 
und Göbel zufolge: auch von (Schweigger's Dermutkung gemäß 
elektriſchem Funken⸗) Leuchten begleitet werden, DBegleitungen, von benen 
die erſtere leniglich durdy jenes Zerreißen der tuopfbaren Oberädße er⸗ 
folgen dürfte, weldyes bie entweichenden Gasbläcchen bewirken, währe 
da6 Leuchten in den von G. beobachteten Falle muthmaaßlich var 
leuchtende Clementarorganismen verurfacht wurde; vergl. ©. 1410 F. 
Leitet man hiebei das ſich entbindende Gas fo ab, daß weder es ſelbß 
zurüd, noch flatt befielben atmoſph. Luft hinzugutreten vermag, fo bes 
"merkt mar nach einigen Tagen, daß bie befchriebenen Ericheiuungen ſich 
is wmindern und endlich, während die Friſſigkeit durch Abſetzen von Heſe 
ſich Härt, aufhören, und findet nım, daß ihr ZudersGchalt bis fah zur 
VUunſchmeckbarkeit verfchwunden und ihe dagegen: weinartiger Geidhmed 
and flcchend weinartiger Duft zw Theil geworden iR. Unterwirft mes 
fie num ber. Deftilation ,. fo erhält man ats Deſtillat währigen Wein 
geil: Gießt man fie dagegen von der Hefe ab, am fie in einem zweiten 
gegen Luftzutritt zu verwahrenden @efäß längere Zeit vubig lagerz a 
lafien, fo bemerkt man, daß bas Stechende des Duftes verſchwindet uub 
reiner x Deinduft deſen Gtelle verrät, e) Gobald bie Trübung des 


Im Großen verfäßet man mit bem Weinbeerenſaft (vem Kernobſtfaft xx. ; sben &. 1462 
‚ Anm.) entweder in ähnlicher Weiſe, Indem man ven gekelterten Mor auf Gäßern gälsen 
Jäßt, aus deren Spundzapfen ein Basleitungsrotie in kaltet Waſſer, ner in Hely 
aſche und Waſſer :c. hinabreicht, um das zur Entwickelung gelangenpe COyGat 
bindend an der Verbreitung zu verhindern, oder man laßt die Gährung dei Bchet 
zunaͤchſt an der Luft eintreten, wobei mau flet6 etwas weniger Weingeiß (vagages 


gewöhnlich etwas A) enthaltenden Wein bekocumt, als man, ber Menge mei vo 
gohrnen Zuckers gemäß, zu erwarten ſich berechtigt glauht. Das erſtere men 
Verfahren findet man am Main und Rhein ziemlich Häufig in Gebrauch gemsm 
'men, für das letztere ältere mögen folgende Belipiele zur Grläuterung Yin: 
3) Hat man in ver Gegend: von Oporton — nah Maaßgehe der Gütr u 
MBeinjahrs, Anfangs September oner Mitte October Me Befe beendet, fe fenket 
man zunaͤchſt tie gefunden Trauben von denen (vorzüglich durch wenige Tate on 
vor flattgehabte Megen) faulige Beeren tarbietenben, wirft jede derſelben in fer 

... nerne, hoch üben dem GCirboden ſtehende, 2 bie 3 Fuß tiefe un 20 bis So Ge 
viertfuß habenbe Becken, Iäßt fie Durch einen in Mitte deſſelben ftebeuren Anaben 
mittel eines Rechens gleihförmig verbreiten und überläft fie uun den germab 
menden Bußtritten 40 bis 50 Stunden hindurch (nit, nad Ablauf vor je 1% 
ſtündigem Treten, 6fünsiger Zwiſchenruhe) jener Galego's (Bpanier), sr 
;,. welche man zuvor bie (zum Theil von ihnen felber geherbſteten) Trankın im 
. Röchen hatte von ben fieilen Berghöhen Yeruntertzagen laffen. Alſo var wie 


1501 





gäbrenden Moſtes am ſtärkſten vorgefähritten, Hat er ein volllommen 
milchiges Anſehen, wird nun fin der Pfalz und angrenzenden Rheins 
landen) ale federweißer bezeichnet und ſchmeckt mehr oder weniger 





entblößten Füße zertreten bleibt ber Brei 2 bis 6 Tage ber Ruftberübrung übers 
lafien, vermuther man dann, daß die erſte Gaͤhrung ſo weit vorgeichritten, daß 
vie Stüffigkeit auf Tonnels (Kufensartige Bäffer) gebracht werden kann, fo ſtößt 
man ein Loch in ven viden, Kerne, Hülſen una Sraubenlämme enthaltenden Kuchen⸗ 
förmig aufgetriebenen Brei um holt raraus, mittel eines Stechhebers, eine Probe 
ber wiserlich füßen und fehr trüben Flüſſigkeit hervor. Beigt ſich dann »iefe bins 
reichen vorbereitet, fo läßt man fle durch Roͤbren, weldge aus ven Keltern (vem 
Beden) in vie Tonnels führen, in biefe überfliefen un» hierin bis zur Aufhellung 
un Hemmung weiterer Bährung unter Zuſag von Weingeif lagern. 
Es befinnen fi dieſe Kufen in fehr tiefen Kellern una find jo groß, daß fie 
wenigftens 10 Pipen Blüffigkeit zu fallen vermögen. Die fauligen Beeren 
werben für fich geleltert una nad vollenveter Bährung gewähren fie einen zwar 
fehr geifireigen, aber ſehr winzig riechenden Wein. Für fi ber Defiillation 
unterworfen, entläßt dieſer feine wisrige Beimiſchung theild gleich aufänglich in 
Form entweichender Safe, theild einer damit gefchwängerten Weingeift⸗haltigen 
Süffigleit. Sobald dieſe ohne jene winrige Begleitung übergeht, wird fie befons 
ders aufgefangen und ſpaͤter durch nochmalige Deftillation (Bectification) bis zue 
fog. Epirit⸗Staͤrke entwäflert. Dex ſolchen Weges gewonnene Gpirit wird zum 
Gebrauch Behufs der Gahrungt⸗Hemniung des nächkjährigen, werdenden Meines 
gelunber Trauben aufbewahrt. GE tritt nämlich in dem in hie Tonnels einges 
Lafienen, gemaͤßigt gäbrennen Traubenfaft ein Zeitpunkt ein, in welchem er in 
eine völlig bittere, nichts weniger als angenehm weinige Slüifigleit übergeht, 
bie, ſich felber überlaffen, endlich wibrig fauer wird und nun ſelbſt als Gifig 
nit mehr verwendbar if. Unmittelbar vor dieſer Bitterleit muß bie weinige 
Flüſſigkeit mit Weingeiſt vermifcht werben, wenn fie zu Bein ſich aufhellen fol. 
Diefer Zeitpunkt IR fchwer gu treffen, darf aber durchaus nicht verfehle werben, 
weil, fegt man ben Branntwein oder Spirit zu frühe hinzu, man zwar eine 
MBeingeifishaftige, aber nichts weniger als eigentlih weinige Släſſigkeit exzielt, 
um» wird der Epirit zu ſpaͤt beigegeben, fo erhält man eine fortan bitter blei⸗ 
bende und mehr und mehr fi ſaͤuernde Blüffigleit. Rechtzeitig zugefept fall't ner 
Weingeiſt vie annoch Im Wein ſchwimmenden, durch deſſen Berbiäure geſchiedenen 
Azotide (Albumin, mehr oder weniger veraͤnderter Kleber ꝛe.) und entfernt damit 
die Urſache weiterer, außerdem zur Säurung und Faulniß führender Gährung; 
ohne dieſen Zuſatz verderben and die edelſten Sorten des beſchriebenermaaßen 
bereiteten Weins, der vor auderen Weinen ner Halbinſel fich vorzüglich autzeichnet 
Durch feine eigenthũmlich würzreiche, den Stielen und Traubenkäͤmmen entſtam⸗ 
mende Berbfänre, und ber volllommen farblos erfcheint, wenn man bie reifſten 
zothen Beeren der Douros (längs ver Höhen zu Geiten des Douro gewonnenen) 
Tranben unmittelbar nach der Lee Eeltert und den MoR fogleih In vie Tonnels 
Bringt, mithin die Aufnahme von rothem Hülſenfarbſtoff gänzlich verbütet. Alſo 
bereiteter Borts Bein führt die Benennung: Lagrima Christi, biemit erinnern 
an jene bei Bortiet ohnfern des Veſuv gezogenen Lacrima Christi genanns 
sen, welcher letzterer jedoch, gleich allen fünlichen, zumal italiſchen ZBeinen, obgleich 
in Flaſchen gefullt und wohl verkorkt, und auderwelt gegen Lufteindringen geſchützt, 
ſich nicht längere Zeit (mehrere nicht viel über Jahresfrik) aufbewahren fäßt: 
weil ihnen vie zur Haltbarkeit erforderliche Gerbfäure abgeht und weil fle neben 
Den: Krümelzuder yiel Pectin und Albumin enthalten, weßhalb Zufak von etwas 
Gerbſaure und darauf folgende Ausfallung des überfcgüffigen Anteils von Gerb⸗ 
fäure-Zufag: durch Ganfenblajenstöfung (6. 1382) mit dem hiedurch entſtehenden 


1508. 


werklich wibrig⸗füß⸗ bittorlich, umb Mark ſtechend (vihein). Bis 
gegen den Jebruar oder Anfangs März him, zeigt ex ſich dann fo wei 
durch Hefe⸗Senkung aufgehellt, daß man ihn von ber Hefe ablaffen (ib 
ziehen) kann, da er dann jungen, noch fehr Hark pitzelnden (COsreide) 
Bein darflellt, der nun im Lagerfafle nach⸗ oder Killsgäkren, 
nad Maaßgabe feines Weingeifti-Behaltes, nicht nur den ihm zof 
beimohnenden Ref von Kleber als Hefe entläßt, ſondern zugleich uf 
ben größten Theil des Weinſteins, ber als felcher zwar im Huf 
Iöslicher if, als im Waſſer, aber vom Weingeiſt nicht gelöst, fouben, 
in Bolge der durch dieſen bewirkten Wafler-Entzichung ausgefüihs 
und niedergeſchlagen wird, Erſcheint ber alfo gehell'te Wein vellluam 
klar, fo Tann von ihm fo viel auf Flaſchen gezogen werden, bh na 
ſolchen In Flaſchen aufbewahrten Weines genug hat, um damit da im 
Faſſe lagernden Wein von Zeit zu Zeit auffüllen zu finsa U 
verdampft aämlih von ſolchem, in hölzernen Gefäſſen gelagerkt 
Bein fortvauernd Baffer (in ähnlicher Weiſe Hier dur Helz Ni 
duch, wie bei Sömmering’s Alkohol⸗Scheidung durch Haratlh) 


Gerbfäzres®lutin, zugleich auch das ſchon entſtandene Gerbfäurertiiiunis, fait 
mehr oder weniger (kraft phyſiſcher Anziehung) anfängenpem Bertin, pe Mine 
fhlagung bringt und dadurch die Hitbarkeit foldyer Weine weiertid verhefet; 
b) Weinbereitung bei Meran (Tirol). Ban bereitet hier an einige Din 
ben Wein noch nach der älteren, am mehreren nad ter neueren, den 

(mit beginnenzer Gahrung: im Faß) befchräntennen und aufhebendes Beil mi 
erhält fo: Wein, ner weit haltbarer iR, als ber älteren MBeges zu Etat 1 
kommene, jedoch erſt nach zweis Bis breijäbriger Lagerung mohlfämeimt m@ 
Der älteren Weiſe zufolge bringt man die Trauben nicht vom Gted tab ai 
bie Kelter, ſondern in offene Bottiche, zerqueiſcht fie bort mit Kuuttdln, — 
na6 Ganze zu einem breiigen Gemiſche, genanat Praſchglet (ap 
zerrieben erſcheint, ſchuͤttet es dann in große, ber Luft zugängliche dihe, De 
laßt es Im dieſen der Gabrung (vie man, läßt fie mac, wurd Nardiem at 
einem Stabe erneuet), zapft dann den zu-jungem Bein wergehrnen Mk ı® 
Bodenſatze ab und verkauft ihn als ſolchen, währen mean Lepieren (gem 
Zodel) nochmaliger Preffung unterwirft, den daraus gewonnenen fülei! 
jungen Mein nicht in den Handel bringt, fondern als Hausırunt verbuundt, 1A 
ans ven hievon verblichenen Trebern Branntiwein brennt. Beim Ggneftl! 
ter MBeinfäfler giebt man hier fofort etwas Gewürzuunft bei, inbem mm de 
feg. Schwefellappen, bevor man ihr amgezünzet in vie Luft bei lem u 
tout (und fo ESchweſlichtſaure genug erzeugt, um, alle i 
Infuforiene@ter u. dergl., die etwa in ven InnenflädensBiffen der Baahe 
weilen, zu zerfiören), mit Gewürzen fpidt, vie hann, bei ver Berbreuung it 
dei Echwefels, ihre verbampfbaren Theile entlaffen, welche, dem Helx mer @ 
baftend als vie SOg, ober als bie aus derfelben angeblich emıamese 303 (IM 
wenn fie wirklich auf Koften des O⸗Gaſes, ver in ner Baplufı um Is ve Im 
Meine enthaltenen aim. Luft — jeben Balls hochſt Heinen Uuiteilen mal — 
entRänbe, nicht verhindern würde, daß nicht fofort das durch vie SO, verfäuß! 
O⸗Gat des Weines fi, von aufen ber, durch atmoſph. OsGas wirt ertehrh 
dem inneren Faßraum auch Yann *9 theilweiſe verbleiben, wenn men MM * 
bar nach der Schwefelung das Faß Mit kochendem Waſſer autgeſpiühlt heilt; 

in Airol nit geſchieht. 





und nur infefern bie Epunböfnung nicht volllommen ſchließt ober, 
3. B. Behufs der Rachfällung, von Zeit zu Zeit geöffnet wird, entweicht 
auch von Weindunfl, fo wie von CO2 (der Nachgaͤhrung) begleiteter 
Baflerdampf, dem dann bei Blume habenden Weinen noch Duft beis 
gemifcht if, und bewirkt fo den Wein⸗Geruch der Weinkeller. Wollte 
man das Auffüllen unterlofien, ſo würde, in Folge eingebrungener 
atmofphärifcher Luft, ein Theil des Weins der Saͤnerung und Moderung 
unterliegen und fe kahnig (ober Tahmig) werben; d. h. fidh in eine, 
mehr oder weniger faulige Beimiſchung verrathende, nicht felten Schleim⸗ 
haltige (lang gewordene, ©. 1491), von Fleinen weißlichen Schüppchen 
bedeckte, ſaͤnerliche Zläffigkeit verwandeln; *) DBerberbnifle, gegen welche 





©) Bas bei unterlaffenem Nacfüllen dem Iagernven Weine begegnet, baß trifft um 
To mehr auch ven werdenden, wenn man die Vraufegäbrung bes Moſtes an ber 
Zuft vor fi schen laßt, und würbe Kiez noch weit nachtgelliger werben, wenn 
nicht vie ſchon entwidelte Garbonfäure das weitere Ans uns Ginpringen des 
atmolphärifchen O⸗Gaſes mehr oder weniger verlangfamte. Um Moft in Gaͤhrung 
zu fehen, Dazu berazf e8 nur, wie BaysLuffac’s hieher gehörige Verſuche leh⸗ 
zen (Gchweigger’s Ioum. N. R. 1810. S. 190 ff.) außerſt wenig O⸗Gat 
(nur 1/90 Maaf des nachgehenns entflannenen COgsBafes) für verkältti große 
Mengen Mor; einmal in Gährung geratten, gährt nun ter Moſt fort, auch in 
der Torrieelli’fhen Leere (wie Fabbroni’s Verſuche darthaten) und ebenfo 
auch unter Del, obgleich in beiden Bällen beträchtlich verlangiamt. Diefer erfie 
Antheil unumgängli erforverlihen O⸗Gaſes, ven in F'e Verfuchen der MoR 
ſchon enthielt, bevor er in die Tiſche Leere gerieth, bewirkt zunaͤchſt Bilnung von 
einer entfpreigennen Menge COr:Gafes und gleichzeitig Umbilpdung eines Antheils 
flüffigen Klebers in trübende Hefe; erſteret Erzeugniß vermittelt (durch Erhöhung 
der elektriſchen Leitung), letzteres bebingt jene Galvaniſche Erregung, in deren 
Folge ver gelöste Zuder zerfeht und flüffiger Kleber zur Umbilvung in Gefe ges 
bracht wird ; beine, erſte CO wie erſte Hefe, wirken dabei (jedoch in umkreislicger Rich⸗ 
tumg) elcktzifch erregen» fort, wie das — E uns — E einer einfachen oder zus 
fawımengefegten Galv. Kette bei Galvaniſchen Zerſetzungen (3. B. des Waſſers; 
oben ©. 861 ff.). Beſtaͤnde die weinige Gabhrung nur im Gebunden⸗werden bes 
zugetretenen O⸗Gafes durch den fläffigen Kleber, fo wäre et unmöglich, daß ein 
O⸗Gas. Bläschen mehr als eine feiner Menge entſprechende Menge von Hefe und 
von COg zur Darftellung bringen könnte; allein ein vergleichen Bläschen reicht 
für eine ganze Blafche Moſt aus. Gay⸗Luſſac brachte Haren Mof, mit wels 
chen eine Glasflafche gefüllt worden, dadurch bis zur Entlaſſung ver in dem 
Moſte verbreiteten atmofph. Luft: daß er die Flaſche in fierenven Waſſer erhihte; 
fle wurde dann Iuftsicht verfchloffen und ihr Inhalt blieb nun volllommen klar 
fein Verſuch: ver beiläufig Ichet, wie man es anzufangen hat, um z. B. zur 
BraufeweinsBereitung — ſ. w.u. — Mor Jahre lang unvergohren zu erhalten]. 
Ein Jahr darauf wurde nie Flaſche geöffnet und ihr Inhalt im eine andere ges 
bracht, die man ebenfalls fofort verfchloß und einer Umgebung überließ, welche 
15°— 80° C == 120 — 24° RB Fühlwärme darbot; der Moſt trübte ſich uns 
gewätrte nad Ablauf von B—14 Tagen einen wie Champagner brauienben Wein. 
— Sener Antheil von Winkſamkeit, weldgen bie gleich anfänglich erzeugte COg 
beim Ginleiten ver weinigen Gährung ausübt, läßt ſich vabel eriehen durch beis 
gegebene ſchoa fertige COq, wie ſolches Miegleb'e Erfahrungen und vie Ders 
fucge Henry’s una Döbereiner’s varttun; bat man jedoch ans dem Mofle 
zuose alle atmoſphariſche Quft vertrieben, fo bleibt ex folden Zuſatzes ohn⸗ 


1504 
Bineinhängen von etwas Senfſaamen (©. 1343.) und, Biliger 
zufolge (m. Arch. f. d. ges. Naturl. XXVII. 393), eines mit Befe 
genäßten Gtreifens Leinwand, der mit dem unteren Enve einige Zel 
tief in den Wein reicht, mit dem oberen den Gpumbdzapfen uıft 
fgüßen. — Läßt man.die Trauben am Stocke üherreif werden, hi 
nach der Reifung von felber eintrodnen und mithin fo (tur Bahr 
verluR) an Zuder verhättlich zunehmen (die beften an den Feltgrlietn 
getriebenen DonrosTrauben, bieten Beeren bar, weldge, am Etrd ge 
trocknet, aus einer einzigen Zudermaffe zu beflchen fcheinen), weit k 
dann mit altem Wein ein, preft diefen nach einiger Zeit ans uud Be: 
laßt ihn dann der Gaͤhrung, fo erhält man begreiflid einen weit Bir 
feren Wein; man nennt ihn Ausbruch, wie jene Beine Gtrob⸗ 
weine (Vins de paille) genannt werben, deren Trauben, ver M 
Kelterung auf langen Strohlagern (fog. Tablomen) ansgebreiit, 
lange der Sonne ausgefegt bleiben, bis fie merklich eingefhrumk m 
ſcheinen. Bei allen diefen und ähnlichen Weinen verbleibt dit, 
durch die Gaͤhrung entKandene Garbonfäure, hatte der Bis bre 
Nachgährung volllommen befanden, nicht Demfelben, ſenden vd 
wie oben bemerkt, entweder abgeleitet, #) oder in bie umgebeax 
entlaffen; verhütet man dagegen ganz oder theilweife folde Eutweilum, 
fo erhält man zwar Feine hemifchen Berbinnungen der CO, mit wu m? 
beuden Aethyloxyd⸗ Hydrat (Weingeift), wohl aber eine mehr oder map! 
innige phyflfche: des an feuerbeftändigere, organifche Saͤuten (m Ban 
oder Weins und TraubensSäure, Hepfelfäure, mitunter an — v 
die Trauben tHeilweife nicht volllommen gereift oder gezeitigt MA 
an Bitronfäure, mit KO zum Doppelfalze, . B. zu KOT + Ae0e0?) 
gebundenen Weingeiſts. Es gehören hieher 1) die gefchichtien Br 
gänger aller Braufeweine, die gefeuerten Weine, 2) m 
Yundmweine, entflanden aus Moft, den man in flarfen, lsiihe®? 
ſchloſſenen Fäfſern gähren läßt (melde mit hölzernen Jochen mic 
gegen Seriprengung möglich geficdert worden), und bie 
Garbonsfaures Metyyloryd zum Mitbeflaustpeile babe, Di 
. 8) die Braufeweine (Schaumweine ®%) oder ächte, wie ua 





gealstet Mar. Gin Moſt, fol « zur Meingährung wohl geeignet jom mi FF 
zeihen Wein gewähren, muß übrigens fo viel Zuder enthalten, daß e 16 
111% an Baumé's Uräumeter zeigt; er enthält dann eine at. Left, * 
—X 0/9 O⸗Gas varbietet, hierin einer gefättigten wäflrigen 
alich. 

®) Leitet man ſolche CO, in Kalkmilch bis zur Wicherauflöfung vet alle 
nen CaOCOz in COgrSyprat, und damit bis zur Bilsung von (a0 +? 
fo Sat man in tiefem fläjfigen Galze ein treffliches Mittel fomohl jet 
tion ver Soda, als aud zu jener des Bleiweißes. 

*°) AUS ner Verf. dieſes Hobe ein dem obigen äbnlihes Berfahren 100) 
(Arch. f. d. ges. Naturl. VII. 680. Nürnberg 1826 um xsve 
aus gutem friſchem Weinbeeren⸗Dioſt und einer kalt bereiteten gefättigie 


*) 


1506 


monffirende Beine ober Champagner). Zur Bereitung der beſ⸗ 
feren franzoͤſiſchen Weine dieſer Art, wie fie z. B. in der Champagne 
bei „Spernay* und „Rheime» (im MarnesDepartement) und Bours 
gogne betrieben werben, find unumgänglich erforderlih: vwolllommen- 
und durchaus gleichmäßig gereifte Trauben berfelben Sorte, bie man 
zur Kelterung auserlefen und beren Mof man, bevor man damit fehr 
ſtarke dunkelgrüne Glasflaſchen füllt, mit Hauſenblaſe geflärt hatte. 
Die mit ſolchem Mofte gefüllten und durch gute Korke wohl verfchlofs 
fenen Flaſchen werden darauf, innerhalb pafiender Vorrichtungen vers 
kehrt fenfrecht, den Gtöpfel nach unten gerichtet, geſtellt und in dieſer 
Gtellung fo lange belafien, bis die in Folge der Gährung ausgeſchie⸗ 
dene Hefe ſich geſenkt und die Innere Flaͤche des Pfropfé bedeckt hat. 
Indeflen zerfpeingen während deſſen gemeinhin 40 bis 30, feltener 10 
bis nur 6 Flaſchen, und auch beren Zerfprengung bürfte verhindert 
werben koͤnnen: durch geeignete Verſtärkung der Zähigkeit des Flaſchen⸗ 
alaſes. Nach Ablauf von obngefähr 6 Monaten iR die Hefenablagerung 
erfolgt; man öffnet dann die Flafchen, indem man fie in ber verfchrten 
ſenkrechten Richtung. beläßt, fängt die durch die CO, fofort mit großer 
Heftigleit ansgetriebene Hefe auf, verfchließt die Flaſchen anf’s Neue 
mit fauberen Korken, Rellt fie aufreiht, öffnet fie wiederum und füllet 
mit dem Inhalte einiger folcher Flaſchen alle übrigen auf, fle dann 
fofort zum legten Male verichließend mit dem, mittelſt Mafa zu⸗ 
ſammengepreßten und alſo dem Querdurchmeſſer nach verkürzt eingetrie⸗ 
benen urfprünglich cylindrifchen Kork. Alles dieſes muß in moͤglichſt 
Turzer Zeit und dennoch möglich vollfländig und volllommen vollzogen 
werden. Man fchnürt Bann ven Kork mit Draht und Bindfaden (Kortel), 
taucht ihn und den Flaſchenrand in flüffiges Harzgemifch und umgiebt 
dieſes entweder mit Stanniol, oder zwedimäßiger mis ſtarken zinnernen, 
genau anfchließenden und luftdicht anzutreibenden Hälfen oder Gapfeln. *) 
In ähnlicher Weife verfährt man auch bei der Fabrication beutfcher 
Branfeweine. ®®) Der fchon an ſich Garbonfäuresreiche, von der Hefe 


von Zuder in alten beutfchen Wein (beive Flaſſigkeiten zw gleichen Maaßtheilen 
genommen) einen dem Ghampagner ähnlichen Wein zu bereiten, flug er vor: 
aNe Weine ver Art (mithin au die gefeuerten; a.a.D.L 448 =. VII. 480) 
deniſch dur Braufemweine zu bezeichnen, weil das Brauſen derſelben fie von 
allen übrigen Weinen leicht und ficher unterfcheiven läßt, währen z. B. bie 
fpäter von Anberen gewählte Benennung: Schaumwein auch auf Budershals 
tigen ‚Glühwein paßt, ver auf feiner Oberfläde, wenn gleich wenig, hoch au 
Schaum entläßt. Uebrigens erhält man nach jenem Verfahren auch einen uns 
gemein Garbonfäureszeichen und angenehmen Brauſewein, wenn man flatt Moft 
Birkenfaft anwendet, und biefem dem Maaße nach eben fo viel einer gefättig- 
ten Löjung nes Zuders im alten Bein beimifcht. 

ie fie neuerlich in Nürnberg (bei 2. Better, Windierfizafe No. 70) im 
Großen gefertigt werben. 


©) Die bisher in Deutſchlaub, Behufs des Verkaufs im Großen, dargeſtellten Brauſe⸗ 
| | 95 


1506 


befreiete junge Wein unterliegt in ber ſchlüßlich Tufıbicht werwahrten 
Blafche noch einer befonderen Art von Nachgährung, in welcher nit 
Hefe (für welche der Stoff fehlt), fondern ſchon vorhandene, ſtark ver 
dichtete Carbonfäure und ſchon fertiger Wein das elektriſche Gleich⸗ 
gewicht ſtören und fo zur weiteren Zerſetzung bes Zuckers die Ritd 
darbieten, wobei dann ber auch hiebei noch unzerſetzt verbleibende Zucker⸗ 
Antheil, mit dem neu geſchiedenen Weingeiſte ebenfalls eine, wirwehl 
ſchwache, chemifche Verbindung einzugehen fcheint, die ihrer Ehräde 
ohngeachtet mächtig genug iſt: tweber den Zuder, noch ben Wein fr 
ſich ſchmeckbar erfcheinen zu laflen; die Süße eines vollfommmems 
Braufeweins if nicht jene des Traubenzuders, auch nicht bie eines 
Tünftlicden Bemifches von Glykoſe, Wein und Garbonfäure, fewsern 
eine durchaus eigenihümliche, die entfernt an jene des Fruchtzackers 
erinnert. Jeder Braufewein muß, foll er fi} länger ale einige Jaher 
hindurch unverändert erhalten, möglich kühl und wie jeber auf Flafchen 
gezugene Wein nicht lebend, fondern liegend lagern, bamit ber Artl 
feucht bleibt und alfo gefemchtet luftdicht ſchließt. Nicht hixreicher 
fühle Keller bieten Wärme genug bar, um nach und nach jene Nape 
Hungen zu fehwächen, welche Wein, Zuder und Garbonfänre zum ph 
ſiſch⸗ chemiſchen Gemiſch verbinden. Nöthigen Balls muß man bie 
Kellerluft durch offene, mit Eis gefüllte Kufen kälten. — Ridiiree 
fende Weine pflegt man durch Ausfrieren theilweife zu entwäfern; « 
find dann dergleichen vom Eiſe abgezapfte fog. gefrorne Weine 
(weil der größere Theil ihres Wafler-@ehaltes als Eis ausgeſchieden 
worden) zwar um fehr Vieles färker (geiftreicher), ermangelu aber 
mehr oder weniger ber früheren Lieblichfeit, ine Beſondere merllich 
jener, welche die fog. Blume bewirkt hatte, die übrigens auch bei bemz 
auf Blafchen gezogenen Blume⸗reichſten Weinen durch fehr langes Lageız 
mehr oder weniger leidet und endlich zerflört wird. #) — Daß Zei 


‚ weine ermangeln meiftens jener innigeren Verbindung bed Traubenzuders mit bem 
Beine und ber Sarbonfiure, welcher vie beſſeren Sorten ver franzöfichen, zamests 
lich jene aus ber Gegend von Epernay, auszeichnet. Sie verbrasien weil 
fgneller wie dieſe, und bei manchen erfchmedt man Leicht ven ungehörig beigeze⸗ 
benen Hartzuder, ver in einem volllommenen Braufewein gar nicht macht zugeges 
fegn darf, und ver, wo er in vergleichen künſtlichen Erzengniffen vorlommt, ge 
miſch ifolirt zugegen iſt. 

*) Gicht man zu wenig (und ſelbſt zu ſehr wenig) Branfewein viel aften Wein. fe 
erhält man ein gleihfam verjüngtes Getraͤnk, vas dem Geſchmack nach ein 
jungen geiftreihen Weine gleicht und, befafi ver alte Wein noch Blume, dieje ia 
ſolchem Maafe zur Entwidelung bringt, daß man baraus auf bie Abfkammung 
bes alten Weines fchließen Tann (3.8. ob er aus Saft ver Rüdetheimer ober Ren 
feiner Weinbeeren hervorgegangen). Die bei ver weinigen Gahrnug zur Us 
widelung gelangente CO2 reißt übrigens auch Weintheilchen mit ſich fort, mb 
nit leniglich den Duft des MWeins, ähnlich, wie fie in Gollier's Hieher geh 
rigen Berfuchen ſogar unvergohrenen Zuder dem: gährenden Balzauszug (Haze) 
bebedenten Bettöl zuführte und es füßte. Manchester Mem. V. 250. 


1807 


von viel Zuder zu gährendem Moſt die Bährung unterbricht, wußte " 


ſchon Stahl, und daß es nicht die Bewegung iſt, die zugetretenes 
Os oder COꝛæ⸗Gae in dem MoR ober deſſen Bertreter zu Wege bringt, 
fondern daß es phyfifche und phyſiſch⸗chemiſche Scheidungen im Gefolge 
habende Anziehungen find, wodurch jene Bafe als Bährungs: Einleiter 
fi wirkfam zeigen, das beweifet die Tharfache: daß, erfahruugsgemäß, 
ed für dieſe Gaſe Feine gafigen Vertreter giebt. Uebrigens Tann 
man, fol wäflrige Hartzuder-Löfung in Gaͤhrung verfegt werden, flatt 
ber Hefe, mit ſichtbar gutem Erfolge gerriebene rohe Kartoffeln 
anwenden ; binnen 10 Tagen befindet ſich die Loͤſung in voller @ährung 
(auch unter Oel⸗Bedeckung bleibt fie nıcht aus). Die rohen Kartoffeln 
bringen dazu unter andern auch mit: etwas Gitron⸗ und Guccin- 
Säure, und außerdem, Baup zufolge, eine nody näher zu beſtimmende, 
von ihm acide aolano-tuberique genannte Säure. Zuviel Zuder, z. B. 
1 Zuder auf 4 Wafler, macht, auch bei Hefezufag, Gaͤhrung uneinleits 
bar; wahrfcheinlid weil er vermöge großer Zähigfeit die Bewegung 
und damit den Berührungswechfel hindert, und die Hefe auflöst (Hefes 
fyrupsbildend). Lindenbläthen vertreten übrigens, in obigem Bers 
fuche, Hefe noch wirtfamer, als Kartoffeln. Auch faure Erreger, 3.8. 
Sauerteig, Roggenbrod ze., verfeßen Moft- und Inderlöfung in Weins 
gährung, aber nur in fo fern diefe noch füße Hefe enthielten; es folgt 
baher ſolcher weinigen Gaͤhrung ſehr bald die eſſigſaure. Zufa von 
etwas Biweiß erhöhet die Zähigfeit der Ylüffigfeit, bewirkt dadurch, 
daß bie COg länger in ihr verweilt und fo zur Gaͤhrung beiträgt. 
Geihet man gährenden Moft, oder deſſen Bertreter, und ebenfo 
gährenden Malzauszug durch Zließpapier, fo wird dadurch bie 
Gaͤhrung fo lange unterbrochen, bis ſich, in Folge ber Luftberührung, 
aus flüffigem Kleber wieder Hefe zu bilden Beginnt. Ueber den Unter⸗ 
ſchied der (ihrem Täsligen Theile nach: Iuderlöfung in Bährung vers 
fegenden) Unterhefe des Weines und des Biers, ſ. oben S. 1479 u.w. u. 
MWeinhefen-Extrart riecht und ſchmedt wie Saugrteig-Extract, Volle 
kommen ausgewafchene Weinhefe bringt Buder nicht in Währung. 
Beſtaͤtigung obiger Anficht über bie Art: wie O⸗Gas Bährung eins 
leitet, gewährt das Verhalten des Haren Moftes zu den Polbrähten 
einer Galv. Batterie; denn fein Zucker zerfällt ducch diefe ebenfalls in 
(polarifch getrennt erfcheinende) COR und Aethyloxydhydrat *). Im 





*) Diefes Derbalten des Haren Moſtes zur Galv. Batterie nöthigt jene, melde 
weinige Gahrung von ver organifchen Bethätigung milsoflopijcher Pilze, und 
faulige von jener lebender Aufgußthierchen ableiten, entweber zuzugeben, daß 
lebende Einzelweien aus Bildungstheilen entfiehen können, ohne. zunor die Sporen⸗ 
oder Eier:Bildung hurchlaufen zu haben, oder anzunehmen, daß viefe Bährungs« 
Ichweien, obgleich fie in reichlicher Fülle künftigen Nabrungsfioffes weilen, um 
aus der Sporen: orer EisGntwidelungsfiufe zu jener ver innerlich oder äußerlich 
und innerlich felbRhswegenden, zunaͤchſt durch Wach ſt hum kenntlich werdenden 

| 95 % 


— 


1508 “ 





welchem Verhaͤltniß ber erſte, im Moft andene Hefe-Mnibeil ſich 
durch den Verlauf der Weingaͤhrung vervielfältigt, iſt zur Zeit aunod 
unermittelt; wahrſcheinlich if es jedoch, daß, wenn nicht aller, bed 
der bei weitem größere Theil bes in dem Mpfle enthaltenen Füffigen 
Klebers hiebei in Hefe übergeht (für die erflere Bermuthung ſpricht 
der Umſtand: daß gut bereiteter Braufewein feine Hefe abfegt); Maly 
aus zug (Würze) entläßt aus einer gegebenen Menge 30mal fo wiel 
neugebildete Hefe, ale ihm urfprünglih an Oberhefe zugefebt werben. 
Bei dem fog. Sect (Vino secco, Vin de cuit, ber von Gixigen 





Stufe überzugehen, nothwendig ber Berührung des O⸗Gaſes Sebürfen. Dem jenes 
Hefe, weiche im Moft von felber entficht, und jene Sufuforien, welche im ermeil- 
ten Kleber ſich zeigen, wenn er zu faulen beginnt, fie verweilten, eradtet mes 
deren Urerzeugung aus Bildungstheilen (S. 1409 u. 1410 Anm.) für unmöglis, 
bevor fie vom Os@afe berührt wurben, erftere in Form von Sporen, legte im 
jener von Giern, in ihrer fünftigen Ernährer Mitte, ohne fi auf deren Kom 
irgend zu vergrößern ober zu verändern. — Mitſcherlich fügt übrigens fems 
bieher gehörigen mikroſtopiſchen Beobachtungen unter andern hinzu: Yaf ei 
weichte Bflanzen im Winter, wenn aud vie Räume Gommerwärme haben, 
Bibrionen geben (vabei aber A-⸗Gas entwideln), bie, eine gewille Bimg 
O0:8a6 fordernd, Häufig zu finden feien in bent Darmfanal, dem Magen, be 
Mundhoöhle, in ven Rüdbleibfeln zwiſchen ben Bühnen un» zuweilen au auf ber 

Haut, aber nie im Blut, in ver Milch, im Harn, in der Galle (? ſ. w. u.) 2c. Verſehe 

man die fie enthaltenne Flüffigkeit mit wenig Zuder, fo vermehren fie ih sw 

zugleich entſtehe Hefe; mehr Zuder beförkere bie Hefe⸗Bildung, unterbrüde aber 

die ver Vibrionen und made beren Bildung endlich aufhören. Ohne Sacer 

erfolge Teine Hefe, ohne HefensPilze keine Zuderlöfungt-Wät- 

zung (vergl. S. 1447 Anm) Die HefeBilvung (vergl. au oben ©. 143) 

in zuvor Maren Slüffigleiten beginne zunachſt mit dem Hervorgehen mi 

Kügelchen verſchiedener Größe (erinnern an Kölle’s Kügelchen; S. 1447 Nam.) 

von kleinſten beobachtbaren Dimenflonen bis zum Durchmeſſer von 0,01 mm. 

Bon Tag zu Tag vergrößern fie ſich und erfcheinen viele neue. Weinbeeren 

Saft bietet nur einzelne, meiſtens eiförmige Körperchen ber Art var; feiten nei 

an einem Ende ein zweites Koͤrperchen gleicher Art ſich ausbildet, Das banz jmd 

nie vie Größe des erfieren erreiht. Dberbefe bietet faſt nie Ginzelfügeiien 

Yar, fondern meiſtens große, an deren beiden Gnben Kleinere ich aureihen, wenzud 

Veräfelungen erwachſen; fie vermehrt fig durch Knoſpen⸗ (BGporen-) Mikung 

und beginnt beim Weißbier (ober -AuftmalzsBier) bei 25°C = 8° R. 

Die Unterhefe (des Bieres) beſteht dagegen aus verichiebentlich großen milzes 

ſtopiſchen Ginzelnkügelchen, die bei 70 C — 5°%4 RB (nit bei küheren 
Süblwärmen) ſich vermehren und fi zu bilben aufhören, ſobald bie Gublmärme 
bis zu 0°C fintt. Die FaulnißsInfuforien ſtellen ebenfalls Eunglige Sim 
zelnwefen dar, vie, bei ähnlichen Durchmeflern wie jene der Sefchigelchen, zunäd 
fi zu Stöden an einander reihen und fich ſchlängelnd bewegen. In foldhem Rache 
groß, daß man fie nicht felten ſchon mit unbewafineten Augen zu unteridheibes 
vermag, find die bei der Eifiggährung filhtbar werdenden fog. Kifigaule (Vibrie 
Aceti). In ven Räumen, in denen ſolche Gährung vor fi gebt, fammelm 54 
übrigens auch, oft in großer Menge, Effigfliegen (Musca cellaris). “Die, 
GEſſigaale gebären lebendige Junge, finden fi vorzüglich im Wofeneifig, werden 
durch Grwärmen des Gifige getödtet, können dagegen vie Ansfrierung des Gigs 
aushalten, ohne zu ſterben. Mit Kleifter aufgetrodnet, ſah Lehermüller fe 
wieder aufleben, als er nach 2 Jahren ven Kleiſter aufweichte. 


1509 


auch Ausbruch — f. oben ©. 1504 — genannt wird) mindert das voraus 
genangene Eindunſten eines Theiles des frifchen Moſtes, wahrſcheinlich 
Die HefesBilvung und Aehnliches dürfte auch dort ſtatthaben, wo man 
dem zur Spirit⸗Gewinnung (Granzbranntweins ober Conjac⸗ 
Darflellung) beflimmten Moft rohen Hartzuder oder, gewöhnlicher, 
Melaffe (ſog. hollaͤndiſchen Syrup) beigegeben Hatte Der Gaft 
nnreifer Weinbeeren, fonft auch Omphacium oder Agreſt genannt, 
verfept zwar, hierin den MWeinblättern ähnlich, Zuckerldſung in Gaͤh⸗ 
zung, allein in eine foldje, welche aus der weinigen fehr bald in ſchlei⸗ 
mige und faure übergeht, und ähnlich wirft Beimiſchung ſolchen Saftes 
auch auf den Noſt volllommen gereifter Weinbeeren. Es kommt dann 
auch in diefem neben und bald nach der eigentlichen weinigen Bährung 
zu einer befonders gearteten fauren, an beren Erzeugniffen ins Bes 
fondere die Weinfänre, zugleich gber auch ein Theil bes Zuckers 
Teil hat.*) Und findet dabei zugleich lange andauernde Luftberährung 


©) Den Beobachtungen von Nöllner und ben Unterfulgungen von NidIes zufolge 
(Ann. d. Chem. u. Pharm. XIXVIII. 299 uns LXI. 343 ff.) zerfällt 
Weinſaͤnre im fog. freien, wie in vem an Salzgründern gebundenen Zuſtande, 
such Gähruntg in COR um A, nebſt By (S. 1069); ſog. freie T (&. 1312) 
und ebenjo auch vie an ko gebundene [over vielmehr in beiden Fällen: vie an 
Sydroxyd gebundene; ©. 1196} tritt dabei nur in COz und A auseinander, 
indem 5T = Coo Hıo O2s + 1 atmoſph. O, BA b. i. Smal C4 Ha 03 
= C1gH9 09, HO um 8C0O, = Cg O6 um HO geben. Bar ve T 
Dagegen an Cal gebunden (©. 1812), fo bildet fich neben beiden Säuren auch Butys 
rinfäure (©. 1069 u. 1071), vie jedoch ihr Bermögen, fc mittel anderer Säuren 
in »gepdurte Säuren -#8. 1080 ff.) ummbilben, auch hier infofeen Sewäßrt, a fie 
fi, neben CO, ind A aus T enifichene, mit deu A zu einer Doppelfäure 
—— * — zur Buttereffigs ober Acetobutyrinſure, d. i. zu einer 
Saure verbindet, die der zuerſt von Bottlich (vurch Behaundlung des Zuckers 
ober des Amylon mit KOHO) vargeſtellten Metaacetonfäure iſomer, namlich 
= C6H6 04 iſt; SFT atm. O— Oi2 He Ois, bievon ab: CHE O4 
bleiben COcOi2 = 6(02. Us fiub vieſe in Orxydations⸗Ummiſchungen 
beſtehenden Serſehungen qhnlich jenen ber Gallägßerbſanure; ©. 1180 
Anm. Der Sicrnerie ohngeachtet unterſcheiben ſich Acetobutyrinſaure 
(Aby, von Nöllner durch Pfenboeffigfäurs bezeichnet) und Metaace⸗ 
tonfänre — dt. Metaneeton-Öyprat (= C6H50 + HO = CH HE 02) 
+ 02 — ihrem Verhalten nad vurchgängig von einander. Aby ift unver 
auvdert verflüchtigungsfäßig, fiebet bei 140° C=112°R (A fieet bei 118% CC 
== 940,4 R; By bei 1640 C — 1310,2 R), löfet fi im Waſſer in jedem 
Verhaältniß und giebt mit NaO, fo wie mit AgO Galge, vie ſich mit Acetaten 
nicht zu Doppelfalgen verbinnen ; die Metaucetonfäure bagegen, bie, Redten- 
bacher au aus Giyeylorye (©. 878), fo wie durch Orybation einzelner Belt 
arten erhielt (©. 1046 ff.), iR im Waſſer ſchwerldelich und gewährt mit NaO 
(und ebenfo au mit AgU) Salze, die ſich mit Acetaten zu Doppelfalgen ver- 
einigen, Auch hindert A, war fie einer Loſung bed metancetonfauren und eſſig⸗ 
ſauren CuO uns CaO beigegeben, deren Kıyfallifation, wähzenb fie jener 


x 


1510 





flatt, ſo kommt es bier mehr noch, als es fonft Bei jungen, dem 

eindringen unterflellten Weinen ber Fall iR, zum Uebergehen in faw 
ige Gährung; es entwickelt fi Schimmel und bildet Rd la 
niger Stoff, beibes unter Verbreitung ſchimmeligen und kahnigen 
Geruchs und Begleitung widrigen fog. Faß geſchmacks.) — Bei, 
aus dem Mofte vollkommen gereifter Weinbeeren hervorgegangen, I 
fauberen Gefäßen und während feiner Bildung mit gehöriger Sorgfalt 
behandelt, ift fret von folchen Beimiſchungen und bebarf deher a6 
weder der Reinigung, noch ber Berbergung verunreinigender Erzenp 
niffe durch fog., WeinsBerbefierungsmittel, **) Ueber Wein⸗Firbe 
reien vergl. oben ©. 1125. Außer denen bort erwähnten Farbicfe 
wird auch dee rothe Maulbeerfaft (ver Beeren von Moras nigra 1) 
häufig verwendet, ſowohl zum Rothfärben weißer Meine, als and zuäe 
lichen Färbungen der Würzbranntweine und Buderfäfte; verhalf 
zeicher an dunkelrothem Farbſtoff find die Meinen, erbfengropen, air 
füßen Früthte des Papiers-Maulbeerbaums (M. papyrifera; übe wis 
Benübung zur Bertigung des chineſiſchen Papiers vergl. Ardı be. 





perfelben, an Acetobutgeinfänre gebundenen Salzgründer nicht hemmend ertteſe 
tritt. Medtigens darf die Weinfäure als jene org. Saure betrachtet were, 
welche pur; ‚andere ſchon beſtehende ober werdende Säuren am {eigiehen ver 
Miſchuugtabanderung, wie ber Ummifchungss-Zerfegung unterliegt; auch jdn! 
ihre Löfung Teicht uns enthält nun Gifigiäure. Daß von jenem rohen Bier 
fein, welden man denen zur Eſſigbereitung beſtimmten Wiuffigfeiten zul 
ber an Gybroxyd (HO) gebundene T-Tpeil zerfeht werke, war ſchen längk e 
kannt. Nöllner’s neuere Beobachtungen lehrten, baß ſolche Zerfeung sem 
Nur an HO gebundenen, alfo fog. firlen T befonber® leicht vor EL 
Einwirkung ber Ci; Heider Sauren gemeinſchaftliche wäffrige Löfang zeigt mal 
einiger Seit beträchtlichen AsGebalt und Ani verhält ſich and ze if 
2öfung des rohen Weinſteins. Letzterer gewaͤhrt aus ähnkichem Gruux wien 
Holt mit Eſſig genäßt, ein treffliches fog. SffigeBerment. — 
man flatt des Amylon, oner ſtatt des Zuders jenen Tell ber Holzfafe (.!ir 
noibe; ©: 1353), welchen Schleiden als „primäre Ablagering 
(Biegmann’s Arch. 1838. I. 59) ver Ginwirtung wäflriger KOHO-t&e4 
fo wird fie, S. zufolge, in entweichende COg uns Amylom numeiidens et: 
in wiefern jenes Amylon, welches Baunmftämme enthalten, durch Lebentbenit⸗ 
gung aus Lignoiven ober aus Gellulofe (S. 1352) Gernorgegamgen, det WE 
gelehrt jenes Holzfaſer genannte Geſammtgebilbde (verichienener ) 
aus Amylon? varüber können nur Glementaranalyien ſowohl ber gig 
Saamen im unentwidelten Zuſtande, als ber in verſchiedenen Gntfeimuugifrkt 
begriffenen, in Verbindung mit fener ver einzelnen Solzfaſer⸗Vilvengttheile p 
entfcheidenden Antworten führen. 

*) Geruchloſe Fettoͤle (Mandelsl, Talt geſchlagenes Mohndl sc.) benehmen ven Mein 
feinen Sapgefhmatk. 

©) Verfept man Pfälzers over Rhein⸗Wein mit KOCOg:Löfung, fo Tüläst ſih ⸗ 
gleich kryſtalliniſcher Weinſtein nieder, aber die überſtehende Flüſſigkeit hat vi 
auch aufgehört, Wein zu feyn; fe iſt matt um fabe. Aehnlich wirken ech 
Ca0C0Oz .; fie entfäuren ven. Bein, indem fie ihn gerfkören. 





1511 ' 





ges. Naturl. XII. 207%). Chevallier Kat neuerlich gegen Bogel’s 
(©. 1125) Beinfärbungs:Proben bemerkt, dag KOCO2:Löfung Achtes 
Weinroth in Bouteillen⸗Grün verfehre und fo kenntlich mache; abges 
fehben davon, daß auf biefes Verhalten ſchon Lemery zu gleichem 
Zwecke aufmerkfam machte, fo findet fich die Brauchbarkeit biefer Brobe 
auch in allen jenen Faͤllen befchränft, in welchen weiße Weine mittelft 
ſolcher Farbſtoffe geroͤthet worden, welche durch Säuren ſich röthen, 
während fie durch Alkalien ergrünen; 3. B. Veilchenblau und viele 
ähnliche. — IR ein Wein vollkommen ausgegohren, fo kann er Jahre 
| Iang unter O⸗Gas abgefpertt liegen, ohne daß er davon das Mindefte 


*), Das Kinefiihe Reißvapier, daſſelbe, worauf in Chlna vie In Abſicht auf Bars 
ben unübertroffen prachtvollen Blumen gemalt werben, bereitet man nicht aus 
wem Papiers Manufbgerbaum (aus bem man übrigens außer Papier auch Kleidungs⸗ 
Hoffe fertigt; R. Forſter's Heife um vie Welt ©. 384), fonbern aus ber noch 
näher zu beflimmenden Tong-Bilanze, die in China theils zur Bertigung 
des Reißpapiers, theils auch zur Benütung als Nahrungsmittel angebaut wird — 
man kocht Baraus eine Art Mus oder füßen Brei, den man flatt Zuders zum 
Ginmadhen ber Früchte verwendet — wächst wild in den Gebirgen ber Kreife 
Shetfbuen und Hukuang; man fammelt bort teren Gtengel und fentet fie 
na Ranking, wo man aus beren Mark pas Reißpapier am beften zu bereiten 
werficht. Man preft nämli das Mark zwifchen zwei polieten Kupferplatten, 
zerichneibet es dann mit ſcharfein Mefler in dünne, lange Streifen oder Scheiben, 
malt barauf mit Wafferfarben jeden einzelnen Farbtheil eines Bildes für ſich, 


verbindet dann aber viefe Farbtheilſtũcke unter fig: zum Ganzen ver Bigur, da⸗ 


kurt, daß man die Ränver ſolcher Stücke durch Reiß-Kleifter vereint; nad 
bem Trodnen zieht man nas Ganze (das mithin eine befondere Art von Moſaik 
varſtellt) durch in Aetherolen aufgelöstes farblofes Wachs und überpinfelt es auch 
an folchen Stellen damit, die nicht genug eingefogen Haben follten. [Das Wachs 
ſchützt Hier mithin die Wafferfarben gegen ven Einfluß der Luftfeuchte, wie ver 
Gopalſtrniß vie dem Glaſe übertragenen Saftfarben; S. 1165.) Beuchte Luft 
und trüßer Himmel find übrigens dem Malen auf Reißpapier fehr ungünflig. — 
MWill man aus Bettölsreichen Saamen durch weinige Gaͤhrung weinartige Slüffigs 
keiten erzielen, 3.8. aus Welſchen Nüffen (Wallnüffen), fo muß man fie zuvörderſt zum 
Keimen bringen, worurch ein merklicher Theil des Deles der ummifchenden Zer⸗ 
fegung unterliegt, wie es ſcheint: zu Gunſten ver Zuckerbilbung. Beim Reifen 
zer Eolosnnf geht umgekehrt Zucker in Del über; ſchon ausgepreßte und eine 
Zeitlang gelegene Weinhefe gab Haaf durch Ausprefien Bettöl. Welns@aamens 
kerne geben durch Preffen gegen 10 Proc. Fettoͤl. Kleine Zufäge von Bettöl find 
der weinigen Gahrung eher förberlich, als nachthellig, un namentlich gilt tiefes 
auch von jenem fog. tünftlihen Muskatellers Wein, ven man erhält, wenn 
man ein Gemenge von 1 Gewichtötheil zerriebenen teodnen Baftlifen-Krauts 
(Ocymum Basilicum L.), 2 vergleichen Wlieder- ober Solder⸗ Blumen (Sam- 
bucus nigra L.), 3 groͤblich gepufverten Corianderſaamen nebft 1/2 zerfloßenen 
füßen Mandeln in ein leinenes Beutelchen gefchüttet in den gährenven Moft hängt, 
— — Die Menge des in einem Mofte, oder im MRunkelrübenfaft se. befindlichen 
Zuckers vermag man mittelft ver Leichtmeſſer (Aräometer; m. Grund. I. 160 ff. u, 
210) nur heiläuflg zu befimmen, genauer Hingegen, wenn babel bad Verhalten bes 
Kupferoxyds zur Glykoſe zu Grunde liegt (oben S. 1360 Anm.), wie Barrets 
wilt bei Einrichtung feines Sacharometers gethan; Herberger 6 und 
Bindier’s Jahrb. XII. 42 ff. 





= 


1518 


verſchluckte; emthält er jeboch noch eimas Zucker, fo bildet AG CO⸗ 
Gas, und er erſcheint nun zur Umwandelung in Eſſig mehr befähigr. 
Meiſtens enthalten die nicht fehr alten Weine noch etwas umzerfehten 
Zucker (die urfprünglich ſehr Zucker⸗reichen, 3. DB. die füßen Gpauis 
fchen, Günfranzöffchen, Teneriffa, Griechiſchen sc. And auch nad vol: 
kommen beendeter Stillgaͤhrung fehr reich daran und burdy biefen großen 
Zucker⸗Gehalt gegen ſchleimige, faure und faulige Gaͤhrung geſchütt) 
Ausfcheidung übermäßigen Weinflein-Behaltes befördert, ohne Nachtheile 
tm Gefolge zu haben, am zweckmäßigſten das Hineinlegen von einigen 
ſchoͤn kryſtalliſtrten Weinſteinkryſtallen. Frele Cſſigſäure, bie maz 


im manchen Weinen vorfindet, if wahrfcheinlich Folge ungehöriger 


Kelterung; da nämlich die unreifen Weinbeeren Eitronfäure ab 
halten (6. 1510 Anın.), fo wirkt diefe auf die Weinfäure ber reifen, wie 
muten bemerkt worden, zerfeßend ein. Trauben Berbfänre kommt 
vorzüglich in rothen Weinen vor; zumal in Portwein, ©. 1501 Am 
Außerdem enthalten bie meiſten Weine, ins Befondere bie leichteren 
weißen, mehr ober weniger Gummi und einen gelbliden ober 
brännlichen Farbſtoff, der ſich (wenigfiens bei verſchledenen je 
deutfchen Landweinen) durch Kohlenpulver nicht entziehen läßt, währen 
ber zur Färbung zugefeßte Röftzuder oder Caramel foldyen Weges 
ausgeſchieden und erkannt werben Tann. Bon Salzen findet man gewöge: 
lich darin vor, neben dem Weinflein, fammt KalfsTartrat, uf 
Kali⸗Sulphat, au etwas Kochſalz nebſt KCh und Kalk: 
Phosphat. Kali⸗Alumoxyd⸗Tartrat foll vorzüglich im beutien 
Weinen zugegen fen, zumal in jenen, welche fag. Erdgeſchmack beſihes; 
indefien gehört 3. B. weder ber Bisporter Moſelwein, ver neh 
Pfeiffer im 100 Unzen 22 Bran hydrochlorſaure Thonerbe enthalten fell, 
noch der Markbrunner Mheinwein, in welchen G. Bifchof ebenfalls 
Alumoryd -auffand (deffen: Die Vulk. Mineralquellen Dentſchum⸗ 
und Frankreichs. Bonn 1826. MI. 8. ©. 62), zu den „Grögefnad" 
habenden Weinen. Walz fand jüngR nicht nur in ber Weinrebe, fer 
dern au in der Weinhefe, fo wie im Ertract und Schleim bei 
Weines: Thonerde; Herberger'’s und Windier’s Iahrb. f. pre 
Pharm. ꝛc. XIH. 400 ff. womit oben ©. 1418 zu vergleichen fit. 
Der Erdgeſchmack dürfte vielleicht in manden Fällen von: in ke 
Neben durch Zerfehung der Trauben-Werbfäure entflandener Hunıinfärte 
oder einer biefer verwandten Säure herrühren? Wo der Boden Cab 
petershaltig war, auf welchem die Reben gewachſen, fehlt dem Wein⸗ 
ber widrige Erdgeſchmack felten. Hinfichtli des Weingeifi-Behaltes, 
oder ber Mengen des aus ben Weinen entwidelungsfähigen Alkohels, 
weichen ältere und neuere Angaben fehr von einander ab; was zum 
Theil auch fehon darin feinen Grund hat, daß man Häufig im dieſer 
Hinſicht Weine unterfuchte, von denen man ben Jahrgang nicht Eauzke, 


N. 


1513 


in welchem fle gewonnen worden. Zu ben neneflen hieher gehörigen 
Ermittelungen gehören Fa ur o's Unterfuchungen der gefchäßteken Weine 
aus den Depart. der: Bironde ;. er fand in den geiftreichfien nicht über 
11 Procent, dagegen in den minder geiftreichen Häufig nur 7,7 bis 
10,8 Proc. Alkohol. Sie enthalten mehr oder weniger, burch Leim⸗ 
Loͤſung fälldare, eifenfchwärgenne Berbfäure, und bie rothen: neben 
einem gelben einen blauen, buch freie T gerötheten Farbſtoff. Als 
J. die beten Weine diefer Art durch Leim von Gerbfäure und Farbſtoff 
befreiet und die davon geſchiedene Flüſſigkeit zur Saftdicke abgedampft 
gatte, entzog er ſolchem Gafte durch Alkohol von 0,85 Eigengewicht 
einen von 3. buch Denanthin bezeichneten Bildungstheil, den er - 
durch Ausfällen durch Wafler und wiederholtes Löfen in Alkohol und 
Mieberausfällen veinigte und fo als Butter-ähnlicden Stoff ſchied, der 
getrocknet pulvrigegraumweiß wurde und am hänfigflen im Haut-Medoc 
zugegen war. Diefer Wein enthielt außerdem Weinfäure, Aepfelfänre, 
Eſſigſaͤure und önanthige Säure (Denanthichtſänre) und ans 500 Bran 
deſſelben fchied er & Gran einer weingeifigen Flüſſigkeit, welche ſich 
* wie ein Gemiſch von Alkohol und einem eigenthümlich würzig buftenden 
Aetheroͤl verhielt (und eines Theile an die fog. Blume bes Weine, 
andern Theile au Weſtendorff's hieher gehörige Verſuche erinnert; 
oben ©. 880). 8. fand in diefen rothen wie weißen Weinen ebenfalls 
an T und au an PO5 gebundenes Alum= und Eiſen⸗Oxyd, und 
Colin zufolge if in vielen Weinen außerdem noch phosphorf. Kalk 
zugegen. Aus den Rheinweinen wollte man früherhin 8 bis 13 Proc. 
Alkohol geſchieden Haben, Das ſicherſte Verfahren, den Alkohol⸗Gehalt 
der Weine zu ermitteln, dürfte das vor längerer Zeit von Gay⸗Luſſac 
empfohlene feyn. Man fchüttelt den Wein zunaächſt mit hoͤchſt fein 
gepulvertem Bleioxyd, bis ex (durchgeſeihet). vollkommen farblos⸗klar 
erſcheint, und ſcheidet dann den Allohol durch Zuſatz von Kalicarbonat 
(dem man dann noch bie Deſtillation folgen laſſen kann). Mit Wein 
geift verfehter Wein entläßt diefen, erhitzt, früher, als feinen eigenen 
Alkohol⸗Gehalt; ſchon bei 770 C = 610,6 R erfolgt in den meiften 
Fällen die Deftillation des erſteren. Zufag von Weingeiſt zu gleichen 
Magqßtheilen von 0,857 bis 0,858 Eigengew. fäll’t übrigens den dem 
eine etwa beigegebenn Alaun (S. 1135 Anm.) kryſtalliniſch; 
wenn man das Gemiſch etwa 4 Stunden hindurch im Keller: bei 100 C 
— 80 RB ruhig beläßt, war ein dergleichen Niederfglag erfolgt, fo 
darf man als ungefällt geblieben noch 5 Gran Alaun in Anſatz brin- 
gen. — Dem Traubenweine fhließen ſich zunähft an alle jene 
durch weinige Bährung gewonnenen Zlüffigkeiten, welche man bereitet, 
nicht um fie auf Weingeifi zu benutzen, fondern um fie ungefchieben, 
within als Weine zu genießen; wohin alle Obſt⸗ und Baumſaft⸗Weine, 
die Palmweine, der Reißwein ıc. gehören und ins Befondere auch zu zählen 


\ 14 


iR der. Honigwein ober Meth.*) — Eine Abart des Weins if ie 
Brennwein. Wenn nämlich ber weinigen Bährung fähige Fläflr 
Zeiten, ober bergleichen Flüſſigkeiten enthaltende breiige Gemiſche, mer 
andauernder Luftberührung folder Bährung unterworfen were, | 
gewähren fie weinige Erzengniſſe, bie, abgefehen von Frrmesisled 
und Bufel-Bildungen, von ben eigentlicden Weinen ſich unteriärhe: 
durch größeren Gehalt an Weingeift und geringere, Hal 
(in Beziehung auf Geſchmack und Geruch) in Widrigkeit übergeht 
Lieblichkeit, und bie daher bereitet werden, nicht um fie a4 Bew 
zu verbrauchen, fondern um fle durch fog. Branntweinbremen, di 
durch Deftillation auf Weingeift zu benußen; weßhalb fe von ie 
Verf. dieſes Hpb6: Brennweine genannt worden. Alle paxliäe 
Erzeugniſſe, bie entiveder ſchon der weinigen Gaͤhrung wntermerikar 
Zuder enthalten, ober durch die berfelben vorgängige Andergäkm 
(S. 1485) damit beladen werden, find zur Brenntweingährung un o 


mit zur Branntweinbrenneret benußbar. In Deutfchland wer un 


am häufigften verwendet bie verſchiedenen $treidesArten he 
Kartoffeln (zunächft beider Amylon durch Malz in Dertrin, Kb 
mels und Schleimzucker verkehrend), dam auch bie Zwetſchen @ 
Pflaumen (Prunus domestica L.), bei denen hinſichilich der Illebeb 
Ausbeute gilt, was bei Weinbeeren in Abficht auf WeingeißGeheh 





*) 


Gewoͤhnlich bereitet man ben Meth durch Löfen von 100 Muh des 3 
800 Maaß ſiedenden Waflers, und Ginfleven ver forgfältigft abgefqizmtn Bi 
figfeit, bis fie ein Hühnerei trägt (Hatte man ben Honig unabgefhänmt im jr 
gen Verhaͤltniß dem Waſſer beigegeben und, babei anbanernber Irmdzwes a 
Zufiberührung bis zu 250 0 — 200 R ausfept, fo gahrt er von falle me 
giebt einen brauchbaren Brennwein). Pan läßt fie Yerauf falls, ia 
vier Maaß reine Hefe zu und füllet fle auf ein Faß, wurd; deſſen leich fa 

deckende Gpunpöffnung ein Teinenes Sackchen mit 14 Loth, groͤblich ren 
Sagıver, 7 Loth vergleichen Gewürzuelken und eben fo viel Zimmt Kusshlef 
Statt, deſſen pflegt man auch 1 Gewichtetheil Honig in 223 Ei) ja 
Waſſers zu Iöfen, zerfleinerte Gewürznelken und etwas Muslatbläthe uehh ee 


ſo viel Malzſchrot beizhfügen, als beide Gewürze zufammengemogen balttt, a 


die Bäßsung durch ein Gtüd geröftetes Brod zu bewirten, das man zuR " 
Dierhefe getaucht Hatte. In beinen Ldallen erhält man nach beenieter rs: 
eine weingelbe Wläffigkelt, bie, hatte fie gehäsige Klarheit greicht, auf BAHR 
gezogen wird, uns fo einige Jahre zu lagern. Schlechtere Bkunlide ober icc 
Sorten gewähren jene Honig⸗haltigen Abfälle, welche beim Ausfchelben dei 
verbleiben. Man behandelt fie ebenfalls mit ficbendem Maier, 3 
tern: Rosmarin, Thymian, Wohlgemuth ober Doſt (Origanum vulga 


Lorbeerblaͤtter, und verfaͤhrt übrigens in bemerkter Weiſe. Zufah des 2 | 


meifter (Asperula odorata L.) flatt des Rosmarin, und vor ! 
Linden⸗ und Hollunderblüthen veredelt merklich den Geſchmack and erthelli 

lichen Duft. Verſttzt man ven gehörig gefchäumten fiedheißen, in Ache geh“ 
Sonig mit friſch geglüßeter Thierkohle uns Häft ihm mit berfelken md 
Zeit fieben, ſeihet ihn dann durch Blanell und vermifcht ihn, nah — 


nmit Stachelbeer⸗Moſt, fo erlangt man leicht, nach ber oben bemerkter 


vehandelt, ſehr wohiſchmedenden Brauſe⸗Meth; vergl. S. 1462 Nas 





". ra» m 


1315 





ber von ihnen zu erzielenden Weine *): Tiwiefelbeer-, Walde ober 
Bogel- und Tranben-Kirfen (Prun. avium, fowie P. Padus L. 
und P. serotina Wild), Schlehen (6. 1495), Wachholder⸗ 
Beeren, Mohrrüben (Daucus Carota sativ. L.), Paſtinak 
(Pastinaca sativ. L.), Heidel⸗, Preißels, Moor: und Moo6sBeeren 
(Vaccinium Myrtillus, V. Vitis idea, V. uliginosum und V. 
Oxycoccos L.), Berberigen (Berberis vulg. L. obeu S. 1330), 
Meifterwurz (Imperatoria Ostrutbium L.; durchſchneidet man bie 
Wurzel der Quere nach, fo zeigen fle auf ben Dnerfchnitiflächen, bes 
waffneten Auges befchanet, golbgelbe Deltröpflein), weißer und gelber 
ober rother Enzian (Laserpitium latifolium nnd Gentiana lutea L.); 
man Fönnte aber auf Brannımein unter andern auch verwenden: bie 
Burzeln der Zeitlofe (Colchicum autumnale L., was fle mindern 
helfen würde), Zuckerwurzeln (Sium Sisarum L.), die Saamen 
ber meiften GchmetterlingssBlümler, zumal der Akazie (Robinia 
Pseudo-Acacia L.); dann au Kürbißs und Gurken⸗ oder Guns 
eumernsKerne und viele andere, in vieler Hinflcht kaum beachtete 
BDflanzenerzengnifie. Erfahrungsgemäß erhält man aus Getreide geifls 
reichere Brennweine (und mithin and) mehr Brennweingeift oder Breuns 
geift, d. i. Branntwein), wenn man nicht eine Art Getreide, fondern 
ein Gemenge verfchiedener Betreibdefaamen dazu verwendet, 
Jene Art, welche dabei vorwaltet, fie if es, nach welcher man ben zu 
gewinnenden Getreibe-Branntwein benennt. Weizen gewährt übrls 
gens die größte, Hafer die geringfle Menge; Roggen (oder Korn) und 
Serſte — am beften im Raaßverhältniß von 7 Roggen zu 1 Berflens 
malz zum fog. Kornbranntwein verwendet, geben gemeinfchaftlich bie 
zwiſchen jenen Aeußerſten fallenden Branntwein- Mengen. Bortheils 
hafter als die Betreibebranntwein- Brennerei it in Jahren, in weldgen 
man, Geitens der Gtantsverwaltungen, nicht gendthigt If (ans Noth 
um Brod und Brobvertreter) , das Branntweindbrennen ans Kartoffeln 
zu verbieten, die Verwendung ber Kartoffeln zur Branntweins 
Erzeugung, und auch hier iſt es vortheilhafter, außer dem Zufag von 
Malz (was die Umbildung des Kartoffel, Amylon in Zuder bewirft) 
andere Pflanzen-Erzeugnifle, ins Befondere Möhren (Mohrrüben) 
beizugeben; weil foldye Zufäße vie Bildung des Kartoffel⸗Fuſels mins 
Dern und ſo gleichzeitig die Menge des Branntweins und feine Genieß⸗ 
barkeit erhöhen ; außerdem aber benugt man zur Branntweinbrenneret 
Kartoffeln vortheilhafter, als Getreide, weil durchſchnittlich eine gleiche 
Bläche Aderlandes (3. B. 1 Morgen), welche 8 Schefſel Roggen ges 
währt, bei nahe gleichem Koftenaufwande 100 Scheffel Kartoffeln liefert, 





e) Ze tiefer dat Roth ver nicht Lünfllich gefächten Rothweine, um fo geiftreicher 
find fie (in ver Regel), weil: je mehr Weingeift fich gebilvet hatte, auch um fo 
mehr sother darbſtoff den rothen Weinbeer⸗Hülſen entzogen werben konnte. 


1516 


8 Scheffel Roggen aber (mindeſtens) 120 Quart = 141,2 Ei 
Branutwein (von 50 Broc. Tralles), 100 Scheffel Kartoſſein je 
gegen (mwenigftens) 600 Quart Branntwein — 706 Liter geain 
laſſen. Allerdings heifcht die Kartoffelbranntwein-Breunerei gröfen 
Feuerungs: Aufwand, weil man die Kartoffeln vor ber weiteren Lchan⸗ 
lung gar kochen muß; allein es mindert fich biefes Mehr der Lehe 
ſehr beträchtlich dadurch, daß man auch bei der Korubranntweisdew 
nerei, Behufs des fog. Abbrühens, verhaͤltlich beträchtlige Kaya 
Waſſers fiedend heiß zu machen hat, bei dem Branutweinbreusm u 
Kartoffeln aber der hiebei entwickelte Waſſerdampf, im das Kartefihe 
Siedefaß geleitet, binnen 1/5 bie 3/4 Stunden die Kartoffeln gar geicht 
erfcheinen läßt. Auch können, hinſichtlich des Ertrages, in ik 
welche eine beſtimmte Menge Getreide⸗Maiſche faſſen, verhälllih ih 
eben fo viel -Rartoffeln eingemaifcht werden; man barf nänlid I 
Matiche der Kartoffeln von größerer Dice aufbereiten, als jer da 
Setreides, ohne fürchten zu dürfen: daß das Gut, war zuver ur Di 
Gaͤhrung gehörig vor fich gegangen, in der Blaſe andreun; wi 
Kartoffeln bei weitem nicht fo verdidend wirken, als das mir a 
weniger unvollfommen zerfehten Kleber enthaltende Getreide. Gehle 
erhielt aus 1% Scheffel Kartoffeln und 10 Schefiel Aal; 6 ins 
— 5 Ohm, d. 1. im erfieren Falle 6mal 100, im letzleren ömıl {A 
Quart = 706 Liter Branutwein. Andere fanden noch ech 

2 Maaftheile Kartoffeln gegen 1 Maaß Getreide und erhielten I = 
2 Scheſſel der erfteren und 1 der letzteren 2 bis 3 Onuart Bremina: 
mehr aber und kaum widrig riechender Brauntwein wird gmeil 
wenn man 12 Berhältnißtgeilen Kartoffeln, außer 1 Ralz ach 18iy 
ten (Mohrrüben) beifügt; weniger befeitigt wird hiebei bie Diümt 
bes Fuſels, wenn man die Möhren durch Runkelrüben erſch. de 
einzelnen Verrichtungen, durch deren Vollziehung dieſe we —X 
Brennwein⸗Gaͤhrungen bewirkt und der erzeugte Weingeiſt ale Bram 
wein gewonnen wird, find das Binteigen, @inmaifgen, Iolib 
len oder Stellen, Hefe⸗Geben und Deftilliren. os teigti 
ein, indem man bie gehörig zertheilte Befammtmafle (5. 9 4 P 
ſchrotene Getreide und Malz) In fo viel weiches Vaſſer vor PL= 
300,4 R unter umansgefeßtem Unrühren ſchüttet, daß fe anfängt, Ka 
und ieigig zu werden; man maifcht hierauf ein, indem mes mE 
andauerndem Umrühren fo lange fievendes Waffer beimiſcht, bie w 
alfo weiter gewäflerte Maſſe 600 C = 480 R zeigt, worum na’ 
)g Stunde in Ruhe läßt, dann aber von Zeit zw Zeit muribrt, W 
fo, Behufs der Zuckerbildung: Vervielfältigung ber Berühren 

und Bleihförmigkeit in Beziehung auf die fich minderade DRM 
tm Gange zu erhalten. Zugleich koſtet man von Zeit pe 3A “ 
Maſſe und findet man: daß ihre Gäße nicht mehr zunimmt, EP 
wöhnlich 3 bis A Gtunden Zeit erfordert uab mit einen Gala 


" 1517 





Tühlwärme bis zu 200 C —= 320 R zu enden pflegt, fo Kell’t man, 
fo weit gebiehen, nun die Mafle, indem man ihr fo viel kaltes Waſſer 
beigiebt, daß fie nur noch 250 bis 220 C = 200 bis 170,6 R warm 
iR; da ihre dann die Hefe gegeben wird, indem man, Behufs ber 
Branntweinbreumerei aus Getreide (f. S. 1082), auf 100 Pfund Schrot 
4 Pfund gute Hefe beimiſcht. Man verfchließt hierauf den Bährbottich 
tw.foldem Grade genau, daß die fi} entwidelude Karbonfäure zwar 
überfließen und entweichen, dagegen aber atmofphäsifche Luft nicht bins 
zutreten kann; was am beſten erteicht wird, wenn man einen gasdicht 
fchließenden Dedel auffeht, ver in der Mitte von einem Weißblechrohr 
durchſetzt, das COↄGas in ein-Gefäg mit kaltem Waſſer oder kalter 
Holzaſchenlange leiten läßt; oben ©. 1500. Nach Ablauf von 36 bis 
38 Stunden bat die Gaͤhrung gewöhnlich deu höchſten Grad erreicht, 
und 12 Gtunden darauf if fle gemeinhin beendet; jedoch gilt hier, 
was auch bei der Weingähtung naturgefeplich iſt: je höher die Fühl⸗ 
wärme der umgebenden Luft, um fo fehneller auch der Berlauf der 
Gährung, die aus gleichem Grunde, alles Viebrige gleich gefebt, bei 
Südwind lebhafter vor ſich geht, als bei einem der anderen Winde; 
zumal ale bei Nord und Nordoſt. Die hiedurch zu Stande gelommene 
breunweingare Maſſe, genannt: Branntweingut, if fo zu erhiben, 
daß fie den Branntwein entläßt, ohne anzubrennen (was leicht moͤglich: 
weil bie verhältlich fehr beträchtlichen unlöslichen Zerſetzungsrückſtaͤnde 
des Schrots, fammt der Hefe, ſich zu Boden ſenken), weil, erfolgt fog. 
Anbrennung, *) fofort Brenzdle erzeugt werben, welche vom dem 





*) Nach dem älteren BrauntweinbrennerelsDerfahren verhütete man das Andren 


nen und das licherfieigen des in die Blaſe gebrachten Branntweinguts, vurch 
folgenne Maaßnahmen: man lief es, nach beendeter weiniger @ährung,, längere 
Zeit am Falten Orte ruhig fichen, brachte es dann in die (nicht felten: inwendig 
mit etwas Wett oder Fettot ausgeftzigene) Defillirblafe, nadtem man Eurz 
zuvor in berfelben etwas Waſſer zum lebhaften Sieden gebracht 
Hatte; in dieſes Waſſer gegoflen rüsrte man dann bie Maſſe, mittelſt eines Steckens, 

ununterbroden um, bie fie zu ſieden begann. Die Blaſe durfte dabei nur bis 
zu 2/3 ihres Hohlraums erfüllet werben und bie Mündung verfelben (ver fog. 
MBrajenhals) wurde hierauf, unmittelfar vor dem Auffetzen des Hutes (Helmes) 
zu it einem dünnen leinenen Tu überfpannt und nun zuvoörderſt ſehr 
zmräßiges Deftillationsfener gegeben. Dadurch, daß man vor dem Gintragen bes 
MBranntweinguts: in die Blaſe, viefe mit fledendheißen Waſſerdaͤmpfen erfüllet, 
Hleibt von ver Mafle des Gute, auch bei dem nachfolgennen Emporgerührtwerden 
am Huffeigen buch Giesen, an nen Keſſelwänden nichts_hängen, ſondern gleitet 
von ibnen fortdauernd ab (weil wie Gievhige vie Anhäflon der Metalllädge zu 
vdem Branntweingut gleich von vorn herein aufhebt). — Der im rückſtaͤndigen 
Epiübliät vorhandene Stoff ber ehemaligen Hefe iſt unter keinerlei Umftänden 
woieder in eine: Gährung erregende Hefe zu verwandeln; vielleicht, weil er faft alles 
Agot verloren bat? — Weinhefe nennt man in manchen Gegenden au Wein 
mutter, fowie man in Franken unter Weinbeeren nur Korinthen (auch Feine 
Rofinen genannt) verftebt, vie, außer Glykoſe, auch einen an Glyeyrrhizin 
erinneruden Bildungttheil zu enthalten ſcheinen. 





1518 


Branntwein gelöst und mit ihm überbeftillicend, deſſen Gerrch um de 
fhmad ſehr widrig abändern. Um biefes zu verhüten, rührt man ie 
Fıüffigkeit im Brennkeſſel (in der Deſtillirblaſe) ununterbroden mm, 
his fie zu fieden beginnt; da dann die nun auffteigeuben Gacbleſa die 
weinige Flüſſigkeit, und damit die von Ihr umflofienen fenfharee id: 
gen nicht zur Ruhe kommen laffen. Bewirkte man bie Dehilein 
im Waſſerbade (aus einer Defillirbiafe, die vom Waſſer eines juetn 
weiteren Brennkeflels umflofien wäre) ober, muthmaaßlich vorthalgefte: 
im Waſſerdampfbade, und forgte man dann zugleich dafür, If 
jenes die Branntweindämpfe begleitende COꝛ-Gas, bei ver Defikktinn 
fofort hinweggenommen (etwa durch friſch geldfchten, erfalde ge 
brannten Kalt verichludt) würde, fo würde man jenen Bald u 
Branntwein nicht zu erleiden haben, welchen ber während des Kari 
rens des Branntweinguts bie zu defien Sieden entweichende Dani A 
Wege bringt. %) Gewöhnlich deftiliirt man aus dem Brassteisgl 
zunächt einen fehr gewäfferten Weingeiſt, genannt Lutter oder Kb 
branntwein“ ab, ver hoͤchſtens 17 Proc. Alkohol enthält (häufig m) 


*) Deſtillation in verbännter Luft wäürbe, brädte man fe mit obigen Er 


ſchiagen verbunden zur Autführung, in ven Gtand ſetzen: mit geringen Fan 
und volllommen gefahrlos, bie Deftillation fo zu Leiten: daß gleich wa Ma 
herein xeiner, fujelfreiee Weingeift überginge, und das Fuſelol gänzlid von Bil 
flande verbliebe. Hieher gehörige Vorſchlage findet man, Seitent eb Behejel 
diefed Hobe, fowie die fpäteren Romershaufen’s, Lebon’s mh In 
anitgetheilt in m. Deutſch. Gewerbsfe. III. 26 fi, 359 ff. m. IV. 236 4-#" 
161 fl. Ueber Adams und Piftorius’ Defillatianss, Küplungte m Bi 
tungen a. a. O. I. 190 u, II. 27. Ueber Branntiwelnhreunen anf: Sehr, 
Roßkaftanten, Enzian und mehreren anberen Pflanzenerzeugniffen, ebendaf, 1 1 
II. 190 ff. w. 194. III. 106 ff. Ueber engliihe Beanntweinhrenneni ai 4 
ſchiebenen Gerftenarten a. a. D. IV. 231—291. Borfegläge a vorn Bee 
zung IV. 29 und 175. Vorfichtemaaßregeln 278. SBefeitigung ver ri 1% 
Gäuren aus dem Branntweingut und Spuhlicht (welcher Item, able @ 
freien Säure, nicht felten vas damit getränfte Vieh um —— 
I. 319; über Zuſatz von Säure over flatt derfelben von Glauberſel, — 
und II. 71. Ueber ven Unterſchied der Nahrhaftigkeit verſchledener Gele 
Branntweinſpũhlichte ebend. I. 300 mb TIL. 96. Ueber Keffeiincum A 
and Gihr» Verfahren vergl. au Schwarz'e weiterhin ermilett as 
Im Elſaß und Norvfrankreich brennt man GerfiensBrangtwein aus 9 er 
tener Gerſte und 1,0 dergleichen Gerfienmalz, pie man Seit fa Hebemiet 
eintaigt, fo daß bie eingetaigte Maffe BR C — 499,6 MR yarbietrt; ux3 
fie 2 Stunden hindurch ruhig geflanden, fegt man amf 100 Kilogemm FT 
6 bis 7 Gectoliter Waſſer zu, wedurch die Fühlwärme auf 15° 21 = 
120°—16%,8R finlt. Dann giebt man Bierhefe zu und läpt fie bamit sig 
hindurch oder vielmehr fo lange gaͤhren, bis fie anfängt ſauerlich za ciee 
unterwirft fie hierauf ber Deftillation, durch dieſelbe vdurchſcheittlich 4 3 
Branntwein von 190 gewinnend, Deßgleichen gewinnt man dert y 
100 Kiloge. in Dampf gekochten, zermalmten Kartoffeia, vie mar mi 10 
ihres Gewichte Gerfienmalz und faft kochendem Waſſer eingetrigt * * 
16 Liter Branntwein von erwähnter Stärke, 


1519 


[4 


und nach dem meiſtens gebraͤuchlichen Berfahren nicht nur Fuſel, ſou⸗ 
dern auch A enthält und der, hierauf einer zweiten Defillation unter« 
worfen, zunäcft Alkohol⸗reichere Flüifigkeit entläßt, Die, befonders 
aufgefangen, Borlauf oder „Borfprung” genannt zu werben pflegt 
und der dann mchr gewäflerter und zugleich Bufelölshaltiger Weingeik 
folgt, bis zuleht eine faR uur aus Waſſer und Fufelöl beſtehende Zläfs 
figfeit erfcheint, die nebſt wenig Weingeifi auch mehr oder weniger 
merkliche Beimiſchungen von Fächtigen Säuren (Bifigfäure, die 
zum Teil au, zumal beim Kartoffelbranntiwein, von „Balerianfäure”, . 
vielleicht auch „Butyrinfäure”, begleitet erfcheinen dürfte) enthält. In⸗ 
befien beendet man die Deftillation in der Megel früher und bennpt 
Dagegen den Deſtillationsrückſtand, den fog. Spühlicht (Branntweins 
geipähl ; Branntwein⸗Schlempe), beim naͤchſten Binmaifchen flatt der 
bei verfelben zu verwendenden gleich großen Menge Abkühlungswaflers; 
verfeßt man jedoch ſolchen -Spählicht mit frifcher Hefe, fo erfolgt nicht 
felten aus dem barin vorhandenen Amylon, Bummi sc. eine nochmalige 
Bildung von Zuder, Weingeift und Garbonfäure, die betraͤchtlich genug 
ausfällt, um auf’s Neue Defillations-Fenerung mit Bortheil Darauf vers 
wenden zu koͤnnen. *) — Verſchieden von biefem: Lutterung und Vor⸗ 
laufs Sonderung darbietenden Verfahren if die, mittellt der von 
Piſt orius erfundenen Vorrichtung zu vollbeingende nur einmalige 
Deſtillation und Scheidung des Alkohole. *%) — Kartoffeln gerathen 


©) Gemeingin vient ber Spuühlicht zur Vieh⸗Fütternng, aber auch ber von der 
Bährung und Deftillation des erfien verbliebene zweite Spuͤhlicht if in »iefer Bes 
äiehung noch beachtenswerth. Je mehr Weingeif In demſelben verblichen, um 
fo mehr beförbert deſſen Genuß dae Fettwerden bes Maſtvieht, has ums 
gemein beſchleunigt wird, wenn man ben Drennwein vor ber Oeſtillation durch 
Abſeihung und Auspreffung vom fefleren Gahrungsrückſtaude fondert und mit 
dieſem ungefottenen Rüdfanve füttert, währen man nie Slüſſigkeit der Deſtilla⸗ 
tion wnterwirft, ‘ 
*, Ginen Grundriß zu einem neu zu erbauenden maffiven Brennereir@ebäupde 
finnet man bei Schwarz (als Anhang zu deſſen Maiſch⸗ und Bährverfahren). 
De Piſtorius'ſche ſog. Brennapparat beſteht uripränglig, aus ? BLafon, 
einem Borwärmer A einem Reetificator und einer Kühlvorrichtung. 
Es wich hiebei der Dampf ver erften, als folche, unmittelbar über der Teuerung 
Nehenven, mit gefiellter und bereits brennweingahrer Maifche gefüllten Blaſe in 
Die, ebenfalls weingahre Maiſche der zweiten Blaſe (bie ihre Beuerung von ber 
erſten mitgetheilt erhält und etwas höher ficht als bie erſte) geleiter, tritt von 
wiefer aus, durch deren Maifchs Danıpf vermehrt und Brenngeiftsreicher geworben, 
wurd den Borwärmer (over Maiſch⸗ Anwaͤrmer) in ben aus engen, viel Oberfläche 
darbietenden Behältern beſtehenden Rectificator, ver, mit kalten Waſſer über 
kedt, auf vie eintretenden Dämpfe entwärmend wirkt und fo bewirkt, daß ber 
(als Dampf ſich über das durch Abkühlung verbichtete Waſſer erheben verbreis 
sende) Hüchtigere Weingeiſt ſich zu Alkohol zu verrichten beginnt, deſſen vollſtau⸗ 
dige Verdichtung zur tropfbaren Wiüffigkelt Hierauf durch das Schlangenrohr 
(als Hauptlüsivorricgtung) vermittelt wird und ber dann alſo entwäflert und 
verdichtet in die Vorlage oder deren Vertreter überfließt, Mit Maſſer verdunut, 


— — —— — — — — 


— — 


ö— — — — — — 


green gr UV Te 


1520 


übrigens cher in Bährung, als Getreide, und bedürfen verhällig 
weniger Hefe. Letztere wirkt übrigens um fo lebhafter, je frifäer 
fie iſt; folche Friſche kann einigermaaßen bewahren: Aufbaus 
in Garbonfäures@as, und erneuen: Elektrifirung ; oben ©. ill. 
19767. Da man Mo ft gehörig von atm. Luft befreiet und gegen Einbringen 
derfelben geſchutzt zu erhalten vermag, und da friſche Weinkele us 
ſteas eben fo gut Brennweins@ährung hervorzurufen im Gtande if, «4 
Oberhefe (6. 1473, 1479 u. 1508), fo könnte man ſich and jrazi 
Weinhefe genug verfchaffen, um der Oberhefe ich nöthigen Falle gänih 
entfchlagen zu Dürfen. *) Uebrigens vermag nicht nur ber in heſe de 
gehende Kleber des Moftes ıc., oder flatt deſſen die Oberhefe, fenbert 
auch die Auflöfung des Klebers in Effigfäuse (zumal die mit Benkt 





gewährt er dann, nach Maafgabe ver Verrännung, Branntweine vor klfig 
Stärke; vergl. auch Kölle'6 ©, 1447 erwähnte Schrift. Ueber Weintrantv 
weine („Brangbranntwein" oder „Gonjar), die, gleich denen aus Geier Me 
Kartoffeln, Rüben ıc. gewonnenen entfufelten Brennweingeiſten, wurd uegmuig 
Defillation mehr entwälert, im Handel die Benennung Sprit fülen, wi 
oben &. 1501 Anm. Gine Tafel zur Beflimmung des wahren (b. I. beim 

Altohols@ehaltes von dergleichen Sprit und ähnlichen Slüſſigkeita un 





Dtto in feiner ©, 1487 Anm. ertoähnten Schrift, und aus vieſer S warz in dcha | 


„Maifd- und Gahrverfahren · ıc. (oben ©. 1519 Ann.) mit. (8 iR diek Zchluh 
Tralles' Alktoholometer entworfen, va jeboch bei dieſem aur für Bikinis 
Abſtande von 5 zu 5 Erab Rüdficht genommen worden, fo yervollkäuiige Et 
bie den zwifchenfallenden Temperaturen zugehörigen Didhten ober vielnc Di 
verminberungsgrößen durch Interpoliren; oben &. 67 und 755 Anm. 


0) Beil Weinhefe nit nur Mof, ſondern auch · gefchrotenes und mit Re 2© 


feßtes, eingeteigtes und eingemaifchteß Getreide, und ebenfo an u 
Gahrung zu verfegen tm Stande iſt; 100 A Weinbegsen (Guteel) ga 


Bouteilen Mein und 30 Ungen Hefe; eime Unze vergleichen Hefe reiht be ie 


um ein Bemenge "von 4 & geichrotenem Gerftens um 1 8 

nachdem es mit ber nöthigen Menge Waſſer eingeteigt und eingemailfl DM 
in Hefe zu verwandeln, welche die Wirkung ber Oberhefe nolikästig zu chi 
vermag; und ebenfo au, wenn man, VBehufs der Kartoffel-B 
ven mit Malzicgrot vermiſchten Kartoffelbrei mit RoggensMalzidre! ® 


Gaͤhrung verfeht, das. man zuvor mit Laltem Waſſer eingeteigt und WM 


heißem fo eingemaifcht hatte, daß es einen dicken Schleim bildet, WE. 
ſtatt mit Oberhefe: mit Weinhefe vermiicht und fo in kunſiliche Het 
worten war. Ginmal bereitet, fett ſolche künftliche Hefe ım ben Gm," 
folgenzen Male für gleichen Zwed jene Dberhgfe oder Weinhefe gänjik 


ven zu Lönnen. Das Roggenmalz muß jedoch, wie jedes 38 — | 


verwendende Malz, von feinen Wurzelleimen wurd; Abreiben nolfemmes A” 


worden feyn, bevor man es fehrotet. Es befördern nämlich vieſe 
ungemein bie Fuſelbildung, geben dagegen, hatte man fie ben Roggen K- 


nern vor ber Schrotung entrieben, einen trefflichen Dünger. Man het er 


nötbig, vie Bildung und Sonderung ver Weinhefe abzuwarten, jene: ist ⸗ 
ven Moſt in der oben S. 1463 bemerkten Weiſe, gegen Währung sehhänt. # 
Flaſchen aufbewahrt, fo fegt man flatt ver eins oder Oberhefe dem emt 

ten und gelühlten Roggenichrete Moſt zu (1 Bouteille Moſt ensipridt ⸗ 
1 Unge Weinhefe) und erhält dann einen Vrennwein, ber lieblicheren Bess 
wein gewahrt, wie jeber anneren Weges gewonnene, 


N 


1521 





verfegte *]) in: der Zuderbildtung fähigen Etoffen weinige Wäh- 
zung zu erregen; wie denn feld der Sauerteig ähnliche Dienſte 
leifiet, wenn er (als Bertretex ber Oberhefe) in doppelt fo großer 

ı 


*) Ein fog. Syrup, gebilvet aus 4 Gewichtttheilen Waſſer + 1 Zucker, geräth 
nit in Gahrung, wohl aber geben ebenfo Zudersreiche, aber daneben noch 
Pflanzenſaͤnren enthaltenne Säfte, 3.8. Himbeers&yrup, bei 200 250C _ 
leicht in weinige Gäbrung über. Bei manchen gährenden Obſt, 3. B. bei vers 
gleichen Kirihen, wird nahe der beendeten weinigen Gaͤhrung bie zuvor erzeugte 
CO92 wierer eingefogen. Ueber Milhfäures Gehalt mancher Weinbeeren 
f. oben ©. 939. leberläßt man Heidelbeer-Brei, bereitet aus 100 & 
volllommen zeifen Beeren und 60 Waſſer 14 Tage hindurch im bevedten Ges 
fäße fi felber, fo erhält man 145 bis 150 & weinige Btäffigkeit, die veſtillirt 
zunähft 4 A wohlriehenden, dann gegen 20 & fulelfrelen wäflrigen Weingeiſt 
von 209 bis 249 Tralles entläßt, welcher nochmals ber Deftillation unters 
worjen etwas über 11 & Weingeiſt von 400 T. gewährt. Bwetichen, vors 
züglich vie fog. Damascener-Pflaumen, halten fi, kann man fie nicht fogleich 
zur Breunweingährung bringen, Jahre lang im Keller unverborben, wenn man 
Jamit ein Faß gänzlich füllt (jedoch ohne kabel einen größeren Drud auszuüben, 
als ihr eigenes Gewicht ibn mit fi bringt) und es dann burch Wieder⸗Gin⸗ 
treiben des zuvor — Bebufs der Füllung — herausgenommenen einen ter Faß⸗ 
böden vollkommen verfchlieft. BIN man fie aber ſogleich auf Zwetichenbrannts 
wein benugen, fo zerſtampft ober zermalmt man die friſchen (nicht überreifen 
oder runzeligen) Awerfchen zu Brei, dert fie feſt zu und läßt fie fo, nach Maaß⸗ 
gabe der Luftwärme, 10 bis 14 Tuge hindurch an einem warmen Orte fliehen, um fie 
Der Defillation zu unterwerfen. Der Brennkeflel muß hiebei eine Sanvbreit ho 
Leer bleiben und bie daraus abbeflillirte fog. „raube Läutter” (Butter) bei an⸗ 
fanglich lebhaften, fchnelles Sieden bewirkender Feuerung, ſofort, nach vollſtau⸗ 
Diger Schließung ber Dfenöffmungen und beeutetem ſog. Berlegen ber Zuglöcher, 
bei forgfältigfter BeuersRegelung, ver zweiten Defillation unterworfen werben. 
Alſo verfahrenn giebt der beiläuflg 160 Maaß betragenze Brei von 640 A rohen 
Zwetſchen wenigſtens 143 Maaß Calſo 1)g des urſprünglichen Breiumfungs) ſehr 
guten Zwerfhenbranntwein. Ten Rückſtand von der rauhen Läutter vers 
wendet man am beflen zur Schweine⸗Fütterung; Milchkühen gereicht, bewirkt er 
Uchelgeruch und wirrigen Geſchmack der Mil. — 80 Maaß in ätnlicher Weife 
behantelte (am befien ſchwarze) durchaus nicht fauer geworbene kleine, zuvor 
von ihren Gtielen befreite Waldkirſchen geben 8 bis 9 Maaß, alfo 1/ıo 
Bis 1)g guten Kirſchgeiſt ober fog. Kirſchwaſſer. In ähnlicher Weiſe kann 
man mit allen faftigen Beeren verfahren und fu theils wohlſchmeckende Beine 
(3. B. aus Ürpbeeren, Bromdeeren ıc.), theild Weingeiſt⸗reiche Brenns 
weine (3. B. aus Gornelfirfchen oder Hörlifen, Cornus masc. L.) erzielen, 
Mittel Reismepl, Zuder, füßer Manveln und Waſſer läßt fig ein Brennwein 
bereiten, ver vefillirt einen dem Arrak ähnlichen Weingeiſt entläßt. In Zeiten 
großer Not um Mehl für Brod verbietet Menichenpflicht den Verbrauch des 
Setreides, wie der Kartoffeln, zum Branntweinbrennen, in ſolchen Zeiten 
muß man fh nah in vieler Hinſicht genügenven Vertretern beider Mahrungss 
mittel umfehen. Au vergleichen Vertretern gehören vie ſchon erwähnten Wurzeln 
ber Zeitlofen (6. 1515), die zerrieben nur mit verbünnter Schwefelſäure 
Cauf 500 Wafler 1 Theil Vitriolöl) begoſſen, in einem paſſenden hölzernen Ges 
fäße 24 Stunden lang unter öfterem Umrübren fteben dürfen, um von allem 
ſchaͤdlichen Stoffe (von Colchicin, das übrigens bauptfählih im Gaamen ber 
Pflanze heimiſch iſt, aus demſelben nach Art des Daturin geichieben werden kann, 
im Wafler ziemlich loellch IR und mit Säure leicht kryſtalliſtrende Salze gewährt) 

96 . 


1522 





I Menge hiezu verwendet wird, Allein neben bem- Weingeik mb de 
Carbonſaure kommen, bei Anwendung ſolcher fauren Grreger weinigr 
Bährung, lets zugleich auch organifche Euren zu Gtaude; nemih 
Milhiäure und Gffigfäure, und zwar vorzüglich dan, wenn wei 
Bährung zu verfegende gewäflerte Maſſe neben dem durch vorangegem 
gene Zuckergaͤhrung gebildeten Zucker noch viel überfchiifiges Karla 
enthält. Abgeſehen von dieſer Säurung kommt es aber, au bi m 
mitteilt Sauerteig und warmen Waſſers bewirkten Brodgährus 
zunächſt ſtets und hauptſächlich zu jener gemifchten (theils verder 
gehend zudrigen,, theils geifligen und, wie bemerkt, bei Anmeniuy 
von fauren Gährungserregern, theils fauren) Gährung; be I 
Brodteig erleidet, bis er hinrrichend aufgegangen, um fo, nik 
des Backens, zur Beendigung jeder Gaͤhrung gebracht zu nr") 





befreiet zu werben; man wäfcht fie dann noch wicberkolt umb fo lange mit bl 
Waſſer aus, bis dus Waffer Lakmus zu röchen aufhört, treibt daratf ven rhfkls 
digen Erei durch ein leinenes Zu, und behandelt ihn nun wie Rartefikik 
die man mit vertünnter Gchwefelfäure in Krümelzuder verwandelt (6. 145 F 
der hierauf in Waffer gelöst durch Hefe in weinige Gahrung vwerfegt win. Sie 
lich verfäget man mit den ZBurzeln des Bryonia alb. L. Unter vs dene 
fruchten find übrigens auch die ver Kartoffeln (an manden Orten „Rantebt: 
Apfel- genannt) in Avſicht auf Branntweinbrennerei beadhtenswert. Ras wii 
mit ihnen, wie mit anderen Berrenfrüchten, z. B. mit SHeinelberru ı.: mE 
ſchlagt fie zerſtampft in Faſſer und wartet ihre, bald vom felber beginne if 
zung ab; 250 & geben 5 Maaß eines 10« bis 12grabigen Later, da ie 
Thierkoble deſtillirt und verhaͤltlich entwäflert, allen widrigen Beigernh wein 
bat. Schon der Pfarrer Mayer machte (1773) auf ſolche Genua ve 3@ 
toffelfrüchte aufmerkſam; f. veffen Lehrbuch für Land⸗ und Hautuirthe. Kir 
berg. 8. Eekt man gleidh von vorne herein gefchrotemen Lafer zu, je aut 
man lieblicheren Branntwein. Uebrigens geben and Kornellirſchen (ditsi 
von Cornus mascula L.) treffliden Branntwein. 
©) Berreibt man Amylon mit Kleber (Mehlleim) und Maffer zum rd, eg 
diefes, hinreichende Zeit geſtanden, wohl Glytoſe⸗haltige Fläffigkeit, che KM 
Brodteig; knetet man hingegen Weizenmehl mit Waſſer zum zwar weht, * 
doch auch fehr zähen Teig an, und überläft dieſen am lauwarmen Ost — 
fo beginnt er ſchon binnen einer Stunde ſich zu lockern und nad ui GM 
aufzufchwellen, Blafen zu zeigen und eigenthämlich-weintgen Geruch yı 
nimmt dann aber unmittelbar baranf einen fäuerlihen Geruch unn Orgmal — 
und IR nun Weizen⸗Sauerteig (Zum) ober, wie inan ihr in ana De 
genden nennt, Hefel, der jet mit verhältlich viel Diehl und Bafer pm pen 
Teige durchknetet, die geiflige und, war er flärker fauer geworben, — 


beqginnende ſaure Gährung veſſelben ſehr ſchnell einleitet; erſtere wirt er 


wösnlicher bewirkt durch Oberhefe, obgleich jener auch als Baderheſe me ! 
Boerhave zeigte und wie neuerlich Fomwnes (ohne B'e zu gereaka) 
verwendbar if. Das darauf folgende Backen bewirkt jedoch in been 9 
zuvorderſt Entwickelung des folhen Weges gebilpeten, von CO⸗Ge 
Beingeiftes, von denen erfiereß hauptſächlich zur Loderung Ki Brand ME 
Badwertes beiträgt; beine entweichen in ven gewöhnlichen, aus Steines min 
erbauten Balöfen ungenugt. Um ven Weingeift aufzufangen, bein 
fich (zumal in Englan», wo man zuerft auf niefe Nebenkemuuhung Di 


d 


1528 . 





Erwägt men, daß wohlgerathenes Brod eine dem Waſſer leicht zugängs 
liche Maſſe darfiellt, fo wird es fehr wahrſcheinlich: daß bei der fog. 
Drobgährung nicht nur ein beträchtlicher (bei richtigem Einteigungs⸗ ıc. 





geinäftes verfiel) Muffel⸗Ahnlich geformter eiferner Defen (oben ©. 395), unb 
in Bädereien, in welchen man nur und in beträchtlicher Menge durch Hefe zum 
Auftzehen gebrachte Teige mittelſt des Badens in ihrer Bährung unterbricht, mag 
es immer ver Anlagstoken, wie der Mühe werth ſeyn, folgen Uebergewinn zu 
berüdfiätigen. IA das Mehl humpfig, was hauptſachlich eintritt, wenn vas 
Korn oder ber Weizen in Bolge feuchter Witterung kurz vor ober wäbrenn ver 
Ernste zum Theil zu keimen beginnt, fo muß man es zuvor, bei Gtubenwänne 
(nit im Badofen) autgebreitet, möglichſt austrodnemn, bevor man e8 einteigt, 
bas Ginteigs ober fog. Gäuers Baffer (Das überhaupt zum Baden, wie zum 
Breunwein⸗ und Bier⸗Gaͤhren um fo brauchbarer, je weicher, d. h. je mehr frei 
es von Kalkſalzen if) mit erwas Kalicarbonat verfegen (indem man einige Zeit 
zuvor einen‘ Seinenen Beutel mit 2 bis 3 Hände voll Buchenholz⸗Aſche Yineins 
Hängt), dann aber, ebenfalls vor dem Anteigen, beinfeiben ein Baar Eftöffel voll 
Branntwein beimiſchen, ven Teig mit alfo vorbereitetem Wafler, jedoch etwas 
fefter, ankneten und bis zum Aufgehen wohl zugedeckt zuben laffen, yamıt cr von 
feiner Gäbrungswärme fo wenig wie möglich verliert. Auch erreicht man feinen 
Zwei: ans vumpfigem Mehl wohlſchmeckendes und geſundes Brob zu erzielen, 
Thon dadurch, daß man den bereits aufgegangenen Teig mit etwas bis faſt zur 
Saftvide abgenampfter, ungebopfter Bierwürze wohl durchkaetet; ver Teig fängt 
badurch heftig zu gahren an uns beginnt flüiflg zu werben, man fegt vaun fofort 
noch fo viel neues troknes Mehl zu, als die zu bewirkende gehörige Zatzigkeit 
nes Zeiges heiſcht, und Enetet Ihn nun, höchſtens 1/a Stunde bhrauf, völlig aus, 
um ihn zum Baden herzurichten. Dem Einteig⸗Waſſer darf etwas Kochſalz nicht 
fehlen, weil außerdem das Brop nicht Ioder genug ausfällt, jedoch muß man ſich 
Güten, zu viel zuzufegen, weil dieſes das Aufgehen des Zeige verlangfamt ober 
gänzlich Hinvere. Laßt man mit LBafler zum Teige angefnetetes Mehl (ins Be 
fonsere Weizenmehl) von felber zum Aufgehen kommen und verarbeitet dann 
Diefen Teig nur mit weiterem Zuſatz von Wiehl, fo bleibt ein nicht unbeträdhts 
Licher Theil des gebildeten Zuders unvergohren, und das aus ſolchem Zeige ges 
wonnene Drop [AP (eigentlihes Süßbrod, wie es noch jetzt im Morgenlande 
gewöhnlich bereitet und genoflen wir). Siedet man übrigens das zum Ginteigen 
au verwendende Waſſer zuvor mit der Roggen⸗ oder Weizen⸗- ıc. Kleie wohl ab, 
fo gewinnt man merflih mehr Brod. Cine innige Mengung von 1a Z Weis 
zenmehl mit 1/5 A Zuder um 1 Rott KOCOE fol, mit 1 & lauwarınem 
MBafler, eine brauchbare Hefe geben? Gtatt der Oberhefe verwendet man, ins 
Beſondere in Sachſen, Häufig ven fog. Semmelfauerteig, auch genannt: 
immermwährenbe over Torgauer Hefe, m. D. Gewerbefr. I. 140, 176. 
II. 6. III. 62. Man erhält eine gute Hefe (oder, wie man bie Oberhefe in 
asroligen Gegenden Deutichlanns nennt: Bärme) der Art, wenn man in einem 
Seinenen Beutel befinnlihen Hopfen mit Wafler wol austodt (mahricgeinlich 
zwedmäßiger: wiederholt mit heißen Waſſer begießt un» digerirt), ven Abfub 
Hätftet, bie eine Hälfte in ver Badmulde mit einem Stück Sauerteig mengt, 
ein Gtif Zuder und das zu Schaum gefchlagene Eiweiß nebſt Weizenmehl (Alles 
in sem a. a. D. bemerkten Verhalltniß) zum Teige vurcharbeitet und zugebedt 
aufgehen läßt. Beim Gebrauche läßt man von dieiem erften Anfah einen Antheil 
zurad, verfegt dieſen dann (zur weiteren Höfe: Bereitung) mit jener zurückgeſtellten 
zweiten Hälfte des GopfensAbfubs, fügt wieder Zuder, Eiweiß und Weizenmehl 
hinzu und verfährt, wie das erfle Mal, und fo fort für alle künftigen Dale. — 
Verreibt man übrigens 44 & guter Oberhefe mit eben fo viel Zuder uns 6 bis 
96% 


1524 


Derfahren: ber bei weitem größere) Antheil des AmylonsGchelti iu 
Mehles eines Theile in Zuder, größeren Theile aber in Bunni nm 
Leiokom (S. 1349) übergeht (vom welchem auch die glänzen Die 
fläche des gebackenen Brodes zeugt, die auch dort nicht fehlt, we ma 
die Dberflähe nur mit Wafler angefeuchtet Hatte), fordern deß anh 
der Meblieim wefentlicde Abänderungen erleidet, indem mutkauehil 
befien dem Fibrin ähnlicher Beſtandtheil in loͤsliches Phytofibtir 
Hydrat (6. 1395 b), theils vielleicht ſelbſt im Löeliches Braten 
Orydat (5. 1392 Anm.) verwandelt wird. In wie weit dabei de 
Theil des Amylon und ber übrigen Kleber: Bildungstheile Theil kan 
an der Bildung des in Schwarzbrod vorkommenden Aſſamar (6,1M) 
und welche Veränderungen die Beſtandtheile des Mognens, Geke 
Hafers, Buchweizen⸗, Maiss ꝛc. Mehls durch Brodgäprung u den 
badung erleiven? fleht noch zu ermitteln. Das Weizenbred mb 
Vogel d. ä., verglichen mit dem Weizenmehl, verhältlid zu weh 
geändert; denn 100 Gewichtstheile deſſelben ließen ihm ſchlichen ei 
die in dem Brode gegebene Anweſenheit von 52,5 Amy; AR 
(annoch etwas Amylonshaltigen) Kleber; 18 Bummi; 36 Iuie v 
5.14: C02 + CaCh + MgCh (+ Verluſt). Pleiſchl pice Mi 
werdender (gährender) Bropteig nicht nur COg@as, font mf 








8 Loth Branntwein und ftellt das Gemiſch, es von Beit zu Zeil wacht aueh 
auf eine warme (300 Bis 350 U — 240 bis 280 AM) Stelle, fo ninat W 
Gemisch gegen das Bünffache feiner Raumerfüllung an Umfang zu m # m 
für Bäder, wie für Bierbrauer, flatt Oberhefe brauchbar, mu jan friid 
». 6. unmittelbar nachdem es vie größte Umfangs: rmweiterung erlitten, 
werven. — Bermifcht man innigft zerriebene meblige Kartoffeln, weide P* 
fo weit gefotten worben, daß fie no nicht berſten (aufplahen). wit ge 
Moſt oder, flatt deffen: mit noch nicht aufgehelltem, jungem (ch 
bier), treibt dann ven hiedurch erhaltenen Brei burch ein geoßel Gehe, © 
bünnt ibn mit fo viel des erwähnten Biers, daß es HefensDide et, w u 
hierauf das Gemiſch bis zum folgenten Tage ficken, fo erhält mar Kartatieh 
hefe, von ter man inbeffen zum Backwerk sc. 1/3 mehr bebarf, als von gie 
befe erforverlig wäre. Da das Kartoffellraut, wenn es nicht Fih MM 
fütterung — 3. B. mit Kleie vermengt zur GchweinesBütterung — 

wird, fi, mie e8 ſcheint, nur mittel durchzuleitender heißer gu mil 
trodnen und fo als Heu⸗Vertreter aufbewahren läßt, fo If a wie 
manchen Landwirth erfprießlicher, e8 zur Rnollens@ntwidelung aw 
ben und dadurch ſog. Saat Kartoffeln zu erfparen. Wirft man ei De, 
Haufen auf, an einem übrigens trodnen und am beften künſtlich mirmie 

3. B. in vie Klee⸗Darre, fo begiunt et zwar auch, in Folge jr DM 
Stengeln zurüdgebliebenen Beuchtigkeit, zu faulen, allein in Bittes ui de 
fens ıreiben die Stengel Knollen, vie, haben fie vie Bröße einst tc⸗ 
erlangt, ſich ſehr wohl zu Veritretern der Saat⸗Kartoffeln eignen. 
Wurzelſproͤßlinge oder Keime ver Kartoffeln, ver Erde vertrauet, — 
erſetzen können, wußte man in Irland ſchon 1796; vergl. u 
Franzoſen durch Irland. Erfurt 1800. 8. I. 182. Um ver Aula 
ein zu begegnen, muß man fie aus dem Gaumen ber gefauhrhes 0 
sieben, 


” Yen Zn zz .. 


1525 





Has entwideln. Je ſchneller und gleichfoͤrmiger bie Brorgäbrung 
vor ſich gebt, um fo loderer und Löslicher fällt, rechtzeitig gebadın, 
das Brod aus; daher gewährt durch Oberhefe in Gaͤhrung geſetztes 
Mehl ein: das durch gewöhnlichen Sauerteig dahin gelangte, an 
Lockerheit und Berbanlichkeit ſehr merklich übertreffendes Brod. — Eine 
andere Art ſüßen Brodes, oder vielmehr ein dem mittel Oberbefe 
oder immerwährender Hefe (oder ähnlicher Oberbefe- Vertreter) zu Stande 
gebrachten, dem Brode ähnliches Backwerk erhält man, wenn man den 
Mehlteig Ratt mit Hefe (oder Moft) oder Saurrteig mit Carbons 
fäure zum fog. Nufgehen bringt, wie ſolches sum Theil die Lebkuchner 
bewirken, indem fie Pottaſche beifügen, wie es aber verfuchsweife volls 
Rändiger (vor mehreren Jahren) von Henry beim Weizenmehl mittelft 
Ratronbicarbonat der Moͤglichkeit und Ausiührbarfeit nad erwielen 
wurde. Thomfon’s neuere hieber gehörige Berfuche lehren in dieſer 
Hinſicht, daß alfo zu Stande, gebrachter Brodteig wert weniger Berluft 
an Stoff im Gefolge hat, als der durch Einwirkung von Oberhefe 


oder Sauerteig entſtandene; denn während der Brodgährung unterwor⸗ 


fenes Mehl dadurch einen Verluſt von 61/g Procent erlitt, fiel derſelbe 
beim Brodbereiten ohne Ferment fo gut wıe ganz weg; indeffen fragt 
fi, ob das ungegohrene Mehl wirflich fo verdaulich und in der That 
in ſolchem Maaße ernährenv if, als das gewöhnlichen Weges in Brod 
verwandelte 7 T. fand übrigens, daß nach der neuesen Weife behan⸗ 
beites Mehl fog. Brod gewährt, bei tefien Bereitung die Erfparniß 
gegen 1/15 beträgt. In den erfleren hieber gehörigen Berfuchen bes 
diente er fi zur COgs@ntwickelung tes Zuſatzes von Ratronbicarbonat 
+ Oyprodplorfäure zum Teige (um gewichtigeres Brod zu erzielen, 
ſetzen die Bäder mitunter ziemlich merkliche Mengen von Kochſalz 
hinzu, defien Anmwefenheit unter andern auch die Bindung des Waſſers 
vermehrt, Alann leiftet noch mehr, und if in England — ohne 
Zweifel: nit zum Vortheil der Brods@enießenden — in diefer Hins 
ficht Rark in Gebrauch genommen), fpäterhin gelang es ihm mittelft 


Ammonoryd-Alaun und AmmonorydsGarbonat oder dergleichen Natron - 


ein gefundes (7) und ſchmackhaftes Brod zu Stande zu bringen; Erds 
mann’s und Marhand’s Journ. f. pract. Chem. XXXI. 112 ff. 
Daß übrigens ein Mehl um fo nahrhafter werden kann, werde es als 
Brod oder ale Mehifpeife verbraucht, je Azotsreicher es if, und daß 


ſchon mu6 diefem runde Weizenmehl mehr zu gewähren vermag, wie 
Roggen, Gerſte, Hafer ꝛc., wird von alltäglicher Erfahrung beſtätigt; 


wie denn auch der Genuß der weißen Weizen⸗Schiffs⸗Zwiebacke 
(die ein fehr fehes und darum über See umverborben bleibenves, feiner 
Härte und GSpröpigfeit wegen Kecks genanntes Backwerk tarftellen) 
für Wiedererfag verbrauchter Mugfelfraft exfprießlicher ift, als jener 
ber aus anderem europäifchem Getreide gebackenen braunen Schiffs⸗ 


Zwiebacke. Auch die Weizenkleie if, Fürſtenberg zufolge, 





1526 


verhältlich noch reicher an Ashaltigen Bildungetheilen, als dad RA 
der Roggenſaamen; %. fand nämlich 100 Weigenkleie zufanmmengikt 
aus 45.5 Hülfen und 54,5 Kornmafle; diefe aber, neben 22,62 Auylm, 
5,28 Dextrin, 2,82 Bett und 10,3 Wafler, beſtehend aus 10,84 Ride 
und 1,64 Albumin, währene der Roggen neben 6,7 Hüllen: 522 
Amylon, 3,78 Dextrin, 1,92 Bett und 14,98 Wafler, an Kleber ur 
3,96 ueben 3,34 Albumin darbot. Die Weizenhülfe enthielt 3% 
Bildungstheile und 1,52 anorg. Beſtandtheile (KCh, KOSOs, AgOpo, 
CaOCO,, BiO, nebfi Spuren von Fe und AlOs3). — Deu Ude 
zur Biergährung bilden: die bes ruſſiſchen Volks⸗Getraͤnls, ges 
Duas, das man aus 9 Maaftheilen Roggenmehl und 1 ungeiräw 
tem Roggenmalz, nebft Waſſer, bereitet; ferner Die des Gapa-Cpıld 
(d. i. Weißes Getränk) der Tſcherkeſſen, gewonnen aus vergeht 
Hirfe (Panicum italicum L., deſſen Saamen den Tſcherkeſen id, mei 
der Reis den Ehinefen) und jene der aus benfelben Gaumen, ut 
Beifägung von Honig; bereiteten, mehr Methsartigen Ggrixk wm 
wandter Bölfer (3. B. die des Schuat der Tſcherkeſſen um Baiıl 
ober Bofeh der Tartaren, des Fadapluſch der Kabarderen), rw 
bie des mehr Biersartigen verſchiedener afrikanifcher Beltofänme, Id 
biefe aus tem Kaffernkorn (Sorgkum, d. i. Holcas Sorgbun L) 
bereiten, u. mehrere andere. ) Tacitus, der Das „Malz als hr 
beues Korn bezeichnete, Fannte wahrfcheinlich nicht nur den Cererie via 
(Cerevisia s. Cervisia; Plin. H. N.), fonbern wußte zweiicieee 
auch: daß die Römer die Gerſte eine Nacht hindurch im Waller weite 
ließen, um fie dann zu trodnen und zur Bereitung der Maza *) # 


*) Ein in theuren Zeiten wohl zu beuchtenbes Erzeugniß, veffen Minverung ven Ho 


hau nur förberlig werben kann, finb vie Dueden (©. 192 Au), ve na 
'Ader leicht entziehen Kann, wenn man a) fchweren Boden ver Bet zei 
mit dem Pfluge oder dem Haden tüchtig der Duere nach aufwühlt, gleid baras| 
aber vie Egge folgen läßt (nicht fpät darauf, tamit fie ſich nicht wirer file: 
unb damit nicht nur in bie Duere, fondern auch in vie KRunde herum va Ent 
aufreißt, wobei man bie Sugpferde ber Gage feharf auzutreiben hat (Man u 
Eage gehörig einreißt umb jich, bei dem Queckenhaufen angelangenr, vh 
und fo über benfelben weggleitet), b) leichten, fanbigen Bober uggt ia 
ahnlicher Weiſe mit einer Teihten Egge aufwühlt (weil bie fgmer Oyge 
tief eingreift und bie Duecken beſtändig Sinunterzießbt), und vie mn HayM 
noch vollſtaͤndiger mittelſt des fog. Sächſiſchen Onedenredens nu Ban P 
entziehen im Stanbe if, Es geftatten aber nie Queden: Benupung zu En fir Pit 
fälle und zum Beimengen fatt Stroh für Lehmwände, denen fs geöfere Hab 
barkeit ertheilen, As vas Stroh fie zu gewähren im Stande iſt; ferne n bu⸗ 
ling (Backſel) verſchnitten zum Viehfutter, ferner zermahlen als Zwick FR 
Roggenmehl, gröblich germalmt als Zuſatz zu dem: zur Beivinnung von Bu⸗ 
wein und Bier zu verwenbenven Getreide ꝛc. 


2) Maga, eine Art Brod, bereiteten bie Römer aus jener getzodneten Gert, oh 


dem fie diefelbe geröftet und zermalmt hatten, indem fie außer Waſſer ut * 
Bein und Honig beifügten, Gab die noch jeht übliche Wenennung dei as 
Brode der Ffraeliten (Mazzes) zu der vömijden die Merauinffung, mu W 
gelegt dieſe zu jun — ._ 


1527 


verwenben, deren Benennung vielleicht fpäterhin bie Bildung des Wortes 

Malz zur Folge hatte? 

. DB) Bier. Man erzeugt es entweder aus Luftmalz, oder aus Darrmalz ; ; 
erſteres giebt hbellexe oder fog. Weißbiere, lebteres dunklere oder 
Braunbiere, von denen die erfleren mehr Weinsartig find, die Ichs 
teren hingegen die eigentlichen Biere darftellm , die als folche ihren 
Beingeiſt-Gehalt nicht, wie die eigentlichen Weine, an organifche 
Säuren, fondern hauptlächlih (wiewohl mit jeher ungleicher Innigfeitz 
mit größter: in dem durch Untergährung getvonnenen Biere) an Garbons 
fäure gebunden enthalten. Ihrer Bildung nach zerfallen die Biere 
außerdem in folche, die durch Obergährung, und in jene, welche durch 
Untergährung hervorgegangen ; beide erfordern zu ihrer Darftellung 
gutes, wegen der von ihm zwifchen Hülfe und Kern einaefchloflenen 
Safe auf dem Waſſer ſchwimmendes, trocknes, zwifchen den Zähnen 
leicht zerbrechennes, mild jüß ſchmeckendes und lieblidy würzig riechendes 
Malz. *) 

as) Obergähr⸗Bier; gebranet entweder nur aus gefchrotmem Malz, 
ober aus einem Gemenge von dergleichen Malz und gefchrotienem, uns 
gemalztem Getreide, die man zuerfl durch lauwarmes, dann durch waͤr⸗ 
meres und bald darauf durch 650 bis 800 C — 520 bis 640 R heißes 
weicheſtes Waſſer nach und nad, in getheilten Mengen und unter jedes⸗ 
maligem tüchtigem: Umrübren einmaifcht, um dem Malze (und Getreide) 
feinen ſchon fertigen Krümelzuders und Dertrin⸗Gehalt, fammt Diaſtas 
und noch unveränderten Amylon zu entziehen und lebteres fo viel als 
thunlich in jene loͤslichen Erzeugnifle zu verwandeln. Man vollzieht 
bie Ginmaifchung gewöhnlich in Maıfchbottichen,, die einen boppelten 
Boden haben, deren eberen man (um das Hindurchipühlen der feineren 
Malztheile zu verhüten) mit Stroh ober geiwafchenen und getrockneten 
Dueden belegt -hatte, während der untere mit einem Zapfen zum Abs 

" Iaflen der Würze (d. i. des Malz: ac. Auszuge) verfehen worben. 
Nachdem das Malzſchroot (1c.) wohl burdhgearbeitet worden, fo daß 
Beine Klümpchen unzertheilt geblieben, läßt man die gleidhförmig vers 
theilte Mafle dritthalb bie 3 Stunden oder vielmehr fo lange fliehen: 
bis ihre Suͤße nicht mehr zunimmt, zieht dann durch Oefinung des 
Zapfen bie erfie Würze ab, behandelt darauf bie rückſtaͤndige Maſſe 
wiederum mit Waſſer in gleicher Weiſe und wiederholt diefe Musziehung 
mit dem hievon verbliebenen Rüdfkande zum britten Mal, fo die zweite 
unb dritte Würze gewinnend. Pur die erfe buftet angenehm würzig 
und ſchmeckt ſtark (faſt widerlich⸗) füß und giebt für fich verbranet das 
ſtaͤrkſte ſog. Doppelbier, mit 8 bis 81, Procent Alkohol, während 





) Geſundes Getreide entwidelt beim fog. Schwitzen bes werdenden matt Aldehyd⸗ 
Seruch, watxſcheinlich aine Jolge erzeugten Aldehyds. 





u. — — — — — — 


1588 


minder ſtarkes nur 5 bis 8, Porter (verbeutfeht: LafträgerBir *)) 
nur gegen 61/3 bie 61/4 Proc. barbietet; die zweite und britte ſaͤer⸗ 
lich riechende Würze geben für ſich ſchwächere und ſchwächſte Dim, 
wohin der fog. Kofent (Small bear) oder wie es in mandeu Gays 
den des. nortöftlichen Deutfchlands genannt wird: das „Schwahtre 
fen" gehören. Der Ausziebungs- Rüdftand (die Trebern) Man 
zur Vichfütterung. Die alfo gewonnene Würze wird um in & 
Braupfanne gebracht und bier, unter Zufab von Hopfen‘, bi nk 
zum Sieden erhigt und darin einige Zeit erhalten; thells um anfing 


lich die DertrinsBildung (S. 1349) zu befördern, dann aber bie Ink 


ziehung des Hopfens zu bewirken und zugleich die Zuderbilug u 
beſchraͤnken. Se fpäter hiebei die Siedhitze eintritt, wm fo acheinckr 
zeigt fih die Würze an Zuder und um fo ärmer an Dertrin; up 
kehrt je früher 90° bis 100°0 — T2° bis 80° R erreicht wirt, un 
weniger Zuders und um fo mehr Gummi⸗haltig ift fie; im Ichteren Balk 
wird dann das daraus zu erzeugende Dier nmahr hafter credit 
[obgleich man nur weiß, daß es, bei foldyem Uebermaaß von Pau 
getrunken, eher fättigt und daher Eßluſt ınindert], im erfleren Il 
es um fo geiftreicher, oder, wie man zu fagen pflegt, um fo Rärket 
aus. Der Hopfen wirkt der Gäurung des Biers entgegen ui de 


fördert daher defien Haltbarkeit (S. 1345); angenehmer wird jr 


das aus der gehopiten Würze -bereitete Bier, wenn man ea {ea 
für ſich mit heißem Wafler, bei anoauernder Digeſtions⸗Hige ) ar 
sieht und den Auszug dann der ſchon zuvor (ober zwecmaͤßiget: wit 
rend deſſen) durch Abdunſten mehr eingeengten Würze beimiſcht. Naht 
ber Verhütung des @intritts ſaurer Oährung bezwert man mil 
der Hopfung der Würze: fällende Ausſcheidung des in ber gut 
etwa noch vorhandenen, von ber Ummifchungss@rregung der Dirhat 
unergriffen gebliebenen Amylon (fammt etwa mod nicht genen 
Albumin); indeſſen leiftet diefe Wirkung der Hopfen nur im germt 
Grade, weil die „Hopfengerbfäure nicht fowohl im Lupulin (.4.0) 
und befien Trägern, als vielmehr hauptſächlich in den Wurze, MM 
Ranfen und Blättern. des Humulus Iupulus Z. (d. i. dei Demi 
vorkommt. Gehdrig gehopft geht das Wetheräl, ſammt dem dia 
tenden angenehm Wwärzigsbittern Harz, mit dem theils [den gebiluin, 
teils in Bildung begriffenen Zucker in em. Mifcyung nad erh 1 
dem zu erzeugenden Bier mit dem frei bleibenden Antheil des were 
den Weingeiſis in innige Verbindung über , die fpätechin zuächt w 
vorzüglich dadurch aufgehoben wird, daß der alfo gebunden 

der Orpdation zu unterliegen beginnt, ba daum das Aetheril x. vere 





*) Man pflegt bazu abſichtlich einen Theil des Malzet Matt zu baren: gi 7 
roſten, um bie Würze tiefer zu bräunen; f. w. m. 
”) D. i. Bühlwärme von hoöchſtens 350 C = 28° R — 95% 8. 


‚15% 
ſcheinlich dem babei in Schleimgährung gerathenen Bummi verfällt 
und in defien Ummiſchung mit verflochten wird, während das hiedurch 
frei gewordene Hopfenbitter nun, neben entflandener Eure (Milch⸗ 


ſäure und Eſigſäure) ſchmeckbar hervortritt. Der Hopfung changes 


achtet unterliegt die Würze denncch leicht der Gäurung, zumal im ers 
hißten Zuflande. Man muß daher Gorge tragen, fle ſchlennigſt bie 
zu 15° C = 12° R abzufüblen, um fle alfo gelältet der weinigen 
Gaͤhrung unterwerfen zu können; da dieſer Brad von Bühlwärme, 
nicht ohne Nachtyeil von außen her überboten, jenoch auch nicht bes 
trächtlich gemindert werden darf, fondern in den Umgebungen möglichft 
erhalten bleiben muß, wenn bie Bährung gleichmäßig eintreten und 
vor fich gehen fol, fo beiördert man die im flachen Kühlichiff durch 
- mäßige Bewegung zur Känlang gebrachte gehopfte Würze in ven im 
Keller (als dem Orte gleichbleibender Luftwärme) befinplichen Gaͤhr⸗ 
bottich, wo ihr nun Die (zur Erregung der weinigen @ährung bes 
Rimmte) frifche Hefe beigemifcht und hauptfächlich dafür Sorge getras 
gen wird, daß die Fühlwaͤrme von außen her feine Abänderung erleidet. 
Es beginnt nun die Fortbildung der Hefe aus dem flüffigen 
Kleber der Würze (S. 1479 Anm.) und damit zugleich, fo wie durch deren 
Einwirkung auf den gelösten Zucker defien Zerfegung in Alkohol und 
Garbonfäure, von denen ein beträchtlicher Antheil ver letzteren die ent⸗ 
Randene Hefe nad Oben treibt und fie bier zu mehr oder weniger 
feſtem Schaum (Geeſt oder‘ Gaͤſcht) geſtehen macht. Faͤngt dieſe 
Schaumdecke an zu finfen, fo nahet ſich die Braufegährung ihrem 
Ende und die Stillgährung flieht bevor. Man bringt jeht die Flüſſig⸗ 
feit entweder auf Klaͤrungs⸗ und LagerungssYäfler, oder forort in wohl 
: zu verkorkende Flaſchen oder Krüge. Im erſteren Balle lagert fich ber 
‚ Heine Reſt entſtandener Oberhefe, der beim Yällen ber Fäfler nicht 
hinwengenommen oder gefondert zurück zu bleiben vermochte (weil er 
fih noch nicht gefammelt Hatte), im Faſſe ab und Tann fpäterhin, wenn 
das Bier fich geklärt hat, durch Oeffnen der unteren Faßzapfen abges 
laſſen (und buch mäßiges Anwärmen mit etwas Würze wieder im 
ziemlich wirkſame Bäderhefe verwandelt werden, während Berührung 
der Luft ohne Würze ihn in Unterhefe wandelt und fo zur Erreamb 
weiniger Gaͤhrung faſt oder gänzlich unbrauchbar macht); zieht man 
dann das vollkommen klar abgelegene Bier auf Flaſchen, fo ſ. tzt biefes 
in ihnen weiter Feine Hefe ab, obgleich es, ähnlich dem auf Flaſchen 


gezogenen Braufewein, der Gtillgährung noch in der Flaſche unterliegt . 


und fo an Weingeift wie an Barbonfäure gewinnt; wie das 3. B. bei 
dem „Farnbacher Weißbier“ der Fall ift, das, gehörig bebanvele, "in 
Krügen aufbewahrt in Abfiht auf Braufevermögen dem franzöflichen 
Braufewein volllommen ähnelt, ohne im Mindeften getrübt zu erſchei⸗ 
nen, uud Aehnliches gilt auch von anderen richtig behandelten Weiß⸗ 
bieren, 3. 8. vom Brotbahn und den gewöhnlichen. Weizen⸗ Weiß⸗ 


1530 


bieren (gleich dem Broihahn: gebranet aus mit geſchrotenem Gere 
mal; vermeugtem geſchrotenem Weizen). Alle Obergähr-Biere reihen, 
ihrem chemiſchen Beſtande nah, fi zunächſt an: den Dreunweina 
und find auch eben fo leicht fäuerbar wie dieſe, halten ſich Daher and 
weit weniger aut und lang, wie bie 
. bb) UntergährsDBiere oder Bayeriſchen Biere. Es unterfchelhen 
ſich dieſe Biere von dem vorhergehenden hauptfächlich durch ihren 
größeren Alkohol⸗Gehalt und. ihre, mit äußert leichter Verdaulichleit 
verbunpene, bei weitem größere Haltbarteit, erfordern aber, ®) 
follen fie fich fo verhalten, nicht nur, gleich dem übrigen Bieren, bei 
ihrer Brauung: Höhk forgfältige Auswahl der zu ihrer Dar 
fellung dienenden Ronftoffe, aufs Aeußerſte getriebene Reinlide 
keit und vollkommen fahgemäßes BDrauverfahren, foudern 
auch Ducchgängig richtige Pflege: in, duch ihre Tiefe und m 
veränderliche Trockne „dem LuftwärmesWechfel durchaus umzugäng 
lichen" Kellern. Um die Reinlichfeit unausgefept bewahren zu 
können, hat man fich mit großen Vorraͤthen heißen und Falten Beaſſers 
zu verfehen, damit man, nad) Beendigung jeder einzelnen Arbeit, die babe 
in Gebraudy genommen geweienen Gefäße fofort zu fäubern vermag. 
Die dazu erforderliche andauernde Heizung bes großen Fupferuen Bor 
wärme:Keflele, fpenden der Hauch und die heiße Luft aller Yenerunges 
(vorzüglich die der Darre und des Braufeflels), die man insgeſaumt muler 
den BorwärmesKefiel leitet. Im Betreff der Rohkoffe-Auswanl 
IR zunächk erforderlich: vollkommen fanberes weiche ſes Wafler; 
daher Regens oder Flußwafler und als unvollkommener Berireier def 
felben: Quell⸗ und Zieh⸗ oder BumpbrunnensWafler , fofern fe wur 
wenig Galze (insbefondere nur fehr wenig Kalffalze) enthalten; vanz 
vollkommen gereifte, in ein und bemfelben Sabre in demfelben Adcer 
gewachſene, gleichen und beträcdhtlihen Amylons Gehalt dardietende 
Berfte, deren Ackergrund zuvor werer durch Pferchen ber Schafe, 
noch durch gemengten Pferbebünger beigegeben enthaltenden, fonbern 
durch unvermengten, verrodeten und burchgefrorenen Kubmif gebängt 
worben war (Berfte ungleicher Meder und ungleicher Jahrgänge Teiwt 
ungleich, nnd giebt daher umgleiches Malz); ferner wohl getrodkneter, 
Zupulinsreicger, friſcher (nicht alter) Hopfen (von berfelben Hopfen 
baus Gegend) und frifchefte, reinſte Hefe. Hinſichtlich des ſa ch ge⸗ 
mäßen Berfahrene iſt ins Befonbere zu beachten: a) daß mas 


©) Wei Sutwerfung nachfolgender Anleitung wurbe von mir vorzüglich benugt eine 
Beine Abhandlung (überfchrieben: „Die Hauptberingniffe, um gutes Bier ? 
drauen“) meines geliebteſten Freundes und ehemaligen Zuhörerts J. Juch, be 
maligen 8. Gubreetors und Lehrers ber Chemie bei der X; Laubwirtkigaft zen 
Gewerbiäule zu Schweinfurt. Cie wurde als Brogeamm um Schluſſe des Sub 
febzes 18⁊d/ ausgegeben, von bes genannten Squle. 


! 


Ban 


\ 





die zuvor buch Schwingen möglich entſtaͤubte Gerſte, wor dem Gin 
weichen berfelben , fewohl von Staub und Unreinheiten durch Waſchen 
mit faltem Waſſer volitommen fäubere, He darauf auf einer fog. Putz⸗ 
mähle einmal durchlaufen laſſe und fle nach diefer Gänberung in den 
mit weichem und reinſtem Wafler gefüllten, unmittelbar vor ſolcher 
Füllung vollſändigſt durch Waſchen und Gpühlen mit heißem und 
hierauf mit kaltem Waſſer gereinigten Weichkaſten bringt, da man 
dann, nach Ablauf einer halben Stunde, mittel eines Seihers alle 
obenauf ſchwimmenden, mitbin hauptfäcdhlich alle tauben Körner abs 
fchöpft und hierauf das Wafler durch das mit einem Geiber bedeckte 
Zapfenloch abläßt. Man uäßt hierauf die alfo gefäuberte Were, 
in Zwifchenräumen von 24 Stunden, zweis bis dreimal mit frifchem 
altem Waſſer, bis jedes zur Probe berausgenommene Gerfienlorn 
fi leicht über ben Daumen⸗Nagel biegen und den Meblförper, in 
Folge ſtarken Drüdens, zwifchen den Bingern beraustreiben läßt, bringt 
dann die alfo gehörig geweichte Berfie, nachdem man alles Waſſer 
hatte abtropfen laflen, auf die Malstennen, wo man fie, bei faltem 
Better 7 bis 8, bei wärmerem 5 bis 6 Zoll Hoch gleichförmig häuft, 
bann, nach Ablauf von 6 bis 7 Stunden, mittelft hölzernen Schan⸗ 
feln volltändigf, die unteren Lagen in die oberfien wandeln», wendet, 
und ſolche Wendung nach Ablauf von eben fo viel Zeit wiederholt, 
bis alle Körner gleichförmige Murzel⸗Eutkeimung darbieten, da man 
num den Hanien um 2 bis 3 Zoll Höher jept, um ihn bei 18,75 bie 
20° C = 15° bis 160 R fhwißen zu machen, was bei altem 
Werter durch Ueberdecken wollener Tücher befördert und bei über 200 C 
jugenommener Bählwärme durch Sutfernung folder Deden und Lüfs 
tung des Haufens gemindert wird. Solches Schwitzen muß jedoch 
mebr wie einmal, meiſtens zweis bie treimal, mit nach mu» nach ges 
minderter Haufenhöhe bewirkt werben; fo daß endlich, bei 3 bis A Zoll 
Haufenhoͤhe, die vollſtaͤndig entwidelten WurzelsKeime unter einander 
verwirst (gehoͤftet) erfcheinen. War dieſes Schwitzen gehörig von 
Statten gegangen, fo zeigt der Inhalt der Körner, daß damit au 
bereits ein beträchtlicder Theil des Amylon in Zuder verwandelt wors 
ben; eine Wandelung, die während bes hierauf folgenden, die Verhinde⸗ 
sung der Blattfeims Entwidelung bezwedendn Wellens (bewirkt 
barch ſchnelles, möglich duͤnnes Ausſtrenen und Berbreiten der Körner 
auf Iuftige Böden nad alle 2 bis 3 Stunden zu vollziehendes fleißiges 


, Mmrühren) nur langfam fortfchreitet. Was nun noch als unweränvert 


gebliebenes Amylon in den Köynern vorliegt, erleidet bei ber jcht fols 
genden (im Vorhergehenden ©. 1528 bereits gedachten) Darrung 
theils Umwaudelung in Gummi, theils in Schleimzuder. IR hierauf 
das fertige Malz Coeffen Umfang dem der Gerſte in der Weiche gleich⸗ 
kommen, maß) durch die fog Fege der Wurzel: Keime beraubt und bie 
zum Gebrauche am irodenen, durchans nicht dumpfigen, ſondern 


Iuftinen Orte aufbewahrt worben, fo wandelt man häufig can 
Theil deſſelben, durch Rärkeres Darren, in fog. Barbmal; (da 
©. 1528), um fo, durch Zuſatz defielben in größeren ober geringem 
Mengen, dem zu brauenden Biere jede beliebige Bräununge:-Khfriung 
ertheilen zu können; 9) daß man das gedarıte Malz einfpreagt 
und ſchrotet, d. h. es Lauf 1 bayr. Echrffel) mit (18 Mach) Wale, 
mitteld einer mit Braufe (d. 1. mit vielläprıgem Wusiprig-Neiet) 
verfehenen Gießkanne, nachdem es auf der fog. infprenge auigchäaft 
worden, näßt und babei den Haufen, von halber Stunde zu halbe 
Stunde, mit der Schaufel wohl umwendet, damit fein Korn wugefenbkt 
bleibt; daß auch hiebei das Diaftas des Walze auf das etwa al 
Vorhandene Amylon etwas Dertrins, und auf das Derrrin etwas ud 
bildend wirft, ſteht nicht zu beyweifeln. Wohl gefewuchtet wird es deu 
auf die Mühle gebracht, um dort in folchem Maafe gefchroin pa 
werden, daß jedes Korn wenigfiens ein Hat gebrochen erſcheint, zuglih 
aber auch fo wenig wie möglih Malzs Diehl (Grus) bervorit 
7) Die jeßt folgende, die Zuderbildung möglich vollendende und vs 
Zucker fammt allen übrigen im Waſſer löslichen Theilen denke 
zuführende Ciumaiſchung heiſch't zunächf 2/3 ber zum ganzen Oo 
brände erforterlichen Menge des Waflere, das lauwarm (». i. 109 I4 
120,5 C = 80 bie 100 AR warm) in den Maiſchbottich gegoffen fein 
mit dem, durch ein weitmaſchiges Sieb getriebenen Malzſchret, mit 
fortwährend fleißigem, von 4 Arbeitern zu vollbringendem tüktign 
Durcheinanderrũbren, vermifcht, dann aber zugedeckt wird, um nad 5 I 
Srunden, unter ſtetem Umrühren, mit dem leßten Drittel des zum 6 
bräude gehörigen (mittlerweile im Braufefiel erhitzten) ſiedend heihe 
Waſſers, durch Eintuͤhren in daſſelbe alfo verfeht zu werben, dah de 
zum G@inrühren der Maiſche gewählten Stellen des Waſſers weihiela. 
Hat dann, unter andauerndem Umrübren, das Gemilch 3745 M 
419,20 C = 300 bie 330 R, fo if hiemit die erforderliche Finimirm 
des Bemifches erreicht; man rührt nun noch eine Vierteiſtende Kr 
durch, läßt dann die erfle oder ſog. Dickmaiſche (im Betrage mu 'h 
der Geſammtmaiſche) ab, fie im die Branpfanne übericyäpfe (MM, 
unter Bermeidung zu großer Luftberührung: fie mittelſt eines heart 
Druckpumpe überleitend), laͤßt fie hier eine Kalbe Stunde Oinerä 
ſieden, gießt Re dann wieder zurück in den Maiſchbottich, andy hichel 
ſtellenweiſe weihfelnd, arbeitet dabei das Ganze tüchtig durch damit 
und hat dieſes dann 500 bie 530,75 C — 400 bis 430 n art, P 
bringt man wiederum 1/3 ber Wlüffigkeit dieſes Wangen in die Draw 
pfanne, läßt es darin ebenfalls eine halbe Gtunde lang ficden, bring 
es dann wie zuvor fiedend heiß zurüd in den Raiſchbottich, wertäßel 
ebenfo zum dritten Male, dadurch die fog. Eautermaifche herfichm, 
deren Bühlwärme 620,5 bis 669,25 C — 500 bis 530 MR beträgt, @ 
ſchließlich zum vierten Male, was eublich 750 C oder 609 B zur Fi 





1883 


bat, Alſo behandelt überläßt man bie Sefammimaifche, unter guter 
Bevedung, einige Stunden hindurch fich felber, um fie dann, durch 
Definen des unter dem doppelten Boden des Maifchbottichs befindlichen 
Zapfens, Far abzulaſſen. Hauptfache bei dieſem Maiſchveriahren if: 
Bermeidung ber Kieifterbilvung, weßhalb man nach und nach die Fühls 
wärme ber Maifche fleigert; bewirkt man die Matichung bei höheren 
Bühlwärnegraden, fo bılvet fi fpäterhin Kleifter und damit ein widrig 
ſchmeckendes, gehaltleeres und unbaltbares, mirhin ein fchlechtes Bier. 
Die, Hopfung der alfo gewonnenen Haren Würze geſchieht, wie oben 
©. 1528 bemerft worden; hatte man, wie in Bayern gewöhnlich, aus 
einen bayeriſchen Scheffel Malz 6 bie 7 Eimer Würze gezogen, fo 
fegt man auf jeden @imer 1 & Hopfen zw der fiedheißen und darauf, 
unter guter Bedeckung, noch eine Stunde hindurch bei ſchwacher Sieb⸗ 
hiße erhaltenen Würze. Se kühler der Keller, in welchem Fünftig das 
Bıer lagern fol, und je Lupulinsreicher der Hopfen, um fo weniger 
des Hopfens von übrigens ausgezeichneter Güte hat man zur Hopfung 
ju verwenden. Dur einen großen Seiher ins Kühlſchiff gebracht, 
und fo die Würze vom ausgezogenen Hopfen fondernd, bedarf es nım 
0) der ſchnellſten Entfernung des aus erfierer auffleigenden Dampfes, 
oder vielmehr der raſcheſten, von ber Oberfläche aus zu veranlaflenven 
Abkühlung ; ein über dem Kühlfchiff zu veranlaffender ſtarker Luftzug, 
verbunden mit tüchtiger, mittel Krüden zu bewirkender Auf⸗ uud 
‚ Mmrührung der Würze find gewöhnlich die hiezu verwendet werbenden 
Mittel. Hiedurch in Türzefter Zeit bis zu 180,75 bis 200 O — 150 
bis 160 R gefählt, *) laͤßt man fie fo lange ruhig fichen, bis ihre 
Fühlwaͤrme nur noch 11/40 C = 10 R höher if, ale jene des Bährs 
kellers, alfo 3. ®. — 110,25 C oder 90 R, wenn bie @ährkelleriuft 
100 C = 80 R hat; 8) durch Möhren ıc. in bemerften Keller geleitet 
und bier mit WeißbiersHefe (oder fog. Berm) geflellt (auf den 
Gimer gehopfte Würze 1 Schoppen frifchefte, mit ber Würze durch 
tüchtiges Untereinanderruͤhren auf's Bolltommenfte vermifchte Hefe), laͤßt 
man bie Bährung vor ſich gehen in verhältlich fehr weiten, Seitens ber 





“) Bas vielleigt im Fürzefter Seit und am vollfiänbiaften bewirkt werben Bönnte 
sur reines Sie, mit dem man bie zuvor verbältlich flärker abgebampfte 
Würze verfebte; 1 Eis madt, während es zu MBafler von 0% C fchmilzt, 
2/4 A fiedend Heißes Waſſer eiskalt, — Die Chineſen Kalten zum Kühlen ves 
Biers (Meizenbiers) mit is gefüllte Gruben bereit. Die Küftenbewohner 
Bringen vas is in der wärmeren Jahreszeit in großen Maffen nah nem Binnens 
ande ; find erft vie Ciſenbahnen In Deutſchland zu einem burchgreifenden Ne 
verbunden, fo konnen vie Tyroler, Schweizer ıc. leicht die angrenzenden Lande 
wit nur, fondern auch bie entfernteflen Gegenden Dentichlanns mit is verfeben, 
In Doppelfäffern mit voppelten Voden, fo daß das innere Eitfaß zunächſt überall 
von einer 8 Zoll dicken ruhigen Auftichicht umgeben if, würbe fih Eis ſehr wohl 
wi Eiſenbahnen in betraͤchtliche Entfernungen, ohne großen Verluſt, verfenden. _ 
laſſen. 


1534 
Würze der Luft viel ruhige Berührungsflädge barbietenden Geiähen, 
wobei man forgfäliigft dahin zu wirken hat, daß die Kellerluft jım 
Oefteren durch frifche reine Außeniuft ernewet wird. Rad 24 Enuu 
zeigt ih am Innenrande des Bährgefäßes ein ſchmaler, undurdfiätige, 
anfänglich milch» , dann blaßgelblichsweißer Etreifen, der, an Tik 
gewinnend, Ad allmählig nach der Mitte bin verbreitet und heit, fi 
daß er hier genen 6 bis 10 Zoll Höhe gewinnt; 5 bie 6 Tage daruf 
beginut dieſe aus Oberhefe gebildete Decke zu ſinken, indem fie in delx 
eintretender Oxydation zugleich umbildend und zerſetzend auf deu anıch 
in der Würze gelöst vorhandenen Kleber wirkt, während ſie kik, 
der Orydation unterlegen, als Unterhefe ſich zu Boven fenft. Hat fü 
ſolchen Weges, was am Kleber in der Würze vorhanden war, gröfe 
zen Theiles in Oberhefe und diefe in Unterhefe verwanbelt, ſo if 
die Branfegäbrung ale beendet zu betrachten, umb fo erachtet mar du 
Würze für ausgegohren, ſchöpft daher den lehten Meß ver Obrrhk 
mitteift eines Seihers ab und leitet die ausgegohrene Würze in die mt 
Grills over Nochgaͤhrung bekimmten, möglich fühl zu haltenen top 
rungefaͤſſer. Diefe müffen fi in einem wenigfiens 24 bie 77 Eu 
tiefen Keller befinden, und in jedes derfelben wird nme fo viel ange 
gobrene Würze gelaffen, daß der dritte Theil feines Fumcnranmed das 
‚erfüllt erſcheint. 5) Mlfo’ vorbereitet unterliegt num die Wirg da 
weiteren Untergährung: durch fortan ununterbrochen fertiärdiekt 
Oxydation des Reſtes ihrer. ſich bildenden Oberhefe, die zwar langen 
aber ungehindert vor fich zu gehen vermag, weil bie Bafög IM 
leicht bebedt worden. SHauptfade iſt hiebei die ununterbroden elf 
bleibende Kühle der Luft; Erhöhung der Fuͤhlwaͤrme biefer Lufı fühl 
nicht nur zur Oxydation der geworbenen Oberhefe, ſondern auch I# 
Shleimgährung und felbft zur beginnenden fauren Gäbrung. Red 
10 Tagen treten dann die Zeugen der Unterhefes Bildung wub ber be 
ihrem Werben vor ſich gehenden weiteren Kleberzerſetzung eis; # 
bildet ſich eine fehr dünne Echicht Oberhefe, die das Vier mad Ahr 
jener Zeit mit einem feinen Rahm bedeckt und von jener geſa 
Schaum⸗Maſſe, welche das Bier beim Füllen der Fäſſer iu a !h 
ihres Raumes begleitete, if nichts mehr fihtbar. Man füt zum im 
Bier ver Faͤſſer fo zufammen, daß, während eine entſprechende Ref 
derfelben entleert wird, dagegen bie übrigen nun bis zu 5 Im 
Naum⸗Inhalts gefüllt erfcheinen. Nach Ablauf yon wiederam 10 M 
12, aud wohl 14 Tagen ficht man auf's Neue dem Bierfpiegel vi 
feinem Rahm überzogen; man füll’t jetzt das Bier fo weit ufemum | 
daß in jedem alfo gefüllten Faſſe nur noch Raum für 4 bis 6 u) 
bleibt, Zeigt ſich dann nach einigen Tagen aufs Meue jned Vi, 
weißliche Rahmhaͤutchen, fo erachtet man biefes als Beweis ber sk 
vor ſich gegangenen Untergährung, füllt nun hie Fäſſer guide | 
verfpundet fie, um fle zum Verkaufe aufzubewahren, befien al 


* 


©) 


15% 


r 


mithte gegen A bis 6 Wochen heiſchte, um zu werden, was er nun if: 
ein ungelüntteltes, ächtes Bayerifches Bier. *) 

Anmerfnug 1. Ueberläßt man frifche, flüffige Oberhefe in einem 
Gylinderglafe der Luftberührung, fo fondert fi ein dem Galactin 
ähnelnver Rahm ab, der von der unterfichenden Flüiſigkeit hinwegges 
nommen, dieſe in einem Zuſtande Hintertäßt, in welchem fie, gleich der 
zu Boden geſunkenen Unterhefe, weder Würze noch Zucker⸗Löſungen in 
weinige Gaͤhrung zu verſetzen vermag; Säuren loͤſen jeuen Rahm 
leichter auf, als den Kleber. — Zuſatz von Ammoniak hebt das 
Bermögen der Oberhefe: @ährung zu erregen, auf; #*) ſchon! / 4000 
(des Gewichts der gaͤhrenden Maſſe an) unterbricht die Gaͤhrung gänzs 





Die Biere ver alten Deutichen waren wahriheinlih ungehopfte, Abnli dem 
englifgen Ale, und vervienten, aus fehr zuderreiher Würze bereitet, vie Bes 
wennung GetreiverWein (3. B. Serien Wein) jerenfalle eher, als die gehopften 
Biere fpäterer Erſindung. Bil man dergleichen ſehr geiftreihe uns nur im 
Bolge ihres großen Weingeiſt⸗Gehalts mehr oder weniger tauerbare, weinartige 
MDiere von geringer Etärke brauen, als das Ale fie varbietet, fo wird man es 
an würzigen Zujägen nicht fehlen Iaffen dürfen, welde, in Beziehung auf vie 
nem Gebräne zu ertheilende Saltbarkeit, den Hopfen mehr oder minder vollkom⸗ 
men zu vertreten vermögen, 3. B. mit Ingber, friſchen Schalen von Gutronen, 
bitteren und füßen Pomeranzen, Ralmuswurzel, Wachholderbeeren, Kümmel: und 
Goriander⸗Saamen, Salgantwurzel ı., ». f. inegeſammt uUnſchAdliche Zufäge 
(Senfiaamen over Meerrettig würre noch mehr Teiften, als alle dieſe, dürfte aber 
jerenfalle winrigen Nebengeſchmack erzeugen). Derglelgen Iufäge haben übrigens 
aus ahnlichem Grunde die Weißbiere und bie braunen Obergähr⸗VBiere häuſig zu 
erleiden, währenn außerdem auch wohl Sußholz⸗ Murzeln beigegeben werden, um 
purch deren Dauerfüß etwa ſich bildende, einen ſog. Stich erzeugende Gäuren 
Dem Geſchmacke zu verbergen. Zuſatze von Rofinen, Johannisbrod, Robzucker, 
Sonig und vergleichen Zucker⸗haltiger oder Zucker⸗erzengender Gtoffe (zu meiden 
Lchteren einigermaafen au das Bohnenmehl zu zählen iſt) vermehren allerrings 
ven Weingeiſte⸗ wie nen Garbonfäure-Gehalt, ertheilen aber dem Biere eine zus 
glei mehr oder weniger an die Breunweine wie an bie Braufeweine erinnernde 
Seſchaffenheit, vie ſich dem Geſchmacke Leicht verrät, gleichwie die Beimiſchung 
von ven Geſchmack reizendem Salz. Zuſatze von Opium, Borfch (oder wildem 
Aotmarin, d. i. Ledum palustre L.), Kockeltkornern, Paradietkornern ſind 
purchaut verwerflich; deßgleichen das unter ver Benennung Heading belannte 
Engliſche Areanum, deſſen Hauptbeſtandtheile Alaun und Giienviiriol ſind, von 
venen der erſtere zum Theil Durſt⸗vermehrend wirkt; oben ©, 1225. Vor dem 
16ten Zahrhundert brauete man in Englaud nur Ale: ſeit dem 13ten Jahr 
Hundert bezog mar gehopfte Biere (viefelben vom Ale durch die Benennung 
Bear unterfcheivenn) aus Deutſchland, zumal Markiſches. Im Sage 1730 . 
brauete der Brauer Garmwood im England zuerft gehopftes Bier, Weber eine 
betraͤchtliche Anzahl theils Bier⸗, theils Wein⸗artiger Getränke verfchiedener Bölfer 
f. mw. Dentſch. Gewerbefr. I. 64. Beliebt IR in England unter andern dus fog, 
Hmerilanifche (Tannen) Sproffen:Bier. 

um wirkt ähnlih auf gerinnende Milch, indem er fle wieder in ben unges 
zonnenen Zuſtand verfeht, und zwar fowohl die durch Säuren ober durch Alkohol 
geromnene, als auch jene, welche als Heiße Mil durch Zuſatz von neutrulen 
Allalis@alzen, oder von Gummi, als Zuder (meiſtens durch Waſſerentziehung) 
in eine Art Gerinnung verfegt worben war, 


1536 
⸗ 

li. Anders verbaͤlt ſich im dieſer Hinſicht der Kleber (fomie ber 
Krümel⸗ und Schleimzucker); denn der Zuſatz von Pottaſche um Gel 
miak (die durch Wechſelzerſezung KCh und AH4OCO, gewähren) zum 
Lebfuchens (Pfcfferkuchen⸗) Mehlteig erhöhet vie Bährung des Teiges. 
Vebrigens verdampft, zumal während ber Braufegährung, bei der Unter 
gährung der Bierwürze ein nicht ganz unbeträchtlicher Theil ver Flüſ⸗ 
figfeit. — Ueber ven Derbfäures@echaltvesHopfens f. v. Erell’s 
Yan. 1789. 1. 142. 

2) Hier reiben fih zum Theil an: die Tabadss@ährungen, ind Be 
fondere jene, durch welche die getrodneten Tabadeblätter, durch Be 
handlung mit gelöstem Schleim⸗ und Krümeluder (Eyrup, Rofine 
Auszug ꝛc.) in weinige Bährung verfeßt werden, wobei jedoch Zaſahe 
von Salzen, zumal dergleichen Ammoniak-⸗entwickelnde Gemiſche (SEal⸗ 
miak ꝛc.), Abaͤnderungen bewirken, welche au die ſog. Farbgährer 
‚gen (oben ©, 1498) erinnern, Vergl. m. Theorie d. Bolytehes 
chemie I. 760. Die GBelbbräunung der grünen Tabads-Blärter zab 
⸗Stiele if, wie bei allen faftigen grünen Blättern, Erfolg einer Iry 
dation, ähnlich jener, wie fie bei der Verweſung pflanzlicher Gebilde 
merkbar wird, Der widrige fog. Kneller⸗Geruch des getredineten, 

. in Deutſchland, Frankreich ac. gewonnenen Tabade iſt tKeils vEerd 
geeignete Bobenbearbeitung und Düngung (mo unter anderen au 
Knochendünger in leichtem Boden guten Erfolg bewirkt), theils duch 
gehörige Behandlung des getrodneten Tabacks zu zerlören; der eigen 
lie Tabacks⸗Geruch, wie ihn das Nicotianin entwickelt (S. 128; 
weniger das Nicotin ©. 1186), if. übrigens nicht nur abhängig 
von Artung und eigenthümlichem Spielartenwerth der Tabadsplauı, 
ſondern zugleich auch vom Boden, *) in dem fie gewachfen, und von be 
fog. Beizen und übrigen fünftlichen Behandlungen und Beimifdungen. 
Der erfien oder Hanptgährung folgt ebenfo auch bei'm ZTabad Ne 
ihn in biefer Hinficht veredelnde Nachgährung ; der rohe getreduete, 
wie der fertige Rauch⸗ und Schnupf⸗Taback gewinnen daurch's Ute. 
Aud fertige Bigarren müflen noch 1/2 Jahr lagern, che fie verfaufber 
erfcheinen, umd jeder dieſer Tabade wird um fo volllommener, je älter er if. 
ce) Milchwein over Kumis (Rumäß). Die Berfer, beſonders die mei 
ſten Tartarifchen Bölkerfchaften, fo ‚wie jene der Tungnfen um Ral 
müden, bereiten diefes von ihnen durchgängig bevorzugte, ſanerlich weis 
nige Getränk aus Stutenmilch, und nur in Ermangelung derſelbes 
aus „Kuhmilch“ und ftatt berfelben auch aus zerfchabtem, mit warmem 
Wafler und Mehl zum dünnen Brei angerührtem „Schailäfe”; beide 
Gtutenmild) s Bertreter geben aber (zumal das letztere Gemenge) en | 





*) Tabad, wie Hopfen Ind Mein verlangen unter andern auch: beſondert geig 


neten Boden, follen fie vorzüglich gedeihen; eos Salpeter⸗Gehali veikiies 
wird allen viefen nachtheilig. 


x 


1537 


dem aͤchten Kumis kaum ähnliches Getränf, das nur als Nothbehelf 
genofjen wird. Man füll’t zur Gewinnung des Achten Kumis Schläuche, 
gefertigt aus geräucdter Thierhaut (m. Theor. der Polytechnos 
chemie IE. 818), mit friſcher Stutenmilch, und entleert biefelben, 
fobald die Milch fänerlich zu werden begiunt,; da man ſolche Füllung 
nur zur Sommerszeit unternimmt, die Luftwärme dann aber, in Folge 
ber langen Tage, ſich beträchtlich gefteigert zeigt, fo gehen in der Regel 
nur wenige Tage, ja nicht felten nur wenige Stunden eines Tages 
darüber hin, um jenes Gäuerlichfeyn (das Zeichen ber beendeten weis 
nigen Gaͤhrung) eintreten zu machen. Unmittelbar nach ber Entleerung. 
der Schläuche werben fie wieder mit frifcher Stutenmilch gefül’t und 
fo fort, fo oft anderweiter Verbrauch foldyer Milch neue Füllung der⸗ 
felben zuläßt. Der Bährungsbehälter ertheilt dem fertigen füß-fäuer- 
lichen Kumis anfänglich einen gerade nicht angenehmen Beigeſchmack, 
allein, an kühlen Orten aufbewahrt, mindert ſich biefe Beigabe nad 
und nach beträchtlich und wird, da die Trinfenden ſich daran gewöhnen, 
„ endlich unmerflich. Er ſchmeckt übrigens ſchwach fäuerlichsweinig, aber, 
zumal frifch bereitet, in Folge großen Carbonfänre-Wehalts Tebhaft 
pridelnd. Gin beträchtlicher Theil diefer Eure verbleibt dem Kumis 
auch dann neh, wenn er mehrere Tagereifen hindurch zu Markt ges 
bracht oder, was gewöhnlich der Fall if, auf Reiſen mitgenomnten 
worden, entweicht jedoch nach und nach, fobald er anfängt, in Folge 
öfters erneueter Luftberührung in faure Gaͤhrung überzugehen; es bildet ſich 
dann Eifigfäure, und einmal in Gang gerathen, frhreitet ſolche Säues 
‘rung fchuell genug fort, um den ganzen Kumis in ein Gemiſch von ' 
erzeugter A und ausgeſchiedener La zu verwanteln. Als aus⸗ 
gefchieden darf aber die Mildfäure (und der Kumis mithin ale milch⸗ 
fauser Beingeif) betrachtet werden, deſſen (in Folge der verhältlich 
großen Menge von Milchzucker entſtandener) Alkohol von der Milchſaͤure 
weniger innig gebunden feyn bürfte, als dergleichen dyemifche Alkohole 
Bindungen in den übrigen Weinen und in den Bieren gegeben find. *) 





=) Das Derhältniß von Rahm, d. i. mehr ober weniger ſtarle Spuren von Milch⸗ 
zuder und Galactia (©. 1400) beigemengt enthaltende fettfaures Gauptſäch⸗ 
lich butyrinſaures) Glyeyloxyd, weihen Käfe ober Galaet in und 
Milchzucker (S. 1360) kommt, Stiprian Lulscius und Bondt'ée Unter 
fucgungen zufolge, in nachbenannten Milch⸗Arten, im beigeſetzten peocentifchen 
Verhaͤltniß vor: 


Mus der Gigengewiät verſ. Rahm. Galactin. Mmilchzucker. 


Stuten 1,0846 bis 1,045 0,8 1,62 8,75 
Eſelinnen 1,023 bis 1,0355 2,9 2,3 4,5 
Biegen 1,036 7,3 9,12 4,38 
Schafe 1,035 bis 1,041 11,5 . 45,3 4,2 


Die Kuhem ilch weicht nach Maaßgabe der Verſchiebenheit der vorangegangenen 
» Fütterung (oben ©. 1092) fehr von einanber ab; wis ſich nie her von Alpens 


1538 


Kaum zu bezweifeln iR, daB auch in ber gährenben Stutenmild , wie 
in der in gleicher Veraͤnderung begriffenen Kuhmilch, der Mildpgader 


Graͤſern ıc. ernährenden Kühe in jener Hinſicht verhält, if ebene uubelsunt, 
wie Mil von Kühen, bie nur von dem frilchen Erzeugniſſen ver Weiten ober 
Triften leben. Nah Stägigem Eichen abgerabmte Kuhmilch hatte, Ber 
zelius zufolge, bei 15° C — 12° R ein Eigengewicht von 1,0348, been 
Rahm dagegen 1,0244 ; erfiere enthielt Butter⸗haltigen Käfe 2,6; Mütssde 
3,5; Durch Alkohol bewirktes Ertract, fammt Milchſäure unb beren Ealzen 0,6; 
KCh 0,17; phosphorf. Alkali 0,025; phosphorf. Kalk, fäurefreien Gafein-Haltigen 
Kalt, fammt MgO und Spuren von Feꝛↄ203, zufammen 0,23 ums 92,875 
Waſſer. Der Rahm gab buch Schütteln geichienenes Butterfett 4,5; Galactis, 
geſchieden durch Gerinnen der Buttermilch (©. 1072), 3,5 und rüdkäskige 
Molten 92,0; vergl. a. a. O. In hölzernen Gejäßen zur Rabım- Wusiowberumg 
bingeftellte und ebenio auch von fauren Dünften ver Milchſtuben berührte, wu 
ſprünglich volllommen gutgeartete Milch ‚unterliegt, unter geringer Raben 
laffung, vem fog. Schlickern, b.t. der durch bie ganze Mafle plötzlich eingetre 
tenen, maffige Ausfcheivung des Galactin nicht zulafienden Gerinnung; es fcheimt 
vemfelben theilweiſe Zerfegung ber Settfäuren voranzugeben, verbunben mit Bil 
bung von Milchſaure, welche vorab dem zu bildenden Rahm das Galactin euizieit, 
und Achnliches dürfte auch eintreten, wenn ber Rahm vor der Ausbutterumg zu 
lange über ver Milch geftanden. Der bittere Befhmad, ben vie Kubmih 
mitunter (banptfädhlich zur Winterszeit) zu beſthen pilegt und ber ſich ven: Rakem, 
wie der Butter mittheilt, fcheint hauptſaͤchlich vom Bitter des Gerſtenſtrohe, dal 
den Küben als Butter gereicht worden, herzurübren ; e& beträgt hietes Bittere, 
wäfirige Extract nicht weniger als 15,625 Proc. bes Etrobs. WHerherdle de 
von Kühen genofienen Kräuter (zumal ver vydynamiſchen) geben ebenfalls m we 
. Mi über und der Genuß von ſcharfen Gewächſen, ins Beionbere wer Gupber 
bien, des Gnadenkrauts ıc. macht, daß vie Mil, von Menſchen genoffen, me 
ober minder heftig auf den Darmkanal einwirkt. Daß Krapprot h (fe wir bie 
ähnlichen Rothfloffe verſchiedener Galium-, Asperula- x. Arten), vom Rdb 
vieh genofien, deren Milch (und Knochen) färben, ift bereits erwähnt werden 
(8. 1143), daß aber auch das Blaumerben ver Kub- wie der Schaaf: Milk 
von genofienem bläuenbem Barbfloff, wahricheinlich hauptfählich vom Imigo ver 
Knötrich- over Buchweizen⸗Arten, namenılid des Polygonum aviculare, 
P. Fagopyrum L., und vielleicht öfter nody vom Blau der Bingellrsup 
Arten (Mercurirlis perennis und M. annua L., ſ. u.), vielleipt en 
von jenem der Gfparfette (Hedyaarum Onobrychis L.), ber gemeinen 
Ochſenzunge (Anchusa officinalis L.) und dem Ader-Schadtelgatm (Kqui- 
setum arvense) Gerrührt (minder wabrfcheinlich von blauen Pilgern, ühult 
jenen mancher Hutzucker und Speifen ; S. 1449 Anm.), unterliegt ſchon Yarıım keinem 
Zweifel, weil, abgeſehen von folden Blau’s, fi die Milch im Nebrigen drches 
ohne Beigeruch und Beigeſchmack unveränvert zeigt; wie fie dem und, ber But 
tesung unterworfen, farblofe Belgefchmadsfreie Butter, bingegen blaue Better 
mil giebt, die Binnen einigen Tagen ih in farblofen Galactin⸗Bodenſan um 
darüber flebenbe, das Blau enthaltende Flüſſigkeit ſcheidet, die, Aurdigefeihet, ei 
auf vem Seihpapier binterläßt. Die ungeſchiedene Mitch ſelbſt ik anfänsiis 
vollfommen weiß, aber bald darauf erfcheint ihre Oberfläche von blauem Past; 
Gen bedeckt, vie, ſich verbreitenn, ſehr bald der ganzen Rabmoberfläche Iebhak 
inbigblaue Färbung ertheilen, und bann die Milchgefiß-Innenwinte in folgen 
Grade dauernd bläuen, daß ber dadurch erzeugte blaue Innenrand webder bar 
Säeuern mit Sand noch mit Kalistauge weggerieben werben kann. Da inteffen 
folge der Selbſtblaͤuung fähige Mitch am bäuflgfien verfommt, wenn bie Ruhe 


% 


*) 


1800 


zum Theil in Glykoſe — was auch der ſehr ſuße Geſchmack bes gäh- 
senden Kumis bezeugt — (zum Theil in Milchſaͤure) übergeht, *) bevor 
ber Alkohol und die Garbonfänre zus Bildung gelangen. Der Deftils 


4‘ 








zuvor auf ber Stoppel geweibet hatten, fo fpricht biefer Umſtand einigermanßen 
für jeme Bermutsung: vaß es Pilze find, welche durch ihre Entwidelung eine 
vom farhlofen Indig ahnliche H>Verbinpung hervorgehen machen. — Dumas 
Berfucgen zufolge ſchien bie einer Hündin ausfchließlieg gereichte Fleiſchkoſt zu 
bewirken, daß ihrer Milch aller Milchzucker abgieng; Benſch fand jevocd. im 
einer Milch, welche einer Huͤndin entzogen worben, die man mehrere Tage bins 
durch mit Sielf gefüttert Hatte, über 3 Proe. Milchzucker; Ann. d Chem. 
u Pharm. I,XI. 221. — R. Thomfon fand bie Mil einer Kuh, welde 
6 Moden zuvor gekalbt und dann auf ver Weide zugebracht, hierauf aber, wähs 
vend ber letzten 14 Sage, als Butter trocknes Engl. Ray-Gras (Ray⸗Lolch, 
(Lolium perenne L,) erhalten Hatte (eine Butter-Abänberung, welche Min 
derung des Milchertrags von täglihen 25 & und darüber, bis zu 22 und 20 & 
zur Folge Hatte), zuſammengeſetzt ans 87,19 WBafler, 8,7 Butter, 4,85 Milch: 
zuder, 4,16 Gafein, 15,0 Löslihen und 0,44 unlöslihen Salzen (&, 1086). 
Zur volllänvigen Zerlegung der Mil, in ihre näheren Beſtandtheile, fall't fie 
Zka⸗Canu zunächſt mit Alkohol aus, behandelt dann den hiedurch erhaltenen 
Niederichlag fo oft mit fiedendem Aether, His dieſer nichts mehr auszicht, dampft 
hierauf vie Weingeiſt⸗haltige Fläſſigkeit zur Trodne ein und burchglühet ven Rüds 
ſtand (Milchextract; ©. 1373) unter Luft-Zutritt. Im Lab (S. 1400) fand 
Deschamps viel Hydrochlorſäure (vergl. &. 1104 Anm.), außerdem Butyrins, 
Gaprons, Gaprins und Milch⸗Saure, vann auch Salmiak, Kochſalz, Magnit und 
Natron (beide zweifellohne an entſprechende Antheile von HCh gebunden), fo 
wie Spuren ſchwefſelſaurer Salze, nebſt photphorſ. Kalk, uud einen angeblich 
eigenthümlichen, von D. Chymoſin genannten Bilpungstheil. In FSrankreich 
finy in neuerer Zeit Milchräahm⸗-Falſchungen vorgelommen, bewirkt mits 
telſt zerriebenem Kalbe⸗ oder Schaaf⸗Hirn, das man ver abgerafmten Mil; beis 
gemifcht Hatte. Soubeiran und Henry zufolge entbedt man folche Fälfchung, 
indem man ven angeblichen Rahm mit reinem Aether erihäpft, ven Atherigen 
Auszug von Aether befreiet, ven fettigen Rückſtand mit Waſſer auskocht, dem 
man zuvor einige Tropfen SOg zugelegt Hatte; ſelhet man num buch, fo läßt 
fh darin die Begenwart ver Phoephorſaure durch azotſ. Silberoxyd, fo wie 
durch Magnit⸗Salz + Ammoniak nachweiſen. Es beruhet dieſe Probe auf 
Fremery's Beobachtung, daß bie Oleo⸗ (over vielmehr Clain⸗) Phoe⸗ 
phorſäure genannte Paarlingtſäure (S. 1047 u. 1324), in ihre nachßen 
Beſtandtheile zerfällt, ſobald fie von Säure⸗haltigem Wafler berührt wird. — 
Ginen ſehr leicht darſtellbaren Milchmeſſer ober Sactometer erhält man, 
wenn man einen etwa 8 Boll hoben und 1/g Zoll im Lichten haltenden, au 
einem Ente verichloffenen Glascylinder in 100 gleiche Raumlängen theilt, ven 
oberftien Tpeilungsfirih des ſenkrecht geftellten Gylinkens .mit 09% bezeichnend. 
Falle man ihn Hann bis O Grad mit 209 bis 22905 C = 16° bis 18° R 

smer Mi und läßt ibn alſo gefüllt einige Stunden hindurch ruhig flehen, 
fo hat fih his dahin ner Rahm von der Milch geſchieden und: kann feiner vers 
Hältligen Menge nah bemefien werden ; gute Milch foll nicht weniger als 10° 
Rahm entiafien, wohl aber kommen Milch⸗Sorten vor, welche 20° bis 30% Rahm 
barbieten. 
Wahrſcheinlich enthaͤlt ver Kumis neben milchſaurem Allohol: ſaures milde 
faures und fettfaures Galactin, das In ſolcher Verbindung durch dem 
wäfirigen Alkohol nicht gefällt werden dürfte, wenn verſelbe auch ſaͤurefrei wire; 
vielleicht iR ihm auch noch fettſaures Glycyloxyd heigemiſcht? 

97 % 





1540 | 





lation unterworfen, entläßt jeder Milhwein: Milgbranntwein; 
S. 1071. Genoſſen bewirkt der ächte, entſchieden fäuerliche und durchaus 
wicht mehr füße Kumis allgemeines Wohlbefinden, ſich aäͤnßerud tur 
fehr merfliche Zunahme der Kräite; wicht felten reichen 8 Tage Gin 
durch fortgefeßter Genuß defielben hin: die Stimme frei und hell, bie 
Geſichtsfarbe Tränkelnder Menſchen blühend und in ſolchem WRaafe 
erfeifcht hervorgehen zu machen, baß fie den Ausprud vollfommener 
Gefundung darbietet. Menichen jeves Alters trinken ihn mit ähnlichen 
Erfolg; er mäßigt die Eßluſt, ohne zu fättigen, und foll ausgezeichnet 
gut befommen Allen, welche an ununterbrochen dauernden Brufübeln 
leiden; vergl. Dahl's Beiträge zur Kennmiß bes rufſiſchen Heihe, 
VI Betersb. 1843. *) Hinfichtlich der leichten Gäuerbarkeit, 
welcher der Miljweln unterliegt, ähnelt berfelbe dem Sagamer, 
d. i, einem Braufewein, den man auf ber Inſel Eelebes oder Malafer 
(d. h. fowohl auf dem ditlichen, als muthmaaßlich auch auf dem wei 
lichen Theil der Infel) dus dem Mark der Sagamwar-PBalme bereitet 
und der dem Geſchmacke nah dem Ghampagner nahe Eommen fell 
Die Milch der Efelinnen dürfte in Abfiht auf Kumis-Gewiuzung, 
der Stutenmilch näher kommen, als irgend eine andere Thiermilch. 
Wie die Frauenmilch ſich in dieſer Hinflcht verhält? iſt noch ze 
verfuchen. Sie weicht übrigens, Meggenhofer’s Unterfucdhunge 
rc nach Maaßgabe ver Nahrung der Säugerin mehr von einander 
ab, wie das bei der Thiermilch ver Fall it; ſchon aus dem **5 
Grunde: weil der Renſch in feinen Speiſen weit mehr wechſelt, 
diefes hinſichtlich des Viehfutters der Fall iſt; daß Einwirkungen ni 
das Gemüth der Sängerin ſeht beträchtliche Abänderungen im Gehak 
und der Zuſammenſetzung der Srauenmilch zur Kolge haben, if befawst, 
"and faſt jeder Sängling fann dafür durch Abänderungen feines Behl: 
befindens Belege gewähren. **) Nicht anfänglich, ſondern erſt nachden 


IRRE \ 


*) Der aus Kuhmilch bereitete Milchwein Heißt Airan. Aus nicht friſcher Sta⸗ 


tenmilch gewonnener Kumis ſchmeckt mehr oder weniger ranzig. Spielmann 
fellte (im vorigen Jahrhundert) Milchwein unb daraus Milhbranaiwein var; 


Crell's Journ. d. Ebem. V. 141. Mit COg gefchmängerte Kuhmildmelten 


“s 


nr 


gaben, nad ein Jahr langem ruhigem Stehen veftillirt: Alkohol; TZremmk 
dorff's N. I. XI. 50. 

Säugende Mütter follten Säuglingen nie die Bruft reihen, wenn ihr Gemütk 
unfreubigen, traurigen, ſchredbaſten oder gar ſchmerzlichen Gemürköerzegungen 
verfallen war. — Welchen Ginfluß dergleichen geiftige An» und Unfregumgen aus 
bie Lebenaberhätigungen des weiblichen Innenleibes und damit auf ven demii 
organifhen Behand ftoffiger Erzeugniffe (hier — ber Milch) aus: 
üben, das ließe fih an ber menfhlichen Muttermilch vielleicht grüntlicher zade 
weifen, als an irgend einem anbern flofflgen Lebenserzeugniß; in jedem Elle 
leichter, als 3. B. am Blut, Harn ıc. Zugleich würbe fi; aber, in Folge ver 
vergleichen fortgefeßten vergleichenden chemiſchen Unterfuhungen ber Muttermild 
ergeben, ob. außer ben ftoffigen MBeränverungen ber Milchbeſtandtheile znudh 


1 


” 3541 


‘ 


bie Gäugerin ſchon Wochen hindurch zu Gunſten bes Säuglinge Milch 
entlaffen hat, it diefe am meiften gehaltreich; auch iſt fie in ber Regel 
bei @rfigebärerinnen gehaltreicher an mit Fettfäuren (zumal Butyrin- 
fäure) verbundenem Glycyloxyd (hingegen ärmer an Mildyguder und 
wäflrigem, Salzeshaltigem Ertract, fo wie an Wafler), als bei Gäu: 
gerinnen, welche ſchon öfter geboren hatten. Meggenhofer fand in 
der Mildy einer Erfigebärerin 17,12 Procent darch Alkohol entzieh⸗ 
bares, etwas Butter, Milchfäure fammt mildfaurem Salze, Kochſalz 
und Milchzucker enthaltendes fog. altoholiges Ertract, hingegen in ber 
Mil von zwei Müttern, die fehon einige Male geboren hätten, nur 
8,81 und 9,13 Broc.; ebenfo auch in der erfleren Milch 2,88 Balactin, 
in leßterer nur 1,47 und 2,41 Proc.; dagegen in erflerer nur 0,88 
‚wäflriges Extract, fammt erwähnten Zubehör, nebft 78,93 Wafler, 
während die lebteren beiden Milch⸗Sorten 1,29 und 1,14 Proc. an 
wäfirigem Exrtract ıc. nebſt 88,35 und 87,25 Proc. Waſſer barboten. 
Meberhaupt aber fand M. den Behalt der Frauenmilch an fehlen Stoffen 
felten größer denn 121/52 Proc. und nicht unter 11 Proc.; ihr Eigen» 
gewicht 1,020 bis 1,025. Chemiſch unterfcheidet fie ſich von der Thier⸗ 
milch hauptſaͤchlich durch ihr Berhalten zu den Säuren; *) indem 
fie nicht nur mit der Milchfäure, fondern auch mit anderen EAuren 
[mithin auch mit der oder mit denen des Magenfaftee] Lösliche 
Berbindungen gewährt; wie fie denn auch, aus gleihem Grunde, 
durch Säuren nicht geriunt, obgleih Lab (S. 1071 Anm., 1094, 1103, 
1105 und 1309) fie zum Gerinnen bringt; weßhalb auch die in ber 
Untermerfung erwähnten Säuren des Lab (und namentlich bie Hydro⸗ 
Hlorfäure) in bemfelben nicht als freie Euren zugegen ſeyn können 
(was bei der HCh außerdem ſchon dadurch begeuget wird: daf der Lab 
zum Scheiben der Mil in Balactin 2c. im frifh gewaſchenen 
Zuflande verwendet wird ; vergl. a. a. D.). 
2) Saure Bährung; ©. 1094. Durch chemifchen Zutritt atmoſphä⸗ 
rifhen oder anderweit ungebundenen Oxygen's, ober flatt beflen durch 
Eintritt und chemifche Bindung von Hydroxyd (Wafler) theils a) ſchon 
fertige, aber annoch chemiſch gebundene organifhe Säuren, mit 





unftoffige Abaͤnberungen derſelben möglich find? d. h. ob bie Milch auf den Saͤug⸗ 
“ling anders wirkt, 3. B. bei Ereigniflen, weldhe dad Gemüth der Mutter freukig 
bewegten, als in gewöhnlicher, weder freubiger noch trauriger Gemuthebeſchaffen⸗ 
heit, und ob ſolchen Falls die von einer (freubigen Gemüths Muttermilch ſpen⸗ 
denden) Säugerin entlaffene Milch fich ſtoffig verſchieden verhält von ber im 
gewöhnlichen Semürhszuftande bargebotenen ? 

*) Daß übrigens Fran enmild, wenn fie trodener Deftillation unterioorfen wird, 
fich Ahnlich verhält, wie Thiermiich, ift mehr als wahriheinlic. Kuhmilch 
zerfällt dadurch in wäffrig flüſſiges und ſtarres ſublimirtet earbonſaures Ammon: 
oxyd, Ammonfyanid, gelbes, blutrothes und braunes Brenzöl, P⸗haltiges CH-Gas 
und 71/5 Bee. Thierlohle. Die Brenzoͤle enthalten wahrſcheinlich Schwefelvers 
bindungen beigemifcht, 


ober ohne Nebenerzeugung von Carbonſäure enibindenb, theild 
d) fie zufammenfehend. Sowohl a, als b zerfällt, nad Macahgabe 
ber Berfchiebenheit der fulsger Wege bervorgegangenen einzelmen 
org. Säuren in verfhierene Unterabtbeilungen ober „Arten ſauret 
Bährung”, von denen im Nachfolgenden jene aufgeführt worben, welche 
ihrem Beftande, wie ihren Verhalten nach am vollländigien gelaunt 
find: a) hieher gehören: a) jme Slycylaryd:Orybatiouen, burd 
welche ſchon fertige Fettfäuren frei und babei zum Theil andy mehr ober 
minder durchgreifenden Ummifchungen unterliegen; ©. 879, 1003, 1034, 
1047, 1062, 1176, 1320, 1358 u. ff. Mehrere ber im faulen Käie 
vorkommenden Fettfäuren (S. 1085) find ebenfalls bier mit einzureihen; 
8) Leichenfett⸗Scheidung; ©. 1096. *) y) MRyroufäne 
Scheidung; 6.997. b): a) @ährung der Balläjäure; ©. 1179 
a. 1321, bei Mitanwefenheit von fog. Salläpfelfchleim, bem Träger 
des Erregers weiniger Gährung (f. u.) und Shimmelbilbner 
(S. 1141 u. 1179 ff.) nebm COos, au von Huaminfäure: Ur 
gung begleitet (&. 1180 w. 1512); 9) der Fettſäuren, bi Er⸗ 
zeugung von Fettſäuren aus fettfreien Bildungstheilen. BVorzüglich 
gehören hieher unter Anderm bie y) Gaͤhrung ber Bildung ber „Butz- 
rinfäure*, ©. 1084 und 1218; Balerianfäure, ©. 877 Anm 
d) dee Milgfäure, ©. 936, 1071, 1084 ff. 1094 ff. u. 1318, 9) 


S 


*) Gin in Folge von Erkrankung geflordenes und kann am Abhange eines Gage 
obufern eines Schweineſtalls begrabenes fettes Schwein wurbe nung 13 Safe 
langes Liegen in ver dem Ginbringen und Wieverabfliefen von Regenwai, 
Harn 2c. autgeſetzt geweienen Erde, bis auf eine Maſſe weißen, wudhsähefnes 
LeichenfettB zerfiört, das nur aus Bettfäuren (— 0,75 Margariu- zb 
Hains®äure und 0,25 GtearinsGäure zufammengefeht) beſtand; weder Stychl⸗ 
oxyd, noch Ammonoxyd, noch Kuochenerde fanden ſich vor. Oregery fügt der 
Mittbeilung dieſer Bemerlung (Ann. d. Chem. u. Pharm. LXI. 362 f) 
bie weitere bei: wenn Ktrchhöfe immer eine ſolche Stellung befämen, baf ber 
Boden das Regenwaſſer raſch hindurchſickern ließe, die Knochenerde zub ver Gt 
ſtoff ver Leichen keinesweges verloren geben würke, ſonvern ſich bald in bes unter 
liegenden Feldern abſegen und in bie Pflanzen gelangen müßten.“ 

*#) Daß in ber das Muskelfleiſch (&. 1006) begleitennen, Lakmus rötfenhen 
Btüffigteit, neben Albumin und Kreatin (©. 1374) fammt verfdichenen, 
zumal phos phorſauren Salzen, au Miſchſaure zugegen ſey (6. 938 
u. 1105), it nun auch vurch Liebig's hieher gehörige, neneſſe Muterfuchungen 
(Erbmann'e un Marhann’s Journ. f. praet. Chemie XIV. 2. 5.) ver 
getban worben. Gntzieht man nämlich fein zerhadtem rohem Veiſch der Barm- 
blutner (2. fand jeboh Kreatin se. auch im Hecht⸗Sleiſch) den im Eafım 
Waſſer Ihslihen Theil, erhigt van folchen Auszug bis zur völligen Wusicheibung 
des Albumins, nenttalifiet Hierauf die zuvor durchgeſeihete Fläſſigkeit mit gelötten 
Baryt, dadurch die Phosphorfäure ac. fällen, uns bunflet dann bie (mieberzn 
Jurchgefeihete) Flüffigleit bis zur ſchwachen Gaftside, fo erhält mau eine wärgg 
wie Sleifgbrühe riechende Blüffigleit, weiche, erkaltend, ihren Kreatins Gehalt 
in Form großer, Farer, perlmutterglängenver, farblofer, im MBaffer Leichtes, im 
Alkohol nicht loͤslichen Kryſtalle entläßt und die bann, vermiſcht weit den zum 


— — — — 


ber ſich bie mehrerer, zum Theil, binfichtlich ihrer Gelbffänbigfeit 
no ſehr fraglicher Säuren, ins Befondere jme der Räsfäure 
(©. 1085), Pectinſaͤure (S. 923 Anm. 925 u. 1369), dee Tra⸗ 


Abwaſchen ber Kryſtalle verwendeten Weingeiſt, mittel Abtunftung aufs Neue 
zus Kryſtalliſation beförbert, ein Gemenge feinerer Kryſtalle gewährt, welche zwei 
verfchiedene Kallfalze darſtellen, deren jebes eine bis jeht unbelannt gewefene 
Azotshaltige Säure zum Mitbeſtandtheil Hat. Die von dieſen Kruftallen geſon⸗ 
derte Mutterlauge enthält nun nur noch milchfaures Kali, bad man vurch Bei- 
mifhung von im Alkohol gelöster Oxalfäure, feines Kali's (Biosalat bilbend) 
beraubt und jo befien Milch ſaure ſcheidet. Den Hydroxyd⸗Gehalt bes kryſtal⸗ 
Iinijden milgfauren Zintoryps (S. 936 Anm.) fand 2&, — 12? HO; 
jenen des in Wafler wenig, in Alkohol leicht Löslichen, baraus buch AeO fall- 
baren Kall-Luctats (das Jul. Bay>Luffae und Pelouze früher — 


CaO La + 6 HO beſtimmten) — 4 HO. Das Kreatin beficht, 2, zufolge, 
Röchismetrifh aus Cg A3Hıı Os + 2 HO Awas 12,18 Proc. WBafler gleich⸗ 
fommt). Es IR im Waſſer, aber nicht im Alkohol Läslich, verliert feinen Waſſer⸗ 
Gehalt bei 1000 U, gegenwirkt weder fauer noch ſalzgruͤnderiſch, bleibt, von 
ſtark gewäflerten Säuren over vergleichen Alkilien aufgenommen, unverändert, 
entwidelt dagegen, fowohl gemäß ver SafzgründersForberung flaxfer Gduren als 
der GäuresBorberung ſtarker Solzgründer, theils bekannte, theils neue Salzgründer 
uns neue Säuren. Im erfleren Ball bildet fich das volllommen allalifch gegen» 
wirkende Kreatinin (na 2. ſtöchiometriſch — Cg Az H7 On, das im Waſſer 
und Alkohol Löslich, erſterem den Aetzgeſchmack des Ammoniaks ertheilt, mit Saͤu⸗ 
ren meiftens volllommen kryſtalliftrbare Sale — mit Platindhlorid eine 
golsfarbensglängenne Berbindung gewährt und, feiner Zufammenfehung gemäß, 
1 Saffein + 1 Amis (= AHn, vergl. S. 1097 u. 875— 876) entfpricht, 
wenn man erſteres nicht — Cy A3H;0Og, fondern, älteren Beflimmungen 
etfpregenn, = CyA2H5; 02 In Anfak bringt. Grhigt man Kreatinin mit 
gefättigter BAO»Löfung, fo bildet ih Harnſtoff (S. 1218, ber jevoch bei 
weiterem Erhitzen in Ammoniak und Garbonfäure zerfällt) und gleichzeitig ein 
weites, zur Zeit noch ungenanntes Altaloid, dad — C5 A Hr Os ſtöchio⸗ 
metriſch zuſammengeſetzt, der procentiihen Zufammenfehung feiner Grunbftoffe 
nad, Pelouze's Lactamid, d. i. jener Verbindung entfpricht, welche entfleht, 
wenn man Lactid (&. 1318, das fonft als „waflerfreie Milchſäures erachtet, 
von Jules BaysLuffac und Belouge pur trodene Deftillation ber Milch⸗ 
fäure, bei einer über 2500 C — 2000 R neben Lacton, CO» und CO⸗- 
Gas, in Sorm eines ſchoͤn kryſtalliniſchen Sublimats erhalten wurde und ſtoͤchio⸗ 
metriih —= Cg Hy O4 zufammengefeht if) ver Einwirkung des gafigen Ammo⸗ 
niaks ausfeht, und das dann als Lactid + Anımoniat = Cg A H7 O4 
zufammengefeßt erſcheint, im Waſſer löslich, im Alkohol Leicht loͤslich IR, an 
verbünnte Säuren Ammoniak, an dergleihen Allalien Milchſäure abgiebt (Hierin 
dem Verhalten eines Amine ähnelnd), unter einem Drud, ver einer über 1000 C 
liegenden Bühlwärme enfpricht, in milchfaures Ammonoxryd (v. i. ein zer 
fließliches, amorphes Salz) übergeht, an ſich weder mit Säuren noch mit Salz⸗ 
gründern verbinnungsfähig if, aus der heißen alloholigen Loͤſung durch Grlalten 
in voohlgeftalteten, volllommen farblos⸗durchſichtigen, ein gerades vertanguläres 
Prisma zur Grundform habenden Kryſtallen anſchießt. Das zuvor erwähnte, 
ebenfalls von ven genannten franz. Chemikern zuerſt wahrgenommene Lacton 
(= Cio Hs 04 + HO) geht aus der La hervor, wenn fie gelinde (nur bis 
41200 C = 960 R) erhist wirk, in Form eines gelben tropfbaren Deftillats, 
Das, dem Waſſer höchſt zugänglich, mit ſehr wenig (einem Theil Löfenbes) Waſſer 
gewafchen, jich auf demſelben fammelt und, nachvem es abgenommen und (Behufs 


1544 


ganthfäure (©. 1095) und die ber (die Eſſtg⸗ und Mildfänze 
Gaͤhrung des Honigs begleitenden) Succinfäure;, S. 1320; e) Effig- 
Gaͤhrung; S. 1094, vergl. mit ©. 207, 851 Aum., 885 u. WE 
(über Schneileffig S. 849, 905). 1322 u. 1377 Anm. Ueber f. 
Malgeffigbranerei (die häufig nur ale Bermittler dient, wm, im 
Folge zuvoͤrderſt eingeleitete" weiniger Gährung viel Oberhefe zum 
Gebrauch für Bäder und Bierbrauer zu gewinnen, die man dann zum 
Verkaufe in Fühlen Kellern aufbewahrt und fie bort dadurch friſch 
erhält, vaß man ihr öfters frifches Waſſer giebt) und „Eſſig⸗ Berritung 
unmittelbar aus Amylon“ (Stärke) ıc. vergl. des Berf.’s dieſes Ha 
neu bearbeitete (dritte) Ausgabe von KC. Jahn's Bon allen Fehlen 
gereinigte Malz⸗Eſſigbrauerei ıc. nebſt ficherer Anweifung, gute Hefen 
zu machen und mit Bortheilen Branntwein zu brennen. Gifenad 
1818. 8. M. a. O. findet man unter Anderm bei der ©. 38 ff. daſelbß 
vorfommenden Befchreibung eines von bem Herausgeber ber franzi- 
fifchen Weineffig:Bereitung nachgebildeten, eigenthümlichen Berfahrens: 
Branntwein zu Eſſig zu oxydiren, als Zeichen der Bollendung bier 
Orydation angegeben „das Aufhören der (in dieſem Berfabren Fiik- 
baren) Erzeugung von Waffer, das fi in Form fenchtender 
Tröpflein an einer Schieferplatte nieberfählägt”; es nimmt aber bei ber 
Eſſig⸗Gaͤhrung 1 Allohol (= C;H60.) 4 armofphäriihen O ui, 
damit 3HO mb LA (= CaH3 03) bien. Benupt men zum 
Berdichten des atmofphärifchen O und zu der durch baffelke 
Mittel Hervorzurufenden pofitiven Eleftrifirung des (vwd 
Waflers ꝛc. Beimifchung in einen feuchten Leiter ber Gleftricität ver⸗ 


feiner Entwaͤſſerung) einige Tage über CaCh geftanden, ver mehrmals wies 
holten Defillation über CaCh bevarf, um frei von HO als farblofe, an ve 
Luft (wahrfcheinlih unter HO-Bildung) ſich mehr und mehr gelbenne, eigentfum- 
lich würzig riechende und brennenp fchmedende, bei 92° C — 73,6 BR fiekenbe, 
leicht entzündliche und gänzlich mit ſchoner blauer Flamme verbreuneuse Bi 
figfeit, feiner Entſtehung nach, zur Milchſaure fich verhält, wie dab Uceton zw 
Gffigfäure (6. 851 ff. Anm), Zwei Verhältnißgewichte Milgfänre = 
Cio Hio Oio zerfallen nämlich bei 120% C in 1 Lacton, 2 Garbouflure zus 
2 HO. — Jenes ungenannte Alkaloid iſt im Waſſer fehr Idsli, bageges 
malöslih im Alkohol und im Aether, Erpftallifirt in ber GäulenSerm hei 
Magnit⸗Sulphaté (6. 945 u. 1234), und verflüchtigt ſchon im eimer Kike, 
weile 1009 C noch nicht völlig erreicht. Die zuvor erwähnten beiten Aal 
tigen neuen Säuren befigen beine Fleiſchbrühe⸗Geruch; vie eine derſelbes if, in 
ibrer Verbindung mit Barpt, zufammengefegt — CgA2H6 O2. — 2. fügt 
übrigens feiner Unterfugung noch die Bemerkung bei, daß ber beträchtliche Gehalt 
des Getreides an phosphorf. Kali bein Verbauungsvorgange (im bezen auf 
Getreide⸗Nahrung angewiefenen Thieren), mit Kcchfalz in MBechfelgericgung ge 
rathend, zum Mittel werke, das zur Blutbildung, wie e8 ſcheint, unentbeheiiie 
Natronphosphat Herzuftellen, und daß ſich hieran das (Inftimetsmäßige) Ber 
langen der Tiere nach NaCh knüpfe; ferner, daß die fanre Gegenwirtung des 
Dustelfleifhes und bie alkaliſche bes nur durch fehr důünne Häute davon geſchie⸗ 
benen Bluts Elektricitätserrogenn wirken bürften, 





1545 


wanbelten) Alkohols, nicht das „Platinfchwarz" (S. 849), ſonbern 
organiſche Gebilde, 3.2. die fog. Eſſigmutter (6. 1474 Anm.) 
oder WBeintrebern und Weinreben, oder von Effigfäure durchdrungenes 
Holz (mit Eſſig gekochte Buchenholzfpähne) ober mit umb flatt derfelben 
fog. Sauerfäffer (Meres de vinaigre), fo fommt es zunächſt nur 
darauf au: den in Eſſig zu verfehrenden, mittel gehöriger Wäflerang 
und ſonſtigen, die eleftrifche Leitung erhöhenden Zufähen (3. B. ſchon 
fertigem Weinſtein⸗haltigem Eſſig) zu einem feuchten Elebktricitaͤts⸗ 
Leiter erhobenen Weingeift (öder deſſen Bertreter) in paflenden Gefaͤßen 
möglichft vervielfältigter Auftberührung zu unterwerfen, um deſſen Oxy⸗ 
bation zu Eſſigſaͤnre zwedmäßig, d. 5. in kürzeſter Zeit und bei gering⸗ 
Rem Verdampfungs⸗Verluſt vollfländigk zn bewirten. Blauber, bie 
Nothiwendigfeit des wermehrten Luftzutritis anerkennen, erfand hiezu 
ein Berfahren, das viele Jahre darauf von Boerhave ber VBergeflens 
heit entzogen und verbeflert wieder ins Leben gerufen, folgende Geſtalt 
gewann: zunähft werben zwei aufrechte leere Weinfäſſer, die nahe 
ihres unteren Bodens mit einer, durch einen Sapfen verfchlofienen 
Heinen, oben aber, buch Wegnahme des oberen Bodens mit einer 
großen, Luftzätriit geflattenden Deffnung verfehen worden , nachdem fie 
zuvor mit Weinreben und Weintrebern in gahlreichen abwechielnden 
Schichten bis nahe zur oberen Definung gefüllt worden, auf eine vaſ⸗ 
fende Unterlage, in einer 20° bis 25° C — 16° bis 20° AR habenden 
fog. Eſſigßube neben einander geftellt ; Hierauf wird eines dieſer Faͤſſer 
mit der in Eſſig zu wandelnden Ylüffigfeit, 3. B. mit hinreichend 
gewaͤſſertem Brauntwein, nahe gefüllt und leicht, d. 5. in ſolcher Weiſe 
überdedtt, daß die Luft wenig gehindert einzubringen vermag, die Ver⸗ 
flüchtigung von Weingeifi jedoch möglichſt gemindert oder verhindert 
bleibt. Nah Ablauf von 12 Stunden zapft man bie Flüffigfeit ab, 
das zweite Faß damit füllend, und verfährt nach wiederum 12 Stunden 
ebenjo mit diefem zweiten Bafle. Nachdem man afo abwechfelnd 8 bis 
10, höchſtens 14 Tage hindurch die Ylüffigfeit von 12 Stunden zu 
12 Stunden umgefällt hatte, bringt man fie, da fie nun Eſſig getworben, 
auf das im Keller befinpliche Lagerfaß. Der Berf. dieſes Hobs Anberte 
diefes im Anfange des laufenden Jahrhunderts in der bieß- und jenſei⸗ 
tigen Rheinpfalz zum Theil unter Geheimhaltung befolgte  Berfahren 
dahin ab, daß er flatt des gewäflerten Branntweins einen nicht nur 
gewäflerten, fondern auch mit ſchon fertigem Effig vermifchten und 
ſtark angewärmten Branntwein dazu verwenden machte, *) was ihn im 


e) Daſſelbe Gemiſch, was in dem auvor gebachten, S. 38 ff. der Jahn’ fchen Ans 
Leitung befchriebenen Berfahren zur Bereitung von BranntweinsG@ifig lediglich 
mittel Lagerung verwendet wird, indem man in ein in ber Eſſtgſtube wage: 
recht lagerndes, 10 Dhm faſſendes Weinfaß zunaͤchſt 4 Ohm fertigen Eſſig und 
4 Ohm entfufelten Branntwein bringt und darin durch Schütteln wohl miſcht, 


ben Stand feßte, bie Orybation deſſelben in ſolchem Diaafe zu beiäln: 
nigen, baß faſt nicht mehr Stunden als fon Tage erforbert wurker, 
einen Ingerungefähigen fog. Schnelleffig darzuſtellen; mehrere Jahr: 
daranf machte er biefes Verfahren befannt in bem Arch. f. d. ga. 
Natarl. XX. 103. XXVI. 250 und XXVIL 479. Bolgentes m 
bazu dienen, bie jeßt vor allen andern Eſſigbrammgen belichteh 
Schnelleffig:Bereitung näher zu erläutern. John Ham nıa 
1825 in England ein Patent darauf: die Eſſigbildung dadurch zu ke 
f&hleunigen, daß er bie zu fäuernde Zlüffigfeit über in Faͤſſern ang 
fchloffene Reißig- Bündel zertropfend fließen ließ; aber ſchon lange we 
H. hatte man, wie bemerkt, ver Hauptfache nach, hiezu ein Verjahren np 
"wanbt, das, nad) und nach vervollfommnet, feinen Haupttheilen ned pu 
Darfellang des Schnelleffigs in richtiger Weife verwendet, dieſes fi 
zeugniß in ebenfo vorzäglicher Zeitverfürzung als Güte herſiellen if 
Man ſtellt aufrecht auf ein paflendes Geſtell ein mindeſtens 9, bie 
12 Fuß hohes, eichenes fog. Bradirs Faß, deſſen oberer ud nlar 
Boden durchloͤchert ift und deſſen Dauben beiläufig 3 ZcU bed it 
dem unteren Boden mit 8 einen halben bis 2/3 Zoll weiten Lechen 
verfehen find, die ſchief (von oben nach unten fchräg) eingebohrt zum 
die atm. LuftsEinfirömung begünfligen, aber das Geransflichen te in 
Faß herabrinnenden Flüſſigkeit nicht zulaſſen und die auferbem ı0d 
mittel eingefehter feiner Drabtgitter (am beften Blatinsrahl de 
vergoldete Eiſendraht⸗Gitter) den Innenraum des Falles gegen Il 
Eindringen von Jnſekten 2c. fügen. Unter den unteren Boden Ki 
man, zwiſchen das Geſtell, ein fog. Vorlege⸗Faß, um ſpatche 
den durch das Gradir⸗Faß gelaufenen Eſſig aufzufangen. Apr 





dann nach und nach, zwiſcheninne die Spundöffuung jedetmal fchliefen m 
Faß tüchtig fehüttelnd, 3 Ohm ſiedendes Wafler folgen und, nad bemukter wi 
kommener Spundſchließung, hiemit 24 Stunden hindurch ruhen laßt, am id 
Spundloch offnet und es mit einem Schieferſtein belegt, hierauf das ma ® 
einem ner Faßboden, mehrere Zoll abwärts vom oberen Bobenrambe, neh i® 
Flũſſigkeits⸗Spiegel gebohrte und mittelft eines kleinen Korkſtoͤpſels veäirhe 
geweſene Löchlein öffnet, um es jet flatt des Korks mit einem, ber Aut ſeis 
Durchgang geflattennen Fleinen Gölgernen Trichter zu verſehen, veffen uqh are 
gerichtete Mündung dazu dient: die durch ihn bindurch zu bewirkende Suklimum 
"zu befördern. Alſo vorgerichtet bleibt Das Faß in ver Eſſigſtube m Demi 
Weiſe gelagert, bis vie Unterfläche der zur Befichtigung aufgehobenen Eier 
platte (die auch ein gefucchter Ziegefftein vertreten kann) nicht mehr mit TchP 
fein genäßt erjcheint („nicht mehr fchwikt”), da man dann (etwa nad 5 Boa. 
wenn die Luftwärme der Eſſigſtube bis dabin ſtets — 13° bis 14°B= 160% 
bis 170,5 C geweien war) 3 Obm bes alio gefertigten Eſſige abzapfi zur w 
Lagerfaß bringt (mit over ohne Zufay von 1/2 A rohem Weinſtein, ver dem 
größere Aehnlichkeit mit Weineſſig ertheilt), uno fatt deſſelben zwier wie x* 
zunaͤchſt 1 Ohm entfufelten Branntwein und bann 5 Ohm flebentes Waheꝛ ⸗ 
zuvor beſchriebener Weiſe folgen läßt, und fo fort Zahr aus Jahe rin verfähtt; 
vergl. a. a. O. 


1347 


verfieht man das Gradir⸗Faß inwendig, oberhalb bes oberen durch⸗ 
-löcherten Bodens mit 6 bis 8 durch die Danben getriebenen Löchern, 
die weit genug find, um hölzerne abgeumpft Tegelfürmige Zapfen von 
außen her durchzuſtecken, die, durchgeſteckt, an dem nach Junen gerich⸗ 
teten Cude wenigfiens noch 1 bis 11/2 Boll did und ſtark, wie lang 
genng find, ein darauf zu flellendes, ebenfalls, jedoch fehr wenig ab⸗ 
geſtumpft kegelförmiges Gefaͤß (eine fog. Butte, genannt Siebbutte) 
nachdem es mehr ober weniger mit ber zu orhdirenden Flüſſigkeit ges 
füllt worden, zu tragen. Der Boben bicfer Butte iR ebenfalls und 
zwar fein burdlöchert, und ihr unterer Rand achtmal bogenförmig 
ausgeſchnitten, damit fle, auf ben oberen Faßboden geftellt, feitwärts 
von allen Seiten her Luftzutritt geflattet. Der untere Durchmeſſer 
diefes ausgeſchnittenen Siebbutten-Randes muß von den Inmenflächen 
der Faßdauben gegen 1 Zoll weit fernen (d. h. fo viel enger feyn, als 
das Faß). Iſt Alles fo weit vorbereitet, fo füll’t man das Gradir⸗Faß 
mit diagonal durch die Jahresringe abgehobelten, dicken, fpiralfürmig 
gewundenen BuchensHobelfpähnen, die zuvor mittelft Waſſerdampf wohl 
ansgelocht und dann mit reinftem ſtarkent Giflg getränft worden waren, 
fegt darauf den oberen Gradir⸗Faßboden, und läßt nun durch bie auf 
biefen geflellte Siebbutte das Gemiſch aus Branntwein und Wafler 
(vder befler das zuvor befchriebene, 24 Stunden ruhig gelagert gewe⸗ 
fene Gemiſch von Eſſig, Branntwein [ver wenigflens 40 Proc. oder 
2/; Alkohol enthalten und ſolchem Behalte gemäß wohl perlen muß] 
und heiß geweienem Wafler) in kleinen, einander ununterbrochen fols 
genden Antheilen zufließen, und zwar am beften: mittelft eines gläfer- 
nen fog. Füll⸗Hebers, deſſen Fürzerer Schenkel in ein, jenes Gemiſch 
enthaltendes Gefäß fo getaucht und gefekigt worben, daß er bie in dem 
Faß befindliche Flüſſigkeit durchreichend, fa den Boden foldyen Befäßes 
berührt, während ein Deckel das gefüllte Gefäß (jedoch nicht luftdicht) 
figließt und deſſen längerer Schentel vislröhrig, oder nach Art des viel- 
fach durchlöcherten Gießrohre einer Gießkaune getheilt, in bie weiß 
buchene Siebbutte binabreicht. Zugleich verfieht man das Gradir⸗Faß 
mit einem Badethermometer, indem man in Mitten der Höhe des 
Faſſes, durch eine Daube in fehräger Richtung ein Loch bohrt, das 
gerade weit genug ifl, um das Thermometer bis zu 300—400 A = 
450-500 C in die Innenluft des Faſſes einzufenfen und fo zu fefligen, 
daß man es leicht gelinde hervorzuzichen vermag. *) Gewöhnlich giebt 


©, Zwedmäßiger wenbet man ein Thermometer an, deſſen unterer rechtwinklig gebo= 
gener Teil (fammt ber Kugel oder fammt dem biefe vertretenden, das Merkur 
tragenden Glascylinder) von einem Platindrahtnetz umgeben durch das Seitenloch 
des Faſſes in deſſen Innenraum taucht, während ver obere, bie Sale barbietende 
Theil außerhalb fenkrecht ein für alle Dial (von einer Glachülle umgeben) ges 
feſtigt worben und die Fugen zwiſchen Löchlein und Tgermometerröfre mittelft 
„ zeren Baumwolle oder Werg⸗Umwickelung unb au Ben anzubringenvem Ueberzug 
von Schelllack⸗Firniß luftdicht gefchlofien find, 


1548 


— — —- — 


man dem Gradir⸗Faß einen doppelten unteren Boden; namlich aufe 
dem erwähnten durchloöcherten, einen unterſten undurchlöcherten. Ya 
diefem Falle find die Loͤchlein des erſteren weniger eng unb bedarf cs 
der Unterftellung dee Vorlege⸗Gefäßes nicht, das übrigens, wird ci 
angewandt, am zwedmäßigflen den unteren Faßraud Iuftvicht umiaft; 
man belegt zu bem Ende feinen Snnenrand mit Scheiben bünıs 
Korkes, die man mittelft hölzerner fegelförmiger Stifte feRigt, melde 
durch den an biefen Stellen ſchon zuvor burchflochenen Kork?) in cher 
zuvor geflochene Danben:Löchlein getrieben werden. Su foldem Falk 
eriest das Borlege s@efäß ben unburchlöcherten unteren Boden bi 
Gradir⸗Faſſes und wird dann unterhalb der Wintauchtiefe bes uni 
Baßrandes, in einer Stelle nahe feines (des Borleges@efäßes) Yaral, 
mit einem Zapfen verfehen, den man fonft unter dem burdlädekn 
und oberhalb des unterfien Bodens in einer der Grabir: Fafraıka 
anzubringen und jeden Falls mit einem Korfflöpfel bie zum Gera 
zu verſchließen hat. Wußerbem pflegt man auch, zur Muffangeng ki 
aus dem Gradir⸗Faſſe auffteigenden Dampfes, 3 hölzerne aus gebeht 
tem weißbuchenem Ganzholz gefertigte Bervichtungsröhren fammt Kill: 
faß anzubringen, deren innere Definung die Weite ber exmälrkı 
8 Zugloͤcher um etwas übertrifft. . Die erſte dieſer Möhren derchech. 
ſenkrecht und luftdicht eingefügt, den Deckel des Gradir-Fofſes, isim 
Re außerhalb deſſelben 1 Buß Hoch hervorragt, und ſteht mit der Dr 
ten nicht vollfommen wagrecht, fondern etwas ſchief aufwärts grih 
teten in Hohlverbindung; fo daß beide gleichfam ben Hintern Wi 
des Helmes eines Deftillir-Befäßes vertreten. Indem num dieſe zuet 
Nöhre, die Wand der Eſſigſtube Iuftbicht durchſetzend, den Dampf da 
eriten empfängt, fühlt fie ihm größeren Theils ab, fo daß Ye tat 
folche Verdichtung entfandene tropfbare Yläffigfeit wieder ins Orue 
Faß zurücfließt. Das die Wand durchſetzende Ende der zweiten Ahn 
greift, außerhalb der Eſſigſtube, luftdicht ein: im bie britte, ſchef eh 
fleigend ein mit kaltem Waflır gefülltes Kühlfag durchreichende Rat. 


*) Der Kork quellt durch bie Beuchtigkeit auf und wird fo Iuftbicht. Brishgril, 
eiferne Nägel ꝛe. müflen bei ber ganzen Vorrichtung durchaus vermitm MM 
unf&ädlich gemacht werden. Hatte man baber das Grabdir⸗Faß (oder vu Sam: 
Faſſer, veren man bei Schnelleffigbrauereien, vie ins Große gerriebes wra@ 
follen, wenigſtens 3 bevarf, da dann ber unvolllommen fertige bes erſten Dal 
auf das zweite und hierauf in das britte ae. gebracht wird); wobei man &# van Vol 
fo einrichten kann, vaß alle drei oder vier Faͤſſer gleichzeitig wirken, wenn mE. 
fobalb das erſte entleert ift, es fofort wieder mit neuem Gifiggut auffüllt, @M 
ebenfo das vorletzte mit der Flüfjigkeit nes ihm zunädhft vorangeheunen GR 
ners, wenn auß erflexem das faR gänzlich gefäuerte Eſſiggut in ven legten 
bildner (ins Iehte Gradir⸗Faß) übergeführt wird. Zu Ueberführungen ver If 
türften übrigens möglichft wenig Onerburchmeffer habende Seih pumpen (©. 1% 
Anm. und m. D. Gewerböfe. III. 18. f. 25 ff.) am wenigften Berrumpiap 
und Gieß⸗Verluſt zur Bolge haben. 


1549 


deren .Borlage ben übrigen Theil der wieber zur teopfbaren Fluͤſſtgkeit 
verbityteten Dämpfe aufnimmt und in den Stand feßt, ihn wieber in 
das Gzadir: Faß zurücdzugeben. Gtatt nes FüllsHebers benupt man 
gewöhnlich einen hölzernen Trichter, ber durch ein (außer der Füllzeit 
mittel eines Korkes zu verſchließendes) Dedelloch in den Zwiſchen⸗ 
raum oberhalb des erſten burchbohrten oberen Bodens hinabreicht. 
Oder, gewöhnlicher, mündet ber Trichter ein Füllgefäß aus, das gleich 
dem oberen dukchlöcherten Boden genau fchließend in das Gradir⸗Faß 
eingreift. Soll nun das in einer ober der anderen Weife eingerichtete 
Gradir⸗Faß in Wirkfamkeit treten, fo hebt man zuvörberfi den burch- 
löcyerten oberen Boden heraus und Tül’t den Innenraum des Faſſes 
mit den zuvor ausgelochten, dann getrodneten und mit Effigfäure ger 
ſchwaͤngerten Buchenholzipähnen, feßt darauf ven oberen Boden wieder 
genau⸗paſſend ein und verfährt mit der 220— 250 R — 270,5 — 310,25 C 
warmen Bläffigleit (dem fog. Eſſiggut), die zuvor in Mifchgefäße, 
3. B. aus Branntivein, Eſſig und heißem Waſſer bereitet worden, bes 
fchriebener Manfen. Miſchgefäß und Eſſiggut befinden ſich in ber 
Eſſigſtube, deren Luftwärme anfänglich 160 R — 200 C, dann aber 
nach und nad 260 R = 320,5 C bis 320 R = 400 C nicht wohl 
überbieten barf, weil fonft Aldehyd gebildet wird und fo Weingeiſt 
in Berluf gebt (ein Verluſt, der bei Anwendung mehr erwähnten ges 
lagert gewefenen Gemiſches aus Eifig, Branntwein und heißem Wafler 
nicht eintritt). Beſtand das’ Eifiggut nur aus Weingeiſt, Eſſig und 
Waſſer, fo bleiben die Buchenholzipähne 3 bis 31/2 Jahr hindurch 
“ brauchbar; wendet mm dagegen zähere Flüſſigkeiten (Honig, Wein⸗ 
fteins ıc. Röfungen) an, fo müflen fie ſchon nah 8 Monaten berauss 
genommen, mit fiedendem Wafler gewaſchen, wieder mit Eſſig getränft 
und, wo bereits welche zu mürbe Sder gar faulig geworben, durch neue 
erfetst werden. Alles Holzwerk hat am beften zu befiehen aus Weißs 
(Steins oder Hain) Buchen⸗-Kernholz. *) Minder zwedmäßig 
wählt man hiezu Rothbuchen:Holz (von Fagus sylvatica L.), weil 
es zwar auch ſehr feſt und bauerbar ift, aber, in Folge feiner durch 
Waſſer nie gänzlich entziehbaren Farbtheile, verunreinigend wirft, indem 
es zugleich den Beichmad der Buchengerbſäure mittheilt. Bevor 
man aber irgend ein Holzgeräth zur Eifigbrauerei in Gebrauch nimmt, 
muß es zumähft mit faltem Regen⸗ ober YlußsWaffer eingeweicht umb 
dann mit fledendem Regenwaſſer wiederholt auagefocht werden. Die 


+’ 





©) Die fog. Weißs oder Stein⸗Buſche (Carpinus Betulus Z.) hat nit nur 
weißen Splint, ſondern auch weißes Holz, und Gleiches gilt auch von ber in 
Krain und den Deſterreichiſchen Kuüftenlinbern häufigen zweiten beutichen Weiß⸗ 
oder Hain⸗Buche (Carp. duinensis Scop., Curp. orientalis Lamarck.). 
Bei ner Rothbuche ift der Sylint weiß, wird aber, wie bei Pinus sylvestris Z., 


zu Holz erhaͤriet roͤthlich. 


eifernen Reife, mit denen man bie Gradir⸗Faͤſſer mmlegt, mhhen ke 
zuvor, ehe man fie auftreibt, ſtark erhiät werben, damit fe, in felde 
Weiſe gehörig ausgedehnt, am Faſſe exfaltend deſſen Dauben issigk 
zufammendrängen. Huch ift es zweckmaͤßig, die ſolche Faßreiſe fehign 
den eifernen Nägel, unmittelbar vor ber Gintreibung, in Geigeakery, 
befier in Lad: Firniß zu tauchen und ebeufo auch bie bereits angenagelis 
eifernen Reife. *) 


*) Auch bei der Brauung bes Malz, Honig⸗ ıc. Eſſigs fördert worgängige Bea 
ung ver Holggefäße mit kaltem umb heißem Waller und baranf folgent Yallr 
zung 3. B. der Gahrfaſſer wit ſchon fertigem Gifig, vie Säurung jelden ir 
guts ungemein. In einer Zuckerfiederei Sonbon’s fans ich nie oberſtea Ein 
(Speichers Räume, zunähft unter dem Dach) in foldem Maaße mit Hilger 
Dampf erfüllt, daß es mir der Mühe werth ſchien, mittelk Kalkmilch vie Cim 
einzufangen; mein Vorſchlag fand Gehör und hatte guten Erfolg. YHinkerdii 
ſolchen fanren Dampfes durch Kalkhydrat würbe md wirkfamer gemeim Ki. 

Zuf, Um nicht aus Branntwein ober Wein gefertigte Gifige zu klärer 
(Malzeifige enthalten ſtets Klcher aufgelöst, wovon fie Gichen in jun 
Keflein befreit und fo gegen Bildung von Infuforien und weitere 
fügt), lagert man fie unter Zuſatz von etwas fufelfrelem MBeingeik, va, 2) 
fäuernd, mit ver Verbefferung des Geſchmackt zugleich vie Menge ver A vermcht 
Bel ver Bilpung des Honigeiiigs (vergl. m. Bujäpe zu Jahn’ Meirliir 
brauerel ©. 47) ſcheint ner Wadıs: Gehalt des Honigs nicht ohne ehimem 
Einfluß zu feyn; S. 819 ff. Bucholz d. &. zufolge kann man gejhiumit 
Honig von Wachs befreien, wenn man ihn, nachdem er heiß burdhgefeiid mer 
ven, erfalten läßt und nun nochmals (kalt) buechſeihet, da han ber Gcialt = 
Bachs dem Geihtuch verbleibt. Aber 56 A Honig erfordern SIEB 
um alſo durchgeſeihet Wachösfcei zu werben. Deſtillirt man Gonig für Ib. P | 
entläßt er zuvorderſt eine gelblichebräuntiche Blüffigkeit, Die wie Honig richt u 
muthmaaßlich in ihm zunächſt an Wachs gebunden iſt; Tpäterhim gehen im 
Zerfegungs: Erzeugniffe über. Kleber, ber zu faulen beginnt, der Su | 
zuder-&öfung, fo wie auch veren (ihrem geldsten Stoffe ma ihe Ahntigen) Tr 
teetern, fammt etwas Meinftein beigegeben, führt fie unmittelbar in Gig de- 
Jever Gifig klärt fig, wenn er längere Zeit über Buchenfpäßnen lagat; 3 
Drleans benugt man fle bei ber Weineffig: Brauerei (a. a. D. 6 #-Il) 
um ven Wein dadurch von Hefe zu befreien, bevor man ihm in vie Bann MM 
Mutter⸗Faſſer bringt, Im ähnlicher Weiſe Bären fie auch has zur Darum 
des Biereſſige beſtimmte, nachgehenbs nahe bis zum Gicben eryipt: st DER 
fammt etwas Birkenholz, das bis zur beginnenven Verkohlung erigt wehrt 
war, in das Gauerfaß gebrachte Bier (Obergahrbier). Auch vie Kukonherii) 
des Mycoderma wird Durch Yuchenfpähne beförbert , haben jech vergleihen 
Gpähne zu jolddem oder ähnlichem Zwecke gerient, fo müffen fie ver mail 
Gebrauche wiederholt mit kaltem Wafler gejänbert und dann mit fitenten wohl 
ausgebrühet werven. Mar Pettenkofer fällt aus Battäpfel-Uied 
(Sereitet aus 1 Gewichtatheil gepulverten Galläpfela und 3 bie 4 BWafe, we: 
dem das Ganze mehrere Stundbden hindurch Heiß geftellt und banı burbgeſch⸗ 
worden) mitteiſt Zuſaß von 2 Kochſalz den klebrigen ſog. Sqhlein, ſchha 
Flüſſigkeit Hierauf durch und verwahrt fie zum Gebrauch (als 
gelösten Leim auf übrige dadurch fällbare Bildungetheile mb Galze), va fe Mi 
vann Jahre lang wirffam erhält, — Bur Gchreibtinte eignet ſich jach Ihe 
entſchleimte Gallaͤpfel⸗Aufguß nicht, Verſegt man übrigens Galzlöjmugen } 2 
Mineralwäfier, welche Koch ſal z mit wäflrigem Galläsiufguf enifaiih, ’ 





1554 





Anmerkung Die Benennung Effigmutter ertheilt man nicht 
nur dem zusor erwähnten organifchen Bebilde, bas in nicht gu ſtarken, 
fondern vielmehr dm leichteſten im ſchwaͤcheren Eſſig entficht (und deſſen 
Bildung und Wachſsthum — weil Iehteres auf Koften der A erfolgt; 
©. 1474 Anm. — den Eſſig mehr und mehr ſchwaͤcht), ſondern auch 
dem fog. Effigferment, ober denen zur Erzeugung der gewöhnlichen Effige 
erforderlichen Gemiſchen, wie venn z. B. fonft auch zur Brauung eines 
auten Kartoffelbramntwein:Effige eine fog. Effigmutter dadurch ges 
wonnen wurde, baß man ein ans 1 ® guter Überhefe, 10 Honig, 
6 gepulvertem rohen Weinftein und 3 Quart ( 3,53 Liter) reinften 
und flärkfien Eſſig mit einem Kleifter verfebte, der inzwilchen durch 
Anrühren von 1/ 8 Kartoffelflärke mit etwas Taltem Wafler uub 
daranf betwirftes Sieven mit beigemifchten weiteren 3 Quart gedachten 

Eſſigs gefertigt werben, und ſolches Gemiſch dann 3 bie A Tage hin⸗ 
durch, bei einer Luftwärme von 150—200 C = 19-160 R fig - 
felber überließ; da man es dann mit 900 Duart Effiggnt *) innigfl 
vermifchte, das dadurch erwachſene Geſammtgemiſch — nachdem es in 
1 bis 2 Ohm⸗ (oder 1/2 bis 1 Oxhoft⸗) haltende Faͤſſer dermaaßen 
vertheilt worden, daß jedes derſelben nur bis zu 2/4 feines Innenraums 
gefällt erſchien — in einer fog. Eſſigſtube, bei 230—250C = 
189,4— 200 RB, 18 bis 21 Tage (mittelft leichter Meberbedung bes 
geöffneten Spundlochs) dem Eindringen ber atın. Luft überließ und 
ſchlüßlich in die Lagerfäfier des Eſſigkellers **) brachte. Die Myco- 





P 


ns 


* 


erfolgt Grünung, wenn ber NChs over ſtatt deſſen KOh- ꝛc. Gehalt nit 
zu klein iſt, hingegen Bläuung, Valls Natron⸗Bicarbonat zugegen war, — 
Kochſalz⸗Mehalt ſchüht übrigens ven Galla⸗Aufgaß gegen Cindringen von O und 
Damit gegen Oxydation feiner Gerbfäure zu COq und Gallaſaͤure. 

Beſtehend aus 100 Duart (fufelfeeiem) Kartoffelbranntwein, 750 Slußs uber beſſer 
Hegen-Wafler und 20 eines dem obigen au Güte gleichlkommenden Eſſigt. Nach 
Ablauf weniger Tage tritt Trübung und Selbfiwärmung folches mit dem Gifig- 
ferment verſetzten Eſſigguts ein, begleitet von ziſchendem Geräufg, und balb 
»orauf fieht man die Oberfläche ſich mit einer Kahn⸗ (Kahm⸗) artigen Dede 
überziehen, während die darunter befinpliche Flüſſigkeit von einem fadig⸗ſchleimigen 
Erzeugniß erfüllt erfcheint, das fich nach und nach theils an den Geitenmänben 
abingert, theils zu Boden ſenkt. Gie entwidelt nun einen non Tag zu Tag an’ 
Stärke zunehmenden Eſſig⸗Geruch, beginnt aber vabei fig abzukühlen und aufs 
aubellen, und zeigt fich enplich, nach dem Geſammtzeitverlauf von etwa 3 Wochen, 
volltommen Klar, ba man fie dann mittelft eines gläfernen Hebers auf das Lagers 
Faß (am beiten auf ein Faß, worin kurz zuvor guter Wein gelagert hatte) abzieht. 
Huf vie in ven Gäͤhrfäfſern verbliebene fog. Gifigmutter wird dann wiederum 
im bemerkten Verhaͤltniß Eſſiggut gebracht, dem man jekoch (ed vor feiner Ver⸗ 
tbeilung in einem paflenden großen Faſſe zufammenfsgenn) auf jede 100 Dunrt 
Sefammtflüffigkeit 4 A Honig une 1/n Z gepulnerten rohen MWeinflein, nebft 
4 Duart fchon fertigen guten Gifig beigemifcht Hatte. 

GSifig darf nit in einem Weinkeller lagern, wenn ber Wein fäurefrei bleiben 
(Ckeinen fog. Stich erhalten) fol. Aus gleichem Grunde müſſen au bei ver 
Bier und Brenniveins Brauerei ſaͤmmtliche Gefäße forgfältigk gefäubert (am 


1558 





derma Persoon. (S. 1474 Anm.) , ein Erzeugniß ber feide 1179 
gährung begleitenden Schleimgaͤhrung, if, gehörig ausgewafchen un 
auf einer Glasplatte ausgebreitet, im hohen, an vollfommene Dur 
ſichtigkeit grenzenden Grade durchſcheinend, fchleimig und von einge 
neuem Eſſig Kork fauer — weßhalb fie au (unvortheilgaft) als Eſſig⸗ 
gährungs:Erreger benugt zu werben pflegte —, troduet allmäbhlig pu 
durchſcheinbaren, einer thierlichen Menibran ähnlichen Haut ein, bir 
jedoch, teoden beftillirt, Fein Ammontaf entfliehen macht. In einem 
Eifig, in welchem diefer Schimmel zur völligen Ausbildung gelangt, 
ift gemeinhin auch die Entwidelung des Vihrio Aceti, fo wie ta 
nicht felten fehr zahlreiche Sich⸗Cinfinden der Effigfiege (Gifigmädk, 
Musca cellaris) nicht mehr fern; zumal, fobald das gaͤhrende Gemiih 
zur beträchtlichen Selbfiwärmung gelangte. Unterwirft man bew (ifs 
der Deftillation, fo geht zunörderf um fo mehr fog. Eſſiggeiſt (Sprit 
aceti) über, je unvollfländiger die Orybation bes Weingeiſte oder 
Weingeiſt⸗Vertreters gelungen war. #) Ueber Prüfung des Gigs af 
chemiſche Reinheit vergl. m. Grundz. I. ©. 372, 705, 757. **) 


beſten mit etwas verbünnter Afchenlauge und Hierauf wiederholt mit Male) 
volllommen fäurefrei bergeftellt werben, bevor man fle zur weinigen Gährung 
und zue Vranntweinbrennerei in Gebrauch nimmt. — Mit Gig um aub vie 
mit Iuder fog. eingemachten Früchte dürfen, wie fm 1747 Iſern 
flammd. 4, anmerkte, nicht mit Mundfeuchtigkeit In Berührung fonımen, weil f 
fonft (in Schleimgäßrung übergehend) verderben; denn, fügt I. hinzu: Speichel 
bewirkt Gaͤhrung; vergl. oben S. 1489. 

e) Indeſſen entläßt auch ver aufs Bolltommenfte fauerburchgoßrene fig, zumal 
achter Weineffig (veftillirt) anfänglich eine weingeiftige Stäffigteit, deren Ge 
zu an ven des fog. Eſſigaͤthers (effigi. Aethylorxyvo; S. 851 Anm, m. 1080) 
erinnert und vie man dieſes Liebfichen, keinetweges Winchyb - artigen Geradei 
wegen dem weiter folgenden Deſtillat⸗Antheil gern zu belaffen pflegt, were mas 
biefes zur Darftellung von Würz⸗ und Duft-Effigen verwenden will. Katie mes 
bei ver* Deftillation Kohle zugefeht (um faR bis zur Trodene den fäfigen Tiel 
überbeftilliven zu lönnen, da dann flatt des zähflüffigen, dunkelfarbigen, Ban 
fein: sc, haltigen Rüdftandes — genannt: Sapa aceli — ein fait trdeme 

‚ verbleibt), fo iſt das Deftillat glei won vorn herein nur etwas Weingeit-kalläg 
und au fpäterhin geht es nur rein effigfauer riechend über, wäßeens stme Fur 
faß von Kohlenpulver die letzten Deftillat:Antheile leicht Vren zgeroq erhalten. 
Der Rohleshaltige Rückſtand giebt, getroduet und mit Salpeter werguft, a 
an freier Luft durchglühet, verhältlicg viel und ziemlich reines KOCO,. x 
frieren macht Eſſtg weniger Wafler-haltig, weil ver größere Theil des vorkembe 
nen Mafiers als Gis ſich ſcheidet, das nur in feinen Blätterburdgängen eiwal 
wäfltige Effigſaͤure zurüdgält ; Ausfrieren des Weingeifisfreien, pefilligter 
Eſſige gewährt durchaus reine ſtarke wäflrige Effigfäure; das hievon (wie jene 
vom rohen ausgefrorenen Gffig) verbliebene Eis kann man fanımein, um, nel 
dem es geſchmolzen, bie dadurch erhaltene ſehr gewäflerte Gifigfäure 

bei Bildungen von Acetaten zu verwenden, bie man auf Darfiellung nen fuck 
A. zu verwenden beabfichtigt. 


©) licher Verhalten ver A f. au ©, 945 u. 1250. 1262. Mar künftiger Eile 
mit Mineralfäuren verfaiſcht worden, fo entdedt biefes zum Theil ſcher der 


1553 


3) Berwefung (Bremalaufle): Hydrogen⸗Oxydation unter Ansfcheibung 
von COꝛ; ©. 1468. Gie fordert Zufluß von O⸗Gas, und anfänglich 
wenigſtens fo viel Waſſer, daß Verdichtung des zu verſchluckenden 
atmofphärifchen Oxygengaſes bewirkt und das durch Verfchludung vers 
dichtete O dem B⸗Gehalt zugeführt werden kann. Iſt das Waſſer 
verdampft, fo erfolgt die Verweſung nicht nur ſehr langfam, fondern 
es ſchũtzt auch bie zur Ausſcheidung gelommene Sarbenfäure mehr over 
weniger gegen Rärkeres, und felbft überhaupt: gegen weiteres Eindringen 





mehr oder weniger frembartige Geſchmack, indem berfelbe von einem an ten 
Zähnen eigentfümlichen Gefühl begleitet wire, una In ähnlicher Weiſe verrathen 
ſich auch ſcharfe pflanzliche Beimiſchungen, die außerdem merkbarer 
werden, wenn man ſolchen Gifig mit Kalkmilch (S. 1105 Anm.) neutralifirt 
und gelinde veftillirt, da dann das erzeugte Acetat neben dem ſcharfen harzigen 


(nurch abſ. Alkohol, durch Aethershaltigen Allugul, oder vurch Aetersentzichbaren) . 


und fog. wäflrigsertraetartigen, nun auch Leicht durch den Geſchmack eriennbaren 
Beimiſchungen zurüdbleibt. Hermbfänt empfahl zur Prüfüng des Gifigs auf 
bergleichen ſcharfe Beimifgungen: die eine ber Lippen mit anerfannt reinem, bie 
andere mit dem zu prüfenden Eſſig zu beflreichen und beide trodnen zu laffen, 
ba dann der feharfe Eſſig leichtes Brenngefühl Hinterläßt; allein vie Beimiſchung 
von 5. 8. fog. ſpaniſchem Pfeffer, Kellerhalstärnern, Seibdelbafſt⸗Rinde ıc. muß 
Thon ziemlich ſtark bewirkt worren ſeyn, wenn fle ſolchen Weges ſich zweifelfrei 
verraten fol. Beimifhungen von Mineralfäuren verraihen fih, Kühn 
zufolge, im Allgemekien: durch Trübung einer wäflrigen Brechweinſtein⸗Löſung; 
allein Hatte ver Gifig, in Solge feiner Lagerung, eine Gerbſäure zum Mitbeſtand⸗ 
tbeil, fo Bleibt jene Löfung auch nit Mar. Hydrochlorſfure verräth ſich 
bush Faͤllung von AgCh, aus wäfriger Löfung des AgOAO; ; Indeffen enthält 
jerer GEſſig Heine (öfters nur fpurenweile vorhantene) Beimijchungen von Alkali⸗ 
CEhloriden; es muß daher in gleicher Weile daneben ein Eifig (3.8. ein Schnell⸗ 
effig) geprüft werden, von dem man weiß, daß ihm keine HCh beigegeben wors 
ven; ba dann ner reichliche Niererfchlag des mit Hydrochlorſäure verjegten leicht 
auf dieſe Fälſchung hinweiſen wird. Azotſaure⸗Beimiſchung wire erkannt 
theils durch Auflöfung bes damit erhitzten Blatigoldet, während man etwas HCh 
beigefügt Hatte (S. 803 m. 1311), theils durch Beimifhung wäflriger SOg, 
die dadurch in SOz übergeht, theils durch einige Tropfen ſchwefelſaucer Indig⸗ 
auflöfung, veren Blau fih turh AO, in Gelb verkehrt (S. 1024), theils 
endlich durch Erhitzen mit etwas Kupferdraht, wodurch AOꝛↄ⸗Gas entwidelt. Ges 


wöhnlich werten vie Eſſige mit Schwefelfäure gefälicht, die Zuſaz von BaOA- 
2öiung am ficherfien durch Bällung, von BAONOz erfennen läßt (5. 1238). 
Dagegen kommt auch eine Abänderung ber Schwefelläure in manden, 
zumal frangöfifcgen Gifigen vor, welche gegen BaO, PhO x. fi verhätt ahnlich 
ver fog. Unterfhwefelfäure (©. 817 Anm), und baher durch BaOA x. 
nicht erfaunt werten kann, deren SOz ſich aber wieder herſtellen und nachwelfen 
laßt durch Gättigen des verbädtigen Gffige mit reinem (SOgsfreiem) Kalt, 
Abdampfen des Salzes zur Trockene und Derpuffen teffelben mit dem Dreifachen 
feines Gewichtes reinſten Salpetert, Neutralifiren der wäffrigen Lölung des Vers 
“ puffungs:Rüdftandes mit Azotfäure und Verſetzen ber alfo neutralifirten Stäffig: 
teit mit BaOA»Löfung puren von Kali- Sulphut und anderen oxyvirten 
Schwefel enthaltennen Berbintungen zeigen alle Malzeffige, ‚und, Balls Bäffer 
geichwefelt worben, auf welchen @ifiggut (3. B. Wein) gelagert hatte, fo können 
auch folhen Weges vergleihen Spuren dem Gffige zugekommen feyn. 


* 


1554 


bes O⸗Gaſes, . und es trocknen baher bie uuserweiet gebliebenen 
Theile entweder nur gänzlih aus, oder zerfallen zugleich zum Theil 
in Verweſungsſtaub; wie Solches jene Menſchen-Leichen Varkieten, 
welche ohne Binbalfamirung fi dennoch lange Reihen von Jahren 
ſcheinbar unverfehrt erhalten: in trodenen Gewölben, eder in deren Ber 
tretern. Nicht felten wird von dergleichen Verweſungsreſten das gafig 
hinzufommende Wafler fofort phyflfch gebunden und bagegem bie zumer 
zwar ſchon chemifch frei gewordene, aber aunoch phyitich gebunden 
CO, gafig frei, das Ganze nun als Atmefphäre umhüllend umb geges 
weitere Oxydation des H ſchützend. Enthalten die verweienden Bil 


dungstheile zugleich A, fo entweidht biefes als Azotgas, wenn zit 


mittel daneben (in anderen Antheilen folder Bildungstheile) eutan- 
dener Fäulnig Ammoniak erzeugt worden, das gemeinfchaftlidh mit bem 
H zu wäfltiger Azotſäure orydirt wird; ©. 1414. Harz mw 
Aetheroͤle⸗ reiche Pflanzen widerflehen der Verweſung (Moderung u 
Fäulniß) befler, als Harz⸗ ıc. freie; wie denn 3.2. aus dieſem Gruzte 
Cedern⸗, Wachholder⸗, Guajac⸗, Camphor⸗ ıc. Holz in Diefer Ginfidt 
fehr beftändig find; S. 1468. Zuſatz von Säure: forbernden Saly 
gründern, 3. B. Kalk, fördern nicht nur bie DVerwefung, fonder be 
wirken auch, baß es neben der COↄ⸗Ausſcheidung zur Bilung vos 
Huminfäure und verwandten Erzeugniffen fommt, und werden unter 
diefen Umfländen felbft der Ammoniak-Bildung, und damit ber Erg 
gung von Ammonoryd- Salzen förberlih. Als Beifpiel einer wer 
in Moderung (Bermoderung), noch in Fäulniß übergehenden Bertwchen 
thierlicher Sebilde kann die des Cisvogele (Alcedo Ispida) biesa 
Es nährt fich diefer Bogel von Fifchen und vertrodnet nach dem Tech 
leicht und gänzlich, ohne irgend in Fäulniß überzugeben; ähnlich ver 
hält fich auch der Kreuzichnabel. Die von mandıen Schmetterlingen x. 
verlaffenen fog. BuppensHüllen bieten (in langen Zeiträumen) Hehe 
liches dar; beögleichen bie meiften Käferbeden. Beim fog. Flachs⸗ 
röften, wie es gewöhnlich (zum Nachtheile der in der Rähe athıuew- 
ben Menfchen) betsieben wird, teitt Faͤulniß derrnichtfaferigen, urfpramzläcd 
weichen Theile ein, wärde man den Flachs, Hanf ıc. auf Herden ams- 
gebreitet, in mäßig feucht zu erhaltendem Zuflande ber Gerne aus⸗ 
feßen, fo dürfte man vielleicht — ohne Nachtheil für Menſchen (wie 
für Fiſche) zu gleichem Biele gelangen ; vergl. übrigens oben ©. 142 
Anm. Die beim Blachsröften, zumal bei jenem im Waſſer bewirkten, 
entweichenden, weithin bie Luft mit fehr wibrig riechennen (anne 
chemiſch ungelannten) flüchtigen Verbindungen erfüllenden Gaſe weiſen 
mit diefem ihrem Mebelgeruh auf jene Fäulniß hin (a a O). 
welche die Berwefung begleitet und die, zu weit fortffreitenb , die 
Haltbarkeit der Faſer mehr oder weniger beeinträchtigt. Biel Dort 
fordert, nach beendeter Röſtung, die Troduung bes Flachſes (Daufü, 
Lindenbaſtes, Neſſels, der Hopfenranfen ıc. ac.), um es fo zum Breden 


155 





geſchickt zu machen, Am beften laͤßt man biefelbe, wo es irgend thun⸗ 
lich iR, in Trocknung an der Senne und auf der Darre (oder wie 
gewöhnlich :: im Badofen) befichen, indem man ben geröfteten 
Flachs a6. zuvörberfi Aber weißen Sand verbreitet, der Sonne auss 
fegt, dann aber ber Heuerwärmung unterwirft. Dem Ylachs-Nöften 
ähnlich if jenes Verfahren, welches die Ehinefen befolgen, wenn fle 
die einjährigen Schößlinge des Papier-Maulbeerbaums zur Pertigung 
vom Schreib, Druds und Badl-Bapier, fo wie zu Hemden: und 
Schnupfs (oder Sack⸗) Tuchzeug vorbereiten, und ebenfo audy jenes, 
deſſen man fi in Kamtſchatka bedient, um Pappelholz (Populus 
nigra L.) in ein dem Kork an Leichtigkeit und Dauerbarfelt gleiche 
fommendes Holz (zum Gebrauch bei Fifchernehen ıc.) zu verwandeln; 
ein Berfahren, das fich vielleicht auch auf Fertigung von Korkſtoͤpſel⸗ 
Bertretern anwenden ließe? — Nur wo der Puftzutritt befchräntt 
iR, teitt beim Holz Berwefung ein, wo Hingegen Luft ungehindert 
zufließen faun, "während es an zur vollen Feuchtung oder Näffung 
erforderlichen Waſſer nicht fehlt, erfolgt ſtets Moderung und Fäulniß, 
von denen die leßtere jedoch nur entfleht, wenn es denen urfprünglich 
‚ ber Berweſung unterworfenen Bildungstheilen an A-Gehalt nicht fehlt; 
während bei der Moderung, flatt der gänzlichen Oxydation des H wie 
des C [und damit: der Zerfallung beider in HO und CO2], wie bie 
:trodene Berwefung fle darbietet (oben ©. 1468 Anm. *]), fih C 
und H mit dem zugetretenen atmofphärtfchen O vereint zu Qumin und 
verwandten Erzeugniffen verbinden, die, wirken dabei ſchon gegebene 
Salzgründer oder daneben durch gleichzeitig eingetretene Fäulniß ers 
zeugtes Ammoniak (anderer Arreicher Bildungstheile) mit ein, in 
Huminfänre und diefer verwandte Säuren übergehen; vergl. ©. 1486 


”) Gaänzliche Verweſung von ber Art, wie fie a. a. D. berührt worden, iſt 
eigentlich eine den zerſetzenden Säurungsgährungen zugehörige Gaͤhrung; wobel 
es nicht nur zuvörberfi zur Bildung und Ausicheidung von Waſſer, ſondern zus 
gleich auch zur Erzeugung von COq kommt. Wahrſcheinlich iſt es in venen 
S. 1469 Anm. und oben erwähnten Leichenverwefungen das mit in benfelben befind« 
liche A, veffen Beruͤhrung hie Elektropofltivität des C erhöbet und fo beffen vollens 
dete Oxydation vermittelt, während es ſelbſt theile nicht EI genug zu überlommen 
vermag, um mit vemfelben zu AHz ſich zu verbinden, theils (und hauptſachlich) 
nicht tropfbares Waſſer genug zur Seite Hat, um, nach Art der Saͤulniß, durch 
veſſen galv. Zerlegung feiner Seits in AHz überzugehen und fo hinſichtlich des 
©: deffen Umbilvung in COy (mitteilt des, aus demſelben in Zerlegung 
begriffenen Waſſer: frei werdenden O) zu vermitteln. — Es können übrigens 
fehr wohl 2 (und ſelbſt mehrere) Grunvfloffe an vemfelben Pole einer galv. 
Kette abgelagert hervortreten, obne damit auch nothwendig unter fich getrennt 
zu werben over zu bleiben, wie Solches galv. Berfegungen : bewirkt durch ges 
wöhnliche, Metalle enthaftende galv. Ketten aller Art ehren; denn z. ®. fett 
faure Alkalien werden ſolchen Weges polariich gefrhieten in: am — E:Bul 
erfheinenves Alkali und am + E: Pol hervorgehende Fettſäure, ohne daß ch: 
tere zugleich auch in ihre Srunvfloffe aus einander tritt, ' 


98 % 


1556 


u. 1180. Nur der Verweſung, hingegen weder ber Moberuug ned 
der Bäulniß unterworfenes Holz braͤunt ich nicht, fondern bleibt ens 
weber ober wird weiß, oder nimmt (fobald werbende Mobderung mis 
zuwirfen begonnen hatte) eine ſchmutzig grausweiße Farbe an, färk 
fih hingegen bei fortfchreitender Moberung, nach Maafgabe der außer 
dem Lignin mit zugegen ſeyenden Bilbungsthetle, grünlidh, geän (©. 1127) 
oder blaͤulich⸗grau, während das Lignin felb Ah mehr unb merke 
bräunt. Aehnlich verhalten ſich, außer ben baumartigen Blaue, 
auch alle übrigen Lignin-haltigen Pflanzentheile, bie, Falls He Ehlers 
phyll enthielten, ihr Grün verlieren und flatt befien olivengräs am 
gränlichsbraun werden; z. B. die nicht raſch und nicht bei verbältlich Rarker 
(1000 C nahe erreichender) Anwärmung, fondern bei gewöhnkide 
Temperatur, in nichts weniger als waflerfreier Umgebang getrocknete 
Bilanzen mancher alter Kräuterfammlungen [Herbaria viva ®)], bei 
feuchtem Wetter unvolllommen getrodnetes Hen (S. 1097). WRazk 
Solzarten werben unter gleichen Bebingungen leuchtend; angeblich vor 
züglich die jüngeren, Harzsreichen. **) In berfelben licbergangeikk 
ber Verweſung zur Moderung begriffen fcheinen auch jeme nicht Iye 
nirten (&. 337 Anm.) Hölzer fi zu befinden, welche an fee. 
trodener Fäulniß (trockener Holzfänle) leiden, mub (hinichdich 
ber dabei ſtattſindeuden Zerförumgefchnelligfeit, an die Fortpflaugunge 
geigwindigfeit der weinigen Gaͤhrung erinnern [©. 1503 Anm. er) 


® ©) So raſch wie thunlich zwifchen Fließpapier eingelegte Pflanzen trocknen, afiR 


u 


Blatt: wie Blumen-Farben am beſten. Schut gegen Infelten türfte viel 
noch vollſtaͤndiger, als weingeijtige Merkurchlorid⸗ (NHefublimats) Löjuug gend 


zen: Meberpinfelung mit einem Gemiſch von 1 Gewichtetheil Ganttarızem 


Tinktur, mit eben fo viel Alkohol, der zuvor mit 1/zn Aether vermuiidt zub 
dann mit Guphorbium (fog. Gummiharz der Kuphorbia ofäcinarem, 
E. Antiquorum un E. canariensis) dur; Digeflion gefättigt werten, mb 
2mal fo viel Camphor mitfammen vermifcht mit 32 Bewichtötheilen WBeingeil 
von 0,875 Gigengewicht vürfte, ohne es auf Koften des Kydrogen-Getalte ber 
Pflanzen zu beren theilweifer Zerftörung (Mürbwerbung) kommen zw Laffen, meße 
leiften als gelöstes MrCho. 

Muthmaaßlich bewirken fog. Slemenfarorganitmen (6. 1454 u. 1478) va trage 
ten bes faulen Holzes. 


r.) 58 iſt dieſes jene mit wachſender Zecrbrechlichkeit verbundene Golzwerkertnik, wit, 


wie es fcheint, von Pilz. Sporen begründet, im: beginnender Dicherung ven 
fallenen Solze fig entwidelt, biefe Moderung, oder flatt berfelben Bermeiung 
in ähnlicher Art förkert, wie die Pilz» Sporen ver Oberhefe deren Bermäges: 
Zuder in weinige Gährung zu verjeßen, verftärten, ©. 1508. Binder ſich unter meh 
rerem gebauenem oder ſchon behauenem Holz nur ein in diefer Hinficht einzeln beichteh 
von beginnenrer Moderung ergriffenes Stud Holz, fo pflanzt ſich deſſen trodıme 
Faͤule auch in: von alfo erfranktem Holze berührtes geſundes Holz fort uub riche⸗ 
nicht ſelten großen Schaden an, z. B. indem es zum Schiffeban beffiumtes, im 
großen Maſſen aufgeſchichtetes Schiffsbauholz, ſo wie das Holzwerl ganyer Eike, 
das der Pfahle ıc. im einigen Jahren ganz und gar unbrauchbar macht Oleicher 
 Berberbniß unterliegt au die Ganfs una Lein⸗Faſer (4. B. des Segeltäche) mb 


N 


1557. 





Wie ſich Celluloſe⸗reiche Gebilde in diefer Hinſicht verhalten, if zur 
Zeit unbefaunt.*) - 

5) Moderung C(Torf⸗Gaͤhrung; Apopepfle). Befinden ſich abgeftorbene 
(Asleere ober doch Asarme, dagegen nber) Csreiche, dem Wafler wenn 
nicht zugängliche, doch demfelben entſchieden anhaftende (adhärirende) 
organische Gebilde, zumal pflanzlicye [jeboh auch Aufgußthierchen, 
Oscillatorien zc., wie fie 3. B. neben anderen fog. Blementarorganiss 
men ſich vorfinden in dem erwähnten grünen Schlamm; S. 1441 u. 1452], 
unter oder in einem vom Luftzutritt nicht ausgefchloffenen, Salz⸗ armen 
oder Salz⸗leeren Waſſer, ſo geht die in ihnen begonnene Verweſung, 
hauptſaͤchlich in Folge der erregenden Einwirkung jener waͤſſrigen 
Carbonſaͤure, welche theils der Verweſung gemäß frei geworben, theils 
durch weitere Oxydation zu Stande gekommen, in Ummiſchungen über, 
welche die, bis zu dem Beginnen der Verweſung beftandenen C--H + O> 
@ebilde theils inC + HOs, theils (C + H) + (C + O:) Ber: 
bindungen verfehrt, und fle fo, nach Maaßgabe der Menge jedes der 
3 Grundſtoffe in mehr oder weniger verſchieden geartete, jedoch weder 
falzggründerifch noch fauer ſich beihätigende Schlamm: oder Dammerbes 
oder TorfsHauptbeftandtheile verwandelt, die indeffen, wirken 
löslihe Salzgründer, z. B. AmmoniatsBhbrat oder ⸗Carbonat 
(oder Laugmetalls oder Erdlaugmetall-Garbonste; S. 855) auf fie 





Traͤnkung mit Holzeſſig, die man bägegen empfohlen kat, ſcheint berfelben nicht - 


genügenb wiverftehen zu fönnen. Bo Ryanirung bes Holzes unthunlich ſeyn follte, 
bürfte Ueberſtreichung deſſelben mit Asphalt⸗Firniß vielleicht ausführbar und von gatem 
Erfolge begleitet feyn. — Segeltuch würbe mutbmaaßlich unergriffen bleiben, 
wenn man eb mit hinreichend verbünnter Kautfchudstöfung (S. 486) überfirnißte. 
Da in neuerer Zeit, bei ver Wohlfeilhelt ver Baumwolle, vie Faͤlſchung ber Lein⸗ 


ward durch Barmmwollen⸗Geſpinnſt auffallend zunimmt, das Erkennen ſolchen 
Beiruges vaun aber um fo fehmieriger wird, wenn Flachs und Baumwolle glei 


von vorn herein, fie mit einander verfpinnenp, vermengt worden waren, fo möge 
hier zu beiden ©. 1379 Anm, mitgetheilten hieher gehörigen Proben, noch nach⸗ 
ſtehende vritte, neuerlich von Kindt veröffentlichte folgen: Zuvorderſt weicht 
man bie der Falſchung verbäctige Leinwanbproße wiederholt in warmes Regen⸗ 
. waffer ein, fle vor jedesmaliger Neueinweichung abfpühlene und vom eingefogenen 
Waſſer durch Zufammenfalten, Drehen und Ausringen befreiend, Tocht fie dann 
längere Zeit hindurch mit deſtillirtem Waller und trodnet fie. Alſo von aller 
Zurichtung (Appretur) befreiet und vollkänpig getrocknet, taucht man fie bis aur 
Hälfte in fog. Engliſche Schwelelfäure (S. 658), fie darin, nad Maaßgabe der 
Stärke des Gewebes, 1/2 bis 2 Minuten belaffend. Sie iſt nun durchſcheinend, 
vermöge des did Zwiſchenraume der Faden und Fädentheile ausfülleüden, aus ber 
Celluloſe der Baumwolle entſtandenen Gummi und zum Theil auch in Volge 
. ber aus dem Lignin (&. 1284) entflandenen Ligninfehwefelfäure ; beide Erzeug⸗ 
nifle, fanımt freiee SOz, entfernt man nun buch Eintauchen in kaltes Wafler 
und gelindes Heiben der Probe (im Waſſer) zwiſchen ven Fingern, ſchlüßlich aber 
noch mittelſt Näfung der Probe mit wäflrigem Ammoniak ober mit gelößtem 
Natronearbonat. Hierauf ausgewafchen zeigt die Probe, gegen das Licht gehalten, 
hors Lüden ober leere Stellen, wo bie Baumwollenfäben befchriebener Maaßen 
zerflört: und fo entfernt worben waren. 


‘ 


« 


1538 





ein, kraft der Gäureforberung biefer oder ähnlicher Galzgrkuber in 
Säuren umgemijcht werden; da die Moderung in ber Regel ven 
Zäulniß begleitet eintritt und Fortgang gewwinnt, fo fehlt es au, 
Falls derfelben zugleich binreichend A enthaltende Pflanzen» Bildungs 
theile unterworfen erichienen, gemeinhin nicht au Ammonial, weßball 
denn auch in den meiften Torfarten Ammonoxydſalze uud zum Theil 
auch Ammondlorid nicht zu den GSeltenheiten gehören. Haupterzeng⸗ 
niſſe folcher aus Verweſungen bervorgegangener und (zumal anfänglid) 
gewöhnlich” miehr oder minder von Faͤulniß begleiteter Moperunge: 
Ummifchungen find das Humin mb Ulminin = Cas Eis ıs 
und Ciao Hıs 014 die Huminfäure un Ulminfäare = 
Cao Hız + O12 und Cayo Hia + O12 ud wahrſcheinlich amt 
Hänel’s fog Brunnenfäure (m. Arch. f. d. ges. Naturl. 
xxVi. 399), die Braunfäure (der Ertracte; eine Abänderung ker 
Haminfäure , deren procentifche,, wie Röchiometrifche Zufemnmenfepung 
indefien zur Zeit noch fo wenig belannt if, als jene der Brunwenfünr, 
die beibe jedoch Azsleer zu feyn fcheinen; m. Grundz. I. 601 F.), we 
DQuellfäure (= CaaHı2 + Orc; eben ©. 955 und m. Arc 
XXV. 340) und die Duellfagfäure = Ca Hi2 + Oxs; vn 
a. a. O.). 

Anmerkung. 1) Den Uebergang in bie Moberung bildet bie 
Braunfohlens@ntfiehung, obgleich fie in mehreren, vielleicht in 
vielen Faͤllen, nit ohne Mitwirkung ungewöhnlicher, von Yan 
heraus zeitlich beträchtlich verflärkter Ervwärme-Entwidelung zu Gtask 
gekommen feyn möchte, %) was jedoch nicht der Ball geweien fe 


*) Die Braunlohlen gehören zu ven wichtigfien Breunfloffen, uns Gaupiätit 
gilt dieſes von ven eigentlichen over fog. gemeinen Braunfohlen. Su ner Bari 
Branbenburg lagern fie, Kloͤden zufolge, von Kohlenletten, »!i vom einem 
GErdgebilde bedeckt, das fih zur Braunkohle zu verhalten ſcheint, wie ber 
Kohlenſchiefer zur Schwarzlohle. Seltener lagern fie auf Letten, ums im jeldem 
Balle darf man hoffen, unter diefem auf ein zweites Braunfoblenfiäg zu Befen. 
Sn tiefen Gruͤnden ſindet man vie Brauntohlen-Ablagerungen nicht ſelles wen 
Alaunerde (ber Mineralogen) bebedt ; in einzelnen Maffen over Städen finken 
fie fih in England bei Bowey (ter einzigen Gegen Englants, wide Bean: 
kohlen varbietet) in Thon gefentt und von Quarzſand überredi. Bandmal 
enthalten fie Boͤrnſtein (ven fog. gegrabenn, ©. 1044) -ober ſtatt veſſen 
Sonigfein (3. ®. bei Artern in Thüringen; ©. 776), häufiger Sq we fel⸗ 
fies (Eifenkies, ver in ihnen durch Desorgbation vor Gifenosybaijuipbet, 
oder burdy Ginwirtung von HS auf Gifenoryanlorys entſtanden ſeyn wirkte, 
währenb ber Schwefel, den fie mitunter zum Theil nefterweife enthalten, wuh be 

‘ zuweilen erſt durch längeres Liegen z. B. in Gefleinfammiungen mittelt Gegenwie 
unge: 3erfehung von S02 -+ 2 HS:GaS hervorgegangen ſeyn möchte) ums ind 
thigen &yp46. In Böhmens Braunkohlenlagern flößt man mitunter auf Alaum 
Adern, und au manchen Orten auf Erbölquellen, Außer ihm uns Gem 
lagern über Braunkohlen Häufig auch Suͤßwaſſer⸗Kalk und Grob:Kall, mähreeb 
die Gohle (vie fie unterlagernde Gebirgsart) entweder aus loſen Ganb ober ans 


159 
dürfte bei jenen Braunkohlen, welche begleitet lagern von folgenden 
Nebenerzeugniflen: «) von Börnftein, ©. 1044 und weiter unten ; 
6) von Honigflein, &.776 u. 978 Aum., ber bie jet nur zwiſchen 
jener Braunkohle vorkommt, welche bei Artern in Thüringen lagert; 
er iR ſtoͤchiometriſch betrachtbar ale AlO3 + 304 03 + 18HO und 
findet fi in durchſichtigen oder burchicheinbaren (bie und ba erbige 
Braunkohle eingefchoben enthaltenden) Quadratachtflaͤchnern kryſtalliſirt. 
Im ſog. Pigotit, nach Johnſton ein Erzeugniß der Moorgrund⸗ 
Bilanzen, fand 3. eine ebenfalls an AIOz gebundene, von ihm Mus 
befige Säure genannte Säure — C12 Hıo Os; Nun. d. Chem. u. 
Pharm. XL. 314 ff.; 7) Retinit; ein fparfam vorfommendes, ums 
durchfichtiges , entweder grangelbes oder braunes, im reinen Alkohol 
zur Hälfte looliches, leichtlösliches und leichtentzündliches Erdharz, 
bas mit mehr oder minder ſtark rußender Flamme, unter Verbreitung 
eigentgümlich würzigen Duftes verbrennt; Ö) Dyoferit, oder Erd⸗ 
wachs (foffiles Wade); Malaguti zufolge in gelben und braunen 
Abänderungen procentifh — nahe 86C + etwas über 14H, daher 
wahrjcheinlich bem Baraffin (f. w. n.F iſomer. Es entflanmt dem 
Berge Zietrififa in der Moldau, wurde von Dr. Meyer aus Bucha⸗ 
reſt zuerſt nach Deutfchland gebracht, wird in der Moldau zur Bertis 





quarzigem Sandſtein zu beſtehen pflegt. Die in ihnen vorkommenden Stämme, 
Zweige, Blätter um Früchte gehören Goniferen, Najaven, Balmen, Amentaceen x. - 
an. Im geologiſcher Hinficht bezeichnen für vie Brannkohlen find die in ihnen 
vorliegenden Ueberreſte von Saͤugethleren (3. B. Gebeine und Zähne vom Rhi⸗ 
noceros, vom Mastodon apgustidens ꝛc., nebſt einigen von MWeichthieren 
(Melania Escheri, Cyclus palustris 2c.). Bei Käpfna bei Zürich, 
Lobfann im Elſaß, bei Laufanne x. findet man fie nefterweile in Molaſſe vor, 
bie, Balls fie vergleichen Haufwerke gufgmmengepreßter Holzſtücke und Pflanzen: 
. Stengel, begleitet von Thon und Mergkl ober von bituminöfem Süßwaſſerkalk 
führten, ſonſt Braunkohlen⸗Sandſteine genannt zu werben pflegten. Brauns 
kohlen⸗ Gruben find meiftens von eigenthümlich widrigem Geruch erfüllt. Die 
Brauntohlen ſelbſt baden. nie, fondern auch verkohlt behalten fie ihre Form 
bei, find meiſtens ſchwärzlich ober holzbraun, verbreiten (hauptfädhlic ihres 
Schweſel⸗Gehaltes wegen) beim Verbrennen fehr widrigen, zum Theil auf SOgs 
Gehalt des Raucht hinweiſenden Geruch, laſſen fig jedoch bei gehöriger Vorſicht 
ſowohl in Meilern als in Defen, am beſten aber dadurch röſten (verkoacken), daß 
man fie fo lange trocken deftillirt, bis fie dem Anfehen nach Pech⸗ 
kohle aͤhneln; jedenfalls find dann bie alſo gewonnenen Koads frei von Schwefel, 
außerbem aber weniger gewichtig und entzünblicher, als vie ber Gteinfohlen, 
geben aber auch nicht fo große Hibe wie viefe. Zu Studenheigungen verwendet 
fordern die Braunfohlen (und ebenfo auch ber bei ifrem Abbau, d. 1. bei ihrer 
dem Steinkohlen⸗Bergbau ahnlichen bergmännifhen Gewinnung — abfallende 
fog. Kohlenklein, fo wie auch vie Erdkohle) Defen mit Roſten, welche enger, 
als die gewöhnlichen find. Braunkohlen⸗Aſche (wie Torf: und Steinkohlen⸗ 
Aſche) dienen, zumal für ſchweren Boden (umb ins Befondere bie letere), vie 
auch bei ver Bertigung von Lünftlichen Pflafterfieinen und non Waflermörtel 

77 wird, als auflockernder Mineralvünger und erſtere auch als Humin⸗ 

eher. | 


1560 


gung von Kirchenkerzen verwendet umb zeichnet fi vor anbern de 
lichen Erzeugniſſen hauptſächlich dadurch aus, daß es, Bei blättriger 
Innengefaltung: mufchligen Bruch mit yerimutterglängeuben Brads 
flächen verbindet, in dicken Lagen burchicheinend rotbbraune Warbe mü 
gelben Flecken barbietet, während es gränliches Licht zurädfirakit ums, 
in bünnern Lamellen beſchauet: mit Fleinen dunkleren Buuften wie 
überfäet erfcheint. Es iſt etwas härter ale Bienenwacdhs, ſchmilzt bei 839 C 
— 670,2 R (weißes Bienenwachs fließt bei 680 C = 5404 B, gelbe 
bei 6205 C = 500 R), fiedet bei 3000 C = 2400 RB, erimsert, 
berochen, ſchwach au Petroleum, beſchmutzt gerieben die Finger, erhält, 
im Mörfer zerrieben, + E und entwidelt dabei einen Gend 
ähnlich jeuem ber Alo& succotrina. Geſchmolzen und einer Blamme 
genähert, entflammt es leicht, mit wenig rußender Flamme breuned 
und Kohle hinterlaſſend. Es iR in flebendem Aether und ebeufe un 
dergleichen Alfohol fehr wenig löslih, wird hingegen vom Terpew 
tinoͤl, von Erdnaphtha, fetten Delen und ſchmelzend von gefdgmel- 
zenem Bienenwachs leicht aufgenommen, mit bemfelben ſich zu eirer 
durchfichtigen Blüffigkeit vereinigend, 8) Scheererit oder Eri 
napbthalin ꝛe., Idrialin, Bergtalg, RineralsKantfgud 
(erinnernd an Dapicho oder Dapeche; oben ©. 1168) 1c.; vergl 
m. Arch. f. d. ges. Naturl. XVII. 263 ff., Annal. d. Chem. « 
Pharm. XII. 326 u. XIV. 336; m. Hob. d. Meteorol. I. 118. Gm 
befondere , die Thierlohle hinſichtlich des Neinigungsvermögens (= 
geblich) vertretende Braunkohle befchreibt Salmon; a.c. DO. XIV. 3 

Anm. 2, Ohne Zweifel waren es hauptſächlich während ber Urpi 
einander (vieleicht in manchen Theilen der fog. Erdrinde fchz et 
wechfelnde) muthmaaßlich vorzüglich vulfauifch bedingte Senfuugen 
und Hebungen, welche befehende vorganiſche Schöpfungen zerirke 
merten und zerfhlammten, und fo die näcdfte Beranlaffung wurden 
zur Bildung von Urtorf (der gleich dem fpäteren Torfe nicht zur 
Cs, H⸗ und Os, foudern auch Asteiche Lebweſen, Iufuforien x. zu 
Gebildtheilen erhielt) und Dadurch: von Schwarzkohl en (oker Stein⸗ 
Iohlen), der, wo er mit erbigem Schlamm verwitterten mb zerrie⸗ 
benen Geſteines, fo wie mit: fleinige Maflen erzeugenden Iufuferwu 
burchmengt warb, flatt ber GSteinfohle bitumindfe Schiefer ger 
währte; beibes Erzengniſſe, welche von unzerfchlammten Leiden uud 
Leichentrümmern, vorzüglich: baumartiger Kryptogamen, ind Beſen⸗ 
dere von: unferen Bauifeten aͤhnelnden Ralamiten, fo wie yon: bem 
Barren ober Fahren vergleichbaren Stgillarien (deren Wurzein die 
fog. Stigmarien barftellen — wie Solches unter Andern von Binucy 
an bergleichen aufrechten GigilariensStämmen der britifägen Gteim 
fohlenformation nachgewiefen wurbe) und von: wit ben Bau umferer 
Lycopodiaceen weſentlich übereinflimmenden Lepibdodendpren begleitet 
und durchſetzt lagern. Nah Naaßgabe jener, innerhalb gewiſſer 


1561 





Seitbauern wirkender und ſich wiederholender Gchikungen einzelner, 
verſchiedeutlichen Umfang barbietenber Erdrinden⸗Gebiete, gelangte der 
Urtorf, als eingetrddueter Schlamm ihrer Innengeſtaltung nach annoch 
(mitroſtopiſch) ertennbarer, unferen Kryptogamen ähnlicher nichts 
baumartiger Gewächſe, theils zur Iufammenfinterung,, theils zur 
Buſammenſchmelzung feiner Theilchen, was, zumal wenn ex bereits von: 
mächtig laflendem eingetrocnetem Geſteinſchlamm überdedt war, mehr 
oder weniger kryſtalliniſche Fügungen feiner Theilchen und Theilgruppen 
zur Bolge hatte, und, entiprechend ber oͤrtlich verjchiedenen Bike, 
fpäterhin zugleich zur Mbänderung der alfo entflandenen Kohle, aus 
der urfprünglichen Bad: und Sinter⸗ in Sand: Kohle (5. 432 
Aum.) und Anthracite führte; das dabei entwickelte C-baltige H⸗Gas 
unterlag, war die Fohlige Maſſe flarklaftend überdeckt, durch foldden Drud 
der Berdichtung zu brenzöligen Flüffigleiten, zu denen auch das Bergs 
oder Steindl (Petrol) zu gehören ſcheint; wenigftens fand Hutton 
in deu 3 Steinkohlen⸗Arten des englifchen Kohlengebietes yon New⸗ 
caftle, die er durch Caking⸗, Kannel⸗ and Schiefer: (oder Blät- 
ters) Kohle bezeichnet, durch mifroffopifche Unterfuchung, außer den netz⸗ 
förmigen Zellen der Sefammtmafle, auch noch andere, mit weingelber 
bitumindfer Zläffigkeit erfüllte Zellen; auch erhielt u. Reichen 
bad, durch Deſtillation der Steinkohlen mit Wafler, ein dem Betrof 
ſehr aͤhnliches Deftillat. Durch Hebungen veranlaßte Gebirgs⸗Neben⸗ 
ſenkungen ertheilten dem Kohlengebirge nicht ſelten: Keſſel⸗ ober auch 
Mulven-ähnliche Binlagerungsformen, die dann hie und da von fpäter 
emporgetriebenen bafaltifchen oder ſtatt defien porphyrigen Geſteinmaſſen 
durchbrochen und durchſezt, hiedurch mannigfacdhe Berfchiebungen und 
Ueberflärzungen,, fo wie durch bie gafigen Begleiter ſolcher Empors 
Hömmlinge nicht felten weſentliche Abaͤnderungen -erlitten. Dort, wo 
eine ruhigere Walte die Pagerungen begleitete, findet man bie Steins 
Tohle, ſammt dem meiftens gleichzeitig gebildeten Koblens Schiefer 
uud Kohlen⸗Sandſtein' dentlich gefchichtet, in Cinzellagen, welche 
bei der Kohle zwifchen !/, Zoll bis mehrere Lachter wechſeln, beim 
Kohlen⸗Schiefer letztere Dicke nie erreichen, während biefe dagegen 
gewöhnlid zarte Pflanzen: Abprüde barbieten, wie fie. ber grös 
bere Kohlen» Sanpftein, ſchon feiner Beſchaffenheit nach (indem 
er aus Quarzlörnern befteht, die eine esdige, muthmaaglich aus zer» 
feßtem KRohlens Schiefer hervorgegangene weichere Mafle zum zufammens 
hängenden Banzen verbindet) nicht zu gewähren vermochte — Der 
Anthracit wurbe zuerſt in Nordamerifa als Brennfoff in Gebrauch 
genummen, aber nicht nur zu hüttenmännifchen, ſondern auch zu 
Kochheerbs und Zimmer⸗Heizungen, welchen letzteren man jedoch, Balls 
fie mittelſt Kaminen dewirkt werden, Waflerdampf beigefellt (entwidelt 
ans Waflersbaltigen, durch daſſelbe Anthracit⸗Feuer erhitzten &efäßen), 
von man in die Zimmer treten laͤßt; weil die Zimmerluft ſonſt 


1560 


gung von Kirchenkerzen verwendet und zeichnet ſich vor andern die 
lichen Erzengniſſen hauptſächlich dadurch aus, daß es, bei blättriger 
Innengefaltung: mufchligen Bruch mit yerimutterglängenden Brad 
flächen verbindet, in dicken Lagen durchſcheinend rothbraune Farbe mä 
gelben Flecken barbietet, während es gränliches Licht zurückſtrahlt up, 
in bünnern Lamellen beſchauet: mit Fleinen dunkleren Bunften wie 
überfäet erfcheint. Es if etwas härter ale Bienenwachs, ſchmilzt bei 849 C 
— 670,2 R (weißes Bienenwachs fließt bei 680 C 540,4 IR, gelbes 
bei 620,5 C = 500 R), fiedet bei 3000 C = 2400 RB, erinzet, 
berochen, ſchwach an Berrolenm, beſchmutzt gerieben die Finger, erhält, 
im Mörfer zerrieben, + E und emtwidelt dabei einen Gerd 
ähnlich jenem ber Alo& succotrina. Gefchmolzen und einer Flamme 
genähert, entflammt es leicht, mit wenig rußender Flamme brennen 
und Kohle hinterlaſſend. Es if in ſtedendem Aether und cbeufe m 
dergleichen Alkohol fehr wenig löslich, wird hingegen vom Teryen 
tinöl, von Erdnaphtha, fetten Delen und ſchmelzend von gefiel: 
zenem Bienenwachs leicht aufgenommen, mit bemfelben ſich zw eier 
durchſichtigen Fluſſigkeit vereinigend; 6) Scheererit oder Erb 
naphthbalin x, Idrialin, Bergtalg, Minerals KRautjänd 
(erinuernd an Dapicho oder Dapeche; oben ©. 1168) :c.; vergl 
m. Arch, f. d. ges. Naturl. XVII. 263 ff., Annal. d. Chem. =. 
Pharm. XII. 326 u. XIV. 336; m. Hob. d. Metcorol. I. 118. Em 
befondere , die Thierlohle hinfichtlich des Reinigungevermögens (an: 
geblich) vertretende Braunkohle befchreibt Salmon; a.a.D. XIV. 3 

Anm, 2. Ohne Zweifel waren es hauptſächlich während der Urpk 
einander (vielleicht in manchen Theilen der fog. Erdrinde fehr ei 
wechfelnde) muthmaaßlich vorzüglich vulkanifch bedingte Senfuugen 
und Hebungen, welche beßehenbe organifche Schöpfungen zerträm- 
merten und zerſchlammten, und fo bie nächte Beranlaffung werben 
zur Bildung von Urtorf (der gleich dem fpäteren Torfe nicht mar 
C=, H» und Os, foubern auch Asteiche Lebweſen, Sufuforien x. zu 
Gebildtheilen erhielt) und dadurch: von Schwargfohlen (ober Stein⸗ 
Eohlen), bez, wo er mit erdigem Schlamm verwitterten zub jerries 
benen Geſteines, fo wie mit: fleinige Waffen erzeugenden Iujaforien 
bucchmengt warb, flatt der Gteinfohle hbitumindfe Schiefer ger 
währte; beides @rzeugniffe, welche von unzerſchlammten Leiden und 
Leichentrümmern, vorzüglich: baumartiger Kryptogamen, ins Befen⸗ 
dere von: unferen @auifeten ähnelnden Kalamiten, fo wie von: ben 
Barren oder Fahren vergleichbaren Sigillarien (deren Wurzeln bie 
fog. Stigmarien darſtellen — wie Solches unter Andern von Biuney 
an dergleichen aufrechten Sigillariens Stämmen der britiſchen Stein⸗ 
fohlenformation nachgewiefen wurde) und von: mit dem Bau uuferer 
Lycopodiaceen weſentlich übereinflimmenden Lepidodendren begleitet 
und durchſetzt lagern. Rah Maaßgabe jener, innerhalb gewiſſer 


m ı2 * In Wu U Ze u u ns 


..1n an wu UT 9 


— — m — -— 


1561 





Seitbaueen wirkender und fig wiederholender Erhitzungen einzelner, 
verichiedentlichen Umfang barbietender Erdrinden⸗Gebiete, gelangte ber 
Nrtorf, ale eingetrbdiueter Schlamm ihrer Inyengefaltung nach annoch 
(mikroſtopiſch) erkennbarer, unferen Kryptogamen ähnlicher nicht« 
baumartiger Gewädfe, theils zur Zufammenfinterung,, theils zue 
Sufammenfchmelzung feiner Theildden, was, zumal wenn er bereits von: 
mächtig laflendem eingetrocknetem Geſteinſchlamm überdeckt war, mehr 
oder weniger kryſtalliniſche Bügungen feiner Theilchen und Theilgruppen 
zur Bolge hatte, umd, entiprechendb ber örtlich verfchiedenen Hitze, 
fpäterhin zugleich zur Abänderung der alfo entflandenen Kohle, aus 
ber urfprüngliden Bad: und Sinter⸗ in Sands Kohle (5. 432 
Aum.) und Authracite führte; das dabei entwidelte C-haltige HU-Gas 
unterlag, war die Fohlige Maſſe flarklaftend überdeckt, durch ſolchen Drud 
der Verdichtung zu brenzöligen Flüffigfeiten, zu denen auch das Berg⸗ 
oder Steindl (Petrol) zu gehören ſcheint; wenigftens fand Hutton 
in den 3 Steinkohlen⸗Arten des engliſchen Kohlengebietes von New⸗ 
caftle, die er durch Eafing:, Kannel⸗ und Echiefer- (oder Blät- 
ters) Kohle bezeichnet, durch mifroffopifche Unterfuchung, außer den netz⸗ 
förmigen Zellen der Geſammtmaſſe, auch noch andere, mit weingelber 
bituminöfer Fläſſigkeit erfüllte Zellen; auch erhielt v. Reichen 
bad, durch Deſtillation der Steinkohlen mit Wafler, ein dem Betrof 
fehr aͤhnliches Deftillat. Durch Hebungen veranlaßte Gebirgs⸗Neben⸗ 
fenfungen eriheilten dem Koblengebirge nicht felten: Keflels oter auch 
Diulpen-ähnlige Binlagerungsformen, die dann hie und da von fpäter 
emporgetriebenen bafaltifchen oder ftatt deſſen porphyrigen @efleinmafien 
durchbrochen und durchſetzt, hiedurch mannigfache Verfchiebungen und 
Ueberflärzungen,, fo wie durch Die gafigen Begleiter folder Empor⸗ 
Fömmlinge nicht felten weſentliche Mbänderungen -erlittien. Dort, wo 
eine ruhigere Walte die Lagerungen begleitete, findet man bie Stein⸗ 
fohle, ſammt dem meiftene gleichzeitig gebildeten Kohlen: Schiefer 
und Kohlen⸗Sandſtein'deutlich geſchichtet, in Einzellagen, weldye 


bei ber Kohle zwifchen 1/2 Zoll bis mehrere Lachter wechſeln, beim 
Kohlen⸗Schiefer letztere Dicke nie erreichen, während biefe Dagegen 


gewöhntih zarte Pflanzen⸗Abdrücke barbieten, wie fie. ber grös 
bere Kohlen» Sandftein, ſchon feiner Beſchaffenheit nad (indem 


“er aus Duarglörnern befteht, die eine esbige, muthmaaßlich ans zer» 


feßtem Kohlen⸗Schiefer Hervorgegangene weichere Maſſe zum zufammens 
hängenden Banzen verbindet) nicht zu gewähren vermochte — Der 
Anthracit wurde zuerfi in Nordamerika als Brennftoff in Gebrauch 
genummen, aber nicht nur zu hüttenmännifchen, fondern auch zu 
Kochheerd⸗ und Zimmer⸗Heizungen, welchen leßteren man jedoch, Kalle 
fie mittelſt Kaminen bewirkt werden, Waſſerdampf beigefellt (entwidelt 


aus Waflershaltigen, durch dafielbe Anthracit⸗Feuer erhitzten Gefäßen), 


den man in bie Zimmer treten läßt; weil bie Zimmerluft fonft 


vollſtaͤndig austroduet unb dadurch bie Geſundheit der im berielben 
Athmenden gefährdet. Diefer Umſtand weilet aber darauf bin, was 
fon die Benutzung ber -SteinkohlensBreunftoffflamme lehrte (E.915), 
daß bie Verbrennung des Anthrarit zur Vermehrung der Brenn: 
bige, nicht nur ſtarken Luftzug oder, Ratt deſſen, wohl zufaummenges 
preßte Geblaͤsluft, fondern auch Hineinleitung von Wafferdampf 
heifcht, der, vom glühenben Anthracit zerfept, einerfeits fein Hybre- 
gengas entläßt (das dann auf Koflen des atmofphärifchen Oxygen 
gafes wiederum zu Waſſer verbreunt — hiebei verhaͤltlich mehr Hitze 
entwickelnd, als irgend ein anderer Brennſtoff; ©. 914), audererkeits, 
feinem Orygens@ehalte nach, gleichzeitig einen entfprecheuden Garben 
Antheil des Anthracits zu Carbonoxyd⸗Gas orybirt, das dan, vurd 
die Gluth angezündet, zu gafiger Garbonfäure verbrennt. Aunthracü⸗ 
Berbrennungen lafien fich aber auch in Stubenöfen herſtellen, wen: 
man letztere a) aus thönernen Dfenfadheln oder Backſteinen 
und dergleichen plattenförmigen Außenkacheln aufführt (te 
gleichen Defen feßen nämlich in den Stand — was bie Anthraciz-Fene 
rung durchaus hHeifcht) den Antbracit, während feiner Berbremnung, 
ſtets auf hoher Temperatur zu erhalten ; was aber eiferne Defen, anf 
wenn fie innen mit fog. thonigem sc. Beichlag gefüttert And, nicht 
gewähren; b) dem Dfen eine cylindrifche Form ertbeilt, damit fi 
fein unverbrannter (als folge Wärme fehr ſchlecht leitender) Ans 
thracit in den Eden anleget und c) ihn mit einem hoben Rok 
und unter bemfelben (im Afchenraum) feltwärts mit einer trichterföe 
migen Zugröhre verfieht. Zuerſt muß man übrigens in folchen 
Dfen, bei jeder zu bewirfenden Feuerung, Holzfeuer oder befler Helr 
und GSteinfohlen= Feuer berfiellen, und wenn dann biefes im volle 
Gange if, den zerflüdelten oder, iſt er von leicht zerreiblidger mab 
baber leicht zerftiebender Urt, ben mit Lehm⸗ oder Letten-Brei in 
Baditeins Form gebrachten Anthracit folgen laſſen. — Die Huatbra 
cit=Kohle (wie fie 3. DB. im ſog. Hangenden der Anthracit: Forms 
tion Pennſylvaniens vorkommt) if in ähnlicher Weile als Brenuof 
verwerthbar. Sie färbt ebenfalls nicht ab und ſchmutzt mitfen and 
nicht, verbrennt, wie der Anthracit, ohne Rau und Rug-Bilbung, 
entwäflert aber ebenfalls, im Kamine brennend, die Zimmerluft. Ber 
gleicht man Nordamerika's eigentliche Steinkohlen mit jenen Englaubs, 
3. B. jene im Appallachian⸗Coal⸗Field bei Blofberg mit Denen bei 
Erinburg und Newcaftle, fo find fie an fi, wie hinſichtlich ihrer 
Begleiter Cichwarze, oft Bitumenshaltige Schiefer, mit Ueberreſten von 
Barrenfräutern zc., Lager und Kugeln von Thoneiſenſtein, anf großem 
Sandflein oder Conglomerat zuhend ıc.) einander fehr Ahnlid ; Achz- 
lichfeiten, welche auf gleiche Aehnlichkeiten ihrer Eutflehungebedingungen 
und damit auf verwandte Stoffverhältuiffe hinweilen, fo daß auch am 
diefen Wahrucehmungen jene Folgerung an Wahrfiheinlichleit gewinnt, 


23T 


.r qua mM |} [7] 1 


1563 
> 


daß es eine Zeit gab, in weldger ftatt bes weſtlichen Ocean ein feinem 
Umfange entfprechenves Feſtland jenen Theil ber Erdoberfläche füllte, 
das, bis auf einzelne Theile (zu denen vielleicht Großbritannien und 
Skandinavien gehörte?) verſank, während weftwärts der größere Theil 
des zu Nordamerika gehörigen Feſtlandes emporgetricben wurde. *) 


*) „Dft bat fi Meer in Land und Lan in Meer umgebilket, che vie jehige Ges 


Ralt ner Oberfläche fcheinbaren Veſtand gewann; wahrfgeinlich beſaßen weder 
ker Himalaya, noch (ver Kaukaſus, weder) vie Pyrenden (noch das Atlasgebirge) ıc. 
gleich von vorn herein ihre jchige Höhe; ſte fenkten fich wieder unter's Meer, 
um mit neuem Zuwachs bedeckt auf's Neue gehoben zu werben"; Lyell's Reifen 
in Nord⸗Amerika x. Deutſch von Dr. Bolff. Halle 1846. 8. ©. 34, 
Jene Senkung ves alten weſtlichen Feſtlandes erinnert an vie Gage von bem 
Berinten nes Atlantis, jo wie an ähnliche früheften Zelten entſtammende 
Sagen; m. Hob. der Meteorologie I. 106 u. S. 417. Häufig waren es Gturms 
fluthen (a. a. D. II. 2. ©. 413), weldge mehr oder weniger beträchtliche Feſtland⸗ 
theile wie Iufeln verwüfleten und nicht felten legtere aus erfleren hervorgehen 
ließen; fo an der Küfte ver Oſtſee, und mehr noch an jener ver Norkfee, wie 
ſolches deren dieſſeltige Küflenftriche bezeugen. Im Sabre 1223 begrub fo letztere 
einen fehr bewohnten Lanpftrih, von mehr benn 30 Stunden Umfang, in ven 
Wellen, fo die Zuyperfee darſtellend, unb von fenem Lande nur vie jehigen 
Iufeln Texel, Blielan und ter Shelling übrig laſſend. Doch hofft 
man, daß her nen ermedte Unternehmungegeift ver Holländer, wie ex ſich bei ver 
gegenwärtig in Arbeit genommenen Trodenlegung des (gleichen Weges entflans 
denen) Saarlemer Meerd bethätigt, auch bier Mittel finden wird, das eins 
sefchlofjene Meerwafler dem Nordmeer (mittel Dampfmaſchinen) wieber zuzu⸗ 
weifen. Schon vor Hundert Jahren brachte ein einſichtevoller Riederlänver, 
Namens Lalenwater, die Trodenlegung des Haarlemer Dieers, jedoch vergebs 
Us, in Vorſchlag; jet pumpt es eine Dampfmafchine, genannt „Lalenmnuter*, 
in ven Ocean und vermittelt fo (mit 11), Millionen Thaler Koftenaufwand 
und jährlichen 25,000 Thalern Unterbaltungsfoften ver Deiche) die Umwandelung 
jenes fog. Meeres in fruchtbare Polder, fo wie bie Sicherung ver es zur Zeit 
noch norbweftlich begrenzennen Laudtheile gegen das fie bieher bei Nordweſtwind 
ũberſchwemmende und verwüflenne Norbſeewaſſer; une gelingt es, in ähnlicher 
Weite die Zuyder⸗See troden zu legen (woran nicht zu zweifeln, falls es 
dem zu bauenden Damm nicht an Welfenfefigkeit gebricht und die aufzuführenven 
Deiche vie zuvor genannten Infeln mit ver Küfte von Weſtfriesland mit verſelben 
Dauerbarkeit verbinnen, fo if fruchtbarfter March: und Aderbopen von 15 Meilen 
Umfang dem Meere vielleicht für Jahrtauſende binburch abgewonnen. — Bine 
Gturmfluth, vie an Gewalt vielleicht jene übertraf, welche das Becken ber Zuyder⸗ 


‚Bee fh füllen Tief, verwüftete 2357 Jahre vor Chr. Geb. (alfo vor 4206 


Jahren) einen großen Theil von China; es geichab im erflen Jahr ver Regie⸗ 
rung bes chineſiſchen Selbſtherrſchers Sao, berichten vie Verfaſſer von China's 
Jahrbüchern, daß das Waſſer vie Hügel bebedte, vie Berge überflutbete unb 
(fügen fe vichterifch hinzu) zum Himmel emporbraufete. — lieber Landbedeckun⸗ 
gen und Meerbeäubungen, Hervorgegangen durch vulkaniſche Aſche unb 
Sands Auswürfe, über. die Sandwüſten Afrika's und deren, dem gefunden Holze 
tänfchenn ähnliches verfteintes Holz, über nie (muthmaaßlich : durch Infufos 
zien bewirkten, Berfteinungen ver Lieberrefte jener Brüde, welche Trajan über 
die Donau fehlagen ließ; über vie gleichen Weges zu Stande gefommenen feuer 
einigen Schaalthiers@infchließungen, über die in gleicher Weile unangegriffen 
gebliebenen altrömifchen se. Münzen, 20. ꝛc., fo wie überhaupt: über zahlreiche 
Beifpiele ver bildenden wie ber zerkörenden Gewalt nes Waſſers und bes 


1564. 





Anmert. 3. An Anthraciten (ober Glanjkohlen, oder Stauges⸗ 
kohlen oder Kohlenblende) ift Dentiland zwar bei weiten richt 
fo reich, wie z. B. Savoyen und Branfreih, und uch viel weniger 


EEE, 


Beuers ver Erbe, vergl. m. Meteorol. I. 89, 125, 204 und 469. Ginfidt- 
lich ver gegenwärtig allmählich fortfcgreitenden Senkungen (im Gegenfape 
der Sebungen, 3. B. Skandinaviens und China's; oben ©. 1350 mb m. 
Arch. XXVII. 217) gewäßrt die Weſtküſte Grönlanns ein vos umices 
Beitgenoffen und vielleicht deutlicher noch von deren fpäteften Nachkommen be 
mefbares Beifpiel; fehreitet dieſe Senkung fort, fo muß Weſtgroͤnland wiever u 
Märme gewinnen, fo wie Skandinavien ıc. nach Jahrhunderten merflih am 
MBärme verlieren muß, weil e8 dann von einer Luft bebedt feyn wire, bie merk: 
lich dünner iſt, als jene, welche gegenwärtig das Belebtſeyn deſſelben berinst. 
— An beiden Seiten des atlantifchen Oeeans lebt, meiſtens in ben Ziehen wei 
Meeres, eine eigenthümliche Bamilie von Weichthieren (Mollusten), vie Bradies 
poden; bie bekannte ältefle ner Verſteinerungen führenden Umbilpungs- Zeitbenerz 
war jene der Brachiopoden, während das Zeitalter ber Minerallotlen durch hie 
Farren und verwandten Pflangenfamilien, vie kolithiſche Perioke hingegen bei 
Zeitalter ver Reptilien bildete. Die verfehierengg Schwarzkohlen, wie bie von 
einander zum Theil fehr beträchtlich verfchievenen Glieder ver Braunko 

weichen übrigens, ven Mengen-Verhältniffen ihrer letzten Beſtandtheile nach, fchr 
von einander ab. Se mehr in beiberlei Minerallohlen (ben Schwarz unb ben 
Braunfohlen) das H gegen das O vorwaltet, um fo weniger hart unb zu 
mehr braun ericheinen fie; während größte Echwärze (und Glanz) ber exſteres. 
und tiefſtes, an Schwarz gränzendes Braun ber letzteren auf verhältlich wiel C 
binweifet ; je flefer letztere Jagert, um fo vunfler, aber zugleich auf (neben vom 
größeren E-Gehalt) um fo Hsreicher iſt fie; if dagegen in beikerlei Kohlen wid 
OÖ zugegen, fo haben fie ein mehr ober weniger mattes, glanzloies Us 
fehen. Wo das Schwarz ver erfteren Ind Graue flreift, nähert ihre Slam 
fegung fich jener des Anthracit. Es verhalten fich inbefien alle dieſe Orgeug 
niffe, hinſichtlich ihres chemifchen Beſtandes, fehr wahrſcheinlich zu eimzeinen 
chemiſchen Verbindungen ähnlich, wie vie fog. einfachen Geſteine ober ER 
lien gu ven Gefammtgefteinen over fog. Gebirgtarten, d. 5. fie deſteher 
aus mehreren in derſelben Gruppe öfters fehr ungleihen näheren Be 
ffanptheilen; wie Goldns ſchon aus ven beträchtlichen Abweichungen heret 
gebt, vie fie in Abſicht auf ihre Sauptgrunbfloffe, auf Carbon, Sydroges m 
Oxygen barbieten. So fand z. B. Karften in den Schwarzkohlen 73 IM 
86,5 Procent C, 3 bis 20 O un 0,5 bis 5,5 H,- währen» fle am Bicfrung 
von Aſche (b. i. an Metalloxyden, Mineraliäuren nu Ghlormetallen, z. 8 «= 
CaO, Mg0, AlO3, FeO, FeyOz, Mny03, mitunter au an Na0 m 
KO, net SIO, SOz, PO; und Ch) ebenfalls ſehr verſchiedene Bengen, 
nämlich zufammengenommen von wenigen Procenten bis auf 20 Bror. verfäunen 
fi zeigen, und die Braunkohlen in dieſer Hinficht gar von 0,75 Prec. 
20 Broe. von einander abweichen. Die tief ſchwarzen Badtohlen fiuh m 
Regel entzündliche, wie bie minder dunklen, weil fie mehr Erdpech 
mehr H enthalten, als viefe, und daher weit mehr als bie daran 
fehr armen Sinterfohlen und Sandkohlen. Nur die Backkohlen 
vorzüglich zum häuslichen Gebrauch, wie zu Schmierfeuern, und bieten, 
haliniß ihrer geringeren ober größeren Härte von 50 bis 86 Proc. C 
dar. Gie geben auch unter allen Steinkohlen am meiften Ruf; ü 
ſtellung und Benützung beffelben im Großen vergl. m. Deutſch. & 
265 fi. Die Sinterkohlen verhalten fi, in techniſcher wie in 
uud chemiſcher Hinficht, wie zwifgen Backohlen und Saudkohlen ſtehend; fie 


B 
pl 


x 
1 


' 


« 


r 


1565 


als Nordamerika (am Susquehamna in Pennfylvanien Iagert er in 
einer Länge von 16 bis 17 englifchen, d. i. etwas über 3 bis 31/n-- 
bentichen Meilen und in einer Breite von fafk 1 deutfchen Meile) aber 
dennoch genug, nm, mittel verflärftem Luftzug (ober mit Hülfe von 
@ebläfeluft) mit: Vortheil ſelbſt in Haushaltungen folder Gegenden, 
in deren Nähe er bricht, verwendet werben zu koͤnnen; wie denn z. B. 
dergleichen im Keuperfandftein Mittelfrankens neflesweife vor⸗ 
fomnıt, unb mitunter von gar nicht unbeträchtlichem Umfange (vergl. 
m. „Bur Polytechnologie unferer Zeit" &. 37, wo man mehrere hieber 
gehörige Tundörter Bayerns, Württembergs ıc. genannt findet). Uebri⸗ 
gene ſtoͤßt man auch in der Nähe mandyer Keuper-Gypfe auf (jedoch 
meiftens wenig mächtige) Steinfohlen-Lager, bie fich in ihrem 
Berhalten dem Anthracit nähern (zunächäftehend der Anthracitfohle) 
und deßhalb früherhin fa nur verfuchsweife in Abbau genommen 
wurben, obwohl bergleichen Authracitsartige Schwarzlohlen, in den 
meiſten Fällen, gehörig behandelt, den Anthracit vollkommen zu erſetzen 
vermögen. Welchen Veränderungen bie verfchievenen Schwarz- und 
DrannsKohlen unterliegen, wenn fie dem unter möglichft gefleigertem 
Drud flebenden Wafler unterworfen werden? ift bis jetzt unverfucht 
und daher unbeantwortet ; erwägt man indefien, a) daß Holz durch 
Sieden im Dampfkeſſel, durch Verluſt feiner Töslichen Theile, braun 
kodhlenartig wirb; b) daß lange Zeit hindurch in Torfmooren ſteckendes, 
und mehr noch: unter Mafler gelegenes Holz; infofern dem Lignit 
ähnlidy wird, als es num mehr Hydrogen und weniger Carbon enthält, 
als es zuvor darbot, fo gewinnt die Bermuthung an Wahrſcheinlich⸗ 
feit: dag man Eiſenkies⸗ßreie Braumlohlen werde hydrogeniren Eönnen, 
wenn man fie längere Zeit hindurch dem Wafler der Danıpfmafdinens 
Kefiel ausſetze. Belänge diefes, fo würde man dadurch nicht nur ihre 
Entzündlichfeit erhöhen, ſondern zugleich auch ihr Hiteentwidelungs« 
(d. i. ihr Heizunge⸗) Vermögen; denn, obgleich fie dadurch im ents 
fprechenten Berhältuiffe an O verlöre, fo erlangte fie doch durch ben 
Zuwachs an H größere Brennbarkeit, und verbrenneny: bei weiten 
größere WärmesEntwidelung (S. 4325. Das den gegrabenen Börn⸗ 
fein begleitende (bitumindfe) Holz iR ohne Zweifel jolden Weges aus 
dem Holze bes (vorwektlichen) Börnfleinbaums und verwandter Gonis 
feren hervorgegangen ; jenen Börnflein, welchen die Oſtſee ahswirft, 
fand der Verf. diefes Hoba ſtets von abgerundeten (meiſtens eirunden), 


weniger entzündlich als die Backkohlen, haben mehr O als H, fchwellen, erhitzt, 
nicht auf, ſchwinden aber auch nicht. Zu Gas⸗Beleuchtungen find fie, gleich den 
Sandkohlen, verwerflich, wohl aber Lännen fie, angezünnet und durch Geblaͤſeluft 
angefacht, im Hüttenbetriebe und, bei hinreichend lebhaftem Zug her Defen, auch 
zum häuslichen Gebrauch nuͤtzlich werben, hierin die Sanvlohle und ven Anthracit 
übertreffend, | 


— — mn. 


. 1566 


fwarzbraunen, gewöhnlich fehr dünnen Geſchieben bitumindfen Holzes 
begleitet; m. Arch. f. d. ges. Naturl. XVIIE 209. Der vermehtrk 
Hs&ehalt folgen im Waſſer Lignit⸗ahnlich gewordenen Helzes that 
dar: daß Waſſer zerlegt wurde durch (ein bereits Braunfohlesartig ge 
wordenes) feiner löslichen Theile beraubtes Holz, und daß das HI vieles 
zeriegten Waflers demfelben verblieb — denn nicht ber verhältliche, 
fondern der unbedingte (abfolute) Hs@ebalt folgen Holzes findet fd, 
wie Liebig bdarthat, vermehrt — während das O defielben Waſſers 
fich eines entfprechenden Antheile von C bemädtigte,*) da banı cfien- 
bar durch die Wegnahme dieſes CsAntheils der dabei verbliebene 
Braunfohlen-Antheil in feiner Anziehung zum H, alfo in feiner Elektre⸗ 
negativität verflärft worben war; bie hiebei entſtandene COg findet fid 
größtentheils tm Wafler gelöst und nacht es, in Beziehung auf Warzel⸗ 
Einfaugung der Wafferpflanzen, für diefe: Nahrung fpendend. 
Anmerk. 4. Wo ſich in mehr oder weniger großen Becken flchen- 
des Waſſer angefammelt erhält, bildet ſich den Sommer hinderch zu 
naͤchſt grüner Schlamm (oben S. 1557), durch deſſen Düngfraft die 
in dem Boden des Beckens vorhandenen Wurzeln lebender Gewächſe, 
besgleihen Saamen und Sporen ıc. (ind Beſondere des Torfmerfes, 
Spagnum palustre L.) ernährt und in ihrer Entwickelung, wie im 
weiteren Wachsthum gefördert werben ; entet dee Sommer, fo Rırtea 
bie meiften biefer pflanzlichen Erzeugniſſe, fammt Infuforien zc. ab, 
und nur einige Wurzeln, Saamen und Sporen verbleiben der nächte 
wärmeren Jahreszeit. Abgeflorben erliegen jene Erzeugniſſe der Re 
derung (zum Theil aud der Fäulniß) und bilden fo Coreiche Schichten 
von Humin und verwandten, oben ©. 1558 erwähnten Mober-Ürzeug 
nifien, bie vereint den Torf barflellen, ber, je länger er lagert, wäh 
rend er zugleich mit mehr oder weniger Wafler in Berührung ober 
überdeckt bleibt: um fo reicher an H, unb durch deffen Zutritt az: 
folhen Weges gebildetem Erdpech (Bitumen) und dieſem ähnlichen 
Hydrogeniten er zu Stande kommt. Indeflen kommt es überbanpt aut 
dort zu Torfbildungen , wo überwiegend Moberung ſtatthat, während 
vorherrfchende oder gar gänzliche Faͤulniß, wie fie in warum mb 
heißen Gegenden bedingt erfcheint, von wenig oder gar feiner Terjerzen: 
gung begleitet if; außer auf Bergen, weiche nicht hoch geung fiwb, 
um jene Bilanzenbelebungen fiehender Gewaͤſſer fowohl, als die feuchter 
Orimde durch ewigen Schnee unmöglich zu machen, aber doch Falt 
genug, um Moderung zu begünftigen; fo 3. B. haben wir auf ber 
hohen Rhön zwei verhäftlich fehr tiefe Moore (oder „Moofe”, 
wie man dergleichen anberipeit nennt), das fog. rothe md das 


— 


9) Vergl. Th. v. Sauſſure's hieher gehörige Verſuche, überfeht von WB oigt, 
S. 138. Das Bad ber Braunkohlengruben it nicht brennber, ſondern CO; 
je tiefes bie Braunkohlen Iagern, um jo Hsreicher find fie. 


} 


109 





fhwarze; fo findet man auf bem Brocken, fo wie ſchon auf be 
meiften über 2000° Hinauf reichenden Höhen bes fürlichen Deutſchlands 
nicht nur Torfmoore, wie jene der Ebenen Nord⸗, Nordoſt⸗ und Oſt⸗ 
Deutſchlands, fondern auch alle dort die Torf-Bildung begleitenden 
Pflanzen. Wo dabei von unten ber, durch Grundwaſſer, ununters 
brocdgener Erſatz des verdunftenden wie des der Zerfegung erliegenden 
Waſſers dargeboten. wird, was” z. B. bei dem Donau Moos (D.:Moor) 
der Ball if, weil es tiefer lagert, ale der Donau⸗Spiegel; dort bilden 
ſich nur. jene Torf⸗Arten, welche in Beziehung Af R⸗Gehalt ber 
Lignit-Bildung ſich mehr oder weniger nähern, und wo bet folder 
Lage das ganze Jahr hindurch zugleich verhältlich große Luftiwärme 
waltet, dort verfällt der Schlamm unmittelbar nad) feiner Bildung, 
der Geſundheit gefährliche Safe entlaſſend, in Fäulniß; Wirkungen, 
benen man nur dadurch zu begeguen vermag, daß man tergleidhen Sümpfe 
dem Zufuffe des Grundwaſſers entzieht, z. DB. mittelft durchgängiger, 
ſeitlich ac. Feder Höherbettung ber das Grundwaſſer fpendenven Ylüfle, 
Beifpiele der erſteren fortwirfenden Berfegungen diefer Art gewähren bie 
Bontinifhen Sümpfe im Kirchenflaate, fo wie die höchſt gefährlichen 
Sümpfe Oſtindiens und Afrika's. Wo hingegen ohne Nachfluß 
von Grundwaſſer nur zu gewiflen Zeiten des Jahres Schlamm⸗Ueber⸗ 
deckungen des Landes ſtatthaben, dort verbleibt der größere Theil der 
ZerfegungssErzeugnifle (indem die brennbaren zugleich der Oxydation 
anterliegen, begleitet von Mineraldänger) dem Lande, es in gebüngten 
Boten verwandelnd, wie diefes 3. B. alljährig der Yall ift nad den 
Ueberfchwenmungen des Nil's, *) des Senegal, Oranienfluß ꝛc. ꝛc. 
in Afrifa. Daß mau aber in zuvor bemerkter Weiſe die Verſumpfungen 
burh Grundwaſſer beenden und fo große Blächen fonft unbenußbaren 
und lebenszefährlicden Sumpflandes in fruchtbarfte Wdergründe zu 
verwandeln vermöge, beweifen die hieher gehörigen Fruchtland⸗Gewin⸗ 
nungen in Toscana, bie Trodenlegung der Maremmen ıc. 





*) Doz mehreren Jahren unterfucgte Regnault ven Nilſ Hlamm und fanb barin 


unter andern 9 Brocent verkohlbaren Stoffe, nebft 48 Thonerde (Alumoxyd), 
4 carbonfaure Talferve (MEOCOR) , 4 Kieſelerre (SiO), 6 Gifenoxyb und 
41 Wafler. Indem ich dieſer Unterfuchung in m. „Zur Polytechnolog. unferer 
Bett" gedachte, fügte ich (im Jahr 1835) hinzu: daß mitbin jener Unterfuchung 
zufolge ver Nilfchlamm förmlich vungend (und nicht blos wäflerne) wirkte. Bor 
Kurzem hat Laffaigne ben Nilſchlamm — der, getrodnet, eine gelbbraune, 
bildſame, an ver Bunge haftende, Leicht zerbrödelnde Erde varftellt — zerlegt, 
aber ein von nem R'ſchen Heträchtlich abweichennes Ergebniß erhalten; denn &, 
zufolge verliert der Nilſchlamm bei 100° C 8,5 MBafler und beſteht aus: 42,5 
SiO, 24,25 AlOz3, 13,65 Fe203, 3,85 Ca0CO,, 2,8 Arhaltige Torfs 
fänren,, 1,20 M C0,, 1,05 MgÜ um 10,79 HO. — Indem ich a. a. O. 
jene Folgerung über das Wirkende im Nilſchlamm hinterlegte, fügte ich Hinzu: 
5) eine Anleitung, fih wohlfellen Weges einen künſtlichen, Ammoniak 
(Ammonorp:) baltigen Dünger zu verfchaffen; b) eine vergleichen: einen 
Nilſchlamm⸗Bertreter barzuftellen. 





Anmert, 5. . Mehrere Meeres⸗Gegenden befiken auf nicht vertief- 
tem, fondern ebenem Grunde Moore, welche nicht auf ihnen gebildet, 
fondern ihnen von außen her zugeführt wurden; muthmaaßlich: iz 
Folge großer Sturmflutgen, wie fie 3. B. an ben Küfen Itlaute x. 
alle 50 Jahre einzutreten pflegen ; der Grund folcher Mocre fimmt 
mit dem bes übrigen Innen⸗Landes überein, Die Moore liegen aber 
höher, längs einzelner Küftentheile, und werten durch Meerfchlaume, | 
wie gewöhnliche Fluthen ihn herbeiführen, mehr ober weniger abge 
ändert. Uebrigens bürften manche, mit bem fie umgrenzenden trods 
neren Lande in faft gleicher Höhe Hegende Sümpfe und Moore Barurd " 
entftanden feyn, daß in ihren Lagerungsftätten Duellen hervorbreches, 
welche dem übrigen, tur auf Megen und Thau angewwiefenen, Laube 
fehlen, Soldye Moore find dann für biefe Lande, was bie Dafes 
für die Sandwüſten; m. Meteorol. 1.126 ff. Diff. Küſtengegenden ver 
bezeichneten Art bieten unter andern Nord⸗Friesland und Nord: Fatlazb 
dar, und die Torflager diefer und verwandter Gegenden find Haupt 
ſaͤchlich hervorgegangen burch Moderung von Pllanzen (mad nicheren 
Thieren) des Meeres, welche die Siurmflutben in verfchiedenen Zeiten 
auf das Land fpühlten und die bann bei eintretender Ebbe liegen blie 
ben; wähsend zwifchen je zwei ſolchen Torflagern erbiger Schlamm, 
fammt Muſcheln, Börnftein *) ꝛc. ähnlichen Weges. auf Dem tieferen 
Torflager zur Abſetzung gelangten. 

Anmerk. 6. Verſchieden von jenen großartigen Aufchwernmwungen, 





% Vom alten Lande, das vor ben Torf: und Erdſchlamm⸗Bildnern mit Laster 
- wächfen bebeeft war, ragen bie und ba nod Zeugen hervor; nämlich aufııht 
ſtehende, vie Ueberlagen durchſezende Baumflämme Die fog. Watten (m 
Reſte; Sand: sc, Anhäufungen im Dieere, die einander in verſchiedenen meer 
wärts an Weite zunehmenven Abflänvden folgen und wahrfcheinlih vurch Wells 
bewegungen, nämlich durch Wellen-Rückſchlag, entfianden und zu entiichen fat 
fahren) bieten ähnliche Lagerungsverhäftniffe dar; wenn Heftige Stürme ie 
Zorflager vom Sande entblöft haben, eilen tie Strand⸗ Anwohner Kine, EM, 
die Ebbe⸗Zeit benugend, den Torf zu fliehen. In Zutland uenut mas ſeiches 
Torf Schlicktorf (Schlich-Torf; entſprechend der hüttenmänniſchen Shich⸗ 
Führen ?). Gr iſt reich an Meer⸗Salzen, was frükerhin veranlaßte: aus dem 
ſelben Salz (Schlicktorf⸗ oder Frieſiſches Salz genannt) zu kam. — | 
An den norbfrieftfchen Küften nenat man ben bort gefunbenen Börufein Blues; 
eine Benennung, die bort fchon zu Tacttus’ Zeiten gemeinüblich war, uub, wit 
Kohl meint, T. beſtimmte, den Boͤrnſtein wörtlich tur glacaum zu bezeich⸗ 
nen (in quod glaesum vocant), und baber auch unter Insulae gliessarine 
(Börnfeininfeln) vie norpfriefifchen Infeln zu verfteben ſeyn dürſten. Huf allen 
Matten und Gantbänfen an ver Sütlänplihen, Schleswig⸗Holfteiniſchen Küßte 
(jevoch immer nur in einzelnen Strichen) findet man au jeht noch Börnfein 
und barunter 1 bis 2 F fchwere Stücke. Auf dem 3/4 Meilen langen Geb 
wigen-Koog, an Holftein’s Küfle, werben durchſchnittlich jährlich 20 A, zw 
weilen 100 gefunden, jedoch meiftens nur fpg. Orus; in den Giverficıter Marien 
giebt es, wie in Preußen, gegrabenen Börnftein. — Dez Verf. piefed Guss fit 
sin Gtüdchen Böruftein, as im Dfpenburg'fchen bei Jever gefunden werde. 


\ 1568 

.  weldge wahrſcheinlich einen beträchtlichen Küfenlaub- Teil von Schott⸗ 
land und Island abriffen, und einen Untheil davon ben norbfriefifchen 
- Küften zuführten, fie zwifchen zwei Marfchen derfelben als Hohes Moor 
einfeilend: (eine Annahme, für welche die gleichlaufende Lagerung der 
Toffllen Bäume dortigen Gegenden zu ſprechen fehelnt, da jene in einer 
Richtung — von Nordweſt nah Südoſt — Liegen, welche ber Lage 
jener Länder in Beziehung auf Jütland zc. entſpricht) find bie der 
(Bremifhen) ſchwimmenden Moore, bie burd) gewaltige Flu⸗ 
then nicht nur jeweilig gehoben wurden, wie es noch gegenwärtig bei 
gewöhnlichen Fluthen der Fall iR, wenn das Wafler zwiſchen ihnen 
mb dem ihnen unteriagernden Sande eindringt und fo dergleichen 
Moore, fammt denen darauf flehenden Dörfern, nicht unbeirächtlich 
(6 bis 10 Fuß Hoc) emporſchiebt (und unterſtützt vom Yrühlinges 
Regenwaſſer mitunter in foldem Maaße, daß fie während des Früh⸗ 
liugs, ſaͤmmtliche zwiſchenfallende Ebbenzeiten hindurch, folche Höhen: 
ſchwebungen beibehalten). ine mächtige Begünſtigung ber dadurch 
möglich werdenden gaänzlichen und bleibenden Ortsveränderung großer 
Moore nicht nur, fondern hderhaupt ganzer Landtheile, gewährten 
ohne Zweifel auch: große Treibeis-Maffen (3. B. jene, welche 
vor faſt fünftehalbhundert Jahren zwifchen Island und Brönland ein- 
geichoben wurden ; m. Meteorot.1.212, 395 u. 413), zumal, wenn gewaltige 
Erderſchütterungen dergleichen Landablöſungen vermittelt und begünftigt 
baten und hohe Fluthen Jahre lang anbielten (wie 3. B. jene vom 
Jahr 1717, welde vie Küfengegenden der Süder⸗Dithmarſchen 
3 Fahre lang -unter Meerwafler hielt, da dann das Wafler, aufweichend, 
fo Heftige Meers@inbrüche vermittelte, daß dadurch viele Stüde Land 
ausgebrochen und in die Marſch verjchleubert wurden, wo fie, geſtran⸗ 
deten Shhlidtorflagern gleich, fiben blieben. Es gehören hieher auch 
be Lac’s ſchwimmende Torfmoore, Rozier's, Mongey’s und 
be la Metherie's Observations sur 1a Physique etc. XXXVIII. 
(Paris 1791. 4.), daraus in ®ren’s Journ. d. Phyflf VI. 263 fi. 
— Wo Kbrigene Torfmoore lagern, bort, oder in deren Nähe zeigen 
fig Birken; *) wie fle denn auch unter allen Bäumen unferer geo⸗ 


mn 








. *) Betala pubescens un B. nana L. Aufervem weifen mehr under weniger 
auf vorhandene Torflager Yin: -Salix rosmarinifolia, Carex teretinscula, 
Schoenus Mariscus, Kriophorum vaginatum , E. capitarum und 
E. polystachion, Juncus filiformis un J. syquarrosus, Scheuchz.eria 
palustris, Myrica Gale, Anthericum o«ssifragum und A. calycula- 
tum, Saxifraga Hirculus, Myriophyllum spicatum, Sedum villo- 
sum, Vaccinium Oxycoccos und V. uliginosum, Dryas octopetala, 
Comarum palustre, Ledum palustre, Andromeda polyfolia, Dro- 
sera rotundifolia uns D. longifolia, Gentiana Kliformis, Hyperi- 
eum elodes; Pedicularis palustris, Mal&xis paludosa, Serapias 
Loeselii Z., zum Theil au) Parnassia palustris und Nepeta nuda L. 


1570 


grapbifchen Breiten am beiten gebeihen: in T drferbeshaltigem Behr, 
den man baber, wo er fehlt, tünftlich bereiten mnS, kann man Birke 
pflanzungen in Türzefer Zeit zu gedeihlichem Machsihume bringe. 
‚ Man muß dann aber mit dem hiebel zu verwendenden Torfaule 
(Zorfktein oder Scholler⸗Erde, d. i. Torf⸗Abfall) nicht wur der 
für ſolche Anpflanzungen beſtiumten Boden beftreuen, wie man ja 
tum pflegt, wenn man Buchweizen⸗ ıc. Aderland wit Torf vi, 
fordern ihn damit untermengen (ſey es, tie es die Berhäluik 
geftatten , mittel bes Grabſcheits oder Gpatene, ober mittel de 
Hade ıc.). In den Marfchen kommen vergleichen Torfmoere kärlge 
unter, als „über“ venfelben vor; ba bann erflere Erdpechreichercn 
legtere zum Theil kaum in Moderung übergegangenen, theilweiſe we 
weſete Pflanzensibgänge enthaltenden Torf darbieten. *) 





Bor Kryptogamen: Conferva rivularis, Sphagnum obtusifelien, 8 
squarrosum uns 8, cuspidatum,, Funaria hygrametrica, Brysn 
palustre und B. pseudotriqueirum; Hypnum Auitans am H. cerd- 
folium, Splachnum ampullaceum, Moium nigricans, Dicrams 
cerviculatum, \Vebera nutans und Polypodium nigrum. 

.9) Der untere Torf ver Marſchen (v. I. der DammerbesMiblagerung) iR We 
muthlih, Hierin dem Schlicktorf gleichkommend, aus rem Meere berheigeiüt 
worden und wahrſcheinlich hervorgegangen durch Moberung von Tang {Fucs-) 
Arten, Meergras (Zostera marina L.) uns verwandten Pflanzen, die HF 
zeitig mit gerriebenem bitumindfem Solze, als Hauptmengthel, pP 
fluthet wurden, um fpäterhin von Gäßwaffer-Anfpühlungen (Ed ilfträunt? 
Aufſchwemmungen, wie fie meiftens über ſolchem Torf ums unter ven Rue 
vorfommen und von denen folgenden: zum Theil Baumblätter barkietma 
fegungen überbedt zu werben, d. i. von Schilftorf und Blättertorfli.nn 
Dieſe angeſchwemmten und abgefehten Maffen bilden ben älteren feg. 9 
oder Darg; jüngere Ablagerungen ähnlicher Artung kommen, wie ber Fa 
obere Torf, auf ven Marien vor. Uebrigens zerfallen alle Torſe, ie Mr 
flgen und chemiſchen Verfchiedenheiten, fo wie Ihren Gntfichungen nad, is ſo 
gende Hauptarten: 

1) Rufentorf (Moot⸗ over Heide⸗Torf). Er beſteht aus mehr aber mike 
unvermoberten Pflanzentheilen, hauptſachlich ans dergleichen Durzels wi de 
Trautee, Erica vulgaris L. (kommt jedoch in Amerika afjo yafe 
nit vor, weil biefem Welttfeit vie Erica gänzlich abgeht), vie mädd tmf 
faurer Salze und Humin (Gumus) verbunden erſcheinen, barftellen em 
lich ſehr Leichte, angezündet mehr glimmende als flammende ur 
wenig Hitze entwickelnde Maſſe, vie jedoch, wenn fie zuvor ſtark — 
worden, anfänglich ſchnell auflodert und die, verbranut, eine Hide — 

Deiche zu Sauptbeftanbtheilen CaOCOz, etwas AlgOg uns SIO, weis Farb 
usd MN.OzZ und Epuren von KO varbietet. Gin Stück von 14 
Zoll Länge, 6 Breite und 4 Höfe wieat noch kein Pfund, ſondern 26, 

80 Loth und verbreunt auf gewöhnlichem Teuerheerd Sinnen 20 zu 21 Miet 
beim Verbrennen weniger wibrigen Geruch verbreitend, als eine ber äheiget 

arten, Der trodnen Deflillation unterworfen, entwidelt er unter anbert ne 
fluchtiges gelbes Brenzöl, has eine wäffrige, fäuerliche Stüffigfeit bepleitt, 

jener fehr nahe bemmt, welde roher Weinſtein gewährt, wenn ex teodın ED 
wirh, und die man fort ZBeinkeingeift (Spiritus tartari) nanzte, it 
aber (marzen Theer una anf COs, U, aut CH gufammengefepte Geil 


u.a. nn we ww we wm 2 — — 


Do 2 } 


— — — — — — 


| 41571 | 





Unmert, 7. Manche Moortorfe enthalten, wenn fle faner gegen- 
wirfen, nit uur Torffänren (Huminfäure, Ulminſ. ıc.) und faure 
Phosphate, fondern au, Cinhof zufolge, Effigfänre Die 


"= Blätters her Baplers Torf. LES ſich aufblätteen, b. h. in (ungleich 
dicke) Schichten fpaltın, ohne daß fie zerreißen. Ihe Binvemittel beſteht aus 
fatrem torſſaurem (meift Hunsinfauren) Kalt, den etwas ſilieſaurer, feltener und 
meißens nme ſpurenweiſe photphorſaurer Kalt, fammt wenig buminjanvem Kali 
beigemengt erfcheint. Die vickeren Lagen befichen , ‚ihren organiſchen Theilen 
nad, gemeintin aus Murzel⸗ und GtengelsTruämmern, vie dünneren hingegen 
bauptfähli ans Blättern (meiſtens Baumblättern). Gumpfige Gegenden ſinb 
reich daran, gewößnlich bildet ex Meine Hügel, doch lagert er auch unter San, 
Begleitet von Schuftorf, bituminöfem Holz und Erdkohle (erdiger Braunkohle). 
Aus vorzeitlichem Tosf ver Art ſcheint die fog. Paplerkoble und bie blätte 
rige Stinkkohle (blaättrige Stinkerde; vergl. Paule Baccone, 
Becherches et observations nouvelles etc. Amsterdam 1674. 8.) 
oder das Oyſo dil Hervorgegangen zu fehn, wie fle (mit anneren Braunloplen- 
Arten) 3. B. bei Skapau ohnweit Kolbitz in Sachſen lagern, Ge verhält fich 
im Beuer ähnlich dem Mafentorf, entwidelt jeboch, trocken veftilliet, weniger 
Holzeffig und mehr ſchwarzen Theer, der dem Birkentheer ähnelt, ». i. dem 
aus Birkenrinbe vurch trocknes Vefilliren gewonnenen, die ürigen Holztheere an 
Dimnflüffigfeyn übertreffennen zähflüffigen Brenzöl, das für die Juchten⸗- ober 
IuftensLeverbereitung unentbehrlich iR; m’ Theorie d. Bolytechnochemie II. 
©. 818 ff. Es fragt fi daher: ob man ben Blättertorfiheer in Gegenzen, wo 
er lagert, nicht mit Bortbell als Vertreter des fog. Oleum Rusci, ®. i. bes 
Dagget, würbe verwenden Tönnen? Als Rückſtand würde Torflohle verbleiben, 
vie als ſolche fon Mübe und Zeit lohnen vürfte. Meben ihm und mit ihm 
lagern Schilftorf, Bitumiföfes Holz und Erdkohle (d. i. erdige Braunkohle). 

2) Schilfs oder Rohr-Torf. Neben ven Schilfblättern und Schilfhalmen 
Sagen in ver Regel zugleich krautartige Equiſeten (ohnfern Srlangen fließ 
man 1833, nad Wegräumung ter Sanplage, neben bitumindfem Holz, das dem 


Lerchenbanmholze ähnelte, auf Schilftorf, der fart nur flach gebrüdte Halme oder 


Stengel entbielt von einem dem Equisetum Auviatile L. ähnlichen Schach⸗ 
telfaim). Gr ahnelt im Werhalten ven: Raſentorf, iſt jedoch merklich reicher 
an Silieſaure. 

4) Schlamms oder Bagger-Torf (Bifhtorf, Tourbe Hmoneuse). 
Bon Sumpfgräfern und mancherlei Mooſen überveckt, lagert er meiften® in ven 
Beden ver Landſeen und Elben (aber au ver Yluffe), fo wie in ber Nähe bers 
felben, in Holland, Schweden, Nord⸗ und Nordoſt⸗Oeut ſchland. Man baggert 
ion dort, d. h. fiſcht ihn mit 11/2 Fuß Langen, länglich runden Netzen, von 
denen jedes unten mit einem 6 Zoll langen eiſernen, ſcharf einſchneidenden Hacken 
verſehen und an einer 20 Buß langen Stange befeſtigt iſt. Als Brennſtoff be⸗ 
nautt, riecht ex wibriger, wie faſt alle übrigen Torfarten (ben Tangtorf autge⸗ 
nommen), entflammt babei nicht, ſondern erglühet nur, giebt für ſich veſtillirt 
mehr Ammonoxyr⸗Carbonat, ale die übrigen Torfe; wie denn auch fein Ruß zur 
Satmials Bereitung ſich weit mehr empfiehlt, als ber Tangtorf, ber im vieler 
Hinficht die übrigen Torfe überbietet. Je mehr feine dunkel olivengrüne Farbe 
ins Braune fplelt, um fo beffer heizt er. Gr enthält merklich viel Quellſatz⸗ 
fänre und Phospbnrfäuce, aber wenig Gilicfänre. 

5) Lang: (oter Dangs) Torf, Gttands oder Meer-Torf; hollaͤndiſch Darry 
(woraus muthmaaßlich das zuvor erwähnte Jütländiſche „Darg“ oder „Dard" 
entfiunben it 9). In Holland, Dänemark und Großbritannien ver am hHäufigften 
(in nickeren Sümpfen in der Nahe des Dlenftranbee, auf Meerſand Iagernb) 


90 * 


I 1572 


Mitanweſenhelt dieſer Saͤure befördert wahrſcheinlich jene Einwirkung 
eines Theiles der Bhosphorfäure, bes in ſolchen Torfen vorkew- 
denen fayren phosphorfanren Kalle, welche, unter Bafler-Zerfekung 


2 


vorkommende, wie es ſcheint: Kauptfächli aus Meer⸗Algen (Tangen) entfkankese 
und entſte hende, feſte, ſchwer entzündliche, verbrennend ſehr wibrig entfernt Brom 
artig riechende Torf, ver ſtatt feiner braunen eine ſchmutzig gelbe oser Blauleqe 
Farbe darbietet, wenn neben feinem vielen torfiauren Kalt und neben jeimm 
Schalt an Meerfalz und torfſaurem Natron au phosphorfaures Gijenorypul- 
oxyd ober Guminfäureshaltiges Elſenoxyd⸗Hybdrat zugegen if. 

6) Moor⸗ oder MoossTorf, ober „Gumpftorf.” Gewoͤhnlich auf Wer 
und von Rohrtorf, feltener von Rafentorf überbedt, zum Theil zu beträdhtlider 
Tiefe hinab (in betraͤchtlicher Mächtigleit) lagernd, fintet er fih überall, me 
eigentlihe Moore over (fürbeutih:) Moofe, ober ſog. Brũche (Zorfbrüde), 
und der Möglichkeit nach: wo fog. natürliche WBiefen ven Grund beveden (vergl 
Binge’s Verſuche einiger Beiträge zur Naturkunde und Dekonomie. Altone 
1817. 8. ©. 42). Im größeren Theile Deutichlanps, fo wie im ganzen Rem 
ben von Guropa, Afien und Amerika, vesgleichen im nörklicden wie im fünlidhen 
Bolen, in Ungarn, Siebenbürgen, Groatien und Dalmatien, zum Theil and in 
ver Schweiz unb in einigen Innentheilen Frankreichs if er mitunter ſethr wei 
und fehr tief verbreitet, und wird in Form länglicher Vierecke (fog. Torfſtäre 
ober Torfe) geftocden, vie bei 14 Zoll Länge, 6 Breite und 4 Dide 5/, bis a 1 
wiegen, iſt mehr dunkelfarbig, als die vorhergehend bezeichneten Torfarten. viqt 
ſelten fo tief roth⸗, haͤufiger gelbbraun, daß er far ſchwarz, auf ben nut 
ſchwach glänzend ericheint, während weder biefe Schnitts noch feine Brad Giäder, 
unbewaffneten Auges beichaut, dem Auge irgend etwas pflanzlidh Geſtaltetes dar 
bieten. Gr iſt übrigens leicht entzündlich, verbrennt wmter verhältlich Harkr 
MWärme-Ürzeugung und verbreitet dabei elgenthümlich bitumindfen Gera; ca 
Stud bemerkter Größe brennt im Gtubenofen 2 Stunden hindarch, unter Mi 
zurchgängig gleicher Marme⸗Spende. Auf Hohen Bergen kommt in heart 
Mooren, öfters obnfern ver folgenden Art, eine von Algen uns Saubmoofen fe 
kedte Epielart vor; fie ift, wie die Hauptart, reich an Torfiänren umb gieht, 
trocden deſtillirt, kein Ammonoxyd (ober doch nur Spuren beffelben), wohl abe 

viel flüchtiges Brenzoͤl, von Geruch aͤhnlich dem des erhiten Erdpeche (Heber 
in geologiſcher Hinſicht beachtenswerthen Erdharz⸗Gehalt vielter Geßteine 
vergl. m. Arch. £ d. ges. Naturl. I. 338 und IV. 450.) — Bei ber Der 
ſtillation der bituminöſen Merkurerze (fg Duedfilberlebererze), 
die man zu Ipria Behufs ver Mr⸗Ausſcheidung vollzieht, erhält man az bie 
Merkurkügelchen begleitende, Etrupp genanntes kohliges rzengad, bed en 
flevenven Altohl einen Etoff überläßt, welcher, vom Alkohol durch Nelken Ak: 
beftilliren hefreiet, von heißer Gifigiäure aufgelöst wire und erfaltenk baranı 
kryftalliſtrt. Durch wiederholte Löfen im fiedendem Alkohol uns varazı mittel 
Grfaltung bewirkte Umfryftallifiren bilden biefe Aryfialle Inder gebänfte, fa 
geruchlofe und Faum ſchmeckbare, gelbgrün⸗ſchimmernbe Schuppen, vie bei 86°C 
= 680,8 R äſchmelzen und bei 760 C — 609,8 R zur faft farblofen, concem 
triſch⸗ſtraligen Maffe erflarren, aber parüber erhiät (an Naphthal in erimmerm) 
in Meinen, bünnen Blättern fublimiren, die mitfammen ein Loderes, Ichgaft Regen 
bogenfarben fpielendes (iridiſtrendes) Haufwerk bilden. Bödecker kat vieſen fubl- 
mirbaren Stoff Idryl genannt und ibn procentiſch — 94,568 C + 3,458 H 
gufammengejeßt gefunven, während das in glänzenden Blättern fublimirte Rap 
tbalin, verbrannt, procentiſch — 93,77 C + 6,23 H berechnet un erfinzi 
Rödiometriih nah Aromen —= Cz Hy (14mal genommen entipredjen» Ugg 
lebiere⸗ atomiſtiſch = C; Ha (nad Verhalinißgewichten = = C;B:; ©, 9) a 


— — — — — uw — 


— — — 


1573 - 





- amd Zutritt atmofphärifchen Orygens, vorhandene Echwefeleifen (Rifens 
Hefe) in fchwefelfaures Eiſenorydul und dergleichen Eifenoryd verkehrt; 
während dann bas alſo entilandene FeOSOz burch Wechfelzerfekung 
‚mit vorhaudenem Natronphosphat, weißes phosphorfaures Eiſenorydul 
hervorgehen macht, bemächtigt ſich die SOs des Gifenorybfalzes bes 
Kalle und feht fo die POs befielben in ben Stand, fi mit FeO + 
F&03 (= Fe304,) zu fog. „natürlichem Berlinerblan“ oder „blauer 





Anſatz gebracht worden ft. Das Idryl if valdelich In Waſſer, wenig Töslich in 
nicht erhigtem Alkohol, Aether, Terpentinöt und Eſſigſaͤure, währehb es von biefen 
brennbaren Slüffigkeiten bei deren Siedhitze Leicht aufgenommen wird. Waſſerarme 
Schwefelſaͤure Löst es mit goldgelber Jarbe auf, während waflerfreig Schwe⸗ 
felfäure das Naphthalin (unter Selbſterhitzung) mit anfänglich fchön purpurrothee 
Sarbe aufnimmt, vie waflerarme es mittel Anwärmung auflöst. Gelegentlich 
ver Jeoryl⸗Unterſuchung wurde auch bas in dieſelbe Gruppe von Brenzerzeugniffen 
gehörige Idrialin analyfirt und aus 91,828 C, 5,299 H un 2,873 O, 
entipregend 42 Atom C + 25H -+ 10 zufammengefeht gefunden, wonach 
alfo das Idrialin ein Oxyd des Joryl iſt) Es bildet dieſe Gpielart des Moor⸗ 
torfö den Uebergang zu dem nur auf Höhen, vorzüglih an abhängigen Stellen 
berfelben [aber demohngeachtet ſtets wagerecht gefchichtet] Iagernden, auf dem 
Broden, ven norbifhen Alpen und im höheren Norden Norbamerila’s, gemeinhin 
von anderen Torfarten, zumal von Moortorf begleitet, nicht felten über (und 
ebenfo auch über MWBfättertorf) vorkommenden, manchmal beträcdhtlide Maſſen 
(ganze Klumpen) von Erdharz, Hingegen nur fehr fparfam -Pflangenüberrefte eins 
ſchließenden, von den Weſtpthalen Tras oder Dras genannten: 

7) Pechtorf. Schwarzbraune, öfters vollkommen braunſchwarze, an Erbs 
harz⸗ Gehalt und in der Regel auch an Eigengewicht alle übrigen Torfe übers 
treffende, leicht entzünbliche, gleichmaͤßig und unter Iebhafter Wärmung verbren= 
nende Maſſe, vie hiebei fehr witzigen, an fog. Steinkohlendampf erinnernven 
Geruch verbreitet, vie um fo raſcher und gleichmäßiger verbrennt, je friiher 
fie geftochen ift (je reicher an H-Gehalt ihr Erdharz iR?) und bie troden veſtil⸗ 
lirt gegen 1/3 mehr flüchtiges Brenzöl entwidelt, als dieſes bei ven übrigen 
Zorfen der Ball if. Brifch geflohen und ſogleich zwiſchen Müblſteinen, ober in 
Ahnlicher Weiſe zerrleben, gewährt ex glei dem in Abnlicher Weiſe behanvelten 
Moortorf eine Mafle, die, geformt und geteodnet, weit lebhafter verbrennt und 
baher in gegebener Zeit entfprechend mehr Wärme entwidelt, als ber ebenſo 
trockne, aber unzerriebene Torf. Ausgepreßt und durch Nachſpuͤhlung mit Waſſer 
ansgezugen, überläßt er, wie der Moortorf, an vaffelbe Lösliche Torffäuren und 


torſſaure Salze, welche Thierhaut, Hanf⸗, Flachs⸗ ıc. Gebilde vollſtändig gerben. 


Mikroſkopiſch beſchauet Bieten die ſtark gepreßten und darauf ſehr ſcharf getrock⸗ 
neten Pechtorfe, wie die ebenſo behandelten Moortorfe: auf den Bruchflächen 
Innengeſtaltunge⸗Verhaͤltniſſe dar, ahnlich jenen, welche die ber Steinkoblen ges 
wären. Außer den zuvor erwähnten lebenden Pflanzen; welfen vorzüglich fols 
gende Berbalten auf Moors und Pechtorf⸗Lager und zum Tbeil aud auf bie 
übrigen Torfarten Hin: a) Günrpfe und fumpfiger, Hei jedem Fußtritt zitternder, 
mit Laubmooſen oder Pdgen Rafen dedeckter Grund; hy gelbliches over bräun⸗ 
liches Durch⸗ und AtsMliehwafler (fo wie vergleichen ſeiilich ſolcher Gründe vor⸗ 
handenes Grundwaſſer), Jumal, wenn fi ver Spiegel ſolcher fließenden ober im 
ben Gründen ih in Form von Laachen fammelnden Wäſſer, Pfauenſchweif⸗farbig 


zeilgt; C) mehr ober weniger flarke Bräunung des fog. Torfbohrers, d. i. eines 


weißen Stabes, den man tief in ven Boden ſibßt und dann, nach Ablauf einer 
halben Stunde, heranszieht. 


— 


‚Cifenerbe*, d. i. zu blauem phosphorfaurem Gifenszybal 
oryd (dg6 audı, burchfichtig kryſtalliſtrt, als Vivianit vorlemmt) zu 
verbinden, und fo witlagerndes orybiztes Eifen in Sumpfer z (S. IF. 
Anm.) zu verwandeln. Torfe, beren ſaures Kalk: Phosphat jene Zen 
feßung erlitten hatte, enthalten nun, neben den phosphorfauren Eiſen⸗ 
falzen: Eyps. Die Eiſenerze ber fog. Urgebirge, wie fe haupt 
fählih in Steiermark, Scandinavien und Rußland vorfemmen, fix 
frei von Phosphorfänre; entflanden fie naffen Weges, ſo 
Tamen fie, dem Borhergehenden gemäß, nicht mit Ueberreſten folder 
Organismen in Berührung, welche phosphorfauren Kalk enthielten; 
mithin nur mit Infuſorien; felbf nicht mit Korallen, beum diefe ent 
halten Kalt: Phosphat. 

Anmerf. 8. Auf den Seen Weſtmorelaudo fept ſich, Eyell 
zufolge, in Form einer, bei ruhigem Wetter, nachdem es geregnet bat, 
fi$ bildenden, den Geefpiegel Aberziehenden Haut: ein nicht Terf-, 
foudern Anthracitsartiges Etzeugniß ab, das, der verhaältlich großen 
Entfernung der viel Steinkohlenrauch entwidelnden Manufachnfärte 
ohngeachtet, doch wahrfcheinlich nur durch biefen Rauch zu Gtazie 
fommt; daß es aus den Seen ſelbſt nicht hervorgeht, bafür ſpricht Die 
Klarheit ves Waſſers derſelben. @s beficht, mikroſtepiſch beſchauet. aus 
0,001 bis 0,00025 engl. Zoll langen, fchwach bräunlichen, berrdhäde 
tigen Koͤrperchen, die vor dem Löthrohr ohne Flamme wwrbreunen u 
mit NaOChO; verpuffen. Den Seen hinzu wehende flinfende Nebel 
machen ſolche Haut verfchwinden, ohne daß man bis jetzt weiß: eb 
durch phyſiſche Eutführung, oder durch chemiſche Zerſeheug * *) - 
Wo im von Pflanzen bedeckten Lande fog. Erdfälle erfolgen, che, 
Falls fiih die dadurch gebildeten Hohlräume mit Wafler füllen, Canyk 
und dadurch neue Torf-Bildungen in Ausſicht **);, wo man lange Zeit 


*) In Bolge eines in ver Gegend von Comrie (Perthſhire) iu Schottland im her 


Nacht vom 22fen zum 2äften Novbr. 1846 flattgehabten Erdſtoßes, bez bie Bert 
gewöhnlichen Cidſtoͤße an Heftigkeit übertraf, {ah man Dlorgens baran auf bem 
Wafler des Laudſees Loch Dayart einen ſchwarzen Stoff ſchwimmes, ber mut 
etwas von dem Waſſer geſch oͤpft ber ſchwarzen Schreibtinte Ahnelte, u Gre 
gory's Verſuchen gemäß ein ungemein Carbon⸗reiches (alle G. bekamca Terfe, 
und ſelbſt die Braunkohle, und dieſe in ſolcher Ginſicht um 10 Proc. übertrr* 
fendes) Erzeugniß darſtellte, das, G's Vermuthung gemäß, aus dem „ben Beben 
bed Sees bedeckenden, vermoberten Torf" besvorgegangen ik. Ee beflazs yecım= 
tif$ aus C 78,712, H 4,706 um O 18,582, nebſt unmägbazer Epur wen A. 
Bergl. Ann. d. Chem. u. Pharm. LXI. 365,ff. - 


“) Das mithin auch bei dem jüngften hieher gehörigen Greignif wutteszahtid) ber 
Kal ſeyn wird, Walls es für die Folge in ver Pekſenlung an Ze zit ge 


bricht. Deffentlichen Nachrichten zufolge verſank naͤmlich, i 

Jahres (1847), in ber Gegend zwiſchen Schönef,unn Berent, bei Lem Derfe 
Rowno, ohnweit Danzig, in einer Nut, ine „mit Kartofeln uub Getzehe 
bepflanzte Anhöhe, und Wafler trat an ihre Stelle. Cie mar, vor ihrem Be 
finen, an zwei Seiten von Lanpfeen begrenzt, unb das Waſſet, was dam cher 


> — — — — — — — — — — 2— -- - 


ws 
* ” ’ 
———— 0) 


hindurch Saͤgmehzl mit Waſſer bebeckt, bei freier Lufl⸗Betührung ber 
Sonne ausgeſetzt ſeyn laͤßt, verbindet ſich der inzwiſchen erzeugte grüne 
Schlamm mit dem modernden Holze und dem braunen Schlamme *) 
jur Torfsartigen Mafle, indem fich zugleich das Wafler nach und 


GStelle vertrat, fand ich durchgangig getrübt. Wollte viefe Senkung bur Gin, 


brechen der oberen Wolbung einer Kalkfchlotte erfolgt ſeyn, ſo würde dieſes Er⸗ 
eiguiß darauf hiumwelfen, daß das dortige Ackerland ꝛe. auf Höhlenkall lagert. 


%) Nicht ſelten enthält nicht nur der Moortorfe bedeckende Schlamm, ſondern auch 
ras Waſſer ſolchen Schlamms, mittelſt beigeſelltem Schwefelkalk, Schwefelammon, 


HS und CO x. gelöstes Eropech, was theils auf unterlagerndes bitinnindfes 
Golz, Ligniten upn ähnliche Ablagernugen hinweiſet, theilt auf organifıhe, bie 
SOz ver gelöst gewefenen Sulphate zerſetzende Lösliche Abkoͤmmlinge organifcher 
Körper (©. 1481) und ähnliche Beimiſchungen bieten vann auch Mineralquellen 
dar, welde vergleichen Eroſchichten durchſtrichen; z. B. bie unter Andern von 
Böhler unterfahten Nennporfer fog. Schwefelwaſſer⸗Ouellen; a. a. D. 
xVIL 286 f. Schlamm ber Urt isaduet, für ſich erwärmt, zuſammen⸗ 
ſchrumpfend zu einem zartfühlbaren Bulver ein, von meiſtens bunfelbrauner, faſt 
ſchwarzer Farbe, und wirkt, uneingetrodnet auf pie Haut gebracht, reizend, in 
Solge ſolcher Reizung auf derfelben gewöhnlich zahllofe Kleine, rothe (fog.) Boden 
hervorrufend, una heißt folgen Balles und Biezu verwendet Badeſchlamm. 
Der son Wohler unterfuhte Nennporfer Badeſchlamm if ein ſchwarz⸗ 
grauer, Kart HS une COg enthaltenber, nad) HS riechender Brei, ner bei völs 
liger Eintrodnung 36 Prec. SintrodnungssBerluft erleidet und dann eine graue 
Erde darſtellt, vie viel Schweſelmetall und mechaniſch eingemengten Schwefel 
enthaͤlt, erhigt, anfänglich mit Flamme, dann aber ähnlich wie Torf verbrennt 
und bieburch eine hellgraue, erdige Aſche binterläßt, deren Beſtaudtheile die uns 
srgauifchen ber Dammerde uns bie Salze der genannten Queſlen (CaO, NaO, 
MgO, KO + SOz3 um CO,, bann MgCh, SiO und Spuren von CO3) 


find. Auffallend if jedoch gerave bei dom Schlamm: daß er troden deſtillirt fi - 


verhält, als wäre eu ein thierliches Erzeugniß, oder enthielte er viel von bers 


gleihen, z. B. Barögin; denn has gewonnene Deftillat ift dem Geruche nah - 


faum von benen in gleicher Weiſe erhaltenen thierlichen Brenzerzeugniſſen zu 
unterfcheiven, gegenwirft nicht fauer, ſondern alkaliſch, and enthält bedeutend viel 
AHsOCOR un» AH4S, wie denn an vurch Digeflion des friſchen Schlamms 
mit KOHO-Löfung fi lange Zeit und viel AImmoniak (wahrſcheinlich ſich bil⸗ 
benb) entwidelt. Das Barögin wurte, vor beiläuflig 26 Jahren, von Longs 
Gamp in Heinen Antheilen in den beißen Quellen zu Bareges entnedt und 
dann auch In den Übrigen von ihm unterfuchten heißen Duellen rer Hochs Byres 
näen aufgefunden. Abgeſehen von ven Galzquellen zu Salies und einigen 
andern viefer Art, finnen fid von Mittelmeer bit an den Weſtoccan, d. i. in 
einer Länge von 90 Meilen 150 Duellen der Urt, pie, 2%. zufolge, alle vieſelbe 
Beſchaffenheit varbieten. Uebrigens fand man ſchon Lange vor Lon gch amp ein 
ähnliches, anfcheinend thierliches, Erzeugniß in Mineralwäffern, Germbs 
ſtadt'e Bipliothel IV. 290. Das Baregin ähnelt in feinem Derhaften dem 
Fibrin und iR fee wahrfcheinlich ein Erzengniß milroflopifiger thierlicher Leb⸗ 


weſen, und dürfte zum Theil durch die. Luft den Waͤſſern zugeführt werden ; wenigs 


ſtens machen dieſes Riegel's Beobachtungen wahrſcheinlich, ner in einem mit 
HS von Zeit zu Zeit gefättigten Wafler, nach Ablauf von britthalb Monaten, 
auf dem Boden bes folchen Waſſer enthaltenden Glafes eine dem Barögin In 
ihreni Verhalten fehe Apnliche, mikroſtopiſch befchauet, Keine organifche Iunens 
geſtaltung verrathende, gallertartige Maſſe ſand; Herberger’s unb Windler's 
Jahrb. f. pract. Pharm, ꝛc. VIL 964 |. 


> 
— — __- —— 





— — — — 


1576 


nach mit Torffäuren ſchwängert. — Obgleih dem Schlamm ber 
Sümpfe flets Agotides enthaltende Bebilde beigegeben erſcheinen, fo 
weicht ex dennoch in chemifcher Hinficht weientlich ab von jekem eigent 
lichen Thier-Schlamm , und daher auch von jenem ſchwarzen ber Ab⸗ 
zugecanäle, den Braconnot dur Schwefeleifen gefärbt fand. 
Anmerk. 9. Jenes ©. 1368 berührte ſog. Blüähfutter, und 
mebe no die Selbfentzändungen nicht gehlrig getrodineter 
pflanzlicher Erzeugniffe, 3. B. feucht eingebrachten Heu's und alter, 
hinſichtlich der unbeendeten Trodnung in ähnlicher Beſchaffenheit be 
findlicder Kräuter, beginnen mit Verweſung, vie, faum begommen, iz 
Moberung und, [hläßlih im Fäulniß übergeht. Um Türzeften ge 
langt man mittel eines Verſuchs zu den Hicher gehörigen Ergebniften, 
wenn man, wie fhon Hermann Boerhave lehrte, ein aufredkt 


- geflelltes, oben offenes, unten mit einem Boben verſehenes Hölyras 


Faß mit frifchen faftigen Kräutern füllt, biefelben darauf fe feR ein 
brüdt, daß noch 1/0 bis Aıo des Hohlraums umgefüllt erſcheint, uab 
es daun, unverſchloſſen, mehrere Tage hindurch. der Ginwirkung ber 
Luft überläßt. Schon nach einigen Tagen bemerit man baum fühlber 
gefteigerte Wärme des Krautes, vorzüglich in den Mitten weifelben, 
die endlich Waſſerſiedhitze erreicht, und zwar um fo eher, je Bär 
glei von vorn herein das Kraut zufammengedrüdt und wicht naf, 
fonrern nur ſehr wenig feucht (aber Teiuehteges merk 
troden) in das Faß gefchüttet worden war. Mit der beginneate 
Wärme s Entwidelung gebt die grüne Farbe bes Krautes in: nad m 
nach an Schwärze grenzende Bräunung über, begleitet vom eigenthis 
lich widrigem, allmälig unerträglid werdbendem, fein 
dem Fleiſch umd dergleichen Harn ähnlidem Geruch und Hidt 


unangenehm fHarfem Geſchmack, und hatte man nicht zu Fieme 


Mengen von- Kraut oder Gras hiezu verwendet, fo bricht emblid Is 
Banze in Flammen aus; vergl. ©. 1083. Erwägt man «), daß bie 


Krautmaſſe anfänglih (äbnli dem Platinſchwamm unb ber ſtriſch 


geglüheten Kohle) das anfliegende atmofphärifhe O⸗Gas eiufzuges 
verdichtet; 8) daß ſolche Verdichtung das Maaß jener gegenfeiiges 
Gieftrifirung erhöbet, welche aus ber Berührung des oryeirderen 
Stoffes und des Oxygen, bei Mitantwefenheit von Waſſer Kersergeit; 
y) daß hiedurch nicht nur die Bildung von CO2 aus dem C ves m 
der Moderung unterworfenen Etoffes, und dem O eines Theiles des 
Waſſers begünfligt, fondern zugleich audy I) die galvaniſche Zerfegung 
des übrigen Waflers eingeleitet und befördert wird, der zufelge hinfert 
chemiſch⸗polariſche Achemifchem Gegenſatze entfprecdende) Serfegungen 
der in dem Waſſer gelösten Bilbungstheile zu Wege gebracht werben, beren 
Zerfeßungen und Zerfeßunge: Ummifchungen zu Untwidelnugen ven 


" CHa, fo wie theils zu Ashaltigen, theile zu Asfreien und im legteres 


Balle: Termentolsartigen Erzeugnifien führen, die zum Theil von dem 


\ 1577. 


verbichteten O⸗Gas ergriffen, wiederum zur Oxydation gelangen, fo 
wird far, — da man weiß: daß in guten Peitern (wohin auch die ' 
durch Moderung enifichende Kohle gehört) andauernd zu Wege gebrachte 
fog. elektrifge Strömungen deren Anwärmung und Grhikung bie zur 
Gluth zu ſteigern vermögen, und da die hinzukommenden Orydationen 
folder Gteigerung nur förberlich werden fünnen — daß es während 
bes ganzen Berlaufs ſolcher Verweſungs⸗,, Moderungs: und Faulungs⸗ 
Gaͤhrungen zu Erhigungen fommen mußte: lebhaft genng, um bie 
entzündlichen Bafe [Lüfte, wie Dämpfe) zu entflammen und hiedurch 
die annoch rüdftändigen flarren Theile in Brand zu feßen; oben 
©. 1488 Anm. Wo übrigens Pflanzenmodẽrung in Fänlniß übers 
geht, oder neben derfelben in Bang geraͤth, dort fehlt es — wie bef 
der weinigen, @ährung, ©. 1476 Aum. — neben den Nyotsleeren Bils 
dımgstheilen auch nie an Azotiden. Das gewöhnlichfte hieher gehörige 
Beifpiel bietet dar die Dammerde; *) nur daß in ihr flatt mehr 
oder weniger von dem zuvor durch Fäulniß Hervorgegangenen Ammo⸗ 
niak, gemäß fpäter eingetretener, von Saͤure⸗Forderung flärferer Baſen 
begünftigter Oxydation, in Agotiäure übergegangen if; ©. 1487 Aum, 
Daher denn auch der Azotsfreie Theil des Holzes nur infofern das 
Baffer zur Zerfehung bringt und dadurch feine eigene theilende 
Umwanbelung in (CO + O0 =) CU. und CHa2 hervorgehen macht, 
ale das Lignin sc. während der Waflerbevedung von Azotiden berührt 
wird, die, And zugleich ſtarke Galzgründer mit zugegen, unter Oxyda⸗ 
tion ihres C⸗Gehaltes, ſelbſt ähnlicher fheilender Zerfegung unterliegen 
und in Ammoniaf und Barbonfäure, oder in Ammoniak und Pflanzens 
fäuren zerfeht und umgewandelt werben. Inwiefern das im erſteren 
alle entwidelte CHa2 (oder leichte Kohlenwaflerfloffgae ; brennbare 

Sumpf⸗ oder Gruben⸗Gas), Falls es leuchtend hervortritt, durch Bei⸗ 
miſchungen von PH3:®as zur Selbſtentzündung gelangt, ſteht noch im 
Trage, daß aber die Irrlichter oder Irrwiſche wirklich aus bren⸗ 
nenden Gaſen beflehen, haben Bleffon’s hieher gehörige. Beobach⸗ 
tungen dargethan. Daß etwas der Art das „Leuchten des faulen 
Holzes“ bewirkt, iſt nicht weniger zweifelhaft, als der PH3.@ehält des 
Jerwiſch⸗Gaſes, obgleich Hermbiſtadt in lehterem wirklich P gefuns 
den haben wollte. *°) 


°) Man pflegt ven fauer gegenwirfennen Moorgrund auch ſaure, bie fruchttragenbe 
Lagegen fette Dammerpe zu nennen; flatt ber Iehteren, nichts weniger als 
wiffenfchaftligen Bezeichnung, würde man vielleigt zwedimäßiger die fruchttra« 
gende Dammerde in Ammonial: (Ammonoxyd⸗ x.) haltige und Ammoniak⸗leere 
unterfcheiden. 

*) Beral. m. Hob. d. Meteorot. I. 418. III. 542, 544 u, 582; m. eigenen hieher 
gehörigen Beob. S. 543, vetgleichen m. Arch. f. d. ges. Naturl. V. 178 
und Bleffon’s Hicher gehörige Abb., ebendaſ. XXIII. 25 ff. — Ueber nas 
Leuten des faulen Holzes haben früberhin v. Goethe und balb baranf 





WE 


5) Faäulniß; ©. 984, 1067, 1335, 1476, 1499 und 1554. Wie bereits 
früßer bemerkt worden, forbert eigentliche Fäulniß zu ihrem utfichen 
Azotide und Fommt nicht nur um fo eher in Bang, je reicher bie 
felben an A (und zugleiy auch an S, ober beflen Vertreter) ſind, fon 
dern zerfällt auch um fo vollkäubiger im chemifche emigegengefeßte Bes 
zweitverbindungen, die bier, wie bei ben weinigen Gährungen , um fo 
IHärfer einander dyemifch entgegengefeht hervorgehen, je mehr das 
Maaß jener phyflichschemifchen (galvanifchen) Begenbethärigungen fig 
Reigert, welche hier zur Wirkſamkeit gelangen; Gegenbethätiguugen, auf 
welche der Brad der Anwärmung ber faulbaren Lebenserzenguifle von 
entichiedenem Ginfluß if. Auch if Hier, wie bei der genannten GäL- 
zung, die anfängliche Berührung ber atmofph. Luft, wenn gleich wicht 
unbedingt nothivendige, doch mehr ober weniger allgemeine Auregungs- 
bebingung bes ganzen Borganges, *) Schon bei 50 bis 60 C = 4 
bis 705 R beginnen hinreichend gewäflerte Azotide zu faulen, währen 
fe bei 150— 200 C = 120— 160 B darin ſchon fehr merkliche Fort 
. ſchritte machen und bei 250— 300 C = 200-240 R Icbhefte fort 


Tychſen Verſuche angeſtellt (Trommiporff's Journ. d. Pharmac. III. ⁊ 
©. 256 u. V. 1. S. 179; Gcherer's Bemerkungen über bie zugebörigen Be 
bingungen; a. a. D. III. 2. 257); fyäterhin: Blacivus Heinrich in deffer: 
Die Phosphoretcenz der Körper. Nürnberg. I—V. 1811— 1820. 4. B. Hei» 
rich ſah übrigens nicht nur Navelbölzer, fonbern auch Laubhölzer Iendhienb wer 
den; nämli außer dem Holz der Tanne (Pinus Strobus L.), ver Beih 
tanue (P. picea L.) un Site (P. sylvestris 2.) and jenes ww 
Birke oder Maibirke (Betula alba) und Grle (B. Alnus L.), ver gene 
nen ober Roth: Buche (Fagus sylvatica L.), der gemeinen dise 
(Quercus Robur L.), ves Wallnuß⸗ ner Belfhnuf-Baums (Je 
gluns regia L.) und ber gemeinen ober Lorbeer-MBeipe (Salix pen- 
tandra Smith) uns ebenfo au Moortorf uns Rafentorf.e Dacı je 
‚folge leuchtet auch das fog. faule Holz der Eſche (Fraxinus excelsior L) 
und ver Haſelnußſtaude ee avellana L.), nah Spallenzasi 
das des Kaftanienbaums (Fagus oastanea L.) Rah Rortäm leutın 
Baldrianwurzein (Valeriana oflcinalis), Das vor mehe denn 60 Iahırs 
in einer Gaferne zu Straßburg beobachtete lebhafte Leuten fan ler Rartoffels 
gieng von metallifh glänzenden Punkten aus; ©, 1451 u. m. Iiye= 
mentalphufit 2. Aufl. IT. 403. Inwiefern mikroſkopiſche Leuchttkiergen 
das Leuchten des faulen Holzes, leuchtender Mooſe ıc. bewirken, ſteht immer na ia 
Brage. P. Heinrich fand, daß das Leuchten des faulen Holzes viel feier eimtzete, 
als vie Faulniß veſſelben (vergl. oben &. 1554). Borzüglich geeignet, leuchten zu 
werben, fand er die / nach dem Fällen ver Bäume bereits abgeftorbenen Bfablwers 
zeln, zum Tell auch vie Geitenwurzeln; aber auch gefunne Wehe brachte c 
zum Leuchten, wenn er fie längere Zelt in ven Keller ober in einen mäßig 
feuchten Behälter legte, oder fie im erfieren alle von Zeit zu Zeit etwas näße; 
alte, abgeflerbene Baumfumpfe gelangen fo, ihren inneren Theilen na, bald 
zum Leuchten. Toͤdtung ver Kartoffelleime durch kochend Wafler hindert ihre Fäuizif. 

©) Liebig dezeichnet zwar In ſ. zu Seidelberg erſchienenen Organiſchen 
Ghemie vie Faulniß „als eine BVerweſung, in welcher der Sauerſtoff ver 
Atmoſphaͤre keinen Antheil nimmt“, allein dieſes gilt fireng genommen nur Som 
Sorigange der Fäulniß, nicht von ihrem erſten Anheben. 


= m”. mn ww 
- 


mn vw. 


—— —— — — — — 


m ww N ve u 37 a 3 wu 2 ws 


er 


fahren. Un irgend einer Etelle des Azotid begonnen, feßrehtet die 
Faäͤulniß auch in vefien übrigen Antheilen, und ebenfo in anderen, das 
Azotid berührenden Häulnißs fähigen Azotiden und deren organifchen 
Verbindungen fort. Es if daher ſchon aus dieſem Grunde wahrichein» . 
ih, daß nit nur ſog Miasmen oder organifhe Berunreini- 
gungen (von wadvrw, verunreinigen), fondern auch Bontagien 
oder Anfledungss oder Seuch⸗Stoffe (von Contagium, das Anſteckende 
oder die Seuche), neben Amımoniaf „Schwefelammon, ſtinkendem 
Hydrocarbon⸗Azot, Hydrocarbon⸗, Säwefel. x. Bafen, Carbon⸗ 
ſäure und Azotichtſäure in Folge der Fäulniß der Azotide aus ihnen 
hervorgehen. ») Iu gleicher Weiſe, wie die Fäulnig, wenn auch nicht 





°) Der durch Faͤulniß entſtehenden Erzeugnifſe if bereits im Vorhergebhenden a. a. O. 


⸗ 


verſchiedentlich gedacht worden. — Die meiſten fanlenden Agotive und aus ihnen 
entwidelten ſtinkenden Gaſe find den Menſchen Gift. Bauinifwirrig wirkt Alles, 
was Gahrung hemmt ober aufbebt, und was Glementarorganismen tötet; S. 1478 ff. 
Leptere Thatſache, in Verbindung mit der weiterhin oben bemerkten Begünftigung 


"des Zebens nieverer Organismen durch Faäulniß, iſt von Mehreren erweitert ar 


gefaßt und dahin gebeutet worden, als ſeyen es lebende Wefen, welche, wie 

angeblich vie Oberheſe, nen wälrig flüſſigen Krümelzucker x. in Breunweingäh⸗ 
sung (S. 1480) verſeht, fo jene vie Azotide in Faäuiniß. Die neueſten hieher 
gehörigen Verſuche verdankt man Helmholz (KTromann's u Marchand's 
Journ. f. praet. Chemie XXXI. 420 ff.). Weinmoſt, Leimloͤſung und unter 
Waſſer gebrachte Fleiſchſtücke wurden zuvorderſt in⸗ Sierhitze verfeht, um Gier 
ver Infuforien und Schimmel⸗Sporen zu toͤdten (vergl. S. 1478), und die ſol⸗ 
chen Weges ausgetriebene Luft daun burch andere erſetzt, welche vorher burch ein 
glähendes Gatrohr geleitet wurben; mie Lange aber auch ſolche Luft (die außer 
dem von Zeit zu Zeit ernenert ward) jenen Etoffen zur Berührung uns Eins 
faugung überlaffen blieb, fie blieben 8 Wochen hindurch währen des wärmfien 
Gommers ungefault, begannen hingegen in wenigen Tagen zu faulen, als flatt 
ber fo ſtark erhigten eine nicht in foldem Maaße erLigte Luft augelaffen worden. 
5. ſchließt hieraus: daß die Luft etwas mie was die Faulniß veranlaffe, 
durch (jene) Hige Hingegen zerſtoöͤrbar fey. 6. brachte dann die in bemerkter 
Weiſe vorbereiteten org. Stoffe in ein eylinbrifches las, überband dieſes luftricht 
mit Thierblafe, exrhigte et dann mit feinem Inhalt bis zu 100%, um fo jene 
Gier x. zu töpten, und flellte es nun umgefehrt, mit der Blafe nach unten, in 
eine andere Ahnliche Vorrichtung (Bleifch mit Waſſer zc.), deren flüffiger Inhalt 
aber mit ber Luft in ungehemmter Berührung blieb; es erfolgte zunäachſt Fäulniß 
des Inhalts biefer offenen Borriätung, dann aber auch endotmotiſche Hindurch⸗ 
wirkung bes Waffers ze. durch die Blaſe in den Inhalt des durch biefe geſchloſſenen 
Cylinders; jedoch blieben vie an ſich ſtarren Theile dieſes Inhalts feſter, als 
die außen befinplihen, wie fie denn auch ein anderes Anfchen gewannen. — 
Baystuffac’s Verſuch, dem zufolge luftleer vargeftellter Weinmoſt zu gähren 
anfleng, als man in den zuvor unter Merkur ausgepreßten Moft einen fog. gale 
vaniſchen Strom Hatte bervorgehen und fo Etwas von feinem Waſſer in U und 
H zerfegen laſſen (oben ©. 1476 ff.), gelang H. nicht. — Als v. Gorup⸗Be⸗ 
fanez frifg entuommene Ochſengalle (oben ©. 1098, 1107 u. 1110 ff.) 
bei 25° R = 319,25 C bis 30% R = 379,5 C, unter Grfegung verdam⸗ 
pfenden Waſſers, der Luftberührung überließ, gieng ihre urſprünglich dunkle 
(grüänlichsgelbe) Farbe in eine ſchmutzig⸗braune über, währenn fich zugleich auf 
ihrer Oberfläche ein gelbsgrünes Häutchen bildete, das, zu Boden ſinkend, immer 


1580 





burihgängig erweislich, das Entſtehen, fo doch den Fortgang ber Con⸗ 
tagien und Miasmen bewirft und beſchleunigt, in folcher Weile begin⸗ 
fligt ſte andy die Lebensbethätigung nieberer Lebweien, und nicht etwa 
nur der fog. Elementärorganismen, ſondern auch höher geſtellter Ein 
zeinweien ; 3. B. das ber fog. Würmer im faulen Fleiſch, ber laden 
im fanlen Käfe ıc. Inwiefern das beim Faulen der Seefiſche ge 
wöhnlih eintretende Rarke Leuchten (das fi auch küͤnſtlich Geruen 
bringen läßt; m. Grperimentalphyfif II. 230) von mikroſtopiſchen 
Leuchtthierchen herrührt? iſt bis jept noch umermittelt. Desgleichen 
welche Berbindungen es find, deren Antvefenheit manche faulende Thirre 
vor anderen unerträglichen Uebelgeruch verbreiten machen (3. B. Sei⸗ 
tens faulender Krebfe) ꝛc. ꝛc. 
Anmerkung. Als Beifpiel einer Nacheinanderfolge verfdgichener 
Bährungsarten einer und derfelben Gährungs-@attung (der Zerfehungs: 
Gaͤhrung) Tann die ſich felber überlaffene Galle dienen, fofern fe — 
unter Berührung der Luft — entweder ihren eigenen Schleim, sber 
einen Bertreter deſſelben beigegeben erhalten Hatte. Nerkentwerth if 
außerdem noch bei biefem thierlichen Gebilde, a) daß einige Dam 
erzeugnifle jeber der von ihr burdhlaufbaren einzelnen BährungssNirten, 
auch Lediglich durch chemifche (Salzzeuger⸗ oder Galzgränber:, v. i 
Säure: oder Bates) Begenforberung zu Stande gebracht werben fänzez; 
b) daß einige des dadurch entflandenen Erzeugniſſe fowohl anf Antheile 


wieber durch ein neues erfegt wurbe und, mikroſtopiſch beſchanet, zahlreiche kub 
Roff- Bünktlein, graufarbene Körnchen (wie v. &. vermuthet: eigenthämlige Pilze. 
einzelne Kochſalzkryſtalle und unzählige längliche, fich fehr träge bewegende Br 
brionen (&, 1508) darbot, vie na 3 Wochen, da der fanlig geworben: Ge 
zuch immer zugenommen hatte und ftatt der ıeiprünglich neutralen nun afllafıike 
Gegenwirkung eingetreten war, mikroſkopiſch nicht mehr wahrgenommen were 
konnten, wogegen jetzt viele zierliche Kochſalzkryſtalle un größere Krykalle von 
phosphorfaurem Magnit⸗ Ammonoxyd fichtbar wurden. ‚Hierauf im Waſſerbade air 
gedampft und dann, zur Entfernung ded Schleimb, mit Alkohol verfept, fester 
fi der Schleim: untermengt mit Taurin (©. 1110), während der Ylsbel zw 
gleich loͤſend eingewirkt und ſich ſolchen Weges gefärbt Hatte. Durch Kunerfutle 
entfärbt und dann der Deftillation unterworfen, verblieb ein Rüdftemb, der dem 
Aether eine (unter andern auch Marparinfäure enthaltende) fennz beat, 
ftart fauer gegenwirkende, breiige Maffe entzog, teren Außerft roldriger Fifdsgeams 
Geruch, In Folge andauernder Einwirkung warmen Wafferd, ſich im wide umanges 
nehm Ambras oder Mofchudsartigen verwandelte. Als Natt der rohen Galle geitieeb 
galfenfaured Natron (S. 1111) mit Schleim aus dem Zwoͤlffingerdarm (Deodessm) 

. eineb frifch gefchladhteten Kalbes vermengt, In gleicher Weife, wie die rohe Sell 
der Luftberührung upterfteßs worden wat, erfolgten ähnliche Erfcheinungen, Beinh 
man das Gemenge-folcher Berührung fo lange, bis es deutlich Tauer gegewwirkse., 
fällte ed dann mit Eſſigſaͤure aud, ſonderte hierauf dad Flüffige vom Ntederſchlage. 
dampfte erfiered zur Trockene ein und behandelte ed nun mit Altohel von AP. e 
hinterließ dieſer Taurin‘, das durch Zmallged Umfrmfallifren volkommen gereisist 
erfchten; 20 Gewichtsthheile gallenf. Natrond gaben fo 3 Taurin, nebit 14 EHelei; 
dinfäyre (S. 1113); Ann. d. Chem. u. Pharm. LIX. 129 ff. 


x 


1 © 





annoch unveränderter Galle, ale andy unter fi ummifchenb und zer» 
feßend einzumwirfen vermögen, und c) daß das hieher gehörige Tanrin 
(S. 1110 ff.) eine verhältlih große Mifchungs⸗Beſtaͤndigkeit darbietet. 
Während nämlich die Galle zunächkt, in Folge der erregenden Cinwir⸗ 
ung ihres eigenen Schleims (oder die entfchleimte Galle: gemäß ſolcher 
Einwirkung , wie fie ein Vertreter ihres Schleims, 3. B. der Darm 
ſchleim, iu denen in der Untermerfung erwähnten Berfuchen v. Gorup⸗ 
Beſanez'é bewirkte), durch faure Bährung in Eholeinfäure 
übergeht (6. 1112), dann aber, beim Eintritt der Moberung, in Chos 
Ioidinfäure (a a. O.), TZaurin und Ammonoryd zerfällt — 
Erzeuguiſſe, von denen das erſtere bann, bei: in volllommenen Gang 
gerathener Fäulnig, in kryſtalliſfirbare Eholfäure (a. a. O.) verfehrt 
wird, indeffen letztere zu beftehen fortfahren — kommen biefe Erzeug⸗ 
niffe auch zu Gtande ohne Beihülfe irgend einer @ährımg ; denn 
verduͤnnte Säuren machen aus der eniſchleimten Galle hervorgehen 
Choleinſaͤrre, aus dieſer darauf aber GholoMinfäure, Taurin und 
Ammonoxyd; ſtarke Salzgründer (z. B. Kali; ©. 1113) aber erzwin⸗ 
gen gegenfordernd bie Zuſammenſetzung ber Cholſaͤure, und ähnlich 
wirft auch das fog. wäfirige Ammoniak; fo daß alfo, erreicht vie 
Faͤulniß ihr Groͤßtes (ihr Maximum), eines ihrer frühefen Erzeugniſſe, 
das Ammoniak, durch feine falzgrünberifche Begenforderung, indem es 

-+H0: CO, und wo Ch mit zugegen il, AH4Ch hervorgeheu macht, 
zur ſchlüßlichen Bährunge-Zerfegung weientlich beiträgt. *) 





®) Erhigt man frifche Ochſengalle im Waſſerbade, fo deftlllirt eine wenig riechende 


Fluͤſfigkeit über, war fie aber fchen einige Tage alt, fo riecht dad Deſtillat entfchieden 
Moſchus⸗artig. Wie foih Deſtillat In heilkundiger Hinſicht ſich verhält und ob 
ed nicht den Moſchus gu erfepen vermag (vorausgeſetzt, daB ed auch bei dieſem nur 


ver riedbare, d. db. flüchtige Thetl if, welcher wirft), fieht in Frage. - 


GSleiche Fragen find jedech auch bei vielen anderen, fchon In Heinen Gaben fehr 
wirkſamen Arjneifteffen aufzuwerfen; 3. B. auch bei dem über Opium deftillirten, 
als ſolches volllommenen Oplum⸗Geruch verbreitenden Waller. In Beziehung auf 
Moſchusgeruch (den, ſofern alternde Galle ihn entwidelt,. ſchon Fourcerey: 
ald ein Zeichen beginnender Faͤulniß derſelben betrachtete; Syst. X 21) verdient, 
beim Eingehen auf Fragen, wie die vorhergehende, noch befonderd beachtet zu wers 
‚den, was oben ©. 108 Anm. in diefer Hinficht mitgeteilt werden. WI man 
faulbare Segenflände auf Ammesntlat benugen, fo muß man fie gegen Ruftzutrite 
fügen, fo wie fie die Zeichen der Faͤulniß darbieten, Fleiſch 3. B. anfängt, eine 
ſchwach gruͤnliche oder ſchwach blaͤullch⸗ gruͤnliche Farbe zu zeigen; man findet dann, 
nach einiger Zeit, ſtarken Ammoniak⸗Seruch (und verbältiich viel Ammonoxyd⸗ 
Garbenat) vor; an die Luft gebracht, verfchwindet er bald, und flatt feiner verbreitet 
ſich hoͤchſt widriger Uebelgeruch; Indeffen beginnt auch dann nochmald die Ammo⸗ 
ntats Bildung, um wiederum aͤhnlich zu enden, wie dad erfie Wal, und ſofort; zuletzt 
hinterblelbt mit einigen andern Salzen verfepte Knochenerde. Hatte man die 
Salle in aͤhnllcher Weiſe behandelt, fo erhält man viel Stickgas, fehr wenig Am⸗ 
monlak umd der letztliche Rüdftand befiebt hauptſaͤchllch aus einem Gemenge von 
Natron⸗Salzen (Ratrons@arbonat und ⸗Phosphat, nebft Spuren von Kocfalz und 
febr ſchwachen von Elfen). — Ein Gemisch von A Maaßtheilen Weineſſig und 


x 


1582 





$. 20, 


Dieſe, wie alle Sährungsergeugnifie, find aber nicht nur 
von Gleftricität&-Erregungen eingeleitet, begleitet und chemiſch⸗ 
gegenfäglich entfprechend beflimmt, fondern zugleich ber hiekei 
fid} mit bethätigenben Wärme übergeordnet; das Entgegengefehte, 
Ueberordnung ber Wärme über die elektro» chemiſchen 
Gegenbethätigungen, bieten bar bie fog. trodne (b. h. ohne Iu⸗ 
fa von Waſſer veranftaltete) Deftilation, die Röftung wnb 
Die von Bergafung begleitete Berfoblung. Es find nämlid 
Diefe Vorgänge: Zerfegungen ber Bildungstheile, die zunädk 
und hauptfädhlich vermittelt werben durch jene Abänderungen 
ber fog. Wärmefaffung. (Capackät für Wärme), welde, 


burch Steigerungen ber Hitze hervorgerufen, zugleich begleitd 


hervorgehen: von denen, ben flärferen Erwärmungen entfprechen⸗ 
den Aenderungen ber Elektricitäts⸗Leitung fog. fchlechter Elektri⸗ 
citaͤts⸗Leiter und damit von Abänderungen jener Elektrifirungen, 
welche dieje darbieten, wenn fie durch Hibe in ihrer Leitungs 
güte gefteigert worden. Auch hier iſt es übrigens der chemiſche 
Gegenſatz der Wafler-Beftandiheile, welcher an bem Hervorgeha 
bieher gehöriger Erzeugniffe Hauptantheil hat, aber lets zäh 
übers, fondern untergeorbnet ben (phyſiſchen) Erfolgen de 
Erhitzung. 


Anmerk. 1. Unterwirſt man organiſche Körper, ober ans bergieiden 
entkandene, C, H und O als Hauptbeſtandtheile enthaltende fag. Ri 
nerals@rzengnifle (Torfe, Braun, und Schwarz⸗Kohlen) der troduen, 
d. h. ohne Zuſatz näflender Slüffigkeiten zu veranftaltendın Dekille 
tion, fo gewährt biefe ſtets, neben fowohl brennbaren als au: 
dburch beendete Oxydation hervorgegaugenen Bafen, won Waller beglei⸗ 
tete näffende Fläſſtgkeiten, denen Blige (meiſtens brenzölige, erk in 
Jolge der Srhikung zu Stande gefommene, feltener ſchon beſtaudene 
ätherölige) folgen, welche, je fpäter bervorgebend, um je zäber zb 

5 Ochſengalle ſchmect nicht ſaͤuerlich bitter, Tondern FB, und Hebufüches erfelg 
au), wenn man frifche Galle in demfelben "Berbätimb ſtatt mit Efiig meit Galar 
tin⸗haltiger Milchſaͤure (mit frifchen Wolken, die man einer vom fefder fauer gewer 
denen Kutzmilch enmemmen hatte) miſcht. Wad man font Sallenıuder sw 
Pleromel nannte, If ein etwas abgeänderted, Natronacetat entbalteuted fe 
Bilinz oben ©. 1116. — Man bedient fid) äbrigend der frifchen Diyfengae nie 
nur zum armeillichen Gebrauch, fo vole zur Flecken⸗Tilgung und Bereitung des 
türfifchen Papierd (S. 1111 Anm.), fondern auch zum Baſchen der Gelde. 


158 


Garbonshaltiger erſcheinen, und als ſolche in ihrer phyſiſchen Vereini⸗ 
gung Theere genannt werben. Weitere Erhitzung führt vunn zur 
vollendeten Adſtung und dieſe hindurch: zur gaänzlichen Berkoh⸗ 
lung; bb Prieſtley's Behauptung: daß in ber Guericke'ſchen Leere 
befinvlide Holzkohle, von Brennſpiegel⸗Hitze getroffen, in Hydrocarbon⸗ 
Gas und Aſche zerfalle (Verſ. u. Beob. III. 23, 151, was vorausfegen 
whrde, es fey Serlegung feſten Waflers zu Bunften der Bildung von 
CHs und CO⸗ erfolgt), ſich beſtaͤtigen wärte, iR bis hieher unverfucht 
geblieben. u 
Aumerk, 2. Bar ter trocken deſtillirie organifche Körper arm 
und fehr arın an Mpotiten, fo gegenwirken die Defillate fauer, im 
umgekehrten Ball, gemäß erzeugten ABOCO,, baſiſch; je Hsreicher 
erftere ſich vor der Defillation zeigten, um fo mehr brennbares Bas 
(CH,, CH; CO) und um fo weniger COꝛ⸗Gas wird durch die Ver⸗ 
kohlung entwidelt; um fo mehr eignen fich dergleichen Körper (fo wie 
Torf, Braun und Schwarz« Kohlen) zur Degrändung von fog. 
Thermolampen;®) daher Harze, Bettöle ze. verhaͤltlich viel Leucht⸗ 
gas entwiden, und ebenfo Erdpech⸗reiche Torfe (S. 576), Lignit- 
haltige Braunkohlen und dergleichen Schwarzfohlen, zumal Gannel- 
foblen; oben ©. 582. Je heftiger die Röfımgähige, um fo mehr 
brennbare Gaſe und um fo weniger Brenz =Metheröle und Theere, 
and zwingt man letztere beite wiebechelt giühende Röhren zu durch⸗ 
fiteichen, fo zerfallen fie in. Kohle und (CO beigemengt enthaltendes) 
CH» und OH2⸗Gas. Iſt A dabei im Spiele, fo bildet ſich dieſes 
durch Aufnahme von Hs zuodrderfi in Ammoniak um (mitunter begleitet‘ 
yon Kyanfäure), und dieſes dann, glähende Kohle berührend, ſchlüßlich 
in Ky- und KyH⸗Gas. — In Fredonia, einer Stadt am Erie⸗ 
See (Nordamerika) beleuchtet man bie Straßen ꝛc. mit jenen Hydro⸗ 
earbongafen, welche dem ſchwarzen bituminäfen Schiefer dortiger Gegend 
in Form von Gasquellen entfleigen. Erbohrt man in ber Nähe ber 
dortigen Küfte des genannten Sees ein mäßig tiefes Loch, fo triit ſo⸗ 
“ gleich brenubares, angezündet (wegen Beimifhung atmoſph. Os@afes 
unter Verknallung, mit mehr ober weniger, lebhafter Weißleuchtung 
verbrennendes, michin großen Theils oͤlbildendes CH; ©. 312 Anm.) 
Gas hervor, und ähnlich verhält es fich auch mit ben Burning-springa 
(Brenn-Duchen) am Niagara⸗Fluß, nur daß diefee Gas mit mehr 
blänlicher und blafferer Flamme brennt; daher wahrfcheinlich größeren 
Theile aus OU2⸗ und CO-Gas **) beficht, und daher muthmaaßlich 


nen » 

®) Den ſchon von Kunkel gekannten und benupten Vorlaͤufern der Beleuchtungen 
durd) brennended CH:Sad, oder fog. Gaſbeleuchtungen (oben ©. 816 u. 431) 
vergi. m. Grundz. I. 178. Die Steinkohlen⸗Roͤſtung (Vercoackung) kannte fan 
Becher; er fiellte die erſten fg. abgefhmwefelten Steintohlen dars 
f. a. a. D. Die Verkohlung der Knochen gewährt (neben Ammoniak ac.) vief 
CU⸗Gas. Vergl. auch ©. 055. 

e) Biſchof fand im Srubengas neben CH, (CO, und A) auch CH;GaB, 


1584 


noflen Weges zu Stande kommt, während erfleres vermuihlich burd 
von unten herauf ſtatthabende Grhigung des Schiefers, ober au ver 
Eteinkohlen (welche dadurch in Anthracit verlehrt werden; ©. 1561) 
zur @utbindung gelangt. — Um das Entzünden ter fog. „ſchlagenden 
Wetter“, d. i. des Orubengafes ber Kohleubergwerle zu verbäten, be 
-biente man fi ehemals in Großbritanniens Kohlengruben des vurb 
Reiben von Teuerfkein gegen Stahl erzeugten Lichtes, wei 
durch fog. Kiefelmühlen (welde kreisrunde Scheiben gegen Bea 
‚ Rein dergeſtalt in Bewegung feßten, daß der Raud der erſteren mit dem 
ber lehteren in Reibung erhalten wurbe, weil, wie Lowther berichtet 
(Philosophical Transact. V. XXXVIII. 109 E.) fol Licht bat 
Grubengas nicht entzünde; Jars, *) der 1766 ff. die Gruben kei 
MWhitehaven (in der Grafichaft Eumberland) befuchte, fügt Yin, 
daß damals durch eine nicht völlig !/a Zoll breite, in ber oberen (j 
jener Zeit unabgetenft belaſſenen) Schicht angebrachte, biefelbe bar- 
feßende Röhre ununterbrochen brennbares Bas zur Erde beramstrang, 
das ſich anzünden ließ und mit blaner Ylamme wie Weingeiſt Braut 
(daher wahrfcheinlic größeren Theiles aus CHg> und CO-Gas beflamt). 
Geriethen in dortigen Gruben Kohlen in Brand, fo ließ man das 
Seuer der Feuermaſchine (S. 530) fo lange ausgehen, bie das darech 
x aufgeftauchte Brubenwafler bie brennenden Kohlen auslöſchte. — Ben 
anderer Art find jene brennbaren Safe, welche, beſtehend aus Tänıplen 
des Stein⸗ oder DergsDels (Betrols, Petroleum, Ol. Petrae, 
befien feinfle, am meiſten Bergiheer-freie Sorte: Naphtha aa 
Bergnaphtha genannt wird), in ber größten Menge aus Eyıkı 
(natürlichen und Fünfllidden Deffnungen) hervorbrechen an der rw 
weſtlichen Seite des Bafpifchen Meeres, obnfern Derbend, bei Barı 
(in Berfien), fo daß man fle anzünden fann und bie nun, Rett Räder 
feuer in Gebrauch genommen, fo lange foribreunen, bie mm fr 
ausloͤſcht (die: „ewigen euer“ der alten Parſen). Die Erde dicker 
Gegenden beſteht aus mit Naphtha getränften Thonmergel, bie ſich 
fammelt, wo man (30 Fuß tiefe) Naphtha⸗Brunnen gegreben fale 
‚und bie Naphtha aus biefen dann gefchöpft wird. Cine minder zeim 
Sorte wird in gleicher Weife im Lande der Birmanen gewonnen. Ya 
einem kleinen Landſtrich (in deſſen Mitte bie Stadt Raineugheng) 
find mehr als 500 dergleichen Petrol⸗Prunnen, denen ihr Petrol-Behelt 
fämmtlih aus cinem unmittelbar auf Steinfohlen lagernden blefblanen 
Thonſchiefer zufließt, und die daneben fein Wafler darbieten, währen 
ed von Duell», wie von Grund⸗Waſſer begleitet, und fribt auf dem 
Meere ſchwimmend [in der Nähe der „Infeln des grünen Bergebirg#”] 





*) fügt Hinzu: daß Leuchtung der Art nicht erfolge, wenn die Grubenluft fehr brreme 
mentaipienl 


bar ſey (7 Waſſer Hindert ſolch Leuchten nicht; vergl. m. Experi 
2. Auft. II. 402). 





Pa — — — — — 


1885 





nichte weniger ale in geringen Mengen angetroffen wird; fo z. B. in 
Hangoon in Ofindien, bei Miano in Barma*) und am Berge 
‚gibig bei Modena; in Languedoc *®) und bei Lobfan im Eifaß; 
bei den Gteinfoblenlagern Großbritanniens, in Ungarn 


und angrenzenden Laufkn, in Griechenland, auf Zante und ale fog. 


Duisinöl oder Erdöl von Tegernfee in Bayern. =) Die 


©) Die Teuer der Tonfsbenedten Sicherungen ter Vletra Mala, vie Bolt« 
ausführlihft beſchrieben bat (deſſen: Mriefe über die entzündliche Sumpfluft. 
A. v. Atal. von Köklin. Straßburg 1778. 8.), darften wohl nur kleinſten 
Antheilen nach dem Petroldampfe ihre Nabrung vervanken und hamptſachlich im 
Berbrennungen naſſen Weges entflanzener Hyrroearbon⸗Gaſe beſtehen. Jene Gaſe 
hingegen, welche auf verſchlebenen, gleich jenen Niederungen ebenfalls zwiſchen 
Dologna und Slorenz gelegenen Höhen, 4 B. auf vem Canida⸗Berge, brenu⸗ 
nen, entflammen fekr wahricheinlich größtentheild verbampfendem Petrol. Auf 
dem Monte Canida erreichten in den Suhren 1767—68 die Rammen eine 
Hobe von 9, 4, ja 9 Wu, Ieuchteten, obgleih blan, dennoch lebhaft una ers 
zeugten verhälttih Marke ige; wenn obgleich fie nur in einer Oberflähe von 
25 biß 30 Suß Durchmeſſer brannten, erhigten fie dennoch das Erdreich bis auf 
60 Buß Berne und entwidelten tabei Vetrol⸗Geruch. Näber bei Florenz, auf 
bem Monte Fivre, bieunen noch jcht dergleichen Fener. Bei Miano, im 
Serzogthum Parma, ſchöpfte man bereits vor mehr tenn 80 Jahren ein teeff⸗ 
liches, dem perſiſchen nahe kommendes und 3.8. vor dem ungariichen durch weit 
« weniger widrigen Geruch, geringe blaßgelbliche Gefarbtheit x. Ach autzeichnendet 
‚ Betrot, Man fammelte ed vamals in 7 Buß tiefen Brunnenſchachten; Hist. 
de V’Actad. R.'des Sc. a Paris. 1770. p. 9—13. Th. v. Sauffure 
anderfachte Mäter das Petrol von Miano, und fand es auch vann noch won ähns 
licher grußer Reinheit, Se tiefer man dort in vierte eindringt, je mehr nimmt 
die Menge der aufkeigenven entzünblichen Dämpfe zu. Der thonige Boden iſt reich 
lich mit Betrol gefchhwängert und überlagert wahrſcheinlich Steinkoblen von 
vorzüglicher Güte. — Iränft man trodnen Mergel-hattigen Thon mit Betrol 
umd dringt van foldhe Maſſe unter Waller, fo kann man die Teuer jener Höhen 
- Einfilich nagbileen. — Zene Koblenlager ARordamerika'e, welche brennbares Gas 
entlaffen und vadurch in Anthracitkohlen und Anthracite übergehen, verhalten ſich 
alſo, hoͤchſt wahrſcheinlich darum: weil fie von unten ber echigt werben ; vielleicht in 
Solge fog. galvaniſcher Strömungen (©. 1168), welche (ahnlich wie beim mer 
tallenen Gchliefungs:Bogen einer ſtarken einfachen ober einer fog. galv. Batterie 
.oner jufammmengeichten Kette) Drähte gluͤhend erhalten, und vie hier in der Kohle 
ſelbſt den erforderlichen Clektricitatt: Leiter vorſinden. 


“ Ueber brennbares Bas, das, einen Bach bei Treemnlar im Daupbinde durch⸗ 


ſteigend, oberhalb deſſen Spiegel angezündet, brannte (wie man tergleihen au 
Im Niagara⸗Fluß vor 60 Jahren beobachtete), f. Mist. 1764. ©. 33 ff. Gine 
engl. Belle von der Stadt EhHefer (in England) "brannte Gas, Tas aus vem 
Waſſer fo lebhaft hersortrat, als ob Ichteres Locke, mit Ale Buß hoher Flamme; 
Philos. Transact. v. 3. 1867. II. 482. 

) Die zwei Hauptquellen in Beziehung auf DuirindlsFährung brachen, vor beiläuflg 
43 Sabren, auf dem Biäden eines mäßig boden Berges tortiger Gegens, unter 
(vem Sandſteine auflegernver) Nagelfluh hervor; Draf's Verſuch einer pragmatt 
Geſchichte ver hair. u. oberpfälz. Mineralwäfler co. Münden 1805. 8. IE. 
191 ff. Dan ſchöpfte es, als grüne fchlüpfrige Stüffigleit (nie gelinde erwärmt 
bato volllommen Rüfftg ware), mit Eunfernen Löffein vom Quellwaſſer ab. Der 
ſtaäͤrkſte Zufluß fand zur Sommerzeit Matt; man fammelte jährlih 20— 40 baye⸗ 

100 


muuun 





13588 


veinhe Bergnaphtha, ober das Alte Perſiſche Bergol iR 
fasblos und „ohne blauen Echiller”, fehr ‚leicht (v6 dat um 0.753 
Eigengewicht und entfprechend dünn⸗fließlich, fleket bei 850,5 C = 
680,4 R, sicht wicht widrig ervharzigrwärzig , fchwedt ätherölartig 
und Heflcht procentifig aus 88C + 12 U, iR flöchiometriſch = Cs B; 
und wird durch Luftberührung nicht verändert und. ebenſo auch nicht 
vom Pitriolöl und von fäurefreien Alfali-Löfungen. Im Waſſer iR 
file unlöslich, Hingegen leicht zugänglich allen brennbaren Flüfägfeiten, 
zumal dem Aifchol, dem Aether und fog. zufammengefebten Weihern, 
Aetheroͤlen, Bermentolen 2c., und ebenfo' nimmt fie auch breunban 
Steffe leiht auf, ins Befondere Camphor, Wachs und Harze; bie 
gegen beträchtlich weniger Phosphor und Schwefel.) Zunähh fickt 
ihr, in Abſicht auf Verhalten, das gelblichsweiße Steindl von 
Amiano, das mitunter auch ins Blaßröthliche ſchimmert und im beir 
den Fällen bläulich ſchillert, ein Bigengewidht von 0,836 bie 0,845 
bat, widrig erbharzig riecht und mit Waſſer deſtillirt ucht Eparen, 
“ fondern merflicdere Antheile von Erdharz binterläßt. Weit Erdherz⸗ 
reicher und weit mehr witrig riechend dagegen iſt Tas rothe und em 
wenigflen rein bad fywarze Gteindl bes Handels, von denen bad 
erſtere, wenn es dünnflüffig und hellcoth: 0,902 Bigengem. bat, wäh 
rend das Ichtere, wenn es bunfelbraun, über 0,935 nacdhweifen läft. 
Dan reinigt es durch Defillation, mit eitvas wafierarmer 80; 
die im Handel vorkommenden Bergöle hingegen, bis. faR- zur Gab 
färbung, indem man in eine geräumige Flaſche 1 bie 5/4 & des gu zriar 
genden Petrols gießt, eine Löfung von 4 Leth Kali: Didgemel 
(KO + 2Cr03) folgen täßt, Alles wohl durch einander gefegimi 
und unter täglich wiederholtem Umfchätteln 4 Wochen hindurch ven 
Tageslichte ausfept; das Del if nun farblos nub ſchwimmt auf der 
BichromatsLöfung, in welche ſich der färbende Harzige Schlein abgeicht 
hat. Hievon abgehoben ift jedoch fol Del no nit Wafferzird, 
was es ſeyn muß, wenn man es z. B. zum Aufbewahren von Bang 
nitallen ıc. verwenden will. Defillation über CaO oder über CaCk, 
vieſteicht auch ſchon über gänzlich zerfallenes Gtaubrefalz Dürer es 
davon befreien, Die reinſte Bergnaphtäa kommt unter deu Ireuabarn 
riſche Maaß (A 36 Unzen = 1080-1440 Ungenmanf == 1,4 Baife Bin 
feifuß); v. Kobeli’s Unterfurfung zufolge bat es 0,835 Gigengew. zum euhäk 
und erzeugt es, teoden vefilliet, unter amperen auch Baraffin; Grymann'd 
Journ. f. pract. Ebemie VIII. 505. 
©) Mit „Terpentindt verfätihte Bergnapfiba bräunt ſich augenblidlidh, febalı man 
Ihe rauchende wafferarme Azotſäure zuieht, zeine Bergnaptiba wird Dur mE 
in der Wärme gegelbt. Kautſchuck wird von ihr, fo wie vom gewöhnlichen 
Eteinöl, nur zum Auiquellen gebracht Letzteret enttält rd mache ame 
weniger Baraffin, oder demſelben ähnliche Naybtbulm:artige Irzeagnifle. Das 


—ſqhywarze Gteindl macht Ten Mebergang zum Bergtheer, wie va Dar 


zinidl zum fog. Ss aber Bergwacht, ©. 1888, :.. 


1587 





C und H entbaltenden dem yon Reichenbad im Theer aufgefunbenen 
fog. Edelfett oder Cupion (von ev Reineres, Edleres, und uımv 
oder zuov fett; S. 359) am nächften. *) Diefes iſt farblos⸗durch⸗ 
fihtig , unriechbar **) und unſchmecbbar, bei — 200 C = — 169 R 
noch Rüffig und auch bei biefer Kälte noch ins hohen Grade fließlich, 
bei gewöhnlicher Euitwärme hierin dem waſſerfreien Alkohol fa gleich, 
und, bei einem Gigengewidht von 0,65 nicht nur flächtiger als NMeiber, 
fondern ſelbſt ale Hydrokyauſaͤure (Blaufiure; S. 81). Dennoch 
macht es auf Bapier einen Zettfled, der + 21025 C = + 170 R 
und 2 Tage Zeit fordert, um gänzlich zu verſchwinden; es befipt alfe 





*) Seh’ Verſuchen zufolge bildet fig, zerfegt man Ganföl burg ein ſtark er⸗ 
bigtes eifernes Rohr, neben vem Deltheer zugleich etwas Aldebyd (Ca Hy Os; 
©. 1042). Wieverholte Deftillarionen des gen. Theers gewährten unter andern 
verſchledene, fehr Hüctige Flüſſigleiten, die ſich mehr oder weniger dem Gupion 
anreihen, ohne Daß jedoch auch nur eine verfelben ihm gänzlich gleichkam. Cine 
von ihnen fam fchun durch die Wärme der Hann, alio böckttens kur 38°C = 
30%,4 R ins Eiexen; vergl. Ann. d. Pharmac. XXIII. 241 ff. Reichen 
bach hatte das Cupion rheils aus Buchenkolz:, theild aus Rapsdls (von Bras- 
sica Napus L.) Theer gewonnen. Laurent fand es auch im Kautfchuds 
Brenzöl nor. — Leiter man Sampbors Dampf (&. 804 u. 1014) über gepulverten 
rothbraun (nicht heftiger) glähenden gebsannten Kalk bimweg, fo erfolgt 
Berfegung deſſelben; man erhält eine ſchwach gefärbte, eigenthumlich ſtark, aber 
rurchaus nicht Camphor⸗artig riechende Siüffigkeit, vie, zertifieiet, ein Leichtes, Im 
Baſſer unlösliches, dem Alkohol, wie dem Aether, zugängliches, bei 750 C = 
60% R firnennes, ſchwierig gu verbreunendes Del varfiellt, das, Fremy zufolge (vom 
ihm Sampäron genannt) procentiih == 86,1 C + 10,3 H + Os.6, Röcdlomes 
triſch = C39 Hoa O if, 3 Japan. Camphor = Cyg Hay O3 geben 1 Cams 
phron und 2 HO. Bei höheren Gluthgraden über CaO geleitet, zerfällt ver 
Sıpan. Camphor in CO-Gas, CH-Gas und Naphthalin, f. w. u, 

=) Im Ganzes kommt mitunter angebiiches GCupion vor, was häufig weiter nichts 
als durch Deftillation se. entfärbtes, nichte weniger als geruchlofes, ſondern tur 
feinen Beruf feine Abkunft verrathendes Petrol if. Mt übrigens lehteres durch 
wienerolte Deftillation über CaO (gewonnen aus: zu trodnem pulorigem Hyerat 
geldichten und dann ansgeglühetens gebranntem Kalk) vollkommen enıharzet und 
entwäßlert, fo leiſtet es Betzufs der Aufbewahrung von Allalimetallen sc. vaſſelbe, 
was reinſtes Gupion nur irgend zu gewähren vermag ; fie koͤnnen barunter Jahre 
lang ſtehen, ohne Oxydation und ohne Bräunung ihrer Oberfläche gu erleiden; 
vorausgefeßt: daß man das Binpringen von atmoſphaͤriſcher Luft burchaus vers 
hütete. — Der Verbrauch der Betrols iſt in neuerer Zeit durch das, zuerſt von 
England ans in ven Hantel gelommene Steinkohlentheer-Del (Steinkoh⸗ 
lenöl, Brandoͤl ober Buenzätkerdl Der Gteinlotlen) merklich gemindert worden. 
Der Steinkohlentheer, ein Nebenerzeugniß der Behuft der Basbefeuchtung 
troden deſtiſlirten Steinkohlen, übertrifft wie übrigen Theere an Schwärze und 
den Kolztgeer auch an winrigem Geruch. Gr enthält, außer jenem Brenzöl: Brands 
barz, Ammoniak und vie übrigen nicht gaflgen, aber mehr oder weniger flüchtigen 
Räönungserzeugniffe ner Steintohlen. Man benuht ihn baupıfählich, gleich dem 
Sergtheer, zu ſog. Mafiten over Fänftligen Asphalten (unter Zuſah 
von gepulvertem rohen Kalk ober vergleichen Kreite und Sand) zu Gtraßenpflas 
Reruagen (Bußwegs Phafer oder Trottoire), Darſtellung wäffervichter Keller, der⸗ 

gleichen Daͤcher x. 

100 * 


1888 


zum Linnen⸗ (und ebenſo zum Cattun⸗) Papier große, an bie bes Feis 
. erinnernee Haftziehung (Adhäfion); die dagegen, gan; dem Gefege 
gemäß, gegen Wlas, als gegen.einem verbrannten Stoffe, ih in fo 
geringem Maaße äußert, daß es von demfelben bei geringer Wärme 
ſchnell und gänzlich verrunſtet. Gegen Echwefelfäure, Azotſäure und 
Hydrochlorſ. und ebenfo gegen fäurcfreie, wie gegem carbonfaure Rs 
Talien, verhält es fih wie tas Baraffin, d. h. es wird von ibuen, 
umd ſelbſt wenn Ichtere in Ferm heißer wäflriger Lölungen angeiwanıt 
. worden, nicht angegriffen. *#) @6 if roh = C 8557 + H 15.8 
Brocent; ſtöchiometriſch — Os He. Uebrigens beſteht, Blaue 
und Sell zuſelge (Ann. d. Pharm. VI. 308-310), das im Hazsd 
vorfommende Perſiſche Petrol aus mehreren, durch Defillatien mii 
Waſſer von einander ſcheibbaren Petrolen ähnlicher Art, die jedoch von 
einander in fo beträchtlichem Orade abweichen, dab man Der Ber 
murhung: es feyen dieſe Verſchiedenheiten Erzengniſſe der umgleichen 
Aunpauer ihrer Erhitzung (fo daB je lünger diefe Dauer, um fo ınniger 
bie Anziehung der Grundſteffe, um fo größer die Verdichtung des Er⸗ 
zengniffes und um fo höger der Siedepunkt deſſelben), kaum Raum 
geben fann; denn, während das hiebei zuerä in Form eines würzig 
tiehenten, farbiofen, 0.749 Gigengewicht habenden Dels übertehis 
livende Petrol bei 940 C — 75,2 B ins Gieden gerieth, das nid: 
foigenpe, ebenfalls ungefärbte, aber auch geruchloſe, er bei IRPC 
‚= 1100.4 R, das dritte auch farbfcfe, aber wieder wärzig riechenx 
bei 1870 C —= 1490,6 R und das zuleht, ohne Waller Bealaumg 
übergehende, gelbliche, 0 849 Wigengew. habende, bei 2200 C — TIP 
kochte; das erfte zeigte fih precmtmfh (im Mittel von zwei Anal) 
= 85,05 C 4 14.95 H zuſammengeſetzt; das lehte = 709 C + 
12.91 U. Ns Reichenbach Steinkohlen mit Wafler daßillirte, em 
"belt er ein Metheröl, welches ex für übereinflimmend mit dem Pır 
flihen Petrel erachtite und daraus folgerte: daß Ichterrs das Lrpm 
tindf der vorweltichen Binien ſey; Ehweigger’s Icurn,. LXIX. 19. 
in hieher gebörigee, für mehrere Begenren f.iner Brauchbarken weges 
feyr geſchätztes Erd⸗Erzeugniß if das fog. Jüdenpech, Bergpech 
eder Asphalt (hebräiſch NP} Chemar, was roth bernd; die 
beſte Sorte ſyriſches Asphalt iſt purpurglänzend), das feine erfere 
Benennung dem Umſftande verdankt, daß man ſich fein.r font (mmb 
zum Theil nech jetzt) feit den älteſten Jeiten, zumal im Eyrien md 
Palaſtina, flat des Mörtele zur Verbindung der Nauerſteine dediruie 





®) Bergl. &.359, 1079. In England bezieht man für arzueilie Zwede das Vetrel 

—aus Barbapos (Meitinvien); es in aber meiſtens fog. ſchwarges Eieinäl‘ 

Gs zeigt nämlich befchuuet grunlidsbraune (mit Theersl verfäligtes Du 
teldraune) Bärbung, befigt eigenthümlichen Geruch und ſcharf mürzigen, der 
Sunge lange verbleibenren Geihmad, 


em va KR — — 


1389 





-(3. B; bei Aufführung ber Mauern Babylons; Menell⸗ I. TI. 3), wie 


denn auch noch heute vom todten, mwahrfcheinlih an heißen Quellen 
zeigen Meere (in Eyrien) ans, deſſen Waſſer wärmer als das anderer 
Seen, von dem es an befien Ufern ausgeworfen wird, das meife in 
ben Handel kommt, obgleich man es auch, zum Theil in großen Lagen, 
anderweit, 3. B. zwifchen durch Waller zuſammengeſchwemmten Bes 
birasarten ber Infel Trinidad (Weſtindien) vorfinde. Es ähnelt dem 
Beh an Farbe, wie an Bruchflächens®lanz, erhält durch Reiben — E, 
hat gewoͤnnlich 1,13 bie 1,16 bie 1,20 (ſeltener 1,07) Eigengewicht, 
familzt bei 1000 C, if leicht entzündlich, unter Entwickelung dicken 
Rauches mit ziemlich lebhaft Ieuchtender Blamme zu wenig Aſche vers 
brennend, wird nicht vom Waſſer, faum vom falten, Weingeif:freien 
Aether und nur fehr Kleinen Antheilen nah von Feitdlen (am meiiten 
unter biefen vom Wallnuß⸗Oel, Hanfz und Lein-Del) anfgenonmen, 
entläßt dagegen an waflerfreiem Alkohol 5 Proc. eines gelben oder 
gelbgrünen Harzes; dem Rückſtande entzieht dann Aether nod 70 Proc. 
braune (in Petrol und Neterölen lösliches) Harz, ‚und was hieven 
zurückdleibt, if fehr leicht löslich in Terpentinöl, wie in Perrol; Ross 
marindl nimmt das ‘ganze Asphalt Leicht in fi auf. Man brnugt 
ed zur Bertigung des Aezgrundes der Kupferlleher (indem 


. man es mit Harz, Wachs und Terpentin zufammenfchmilzt) zuc Fer⸗ 


tiguna ſchwarzer Lacke Behufs der Ladirung von Llehwaarın, cder 


‚ fog. IJayanirung (in Japan, wie in China, verwendet man 18 zu 


gleichen Zwecken), indem man es mit Börnflein und Eolophon zuſam⸗ 
menfchmilzt, dann in Terpentindl löst und mit Leindlfirniß verfiht, 
und in ähnlicher Weife auch zu fog. Maſtiken; desgleichen zur Fer⸗ 
tigung eines brannen Fettölfirniffes, mittel Loͤſens in Leinoͤl 
und Bermifchens folder Loͤſung mit Leinölfiinig oder mit Colophon⸗ 
firniß. Untzieht man ihm zuvor die gelben und braunen harzigen 
Theile, fo gewährt der ſchwarze Rückſtand, in Terpentinöl gelöst und 
mit farblofem, troduendem. Hettöl’ verfegt: den ſchwärzeſten Firniß. 
Indeſſen dient au der GSteinfohlentheer, der an der Luir cher 
hart wird, als ber Holztheer,, zur Bereitung eines fehr harten 
ſchwarzen Pechs (daher feine Berwenvbarkeit zu künſtlichem 
Asphalt; f.w. oben) and dadurch zu: für Holzs und Maneranfiriche, 
welche für Waſſer undurchdringlich werden follen, für Bartenmanern, 
zur Förderung der Gonnenwärme, für Unterkächen_der Fußböden, zur 
Abhaltung des Holzſchwamms, für in die Erde einzutreibende, bereits 
oberflaͤchlich verkohlte kleinere (3. B. Weinberge⸗) und größere Pfaͤhle, 
und beſonders auch zu Ueberzügen von Bußeifenwaaren, dergleichen 
Dampffchiffen se., da man ihn dann fo heiß wie thunlich aufträgt und) 


ihn fo in einen Vertreter des mit Asphalt, oder mit (in eifenblechers 


nen Buͤchſen ansgeglüheten) KienenB geſchwärzten Leinölfirniſſes vers 
wanbelt, mit dem man ebenfglle, zumal feinere, Gußeiſenmaaren zu 


überziehen yflegt; oben &. 348 ff. n. 376. — Das tm Handel vers 
tommende Asphalt oder Erdpech iſt Häufig durch beträdhtlichen, 
öfters die Hälfte des Geſammtgewichtes übertreffenben Zufa von ge 
meinem oder fog. Schuſter⸗Pech gefälſcht. Alkohol läßt ſolchen 
Betrug leicht erkennen, ba verfelbe Erdypech Faum angreift, gemeined Bed 
hingegen leiht und gänzlich löst: damit eine gefättigt geibbraune 
fog. Tinetur gewährend (was jeboch auch Langen fäurefreier, wie car 
bonfaurer Allalien zu leiften vermögen). Das gemeine Pech iR verſchie⸗ 
den nach ber Art des Holztheeres, aus welchem «6 dargeſtellt orten. 
Bar nämlich diefer Theer aus Harz⸗reichen weichen Hölyern (J. B. 
Fichten) durch unterwärts gerichtete Deſtillation, fey es in Theeröien 
ober in Thrergeuben, d. i. dur Theerſchwelerei (m. Polytechne⸗ 
chemie IE. 738 fi.) gewonnen worden, fo enthält er ſtets mehr ober 
weniger unzerfeßtes Harz (Pinins und Eylvinfäure; ©. 1119 |. 
vergl. mit ©. 1156 Anm), Colophon (6, 1169) und mit mehr 
ober weniger Brenzöl verunreintes Terpentindl; d. i. Kiend! (S. 1119 
Anm.), neben effigfanrem Brandharz, mancherlei Brenzölen und der 
übrigen, zum Theil eigenthämlichen Erzengniſſen, bie tbeils in allen 
Theeren zugegen find (Baraffin, Eupion ıc.), theils vorzäglich (sub 
zun :Theil wur) in Holztheeren vorkommen (Kreofot, Bicamar ıc.), fo 
giebt er durch langſames Einkochen in offenen Keſſeln (d. i. bar go 
wöhnlihe Pech ſiederei) das gemeine fhwarze, bei 3$C= 
269,4 A erweichenbe, bei 1009 C ſchmelzende Bech. Hatte won bin 
gegen den Theer ale Nebenerzeugnib ber Holzgeiſte und Gelxfäg 
Babrication gewonnen (©. 855, 877, 905, 1319 u. 1448 ff.), Fo fehle 
ihm bie ungerfeßten Harze, die Golophonjäuren und das Terpemiad, 
zumal den aus Buchenholz gerwounenen, der von viel Holzſäure mb 
Holjgeif begleitet überbefillirt, während ber erflere nur von vwerhäkht 
ſchwach gefänertem Waller begleitet ericheint, das fanımt ben gefdhmolzenes 
Sarzen (letztere als fog. Theergalle) zavoͤrderſt durch den Abzug 
canal des Theerofens bervortritt, und benen dann erft fpäterhin der: 
nach und nad) dunkler und zähfläffiger erſcheinende eigentlidde Teer 
folgt. — Darch Deſtillation des ſauren Waſſers gewinnt mem bad 
Kiendl; zurüdbleibt dabei fog. weißes Pech, d, i. ein wit unner 
änderten Sarzfänren vermifchtes Golophon. Gehättelt mau Teer mit 
Waſſer, fo nimmt diefes gelbliche fog,. Theerwaſſer deſſes eigens 
thümlicden Brenzgeruh an (war fonft ale Arzueimittel im Gebrarch), 
und deſtillirt man ihn mit Wafler, fo giebt der aus harzigem weichen 
Holze gewonnene Theer das PBehöl, d. i. ein brannes phyüſches Ge» 
mifch von Kiendl, Brenzölen und Brandharz, währen ſchwarzes 
Bed (Brandharz + Colophon) zurüstvleibt,. das unter andern amd 
als Zufah zu Harzlitten verwendet wird; bas Bed öl wir zum Theil 
auch benußt zur Leuchtigas:Entwidelung Ws Wagenfhmiere uub 
als Anſtrichmaſſe für Schiffstaue, Holz sc. dient vorzüglich der Gary 


Baltige Weer; den man auch, nebſt Werg, mit Vech vermiſcht heim 





Ausbeſſern (Kalfatern) der Schiffe verwendet. uber ben ‚binsflüifigen 


Birkentheer, der aus Birknrinde bereitet und mit Waſſer ein 
Brenzöt giebt, das zu ſchlechten Ruıns und Arad» Rachfünftelungen dient, 


f. oben ©. 1081. — Der Beratheer (Maltha) fann betrachtet werden 


als eine Zufammenfehung aus dem Mephaltzn und dem Blaßgelben, 
eigentbämlich widrig riechenden, geſchmackloſen, Hüffigen, dem Terpentinoͤl 
pelymeren, Hüpiometrifh = Co Ha zuſammengeſetzten Betroldn, das 
ein @igengew. von 0,89 befigt, bei 2800 == 2240 R fidtet, im Alfohol 
wenig, im Wethee leicht-Iöslich iR, umd bei 2000 C == 2240-R fledenb 


ſich durch Derdampfen fondert: von bem fpröben, ſchwarz glänzenden, 


bei 3000 C = 2400 R weig werbenden, tm Aether wie im Alkehol 
unlöstichen , ter Bergnaphtha, fo wie dem Terpentintl und Lavendelöl 
leicht zugänglichen, ſtochiometriſth = Cayo Hıc O3 [>= 2 Betrolan 
+ 30] zufammengefeßten Asphaltẽn. Außer Petrolen ımd Us⸗ 
phalten enthält der Bergtheer nech etwas von jmem gelben Harze, 
welches auch im Asphalt zugegen if. In Raatshnushaltlicher und 
gewerblicher, wie in wiffenftfaftlicher Hinſicht eben fo vortheilhaft ale 


beachtungewerth if bie ver 9 bis 10 Jahren durch ben Birrgermeitter 
Grssninger zu Darfeld, TA Kreife Coesfeld, des Megierungsbesirte 
Münfter in Weſwhalen, erfolgte Auffindung eines Asphaltlagers von 


großer Maͤchtigkeit, das in ſehr geweiteten, nordſudwuͤrts gerichteten 
Adern im Kalkſtein der niedrigſten Stellen des Thales ber (in dem 
Vortigen nmgrenzenden Höhen entfpringenden) Bechte ſich in fehr bes 
trächtlichen Tiefen verbreitet findet, und um fo reicher on härteflim und 
glaͤnzendſtem Asphalt if, je weiter man biefen ih die Tiefe hinab’ vers 


-fotgt. In berfelben Asphaliſtreichungs⸗Richtung kommt auch theils 


Acphalt, theils ein den Uebergang von Asphalt zu Bergtheer bezeich⸗ 


„” .- 


‚8 


_ Fu 


y 


nendes Grzengniß bei dem Dorfe Hangenau bortiger Gegend vor, 
und von beiden Lagern fernt nicht betraͤchtlich: bitumindfes Holz 
und Braunkohle, mas, mitſammen berüdfiägtigt, die Folgerung nahe 
legt, daß ſaͤmmtliche Erzengniſſe auf nuſſem Wege, Burch Moderang 
und darauf folgende Ueberdeckang mit Talkigen (wahrfcheintich duch mit 
ihenigen), durch Ueberſchwemmunges⸗Fluthen Herbeigeiührten Maſſen zu 
Stande gelommen find; wobei dann wahrfchelnlich die miter zeugte 
Carbonfaͤure für den Kalk (zertrümmerier Schaalthiere 7) zum Auf⸗ 
YWiunges und Kryſtalliſirung der Einzelntheilchen bewirkenden Binde⸗ 
mittel wurde, was dann weiter es wahrſcheinlich macht, daß auch den 
übrigen Asphalt⸗Vorkommen, alſo auch jenen im todten Meere und 
den übrigen, oben erwähnten, desgleichen dem ſog. Aophaltſtein im 
Balde Travers und bei Seyſſel, fo wie finem bei Lobfan ıc. 


-: ähnlige Ontchungsbebingunigen Ju- Grunde lagen. Im Jahr 1840 
ol Hatte man dei Darfeld, durch Abtenfen eines Viertelmottgens Kand, 


“DE: zw 22 Buß Tiefe, bereitß gegen 30,000 A Noſphalt getwonnen ; 


1508 


1 Centner dieſes Asphalte reichte Hin (ale Bindemittel fr Ganb, 
Kalk ıc.), um 140 bis 150 Geviertfuß an Bedachungs⸗Fußboden uud 
Sußweges Blatien darzuftelien. — — Win eigengearteted,, zur Braun 
kohlen⸗Gruppe gehoͤriges Erzeugniß iR die fog. Eöinifhe Erde ober 
Uutbra, bie in verdedten Gefäßen gelinde ansgeglüht eine treffliche 
dunlelbraune Malerfarbe gewährt. Sie if wahrſcheinlich das Er⸗ 
zengniß eines Betrol-Brantes lagernder Braunkohlen, vielleicht jenes 
Erdbrandes, deſſen Tacitus (Ann. XIII. 57) gevenft, durch weldgen 
nicht fange nach Erbauung der Stadt Göln a. Rhein ein ohakın 
diefer Stadt gelegenes Laub dergeftalt in Braud gerieth, daß Lantgüter, 
Zörfer und alle Eaaten, ja felb die Mauern der Gtabt vom eimem 
Feuer verzehrt wurden, das weder Regen noch Flußwaſſer zu löjchen 
vermochten, und das die Bauern, in einer Art von Verzweiflung, zur 
dadurch zum Berlöfchen brachten, daß fie Eteime darauf warfen md 
die Soifchenräume mit Thierfellen verfopften. ' 
Anmertk. 3. Ueber trodue Dekillation, Rifung uud Berfohlung 
. (iheerichwelexei: ze.) vergl. ©. 384, 885, 995. Tieber gemeinfame Be 

. nennung ber bieher gehörigen Crzeugniſſe ſ. ©. 1036 Aum. Ueber fog. 
Dercoafung uud Heizungs⸗Vermoͤgen der Gteinfohlen a. a.D. va 
©. 340, 431, 433, 914 Aum. und 1034. Ueber TosfsBerfohlang 
©. 1469. Der wichtigſten hieher gehörigen Erzenguiſſe IR bei den eis 
zelnen Bildungstheilen, fo wie bei Jen organifhen Gänren :c. bereil 
gedacht worden, zu @rgänzungen, wie fie zum Theil mittlerweile bo 
kanat geiwordene Beobarhtungen und Berindge nöıhig machen, hier zw 
noch Folgendes : 

a) Dort, wo man Steinkohlentheer nicht anberieit pri verwerthen Scyn 
beit bat, kann er, und ebenjo das ans ihm buch Defiliatien wi 
Waſſer gewonnene Brenzätheröl, gleich jedem anderen Theer une aleich 

ben Harzen, Branbharzen, ©. 1045, Bettölen ꝛc. zu ſener Hirt ven 
Gasleucdhtung verwendet werben, bei welcher man die gaflg zu gr 
fegenten Brenabaren in kleinen Antheilen durch eine Möhre im ven 

lirſchroth glühenden, mit Coackſtücken gefüllten, gußeiferum Hehl⸗ 
cylinder gleiten laͤzt, wobei es dann ber Reinigung des Geis duch 


» — SKallmil nicht bedarf, weil folddem Gaſe kein HS beigmiit iR; 


vergl. ©..438. Je höher die Hitze über dieſen Gluthgrad Yinamsgeht, 
um fo mehr bat man, enthält der Cylinder Gteintohlen, Bertnf au 
Leuchtgas (CH) und an Grubengas (CH2), d. i. an jenen Gefen 
(zumal das erſtere), auf deren Erzeugung es bei Bas: Beicndhtungen 
hauptſaͤchlich, ober vielmehr: nur allein ankommt. Folgendes Griahe 
zungsergebniß möge hiefüc als Beleg dienen: Yadkoplen mitilerer 
0 Büte, im gußeiſernen Cylinder erhipt, entiaffen anfänglich ein Gem, 
- 206, nach Manftheilen aus 13 CH-, 83 CH», 3 CO: und 1 Arab 
zuſammengeſeht (die Dichte dematmofpb. Luft gleich 1 gericht), 0,65 Bigeng- 
hat; fpäterhjm auch COg; wenn nämlich die Hitze ſich im Cylinder dederch 


- ® ⸗ 


1803 


vermehrt hat, daß er, mit ber Blut zum fdhlechteren Wärmeleiter 
geworben, zugleich Coaks des erſten, bereite zerſetzten, Kohlenantheile 
enthält, welcher, felber glühend, das weiter entwickelte Bas flärker 
erhigt, als diefes bei jenem Gafe ber Fall war, das entbunden wurbe, 
bevor im Eylinder Goals gegeben waren. Bei diefer Steigerung ber 
Innenhige des Eylinders wird binfort.ein großer und größter Theil 
bes fich in ihm verbreitenden CH-@afes in C und CH, zeriebt, wobei 
dann das freiwerdende C auf das mit zugegen fenende Waflergas und 
Ummonialgas zerſetzend wirft, und während fo CO-⸗Gas un» COz zn 
Stande kommen, zerfällt zugleich mehr oder weniger Ammoniak in A 
und H3:@as, und Yalle zuvor KyH:®as zu Stande gekommen feyn 
follte, fo unterliegt auch dieſes der Zerſetzung in Waſſer⸗zerlegendes C, 
in A und H. Unterfugt man um biefe Beit das aus dem Cylinder 
hervortretende Bas, fo bat es nur noch 0.35 Bigengewicht, das Leucht⸗ 
gas fehlt und das Grubengas findet ſich betraͤchtlich vermindert, waͤh⸗ 
rrnd Hz, COs und A⸗Gas merklich zugenommen haben, und läßt man 
alles entmidelte Bas zufammentreten, fo hat man nun ein phyũſches 
Basgemiih von 0,5 Eigennew., biflehend aus 7 CH=, 56 CHa=, 21 Hs, 
11 COr und 5 As-Was. Je mehr die Innenhitze des Cylinders bie 
Kir ſchrothgluth überfleigt, um fo geringer iſt der Leucht: und Gruben, 
gas Gehalt des Geſammtgaſes. Noch nachtbeiliger aber if zu ſchwache 
@rbigung des Eylinders, denn nun bildet dh ziwar mehr Theer, aber 
fehe merklich weniger CAꝛ- und gar fein CH:Sas. Uebrigens leitet 
man in neuerer Seit das Gas, um ihm feine Beimengung von 
AH40COg- Rau und die Kyan- Berbindungen zu entzichn und damit 
-zugleih das Ammoniak (für Ealmiaffabrieation 2c.) zu gewinnen, zus 
nächft durch verdünnte Schwefelfäure, dann durch trodnes Kalkhydrat; 
welches letztere deu Echweiel und deſſen Eäuren, nebR Epuren von 
Ammons, fo wie von AyansBerbindungen zurüdhält. Alſo gereinigt 
tritt. e6 dann dur eine zur Hälfte in Waſſer liegende, fächrig ges 
theilte, um ihre Are bewegliche Trommel, die, durch Drebung eines 
Zeigers, das Würfelmaaß tes Gaſes nachweilet (mithin das Bas 
mißt), in die großen Basbehälter (Bafometer oder Gasreſervoire, 
d. f. mit dem Boden nach oben gerichtete, unten offene und mit dieſem 
offenen Ende in Waſſer geflellte Blcchgefäße), *) aus denen es num, 








’ ! 
°) Läßt man brennbares Bas durch ein, mit feiner fehr engen Mündung fentreht 
nach unten gerichtetes Robr (3. B. eines Gaſometers) treten und zündet es baum 
an, fo erhält man eine mit ihrer Spitze unterwärts gerihtete Blamme, 
die, befand fie aus brennentem H⸗Gas, jede Lothrohr: Flamme in einer Weiſe 
zu vertreten vermag, daß der Sxperimentator über dieſelbe zu fog. Renuctionen, 
‚wie zu Oxydationen und Schmelzungen ſchmelzbarer Stoffe jener Art durchaus 
frei un ungebinbert zu beflimmen vermag; vergl. meine hieher gehörigen Mit⸗ 
thellungen in Wadenroder’s und Bley's Arch. d. Pharm. etc. CI. 13 ff. 
Uebrigens läßt, fi auch vie Flamme jever Argand 'jgen Sampen dergeſtalt ums 


Ü 
U 1] 
\ 


millelſt einer durch Hähne verfiglieBo.ren Hauptröhre,, in bie engeren 
Bertbeilungeräöhren, an feinen Bellimmungsort geleitet wird, webel 
man dann, zur Winterzeit, um das Zufrieren der engeren Möhren zu 
Verhindern (was, da das Gas aus tem Bafometer viel Wallerdamyf 
mit fortführt, leicht eintreten Tann), dus Gas zunächk durch Fleime 
Weingeiſt⸗ oder Holzgeikt- Behälter leitet. *) Die rüdftändigen, ſchwer 
derbrennlichen (dabei aber gleichmaͤßig ſtark heizenden), fchwammig 
löchrigen,, eiſenſchwarzen oder dunkelgrauen Coake hinterlafſen (ver 
bruunt) Aſche, die unter anderen ſteits mehr oder weniger Schreſel⸗ 
kalk (CaO + HS Cas und HO) und Fiſenoxyd enthält, welche 
beide Erzengniſſe jedoch nicht in dem Verhaͤltuiß ſtehen, Daß man ten 
Schwefel des erfieren nur aus vorhanden geweſenem Echwefelfich abs 
zuleiten fi berechtigt ficht; denn die Miche der Enaliſchen Stein⸗ 
kohlen aus der Jron Vridges Grube enihielt 12,55 Procent Cas 
(neben 42,1 8i0; 34,4 MOz3; 48 Ca0CO:; 0,4 Mg0CO, 
Spuren von Mn203), nur 5,28 Fe2Oz, während bie der Dudley 
Kohle neben 18,68 des letzteren nur 8,64 des erfieren darbet, und 
ebenfo enthielt die Aſche Franzöſiſcher Gteinfohlen von ber 
Gt. Henry⸗Grube nur 2,4 Cas (neben 72,2 80; 14,4 AlOs; 
0,8 LaUVCOz; 0,7 MgOCO, und Spuren von Mn2Oz volle 7.8 
and die der Kohlen aus der Grube Earrade neben 49 CaS x. 
14,38 F&203 barbot. — Jenes teodue Kall:Gybrat, das zur Re 








Biegen, daß fie fi unterwärts richtet, wenn man in bereu metcHenen Sehe 
linder eine etwa 4 Linien von deffen Innenwänben abſtehende Biasrögre vw 
ſchiebt, daß vie obere Mrünpung viefer Röhre mit ben (varanf anymzurmabe) 
Dochte der Lampe zu gleicher Höhe hinaufreicht. Bläßgt man kann (me wm 
Munde ocer mit einem Blaſebalg) dur die Blasröhre, fo erfolgt fohert de 
Umbiegung ver Flamme. Denn jede firömenve Flüifigkeit, welche darch Tie Def 
nung einer Röhre austritt, theilt ihre Bewegung ietö ber zunächſt umierkiegemmen 
Luft wit, uns brängt fie in der Richtung des Stromes hinweg, wie ſoiches ben 
thut: Satchet's Vorrichtung, um zu zeigen: daß ein durch eine fenfredite Gab 
zöhre von oben nach unten getriebener Luftfirom, eine unterhalb der Röpre frei 
beweglich, aber in mehr oder weniger beträchtlicher Kerne von ver unteren Ai 
sermänvang liegenbe Platte, oder Blüffiglelt, nicht binweg⸗, fendem Hizauf 
treibt, bis zur Glasröhre (und war es eine Blüffigleit: in dieſelbe Knauf), zum 
fo eine ſcheinbare Anziehung gewährt, bie au bei Bildung der Waller: zum 
Bind-Hofenbiltung wirkt und auf Geblaſe⸗Einrichtungen beuupt worden IR; 
vergl. Matlet in ven Ann. d. Pharm. XVII. 237 ff. u. oben ©. 426. 
9) Hinfichtlich ver bier bezwekten Wirkung iR jedoch der MBeingeift — 
Minderung ber Leuchtkraft des Bafes Hat man von keinem vieſer 
fürchten, weit in einem wie im anteren Bulle tie Menge des nad Gas —* 
tenden Brenugeiſwampfet gegen die des Gaſet verſchwindend klein anefällt. Ucher 
gens verbrennt gereinigter, als ſolcher an der Luft ſich nicht mehr Gräunmee 
Solzgeiſt mit geringerer Lichtentwickelung, ale Weingeiſt. — Die Senqcht⸗ 
kraft des aus Bettölen (Rapsöl; Hanföl), Theerolen, Gteinfohlendl, Harzen x 
bargeftellten Gaſes it 9/a bis 21), mal größer, als tie des Eteinkohlengaſes; di 
enthält namlich 20 bie 38 Maaßtheile CH: Gat, neben CHy, CO: und B-Gs 
und Bat gewohalich 0,75—0,9 Gigengem. 





nigung des Gafes gedient Hatte, enthielt, Brakanı zufolge, im Bes 
wichtssQundert: 13,3 CaOs202; 14,57 Ca0802; 28 Ca0S03; 
14,48 Ca0COa: 17,72 unverändertes Kalfhydrat; 5,14 Schwefel; 
0,74 Sand; 8,49 gebundenes und 22,79 freies Waſſer; außerdem 
Epuren von Ammons und Kyan- Verbindungen. Die hierin vorliegens 
den Eäuren des Schwefels entfliehen erſt, wenn das Kalkhydrat, nach⸗ 
dem es zum Gasreinigen gedient halte, die atm. Luft berührt; es faugt 
daun deren O⸗Gas mit ſolcher Heftigfeit ein, daß es fich erhißt; eine 
Geibfiwärmung, die außerdem in Folge der Uypdationen bes S, wie 
des Ca beträchtlich gefleigert wird. Geht man ſolchen Kalk fo * 
(3 bis 4 Tage) der Luft aus, bis er wicht mehr nach HS.riecdht, fo 


- enthält er viel CaOS2O2, der nun, da er leicht löslich und leicht kry⸗ 
ſtalliſtrbar if, ihm mittelſt kalten Waſſers entzogen und dutch Naoco⸗ 


Loͤſung wechſelzerſetzt werden kann; da man dann das alſo gewonnene 
dithionichtſaure oder unterfhwefliätfeure Natson (Na0S20;) 
kryſtalliſfiren läßt, um 3. B. davon in der Galvanoplaſtik und in der 


. Photographie (Daguerreotypie) Gebrauch zu machen. — Vorzäglide 


Backkohlen enthalten gemeinhin fo viel H ale O, minder gute 1 H 
gegen 2 O0; bei den Ginterfohlen if das Berhältniß des H zu O 
in der Regel glei 1: 6; bei pen Sandkohlen wie 1:7. 


b) Das zuvor (S. 1587) erwähnte rohe Steinfohlendl IR, wie man 


— Te 


es dus die erfimalige Deflillation des Gteinfohlentheers mit Wafler 
erhält, meiflens rothbraun, ungewöhnlicher braungelb oder beflgelb, 
riecht durchdringend widrig, wird jedoch durch wiederholtes Deſtilliren 
und jedesmaliges dazwiſchen bewirktes ſtarkes Erkalten nach und nad 
Naphthalinsfrei, damit aber waſſerhell und ſtark lichtbrechend und 
minder flühtig. Blanchet und Sell fanden es, alfo gereinigt, 
zwifchen 1500 und 1800 C == 1200 und 1449 R fletend, während es 
Sei 180 C = 140,4 R 0,911 Eigengem, beſaß. Es war nit fehr 
flüchtig, dagegen ſtark lichtbrechend und gab verbrannt fo viel CO⸗ 
und HO, daß fi daraus (mit einem Verluf von 1,1) feine Zufammens 
feßung = 89.15 C 4- 9,75 H (im Hundert daher 90,1416 C -+ 9,8584 H) 
berechnen li. B. u. S. a. a. O. © 311. Gute Cannelkohle 
(S. 432) giebt einen Theer, der, mit Waſſer deſtillirt, ſehr flüchtiges, 
hellgelbes, nur 0,77 @igengew. beſitzendes Steinkohlenoͤl entiäßt, Was 
Kautihud (5. 359 u. 1161 fi.) ſehr nahe eben fo gut löst, wie 
das Srergatheroi des Kautſchuck lelbſt es vermag. *) — Das reine 


* Das S. 1161 erwahnte Brenzaͤtherbi oder Brandol des Kautſchuck 


beſteht aus Delen von ſrhr verſchiedener Slüchtigkeit, die ſich durch Deſtillationen 
nicht von einander ſcheiden laſſen, wohl aber größeren Theiles tur kuͤnſtliche 
Kälte, zum Theil auch durch chemiſche Bindungen unb dadurch bewirkte Echeis 
bungen einiger von ben übrigen ; wie venn bas flüchtiaffe und gleich ven beiden 
ſolgenden farbloſe von ihnen, a) bag RautfhänsCH (von 0,65 @igengem.), 
bei — 30°C = — 16! R 6 in weißen Nadeln kryſtalliniſch ſcheidet, ſchon 





Lendtgas Cölbildende Gas; CH) verbrenns mit O:Mas [m Ber 
haͤltniß von 1 Maaß des erfieren zu 3 des letzteren; gu 2 Maeß CO, 
und HO] mit fo heftiger Verknallung, daß faR jede Art von Gefäß 
in weldyem ſolche Verbrennung bewirkt worden, dadurch zerichmeiten 
wird. Bür fh burch eine glühente Röhre geleitet, zerfällt 1 Mash 
befieiben in Kohle und 2 Maof H:Bas; f. w. oben. Man befimmt 
die Menge deſſelben im gefammten Gasheleuchtungsgafe miıtel® CH- 
Gas, tab, wie bereite bemerkt worden, ſich Damit zum farblofen, Öligen, 
‚ im Bafler zu Boren finfenden Elayl⸗Chlorür verbindet. Als Gere 
bay das aus Fertöl *) gewonnene Beleuchiungogas ZOfachem Nina 


L 


dei — 10° C = — 8 R fdmilzt, kann bei + 1495 C = 4 1195 BR 
fiedet, im Waſſer untöetih, im Alkobol und Aether dagegen Leiche Tästi iR 
Es entlält Das kei der trodnen Deſtillation der Echmjerfette, neben Mersieie 
(©. 879, 1046 m. 1320) fich bildende, gafige Diteryl (— Car; ae = 
2 Vlayl; ©. 878), das von waflerarmer Echwefelfäure raſch werihind: wir — 
fie nimmt das 100fache ihres Raumumfanges auf — una durch deren Ginwin 
fung der Umbiltung in Cupion unterliegt. Außer dem Kautſchẽn iR von es 
flüchtigeren Grhigungserzeugniffen ned Kautſchuck noch näher unterfude 6) dab 
Kautihudin, das, ſtöchiometriſch ebenfalls — CH, war au 0,63 Gig 
gewicht darbietend. mir Leichtfließlichkeit durchdringende Riechbarkeit upft zen 
noch bei — 390 6 —= — 3192 R flüffig bleibt, aber erſt bi + 33 C = 
+ 26°%4 R fieret. NAngezündet Grennt e8 mit beil leuchtender Flamme; win 
arme SOz verſchluckt es unter Bräunung. Weniger flüchtig iR y) Das 0.81 
Eigengewicht habende Kautfaıin, Nöhiometriih (dem LTerpentindi Femr 
namlich) — CaHy, leichtfließlich, dem Gitrondl Abnlich duftend, er bei 17%°C 
== 137%,6 R'fiden, bei — 39°C = — 51%2 R uch flüſſis, im fe 
untöslih, dem waflerfreien Alkohol, dem Tetber und ten Actberölen zugisghl, 
O-Gas fehr langiam verſchluckend und dadurch nach Jahrem im gelbes, yireh, 
bitteres Harz ũbergehend, mit Salzzengern (Ch, Br ıc.) unter Guattaffung end 
Theilet feines H zu ötigen Erzeugniſſen fi verbintend; d) Heveem: ten che 
beiven iſomer, börnfleingelb, ſchwach riehbar und von fharfem Geihmad. © 
Hat 0 92 Gigengew., fiedet bei + 315° C und Hat noch nicht zum Green 
gebracht werben fönnen. Angezündet brennt es mit rußender Flamme; zu den 
zuvor genahuten Löfungsflüfflgleiten und den Galszeugern verbält es AG wie y)- 
Gs macht einen Sauptbeſtandiheil des eigentlichen KanıfchndzTheers ans, währrz 
6 in tem flürfigeren Theil des Brantols nur ipurenweife vorfemms, intern 
a) un f) varin in verhältlich großer Menge vorliegen; dieſe And es, bie Lab 
eigentliche Loͤſungemittel des Kautſchuck gewähren. 

®) Dbengenachtes Diteryf fiedet ſchon bei einer Kälte, die nur wenig färmädher iR, 
as — 15% C == — 14%4 R; bei gewöhnlicher Luftwärme ſteſit oö ein Geb 
von 1,9 Gigengew. (dak der atm. Luft — 1) dar. MBafler nimmt es tn fehe geringer 
Menge, Alkohol leichter auf, und hatte mar vielen damit gefättigt, fo win es 
daraus, durch Zufah von Waſſer, braufend vettrieben. Vaumol verihiudt daes 
bus Hfache feines Raumumfanget. Das Acrolein befreiet man vom Diteryl, 
fo wie vom Triyl und anderen noch zu befiimmenten brenzätberöligen Gryeng 
niſſen, duch Echütteln mit Ammoniak, Sondern der wäflrigen Ammenial:haltiges 
Blürfigleit und Zerfegen derſelben durch Saure. Das Trihyl iR ebenfalls ves 
Elayl polgmer, nämlid = Cz3Hz, farblos, brenzli-bittermantelartig rieche⸗ 
ann 0,55 Gigengem. darbletend. Es erſtarrt bei 0° C um» ſtellt fo Dar: eis 
weiße, haste und ſproͤde Mafſe, die, um zu fehmelgen, aun volle 50C == 408 





= — — — — 


— wu. 


— — — — — — — — — 


— — — — — — — 


> 


1597 


fohärens Drudl unterwarf, ſchieden fi, In Folge fo ſtarker Verdichtung, 
flüchtige Brenzätherdle aus, die, durch Deftillationen gefondert, bei welchen 
die Vorlagen in Taltmachenden Miſchungen lagen, jvnen Ähnelten, im 
welche ſich das Eteinfohlenöt (und zum Theil auch das Kautfchuds 
Brenzöf) trennen läßt; fo daß F., vielleicht zuſammenſetzend (fyntheriich) 
hervorgehen machte (?), was trockne Deftillation zerfeßend (analytifdy) ich 
feheiven und umbilden ließ; vergl. m. Grundz. I. 176 Anm. — Bers 
gleicht man die Steinfoblen mit den verfohltn Braunfohlen, ®) 
den Torffohlen, 9%) Thierkohlen *%%) und Pflanzenkohlen, 








beifhht,, Hei 860 C — 680,8 R fitet, im Waſſer wenig, im Alkohol, Weiher, 
Setts und AethersDelen leicht Lösti und mit Ch, fowie mit SOg vereinbar if. 
Gs 188, gleih dem Diteryl, Kantſchuck leicht und bilvet gleich viefem einen 
wefentlichen Beflanbtbeil des aus Fett gewonnenen Leuchtgaies (S. 1064 u. 1065) - 
und taber fehr wahrſcheinlich auch (gleich jenem) einen Mitbeſtandtheil der Bas 
zabay’fchen, durch Zufammenvruf erzeugten Dee, 


®) Klaproth erhielt durch Rectificationen von 2 Unzen Branböl, gewonnen durch 


srofne Defillation aus ven Braunkohlen (Erpkohlen) von Echraplau (im 
Diansfeiv’iggen): 11/2 Unzen eines boniggeiben, erlaltenn zum Theil hellbräunlich 
kryſtalliſirenven, flüchtigen Dels, deſſen kryſt. Theil fih in Schuppen over 
Blattchen fpalten, und kur Erhitzen mit dem flülfig gebliebenen Antheile: zw 
einem, dem fog. Erdwacht (©. 1559) ähnlichem Gemifche vereinigen ließ; " 
Rs Beitr. III. SO ff. Das fog. Erbnaphtbalin ober der fog. Scheererit 
(richtiger Könleinit), das Fikentſcher im Braunkohlenlager bei Redwitz 
fand, ſchlleßt ſich ebenfalls Hier an; Trommsporff zufolge iR es polymer dem - 
Gay; ©. 1560. 


 Brouf unterwarf 100 Gewichtetheile eines Daz’er Torfes ber troduen Defils 


lation und erhielt als Rüden» 40 Gewichtétheile ſchwere Torflohle, vom 
Raumumfang res Torfes. Als Derillat gieng unter andern au ein gelber, 
Öliger Dampf über, der wie Talg feR wurre, das auch erihien, als der im 
Kalilauge gänzlich aufgelöste Torf, mir EAuren verfeht, einen braunen, Modigen 
M ererichlag gewährt hatte, den man für ſich vefillirte; wobei dann 0,50 Roble 
verblieben; Prouſt a. a.D. ©. 3:4. Wine äbnliche Talgsartige (von mie 
Braudfett genannte) Maſſe ſah WBöllner aus Bucenholz überdeſtilliren; 
m. Arch. XVII. 363. 


=) Bergl. S. 106 Anm. u. 851. Siguier, Chemiker zu Montpellier, fans 1811, 


daß Thierkohele farbige Flüſſigkeiten weit fchneller und volllonımener entfärbe, 
als die Pflanzenkohle; ein Jahr darauf führte Derosne ben Gebrauch ver 
Thierkoble als Reinigungsmittel in ben Iuderraffinerien um nas 
menilich in jenen des Runlelrübenzuders ein. Nun fingen au die Sal⸗ 
mials Sabrilanten am, die fonft von ihnen unbeachtet gelaffenen Thierkohlen 
zu verwertben. @ietet man übrigens eine wäflrige Ybiung reinen Zuckert mit 
Ibierkoble, die nicht Kurhaus und volllommen ansgeglübet worden, fo erhält rer 
Buder einen unangenehmen Beigeſchmack. Beim Gebrauche als Reinigungsmittel 
müffen Thier⸗, wie Pflanzens und Gteintoblen, zuvor vom feinften Etaube 
befreiet werden. Bür Zuderfievereien ift beſonders empfeblungewertt Dumont’s 
Biltrirapparat, d. i. eine hölzerne, innen ganz mit verzinutem Kupfer beflels 
dete, umgekehrte Pyramide, bie unten einen Hahn zum Ablaffen ver Hälfigkeit 
(deö gereinigten Eyrupt) und etwas höher feitwärts eine Deffnung bat, beRimmt, 
um eine Höbre aufzunchmen, zum Auspumpen (Berbünnen) der unterhath ber Seih⸗ 
Vorrichtung befinviichen Luft. Diefe Seib⸗Borrichtung befteht aus 2 ungleich großen 
hurchbrochenen Boden von verzinntem Kupferblech; der Heinere IR mis a Süßen 


- 
— 


1598 





fo zeichnen fle ſich vor allen biefen aus zunachſt durch bie Beieffen 
heit und Bigenichaften des Rauches un» Dunſtes, deu fic beim 
Gluͤhen entwickeln; denn dieſe rie chen durchaus eigentGämlid, 
entfernt au den Geruch des Börnſtein⸗Dunſtes und Ranches eriunerm, 
eigen Weder die Augen noch bie Bruft (wurden ſenſt in Lungenfreub 
heiten für heiliam erachtet und dem Harzrauche vorgezogen). Außer 
bem erweichen fie Chauptfächlidh die Badfohlen) durch Erkigpumg, 
was jedoch bei Sinter⸗ und EandsKohlen nur der Zall il, wenn fe 
unter ſehr ſtarkem Druck erhigt werden, und geben durch trodae De 
Rillation mehr und leichteres (würziges) Drenzöl, als ve 
nichthar zigen Hölzer. Berkohlt (ale Coals oder Koks) geben fr, 
mit Kali erhitzt, ſtets Blutlauge, und mit azotfauren Alfalien verbr 
nen fie mindeſtens eben fo fchwierig, als bie Thierfoble, Iudigfohle x. 
In welchen Maaße die Aſche der Coaks von jener der Thier⸗ war 
Pflanzen⸗-Kohle ſich unterfcheide, if aus dem Vorhergehenden erlihtiid, 
©. 1594. Ob «6 durchaus Echivefeleifen:freie Steinfohle giebt? # 
. unentichieten. Mit Azotfänre erhigt verlieren Re nicht an Gewicht, 
fondern gewinnen ; nicht felten über 20 Prorent; Aehnlichen gewähren 
jedch auch die Holzfohlen, 3. B. der Fichten, Nimen. Gie entwidelz 
dabei viel COs und COa-Gas. Brugnatelli’s un Brouf’s hie 





verfegen und erhält vie tiefe, den Ablaß⸗Hahn nächſte Stellung der Be 
wird ein bichtes Seihtuch gebreitet, das man mit gerlleinerter, unfanbiger Tue 
Eohle bedeckt, vie man etwas anfeuchtet ; hierüber kommt ver andere, get 

Siebboden, fammt Ueberbreitungeiuh und darauf ter Errup. Dieſer wem 

zuvorderſt aus der Kople das Waſſer, und überläßt ibr daun bie ibm fürn 

Antheile, da er dann, von dieſen befreiet, waflertiar abläuft. Getrodizet zu m 
eiſernen Hohlcylinder durchglühet (wobei man, wie überbaupt, wenn zes v8 
ben brennbaren Gaſen trodner Defiillationen einen Gebrauch machen ui, vo 
fi) entwidelnde Gas zurud in bas unter dem Cylinder befinpliche Bewer kritt), 
bebält man in vemfelben zuräd: auf's Neue als Beimigungsuittel Geandber 
Kohle. Ueber die Art, wie man fauliges Eußwafler burg Kohle ne Saud 
mittelR einer Geikpumpe reinigt, f. m. D. Gewerbäfr. II. 34. Webufs ber 
Reinigung von Bumps und Zieh Brunnenmwaffer, veigleirhen wa Gifer 
nensWaffer wirken 4 & Thierkoble (volltommen eiögegiühete), mus 10 
Holzlohlen leiſten; iR jedoch das Brunnenmwafler mit Torfiäuren geigwängert 
und durch dieſelben gegelbet, fo wirken 10 & SHoltchle > 14  Rotkal, unı 
1a & Alaun, nebſt einer reichlichen Menge (wenigfens 25 bis 30 A) Hülsen 
oder Töpiers Scherben, d. f. Bruchftüde frifch gebrannter, noch nicht in Gchrant 
genammener Thongeſchirre, mehr als (alles Uebrige gleich geieht) 6 I Kuchen 
Sohle. Wahrſcheinlich wird man auch zerfleinerte und entſtäubte Steinkobdle 
(©. 1469) und vielleicht auch vergleichen verkohlte zu Brunzens Reinigungen, 
9 wie zur Reinigung des auf Seereiſen mitgenommenen füßen Waſſert, 
mithin auch zu der oben gebachten Reinigung ſolchen Waſſers mitteilt ver Lei 
' Bumpe wis Vortheil verwenden fönnen, indem man fie ſtatt der Ibier me 
Holz: Kohle mit dem Gante mengte, oder abwechſelnd ſchichtete? Die Eoall 
der fog. „fetten Steinkohlen mit langer Flamme“ dürften fich hiezn vielleicht am 
meiften eignen. — Ueber Veſchaffenbeit verfchierener Steinkohlen und ihrer Gas 
deral. auch Aegnault a. a. O. XXV. Bub fl 


— — — — — — — — — — —25, 


1500 


her gehörige Arbeiten verdienen weiten verfolgt zu werben; Gehlen's 
Sourn. f. Chem. u. Phyfik Ir. 553 w. III. 365 fi. Hinfichtlich des 
chemiſchen Verhaltens find folgende Beimifchungen des Steinkoh len⸗ 
theers (d. i. des mit Gteinfohlendl phyfiicy verbundenen Brandharzes) 
die am meiſten ausgezeichneten und daher vorzugsweile gefannten : 

e Naphthalin (Bronft’s „flüchtiges Bitumen“, Gardæen's „Stein⸗ 
kohlenkampfer“; ©. 993). Aus farblos durchſichtigen Kryſtalltheilchen 
zu weißen, feidenglängenden, regelmäßigen, geradflaͤchig⸗rhombiſchen 
Zafeln vereinte, trodne, fpröbe, zerreibliche,, eigenthümlich ſtechend (an 
GSieinkohlentauch erinnern») riechende, brennend wirzig fchwedende, 
im Waſſer unlösliche Mafie, die (wahrfcheinlih nach Maaßgahe ihrer 
IryRallinifchen Verdichtung) das Wafler an Eigengewicht für erreicht 
(Ure’s Beob.) oder es in etwas übertrifft, bei 790 bie 800 C — 
630,2 dis 649 RR ſchmilzt, bei 2120—2170 C = 1690,65 — 1730,6 B 
ſtedet und dabei in glänzenden Blaͤttchen fublimirt; als Bas (Dampf) 
4,489 Gigengew. beſitzend, mit Wafler leicht überbefillirt, in Alkohol, 
Aether und Terpentinöl leicht löslich, in Kifigfäure, fo wie in wäffriger 
Dralfänre auflöolich iR. Es iR procentiſch = 93,77C + 63H, 
fättigt aber 13,92 803 dur 45,58 feiner ſelbſt, IR daher Adchiome⸗ 
triſch wit — CO; Ha, fondern = Cay Bu zu betrachten. Gs bildet 
naͤmlich, indem es Äh nuter Erhitzung und anfänglidier lebhafter 
Burpurröthung in waſſerfreier SOz aufloͤet, mit Dithienſaͤure (82 Os) 
vereint drei verſchiedene gepaarte Säuren: die Naphthalin⸗, 
Naphthin⸗ und Glutin⸗Unterſchwefelſaänve. %) Im Ueber⸗ 
ſchn in SO aufgelöst, ſcheidet Zuſatz von Waſſer diefen Ueberſchuß 
aus, waͤhrend die gefättigte Auflöſung, mit Waſſer deſtillirt, es in zwei 
neue (geruchlofe und in Wafler unlösliche) ſchmelzbare, fettartige Er⸗ 
zengniſſe ummiſchen macht, in Sulfonaphthalin = Ca Hs SO⸗ 
uns Gulfonapbthalid — C24 Hio SQ2. Wu mit Ch une F 
geht es Berbinbungen ein; mit Wzotfäure erhißt, gewährt es zwei 
verfchiedene kryſtalliniſche Erzeugniſſe, das azotichtfanre Jkodeka⸗ 
teſſerploxyd und b bas ejstiätfaure Delaherploryb. #*) 


*) Erftere iR = Cog Ba Sg Os. IryBalliniichsfarbles, unriechbar, fayer ſchmecend, 


im Wafler Iöslich und an ner Luft zerfliehtich, fhmelzbar, gleich der So Os mit 
Ealzgründern Teicht lösliche Salze bilden», von denen Has Barptialz in glänzenden 
leisten Schuppen anſchießt, im Alfohot unlöslich iR, erwärmt 1 MO verliert 
und, erbigt, mit Summe brennt. Die andere ähnelt ver erſteren ſehr, giebt 
aber mit BaO ein nit kryñalliniſches, im Waller fi ſehr langſau loͤſendes 
Ealz. Die dritte gewährt mit Golzaründern nur amorpbe Berbinpungen, If 
im Waſſer Lösli und wird durch HCh daraus mildig gefäfl't. 

”) Mit Ch bilnet Naphthalin zundchſt ein Chlorür und ein Chlorid, daun 
unter HCh⸗Bildungen neus Chlorate; erfleres iR == Cio Hy Ch, bilset fi 
. bei gewöhnlicher Auftwärme, vurch Berichlufung von Ch⸗Gas, varſtellend ein 
geilbliches, im Mafler zu Boden ſinkendes und darin unlößlidäes Del; dat andere 
entſteht gleichen Weges durch Gättigung mit Ch>@as bei 800 C == 480 BR, 





1600 


b) Paranaphthalin (Nephthaliv). Laurent zufolge iubei ſich, weben 
Naphthalis, im Gteinfohlenöl unter andern auch das im Alfehel uns 
löstihe Baranapktbalin, dae, in möglich wenig Terpentindl 

"gelöst und burg Erkalten wiederum aus deimfeiben geichieten: von 
einem den Branpdfett ähnlichen (S. 1597), fo wie von einem eben 
falls noch analytiſch zu befimmenden harzigen, rothgelben Exrf 
gereinigt werden kann, indem es fih bei — 1 C = — PR Iry 
Raltinifch feheidet und nun, mit Alkohol abgewalchen amd wieberhelt 
befillirt, gänzlich gereinigt darſtellen läßt. Es fchmilst daun bei 1899 C 
== 1440 R, fievet und fublimirt (in kryſtalliniſchen Blättchem) bei einer 
3000 C = 2400 R überbietenden Hitze, iR im Waſſer unloͤelich, fie 
dendem Alkohol und Aether nur in fehr Tleinen Anıheilen zugänglich, 
erfaltend ſich daraus in Flocken ſcheidend, loͤet ih in waſſerleerer 
Gchmefelfänre mit an das Bedriret (&. 1036 Aum.) erinuernser 
blauer (nicht gänzlich gereinigt: mit ſchmutzig⸗grüner) Barbe auf, 
und ſcheint Röchiometrifh == Czo Hı2z zufammengefcht zu feya; m 
Grundz. II. 461. Bon AO; wird es, unter Gunvidelung von AO, 
zum Theil in einen in Radeln IryRalliirenden Stoff verwawtelt. — 
In wielern das von Etrling Puch trockne Defiillation des Wadks 
gewonnene Paraifinsartige Erzeuguiß (Ann. d. Pharmac. HM. 
255 ff.), bdeögleichen die mehr Napptbalinsartigen, welche Th». 





iR im Aether Löslich und fryftallifirt daraus in durchſichtigen hombeikalen Te 
- fein, die bei 1600 C —= 1280 R ſchmelzen; Wtkübhlung macht wie gefefem 
Maſſe irpfalliniig erſtarren, es ik = Co Ha Cha; wird Diefes Gi ter 
Deſtillation unterworfen, fo entwidelt fi baraus HCh uns ann if wer Kich 
fand in Alkohol 1ösli, daraus in geſchmacke, geruch⸗ uns farbiofen rbomki den 
Vriemen als Dekabesyihlorär — Cyg Hz Ch anitichenr , das bei 440 C 


 - == 320,32 R In Buß gerätt und bei gewöhnlicder Tühlwärme ter Giamirkung 


von Ch:Gas unterworfen, in: bei 410 C = 320,08 R fchmelzenres za zw 
verännert ſublimirendes Dekahexylchlorid — Cıg Hz Chʒ übergett, tem 
vorhergehenden übrigens ſehr Atnelt. Läßt man Ch⸗Gat im Wornenjdein al 
Naphbibalinchlorür einwirken, oder erwärmt man biefes unter Ch-Gas, zus de 

‚Alllirt Bann Has daraus entlaunene Dei, fo erhält man das Dekapenıyiale 
sin = C20 Hs Chz, vas aus feiner Löiung in Aether in farbisien. 

’ gehreiften, wie Wachs weißen, geruchloſen Prismen anfießt, die dei 730C — 
580,4 R fdmelzgen. — Grhigt man Naphthalin mit Azot ſäure, fe Wilver 
ſich eine aus C20 Hr O + AOz zufammengeiehte und Yarım au azetidt: 
ſaures Jkodekateſſeryl ox yd genannte, aus Aikobol in ſchwefrigelden, Kieir 
tigen Priemen kryſtalliſirende, bei 1300 — 100,4 R femeljeune uns vorkchtig 
erhitzt ſich ſublimirende Berbinbung, tie jah erbigt verbrennt. Bringt man te 
gegen dieſe Berbintung oder Nophthalin mit Mzotfäure ind Sieden, unn erhält 
fie darin fo Lange, bis ſich kein obenſchwimmendes Del mehr zeigt, fe fewnert 
fh das hiedurch entantene Dekaperplorye = CıoH3 O + AO, im Gern 
eines Irhfafliniichen gelben, bei 1850 C — 1480 R fchmelzgenten, uuweränkert 
fablimirbaren, im EBaffer und Alkobol unlöslichen Wulvers ab, das von mailen 
mer SOg ungeänvert aufgelöst wird. Mit Io» binet Naphebalin eim 
dere Blake Grappitsäguliche, im Albohol Läslihe, daraus Dur Meier ſchen⸗ 

a 





4601 





Sauffure und ebenfo au 2. Gmelin erhielten, aus Weiher ober 


Weingeiſt, der durch glühende Röhren getrieben wurde, bie Faraday 


durch ſtarke Zufammenprefiung des Delgafıs als ſchmelzbare kryſtalli⸗ 
nifche Maſſen ſich ausſcheiden fah (©. 1037) und verfchiedene ähnliche 
Erzengniſſe, Röchiometrifh fh dem Naphthalin oder Paraffin mehr 
nähern ? darüber ift noch durch weitere .analytifche Berfuche zu ent⸗ 
Heiden ; vergl. m. Grundz. I. 176 Anm. fi. IT. 461 ff. Reihen 
bach zufolge if überall NaphthalinsEntfichung gu erwarten, 
wo Ruß⸗Bildung vor ſich geht; oben ©. 835 Anm. u. 1338 Anm. *) 
— Brouf fand in der wäfirigen, . den Steinfohleniheer begleitenden 
Slüffigfeit neben den Ammonorypfalzen sc. au Succinfänrez ber 
Derf. diefes Hobe in der einem fog. Erdbrande entſtammenden wäflrls 
gen Fluͤſſigkeit. Gehlen's Jon. f. Phyſ. u. Chem. III. 355 und 
m. Arch. XXVII. 372. 
e) Außer diefer, eine zufammengefehte Grundlage barbietenden Sarre, 
wurden aus dem Steinkohlentheer (von Runge) dargeſtellt drei der⸗ 
gleichen Brenzſäuren, die Karbolſäure (S. 1035 u. 1213; Uns 
verdorben’s Kry Rallin, und mit ihr Rimmen überein; Laurent’s 
Phenylhydrat; ©. i003 u. 1034), die Rofolfäure (d. i. jenes 
zothgelbe Harz, das Laurent’s Paranaphthalin begleitet), die mit 
Galzgründern rofenfarbene Verbindungen ſchlaͤgt, und bie ſchwarz⸗ 





. )-Der Torfruß enthält mitunter Ammonoxyb⸗ Garbonat und Salmial. Ruß⸗ 


bildung exfolgt überall, wo Hydrocarbon⸗ Flammen ehe einfeitige, beichräufte 
Zuftfirömyug erhalten; baher felbft Weingeift, wie Sievers zeigte, Ruß gu 
gewähren vermag. Der gewötmlihe Ktenruf wird gewonnen, indem man vie 


-- in don Sheeröfen verbliebenen, uwwollkommen verkobltes, annech Harzhaltiges 


Holz enthaltenden fog. Kienbränte, ſammt Harzgrieven (annoch Harz⸗ 
haltige dichtenſpaͤne, denen bereits der größere Harz⸗Antheil durch Ausſchmelzung 
entzogen worden), in einem niedrigen Ofen verbrennt, der, in der Rußhütte 
ſtehend, durch einen Langen, liegenden Schoruſtein mit einem Bretterverfchlag in 
Berdindung ſteht, deſſen Schlot durch einen ausgefpannten Leinwanbfad verfchloffen 
worden. Sobald die KienbrändesHarigrieven im Dfen zur Sntflammung gelangt 
find, wird bie Thüre dergeftalt gefchloffen, daß nur eine fehr enge Deffnung zur 
Unterhaltung ſchwachen Luftzugs verbleibt, da dann faR nur ver H-@ehalt des 
Harzes zur Verbrennung gelangt, pas C hingegen als amorpher Staub, von 
anhaftenden Brenzölen x. begleitet, als lockere Kohle, durch ven erzeugten Waflers 
dampf⸗ und Azetgas-Strom in die Kammer mit fortgeriffen wird und fo theils 
an deren Wänven, tbeils im leinenen Schlotfade hängen bleibt. Leber Stein 
kohlenruüß⸗Brennerel f. ©. 1338. Ruß von Halb erſtickten Flammen 
brennender etheröle, des Camphors ze. unterfcheidet fi vom Kienruß vurch 
größere Feinheit, und während ver erftere, nach vorangegangener Ausglühung 
orer Ausbrennung (S. 1589) mit volllommen ausgefottenem Leinöl innigft vers 
mengt, meiſtens zur Darftellung der Druderfhwärze verjotten wird, dient 


‚ biefer feinere Ruß, mit Weingeift beiprigt und mit weingeiftiger Haufenhlafens 


Biung angerieben, getrodnet und dann mit Bummi-Löfung verrieben und In 


vorm von Tafelchen gebracht, zur Nachbildung fhwarzer chlneſiſcher Tuſche. 


.d 


Ueber Foͤrderung des Leindlfuns dur Einfprigen von Waſſer f. m. D. Ges 


werbäfe. I. 255. 


a 101 


160% 





braune, glänzend fpröbe, in kaltem abfol. Alkohol loötliche, mit KOHO 
“eine Teiht loͤsliche, mit ben weniger Töslichen und unlöslichen Salz: 
j grändern unlösliche falzartige Gemiſche barftellende Brunolfänre. 
°:  -Meber die von Lanrent und von Erdmann aufgefundenen hieher 
7 gehörigen Brenzfäuren vergl. oben a. a. D. u. ©. 1035. — Leber 
bag von Runge aus dem Gteinfohlentheer geſchiedene baflfhe Kya⸗ 
nol,' d. £. das Antlin (Unverborben’ 8 Kryflallin), f. oben 
. S. 1007 ff. Anm., 1010, 1032, 1035 Anm., 1224 u. 1398 Anm., fe 
In pie ebendafelbft über das gleiche Abkammang babende ebenfalls bafilke 
" Bicolin and Unverborben’s übrige aus Thiertheer gewonnen 
Salzgründer. Weber Dippel’s Brenzätheröl (of. animale aethe- 
reum) ©. 951. Um bicfes zw ſcheiden, ball't man den Thiertherr 
(ot. animale foetidum) mit Roblenpulver zu Kugeln und veſillirt 
diefe fo lange troden, bis das Deftillat farblos übergeht, und bewahrt 
es daun in hermetiſch verfchloflenen, am beften an der Mänbung zer 
7 Epige ausgezogenen und’ zugefäymolzenen kleinen Barometerräßres 
BGlaͤſchchen, gegen Luft und Licht vollkommen gefüst, auf, nadtem 
man es durch Rectificatton zunächſt mit verbännter Schwefelfaure (mm 
es von Ammoniak zu befreien), dann mit werdimnter wäflriger Rali- 
hydrat⸗ Ldfumg (um auhaͤngende Brandfüuren hinwegzunehmen) sek 
ftändig gereinigt Hatte. - Es hat 0,75 Eigengew., iR ſehr bämdkifüg 
und ungemein flüchtig, riecht eigenthümlich wibrig, an ben Wera ge 
“ branuter Federn erinnernd, gegenwirkt bafifh (Unverborben zuielge: 
weil e6 die von ihm daraus bargeftellten organifchen Salzgränkr as 
Hab), ſchmeckt alfalifch brenzlich, bräunt fi) an ber Luft (aut O⸗ 
Verſchluckung) fehr ſchnell und entläßt endlich durch Licht⸗ um bar 
Einwirkung, unter Verdickung: Kalkfalzsfreie Thierlohle und Baher. 
Im Waffer ift es ſchwer⸗, im Alkohol, Aether und Hetberöfen leicht: 
löslih. Es nimmt Harze und Wachs leicht in fi auf, wird aber 
durch waſſerarme Mineralfäuren zerlört. Reichenbach erachtet feibk 


(eigenen 


») 2Zaurent nahm für Phenhlhydrat zc. fruͤherhin einen ſelbſiſtandizen Sezweit⸗ 
ſtoff = C,;H, ald Grundlage an, und nannte denſelben Phen? dab um Geerwis 
hydrat ſehr Ähnliche Kreofot erachtete ex ald ein Phen-Bihydrat, alfe = Cu, 
+2H0. Ald er die durch Deſtillation bltumindfer Schlefer gewonnenen, finmn:lid 
dem Elayl polgmeren Brenzdle, und zwar jene, welche dei bis 150° C = GE 
bis 120° BR fieden, mit Ayotfäure Fochte und die Fluͤſſigkeit durch weiered Exeben 
abdunfiete, erhielt er einen In weiber Flocken fublimirbaren fauren Stoff, von u 
genannt Ampeelfäure; ald er dagegen die bei 200° Bid 280° C = 160" Hi} ZIP R 
"fiedenden Brenzble bezeichneter Abkunft mit waflerarmer Schwefelfäure fchürtelıe, 

‚  fonderte fich, nachdem die von der Säure abgegoffene Flüffigtelt mit etwas wAfriget 

Fr . Slalilöfung verfeßt werden war, diefe abgegaffene Fluͤſſigkeit in 2 Schichten, veret 
untere, mit Waffer verdünnt und dann von KO durdy eiwas SO, beftriet, ein 
alllen Verhaͤliniſſen im Waffen, Alkohol und Aether loͤpliches, Feitoͤl⸗aAhnliched Er 
zeugniß gab, dad von 2. Ampelin genannt wurde; vergl. ©. 1031 J. und Ans 
d. Pharm. TRY. 287 ff. 


— 


— 
22 








das wieberholt rectifleirte, reinſte Dippel'ſche Del Tür ein Gemenge 
von Paraffin, Cupion, Kreoſot ꝛc. Durch glühende Röhren getrieben | 
zerfällt es, Hänle d. äͤ. zufolge, in Thierkohle und Hydrokyanſaͤure; 
©. 951 ff. 


d) Zu den Brenzätherdlen harziger Stoffe gehört auch das durch 


trockne Deſtillation des Börnſteino gewonnene Del; ©. 1045. Es 
enthält nicht felten etwas Börnfleinätherdl beigemifcht, das, Berzelius 
zufolge, an ſich wohlriechend, in kleinen Mengen dem Bärnftein, fammt 
2 Hürzen, einem gelben (mit Del inuigf verbundenen, den Allohol, 
Aether und ber Kalilange leicht zugänglichen, leichtflüfflgen,, den ges 
wöhnlichen Harzen jetzt lebender Pflanzen ähnlichen) und einem in 
alten Alkohol wenig, in fledendem mehr löslicyen (aus ber erfaltenden 
und theilweife verdunftenden Löfung ſich ale weißes Pulver. abſetzenden) 


durch Aether entzogen werden kann, und würbe muthmaaßlich, von jenem . 


Aetheröle befreiet, *) procentiſch zufammengefeht ſeyn, wie das Ter- 


ventinöl; denn Döpping zufolge (Ann. d. Chem. u. Pharmac, 


LIV. 239 ff.) defland ein durch Kalilauge und wiederholte Deitillas 
tion von braunrothem, nad Kreofot riechendem, hayzigem Stoff bes 
freietes Börnfleindl, im Hundert im Mittel aus zwei Aualyſen; aus 
88,425 C + 11575 U; das Terpentindl aus 8846 C + 11,545, 
woraus die Iſomerie beiver Dele folgt. Es feheint bemohngenchtet 
aus verſchiedenen (ihrer Bigenwärme nach von einander abweichenden, 
im Uebrigen gleich zufammengefeßten Bremzätherblen zu beſtehen. Denn 
fein Siedepunkt wechfelte (nach und nach ſteigend) von 1400 bis 1700 C 
== 1120 bis 1360 R. — Laͤßt man gepulvesten Börnfein nebſt eben 


- fo viel trodnem Quarzſand einige Wochen hindurch mit Terpentinöl 
. zwifchen 250 bis 620,5 C == 200 bis 500 R erhikt bleiben, während 


. “ 
. 


man das Banze zum Deftern fchüttelt, fo Löst ſich ein beträchtlicher 
Theil des Börnfleins zum Haren Firniß auf. Digerirt man fein zers 


' .. ſtückelien Körnuerlad (6. 1055) und dergleichen Börnfleie, von jedem 


A Loth, 8 Loth Dnarzfand.mebft 40 Gran (2/3 Quentchen) Drachen⸗ 
Hut in Thränen (reinfle Sorte) und U Quentchen (30 Gran) Safran 


9) Außer jenem Aetherdle und den beiden Harzen, welche zuſammen über 10 Proe. 


des Boͤrnſteins betragen, fand Berzellus im Boͤrnſtein no vor: Succins 
ſfäure und Succinin; Poggendorff’d Ann. XI. Meff. Dad Succinin 

... sten ſog. miauflödiiche Bornſteinharz (S. 101) der Boͤrnſtein⸗Bitumen, 
bleibe nebſt Parzkali zuräd, wenn man Boͤrnſtein mit Kalllauge behandelt; vom 


oo. Barikall befreiet ed Waſſer, aber nicht Kalllauge. Es flellt dann eln geibeb Pulver, 


' dar, das durch Ersigeh In einer Glasretorte' zur dunkelbraunen harzaͤhnlichen Maffe 
fhmifye, dabel viel Brenzätherdl bildend und nur wenig Kohle binterlaffend. Im 


; Sog. Boͤrnſtelncolophon iſt ed ald Hauptbeftandtheil zugegen, was beweifer: daß ed 
-... durch Schmelzen In gefottenem Reinsl (und aͤhnlichen sroduenden Fettolen), fo wie 


im Terpentindt Id3 Lich wird. — Die EulilibansRinde enthält ein ſchweres 


Aerherdl, das,’ mir rauchender Azotſaͤute bermifcht, zur ziegelroth en Maſſe 
derharzer, die riecht: wie ſchmelzen der Bornfienn. 


101 * 


1604 





mit 80 Loth (= 21 bürgerl. 8) Alkohol fo lange, bis der Rüdkeub 
faſt nur noch aus Quarz befteht, fo erhält man einen gutem feg. 
Goldfirniß, anwendbar: auf Meffing; vergl. ©. 1158. 


e) Defillirt man Harz der gemeinen Fichte (Pinus sylrestris 2 


> 


für fi, fo fallen, wie auch bei anderen Gummi⸗freien Harzen, 

@rzeugnifie mehr ober weniger verfäjichen aus, je nachdem die Ze 
wandte Hiße nieberer oder höher, fiedend gewährt es: Mefinein, 
farblofes, fat unriechbares und unſchmeckbares, etwas zäbes, vidHüffiges 
Del, das bei 2500 C = 2009 R flebet, bei biefer Hitze PhO besery 
Dirt, im Aether Leicht», im Alkohol ſchwer⸗, im Waſſer nicht⸗löslich IR, 
durch Azotſäure verbarzet, von KOHO nicht angegriffen wird umb, exit 
zündet, mit heller, wenig rußender Flamme breunt; es wird Rüchiomer 
triſch für — Caü His O erachtet. Erhitzt man das Harz in Mae, fo 


. erhält man, Mathieu zufolge (der es zu Basbeleuchtung verwantie), 


ein das brennbare Gasgemiſch begleitennes Del (oder fluffigen Harz⸗ 
theer), deu M. zufammengefebt fand a) aus Naphthalin; 6) Meteo 
naphthalin ober fog. Reſtiter in (EryRallifirbar, nah Dumas 
= CH); y) Retinaphin (Harznaphtha ?), ölig farblos, 
bet 1080 C — 860,4 R fiebend, weder von K noch von KO, noch von 
Yalter SOg angreifbar, feiner Dampfpichte (nah Unmas — 3,23) 
nach ſtoͤchiometriſch — Cıa Hs zufammengefeht, fonft = C; Ha eraigkt; 
6) Retinylin (flarr, bei 1500 C = 1200 B ſtedend), nach D. vos 
4,242 Dampfdichte, danach — Cis Hin, und Retinolin (Harz, fühl 
fih fanft an, peruch- und gefchmadloe), nah D. von 7,11 Day 

dichte = Ca His; oder einer andern Unterfuhung gemäß Röder 

teifh = Ca4 Hi7. Zur Gasbeleuchtung verwendet man in 

auch Häufig das Harz von Pinus maritima L. Diefes giebt hicke 
einen dunkelbraunen, bläulich ſchillernden, ölig:fläffigen Harziheer, der 
fi zerlegen läßt in a) Hargnaphtäa = Cr Hy, farblofes, au 
genehm riechendes, ſtechend ſchmeckendes Del, von 0,86 Cigengew.; bi 
— 200 C — — 160 R noch) uuerflaret, bei 1080 C — 860,4 B fir 
dend, Harz und auch Schwefel loͤſend, Löslich im Aether, Wether- uud 
Fettoͤlen und in Alkohol, nicht im Wafler; an Salzbildner 1 H ent 


laſſend; 5) Harzdöl — Cy Hg erachtet, auch farblos, aber weniger 


Fieplia ale a), eigenthämlich riechend, brennend bitter ſchmeckend und 
yon 0,87 Eigengew., bei 1500 0 1205. R fistend, hinſichtlich ver 
Löslichkeit a) aͤhnlich; c) Harztäran, berechnet zu CH Hy, in Abſicht 


auf Fließlichkeit und Barblofigfeit b) nahe gleichend, jedoch noch mehr 


zähe; fühlt fi} fettig an, Hat 0,9 Bigengew., iſt weber riech⸗ noch 
ſchmeckbar, kocht bei 2380 C = 19004 RB; nimmt Kautſchuck, Schwefel 


. und Jod auf und iſt mit Ch vereinbar; d) Harzfett, aleich Cz Hz 
‚erachtet ; bildet weiße, perlmutter⸗glaͤn zende, wachsaͤhnlich riechende, 
geſchmackloſe Blaͤttchen, die bei 670 C = 530,6 R fähmelzen;, ſiedet 
"Hei 3250 C — 2600 RB, IR leicht zugänglich den Metherdlen, fo wie 


/ 


4 


x 10085 


dem c), b) und a), außerdem aber auch bem Tochenden Allohol, Sins 
gegen wenig bem Falten und ger nit dem Waſſer; verhält fi zu 
Chlor wie a). 

N Der Erzeugnifle der trodnen Deftillation des Holzes iR bereits zum 
Defteren und zum Theil ausführlich gebacht worden; hinſichtlich des. 
Methyls (6.876) und der einzelnen von Reichenbach im Buchen 
holztheer und ſpäterhin auch in anderen Holz, Dels ıc. Theeren 
aufgefundenen Gtoffe hier noch Folgendes: 

an) Methyloryd⸗Hydrat (Holzalfohol), procentifh = 37,544 C + 
12,475 H + 49,981 O; vergl. &. 1319. Deſtillirt man ein Gemiſch 
aus gleichen Gewichtstheilen Holzaltohol, Schwefelſaͤure und Oxalfänre, 
fo. erhält man das in farblofen,, shomboidalen Tafeln Eryflallificende, 
ſchwach riechbare, bei 510 C = 400,8 BR fegmelgende, bet 1610 C = 
1280,8 B ſiedende, im Wafler loͤsliche und, damit erhist, in Oralfäure 
und Holzalfohol zerfallende oxalfaure Methyloxyd. Berfährt 
man mit dem Holzalkohol, wie mit Weinaltohol, Behufs der Darftels 
lung bes effigf. Aethylorydo (S. 1081), fo erhält man das farbloss 
bünnfläffige, Atherartig duftende, 0,92 Cigengew. habende, bei 580 C 
== 469,4 B lebende, in 2 Waffer lösliche, procentifch und im gaflgen 
Zuftande dem Eigengewichte nad dem „formylfanren Aethyloxyd⸗ 
(a. 0.0.) gleichende effigfaure Metbyloxryd *) (vergl. ©. 1080). 
bb) Behandelt man Holzgeift mit Chlor, wie den Weinalkohol bei der Bildung 
bes „Chloral” (6. 853 Aum.), fo erhält man das würzig riechende, 
farblofe, bei 380 C 300 4 R fiebende, mit Waffer in allen Berhälts 
niffen miſchbare Formal, betrachtbar als baſiſch formylfaures Methyls 
oxyd; 3 Meo + Fo = 3mal &@H + 02 HOʒ = C; Hıo 0%. 
Deſtillirt man Holzgeifi mit MnO, und verbünnter Schwefelfäure, fo 
erhält man eine ebenfalls würzig riechende, in 3 Waſſer looliche, bei 
420 C = 330,6 R fiebende und 0,855 Eigengew. habende Fläffigkeit, 
genannt Metbyal = Cs6 Hg O, d. i. 3 Methyloryp — H und + OD. 
cc) Baraffin (denannt durch Sufammenziehung bon parum und afhnis). 
Es Bat 0,87 Eigengew., ähnelt der Stearinſaͤure, if farb⸗, geruchs 





*) Dad amelfenfaure (formylfaute) Wetbploryd MeOFo (darftellbar nach Art 
des formylſ. Aethyloxyds) zeichnet fich durch große Flüchtigkelt vor dem effigfauren 
aus, dem ed Übrigend aͤhnlich duftet. Lnterwirft man ſchwefelſaures Methyloryd 
mit Kochſalz ber Defiillatten, fo erhält man dab farblodsgafige, ald Gas 1,731 
Eigengew. heſihende, äberartig riechende, Im Wafler wenig losliche, mit grünums 
fäumter Flamme vezbrganende Metbuidlorür = Mo (oder C,H,) + Ch. Läßt 
man biebei daS NaCh durch NaF vertreten, fo erhält man bad ebenfalld gafige und 
ätherariig duftende Metbnifiuorür (MoF), deffen Eigengew. = 1,186 It, dad . 
vom Wafler in geringer Menge aufgenommen wird, Sad nicht angreift und mit 
blauer Flamme verbramt. Ein MeS + HS ähnelt den Mercaptan sder Yes 
tbylſulfhydrat, und wird aud In ähnlicher Weile gewonnen, nur daB man 
ftatt fchwefelf. Aethyloxyd⸗Kall die entfprechende ſchwefelſaure Methulorud Derbins 
dung anwendet. 


und geſchmacklos, fühlt ſich mild uud zart und fa fettig an, ſchmilzt 
bei 430,75 C = 350 R, if deſtillirbar, erflarıt zur kryßalliniſchen 
Mafie, die dem Falten Altobol nur wenig, bem heißen etwas mehr 
zugänglich und in Terpentinöl, fo wie in Petrol und warmen Feitälen 
leicht⸗loͤslich iR. Es laßt ih mit feſtem Fett, Stearin, Wachs mb 

ebenſo mit Naphthalin leicht und bleibend zuſammenſchmelzen, hingeges 
nur umyollfommen mit Schweinefett unb mit Talg. Geſchmolzen wird 
es von Fließpapier , einen Fetifled bildend, eingefogen; vorfichtig bis 
faR zum Braunwerben erhibt, verſchwindet der Fleck, aber das Baier 
faugt nun an biefer Stelle kein Wafler mehr ein. Bis zum Dampien 
erbist, läßt es ſich entzünden und brennt zun (als Dampf) mit beller, 
weißer, nicht rußender Flamme. Minerulfänren greifen es nicht au, 

and eben fo wenig Allalien; felbft in der Hige nicht. Auch Chlot 
wirkt nicht darauf. ein; iſt übrigens Homer dem Elayl. 

2) Qupion; f. ©. 359 u. 1596 Aum.; verhält fidh gegen Eiuren mb 

Salzgründer, wie Paraffin, ift aber ſtoͤchiometriſch = C5 He. 
e) Ghryfön; = (3 Ha; geld, pulverig oder Fruflallinifch ſchuppig, weder 

» riechbar noch ſchmeckbar, flieht bei 2300 C = 1840 B und fwblimirt 

in größerer Hitze; iR im Waſſer und im Alkohol unlöstich, faſt unlös 
:: SH im Aether und ſchwer löslich in ſiedendem Terpentindl. Bird 
vom warmen Vitrioloͤl mit bunfelgrüner Farbe anfgenenımen. 
ff) Byren; = Cxꝛ Ha; gelblich kryſtalliniſch⸗ pulverig, im fiedenben Bl 
hol untöslich,, im heißen Aether wenig löslich, daraus beim Erkalten 
kryſtalliſtrend; ſchmilzt bei 1700 C — 1360 R und beftillive um: 
aͤndert über. 

.08) Pyrosanthin; = Cai Hıs Os. Der gelbfärbende Beſtandthel vi 
zohen Holzgeiftes ; Eryflallıfrt in gelben, tm warmen Luftfirom fatü- 
mirbaren, geruchlofen Nadeln, die, im Maſſer unlöslid, vom Allohel 

"wie vom Wether gelöst werden. If mit dem Hybrat bes CaD wu 

‚mit dem bes AlOz verbindungsfähig. 

Y) Cedriret; &.1036 Anm. Bilder fi, wenn man orybireube Gkeffe, 
3. B. Eifenoryd-Eulphat ober Kali» Bidieomat und Weinfänre auf 
Theer-Brandöl einwirken läßt. 

ii) Pittakall; a. a. D. (von zurra Del, fläffiger Tgeer, un zailos 
ESchönheit). Begleitet das weiterhin zu erwähnenbe Picamar, den es 
feine Faͤrbungen, z. B. die durch wenig Chlor bewirkte grüne zub 
bie durch viel Ch entflandene blaue, überträgt. 

it) Rreofot; a.a.. und ©. 384, 945, 1095, 1036, 1066, 1076, 1448, 

“1468, 1497, unb der die Augen angreifenbe of des Holztauchs, der 

hauptfähli dazu beiträgt, dem dem Solzrauche ausgeſetzt geweſenen 
Fleiſche ac. den eigenthümlichen Holzrauch⸗ Weruch und Geſchmack zu 
ertheilen, = Cr Ho O (? vergl. S. 1372). Farblos, aͤtheroͤlig üſſig 
leicht entzundlich, Licht ſtark brechend, mittelſt eines Dochtes mit heller, 
rußender Flamme brennend, Teichtstöslich in Alkohol und Aether; Bringt 


— — — — — 


Albamin zum Geriunen, trocknet Fleiſch in einigen Tagen völlig aus, 
es hart und brüchig machend ; if giftig.) Es nimmt gegen 10 Proec. 
Waſſer in Ach auf, forbert aber zur waͤſſrigen Löfung wenigſtens das 
SOfache feines Gewichtes. IA im Alkohol und im Aether leichblöelich. 
Bildet mit Kalihydrat eine perimuttersglängende, leicht ſchmelzbare 
Verbindung, wird von waſſerarmen Sänten zerflört und durch orybis 
zende Etoffe verharzt. 


U) Kapnomor. Barblofe, Hlige, angenehm würzig buftende, anfänglich 


faß unſchmeckbare, fpäterhin ſtechend ſchmeckende Flüſſigkeit, von 0,98 
Eigengew. Sie fiedet bei 1850 C —= 1480 B, iſt im kalten Waſſer 
unlöslich,, im heißen leicht⸗ldelich, desgleichen in Alkohol und Aether. 
Bildet mit Schwefelfäure eine gepaarte Säure, macht Kauts 
ſchuck darin auffcäwellen und nimmt es (vom demfelben verbampfend es 
völlig elaſtiſch Hinterlaffend), erwärmt, gänzlich in ſich auf; Bufah von 


abſ. Alkohol trübt ſolche Löfung nicht. Angezündet brennt eo, mittel 


‚ eines Dochtes, mit hellrußender Flamme. 


mm) Picamar (von: in pico amarum): dicklich⸗dlige, farblofe, ſchwach 


riechbare, unerträglich bitter und babei breunenb und kuhlend pfeffers 





#) Ueber fein Verhalten zu Reihen, Fleiſch, Haut 2c., bei defen Räuderung ıc. f. 


eben S. 384, 985, 1085. Die Aqua Binelli (Binelli’d angebliched, Dieffenbad, 
Simon 10. zufolge, aber nicht wirkliches, BlutflllungdsWaffer) it, nach Berz e⸗ 
Itus, eine wäfrtge Loͤſung des unreinen Stteofotd. Die gefättigte wäſſrige Löfung 
reinen, nicht „Phenylhodrat“ enthaltenden Kreofotd färbt fich, mit einem Tropfen 
geldäten Eifenerydfulppatd verfept, nicht ſchwarz⸗, fondem rothebraun, 
wird von PrOAsRöfung nicht getrübt Cwährend Ummontatshaltiged einen weißen, 
ſchmilerigen, im Weingeifi Idölichen Niederſchlag zu Wege bringt), röthet Lakmus 


‚ nicht (well ed frei von Air), laßt fih, in ſtarker Kono⸗Löͤſung aufgelddt, mit 


Waſſer ohne Trübung vermifchen Cweil es fein Euplon enthält), enthalt Teiln 
Yicamar, wenn ed im Afachen feined Sewichts Weingeiſt gelddt und dann 
teopfenwelfe mit 1 Thell Barytwaſſer verfept ungetzübt bleibt, IM Pittas 
Ballsfrei: wenn zu einer Vermiſchung von 50 Weingelft + 1 Barytroaffer etwas 
Sreofot getroͤpfelt wird, und iſt Waſſer⸗fret, wenn einige Tropfen Kteofot in einer 
unten zugeſchmolzenen, oben offenen und etwad umgebogenen Gladröbre dis 100° C 
erhint, über ſich keinen zu Dunſtblaͤschen (Thau⸗Beſchlag) verbichteten Waſſerdampf 
wahrnehmen laſſen. Dem aus Buchentheer gewonnenen Kreoſot ſcheint, Buchs 
ner d. &. zufolge, ein giftiger Bildungstheil (dad klebrige, bittere, hoͤchſt Brechen⸗ 
erregende, noch nicht chemiſch iſolirte Fagin) beigemiſcht zu ſeyn: im Waſſer ges 
ſedt ſchmeckt ſolches Kreoſot bitterlich. Miederer ſchuͤtzt zum Andbalgen (Nuss 
ſtopfen) beſtimmte friſche Thlerhaͤute durch Kreoſotwaſſer, indem er die Innenflaͤchen 
derſelben damit befireicht. Etwad Im eine Wunde oder gar Ind Auge gebracht, ſoll 
furchtbar fchmersbaft ſeyn. Waſſer, dad nur °/, Proc. Kreoſot geloͤſt enthält, 
mad Pflanzen, die man damit begießt, ſchon nach einigen Stunden abfterben. In 
Kreoſotwaſſer gebrachte Fiſche Frümmten fih und warfen ſich, mie eb fehlen, vom 
heftigſten Schmerz ergriffen, umber und flachen nad) etwa 30 Secunden. Aehnlich 
wirkte dergleichen Waſſer auf Heine Infecten ıc. Wenige Tropfen reichen bin, Ins 
fuforten zu tödten; wie Kresſotwaſſer fich gegen Vilz⸗ ıc. Sporen verhalten würde 
Cgegen Solzſchwamm zc.), ſteht zu ermitteln. Tröpfelt man etwas Kreoſot auf bie 
Baut, 3. B. der Hand, fe entfieht ein weißer Fleck und nach einigen Tasen Ab⸗ 
Ihupyen Der zerſideten Baut. 


⸗ 


1608 





mänzartig ſchmeckende, ſich fettig unfühlende, wmitielR eines Dechtes 
mit heller, rußender Flamme brennende Flüffigleit, die von ungeleimstem 
Drudpapter Iangfam eingefogen wird und ſich dann darin mehrere 
Tage hindurch weiter verbreitet und endlich verſchwindet. 1,09 Figeng. 
Bat, bei — 1600 = — 120,8 R noch fläffig if, bei 2700 C = 216° R 
flebet, ſich mit Wafler faſt *) unmifchbar zeigt, Yom Wifohol uud 7 
Aether leicht gelöst und von Talter, waſſerarmer Schwefelſaͤnre, 
von Effigfänre leicht aufgelöst wird. Bricht das, Licht weniger Bat, 
als Kreofot, if, ohne Kückſtand zu hinterlaffen, defillirber, bildet mit 
Alkalien, zumal mit Kali, kryſtallifirbare, in Alkalilaugen leliche 
falzartige Verbindungen, die man (im unreinen Zuſtande) leicht erhalten 
Tann, wenn man Theer, oder auch den bei der Rertification des Kreoſets 
zurädbleibenden Stoff mit Kalilauge vermiſcht und an einen lalten 
Ort Rellt, fle dann In friſcher flebender Kalilauge löst, fe in ber 
Kälte wiederum anſchießen läßt, bierauf zwifchen Drudpapier ober 
Gattun abpreßt und dieſe Berrichtung fo oft wiederholt, bis Iebilid 
die Lauge durchaus ungefärbt abläuft. Die dann aunoch etwas rät 
lichen Kryfalle find num wenigftens frei von Kreofot, Phenylhydrat 
Cupion und PBaraffin , enthalten aber noch Pittakall, wovon man fe 
 befreiet, indem man das Kali durch Bhodbhorfäure hinwegnimmt und 
‚das dabdurch ausgefchiedene, annoch bräunlicde Del fo oft mit Welle 
deſtillirt, bie Chlorgas weder bläuliche noch olivengrüne (auf Pittafell 
binweifende), fondern nur moberbraune Färbung bewirkt; dann ſchlß⸗ 
lich für fih über Weingeiftflamme deſtillirt, erſcheint es endlich farbicd. 
Anmerk. 1. Ueber Serfehung der A durch trockne Deftillatien & 
‚Aceton oder Effiggeift und Carbonſ. (C3 Hz O und COqa) mi wo 
wantte @rzengnifle, vergl, ©. 852, 877 Aam., 1080, 1088, 104 1 
1509. Ueber Metaaceton; ebendaf. Deftillirt man Amylon mi 
CaO, fo belommt man mehr Metaaceton ale Aceton; beftillirt mas 
hingegen Bummi mit CaO, fo überwiegt die Menge des Aceten jene 
bes Metaaceton. A giebt, wird flE als au Salzgründer gebumdene 
Eäure erhitzt, in der. Regel Fein Metanceton; boch erhielt man durch 
trodne Defillation des Ca0A Epuren eines Dels, tas muttumeeflih 
hauptlaͤchlich daraus befand, Da übrigens 2 Aceton — (s Hs Or 
binreicden, zu erllären, warum es flarfe Eäuren in eine Atyerartige 
Blüfftgfeit (in Denyloryb oder Mefityloryd) und Wafler zerfallen mat, 
fo hat man es als ein zu den Brenngeiften gehöriges Erzengniß ber 
trachtet, defien Grundlage das Denyl oder Meſityl = Co H; if, 
‚das + 0 ein dem Aether ähnliches Oxyd (C6 H,O) darſtellt, während 
dieſer + HO das bem Alkohol entſprechende Denyloxyd⸗Hydrat 
. oder Oenyl- oder Meſityl⸗Alkohol gewährt. Die ſog. Holzfäure 
entläßt, rectificirt, zunächk eine zum Theil hieher gehörige angenehm 


*) 1000 Gewichtsthetle Waller von gewöhnlicher Fuͤhlwaäͤrme Tofen noch nicht 1 came. 


10 


N 





riechende Fluͤſſigkeit von 0,519 Eigengew., den fog. Mefit, ber bei 


580 C = 460,4. R fiebet, ih mit Wafler, wie mit Alfohol vermiſchen 
läßt, über Ca0HO _ober KOHO veſtillirt aber, traft deren ſtarker 
Gäureforderung, in A und Rethyloxyd⸗Oydrat (Holzgeiſt) zerfällt. — 
Deſtillirt man Reißmehl und Bohneumehl jedes für fich, fo gewährt 
erſteres ein ſaures, Ichteres, wegen großen Legumin-Behalts (©. 1423 


Anm.) der Bohnen, ein alkaliſches, Ammoniakshaltiges Deftillat. 


Anmer!. 2. An ver Gohärenz ber Pflanzenfaſer⸗Gebilde ſcheint 
bie Gilicfäure größeren Antheil zu haben, als man ihr zuzugefichen 
gewöhnlich gemeint if. Berzüglich bürfte dieſes der Ball ſeyn bei 
bem fog. Nenſeeländiſchen Flachs (Phormium tenax L. vergl, 
m. Grundz. I. 107) und bei Stipa tenuissima, dem Kaparto Syos 
niene, wo es auf trocknen Hügeln häufig vorfommt und wo man Taue, 
Strike, Matten und Flechtwerke aller Art daraus fertigt, bie ſich 
fämmtlih durch fehr große Haltbarkeit auszeichnen ; im wiefern der 
Lein, ver Hanf, die Hopfenranken ıc. ihre Haltbarkeit theilweiſe 
durch Gilicfäure erhielten? bedarf noch der Beantwortung durch Berfuche. 

Anmerk. 3. Eine mäßig erwärmte Kautſchuck⸗Flaſche laßt ſich 
auch ohne jene (S. 1165) gedachte Vorbereitung, war fle 1/2 Zoll did, 
mittelſt eines Blafebalgs bis zu SchreibpapiersDünne aufblaſen. Wie⸗ 
derholtes Aufblafen der Urt ertheilt ihr mehr oder weniger Beiländis 
gung foldger Dünne, Die ©. 1466 Anm, erwähnten Kautſchuck⸗ 
Ringe fcheinen aus aufgetriebenen Blafen der Art gefchnitten zu 
werden, bevor bie Blafen ihre bleibende Dünne erreicht haben. — Gin 
Kautſchuckſtreifen läßt ſich 11mal länger auszichen, als er urfprünglid 
lang war. : Wiederholung folder Streckung gewährt endlich Fäden 
von bleibender Dünne. 

Aumert. 4. In neuerer Zeit träuft man Papier (den fog. Zeug), 
dba man es im Großen nicht mehr nah Rieß⸗ und Ballen-Anzahl, 
fondern „nad; dem Gewichte“ verkauft, dem Dernehmen nach mit 
Pfeifenthon. Gilt es, dergleichen Papier mit Pflanzenfarbſtoffen 
zu färben, fo bürfte ſolche Bewichtövergrößerung (während fie das 
Schreiben erſchwert und Schreibfevern ſtaͤrker abnugt, von Stahl⸗ 
führeibfedern aber Leicht durchriſſen wird) zur Feſtigung ber Farben 
beitragen, zumal wenn biefe mit Alaun verfeßt wurden, fordert dann 
aber, fol die Farbabſtufung und deren Ton nicht leiden, @ifensfreien 
Thon. — Kot man nicht ifen-freie Alaun-Löfung mit Pfeifenthon, 
fo wird ihr Eiſen⸗Gehalt als Oxydhydrat gefällt, während ſich Alums 
oxyd auflöst. — Mebrigens wird gefättigte Löfung des Alumoxyd⸗ 
Eulphate durch KCh getrübt, Hingegen nicht Durch NaCh, indem 
erſteres Salz Alaun theilweife (als fog. Alaunmepl, d. i. ale kry⸗ 
Rallinifches Pulver) zur Ausſcheidung bringt. *) 





*%) Man Tann daher in manchen Bällen die wäflrige gefättigte Löfung des Alum⸗ 


- 1640 


8. 21. 


Sämmtliche chemifche Vorgänge zeugen — hierin ben Selbſi⸗ 
bethätigungöfolgen ber einzelnen Lebweſen (Organiömen), zumal 
deren einverleibendben oder affimilirenden Bethätigungen ähnlich 
— von einer innern Beweglichfeit ber foldhen Vorgängen 
unteriworfenen Stoffe (Materien), die, in Beziehung auf ben 
Inhalt diefer Stoffe, alfo auf beren Raumserfüllende Maffe, 
anbegrenzt, d. i. Raumpunft für Raumpunft (unendlich Heine 
Oertlichkeit ‚für unendlich kleine Dertlichfeit), mithin durchaus 
. und gänzlich durchgreifend möglich iſt. Aber nicht nur in ben 
chemiſchen Mifchungs- und leblichen Selbſtbethätigungs⸗Bewe⸗ 
gungen wird ſolche ununterbrochene, unbedingt (oder abſolut) 
ftetige Beweglichkeit der Stoffe offenbar, fondern auch bei allen 
übrigen Innenbewegungen und deren Fortpflanzungen; mögen 
biefe nun ben chemifchen, fo wie den Leblichen Bewegungen zum 
Bermittler oder zum Einleiter, zum Begleiter ober zum Bollender 
bienen, ober auch ald Folgen beifelben hervorgehen, ober mögen 
fe ohne alle chemiiche, oder flatt berfelben — ohne alle einzeln- 
lebliche (lebendigen Einzelnweſen entftammende) Bethätigung: 
lediglih rein phyſiſchen Weges, b. i. nur durch Aufeinander, 
nicht durch Sneinander-Wirken (getrennter, einzeln für ſich be 
ftehender Stoffe) erzeugt worben feyn. Dergleihen rein⸗phy⸗ 
fifhe Innenbewegungen find: 1) bie Schwere; *) 
2) Die Rugelungs- Ziehung oder „Cohäflen“ der 


vxyd⸗Sulphats als Mittel benugen, um NaCh von KCh zu unterjeiken uub 
legteres nachzumelfen. 

Anmert. 5. In Perfien bereitet man Lalmus (S. 1139) au Crone- 
phora tinotoria, bie im Gebirge längs bes ſchwarzen Meeres bänflg wähet, 
und ſich mahrſcheinlich au an das mittellänbifche verfehen IA 

. 9%) Schwere als concentriſche Bewegung S. 8, 9, 29 u. 163; als Trieb 10, 653; 
als Fall⸗Beſtimmung ver Stoffe 39; Schwerpunkt und Bennel 40, Vemel⸗ 
Ablenkung durch Berge 269, Befänbigfeit ber Länge bes phyſiſchen Penbels, bei 
Berſchiedenheit feines Stoffe, fo wie deſſen Benugung zur Befliumrung der 
Geſtalt und Innenbeſchaffenheit ber Erde; desgleichen zur * 
miltelung des: gegen bie Erde gerichteten Unziehungen anberer Welttörper, 

zur Ermittelung ver Wohnortshöhen über Meeresflache a. a. D. = 1.2; 
monait zu vergleichen &. 29, 35, 268, 1475, betreffend nat Allgemein⸗Geſet⸗ 
lie der Bewegungen unb ber in bie Berne wirkenben Unziehungen, na Kepler, 
Sant, Newton uf, fo wie: achtzehn Erweiſe der allg. Anziehung (S. 269 
Rn. 288). 


Ten 


vr. wm ,. ww ws 


—— 
vr. 


nn A a nn ww um 


z. WE m m 


c.Y 


— mn ww — Q@ — vv on 


— 


1011 





Tropfbarenz ) 3) bie Haftziehung aber „Mr 
haͤſton“; *#) 4) der Schall; ***) 5) das Licht; +) 6) die 
Wärmez; +r) 7) bie Eleftricität prH) nnd 8) der Mage 


*) 8.89 (über Ad haͤſion; ebendaſ.), 120; über Tropfenbildung a. a. O.; 


Saltertförmiges 162; Hüllen ner Dunſtblaäſchen und ver Gatblaſen, 
fo wie Bildung beider Blaſen⸗Arten a. a. O. u. 160, 173, 209; fle vermitteln 
die Srundgeftaltung des Leiblichen oder Organiſch⸗Starren (vie Zellens, 
wie die Gefäß-, Safer: ze. Bildung) 895 ff., 1452, 1474, 1479 Unm. lieber 
Rauch, beffen Bildund und Weſenheit 86, 121, 160 u. 188. — Ueber Eos 
härenz und beren Bemeſſung 58: Verhältniß derſelben, fo wie der Gohäflen . 
und Anbäflon zur Wärme 546 u. |. au Wärme, 


“ Der Gegenflähen S. 271, der Gefäßwände 183; Weſenheit verfelben 308 m. 


7164 ; als Bewegungsbinderniß &. 589. Ueber Bass Berfhludung und Zus 
südhaltung ver verſchluckten Gaſe durch Gaftziehung 764 m. 1504; Durch⸗ 
trungenwerden verflädhter flarrer Gebilde von tropfbaren und von gaftgen Slüffigs 
teiten, Gapillarität, Enposmofe und Groſmoſe 1428 ff.; über Mitver 
flaächtigung durch Adhaͤfſion 105, 863; Anziehung der Gleichartigen 
unter fi und Scheidung durch dergleichen Anziehungen 451 u. 830. 


0) Ueber oscillatoriſche MolelelsBewegung &. 598, Wellenbewegung ſchallender Stoffe 


84, 88, 168 u. 470; Geſchwindigkeit derſelben 89; ber Luft und verfdhichener 
Ginzelngafe 100 u. 310; Ginfluß des Windes darauf und größere Hörbarkeit bes 
Schalles bei Naht 234; über das Verhältniß der Echallsteitung zur Wärmes 
Leitung 113; ſcheinbare Anziehung klingender Körper 420. Ueber excentriſche 
oselllatorifge Bewegung 163, tralung des Schalles, des Lichte und ber 
Bärme 763. | 


+) Beſenheit beſſelben ©. A; Wellen veſſ. 84, 88; beren Geſchwindigkeit 88 ff.; 


Stärte ober Intenfität deſſ. 27; Beygung 181 m. 174; Brehung 26, 
109, 129 u. 174; Spiegelung a. a. D. Beleuchtung bunfler Gegenflänbe 
107, Schatten a. a. D. u. 286. Ueber Farben; Entſtehung, Weſenheit, 
Urtung und Wirkung verf. 96, 105, 131, 509 uw. 1446— 1456. Waͤrmeſtralen 
uns fog. chemiſche des Spectrums (prismatifgen Barblichtes) 341. Ueber Mits 
leuchten ober fog. Phosphorescenz 418, 436, 1445. Ueber elektriſches Licht 3727. 


++) Natur berfelfen.&. A, 7, 45, 163, 271 u. 598, ihr zum Grunde liegende 


welfenförmige Bewegung 87 u. 326, erkennbar an ihren Wirkungen auf 
„Sohäflon”, „Sohärenz" und „Abhäflon" 546 u. 1111, vergl. mit dem Geſetzlichen 
ver Warne⸗Mittheilung 93, 110 u. 325; Dämpfung (und Entwidelung) 
305, 3827, Leitung 87, 141, 115, 325, Ableitung 112, Saffung ober 
Gapaeität 303. Ueber Sigenmwärme 303 ff. Weſenheit derſ. 325; Geſetgliches 
derſ. in Beziehung auf Grundſtoffe und veren chem. Verbindungen 205, 820, 
884 ff. ; vieler einfacher und zufammengefeter Stoffe 305, 317, 320, 322, 3; 
Steigerung derſ. durch Erhitzen 811, 885, 1333 u. 1576 ff. Wärme: Geſen⸗ 
Les in Beziehung auf Zuſtandswech ſel 164 u. 843. Ueber Warm e⸗ 
Rralung 85, 114, 262, 325 u. 340. Wärme, ergeugbar durch Lit, 
f. Acht; durch Reibung 189, 327, 588 u. 593; durch Aphäfion 308, durch 
Drud, Zufammenpreffung und burg chemiſche Mifcyung 308 (Kälte, 
Tanfilige, ebentaf.); Spannung, bewirkt buch Wärme 91 u. 183; Mas 
ſchinen-Bewegung durch Wärme, aber ohne Waſſerdampf 468. 


141) Natur derſelben ©. 7, 32, 124, 183, 177, 336 u. 4244. Gegenfag 


derf. 326, nah Franklin, Volta, Amporen. A. 764; in Begehung auf 
Mythen 525, anf elektriſche Vertheilung 424, Ansiehnug wnb 





1612 





netismus. *) Ergänzende Erläuterungen, wie fie befonbers 
durch bie Entdeckungen und Erfindungen ber letzteren Sabre 
möglich geworden find, bieten nachftehende Bemerkungen bar: 


1) a) Betrachtet man der ©. 9 ff. und 1407 entwickelten Anſicht gemäß 
bie Schwere als den: aus der Getheiltheit des Weltalls (und jeglichen 
darin vorhandenen einzelnen Raumerfüllers) entfpringenden Ergäns 
zung6slUrtrieb, fo läßt fih im Sinne biefer Borflellung and 
hinzufügen, baß überhaupt alle und jede Anziehung, ber Grunbbeftim- 
mung nach, mit jenem Urtriebe in Entflehunge-Beztehung ſtehe. — Die 
bis jetzt unbeffimmte Geſchwindigkeit, mit welcher bie Schwere 
fi fortpflanzt, wäre vielleicht in ähnlicher Welfe zu ermitteln, wie 
bie gegen die Erde gerichtete Anziehung ber Weltlörper des Sonnen 
ſyſtems es durch das ſchwingende phyfifche Bendel feyn Yärfie 
(f. die Untermerfung *). Da man nämlih im Boraus weiß, ak 
3. B. der Mond dem Senithalabfkande eines Erdenortes ſich wäßert, 
fo laͤßt fi auch mit hinreichend Furzen phyſiſchen Pendeln bie Frage 
beantworten: ob dadurch die Schwingung bes Pendels verlangfamt 
wird, uud um wie viel? Und Eennt man biefe Größe, fo läßt fl 
gleichen Weges auch bie weitere Frage aufiverfen: wie viel Zeit ver 





Abſtoßung, fammt Eleftrometrie a. a. D. u. 134, 164, 199 m. TeL 
Ueber Ifolatoren und Leiter 134 u. 424. Gleltrieitäts- Grregay 
durch Meibung und Drud 192 u. 843, buch Wärme (und burg Licht) 13% 
326 u. 843; durch trocknes und naſſes, chemiſch eingreifennes Berühren unglaie 
Leiter, d. i. burh Salvanismus 435, 767, 840, 842 ff., 1333, 1471 x; 
durh Magnetismus 273 (u. f. Magnetismus). Ueber Eleftromagnetik 
mns und Giperismus 842, 556 u, 594. Chemismus un Buyfieis 
mus in Wechfelwirkung 886 fi. Ueber elektriſche Atmoſphären 423 = 
600; eleltrifhe Metallverflüädtigungen 779; Verhältniß der ers 
-ettät zur Gohäfion 326. Weber eleltrifge Spannung 188, 243, 841; Elcektre 
motore der Reibungs-Elektricitdt („Leibner Slafchen” ıe.) 424 umb der 
Hybroeleftrieität, f. Galvanismus. Ueber bie Natur der elektrifgen 
unten, bes Blibes und ver Gewitter 326 u. 133 ff. Ucher 8 Mit 9 
Urtungen von Gtektrieität 142. Ueber Mafginen-Bewegung var Rei 
bungss Elektricität, Gleltromagnetismus und durch Magnete 
eleltricismus 574. 

9) Natur veffelben S. 7, 14, 273, 275 u. 888. Geſchichtlichet ve 124, 
Geſetzliches vefl. 378, 764 u. 806. Ueber Kryffalls Magnetismus 61, 
764, 829 u. 895; Kryfiallifation und bei verfelben wirkende zweicrlei Ins 
ziehungen 784. Ueber Sicht barm ach ung ber werbenden Vergrößerung ums 
Begrenzung entſtehender Kryſtalle 829, vergl. mit 117 u. 192. Ueber 
Dimorphismus 863, Wenzel (Bon ver Verwandtſch. d. Körper. S. 284) 
zufolge tritt augenblicklich Kryftallifatton nes effigf. Natron ein, wenn vieſes 
in fläffiger Form frifch bereitet bis zum Kruftallifationspunkt abgebampft worden, 
und dann „mit dem Finger berährt wird“; hingegen nicht, wenn bad Salz zuvor 
in feinem Kryſtallwaſſer geſchmolzen und dann wieber gelöst worden war, Ueber 
Giengerinnen S. 353 un Wenzel a. a. D. 297. 


— — — — — — 


1613 





ſtreicht, bevor jene, die Erdſchwere minbernde Kraft des, feiner daun 
gegebenen (im Voraus berechenbaren) Grbeutfernung nach bekannten 
Mondes (nachdem derfelbe jene Hoͤhenſtelle am Himmel erreicht hatte) 
feh am fchwingenden Bendel wirkſam zeigt? — Sur Zeit, da ber 
Neptun (S. 1408 Ann.) noch nicht entdeckt war, Tonnte der Hallecy’s 
che Komet ale Erweis dienen, daß bie Sonnen: Gchwere weit über 
das Sonnenfyflem hinaus fi wirkfam zeige; denn er entfernte fi 
vor feiner jevesmaligen Wiederkehr ſtets gegen 720 Millionen Meilen 
von der Gonue, d. i. noch einmal fo weit, als die Uranusbahn reicht; *) 
indefien macht das Geſetz der Hernewirlung der Echiwere (daß ihre 
Wirkſamkett fi mindert, wie das Quadrat der Entfernung wächst; 
©. 8 fi.) ſolchen Erweis unnöthig; vergl. ©. 1407. Genaue Beobs 
achtungen bes erwähnten Kometen zeigten jeboch auch bei dieſem (mie 
bei vem Biela’fdyen), daß bie fpäteren Umlaufszeiten etwas Türzer 

_ ausfielen, als fie ausgefallen wären, Hätte der Widerkand des 
Mediums (des Welt-Nethers oder der Himmelsluft) nicht feine Bahn 
mehr und mehr verkürzt; eine Verkürzung, die zuerſt am Ende’fchen 
Kometen mit Beſtimmtheit nachgewieſen wurde; ©. 169. — Bu jener 
Folgerung , welche vom .Berf. diefes Hobe bereits vor 20 Jahren (in 

| ſ. Odb. der Meteorologie II. ©. 603) ausgefprochen wurbe: daß bie 
i Sternfhuuppen Kometensartige Weltlörper feyen , find in neuerer 
J Zeit mehrere Naturforſcher gelangt. Jene zahlloſen Sternſchnuppen, 
. welche hauptfächlich in der Nacht vom 10ten Augufl zum 11ten’ (ober 
in ven Nächten vom Iten bis zum 12ten Auguſt) und in jener vom 

13ten Rovember zum 14ten (ober vom 12ten bis zum 15ten) firhtbar 
waren, erachtet man für einen Ming oder für Ringe (erinnern» an 


(wie jene vielleicht — aus Trabanten?), die, um die Sonne geichlungen, 
von der Erde, während ihres Laufes um die Sonne, zweimal (den 
10ten Auguft und den 13ten November) durchfchnitten werben; bei 
welcher Gelegenheit aber mehrere oder weniger von biefen gaſigen 


— *—* — m. · u T MU 39 ir ven 





I. *) Die mittlere Intfernung des Neptun (over Hercules) iR auf 776 Millionen 
geogr. Meilen berechnet worben, was beiläufig 3Bmal fo weit if, als die Erde 
im Mittel von der Sonne fernt. eine Umlaufszeit um bie Sonne beträgt 
240 bis 242 Jahre; tägli& 58,600 Meilen auf diefer Bahn zurücklegend, ums 
.ſchwingt er axendrehend tie Sonne Gl/ymal langfamer als vie Erde, die taͤglich 
361,400 Meilen zurüdlegt. Das Licht der Sonne wirkt auf ihn, da ed an Stärke 
’ mit der Antfernung abnimmt, gefhwächt, wie nie Schwere (und wie jede in bie Berne 
> ſich fortfeßenne Bewegung) und, um ihn zu erreichen, 5 Stunden Zeit verbraudt, 
1400 mal ſchwächer, als es, nad beiläufig Sl/g Minuten die von ver Sonne 
20,374,667 fernende Erbe erreichend, auf viele einzumirken vermag. Beffel 
folgerte aus den Störungen (Berturbativnen), die ben Uranus währenn feines 
. Sonnenumlaufes treffen, auch das Vorhandenſeyn eines Planeten jenfelts feiner 
Bahn, ebenfo Leverrier, aber biefe Störungen ſcheinen einen andern noch zu 
erforſchenden Grund zu haben. — 


bie 2-3 Saturnusringe), zufammengefegt aus Kometen: 


N 


1614 





(la. a. O. H. &.594) Weltlöchern, Seitens ber Erbe, ſolchem Singe ent⸗ 
riffen werben, bie baranf, indem der von der Erde entferniere dem ibe 
näheren folgt und ihn ereilt (weil der lebtere durch den Wiberfiand Ber 
Luft ungemeine Berlangfemung erleidet), in einander ſtürzend fich ver: 
bichten und fo in Fenerkugeln übergehen. *) Der Ming oder bie 
" Ringe felbf fehwingen in ber Richtung yon Often nach Weſten. 
alfo Hierin den verfehrtläufigen Kometen gleichend, um die Seune, und 
Die einzelnen Kometen befielben können baber, wenn fie (gleich allem 
Blaneten — die ſich auch ſäämmtlich weſtöſtlich um ihre Aren drehen — 
Trabanten und vielen von denen bisher ale ſolche anerkannten Kometen) 
rechtlaͤuſig die Sonne von Weften nad Oſten nmmeilen (während biefer 
Haupikoͤrper bes Syſtems felbft um feine Are weſtoſtwaͤrts ſchwingt 
und in berfelben Schwungrichtung auch im Weltraume fi fortbewegt), 
für die Erbbewohner den Schein gewinnen, als fliegen fie von 
der Erde ofweflwärts auf, während andere, bie in ihrer Bahn uch 
zurüd find, das Anſehen haben, als eilten fie ber Erde zu. Diefelbe 
GOdypotheſe, welche zahlreiche Kometen⸗Ringe als Urſache ber Ste 
ſchnuppen gelten läßt, ”) deutet dadurch das Zodiakallicht. Sches 





ODaß die Kometen — wenigſtens jene, welche, Birflernen vorüber ſchwingen 
dieſe durch ſich hindurch erblicken laſſen — gafige Weltkörper ſind, bie, weil ſie 
flüſſig, keine Axendrehung haben können, folgerte ich zur erwähnten Zeit (ſ. m. 
Gob. d. Meteorol. I. 279 un II. 1. ©. 102); ter Annahme aber, daß ſe 
in einander flürzend fi zu Meteorfleinen verbichten, vermag ich nicht zu felgen 
weil fie ce) als gafige Kometen viel zu bänne find, als vaß fle fo dichte Ads 
wie bie Meteorfieine, zufammienfegen lönnten; wäre bie atmoipg. Let sd 
Dieeresfläche 1 Meile body fo picht, als au biefer Blädge, fo würke-nas Emm 
Licht für uns kein Tageslicht erzeugen, fonvern finftere Nachthimmel gemäteen, 
pur vie vie Sonne als rother Stern hindurchſchimmert; wie ungeheuer kinz 
muß das Gas eines Kometen ſeyn, ver bei Hunderten von Meilen feines Darts 
meſſers dennoch Sterne erſter unb ‚zweiter Größe hindurchblicken Läßı; A) weil 
‚ein Ineinanberflürzen der Axt eine durchaus gleichmäßige und ‚gleichartige verbide 

. tete Maffe zur Solge Haben müßte, man bat bis jeht aber nicht nur gegen 20 
verſchiedene Orundſtoffe in ven Meteorfteinen entvedt, fonbern bei vielem berfelben 
auch fehr ungleichartige Innenvertheilung biefer Stoffe und ISnnengefaltung wahr 
genommen; y) weil die meiften Gteinregen flattfanden zu Zeiten, die suche aber 
weniger beträchtlich fernten vom 10. Auguft oder 13. November. Bud der füngfe 
Meteorfieinfall (bei Braunau), ber unter ambern einen einylam 42 8 
ſchweren Meteorſtein gewährte, fand gegen 4 Wochen vor dem 10. Anguf Rait 
— 4.9. Sumboldt zufolge wird in’ einer Engliſchen Chronik des Mittelalter 
her 10. Auguft Meteorodes genannt ımb nennt der ungebildete Theil nes 
Schottiſchen Volkes die Sternſchnuppen: die Feuer des heil. Lanrentius 

| foer Laurentius⸗Tag ift aber der 10. Auquſt). Webrigens giebt es und Jaker, 
in welchen an ven genannten Tagen nicht viel mehr Eternichnuppen gefehen 
een, als zu andern Zeiten, Den 15. Sept. 1816 fah ich Morgens, bei TZageb 

belle; eine. 

“) Die daher au für die übrigen Planeten, namentlich für Merkur, Venus 
und Mars und felbft au für die Afteroiden (Plauetviden, ovber fog. mitt 
leren oder Heineren Planeten — Trabantem der Sonne? — veren Aunjehl 
vor 2 Jahren durch die von Gende gemachte Cutdechung der ARria aber Bis 


4615 - 





A. v. Humboidt erachtete für baffelbe ald begrüͤndende Urſache: einen 
zwifcden ber Venne⸗ und Mare Bahn’ die Sonne umſchwingenden, fehr 
abgmtatteten Dunftring. Man fieht es im Fruhling (nach Sonnen⸗ 
Untergang) den GSternbilvern des Winters, Stiers und der Zwillinge 
zugewendet; im Herbſte (vor Gonnen-Aufgang) der Jungfrau und dem 
Löwen zugewendet. 


c) Nanche haben gemehtt: die, außer der Sonne zu dem Bereich berfelben 


gehörigen WBeltkörper -fehen von ihr ausgeiverfen worden; wären fle 
das, fo hätten Re, da fie hiebel (wie pas aunoch beflchende Anziehungs⸗ 
verhaͤliniß der Sonne zu ihnen darthut) nicht aufhörten, von ber 
Senne überwiegend angesbgen zu ſeyn, in paraboliſch gefrümmter 
Bahn zu Ihe zurüdfchren (zu derſelben wieber herabfallen) müflen,. 
und nur wenn andere, ber Sonne im Abſicht auf Anziehungsſtärke 
ahnliche, von ber Gonne entfprechend entfernte, wie diefe in Bewegung 
begriffene WBeltkörper gleichzeitig, ſenkrecht deu Senne gegeirkber,, auf 
biefelben anziehend eiuwirften, hätte es möglich werden können, baß 
fr, annoch vom Umfchwung der Sonne ergriffen: dieſe nicht umkrei⸗ 
- feten,, ſondern durch die fremde Anziehung ergriffen (zumal wenn biefe 


+ aus einer mit von Weſſen nach Oſten, fondern von Often nach Welten 


fich um die eigene Are drehenden und baher auch in gleicher Richtung 


L "ihre Bahn verfolgenden Begenſonne entwidelt wurde) in Ellipfen uns 


ſchwangen. Indeſſen iſt die ganze Borftellung von jenem angeblichen 
Mrfprunge ber zum Bereich (Syſtem) unferer Sonne gehörigen, von 
' diefer beleuchteten und anziehend beherrfchten Welttörper eine nichts 
weniger ale tief begründete Vermuthung; denn wurde das Zurüdfallen 
ber Plaueten ꝛc. in-bie Sonne busch eine Gegenſonne, oder, flatt ders 
felben,, durch bie vereinte Wirkung (durch Die Mittelkraft) mehrerer 
Virflerne verhindert, fo hätte ſolche fremde Anzichung nicht nur auf 


ben Ereifigen Umſchwung ber Planeten ıc, abändernd einwirken, fondern 





nerva und ohnlaͤngſt — den t. Yuli 1847 — buch die, ebenfalls durch G. volls 


brachte Entdeckung eine6 noch nicht benannten, fo wie durch die neuefte ver Art, 
durch die am 13. Auguft I. I. von Sind in England entveckte Irte um 8 vermehrt _ 


worven if) Durdgangsftellen darbieten werden, und von denen Rienäder es 
wahrſcheinlich ſindet, daß fle (jene Ringe) geſchauet das Zodiakallicht 


(a. a. DO, IT. 632) gewähren. — Es ähneln übrigens die ſogenannten Heinen 


VRlaneten, deren Arendrehung bis jetzt unerwiefen ift, ihrem Anſehen nad, nas 


mentli Ihren ſtarlen, mutbmaaßlih durch ibr Mitleuchten fie ſichtbar machenden 
Armoiphären gemäß, fo. wie durch ihre ſtark ereentrifche Bahn, mehr entfernten 
Kometen, als den Planeten. Shure Direchmefler find mehr vermuthet, als berechs 


net, aber ihre Bewegung iſt verhältlich genau ermittelt. Sie treten zwiſchen 
‚beflinmten Birfternen hervor, dem Anfcheine nad: felber als eine Bixfterne, 


entziehen fi mehr oder weniger dein Blicke und wernen nad befimmten Zeiten 
jwierer bei den Eternen gefunven, bei welchen fle zuerft gefehen wurden. Der 
neueſt entdeckte, noch ungenannte Aſteroid ſcheint (als Stern Ater Groͤße) ver 
"Wera an Kleinheit nahe au tommen, wie vie Aſtraͤa ber Juno, ober, nach 
Anderen, der Ceres. 





1616 





yielmehe von dem Punkte an, wo ihre Masichumg jene unferer Gonze 


| überwwog , die Planeten gänzlich) und für immer von legterer hinweg⸗ 


ziehend Kückkehr⸗los entfernen mäflen, und nur: Balls die Planeten 
and Trabanten aus Kometen hervorgegangen (indem mit deren Baba 
Kürzung gleichzeitig Verdichtung ihres Stoffes Ratigefunden), welche 
ihren Urfprung der Sonne verdantten, indem fle als Gaſe von berfeiben 
auffliegen,, deren Weitere Bervünnung in ber Gonnenauziehung ihre 
Grenze faud , und bie dabei zugleich von ber Sonne ſelbſt ſtellenweiſe 
ungleich ſtark angezogen wurben (weil.der Gonnenförper theilweiſe 
unterhoͤhlt erfchien), wäre eine Abänderung bes Kreisumſchwangs im 
die @ilinien- Bahn möglich geworben; aber bas reicht nicht hin: Die 
Arendrehung des werdenden Plaueten hervorzurufen; es fcy beum, 
daß zur Zeit größter Annäherung ſolches verbichheten Kometen zur 
Sonne ,. von außen ber eine feitlicge Emporziehung deſſelben bewirkt 
wurde; oben ©. 300. Nebrigens kaun Arendrehung auch durch fog- 


-Rüdfoß ſehr Dichter Safe möglich werden; wie dieſes beim elek 


trifhen Flugrade, Segner’s Maſchine — worauf bie vom Berf. 
biefes Hobs un» fpätechin in Amerika in Vorſchlag gebrachte (umb 
bort zur Musführung. gelangte) duechane gefahrlofe Dampfmafdrise 
(S. 467) berußt ; oben ©. 465 — und der darauf geprünbeten Bar 
ker' ſchen „Waflermügle ohne Rad und Trilling“ der Gall if. *) 





.® 


BVerentungsvoll für die Entwidelungs-Michtungen, und dadurch für Art zur Ban 
nigfultigleit der Geftaltung organiicher Cinzelnweſen, If die mehr orer weniger 
verſchiedene elliptifche Krümmung ter Saameukörner, wie ver Gier iM 
und außer dem Mutterleibe); jede Gigenründung weifet dier anf Gigennerpiiuik 
ber Selbfibethätigung, wie ter Borm ber Ginzelntheile des pflanzlichen, tes 
pflanzlichen un» ihierlichen Leibes Hin, ber im Gaamen oder tm Gi feiner Get 
widelung harret. Aber fie if es nicht weniger für Geftaltungen, Ge 

gungen und Bewegungen ver Weltkörper, Denn abgefehen davon, daß tie ellim 
tif gefrümmte Bahn, mit vieler ihrer Krümmung, zuglei die Bahn 
ber Ausweibung (mithin: ver Verhinderung gegenfeltiger Beiyränfung m 
ſchneidender Störung) und möglichſt freier Entwidelung ifl, im nem ges 
gebenen, bei aller Weite und Groͤße höchſt fparfam In Anſpruch 
Weltraum⸗Theil, z.B. unfere® Sonnenſyſtems (uns ebenjo wahricheiniihk: fr 
ähnlichen Weltkorperſyſteme), fo iR fle es zugleich auch, welde benm in feier 
Bahnen ſich bewegenden, mehr oder weniger elförmig gerünveten Beittörpern 


Punkt für Punkt neue Gins und Gegenwirkung (den Planeten z. B. unuzten 


brochen andauernde Aenderung ihrer Beleuchtung, und baburch ihrer Grwärsung, 


ſo wie ihrer allgemeinen und magnetiichen Anziehung, hledurch zuiauım 


[ CRgERDENEER 
aber ihrer elektriſchen Aufregung oder Gleftrifirung 26.) barbietet, damit fete 
Beränderung aller ihrer mannigfaltigen Gelbfis und Gegen⸗Bethätigungen bebingt, 
die zugleih Punkt für Punkt für jenen Weltköcper der Art nen uns no mit 
bageweien ericheinen, weil daß ganze Sonnenſyſtem im unendlichen Weltraum 
ſtetig fortiHreitet und mithin auch von Jeittheilhen zu Zeittheilchen im meue 
Gegenwirkungs: Bereiche fich verfegt fieht. Bären vie Weltlörper kugelcund (böten 
alfo in engfler Begrenzung die größte Iabaltsfülle dar) und bewegten fie ſich in 
Kreiſen, fo würde 3. B. für jeglichen Planeten nur in fofern ewiges Gineriei 
ſich andern, als ex in neue Weltraͤume verſetzt erſchiene. 


” 


Ah m