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24.
Zur
Gefammtnaturlehre.
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Vorbereitung, Belbſtforſchung und Auwendung.
Von
8. 3, G. Saftner.
Bweite Abtheilung.
Stuttgart.
ud Bechers Berlag.
1849,
Sandbuch
angewandten Naturlehre.
Von
t
8.38. ©. Koftner.
Bweite Abtheilung.
, |
I Stuttgart,
Ad. Bechers Verlag. m
1849.
738
ix.d , . .
: z Die logarithmen Functionen find übrigens trant-
cendente (oben &. 730) *), und daſſelbe ift auch der Fall mit den
Grponential:Sunctionen. Wie das Differential ee) einer Erpo-
ponentialgrdße zu finden fei, erhellt (unter Berüdfichtigung
*) Denn vie Logarithmen entipringen unmittelbar aus ver Exponntialgröße a x.
Uchrigens folgt aus ven beiden Gleichungen für die Logaritimen ax —
und x 7 2 y, va (falls mar x — 0 feht) für jeden Werth der: pofitio
uns — 1 felenden Bafls a der Werth von y — 1 wirb, und man mithin
auch für jede Bafis A 1 — 0 Hat, und ba (In gleicher Welle) y — a für .
x — 1 fi bewertbet, man vaher auch A a —— LU bat — daß für jeden Werth
der. Baſie a, oder für jenes logarithmiſche Syſtem, der Logarithmus diefer Vaſte
Rets gleich If: der Einheit, und ver Logarlihmus der Finpeit er glei ver
Null. Bol. ©. 668 Arm, Nahtriglih zu dem in der fo eben angeführten
Gtelle u. f. f. hinſichtlich der Logarithmen Vorgetragenen, bier noch Folgendes:
Da Logarithmen Potenzen find, fo müflen fle au, da Erhedurg zu Potens
gen durch Multiplication des Exponenten erfolgt, in einer der Potenz extfpre-
Kennen Sorm bezeichnet werden. Wollen wir daher a? Logaritbmifch vorftellen,
fo mäflen wir freiben 2 . 1 a oder 2 . A a, was fagen will: multiplieire
ben A von dem zuvor als Zabl beſtimmten a mit 2, das gibt dann, für blefen
Logarithmus die Zahl aufgeſucht, a® zur Zabl. GEbenſo drückt 3. A x loga⸗
rithmiſch aus den Werth von x®, uns n . 2 x bie logarithmiſche Darflellung
von Xn. Desgleichen heißt a—2 logarithmiſch: . A — 2 (ar ik —
au: a? — * mithin auch n. Aa — 2.2 a) Detgleichen nam x
y log. autgedrückt beißtn. Aa — mia —2—1—442x. © if
fma(nm > a— x) Zilnm + x — x) aber keineswegs — An
Am 42 a — ix; veonn daß würke ausfagen: alle jene Größen feien
miteinunber multiplicirt, während der erſtere Autdruck bebeuten will: mulılplis
eire n mit m, bazu abbire a und nun ziehe x ab; if aber bicjes gefcheben,
fo vermag man ven kLogarithmus vafür anzugeben, Werner _ logarithmiſch
gegeben Ria+im—Irm lt vor: lc + 1d) — (I
n + Ir), b. $. abbire hie beiben erfien Logarithmen uns ebenfo aud bie
beiden letzten, unb ziehe dann bie Summe ber Letzteren von jener der erfleren
ab, fo erhättfi Du ven Werth von a m vividirt durch Fr; vgl, oben ©, 683.
Da übrigens faft alle Logaritimen Irrationalgröfen (6. 840) fin, fo
erläxt fi, warum bei logarithmiſchen Rechnungen häufig ein Heiner Reſt vers
beit, Gibt es aber au zu den Minusgröfen gehörige Logarithmen?
3.8.2 — 8,2 — ax.? Au ver auf dieſe Frage im Vorhergehenden bes
zeits ertheilten Antwort noch folgenden Zuſatz: da vie pofitinen Logarithmen
fammtlich für pofltine Zahlen, welche größer ale 1, vie negativen fämmts
US für Bräde die Heiner denn 1, aber doch größer ale Null fi bewerthen,
fo ſind für Minusgrößen vie Logarichmen unmdglige Größen; vgl. je
doch oben &, 628 und 672 Anm, uns oben €, 686 fl.
En — # mm. =
FE er u EEE GE Be SE TE TE Dr
con dd) aus Folgendem: il y = ax, fo ergibt Ah, wenn davon
die Sogaritbmen in Bezichung auf das erſte Syſtem genommen
werden (allo auf jenes Syſtem, deſſen Sogarithinen als Bafis eine
bekimmie Babl a angehört, f. unten die Anm) x = 1y; ein
mdy
Ausdrud,dem das Differentialdx — . y
zufommt, fo dab man
ydx
uber d.y— — erhält, oder, falls man den Werth von
ax d x
y = »a= wieder berftellt, man d.ax =
bat.
9) Gilt es jene urfprünglide Gleihung, welche, mittelt Differentii⸗
rung, eine gegebene Differentialgleihung hatte hervorgehen ma⸗
en, aufzufinden und wiederherzuftellen, fo wird dazu eine Rech⸗
nungsweife erfordert welde, indem fie aus UntesBleinen endliche
Größen, oder aus Theiligem Ganze erwachſen läßt, fidh als der
Differentiirung eutgegengefette bemwerthet, und die, infofern
fie Unterkleine zu Sndlichen ergänzen lehrt, Integralrehnung
(Calculus integralis, seu summatorius) und deren Ausübung die
Integration oder das Sntegriren genannt wird, während
jener durch fie zu findende endlihe Ausdruck, durch den ein gege⸗
benes Differential urfprünglich hervorgegangen, die Benennung
Integral erhilt. Die Integration bezeichnet man durch S
oder T*), 5.8. c(dx) oder f. (dx) und diefem entiprediend
auch das Integral (3. 8. dus von d x durch ſ. d x), und bes
nennet es folher Bezeichnung entiprechend, 3. 8. den durch Inte⸗
gration gefundenen Musdrud x!: das Integral x. Aus diefem
Berhältnis der Integralrehnung zur Differentialrehnung folgt,
dab die Grundlage einer Integrirung ertennbar hervortritt: durch
genaue und vollkommen erihöpfende Kenntniß der richtigen Ent
widelung des zugehörigen Differential oder der zufländigen Kif-
ferentiale, und daß, iſt man im Beſfitz folder Kenntniß, es bie
Sntregale zu finden, Peiner beftimmten Segeln bedarf, wiewohl
ch folche Regel für jeden hieher gebörigen Ball, jener Kenntniß
gemäß, in beſtimmteſter Form aus ſprechen läßt, wie ſolches unter
andern nachgewieſen wird in nachfolgendem Beifpiele. Man weiß:
4.» = m xui.dx; mithin umgekehrt ach [.m u.
dx —xn, und willman dieRegel m x=—1 dx zu integriren
u
za dx. Aa
— ⸗—— ——⸗ ⸗ TI ⸗ñ ñ eú ú üñú —
Es ſirs d und [ einander, hinſichtlich Ihrer Bedeutung, unmittelbar ents
gegengefegte Symbole. 7%
4
740
(alfo das der Regel der Differenzirung des Auedruckes x= ver:
kehrte erfahren) ausſprechen, fo lautet fie: erböhe in dem Dif⸗
ferential Lund fo auch in jedem im gleicher Weife gebildeten) den
Erponenten von x um tie Einheit, und dividire dann dem alfo
veränderten Ausdruck fowohl durch den neuen Erponenten, als
au durch das Differential der in dem Ausdrucke enthaltenen ver.
änderlihen Groͤße; ftellt danıı das alfo gefundene Integral, nach⸗
dem es wieder differenziirt worden, das zuvor integrirte Differen⸗
tial wieder ber (mas aber öfters ſchwer haͤlt und nicht ſelten un⸗
mdglih wird), fo war diefes richtig integrirt worden, und das
gefundene Integral das gefuchte wahre. Jede algebraifche rationale
gebrochene Differentialformel, deren Renner in einfache oder tris
nomijche reelle Sactoren zerlegbar if, läßt fi integriren. So
viel Differenzialrehnungsformeln der Surüdentwidelung oder Um⸗
wälsung (Inverfion) unterworfen werden, ebenfoviel Fundamental⸗
Ausdrüde für die Iniegralrehnung erhält man auch. Man findet
übrigens in gewiflen Fällen dem gefundenen Integral vorausge⸗
fegt C, und zwar meiftens mit denfelten unmittelbar nachfolgen»
gendem -FBeichen; die Bedeutung diefer Bufagbezeihnung lautet:
prüfe ob dem regelrecht entwidelten Integral noch eine Unveraͤn⸗
deriiche (da durch die Differentiation eines endliken Ausdrucks
eine Unendliche verloren geben kann), und welche, und ob dieſelbe
durch + oder durh — beizufügen ſei? Da nämlich 3. 8. dus
. Differential von a x (wie von a x +b) nuradx if, fo if auch
das Integral von a dx zunähft nur a x; wodurd Tann zwar
eine der möglichen urfprünglihen Sunctionen, aber nicht jede
mögliche andere (3. 8. nicht au a x + b, oder ax — b wieder
bergeftellt erfcheint. Um nun für ſolchen Fall (und damit für
viele andere ähnliche) die Unveränderlihe, nämlich C zu finden,
nimmt man an: daß für x S O auch das Integral, welches jene
Unveränderliche enthält, verfhwinde, und feßt daher zunächft das
ganze Integral I + C — 0, läßt dann aus J die wegen x — 0
verf&windenden Größen weg, und erhält fo die neue Gleichung
K+CZ0Odvbder auh C = O0, da dann im erfteren Salle die
Unveränderlide C = — K, im anderen bingegen dem Integral
J Peine Unveränderliche beizufügen ift.
„) Rachdem Leibnig von der Vernunftfaflung des Unendlichen aus⸗
gehend und durch dieſe zu dem Begriff des Unendlichkleinen ge⸗
langend die Analys. infnitor. gegründet, Newton bald darauf
feine Fluxionsrechnung erfunden hatte (oben ©. 727), verlief faft
ein Sabrhundert, ohne dab die Grundanſichten der Differential
Rechnung irgend erfolgreich angefochten worden, da traten nad
741
einander zwei franzöfifche Meier mathematischer Kunft und Wil.
tenihaft, Lagrange mid Sacrois, in die Schranken: bie
Srundrorſtellungen beider älteren entdeckenden Grfinder, jene des
Leibnig wie die des Newton, als unzulänglich verwerfenp,
und dagegen zunähft die Grundlagen einer neuen MRehnungs-
Gattung, jene der DerivationssRehnung, flatt der Analyfis
ber Unendlichen barbietend, eine Rechnungsweiſe, welche hinſicht⸗
lich des Differentialcalcul, als Pauptgewaͤhrung fordert: Aufſu⸗
chung und Darlegung der Sigenſchaften jener, den @liedern der
für die Function entwidelten Reihe zugehörigen Coeff icienten,
von welchen der Integralcalcul wieder zur Function zurückkehrt.
Auffallend größere Ginfahheit erwarb der hierauf gegründeten
neuen Berechnungsweife bald fehr viele Freunde, ſowoh / in Frank⸗
rei, als in Deutichland und in deh Übrigen urtheilsfähige Ma-
thematiter befigenden Sanden Guropa’s. Gienach hat die Diffe⸗
rential⸗Rechnung zu löfen die Aufgabe: entweder von der erzeus
genden Function (fx}) zu den abgeleiten Sunctionen (f[x],...)
überzugehen, oder diefe aus jenen abzuleiten, und die Integral
rechnung: aus einer beliebigen abgeleiteten Function zu der
erzeugenden zurüdzufehren. Iſt nämli f (x) die urfprüngliche
Sunction, und zieht man diefe von £ (x + k) ab, fo erhält man
_fü&) f' (x) £" (2) ,,
I«k+b - 1 2 — k+7-7 +2, 5.
alfo jenen Unterfchied zwifchen dem urſprünglichen Suftande der
Sunction f (x) und jenem, welcher aus der mit x vorgenommenen
Beränderung hervorgeht; wie er durch jene Gntwidelung bervor-
tritt, welche bie zweite Geite obiger Gleichung vorftellt; fo daß es
mithin gleichviel befagt, ob man jenen Unterfchied oder diefe, im
den abgeleiteten &unctionen enthaltene Eriwidelung kennt. IR
das erfie Glied diefer Entwidelung das Differential von f (x),
bezeichnet durch d f (x) fo hat man dadurch dL(V = f(x). K,
und fo ik Mar: daß die abgeleitete Function f’ (x) durch die
d f(x)
k
erſte @lied der Differenz zwifchen den einander folgenden Verthen
dieſer Coder, was baffelbe ift: das Differentiale der gegebenen)
Function durch den Zumad;s x dividirt; oder, fofern man (ber
df(x)
Gleichförmigkeit wegen) ſtatt x fehlt d x, man f' (x) — ir
erhält. Und vertaufht man nun fatt x + k den Ausdruck x +
dx, fo erhält man aus = f (x + d x) jenes Differential d £ (x);
Gleihung f (x) = beftimmmbar wird, fobald man bas
dt dr
TR
falls man ſich, bei der Entwickelung von f(x + d x) auf die mit
der erften Potenz von d x bebafte‘en Glieder befchräntt, und vom
Ergebniß endlih f(x) in Abzug bringt *). Weberhaupt aber if
jede Function von der vorbergebenden ableitber, und mithin auch
jede folgende auf eine urfprängliche erſte und einzige rüdführbar.
st d 7x erſtes, oder, hinfichtlos, überhaupt nur das Differen⸗
tial von fx, fo ift.d® f(x) zweites (nämlih Differential vom
erſten) Differential, während die abgeleiteten Sunctionen f' (x),
e' (x), f' (x),... gleichbeteutend fi bewerthend mit a
ding Differential: Soefficienten von den
Potenzen der Zunahme k darftellen, wobei jeboch k nicht mit d x
verwechfelt werden darf; denn mit d x wird nur jene Verrichtung
dfrt(x)
dx '
bezeichnet (oben &. 734), durch welche die Functionen
d f
1 ic. von der urfprüngiihen Function ableitbar werden,
während k dagegen eine dem x zugefchriebene Vermehrung um
beftimmte Werthe anzeigte.
x) In Beziehung auf Reihen (d. h. nad beftimmten Geſetzen fort-
fbreitende Groͤßenfolgen; oben ©. 630, 648; 655, 637 ff.) höherer
Ordnung (vgl. d &. 729 Anm.), möge dem in dieſer Pinſicht bes
reits Bemerkten noch Solgendes zur Grläuterung wie zur Grgän-
jung dienen:
1) Die oben ©. 656 erwähnten und in der Anmerkung zu ©. 660
*) Welchen Werth pas, überhanpt nur einen Zuwacht anzeigenne dx babe? Bon
ber Beantwortung biefer Frage fieht man biebei ab, da man burch jenes Ver⸗
fahren, um zu dem Ausbrude f' (x) zu gelangen, nurdas erſte Glied des oben
zuvor erwähnten Unterfegiehe zu finden beabfichtigt. — Ginſichtlich der Integrale
in Beziehung auf Iogaritämifche Funetionen möge bier vie Bemerfung Raum
d
gewinnen: daß Solpner die Function f — durch Li x, Das bebentet: Lo-
garithmus integralis ipsius, bezeichnet, und daß Soldner, wie fpäter-
d
bin au Beſſel und Bupengeiger, vie Bunction ſ — ven Sutegral-
Logarithmus son x nannten, währen BallbergasGalufe für viefelbe
ven Ansserd Logostogarithimus von x’ wählte, da J * den Logar ith⸗
mus von x bezeichne.
743
— · —
bereits in Anwendung gebrachten Zeiger (Indices) oder
Stellzahlen oder Stellenzahlen bilden Die @lieder einer,
rüdwärts (gegen die Linke hin) fortgefehten Reihe der natür⸗
lichen Bablen, und find in gleicher Weife auch Zeiger für jede
andere, vor» und rüdmwärts fortgeführte Reihe; jedoch fo, daß
man dem AUnfangsgliede ( o. i. jenem Gliede, von welchem
an die zweite Neibe, zwar nach einerlei Geſetz aber in ent
gegengeſetzter Weife fortichreitet) die Null überfihreibet, wie
folgendes Beifpiel darthut;
Beyer... — 4, — 3. — 2, —-1 0 41, 4 2. 4 8...
Hte Reihe -— 2%, 0,+% - 4 +6 .+r8,+ 10 + 12...
Ye Neihe +2, +, — 14. — 8, — — 7. — 9, — 11,...
wo in der eriien Reihe + :% , in der zweiten — 5 das Un⸗
fangsglied darftellt. Die arithmetifche Neihe ift ferner eine
fummirende in Beziehung auf eine andere (zweite), deren
jedes nte Wlied die Summe der n erften Glieder der erfieren
NReibe gewährt, und jenes ſolche Summe der n erfien Blieder
ansdrüdende xzte (unbeſtimmte) @lied der anderen Neibe heißt
dann das fummatorifce &lied *). Die arithmetifchen Reiben
zerfallen nach den Berhältniffen der zugehörigen Differenz-
reiben. Sind A, B, C,-.. BR, 8, T... Glieder einer
arithmetifchen Reihe, fo gibt diefe folgende Differenzreihen:
1. — A+B: — B+C; — C 4 D; — D Ao, hieraus aber
2. 4FA —2B+C; +B—-2C014D; +C—2D+E und hieraus
3. — A+35B-I3C+D,;— B--3C—8D-FEıe.
Erſichtlich iſt, daß in jeder Diefer Reiben das folgende Glied
aus dem unmittelbar vorbernebenden dadurch nothwendig ber-
vorgeht, dab man in dem letzteren ftatt jeden @liedes der ger
gebenen Hauptreibe das ihm unmittelbar folgende einfügt;
auch findet fi, dab jedes Glied jener 8 gebilveten Differenz⸗
reihen dieſelben Goefficienten mit abmwechfelnden Zeichen bat,
wie fie bezüglicher Weiſe in der Gntwidelung 4) von (-a+b),
in 2) von (— a + b)? und in 8) von (— a + b)® hervor-
”) &6 heiße bie erſte Bleibe A, die andere B und es lauten beide Reihen wie folgt:
(A)... 14,7, 19, 37, 61
(B).... 1,8, 27, 64, 125
fo bietet das vierte Glied von B vie Summe ber vier erfien Blicker von A
bar, oben ©, 630 fl. und 6934 ff. Sn Au, Br, As... + An—lı, An,
zeigt jede der unten angeführten Bablen ven Index jedes Gliedes an, und Flellt
A m das letzte oder allgemeine Glied ver Reihe vor, und bier ik die Summe
ver m erfien Glieder oder das mit 8 „ zu bezeichnende fummatorifge Glied —
(kı tan). Ym
74.
gehen *). Daß aber bie arithmetifhe Reihe irgend einer der
Ordnungen auch ald Reihe höherer Ordnung betrachtbar ift,
weifen die unten in der Anmerkung vorkommenden Gleichun—
gen nad; denn zieht man Die legtere diefer Gleichungen von
der vorgehenden ab, jo erhält man auh A— 8B+8C —
D O, wie für die Neihs zweiter Ordnung. Sezeichnet man
in der durch a 1 (oder 8,) as, As, a.... An ausgedrückten
arithmetifchen Reihe die erfien Glieder der 4, 2, 3... Diffe
renzreihe mit A a, A?a, Ata,...fo bat man, in Be
siehung auf die Formel für Sn in folgendem Beiſpiel die
Reife a, 2a +2, 38a +6, 4a +12... alfo eine aritb-
metifhe Reihe zweiter Ordnung, für welhe Aa=a-t2
ud Ak aSos iſt. 63 foll nämlich die Anzahl von Kugeln
(1. 2. von in Waffenmagazinen aufbewahrten Sanonentugeln)
beftimmt werden, welde in einem länglichvieredigen, aus nm
Schichten beſtehenden Haufen fo geordnet worden, daß, Die
die oberfte oder erfte Schicht ausgenommen, die in einer
Reihe nur zwei Kugeln enthält, jede Schicht ein Rechteck
(Oblongum; oben S. 608, 612 Anm.) nadbildet. Es wird
demnach bie zweite Schicht in zwei Längenreihen barbieten
ſechs Kugeln, da jede jener zwei Kugeln der erften Schicht
zwar auf vier Kugeln lagert, aber davon doch nur zwei ein⸗
seine für fih, hingegen dritte zwei gemeinfchaftlich mit der
andern Kugel berührt; aus gleihem Grunde wird die dritte
Schicht niht 4 . 6, fondern nur 12 Kugeln in drei Reihen
darbieten u. f. w., fo daß alfo in einer Reh: der oberften
Schicht a (S 2) Kugeln, in der zweiten Schicht 2 (a + 1),
in der dritten 8 (a- 2), in der vierten 4 (a + 8) ıc. lagern.
Die Summe der Kugeln ift mithin
Sanat TA e4g He 5
Für figurirte Zahlen Calfo genannt wegen der Gtellung, in
die man fie feßen kann) zu denen auch die Polygonal⸗ und
— — —
) Das erſte, wie jedes folgcube Glied der mten Differenzreihe iſt nämlich ein Po⸗
Ignom (oben ©. 713), vefien (n + 1) Glieder viefelben GAefficienten mit
alternirenden Beichen Haben, wie die Blieer ver Entwidelung von (— r
b)®. — Zuglei ergibt die Betrachtung obiger Differenzreiben daß fürkie Reihe
After Ordnung die Ze Differenzr, fehle; ven st A— 2 B+-C=—0;
2 — —3e — — — — A—3B+I31C—D=o:
tr — —— Ate — — — — A—1B+6C—ıD +E=0
weshalb man ſagen darf: bie arithmetiſche Reihe 2ter Ordnung iſt jene, deren
‚Ste Differengeeie — 0, namlich we A— 3B+SC—D=01R,
und bie ber erſten Orbnung jene, deren 2te Differenzreihe — 0, v. 5. fo wie
A—-?B+CZoHKk,pug BE — 2? C+D=o.
745
Yyramidalzablen gebören *), läht MG a. und ebenfo
au S„ nit minder leicht finden; für die erkeren, weil
®) Stellen wir in einer zu bildenden Zapientafel mehrere unter einander aufzufährende
Zahlen dergeſtalt zu fentrechten Reihen zuſammen, daß, während fammtliche Reigen
oben mit o beginnen umd We ganze erfte ſenkrechte Reihe aus Einern (aud je 1) bes
fieht, tie Zatzlen der zweiten Rebe durch Summirung fämmtlicher vorhergehender
(höher geſtellter) Zapfen der erfien, die der dritten ebenſo aus der zweiten Reihe ıc.
gebildet werden, fo erhalten wir eine Art Figurirter Lahlen, wie fie nachſtebendes
ered Täfeldyien, in weichem jedoch nur immer die oberfie Zahl eine o über fich Bat,
en. über diefer Null fehlenden Nullen, da fle nichtd ändern, weggelaffen
wo
0
|
4
4
0
za» Oo
0
10
20 ‘e ı 0
21 55 85 4 7 10
28 5 0 56 238 10
1 56 84 126 126 B4 36 9 Ar.
Berradytet man die Horlzontalreihen diefeb Täfelchend, fo findet man in ihnen
Me Eseffictenten ved Blnomlums, (oben S 721), die ſich auch für ganze
Erponenten daraud ermelfen laffen, und daraud erwileſen worden find. Wie denn
z. B. die vierte Horizontafreihe 4, 5, 3, 1 und damit die Eoefficienten für (a + b)>,
in der fehöten 1, 5, 10, 40, 3, 1 und hlemit die Goeffickenten für (a + »)® 2c, dar⸗
m bb mb Gm Die Pe De Die
„os 0 Sn m ©
mb
o
. bietet, Heißen nämlich die erſten Glleder der Differenzreiben, wie oben: An A? a
Asa...fo bat man
232 Zelyaise ib+rax.
uud mithin allgemein für die nte Differenz; An a den Ausprud,
a—1i n.n—i.n—?2
Aamatnb4 ng 0 At
Auch Iaffen fi) aud der Berraditung der verticalen Reihen die Geſetze für die
Eombinatlonen (hen S. 656), Eonternationen, EConquaternatios
nen u. f. w. und beliebig viele Verbindungen nachweiſen und erroeifen. — Addirt
mean in einer arithmerifchen Reihe, deren Differenz 1, oder 2, oder 3, oder
überhaupt irgend eine Zapf If, nuchelnander die vorhergehenden Glieder, fe entficht
derrch folche Addition Fed ein ner:ed Glled, und mithin anch eine neue Reihe,
die ald ſolche darbietet, wad man vlelecki ge oder Polygonalzaplen genannt
Kat, wie ſchon vorſtehendes Täfelchen, vielleicht noch deutlicher nachfolgende Beiden
darihum:
Arithmetiſche Reife ı 23 8 6 789
Polygonalzahlen 4 3 6 10 46 24 28 463
4 old erſtes vorhergehendes Glled der arlibmetifchen Reihe gibt, da ed mis keinem
vorhergehenden fummirt werben kann, auch 4 ald Polygonalzahl, ı + 2 aber gibt für
Ieptere 5, 1 +2 + 3 Dagegen s und fo fort. ES find aber die folchen Weged entſtan⸗
-
746
fie nur Reiben der zweiten, und für letztere, da fie lauter
Reihen der dritten Ordunng bilden; fo dag man alfo binficht-
U
denen Poltgonalzahlen Triangulars oder Dreieddsahlen, deren zweite
Glled anzeigt: wie viel Winkel ein Triangel oder Dreie babe, nämlich 5; wie fich
dann auch jeded Glled dieſer Reihe Durch Punkte aid Dreieck darſtellen läßt, tm fol⸗
sender Weite, wie fie 3. B. das-fünfte duch 15 bezeichnete, durch Summirung
von 8 Gliedern entfiandene, den Theilen einer Seite eines Dreied daher 5 Punkte
angeigende Glled gewährt:
Berfährt man ebenſo mit einer arithmetiſchen Reihe, deren Differen » 2 If,
fo gibt die Summirung dei vorhergehenden Glieder fRaıt der Triangularzahlen Qua:
drangularzaplen, die nachelnanter folgend zur Polygonalzahlenreihe verbunden
mit ihrem zweiten Gliede wieder die Winkel, aber nicht Die eined Drelecked, fon;
dern Jene eined Vlereckes anzeigen, wihrend die Anzahl jener Glieder, aus
dern Summttung ein Glied der Polygonalzahlenrelhe hervorgegangen, die Seite
nachweifet, oder ausſagt: vote viel für jede Seite gehoͤret; 3. B.
Arithm. Reihe 15579 14 13 15 48..
Polygonalzahlen ı 8 o 16 25 36 A9 64.
Nimmt man nun 16, fo iſt diefed Die Summe der erfien vler Glieder der aruhme⸗
tifchen Reihe; ded aus Punkten zu bildenden Vierecks Einzelſeiten werden alfe jede
4 Pımdıe erhalten und mithin geben:
‘ “ ‘
v “ . L
« ® ® “
(Zugleldy aber zeigt auch die Bapı jeded einzelnen Gliedes der Polygonalzahlenreihe
an: dad Quadrat der Anzahl der zu feiner Bildung erforherfich geweſcnen &ftes
der der arithmetiſchen Reihe; denn während zu 4 der Polngonalzjuhlenreihe nur ein
Glied der arithmeriſchen Neihe gegeben war, iſt a der erfteren dad Quadrat der zu
ſeiner Entſtehung erforderlidyen Stiederanzapl % der letzteren; fo 9 der lepteren dab
Quadrat der von der Sliederanzahl 3 der erſteren; fo 16 von 4, 25 von 5, 36 von 6,
89 von 7 umd 64 von 8). Sept man in der aritbmetifchen Reine die Differenz
= 8, fo bietet die zugehörige Polhgonalzahlenreihe fünfedige Zahlen dar:
Aritbmerifhe Reife ı & 7 10 13 46 19 22 Mi...
Molng.:Zablenreipe iS, 25 ı ww 82 107...
und fept man Me Differenz = 8, fo mifichen die Sehdedigen Zahlen:
Arithmetiſche Reihe 159 85 1 12 ©
Polvygonalzahlenreihe IB BB bb 66 HM
uf. fe Addut man nun aber auf gleiche Weife wieterum die Polygonalzahlen , 10
gibt diefed die Pnramidalzaplen; z. B.
Polygen:Trianaulargablen ı ss 6 0 8 9
Pyramidalzahlen 14. 40 20 8 56
und addirt man ebenſo die Pyramldalzahlen ſelbſt, fo erhaͤlt man Ppramtdalzab⸗
len höherer Ordnung. Verſchleden von dieſen, befonderd von manchen älteren
Rechenmeiſiern ſehr gefchäpten Zanien, fin) die noch weniger In Gebrauch gefommenen
Pronikzablen, tie erhalten werden, wenn man gu dem Quadrat einer Zahl bie
Zahl ſeibfi addirt. So z. B. IR 6 Me Pronikzahl, entftanden aud dem Quadrat von
— — — — —
747
lich Der erfieren, in dem allgemeinen Ausdruck für a und
Sn: nur dis befimmien Wertbe von a — 1 und von A a,
A: a zu ſubſtituiren nöthig bat, während in Beziehung auf
legtere bie Bemerkung genfgt: dab (da die Pypramidal⸗
zahlen nur Gummen der Bolygonalzablen find) bier
a iſt, was für die erfiere B „. Um jedoch dieſes zu finden,
dient als naͤchſte Anleitung die leiht wehrnehmbere Bemer⸗
ung, daß die Werthe A a, A: a X. einem befimmten Ge-
ſetze folgen; es if nämlich für die
AsA:a Ada
Dreieckſs⸗Pyramidalzahlen 8, 3, 1
Vierecks⸗Pyramidal zahlen 4, 5, 2
Fuͤnfecks Pyramidalzahlen 5, 7, 8.
Sechs ecs⸗Pyramidalzahlen 6, 9, 4 und daher für Die
Sechsecks⸗Pyramidalzahlen x, 2x— 8, x—2 ü
und mithin auch, da aud) bier a = 1 (oben ©. 744) Sn =
u . — 41, _—
m 2», — 2614—-94
n.n—1.... _n.n+1.n+2
2.5.4 "a 5* 5. hr
— 2) (a — DJ RN. — In Beziehung auf die Binpmicl;
(Enai
2 +2; 42 die Prenikzahl von 6 (6 . 6 T 6), und mithin iſt allgemein: u2 + m eine
Dronikzahl. Tie Wurzel blefer Pronitzapt It, wern wir feptere mit a bezeichnen
(gemäß deſſen, was bei Auflöfungen quadratiſcher Stelchungen — eben S. 710 —
aeſeplich iR), = — + Va ri). Es ſel 3. B. durch a bezelchnet die Zahl 156,
2 ,
fo erhälst miihln die Formel folgende Sefalt: — 1a} Y (a. 16 +3) = — u +
2
vl +1) = — Y + v7 624 und da nun V 625 = 25, fo iſt dieſes, falld 7 wirts
2 2
dh audgezogen worden = — "tz = — Ya Tr 1215 = 12; daß dleſes aber auch
in ber That die Pronikwurzel iſt, beweiſet: 12° + a2 = 184 T 12 = 156. Iſt die
Wurzel x, fo iſt die Pronikzahl xꝛ + x, und iſt erfiere = x — 2, ſo IN letztere = x?
— 5 x+r2 Wird aber jener allgemeine PronikzahlensAU:ddrud n2 + n in einen ans
vern verwandelt, fo wird == + n = (n +1). n ober n. (m + 1), Multiplicixt
man daber zwel aufeinander folgende natürliche Zahizeichen mit einander, fagifi dad
Product ſteis eine Pronitzahl; denn ed if, wenn n gegeben, der andere Factor ſtets
nur um 1 größer; daher If 3. B. dad Product von 4 . 3, dad ten 5. 6 ⁊c., von
21 . 22 ıc, fietd eine Pronlkzahl (dern Wurzel fidy finden laͤßt)y.
©) Drüdt man die Summen der geraden Potenzen von ı biö x, alfo at“, 220,
=2® durch eine gleiche Größe aus, deren Glieder bie matärlichen Potenjen von x,
von „2mt1 an bid zu x Hinab mit gewiſſen @oeffictenten darſtellen, fo find die Eoef:
fistenten diefed Tegten Slledes Bernoulliſche Zahlen, alſo genannt, well Jacob
748
Soefficient genannte Groͤße (fiehe die untere Anmerkung)
zur Grläuterung noch Nachſtehendes: Sol eine zweitheilige
Größe (a + b) auf eine namhafte Potenz von ganzen und
poſitiven Exponenten (4. 8. von n) erhoben werben, fo hat
man zu bilden eine Reihe einzelner Broducte, deren jedes fo
viele Factoren enthält, al6 der Grad der Potenz beißt. Dabei
müflen aber anfänglih alle Sacltoren Dem erften Theile der
gegebenen Gröge gleich fein (ar), in den einander Stelle für
Stelle folgenden muß ſich hierauf bei jeder Stelle einer diefer
Factoren verlieren, und dafür ein anderer , welcher dem zwei»
ken Theil der gegebenen Groͤße gleich ift, wieder eintreten, fo
daß dann allgemein ein folgendes Product von befimmter
Sahl, eine Potenz des erften Theiles enthält, in deren Grpo-
nenten fo viele Ginheiten an der urfprünglichen Menge ab»
geben, als die Zahl des Productes anzeigt, außerdem aber, ale
Factor, eine Boten; des zweiten Theiles in ſich fchließen
muß, deren Sryonent die Zahl des Productes ſelbſt if; wie
denn 3. 8. das rte Glied von (a + b)a enthalten wird an
„br. Jedes diefer Producte muß nun fo oft gefegt werben,
als feine Factoren Berfegungsformen geftatten würden, falls
fie Glemente einer „Bermutation“ (oben ©. 638) wären, und
diefe Berfegungszahl, fie ift es, die, weil He hier als Gactor
oder Goefficient in den Gliedern einer Boten; von einer zweis
theiligen @röße vorkommt, die Benennung Binomial⸗Coſef⸗
ficient erhalten bat. Außer diefem Geſetzlichen des Bildungs
ganges ſolches Goefficienten, iſt jedoch noch Manches zu bes
rüdfichtigen, was die Bildung vereinfacht und dadurch für Dies
felbe abkürzend wirkt;.folgende Regel dient dazu, biefe Berüd:
fihtigungen, mit erfterem verfhmolzen, in eine bequeme, ge
fhloffene Sorm zu bringen. Coll (a + b) auf die Potenz
eines beftimmten pofitiv ganzzahligen Exponenten (n) erhoben
werden, fo bildet man zuvörderſt eine Reihe von Gliedern, in
welcher dat Anfangsglied enthält: als eine ebenfo hohe Potenz
des erften Theiles (alfo ar), jedes folgende rte hingegen eine
Potenz des erften Cheiles (a), derem Grponenten bereits von
feiner Höhe fo viele Ginheiten fehlen, als die Zahl des Glie⸗
Bernoulli (geſt. den 2. Januar 41748) zuerſt Hierher gchörige Operationen vollzogen
batte. Die erfie biefer Zahlen If jene, welde durch Summirung der Duadrate
von 1 bid x entficht; eine Groͤße, die = 7, x2 + 1, x2 4 3, x umd die daher ieme
erfie Zabl als/ feſiſtellen laͤßt. Die zweit e binemifche Zahl IR *, und wird
erhalten, wenn man die Biquadrate ſummirt; manerpälteine Bröße, deren erfied
Giled 5 x" und dern Iepted = — '. x ill.
749
des in ſich faßt (alſo an—r), neb einer Poten; des zweiten
Theiles (b), deren Exponent gerade fo viele Ginheiten enthält,
als die Zahl des Gliedes befagt (br). Der Goefficient, den
aun jedes Glied erhält, muß ein Bruch fein *), in welchem ſo⸗
wohl der Zähler als der Nenner Producte aus benachbarten
Zahlen find, in deſſen Zähler das Product (als mit dem
hochſten Sactor) ſtets mit dem Grade der vorgefchriebenen
Potenz felbft anhebt, dann aber durch Sacloren, die ſich nach
und na um eine Ginhsit vermindern, fo weit fortgeht, bis
e3 zu einem Fatctor herabgefommen, der bereits vom Grade
der Boten; fo viele Ginheiten verloren hat, als die um eine
Ginheit verringerte Zahl des Goeffleienten andentet; [von n
alfo bis auf n — (r — 2)]. Im Nenner dagegın beginnt
das Product mit der Ginheit und geht nun, alle folgendlich
(fuccefiv) größeren Bablen hindurch, bis auf den Soefficienten
ſelbſt, welcher den letzten feiner Factore abgibt (mithin von
1 bis r). Wan bezeichnet übrigens, der Kürze wegen, allge
mein den Goefficienten des rien Bliedes in nter Bes
ten; eines Binoms „e-9 Leeom (d. i.
man fügt am .b an das rte Glied der Reihe (a + b)»,
deren Unfangsglied a» war, mit n 9). Zwei Binomial⸗Goef⸗
ficienten , welche in einer vollländigen, alle zu derfelben Po⸗
ten; gehörige in Mich fchließenden Reihe, gleichweit vom Anfang
und Ende abftehen, find untereinander völlig gleich; oder n
-8 = n98. Aus diefem Grunde können die Goefficienten der
folgenden Glieder (welche letztere alle, gleidy denen ihrer vor-
bergebenden, zu einer folchen Potenz gehören). fobald man über
die Hälfte der Glieder zu gelangen anfängt, aus den ſchon vor:
handenen Goefficienten der vorhergehenden Glieder abgenom-
men worden. Uebrigens geben zwei. unmittelbar einander fol
gende Binomial- Goefficienten einer Potenz zuſammenaddirt
einenBinomials@oefficienten der nähfthöheren Po⸗
*) Sefondert von der Binomialformel und lediglich ald Glieder einer Reise betrachtet,
glit für jeden Werih der denen Binemials@oefficienten zum Grunde Ile
genden, unbeittimmten Hauptgroͤßen folgender Berechnungdfap : multiplicirt man, und
zwar paarwelfe, die r = erſten Slieder ſolcher Reihe für die Hauptgröße m, mit
einer gleichen Anzahl erfien, jedoch In verkehrter Ordnung genommenen Glledern für
die Hauptgröße », fo IR die Summe gleich dem rten Öliede ber Reihe für die Baurt⸗
größe m rn; ed if mithin Die Binomialformel aud audtehnbar auf gebres
chene und negative Erponenten.
750
r rt et °
ten; n 8 +n 8 =u + 1 8; jedoch müflen beide Brüche,
ehe man fie addirt, auf einerlei Benennung gebracht worden
fein, was eintritt, fobald man den eriten im Zähler umd
Nenner mit (r + 4) multiplicirt. Donn haben die Zähler
der gleihbenannten Brüche gemein: die Factoren (n — 1)
{n — (r — 2)]. und während der erſte nur (r + 1) eigen
tbümlich darbietet, bat der zweite nur (n — r); beide
eigentbümlihe Factoren geben, addirt: (+0) + (mn — r)
=(n +1), eine Summe, die mit den zuvor abgefonderten,
beiden Theilen gemeinfhaftlichen Factoren multiplicirt, (a+ 1)
D....m— (r — 1) als den Zähler des neuen Bruches
gibt, worin (ohne Wenderung des Werthes) der legte Factor
aud dur (u + — r) ausgebrüdt werden darf. Hiezu nun
den gemeinfchaftlihen Renner, als folhen, wieder beigegeben,
Q+9)..:.@+ — rt)
ergibt fi: 5 was, gemäß dem feſt⸗
rt+1
geftellten Befege, der Werth vonn + 1 8.ift. Wählt man,
fatt der zweitheiligen Größe eine vielfeitige (eir Polynom,
oben &. 744) um fie zu einer gewiffen Potenz zu erheben, fo
verfährt man im WWefentlihen auf gleiche Weile *).
8) Wie die Potenzen der natürlichen Zahlen, fo gewähren über»
haupt jene Potenzen, deren Wurzeln in einer arithmetifhen
Reihe fortgehen, weil man bei Bildung der Differenzreiben zu
einer unveränderlihen Differenz gelangt, eine arith>
metifhe Reibe höherer Ordnung; gleichviel, od die
zugehörigen ähnlich gebildeten Producte „gleihen“ oder ver»
fhiedenen Factoren erwachſen find; wie folches die nach⸗
ftehenden Reihen beifpielweife zeigen, von denen für die „erfle
>- —-
*) Folgende zweited Taͤfelchen figurirter Zahren (vgl. oben S. 745 Anm.) zeigt,
die Rabien der nebeneinanderfiehenden Golumnen diag onal genommen, die Bine:
mlal⸗Coeffletenten der fuccefflven ganzen poflsiven Potenzen; verti⸗
cal und dabei mit abwechſelnden Zeichen: die der folgendlichen ganzen negativen:
1—-ı —ı3 —ı --5 ——s 17 — 8 — 9 — 10
Pot. BB 23 B B B B B B B B
ee —- L-1 - 1-1 Al -— 4 —4 A — 4 — 1
ı — 1—22 —- 3-4 —5 —6 — 7 — 8 — 9 — 10
ı — 1-3 — — 40 - 18 a — 28 — 426 — 48 —55
= —1-h — 0 20 — 35 —5 7 — 8 — 420 — 105 — 220
a —i1-5 — 1-5 — 70 14126 — 210 — 50 —19 — 15
5 —- 41 —6 — 21 — 56 — 116 — 252 — 462 — 792 — 1237 — 2002
6 —-ı1-7 — 13 — 93 — 10 — 62 — 924 — 1716 — 50035 — 5005
1 —- 1-8 — 3 — 190 — 880 — 793° — 1116 — Mar — 6435 — 11480
Be — 4— 29 _ a5 -- 165 — 895 — 1287 — 5003 — 6458 — 12870 — 2831V
d — 1 — 10 — 55 — 10 — 716 — 2002 — 5008 — 1110 — 24310 — 38620
10 A 411 —_ 66 — 296 — 1001 — 1005 — 8008 — 19418 — 45748 — 92378
751
rengreibe die unveränderlihe Differenz darftellt:
(a D)⸗, (a + 2b), (a + 8b)... (a + mb);
(a + b)®, (a + 2 b)®, (a + 3b)’ ... (a + al)’ ıc. und
(a+b), (+4), (a +2), (c+2d), (a+8b) (c+8d) 1.
Keiben der Art, in weldhen die lieder Brücke mit unverdn-
berlihem Zähler darſtellen, während die Nenner eine arith⸗
metifhe Reihe erfier Ordnung en, werden reeiproke
ren“ 3 b! in der zweiten und 6 be in der dritten Diffe
!
| arithmetifche Reihen genannt; 3. 8. — rY gr 2, r . .. oder
| allgemein < . _— -
gemein: F ab 8a— gb‘ mama
0
recis
und ebenjo heißen auch Z Fr *
| (1 4 )) a — m b,
| proße Botenzen der natürlichen Zahlen und Zahlen wie 1,
| Ya, Ya, !ıe reciprofe vieredige. Die reciprofe arith»
metifhe Reihe: %, Ys, Ye, % . » - iſt zugleich eine harmo-
| nifche, weil jede drei einander folgende @lieder ein Retiges
| barmonifdhes Verhältniß darftellen. Harmoniſch ik
| übrigens eine Broportion: wenn bei vier Größen der Un⸗
| terſchied der beiden erften zum Unterfchiede der dritten und
vierten ſich vegbält, wie ſich verhält die erſte Brdße zur (vier
ten oder) legten; und ebenfo auch: wenn bei drei Größen bie
mittfere zwei ©tellen vertritt; wie denn 3. 8. 2, 3 und 6 ein
barmonifhes Verhältniß darftellen (denn 1:82: 6)
und daher auch 2, 8, 6, 12 (denn 1:6 = 2:12”) Ebenſo
) Die Benennung harmoniſch erinnert Daran: daß Menumerifhen Werthe
Gablenwerige) der Töne unferer Muſikſtale, die fidh verkehrt verhalten wie die zu:
sehörigen Saltenlängen (vgl. m. „Srundzüge der Phyſik und Chemie” Ste Aufl. N.
©. a2), In diefen Saltenlaͤngen⸗Verhaͤltniſſen hbereinfiimmen mit dem, was elne
Prapertion als barmonifche bewerthet; denn ed find z. B. jene Längen für den
Grmtton = 4, für tie Quarte = 24 und für die große Sept = %,, alfo = 20, 15,
12; num I aber @ — 15:15 — 13 = 20: 12 (= 5:8). — Die Meise 4, YA, Yu
I oc. beißt Übrigend, zum Unterſchlede von ten übrigen harmoniichen Reiben, ein:
satüriiche harmoniſche Progreſſion. Verhaͤlt fich aber In einer Propertion A:B
= D : R bad hintere Glied des erſten Berhältniffed B zu einer Größe C ‚wie ſich
verhält dad Hintere Glled ded anderen Berbältniffed E zu einer anderen Größe F,
».8.MB:C=E:F, fo If dad keine harmoniſche, fondern eine ordentliche
sardenslich geftellte) ader eine geordnete Proportion (proportio ordinata); 3.
B. es ſei ) 2 6— 13:8, ſo iſt die ordentliche Propertion 6 : 5 = 8 : 4 (und mit⸗
hin au) 9:5 = 12 : 4), während, wenn dad hintere Glied vom Vexhaͤltniß
B zur Größe C fi) verbält wie die Größe F zu dem vorderen Gllede dad Verbälts
uifed D(CafoB: C = FD) fo — das ein verworfenes oder perturbirtes
Berhältntß (prop. pertarbate) . ®B. 9 : 6 = 12 : 8 gibt die verworfene Proportion
biden a —b:b— ca: c, jwifhen den drei Größen
a,b, c fetige oder continuirliche barmonifche Propor⸗
tionen, a— b:co— d=a: d zmwifhen den 4 Größen a,
b, o, d eine unterbrodhene oder dDiscrete barmonifche
6:38 = 24 : 12 (und dann aber auch gleiherwelle 9 : 3 = 24 : 8). — Beſtaͤndig
proportiontirt beißen Üübrigend die Zahlen, ivenn fie bergeftalt In einem Verhaͤlt⸗
niß fortichreiten,, daß, die exfte und lebte auögenommen, jede von Ihnen zugleich die
Stelle eined Border und Hinterglieded zu vertreten vermag; 3. B. 2, 6, 18, 58;
denn 2 verhält ſich zu 6, wie 6 zu 18, und 6 zu 16, wie 48 zu 54, mithin I 6 zus
glei Hintered Glied Im erfien und vordere im zweiten Verhaͤltniß, und ebenfo 16
bintered im zweiten, ald vorbered Im dritten Berbältmiß. — Fragt man Übrigend:
nad) weldyer Regel man die Verhaͤltniſſe zweter Stößen zu befitimmen bat, deren
Summe und Differen; belannt find, fo antwortet darauf ein befannter Rebrfap der
Trigonometrie (oben S. 607 Bemerkung D: die grdnere wird gefunden, wem
man den „halben Unterichied” zur halben Summe aodirt, die Pleinere: wenn man
ihn davon abziehe, und der Halbe Unterfchled felbft: wenn man die Kleinere von der
halben Summe fubtrapirt. EB fel 8 die Summe, x die größere, y die Heinere Größe,
und d beider Unterfchied, fo Haben wir:
xty=8S aber au vonx*+y = 8
z-yad fubtraßirt x — ymd
abbit ax = Bd 2y=-8—d
mithin x = 2 8 +1, d daher ya 1, B — 14 d, und falld man
in diefer legten Formel — 24 4 addirt und y ſubtrahirt: \,d = 8 — y.
Selept 8 ſei = 2, d = 9 felix = 16 undy = 8, und x (16) + y (8) = 8 (2)
x —y = d (8)
ya 24 —B,
Wie man zu jeden gegebenen br ei gahlen einer geometriſchen Proportion
die drerte (ſel ed, welche ed wolle; denn man kann jede zur vierten machen) lo ga:
rithmiſch (oben S. 737) finden könne? laͤßt ſich durch folgended Belfplel und das
mit ein weiterer Beleg für die (bedingte) Verwendbarkeit der Logaritimen dartbun.
Ein bleierner Würfel wiege 256 Pfd., ein ebenfo großer elferner 176, beider
Serie bei gleichem Raumdumfange, mithin beider Dichten (Dichttzlelten) vers
balten fich alfo wle 176 : 2565 ed fragt fib nun: wie viel würde eine bieterne
Kugel wiegen, wenn fie genau die Sröße einer einpfündigen eifernen hätte?
176 : 256 = 4 Pfund : x Pfund; x daher = — u logarithmifd L. 256
— L. 17.
L 256 = 2, 5082400
L 176 = 2, 2455127
abgejogen = 0 , 1627273
Die zu diefen Rog. gebbrige Zahl fallt zwiſchen 1,45% und 1,3555 mithin reiche die
Gewißheit der Hledurdy erlangten GrdBe bib zu einer Grenze, die kleiner iſt ald
1,88 ran (die jedoch nach der’ erfteren Berechnungsweiſe wegfällt) und die daher
einen ebenfo Kleinen möglichen Irrthum in fich ſchlleßt. — Dividirt man mit 176 In
256, fo erbäls man außer dem Einer einen nicht endenden Decimalbrud, naͤmlich
URS . . . +5 fept man dageyen ald Quottent 5* X Pfd., fo If dieſes (das
Pfund zu 32 Loth und 4 Loth zu & Quentchen und ı Quent dben zu 60 Gran, ı Roth
mithin zu 210 Gran gerechnet) = 1 Pfd. ı Loth 1 Duentchen und 89 94. Gran.
758
—
—
Broportion. Berhält fi dagegen bei 8 Groͤßen der Unter⸗
filed der erken und zweiten Größe zum Unterſchiede der
zweiten und dritten, wie die Dritte zur erften, ſo iR die Pro⸗
yortion eine contra shbarmonifhe; z. ®. 6, 10, 18;
desgleiden auch, wenn bei 4 Grifen der Unterfhied des
erften und zweiten Gliedes ſich verhält, zu dem Unterſchiede
des dritten und dierten, wie das vierte zum erſten; 5. B. 14,
18, 38, 238, wo 4:2 ZZ 28 : 14,
3) Hinfihtlid der geometrifhen Reihen, ©. 632.884, 849,
039, und ebenzafelbit die Anmerkung bis ©. 668, iſt dem bes
reits Vorgetragenen, in Beziehung auf Reiben höherer
Ordnung, (oben ©. 743,750 nm.) noch Folgendes beizufügen:
SR a das erſte Glied und bezeichnet b das Verhältniß der geo⸗
metrifhen Reihe, fifa pabHab tab +.
Die allgemeine Form derfeiben, wie fie hervorgeht, wenn
a durch (L — b) dividirt wir; — 5 iſt dann = a + ab+
ab?2...ıc, wie zuvor bemerkt Barden, und für das allge
meine oder nte @lied U — a be-1, da man dann das erfte,
zweite und dritte ıc. @lied erhält, wenn man in U die Größe
(den Inder) n der Reihe — 1, 2, 8 ac. fegt. Jene Function
des Inder n, durch welche er Die Summe der zwei, drei, vieric.
erſten @lieder, gewährt, wenn man in ihm n = 2, 8,4...
fept. beißt das mit S zu begeichnende ſummatoriſche lied
der Reihe; es if, die Keihe bis zum nten Gliede fortgeführt,
Sa+tab+ab?+ab! +... +Fab + a be-i,
oder wenn man allc Btieder diefes Ausdrucks durch b multi
plictirt, Sb= ab + ab? FabE +... +abe-9 +a
be-1 + a be und dann beide Ausdrücke von einander abzieht
(da ſich dann von den zwei Reiben, bis auf das erfte und lehte
Glied, alle übrigen Glieder gegenfeitig aufheben), Sb — 8
ur a (bei) .
= ab» — a und mithin 8 7 Oder, ben vorigen
Werth des allgemeinen @liedes in 8 fubtrahirend: 8 =
— * Iſt die Reihe convergirend (convergent), d. b-
nähern fi ihre ſtets kleiner werdenden Glieder einer gegebe⸗
sen endlichen Groͤße, jedoch ohne dieſelbe zu erreichen, mehr
und mehr G. 8. 0,1 +0,01 raooıt...D und
Bist dagegen Me Reine von Glied zu Slled Avermäftg. und eine Ortung, fo in
Ge divergent der biyvergirend; EB. i rı ratrıt
754
iſt m übergroß, fo ii b= oder au U = a bu-1 (weil db fi
für die convergente ale Bruch bewerthet) unterklein, und
die Summe aller Blieder folder unenblihen Reihe: 8 —
a i = -
2 _y, dder: dann ift das fummatorifhe Glied S = 1-3;
d. b. gleich jenem erzeugenden Brad ——, aus defien Gut:
wickelung, mittelt Diviſton, die Reide ſelbſt heronrgegangen.
4) SErzeugend iſt ein Bruch (ſ. 8), deſſen Zähler eine rationale
(oben &. 781) Sunction, oder em rationafer Ausdruck einer
veränderlihen Größe x ift, während deſſen Nenner aus einem
ähnlichen Ausdrucke befteht, in welchem jedoch die höchfte Po⸗
ten; von x mindeſtens um einen Srad höher if, als im
Zaͤhler. Aus ſolchem Bruche ermwächst jene Urt von Reiben,
welhe man die wiedertehrenden oder rädlaufenden
(Ser. revert. s. recurrent) nennt; 3. 8. 4, 1, 2, 8, 5, 8, 18,
21 x., weil bier ein jedes &lied, die beiden erften ausgenom⸗
men, aus zweien nüchftvorbergehenden Sliedern durch Addition
hervorgeht; ferner a 2a? 4a + 2a + 18 as — 10
a° +76 a? — ıc., weil bier ein jedes Glied aus den drei
nächftuorbergehenden entſteht, wenn das erfie durch A as:
das andere durch 8 a a und das dritte mit — 2 a multiplicirt,
dann aber diefe Products addırt werden. Ueberhaupt aber
bilden fih ſchon dergleichen Reihen, wenn jedes folgende Glied
Dadurch zu Stande kommt, daß man eine gewifle Anzahl von
Bordergliedern mit beftimmten + oder — Größen, jedoch ſtets
in derfelden „Raheinanderfolge“ diefer beftimumten, mit
ihren Zeichen verfebenen Factoren, d. i. gemäß der Verbält-
niß⸗ oder Beziehungsſkale (Scala relationis) der Reihe
multiplicirt: da dann, fofern diefe Sartoren die Glieder dieſer
tale darftellen, die Anzahl derfelben angibt: der wieviel⸗
Ken Ordnung die wiederkehrende Reihe angehöre. Sin
Beifpiel folder Reihen erfter Ordnung gewährt die geo mer
triſche Reihe; nur ein Glied, den + oder — GSrponenten,
bietet bier die Werbältnißftale dar, und das einzige Vorder⸗
glied iſt beliebig zu wählen. SR diefe Stale (— 1, + 3) fo
wird die wiederkehrende Reihe, je nachdem 1, 2 oder 1, 8 zum
Bordergliedern gewählt worden, entweder: 4, 9, 5, 18, 84, 80...
oder 1, 8, 8, 24, 55, 144; und da bei den arithbmetifhen
Reiben die Binomial» Goefficienten der Potenz; (a — b) die
Slieder der Verhältnißflale darftellen, fo ind auch dieſe Reihen
rüdlaufende Die Sale (+ 2, — 1) gewährt eine wieder⸗
— — — — — — — — — — — — — — — —2
tehzente Neihe der zweiten, (4 8, — 8, + 1) eine der dritten
m. m-— 1) n.m—1.nn —!2
und allgemein (+ m, — —, + 2.8
mn.m—1
.t —
Eine ins Unendliche fortgehende rüdlaufende Reihe if
1, 4, 16, 16 mit der Berbäftnigftale (+ 5 — 6). Ss dienen
aber bie wiederkehrenden Reihen zur Findung kleinſter und
größter (möglicher und verfchiedener) W yraeın zugehoͤ⸗
riger Gleichungen durch NRäherung, fo wie zum Sinſchal⸗
ten oder Interpoliren; &.67. Bedeutet (A) eine Folge
gegebener Größen : ao, Ar, az ... (B) hingegen eine zu
(A) gehörige Folge theils gegebener, theild unbefannter
ihren Werthen nah: von den entipredhenden Werthen Coder
Größen) der Folge (A) abhängigen Größen ao, x, a1, Yı...
@2,... fo find die Zwifchenglieder x, y für gleichfalls zwifchen-
liegende &lieder von A: mittel der bereits für ae, Au, As,
bekannten Glieder ao, as, a2, ... duch Interpolation
au ergänzen. Hat man dabei nur eine Reihe CB) zu berüdh
fiiigen, fo Fönnen Die Glieder von (A) betrachtet werden, als
bätten fe nur die Bedeutung der Stellenzahlen (0, 4, 2, 8,...);
diefelben Regeln oder Formeln aber, welche zur Beſtimmung
von x, y, -. .. erforderlih und hinreichend, möäflen ſich als
folhe vollfändia, oder doch fehr annähernd genau, zur Bes
Kimmung der Brößen ao, aı, a2, . . . verwenden lailen.
Sonder Schwierigkeit interpolirt man, wenn das Gefeh der
Abhängigkeit bekannt oder durch einen algebraifchen Ausdruck
gegeben ift, ſchwierig hingegen, und um fo fehwieriger: con
jemehr Größen die zu interpolirenden Glieder von (B) abhän-
gen, und jemeniger &lieder ao, aı, as . . . ſchon beftimmt
vor⸗ oder fe weiter diefelden von einander liegen. Was zur
Auffindung foldher Interpolations⸗Formeln leitet ift die Größe
der Vahrſcheinlichkeit (oben ©. 691), wie fie geichöpft
wird entweder aus der ſchon verlangten Kenntniß der Natur
der fraglichen Groͤßen und der Urt ihrer Abhängigkeit, oder
aus dem Kortaange ſchon beftimmter &lieder ao, wı . . - VOR
(B), wie derfelbe erfichtlich wird durch Vergleichung mit dem
befannten Sortgange der ihnen entiprechenden (A) » Glieder:
Bo, Bı,c... In Beziehung auf Binihaltungs Ergänzung
(Interpolation) der Reihen Folgendes: Es läßt ſich das erſte,
zweite, dritte @lied einer gegebenen Reihe beflimmen, deren
allgemeines (eine Function des Iuder m der Reihe darftellende)
48 .
‚+ m,+ 1) eine des mien Orbnung.
&lied U befannt iR (oben ©. 758) wenn man in U jene Größe
n glei 1,8, 8 fest; fo if 3.2. für die Dreiedzahlen
1+3+6+10 +15 (oben &. U) U= 1 +1);
nun kann man aber für den Inder n nicht nur ganze poſitive
oder negative Zahlen, fondern auch Brühe ſetzen, und fo jene
@lieder erhalten, welche zwifchen Die lieder ber gegebenen
Neihe fallen, und folde Bwifdhenglieder ftellen dann bar:
die gefuchten Ginfchaltungsgrößen. Gchaltet man ‚daher zwi-
fen je zwei Wlieder der Dreiekzahlen⸗Reihe ein mit
tenliegendes ein, fo erhält man für
nz» ... z 1,
S/; oo... — T
/4 oꝛ/. ı.,
da dann die alfe interpolirte Reihe fein wird: % +
2, +2 Ey + ty + + 9% +... die, da bie
zweiten Differenzen unperänderlih und — !« find, zu den
arithmetifchen Reihen zweiter Ordnung gehört; oben &. 742.
8) Jede gegebene Beziehung zwifchen zwei Größen muß es mög-
lid machen: die eine dieſer Größen durch die andere auszu⸗
drüden,, und mithin auch: die Form einer anfänglich gagebe-
nen Gleihung fo umzugeſtalten, dab die Größe, Die zuvor zum
Mittel wurde, die andere ausjudrüden, num felb die wird:
deren Verth aus jener andern bemweisbar hergeleitet werden
fol, dder, in Zeichen ausgedrädi: dag x, vermöge befimmten
arithmetifchen Ausdrucks, duch y gegeben erfheint. Man
nennt diefe PVerrihtung (die hoͤchſt wichtig genannt wer-
den durf: weil die Kenntniß des Zufammenhanges zweier Grö»
fen nur dann auf den Werth einen vollitändigen Auſpruch
machen darf, wenn man jede einzelne aus der andern, mithin
beide wechfelfeitig abzuleiten vermag), die Umfehbrung der
Gleichung, die jedod geraden Weges an geichloffenen arith⸗
metifhen Ausdrüden felten vollziehbar, bei Gutwidelungen von
Neihen jedoch eher möglih if 9). IR 3. 8. der Werth einer
Bröße x durch eine unendliche Reihe ausgedrädt, die nach den
Potenzen einer anderen unbeſtimmten Größe y forigebt, und
man findet dagegen den Werth von y in ein.r unendlichen,
") IR 3. 8. [der Sinus eines Kreiöbogend (oben ©. 755) a, und der Radius = 4,
PRlme— nt Lu a Nimmt man nun f ald beisunt am
und finder and jener Reihe den Werth vom a durch [ auögebrädt, nämiik a = ( +
pet serie, fol durch Umtehrung der Reihe shmden.
257
nad den Potenzen des x fortgebenden Meihe, fo beißt foldhe
Berrihtung die Umkehrung oder Reverſion der Reihe
(reversio seriei), was mithin heißt, wenu der Werth einer
von zwei zufummengehörigen Bauptgrößen durch eine entwickelte
nad) den Potenzen der anderen fortgebende Form gegeben um»
1 r
>B.yZAz A zKtd,,Axetrdr.,. ik, aus
diefer Reihe eine andere, aͤhnlich geftaltete, abzuleiten: welche
den Werth der zweiten Hauptgröße, in einer nach Potenzen
der erfien fortgebenden Form, alfo wiex — By“ + B y*®
+3..By*® rrd darſtellt. Bweierlei iR bei der hieher
Gehörigen Bildung einer völlig unbetannten Reihe zu
beachten: ihre Form, beſtimmbar durch die Progreſſion, mo.
rin fi Die Erponenten der Potenzen in ihren einander fol.
genden Bliedern befinden, und ihre Goefficienten, ſammt
dem Geſetze, nach welchem dieſe ſich erzeugen. In erfterer
Beziehung gilt als Regel: dividire die Differenz der
Erponenten der „gegebenen“ Reihe durch den ans
fängliden unter ihnen, fo erhälſt Du die der Expo⸗
nenten der umgekehrten (unbefannten) Reibe; in letz⸗
terer: erbebe „erftend” die gegebene, nad) der Po⸗
1 r
tenz von x, weya=xxP + xußt?, uxptrd
fortſchreitende Reihe, die als ſolche eine umgekehrte
(irgend eine Potenz ‚von x. ausdrüdende, wie zZ Yyb-+
Y yo +8,,..pyybtrd) fordert, auf eine Potenz
‚deren Brad gefunden wird: wenn man (den der ge
fuchten Potenz von x, bier) n um ein, durd die Zahl des
verlangten Gorfficienten zu bemeflendes Vielfaches: der Diff
ren; ihrer folgenden Erponenten, bier um r d vermehrt,
die Dadurch erhaltene Summe dann durh den Anfangs⸗
Erponenten dDinidirt und nun dem Banzen das Mi-
nuszeichen vorfest; — C 7a *); „zweitene“ ſuche
sun von diefer Potenz den Goefficienten mit der
verlangten Zahl und gib ihm als Factor noch einen
Bruch bei, deffen fidy immer gleiher Zähler »der Brad«
der Potenz von x it: für welhen man die Umkehrung zu
Stande bringt, nnd deſſen diefelbe — vorher als Zähler des
Bruches vorgefhriebene — Zahl bleibender Nenner: den
Grponenten jener Potenz bezeichnet, auf welche die Noten; er-
758 j
n ⸗
| . hoben werden fol), (>) (0 haft Du für Die gegebene
Reise: den verlangten Goefficienten ®).
6) Gilt es Groͤßen zu eliminiren (wegzuſchaffen) 3. B. x aus den
Gleihungen, fo dienen hiezu theild allgemeine, theils be-
fendere Verfahren; zu den erfteren gehören: die Methode
durch Bubftitution (Vertretung), fo wie jene burch Gin:
büllung der Unbefannien; zu Iegteren Rewton’s, Bezout’s
und Lagrange’s Verfahren. Letzteres befteht in Aufſuchung
eines gemeinfhaftlihen Factors oder Diviſors höherer, dem
Bedingungen der Aufgabe gemäß angefepter Bleichumgen ; fol
daber 3. ®. der Werth a für x und 4 für y zweier folder
Gleichungen genügen, fo müffen diefe gemein haben x — 6,
x — ß, und mithin läßt fi auch umgekehrt folgern: daß der
gemeinfchaftlihe Factor beiter Bleihungen eine Wurzel der:
felden fein müfle. Es foll z. B. x eliminirt werden in folgen:
den nach x geordneten Sleihungen
(a)... +8x J 4 83x y2 — 8 =ZO
(b)...x Faxy—2y?— 10 0; will man y
wegihaffen,, fo gibt (a) durch (b) dividirt den er ſten Quo:
tienten x — y mit dem Reſte (9 y? +4- 10) x — 2 y’ — 10
y— 98; biemit den vorigen Divifor Ch) dieidirt gibt den
sweiten Quotienten x + (88 y® + 50 y -+ 98) mit dem
legten Reſte — — 86 y° — 690 y* + 3920 y’ — 1500 y*
+ 5880 y + 8604. Diefer Reft if aber, wie der letzte Divifor,
= 0; man bat daher, indem man ihn durch 2 dividirt, umd
ygemäß ordnet, folgende zwei neue Gleichungen:
(c)... 43 3°+ 845 y* — 1960 y?+ 750 y — 29406 y - 4902 0
(d)...@ y? +40) x —- 2 y!’—-10y +98 = 0; und da
2
aus (dx — ee, fo erhält man auch die
Werthe von x, fobald man die von y aus (c) gefunden bat,
— - —
#) Eine wiederkehrende (Gecurrirende; oben 4 S. 754) Beziehung zwiſchen des
nen e⸗erſten Goefficlenten der erſten und (n — UHhten Potenz einer beliebig angenom⸗
menen dteihe und dem rien Goefficienten Ihrer naͤchſthoͤheren aten Potenz lautet, im
Regelform gebracht, wie folgt: In einer belichig angenommenen Reihe verpielfältige
die Eoefficienten mit den Exponenten der: In den zugehörigen Gliedern vortommen:
den Potenzen, und multiplicire darauf eine beilebige Potenz jener Reihe mit der
Relhe ſelbſt. Dad Product gibt dann eine Reihe, welche Die nächhfihöhere Potenz des
angenommenen darfellt, nur mit dem Unterfchlede : daß jeded Glied diefee Po⸗
tenz mit feinem eigenen Erponenten multiplicitt, und durdy den Grad der Petens
ſelbſt Pividirt, und Infofern verändert, vermödge jened Productes hervorgeht.
—
wmittelſt Subſtitution. Wird dann durch dieſe die Gleichung
für z = 0, fo ſetzt man jenen Werth von y, welcher zu dieſem
Ergebniß führte, in den Wivifor, der x?, oder im jenen welcher
xe enthält, nachdem man ihn zuvor in eine Gleichung verwan⸗
beit hatte. Bleibt aber bei obigen Divifionen kein Reſt, fo ge
nägt der legte, = O geſetzte Diviſor beiden Gleichungen.
D Eeibnis erfand, um die Geſetze der Reichen leichter entbeden
und daraus, ohne viele Mühe, Regeln fie zu fummiren auf-
finden zu tönen, die fogenannte Rehnung mit Gins und
A ull (Arithmetica binaria vel dyadica), d. i. ein Verfahren
alle Zahlen mit 1 und O zu fchreiben und nur mit diefen bei-
den Bıffern zu rechnen. Merkenswerth ik, dab 8. bierdurd
den Ghinefen den vor Sahrtaufenden verloren gegangenen
SHhlüffel zu einigen Scheimniffen ihres fräheften
Beherrichers (ihres aͤlteſten Königs?) Toby wieder fand; fiehe
Mem. de l’Acad. Royale des Sciens. (Berlin) 1708. p. 108 ıc.
Fragt man aber: mit welddem Zweige der rechnenden Größen-
lehre, für die WBiflenfhaft wie für das Seben, feit anderthalb
Sahrbunderten am großartigften und nachhaltigſten gewirkt
worden ? fo fällt die Antwort: mit der Mathematik des
Unendlichen. — Differentials und Integralrech⸗
nung, dieſe geiftigen Hebelarme eines Seibnitz und New:
ton, fie kaben fich als ſolche bis in die jüngften Beiten bheranf
eben fo erfreulich als erfprießlich bewährt, und follten auch Die
Seiten nit mehr ferne fein, in denen dus zeitberige Verhält⸗
niß der höheren Rechnungsgrößenicehre zur Raumgrößenlehre
die Erhaltung der letzteren durch erftere, in das entgegenge-
feßte übergeht, in die Lichtung des Berechenbaren durch bie
Beranfhaulihung der Wiflenfchaft des Näumlidhmeßbaren, fo
wird dennoch das auf dem bisher fo erfolgreich betretenen,
und fo thatkräftig verfolgten Wege, dem forfihenden Menſchen⸗
geifte zu Theil Gewordene, Entdeckungen und Erfindungen her:
sorrufend, nachwirken in die fpäteften Zeiten.
8) Daß Übrigens weder der Begriff des Unendlichfleinen oder
Unterfleinen noch jener des Unendlichgroßen oder Uchergroßen, leere
Ginbildungen, fondern vielmehr auf Wirklich» Begebene wohl bes
gründet find, ehrt ſchon die Zeit mit der Racheinanderfolge ihrer
Ginzelfhwingen (ihrer Momente) deren Zwiſchendauern Bleiner find,
als jede andere auch noch jo Pleine Zeitdauer; und ebenſo auch, wie be
reits bemerkt (oben &. 726) wurde, die Betrachtung jeder krummen
Binie, jeder gefrümmten Fläche und was aus diefer zu erwachlen
vermag, indem fie ; ©. nachweifet, dag dors, wo die Geiten eines .
in den Kreis eingelchriebenen Vierecks Meiner: als jede auch noch
760
— — — — —
fo Heine gerade Linie werden, fie am ſich unmeßbar klein, d. i.
unendlich klein ſind. Die Geometrie leitet hiebei aber zugleich auf
jene Unterſchiede hin, welche zwiſchen ſolchen Unterkleinen in Ve⸗
ziehung auf deren Ordnung obwalten, ber zufolge ber oben G. 785
mir d x bezeichnete Differenzialmerth zur er ſten Ordnung der Uns
terfleinen, der von d x? zur zweiten und d x® (oder de u, d’ u,
dax,du.dx.dy.ıc. zur dritten Ordnung gehört. Hienach
muß 3. 8. das Unterfleine einer Linie der erften Orpnung ber
Släkheninhalt einer durksängig unterkleinen Körperoberfläde
hingegen ſtets mindeftens eine unendlichkleine &röße zweiter Ord-
sung fein; weil ſolcher Släheninhalt jedenfalls Meiner it als das
Quadrat jener geraden Linie, weiche von einem Anfangspunkte der
Dberflähe zum andern gejogen zu werden vermag; während das
Bolum eines unterktleinen Körpers, weil es nothwendig klei⸗
ner ald der Würfel jener zuvor gedachten geraden Binie, der dritten
Ordnung verfällt.
9) Was die leiblihe Welt an Beſtandesformen und Beſtandes⸗
wechfel,. an Eegen⸗, Sin» und Wechſelwirkung der, in ihren Kräften
unbefhränften Mathematik auch als Aufgabe darbietet, fie die
allumfaſſende täßt Feine Aufgabe unverfucht; und if ihr deine Pim⸗
melsweite fo fern und Peines Beltkörpers Bahn fo entlegen, daß fie
nicht meſſend und beftimmend es verfuchen follte, fie zu würdigen,
fo it ihr andererfeits auch Fein leibliches Weſen zu Plein *) und
Beine Veränderung leiblicher Dinge zu geringfügig, daß fie nicht, im
Bunde mit der Naturlehre, zu deren Erkennen und gefeplichen Be⸗
— —
*) Sie bemißt die Groͤße jener Infiſionsthierchen, deren mehrere Tauſende in e in em
Tropfen Waſſer leben, und erſchließt auf gleichen Wege Caus denen zu deren Sicht⸗
barkeit erforderlichen Bergrößerungen) die Groͤßenverhaͤltniſſe ihrer einzelnen Organe,
während fie, nicht minder befriedigend, zeigt: wie groß der Durchmeffer unfereö Sen;
nenſyſtems, hinauf bid zum Uranus, und wie meit jene Sonnenfernen, deren Licht
Millionen von Jahren nöthig Hat, um die Erde zu erreichen, während ed den 20
Millionen Meilen betragenden mittleren Abſtand unferer Eonne von der Erde in
8 Minuten 15 und 3%, Secunden durchzuckt; vgl. oben &. 89 Anm. Ste lehrt die
Geſtalt der Glaͤſer berechnen, mit deren Hülfe dab forſchende Auge ded Menichen
die fernften Welten zu finden und den Lauf der Geflirne zu befitimmen vermag; aber
ohne Ahronomtie Feine Schifffahrt, und ohne Schifffahrt fein Welthandel und keine
Kunde von Allem, was außer Europa aus dem Dcean bervorragt, Von Ihr hofft
iebe, für fie zugängliche Wiſſenſchaft Ihre Begründung , wie Ihre Vollendung; durch⸗
gängig ringt darnach die Phyſir; einen ihrer Haupttbeife, die Kryſtalliſation, hat
die Mineralogie Ihe gänzlich untergeordnet, and für die Rehre von den Grundfloffs
Berbindungen nicht nur, fondern auch für die Erſcheinungen welche die verbältnißs
mäßigen inungen und Miſchungen der ſogenannten chemifchen Elemente be:
alelten und bezeichnen, but die Shemie, auch ders, wo fie dem Stoffwechfel in den
Rebendigen zur Bollziehung verhilft (oben S. 69%) mit nur günftigern Erfolge die
Mathefid zur Mitgründerin, Pflegerin und Ordnerin erkoren.
761
dingungen tie Sand bieten und zur Gnthällung verborgener Wahrheit
die ſicherſſten Maaßnahmen fordern und gewähren follte. Und ſelbſ
de, wo die Raturforfhung num zu Bermuihungen führt, weiß fie
dieſen jene Form zu ertheilen, welche fie weiterer Prufung vorzugs⸗
weite fähig macht. Micht nur die eigentlihe Phyſik verdankt ihr
im diefer Hinficht des fehr Dankenſswerthen viel, fondern auch bie
Chemie if ihr aus gleihem Grunde tief verſchuldet, und es ihr
im vollen Maaße zu werden, ſchickt die Phyſtologie ſich ernſtlich an;
fo ſcheint es wenigſtens und fo hoffen Alle, welche durch vollſtaͤndig
ermittelte und erkannte Geſetze des Lebens: zu der Ginficht in den
Sufammenbang der Summe aller Lebenserſcheinungen zu gelangen
fireben. und ſelbſt in jenen Forſchungszweigen, welche nicht zu den
fsgenaunten Srfahrungswiflenichaften (S. 604) gehören, 3. ©. in der
Philofophie (a. a. D.) dürfte dereink eine Zeit kommen, in welcher
erfüllet wird, was Oken ſchon vor mehr als 87 Jahren für jme
Diſſenſchaft in’folgenden Worten forderte: »Erſt, wenn die Geiſter
Fleiſch werden, wenn fie fi im Raume geftalten, in die geometri⸗
(den Figuren und Zurven, und in bie Beit treten durd bie ana
lytiſchen Sormeln, erft dann kommt die Wiffenfchaft zur Klarheit,
und fpricht Aidı in der wahren Univerfalipradge aus, die alle Voͤlker
und alle Zeiten verliehen. Bas Beftreben der Philoſophie, Ach in
der Mathematik zu verkörpern, ift von jeher eben fo Kart geweien,
ald das der Poeſie, ſich durch die darſtellende Kunk ins Beben zu
ergießen.”
410) Hinfihtlih der Shemie bürften Abrigens, für die Folge
Sweige der höheren Zahlenlehre wichtig werden, welche in dieſer
Htinfisht. zeither von den Ghemikern faum befragt wurden; 3. D. die
Gombinationslehre (9. ©. 687 u.609); wie denn z. 8. die unter
den Benennungen ISfomerie, Bolymerie und Metamerie
befaunten Zweige der Lehre ron den hemifhen Berbindums
gen, fhon durch Berüdfichtigung deflen, was in jenem Tkeile der
höheren Writhmetit gefeplih if, an teferer Begründung, wie an
größerer Erweiterung, leicht mehr gewinnen möchten, als ſich jetzt
irgend vermuthen läßt; zumal, wenn ſich etwa finden follte, daß die
Srundfioffe an Ai, in Beziehung auf Räumlichkeit, den Diffe
rentialen vergleihbar (Meder meßbar groß, noch nullartig Blein,
fondern untertlein; darum aber audh nicht nur zu endlichen
Größen fummirbar, oben &. 647 Um., fondern auch verfchiedenen Stel⸗
lungs⸗ und Berbindungs: Ordnungen unterwerfdar; oben S. 847
Unm.) feien. — Iſomeriſch werden jene, hinſichtlich ihres Ber
haltens ver ſchiedenen, im Uebrigen aber chemiſch⸗gleichen che⸗
miſchen Verbindungen zweier oder mehrerer Grundſtoffe
genannt, in welchen dieſe ſowohl ihrer Urtung als ihren Ge⸗
wichtsgröfßen nach (und zwar ſowohl den unbedingten oder ab-
iofuten, al& den verhältlihen oder proportionalen, oder, was baffelbe
lagen will: fowohl den procentifchen als den atomifchen Gewichts⸗
mengen gemäß) diefelben find, ihren gemeinfamen Wirkfamleiien
nach hingegen von einander mehr oder weniger abweichen; fo daß
man anzunehmen fi) gendthig fieht, daß dergleichen Verbindungen
nur Durch ihren Miſchungsbeſtand (oder, wie man diefen zu
nennen pflegt, durch ihre chemiſche Conſtitution) und mithin
entweder nur dur das ungleihe Maaß der zwiſchen ihren
Grundſtoffen obwaltenden Anziehungsſtärke, allo: ber gegen:
. feitigen demifhen Bindung, ober durd die tingleichheit der
Korm der Berbindungsftellung ihrer Glemente, oder in Folge
beider gieichzeitig wirffamer Urſachen, in verſchieden gearteten
Birfungsweifen (wie fich ſolche gegen andere nicht ifomerifche che⸗
mifche Verbindungen außern) bebarren. Ob übrigens, fireng ge-
nommen, auch für die hierher gehörigen nicht gaſigen chemiſchen
Verbindungen der Ausdruck Ifomerie (Gleichmaaßigkeit) ſich recht:
fertigen lafle? darüber zn entfcheiden fehlt es bis jekt an genügen.
den Meflungsverfuchen. — — Polymeriſch nennt man jene che
mifchen Verdindungen, in denen zwar diefelben Grundftoffe in den-
felden Berhältnigmengen, aber in ungleihen abfoluten Gewichts⸗
(oder auch wohl Volum⸗) Größen zugegen find; wie denn 3.8. das
Aetheröl Cätherifhe oder flühtige Del) der Sitronfhaalen
aus 10 Atomen C (Garbon oder Kohlenſtoff) und 16 At. H (Hydro
gen oder Waſſerſtoff), das Therbentindl (gewöhnlich gefrrochen
und gefchrieben Terpentindfl, ol thexebintinae oder ol therebin-
thinae) aber aus 20 C + 83 H zufammengefest ift, beide alfo ein-
ander polymear find. Metamer dagegen find folhe chemifche
Verbindungen, welche unter gewiflen Bedingungen einer Umände-
rung ihres chemifchen Beſtandes dergefialt unterliegen, dab 3. 8.
zwei dergleichen verfhieden conftituirte Verbindungen ihre Beftände
wechſeln; wie 3. 8. fold;es der Fall ift bei dem ameifenfaurem
Ammonoxyd (oder Ameiſenſäure⸗Ammonoryd, oder, minder ſach⸗
gemäß: ameifenfaures Ammoniat) und der (im Verbältniß
von drei Atomen oder Verhäftniggewichten Wafler zu zwei Atomen _
vder einem Doppeltatom Hydroßyanfäure, gewöhnlich genannt STa u
fäure) gewäflerten Hydrofyan s oder Baflerfioffblauftoff. (oder Blau
ſtoffwaſſerſtoff⸗) Säure. Erhitzt man die erfte dieſer Verbindungen,
fo verwandelt fle fich in eine, im bemerkten Verhältnis gewäfferte
Öydrofyanfäure; list man auf lestere waflerarme ſtarke Säu⸗
ten, 3. B. Schwefelfäure einwirken, fo Fildet fid aus ihr Ammon⸗
oryd und Wmeifenfäure ZASH8EO und CE H 2 OS.
$. 11.
Bergleiht man die zu chemiſchen Berbindungen
(S. 37, 9%, 166 Anm., 192—193 Anm. und 203 Anm.), Um⸗
bildungen (S. 21, 37 und 689) und Umfliimmungen
(S. 405 Anm.), fo wie zu demifhen Scheidungen ober
Zerfegungen, Polarifirungen und Theilungen (S. 224
und 495) führenden und diefelben geleitenden Bewegungen")
der Stoffe (oder Materien; ©. A, 21, 37 und 308),
feien diefe einzelne Örundftoffe (S. A—6, 36, 93, 95)
ober geeinte Örundfioffe (S. 508 u. 599 Anm.), Geg-
nungs-Örundfoffe (a. a. DI oder Bildungstheile
(8. 87, 93, 95, 161 Anm. und 320 ff.) mit fenen Bewegun-
gen, welde phyfiihe Mifhungen (S. 35 — 37, 56, 5%
117—118 Anm., 120, 166 Anm., 183, 193 Anm., 308, 470
und 592), oder auch nur Mengungen (Anhäufungen ober
Aggregate, a. a. D. und S. 377 ff. und 409) begründen, fo
wie mit denen, die durch Drud (S. 12, 22, 26, 31, 35—A0,
42, 97—98, 119, 419 und 500) oder Stoß; (S. 41), oder
uUmfhwung (S. 9—10, 24 Anm. x.), oder Zug (Ziehung,
©. 45 Anm.) oder Ausdehnfamfeits - Aeufferung,
Kederhärte (a. a. O. und S. 46), oder Rückſtoß (S. 420)
oder Wurf oder Wärmedehnung xc. ꝛc. erzeugt werden —
fei es, daß das Bewegliche dabei von Raum zu Raum fort-
gefchritten, oder daß es in demſelben Sefammtraume verblieben
war, während Theilhen für Theilhen von Stelle zu Stelle
den Ort wechfelten — ober mit denen Ortöveränderungen, bie
in Form von Stralungen (bes Schalles und Lichtes,
ver Wärme und der Electricität; S. 84-88, 124, 153,
326, 404, 490--491 Anm.), oder von Schlagftoß- ıc. Wel-
len ver Tropfbaren und der Safe (S. 23, 419, 470 u. a. a. O.)
zur Wahrnehmbarkeit gelangen, ober aus Anziehungsäußerun-
gen der Schwere S. 8—10, 29 Anm., 39, 42, 43 Anm.,
*) Bergleihe &. 9—10, 26, DD Anm., 85—A2 und 84.
7
44, 46, 97-98 Anm., 239, 270, 298 Anm.) der Adhäſion
(S.
31) der kryſtallmagnetiſchen @. i. der zwar mit
Slächenziehung gepaarten, aber demungeachtet in meßbare Fer-
nen
wirfenden, die Kryſtalliſation und deren Erweiterung be-
Dingenden Kryftallifationg - Polarität oder Entgegengefegtheit
ber Bethätigung werdender Kryfialle; S. 61 Anm., 117, 158,
173, 203, 352 und 595) eleftrifhen, magnetiſchen,
eleftromagnetifhen und magnetoeleftrifhen An-
ziehung und Abſtoßung ) (CS. 108, 124, 133, 179, 1%,
*) Sene, welde die Sriheinungeformen (Bhänomen) der Glektri⸗
1
+E
eität und des Magnetismus nicht, mit Ampere von ein und
derfelben, fondern von zwei Gattungen von fogenannten Ur,
fläffigkeiten ableiten, deren jede in zwei Arten zerfällt, die er»
ſtere in die fogenannte pofitive und negative Sleftricität,
bezeichnet (für diefe dualiſtiſche Voraus ſetzung zwar ungeeignet, aber .
dem Brauche folgend, gemäß der Franklin⸗Voltair'ſchen Ans
nahme , die nur eine ebektriſche Flüſſigkeit CE) gelten läßt, und die
fogenannte pofitive Sleftricität als ein Mehr, die fogenannte ne⸗
gative als ein Weniger derfelben, eritere daher mit Vorſetzung
des +», letztere mit Vorſetzung des — Zeichens kenntlich macht)
mit + E und — E, die leßtere in-+ M und — M (während,
nah Franklin, + E und — E ausgealihen das unwahrnehm⸗
. bare, daber auch mit O E bezeichnete E, und + E und — M das
den Sinnen unzugänglihe M gewähren), Fönnen fowohl die elek⸗
trifche, wie die magnetifche fogenannte Abſtoßung dadurch deuten,
daß fie annehmen: zwifchen zwei gleichnamig geladenen, beweg⸗
lichen Leitern der Elektricität C und C befinde ih 1 + E, außer
bald jedes der Cauh 1 + E, fo wird das E, 4. B. das + E
jedes der C von innen ber halb fo kart angezogen, als von außen;
denn während jedes der C von innen her (von E der zwifchen bei:
den C lagernden Luft) ber Siehbeflimmung von Y — E ;u folgen
bat, wird es von außen her durch 1 E der äußeren Luft an», und
mithin werden beibe auseinandergesogen; fehlt es aber überhaupt
zwifhen beiden O und außerhalb derfelben an Luft, und damit an
dem Träger von + E, fs kommt es audı nicht zur gegenfeitigen
er bfogung der C:
1 “ ka 1,
2 1 4 1
-E..+ECH+E.. — E —E...+EC+E..—-E+E
+E+E
0, 22-273, 374, 425, 455 Anm., 574, 598 u. 606) entt-
fpringen, fo gewinnt es den Aufchein, als ob bei ben chemi⸗
fhen Durchdringungs⸗ und Mifhungs-, Scheidungs- ober
Iſolirungs⸗ und Bertheilungs- oder Polarifirungs - Bewegun-
gen, durch die Macht ver demifhen Anziehung oder ſo—
genannten bemifchen Berwandtfhaft der Stoffe (S. 36
Anm., 38, 326 und 405 Anm.) fowohl das Gefeg der Be⸗
wegungs-Mitiheilung (S. 21—22, 35-36) als auf
bad zum Theil darauf gegründete des Widerftandes, und
iwar im Allgemeinen das des raumfüllenden oder vollen
Mittels (S. 8, 30), und im Befondern das der gafigen,
tkopfbaren oder tropfigen, breiigen, fchleimigen,
gallertartigen, fettigen x. Stoffe (S. 21 ff., 36—42,
160-162, ATi, 539 und 588-591) und felb das Grund-
verbältnig der Beharrung (Trägheit; ©. 22 und 35
Anm.) *) gänzlich befeitigt werde ; denkt man indeſſen fchärfer
Zugleich folgt. hieraus a) dab, zwilhen C und C zufammen 1
+ Eder &uft und hinter oder außerhalb jedes Oi + E, ju-
fammen alfo 2 + E verbleiben müflen; 4) dab bie fogenannte elek⸗
triſche Slüffigleit entweder gar nicht vorhanden fein, und was man
dafür ausgibt, auch befondere Befchaffenheit der Luft fein, ober,
wenn Dennoch ein dergleichen Urflüffiges gegeben fein follte, die
ſes nicht ſelbſtſtändig aus dehnſam flüfftg fein kann, font müßte im
Iuftleeren Raum zwilchen beiden C fo gut vorhanden fein, als im
fuftoollen.
%) Bereits vor dreißig Jahren machte ich, in m. Ginleit. in die neue
Shemie ©. 250 darauf aufmerkfam, dab man bei den elektrochemi⸗
fgen Unziehungen, der in chemifcher Miſchung begriffenen Stoffe,
das Befhleunigumng im Zu⸗ und Sneinanderbewegen ber Stoffe bes
Dingende Mitwalten der fogenannten Trägheit nit unbeachtet
laſſen Bürfe, und fieben Jahr darauf nahm ich für Das Berbleiben
des eleftrifchen Aadungszuftandes der (zur chemifchen Gegenwirkung
selangten) Stoffe, daſſelbe Urverhaͤliniß der Dinge, die Bebar-
rang in der einmal - erregten Innen⸗ und Wußenelektricität in
Unfprad; [val. m: »Urundzüge der Phyſik und Shemie, erfte Aufl.
(Bonn 1881 8.) ©. 498], indem ih daraus nicht nur das Forte
beſtehen gegebener chemiſchen Berbindpungen, fondern
au deren Zerlegbarkeit in ihre Wilhungsglieder oder Mi⸗
über die bieher gehörigen Erfcheinungen und über das, was
dem ganzen Berlauf der fämmtlichen Borgängen der demi-
ſchungs⸗Factoren Cd. f. in ihre einander chemifch entgegenge-
fegten Beftandtyeile) und ebenfo auch das chemiſche Miſchungs⸗
BVBermdgen und deſſen Bethätigung felbft abzuleiten verſuchte.
5. 8. das Fortbeftehen des Waſſers it Folge der Inneula⸗
dung feines innern + E und — E Gegenfabes, während es der
äußere befähigt, ſowohl mit feinem O, als mit feinem H in andere
Stoffe elektrochemiſch einzugreifen, und dadurd der Serlegung zu
unterliegen. Es bat nämlich ſowohl O ald H des in elektroche⸗
mifcher Gegenwirkung begriffenen Waſſers eine vollſtaͤn⸗
dige eieftropolare Ladung (wie folgendes Schema darthun mag)
mit der es beſteht und durch Die es zerlegbar ift:
Außenladung — E O0 + E als Iunenladung
ald Innenladung — E H + E Außenladung.
Kommt nun 3. 8. K (Kalium) oder glühendes Fe (Gifen) zu Hs
O, fo wird es durd das äußere — E des O zur Verbindung mit
demfelben, Praft feiner eigenen äußeren (die des H un Stärke über
treffenden) + E Ladung beftimmt, und während es zwifchen ibm und H,
wegen Bleichnamigkeit beider äußeren E (beider -+E) zur Abſtoßung
kommt, gelangt es hingegen mit dem O des Waſſers zur elektro»
chemiſchen Verbindung, und ift dann in demfelben nur verſtaͤrktem
Innenladungszuſtande FK— E+ EO —, wie es zucor bad
Waſſer war; und ebenfo wenn bei Gluhhitze, oder ſtatt beffen
bei lehhafter Durchleuchtung, WBafler unt Chlor aufeinander
einwirken, wo dann O frei, und Hs Cha (Hydrochlorfäure) erzeugt
wird; -—O+ — H + — Ch +; man kann dann nod hinzu
folgern: indem Ch das H (oder K oder Fe das O, im vorigen
Schema) mit ibm ſich räumlich einend bindet, treten auch — E des
H und + E des Ch zu O E zufammen, und ebenfo, nad ter Aus:
fheidung auh + E und — E ed O, und das O zeigt daher, ohne
in elektrochemiſcher Gegenwirkung begriffen zu fein, gar Bein ges
trenntes + E oder — E. Ich fügte damals die Bermuthung bin-
au: wäre es möglich, die Innenladung irgend einer chemifchen Ver⸗
bindung — jetzt würde ich fprechen: irgend eines Bezmweitfinffes
oder Gedrittſtoffes ıc. (vgl. oben ©. 690 u. w. u) — gänzlih im -
O E zu wandeln, d. h. vollftändig aufzuheben, fo würden alfo
miteinander elektricitätsfrei hinterbliebene Stoffe elektrochemiſch
(und mithin auch chemifch) unzer legbar fein, alfo fein, was jetzt
die uns tetannten Grundſtoffe ind. Vielleicht, ſezte ih ſchon
„m _— [m Mi. m DE A 3 ne
.. — 0 pP 2 ..
— —— DE — i ER _ LM
fen Mifchung gemeinfam ift, nad, fo wird klar, daß hiebei
feines jener Geſetze gleihfam umgangen ober gar zur Nichte
betyätigung gebracht wird, fondern, daß die Einzeinheiten ber
Balte diefer Belege fih nur darım dem Blide des Beobach⸗
ers entziehen, weil bier dem Beginnen ber Bewegung fogleich
die Beendigung derfelben auf bem Fuß folgt, und daher beide
Peomente nicht zeitlich unterfchieden werden können. Der
Grund hievon liegt aber darin, daß bie chemiſchen Anziehun⸗
gen ſtets neu entſtandene, erſt durch die gegenſeitige Be⸗
rũhrung der Stoffe hervorgerufene (erregte), und darum nie
in ſichtbare Fernen hinaus, ſondern ſtets nur in die unſichtba⸗
ten der zu den Gegemflaͤchen gehörigen Maſſen, und zwar: in
Solge der Trägheit, mittelt Erneuerung ber Gegenflädhen, be=
fhleunigend hine in wirken. Daß es fid) aber bei diefen An⸗
jiehungen und deren Folgen (den gewordenen chemiſchen Ver⸗
bindungen) nicht lediglich von nur phyſiſchen Ziehbeſtimmungen,
fondern von eigenthümlichen, die phyfiſchen ſich mehr ober we⸗
niger unterorbnenden Bethätigungen handele, das beweiſen bie
— unwiberfprehlih von Prouft (gegen Berthollet) dar⸗
gethanenen fetten Bindungsverhältniſſe chemiſch zu-
früßer (inm. Ein. in die n. Chem. &. 235) hinzu, find fo die vielen
(jegt gegen 56 betragenden) Brundftoffe nur Vereinigungen von
zwei oigentlichen Brundftoffen, von O und H in verfchiedenen Mafr
fenverhältniffen, und fchließe ich Dann die hieher gehörigen Folge
rungen: vielleicht erzeugt nit nur Die Natur, mittelſt des Lebens
(in lebendigen Leibern) die elektriſchen Innenladungen der chemi⸗
ſchen Berbindungen von O und H erfchöpfend, zunächft in zwei
vom after verichiedenen Bewichtsverhältniffe, aus Hz O mit Ueber:
fhuß von O das Agot, mit Ueberſchuß von H das Sarbon? Wie
ih denn aud a. a. DO. die weitere Folgerung hinterlegte: daß,
wenn es gelänge (j. 8. mittelft hinreihend ſtarker galvanifcher
Batterien) die Innenladung eines Glektricität leitenden Grund»
ſtofs herjuitellen, man denfelben durch daflelbe Mittel auch werde
jerfenen können; 3 8. Mercur durd eine galvanifche Säule, die
20000mal wirkfamer ift, ale jene, welche dus Wafler in O und H
zerfallen oder elektrochemiſch polarifiren umd fo jeden diefer Grund⸗
Hoffe chemiſch ifoliren macht.
fammengefegter Stoffe, von benen meiſtens nur zwei bis
drei, feltener vier bie fünf, und fehr felten eine fünf über-
fleigende Anzahl möglih find; hierin an Cin diefer Hinfiht)
ähnliche Naturverhältnifie, 3. B. an die Zahl der Hauptkry⸗
fallformen, an bie ber Grund- und Hauptfarben, ber ganzen
oder Haupttöne der Octave ac. ꝛc. erinnernd *). Wirklich che⸗
mifhe Verbindungen unterfcheiden. fi von den nur phyfifchen,
3. B. von der phyfifchen Durdeinander- Verbreitung der ein-
zelnen Gaſe der athmoſphäriſchen Luft, von ben Bermifchungen
bes Waſſers mit in Waffer gelösten Stoffen ꝛc. ıc., die ſämmt⸗
lich in allen denkbaren Gewichts⸗ und Maaßverhältnifien mög-
lich find, hauptſächlich dadurch: a) daß fie, verglichen mit den
Bethaͤtigungswerthen ihrer Beftandiheile, aus denfelben nicht
berechenbare, und daher neu zu nennende Eigenfhaften
(und Beichaffenheiten) varbieten, während bie Eigenfchaften
der phyfifchen Miſchungen fi ftets als die arithmetifchen
Mittel der, den phyfiihen Mifhungsbeftandtheilen zufommen-
den Eigenſchaften, befimmen laſſen. Sic phyſiſch mifchend
gleichen die Stoffe fih nah Maaßgabe der Ungleichheiten
ihrer Dichten, Ausdehnfamfeiten, Lichtbrechungsvermögen ıc.
aus, ſich hemifch verbindend erzeugen fie neue hieher gehörige
Werthe. Wenn Hybrogengas und Chlorgas ſich chemiſch
verbinden, fo iſt das Verbindungs-Erzeugniß, die Hydro⸗
Chlorfäure, ein Weſen, deſſen Eigenſchaften ſich weder am
Hydrogen noch am Chlor verriethen, und deſſen Entſtehen von
mehr und minder lebhafter Temperaturerhöhung begleitet war;
b) daß ihre Erzeugung ſtets mit mehr ober weniger beträcht⸗
lihen Temperatur-Aenderungen (meiftens Erhöhungen,
die nicht felten von Licht - Entwidelungen begleitet erjcheinen,
z. B. bei allen feurigen Verbrennungen) verfnäpft if, und
c) dag fie mehanifh burdaus untrennbar find; man
fann in feiner chemifchen Berbindung ben einen Stoff weder
hinwegſchieben oder ftoßen, noch hinwegziehen, wohl aber ift
*) Vergleiche meiste Grundzüge I. und IH.
769
Trennung der Stoffe durch phyſiſche Vermittelung möglich, ſo⸗
fern biefe zu phyſiſch-chemiſchen Gleichſtimmungen ber Bes
Rantbeife führt; z. B. wenn Knallſilber in Folge an
ibm erregter oder ſchon erregt ihm zugeführter. gleichnamiger
Elektricität fih feinen einzelnen Beſtandtheilen nach abflößt,
und fo in Metallrauch und Gafe zerfchlägt, oder wenn. Mer:
fureryd durch Glühen in Merfurdampf und Orxygenluft (Le-
bensluft, Sauerſtoffgas) zergafet, oder wenn chlorſaures
Kali bei Glühhige unter Umbildung Yon Kaliumchlorid in
diefes und in Oxygengas auseinandergeht, und, wenn auch
nicht in dieſer doch ebenfalls in phufiich bedingter Weife, wenn
Waſſer durd, von entgegengefehten Richtungen ber, "gleich
zeitiges Cinwirfen von + E und — E in O⸗Gas und H. Gas
auseinandertritt.
1) Geeinte Grundſtoffe, oder, wie ſie ſonſt auch genannt
zu werden pflegen: Srundiloff-Bertreter, oder Sinungs«
Gemifche, SGinungsperbindungen oder ſchlechthin Ginungen
(un) zur nährrn. Sezeihnung Gezweitftoff, Sepritiitoff ic)
um lesteren Gall anzeigend, Daß in ihnen gegeben find: chemiſche
Berbindungen höherer Ordnung, feien ed zweier oder meh—⸗
terer in ihnen zum Ginöwerden, oder zur ficffigen Ginung gelang»
ten Grundſtoffe; 3. 8. Drycarbon (OC, oben @&. 5068), Kyan
oder Kyanogen, oder — gegen die griehifhe Sprache, aus welder
tie Berennung, fo wie die des Oxygen, Hydrogen, Azot, Chlor,
Brem, Jod ıc. ıc. entlehnt worden [vgl. m. Grund;. I. 255]: . Cyan
ster Blaufoff; TI. oben ©. 371. 409, 431 Unm. Sm Wider⸗
fpsuuche mit dem durch das Wort Grunditoff ausgedrüdten, auf zeit⸗
gemis ancrkannte Ginfachheit hinweifenden Begriff, nennen Ginige
deraleiben Gruntioff : Vereinigungen auch: sufammengefegte
Grundſteffe.
2) Gegnungé⸗Grundſtoff⸗— Verbindungen, oder Geg⸗
nungs-Gemiſche, d. ſ. Verbindungen der Grundſtoffe, in wel⸗
den dieſe nicht zu dem Wirkſamkeitswerth eines Grundſtoffes zus
fammengefegt vorliegen, fondern in der urfprünglichen ntgegen-
gefegtheit ihrer ſelbſt (O. h. gemäß ihres weientlihen und beim Vers
Pinden als elefiriihschemifche oder cleftroschemifhe Gnigegnung
zur gegenfeitigen Bethätigung gelangten Gegenſatzes oder Gegen
wertbed; oben ©. 135, 136 und 192), d. i. in ihrem chemiſchen
Gegen ſatze beharren; wis ſolches 3. V. der Salt ift bei allen ©. 444
. 49
770
bis 447 namhaft gemachten wägbaren Verbrennungs : Griengniflen,
bei alien baſiſchen Oryden, Ghlorüren und Ghleriden, Gulpburen
und Sulphuriden, Phoſsphoriden und Arfeniden ıc., fowie bei ſämmt⸗
lihen Säuren, feien diefe aus einfaden oder zuſammengeſetzten
®äurern (j. 8. aus O, F, Ch, Br, J, S, Se, Te) und aus ein»
fahen oder ziweis oder mehrfaden Gäuregrundlagen ober
@äureradicalen, 3.9. aus nur A, oderuurC, cder nur Ch, Br,
nur S, P, As, Se, oder ſtatt befien aus OC; aus Cund H; C, Hund
© ıe. als fäuerbaren und geläuerten Säuregrundlagen hervorgegangen;
ferner bei allen aus ber Zerbindung von @äuren mit Bafen, unter
Waflerergeugung oder ohne diefelben entflandenen und befebenden
Salzen und falzartigen Gemifchen; vgl. 6. 518, 520 und a. a. D.
Ueber die Bezeichnung der Grundſtoffe und die Formeln ihrer Ber:
bindungen val. &. 631-842, (0 wie 312 und a. a. D.
y 3) Bildungstheile, fo nannte id in meiner 1814 zu Halle
(in 8.) erfhienenen Ginleitung in Die neuere Chemie 6.922
jene weder entfhieden bafıfhe noch entichieden faure, aber, der
cheiniſchen Gegenforderung (ſei es der Säure⸗ oder ber Bafes
forderung, oben &. 508) gemäs, ſowohl (meiftens ſchwach) ba⸗
fifdyer als faurer Begenbethätigung entwidelungsfähige, durch Ver⸗
mittelung des Lebens zu Stande gefommene, in dem gefunden leben⸗
digen Leibe ſteter Aenderung unterliegende und für defien Fertbe⸗
ſtehen als ſelbſtſtändiges Lebweſen, d. i. ald Organismus unerlahlidh
nothmwendige, und daher aud aus dem gefunden Leibe nie in un⸗
veränderter Form und Bewerthung hinweggewieſene, ftetd das Waſſer
als Mitbeftandiheil befigende, ſtets mehr als zweifadk zufammen-
gefente Gebilde (vgl. &. 87, 94, 95, 161 Anm. und 820 ff.), Die
ihrem Urferunge gemäß, auch organifhe Verbindungen ges
mannt gu werten pflegen, diefe Benennung jedoch darum nicht aus⸗
ſchließlich erhalten fönnen, weil fie auch Grjeugniflen zufemmt,
weiche zwar, wie die Bildungtheile, auch durch den Lebdenſentwick⸗
Iungsgang (organifhhen Proceß) hervorgerufen worden, aber nicht
um demfelben thätig eingreifend Chifdend) zu dienen, fondern
um — weil fie durd ihr Verbleiben den lebendigen Leib benach—
theiligen würden — leidend hinausgewiefen zu werden (wie folched
3. 8. der Fall iſt mit den näheren Beftaudtheilen des Harnes,
mit deſſen Säuren und Baſen — darunter auch der baſiſch gewor
dene Harnftoff und das baflih gewordene Ciweis — und Saf
sen), oder die dech nur infofern in den mitibätigen Din des Or
ganismus gezogen werden, als fie durd phyſiſche ode: phyſiſch⸗ due
mifhe Berbindungen mit wirklichen Bildungstheilen (j. B. Dei
vbosyhosfaure Kalk mit Knochenleim und Knochenfett; Dei
Bralfaure Kalt mancher Pflanzengerippe mit pflanzlicher Safe
mi
dergleichen Schleim, Amylum u. dal.) dazu gelangt waren. Sie
unterſcheiden fi von den übrigen chemiſchen, fogenannten anor-
saniidhen Verbindungen in der Regel unter andern dadurd : daß
ibre hemifhen Glemente over einzelnen Srunditoffe, in zahlreich
gebänften Grundverhältnißmaſſen oder chem iſchen Atomen
in ihuen zugegen find; weßhalt fie denn auch meiſtens mehr oder
mmder große Atomzahelen darbieten; vgl. S. 631 fl.
4) Pinſichtlich der in neuerer Zeit üblich gewordenen Unter
ſcheidung vhyſiſcher oder mechaniſcher Atome yon chemiſchen,
zur Ergänzung bee früher — oben ©. 762 — hieher sehdrig Bes
wierften, Folgendes: Unter vhyfifhe Atome werden jene nur
dentbaren, nicht erfahrbaren oder erfahrungsgemig ermeidlichen,
angenommener Maaßen untheilbaren Grundkoͤrperchen vers
ſtanden, die früher ausfchliegentlich die Benennung Atome erhiel-
ten, oben ©. 4-6, und über deren folgerungsweife abgeleitete
Verbindungen zu Molekeln und Partikeln, ſo wie deren Bes
wegungen bereild oben (unter andern hauptſaͤchlich ©, 86, 84, 87—
89, 273, 826, 498 und 439 Anm.) das Erforderliche mitgetheilet
worden. Der Ausdruck hemifhes Atom hingegen hat, wenn
man von Meinungen und Vermuthungen gänzlich abfieht, und nur
das Thatſachlich⸗Erweisbare gelten läßt, mit jener VBorausfegung
anibeilburer Maſſengroͤßen nichts weiter gemein, als die Benennung
tom. 68 bejeihnen nämlid chemiſche Atome jene Maſſen⸗
größen (feien dieſe Gewichte oder Maaße) der einzelnen Grund»
ſteffe und ihres chemiſchen Verbindungen, in welchen die erfteren
ſich wirkfam (lich gegenfeitig chemiſch bindend) begeigen, wenn fie
die lesteren in den erfahrungsgemäß einfahften Merhält-
niffen fliegen und, falls fie ſich gegenfeitig in mehr als einem
feſten Berhältnifle zu verbinden vermögen, in ‚denen fie beharren,
wenn hie einer⸗ oder andererfeits zu Verrielfältigungen diefer Grund⸗
serbältniffe, in Form höherer (d. i. sufammengefebterer, mehrere
chemiſche Atome derfelben Art enithaltender) Verbindungen ges
langen, fo daß für jede Art von Grundftoff der mit einem oder dem
anderen Grundfloffe, und für jede faon gegebene Verbindung von
Srundfkoffen, welche mit anderen Berbindungen oder mit einzelnen
Grundſtoſſen weiterer (höherer) Verbindungen gleiher Urt fähig
iR, die erſte und fomit die kleinſte Maſſenmenge ihrer ſelbſt
ein Sleichthei ler (Divisor communis G. 630) aller weiteren
im die Verbindung eingegangenen Maffengrößen ihrer ſelbſt
(oder ihrer Art) und damit der Befammtmenge ihrer feloft iſt; d. h.
wenn ein Chemiſch⸗wirkſames mit einem oder einigen anderen Che⸗
miſch⸗wirkſamen ſich in mehr als einem Verhältnis (oder zu mehr ale
einer feſten Broportion) verbindet, fo geichieht Bi ganzzahligen
4
72 .
*
Wiederholungen feines erſten oder Erſtlingsverbältniſſes; mie in
defien gebrochenen Verhältniſſen (nie in Brüden). Die Erfahrung bes
fätigt alſo vollfommen, daß die Erſtlingsmiſchungsverhältniſſe je zweier
Srundfloffe, oder aller übrigen bejogen auf die zu folhem Berbält«
niſſe erfercerlihe Srftlinasmofle eines und deflelben (hiemit alfo zu
der, die Erſtlingsmaſſen a'ler übrigen Grundſtoffe bemeifenden, mithin
diefen übrigen zur Vergleithungs: Ginheit Dienenden) Örundftoffes
fett fein, 3. 8. des das O, oder: des Hıc,, von denen man dem
erfieren hauptlählih darum den Vorzug ertheilt, 2) weil er, und
zwar meiftens unmittelbar, in wenigeren Bällen nur mittelbur, mit
allen übrigen Grundftoffen chemiſch miſchbar iſt; was z. B. von H_
zur Seit nicht nachgewieſen werden kann, eher noch vom Ch (oder
CAd. i. Shlor), fo wie vom P (Yhosphur), Se (Selen), As (Arien),
weniger vom C (Garbon oder Kohlenſtoff), das 3 8. bis jegt zwar
mit den meiſten unmetalliiben Grundftoffen (oder fogenannten
Metallvoiden) hingegen, für fih, nur mıt wenigen Metallen zur
chemiſchen Verbiudung gebracht worden if. Gleiches gilt auch vom
A (ot; von Underen auch durch N bezeichnet, was Nitrogen oder
Nitricum, d. i. Sulpeterftoff oder Salpeter ſaͤureſtoff Leißt, nichtsdeſto⸗
weniger aber von diefen Chemikern Stickſtoff d. i. Azot. oder gar
Stid *) genannt wird; b) weil der Gauerftoff (oder Säure
9) Mit gleichem Rechte, wie man dem Imperativ des Beltworted Riden die Ehre er⸗
jelgr, Ihn zum Namensträger des Azots zu, echeben, tornte man H auch durch
Brenn, O durh Leb, Fe (Eifen) durch Schlag oeder Schueld, As durch
Stirb, Mr durch Lauf ıc. verdeutfchen; denn der Auddrud Stid fit, zeitherigern
E;prachaebraud; gemäß, auch nicht zu beziehen auf der. Dadurch begeichneten Sirumds
ſtoff A, fondern auf Die Arymenden. In Besichung auf Nichtfolgrechihelt (Incenz
fequenz) bei chemilaliihen Benennungen, glot ed außer der Vezeichnung ded Azots
ſtatt A mit N, noch mehrtere nicht minder auffallend gegen alle Folgrechthelt verfloßende
Srundfioffs Benennungen und Bezeichnungen; 3. B. nennen Biele dad Stib (Bui-
bium) Anttmon oder auch Spleßglanz, bezeichnen ed aber, wie alle übrigen She⸗
miter ed In dieſer Hinſicht halten, mit Sb; ebenſo nennen Mandye tie metaliifche
Srundlage der Berglierde, dad iſt das Beryllium (Be) Glyctum — weil das
Drpd mit Säuren zufammenziehend ſuͤßſchmeckende Salze gibt, und deßhalb chedem
Sübßerde orer Slychrerde genannt wurde , während fie cd mit Bo bejeihnen, oder
umgekehrt: fie bezeichnen ed vurdy) G und nennen es Berylllum; deßgleichen behalten
Mehrere fürdad Magniumsryd (MgO) bie ehemalige Benennung Bittererde
bei, bezeichnen dlefe aber wie bemerkt. — Bittererde heißt in der Pharmacie sımd
Arzneimlttellehre auch Megnesia, daher die Benennung ihrer metallifchen Srundfage:
Magntum, was Einige ohne zureihenten Grund In Magneflum verlängere
wiſſen wollen; eine Benennung, bie fenft dem Mangan : Metall (Mo) ertfellt wurde,
So benennen Viele jene Grundfioffe und jene geeinten Brundiloffe CH. I.
„Berweitfteffe”) welche mit Wetallen vereins diefelben Salze erzeugen, Dig
unter Waffererzeugung (oben ©. 768) hervorgehen würden, wenn fle ald S&aurer
(Säureergeuger) des A, mit H zur Säure (fogenannıen Wafferfiofffäure) per.
‚ bunden, mis einem freten Cd. 1. chemiſch ungebundenen) baſiſchen Metalloxy
⸗
73
erzeugender Stoff, Oxygenium, daher Orpaen oder 0) mit den
merften der übrigen Grundſtoffe mehr als eine chemiſche Verbin⸗
dung zu ſchlagen und mithin Bad Geſetz der ganzıahligen Wies
derbolung der Erſtlingsmaſſe, bet höheren: Verbindungen ders
felben zu erweifen und zu beſtatigen, vor allen übrıgen autgesrıchnet
geeignet iR; ©) weil er, foweit man Die @rde fennt, der am häufig.
#en und in der größten Menge zerfommente Grundſtoff iſt; denn
nicht nur daß das Wuffer % an O enthält, fondern es beſteht
auch der größte Theil des Landes aus jchr O:reichen Orgden, und
ebenio enthalten alle Lebweien, auch abgeiehen von ihrem Waſſer⸗
nehelte, Bildungsikerle, welche größeren Theiles O>»reih genannt
werden türfen; tenn 3. 8. ale Nahrungsmittel des Menſchen
wie ter Thiere und der Pflanzen, und bödhft mahrfheiniih auch
alier Infuforien und Oscillatorien, Boophyten, Popypen 2c.. finp an
Aa cd. h. ihren Waſſergehalt nicht berückſichtigend) Oshaltig und
snfammıenträfer, Salz bilder, während die denfche Sprache Jemand der etwas
biider nicht Wilder, fondern Wildner zu nennen fordert, ebenſo wie fie cınen
Mepe shaiterden nicht Reder, fondern Redner, einen Glockenlauter nicht Glocker
sder Sticker, ſondern Slödner, die Aufwärter in Wirthöhäufern nicht Keller,
fordern Kellner gebeißen volffen will. &benfo fprachwidrig iſt anch der Auddruck
Eſſtgstider Rat Eiftgpildner, überhaupt aber Handelt ed fih In allen Tiefen
Falen nicht rom Bilden (was Hinfferiidie Wirfſamken anteutet) ſondern vom
Erzeugen; weßhalb man z. B. ſtatt Salzbildner richtiger fprechen und fchweiben
würde Salijzeuger. Für die zudor erwähnte Salzzeugung mögen folgende Bei⸗
feiele zur Erläuterung dienen; cd treffen zufanımen Natron, dv. 1. dad Oxud dei
BHatrlun:Meralis NsO, und Hudrechlorfäure (gewöhnlich Salzfaurs genannt,
weil fie gemeinhin aud dem Kochlalze — dad man gemeiniich ſchlechthin Salz nennt —
geſchteren und Daygefiellt wird), das iſt der durch Ghlor gefäusrte Waferfiof = Hz
Ch, [warum diefe Grundſtoffe dappels genommen werden, erläutert fich weiter oden;
wenn 1 0 (Gas) — wenn vu einem Grundſtofſe oder einem Etnigfoff nur 4 Erfis
iingömaflenıhell, oder wole man kürzer ſpricht: 4 Atom zu einer chemiſchen Berbins
Yang gehört, fe laͤßt man die Ziffer 1 weg, und fept blos dad Zeichen oder Symdol
ned Srundfioffs eder ded Sermeitfioffd — ſich mit H zu Weaſſer verbinden foll, fo fordert
es dem Maaße oder Volum nad-2 H (sCiad); ebenfo fordert 1 Na 2 Ch,), fo u
Sölt man Na Cha, d. 1. Kochſalz oder Natrtumchlorid'und H, o ). 1.
Bafın; oben ©. 767. -Serner: ed gelangen zus gegenfeltigen chemlſchen Durch⸗
eriugung und dadurch zu chem. Verbindungen 12 Ky 2 (Ky bezeichnet Änan d.
i. C A oder Garbonazat, oder Koblenficftoii, oder Blauſtoff) 1. Sydrofyanfäure
(feat aewoͤthnlich Blauf Aure genannt) und Mr O (Merkur-Oxyd; ſtatt Merkur,
Iatelntich Mescurium, ſprecher. und (reiben Andere Queckſilber, lat. Argentum
virem, Mereusius vivus, begelchnen aber Hg, d. h. Hydrargieum, zu deutfch Waſſer⸗
filber; dad Mr enipält aber weder Waſſer nech Silber, und I auch nicht von
Eileer gewonnened Wafler, fondern , gleich dem Silber und. Auen aͤhnlichen Grund:
fieffen ein DIS jept unzerlegter Stoff, ein fogenannted chemifched Element); ed dilden
sh H20 und Mr Ky2d. i. Merkurkyanlid, over Blaufloffmertur, fonft auch
blaufayred Quediliver genannt. — Bringt man uͤthrlgend Na mis Ch 2 Sad zu:
farımen, fo verbrennt erftered-In letzterem zu Ne Ch 2,
[ch
zum Zeil Osveich, und es if das O daher nicht nur der Stoff,
der ale Athmung, fondern auch: der alle Ernährung und
damit dad Wahstgum und die Erhaltung alles Srdifchs Lebendigen
bedingt *); d) weil er fih ohne aroße Mühe Hemifch rein und
hiemit in jener Beſchaffenheit darftellen läßzt, in welcher die Bes
wichte« oder die Maaßmenge feiner ſelbſt, bei feinem Verbinden mit
anderen Grundſtoffen feiht genau gewogen oder gemeffen wer»
den kann; was, weil die Neindaritellung der übrigen Grund»
ſtoffe in der Negel mehr oder weniger ſchwierig ift, nur von wenigen
der Abrigen Grundſtoffe in gieihem Grade gilt.
5) Die Vorausfenang, daß auch die chemiſchen Atome „uns
theildare” Maflengrögen feien, wurde in dieſer Beſtimmtheit guerft
von Dalton ausgefprochen, begleitet von Der Folgerung: daB Die
Stellung der (angenommener Maaben kugelig geformten) Atome
und deren Verhältnis zur Wärme (die D. als Urfläffiges betrachtete,
und von deren Flüſſigſein — und vellitindige Beweglichkeit zulaſſen⸗
den Umhüllung der Atome — von ihm zugleich der Flüſſigkeits—
Buftand fließliher Maflen abgeleitet wurde **) nicht nur phyſiſche,
fondern auch chemiiche WBerfchietenheit in den Wirkfamleiten der
Muffen vedinge. Baltons Unnahme”**) diente fortan nit nur
*) Und der mmibmaßlich allverbreitet, in weltalliger Auddehnung, den Velratder dar:
ftellt; mein BGandb. der Metesrologle I. 220,
##) Wärme wurde alſo von Dalton ald ein Urküffiged betrachtet, Do, Die Atome uns
Süllend umd zwlichen Ihnen gelagert, fie an einander dollkommen verfchlebbar mache
(jumal jene, weiche als Gaſe den. Raum erfüllen), und fo den Zuftand des Stüffig:
feins aller waͤgbaren Stoffe bedinge. Statt der font angenommenen zerſtreue⸗
ten leeren Mänmse (vacus dieseminata), von denen man die ungleikhe Dichte,
Fließlichken, Durchfichtigtett, Durchwarmbarkeit, Efaftcheät und Dircchzitterbarke it
(deim Fortpflanzen des Schalles), zum Theil auch die Miſchbarkeit, tie phyſiſche note
die chemiſche der Stoffe und Stoffderbindungen ableltete, wurde nun alſo ein Urs
flüfnged voraudgefept, bei dem man freilich, vote bei allen durchſichtigen Wigbaren
vergebnd fragte: wo ed bleibe, wenn ed von allen Selten ber, Punkt für Punkt, Dem
durchſtralenden Lichte Stralungsraum geftattet ?
“no, Man finder D'es hierhergeboͤrige Vorausſehungen ausflihrlich entwickelt in deſſen:
A now System of chemical Philossphy (I-II VoL) von dem der erſte Band bereits
1808 erſchien, 5. Wolffs Weberfegung kam zu Merlin 1eı2 heraus. Dad Saupts
fächlihe von D’5 Werk wurde von mir, in meiner Cinleltung in die neue Chemie
beurthellend dargeboten, 5. 178 495, 193—20%, 501-509, 590-522. Dalten ge:
fland übrigend den Atomen Angiebungd: und Ab ffoßungsfraft in, damie
aber Alles, waß der dynamiſchen Anfiht Kant's gerıäß erforderlich, um yhyfifdhs
chemifche Segenfäge zu begründen ; wie ich a. a. O. ©. 306 ff. und früher im ar.
Orundriffe der Chemie, Heldelberg 4807. 8, fo wie in der erfien Audgape
m. Grunde. der Erperimentalphnfit) Hierauf aufaerkfam zu machen ver:
ſucht Hatte; ein Berfuch, der von dem damaligen Großherzog von Frankfurt €. CH,
v. Dalberg, In viner an den Verfaſſer diefed Handbuchd erfaffenen Zuſchriſt Coge,
m. Einl, in dien. Epemie S. 608) beifiimmend erläutere wurde. Daß aber Dig
7538
— — — en
dem Fortichreilen einfacher chemiſcher Berbindisugen zu mebrfachtn
Verbindungen, ſei es des einen Gloffes gegen den anderen Stoff,
oder (falls die Verbindung urſprünglich aus mehr als zwei verſchie⸗
den gearteten Stoffen beſtand) gegen die übrigen Stoffe: in Maſ⸗
fengrößen, welche die erfte det einen Stoffes genau, alfo vollkom⸗
men ganzahlig wiederholen, zur befriedigenden Grölärung, für alie
jene, welche dad Borhandenfein von Untheilbarkleinen ald möglich
Denfhar fanden, fondern es wurde umgekehrt auch hie und da jenes
ganzzahlige Fortſchreiten felbft wiederum: als Beweis für das Ges
sebenfein von Untheilbaren beigebradt, und jo, ähnlich wie bei der
vorausgefehten Ungetheiltheit der Wärme (ſ. d. untere Anmerkung)
im Kreife erflärt.
6) Diefes einfehend, ſtrebte man nad zuläffigeren Beweilen für
Das Daſein von Atomen überhaupt, und führte dafür insbefondere
folgende, aus Beobachtungen und Verſuchen abgeleiteten Betrachs
tungs-Grgebnifle an: a) Bayrkuffac's und A. vo. Humboldt’s
fehr genaue Verſuche über dus Maaßverhältniß der Beftandtheile des
Vaſſers legren: dab 100 Maaß O:&as 200 Mach H:Ba8 zu deren
Bereinigenden Umwandlung in Waſſer fordern. Weitere Verſuche
diefer Art zeigen, dat, wenn Gaſe mit Gaſen ih chemiſch in mehr
als einem Maaßverhältniß zu (neuen) Gafen verbinden. auch bier,
wie bei denen jhrem Gewichte nach beftimmten Maſſen, Kortfchreiten
in ganzzabliaen Verhältniſſen flattfindet, fo das das Erſtmaaß des in
mehrfachen Berhältnifien verbindungsfähigen Btoffes ein Gleichtheiler
.t$, für die mehreren Maaße feiner feloit in der höheren Verbindung.
Within, falls man bei den Befimmungen durh Wägung die Erſt⸗
Maſſe Atom nennt, ift der Ausdruf Atom und Gasmaasß oder
Gasvslum gleichbedeutend; daher Die Bezeichnung dev bierber ges
böriaen Beſtimmungen und darauf geſtützten Grflirungen, durch die
Benennung BolumsTheorie *. Da nun ferner alle Safe, fo
Borandfepung folder fogenannten Grundkraͤfte oder Bewegungebeſſtimmumgen (oder
dieimetze folcher Brundbewegnugen) nicht Dad Dafein Ted Sioffes, fondern nur deſſen
Betsätigungdverhälmifie in Ihren einfachen Formen nachzuweiſen vermöge, -vourde
Lereiis in dem erwähnten Grundr. der Chem. dargerban. — Hlnfichtiich des oben,
weherbin, gedachten Berhälmiffed der @igen wärme orer „Warmecapacität“ zum
Semifden Atemwerthr fo vote beider zur Gohäfien und Eobärenz der
Ereffe, vgl. außer S. 320 ff. auch m. bieder gehörige ausführliche Darftellung, role
fie ſich rerinde © 5 fm. Bergleihenden Ueberſicht ded, Sußemb
der Spemie. Halle 1820. 4, ı
©) Bil. sten 5. 312. Da tn Buftform nur wenige Srundfefe vorkommen und m
Gealı während des Verſuchs gleiche Ausdehnung pelbehaltender Daämpfe fi
nur wenige Pafe darſtellen, oder, wenn auch dargeſtellt, Ay doch ſehr ſchwlarig ohne
Abanderimg ihrer Temperatur unddadurch ihrer Ausnchnungsgrdäe. Die erſarderliche
Aeit kinder. bebanzeln Laffen, wie Berfuche ed heifchen, und endlich and. Ja mehrere
Gnmehsife theils nur bei Heftigfier Hipe in Daͤmpfe uͤbergehen C-Dipe, deren Nelnere
!
%»
— rn:
uw
76
lange ſie Gaſe bleiben, durch gleichmäßige Mehrung bes gegen
ſie gerichteten Drucks, ſich in gleichem Verhaͤltniſſe zuſammendrücken
219 *
Ab⸗ oder Zunahme, ja deren Groͤße überhaupt zu bemeſſen auch de beiten Pyro⸗
meter nicht empfindlich genug find), theils für ſich — chne Veigabe anderer Grund⸗
fiofe — Hinfichtlich inter Verdamrfbartett nod) fraglich find (4. B. Carbon) fo wird
man, will man die Mansgröße ſolcher Grundſtoffe im Gadzuſtande kennen, um auch
an ihnen bie Bolumtheorie erproben zu koͤnnen, genoͤrhigt, diefelbe dur Um:
vorge zu fuhen. Wie man dabei zu verfahren bat, und unter welchen Bedingungen
ſolches möglich, zeigt Dad weiter oben befchriebene Beifptel. Betreffend Me Dichte
ded C-Gaſes, ſteht vorläufig zu bemerken: daß man C — fel ed Demant, oder
reinfte Kohle (rote fie 3. B. gewonnen wird, wenn man fog. Atberiiche Dele oder
Aetheroͤle, oder auch fehr reine ſette Dee, oder Sampfer durch reine atnı. Luſt fo
verbrennt, daß mar den von Ihnen hlebei aufſtelgenden Ruß, d. t. höchit fein zer⸗
fliebte Kohle, auffingt, und in gegen Eindringen von Luft gefchügten Platintigeln
beftigt ausglüht) in hinreichend verdünntem O0: Safe unvolltonımen verbrennen, d. 5.
fo verbrennen kann, dab fie, ohne Aſche zu binterloffen,, mittelſt eined Beennglaſes
angezündet, unter Berslimmung, d. b. chne Emflammung, nid in Sarbons
fäure: (CO 2), ſondern uur in Cabonorydgas übergeht, indem fie Dad Sauer⸗
floffgad verfchludt. Man muß datei fo viel Sohle verwenden, daß noch etwas davon
unverbrannt zuruͤckbleibt. Gilt ed uͤbrigens, dieſes Bas tarzuriellen, wicht für obigen
Bioed, fondern um ed anderweh zu wiſſenſchaftlichen Zwecken zu verwenden, fo ges
langt man dazu kuͤrzeſten Weges, indem man Oxal ſſure (8. 596 Anum.) mit
Nitriotdl erhigt, und Das dabel fich entbindende Sad zunachſt dur Kalkemilch (frifch-
gelöigter gebrannten Kalt mit Waſſer zur milchigen Flünfigfelt augerührt; was dann
ein Gemenge von Kalkhydrat = Ca0 H 20 — oben ©. 203 Anm. — und in Waffer
geiddten Kolthydrat, d. i. ſog. Kaltwafſſer, darſiellt und dem Gadgemenge die Car:
bonfaure entzileht, waährend es das Carbonoxrydgas umerſchluckt laͤßt), und
dann durch Waſſer ſtreichen läßt. Da die Dralfäure (C208S3B20,
von denen 2 Ua O Kryſtallwaſſer) ohne ı H,2 O chen. gebuntened oder ſog. Bydrat⸗
wafler, Dad gegen fie ald Ealyhafe bindend und Dadurch ihre Veſiandtheile (2 Atomzs
"Sarbon'und 3 Atom⸗-Oxygen) zuſaͤmmenhaltend wirkt, nicht beſtehen kann, fo zerfällt
fie, ‚duch dad Bitrtofil [= 2 Atons waſſerleere Schwefelflure, verbunden mit 4
tem Wiaflerz 2 80 3 + EB 2 O) ihres Waſſers beraubt, Der demifhen Theis
Iung, (oder, hemifchen Palarſatlon) ihrer ‚felbit unterliegend, In CO; und CO 25
Sad. Man kann jedoch die Dralfäure auch betrachten ald dad Suboxyd (S.
506) eines zuſammengeſetzten Naticald des Oxycarbon (d.i.dedOC, mithin dad zu⸗
ver rwaͤhnte CO, nur in einer anderen Verhktigungdwelfe gedacht, und um dieſes
anzudeuteh, In entgegengeſeßter Ordneung aefdırteben; vol. oben ©, 508), alfo als
20C +0, wad Me Aufanmenfegung der Übrigen, nur aus C md O zuſammenge⸗
fegten Säuren, alfo die tee Arotonfäurt, Mhodizonfäure (5. 508) und Die
Mellitith- oder Hontgfiein:Säure (= C 4 0:5), jetody nicht vereinfacht.
Dieſe Sturen, ſofern fie als Hydrate herdortreten, ald Euren Ted B betrachten zu
tollen, hat wenigiiend”tie Thuatfache gegen AN: daß fie fich mis mehreren Metall:
orten zu wafferfreten Salzen verbinten Binnen; Verbindungen, in Denen
mithin Die Säure des U gar nicht vorhanden tlg: denn iſt 3. DB. Die Dralfäure, jener
Norchöfeping gend, = E2+C204, ſo iſt 204 (dab If ein Doppeltatom:
Sarbonfk.re)' der Saurer ded H 2, ber jedoch, ber obiger Zerfegung der DOrelfäure
1 O an 2 absibt, das damit Waſſer diſder, ımd edenfo wolrken nınd, wenn 5. B.
' Pbo ſich mitꝰo 2 0 3,mit Nudfchluß alles MWaffert, zu Bielorpd-Oralat Cd. i.
otaffanrerfi Bleloxyd) PRO C 2 O 8 vereint; eine Bertintung, In der dann nicht mebr
dad dt & 2 9'4 geſaͤuerte I 2, ſondern dad hiedurch In Saäure verwandelte Pu
777
und verbichlen, durch Winderumg deffelben ich gleichmäßig aus:
debeen lailen. und da, durfte man hinzyiegen, Bulton’s und Gav⸗
Lufluc’s Ver ſuchen zufolge, alle Gaſe, bei aleidbleibendem Drude,
durch gleihgroße Grhöhung ihrer Sühlwärme (Tearperasur) ſich um
gleichviei Raum austchnen „ während fie. durch aleichviel Min⸗
derung jener Waͤrme, fih tum gleichviel Raum einengen. (oben
©. 46), fo if die Folgerung zulaͤſſig: daß alle Gaſe, kei gleihem '
Maas: und gleihem Trud, ja wie bei gleicher Fühlwärme, eine
gleiche Anzahl von Atomen befigen, die mithin in gleichen
7 finden von einander lagern; eine Folgerung, die auch, von
einer andern Geite ber, nämlih durhd Dulong’s und Netit’s Ver
ſuche: betreffend das Verhältniß der des ſogenannten Birmefa ſ⸗
ſungs⸗Vermögens (Gapacität für die, Wärme) zum Atomge⸗
wicht der Grundſtoffe (S. 318—322), Unterflügung gewann,
und die endlich dadurch, daß in jenen Fällen, in weſchen es ſich (bei
denn hemiſchen Verbindungen) von Muabarößen ftatt der Gewichtes
größen handelte, die Gigendichten (Eigengewicte) der, Lüfte
äh verbielten wie die Gewichtsgroßen — wonach man alfo nur Die
Dichte eines beſtändigen Gaſes zu kennen und mit jener eines zur
vergleihenden Ginheit angenommenen fuftigen Grundſtoffes, z. 8.
des O⸗Gaſes zu vergleihen nöthig hatte, um die chemiſche Faſſungs⸗
fähigkeit, d. i, das Miſchungsgewicht oder den ſtöchiometri—
{hen ®erth coder die ſtöchiometriſche Zahl, oder dus dh’
milde Neguivalent) jenes, in diefer Hinfikt fruglihen Gaſes
hiemit feſtzuſtellen; p)Fuchs hatte gefunden, daß in "mehreren
gleichförmig kryſtalliſhen Verbindungen einzelne Etoffe (Oxyde) vor»
fommen fönnen, Lie einander, hinſichtlich ihres Finfluſſes auf die
Gehalt des Kryſtalles zu vertreten vermögen, ſofern fie mit den
übrigen Kryſtallbeſtandtheilen nur gleiche Arten von Verbindungen
fhlagen, oder, mit Dalton zu ſprechen, dieſelbe gegenſeitige Stel⸗
lung ihrer Atome dardieten. F. nannte ſolche Vertreter picaris
rende Beftundtheile, und folgerte, daß gleichgeſtaltete Kryſtalle auf
gleiche (oder nahe gleiche) Gonftitution oder gleihen chemiſchen Des
Rand (auf gleichgeartete und mithin auch gleich ſtark chemiſch genen
wistente Ztoffe) ſchließen liegen ; eine Golgerung! erinnernd an jene,
zu ver früher auh Hauy, aber auf einen von jenem verfcicdenen
Vege gelangte, uad die einzelne feiner Nachfolger über die Grenze
ter Erfahrung ausdehnten, indem fie von Gleichheit der Grund—⸗
oder Kerngeſtalt zweier oder mehrerer Kryſtalle, auch Gleichartung
(Ph FC2O aMa) aegeben erſcheint, eine angebliche Blelſaͤure, die Ihre Sauerheit (Acts
Mıit) gegen Leine einzige Bafe zu behaupten vermag, fentern von denfelben entrocder
mangegruffen klebt, oder ihnen C 2 O 3 Überläßs, die alio in ar feiner Berbindung
atd beſte hend nachgersielen werden Bann, ,
778
— u.
'ihrer Weſenheit, alſo auf Grundſtoffgleichheit ſchloßen. Gbenfo
hatte Gay⸗Luſſac wahrgenommen, daß ein Kryſtall von Kali⸗
Alaun (S. 649) gelegt in eine Loͤſung von (kryſtalliſirend in Acht⸗
flachern oder Octaödern) UmmonorynsMlaun (ſonſt auch AUmmos
niak⸗Alaun genannt), der ftatt KO, d. i. ftatt Kali : As H 8 O
d.i. Ammonoryd oder Ammonium-Oryb (= As H 8 O, ent
ſprechend Atom Ammoniak + 4 Atom Wafler : A: H 6 + Hs 0)
enthält, fi) darin ohne alle Gormderänderumg vergrößerte (deffen
FSorm übrigens dem des Kali⸗Alaun fhon an fich fehr nahe kommt)
und fi, in diefer Veiſe mit abwechſelnden Schichten beider Alaun⸗
arten umhüllend vergrößern laſſe, ohne Dabei tie Rezelmäßigkeit
feiner Kroftalldemegung einzubüßen. Mitſcherlich verfolgte endlich
diefe Bentachtungen ausführicher, indem er die Bedingungen ers
forſchte und nachwies, unter denen ſich zwei verfhiedene Stoffe «ein»
ander in einem Kryftalle zu erfegen und mithin fi mechfelfeitig zu
vertreten vermdgen, ohne deflen Form zu ändern; eine Bertretung,
die er, in Beziehung auf deren Ergebniß⸗ Iſomorphiſmus oder
Gleichaeſtaltung nannte; oben ©. 643. Zugleich zeigt er, daß foldhe
Vertretung nur bei ſelchen Etoffen eintrete, die an Ah fhon in der
jeder zukommenden Kryflallform dergeftalt übereinſtimmen, daß bei
iinen nur geringe Winfelunterfhiede ihrer Umgränzungsfläben
(Raunten und Gden, d. i. Slähen und Kdrperwintel) vortommen.
Mitfcherlid, indem er nachwiet, daß, zur Darftelung eines Kry⸗
ſtalles, ifomorphe Stoffe einander in udeſtemmten Verhältniſſen
ju vertreten vermögen, folgerte daraus: daß Stoffe iſomorph find,
wenn fle in die Kryſtallbildung die ſelde Anzahl und diefelbe
Berbindungsart (diefelte Gegenftellung oter Bruppirung) dars
bringen. Setzt man dader nur in irgend einer hiebei Beftimmung
gewährenden Hinfidit eine Formel als zu vergleihende Ginheit keſt,
fo vermag man, gemäß vorftegender Folgerung, leiht das Atom⸗
gewicht aller Sfomorphismus gewährenden Stoffe zuermittel. Nimmt
z. 8. das Atomgewicht des Eiſens, wie es deflen Eigenwärme bes
ſtimmen läßt (®. 818 ff.) = 339, fo muß, um dieſem Erſtmaſſen⸗
gewicht zu entſprechen, das Girenorydul — Fo O, das des Eiſenoxyd
= Fe2038 fein, und da das Manzanoxvdul in Gleichgeſtal⸗
tungshinfiht mit FeO, Manganoryd mit Fe2 0 3 übereinftimmt,
fo muß erſteres — Mnd®, lezteres — Ma 2 0 8 fein, und Mn
die Atomzahl nahe 846, oder genauer 345, 887 haben, und Gleiches
gilt aus von den Atomzablen der Oryde folgender Metalle: Co
(Kobalt), Ni (Ridel), Cu (Kupfer), Cd (Cadmium), Zn
(ine) ıc. vgl. nben &. 821. Gerner da die Wanganfäure (Mn
03) und Osrymanganfäure oder VUetermanganfäure (Man 2
0O D mit verfhiedenen Baſen kryſtalliſirbare Salze gibt, welche des
779
— —————⏑
nen aus denſelben Baſen und Schmwefelfäure, Selenſäure,
Ghromfäure ıc. ifomorph find, fo laſſen ſich hieraus die Atom⸗
Berhaͤltniſſe diefer Säuren erfchließen, d. h. fo wird jede biefer
Säuren aus ein Atom @äuregrandfage oder Radical und trei Ute
men Orygen bdefleben, und e6 wird daher die erftere — 808, bie
andere — Se0 8, die drilte — CroOs fein. We dieſe unter a
and b aufgeführten Wengen: und Bethätigungsverhäftniffe der
GrundKoffe, fie fegen in der That außer Zweifel, dag es für ſeden
Grundftoff » Srfiimuflen oder chemiſche Atome (fürzer und ſchlecht⸗
bin Atome) gibt, fle beweiſen aber deren mechaniſche Untheilbar-
feit nicht, fondern fle fagen nur aus, daß die Erundftoffe, wenn fie
chemiſch, und ebenſo auch wenn ſie chemiſch⸗phyſiſch auf⸗ und ins
einander wirken, dieſes ſtets in Mengen thun, die eirer zweifel⸗
los noch zu beſtimmenden Grundbeziehung entſprechen, die,
fo weit dis jegt Die hieher gehdrigen Unterſuchungen reichen, wahr
ſcheinlich von der gegenfeitigen Dichte ihrer (beim Miſchen fih ent⸗
gegentretenden) Berührungsflähen bedingt werden, jedoch nicht jer
ner, welche fie (bei gleichen Temperaturen und untergleihem Drud)
im Zuftande gafiger Flüſſtakeit beflgen, fondern fehr wahrſcheinlich
einer, welche über dieſe Flüſſigkeitsſorm noch hinausgeht, und die
ih durch die Benennung elektrifhe Flieblichkeit (nicht eleftrifche
Gläffigfeit; denn darunter verfiehen Wiele die Elektricität ſelbſt)
ju bezeichnen verſuchte; eine Zuftandsform, welche im elektrifchen
Funken der Auft, rder deren Bertreter, in dem Den nicht gleis
den, fondern bei verſchiedenen Etoffen verſchiedenen und einander
nur ähnlichen) fogenannten eleftrifhen Seruıh erzeugenden
Fruͤſſigkeiten (eleftrifhsfläffige Safe manderlei Urt, die au
ohne Sleftrifirmafhine oder ähnliche eieftrifhe Apparate darſtellbar
And, und häufig elektriſch verflüchtigte Metalle sc. dardieten) fo mie
überall zur Erzeugung gelungt, wo Berührung, ſei fie phyſiſch oder
poyfiihschemifhe zur Mifchung, insdefondere zur phyſiſch⸗chemiſchen
und chemiſchen führt. 86 ift dieſes die deweglichſte aller Flüſſia⸗
Beitöformen, deren Geſchwindigkeit jene Des Lichtes übertrifft (fiehe
weiter unten), durch die jede chemiſche Durchdringung vermittelt
wird, und Lie, wo fie neben der gaflgen Flüffigkeit zur Entwickelung
gelangt, dieſe mehr oder weniger in Beziehung auf Dichte abzu⸗
ändern vermag, fofern fle in den Gaſen (mnthmaßlich) Anzie⸗
bangen hKersorzuft, die Dort am teutlihften herrortreten, und
Berdihtungen zur Folge haben werden, wo die Aufhebung des
inneren eleftrifhen Ladungszuſtandes der Brundfloffe noch nicht
rurchaus vollendet ift, und diefe daher, mehr als alle übrigen, die
Möglichkeit ihrer Zerlegung im einfacheren Glemente hoffen laflen,
(oben ©. 768); Berdichtungen, welche vielleicht auch hie und da
7850
. bei den Beſtimmungen der Gigenwärmen hervorgehen, und fo
‚ für Dulong’6> und Petit’s hieher gehörige Tafel (S. SM ff.)
Ausnahmen bedingen; denn während 3. DB. die Dichte des Schwes
. feldampfs, jene des O-Gaſes — 100 geiest, — 201 fein fellte,
, um fo mit dieſer Dichte die Alomzahl des S darjpbielen, zeigti der
-!0
‚S:Dampf eine dreimal jo große, nämlıd eine S 603; e6 find mit
hin in ein Maaß S:Bampf entweder dreimul fo viel Atome, als
. ‚gorhanden fein ſollten nach der Annahme, daß in allen Gaſen, in
gleichen Massen aub eine gleiche Zahl von Atomen gegeben fei,
‚oder c6 unterliegen Diefe fegenannten Atome, bei ihger Vergafung,
einer dreifahen Verdichtung. Umpgelehrt fuhrt die Trage nad den
Sigendidhien der Gaſe, wie fie die Berechnung gegen den Verſuch
ws geben, beim Mercur zu einem entgegengefehien Ergebniß; denn
. wenn dag rothe Mercuroryd (Mr O), in Beziehung auf die Volum⸗
fLeorie — 4 Maag Mr + 1 Maasß O fein foll, fo muß, O == 100
gefet, Mr ein Atomgewicht von 1264 haben; aber die Dichte des
‚ Mr:Dampfes ift zur — 032, d. i. halb fo groß. Aehnliches gilt
vom Ag⸗ODampf, fofern man deflen Tidhte aus den. Verbindungen
des Ag berechnet hatte; vgl. S. 321 Anm. Abgeſehen von dieſen
aus der Chemie und Phyſik entiehnten, wie man fliegt: durch Aus:
nahmen geſchwächten Gründen für jene Annahme, daß Die (chemiſchen)
Atome untheilbare feien, hat man für das Worhandenfein von
Atomen überhaupt au c) an aſtronomiſch⸗phyſiſche Beobachtungen
fih gewendei, und durch deren Grgebniffe auf die Frage nad Un⸗
theildaren Antworten erhalten, die man (jetch ebenfulls ohne ges
nügenden Grund) für befriedigende Vejahungen nahm. Ba die
Fichte der Srdatmofphäre um ſomehr abnimmt, je weiter (oder je
höher hinauf) fie von der Erde fernt, fo müflen, falls der Wels
tenraum „leer,“ die Abſtände zwiihen ben einzelnen vom ein.
ander kraft eigener Abſtoßung (Repulſton) getrennten Alone, wachs
fen; da die vom Erdſchwerpunkt aus wirkende Unziehung der Grde
an Wirkſamkeit verliert, wie die. Quabrate der Entfernungen von
jenem Punkte zunehmen, und wiemohl aud jene Repulfion je zweier
Atome, in demfelden Verbältnig mit vergrößerter geginjeitiger Ents
fernung der Atome fih mindert, ſo muß toh endlih eine Ferne
von der Erde gegeben fein, in welcher diefe Atfände ein Marimum
erreihen, während die durd die Anziehung des Erdſchwerpunkts
erfolgende Zujammendrängung der Atome ein Minimum wird. Wo
diefes Minimum mit jenem Maximum ‚ufammentrifft,. ort wird
die Grenze der Atſmophäre fein, fefern fie ein HRauffwerk von Atos
men ift. Stellt fie Dagegen ein nicht aus Untheilbarkleinen bes
ſtehendes, ununterbroden aufammenhängendes Ganze dar, jo wird
fie war von Gndabftand zu Endabſtand fortdauernd an Berdün⸗
281
— —
nung (und damit wachſender fogenahnter Faſſurg und Bindung
der Stralwaͤrme) gewinnen, aber nirgend begrenzt erſcheinen koönnen,
ſondern nach und nach nur eine fo beträchtliche Auſsdehnung und
Denderung ihrer Maſſengroße erreichen, daß ihr Wiederſtand, wie
ihre Fallgeſchwindigkeit fo klein werden, daß fie weder dem Um⸗
fhmuuge der Grde um ihre Are, noch jenem um die Sonne Folge
zu leiten vermag, und dag alle jene Bränomtene, welche und fonft, hei
niederen Schwebflinden derfelben, deren Leiblichkeit nachweiſen laſſen
(jene aukgenommen, welche fie Welikorpern von fehr aeringer Mafs
fengröse, wenn fie von denfelden durchſchwungen wird, 3. DB. den
Kometen ald Widerftand des Mittels entgegenfest) alfo 3. G. auch
da6 der Lihhierehung (oben &. 96) für unfere Wahrnehmung und
Bemelung verſchwindend klein ausfallen; ein Ausdehmungsergeb⸗
nin, das 3. ©. auch für jene Erdluftantheile eintreffen maß, welche
bis zum Monde reihen, ungeachtet fie Lort, von dieſem Weltkör⸗
ver, im Verhaͤltniß feiner Maflengröße, wieder um eim Beträcht⸗
liches verdichtet worden. Denn, diele Verdichtung mit in Rechnung
genommen, mürde die der Grdatmoiphäre entffammende Luft dort
no in folhem Waaße ausgedehnt ericheinen Saffen, wie fie es von
der Grde aus in einer .Böhe. it, die beilänäg 1200 geographiſche
Meilen beträgt; eine Verdünnung, welcht mit denen nnferen Uftrys
nomen zu Gebote ſtehenden Meſſungs⸗sVorrichtungen zur Beſtimmung
der Lichtbrechumgs ſtaͤrks, nit mehr ermittelt ju werden vermag. Man
kann taher, weil dad Licht in einer Hihe von 400 geographiſchen
Meilen abſeits der Grde wahrnehmbar nicht mehr gebroden wird,
richt auf eine tiefer liegende Grenze der Atmoſphaͤre ſchließen; und
alle aus ſolcher Nichtbrechung Des Lichtes (fei es in Diefer Höhe,
. fei es nabe dem Monde) adgeleitelen Folgerungen, betreffend die
Bearenztheit der Grdatmofphäre, und dantit Alles, was aus folder
Begrenzung für die Zufammenfegung der Erdluſt aus. Atomen, mie
‚für dieje felbft, weiter erſchloſſen worden, ermangelt mithin gänzlich
aller Beweistraft, und wird außerdem noch völlig zurüdgemieien
durch jenen Widerftund, ‚welchen tie Himmelsiuft (der WWeltäther)
denen in elliptiiden Bahnen die Eonne umſchwingenden Kometen,
an der Verküczung der großen Axen folher Bahnen urweislicher
Beife entgegengefegt; oben S. 298 Anm. und m. Handbad. Mes
theol. ©. 228 und ©. 3857. — Wenn nun aber, bemerken die Ver»
therdiger der Annahme ven Untheilbarkleinen, werm nun die Grds
hıft, ausgedehnt bis zur Sonne, von diefer gegen 600mal- die @umme
der Raumgröfen aller Planeten und Trabanten an Umfang, dus
Gewicht der ganzen Erde 329600mal tbertreffenden Maſſe wieder
zufammengejogen und verdichtet wird (eine Verdid;rung, der zufolge,
voransgefent daß die Luft gaſig bleibt, dieſe Hart an dem Sonnonkorper,
782
— —
ein dein des Mereurmetalls gleichkommendes Gigengewicht darbieten
mürde) da muß doch die Lichtbrechung nicht nur merklich, ſondern
fehr leicht meßbar fein, fobald die Gunſt der timftände die zum folcher
Meſſung erforderlihen Bedingungen erfüllen läßt. "Gine Luftdichte,
für deren Lichtſtralenbrechung die Blaslinfen unferer Gernröbre im
haben Geade empfindlich find, mußte vorkommen in einem Abftande
ven der. Sonne, der 575 Grihalbmeilern (gegen 402200 Meilen)
gleicht, und in dem bie in der Eonnennähe flattfindende Gtärfe des
Eonnenlichtes der Veobachtung kein Hindernis in den Weg chen
kann. Schwingt nun ein undurdhficktigee Körper, 3. 8. der Planet
Mercur oder Venus, hinter der Sonne Yorüder, fo wird. men ges
nöthigt fein, ihn Durch eine Luft von jener Dichte hindurch zu ſehen,
und, deren Sichtbrechungsftärte gemäß, die Schuelligkeit jener Echwungs
bewegung, während des Borüderganges im .fehr meßbarem Grade
verzögert erbliden. Diefe Bedingungen treten erfüllt hervor: bei
jedem Durchgange der Benus oderdes Mercur*) umd eben-
fo aumh-bei dem Umſchwunge der Jupiters⸗Trapanten um ben
Qupiter. Vidal Jeobatele von ter Touloufer Sternwarte aus
den 31. Mai 1806 den Burchgang des Wercur, durch den Meri⸗
dian von T., in jener kurzen Heitfrift, in welder biefer Vlanet
hinter der Sonne und in. deren Nähe fih befand, ebenfe am 380.
Mai defielben Jahres jenen der Venus, und letzterer wurde auch,
was bei Vidal nicht der Full geweien, in der Abſicht: die Frage
nach dem Lichtbrehungsvermögen der Bonnenatmosphäre zu beant⸗
worten, im Mai 1821 von Wollaſton und Kater genau in
Beobachtunz genommen, aber die Sichtbarkeit der Durchgänge trat
genau in den Zeiten und für diefelben Destiichkeiten bes Himmels
ein, für welche fie, den aftronsmifdten Berschnungen gemäß, ers
‚wariet wurde; von Brechung des Lichtes in der Atmosphäre bes
Paupiforpers zeigte fih feine Spur. Wan folgerte daher: die Erd⸗
Utmasphäre dehnt ſich weder bis zur Benus, noch bis zum Merkur
aus, fondern ift in. der Grönähe in verhältlih enge Grenzen zurück⸗
gehalten. Grmwägt man indeflen, daß von der Erdatmotphäre jeden⸗
fall6 der Erde ſelbſt der größere Theil verbleibt, und daß ed mit⸗
bin n.ır der geringe Theil derfelden if, der überhaupt in dem ganzen
Beltenraum unferes Sonnenivitems verflieht, fo wird man augeltehen
müflen, daß auch felbit die Sonne von diefem Antheil nur ſehr wes
nig erhält, wıs der von ihr audgehenden Verdichtung unterlieat,
und daß daher die oben angenommene Berdichtungsgröße der bie
dahin reichenden Erdluft siel zu groß vorausgrjegt worden, Und
ni
*) Oben ©, 208 ff. I. Sande. der Meteorolog.
708 |
diefe Wüaflengeöße der. in Supiteräferug, oder in mittlerer Gonnen⸗
abflandiweite, weilenden Brdluft muß verſchwindend Plein, und das
ber in Beziehung auf Lichtbrechung gänzlib unwahrnehmbar wer-
den, wenn etwa nur das qGas *), das ſchon in her Luft der Erd⸗
nähe um 79 Bolumprocent verdünnt erfcheint, außerhalb der Erdnaͤhe
(über 37 Meilen weit von der Erde ah) ſich in ken Dimmeldraum
verbreitet, das a⸗Gas hingegen, famımt dem H 2 O0, C O 2. &as
fen, in Golge der Verdünnungskaͤlte eine wirklich und andauernde
Grenze der Grbaimasphäre bilden follte (ſo dab dann die Erde mit
ihrer Geſammthülle im Velträumlich⸗Großen darfellte, was jedes
Aebslsläskhen im Gröhüllenräumlich-Kleinen darbietet) **), sder wenn
Die aroße Urendrehungs⸗Schwunggewalt der Sonne (wie die
des Zupiter) ***) überhaupt der Verdichtung atmosphärifher Flüffig-
keven in einem Maaße entgegenwirkt, weiches volllommen hinreicht,
die von ihr ausgehende AnziehungssMVerdihtung, binfchtlih des
daraus erwachſenden Lichtbredungsvermdgens, zur unterPleinen
Größe zu mindern. Biete und ähnliche Betraditungen führen zu
der Schlußbemerkung: Daß Ach mittel® aftrononiifher Beobachtungen
die Begrenjung der Kimosyhäre bis hieher nicht hat ermeifen laſſen,
und daß mithin alle aus folder Begrenzungs⸗nnahme abgeleiteten
Golgerungen über die Zufammenfehung der Luft (fo wie über die
#) Bl. oden S. 30 Anm. und 772 fl.
”) Botifon folgerte: dab die Berdünnungskälte Hinrelchen muß, die weitere .
Berfießung der Euft zu begrenzen; woraus danu Antere ſich zu der weiteren Folge⸗
runz veranlaßt Sahen, daß ſchon In verbiklich wenigen Erdhalbmefferweiten die Erd⸗
uſt von einer bielbenten ElShuͤlle umfpannt fel.
"2, Die Sonne, dern Durchmeſſer dad 112fache ded Erddurchmeflerd If, ſchwingt in
25 Tagen 13 Etunden und 8 Minuten, alſo In 614 Etunden 8 Minuten, oder in
Sseösse Minuten oder 22105808 Gecunden, mlıhin In nur 25,65mal längerer Zeit um
tere Are, als die Erde, die Ihren Nrenumfchwung in 14564 Minuten oder 86184
Secunden vollzieht; der Jupiter bingegen, deſſen Durchineffer 11,Sımal größer,
ala der Erd⸗Aequatorialdurchmeſſer, verbraucht zu feiner Axendrehung nur 9 Gtuns
den 37 Minuten, d. I. 597 Minuten oder 35520 Secunden, und wird durch die Ge⸗
genile hung feiner & Trabanten, gleichwie die Sonne durdy die des Mercur und der
Ver.us, In feinem gegen tie Armeodphäre gerichteten Berdichtungdvernidgen, um eine
Grüße geſchwaͤcht, welche bei dem Zupiter nidye ı:nbedeutend ausfallen kann, und
and bei der Sonne zur Minderung ber Lufthüllendichte beitragen muß, da die Dichte
des Mercur, die der Erde = 1 gelebt, gleich 2,308 Dieter Venus gleich 4,01 iſt,
wägrend die der Sonne nur 0,236 erreicht, wogegen freilich die Mafle der Eonne
(bei einem Reunndalte, ven der Erde gleich 4 genommen, von 1438000), die der
Erde um dad 8296s0facdhe übertrifft, tie Mercurmafle aber nur 0,102321 der Erd⸗
mafe uns Be Benuämaffe 0,9243296 der Erdmaſſe, beiter Planetenmaſſen mits
fanımen mithin 1,026617 Erdmaſſengroͤße gleichlommen, eine Größe, die In der Son⸗
nenmafle 321083,7mul enthalten iſt. Die Maſſe ded Jupiter Ift die 508,9056 Calle
feß z09):facbe der Erde, was, bei einem den der Erde um dad 1474ſ4ache Üüberseeffens
den Rauminhalt, die Jupiserd Dichte zu 0,24 der Erddichte Berechnen läßt.
TU
.
EEE
%
u Aber üdrigen Stoff) aus Untheiſbarkleinen ober Atsnien unzulaͤſſiz
eſindzl ja, daß einige dieſer Folgerungen, 3. B. jene, weidier gemäß
* die Erdluft in einer'gewillen Möhe, gegen die übrigen Himmels
räume durch eine Sishülle abgegrenzt fein: foll ef. unten die An⸗
: mertund), der’ Antiähme von Atomen geradezu entgenenfteht;‘ denn
- "in folder Höhe würdem Die von unten herauf Zunehmend mehr und
mehr vereihheinten;B. H.TWurth intmer größer werdende feere Zwi⸗
-fhenräume aetheilten Akome, eine Mereiniaung, mie file Eis⸗
Geſtaltktung und eine Geſammthülle von Eid heifchen, unmdalteh ma⸗
den; ein Sinmwurf, dei ich;" feinem Wefen nach, beretis im' Sahr
1832 (im erften Barde der ziveiten Wuflage m.’ »Wrundriffes der
Pbyſik und Ghrmie«) machte %.: Geftattet man übrigens urfprüng-
fihe, zur gegenfeitigen Unniherung von einander entfernte, ſowie
zum Uneinanderbfeißen"bi® zur Berührung einander gehäherter Theis
hen treibende Brundbeftimmtnden, und dergleichen (dieſen etnegen-
gefekte) zur Abſteßung und gegenfeitinen Gntfernung führehte, alte
“fire jedes Teilchen, d. h. Punkt für Punkt, Grundtriebe (oder fog.
Srundfräfte) der Wttraction und Repulfon, fo laflen fih nirht nur
die verfchiedenen phyſiſchen Verbindungen **), fordern and Die
— — — —
[Ze 72
e) Vgl. a. a. D. ©. 167. Doebereiner ſah B:Fas durch feinfte Glatriſſe entwel⸗
chen, andere Safe nicht, und folgerte daraus: daß die Atome der legteren zu groß
(gu WIE) feten, um jene Riffe durchfireichen zu können, uud daß uͤberhaupt 1wiſchen
verfchleten gearteten Gaſen ein Groͤßenunterſchled Ihrer Atome flatıfinte. Der Ber:
faffer diefed «tb. zeigte Tann a a. D., daß die durchadnzig mögliche Nachweisbar⸗
kcit eines in fehr gerirger Menge in einem großen Raum (j. B. des R:Yafeb In
einen fehr großen Maabraum ded O:Gaſes, oder des C 02:Gafeb, oter ed A20 2:
Gaſes In Viel A-Gas 10.) verbreiteten Gaſes getadegu entaegenitehe der Annagmie
von Htonien, well ih, wenn 3. B. ı Qubiffinie H;, der H8 S:, oder AZ He ıc.:
Sad in den Kaum von 1 Cubitfuß A-Gas verbreitet, nothwendig Die leeren Zwis
ſchenräume verhältnißmäßlg und in ſolchem Maabe wachſen müffen, daß fie joll:
weit und darüber an Darchmeſſer gewäͤnnen. (Unmwägbarkieine Mengen von Mo:
ſchusduft erfüllen Jabre lang die wechſelnden Luͤfte großer Edle:) Doeberei:
ner weicht übrigens bei feiner, von den Glasrißdurchmeſſern adgeleiteren‘ Folge⸗
rung, inſofern von Dalton ab, daß er die verfchledenen gaſigen Grundſtoffe aus
harten Atonlen beſtehen laäßt, die ihren Eigenthuͤmlichkelten entſprechende ungleiche
MWärmehüllen beſihen, deren Die oder Querdurchmeſſer ſich umgekehrt derbalten,
wie die Groͤßen der Atome. H Habe tie Heinfien Atome und die größte Wärme:
büllen.
#0), Wie bereltd bemerkt worden, wirken bei der K ryſſtal liſati on jivei von.
li.
einander verfchiedene Anziehungs: Grundbeſtimmungen, eine die zur AdyAſion
und damit zur Flächen: und Blaͤttchenblldung, und eine andere, De zur Gegen⸗
einanderſtellung ſolcher Blattchen unter beſtimmten Winkeln führt, und die, da fie
"ed iſt, die In die Ferne hinauswirkt (5. B. durch tem Wachd s oder Ceyafiderzug des
Kryſtalld Hingus, zu deſſen Ergänzung oder Mergrößerung führer.d) Polarit at
oder Kryſtallmagnetismus genannt worden iſt. Indeß kann man dieſe "Ichtere ſich
auch voritellen, als ſei ſie hervorgegangen aud der gleichortfichen Warme: (Theildben:
Umfdwungd:) und Cohäflonss (concentriſchen &tgänzungs:) Bewegung, und
785
qemiſchen, und daher auch die feften Vroportionen ber legteren, ebenfo
vonkändig deuten, "al6 wenn man flatt des ungetrennten Zuſammen⸗
kangs Pfrinfte Raumfüllungsgrößen (Atome) angenommen hätte; wie
ſolches hinſichtlich der chemiſchen Verbindungen bereits ©. 778 fi.
verfucht worden if. Zu laͤugnen if übrigens nicht, dab die Ans
nahme von Untheilbarkieinkten (der Unterkleinen oder Unendlich⸗
Heinen) die Vergleichung der verfchiedenen chemiſchen Miſchungs⸗
Berbäftnifle, wie der ungleihen phyſiſchen Miſchungsformen, u:ıb
hiemit deren Ueberfhauung, fowie die Srölärung der aus denfelben
entfpringenden hemifchen Seriegungserfheinungen (der fogenannten
einfachen wie der doppelten oder Wechſelzerſetzungen oben &. 773)
ſehr erleichtert. Wie zum Theil fihon bisher gefheben, wird, wenn
bei hemifchen Verbindungen es fih von Erſtmaſſen (oben ©. 771)
handelt, ſtatt derfelben der Ausdrud Atom gemäh!t werden, ohne
jedoeh damit nothwendig die Vorktellung des Untheilbarkleinften zu
verbinden; es wird alfo unter Atom, oder „chemiſches tom,“
fortan nur begriffen werden: das Brftmaflengewichts-Verbälnis der
Stoffe (Grundſtoffe, wie Sinungs: und Geanumgsftoffe, oder Ge⸗
mifhe. Um jedoch für jene, welche die Beftimmung der Erſtmaſſen⸗
Strögen oder Atome nicht auf &Gewichtögrößen, fondern flatt deſſen
auf Maakzröfen (Volumina) beziehen wollen, und, um erftere
Bekimmungsweife mit leßterer zu verbinden, die Dichte der
Stoffe im gafigen Zuftande, bei befimmter Maaßgröße
berüdfichtigt zu fehen wünfhen, bedarf es zuvorderſt die Kenntniß
eines Werfahrens, weiches in den Etand fest, ſolche Stoffe als
Saſe von befiimmtem Bolum in Nehnung nehmen zu-fönnen,
welche für fich einer bleibenden, dur gewehnliche Temperatur:
Aenderungen nicht tropfbar oder ſtarr werdenden Vergaſunz unfähig
ind. Borab aber if zu berüdfihtigen, was ©. 812, 89 Anm.,
431, und über Bezeichnung der Srundftoffe oder deren Sym⸗
bole, ©. 20 ff, über Atomgewicht ©. 437. und G. 778 über Ber:
eleihung der Gewichtscinheiten, und ©. 342 über Eigengewicht ber
Gafe bereits bemerkt worden.
7) Verbinden dh Karre Erundftoffe mit befannten gafigen
zu gaſigen Verbindungen, fo läßt fi aus dem Maaße (Bolum) der
Berbindung auf das Maaß des durch die Verbindung gaflg gewor⸗
denen Grundſtoffs fchließen, und mittelſt Waͤgung der gafleen Ver:
wirke, weil fie alfe entfianden, über die Grenze hinaus. Diefe Gegenbethätigung
muß fir je zwel oder je drei folchen Weges ſchon gewordeue Grümtblättchen zu
Spannungen (die alfo für den ganzen Kryflall s Innenfpannungen find) und zus
aleich auch zu Einzelfonderungen, d. I. um Durchgang der Blätter und zu
Hauptrichtumgen der Polaritaͤt, wie der Adhaͤſion, und hiemit zu Struftallaren führen.
50
+
786
bindung und @leichtheilung (DOiviſion) ihres Gewichts Durch bas
Gewicht eines eben fo großen Bolums atm. Lift, dad Gigengewicht
oder die Sigendichte des gaflz gewordenen Grundſtoffes beredh-
nen. Gilt es num 3. 8. die Dichte des O⸗Gaſes (Demantdampfes,
wie er gegeben it, wenn er mit O⸗Gas zu CO⸗-Gas ſich vereint;
ſ. ©. 776 Anm.) zu finden, fo iR zunachſt bekannt, daß wenn C
mit O:@ad.iu VO-Gas fih verbindet, das Volum des O⸗Gaſes da»
tei nabe verdoppelt wird *), woraus folgt: daß C, ale mit O zu
CO verbundenes Gas, ſolche Berdoppelung bewirkte. Vergleicht
man nun das Gewicht des CO⸗Gaſes (das. aliv dad Gewicht von
sicht ganz zwei Volumgas if) mit bem eines ebenio großen Volum
atmosphärifcher Bmft (die bei allen Befiimmungen der Eigen⸗
dichte der Safe zur zu vergleichenden @inheit dient), fo ergibt ſich.
daß die Dichte oder das Eigengewicht der beihen Volumina des rei⸗
'nen, ?ein CO 2⸗Gas beigemengt enthaltenden Co⸗Gaſes -- 1,93558
iR. Bieht man nun ven diefer Gigendihte des CO-Gaſes jene
ted reinen azotfreien Os@afes nit 4,1052 ab, fo erhält man für
Das Bigengewicht det O-Gaſes oder Bemantdampfes 1,93558 —
4,1052 — 0,88088, und dividirt man, um die Atomzahl oder
das Miſchnungsgewicht (oder die ftöchiomesrifhe Bahl, oder den ſtö⸗
chiometriſchen Werth oder das ſtochiometriſche Gewicht) des C zu
finden, mit der Gigendichte des O in die des C, alfo mit 1,1052 in
0,83088, fo erhält man zum Quotienten fehr wenig über 0,75, nämlich
0,75133.., und man würde wahrfcheinlih nur volle 0,75 erhalten
baden, wenn das O⸗Gas bei feiner Aufnahme von Seiten des C
feine Verdichtung erlitten, und wenn man bei der Vägung den
Einfluß Meiner Zemperaturänderungen der Gefäße (des Ballons)
fowie jenen der Verdichtung von mehr oder weniger atmosphär.
Waſſergas: durch die Auflenflähe des Balons und ter daraus her⸗
norgehenden Belaftung deflelben — denn, während man mwägt, ent⸗
läßt man Ausdünſtungs⸗Wafferdampf, der als folder eine höhere
Temrerutur hat, ale die umgebende Luft und den in derfelben ſchwe⸗
benden viel (Wärme: Entkrablungs-) Oberflähe darbietende Glas⸗
Ballon als Funk belaftet; der außerdem von wechſelnden Luft
firömen getroffen wird, innerhalb der Seit der Wägung —
sänzlih zu vermeiden im Stande gewelen wäre, und wenn Man
außerdem zweifelsloſe Gewißheit .hutte, daß die dem Wägungsver⸗
fuche vorangegangene Wägung det O⸗Gaſes mit unbedingt reinem
— —
=) Wrede fand, daß 0:Gad, unter gewoͤhnlichem Brut (bei einem Barometerftande
von nahe 29” Mercurböpe), während C zu feinem Bofum ſich auddehnt, einer, Fleinen
Verdichtung unterliegt, voad bewirkt, daß die Atomzahl ded C nicht gleich 76 oder
gar gleich 77-78, fondern ſehr wenig über 75 (0 = "1 gefeht) fich berechnet.
7187
Sauerſtoffgaſe vollzogen worden; denn mehr Oder weniger Azot⸗
nas enthält 3. B. nit nur das aus Bangan-Öyperoryd (Ma
OD oder Blei⸗HPyperoxyd (PbO2 oder Pb2 O4), oder ans
Ghromfäure (Cr 08) des fauren chromfauren Kali oter Kali:
Bichromat (KOS CrOs d. h. KO + 2mal CrO 9) entwidelte
O⸗Ses, fondern auch das aus Kali⸗Chlorat oder hdlorfaurem
Rali (KO Ch2 O5) gewonnene, wenn man das Bas nicht eher
asffängt , bis alles Waller entwichen und fo der größte Theil der
anbängenden Luft mit vertrieben worden iſt; ſehr Bleine Nefte blii«
ben aber von diefer immer noch zurüd, und Spuren von A»
Gas, entflammend der früherhin zwiſchen den Burdhgänger der
Blätter der Kalichlorat⸗Kryſtalle gegebenen Luft, bleiben auch des
nen nahfllommenden, gänzlich waflerleeren O⸗Gasantheilen; ein
aus Mercuroryd CMrO) durch Gluͤhen dargeßelltes O⸗Gas ent»
hält, neben Spuren von Atmosphaͤrluft, auch fehr vertünnten Mer:
curbampf (die Metalldämpfe And, abgeishen von ihrer Temperatur,
um fo Dänner oder um fo weniger dieht, je Dichter das Wetall zuvor
war, das fie in Gasform darftellen). — Multiplicirt man übrigens
jene 0,725 mit 1000, fo erhält man die Atomzahl des C.= 750,
die des O —— 4000 geſetzt. Procentiſſch it das CO-Bas zufammen:
aefept aus 42,857 C + 57,148:.. 0. In 100 CO2 find geacn
97,3 C volle 72.7 0; vgl. Anmerk. &. 776. Dumas und Stab
verbrannten in 5 Berfuchen jedesmal 8 Gewichtstheile Bemant in
reinem O⸗Gaſe, und fahen. dieles ſich ſtets um 8 Gewichtstheile min.
dern, fo dab alfo die in jedem Verſuche erzeugte Garbonjäure im⸗
mer 11 Gewichtstheile betrug, 8: 8 — 75 : 200. u
8 Daß ſehr Peine phyſiſche Beimifchungen nicht nur bei
Befimmungen der Atomzahlen der Orundftoffe leicht zu
merklichen Irrihümern führen können, fondern daß dergleichen in
manchen Bällen auch vermögen fehr merklihe Abänderungen chemi⸗
fer Wirkſamkeiten herbeizuführen, das darzuthun hat neuerlich auch
dad CO-GSas gedient; denn, wenn ed aud in fehr Pleinen Antheilen
im H⸗Gaſe phuflich verbreitet war, hob es dennoch, wie Faradav
fand, die Wirkſamkeit des Pt-Btaubes (fog. Platinſchwamms;
©. 165, 431, 490) in Beziehung auf Waflererzeugung aus 2 Volum
H:&a6 + 1 Bol. O⸗Gas, gänzlich auf. Berunreinigt mit etwas '
CO-Gas iſt aber 3.8. jenes A⸗Gas ſtets, welches gewonnen worden
aus ſeden dheifem Wafferdampf, den man in einem glühenden Flin-
tenlaufe Lefindliches zerkleinertes Stabeiſen (Nägel, Bräthe rc.) hatte
beßreihen laflen; denn während das O des Waflerdanıpfes mit dem
Fe dem Bammeridlag übnelndes Gifenoryduloryd (Feo0o + Fe2
08) bildete, trat ein anderer Antheil deflelben, der bei weitem klei⸗
nere, mit dem wenigen C, das jenes orydirte Gifen vor deſſen Ory:
_ 50 *
788
' *
dation begleitet hatte, zu CO⸗Vas zuſammen, das dann das frei
gewordene H-@a8 begleitete. Wie hier die Auweſenheit eines drit:
sen Stoffes (des CO) chemiſche Berbindungen (ſehr wahrfcheinlich
mittelbar, in Folge feiner Einwirkung «uf das Pe) verhindert, fo
auch, in Beziehung anf dieſelbe Verbindung und denfelben Vermitt⸗
fer der Verbindung, auf den Pt⸗Staub, das Ammoniad⸗Gas (A 2
H6), während umgekehrt die Wirkfamkeit des Pt⸗Staubes erhöhet
wird, wenn man ihn zuvor mit verdünnter Uzotfäure gendft, dann
allmälig getrodnet und endlich dDurchglühet hatte; in beiden Fällen
aber fcheint die Sohifionsbethätigung des Pt. in den erfleren beiden
Faͤllen durch fogenannte negative, im lezteren Falle durch ſog. po⸗
ſitive Elektricitäts⸗Erzeugung Veraͤnderungen erlitten zu baben, deren
Sinfluß in den erſteren Fällen die Waſſerzerſetzung, in letzteren die
Vaſſererzeugung begünſtigten; doch fehlt es für, wie gegen dieſe
Vermuthung zur Zeit an entſcheidenden Verſuchen. U⸗Gas, das
durch Aufloſen von Zink in verdünnter Schwefelfäure, oder in ver:
dünnter Hodrochlorſäure (Balzfäure) gewonnen morden, zeigt ſich
frei von CO:-@a8Beimifhung , und taugt daher (wie befannt) fehr
mohl zu fog. Blatinfeuerzjeugen .
®) Ueber Me Schwächung der Pt⸗Wirkſamkeit durch Reiben mit Reinwand, und über
⸗
Verſtärkung jener Wirkſamkelt ſ. o. S. 453. Wenn Zu In gewäſſerter Schwe⸗
felſaure (SOS $+x H2 0; wenn xin chemiſchen Formeln dem Waſſer vorge⸗—
geſetzt wird, fo bedeutet dad eine unteftimmte Menge von H 2 O, die aber nicht dies
miſch gebunden — alfo kein hydratbildendes Waſſer ıınd Fein Kryſtallwaſſer if; im
gleichen Sinne wird dad x auch anderen Berdännungds oder Rüfungsmitteln vorges
fegt; „B.auhbem CAaHı0 O +H2O, 0er C4aH8 +2 H2 0, d.i.dem Metns
geifte oder Alkohol) aufgeldst wird, erhäft ed gegen BOS + E, die SU 5 bingegen
— BE, beide E (die andauernd nacherzeugt werden — vgl. ©. 424 u. 568, 518 U. 608
— von Berübrungdfchicht gegen WBerügrungdfchicht, bid die Auflöfung vollende: und
das Zink In Zinkoxyd, gebunden und gebunden Kaltend an Schwefelfäure
turh Vermittlung von 4 Atom O, oder In fogenanntes fchwefelfaured Binks
oryd = Zu 0805 verwardelt If) zerfegen dad Wafler, Inden dad nad Außen Kim
eleftronegativ ſich bethatigende O deifelben mit den Zu zu Zn O fid) verbindet, DaB
nach Außen Hin ſich elektropoſitiv betbätigende H2 Hingegen, vom Zn abgefteßen, auch
nicht mit SO 3 in Verbindung geraͤth, fondern frei wird, well SOS fogläih vom
ZnO zurüdgehalten und gebunden wird, Iſt dagegen die 803 fehr maflerarım, 3- B.
gleich Tem Witrioldl (5. 656), fo wird nicht nur dad im I9r vorhandene Wearſer,
fondern auch ein Theil ihrer ſelbſt, durch die Anziehung ded Zu zum O zerfept, umd
nun verbindet fidy dad H 2 ded Waſſers mir Dem 8 des Ihred O beraubien Schweſfel⸗
fAureanthelld, zu H 2 8 oder Shwefelwafferftoffgad (ud Hydrethionzs
fäure genannt; f. oben ©. 882 Anm., 531 Anm. 525). Lödt man Zu ia U 2 Ch
rx H20.auf, fo erhält man gewäfferte® Za Ch 2, während H frei wird, indem
bier ſtatt ded Waſſers die in vemfelben gelddste Syutroclorfäure [die in diefem
Wäferungdzuftande die Eletririeität beffer leiter und von +E und — E dab
man in tiefelbe von entyegenzefepten Dichtungen ber einroirten — oder, wie man gu
fagen pflegt, einſtroͤmen laͤßt, fchneller und eher zerſetzt wird, ald dad Waller FUbR)>
sum Zerfallen oder chemiſchen Polariſiren in efektronegativ thätiged Ch und eleßeres
Dumm. n-
789
g. 12.
Kennt man das procentifche Gewichtsverhaltniß zweier
chemiſch verbundener Grundfloffe, und iſt der eine berfelben
Drygen (CO), fo hat man nur nöthig, mit dem Gewichte des
O in das des anderen Stoffes zu dividiren, um die Atom-
ash des anderen Grunbfloffes in Beziehung auf O, d. h. O
= 1 oder = 100 oder = 1000 ı. gefeßt berechnet 'zu er-
halten Cogl. oben ©. 483 und die Beftimmang der Atomzapl
pofttived H2 gelangt. ZLaͤßt man wafferfreied H2 Ch2 Gas Über Kupfer: (Ca) Späfme
rer glühenden Kupſerſellſtaub Hinwegftreichen, fo erhält man dad nur auf diefem
BWege darſtellbare, in 0:Sad mit grüner Flamme verbrennbare Kupſerwaſſer⸗
ſtoffgab, dab jedoch wahrſcheinlich mehr ald 2 Atom H gegen ı tom Cu enthält,
und auf Ähnlichen Wege laſſen ſich auch verfchledene antere Erzmetalle mit H vers
binden, von denen mandhe nur auf diefem Wege 3:1 folcher gafigen Subrogenels
rırag gelangen, — Sept man in Waſſer geidäted Largmerall:Eblorid (4. ©.
Kodyalz, d. I. Ratrium:Chlorid = Na Ch?) den Gegenwirkungen beiter E aud, fo
erfolgt aud) bier ietd Anſammlung ded Cha dem + E gegenüber und bed Na (+ 0)
dem — E gegenüber, und zugleich tritt bier dem Waſſer entflammended He mit hers
vor, well dad frei werden:e Na fofort einen feine Faſſungsfaͤhlgkeit für Drygene
- @te = 100 If, wenn die Gewichtsmenge ded Na = 296,9 war) entſprechenden Antheil
son O dem Wafler entzieht. — Ber mehreren Jahren glaubte Pachtani gefunden
zu haben, daß reines Waſſer durch beide BE jerfegt (mittelfi einer fog. galvani⸗
ſchen oder Bolta’fhen Batterie) gegenüber dem goldenen — E Poldrath Nas
tron und am + E Poldrath Gold auflöfended und daran erkembares Chlor als
Erzeugniſſe ter Tätigkeit beider E und der Wafferbiftandtheile darbiete; aber
fdyon einige Zabre zuvor Hatten Ritter und Simon durd genaue Verſuche dars
gethan, daß reinſtes Waſſer befagten Weges nur In O und Hs ;erfalle, daß aber
ſchon vie Berührung von etwas Thlerblafe, von der Hand ded Erperimentatord ic, Ch
Beranreinigungen des Waſſers zur Folge babe, welche daffelbe In den Stand fepe,
umter Den bemerkten Bedingungen Na und Ch zu entwickeln. Eipäterhin fand Ich,
daß ſchon dab gewöhnliche weiße Glas der Glasroͤhren, zumal dad fehr weiche, an
Waſſer, dad eine galvanlſche Batterie fhlteBt Cd. h. beide Pole derfelben fo auf:
wimmt, das zrolfchen deren Enden noch eine Waſſerſchicht verbleibt, und die Pole
tm Waffer einander nicht berühren), NaO (auch fiakt deſſen K, falld Kaliglas ſtatt
Matronglas gegeben war) umd auch mehr oder weniget Ch aufnimmt, und Bumphäry
Davn fand, ald er P's. Verfuche in Trage nahm, zundchft: daß nicht nur organlſche
Sebilde, ſondern auch eine große Zahl von Geſtelnen Aehnliches gewähren Leine
Bahrnehmung, die au in geologiſcher Hinficht nicht unwichtig‘, jedoch von dies
(em GSefichtöpunfte aud kaum berüdfichtigt worden IN). Neuerlich glaubte Reinſſch
PH Entdeckung beftätigt su haben, wad mic zu jenen Verſuchen veranlaßte, welche
mir jeigten: daß die Sal. Batterie ſchlleßendes reinſtes Waſſer Glas angreife in der
bemertten Staͤrke; vgl. oben S. 467 Anm. Weber dad Angegriffenmwerden dev Glaſes
durch Waſſerdaͤmpfe und fogenannte Ummantlung ded Maflerd im Erde, vergleiche
oben ©. 167 Ann, und ars. Humpbry Davy entdeckte übrigend In Folge weite:
zer Pruͤfung der Yſchen Behauptung, im Jull 1807, dad HK ı'nd Na.
ST — - — — — — —
70
. — —— — —
des CS, 776) und kennt man umgekehrt Die Atomzahl eines Grund⸗
ſtoffes in Beziehung auf die Einheit (Zehntheit, Hundertheit,
Tauſendheit ꝛc.) des O, jo läßt ſich daraus nicht weniger ein⸗
fach und leicht das procentifhe Gewichtsverhältniß
beider Stoffe, des O und des damit verbundenen Grundftoffes,
berechnungsweiſe ermitteln, indem man, in diefen leßteren
Galle, nur beide Atomzahlen, die des O und fene bed damit
verbundenen Grundftoffes zu addiren, mit der Summe in 100
zu dividiren, und mit dem dadurch erhaltenen Duotienten die
einzelnen Atomzahlen zu multipliciren nöthig hat. Und will
man herausbringen, in welchem Atomzahlen- und Pro—
centverhälniffe bie Grundfisffe einer befannten Berbin-
dung von Hytrogen (Waſſerſtoff oder H) mit irgend einem
anderen Grundfloffe, der nicht O ifl, zu © fliehen, fo bat man
zunächft nur zu berechnen: in welchem Verhältniß O zugegen
fein müßte, wenn eg mit H Waffer erzeugen follte, um dann
diefe Menge des O ale Bertreter oder Nequivalent dee H
in Rechnung nehmen und demnach wie zuvor verfahren zu
können. Nur darf man dabei den Unterfchied zwifhen Aequi-
valent und chemifches) Atom nicht aus dem Auge verlieren;
Tegteres bedeutet 3. B. in Beziehung auf 1 Maaß O-Gas
ebenfoviel H-Gas; erflered: daß foviel H-Gas zugegen iſt,
als erforderih, um 1 Maaß O zu erfchöpfen zur Bildung
von Wafßer, und fo bilden 2 Maaß II ein Aequivalent des O
und I O ein Aequivalent von H 2. Ebenſo find Ch 2 (oder
C12, beides bedeutet ein Doppeltatom Chlor), A2 (oder N 2,
beides bezeichnet zwei Atome Azot oder Stidficff oder Ni—
trogen, das will ſagen: Salpeter- oder Salpeterläure,
d. i. Azotfäure erzeugenden Grundftoff) jedes ein Nequi-
yalent von H 2 und damit von 4 O, fowie von Ky 2 oder 2
CA. i. 2 Atome C + 2 Atome A, beide bilden einen
Grundftoffvertreter — oben S, 769 — genannt Kyan
oder Cyan oder Blauftoffy und bezeichnet durch Ky) ein
Aequivalent von 1 O oder H 2 uf. w. Iſt Übrigens eın
Grundftoff oder Grundfoffvertreter nur im einfahen Ge—
wichts⸗ oder Maaßverhältniß, alfo gleich 1 zugegen, fo wird
die Zapf 1 nicht beigefeßt, fondern nur bie Buchſtabenbezeich
nung des Stoffes, ohne weiteren Zahlenzuſatz aufgeführt.
1) 88 fei bekannt das procentifhe Gewichtsverhältniß
der Beftandtheile der Hydrohlorfäure (fea. Galzfäure) alfo der
in ihr gegebenen Berbindung von Ch mit H, oder vonCh2 mit HS
ſo hat man zuvörderfi nur gu ermitteln: wie viel die bekannte Menge
des H2 an O erfordert um Wafer zu binden, dann aber, entweder
mit diefer OsMenge die gegebene Ch⸗Menge zu bividiren, um die
Mequivalentzabl des Ch zu erhalten, oder, wie oben bemerkt, gemäß
dem Bertahren der procentifhen Beftimmung zu rechnen. Ber ze
Tin & zufolge entſprechen 2,74 H -H 97,28 Ch der Zufammenfegung
der Bydrochlorfäure, d. i. Dem Hydrogendlorär oder dem HS Ch3;
nad Bauremt hingegen find in 100 HCh zugegen nur wenig über
2,7 H, aber fehr nabe 97,3 Ch; nah Marignac endlih gegen
nahe 97.486 Ch volle 3,564 H: nimmt man aus dielen 8 Verſuchs⸗
Ergebniſſen das arithmetiſche Mittel, fo erhält man 2,668.H + (fehr
nahe) 97,582 Ch. Es arfordern aber 2,668 H, du 12,5 H zur
Vaeſſererzeugung 100 O bedürfen: 21,344 O. Diele Menge von O
it alfo gegen 97,888 Ch ein Aequivalent von O, dividirt man mit
21,844 in 07,882, fo erhält man fehr nahe 4,56 als Mequivalentzahl
des Ch in Beziehung auf H 2 gegen O — 1 — da 2 Maaß Gas
nicht nur wit 1 Mach O das Waſſer, fondern ſtatt deflen auch mit
2 Mash Ch die H23 Ch? zuſammenſetzen und ebenfo aud in Hin»
Acht auf O ſelbſt; denn die erfte (niedrige) Oxydationsctufe des
Ghlor iR Ch2 + © — und mithin aud in Bejiehung auf zin Vo⸗
(um H (oter "%, O0) 2,23; und da Ch weder mit H, no mit O
noch mit den meiſten übrigen Brundfloffen irgend eine noch mehr
niedere (noch weniger Ch heifchende) Verbindung eingeht, fo darf
man diefe 2,28 Ch, alfo die Hälfte jenes Wequivalents — 4,58 Ch,
afe ein chemifches Atom oder als Grftmifhungsgröße betradgten. Oder
abdirt man 97,332 Ch zu 21,944 O und bividirt mit der 118,676
betzagenden Summe in 40J (verfährt alfo in der Art, wie bereits
Seite 657658 gezeigt worden), ſo „ewährt der Quotient (=
0,00084126295) mit 97,832 muitiplicirt etwas Über 82 und mit 21,344
febr nahe 18°), und die procentifche Zufanumenfegung von 100 Ch2 +
«) Hatte mau eined der beiden Producte gefunden, fe durfte mar dieſes nur von 100
abziehen, am In dena dadurch verbliebenen Diefie dab andere zu erhalten; da aber Die
umgeinen Preducte gewoͤhnlich in Form ganzer Zahlen hervorgehen, welchen ein De:
cimalbruch von ruehrenen Dechmaifielien folgt, fo iſt ed ficherer (wie oben gefchehen),
jedes der beiden Protutte mitteilt Multiplication zu errechnen ; weil man fich unter
dieſer Bedingung in den Stand gefegt ſieht, erferderlicgen Ortes die udthigen Zahlen:
ME _ U... 2 Oo on
N
— —
O alſo wie 893 Ch : 48 0; 83 dividirt durch 18 gibt 4,555.., aber
jenes Wehiger denn 18 und Mehr denn 82 berũdſichligend die obige
Zahl. Legt man dagegen dieſen Berechnungen die Laurent'ſche
Beſtimmung zum Grunde, fo gibt 97,3 mit dem zu 2,7 H geböri«-
gen Hequivalent von C — 21,6 dividirt 4,5004, und unt:r Nicht
berüdfihtigung dieſes 0,0004 ein Aequivalent oder Doppeltatom
(Ch 2) von Ch, daß durch 2 dividirt — 2,25 if, und falls man O
= 100 ſetzt, = 225 d. i. das 86fache von 1 Atom H ( 6,25) oder
das 18fache von H2; d.i. ſehr wahrfcheinlich Die der wahren Ci-Zahk,
unter allen bisherigen Beftimmungen derfelben, am nichften Fom-
mende; ebenfo, wie auch HS (O — 4100 gelekt) — 1%,5 und H
mithin — 6,25 die zeitgemäß hieher gehörigen wichtigen Beſtim⸗
mungen ausdrüden.
2) Daß aber die fog. Salzfäıre der älteren Chemiker in der
That ein Erzeugniß ded Hund Ch, oder eine Verbindung beider
Srundftoffe fei, das hatte zerlegungsmeife ſchon lange bevor,
ehe man beide gaflge Stoffe, fei es durch Anzündung mittelft Flamme,
oder durch einen elektrifhen Funken, eder durch ungefpiegelt
einfallendes (noch ſchneller durch dergleichen mittelft eines Brenn»
glafes gefammelted) Sonnenlicht, oder auch durch sufanmen-
ſtrahlend eingeführtes Blaulicht, und in allen diefen Fällen, beglei⸗
tet von lebhafter Verfnallung, oder fei es durch gefpiegeltes
Sonnenlicht (fog. Tageslicht, wie e8 3. B. die Wolken, weiße
Zimmerwaͤnde ıc. zurüdmwerfen), was verfnallungslofes Verbin⸗
den beider Gaſe zur Folge hatte, zu Hydrochlorfäuregas (von
dem Geſammtmaaße beider Gaſe gleihendem Raumumfange) ſich
gegenfeitig chemifch zu binden nöthigte,. Henry dadurd bewizfen,
dag er volllommen irodene gaflge Salzfäure durch miederboltes
sänzungen verhältniämäßig vollziehen zu können. Häufig endet nämlich jener
Bruch gar nicht, den der zur Wultiplication dienende Quotient darbietet, fo daß In
ſolchem gewoͤhnl ichen Falle mittelft deſſelben unmoͤglich Producte gewinnbar werden,
welche, miteinander fummirf, genau 190 geben. Solches zu erreichen bleibt danm
nichtd übrig, ald die Brüche um dad Fehlende ihrer Zähler zu erhöhen; wad man
aber am zwedmäßigftien nur dann vermag, wenn beide Bruͤche vorliegen. Im
obigen Falle war der Werth ded zu Ch gehörigen Produktö = 82,0148114980;5 Inner
ded zu O gehörenden = 17,985083048;5 addirt hätten beide eine Summe gegeben =
99,99989€542 , mithin 0,0010 1858 weniger ald 100; da nun aber der leptere Bruch
in feinen zweien, der 17 naͤchſten Decimalitellen fehr Hohe, der erfiere hingegen in
feinen der 82 nächften Stellen nur Yo barbietende Zahhlerwerthe bat, und da außer:
dem ed wahrfheintid If, dab Marnac’d Befiimmungen der Chlorzahl etwas zu
hoch audgefallen, fo kornte und mußte die Trgänzung nur den Wruch der O:Bast
treffen, und zwar zum größeren Theil auf Koften des Weuchd der Ch:Bapf, und Intene
fo dem o⸗-Zahlbruche 0,014915953 jugefept wurde, gewann zuglelch dad ganze vrocen⸗
ttiche Verhaͤltniß möglichile Ausdrucksrerkuͤrzung.
Gindurdfäälagenleflen elektriſcher Funken zerlegte; die bier,
wie in ähnlichen Gällen alfo wirkten: weil fie beide Grundſtoffe
gleichnamig elektrifirten, oben ©. 789. — In Beziehung auf Ch,
fo wie auf Behimmung feiner Atomzahl (vgl. oben ©. 791) mögen
bier noch folgende Bemerkungen Kaum hahen: a) erkist man ein
Saugmetall, 3. 8. reinſtes Na in reinſtem und trodenftem Fir Gale,
fo verschwindet, unter beträctlicher Gelbßerhigung, Bas wie Metall,
und wuflerfreied Ratriumclorid, d. i. reinfles Kochſalz (Na
.Ch2) bteibt zurũck: ») läßt man feuchtes, d. i. von Wafferdampf
begleitetes Ch-Gas zu Azotoxydgas, oder feuchtes AL 0 2⸗Gas zu
trodenem Chs@afe treten, fo erfolgt fofort Zerlegung des Waflers
begleitet von Drybation des A2 O2: Gafes zu dunfliger , cranger
Azotichtſänre, d. i. zu A2 O8 und von neu entſtandenem Hy
drochlorfäuregas ; c) Wehnliches tritt ein, wenn feuchtes AB O2»
Gas mit Natron s (oder Kali» ıc.) Chlorat, d. i. mit fog. chlor⸗
faurzm Natron — NaO Ch3 O5 in Berührung geräth; es biltet
ſich A2 08 und das rüdfkändige Salz ift nun mit etwas Na Ch3
(sigt mit dlorichtiaurem Natron) *) fpurenweile verunreinigt;
d) läfı man fehr feuchtes Shloraas durch eine glühende Glaſs⸗ oder
Borzellanröhre flreichen, fo erhält man O⸗Gas und im Vorſchlag⸗
Bafler rerdichtete Hydrochlorfäure (= H2 Ch2 und O); e) fest
man in Wafler geldstes Ehlor dem Sonnenlichte aus, in Damit ges
füllten gläfernen Slaichen, melde mit der offenen Mündung nach
unten gefebrt, in einem Glaſe mit Wafler fo ſtehen, dab dieſes
leptere Bafler die Mündung des umgeftürzten &lafes vollkommen
überdedt und fperrt,-fe entwidelt fi in dem innern umgekehrten
Bufe fortdbauernd Os@us, während das unter diefem Safe ‚übrig
Dieibende Vaſſer H2 Ch2 übertommt; oben ©. 524 Gept man
ein Glas mit farblofer , ſehr waflerarmer potfäure dem Sonnen .
lichte aus, fo entwidelt fe Oxygengas, während jener Theil der
felben, welder diefes Bas entließ, in Azotichtſaͤure übergeht und
den Übrigen Theil der Säure orange färbt und Orangendunft ent,
binden macht. In ähnlicher Weife hebt aud) das Licht die Verbin»
bung zwiihen Sarbon und O, fowie zwifchen Hydrogen und O
7) Berfegt man eine Löfung von reinem Chlorſaurenatron (Nao Ch2 O5) vder ders
gleichen Ghlerfäurefall : Lithion 2c. ıc. mit ein Paar Tropfen Siiperauflöfung, d. l.
Lug einer Stiberompfalzed, 1. B. AgO As O5 (vgl. ©. 403 ff.), fo erfolg: Fine
Zrabumg ; enthielt Tagegen die Köfung nur etwad Laugmetall,Chlorid, 3. B. Na Ch,
müht ſich dad Ganze ſogleich milchig weiß (indem dad Eliber dem Chlorid Chlor
entzieht und dagegen feinen O⸗Gehalt an dad Raugmetall, 3. B. an dad Na abgibt,
dieſes In Laugmetallomd (3. B. In Natron, d. I. Ns0) verwandelt und ei dadurch
befählgend ich mit Auflöfungöfäure, bier mit A2 O 5, d. i. mie Ugetfäure zu verbinden.
— — —
—
der in den gruͤnen Theilen, insbefondere in den gränen Blättern,
Mnospen, grünen Kelchen, Gtengeln x. . angefammelten wäfrigen
Garbonfäure auf, und hewirkt fo, Daß einerfeits dergleichen Pflan⸗
sentheile Bedensluft (O⸗Gas) entwideln (wodurch ein Theil jenes
O⸗Gaſes erſetzt wird, weiche Menſchen und Thiere athmend ver⸗
bragchen) andererfeits der nährende Yflanzenfaft C und H, verbun⸗
den mit mehr oder weniger Hydrutwaffer, md mit Azot [dus
aus dem Ammoniak fayulenden Dungers, fowie aus jenem der at»
mosphäriihen Luft, nachdem entered von dem Boden eingeiogen
und theils mit Humusfäure (Dungſäure oder Torffäure), theils mit
Garbonfäure, theils auch mit Azotfäure fi verbunden hatte] vie
zum Badhsihum erforderlihen Clemente erhält. Webrigens entwideln
auch grüne Laubfröfce unter dem vom Sonnenlicht getroffenen
Wafler Sauerfioffgad. Was in diefen und obigen Fällen die Un:
ziehung des C zum H und umgelehrt die des H zum C größer
macht als die beider Srundftoffe zum O, fcheint hauptſächlich gegeben
zu fein theils in Der Durch Das Licht erzeugten pofltiven Slektriſirung
des CH und im der dieſer emtiprechenden negativen Elektriſirung
vaſſender Untheile von H2 O und A, weldhe dann, während fie Ad
mit denen ihnen elektriſch entgegengefegten Stoffen vereinen, das
ihnen gleichnamig geladene O abſtoßen (andauernde poſitive Elek⸗
trifirumg, bewirkt mitteilt einer gewöhnlichen Elektriſirmaſchine,
täglich in abwechſelnden Kriften von je viertels bis halbſtündiger
Dauer, bradite, in Weſtrumb's hieher gehörigen Verſuchen, fräns
kelnde Pflanzen zum Gelunden und zu gedeihlichem Wachsthum; ohne
Zweifel: unter beförderter Sntwidelung von O⸗Gas), theils in ders
felben Lichtwirkung, die den beftehenden fefteren Theil der Zellen»
gefiße und Porenränder 3c. der Blätter ıc., und mehr noch das C
und Hreiche Bflanzengrün oder fog. Chlorophyll's trifft 9), das
/
®) Dieſes findet ſich in Form Heiner grüner, In der Zeienflüffigkeit fchwimmender As
gelchen, die man durch Aether entfärben kann, obne fie dabei gänzlich In denſelben
einzufüßren nd zu Idfen; was der Aether zurücklaäßt, bedarf nody nüherer Unter:
ſſichung. Deſtillirt man dann von dem grünen Atherigen Audzuge den Vether wieder
ab, fo bleibt ein Stoff zurüd, der, mit Alkohol ausgezogen, diefen fatt grün färbt.
Deftillirt man nun dleſen alkohollgen Audzug, fo hintrerläßt er einen Rüdhand, weils
cher mit ſehr waflerarmer Kydrochlorſaͤure, indem er diefelbe ſchoͤn Ichmaragterhn
färbte, aus zezogen werten kann; ebenfo verhält er ſich zu conc. Gchwefelfäure, und
aus beiden Auflötungen fhlägt Waſſer den grünfärbenden Stoff, Jedoch durch dieſe vers
fyledene Verrichtungen zum Theil mehr oder wentger weſentlich verindert, nieder. Der
unverändert gebliebene Authell laͤßt ich durch Kallfauge (KO H 2 O x Ay) himmegneb:
men und durch Effigfäure daraud wieder fällend ſcheiden, ba er dann In fhmaragd: -
grünen durchfichtigen Flocken fich fondert. Allied diefed gift jedoch nur von dem Shles
rophyll frifiher Blätter, hingegen nicht von dem durchs Trocknen der Blätter mehr
oder weniger wefentlich veränderiem; denn dieſes laͤßt ſich z. B. aus feiner Auf⸗
wehrikeiniih auch in der Haut des Laubfroſchos zugegen if.
Das Srün dieſes Bildungstheiles, der durch feine Befkeltung einiger::
maahen an jene der farbiofen Kügelchen tkierlicher Flüffigkeiten er⸗
innert , läßt A& auch mit gewöhnlichem fog. vertificirtem Veingeiſt
frifden Sflangenblältern, z. B. denen der Gellerie (Apium graveo-
lens Linn.) entziehen, und dient in diefer an fi nicht reinen Form
zum Srünfürben geiſtiger Flüſſtgkeiten (4. 3. der foa. Wermuth⸗
Gfieuz) und des Zuckers zu Grgeugniflen des Buderbäders ıc. Laͤßt
man Sonuenlict, das Durch einen gefättigt grünen Auszu des
Chlorophyll lebhaft geyrünet werden, durch ein Prisma fallen, ſo
erleidet zwar derjenige Theil des Weißlihts, der mit hindurchge⸗
sanzen, die gewöhnliche fogenannte vrismatifhe Farbenzer⸗
Areuwng, hingegen nicht der grün gewordene Theil, worauf
| folgt: dab die ſolchen Weges dem Licht gewordene Srünung Fein
| Erzengniß aus Blau une Selb iR. NM Kür die arose Anziehung
| des Ch zum H fpricht außer dem unter d) Bemerkten insbefondere
die Art, wie Ch bleiht, Sontagien und Miasmen gerfiört,
Sloaden von A2 S⸗Gas befreiet, Die übelriehenden Ab⸗
jügne der Weißrerbereien, der Mezger⸗ oder Schlachthaͤuſer ıc., Lei⸗
| denıc. ihres Uebelgeruchs beraubt, weiches Alles zu⸗
naͤchſt lediglich in Folge der Sntziebung des H folder Erzeugniſſe
| turch das Ch erfolgt; und ba nun zugleich Die hiedurch entſtandene
| Bobrochlorſaure an den mitvorhandenen Kalk, fo wie an das meis
| Rentbeils fon fertig mitiugegenfeiende Ammoniak tritt, und beide
| dadurch in Düngende, almosphärifhen Waflerdampf anziebende und
| verdichtende, dadurdı aber den für das Pflanzenleben fo wichtigen
! Baflerbedarf des Bodens (zumal den des Eandbodens, der trodenen
Ä oder Bergwiefen ıc.) erhöhet, ſo follte mean zur Förderung der Meins
lichkeit und dadurch der GBefuntheit von Menfhben und Zuchtvieh,
| fo wie zur Beförderung der Fruchtbarkeit des Feld⸗ und Wieſen⸗
| bodens, allgemeın darauf Bedacht nehmen, daß Ghlorkalk (d. i.
' ein Gemenge von Calciumchlorid und Chlorichtſaͤuredalk) in allen
| Städten und Dörfern für jene Bwede verwendet und denen daraus
erwachſenen Grzeugniffen nad) zur Grböhung der BodenverJeflerung
| benngt werde. Webrigens zerfegt Ch ſowohl H2 Br2 und H2 12,
| d. i. Hydrobromfänre und Hydrojodfäure, hingegen nicht
| Öydrofluorfäure (HS F?), und während man daher Brom
— ma — —
fung in Salzſaͤure durch Waſſer nicht fällen, Noch größere Abaͤnderungen erleidet
es, wen dad Licht anfängt ſchwaͤcher einzuwirken, Indem ed dann, wahrſcheinlich in
Zeige angebäuften Sauerfloffd, in gelb:braume und, falld Eiſenoxrd mit zugegen Ifi,
im tethbraune und rothe zum Theil faure Erzeugniſſe uͤbergeht, wie die Baumblaͤtter
im Herbfie ſelches nachwelſen laſſen.
— —
und Jod von H leicht befreien und chemiſch iſoliren (ausfcheiden)
kann ; durch Shlor, iſt foldhes für Fluor auf diefem Wege unthun⸗
lid. 8) Ebenfalls fehr kräftig wirft Ch anziehend auf Metalle,
und übertrifft hierin nicht nur Br (Brom) und Jod, fondern auch
dad Oxygen; denn nur flark elektriſy aufgeregtes Au (old), Ps
(Platin), Ir (Zrid) und Ag verbinden ſich (ald Fortfekungen des
fog. + E oder Zinkpois ſtarker zalvaniſcher Batterie, bei Deren
Schließung) unter — vie Trommsdorf zeigte — wirklicher Ber
trennung (und nicht blober Slutbfhmelzungs-Serftiebung, wie Rits
ter meinte), d. 5. bier unter Aufnahme vou O, mit demfelben zu
Dryden; CEhlorgas und Chlorhydrat (hinreichend eingeengtes) hints
zegen laſſen kein Metall unangegriffen und Idien 3. 8. Gold aus
genvtidlich auf, wenn es binreichend verdünnt if. Mehre hinreis
chend zertheilte Metalle verbrennen im Ghlorgafe unter Funken⸗
fprüben, 3. 8. Stib, Wiſmuth ıc. und viele Erzmetalloxyde entwickeln,
in Chlorgas geglühet, O⸗Gas, während fiefih mit dem Ch zu Chlorür
oder zu Shlorid verbinden. h) Obgleih fhon Glauber das Chlor
kannte *), fo war es doch bis auf Scheele fo gut wie aänzlich im
Vergeſſenbeit gerathen, und nur dem Scarfblice diejes, mit den
gerinafügigften Berätben Durchgreifend: Wichtiaed und nicht nur
für die Chemie und Mineralygie, fondern zum Theil auch für die
Phyſik und Phyſiologie des Bedeutungsvollen Biel entdedenden
deutfchen Chemikers **) entzog es Ah nicht. Scheele erfannte
es (1774, d. i. in demfelben Sahre, ale Brietiey — den 1. Aug.
1774 — die Lebensluft wieder entdedte, eine Entdeckung, zu der
auch Scheele ein Jahr darauf aeiangte, der fle Feuerluft nannte)
für einen Brundftoff, der mit Phlogiſton (S. hielt die brenn-
bare Luft, d. i. das Hdrogengas, für die Hauptquellse des
von Stahl ald allgemeine Urfache der Brennbarkeit hypothetifch
angenommenen Srennflofes; Kirwan und einige andere Beitges
noffen Scheele’s nahmen H für gleishbbedeutend mit Phlogiſton)
verbunden die Salzſäure erzeuge, und nannte ed daher Deylogis
firte Salzfäure. Nachdem ©. gefunden, daß der ſog. Braun⸗
#) Bol. m. „chronologifhe Weberficht dee Geſchichte Der Eheme (vergiihen mit
den Hauptereigniffen der Weltgeſchichte ıc.),” in m. „Einleit. in die neuere "
Chemie” S. 556 ff. G. wußte unter andern, daß Ehlor in Form feuerfarbenen
Dunited ale Metalle auffdfe und mit waſſerarmen Welngelft fich verdindend anf "
der Stelle fog. verfüßten Salzgeift gemwähre, d. i. ein Gemiſch von fog. Chlors
Ather Corer Shloräthyl, oder Elanichlorür) Eſſignaphtha (oder Eſſigatheer
b. i. effisfaured Aethyloxyd oder Eſſigſaäure-Aethyloxvyvd) Ehloral (ſ. w. o.)
und Weingeiſt.
“) Bol. a, a. Orte ©. 018 ff.
Keim, d. i. das natürliche ſchwarzgrane Manganbyperorpd
(MnO2) mit Stahl zu reden, ein — feines Phlogiſton im hoben
Grade bLeraubtes Metall, alio bephlogifirtes Braunfleinmetalls oder,
wie ed Bergman nannte, Magnesium (woraus fpäter, am Ver⸗
wechfelungen mit der Magnefla, d. i. ded Ugo — wie oben —
zu vermeiden, Manganefium, und endlich, ber Kürze wegen,
Mangänum und daher Dlangän) oder Magneſiumkalk, oder in
die jegige hemilalifhe Benennungsweife überſetzt, daß er ein Oxvd
des Mangan fei, und da ©. weiter wahrgenommen, wie dieſes Oxyd
sor mehreren anderen fi eigene brennbare Gtoffe zu dephlogi⸗
fifiren (u orydiren). 3. B. wenn man es unter Bufas von
Zuder x. mit verbünnter Schwefelfäure erhigte, indem es dann
leicht und ſchnell in weniger dephlogiſtiſirten Metallkalk fih wan-
deite, der nun 3. B. aus derſelben Schwefelfäure durch Kali (in
Berbindung mit E20) fällend geicdhieden, in Form eines weißen,
jent ohne Beihülfe won Suder (oder von ähnlichen brennbaren
Stoffen? in Schwefelfäure, wie in vielen anderen &äuren leichtaufs
löslıhen Niederſchlags fih ſammeln lieh, der, in abgelperrie atmo⸗
fpbäriiche Luft gebracht, Diefe in dem Maaße, wie er fi braͤunte,
jur Unterhaltung der Verbrennung flammend brennender Körper
fo wie zur Athmung unfähig machte *) — da lag dem umfichtigen
Gorfcher die Frage nahe: ob es nicht möglich fein follte, mittelſt
des Braunfteins bie bis dahin unzerlegte Salzfäure hinfiihtlih eines.
etwaigen Shloyiftongehaltes zu befragen, und, falls dic Sntwort
bejahend ausfalle, fie davon zu befreien. Als dann ſpaͤterhin La»
poifier zeigte, dab heim Verbrennen der Brenndaren in Ser atno⸗
ſphariſchen Luft, ihnen Bein wägbares Weſen entgehe, fondern viel⸗
mehr eines dergleichen aus der Luft zu ihnen trete, und daß, wenn
das Verbrennen in reinfter Lebensluft vor fih gehe, diefe dabei
gänzlich verfihwinde: indem fie mit dem brennbaren ©toffe Kch ver⸗
5) Jene Bräunung in Folge der Drndation ded weißen MnOsBydratz fie geht fehr
data in fdywatzdraun über, Indem auf Koſten bed Eauerfleffd derfelben abgefchloffenen
Dufs dad dem Hellbraunen Hydraste zum Grunde liegende braune Drpduls
od u ſchwarzbraunkes Drydhydrat verwandelt wird; fo daß alſo MxO H 2
O zumädyfi in Mn 2 O5 H2 O, dann aber in Mo2 O5 Hs O übergeht; Uebergänge,
Ye nach und nach den O⸗Gasgehalt der abgeſperrten Luft fo Fark vermundern und dadurch
den der Luft annoch verbieidenden Antheil diefed Gaſes fo fehr verdünnen, daB auch
Be brennbarfen Stoffe, und ſelbſt Im ſtark erhipten Zuftande, darin keine Drzdatten
mehr erſi. den; da dann, war die abgefperrte Luft durch Kalkwaſſer, vor dem Ver⸗
finde, von Ihrem Heinm Hinterhalt an CO x befrelet werden, fie num ein fait reine,
%. h. für tiefen Fall, neben etwas Wafferdampf nur noch Spuren von OSas ent:
haltendem Aystgad (ArGab) oder Stickgas, fonft phlogiſtiſirte, verdorbene
dr mephitiſche Luft genannt, darſtellt.
“
‘ 98
— — — —
binde, und, entſprechend ihrem eigenen Gewichte, deffen
abſolutes Gewicht vermehre, und, beſtanden die Brennba⸗
ren aus Metallen, fie dieſe in ſog. Metallkalke verwandeln, beftam-
den ſie aus nichtmetalliſchen Stoffen: mehrere derſelben in Säuren
verkehren, ſo folgt von ſelber, daß beim Verbrennen in abgeſperrter
atmosphaͤriſcher Luft, Die zurückbleibende, von Scheele „verbvorbene“
genannte Luft (das A⸗Gas) nicht ein GErzeugniß der Lebensluft und
des unerweislichen Phlogiſton, alſo nicht eine phlogiſtiſirte Lebens⸗
luft, ſondern ein (phyſiſcher) Theil, und zwar der überwiegend größere
der atmospbärifehen Luft fei *). Ba nun jener @äuerungen wegen,
weldye , durch ihre Verbintuug mit Srennbaren, die Lebensluft be»
wirkt, diefe Luft von Lavoiſier Oxygenium, d. i. fäureerjeugenpder
Grundſtoff, und defien Verbindungen mit Unverbrannten, oder mit
UnvolltommensBerbrannten im Wligemeinen dur den Ausdruck
Dryde bezeichnet waren, fo erhielt fortan auch Scheele's dephlo⸗
giſtiſirte Salzfäure die Benennung orydirte oder orygenirte
Galzfäure, und nicht dieſe galt nun für einen Grundſtoff, fondern,
wie vor Scheele's Entdedung, die Salzfäure, und da man im
noch fpäterer Zeit entdedte, daß die (og. omydirte Salzſäure fi in
verichiedenen feſten Verhältniſſen mit dem Oxygen zu verbinden
nermöge, fo wurden diefe nun folgreht: als höhere Oxpdations ſtu⸗
fen der Salzfäure betrachtet. Nachdem nun aber auf galvatiſchem
Wege die früher con Beraman ausgefprodene Vermuthung, daß
die Alfalien Metalloxyde feien, durch die glänzentfie von Humpbhry
Davy's Gntdedungen (oben &. 789 Unm.) beftätigt und fo voli-
kommen wahr geworden, was bereits 1793 Hausmann vorausſetzte
binfihtlih der Erden (und zu den Erden zählte man damals audy
jene Laugmetalloryde, welche durch Schwerlöslichkeit in Bafier von
*) Laroiſier nannte ihn 1775 Azot (eine Benennung, bie Hermbfäpt 1794
auch in deutſchen, hieher gehörigen Schriften beibehielt) von a privativo unt
Toon ». i. Leben nicht friftendes; vgl, m. Grundzüge ber Rhyſik und Chemie
2e Aufl. I 320, wo man von ©. 319 bis 822 pie vorzüglichften, in ber Che⸗
mie in ver Phyſik vorkommenden, dem Griechiſchen entflaudenen Bencanungen,
ſowohl der Stoffe, als der Gerithe aufgeführt und ihren Abtöeilungen nach bes
ihrieben fine. Das Azot wurde übrigens von Daniel Rutherford,
weiland Profefior der Botanik zu Cdiaburgh (Mutterbruder von Walter Scott;
ftarb den 15. Decbr. 1519) 1772 entbedt und In veffen ISnaugural-D.ffertation
beſchrieben. Er mar als guter Grperimentator befannt, und ſuchte a. a. O. zu
zeigen, daß nicht alle unathembare Luft fire Luft (CO 2) ſei; denn, bemerkt er,
wenn man jehe abgeiperrte atm. Luft, in welcher ein brennenter Körper erlo⸗
ſchen, mit cauſtiſchem Alcali oder gebranntem Kalk entfernt habe, bleibe noch
eine größere Menge Luft übrig, als bie bereits verfchludte betragen habe, und
biefe bringen Leben athmenber Thiere und Flammen brennender Körper augen:
blicklich zum Erloſchen. Scheele unterſuchte es 1774 gemauer.
4
dem Natron, Lithion, Kalt und Ammon fi unterfheiden, im Hebri,
gen aber im Uligemeinen wie diefe gegenwirken, und namentlich
ebenfalls Säuren volllommen zu neutralifiren vermögen, und denen
Baryt, Strontil, Galcıt und Magnit gehören, die zu jener Seit, und
zum Theil noch jeßt, altalifhe Erden genannt wurden, wäh
rend der Bertafler dieſes Sandbuchs hierin mehreren älteren und
neueren Chemikern folgend, im Syſteme der chemiſchen Jerbindun⸗
gen he als erdige Alkalien oder Laugmetallorygde in die zweite
und leute Abtheilung der Saugmetalle brachte, und fie Hier alt Die
Oryde der Erdlaugmetalle auffährte), was dann 1802 Stef⸗
tens und fpäter Andere edenfalls foigerten, da babnte das unter a)
erwähnte Verhalten des K, Nu ıc. zum trockenſten, reinften Chlor
der weiteren Folgerung den Weg, daß die fog. oxvdirte Galzfäure
ein. Grundſtoff ſei, und als Humphry Davys nun, um hierüber
ins Elare zu kommen, in vollkommen trodenes Chlorgas reine.Holz,
kohle längere Zeit weißglühbend erhielt (mittelſt der Poldräthe einer
ſtarken galvan. Batterie), ohne dab fie darin irgend zur Verbren⸗
nung gelangte, und ohnedaß die angebl. oryd. Salzſaͤure fich irgend zer»
fegte, da theilte auch diefer treffliche britifche Experimentator bie
von Bay: Enfjac und Thenard ausgefprochene Anficht: daß fie
en Grundſtoff fei, und nannte diefen, feiner klaßgrüngelben
Sarbe wegen, die er im Gaszuſtande darbietet (von zAueos Jividus
gelbgrün) Ehlorin fürzer Chlor. Bald darauf (18141) entdedte -
er das erfle Oxyd (Brotoryd, vgl. oben ©. 790). deſſelben, indem er
ein Sewichtstheil KO Ch2 O 5 mit zwei Gewichtstheilen tropfbarer
H2 Ch2 und ebenfoviel Wafler begoß und gelinde erhitzte; es
entwidzelte ich ein Gasgemiſch, dem Tas Mercur der pneumatiſchen
Banne foglei einen Untheik, der aus Chlor beftand, entzog, wäh»
rend der andere Antheil unverfchludt blieb und ein dunkelgrün—
geibes, wie gebrannter Zuder und Chlor riechendes, lakmus⸗
rötgendes und ſogleich zerſtdrendes Bas Darftellte, das bei einer
Bärme vo2 34—40° C mit heftigem Knall leuchtend zerfällt in 2
Maaß Ch» und 1 Maaß O⸗Gas, von dem Entdecker Guchlorin
(von Zu wohl oder gut und zyiweos gelbgrün, aiſo wohl oder fatt
geifgrän) genannt und ungefannt auch ſchon früher Bemerkt wurde *)-
— — — — —
") As ver Verfaſſer dieſes Handbuchs 1809 eine wäſſerige Löfung won ſchwefelſ.
Manganorcydul mit einer Loͤſung von damals ſog. überoxyvirt ſalzſaurem Kali
». i. KO Ch? O5 vermiſchte und fie im Sanbbade erhitzte, um fie etwas
mehr einzuengen, zeriprang der Blaskolben, der has Gemiſch enthielt, unter ſehr
heftigem Knall. Achnliches beobachtete früher Hagemann. Im Jahr 1814
eutnedten unb beſchrieben Sumphr. Davy und Graf Stabion eine gaflge
Berbindung von Ch mit O, vie ken Namen der h lorigen Säure (Chlo⸗
Balard rannte eine Verbindung von 2 Ch mit 1 O unterdio-
rihte Säure (d. i. Unterhloridtfäure), und siemlich allge-
mein wurde die Annahme, daß im fog. Chlorkalk *) eine gleiche
richtſaure) erhielt un = Ch? O 3 zufammengefegt fein follte. Es wurte
gewonnen bei 59° bis 60% C aus geſchmolzenem Kalichlorat (chlorſ. Kali) durch
Bt/mıl fo viel Bitrioldl, das zuvor mit 1/ Waſſer vernwiicht morben, war
dunkelyeib, roch vom Enchlor verſchieden eigenthümlich, bleichte trodnes Lalmus⸗
papier nicht, wohl aber feuchtes, nach ſchnell vorubergehender Roͤthung, ließ ſich,
wie Faradah fpäter zeigte, durch Druck zur tropfbaren ſehr flüchtigen Slüſſig⸗
keit verdichten, zerſiel im Sonnenlicht allmälig in Ch» nnd O⸗Gas, ebenſo
durch elektriſche Funken, und durch Wärme von 100° C uater heftiger Bers
knallung und merklicher Leuchtung. H, P une 3 verbrannten tarin mit heftiger
Esploflon, waͤhrend lehtere im Cuchlor (oder fog. Chloroxydul) ohne Knall aber
ſehr lebhaft verbrennen, Waſſer Iäst Das 8 bis 1LOfache feines Wigaßes von
legteren, von der fog. Shlorichtfäure Hingegen nur 7 Maaß. Don Bafen bes
rührt zerfällt diefe in Ch und Ch? O5. Ic erhielt beide Gaſe miteinander,
wenn ih KO Ch? O5 mit verkünnter H? Ch? behmikelte, fant pas leg⸗
tere vom erfieren vurch Waſſer ziemlih treunbar, glaubte uber Ihre Ber:
haltens wegen letzteres für Feine fee Verbindung halten zu bürfen.
*) Man bereitet ven fog. Chlorkalk (veffen Heiße Löfung mitdertes KO CO 2
verſetzt, mittelft Wechſelzerſetzung zur Bereitung des KO Ch 2 O5 bienen
kann) fabritmäßig, indem man in frifchbereitetes kaltes Calcithydrat (bie zum
Zerfallen in Pulver mit Wafler gelöfchter, zuvor friſch gebrannter Kalf) Chlor⸗
gas fleigen läßt, bis davon weiter nichts mehr verfhludt wird, Indem has
Chlor dem Hydrat Calcium (Ca) entzieht, vamit Calciumchlorid harfelleng,
oben S. 795, macht es O frei, das mit einem anderen Nntheil Chlor theils
zur Unterhloritfäure (— Ch? O0), theild zur Chlorichtſaäure (Ch 2
O 3% vgl. oben ©. 496) fi verbindet ; zugleich entfteht mehr oder weniger Chlor⸗
hydrat, daß, in Folge feiner Arbäfton den feften Erzeugniſſen pbyſiſch anbäns
gend, fh durch Ginwirkung von Luft und Warme mehr oder weniger verflüch⸗
tigt und zu bem eigentbümlidyen chlorartigen Geruch des Ghlorfalle hauptſäch⸗
Ud beiträgt. Reibt man ibn mit Echwefel, fo erhitzt er fih bis zum Glühen,
vgl. oben &. 515 ff. Erhitzt man Chlorkalk, fo fehreitet Die Ca Ch 2- Bil
bung fort und bamit zugleich die Ausfcheivung von O aus ben CaO zu Guns
fien ber Oxydation der genannten unvolllommenen Chiorfäuren ; es entflcht zu⸗
legt EhlorfäuresGaleit (chlorſaurer Kalk, der geglübet feinen O⸗Gehalt
als O⸗Ga⸗ entläßt, und in Ca Ch? übergeht, alio durch Gluth dahin kommt,
wohin KO, NaO und LO ſchon im Buftante wäfiriger Löfungen ihrer Sy⸗
drate gelangen; denn, laͤßt man z. B. zu kaltem KO + x Ag Gblorgas tre⸗
ten, fo bildet fich zunächfi neben K Ch 2 mehr over weniger Ehlorihtfänure
Kati, mebr phyſtich⸗ als chemifch verbunden mit Chlorhydrat uud Chlor⸗
fäuretatli (die Verbinpun.g in dieſem Mifchungszuftanne führte fonft vie Be⸗
nennung Javelliſche Kguge, und viente zum Tilgen der Obſt⸗Weinſiecken im
weißen Leinen s ober Baunswollenzeugen), dann, wena bie Verbichtung det exrfiem
verſchluckten Ghlosgasmengen bereits zur Temperatur⸗Erhoͤhung beigetragen bat,
mehr und mehr, und enplich nur neben viel K Ch 2 eine entſprechende Menge
von KO Ch? O5, in Mem Berbältnif, wie folgenne chemiſche Blei.
Hung es außprüädt: 6 Atome (oder chemiſche Antheile oder Mifhungs-
gewiähte) KO + 6 Ch? — 5 K Ch? (nebf 1 Atom) KU Ch? O5;
vergleiche oben ©. 495 |. Wird letzteres Ealz fo Tange geichmolgen, bie es
— — — —
801
Berbindung; alſo Ch2 O als Säure au Ca O gebunden vorliege;
inbeffen enthält derſelbe außerbem auch noch Chlorhydrat (=
5% Ch + 72% H2 O0), als Bertreter der Säure ſchwach, viel-
ffigt nur phyſiſch gebunden an CaO H2 O. Man erhält diefes
Hpdrat, wenn man Waſſer mit Ch⸗-Gas fättigt Chei einer Luft-
wärme von 12°-15° C nimmt 1 Maaß Waſſer 2 Maaß Ch-Gas
auf), "und daun bis zu O° C kaͤltet; es kryſtalliſirt in biaßgelben
Schuppen, bie über 0° C erwärmt wieder tropfbar wällerige Ch-
fung darfleßen. i) Läßt man Shwefligtfäure (SO 2) mit Ch
Gas zufammentreten, fo erfolgt, unter Waflerzerlegung und dadurch
vermittelte Hydrogenirung des Chlor, fofort Oxydation der SO2
zu SO 3, die man z. B. dur) Zutröhfelung von in Waſſer gelös-
: tem fogenanntem falzfauzen Barpt (Ba Ch 2) ſogleich und unver
lenabar nachweiſen Tann; vor einigen Jahren zur Prüfung eines
der Shwefelung verdächtigen Hopfens aufgefordert, benupte
ih, nebſt anderen Mitteln, mit zweifelsloſem Erfolge Ch für diefen
Zweck, wobei noch zu bemerfen, daß, gilt ed SO2⸗Gas von CO 2
Gas zu fiheiden die Löfung von 4 Borar in 12 Wafler ein fehr
gates Mittel darbietet, da fie wohl SO2, hingegen nit CO? zu-
rüdsält. x) Dit Azot bildet. Ch, und ebenfo auch .Br und J,
durch Die große Leichtigkeit, mit der fie ſehr heftig verknallen, ger
füprlide Verbindungen; bie erfiere berielben, von allen chemi⸗
ſchen Berbindungen in biefer Hinficht Die gefährlichſte, entſteht
wit darch unmitielbares Zufammenflichen von As und Ch» Gas,
fonbern nur, wenn A zuvor gebunden, die von, dieſer Binbung her-
rührende Anregung noch nicht verloren hat; vgl. m. Grunbzäge I
Segiunt mit Leichtigkeit o⸗Gas zu entwideln, und zunächft hierin zum erftenmal
nodläßt, fo beficht das rüdftändige Ealz aus einem Gemenge von K Ch und
(45 Brocent) KO Ch8 07, %. L Dryhlorfäures Kali oder überchlor⸗
feures Kalt, die fich durch Löfen in Waſſer und Kryfallifiren leicht von
einander ſcheiden Laflen. Die LUeberhlorfäure oder Drydlorfäure
(oben ©. 496 Aum.) felbf trennt man bann vom Kali, indem man das letzt⸗
genannte Galz mit nicht überfläffiger Schwefelfäure befilliet. Ghlorfäure
= Ch2 O5, gewonnen aus KO Ch O5 durch Berfegung feiner waͤſſeigen 2ö>
fung mit Hyproflnorfilicfäure (= 2 Si P6 +3 H2 FB), die mit dem Kali
einen unlöslichen Niederfchlag bildet, und fich fo von ver Chlorſaͤure fonvern Läßt,
Die man num burch Abpunften verrichtet (man kann übrigens auch durch Zufak von
Drasfäure ober von Weinfäure das Kali als fog. ſauret Galz kryſtalliniſch
fällen, va niefe@alge Ko + 2 02 03 und KO +2 T fehr ſchwerloelich And; in
deſſen fällt vie erſteren Weges gewonnene Ch2 05 reiner auß; S. 496 Anm.)
Bei ver Defiillation der ſyrupdicken, ſehr fauren, geruchlofen Ehlorfäure (a. a. DO.
zerfällt Diefelbe in Ca⸗Gas, Oo⸗Gat und Ch2 07. Diefe bat 1,65 Eigengewicht,
iM farblos, ſcheckt Sauer, zieht ſchnell Luftfeuchte an, fievet bei 2000 C; ihr Dampf
züunet Bapier an.
51
802
340 und 843. Gie ſtellt ölförmige, im Wafler zu Boden finkende
- and darin unloͤsliche gelbe Tropfen dar, die nur leiſen Stoßes,
Reibens ıc, bebürfen, um in ihre gaflgen Beſtandtheile gewaltfamf
zu zerihlagen. Als man jüngft in wäflriges ſalmiakhaltendes
Zinnchlorür Chlor treten ließ, um das Zinn in Eplorid zu ver-
wandeln, erfolgte — was freilich den vorliegenden Erfahrungen
gemäß vorauszufehen war — fobald die Temperatur durch die
Verſchluckung des Ch fi hinreichend gefleigert hatte, Heftige Erplo-
Konz; Archiv der Pharmac. Herausgegeben von H. Wackenroder
und Ludwig Bley. Juni 1843. ©. 288 ff. Die oben erwähnte
Unterhlorihtfäure = Ch2 O erpält man au — und zwar
in Form eines gelben, erwärmt leicht verfnallenden Cafes, das fe-
doch vom Sonnenlit getroffen werben Tann, ohne zu verfnallen —
wenn man mit vielem Waſſer (3. B. mit dem #0fachen) verdünn⸗
tes Mercuroxpd (Mr O) in Chlorgas trägt; «6 bilvet id Mer⸗
curchlorid (ſog. Aezſublimat; oben S. 337 Anm.) und entwidelt
fih iened Ch2 O⸗Gas. Diefes wird, in Wafler geleitet, von dieſem
heftig verfhludt, bleicht und zerſtört organiſche Stoffe, verbindet
fh nicht mit Erzmetalloryden, und entzündet leicht orpbirbare
Körper, fobald ſie in daſſelbe eingetaucdt werden, 1) Laßt man,
wie in Scheele's Berfugen, wäflrige Sybrodlorfäure in dem
Berhältniß von zwei Doppeltatomen Hpdrochlorſfäure auf ein
Atom Manganppperoryb einwirken, fo bilden fi neben zwei Ato-
men Bafler ein Kom Mangandhlorür und ein Doppelatom Chlor wird
frei; MnO2-+2 H2 Ch2 = Mn Ch2 +2 H20O un Ch2
Gas; wohlfeiler verfährt man indeſſen zur Darfiellung bes Ch-
Bafes, wenn man drei Gewichtstpeile Kochſalz mit zwei gepulver-
tem Braunftein mengt, dann 24, Schwefelfäure von 1,85 Eigen-
gewicht (alſo SOI3-+-H2O; vgl. oben ©. 658) zufegt, die zuvor mit
4 Gewichtstheilen Waſſer verdũnnt worden, und dann bie dieſes Gemiſch
in ſich faffenve Glasretorte erhitzt und das ih entwidelnde grünlich⸗
gelbliche Gas entweder für fih (und zwar in heißem Wafler) auf
fängt, oder fogleich in FaltesWaffer, oder in Lauge, oder Ca OH 2
O ⁊c. leitet, je nachdem man es anderweit verwenden will. Da
diefes Bas das Athmungsorgan heftig angreift, fo thut man wohl,
wenn man mit bemfelben arbeitet, einige Stückchen Zuder und
etwas Altchol zur Hand zu fielen, um erforderlichen Falles fofort
mit Alkohol befeuchteten Zuder in den Mund nehmen, um fo durch
Bildung von Weingeiſidampf das Ch-Gas verfpluden und in un⸗
ſchädlichen fogenannten Chlorätherbampf verwandeln zu können.
.m) Exhigt man dlorfaures Kali (das beim Zerreißen feiner
Kryſtalle, mie auch beim Zerreiben derfelben,. im Dunkeln Hart
803
leuchtet) m einer Glasretorte, bis kein O⸗Gas mehr entbunben
wird, fo hinterbleibtt K Ch?2, während 6 Atome O⸗Gas entwidelt
wurden. Berzelius fand, daß ſolchen Weges 39,15% O0 entwickelt
werben, und berechnet daraus das Nequivalent des K Ch 2 == 932,
568; Marignac erhielt im Mittel von mehreren Berfuchen 80,161
O-Sas von 100 KO Ch? 05, was den numerifihen Werth jenes
Kequivalents — 932,14 finden läßt, und von B's Ergebniß um,
0,428 abweiht, um welches B's Angabe größer if; vol. oben ©.
791. Beim Erhigen des KO Ch 20 5 wird ſtets etwas von biefem Salze
als weißer Staub mit emporgerifien, audp bemerkt man manchmal
dabei einen hlorartigen Gera des Gafes, zumalmenn es nit ganz
rein ift, fondern Spuren röthlichen Rückſtandes hinterläßt, den Ma⸗
rignac für@ifenfäuretalt Hält, der aber eher von etwas Man⸗
ganſäurekali berzurühren fcheint. 100 Gewichtstheile Orychlor⸗
ſäurekali (Ci. unten) entließen in Marignac’s Verſuchen,
durch Erhitzung, 46,187%, O0⸗Saß, was 58,818 K Ch2 ale Rück⸗
Rand folgern läßt; oben &. 496 u. 787. n) Tritt A2 O6 mit
2 H2 Ch2 + Aq. zufammen, fo bilden fi 2 Atome Waſſer,
während 1 Atom Azotichtfäure + A2 O8 und 2 Doppelatome
Ch frei werden; eine berglcihen Gemiſch dient, vermöge ſeines Ch-
Gehaltes, zu Anflöfungen des Goldes, und hieß daher fonft auch
— weil Gold von den Alchemikern als das volllommenſte ber Die
talle betrachtet, und daher auch König der Metalle genannt wurde
— Königswaffer (Aqua regis oder Goldſcheidewaſſer,
fpäterhin Salpeterfatzfänre, richtiger würde man es Eplor-
Azotichtſäurenennen; S. 596). Berfeßt man 4Gewichtstheile Fäufli-
den Scheidewaſſers (verbännte Azotfäure) mit 1 bis 2 Salmiak oder
‚KRochfalz, fo biſdet es fiih auf Koſten eines Theiles ber Azotſäure und
der Grundlage jener Salze Na Ch? + H2 O und 2 A205 =
NaO A2 05 und H2 Ch2, welche Iehtere Verbindung dann auf
die übrige Azotſäure Osentziepend und H2 O-vbildend wirkt, wie
bemalt; 2 A2 H8 Ch 2 gibt im gleicher Weife an 2 O ber Azot⸗
fäure HA ab, wodurch 2 A2 H 6 bleiben, bie mit 2 Alomen A2
05 und 2 Atomen Waſſer 2 A2H8 O A2 05 gewähren, wäh.
rnd 2 Ch2 frei werben, Azotfäure- Ammonorpb ober fog.
fafpeterfaures Ammontat ober, flatt deſſen, Ayotfäure-Ratron, und
Eplor wird frei, und hatte man zu gleichem Zwede ein Gemiſch
von Alaun (oben ©. 595) Kochſalz und Salpeter nebft Wafler
angewendet, fo bieht ein Theil der an Alumorpb oder Thonerde
ſchwach gebundenen Schwefelfänre dazu, das Na Ch?, unter Bei⸗
tritt und Zerlegemg von Vaſſer (SOS + Na Ch2 A200 = NaO -
S03 mo H2 Ch) und KO A2 O5 zu zerfeßen unb fo Op⸗
51 *
804
brochlorfäure nebft Azotſaͤure mit, und nebeneinander frei”zu ma⸗
den; wohlfeiler arbeitet man aber in biefem Yalle, wenn man flat,
Alaun Schwefelfäure zufeßt. 0) Die aus geſchmolzenem nud ge-
pulvertem Kochſalz durch Schwefelfäure entbundene HSyprohlor-
fäure bildet ein ſehr dehnſames, Waller heftig anziehendes unb ba-
per auf organiſche Bildungstheile aller Art mehr oder weniger zer-
förend wirkendes (3. DB. gepulserten meißen Zuder, fogleich
verkohlendes; Bummi ıc. in braune Gerbfäure ähnliche Ge⸗
bilde verfehrendes) wie ſchon Glauber lehrte: auf ähnliche Weife
die fchleimigen Beimifhungen fetter Dele tpeilweife verkohlendes
und. fo zur Trennung vom eigentlichen Dele vorbereitendes, un⸗
atbembares, fehr faures Sag, das fi mit verſchiedenen Aether⸗
Ölen, 3. B. mit Terpentinoͤl (= C5 H8) zu campperäßnlichen
kryſtall. Maflen (= C20 H 34 Ch? = C 20 H32 + H? Ch 2)
verdichtet, den cigentlihen Campher (= C10 H 46 O) der aug
dem Holze des auf Borneo und Sumatra heimiſchen Campher⸗
Baumes (Dryobalanops Camphora) durch Reinigung .und Subli-
mation gewonnen wird: in farblofen, ſtark lichtbrechenden, glänzen».
- den, auf dem Wafler ſchwimmenden, bei 150° C ſchmelzenden und bei
204 fiedenben, fon in gewöhnlicher Temperatur flüchtigen (auf Wafler
intleinen Stückchen, in Folge des Rückſtoßes iprer eigenen Dämpfe,
fid um ihre Are drehenden), in Waſſer wenig, in CO 2> hale
tigem Wafler mehr, in Weingeiſt, Aether, Aetherölen und Zettölen,
fo wie in geſchmolzenen Starrfetten aller Art Teichtlöslihen Maffen
vorkommt, zur farblofen ölförmigen Fläffigkeit ſchmilzt; und ebenfo
auch Eis, indem es in deſſen Blätterdurchgänge eindringt, hierin
der Azorichtſſure äpnelnd, bie, 3. B. mit A2 O5 zur rauchen—
den feuerroiben Azotfäure verbunden, den Campher in eine auf ihr
ſchwimmende gelbe oͤlähnliche Mafle, fonft genannt Campheröl
verkehrt, welche, wie jene weiße H2 Ch2-haltige, durch Waffer
fogleih in Campher und Säure gericht wird. Wird übrigens der
Campher mit gewäflerter Azotfäure Tange Zeit digerirt und wieder⸗
holt deſtillirt, ſo entwidelt er Daraus A2 O 2⸗Gas, während fih vom
@ampper 1 Atom H2 O trennt und bagegen 2 Atome O hinzu=
tommen; CG10H160O A205 = H20O +CIO H14 O5
mb A2 O2:Gasd. — Flammende Körper erlöfhen im H2 Ch 2-
Gafe, unter Brünung des Flammenſaumes.
3) Fremy fand, was fpäterhin zunächſt Ham. Tromms-
dorff, dann Badenroder und mehrere Andere beflätigten, dag
auch das Eifen, nah Art bes Mangan, fi mittel Berpuffung
mit Salpeter (im fehr geräumigen Schmelztiegel, ber beim Geſammt⸗
gewicht der Berpuffungemafle von 300 Gran wenigſtens für 1%,
805
Pfd. Rauminhalt darbieten Tönnte, und ber nur fo flart erhißt
worden, daß fein Boden und feine untere Wandung ein Paar
300 po über demſelben ſichtbar rothglüht) bis zur vollkommenen
DRetallfäure orybiren laſſe. Dan trägt zu dem Ende, in ben unter-
Halb rot hglũhenden Schmelztiegel, ein moͤglichſt inniges Bemenge
von eiwa 100 Gran feinften Eifenfeil» oder Eiſenbohrſtaubes und
200 Gran trodenfien Salpeters, auf einmal fo in den Ziegel, daß
es — zur Berhätung feiner Schmelzung — etwas feitwärts zur
Lagerung gelangt; es blähet ſich dann ſtark auf, geräth dabei in
lebhaftes Rotherglühen, entwidelt weißen (näper zu unterſuchen⸗
den) nuthmaßlich aus Kaliſtaub beftehenden Raub, und bietet
dann, nach beenbeter, nicht gefahrooller Berpuffung eine dunkelgraue
brödiicgweiße Maſſe dar, die man dem vom euer entfernten Tie⸗
gel mittelft eines eifernen Loͤffels enthebt, und, ſobald fie ertaltet,
im trodnen eifernen Mörfer zerreidtz alfo gerrichen bildet fie ein
erünlichgraues Pulver, das man fchnell in ein wohlgetrodnetes
noch warmes Glas bringen und gegen Luftfeuchte wohlverwahrt
verfihließen muß. Es Kelit das Eifenſäurekali (oder „etfenfanren
Kali,“ KO Fe 08) dar, löst fih in Waſſer mit dunkelkirſch⸗
rother Farbe, die dur Berbünnung in Amethyſtroth übergeht,
jedoch nicht ſedr luftbeſtaͤndig il. Mehr iſt dieſes der Ball bei je⸗
nem Eifenfänrefali, deſſen Säure man (nah Döbereiner) auf
noflem Wege dadurch gewonnen hatte, daß man zu Eifenoryb-
Pybrat (Fe2 03 H2 0) und Kalilauge (KO H2 0 + 3—4
Ag) fo lange Ch⸗Gas treten ließ, als davon noch verfihludt wurbe;
es bilden fih dann, neben K Ch? und KO Ch2 O5 zugleich au
5 Atome KO + 3 Ch? H2 O, die, bei Berührung des Gifen-
oryohpbrat zur Zerlegung gelangend, in 3 Xtom K Ch? und 2
Atome KO Fe O3 übergepen, indem 3 Atom O, entwidelt aus 3
KO durch 3 Ch2 zu den fhon vorhandenen 3 O des Eiſenorydhy⸗
drat’3 treten und es in Fe? O6 = 2 Fe O3 verwandeln. Die
dunkelkirſchrothe wäflrige Löfung entläßt dann bald einen Theil des
in ifr mitentpaltenen KO Ch2 O 5, was. man verhüten Tann burg
Zuſatz von mehr Waſſer; fie Hält fih dann befler, ale wäre fle in
diefer Beziehung gereinigt worden; wahrfcheinlich: indem etwaiger
Berluft an O, den die Fe O 3⸗Säure fonk leicht durch Einfluß dee
Lichtes exleidei, buch O der Ch2 O5 ſtets gebedt wird. 3H 3S,
fowie 3 A2 H8 S (Schwefelammon) entziehen ihr fogleih 8 O,
damit 3 H2 O herflellend, und wandeln die Eifenfäure in grünes
Sähwefeleifen, d. i. in eine Schwefelungsſtufe des Fo um, bie
(ehr wahrfchelnlih der DOrybationsftufe der Eifenfäure enifpriht)
muthmaßlich = Ee S3 und‘alfo eine ſechdte Verbindung des Eiſens
806
—
mit Schwefel im Maximum gewaͤhrt, wie man fie bis hieher noch
niet Taunte; denn zeither galt die fünfte Schwefelungsſtufe des
Eifens = Fe 82, d. i. jene, welche in helmeffinggelben, ſtark
glänzenden, harten und unmagnetiſchen, in verdünnten Säuren un-
auflöslichen Kryſtallen als fog. Schwefellies, Waffertteg oder
Schwefelglanz natürlich gebildet vorkommt, für ein ſolches
Schwefelungshöchſtes (oder Maximum) des Eiſens. Erhitzt
man Schwefelkies für ſich, fo entläßt er 23%, Schwefel Chterauf
beruht die Darftellung Bes Schwefels), und zurüdhleibt eine,
hinfichtlih ihrer Zufammenfegung bem fog. Magnetkies (mag⸗
netifhen Schwefellies) gleichende Schwefelungsfiufe des Eifens, in
der gegen 7 Atome Eifen 8 Atome Schwefel (oder gegen nahe 63%,
Eifen volle 37%, Schwefel) vortommen. an man durch Erhißen
von Eifen mit überfläffigem Schwefel, 3.-8. eines innigen Ge⸗
menges von Eifenfell- oder Eiſenbohrſtaub mit im Uebermaaß bei-
gegebenem Schwefel, unter bald von feiber eintretenden lebhaf⸗
teſtem Rotherglühen an Schwefeleifen in Form einer fpeiagelb-
Ugsduntelbraunen oder ſchwaͤrzlichen Mafle gewinnt, gleicht jener,
welche eine Schwefeliange Hervorbringt, wenn fie glühendes Stab-
etfen (Weicheiſen) oder Stahl durchbohrt (Gußeiſen wird nicht durch⸗
bohrt, obgleich Gußeiſenſtaub mit S unter Ichhafter Ergiähung fich
vereint), und flimmt ihrer Zufammenfegung nach ebenfalls überein
mit bem Magnetlies, der von dem Schwefelftes ſich vorzüglich durch
ſeine magnetiſche Anzichbarkeit unterfcheivet (hie Ießterem fehlet),
befien Härte die des Kalkſpaths übertrifft, deſſen Farbe entweder
ſpeisgelb iR, oder ins Tombakfarbene metallifch glänzend fireift,
und der, wie jene künflihe, wenn fie ber Auflödfung in Säuren
(3. B. in verbännte Schwefelfäure) unterworfen werben, welche
dabei das Wafler zerfegen machen, oder doch H zu entwideln ver-
. mögen (3. B. H2 Ch2) Hyprotpionfäure» Gas ( Schwefel-
maflerfioffes H 2 8) zugleich auch Schwefel zur Ausfcheivung und
Sällung bringen. Beide Schmefeleifen, jenes künſtliche und dieſes
natürliche, find einander tfomer (5.762), und, wie bemerlt —= Fe 2
SB, was wahrſcheinlich in ihnen felber H = 5 FeS + Fe2S3, '
und mithin ſowohl Yon dem Schwefellies (Fe S2) als aub von
jenem, ebenfalls magnetiſchen kryſtalliniſch und metallifh glänzend
ober graulichgelb vorkommenden (etwa Brandkies zu uennenden)
Säwefeleifen verſchieden, welches fih aus FeO SOB Lölnng
durch verweſende desorydirend⸗wirkende Pflanzen und Elementar⸗
Organismen, 3. B. in verlaſſenen Gruben: ıc, zu bilden, und
au in manden Braunloplen» und Steinkohlenlagern fchon fertig,
meiftend neſterweiſe ſich zu Jeigen pflegt. Dies Schwefeleiſen naͤm⸗
807
lich iR Fe 5, und zeiſhnet ih vor anderen Schwefelungsſtufen auch
dadurch aus, daß es mit Wafler genäßt fih entzündet, falls es in
nit zu Tleinen Maſſen anfgehäuft Iagert und von freier Luft be-
ſtrichen zu werben vermag; eine Selbftentzändung, bie, zur Her⸗
Rellung von FeOSOs führend, plebei zum Oeſtern feßr verberb-
ih geworben iſt; wie bean z. B. vor nahe 72 Jahren, bei Kil⸗
kerran in Ayrespire eine große Steinkohlengrade, und vor etwa
24 Jahren, auf dem Wefterwalde, ein beträchtliches Braunkohlen⸗
lager in Brand gerieth. Ob in dem fogenannten brennenden
Berge bei Duttweiler (mein Archiv für die gefammte Ra-
turlehre XIV. 69 ff.), neben ver im Jahr 1660 angeblich zufällig
enificndenen Entzündung, nicht in biefem num fchon 183 Jahre hin⸗
durh dauerndem Brande: Selbſtentzündung des Brandkieſes
mitiwirtte und mitzuwirken fortfährt, und ob die hier vorkommen⸗
den, manchen aflatifch » vulfaniichen Erzeugniffen ähnlichen Stoffent-
widelungen, nicht zum größeren Theile ven Berbrennungen des
Srandkiefes ihre Entfiefung verbanten? Darüber ſteht noch zu ent-
ſcheiden. Diefelbe Schwefelungsfufe des Eifens kommt
übrigens auch zu Stande, wenn man 1 Gewichtstheil Eifenttaub
mit % Schwefel mengt, und das Gemenge mit Wafler gefeuchtet,
unter Abhaltung der Luft, zumal am warmen Ort, in nicht zu klei⸗
nen Maſſen aufgepäuft einige Zeit. hindurch rupen läßt. Das fol
Gen Weges hervorgerangene Erzeugniß ift eine ber obigen, gleichen
Beges erzengten, ähnliche ſchwarze, ins bräunliche fpielende Mafle;
Gemenge der Art, zumal wenn der Schwefelgehalt wenigfiens 2/4
der ganzen Maſſe beträgt, kommen, wenn dieſe einigermaßen bes
traͤchtlich if, zur lebhafteſten Selbſterglühung und darauf folgenden
@iuthocreinigung, unter Entwidelung von H2 S-⸗Gas, das dann,
hatte man die Mafle in einer paflenden Grube aufgehäuft und
hierauf mit Erde überſchüttet, Lemery's fog. Fünftl. Vulkan
gewährt. — In Beziehung der übrigen Eifen-Schiwefelungsverhält-
“ niffe flieht no zu bemerken: dag man Fe2 S3 erhält, wenn man
H2 S-Gas, bei einer Hiße, die 100° C noch nicht erreicht, über
Fe2 O3 hinwegfireihen läßt, und ebenfo auch, wenn man in
Säuren aufgelöstes Fo2 O8 durch mit H2 S gefättigte Alkali⸗
Löſung niederfchlägt *). Ueber Sulppüre mb Sulfide, oder
Durch HB, Alkali gefälltes Fo iſt in Taltem Waſſer wenig, in heißem bingegen
mehr Lößlich, eine grünliche Klüffigkeit varſtellend, vie ich ber Bunge als Gifen-
an» H 8 Baltig, zuſammenziehend ſüßlich vercäth und in manchen Gifenorpouls
Bicärhanat entbaltennen Dlineralquellen einen der Hauptbeſtandtheile bilvet. Sol⸗
qhen Duelten vervan'en wahrſcheinlich auch jene Gebirgkgeſteine ihre Oberflächen:
Schwarzge; venn biefe iſt — We 8; vergl. a a. O. XXVI. ©. 179.
: 808
Tpionäüre und Tptonide ꝛc. vgl. oben ©. 204 Anm, und 322
Anm. Ueber Säurungsfiufen bes Schwefels 593 Anm. und
0658. Wie H2 S aus SO3 H2 O durch Zn entſteht, ©. 522 Anm.
‚ Der ©. 505 berührte fog. Pprophorus wird, obgleih er vor⸗
züglich leicht durch feuch te Luft und durch Anhauchen ſich entzündet
(was auf K-Gehalt hinweiſet) von Mehreren nur als S-haltige
Kohle betramtet. “ |
Ueber Eifenerze, Eifen, Gußeiſen, Stahl ⁊c. vgl. ©.
849, 351 Anm., 373, 377, 583 Anm. u. 596 *).
ey Nicht nur die fonft in Verluſt gegebene überfläffige Hitze der Gohdfen (oden
©.r348), fonpern auch das überflüffige brennbare Gas verfelben, bat man in
neuerer Zeit vortheilhafter wie fonft zu benutzen verſucht. So z. B. finb es dieſe
Ueberfhüffe, die Faber du Faur verwendet fowohl zu ber In Pubbeldfen zu
vollziehenden Friſchung des Robeifens, ald auch zur Weuerung jener
Slammöfen , in welhen Luppenfüde geſchweißt und (mittelt Anwärmung)
geredt werben follen. — Es fragt ſich, ob fich in gewiffen Bällen vie ſo nſt unge
nuͤtzt entweichende SGarbonfäure dadurch nicht vortheilbaft in Garbonoxchbe
- as und vamit in das Hauptrevuftionsmittel der Eiſenerze verwanteln Tiefe, daß
man fie ziwänge, begleitet von Maſſerdampf, den bereits im Ofen in’s Blühen ges
brachten Anthracit zu durchfireichen, was man 3. DB. bort fehr wohl auszuführen
vermöchte, wo man Kalfbrennereien mit jenen Defenbetrieben zu verbinden Ges
legenbeit hätte, und wo man ftatt guter Holz», Stein oder Breftorfs
Kohlen Anthracite zu verwertben fich veranlaßt fieft. Dan würde für ſolchen
- + Ball. 8. einen Kalkofen in ſolche Näbe des Güttenbetriebsofen zu jeken haben,
» &. daß man bie durch MWaflerbampfs Einleitung in den Kallofen von foldem Damıpfe
beſchleunigte Garbonfäure deſſelben in den Hüttenofen unmittelbar einzuleiten ſich
in den Stand geſetzt fühe- Indem dann der MWaflerbampf theils vurch Mind e⸗
zung bes Drudes ver ſchon entbundenen GarbonfäuresAntheile (des in Gluth
verfeßten Robkalles), theils kraft feiuer Aohäfton zum CO 2⸗Gaſe, viefes Gas zum
glühenden Brennfloffe des Hüttenofen® geleitete, würbe ſowohl er felbfi al auch
die CO 8, jedes verfelben feiner Eeit genug O zum Berbrennen 3. B. des Anthracit
. barbieten, anderer Seits aber auch zur Reduetion des Erzes vie erforberlichem
Stoffe (CO und A2) gewähren. — In Beziehung auf Gifenfäure Ci. oben)
bier noch folgende Bemerkungen: a) bringt man Natroncarbimat un Thonerbe
im Schmelztiegel In Fluß, und trägt dann Gifenored hinein, fo entwidelt vieſes
co 2, währen Graf Shafgotfch zufolge (Poggendporffs Anmerlung
XLIM, 141), 2 Nao +A1l209 un Fa 203 zurüdbleiben; das ſolchen
Weges gebilnete Eiſenoxyd⸗Natron zerfällt ſchon durch Zufah von Wafler, das
mit zu Stanve gelommene alumfaure Natron Hingegen Idst fi in dem⸗
felben; daß CuO Gleiches bewirke, war ſchon früher befannt; ») feht man
zur azotfauren Gifenorgp-Auflöfung mehr Kali, ober Natron = over Ammonoryb-
Garbonat, als zur Faͤllung des Ciſenoxyds nötbig if, fo Idst viefes ſich wieder
auf und giebt fo jene fläffige Mifchung, welche ‚früher unter der Benennung
Stahl's Alkaliſche Eiſentinktur in arzneilichen Gebrauch genommen
wurde — in beiden Bällen kommt es nicht zur Bildung von Eiſenſäure, ob aber
nicht im letzteren Falle chemiſche Bindung von H20 die Verbindung vermittelt,
ſteht noch zu prüfen. Roftfie den laſſen ich, 3. ®. aus weißer Seinwand, find
ſie · durch ſtarkes Eintrodinen ihres Hydratwaſſers verluftig gegangen, durch kohlen⸗
ſaures Alkali nicht mehr hinwegbriagen, wohl aber, fo lange fie noch gelb und’
809
4) Dem erfieren Wege der Gifenfäurebildung aͤhnlich (oben
Lem. 36. 804) flellte man ſchon weit früper das fonf unter dem
Namen mineralifihes Chamäleon belannte Manganfäure
Kali (©. 193 Anm.) und damit bie Manganfäure (Mn O3)
dar, jedoch ohre diefe unzerſetzt von ihrer Bafe ſcheiden zu können;
was nicht der Fall iR bei der Ehromfäure (CrO3) bie man
ebeufalls auf aͤhnlichem Wege zu gewinnen vermag, obgleich für
bie Darftellung beider Säuren auch no andere Wege offen fliehen.
Erfigt man naͤmlich einen erdenen Schmelztiegel bis zum Gluͤhen
und trägt daun ein inniges Gemenge von 1 Gewichtstheil feinzer-
malenem (mittelfi der Zöpfer- oder Häfnerpräparirmaſchine, d. i.
die zur Zerreibung des Blafurfapes gebräuchliche Borrichtung)
Brannflein und 3 Salpeter auf einmal hinein, dedt den Ziegel
zu und laßt thn noch fo lange glühen, bis die Maſſe ein erdiges
Anfehen gewonnen und eine herausgenommene Probe Wafler gras⸗
grün färbt, entfernt dann ben Tiegel vom Feuer und verwandelt
Die ihm entuommene Maſſe, fobald ihre Abkühlung es zuläßt, im
ein gröblies, in trodnen und wohl zu verfchließenden Glaͤſern
aufzubewahrendes Pulver, fo befißt man in bemielben, ba ber
Braunftein, d. i. das als Erz brechende Mangan» Hyperoryb Mn
02 gewöpnlih etwas Eifen enthält, ein Gemenge von vielem
manganfaurem und wenig ober fehr wenig elfeniaurem
Kali, die man jedoch leicht zu trennen vermag, wenn man bie
yulorige Maſſe noch warın in kurz zuvor abgelochtem und annoch
heißem, reinftem Waſſer löst, und die alfo bereitete Tattgrüne Löſung
gegen Luftzubrang aber nicht gegen Licht gefchäßt, im verſchloſſe⸗
nen Glaſe cinige Zeit ruhig hinſtellt; es ſcheidet fih dann in Form
eines hellockerfarbenen Bodenfabes, das aus der Eifenfäure durch
Lichteinwirkung hervorgegangene Eifenorpbhybrat FE2 O3 H2 O,
und die nun nur Orpmanganfäurclali enthaltende rein blaue
Flaſſigkeit iſt jetzt eiſenfrei. Erhitzt man im paflenden Schmelz
tiegel ein inniges Gemenge von 1 Gewichtstheil MnO 2 + 2 KO
H2 O (over + 2 NaOH 2 O.:c.), fo erhält man, in Kolge ber
durch die Säureforderung des Kalt (S. 770) eingeleiteten
Dgygenvertpeilung, aus 3 Atomen MnO 2 zugleih 1 Atom
KOMnO3 und 1 Atom Manganorybulorpb (Mn205) S.797,das
mit 1 Atom H2 _O zum braunen Hybrat verbunden Yinterbleibt,
fobald man KOMnO3 durch Löfen im abgekochten heißen Waſſer
friſch Find; im erfieren Galle muß man fie durch H 2 8 oder A 2 HEB in Schwer
feleiienfledden werwanveln, um fie dann durch pafienbe verkünnte Säuren zu ent’
fernen.
810
fordert. Sowohl diefe grüne, wie jene blane Löfung "wandelt
- Ruftzutritt, zumal CO 2sreicher, im violettblaue, hierauf violette,
daun purpurne und endlich rothe Flüffigleit um, d. i. ein Farben⸗
Wwetchſel, dem das KOMnOS die Benennung mineral, Chamä⸗
leon Ci. oben) verdankt, die nun zwar no daflelbe Kalt, aber
‚nieht mehr dieſelbe Säure, fondern flatt derfelben eine, gegen 2.
Atome Mn ganze 7 Atome O (nebft Waſſer) darbietende, und deß⸗
Halb Untermanganfäure oder Orymanganfäure genannt,
enthält. Bom Löfungswaffer dur gellndes Abdampfen befreit,
bifvet Bis Drymanganfäure- Kalt (mie alle aus Orymangan-
fänre und Salggrundlagen hervorgegangenen Erpftallifirbaren Salze)
ins Bläͤuliche ſpielend-ſchwarz erfiheinende, in Wafler mit rother
Farbe Tösliche Kryfialle. Hatte man flatt Kali Baryt mit MnO?2
befandelt, und mitfin ManganfäuresBaryt (Ba0OMnO3) er-
haften, fo läßt fi aus bemfelben die Orymanganfäure ohne Zer-
fehung ſcheiden, wenn man verfährt, wie folgt: man verfeßt
die Zöfung von 3 BaOMnO3 mit etwas verbünnter Schwefelfäure,
ſogleich ſchlagen Ah 2 Atome BaOSO3 als unlösliche Kryftallatom=
Pulver nieder, aber begleitet von durch chemiſche Theilung entſtan⸗
denem 4 Atom duntelbrasnem Manganhyperoxydhydrat, und zuräd
bleibt in der Slüffigteit 1 Atom BaOMn 2 07. Berfebt man num
biefe zurückgebliebene Mare rothe Löfung des fog. Übermanganfauren
Baryt, nachdem man fie durch Abdampfen um ein Beträchtliches
entwäflert hatte, auch mit Schwefelfäure, fo ſcheidet ſich wiederum
der unlösliche Schwefelfäure-Barpt (ſchwefelſaurer Baryt, auch wohl
„künſtlicher Schwerſpath“ genannt) und in der Flüſſigkeit über dem fog.
erbigen, d. i. kryſtalliniſch⸗ pulvrigem weißen Niederfchlage findet fich
dann die Oxydmanganſäure in tropfbarer Form. Man Tann fie im
Dunfeln in der Guerikiſchen Leere, neben Schwefelfäure flärfer ein⸗
bunften, Hingegen nicht dur Erpigen; denn Wärme von 30-40
und Lit, und letztere ſchon bei niederen Temperaturen, zerfeßen fie
ſehr bald in O-@a8 und 2 MnO?2 H2 O *). Diefelbe Säure,
(Mn 2 07) bilvet fi aber auch, wenn man 2 Atom MnO?2 mit
2 Atom gewäflerter SO3 mäßig erhitzt; man erhält fie dann neben
— rn An nn —
©) Mengt man K O mit K O Ch 2 O 5 und erbigt diefed innige Gemenge bid zum
j Schmelzen, trägt dann nach und nadı reines, trodned (roafferfreied) ſtaubig fein
zertheiltes Manganbyperomd in die fließende Maſſe, fo lange erflere von letzterer
noch aufgelößt wird, fo erhält man eine Maffe, die, noch fo lange im Fluß erhalten
bis ein Theil Mn O 2 unaufgelößt bleibt oder ſich ſcheidet, ebenfalld Oxymangan⸗
ſaͤure⸗Kall darbietet. Setzt man diefem Sale KO H 2 O zu, fo bildet fich votes
ver manganfaured Halt unb das gleiche Verhalten zeigt auch die rothe wällrige 23:
fung des fog. orumanganfanren Kalt, ohne daß Q entweicht.
811
MnosOs in Waſſer geloſt und in ber Bindung ihrer Beſtandtheile
| durch die Überfhäffige Schwefelfäure verſtaͤrkt, und mchr..nod,? wie
iene Zöfungen der an Bafen gebundesen Oxrpmanganfänre wirkt fie
in biefer Berbigdimg bleiche ud auf farbige, orgamilche Stoffe faſt
aller Art, hierin dem ſog. oxppirten Waffer over Hydrogen-
Ä byperoryd (H2 O2) gleigend; ein Verhalten, was den Berf.
diefes Handb. vor 14-12 Zapren zu hichergepörtgen Verſuchen ver-
aulaßte Coeflen Archiv für die geſammte Naturlehre XIL ©. 497)
and denen ex folgerie, daß bie erwähnte ſchwefelſaure Flüſſigkeit
H2 02 enthalte, das durch Bindung an. SOs (und Mn0SO03)
| bei mäßiger Erpigung gegen Zerlegung geſchützt bleibe, hingegen
Ä zit wenn: die Temperatur beträchtlich erhöhet wirbd; denn dann
entlaͤßt die Fläffigleit O⸗Gas (weßhalb man, nah Scheele, Os
Gas erhält, wenn man Ano24 SO3 H2 O fievet, wo dann
Mn0S03 gelöst zurdbleibt), und daß ebenfo au die Orymans
sanfäure eine chemiſche Berbindung von 1 Atom Manganfdure
+2H.2 02 ſei, welches Iebtere mutbmaßlich au In der Oxpchlor⸗
fänre an .EChlorfäure gebunden vorlonıme. Das KOMnO3
ſcheint übrigens in der Schwarzfärberei „ohne Eifen“ das KOCr
O3 erfeßen zu koͤnnen; feine Loͤſung wird unter andern auch durch
Mr (laufendes) fo wie durch Siiberamalgan. 2c. augenblicklich zer⸗
fegt umd farblos, während fg MnO 2 H2 O: als brauner Nieder⸗
flag ſcheidet und das Mr feine Fließlichkeit mehr ober ‚weniger
verliert. Schüttelt man bie grime Löfung des KOMnO3, und
ebenfo auch die rothe des KOM207 mit A2 02-Gas, fo erfolgt
| ſogleich Entfärbung, und ebenfo auch, wenn man eine andere Säure,
! 3. B. SO3 beigegeben hatte. In lebterem Kalle fhlägt dann Zu⸗
| faß von Alali aus ber farblofen Fläffigleit weißes MnO H20
nieder; war die Aaflöfung Ferhaltig, fo bräunt fie fih durch 42
O2-Gas *).
5) Das citronengelbe neutrale KOoCrOs, fo wie das gelb-
| lichrothe ſaure KO 2CrO3, das zerrieben ein oranges Pulver
| gibt, während das erflere ein gelbes gemährt, und von denen erſteres
%) Uebergießt man fog. min. Chamäleon mit [che waſſerarmer Schwefelſaͤure, fo ents
voeichen, in Begleitung von Waſſerdaͤmpfen und grauen Dämpfen der 8 0:3, Brom⸗
artig ziechende vinterte Dämpfe, die In Waſſer verdichtet, dieſes carminroth
färben (bei durchfallendem Lichte violett) und bei großer Verdünnung vloletts
bau. Die LMung entläßt, mit drennbaren Gaſen gefchüttelt, indem fie ſich ents
färbt: braunes Mu02 H 2 0, ebenfe auch, wenn fie Schwefel⸗Ehloruͤr beruͤhrt,
um läßt durch dieſes und dem ahnliche Verhalten die Vermuthung offen: daß ed
ich Hier entweder won einer eigenen Erußs der Ehuerung ded Mn oder von ber
weieen Mn 3 © 7 barıbele,
812
3 Theile kaltes und weit weniger heißes, das faure Hingegen 10
Taltes (und weit weniger Heißes) Waffer zur Loͤſung heiſcht, bereitet
man durch Oxydation des Alumſaͤure⸗Chromoxyd⸗Eiſenoxydul oder
fog. Cpromeifenftein (FeOCr2 O3 + AL2 O3), mittel Sal⸗
: peter, unter Beiſatz von Pottafge (unreines KOCO 2) in Schmelz⸗
tiegein, deren man viele auf ben Heerd eines Flammofens ſtellt
und glühet, dann den gefhmolzenen Inpalt der Tiegel mit Wafler
austocht, die dadurch gewonnene Loſung vom Rüdftande (vom Fe 2
03 H2 O) trennt, bierauf aus derſelben mittel AZ O5 oder
dur‘) Holzeffig, unter Entbindung der aus der Poitaſche ſtammen⸗
den CO 2, zuvörberft die derfelben Pottaſche entſtammende, Stlic-
fäure (Riefelfäure oder Kiefelerbe SiIOY), fammt der Alumfäure
(oder Thonerbe Al 2 O3) nieberflägt, und endlich, mittelſt Ab⸗
dampfung das neutrale Salz zur Kryſtalliſation bringt, da es
dann in zweigliedrigen Kryſtallen Courchfichtige, Iuftbeftändige, von
ber Form des Schwefelfäure- Kali oder fog. ſchwefelſauren
Kali, d. 1. in fechsfeltigen Doppelpyramiden) anfhießt, Ber-
fest man dic bis zum Anſchießen gelangte Lauge (Löfung des nen⸗
tralen Salzes) fo lange mit verbännter Ayotfäure, oder mit Holz⸗
efftg, als noch ein feinkörnig⸗kryſtalliniſcher Riederſchlag erfolgt, fo
ſtellt dieſer das durch Löfen in reinem Waſſer und Umkryſtallifiren
in großen Zfeitigen Tafeln kryſtalliſirende ſaure Salz dar. (Heber einige
Sanpgriffe bei ber Bereitung der Chromſäurekali⸗Verbindungen
vgl. m. Theorie der Polytechnochemie. Eifenad 1827 I. 8
©. 499 ff.) Miſcht man zu conc. Schwefelfäure fo Tange eine ge-
fättigte warme Löſung des fauren Salzes, als noch ein carmoifin-
rother Niederſchlag erfolgt, fo befigt man in diefem die durch Löfen
und Umfryftallifiren zu reinigende Ehromfäure; in ber über
ſtehenden Flüſſigkeit findet fi faures ſchwefelſ. Kalt). Das
”) KO +23803 +24 30. Das neutrale KO 805; enthält kein Walter. Ed Hieß
fonft vltrioliftrter Weinfteln, oder auch "Arcanum duplicatum, wurde Häufig
ald Nebenerzeugniß von der Darftellung der Ayotfäure aud KO A 2 05 dur 303
H 2 0 gewonnen, und fondert fi, In Verbindung mit Stitefäure:Kalt, bei
der Bereitung ded Glaſes and Quarz Pulver und Pottaſche, aud Iepterer, ald fog.
Slasgalle ab; ed fließt bei Heftiger Stühkige, verflücktigt ſich aber nicht. Be⸗
Bandelt man ed mit Upstföure, oder votrkfamer mit T Cd. 4. Weinfäure oder
MWeinfteinfäure) oder mit Dralfäure (aut Sanerkleefäure orer Kleſe⸗
fäure gmannt, = O2 0 3: vergl. ©. 506) ꝛc., fo bilder ſich obiged Biſulphat
ded Kalt, dad auch betrachtbar if alt ein Salz: gebildet aus Sos und
KO 808 (da dann Teptered ald Salzbaſe aufgefaßt wird) und Dad fich durch
feine Leicht loͤßlichkeit, lebhaft fauren Geſchmack (MO SO 8 ſchmeckt, weil ed fehe
(wer ſ18lich If, ſchwach Pitterlich) , und feinen Waſſergehalt von dem erfieren
woefentlich unterfcheidet. Man erhält ed gewöhnlich ald Mädkand von der Wefillauten
813
Chromoxyd⸗Sulphat vertsitt übrigens gegen Rall-Sulphat das Sul.
phat des Alumoxyd, und bilvet fo ven, dem gewöhnlichen Alaun
iſomorphen Ehromalaun = (Gr2 03 + 3 803) + KOSO3
+24 H2 O, be in tief amethyſtrothen Octaedern krp⸗
ſtalliſirt, während feine wäflrige Loͤſung grün erſcheint. Die
CHromfänre ſchießt in rothen Kryfiallen an und bildet auch, ge»
ſchiolzen, eine rothe Mafle; Ne zerfließt an der Luft, Löst fich in
Bafler mit brauner Farbe, färbt die Haut gelb (nur Alkalien neh⸗
men den Kleden weg), ergläht im Ammonialgafe, während fie in
grünes Ehromorydb (Cr2 O3) übergeht. Aehnlich verhält fe
fish zum abfoluten Alkohol, der dadurch in AIdehp d CAHSO2übergeßtz
ver Azotſaͤure, wenn man KO A 2 Os mit 2 80 3 B 3 O deſtillirt. Ed wird in
einigen Zeugdrudereten, flatt Weinfäure, Oralfäure oder Gittenfäure ald fog.
Balevage : Artikel oder faure Beserwage, größerer Wohlſeilhelt wegen verwendet,
was jedoch nur für zlemlich befchräntte Fälle mis ficherem Erfolge möglidy if. Man
geroinmt ed aud jenem Ruͤckſtanrde, Indem man biefen In heißem Waffer Iböt, daraus
zur den noch darin vorhandenen Antheil KO sos mittelft Abkühlung ſich kryſtal⸗
Umtsch fcheiden macht, und dann durch. gelindes Abdampfen und Abkuͤhlen daB faure
Sal; ruflallificen läßt; ed ſchleßt zuerſt In dünnen a—sfeltigen Nadeln, dann aber In
kurzen, dicken, zum Theil rhombiſchen Säulen an. Shen Welngeift entzieht Ihm
Eure. Man benupt es inder Chemte, um Effigfäure zu ſcheiden aus KOA ( effigfaurem
Kalt oder Effigfäure:Kal h oder aus Na0A,sderaubPbOA (d. i. ſos. Bletzucker
oder Eſſigſaure⸗Bleloxyd⸗Sydrat = PbOA + H 20 + 2 Ag. in farbloſen zwei und eins
sliedrigen Aryſiallen anfchießend, 14%, Waſſer enthaltend, in 12, Gewichtöthetle kal⸗
tem in weniger beißen Waflerd, auch In Weingeiſt Tddlich ; an der Luft verwlitzemd
und unter Aufnahme von CO 2 zum Theil in BlelorydsCarbonar Übergehend; wie
alle läßlichen Bleioxyd⸗Salze von widrig Füßen, hintennach aufammenzichenden Ges
fänmad und giftig); 200 Gewichtothelle fcyarf getrodmeter von 2 Ag. befeelter Blei⸗
zucker fordern, zur Audfcheldung ded erfien BGhydrats der Effisfäure CA ode O&
HA6 05 +rH2 0) dad font au, weil ed In farblofen, 14,3% Waſſer eni haltenden
Kryftallen anſchießt, (jedoch aud der Zuft noch mehr und biB zu 16% aufnimmt und
dann feine Arxſtalliſirbarkeit verliert) Eiserffig oder etfige Effigfäure genannt
wird, 85 Kali⸗Biſulphate oder, ſtatt Deffen 75 Natron. Blſulphat. — Deſtillirt man
PA H 2 O mit SO 5 H 3.0, fo erhält man im Rüͤcſtande ebenfalld PLOBOR
ald Deſtillat aber A + 2 H 2 0, d. L fog. eoncentrirte Effigfäure In beis
den Fällen wire leicht ein Theil der Effisfäure zu CO 2 und H 2 O oxydirt auf Kos
ſten eined Thetles der 808, fo daB diefe dann theilb mSchweflidhtfäure (808),
theils m Unterfchwefelfäure (U 8 0 5) übergeht, von denen die Teptere dem
Rüuckſtande verbleibt, Die erſtere dagegen dad Deftillat verunreinigt und deſſen Geruch
derrch Iren dem des brennenden Schwefeld gleichenden) abändert; um die Effigfäure
blevon zu fäubern, deſtillirt man fle entweder über Ma O 2 odar über brauned
Bleithyperorxyd (P5OR) ab, da dann 2 802 In ungafige und nicht beftillirbare
8 2 0 5 übergeht, weldye mit MuO ober PbO, fewie mit allen Bafen leichtiläds
liche Salze zuſammenſegt, die In diefem Falle tem Ruͤckſtande verbleiben. — Uebri⸗
gend gehoͤri Kosos zu jenen Ealjen, deren Schmelzpunkt beträchtlich herabgedruͤckt
werden kann, durch Wechſelwirkung eined andern, an fi) ebenfo und noch mehr
Mreusfiärfigen Galged, und die daher auch ald fog. Flüffe der Flußmistel, d. h. ald
Schmelzungh⸗Beforderer benupbar erfcheinen. Berge. &. 205. Anm.
812
2 Theile kaltes und weit weniger heißes, das faure hingegen 10
Taltes (und weit weniger heißes) Waffer zur Löfung heifiht, bereitet
man durch Drybation des Alumſäure⸗Chromoryd⸗Eiſenoxpdul oder
fog. Chrometfenftein (FeOCr 208 + Al2 03), mittel Sal⸗
- peter, unter Belfab von Pottaſche (unreines KOCO 2) in Schmelz-
tiegein, deren man viele auf den Heerd eines Flammofens flellt
and glühet, dann den geſchmolzenen Inhalt der Tiegel mit Wafler
auskocht, die dapnrd gewonnene Loſung vom Rückſtande (vom Fe 2
03 H2 O) trennt, hierauf aus derfelben mittel A2 05 oder
dur Holzeſſig, unter Entbindung der aus ber Poitaſche ſtammen⸗
den CO 2, zuvorderſt die derſelben Pottaſche entflammende, Sil i c⸗
fäure (Kiefelfäure oder Kieſelerde SiIOB), ſammt der Alumfänre
(oder Thonerde Al 2 O8) miederſchlaͤgt, und endlich, mittel Ab⸗
dampfung das neutrale Salz zur Kryfallifation bringt, ba es
dann in zweigliedrigen Kryſtallen Courchfichtige, Iuftbeftändige, von
der Form des Schwefelfäure- Kali oder fog. ſchwefelſauren
Kali, d. i. in fechsfeltigen Doppelppramiden) anſchießt. Ber-
fegt man die bis zum Anfdteßen gelangte Lauge (Löſung des neus
tralen Salzes) fo Iange mit verbännter Ayotfäure, oder mit Holz»
effig, als noch ein feinkörnig⸗kryſtalliniſcher Niederſchlag erfolgt, fo
ftellt diefer das durch Löfen in reinem Waſſer und Umkryſtalliſiren
in großen Afeitigen Tafeln kryſtalliſtrende ſaure Salz dar. (Meber einige
Handgriffe bei ber Bereitung der Epromfäurekali- Verbindungen
dgl. m. Theorie der Polptechnochemie. Eiſenach 1927 1. 8.
©. 499 ff.) Miſcht man zu conc. Schwefelfäure fo lange eine ge-
fättigte warme Löfung des fauren Salzes, als noch ein carmoifin-
rother Niederſchiag erfolgt, To befigt man in diefem die durch Löfen
und Umkryſtalliſiren zu reinigende Epromfäure; in ber über
Nehenden Flüſſigkeit findet ih faures ſchwefelſ. Kali *). Das
”)K0O+2808 +24 320. Dad neutrale KO Sos, enthält kein Waller, Ed Dieb
font vitriolifirter Weinftein, oder auch “Arcanum duplioatum, wurde häufig
ald Mebenerzeugniß von der Daritellung der Ayotfäure aus KO A 2 05 dur sos
H 2 0 gewonnen, und fondert fih, In Verbindung mit Stltefäure:Kalt, bet
der Berettung ded Glaſes aus Duarzs Pulver und Pottaſche, aus lepterer, ald fog.
Slasgalie ab; eb fließt bei Heftiger Gluͤhhigc, verflücktigt ſich aber nicht. Be⸗
handelt man ed mis Agetfäure, oder vorkfamer mit T «d. 4. Weinfäure oder
Weinkeinfäure) oder mit Dryalfäure (auh Sanerkleeſſure orer Klees
fäure genannt, = O2 0 3: vergl. S. 506) zc., fo bilder fi obige Bifuiphat
ded Kall, dad auch betrachtbar iſt at en Salz: gebildet aus 803 und
KO 803 (da dann letzteres als Salzbaſe aufgefaßt wird) und das ſich durch
ſeine Leicht loslichkeit, lebhaft ſauren Geſchmack (KO BO 3 ſameckt, well es ſete
ſchwer Idelich If, ſchweach bitterlich), und feinen Waſſergehalt von dem erfieren
weientlich unterſcheldet. Man erhält ed gewoͤhnlich als Aachſtand dan der Wertllauten
813
Epromoryd-Gulphat vertritt übrigens gegen Kali⸗Sulphat das Sul.
phat des Alumoxpd, und bildet fo ven, dem gewöhnlichen Alaun
iſomorphen Ehromalaun = (Cr2 O3 + 3 SO3) + KOSO3
+24 H2 0, de in tief amethyſtrothen Octaedern Iry
Raflifirt, während feine wäflrige Löfung grün erſcheint. Die
GCHromfänre ſchießt in rothen Kryſtallen an und bildet auch, ge⸗
ſchmolzen, eine rothe Maſſe; Me zerfließt an der Luft, 1öst fih in
Bafler mit brauner Farbe, färbt Die Haut gelb (nur Alkalien neh⸗
men den Flecken weg), erglüht im Ammonialgaſe, während fie in
gränes Chromoryd (Cr2 O3) übergeht. Aehnlich verhält fle
ſich zum abſo luten Alkohol, der dadurch in Aldeh pp CAHSQ2übergehtz
ter Azotſaure, wenn man KO A 2 Os mit 2 SO 5 H 2 O dbefiilliet. Es wird In
einigen Zeugdrudereten, ſtatt Welnfäure, Drakfäure ober Gitronfäure ald fog.
Ealevage : Artikel oder faure Besorvage, größerer Wohlfellpelt wegen verwendet,
wad jedoch nur für ziemlich befchräntte Fälle mit fidherem Erfolge möglih If. Man
gewinnut ed aud jenem Rüdita::de, Indem man diefen In heißem Waſſer Idöt, daraus
zuerft den noch darin vorhandenen Antheil HO 805 mittelſt Abkühlung ſich kryſtal⸗
linuich ſchelden macht, und dann durch gelindes Abdampfen und Abkuͤhlen dad faure
Salz kryſtalliſtren läßt; ed ſchlet zuerft In dünnen s—sfeltigen Nadeln, dann aber in
Buryen, dicken, zum heit rhombiſchen Säulen an. Schon Weingeift entzieht Ihm
Saure. Man benupt es Inder Chemie, um Effigfäure zu fcheiten aus KOA ( effigfaurem
Kalt oder Effigfäure:Kat h oder aud Na0A, oder audPbOA (d. i. ſos. Bleizucker
oder Eſſigſaure⸗Bleloxyd⸗ßydrat = PBOA+FH2O +? Ag. In farblofen zwei und eins
gitehrigen Kryflallen anfchießend, 14°, Waſſer enthaltend, in 11, Gewichtsthetle kal⸗
teu im weniger heißen Waflerd, auch In Weingeifi Tödlih; an der Ruft vermwitzemd
und unter Aufnahme von CO 2 zum Theil In Bleloxyd⸗Carbonat uͤbergehend; vote
alle töslichen Bleioryd⸗Salze von widrig ſuͤßem, hintennach zuſammenziehenden Ge⸗
ſchmact und giftig); 100 Gewichtothelle ſcharf gettodneter von 2 Ag. befreiter Blei⸗
zucker fordern, zur Ausſcheidung des erſten Gydratb der Eſſlgſäure CA oder OA
H 6 Os M 2 0) dad ſonſt auch, well ed In farbloſen, 124,3000 Waſſer en haltenden
Kryſtallen anſchleßt, (jedoch aus der Luft noch mehr und bis zu 16% aufnimmt und
dann feine Kryſtalliſirbarkeit verliert) Eiserfig oder eifige Effigfäure genannt
wird, 85 Kall⸗Biſulphate oder, ftatt defem 75 Natron. Blfuiphat. — Deſtillirt man
PROA H 2 0 mit 80 5 H 20, fo erhält man Im Hüdftande ebenfalls PL0808
ald Deftilat aber A + 2 H 2 0, d. L fog. concentrirte Effigfäure. In ber
den Fällen wirt leicht ein Theil der Effigfäure zu CO 2 und H 2 O orydirt auf Ko;
fin eines Theiles der SOs, fo daB diefe dann theilb In Schweflihtfäure (808),
theils in Unterfchwefelfäure (B 8 O 5) übergeht, von denen die Teptere dem
Rhdfiande verbleibt, die erfiere dagegen dad Deftillat verunteinigt und deſſen Geruch
Burch ihren (dem ded brennenden Schwefeld gleichenden) abändert; um die Effigfäure
bieson zu fäubern, defiillixt man fie entweder über Ma O 2 oder über braumes
Bleiäyperoryd (PbOR) ab, da daun 2 802 In ungafige und nicht deftilliicbare
8 2 0 5 übergeht, welche mit MnO sber PhO, forwie mit allen Bafen leicht lbe⸗
tiche Salze zufanımenfegt, die In diefen Falle Tem Ruͤckſtande verbleiben, — Uebri⸗
gend gehoͤri Kosoz zu jenen Ealjen, deren Schmelzpunkt beträchtlich herabgedruͤckt
werden fan, durch Wechſelwirkung eined andern, an ſich ebenfo und noch mehr
firengfibffigen Salzes, und die baber auch ald fog. Flüffe der Flußmittel, d. h. aid
EdymelzungäsWBefbrderer benusbar erfcheinen. Bergl. &. 208. Anm,
8i4
fie wird dabei unter lebhafteſter Feuerentwickelung zu Cr2 93
besorydirt; indem 4 Atome CrO3 = C4 012 drei Atomen Als
kohol = C12 H 38 O0 6, unter Bildung von 6 Atomen Waſſer,
12 H entziehen, verwandeln fie die 3 Atome Alkohol in 3 Atome
Aldepyp—=3mal C4 H8 O2, und gehen fie felber über in 2 Atome
grünes Ehromsryb = 2 Cr2 03, Dan kann übrigens biefes
grüne Oxyd noch auf verſchiedenen anderen Wegen gewinnen;
3. DB. wenn man das durch Ausfällen von im Waſſer gelösten
Merturorydul-Agotat (Mr2O A2 05) durd gelöstes KOCr
O8, in Form eines lebhaft ziegeleothen Pulvers gewonnene Mer⸗
turorydul» Epromat (Mr20CrO3) in einer Olasretorte ausglühet;
es entbindet fih O-Gas (das wie jened, welches durch Ausglühen
von rothem Merkurorpydp — MrO gewonnen worden, fietd etwas
MreDampf zurüdpält, und daher 3. B. zum Athmen nicht verwen-
bei werden darf) und Mr-Dampf, ver zu tropfbarem Mr ſich ver»
dichlet, und zurüdbleibt Cr2 O3, das in der Porzellanfabrikation
in Fällen benußt wird, in welchen es gilt, ein eben fo reines als
fattes Grün, anf oder unter ver Lafur, in Form einer durchaus
gluthbeſtändigen fhönen Farbe zu verwenden, während für ander=
weiten Barbenverbraud jenes Cr 2 03 fih vorzugsweife eignet,
welches durch hinreichendes Erhigen von 2 Atom des Chromchlo⸗
rär (Cr2 + 3 Ch 2) in offenen Gefäßen. ober in einer Retorts,
in welche währenn ber Erhißung O⸗Gas geleitet wird, als Rüd-
fland verbleibt, während Chromhpperchlorid⸗Gas, das aber
hiebei in O⸗Gas und Ehrom-Eploridgas (== Cr 2 Ch 10) zerfällt, ent⸗
weichet. Keine der übrigen Darfiellungsweifen gewährt ein fo lebhaftes
Chromgrun, ale dieſes Berfahren; 2 Cr 2 Ch 6 geben demnach)
im Rüdfande auf Koflen des O der Luft gebilbetes 1 Atom Cr 2
O3 und 1 Atom Cr 2 Ch12. Das Ehrompyperhlorid bringt
edenfalls Alklohol zur Entflammung, und bildet ſich, in Wafler ge⸗
bradt, indem «8 6 Atom deſſelben zerfegt, um: in 2 Atom CrO3
und 6 Atom H2 Ch2. Das EpromdKlorfr gept übrigene, nach
Maapgabe feiner Bereitung, in zwei verſchiedenen Zufänden feines
chemiſchen Beftandes hervor, hierin dem Chromoxyd vergleichbar ;
oder, mit anderen Worten, es gibt zwei iſomertſche (oben S.
762) Oxygen⸗ und Chlorverbindungen des Cr. Erpigt man naͤm⸗
lich das in gelinder Hitze volllommen ausgetrocknete Oryb mit
Säuren, fo löst es fi darin vollkommen und leicht auf, treibt
man aber die Erhigung bis zur Gluth, fo geräth es von felber,
während der Dauer eines Augenblids, in fehr lebbaftes Ers
glühen (gleichviel, ob es im offenen Schmelztiegel oder gegen
Luftzubraug geſchützt erhiät worben), und nun If es, abgleich es
815
„weder an Os@epalt verloren noch irgenb gewonnen hat, in Säuren
unauflöslich. Ebenſo entficht durch Auflöfen des ungenlüheten
Chromoxyd in Hyprodlorfäure dunkelgrünes zerfließlihes, das
ihm beigegebene Wafler Hark zurädhaltennes Chromchlorür (CrO
3+3H?2 Ch 2 = 3H 2 O und Cr Ch6),2 das bis zu 200° C
erhißt, unter Aufblähen eine pfirſichblüthrothe Farbe annimmt
und in feuchter Luft wieder zu ber bunfelgrünen Auflöfung gerflicht,
die es zuvor barftellte; laͤßt man aber die Erhitzung innerhalb
einer Atmosphäre von Chlorgas vor ſich geben, fo büßt es feine
fräpere Faſſungsfähigkeit (Capacität) für Waffer gänzlich ein, indem
e8 unter Beibehaltung feiner Pfirſichblüthröthe eine Maffe
| darftellt, die im Waſſer gänzlih unlös lich if, und von Schwefel-
| fäure, die die Jerflichliche pfirſichblüthrothe Maſſe augenblicklich zer-
| feßte, weder angegriffen noch zerlegt wird. Glühen an ber Luft
| bringt fie jedoch, gleich der dem Wafler zugänglichen Maffe, zur
| Eplorentlaffung und O-Einfaugung, fo daß auch fie, wie jene, durch
Glãhen in grünes Epromoryd übergeht. ) — Ludwig's und
| *) Zu gewerblicden Zwecken gewinnt man das geüne Chromoxyd am wohl:
feilßen, wenn man ben mit Salpeter Cim oben ©. 8i® bemerkten Berhältniß)
seglübeten Chromeiſenſtein in Waſſer löst, vie Löfung durchſeibet und mit Schwefel
Est; es bildet fi dann Fünffach⸗Schwefelkalium CH 8 5), pas auf vie
Ä Giromfäure deſoxvdirend wirkend, graugrünes Ebromorypänprat niebers
| ſchlaͤgt, das getrodnet grün erfcheint und nun das verlangse Oxyd darſtellt. — Das
| K85 or Kalium-Sulphid oder Kalium Tbionip im Maris
mum (ned Schwefelgehaltes) bereitet man auch dur Zuſammenſchmelzen von
gleichen Bewichtstheilen oder minbeftens: von 94 8 + 100 K 0 C 0 9 Schwefel
und Kalicarbanat; es bildet fich unter Entwicklung von 0 0 2 Gas und, fofern
Syrrat-BBafler mit zugegen war im KOCO®, auch von HR 8 Gas, 1/, Kali: Sulpbat
uns RKS 5, die, als inniges Gemenge, eine Leberbraune, fpröre, nah HU 2 8
riechende und fchmedente, an der Luft zerfließliche, in Wafler mit gelber Sarbe
Usliche Maffe varftellen , die fonft: auf trodnem Wege bereitete Schwefelleber
genannt wurde, und noch gegenwärtig in Apothefen unter viefer Benennung zu
Gaben iſt. Berfegt man ihre Löfung mit irgend einer Säure, fo reicht beren
Elektricitãts⸗GErregung, mittelſt des am 8 entwidelten — E und dem am Kerreg-
ten t E bin foviel Waſſer zu zerfegen, daß bad K mit O zu K O und fo mit ber
erregenden — E geladenen Säure zum Salze fi zu verbinden vermag, während
das Dabei frei werdende und in dieſem Entlaſſungs-Zuſtande elektropofitive H 2 hen
werhältlich ebenfo vielfachen aber eleftronegativ geladene 8 in fih aufnimmt, und
beide fo zu H8 8 Gas zufammentreten. Derübrige 8 jchlägt fi, mehr oder weniger
HA 2 8 au ſich verdichtend, in Form eine® weißen ıgelblichweißen) Pulvers, fonf
Shwefelmitä genannt, nierer. (Zufammengefehte Stoffe exbalten
bei ner Mifhungsberügrung eine ihrer Zufammengefegtheit ent
ſprechende gegenfeitige entgegengelegte Gleftsifirungs:&tufe, unb
eeafo au einfache gegen einfache) Dafielbe geht, iu Beziehung auf Wafler-
Serfegung au vor, wenn das trodene Hydrat des KO OO 2 (oder Na0 C
© 2x. mit 8 erbigt wird; weshalb dann auch hiebei ganz betraͤchtliche Mengen
>
816
v — — ——— — \
Böttger!s Erfahrungen gemäß erhält man fehr reines Ehram-
o xv d, wenn man 240 Bewichtstheile Kall-Bihromat (= KO-+-2CrOB)
von H 2 8 neben ber CO® entwidelt werben; es hebt nemlich die CO 8, im
‚Momente ihres Freiwerdens, ebenfalls das elektriſche Gleichgewicht ver Stoffe
zu Bunften ver Wafferzerfegung auf, die, binfichtlicy ver O-Borkerung und Bindung
von den erft erzeugten Diengen des mit 8 in Berbinbung getretenen K ausgeht,
bas wieder oxydirt wird, fpäter aber wieber der Reduktion burch weiteres B und
bleibend unterliegt, wenn nach und nach alles Waſſer zerfeht und alles H veſſelben
wit 8 verbunden entwichen if; es entwidelt ſich dann nur noch etwas CO? Bas
und zulegt hört auch viefe Sas-Entbindung gänzli auf. Grhigt man 8 mit KO
ESOTX Aq (bi. Kalifauge over Aehlalisfauge mit unbeftimmter Menge
Waſſer) fo bilder ſich nicht KO 805 (neben dem K85) fondern K023S0 d, I. Uns
lerſchweflichtſſure-Kall oder hypoſchweklichtſaures Kali; wird diefed Satz
durch waͤſſrige Säuren zerfeht, fo zerfallen die 2 Atome feiner durch die Säure ausge⸗
triebenen Unterfchweflichtfäure fofort In 8 (der ſich neben dem übrigen Frei werdenden.
auöfcheidend niederſchlaͤgt) und in SO 2, und wird nun zugleish durch dieſelbe Zer⸗
fegungd: Saure Hydrothlon (Schwefelwaſſerſtoff, H 2 8) zur Entfiepgung und
Entwidelung gebracht, fo gemähren dann 2 Atome diefed H 2 8 + 8 O 2 zwel Atome
Wafler, während 3 Atome 8 nisderichlagförmig frei werden. Auch auf trodnem
Wege bilder fi) anfänglich mehr oder weniger K02S0, und vermuthlich auch KO ges
bunden an Schwefelunterfhwefttihtfäure Pte Fordad und Gelis
enttedten = 8 4 O 5; (vergl, Annalen d. Pharmac. XLV. 225.) und Unterfchwefs
lichtſchwefelſaure (2 SO BO 8 = 8 5 O 5), die 1841 yonkanglotd dadurch
erhalten vourde, daß er Kalibiſulphit⸗-(Ko + 2 802) Ldfung einige Tage Hin:
durch mie Schwefel (mit fog. Schwefelblumen) digerirte, wobel jedoch, Baumann
zufolge, die Temperatur den 70° R. = 879, SC nicht überfielgen dürfen, — und dann
durch Abdampfen und U en kryſtalliſirte; gelingt diefe Bereitung, fo färbt der
Schwefel während feiner Aufloͤſung die Flüffig’eit gelb, gebt nun aber (muthmaß⸗
lich, indem er fich ded In der SO 2 enthaltenen O theilweiſe bemächtigt) zur farblos
fen Verbindung über, die heiß filtrirt und Hierauf erkaltet zunachſt Kosos im
Niederſchlagsform entläßt, dann aber dad erwähnte neue Sal KOSs 05) im
Form von Kryſtallen, die von etwad 8; Staub bedeckt, durch Loͤſung in möglichfk
wenig Waffer und Umkryſtalllſiren gereinigt werben koͤnnen und jept zu fchönen Pris⸗
men anſchleßen; in einer unten verfchloffenen Glaroͤhre erhitzt, gerfällt ed In Kosos⸗
gafige BO 2 und fublimirten, ſowie theilweife geſchmolzenen Schwefel. Die Loͤſung
des Salzes entfärbt rothe fchroefeliaure MaQsAuflöfung, fällt Mr 2 O⸗-Saljze ſchwarz,
MrQ:Salye weiß, Ph0sSalze, fowie die des Bink:, Kupfer:, Nickel-⸗, Kobalts, Ei⸗
fens und Uran :DymbB, dedgleichen jene des BaO, SrO, CaO, MgO und Al!2’05
garnicht; dagegen die ded AgO gelblich weiß, fi bald ſchwärzend; Verhal⸗
ten, welche die Elgenthuͤmlichkeit der Unterſchweflicht ſchwefelſaure? außer
Zweifel fegen. Digerirt man, Baumann zufolge, die Röfung ber NaOSE 025
oder der Ca0S202 mit 8, fo verwandeln fich diefe Salze ebenfalls in ſolche,
deren Säure nicht SB O 8, ſondern S3 0 51. Die Unterfhweftiätfäure
(80) kannte man fonft nur In Ihren Saflzverbindungen, wie man fie denn auch nur
auf diefem Wege darſtellt; fet ed, Indem man Zu in wäflriger Schweflidhtfäure auf:
net, wo damı fegtere ı Atom O an dab Metall abgiebt, und diefeb nun, ald Dyyb
verbunden mit 2 Atem SO, In dee Flüffigkeit fich findet, während Ze O B2 OR Erys
ſtalliniſch ſich aubſcheidet, oder dadurch, daB man In Warner geldote Schwefelleber
©. 315 Anm.) fo lange der Luft ausſetzt, bis ſie far entfaͤrbt iſt, oder Im friſch be⸗
reitete Schwefellebers@ifung fo Iange SO 2 treibt, ald noch 8 gefällt wird. Berfepte
87 ©
vw — — — on
mit 32 Theilen Lindenkohle, 10 Salpeter, 3Schwefel und 6
eSalmiak innigſt mengt und das Gemenge im Schmelztiegel durch⸗
glübt; es verbrennen dann Kohle, Schwefel und Waſſerſtoff auf
Koften eines Theiles des Saucrfloffs der Aiot: und Chrom» Säure,
und grünes Ehromoryd,bleibt nad dem Auswaſchen zurüd. Löst man
gränes Chromoxyd in Oralfäure auf und verfegt dann bie Auflöfung
mit einer Auflöfung von Eplorkalt, fo ange noch Trübung erfolgt,
fo ſchlägt ſich, E. Dingler zufolge, Ealcitoralat (CaO C203)
nieder, während Ehromfäure in der Flüſſigkeit verbleibt. — Diefe
Säure, fo wie bie Zitan- Säure (Ti O 2; pulvrig weiß, in Säuren
aufgelöst dur Sn zur dunkelvtoletten, durch Zn zur dunkel.
blauen Flüſſigkeit übergehend, die durch Kali oder Ammontat jur
Bildung farbiger Nicderfhläge gleicher Art gebraudt werben kann,
weiche ſchnell gewaichen und dann getrodnet im fog. luftleeren Raume,
Mineralfarben geben, vie dur Abreiben mit Del gegen
Orydation — mit Waſſer bededt entzießen fie demſelben O und ent-
binden baraus H-Gas — und damit gegen das Beißwerden geſchützt,
ſchaͤzdare Delfarben gewähren dürften) die geglühet titronengelb
— —
men nemlicqh ſolche 2 80 enthaltende Salz⸗Eoðſung durch eine kein O absretende
Eaure, fe wurde die Unterſchwefllchtſaͤure zwar ſogleich frei, zerfiel aber in demſelben
Augenbiece In 8 und 802; indeſſen gelang ed fpätschin Langlois, fle von dem
PbO zu fcheiden durch H 9 8. MWerfept man, PbOA > Röfung mit KO + 280: oder
auch mit ZuO 7280 s Zöfung, fo ſcheldet fich, In Folge von Wechfelsrriepung, PO + 280
in Zerm eined welßen Niederfchlaged aus, der dann durch H 2 8 InPhS, H 2. O und
50 + Ag audeinander tritt, Die alfo geſchiedene BO: Gäure ſchmeckt ſtark ſauer,
läßt ſich durch Bertampfen in der Guerick eſchen Leere entwärern, und 2 Atome
Berfelben werben tanıı Durch Erhihzen in 8 und BO2 zerfept. War fie Hingegen annoch
seroäflert, fo erträgt fie Erwaͤrmung ohne Zerfepung zu erleiden; wie denn auch trock⸗
ws 2 K0 7282082 = K2784 06 durch Erhihzung In Ks und Koss O5
yerfällt. Leber Ihr von Fuch 8 und dem Verfaſſer diefed Hobs. beobachteted Vor:
Iommen in Diineralquellen, vergl. m. Grundaz. 1894. Mebrigend bildet 8O, wie ſchon
aus dem Borſiehenden erfichtlich, mit Baſen Salze, in denen die Baten halb ſoviel
O enthalten ald die Säure; daber 3. DB. giebt ed kein neutraled KOSG, fondern nur
KO +280 ic. Die Unterfhwefelfäure = 8 8 0 5 ehipält dagegen in Ihren
weutralen Salzen smat fo viel O, ald die Baſe, während In den Salzen der Schwer
felfänre (SO 5) die Edure dab Dreifache des O⸗Gehalts der Ba’e darbietet, und
jwar ſowohl, wenn ein Atom O haltige Baſe mit ı Atem Säure, ald wenn eing
trei Atom O enthaltende Baſe mit 5 Atomen Säure zu einem Galje verbuns
den erſcheinen. Ju den Salzen ver Schweflichtſure (S02) dagegen enthält,
wie bei Mr SO, die Saͤure dappelt fo viel O, ald die Baſe; mirhin iſt 3. B. tab
KeflsEal; derfeiben = KO + 802. Uebrigend übt die 802 ihr Bermögen, thier⸗
Uche Eitoffe miitelft Deſoxydation zu bielchen auch noch, wiewohl geſchwächt, in
Seen Altalt: Berbindungen aud; pflanzliche farbige Stoffe bleicht fie Dagegen haupt:
ſadaich nur ald frrte Säure, ſehr gut Hingegen Obſtflecken alb ſaures Salz,
wie man ed trafiallinifch erhält, wenn man 802:®a6 folange im K0COs Röfung
kKtter, ald noch tenſtalliniſches MO + 2 SO 2 fich fcheitet; vergl. oben S..015, Anm.
52
818
wird, erlaltenb aber wieber weiß ericheint *) und ebenfe ohne
Zweifel auch bie des Banad, Hran**), Scheei***) und Moybe
a) Die Titanfäure kommt rgkallifirt vor Im Rutii (bräunlidh rothe, Durdhfchels
)
nende Krrftalle; vielleicht gefärbt durch kleine Antpelle neben den Säure ; THeilchen
Tagernden Metalid ?) und im Anatad, Zu gelbem Pulver außgeglühet, wird Vie
Tünftlich dargeflelite nur von erhigter conc. Gchmefelfiure und von Hpbrofluerfäure
aufgeldöt. Sphen und Titanlt find caoTior T Ca0Bi03 oder Gilietitanfaurer
Kalt; Pyrochlor it Ca0Tioa; Polymigtr if titanfaure Zirkonerde (Zr 8% O 3
+ 3 Tios; Titanetfen = Feo0Tio2. — Die Ehromfäure fommt In DBerbin:
Yung mir Bleioryd ald fog. vonged (rothgelbed) Sibüriſches Bleterz = PbOCrOS
vor, deffen Analyſe Baugquelin’d Entvedung ded Chrom herbeiführte. Das Cr iſt
ſtahlgrau, fehr hart und fpröde, im Effenfeuer kaum fchmelzbar und von fehr nahe
6 0 Eigengewicht. Säuren greifen ed faum an. Mangan (entdedr bon Kalm.
Sahn und Winterl 1770, von Bergmann und Scheele 1774) ſtellt ein we⸗
nig glänzend grauweißed, mit Sillc und Fe verbumden äußerft harted (Slad Leicht
ſchneidendes) für fich ein weiched und Höchft fixeng flüffiged, 6,0 Eigengewicht bes
ſitzendes Metall dar, daB fidy an der Luft und im Waſſer (unter H 2 Entwickelung)
ſchnell oxydirt und dadurch im ſchwarzgruͤnes Pulver zerfällt. Dem Titan fieht in
chemiſcher Binſicht nahe Das fehr feltene eiſenſchwarze Tantal (Ta), dad, entdeckt
von Batches 4804, und ven Eckeberg 1802 bid jept nur ald Säure, gebunden, in
den braunen und ſchwarzen Zantallten, an Yttererde und Kalt, ſowle an Ciſenoxydul
und Manganorydul, vergefommen. Die Säure (= Ta 0 2) iſt weiß, erdig, außdge:
gluͤht In Säuren unaufibölich ; Hauptbeſtandtheil im Tantalit. Gerer(Ce, ver Spradys
ablettungd:Regel fälfylich auch wohl Eer, beſſer Demeter genannt) deſſen Oxud
von Klaprorb 1865 and dem Gerer, d. t, dem fillcfauven GeremsDsyb gefchte:
den, Ochrotterde genannt, In demfelben Jahre aber von Berzellub und Gt:
finger entdeckt und metalliich — In Form eined grauen, berm Erhitzen an der Ruft
zu simmtbraunem Oxyde verbremenden metalltfichen Dulverd — dargeſtellt wurde;
bildet mit O zwel Drybe, ein weißes und das erraͤhnte braune, dab aber wahrfcheins
lich noch die Oxyde von zwei neu entdeckten Metallen, ded Ranthban= Le, und des
Did ym oder Divymium = D enthält. ZDanthan umb Didym bilden eine befon-
dere Gruppe von Metallen, die den Uebergang von den Erzmetalln zu den Exrds
metalien mache und daher füglihf dur Erderzmetalle bejeldinet werden
kann.
Ald Suborxyd von Klaproth 1789 eutdeckt, der ed für dad Metall felbft Bielt,
wäsrend diefed angebliche Uran (U) nad Peligot U2 + Oos iſt. Dad reine U
iſt metalliſch glänzend emtweber pulverig ſchwarz oder filberglänzend fe, und
fommt Im Uranglimmer und vorzüglih in der Pechblende vor, In ber ed aid
Oxyd mir Etfensärfenür (Bleiglanz, Schwefeleifen, Fahlerz, Schwefeltupfer
und carbenfauzed Kupferorpd) verbunden bervsitritt. Salzfäure greift diefed Arfenür
: nicht an. Azotſaͤure oryairt ed Hingegen, fo wie dab U2O2, Ieptered zu dem gelben
Uranorxyd⸗Gydrat oder der Uranfäure = TO2 H2O, 1dßt fegtere mit gelber
Farbe auf und laͤßt erſteres ald braunrothes Pulver zurük; aud der gelben Aufld⸗
fung fehlägt fired Alkall gelbes, faured, uranfaured Nitall G- ® Nao
tz 002 480), nieder, das in ber Porzellan⸗Malerei benupt wird. Ammoniak Bils
der damit, einen fehr beſtaͤndigen gelben WMiederfchlag, der Im Eohlenfauten Ur:
monoxyid aufloͤrlich IR (was In den. Stand fegt, ihn noͤthlgenfalld von fremden Bei⸗
miſchungen zu fäubern) und der, ausgegluͤhet, Amoniak, Waſſer und 2 O0 Sad ent
1ä6r und num dab Uran ald dunkelgrünes Oxydul (Us O 5) von 7, 51 @igeng
Dad ded Drndulsgalat = U803CE O3 IR = 2, 90) Hinterläßt, dad Ach Im
Exıem mit grüner Farbe auflbdt und In ‚ver Porzellanmalerei zur Därkellung ei-
.
.
®
819
bän *) laſſen leicht gu Metall herſtellen (rebuciten) wenn man ihre
Iumondlor-Berbindungen in einer paſſenden Glasroͤhre erhitzt und biefe
nes einen Schwarz verwendet wird. Dad zuvor ermägnte reine U warde von
Peligot aud tem Dralat ded Oxydul und aus dem Uranchloruͤr targeflellt.
*5 Scheel oder Wolfram (SI oder W) kommt nur ald Sure SIO3 oder Wos
vor, jedoch nicht frei, fondern gebunden entroeder an CO, wie ſolches im Tungflein
ver Fall if, in dem Scheele 41781 die Säure entdeckte, oder an Manganoxydul
zur Eifenorydul in Form großer, braͤunlich cifenfchwarger metallifch alänzender Kry⸗
nalle, wohin Dad unter tem Namen Wolfram bekannte Geflein gehört. (2 Mao
8103 + FeO81Q5) dem man die Säure am lelchteften durch Ammonlak entzieht;
das Dadurch geblidete ſcheelſa ure Ummonoryd (A 2 Hs O BIOS) bildet farb:
leſe Kryſtalle, die gegen Luft geſchuͤtzt, gegluͤhet blaues ScheelsSuboryd (wahr:
ſcheinlich = SI 8 0) hinterlaſſen, waͤhrend Welfram mit Galpeter behandelt, nach
Art des Ehromeiferftein (S. 813) ſcheelſaures Kali giebt, welches, weil es vegleitet If
"er manganſaurem und eiſenſaurem Kalt, das zu feiner Loͤſung verwendete Waſſer
wän farvt; man läßt tiefe fo lange dem Licht In der Auft ausgefent, bid fie farbs
les flar geworden, feiher fie nun durdy weißed Fließpapler und verfegt fie dann fo
lange nis Alkali: (3. DB. Na0CO2 ) Löfung, ald noch ein weißer Niederfchlag erfolgt,
der getrocknet und Dadurch zugleich von Hydratwaſſer befreit, ſchwefelgelb erfcheint ;
er NO +2 58103 (Tungſtein Hinterläßt, mit Äberfhüffiger Azotſaͤure behans
delt, reine gelbe SIO3) ıuıd in Ldfungen der fFurefreien Alkallen Leicht aufıßßlich, und
geht, überbedit mit Sydrochlorfäure und dann berührt son Zink, zunaͤchſt in eine tiefs
blaue Maſſe (SI? 03 + MH 2 0?) und darauf in Fupferfarbened, metalliſch
glänzented, biättriged Scheeloxyd (KRIO2) Üiber, das auch entfieht, wein BIOS
wach geglühes und dabei von H Gas durchſtrichen wird (fiellt dann Jedoch ein
braunes Pulver dar), und dad ald ſchwarzes Pulver zurüdbleibt, wenn. man
K0s103 mit Salmiak menge und gluͤhet. Heſtigeres Glühen ter während deſſen
von HB Pırcchfirichenen SIOs Hinterläßt metalliſches, fpröded und fehr hartes
efensraued, luftbeſtaͤndiges, ar der Luft ſchwarz oxydirbares Si, von 17 Elgenge⸗
wide; verfeps man bie Loͤſung von fcheelfaurem Alkali mit im Waſſer gelddtem, mit
was Salzſaure augefäuertem Zinndylorür, fo entfieht ein fatts Lauer, dem fünf:
lichen Ultramarin aͤhnelnder Niederfchlag , der, wenn nicht ganz, doch dem größern
Thetl nach aud SI2 0 35 H20 beficht, dem zinnfaured Scheeloryd (SI028n02) belgegeben iſt,
wahrend Ir der. Fluͤſſigkeit Laugmetall⸗Ehlorid (3. B. NaCh 2) gelödt bleibt. Dieſer
baue Niederfchlag, und ebenfo ein diefem der Farbe nach gleichender, der ſtatt BIOS
wit MoO 5 d. I. mit Molybdähfäure bereitet worden, bieß font mineralt:
fder planer Garmin, elznet fidy aber zu Malerfarben durchaus nicht, Als
| Böhler fo lange in ſchmelzendes Natronſcheelat Scheeifäure trug, als diefe noch
aufgenommen wurde, erbleit er eine Maſſe, die, bei gelinder Gluth von H durchſtroͤmt
meraſuſch glänzend goldgelb, dem Golde dem Anfehen nach tAufhend Ahn:
| lich, dem flärkfien Koönigswaſſer vwolverfiehend und nur Im vonfferarmer ‚Hydro:
| ſtastſaure auflödlih war. An Ammonoxyd⸗Natronrhodphat (fd. ſchmelz⸗
beteb Garnſan (= A 2 H 8 O Na0 + 3 P 2 O 5) aufgeldßt, bildet bie BIOS eine
gelbe Fluͤſſigkeit, die zur Trockne eingedunftet und bei Zutritt von CHa Gab ge:
glahet ein ausgezeidmet ſchoͤnes blaues Glas darftellt; Anweſenheit von Alum⸗
md (Al 2 O 3) und Silicſaͤure erſchweren dad Eintreten ber blauen Farbe Im
schen Stade. ⸗
7) Nolyb dan (Mo) findet ſich hauptſachtich mit Schwefel verbunden als Molyb daͤn⸗
glanz (MoW), ſonſt auch Waſſerblei genannt und mitunter verwechlelt mit
„Brapgtt“, dem man irrigerweiſe hie und da auch letztere Nedenbenennung ertbeilte ;
subervera aid Saure (M003) vorzüglidy mit Bleioryd verbunden; wie 5. B. Im
Selbbleterz, darin emdertt von Gcheele 1778. Dad Schwefelmolybdaͤn verbrenn J
52*
820
während befien von trodnem Ammoniakgas durchſtreichen läßt;
ſ. m. Gründzüge 2. Aufl. J. 414 f. Um Glasröhren in Defen ge-
fahrlos zu erhißen, bedient der Verf. dieſes Handb. fich feit mehreren
Sabren eiferner Röhrenträger. Diefe beſtehen aus zwei zn
einander paſſenden hohlen Halbrylindern von Eifenblech, von denen
der untere der cigentliche Träger, der obere [mit ſenkrecht aufwärts
gerichteten, oben gefrümmten Stielen verfehen: um ihn leicht ab⸗
nehmen und wieder auflegen zu fönnen] den Dedel bildet, ven
man, Falls er noch heiß ift, wenn man bie Berrichtung unterbrechen
will, mit einer Zange leicht abheben und fo die Röhre bequem von dem
Feuer entfernen, oder während fie der Glühung von Zeit zu Zeit befich⸗
tigen kann; beide Halbeylinder bilden mit einander cine der Länge nach
durchſchnittene eiſerne Röhre. — Das Titan iſt ein nichts weniger
als feltenes Erzmetall. Es wurde 1791 von Gregor im Zitanelfen
und 1794 von Klaproth im Rutil (oder fog. rothen ShörN)
entdvedt. Das erficre Borfommen erklärt ed, warum man es O⸗frei
in mancher Hochofen⸗Schlacke (S.348) in ſtarkglänzenden gelb⸗
lichkupferrothen Würfeln kryftallifirt findet; es iſt, alſo gewonnen
eines der fprödeften und lufibeſtändigſten Erzmetalle, das im heftig»
fien Eflenfeuer nicht fließt, von Säuren nicht angegriffen wird und
nur 513 Eigengewicht bat. Das mittel Ammoniak reducirte iſt
dagegen, fo lange es noch Heiß, fehr oxydirbar. Erhitzt man drei
Gewichtstheile doppelt Chromfäure- Kali mit vier SO3 H2O, fo
erhält man nah Bolman doppelt ſoviel O⸗Gas, als ebenfo-
viel K O Ch 205 giebt und im Rüdflande Cr 2 0 3 + 3 SOS.
6) As Malcrfarben find, und Behufs des Zeugdruds vorzüglich
geſchätzt das chromſaure Bleioryb (PhO CrO3), befannt unter dem
Namen Chromgelb, hervorgegangen durch Werfelzeriegung des -
KO CrO3 u. Ph0-Satz, alebafifhes Salzgleicher Brundartung=— 2
Pb O + Cr 0 3; fhön ziunoberrotp, bereitet aus dem crfien durch
Schmelzen mit Salpeter und Auswaſchen, oder durch Sieden des
friſchgefällten neutralen Salzes mit einer Löfung von neutra-
lem KO CrO3, die dadurh in Bichromat des Kali übergept,
oder auch durch Fällung des Bleiſalzes mittelſt eines Gemiſches
von KOCr0O3 + KOH2O + Ag; dann auch das ebenfalls durch
Wechſelzerſetzung darſtellbare SnO CrO3 und BIO CrO3. Das
bei beginnencer Gtüßlige, zu 802, die entweicht, und zu Froftallinifcher feidengläns
sender weißer Molybdänfäure geſteht, tie bei Rosbgluch ſchmilzt und fidy ſubitmirt,
im Waſſer wenig loolich ft, mit den braunen Oxyd (MoO 8; dad Drpdut
Mod iſt fywar;) ſchoͤn blaues, im Waſſer Idölihed Moos + Mo02 (=Me 2_O 5)
glebt, heftig geglühet dem durdhireichenden H:Gad alleb O abgiebt ımd nım als Yaet-
Bed, Mark giängended, ſproͤdes, hoͤchſt firengflüffiged Metall von 8, 6 Eigengewicht au:
rhabieipt. Aꝛotſaure greift legreres leicht an und Idds ed auf.
821
Ahnlichen Weges erzeugte purpurne AgO + 2 CO 3 iR zu
wenig Ihtbefländig, um bergleichen Verwendungen zu geftatten.
Legt man Übrigens eime Stiberpfatte in eine mit Schwefelfäure
angefänerte Löfung von Kalichromat, fo bedeckt fie ich mit glänzenden
Kryftallen von dem genannten Silber⸗Salze, und in der Flüffigkeit
ſindet ih Epromalaun. Das Ehrom wurde von Bauquelin
1797 im Smaragd, dem es als Oryd und Im Rubin, dem
es als Säure bie prachtvollen Farben ertHeitt, entbedt. In chemiſcher Hin-
ficht reipet unter den Erzmetallen dem Chrom zunächſt ſich an das
Banad (V), das zuerſt entvedt wurbe im Jahr 1808, von dem das
maligen Prof. der Mineralogie zu Merito, Dei-Rio, der es
Erptprontum nannte, im braunen Bleierze von Zimpan in Mexiko,
worin e6 ale Säure mit Bleiorid im Berhaltniß von 19,18 Säure
zu 80,72 Pb O zugegen tfl; dann wiederum 37 Jahre darauf (3830)
von dem Bergſchuldirektor Seffiröm zu Fahlun, im Eifen von
Zaberg In Smaland, und mehr noch in den dortigen Eiſenfriſch⸗
ſchlacken; fpäter auch in Schottland bei Waulockhead, zu Beresow
in Sibirien, fowie au in Deutfchland aufgefunden, unter andern
von Karſten in den Mansfelder Knpferfihiefer« Schladen. Aus
feinen O⸗Verbindungen wird das V bei Weißgluth durch H-⸗Gas zur
ſchwachmetalliſch glänzenden (muthmaßlich noch nicht völligOsfreien)
Maſſe Hergeftellt. Als bafifhes Oxpd iſt es ſchwarzbraun, in Säuren
keit auflöstih, damit dunkelbraune Salze bildend, während die
an ſich brammrothe, leichtflüffige, erkaltend kryſtalliſirende Vanſad⸗
fäure mit Bafen gelbe und rothe Salze bildet, vie. gleich jenen
Berbindungen,, welche fie mit Säuren zu Doppelfäuren ſchlägt,
oft anf einmal farblos werben und Farbe erſt wieber erlangen,
wenn fie erflarren, dann von Neuem aufgelöst, aber ihre Farbe
nun unverändert beibehalten. Die dunkelbraumen Satze des Dryds
branfen mit Ayotfäure auf und erſcheinen nun fhön blau: Banabfaures
Ammonoryd gibt mit Galläpfelaufguß faſt unzerfiörbare ſchwarze
Zinte, Pie felbfi dem Chlor widerfieht, von Säuten aber blau wird,
N Das ©. Sit erwähnte Hyprogen-Hyperoxryb oder fogenannte
orydbirte Waſſer iſt in neuerer Zeit hie und da zur Fleck⸗Tilgung
seunbt worden; wie denn Thenard mittelfi deſſelben koſtbare Del.
gemälbe altitalifher Maler (eines Rafael) gefäubert und ihnen
Babarh eine Friſche ertheilt Haben foll, die, ohne die Farben berfelben
im Mindeſten zu beſchädigen, ihnen das Anfehen der Renpeit er-
- sheilte. Gewöhnlich bedient man fih zur Dearfiellung des HTO 2
des Baryum-Hyperorpp (Ba O 2), das zum Theil ſchon
gebitvet wird, wenn man Baryt⸗Azotat für AG glüget, reiner jedoch
un» in ärößerer Menge, wenn man (nach Liebig) 1 Theil wafler-
a 6
*
822
freien Baryt im einem Platintiegel bis zur beginnenden Gluth er-
bt, und dann mach und nach, unter Umrühren mit einem Platin»
fpatel, 1 Theil zerriebenes Kalichlorat (KoCh205) folgen läßt;
: „aa dem Erfalten wäſcht man die Maſſe aus, fie dadurch von
- KCh 2 befretend, und zurüdbleibt Bao2 H20, das, gehörig
ausgepreßt, an ber freien Luft, oßne Beihilfe von Wärme getrod-
net wird. Es Halt Rothgluth, aber nicht Höhere Oluth aus, Tofern
es nicht Hybrat if (wie man ed 3. B. gewinnt, wenn man O⸗Gas
fo Tange über in einer Röhre glühenden Baryt pin und her ſtreichen
Jaͤßt, bis davon nichts mehr eingefogen wird), zerſetzt ih als Hp⸗
brat hingegen ſchon durch ſiedendes Wafler, in BaO und O-Gas.
Man benutzt es zur Darfielung ber Hpperoxyde des Oa, Sr, Cu, Bi
.. amd Ni und, wie bemerkt, hauptfächlich ‚zu. der ves H2 O2. Dan
übergießt zu deſſen Darfielung das BaO2 in einem Blasmörfer
mit etwas reinem kaltem Wafler, reibt beive Stoffe untereinander
:aud trägt davon nach und nach Eleine Antheile in gewäflerte Hydro=
+ fInorfäure (fog. Flußſaure oder Flußſpathſäure; oben G:801)5 _
fogleih faͤllt das in Wafler unlöslige Baryumflaorid ober
Fluorbaryum heraus in Form eines .ervigen Riederſchlags und
. das in der Kälte davon abfiltrirte H202 + A q entlät, in
ver Guerikoſchen Leere, neben Schwefelfäure abgebunftel, das
Waſſer in Dampfform, während es ſelbſt als farbiofe ſprupdicke
Stüffigleit von. 1,453 Eigengewicht zurückbleibt. Dieſe ik bei
— 30° C. noch fläffig,, ſchmeckt eigenthümlich widrig, an ben Ge-
fhmad des wäßrigen Ehlor erinnernd,, erregt auf ber Baut nach
wenigen Augenbliden einen weißen Fleck, begleitet von frechender
. , Empfindung (die jedoch beide nach einigen Stunden verſchwinden)
bleicht und. zerkört alle Pflanzenfarben und zerfällt durch Beriprung
verſchiedener puloriger Körper, befonbers: metalliſcher Hyperoxyde
und ber bichtoren Metalle (Mr, Ag, Pd, ſehr lebhaft bvurch Au und
Pt)'und ihrer: Orybe in Wafler und gaſiges Oxygen, und war dabei
Das oryd. Waffer durch Wafler verbünnt, fo entweicht das O«
. Sad unter Braufen, während das fich trennende Wafler fo heiß
wird, vaß man feinen Träger nit mehr in der Hand halten kann;
war c# hingegen möglichft frei von Begleitungs-Bafter, fo erfolgt
. die Trennung unter ſchwachem Leuchten und lebhafter Berknallung,
die fhon durch Berliprung des Glaſes, 3. B. der Flaſche, die es
einföpließt, zu deren Zerfpzengung führt, Tobalb man eine waſſerurme
" fung irgend eines Alkali hinzugefügt hatte; wogegen Zuſatz
1. oder geringer Gehalt von Säure (oben BI. 811) es gegen ſolche,
au wie man flege: nicht ſowohl chemtſch, als vlelmehr zwmächſt p2iſch
:; bedingte (im ſchwächeren Grabe auch: lediglich durch Erhißen er⸗
i
823
zeugbare), an die des Rualifilbers (©. 769) erinnernde Zer-
fegung, mehr oder weniger ‘hüst. *)
6) Im Beziehung auf vie verfchiedenen iBerfahren zur Entwickelung
des Drygen-Bafes, deren bereits im Vorhergehenden mehrfach
gedacht worden, ſteht nur no zu bemerken, daß Cu O mit Ch 2
+ Aq befaubelt unter Braufen 20 % (de6 Cu O0) an O miläßt,
und daß, wo die Feuerungskoſten mäßig groß ausfallee (Brenn.
ſtoffe wohlfeil find), man mindeftoffpietig ein ziemlich reines
Os-Bas erhält, wenn man Mn O 2 in palfenben eiferneu Hohlchy-
lindern , vie unten verfchloflen, oben aber win eingeſchraubtes ges
Irümmies kupfernes (oder ein biegſumes bieikenes) Rohr gasdicht
augsfägt barbieten, flark glühet; oder ſtatt folchen, bie Metorte
vertretenden Cylinders, eine fleingutene Retorte (von heſſiſcher
Schmelztiegelmaffe) mit angeküttetem Rohr wählt, die man aufm mit
Thonbrei überzieht (3. DB. mit gepulverteim wrigem Bolus, der
mit Waſſer zum Brei angeräprt worden, v. 1. mit einem Kütt,
der auch zur Schließung der Eugen zwiſchen Metorte ard. Borlage,
Helm umd Deſtillirkolben zc. fi wohl eigart, weil er laftbicht ab-
fyerrt und durch Aufweichen mit Waſſer fin wieder keicht entfernen
laͤßſ) und nun allenthalben mit Sand beflähbt, "war dans einen
ſehr Jaltbaren Inftoi@pten ſog. Beſchlag bilvet, Bon: manınud bei
Glasretorten anwenden Tann, die man:Karfem freien ‚Yenor'ans-
feßen will, fo wie Derfelbe Thonbrei, wenn er ale Webergug' au den
De Ba Zn 1 BE Ren
#) Ein Apnliched Zerfallen bietet auch H 2 8 8, d. 1. dad Hodrogenful fip dar, dab
dem „Puperormd ded Bydrogen Ähnlich zufanımengefegt auch Im aͤhnlicher Weiſe zerfäite,
nemfich in Podrottaon CH 3 S) und S, warn eb mit ſlarten Werven yufefkmens
temmt, jedoch auch ſchon: wenn ed in verichinfienen Glaͤſern laͤngere Beit;rublg
ſteht; ed ſcheidet ſich dann 1 Atom Schwefel kryſtalllniſch aus, währena;H 28 fret
wird, das, wenn dab Tas In ſehr kalt machenden Miſchungen fand’, zumal, wenn
ein Slascylinder If, im den man einen zweiten nicht Bohlen Gladcylinder wohl⸗
ffitehend einzurteihen Yormag, zus. tropfbaren, Tele diumen, ſarbleſen, Stifägkelt
ſich vertichten läßt, und, war dab Glas zuvor mit Dem geiben, sellgen s.fog- Mas
ferfioffuperfulfurer (d.t. dad mehrgedachte H8S8) gefüllt und fonit hinreichend
Merk und wohlverſchlo ſſen· zum Theil auch fchom vor felber In Kropfforkn oberhalb
des 8 ſicht. — Scheee entbedte dad HT SR, und mar 'gehitänt.ed anf: kinem
Wege, aͤhnlich jenem, roeldgen er hlezu eingefddingen hatte, Febr. leicht, menu Sah w es
felcalclum im Maximum feined Gchwefelgehaltd (dae gewonnen wirk 3 durch
Aochen von Schweſel milt geldfchtem Kalk und Wafler) durch Zumſſchung den Bodre⸗
lerfäurs yerfept wid; Ca’ 8.9 + Ch 2 H2-= Ca Cha und H 38 8 m BOB
ne tropfbaren Gtüffiglelt zu verbichien „ genügt ed, Defieite,: nltelfs Oinwegieitung
über Ca Ch 2 gerrocnet. in einen Gladtoiben zu leitender Im ginery Geruguge von
4 fein zerriebenem Kochſalz und 2 Echnee ſteht und davon ganz Ehen A z. die 666
zu — 18° 4b — 20° C. eintretende kuͤnſrliche Shitung verdichtet Bd tr sche 808
Sub fort zur tropfbarın Biätdgkelt. Achnliq; verbigjtht nam ach Chu: KYRF Seh.
824
Augen von Glasretorte und Borlage an der Luft getroknet und
durch Erwärmen über Kohlfeuer vollkommen trocken geworden iſt,
mit etwas Leinöl überſtreichen, die meiſten Gaſe dauernd abſperri.
Gehörig durchglühet, bie kein Gas mehr entwickelt wird, geben 16
Unzen (= 32 Loth — 1 bürgerlihen Pfunde) MnO2 1000 Parif. Eub.
Zoll Sauerſtoffgas, das indeſſen nie frei von beigemiſchtem A-Gas
iſt, und zwar um ſo mehr davon enthält, je weniger gasdicht die
Entbindungsgeräthe (z. B. die Retorten) waren. Dieſes A» Gas
entſtammt größtentheils jener atmoſphäriſchen Luft, welche das
dem freien Fener ausgeſetzte Geräth umfloß. Sobald nemlich die, von
. vornherein in der -Retorte befindlihe atm. Luft durd bie Hitze,
... zum Theil iu Begleitung von O⸗Gas des Braunftein ausgetrieben
‚.‚worben und mitbin in der Retorte eine Azotgass Leere ontflanden if,
aupleich aber au dic feinen Zwifchenräume (Poren) der Reiorten
und der Verlttungs⸗Fugen durch die Hitze geweitet worben, fürzt
...d98 A-Gas der Außern Luft, getrieben durch feinen eigenen Druck
- ‚Chan Safe prüden beiamnilih unmittelbar nur gegen Zeile
„ ihrer eigenen Art, nicht gegen frembpgeartete) in die Azot⸗Leere
vr bee; Retorte und ber übrigen bereits mit. O= Gag gefüllten Räume,
-, and ebenforaub CO2. Gas, das theils mit der Außenluft hinzu⸗
:,: Sommiomgmößtentbrils aber erfi in dem Ofen anf Koflen des atmo-
sr fehäsifihen OrGafes und des Brennflaffes, z. B. der Kohlen erjeugt
. 1 worben, ik bie CO2» Leere berfelboen Räume, wird dann aber
größtentpeild von dem Sperrwafler des Gasfammiers (der fog.
pneumatifhen Wanne) verfhludt und aurüdgehalten; um fo
mehr, mann folhes Wafler etwa etwas KO, oder Kallkmilch enthielt.
"Hy. Wiele. ſprechen und fihreiben latt ſchwefligt ſchwefelig, flatt
wosphoricht phosphorig, ac. der Bedeutung gemäß, melde
sin der veutſchen Sprache die Endſplden ig and ich ober icht mit
ih. füpren.‘ Indeffen ſprach und ſchrieb man fonft nicht Schweflig-
un ähre pder fhweflige Säure, ſondern ſchweflichte Säure,
4 dadurc wie man vermeinte, darauf hinweiſend, daß die Shure
‚die Natur des Schwefels vorzugsmweife in fih entwickelt darbietet,
"loben daß’ fie Schwefcl-geartet if) während. pie Schwefelfäure Dies
m Teibe Rasur oder Artung in ihrer Ausgleichung (durch O) und
gãnzlichen Umbildung im ſich verbirgt. Es fühlen mit Fett beftri-
— 5* oder dem Fett äufſerlich an Schlüpfrigkeit und. Weihglätte
20. Waelnde Stoffe Coder Leiblihe Dinge) fih .lettig an, fe find
.untabhezubaducd nit ihrer ganzen Natur nach mit dem Fett überein-
vos pen, dver {pm angehoͤrend, ſondern theilen nur oderflächlich
nn . Bilhaftenbeil wie igenichaften ded Fett's — Hinfihtli des mehrge-
.s: PrachtenH2S Hier noch bie Beobatung®öhler's,, daß aus ſehr waſſer⸗
825
— — — — —
armen Loͤſungen der Hpdrothianſaͤure, dieſe ich als farbloſes PHpprat CH:
S-+ H20) kryſtalliniſch ſcheiden läßt, was auch —
wenn man bei einer Kälte von — 180 ein Gemiſch von Alloho
und Maſſer mit Hpdrothiongas fättigt; es bildet das Hpdrat dann
eisartige Maflen. Ge niedriger übrigens die Zemperatur . einer
gefättigten wäßrigen Loͤſung des H 2 S ift, um fo leichter laͤft Fih
ihm dur Blattflber S entzieen und fo H an H 2 O übertragen,
und ebenfo verbleibt auch dem Löſungswaſſer des fih (unten Waſ⸗
ſere Zerfegung) bilvenden FeO SO3, um fo. mehr (in die Guerite’:-
fde Leere gebracht: gafig braufend entweichendes) H, je, kälter bie
verbünnte Schwefelfäure war und jemehr während der Auflöfung
des Eiſens, diefe gelältet wurde. — Daß Schwefelfüäure ſchwe⸗
felfaurer Salze neben Waſſer durch geiſtige Gäprung zerfeßt und
fo (5.807) H 2 S gebildet werde, hatte. Chaptal fhon vor 59
Yahren durch Ichrrcihe Berfuhe erwieſen (Crelts Anu. 179:
IL 90 ff.) und nod fräper war von ben Gebrüdern Gravenborſt
za Braunfchweig dargethan worden, daß -faulendes Wermuthfraut
in Waſſer gelöftes Glauberſalz dergeſtalt zarfche, dab fih Schwefel:
natrium und dadurch (S. 815 ff.) H 2 S bilde, und wenn gleich
biefer letztere Berſuch Ginigen mißlang, die, ihn zu wiederholen
Aschten, io ſchlägt er dennoch nicht fehl, wenn nur gehörige Luft⸗
wärme ihn geleitet und die Löſung des Slauberfaljes far! verdünni
ih. Aegppten, Indien, Perſien, Ching, das Innere Nordweſt⸗Afrika's
Ungarn verdankt ſehr wahricheinlich einen großen Theil ſeiner ohne
Zuthun des Menſchen jährlich ſich bildenden Landſeen⸗ (Ratron⸗
Seen), Sumpf⸗ x. Soda und Trona *) ſolcher Schwefeljäure:
+*
») Soda mtbäls ald Hauptbeftandtgeil earbonf. Natron = Na 0 C O 2, dad man Ihr
tur Andlaugen mir Waffer entzieht ımd Hierauf mittelſt Durchſelhung und Rroftallis
fatlen bei-15° C. zuvdrderſt von den fremdartigen Salzen (Schwockel Matrium, Be:
zen: Eulphat , Kochſalz. Kalt: Garbonas und Kalis Sulpbat) reinigt, Dann aber bei
0° C. dad reinere Natron-Carbonat felbit zum Anſchleben und diefe Anſchuͤſſe
dann Durch Ödftered Umkryſtalliſiren zur gänzlichen Reindarſtellung jened Carbonars
bringt. In den Meerſtrand⸗Gewachſen, zumal in jenen zur Gattung Saliorrnia und
Selsela Linn. gehörigen, If ed vorzüglich Das aepfelfaure Natron (Ns O M
=Na0C.3H 30 4), welches beim Verbrennen der Pflanzen die Na 0 C 0 %
baftige, mehr oder weniger zufammengefinterte und KohlendJ nebſt fremden Salzen
enthaltende Aſche, genannt Soda oder Spaniſche Soda, oder Barilla liefert.
Der von der Natur eingefchlagene Weg, dad von der lebenden Dflanze aufgefogene Serfals
fo zu zeriepen, Hal Natron⸗-Malat daraus hrevorgeyt, dürfte auch Zuh Milchſaure
kuͤnũlich erreichbar ſeyn. Iron beißt verzugäweif e das aus dem norbweftlichen Aſrika
Inden europälfhen Bandel kommende rohe Carbonſaͤure⸗Natron; ed enthält nicht das
uentrale Earbonat, fondern dad Sesqui⸗Earbonat bes Natron, d. 5. dad An:
berthelh:tepleni. Natron, dad übrigend au In Ungarns und Aeghptens
\
826 |
Zerfeßung, wiewohl auch (Scheele's Verſuchen gemäß und ent⸗
ſprechend denen durch Berthollet und Andern daraus abgeleiteten
Folgerungen) ber carbonſ. Kalk des Bodens (unter Mitwirkung
faulender Pflanzen», Oscillatorien⸗ und Infuſorien⸗Leichname) mit⸗
telſt Wechſelzerſetzung zur Scheidung des Natron, aus Kochſalz wie
aus Glauberſalz, beitragen mag: ans Kalkmauern witterndes Nas
troncarbonat gehört nicht zu den Seltenheiten. Daß in Ofl-
indien aus Glauberſalz ſtammender Schwefel fich zu ſcheiden fort»
fäprt, berichtete vor 20 Jahren Bent. Haine (ſ. m. deutſch.
Gewerbsfreund J S. 1835 ff.) und daß mehrere falte Schwefelquellen
einer Ähnlichen Schweiefäure» Zerfebung verſchiedenerer Sulphate
(hauptſächlich jener des Natron und des Kalk, mitunter au wohl
des Magnit) ihren Urſprung verdanken, zumal ſene, welde aus ſchlam⸗
mig⸗moorigen Grunde hervorbrechen, möchte kaum zu bezweifeln ſtehen.
Begegnet ja den Sulphaten der in Krügen gefaßten Heilquellen daſ⸗
ſelbe, wenn fie vor der Füllung nicht gehörig Yon dem Stroh (und
Strohſtaub) gereinigt worden waren, das fie bei ihrer Sendung
zum Hellbrunnen, der fiheren Packung wegen, umgab. Bielleicht
wird auch jene Phosphorfäure im gleicher oder ähnlicher Weif:
zerſetzt, welche modernden Elemenfarorganismen, fo wie höher ent-
widelten Pflanzen und Tpierleibern angehörte; wäre dieſes erwieſen,
dam wäre ed auch die Erflärung für pie Entſtehung der Irrliſch⸗
terund Irrwiſche (m. Hdb. ber Meteorologie II. 2.S. 455), wie fie
Volta entwarf, und wie’ fie des Major Bleffon’s und Hermb-
ſtädt's Berfuche (m. Arch. f.d. gef. Raturl, XXTIL.25) vertheidigten;
daß nemlich Gemenge von brennbarem Sumpfgas (== CH 4) und
ſelbſtentzündlichen Phosphorwaſſerſtoffgas (CP2H6, bag
baſiſch gegen verfihtevene Metall» Cplorive, 3. DB. gegen Alum-
&lorid, d. 1.Al2 Ch 6 wirkt; vgl. ©. 521 Anm.) den Hauptantpeil
an dem Befiande der Irrwiſche baben. Die Irrlichter werben
immer feltener, well man die Friedhöfe aus den Stäbten in’s Freie
verwiefen und Sämpfe . ausgetrodnet hat und auszutrocknen
fortfäprt; im Späthherbfi 1805 und Frühling 1806 fah man z. B.
Soda vorliegt, dad man aus dem neitralen Carbonat dadurch zu gewinnen vermag,
wenn man die Loſung des Bicarbonats (Na O + 2 CO®) längere Zeit Im Sieden
erhält; ed If leichter umd leichtlößficher, ald tad Micarbonat, aber fchmerer und
fehrverlößltcher, als dab Carbonat und vermwittert nicht an der Luft, der fonft die
melſten Natron: Salze zu unterliegen pflegen. Dad neutrale Carbonat enth Ut kry⸗
fallifirt 10 Atom (65 %) Kryſtallwaſſer, Schmitt daher, erbipt leicht in feinem
eigenen Waffer ; die beiden andern Sarbonate find beträchtlich Armer an Wafſſer.
zumal dad Bicardonat, dad In Mineralquellen zu Gelterd, Fadılngen zc. "Häufig
vorkommt. ’ ‘
W.2
827
noch ſehr Yanflg dergkeichen opnferf Beidelberg, wo ftebk ber bot.
Garten beftudlich, damals aber ein (einen Friedhof zur Raͤhe habender
Teich) gelegen war. Bon leuchtenden (phosphoroscirenden)
Krpptotzamen untetſcheidet fie leicht ihre ſcheinbar hüpfenbde Bewe⸗
gung, son Johannis⸗Leuchtkaferchen die Flammenform, die fie dar⸗
: Mieten; abgefehen !davon, Daß es weder im Frühling no im
Spatherbſt (Novbr.) dergleichen in Deutſchland giebt.
19) Bas übrigens eine im ſich vollendete oder ſog. vollfommene Gäure
leilei,.. in Bezichung auf Bafe- Forderung oder Stimmung
ver fie berührenden Fremdſtoff⸗Verbindungen zu einer Gegenbethä⸗
ügung, weiche bie durch vie Saͤure ausgedritckte Sauerheit (Neibität)
pı waͤltigen und in's chemiſche Gleichgewicht zu bringen (Salzbil⸗
dend zu nentraliſtren) vermag, das zeigt unter andern die Schwefeffänre,
‚wen. fie gänzlich Waſſer⸗frei, d. h. (in Beziehung anf Entgegnung
‚gegen ihr Sauerſeyn) wenn fie güͤnzlich Bafesftei if (nenn das ber
gewöhnitdsen Schweftlfäure beigegebene Waſſet wirkt aegen dieſelbe,
Beine mitige Verbundene Salzgrunbiage) and fomit Aystorybgas
in Beräfrung kommtz venn Fe wirkt gegen bieſes — Tonft duthaus
siht nach Art der Salzbaſen fich gegenbethätigende — Oxyd als eine
in: Salzgeugung begriffene &Awre:, ums vieſes Orys- dagegen als
eine in derſelben chemiſchen Wiſchnug dollndig begriffene, wahre
. Eaagrundlage oder: Vaſe. Leitet man nemli; trodnes -A2O2: Gas
in Weffer-freie Schwefelſdure, Toerfältman Heinz. NRoſe zufolge:
AOSOS (=> A208. +:2.8 03) in Bonm einer wit‘ tauchen⸗
" en; mderändert- mblfmirbasen, tungen, harten, an ver Luft
uurfiiePlichen Maſſe, vie alu. vollblommen aͤhnlich if wirieni Salze ber
Schwefelſaͤure; denn vieſe tfiais einer. u ſich gaffgen, beinm Zutritt
Maſſecm ampf⸗haltigen Auft: Rark raucheüben Wefenpeit in jene ge»
ſchlaſſene/ zunchſt zum: auf das A202 Oezogene der weißen har⸗
. Im Verbindung Aergegantzen, und’ nur ihre Zerftleßlichkeit veutet
. Oi. darauf hin, daßl ihre Anziehung zum Waller nicht aufgehoben,
ſondern nur im chgete Grenzen gebracht worden ik, durch die an.
' Zaspeznba,: Erigegniig: des: ABOR,.: Wirft man dagegen dieſe
: weiße. Maffe rin’ 6:Bafier, Oper: in wäßrige Saljtöfungen, fo löſt fie
. Bi. darin fhuelliiizu: 3:03 und. AUOB: Taf, "während vrange
: "Dämpfe zeigen, vaß ein Theil bes von: ber Säure durch das Waſſer
: geſchiedenen 4200 nicht zur‘ wolflänbigen: A206, ſondern aur
zur Azotihiſuuve (4203) auf Koſten des atmosphaͤriſchen
VO Gafes ſich ormbik dar: In Alukohol geworfen entweirht bie
A4208 nicht; ſondẽrn. diidet mil demſelben · ſog. Salpeterather
M¶zotichtſture⸗Aethes sche: HI 2 O, wie der Vetftiffer dirſes Bandbuchs
ſolches bereits wor irren Zahren nachwileß wnd zum Borleſungso⸗
1 r
828
— — nn — —
Verſuch ſchon vor 15 Zahren erhob, unbdem er: A202 Gas di
, „burb Os» Gas in A2O3 wandeln. und. nmmittelbax: darauf Mikohol
zutreten lich), mas Aether ſelbſt, auch bei. Waſſer⸗uſatz, nicht ges
. wäprte (weil der Aether, d. i. I C. I0 O, ſichmur dann mit
. Säuren chemiſch verbindet, gegen ſeꝛals Seutzbaft ſich betpatigend,
wenn er in statu.nascente fi befindet, d.h. vom. H2 O geſchieden
wird, mit dem er zu Weingeifi verbunden mb negen vas er, ale
gegen. bie feiner Baficität entſprechende Säure, befiich:gegenipätig
war: au in jenen Augenblide, in ‚weichem ex Don: bes ſtaͤrkeren
‚ Säure — bier yon ber A2 0 3-Gäure — angezogen wurde; ſchon
geſchieden, war er aber: folder Gegenbethätiguug verinfig gegangen).
Wädpßrige Lölung des Fe 0503 wurde von ber weißen, Ad in ihr
löfenden AO 803 fogleih. tief geſchwärzt Coben ©. 827). Ammo⸗
niak⸗Gas verſchluckte die weiße Maſſe unter ftarter Schhfiivdemung
. und Schmelzung; es bildete ſich cine Richtige, pulverige, in: Waffer
... Welihe Mafle, deren Löfung weder ‚Gehalt an Aotfänzerueh an
Agotichtſäure, ſandern neben etwas faurem vur neutraled‘ Mıkkmon-
oxpd⸗Sulphat · verrieth (ein, Berhalten, das anf Zerfiörang bes: A O
binmweifet; eine Zerfiörung, bie, vom. nerkichieten H eines Meiles
bes Ammonials ausgehend, noachwendig von Entwidelung bes dabei
: unter Wafler-Srzeuguug auf-beiden Eiskten frei werdenden A⸗aſes,
hätte begleitet ſeyn mäflen), Ueber Myntigt-Shmefstfäure
vergl. auch ohru S:.496, Au, Vermiftcht man Übrigend Wange
rauchende - (als alte 14208 , enthaltene). Azotfäure "mitt! SO3
+ H2Q, ‚fo mixd. Alles: farblos, und: serbigf man das Gemifig, fo
, ‚angweiht und :A:2 O 2riae, das falgt..A:2.0:5 (FifiMänffer-
4, ıy
arme). Ueber die krpſtall. Verbindung von. 4.203 +°89:03, f.
yı. weiter. oben & 834, Bei ben atnioſphoriſchen Ordpatiembes'H2 8
‚tompit: 46 gewöhnlich ur zus Erjengung vdn. Waſſer, niit Aus»
‚ . „Weidung von Schwefel: Bonienu:fand sc: Ba Verdichtung
„ber Dämpfe -der warmen. Schwefelameliten zu Aintes Quwopen,
2
WR
1,29
pie aus H2,S + H 2 DO 'optlaffen, dirie Dämpfe. befiyigek anf
Koften atmofphäriiden Sauewfoffe in SOBHRO-Aberammpenr: ber
Berfaffer dieſer Zeilen. machte im .Herklt 1848 barauf aufmerkſam,
daß durch 12 8 aus feiner Auflöfung gefüllltes tiefbrauaſchwarzes
Platin⸗ Tpionär.- (Schweichhiaftn« PER} ver Luft anfdefegt
counc. Schwefelfäure biſdet, ‚während Aicch reines Pt ſcheidet.
Feuchter, noch etwas H 2 S verſchluckt enthaltender S erhält'gegen
‚Pt + E; vergl. m. Grundz. te Aufl. A 438. Unter Mitwirkung
feuchter Luft oxydiren fich ſelbſt die eg... Schwefelslumen und
die Sch wefel milch (oben S. 806) zugatnus rötpenden Schwefel.
laurxen; in beigen Schwefel⸗Arten bübshiübrigenn, Fritſche?s
829
—
Beob. gemäß, ber Schwefel kleine Haufwerke von mikroskopiſch
Heinen, mannigfach an einander gereiheten, fafl undurchſichtigen
bis Linie Durchmeſſer habenben Rügelgen,, die im Dun⸗
kein unverändert erſtarren, hingegen beleuchlet, oder erſchüttert, oder:
rihend gerieben, fofort zu Fletnen Kryftalflen fi zufammenfiellen.
Sm Zahr 1812 zeigte Schreiber dieſes: dag Trpflallifirende Salze,
mitrostopifch betrachtet, ihren kleinſten Theilchen nach fi kryſtall⸗
magnetiſch) anziehen und abftoßen (m. Einleit. in die u. Chemie
©. 230) und einige Jahre darauf: daß ſchon fertige Kryſtalle, ver-
möge diefer Polarität (durch Kopal hindurch) in die Berne wirken und
alfo wirkend fih vergrößern, was fpäterhin auch von Anderen, bei
mit Wachs überkleideten Kryſftallen, beodachtet wurde; m. Grundz.
150. Wie in Folge des Krpſtallmagnetiosmus das Waſſer fich
dehnt, unterhalb des Punktes feiner größten Berdichtung, bevor es
and wenn es Eis wird, wurde bereits a. a. D. (Einlett. ©. 279
u. Grundz. I 42 ff.) nachzuweiſen verfudt; vergl. oben ©. 61
Yam. Ein Wirken fertiger Kryſtalle durch Glaswände hindurch,
auf Mrpfallifichare Maffge Gtoffe, wie «6 Beaums beobadiet
haben wollte (vergl. au Hilpebranpdt’s Kiefer gehörige Be⸗
mertungen in Erell’6 Ann. 1799 II 10), findet freilich nicht fatt,
wie fhon Lavoiſier zeigte (Aramp’s Kryftallograppie TI 107),
aber daß es beider Bergrößerung ber Kryſtalle in zwar fehr Meinen
Gedoch nicht In unmeßbar Heinen) Kernen, innerhalb einzelner
Richtungen, zum Hinauswirken über die Grenze des Kryftalles
komme, läßt fi in bemerkter Weiſe Teicht dartfun. Die Art übri⸗
gend, wie hiebei, fo wie in ähnlichen Fällen (3. B. beim Rieder-
ſchlagen der Metalle in DMetaligeflalt, aus ihren Auflöfungen auf
Gemtih-galvaniihem Wege durch andere, mehr brennbare Metalle,
oder durch rein galvaniſche Vermittelung, wie 3. ®. in ver Gal⸗
sanoplafik), die entfernteften Tryftallifirbaren Stoff enthaltenden
Schichten der Zlüſſigkeit zu den Flächen des ſchon gebildeten Kry⸗
Kalles anräden und diefe endlich beraßrend fie vergrößern, erfolgt
— wie der Berfafler diefes Handbuchs bereits im Jahr 1806 zeigte
(m. Beiträge I &. 201) lediglich gemäß der fich ſtets erneuenden
Ausgleichung des ungleihen Druds: der, nahe dem werdenden
Kryfialle (durch diefen entlecrten) an kryſtalliſirbarem Stoff vermin-
derten und daper (in der Regel) dünneren und der daran uns
verminderten und mithin (gemeinhin) dichteren Flüſſigkeits⸗
Schichten; wie fih foldes fogar vollkommen deutlich ſichtlich
nachweiſen 1&6t im dunklen Zimmer, in das man durch eine Beine
Deffaung Licht ein» und dur das Blas mit der Kryſtalle entlaf-
enden Fluſſigkelt hendurch gegen eine Weißpapier- Wand fallen
830
— — — — —
|
laͤßt; vergl. m. hieher gehörige Bemerkung in u. ie. f. d. gef.
Naturl. V 87. Berichievene Haudgriffe zur Erzielung fhörer- und
reiner Kryſtalle findet man inm. Einlett. in d.n. Ehen. ©.
223 — 233, wie au in m. Grundz. 2ie Aufl. E46 ff. Heber ven
Einfluß des Lufidrucks and des eigenen Drudes tropfbar⸗
füffiger (oben ©. 173), fo wie erpiäter Waffen (3. B. bei der
Bafalt- Kormung - und. ähnlichen Teilen: Stellung durch Hiße
erweichter Mauerwerley 3. B. des GSteligefieins der Defen ⁊.);
..@enndy. I ©. 50. Beſonders lehrreich if} die Art, wie Lowig zu
- feinem- Verfahren gelangte aus gemiſchten heifen Löfungen unglei-
der, einander nit wechſelzerſetzender Salze durch Hineinlegen
eines Kryftalls von einem der Salze, nur dieſes zur kryſtalliniſchen
Ausſcheidung zu briagen; oben ©. 117 ff. Beaume hatte nemlich
‚gezeigt, daß man durch eim ähnliches Berfapren aus trüben und
unreinen Solzlöfungen reine Kryftalle zu ſcheiden vermöge; Lowitz,
die bier waltenden Einflüfle erwägen und berüdfichtigenn: daß
beim Kryſtalliſtren offenbar nicht die den Chemiomus bezeichnen-
den gegenfeitigen Unziehungen „ungleidhartiger Stoffe”, ſondern
die (dem Phpſieismus angehörigen) Anziepungen gleichgear⸗
teter Materien KG bethätigen, folgerte: daß ein kryſtalliſtrendes
Salz nur anziehen werbe, was dem Stoffe nach ihm gletihartig
fep, währenn es (mie er meinte) zurückſtieße das ihm Ungleichartige.
Er Iöfte, um diefe feine Kolgerung zu prüfen, 2 Ungen Salpeter
und 3 Unzen STauberfalz in 5 Unzen noch ſiedheißen Waflers,
vertheilte die Loͤſung in drei Gläſer, warf in das eine einen Kry⸗
ſtall von Salpeter, in das andere einen von Glauberſalz und im
das dritte gar keinen; im erſten Glaſe kryſtalliſirte nur Salpeter,
im anderen nur Glaüberſalz und in dem dritten ſchieden ſich beide
Salze kryſtalliniſch aus. Er goß dann die Mutterlauge (Franz.
Eau mere; lat. Muria) d. i. die nad dem Herauskryſtalliſtren
verbliebene Klüffigkeit von den Kryflallen ber erften beiven Gläſer
ab, und legte in bie des erſten Glaſes einen Glauberſalz⸗Kryſtall,
in fene des zweiten einen Salpeter⸗Kryſtall, und ſogleich begann
in erfierem anzufchießen: Glauberſalz (d. i. NaO SOS + 10
H 2 0 over 55, 76% Kryſtallwaſſer, das es verwitternd verliert,
und in dem es, erhitzt, wäßrig fläffig wird), in Ichteren Salpeter
(= KO A205, das kein Kryſtallwaſſer, fondern nur Anhaftungs-
ober Feuchtungswaſſer enthält, von dem es durch Schmelzen gänzlich
„ befreiet werben kann, da es dann weniger wiegt, und mithin weniger
Berfendungsfracht Heifcht; fo ſchmilzt man 3. B. in Schweben allen
zu verſendenden Salpeier). Um ſchöne Kryfalle in kürzeſter Zeit
zu geiwinnen, warf 2. in die andzulrpfiallifirende zuvor ſtark er⸗
83
.
wärmte Löfung aunänf einen ſchon fertigen Heinen Kryſtall gleicher
Urt; fogleih begann mit der Abkühlung das Anfeken mehrerer
Rıyflalle der Art. So bald die Löfung durch folhes Herauskryſtalli⸗
ſiren ſchwaͤcher geworben, fieng fie an, den hinein geworfenen Kry⸗
Roll zu löſen; 8. warf nun einen zweiten Kryflall hinein und fuhr
fo in gleicher Beife fort, bis ſich alles Krpflallifirbare ausgeſchieden
hatte; je langfamer die Ablüplung eintrat, um fo ſchöner und in
ſich vollendeter giengen die Kryſtalle hervor (weshalb das Stellen
des jog. Wachs⸗ d. i. Kryflalifir-Wefäßes in Heißes Wafler zur
Bergrößerung und Reingeftaltung der Kryflalle ſehr merklich beiträgt).
Es gelang L., diefen Weges aus den Löfungen der zerfließlich⸗
Ken Salze, ſelbſt folder, die man vorher nie au kryſtalliſiren
vermochte, ausgezeichnet ſchone Kryſtalle zur Darſtellung zu bringen.
Ueber Enthüllung der Innen» Geftaltung der Kryflalle, durch deren
theilweiſe Löfung, vergl. oben ©. 595. |
11) Tritt SO2, z. B. die durch DBerbreunen von Gchwefel in ber
am. Luft der Bleilammern der Schwefelfäurelammer-Fabriten ges
wonnene, mit A2 02» Bas zulammen, das fi zuvor in atım.
Luft gu Azotichtſäure oxydirt hatte, und if Fein Wafler zugegen,
fo erfolgt keine Berbindung, tritt aber Waſſerdampf (3. B. ein das
A202» Gas und die atm. Luft begleitender) hinzu, fo bilvet fi
4203 S0O2 + H20 in Form fehr weißer Kıyflalle, vie mit
weiterem Waſſer zufammenfommend fo fort in A20O2-Gas und
SO3 A20 + x Aq audeinander treien, wo bann das freiges
wordene Azotoxyd⸗Gas aufs Neue durch atmoſph. Luft oxydirt und
wieder zur SO3 Erzeugung verwendet werben Tann, wie foldhes
in den Bleikammern der Schwefelfäure » Babriten nnaufpörlich und
ohne Berluft flatt finden wärde; fo daß man nur einmal, anfänglich,
A202» Gas zu bereiten nöthig hätte, um durch deſſen Bermitte-
ung fortvauernd neue Mengen von Schweflihtfäure in Schwefel
fäure umzuwandeln; allein einen Verluſt an A202 hiebet
gänzlich zu vermeiden, iſt unthunlid. Auf einhundert Gewichts⸗
theile Schweflichtſaͤure gehen beiläufig anderthalb Azotoxyd in Verluſt.
Um die Bleikammern hinfſichtlich ihrer nach und nach von einem
Theil der Azotichtſäure durchfreſſenen Fugen wieder durch Blei-
Einguß luftdicht machen zu koͤnnen, führt man fie frei auf, umſtellt fie
aber mit ſtarken Stütz⸗Balken. Einem Gerüchte zufolge ſoll vor
B bis 40 Jahren in Berlin eine Schwefelſäure⸗RFabrik beſtanden
haben, dern Wandungen aus Porzellanplatten zuſammengefügt
erſchienen, deren Fugen mit luftdichtem Kütt ausgeſtrichen und deren
geſammte Iunenflächen mit Schwefel überzogen worden waren (D.
Jene Theile des Bleis der Bleikammern, welde von einem Theil
832
— —
der Azotichtſäure, unter Mitwirkung atmoſphäriſchen Oxpgen's an⸗
gegriffen worden (oben ©. 406 Anm.), geben ihren dadurch ent⸗
ſtandenen Bleioxpo⸗Antheil ſpäter an einem entſprechenden Theile
von Schwefelfäure ab, und bilden fo weißen Schlamm von Blei-
oryd»Sulphat, das man daher nicht felten und begleitet von
Azotichtfäure (oder von nach und nad dur O⸗-Verſchluckung ent-
flandener Azotfäure, die felten fehlt) in der Päuflichen Schwefelfäure,
iedoch gewöhnlich in Bodenſatz⸗Form vorfindet; auch Arſenicht⸗
fäure fehlt ſelten gänzlich darin, weil faſt jeder Schwefel Arfen
enthält; verbünnt man daher dergleichen Säure mit Wafler und
läßt dann H 2 S hinzutreten, fo giebt ein Atom As 20 3 an
3H 2 (von 3 Atomen Schwefelwaflerfioff) 3 Atom O ab, die damit
3 At. Waſſer bilden, und nimmt Dagegen 3 At. Schwefel auf, ſich
mit denfelben zu einem Atom Arfenfulid = As 2 S3 *) verbinden.
Sollte Arfenfäure in einer käuflichen Schwefelfäure vorlommen,
fo würde biefe durch hinreichendes H 2 S zuvörderſt, unter Aus»
fheidung von 2 Atom S EGSchwefelmilch; oben S. 806) einen
weißlihen, und dann den gelben Nieberfhlag von As2 83
gewähren; zwei Nieberfchläge, die dann, mit einander durchmengt,
eine weißlich⸗gelbe -Farbe darbieten. — Andere haben dieſen
gemengten Niederſchlag für eine chemifche Berbindung = As2S5
genommen, was er aber nicht if; denn ba bie große Löslichkeit
(Zerfiichlichkeit) der Arfenfäure (As 2 Os) in den Stand fegt,
das Hyprothion gegen viel wäßrig fläffige Säure auf einmal wirken
zu laſſen, fo giebt fie dadurch Gelegenheit, das Nacheinander⸗Her⸗
®) Weber Urfenichtfäure vergl. oben S.a6ı Anm. DadArfen (oder wie man ſoufi
ſprach und zum Theil noch ſpricht: der Arſenit“) As kommt geblegen,, oxydirt (als
Arfentchtfäure und ald an Bafen gebundene Arfenfäure As 2 O5, 1. B. mit Ca O
zu Pharmakollth, mit oxydirtem Cifen zu Skorodit und Würfelerz, mr
Nickeloxyd als Nickelblüthe, mie Kobaltoryd ald Kobalıblürhe, mit Aupfer:
oxyd ald Ollvenerz, Linfenerz und Kupferglimmer, mit Pb O md Pb
Ch 2 ald fog. arfenfaure Bleloxyde) vor Aus As 2 O 3 durch Erbigen mit
Kohle ſtellte zuerſt der ſchwediſche Chemiker Brands dad As, in Form eined —
frifd gewonnen: weßlichitablgrauen, ſtark metallifch glänzenden Sublimats (von
3,76 Eigeng.) dar; ein minder reined Arſen, im Großen gewonnen durch Subtimatten
aud Arfentied , KobalısArfeniden (oben ©. a61 Anm.) ıc. fügre im Handel den un:
paffenten Namen Gebalt (Cobalium), As zeigt blättrig Erpfiallinifched Sefüge,
ift fpröte, verflüchtigt fi) fchen bei 1910 C., ohne zuvor zu ſchmelzen, und verbreiter
hlebei widrig Mnoblauchartig riechenten Dampf; ein Verhaͤltniß zum Geruchdorgen,
wad As ſowohl, wenn ed ju As8 Os verbrennt, ald wenn As O3 zu As reducirt
wird, entwickelt. Schon In der Luft 14uft As gu ſchwarzem Oxyd (deffen Gydrat
kaſtanienbraun; m. Grundz. 1354) an, in Ihr erhltzt bilder ed weißen, im
Duntelen leuchtenden Rauch, und flärker erhipt verbrennt ed mit bIa8bläu Lt:
der ZlammesuAo# O3. Die As Os flellte zuerſt Scheele dar 41774.
8383
sorgepen beiderlei Niederſchlaäge, des S. der unter biefen Umſtänden
von etwas As208 begleitet erfcheint, die fich fpäter wieder Iöst,
amd dann gleich ver gelöst gebliebenen durch H28 wechſelzerſetzt
wird, in der bemerkten Jorm. — Als Rattengift (das auch Baryk
rarbonat, und mit weniger Gefahr für Menfchen und Zuchtvieh,
als aß208, gewähren könnte; da verdünnte Schwefelſäure, innere
ſich gebraucht, die möglich⸗nachtheilige Wirkung des BRAOCO2 ſogleich
zu beſeitigen vermag) verwendet (und leider auch in Folge verbreche⸗
riſcher Handlungen) wird As203 leicht zum Gift für Menſchen;
vorzügfiches Gegengift iſt Eiſenoxpp⸗Hydrat (Fe203H20) das
A203 ſogleich zur unlöslichen Berbinvung in fih aufnimmt.‘ Ans
ftang zur gerichtlichen Ermittelung folder Vergiftungen
' findet man ausführlich befchrieben S. 353 — 356 m. Orundz. K. und
darunter auch der Hauptſache nach das neuerlich fo fehr bevorzugte
und in England belobend belohnte Marſh'ſche Verfahren, das von
dem Berfafter dieſes Handbuchs minveftens fehs Jahre früher erfunden
wurde, als von M. Ueber vie vem erften Theile dieſes Berfahrens
| Ähnliche Entwidehung von Hyd roſt ib⸗ over Stibwafferfioff- Gas
| f. oben ©. 518 Anm.
12) Im röthlichen Schlamm einer Bleikammer erwähnter Art, fand und
| entvedte Berzelius 1817 das Selen, das dem Arfen und Tellur eis
| nerfeits, und dem Phosphor und Schwefel anderer Seite fih
dadurch anfchliest, daß es wie diefe Eleftricität und Wärme
fehlecht Teitet und flüchtig if, mit O verbunden nichtbafifche Oxpde
und Säuren, (009 denen für fich oder als Hydrate, die un vollkom⸗
menen mehr flüchtig, die vollkommenen verhältlich feuerbeftändiger
find) Hingegen Feine allen Säuren genügende, felbflännige Salz
| grundlagen darflellt, und, gleich vemS und P, As und Te fih durch
Erhitzen in Bitrioldt auflöfen läßt. Da nun diefe fünf Grundfoffe
einerfeits in Beziehung auf O zu den verbrennfichften, andererfeits im
Bergälimiß zu ven Metallen zu jenen Grunpftoffen gehören, in welchen
die Metalle leicht verbrennen, die alfo gegen dieſe, hierin ähnlich ven
Zündern, dem O, (F) Ch, Br und J, fih als Verbrenner ober Zün⸗
ver bethätigen, fo bilvete ver Berfaffer viefes Handbuchs bereits vor
18 bis 19 Jahren *) aus ihnen eine befondere, von ihm Brenn
jünter genannte Gruppe der Grundfioffe, die mit J, Br, Ch
und F das Bermögen theilt, ſich mit Metallen unter Feuer- Entwide-
fung vereinigen zu können, (Bereinigungen von benen fenen, welche
3 Se und P mit Zaugmetallen fihließen, falzartig, (oben S. 773 Ann.)
jene hingegen, welche Erd» und Erzmetalle eingehen, metallartig find
©) Bereitd 1806 machte ich Kinfichtlich ded Arfen auf obige Zuordnungs Verhaͤltniſſe,
zu P und SB und früher ſchon muͤndlich auſmerkſam; m. Beitraͤge I. 179; vergl. m.
Stundg 1. 56. Ze
53
834:
in Beziehung auf H aber fi) dadurch von ihnen unierſcheidet, pas nur
drei von ihnen: 8, Se und Te das H (das gegen fie, wie gegen J, Br,
Ch und E) + BE erhält, ſchwach zu fäuern vermögen, währenn P und
As damit Berbindungen geben, welche gegen Metallchloride und
ähnliche Berbrennungs - Erzeugnifle des F, Ch, Br ung J bafifc
wirken. S verbrennt in atmofphärifcher Luft mit blauer (im O⸗Gas
mit glänzend Hell violettbläulicher), P mit weißer, (im O⸗Gas
blendend weißer), Se mit röthlidh blauer, As, wie erwähnt,
mit blasbläuliher, Te mit bläulichweißer, durch Se⸗Galt grün
umfäumter Flamme. Das Leuchten des P in der atm. Luft im
nicht gefchmolzenen Zuftande (fihmelzend entflammt er) if eiu ver⸗
langfamtes Verbrennen zu Phosphorichtfäure == P208, vie ber
weiteren Berührung von feuchter Luft ausgeſetzt zur fogenannten Unter»
phosphorfäure (P204 vergl. S. 505; die jedoch nicht ſelbſt⸗
ſtaͤndig, ſondern vielmehr nur das Hydrat der P203 if) zerſließt;
das Leuchten des P, das er übrigens auch darbietet, wenn er (z. B. in der
Guerikeſchen Leere) nur verdampft (S. 504), if mit Verbreitung kno b⸗
lauchartigen, an Arſendampf erinnernden Geruchs verbunden; wie
denn P überhaupt dem As in allen Hauptverhalten ſehr ähnlich iſt.
Entflammend verbrennt P zu erſtickender, heftig zum Huſten reizender,
meiftens von P203 begleiteter Phosphorfäure (P205; vergl.
oben S. 326 und 370), die Waffer fehleunigft anzieht und ſich damit,
hierin der 803 ähnlich, ſtark erhitzt. (Auch As205 zieht das
Waſſer ver Luft ſtark an und zerfließt darin.) Die Leichifchmelzbar-
feit nes P und damit verbundene fehr Iebhafte Entflammbarteit —
es ſchmilzt ſchon bei 35° C (fiedet aber erſt bei 290°), zu der die in
Folge ver Luftfeuchte » Anziehung (Seitens ver Phosphorfäure) ent»
ſtehende Selbfiwärmung, ſonſt aber auch das Drüdeu zwifchen den
warmen Fingern, Befläuben mit pulorigen Körpern, und jete, auch
fehr geringfügige Reibung Teicht führen kann, macht durchgängige große
Vorficht bei'm Aufbewahren wie bei'm Berarbeiten des P, z. B. zu
Zündhölzchen (oben ©. 487, 495 ff. u. 501) unerläßlich nothwen-
dig. Man muß daher P ſtets unter Waſſer aufbewapren, ihn, da⸗
bei fo fiher (in ein zweites feſtes Gefäß) Rellen, daß er weder durch
Umftoßen und Zerfihmettern des ihn in ſich faffenden Glafes zur waf-
ferfreien Luftberührung gelangen, noch durch Einfrieren des ihn
umgebenden Waſſers (und bau eintreiendes, Gefäß- Zerfprengung
herbeiführendes Eisausvehnen; S, 61. Anm.) ver Luft blos geſtellt
werten kann. Die Darfellung bes P, und damit jene des P205
(denn nur durch deren Deſoxydation ober Reduction mittelft hinrei⸗
chend erhißter Kohle gewinnt man ten P; oben ©. 504) ift, haupt⸗
ſächlich in Folge des großen Berbrauhs von Zündhölzchen, wich⸗
tige Fabrifationg - Zweige geworven, weshalb dabei in beiberlei Hin⸗
fiht auf folgende Hauptbevingungen die Aufmerkfamfeit au richten iſt:
*
a) Phosphordampfedringt leitht durch Steingut-Retor
ten, auch wenn fie mit gutem feuerfeßen Thone beſchlagen ſind;
man ſichert fie dagegen, wenn man fie dreimal nacheinander mit ge⸗
fättigter Borarlöfung innen und außen tränkt, zuletzt mit feinſtem
@laspulver beftäubt und dann, nach dem letzten Trocknen, zehn Minn⸗
ien lang durchglühet. Wieder erlaltet find fie nun dampfdicht. Beſſer
als Steingut-Retorten find tie aus Glasporzellan (fog. entgla⸗
felem oder Reaumür’ichen Glas, das man gewinnt, wenn man Glas⸗
gefähe zwifhem einem Gemenge von Quarzfand nnd etwas Gyps
glühet; m. Einleit. in d. n. Chem. ©. 162 ff. *) gefertigten;
b) zuviel Kohl e ver zu reducirenden Phosphorſäure beigegeben, ent
führt micht unbeträchtliche Mengen in Form eines, vorzügliih. gegen
das Ende ver Ps Herftellung eintretenden Gntwidelung von P - haltis
gem brennbarem Gaſe (das nach Barth. Trommsdorff's Verſuchen:
CH 4 + P if), was jedoch nie gänzlich ausbleibt. IA die Kople
gehörig zertheilt — ausgeglüheter Ruß würde, wäre er nicht zu
thener heczuſtellen, feinften Kohlenſtaub gewähren **) — fo reitet auf
2 Mom in dem mit überfipäffiger Säure verbundenem faureh phos⸗
phorfauren Kalk vorhandener Phosphorfäure 5 Atom Kohle, alfo 5mal
9 = 75 Gewichtstheile Kohle gegen 2 Atom Phosphor⸗
ure (= 22208 — 2mal 8925) = 1785 Gewichtstheilen
trodner Phosphorfänre Hinz dieſe enffprechen aber — da 1785
Phosphorſäure 1900 Kalt forvern, und damit (3685 Gewichtstheile)
bafifd pHosphorfauren Kalt = 8 CaO + 378205 bil⸗
ven, und da gut geglühete Knoche naſche neben etwas NaKy®
Natrium» Kyanür — Na (C2 AB) und nahe O, 2 Tohlenfauren Kalt
(Ca0C02) 08 jenes Phoophorſäure⸗Kalk's enthalten — jener Menge
von Phosphorfäure, welche, puch Behandlung mit Schwefelſäure (S.
#4) 4606 Gewictsipeile Knochenaſche entwideln ***); mithin auf fo
— — — — —
9) Ga ben Jahren 1806 — 1810 (ob auch fpäterhin ? — iſt mir unbekannt) gab es In
der Gegend von Baden Im Murgthal, zu Motbenfeld, eine Fabrik, in der, auf Bers
fangen, alle Arten von Stadgefäßen In Glasporzerlan verwandelt wurden; Re
rorten, Septolden, Abdampfſchaalen und felbſt Schmelztlegel dieſer Fabrik waren
umgemein haltbar und zugleich gluthbeſtoͤndig.
#9) Ruß, wohl ausgegluͤheter, gewährt auderdem ben Vorihell, daß er kein ſires Altalı
mi in Me Mifchung bringt, voriched bei der Holzkohle der Fall If; phosphorſ. Kal
eder Raten giebt aber, mit Kohle gegtühet, Teinen Phosphor.
“5, Im Großen jeriept- man gewoͤhnlich 3 Gewichtſtheile Knochenaſche, die alfo höch⸗
end 2,15 baſtich⸗ phosphorſ. Kalt enthalten, durch 2 conc. zuvor mit 24 Waffer ver⸗
dannte Scywefelfäure, mittelſt 2aſtuͤndiger, von flelßlgem Umriihren begretteger Dis
geilen, Durchfeipumg, Audbreſſung ded abgefchlehenen Shpſed und Auewalchung des⸗
feiben mit wenig kaltem Wafler, Abduͤnſtang ded' durchgefelheren und neuer Tren⸗
wung deb dabel auögefchledenen Sypſes ıc., Eindunſtung der ſauren Mlüffigteis zur
Krone, Uusgtihung des dabei verbitebenen halbglaſigen Ruͤckſtanbes und Lieber-Bb:
fung deffelden Im Waſſer zur ſyrupdicken Siafügteir , der man 3. re vier Kehle
viel Phosphorfäure, als zwölf und dreizehntel Gewichtstheile
(123) Knochenaſche gewähren, ein Gewichtstheil Kohle; alſo
höchſtens auf 12 Knochenaſche 1 Kohle.
uuſetzt, daB die damit wohl zu durcharbeitende ſaure Maſſe halbtrocken wird, und die
man num alfo gemengt, unter unausgeſetßztem tüchtigen Umrühren in einem eifernen
Hafen (Topf) nicht nur voliſtaͤndig trocknet, fondern ſchluͤßlich auch bid zur dunkel:
rothen Gluth erhigt und nun, fo Heiß ed die Steingut⸗Retorte irgend leidet, fchleu:
nig (Damit fie aud der Luft Bein Waſſer anzieht) In diefe Ichätter, fo daß fie davon
fat voll wird, Hierauf die erſten s Stunden hindurch fehr mäßig feuert (in einen
Dfen, deffen oberer gemölbter Auffag in den Stand fegt: bie Retorte allfeitig nahe
„ gleich Hark nach und nach heftigſt zu erhigen), fie dann aber in's Sluͤhen Sringt,
und fie darin erhalt, fo lange noch etwas Dhospherdanpf überdeftillixt; wozu, nach
Mafgabe der Größe der Mafle 15 bid 24 und 50 Stunden erfordert werben. Waßte
die Retorte, abgefehen von Iprem Salſe und eberer Halswoͤlbung (die leer bleiben)
zuvor audgemeflen, 25 Parifer Würferzolte, alfo nahe 5 Dectiltred = nahe
anderthalb Seitel, fo giebt die koblige, faure, die Retorte füllende Maſſe ı Pfunb
Phosphor. Um den Bhodphordampf gehörig keiten, ſammeln uud abkühlen zu Fin:
nen, verbindet man dad Ende ded Retortenfalged mit einem ed umfaflenden kupfer⸗
nen Rohr, die zwiſchen beiden bleibenden Fugenräume Iufedicht verfchließend,, umd
taucht dad andere Ende, dab einige Zoll welt von der Mündung umgebogen if,
fenteecht abwärıd, eine Korkſchelve hindurch, in eine mit Wafler gefüllte Flaſche,
deren Halſe die Korkfcheibe wohl eingepaßt Ift, und die außerdem noch vom einer
Heinen gläfernen Siayerheitäröhre durdyfegt worden, die dazu dient, denen aud der
Retorte kommenden Gaſen ungehinderten Abfluß zu gewähren. Iſt die Deftillatten
“beendet, fo zerfchneidet man den gewonnenen Phebphor in Stücke, trägt dieſe in eine
länglichstontfche Glasroͤhre, deren untered Ende man zuvor verkortt hatte, uͤbergleßt
ven Phobphor mit kaltem Waſſer und taucht nun die von ihm und dem Waſſer ers
füute Röhre In Heißed Wafler, ed darin belaſſend, bid der Phosphor geſchmolzen iſt
und fAymelzend ſich von Lem größeren Theiles ded Ihn begleitenden, haupthaͤchlich
kohligen Schmutzes gefäuberr bat. Leicht dürfte fich die Zerfebung der Sinochenafche
fo einrichten laſſen, daß man die dabel fonft ungetüplt entroeichenne Garbonfäure
in gefättigte Löfung von bafiichem Bleloxyd: Acetat geleitet, und fo zu gleicher Zeit
Bleiweiß bereitet würde. Dad dabei zur Entroldelung gelangende KyH 2: Ca
(Na C2A2 + H20 + Säure z. B. 803 = Na0803 und KyH2) wird im zu
geringer Menge entwidelt, um in gewerblidyer Hinficht darauf Bedacht nehmen zu
Binnen. Da übrigend die aud der Knochenaſche gefchiedene P205 nothwendig ſtets
etwad Natrenfulphat enthält, fo wird audy dad am Ende kommende fiintende Gas
ſtets etwad Hydrothion, oder ftatt deffen Spuren von Schwefelshaltigem Gydrecarbens
Sad enthalten müflen. — Erhist man waflerhaltige Phosphorichtſaure für
fi, fo zerfept fie das Waſſer, Indem fie einerfeltd Phodpherfäure, audererfeitd Phod⸗
I phorwaflerftoff bildet, 8 P geben dann PsHs Phobphorwaſſerſtoffgasb und
s P205: Säure. Ps03: Dampf verbrennt Cfür fih ) au PROB unter Leuchten.
Dpsdphorchlorär oder flüffiger Ehlorphodpher = P2 + 5 Ch (erhal:
ten durch Verbrennen überfhäffigen P’s in erwärmtem Ch Sad, in Form
einer waſſerklaren, flark rauchenden und fehr flüchtigen Fluͤſſigkeit) erzeugt, 5 Ute
Waſſer wechſelzerſeßend, PROB und 8 HaCh2; Dhodphorclortd, oder feiter
weißer Chlorphodpher =-Pa + 5 Ch3, gebildet gleichen Weges in überfhüffts
gem Ch:&gB, giebt, fih mit 5 Atom Waffen wechfelgerfegend, P203 und 5
‚ Hıcht, — Erwarmt mar Schwefel in Chlorgad, fo bildet Ach flüffiged rer:
gelbes, widrig erflidten) riechended, an der Ruft raudgended, flüchtiged, dad Waſſer
an Eigengewicht übertreffented und ſich mit demfelben in 9 HSCh2 und 280
8% ‘
13) Die Berbinbung des Schwefels mit Carbon (das Carbon⸗Sultid),
oder ver Schwefellohlenfloff (oben S. 173 Anm.) = C8S®,
wurde von Lampadius 1796 entvedt, als er Schwefelties- haltige
Ä Mineralloplen ver trodnen Deftillation unterrdarf, dann aber dadurch
| „gewonnen (wie e8 noch jeht fabritmäßig gefchieht), daß man: ‚gaflgen
Schwefel (Schwefeldampf) über in Röhren glühende Kohlen wegſtrei⸗
den ließ und das alfo geivonnene gelbliche Deſtillat, um es zu reini-
gen, wieberholt (für fich) deſtillirte. Alſo gereinigt ſtellt es eine farb-
loſe, ſehr düme, aber im Waſſer unlöslihe und darin zu Boden fin-
tende, 1,272 Eigengemw. beſitzende, ſtark Tichtbrechenve, fehr flüchtige und
fhon bei 46° 6 fiedende, leicht entzünbliche, (bei 360° C an ver Luft
fih von felber entzändende) und mit weißer und purpurner, ent⸗
hält fie S gelöst: mit) blauer Flamme zu CO2 und 803 verbren-
nende Flüffigkeit dar, vie durch langes Steben unter after dieſes
Heine Antheilen nach wechfelgerfeßt (CO2 und 2 H2S erzeugend),
Schwefel löſst und ihn dann, Ähnlich dem gebiegenen Tryflallinifch vor⸗
fonmenden 8, in durch fichtigen Länglichen Octaövern mit rhombi⸗
ſcher Bafis kryſtallifirt entläßt, wenn CS2 allmälig verdampft. Im
mit Ammoniaf oder mit KOH2O gefättigtem Alkohol löſt ih CS2
leicht auf, indem es das Alkali neutralifirt. Die folhen Weges ent-
ſtandenen Salze erhielten vor mehreren Jahren die Benenmung ber
Zanthogenfauren; vergl. m. Grundz. I. 374, wo man mehrere
hieher gehörige, bis jeßt aber nicht weiter weder technifch- noch phar⸗
macentifch verwenbete Berbindungen befihrieben findet; über glühende
Sangerometalloxyve (3. B. über BaO, CaO x.) fireichend erfolgt, un«
ter lebhaft gefteigerter Gluth, Bildung von 2 Atom Schwefelmetall
(3. 8. 2 Ba8) und 1 Metalloxyd⸗Carbonat. .
4) Der Schwefel gehört zu den zweiftaltig ober dimorph Mryftalli-
firennen Stoffen; Iryftallifirt er 3. B. dadurch, daß man ihn fchmilzt
und deſſen erflarrte Oberfläche durchbrechend einen noch flüffigen Theil
ſchnell ausfließen läßt, fo bildet er undurchſichtige ˖lange Prismen;
Ueber das weitere Verhalten des. flarren, fo wie des durch lang an⸗
haltendes Schmelzen zähflüffig und dunkel gelbroth (faſt ſchwarz) ges
xrſetzendes Schwefeldylorär, (die dabei erzeugten 2 Atome Unterſchweflicht ſaure
zerfallen ſogleich in ı Atem Schwefel und ı Atom Schwefidyifäure; vergl. oben
S. 515 Anm.); ein Schwefelchlorid IR bid hieher noch nicht dargefiellt, wohl
aber At dad Schwefelchloruͤr in der Wärme noch viel Schwefel auf, der ers
| taltend daraus in großen Kryſtallen anfchießt. Weber andere Verfahren, die Phos⸗
| vher⸗ und Schwefel :CHlorverbindungen darzuftellen; fowie über Broms und Gods
Phos phor, Schwefelphosphor⸗Ehlorür; Selen:, Arfens md Tel
lur und Shwefel:Brom und Tod; Selen: , Urfens ndTellursBroms
Sons und FZiumorsBerbindungen ıc. fieße m. Grundz. J. 784-785. Ueber Uges
sate des Ehlers, Brom und Jod zc. ebendaf. ©. 779; über Jod⸗ und Brom⸗
Eh lo rare; ebendaſ. S. 777-7785 vergl, oben mit &, 802 u, w. oben ©, 847.
838
worbenen, in dieſem Zuftande fonft häufig au Minze Gemmtene ıc.
Abgüffen verwendeten, jet durch galoanoplaflifche Darftellung ent⸗
behrlich gewordenen Schwefels, ı. ſ. a. a. O. S. 269 ff. und
346 ff. In dem durch Erhitzen bis au 316° C gebilpeten orange-
gelben gafigen Schwefel brennen mehrere Metalle mit berfelben
Lebpaftiakeit, wie im Orygen-Gafe; vergl. oben ©. 833. Feines
Ziuk geräth mit S nur in elettrifches Erglühen, ohne fih mit berk-
ſelben chemiſch zu verbinden; was jedoch unter großem Drude, alfo
bei gtoßer Spannung des flarf erhißten Schwefelanfes dennoch mög⸗
lich werden foll.
15) Begleiten ven Schwefel Arfen over Selen, fo zeigt er dieſe Bei.
miſchungen au im fublimirten Zuſtande; es müflen daher vie
fog. Shwefelblumen (oben S. 828) fihon darum wohl gewaſchen
werden, damit vie As203 binweggenommen wird, die ihnen, wenn
gleich nur fpurenweife, nicht felten anhängt. Das Selen läßt fi
ihnen durch Vitriolöl entziehen (farblofe SO3H20 löst es mit
gränlicher Farbe auf); vermiſcht man viefes darauf mit Waffer, fo
ſcheidet fih das Se in rotbenKloden aus. Bis zum Kochen im O-Bafe
erhißt, brennt es mit weißer bläulich grünlich umfäumter Flamme;
©. 834. Mit Apotfäure behandelt orybirt firh Se zur in großen geftreiften
Prismen kryſtalliniſchen flüchtigen Selen ichtſäure (SeO2), mit Salpe⸗
ter verpufft es zu Selenſäure, die dem Kali verbleibt = KOBeO3;
Iedtere ift als Hydrat ver SO3H2O fehr ähnlich (von 2,6 Eigen-
gewicht), wird durch SO2 nicht desoxydirt, während bie Selenicht⸗
fäure dadurch der Reduction umterliegt, und von H2S nit gelb
gefällt, was, wenn zugleich H2 Ch2 zugegen, ebenfalls bei der Sele⸗
nichtſäure der Fall iftz der gelbe Nievderfihlag wird getrodnet. Mit
H2Ch2 gefotten, entwidelt vie SeO3 Chlor (bildet fo eine Art
Königswafler, vas Gold und Platin auflöst) und geht zurüd in SeO2.
Mit BaO bildet fie, gleich ver Schwefelfäure, ein unlösliches Salz;
auch kryſtallifiren die Selenfäure-Salze in Tormen, welche venen ber
Schwefeffäure-Bafen entſprechen und finn daher von diefen durch's An⸗
fehen kaum zu unterfcheiden. Sie felbft Iöst übrigens, dabei theilweis
in SeO2 zurüdgehend, Cu und Au in der Wärme auf. Se flellt ge-
fhmolzen einen bräunlich fhwarzen nahe metallartig ſtark glän⸗
zenden, in binnen Lagen blutroth vurchfeheinenden Stoff von 4,3
Eigengewicht dar, if ſpröde, aber weich, d. h. läßt firh Leicht rißen,
zeigt mufchlich glänzende Bruchflächen, bifvet, aus Selenidifänre
durch SO2 niedergefchlagen, ein zinnoberrothes Pulver, verbreitet
entflammt und fo zu farblos gafigem Selenoxyd oxybirt einen
änßerft heftigen und fehr widrigen, an faulen Rettig erinnersden Ge⸗
ru, was es ſchon Kenntlich macht in Fällen, in welden feine Daffe
verſchwindend Mein iſt; wird bei 100 C weich, ſchmilzt bei etwas über
100°C, wandelt fih noch unter Glühhiße in gelbes Gas(Dampf),
8339
mb bifbet mit H 2 ein farblofes, vem H 2 8 ähnliches, fehr aiftiges
Gas, hierin dem Arfenwafferftoffgafe fih amreihenn. Es bildet mit Selen»
Laugmetallen ähnliche Berbintungen, wie das H 2 8 mit ven Schwe⸗
fel - Laugmetallen und iſt mithin in dem Sinne ein Selentd, wie
das Hydrothion und das CS2 Sulfide find (denn letzteres verbindet
Rh auch mit Schwefelstaugmetallen f. oben ©. 837). Se gehört zu
den feltenen Brennzündern; vorzliglich findet es ſich mit Pb als ein-
faches Selenblet, begleitet von Kupfer, Silber und Mercur, zu
Tilkerode im Anhalt«Bernburgifchen Theil des Vorderharzes, dann
aber auch in manchen Schwefeltiefen, daher denn auch in mandem
Zreib= oder Stangenfrhwefel, in verfchiedenen Bitriolölen, fo wie im
vulkanifchen Schwefel der Tiparifchen Inſeln, mit Kupfer als Selen-
kupfer ımd mit Cu und Ag im Eulairit ıc. Gedviegen iſt es
noch nicht gefunden worden. Sublimirt bilvet e8 fpießige Kryftalle
uud bleibt nach dem Schmelzen abgekühlt Iange weich, auch hierin dem
Schwefel ähnlich. Es begleitet in ver Regel das Tellur und ver
Geruch, den Te vor dem Löthroßr verbreitet, ven Klaproth als
Kennzeichen ves Tellur betrachtete, rührt vom verbreimenden Se her.
Us Berzelius ven Gripsholmer Schwefelfchlamm unterfuchte und
vorläufig ven hellbraunen Bodenſatz vor dem Löthrohr prüfte, folgerte
er ans dem Faul⸗Rettig⸗Geruch, daS darin Te anmefend fei; vie
Seltenheit viefes Stoffes und die Seltfamheit folchen Borfommens bes
Rimmte ihn, alles von jenem Schlamm zu fammeln und genauer zu
unterfuchen, was zu haben war, und fo gelangte B. zu der oben’ ©.
833 erwähnten Entdeckung des Se, das er Selen (von ein Mond)
nannte, weil Klaprotb das Te nah (Tellus Erbe) Tellur genannt
hatte.
1) Das Zellur oder Sylvan wurbe 1732 von Müller v. Reichen⸗
kein in Stebenblirger Golderzen (im Blättererz und Schrifterz
oder Auram graplicum) entdedt und durch Klaproth beftätigt und
genauer beftimmt, im Jahr 1797. Später fand man es in Schemmitz
iningarn,inRorwegen und in Nordamerika theils mit Wismuth, theils
mit Stiber (Tellurwismuth und Tellurfilber) verbunden. Es
iſt blaͤulich weiß; lebhaft metalliſch glänzenn, hat 6, 2578 Eigeng,,
ähnelt dem Stib fehr, ift aber Leichtflüffiger, zeigt langſam erkaltet
deutliche Spuren von Kryflallifation, verdampft bei größerer fehr flar-
fer Hiße und läßt fih, umgeben von H-Gas, vann veftilliren. An
der Luft erhitzt entflammt es lebhaft blau, mit grünlicher Umfäumung
breimend (S. 834), zu dickem, weißen, ſchwach fäuerlich riechendem Rau.
Aus feiner purpurenen Auflöfung in Schwefeliäure fällt es
Waſſer: metallifch glänzend; mithin auch in dieſer Hinficht ſich dem
Se und S näher anfıhfießend als dem P und As; venn bie blaue Auf-
fung des Schwefels in 808 wird durch Wafler ebenfalls zerfebt,
und S daraus niedergeſchlagen. So bildet au) Te + 20 bie theils
— 4
/
840
durch Berbrennen in der Luft bei höherer Temperatur, fo. wie durch
Auflöfen in Azotſäure, over durch Werhfelzerfeßen des Tellucchlorür
mit Waſſer entſtehende Tellurichtſäure, und -F 30 vie Zellur-
fäure, die zu Stande fommt, jedoch nur in geringer Menge, wenn
man Te in Königswaffer auflöst, oder, gebunden an Kali, wenn Zel-
Iurichtfäure bei mäßiger Hiße mit Salpeter aufammengefchmolgen wird.
Ihre Salze gehen auf glühender Kople, unter ſchwacher Berpuffung, zu
MetallsTellureten zurüd *), oder, mit Berzeliug zu reben:
Tellur bildet mit den eleftropofitiven Metallen Zellurete,
während es fich mit ven eleftronegativen zu Telluriden verbindei.
17) Es bilden nemlich fämmtliche Grundſtoffe nach Maaßgabe, ihrer ge⸗
genſeitigen Berührungs⸗Elektriſirbarkeit, (vie ihren chemiſchen Verbin⸗
dungen vorangeht und dieſe im Allgemeinen regelt) zwei Reihen,
eine reine elektriſche und eine mit Rückficht auf dag anderweitige
demiſche und phoſiſche Verhalten gegründete; beide beginnen mit
dem eleftronegativften ver Grundſtoffe, mit dem Örygen, und
beide enden mit dem eleftropofitivften, dem Kalium (oder Ka⸗
lin**), während in der Ießten (in ver elektrochemiſchen) die nicht
*) Dad Teilur bilder ſammt dem Se, s und Ojene Reihe von Srundfioffen, welche Ber⸗
4)
seltu 8” weit fie ſowohl Säuren als Bafen zu bilden vermögen, Amppigenftoffe ge:
nannt wiffen will, indem er darauf binmwelfet, Daß das Drygen, Selen, Tellur und
der Schwefe! mit den eleftronegativen brennbaren Grundſtoffen in Säuren,
mit den eleftropofitiven zu Bafen fi) verbinden ; allein das Orygen giebt zwar
5 ®. mis A Säuren, Aber mit demſelben A auch eine Baſe Cgegen 803; oben
Bemert, 10. 5. 827); ebenfo gegen H; denn dad Waſſer If} baſiſch gegen Saͤuren
und fauer gegen Baſen. — Dad Sydrogen If fruͤherbin von dem Berfafler Dies
fed Handbuch® auch den Brennzündern beigejäplt worden, well ed mit K fi zu
einem Tauern Safe verbinden foll; da indeſſen diefe Verbindung noch der genaueren
Unterfuhung bedarf, und anderer Seits H als eln nur brennbarer und durch
feine Berbindung mit Brennbaren deren Entzuͤndlichkeit ſteigernder Grundſtoff ſich
verhält, fo ſchlene ed zweckmaͤßiger, ihn den nur brennbaren Grundſtoffen, dem Gar;
bon, Silic, Bor und, jedoch mit weniger genügendem Grunde, dem A308 bei;
äugefellen, mit dem ed (dad H) gefättigt dad Ammon;Metali (Asls) bildet,
während A, im geringeren Verhaͤltniß mit H vereint, Berbindungen gewährt, im
denen ed gegen dab H nad Urt des O, nemlich Baſen erzeugend wirkt; dem AsSH6
(Ummoniat), AtH4 (Amid) und AsHs (Sub: Amid: au al Ge
amweltftoff — oben ©. 790 ff. — betrachtbar) verhalten fi) in Ihren Berbindungen
ald Bafe-Bertreter. Webrigend müßten die einfachen fog. Salzbildner: F, Ch, Br
und J aud) den fog. Amphigenſtoffen beigeordnet werden, denn fie bilden 3. B.
mis Laugmetallen Verbindungen, die ſich gegen die von ihnen mit Erd :, Erderz⸗ und
Erz Metallen eingegangenen fauren Berbindungen vollkommen baftfd, verhalten;
3. B. KCh gegen Pı + 2 Ch 2; NaCh2 + (aur + 3 Che) ⁊c.
Geht len brachte für deutſchen Wortlaut und dieſem entſprechende Schrift ſtatt der
auch im Deutſchen beibehaltenen lateiniſchen Benennung Kalium den Namen Aa lin
(und mithin ebenſo für Natrium Natrin, Baryum Baryn 2.) In Vorſchlag, Ram:
padius folgte jund der Verfaſſer hatte ſchon längere Zelt von einer gleichen Wes
nennungdroeife Gebraud, gemacht, als er fand, daß er Hierin die genannten &hemiter
su Borgängern habe. Zugleich aber erlaubte fidy derfelbe, ſchon früher, im Deutfchen
die Iateinifchen Endigungen durchgängig zu fireichen, der Kürze und sum Theil
— 070 en mg 2977070 —ü —
J
s
mefallifchen Stoffe, von Berzelius Metalloide genannt und nad
demſelben georpnet, die erfle, Die Metalle dagegen die zweite ober
ledte Abtheilung darſtellen; wobei jedoch bei beiven Reihen vorausge⸗
feßt werden muß, 1) daß alle auf gleichem Grade ver Fühlwär⸗
me ſich befinden; denn mit der Aenverung ver Temperatur ändert fih
das Leitungs» und Erregungs⸗Vermögen der Stoffe in Beziehung auf
Cleftrirität, damit aber vie gegenfeitige Stellung verfelben im chemi⸗
fhen Syſteme, und Alles, was mit viefer aufammenhängt. Beträcht-
fie Steigerung der Temperatur verwandelt die guten over fogenann-
ten vollkommenen Leit er der Electrieität (und der Wärme”) infchlechte,
und die fchlechten over fog. Rishtleiter oder Iſolatoren in gute Yelter; je
doch hinſichtlich jedes einzelnen Grundſtoffes, in einemeigenen,feiner@is
genweſenheit entſprechendem Maaße; 2) daß der Stoff, fo fern er
ein Gleftrieitäts = Leiter, nicht ſchon von auflen her elertrifirt
worden, oder, mit der Schule zu fprechen, nicht unmittelbar zuvor
längere Zeit hindurch einem fog. elettrifhen Strome ausgeſetzt gewe⸗
fen; 3) daß er hemifch rein, alfo gänzlich frei ſei von fremder
. Beimifchung ( fpurenweife Beimifchungen eines fremben Metalles än-
den die efektrifihe Erregbarfeit eines metallifchen Leiters ſchon merk⸗
ih, oft fehr merklich ab), und 4) daß während der Berührung gleiche
Beleuchtung ver einzelnen Glieder der Reihe ftatt habe, Werben
übrigens dieſe Beringungen nur auf die Metalle angewendet, fo
heißt die Reihe vorzugsweife vie eleftrifhe Spannungs-Neihe;
eine Benennung, die für diefen Fall gleichbedeutend if mit eleltris
ah des Wiehliaut’d wegen; daher ſprach und fchrieb er 3. DB. feit jener Zeit: Pas
tin, Irid, Rhod, Pallad, Stib, Mangan ıc, und flat Dömium und
Cadmium gebrauchte er Ddmim und Sadmim, da Dömin ımd Eadmin zu fpre;
den mit der lateiniſchen Benermung nicht zuſammenſtimmte.
®) Wie ſoliches 3. B. auch bei mehreren Wedyfelgerfepungen einteitt. Berfept man
eine wäffrige Löfung de fog. ſalzſauren Baryts mit jener des fchwefelfauren
Kallo, ſogleich fcheldet ſchwefelſaurer Baryt ſich aus, während falzjaurer Kalk der
Stüfästelt verbleibt; mengt man innigſt Calcium⸗Ehlorid und Barytſulphat und
beingt dad Gemenge in feurigen Fluß, ſoſort bildet ſich auf Koſten des O
hm Baryt dad Ca um In CaO, während dad Ch2 dad Ba ergreift, und nun neben
dem Ca08Q98 Barın :Ehlerid geſchmolzen Lund durch wenig kalt aller trennbar
vom Ealcit⸗ Sulphat) verbleibt. — Baryt⸗Carbenat wechfelzerfegt ſich In ber.
Kälte, zumal bei Mitwirkung von Cos, mit Kalt: Sulpbat, aber Baryt⸗ Sul
phat wird ſewohl auf trock nem Wege (durch Schmelzen) ald auch In der Wärme
auf naffem (durdy Sieden) von Kali: @arbsnat in HeOCOR verwandelt, während
Nall⸗Sulphat ich bildet. Koch ſal z und Pott aſche geben, wenn 'beider wäfftige
Lhfungen mitfammen geſotten und dann zum Erkalten gebradyt wurden, bei heftiger
Kälte KCh 2 (in Meinen vierfeitigen Säulen, fonft in Würfeln kryſtalliſirend), da
denn das zugleich Heruorgegangene Natron: Carbonat, fpäter mit 10 Atomen Wafs
fer in Rhhomben⸗Octasdern anſchleßt (während ed mit 8 Waſſer sfeltige rechtwinklige
Siusen, oder, aus waſſerarmer Loͤſung von 300 C In aſeitigen Tafeln kryſtalliſirt
fein wñrde; vergl. eben S. ses. Anm. — Salze, die gegenſeitiger Wechſelꝛerſerung
unterliegen, nannje man fenft andı I unvertraͤgliche. .
842
—
ſcher ErregungsRekihe, während man ſonſt in Beziehung auf
Elektricität überhaupt, ſowohl wenn man bie dahin gehörigen Phäno⸗
mene von ein er, ört lich in ungleichen (daher mit + und mit— E
bezeichneten) Mengen vertheilten elektriſchen Flüſſigkeit ab-
leitet, als auch wenn fie durch die Annahme von zwei dergleichen
.. (gewöhnlich in gleicher Wetfe bezeichneten, pofitive und negative
‚ Eleftricttät genannten) Flüfftgteiten geveutet werben, unter
Spannung verflanden willen will: die, gemeinhin gebundener
Wärme [oben S.165 u. 91) zugefchriebene Elaſticität over Ausdehn-
ſamkeit ver fog. elektriſchen Flüffigfett und daher man z. B. unterfchei«
. det zwiſchen Electricität a) von geringer Anhäufung und
fehr geringer Spannung, wie fie fefte Leiter ungleichen Leitungswerthes
gewähren, wenn fie fi) berühren; b) von großer Anhäufung und
„geringer Spannung”, wie fie «) hervorgeht im Kreiſe galvanifcher
Ketten; alfo durch Berührung von Leitern, von denen ver eine flüfftge,
oder einer der flüfffigen, gegen vie üßrigen Hemiſch erregend zu-
rückwirkt, vie auch, #) wiewohl nicht ohne (noch näher zu Beflimmenve,.
beim Schließen ves Togenannten Leitungs »Bogens mit beiden Bänden
dem Gefühle fich unverfennbar verrathenve) Abänderung zur Entwide-
lung gelangt: zwifchen ven Pol» Enpflächen eines Hufeifen-Magnets
und der Gegenfläche feines Ankers (oder Anker⸗Vertreters) in dem
Augenblide, da beiverlet Flächen ihrer Gegenziehung unterworfen, over,
ſtatt deffen, durch Trennen derfelben wieder entzogen werben, und die y) mit
fehr geringer Spannung begabt wahrnehmbar wird beim chemiſchen
Miſchungs⸗Vorgang; c) von geringer Anhäufung und mäßi-
ger Spannung, wie fie zur nach Auflen bin gerichteten, darum
wahrnehinbaren Wirkſamkeit gelangt: zwifchen ſogenannten Halblei⸗
tern (3. B. trosinem Payier, Holz, heißem Glaſe ıc.) und gepaar⸗
ten ungleichen feſten Zeitern, 3 3. a) der wirklich (und nicht
bloß ſcheinbar) trodnen Säulen, wie folde durch Behrens er-
funden, dur de Zuc,Zambontac. abgeäntert wurben (m. Grundz.
11.375) und A) wie fie früherhin in Dykhoff's thermoelektriſcher, mit Glas⸗
zwifchenlagen gefchichteter Säule (m. Erperimentalphyfif 2te Aufl, IE. 145)
fo wie fpäter in Seebed’s, Melloni's n. X. Hieher gehörigen
thermoelektriſchen einfarhen und zufammengefeßten Ketten (over
Batterien; m. Grundz. IL) erregt wurbe; d) von „geringer An⸗
bäufung“ und großer Spannung, wie fie dur Reibung, zu⸗
mal fefter fihlechter Leiter (fog. Iſolatoren) von: ungleicher Härte und
ungleicher Leitungs - Schwäche, in den gewöhnlichen Reibungs - Efeltri«
firmafohinen, oder durch Drud, Stoß, Zuſtandswechſel, un.
gleiche Beleuchtung und ungleiche Anwärmung oder ungleiche Abfühlung
der Wolfen » Dunftbläschen (oben S. 68) hervorgebracht wird *):
“) Nennt mann) Leiter-Berührungs-Elektrichtät; fo darf man die übrigen
Elektricitaͤten folgerecht bezeichnen im nachfichender Welfe: ba (gemeinhin genannt
Bad
Reihen ver Grundſtoffe, geordnet I) nach ihrer gegenfeitigen
Berührungs- Eleftrifirbarteit, und 2) (mit ſteter Rück⸗
fiht auf Die von Berzelius entworfene allgemeine Eintheilung
der Grundfloffe) nach ihrer Berührungs- und Miſchungs⸗
Elektricität.
1. Elektriſche Spannungs-Reihe. Sie zerfällt in drei Abthei⸗
lungen, deren er ſte mit Oxpgen beginnt, das gegen. jeden ber
Grundſtoffe — E erhält, waährend jeder der folgenden Grundſtoffe ge⸗
gen jeden nächſtvorhergehenden + E, gegen ven ihm folgenden — E
bekommt, und deren fämmtliche Glieder gegen alle Glieder ver drit⸗
ten Abtheilung ebenfalls — E varbieten, invefien dieſe gegen jene
durchgängig + E zeigen; fie heißt daher die elettronegative, wie
Ichtere vie eleftropofitive Abtheilung Die zweite enthält ime
Grundftoffe (fämmtlih: Erzmetalle), welche in Abfiht auf elektrifche
Erregbarleit in foldem Maaße und Grabe von einander abweichen,
daß man fie mit gleicher Befugnis zur erſten, wie zur dritten Abthei⸗
Img bringen ann:
NOrygen (0), Schwefel ober Thion (8), Azot (A oder N),
Zluor (F), Chlor (Ch oder CI), Brom (Br), FJod (J)J, Phos⸗
phor (P), Selen (Se), Arſen (ſonſt auch Arſenik genannt; As),
Chrom (Cr), Vanad over Erythron (? V), Molybpän (ehe⸗
dem auch durch Wafferblet bezeichnet) ;Mo), Scheel oder Wolf⸗
ram (Si oder W), Carbon (C), Stib (over Antimon, ober
„Spießglanz”, ehemals Gpießglas genannt; Sb), Tellur oder
Syivan (Te), Tantal oder Eolumb (Eolumbiums Ta),
Titan over Mena (Menalz N), Silic. over Kiefel (Si),
Dsmim (Osmium; Os) und Hyprogen oder Waſſerſtoff (H).
2) Geld (Au), Irid (I), Rhod (R), Platin (Pt), Pallad (Pa),
Mercur over Qurdfilber (Mr ober Hg), Silber (Ag), Ku⸗
pfer (Ca), Uran (U), Wismuth oder Marcafit (B), Zinn
(Sa), Blei (Pb), Eerer oder (Ramenableitungs- widrig) E er,
oder Demeter (Ce), Lanthan (La) Didym over Didymium
„Batvantiche Elektricitaͤt oder Salvaniömus);Berüprs Mifhungsds@tek:
trichtät, 5 magnetiſche Elektricikät oder MagnetoElektricismus,
17 chem iſche Elektricitat oder Ehem i⸗Elektricibmus; e) @ und ↄWLeiter⸗
und Salbleiter-Berührungs- und Thermo⸗Elektricität, und d) Rel⸗
bunghs@fettrtcträt. ARimmt man aber ald Urfache aller elektriſchen Phano⸗
mene eine elektriſche Stüffigkelt, oder zwei fog. eleftrifche Flulda an, während man
zugleich Die Wärme von einem Wärmeftsff-(Calorieum) ableitet, fo Tann man auch
We gebundene Wärme ald Urfache der elettrifhen Spannung betrachtend, jene
verfehtedenen Ele ktricitaͤten atd elettrifche Flüſſigkeit von ſiebenfach vers
ſchlebenem Wärme-⸗Seh alt auffaffen, der bei d) am größten If; eine Uns
nahme, der nicht entgegenficht, daB durch b a und » y heſtigſte Hipe entwidelt wer⸗
Deu Tamm.
844
(? DI), Kobalt over Kobelt (Co), Rickel (Ni), Eifen (Fe),
Cadmim oder Cadmium (Cd) Zint (Zn) und Mangan ober
Braunfteinmetall oder Manganes (von Bergmann che-
mals Magneftum genannt; Mn).
3) Zirkon over Hyacinth (Zr), Itter (Ittrim) oder Ittrium
(Y), Thor(Zporim) oder Thorium (? Th oder To*), Beryll
(Berylliim) oder Beryllium oder Glycin (Be), Alum ober
Alumum (Alunium; AI), Magnes oder Masnium (Magnium;
Mg), Calx over Calcim (Ealcium; Ca), Stront oder Stron-
tim (Strontiuni; Sr), Bar over Barym (Baryımz Ba), Lith
oder Lithim (Lithium) Ratrim oder Sod, oder Tron (Ra-
trium, oder Sodium, oder Tronium; Na oder So oder T),
Kal over Kalim (Kalium; K).
11. Elettrifhe Mifhungs- und Berührungs- oder chemifch⸗
phyfifde Spannungsreipe; + bebeutet, daß ver zugehörige
Grundſtoff gegen ven über ihm ſtehenden + E, gegen den unter ihm
folgenden — E erhält.
1) o E Gas⸗Beſtändige
E æ (Gasolyta)
+ E ) * Gaſolyte
JH Berzelius,
3) A
DF*) | Salybilöner
5) Ch **) ober
6) Br ***) Salzzeuger
D)JI (Halogenia Berg.)
8) 8 4) kigentlche
3 tt) ' Metalloide
Örennbare
12) Si (Pyrohalogenia) “
13) Se
14) As
®) Die bet Th, und zuvor bei V, La und Di beigefepten ? ? ſollen anzeigen, daB über Die
Stellung diefer Orundfisffe in obiger Reihe noch zu entfcheiden iſt; ed ih fehr wahr;
ſcheinlich, daß in Folge von Berfuchen Ihnen andere Stellen zu Theil werden bürfs
ten. — Wenn bei Stoffs Benennungen Folgerechtheit, Kürze md Wohllame
borzägliche Beruͤcſichtigung verdienen, fo wird man die im Dbigen von mir verges
ſchlagenen Benennungd s Kürzungen und zugefügten neuen Bezeichnungen einiger
Orundfloffe jener Beruͤckſichtigung entfprechend finden. Unter Andern find bienady
alle drei LZaugmetalle dadurd von den Raugerbmetallen (von Ba, Sr, Ca
uud Mg) getrennt, daß fienur durch einen Buchſtaben bezeichnet erſchelnen; nämlich durch
K,T undL, unterſchleden werden. Tron bejieht fid) übtigend aufeine der Älteften Wes
nenmungen ded Anderihalb : Natron s Earbonat, = 2 T +5 CO 2, dad im Sande
845
Metalle
a) Schwermetalle. b) Leihtmetalie.
15) — „— Bb 3)V—- 3)Ag— 5)Zr— 5)T
16) — „ — Te 3%) Man— %) Cu— 46) X — %)K
1) — „—- Ta M) U — 37 Ni — AM) +E
9) — „— Ti 38) 08 — 3) Co — 48) Be
19) — „— Ce 29) Au— 39) Fe — 49) Al
2%) — „— La %)J — 40) Bi — 50) Ba
21 — „— Di 31)R — 4) 80 - Sl) Sr
2) — „— 1 32) Pt — 2)PbF — 32) Ca
23) — „— Mo 33) pa— 43) Cd — 53) Mg
A) — „ — Cr 3) Mr — 4) za — 5) L
ven Namen E ron a führt, und unter dlefem von Aegypten und Ungarn audgeführt wird;
vergl. oben S. 825 Anmerk. — EU man uͤbrigens die Benennungen Natron und
Atrium nicht aufgeben, fe kann man für letztered N (flatt T) fepen, muß denn
aber Azot, vote oben gefchehen, durch A umd nicht durch N bezeichnen; vergl. oben
€, re u. 78 Anm.
#7) u Yarf rüdfichtlich ded Wertheſs, dab Ik der Artung ded an Ihm erxegbaren IE nicht
unmittelbar unter O geflellt werden, fondern gehört mindeſtens unter J. — Die
Aldyemifer nannten dad H philofophifched Feuer, aud wohl, wie die Berg⸗
lente dad entzündfidye Sruben:Gad (CHE): Feuerdampf. Unter den Epemis
tern des 18ten Jahrhundert betrachteten mehrere ed ald dab eigentliche Phlogiſton,
(oben S. 706) umd wenn im Jahr 1807 der Berfaffer dieſes GandbndyB die GSypo⸗
theſe aufitellte und andführlich verfolgte: daß das Drpdiren (Verbrennen) der übris .
gen Grundſtoffe ein Berbrennen des in Ihnen porausgefeptermaßen enthaltenen Sydrogen
fe, fo Daß die Menge ded dabei In den Orundflsffen vorhandenen H die Menge deb von
imen im Martınum aufjunehmenden O beflinme, dab Waffer aber, was ſolchen
Begeb zu Stante komme, nicht für fidy zum Beſtehen gelange, fondern bei den Mes
tallen bleibe u. mit dem eigenthumlichen Metallſtoff jeded einzelnen Wetalled eine dreis
face Berbindung fdhlage (= SH + x M + 0), fo hatte diefe Sypotheſe wenigſtens
dad für fich, daß fie darauf hindeutete! ed fei Zeit, nicht alchemifch,, fondern wiſſen⸗
ſchaftlich nach der Zuſammenſetzung der Metalle, ded Schwefeld, Phoöphord 2c. ꝛc.
zu fragen ; nabe zwei Jahre darauf kam Humphry Davy auf diefeibe Bermus
Yung; vergl. oben 5. 772. Während Üibrigend H gegen O nicht nur, fondern audy
gegen die ed fäuernden F, Ch, Br und I, dedgleichen gegen 8, Se und Te elefires
yohtio ( mit + E:Wertb) fi beihätigt, Indem ed mit lepteren im Berhättniß von SH
+1 Atom jener Grundſtoffe zufammentritt, ertheilt ed dem P, As umd einigen Mes
salen baſiſchen Werth, und iſt mithin gegen diefelben wahrſcheinlich elektronega⸗
ste, und zwar Indeni ed fidy mit benfelben Im Berhältmiß von 3 Atomen mit 4 Atom
des Gcgenftoffed (alſo des P, As, Sb ıc.) verbindet; auch gegen K, und wahrs
ſcheinlich nicht wentger"gegen T und L fcyeint ed — E zu belommen, unb mit dies
fen Srundfteffen Säuren (Kallumwaſſerſtoffſäͤure oder Sydrokal⸗Saäure) zu
MNden.
9) Kemer von den einfachen Gatzbifdnern wird in der Ratur chemiſch ungebunden
angetroffen; meiftend und faft durchgängig Fommen fie atd Verbrenner von Metallen,
mit denfetten zu Haleidulen oder Haloiden verbunden vor. Für F If ed hauptfaͤch⸗
ſachtich das Ca, dad ald Buͤndener deſſelben mit Ihm den fon. Flußſpath oder
erdigen Fluß (Salxfluorid oder Flusrcaldımm) zufammenfept; oben ©. 265 und
ff. Schon im Jahr 1670 Apte Heine. Schwanhard zu Rümberg, Behufd der
Stabmalerei, mit Flußſpath und Bitrioldl Stadplattn. Aid Scheele 1771 in eis
ner Slas retorte Cars mit Wafler:haltiger 8 5 ( Schwefelfäuse) erhipte, erhielt er
846
Diefen Grundſtoff⸗ Verzeichniſſen möge jenes folgen, weldes einer
Seits für dieſelben zu gewähren befiinmt if, was bei Pflanzen und
Sificehgdrofluorfäure (s SHS FE +SSIF 6 = Bi Hs F 18) währen»
auf Atem Flußſpath (= 9 Ca F 2) 9 Waſſer mit 10 BOB eimwirtten, von denen
dann ı Atem 803 dem Slafe 1 Atom MO entzog und fe aus denselben 2 8:08
frei machte, während 9 SO 3 nebſt 9 Cal2 9 Atome Waſſer dergeftalt zur Zerfegung
brachten, daß ſich 9 Ca O bildeten, die num jene 9 SO 3 banden und damit 9 Atome
Gyps d. i. 9 Ca 0803 bildeten; die hiebel frei gewordenen 9 H 8 nahmen fofort 9
ES auf, damit o H © NK 8 (Spörefluorfäure) zufammenfegend. Ban Dielen 9 HI 8
F 2 bildeten nun 6 H 2 F milt $ SiO 8 (<= 8380 6) wechelgerfenend 6 H 2 9
md 2 BiF 6 (=> Si 2 F 18), die ſchluͤßlich mit den noch übrigen 5 H 2 F 2 zufam:
mentretend ı Doppelatom Stlichndrofluerid d. I. obige Stlichydrefluerfäure,
d. h. eine Säure darfiellten, weldye ſich mit 2 KO sum unlddlichen weißen erdi⸗
gen Salze verbindet und baber felbit dad zuvor entflandene KQBO3 jerfegt, dei:
fen SO 3 dann auf einem welter entfpredyenden Anthell CaF2, mittelft ded Wafler’d
wechſel zerſetzend wirkt und fo auf’ Neue H 2 F % entfichen macht, dad zur Bildung
von einer entipredhenden Menge von !,, SiW 6 führt, dad ald Gab entweichend, fo
bald ed sropfbared Waſſer berührt mit diefem, unter Entlaſſung von !,, gallertför:
wmiger SiV 3, aufd Neue zu () Siiichndreflusrfäure zufammentritt. Ald Scheele
dieſes alfo entſtandene (14) faure Silicaryd/ (Sillcſaͤure oder Kiefelerde) In der
Waſſer⸗haltigen Vorlage vorfand, glaubte er: es fei eine dem Flußſpath entſtam⸗
mende, durdy Die Schweſelſaͤure ensbundeue, elgenthümliche faure Erde; Wenzel
wied jedoch ſehr bald deren tHeilweife Abkunft aus dem Glaſe der Retorte nach, und
gab fo zur Wiedererfindung der Kunſt: Glas mittelſt Flußſpath zu Agen, die
naͤchſte Veranlaſung. Will man daher Hpdrofluerfäure frei von Silicfluorid
darfiellen, fo muß man dad Gemiſch aus Flußfpat und waflerarmer Schwefelfäure
in einer Platinretorte erhisen und die Dämpfe in platimenen oder goldenen Borlas
gen verdichten, und falld man mebr gewaͤſſerte Schwe ſelſaͤure anwandte: aud bleier:
nen Retorten defillicen und in bleiernen Borlagen dad Deſtillat ſammeln; reicht bie
Waͤſſerung der Schwefelfäure bid zum Sechſfachen ihres Gewichtes, fo bedarf ed weder
ver Deſtillation, noch der Bleigefäße, fondern nur de dftern Umſchüttelns ded meh:
rere Tage hindurch am kalten Orte, in zu verfchließenden Glasgefäßen binzuftellen:
den Gemiſches, deſſen Hnörefluorfäure man dann, wenn diefed die beabfichtigte Ber:
wendung derfelben geftattet, felbit ohne gelinde Deflillatton vom entflandenen Gupfe
durch Zufag von etwas Weingeiſt fällen kann; chemifch rein If freilich alfo bereitete
MH 8 EX 8 nicht, indeflen if fie Doch, rote alle mit ſtark gewaͤſſerter Schwefelfäure ents
widelte Ftußfäure (d. I. Hydrefluorfäure) frei von Schweflichtſaure, die,
bei Anwenduug von conc. Gchwefelfäure entfieht, wenn der Flußſpath Eiſen⸗Oxydul
oder Manganoxyduloxyd oder beide Metalloxyde enthielt, wie folched bei den grünen,
grünlichen und biäulichen Serten der Fall iR. Nicht nur Aupferkecherfirniß, Wachs,
Gopalfirniß ıc. ſchuͤzen die Damit bedediten StaöflächensStellen gegen den Augriff ded
Spdrefluor s Gaſes (was fi) zum Aetzen beſſer eigners als da tropfbaxe Podrat),
fondern auch Haufenbiafenleim, hingegen nicht „Kautſchuck.“ Walfer ver:
ſchluckt übrigend dad H 2 FE 2:&aö fo raſch, daß eb davon In’d Sieden geräth, To:
fern eb fo viel Sad empfängt, ald eb ſaſſen kann. Um H;freied Fluorfificfäure
(Bi 6): Sad zu erhalten, ersigt man ein Inniged Gemenge von gleichen Gewlchtds
thellen Flußfpatb: und Quarzs Pulver mit « Gewichtöthellen conc. Schwelelfäure.
Ueber Borfluorid oder fog. Boarfluorfäure, die man als Gas neuerlich zu
Buftreinigungen verwendet hat, f. m. Grundz. I. gie. Dad Hydrat von HEN 2
gelbt Fernambuckroth und lädt Wetalle (Au, Pı und Pb auögenommten) unter Bi:
Gas:Entwickelung auf. Die In neuerer Zeit wiederholt bekannt gewordenen Berfuche,
dad Flur ungebunden darzuſtellen, ſcheinen jedoch bis hicher nach nicht zur Dar;
847
Thieren vie fog. natürlichen Syſteme, im Gegenfab ber künſtlichen
darbisten, anderer Seits für jeden einzelnen Grunpfloff die Atom-
Relung eined cdhemifch reinen d. h. wirklich gaͤnzlich unvermifchten P_ geführt zu ha⸗
ben; wenigſtens dürfte 4. W. dad von WBaudrimont angeblich Iereitö Ins Jahr
189% einmas mittel rothgluͤhender Mennige (Pb 2 O 5 + x Pb) und Berfluerpds
gab und daun aud einem Gemiſch von Flußſpath, Wrauniiein und Scamefelfäuse ent:
widelte duautelgelbbraunt, Cuchlorin⸗artig riechende, Glas wid angreifende angebliche
F:@s6, im kepteren Falle Manganfluorid-haltig geweſen su fein, rokgeend Sad fpäters
Wr von Pelonze aud Gtiberfluerid durch Ehlor, umer Waſſer entwickelte 7, viel
leicht eine Berbindung von Ch mit F, im Martınnıtt deö leyteren gewährte? Kara:
day mil jedoch reineb F auf dem Wege hydroelektriſcher Zerſegung gewonnen Haben;
se denn auch neuerii ©. 3. und Th. Knox, Indem fe Merkurfluorid in Gefä:
Gen aus Flußſpath mit trednem Ehlorgad behandelten, veined (7) Fluor gur ches
miſchen Iſolation gebracht haben wollen. Bis jept Fand mem Fluor in keinem pflanzlichen
Seele, wohl aber in Thieren hoher Ordnung (3.18: im Schmelz der Zähne vorwelt⸗
Inner Gäugethiere ; alb Galehumfiuerid) und In Menfchen; in der Geſteinwelt taucht
eh bauptfächlich in gleicher Form (ald Fluſſparh oder Flus), feltener mis Alan und
Eli, noch felsener mis Gerer, Diter, Lanthan ımd Didym, am felteften mit Erzme⸗
tale verbunden auf. -' ' ' .
*) Balard zufsige erhält man die Unterkhlortchtfäure (oben ©. 500), wenn
man zu fein zerriebenem, im Imölffachen ſemes Gewlchtes Waſſer zertheitten, Mers
Kırerod Ch treten laͤßt; diefed wird dann fo ſchnell verſchluckt, daß, wenn in dem Ge⸗
fäße außer dem Ch ten anderes Gab zugegen war, durch Entſtehung eines Aeeren
Reaumes Zertrbdung ded Glaſeb, in Folge einfeltigen Rüfsdruded, eintritt: Durchge⸗
felßet, gereinigt und möglichft entwäffert flellt die aud 2 Maaß Ch’ +10; verutäftes zu
Ä 2 Mash, alfo gebildete Ch 2 O eine gefbliche, chlorartig riechende, ſchatfe Che Haus
färter aid rauchende Azotſaͤure äpende und braunrdthende), Teicht für ſich, zumul Durch
| Eaüsteln mit eigen Körpern, ebenfo dutch Sonnenlicht, fo rote durch Urhigen (uns
ter Feuer⸗:Entwickelung) und mitteilt Galvanismus zerfegbare, weber anf 'C, ned)
auf A, noch auf H, wohl abet Eure bilbend auf Br, I; P, 8, Se und As einwirs
tende Flüffigkeit dar, die Metalle umer Bildung von Oxyden, Epforiden und Oxychloriden
angreift, Au und Pı jedoch unangegriffen laͤßt. WBildungsrheile, Mitchel' 1c. werden
| davon lebhaft zerfept und Oxal ſaͤ ur e wird dadurch fofert In CO2 verwandelt. Wafs
fer verfchludt von der gafigen Che dad Hunterffache Teindd eigenen Raumumfans
se. — Erhitzt man BiO mit chlorichtſauren Alkalien, fe erhält man Bi203 In Form
eined Brannen, pülverigen BHyperoxydes. FürAu und Pr if, mie bereitd erwaͤhnt, Ch
das eigentliche Aufisfungs: Mittel (S. 803); dad Platinchlorid (Pe Cha) ſtellt
ein für die zeriegende Ehemie ſehr voichtiged Gegenwirkungomittel (Reagen) auf
KO, A2H8O und ASHSCh2, fo wie auf T CWeinfäure oder „Weinfteinfänre” )
dar, Indem fie erſtere Bafen als fehr fchwerkdöliche, gelbe, platinchloridſaure
Kaltuns eder Ammon:Chlortde (Kalplattn: oder Annmonplatinz Eiftertd)
niederſchlaͤgt, von letzterer aber reduchrend gefällt voled. "/oono Welnfäure eined dleſelbe
enthaltenden Salzes wird noch Durch PrCh4 angezeigt.) Iſt wenig Salt oder Am:
morilat᷑ in der audzufällenden Flüffigtelt, fo muß man diefe, lt dem Zufab von
Matinchlorid zur Trockne abdunften und dann wieder in Wahlet loͤſen, um den Ries
| derfchlag zu bifden und zu fondern; viel Waffer 186 in‘, man muß ihn baher
| mit fe wenig wie moͤglich kaltem Waſſer audflißen; 100 Piutinfalmtat (fo nennt
| man den nılt Ammonſalzen geroonnenen gelben Niedetſchlatz) entiprechen 4,81 Azot;
Zufag von etwas Weingeift befördert die FAllung beider Alkali⸗Niederſchlaͤge. Ent⸗
hielt Dad PıChs Fridchlortd, fo fallen die Miederfchläge bräunllch gelbroth aud;
verdürmte Ajetfäure entzieht ifnen den Irid⸗Gehalt. Heinen Pkatinfalmiat
gewinnt man nadı F. Dihdereiner, wenn man die Aufloͤſung der rohen Platin
— —⸗ 1 -
-
J
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4
zahl, oder den ſtöchiometriſchen Werth darbietet, wobei, wenn
das Gewicht zweier Atome erforderlich iſt, um ſenes von 1 Atom
in Koͤnigkwaſſer id zur Safedite,einbunftet, wieder in Waffer lid, durch bfepen
un Durchfeisen fAubert, und die alfa.gehellte Fluͤſſigkeit an einem gegen ſtarked Kidyt
gefchüßten Drt- mir Kaltmtich vermiſcht, fe lange, bid ſe nach dängerem Stegen und
Umruͤhren alhaliſch reagirs (3. B. Defenpapler aribgrüng, oder gerbthet Dakmus⸗
papier bikust, oder Nhaherkerpapier. votbbräuns). Bon dem Die fremsden Meralle nebfk
Salt: enthaltenden, umfangreichen: Riederichlage abfiltxiet und vom überfchäffigen
Waſſer befreit, giebs die. alle gereinigte Köfung, nachdem fie mit etwas Spdrechler:
‚fäure fchronch angefäuert werden, mit reiner Saimial :Bfung verfept, Plattufakmriat,
der dureh Außwaſchen mit altem Waſſer von CasChs befgeit, chemiſch rein erſcheint
und audgegifihet reinfted Pr Inorm fog. Platinſchwam m's (S. 103) binteriäßt.
Gewobhnliche, durch Salmial audgefätlte UsalsPlatin-Auhdiung enthaͤlt nach eis Dreis
faches Salz, dad ans Atem PıCht, SIcChE und sASHAChE beficht; Brafillanı
ſches Platin wird zu Berarbeitungens von manden Patingefäß: und befonderd von
BatinichwammsFobritanten vargezogen. Liebrigeud wirkt Pu@plorid, wie die Ele:
de ded Au, Ir 1c., gegen Raugmetalicyloride ald Säure, Die Mirkfanstelt des Pia
tinſchwamms (neuerlich Hat man ihn zur Darflellung von Schwefelfäure,
aus 802-Sas und aumofphäriichenn 0:&a}, ımd au zur Erzeugung von A205 umd
aͤhnlichen Verbindungen benügt) haͤngt hauptſaͤchlich ab: von der chemiſchen Reinthett
der Oberflaͤchen ſeiner Thellchen; man muß daher vor Allem über relne Platinauf⸗
oͤſung verfügen Fönnen, wenn man reinen Platinſalmtak und daraus veinen
Platiuſchwanim dartellen will. Dad Platiufhmarz erhält man eutweder Das
.. „Dusch, dad man rohes Platin mit Zink aufammenfchmilzt (legirt) und die alfo ge:
wonnene Regirung zunächh,mis Schwefelfäure, dann aber mit Ealzfäure aufloͤſend zc-
behandelt, oder, wad jeden Falls ein fehr wirkfames Erzeugniß gewährt, daß man
zunaͤchſt Platinchlorid durch heftige Ausgluͤhen in geldgrüned Platinhlorär
(#iCh2) wandelt, diefed darauf in siedendheißer ſtarker Kalllauge (1 Gewidhtächeit
KOH20 + 3 Waſſer) aufldfes, und, nun, mittelfi allmäligen Zufaged von Alkohol, das
Pe feined Ch2 beraubt — was unter Erzeugung und Entwidelung von vel@arbeon;
fäure — bHinwelfend auf gaͤnzliche Zerfegung des Alkohol — und Bydrochlorſaure
vor ſich geht, von denen die legtere fofort mit dem KO zu KCh2 und H2O wechfelger:
fegend zufammtentritt, während zugleich aus dem Alkohol Waſſer thelld gebildet.
theilb audgeichieden oder frei wird — ımd ed fo, in Form eines Raubigen, mi⸗
Erobfopifch befchauer: feinblättrigen, ſammtſchwarzen Niederfdhlage® zur
Ausſcheldung bringet. Beſeuchtet man alfo bereitete Platinfhwarz mit etwas
Altohol (= C4H1202), fo geräth ed fofort In Selbfterglühung, indem dad zuvor Yon
und an ihm (bi zu "sooo feined urfprünglichen Naumumfanged) verdichtete atıınass
phärtfdye o⸗Gas den Yltobel, ihn theilend, zu Effigfäure und Waffer oxydert;
ed treten nemli 4 Atem atmosph. O zu den C4H1202 und geben fo Atom x
= C4H603 und 3 Atom Waffer = H605. Der Platinmohr, zumal der wmit-
seit Alkohol bereitete, enthält neben metallifchem Pt ſtets audy Elaniplatim, d. i.
Pr verbunden mit C2ua, dab man für ſich gewinnt, In Form eined Safed, wern man
Altohol mit dem Bierfacdyen feined Gerichte waſſerarmer Schwefeliäure erhigt. Die
‚dem Altohol 220 entzieht und Dadurch fcheldet 2 Atome gafigen Elaple; fonft auch Apig;
dendes Gas genannt, weil ed, wenn ed zuvor duch Waſſer mit Kaltmiih von Sog,
803, Aether (CAH100) und Altohel befreit worden (da ed dann 0,98 Cigengewoiche
bat und mit beilleuchtender Flamme verbrennt), mit gleihem Volum Ch lorgas ch
wm öligem Elayicdylorid verbindet. Döberelner lehrt den Platinmepr
‚auf zweifachem Wege Im Großen bereiten, wie folgt: 1) Man lost s Gewidhtätgetfe
ve Platinkalium⸗Ehlorid Cd. i. den zuvor erwähnten, mit KCh2 oder KO-Salzen aus der
Löfung des PıCh4 gervonmenen gelben Riederichlag in einer Eöfung vons Bewicheseg,
Orygen zu verireien (wenn alfo ſtatt ver einfachen Atome Doppel
ateme als fog. Aequivalente angezeigt werden follen), viefes durch
Kous0 in 43 bid 18 ſchwachen Branntwein auf, und flellt diefe Aufidfung, umter
Mirrem Umrüßrten fo fange (8 Tage) an die Senne, bis beim Umrüpren keine Gab⸗
diaſen mehr auffieigen; man gießt dann alle Stöffigtels vom WBodenfage Har ab,
wiidyt diefen hierauf theils mir verbünnter Efügfäure, ıheild mis Waſſer vollkom⸗
num aus uud trodne ibn am fchattigen Ort; 2) 16 Gewichtoͤtheile Pr Cha werden
mit eimer Edſung von 30-43 Frofiallifiriem Natroncarbonat und 324 Zuder in einem
Gieötelben erhigt, bid allmälig Schwaͤrzung eintrist; man fleigert dann die ‚Hige
we zum Siedepunkt ımd erhält fie fo o bid 20 Minuten lang, waͤhrend man die
Meffe Heißig bewegt, und verführt hierauf wie zuvor. D. nennt übrigens dad durch
ug. Subſtanzen (3. B. durch Alkotzol, oder durch Zuder, Weinſaͤure etc.) reducktte
Pr, weil ed, mis verdichterem Q umpüllt, bid ed davon nicht mehr anzuziehen ver:
mag, fo viel O eingefogen har, ald nötbig wäre: eb In ein Suboryd zu wandeln
(wamı ed ſolchen Wegesn ohydirt werden koͤnnte) und weil es mithin gleichſam ein
penfiihed Coder mechaniſches) Suberyd barflellt, (alfo auf 2 Atome Pr dem Gewichte
nad von 1 Atem O umpüllt in) AXvyrrophon d. I. Sauerflofffauger. Mittelſt deſſel⸗
ben Calfe durch, Wermittelung ded Platiumohr) aud Weingelſt gebildete Effigs
fäure erfcheint jedoch gewöhnlich begieltet von jenem Atherigen Erzeugniß, welches
D. frügerpin Sauerſtoffäther nannte, ſowie mitumter auch von jener flüchtigen,
tie Augen Höcft reipenden Verbindung, weldye In größerer Menge neben fog. Alde⸗
badfäure (auch „Nerherfiure oder „Rampenfäure” genannt u. ſ. w.) ſich bilder,
weun man glühenden Platiuſchwamm (Drähte oder Blech) Über die Dderflädye von
Auchot oder Aether, alſo In veren Dampf hält, und die ſich daher auch bilder, neben
nen Säuren, im Dunfte der fogmanntn Glühlampen, d. i. Weingeiſt⸗Lam⸗
yon, aus deren ſenkrechten Dilie ein mit Weingeiſt getraͤnkier Baumwollendocht aufs
rauct, Ter entweder in -eine Kleine enge Plattmdrassfpirale oder Hinauf zu einem
Patinfgwarnım reicht, und im letzt ern Fal. diefen zur «Hälfte umbüllet; zündet man
barın die Lampe an und laͤßt die Flamme fo lange brennen, bis die Spirale oder der
Schwanmn vollkommen gluͤhet, Iäfcye nun aber die Flamme aus, fo erhält fich der
Dratth sder Schwamm glübend, fo lange noch Weingeift im Dochte anfieigt und oben
is Dampf übergegangen vom verdichteten O des Pr zu. jenen Säuren ıc. orydirt
wird; was ganze Tage hindurch mit wenigen Unzen Welingeiſt unterhalten werten
tun. Enthielt ver Weingein flüchtige wohlrtiehhende Deile beigemiidyt (war er
8. fsg. Ed lniſches Waſſer), fo verflüchtigen ſich diefe, ohne oxvdirt eder vers
ändert. gu werden, und daun führen folche Borrrihtungen den Ramen Duftlams
ven. Den ſog. Sanerfioffäther gewann D. urfprüngikh, als ex Weingeift mis
Gägmefelfäure vermiſcht über Braunſtein depllitete, alfe aͤhnlich wie vor ihm Scheele
und der Verſaſſer dieſes Handbuch. verfahren hatten, um Bramtwein zu entfuſeln.
Yallad ſaugt, wenn ed met Kohle gegluͤhet wird, Kohle ein, ebenſo auch Pashuls
tiged Platin. Platingeraͤthe dasf. man übrigend nicht zwiſchen Kohlen glühen,
rgenigfiend niche längere Zelt hindurch; denn dad Pr wirft auf den Gilicfäures Ges
Salz der Aſche ahnlich, wie auf Bleloxyd, Wismuthoxyd umd mehrere andere Erime;
talleryde; ed entzieht Ihe Die brennbare Grundlage (den Metalloxyden, zum Theil
andy den Laugmetallsxyden, z. B. dem KOH2O, mehr aber em LOH2O, BaO und
erO, mehr varr weniger Retail), und bilder fo Sille⸗Platin, was der Platinflaͤche
ſen augängs imd fie rauh machend in ihr eingefchmolzen erſcheint; Pr ſchmilzt im
Xpomtiegel bei’'n: Epenfeuer, weil ed darin in fpröved Ichmeljbared LiPı übergeht. —
Zu Deftliibiafen und großen Sefleln, 3. B. Behufd der Schwefelfäures@ntwäfferung
wenter man dad theure 'Pı auch nicht mehr an, weil ed von nicht chemiſch reiner
Saure leidet, zumal wenn diefe etwad As203 enshält, und erhipt zu biegfamı If,
ſendern fast deſen gußelferne. Erhizt mar cin Gemenge von Kohlenſtaub und
Yueipyerfäure Im Piatin⸗Sefaͤß, um die Maſſe zur Trockne zu bringen, fo bildet fich
- 54
die der Buchflaben- Bezeichnung folgende Ziffer 2 ausgedrückt wird.
Die Reihen ver Berhältnißzahlen laufen übrigens in gevoppelter Form;
ſtell enweiſe ſehr Teichtflüffiged Phosphor Platin und läuft dur. — Ehlorfilner
(5, 406) iR In Salsfäure, ſo wie In der Löfung des Kochſalzes und ed Kal
ch lorid nicht unldälih, fondern wird von großen Mengen threr Löfungen geldft,
was bei Silber; Scheldungen Ca. a. D.) nicht Überfehen werden tarf, fe vole
bei Beſtimmungen ded Ch: Gehaltes einer Fluͤſſigkeit durch Faltung mittelft gedüster
Silber-Salze. Taucht man Silberblättichen in Ebloridloͤſungen, fo überziehen fie
fih mit einer fehr dünnen Sicht von Silberchlorid, dad, durch Licht theilmweife re:
duciet, ihnen ein fchwärzliched Unfehen giebt und fie gegen den Angriff det Mzotfäure
fügt, aber Fein „Stiber:Chtorär” iſt, wie Weplar meinte. Die durch Schwär:
zung fi) serratbende Reduction ded Ehlorſilbers erfolge am ſchnellſen im farbiofen
LZicht, am ſchwaͤchſten im Schatten; dem Weißlicht folge In Der Wirkfamtett van
Vlolett und Blau, biefem Grün und Roth; tie md arünen Lich wirb Durch
Wärme verkärtt, Wärme für ſich wirkt nicht reducirend; fie if ferner abhan⸗
gig von der Eubftanz ded Pridma, durch welche dab Farblicht zur Bildung
gelangte; mit Wafler oder mit Weingeiſt gefüllte HGojipridömen wirkten augenblicklich
(in Heblerd Verfuhen; Poggendorffd Ann XXNV. 578), Terpentin:
und Eaffia:Del in 23, Tlintglad in 2, 3 und Erowngiad (Aryftallylad
in 4, 5 Minuten (waͤſſrige Azotſaure, nach vo. Grottfuß gar nide!) — Daß
Silberchlorid durd Eifen, Zenk ıc. und Cangefäuerted) Waſſer gaͤnzlich rebucirt
werden kann, wußte fhon Ritter Cwie au: daB Fein Metall in trodner
Rufs und fein Erzmetall In Juftfrelem tropfbarem Waffer fi oxydirt; Defs
fen Belträge 11. sted Scüd, ©. 184); v. Bonsdorff zufolge wird ſelbſt K von
srodner Luft nice oxydirt; mittelt ded tropfbaren Waſſers orpbiren ſich an Ter
2uft As (ju As208), Pb ju PbOH2O gewöbntich PROCO2 beigemengt enthaltend,
Zn und Fo zu ZuOM2O und Fe205H20. In mir gafigem Waſſer gefättigter Lurt⸗
oxydiren fi) Zn (ſehr ſchnell), As uud Pb, Hingegen nidyt Cu, Bi, Sn, Cd, Ni, Ma
(Co) und Fe; wenn Zinn⸗Geraͤthe und Kupfer : Gefchirr an der Rute anlanfen,
geichießt ed: weil fie nicht rein, fendern milt anderen Erzmesallen verunteins find
und mithin von Waherdunft (Thau) und mchr noch von. 002 und CO2 + A2180-⸗
(Sſche ele zeigte: daß die atmosphärliche Luft, zumal die Zinmer :Zufr, led Am:
monlat enthaͤlt) haltigem Waſſerdunſt gefeuchter gatvanifche Ketten bilden. —
Hinfichtlich der übrigen Metaliverbindungen , dee Shlor, f. vo. u. Dad zwor er:
wähnte Elayls&hlorür (= CHSCh), dad man auch durch Schätteln ted Klani:
gafed mit Stibchlorid (Bb2 Chıo; erfeugbar durch Verbrennen des Su in Chtor⸗
gas zur.farblofen, fluͤchtigen, Waſſerdampf der Luft fchnell gu Dunſt verdichtenden,
daher an der Luft ſtark rauchenden, Wafler unter ſtarker Erbisung zerſezenden un»
dadurch In Hydrodhlerfäure und Sribfäure = Bb2OB audrinanderttetenten
Siüffigteis) darfiellen kann, iſt farblos dftgbünuflüftig, fiedet bei 92% U, erregs Ather⸗
artig füßlichen Geruch un? Geldymad, fintt Im Waffer zu Boden, Anders fidy Toeder
durch Schütteln mit conc. Schwefelſaͤure, noch mit KOH20, geht dagegen, mie in
Alkohol gelöäten Kalihydrat geſchuͤrtelt in Aeryichlerür (= C4HI0Ch2) Über
dad, wenn dad Gemiſch erwärmt, gafig entweicht, waͤhrend KCh? demſelben⸗verd letbt.
ala Sad knoblauchartig riecht und erfi bet— 17°C zur tropfbaren bligen Flüffgteit wer,
dichter wird. Saͤttigt man abfel. Alkohol mir HeChesisad, und deſtillirr Dann Das
Gemlſch, fo entwidels ſich gafiged Veryy I HIorür oder Epforäthy.l.= CaHircyhe
(d. 1. Aether, in welchem dad fehlende Atem O durch ein Deppelaten Ch erſegt tft,
und der fonft auch Leichter Salzather genannt wurde) dad, da ed mis Waſſer um:
wmifchbar, obgleich darın nicht ganz unldslich IF, zunaͤchſt durch Waſſer geleitet und
alſo gewafchen in einer ftark gefälteten Merlage verbichtet, eine farbiofe, hoͤchſt damme
und entſprechend flüchtige, nur 0,774 Eigmgerwicht befipente Fſuͤſſigkeit darſtettt, Die
angenehm Atherartig riecht und ſchmeckt, bei F 12% C finder, mit gruͤn umſaͤumter
Flamme brennt und, der @imwirkung ded ChsGafed und zugleich dem Sonnenitchte
881
—
links jene, welche vie Grundſtoffe darbieten, wenn (1 Atom) Oxy⸗
gen —1, rechts jene, für welche (1 Atom) H = 1 zu beirachten ſteht:
aubgefegt, unter Verſchluckung von Ch] ein dem Elahl⸗Ehlorür polymeriſches
(8. 762) Dei (= CAHSCh4} bildet, das jedoch ſchon bei 84°C fiedet und durch im Alles
hel gelöste: HOH2O nicht zerſetzt wird; man kann es betrachten ald eine falzartige Bers
Wadung, in welcher Aetylchlorür die Bafe und Acetylchlorid die Saͤure bildet =
CHH1OCh2 + CAHSCh6, fährt man fort Ehlorgas auf haffelbe einwirken zu laffen, fo
side ed ſich gänziih in Acetylchlorid um, d. i. In eine Verbindung, die bins
ficheſich Ihres elefstopofitiven Gliedes (CAH6) mit dem der Effisfäure überein:
fimmmt, aber fiatt 5 U drei Doppelatome Ch befigt. Es fiedet bei 75" C, fintt im
Bafler zu Boden und geht durch fernered Eindringen von Ehlor, unter Verluſt alle
HB, in Sarbon⸗Ses quichlorür oder „Anderthatb:Sarbondhlorär” = C2Ch6 über.
Eaßt man Chlergad in Werber firdmen, fo bilder fich fogleich und fchr fchnell Hydre
chlorſaute, zugleich aber audy eine im Waſſer unterfintente, wuͤrzig riechende, durch
Exrhigen zerfepbare, mit Kall gefd,üttelt KCh2 und Kali: Ucetat bildende Fluͤſagkeit
= CAH6Chz + 0, d. 1. dad Oxydul des Acetyl⸗Ehloruͤr; wobel voraudgefegt
wird, daß die Sruntlage (Radical) der Eſſigſaͤure, oder dad Ncern! = CAHS if,
während die der Ameifenfäure (F) oder das ormyf= CaH2und die des Methyl
die Grundlage ded ſoz Holzalkopol’d; (d.1. jened flüchtigeren, bei der fog. Recti⸗
fratton des Holzeffigd) — der durch trockne Defiillatton, alfo durch Roͤſtung bed
Holjed gewonnenen, von verfchletenen Hpdroearbonen zc. begleiteten, theerartig ries
deuten fauren Fluͤſſigkelt — Czuerſt Übergehenden weingeifiartigen Crjeugniffed) =
C2B6 zu Bchandtheilen bat. — Deſtillirt man ein, feiner Grundlage nach mis
Schwefelfäure ein feichtlödliched Salz bidended Metalloxyd⸗ Acetat, 3. B. 10 Ger
wichtotheile tᷣryſtalliſiries Natron s Ucetat (Naoa) mit einem zuvor bereitetem Ge⸗
mifch von 15 Echwefelfäure und 6 Weingeiſt von289°%,, abfel. Alkohol; Schalt, fo ers
Kit mar ald dünnfläffiged und fahr angenehm erfriſchend riechended, auf Waſſer
fywimmiended (durdy Schütteln mit Kall⸗ oder Natronlauge leicht zerſetzbares, durch
Scäätten mit vertünnten Barytwaſſer zu veinigended) In dem Sk:benfachen feines
Sewichtes im Waſſer loͤrliches, bei 74° C fiedended und ſehr entzuͤndliched Des
ſtilat, dad effigfaure Aethyloxyd (Eſſigſäure-Aethyloxyd) oder die fog. Eſ⸗
ſiznaphta (Eſſigaͤther; wenn der Autdruck Uether In der Sheernie dad baſiſche
Aetq vio dd CAH1O + O bezcichnet, fo bedeutet in der älteren Shemie ber Zuſatz
Raphta ein aud dieſem Lzxnde und einer Säure zufammengefepted Sal, und da
ig dem Weiber dad O durch andere Srundfioffe versresen werden kann, 3. B. durch
Edler , fo nannte der Berfafler diefed Handbuchd den Aether: Oxygenaͤther oder
Dsyätber, wie er dad „Aethylchloruͤr⸗ durch Ehloräther bezeichnete, während
Andere aud) dad Elayl:Chlorür alfo benannsen) dens Aldebyd polymer, nem:
üd = 2mal CARSOSs, oder CEH16N4 = CAH10O + CABEOS iſt, und das duch Ein⸗
fangung von Ehlorgas in ein oblgem WcetyichlorärsDrydul aͤhnliches oͤliges Erzeug⸗
nth, nemiih in Hcetylchlorürs&gnd = CAHSCh2 + 02 übergeht. GSättigt man
seinen Aether (reined Aeithhyl⸗Oxyd; CAH1O + O0), während man Ihn Falk erbält,
gänzlich mit Chlor und fegt man dad Gemiſch Hierauf dem Gonnenlichte aud, fo ers
sält man dad Oxydul des Earbonchlerid (C4Ch10 + O:) in Form eined farbs
isfen, feiten, kxyñalliniſchen, kampherartig riechenden im Alkohol Leicht:, im Waſſer
uulödlichen, feuerbefiändigen (bei 280° C noch nicht flüchtigen ) obgleich ſchon bei 69°
© ſchmelzenden Koͤrpers. Ohne Kwiſchentritt eined dristen Grundftoffed IR C mit
Ch, wie fdion dab Verhalten des letzteren zur glühenden Kohle zeigt (oben S. 799)
nicht verbindungdfählg, wohl aber kaun foldye Verbindung, und zwar in verfchledenen
Atom : Berhätiniffen , bewirkt werden dadurch, daß man den mitverbundenen dritten
Stoff durch überfchüffige, in ſeiner Wirkſamkeit mittel Wärme, Licht ze. erhoͤhetes
Chloz wieder entfernt. Leltet man 3, B. durch erbiste Elayl⸗Ehloruͤr Etllorgab
eder fielit man eine weiße oder blaue Siaßflafche, die, während fie Elayl: &hlorär
54*
e
858
A. Metalle
Bolltommene Leiter der Wärme und ver Eleltricität, und,
unter Mitwirken, feuchter EieftriettätsFReiter, vorzügliche Erreger
enthält, von Chad erfüllt if, an Die Sonne, fo tritt alled H ded Elayl an dad ga:
fige Ch, mit demſelben H2Ch2:Ga8 gewaͤhrend, während Ca + Chıs (Carbon s Chlorid
im Marimum des Ch) fi In Form eined farblofen Körpers herauskryſtalliſirt; treibt
man diefed verflüchtisungdfählge Erzeugniß durch eine glühende mit glühenden Stab:
ſtuͤckchen gefüllte Roͤhre, fo erhält man ein flüffiged, aud CaCh3 sufammengefegted
Carbonchlorid ımd ein In Nateln fublimirended, aud C +Ch zufammengefepted
Garbondhlorür. Uebrigend fordert die Gegenwirtung von CH2:Sad und Cha
Borficht, weil bei Mitwirtung von Wärme und Licht dad Gemiſch vernallen kann.
Die Bereinigung von CAHSCK? (Acetylchloruͤr) bat man auch Shlor⸗Aldeth ud
genannt, und deren Verbindung mit H2Ch2 (weil fie zuerfi von holländifchen Ehemis
tern dargeftilit wurde) die Holländifche Flüfflgkete Ceine allerdings fehr fon:
derbare Benennungsweiſe!) oder, wenigſtens naturgemäßer: Chloraldehnen. —
Dibereiner’d fog. Säureftsffärher, den Llebig, weil er ihn einer foldhen Be
nennung nicht entſprechend zufammengefept, fondern aud CSH1805 jufammengefegt
erkannte, und deſſen Verhalten berüdfichtigend Acetal nannte Geſſen Eigengewicht
bei 20° C = 0,823 und deſſen Siedpunkt zu 95%,26 findent), veranlaßte Die Darfiellung
umd Entteung ded Aldehyd, dab überall Hervorgeht, wo dem Altohol 4 Atome
H entzogen werden. Man erhält ed daher, wenn man & Gewichtsſtheile Alkotzol
von 80%; mit 6 Schwefelfäure und 4à Waffer vermifcht über 6 gepulverten Braun:
flein abdeſtillirt. Man vermlicht Tann dad Deftillar mis feinem gleichen Mach
Aerher, Pältet dad Gemiſch moͤglichſt ſtark und laͤßt bei ſolcher Kälte fo viel Am⸗
montatgad Kinzutreten, ald ed aufzunehmen vermag. Ed bilder ſich farblos frufialli:
firended Aldepyd:Ammeontat (nur mit dem Ammoniak verbindet, Uldekyd ſach
In demerkter Weiſe, nicht mis anderen Alkallen), dem man dann dur) verdünnte
Schwefelſaͤure dad Ammontat ald Ammeonoryd entzieht Cauf 2 Gewichtötbelle Wine:
byd· Ammoniat 2 Waſſer und ein Gemiſch von 5 Schwefelfäure +4 Waller verwens “
dend), währen? man dad Aldehyd abdeillirt, und (da ed dann noch Waſſer ent⸗
hätt) die Deftllation über waſſerfreles CaCh2 wiederholt; alfo gewonnen fell: ed Dar
eine farblofe, dünne, eigenthuͤmlich erſtickend riechende, 0,79 Eigengewicht befipende,
bei 22° C fiedende, fehr entzündliche Fluͤſſigkelt, die fi mit Wafler, Alkehol und
Aether mifchen und der Luft: Einwirkung audgelegt, durch Drydation in Efſigſa u⸗
tesHydrat verwandeln (C4H802 + 20 = C4H60S + H20) und ald GBydrat des
Acetylorydul (C#H6O + 20) betrachten läßt. Durch Treftfälte zerfäll: das
Aldeb yd In zwelerlei ihm tfomere, kryſtalliniſche Erzeugniſſe, deren eined eidartig,
dei + 20 C geſchmolzen dem Stearopten ded Pfeffermuͤnzoͤls ähnelt, während Tas
andere bei 120° C fublimirbar wird, ohne zuvor zu ſchmeizen. Sekt man reines,
farbiofed, eigenthuͤmlich durchdringend riechendeß, und beißend ſchmeckendes Aceton
(> CSH60; bereitet durch Deftillatton von 4 gebrannten Kalt mit 2 Froftallifirtem
Bleizucker, alfo durch CaO + PbOO4H60S + 3 H20), alß folched von 0,7921 Eigeng.,
58%, 6 O Gtedepuntt und fehr entzundlich Cfonf auch Effigbrenngeifi genanne)
ver Enwirkung von Azotſäure aus, fo erhält man eine dem Albetyd iſomere
öfige Fluſſigkeit, die durch Ch-Cinfaugung in Arcetyiglorür-Oryani (auch
wohl Chloraldebyd genannt) übergeht. — Jene braune harzarıige Subkanz,
die fi bildet, wenn man Kalis oder Natron « Syprat in Alkohol lüst (eine
vergleichen Loſung führt in Apotheken die Benennung Tinctura Kalina) ſcheina
ebenfalls ver Aldehyd⸗Gruppe anzugehören, Wenn übrigens Eblorſaure, vurch
Bermifchen mit Alkohol, piefen, unter Erhitzung un» Chlor⸗Entwickelung, ſo fort
in @ffigfäuresHYyprat verwanselt, fo ift biefer Borgana im Weſentlichen Dem
der Orybation des Aldehyd volllommen gleich, und ebenjo, wenn, bei der ge
- wöhnlichen Bereitung des Schnell»Kifig, der erwärmte wäflige Weingeint
— —
‘
der fog. Berührungs⸗Elektricität; durchgängig auf jener
Ober und Schnitt over Tropf- Fläche gleihförmige Licht⸗
Spiegler.
jumel wenn. deſſen elektriſche Leitung durch Aufah von ſchon fertigem Cifig, ober
von Ailchſaure, Weinfäuze ıc. vermehrt worben, durch vie Berührung organifcher
Erzergniſſe (MBeintrebern orer Weinreben, mit Eſſig ausgefochte BDuchent olz⸗Ho⸗
Kelipähne, Weinſtein, Sauerteig, zerſchnittene rohe Kartoffeln x. ꝛc.) in feiner
Eeltropoſitivitãt und damit in feiner Anziebung zum atmospaärifdgen U ertoͤhet
werden IR. — Tröpfelt man Alkohol von 85%, in Ch: Bas un» ſchuttelt das
Gemif, fo bürer fih unter ver Gabverſchluckung entſprechender Urhigung eine
gelbe, fyäter farbloſe Släffigkeit, vie ſchwerer Salzäther iR; oben ©. 796, —
Lift man lange Zeit bindurch Chlor auf abfol. Alkohol einwerken, fo giebt letz⸗
terer nad und nad an 10 Atom Chlor ebenfoniel H ab, fo daß ihm nur noch
2 H verbleiben, nimmt aber dagegen zugleih 6 Mt. Ch auf, und flellt nun
ws Ghloral = C4H2VOBCHE (E. 796 Anm.) var, v. i. eine farblofe,
vünne, lieblich duftende, vie Augen zu Thranen relzende, ein Gigengewidht von
1,502 beſthende, bei 94% U fievente Sticfjigkeit, vie ſich nach Ablauf einiger
Zeit, ohne Mitwirtung ver Luft und ohne Ausfcheinung eines anderen Erzeug⸗
nifies, im eine dem Gbloral tfomeriiche, weiße, porzellanägneinze, in Waſſer uns
loᷣtliche Maffe ummwandelt, während das Chloral felbft nicht nur im Waſſer löslich, ſon⸗
tern auch mit vemielben veſtillirbar ift, und daraus als durchſcheinend kryſtallini⸗
ſches Sydrat anſchießt. Erwärmt man ed mit KOH2O, fo bildet es, an vaſ⸗
ſelbe Ch? abgebend, mit einem eniiprechenven Antheil deſſelben KCh2, zugleich
aber ud KOF (KOC2H203). und Formyl hlorid, d. i. eine ber Amel-
fenjäure ähnlich zuiammengefehte, nur ſtatt 08 drei Doppelatome Ch entbals
tene, farbloie, Atberiichs füßlich riechenne und ſchmeckende, bei 619% C fledende
uns 1,45 Gigeng. befigenre, au durch Deftillarion von Alkohol mit feinem 24:
fachen Mach gefärtigter wäffriger. EhlorkaltsLäfung varfiellbare Stüffigkeit, die, in
Baier untöstik umd jchwer entzunplich iſt, von Sauren nicht gericht wird, und
mit im Alkohol gelöstem Kali an drei Atom K feine 6 Ch abgiebt und tages
gen deſſen 8 Atom O empfängt, und fo in 3 KCh2 un 1 KOF auseinans
ber tritt. Dumns nannte das Tormylchlorid Chloroform. Miſcht man,
fog. chweren Salzäther, oben ©. 796, Aum., wit in Alkohol gelößtem
Ralibyerat, fo fcheitet fih auch Formylchlor id aus, — Weilt pas fo leicht
gefahrvoll vertnalleire, ſchwere dlige Azotchlorid, das am fidgerfien durch
Hineinieiten von Ghlorgas in Galmiak⸗Loſung erhalten wirb (leitet man Ch in
wäßriges Ammonlal, fo bilret fi zuerſt Ammouchlorid un aus dieſem dann,
durch weiteres Ch,8A2+Ch2) längere Zeit unter Waller, fo bildet es fi, Serul-
Isa zufolge, mittelſt Wechſelzerſezung Im: in Sydrochlorſaͤure und Azotſäure
. (mas Zer/egung von 3 Atom MBaffer vorausiegt, deren 5 H? mit 5 Ch? fünf
Atcsı H2Ch? geben, zugleich aber 12 42 frei machen, bie, falls wirklich 1205
extflanden, als Azotgas entwichen). Grwärmt man Schwefel in Ghlorgas, fo
bilnet fich das flüffige rothgelbe, widrig erſtickend ſeekrautartig riechende, an ber
Luft vauchende, flüchtige. im Waſſer unterſinkende und ſich damit in Gydrochler⸗
fänre, Schweſlichtſaäͤure und Schweſel zerſezende, erwärmt viel Schwefel in ſich
aufnchmende, erkaltend aber wieder und zwar in Borm großer Kryſtalle entlaſ⸗
ſende Schwefelchlorü r. Bringt man P in Chs@as, fo entzündet ex ſich,
nu war jo viel Ch zugegen, daß hievon ein Theil unergriffen übrig bleibt, fo
biſnet RG Phosphors& Hlorie — P2Ch10, vas, Wafler zerfehent, 5 H2Ch?
aus 1 Atem Bhosphorfäure (P20O5) entfichen macht; war Ueberſchuß von
P vorhamsen und erwärmte man dieſen mit dem Bafe, fo geht Phosphor⸗
Chſorar (P2Ch6) vaxaus hervor, das mit Waſſer erhigt 8 H2Ch? unb ein
Atom Byosphorigtfäure (P203) geivähet, SVehteres iR eine waſſerklare
854
I. Laugmetalle: mis O in Waffer und Weingeiſt Leichtlöslihe Ouyde
bildend, theils bafifche, welche ats foldye jede Säure auszugleihen
heftig rauchende und jehr flüchtige Slüffigleit, erſteres eine ebenfalls ſehr flüchtige,
77
—
—
und an ber Luft ſtark rauchende, aber feſte, weiße, kryſtalliniſche Verbindung, vie
man am beſten aus letzterer darſtellt, indem man fie mit Chlorgas ſättigt. Das
Ghlorür bindet, va Heinr. Rofe, 5 Atom Ammon, das Ghlorid bindet eben»
falls Ammon, aber in noch näher zu beſtimmenden Berhältniffen. Ueber »ilefe
DVerbinpungen vergl. auh m. Grundz. I. 341, 782, 908 IL 475. (Ueber
Schwefel Chlorür ebend. I, 781 ff. und Inhaltsanzeige 8. XXIV, fo wie
IH. 550, 474. Ueber Selens&Hlorär I. 783). Erhigt man Phosphor⸗Chlo⸗
rürsAmmontal, fo verbleibt (jeroch gemeinhin no mit anhängennem Chlor ver»
unteint) Phoſsphor⸗Azotid — PA?2 ober procemtifh=P52,56 A&T,64;
gereinigt: in Form eines weißen, Ioderen, mit Ausfhluß ver Luft bei Roth-
gluth unfchmelgbaren und gegen die ftäriften Chemiſchwirkſamen unthätigen Bu Is
vers, As Soubeiran Schwefelchlorür⸗Ammoniak mit Wafler begoß, erhielt
er, neben Öybrochlorfäure, grünes ober gelbes Schwefelagotür SBA2, Bas
durch und mittel Wafler in 3 Atom Unterfchweflichtfiure und ein Atom Am⸗
moniat zerfiel; 83 + U3 — 3 SO; und A2 + 3 H2 ZZ A2H6. Ehwes
felchlorüe nimmt übrigens phyſiſch bindend noch mehr Ch auf, aber noch ges
lang «8 dicht, Schwefelchlorid varzuftellen.
Wever F noch Ch, noch Br, noch J wirbin der Naturifolirt vorgefunden, ſondern jedes
wird ſtets und bauptfählih in Verbindung mit Dietallen wahrgenommen, Das
Brom entvedte Balard 1826 in ver Mutterlauge der Galinen Montzelliere
und mithin im Waſſer des mittellaͤndiſchen Meeres, theild an Mg, tbeild an Na
gebunden; ſpäterhin fand man es in allen in biejer Hinficht befragten Meers
waffern, fo wie in ven Mutterlaugen der Soolen, aus denen e6 jet zum chemi⸗
fen Gebrauch, zumal in Creuznach, bei Schönebed sc. geſchieden wird; m. Urunng,
I. 286, 343 ff. Es flellt eine tief feuerfarbenbraune, Höchft winrig riechenbe,
hiena benannte ( Apozos, Geftank), ſehr ſchadliche und Iebensgefährlicht, roths
braune Dämpfe entwidelnne Flüſſigkeit var, und verhält fi, und fo auch as
Jod, zu einfachen und zuſammengeſehten Stoffen ähnlich dem Chlar. Die His
Säuren beider Grundſtoffe laſſen ſich jedoch nicht aus ihren Metallverbinbungen
ober ſog. Haloinfalgen Calfo z. 8. richt aus NaBr2 over NaJ?) tur ſtarke
Säuren, 3. B. durch Gchwefeliäure barftcllen, wie foldhes bei H2F2 un H2Ch?
ver Ball it; — denn veftillirt man 3. B. NaBr?2 over NaJ? mit 803 H2O,
fo zerfegt jich ein Theil der SO3, indem 1 Atom O verfelben einem Antheil
son H2Br? over H2J2 fo viel H2 entzieht als noͤthig iR Waſſer zu bilden,
woburch dann aber entſprechende Mengen Anttelle von Br und J wieder frei
werten uns S02 ansgefdyienen wird, (auch vie Hobrodhlorfänre unterliegt,
bei hoher Temperatur, ähnlicher Zerfegung ınb ſcheidet aus 03 Beine
Antheile von S02 ab; wie Van Mons beobachta te), Man erhält jeboch jene
H» &äuren unter andern, indem mau Brom. ober Jod⸗Photvhor mit Waſſer
befeugtet (P verßintet Ah nemlih mit Br unter Exploſton und lebhaftem
Lichte, mit J bei Erwärmung in ähnlicher Weiſe zu Phosphor» Bromür und
VPhoephor⸗ Jodur); es erfolgt Bildung von 3 H2Br?2 ober 3 H2J2 nu von
Phuosphorigtiäure (P203); auch erkit man gewäflerte öuprofonfäure,
wenn man in ein Gemiſch von J und Waſſer H2B8 leitet, na fich dann auberer
Seits S ansicheibet. Leber Brom⸗ und Jon: Azot, f. m, Brundz I. 340
363; 779 ff. Das ſchwarze, pulorige Jod azot üur verfnalit ebenfalls bei lei⸗
jeher Berührung. Iob-Löfung färbt Meine Mengen mit kaltem Waſſer gemengter
Stärke violett, in Waſſar zu verbünntem Kleifter aufgequolleue tief indig⸗
blau; Brom färbt fie orange. — Non findet fi ebenfalls an Saugmetalle
gebunden im Meerwafler, in Seepflanzen, zumal Tangs (F'ucus-) Arten, baher
in ter Tang⸗ oder Varec⸗Soda, in Geethieren (3. ®. im Babeihwamm) 2. 2.
fo wie auch in Dineralquellen, im Gteinfalz ꝛt. Es bildet graufdgwarze, gras
(gu neutralifiren) vermögen, theils (weder baſtſche noch faure) Hyper-
or yde zufammenfegene, bie, glei allen übrigen Syperoxyden, ver Hytro⸗
Miorfäure H entziehen und fo Ch baraus frei machen; mit O nie Sau⸗
von erzeugend. Als Oxyde mit BOs Teigtlöslihe Neutzalfalge bildend.
Eigengewicht, Waſſer = 1beil5e cc
1) Kal K 489,916 — 78,400 — 0,865
K. 979,832 — 156,800
2) Tron ToverN 200,897 — 46,543 — 0,972
| Ts oder Ns 581,794 — 93,086
| Lith L 80,375 — 12,85) — 7
! La 160,650 — 25,718
N. Grslaugmetalle: mit O in Waffe ſchwerldaliche, in Weingeiſt
| unldsliche Oxryve gewährenp, im Uebrigen ven vorhergehenden ſehr aͤhn⸗
ai iger baſiſchen Oxyde geben mit BOs ſchwer⸗ ober nuldeliche Neutral⸗
4) Bar Ba 856,880 — 137,100 — 4,732
Ba, 1713,760 — 274,200
phütfarbene und ähnlich glänzende, leicht in violetten Dämpfen (ahrlich dem
yarpurrotben Dampf des erbigten Inpig) (daher die Benennung Jod; von
dr; vıolblan) wanvelbare und dann mittelft Abkühlung ſchnell in Meinen gläns
enden grauen Krallen anſchießende Diafien, die Leicht zerreiblih, winrig dlor-
artig riechend u. die Haut bräunen (was aber durch I-Derflüchtigung bald wieder
vergeht). I Löst fih wenig in Wafler (und in Weingeiſt) mit brauner Barbe, iR,
wie das Brom, giftig, verflüchtigt fi fchon bei Hands Wärme, ſchmilzt bei 107 9
C, ſi. det bei höherer Temperatur und bat, erflarrt, 4,948 Gigengew. Es wurde
1811 son dem Galpeterfiever und Sodafabrikanten Courtois zu Paris in ber
Datterlauge der oben Kelps ober Barec- Gone aufgefunden und 1843 von
Vanquelin uns Gay⸗Luſſac als felbkänziger Grundſtoff nachgewieſen.
f) Ueber die Auffindung des Phoephors im Jahr 1669 vurch ben Hamburger
Algemiter Brand und vie barauf 1674 folgende Entdeckung beffelben in ber
Beoty’ orfäuze des Harn's durch Kunkel und R. Boyle, fo wie über vie Aus⸗
fhebung ber Phosphorfäure aus Knochen und Darftellung det P aus ber Harn⸗
Ketyhor-Gänre dur Marggraf 1749 und aus Knochen vurch Gahn und
Scheele 1769, vergl. S. 5304u. m. Grund z. I. 346 und 809 unb ans Knochenaſche
ehme vorgangige Ausiheltung ver Eäure IE. 482. Phosphor un Schwe⸗
fel verbinden fich fehr leicht, ſchon Durch Zuſammenreiben unter heißem Waſſer,
wobdei Mailer zerfegt wird, indem ſich H2S entbindet und P fi orybirt. Die
Bereinigung von 8 + P4 nennt Berzelius: Bhosphorfuipguret, auf
zeigt B., daß der Phosphor- felbit, ohne weitere Verbinvung, tn zweierlel chemi⸗
fer Beſchaffenheit unt entſprechenden Gigenfchaften varſtellbar I, fo daß beibe
Arten P zwei verfhienene Phosphorfäuren, bie gewöhnliche und
nie ſeg. BRyrosPBhosphorfänre gewähren, und fo den run zu ven zweier
lei $ißhreieflei Phcephorfturen (oben S. 326 4.502) varbieten; eine Nachweiſung. bie
alio collfommen beweifet, was ver Verfaſſer dieſes Handbuchs bereits 1830 aus
dem Berhalten ver beiserlei Säuren folgerte, nemlich dvaß auch die Grundſtoffe,
| bier ver P, ohne irgend eine Beimifgung wägbarer Stoffe zu erleiden, weſent⸗
licher Umandernugen ihrer ſelbſt fähig fine; vergl. a, a. D. I. 317 und m.
Arch. f. d. gef. Natur, IX. 1—127, XXI. 415-418, XXIII 157 und
XXIV. 426, 430. Arfen wurde, aus Arfenichtfäure, zuerſt vargeſtellt 1733
Such Brandt in Schweden. Te wure von Müller v. Reichenſtein
1782 entberft; hierüber, fo wie über bie buch Berzelins 1817 erfolgte Gut:
vedung ve Be fiefe oben ©. 839 m 133,
— — —
856
5) Stront Br 542,285 — 87,565 — 5,000
Sr 109,570 — 175, 130
6) Ealr Ca 250,000 — 0 — 7
Cas 500,000 — 80,000
D) Magn Mg 158,353 — 25,336 — 1
Mg» 316,706 — 50,672
Ill. Srometalte: mit O im Waſſer unlösliche Dyybe varftellend, die
ber Hyperoxydatlon unfäpig, gegen Säuren bafliy, gegen mehrere Metall⸗
oxybe fauer gegenwirken, Eigengewicht
8) Beryll Be 331,261 — 53,000 — ?
Be: 662,522 — 116,000
9) Alum Al — 171,166 — 27,356 — 1
Als — 342,332 — 54,772 —
n) Tor Ta — 744,900 — 119.234 — 13
Ts — 1489,800 — 238,368 —
1) Hiter T — 402,514 — 64402 — 9
Ya — 805,08 — 128,804 —
12) Zirkon Zr — 40,01 — 67,232 — 7
Zr — 840,402 — 134,464 —
IV. Erverzmetalte: mit O unlöslige, unvolllommen Saflfepe und unvoll-
kommen faure, zum Theil farbige Oxyde darſtellend.
Demetride:
13) Lanthan La7 7? 7
14) Cerer Ce 577,40 (7) u D— 7
15) Divüym Di ft ?
IV. Erzmetalle: an Dichte I Mafle, wie an Lebhaftigkeit une Dauer⸗
barleit des Blanzes, ſowohl ihrer ſelbſt als ver meiſten ihrer natürli⸗
en, wie ihrer Eünftlichen, durch „Metallgegner” bewirkten Bererzungen
vie Metalle ver vorhergehenden Abteilungen übertreffend.
a) Zantalive:
DE antal Ta — 1153,715 — 184595 — 3
2307,40 — 369,1%
17) Scheel Sh — 1183,000 — 189,10 — 176 —
Sh, — 2366,000 — 378,249 —
18) Uran U — 0 — 120 —7
1000 140 (U: + 0: dv, i. Oryuran,
das ehemals für U genommene
3) Titanide: Suboxyd = 17005 ſ. w. ı.)
19 Molybpvän Mo — 398520 — 05,763 — 8,6
. Mo; — 1197,0480 — 191,526 —
20) Titan n- 303661 — 48586 — 5,3
— MA — NR —
y) Chrome:
21) Banad V 85584 — 136,934 — ?
V. 1711,68 — 273,868 .
887
22) Chrom Or 351815 — 56,290 — 59
Cr; 7860 — 112,590 — "
2) Rangan Mn 345,887 — 55,341 — 8,013
Mons 691,774 — 110,
6) Ferride over Siboride: Eigengewicht
a) Kobalt Co — 368,823 — 59,011 — als Pulver 8,5384
Cor — 737,646 — 118,022 in Maffe 8,7000
2) Eifen Fe — 339,005 — 54,272 — reines gegoffenes *) 7,844
Fe; — 678,410 — 108,544
%) Ridel Ni — 369,675 — 59,148 — geſchmolzen 8,279
- Nis — 739,350 — 118,296 — geſchmiedet 8,666
ZU) Kupfer Cu — 395,695 — 63,311 — gegoffen 8,897 *®)
Ca; — 791,390 — 126,622
er Argentive oder Argyrive :
2) Silber pP Ag — 1351,607 — 216,257 — 10,48 —2*
Agı — 2703,214 — 432,514
29) Rercur Mr — 1265,822 — bei 15° C = 13,613; gefroreu 15,612
Mr; — 2531644 (DOryb 11,1915 Oxpdul 8,950.)
% Blei Pb 1294,498 — 207,119 — 11,389
Phs 588,996 — 414,238 (Dry, geſchmolzen 9,5.)
d Auriide oder Ehrpfives
3) Platin Pt 1233,499 — 197,359 — reines (?) 23,543 (21, 7
Pta 2466,998 — 394,718
32) Gold Au 1243,013 — 1,881 — genoffen 19,258
Au, 2486,026 — 397,762 gehämmert 19,362
33) Irid Ir 1233,49 — 197,359 — 19,5 (7) gebiegen 23,646)
Jr 2466,98 — 394,718
3) Palladide: u
3) Pallap Pd — 665,899 — 106,543 — geſchmiedet 11,35
Pd; — 1331,798 — 213,086 gewalzt 11,8
3) Rhod BR — 651,387 — 104,221 — 110
Be — 1302,774 — 208,442
9) Osmide:
%) Dsmin O — 12344,487 — 19,117 — 10,0
O1 — 2488,974 — 398,234
) Gewoͤhnliches Gußeißen 7,2075 gefhmichetes Eiſen 7,788; reines
gewalztes 7,000 ; reines gezogenes 7,725; Gifenprapt, ungeglüheter 7,691 ;
geglüheter 7,600, Eiſen⸗Glanz 5,225; Eiſen⸗Hammerſchlag 5,480,
Viſen⸗Roſt 3,940.
*) Gefmicset uns geewalzt um 0,1 bi 0,15 bichter; Drabt ungegläher 8,623;
—— 8,391, Oxyd 6,48.
* —— 10,105; gehammert 10. 448; gemalt 10,551; Draft 10,491.
t) Bergi. S. 321 Anm.
5 Me —— — — — — —
858
) Stanniide oder Eaffiterive:
37) Zinn Sn — 735,296 — 117,647 — 7,291
Sna — 1470,592 — 235,294 gewalgt 7,475
38 Cap Cd — 686,767 — 111,482 — gefihmolsen 8,67
Cds — 1393,534— 222,964 gebämmert 9,05
(39) Zint Zu — 403,510 — 64,561 — geſchmolzen 6,915’, gewalzt
Zu — 807,080 — 129,12 : 7,200 (Oxpp 5,734).
44) Stibiide:
40) Stib Sb — 806,452 — 129,032 — 6,86
Sb: — 1612,904 -—- 258064
4) Wis muth Bi — 886,920 — 141,907 — gegoſſen 9,654
Bis — 1773840 — 283814 gehämmert 9,883 ‘
B. Metallmittler: ſchlechte und fehr ſchlechte Leiter ver Elektrici⸗
tät und der Wärme: bilden mit O für ſich feine Salzgrundlagen, lwohl
aber Säuren; verbinden fih mit Metallen, ohne deren Berbalten
zu Licht, Magnetismus, Clectricität und Wärme, wefentlih zu
ändern. .!
42) Carbon 0 751.S.787 — 12 — Demant od. Diamant: 3,555
Cy 150 — 24 über die Dichte des O⸗Gaſes
C, 2235 — 36 - f. ©. 748.
C. 300 — 48
43) Bor B 136,204 — 21,792 — 20 (9
Br — 272,408 — 43,584 °
Silie Si — 277312 — 44370 — — 7
"Ss 554,624 — 870 —
C. Mettallgegners Wärme- und Eleltricitãts⸗ Leitung, wie n3
verbinden ſich mit O zu Säuren over Säure⸗Vertretern, unter ſich
und mit Metallen theils zu Säuren und Säure⸗Vertretern, theils
zu Baſen und Baſe⸗Vertreten, und entwideln dabei Häufig Feue r.
Mit Metallen fich verbinvend ändern fie deren Berbalten zu
Licht, Magnetismus, Elektricttät und Wärme, und damit auch ihre
chemiſchen Verhalten weſentlich.
a) Brennzünder: in O mit lebhafter Feuer⸗Entwickelung bren«
nend, Metalle, zum heil auch Metallmittler, fo wie ſich felber
gegenfeitig ın ähnlicher Weiſe zundend; mit O feine Salzgrund⸗
lagen, fondern nur und mindeſtens zwei Säuren bildend; M theils
fäuernd , theils in Baſen verkehrend.
a) metallartige:
«) H fäuernde: Eigengewicht
45) Tellur Te — 801,760 — 18,81 — 6,343
Tes — 1603,50 — 256,562
46) Selen Se — 494,583 — 79,133 — 4310
Se; — 989,166 — 158,266
$) H«bafirenve:
47) Arfen As — 470,042 — 75,206 — 5,780
Ass — 940,084 — 150413 Arfenidtfäure 3,720
Ass — 1410,126 — 225,620 Arfenfäure 3,734
b) metallglanafreie: Eigengewicht
e) H ſäuernde:
8, Schwefel S — 201,165 — 32,156 — 1,8
S; — 402,330 — 64,372
Ss — 603,495 — %,559
8 — 804,660 — 128,745
Ss — 1005835 — 160,931
Ss — 1206,990 — 193,118
8; — 1408,155 — 225,304
8) M bafirende:
4) Phosphor P— 198,143 -- 31,382 — 1,77
Ps — 392,86 — 62,765
Ps — 588,429 — 94,148
Pı — 784,572 — 125,531:
c) mitelnander Metallzeugenve:
0) Azot A 875 — 14 — 0,9722 (das Eigeng. d. reinen atmosph.
A, 175,0 — 28 Luft = 1 gefeßt.)
As — 2625 — 42
A. — 250,0 — 56
31) Hyprogen H 625 — 1 — 0,0688 (at. 8. = 1)
H, 12,50 — 2
Hs 18,75 — 3
Hı 3,0 — 4
A + 58 — Ammon» Metall; vergl. ©, 762.
b) Bollſtaändig fäuernde, unentzündlihe Salz-Zeuger, ober
Halogene. Eigengewicht
2) 300 J 789,75 — 126,360 — 4,548
Jı 157990 °— 352,720
53) Brom Br 489,15 — 78,254 — 3
Br» 978,30 — 156,528
4) Chlor Ch 225,00 — 36 (vrgl. S. 791 ff) — 2,44
Ch, 450,0 — 72
5) Fluor F 116,90 — 18,704 — 3
Fı 233,80 — 37,408
d) Allfäurer: -
%) Drygen O 100 — 16 — 1,1026 (1,1052 Wrede) vergl. ©. 748.
Bäre, früheren Beftimmungen gemäß, das Atomgewicht des H(O =
100 gefeßt) nicht — 6,25 fondern nur 6,2363, fo würden die im Bars
bergehennen aufgeführten Atomzahlen ver Grundſtoffe, U — 1 gefebt,
868
etwas größer ausfallen; vie hieher gehörigen Grundſtoff⸗Zahlen findet
man ©. 286 ff. des I. m. Grundz. verzeichnet.
18) Die Metalle *) bilven unter fih Teine Einungsftoffe, fonbern, und fo
auch mit ven Metallmittlern, eine „befondere Klaſſe von phyfifch-
chemifchen Berbinpungen,” die, da fie nie zu neuen (S. 765) phyfi⸗
fhen und chemifchen Werthen, fonvern ſtets nur zu ſolchen führen, vie
fih aus den befannten Befchaffenheiten und Eigenfchaften ver Mifchungs»
theile ſchon im Boraus annähernd angeben Iaffen, auch befonvers bes
nannt zu werben vervient, und baher naturgemäß durch „Ausgleichun⸗
gen” zu bezeichnen feyn vürfte *%). Zu den wichtigften viefer Mes
tallsAusgleichungen gehören alle fog. „Metalletegirungen” „Amals
game” (S, 192-194 Anm.) und fämmtlihe fog. Berunreinigungen
der Metalle, durch Dietalle (oben S. 359 Anm.), mithin auch alle ges
diegen vorkommenden Metalle und Metall» Gemifche, welde letztere
fih jedoch von jenen dadurch unterfcheiven, daß in ihnen — von Frö⸗
bel (Grundz. u. Syſt. d. Kryſtallologie. Zürih u. Winterthur
1843. 8.) Dimetallinen genannt — die Metalle ſtets in ſtöchiome⸗
triſchen Berhältniffen fih vorfinden; vei:n feines ver fog. einfach⸗gedie⸗
genen ift demifch rein. Zu den Metall» und Metallmittler
Ausgleihungen gehören z. B. das Roheifen und ver Stapl, mit
allen feinen Miſchungs⸗Abänderungen, fofern er C oder C und Si enthält;
vergl. S. 376. Bon außen her verftärkte Cbefchleunigte und dadurch
Innigkeit gegenfeitiger Einwirfung und Ausgleihung erhöhende) Er⸗
regung des eleltrifchen Gegenſatzes ver auszugleichenden Metalle bes
günftigen die Bilvungen hieher gehöriger Berbinvungen, zumal der
Amalgame (S. 192 ff. Anm. oben ©. 192 ff. Anm.) Ueber Spie⸗
gelbeleg, VBergolpungs» und Berplatinungs-Amalgam umb
Beicpleunigung der Amalgatton durch galvaniſche Elektricitäts. Erres
gung; ebenvaf., und ungemeine ver chemifhen Wechſelzerſehun⸗
gen, wie leßtered unter andern die Erzeugung des Ammon⸗Am al⸗
®) Ueber Belimmung ver Grave des Metallglanzes; oben S. 102. lieber
Golb⸗, Silber⸗ und PlatinsPlattirung; letztere am beften bewirkbar durch
mit .Mr zu Platinamalgan verbundenen Platinſchwamm; a, a. O. u. 194
Aum., fowie &. 405 Anm., 458. Ueber Bergolpung uns Berfilberung,
Berplatinung (vie auf fog. galvanoplafiidem Wege — ſ. wm. u. — war
ſchnell und fchön glänzend gelingen, aber Blattirungen nicht erſegen); über
Legigungen 3. B. bei ven Earatirungen bed Goldes und Lötbigungen
des Silbers, (S. 400 ff.; Cu mindert hiebei die Dehnbarkeit des Au, wie
des Ag wenig, bei geringem Cu=3ufag unmerklih, mehrt aber die Härte ber
genannten Metalle betrachtlich, (nad Hatcyert jene des Bold es am meiſten
und darum am beften zu Golpmünzen geeignet, im Verbälmiß von 11 Au + 1
Cu, d. i. fo, wie e8 in Englann’s Golsmünzen zugegen IR), des Zinns,
Bismuth ıc. S. 403, 404, 550 und 557, Ueber Gerullas K-haltige
Zegierungen und beren Benugung ©. 456 u. 178.
“, Wohl aber fcheinen einige verfelben mie Metallgegnern der Einung fähig;
1.8. U. Das Osfreie U nennen Einigenranium, ULO 2 Hingegen Uran; ſ. w.‘n.
>]
gam auffallend darthut ). Kommt nemfih 8. TMr2B zu 42HBCh?
(+ Ag), fo bilvet ſich mittelſt des (zuvor durch Auskochen der Yöfung
Inftfrei gemachten) Waſſers eine vollſtaͤndige galonnifche Kette, ver .
zufolge K, nach Außen hin (oben ©. 764) + E, Mr aber — E, Ch2
— E und 4248 + E erhält, wo dann K als pofitivſtes Glied, Ch2
ald das negatiofle der Kette am und in fich hineinzieht, damit KCh2
bifdend, während A2HS als minder poſitives und Mr ald minver nes
gatives Glied fih in gleicher Weife zu Ammon Amalgam vereinen,
das aber, da beide Verbindungen gleichzeitig und gleichörtlich erfolgen,
das alfo entſtandene KCh2, ſammt dem die Beweglichkeit und elektrifch“
erregende Rückwirkunqg vermittelnnen Waffer, phyfiſch mit ſich verbun⸗
ven erhält, und daher auch, bei ver Trennung durch Wärme, sunächft
aur in A2H8Mr und KCh2Aq zerfällt, und erſt fpäterhin, entweder
unter H2O »-Biltung durch Zutritt fremden Oxygen's (der Luft) oder,
gemäß gleichnamiger Klektrifirung ves Amalgam durch Licht (dur
Abſtoßung zwifchen Mr und A2H8), va A2HS für ſich nicht beftehen
tann, fondern, freigelaffen: fofort in A2H6 und H3 auseinander tritt,
in Mr, H2 und A2H86 fih zerfeßt. Da übrigens der Spannungsreihe
gemäß (oben S. 766 Ann.) zwifchen K und O größere gegenfeitige Elektri⸗
firung eintritt, als zwiſchen K und Ch, fo iſt e8 auch venfbar, daß das
Baffer hiebei gleich von vorn herein nicht nur polarifch »eleftrifch,
*) K und T verbinven ih leicht mit Mr, zumal wenn Ichteres nicht zu kalt iſt,
durch Zufamımenreiben im trodnen Steinmörfer und schnell darauf folgennes Er⸗
hihen unter Bergöl, und wirken wie bemerkt; slig das P-Amalgam — TMr 21
bis Mr 28 (Atome) weniger das bes K (= K Mr9 bis Mr 14 Atome),
Beim Zufansmenreiben erfolgt die Verbindung unter Beuer- Entwidelung, Pro⸗
entf iR A T (CZ 1 Na) + 99 Mr = T Mr 21 Atome, up ı K+
Mr = KMr9 it, vorzugsweije fähig, zumal das erfiere, Ammon zu
erzeugen. Uebergleßt man im einem ganz bamit gefüllt werdendem Mixturglafe
%as TMr2i oder TMr28 mit einer gejättigten wäflrigen Loͤſung bes Salmiak
(A2HSCh?2) over eines Ammonoryp: Salzes (z. B. A2HSOP2U0S, over
A2HSOC?U3 1.) und verfchließt gleich darauf das Glas, fo ſchwellt binnen
Zurzem das Amalgam in jolhem Maaße auf, daß dus neue Volum nicht etwa
ses 6= bis 7fache, ſondern nicht felten das 70» bis Töfache una darüber nes
vorigen erreicht, und das Blas, wenn ‚biefes nicht, zu geoß ift, nahe füllt. Gegen
Luft und Licht geichügt halt es ſich einige Stunden, bei großer. Auftwärme mes
ch lang, zerfällt dann aber in Mr und wäffrige Loͤſung des KCh?2 over des
KOP2CS, and Ammoniak ( A2B6). Daſſelbe T = Amalgam ſtellt au, mit
SrCh2 un Loͤſungs⸗Waſſer Stront⸗ Amalgam, mit FCkK2Aq: Fe Mr
x., mit Ba0A vas BaMr ıc, her und erleichtert vaher das Mittel Au, Sr,
Ca x. (turch Berflüchtigung tes Mr bewirkt man in naheluftleerer Metorte) cher
weich zu ifolicen. 10 Gewichtetheile K 4 1 T (tie fich umter reetifleirtem
Steinäl mittel Erhitzung leicht verbinven) geben eine Legierung, bie Bött⸗
gers Beob. zufolge (deifen Beitr. zur Phyſik u. Chemie. Frankf.a. M.
1838. 8. ©.. 86 ff.) 200 Gew.:Thelle. Mr. in eine fehe weiße Metallmaile
verwandeln. Wenig Mr dem flichenden Zn in paſſender Weiſe beigegeben er⸗
böht veflen- Weiße nnd Stredbarkeit im auffallenden Grave.
-
868
fonbern ap elcktro⸗ch em iſch mit» und gegenwirkt, und daß daher
der. ganze Borgang in folgenver Weife fich bethätigt: ’
TE
Fan — EC +E— E(ALHB) + E..:
wo dann unächft, neben A2H8Mr, ſich bilvet: KO und H2Ch2, die
gegenſeitiger Wechfelzerfeßung unterliegend, in KCh2 und H2O übers
geben; oder, jenen Chemikern gemäß, welche ſolche Wechſelzerſetzung
den Metallchloriven und dem Waffer überhaup: nicht zugeſtehen (ſon⸗
dern vielmehr, va K vorliegendem Mafler fogleih O entzieht, anneh⸗
men: daß alle Ehlormetalle, wenn fie im Waſſer gelöst werden, viefes
fofort zerfeßen *) als KO + H2Ch2, d. i. als hydrochlorſaures Kali
der Slüffigfeit verbleiben. In welcher Art von Gegenbethätigung
übrigens das Waffer in chemiſchen Cund fog. organifchen) Verbin⸗
bungen zugegen tft, wenn es vergleichen Verbindungen ald Hpdrate ſich
verbaltentmacht, darüber ift bereits früherhin (oben ©. 556, 658 und
854) Erforderliches beinerft worden; hinzuzufügen bürfte feyn: das es
in denen Salzen, welche der Doppelfaß-Rilvung fähig find, als Ver⸗
treter nicht einer Säure oder Salzbafe, fondern des fehlenden
Salzes zugegen iſt, und daß es ebenfo auch in ben Biloungstpeilen
als ein, einem Reutralfalze (einem Saloivlaugmetalle) ähnlich ein⸗ und
gegenwirkendes chemifches Ganze fih bethätigt. Wenn übrigens Ter-
— —
pentinöl oder Harz „Hydratwaſſer“ enthält (deſtillirt man Terpen⸗
tin mit Waſſer, wägt dann das gewonnene Del und das rückſtändige,
vollfommen getrodnete Harz, fo tft Vie Summe der Gewichte bei«
*) Wenn durch vorgangige Schmelzung gänzlich entwäflertes CaCh? (in welchem
" Zuftande es, im Dunkeln gegen harte Körper geftrichen, lebhaft lLeuchtet, Hierin
' tem Merkurchlorür und Merkurchlorid ıc, ähnlich, und tesbalb font HGomberg’s
Photphor genannt wurde; weil Wilh. v. Homberg gegen Ende des 17ten
und im Anfang bes I8ten Sabrhunderts in Paris als Mitglied ver E. Akad. v.
Wiſſenſch. lebend, dieſe Erſcheinung zuerit wahmahm) in Wafler gelöst wire,
entſteht weit größere Hitze, als man angeblich eintretender Hydraſirung des
CaCh? vorauszuſetzen irgend berechtigt iſt; denn, ſtreng genommen, kann ſot⸗
chen Weges gar keine Wärme frei werden (gebildet werren; oben S. 307, 325
1»
Anm., 326 ff). Da, wenn auch anfänglih ein Theil dee durch Loͤſung Des
"CaCh? beftimmten Maffers in ſtarres, Hydrat⸗bildendes Wafler übergeht uno
ſo, wie die Schule ſpricht: Wärme frei macht, ſo muß umgekehrt and dieſelbe
‚Menge von Wärme wieder gebunden werben, ſobuld das alſo entſtandene Öybrat
ſchmilzt; nichts veſto weniger aber ſteigert die Temperatur des Gemiſches ſich
andauernd, bis alles CaUh? gelöst iſt. Dieſe um ähnliche Wärme-Grzeu⸗
gungen bewogen ben Berfafler viefed Haublruc3 vorauszufegen:' daß beim Löfen
bes CaCh?, MgOh2, Fe2Ch6 x. vie dabei hervotgehende beträchtliche Fuͤhl⸗
.wärne-Grhöbung: Folge Kattgehabter Berbrennungen(wes Ca, Mg, Fe
c., durch O des ber Zerlegung unterliegenren MBcffere, uns des H? dieſes Waſ⸗
ſers durch Ch?) fei. Anders verhätt es fi ſedoch bei KCh2, NaCh2, NaCh?2,
Sr&h?, denn biefe bringen, ni ins Wafſſer -köfend, nur jehr geringe Fühtwärme.
Aenderungen hervor.
der getrennten Stoffe größer, als das Gewicht Des Terpentins vor ver
Defillation war) fo verhält ich dieſes, ver allgemeineren Annahıne gemäß,
zu dem Hydrocarbon jener Stoffe, wie fich im Alkohol das H2O verhält zum
C4H100, d. h. wie der Bertreter einer Säure; denn ver AltohrT kann
betrachtet werben ald Aether Waſſer, d. i. als Wafferfäure
Aether Cover, kürzer, als Waſſer⸗Aether) — aber auch als eine
Gevritt- Berbinvung vom C4 + H13 + 02! liebrigens verbienen
| jene Gruntfisffe, in welchen die entgegengefegten Einwirkungen nes
| +E und — E ſtarker galomifcher Batterien: Waffer nach:veiſen
| liegen, wie fofthes 3. 3. beim. geſchmolzenen Schwefel ver Fall iſt,
| in biefer Hinſicht genauer unterfucht zu werben, als folches bis’ bieder
| der Fall newefen; weil fih dann erft, wenn man die Größe bes mit⸗
| anweſeuden Waffers fennt, vie wahre Atomzahl folder Grundſtoffe
wird beſtimmen laſſen. Bielleicht daß vie des dann nicht — 201,165,
| fondern nur (O = 100 gefeßt) — 300 if? Auch würde fich, follte es
| gelingen, S und ebenfo.P in viefem Sinne wafferfrei herzuftellen,
Ä ſelches Wafler vielleicht als Hauptquelle jener Verſchiedenheiten dar⸗
bieten, welche z. B. 8 hinfichtlich ſeines Dimtorphismus- und P
rückfichtlich ſeiner ſog. Pyro»Befchaffendett (oben S. 845) darbieten ?
Ja es fragt ſich, ob unbebingt wafferfreier S und P nicht nur be⸗
trächtlich größere Dichte (als Gaſe darum größere Ausdehnſamäicit;
die pichteren Metallez. B. gebe die bünrieren Dämpfe, und
| umgefehrt), fondern, dieſer entſprechend, nicht auch größeren Gla nz
| (Metaltglanz *) beiten?
1w) Sinſichtlich der fibrigen wichtigeren Melall Ausgleichungen, fo
| wie jener zwiſchen Metallmitilern und Metallen, bevarf es noch fol«
gender Bemerkungen: a)- Richt felten werden Ausgleichungen flürhtiger
Metalle mit feuerbeftänvigeren, durch bie „Größe ber phyſiſchen Anzie⸗
hung überwiegenver Maſſen“ des einen oder des andern Metalles, ent⸗
| weder zur Mitverflühtigung (8. 105 ff. Anm.) oder zur: Jurück⸗
| haltıng ‚and entſprechenten Feuer beſt än dig ung gebracht: "fo deſtil⸗
Fri z. B. etwas Zinn mit über, wein man alte Spiegelbelege für
| ſich vefttirt, und nur, wenn man pas alſo Abveftiffirte Mr nochmuls
| über vollfommen trodne Sottafche deftitlirt, erhoͤlt man ‚Ale Deftilat
jinufreies Mercur: Gleiches gilt vom ‚Bei und Dismuth. —
| Das zn Schein» Berfilbetungen hie mie va’ tim ˖ Gebrauch ſtehende jog-
| Müsenpulder (pulb. wd'mitres), dargefteut mus Wreibe, vin una
| mit einem Amalgam von 3" Gewichtotheilen Mr # 2 Sn innigſt ver⸗
reibt, giebt, gehörig beftilfiet;' Togleich "reines Mercur. Im Kleinen
faım man: übrigeng opne alle Gefabr aus einer Giasretorte: verſel hen
en
u] Garsor, wie e8 im Demant verdichtet erfchelnt, weit — mit
Metaliglanz (Demautglanz) verbunden.
MM 5
— —
mit einer Vorlagce, die fo weit mit Waſſer gefüllt werben, daß ver
anderthalbfußlange Retortenhals nur 1—2 Z0U von dem Wafferfpiegel
fernt, 1 Pfund Mercur befiilliren, und hatte man vie Retorte in's |
Sandbade gelegt und mit Sand übrrfchättet, fo laſſen ſich mehrere
. Pfunde Mercur durch Deſtillation des Amalgam (over flatt deſſen ei«
ned Mercurſalzes; DB. MrO48, oder MrOS08 2.) mit Pottafche
veftilliven. Um im Großen Mercur vom Zinn zu feheiven, berient
man ſich zweckmaͤßiger der hinreichend erhitzten, das Zinnoxyd der ger
wöhnlichen Spiegelbeleg⸗Abfälle reducirenden Kohle, in folgender
Weiſe: Dan fehißttet z3.B. 1 Pfund gepulverte Holgfohle in eine Gra⸗
phit-Retorte (gefertigt aus verfelben Mafle, aus der die Ypfer-Schmelz-
tiegel bereitet werben) und erhißt dieſelbe fo ſtark, daß fie ver bläu-
. lichen Dunkelrothgluth nahe konmt (jedoch im Dunkeln noch nicht
leuchtet), ſchüttet dann 8 Pfund trodnen Spiegelbeleg hinein, ſchüt⸗
teilt Alles wohl um, legt die Retorte wiener in’s Feuer (oder auch in
das Sandbad eines hinreichend geräumigen heſſiſchen Schmelztiegels),
verbindet fie mit einem Borfioß und durch viefen mit der Waſſer⸗hal⸗
tigen Borlage, und erhißt fie nım, fo lange noch Mr» Dämpfe über»
gehen. Die Borlage befteht zwectmäßig aus einem gläfernen Hafen
(Topf), ver bei % feiner Höhe ein runves Loch bat, weit genug, um
das zugewendete, nit etwas Wolle ummidelte Enve des graphitnen
Borftoßes fo in ven Hafen leiten und feft lagen zu fünnen, daß bie
Mündung bis zu zwei Zoll Abfland vom Wafleripiegel des Hafens
reicht; das Ganze muß unter gutziehendem Rauchfange aufgeflellt und
die Borlage fo beleuchtet feyn, daß man durch ihre Wandung hindurch
feben kann: ob noch Mr übergeht. Auskochen des Mercur mit Effig
nimmt auf Sa une felbft Pb hinweg, inbem bad elefironegative Mr
pie Elefiropofitivitäl ned Sa ober Pb erhöhetz ebeufo auch verbliunte
Schwefelſäure, und befier noch ein Gemiſch von flarf gewäflerter Salz,
fäure und Schwefelſäure. — Umgekehrt hält feites Platinamalgam
Dunkelrothgluth au, ohne gänzlich Mercur⸗frei zu werben; (oben S.
193. Anın.) und ähnlich verhalten fi auch verſchiedene Brennzünder;
fo läßt ſich z. B. As vom Golde durch heftiges Glühen nicht gänzlich
trennen, und auch pas mit As leichtflüffig gemachte und fo in Gefäß-
forın gezoflene Pr Golche Gefäße, jo wie auch jene, die aus Pr+-P
gegoflen worden waren, wenn fie durch Glühen moͤglichſt von As oder
P befreit worden, pflegen dann in ſolchem Maaße porös zu ſeyit,
daß fie 3. B. als glühende Ziegel fih durchſcheindar zeigen) läßt
ſich durch Glühen nicht gänzlich trennen vom As und in gleicher Weiſe
pält auch Cu das As zurüd, z. B. wenn es als Weißkupfer ode
weißer Tombad (fonft unter der Benennung Argenı hache in
Gebrauch genommen) geglühet wird bei Ausfchluß ver Luft. — 4) Si
bifpet mit Mn + Fe und Heinen Antheilen von C eine Glas⸗rißend
graue metalliſche Maſſe (wie fie, neben grunlicher glaſiger Schlade be
N
‘
865
Bereitung das Gußſtahl aus Mn-haltigem Brennftahl abfällt), Bereitet
max dünne Gtahlplatten oder Stäbe nicht dadurch, daß man fie glühend-
heiß mit Kaleifenfyanür, fontern mit gepulvertem gebrannten Borar
befrent, und dann nochmals für fh glühet, fo enthäit folder Stahl
wahrſcheinlich B flatt C, wenn nicht auch zugleich etwas T (Na); wäh
rend mit jenem Kyanur wahrfcheinlihd A-⸗freies C in das Eifen ein:
dringt. y) Cu gewährt die meiften gebräuchlichen und zugleich nüglichften
Lesungen. Es gehören bieher, nach Bewichtstheilen beflimmt, vorzüg-
li folgende: Cu 2 bie 3 + 2 Zu — Belbfupfer odır Meffing;
im G@ifens und Bleisfreiem Znſtande fhön gelb, bei gewößnlicger Luft⸗
wärme hämmerbar und fehr gejchmeidig, erhizt ſpröde, bei größerem
Ca⸗Gehalt mehr dunkelgelb, goldfarben (Tombad, Similor,
Vinſchdeck, rothes Meffing, Prinz Roberts Metall, zum
Theil an Caldariſches Erz), bei größerem Zn⸗Gehalt hellgelb (bei
viel Zn weiß), gegeflen von 7,8 bis 7,844 @igengewicht*). Mit Ni
Guns
*) In Europa wir bas weifle Cu bergefleflt aus befien natuͤrlichen Schwefel⸗
verbiadungen, dit zugleich ſtets Fe: haltig fine un» darum aucd nie ganz eifen-
feeied Cu liefern; wenigftens nicht nah dem bisherigen Verfahren, das man fehr
eutfübrtich heichrieben finvet, von Referftein, inm. veutfch. Gewerbefr. I
249 q.. wehl aber, wenn man vie Schwefelkupfer durch volliänviges Verbrennen
ia Cu0OSO3 verwandelt und aus diefem das Cu metallifch, feg es durch
Fe over. durch ein anderes gegen Cu elektropofltived Metall aus fauer errals
tener Aufloſung fälle. Wähtt man Zn als Sällungsmittel und neutruliiirte
man die CusAuflöfung zuvor, fo fchlägt ſich Zink⸗Kupfer (Kupfer⸗reicher Meffing
bereitet auf waffen Wege) nieder. Jenes trodenen Weges zu vollziebende
Berfahrren beftcht im Weſendlichen in Wolgenvem: 1) Röfung, was jur Bil⸗
vung von bafifchem ſchwefelſaurem Giien:Kupfa-Orge führt; 2) Schmelzung mit
quarzgaltigen Zuſchlagen, führend zur Erzeugung verfhladten ſilleſauren Gifen-
syn, und Rüdbileung det CuOSOS u Cu⸗reichen (Gifensarmen) Schwefel⸗
Iupfer, genannt Kupferftein; 3) langfanıe Röftung veſſelben, gewähren ent
weihende SO2 uns verbleibennes, noch eiwas Foshaltiges CuO, bas dann mits
teln Koble und etwas Duarz verſchmolzen, unter ueuer Bildung von flliefaurem
Vifenoxyd das ſich wieder als Echlade fonvert) revucirt wird, und nun Schwarze
Iupfer oder Kohkupfer heißt, jedoch noch keinetweges in ſolchem Maaße rein
(vom · Fe, auch wohl noch von etwas Ag und S) if, als es deſſen Verbrauch in
Metallform heiſcht, ſondern hiezu erſt noch 4) burg Verbrennung des meiſten
dieſes Fe: Sinterhalte, fo wie des S, mittelſt allmäliger Schmelzung im Flamm⸗
Ken, nuter heftig zugetriebener Beblästuft, gebracht (gabz gemacht) werden
af; da es dann, durch Beiprigen mit kaltem Waſſer erftarrt, vie Benennung
Rofettentupfer führt, und durch Umſchmelzen und Nusichmieen zur Gans
delewaare erhoben wird. — erlegen Kupfer, wie es ſich zumal in Oftinzien
(4. 8. in Goromanpel, Japan, China, Afrika, Brafilien ıc.) bei
weiten: häufiger, wie in Guropa findet, bebarf nur der letzteren Behanvlung,
Auffer vom Fe enthalten manche Kupfer aub Ni und Pb, vas Japan'ſche
ax etwas Gold; über vie hiezu erforberlihen Gceivungss und Reinigunges
Berfabren ſ. m. Bruntz. L 492—496 Das auf nafiem Wege, mittel Fe,
aus Grubenwafler rebueirte Cu, heißt Cäment:Kupfer; wie es zu reinigen?
Ge e. a DB. Zn un Cu verbichten fi, während fie fich verbinden, Diele
Berbindung flavet entwerer zwiſchen beiden Metallen, als folchen, in jehr tiefen,
gegen Luftzutritt geſchügten und daher Verbrennung des Zn game Bor
866
verbindet fich Cu durch Vermittelung des Ze zu Neufilber (©. 462.
Anm.), meiftens Cu 3 Gewichtstheile + 1 Zn und 1 Ni; es ift härter
als Silber, wohlflingend, fehr zähe und behnbar und hat gewöhnlich
8,556 Gigengewidht, während teined Ni gefchmolgen 8,279 unb ges
ſchmiedet 8,666 barbietet. In China führt es die Benennung Pal:
fong oder Paktong; wahricheintich iſt es dieſelbe Legirung, von ber
neueſte engliſche Berichterſtatter verſichern: daß man daraus, oder pielmebr
aus einem Pe- tung genannten Beißfupfer, das nur in ber Provinz
„Dunnau® zu finden fei (oder vielmehr: gefertigt wird — vielleicht
weil nur dort reiche Nidel:Erze vorkommen?) Spiegel fertige, bie fehr
geichägt fein. Man findet dergleichen in den meiften größeren IJoßhäufern
oder Bößen-Temvein; zu 3—4 Buß Durchmeſſer pelirt, gleiche es feiner
Farbe nach in ſelchem Maße dem Silber, daß man es nicht leicht davon
unterjeheiden Fünne. Ueber das fogenannte Tam-tam, f. oben ©. 350
Anm. — Goebel fand neuerlich, daß mehrere von ihm und früher auch
von Klaproth und Anderen unterfuchte Metallgeräthe, Statuen umb
Münzen der Römer nit nur Kupfer und Sinn, fondern auh Zink
(manche nur Cu und Zn) nebft meiftene nur Heinen Mengen (oft nur
Spuren) von Blei (das vielleicht dem unrein verwendeten inne und Zinfe
entflammte ?) enthielten, während er in (alt) griech iſch en Legirungen
ahnlicher Art: neben tem Cu wohl Sn oder Sm mit Pb, aber fein Zn
vorgefunden hatte; vergl. Deffen: Ueber ben Einfluß der Chemie auf
die @rmittelung der Völker der Borzeit ıc. Erlangen 1842, 8.; indeflen
it damit die Folgerung: daß die Cu- Legirungen ber Griechen
durchgängig Zn frei gewefen, noch nicht außer Zweifel geſtellt. —
Es geben ferner 05 Gewichtstheile Cu + 5 Sn das Ehrifodhalf; Lie
Bronze ber Niten aus Cu mit 3 bis 15 % Zinn (über biegfame
Bronge; m. d. Gewerböfrage I 60); das Kanonen: Metall aus
9-80 Cu + 10—11 Sn, das nad dem Mblöjchen des geglübeten im
faltem Waſſer fich . Hämmerbar zeigt (zumal bei größerem Cu: @chalt)
die Slodenfpeife, gemeinhin = 78 Cu + 22 Sn (in älteren Gloden
nicht felten Ag: haltig), die Englifche, nach Thomfon — 80 Cu 5, 6
Zn 10, 1 Sn und 4,3 Pb; das Spiegel-Metall 72 Ca + 1
Sn oder auch nah Rochon 32 Cu, 15—16 Sn, 1 Meffing und 1 As;
nah Mudge: 32 Cu + 14 %, Sn), das dieſem ähnliche Waffen
Metall ber nicht eifernen Waffen der Alten, die jedoch aud Cu für ſich
zu waffenfchneidenden Werkzeugen aller Art fo wie zu MetallsGtatuem,
richtungen unmittelbar flatt, ober man reducirt (in ben gewöhnligen Meſſing⸗
hrennereien oder Meffingöfen) das Zinkorye des Balmey (natürl. ums
reines Zinkoxyd⸗Silicat und Bifenoryb- Alumat) durch Kohle, bei beginnenber
Weißgluth, d. i. bei einer Hitze, bei welcher das Cu ſchmilzt. — Reinet ges
goffenes Cu Hat 8,897 Eigengewicht, geihmiebetes und gewalstes
8,997 bis 9,047; ungeglüheter Drath 8,623; geglüheter 8,391; Zu m
zeines, bat 6,9415, gewalztes 7,200 Gigengewiht; ZnO nur 5,734.
867
—
Gämulgeräthen sc. verwendeten. Mit Pt bildet Cu theils weiße, theils
gelbe Legirungen, die mit, wie chne Zuſatz von Zn, bei größerem Cus
Gehalt vollfommen goldfarben erfheinn. Werten 7 Pt + 16 Cu
auter Bedeckung von Kohlenſtaub und Zuſatz von etwas Weinſtein, im
bedecten heifiichen Echmelztiegel, bei beginnender Weißgiuth geſchmolzen,
biefer dans aus dem Beuer genommen und nun 1 Zn + gepninertem
| Golophon darunter gerührt, fo erhält man ein vollkommen goldfars
| beues, Sehr Rredbares, nicht roftendes, von Falter AL OB feinen
(wohl aber von Heißer) Angriff erleidentes Gemiſch, das für manche Ge⸗
tälhe Au würde vollfommen vertreten koͤnnen. Mit mebr Pre bildet ſich
ein Gemiſch, das feiner hohen Politurfähigkeit und, weil es nicht anläuft,
| zu Netallfpiegeln benutzt worden if; durch 1 Pt + 24 Cu erhält man eine
| rofenrotbe, fehr wohl ſtreckbare und fchöne Politur annehmende Les
girung, die weniger roflet als Cu, und für manche Geräthe, befonders
| aber auch zu jenem Metallftaube fich empfiehlt, den man in neuerer Zeit
| zum Retallſtaub⸗Druck (3. DB. von Befuchhfärtlein, zu Namenszügen auf
Ä Pergament, Bapier sc. fih bedient *). Ni + Cu giebt eine filbers
| weiße Legirung, die dem Silber täufchend ähnelt. Das zuvor erwähnte
Ä Rochon'ſche over vielmehr gewöhnliche Metallfpiegels Bemifch benützte
R. mit gutem Erfolge, um Pt für Metalifpiegel fymelzbarer zu machen, .
Beber Wertigung ſolcher Legirungen |. Ebwards in @ilbert’s
Ann. XII. 167 fi. Ueber gußeiferne verplatinte Epiegel fiche meine
Iperimental:Phpüf, Lte Auflage, II, 430. Werden 72 Au mit 44
Ag uns 92 Cu nebſt 24 Pd zufammengefchmolzen, fo gibt dieſe Ben⸗
zert’fhe Metallcompofition eine ben Gäuren und ber "Reibung
im hohen Grave wiberfichende Legirung, welche B. zur Fertigung der
| ſterler Reibung ausgeiehten Zapfenlöcher der Tafchenuhren benubte. Es
iR dieſes Gemiſch leichtflüſſiger als Gold, röäthli braun, feinkörnig
| ſtahlaͤhnlichen Bruches, an Härte dem Stabeifen nahe Eommend, etwas brüs
| dig, jedoch noch der Drahtziehung und hoher Politur fähig; es unterliegt ges
| gen Stahl, auch ‚gegen den ſehr ſtarken Ir-haltigen Gußſtahl, des Reis
| bung weniger ald Mefjing. Wenig Cu dem Sn zugefept erhoͤhet deſſen Weiße,
| Härte und Polifurfähigkeit. 3 Cu + 1 8 gibt ein fehr gutes Loth oder
| Löthmetall für Kupierbleche, um dieſelben bei Gluth zu verbinden — .
Eeht man hinreichend erhigte Kupferdrähte der Einwirkung von
Zinfoämpfen aus, fo verwandelt fich die Cherfläche der Drähte in
Zombad und läßt fie goldfarben aus folhem Dampibabe hervorgehen
* Um möglihk dünn getriebene Metaliblättichen, (weniger Glanz bieten auf
naſſen Wege metallifch nievergefchlagene Metalle var) zu feinftem Gtaube zu
zerrriben und fo zur Miſchung mit GummisLöfung zum Drude geſchickt zu
machen, reibt man fie, Kunkel's Anleitung gemäß, am beften mit Honig ab,
ven man baum, wenn Alles zu gleichförmig metallglängenpem Gafte
verrieben, wieder durch Waſſer entfernt. Die alten Golvjchrift- Tinten und
VDuchdruckmaſſen wurben in Abnlicher Weile bergeftellt,
55%
” ⸗
868
(Eyoner Treſſen⸗;Metalh; verfährt man aber ebenſo 3) mit Ciſen
drähten oder eiſernen Nägeln, und mithin, bei zweckmäßiger Bor
richtung auch mit eifernen Ciſenbahn⸗Schienen, fo werben diefe mit
weißem Gifenzint überkleidet, und find num gegen Roftung gefchüßt; weil
Zn gegen Fe + E, diefes aber — E erhält, oder gleichen nun jenen
mit Zn mechanifch verbundenen, weldye man in neuerer Zeit, um fie von
gewöhnlichen eifernen zu unterfcheiden, galvanifirte gerannt hat; oben
© 521 f. Anm.*); =) die Ehinefen verbinden 126 Pb mit 17,5 Sn um
1,25 Cu (nebſt einer Spur von Zn) zu dem von ihnen zum Thee = Ber
paden ıc, benubten Metall-Bemifch, genannt Calein. — 1 Sn + 9 Sb
gibt ein weißes Metallgemifch, das nicht anläuft, fondern feine ſilber⸗
ähnliche Weiße an der Luft beibehält, und an Härte und Boliturfäpigfeit
gewinnt, wenn. das Sn ’/, bis 1 % Cu enthielt, Die Metallmafle ihrer
Gong⸗Gong's oder Tſchoungs beſteht, nah Klaproth aus 78
.Cu + 22 Sn (ohne Epuren von Pb), nah Thomfon aus 80 Cu un
19,57 Sn (Berluft = 0,03), dagegen fand Klaproth in einer ine
fifhen Münze 67,23 Cu + 11,28 Sn + 21, 47 Pb und in einer
andern 91,12 Cu; 2,42 Sn und 6,45 Pb. Waren fie ächt? Ober war
das Pb durch Faͤlſchung hinzugefommen? [Nirgenne iſt Münzfälfchung
häufiger als in China; ſelbſt die Tſchens, teren Werth weniger ale‘
ııo Gtüber (ZZ %s0 Kreuzer) werden, biefes geringen Werthes ungeachtet,
falſchmünzend nahgemadtt.] Cu -+ Sb gibt eine ſpaoͤde violette,
Ni + Zn eine pulverig fh wärglich violette, Co + Su eine heil
violette, Heinblättrige, etwas behnbare, 1 Sb + 10 Sn eine gasj
wohl dehnbare, Ni + Sn eine fehr weiße und glänzende, Karl
erbigt entzüntliche, unter der Muffel in Denpriten fich erhebende und
verbreitenne, Zn -+ 3b eine flahlgraue, harte und ſproͤde, Pb + Za
hingegen eine biäulich weiße, wohl dehnbare, im größeren Pb- Berbältnif
mehr blaue Legirung. Will man durch Erhiken: an der Luft oxydirbare,
Rrengs und leichtfüffige Metalle miteinander vermifchen,, fo bedient man
fi zumal im Seinen ale O -abhaltendes Mittel, am beften des Geiger.
harzes (Colophonium); ſchmilzt man z. B. 19 bis 20 Cu unter Go⸗
lophon um» rührt dann, iu die fließende Maſſe, mittel eines Ihenpfeifen
ſtiels 1 Theil zertheiltes und mit Colophon gemengtes Zinn darunter;
fo erhält man ohue Verluſt 20 bie 21 einer fehr fchönen dunkel goldd
gelben Legirung (nahm man weniger als 19 Cu, fo fällt fie heller gel
und ſpröde aus); Bi Ratt Sm hiezu verwendet, gibt angenehm roth
(nicht Eupferrothe, fondern faft roſenrothe) Legirungen, die um fo bla
v
9 Metallgemifche von großer Härte und Sefligfeit, und barım von @eit
ber Giienbahnens Gründer beachtungswerth, bilven bie Kugeln, wit denen mai
(Sparmann's Reifen zufolge) die Rhinozeroſſe und ähnliche dick⸗
barthäutige Thiere exiegt, fo wie die jener Wagenrader, welche ohne zerdrückt
werben bazu bienten, ben A Millionen Pfund wiegenden Granitblot nes Fu
Kelle der Bildſaͤnle Peter 1. nach Petersburg zu bringen,
und fpröber hervorgehen, je mehr Bi man zugefebt hatte, übrigens vertres
ten, in Abſicht auf chemifche Bindung oder Eättigung ihrer Legirungen,
mei Atome Wismuth ſtets ein Atom Blei; während daher die Le,
girumg des Zinn mit Blei ihre größte Echmelzbarfeit erreicht, wenn
1 Ütem Pb (— 1294,5) mit 3 Sn (Z 3.735,29 — 2205,87) vermiſcht
worden, fo ift dDiefes auch der Fall, wenn man jlatt des Pb zwei Atom,
- Biden 3 Atomen Zinn zufept. Vergl. Kupffer’s hieher gehörige Uns
terinhungen, in m. Arch. f. d. gef. Naturl. und Kopp’s Lieber bie
Rodification der mittleren Eigenſchaften, sc. Frankfurt a. M. 1841 8.
t)2 Sn + 1 Bi gibt das Tutanego genannte Gemiſch, Bi + Su und
Pb in verfchiedenen Berhältnifien ſehr leichtflüffige Gemiſche, zu denen
au manche Letterns Metallmaffen zu zählen find; oben ©. 183
Use. um 559. Kryfallifirtes Roſe'ſches leichtlüffiges Metall if,
nach u. Loebell — Sn + Pb + Bi 3 (Atom). Hinfichtlich der vers
ſchiedenen Verſetzungen des Zinnes mit Blei, wodurch erſteres härter,
zäber und Teichtflüffiner wird, find folgende Gewichtsverhaͤltniſſe die ges
wißnlien: Bierflempliges Zinn 32 Sn + 1 Pb; Dreiftemplis
ges: 1Sa + 0,2 Pb; Zweifempliges (oder Dreipfünbiges db. I.
ſowaches Schnell⸗Loth der Blechſchmiede) 1 Sa -+0,5-Pb; ferner:
Fünfpfündiges — 1 Sn + 0,25 Pb; Zweipfündiges, db. i. ges
wöhnliches Schnellloth, 1 Sm + 1 Pb, und flarfes Schnell⸗
2ot5 Pb 2 + 1 Sn. Ueber weiße Elingende Legirungen
mit verwaltendem Sinn; fiche meine Berl. im Archiv für die gefammte
Natur. XIX 424. 7) Als Nicholfon 100 Oran Ag mit 40 ®r.
tehem Pe, unter Beifügung von Salpeter wieberholt in Fluß brachte,
erhielt er eine Metallmafie, die, zum Erkalten hingeſtellt, plötzlich, im
Augenblide ihres Erſtarrens, erglühete; v. Erell’s Ann. 4800 I.
341 (ähnlich jener Wärme =» Entwidelung, weiche eintritt, wenn durch
ruhiges Stehen tief unter O* C erfaltetes Wafler erfchättert, plöglich ge⸗
friert). Wie das Ammon-Mmalgam, wenn es mittelft der eiſernen
Bohrrähte einer Balvan-Batterie am — E Bol aus überfichender gefättig-
ter Löfung des Ammonoxyd⸗Carbonat, durch den Poldraht bedeckendes
Mr gebildet wird, Dendriten bildet (m. Arch. a. a. D. 432), fo auch.
jenes fünfllide Silberamalgam, welches dem in ber Natur (theils
in ingligen Maflen, sheild in Dctaedern und Rhombendodekaedern) kry⸗
Aellinifch vorkommenden, hinfichtlich feiner Zuſammenſetzung (— Ag Mr 2)
gleicht, und das fonk auch unter dem Nanıen Dianenbaum**) befannt
iſt. Man erhält dieſes Amalgam, wenn man brei Bewichtstheile einer
) Der fog. Bild des im Abtreiben Kegriffenen Silbers (oben &, 396) gehört
mm Theil and ‚bieheru.n. 5. 08 if das Leuchzen zum Theil Bolge ber durch
Zufianrs » Mechſel entbundenen, Dendriten s hung veraula ſenden Wärme; denn
das Silber beginnt zu erſtarren.
Diama ober Luna nannten bie Alchemiter das © iiber
870
gefättigten wäflrigen Löfung des Silberoxyd⸗Azotat (Ag O A-Oa; 3. B.
des Eruftallinifchen fogenannten falpeterfauren @ilbers, oder auch des ges
ſchmolzeren oder fogenannten Höllenfteins; oben ©. 337 Mum.) mit
2 Gewichs⸗-Theilen einer gefättiaten Löfung des Ar20 Ag 05 mengt,
und in diefes Gemenge gewöhnliches Sitberamalgam (aus 2 Gewichte:
theilen Mr + 1 Ag) ſenkt; bei ſtaͤrkerer Verdünnung erbätt man fernere
und weiter verbreitete Dendriten innerhalb mehrerer Wochen und bei
fehr großer Verdünnung, wie vom Berfafler vieles Handbuchs 1841
‚wahrgenommen wurde, findet man nach längerem Stehen, flatt tes im die
Flüffigkeit gelegten Amalgoms ein dem natürlichen auch der Form nad
gleichennes, nämlich octaedriſch⸗kryſtalliſirtes Aß Mr 2. — Auch das
Bolvamalgam bildet weiße Dendriten, oder auch Prismen, und
es ſcheint das Bold ehedem vorzüglich in diefer Verbindung zu als
hemiftifchen Betrügereien verwendet worden zu fein. — Daß aber in
den Ausgleich ungen die Metalle nicht nur vhyfiſch, fontern wirklich
chemiſch verbunden find, beweilen ſowohl deren Kryfallificharfeit ale auch
die denfelben entiprechenren feſten Mifhungs » Beryältniffe;
Au z. B. wenn es mit Ag zu gleichen Theilen gefchw.olzen wird, gewährt
eine den unterftien Raum des Tiegels füllende Derbindung von Au5 + Ag
und darüber reinftens Silber, und ebenfo audy die weſentlichen Um⸗
änderungen des Berhaltens folcher gemifchten Metalle gegen Auflöfunges
Mittel, Eo z. B. wird Bold durch langes Digeriren mit Azotläure
von diefer zwar phyſiſch in folchem Naaße zertheilt, daß das Ganze ten
Schein der Auflöfung gewinnt, ohne wirflih aufgelöst zu fein (und nur
bei Mitanmwefenbeit von A2 O3 bildet fih, wenn man das zuvor mit
A2 05 digerirte Gold damit einige Zeit nuhe fievenheiß erhält und dann
einige Mal aufwallen läßt, verdünnt: vollfommen flüffig durh’s Seihpa⸗
pier troͤpfelndes, aufgelöstes Bold) und ebenfo verhält ih Pr zur Azot⸗
fäures; wird Hingegen Boldp.atin derielben Säure ausgeſetzt, fo tritt
ſehr merfliche Auflöiung ein, und mehr noch förbert Ag die Auflösticykeit
bes Pt in A2 05%); fehr wahrſcheinlich: weil zunächſt AgOA2OS zu
Stande fommt, gegen das überfchüffiges Pt eleftrcpofitiv und fo durch
einen Theil des O der Azotfäure orydirbar und auflöslih wird. (Nehn:
lich verhäft fih wahrfcheinlih auch Cu gegen ZuO SO3 und gegen
NiO SO3; denn während Cu von verdännter GSchwefelfäure micht
angegriffen wird — es fei benn zuvor an Pt oder Ag, oder Pd aus
feiner Auflöfung galvanifch, uemli duch Dermittelung von Zın, ale Os
freies Metall nietergefchlagen worden, da e& ſich dann fehr leicht um»
ohne der Erwärmung zu bedürfen in verbünnter Schwefelfäure auflöst,
. n ’ .
*) Robes Platin aus Beru iſt verhaͤltlich zei zu nennen kn BR. Ir., Pd un»
Os, das aus Brafilien kommende hingegen ärmer;: 'und was aus Guabals
eanal zugeführt wird, faſt frei davon. Die fog. ſchwarze Spielart des rohen
Biatin enthält am meiften Jr.
a7
Saͤnre + E »chält — löst es fid in verfelben auf, wenn Zu und Ni
mit zugegen find; Zn und Ni löfen fi aber, unter Waſſerzerſetzung, in
803 H20 + x Aq vollfommen auf). In gleicher Weife verhält es ſich
mit reinem Rhod, das von keiner Saͤure angegriffen, hingegen wenn es
mit Cu oder Bi (nicht wenn es mit Ag over Au) Iegirt iſt: von Mzotfäure
aufgelöst wird; es find aber CuOA2 O 5undBi OA2 O5 zwar ſchlechtere Leiter
als Cu, aber gegen daflelbe doch noch leitend genug, um -F E an bemfelben
erregen zu Fönnen (wenn gute unb minder gute Leiter fich berühren, erhals
tm erflere E, lehtere — E); desgleichen erhält Pt auch (unb nad
Tennant au) Au) gegen KO A205 bei beginnender Glühhike + E;
dern erhält man eines oder das andere diefer Metalle mit Salpeter ges
börige Zeit in Gluth, fo orybirt fi) das Pt und bildet dann mit KO
eine köglicde Berbindung, die, wie Tennant zeigte, mit Waſſer verdünnt,
einen erybifchen Nieverfchlag gibt, der fih in Säuren auflöst; fo wirb
auch Au, das ſich mit Schwefel unmittelbar nicht verbindet, gegen K- hals
tigen S eleftropofitiv und löst fich nun darin auf.
|
weil es gegen Pt ober Ag, während ber Berührung der gewäfferten
|
%) Au ober Pt gibt mit Ag und n2 Ch2 + Ag berührt Feine galva⸗
| nifhe Kette, wohl aber au Ag + A205 + Ag. — In welchem
Maße aber, bei der Begenwirkung von Metallen und leitenden wäflrigen
| " Sinfkgkeiten,, der erſterem ertheilte eleftrifche Ladungs = Zuftand, deſſen
Rirfungsweife beflimmt, davon gibt das Cu ein auffallendes Beiſpiel.
Ä Tie Drbnung, in welder bie Erzmetalle einander aus ge
| wäferten fauren Auflöfungen metallifch fällen, if, wenn fonf nicht
zusor das fällende Metall einer phyfiichschemifchen Abänderung unterlegen
| isar, folgende: Zu, Cd, Fe, Mr, Co, Ni, Pb, Sn, Cu, Bi, Sb, Mr,
Ag, Au, Pt; Pb O kann alfo, wie man fieht, nicht von metallifchem
| Ca ans feinen fauren Aufldfungen *) metalliſch niedergefchlagen wer⸗
den, wohl aber umgefehrt in Säuren aufgelöstes Cu O burch metallifches
| Pb. Nichtsdeſtoweniger redurirt ein durch Zin aus wäflriger Cu Ch? =
Löfung metallifch gefälltes Cu das ihm zur Berührung bargebotene Pb O,
und ſeibſt Mn O2 läßt fi auf ähnlichem Wege reduciren; Schweigger’s
Journ. V. 337 und Bucholz in Behlen’s Sourn. V. 739. — Daß
| Au tem Mr in fehr kleinen Mengen deflen Orydirbarfeit. Durch atmo⸗
ſphaͤriſche Luft, bei Mercur⸗Siedhitze, beträchtlich erhöhe, und fo die Dar,
ſtellung des fogenannten „durch fich felber nievergefchlagesien Mercur“
der Aldhemifer und älteren Chemiker, d. i, des durch bloßes Erhitzen in
) Daß meiallifches Cu aus zinuſaurem KO, nafen Weges, Sn fälle und fo
4 D. BVerzinnung kapferner Gerathe auf befagtem Wege möglich mache,
wurke vom Berfafier vieſes Haudbuchs, ans Trommstorff’s v. &, bicher gehör
rigen Berſuchen biereits vor mehr denn 30 Zahren gefolgert; |. m. D. Gewerbefrb.
88
wu
‚hohen, offenen Glaskolben bereiteten rothen Mercuroryb, beträchtlich
befchteunige, wußte ſchon Kunkel *).
*) Bei ihren „Auegleichungen“ dehnen ſich aus und verdünnen ſich mithin ge⸗
genieitig: Go!d mit Cu, Fe, Sn; Platin mit Cu, Pallav mit Fe,
Blei mit Cu uns Sn, Stib mir Fe, Sn um Zn, Zint mit Fe und Sn,
Wismuth mit Mr un Ke; es ziehen ſich zuſammen und verbichten fi ta:
ber Thomfon zufolge Ballap mit Bi, Meifing mit Sn; nad Gellert und
Kraft Bolv mitAg, Biun Zn, Silber mit Cu, Pb, Sa, Bi, Zn un Sy;
Kupfer mit Sn, Zu un Sb, let mit Mr, Zu, Bi un Sb, Wiemuth
mit Sb m Mercur mit Sn um N (Na ). Ueber Zufammenziehung des
Fe vergl. ©. 374 ff. Unter allen übrigen Dietallen mindert feines vie Ge⸗
ſchmeidigkeit des Goldes fo fehr, als das Stib. Wenn ſchmelzendes Gold
von Stib- Tämpfen beftrihen wirb, wird veilen Viegſamkeit und Debnbarfeit
merklich gemindert, und 0,001 Sh rem fllefennen Au unter Zufag von Colo⸗
phon beigemifht, macht es fchon fpröbe, find 15 Gewichtstbeile Au mit 1 Sb
verbunden (alſo etwu 23 Atom Gold mit 1 Atom Erb) fo ift, Hatchett zus
fofge, das Semi, feiner Barbe nah dem Tutanego (oben &, 869) nicht
ungqhnlich, dabei ungemein fpröbe, mattsafchgrauen, bichtsfeinen, dem Vorzellan⸗
Bruch abnlichen Bruce und beträchtlich dichter als der vorhergehende ges
fammte Raumumfang keiver Metallmaſſen erwarten ließ; hatte nemlich vieler
1000 betragen, fo wir er nad der Zuiammenfchmelzung — 987; alfo nahe
1/;; kleiner. Nicht felten folgt übrigens ven ſtärkſten gegenieitigen Verdichtun⸗
gen fi ausgleichenrer Dietalle, bei weiterem Zuſatz des einen ter Vifhungs-
glieder zu ſtacker Verdünnung führende Auspehnung, und dadurch tie Möglichkeit,
dergleichen Legierungen zu Metallgüfien verwensen zu können; tenn follen Dietull-
emifchen benügt werven zu Geftaltungen, welche mar ihnen durch Bichen in
Eormen zu ertbeilen benbfichtigt, ſo müſſen fie fich erfultenn ausdehnen, um fp vie
Heinften Vertiefungen der Form volllommen zu füllen (wie ſolchet 3. DB. beim
Bufeifen ver Ball it, das vaher jo üheraus zarte Borms Gülle geflatter).
Uebrigens zeigen Wechſel im Verdichten und Austehnen auch Gemiſche won
Weingeiſt und Waifer. Während fih nemlich Alkohol, wenn man ibn
mit Wafler im Verhältniß von 1 Aton zu 1 Atom — alfo C4H1202 —
(754) 3000 + (12.6.25 =) 75H + 2000 = 575 + (1 A. Waſſer =)
112,5 Aq beträchtlich verdichtet, dehnt ſich das Gemiſch wieber und zwar am
ſtaͤrknen aus, wenn es fo viel Waſſer zugefegt erhielt, daß es nicht über 16,5
Weingeiſt enthielt. Die Alchemiften mwähnten: das Gold werde Ficbei durch
kas Stib vermehrt, und mancher alchemiſirende Betrüger mag zuvor durch
Sb ir fpröve und gelbli graue Meiaflmaffe gewanteltes Gold dem Sb2 S3
(Antimonium crudum) beigemiicht oder beigemengt haben, womit er ımekle
Metalle anſcheinend in Gold wandelte. Uebrigens gewährt gerabe tiefes Etib>
futpgür ein (zumal fonft ſehr gewöhnliches) Diittel, um Au von Ag trodnen
Weges zu fcheiven, denn ſchmilzt man vergleichen, etwa ben Aten Theil feines
eigener Gewichtes an Ag enthaltenves Au mit boppelt fo viel Sb2S3 in einem
recht geräumigen Echmelstiegel zufammen, und gießt das Ganze dann in ben
- zuvor mit etwas Talq ausgeftrichenen Bießpudel, fo 1äßt fih, nach tem Erkalten,
das hiebei gebildete Schwefelfilber von dem entflandenen Stib⸗Gold (Sb2
53 + Au12 Ag3 — Sb 2 Au12 und 3 AgS) dur einen Schlag mit Ten
Hammer trennen, und bann, nochmals für fih in einem Tiegel geihmolzen, von
Sb befreien durch fozenanntes Berblafen; d. h. dadurch, daß man ven Win
aus einem gekrümmten Blaſebalg varauf richtet und fo daß Sb verflüchtigt.
* Bar das Gold nicht eier an Gllber, wie zuvor angenommen worben, fo feht
.. man in dem Verhältniffe, in welchem vie Menge des Au geringer if, Schwefel
— füur iedes fehlende Karat Gold lalſo für jeves Karat unter 18 in ber Mark
bes legirten Goldes] ein halb Loth Schwefel zu. — 18 Euratig Eold erthält im
873
D) Ueberſicht der gebräuchlichſten gemiſchten Grund⸗
ſtoffvertreter, oder Einungsftoffe*).
a) Oxygenide: wirken gegen Laugmetalle Osähnlich, gegen Chlor umb
vefien Vertreter nach Art mehrerer der durch O fäuerbaren Brunvftoffe, zumal
ber Ertmetalle.
Atomgewicht O = 100 H =1 Bemerkungen.
1) DOrycarbon Oc= 00 = 15 — 38 Ns Bas (atm. Luft — 1)
vergl. 8.506 2 — „ — 320 — 56 nah Berzelins und Du⸗
and 776) 3 — „— 5%25— 84 long 094, nah Anderen
Oryaran 0202 = 825 — 132 0,9727 Gigengew. Dbefipend;
(Uran; vergl. vergleihe ©. 748 un» 776
S. 818 Anm.) — 4650 — 268 gm, **)
b) Halogenide: durch O fäuerbar, H fäuernde, (Ky % = C' 45,94 A 54,065
fg um nad) Gäy⸗Luſſac von 1,817 Eigengewicht; f. oben S.893 Anm.,
©. 762, 769 und 773; giftig. Trennt fi vom Mr tes Mr Ky 2 durch
mäßiges Erhitzen, während Mr O bei Kothgluth in O:2uft und Mr-Tgmpf
jergafet, zerfällt feinem C = &chalte nach verbrennend, in 2 Digaß CO2- und
14 Gas.)
24 Theilen 18 Theile ober in 1000 Theilen 750 Theile Gold, neben 6 ober
mb 250 Theilm Silber (bei weißer), ober Kupfer (bei rother), over
Silber und Kupier (bei gemiſchter) Karatirung. 1 Mat Bol» — 16 Loth
zerfällt zunächkt in 24 Kurat, 1 Karat in 12 Grän. Vergl. oben ©. 400
un 487.
) Unter ven Metallmittlern iR es vorzüglih Carbon, das mit anberen
Gruntfioffen zu Ginungsfoffen ſich zu verbinden vermag; unter ten nachfolgend
verzeichneten Cinungen find biefe Cshaltigenes, die vorzüglich in gewerblicher
Ginfiht,igrem Geſammtverhalten nach, gefannt zu feyn verdienen.
) Bildet unter andern mit O, gelegentlich ber Darſtellung tes K und N (Na),
vie S. 506 und 508, ſowie 776 erwähnten Säuren, mit Ch aber die Pho%:
genfäure, vie I. Dany 1806 radurch hervorgehen machte, vaf er gleiche
Maafe trodnes CO» Gas und Ch» Gas ſtarkem Gonnenlichte ausfehte, uns
bie lange zuvor bereits Lowig, mit 1 Atom Wafler zum Hydrat verbunden aus
Gisciig aud Ghlorgas varſtellen Ichrte, eine Verbindung, bie Dumas vor
11—1? Iabren als eigenthümliche Säuren, benannt Chloroxalſäure (Ch?
€2 03 H20] betrachtet wiffen wollte, während fie von dem Verfafler vieles
Sambuche (m. Gruntg.I, 958960) in obiger Weite (Oc20 --Ch2-+ H2 O)
-aufgefaßt wurde. Berzelius betrachtet Oc2 (2 Oc) als fogenanntes Ra⸗
dical, von ihm Oxytyl genannt, und demnach bie Oxalſaure als das Dryb
vieles Oxytyl, fo wie fie Meltilithſaure (oben S. 506) als das Suboxyd
deſſelben — 2 Drytyl + O, tie Krokon⸗ und Rbodizon⸗Saure laſſen fi
bienach aber nicht der Oralfäure anreifen. ‚Wenn aufgehäufte Holzkohlen glimmen,
fo bremnt OcGas an ihrer Oberfläde mit biäulicher Flamme fort; wie es in
ven Hohöfen wirkt? Vergl. oben S. 808 Anm,
874
⸗ — —
Atomgewicht O = 400 H=1
3) Kyan Ky oder CA = — 162,5 — 26
(Cyan ober 2 — — 325 — 52
Blaufdoff; 3 — — ET — 78
Kyanum, 4 — „— 6850 — 104
Cyanogenium 5 — «»— 8125 — 130
Azurosum) 6 — „— 95 — 156
7 — ” — 11375 — 182
8 — ” — 1300 — 2308
9 — “ — 1462,5 — 234
10 — „" — 1685 — 280
Atomgew. (0 = 100) GEAXI)
4) Shlorfyan KchyY) dr ChA = 975 — 9
oder oder
(Eyan⸗Chlor) Kly
. 2 u — „ — 775 — 124
3 — „ — 11625 — 186
5) Sydrogenkyan Khy oder CH = 168,75 — 27
— u — 3378 — 54
— ” — 608,25 — 81
6) Schwefellyan Kıy ver CSA — 363,666 — 58,2
(Sulffyan; 2 — y — 727,33 — 116,4
Kyanthionär) I - 1: 100,995 — 174,6
7) Azottyan Kayodr K 6 FTA2 = 1150 — 184
oder
Melon; C6
A6-FA2 (oder
C6A 8) 2 — 2300 — 368
8) Kyaneiſen Kty oder C22FeA® 2O—= 64205 — 106,272
oder 2 = 13384 — 212544
@ifenfyas 3 = 1992615 — 918,847
untfyanid 4 = 265682 — 425,089
5 = 3392897 —
Bemerkung.
531,361
Kly if erzeugbar in 2 einander ifomeren Berbinpungen Mr Ky. + Ch
Gas bilvet Mr Ch und Ky Oh-Gas, das farblos, unerträglich, heftig die
— —
In ben Vorhergehenden und dieſen, fo wie deren folgenden chemikaliſch en
Formeln ift das Atomgewicht ber einzelnen Gruntfoffe mit nachbenannten
Werthen in Nechnung genommen: wenn O— 100 fo It H= 6,25;
A=Z87,5; Ch=225; S= 201, 165 un Fe 339, 205 um
—1 gefegt worten: 016, C=12, Az
KFe=54, 272.
— 753;
wen H
14, Ch 36, 5 32,2 unk
875
Augen reizt, Hark widrig riecht nnd Bei — 18°C farblos kryſtallifirt, dann
Bi — 150 ſchnilzt und bei — 12° fledet; fchüttet man dagegen Blaufäure
(Ky:Hı) in eine Flaſche voll ChsWae, fo bildet ſich bei einwirlendem Sons
nenlicht [hart mäufeartig riechendes, natelig kryſtalliſirendes, bei 1 40° ſchmel⸗
zendes, bei 190° ſiedendes feſtes Ky Ch, das durch fiedendes Wafler (durch
Kafnahme von Wafler) in Kyanurfäure übergeht.
Atomgew. (0 100 =1)
9) Eifenfyan Fky over Fe C38 AS — 826,705 — 182,372
oder 2 — — — — 16584. — 264,544
CTiſenkyanür 8 — — — — 24801158 — 396,816
(Serrokyanid)d — — — — 3306,89. — 529,088
— — — — 4193,525 — 661,86.
Bemerkungen,
Das Berlinerblau kann betrachtet merben als 4 Fe Ky3 (= Fe4
Ky12)-+8FeKy2 ober ale 4 Fky-+8Kfy ; es iſt mithin Fe7 +Kyiß,
©) Bhlogikide: Verbindung von Metallmittleen mit Breunzündernz
bas im nachfelgenden aufgeführten Zauthogen bethätigt ſich gegen H ale
Gäuter,
Atomgew. (0 — 100 H = 1)
10) Zantfogen Kirch — = 477380 — 76,87%
Carbon oder
Sulphid, oder 8 — — = 954,660 — 152,744
Antbratbion 8 — — 2 1431,00 — 229,116
(Säwefeltohlen: '
ff; ©. 837) 4 — — 2 2990,05 — 881,860
d) Hydrogenide: meiſtens nur aus ihren Verbindungen erſchloſſen,
zu) nur der Meineren Menge nach chemiſch ifolirt; mit O theils Salz⸗
grüänder (GSalzgrundlagen oder Galzbafen), theils Säuregründer, theils
Sänren zuſaumenſetzend; zu den unentzändlichen Salz: Zeugern (©.
859) Hd aͤhnlich verhaltend, durch Aufnahme von A, fo wie durch jene von
weiterem H oder weiterem C iwefentlicher Umänderungen fähig und dadurch
weißtenslimmwandlungen in andere Wezweits ober Bebritiftoffe (fogenennte zus
fenmengefegte Radicale ©. 851) erleidend.
a) Azothydrogenide.
Atomgew. (0 —100 H=i)
19 Hydazot Hr oder HA — 875 — 15 —
8— — — 1878. — 30 -
3 — — — si — 486 —
4 — — — 375,0 — 60 —
5 — — — * 46875 — DB-—
10 — — — 7,5. — 150 —
Bemerkung.
4Hz + 6 CH +2 0C = Gaffein, d. i. der in ben Caffeebohnen
fo wie im Thee (daher au Thein genannt) und in ber Guarana (daher
876
Buaranin, vgl. m. Arch. f. d. gef. Naturl. VIE. 266 und Grundz. I. 635)
vorfommende azotreiche Bildungstheil, den, wie es fiheint, ein dem Inkßinkte
vergleichbarer Naturteieb den Menſchen als aufregenden Stoff finden und m.
Nießbrauch nehmen lich,
Atomgew. (0=100 H=1I)
12) Amid Ad ober AB H4 = 200 — 33
13) Ammoniat Ak oder AHS = 10685 — 17
Ä . RB — = 21125 0 — 3
14) Ammon Am oder AH4 7 —- 1135 — 18
2 — = 225 — 86
15) Hydammon Ahm oder AH1O = 150 — 2%
8) Unthrahydrogenide. Sie zerfallen zunächſt in zwei Gruppen, in ſolche,
die durch Aufnahme von. HL2O oder deſſen Berdoppelung Brenngeifte
bilden, und in jene, welche dergleichen Umbildung unfähig, Hingegen,
gleich den erfteren, durch Aufnahme von A-oder deſſen Vertreter theile
in bafifche, theile in faure Verbindungen übergeben. Zu din Breun⸗
geiftzeugern gehören Nro. 46—19, zu denen ſolcher Zengung unfaͤhigen
die übrigen Anthrahydrogenide.
Atomgew. (0 = 400 H = 1)
16) Methyl (Bolz⸗Aethyl, ſ. ©. 854 Anm.) Me- oder C2 H6 — 187,5 — 30
2 — — — 5815 — 60
17) Acetyl (S. 850 Anm.) Ac oder C4 H6 — 837,5 — 54
Ä 2 — — — 625 18
48) Aethyl (S. 851 Anm.) 2 oder C4 H10 — 362,5 — 98
— — - 75 — 116
19) Amil Ai oder 50 Hr) — 4 — 481,5 — 70
®*) Unterfuchungen von. Dumas über ven Beſtand der Aetheroele oder ätheriſchem
Dele, trafen unter anbern auch jenen ölartigen Etoff, ter Im Kartoffelbrauntweig
deſſen Fuſel⸗Geruch und Geſchmack Geringt. Man findet viefes Erzeugniß, genannt
Kartoffel Fufel im Rückſtande vom Kartoffel: Branntwein, wenn biefer
nochmals fire fich, ober befier unter Zufag von Waſſer abgezogen (rectificirt ©. i.
wieberkoft neftilliet) worben, um ben Bücdhtigeren vom minder Hüchtigen Antteil —
bier Waſſer vom rohen Bufel, gu ſcheiden), ver jeboch nicht chemiſch iſolirt, ſondern
in Verbindung mit Alkohol übergeht, fo daß er bei 900° — 95° C fieket,
während ver Alkohol: freie Fuſel unter einem Drud ober bei einem Barometers
Gtanvde von 0,76 m erft bei 132 0 C ins Sieben geräth, Alſo gereinigt, ba
er dann bei 15° C ein Eigengewicht — 0,8184 Hat, gewinnt man ihn burdh
wiederholtes Schütteln mit Buffer und Hierauf folgende Tefillatiow, bie der
Siedepunkt 132° C erreiht; man wechſelt tann tie Vorlage und erhält fortan
in der neu angefügten ein farblofes Del, das nochmals für ſich terillirt, ſeine
legte Reinigung erhält. Diefes Kartoffeifufelöl, ober kürzer: dieſer Kar⸗
toffelfufel, der In großen Kartoffelbrannutweins Brennercien in Dienge gewonnen
wird, welche es möglih machen, mittel Umwandelung in Leuchtgas (bewirkt
durch glühenne Röhren, durch Die man den Dampf treibt) ihn zur Beleuchtung zu
werwenden, muß feiner, von Ca hours vollzogenen chemiſchen Analyſe gemäß, .
betrachtet werben. als eine Berbintung von 4 Vol. (Mast) Waſſerdampf mis
2 Vol, eines sigenthümligen zuſauunengefetzten Radicals, das, nah Dumas,
877
Bemerkung. Daber Holzgeiſt (Holzalkohol) aus C2 HB 02 beſteht,
fo feßen @inige voraus, daß deſſen Radical == C2 H4 d. I. ein Doppelatom
durch wiederholtes Abdeſtilliren des Kartoffelfuſels über Phosphorfäure entwäflert,
in 2 facher Verdichtung als klare, farbloſe, würzigduft ende, auf-nem Waſſer
ſchmimmende und bei 160° C fierenve, Leicht fließliche blige Släßigkeit erſcheint,
vie von Cahours vurch die Beneunung Amilen bezeichnet, unverdichtet einer
Zufammenfehung — C5 H10 entfpricht, die, um dieſes eigentliche Radical vom
Amilen zw unterfgeiden, oben Amſil benannt worben if, Sene Volum⸗Zu⸗
fammenfegung weijet barauf bin, daß im Kartoffelfufel eine Slüſſigkeit vorliegt,
bie der Alkoshol⸗Gruppe angehört, d. 5. vie im temfelben Einne eine eigene
Art Alkohol varftelit, wie ſolches bei vom Metbylen⸗Hydrat (d. i. vom
verbichteten und mit EBafler chemiſch verbundenem Methyl S. 851 Aum,) und
vom Aceton (©. 852 Anmm,) over, wie Amere et nennen: dem Mefitylens -
Sydrat der Fall ik. Die Hydrocarbone (vie Rabieale) des Amilens und beb
Biefitglen-Alkohoi flimmen übrigens darin überein, daß fle minder flüchtig
find als ihre Hyrrate‘ (als die Ihnen zugehörigen Alkohole) und heiwegen auch
ans 1 Aequivalent nicht zu 4, fondern nur zu 2 Vol. Dampf fich ausbehnen,
wägrenn vie Srocarbone ner übrigen Allobole, unter gleichen Beringungen,
als Dämpfe 4 Vol. erfüllen; aber bei viefen find auch vie Alkohole minder flüchtig
als deren Radicale. Sinfihtli der Grzeugung von Balerianfäure (f. u.)
Richt zu bemerken, daß au Döbereiner eine ähnliche Beobachtung zu machen
Gelegenheit erhielt in einer Schnelleſſig⸗ Tabrik, zu veren Eifigs Erzeugung man
Rartoffelbranntiwein verwenbet hatte; fobald die Temperatur im ben Gichfäflern
tie von 36 Ceo ücberſtieg, trat die erwähnte Oxydation des Kartoffelfufel ein,
Uebrigens wirb das Amilen⸗Hydrat (= C 10 H 20 + 2 H 20), wie
e8 im gereinigten Kartofelfujel vorliegt, von Winigen auh Amilo! genannt,
während Andere unter der lehteren Benennung das Amilen verfanden wiſſen
wellen. Wine von biefer verichienenen dritten Grundanſicht eradtet Das Amilens
Sydrat, indem fie es als mit Amilol bezeichnet vorausiegt, ald das Oxyd einer
Gruntlage, vie aus C 10 H 22 beſteht und mit H 2 O verbunden ven Kar
teffelfufel, alfo als Hydrat ned Amilot — C 10 H 22 O -- H 2 bildet.
Ser Kartoffelfujel felbR gehört zu ven Iebenägefährlichen Beimifchungen bes
Branntweind; fchon wenn man von feinem Dampfe athmet, empfindet man
beängftigeunes Eiugenommenſeyn des Kopfes, vem fi Schwindel zugefellt, und
in fehr Heinen Gaben innerlih genommen, erzeugt er Drud in ven Lungen unb
Guten. Troͤpfelt man davon nad und nach auferhigtes Platinſchwarz (S. 848),
wärend zu viefem athmoſphärlſchen O- Was Zutritt Hat, fo oxybirt es ſich zu
Balerianfäure over Valdrianſäure (Vi), vie man fonft nur aus dem flüch⸗
tigen Diele des Balsriant (Valeriana off. Linn.) varzuftellen wußte; ein, Ver⸗
halten, das an die Erzeugung des Schnelle ffigs erinnert (8. 787 Bem. 8
un 852 Aum.) und vwadurch um fo mehr darauf hinweiſet, daß das Amilens
Sydrat den Alkoholen beizuordnen if. Daffelbe bezeng: übrigens auch has Ders
halten des Amilen⸗Hydrat zum Ghlor, wenn man bamit verfährt, wie bei ner
Dereitung red Chlaral (©. 853 Anm.) und fo Chloramilal erzeugt, das,
durch Waſchen mit in Wafler gelöstem Natroncarbonat, Digeftion mit Ca Ch und
wiserholte über Leßteres vollzegene Mectification gereinigt , eine ſchwach gelbliche
Hige flüffige Sluſſigkeit darfiellt, deren Dampf geathmet fehr zum Huften reizt,
währenn fie ſelbſt aufaͤnglich kaum merfbar auf die Zunge wirkt, hintennach aber
Odärfe verräth, bei 180° C finet, in Waller und wäjrigen Alkali = Löfunnen
unlöstih iR, von Alkohol und Aether Leicht aufgenommen wird und angezündet
mit grünlicher Flamme, unter Gntwidelung von’ viel H 2 Ch 2 verbrennt.
6 ſcheint aus 10 Atomen C +17 H 2 O0 uns 3 Ch zuſammengeſetzt zu
fern. Die Vi iR eine Hligflüffige, reizendriechende, ſcharffauer ſchmeckende, auf bee
878
m
Elayl (6.848, 859 Anm.) ſey, während .Unbere annehmen, Me ſey — Ce
H8; im erfteren Gall würbeMe zufammengefeßt feyn wie das fogenannte Nethes
rin (= C2H4) ober vielmehr als deflen Doppeltatom, alfo —= C4 HB, vor
bem Dumas annimmt, daß er ala erfies Hydrat den Aether, ats zwei⸗
tes den Alfohol oder Weingeift zufanımenfee.
Berzgelius nennt 2 El
Elayl. Aber ald MeO 4 H2O entfpricht der Holzalkohol dem Weinalfahot,
Atomgew. — 100
n=1
20) Anthrahydrül ) HC oder CH = 81,825 — 13
2 — — nr 1633 — 26
8 — — nn 249875 — 39
A — — „ 8235 —-53
- 91) Elayl El over CHE » 87,5 — 14
2 — — nn I ° —B
8 — — } 262,5 — 42
4 — — — 350 — 56
5 — — „ 4375 — X
8 — — u BA — 844
g2) Hybayl Hl oder CH4 v. 100, — 16
28) Glycyl Gloder CHH4 — 0: „ 40
eR — 6 8 =50 2 80
Die Ölycerinfhwefelfäure (Blyrerin-
©ulphuriffäure, d. i. die Verbindung des Gly⸗
cerin mit S0O3) — 2 GIO SO3 + 4H2 O
erhält man, wenn man bie Fettfüß-Löfung mit
Schwefelſaͤure vermifht, die überflüfftge Säure
hierauf durch Zuſatz von Kalk entfernt, und den
Es bilvet GIQ mit O2 +
4H20 das zuerfi von Sch ecle
beim Erhitzen vor Bleioxyd
mit Baumoͤl und Wafler, als
im Wafler und Alkohol leicht
lösliche, forupbide, oelartig⸗
flüffige, PbO auflöfente, nicht
kryſtalliſirbare, farbloje (meis
Bunge einen weisen led Hinterlaffende, Lakmus vorübergehend röthenze, bei — 12°
erſtarrende, mit Natron ein zerflichlihes, mit Magnit (MgO) ein füßes
Salzbildende Blüffigkeit, viemit Chinin (f. w. u.) ein, vieleicht ver ärztixhen
Beachtung ſehr zu empfehlennes oetaebriſches Balz gewährt, gleich vielen
Aetheroͤlen P, und J leicht in fi aufnimmt, mit Br, fo wie mit rauchender
A205 fi ungerfeht verbindet, ein Zigengewicht von 0,93 um C 10 H 20
O4 zu Beſtandtheilen hat (während das ätherifäge Baltriandl, tem Terpens
tinöt ifomer, aus C5 H8 zufammengefegt erſcheint); fie fol fig, Gerhardt
zufolge, auch au Indigo barftellen laſſen [mas feboch Liebing durchaus wicht
gelang], wie folgt: Geht man geſchmolzenem Kalihydrat (Aetzkalt) in Pleinen
Baden nah und nah Indigblau (dv. 1. chemiſch gereinigten Indigo) zu, fo
Udſet fich vieſes unter reichlicher Entwidelung von H und Ammoniak⸗Gat auf,
und im Rückſtande finvet man ein Gemenge von carbonfauren und valerians
faurem Kali; Erwärmung mit geivdfferter Schwefelſäure entbindet barans CO 2
Gas und VI- Dampf, ber in ber Vorlage verdichtet die Balerianfäure
varſtellt. Da das Inpigblau— C16 H10 A2 O2 iR, fo fieht mag, baß
hei dieſer Saureforderung bes KO) volle 14 Atome Waſſer mit in den Vorgang
gezogen werden, und fo zur Bildung ber VI (== C10 H20 04) + 8 CO 2
um A2 H6 +6 H 2 Gas beitragen.
%) Sormyi ©, 854 Anm.) Ey = C2 HB if mithin — Ho.
879
alſe hergeſtellien glycinſchwefelſauren Kalk burch
Dralfäme zerſetzt. Sie zerfällt ſehr leicht,
ſelbſt beim gelindeſten Abdunſten im ſog. leeren
Raum, in Glycerin und Schwefelſaͤure, gleicht
übrigens im Sauptverhalten allen ähnlichen
(fen. Sulphurik⸗) Eäuren; d. h. fle bildet,
gleich ber Unterfchwefelfäure, mit allen Bafen
lihtlösliche Salze, ſchmeckt far fauer und
roͤthet Lafmus ıc., entläßt aber durch Sieden
ihrer wäflrigen Löfung, zumal wenn man eine
Geljgrundlage im Meberfchuß zugefeht Hatte,
leicht ihr Glycerin. Für ſich erhist, verfohlen
ihre Salze, unter Entwickelung eines ſehr wis
drig tiechenden, die Augen reizenden Dampfes,
Te im fogmannten rohen Geifenfluß,
d. i in ber bie zur Trockne abgebampjten
Seijenfieder⸗ Unterlauge, ſtets mehr oder wenis
ger Glycerin enthalten ift, fo barf eg wicht be⸗
fremden, daß beim Balciniren (Uusglühen,
der fog. Raffiniren) bes Geifenfluffes,
zamal anfänglich viel von dergleichen Dampf
ıntwidelt wird, der, wenn das Ausglühen in’
Retorten: ähnlichen Behältern, oder in eifernen
Cylindern erjolgt und gleich von vorn herein
ſtarf gefeuert wird, fi in Leuchtgas (Car⸗
borerydgas) Waflerdanıpf ıc. zerfegt und darauf
beaust werden kann. Mas biefem Dampfe
jene Schaͤrſe ertheilt ift ein weder baſiſch
nech ſaner gegenwirkender, eigenthümlicher zus
ſammengeſetzter Stoff, genaunt Acrolein, der
ſtens ſchwach gelbliche), an
der Luft feuchtende, bei vor⸗
ſichtig geleiteter Hitze unzer⸗
ſetzt überdeſtillirende,
an ber Luft ſtaͤrker erhigt ent⸗
zuͤndliche und dann mit blaser
Slamme brennende, mit
Schwefelfänre (ioder)
verbindbare, zuderfüße,
ber Weingährung jebe
unfäbige Ölycerin oder
Fett ſüß (Deifüß, Delzuder,
Scheel e'ſches Süß), das Au⸗
dere, jeboch nicht entſprechend
der obigen, durch Sten⸗
houfe's Unterfuchung her⸗
vorgegangenen Formel, als
.C6 H14 05 + HEO bes
trachtet wiflen wollen. Es
bildet fi, oder, wie Andere
wollen, es fcheidet ſich aus
faR jedem flüchtigen wie uns
flüchtigen Fett, bei deſſen Ver⸗
felfung, und findet fd das
ber, neben im Waſſer gelöss
ten, dem Alkalil und bem
Kochſalzzuſah entſtammenden
Salzen, in der fogenaunten
Geifenfteder « Unter
lauge,
Augen uud Naſe fehr reizt, als Dampf. geathmet das Athmen erfchwert, Bar
ſchner z sc. herbeiführt und zum Theil mit zugegen if in jenem Rauch und Dunf,
mit welchen fchlechtgepugte brennende Talglerzen, ausgeblafene Dellampen ıc. bie
Zimmerluft verderben, ſowohl durch dieſes Acrolein, als auch Dusch eine zu derſelben
Bruppe gehörige flüchtige, deſtillirbare, meiſtens von wenig Benzoeſaͤure
Bz um Acryloxyd begleitete Säure, die Aeryl ſäure (in dieſer ihrer Beglei⸗
tung ſenſt Fett ſaure, acidum sobacicum genannt, u. gewonnen durch Deſtilla⸗
tion von Fett, zumal von fettem Del). Deſtillirt man faures ſchwefel⸗
faures Glycerin für ih, fo erhält man biefe drei Stoffe, ohne Beimi⸗
fung von Bz, nämlich das Acrolein — 612 02, das Acryloxyd, Gis 02
— H20 (ale —
Ce 460) ifl, während das Acryl = C6 HB,.alfo = 6
Autbrahydrül (oben ©. 876) verdichtet zu 4 Atom herſtellt, und die Aeryl⸗
fünre — Acryl + 30 ober CB H6 Os iſt. Zieht man von ben Beſtandtheilen
eines Atom Stear in (reinker Talg) = C74 H142 07 den flöchlometsi=.
‚ 880 u
ſchen Werth von 4 Atom Acryloryb ab, alfo — C6 H6O, fo bleist übrig
die Formel der Stearinfäure — C68 H136 06, oder vieimehr die bes
Hytrats diefee Eäure — 68 C 134H 05 + H2O. Uebetfeht mar Etearin
mit mehr Alkali, als es zur Verſeifung fordert, fo ſcheidet ih Glycerin⸗
Hydrat aus,
((=410 H= 4)
24) Deuanth Oo oder C14H86 — 1212,5.
Dr Weinfufel befipt einen Geruch, ähnlich
dem eines Weines, der Feine fog. Blume
(Bouquet) hat, jedoch demſelben nicht gleich; denn
aud der reinfte, farblofe, ölig-vännfläffige, wie
ihn im Jahr 1786 Wekendorf aus Franz⸗
branntwein und dann, vor acht Jahren, Liebig
uud Pelonze aus jenem Bemenge von Wein⸗
hefe und Wein, aus welchem fogenannter
Hefendranntwein befillirt worden, darſtellte,
riecht weinartig betäubend und fehmedt fcharf.
Er hat 0,882 Eigengewicht, fledet bei 225° C,
iA Leichtlöslich in Hether und Alkohol, unlöss
lich im Wafler und zerfällt mit firen Alkali⸗
Hybrat behandelt in Alkohol (C4 HIO O +
H20) und Denanthfäure (De — Oe 08);
umgefehrt, wenn man 5 Gewichtstheile äther-
ſchwefelſaures (weinfchwefelfaures Kali; Ko 4
Ac0 82 06) und ein Thell Oenanthſaͤure⸗Hy⸗
drat (De H2O) bis nahe auf 150° C erhitt,
fo ſcheidet fi ein Gemenge von Onanthfäures
Bemerkungen.
Os iſt die erſchloſſene Brumbe
lage des Denautfäures
Hydrat (Oe 02 -+ H20)
und des Denanthfäures
Nether oder oenanthfauren
Aethyloxyd (AeO Ve), das
mit Laugmetalloryd » Hydrat
behandelt in Alfohol und De,
gebunsen an Alkali, zerfällt,
und bei der Weingährung
durch umſtimmende Einwir⸗
fung der Weinhefe auf dem
Zucker, gleichzeitig mit dem
Altohol gebilvet, zum Theil
von denfelben gebunden und
darch Deftillation ter Weins
befe, gegen Ende berfelben,
in Form eines Teichtflüffigen
Dels, genannt Weinfufel
oder Weinfufeldl chemisch
tfolirt wir).
Aether und Denanthfäure ab, das von legterer durch Natron» Eardonat-
Löfung leicht befreiet und durch Schüttelu mit der Löfung des PbOA leicht
dahin gebracht werden kann, daß der alfo gefchiedene Denanthiäures Aether
fh, durch feinen Geruch leicht erfennbar, auf ter wäflrigen Ylüffigfeit fam-
melt. Laurent erhielt die Denanthfäure aud, als er Delfäure (oder
Elainfäure C76 HI20 05) mit wäfiriger Nzotfäure erwärmte; fie fand
fh dann im Defillationsrücftande und gab mit der zur Aether⸗ (Ae0)
Bildung gehörigen Mifhung von Alkohol und Schwefelfäure verfeßt und er⸗
bist, ebenfallg Denantbfänre-Aether. Diefer iM flüchtiger als die Denanth-
füure. Leßtere, aus erfterem durch KOH2O geſchieden Ccarbonfaure fire Al⸗
kalien zerlegen den Denanthfäure:-Acther fo wenig, als tropibares Anımoniaf).
and dann durch verbünmte Schwefelfänre vom Kali getrennt, tritt hervor als
zur Oberfläche fig erhebenves geruchloies Del, daß mit heißem Waller ſorg⸗
fältig gewafchen und neben Edyweielfäure in der Sucrife'fchen Leere ent⸗
feuchtet, nis blendend weißes, butterweiches Hydrat (De O2 H20) über 13°
2 C erhidt, zum farbe, geruch⸗ und gefchmarflofen Dele ſchmilzt, Lakmus
}
|
) IndigensGäure oder Yfatinfänre Id’05 + FE.
31
übe, von MilalisHybraten, wie von Carbonalen leicht aufgeläf wird, unb
hierin ven übrigen Fett⸗Säuren gleichend, zwei Reihen von Salzen
he: faure, auf Pigmente nicht merklich gegenwirkende, und bafifce
dehfh veugivende. Bom Hether und Allohol wird fie leicht, vom Waſſer
niht aufgenommen; ihr faures Kaliſalz kryſtalliſirt, ſo wie es durch Bers
kin ihrer Loͤſung mit Kali-Loſung ſich bildet, zu einem Brei von feinen
Rırla, während fle mit Natron-Carbonats2öfung, unter COS Entwicke⸗
img, zur Gallerte fich ausbildet, und fo für Natron ein gutes Mittef gewaͤhrt,
rem Kali zu umterfcheiden. Für fich veſtillirt, zerfällt alles Denanthſäure⸗
Öprat in Wafler und waflerfreie, bei 260° bis 294° C ſtedende (bei 296° C
fh awmas färbende) ebenfalls dlige Ede.
5)Benzoyl Bz oder C 14 H 10 02 = 1812,5 — 210. Das erſchloſ⸗
ſene Radical ber Benzoefäure, des von Hybrolyan befreieten äthes
tifihen Bittermanbelöl’s und verwandter Berbindungen.
HSyprobenzoyl oder Hyprofyanfreies flüchtiges
Bittermanbeldl ober Benzoyl-Hydrogenür — Br+H2.
Benzoyl-Dryb oder Benzvesfäure (Bz) = Bz-+Ö,
Benzoyls&Hlorib — — — Bz + Ch2.
BenzoylsKyanid — — — Ba+ Ky2.
Benzoyl⸗Salfid — — — B+S.
Benzoyl⸗Amid — — Bz + Am{.ob. es 878.
W Salicyl Sy oder C 44 H 10 04 - 1512 — U2.
HytrofaltchyT oder Salicylihtfäure = Sy + H2.
Salicyl⸗Chlorür ober CHlorjalicylfäure = Sy + Ch2.
Salicyl⸗Oxyd oder Salicyliäure By + O.
Oreifach Salichl-Hydrat ober Salicin z Sy 3 +10 H2O.
7) Bhenyi Ph oder C12 H10 O — 1088,5 — 170,
— — — Hydrat Gon Gerhard duch Phenol, yon Runge dur
Rarbolfäure bezeichnet) — Pu + HB. '
8 Cinnamyl Gil oder CAB Hi O2 — 10375 — U.
Diy-GinnamylsHydrat oder Bimmetfäure CIl-O ++ H8O.
Hyd — — — — oder Peruvin = Cyl + Hiil.-
m Garyopbyi Cpl oder G24 H26 02 vder 2162,5 — 346.
Dryßaryophyloder Caryophylſäure (Nelkenſäure) — Cpl 42.08:
8) Bifrin Prn oder C12 H4 A2 08 —. 1400 — 224. (Durch Wieden
Yes Indigblau mit Mennige und einer Säure barfleltau) '" .
DOrgazst-Bikrin oder Pilrinfalveterfäure (ober Piteofäure,
oder Rohlenkitkohfänre oder Belteris Bir) · · —
05-.-H20. ’ we
9) Indigen Id oder Old H6 AQ — 1412,5 — 226. it)
Zadigen:DOxrydnl oder Indigblau = 1d F O%
Iudigen Dry — Iſatin S Id 404. "tn!
Pr
" 882
EEE
Bemerlungen.
IndigenosybulsHybräl ober India Joſo mer ben von Dumas
= Id 02 + He. befimmten weißen I
Indigenbydroryb oder Indinfäure digo.
= Id 08 + HB.
83) Mercapt Mp oder C4 H10 8 568,685 Wird als Mercaptan ers
— 90,186. Berhält fih zu H28, wie halten, wenn man eine wafler
Ae0 zu H2O, faun daher auch betrach⸗ arme Löfung bes. fog. weins
tet werden ale Aethyl⸗Sulphyr; fchwefelfauren Kalt mit einer
bildet mit H28 da6 Mercaptan, das ebenfalls ſehr eingeengten
. mit Erz, Metallauflöjungen, unter Waſ⸗ Löfung von Schwefelbaryum
fers Erzeugung Erzmetall⸗Mercap⸗ (oder GSchwefellalium) im
tide fällt. mit H23 gefättigtem Wafler
löf und deſtillirt. Es geht,
begleitet von H2S über, von dem man es durch Deftillation über etwas Mercur⸗
oxyd befreiet, und dann das alfo dehyprothionirte Deftillat durch nochmalige
Dekillation über Ca Ch2 entwäflert und zugleich weingeififrei darſtellt.
Wurde eutdeckt vom Profeſſor Zeife in Kopenhagen, und iR beſonders im
Beziehung auf die Theorie der Aether wichtig.
Erörterungen zu den ©. 855 u. ſ. f. befindlichen
Ueberfihten A—D.
A) Zu den Orundfloffen:
Zu & 855 u. ff.
a) Neuerlih hat Regnault (Erbmann’s und Marchand's Journ. Ir
prart. Chemie XXV. 429 f.) die Atomzahlen des Kal (K) und bes
Rat (Na oderN oder T), ſowie jene des Ag halbfo greß angenommen, als
Berzelins fie befinmt hatte, in letzterer Hinficht Hierin Dalong
und Petit folgend (oben ©. 820 u. f. f. Anm), weil, Mitfgerlig
zufolge, das RatronsGulphat dem Silberoxyd⸗ Sulphat volllommen
iſomorph (oben ©. 777 f.) iR, zugleich aber au) Ag® S dem erſten
Schwejelkupfer, dem Cu 28, umd diefes in Abficht auf Gefammtgefattung
überall zu erfehen vermag. Bür Bi will R. dagegen wieder bie alte
Zahl 1850 Ratt ber von Berzelius angenommenen 8R7 (vergl. oben:
©. 858) bergef:Ut wifien. Berzelius ſey zu der Zahl 837 gekommen,
weıl die chemiſche Analyfe des von Stromeyer entvedten Wismu
Hyreroryd mit dem älteren Atomgewicht fein einfaches Verhälmiß zulafiı
Es entfpreche aber, entgegnet R., das baſiſche Wiemuthoxyd nicht
Bleioxyd, denn Schwefelmismuth fey dem Gchwefelblei nit ifomorp:
fondern vielmehr dem Schweſelſtib (Sb2 S8). Au Jacquelin
langt ebenfalls, das alte Atomgewicht für, Bi, weil dieſes ſich durch
väbrung ber Milalien zur Wismuthfäure oxydire, dieſe
[4
{= Bi 09) gebe mit KO eine Braune flohfarbene und eine purpurne
Berbiudung; erſtere habe Stromeyer für ein Hyperoryd genommen,
Us das Eigengewicht des Wismuth-Chlorär ſpreche dafür, daß
dieſe Berbinduug — BIS Ons ſey, was dann ebenfalls die Annahme:
daß das Wismuthoryb aus 2 Bi 4- 80 (BI 8 08) befiche, rechtfertige. ) —
Die Cigenwärme des U (E. 856) zeigt, na R's Beſtimmung, nur auf
ein Atomgewicht von 677,84 hin; hienach wäre Uranuryp = U4+0;
vergl. oben ©. 777. Auch Regnault unterfheidet Cigenwärme
ver Stoffe (die ber Grundfloffe, wie jene ihrer Verbindungen) von
deren Debnungs- und Zuſtands⸗ ober fog. verborgenen (latenten)
Bärme; vergl. oben ©. 827, wie auch 808, 911, 813 und 820 f. Rs
Berinche betätigen übrigens, daß bei jeder Klaſſe chemiſcher Verbindungen,
ir Beziehung auf Berhältuiß der Eigenwärme ‘zum Atomzahl (S. 320)
ein äßnliches Geſetz waltet, wie ſolches durch Dulong und Petit für
bie Grundſtoffe und buch Neumann (S. 322) für deren Verbin⸗
bangen nachgewiefen wurde, während Ayogadro den einfachen Zufam-
menbang zwifchen ber Zigenwärme ber Verbindungen unb jener ber
biefe zufammenfegenten Elemente (Grundſtoffe) darzuthun ſich bemühete,
Rs Arbeit ging aber auf beide interfuchungen ein, indem fle zu folgenden
Haupt: Ergebniffen führte: 4) bie Eigenwärme der Legirungen
Retall⸗Ausgleichungen; &. 860), beſtimmt bei einem yon deren Schnelzs
yanft ziemlich fernenden Grade, if genau bas arithm. Mittel ver
aus den Bigenwärnen ber fle zufammenfehenden Binzelmetalle (das Pros
buct der Eigenwärme in das mittlere Atomgewicht bleibt dafielbe) ; 2) bei
jeuen Legirungen, weldye leichtfläffiger, als fe dem arithm. Mittel
der Schmelzgrade ihrer Cinzelmetalle gemäß ſeyn follten, 3. B. bei Pb
+2 Sn + B: (©. 198 Anm. — fo wie ©, 205 Anm. vergl. mit
©. 861 — ©. 332, 550 und 557) die bei 20% bis 80° C über Waſſer⸗
9 Bie denn auch wir Wismuthchlorür und Siibchlorin einander wahrſchejnlich iſo⸗
morpb find. Bi2Ch6 bildet mit 1 Atom Kalchloriv (nach Regnault
= K2Ch2, fo wie Natchlorid — N2Ch2) un 2 At. Waſſer ein
eigentkümliches Salz, bas chlorwisemuthſaure Kalchlorid, in gleicher Meile, wie
Bi2Ch6 + N2 Ch2 + 8 H20O und BIQCh8 +: A2 HS Ch? und ebenfo
auch Biꝰ Ch6 + Bi2 03 falzartige Berbinsuugen varftellen, von benen bie
erſteren ſehr Löslich, vie lehtern Hingegen kaum löslich if, Dieſe Verbindungen
gehören aber ferer Ordnung an, welcher folgende Chlorſalze zufallen: 8b2
Cau + K2Ch2;. Sh2Ch6 + A2 Hs Ch2; wahrend Sn Cha. + KB
Ch2 un Cu32Ch4 + K2Ch2 + 2H20 auf eine Rammverwaubte Rei⸗
hung binweifen. Das in Vrismen oder Tafeln kryſtalliſirende Ammon: Zink
&ler® (A2HS + Zun2 Ch4) gibt, in Waſſer gelöſt, jene Blüffigkeit, mit
welcher man am beften Metallfläden zum Verzinnung una Loͤthung vorbereitet,
Bit Jod uud Jodiden, fo wie auch mit Chloriden, fchlägt Zu ähnliche Verbin⸗
vungen; fo ZnJ2 + K2Ch2, ober au + N2Ch2, A2H8SCn2, aber
a6 2Zn J3 + K2J2; 4Zn J2 + NR + 3H20; Zn)? + A?
HS J2 und 2Zn J2 + BaCh?2. J
56 *
884
flebhige und Pb + 2 Sa + Bi die fahon bei 97° fhmilgt, iR Die Migen-
wärme weit größer, als jenes Geſetz es heifcht; allein Hier Liegt =) auch der
Schmelzpunkt der Legirung lets niederer, als ber mittlere ihrer Ein⸗
zelmetalle und if 4) die Dichte der Legirung immer geringer, ale
die mittlere ihrer Elemente. Wenn aber Stoffe der Berbünnung unter
liegen, fo wachſt biemit ihre fog. Capacität für die Wärme, während
umgelehrt mit ihrer Berdichtung ſie abnimmt; gehämmerte Metalle
find weniger eigenwarm, ale gegoflene (oben ©. 808%). 4) In Oxyden, welche
aus ein Atom Grundlage oder. Radical Chezeichnet duch R) umb
4 Atom O zufammengefebt find, ſteht regelmäßig die Gigenwärme im
verfehrten Berhältuiß ihrer Atomgewichte, **) und Gleiches gilt von den
Oryven R2 08 und ebenfo auch bei ben übrigen biefen entfpredgenben
Berbindungen. Daher ellgemein: In allen Verbindungen vou gleicher
ſtöchiometriſcher Zufamfenfegung und ähnlicher chemiſcher
Beſchaffenheit ficken die Eigenwärmen im verkehrten Berhält-
niß zu den Atomgewichten. — Sn 02 und Ti 02, d. i. Binnoryb
und Titanoryd, oder vielmekr Zinnfäure und Titanfäure (Sn? O4
und Ti2 O4) find iſomorph, zeigen aber auch ganz gleiche Mtommwärme.
Dort, wo Ausnahmen von biefem Geſetze hervortreten, find fie in ber
Regel durch bie Verſchiedenheit der latenten Wärme bebingt; fe bei
MgO und ZnO. „Auch bei ber Stibichtſaäure Sb 082 tritt eine
Ausnahme ein von bem Befe der Reihe R 02, denn ihre Aumwärme
iR um 0,1 größer, als bei Ti O2 und Sn 02; R. vermuthet daher,
Daß die Stibichtfäure als foldye nicht beſteht, ſondern das, was man
zeither alfo betrachtete und nannte ein Salz, nämlich Ribfaures Stibo⸗
xyd = Sb2 08 + 8b% 05 (= Shb4 08) ift, eine Vermutung, für
die auch die Ehlorate des Stib, das Ehigrür (Sb2 Ch6) und das
Chlorid (862 ChIO) und mehr noch die Thionate defieiben, bas
Thionär oder das Sulfür Sb2 88 und das Sulfid Sbo Ss fpredhen,
da jedes der lebteren nit nur NS (Na S) zu binden und damit ein
„Schwefelſalz⸗ darzuftellen vermag, fondern auch beiderlei Schwefelfalge
unter ſich einer Höheren Cd. i. zufammengrfeßteren) Verbindung fähig
zu ſeyn ſcheinen. Befremden darf es hiebei nicht, daß ein Sulfür gegen
eine andere Baſe als Säure ſich bethätigt, denn Bälle der Art find
3. B. auch bei den aähnlichen Chlor: und Orygen-Berbindungen nichts
©) Gewalztes Pi Hat eine Gigemwärme, tie bed Waſſers == 1,0000 gefegt
(wo dann jene bes Glaſes im Mittel — 0,19768 umb bie des TZerpem
tindts — 0,42598, die de S — 0,20259, jene des P bei 10° bis 30° C
= 0,1887 bei 0% 648 100° Hingegen — 0,25142, vie des As a,ngga,
Me des Se — 0,0897 ums jene bes Te — 0,05155 iſt) ZZ 0,03249,
PBlatinſchwamm Hingegen 0,09293.
*) ER, nerut das Probuei der Marmetapaeitãt der Oryde in ihr Atomgewicht: itzre
Klom-Wärme,
88
weniger als ſelten. Das Bleioxyd 53. B. verbindet ſich, obgleich es
gegen die Säuren entfchieden baſiſch wirft, mit KO, wie mit Ag® O zu
Salzen, in denen e6 als der elelironegative, d. i. ale der faure
Geoff ſich bethäͤtigt, und IR hiebei AgBO PhO mit überfchüfflgem PRO
zugegeu, alfo mchr als 1 Atom PO, 3. B. 2 Atome gegen 4 Atom
A508 vorhanden, fo entzieht KO ver Berbinvung das überfchliffige
Atom PhO und hinterläft Ag2O PbO. Mußer dem Te, deſſen Eigen
wärme Dulong mu Petit weit höher angeben (S. 311), als R. fe
fand, Iommen noch bei fotgenden Metallen diefen ähnliche, indeſſen mins
der anfehnliche Abweichungen der Verſuchs⸗Ergebniſſe R's und der jener
älteren Phyñker vor, es verhält Äh die Bigenwärme, jene es
Vaſſers — 1,0000 gefeßt, bei Co wie 0,10696; bei Ni wie 0,10868;
bei Pd wie 0,08997; bei Pb wie 0,03140; bei Mir. wie 0,08398; bei
Sp wie 0,05077, und bei Bi wie 0,08084. Be J fm R, ke =
0.064182. R. verfuhr bei dieſen Beſtimmungen der Gigenwärme aus
ver Mifhungewärme, wie folgt: ver zu deſtimmende Gtoff (Metall,
Giwefel, Kohle x.) wurde in einem, durch Waſſerbdampf gleichformig
echigten Raum angewärmt und hierauf in Waſſer unb Oel von befanm
wer Temperatur gebracht; fo fand er als Mittelwerth (Wafler — 1,0000
geleht) unchfichende, vom erſten zu den folgenden @liedern wachſende
GigenwärmesReibe: Bi 0,0808: Pb 0,0314; Pt und Au jebes
0,0324; Mr 0,0888; Sb 0,0507; ST 0,0668 ; Ag 0,0570; As 0,0814;
Bieffing 0,0889; Cu 0,0851; Zn: 0,0955; Fe 041188; las
0,1977; 8 0,2086; Kohle 0,9411; Kochſalz (NZ Ch 3) 0,2260;
Echwefelfäure (808 H20) 0,8350; Terpentindl 0,4859; Leiudl
0,5280; Sal,fäure (HS Ch2 + ag) 0,6200; Galpeterfäure
(A205 ebenfalls + ag) 0,6610; Alkohol (abfoluter) 0,7000.
Eink die Temp. 3. B. des Ag um 4°C, fo wird biefe Wärme hins
reichen, eine gleiche Menge Waſſer um 0,0572° zu erhöhen. In welchem
Verhaͤltniß die Warmefaſſung und mithin Die Bigenwärme mit ber Zu⸗
nahme der Temperatur wäh (eine GigenwärmerBergrößerung, welche
meinem Daförhalten nach die Haupiquelle der Zerſetzung organifcher
Gebilde durch Röfung und trodene Deftillation darbietet und
andy bei den verfchiebenen Artın der Bährung nicht ohne Ginwizfung
Bleibt; vergl. oben ©. 809), zeigten ſchon Dulong und, Petit, Ponil⸗
let x. Mercur, bas bei 100° C 0,33 Gigenwärme darbot, zeigte bei
300°C volle 0,35° C. Uebrigens führen R's Berfuche noch zu man
Gerlei Solgerungen, welche, chemiſch weiter geprüft, zur Nachweifung des
befimmten Zufammenhanges aller innern cchemiſchen) und äußeren
phyfiſchen) Verhalten der Grundſtoffe und ihrer Berbindungen weient-
lich beitragen dürften. Go 3. B. ergibt fih aus R’6 Verſuchen, daß
ba die Atomzahlen von K und N (Na) halb fo groß anzunehmen find,
als Re bisher angenonimen wurden, K- alfo 244,958 — oder, wenn man
wie Cinige (jeboch nicht beobachtungstren) thun, in ber alten Zahl 489,916
die 0,9 zu 1,0-erhebt, 245 und, aͤhnlich mit N verfahrend — biefes —
445,45 fest, man wahrfcheinfich auch die Zahl von 2 wirb Hälften unb
mithin gleich 40,1875 in Aufag bringen möüflen, mern biefes Metall
nicht etwa, da es den Erdlaugmetallen rüdfichtlich des Berhaltens feines
Garbonfäures und Phosphorſaͤure⸗Oxyds fich nähert (mwiewohl.es anderer
Seits dem N und K hinſichtlich ter Beſchaffenheit und der Eigenſchaften
ferner durch‘ Aufnahme der unentzündlichen Salz⸗Zeuger, verfchiedener
Brennzünder sr. entflandenen Berbindungen, und befonders auch bezüglich
feiner Atomzahl nahe feht) eine Ausnahme macht, und ungetheilt, d. i.
mit dem vollen Atomwerth von 80,375 Alfäurer, Galzzeuger, Brenn:
zänder ze. in fich aufnimmt und von ihnen aufgenommen Wird. Zur
Zeit noch unbekannte Gleichgeftaltungen ( Ifomorphien) werben hierüber
Hoffentlich zur Entfcheidgug führen. — Zr wird vieleiht, was ſchon
bei feiner erſten Darkellung durch Berzelins wahrſcheinlich wurbe, für
die Folge dem B und Bi beizugefellen feyn, obfchon fein Oxyd nicht als
Säure gegenwirkt; es leitet Elektricität nicht, fonbern flellt ein ſchwar⸗
306, glanziofes, unter dem Polirſtahl eifengrau glänzendes. Pulver dar,
das, erhigt, ſich entzündet, noch ehe es glühet und dann ruhig unter leb⸗
haftem Glanze verbrennt. Im Wafler, in flüſſigen Orygen⸗ und Ehlor-
Gäuren, in Antzalfatistöfungen bleibt e8 unveräntert, von Hydrofluor⸗
fäure wirb es aber aufgelöft.
) In Beziehung auf Regnault’s Verſuche: betreffend die Eigenwärme
der‘ Grundſtoffe und ihrer Verbindungen, möge Bolgenves zur weiteren
Erläuterung und insbefondere dazu dienen, nachzuweiſen: daß chemifche
und phyſiſche Gigenichaften der einfachen, wie der zufammengefeßten
Stoffe im innigen Zufammenhange fliehen, und daß die nicht felten
fehr mühfame Nachweifung diefes Zufammenhanges und der ihm entfpres
chenden Wechfelwirkungen des Chemismus und bes Phyficis-
mus (die fich vornämlich auch, wie weiter unten gezeigt werden ſoll, im
Balvantsmus offenbaren), vorzugeweile Yeeignet ift, dem forfchenden
Geifte die Einzelftoffe im ihrer gegenfeitig ſich bedingenden Ganzheit über:
fihtli) vorzuführen. — Dem Berfafler des Inhalts diefer Blätter war
biefe Nachweiſung, feit er dem Lehrfache fich widmete, eine der Hauptauf⸗
gaben feine® geifligen Lebens, wie jeber gefunden haben wird, ber, dieſes
Beienntniß im Auge behaltend, feine Lehrbücher durchblickte, und mehr
no: wie jeder weiß, der feinen Vorträgen Aufmerkfamfeit fchenfte, zus
mal jenen, welche feit einer langen Reihe von Jahren von ihm, bei Er⸗
bffnung jedes Studienſemeſters, in ben erſten 8 — 10 Tagen öffentlich
gehalten werden unter der Bezeichnung: Cneyklopädiſche Ueberſicht
der gefammten Naturwiffenfhaft. — Iſt aber irgend ein Bya-
nomen vorzugsweife geeignet, jenen Zufammenhang nachzuweiſen, fo if
e6 die Wärme, -und find auch jene hieher gehörigen füheren Folge-
- 887
rungen Meinede’s und bes Verfaſſers dieſes Hanbbuchs nur erfi theil⸗
weife beätigt,*) fo haben bagegen die dieſen Gegenſtand betreffenden Untere
” ©) Ueber Meinete’s und ne Werfaffers dieſes Handb. hiecher gehörige Folgerungen
f. des legteren: Vergleichende Ueberſicht des Syſtemt ver Ghemie. Halle 1821.
6. 20 m. f. f. Unter andern Aöft man hier auf nachfteheude . Bolgerungen-
«) mit ver beftimmten Baflungsfäbigtelt eines Wreunbaren für den Sanerſtoff
Akt im ebenfo beſtiumten Verhältniß des Brennbaren Dichte, Elektrifir-
barleit oner Elcktricitäͤta⸗ Artung und Leitung, Gohärenz ober Bigenzichung
Gigenwärme- uns WärmerLeltung, Schall-Zeitung, Liht-Bre
gung a. ſ. v.; A Vie ſtoͤchiometriſchen Werthe ¶ Atomzahlen) ver Stoffe
Reben im geraden Berbältniß ihrer Dichten um im verlchrtien
iärer Gobärenz, und fin naher zwei dieſer Werthe bekannt, To läßt ih
aut fuen ber dritte unbelannte var Berechnung finden. 3.8, vie Dichte ves Gar
ben, wie fie im Demante vorliegt, it — 3,6, feine Atomzahl (O 1 gefegt) If
0,75 feine, Sohäxenz mithin: = 4,8 ; bie Dichte des Eifens — 7,788
1) 7 Ntomzahlen gleich 3, 5 vorausgeſetzt, iſt Die Cohaͤrenz deſſelben
gleich = = 22251 alfo noch nicht Hab fo groß als jene eb Carbon;
) k größer mithin die Cigenzieh ung eines Gtoffes, um fo Pleiner
ib, Bei gleigem Raumgehalt, feine Miihungsgröße (ſtochiometriſcher MBerth
ser Atomzabſ), ober: mit um fo Beinerem Gewichte geht er in andere
wit ihm mifchhare Stoffe ein uns um fo größer muß mithin pas Gewicht biefer
anderen Etoffe feyn, wenn fie auf erfieren chemiſch erichäpfen einwirken und
von ihm entiprechente Rückwirkungen empfangen follen; I) bezeichnet man
von Röhiometrifen Werth eines Grundſtoffes mit m, deſſen Dichte im
Gaszufanve mit d, feine Gigenwärme mit c und He Dichte veflelben
Goes im Karren Zuſtande mit dx, feine Sigenziehung oner Coharenz
Yingegen mit t, fo IR = mlthin de = im mw m = —; divi⸗
dire ich daher bie Dichte des Eioffes mit feiner Atomzahl, fo giebt ver Duotient
vie gefuchte Gohärenz deſſelben im flarren Zuſtande; multiplieire Ich dagegen
bie Tobarenz eines Aarren Stoffes mit feiner Atomzahl, fo erhalte ich als Propuet
feine Dichte und vivisire ich bie Dichte der flarren Gtoffe durch ihre Coharenz
fo gewährt der Duotient den ſtöchiometriſchen Werth veſſelben. Gofern ſich aber
Die Dichten ver gafigen Grundſtoffe verhalten, wie ihre Atomzahlen, fo ann man
mithin in obigen Bormeln auch d ſtatt m fegen nub mithin fagen: d = =
». h. die Dichten ber gafigen Grundſtoffe find gleich ven Dichten berfelben Stoffe
im Rarren Zuftande, dividirt durch ihre Gigenziehungen, und mithin ifl dann
seemti — und da fid) bie Gigenwärmen verkehrt verhalten
wie die Dichten ver gafigen Grundſtoffe, fo if daher au c =. jo wie 6
=cdz a dx! Um da fi endlich bie m verhalten wie bie c, fe
©
kann man u ſtatt c vie chemiſchen Baffungsgrößen einzelner — für
einen, deren Miſchungekraft zur Vergleichung dienenden Grunvſtoff (z. V. die
fuhungen bes Profeſſors Schröder zu Mannheim über bie Abhängigkeit
ber phyfifchen Bigenfchaften gemifchter Stoffe von jenen ihrer Urftoffe
oder Grundſtoffe, und damit zugleich über das Berhälmiß des Raumge-
baltes (Bolum’s) zum chemiſchen Beftande (ober zur hemifchen
Befchaffenheit) bereits thatfächlich nachgewieſen, daß foldyen Weges er:
wünfchte Forſchungs⸗Helle zu gewinnen flcht*) über ven gefebmäßigen
Zufammenhaug dev phyſiſchen Verhalten und ber chemifchen Bethätis
gungen ber Stoffe. Nachfolgendes möge im. gebräugten Abriſſe den
Werth von Schröder’s hieher gehörigen Leitungen andemen, ®*)
Atomizahl jenes Sinzeiuen ver übrigen. Erundftoffe für die Zahl des Oxygen) in
bie Bormeln aufnehmen und aus ihnen ableiten. Es folgt aber =) ans dem
Verhaͤltniß ver Wärme zur Cigenziehung, daß bei nen Starren ber Gran
her Tehteren weber allein durch vie ABärmefaflungs- Größe noch allein vurch
das Maaß ihrer Schmelzbarkeit; ſondern durch bie Derbinzung beiner beftinmat
. werke; daß man mithin vie Gohärenz Der Starren zu betrachten bat: als
bas Product ans ihren Waͤrmefafſſunge⸗ Größen und ihren Schmelzgraben; e8 muß
baher, Vorangehendem entiprechenn, dieſes Produet gleich ſeyn, der Dichte ber
flarren Srunpftoffe vivibirt vurch ihre Atomzahl, woraus denn weiter ſich ergiebt,
daß Die Atomzahl ner Rarren Erundftoffe glei if ihrer Dichte,
divivirt buch das Probnet ihrer Gigenwärmen und ihrer. Schmelz
grabe, uns, ba fowohl bas Lihtbrehungsvermögen ber gafigen beenz-
baren Grundſtoſſe, als auf das ihrer SchallsLeitung, nicht nur im ge⸗
raden Berhältniß ihrer Dichte ftebt, ſondern zugleih auch durch Ihre
Atomzahl beftmmt wir (fo daß, abgefehen von ber Dichte, die Ficht-
brechung um fo größer, je Keiner wie Atomzahl; fie iſt 3. B. beim FeO größer,
als bei Fe2 03) beine aber, nem Zuvorbeſprochenen gemäß, nothwendig auch
mit ver Coharenz der Stoffe im Zufammenhange fliehen, die ſe jedoch
ſelbſt nur als ein beſtimmtes Moment der Begenwirkung des Elektro uns Thermo⸗
(Sp: Metall» und Kryſtalle) Magnetismns gegen vie Wärme betrachtbar
iR (Magnetismus — freier Cohãrenz, Gohärenz — gebundenem Diagnetisnzus ;
«aD, ©, 11 und ©. 26) uns wie wir jeht wifien, eben darum au weit
bee Elektricität im Verhältniß wechfelfeitiger Erregbarkeit und Befimmbars
Seit, Gleiches aber auch von ver Glektricttät in Beziehung auf Ghemism us
(im Galvanismws) nachweisbar hervortritt, fo geben jene Wormeln zu glei⸗
Ger Zeit Beranlaffung wie Anleitung, die gegenfeltige Abhängigkeit ber äußern
und inneren, phnfifhen und chemiſchen Bethätigungsformen aller Stoffe auf be:
ſtimmte Regeln zurädzuführen, dieſe felbft aber, als Grgebnifle genügenter Be⸗
obachtungen zu benugen, um bie ihnen zum Grunde liegenden Naturgefeße zur
Horen Anſchauung zu bringen. — Meinede lieh ven hieher gehörigen ganzen
Abſchnitt ver vergleichenden Ueberſicht des Syſtems ber Chemie, um auf das
Buch aufmerkiam zu machen, ohne Vorwiffen ibres Verfaſſers, von dem ihm zu
Gefichte gelommenen Aushängebsgen (M. lebte vamals in Halle, und das Bud
wurbe in Halle gedruckt) in pas yamals von ihm gemeinfchaftliih mit bem Herausgeber
rebigirte Schweiggeriſche Journal der Chemie (XXVI 153 f.) einrüden,
9 Bergl.: „Die Molecularsolune per hemifhen Berbinpungen im
fehen und flüffigen Zuſtande. Bon H. Schröder, Prof. d. VBhyfit
uns Ghemie c Mannheim, Verlag von F. Vaſſermann. 1843. gr. 8.
*) Yu) Kopp Hat bereits 1840 über hieher gehörige Verhaltnifſe Lehrreihes bars
geboten; ſ. veffen lieber d. Mobificat. 9. mittl, Sigenfchaften m. Fit, a, M.
bei G. V. Kettembeil 1841.
%
6) Dichte und Gigengetwicht ein⸗s Stoſſes Find gleichbebeutenn, wenn bei
ver Behimmmung des lehieren verfahren wurde, ähnlich, wie bei der Feſt⸗
feung des Gramm⸗ Gewichts; Gramm ıdie Gewichts, Einheit bes
metrifchen Syſtens) heißt aber jenes Grundgewicht, welches glei kommt
em Gewichte eines Cubikcentimeters Waſſer von größter
Dichte; als ſolches gilt Waſſer von 4° C. Der Quotient aus bem
Anmigewicht,, dividirt durch das Eigengewicht, iR dar (beobachtete) M os
leralaxrsBolum; fo nennt jet, Berzelius hierin folgend, Schröo⸗
der das feinen chemifchen Aequivalente (oben ©. 849) proportionale Vo⸗
Im der Menge eines Stoffes. Sonſt nanute er es Aequivalent⸗
Bolum; eine Benennung, welche, da fie nicht an eine zeitgemäße An⸗
fit — nämlich nicht an Mobeeule (oben ©. 771) erinnert — vorzüg⸗
licher zu ſeyn fcheint. Iſt Daher 3. DB. das Atomgewicht es O = 100
Gra, fo if das Hequivalent des Cu 8986 (vergl. ©. 857), dieſes mit
100 multiplieirt und dann feinem Eigenwicht, es =. 9,00 vorausfept,
Vividirt, gibt 44, alfo 44 Eubiccentimeter; 396 Grm Cu enthalten
within und füllen deu Raum von 44 Eubikcentimeter.
M Die Bolume der chemiſchen Arquivalente gafiger Stoffe, Fall's diefe weit
genug von jenen Preflungen und Temperaturen entfernt find, bei welchen
fe ropfbar werden, find Diulripla ein und Derfelben Einheit, oder Rechen
zu einander in ganzzahligen Verhältniſſen. Ebenſo flellen jene Ber
dichtungs⸗ Größen, welche bei chemijchen Verbindungen der Gaſe ein:
treten, ) ganzzahlige Theile ihres vor der Berbindung gegebenen Bes
*) Wit alle Safe verdichten fich, wenn fie ſich chemiſch verbinden, 100 Maaß H Gas
Ayugt mis 100 Maaß Ch- Gad 200 Maaß Bodrochlorſaͤure⸗ Sad (Salzſaͤure⸗Gas;
B2Ch 2); ebenfo gewähren 100 Siyans oder Blaufoff: Bad und 100 H-Gab 200
Fperobyan s oder Blauſaure⸗Gas CH 9 Ky 2). Jedes der einzelnen Safe wird biebei
um die Raumgroͤße des anderen verdünnt, indem eb ſich mit ihm verhinder: fo 100
H um ben Raum von soo Ch un) umgekehrt 400 Ch um den Raum von 490 H.
Wire es möglich, Siblldended Gas CH 8; oben S. sia und mit dem gleichen Maaße
Daſſerdampf wen gieldyer Spannung zu verbinden, fo würde dieſes Gemiſch bei folcher
Babindung eins Verdichtung erleiden, die hinſichtlich ihrer Größe dem Raumgehalt
Kb bb. Gaſes owner ded Waſſerdampfo gleich kaͤme; 100 CH-©ad + 100 HS O Ba}
warden 100 Maaß Alkohol⸗Gas CAlfohels Dampf) gewaͤhren; vergl. ©. 206 Anm.
Ju der erwähnten vergleidyenden Ueberſicht ded Seſtems der Chemie findet man zahl⸗
seine Tabellen über Berbindungd » Berdidiungen und Berdünnungen
ber gafigen, der sropfbaren und der Karren Stoffe ſowohl unter ſich, ald gegenfeltig;
fo wie ver Miſchungs⸗Kälte und Wärmes@rzeugungen, der verfchledenen
Bärmes und Hip Meffungdfcaien, Wiärmungddehnungen und Käls
InugdösWerdidhtungen, der Eigendichten, Eigenwärmen, Etgens
iichungen (Sobärenzen), Schall: md Wärmeleltungen, Lidht:Bre:
Gnngen nd Wärmefttalungen verfchtedener gafiger und nidhtgafigerer Stoffe,
wieder Wärmungds md LeuhtungdsBermögen des verfchledenfar:
digen LAlchtes, Deögleichen Tabellen über Die vom Waffer verfhludbaren®ad:
Mengen, über die bet Sad: Mifhungen verbrauchten Zeiten, fe wie über die
8900
ſammt⸗ Raumgehaltes dar. Bet ben Tropfbaren findet Gleiches
ſtatt: e) im folchen ungleichen Temperaturen, bei welchen ihre Dämpfe
gleiche Spannung befigen, und bei Starren wahrſcheinlich bei jenen
ungleichen Temperaturen, bei welchen fie gleiche Abſtaͤnde von ben Tem⸗
peraturen ihren beginnenden Schmelzungen barbieten. Der Raumgehalt
eines Aequivalents O⸗Gas ftcht zu dem des H-Gaſes bekanntlich im Ver⸗
Hälmiß von 1:25 100 Grm O⸗Gag von O°C und bei 76 Gentimetre
Barometerftand haben ein MolerularsBolum von 69 Cubikdecimeter,
während das des H-Gaſes unter gleichen Bebingumgen gleich 2mal 69,
d. i. = 138 Eubifveeimeter beträgt. SIR ferner das Volum des Waflers
= 8, fo ifl jenes des CI2 (oben &. 837), und bei gleicher Dampffpans
nung — 10, da6 des AeO (Meiherd); oben ©. 851 — 17 und
jenes des Ae0 H20 (Altohol’e) = 20; wierernm als Aequivalent 100
verfchiedenen älteren und neueren Maaß⸗ und Sewichts⸗Sſyſteme, über Müd:
führung der Ebner, Nürnberger, Altfranzdfifchen nd Sollandiſchen
bürgerlichen und Medicinal⸗Gewichtes auf Milligrammes, fammt Rüdfüprungen bed
fransdfifhen auf engltfche und deut ſche und umgekehrt, der Naumgrößen
durch Wafler oder durch Mercur im verfchiedenen Fülungdpdben gefperrter Safe,
der Rüdfüprung der Grane, Drachmen und Unzen auf Decimaltheile beö
Medtcinalpfunded, fo wie der Bortommen ſammtlicher bid zum Jahr
1821 bekannt gewordener Srundftoffe, Isrer Elgengeftaltungen fo rote jener
ihrer Verbindungen, des Geſchichtlichen Ihrer Bekanntwerdungen, und ebenfo
auch überfichtliche Bergleichungen der Einzelgebilde (Organe) der pflanzlichen
und thierlichen, fo wie ded menfchlichen Drganidmus.
*) Verſchiedene ätberifche Dele verbinden fih mit dem Weingeiſt unter Bers
dünnung; dem ed tritt dabei Temperatur-Erntedrigung ein. Lavendeloͤl macht
jedoch, Geoffroy zufolge, Hievon eine Audnahme, Mehr noch, wie ſich Weingeift
mie Waffer erhigt, wenn beide ſich mifchend verbinden, erfotgt Steigerung der
Temperatur, wenn der Weingeiſt Salmlak gelöft enthielt. — Au Belebung auf Ger
fepliched der Molecular: Bolume dürfte Übrigend auch lehrreich audfallen eine nähere
Prüfung jener Raumgrößen : Wedyiel, welche beim fog. Stedgerinnen und dems
ſelben thellweld säßneinden Borgängen, 3. B. dem Stahl -Brödein (5. 352) eins
treten. Ein Beiſpiel einer ſehr entichieden hervortretenden Siedgerhmung gewährt
unter andern dab Natronkali⸗Tartrat oder fog. Seignette⸗Salz, bereitet durch
Loͤfen von ı Gewichtstheil kryſtalliſirten kehlenſ. Natron's im 3 fiedendem Wafler und
Zuſatz von fo viel gereinigtem Weinſtein oder fog. faurem welnfaurem Salt, daB vie
Fluͤſſigkeit vollkommen neutralifirt erfcheint; man Bringt fie dann — zur Befoͤrderung
der Kryſtalliſation — unter Bufag von noch 1]24 Ponlenf. Natron'd In Kryſtallgeftalt,
und kryſtalliſirt dad alfo gewonnene Salz: um ed von weinfaurem Kalt zu befreien,
den der Weinſtein mitbrachte, nochmald, indem man ed in heißem Wafler löf und
die Löfung ſiedendheiß durch Fließpapier und Flanell feihet; ed giebt diefed Salz vers
kohlt einen den gewöhnlichen an SchmelsungdsBeförderung überrreffenten ſchwarzen
und ebenfo auch einen trefflichen fog. weißen Fluß; vergl. eben ©. 206 Anm.
Röfet man 8 Gewichtötheile kryſt. Setgnette- Salzed in binrelhend Wafler, fättigt
die Löfung dann mit 8 Theilen mit dem nbrhigen Waſſer zum dünnen Brei gelbfchtem
Kalt, kocht dad Ganze und felher ed fiedend Heiß durch, fo gewährt die Fluͤſſigkeit⸗
bei Siebhige bis zum Erſtarren abgedunftet, eine ſtarre Waffe, die, indem fie erkaltet,
fläffig wird.
|
Grm O genommen bietet, bei einer Dampffpannımg von 76 CCm, ein
Aequivalent H3 08 > 89 — 117 CCm; eines dergleichen von CB210
. 89 = 890; eines des AcO 17. 80 = 6693 md eines des AeO H2O
glei 20mal 39 — 780 CCm. Bei einer Temperatur, in welcher Cu
und ebenfo Fe von feinem Schmelzpunkt eben fo weit fernt, wie 0°
C von Rothgluth, iſt fein Molecular-Bolum glei 11.4 = 44, wäh
rend es unter gleichen Bebingungen beim Au 16° 4 — 64, beim Mr
22.6 — 88, beim 8 25.4 — 100, beim Sb 30.4 — 120, beim Ch
00.4 = 240 COm, b. i. Eubic-Gentimeter beträgt. IR daher das Mole-
ealars Bolum Bes Fe = 11, fo il das des Au 16, das bes Mr 22,
des 8 25, des Sb 80 und des Ch 60, während es bei Eiſenoryd (Fes
03) gleich 46 und bei Zinnober (MrS) gleich 45 hervortritt. Die
Summe der Molecnlar-Bolum von 8 und Mr if gleich 29 + 25 =
47, aber bei ihrer Berbindung zu Zinnober erleiden fie eine Verdichtung
gleih 2, mithin bieten fie dann dar ein Molecular: Bolum — 45 ıc.
N) Shröder nennt das Moleceular-Bolum ein beobachtetes, wenn
es mittel Diviflon des Atomgewicht’s durch das gefundene größte
Eigengewicht erhalten wurde. Dividirt man dagegen das Atomges
wit durch das berechnete oder theoretifche Molecnlar-Bolum, fo gibt
der Duotient das theoretifche Eigengewicht; 3. B. 201 Grm 8 vors
ausgeſetzt, daß O = 100 Grm genommen if, (ſtehe oben und vergl,
©. 859) nehmen in Cubiccentimetern an Raum ein von (ober haben ein
theoret. Moleenlar-Bolum =) 1,00. Sollte hienach gefucht werben das
Bolum der Gewichts: Einheit des Schwefels, fo wäre fein Molecular⸗
volam durch fein Atomgewicht zu dividiren, und wird nun in Einheiten
des metrifchen Syſtems ausgedrückt durch P das Atomgewicht, durch V
das Molecularvolum, durch S das Bigengewicht und vu o das Volum
ver Gewichts: Winheit eines Stoffes bezeichnet, fo Rs Fe —
=V und mithin Pe — oder Q = n bas Bolum ver Ge
wichts· Einheit des Stoffes, daher: der verkehrte Werth feines Eigengewichts.
Daß ſich Hinfichtlich ihrer Molecular⸗Volume Stoffe einander nähern wer:
den, die hinfichtlich ihres Atomgewichts und Eigengewichts nicht betraͤcht⸗
li von einander fernen, und daß, Balls einer diefer Werthe bei zwei
oder mehreren Stoffen zwar nicht unbeträd;tlich von einander abweicht,
dagegen aber auch ber andere umgefehrt entiprechend ungleich hervortritt,
die Molecular-Bolume vollkommen glei ausfallen können, zeigen
Schröder's hieher gehörigen Berechnungs-Ergebniſſe; denn es haben
» 8. Fe, Cu, Co und Mn gleiches theor. Molerularvolum, nämlich)
44, während S (und S2) 100, P2 270, Se 112, Te 128 und As?
(ww Ti) 156 beflten, Cr 72; ferner ift es bei C nur =, 88,
bei AI2 hingegen 60; bei N (Na) — 128, bei K — 240, bei Ca,’Mg,
Zn, B und Pd = 56; hingegen bei Sr 104 und bei Ba — 144, bei Mo
unb bei W (Sh; oben ©. 856) = 68: bei Pk um Ir 525 bei
An sub Os —. 64; bei Cd 80, bei Mr 88, kei Ph 112, bei Ag und
Bi = 1838; bei Ch8 — 240, bei Br? = 368 und bei J2 =. 424.
Yebrigens weicht das thenret. Molerulor «-Bolum vom beobadteten
in der Regel nur fehr wenig, zuweilen gar wicht von einauber ab. Go
iR 3. DB. das Atomgewicht von KO — 580, die Summe ber Volum.
240 + 64 = 304, vie bei ber Bereinigung eintretende Verdichmug —
80, das beob. Vol. 322, das theoretifge 224 (Die berechnete Dichte
264). Wenn fih 1 Atom Cu, Mr, Zu mit 1 Atom O verbindet, bes
trägt die Verdichtung burchgängig 38, bei Sn + O iR fie = 40, bei
N+0O = 56; ki K + © (und ebenfo bei Ph - 20 med Sh +
20) = 80; bei Ti + 30 und Nie O8 (Rickel⸗Hwweroxyd) == de;
bei Alg 03, Fe2 08, Co2 08, Bb2 08, BiE 08, Sb 02 (Btibichtfäure;
vergl. oben ©, 884) Sn 03 d. i. Binnfäure und As2 05 (Arfenfäuze) —
96, bei F6804 (= FeO + Fe203;, Hammerfäleg) mund bei Ph8
04 (MRenunige, d. i. PbO -+ Pb2 08 ober gelbes Bleioryd, verbunden
mit rothem Hyperoxydul) — 128.4) Daß «6 übrigens moͤglich ſeyn
d
*) Ks Calvert ſledende Natron⸗Zauge von 400 — 450 mit Bleioxyd⸗Hydrat
fättigte umb die Aufläfung vann erkalten ließ, kryſtalliſirte aus derſelben, tim
ziemlich vegelmäßigen Mürfeln, zofensothes Bleiozyb, »as bis zu 400°
O erhigt, an Umfang zunehmend, unter Verknifterung fich ſchwarzte und biebei
etwa 0,1% Waſſer entlie, Bis zur Rothgluth erhitzt, wurbe es, ohne Ger
Ralttänperung, ſchwefel gelb, und Hierauf, nad dem Erkalten, jerriehen, ge
währte «8 ein, ber Bleiglatte ähnliches pomeranzengelbes Pulver, zas chemiſch
zerlegt, auf 92, 83 Pb 7,17 0 enthielt,. mithin auf 100 O volle 1294,7
Pb, b. i. Auferfi wenig über 1 Atom Blei (oben S. 857) geforwert haben
würde. Gin viefem Blelorgpe ifomeres, aber amorppes, rothes PhO
kam augenblidlih zu Stande, ale EC vas Bleiotyd⸗ Hybrat In ſchmelzendes
Natronhydrat warf; während aber das vorige Oxyd geringe Auflöslichleit im
Gäuren varbot, wurde dieſes von venſelben fehr leicht aufgenommen. (66
ahnelte der Meunige, wurde bis 3u 300% -- 400° C erhitt, dauern roth:
braun, über 400° U Hingegen ſchwefelgelb. Das Feuchtungss WBafler war tie-
fem Oxyde meit ſchwieriger zu entziehen, als dem erfiegen. Gin nen exfteren
keiten wahrſcheinlich ebenfalls ifomeres vrittes Bleioryd ſah C durch Grkal⸗
ten aus einer Kalilange von 49° ſich ſcheiden, das wahrſcheinlich gleich war
jenem, welches Mitſcherlich auf vemſelben Wege In Yorm gelbliger
Blattchen erhielt, vie erhigt fich rötheten, während rothe Blätichen, vie
* nach ven gelblichen, dieſe bedeckend, ausſchieden, durch Erhigen gelb wur⸗
ven. — Bereitet man eine verbünnte Löͤſuug friſch bereiteten, mit Ghlor Bei
niederer Temperatur wohl gefättigten Shlorfalt’s (&. 800 Anm.) ums
gießt viefe in hinreichend gewäflerte und mit etwas Azotfäure angefäuterte
2öfung res azotfauren Bleioxyd (Pb O A? 05), fo entfteht ein fer bald vol:
Soımmen vunkelbraun erſcheinender Nieberſchlag ven Pb2 O4, und Aehaliches
erfolgt auch mit der wäflerigen Loſung bes eſſigſauren Bleioxyd (Pb OA); ;
war hingegen ber Ghlorfalt warm bereitet ober ſchon wor langer Zeit darge⸗
ſtellt, fo zeigt Der Nieverihlag gewöhnlich vie Farbe der Mennige uns ſcheint
von biefer nur dadurch abzuweichen, daß er Pb2 03 ohne Beimifgung von
Ph O' iR. — Da vas braune Bleidyperoryd gegenwärig in großen
— —
bärfte, die, Bei ſolchen Berbichtungen obwaitenden Auyichungs-Wrö-
ben nah Drusfgrößen gu.meffen, wurbe bereits oben S. 88 Anm.
zu erweifen verfucht. Weber die Dichte ber H2CHD and ABOS vergl.
©. 387 Yum, nnd 889 Aum.
H Ju der Negel erfolgen bei der Oxydation die größten Werbidktungen;
ki mehreren Galogenationen (Berbinungen der Brennbaren mit
wuestzünblichen Galgseugern ; oben ©. 850) werben fle bagegen negativ,
v5 es erfolgt Husbehnung, Ratt Sufammenziehung, bei anderen if
Unsschnung, wie Zufammengiehung — O5; fo 3. ®. bei KB -P. Ch2,
Ca+Ch®, Br2 + K2 ., während Ca 4 ChS eine negative Bu»
feumenziefung == 16, Ag2 ++ Oh eine — 48 und Pb Ch2 em von
64 darbietet. Die Drennyünder ſchließen ich au in dieſer Ginficht
ven unentzänblichen Galzzeugern an; benn währen 3. B. 8 mit Cd,
uch wit Ps, noch mit Cu.weder merliche Berdichtung noch Berbinzung zu
Dege bringt, beiträgt lehtere bei Mr, Zu, Sa und Mn-& volle @,
elenſo bei (Ca® + Ag) + 82, d. i. im Gilbertupferglang, hin-
gegen Bei Ag + 6 (Bilderglanz), Ca2 + 8 (Aupferglan;),
Ph8 (Bleiglanz), bei BIS, beim Kupferkies (Fola S9 und
bein BunbKupfererz (Fe + Cu 4 + 89), Nie + AR (Rupfer-
nicke) mad Co + Asp — 16, bei Pi + 82 aber 32, bei Ag863 +
86988, d. i. beim Dunkelroty gültig, bei Ags S8 + AR S3, d. i.
bein Lichtroth gültig, beim NIS ober Haarkies, beim Mo S2
oder Molybdänglanz uud Mufiygold, d.i. beiSn BA volle 48, bein
Viemuth⸗ und Stib⸗MWlanz (BiB 88 und FhaSs) 84, beim Strah⸗
lies (FeS8) 92, beim Eifenties (FeES3) 06 und bi As + S =
8. Bel den Berbindungen ber Orydbaſen oder Sauerſtoff⸗Salz⸗
gränder mit Säuren, d. i. vom Zufammenfssen der Sauer ſtoff⸗
Moffen verbraucht wirb, zur Bertigung von Zündhölzchen, fo ſiellt ſich
dieſe Bereitungsmethobe wohlfellee heraus, alt jene mittelſt rauchender Azot⸗
Hure > Mennige (S. 822 Anm.), um als Tas ber Shwängerung ber
Mernige mit Chlorgas (von dem man fie durqhſtreichen läßt, bis fie voll⸗
fonımen gebräunt ift; 100 Mennige gibt, in dieſer Weile mit Ch Gas
behandelt, 68 Pb2 O4, over wie man fonft auch, die Zwifchenftufe Pb2
03 nicht berülfichtigenn, ſchreibt: Pb 03.) — Will man das Hei vielen chemi⸗
ſchen tungen abfallende Schwefel ſaure⸗Bleioxryd over Bletoxyd⸗
Sul phat (ſchwefellau es Bleloxo ‚wicht nis ſolchea cuberweit verwenben, fo kann
men es, innigſt gemengt mit 1/, feines Gewichtes und ebenfonicd Kohle, in
einem, bebeften Gchmelztiegel durch anderthalbfündiges Glühen zu reinftem
fen Blei (mittelſt ver Kohle) veforyeiren ober redueiren, ba baum
zwgleld- nicht minder reines Schwefel-Eifen (eine zur Gntwidelung von
BR 5 ganöbalich fee in Gebrauch genommene Berbinhung) als Schlade her⸗
vorgeht. Nebrigent it Pb 0503 ſehr Lösti in der waſſerigen Eöfung beb
Ammonoryb⸗Suiphat, mit dem es, Bitton zufolge, ein Doppelfalz bildet —
A3H80SO03 -+ PhOSOSs, procentiſch aus 30,4 des erfimen Salzes +
40,6 der Ichteren zufamnmengefcht.
-
v
‚Salze, fand ©. fe ebenfalls ſehr verſchieden; während nämlich Bei
A205 ( Azotſaͤure oder Galpeterfäuse) weder mit Ag20, noch mit
Ba O, SrO, KO, A2H8O unb PbO irgend ‚eine Berbichtung nach⸗
weisbar wurbe, betrug fie bei N (Na) O volle 16; bei 8 O3 (Schwefelſaͤure)
wit Ca O, Mg0,.Zn0, CuO, Ag20 war fie O mit NO hie
gegen — 82, nit BaO, SrO mb PhO 8, mit KO — 64; bei
COS (Garbonfäure) + Mno ‘= 165 bei ShO8 (Giherljäure ober
Wolframfäure) + PBbO und + Ca0O = 80, + Fe O — 9. Dort
wo ſchon beſtehende Salge mit Waffer zu Hybraten fich verbanden,
erreithte fie bei NO Co2 mit 40, bei MgOA2OS mit 4, bei CuO
ABO5 mit 3 und bei FeO0 803 mit 6 H2O Feine merkbare Groͤße
(war — 0), hingegen bei Ca 0 808 mit 2H220 die yon 16; bei NO
: C02 + 8, Ca0 C02 + 5 und Mg0CrOS 7 H20 bie yon 32;
bei Mn 0S03 + 5 H20 jene von 48; bei CuOSOS + 5, Za
0803 + 7 un» Mg0S03 + 7 H2O die von 80; bei Ni3O0 SO03
+ 7 und biCuOCr 03+5 H3O jene von 96, biznO Cr 083 + 7
: 480 die yon 18. Diefelbe zeigt auch der Diaspor, d. i. AIB O3
+ H20 und ber Gibbſit, d. 1. A208 + 8H2O, währe Mg O
+ 320 nur eine von 64 und BaCh2 -+ 2H 20 bie von 80 barbietet.
Bei Husgleihungen von Pb + Sn und + 25n, fo wie + 2Sn
+ Bi, fo wie bei Bi + Sn und ebenfo + 2Sn, fo wie + 2Sn + Sb
und bei Pb + 2Sn + 2Bi war fie — O3; yergl. oben a £.
" Da das Molerular:Bolum bes Alkohol nahe genau die Summe ter
Molerular Bolume yon 4 Atom Aether + 1 Atom Waſſer (Ae0O +
420) darſtellt, ohne daß es babei zu einer Verdichtung gefonmen
wäre (663,3 + 117,1 = 780,4, mithin nur 0,4 darüber), fo darf man
folgern, daß der Alkohol wirklich aus der Verbindung des Aethers mit
dem Waſſer hervorgegangen, und auch, baß diefe Verbindung in die Abs
tbeilung der Ausgleihungen ohne Verdichtung gehöre. Halb
fo große Spannung, nämlich jene, welche einer Barom.-Mercurfäule von
0,38 Meter entfpricht, zeigen Waffer-Dämpfe, nad Ure bei 84°,
9 C, na Arzberger (berechnet nach der Mayer’ichen Formel) bei
81%, 5, im Mittel alfo bei Bio, 7 C; Wetberbämpfe, nad
Schmidt, bei 21%, 45 nach Munde’s nd Schmidt’s Beobachtungen,
berechnet nach der M'ſchen Formel, bei 200, 1; im Mittel alfo bei 20075
die Dänpfe bes (jedoch nit vollfommen waflersfrein) Alkohel,
nad Ure bei 61%,4 und CS? ober Carbonſulphid⸗Daämpfe, nad
Marx, bei 879,1. Bieht man dieſe Temperaturen von ben zugehörigen
Siedepunkten ab, fo erhält man jeue Srabe- Anzahl, für welche, Gay
Luſſac's Beobachtungen gemäß, bie Berdichtungen zu berüdficktigen
find; fo bei Wafler: 100° — 819, 7 — 18%, 3; bei Mether: 850,7 —
20°7 — 15°; bei Alkohol: 789,4 — 61%, 4 = 417,0 md bei Car:
bonſulphid: 480, 6 — 2701 = 190,5. Es hört aber (ſ. w. u.)
das Molecular » Bolum eines Tropfbaren auf in ganzzahligem
Derhaͤliniß zu ſtehen, in Temperaturen, bei weldgen es fi feinem Er⸗
Aarrungspunkte nähert, ähnlich, wie bei, Eufen, die das Maris
ottefehe Geſetz auch nicht mehr genau befolgen, unb mithin auch nicht
das der Molecular» Bolume, bei Temperaturen und Preflungen, welche
Be ihrem tropflichen Blüuffigfeite-Zufande nahe beingen. 9) — Bei 4° C
iR die Spannung bes Waſſerdampfes nur = 0,2 Parifer Zoll, waͤh⸗
rend fein Bolum, 112,5 — 8. 37,5 mithin, betechnet nach Gay⸗Luſſac,
immer noch viel zu groß, im Bergleich mit jenem bes Alkohol bei wiehe
als der doppelten Spannung; beun, nach Ure, hat Alfohol-Dampf
bei 5 C 0,56 Barifer Soll, nah Watt 0”, 48, im Mittel von beiden
Beobachtungen alfo 0,52 Barifer Zoll. — Nah Schröder weiteren Unters
fuhungen enthält ein Atom Aldehyd (oben ©. 584), das nach Liebig
bei 210, 8 C flebet und bei 18° C — mithin ziemlich nahe feinem
Eiedeprunfte — 0,790 Gigengewicht hat, und da fein Atomgewicht (C4
3802) 550 beträgt, bei berfelben Temperatur Er = 096 (= 18.
88,7) MolecularsBolum darbietet, 48 ſolcher Bolume, deren der Hether
17 barbietet. Bei Siedhitze ift hienach das Molecular -Bolım des Als
dehyd — 702 und fein Eigengewicht — 0,784. Vergl. oben S. 55 fi.
— Gollen übrigens CigengewichtsBeſtimmungen ber Tropi-
baren für Feſtſtellung des Welches der Molecnlars Bolume (vergl. ©.
894 Bemerk. ©) lebte Zeile) zwecdienlich erfcheinen, fo mülfen fie, Schrör
der zufolge, vollzogen werden bei jenen Temperaturen, bei welchen bie
Dämpfe folcher Tropfbaren gleiche Spannung haben; Gay⸗Luſſac's
bieher gehörige Meffungen dadurch zu Stande gebracht, daß er bie
(Kheinbare) Zufammenzichungen in Glas vom Giedepunfte ab be
fimmte, fowohl für Waffer, als für Alkohol, Carbon⸗Sulfid
(C82) und Aether, fand ©. vollflommen brauchbar, lieferte aber ©.
127 feiner (oben S. 888 Anm.) erwähnten Schrift auch eine Tafel der
wehren Zufammenziehungen berechnet vom Siedepunkt abwärts,
Hienach hat alfo 1 Atom oder Aequivalent (was für Wafler gleicäbes
deutend iR), Waffer oder 112,5 Grm H20, bei 100° C, ein Bolum
von 417,1, d. i. Smal 89,08 Gubifs@entimeter; ein Atom Aether oder
463,5 Grm. bei 359,68, ein Bol, — 668, 8; ein Atom Alfohol oder .
9) Wenn ® afe durch Kältung oder Zulammendrud, oder durch vereinted Wirken beider
Sewalten, dem Zuflande der Tropfbaren fich nähern, fo fcheint ed überall zunaͤchſt,
te die Tropfbarkeit eintritt, zur Bildung von Dunfip[ädden Coben ©. 86) zu
komm; und in ähnlicher Welſe dürften auch für Trepfbare ohnfern ihres Erflarrung,
ungleiche Widerſtaͤnde ſich entwideln durch Regungen von Kryſtallmagnetismus
md Arvſtalliſationd⸗dhaäſton, die Audeinanderſchiebungen und dadurch
gen im Gefolge haben, ohne daß ſchon irgend ein wirklich ſtarres
heiligen zu Stande kam; auch dad Waſſer zwifdyen 0% und 4° C dürfte feine
Adſere Auddefnung diefen Urfachen verbanten; vergl. m. Cinleit. in d. neuere
\
575 Grm, bei 70%,40 C, ein Bol. von 780,0 and ein Atom Garbon:
Sulftv oder 477,3 Grm, bei 400,6 C, em Bolum von 890,9 Cubik⸗
Eentimeter. — Kopp’s in Beziehung auf Molecularvolum⸗Theorie wide
tige Beobachtungs⸗Folgernug, das, wenn man die Siedpuukte einer’ Reihe
von Paaren analoger Berbindungen grappirt, die Differenzen in ber
Siedhitze ’ jedes analogen Paares gleich groß zu feyn fcheinen, hat
Schroͤder, früher biefe Folgerung für irrig erochtend, als richtig aner-
kannt in feiner neueſten hieher gehörigen Schrift: Die Siedhitze ber
chemiſchen Berbinpungen ale das weſentlichſte Kennzeichen zur Ermitte⸗
Jung ihrer Gomponenten, nebft vollſtaͤndigen Beweifen für die Theorie
der Molecularvolume ber Flüffigkeiten. Erſter Theil, enthaltend: bie
Kohlenwaflerloffe und Kohlenwaflerftofforyre. Mannheim “Berlag
von Friebrich Baſſermann 1844. gr. 8. Kopp (Annalen der Chemie
and Pharmacie + LI 79 ff.) folgerte: 4) das Atomvolum (ſpeciſiſche
Bolum oder Molecularvolum, d. i. der Quotient aus dem Atomgewicht —
bafieibe bezogen auf O — 100 — bividirt durch das Bigengewidt;
vergl. oben S. 889) eines Saͤurehydrat if allgemein um 534 Fleiner,
ale ba6 ber entſprechenden Aethyl⸗Verbindung (vergl. oben ©. 876);
der Siedepunkt bes erfteren findet fich, bei gleichen Barometerfkande,
um 45° C Höher, als Zener der letzteren. 2) das Atomvslum eines
Saͤurehydrat if allgemein um 800 Heiner, als das ber entfpredhenden
Methyl⸗Verbindung (oben ©. 851 Anm); der Siedepunkt des erfte
ren liegt um 68° C Höher, als jener ber Iebteren, mıb 3) das Atomvolum
jeder „Aethyl⸗Verbindung* iſt um 284 größer, als das der entſprechen⸗
den Methyl-Berbindung; der Giebepunft der erfieren erſcheint, bei
mittlerem Barometerſtande, um 18° C höher, ale jcner' ber letzteren.
Daß ähnliche Geſetze auch für jene Wälle gültig hervortteten, in welchen
H durch Ch vertreten wird, fuchte K. (a. a. O. 169 m. f.) darzuthun,
auch anerkannte er in feinen zu Braunfhweig 1844 in 8. erfähiene
nen „Bemerkungen zur Volumtheorie“, S. 134 f. daſelbſt, daß dieſe und
jene Geſetze nur dann ihre Bültigkeit erlangen, wenn es fi} babei von
gleiger Condenſation in Gasform Handel. Schröder folgert
aus feinen Betrachtungen:
a) das Bolum, oder bie Dichte im tropffließlichen Bufanpe, iR
fortan für die Meinheit des zufammengefepten Stoffes unb
bie Richtigkeit feiner hemiſchen Analyfe, auf ganz ähnliche
MWeife ein Kennzeichen, wie es zeither bie Dampfbichte ſolcher Etoffver-
bindungen gepeſen; ja es fann fogar zur Beurtheilnng der Kichtigkeit
beobachteter Siedhitze dienen, unb umgelch:t diefe für jenes.
») Gleichheit, oder ein einfaches Werhaͤltniß der Melecularvolume findet
ſtatt a) bei Gaſen, die gleicher Temperatur und gleihem Drud
unterioorfen worden, ober gleiche Spannkrafte Haben (wonach alfe
fpecififge Glofticitäten ber Bafe als nicht vorhanden erachtet
werden; 4) bei Tropfbaren in jenen ungleidyen Temperasurem, bei
89
welchen ihre Dämpfe gleiche BlaRicität haben; und y) bei Star⸗
ven muibmaßlich bei foldyen ungleichen Fühlwaͤrmen, die non jenen, bei
welchen fie anfangen, Schmelzwaͤrme au binten, entiprechend fernen.
e) Binfihtlih der Aequivalent-Zahl Choppelte Mtomzahl) des Chlor
tänmen in neucſter Zeit wieder mehrere Chemiker der älteren Berze⸗
lius ſchen Beſtimmung den Vorzug ein, indem fie nicht 450, ſondern
412,85 (al Atomzahl mithin 221,325) als bie richtigere anerkannt
wien wellen. Hienach würde bie Öybrodlorfäure = 221,325
Ch + 6,25H (Z 227,525) procentifch aus 97,258 Chlor nnd 9,747 Hy⸗
drogen beſtehen und tag vollkommen waſſerfreie, nad der Echmelzung
zut grauen, durchſcheinenden, IryRallinifchen Mafle von 5,5 Eigengewicht
erſtarrte Chlor⸗Silber, oder ſog. Hornfilber (Ag2 + Ch2) =
83 Ag + 24,67 Ch feyn, während es, wenn Ch2 — 450, im Hundert
ans 75,0223 Ag und 24,9777 infammengefegt erſcheint. Ebenſo ik K2
Ch2 (das ſog. Digeſtivſalz) procentifch zuſammengeſetzt, wenn Ch® —
42, aus 52,57 K und 47,43 Ch2, iR aber Ch2 — 450, fo haben
wir 52,132 K + 47,88 Ch. Desgleichen beſteht 100 Rochfalz, if
. 2 = 442 aus 99,69 N (Na) und 69,34 Ch, if Ch Hingegen — 450,
fo find 100 N2 Ch2 zufammengefeßt aus 89,26 N + 60,74 Ch.
Ebenſo if im erfleren Ball der Salmiaf, berechnet nach einfachem
Grundverhaͤltaiß (4 Us + HCh — 106,25 + 227,575) procentifch
iniaumengefeht aus 31,88 Ammoniak und 69,17 Hydrochlorſaͤure; im
leßteren, da 1 Atom dieſer Säure 6,25 + 225 = 284,85 wiegt, aus
31,506 Ammoniak und 68,494 Hydrochlorſaͤure, oder im erkeren Ball
aus 33,733 Ammonium (A H4) und 66,207 Chlor, im letzteren aus
39,338 Ammon und 66,867 Gpler, *) Noch größer wirb der Unterfchieb
ver procentifchen Zufammenfrbungen bei dem Balcium-Ehloriv oder
Chloxcalcium (©. 856), wenn man bier zugleich einmal das ältere Atom⸗
®) Zeit trocned Ammoniakgas In waperfrete Schwefeltäure, fo diſdet fidy eine eigens |
Mämlide von Ammenssgd: Sulphat (AS As o 808) weſentlich verſchledene Ver⸗
‚nung, die, von Jaquelainm dargeſtellt, Indem er Durch gelinde Erwärmung 803
Dampf in das A2 H6- Sad treten Sieb, unter Waͤrme⸗Entwickelung in Form weißer,
lelcht ſchmelzbarer Flocken zu Gtante kommt, welche, nach der Schmelzung wiederum
"us Einnmenlafgad geſchwaͤngert, eine weiße, luſtbeſtandige Maffe barfiellen, die fid)
im Waſſer unter Temperatur⸗Minderung IdR und aus Meer Lbfung leicht eryfialllart,
um 3. zufolge aud 4 808 +3 A® H6 befichen fell, eine ſchwach mis BGrdrochlorſaͤure
gefäuette Ba Ch2-Röfung nicht truͤbt, wohl aber durch Ammoniak⸗ haltige Wars
Gerd (Eplorbarium);Löfung, fo wie auch durch einen geringen Ueberſchuß zugeſetzten
ets gefällt wird zu einer Verbindung, bie nad I = 3 808 +5 Ba0 +AJ HE
fya fell. Man has jene waflerfreie aus Ammoniak + Schwefelſaͤure entſtandene Bers
baduug, bie übrigend Lakmus leicht roͤt het und dur Alkohol aus Ihrem Löfungs:-
welt gefaut wird, Sul fam id genammt, und fie verdient dleſe Benennung auch,
MER man vorausſegt: daß fie
= A4HSSSOSTAS HS 0.892 06+H9 O0 % 1, AG HI6.B4OAL+ H230
Me Ueber Amin vergL.ubm ©, Brs- . ur
v
8
dewicht des Ca == 256 und dann das neuere S 250 in Rechnung nimmt,
Im lesteren alle beftehen 100 Ca Oh2, wenn Ch2 = 450, aus
85,713 Ca und 64,287 Ch; it aber Ca — 259, fo iR das Berkälmig
beider Grundſtoffe, wie 36,26 Ca zu 63,74 Ch; im erferew Falle,
wenn Oh? — 442, haben wir, fofen Ca — 250 im Hundert 86,126
Ca gegen 63,874 Ch; if aber Ca — 256, fo geftaltet ſtch das Ders
haͤltniß wie 86,6746 On zu 63,3256. Ta das Atomgewidt tes Ca
betraͤchtlich Heiner fey, ale 256, haben neuere, von Berzelius durch⸗
geführte Beriuche außer Zweifel geſetzt; ) daß aber die Beſtimmung
des Chlor⸗Atomgewichts durch Gluhen des KO Ch2 Os eines genaueren
Berfahrens bevärfe, als das zeither angewandte, findet ſchon darin feinen
Grum, daß Prof. Mulder (den Zerfegungs- Vorgang bes chlorfauren
Kali, wie er durch Ausglühen erfolgt, ſchärſer beachten) als er jenen
weißen Rauch ven wohl jerer wahrgenommen, der ſolchen Meges
O-Gas entbunden, im erfkrtzahgelagerten Zufande wog, fan»,
Daß das ſelcher Weife rauchfärmig mit dem O⸗Gaſe herübergeführte
Kali: Ehlorat auf 100 Grm ber Gfühung muterworfenen Salzes,
wohl ‚gegen 186 Milligranm betragen Tann; deun 41,600 Grm gaben
ihm 0,087 im Falten Eperrwafler gefanımeltes KO Ch2 05. Bergl.
eben ©. 798 und 803. Daß fi durch Vermiſchung von Könige
waffer (6. 808), gefertigt aus Hydrochlorſänre + Azotfäure, durch
Zufap von Kali kein Hlorfaures Kali bereiten laffe, zeigten mir hicher
gehörige Verſuche bereits vor einer langen Reihe von Jahren, und
ebenfo, daß im Koͤnigswaſſer das Wirkende eine eigenthämlihe Doppels
fäure fey, die ih, in meinen Grundzügen 1. 235 f. Chlorfalpets
richtſaäure namte; das Verhalten (der Metalloryde zu fog. Goldſcheide⸗
wafler) in Baudrimont's hieher gehörigen neueren Berfuchen betätigte
dieſes -volllommen: ®., prüfend Edm. Dayy’s im Jahr 1931 ans Bers
fucyen abgeleitete Folgerung, daß der Bolbsauflöfende Stoff in dem durch
Auflöfen von Kochſalz in Azotfäure bereiteten Königewafler (obgleich
Chlorgas Au leicht mit demfelben -zue golngelben tropfbaren Flüffigkeit.
fig verdichtend, aujloͤſt), nicht im angeblich freien Chlor beffelben, ſon⸗
ern einem eigenthämlichen: @afe: bekehe, welches aus: gleichen Maaßthhei⸗
len Ch- und A2 02 Gas zufammengefeht und 1,759 Eigengewicht beftbenb,
von ihm Hlorfalpetrih:faures Gas genannt wurde, jedoch nicht
frei von ungebundenem Chlor dargeſtellt zu werden vermochte, ſondern,
durch 4A2 06 H2 0 um) -3NAS ChS entbunden, unter Erzeugung vom
SNa2 OAS 05 (oder, N flatt Na gefeßt: 3NZ-A2 08) als Ag O2 ChZ
-F Ch2 zur Entwidelung gelange — flellte dieſes Gas durch Crhitzung
9 B. fans es — 251,0, BU man hienach· die Gewichte ⸗Große des Um: Uses
mit 252 in Anjag gebracht wiflen, und nimmt man Ch2:_: 442; fe: Gutape
Ca Ch im: Sundert au6.36,31 On —es,69:. Ci; iR aber-Oh:450, fo
Eommen im Hundert auf 35,897 Ca — 64,105 Ch2..
er
von 2 Bewichtstheilen A2 O5 -+ 3 tropfbarer H2 Ch2 bar, es gewährte bei
etwa 86° ein rothes Mas, das von H2 Ch? befreiet, feuchtes Lakmuspapier
röthet und fpäterhin entfärht, mit Waſſer ſich, bei 0° C, im Derhättnig
von 121 Naaß zn 1 Maaß diefes fättigend verbindet, An und Pt aus
greift, gepulvertes Sb und ebenfo As unter Lichtentwidelung verbrennt,
auf P jedoch, und ſelbſt auf geſchmolzenen nicht einwirft; mit Metall
eryden bildet es Ehlormetalle und azotſaure Metalloxyde. Es verdichtet
ſich durch kaltmachende Miſchungen zur dunkelrothen tropfbaren Flüſſig⸗
feit (in Farbe der Unterchlorichtſänre — S. 800 ähnlich, ſjedoch etwas
heller), die bei — 7°, 2 fiedet, bei + 80 C ein Eigengewicht von
18677 hat und deſſen Ausdekming durch Erwaͤrmen ungewöhnlich ſtark
nmnimnt. Das rothe Gas hat 2,49 Bigengew. (die atmoſph. Luft + 4
gefegt), verknallt über gepulvertem Silber und beftcht B. zufolge aus
2 Atomen A + 30 + 4 Ch over 175 A 800 O und 885 Ch (Ch8
alfe + 442,5 gerechnet), oter, procentiſch aus 12,6 A + 22,4 0 +
650 Ch; ein Beſtand, den B. durch A203 + Ch & (b. i. Azotichte
fünres Chlorid) ausbrüdt.
Hs Barreswil die heißen wäflerigen Löfungen des chlotſauren Kalt
und fihwefelfauren Eifenorybul zuſammenbrachte, erfolgte augenblicklich
Trübung und Ausfheidung reichlichen rothen Niederſchlags, ohne daß «eb
dabei zur Bildung von erhychlorfaurem Kalt kam. Filtrirt iſt die
Stärfgfeit noch toͤthlich; es bilden ſich naͤmlich hiebel, neben K Ch,
3 Atome rothes nentrales und 3 Atome baftfches, waflerfreies, gelbes
ſchwefelſaures Eifenoryp: 8 (Fe2 03+833 03) und 8 (Fe2 09 +
S035 Falls 1 Atom KOCh2 05 und 12 Atom Fe0S08 oter 1588
Gewichtstheile des erfieren mit 19383 Gewichtstheilen des letzteren ver⸗
mifcht worden waren. Muthmaßlich dürfte hienach das chlorfaure Kali
als Mittel, um manche Eiſenoxydalſalze enthaltende Yläfftgkeiten vom
Eifen zu befreien, benußt werden fünnen. Dergleichen Flüſſigkeiten find
; 2. ver in Wafler gelöfle gewöhnliche Algqun, das in gleicher Weiſe
Bulle dargeſtellte laäufliche ſchwefelſaure Kupferoryb und das
Tanfliche fhwefelfaure Zinkoxyd. Um dieſe Salze von Gifen zu
befreien, benupte ich bereits feit vielen Jahren das Ghlorgas, indem
ih ihre Löfungen damit fchwängerte, und dann, nachdem die Fiüifigfeit
durch längeres Eichen in verfchloflenen, unierweilig geöffneten und ges
fphtteiten @lasflafchen, Ach moͤglichſt getrübt hatte, der Alannldfung
noch eifenfreie Thonerte (A12 03) (m. deutfger Gewerbafr. Halle
4818. 4. MI. 40), der Rupfervitriolköfung metallifches Kupfer
und der durch Kochen mit Zink von Ca, Pb und Cd Befrtieten Zins
yitrtolläfung eiwastohlenfaures Kalt beifügte, um fo wentges Zinkoxyd⸗
Carbonat hervorgehen zu machen, hinreichend den lebten Reit von Fe2
03 zu fällen. Dos Zinkoxydſulphat reinigt man fonft auch da⸗
durch von Eifen, daß man es mit */, feines Gewichte KO A205 (Gals
deter) vermengt, fehmiigt, umrätet, erſtarren läßt, in Saſer loöſt, ſiltrirt
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..
und tryſtalliſiri. ) Die KupfervitriolsLäfung buch Erhiten mit etwas
zugeſetzter Azotſaͤure; auch ſchon levigli das Kochen mit etwas reinem
Kupfer Schlägt aus dieſer Fe2 O3HLO nieder. BZur Meinigung des
Alauns benugt man ‚auch das fog. Blutlaugenſalz (Kalineifeniyanur),
da diefes aber zu koſibar if, fo wendet man zwedmäßiger, wenn das
Schwängern der Löjung mit Chlorgas nicht — werden ſoll, ledig⸗
lich Luft und Waſſer als Reinigungsmittel on. Kryſtalliſirt mau naͤm⸗
lich Alauu fo um, daß eine WRutterlauge verbleibt, die noch '/, Alaum
‚... gelöß ehthält, fo find Die kryſtalliſirten "7, in der Regel Ciſen⸗frei, und
, Diefes jevenfals im gleichen Maafe, wie der feg. römifhe Alaun
Nes if, die rüdfändige Mutterlauge aber gibt auch dergleichen. Bilenfreics
. oder doch höchſt Eiſen⸗ armes Salz, wenn man ſie, unter jeweiligem Um⸗
rühren, längere Zeit der Luft ausſetzt; ſchneller, wenn man fie zuvor
mit Chlorgas ſchwaͤngerte, over mit Eplerwofler vermijchte. Auch das
I. Azotoxydgas (A202). kann ale Mittel die Löfungen der genannten
Salze frei von Ciſen darzuflellen dienen, wenn man fie nad ber
Chwängerung mit dieſem Gaſe, in verſchloſſenen Flaſchen mit atm. Luft
fgüttelt, und. diefe Öftrs erneuert. Den Färbern, Ladjarben:Bereitern ac.
it Erzmetallfreier Alaun unentbehrlich.
e) Millon’s Beobachtungen zufolge verhintert Zufak von hlorfaurem
Kali mehr oder weniger die Auflöfurg dee Mr, Cu, Ag uns Bi und
ſelbſt die des Sb in Azotfäure, fowohl in wenig, als in flärfer gewäflerter,
was man mit Vorteil zur Reinigung des erfieren biefer
tt”
% Eon im Jahr 1811 reinigte Schrader (weiland Mevicinal⸗Aſſeſſor uns
berühmter Apotheker zu Berlin) in viefer Weiſe den Zinkvitriol un» 1813
nahm die Pharmacopoen horussica dieſes Verfahren ats Meinigungs = Bors
ſchrift auf. Prof. Artus fchreibt hiezu vor: bie bush Zn von Cu, Pb ums
Cd befreite Löfung ves Zinkoxydſulphat mit 2%, fein gepulv:rtem Galpeter
innigft zu vermifchen, was Gemifch hieranf in einem von glühenden Kohlen
umgebenen Gchmeiztiegel, unter fleifigem Umrühren (mit einem Porzellan over
BlassEpatel) fo Lange gelinde zu erhitzen, bis we Mafle ziemlich troden ers
ſcheint, Hierauf unzerrührt noch einige Minuten Yang ner Kite ansjnfehen, fie
dann mit Waffer zw übergießen und durch Erhitzung veſſelben darin zu Idfen,
Die Loſung zn fllteiren und zu kryſtalliftren. Bar in vom Zinkvitriol zu gleis
er, Zeit Manganoxydul⸗Sulphat zugegen, fo bringe etwas Kohle, in der obigen
Weiſe zugefegt, und darauf folgendes zweimaliges Aufiwallenlaffen ver Flaſſigkeit,
Filtriren und Kryſtalliſitren bes darin Gelöflen, biefes, das ZnO SOZ, zur gänzs
tigen chemiſchen Beinheit; Eraymann und Marchand Journ. für pract.
Chemie XXV 510 ff. Reinigt man, na Herrmann (a. a. D.) Vie mit
etwas SO3 angefäueste Sſung kes. Zinkeitriol's dadurch von Cu, Pb um Cd,
daß man H2S Hinzutreten laßt, bis viefer weiter Leine Truͤbung ober Bäxrbung
mebr erzeugt, vie ſark nach H2S riechende Blüffigkeit dann bedeckt Längere Zeit
ftehen läßt, hierauf erbigt, filtrirt und kryſtallifirt, ſo entfernt man damit auch
etwa im unveinen Vitriole zugegen geweienes As. — Uebrigens Idft ih Zu,
wenn es als Oxyd neben MnÜO in wäfferiger Eſſigſäure aufgelöft vorkommt,
von demfelben (und chenfo auch von Co) ſcheen durch H2S; MnO bleist aufgelöf.
%
01
Metalle benugen kann; ber Grund dieſer Verhinderung iR in dem
Berhalten der durch einen Thell der Mzotfäure frei werdenden Ehiorfäure
zu fuchen; denn biefe verhütet das Entſtehen der Mictichtfänre; fie zerlegt
* naͤmlich in dem Maaße, wie fie ſich erzeugt, und verhindert fo bie,
bei den meiſten Auflöfingen der Metalle in Azotſäure auf Koſten ber Ayotichts
fänre zu Stande Fommenden Metollosydationen. Das Gegentheil jener
Verhinderung gewährt die mit Nzotaten geſchwaͤngerte Bansfellänse
vergl. oben ©. 406 Anm.
f) Gavre’s Berfuchen gemäß foll die Atomzahl des Zn (O — 100 acht)
42,41 ſeyn; A m 12,5 (alfo als Aequivalent) angenommen, wäre es
venmah fehr nahe das 33:fache (genauer: das 32,991-fache) des Dops
velt⸗ A; die oben ©. 858 angegebene Zahl weicht hievon wenig ab, bes
ruhet aber auf ſehr genauen Berfuchen. Hinfichtlich der S. 856 gedach⸗
ten Atomgewichte des La, Ce und Di noch folgender Nachtrag. Mo:
fander bat im Berfolg feiner Pen Gererit und das in biefelbe
Sefleingrupve gehörige Eererin (oder wie Andere, jedoch ſprachlehre⸗
wdrig®) fprechen: m Gerit® und Cerin“) betreffenden Unterfuchungen
in dieſen Befleinen noch die Oryde zweier anderen Erderzmetalle
das des Erbinm und jenes des Terbium, ober des Erb und Terb
(Eb und Tb) entvedt. M. fand naͤmlich, ale er das fon für rein
erachtete rotihranne Cereroxyd mit fehr verbännter Azotſaͤure aus⸗
zeg, in dieſem ſauren Auszuge außer dem Lanthanoxyde nicht weniger
als noch 7 andere Stoffe; zunörberft Kalk (bei deſſen Scheidung fi
ergab, daß ſchwefelſaurer Kalk und fchwefelfaures Kali ein
nicht fehr löslihes Doppelſalz bilden), -bann Fe, Cu, Sn, Ni und Ce,
fo wie ein vemU etwas ähnelnder Stoff; ja felbft das hierauf yon ihm dar⸗
geflelite, für rein geltende La:Oxyd, verbanfte das Hineinſpielen feines
Weiß in das Lachsfarbene, wahrſcheinlich noch einem weiteren fremdartigen .
Stoffe. Es wandelt fih mit Waſſer, zumal mit fiedendem, ſchnell in
ein Hydrat um, das, gleich dem Oxyde ſelbſt, Lakmusroth blänet**)
% Da De veie 8 Benenzung von Ceres abgeleitet werben follte, fo mußte fie au
Genitin wiefes Namens nachgebildet werden, und auch verbeutfiht burfte
mon Cererium mit in „Ger“, fundern nur im Gerer Hürgen, wie
Ballan aus dem ber miythifchen Benennung Dallas nachgebiideten lateiniſchen
Worte Ballayium, mittelk Verkarzung hervorging. — Uebrigens gab ber Name
der Göttin Ceres ſehr wahrfcheinlih auch pie Meranlaflung zur Biltung ver
Inteinifgen Benennung des Bier’s; denn Gereviſia entRanımt fehr wahrſchein⸗
Gi& dem Cereris vinum.
⸗20) MWaren die baſiſchen Erderpmetall⸗ und Erzmetall⸗Oxyde in Waſſer ldelich,
würben fie wahrſcheinlich ſammtlich gegen Pflanzenfarben wie Allallen gegen⸗
wiken; das mit Bleioxyd⸗Acetat, fo wie ein mit Mannit (Mauna⸗-Säuß)
verhunhenes Bleioxyd, u ebenfo 2a8 Mannit⸗Wißmuthoxyd, bas
Merkurorgb u. m. a. reagiren gegen RofensRott:, Satmus: Roth,
Ahabarber⸗ Oeſb, —— — — x. wie Ulkalien.
und mit GalmlalsEöfung gekocht Ammoniak amtwidelt, Die Galge des
La-Oxyd find, wie jene des Ge⸗Oxvd ul, vollkoumen farblos; ſchwefel⸗
faures Kali trennt das CesOrydul, indem es daſſelbe niederſchlägt,
vollfemmen vom Lantsan-Oxyd. Das durch Ammoniak gefäll'te Ce⸗Ory⸗
dul Reit ein weißes Hydxat dar, das aber an ber Luft ſchnell in aläns
zenb gelbes Ce:Dxyd übergeht, das M. jedoch von Ce-Drybul noch
nicht gäuzlich zu befreien vermochte. Die braune Farbe jenes Gtoffes,
der ſonſt für Ce⸗Oxyd galt, rührt größerentheils von Didymoryb
Ger, das auch pas Lanthanoxyd, wenn es ihm Beigemengt if, braun
färbt. Wine gefättigte kalte, nicht überwäfierte Löfung bes waflerireien
fepwefelfauren Lanthan⸗ und Didymoxyd, zerfeht ih, wird fle bis 40°
C erwärmt, indem fie pulveriges, waſſerfreies, amethyſtfarbenes Lanthan⸗
oxyd⸗Sulphat entlaͤßt. Das gelöfte ſchwefelſaure Didymoxyd, durch Aetz⸗
tali (KO H2 O) Löfung zerſetzt, entlaͤßt, in Form eines blaͤulich vio⸗
letten, beim Trocknen rafch Carbonſäure einfaugenden und baun hell⸗
roͤthlich⸗violett erfcheinenden Niederſchlags, das Didymoxyd⸗Hydrat,
das von Ammonoxyd⸗Carbonat nicht aufgeloͤſt wird. — Was bisher für
reine Üttererbe erachtet wurde, iſt M.'s Verſuchen gemäß eine Ver⸗
bindung dreier Oxyde, von denen das am ſtaͤrkſten baſiſche die Benen⸗
nung YUttriumOxyd EOtter-Oxyd; S. 856) behalten hat, das hin⸗
ſichtlich der Staͤrke feiner Baſicitaͤt dieſem folgende iſt das Terbium⸗
Oxyd, und das ſchwaͤchſte das des Erbium. Dieſes nimmt, an ber
Luft erhitzt, eine dunkelpomeranzen⸗gelbe Farbe an, obgleich feine
Schwefelſaͤure⸗ und Azoıfäure-Berbintnng farblos find. Das Azotat
Des Diterorydes if farbios und fehr zerflichlich, das bes Terboryb
iſt blaßroth und bildet eine Luft- beſtaͤndige, firalig : kryſtalliniſche
Maſſe. Das Eulphat des D- Oryd if farblos und Iuftbefländig, jenes
bes Th-Oxyd hingegen gibt beim Abdampfen ein Ealz, bas ſogleich zu
weißem Bulver effloreseirt. Auch im Gadolinit und Orthit Fommen
Ebs und Th-Oxryd neben D-Oryd vor. H. Rofe fand in ben Gadoli⸗
niten auch Be2 03 und etwas AI203. Reine Ditererde gibt, dieſem
Chemiker zufolge, nach Art ter Behandlung bes Al2 03 (um es iu flüchs
tige Al2 Ch6 zu wandeln, unb biefes dann durch K zu reduciren)
mit Kohle geglüht uud dann in Ch-Gas erhigt, kein flüchtiges Otter⸗
Ghlorid. 2. 2. Bonevarte zufolge trennt Baldrianfäure (Bales
rianſänre) ) leicht Gereroryd von Didymoxryd; verſetzt man
“) Die man am wohlfeilſien aus Kartoffelffuſel gewinnt, eben S. 870. Rau daum
dem Sartoffelbranntwein feinen Gehalt an Amllon⸗Hy drat dadurch entziehen, daß
man demfelben alıo Eſſig und etwad Schwefelſaͤure zufept, damit 8 bi8 19 Tage lang
unter jeroeligen Schuͤtteln im verſchloſſenen Faſſe rupen läßt und ihn dann ber Des
fiillation unterwirft. Das hledurch entfinndene fogenannte eſſigſanre Umilel:Drn»
bleibt dann Im Ruͤgſtande; Vergl. vben 4. 4. O.
|.
nänslich die wäßetige Eifumg der Azotade beider Dryde mit Valeriauſäure,
fo ſcheidet ſich bad Balerianat des Cereroryds (La⸗Oryd freies?) in Nies
. Verfhlagform, während faſt Cererfreies Didymoryd in ber Aberfchenden
Zlüffigfeit (mit ober ohne ——— verbleibt, Vergl. oben ©. 884
Ar. 19 (Amhyl).
g) In techeifiger Hinficht bemerienswerth find in Beziehung auf Uran
mb Ehrom mod folgende neuere Erfahrmgen: Rammelsberg’s
Beriuige, a. a. D. ©. 848 ur 856, Ichten, daß das baflihe Urans .
Dsydui mit Phoephorſaͤure, wie mit Gtibfäure grüne Salze giebt,
die, da beide unlöslih And, hinreichend farbbeftändig ſeyn därfs
ten, nm für Porzellaumalerel, wie für Delmalerei angenehme neue Mb:
Bufungen des Gran barzabieten; Malaputi’s Verfuche lehren, daß bas
Ghremoryb (Orß O8, vergl. oben ©. 841 und 820) mit verſchiedenen
Santen löoliche Doppelfäuren (m. Grundz. 1. 970 ff.) giebt, die
3 Salzgründern ſich zu Salzen verbinden laſſen, ohne daß das Cr2
03 anggeſchieden wird; hieher gehören die Chrom⸗Oxalſaͤure =
Cr3 O2 -F 4 C2 03 (ober vielmehr: BCrC-+150), die ih in Form
bes chremoeral ſauren Kali bildet, wenn man Kali⸗Bichremat mit gewäfs
fetter Sxalfäure zur Gegenwirkung bringt und dann = KO + 2 Cr C
+150+8H23 0 iſt; die Chrom⸗-Weinſaͤure, bie, gleichen Weges
gebildet, das Kali⸗Chrom⸗Tartrat = Cr2 C8 H8 013 + KO +7 H2 0
mu die Ghrem:Gitronfänre, bie, ähnlichen Weges entflanben, mit
- KO ums 3 B2 O als Cr? Ci2 Hi? 015 ſich bethaͤtigt. Saͤmmtliche
Drei Salze würben, als Beizen oder als Farbflotten⸗Zuſatze verwendet,
zu ebenfo dauerhaſten al6 ſchoͤnen Zeugfarben führen, in ähnlicher Weife
wie es 3. D. der Ball if bei ter Blauholz⸗Farbſäure oder dem
Hämatorylin (a. a. O. 540 ff.), die, in Verbindung mit Kali⸗Bichro⸗
mat Wolle, Seide ꝛc. dauerhaft und rein ſchwarz färbt, ohne daß es
babei jemals zu fogenaunten mDBerbrennmgen des Zeuges (Garns ec.) in
der Flotte kommen kann, was bei der Schwarzfärberei mittel Tiſen⸗ ıc.
Oxydſulphaten fo Leicht eintritt, falls die Ausfärbe-Temperatur nur um
„weniges zu hoch gehalten wird, und auch in diefem Falle kaum vermeid⸗
li) bleibt, wenn recht gefättigtes, waſſerarme Beizen verlangendes Schwarz
gefordert wird; denn was in biefer Art Echwarzfärberei die Geide,
Wolle ıc. märbe macht, iſt die zerKörende Einwirkung ber, bei ber Bin⸗
bung des orybisten Bifens, Kupfers ıc. frei werdenden Schwefelfäure, ober
bei Verwendung von Bleioxyd⸗Azotat: bie zur Entlaſſung gelangende
Ipotiäure. In ber Zärberei mit Blauholz⸗Kalichromat wird aber durch
die Blauholzfäure die Ehromfäure in ähnlicher Weile desoxydirt, wie bei
jenen Doppelfänren, und Aehnliches erfährt auch, gehörig geleitet, das
Kali⸗Manganat und Drymanganat mit verfchiedenen Barbfänren
(vergl, m. Theorie des Polytechnochemie IL. B.). Uehzigens zeigt auch
Ne Chrom⸗Schwefelſaänre oder Sulphur⸗Chromſäure in techniſcher
wie in rein wiſſenſchaftlicher Hinficgt ſehr merlenswerthe Derhalten
904
(Re verknall't 3. B. mit abſolutem Alkohol; m. Grundz. 1. 970). Daß
auch die Borjäure mit der Weinfäure ale Bor Weinfäure,
3. 8. im fog. Löslichen Weinftein der franzöflfhen Pharma
Topden, zugegen if, findet man a. a. D. bemerkt; hinzuzufügen if
aber, in Beziehung auf Färberei, daß bie Borweinfäure mit mehre-
ren, zumal gelben Farbenfäuren und zur Beige dienenden gelöften Bafen,
fehr kaltbare und häufig lebhaft farbige Berbinpungen ſchlaägt. Daß es
aber bei Bildung jener Doppelfäuren zu eigenthinnlichen Gegenwirkungen
und daraus erwachſenden innigeren Verbindungen kommt, zeigt ſehr
deutlich die Chrom⸗Weinſäure; denn fie bildet mit dem Kali ein
Salz, das, auf glühende Kohlen gefirent, ben Geruch der verbrennenden
Weinſäure nicht verbreitet, während biefes bei jenem Salze der Kalt if,
welches ebenfalls Weinfäure, Chromeryd und Kali zu Beſtandtheilen hat,
aber nicht durch Weinfäure Kali⸗Bichremat, fondern aus ber Ver⸗
bindung mit Weinflein oder ſog. ſaurem weinfauren Kali (KOMBO-+
C3 H8 010, d. i. + Beinfäure) und Ehremoryd hervorgegangen
if. Saͤttigt man fog. Sauerkleeſalz, d. i. Kal Bioralat mit Cr2 08,
fo erhält man ein blaues Salz, während das Ouadrioxalat des Kali,
bei gleicher Behandlung, das vorhin erwähnte Kali: Epromoralat
gewährt. Daß überhaupt in vielen Fällen dieſelben Etoffe zu Abände-
zungen ber Gtärfe (Heftigkeit) ober Innigfeit ihrer Gegenwirlungen ges
bracht werben koͤnnen, von denen fie außerdem nichts verriethen, zeigt
gewiffermaaßen auch die Effigfäure; denn entwidelt man biefe, um fie
Waſſer⸗arm barzuftellen, mittel Schwefelfäure, nit aus Kall- ober
Kalfs oder Bleioryd > Mcetat, fonderii aus efflgfaurem Natron (oben
©. 812 ff. Anm.), fo muß jeder, auch der Eleinfte Neberfhuß von Schwe⸗
felfäure vermieden werden, wenn man niit eine von Schwefelfäure bes
gleitete (und dann mehr oder weniger widrig, aber nicht nach Schwef⸗
lichtfäure riechende und. beßhalb über Kohlenpulver zu rectificirende) Gfs
fgfäure Herüberbefilliven will; bei Anwendung von K O A hat man foldhe
Verunreinigung der deſtillirend ausgefchiedenen A nicht zu fürchten. Die
fog. eisartige Eſſigſäure (Acetum oder Acid, acetic. glaciale)
die ich ſolchen Weges ſehr wohl darſtellen läßt, obwohl gewöhnlicher
mittelſt Verwendung "des Kali-Bifulphat aus Kali-Acetat entwidelt
zu werben pflegt (a.a. D.), gehört übrigens zu jenen Stoffen, welche bie
bei der Kryſtalliſation waltende Anziehung der Gleichartigen zu Gleich⸗
gearteten auffallend kenntlich nachzuweiſen vermögen, wie ſolches Lowig
folgender Maaßen darzuthun lehrte: man füllet ein Bläschen mit ſchon
fertiger,, bei nahender Gistälte Leicht kryſtalliſtrender Effigfäure, ſtellt es
in ein Gemiſch von viel Eis und etwas Waſſer, oder von gröblicdh zer⸗
Fleinertem Glauberſalz und verbünnter Schwefeljäure (oben ©. 829),
Jedoch fo, daß der Rand des Bffiggläschens noch unumflofien bleibt, richtet
in gleicher Weiſe ein zweites Glas mit jener Effigfäure vor, weldde man
zur Kryſtalliſation und dadurch beiwirkten größeren Entwäflerung beſtim⸗
808
inen will, tandyt kann einen Baumwollenfaben mit feinem einen Gabe in
das erftere kleinere Efſiggefaͤß, und wartet (in wenigſtens 4 50 0 kalter
Umgebung) ab, bie fi an den eintauchenden Theil dieſes Fabens bläts
trige Kryſtalle auſegen, und taucht dieſen Faben⸗Theil Hierauf in bie
fchwachere Eſſigſäure des größeren Gefäßes, wo damn der kryſtalli⸗
firdare Theil, ſich von ver mehr wäffeigen Flüffigkelt ſcheirend, die
Keyſtatle des Fadens vergrößernd anfchieft #2),
H Sen oben ©. 843 gedachten Chrom⸗Alaun erhält man, wenn man
Vie wäflrigetöfung des Kali⸗Bichremat mit HGB fättigt und dann folange
Sqhwefckſaͤure zufeht, als noch ein Aufbraufen erfolgt. Gtatt des im
Hendel unter dem Namen roher Alaun (Alumen erudums oben
&.505 Bem., ©. 595 und 812 fi.) vorfommenden thonfihwefelfanten Kali⸗
ober- Amonoryd⸗ (oder Natron⸗) Sulphat, das man — wenn es nicht
ſchon im der Natur fertig ind daher nur der Auslaugung baflelde enthals
tenden, durch Fünftliche Beriwitterung mürbe und dem Wafler zugänglich
% Straf bewirkte zuerfi: Darfiellung fog. concentrirten Effigd (S. 813 Anm.)
durch Ausfrieren. Weftendorf Ichrte dann, Im Jahr 1778, aud Natron s Ncetat
mittel SO 3 H2 O eine Shure fhelden, welche etwas Über ein Atom (bafiſches)
Baffer gegen ı A (Efigfäure) beſtht ımd bemerkte auch zuerſt: daB aus fſolcher Eäure,
in ber Kälte ein Tpeli heraustryſtalliſtre. Lowlzz verfolge dieſen Wink umd
gelangte fo zur Darfiellung deb fog. Eideffigd oder der eldartigen Effigs
fänre vom 1,063 @igengeroicht (a. a. D.), thelld, Indem er zu 4 Pfd. gemwälferter,
ans gleichen Gewichtotheilen Waſſer und BOS ELEO beftchender, erkalteter Schwefel⸗
Hure, in ſchuell nadı einander folgenden Autthellen 1/2 Pfd. trodneb (durcho Trecknen
med; warmeſ, mitbin unfeuchtes) fein zerriebenes Kali⸗Acetat ſchuͤttete, Die, folcheb
Sewmiſch enthaltende tubulixte Retorte hierauf 23 Stunden bindurch ungefeuert befteh,
tam aber dad Efiigfäure : Hudrat vorfichtig abdeſtillirte; theild Indem er, um mehr
eurwaͤſſerte Säure zu gewinnen, mittel Kalt: Blfulphat Dad Kall⸗ oder Natron⸗
Rırtat deftiliitend zerfepte. Beide Deftillate riechen und fchmeden heftig fauer und
verdichten ſich mit Waſſer ſehr merklich; wie denn, Mollerat zufolge, 100 Eideffig
son 1,063 Eigeng- mit 82,25 Wafler ein flüffiged Hhdrat von 1,0791 Eigeng. gewähren,
während fie mit 112,2 Waſſer die ermähnte Dichte des Eideffigd darbleten. Eine über
1,063 Eigendichte befigende Säure gefror nicht bet 30° C unter 0%, während der Eids
eig ſchon bet einer Luftwaͤrme von 420 bid 180 + 00 anfd;ießt, zumal, wenn man
In oben gedachter Welle die Kryſtalliſation vermittelt. Stelt man ein a feltiges
Geltlged) nicht zu Lied Slasgefaͤß mis Effisfäure von etwad weniger ald 1,063 Elgen⸗
Ldyte ſo an gefrorne Fenſterſchelben, daB die eine der Außenflähen des Glaſed dab
Fenſterglas berührt, fo kryſtalliſirt alsbald an dieſer Gtadfeite, im Glaſe die meifte
Eifigfäure,, fo daB man den ſchwaͤcheren (mehr gewäflerten) Eſſigſaͤuren⸗Anthell nach
Burger Zeit vom kry ſtalliniſchen Theile abgießen und fd beide Anibelle Leicht ſondern
San. Aus gewiffertem warmen Branntwein flellte Soͤttulng zuerſt Eſſig, den
Bergänger ded Schnelleſſigs dar, den Ich bereitete, Indem ich Woerbape’s
Weineflig : Fertigung damlt verband; vergl. ©. 207 Anm. und S5e Anm. — Wii
men KallsBifulpHat (a. a. O.) fdmell In fehe veine Kryſtalle ſich geftalten ſehen,
fo darf man nur zu 7 Waffer eben fo viel SOS H2O mifcyen und dann, fo geſchwind
es iegend dab entfiehende Aufbraufen zuläßt, 4 Pfd. reined Eohlenfaured Kalt (fog.
Betufteln :Ealj) nach und nach Kinzuffgen. Sehr bald bilden fi flache rhombiſche
Tafeln , die man 2 mal, fdmeli nach einander, mit wenig kaltem Waller abfpäls,
gemachten Geſſeins bedarf — gemeinhin aus jenem verwilterden ober (wie
bei der Aſche ber auf Alaun beuupten Braunlohlen) verbrannten, zit
magnetiſchen Echwefeleifen gewinnt, welches hinreichend Schwefel und
. Thouerde (Alumoxyd) enthält, um durch Sättigung bes erſteren mit 8
-.ı Möchweielfänre geuug herzuſtellen, und zwar: ſowohl um das entſtan⸗
dene Eiſenorydul, ale auch das Alumoxyd in Gulphate zu verfchten, von
denen jenes durch Abbunften und Kryſtalliſiren, diefes durch KO 803
- kober überhaupt durch KO⸗Salze, ober buch KCh), ober kurd) AB AS O:
- Berbindungen, in Form Heiner Krhhalle, als ſon. Alaunmehl fallend
ausgejcgieden und dar auf wieder gelöft zus gemeinfchaftlidgen ober ges
häuften Kryflallifetion gebracht wird, bedient man ſich in nenerer Zeit
vornehmlich in Der Faͤrberei und beim Vereiten ber Zeugbruckbeizen und
Barben, au ber ſchwefelſauren Thanerde, deren Dexreitung ſchon
Chaptal, in feiner Anleitung zur Darſtellung des Aleun aus dem Weißen
Pfeifenthon (m. Theorie der Polytechnochemie, I. ©. 47 ff. und 1.6. 803)
umfändlich Lehrte, und die ihres größeren Alumoxyd⸗Gehaltes wegen al:
lerdings dort vorzuziehen ift, wo man entweder ven Zeugen und Farb⸗
ſtoſſen möglihR viel AlB 08 zuführen, ober das Alumil-Sulphat zur
Herftellung von AlumilsAcetat Ceffigfaure Thonerde) mittel Wechſel⸗
zer ſezung, z. B. mit Bleioxyd⸗Acetat, verwenden will. Bei der erſten
Verwendungsweiſe ſteht jedoch zu bedenken: daß, wenn gewöhnsicher Al⸗
kali⸗Alaun zur Beize ꝛe. dient, die hiebel frei werdende Schwefelſaͤure an
dem Alkali⸗Sulphat einen verhältlich baſich wirkenden Stoff vorfindet,
ber, indem er ſich mit einem Theil der S083 zum Biſulphat verbindet,
die freie, zerflörende Einwirkung biefer Säure auf bie Beugfafer mäßigt,
was bei Auwentung von AIY:0O3 4 3 SUSE (». i. ſchwefelfaure Thon-
erde) nicht ftatt hat. Mebrigens kommen im Handel noch folgende hie⸗
her gehörige, techniſch mehr oder weniger wichtige Verbindungen vor:
2) fog. neutraler ober eubiſcher Alan, d. i. ein mit Alkali nentras
liſirter, daher nicht mehr ſauer reagirender, weniger Alumil⸗Sulphat als
ber gewöhnliche octacdrifche enthaltende, würfliger; 8) ein mit Thon»
erdehvdrat erſchoͤpfter, Alumoxyd⸗reicherer, in Form eines ſchmackloſen,
im Waſſer unlöslihen Bulvers; y) Matron⸗Alaung, kryſtalliſirt
in dicen, mit ſchiefen Erdflaͤchen begrängtn ſechsſeltigen Tafeln
(TafelsAlaun), and 3) fog. Stein⸗Alaun, das IR Kali- Wlaun,
der nur fo weit erhigt worden, baß er in feinem eigenen Kryſtallwaſſer
ſchmilzt, und ben man dann erlalten lief. Auch der Ammono xyd⸗
Alaun (der, wie bereits erwähnt, dem Kali⸗Alaun formgleich oder ifd⸗
morph kryſtalliſirt) geſtattet ſolche Echmelzung, bei gehöriger Feuruugs⸗
mäßigung, ohne Ammoniak⸗CEntwicklung, kommt jetzt jedoch im Sanbel
kaum noch vor, da man das Mlaunmehl nicht mehr, wie fonf, mit tan,
lem Harn, fondern mit Kohaltigen Salzen ausfället *).
H Die gedhts füpm fertige, Wars mals wit Aunmepyds Oddrat und etwas Erilkcfäsge
..
) Meenifhe Berunseinigung oinzelner buy Mbiäflung
kryſtalliſirender Salze durch andere, welche, in geringerer Menge
ugegen, im ihrer Löslichfelt von erfleren nicht oder minder abweichen,
lofen ſich nicht felten entfernen lediglich dadurch, daß man bie im Urs
falten begriffenen , mehr gefättigten Löfungen ber zu reinigenden Galze
fünc und audauernd umrüpst, und fo unregelmäßiges Krykalikten und
Sufammenfinfen folder KleinkzyRall-Anhäufıngen zu Wege bringt, daun
aber Die überfichende, die Berunreinigungen enthaltende Mutterlauge fofort
vorfichtig abgießt, oder, mittelft Gefaͤßneigung abſſ ießen laͤßt; femmelt
mon baun dergleichen Salzkryſtall⸗Ablagerungen in Gefaͤßen, aͤhnlich den
Zuderhuthiosmen, fo Tann man fie, mittelft Heiner Mengen ihnen
gleichgearteter chemiſch reiner Salze, die man in Wafler bis zur Gätti-
gung geloͤſt hatte, vollends fäubern, dadurch daß man biefe auf die nach
oben gerichtete Grundfläche des abgeflugten Salzkegels Durch Fließpapier
ſenchtend fi) verbreiten und durchſickern läßt; vergl, oben ©. 499. ie
denn z. B. eine Löjung von Alaun, die mon durch Verſetzen mit eimas
geläten Kalineifenfyanür, breitägiges Etehenlaflen und Yilteiren von
iprem Eifengehalt (ſaſt) gänzlich befreit Hatte, wenn fie fo weit abges
bunflet worden, dag eine herausgeſchöpfte Kleine Probe erkaltend zu kry⸗
Rallifiren beginnt, auf in Zuderhuthform aufgshäuftes Alaunmehl in
bemerkter Weiſe gebradt, in ausgezeichnetem Grabe reinigend wirkt.
verbundene Alaunmaffe, lagert In der Sebirgdfette nordoͤſtlich von Beregbszad;,
hr Beregger Eomitat, mädytig genug, um dad Alaun-Beduͤrfniß fämmificher von
Menschen bewohnten Erdtheile für Jahrhunderte Hinaud befriedigen zu firmen. — €B
werde biefer Alaumßein im letzten Jahrzehnt bed letzeverflſoſſenen Jahrhunderid entdeckt
durch einen Ungar, durd) den Dr, v. Dercdenni, und volsd gegenwärtig bei Mun⸗
katſch im A Sietereien zu Alaun verfotten, nachdem man zuvor dem Ihm beigemifchten
Atumoxyd⸗ und Slilicſaͤure- Hydrat fein Waffer (mittelft Calcination) entzogen und
fe des 412 O5 Anziehung zum Alam befeltigt, und ed dann, durch Berwittern an der
Zuft, bewirkt unter Jeweillgem Beſprigen mie Waller, zur Auslaugung vorbereites
det. Der nach biefer Yuslaugung (bein Klaͤren) ſich fondernde weiße Schlamm —
waßricheinfid, hauptſaͤchllch Alumorpd + Siitefäure und etwas Alaun — wird, unter
ter Benennung Merdschium an die Randleute verfauft, die ihn zum Weißen ihrer
Sinfer umd zur Bertreibung des Ungesieferd benupen. — Was Johannes de Caſtro
chemals dadurch für den Krrcheuſtaat wurde, daß er den von ihm in Syrien Tonnen
geierugen Alaunſtein ( fruͤherhin bezog Europa feinen Alaun⸗Bedarf aröätenihelld aus
Rocca, jept Edeffa, in Syrien) bei la Tolfa fand, und fo die Fabricatten des
Rbmifchen Alauns vermittelte, dad dürfse bienah Dr. u. Derchengt dereinſt
vollaunf werben für die geſammten Defterreichifchen Staaten. Es iſt aber dieſes
Betemuyu ded Alaunfiche in Ungarn in ſolchem Umfange, nicht me In techulſcher,
fendern auch in geo Loalſcher Hinficht ſehr beachtendwerig 5; ſchon barums well es
in Berbindung mis den Bergoͤlquellen und anderen kohllgen CErzeugniſſen, an die den
Nafifdyen Schwefel: Bulkanen entgegengefepten afiatlihen Kohlen⸗Vulkane erinnert;
vergl. m. Sandb. d. Meteorologie 1, 5ı ff. Ber Tſchermuig in Böhmen fand man
au, in geraten wie in technischer Hinſicht nach wichtigere Lager von Um mon⸗
ord⸗Alaun. a.
!
908
Chzemiſch rein Fällt Abrigens der KalisAlann und dann 1,7109 Eigen
gewicht darbietend aus, wenn man eine Löfung von 1 Gewichtstheil dies
miſch reinen Alumoryd⸗Sulphats mit einer eben fo reinen von Kali-⸗
Sulphat vermiſcht, und das Gemiſch mittelſt Abdampfung und Grfalten
zur Kryſtalliſation fördert. Hatte man ſich durch Sieben reinen Kzpfers
mit Echwefelfäure, die zuvor mit dir Hälfte ihres Gewichte Wafler vers
bännt worben, reines Kupferoxyd⸗Sulphat bereitet (die dabei entwcichende
Schweflichtſäure fängt man zum anterweitigen Gebrauch in Faltem
MWafler auf), fo Tann man deſſen Löfung in ähnlicher Weile (wie jene
Alamlöfung für Naunmehl) zur Reinigung tes Fäuflichen blauen Bi⸗
tziol erfprießlich verwenden; kryſtallifirtes reines Kupferoxyd⸗ Sulphat
fordert 2 Theile Heißes und 4 Theile Faltes Wafler zur Löfung. Diefes Cal
dient unter andern auch zur Ausſcheidung des Jod aus Mutterlangen der
Tang⸗ over BareC»Goda, des Kochſalzes, mancher durch theilweiſes Ein⸗
dunften eingeennter Mineralquelleic.; verſetzt man nämlich dergleichen I⸗hal⸗
tige Flüffigleiten mit einem Gemiſch von 1 Theil CuO SOS-+ 2,25 Fe
0508, fo ſchlaͤgt ſich das J als Kupferjodür nieder, das durch DeRillation
mit Schwefelfäure und Ma 0% zerfept und To J frei wird. Noch empfindlicher
aber iſt Ballavoryb-AzotatsLöfung, die PalladsSotür fällt. Uebri⸗
gend läßt ſich ter Kupferoryds Inhalt im rhomboidalen MlaunsBitriel
durch Echiben feiner wäfrigen Loſung mit Cu O noch erhöhen, und das
hiedurch gewonnene, in doppelt 4feitigen Byramiden kryſtalliſtrende Salz
bat in jenen Faͤllen, wo man eine moͤglichſt große Meage von Cu O
zur @egenwirkung (3. B. dort, wo es als Wärbers ıc. Beige benupt
werben foll), oder zu neuen Berbinbungen verwendet wiflen will, was
bei Bereitung der meiften Zupfergrünen Tüncher⸗ und Malerfarben der
Tal if, einen wohl zu beachtenden Werth. Die meiften diefer Barben
— fiber deren Bereitumg unter andern Schriften auch m. Theorie ber
Polytechnochemie und m. Brundz. verglichen werben kann — dunkeln, zus
mal als Delfarben, bem Lichte ausgefeht mit der Zeit mehr oder Weniger
nach; weniger if dieß der Hall mit zwei bicher gehörigen Berbindınzgen,
welche biöäher in diefer Hinficht noch nie verwendet wurden: mit dem volls
Rändig entwäflerten borfauren und den zginnfauren Kupferorybz
weniger mit ten phosphorfauren. ine ber beliebteken hieher ge»
hörigen Barben, die aber auch jenem Rachdunkeln muterliegt (menn gleich im
beſchraͤnkterem Naaße als die carbonfauren Salze der Art) if das
Schweinfurter Brün, das, gleich ven verfchiebenen Sorten des
Diener Grün, aus Grünſpan und Mrfenichtfäure gewonnen wird;
über deſſen Bereitung f. m. Arch. f. d. gef. Naturlehre, XVII. 285 ff.
k) Auf gleiche Weiſe wie das metallifche Kupfer, von wäflrigfläffigem Gi-
ſenoxyd⸗ Sulphat berührt in Kupferoxyd⸗ Sulphat ſich verwandelt (obem
6.898), fo läßt ſich auch das metalliſche Sil ber mit ber Schwefelſaͤure
bes genannten CEiſenſalzes verbinden, wenn man es mit deſſen wäflriger
Löfung fledet; erwäget man, daß es fi hier nicht auy handelt von einen
!
'
in feiner Beruhrungs⸗Elekir iſirborkeit weſentlich veräuberien. Milem, im
ver das Fe2 03 ſtatt jener bes Fe O wirkt, fonbern zugleich anch von dem
Ginfiuffe, den betrachtliche Temperatur Beräuberung anf ‚Die elektroche⸗
miſche Bolarifirung und dadarch auf Die fogenannte chemiſche Mezwandi⸗
ſchaft ausübt, fo verliert dieſe, mit theilweifer Rückbilduug des Fed
03 ;u Fe O verbunsene Darfkellung des Silberoxyd⸗Sulphat das
Aufjellende, das ſie auf deu erſten Anblid gewährt; denn allerdings muß
es obne jene Berũctſichtigung ſeltſam erſcheinen, daß die. mäßige Löfung
des Ag O SOs (ober jedes anderen währig iaſſigen Silberoxyd⸗Salzes)
mit der das Fe O SOs vermiſcht ihren Silbergehalt gerade fo metal⸗
liſch entläßt, wie dieſes bei der Gold⸗Auflöſung der Fall iR, wenn
biefelbe mit der Bifenoryaul-Gulphat-Löfung aufammenirift. Men erficht
zagleich aus jenem Berhalten des unerydirien Ag zur Eiſenoxyd⸗Schwe⸗
felfäuze, daß im Kreife Diefer Axt von galvaniiden Ketten es bie größere
Tleftrenegativitaͤt der Schwefelſaͤure if, welche biefe gegen desoxydirende
Serfegung ſchutzt (die fonf, wenn nur Silber nur aus Schwefelſaͤnce bei
Siedhite ſich berühren, fofort theilweiſe eintritt, inbem ſich eine ber
_ Bong den werbenben Gilberoryks entſprechende Menge Schweflicheſaure
entbindet, gerade wie dieß auch, unter gleichen Umfländen, beim Cu ber
Gall iR), die dagegen den tritten Stoff, bier das aufgelöſte Ciſenoxyd,
trifft 9. Was aber in diefen, wie in ähnlichen Fällen ſolche Desorys
dation des aufgelöflen Oxydes vermittelt, IR wahrfcheinlich die (durch bie
Tirwirlung des in der galv. Kette zus Eutwicklung gelangten, ſich nach
außen Hin beihätigenden elektrifchen Gegenſahes, des + E von Ag und
des — E von ber 3808) auf das Waſſer hervorgehende galvaniſche Zer⸗
Ieguug deſſelben in H3 und O, von denen das in atatu masoente, d. 5.
eleltriſch Chier: elektronegativ) erregte O mit dem eleftropofltiuen Ag,
das im gleicher aber entgegengeiehter erregte und aufgesegte HD mit dem:
eleftrouegativen O des We2 08 ſich (wieder zu Waller) verbindet, und
uud es fo zu 3 Fe O desoxydirt. Man bat diefer hier vorausgefehten,
anch vielfach anderweit eintretenden, theilweife mit neuer Waſſerbildung
verbundenen Waſſerzerſetzung entgegnet: daß HS O weder durch eins
wirfendes O feines H2, noch durch gegenthätiges HL feines O zu Baus
Ben nener Wafferbilvungen verlufig gehen Tönne, weil die Thätigkeites .
träger von beiten Seiten dieſelben Etoffe bleiben; allein die gewöhnliche
einfadge (fei es Durch Reibungss@lektricität, oder durch Galvaniemus,
sder irgend eine andere Elektriſtruugeweiſe bedingte) elektriſche Berlegung
des Waflers, zeigt, was man für unmöglich erachtet, als wirklich ers
©) Zu Ahnlicher Weite erfolgt wahrſcheinlich auch bie Deborpbatien des Mu O8, men
deſſeſde mit wälrigen Säuren begoffen werden, denen man orpbicbare Stoffe, 3. B
anbere unverbeannte Metalle und poorrcarvonorode Bute, Amen; Emmi,
GSirehfaſer 16.) beigegeben hatte.
Hd
eignungemöglich; denn, wie ſchon die älteren frauzöfiſchen Peyfiter und
Ehemifer (Fonreroy und Bangnelin u. A.), gelegentlich bet der
von dem vereivigten Ritter erfihloffenen und behaupteten chemiſchen Ein⸗
fachheit des -Woflers, darkhaten und im nenerer Seit Faraday nach⸗
wies, erfolgt die Zerſezung ves H2 O, am benen von ihnen berühr⸗
ten andauernd entgegengeiehten elektrifirten goldenen Polerähten nicht da⸗
durch, daß der — E Bol fänmtliches HS md ber + E Bol fämmtliches
O m ſich zieht, fo vaß HS und O ſich kreuzen, ohne ſich unterwegs
wieder zu HS O zu verbinden ®), ſondern mittelſt einer phyſiſchen,
Bunkt für Punkt ununterbrochen (von beiden Polen zugleich, von eis
nem derfelben zum anderen) dergeſtalt eintretenden Zerlegung, daß fches
der die Poldrähte berührenden Waſſertheilchen, indem es (gemäß ber An-
ziehmg bes Pol⸗K zu dem einen der Waſſerbeſtandtheile) feinem Pole
den einen feiner Beſtandtheile Aberläßt, mit dem anderen, dem übrigen
Waſſer zugewendet ſich beihätigenden, dem ihm nächflen Waſſettheilchen
wieder entzieht, was es an den Pol abgegeben Hatte; fo daß es mithin
Innerhalb ber ganzen Baflerlänge Punkt für Punkt von einem Pole ber
36 Berfehung des Waflers durch elektriſch beihätigtes O, vom andern
gleichzeitig durch elekteifch bethätigtes A, zugleich aber auch Punkt für
Bunkt zu neuen Waflersrzeugungen kommt, wie ſolches nachſtehender
Mbriß einer dergleichen unterbrochenen elektrochemiſchen Belarifirumges
Berfekung und Wiedergufammenfehung zu verdeutlichen befimmt if: —
E Bol H2 O...H2 042 0...H2 O + E Pot, in welchem bie
purnktirten Derbindungslinien, bie durch I wie durch O vor ſich ge
henden, ſtets mit neuen Waffer-Erzengungen eintretenden Waller: Zerieguns
gen bezeichne. Offenbar iſt es hier, dem Stoffe nach, daſſelbe H2 des
einen Waſſertheilchens, das dem nächften fern © entzieht, indem es ſich
Mit demſelben ‚wieder zu HE O verbinbet, und ebenfo baffelbe O, das mit
bem HI bes nähhflen Waffertbeildhene , es dem O dieſes Theilchens ent⸗
RM) Rött er gerfehte Waſſer galvaniſch, Wr er durch S0s Hz © Calb ſolche ein guter
Elektricitaͤts⸗elter) getrennt hatte, Andere (unter diefen auch der Berf. diefed Hand:
budjyed) theilten dergleichen die Pele berührende Waſſermaſſen durch zwiſchen gefpannte
Thierblaſe, Thlerfaſer 1c., Jedoch oßne mit Ritter anzunehmen, daß am + E Pol das
ganıe Waffer mit + E (diefed als feibfitändigen ummägbaren Stoff betrachtet) gu O:
Sad, mis — E ted Gegenpoles zu ASads fidy verchne, wonach dasın die Verbreunung
des Ha Gaſes dur O Sad zu Waſſer einer Bereinigung des * R und —E sum (weil
ed vereint: ſinnlich unwahrnehmbaren) O E unt dadurch berwitkter Entlaffung beider
Mafferantyeile gleidy fen. Der roeitere Verfolg der urſpruͤnglich durch 9, Orstrhuf
und Sylveſter durch Thierblafe hindurch mittelft einfacher galvantſcher Ketten zu
Stande gebrachten Inducttend :Zerfegungen, führten zur Erfindung der Galvano⸗
plaftitz; vorgt. u. Experimentalvitſtt, 2. Aufl. II. S. 5 ff. Vace di’d: Die SGatbaue⸗
plafñite ıc., &t. Beterdburg, 150 Im Gommeifion bei F. U. Herbig in Weriin)
8: md: der Balvanidımüs in feiner technifchen Anwendung ſeit dem Jahr 4820, von
De. M. Knobloch. Erlangen, 1833. 8.
Hr
zichenb, wicber Daſſer erzeigt. Man Hat foldden umunterbrudgenen Wechſel
vorn 3 g mb Siever ufammenſetzumg, der mittelſt des Waſſers auch
darin andere Etoffd und Gtoffverbindungen tet (wahrend man fle-
fenſt al6 Folge von in die Ferne wirlenpen Inziehungen ber etetteifch
bethaͤtigten Poldräßte betrachtit und demgemäß durch galvaniſche Ueber⸗
führungen bezeichnete): Zerſezungen darch Inbuetion genannt; es if
Har, daß ſolchen Weges, falls die Bole in ihrer elektrifchen Genenbethä-
ügung ſich ununterbrochen erneuern, nach und nad, der Stuͤrke dieſer
ihrer Betgätigung entfpredhende, mehr oder weniger beträchtliche Auſamm⸗
bangen, elefteonegativer Stoffe am + E Bol und eleftropofltiver am
— E Bot Rattfinden werben. Daß folche Indnctions⸗Zerſetzungen durch
ſehr vichte Hectrichtäts-@eiter hindurch vor ſich gehen Rinten, beweiſen
alle hieher gehörigen früheren Verſuche eines Ritter, Humphry
Dayy, ©. Pfaff, v. Grotthuß, Sylveſter, und tnsbefomvere die
zur Galvanoplafttt gehörigen Thatfachen, wie fle vorzüglich Jacobi,
Spencer, Kobell, Böttger, Dfann und m. . neuere Phyſiker aufs
gefunden und dargeboten haben .
h Sinſichtlich der S. 878 ff. unter a) aufgeführten Grundſtoffe verivetenben
Einigungs:Bemifche, fowohl der Bezweit- ala der Gedritt⸗Stoſſe, mögen
noch folgende Bemerkungen zur Erläuterung dienen;
an) Auf die Fraze, wie gelangt man zu jenen Formeln, welche ben Ges
halt ver berſchiebenen Gezweit⸗ und Gedritt⸗Stoffe aushrädn? dient
im Agemeinen zur Antwort: int berfelben Weiſe wie mat Iberhaupt
Se Ntemzahlen der einzelnen Ornudſtoffe jener Verbindungen ermittelt,
weidge man, weil fie in lebenden Weſen erzeugt wurben, organiſch
genanut hat (wohin dann, anßer ben meiſten Cinunge⸗Gemiſchen, auch
ſammtliche DBil dangstheile — oben S. M — ſowohl ber jetzt⸗
weltligen als auch der befinnten und mehr ober weniger uugeflört
erhaltenen vorweltlichen pflanzlichen und thierlichen Organismen
a —————
7 Taradan zuſolge verhält ich Me Menge der dus) galbaniſche Zerſetzung (aus einer
Ant᷑ zum eſettrovoſitiven Glied⸗ enthaltenden galvanifhen Kette) gefällten Grundſtoffe
wie ich Die Aequlwalenten⸗Zahl diefer Stoffe verhält zu der des Zinks. Wurde daper
> B. Anpfer galvantfch gefällt in einer Kette, In welcher fich hirbel eb, 56 Zu aufs
Iren, ſo beirhgt die Menge ded audgefchiebenen Casa, 34, ebeuſo, umter gleichen Be⸗
Mugungen , jene deb ſolchen Weges metall niebergefhlagenen Gil erd 216, 25;
vers. oben ©.558 und 857. Man fieht, daß died daſſelbe Geſetz If, was bei der Faͤl⸗
kung der Ergmetalle aus ihren Huflöfungen durdy andere brennbare Metalle ſich geltend
macht. Man Tann daher auch aus der Menge ded In jenen galv. Ketten aufgelöft
werdenden Zinks, die Menge deb hiebei entwickelten HI Bafed (Tel eb ded Wafletd orer
der zerſetzten Bydrochlorſaure, oder ähnliher H:Berbinbungen), To mie jene des zur
Yultcgiidung gelangten O (oder Ch, 1c.) berechuen; wurden 403, 51 Zum aufgelöft, fe .
berraͤgt vie Menge des dadurch entwickelten H 412, 5, während die des O = 100, jene
des Ch = 450 (oder Werzeltind zufolge a2; f. oben ©. 898) IR.
—
gehoͤren) nämlich, durch hie ſog. Elementar⸗Analyſe. Nieje voll⸗
zieht man durch Verbrennung meifteng ſehr Heiner Mengen bes zu zer⸗
legenden Erzeugnifies, mittelft Oxygen, mählt dazu jedoch in ber Regel
nicht das O-Gas, fondern das in leicht sein darſtellbaren befannien
feften,. durch Erhitzung mit brennbaren Stoffen leicht desexydirbaren
Berbindungen, z. B. im braunfhwarzen Kupfereryd, in chromſauren
Erzmetalloxyren, feltener das im braunen Dleihyperoryd, im vothen
Bleihyperoxydul, im künſtlich hergeſtellten Manganhyperoxyd ır. gege⸗
bene. Mau erhitzt zu dem Ende die zu analyfirenden durchaus ent⸗
feuchteten Erzeugniſſe mit verhältlig großen Mengen dieſer ebenfalls
vallfommenen trodenen Oxydate (3. 8. 2 bis 3 Gran des Erzeugnifieh
‚mit 75 bis 80 Gran und mehr des Oxydats) in durchaus feuchtunges
freien, an einem Ende geſchloſſenen Glasroͤhren, fängt die fid) dabei
entwickelnden Waflerrämpfe, in geeigneten mit ber Glasroͤhre gasdicht
yerbundenen, gewogenes waflerfreied Ca Ch2 enthaltenden gläfernen
. Vorrichtungen anf, während man bas durch die Verbrennung entfans
tene Co2⸗Gas in ähnlicher Weife von gewogener waflerarmer Kali
lauge verſchlucken laͤßt; die Bewichtsgrößen beider verſchluckten Etoffe,
bie des Waflers wie jene der Garbonfäure, beſtimmt man durch Wägung
ihrer Verſchlucker. Enthält das org. Erzeugniß auch Azot, fo ermit⸗
telt man deſſen Größe entwerer nur durch Bemeſſung des dabei ent:
widelten Azotgaſes, wobei jedoch die ganze Vorrichtung zuvor von ats
mofphärifcher Luft durchaus entleert und jede Verbindung tes A-Gaſes
mit O zu Azotoxyd⸗Mas forgfältigft vermieden werben muß, aber man
berechnet die Gewichtemenge aus’ jenem Animonial, welches man ers
hält, wenn man, nach Will und Barrentrapp, 506 feinem A-Ge⸗
halte nad) zu beftimmende Erzeugniß mit einem Gemenge von KO H2
Omd CaO erhigt (wobei man jedoch die Ammenial-Erzeugung, aus
ber diefe Alkalien währen des Zerreibens uud Mengens umgebenden
Luft möglich zu vermeiden fireben muß, indem: in dieſer Hinſicht auch
gänzlich azotfreie Hydrocarbone ähnlich wirken: wie Zink ıc. in Fa⸗
raday's hieher gehörigen Ammoniak;ErzeugungesVerfuchen (vergl.m.
Ach. f. d. gef. Natur. XX. 110, XXVI. 170 u. 415, fo wie XXVIL
360, 874 u. 875 *), das ſich entbindende Gas in bie verdunnte Hy⸗
beochlorfäure der gasricht angefügten Vorlage ſtreichen läßt, um «6
dann als Ammondlorid (als Salmiak) durch Platinchlorid zu fog.
Platin⸗Salmiat (AB HS Ch2 + Pt Ch4 = 175, A+ 50H + 450
Ch-+ 1238,35 Pt-+ 900 Ch 2806,5) zu fällen, da dann 100 Gewichtothe ile
®) Ginige, welche aus dem alfo erzeugten Ammoniaf die Menge des in dem mit Kalfs
Kalihydrat behandelten Stoffe vorhandenen Azot berechneten, fanden biefes ſtett
an groß; one Zweifel, weil fie die Neben⸗Erzeugung des Ammoniak unbeachtet
Tiepen ' .
. “a
des vorſichtig, aber wohl getrodneten ®) Nicherſchlags volle 8,25 Ayot
anzeigen (wonach die oben ©. 847 beſiudliche Angabe — in er Pr als
Deppeltatem wüb mit älterer größezer Atomsehl in Meinung genoms
men worden. — zu berichtigen iR). Hat man folder Weiſe aus der durch
Drhration gewonnenen CO2, den Gehalt an C, ans dem HBO jenen
an H und aus bem Ammoniaf ben des A berechnet, und reicht dans
die Eumme vieler Schalte nicht Hin zur urfprünglicden Gewichto⸗Groͤße
des zerlegten Stoffes, ſo erachtet man das Belende, (die id ergebende
Differenz) für den Gehalt au O. Kommen nach andere Uirunboffe, ale
dieſe Hauptbeſtandtheile ber duch dae Lchen gebildeten Leiber vor, fo
muß man fie, da fle flets nur in ſehr Fleinen Mengen zugegen find,
buch Berbrenuungen größerer Maflen zu beſtimmen fuchen; eine Men⸗
wen Beſtimmung, die, würde fle überhaupt zur Regel erhnben, nicht
aut obiger, mis fo Heinen Mengen unternommenen Analyſe zur Bes
tichtigunges Vergleichung (Bontrolle) dienen, fondern auch zur Ver⸗
meibung von anserdem unvermeidlichen Irrthümern führen und fo
manche unerklaͤrliche Abweichung ber Befchaffenheiten und Gigenichaf-
ten angeblich iſomerer Verbindungen dadurch anfhellen, daß fie das
Rigtvorhantenfein von wirklichen Iſomerien in dergleichen Bällen er»
weistih machte, Denn was fehr Heine und ſelbſt kaum merfbar Heine
Beimifhungen anderer Grundſtoſſe in Beziehung auf Beichafienheites
und Gigenfgaften-Abänderung zu leiften verınögen, bas zeigen zur Ge⸗
wüge jene Stellungs -Wenherungen, welche Erzmetalle in der galvanis
ſchen Kette erleiden, wenn ihnen Minima anderer Metalle beigemiigt
werden; 3.8. Mr, wenn ihm ein Minimum von Pt, Sa und Bi, und
dieſe, wenn ihnen eben fo viel K beigegeben worben, und fo andy die verfchies
denen Eorten von Holzkohle, fo wie auch won Harze, Zucker⸗ Gummi⸗
und Ruß: Kohle, wenn fie auch derſel ben Rärffien Hellrothgluth gleiche
Zeiten hindurch ausgefept geweien. Es find fehr Fieine Mengen von
Saruſtoff erforderlih, um Kochſalz in Octaedern und Salmiak
in Würfeln krydalliſiren gu machen, und noch weit Fleinere Beimtichuns
gen reichen bin: Gaſe für die Berbindungss Wirfungen des Platin⸗
Roubes unempfänglich darzuftell.n (oben ©. 787). Bedenkt man fer
ner: daß, je größen die Maſſe des zw verbrennenden org. Erzengniſſes
iR, um fo ſicherer ih auch die Gewichts ⸗Verhaͤlmiſſe des. Verbrann⸗
ten beſtimmen laſſen, und daß, wenn auch hiebei, z. B. bei der Ver⸗
breuuung von 1000 Gran, um einige Graue geirret wird, dieſe Mans
gelbaftigkeit verſchwindend Hein ericheint, wenn man bie Grgebnifie
anf feine Befammtgrößen, z. B. auf 10 Gran zurücktechnet, während
ungefehrt ein Weniger oder Mehr von 0,05 Braun beim Berbrennen
Gin wohlgetrodineter Niederſchlag darf, noch helß von einem vollkommen trodes
nen kalten Glasglödtgen bebedt, dieſes durchaus nicht (rurch Bethanuug) trüben,
—
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von 2 Gem ſchon zu Tepe ſalfchen procentifäfen Bergältuißgewidts
: Beltimmungen, und damit zu uicht minder unzichtigen Rödiometzifchen
Zoruieln zu führen vermag, fo wird Bar: daß mit möglihf großen
Wengen (fo großen, wie gena ne Durshführbarkeit ber Verfuche es
' Isgenb geſtatten) vollzogene Berbreiinungen nicht nur gegen jedes Leber:
fehen der in fer Heinen Antkeilen zugegen ſeyenden Gruudſtoffo ſchützen,
fondern zugleich auch tie Welfsgung ber babe in vorhesrichenden
. Mengen gegebenen Elemente mit durchaus befriedigender Gicherheit
werben vollzichen laſſen. Solche, im großen Manfkabe durch zufüh⸗
sende Biementar s Analyien ſtud aber in ber That fchen vorbereitet,
und 06 bebazf nur ber nöthigen umfichtigen Genanigkeit, um barans
für eine erfcgöpfenn genaue Analyfe die nöihigen Raaßnahmen abzus
. beiten 9%), Mehrere Chemiler haben den kryſtalliſirten Lund
! ) Man bat z. B. bereits von dem Ammonoxyd⸗Azotat (fog, ſalpeterſ. Am⸗
h
moniat — A2HSO AR O5) Gebrauch gemacht, um zu erfagren: ob und wie
‚ziel Tohlige oder verkohlbare Stoffe (5. B. Steinkohlen, Braunkohlen ıc.) Beis
milhungen enthalten, welche mit O unflüctige Verbrennungs - Erzeugnlffe ges
. wägzen (3. 8. Al2O3, Fe203, SiO3 :c.), glühet man aber vergleichen
Brennbare, mit geboͤriger Umſicht in geeigneten Platingefäßen, mit damit inzigf
gemengtem Baryt-Azotat, fo erfährt man zugleich durch die Dienge des dar
: durch erzeugten BarpisGarbonut, wieriel C in der Kohle zugegen war vor ihrem
Verbrennen; vurch das etwa gleichzeitig eatſtandene Baryt⸗Sulphat, Baryt⸗Sili⸗
cat ꝛc. wieviel S, Si u, ſ. w. dieſes C begleitete, und, wenn durch Addition
biefer C, Al, Fe, S, Si, Ca x. eine Eumme erwaͤchſt, welche der Gewicht igroͤße
‘ber volllommen entfeuchteten Steinkohle vor dem Verſuche nicht gleich kam, zugleich
“au: wie vie Hi fie enthalten; zumal, wenn man ven ganzen Beriuch durch einen
zweiten berichtigen» vergleicht, 3. B. dadurch, daß man — wie Berthier ver
fahr, um ben Brenumwerth (unb varauns den Wärme⸗En twickelunge⸗
BBerth) der Steinkohlen zu beflimmen — vie Menge des metalliihen Pb wiegt,
welche die Steinkohle (rer ihr Vertreter) aus einen ihr gehörig beigegebenen,
gewogenen Bileioxya- Menge, bei hinzeichenn erhöhter Temperatur berfiellt, womit
man dann zugleich ſich in ben Stand geicht ficht, zu ermitteln, in wiefern ber
aus jenes Summe brennbarer Grundſtoffe berechnete H-@ehalt wirklich in folder
Größe zugegen geweſen over ob nicht vielmehr ein Theil dieſer Differenz vorhau⸗
ben geweierem O zugeſchrieben werden 'müffe? — Bertsier's Eeuittelung jener
Marme⸗Große (Heigkraft) weiche Steintohlen (Beihuinkoffs Carbolein, d. i. 92 _
Steinkohle + 8 = Bett, Braunkohlen, Torf ıc, 20.) als Brennſtoffe verbreunens
zu entwiddln vermögen, beruhet auf ver Erfahrung: daß viefelbe der bein Ver⸗
beeimen verbrauchten O⸗Nenge proportional iR, die Daun, wie bemerit, durch wie
.. Menge nes metallifch hergeſtellten Btei's ſich ergiebt; da man weiß, daß in 1394,5 PbO
(©. 857 ) neben 1294,5 Pb 100 O zugegen find, un daß mithin Pro
eentifh 100 Bleioxyd aus 92,82 Ph +7,18 beftchen, während 100 metallifches
Blei ſehr nahe 7,7250 heiſchen, um damit 107,725 PBO darzuſtellen. H gab
in B’6 und den fpäteren von Kaifer, in München angeflellten Verjuchen ats
Brennfof, d. h. ald Mebuctionsmittel des Pb verwenbet, vie 108,7 =, die reie
Kohle nur bie 34=, Garbolein vie 24,8=, befe englifhe Steinkohle
bie 31,8=, boͤhmiſche Steinkohle vie 26,8-, Braunkohle aus dem Bay
riſchen Hochlande bie Zifadge, gute Fichtenkohle die 29,3: und trode
nn — _ ——
—XE eogingie “walfiwirten) Roßeyuder -obw ⸗Hartuder⸗
"et heil tn gewöhnlider Seite, wilR Bechreumng ber
) Erg f , 1
u — ne We 16er enge no en Berhtt p u
Fein © Berfuken gemäß entſprechen / aber riefen Mengen kengehellten
bles von. BärmerFinheiten: 23851, 7820,
nuelnanher folgenne
. ale 6164 4830, 6739 (niht 6746, wie von Andern angegeben worden)
Man fieht dieraus, daß H ats Wrenuftoff verbranht alle übrigen
an‘ Sipspenbe cl — wub daß es haker in
vor Nahe werth ‚fein vürfıe, .oin MBerigheen zu enfisıen .. darch
welges man dieſelbe Baifers Menge durch + E un — E Degen
mirtung fortkanermd zerfegte, um es In gleichem Maaße ans
. banernn, mittelſt Verbrennung wieder zu erzeugen; geläuge biefes
— um au Winten für die öiung viefer Aufgabe ſehat es nice, wenn man. B. nur
‚chuigt, daß zur WaffersIeriegung nicht motiwenbig mehr oder weniger koſtbare
einige icsrigitätge Urregungen erſordexlich Ans, ſondern daß nayı auch Ber⸗
utungen (Dperationen, d. 5. künſtlich mit Abſicht eingeleitete Natur⸗
7 oder fog. bhyfiſche wie cheimiſche Procefſe) dienen können, bei weis
werer Berbrauch von Erzmetallen noch von Hüffigen Sauuen eintuitt — fe
ein ‚er: Geutzungsfteth für immer abgehnifen. Biel ‚geleiket. würde im dieſer
Sucht ürcigens ſchen werben, wenn man genügenbe Vorrichtungen erfänpe, die
Serßarkung. des Feuers mittel Waſſervampf⸗Durchſtreich nug (oben
©, 381 Asın. um 552 Aani.) allgemein zu machen, ». 5. le bein Als
Guffener,, wie Beim Güttenfener, beim Seien ver Dkumner (fei es duvch Stubens
Hin sro: wirdh :Ranine): wie Beim Geblaſe der Gemmlme: aus Schloſſereſſen,
kei Boatgfeg, wie bei Kalläfen u, f. w. in Anwendung zu bringen. Bel Hohöfen
—* 413) und ahnlichen Feuerſiätten fände vielleicht ſelbſt die gafige Satz-
Sure a) zugleich als Feuerungéſtoffe um als Gifenreiniger vor
theihafte Auwenrung; denn nis fe Henry wurd glühemve Kohlen rich (ein and
in sein wiffenfhaftsicher Gtafdıt Geadstenswertker Verſuch), erhielt er, wis er Ah
nieht, ungsbense Mengen von Waſſerfloffgas (3 was aus dem Chlor wurde,
fagt ex nit). — Neuerlih hat man über die Benutzung dis Holzes, Ratt
Eteinfohlen ober ſtatt Coals, ale Wtenuftoffe für die beweglichen Detapfma-
fhinen der Viſenbahnen orer tes. Pocomeorive, auf der „KRalfer Ferdinaube
uns Der. „Oberſchleſfiſchen Bahn“ Berfuche angefiellt, welche ver
„alu weit günfiger autficien, als nie fpäseren im „Braunichweigichen" mit Gofg,
Aorf uud Goats im diefer Abficht nurchgeführten; eine Verſchiedenheit, Die jedoch,
henſicht lich Der letgzteren größtentbeits örtlich bedingt zu fein fchien; vergl. Eiſen⸗
bahn⸗Jeltrag 1Ri4, Nr. 1. Es leiſteten auf wer erſteren viefer Bahnen 17 :
Mesunjtzweigiche Eubituß (— fehr nahe 11.2 Bayriſche) Holz, bat aus 0,1 hartem
"m 0,9 weichen (meil tannenem) beſtand, was 1 Gentner Coale
gewäßrte;
aab auf der Oberjchleſifchen 16 Würfelfuß Eichenholz (— 14,928 a Dcheifae ⸗8.),
auf ver Beaunſchweig⸗Hatzburger Giſenbahn⸗ kommen 46,9 Warfelfuß (= nafe
15,77 Bayrif) Bährenbolz der Wirkung von 25,6 (I 23,8848 Bayali) ges
mifgtetn Galz (?,3 hartes sunn */s weiches), 28,5 Gienhelz; (— 21,8255 8,
um von 172.1 A (Braunfchweigiich, was dem Colniſchen und Vreußiſchen Pfunde
gleiglommt) Goatd glei. Auch Torf wurde auf biefer Bahn verfucheweife verwendet _
Hätte man hiezu Die mittelh etwas Lehm im Badfleinform gebrachte Torftohte
(ven Rüdkand von mit Torf over mit geprefitem Terf weranflalteten Tarfgas: Be-
Amterungen; üben ©; 358 Fun 376) hemußt,:wisde man hinſichtlich zer Hitze⸗
Gntwiddtung jthe wet: beiten Balgeh Icht mertlidh überbaten haben. Def übrigen
Zufügewng von ertikter Luft, flatt der gewöhnlichen nichtheißen, zu dergleichen
Brenafofie vie Hie⸗ Autwicelungen merllich Peigern würde, iſt nit zu bezwei⸗
58%
sis
. @lementar» Aualyfe, unterworfen, - und aus hen dadurch erhaltenen
: Bingen von CO2 und H2O bafien prosentifchen,. und bierans feinen
ſtochiometriſchen Gehalt au C, H und O berechnet, Feiner von ihnen
bat aber dabei, weil jeder nur milrechemifch experimentirte, und ver
Kalk⸗Mehalt für. verichiwindend Hein erachtet wurde, auf den Kalt
Rüdficht genommen, von dem fon Gadolin — zur Auiklaͤrung
“einee von Scheele, bei der unter Zuſatz von Zucker“bewkrkten,
wwiederholten Auföfung des MnO2 in Säuren beobarhteten ſcheinbaren
. . Mmweandelung de6 MnO in CaO — nachwies, daß der Zucker im
nichts weniger ale auferorbentlich geringen Mengen beigegeben erſcheine,
und von dem von Reichenbach jängft bemerkte: daß er auch in dem
moͤglichſt volllommen gereinigten Rohrzucker nie fehle. Nun läßt ſich
aber einer Seits: aus dem befannten Berhalten bes Kalks zur Beleuch⸗
tung ab der ihm baraus erwachſenden großen Gelbflleuchtung (a. «,
D. und &, 740, fowie ebend. TI. 208, 316 und 850), anderer Geile:
aus der Phosphorescenz des Hartzuders, wie er fie fowohl durch’ Bes
leuchten als durch Reiben barbietet, zumal, wenn er mit Kalk gejättigt
if (a. a. DO. 648 Anm.) folgern: daß beiberlei Leuchten hauptſaͤchlich
duch feinen Gehalt am Kalk hervorgehen, Aber deu aber die chemiſch⸗
analytiſch entflandene Formel des Hartzuders — CI? 20 010 +
- #80 nichts ausfagt, und der, ift ex wirklich die Hauptbedingung jener
- Rendhtungs Stärken, ſehr wahrſcheinlich auch werkbaren Antheil hat
an jenem chemifchen Verhalten, welches den Hartzuder als eigene
Art der Gattung Zuder im Eyſteme aufführen läßt; wie beim f. ©.
fein . Ehfunge » Bermögen erwieſener Maaßen dutch perſchiedenen
Kalkgehalt, ſolchen Verſchiedenheiten entſprechend abgeaͤudert ‚wird,
und wie vermuthlich auch fein durch Eaͤuren, zumal durch Meinfäure,
Citronenſaͤure, Hydroxalſaͤure (m. Verſuchen zufolge, der Behauptung
Oinderer entgegen, auch Durch Oralfäure) und buch verbünnte Mine
zalfäure (und unter biefen aud dur Garbonfäure) bewirkbares
Uebergehen in Glykoſe oder Blucofe, d. t. in Tranbenguder
oder Rrämelzuder, ober „Stärkzucker« (a. a. D. ©. 648) durch
größeren oder geringeren Kalfs Gehalt der Abänderung uuterliegt, und
ebenfo auch das Berhalten, das er zeigt, wenn er ſchmelzend fein Krys '
Rallwafler verliert und ſich fo in fogenannten Gerſten zucker wandelt,
ale auch jenes, welches er tarbietrt, wenn er dann, bis 165° "erhige,
zur Gutbindung eines Noms feines Miſchungo⸗ ober fog. Hytras
tifirungs-H2O, in fog. gebrannten Zuder oder Garamel
feln; ſ. oben ©. d18 f. Anm. Da, wo es varauf anfommt, jenen C· Gehalt ver |
Steinkohlen zu beſtimmen, den fe enthalten, wenn Ihnen ie Grip ‚ser Bis
tumens@ehalt entzogen iR, entfernt man »iefen, che man ven C⸗Gehalt (her
Kohle an ſich) durch Verpuffen mit Agotaten beſtiannt, mittelſt Wetben,
917
iwergehht — der zum Faͤrben von Liqueuren, Pünktichen Ham, blaffen
Beinen ıc., nicht zu Hark erhigt worden ſeyn barf, weil er dann theil⸗
weife nuioslich wird und einen witrigen Beigeihmad erhält, was man
vermeidet, wenn man dem zu xöflenten Zuder vor ber Möflung /4
verwitterte Soda zufeht — deſſen größere oder geringere Serfließlichkeit
ohne Zweifel zum Theil abhängig il: von feinem größeren ober ges
ringeres Schalt an Ralf; und da endlich jener bei der Darftellung des
HSartzuckers aus dem Eafte des Zuckerrohrs, ober der Runlelrüben,
oder Mais ıc., oder des Ahorn, entlammende Schleim zucker ver Mes
laffe, d. i. des braunen Syrup (deren SaramelsBehalt übrigens beim
. Mbruuften des Zuderiaftes im fog. leeren Raume, d. i. bei wieberer
Temperatur, ſich faf gänzlich vermeiden läßt), ken Berzelins
ſchlechthin durch Eyrnp bezeichnet, dem Caramel in feinen Berhalte
jwar theilweiſe nahe, jedoch nicht gleichkommt, fo darf man aud bier
ber, gleich ven vorhergehenden Folgerungen , durch genaue Verſuche zu
prüfseuden Bermuthung Raum geben: daß der Unlerſchied, dem bie mit
einander verglichenen. Verhalten res Caramel ber Melafle und. jenes
des bis zu 165° © erhitzten Getſtenzuckers darbieten, mit der Ders
ſchlebenheit ter Groͤße ihres Kalk⸗Gehaltes nahe zufammenfallen
dürfte? ®) Dus weiter unten erwähnte Diastas reicht zue Umwans
*) In welchem Maafe ver Zucker und bie ihm nahe ſtehenden Bildungethelle fich
wanbelbar zeigen, wenn fie ber hemifhen Vertheilung, z. B, einmal der
Baſefoͤrderung einer Säure, ein andermal der Saͤureforderung einer Bafe, oder auch
zur bei fehr ungleigen Temperaturen ver andauernden Ginwirtung bet Waſſers
unterworfen werben, zeigen bie hieber gehörigen Umbildungen des Amylon
(Btärt) — Ci2 H20 010 in Bummi — Ci? H22 Oli un in Kräs
melzuder — C12 B24 012, ‚und umgekehrt jene bes kryſt. Hartzuders
= Cı2 H20 010 + H20 dur; Behandlung mit verbünnter S03 ober mit bers
gleigen Sydrochlorſaͤure, 4. B. durch Grbigen von 10 Hartzucker mit 30
Bafler, dem zuvor 1 Schwefelſaͤure beigemiicht worben, in Krümeljuder
zur etwas Bormicläure (Mmeifenfäure = C2 H2 03), dann in Gluſein⸗
fäure, von der 2 Atome flöchiometrifch heftchen aus Cis H20 O10, Apo⸗
glneinfäure — Cı8 His 08, Huminfäure (Humusfäure) 72, Cio
B2i O12, Sumin — C40 H30 015, Ulminfäure = C40 H28 012
zus Ulmin — C40 H32 014. Diefe Ichteren Erzeugniſſe, tie lösliche braun⸗
ſchwarze Guminfäure uns die gleichfalls loͤtliche braune Ulminſäure, fowie has
znlöslidhe braunſchwarze Humin und pas ebenfalls unlösliche Braune Ulmin, fins
ven fi, mit geringer Aländerung, fon fertig gebilvet im Torf vor (mander
Terf enthält jevoch aur Ulmin und Ulminfäure, und weder Humin no) Humin⸗
jäuze), fowie zum Theil in der Dammerde (Berzelius nannte bie hierin
vortsmmenben:. Bein uns Beinfäure) und Saften Ach auch aus Sägmehl,
ſey 6 durch Behanklung mit geſchmolzenem Kulibyimat, ſey es darch lange au»
danerades Berũhren von Kaltkhyrrat, kunſtlich darſtellen, ſowie fie kenn auch
wur Berweiung (Moderung) nes Holzes hervorgehen, d. i. aus einem orgeniſchen
Erzeuguiiſſe, das feinem Hauptinhalte nach aus (Pflanzenfafer oder) Lignin
Cız Hi16 O8 beſteht. Wie aber ſolchen Weges Yiefer Biivin )
Damifgung um Rifkungs: Entwäfferung (ober Dehybratiſirung)
beiung der Slarke Hin, wem 1: Thell defielben, In Waſſer grloͤſt, mit
4000 Theilen Amylon zur. Wechſelwirfing gebracht wird; beträgt hie
zu jenen Säuren, uns beren weder fauer noch baſiſch gegenwirkende (inbifferente)
Miterzeugniffe, in Ulmin und Sumin nmgemifcht wird, fo ik er auch fähig, in
Zucker ſich umzuwandeln, wenn cr nicht Waſſer verliert, ſondern chemiſch bin⸗
dend aufninintz denn Braconmot zufolge entficht aus Sagmchl, Strohſtaub,
Leinwand, Baumwollenfaſer x., wenn fie mit cone. Schwefelſaͤure Falt puſan⸗
mengerieben werben, eine wenig gefärbte Maſſe, vie, mit Waſſer verbäunt uud
kurchgefeibet, die Loͤſung von Bummi (das ſchmadlos, "vurchfichtig, glafigen
Bruches, hatten Körpern ſtark anbaftend, mit verbünnter Azotſunce viel ſchoͤn
Kufaffficente Oxralfänze „pwährt, noch mehr C208 erhält man jeboch, wenn
Zucker mit Kalt Oxymanganat behandelt wird, dens hiebei geht alles C nur in
C203 über) in wäfleriger ZigninsUnterfcawefelfäure varſtellt, wie meh-
rere Gtunven hindurch gekocht, flatt des Bummi: Krümelzuder varbietet.
* Die Lignin⸗Unterſchwefelfänre kommt in ihrem Hanpiverhalten mit der Benzoe⸗
“Unterfäwefelfäure (entftanden durch Auflöſung ven 1 Atom Br, b. i.
Benzorfäne — Ci4 H10 03 In 8 tem. waſſerfreie Gchwefeliäuse, unter
Verbindung von H2 ver erſteren mit O ner letzteren zu 1 Atem Waſſer, das
an 1 Mom SOS tritt, und dieſe in Schwefelfäures Syprat — S03 H2O von
1,85 (Gigengewicht verwandelt und von Ci4 H8 03 mit 82 O5 zu) Cti
H8 82 Os überein. Webrigens bilvet fi ter Krümelzucher ug u Amy
Ion, wenn viefes entweder mit verbünnter Gchwefelfäure, ober Hydrochlor⸗
fäuxe, ober fehr verdünnter Azotſäure, oder flatt derſelben auch mit Dralfänte
oder Hybroxalſaure (3. B. wenn 500 Theile Stärke mit 300 ober 200
Talten Waſſert zum Breie zerrichen und nun mit noch 700 Bis 800 er,
dem man zubor 15 Echwefeliäure von 1,83 Eigengewicht beigemifcht Hatte, vers
ſedtt und innig gemiſcht) mehrftündig gekocht wir. Er verwandelt fi dann
das Amylon zunähk in Bummi und hierauf in Gtärkzuder, der burg Sat⸗
tigen der Schwefelſaͤure mit nepulvertem Kalk⸗GCarbonat (3. B. mit Kreide) und
einen des badurch entſtandenen Kall-Eulphat (une), fowie durch hierauf ers
folgendes Sieden mit Thierkohle, Durchſeihen, Gindunften zur Gorupseide,
und Erkalten zur feflen Maſſe erflarret, ober wenn man, das 1333 von
Vayen und Berfog Im Malz entbeckte, zumal im Gerftenmafz häufige D iastas,
(feanzöfifg Diastage, dem gilehlihen dıaoraoıy nachgebildet, und etwa darch
Hũllen⸗Spreuger⸗ verdeutſchbar) in Verbintung mit heißem Waſſer auf Kar⸗
toffel⸗ oder Weizen⸗Starke mehrſtündig einwirken läßt, 3. B. indem man 8
Gewichtstheile trocken zerriebenes ober geſchrotenes, unverdorbenes Gerfteumalz
(eEuftmalz oder Darrmalz) mit 400 Teilen weichen Waflers, unter Echitzung
bis zu 70° C auszicht, und den dadurch gewonnenen Auszug, umndurchgeſeihet
nad .und nah mit 100 Stärke unter fleifigem Umruͤhren verfeht, daun zamit
mehrſtündig, jeboch nit bis 70°, ſondern et. 4° weniger Heiß erhäft, burds
ſeihet und zur ſtarken Eaftvide eindunſtet. Es bildet fidh hiebeil vie Stärk. zu
erſ in Dextrin, ». 8, in Etärfgummi um, das jene Benenmiig erhielt,
weil feine wäflrige Lifung die Polarifationssähene ver Lichtes (m, Brunkz. IE
- 76 ff. un 455 ſ.rrechtaw drts brebet, was bei unteren Guncis Arten
naicht ven Wall ik, Die Starke ober vas Amylon (Amydon, Amylam ober
. Frteoula) beſteht nämli and faR mikroſtopich Erinen, von oegemiidhen Ge:
wcbe ober niembrandfen Hüllen unfaßten Koruchen, teren Gülle gerreißt, ſobald
„7 Be bei ver erwähnten Temperatur von wäflrigfläffigem Diastas berührt wire.
Um qhterza in größter Dienge unn mögliäft rein zu erzielen, bereitet man ſich
-, snobrserft gutes Berenmal;, 2. h. trodnet die geleimte Gerſte, wenn das Slatt-⸗
| - .
| am
| bei des Aucqjlen 2000 Theile, fo geht He in Belge ber Ihe von Geiten
| des Dinstas werdenden, ihre chemiſche Aiuzichung zum Daſſer erhöhen:
den Uinregmg, nur in Bummi über. Mar Hingegen bes Diastas
für ſich bie etwas über 70° C erhitzt werben, fo verliert es mit dem
bei dieſer Temperatur aus ibm entweichenben (ch hiebel wahrfheins
lich erſt bildenden) Wafler feine elcktriſche Leitung in auffallendem Grabe \
zus damit unwiederbringlid jene Anregungsſähigkeit. — Laßt
man ſtarle Salzbaſen in der Dige auf Buder, Gummi over Amylen
einwirlen, fo nuterliegen dieſe der, von Seiten der Bafe ſich Beihätis
genden, Eänurr: Borderung aänslide, indem fie in chemiſch⸗polare Ge⸗
gener zeugniſſe endenander treten, nemlich in Cod, Die von der. Baſe
zertickgehalten wird, und. in breunbare Hynrocarboue uud Giysrechrbens
osybe umb Hydrate, vie als Dämpfe oder als Lüfte entweichen. Grhigte
man daher Zudez mil gepulvertem, gebramtem Kalk, ſo Kinterbleibt
Ca0O CO3, wahrend Nceton (oben ©. 853 Hua.) und Wrtances
ton, d. i. eine farblos tropfbare, fluchtige, Lisblich dufteade und auf
füerdhen uub nat MBürzelhen (Plamula und Radioala) gleiche Länge Haben,
waß jebefmal der Ball if, wenn die Reimung, ſowohl bie ber Gerfte, ats übers
haupt auch jever auf Malz Bereitung in Benutzung genommenen Getreide: Art;
vaber auch bed Weizens (veſſen Schleim⸗ und Krümelzudergehalt mit Waſſer
autzezogen,, guten Syrup gibt), Haferd, Roggens ıc., und in China des Reiſet,
richtig geleitet worden. Das „darauf folgende Darren (Dörren), ſey es bewirkt,
ohne fünflliche Anwaͤrmung, lediglich Luxch ununterbeochenes Ginübeefllefen von
Baffervampf:armer Luft, oder durch künftliche Erhigung bis zur ganzlichen Aus:
tredaung, unterbricht ven Kelmunges Borgang in einem Zeitabjchnitte, wo veſſen
Uertgang die gänzlihe Zerfehung des ſchon durch pas Keinen geblldeten Malge
zuders, (fog, Schleimynders, v. i. meiſtens gummlhaltiges Rrümelzuders
Sipesat) ſowie ves noch nicht. in Gummi oder Zucker übergegangenen Amylon⸗,
. uub neben vieſem, vorhandenen Diastas- und Ciweiß⸗Antheils zur Folge haben
würke. Gutes Gerſten⸗Darrmalz buftet dem friſchgebackenen Roggenbrode ähnlich,
nad entwidelt, mir Waſſer veftilliet, ein Aet heroͤl, deſſen Beruh an jenen
web Walze erinnert, Zerreibt man vergleichen wohlbereitetes Gerſtenmalz, ober
Ratt vefien auch, jeduch weit weniger ergiebig, Malz von anderem Getreide, ober
auch, am menigfien Diastad gewaͤhrend: vie In ver Nähe ver fog. Keime Wur⸗
zelausläufe treibender Kartoffeln, im fleinernen Mörfer, durchfeuchtet 26 hierauf
volltemmen mit (dem Gewichte nach dem Nalzpulver nahe gleichkommendet)
MBaffer unt preßt es nun in vichtem Kattun⸗ over Seinens Tuch gehörig aus, fo
hat man in ver anszepreßten Stüffigleit eine wäflrige Löfung, deren Hauptbeſtand⸗
teile Gummi, Panzenelweiß (Pflanzenalb Mir) und Diastas find, Er⸗
| here beide fället Zdfag' von gewöhnlichen fufelfreien Weingeiſt größtentheils,
Bon viefen wittelt Durchſeihung geſchieden, verſetzt man vie klare Blülfigfeit fo
et und mit fo viel möglichk waſſerarmem Alkchol, als noch eine Trübung er
| folgt. Dieſes beſteht ans ſolchen Weges gefälltem ungeinem Diastas, bas man das
| * thuulichſt reinigt, daß man ed noch drei bit vier. Mal in MBaffer loͤſt, und wie⸗
| der zwoͤrderſt Krit geh böntihem und kann mit abfolutem Alkohol verfeht, hen
Ieyımw Nlederſhlag vom Bikter auf eine Mkitplatte' btiingt, hier ausbreitet, bei
40% is 50% © trodaet, noch warık zu weißen Bulver zerreibt und gegen Lufts
feste gefhügt aufbrnahrt, iR [od mahrfceine ein mil oder
u wem
Waſſer ſchwimmenbe Fluͤſſigkeit überdefilliet. Waͤhlte man zu demſel⸗
den Berfuche, ſtatt Zucker, Amylon, and war dieſes nicht ganz frei von
Pflanzenleim (fog. Mehlieim), was z. B. die kaͤnſſiche Welzenflärke
nie ift, fo verbreitet das Deſtillat, zumal wenn es mit großem Webers
ſchuß von Kalk bereitet werden, einen ſehr widrigen, an ben des Rauchs
uud Dunſtes ansgeblafener Talaferzen und Dellampen erinuernben
Brenzfetigeruch. Die Ungleichartigkeit der, urfpränglich in den Hoͤh⸗
Inngen der Pflanzenzellen abgelagert ‚vorlommenden, bie Amylonkoͤrn⸗
hen bildenden Theilchen — (die gemäß biefer Tingleichartigfeit im
feuchten Zuſtande auch ungleich gute Leiter der Elektrieität und damit
Klektzicitäte = Erreger find) — ſchon fie bewirkt wahrſcheinlich jene
Auregung zwiichen Hülle und Köornchen⸗Inhalt (nah Raspail
befteht letzterer aus einer waflerarmen Löfung des Amylon, nach
Fritſche IR das ganze Hörnchen aus parallel gelagerten Schichtchen
non: ungleicher Die zufammengefeht, deren Maſſe jedoch gleichgeartet
fein. ſoll), ». i. zwifchen Teilchen, deren Berfchiedenheit milroffopifeg am
beften in bie Augen fällt, wenn man bie zweckmaͤßig beleuchteten Amy⸗
lonkoͤrnchen mit bewaflnetem Auge befchauet, während Diastas darauf
einwirft, welcher zufolge ein Theil diefer Gebilde fih mit Waſſer
chemiſch zu Bummi und Krünrelzuder verbindet, während ein anderer
den @inwirkumgen bes zerlegten Waſſers unterworfen, zu einer chemi⸗
fen Polariiicung gelangt, die einer Seite zur Bildung von- CO2,
anderer Seits zur Erzeugung von Diastas führt; wenigſtens fpricht
jenes Berhalten für diefe Bermuthung, welches das Amylon gewähret,
wenn es in hinreichendem, fiedendem Waſſer gelöh und erlaltet, mithin
als verdünnte Stärkkleiſter⸗Löſung, bei oder ohne Luft: Zutritt
einige Monate hindurch ich felber überlaſſen bleibt, während durch
eine Schaale mit Waflır, worin man vas Gefäß mit ver Kleifters
Iöfung geftellt Hatte, dae Austrodnen verhütet warb; e6 wandelt fidh
(bei Gommerluftwärme von 19° bis 24° C) ! bis Ya bed Amylon
in Krümelzuder um, der von Gummi und von einer etwas veränders
ten Hciflerartigen Staͤrke, zumellen felbft von einzm harzartigen We-
bilde begleitet, erſcheint. Jacquelin erhielt eine hieher gehörige
Verbindung von Diastas mit Umylon, die ich ein Jahr hindurch
vollkommen löslich erhielt (bei 600 70° C das öfache ihres Gewich⸗
te6 an Waſſer zur Löfung fordernd), nachdenr er die wäfrige Löfung
des Diastas mit Antylon digerirt und dann bei 40° im Waſſerbade
sur Trockne abgebunftet hatte: aber nach Ablauf von 2 Jahren fand er
fie unlöslih. Schon Bährtling bemerkte, indem er bereits vor d4 Jahren
den Zandınaun lehrtet! nicht nur feinen eigenen’ Zutkerbedarf, ſondern
auch Zuccer zum vortheilhaften Verkauf an Andere, qus. in Scheiben
zerfehnittenen IufttrodenemMRunlelrüben, dur Ausziehung mit
Baltem WBafler, mit leichter Müge und mögtichft wenig Toftfpielig,
darzuſtellen (wie man foldye Anweifung, ſammt Berbefferungen, ents
m — U — — — —
921
ſprechend den neueren hieher gehörigen Entdeckungen und Erfindun
gen ausführlich befchrichen findet von dem Verf, diefes Handbuchs, im
deſſen: Zur Bolytechnologie unferer Zeit. Nürnberg 1836,
bei Theodor Otto, und Bien bei Fr. Bed. 8. ©. 405 |).
daß Aunfelrübenfaft feines. geſammten Sudergehaltes verluſtig geht
und dagegen nur Schleim (Bummi) enthält, wenn derſelbe bei
Buftwärmen, welche über 10° — 12%, 50 Hingugreichen, bie übrigen
Rübentheile zu Iamge (bei fälterer Witterung über 4, ‚bei foärmerer
über 3 Stunden) berührt; a. a, D. ©. 115— 118. In den getrods
weten Nüben, in denen zugleich duch has Trocknen der größere Antheil
bes Bflanzenalbumin in Faltem Waſſer unlösli geworben war
(bean die alt bereizcten wäflrigen Aunzüge erzeugten beim Cindunſten
ar wenig Schaum), hielt ſich dagegen der Zuder jahrelang unveräus
dert, fobald fie nur an lufttrocknen Drten aufbewahret worden, Webris
gens war es au Göttling, der zu.jener Zeit nachwies, nicht nur
daß fiH aus dem Runfelrübenfafte der Gummi⸗Gehalt durch MWeingeift
onsfällen laſſe, fondern auch: daß die mittelft Falten Waſſers ihres
ZudersBehaltes bereits größeren Theiles beraubten Rüben, burch dreis
mal nach einander erneuete und jedesmal 24 Stunden hindurch ans
dauernde Ausziehung mit Digeflions-Wärme (d. i. Bruts oder Blut
wärme — 28° R oder 85° C) Habendem Wafler, einen wäflrigen Aus⸗
jug gewährten, ber, ohne zu verberben, 14 Tage hindurch, gelinbe
abgebunftet umd dadurch zur Trockne gebracht, eine Maſſe darſtellte, aus
deren weingeiſtigem Auozuge zartſpießige Kryſtalle anſchoßen, die der
Danıa an Süße wie an Entzündlichkeit gleihlamen und verbrannt
eine fehr Falireiche Aſche hinterlichen. Jene Chemiker, welche fpäters
hin den fog. Manna: Zuder, db. i. das Mannit oder „Brenadin“
unterfuchten, gedenfen eines Kali-Gehaltes deflelten nicht; 3. B.
Kirchner, der aus dem Safte von 38 Pfd. von ihrer urfprünglid;en
Feuchte befreirten Runfelrüben (wie viel der Saft felbft gewogen, if
nicht bemerkt worden) 64 Grm. (—1 024 ran oder 2 Unzen 1 Drachme
ud 4 Gran Nürnberger Medicinalgewidt) in flerniörmig grup⸗
pirten, fechsfeitigen Prismen kryſtalltfirtes Mannit erhielt: der Gaft
begann nach 8%, Tagen zu gähren, und bereits nach weiteren 2",
Tagen war bie Bährung beendet, und Echimmelkildung trat ein; der
hierauf filtrirte und durch Weingeiſt entfchleimte Saft entlich dann,
mittel Abdunflung, jene Priomen⸗Gruppen; Kirchner's Saft war
wahrfcheinlich weit albuminreicher ale der von Göttling verwendete.
K. erhielt Übrigens durch Alementars Analyfe, im Mittel aus 2 Der:
Drennungen, fo vielCO2 und H2O, daß fi daraus 40,166 C 7,881 H
une 52,008 O berechnen ließen, die, K. zufolge, ſtoöchiometriſch 6
Atomen C, 14 H und 60 entfprechen; Annal. d. Chem. u. Pharmac.
"XXX, 837 f. Mannit und Rilchzucker gehen mit Bleioxyd als
laliſch reagirende Verbindungen ein, welche, ba fie in feſten Verhaͤlt⸗
mn nn an. en _ nn _ at ARE
-..
— — — —— —
,
k: >
— — —
niſſen ſtatt haben, zur Beſtimmung bes wahren Atromgewichte biefer
Bildungstheile die Bermittelung Bieten; |. m. Theorie ber Polytedhs
‚nolog. IL. 268 ff. 300 und 362. Was Bättling’s Beobachtungen
hinſichtlich der Cutſtehung des Mannits bereits vermuthen ließen,
daß es and dem Zuder, in Folge einer kefonderen Gährung (Umfkims
mung und baranf folgende chemifche Bertheilung oder fog. chemiſche
Polarifation, d. i. eclektrochemiſche Beitandestheitung) hervorgegangen
E ſey, findet feine Beſtaͤtigung ſowohl in nahe gleichzeitigen, als auch in
fpäteren, hieher gehörigen "Beobachtungen und daraus abgeleiteten Fol⸗
gerungen. Denn fon Fourcercy und Bauguelin, indem fie bei
ihren Mnterfulgungen der Manna uf Beimiſchungen von ker Weingäß-
rung fähigem Zucker, nebſt Effigfäure ıc. fließen, ſchloſſen daraus: daß
der nicht ih MWeingährumg überführbare Teil der Manna, b. i. das
eigentliche Mannafüß, genannt Mannit, in den baffelbe darbietenden
Pflanzenſäften nicht urfprüuglich zugegen, fondern in. ihnen erf
duch Sährung erregende Einwirkung entanden fey;
a. 0. O. IT. 360, wo man au, ©. 359 u. f. f. jene. Gewaͤchſe zams
haft gemacht findet, welche, indem fie — ſey es in Bolge yon Selbſt⸗
ausicheldung, ſey es gemäß einer in ihren Eäften, nach deren Gon-
derung von ben feften Theilen erft enıflanbenen Ummifhung — Mans -
nit gewähren, binflchtlich ihres Iunen- und Ayßenbaues zum Theil
fehr beträchtlich von ein-nder fernen; 3. B. die fog. Mauna » Efdhe,
u das Gelleriefraut, die Peterfilie Cueben dem von Braconnot ent⸗
deckten, Eiſenoxydul⸗Sulphat blutroth fällenden Apiin), der Spargel,
Die Fichte, der Lerihenbaum , verſchiedene morgenländiiche Ficken, Fei⸗
gen, die Dattelpalme, Linden, Ahorne, Johanniebrodbaum, Melonen,
der Zucket⸗Tang, viele Bräter, alle ſüßſchmeckenden Wurzeln, ferner
die Swiebeln, der Schnittlauch ı. Da Übrigens das Mannit dur
fein Unvermdgen in geiflige Bährung- überzugehen, gleid) dem Gly⸗
cerin und Biycelrrhizin (Süßholz⸗Süß) ıc., vom weingährbaren
Zucker ſich weſentlich unterfcheidet, fo wurde es a. a, D., um biefe
feine Ungährbarfelt auszubräden, mit den genannten Eüß- Arten und
einigen anderen, in diefer Hinficht ihnen ähnelnden, in eine befenbere,
Dauerfüß genannte Gattung, als erfle Art derjelben vereinigt.
Schlagende Beweiskraft bot aber, hHinfichtlich jener Folgerung, bar:
das Verhalten des Melonen: , fowie bes Rüben: Eaftes; denn dieſer
Saft zeigte vor dem Eintritt der Yährung gar feinen Mannit- Gehalt,
wohl aber merklich viel nach deren Beendigung. Fragt man übrigen:,
woher die gaͤnzliche Zerflörung, fowohl des Zuders, als des Mannit
(von denen das lehtere, in ben lebenden Gewaͤchſen, fehr wahrſchein⸗
lich als Rückbildungsſtufe des Zuckers in das Bummi zu Gtaube
kommt) in ber oben erwähnten Goͤtt ling'ſchen Beobarhtung? fo amt-
wortet hierauf einiger Maßen erläuternd, jedoch nicht erſchoͤpfend: das
von Gäy⸗Zuſſac, Pelouze und fpäter don Fremy wahrgenom⸗
— — — — —
—r — — — — — — — — —
mene Uebergehen des Zuckers durch Mannit hindurch in Milchzucker,
DODextrin und ſchlaßtich in Milchfänre; die Erzeugung des von Zucker
begleiteten Pectin der Fruchte *) durch erregende Einwirkung ihrer
DE 0.0, H. 251 fioek man. unter ber Bruenaung Medullin ginen Bildungsthell
jepen, der als jener Stoff betrachtet werden darf, aus, welchem ſowobl das Dec
tin, ald die Pectinfäure (ſonſt auch Pectidſaure, Gallertſaure oder Goagultnfäure
genzent) entiteht, Tuerfi aud dem Wurzelmark mehliger Böurzeln, namentlich Der
eorrkben (Daucue Gusotta, Rint.), dam auch and dem Fruchtmarke, dem Mark
vetfhtedener Ninden, dem der Zwſebeltnollen, der Stengel und Blätter mehesrer Ges
wöfeplangen. ua Aräuter von Braceonnot gewannen wurde, ſ. a. a. D. 1.117 11. 281.
Fremn zufolge befieht dad Yectim Chargeftellt aud Fruchtſaften von Brerenfrüchten,
"Uepfeln u. f. w. durch andauerndes Sieden des Saftes, dis fich gerinnendkein Al⸗
bumin niefhe ausſcheſder, -Dieriiuf. fülgendeb Dirchſethhen deſſelben und SBerignen mit
Auchei, der. dab Pertim (AH, jedach bepteites von. Zudter und Aepfelfäute, von denen
th durch wiederholteh Röfen in Waſſer und Ausfallen durch Alkohol befreit wird) pres
ceutiſch Burchichnittlich. aud A3,5 C; 5,15 H und 51,35 O, woraus derſelbe feinen ſtoͤchlo⸗
metrifchen Behand zu Cı2 H34 ımd 022, oder, In Bertehung auf deſſen Werbindung
mit 13 20 (oder flart deſſen in 4 Atem daſiſches Metallsxyd, 3. B. mit 2PbO) du
C:2 Aaa Om + 320 beredmet, waͤhrend Pecrinfäure — d. 1. dad Exrzeugniß ber
Churesferwernögn Einwitkung flarker Basen, z. B. ded Kalt, Kall ze. — dem Pectin
Homer, noch 4 Atom baſiſchen Waſſers mehr enthält, und die von Fremy durch
Isngandauernted Kochen ter Löfung des Kalt: Pectinar mitt überſchuͤſſigem Aall dars
geſtekte Metapectinfiure noch weitere 4 Ateme MsO gebunderr. eushält, Die eben⸗
ab durch andere Walen, z. B. durch 5 PAD vertreten werden Ronsen, und biefe
Gisıre als eine Fünfbafige Ciowie die Pectiufäure ald eine zwelbaſige) ans
atennen laſſen. Was den Fruchtfäften, 3. B. dem Himbeer, Johannisbeer⸗Saften
Ne Sallertform gibt, If die Pectinfäure, die in diefen Säften aud dem Pectin durch
CEinwirken ipred Albumin hervorgegangen, durch‘ zu langes Kochen aufhört hervorzu⸗
sehen, will dad Albumin nad und nach ſaͤmmtlich gerinnt und damit an feiner erre⸗
genden, tie Anziehung des Pecttn zum Waſſer erhöhenten Kraft einbüßt. Die voafls
ge fung der Yectinfäute IA ſchleimig⸗filſſig, verfent man fie aber mit Löfiungbs
after entztenenben Etoffen (5. B. mit Alkehol, Zuger. ıc.), fo ttennt fe: ſich In
Term etizet an ſich ſchwach ſaͤuerlich ſchmeckenden, farbfedsdurdyfichtigen Gallerie, Kocht
ma ruht: oder Wurzelmark mit SKalts@dfung aid; z. B. mit 4 KO B2O geläft In
12-15 Waſſer, im bietfreiglafirten trdenen oder in Steingut-Gefäßen , ſeihes ven Muds
zug decrch Eeinmand oder Kattun, und verfept ihn, nachdem er erfattet, vis Wein⸗
geiſt, fo entzieht dieſer dem alfo erzeugten pectinfauren Kali nicht nur Meilen uͤber⸗
ſchůſſiges Waſſer, fondern zugleich auch die fatbigen Thelle, und das Hieburch farbied
gewordene Kalt: Pectinat ſcheidet ſich fefort als Gallerte, die mittelk eineb leinenen
ner tattunenen Seih tuchs gefaͤmmelt und darauf mis etwad Weingeiſt audgewalchen,
dieſer Auswaſchnũg vohngeachter ſonder Pectinat⸗Berluſt, Behufs ver Eindumfiung in
eine Addampffchaale gegeben und hierin eingetrocknet, alb eine fan fdmmadiofe, mehr
wer Tmeniger riffige, durchſichtige, äußerft wenig klebende, und daher don der Schaale
leicht abtööbare, dem arab. Summt ähnliche, Maſſe erfheint, Die procentiſch amd 55
Pecsinfäure und 15 Kalt zufammengefegt, durch Zufag von Zucker, Wuſſer und deptes
rem in geringer Diemge beigegebener Saure (am befim Eitrenenfäure) zu fo
waſſerreicher, klarer und farbioſer Gallerte geſteht, daß deren Waſſergehalt ven das
all⸗Pectmat um das 300fache überttifft. Sufap unſchaͤdlicher Farben umd’Buftender
Sewuͤrze ertbellt ihr leicht jede’ bettedige Abanderung, und in kaltmachende Genliſche,
4. ©. von groblich — —— Glauberſalz und maͤbitg verdimmter (mM sr Theilen
Waſſer verſetztet) Sarorfafäure gedracht, naqh Art des Giehet ‚gehdrigen Eid engen,
%
924
urſprimglich in Zellen eingefchlofienen Gäuren, zur Seit der Frucht:
zeife (in der fle durchſichtig werben und die wäfltigen Gäuren dur
ihre Wandungen hindurchlaſſen), auf die zwifchen den Zellen "lagern:
den markigen ®ebilbe, und jene weitere Umbilvung des Bectin in gallert-
förmige Bertinfäure, welche, Fremy zufolge, eintritt: wenn bie
_ waſſrige Loͤſung des Beetin mit Pflanzen⸗Albumin einige Zeit hindurch
gemiſcht erhalten wird, Wirkungen, welche unter andern zu der Ders
‚muthung führen, daß in G's. Verfuchen 6 das Albumia war, durch
befien Ginwirken und enbliches Wedhielzerfegumgss Wirken. ber. Zuder
ft Raunit und Gummi, und wahrſcheinlich rheilmeife and in Milch⸗
Pure überging, während das Albumin ſelbſt in Animoniak und Car⸗
banfäure ıc. auseinander trat,. von beuen das Ammonſlak fid) viellricht
qm Azotichtfäure orydirt hatte, die anbeachtet .entwichen war. Die
oben erwähnte Leichtentzündlichkeit des Göttling'ſchen Maunit, in
Verbindung mit dem von ihm darin vorgefundenen großen Kali⸗Gehalt,
machen es wahrjcheinlich, daß fein Mannit Kali-Azotat beigemengt
enthielt. Gertürner'a hieher gehörige Beobachtung (m. zur Poly⸗
technologie unferer Zeit, &. 121) ſegt dieſe Folgerung außer Zweifel.
Ueber Erzeugung ’von Azoticht ſaääure und Azotſäure in Runfelrüben,
Himbeerfaft ac. |. m. Theor. d. Polytechnolog. I. 357 ff. Neberfchen
darf man übrigens bei Würdigung der hierher gehörigen und ähnlichen
Umbildungen organifcher Verbindungen nicht, daß mehrere derſelben
ſich gegen anorganifche Bemifche in einer ähnlichen, jeboch in Beziehung
auf Stärfe ter Gegenwirkung durchaus mehr entfchiebenen, nach Ars
Wenn . , t
wie fie 3. B. der Mechanitus S ya dn in Fürts, einez ihm vom Berf. biefed Hands
Suchd ertheilten Anleitung gemäß, ebenfo zweckmaͤßig als billig fertige und kaͤuflich
‚ Überläße, vermag fie fehr wohl jene Säfte au vertreten, welche unter ber Benemmung
nBeftomeb” order „Eid” In warmen Tagen. febe gefucht zu ſeyn pflegen, fowie beun
and) die Salierte felbft, zur Ferrigung verfchledener Gallertipelfen (Geides) in den Kü⸗
chen der Feinſchmecker begeitd ihre Berwendung gefunden haben foll. — Die zuvor ers
wahbnte Metapectinfänte If eing entſchleden ſauer ſchmeckende, nice flüchtige,
dem Waſſer in allen Verhaͤltniſſen zugängliche, auch Im Alkohol loͤſliche, zerfließlicdhe,
mit Raugmetalloryden, auch mie dem Kalte Isichtfäsjiche, unkryſtalliſirbare Salze zu⸗
fammenfepende Säure, die, wie es Scheint, in der Natur ſchon fertig gebildet vers
kommt; denn wa, &, 5. Dfaff’d Unterfuchung zufolge, im U. B. S. 555 ff. m.
Theorie der Pelgtechnochemie, ald dle Süße der- Aueden vier Gradwonzzeln (d. ſ.
die Wurzeln von Triticum sopons,, Linn.) erjeugender Gallertzuder bdeſchrieben
wurde, iſt wahrfcheinlich nichs eine befondere Art der Gattung Zucker, fondern Spiel,
art ded Hartzuderd, entfianden durch Beuritt von. Metapeetinſäure, die außerdem
wohl auch in manchen unteifen Fruͤchten anzutreffen fen, und zur Umbildung dei
Amylon in Summit, ſowlo In Schleim :, Kruͤmel⸗ ymd HartsZuder, neben anderen
. Gäuten wefentlich beitragen dürfte, — Die weißen Mautibeeren enthalten neben
vlelem Kruͤmelzucker auch merklich viel Pectin, und find daher dort, wo Seldeuwuͤr⸗
mer⸗Zucht im Großen betrieben wird, aller Beachtung werth; ‚vergl. m. bieher ger
hörige, Ynleitung in Dr; Herbergers allg. Zeltſchr. für, Bandroittbfchaft u. vers
wandte Gegenflänte. Mainz 1885. 4. 1. [in
905
, ung und Maofgake per anorganiſchen Berbiutung verfäichenen , dies
mifdgen Wirkungsweile, bethätigen, als das chemiſch gebundene Waſ⸗
. fer. Kuh’ das Amylou, und ebenfp ber Krümelzuder, gehört
‚u ſolchen erganifchen Verbindungen, welche entſchiedener als das Hy⸗
drate zufammenfchende — nach Artung feines ihn bindenden Fa
bald als deſſen Gegen: Eäure, bald 'ald fein Gegen » So:jgründer in
Gegenwirkſamleit befangene Wafler ſich chemiſch wirffäm bezeigen; denn
während z. D. das Amplon, wenn e& dad Art ber BtärkjüdersBes
zeitung mit 1 Bewichtstheil Schwefelfänre + 40 Wafler behandelt
worden, weber in Bummi, noch in Krümelzuder übergeht, fonderm
Rh, Hierin dem Glycirrhizin oder ESüßholzſüß (Lakritzenſüß nad
N. Bogel = 62,801 C + 7,642 H und 29,800 O ober C 16, H 24,
06) ägulich *), mit jener Säure zu lange, durchſichtige, prismatifche
Rırela bildendem Amylon-Sulphat verbindet (a. a. O. I. 268
Aum.), vereint es fih au, bei größerer Verdünnung bet Gchwefel«
fänre, mit derfelben zu einer felbfifländigen, gegen Bafen der Unter
fgwefelfänre gemäß wirkenden und diefelben voNfändig neutraliſtrenden
Gäure,. und in ähnlicher Weife verbinden ſich auch zwei verfihiebene
Spielarten des Krümelzuders mit Kochſalz, gegen daſſelbe als
Eäure wirkend mit einer Stärfe, welche der geringen Baflcität des
Natrium⸗-Chlorid (die es außerdem auch gegen andere Vertreter voll⸗
_ Rändiger Eäuren, i B. gegen Goldchlorid behauptet) eniſpricht; denn
ſowohl der Tranbenzpder, als der Harnzucker *%) ſtellen mit
Iange noch ein Miederfchlag erfolgt, mie Schweſelſauve. vohfchs fie dann zumächft mit
erdad Schweſetſaute emihalteudens und bierayf. mit, reinem Waſſer ab, fo lange dies
je dadurqh noch ſauerllch wird, und digerirs fie hierauf mit Alkohol, fo entzieht ihnen
dieſer nur dad, wie alle EAuresBerbindungen des Giyeirrhfjin, In kaltem Waſſer far
miltlihe Slyeirrhizin⸗Sulphat und hinterläßt ungeldſt dad mitgefällte Al⸗
bumin. Erſteres ſchmeckt nicht ſauer, ſondern, yleidh allen Saͤure-Verbindungen des
GSuztertin, füß, Idſt ſich in fiedendem Waſſer und geftehsbann, erkaltend, jur gelben, du r ch⸗
figsigen (an dab Verhalten der Bectinfäure erinnernden) Gallerte. Das
aride Sulphat laͤßt fich durch nach und nach In Keinen Anthellen zugeſegtes Kalk
ser Natron⸗Earbonat von der Echtöefelfäure ſchelden (d. a. Q. 11, 203 ff. Anm.)
md NKelit dann, vor dadurch Herborgegangenend Kall⸗ oder Natron⸗Sulphat gehörig
befretet „ eins gelbe, zu grobem, dem Bernſtein ähnlichen, Pulver zerfpringende, in
Beafter und Welngeiſt leicht Läöliche, Suͤßholzwurzel: Geſchmack befigende, ald Pulver
durch eine Flamme geblaſen, wie Colophonſtaub oͤder wie Lycopodlum entflammende,
am der Luft erhißt aufſchwellend ſich emzuͤndende und mit Keller, rußender Flamme
brennende Maſſe rar, die mit Salt und edenſo mit Biarye Verbindunges gewährt,
weiche von CO2 uicht getruͤbt werben, und deren waͤſſrige Loͤſungen, Falls fie in der
Wärme ſtark eingeengt worden, gelatiniren (gellefern).
su) &8 finder ſich diefe Spielart ded Krümeluderd Im Harne der an der Sonigharnrupe
(Disbetes mellit.) Leidenden, neben Waſſer ald Sauptbeftandihell; Genuß von ajets
teichen Speiſen foU feine Entiiegung aumählig mindern und fo die Moͤglichkeit der
‚Heilung dieſer Ichendgefährligen Sranfbeis in Aus ſicht ſtellen, amdlonreiche Speifen
‚iogegen ſellen Die Eyyugang bed Gapmuderd vermensen.,..
N Kocht man Eisyeiz Wurztin mit Waſſer aub und Yerfept fie nad umd nad, fo -
u . uders hervorgeht; indem
RAochſcij regelm ig fehtallifichare iheils vodetaedriſche/ MS rhom ⸗
bvoidiſche Salzverbindungen dar, von denen bie letztere gegen 3300
Gewichlstheile dehydrirten Krümelzuders, 335 Gewichtethelie das ent
"Iaffene (225 betragende) ' Waſſer vertretendes Kochſalz entthaͤlt, wie
ſolches aus den hieher —F in Zerlegungen des KocfaljiHern:
felbe hienach zufammöngefeßt iR aus
2 Atom Hartzuder + i Kom Kochſalz + 2 Atom Kryſtaliwaſſer —
2 (C12 H2j 012) + Na Ch? +2 ag; lehteres verdampft, wenn
* Kryſtalle einige Zeit 100° C warm eihalten wetden, und' der alſo
entwäflerte Kochfalz Harnzuder jerfaãllt dadurch zu weißem‘ Pulver.
Der Koqh ſalz⸗ Traubenzucker ſcheint in einem auderen Verhaͤlt⸗
ai Kochſalz enthalten zu können; früheren Verfuchen genräß,. wie
1 Kochſalz zu 14 Zucker. In Abfiht”anf Groͤße gegenfeitiger chemi⸗
ſcher Erfchöpfung laffen fi biefen und ähnlichen Verbindungen, und
mehr noch jenen der Hydrate, zur Seite Rellen: die Wifoholate um
Aetherate; vergl. Srabam’s hieher gehörige Verſ. in m. Arch.
f. d. ges. Naturl. XVII. 588 f. Vom Calecium⸗Chlorid (der
geſchmolzene fog. ſalzſ. Kalk) z. B. verbinken' ſich 2Gewichtotheile
mit 7 Alkohol zum kryſtalliniſchen Atoholare; man denutzt daher dies
fes Chlorid nicht nur zu Entwäflerımgen (1.8. zum Trocknen gafis
ger Flüffigkeiten, Darfellen des abfofuten Alkohol, Batwäls
fern des darüber zu defillivenden Terpenttubls ic), fomern, feit
Lowitz auf die Marke Anziehung red Ca Ch2 zum Weingeiſt, im Ge
genſatz ter ſchwächeren zum Aether aufmertfam machte, auch zum
Entweingeifcy bes Aethers, ber Aetherdle (zumal der durch
Weingeift-Iufop verfälſchun), Der Eufelöle 2 Auch der H413⸗
altoHol (oben €. 851 Anm.) — der in neueren Deiten theils mit .
Weingeift verfeßt worden, um biefen betrfiglicher' Welſe unbemerkt un»
daher unverzollt in, Läuber einzuführen welche deſſen Einfuhr nicht
zollfrei geſtatten, theils auch amgekehrt dem Weineihe beigemiſcht
wird, um dieſen nicht minder kruͤgeriſch zu nicderen Preiſen zur Derti⸗
gung von Liqueuren, Firnifien ze. fellbieten zu Tennen — däcfte ſich
mittelſt des Ca Ok2.pon Weinzeiſt, durch vorfihtig geleitete Teflilia-
tion ſcheiden laffen. — Uebrigens iſt die -Junigleit, mit welcher der
Alkohol der Alkoholate in denfelden gebunben zugegen erſcheint, wicht
viel größer als jene, mit welcher Zuder von fetten und ätheri.
fhen Delen angezpgen, -wird (denn biefe Berbindungen Taffen ich
bei Ucherfihuß von Zudrr in Weingährung ‚verfegn und ‚geben Jan
zum Theil ſehr eigenthümliche weinartige Slüfigfeien), Aetherol
mittelſt DeRillation über daflelbe euthaltende Gemädgätheile in den feg.
deſtillitien Waflern dem Waifer, und Amylon tem indigſchwefel⸗
fauren Rali des ſog. Reublau oder Mafchblau anhaͤugt. Gebt
man dagegen bie Etärffleifieri2öfung der Froſtfälte aus, fo ſcheidet
fie ſich in durchſichtiges Eis umd in pulveriges Amylon, das
ER _
were bon Umtrüt rolf von Buder begtiftet ih.’ Defekt mau den Klei⸗
Wer von Zeil zu Zeit mil enwas Feachtungs⸗Waffer, fo wird er (bei
Laflwärmen von 140. 100-0 wikällg fnwer; zumal wenn er nicht
feel wer von Pflanzenleim; was: ihr unter dieſen Uantänden fäuert,
it nicht fowohl Ril hfaure (deren Cotkihen vor Allen anderen zu
“ewartei war, weit ſie it Bent Ruıyton prosemtifch glei aufams
metgefeßt and letzteres ihr yolymer ift; 1 win und Olisiänre,
federn eine, wie es ſcheint, eigenthümliche Kıiellerfäure, die viel⸗
leicht ſich als der Mildfäure ifomer dethätigt? Laßt man "Dagegen
anf trockenes Amyl on teodenes, gaſtges Chelor einwirken, fo entzieht
ihm dieſes H, damit Hydrochlorſaͤure bildend, wodurch dan Ueber⸗
häufung des in dem Amylon vorhaudenen O zu Stande kommt, was
einen entſprechenden Antheil C’ in Barbonfäure wandelt, die entweicht,
während dad übrige C mit dem dnnoch vorhandenen Autheile von H
ur O Berbindungen gewährt, ähwlich dem Ulurin nud der Uhninfäure.
Waren hingegen Amplon und Ch gewälffert, fo Eommt es neben
ver Hydrochlorbilduag zur Berbindung des C und H mit O in Ders
hältniffen, wie fie theils im Traubenzuder, teils in Hydrocarbon⸗
Saͤuren vorliegen, die noch ber näheren Unterfudgung bedürfen md
bereu Berfchiehenheit abhängia if ſowohl von der Reinheit des
Amplon und der Menge des mit auweſenden Maſſers, als au
von ber Temperatne, bei weldyer fie zu Stande kommen. Das zu⸗
vor erwähnte Dertrin, und ebenfo auch jenes Amylon: Bummi,
weldhes eutfcht, wına man Amylon bis zu 200° C erhigt.. geben, mit
verbimmter Azotſaͤure erhitzt, Beine Echleimfänse ober Milch zucker⸗
fAure, ». i. eine Hydrocarbonfäure, die zuerft von Scheele darges
flellt murde, durch Erhitzen von 1 Gewichtsiheil gepulverten Nilchzucker
mit 6 verbännier Azoetſäure, die man aber auch erhält, wenn man
Bummi, zumal arabifches, mit gewäflerter Wyoänte erhigt, und
Vie in Form eines kryſtalliniſch⸗ pulsrigen weißen Hydrate, das wegen
feiner Schwerlöslichleit kaum ſäuerlich ſchmeckt, das 60fache feines
Gewichtes flsrenden Waflers zur Löſung fordert, mit den Dxyden der
Laugme talle neutrale und ſaure lösliche, mit denen der übrigen Metalle
hingegen faſt durchgängig nnlöslidge Salze zufammenfegt, in kaltem
Bafler kaum, iu Alkohol gar nicht Löelich IR, und die für ſich erhigt
in Brensfhleimfäure („Byyofhleimfägze», d. i. eine in mehreren
Berhalten ver Gucrinfäure oder „Bernfleinjäure aähnliche,“ fublis
mirbare Gäure, beren Sättignngscapucität — ſ. w. u. — halb
fo groß ale jrme der Echleimfäure), Earbonfäure und Waller zeriällt,
indem 1 Rtom Schleimfäure = C12 H16 014 +-2H 20 in
4 Atom Brenzfäleimfünre — C10 H6 05 + H2O, 2. Atom
Garbonfäure = C2 04, 5 Atom neuerzeugtes Waſſer — HIO
05 und 4 Atom ſchon fertigen, mit ihr zuvor als baſiſches Waſſer
= 420 anssinander tritt (wis ven Augicheiden dieſes HLO erjolgt die
908
» „SRinheruug der apfpringlicen ‚Göftigugapeonnelilt der Geleimfänn
. bis zur Hälfte; die, erſt gebildeten 2 CO2, und.E H2O Fonnien, ba fie
zuvor noch nicht yerhanden warey, keinen Winfluß auf bie Gättigungss
capaeitaͤt üben; weil aber die Echleimfäure neben dieſem Atom baſi⸗
nn SHen Waſſer noch I Mom einer anderen Bafe aufzunehmen wermag,
non Br B. in dem ſauer gegeuwirkenden KalirEal; = KO H20 + Cis
Th. Als 014 d. i. + waſſerfreier Saͤure und weil fie zerſetzt eine einbafige
Eaͤuxe entläßt, ſq iR fie feine einbafige, ſondern eine zweibafige
iR ”, oder- doppelbafige Säure). Mo man übrigens die Sättigunge⸗
. „„Capacität organifger Verbindungen (in Beziehung auf Salz⸗Erzen⸗
.. gung) zu beflimmen vermag, ba if, wie bereits ohen ©. 918 bemerft
‚worden, das folshen Weges ermittelte Atomgewicdt der — bei ber
Beſtimmung als Eures oder als Baſe-Vertreter zur chemiſchen Gegen
„ bethätigung gelangten — organiſchen Verbindung ein unzubezweifelndes;
Penn nicht nur: daß es über die Anzahl von Atomen, in welcher jever
einzelne, durch die Glementar-Analyfe procentifch beſtimmte Grunde
in der Verbindung zugegen if, entfcheidet ), fonbern es dient au
) Diente Vie Berbrennung organiſcher Verbindungen zur mikroche mi⸗
fg en Beſtunmung der precentiſchen Sewichtegroͤßen⸗Verdaͤltniſſe ihrer Grundflofke,
fo ſteht dabel, außer dem bereisd oben Erwaähnten, indbefondere noch Folgendes mög
lichſt fireng zu berüdfichtigen :
@) bei Beſiimmung ded A-Gehalts, nadı Barrentrapp und Will leben E. sıs):
daß die mindeſte Nerunreinigung des dabei zu verwendenden KO mit Kali⸗Azotat
LGalyerer) die Menge ded zu bildenden Ammoniak um ein mehr oder weniger
Merkliches erboͤhet; denn Bydre carbone, die gleldyeltig mis Mjoraten imd füures
freien Baſen erhipt werten, eignen fich Ihrem H>:Gehalte nach A ter Nyzotfäure am,
während Ihr C deren O zu CO2 (oder waͤhrend ein Theil ihres H mit Igrem C dad
0 ver Azotfäute zur Bildung einer Oxy⸗Bydrocarbonſaͤure) bindet, (nafen Weges
: vereinen ſich A der Azotiaͤure uud U bed Waflerd, wenn beiden gleichzeltig un? gleich⸗
drtlich dad O entzogen wird, Leicht zu Ammeonlaf, und zwar nid nur wenn
waflergerfegende Erzmetalle dad O binten, fondern auch, wenn Gydrocarbonhydrate
deren Stelle vertresch; wie denn 3. B. eine ſtark verduͤnnte Loͤſung von Salpeter
und arad. Gummi nach nie ſehr Tange Zelt durch Bufap von KO oder LaO ıc,
Ammoniat entbindet); B. uud W. nıfelge kommt ed, fehlt dad Azetat Im Kalt,
nie zu einer Vermehrung ded Ammonlald auf Koſten zuvor eingefogenen atmefphds
riſchen Azots, weil, könnte nıan mir Rüdfiht auf Faraday's hicher gehörige
Verſuche (oben ©. ) Hinzufügen, well ed dabei an dem waflerserfegenden Metalle
z (4. B. an Zu rc) gebricht: Indeffen IM in statw iascenti ebenfalld jened H der au
H ſehe reichen C und AMerbindungen, welches im die neue € + O Verbindung wide
mit aufgenommen velxd (wie jened H, welches zur Nudfcheidung gelangt, wenn
Blttermandeloͤl, oder flass deſſen Benzoeſaure mit Kalihydrat erkige
wird; eb fragt ſich, wab erfölgen würde, wenn dieſe Ausſcheidung im einer Umge⸗
bunb von Ajotgas und Earbonfäure ſtatt hatte 7); Hufin erbiet Ammoniak,
als eu In eine mit Merkur gefühlte Glabroͤhre etwas Azotgad treten und Bann bar
mie zur Berührung gelangen ließ: mit etwas Waſſer geſeuchteten Eifenfellkaub ;
dad Fe erytirte fid) (gu 2 Fer Os) und dad Azotgud verſchwand, Inden ed ſich malt
dem H des In Zerfebung begriffenen Waſſers ju A2 Hc verband; Phil. Transzet. 4788,
M Bevor man, Betzuſs der mitrochentifchen Elementar⸗Analyſe, die orgauiſchet Verbin⸗
dieſem procentifchen Brwichtsverhältuiß felbft zur DVergleichungs - Brüs
fung ober Controlle. Iſt jedoch die organifche Verbindung weder ein
ale Salzzeuger (Säure), no als Salzgründer (Bafe) fich be⸗
thätigender Stoff, fo fallen beide Bortheile der ermittelten Gättigungs-
Gaparität weg, weil diefe felh dann unrmittelbar bleibt.
bb) Unter Sattigungs⸗Capacität, overgegenfeitige Jaſſunge⸗
Größe der Salzbildungs-fähigen Grundſtoff-Verbindungen, verfleht
mau beiÖrygen-Säuren, d. i. bei Gtoffen, weiche durch Aufnahme
von O in Säuren verwandelt worden, das in Zahlen ausgedrückte Ders
hälinig der Os Menge eines Oxygen⸗Salzgründers zu der Os Menge
der mit ihm bis zur Neutralität verbundenen Oxhgens Säure, indem
| man voransfeßt: daß jeder Oxygen⸗Salzgründer (oder jede Oxy-Baſe)
anf jedes Atom feines O ein Arm Oxygen» Eäure aufzunehmen und
|
i
—— un
ch mit demſelben Salz: bilvend auszugleichen vermag; daß baher feine
0:Renge flets einen Bleichtheiler der gefammten O⸗Menge barbictet, und
bag mithin die zur Gättigung (Meutralifation) von 100 Gewichtstheilen
Eäure feiner Geits erforterliche Menge das Sättigungs-Bermögen
der Säure procentifch ausdrüdt. Wenn es daher von der Schwefel⸗
| fäure heißt: ihr Sättigungs: Bermögen iſt gleich 1/; ihres O⸗Ge⸗
Jaltes, oder gleidy 20 (genauer 19,95; denn procentifch beflcht fie aus
59,86 O und 40,14 8), fo will das fagen: die fie neutralifirente Oxy⸗
Bafe um ihr 20 (genauer 19,95) O zuführen, wenn fie dadurch wirk⸗
li geſättigt (neutralifirt) werben fol; in der Azotſäure beträgt
Nas O procentifh 74,0825 (das A mithin 25,9175), da nun in ihr
5 Aequivalente O mit 1 Nequivalent A (= ADB) verbunden erfcheinen,
durch dad O des KO Che Os, oder deb CaO, Pb 02 verbrannte, verwendete man dazu
teined o (fpäterbin Os@ad ımd KO Ch2 05); füllte man die Berbrennungärdäre,
bevor man den zur analnfirenden Stoff und das OuO, oder PbO Cros sc. bhineinbringt,
wit 0:Sad, fe würte man vielleicht verhüten, was gänzlich zu verhintern außer
| dem kaum möglich werden dürfte, daß ſich etwas C an Innenwandungen der Möpre
! abfept, ohne zu verbrennen, und daB ſich Carbon⸗Kupfer bildet, und man würde -
| dann nicht zu fürchten haben, daß man wieter neuerzeugte CO2 erhalte, wenn
men — um nadı beendeter Verbrennung alled entftandene Waſſer und alle zu
Stande getemmene Garbonfäure In die zugehörigen Berdichtungd : Behälter (alſo
| das erzeugte Waller In dem Ca Cha enthaltenten und In dem damit In Berbindung
| feßenden Wimöftelnpulver und der 80a HeO, und die @arbonfäure Inden, wäfltige Kall⸗
| Löfung und den damit verbimdenen Bimäfteln und Kalilauge darbietenden) zu treis
| ben — etwas at. Luft durchtleht, oder befler: etwad 0s@ad durchtreibt, Alſo
yerdichtend fanden Dumas und Staß in der Benzoefäure nicht 69,2, fondern
| BC, im Benzin nicht 923,3, fondern 95,5, und Im Campher nicht 79,2,
ſendern 80,2 Earbon; Demant Meß fie folchen Wegeb deſſen Atomgewicht, im arith.
Aissel aud mebreren Berbrennungds@rgebnifien , zu 75,005 fehlegen, was Prouts
Uunehme: daß C «in ganzjabliged Multiplum. ded H und zwar bad 12fache deb,
Atom H oder dad sfache deb Aequlvalent (ded o, d. i, H2) des H fey (vergl, oben
&, 751), sehtfertigte. J
50
fo find jene 74,0825 durch 5 zu bivibicen, um bas @ättigungss Ders
mögen derielben zu erhalten; der Quotient von 74,0825 durch 5 iR
— 148165; fol fle alfo von einer Bafe gefättigt werten, fo muß
biefe in folder Menge zugefebt werden, daß fie genau 14,8165 O zur
Neutralifation dringt, und vertritt das Waffer dieſe Bafe, fo muß
es ebenfalls im bemerkten Berhältniß zugegen fein, Da nun das Waf-
fer procentifh aus 88,89 O und 11,11 H gufammengefcht if; fo wer⸗
den auf 100 Gewichtstheile waflırfreier Echwefelfäure 22,45 Gät:
tigungssWaffer erfortext, um vamit das erſte Hydrat biefer
Säure darzuftellen; denn in 22,45 Waſſer find enthalten: 49,95 Oxy⸗
gen, während in 100 des erſten Hydrats jener Ehweflichtfäure,
weldye mit Ealzgründern neutrale Salze zulammenzufeßen vermag,
nahe ebenfeviel O zugegen if, als in der waflerfreien Schwefelfäure,
weshalb denn auch diefe Schwefelfäure und jenes Hybrat der SO2 nahe
daſſelbe Gättigungsvermögen beiten. Es enthalten nämlid) 100 808
40,141 S + 59,859 O, während 100 SO2 + H20 gegen 41,598 8
und volle 58,404 O barbieten, und in den Ealzen ter Schweflicht⸗
fäure ift ſtets Hybratifirungs: Wafler zugegen; wäre biefes nicht ber
Ball, fo würde das Eättigungs: Dermögen der S02 nit 1/3 des
O⸗Gehalts der Säure, fonvern gleich 1, deſſelben ſeyn; veral. oben
6. 817 Anm. Grhigt man die Ealze der S02, fo entweidht: vor
Waſſerdampf begleitete SO2: as, dem zunächſt Waflerdampf folgt,
und fährt man nun zu erhigen fort, fo fleigert man bamit die Eäures
forderung der Bafe (erhöhet ſich ihre Elektropofitivitaͤt); es entweicht
Schwefeldampf, und zurückbleibt KO 808. Es ift mithin die S02
in ihren Salzen zugegen als die 3 Atome O enthaltende Eäzıre des
bier als Erunpfloffvertreter fi betkätigenten SH, und wollte man
die einfachen Salze der Oxygen: Säuren ale Verbindungen eines
Metalles (oder eines Metallvertreters; z. B. der organiſche Baſen
enthaltenden Salze) mit einem binären Säurer erachte: willen — das
Kali» Sulphat 3. B. ale Kal (oder Ralum»&ulyfan = K +
804, das AmmonorydsAzotat als AmmonsAzotan = A2H8 +
A206 ı.— fo würde bie Formel ter Metalls@ulphine, 3.2. des
fog. ſchweflichtſauren Kali (oder richtiger Shweflihifäure- Kali
fen = K + (SH8) 03. VEs find bereits mehr denn 40 Jahre vers
flofien, feit der Verfaſſer dieſes Handbuchs vermuthete, daß in dem
gen: Metallfalzen die Metalle nicht als Oxyde, fondern als Uns
verbrannte zugegen fein (Trommédorff's Journ. XIII. 1. 417),
aber die galvanifchen Zerfeßungen der Laugmetalls Salze: in Metall»
oxyd und Bäure, und die flarfen Anziehungen berfelben Metalle zum
Dryaen, bie es uumöglih macht, daß 3. B. K.neben einem Oryde
(3. B. neben dem des H; oder bes 8 ıc.) unoxydirt beſtehen nun, dann
daß Feine Berbremmunge- Wärme entfcht, wenn z. B. BaO ans dem
angeblichen N + 504, unter vorausgefehter. Trzeugung von Ba 804
Ri
Nat» Oryd (NO= TO Na0), aus dem angebligen K 304 Kals .
Dryd (Kall), aus dem meinungdgentäßen L SO48ith : Oxyd Eithion)
ſcheidet, ließen mid ſchon vor vielen Jahren ſolche Vermulhnng auf⸗
schen, um ſo mehr, da fi mir zu obigen Einwürfeg "10 anbere
gefellten, die, wenn man ter Natur nicht Gewalt ‚anthyn will, nicht
m befeitigen find. Denn was von’ ben Metall⸗Oryven gilt bei deren
Verhalten zu den Örygenfäuren, das muß folgereghter Weife au von
deren Vertretern, und daber z. B. and; von dem Hpydralwaſſer der
Säuren gelten, und ebenfo, was vom Saͤure⸗ Bründer (Radical ber
Eäure) vorausgeſetzt wird, muß aud auf befien Vertreter feine Ans
wendung finden; beifpielweife find mithin die Hydrate der SOS, ber
A203, C203 ⁊e. Berbindungen des SH2 mit Ö4, des A2H2 mit 06,
des COH2 mit O4, und jene be6 KO Ch2 05 des K mit Ch? H2 06%),
wogegen aber unter andern geradezu die Erfahrung : daß H2 im Momente
feiner eintretenden chemiſchen Sfelirung (im atatu nascenti) begriffen
— und das if 2, in bem Nugenblide, da es 3. B. durch SO03 feines
0 beraubt wird) mit der ihm (in Folge des Marimums feiner ibm ges
wordenen pofltiven @lektrifirung) möglichen größten Etärke ſich bes
0 bemädhtigt; wie feldies unter Anderm deutlich zeigt die galvanifche
Serfegung des KO H20; denn während am — E Bol K. frei wird, ers
ſcheint dort gleichzeitig Teiln U-Gas, wohl aber am + E Bol
O-Gas, und nur nach der Zerfeßung bed KO, bewirkt durch Bindung
feines O an das am — EBol thätigen H, tritt an diefem Pol freies
H hervor, entfprechend dem auch dann noch am + E Pol in andauerns
ver Gniwidelung begriffinen O⸗Gas; was Far darauf hinweifet, daß
in jener Zeit, in welcher das KO zerfeht wird, darum am — E Pol
fein H fi} entwidelt, weil «8 dort mit dem O bes KO zu Waſſer fidy
verbindet. Gleiches gilt au, wie in m. Lehrbuͤchern ber Phyſik und
der Ghemie ſchon vor vielen Jahren bargethan worden, von ben gal⸗
vanffchen Zerfegungen aufgelöfter Erzmetalloxyde; erſt nadidem z. B.
am — E Bol fein Pb einer beide Pele ſchließenden Bleioryd-Auflöfung
‚mehr auszuſcheiden übrig iſt, fleht man hier H:&as hervortreien, und
fo — bei jeder einfachen galvaniſchen Kette ähnlicher Art, z, B. bei
der Darfellung jedes jog. Blei: Baums CArbor Saturni, d. 1. des
durch Zu aus eluer fauren Bleiorybauflöfung, z. B. aus der mit Eifafäure
angefäuerten des PLOA gefällten Pb. Uebrigens unterfcheiden. ſich beide
Ä galvaniſche Bleioxyd⸗ :Zerfeßungen weſentlich dadurch von, einander, daß
| 9) 2erelner ein font Ae feſte Etlorhydrat ec. zwei darſtellbar find, ein
gelbes und ein weißes) für eine Verbindung von Salzfäure und Cuchlo⸗
zin, db, i, von H2Ch + (Ch20 ober Unterchlorichtſanre + Ch,-oter) ChSO.
Sarapay fand das gelbliche kryſtaliniche Cblor⸗ Hydrat aufammengefcht ans
27,7 Ch + 72,3 Waſſer, oder — Ch? + 10 4230:
gr
932
in erfieren Falle (alfo bei Anwendung einer galvaniſchen Batterie,
ober auch bei Benutzung einer f clbftRändigen einfachen galvanifchen
u Kette, 4. B. ein Zu» Gtreifen, ber mit einem Blatins Draht ober
Syatel dergeſtalt verbunden worden, daß das freie Zn-@nde und bas
freie Pts Ende in die Bleiexyd⸗ Auflöfung fo tauchen, daß fie ſich im
‚ berfelben nicht berühren) am + EBo:, fo lange am — E Bol fein
H:@a® hervortritt, fondern nur dendritiſches Pb, auch kein Os: Gas
erfiheint, fondern flatt deſſen PbO2, und neben Effigfänre (die, ihm
gleichnamig elektrifch geladen, unter biefen Umſtaͤnden von ihm nicht an⸗
gezogen, fondern abgefloßen wird) #) gebilbet wird, was nebenbei deutlich
darthut, daß in dem Theile der Bleisuflöfung, ver feinen Pb: &e
halt nit dendritiſch entläßt, der PhO-Gehalt derfelben eleftzopoftiv
iſt, folcher elektrifchen Ladung zufolge aber einerfeits das H, als gleich⸗
namig gelaten, abflößt, hingegen tas ihm ungleichnamig geladene O
anzieht (damit dunfelbiaunes, meiſtens metallif glänzendes
Bleihyperoxyd⸗ PbO2 zufammenfegend), und daß mirhin durch ben
ganzen tropflihflüffigen Echliefungsbogen ber beiden Pole hindurch ein
Erregungs» Vorgang fh bethätigt, der Bunft für Punkt nicht mer
den an ben Polen nicht zur polarifchen Scheidung und hierauf folgen
den elektrochemifchen Berwenbung gelangenden Waſſer-Antheil, fondern
auch alle dort nicht zu gleicher Umänderung fortgefchrittenen Bleioryd-
und @ifigfäures Theitchen zur elektriſchen Polarifirung bringt und darin
erhält, während feiner ganzen Dauer. — Als weiterer Rinwurf gegen
jene, die Aıt des Beflandes ber Salze betreffende Bermuthung , gilt
übrigens auch, daß man die angeblihe Sulphau⸗, Eulfin- ıc. Verbin⸗
dungen des O mit den O:&äuren für ſich nicht darzuſtellen vermag,
nicht zu gedenken, daß, wären z. B. in den Orbgens Galzen ber Metall
oxyde, die Metalle Osfrei, fie ein größeres Leitungs » Vermögen, for
wohl für Wärme, als für Elektricität darbieten müßten, als fie that⸗
ſaͤchlich nachweiſen Iaffen; denn da die Oxygen» Gäusen mit ber Bus
nahme an O auch an keitungsgüte getvinnen, und die Metalle als foldge
die beften Leiter bilden, während fie als Metalloxyde zu den ſchlechten
Leitern gehören, fo müßte . B. K + A2 08 au Leitungsgäte dem
mindeft gut leitenden Erzmetalle ſich gleich oder nahe gleich Rclien;
aber KO SO3 leitet weit ſchlechter als irgend ein chemiſch iſolirtes Metall,
und ähnelt in Abſicht auf Leitungsgüte dem KO H20. Endplich, ent:
zöge wirklich die Orhgenfäure dem mit ihm zu verbindenten Metall:
eryde fein O, fo Rände auch zu erwarten, daß vergleichen Eüuren jenes
O aufnehmen würden, weldhes Metall s Oyperoryde entlaflen, wenn fie
..in baflfhe Oxyde ‚übergeben, z. B. dae des Maos ‚oder das in der
.
”
©) Chemiſchen Meger Kereiteteb PhO2 loſet A, friſch enikanben, in Eſſig
ſaure auf,
vd
+; 938
Mennige, neben PbO enthaliene Bleihyperoxydul (Pbg 08); allein
ertvärmt man dieſts 3. B. mit gewäflerter Schwefelfäure, fo tritt Tas
in statu nascenti verfeßte zweite Atom O des Hyperoxyds nicht an
die Schweielfäure, fondern an das Wafler, haflelbe in H2 09 wars
delnd; vergl. m. Arch. XII. 497, XVII. 32; ferner: oben ©, 496
Anm. ©. 811 und 821, und &. 776 Anm. — Fernere Beifpiele der Sat⸗
tigungs-Bermögen verfdhiebener Oxygen⸗SESauren gewährt bie
Yjotfänre, bie, wie bereits früher bemerkt worden, nur im Ders
binsung mit 20, oder flatt defien mit bafielbe vertretenden Salz⸗
gründern darflellbar, alfo nicht chemiſch iſolirbar ift; 100 Gewichte⸗
theile derſelben befichen aus 25,93 A und 74,07 O, die ftöchiometrifih
ansgedrüdt — A2 05 find; dividiren wir daher mit & in 74,07, fo
erhalten wir das Cättigungs + Bermögen der Azotſäure — 44,814,
wonach das erfie Hydrat derfilben eine 14,814 Oxygen barbietende
Menge, nämlich 16,665 H2O heiſcht; „ferner die Effigfäure (A =
C4 H6 03 cter C« H® + 0° oter Ac oder Ac 08), die procentifch,
da fie aus 300 Gewichtotheilen C -+ 37,5 H und 300 O beflebt, gegen
47,058 C und, 5,884 H 47,058 O enthält; 47,058 dividirt durch 8,
gibt das Eättigungsvermögen — 15,686; vergl. oben ©. 813 Anm,
Stöchiometriſch befimmt if hingegen das Saͤttigungs⸗Vermoͤgen
der Schwefelfädre — 8, bie des Schweflichtſäure⸗Hydrate
(S02 20) ebenfalls — 8, die der Ehwefelfänre der Biſal⸗
phate — 6, die der Carbonſäure — 9 und ber in den Bicarbos
naten vorhantenen = 6; die der Azotfäure 5 und die des Ayotfäures
Hydrato — 6; jene ver Ayotichtfäure Hund die ihres Öybrats — 4;
bie ber Effigfäure m 8 ꝛ⁊c.; vergl. auch m. „Einleit. ind, n. Chem.“
©, 429-450. In ven fog. Waſſerſtoffſaänuren, d. 5. m jenen
Eäuren, in welchen das Hydrogen durch einen Salzzeuger (Zünder
sder Brennzũnder oder durch diefelben vertretende Gezweit⸗ oder Ge⸗
drittſtoffe) geſaͤnert erſcheint, ſteht das Sättigungsvermdgen genan
im Verhaͤltniß der Menge des möglicher Weiſe erzeugbaren Waflers)
d. h. es fordert eine dergleichen Säure zu ihrer Eättigung gerade fo
viel baflfches Oxyd, daß defien geſammtes O mit dem gefammten H
der Gäure fi zu Wafler zu verbinden vermag, und war flatt der
DrysBafe ein Chlor (oder Fluor, oder Brom⸗, oder Jod)
Salzgrfimder, und als gefänertes Hydrogen eine faure Berbindung des
H mit einem Brennzünder, oder mit einem dieſen vertretungsfähigen
Gezweit⸗ oder Bedritte ac. Stoff gegeben, fo- entfpricht das Gätti«
gungsvermögen der Sänre ber aus ihrem gefamnten H + bes
gefammten OR (oder F, oder Br oder I) möglicher Weife erzeugbaren
Menge von H Ch (HF, HBr, HT); Beifpiele für beide Bälle mögen
nachſtehende Bleichungen darbieten: H2 Ch2 4 Ag20 = Ag2 Ch2 und
H20, fo auch H28-- PbCh2 — PbS und H2Ch2; PLOA + H2S =
PbS und H2O nebſt T. (alſo: und AH20); Mr Ky2 (Merlurtyanid
834
ober vielmehr Merkurkyanſäure; oben S. 773 Anm, 929 u. m. Grundz. IJ.
518) + H2S — MrS und HHdrofyanfäure (Blaufäure = H2 Ky2).
Auch bei den Derbindungen ber Galzzeuger - Säuren mit Ealzzeuger
Bafen, welche beide dieſelbe Art von Galzzeuger enthalten, walten
Sättigungs-Geſetze, ähnlich jenen, welde bei ben Orygen-Säuren
und Ory: Bafen ihre Wirkſamkeit bethätigen. Go 3. B. verbinden
fi Hydrogenfulphide mit Schwefellaugmetallen und diefe mit Echwefel-
erzmetaflen in Berhältnifien, in welchen die Schwefelmenge ber Säure
“ entweber jener ber Bafe gleihlommt , oder ein ganzzahliges Vielfaches
derfelben darſtellt, vergl. oben S. 807 ff.; ſo z. B. gewährt KS +
42S eine in großen, farblojen, an ber Luft zerfließlichen Kryflallen
anſchießende, ſcharf alkaliſch ſchmeckende Verbindung der erſteren Art
(darſtellbar entweder durch Sättigung des KO H20 mit H2S oder
durch Glühen von KS oder auch von KO CO2 in einer hinreichenden
Menge von H2S= Gas), während das fryfallinife gelbe Kalin-
eifentyanüir = Fe Ky? +2 Kr Ky2 (4 3 H20) eine Berbin-
dung der letzteren Art darflellt, In welche das Ky der Eäure (hier
das K4 Kya4) ein zweifaches des Ky der Baſe darſtellt, und ebenfo
in’ dem rothen Kalineiſenkyanid; denn letzteres id = Fe2 Ky6
+ 8 K2 Ky2. Berner if der Schwefel der, Eäure ein Bielfaches des
S ver Bafe in dem ſchwefelſtibſauren Natrinſulphür, d. i.
in jenem, ſchoͤne farblofe Kihſtalle Bildenden NS Sb2 SI: Salze, oder
wie Berzelius, indem er die Schwefelatone durch Abſatzſtrichlein
(commata) anzeigt, 26 bezeichnet: Na Sh2, welches gewonnen wird,
wenn man 4: Schwefelſtib (Sb2 SI) mit 8 treefnenı Glauberſalz (Na⸗
tron⸗Sulphat) und 2 Kohle fchmilzt, bie Mafie in wenig fiedendem
- Waſſer löf und daraus durch Erkalten anfchießen käßt, feine Löfung
entlaͤßt durch Zufah non Euren (Azot⸗ una Ehlor⸗anre auspenommen)
fenerrothee Shwefelkib ). Ge. kommen übrigens and Dry
) In viefem ſog. Sch ſippe'ſchen Salze entſpricht das Stibſulphid dem Oxy de,
in sem nachfolgenden hingegen ver Säure. Dieſes geht hervor, wenn man ein
Gemenge von 6 Gewichtstheilen Batroncarbonat,, 31), Schweſel an 5 Schwefel⸗
Rib, nebſt % Koblenpulver in oben bemerkter Weiſe behauhelt. Die Loſung
vdieſes Salzes entläßt durch Eaure-Zuſatz fog. Spießglanggolpiwefel
'(Sulphur auratum = Sb2 SS). Beide Salze, biöher faft nur pharmacen-
tif verwendet, dürften auch In ber: Färberei und mehr noch im Seugrrud
»erwenbbar erſcheinen, ba fle mit Mlaunldfungen furbige Dlieverfgläge chen,
welge 3. 3. mittel Gummi ‚große Lit s una Lufkbehänpigkeit erlangen,
Schlippe flellte übrigens, außer jenem ſtibiulphirſauren Natriumſulphür, Ahnlichen
Weges auch Aryfallinifh dar: zlnnſulphivſaures und arfenfulppies
ſadures NRatfulpbär (in - weichem vie Menge des 8 zu jener des As
A wie 8:40 verhält); deegleichen merkurfupptitfaures Natfulpybär
(gewonnen tur Aufidfen des Zinnobers in ie Löfung, bes NS), pas ſchon
war‘ Iufah von Waſſer gerfeht‘ wird, Daß Merallfulppive, bei ifren weiteren
1)
date zufeımmengefehter Säure» Brumblagen vor, die, ohne ſelbſt Eure
za ſeyn, deunoch procentifch nahe übereinftimmen mit einer wirklichen
Säure, von der fle fi dann jedoch, Falls fle mit Oxygen⸗Baſen
vereinbar erſchelnen, binfichtlich tes Eättigunge » Vermögens auffallend
mnterfcheiden;, ein lehrreiches Beifpiel geben das Amylon und bie
Nilchſäure (vergl. oben S. 920); letztere in jenem Zuſtande,
in welchem fie fi in ihren Salzen befindet; denn folde
Eqhweſelmetall⸗ Berbinbungen , AG als wirfiihe Säuren bethätigen, folgerte
der Berfaſſer dleſes Handbuchs bereits vor 27 Jahren; vergl, Buchners und
Kafner's Repertor. f, dv. Bharmac, XIV, 194 um XVII. 301. Aus
mt Shwefelammon laflen fi durch Digefion Sb? S5, Sn 82 uns As?
55 tur kryſtalliniſch verbinden, daß man bie Auftöiung durch Zufag von
Alkohol ansfälet. — Außer dem Golde Lafien fi alle übrigen Metalle uumits
telbar mit Schwefel verbinven; Zn jebo nur unter berräctligem Drud,
ber die Wirkung der Hie unterflügt, pie bier wie beim Fe Rothgluth fein muß,
wäßzend bei den meiften übrigen Metallen weit geringere Hitzgrade dazu Hins
sehen. Außerdem werben vie meiften Metalloxyde unter Bildung von Waſſer
in Echwefelmetalle verwantelt, wenn mun H2S bavanf einwirken läßt, ober
wenn man fie in dieſem Gafe, oder and in CS2: Dampf glübel, oder fie mit
3 mengt und erhitzt, ober ihre Schwefelfäures Berbinpungen mit Kohle glühet.
Zinfoitriot (Zn O S03 + 7 H20) und Kohle. giebt jedoch ſolchen Weges,
bei Rotbgluth, S02 uns CO2-Gas, währmd ZnO und Kohle, und bei fdrs
terer Sie verbleiben orer Zn überdeſtillirt; was file den Ball, daß dieſes Cats
etwa im Großen (bei galvanoplaſtiſchen Darflellungen, und mehr nord: in Bolge
ber Verwendung des Zum und ver SOI zu elckiromagnetifhen BRolationsbe«
wegungen, Behufe etwa in foldyer Weiſe in Bewegung zu ſetender Eifens
babn- und Schiffs:Locomotive, als Nebenerzeugniß abfällt, wiewohl für
vielen Ball vie Berfegung des in MWafler gelbſten Zinkvitriot — und ebenfo
and ver etwa hiebei abjallenden Kupfer » oder Miſen⸗Aufloͤſungen — durch Kreide
eriprichlicher fein möchte, da man das alſo entſtandene Gemenge von Zinkoxyd⸗
earbenat und Kalkſulphat ſtatt Bleiweiß, wahrſcheinlich fowohl in der Tüncherei,
als in ner Oelmalerei mit Vortheil würde verwenden könmen, wäheenn Kupfer
ober Gifen » Auflöfungen, in gleicher Weiſe behandelt, zur Darſtellung gräner uns
ocherfarbener Tünderfarben zu benugen wären. @ifenvitriol (ke O SO3
+6 H20) gibt, mit Koble erhitzt, nachdem hier, wie im erſteren Balle, das
Wafler größtentgeils ale Damyf entwicdgen, SO? und rüdkänsiges Ne203;
MRanganvitrioi (MnO 803 + 5 803) Manganoryfulpburat, v. i.
Eqhwefelnangan und Manganoxybul, zur Entwidelung von H25-Gas mittelſt
verrünnter Schwefelſaͤure ſehr brauchbar; Nicke lvitriol (Nio S0O3 -+ H20)
metaltifhes Ni und 502 nebſt CO2, Kupfervitriot (CuO S03 +
5 H20); beim tunffen Gluͤhen: metalliſch Cu nebſt SO2 und CO2, bei raſcher
aus harter Gige:zugleip au CuS; Bleinttziol (PhO 803) bei wenig Kohle uns
Raztır Sige PhO un 502 nes CO2; bei viel Kohle Pb ıc.; Silber⸗ um
Merturwitcriol (AgQ, S03 um MrO SU3) nur seines Ag und Mr
acht 302 um CO2,. — Sonſt nannte man alle Erametalloryd⸗Sal⸗
phate: Bitrlofe, eine Benennung, vie fie von @ewerbtreibenden zum Theil
no jeht erhalten, uud, alle Erzmetalloxyd⸗Azotate: Salpeter, z. B.
Bleifatyeter, 2. ,i. PbO A2 05; über die Bilbung von Shwefel: Erymes
tallen durch Füllung der Metallauflöfungen, deren im Vorhergehenden bereite
oftmals gedacht worden, ſ. noch w. u.
durch Bafen gebundene Milchſaͤure iſt procentiſch zufammengefeßt, ziem-
li nahe wie das an Salggründer gebundene Amylon. Hundert
Sewichtstheile von dergleihen Amylon beſtehen nämlich aus 44,614 C
+ 6,153 H + 49,233 O oder aus 41,614 C und 55,886 H20; 100
von jener Milchſäure aus 49,86225 C + 56,92 H2O oder +
6,324375 H + 50,595625 0. Tivivirt man nun jeden diefer procen⸗
tiſchen Zahlenausdrücke, ihn, mit Einfchluß der nächften Decimalftellen-
Zahlen, ale ganze Zahl betzachtend, mit ber zugehörigen Atemge⸗
wichtszahl (alfo die C zufändige Zahl durch 75, die H zugehörige
durch 6,25 und die O zufomnende durch 100), fo erhält man folgende,
die Atonıs Menge jedes der vorhandenen Grundſteffe ausdrüdente
Quotienten:
Amylon Nilchſaure ober
C= (nahe) 6 C = (weniger nahe) 6
H = (nabe) 10 H = (eiwas über) 10
0 = (nahe) 5 O = (etwas über) 5 *)
Diefer ſtoͤchiometriſchen Uebereinſtimmung ungeachtet, zeigen jedech
beide Verbindungen ſehr ungleiche Saͤttigungs⸗Verhaͤltniſſe. Es wer-
ben nämlid von 100 Bewichtscheilen Milchſänre 135 Bleioryb
gefättigt, während ebenfoviel Amylon, wenn beflen wäflrige Löfung .
Aus den baflfch » effigfauren Bleioxyde das Bletioryd-Amylat =
PbO + C# Hio 05 fällt, nur 87,5 PbO gebunden enthält. Es ent
halten aber 135 PbO volle 9,68 Oxygen; 67,5 nur 4,84 und während
ſich daher die OsMenge der Milchſäure zu ber des mit ihe bie zur
Sättigung verbundenen Bleioxydes verhält wie 5: 1, Rebt bie des
fättigend gebundenen Amylon zu bemfelben Oxyde im Verbältniß von
40:1; man folgert daher: daß In einem (Bleioryt-) Aequivalent
40 O zugegen find, und daß mithin im Bleioxyd⸗Amylon nicht C6
H10 05, fondern C12 H20 010 Ateme vorkommen, fo daß alfo, wäh
send PbO Lo durch PbO Ce Hio 05 auszubrüden it, PhO-Amylon,
©) Genauer:
Amylon Miikfäure
Atome Ateme
€ = 598850 + « «0. 558346300
U = 9,858 : 6 0. . 40,119080
0 = 0,9230: 0... ‘ 6,595625
100 am vonfierfreied Zinkoxyd gebundene Milch ſa u re geben nämlich, mittelſt Supfer:
oryd verbrannt, 56,92 neuerzeugted® Waſſer und 160,8325 Eafbonfäure; leptere,
das Atomgewicht ded C = 75 angenontmen, befichen and 45,86225 C und 4114,99025 ©;
.erfiered H = 625 gefept, aus 6,324375 H und 50,595625 0. 100 0 Krufallwaffersfreie
milchſaures Zinkoxyd oder Zintorydsfacrar (ZaO Le) enthaftn 38, 2845
%2»0 und 66,7487 Milcyfäure; 100 kryſtalliſittes mtlaffen erhitzt bis 150° 0 17,95 Kry⸗
‚ laltwaffer. 100 wafferfreied Zintoryd: Ractat gibt, mirteif Cuo verbrannt, 3 Wapır
und 407,355 Garbonfäure,
997
feinem chemiſchen Beſtande nach, durch PO Cı2 H20 010 vorgeſtellt
werden muß; eine Nothwendigkeit, welche hiemit zugleich dieſe letztere
Böchiometrifche Formel bes Amylon: als eine fog. rationelle (oben
©. 928) anerkennen, und damit über die innere oder chemiſche Natur
beffelben, fo weit diefelbe von ber Atomanzabl der eins
‚zelnen Srundfoffe abhängig iſt, eniſcheiden ließ; jedoch ohne
dadurch anzuzeigen, ob außerdem das Amylon von der Milchſäure
ch dadurch unterfcheite: daß in erfterem eine Verbindung von Cus +
10 H2O vorliege (wogegen jeboch enticheidende Derfuhe fireiten;
Yerzelius in den Annal. d. Pharmac. XXX. 94, und oben ©. 926),
in letzterer hingegen C12 HIO durch O5 gefäuert exicheine, weil
bier die dem O-Mirfen (mehr ale von Geiten irgend eines anderen
GErnudſtoffee) entgegenftehente Wirkſamkeit des H2 durch das zunaͤchſt
gegen baflelbe gerichtete Wirken des C — und umgekehrt, jenes des
C durch das H2 — geſchwäͤcht und theilweife gebrochen exfcheint;
O mithin zur verhältlich mehr überwiegenden, C und H beherrfchenden
Gegenwirkung gelangt? Oder ob nicht vielmehr das Waſſer feibft es
fi, das, als ſolches das C in ſich aufnehmend, hiedurch deſſen Gäurung
bedinge? Etwa ähnlich jener Weile, in welcher es der SOL beitritt,
wenn bieje, zur Galzbildung gelangend, durch Beitritt von H2O tas
Eättigungss Bermögen der SO3 erlangt? Vergl. oben ©. 930. Die
Nilchſäure bietet aber in der That vor mehrereu anderen Eäuren
chemiſche Berhalten dar, welche über bie Natur ber Sanerheit
(Heidität) merkenswerihe Winke ertheilen; zumal, wenn man ähnliche
Berhatten anderer einfacherer Säuren damit zufammenftellt. Es if
befannt, daß die gafige Waflersfreie Schwefelfäure nichts weniger als
ſauer iR, fondern eigenthümtichen „. erſtickenden Geruch befigt, und erſt,
wenn fie fe viel Waflerdampf anfgenommen hat, daß fle fog. eisartige
Säure in Zorn eines Ioderen Sublimats zu gewähren vermag, zeigt
fie ſich entfchieden ſauer; etwas Hehnliches gewährt nun auch bie
Milchſaͤure. Hat man fie nämlich aus dem in Waſſer gelöften kryſtal⸗
liniſchen ZinforydsLartat in wäflrig-flüfflger Form geſchieden umb
dann in der Guerike'ſchen Leere durch kaltes Abdunſten jo welt abges
damit, daß fle kein gaſiges Waſſer mehr entläßt, fo ſtellt fie eine
vollfommen farblofe und geruchloſe, ſyrupdicke Fluͤſſigkeit von 4,215
Eigengewicht (bei 20,5° C) und aͤußerſt fanrem Geſchmack dar, die
an der Luft leicht feuchtet, vom Waſſer und Alkohol in allen Verhält⸗
ziflen aufgenommen wird, im Aether minder löslich M und ſchon in
fegr geringer Menge viel fiedende Milch zum Berinnen bringt (wäh«
rend größere Rengen Falter Milch ungeändert bleiben), aus Acetaten
Vie Efſigſäure entbindet (mithin derſelben nicht gleich fein kann,
was in früherer Zeit von mehreren Chemikern behauptet wurde),
aus der Loſung des. eifigfauren Magnit, fo wie aus Ber des effigfauren
Simtoryd, milhfauten Naguit und milchſaures Zinkosyb
.
u
=
938
nieberfählägt, Hingegen weder Kalfwafler, noch die wäflrige Aöfung
bes BaO und. des SrO trübt, und für fich vorfichtig erhigt, zuvörderf
an Flielichkeit gewinnt, dann aber, unter beginnender Gelbung, eine
weiße, feite, bitter und fauer ſchmeckende Mafle entläßt, die, zwiſchen
Bließpapier gepreht und alfo ven anhängender, riechbarer Materie
befreiet, ſich in großer Menge in ſiedendem Alkohol löͤſt und darans
erkaltend in glänzend weißen rhomboidalen Tafeln Irykallifirt. Dieſe
find geruchles, fchmeden ſchwach ſauer, ſchmelzen bei 407° C,
fieven gefchmolzen bei 250° unter Cntwidelung weißer, fechender,
entzündlicher und angezündet mit blauer Flamme brennender Dämpfe,
die (unverbraunt) ſich an falte Körper in Form Kleiner, ben vorigen
weſentlich vollfommen gleichartiger Kryſtalle (alfo als Gublimat) aus
legen, ohne dabei irgend einen Rüdfand zu hinterlafien, unb die zu
Beſtandtheilen C6 Hs 04 alfo 4 Atom Waſſer weniger haben, als
die flüſſige Milchſäure. Sie flellen cber, ohnerachtet fie in biefer
Hinficht, wie rüdfichtlih ihrer Entſtehung, manden Brenzfäuren
“ähneln, doch Feine felbfitändige Säure dar, denn fie vermögen fi
mit Bafen nicht zu. Salzen zu verbinden, fondern nehmen vielmehr,
bei der Derührung von auflöslichen Saligründern, aus dem wit
zugegen feienden Waſſer noch ein Atom auf, und geben dann bies
felben Salze, die aus der Vermiſchung der flüffigen Mildfäure
mit denfelben Baſen hervorgehen, dadurch, daß jene ein Atom Waßer
verliert, welches eine Atom Wafler in ibr offenbar das erwähnte flarle
Sauerſein bedingt. Da übrigens die Le unter andern auch aus Milch,
hei deren Sauerwerden, ober vielmehr aus dem Milchzucker derfelben
in reichlicher Menge durch, von Seiten des (nach Haidlen: in Fäul⸗
niß begriffenen) Eafein (Milcheiweiß oder Galactin) beikätigte,
Anregung (Bährung) hervorgeht, fo wird 26 wahrſcheinlich, daß
ihr Genuß — wenn dieſer augleich Nahrungsmittel betuifft, welche
reich au phosphorſaurem Kalk find, zum Mittel wird, den
Verdauungs⸗Organen dieſes für vdie thierliche Cutwickelung fo. weſent⸗
, lich nothwendige, In Milhfäure auffallend leicht Lösliche Ealz in reich
licher Menge zuzuführen; was ſowohl bei Eäuglingen, als auch bei
.Milch⸗ſaugenden Tieren in höherem Grabe der Fall fein möchte, als
‚. bei bereite zur vollen Knochen: Entwidelung gelangten. Daß ber
Genuß von Bafeinshaltigen Wolfen die Berbaulichleit der Nahrungs⸗
mittel des Rindviehs erhöhe, ift befanut. Mehrere Chemiker fanden
im Magenfaft ber Menden, neben, „Hydrechlerfäure» au Milch⸗
fäure, Andere vermochten fie nicht darin aufzufiuden, und ebenſo⸗
wenig an Bafen (an Natron, Kali, Ammpniaf), gebunden im Biut,
Harn, Schweiß pub anderen thierlichen Fiüfflgleiten (Enderlin, iq
Wohlers und Liebigs Ann, d. Chem. u. Pharmac. XLVI. 122 fi.
‚U 4164 ff.) :iehen, Balls, Ichren jedoch jenz Verſuche, welche gegen⸗
” [Ber x
theilig die Auweſenheit der Milchſaͤure im lebenden Leibe folgern ließen;
daß biefe Säure ſehr leicht hervorgeht, two in organiſchen Fluͤffigkeiten
es an zureichendem © nicht fehlt (mas 4.2. felbR bei une von Fleiſch⸗
FoR Lebenden möglicher Weiſe ftatt haben kann, infofern dieſelben
Leim und Chondrin (Knorpel⸗Leim) gewährende Bebilde verzehren).
Die Hydrochlorfuͤure entvedte Prout im Magenfafte; Undere fanden
feine vergleichen freie &äure darin vor — ohne Zweifel: weil tae
Borfommen von freien Eänren theils von dem Zuſtande ber Ber:
Yauungsbedingungen überhaupt, theild von ber Befchaffenheit ber
Rahrungs = und Ernährungss Mittel mehr oder weniger abhängig IR.
Zu den pflanzlichen Bebilven, welche fertige Milchfäure enthalten,
gehören auch bie Weinreben und Weinbeeren; denn ihr Gaft
enthält neben Leinen Mengen verfchlerener anderer Salze — neben
weinfaurem (and wohl trandenfaurem *) Kali, Natron und Kalk, fo
wie neben fehr Heinen Mengen von Salmiaf (Ammonchlorid), ſchwefel⸗
faarem und phosphorfaurem Kali und richt nnbeträctlichen Antheilen
von Garbonfäure (in 1 Kilogramm oder 1,785 Bayrifch s und fehe
nahe ebenfoviel Wiener Handelspfund — 2,77... Bayriſch⸗- und fehr
nahe 2,38 Nürnberger Mebicinalpfunden, nicht felten 40 Eubikcentimeter
002, die jedoch größeren Theiles‘ Erzeugung der O⸗Gas⸗Verſchluckung
des bie atm. Luft beim Auspreſſen berühsenten Moſtes fein dürfte) —
auch mildhfaures Natron und milchſaures Ammonoxyd, Salze,
die vielleicht feinem frifchen Sruchtlafte, zumal bem der Krümelzucker⸗
halfigen, und ebenfo audy ten von Menſchen genoflenen Blatt» und
Burzel» Gemäjen, fowie denen der noch nicht zur Blüthe gelangten Graͤſer,
zumal der Getreidearten und ber Futtergraͤſer, gänzlich fehlen bürften,
und die mithin auch ſchon fertige Milchfänren den Verdauungs⸗
organen zuführen. Vielleicht daß in mehreren Gewächfen der Amylums
oder GtärfesBilbung bie der Milhfänre vorangeht? Auch im
dem Gofte des Walluufbaums finden ih Milchſäure⸗Laug⸗
metallorybe vor; besgleichen in den fog. Krähenaugen (Nucen
vomiene, d. ſ. die Früchte des Rıähenaugenbaumes, Strychnos nux
vomica enthalten Milchſaͤure); übrigens vergl. oben S. 927. Das
oben. erwähnte Zinkoxyd⸗Lactat gewinnt man am leichteſten und
:
®) Im deutſchen, wie im ſranzoͤſſſchen Weinfteint fihder man, neben weinſaurem
Kalt (ms Aalt), auch ſlets erwas traubenfaures, Hingegen‘ nicht im Weinſteine
auf Sicitten gewachſener Trauben. Da man nun im Eafte nicht gänzlich reifer
Beindeeren angeblich eiwad meht Traubenfäure-vorfindet, aß "im, dem der
gänzlich gereifien, fo iſt ed nicht unmwahrfcheinlich, daB das Nicht, ſoſern ehımeniger
gedämpft einfällt, die Trennung debchemifc gebundenen Waſſers von der Weinlaͤure
vewirtt, ımd fo Traubenfäure. In Wehnſaure wandelt. Ze färter die Lichtwitlung,
um fo mehr. werden gemifchte Stoffe von demſelben gleichnamig (poſitlv) eleftrifirt;
we eb aber zu Zleichmamigen Ciektsichtätd «rregungnı Aglekcheiel ob zw Ladungen
mit + E oder mit — RE) Tommt, dort ſteht auch Abſtoßung der gleihnamigsgelabenen -
im Audfct.
— — — — — — ——
nn.
- — — .- — — —
9410
ſchnellſten aus dem mit Baier zum Gieben gebrachten Gauerfraut
(faurer Kappes oder Sauerfohl, d. i. Weißkraut oder Weißkohl, der
die faure BAhrung durchgangen) durch Meutralifiren mit Zinkoryd⸗
Garbonat, Durchfeiben, Bindanıpfen zur Eyrupsdide und Küpiftellen
zur Kryſtalliſation. Die alie gewonnenen unreinen Kryſtalle laſſen
ſich durch Löjen in Wafler, Erhißen der Löjung mit Thierkohlenſtaub,
Durchſeihen und neues Kühlftellen, umfryfallifivend reinigen %. Mit
dem Kalk bildet die Milhfäure, hierin der Effigfäure ſich nähernd,
ein leicht fryflallifichares, in Wafler leicht Lösliches und in Biefem
Zuſtande durch Thierkohle Leicht zu veinigendes Salz, das vom ficdens
den Alkohol aufgenommen, ven dieſem mittelt Deftillation wiederum
getrennt und nun auf's Neue in Wafler gelöf und flltrirt eine Flüſſig⸗
feit gewährt, welche, durch gelöfte Oralfänre zerſezt und vom dadurch
gefüllten oxalfauren Kalk gefchieden, reine farbloſe Mild-
fäure zarbietet. Auch mit dem Silberoxyd bildet dieſe ein lde⸗
liges Salz, das, durch efilgfaures Kali wechſelzerſetzt, das ſchwer
Jöslihe effigfaure Silberoryd in Form eines kryſtalliniſchen
Niederſchlags entläßt.
00) In neuefler Zeit giebt man, bei Entwerfung chemikaliſcher Sormeln,
jenen Zahlen den Vorzug, welche, ohne daß ihnen irgend eine unertwiefene
—
”) Gay⸗LZuſſae und J. Pelouze erhlelten dab milchſaure Zinkoryd, neben wiel
kryſtalliniſchem Marnntt (oben S. 9ı9 u. 921) in betraͤchtlicher Menge aud RNunkel⸗
räbenfaft, den Me 2 Monate hindurch bei 25°—50% C fidy felder Aberlleßen. Eden
nad einigen Tagen trat in der gefammten, mehrere hundert Riited betragenben
Saftmenge fehr lebhafte Bewegung Ceine Folge der fog. ſchleimigen Gährum)
ein; zugleldy entwickelte fidy ein Gemiſch von H: und COo2 Gas In reichlicher Menge.
Eotatd die Waffe durch Beendigung der Gaͤhrung ihre fchleimige Weichaffenbeis wie⸗
. der verloren und ihre frühere Flleßlichkelt wierer erlangt hatte, dampfte man fie jur
Saftdicke ein umd ſah fie nun bald fi gänzlich erfüllen mie zahlloſen Magntit:
.kroſt allen, die, mit wenig kaltem Waller gefäubert und gepreßt, hoͤchſt rein er:
fhtenen. Die hlevon erhaltene Fluͤſſigkelt enthlelt außer der Miiyfäure etwad Trau⸗
benzuder , nebft verfäyledenen anderen, wicht welter unterfudggen Erzeugniſſen; eritere
"wurde mittelft Alkohol Ginweggenonmen, diefer- dann durch Deftillatien von dem
gefonterten geiftigen Audzuge wieder geſchleden und der hiebel verbliebene flüffige Ans
tbeil von einem Ihm begleitenden ſtarren Ruͤckſtande gefondert und mit Zinkorude⸗Ear⸗
bonat neutraliftre ıc. Aus der Böfung des gewonnenen milichſauren Zinkoxndo fällte
man nun dad. ZaO durch Bad Röiung und and der Sen diefem Wrderichlage geſen⸗
derten Flüffigtelt enıfernte man dad BaO durch Schwefelſaͤure, da dann die Millch⸗
fäure in wäfrig-flüffiger Form hinterbileb. Die Edure ded gegohrenen Mehld, Veh
zuckrigen Stärkwaſſers der Stärkfabetken (bad auch effigfaureb — ober
vlelmehr miihfaured Ammonory» enthält), Bracannoeı’d fe Mans
sigfäure, gewonnen aus faurem Reißſwaſſer, deogleichen tie ſog. Hefens eder
Bumins&äure, die neben Weinſtein im Welnesfig, und außerdem Säufiger im
Wiereffig, fowie im Staͤrkeeſſig (oben ©. o27) neben A vorkemmende Plans
Venture Milchſaure fel, war (diem früher bekannt; m. Grund. Erſte Aufi.
+ 50% ’
. 94
ober uneriweisbare Borausfehung zum Grunde gelegt worden, mithin nicht
ben Größen der Atomgewichte, fondern jenen ber Berhältniggemwichte
(Bertretungsgewichte oder Aequivalente; oben S. 777) zur Bezeichnung
dienen; alfo auf erwieſene Thatfachen gründen und nur aus biefen
abgeleitet wurten. Es werben aber diefe Zahlen um fo mehr verhält
lich verkleinert hervorgehen, je größer die Zahl jenes Stoffes if,
weldgen man für fie, als zu vergleichende Einheit anerfennt. Gept
man daher das gefammte Verhältnißgewidht des in 112,5 Wafler
(gegen deſſen Oxygen) gegenwärtigen Öydrogen gleich (alfo jenes des H2)
4, und mindert man außerdem bie Anzahl der Ziffern jeder Berhälte
uißgewichte » Zahl dadurch fo viel, als erfahrungsgemäß irgend zu⸗
läifig, dag man bie Ziffern der einzelnen, den ganzen Sahlen anzus
hängenden Derimalbrüche (gemäß S. 654, linfe Eyalte) bis auf eine
Rreicht,, fo ericheint dann allerdings die Ueberſicht fotcher Zahlen,
ihren @inzelnglierern nach in ſolchem Maaße vereinfacht, daß dadurch
ihr Gebrauch, fei es für reinwiſſenſchaftliche, fei es für gewerbliche
und diefen verwandte Verwentungen der Orundwahrheiten der Ghemie
ungemein erleichtert wird. In der nachfolgenden, hieher gehörigen
Zufammenftellung find«t man, aus ten oben ©. 897 annegebenen
Gründen, die Zahl des Chlor, verglichen mit der ©. 859 ange:
gebenen, um ciwas vermindert, uud bie bes Th, Eb (oben ©. 856) um
. etwas erhöhet. Zu beachten iſt auch, daß die bei Ag, und ebenfo jene
bei K, N (Na) und L Doppelatome, alfo Ag2, K2, N2 und LS
begeichnen. Die oben S. 856 erwähnte, von Mofander neu ent-
deckten Erderzmetalle, tas La, Tb, Eb und Di, find von bemfelben
neuerlich, ihren Oxyden nach, zwar genauer befchrieben worden, konnten
jedoch bis hieher aus ihrem Muttergeftein (dem Cererit oder Cerit)
weder unbedingt zein (vollkemmen chemiſch ifolixt), noch in folder
Menge bargeftellt werben, als erforderlich if, ihre Derhältnißgewichte,
und ebenfo tie ihrer O⸗Verbindungen, mit Sicherheit zu ermitteln.
Mur fo viel fcheint gewiß zu fein, taß das Atomgewicht de La um
die Zahl 680 ſchwankt, das fein faft weißes Oxyd, feinen faft lache-
farbigen Farbenton durch einen noch ungefchiebenen, unbelanntin Stoff
erhält; daß es, felb wenn es zuvor weißglühend geweien, Waſſer
aufaimmt, dadurch an Raumumfang gewinnt und ſchneeweiß wird,
and mit demfelben (mit fledendem fogleidy) in farblofes, Ladmusroth
blänendes (bieduch an Nanganoxydul erinnerndes), aus Sal⸗
miaf Ammoniak entbindendes, in verbünnten Säuren leichtlösliches
DOrpohyrrat übergeht, deflen Salze (vielleicht nur in Folge fremb-
artiger Beimifchung) etwas zufammenziehend ſchmecken und durch Kalis
fulphat vollfändig gefällt werden. Das in kleinen fechefeitigen, durch
fechefeitige Pyramiden begränzgte, 3 Atome Kryſtallwaſſer enthaltenden
Brismen anſchießende ſchwefelſaure Lanthanoxyd theilt mit dem
Salphat bes DiteroxrYd [oder der Ditererde), ſowie mit jenem des
“
-
67
er
Alumoxyd (Mlannerbe ober Thonerde) die Eigenſchaft, in kalien
Waſſer weit Töslicher zu fein, wie in heißem. In der diefen Ber:
bindungen zum Grunde liegenden Reinheit tes La=Oryde, wurde s
bem bis zur Entdeckung des La für rein gehaltenen rochbrausen
Eereroryd (m. Grundz. I, ©. 892) durch verbünnte Azotſäure Leicht
entzogen: zurüd blieb dann Lanthanorydshaltiges Gereroryd, fammt
Didymoryb und den Oxyden ber zwei neu entdeckten Erdmetalle,
bes Erb und Terb (Erbium und Terbium). Das GCeroxydul
bildet mit Säuren ebenfalls völlig farblofe (weiße) Salze, die fig
gleichfalls aus ihren wällrigen Löfungen gänzlich ausfällen laſſen;
Ammonorydhydrat (Aetzammon) FAN’ aus jenen Salzen weißes Ce
Oxydulhydräat, das aber duch Os Ginfaugung und Trodnung an ber
Luft fogleih gelb wird, und nun das Cereroxyd oder vielmehr
das Cererox yduloxyd barflellt, das zwar durchaus nicht bräunlich
esicheint, jedoch durch einflündiges Weißglühen einen Stich In’s Rothe
erhält. Bräunung befiilben rührt, wenn fie nach tem Trednen eins
tritt, von beigemifchten Didymoryd ber, das M. im Jahre 1840
Tennen lernte, indem er es aus braunen: Lanthanoryd, ald den Gruud
biefer Bräunung, fowie ben ter Ametbiftlfarde (die man fonft als
ven Cerer⸗ und Lanthan Salzen eigenthämlich jukommend erachtete) der
Gerer- und Lanthan- Salze, fonderte, ohne es jedoch bis jegt rein
bargeftellt zu haben. Aus dem in Wafler gelöften, lichtrothen ſchwe⸗
feljauren Divymoryb fällt Aetzalkali violettes Hydrat, das, auss
geglühet, braunes Didymoxyd Hinterläßt, vor dem Löthrohr mit
phosphorſaurem Natron behandelt, im Orydationsfeuer (m. Grundz. L
172) denfelben amethyſtrothen Stich in's Vielette barbietet, ben bie
Titanfäure in dem rebneirenden Theil’ der Flamme gewährt. Die
Galje des Didymoxyd-Hydrat find amethyſtroth. Die fyrupbide
Löfung des Didymoxyd⸗Azotat iſt fehön roth, im gefpiegelten
Lichte faft blau. Was bisger als Ditererve galt, iR, M. zufolge,
ein Gemiſch von wenigſtens drei erdigen Metallornden, von tenen das
am meiften baſiſche als eigensliches Yiteroryd zu betrachten Recht, wähs
send das diefem in Abſicht auf Baflcität' zunächſt ſich anreihende, von
M. Terbiumoryd, und die ſchwächſte biefer Bafen Erbinmoryd
genannt worben if. Alle drei Oxyde theilen die Unlöslichkeit in ben
Hydraten ber feuerbefländigen Laugmetalloryde (firen Alfalien) und
bie Leichtlösligfeit ihrer Garbonjäure = Verbindungen - in kalter,
wäflriger Löfung des Ammonoxyd⸗Carbonat (fohlenfauren Ammoniaf),
mit dem fle lösliche Doppelfalze zufammenfeben. Ob die blaßrothe
Barbebes Terboxyd-Azotat, fowie die „dunkelorangegelbe“ des bei
Euftzutritt geglüheten „Erboryd* ihnen an ſich zulommt, oder frembartigen
Urſprungs if, Darüber fleht noch zu entfcheiden. Wenn man nad) un» nach
geringe Mengen Aetzammoniaks zu einer Auflöfung der gewöhnlichen
Ditererde in Hydrorplerfäure gießt, fo eutſteht nach jeber Zugiefung
|
|
m —
ER
ein Kiederſchlag, deren Ieptfallender farblos iR und nur aus Mieters
oryd befteht, während die erſten Nieberfchläge reich an Erboryd,
die mittleren reih an Terboryd hervorgehen. Bergl. Berzes
lins Jahresbericht XXIII. S. 144. Meines Diteroryd giebt,
H. Noſe zufolge, duch Glühen mit Kohle im Chlorgaſe fein flüch⸗
tiges Diterchlorid *). Außer dem Gererit, Ditrocerit, Ortbit, Flaor⸗
cerer, Allanit, Ditrotantal ze. und verwandten —, gleich diefen meiſtens
ſeltenen Geſteinen, findet IH Ce, Y ac. auch in dem gleichfalls feltenen
®apolinit, dem, glei dem Ehromoryd, fowie gleich verfchiebenen
ſtibſanren Metalloryden das Bermögen: beim Erhitzen plög»
lich vorübergehend zu erglühen, im nicht geringen Grabe zulommt,
Ucberficht der Berhältnißgewidhta:Zahlen ber Grunbſtoffe;
12,5 H gegen 100 O gleich 1 gefehtz es iR dann
0. glei 8,0JBi gleich 71,0| Cu glei 91,7 ICe gli N
F v y4Ii8b ⸗ 646 Ni „ 2886 | 0)
a un 855/20. v. 8933 Fo „ 278 |Tb und Eb (?)
7830 ” 58 Ca „ 8,5 |Zr gleich 33,6
| ”„» 426.4|Sa..# 589 Ms „ 23717 | „ 859,6
A 4 14,0 Os sw 80,6 Cr ” 28.2 Be ” 26,5
Po u SUR: 0 .321lV on 85 IA " 137
8 u 160IiPd4 v. :583' Ti » .248 Ng ⸗ 12,7
Aa 7 " 3Wöllr 98,71 Mo m ATI: ICh m 20,2
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Te » 6A2|P-» 872] » 966 |Ba ıw 68,5
Si Oo m 22 |Pb o „ 1036| Ta v„ 928 |L n 64
B «vw 109|Mr „ 10L41Y 8222 N ”"» 23,3
CE » 60 J|Ag „ 1WLIDi »v () K " 39,2
Diefen Gruntfichzablen gemäß fchreibt man daher z. ®. flatt H2O
nur HO, flatt A2 HS nur A H4, Blatt He Ch? in der Folge H Ch,
Ratt PS 05 füuftig P O5, ſtatt K Ch jeht K Ch, flatt As? 08
num As 08; ic. '
") Um Alum, oder ſtatt deſſen Berhll (oben ©. Bss und 772 Anm.) herzuftelien,
menst man, nach Wöhler, deren Oxyde (alſo bie Thonerbe oder die Beryllerde)
mit Kohle, Zucker und fettem Del, ‚glübet den zaͤhen Zeig Ira bebeiiten Schmelstigel
us sur gänzlichen Zerfidrung ded Zuckers, role deb Deich, fcgättet darauf den kobligen
Rälkand in ein VPorzellanrohr, erglühes diefed Im paſſenden Dfen bis zur Slab⸗
erweibemgößige, und ereibt num troctnes Eblorgas Hint,urdy; eb fublimixt fich, wähs
temb ©0359 (von erwab Erdmeselldlorid besleltet) e ameicht, Ulum⸗ oder Bernlls
Ed lo rid, theils tu der Röhre, theils in dem mit "gerfeiben verbundenen Glasvballon,
ervſta Uiniſch. Die etryflalllniſche Ebloridmaſſe z.erſetzt heſtigſt dab Waſſer und gibt
Im vpeſſenden Thon⸗ oder Platin : Schmelztigel mit großen Stüdchen RK oder N in
| ‚ an Diefelben,, unter ſtark m Gerglühen , Ihren ChsGchalt ab, das
dacch alk mieidend zufocigeh oder ‚Heinblättv. ige Alums oder Berutimeralt ſich
ſeeldend. Ein usucd. Tisäpnlihes Maaul endete Hingft 6. Raft.
944
—2
dd) Hinfichtlich der oben S. 948 mitgetheilten | chemikaliſchen Tafel ver
Vertretungsgewichte der Grundſtoffe, zur ſchlüßlichen Er⸗
laͤuterung noch Folgendes:
1) Da in den neutralen Sauerſtoff-Salzen, d. ſ. Salze, ber.
vorgegangen durch neutrale Verbindung eines Oxydes mit einer
Oxygen enthaltenden und durch denfelben zu ihrem Sauerfein gelang:
ten &äure (und ebenfo auch in allen biefen, in ben Entgegnunge-
Verhaͤltniß ihrer Beſtandtheile ähnlichen Verbindungen), der pro:
centiſche Gehalt an ihren Beflanstheilen im geraten Verhält⸗
niß ihrer Vertretungs⸗Gewichte fieht, fo vermag mar auf,
kennt man nur das Vertretungs: Gewicht bes einen der Behand:
theile, das bes anderen aus den Protent⸗Gehalt zu berechnen. Das
Baryt-Sulphat (Scäwefelfänre-Baryt, ſchwefelſaurer Baryt
oder Schwerfpath) beſteht im Hundert aus 65,66 BaO und
81,384 803; 0 = 1 gefeht, if das Vertretungs⸗ Gewicht ber
©chwefelfäure = 5, das des Baryt — 9,56, wie mar’ findet,
wenn man rechnet: 65,68:34,934 — Höb:x; x 5 als Ber:
tretungs-Bewidt (BE.) der Schwrfelſäure, ımb ba mar
weiß, daß in.ihr gegen 2 Schwefel‘ 8 Drygen zugegen find, fo if
2 das DE. des S; 84,34:88,66 = d:x} x — 9,56 ale BE. des
Baryt, und da dieſer, wie in allen ſtarken Galzgrlubern gegen
1 BE. Grundlage (Madical oder R) nur 4 0 vorausiehen läßt,
fo M 9,56 — 1 = 8,56 das BE; des Ba. In ähnlichet Weile
laſſen fh auch jene Hydrate berechnen, in welchen ba6 darin
vorhandene Waffer ebenfoviel Atome O Turbietet, als bie damit
verbundene Bafe oder Gäure, wenn man nur a) dis procentiſche
Verhältniß ver mäheren Beitandtheile des Hydrate und b) das BE.
eines diefer Beſtandtheile kennt; 3. 3. KO HO (H20), procentiſch
(5,900 ale BE, des KO; 1,125 als bas bes HO angenommen) &
88.986 KO + 18,014 HU; BO3 +8 HO 7 42,04 BOS + 7,96
HO. O = 4 gefeßt ergiebt fich für B03 das DB. 4,86.
2) Es find, wie bemerkt, die flärferen orygenigen Salzgrümder, welde
gegen 1 BG. R 1 O enthalten, während in den ſchwächeren O⸗
GSalzbafen mehr als 1 B gegen 10 ‚zugegen. erſcheint. Im ben
” Röchtometrifch bedingten Neutraljalzen der Lepteren erſcheiut in der
Regel die faure Begenwirkung unerfhöpft, während umgekehrt,
wenn die baſiſche Begeniwirfung unausgeglichen hervortritt, bie
Eure zuden ſchwachen, die Bafe hingegen zu den arten
. gehört. Hieher gehörige Stoffe, welche gegen Sänren ſchwech daſiſch
und gegen Bafen ſchwach faurr, find amphoter oder chem iſch⸗
bipolar. Ein Beifviel ber Art gewährt bie Thonerbe oder
has Alumoryd; denn das alumfanre Kali Matron usb ebenfo
das Lithion, welches letztere, Verfuchen zufolge, mit im:
oxyd⸗ Sulphat und 808 gleichfalls, wie KO, NO m» AH4O —
x
Bi
oben S. 905 kryſtalliniſchen Alaun, octaedriſchen Lithions
Alaun, bildet) reaglrt baſiſch, die meiſten als Os zur Grundlage
habenden Neutralſalze wirken hingegen ſauer, z. B. ſelbſt das
Ulumil⸗Aeetat (Alumoxyd⸗Acetat, oder Effigſäure⸗Thonerde), obs
zleich die A zu den ſchwächeren Säuren zu zählen if. Man
bereitet dieſes letztere Salz gemeinhin durch Wechfelzerfehung von
PbOA mit Alaun, da es dann von KOA begleitet erſcheint, welde
beide von dem im Alumil⸗Acetat unlösliden, im Kalis Acetat
fehr fchwerlösiihen PPOSOs leicht zu trennen, und in ihrer
vhyſiſchen Bermifchung unter ſich in der Bärberei ale Zeug: Belize
fehr beliebt find, wägrend das reine Alumil-Acetatlvon Gannal
mit gutem Erfolge verwendet worden, um (mittelſt Winfprigung der
Löſung des genannten Ncetat) Leihname gegen Berwefung
und Faäulniß zu ſchützen; eine Benätung, welche, eigenen Beobs
achtungen gemäß, noch vollſtaͤndiger gelingt, wenn man in aͤhnlicher
Weife Thonerde ſtatt mit Eſſigſäure, mit Holzeſſigſäure
oder ſog. Holzſäure verbindet und dieſe Flüſſigkeit zu ſog. Injek⸗
tionen: verwendet. *) Läßt man in friſchgefälltes Alumil⸗Hydrat
(aꝰ 08 + 3 H2 O), das mit Waſſer zum bünnen Brei bes
zeitet worden, Ghlorgas treten bis zur Sättigung, fo bildet fi,
nad Art der Ghlorfalfs Erzeugung (oben S. 800 Anm.) neben
Alums Chlorid, Alumil⸗Unterchlorid oder unterchlorichtſaure
Thonerde, die, In biefer Vermiſchung, beim Zeugdrucke flatt des
unterchlorichifauren Kalk over ale Bertreter des unterchloricht⸗
fauren Ragnit (Mg O Ch 2 O verwendet wird. MgO gewinnt
man entweber friſch gefällt, mitteft KO H O aus’ Bitterfalzs
Löfung, ober auch als fog. gebrannte Magnefia, Magnesia usta
der Apotheken, d. i. MgO bereitet durch Ausglühen der fog. koh⸗
lenfauren Magnefia, die auch wohl fchlechtkin nur durch
Magnefia bezeichnet zu werden pflegt und aus heißer Löfung
des Bitterfalzes, d. i. des MgO S O8 und des heißen ges
lösten Ratrons Sarbonat mittelt Mechfelzerfegung dargeſtellt 3
MgO CO2 H O + MgO H 0 if; das Alumil⸗Salz wird den
MgOsGalzen vorgezogen, weil es bei zarten Farben nicht leicht
(wie folches bei diefen gefchieht) falſche Farbentoͤne hervorgehen macht.
3) Wie kam man aber dazu die Grundlage der Alumil» Salze als
aus-3 Al + 08 beſtehend gelten zu laflen, da man biefes Beſtand⸗
theils Berhältniß der Thonerde bio jetzt noch nicht geraben Weges
| Bit Weinfäure verbunden gewährt das AI2 O8 ebenfalls en treffliches
Beizmittel für Garne, Zeuge . Schon ange benupte man hiezu mit auf
sezeichuetem Grfolge vie. Abkochung des Lycopodium complanatum L.
aber erſt in neuerer Zeit fand Arofenius, daß das hiebei Wirkende vieſes
Abfunes weinfaures Alumoxyd (weinſ. Thonerde oder Alumiltartrat) if,
das jene Pflanze ſchon fertig gebilbet darbietet.
60
⸗ /
> ‘
946
durch chemiſche Analyſe ermittelte, fonbern mithin nur mittelbar feſt⸗
zuftellen vermochte? Die Antwort auf biefe Trage lautet: man
erfchLoß jene Zufammenfeßung (A12 08) theile ans der Aehnlichkeit
ihrer demifchen Gegenwirkungen mit Salzbafen, von denen man
es geraden Weges wußte, daß fie — R2 03 zufammengefept ſind,
3. 8. Fe2 08, Cr2 03, Me 3 03 (vergl. oben ©. 814, 820),
theils aus den Nebnlichfeiten ihres Verhaltens in Hinſicht auf
Btleichgeflaltung (Sfomorphismus; oben S. 778). Ms Beifpiel
der Berechnung einer hicher gehörigen DBerbindung, in Beziehung
auf ihre Röchiometrifche Zuſammenſetzung, möge das neuerlich nicht
nur von Bärbern als Beizmittel, fendern auch von Werzten (ven
Barthes, bei mit Durdfall verbundenen Nervenficber) mit be
lobtem Erfolg in GBebrauh genonmene neutrale Alumil:
Sulphat oder bie neutrale „ſchwefelſaure Thonerde⸗ dienen, vie im
Hundert aus 30 Alumoxyd und 70 Schwefelfäure befleht; 70 : 0
= 15: X; X 6,42 (B.9. des Wlumoryd) dieſes — 8 (Drygn)
gibt 3,42 für R und diefes durch 2 dividirt 4, 71 ala V. G. des
Alum (oben ©, 856; 1,71 - 8 = 13,68; die a. a. O. ik fol
um 0,02 größer als jene, weil X fi eigentlih — 8,42857 ..
ergibt; die 45 if das Ergebniß der 3 Atome S Os, deren jedes
einzelne die Zahl 5 ale V. G. hat) 6,42 + 15 — 21,42 als B. G.
bes Alumils Sulphat. 21,48 : 15 — 100: X; xz% (8 09);
21,42 : 6,42 = 100: X; X = 90 (Al2 03). Kerner And im
100 AI2 03 procentifch zugegen 53,27 Al + 46,73 O; abe
48,73 : 53272 8:X; X = 842, b. i. die Zahl von Alt.
Uebrigens bezeichnet man gegenwärtig jene Grundſteffe, welche
meiftens nur als Doppelatome in Anſatz fommen, nur durch ihre
Buchſtaben, und verftcht daher 3. B. unter Al, was bisher darch
AS, unter Zr, was fon buch Zr2 (+ 80 — 11,405 oder H2
S 1 gefeßt — 33,6; oben ©. 700) bezeichnet wurde, und fo ſchreibt
man baber auch flatt Ce2 nur Ce, ftatt U2 nur U, flatt P2 eiufad
P, fatt Sb2 nur Sb, flatt As aus gleichem Brunde As, fatt
A2 nur A, flatt F2, Ch2, Br2, J2 jet F, Ch (oder CI), Br,
I ꝛc., wo jedoch ſchon das einfache Atom mit ganzzahlig vermehr⸗
tem O fehle Verbindungen fchlägt, dort behält man zweckmaͤßiger
die ältere Bezeichnungsweife bei; 3. B. bei Fe, Mr, Cr, Cu, Pb,
Mr ıc. Alſo bezeichnend und die Rechnung buch RNichtberückſich⸗
tigung weitgehender Deeimalbruchs Stellen kürgend, erhält man z. B.
. für PO5 das procentifche Berhältniß, P — 3,92 ſetzend, wie folgt:
P +05 = 8,9%; 892:5 = 10: X; X = 56,05 O; 8,982:
8,92 — 100: X; X — 48,95 P. Das Operment beſteht im
Hundert aus 61 As md 49 8; O0 — 1 gefegt ik das B. ©. Des
(einfachen) As = 4,7; bividiren wir mit 47 in 64, fo erhalten
wir fehr nahe 43, und dividiren wir 89 mit 9, fo if ber Quotlent
947
m - m (To,
49,5; 13:49,5 = 1:13 = 2:8, milhin betragen jene 61
As das Gewicht eines Doppelatom As (As?2), die 89 das Dreis
atom S; alfo iR Operment föchiometrifh — As? 83 und fehen
wir in jener Berechnung As — 9,4 und SB — 4, fo erhalten wir
für 48. fehr nahe 6,498 und für 19,5 genan 9,750 = 1:1,5 (oder
vielmehr 1: 1,5154).
4) In Beziehung anf mehrfache Berbindungen noch folgende Beifpiele.
Es bilden 85.27 S + 29,89 Fe + 34,84 Ca 100 Kupferties;
8 — 2, Fe 7 3,40 und Cu — 8,96 ſtoͤchiometriſch angefebt und
jeglichen Beſtandtheils Procentgröße mit feiner zugehörigen V. Ge⸗
wichts⸗Zahl dividirt, gibt fehr nahe 417,63 8; 8,79 Fe und 8,80
Cu; diefe Onotienten verhalten fich eben fo nahe wie 2:41:41, «6
befteht mithin der Kupferkies Röchiometrifh aus Fe Cu + 32 und
mithin aus 3,4 + 2 — 5,4 Fe S und 8,96 + 2 = 5,96 Cu 8
und das gefammte DB. ©. diefer Derbuntdenen ift — 11,36; 414,86:
5.40 = 100 :X; X = 47,535 % Schwefeleifen; 11,36 : 5,96
= 100:X; X — 52,465 % Schwefelfupfer, und da jene SD Ders
tretungegerwicht des vorhandenen Schwefels 4 Gewichtstheilen 8
gleichkommen, fo find procentifch zugegen: 11,386 : 4 = 100: X;
x — 35,212 % S; 11,36: 340 = 100: X; X = 29,94 %
Fe mb 11,86: 9,96 = 100:X; X = 34,864%, Cu; 35,212 +
29,984 + 34,864 — 100. — Der Eryflallifirte Gyps befleht
im Hundert aus 82,98 CaO -+ 48,25 808 + 20,82 Kryſtall⸗
waffer (als ne weber als Baſe⸗, noch F a ewettreter
28 32.93
betrachtbarʒ — — 9,255 a5 — 9, fi ae 1, * — 18,5;
9,25: 940 : 18,5 = fehr nahe wie 1 : 12; mithin if folder
Gype — S03 + CaO + 2 HO. Der Veldſpath oder fog.
Orthoklas enthält im Hundert 65,21 Gilicfäure (Kiefelerbe),
18,18 Alumoxyd und 16,66 Kali; O — 1 geſetzt und Gilicfäure
= 81 03 angenommen, ifl deren B. ©. 5,77, jenes des A1B 08
— 66,21 , 18.18
18,66
282 und —— 7 2,82 das find Ouotienten, bie fich zu einander
TE
verhalten, wie 4: 4:4 und bie Ichren : daß im Feldfpath gegen 4
Aequivalente Silicſaͤure 1 V. G. Alumoryd und 1 V. G. Kali zugegen
ſind, und, ſetzt man voraus: es ſeyen zunaͤchſt 8 V. G. Silicſaͤnre
mit Al2 03 und 1 V. G. derfelben Eäure mit IKO verbunden, die
mitſammen ein durch den Feldſpath dargeſtelltes Doppelſalz bilden,
fo if dieſe = KO SiOs + (Als os + 8 Si 09). Es gibt
ferner 5,90 + 8,42 + (4 - 5,77 =) 23,08 abvirt 85,4 als V. G.
oder ſtochiometriſche Zahl des Feldſpaths FR u, 23,08 —
98
— —
\
100: X; X = 85,2%, Si 08; 35,4: 6,42 = 100 : X; X
48,13 AI2 03; 35,4:59 40: X; X Z 18,86.K0. ——
Ballen die Feuerungsfoften nicht zu hoch, fo läßt ſich mit Vortheil
: aus bem Felbſpath das Kali gewinnen, dadurch, daß man ihn
. bei andaueruder Glühhige mit Gyps behandelt, und das dadurch
erlangte KalisSulphat mit Kohle und Rohkalk (CaO CO) glühk,
nach Art der trodnen Weges flattfindenden Bereitung ber Soda
aus Glauberſalz. Vgl. oben ©. 825 u. m. Grundz. L 829, ws
man auch durch beigefügte Berechnungen folgende Fragen beat:
wortet findet: Wie viel waflerfreics Natron» Carbonat liegt vor
in 110 Gewichtstheilen (3. B. Pinnven) reiner, friſchkryſtalliſitter
Soda, die 10 V. G. Wafler enthält; Wie viel waſſeraͤrmſte Azot⸗
fäure (eoncentrirteſte Salpeterfäure) maſſen 100 Ealpeter geben
und wieviel Schwefelſäure iſt dazu erforderlich ? — Wieviel chlor ſar⸗
res Kali müſſen 119 käufliches Kali⸗Carbonat gewähren, wen
. diefe in gehöriger Weife mit Ch Gas behandelt werben? — Wie
viel Soda (Fäuflihes Natron Earbonat) muß man, wenn fenf
richtig gearbeitet wird, aus 400 Blauberfalz erhalten, auf dem oben
« erwähnten Wege? ıc.
5) Nicht alle Chemiker find Berzelius in der Annahme gefolgt, daß
bie, von ihm direct gerlegte Silicfäure — Si 08 fei, ſondern es
betrachten fie vielmehr verfchiedene Mineralogen und Chemifer, ald
die Verbindung von St. 0, Andere ale Si + 20. Procentiſch
befteht fie aus 48,04 Si + 51 - 96 ©; En gibt aber 0,9%
wonach das V. G. der Eilic-Gäure — 1000 O + 0,925 — 1,95
wäre, während na Berzelius 51,96 : 48,04 = 3: X, X —
2,774 (vergl. oben S. 858) und if A — 1,000 angenommen
277,4 gibt.
6) In Beziehung auf obige Brundfloffvertreter (S. 873 ff.) uf
zuvörberft bemerkt werben, daß Prof. Schönbein zu Baiel neuerlich
veröffentlichte, daB es ihm gelumgen fei, die Urfache des fog. elek:
trifchen Geruches, mit beffen Erforſchung er fich ſchon feit Jahren
bef'yäftigte, in einem bis dahin unbefannt gebliebenen Grundſtoffe A
entdecken, ber, feinem chemiſchen Verhalten den Galzzeugern fidy an
reihend und unter diefen namentlich dem Chlor fehr Ahnlih, von S
dur die Benennung Ozon (Oz) bezeichnet, mit H (H2) das Azo
zufammenfeße, was, wenn c6 fich beftätigen follte, nicht nur in ſaͤmmtliche
A enthaltenden hemifalifchen Formeln flatt beffelben H (oder H2) Oı:
in Anfag zm bringen fordern, fondern auch in chemiſcher, wie t
phyfiologtifcher und meteorologifher Hinfiht zur Aufſtellun
von zahlreichen, bis dahin mehr oder weniger räthielhaften Borkomme
und Erſcheinungen weſentlich beitragen würdez zumal wenn ſich etw
fände, daß das Ehlor felbft nur eine Abänderung des Ox und bard
949
deffen Cinung mit O hervorgegangen ſei. Freies Chlor fol Glaux
maritima I. im Eonnenliht enthauchen, und freie Hytrochlorfäure
Segen jene in der atm. Luft vorqus, welche, Bertholler zufolge, im
jedem an ber Luft gerofteten @ifen Anwefenheit von Hydrochlorfäure
sder vielmehr von Eiſenchlorür vorfanden. Es fol nämlih das Oyon
als gaflger Grundſtoff hervorgehen aus A-⸗Sas haltigem, übrigens
reinftem Waſſer, wenn daflelbe der galvanifhen Serfegung -
ustertoorfen ‚wird; es mache ſich dann, als eleftronegativer Etoff
am + E Pol hervorgehend, kenntlich: durch feinen eigenthümlichen
Geruch, ver volltommen gleiche jenem, welchen entfichen macht: eine
Reibungs » Elektricität entwidelnde Elektrifirmafchine (und mithin auch
der die Luft durchzudende Blitz, zumal ber einfchlagenve, deffen Hebel
‚gerad man im gemeinen Leben durch fog. „Schwefelgeruch⸗ bezeichnet;
desgleichen jenen, welchen in der atın. Luft aneinander gerichenes Pors
jellan, Quarze ıc. zc., weniger Beuerfteine barbieten: unmittelbar nach
der Reibung, dee bei letzteren feiner Seits wiederum an den ber geſeng⸗
ten Haare, Wolle ıc. erinnert, und der hervorgehe: weil die Elektricität
die Verbindung des Oxygen der Luft mit dem Hydrogen des Ozon
begũnſtige und fo, Wafler zeugend, das Oz frei mache (was vieleicht
die große Menge dur Bewitter entflandenen Regens, erzeugt im
furz zuvor noch fehr trockner Luft, erklären helfe), und außerdem durch
foigende Verhalten: e6 bleiche Pflangenfarben, zerfefe H3 S (H 8),
indem es mit H3 Azot bilde, entwidele aus KJ2 Jod, wirke eingeathmet
theilweis ähnlich wie Ch>@as, sc. Wenn daher Pachiani und feine
Nachfolger (Bättling, Reinſchrc.), Simon’s, Kitter’s, Hum⸗
phry Davy’s, vos BVerfaflers diefes Handbuches [vgl. Herbergers
Jahrb.] enigegenflehenden Beobachtungen ungeachtet, die Erzeugung Yon
GCHlor im Schließungs-Waſſer galvanifcher Batterien, als auch im
chlorfreieſten Wafler möglich vorausfeßen, fo würde man, if A wirk-
US Oz + H2, anzunehmen haben, dag Simon, und bie übrigen
Gegner ſolcher Borausiegung mit Azot⸗freiem, Pachiani und deſſen
Bertheidiger dagegen mit Arbaltigem Wafler ihre Berfuche angeftellt
hatten. Vebrigens machte der Verfafler diefes Hanbbuchs bereite im Sep⸗
tember 1842 zu Mainz öffentli darauf aufmerkſam: daß aus mans
ganfaurem Bleioxyd frifch gefchienene Manganfäure (oder vielmehr
„SDrymanganfäurer), weun man fie durch Erhitzen über einer Wein⸗
geifllampe, oder mittelſt Sonnenlicht in O⸗Gas und braunes Oxyd
zerfehe, fog. elektrifhen Geruch entwidele; daß ber bie zum
Leuchten gericbene Hartzuder Aehnliches gewähre, ſtand zwar zu ver⸗
muthen, trat jedoch feinesweges zweifellos hervor. @ntwideln übrigens
Duarze reines Oz, fo bärfıen fie auch zugleich ein einfaches Mittel
gewähren, durch Reiben unter Ashaltigem Waſſer, dieſes mit Om zu
fättigen. Marignac zufolge entfleht Oz, wenn O⸗Gas, während «6
daurch glühende Röhren getrieben, von elekt. Gunfen burchbligt wich,
950
Auffallend genug Kat bis hieher noch Niemand ernftlich darnach
gefragt: ob bei und nach den viel Regen ſpendenden Gewittern ber
O⸗Gehalt ber Luft, wenn auch nur auf fehr kurze Zeit, ſich ſehr mer:
lich gemindert zeige? Man fand das Gewitterregen Wafler, abgeſehen
von den ihm beigemifchten, durch Auswafchen der Luft zu Wege
gebrachten Beimifhungen, wohl etwas Azotichtſäure⸗-haltig und auf
mit O⸗Gas merklicher gefhwängert, wie Quelle und Flußwaſſer, aber
einen dem Chlor ähnlich wirkenden, ungebundenen Stoff hatte bis jeßt
Niemand darin enideckt; denn Schridel’s Beobachtung: daß friſch
. gefallenes Bewitter- Regenwafler Blasretorten zerfprenge, wenn man
diefe, mit bemfelben Wafler gefüllt, fogleich erhige, it eines Theile
nicht weiter geprüft, andern Theil dem Wirken ber vorausgefeßten
Beladung ſolchen Waſſers mit Eleftzicität, zugeſchrieben worden; vergl,
m. Archiv f. d. gef. Naturl. II, 429. V, 196. X, 349. XIV, 39.
Entſtaͤnde wirklich Wafler auf Koften des H, des Ox und bes O ber
Luft bei Gewittern, fo müßte eine fehr beträchtliche O-Derminderung ber
Luft neben einer minder beträchtlichen A-Verminderung derfelben eintreten,
und das Oz vorzugsweife in ſolchem Regenwafler angehäuft erfcheinen.
Daß übrigens Zerfegung von HCh durch Bleftricität unter Erzeugung
von Waffer vor ſich gehe, für ſolche Vorausſetzung fehlt der Beweis,
Wohl ift befannt, daß H Ch>Sas mittelſt durchfahrender elektriſcher
Sunfen in H-Gas und Chs Bas zerfällt und ebenfo auch galvaniſch
‚in am + E Pol erfcheinendes Ehlor und am Gegenpol hervortretens
des H, aber daß dergleichen H fofort entſprechende Antheile mit vors
Hanbenen atmofphärifchen O's binde, iſt bie Hieher nicht bemerkt worben;
Hingegen weiß man, daß Ck⸗Gas, bei Glühhige dem Waflerdampfe
H entzieht, damit H Ch bildend und dadurch O frei madend. Sollt⸗
alfo obige angebliche Zerfegung des A-Wafes der atm. Luft aus dem
Verhalten des Ch gefolgert feyn, fo wäre vor Allem die babei angeblid
eintretende Waflerbildung zu erweifen. Auch wenn Phosphor in
atm. Luft leuchtet, foll neben der fog. phosphatigen Säure Os frei
werden und fich fofort burch feinen, vom fog. Bhosphors@eruch weſent⸗
lich verſchiedenen Geruch erkennen laſſen.
7) Die ©. 878 aufgeführten inungsftoffe bedürfen, zu deren weiteren
‚ Kenntniß, noch folgender Bemerkungen:
a) zu Ky. ©. 874 fi.
«) Die am längiten bekannte Berbindung des Ky iſt jene mit Eiſen, welche in
Berlinerblau vorliegt. Zuerſt wahrgenommen wurde — wie Stahl
gelegentlich der Befchreibung des 23 1ten Berfuches feiner Dreihundert Ber
fuche erzaͤhlt — die Cutſtehung diefer blauen Malerfarbe durch den Farben
tünfler Dies bach, ber zu Berlin in Dippel's chem. Laberatorium '
arbeitend, um verfuchsweife Abänderungen des Florentiner⸗Lac darm⸗
ſtellen, einen mit Alaun bereiteten Abſud der Cochenille mit etwas Eiſen⸗
vltriol (Fe O 503) vermifcht hatte und dann yon Dippel erborgtes ie
| 81
Boher gelökes Kalicarbonat zufebte, um dadurch bie Thonerde (das
Wnmoryd) verbunden wit Gochenillzoth (CTarminroth, Eoccusroth
ver Coceusfänre) und verlalktem, d. i. oxydirtem Eiſen nieberzus
ihlagen*); es erfolgte Fein rother, fondern ein ſchmutzighlauer Nieder⸗
ſchlag, deſſen Bläue duch Abwaſchen ſich etwas reiner herausftellte.
Dippel, hievon benachrichtigt, erinnerte ſich, daß jenes fog. Wein
keinfal, (Sal tartari ber älteren Chemiker, d. i. das durch Ver⸗
brennen des Weinſteine gewonnene, von Kohle gefonderte kohlenſaure
Kali), welches er au Diesbach verabreicht hatte, von ihm zuvor
beugt worben war, um Thiertbeer- Actheröl (oleum animale
sethereum oder au) el. anim. Dippzlii), das Dippel aus fog.
Hirfhhornäl, ol. cornu cervi foetidum (auch genannt: thiers
lides Brenzöl, ol. animale foetidum, db. i. durch trockne Des
ſtillation thierlicher Gebilde aller Art gewonnener Thiertheer) durch
wiederholte Teftillation und endliches Abdeſtilliren (Rectiſiciren) über
jenes KO CO2, wie er vermeinte: volldändig zu reinigen. Diefes
beachtend ſtellte nun Dippel verfchiedene Verſuche au, um ohne Ver⸗
wendung des nach ihm benannten, verhältlih ziemlich Foffpieligen
Thiertheeroͤls, Kalicarbonat in den aufgelöftes (oxydirtes) Fifenblau
fällenden Zuftand zu verſetzen. Er mengte es gu bem Ende unter ans
dern mit getroduetem uud gepulvertem Biut und glühete diefes Gemenge
in bededhien Schmelztiegeln, und erhielt fo eine Mafle, die, mit Waſſer
) Die Cochenil le IR das getrodnete Weibchen einer Art Schildlaut (Cactus);
sänfi ver Cactus Cacti, die auf der NepalsPflange (Cactus Opuntia
L.) lebt. Das Sichende in Ihr beſteht ans einem gegen Ealzgründer als Galys
uger fich bethätigenden und daher Goccusfäure genannten, zuſammengeſetzten
Steg (m. Theorie d. Polytechnochemie I. 168), den man ver Gorhenille, am
behen ver troden zerriebenen und zuvor durch Aether entfetteten, in geboppelter
Befe entziehen kann, entweber durch waflerarme Schwefelfäure, vie, wäß-
ven fie (mäßig erwäratt) den nicht farbigen Theil unvolllommen zerftört und
am Theil unaufgelök Hinterläßt, den farbigen hingegen in fi aufnimmt und
bei nachfolgender Neutralifation se, entläßt, oder, gewöhnlicher, durch Behandlung
mit gewäflertem Allohol, Eindunſten bes geiftigen Ansjuge zur Trodne, Aus
zichtag des trocknen Rüdftandes mit kaltem Alkohol und Ausfällung aus biefer
lalten Löfung nur; Aether, der, der Gorensfäure ben Alkohol entzichenn, ſie fi
ansicgeinen macht, weil ex fie nicht loͤſt. Alſo geſchieden bildet fie glaͤnzendpur⸗
yarroige, Hei 50° C ( 40° MR) ſchmelzende Koͤrnchen, die ans ihrer wäflrigen
Löfung weber durch GBerbfäure, noch durch Leim, Ciweiß ıc. niedergeſchlagen und
von SO? nicht gebleiht werben, durch Zufay anderer Säuren an Hellung ges
winnen, mit Alkalistöfungen violette, wit Algunlöfung carminrothe Bärs
banges erleivenn: mit Alumoxyd⸗Hydrat carminrothe (Garmin), mit Bleioxyd⸗
Scetat , fo wie auch mit Mercuroxydul⸗Azotat yiolette, mit Binndlorkr violett⸗
rothe (Blorentinerlac), mit Zinndlorüe und Zinuchlorid theils purpurne,
thede ſcharlachrotho (Bcharlachfärberei) Acederſchläge gewaͤhren und mit
Gummi uni: Spuren von Mercuroxyd verſezt Garmins@chreibetinte her⸗
deorgehen wundgens- vergl. a. a. D. ı: 1—
958
— —
ausgezogen und mit etwas Säure nahe neutraliſirt, die Löfung des
Eifenvitriot bläufih grau fällte; der Nieberfihlag nahm aber durch
Stehen an ber Luft an Blaͤue zu, und ale die Bitriollöfung zuvor mit
* Alaun verfept worden, fiel er fogleih blan aus. Diefer gelungene
Berfuch führte zur Bertigung ſolchen Blau's im Großen, und das alſo
gewonnene, nach und nad) vervollfommnete Babrirat erhielt bie Bes
nennung Berlinerblam ober preufifches Blau, unter der feiner
zum erfien Dal in den Abhandlungen ber Berliner Akademie der Wiſſ.
vom Jahr 1710 (Miscell. Berolinens. 4710 p. 877) gebacht wird.
Die Verwendung des Bluté veranlaßte dann die Benennung Bint-
Lauge für jene Eiſenblgu fällende Kalifläffigfeit, und ale man fpä-
terhin durch Binengen der Lange und Kühlſtellen deren wirkſamen Theil
in Form eines gelben Salzes kryſtalliſiren fah, nannte man dieſes
Salz, d. t. das fon djter erwähnte Kaliumeifenfyanür (oder Rals
eiſenkyanür) Blutlangenfalz; vergl. oben S. 875. Weitere
Verſuche ergaben Tann, daß die wäflrige Löfung des geremigten Salzes
nicht nur Eiſen, fondern auch andere Erzmetalle aus ihren Auflöfungen,
und mehrere berfelben eigenfarbig, 3. B. Kupfer rotäbraun oder
—dunkelkupferfarben niederſchlage; da man num in jenem Zeiten
(Mitte und Anfang des lebten Drittels des 18ten Jahrhunderts) Farbe.
wie Brennbarkeit brennlicher Etoffe nicht nur bei organifchen Erzeug⸗
niffen (alfo auch bei der Kohle), ſondern aud) bei den Erzmetallen
und deren aus Auflöfungen fällbaren Kalfen (Dryden), fofern biefe
noch weiterer Verbrennung fähig erfchienen, von dem von George
Ernf Stahl als Grund aller Brennbarkeit angenommenen, fpäter
aber von Lavoifier (S. 429) als unerweislich verworfenen Phlos
giſton ableitete, fo erhielt das fog. Bilntlaugenfalz eine geraume Zeit
hindurch auch die Benennung phlogifticirtes Alkali Die Be
zeitung der Blutlauge und damit jene des Berlinerblau wiirde übrigens
längere Zeit hindurch geheim gehalten, bis fie Woodwarb, weilandb
Mitglied der königl. Geſellſch. ver Wiſſenſchaften zu London, im Jahr
1724 enthüllte und im XXXIII. Bd. p. 15 der Philowophicals Trass-
actions veröffentlichte. In fpäterer Zeit bereitete man in Erlangen
und dann in Paris Eifenblau mit fehr wenig und ohne alle Beimengung
von A12 O8 und nannte es Erlanger- und Bariferblau. Kocht
man gewöhnliches Berlinerblau mit verbünnter Schwefelſaͤure wieder⸗
Holt aus, und waͤſcht es dann mit heißem Wafler gehörig ab, fo wird
e6 ebenfalls von Alumoryb und zugleich auch von den meiden jener
Belmengungen befreit weldge man theils betrüglicher Weiſe, teils um
es mehr anfzuhellen *), ihm vbeigibt; z. B. von Stärke (Amulon).
nur
©), Um vie Farbe des Berlinahlau a Uen, ſehen Sabri
aus Mlaun durch Rottaſche —— — rem ee 6 7 a ee
(ein hiemit verunreintes Blau tritt am fiebendes Waſſer mche aber Wenige: zu
— — ——
-
Daß man aber ans den genannten, om bein aus beim geteinigten
Dan kürzefien Weges ein Biutlaugenfalz varflellen Tönne, lehrten
jedenfalls fo viel Amylum ab, daß pur Hinzutröpfelung von wällriger Job»
Löfung zum farblofen Abſud: Blauung erfolgt) oder gepulverten Shwew
ſpath, ». i. hatärlihen [hwefelfanren Baryt. Dergleichen unreines
Fe 7 Ky 18 iR nicht wur heller, als vas reine, ſondern es ermangelt auch des
dem reinen, zumal Dem Pariſer⸗ uber Erlanger⸗Blau zulommennen, Eupfers
rothen Shimmers, Im Handel führt es verſchiedene Benennungen; 3. B.
gemeines Berlinerblau, Mineralblau, Diebacher Blau. Zum -
Färden und Berruden der Zeuge, 3. B. wollener ober ſeidener, wirt das Gifen-
blau oder Rupfer = Bräunlidhrath sc. immer erſt auf bem Zeuge erzengt, durch
Raleifeufyanür, das in Yorm mehr ober weniger gefättigter, leichtflleßlicher oder
durch Gummi vervidter Löfung Sort mit den entfprechenzen Grzmetallauftöfungen
zufammentrifft. Läßt man hingegen das genannte Kyanür mit 2Beinfäure auf
sem Zeuge zufammentreffen,, fo entficht vas fog. Dampfblan, d. i. Sydro⸗
eifentyaninfänre, fon auch Gtifenblaufdure over ſaures Ciſenkyanür genannt,
vas Im erfieren Gall zu hetrachten if, atamißiſch ale Fky Ky3-+?2 H2,
im legteren als Kfy Ky2 +. 84. — Daß Blaufänzse Berlinerblau aufs
löfe zur gelblichen Slüffigfeit, wor ſchon Scheele befannt. Leitet man gaflges
Chlor in eine Löfung des Kalelfenfyanke fo lange, bis fie die Löfung eines Fe2
Oa⸗ Ealzet nicht mechr ändert (aber nicht länger), fo entziehen 2 Atome Chlor
zueien Berhältnißgewichten nes Kalelfentyanür (— 3KHKy + 2 Hfy), 1 Ber
Hälteifgewiht K (— 2 Atome K), und verbleiben vaun S K Ky + 2 Fky
> Fe? Kys) ober, was daflelbe fagen will: 3 Atome Kaleifentyanür + 1 Atom
Gifentyanid, d. i. Kaleiſenkyanid oder fog. rothes Blutlangenfaly
Das, aus ver filtricten und durch Abrunſten gehörig eingeengten braungelben wäfls
rigen Löfung friſch bereitet, dieſe in hochwandigen Glasgefäßen ver fog. Selbf-
g überlaffenn, in morgenrothen (zwiichen Gelb und Roth [pielenden)
Naveln anfhieft, die umkryſtalliſirt große, faſt rubinzothe, Dutchfichtige, far
InftbeRännige (an ter Luft jeroch ſehr allmälig ſchwach verwitternre und daher
dann mehr oder weniger ſchwach beftäubt erſcheinende), In Waſſer Leichtlösliche, in
Alkohol unlöslide Säulen darſtellet, nie zerrieben ein ſchwach zuiammenzichend
falzig ſchmeckendes Drange- Bulver gewähren, einer Kerzenflamme genähert unter
Euntenfprüben verbrennen, turh Ck⸗Gas, fo wie durch H2 S⸗Gas leicht zerſetzt
werben und deren wäfirige Loͤſang aufgelößes Eiſenoxydul, falls baffelbe ſehr
verbünnt worden, grümet, außerdem aber (für baffelbe ven empfindlichfien Gegen⸗
wirter gewährend, es Blau fällt, währens fle Ciſenoxyd⸗ und bie folchen entipre-
Genten Aufiöfungen (3. B. Eiſenchlorid⸗Löſung) gänzlich ungetrübt beläßt. Jener
rar vas KRaleilenfyanid in Gifenorypul: Auflöfungen erzengte Blaue Nieberihlag
m — Kfy + Fky um führt die Benennung Turnbull’e Blau; fein
Blau iſt weniger tief, als das nes Pariſerblau; fiedet man es mit einer wäflrigen
fung des Kafeifenfyanär, fo erhält man Kalelfenfyanid mb Kaleiſenkyanür⸗hal⸗
tiges Eiſenkyanür. — Graham nennt Kys, Bruffin bezeichnet es durch Pr
und beſtimmt hienach vie verfchienenen Verbindungen des Kyan mit Eiſen, wie
weiter unten folgt; Liebig nennt vie Vereinigung von Fe + 3 Ky Serro-
eyan, und orbnet biefem geniädß die hieher gehörigen Sufammenfehungen, wie fle
in ver zweiten Heike der folgenden Tabelle angegeben: erſcheinen, in ver Ky und
ebenfo jeder Stoff, 2 Atom bedeutend, als Verhältnißmenge aufgeführt worden.
Pr + 3 H = Bruffinwafferkofffäure (Hydro, Pruffinfäure
oder Blaufäure).
— „ Fe H2 = #ruffineifen : Bafferkoff (Eifenblaufäure).
— „ Fe K2 = Beuffineifens Kalium (Kaleiſenkyanür).
— „u FeCaK — BeruffineifensGateiumfaltum,
Pr „ Fe7T == Berlinerblau (oder Pr Fe3 + 2 Pr Fe2),
EV TE ——— — — —— — —
7
. Macquer*), indem biefer das Blau mit wäßeiger Löfung des KO CO2
auszog (was einige Beit hindurch die Benennung Macquer'ſchee
Blutlaugenfalz und Macquer’fhe Blutlauge oder M.'ſche
auge zur Folge Hatte); dann Scheffer, der hiezu Natron:Garbonat
verwandte, und ſchon früher Friedrich Meyer, der biefe Alfalien
biezu duch Ammoniak erſetzte (daher die damalige Bezeichnung dieſes
Ammoniſchen Auszugs buch: Meyerfhe Brobeflüffigkeit oder
flüchtige Blutlauge), bis endlih Marggraf, Landriant und
Scheele zeigten, baß aähnlichen Dienf nicht nur leiften bie Erb-
lSaugmetalloryde (3. B. Kalf, auch wenn er mit Ca2 verbunden),
fondern auch verfhiedene Erzmetalls Oryde, Insbefondere MrO und
AgO, dem ber Berf. diefes Hobs. noch beifügte das PhO, als ebenfalls
eine hieher gehörige Tösliche Verbindung des Pb mit Ky2 gewährend,
weldye für mehrere Verhalten das Mr. Ky2 zu erfeben vermöge. Ins
deſſen zeigte ſchon Deyeur, daß vergleichen Ausziehimgen des Eifenblau,
während fie Oxygen an dem größeren Theil des Fe übertragen
‚machen, den Fe nicht feines ganzen KysGehaltes berauben, fondern
einen Theil des Fyanhaltigen Eifens unzerſeht laſſen, weil biefes mit
dem erzeugten @ifenoryd oder @ifenoryd = Hydrat eine eigenthämliche
Verbindung fchlägt,
Ferrotyan-Wafferfiofffänre (Eifenblauf.)
Ky 2B8 =
— a 2 K = Berrokyan⸗Kalium. =
— „ Cak = Ferrokyan⸗Caleiumkalium.
Kfy3 » 2Fe2 Ferrokyanideiſen Gerlinerblau).
Kiy? = Ferridkyan.
— „ H3 = Ferriviyan- Wafferkoffiäure,
— un K3 = SFerrivfyan- Kalium. >
— »„ Fe3 = Ferridkyan-Eiſen (Turnbul’s Blau),
Die Kry 2 + H3 over nach Atomen (unferer Bezeichnung gemäß:) FKy?
Ky3 Hs, ober nach Bergältnißmengen: Fe2 Ky6 H3,.d. i. die Gifentyan-
Sybrokyanſaure, font aub Gifentyanit-Blaufäure genannt, gewinnt
man, indem man Bleieifentyanib duch Schwefelwaflerfoff, oder mittel verpänns
ter Schmefelfäure zerfegt und bie filtrirte Btüjfigkeit behutſam abbampft; es
ſcheidet fi dann vie Eifenfyan-Hyprofyanfäure in bräunlichen, Lalımnus vötbenten,
weber Iufts noch wärme beſtändigen Kıyflallen ab, die durch warme Luft gericht
in blaues kryſtalliniſches Pulver zerfallen, Mit bafiſchen Oxyden zu:
fanmentommend entläßt fie, unter Waſſerbildung, an das andere Metall Kyan
und bildet fo Giſenkyanid⸗Metalle, in denen 1 des neuerzeugten Kyan⸗
metalls mit 1 Kyaneiſen verbunden ericheint.
*) Berfeht man die Blutlauge mit im Waſſer gelöftem Alaun, fo erfolgt, wie
Macquer fand, keine Trübung, wohl aber zeigte ſich jener Nieverſchlag Alum:
oxydhaltig, ber entſtand, als er vie Mlaunlöjung zuvor mit Gifenvitriol > Löfung
verfeht hatte, Daß eine mit KO CO2 verunreinte Blutlauge Alaun - Löfung,
Alumoxyd fällenn geriet, folgt aus ber Fallbarkeit vieles Oxydes durch Zuſat
von Alkali-Carbonat zu Alaun»Löfung; das ſolchen Weges gefällte Al? Os iR
übrigens ſtets mehr oder weniger SO3shaltig; wie es rein von SOs varzuftellen?
Darüber vergl, m. Grundz. I, 387. Zu gewerblichen Bweden IR jedoch dat
zuvor erwähnte Alumoxyd rein genug,
Dunn
M Gegenwärtig fertigt man das Pariferblau, fo wie die übrigen.
hieher gehörigen, mit mehr oder weniger Alumiloxyd⸗Hydrat verfeßten
Gifenblaue (alfo auch das Berlinerblan) aus Kaleifentyas
nür — das auch blaufaures Tiſenkali genannt wird, richtiger aber
durch Bi-Kalkyanid⸗Kyaneiſen (oder: Eiſenkyanür) zu bezeich⸗
nen wäre; denn es iſt 2K2Ky2 + Ky, oder, nad) Verhaͤltnißgewichten
ausgeträdt — SK Ky + Fe Ky — deflen Erzeugung im Großen
am ergiebigfhen mittelſt Hornfpähnen, 30 bis 50%. Pottaſche (Kali⸗
carbonat) und 3 bis 4% Eifendrahtfpähnen oder Eiſenbohrſtaub dadurch
vollzogen wird, daß man das Gemenge von Horm*) und Pottafche
im eifernen Kcfiel fo lange erhißt, bis das Horn breiig geworden und
fo die innige Vermengung mit der. Bottafche geſtattet. Alſo vorbereitet
bringt man dann bie grangelblich-bräunliche Maſſe in flarke qußeiferne
überwölbte Echaalen, weldde entweder von untenher oder feitwärts durch
Flammenfeuner erhitzt, fleifiges Umrühren ihres Juhalts mittelft eiferner
Krücken geftatten. Bängt dann die Mafle an zu brödeln, fo ſeht man,
unter möglihf gleichmäßiger Vertheilung, den Eiſenſtaub Hinzu und
verlärft nun unter fortgefeßtem fleißigen Umrühren das Feuer, bis
Alles dünne fließt und die blauen Fläämmchen des hiebei fich entwidelns
den Carbonoxyd oder Oxycarbon⸗Gaſes (oben S. 348, 448 und 878)
anfangen ſich feltener zu zeigen. Man ſchöpft dann, mit etfernen Löffeln,
die dünnflüffige Maffe heraus, läßt fie erfalten, zerſchlaͤgt fie in Etäds
den und trägt biefe in das, in einem eifernen Keſſel bereit gehaltene
warme Wafler, fo den erfien Auszug oder Aufguß herflellend, dem dann
ein zweiter und dritter folgt, von denen der Ichtere fo iange ſiebdendheiß
erhalten wird, bis ſaͤmmtliche Stückchen zu bünnem Brei zertheilt
erſcheinen.
y) Der hievon verbleibende kohlige Anslauge-Rüdſtand wird dann
theils ſtatt Knochenkohle oder überhaupt ſtatt Thierkohle au Zucker⸗
ſiedereien ꝛc. zum Klaͤren und Entfaͤrben trüber oder farbiger Flüſſig⸗
leiten verkauft, oder zu Gunſten der Bodenduüngung hoͤchſt erſprieß⸗
lich für Acker⸗,, Garten⸗, Wald⸗ und Wieſenbau verwendet, da er durch
Luftverſchluckung die Entſtehung von Carbonſäͤure, bes Ammoniak ıc.
befoͤrdert und ſtofſig vermehrt, zugleich aber auch während deſſen die
Dodenwärme und auch dadurch nicht nur bie Oxydation der
Huminfänre zu COs und Wafler, fo wie die der Quellfäure und
diefes verwandten Säure zu gleichen Erzeugnifien fo wie hinfichtlich
lehterer zur Bildung von Alumoryd= Salzen begünfligt, forlbern
auch die Lebensthätigfeit der Wurzeln erhöhet, umb endlich
% Horn gewährt 10, Sornkohle 20 Procent Kaleiſenkyanuͤr; Blut nur 8,
Bintloble 18-19; am wenigſten gibt Lederkohle. Kohle von Muckelſſeiſch
verhält Ah etwas Beffer, ale Binttohle,
956
auch den, von den anzubauenden Gewächſen zu Ihrer Ernährung in
Betreff erdiger Stoffe geforderten Boden⸗Gehalt (durch phosphorfauren
und Eohlenfauren Kalk, phosphorfaures Natron und freilich fehr kleine
Mengen von Nat und KalsEhlorid) vermehrt; vgl. oben ©. 835— 836
und m. Theorie d. Bolytechnochemie II. 524—628.
5) Die von dem Eohligen Rädftande (3) abfallenden lekteren Auswaſch⸗
wafler werden bei der nächften Auslaugung neuen Blutlaugenfalzes
Ratt Fluß: oder Regenwafler verwendet, obige ſaͤmmtliche drei Aufgüſſe
aber geben, mit einander vermifcht, die hiemit erzielte Blutlauge. Man
zieht diefe Hierauf, um fie zu fänbern, von ihrem Schlamme — der,
ausgewachſen, ebenfalld für Düngung verwentbar if, da er außer
den der Bottafche entflammenden erbigen Theilen (zumal Gilicfäure
oder fog. Kiefelerde, die von Baſen frifh gefchieden in Kalis und
Natron » Bicarbonat-haltigem carbonfaurem Waflır loͤslich iſt) and
Kali⸗Sulphat enthaͤlt — Mar ab, dunſtet fie dann, bei mäßige
Siedhitze nicht erreichender Hitze in eifernen Keffeln ab, bis fle, mit
Baum oͤ's Leihtmefler (Aräometer) geprüft, 809 zeigt, läßt fie num
kryſtalliſiren und verfährt ebenfo mit der tabei verbleibenden Mutter
lauge, jeboch mit dem Unferfchiede, daß man diefe Bis zu 48° B. abs
dunftet. Die von diefem zweiten Anfchuß verbleibende Mutterlauge
wird darauf zur Trodne eingebunftet und entweder der nächſten Schmels
zung beigegeben, oder calcinirt und dann als fog. Blauſalz, d. i. ale
ſchlechte Pottaſch⸗Sorte in den Handel gebradit.
e) Um das alfo gewonnene Kaleiſenkyanür zu reinigen, d. 5. um es
von beigemengten Salzen, insbefondere von Kali⸗Sulphat, arößtentheils
zu befreien, 18 man es zuvörderſt in wenig heißes Wafler und übers
läßt diefe Löfung fo lange am Fühlen Ort ſich felber, bis fein farblofcs
Ealz mehr anfchießtz yon dieſem gefonvert liefert nun die Mutterlange, mit-
telſt weiterer Abdunflung, das gewöhnliche citeongelbe Blutlaugens
ſal z des Handels, das jchoch wiederholter Umfryftallifirung und Aus⸗
fallung bes Iehten Anſchuſſes mittelſt Alkohol (der weder Kal: noch
Nat⸗Ciſenkyanür loͤſt; ebenfo verhält fich Aether und Azotichtſäure⸗
Aether oder ſog. Salpeternaphtha) bedarf, der es in Form glän-
zender rein citrongelber Blättchen ſcheidet, die durch Umkryſtalliſtren
qradratiſche Säulen oder Tafeln bilden, gepulvert dagegen weiß erſchei⸗
nen, mit etwas waͤſſriger Hydrochlorſaͤure befeuchtet ſich nicht
blaͤuen, bitterlich⸗ſüßlich ſchmecken, fi in drei Theilen Waſſer loͤſen,
gelinde (nicht über 100°C) erhitzt 130/, Kryſtallwaſſer verlieren, bei
Gluͤhhitze Hingegen ihr chemifch gebundenes Waſſer dergeftalt zerſetzen,
das ſaͤmmtliches O deflelben zur Oxydation der beiden Verhaͤltnißge⸗
wichte K und des einen Derhältnißgewichtes Fe verwendet wird, waͤh⸗
zend der H⸗Gehalt an das vorhandene Ky tritt, theile Hybrofyanfäure,
theild Ammoniak bildend und Kohle hinterlaffend. Das gewöhnliche
Blutlaugenſalz enthält meiſtens außer dem Kali⸗Sulphat auch Kali⸗
— —
) Entbält das rohe Blutlaugenfal; Säwefeltalium , fo laßt fi$ deſſen Schwefel
957
Garbonat; Baumd machte auf letzteren Schalt zuerſt aufmerkſam und
lehrte ihn durch etwas Eſſigſäure entfernen. [RalirAcetat ift im
Weingeiſt löslich]; die Echwefelfäure wirb Durch Baryt⸗Acetat nach⸗
gewiefen und entfernt, wenn man deſſen Löfung tropfenmweife nad und
nach und nur fo lange der zuvor mit etwas Gffigfäure überſetzten
2öjung beigibt, al6 noch Trübung erfolgt, Schlaͤgt man hierauf mit
Alogol das Blutlaugenfalz nieder, und wäſcht es dann mit Weingeiſt
aus, fo ſtellt es Hemifchsreines Kaleifenlyanür bar *). — Gemein⸗
bin prüft man die Löfung des kaͤuflichen Blutlaugenfalzes auf Kalts
Garbonat mittel gerötheten Lakmus⸗Papiers; allein das neben bem
Kaleifenfyankr und dem Kalicarbonat jelten fehlende eifenfreie foge-
nannte blaufaure Kali over Kyankalium, oder Kal⸗Kyanid
K Ky (ober, früherer Bezeichnung gemäß K Ky2) wirft auf das Lak⸗
musroth ebenfalls bläuend, weil es, wie ber Verf. dieſes Hobs. 1832
ans deſſen Verhalten folgerte, nicht K Ky2, fondern KKy2 + KO,
d. i. ein Salz barftellt, in welchem KKy?2 die ihre Baſe innigfl ans
ziehende und fie felbR gegen Einwirfung ter Hybrofyanfäure fchügende
Gäure darftellt, die, ta fie an fi gegen Farbſtoffe nicht nach Art.
anderer Gäuren einwirkt, auch das von ihr aufgenommene KO nicht
feiner Wirkungsweife auf Barbfloffe zu berauben , fondern dieſelbe
nur zu ſchwächen vermag; vergl. m. Grundz. I, 513 ff. Was bdiefe
Folgerung unterflügte, war theils das Verhalten des Kyanmerkur
(Kyanquedfilber = MrKy, oder nach fonfliger Bezeichnung MrKy2;
oben ©. 873 und 874), das fi mit Mr = O zu einem Lakmusroth
bläuenden, Curcuma bräumenden ıc., alfo gegen pflanzliche Farbſtoffe
vollkommen bafljh gegenwirkenren Salze verbindet, theils bie Fähigkeit
des Kyaneifen: fi mit Bifenoryd chemifch verbinden zu können, wie
ſolches das durch Salzgründer zerfepte Berlinerblau in dem hiebei un⸗
gelöh verbliebenen Rückſtande varthut; oben S. 945. Jener Weingeift
übrigens, welcher zum Ausmwafchen des zuvor mit A angefäuerten und
dann durch Alkohol gefällten Kaleiſenkyanür gebient hatte, enthält, neben
Gehalt durch Sieden feiner wäflrigen Löfung mit etwas Bleimeiß entfernen.
Eon Marggraf un Lanpriani fanden, vaß vie erhitzte Löfung des Blut⸗
laugenſalzes regulinifche Dietalle auftöfe, wenn fie mit venfelben geiotten wirb
un) das Metall zuvor hinreichend zeriheilt worden. Der Fürſt Bagration
hat neuerlich viefelbe Beobachtung gemacht und zugleich hinzugefügt, baß Kal:
kyanid (Ryankalium) Gleiches leiſte, und daß ein galvanifcher Strom foldyes
Auflöjen förbere. Daß Kaleifenkyanär-köfung Cu O und Sn 02 auflöfe,, fowie
auch: daß durch jene Löjung friich gefill’tes (zu Zn Kfy ıc. niedergeſchlagenet)
Zn0, Fe2 03, Al2 03, Sb2 03, AgO, MrO un Au? Chs (Atom)
wieber auflöfe, wenn fie ins Ueberichuffe zugefeht mit vergleichen Nieverichlägen
erhigt werde, war Marggraf ebenfalls fehr wohl bekannt ; deſſen Schriften
I, 116. Auch zeigte M. bereits vor hundert Jahren, daß ſolchen Weges bereitete
Goldaufloͤſung zum Pergolden dienlich fel.
953
Kali⸗Acetat, auch fog. Ryan- Kalium (KKy2). Da dieſes Sal;
in neuerer Zeit fowohl Behufs galvano-plafifcher Vergoldungen
und Verfilberungen ıc. (oben S. 829), als auch zu chemiſchen Schei⸗
dungen von Erzmetall⸗ Ausgleichungen und beren anderweiten Berbin-
dungen mit Bortheilen verwendet wird, welche bie älteren Bergolbungen ıc.
und @rymetalls Scheidungen nicht darboten, fo if die Kenntniß ber
zwedmäßigften Berfahren das KKy2 oder NaKy? zu bereiten eine
von unferer Zeit geforderte; daher folgende Bemerkungen: 4) erhißt
man im bededten heſſiſchen Echmelztiegel bis zum Rothglühen zerriebe⸗
nes Blutlaugenfalz,, fo trennen ſich deffen beide Atome KKy von dem
FeKy (Kfy), indem dieſes unter A-Bas:Entwicelung in Fe C2 über:
gebt, das, wie ein Schwamm, das in Fluß gefommene 2K Ky einfaugt,
das nach dem Brfalten, dem Eiſencarbon mittel Weingeift entzogen,
dann in farblofen Würfeln Fryftallinifch darftellbar , leicht ſchmelzbar,
Rothgluth⸗ beſtaͤndig, in Wafler leicht loͤslich und in feuchter Luft zer⸗
fließtich If, wie Blaufäure (Hydrofyanfäure) riecht und ſchmeckt, durch
Sieden feiner Löfung unter Zerfegung von 4 Atom Waſſer und unter
Herſtellung von ein Doppeltatom oder ein Berhältnißgewicht entweichen:
des Ammoniaf (AB H6 oder A H3) In ein Doppeltatom ameilenfaures
Kali (K20 Fo, cder K2 = K frbnd; KO Fo = KO C2 H2 03)
fi$ verwandelt *), an der Luft geglühet Hingegen in kyanſaures
Kali oder Kalifyanat (KO KyO-+ Ag) **) übergeht, 2) einer von
® Für ein Atom (cber was für diefen Fall cinerlel ift: für ein Aeanivalınt aber
Verhaͤltnißgewicht K-Ky) berechnet, mithin K ale Doppelatom betrachtet, if
K2 C2 A2 +4 H2 0 = KO C?2 H2 03 und A2 H6 ober
KC2A +48 0=-K0OC?H 03 und A HS.
*, Unmittelbar laͤßt fih Kyan nicht mit O verbinden (oben ©. 873), wohl aber,
hierin dem Chlor, Brom und Jod (S. A00 Aum. un &. 859) ſich anfchliehens,
wenn einerfeits die Saͤureforderung (S. 809) hinreichend ſtarker Salzgruͤnder, das
Serfallen ves Ky in Ci und A verhinvernd, deſſen Anziehung zum O erhößet,
andererſeits die Anziehung ver einfachen Grundlage des Salzgründers zu bem Ky,
feine Trennung von dem O begünſtigt; teitt 3. B. Ky⸗Gas in wäflrige Kali⸗
2öfung, fo Bilden 2KO mit vemfelben, es verſchluckend, KKy um KOKYO um
biefelbe Ky s polarifhe Vertheilung (Gemifche Bolarifirung in 1 Mom
elettropofitiv und 1 Atom eleltronegativ elektrifirtes Ky) findet auch fatt, wenn
2 KO in 2 Ky-Gas geglühet werben. Uebrigens erhält man auch Eyanfaures
Kalt, wenn Kaleiſenkyanur mit Mr 02 geglühet wird, da dann das entſtandene KO
KyO., nad vem Grlalten, durch fiebenden Alkohol entzogen und zur Kryſtalli⸗
fation gebracht werben kann. Mengt man trockenes gepulvertes Kaleiſenkyanür
mit Manganhyperorgb, formt aus dem Gemenge einen Kegel oder eine Pyramibe
und zündet dieſe an, fo verglimmt das Salz ebenfalls zu kyanſaurem Kali, zugleich
kommt es jedoch auch zur Zerſetzung ber in erſterem enthaltenen 3 Atome MBaffer
(oben &. 954) ; denn es entwickelt ſich Kiebei viel Ammoniats Gas. Uebrigens
iR ver Umbilbungevorgung, ven das Ryan mittelk Gäureforberung erleidet, gerade
entgegengefeht jenem, welcher bie Blauſaure durch Vafeforberung unterliegt,
wenn fit in Ammoniol und Ameifenfänre zerfällt; S. 762.
L ®
—
8 V
Liebig (Aum. d. Chem. u. Pharmac. X. B. I. 286 fi.) erteilten Vor⸗
ſchrift gemäß mengt man innigfl 8 @ewichtetheile zuvor auf heißem Eifens
blech ſtark getrodneten und gepalverten Biutlaugenfalzes mit 8 trodnem
Kalicarbonat, trägt das Gemenge auf einmal in einen ſchwach roth⸗
glüähennen heififken Ziegel und unterhält dieſe Hihe; das Gemenge
fängt fofort au, unter lebhafter Gasentwickelung zur mehr und mehr
ih brännenden Mafle zufammenzufinten, aber ſchon nach einigen Mis
unten, fobald fie rothglühend wird, begiant ſie ſich aufzuhellen, bei
fortgefeßter Schmelzhige an Farbenmindernng gewinnend und endlich
vollkommen Har und farblos erſcheinend; wie ſolches von Zeit zu Zeit
mittelt eines heißen Glasſtabes herausgenommene Proben barthun,
@o weit erhißt, vereinigen ſich jene braunen Floden, welche während
ver Fließung in der geichmoizgenen Mafle herumſchwammen, zum
ſchwammigen Sellgranen Salz, von dem ter Mare Maſſentheil ſich
meiſtens wollftändig fondert, während jener beginnenden Kühlung, welche
ver Tiegel dadurch crleivet, daß man ihn dem Ofen enthoben hatte;
erfolgt es nicht ſchnell genug, fo wirkt ein, bie zweimaliges,- mit einem
beißen Slasſtabe zu vollziehendes Umrühren der Maffe hinreichend
förderlich. Alſo geklärt, gießt man die annoch flüffige Mafle von dem
Bodenſatze Klar ab in eine heiße Porzellanfchaate und befigt nun in ihr
ein biendendweißes kryſtalliniſches Gemenge von 5 Atomen K Ky und
1 &. KO KyO,d. t. Yı mehr KKy, als man würde erhalten haben,
wenn man das Kaleiſenkyanür nur für ſich geſchmolzen hätte; hinfichts
lid der erwähnten Verwendungen des K Ky bringt das beigemengte
KO Ky O keinen Nachtheil; ſegt man obige Mengen der urſprünglich
verwendetea Salze gleih 8 Berhältuißgewichten Blutlaugenſalz + 2
dergleichen Kaltcarbonat, zeriäflet nun durch tie Hitze zunaͤchſt das
Blutlaugenſalz in 2 KO Ky = 4 KKy und 2 Fe Ky, fo wirb auch
ammittelbar darauf, durch die, mittelft derfelden Hitze erzeugte gegen»
feitige Sinwirfung von 2 KO COs und 2 Fe Ky, gebiltet: K Ky
mu» KO Ky O, ähnlich jener BWeife, wie 2 Ky wirft, wenn e6 zu
Z2KO tritt (fiche unten die Anmerkung); es wird aber, 2. zufolge, nicht
Fe O frei, auch nicht Fe 04 (BifenorypulsOryd), was fonfl, mittel
Blähung des Fe0CO2, unter Zerſetzung eines Theils der COs fidh
bildet, fondern metalliſches Fe, das im Tiegel verbleibt, neben etwas
die Bände bevedendem KKy?); auch iſt das bet jener Echmelzung
entiweichende Bas offenbar nicht CO, fontern CO2-Gas (weil, wäre
es CO, es ſich entzündet und mit blauer Flamme gebrannt haben
‘*) Um viefes HEy nit verloren gehen zu’ laſſen, rath 2. an: alles im Tiegel
befinslige Loliche mittelft Falten Waſſers demfelben zu entnehmen und bie hiedurch
gewonuene KH Kystöfung mit etwas Schweſeleiſen zu erwärmen, während tiefes
ſich darin ſchnell Löfet, gibt nun die alfo gemifchte Loſung durch Abpunſten;
Bintlangenfalz, und in der Mutteriguge verbleibt Sqwefellalium.
wärbe), es muß mithin ein Theil bes. ſchon eniſtandenen K Ky auf
Fe O reducirend (O entziehend) wirkfam geworden feyn und fi
folden Weges in KO KyO verwandelt haben, wodurch dann aber
ſchließlich fi nit 5 KKy, fondern nur 4 ergeben; denn beide O der
beiden FeO reichen gerade hin, das K des KKy zu KO und bas Ky
befielben zu KyO zu verbrennen, fo daß man alfo erhält ein Gemenge
: von 4 KKy und 2 KOKyO. Bil man das KKy gänzlih (mit
‚ geringem Berluft) in KO KyO verwandeln, ſo bringt man es, &. zu
folge, in einem heſſiſchen Tiegel in Fluß und trägt daun zuvor ſchwach
geglühete gepulverte Bleiglätte nad und nach hinein; fofort wird Tas
Pb in Form metallifchen Staubes. Hergeitellt, der bei verBärkter Hite
zufgmmenfinfend die flüfflge Salzmaſſe verläßt und ſich unterhalb der⸗
‚selben ale zufanmenhängende Bleimaſſe lagert. Man entleert nun den
Tiegel und fcheidet das Pb von dem die Schlade bildenden KO KyoO
mittel warmen Weingeif, womit man bie Maſſe wieberholt auswäldt ;
erlaltend entläßt dann folder Weingeiſt das kyanſaure Kali in Kry⸗
Rallform. Der Verf. diefes Hobs. fand, baß man fürzeren Weges
ſowohl zur Darfiellung bes aus gereinigtem Berlinerblau darzuftellenden
Kaleifenfyanür, ale auch das fog. Kalfyinid (KKy) Tonımen könne,
wenn man moͤglichſt trodnes reines Berlinerblau mit trodnem KO CO2
innigft mengt und im paffenden beberften Schmelzagefäß (im Kleinen,
in des Vrfs. eifernem Glüh- und Schmelzlöffel”) bis zur Rothgluth
erhitzt und darin einige Zeit erhält; bei nicht fo hoher Temperatur bildet
fih nur Kaleifeniyanür, ober ein Gemenge befielben mit KKy ıc.
Auch Kalkcarbonat läßt fi fo auf Ca Ky benügen, und ebenfo ver-
hält fiH BaO und SrOCO?, fchwieriger gelingt es mit MgOCO2,
hingegen fann man, wendet man Erzmetalloxyde flatt der Laug⸗ ober
Erdlaugmeralle, z. B. PbO an, auch Erzmetallkyane, zumal Mr Ky
und Pb Ky ſolchen Weges leiht gewinnen. Da nun in vielen Hüllen
bas Ca Ky fehr wohl das weit theurere KKy oder N (Na) Ky zu
vertreten vermag, fo dürfte biefe, trocknen Weges durchführbare Her⸗
felung von Laug- oder Laugerds oder Erzmetall-Kyaniden, zumal im
gewerblicher Hinficht, erfprießlich werben, Zur Darftellung bes in diefer
Meife bereiteten Mr Ky, Pb Ky dienten übrigens Blasgefäße, wie
auch bei Berwendung von Schwefelmetallen (fatt der Metall--
oryde). Bei allen dergleichen Erhitzungen bes reinen Berlinerbleu.mit
Metalloryden bildete fi aber auch flets mehr oder weniger Ammoniak;
weil man das genannte Blau nit ganz waflerfrei herflellen Tann,
ohne nicht auch zugleich mehr ober weniger davon zu zerflören.
*) Dieſe Löffel find mit eifernen Dedeln verſehen, welche entweber ben Löffelvame
umfpannen und dadurch fer anliegen, ober zwifhen am Löffelrande befinhlichen
Klammern eingefchoben werben, fo daß man fie, in einem wie in bem andern Wulle,
‚nicht mittel Drahtumwickelung zu fekigen braucht.
—
) Zur Darſtellung des mehrerwähnten Fe7 Kyis oder ſog. Eiſen⸗
lyanürkyanid (reinſtes Berlinerblau) löft mar 100 Gewichtetheile
gelbes Bluilaugenſalz in Waſſer, fügt unter fletem Imrähren 74 Kupfer⸗
freien (mittelRd Einfeilkaub zuvor rutkupferten) Gifensitriol hinzu, giebt
ben bläulichgrauen Niederſchlag auf zuvor genäßte Leinwand» ober
Sattuns Seihetücher — Balls noch Trübes durchlaufen follte, es auf
das Eeihtuch zurüdgießend, bis das Durchfließende gänzlich durchiällt;
hierauf in einen Fupfernen Keſſel mit Wafler verdünnt und zum Sieden
gebracht, feht man, während das Ganze fertbaucrnd ningerährt wird,
47 Tyeile Azotfäure von 1,123 Eigengewicht hinzu, Iäßt hierauf dem
Rüfügen Theil in einen Bottich ablaufen und vermifcht das hiebei im
Kefiel Berbliebene mit 83 Teilen Schwefelſäure von 1,85 @igengew.
Ras überläßt dann die alfo angefäuerte Mafle mehrere Tage hindurch
Rh felber, mifcht nun reines Regen: oder Flußwaſſer bei, fle damit
auswaichend, bringt fle Wiederum auf das mittlerweile gereinigte und
gmäßte Seihtuch, preßt fie hierauf, zerfchneidet fie in Stücke, trodnet
961
dieſe zuvoörderſt an der Luft und barauf in dem 30° bie 350 C haben
den ſtaubfreien Trodenzimme. Die Schwefeljäure entfernet das
überdüffige Eiſeneryd ſammt dem größeren Theil des Kalifulphat; bie
Apetiäure dient außerdem zuvor zur höheren Oxydation des Ciſenoxydul
and dadurch zur Erhebung alles Eifenfyanür in eine höhere, mittlere
Kyanirungsftufe. Bleiches bewirkt auch Chlorkalk, wenn man auf
6 Gewichtstheile und ebenfoviel gelbes Biutlaugenjal;, von denen jedes
in Waſſer gelöft worden, mit 1 Nordhäuſer Echwefelfäure (2808 +
420) und 14 rauchender Salzſaͤure (bei 0° C) von 1,21 Eigengewicht
mifcht, wohl umfchüttelt und nach einiger Zeit ſolange in Waſſer ges
loſten Chlorkalk zufeßt, bis die Tiefe des erzeugten Blau nicht weiter
vermehrt wird. Der alfo geivonnene, wohl ausgewafchene Nieberfchlag
iR tief: und rein blaues Pariſerblau, während das mittel wäflri-
ger Kaleiſenkyanür⸗Löſung in fog. Sifen-haltigem Schwefel
ätherweingeift (Lig. anodynus martiatus *) erzeugte Blau og.
THREE
9) Sieh font andy Beſtuſcheff'ſche Nexventinetur ober eifenhaltiger Hethers
weingeift rer Lamotte'ſche Goldtropfen und wird gewöhnlich bereitet,
isten man reinen Gifenfeilftaub in einem Gemiſch von 4 Unzen Hydrochlorſaure
son 1,125 un 1 Unze ebenfalls verbünnte Ayotfäure (von ähnlichen Eigenge⸗
wicht) bis zur Sättigung anflöjet, die Auflöfung zur Trodne einsampft, das
dadurch gewonnene Gijenchlorid (ſog. ſalzſaures Ciſenoxyd) in ebenfeviel Waſſer
IR, als vas Chlorid wog, und von dieſer Loͤſung 1 Unze mit 6 Unzen Weiher
(fog. Ecgweftläther Ace O) miſcht unn ſchũttelt. Es fonnert fi, in Ruhe ges
Relt, Halo ter Fe? Ch6 Atome haltige Aether und gibt, mit 4 Unzen Alko hol
son 0.83 Eigengewicht vermiſcht eine goldgelbe Flüſſigkeit, die, im wohlver⸗
ſloſſenen Siaſe ſtarkem Licht (z3. B. vom Sonnenlicht) aucgeſetzt, nach
un na farblos wird, im Schatten hingegen die vorige Goldgelbe wieder
annimmt. Aechnlich, nämlich auch entfärbend, wirkt das Licht auch auf bie fog.
anthrazotHionfeure Gifentinetur (fog. ſchwefelblauſaures Eifen) », i.
Ä Ä 61
“-
wi
inte MAP“
— — — Au Me — mn
‘
löslides Berlinerblan barfellt, das man auch erhält, wenn mar
bie neutrale Löfung des Eiſenchlorür (fog. falzfaures Gifenoryral)
durch Zuſatz von Kaleiſenkyanür zerſetzt und den aus weißem Kal
Gifen:- Shwefeltyanip — Fe + 2 Kay (vergl, oben S. 874), bei
3. B. erhalten wird, wenn man in Alkohol orer in Waſſer gelöfes Eiſenchlord
mit K Ksy twechfelgerfegt ; beine Löfungen veſſelben ericheinen blutroth um
werben von ſtarkem Eonnenliht, z. B. von dem mittelk eines Goblfipiegels Sei
helterem Himmel aufgefangenen und zurüdgemworfenen, in wenigen Minuten voll
Tommen fatblos; Th. v. Grotthuß in Gilbert's Ann. I, 50 ff. Ace
liche Wirkungen bringt es auch in ven gelben wäflrigen Löfungen verjdgiebener
Urans Salze, namentlich (Buchholz zufolge) des fog. ſchwefelſ. Uranoryei
hervor, das dadurch gegrünt wird, Das Licht mindert in dieſen und ähnlichen
Bällen die Anzichung zum Oxygen, Hier aljo wirkend nah Axt jener Os Ent
widelung aus Pflanzengrünse., zumal ans von Mafler begleitetem (GHloropgzl,
oben S. 793 ff. Th. v. ©. fügt aber feiner Beobachtung noch Hinzu: daß jene
zothe Gifentinetur, in einer offenen cylindriſchen Blafche dem Sonnenlichte aus
gelebt, fih nad und nad in den Morgen ſtunden bis 10 over 11 Uhr voll
tommen ausbleiähte und, gebleicht, an der Luft (durch O: Bas» Berichindung)
ſchneller noch durch Ch-Beimiſchung, ſich eher wieder röthete, als eine der gleichen
2öfurg, die man nicht mittelft Licht-Einwirkung , fondern gleichfalls voURäntigk
dadurch entfärbt Katte, daß man fie, etwas gewäflert, 15 bis 20 Stunden Kin:
durch mit Gifenfeilftaub in Verübrung Heß, und fo, Theod. v. Brottäuf’s
(defien phyſtſch⸗chemiſche Forſchungen. Nürnberg, 1820. gr. 4. ©. 18 ff. 21 f.
26, 73 f.) Annahme gemäß, das rothe anthrazothionſaure Giſenoxyd in farb⸗
lofes anthrazothionfaures Ciſenoxydul verwanvelte. Weitere Einwirkung von Licht
gerftörte die fog. Anthragotbionfäure, oder (mas ans v. Erottäuß's Beſchrei⸗
bung wahrfcheinlicher wird) zerfegte vie farbloſe Flüͤſſigkeit in Hyperanthra
zothlonſaure, vie fpäterhin von Wähler vargefellt und Ueberſchwefel⸗
blaufäure genannt wurde — und einen nicht weiter unterfuchten weißlichen
Niederſchlag, den v. G. vermutbungswelfe für Schwefel: und Eiſen⸗haltig grachtete.
Die rothe Barbe des ſog anthrazothlonf. Gifenosyes (d. i. des Fe + 6 Key;
f. w. 2.) veranlaßte in neuerer Zeit mehrere Shemifer, das hiebei Doppels
atom bes Ksy (oben &. 874) Rhodan zu nennen, eine Benennung, vie ſchon
darum nicht empjehlungswerth ericheint, weil das Gifen mit mehreren zum hell
hoͤchſt ungleicägearteten Stoffen (Diaterien) mehr ober weniger rothe Verbindan⸗
gen fchlägt, 3. ®. fon mit O; denn <hemii reines Fey Oz iR volllowmen
und gefüttigt roth; desgleichen ba® im fog. rotben Blutfaugenfalz vorlowımesbı
Gifentyanid (oben ©. 953 Unm.), das rhodizonſaure Eifenorxyi
(&. 776 Anm.), vas melonfanre Ciſenoxyd, Feg O3; + Me ni
atomiſtiſch ausgetrüdt: + C 7 Ha 06, veflen tiefe Röthe jener des ſeg
antbragothionf. @ifenoryds volllommen beilommt, das blutrothe Apiins@fifen
oxydul, bad man erhält, wenn man einen burchgefeibeten Tiedenpheißen
wöäflrigen Abſud der Veterfilienblätter und ebenſo anch ver Wurzeln des Apiam
Petrosel. Linn. , mit flevend heißer wäflriger Löfung des Gifenoryeul- Butphe
(Eiſenvitriol) vermiiht, das Eifenoryd ver, ſey es an fi ober bei Herb
licher Abflerbung gefättigt roth erſcheinenden Baubholz = ıc. Blätter x. Die Ei
jegt gewöhnliche Benennung ber das Gifenoryb biutroth färbennen Gybrofyau
thionür⸗Sämre (2 Ksy + Hy) iſt Schwefelblanfäure, und es
biefe Fallung, indem vie 80 dus Fey Og ſich mit 6 Atomen ober 8 Bertretungt
gewichten H zu 3 HO verbinden, werurch vann zugleih 2 Fo mit Imal 2 Ks
au der rothen Gifenverbinbung, d. i. zu dem Fo, Hsys, gber, nimmt um De
Doppelatem son Ksy — 1 Acquivaient (Vertretungtgewicht) an, zu Gesgn
eifenfyanärsEifentyanür beſtehenden Riederſchlag ſolange der
Luft ausſetzt. bis er vollkommen blau geworden. Er beſteht dann aus
S Ety 42 Fuy + 3 FeO und 2 K Ky FeKy +2Fky. Durch
Auswaſchen von fremden Salzen befreit, löſt fich der blaugewordene
Niederſchlag in reinem Waſſer vollſtaͤndig, wird aber daraus geiaͤllt
theils durch Salzſaͤure, theils durch verſchiedene Salze, am leichteſten
durch Salmiak; verſetzt man dagegen deſſen wäſſrige Loͤſung mit Alko⸗
hol, fo ſchlaͤgt dieſer nur die letztere Verbindung nieder, während
erſtere in der Flüſſigkeit verbleibt und ſich, ohne ihre Löslichkeit im
VWaſſer einzubäßen, zur Trockne abdunſten (und mit Bummi ver-
miſcht als blaue Tinte verwenden) läßt, Berfeht man bie wäflrige
Lfurzg des ungetrennten löslichen Berlinerblau mit H2S Löfung, fo
entzieht befien Schwefel ein Theil des Fe, damit ſchwarzes Echwefel-
eifen in Niederſchlag⸗ Form erzeugend, uud in der Flüffigfeit verbleibt
Tiſenhydrokyanidſäure Ffy Ky, bie an Kali gebunden und dann
mit anderen Säuren verfeßt unloͤsliches Berlinerblau entläßt. Letzteres
verbindet fih mit SO8 H20 zur weißen, in überfchüffiger Säure Klar
und farbles auflöslichen, durch Wafler-Zufak der Zeriebung unterliegen»
den Maſſe. Pelouze flellte das dem Eiſenoxyduloxyd entfprechende
GifentyanürsKyanid (Kfy-+ 2Fky):Hydrat dadurch in Form
eines grünen Pulvers dar, daß er in die fledende Löfung des Kal⸗
eifenfyanür Ch⸗Gas leitete und den dadurch entſtandenen pulverigen
grünen Miederichlag mit verbünnter Hydrochlorſäure aypsfochte. Bis
zu 180° C erhitzt entließ es, unter theilweifer Zerſctzung und daraus
abzuleitender Hyprofyans Bildung, etwas Wafler und erfchien nun tiefs
buufelblau. Ueber eine ähnlihe Berlinergrün oder Blaufin
genannte Berbindung f. m. Brundz. 1. 520 Anm.
7) Stephen und Nafh zufolge erhält man eine gute Berlinerblaus
Zinte, wenn man das durch Wuflöfen von feinzertheiltem Blutkein
in täuflicher Galziäure gewonnene flüffige Eiſenchlorid, in Form einer
faxen Löjung mit Blutlauge ausfällt, den blauen Niederſchlag gebörig
auswäfcht, und im Zuflande eines dicken Breies mit gepulverter Orals
fäure beſtrenet; man verjeßt dann bie durch diefen Zuſatz dünnflüffig
gewordene Mifchung mit mehr Wafler und überläßt fie einige Wochen
hiadurch (zur Kiärung) fich ſelber. Den alfo geflärten Antheil gießt
tan zum Gebrauche ab, den hievon verbliebenen Bodenſatz verjeßt man
Gifenfyanttionür ſich einen. Es betrachten jedoch nicht alle Chemiker die Schwefel⸗
blauſante vorehender Formel gemäß, ſondern halten fie für eine Verbindung von
GAg3S+SH, un die ſog. Ueberfhwefelfänre nicht für C24283 +H,
fentern für C2A2 Sa -+SH, eine Anſicht, die unter andern nöthigt anzunehmen,
daß beim Welhfelzeriegen von Eiſenoryd und Schmwefelblaufäure zunächfti Fe Sy
un» Fe +89 A, S zu Gtanve fommen, bie dann in statu nascenti ſich zu
Feg + 3 Ca Ag 5 verbinden, was, weil eine Berbinvung von Fe Sg nit
auserzweit vorlenanıt, ſchon darum wenig wahrſcheinlich ift.
61 *
+
— — — — 2— — —— — ————— —————— — ⏑——
[4
löslides Berlinerblan darflellt, das man auch erhält, wenn man
bie neutrale Löfung des Eifenchlorür (ſog. falzfaures Gifenorytel)
durch Zuſatz von Kaleifenkyanür zerfeht und den aus weißem Kal
Gifen-Shwefeltyaniv — Fe + 2 Ksy (vergl. oben S. 874), da
3. B. erhalten wird, wenn man in Alkohol orer in Wafler gelöftes Gifendlerk
mit K Ksy wechſelzerſezt; beine Loͤſungen veſſelben ericheinen blutroth um
werben von flarkem Eonnenlicht, 3. ®. von dem mittel eines Gohlfpiegels bei
heiterem Himmel aufgefangenen und zurüdgeworfenen, in wenigen Minuten voll
Tommen fatblos; Th. v, Grotthuß in Bilbert’s Ann. I, 50 ff. Ye
liche Wirkungen bringt es auch in ven gelben wäſſrigen Löfungen verichiekene
Uranus Salze, namentlih (Buchholz zufolge) ves fog. ſchwefelſ. Uranoxgt
bervor, da6 dadurch gegränt wird. Das Licht mindert in dieſen uns ähnliden
Fallen die Anziehung zum Oxygen, Hier alſo wirkend nah Art jener Os Ext
widelung aus Pflanzengrün:e., zumal aus von Waſſer begleitetem (Chlorophyll
oben ©. 793 ff. Th. v. ©. fügt aber feiner Beobachtung no Hinzu: daß jene
zothe Gifentinetur, in einer offenen eylindriſchen Flaſche dem Sonnenlichte au
geſetzt, fih nah und nad in ven Morgen ſtunden bis 10 ever 11 Uhr volk
kommen ausbleite und, gebleicht, an der Luft (nurch O: Gas s Berfchindang)
ſchneller noch durch Ch-Beimiſchung, ſich eher wieder röthete, als eine dergleichen
Söfung, vie man nicht mittelſt Licht-Cinwirkung, fondern gleichfalls volltäntigk
dadurch entfärbt hatte, daß man fie, etwas gewäflert, 15 bis 20 Stumen hin
dur mit Gifenfeilftaub in Verübrung ließ, und fo, Theod. v. Erottbuf't
(deſſen phyſtſch⸗ chemiſche Forſchungen. Nürnberg, 1820. gr. 4. ©. 18 f. Qi fl.
26, 73 f.) Annahme gemäß, das rothe anthragothlonfaure Giienoryo in farb⸗
lofes anthragothionfaures Cifenorybul verwandelte. Weitere Einwirkung von Lit
zerſtoͤrte die ſog. Anthragotbionfäure, ober (mas ans v. Grott huß's Belhres
bung wahrfcheinlicher wird) zerſetzte vie farbiofe Wtüfflgkeit in Hyperanthres
aothionfäure, vie fpäterhin von Wöhler dargeſtellt und Ueberſchwefel⸗
blaufäure genannt wurde — und einen nicht weiter unterfuchten weißlichen
Niederſchlag, den v. G. vermuthungswelfe für Schwefel: und Eiſen⸗haltig grachtete.
Die rothe Barbe des fog, anthrazothionſ. Eiſenoryos (v. 1. des Fo -+ 6 Kay;
ſ. w. a.) veranlaßte in nenerer Zeit mehrere Chemiker, das hiebel wirkende Doppel
atom bed Kay (oben &. 874) Rhodan zu nennen, eine Benennung, vie fer
darum nicht empjehlungswerth erſcheint, weil das Ciſen mit mehreren zum
hoöchſt ungleigearteten Stoffen (Diaterien) mehr ober weniger rothe Verbinden
gen fehlägt, 3. B. fon mit O; venn chemlſch reines Fern Oz iR volllommeı
und gefättigt roth; besgleichen das im fog. rotben Blutfaugenfalz vorkommend
Gifentyanin (oben &. 953 Anm.), das rhodizonſaure Gifenozpy!
(6. 776 Anm.), das melonfaure Gifenoryy, Fe O3 + Me ni
atomiſtiſch ausgerrüdt: + C 7 Ha 06, veflen tiefe Rothe jener nes fa
antbragethioni. Eijenexybs volllommer beilommt, das blutrothe Apiins@ifen
orybul, das man erhält, wenn man einen burchgefeibeten ſiedendheißer
wäfirigen Abſud der Peterfllienblätter und ebenfo and der Wurzeln des Apius
Petrosel. Linn. , mit flevenb heißer wäflriger Löfung des Gifenorutni« Bulpit
.(Eifenvitriol) vermiiht, das Eiſenoxyd der, fen es an ſich oder bei Kehl
licher Abſterbung gefättigt roth erſcheinenden Saubholz s ıc. Blätter x. Die bi
jegt gewöhnliche Benennung der vas Gifenoryp blatroth färbensen Hypralyaı
tbionürs&änte (2 Ksy + Hy iſt Schwefelblaufäure, uns es exfolj
biefe Fallung, indem die 30 ves Fe Og fih mit 6 Atomen ber 3 Vertretung
gewichten H zu 3 HO verbinven, weruch vann zugleih 2 Fo mit Smal 2 Ka
au ber roten Gifenverbinbung, d. i. zu dem Fo, Ksy6, ger, nimmt mau li
Doppelatem von Ksy — 1 Hequivaient (Vertreiungsgewigt) an, gu Ges
v
‚963
—— —— —
eiſenkyanür⸗CEiſenkyanür beſtehenden Niederſchlag folange der
Luft ansieht, bis er vollkommen blau geworden. Er beſteht dann aus
3 Kſy + 2 Eky + 3 FeO und 2 KKy Fe Ky + 2Fky. Dur
Auswafcyen von fremden Salzen befreit, loͤſt fich der blaugeworbene
Niederſchlag in reinem Waſſer vollländig, wird aber daraus geiällt
theils durch Galzfäure, theils durch verſchiedene Salze, am leichtefien
durch Salmiak; yerfegt man bagegen deſſen wäflrige Löfung mit Alko⸗
hol, fo fchlägt diefer nur die letztere Verbindung nieder, während
erſtere in der Fluͤiſigkeit verbleibt und ſich, ohne ihre Löslichkeit im
Waſſer einzubüßen, zur Trockne abdunſten (und mit Bummi ver-
mifht als blaue Tinte verwenden) läßt, Verſetzt man bie wäflrige
Zöfung des ungetrennten löslichen Berlinerblau mit H2S Löfung, fo
entzieht deſſen Schwefel ein Theil des Fe, damit ſchwarzes Echwefel-
eifen in Niederſchlag⸗ Form erzeugend, und in der Zlüffigfeit verbleibt
Gifenhydrofyanidfäure Ffy Ky, bie an Kali gebunden und dann
mit anderen Säuren verfeht unlösliches Berlinerblan entläßt. Letzteres
verbindet fi mit SO8 H2O zur weißen, in überfchüffiger Säure klar
und farblos auflöslichen, durch Waſſer⸗Zuſatz der Zerſetzung unterliegen,
ten Moſſe. Pelonze ſtellte das dem Eiſenoxyduloxyd entfprechende
Eiſenkyanür⸗Kyanid (Hfy-+ 2Fky):Hydrat dadurch in Form
eines grünen Pulvers dar, daß er in bie fiedende Löfung des Kals
eifenfyanür Ch-Gas leitete und den dadurch entflandenen pulnerigen
grünen Miederihlag mit verdünnter Hydrochlorſaͤure apskochte. Bis
u 180° C erbigt entließ es, unter theilweifer Zerfigung und daraus
abzuleitender Hyprofyan- Bildung, etwas Wafler und erſchien nun tiefs
dunkelblau. Meber eine Ahnlihe Berlinergrün oder Blaufin
genannte Berbindung f. m. Grundz. 1. 520 Anm,
2) Stephen und Nafh zufolge erhält man eine gute Berlinerblaus
Tinte, wenn man bas durch Auflöfen von feinzertheiltem Blutſtein
In käufticher Salzſäure gewonnene flüffige @ifendlorid, in Form einer
flaren Löfung mit Blutlauge ausfällt, den blauen Niederfchlag gehörig
auswäfcht, und im Zufande eines dicken :Breies mit gepulverter Oxal⸗
fäure befirenet; man verjeßt dann die durch diefen Zufaß dünnflüffig
gewordene Niſchung mit mehr Waſſer umd überläßt fie einige Wochen
hiadurch (zur Klärung) fich ſelber. Den alfo geflärten Autheil gieht
man zum Bebrauche ab, den hievon verbliebenen Bodenſatz verſezt man
Gifenfyantbionär ſich einen. Es betrachten jedoch nicht alle Chemiker die Schwefel⸗
Blauſaure vorkebenver Formel gemäß, fonvern halten fie für eine Berbintung von
C3Ag3S+SH, und vie fog. Ueberfhmwefelfäure nicht für C2 AaS;+H,
fsuzern für C2A2 Sa2 -+ SH, eine Anfiht, vie unter antern nöthigt anzunehmen,
daß beim Wechſeizerfetzen von Ciſenoryd und Gchwefelblaufäure zunächk Fe Sg
um Fe + 8 Ca A2S zu Stande fommen, bie dann in statu nascenti ſich zu
Fe, -+ 3 Cq Ay 5, verbinden, was, weil eine Berbinbung von Fe Sg nicht
amderweit vorfommt, ſchon darum wenig wahrſcheinlich ift.
61 *
964
nochmals mit Oxalſaͤure. Hornung's Demerfung gemäß gewährt
1 Drachme Liquor ferri murlatiei oxydati ber Apothefer (d. f. gewaͤſ⸗
fertes Eiſen⸗Chloerürchlorid) verdünnt mit 24 Unzen Waflır und ausgefält
mit 4 Drachme Bilntlaugenfalz, einen blanen Niederfchlag, der (wohl⸗
ausgewafchen) mit fo viel Wafler verbunden, bag er 6 Unzen wiegt,
mit 18 bis 20 Gran Oralfäure verfegt und tüchtig gefchüttelt, eine feht
gute blaue Tinte giebt, die feines Zufages von Bummi bedarf, ſondern ſchen
ohne daſſelbe zähflüfftg genug if, um ſich volllommen fehreibgerecht zu
erweifen. UWebrigens laſſen fih blaue Schreibtinten au mit
fhwefelfaurer Indigo-Auflöſung tFarflellen, dadurch, daß man
diefe mit Thonerde oder mit Kali nentralifitt und mit Gummi Löfung
verſetzt. Sowohl zu diefen Schreibtinten, ale auch zu jeder andern
ſ(ſchwarzen, roten, golbfarbenen ıc.) darf man das arabifche oder Wi-
nıofen-&ummi nicht etwa durch Stärk-Bummt, oder gar durch Kirſch⸗
gummi ꝛc. erfeßen wollen, wenn man wohlfließende und angenehm
glänzende Tinten darzuftellen beabfihtigt, Eine fehr fehöne ſaphir⸗
blaue Schreibtinte gewährt mit Bummi abgeriebenes Ultra
marin; oben ©. 951. Aber au aus Blauholz⸗Abſud (die, unter
der Namen Blau- oder Bampechien- Holz im Handel vorfommente
Holzfafer entflamnıt dem Haematoxylon Campechianum L. usb
färbt in Folge feines, zuerfi ven Chevreul bargefellten Gehaltes au
Blauholzfäure oder ſog. Hämatorylin; m. Grundz. I, 920 #.)
laſſen fi, unter Zufaß von Zinuchlorür und Gummi, oder Ziun-
Hlorür und Mangandlorür nebfl Gummi, verfchiedentlih blaue
und zum Theil fehr angenehme Barbentöne barbietende Gchreibtinten
und Saftfarbin bereiten, f. m. Theorie der Polytechnochemie I, 147 ı
IT, 816 ff. Auch die gewöhnliche ſchwarze Schreibtinte iR Hänfkg
eine urfprünglich gefättigt bunfelblaue, zumal wenn fle gefertigt wurd
nach der von Lewis ertheilten und von Robinfon u. U. verbeiferten
Borichrift (2 Loth getaspelt Blanholz und 6 Loth gröblich gepulnerk
Balläpfel: werden mit 412 A Wafler gelinde gefetten, und noch ſchließ
chem einmaligem flärferem Aufkochen und Durchfeihen mit 4 Lotf
Bumminnd 2 Loth grünem Eifervitriol, nebſt Abis 5 Gran Arkfublimam
(MrCh) ober flatt defien mit 3 ®ran rothem Mercuroxyd (MrO) ver
feßt, in zu verjchließende Glasflaſchen oder in eichene Fäßchen gebradg
und von Zeit zu Zeit ſtark geſchüttelt wird). -Lewis wollte übrigem
gefunden haben, daß Derjeken tes Waſſers mit Effig, auf 3 Wale
412 & Eifig, beſſere Tinte gebe, als unvermifchtes Waſſer. Der Zufe
von MrCh oder MrO verhintert das Schimmeln, hier aäͤhnlich wirken
wie beim fog. Kyanifiren des Holzes, und Schuͤtzen des Fußbodenholze
gegen Holzſchwamm *). Aehnliches gewähren auch Zufäke von Gewär;
*) Folgende Vorſchriſten, vie ich zur Serſtellung ſehr ſtark vom Golzſchwamm (Sihwanım
fraß) ergriffener holzerner Bußböven ertheilte, haben fi nun feit Ichrem ai
965
entlafienden Pflanzentheilen und Wurzeln; baber von Gewärznelfen,
ſchwarzem und weißem Genifamen ıc. und wirkjamer ber rohe Holz
effig (vorzüglich feinem Kreoſot⸗Gehalte nad; f. w. u.), zumal
wenn man ihn zur Muflöfung des Eiſens verwennete, und folches fog.
belzfaure Eifenoxvd Ratt calcinirtem Erſenvitriol zur Tinte nahm, aber
alfe vermifchte oder gefertigte Tinte riecht fehr wibrig. Sch fah meine
Schwarztinte ſtets gegen Schimmelung geſchützt, wenn ich bei ihrer
Bereitung den Gallaͤpfeln rüdftändige Theeblätter, wie fle nach Ent⸗
feruung des wäflrigen Aufgufles verbleiben, beigab und ber fertigen Tinte
von Zeit zu Zeit, um fie gegen Cindunſtungs-Verdickung zu ſchützen,
ein paar Theelöffel voll Theenufguß beimiſchte; der There, und im
geringeren Maaße auch wiederholt mit heißen Waſſer ausgezogener,
enthält flets, neben mehr ober. weniger: in Balläjäure übergehender
Gerbfäure, auch Aetheröl (flüſſiges Del).
9) Das Schwefelkyankalin (142Ksy), deſſen zuvor (©. 962 Anm.)
gebacht worden, bereitet man, Liebig zufolge, am beflen, wenn man
46 GBewichtstheile geröfletes Blutlangenfalz (oben S. 957 fi.) mit
17 KOCO, und 32 Schwefel imig mengt und dann -fo lange, fchmilzt,
bis fie rubig fließen, und nun ſchwache Gluͤhhlitze giebt, fo entſteht, in
Folge der durch die Grbikung vor fich gegangenen Mechſelwirkung,
Seitens der Einwirkung des S auf das KOCH, zunaͤchſt, Schwefelkaljum
and KOS,O2, weldjes leßtere aber bei eintretender Gluth bald zerflört
wird und ſchließlich zur Entſtehung von KOSOz führt. Mit Waſſer
behandelt läft fih K-+aksy und KOSOz, kocht man dagegen die⸗Maſſe
nach der Gluͤhung mit Weingeift aus, fo entläßt dieſer erkaltend in
farbloſen Säulen anſchießendes K-+oksy; in. beiden Fällen findet
fh das entſtaudene FeS, In Form feinſchuppigen voderſabes. Setzt
.
1
vollfommen genügenb bewährt: der Fußboden wirb aufgerifien, ber feuchte Schutt,
ker die Hohlräume der in vie Erde reichenden Grundmauern füll’te, entweder
gänzlich entfernt, oder wo dieſes nicht thunlich ift (mie es Bei jenen Fußboͤden
der Fall wur), mit groͤblich zerſtückeltem, frifch gebranntem und ungeloͤſchtem Kalt
möglihft innig gemengt, dann, wenn folchem vermengten Schutte kein feuchter
Danfi miete entfleigt (man läßt ihn bis vahin, fu viel die Umſtände geftatten,
son trockner, freier Luft überwehen, 3. B. indem man alle Fenſter und -Thüren
yes Tages hindurch offen galt), aufs Neue mit dem Holzwerke überlagert und
überhelt, wie folgt: -nie zuvor berausgehodenen Dielen: (Fuÿbodenbretter) und
Ballen werden zunaͤchſt burch Abſchaben möglichft geſaͤubert, darauf getrocknet:
fo ſcharf, wie es irgend zulaͤſſig iſt, ſodann mit ſchwarzem Firniß, bereltet aus
fog. tunſtlichem Asphalt, vie Balken anf allen, die Dielen nur auf ben unteren,
fäterhin dem Bobenſchutt zugewendeten Seiten und angrängenven unteren Kanten
wiederholt und fo ſtark (vi) Überfirichen, daß folder Bismifüperzug alle Flaͤchen⸗
theile der Seiten und Kanten aufs Bollftänvigfte bedeckt. Man trägt eine neue
Sirmiffchicht nur dann auf, wenn vie vorhergehende vollkommen getrocknet iſt, die
jegte dirnißſchicht ſezt man jedoch nicht der Trocknung ans, ſondern beſtaͤubt fie
weit dem Pulver wohlausgeglähter Kotzlen, lagert vann ie Balfen unb feſtigt
auf viren die Dielen’ fe, daß deren Kohlenſtaub jenen der Balken berchrh.
man einer Läfung von 3 Theilen Eifenvitriol und 2 Kupfervitriol fa lange
gelöftes K+.Ksy zu, ale noch ein (meißer) Nieberfchlag entficht, fo
befteht diefer aus RupfersSchwefellyanür; unterwirft man ihn der Des
ſtillation, fo biltet ſich CS2, Cus S4 und Mellon oder, wie man es
‚ neuerlich genannt hat, Mellan, das zuerfi von Berzelius wahr⸗
genommen, dann aber von Liebig weiter verfolgt und unterfucht wurde,
und nach demfelben aus C6AB ober (ſetzt man An=—1A) aus CBAs
befteht (Annal. d. Chem. u. Pharm. X. ©. 191 u. oben ©. 874) un
das auch auf andere Weife dargeftellt werden Tann; 3. B. ſchon dadurch,
dag man Schwefelkyan für ſich hinreichend erhitzt, da es Dann in
Mellon, Zanthogen und Schwefel zerfällt; Berzeliug erhielt es,
als er Schweichtyans Merkur für ich erhitzte; zugleich ſchied ſich Schwefel
aus und entſtand Mrd nebſt Cæ2ſs; (a. a. D. und m. Grundz. I. 156, 619
©. 338 u. f. f.). Im reinften Zuſtande ſtellt es cin bellgelbes, Leichtes,
ſtark abfärbendes, in Waſſer, Alkohol und ähnlichen weder fauren nod
baftfchen Ylüfigfeiten umlösliches Pulver dar, das von Gchwefelfänre
hydrat In der Wärme leicht aufgelöſt, aber durch Wafler wieder aus:
gefällt wird. Da es fih in Kalilauge nur unter Zerſetzung aufloͤſet,
indem fih Ammoniak entwidelt, fo kann man folgen Weges kein
Mellontalium bereiten wollen; man erhält jedoch, Liebig m
Folge, daſſelde in Form eines aus fein verſilzten Nadeln und Waſſer
beſtehenden Breies (den man auf Seihpapier ſammelt und ſo lange
mit Alkohol answaſcht, als die ablaufende Flüſſtgkeit Wilenchloride
Löfung noch röthet), wenn man ein Gemenge von ſchwach geroͤſteten
Bintlaugenfalz und der Hälfte feines Gewichtes faklimirten Schwer
- in einem eifernen Gefäße zuvörderſt bei gelindem Yeuer ſchmilzt, dam
aber, das Gefäß wohl bededend, Rärkere Feuernng eintreten läßt wuh,
wenn hierauf fein blaues Flaͤmmchen mehr fichtbar wird, der fließen
Maſſe 1/20 des Gewichts des geröfteten Blutlaugenſalzes an trocken
carbonſaurem Kali zuſetzt, was die Maſſe in vollen Düunfluß bri
Rrkaltet und mit Waſſer ausgekocht und tiefen wäflrigen Auszug
bis zur Hälfte abgevampft und der Mbfühlung überlafien, erſtarrt
zu dem zuvor erwähnten Brei. Das alfo gewonnene Bello
Falium (Kalin:Azotlyantd ober Kalin-Mellonid oder M
lanid =K Kay oder KMI) beſitzt, in Folge der Beimifcyung einer ei
thümlichen Schwefel⸗ haltigen K= Berbindung, eine mehr ober weni
gelbliche Farbe, die jedoch verfchtwindet, wenn man der warm,
fievend Heiß bereiteten wäflrigen Löjung fo lange A jufeßt, ale
ein (gallertartig = flodiger) Niederfchlag erfolgt, von diefen, d. i. y
jener Schatigen KıBerbindung getrennt, und dann dureh gelöftes
earbonat dis zur ſchwachen alkaliſchen Begenwirfung verfeßt und
flallifirt, und fällt es hiednrch noch nicht farblos aus, aufs Neue,
Bufak von etwas Eifigiäure warın gelöft und nun durch Verſetzen
Lofung mit Thierfohle, Erhigen bie zum Sieden und Durchſeihen v
— — — — — — — — —6
——— — — — —
)
gereinigt, ba es dann in blendend weißen, gelöft ſehr bitteren, Waſſer⸗
haltigen. jedoch bei 1500 alles KryRallwafler entlafienden, nadelfdrmis
gen, ſchmelzbaren entwäflerungefähigen Kryfallen anfchießt, hie in Blatins
gefäßen gefchmolzen biefe ſtark angreifen, deren waͤffrige Löfung lößs
lie Blei⸗, Silber und Merkur⸗Orydſalze weiß niederſchläägt und alfo
gefällt, ausgewaſchen und getrocknet waflerfreies Pb-, Ag⸗, Mr⸗Mel lo⸗
aid gewährt. Während Kyankalin-Loöſung mit Jod geſotten, unter
Bräunang viel J anflöfer, durch weiteres Erhitzen aber, ohne J:Entlafs
fung farblos wird, und hierauf erfaltend erflarrt eine breiartige, kry⸗
ſtalliniſche Mafle von flühtigem und fublimicbarem, heftig riechendem
Zodkyan (Ryan⸗Jodid) darſtellt, bleibt KMI, als Löfung mit J
verſetzt und erhitzt unverändert, indem fi die braune Flüuſſigkeit ledig⸗
lich dadurch entfärbt, daß fie das Jod verflüchtigt; dagegen zerſetzt
Melon, dem trodenen KJ beigegeben und erhigt, das K fich aneignend,
und I in Dampfform vertreibend, diefes Salz; es deſitzt alfo ber
Mellon genannte Gezweitſtoff ſtärkere Anziehung zu K ale das bis
jet chemiſch für einfach erachtbare Jod! Dagegen wird vie KMl:Löfung
durch Ch zeriept und Chshaltiges, in Ammoniaf mit gelber Barbe
unter Bas: Butwirelung auflösliches Mellon, in Yorm eines weißen,
ſchleimigen Nieverichlags gefchieben. Mit KOAO geſchmoljzen zerfällt
das Melon in entweichendes Ammeniak und an KO gebundene Kyanz
fäure; MI betrachtet als beflebend aus 3 Bertretungsgewichten Ky
(3Ky2) + A fi theilend in 3 H und 3 O als den Beflandiheilen von
3HO, giebt 3KyO u. AH3, Läßt man bei gelinder Waͤrme waflers
freies Ch auf ein trockenes Gemenge von NaCh + KyKsy einwirten,
amd gießt dann Wafler auf den Rückſtand, fo erhält ınan eine, dem
Umfange nad) beträchtliche, Leichte, hellgelbblättrine Maſſe, die, ‚mittel
Blühung von Ch und S befreiet, ſich wie reines Mellon verhält. Böls
fel erhielt in 7 Mellon » Analyfen nicht nur um mehrere Procente
ungleiche C- Mengen, fondern flets auch etwas (1,42 bis 2,090/,) H;
was jedoch nur darauf hinwelſet, daß bie Darſtellung des unberingt
chemiſch reinen Mellons mit Schwierigkeiten zu kaͤmpfen hat. Liebig's
Einwürfe gegen Bölkel’s Verſ. findet man in Deffen u. . Wöhler’s
<. L. IL 330 $.
Mit den übrigen Laugmetallen läßt das Melon am Keißteßen durch
Wechſelzerſetzung mit dem Ammon (AHs) nur auf dieſem Wege ſich
verbinden; verſetzt man die wäffrige Löfung des BaCh mit der des XNI,
fo erhält man BaMl in Form eines weißen, in vielem ſiedenden Wafs
fer loͤslichen Niederfchlags, ver ausgewafchen und alſo gelöft, erfaltend
ben größeren Theil feines Salzgehaltes in Form kurzer, durchfichtiger
Radeln entläßt und defien Löfung durch Na0COg-Löfung wechſelzerſetzt,
das in Wafler-haltigen, feidenartigen, glänzenten Nadeln kryſtalliſtrende
NaMl gewährt, während gleichen Weges, mittelt Ammonoryds Carbo⸗
sat gewonnenes AH4MI jeiner äußern Befchaffenheit nach vom KM,
m er —ñ er Eu
.
a
—
968
nicht zu unterſcheiden iſt. Alſo gewonnenes Set if etwas ldelicher
als BaMl, und noch Töslicher zeigt ſich das ſehr leicht fryRalliicenne
CaMl, während MgMl, aus tem Bemifche von Bitterfalz- und KM:Löfung
in weißen, verfiizten Nadeln kryſtalliſirendes MgMl alle genannten
Melloaide an Löslichkeit im Wafler übertrifft. CuMl ericheint in Rorm
eines ſchoͤn papageigrünen Niederfchlags, durch Vermiſchung von wäflrig:
flüſſigem Kupferoxyde Sulphat und KMlsLöfung; hocdygelbes Kupfer
Mellonür zeigt ſich, wenu letztere Löfung mit der des Kupferchloräc
verfept wird, während unter gleicher Bebingung MnOSOz galiertförmig
weiß, faure Kobalt-Auflöfung pfirſichblüthroth, Gifenorypdfalz
Loͤſung dunfelgelb gefärbt, die der Ciſenox y du lſalze hingegen grün
liche, jene des Brechweinſtein rein-weiß, und pie der Chroms
oxydfalzge grün gefällt wird; ſaͤmmtliche genannte @rzmetall Nieder
ſchlaͤge find fchwer löslich.
Dermifcht man in fledendem Waſſer gelöſtes KMI mit Azotfäure, oder
mit Hydrcchlorfäure, fo erfolgt bald Trübung des angenblidtidy klar
gebliebenen Gemiſches, indem fi, im erfteren Fall unter Waſſer⸗
Berlegung, ein Ladmus röthender farblofer Niederſchlag mit dem Wafs
fer zum Breie verbindet; war hingegen das Gemiſch waflerreicher, fo
fällt die Brei bildende Maſſe in Form weißer Floden heraus, bie,
gleich dem Brei, mit kaltem Wafler ausgewafchen und getrodnet, aus
Hyrroazotiyanfäure oder Mellonwafferfiofffäure beftchen.
Diefe if bleudend weiß, pulvrig, wie Kreide abfärbend, in kalten
Waſſer ſchwer⸗, In fiedendem etwas mehr löslich, in Alkohol, Aether
und Oelen, fetten mie flüchtigen, unlöslich, entzieht mehreren orgasi-
fen Säuren, z. B. der Eifi,fäure, das KO (indem fle fih, ihres H
« beraubt, mit dem hiedurch feines O beraubten K zu KMI verbindet) und
geht, unter Maflerbildung, mit Metalloryden zu Mellonmetallen über,
if daher zu betradyten als durch Mellon gefäuertes A, d. i. als oben
genannte Säure. Bar das zu ihrer Darſtellung verwendete KM uns
rein, fo enthält fie, aus deſſen Löjung durch A gefället, eine gelbliche
Beimiſchung, von welcher Liebig vermuthet, daß fle aus einer
Sähwefelmellonwafferfofffäure befleht, die aber noch wicht
weiter unterfucht If. Mit KJ erwärmt, entwidelt die HMI: Eäure
BHJ:Säure, für fich erhitzt entläßt ſie anfänglid A-Yas und HKy:-@as
(gafige Blaufäure), gelbt ſich Hierauf und liefert dann angezünret mit
purpurner Flamme verbrennendes Ky-@as; (vergl. oben ©. 873 m. f.).
Auch die zeinfte von Liebig dargeſtellte HMI- Säure enthielt noch
Spuren von KKy ober von KOKyO. Als Liebig und Wöhler
völlig trodnen Harnfoff (f. w. u.) für fi langfanı. beftillirten,
erhielten fie einen neuen, ber Mellon: Reihe unterzuorbnendin, biendende
weiß pulvrigen, in fledendem Wafler unlöslicgen, in Alfalien und Eäns
sen leihtlöslichen, durchaus durch Neutraliſtrung fällbaren, durch läͤn⸗
geres Binwirken dieſer Gegenſtoffe in Kyanfäure und Ammoniof zer⸗
eg — — — v7
Fallmden Stoff, der trocken erhitzt citrongelb wied, durch Biken in Kyans
gas und Azotgas auseinander tritt und aus GG A4 HA4:O beſteht.
2) Die zuvor in ber Anm. erwähnte Ueberjchwefelblaufänre (=
[nimm man 2 Atom Am=A] CaASz3-+H ober H-+oHsy-+5S) wurde ſchon
vor längerer Beit von Bagel, aber von ihm unerkannt bargefellt,
als er eine gefätligte Löfung won KM Kayz mit waſſerarmer Schwefel-
ſanre verfehte, foäterhin von Böhler dagegen dadurch hervorgebracht,
daß er anſtatt lezterer Säure HCh in jene Loͤſung treten ließ; gleich
zeitig wurde biebel, in: Bolge der Anwefenheit von: zinex hiezu bins
teichenben Menge von Hybrochlorſaͤure, die zugleich mir aus geſchiedene
Blaufäure in Ameifenfänre (Fo; 6.878) und Ammonoryd oder
Ammoniak⸗Hydrat verkehrt, ©. 702. Zunleich Toihmt- abet auch etwas
CO, uud CS,, ». i. Garbenfäuse und Garbonſulfid oder Xanthogen
(Ig; ©. 875) zu Staude und Alles vieſes, jebigem Zuſtäade der
Wiſſenſchaft gemäß, :in’ einer Theilmgeweiſe, wie folgende Formeln⸗
Felge es zu veranfchaulichen verfucht, in der jedech, ſiatt A un» H ale
Bertretimgsgewichte (D⸗G) over Acanivatents anfzuführen , viefelben
als fog. Atome, alfo in Doppelt fo großen Zahlen anegenrädt-Worben;
8 Keyn (deren 8 Atome H: aus jenen 4 Bs® Hydrochlor ſtammen,
deren 4 Ch dazu gedient hatten, den 4 Verhaͤltniß⸗Gewichten K Kay
ihren Ks ®ehalt zu entziehen) find gleich (8 88 HB AB) und‘ verlieren
nach und nach, durch Zerſetzung und theilwelfe erfolgende Umbildung,
veranlaßt durch die erregende Einwirkung weiterer, über jene 4 V⸗G.
hinausreilgender Antheile von Hydrochlor, zum. Theil unter nach und
nach erfolgender Nitaufnahme von 5 B⸗G. Waſſer, nachſtehende
Beſtandtheile:
Cs Ss Ag He
Ca Sg Ay Ha 4 A. oder 2 DB, Beergmefsinfir
C & —= 1 V⸗G. Xg
C +% =1®%®. CO
bleiben C2 Ay Ha vie + 4 B⸗-G. HO geben:
02 Ba +0; = 1 BV⸗G. Fo
" Met Aa Ha die + Hıo der zerfeßten 5 V⸗G. Wafler und unter
Aufnahme von 2 V⸗G. Hyrochlor 2 V-G. Ammonchlorid oder
Salmiak, d. i. 2mal AH,Ch (oder, nach) Atomen, Zmıal A, HB Che).
Die Shwefelblaufäure riecht übrigens der Eſſigſänre ähnlich, was
Th. v. Grotthuß wähnen ließ, fie erfcheine, durch Behandlung mit
verdhnnfer Mineralfäure aus dem gelöften K Kaya entwidelt, von A
begleitet. @ie war früher fon Winter! und Porrett bekannt
uud wurde von Erſterem Blutfäure genannt, obgleich fie nicht im
Blut, wohl aber fpurenweife, im Speichel aufgefunden worden; bie
Bermuthung, daß FegtKoy das Röthende des Bluts varftelle, mithin,
in Verbindung mit einer Ayotshaltigen organifchen Zufammenfehung,
base Hämatin (d. i. bes bie Möthe des Blutroth oder der Blut⸗
wo
... kirverchen bediagenden Bildungsthelles) gewähre, iſt wiederholt aufs
‘
.
“ .
-
getaucht, aber bis, hicher unerweislich, wiewohl außer Zweifel ftcht,
daß Fe (nit orydirtes, fondern metallifches) im Hämatin, wie im
Blutroth, gugegen iR; denn Chlor entzieht beiden (fie bleichend,
m. Einleitung in die neuere Chemie S. 608) Fe, damit Bifenchlorid
herſtellend, aber auch Schwefelfäure vermag Bleiches zu leiften, und
zwar fo yollkänkig, daß bie von dieſer Ausziehungsfäure gefonderte
organifche Mafle, ausgewafchen, getrodnet und verbrannt durchaus
Eiſen⸗freie Aſche liefert, aber der Rüdftand von ſolcher Musziehung
. bes Sämatin iſt nad wie vor rot. Halte man Abrigens bie Hämatin.
: ‚sber die Wiutrotg = Bleichung mit Chlor wollzogen, fo enthält die von
..ı dem weißen, . Hodigen Ruͤckſtande getrennte wäflrige Flüffigfeit, außer
em Gifen, auch noch Gchwefelfäure, Phosyhorjäure und
. : Ralf, was baronf hinweifet, daß im Hämatin, wie in dem ganzen
Bluthroth (das neben dem an ' fi farblofen Blobulin auch no
andere muthmaßlich ebenfalls Broteinzartige Gebilde enthält) and
Schwefel und phosphorſaurer Kalt enthalten find. Löſt mar
xg (C5) in mit Ammoniaf gefättigtem Alkohol, fo bildet es fh um
. .. in Schwefelammon (AH3S) und in eine Verbindung von Hydrothion
«mit Hydrokyanihion (oder Schwefelblaufäure = CAHS; oben ©. 965);
verfegt man dagegen einen KOHO-baltigen Alkohol mit Xg, fo entſteht
in Bolge ſtaͤrkerer Saͤureforderung des hiebei Feiner Zerfegung erliegens
ben ſtarken Salzgründers nur Zanthogenfäure, gebunden au KO;
oben ©. 837 u. m. Orundzüge I. 622 x. 921. Erhitzt man bagegen
.. Shwefelfygan-Ammon (Ca AS2 + AHs) für fd, fo bildet ſich
außer dem Mellon (Ce Ay; oben ©. 966) auch das ebenfalls von
Liebig entdedte Melam, das betrachtet werben darf als hervorges
gangen aus der Verbindung von 2 V⸗-G. in statu nasc. befindlichen
Mellon's und 3 V⸗G. im Freitverden begrifienen Ammoniaks; Mig Akz
(S. 876) = 2C 6 Aa +3 AHz = Cje Aıı Hy; (Mnnal. der Chem. m.
Bharm. a. a. D. u. 2. II. 330 ff.). Zieht man von der Bormel des
Tyanürfauren Ammonoxyd (d. i. die G. 875 beichriebene Ibaflge
fefte Kyanärfänre neutralifirt mit Ammoniaf) = AH4O-+C6 Az
03 == C6 Ay Hy Os ab 4 V-G. Wafler (Hy O4), fo bleibt übrig
die Formel für ein VB⸗G. Mellon = C6 A, Das Schwefellyans
Ammon: bereitete 2. zur Melam = 10. Bildung, indem er ein Gemenge
von 3 Theilen und darüber Salmiak mit 1 Echwefeltyankalium deſtil⸗
lirte; die Serfehung erfolgte um fo vollftändiger, je weniger man die Er⸗
höhung der Temperatur über Wafferſiedhitze hinaus befchleunigte. Es
entwickelte ſich gaſiges Ammoniak, Xg (faft !/s des Gewichts bes au⸗
gewendeten Schwefeliyanlalium) und es hinterblieb ein weißgrauer
Kückſtand, ber ausgewafchen fih in Wafler, Weingeiſt und Aether
unlöslich zeigte; e8 war das Melam, das, durch weiteres Erhitzen
bes Serfehung unterlisgend, zunächR ſich gelbt und dann aus Diellom
9
(ver 11—12 Jahren son 2. Melon genannt) heficht, das, als ſolches
„mit Saltlange erhigt, andauernd Ammoniak entwideht und, nad Been⸗
digeng dieſer Cutbindung abgekühlt, feinenertig glänzende Kryſtalle
entlaßt und zu dergleichen endlich gänzlich: erſtarrt; es iſt ein Gemenge
von ARyanürfäuren, Kali und Kali: verbunden mit einer andereh, 1834
von Liebig dargeſtellten mb Eyanyiiäure genannten. Säure;
@.e.D.xX 6745 ff) Bir Melam wit potfänre von
1413 Bigeng. bie gu feiner gänzlichen Aufläfang gekocht, fo entlaßt
‚vis Biäffigfeit, erkaltend, Ixyfallinifhe Kyenürfänre; während des
@iddens bilder ſich viel Ammoniak, befien Gegenwart die Gutftchung
ker Kyanürſaure bedingt. Mit KOHO neichmeigen geht das Melam in
" Ryanfhure über, die an Kali, es neutraliſtrend, gebunben verbleibt;
zugleich entwidelt fich ebenfalls viel Ammonial, Siebet man Melam
bie zu feinem Verſchwinden mit mäßig Rarler Kalilauge nur dampft
dann die Bläfigfeit weiter. ab, fo tritt ein Zeitpunkt ein, in welchem
fig glänzende kryſtalliniſche Blättchen ausſcheiden; fie nd das Mes
lemin==Cg AgHs (Cs Ay -+ Ay He) ein Salzgrümber, der, in Alkohol
us Sether unlöslih, in Faltem Maſſer ſchwer, in ſiedendem leichter
lösher, aus feiner erlaltenden Löfung. in großen Rhombenoctaedern
anfchießt, die lebhaften Blasglanz befiben, erwärmt verkniſtern, erhigt
ſchmelzend eine Flüſſigkeit bilden, die an ben Blasiwänden anfleigt,
ohne zu fublimicen, anf glühenden Bilafe hingegen abfließen und fich
unter Entwickelung von Ammoniak und Hinterlafiung zitrongelben RNück⸗
ſtenbdes zeriehen und unter Kys und As@ntwidelung völlig verſchwin⸗
den. Im Verhaͤltniß von 1 B:&. mit 1 VB⸗G. Säure serbunden,
hebt es die faure Gegenwirkung Feiner Säure gänzlich auf, wöhl aber
bilden 2 B+®. deſſelben mit 1 Gäure bafifche, in Abficht auf
Gegeswirtung auf Blanzenfarbitoffe vollkommen neutrale Salze. Geine
Anzichung zu ben Gäuren iR flärler, ale bie des Ammonoryds und
mehreren Erzmetalloxyde. Mit AgO urb AO, und AgO bilvet es ein
fhwerlösliches Eryflall. Salz; desgleichen mit Schwefelfäure, Oralfäure
und mit AOs im Falten Waſſer fchwerlösliche Salze, mit POs ein in
heißem Waller leichtiöslihes, mit A und Fo nur leichitäsliche kry⸗
Bellifche Salze. Mit K zufammengefchmolzen bildet es, unter Feuers
erfcheinung and AimmoniafrEntwidelung, gleich dem Mellon, Mellous
talium (oben ©. 967), das auch neben fyanürfaurem Kali hervors
geht, wenn jenes im Ueberfluß mit KOHO geſchmolzen wird. Meben dem
Melamin bildet ſich bei oben gebachter Auflöfung des Melam in
Kolttange, eine an KO gebunden bleibende, Durch Eättigen der Lauge
mit irgend einer Säure daraus in Form eines lodern, kryſtalliniſchen,
weißen Niederſchlags ansgefäll’t werdende, ſchwaͤchere BVaſe, das Am⸗
melin = Cg As Hs 5, die aus ber wäflrigen Loͤſung ihres, große,
lange, farbiofe quadratiſche Gäulen bildenden Azotat durch Ammoniak
Aſtelliniſch niederſchlagen wird, in Waſſer, Weingeiſt mb Aether
w:
wmlsslich, in wäflrigen, firen Allalien und ben meiften "Säuren leicht
aufloslich if, für fi Ammoniat entbindet und gelben Rückſtand übrig
läßt, der geglühet fich verbält wie jener vom erhigten Melamin ver:
bliebene. Mit azotfaurem GSilberoryd giebt es einen dem eutſprechen⸗
den Melaminfalze Amlicyen Niederfchlag; mit KOHO verrichen, blähet
es fi, Ammoniah una Waſſerdampf heftig entwidtelnd, fehr auf, giebt
bann aber reines, kyanſaures Kali; es kann betrachtet werden, als
hervorgegangen durch innigſte Bereinigung von C5 As mit AHz-42HO.
Loͤſt man es, oder ſtatt vefien auch Melam, in waflerarmer Schwefel»
. fänre auf und miſcht dann Weingeift Hinzu, fo bildet ſich Küffig blei⸗
bendes :fanres ;suchwefelfaures Ammonoxyd und Ammelid, Dt. eine
1: »bem-Snmelin phfic ſehr ähnliche, aber nicht bafifje, in Gäuren
anflösliche, daraus ſchon durch Weingeift und vurch Waffer, cher no
durch Alkalien faͤllbare Verbindung von Cı2 Ag Hs Os, bie au durch
Kochen des Melamin mit wafleravinee Azotfäure zu Gtande kommt.
Die oben gedachte Eyantifäure (Kyanilfänre) flellte Liebig unter
. anbern auch dadurch dar, daß er jene’gelbe Verbindung, welche zurüd
. bleibt, wenn man Schwefelkyankalin (befierer Verflähung wegen gemengt
mit dem Doppelten feines Gewichtes fein zerriebenen Kochſalzes) durqh
Ch-Bas trocknen Weges zerfegt, dann mit Waſſer abwäſcht und hieranf
mit Azotfäure kocht; aus der ktaren Auflöfung fchießt fie dann fm langen,
farblofen, durchſichtigen, verſchobenen Kfeitigen Prismen oder in Quadrat:
Octaedern an, bie lebhaft perkmutternlängend, ihr Kryfallwafler an
warmer Luft auswittern, an Löslichkeit in Wafler die Kyamürfäure
übertreffen, im entwäflerten Zuftande erhißt, fich verhalten, wie unter
gleichen Umfländen die Kyanürfäure ſich verhält, d. h. ich in unlöss
liche, weißliche Kyanürfäure verwandeln, und bie, unverwittert, procentiich
wie die lösliche Kyanırfänre zufammengefeht, wie biefe beim Trocknen
210, Waſſer verlieren. Die Ajotfäure, die zur Bildung der Kyanils
fäure gedient hatte, enthält etwas Ammonoxyd. 2.6 Analyſe zufolge
AR die Ayanilfäunre = CEs Es As Os, d. i. mit 6 V⸗G. Urygen
verbundenes Dielamin. Das Chlorkyan fand &— Kyz + Chz
‚zufanmengefeßt. Abſoluter Alkohol TöR es, ohne Zerſetzung zu bewirs
fen, wäfleiger hingegen nimmt es zwar anch leicht in ſich auf, aber
bald darauf erfolgt Heftige Exlbfterhigung, begleitet von HCh Ent»
widelung und von Trübung durch eine Menge in glänzenden Würfeln
Icpflallifirter Kyanurfäure. Lebtere verdankt ihre Benennung ber
Thatſache, daß man fie auch darzuftellen vermag aus Harnfoff,
d. i. aus dem ben gefunden Harn (ovoos) kennwerthlich begleitenden
Bildungstheil; denn erhigt.man ihn über feinen, bei 1200 C == 960 I.
liegenden Schmelzpunkt hinaus, fo zerfällt er, war er waflerfrei geweſen,
in Ammoniak und Kyanürfäure (während er mit 4 VB⸗G. HO in Ammon
carbonat fich umbildet). Es beftcht derfelbe nämlich ans Ca Ha An On,
hiezu H,04 = 2 002 +2 AH40. Der HSarnfoff wurde von Rouelle
entbeckt umb galt lange Zeit als fog. Ertractivſtoſſ des Harnus (Harn⸗
erteact), weil man ihn nicht zu reinigen wußte. Man fcheidet ihn aus
dem Meufchenharn (dev mancher vierfüßiger THiere iſt harnſtoffreicher;
am meiften enthält ber Katzenharn), indem man ihn bie zur bannen Eyrupss
zähflüffigfeit abvampft, dann mögliäft abfühlt und mit beiläuflg dem
Dopyelten feines Raummaaßes an farblofer, mäßig flarker Azotſaͤure
vermiſcht, was ihn zum Breie erflarren macht, weil er mit der Säure
za kryſtalliniſchem azotfaurem Harnfoff fidh verbindet. Hierauf
aufs Fılter gebracht, und, nach dem Ablaufen des flüſſigen Theiles
zwiſchen Zließpapier ſtark gepreft, dann in Fleinfler Menge ſtark vers
bännter, fiedenb heißer Azotfäure geläft und wiederum kryſtalliſirt, ſtellt
ſich das Harnſtoff⸗Azotat nahe farbios, aber nicht geruchlos dar,
Man vermifht es nun mit wenig Waſſer und zerfeht es mit carbon⸗
fanzem Baryt, dampft das Banze gelinde zur Trockne ein und ents
zieht ihm ven Haruftoff mit falten Mifohel; ber Auszug durch Deſtil⸗
Iarion Yon Allohel befreit, entläßt den Harnſtoff faſt farblos und nur
wenig nach Haru riechend. Nochmals umfryſtalliſirt bildet er farbe
lofe vierfeltige, geruchlofe,. Eühlend ſchmeckende, bei 1200 C unzerfept
ſchmel zende Prismen, die geſchmolzen und dann erfaltend eine kryſtalli⸗
niſche, in Wafler ſehr leicht und in Weingeift ziemlich löeliche, farb⸗
bloſe Naſſe gewähren. Aus feiner Löfung faͤll't ihn Oralſaͤure in
glaͤnzenden kryſtalliniſchen Schuppen (oxalſe Harnſtoff); auch andere
Gäuren verbinden ſich mit ihm, indem er gegen fie ſchwach baſiſch
wirft; fo 3.2: au die Mildfänre, mit der er ebenfalls kryſtalliſirt.
Seine Grundſtoff⸗Verhältniſſe ſfind — (2 H4 A2 On und gewähren daher
die Möglichkeit feiner Umwandelung in fyanfanzes Ammonoxyd,
im das er auch fihon beim Erwaͤrmen feiner Kıyfalle, ja ſchon beim
Kruftallifiren (und dabei für den ſchon kryſtallifirten Theil Waͤrmend⸗
Wirken) theilweife übergeht. Drei B⸗G. Haruſtoff = Ce Hı2 Ag Os
‚geben , wie oben bemerkt, für fi erhigt 3 Ammoniak und 1 Kyanfırs
fänre. Schon die gegenfeitige Einwirkung von Ky und HO macht
Darnfloff hervorgehen, der, wie aller kümſtlich erzeugte, unbedingt
geruchlos iR, Azotichtſaͤure wandelt ihn in Barbonjäure um, indem
von beiden Seiten Azotgas frei wird. AgOAO; Löſung madt ihn
ia Kyanſaͤure und Ammoniak zerfallen, wenn fie damit anhaltenb
gefotten wird. Schon Heine Diengen defielben reichen hin, geloͤſtes
Kochſalz zu octaedriſcher und gelöflen Salmiak zu eubiſcher
Kryſtalliſation zu beſtimmen. Letzteres tritt auch ein, wenn Salmiak⸗
Zöfung mit Ochſengalle und Lackmus⸗Abkochung längere Zeit in Bes
rährung bleibt; ja ſelbſt Dippel’s Del feheint Aehnliches bewirken zum
tannen. Ghbertio enifleht er and aus Harniäure Ur==C;H2 A203,
oder vielmehr aus deren Umbildungen, 3. DB. aus DOxalurfäure
- = (6 Ba A, 07 +HO; andauerndes Sieden ihrer Böfung macht fie
ſich umbilden m 1 86. Harnſtoff⸗Oxalat and 1 freie Oralſaͤure.
u _ a2 ae sel a7 wm __
97
Ebenſo acht bas Muterid —= Cıg Hs A; Og,. wenn deſſen ſiedende
wäflrige Pöfung mit Öydrochlorfäure verfept wird, unter Bildung von
Muresan == Cs6 Ha Ag 05 (das ſich nieverfchlägt) von Ammonial,
Alloxan = C4BHg AO: und Allorantin = CH H; AR Oro, in
Harnfoff = CaH4A20% über; es geben nämlih 3 Br, Murexid
= 360 18H 15 A und 240, nebſt 15 Waller = Cy6 Ha; As Ogg
folgende Erzengniſſe:
2 BB. Murexan = Cı2 Hg As, 010
„ Aumonial= „— „6 72 »—
„ AMlosan „12 „6 "3 "15
„ Mlloxrautin= „8 „5 „2 „10
” Haruſtoff II WIEN:
DD m @ o
"36 #33 mı15 "3%
Trägt men bie Harufänre in fehr waſſerarme Azotfäure, fo bildet fe
ſich, unter Werhfelzeriekung mit Waſſer zerfallenn, ſogleich um is
Alloran, Ammoniak und Garbonfäure; es werden nämlih.9 V⸗G.
Waſſer und 3 O der Azotfäure mit in bie Wechfelwirkung ‚gezogen,
wodurch dann zugleih 1 B⸗G. AQDg Gas zur Entwidelung gelangt,
wie folgende Ueberſicht darthut: 3 Harnfänre find gleich 15C 6H 6A
u.90 + 9H0 + 30 = Cjs; Hıs As Oꝝ geben 3 8:8. Alloran
== Ci2H6 A30ı5 + 3 Eorbonfäure und 3 Ammoniat = (75 415 As Oꝝ;
Isstere binden noch 3 Wafler und gewähren fo 3 B:&. carbons
ſanres Ammonoryd; frei wird 1 V⸗G. AQz Bas. Die Harz
fäure (Aid. uricum), von Scheele in ben Harnfeinen entdedt und
daher von ihm Blafenfleinfäure genannt, findet ſich nicht nur im
‚Harne und den Garnfleinen, ſondern auch, an Natron gebanten, in ben
Gelenkknoten (Gelenk⸗Concretianen) der Gichtkranken, und ie verhälts
lich großen Mengen in den Excrementen der Schlangen (zumal ber
Riefenfchlange), der Bögel, daher im Guano, d. i. dem vermoderten
Geenögels Dünger unbewohnter fühamerikanifcher uud afrikanifcher Eis
Ianve (m. Grundz. I. 604); der enthält: 9 bis 160/0 haruſaures und
auch oralfaures Ammonsryd, neben vielen andern Salzen. Ban ents
zieht fie dieſen organifchen Erzeugniſſen mittel Kalilauge, flirirt bie
Auflöfung und gießt fie ſiedendheiß in Aüberfchüflige, verhünnte, heiße
Gchwefelfäure, wodurch fie, vom Kali geſchieden, Riederihlagform
gewinnt und hierauf ausgewaſchen und getzodnet wird. Bällt fie nicht
vollfommen weiß aus, fo unterwirft man fie nochmals derfeiben Bes
banvlung. Alſo gereinigt ſtellt fie dar ein feines, ſchuppig⸗iryſtallini⸗
ſches, geſchmack⸗ nad gernchlofes, in Altohel uud Mether unlösliches,
tm Wofler kaum löshares, im Vitrioloͤl unzerſetzt anflösliches Pulver,
das mit Nilalien nentralifirt weiße, koörnig⸗kryſtalliniſche, im Wafler
fihwerlösliye Galze gewährt, bie in Kalilauge leicht auflöslih find
und darans durch Carbonſaͤnre geſchieden werden, während ſich Alkali⸗
carbonat bildet, als gallertartiges, ſaures Salz. Von Azotſaͤure wird
9
bie Garnfaͤure leicht aufgeläfk, dabei abet, während der Berdampfungs⸗
Outwäflerung in eine purpurrothe Mafle verwandelt. Cie beſteht aus
C;H2A203, enthält aber, wie Benfch füngf nachgewiefen bat, 1 HO,
iR daher von dieſem bafijchen, durch flärfere Bafen entbinnbarem Wafs
fer getrennt = C; HA, 02; teoden beftillist zerfällt ſie im mehrere,
jum Theil ſehr verfchiedengenttete Erzeuglinge, nämlich, unter Waflers
GEutlafung und Bildung von Sarbonfänre, in Hydrofyanfäure- und mit
Kyanärfänre fublimirten Harnfoffz es geben nämlih 5 B-@. wafler-
baltige Harnfänre = 25C 10A 10H 015:
1 Öyprofyanfüurrr = 2 C1 A. ı H - O
1 Ryanürfäure = 6" 3 3 8
1 Harnfloff = 2z 2 kn 2m
2 Baffer = - vu 2 2m
4 Earbonfäure = An - en - u Bm \
Azotreiche Kohle —11 4⸗ „=.
25 C10A 10 H 15 O
Erhigt man Harnfäure mit PbO, und Waſſer, fo bildet fi Bleioxyd⸗
Dralat (PbO 053), Harnfloff und Allantoin = CH, AA +HO,
b. i. ein im Waſſer fehr ſchwerloͤſslicher, geſchmackloſer, ans fiedendem
durch Abdampfen in Fleinen farblofen, rhomboedriſchen Prismen ans
ſchießender, in Kalilange auflöslicher nud durch Kochen mit derfelben,
unter Aufnahme von 7 HO in 4 AHz nnd 4 C203 zerfallender, mit 4HO
volle 4 B- ©. Animonoryb- Dralat darſtellender, durch Erhitzung zer⸗
körbarer Stoff, der ſonſt als Säure betrachtet mb Allantoisfäure
oder (irriger Weif) Amnios:Säure genannt wurde, weil er ſich,
fihon fertig, in der Allantoisflüfftgkeit ber Kühe vorfindet, in der ihn
Bauquelin und Buniva zuerfi auffanden. Mit Schweielfäure '
erhitzt entwidelt er, ber Säureforderung entfprecgend, Ammonoryb,
begleitet von Garbonfänre und Carbonoxyd⸗ Bas. Indem nämlich
41 BIS. Wafler aus der wäflrigen Schwefelfänre hinzutreten, gehen
hervor 4AH, O0 + SOz3 (vier Ammonoxyd⸗Sulphat; 4 CO, md
4 CO ®a6 Csg A. His Oi6. Das zuvor erwähnte Alloran, ſonſt
audy genaunt erythiſche Säure, fryftallifirt, hatte man es yon
anhängender Säure gänzlich befreit, aus feiner wäflrigen Löfuug, nach
Maußgabe der Menge des beigegebenen Waſſers, entweder mit oder
ohne Waſſer: im erfteren Falle aus der flevenpheißen, nicht völlig
gefättigten Loſung, in großen, farblofen, diamantglänzenden, 6 V⸗G.
Kryſtallwaſſer enthaltenden Rhombenoctaedern; im letzteren Falle aus
gefättigter fledender Löjung in gefchobenen vierfeitigen Eäulen, die
widrig riechend kaum falzig fchmed:n, Ladmus zöthen and die Haut
yurpurm zärben, ein Berhalten, was an das oben erwähnte ber Harn⸗
fänre zur Azotſaͤure erinnert umb vor beiläufig 40 Jahren von Kopp
d. & zur Seugfärbung in Vorſchlag gebracht wurde. Behandlung mit
Yerbünuter Azotſaͤure macht übrigens aus der Harnjäure zunaͤchſt
996
—bt
hervorgehen viel Alloxantin Cs Ag Hs Oo, dad man am beflen
erhält, wenn man 4 Harafhuce mit 82 Wofler in’s Sieden bringt und
dann allmählig, unter Retem Umrübhren mit einem Blasflabe, verbünnte
Azotſäͤure zuſetzt; die alſo bis zu 1/3 ihres Raumumfanges verbampfte
+ Btüffgkeit entläßt, erlaltend, allmählig in fchiefen vierfeitigen Prismen
kryſtalliſtrendes Alloxantin, das, anfänglich farblos, an ber Luft
bald gelbet, in Ammoniak aber rofenfarben uud purpurn geröthet wirb;
ta kaltem Waſſer ſchwer, in heißem leicht löslich, bildet es mit Baryts
wafler einen veilchenblauen, durch Erhitzen farblos werdenden
Niederſchlag. Es roͤthet Ladmus und befigt daher in der That faure
Gigenfchaften. Chlor und ebenfo Azotfänre wandelt es in Alloxan,
während umgefehrt Osentziehende Etoffe (3. ®. HCh, HS, Zn) aus
der Alloran-Lifung Allorantin zu Stande Fommen maden. *) Laͤßt
man dagegen in ſiedendheiße Allorantin-Löjung HS:Bas treten, fo ent⸗
lebt, unter Ausicheidung bes S, ein aus Cg A2 Hs Oio das Alles
zantinsÖyiscogenür, das jedoch ſchon beim Abdampfen in neue
Grzeuguifie auseinander tritt. Hatte man dagegen flatt HS ber ſiedend⸗
heißen Löfung AmmonorygdsGarbonat beigegeben, fo erfclgt ein pulvrig
weißer, buch Erwärmen blutroth werdender, gelöft den Salzgründer
ber AgO-Galze (hierin ber Mllorantiulöfung ähnlich) zu Silber her⸗
Rellender Niederfchlag, der Barytwaſſer weiß fällt und, aus C5H; A30g
beſtehend, betrachtet werben dürfte als ein Aid (S. S76) des um
. 2,0 feines Oxygengehaltes geminderten, d. i. bes besorypirten Alloxantin.
Behandelt man Alloran mit BaO-Löfung (oder mit einem dieſen Salz⸗
gränder vertretenden Alkali), fo wandelt es fih in Alloranfänre
== C4aAH0O, + HO um, die man vom Baryi mittelfi Schwefelfäure
ſcheidet. Sie kryſtalliſirt in concentrifh gruppirten Nadeln, die ſehr
leihtlöstich find, Fark fauer fchmeden, durd HS nicht entmifcht werben,
in Waſſer gelöft Zuder unter H-Entbindung auflöjen und nicht wieder
in Alloran zurücdgeführt zu werden vermögen, obgleich die Säure, mit
Einfchluß des HO, mit demfelben procentifh glei) zufammengefeßt und
außerdem fehr zerſetzlich iR; denn erhitzt man wäflrig-flüffigen allorans
fauxen Baryt bis zum Gieden, fo zerfällt fie in Harnſteff und Meforals
fänre = C304-+HO (als ſolche fi) den Dxycarbonſäuren anreihend;
oben ©. 506 und 873 Anm.), die fih ale weißes, unlösliches Baryt⸗
falz nieberfchlägt, während ber Harnfloff gelöft bleibt, Diefelde Eure
bildet fh aber auch, wenn zur ſiedendheißen Blelorydacetat s Löfung
*) Hatte man bagegen das Alloran, ober ftatt deſſen au Harnfäure, in mänlg
ſtarker Ayotfäure aufgeläft und die Auffdfung zur Gaftsidle abgedampft, fo kry⸗
ſtalliſiet Heraus: Parabanfaure = C3AQ, 4 HO, in farhiofen, ſehr hünnen,
breiten Briten ober aud in Blattchen, vie Iufibekänbig und ſehr leichtlseich
—* ſtark ſauer ſchmecken, und aus Silberaufloͤſung weißes, parabanfaureg AgO
en.
M
Alloran⸗ofung getroͤpfelt wird; es ſchlaͤgt ſich unläsliches meſoxalſaures
Bleioxyd ale ſchweres, weißes Pulver nieder. Die Meforalfäure ſelbſt
iR leichtisslich, fehr feuer, Ladmus zöthend, unzerſeht fledungsfähig
und IrgRallificbarz 2 BB. Alloxan erzeugen 1 Harpfloff und 2 Meſoxal⸗
ſaͤnre. Berſetzt man dagegen gelöftes Alloran mit ſtarker mäffriger
Ammoniaktöfung, läßt das Gemiſch einige Zeit hindurch ſieden und fügt
denu Aberfhüffig hinzu verbünnte Azotſaͤure ober verbünnte Schwefel
fänre, fo ſcheidet ſich eine gelbe Sallırte, d. i. eine dem Mllantoin ifos
mere Berbinbung, die gewaͤſſerte Mykomelinfäure= CgA,H; Os, aus,
bie getroduet eine gelbe, ervige, geſchmackloſe Maſſe darſtellt. Mit
Rarken Ealzgründern, z. B. Ammoniat, zu löelichen Salzen verbunden,
erhöhet ſich ihre Anziehung au Waſſer bis zur chemifchen Feſtigung
and dann flellt fie der die, im bemerkten Falle, an Ummonoxyd gebuns
Vene Dralurfäure = 05 A2H3 07 +HO; ein shwrrläsliches Galz,
befien mit. flärferer Säure verfehte wäflrige Löfung die fhwächere
Dralurfäure in Form eines weißen, kryſtalliniſchen, fchwerlösiichen
Zulvers entläßt, das, feiner. Echwerlöslichkeit. ungeachtet, Fark ſauer
ſchmeckt und gegenwirft und deren Ammonuryd» Salz Silberoryb
bidflodig weiß (in heißem Waſſer löslich und daraus in feidenglängen-
deu Nadeln Irpfallifivend) niederſchlaͤgt. Anhaltendes Sieden ber wäfl-
rigen Löfung diefer Säure macht fie zerfallen in Harnflofforalat und
Dralfänre. Das Ammonorybs Oralurag kommt übrigens auch
zu Stande, wenn man in Ammoniak⸗Hydrat Falt.aufgelöfles Allorantin
der Luft ausjeht; das hiebei verfegludte Oxygen. entzieht H, damit
Baffer bildend, und hinterläßt das genannte Salz, VWerſetzte man eine
wäßrige erkaltete Mlloran: Löfung zuvorderſt mit tropfbarer Schwef-
ligtiäure und hierauf bis zur Gättigung mit Ammouiak, bringt
dann das Gemiſch in's Sieden und läßt es num erkalten, fo erhält
man, in Form dünner perimutterglängender, kryſtalliniſcher Schuppen,
das. fhwerlösliche thionärfaure Ammoniak, deſſen (Bilder aus
feinen fauren Auflöfungen metalliſch fällende) Eäure, durch flärkere
gefchieben, eine weiße, leichtlösliche, ſauer ſchmeckende und Tryfallifirende
Mafie gewährt, die = Cg82 Ag Hr Oıa (= Cs Hs As Os + 25052 HO)
iR, deren bis zum Sieden erhitzte wäſſrige Löfung in 3 Schwefelfäure
und 1 Uramil = CyAzll;0g zerfällt, das, die ganze Blüffigfeit
verdickend, ſich in zarten, feidenglänzenden Blättchen ausicheidet, und
das man am leichtefien gewinnt, wenn man bie 2öfung des zuvor
gebachten Ammonoxyd⸗Salzes mit wäffriger Hybrärhlorfäure kocht, ober
wenn sine mit Salmiaf verſetzte Allorantin - Löfung zum Sieden gebracht
wird; im letzteren Halle fcheidet ſich dann zugleich mit ab: Alloren
un Hyprochlorfätre. Erhitzt man Uramil andauernd mit verbünnter
ESchwefelſaͤute, fo bildet es fi) um in Uramilfäure, beögleichen,
wenn man es mit Kalilauge ſiedet. Diefe Säure iR in Wafler Löslich,
züiget Sucmus ſchwach, Iryfalliist in farblofen, ae Priswen
8
oder in feidenglängenden ſchlanken Gänldhen, 1ER ſich unzerfegt in
ſtarker wäflriger Schwefelfäure auf, ohne fle zu färben, wird dagegen
von Nzotfäure zerfegt und bildet nur mit den Alkalien lösliche Ealze,
Erhitzt man gleide Theile Uramil mit Merkuroryd und 40 Waffer,
fo färbt fich die Fläffigkeit, von entſtandenemn Mureryd (oben 6. 974)
fhön purvurn; daffelde erfolgt auch, wenn man das Uramil in heißem
wäflrigem Ammoniak auflöR und mit Mlloran verfeht, oder der Luft⸗
berübrung unterwirft, aber auch, wenn man bie fiebendheiß geiättigte
Allorantin:Löfung mit überfchäffigen Ammoniak und dann mit Alloxau
verfeßt, fo wie noch in verfchiebenen anderen Bällen, 3. B. wenn
man in heißer, verdännter Azotſaͤure anfgelöfte Harnfäure bis zu 700 C.
== 580 R. erfalten läßt und dann zunächf mit verdünntem wäflrigem
Ammoniak nentealifirt, hierauf aber das Wange mit der Hälfte feines
KRaumumfangs beißen Waflers verdünnt, die purpurne Flüfſigkeit ſtiltrirt
und zur Kryſtalliſation hinſtellt; dieſe erfolgt in Form kurzer vier⸗
feitiger Prismen, von denen zwei Flaͤchen metallifh-grünen Boidfäfer-
glanz fpieneln, während die Kryſtalle durchſchauet ſich ſchoͤn granatroth
zeigen, zerrieben hingegen braunroth erſcheinen, jedoch, als Pulver mit
dem Polirſtahl geglättet und verdichtet, wieder ſchoͤn grünen Metall
glanz darbieten. Wenig löslich in kaltem und leichtloelich in heißem
Waſſer, wird es weder vom Alkohol noch vom Mether, woht aber von
Kalilauge aufgenommen, die es mit tief indigblauer Jarbe auflök.
Erwaͤrmt verfehwindet, nnier Ammoniaf:Entwiclung, diefe Bläue, und
feßt man nun Gäuren hinzu, fo fällen biefe ans der farbloſen Fläſſig⸗
feit eine, dem Uramil ähnliche, feidenglängenb Ioderflaubige, leichte,
in Ammoniafshaltiger Luft ſich röthende Verbindung, das Mureran
—= CgA2Hy Os, dns, im Waſſer und in verbünnten Säuren wulöslich,
in Vitrioloͤl aufgenommen und ans demfelben durch Wafler nuverändert
ausgefchieden wird. Es loͤſt fi in wäflrigem Ammoniak ohne Zäͤr⸗
bung auf, wohl aber färbt es ſich an der Luft, indem es O⸗Gas ein-
fongt, zur tief purpurrothen Fläſſigkeit, die wiederhergeſtelltes Nurexid
in grünen Kryfallen entläßt. Ueberſchuß von Ammoniak hebt Dicke
Färbung wieder auf, indem es das Murerid in oralurfaure® Ammon
oxyd verkehrt 9). Auch mehrere pflanzliche wie thierliche, ſog. Farbſtoffe
) BWBöpler’s neueren Unterſuchungen zufolge verhält ſich bie Anzahl der Carbon⸗VB.
zu benen ses O in der Mellithfäure (Mellilith⸗ oder KHonigflein= Säure)
wie 4 zu 3; Yan. d. Gem. u. Pharm. XIXVIL 263 u. f. Sie if namlich
eine Verbinbung = C403-FH0, mittin umgekehrt ſener, welche ber
Meforalfäure zum Grunde liegt, piefe if, wie oben bemert, = O3 Os + HO.
Vergl. oben &. 873 Anm, u. ©. 506. Erhitzt man mellitbiaures Ammon
o xyd bis 150° C. — 120° R., fo entläßt es viel Ammoniat und MWafler mb
verwandelt fi) in zwei neue ot: haltige Stoffe, von denen ber eine ein faures
Ammonosyps&alz, ver andere, ein weißer unlösliger Körper, eine Umiksägnfiche
unterliegen dem Uebergang aus urforänglicher Farbloſigkeit in prachtvohle
Geſarbtheit; fo die Jarbſtofſfe des Blauholzes, Krapp, des Kothholzes
Berbinbang if, die BB. Varamid mennt, während er erſtere, frei von Galy
grinvern aufgefoßt, Cuch ronſaure (von surgoos, Gdönfarb) genannt hat.
Das Baramid ſtellt in tzodnem Zuſtande eine meiße, ziemlich hart zuſammen⸗
gebadne, geſchmack⸗ und geruchloſe Mafle dar, vie aber, mit Waſſer verrieben,
w auöficht wie weißer Thon, und auch fo riecht wie gefeuchteter Thon. Es
iſt auloclich in Wafler, Alkohol, Ayotfäure und ſelbſt in Königkwaſſer, wird
as der Luft gelblich (nuthmaßlich vurch Gimwirken von Ammoniak), wire burd
Eisen in zugefhmolgenen Slasröhren, bei 200° 0. = 160° R., auf Koften
aufgenommenen Waſſers, in jenes faure Ummonoxyd⸗Euchronat verwandelt
uns ohne Waſſer, ſtarker erhigt unter Bildung von Ayanammon und eines Tells
tief Blaugrünen und halbgeſchmolzenen, theils ſchwefelgelben, ſehr bittern, in
Aryfielinabeln beſtehenden Sublimats zerfiört. Uns nem Blenchronat fcheivet
ESprochlorſaure oder Azotfäure (aus heißer Löfung) die Cuchronſaure in
Sorm weißen kryſtalliniſchen Pulvers, das durch Löfen in ſiedendem Waſſer, Um⸗
Kyftallificen und ſehr Tangfames Erkalten in jehr niedrigen gefchobenen vierfeitigen
Prismen kryſtalliſirt, die erwärmt durch Untwäflerung undurchflchtig werden und
zerfallen, una aber bit 280° C. 2240 B. unzerfeht erhitzt werben können. Weiter
echitzt zesfällt die Euchromfäure in Paramiv⸗Kyanammon und einen tief grünen,
bittern Gublimat. Mit Waſſer bis zu 200° C. erhigt, wandvelt fie id
in faures, mellithſ. Ammonoxyd. Metalliſches Zink Gberübzenn färbt fih vie
Desflädge ber wäflrigen Enchronſdure⸗Laſung fogleih prädtig blau, ein Blau,
vos, hatte man bie Löfung auf blankes Zink getröpfelt, nem Metalle ungemein
‚ und kann, taudt man alfo gebläuetes Zn in eine ſiedendheiße
Siiuug, fo gefättigt hervortritt, daß es, mit Echimmer in’s Rothe, ſchwarz zu
ſeyn ſcheint. Hierauf einen Augenblick in wäflrige Hydrochlorſaure getaucht,
WR vie ſchwarz ſchelnende Naſſe ſich Zink⸗frei ab, wird aber hurch gelindeſtes
Grwärmen, felbſt auf Vapier, durch und durch weiß; es verhält ſich alſo viefe
tiefeft blaue Maffe umgelchrt, wie ver fog. farblofe Indigo, ver bei
Lufrberägrung fofort blau wird. Taucht man ZnPt, alſo ein fog. Grregerpaar
ver einfachen galvaniichen Kette, in eine Guchronfäure: Löfung, fo erfolgt keine
Garbenerzeugung, wohl aber augenblidtih, fo bald Ye Säure mit Ammoniak
gefättägt worden, mas daran erinnert, daß die Bildung her Bierhtenfarben Ammoniak
heiſcht, un» daß namentliy vie Löfung des an ſich farbloien Lecanorin (ver
(Variolaria Jactea) mit Ammoniak verfeßt an der Luft prachtvoll roth wird,
B’8 Unterfuungen gemäß befteht vie waſſerfreie Cuchronſäure aus 12 V⸗G.
CıAws60O. Bel ihrer Umwandelung mit Baffer von 200% C. in Meltitgfänre
wur Ammenicl, nimmt 1 V⸗G. Säure 3 ABaffer auf, und bildet fa 3 Mellith⸗
fäuse —= Ciↄ2 Og + 1 Ammoniat (AHz) = Cı2 ABg 09. Bei derſelben
Umwanselung von Paramid werden 2 Waſſer gefordert und geben dann
2 Mellithſaure = Cg O6 + 1 Ammoniat AHz = Cg AH3 Og. Die Mellith:
fäure Yat man Bis dieher mr Im Honigkein ums ſpurenwelſe Im Deruſtein,
im Icßteren mit Kalt und Thonerde (m. Grund. I. 601 Anm, u. f.) vorge:
funzen. Klaproth zufolge beſteht ber Gonigftein aus 46 Theilen Säure, 38 Waſſer
uns 16 Alumoxyd. eine Gäure if vielleicht vorweltlich aus Succinfäure
entftanten; a, a, D. Man entzieht fie ter Thonerbe des gepulverten Honig⸗
feine durch Digeftion mit wäfirig flüſſigem Ammonoxyd⸗Tarbonat, Erhigung bie
zum Gieren, Abfeihung und Kryſtalliſation alfo zu Stande gebraten Amıhons
oxypsMellithiats, beffen wäffeige Löfung mit Dleioxyb- Meetat verfeht, das
Wleiosyb: Diellithiat entläßt, deſſen Saure man dann mittelft Syvrothion frei
macht Bom entflandenen Schwefelblel befreiet mittelſt Alkobol, kryſtallifiet die
62 *
(Bernambuf ꝛc. xc.), Saflor ꝛc., des Purpur, der Purpurſchnecke und
verwandter ‚thierlicher Erzeugniſſe; vergl. m. Theorie ber Polytechno⸗
chemie L 143 fi. u. 171 ff. II. 766 u. 816 ff.
Der menfchliche Harn enthält übrigens an organifchen EAuren außer
Sarnfäure, auch Hippurſäure und außer dem Haruſtoffe noch
eine andere Azot⸗haltige Verbindung, von welcher Liebig vermathet,
daß fie das Fär bende des Harns ſey und daß fle es ſey, die durch
Zutritt der Luft die Faͤulniß des Harns bedinge (der, wie Gay⸗Luſſac
nachgewiefen, bei Luftausfhluß nicht fault) und Hiebet in Eſſig ſäure
und eine harzähnliche Gubflanz zerfalle. Das Eigenthümlich: Räech⸗
bare des Harns läßt fi, 3. B. dem aus Garn abgefdjiebenen
Garnſtoff, durch »Eiteonfäures entziehen. Außerdem enthält frifcher
NMenſchenharn, Berzelius und Lehmann zu Folge, an ſchwefel⸗
fauren Salzen nahe bie doppelte Gewichtemenge aller übrigen in
ihm vorkommenden, loslichen phosphorfauren Salze. Die Quelle
diefer verhältlich großen Menge Schwefel find der mehr ober weniger
veränderte Mehlleim (Kleber) der genofienen Meblipeifen und des Brode,
das BflanzensAlbumin und Gafein, das Thier⸗Albumin, Fleiſch zc., bie
zur Speifung gedient hatten. Friſcher Menfchenharn gegenwirft fauer,
weil er ſaures phosphorfaures Natron enthält, bas aus bem
baflich gegenwirkenden phosporfanren Natron fehr wahrſcheinlich daburch
hervorgegangen, daß Harnfäure und Hippurſaͤure, die beide im ber
waͤfſrigen Löfung bes phosphorfauren Natron fehr löslich ſtud, einen
Auntheil Natron entzogen und mit fich vereinigten (ähnlich, wie in den
Geegewächlen bie Nepfelfäure und verwandte organifche Säuren einen
- Theil des in den Meerespflanzen enthaltenen Kochſalzes zerlegen, deſſen
Cylor dann als Hydrochlorſaͤure entweder entweicht oder auf no zu
befimmente Weife anderweit gebunden wird; das foldhen Weges gebils
bete pllanzenfaure Natron gewährt dann, verbrannt, die Soda; oben
©. 825). Als Beweis für ſolche Entſtehung des fauren phosphot⸗
fauren Natrons im frifgen Harne fann Liebig's Fünflicher Harn
gelten, der erhalten wurde, al6 man in 1 & Wafler 40 Gran trodenes
phospherfaures Natron (= 90 Gr. Ixyfallifirtes = 2 NaAOH@ + PO;
+ 24 aq.) löfle, 15 Br. Harnfänre und ebenfo viel Hippurfäure zufehte
und das Banze bei Blutwärme (370 — 38% 0. — 29% bis 30+ R.)
einige Stunden lang ſich felber überließ; die. alfalifche GSegenwirlung
der Natronphosphat⸗Loͤſung war verſchwunden, bie Flüſſigkeit gegenwirkte
reine Mellithſäure aus biefer Löfung in Heinen, farblofen, feinen, gerudh-
‚ Ipien, in Wajler, wie in Weingeiſt leichtlöslichen, ſehr fauer ſchmeckenden, Iufts
. beſtaͤndigen, ohne zu ſchmelzen flarf erhigbaren, zufeht verfohlenden Nabeln, vie
1
“ı
ieh In fledender Schwefelſäure unzerſetzt auflöfen, Hingegen nicht unzerfcgt von
Aptfäure aufgenommen werben, und beren Gättigungenermögen— 16,18 iR,
081 ’
Ps EG
fauer und ein Bodenſatz, aͤhnlich dem des wirklichen Harnſahes, ent⸗
Hand, der Ratronshaltige Harnfäure war.
m) Die Hydrokyanſäure (Kyanwaflerfloffiäure, thieriſche Gänre, Bers
linerblaufäure, Preußifche Säure) oner Blaufäure ®) if dem Dienfchen
wie den Thieren aller Klafien ſchnellwirkendes Gift, das bis hieher
. mar im Pflanzen vorgefunden ward, oder vielmehr ſehr wahrſcheinlich
*) Zum chemiſchen und ärztligen Gebrauche ftellt man die Fydrokyanſaure in
tropfbarer Form dar, durch Wechſelzerſetzung von Ryanmetallen und Hydrochlor⸗
füme, 3. B. durch Defillation von Kyanmerkur ober Kyanblel mit Hydrochlor⸗
fture; Mra Ky ober PbKy (oben ©. 954) + HCh = MrnCh over PbCh
au» HKy. Alſo beseitet iR fie eine waſſerhelle, lebhaften bittermanbelartigen
GigensGeruh und brennenden, bintennach krahenden Geſchmack, fowie 0,7 Eigen⸗
gewicht befipende, ſchon bei 26°5 C. = 21° 4 R. fiedenve, bei — 15°C. =
— 12° R. kryſtalliniſch erflargende, mie MBafler, Weingeiſt und Aether in allen
Verthaltuiſſen miſchbare und auch bei beträchtlichen Waſſergehalt noch immer
{ehe giftige, mit Aetheroͤlen mehr ober weniger miihungsfählge, Ladınns ſchwach
zöthenbe Flüſſigkeit, die, zumal bei Lichts Ginfralung, von ſelber zerfällt in
einen braunen Bodenſatz barftellennen, Azot= haltigen Stoff und in Ammoniat
mb daher zum Arztlichen Gebrauche nie in großen Vorräthen, wohl aber im
Sehimmıten belaunten Derbältnifien zum WBafler, ober zum MBafler und etwas
. Beingein Yergefiellt wir, Die meiſten Pharmakopoen oder Dispenfatorien
beftimmen den Gehalt an waſſerfreier Säure zu 2,5%, ober In. Geringer
Zufah von Alkohol foll vie Haltbarkeit der wällrigen Säure erhöhen, ebenſo
Zufay von etwas Mineralfäure; letztere führt uber, insbefontere bei oft wieder⸗
holter anrauernder Durchleuchtung leicht zur Umbilsung der Blaufänre in Ameifens
fänre und Ammonial; oben ©. 818. In ner Regel gewinnt man jedoch vie
js ärztlichen Zweden befimmte Blaufäure nit auf dem bemerkten, ſondern
auf dem von Scheele zuerfi, behufs der Darfellung vieler Säure befolgten
Wege, Indem man nach Geiger 4 Gewichtstheile BiAtlaugenfalz in 16 MRaffer
. 1öR, ver erkalteten Loͤſung ein ebenfalls Faltes Gemiſch von 8 Bewichtätheilen
1,845 Gigengewidht habender Schwefelſaͤure und ebene wiel Waſſer zufeht und
Sun bei yelinner Anwärmung 18 Theile wäfirige Säure in eine eiskalt erhaltene
Borlage überdeſtillirt, in bie zuvor ſchon 20 Theile kalten veftillirten Waſſers
werben; vergl. m. Grunde. I. 513. Die wiflrige Blaufäure röthet
Sudan nit, weil in ihre die Gänre an einen entſprechenden Antheil Wafler
chemiſch gebunden und vieler Waflerantheil als Salzgründer in ihr zugegen if;
a. a. O. 512. Der Blaufäure: Dampf if leichtentzündlich und mit O⸗Gas
Serpuffbar, die tropfbare Säure in folhem Maaße flüchtig, daß, läßt man einen
Tropfen verfelben mehrere Buß hoch fallen, durch Verflüchtigung der Säure das
Keigemifcht geweiene Waſſer zu Eis erſtarrt. Es iR nämlich bie Säure von
0,7 (genauer: bei 7° C. von 0,70583 bei 18° C, von 0,6969) Gigengewidt
moch nit gänzlich waflerftei, fondern nur bie durch wieberhalte Deftillation über
CaCh over muthmaßlich auch jene, ˖welche mittelft trodnem HCh:@a8 uns
waſſerfreiem PbKy gewohnen worten, Tann als mwafferleer betrachtet werben und
Diefe Bleibt, Schulz zu Yolge, bei — 48° 75 C. = — 39° R. nod flüffig;
«. a. O. Außer jener Weiſe kann man, Vauquelin gemäß, bie Blaufäure
auch darſtellen durch Wechſelzerſetzung von Khaumerkur (und beffer noch,
m. Beobachtung zufolge, von Kyanblei) und Sydrothion: ArKy + Hs — Mrs
au» MNy, indeſſen if ſolchen Weges gewonnene Saure ſchwer ganzlich Schwefel⸗
frei gerzufellen. . CaCh entwäſſert übeigent kein Gat gängzbich.
—
Herſt aus gewiſſen Bildungstheilen derſelben, durch deren unter Ver⸗
mittlung bes Waſſers zu Stande kommende wechſelſeitige chemiſche
Aufregung, erzeugt wird. Veranlaſſung zur Guteedung der ſolchen
Weges entfiandenen Blaufänre gab ihr Geruch, weil diefer dem des
flüchtigen sogen Bittermanvelöls und deſſen wäflrigen Löfung sonne
ähnelt; der Pharmaceut Behm und fein damaliger, Principal,
(nun feit mehreren Jahren verflorbene) Medicinalaffeffor und —*
Schrader zu Berlin wurden hierauf, im Anfange dieſes Jahrhunderte,
aufmerffam und erzeugten mitteld der in dem über Bittermanvelfley
deſtillirten Waſſer enthaltenen Blaufäure, buch Zuiak von wenig Kalt
und Eiſenchlorür Berlinerblau (vergl. m. Grundz. I. 514 ff.).
Suveflen galt die alfo nachgewieſene Blanfäure als eine in ben
bitteren. Mandelu (und ebenſo in den Kernen alles Gteinobftes
nicht nur, fondern auch in denen der Aepfel, fowie jene in dem Aber
die Blätter und Beeren des KRirichlorbeer — Prunus Laurocera-
sus L., über die Blätter und Blüthen des Pfirfihbaums — Amyg-
dalus persica L., über die Rinde, Blüthen: uud Fruchtkerne des
Prunus Padus Z;, über Bogelbeerz obere Ebereſchen-Knoe⸗
pen — Sorbus aucuparla L, Weidentuospen, Faulbaums
. blätter ac.) deſt. Wafler bereits befiehende, eine Annahme, vie
jevoch in neuerer Beit durch Robiquet's, Liebig’ unv Wöhler?’s
Verſuche: daß von zweien, auch in den Bitternandeln enthaltenen
Bildungsétheilen, das Amygbalin und bas gewöhnlich durch die Bes
senuung Emulfin oder Synaptas bezeichnete ungeronnenue
Pflanzeneiweiß oder Pflanzen Albumin, wenn fie mit Wafler gelinde
erwärmt werden, dae erflere durch Anregung des gewäflrten Emulfiun
in Blaufäure, flühtiges Bittermandelöl = Cı4 He Ok.
Ameiſenſäure, Zuder und Baffer zerfallene umgebildet ericgeine,
zurüdgewiefen warde; Aunal. der Bharmacie XXI. 06 u. XXI. 1— 24.
Hat man die Bittermandelmafle durch Auspreflen vom größten Teil
ihres fetten Deles befreiet (das dem ter füßen Maupeln gleicht umdb
nicht bitter ſchmeili), fo kocht man die rüdkändige Kieie wiederholt mit
Allohel von -800/5 aus, wobei man den Abſud jedesmal fievendheif
durchſeihet, vermiſcht dann fämntliche durchgefeihete Abſude, deſtillirt
davon 3/4 ihres Weingeiſtes ab und überläßt nun den Räckſtand am
Tühlen Ort mehrere Tage hindurch fich felber; es kryſtalliſfirt in auuoch
von Fettoͤl begleiteten Schuppen, die, mittelt Durchweichung mit Meter
und barauf erfolgendes Löfen in Alkohol, umfryftallifirt und entfettet,
Perlmutterglanz darbieten, geruchlos find, ſchwach bitter ſchmecken. vom
Waſſer leicht gelöß werden, und daraus zu größeren durchſichtigen,
farbiofen Saͤulchen anfchießen, die neben 8 B:®. oder 10,570), WBafs
fer 40 8-8. C, 27H, 1 A und 22 0 enthalten, an ber Luft 2, darch
Erhitzen bis 1200 C. = 9860 R., die übrigen Procente HO verlieren,
nicht Hüchtig ſind und durch Sieden mit KO: ader BRO-Hyrrat-Röfung
nmmoniatundinanjeue Bafen gebundene Umygdalinfänre Am
= Ce Has Dar zerfallen, yon denen die Ießtere durch flärkere Eäuren
4 B. Schweieliänre geſchieden, eine unfryflallıfitbare, zerfließlich ſaure
NMaſſe darellt *%). Das Emulfin theilt wit dem übrigen Pflanzen⸗
- uud Thier⸗Eiweiß oder Aibumin (oben ©. 921) Die weientlichen phyſiſchen
und chemifchen Berhalten; es iR gerianbar, ſowohl durch Erhitzen
als. durch Zuſatz von Allohol (S. 919 Aum.) und von Saͤuren, loͤſt
) Da das Amygdalin anfänglich wur ſchwach Bitter, Yan aber, hintennach,
bittermannelartig ſchmectt, fa ſcheint vieſes Verhalten darauf hinzuweiſen,
daß der Speichel, hinſichtlich Der Vittermandelol⸗Dildung einen Vertreter ve6
Cunlſin enthait, und in ver That findet ſich im meiſten Mundſpeichel, zumal
in jenem ter Tabakraucher, neben Thierſchleim oder Murin und Epeichelſtoff
er Salivin (over Biyalin) und Salzen and Reis uiks -Uibumin, wie
denn auch umgelchet Biyarin and in Eiweiß, in her Miele.m. .f. w. In Heinen
Untgeilen zugegen it. Ueber diefe und big ihnen verwandten thlerlichen Bilvunge-
tfeile, vergl. m. Grundz. 1. 670 u. 674 ff. Der von den 6 pelchelprüfen,
in Bolge von Reizung (durch Rauen, Tabalsraufg se.) eutlaffene Speichel beſteht
Übrigens ver Hauptſache na aus milroſtopiſch Heinen, gren, -fasbiofen Ptyalin⸗
Aöcyerchen und ebenſo auf vas Mucin, und beide, euere ‚dorptaltenn, finden ſich
in friſch entlaffenem Speichel; ber aufertem noch Stückchen enthält theild von
abgeoßenen Zellchen ver Schleimbaut, theild vom Oberhäutchen (Kpithelium),
Ye, ſammt den Koͤrnchen, etwas Gajein, Albumin und Salzen (unter vieſen auch
baſſch phoſphorſaurer Rail) 1%, betragen; das Uebrige IR Waſſer. (Die Speichel⸗
Reine, 3. B. ner Pferde und der Eſel, enthalten nur wenig phosphorfauren,
Dagegen verhältlich viel carbonfauren Kalk.) In Arztlicher Hinſicht iR es fehr
widhig, 5 B. bei Lungen⸗Kranken, zu willen: ob die ausgeworfenen Maſſen nur
Schleimkorperchen, oder zugleich auch Witerkörperchen. enthalten‘; unter mehreren
belaunt geworbenen ſog. Biterproben, IR Ye von Hähnefeld belannt
aemachte eine ver vorzüglichiien. Man Lot nen mathmaßlich Giter s baltigen
Schhleim mit einer ziemlid waſſerarmen Salmial:Löfung; Schleim, der frei if
von Giter, ſchwimmt auf ber erfalteten Blüffigkeit oben auf und bat dann unter
Rt: völlig Mare Flüſſigkeit; enthielt er dagegen Witer beigemengt, fo iR dieſe
Stuffiglelt mehr ober. weniger trübe. Kommt jedoch viel Schleim gegen wenig
Giter vor, fo enthält ie Stüffigleit Arts and Spuren non Schleim; in bieler
Beife nit, wohl aber milroffopifch entdeckbare Spuren von Eiter enthalten
nicht felten wie Schleimauswürfe von Berfenen, deren Lungen gefund find, falls
die Answürfe Bolge von andauernden Bewegen in vaublalter Luft waren; well
unter biefen uns ahnlichen Umfänden, wie Vogel gezeigt bat (Phyſlologiſch⸗
parhol. Unterfuhungen über ven Giter und Giterung. Erlangen, 1838. 8.)
leeigli in Bolge ver Schleimhäute: Reizung, bei ganz gefundem Zuſtande fi
Giterlörperhen bilden. — — Der aus dem Speichel ſich ſondernde fog. Weins
Rein ver Zähne beſteht größtentheild aus dieſen feſten, miteinander verkittetem,
beſonders an überbaflfg-phospuorf. Kalt [= 8 CaO + 3 POg] reichen Theilen,
deren Kalls Gehalt größtentheils von Kalkpanzern abgeftorbener Infufionse
thiere herrühren vürfte, die lebend in großer Anzahl an ver Bilvung jenes
weichen, weißlichen leberzugs Theil haben, welcher der XBeinfteins Erzengung
verangebt. Ob fih auch Spuren von Kiefelpyanzern darunter finten, iR unbe
Iaunt; ber Schmelz ver Zähne enthält aber, neben chemiſchen Kallverbin⸗
wungen, auch Bilieshaltige; er ritzt Glas. Ia ven Knochen kommt ſowohl
jener überbafifhe, als au der bafiſche phospborf. galt (= 3 Ga0 + POs) vor.
1
.d
61
ſich in Waller (auch im heißen, wenn beffen Hitze nicht Geriunungs
hie wird), macht es zaͤhflüſſig amd verliert dadurch mehr oder imeniger
an Gerinnbarleit. Seine Löfung wird yon Berbjäure und Erzmetall⸗
falgen gefällt; Hingegen nit vom Lab (ausgewafdhene Stückchen
Kälbermagen, der die Milch zumi Ausſcheiden ihres Milcheiweißes ober
" Eafein« Gehalts bringt, - durch aufvegense Ginwirtung feine innern
ur Sqhieimhaut) 5 He Fault leicht, zerfällt dabei, wie jeber faulente Stoſſ, in
„1!
chemiſch⸗entgegengeſehte (chemifchspolare) baſiſche und faure Erzengnifle,
bier in: Ammontaf und flinfende brennbare Bafe, Barbonfäure
(gebunden an Ammonoxyd⸗Hodrat) und Azcigas, unb niınant während beffen
. den Geruch: alten Käfes an. Bon mäßig ſtarker Kalilauge wirb es unter
a ‚theitweifer, zur Bildung von Schwefelkalin führender Zerfehung leicht
aufgelöf und daraus buch Eſſigſaͤure (die gerade hinreicht, bes
. Kali. zu ‚nawiralificen und das zuvor erzeugte Schwefellalin, unter
nn SH» Ennwideling, in KOA zu verwandeln) in Form eines gallert⸗
artigen, in Äberföäftifiger Effigfäure, fowie in zwei⸗ oder Drei
in bafiger „Phosvphosfäure auflöslicgen Niederſchlags, d. i. als
*
«+
. »:, Waſſer⸗ haltiges Pratein ausgeichieben, übereinſtimmend mit dem, auf
gleiche Weife; aus ven übrigen -Broten » Umflimmungserzeuguiflen her⸗
., Porgegangenen ähntichen Niederfchlägen; f. w. ımten. Geht man zu
30 Tropfen über Kirſchlorbeer beftillictes Wafler (Aqua Laurocerasi der
Apotheken) 1 Braun ſchwefelſauxes Chinin, fo bildet ſich eime feſte
Maſſe; verfährt man ebenſo mit Bittermandelwaſſer, ſo bleibt Alles
flüſſig; vergl. Aſchof u Brandes, Archiv d. Pharmac. XXXVI. 43.
. >) Deſtillirt man Bittermandeloͤl⸗haltiges Waſſer, nachdem man es zwor
. mit Kall⸗Hydrat und Eiſenchlorũr⸗Chlorid geſchuͤttelt hatte *), fo bleibt
Calciumchlorid und Ciſenoxyduloxyd⸗Hydrur zurück, wäͤhrend ſich Waſ⸗
fer und Blaufänresfreies Bittermandeldl in der Vorlage fammelt,
Alfo gereinigt iſt ſolch Del jedoch nichts deſto weniger als umfchäds
lg, und auch wenn man es worchmald über KalisHybrat befttllirte,
da es, gänzlich geruchlos überbefillirt, noch Kaninchen unb anderen
Thieren innerlich eingegeben, vdiefelben toͤdtet. Das Blut ber dur
— ⸗
r
*) Daß vas fluͤchtige Bittermandeldl in den bittern Manbeln nicht fon fertig
vorliegt, fondern erſt erzeugt wirb, durch Behandlung der entfetteten Mandellleie
mit Waſſer, war ſchon aus Robiquet’S und Bontron⸗Charlard's Hierer
gehörigen Verſuchen Har, und ebenfo: daß es durch Dxydation in Benzoefäure
übergebe; m. Grundz. I. 662. Ueber vortheilhafteſte Bereitung biefes Deles,
fuwie über die weiterer Prüfung zu unterwerfenre Bemerlung: daß aus Dem
Dele durch andauernde Einwirkung von Aeplalilauge Amygpalin emtfkehe,
fowie über vie zu Abnlihen Umbildungen führende Behandlung des Deis weit
Ghlor un ven Welßporn- Geruch hieher gehöriger Ummifgumgen;
ſ. a. a. O. u. ſ. f. In wieſern das flächtige Kirſchlorbeerbb vom rohen MWitters
mandelõöl fi unterſcheidet in Abſicht auf Zuſammenſedung, iR noch zu unters
fuden; vergl. oben u) ©. 982. °
J
ſolches gernöhlofe Del getöbteten Thiere riecht wieder heftig Blaufänres
artig, was faſt vermmmihen läßt: daß gerudlofes Bittermandeläl,
lebenden Thieren gereicht, in ihnen Gelegenheit findet, kraft eigenthüm⸗
lien Unzegungs »-Dermögens, ſey es den Chilns, fey es das ſchon
fertige Blut ſelbſt, zur Ausſcheidung von C und A, im Verhaͤltniß des
Blanfofis (Ey) zu nöthigen? Kaninchen, mis vergleichen geruch⸗
los gemachtem Bittermandeloͤl getöbtet, entwidelten, befonders aus ihren
Bintgefäßen, HKy gleichenden durchdringenden Geruch; Brandes
Archiv v. Bharmac. LXXL 353. Gereinigt Rellt das Bittermandeläl
eine dünnfteßlie, farblofe, entzänbbare, ſtark Lichts brechende, anges
uch bittermandelartig riechende, brennend ſchmeckende Flüſſigkeit von
1,043 Bigengewicht dar, die bei 1800 C. = 1440 R. fledet, zur Löfung
das 3Ofache Ihres Gewichts au Waſſer heiſcht, mit Weingeiſt, wie mit
Aether und fetten Delen leicht miſchbar if, und in Beziehung auf
. Röchiometrifche Zufammenfepung ale Benzovefänre betvachtet werben
Iaun, bie ein B⸗G. O verloren und bagegen 1 B>&. H überlommen
hat; oben ©. 881. Abweichend über den chemiſchen Beſtand vefielben
fewie über den der Benzoefäure umd der übrigen hieher gehörigen
Erzengniſſe, von der a. a. O. mitgeiheilten Anficht, if jene, welche,
feine dreifachen: organiſchen Radicale geſtattend, das Benzoyl als
eine Verbindung von CyaH, B⸗G. betrachtet willen will und dem
gemäß mehrgenanntes zeines Del anerleunt als ein Hydrat des erften
Oxydes des Bz (== Cia H5 OF HO), wogegen daun bie Bz nicht das
erſte, ſondern — entfprechend verfchiedenen anorganiſchen Saͤuren (3.8. der
Gheumfäure, Gifenfäure 0.) — das dritte Dryb des Benzoyl bars
ftellen würde, Schwenkt man übrigens, Bogel zufolge (Bihweigger's
Sonrual XX. 72), Bittermandeldl in einer mit atmofphärifcher Luft
gefüllten Flaſche, fo daß «6 fi an den Innenwaͤnden ber Flaſche vers
Hächt, fo erfolgt fofort, mit Minderung der Riechbarkeit, Kryfallifation
bes nun theilweiſe gefünerten Dels, jedoch trat, was unter andern auch
in Beziehung auf das zwor berüßrte ähnliche Berhalten beachtens⸗
werth genannt werben barf, durch Bufab von Gchwefelammon fogleidh .
wieder vollftändige Entwickelung des Bittermanbelgernchs ein. — Jedoch
fragt es fi, ob nicht diefes und ebenfo jedes geruchlofe Bitters
manbelöl, das unter veränderten Cinwirkungen wieder geruch-
voll wird, geruchlos war, weil es, durch erlangte Baflcität, ſich
mit Blanfäure zum Salze ausgeglichen . hattet Wenigſtens erhielt
Bölkel (Boggendorff's Ann. LXI. 444) dadurch, daß er Bitter
. manbelöl der Baflcität erregenden Ginwirkung von 1000 C. darbietender
Hydrochlorſaͤure ausfeßte, mittelſt Abdampfung einen gelben öligen Stoff,
der durch Wafchen mit Waffer von auhängenver HCh befreit, geruchlos,
unlöslid) im Waſſer, miſchbar mit Weingeift und Aether, luftbeſtaͤndig
uud vollfonmen neutral war, 1,194 Eigengewicht befaß, und bei 1700 C.
= 186 B. in Blaufäure und Bittermandelöl zerfiel; zerlegt zeigte er
ee a ı
RS zuſammengeſetgzt aus Cis Hr A und Oo, Was entſpricht 1 V⸗G.
Blaufäure (HKy) + 1 Bittermamvelöl = Ca H6 O2. Langes Etchen
einer Berbindung von Ky mit Wafler lie Bauquelin einen orangen
dendritifch = kryſtall iniſchen, im Wafler faft unlöslichen Etoff gewinnen,
der. zerrieben ein citrengelbes Pulver darſtellte, durch Kalt fo wenig
| .. wie buch verdünnte Echwefelfäure oder Galzfäure verändert wurde,
*
erhigt Syanammon (fogenanntes blauſaures Ammoniak AH, Ca A)
nebſt einer Spur von für Kohle eradgteten ſchwarzen Stoff und einen
-weißen Sublimat entließ, der auf glühenden Kohlen in von Blau
‚fänre begleiteten Rauch aufgieng. Wehnliden Weges, wie das von
Bsslkel dargefellte fog. blauſaure Bittermandeloͤl oder vielleicht rich⸗
tiger: Ryanbenzoyl»Bihyvdrat (CiaHs + Ca A+2HOPT), gewinnt
man au die Mandelfäure Amg — Cı6 Hr O5 4- HO; zuerft var
geſtellt von Winkler. Man miſcht nämlidy ein mit robem flüchtigem
Dittermanzelöl vollftändig gefüttigtes Bittermandelwafler mit Hydro⸗
&lorfäure und dampft das Gemiſch gelinde ab; es bildet fi Ammonial,
das mit HCh Ammondlorid (Salmiaf) zufammenfest und Bitterman-
delöl,, gebunden an NAmeifenfäure, d. i Manvdeljäure, die ale folde
das Sättigungspvermögen der Ameifenfäure befigt. Ber:
: Hört man diefe falzartige Saͤure dadurch, daß man fie mit MnO%
erhigt, wobei ſich die Fo in 2 CO, und HO verwandelt, fo wird bie
Baſe der Berbindung, d. i. das reine Bittermanvelöl oder Benzoyl-
Öybrogenür (oben ©. 881) wieder frei %. Man entzieht übrigens
die Mandelfäure, dem gleichzeitig mitgebildeten Salmiak, durch Nether,
ber die Säure löfl. Sie ifk im Waſſer leichtlöslich, fcharf fauer und
hintennach zuſammenziehend, Ichflallificbar, meiftens in farbiofen
Dlätichen anſchießend. Laurent erhielt fie auch durch Behandlung
des Bittermandelöls mit Norphäufer Bitriolöl. Behanvelt:man jenes
Del dagegen mit taudyenter Azotſäure, fo erhält man, Liebig umd
Pelouze zufolge, eine in ſchiefen Prismen kryſtalliſirende Berbindung
von Br mit Benzoyl⸗Gydrogenür, ober benzoeſauren Benzoyl⸗
wafierkoff, der indeſſen, von Laurent in befagter Weiſe gewonnen,
in geraden rertangulären Prismen anfhoß, aualyfirt jenoch ebenfalls
Erhitzt ſchmilzt fle, unter Waſſer⸗Verluſt zur gummigen Maffe, und Böherer Hitze
ausgefegt entwickelt fie Bittermandeldl, während der Rückſtand eine harzige
Beigaffenbeit annimmt. Deftillirt man 1 Bz + HO mit 5 bis 6 Gewichte⸗
teilen groblich zerſtiebten Bimeſtein, fo zerfällt fie in CO, und Benzol, treikt
man BittermannelöisDampf über eine Schicht rothglühenden Bimsfeins, fo
fällt es in CO-Gas une Benzol; im erſteren Ball tritt CH; O3 + ho
— (44 He O4 auseinander in 2 COg un Ciↄ Hg b. i. Benzol; im lefteren
haben wir Ci4 He O2 chemiſch auseinandergebend in 2 CO-Gas und Co He.
Ammonoryb=-Benzoat —= AH, O + Cru B5 Os; giebt, ebenſo bekanelt,
Benzol yan Ammonoxyd⸗ Carbonat.
1
——— — —— ⸗
Cꝛo Hiↄ Os als in MG. ausgebruckte Beſtanditheile nachweiſen lieh,
von denen aber 4 HO als Hydrawaſſer zugegen if; denn mit KO
verbunden erhält man ROCas Hı' Os -+ HO, das man nicht als hydro⸗
benzoylfaures Kali betrachten darf, weil die verhältuißmäßignen Diens
gen des C zu H nm» O vom Benzoyl und von deſſen H wie O⸗Verbin⸗
bungen weſentlich abweidgen.
& Laurent, das reine Bittermandelöl mit Schwefelammon behandelnd,
erhielt, nach Maaßgabe der dabei angewandten Wärme, der Ans und
Abweſenheit von Alkoheol und Binwirlunge « Andauer, eine große Zahl
von einander mehr oder weniger abweichender Erzengniſſe, unter andern
aber, als er das durch Auflöfung von reinem Bittermandeldl in Alkohol
and Schwefelammon, in Form eines weißen, gefaltlofen Bulvers,
gewonnene, in Wafler und Alfohol unldoliche, leichtflüffige und ſchmel⸗
zend fchr winzig riehende Benzönthionür oder Benzenſulphür
(= Ca Hs 5) in einer Glasretorte erhißte, nach Entwidelung von
HS un erwas CS,, mittel geſteigerter Feuerung, zwei ungleich flüch-
tige, von Laurent mit den Namen Stilben und Thioneffäl
(Thionessale) belegte Erzeugniſſe, von denen das erflere in Schuppen,
das andere zu Nadeln erflarete, und die fich mittelft ſiedenden Allohol’s
ſcheiden ließen, der erſteres in beträchtlich größerem Maaße löfte, als
legteres und, erfaltend, «6 in Form Yon rhomboidalen Lamellen ents
ließ, die, nach der auf dem Filter beendeten Abtropfung, im flachbopi>
gen Kolben mit überſchüſſigem Aether geiotten ſich löſten und erfaltend
daraus, frei vom fremdartiger Beimiſchung, in farblofen, pesimutters
glänzenden, geruchiofen, in Alkohol leicht, in Aether ſchweriöslichen,
fhmelzbacen, geihmolzen und umgefchüttelt bei + 1480 C. = 940,4 R.,
rabig gehalten bei 1100 C. = 880 R. erſtarrenden Kryſtallen auſchoßen,
nach der Schmelzung bis 2980 C. — 2780,4 R. erhitzt unverändert über:
deſtillirten und, 2, zufolge, aus Cr Ha befchen, im bengoefauren
Benzoylhydrogenür jedoch als Bierfaches —= CagHız + O5 gegeben
erſcheint. Rauchende Schwefelſäure bildet damit die (mit BaO ein
loͤsliches Salz gewährenne) Sulfofilbenfänre; mit waflerarmer
Ehromſaͤure erhitzt, erfolgt unter heftigem Angriff, Rückbil dung zu
an der Luft erſtarrendem Bittermandelöl. CEh⸗Gas verſchluckt das
geihmolzene Stilben, ohne daß «6 dabei zur HCh- Entwidelung
fommt, und bildet damit vier verfehiedene GhlorsBerbindungen, darunter
eine baſiſche, genannt Chloſtilbaſe = Cꝛs (Hı, Ch) + Che. Mit
Azotfäure gefotten, entfliehen gelbe harzige, nach Dauer der Binwirkung
verfchieden geartete Erzeugniſſe; unter diefen die ſtrengflüſſige, fublimir⸗
bare Ritroſtilbe uſäure = Ca + (Ho +A04) + Os. Das benzoe⸗
faure Benzoylhydrogenür betrachtet Laurent als Gtilbenüberoryb oder
als Rilbenfige Säure oder ftilbenige Säure (Stilbenichtfänre).
‚ Erhalten wurde diefe Säure von ibm dadurch, daß er das Bitter
manzeldi mit Chlor erwärmte, wodurch anferdem no Benzoyl
ET BIT —— — — —
988
Chlorid ‘ober Ehlorbenzoyl (oben ©. 861), Bz und ein, nicht weiter
unterfuchter, feinnabelig fryflalliffrter Stoff zu Stande kam. Es bil:
deten diefe Stoffe ein IryRallinifches Gemenge, das, nach beendigter
cäliger Abtropfung, zwifchen Fließpapier gepreßt und bieranf mit einem
Gemiſch von Alkohol und Aether behandelt, das bie unbekannte weiße
kryſtälliniſche Materie und die Benzoefäure loͤſt (welche beide bann
durch die Bz hinwegnuehmendes Ammoniak getrennt werben), die Stils
benichtfäure Hingegen unangegriffen zurücdläßt. Auch mit der Azot⸗
fäuce bildet das Stilben einen Galzgründer, Laurent’s Nitro⸗
ſtilbaſe, und indem 2. das Azot biefer und einiger ähnlicher. Bers
bindungen zu = oder 3 (a8 V⸗G. des A für O ober = 2/3 für
das richtigere haltend) in Anſatz bringt (eine Abweichung, welche bie
Serausgeber der Anu. ber Chem. u. Pharmac. beflimmte, ſolches feiner
Röcgiometrifchen Zahl nach abgeänderte A tur Az zu bezeichnen
(a. a. O. LU. 853), fo ordnet er auch folgende übrige Bzs Berbins
bungen und Bu-Mbänderungen feiner Stilben⸗Reihe unter:
Casa Hı2 O4 di. Stilbsn⸗Oxyd, fon genannt Denzoin 9
wen » Stilbenichtſäure, ſonſt genannt Unterben
zo ylichtfäure od. bengoef. Benzoyiwaflerfloff
— — ug a Gtilbenfänre, fon genamt Benzilfänre
#«— (Hı trAz)Ar Azoſtilbaſe⸗Azotür, » Nyobenzoilise
v— (Hio+0)02 Stilben⸗Suboryb, v Benzil
»— (Hio+Am)Azz Azeſtilben-Suboxyb, » Azobenzoyl
vGii AOA) Oio Nitrofilbenfäure, m» Ritrobenzil
fäure
.— (Hj +Ch)0;0 Ghlofiibafige Säure, Chlorbenzoe⸗
' fänre
»— (Hı-+Br)0)0o Bromſtilbaſige : Brombenzoe⸗
fäure.
* Loſt man zohes Bittermanbeldl in Alkohol, fo entläßt dieſe Löjung nad umb
nach das, in farblofen Prismen anſchießende, dem reinen Bittermanpelöl ife«
were, geruchloſe, im MBafler fnmwerlöstiche, bei 120° C. — 96° R. ſchmelzende
Benzoin. Schmilzt man viefes im Chlorgaſe, fo überläßt es an Bas Chler
12:8. H un ſtellt nun dar pas, aus feiner alloholigen Löfung im greßen
ſchwefelgelben, fechsfeitigen Säulen kryſtalliſtrende, in Wafler uulästiche, geſchmack⸗
und geruchlefe, dem hypothetiſchen, breiftoffigen Benzoyl iſomeriſche, hei 90° C.
— 72° RR. ſchmelzende, und mehr erkigt fich unzerſetzt ſublimirende Benzil
LÄR man viefes in Kallhydrat⸗haltigem Alkohol auf, erhigt darauf vie blau⸗violette
Auflöfung bis zum Sieden und Kberfeht fie dann mit Hyprocylorfäure, fo ſcheidet
fi) anfänglih eine harzige Maſſe ab; dann aber riefen glänzende, farblofe,
in Schwefelfäure unter carminrother Bärbung auflöslihe Rhomboiser an, bars
ſtellend die nicht flühhtige, ſchmelzbare, geſchmolzen: Benzoefäure und veilchen⸗
blauen Dampf entwickelnde Benztiifäure Als Laurent waſſerarmes Am⸗
moniak worgenlang .auf reinet Biitermandeldl wirken ließ, ſah er verſchüedene
989:
) Red; Weguahme bes Etilban durch wenig fiebenden Aether, hinter⸗
bleibt das Thionefjal in Form einer weißen pulverigen Maffe, die
mit viel überfchüffigen Aether gelockt und fo in bemfelben geloͤſt, mit⸗
kiR Abdampfung und Abkühlung fich in Geſtalt farbiofer, asbeſtartig
oder lugelförmig geuppirter Nabeln Eıyfallinifh ſcheidet, Die von
ſiedendem Gteindl leicht aufgenonmen werden und ſich ans bemielben
eben fo leicht wieder kryſtalliniſch herſtellen. Unlöslich in Alkohol,
ſchmelzbar bei 4780 C. — 4420,4 R., dann, unerfchättert ſich lange
flüſſig haltend, Pryfallifirt es dagegen ſchon bei 2880 C. = 486P, 4 R.,
wenn in die flüffige Maſſe ein Thioneſſal⸗Kryſtall geivorfen wird (vgl,
oben ©. 904). Der Dampf. der erhibten Mafle buftet angenehm und
und brennt, angezündet, mit zußender Flamme, K zerieht ea in Kohle
uns Schwefel, von denen lehterer mit dem X zu Schwefellakum ſich
verbindet; mit allokoliger KOHMO:Löfung gefotten, bleibt ee unverän-
dert; es befteht aus Cog Ho 5 und wird Daher Benzenfulfür durch Er⸗
digen zerſegt, fo zerfällt es in 4 V⸗G. Benzenthienär, 1 Mtilben,
‚ 1 Mioneffäal, 1 Zanthogẽn und 8 HSs-as. Vom Brom heftig. ergrifs
fin, überläßt es bemfelben 2 H (die 2 HBr entfichen machen) und
bleibt zuruck als pulperiges, fchmelzbases, erſtarrend EryRallirenbes
Zhioneffil-Bromür (Bromethionesgile) = Cas + (Er Bra) 5;
wit Azotſänre gewährt es gelbes, pulverig⸗ flockiges, ſchmalzbares
Thioneſſil⸗Azokacidiir (Nitrétuloneacile) = Cag + (Hz-A2 Oy)
+S. — Als Laurent die durch Behaunlung von Bittermandeloͤl mit
Schwefelammon gewonnenen oͤligen Erzeugniffe vereint defillirte, ſah
er zuerſt Waſſer, dann Ammoniak und endlich HS nebſt verichiebenen
öligen Stoffen übergehen, darunter folgende bis dahin unbefannt gewe⸗
km: 1) Das Picryl (Pikryl) = Can Hit AOa, farblos octaedriſch,
zaläslih im Waſſer, fehr löslich im Aether, weniger im Alkohol, geruch⸗
los, mit Ch und Br vereinbar, mit Azotſaͤure das gelbe, kryſtalliniſche
Venen,
Be Erzeugniſſe hervorgehen, zunächft das Hydrobenzamkd, das vurch Alkohol
von von übrigen, darin zufläflicgen Grzeugniffen getrennt, ein weißes in Aether
sie Pulver darſtellt, nas, aiſo geloſt, aus nem Aether in farb⸗ mub geruch⸗
leſen, fdmelzbaren Briemen kryſtalliſirt, Die, geichmolgen, durch Abkühlung
sehaltlos erfiarren. Außer viefem Hydrobenzamid erhielt 2. noch folgente
5 kfallifichare Verbindungen: Benzhydram is — Cı4 Hg Ads; Azo⸗
beayoyi —= Ci4 Es Ad)z um Benzoyiazetin-— Ca Hz An. Behandlung
vs Benzoin mit Ammoniak ließ das Benzoinamid (ifsmer bem Gyros
berzamid una Benzäyeramiv) und Ginwirkung des Ammoniak auf gelbes (wurd
ter gegelbtes) Bittermanvelt das Azobenzoid — Ca H;!/z As/ʒ hervor
sehn. Bom Benzöntbionr verſchieden If das Schweſelbenzoyl, das
estficht, wenn man Chlarbenzoyl mit Schwefeltalin deſtillirt; «6 bildet ein gelbes
Dei, nos erfaltenn zur ‚weichen kryſtalliniſchen Maſſe erflarıt, hie in Alkohol
a Beiker tösli iR, ans CaH5 Oꝛ S Hefteht und angezündet mit heller Blamme
ut, '
}
{) F ‘y
Ritripilryl=Ca+(Hıa +3 AO) +AOs gebend; 2) das Umaron
und 3) das Lophin; beide erfeheinen mitfanımen, wenn man Benzoyl-
Azotid deſtillirt. Zuerſt gehen einige Slige Tropfen Aber, und Dann
folgen beide Stoffe, die man zupörberfi von dem Dele burch Weiher
befreiet, dann aber mit einem Gemiſch von Alkohol und wenig Hydre-
Glorfäure fledet, wodurch das am ſich farbs und geruchlofe, im Waſſer
vollfommen, in Alkohol und Aether faſt unldeliche, in GSteindl und im
Terpeutinoͤl lösliche, in alloholiger Kalisköfung leichtlösliche, bafifche
Lophin aufgelök wird. Es ift ein Osleerer Salzgründer, beſtehend
aus Cys Hıs Ag V⸗G.; erhitht emtwidelt es rothe Dämpfe. Das
zurkfgebliebene Amaron (im Waller unlöslich, tm Mether wenig
löslich) wird mit Alkohol gewaſchen, getrocknet, in Gteindl gelöft und
daraus erfaltend ſtrahlig kryſtallifirt; es ſchmilzt bei 2330 C., loſt ſich im
7)
SO3 HO mit blutrother Jarbe auf, die jedoch vurch Wafler-Zufag wie
der verſchwindet. Auch fiedende Azotſäure löſt es, entläßt es abe
ebenfalls durch Erkalten kryſtalliniſch. Don Kalishaltigem Alkohol
wird es nicht angegriffen. Es befteht aus 32 V⸗G. Ch, H uns L A.
Ein dem Lophin fi annäherndes neues organifches Alkali, das
Amarin, erbielten Laurent und U. W. Hoffmann, als fe
Ammoniak auf Bittermanvelöl wirfen leßen; es entflanb ans 8 Ber
tretungs s @ewichten Bittermandeläl = 420 6H mb 60 durch theil⸗
weiſe zerſetzende Einwirkung von 2 Ammoniak — A, H;, indem ſich
6 HO bildeten, beſteht daher aus Can Hig A2 nnd if mithin dem
Hydrobenzamid, Benzhybamid und Benzoin-Amid (f. die vorige Ham.)
polymer. Es bildet fechsflächtge farblofe, tm Waſſer unlösliche, tw
Mohol Tösliche, unzerfeht verlüchtigungsfähige Nadeln.
Ueber Benzoefänre, Bz und Benzin vergl. au S. 881 u. 920.
Die Benzvefäure gewinnt man am wohlfeilften (weil man den
aus breierlei Harz befichenden Kückſtand als Zuſatz zu Räudherpulner,
Rauchkerzchen ıc. verwenden kann) aus dem in einer Schaale ſchmel⸗
zenden, mit Löfchpapier überbundenen Benzoeharz, in Form eines (als
Dampf heftig zum Huften zeigenden) flüchtigen kryſtalliniſchen Stoffes,
ber, in Blasgefäßer nochmals fublimizt, wolllommen farblofe, dünne
und biegfame Nadeln bildet, die beim Verflüchtigen das Bhämemen ber
mit Leuchten verbundenen elektriſchen Abſtoßung fehr lebhaft gewähren,
das ich jetoch auch bei andern fublimirten organifchen Saͤnren, aber
Schwächer, beobachtete (m. Arch. XXV. 413). Außerdem mittelſt Kodgung
bes mit Kalkhydrat verriebenen Harzes mit Wafler, da dann, wie
Scheele zuerft Ichrte, der ſolchen Weges entflandene, leichttoͤsliche
benzoefaure Kalk durch Hydrochlorſäure zerfeßt, die im Talten Waſſer
fchiverlösliche und daher aus heißer Lölung erfaltend leicht» kryſtalli⸗
ſtrende Säure, theils in biegfamen Nadeln, theils in Blaͤttchen anfchirft,
bie, gehörig gereinigt, geruchlos und faum ſchmeckbar ind, Leicht ſchmelzen,
ich unzerſetzt fublimiren laflen und in Dampf verwandelt und angezündet,
mit leuchtender Flamme bremen. Die kryſtalliniſche Säure enthält
1 B⸗G. Kryſtallwaſſer, iſt alfo = Ca Hs O3 + HO. Weber ihr fehr
mannigfachese Vorkommen und andere Ausicheibungs s Weifen vergl.
m. Grund; L 989 u. 941 und IL 448 *). Babrilmäßig läßt fie ſich
ſehr vortheilbeft gewinnen dur Zerſetzung der Hippurfänre ober
HSarnbenzoefäure (a. a. O. ©. 581), bie ih nach dem Wenuß der
Bz im RMenſchenharn, auberbem aber hauptfächli im. Harne von
Pllanzenkoſt lebender Thiere, zumal der Pferde, an Natron gebuns
Yen lets Yorfindet, und aus demfelben, nachdem er bis zu erwa I/g
gelinde eingefotten worden (wobei man das Ueberfleigen des. Schaumes
durch Iufap von etwas Talg hindert), Durch Zumiſchung won Hydrochlor⸗
fänre, fo lange noch Trübung erfolgt, im rohen kryſtalliniſchen Zus
Rande gefället, dann durch Aufiöien im verbünnter Kali-Löfung und fo
lauge unterhaltenes Sieden der Auflöfung, bis der Harn: Geruch vers
fdwunden, mit in WBafler gelöſtem unterchloricdhtfaurem Kali entfärbt,
hierauf ſiltrirt und mit Hydrochlorſäure gefättigt, rein ausgeſchieden
wird. Erlaltend ſchießt dann die Hi in großen gefreiften, vierfeitigen
Eiulen au. Sie iſt, wie die Bz in faltem Waſſer ſchwer⸗, in heißem leicht:
lästig, fowie auch in Alkohol und Aether, röchet wie jene Lackmus,
ſchmect Hilterlich und giebt mit Langmetalloryden, fowie mit mehreren
Grjmetalloryden Leicgtlösliche und lösliche Salze, auch hierin der Bz
aͤhnelnd, im die fie übergeht, wenn der Harn, bevor er zcrfeht. wurde,
zuvor lange ſtand. Sie iſt — Cis Hy AOs und ſcheint ans inniger
Berbindung der Bz mit einem eigenthümlichen A⸗-haltigen, thierlichen
Stoſſe hervorzugehen; Scheele fand fie im Harne der Gäuglinge.
Erbigt entwickelt fie rothe dlige Tropfen, fich fublimisende Benz oe⸗
fäure und etwas Hydrokyanſaͤure. Schweſelſaͤure, Hydrochloxſäͤure und
9 Sammtliche Br, nämlich 18%, ſoll man aus ber Benzoe, dem wähnten
Genziidye mehrerer Garze, dadurch erhalten, daß man fle mittelſt Wärmung im
einer ihrem BRanmumfange gleichen Menge Alkohol loſt, nie Heiße Löfung nad
uns nach mit fo viel rauchender Hydrochlorfäure verſetzt, daß das Harz gefäll’t zu
werden beginnt und das Gernlich dann keftillixt, da kann Bengoemaphbida (oter
Benzoräther, u. i. benzoefaures Aethyloxyd) theilt für ſich, theils in
MWeingeit gelöh übergeht. Läst endlich zunehmende Zaͤhlakeit der Maſſe vie
Deſtillation nicht mehr zu, fo gießt man, nachdem fle ſich etwas abgekuͤhlt Hatte,
heißes Waller hinzu und deſtillirt nun fo lange, als noch Aether kommt. Das
hiebei rückſtandig verbliebene Waſſer entläßt, vom Harze fiedendheiß und Mar
abgegoflen, erlaltenn: kryſtalliniſche Benzoefäure, veren größter Antheil jedoch aus
dem alloholigen Defillat dadurch zur Ausicheibung gebracht wird, daß man es
mit KOHO verfegt und damit digerirt, Bis aller Aether in Rz, vie dat KO
büret uns in (Ae0), das vagegen HO aufnimmt und fo wiererum
Beingeit (AeOHD; f. oben ©. 876 x. 851) wird, zerieht worden. Gättigung
* Sydrochlorſaure macht die Br frei, una Kältung bringt fie zus Kryſtalli⸗
— — —
— — | —— — ——
Chlor laſſen fie unzerſez; mit S03 und MnO erhitzt bilben ihre
Srundſtoffe ſich um in Carbonſäure, Ammoniak und Benzoefäure, mit
PhbO, und Waſſer geſotten, zerſetzt fie ſich unter theilweiſe höherer
DOrydation in Benzamid, COg ind HO; dis Formel der Jumar⸗
fänre Ca HOg addirt zu jener des Benzamtd und zu 1 BG. Waſſer
giebt die ver Hippurfäure. Das Benzamid geht hervor, wen
ı iYylor-, Broms ober Jod s Benzopl (gebildet durch Binwirken des
Ch-se. anf Bittermandeläf) mit trockenem Ammonliakgas ſich miſcht:
- Cs Hz O2 Ch + AHz = Ca H7 A 00 und HOh ®); desgleichen, wenn
“ Sippurfäure, Bleihyperoryd und Echwefelfäure aufeinander wirken:
COis #6 AO -+ 5 PbO2 + 5 SO; = 5 Pb08S03 + 4 002 + HO m
Cia Hr Add. Es kryſtalliſirt in geraden rhombiſchen Priemen oder
in vperlmutterglänzenden Blättern, fommt erhigt in Fluß und ſublimirt.
Siedendes Waſſer, Alfohel und Aether Idfen +6 leicht, und währen
ſtarke Säuren es, unter Waflerzerfegung in AH, OBr. wandeln, ıc.
e) Deſtillirt man 4 Gewichtstheil kryſtalliniſche Benzoeſänre mit 3 über:
fihäffigem Kalkhydrat, ſo Andet man in der Borlage eine farblofe,
ätherartig wohlriechende, mit Wafler unvermifchbare brennbare Flüſſig⸗
feit (rohes Benzol; f. die Anm. zu ©. 908), dic Über gebrannten
Kalk rectiſicirt 0,83 Eigengewicht bat, ans Cy24+-H; beſteht, bei
86% C. = 680,8 R. ſiedet, bei 09 kryſtalliniſch erflarıt, angezäntet
hellleuchtend brennt und in Alkohol und Wether loelich iR. Bon Chlor⸗
gas bei Sonnenbeleuchtung umgeben, faugt es Yaflelbe ein, damit das
farblofe, ſchmelzbare, bei 41909 C. = 1049 R. flevenbe, durch Abkühlung
esflarrend kryſtalliſirende, bei 1680 C. == 1269,4 R. theilweifer Ser
feßung unterliegende Ghlorbenzin oker Benzol⸗Chlorid var
ſtellend. Mit waſſerfreier Schwefelfäure zufammengebradit und dans
mit Waſſer übergefien, bildet fih 1 B⸗G. Wafler, während 1 B⸗G.
©ulfobenziv = G2H;S +02 als farblofe, geruchlofe, ktyſtalliſir⸗
bare, bei 1000 C. = 800 R. ſchmelzende und unzerſetzt fublimichare
Maffe ſich ausſcheidet und das Waffer gelöft zuruickhält, Sulfo benz id⸗
Unterfhwefelfäure,, d. i. dieſelbe Saͤure, die ſich auch bildet,
wenn man Sulfobenzid in Schwefelfäure, oder Benzin in. Nordhaͤnſer
Vitriolol auflölt; fie. iſt Ci2 H5 S2 4- Og + HO und bildet, wie alle
Abnlichen S, O5 als Mirbeftanvtheile befigenden Shuren, mit BaO ein
leichtloͤsliches Salz. Läßt man auf das Bzl flatt Vitrivlöl rauchende
Azotfäure einwirken, fo erhält man eine gelbe, zimmiartig riechende und
=) Das alfo entſtandene Chlorbenzvyl ſtellt eine farblofe, wisrig riechende, älige
an der Luft entflammbare Stäffigkeit dar, vie mit Waſſer gefotten theils non
mitergeugtee Gubrochlorfäure befreit wich, thells, indem ſich Bengoefänre
bildet, wiefelbe wigber entfichen macht; indem nämlich MIO fein BI an aus Ch
abtzitt, verbinvet ſich pas O mit dem Bz zu Bz.
Tr
— —
iiq ſchedende. and Ca Bs A 3-04 zmfeumengst, bi — 80 C.
= — 20,4 R. Isphallificende, bei 2180 C. = 1700,4 R. flebenbe, durch
Altalien unzerfepbare Blüffigkeit, genannt Nitrobenzid (Orpyazotos
Benzid), das, in Alkohol gelöf, dann mit KOHO verfeßt und deſtillirt,
in die Borlage, gegen Ende der Berrichtung, große zothe Kryſtalle
entfichen macht, bie = Cia EA das Azobenzid darſtellen, dag bei
650 C. = 520R. ſchiult und bei 1930 C. — 1540,4R. ich verflächtigt.
Als Fehling Benzamid flaxler Hitze unterwarf exrhielt ex nicht, wie
kei mehr niederer Temperatur Bittermaudeloͤl, U- und A⸗Gas, ſondern
Benzol, nebſt CO-⸗, Ar und H-Gas. Benzsefanres Ammonoxyd
‚gab ihzm, über Bimaſtein defillirt, Benzonitril (Benzoazatil)
== Ca B5 A, Deſtillirt man vorfihtig für ch (troden) benzoes
‚tanzen Kalk, fo.chält mag (außer etwas Napbthaliu=mCzoHs)
das Garbobenzih aber Benzon, 2. t eine älartige, farbloſe, weder
von Azotfäure noch tun Aeplali angreifbare Häffigkit == Gs Hs, 0;
zerũcchleibt CaOCOg. Unterwisit man Chlawenzayl und Kyaumerkur
(5. 873) der Defillation, fe veRillirt über das Farblossälige, zimmt⸗
artig viechenpe und brennend: ſchmeckende, leicht entzundliche Ayans
‚ benzoyl Baky (&Vra He 02 + 02 A), mährend, fehte man dem
Chlorbenzoyl fatt Kyanmerlur Schwmeieialium zu, das Schwefel
| benzey! (Ca Hs; Os 8); vergl. oben ©, 987 Num. erzeugt wird.
eo) Wird tryſtalliniſche Benzuefägee vom. Dampfe waflerizeies . Schwefels
fäure bucchdrungen, fo entläßt fe.2 BE, Waller, indem ſie zugleich
‚in einge Iryfallifichere, farbloſe, zerfließliche, fchr faure Mafle, bie
Benzoeſchwefelſänre Gua Hs O2 + 2 (HO503) bazkellt, deren
aeutrales, leichtlõolichss Baxutſalz zu 2 BaQ -+.Cı4 He Sa Oıo iſt,
wäßrenb das ſaure, ſchwerldaliche aus. BaD. -+ Ca Hs Sa Oy beſteht.
.. Zäßt man flatt der Schwefelfäure heiße, waflgrarme Azotfäure auf Bz
‚sinwisten, fo bildet ſich die exfaltenb Äeinnabelig oder blättxig kryſtalli⸗
fizgube, ber Benzoefäuze in bieler Hinſicht ähnliche, Benzoefalpeters
..Sünze ober Benzweazetjäure, die mit Silberoryb ein ſchwer⸗
lõsliches, Irpfallificbares Salz,AgO (Cix Ha A.ır O7) oder AgOAO,
+ Ga Br 02 zuſammenſetza. Ws Dagegen Laurent rohes Bitter
manbelöl mit 1)3 feines Volum rauchender Nordhaͤuſer Echwefelſaͤure
sermifchte, fo erhite fich zwar das Gemiſch, aber ohne alle Entwides
lang von Schwefelichtſaͤure; darauf erlaltet fand man es im ein. braunes,
warjig geformies Gebilde verkehrt, das, mir Wafler verſetzt, fich in
eine untere faure flüffige und obere halbſtaxre bräunliche Mafle
fonderte. Leßtere, mittelfi eines Gemenges von Alkohol und Mether
son Säure uud unveränbertem Dele befreiet, fiellt nun ein weißes, Im
Saltem Alkohol wenig, de ſiedendem leicht Ioliches Pulver dar, bas,
gelö® durch Erkalten, in Tieinen Nadeln anfegießt und in chemiſcher Hin⸗
ſficht vollfommen übereinfimmht ı mit dem von Robiquet und Boutrons
Gharlard entdeckten Sanagefansen Benzoylwaſſerſtoff oder
63
ui — — — —
Chlor laſſen fie unzerfeizt; mit SO; und AnOe erhitzt bilben ihre
BGrundſtoffe ſich um in Garbonfäure, Ammontal und Benzoefiure, mit
PhOR und Waller gefotten, zerfſetzt Ale ſich umter theilmeife höherer
Oxydation in Benzamid, COꝛ und HO'; did Formel ter Fumar⸗
fänre Ca HOg addirt zu jener des Benzamid und zu 1 B-@. Wafler
giebt die ter Hippurfäure. Das Benzamid geht hervor, wenn
Ghlor⸗, Brom⸗ oder Jod s Benzol (gebitvet durch Cinwirken bes
Ch-ıe. anf Bittermandelöf) mit trockenem Ammoniakgas ſich miſcht:
- Cı4 Hz O2 Ch + AHz = Ca H7 A 02 und HCh 9); desgleichen, wenn
Silppurſäure, Bleihyperoxyd und Echwefelfäure aufeinander wirken:
Cis Ho AOG + 5 PbOa + 5 SO; = 5 Pb0803 + 4. COę + HO ww
Cix Hr AOg. Es kryſtalliſirt in geraden rhombifehen Prismen oder
- in’ perimatterglängenden Blättern, fommt erhigt in Fluß und fublimirt.
Siedendes Wafler, Michel und Aether loͤſen es leicht, und währen)
ſtarke Säuren es, unter Wafferzerfebung in AH, OBr. wandeln, ıc.
e) Deftillirt man 4 Gewichtstheil kryſtalliniſche Benzoefänre mit 3 über:
fihfiifigem Kalkhydrat, ‘fo Andet man in ber Borlage eine farblofe,
ätherartig wöhlriechende, mit Wafler unvermifchbare brennbare Flüſſig⸗
feit (rohes Benzol; f. die Anm. zu ©. 988), dic Über gebrannten
Kalt vectificirt 0,85 Eigengewicht hat, aus C12 4E6 beſteht, bei
86% C. — 680,8 R. fiedet, bei O9 kryſtalliniſch erflarrt, angezänket
hellleuchtend brennt: und in Alkohol und Aether Iöslich iR. Bon Chlor⸗
gas bei Sonnenbeleuchtung umgeben, ſaugt e6 Yaflelbe ein, damit bes
farblofe, ſchmelzbare, bei 1800 C. = 1049 R. ſiedende, durch Mblähleng
erflarrend Ichilallifirende, bei 1589 C. — 1269,4 R. theilweifer ers
feßung unterliegende Chlorbenzin oker Benzol⸗Chlorid var
ſtellens. Mit waflerfrelet Schwefelſaͤrre zuſammengebracht und baun
mit Waſſer uͤbergeſſen, bilder ſich 1 V⸗G. Waſſer, während 1 BG.
Sulfobenzid = GH; S +02 als farblofe, geruchlofe, kryſtalliſir⸗
bare, bei 1000 C. = 800 R. fchmelzende und unzerſetzt fublimirbare
Maſſe ſich ausfcheibet und das Waffer gelöft zurtulhält, Sulfobenz id⸗
‚Unterfhwefelfäure,, d. i. biefelbe @äure, die ſich auch bildet,
‚ wenn man Eulfobenzid in Schwefelfäure, oder Benzin in. Rorbhäufer
Vitriolbi auflöf; fie iſt CH; S? 403 -+EO und bildet, wie alle
. Apnlicden S, O5 ale Mirbeftanntheile befigenden Säuren, mit BaO ein
Veichtlösliches Salz. Läßt man auf das Bzl flatt Vitrlolöl ranchende
Azotfäure einwirken, fo erhält man. eine'gelbe, zimmiartig riechende und
2) Dos alſo entſtandene Chlorbenzoyl ftellt eine farbloſe, wibrig riechende, ölige.
an ver Luft entflammbare Fläſſtgkeit dar, die mit Waſſer geſotten theils von
miterzeugter Hydrochlorſaͤure beſreit wird, theils, indem ſich Benzoeſaure
bildet, biefelbe wiecder entſtehen macht; indem nämlidh RO fein ZI an das Ch
abtritt, verbindet fig das O mit dem Bz zu Bz.
De]
(pic femedende, and Cia Hs A 4 On zufammengeiehte, bei — 80°C.
= — 24B. Ispfallifizende, bei 2180 C. = 1700,4 R. fiedende, durch
Alfelien unzerfehbare Zlüffigdeit, genannt Nitrobenzib (Oxhazoto⸗
Benziv), das, in Alkohol gelöft, dann mit KOHO verfeht und deſtillirt,
in die Borlage, gegen Ende der Verrichtung, große rothe Kryflalle
eniftehen macht, bie == CagH; A das Azobenzid barfellen, das bei
650 C. = 520R. ſchmilʒt und bei 1930 C. = 1540,4 R. ich verſluchtigt.
Ale Zehling Benzamid ſtarker Hitze unterwarf, erhielt er nicht, wie
kei suche niederer Temperatur Bittermaudeloͤl, U⸗ und A⸗Gaqs, fondern
Benzol, nebſt COs, As und Has. Benzoeſaures Nmmenoryd
‚geb ihm, fiber Bimaßein deſtillirt, Benzonitril (Benzoazotil)
= Cu 35 A. Defillirt man voriichtig für ſich (trocken) benzoe-
‚fanren Kalk, ſo echqlt wan (außer etwas Naphthalinæ— C20 Es)
das Carbobenzid ader Benzon, &. i eine -älartige, farbloſe, weder
von Azotfäure noch tax Mepkali angreifbarxe Blüffigkiit = Cis Rs 0;
zurifbleibt CaOCOg. Unterwirft man Üblaubenzayl und Kyaumerkur
(©. 873) ber Defillation, fo deßillirt über das Farblossälige, zimmt⸗
artig viechenpe nud ‚brennend: ſchmeckende, leicht entzänsliche Kyan⸗
‚ benzoyl Bxky (Cr Hs 02 + (2 A),. während, fehte man dem
Chlorbenzoyl Ratt Kyaumerkur Schwefellalium zu, das Schwefel⸗
beazo yl (Cr He O2 8); wergl. oben ©. 987 Anm. erzeugt wird.
eo) Bird tryſtalliniſche Benzoefäure ‚vom. Dampfe waflerireier Schwefel⸗
fünre durchdrungen, fo entläßt. Re 2 B-G. Waſſer, indem fie zugleich
in eine Iryiallifichere, farbloſe, zerfließliche, ſehr ſaure Mafie, bie
Benzoeſchwefelſaänre Gr Ha 02 + 2 (H0503) darfellt, deren
neutrales, leichtloᷣolichas Waztialz == 2 BaQ 4 Cıa Hs Se Oio iſt,
während das faure, ſchwerldaliche aus. BaD. -— Cru Hs Sa Og beſteht.
. Säßt man flatt ber Schwaſelſaͤure heiße, waflearme Azotiäure auf Bz
sinwisten, ſo bilbet ſich die erfaltend feinnadelig oder blaͤttrig kryſtalli⸗
ſfiregde, der. Benzociäure in bieſer Hinſicht ähnliche, Benzoefalpeters
‚ ‚säuze ober Benzocazstfänre, die mit Silberosyb ein, ſchwer⸗
loͤsliches, Iryſtalliſirbares Salz. AgO + (CıaHa A, + 07) oder AgOAO;,
A Ca O2: zuſammenſetza. Als vagegen Laurent rohes Bitters
maubelöl mit 1/3 feines Volum rauchender Nordhaäuſer Schwefelſaͤure
vermiſchte, fo erhigte ſich zwar das Gemiſch, aber ohne alle Entwides
Iung von Schwefelicktfäure; darauf erkaliet fand man es im ein. braunes,
warzig geformtes Gebilde verkehrt, das, mit Wafler verfeht, fich in
eine untere faure flüffige und obere halbſtanre bräunliche Maſſe
fonderte. Leßtere, mittelft eines Gemenges von Alkohol und Aether
von Gäure und nnverändertem Dele befreiet, ftellt nun ein weißes, In
Jalten Allohol wenig, de ſtedendem leicht Idsliches Bulser dar, das,
geloſt duch Erkalten, in kleinen Nadeln anfehießt und in chemiſcher Hin⸗
fecht vollfommen ubereinſtimint mit dem von Robiquet und Boutron⸗
Charlarb entdeckten banzaeſauren Benzoylwaſſerſtoff oder
63
—
HydrobengoylorybsWBenzoal, das fräger Liebig amd Belonge
erhielten, als fle feuchtes Chlor auf Bittermanbelöl einwirken liefen,
md das, ben Elementaranalyſen Laurent’e, wie der anderen beiden
genannten Chemiker zufolge, betrachtet werden darf als ein bafidhes
Salz, in welchem das Bittermandelöl als Salzgründer ˖ zugegen
iR = 204H6 02 + CıaH5°03 + HO. In der unteren fanren
Fläfftgkeit fand Laurent, In geringer Renge, das ſchwierig kryſtalli⸗
- firbare Hydrobenzoyloxryd⸗Formylat vder den ameifenfanres
Benzoylwaflerfioff, ımd würde ſonder Zweifel auch [hwefekfanres
Ammonoryb datin gefunden haben, wenn er darnach gefragt Hätte;
denn die Ameifenfänre jenes Galzes war offenbar ein Erzengniß der
Wechſelzerſetzung von ber das Del verunreinigenden Blaufäure und dei
Waſſers (©. 969). Daß aber wirklich Formyſſaͤure entſtauben war,
dafür ſpricht unter andern au das Verhalten jenes Formylat zur
erwaͤrmten Schwefelfäure; denn mit waſſerarmer Echwefelfäure ser
miſcht, zerfällt Die Bormylfäure in Waſſer und Carbonoryd⸗Gat;
2: 0803 + C2'H0z == BH0303 und 2CO. Laurent glaubte jedoch jenes
WVormylat nicht für ein folches, ſondern für eine eigenthümliche (Fünf
liche) Pflangenfäure, von ihm gehannt: Formobenzoylſäure, hal
ten zu müfles, wogegen jedoch das von Ihm felber beobachtete Verhal⸗
‘ten fowohl biefer fog. Säure, ale auf das des Öybrobenzoylerybs Ben zeet
entſcheidend ſpricht; denn beide Verbindungen entlaflen mit MoOz ge
fotten, unter lebhaften Branfen (COy, ass Entwidelung) Bitter
mandeldl. Ob dieſes fon für Mich, oder nur wenn es zuvor Sub⸗
hydrat oder Hybrat geworden, als Galzgränder gegenwirtt? baräbeı
. Iaßt ſich, hier wie Kberall in ver Chemie, nur Durch newe, anf dich
. Frage gerichtete Verſuche enticheiden; einſtweilen iR das Sormylat g
2 achten als C4,H5 On + Ca HO3-+HO. Daß übrigens die Benzoyf
fänre (Cya Hs; Os) in Lagen verieht werten Tann, in welchen
mittel gehörig gerenelter Hihe, neben Brenzerzeugniſſen au Witt
mandeläls Dampf entläßt, Hat u) dem Verlaſſer dieſes Sam
vollſtaͤndig "beftätigt.
Bei der Bildung des Ovdrobenzamid -(au6 Verhfelwwirkung
Birtermandelöl und Ammoniaf), das fi, Wwiederholter Behandlung
fiedendem Alkohol, in dem es fi wie im Acther fehr leicht IHR,
werfen, wieder gänzlich zu Ammoniak und Hydrobenzyl herſtellt
erhielt Laurent außerdem noch: 1) das tn Wetter nahe gleich
in Alkohol weniger lösliche, in Wafler unldeliche, farb⸗, geruch⸗
T
) Bar as wäffeigsfüffige Ammoniak volllommen gefättigt, unb meehe noch:
man zugleih Ammonials Bas in Bittermanvelöl treten, fo erielgt unter 5
Grhitzung die Bildung von kryſtalliniſchem Benzamid, das, wie das
und andere Amide (oben S. 876), von waſſrigen Säuren ober Baſen
7152 ſich zu Ammoniak um Benzoefähre herſtellt.
4
gefjnnckiofe, in rechtwinkligen oder fehöffitigen Säulen anſchießende,
erhitzt ungerfept zus durchſichtigen, erkaltet nicht kryſtalliniſchen Mafle
erfiarrende, dem Hydrobenzamid ifomere, von Hydrochlorfäure (die
legteres zerſetzt) in der Kälte nicht zerfeßbare Benzhydramid Ca
Hg Ay; 2) das ebenfalls in Waller unlöslicge, geruchloſe, glänzend
weiße, yulverige, nicht das volle Einhundertfache feines Gewichts au
fiedeudem Wllohol zur Löfıng heiſchende, milroſkopiſch beſchauet aus
abgeplatteten, verſchobenen Priomen ober vielmehr ans feihsfeirigen,
unregelmäßigen Tafeln beftchenbe, in der Hitze vem vorigen ſich ähnlich
verhaltende Agobenzoyls Cy His Ay; 8): ad Benzoylazotid
(over Ritrobenzeyl), das uchen dem Azebenzoyl (als unlöslider
Rüdkand) in Form eines ebenfalls geruch⸗ und geſchmackloſen kryſtalli⸗
niſchen Pulvers hervorgeht, vom Waſſer nicht angegriffen wird unb
zur Loſang 350—400 ſiedenden Alkohols fordert u Ca Hz Ag. Laͤngere
mit Aifelien wandelt es in einen, noch näher zu unters
fucgenden kryſtalliniſchen Körper. Ws 2. ſtatt des Bittermandeldl's
poei Monate hindurch Benzoin mit wäfrigsflüffigem Ammoniak in
Berührung ließ, bilvete fih ein weißes, tm Abehol faſt unlösliches
Balver, das, mit fledendem Alkohol und viel Aenher behandelt, fi
zu äußerft fein ſeidenartig⸗kryſtalliniſchem weißen, im Waſſer gar nicht,
in Wiohol und Weiher fehr ſchwer ldolichen, geſchmolzen und wieber
erkaliet zur fafrigen Maffe erſtarrenden, ungerfegt deſtillirbaren, dem
Syrrobenzamid ifomeren Denjoinamis (oder Syprobengeinamib)
geRaltete.
») Bon der gewöhnlichen Darkellung des Bittermandeldis abweichend,
brachte Lanrent eine dergleichen Fläffigkeit daburch zu Stande, daß
ex eine fogenannte unterwärts gericgtete Deftillation ®), zum
Eatwidelungs s Berfahren wählte. Er ließ nämlich Waflerrämpfe von
oben nach unten bin einen mis Bittermanvelbrei gefüllten Hohlcylinder
durchſtreichen und fammelte dann bie zur Tropfbarkeit abgekählte Flüſſig⸗
beit in einer paflenden Borlage. Golden Weges erhielt er weniger
Det, als die aufkeigende (aus einer Defillirblafe ober einem Kols
ben mit Helm) und die fihiefe (ame einer Ketorte) Deſtillation zu
” gewähren pflegt, das von dem gewöhnlichen, meht-eber weniger farbs
a loſen rohen Dele ſich dadurch verfchieben zeigte, daß es, nicht wie jenes,
Ä erſt durch's Alter gelb (gofdgelb) wurde, fordern gleich von vornherein
‚ gelb war und alternd ſich bräumte. Gbenfo zeigte es ſich nach Monates
| friſt, als es während diefer Zeit mit waͤffrigem Ammoniak in Berüßs
zung geflanden. Rittelſt Alkohol und Aether vom bräunenden Deltheile
Man unterfgelset in der ansübennen Chemle destillatio per descensum
(unierwärts geriitete, z. DB. Theerfiämelerei), d. room, per asconsum
(aufwärts geriihtete) und d. obliqua (fhlefe).
63 %
298 .
befreiet, hinterblieb das weiße, unkryſtalliniſch⸗ pulvrige, nach dem Schuu⸗
zen koͤrnig⸗ kryſtalliniſch erſtarrende, in ſtarker Hitze zerſetzliche Ayo
benzoid = Ca Hices (oder 83 Bolum s Atome) + As *). — Lil
‚man Benzil aufs Neue in allogoliger Kalilöfung bei Siedhitze axf,
und erhitzt bie Flüffigfeit fo lauge, bis teren violette Farbe gaͤnzlich
verſchmunden, die Begenwirkung jedoch noch deutlich alkaliſch, and eime
Brobe der Flüffigleit wit Waſſer vollkommen miſchbar it, Dampft fe
dann im Waflssbade zur Trodne ab, zerreibt ben trecknen Rüden,
läßt ihn Hierauf. fo lange an des Luft liegen, bis alles Kalt in Gar
bonat verwandelt erfcheint, und eine in Weingeiſt gebrachte Probe niät
mehr alkaliſch gegenwirkt, LöR nun die ganze Maffe, fo weit fie loͤelich,
d. 5. fo weit. fie, nicht Kalicarbonat iR, in Weingeiſt, mifcht Wale
binzu und befillist den Weingeiſt ad, reinigt deu hievon werklichenen
‚wäflrigen Rüdkand mit Thierkohle, ſiltrirt (die Kohle mit ſiedenden
Waſſer auskochend) und dampft endlich alles zufammengegoffene Fläfig
im Waflerbade zur Kryſtalliſatien ab, fo erhält man reines beuzil
ſaures Kali, deſſen wäffrige Löfung zu Karl mit Waſſer verväunie
Hyrrodlorfäure gemifcht, damit. zum Sieben erhigt und hierin fo lanyı
erhalten, bie die bei jevem Sugießen erfolgte Trübung wieder gänzlid
verſchwunden if, eine Blüffigleit gewährt, welche, falls fe Kberihäfkg
Öydrochlorfäuse enthielt, erkaltend ſich leicht trübt und ſich bald mi
langen glänzenden, bucchfichtigen Nabeln (PBriömen) ven Benzib
fäure erfüllt. Diele läßt ſich bie 1000 0. ohne Sewichtsveriuk erhige
und ift daher an ihr 1 V⸗G. Waſſer — Cas Hıı O5; HO — malt
ſcheinlich als. au eine Baſe gebunden, die z. B. bei der Darfelius
des weißen,. ixhfellinifeh spulwerigen (uch fällenbe Meipfekgerfepen
von KalisBenzilat und Silberoxyd⸗Azotat entſtaudene) Gilbereoryi
Benzilat, durch das Silberoxyd, ale burd den Rärkeren Salzgründe
vertrieben wird; denn in biefem euchält fe nur 11 VB⸗G. A. Bei 12001
fegmilzt bie Benzilfäure: zus farbleſen Fluͤſſigkeit, welche jebech bei
roth wirb und unter Entwidelung violetter Dümpfe (erinnern «
jene des Indigo uud des Jod) eigentgämlichen Geruch entwickelt. D
Dämpfe verdichten ſich zu einen carminrothen, im Waſſer uutöslide
im Weingeif leicht Löslichen und ihn zöthenden, breunend ſchmeckende
unverändert beftillirbaren, oͤligen Fluͤſſigkeit. Wafler übt Die zei
weingeiftige Löfung. entfärbt fie aber. nicht; auch Gchwefelfäne u
Öyprocdhlorfäure ändern Die Sache nicht (auch jene fihöne, tie fscarmi
” Diefelbe Benennung erblelt ſedoch auch Lichig’s und Wöhlers Sqzwel
benzoyt = Cıa H;, S + 2 Cıa Hs Os; vergl. Unnal. v. Barm. XXI
(Seidelberg, 1839) &.16. — Die Benennung SchwefelbenzoyL Kat d
auch bie oben &,,989 erwähnte Berbinvung erhalten, man würke jene bi
aweiimäßiger, Ca Hs N als Bafe betreqhtend, ſaures benzoeſaures Benie
ſulphür nennen?
0
zothe Farbe, welde Benzffänze und ebenſo auch berem Salze ber
waflerarmen Schwefelſaure ertbeilm, hält ich mehrere Gtunden
hinbdurch; auch wenn bie Flüſſigkeit erhigt wird), wohl aber bringt
fe Ayotfäure augenblidli zum Verſchwinden (fo daß fie vielleicht als
fog. Reagenz für Azotſäunre dienen faun?), und ähnlich wirken auch
Kati und Ammoniak; vergl. N Zinin in den Ann. d. Pharm. XXXL
329 f.
9) Im ähhnlicher Weile, wie ſich das Blaufänreshaltige Bittermanbeläl,
buch Sinwirkung bes MandelsAlbumin (EGmulfin oder Synaptas)
auf Amygbalin, bildet (oben ©. 982%), fo feheint auch das flüchtige
- Genfdl, das man dur Deſtillation des (gleichviel: ob des Fettoͤl⸗
haltigen oder des durch Ausprefien sc. entfettelen) Samen vom [wars
zen Genf gewinnt, durch ähnliche Wechfelwirkaung zweier Bildungs⸗
heile hervorzugehen, welche in dieſer Bezichuug anf einander einwirken,
wie bie Bittermandelöls@rzeuger, umb von denen ber eine auch in bem
weißen Genf zugegen iſt. Beiden SamensArten entzieht, C. Simon
zufolge, Alkohol von 910/g bie ſog. Schaͤrſe. Der ſchwarze Genf
verliert dadurch den ihm eigenthämlichen Bildungstheil, der mit feinem
Myrofin, d. i. mit einem dem Pflanzen» Ribumin fi anreihenden
Bildungstheil, unter Einwirkung. des Waſſers, zumal des heißen (daher
bei der Defillation des ſchwarzen Senfs mit Waſſer), die Entfichung
Des flüchtigen, im Waſſer nuterfinfenden Dels bedingt, das durch⸗
dringend heftig und daher zum Thraͤnen reizend riecht, auf die Haut
gebracht ſehr bald Entzündung bewirf't und Blaſen zieh't, braungelbe
Barbe zeigt und den einige euere Chemiler für eine eigenthümliche
Azot⸗ und Schwefelshaltige Säure, genannt Myronfäure, erarhien zu
vürfen glauben, währen aus &. Stmon’s hieher gehörigen Berfuchen
ziemlich deutlich hervorgeht, daß dieſe Eäure ſelbſt erſt ein Erzeugniß
der Cinwirkung des Waſſers iſt. Ueberhaupt aber Ichrien Simon’s (in
Poggendorff's Ann. XLIU. 404 ff. beſchriebene) Verfudhe: aa) bei⸗
deu Urten yon. Senfſamen, dem ſchwarzen wie dem weißen, entzieht
Alkohol von 940/0 die ihnen zukommenbe, ſchon beftchende Schaͤrke;
PP) dem geikigen Audzuge dee ſchwarzen entzieht man die in ihm
enthaltene, binfichtlih ihrer Wirkung auf Myrofin der des Amygdalin
| auf Emuljlon aͤhnelnde Miturfache der NetherölsBildung, das Sinapifin,
in Indem man zuvoͤrderſt, mitte Deſtillation ten meiſten Alkohol entfernt,
E baun aber den noch Weirgeiſt⸗haltigen Deftillationsrädkkann wiederholt
mit der 4—5 Menge Aether dergeſtalt behandelt, daß das foldhen Weges
fig ergebende von Zuder, fettem Del und Weichharz befreiete, im
Aether Har lösliche Extract, nachdem es durch neues Löfen in M⸗pro⸗
— —
Oben ©. 982. Nobiquet wies dieſes Verhalien zuerſe nad au nannte bad
Gmulfin, von auvarırı entlehnt, Synaptas.
centigem Weingeiſt und Eutfärben diefer Löfung mit Thierlohble, Yard
fog. freiwilliges, an ber Luft eiutretendes Verdunſten des Weingeiſtet
gereinigt worden, das Sinapifin entweder in biendenbweißen , Fiſch⸗
ſchuppen ähneluden, ober dem Silberoxyd⸗Acetat ägnlichen, fublimirberen
Kryſtallen entläßt, die, löslich in fetten, wie in aͤtheriſchen Delen,
im Alkohol und im Weiher, weder von Säuren noch von Alkalien aufs
genommen werden, von leßteren jedoch Gelbung erleiten. ©. erhielt
von 55 8 Senf nur 80 Gran biefös Bildungstheils, fand aber, be
4 Gewichtstheil defielben mit 6 Emulfin aus ſchwarzem Eenf verrieben
und dabei erwärmt, deutlichen Senfäls@ernd; entwidelte; yy) trodner,
fettölfzeier weißer Senf entläßt an Alkohol das im Aether wuldslice
Sulphofinapifin, das früherhin zwar dem Namen nach, aber us
in Berbintung mit Ginapifin befannt war; eine Verbindung, welde
Heury und Karot wie bemerft, Berzelins hingegen Sinapiz
nannte, die, B, zufolge, in Eleinen farblofen, in Mafle ſehr umfang⸗
zeigen, kichten, bitter» und fenfartig ſchmeckenden, im Alkohol und im
Waſſer mit gelber Barde löstichen Prismen anfchießt, welche unte
ihren Grundſtofſen auch A und 5 enthalten und, mit Waſſer und
Moyrofin zufammentretend, neben Schwefelkyanſäure auch einen eigens
geartetem fcharfen Stoff, die Urfache der Schärfe des weißen Senfs,
entwideln, daran jedoch gänzlich gehindert werben, fobalb das beis
.. gegebene Myrefin zuvor der Gerinnung unterworfen Worden war; ein
e Beenden jener Wirkfamtet, welche, Simon gemäß, für deu weißen
. Eenf anch ſchon eintritt, wenn derfelbe, als Emulfion (. i. ja
Samenmilcd angefioßen) erwärmt wird, ohme Sierhihe zu erreichen,
oder wenn ihm eine verbimnte Löfung von Kalicarbonat Beigeneben
worden; 33) Mether entzieht trocknem, entfettetem weißen Senfe durch⸗
aus feine Schärfe, Hatte man uber bie Genfkleie mit Waſſer befewchtet,
ſo erfolgt ein Außerfi ſcharfer und ſaurer ätheriger Auszug, der, zu
Extract abgevampft, an Schärfe dad Weichharz des Pfeffert
(d. i. die Urſache der Pfeffer: Schärfe) übertrifft. Alkohol von HOP,
entzieht Daun ber durch Mether antfchäriten Kleie no Sulphoſinapiſta
ee) behandelt man entfetteten, trodnen weißen Genf mit Waſſer, fi
wird dieſes nicht allein fehe fauer, fondern auch fehr fharf; hatt
man ihm aber zuvor das an fich weder fanre noch fharfe Suiphe
finepifin entzogen ud zugleich (mittelft wiederholter Auspreffung *
vem Altohol befteiet, fo macht ihn Näffung mit Wafler weder jame
noch fharf; 55) beide Erzeugnifie, bie Schärfe und die Säure, laſſen fü
einigermaßen von einander fundern, wenn man das ans der angefend
*) Man entichärft Genffleie am leichteſten, indem man fie wiederholt fo oft m
Altohol naͤßt und nach einiger Zeit auspreft, bis Re Waſſer nicht mehhr ſcha
und Allalien fie nicht mehr gelben. j
teten weißen Genftleie mittel Aether gezegene Ertract, nachdem es
Atherfrei geworden, in Weingeiſt löſt (melde Loͤſung fich bald zerſetzt
uud Hydrothion ⸗ Geruch verbreitet) und ſolche Löfung der Luft ausſetzt;
es bilden fi daun zwei Blüffigfeiten eine obere, wäflrige, leichte, fehr
fanze, yub eine untere, weichharzige, bramme, ſehr zähe, ſcharfe.
Behandlung diefer fcharfen Maſſe mit Alkalien entzieht ihr alle Eäure,
zugleich aber aud die Schärfe, alſo entläuert und entſchaͤrft zeigt fich
Ins rütkſtaͤndige Harz ſchwefelfrei. Unterwirit man aber das urfprüng-
liche Extract der Erwaͤrmung. während «6 die Luft berührt, fo verliert
es, wie unter gleichen Umfländen der Genf felbft, ſelne Schaͤrfe;
m) läßt man das miltelft Aether gewonnene ſcharfe Ertract, ſtatt es
in Weingeiſt zu löfen, in einer offenen Schaale ſtehen, fo ſcheidet fi
baraus nad einigen Tagen ein eigenthänliches, Pünktchen darflellendes
Trzeugniß, Tas, von Simon durch Erncin bezeichnet, im Aether,
Schwefelkohlenſtoff oder Carbonſulphid (oben S. 875 *) und Terpentindl
leicht, im Weingeift nur durch andauerndes Sieden, löslich, im Mafler
und wäflrigen Ammoniak dagegen unlöslicg ik und von Alkalien auch
nicht gegelbt wird. Mus ber Aetheroͤl⸗Loͤſung ſcheidet es ſich als uns
Ichfiallinifches, feines, gelbweißes Pulver 4%), 99) bie durch Behan⸗
deln des fcharfen Ertrafis mit Waller gewonnene Säure (Senfläute)
unterfcheidet fi) von der Schwefelblaufäure, mit ber fie früher
verwechfelt wurde, ſchon dadurch weſentlich, daß fie undeſtillirbar,
iR. Ans ihrer alfoholigen Löfung kryſtalliſirt fle, wirft, am Alfali
gebunden, auf Gifenoryd-Auflöfungen (durch Wechfelzerfegung) roͤthend,
hierin dem Eulpbafinapifin ähnlich, wird aber von Allalier nicht
gegelbt.
2) Hudatka zufolge IR das mittelſt Deſtiſlatien dem Meerrettig (Coch-
learia Armoracia L.) oder fog. Krehm“ entzogen, in demſelben ſchon
fertig vorkommende ätherifhe Dei dem GSenföl nicht nur vollkom⸗
men iſomer, fondern ihm auch im chemifchen Verhalten völlig glei.
8 feht daher auch, wie das Eenfoͤl, mit dem gafigen Ammoniaf den
Zhiofinnamin genunnten künſtlichen -Salzgründer [Ce H, AS, +
AH3 — Cy Hg Ag Sa] zuſammen, der aus feiner wäflrigen Loͤſung In
farb⸗ umd geruchlofen, fehmelzbaren Prismen kryſtalliſirend, gleich dem
Altaloiden, Saͤuren bindet und, mit 2 PBOHO digerirt, ſich mit denfelben
®) Die mehrerwahnte Zantogenfäure iſt dieſes nur, fofern fie — mittel Alkehol —
mit Aeihyloxyo (Aether) verbunden worben; vergl. m. Gruudz. I. 921. Biels
leicht if die weiterhin erwähnte Senffäure eine äbnliche Verbindung des Sul⸗
. Yhoflnapifin mit Ac0?
°., VCtwa amorphe und theilweiſe Ihres Aethyloxyd's beraubte Senfſaͤure — Amorphes
Amygdalin (oben ©. 983) findet ſich in Kirſchlorbeer und in ber Rinde der
Tranbentirſche (Prunus Padus L.). Auf Synaptas wirkt aud das amorphe
Ampgralin, Bittermanbelöl bilbend. — Jo» färbt übrigens Einaptas Intenfiv roth.
1000
: weihfelgerfehend, feinen B⸗Gehalt an das Blei, fo wie 2 feiner HrBers
hältnifgewichte an bie beiden O ber 2 PbO überlafiend, in das ebenfalls
sollfommen bafliche Sinnamtn = Cg Hg An übergeht, das baüſch
genug iR, um fowohl den Salzen bes Eifen⸗ und bes Kupfer⸗Orydes
ihre Eäure zu entziehen, als and um das Anımoniat aus Aınmonorybs
Salzen zu entbinden. Und ebenfo giebt auch das Meerrettigöl (und
wahrfcheinlich verhalten ſich aͤhnlich die Aetherdle des Löffelkrants, ber
Bivtebel, des Kaoblauchs ıc.) unmittelbar feinen ganzen Schwefel @ehalt
an das Blei des Bleioxydhydrat ab, wenn es, gleich dem Genföl, im
Berhältniß von 2 fog. Atom (== Cı6 Hıo Ar Sa) mit 4 PbOHO in
Wechſelwirkung gerathend, ſich in eine dritte fog. organiſche Baſe, in
das in fiedenbem Wafler ſchmelzende, in weißen glänzenden Blärtdhen
kryſtalliſirie Sinapolin — Oix Hı2 Aa O2 verkehrt, während 2 ſei⸗
nee C mit (2 O von 2 PhO und 2 O von 2HO) 4 O fi zu Garbonfäure
verbinden, fo bie 2 umzerfeht bleibenden PhO in 2 PbOCO, verwandeln,
und die übrigen beiben Pb (mit 45) ZPbS nnd 25 barftellen, bie id
Blei denen 2 PhPCO, in Rieverfchlagform fcheiden. Nicht minder
umbildenb, wie das Emulſin (Synaptas) auf das Amygdalin ein
wirkt, fo auch auf das von Fontana, Leroux und Buchner vor
mehreren Jahren in verfchiebenen Weiden⸗ und Pappel⸗Rinden *) ent
vedte Salicin = Cyan Hay Om. Biria’s Verſuchen zufolge erfolgt
nämlich, fcgättelt man ein Bemenge von frifchbereitetem Gmuifin und
%) Auch in ven Blättern ver Weiden findet fi das Salicin, jeach im vor
haͤltlich geringeren Mengen, ald in ven Binden. Lehtere werben daher im ber
Regel nur zu veſſen Darftellung benntzt, inkem man 3. B. 6 & verſelben fein
zertheilt dreimal mit Waſſer autkocht, den aljo gewonnenen wäſſrigen Auszug Bis
zu feiner Intfärbung mit Bleloryb (mit gepulverter Bielglätte) fichet, ben Abfud
von dem dadurch entſtandenen: Gummi⸗, Berbfänre- ıc. und vom Bleloryb abjeihet
und das im der durchgeſeiheten Stüffigkeit enthaltene Salicin⸗Bleioxyd anfänglich mit:
tell Schwefelſaure, letztlich Durch in Waſſer gelöſtes Schwefelbarynm, vom PbO
befreit. Die alſo gereinigte, filtrirte Salicin⸗Loͤſung entläßt daun, gelinde abge⸗
dunſtet und kalt geſtellet, entweder in Form von kleinen, farbloſen, glaͤnzenden
Aſeitigen Priomen, oder auch in Schuppchen, die, mikroſkopiſch beſchaut: wectens
gulare, ſchief abgeſtumpfte Kanten darbietende Blattchen varſtellen, das reine, in
Aether und fluͤchtigen Oelen unlösliche, in Alkohol ſehr, in ſiedendem MBaffer in
“ fafl allen Merhältniffen, in 100 Thellen 1900. — 150,8. habenden aber nur
im Bertältniß von 17,86 Töslihe Salicin, das in erſterer Form aus ange
fäuerter, in letzterer aus ungefäuerter, zumal weingeiſtiger Löfung jedoch ſchwüri⸗
ger anſchleßt, bitter ſchmedt, bei1200 0. — 960 R. ſchmilzt, flärker erhitzt geib
wirb und harzartiges Anfehen gewinnt. Bon waflerarmer Gchmefelfäure toirb es
mit gefättigt purpurrotber Barbe aufgelöst; durch Ausſetzen an bie Luft gefeuchtet
ſcheidet fich das hlebvurch abgeänberte Sallein in Form eines purpurrotien Pulvert
(Braconnots Rutilin; f. m. Grundz. I. 738.) ab, pas in Wafler loͤtlich iR
und es rothgelbet. Maͤßigverdünnte Schwefelfäure Lö das Salicin, gleich allen
verdünnten und an ſich ſtark fauren Säuren in größerer Menge farblos auf,
es weſentlich verandernd. Die Rinder von Salix incana Schranck, S. Helix,
S. amygdalina etc., Populus alba, P. tremula etc. fine rei an Salicin.
. gg
201 -
N
im Waſſer gelösten Salicin von Zeit zu Zeit, feht dann, nach einigen
Stunden, Weiher hinzu, die Schättelung ernenend, und hebt dieſen,
nach beeubeter Klärung durch ruhiges Stehenlaſſen ab: Berfallen des
Saliein's in das, im Mether gelöfle, Saligenin und in bie den Dos
denſatz bildende Glucoſe. Exfleres, durch fog. freiwilliges Aetherver⸗
hunfen ich in Jorm großer, perimmtterglängender, farblofer Tafeln
ſcheidend, färbt Bifenorybfalze oder das demſelben entſprechende Eiſen⸗
qhlorid ſchoͤn indigblau, waſſerarme Schwefelfäure (fich in derſelben
auflöſend) roth, und wandelt ſich durch warme verdſmnte Saͤuren im
einen anderen neuen Stoff, in harzartiges Salicetin und in Trans
beuzuder, durch oxydirende Stoffe dagegen, nach Naaßgabe ihrer
Wirkungswetie, in ſehr verfchiedene Erzeugniſſe um. Mit MnO, und
verbäunter Schwefelfäure 3. DB. gewährt es, gleich vielen andern Orys
von des Kohlenwaflerfloffe: Garbonfänre und Formylſaure, mit
Azotſaure: PBilrinfänre (d. 1. Pilrofäure oder Kohlenſtickſoffſaͤure).
Unterwirft man Dagegen Saltcin, ber, von Wärme begleiteten @ins
wirkung der Ehromfänre, wie dieſe z. B. auf baffelbe zur freien
Wirkfamkeit gelangt, wenn man 4 Theile im Waſſer gelöften faures
chromſaures Kali mit 3 conc. Schwefelfänre vermifcht und vieles ſaure
Gemiſch nach und nach in kleinen Antheilen, in die in einer Tubulats
vetorte befindlide, nahe fledenbheiße Löfung von 1 Theil Salicin in
6 Theilen Waſſer, durch den Retortentubulns hinabflleßen läßt, fo er»
leidet das Salicin — unter Waſſerbildung, bervorgehenb theils durch
Berbindung entſprechender Antheile feines O und H, teile von einigen
ber letzteren mit O⸗Antheilen der Ghromfäure (jo daß im der Netorte
grüwes, ſchwefelſaures Chromoxyd verbleibt) — heilende Ymbilbung,
Der zufolge .e6 in einer Seite in Carbon» und Bormyliäure, anderer
Geits in Pirta’s fauren Galichlwaflerftoff, (Hydroſalicylſaͤure) oder,
sie vie meiften Chemiker biefe Berbindung erachten, in Salieylichts
fäure (Salicyliges oder Gpiroyliges Säure) zerfällt. Diele beſteht,
in Berhältnißgewichten ausgebrüdt, aus Ca He Og, gehört alfo in bie
Benzoyl⸗Reihe, zumal wenn man ſie (wofür ihr chemifches Werhalten
zu Salzgründern ſpricht) ale ein Hydrat, alfo = Cıs Hs O3 +HO
betrachtet; da fie baun: als der Benzoefäure ifomer, fich bewerthet
(oben S. 881) und ein dem Benzoyl ifomeres Salicyl (Sy. oben
©.881) ale Grundlage voranejehen läßt, die vieleicht zunaͤchſt hervor⸗
gieng aus 40c (8. 873) + 5Hcy? In diefelbe Reihe fällt dann aber
auch bie Guajachlwaſſerſtoff⸗ oder Hydroguajacyl⸗Säure (= Cia
Be O4 Salicylichtſaͤure 4 2H) bie, ſonſt unter der Benennung Brenz⸗
gunjacs oder PyroguajarsSäure befannt (m. Grundz. J. 924) und ges
reinigt vollkommen farblos ift, hingegen, der Einwirkung wäflrigen
Kali’s und ber Luft ausgefebt, alle jene verſchiedenen Färbungen durch⸗
‚läuft, welche das Guajacharz unter dem Einfluſſe von Luft, Licht,
- Berührung von Bafler mit Bummi, (a. a. O. 6.550, 664) erleidet,
.
— — — — — —— ——— — — ee —
1008
deſſen geiige Löfeng oder fog. Guajactinctur von otichtſaure
fo wie von Eifeuchlorid in ähnlicher Weile gebiäuet wird, wie es
bei dem mit Gummi und warmem Wafler verriebenen Harz (durch
Grimung hindurch) der Fall if.) Es kommt übrigens Die Sali⸗
tylichtſaäure ſchon fertig in den Blüthen ber Spiraca Ulmaria L.,
begleitet von einem weder feuren noch baflfchen flüchtigen Dele vor,
wie foldjes im Jahr 1885 ber Entdecker ber (ungereinigten) Saliry
lichtfäure, Apothefer Bagenfiecher zu Bern, ans feinen Berfuhen
(Buchner’s Repertor. d. Pharm. XXIX. 337) folgern ließ, und wie
es dann fpäterhin Löwig, Piria und Ettling unzweifelhaft nads
wiefen, indem fie zugleich fe Fünflich darzuſtellen lehrten. Dark
wäflrige Defillation aus ben genannten Blüthen gewonnen, ſtellt bie
rohe Salicylichifäure ein rothes, dem Bergamottöl einigermaßen Au
lich riechendes Aetheroͤl dar, das jedoch bei Luftausſchluß aus der Ke⸗
torte in gefältete Borlagen wiederholt deſtillirt farblos erſcheint,
Hinficgtlich feines Geruchs an das Biltermandelöl erinnert, bei Luft:
berührung ſich aber fofort wieder röthet, breumend würzig fchmedt,
im Waſſer ziemlich Isslih if, Lackmus nicht röthet, Eifenorypuliaige
"nicht ändert, wohl aber EifenorybfalzsLöfungen ſogleich gefättigt
violett, Ciſenchlorid Hingegen ſchwarzblau färbt, mid Weiher
und mit Allohol fich in jedem Berbältnig miſcht, und ale Dampf bie
Dichte des gefigen Benzoefäure-Hybrat — 4,276 barbietet. Mit trods
nen Kalihyerat gemifht und gefchmolzen, entwickelt ſich (auf Koſten
- des Hydratwaſſers) viel U⸗Gas, anb-bilder ch falichlfaures Kali,
dem man dos Kali mittelſt Hybrodhlorfäure entzieht, um fo das
Syrat der Salicylſäure = Cı4 Hs; O5 -+HO zu ſcheiden. Dieſes
kryſtalliſtrt ähnlich ver Br (wie denn au Ettling ans Bengoefäure
Galicyifäure erhielt; Am. d. Chem. und Pharm. LIE. 383), iR
in kaltem Wafler ſchwerloͤslich, Löslicher im heißen, und fehr Züslich im
®
-
P Das Guajacharz enthält außer 2 eigentlichen Harzen, bie beibe fauer find (f. m.
FSrundz. 1.550, von denen eines, das etwa 1,0 des Ganzen beträgt, vollkommen
buröfigtig und in wäffrigem Ammoniak auftötlic iR); die von Thierrh entweite
Ouajacfäure (—C,2 Hg O2), die jedoch, Ihres weit geringeren’
wegen, nicht jener Reide eingefügt werden Tann, wit wur im Yetter uns Uls
: Tohol,. fordern and tm Waſſer leichtlösti iR, was fie von ber „Bengoefäure
und „Zimmtfäure* leicht unterfchelven laͤßt, und Die aus ber Aetherstöfung in Bär»
hen anſchießt. Das aus der Alkoholigen Guajactinctur durch in Weingeik ge
löftes Bleioxydacetat gefällte und mittelft HS vom Blei befrelete una alio gereis
nigte Gnajacharz, nannte Belletier: Guajacin. — Mit ver Gyarogue
jacinfäure beftiflist (bei deren Bereitung durch trockne Defillation bes GBuajar)
geht ein flüffiges Erzeugniß, von Devitle und Belletier: Buajacdn genannt
über, begleitet von einem in glänzenden Blättchen Irpfiallifirendem, zwar
ſchwach fanren, aber dennoch mit fäurefreien Alkalien verbintungsfägigen Stofff. —
ThierryYs Guajacſäure würde, ihrer Iufammenfegung gemäß, richtiger Syara«
ga ajachlichtſaure zu bensunen ſeyn.
1008
Alfohol und im Weiher, ſchmilzt bei 1580 C. == 1260,4M., wub Herflüch«
tigt ſich, in langen, Benzoefäure-ähnlichen Nadeln fablimirend, röthet
Lackmus, ſchmeckt, den Schlund etwas reizend, ſüßlich, verhält Ach zu
ben Eiſenoxydaten wie die Salicylichtſaäure und zerfällt, mit Glaspul⸗
ver oder Kalt raſch deftilliet, in Garbonfäure und in die, der Galys
cglichtfänre ſehr aͤhnliche, farblossölförmige, duch Abtähhıng leicht
erflarrende, von Runge im Steinfohlentheer aufgefundene, demſelben
durch Kalilöfung emtzogene und von RM. Karbolfäure genannte,
Kreofotsartig, aus Galicylfäure bereitet, wie friſches Bibergeil (Ca-
storeum) riechende, fehr Abende Brenzflüſſigkeit, die wefentti übers
einfkimmt mit Unverborben’s Kryfallin und die Eanrent aus
den Steinkohlengas⸗Oel fonterte und durch Phenylhydrat bezeich⸗
nete, Gerhardt auf dem erwähnten Wege aus Galicyifäure Darflellte
aud Phenol nannte. 9) Sie gehört jedoch nicht der Benzoylreihe am,
denn fie beſteht aus Ci2 H,O + HO; fie verfehludt mit großer Hef⸗
tigfeit Ammonlalgas, aber ohne daß es dabei zur Amid⸗ und Waſſer⸗
bildung käme. Die Salicylfäure fommt ebenfalls ſchon fertig
gebildet vor, und zwar, was ncch merfiwärbiger if, mit Methyls
Oxyd (oben ©, 851 Anm.) verbunden, zu einer flüchtigen Hlfärmigen
Sänre, Toder vielmehr zu einem fauer gegentwirfenden Aether, dem
MeO Sy verbunden; 6.876 u. f. f.) der Banliherinfänre, d. i.
des in neuerer Zeit ale Duftmittel (unter ber Benennung Winters
gründöf) häufig in Gebrauch genommenen Aetherbl's der in bie Familie
der Ericeen gehörigen Gaultheria proeumbens, die im Hanvel auch
unter der Benennung canadiſcher Thee befannt if, und die num
bie Sgemiler in den Stand ſetzt: ſich die Salicyifäure in erwünfdhter
Menge verfähaffen zu Fönnen; denn deſtillirt man bei mäßiger Wärme
jenes Actheröl mit einer Ralis oder Natronsköfung yon 400 B., der man
noch einzelne Stuͤckchen Natron- oder Kalibyprat Beigegeben Hatte, fo
gebt in die moͤglichſt kalt gehaltene Vorlage Holzgeit (Holzalkehol, d.i.
Methyloryd⸗Hybrat— Cꝛ H30-+HO) über, während in der He
torte, neben freiem Kali, an Galicylfänre gebumdenes Kalli verbleibt;
in Waſſer gelöft und mit einer Mineralfäure verſetzt, ſchlaͤgt fich aus
folcher Löfung bie gefchtedene Salicylfänre reichlich nieder. Hatte man
die wäflrige Löfung, vor dem Zuſatz der Mineralfäure, mit Gaultheria⸗
fänre gefättigt, fo erhält man das in Waffer, wie in Alkohol loͤsliche
und aus dieſen Löſungen kryſtalliſirbare gaultheriafaure Albali, vefiew
*) Uns Galicyifänze dargeſtellt nannte man fie font Salih one. Aus Steinkohlen⸗
ugniflen gefdgienen riecht fle Kreoſot⸗auſchend⸗Ahnlich, aus Salichl-
ſanre dargeſtellt na friſchem Bibergeil, if jedoch in beiven Bällen in
langen, Teihtflüffigen, farblofen Prismen kryſtalliſirbar, ſchmilzt fon bel wenigen
Graren über OPC., träumt ſich Hei Suftzuträtt, färbt ſich mit Gpromfänre ſchwarz,
uns bilder ih auch ans ipeen fenerbeſtandigen Salzen durch trockne Defillation.
1004
Lifeng mit Mineralfäure verfeht die Gaultheriaſäure in unyeränbers
ter Delform entläßt, die indeſſen, läßt man Alles 24 Stunden hiudurch
ruhig ſtehen, ſich in Galicylfäure verwandelt, die durch Behandeln
der in Waſſer gelöflen Maſſe mit Hydrochlorſaͤure foldden Weges fehr
sein bargeftellt werden kann. Umgekehrt entficht Baultheriafäure
aus Galicykjäure und Metbyloryd, wenn man ein Gemiſch Yon waſſer⸗
armer Gchwefelfäure und Holzgeiſt mit Galicylfäure deſtillirt. Läßt
man in verichloffener Flaſche 1 Bol. Saultheriadl hit 5—6 Vol. wälls
zigen Ammoniak einige Tage in Berührung, fo bildet ich ſtark fauer
gegentwirkendes, in kaltem Waſſer faum, in flebendem leichtlosliches,
durch Abvampfen nabelförmig kryſtallifirtes, bei 1000C. ſchmelzendes
und geſchmolzen überbeftillivennes fog. Salichl⸗Amid, das Cahoursé
zufolge zwar =Cı4 AHr O4 (und damit ifomer mit der weiter unten zu
gedenkenden Anthranilfäure) ik, William PBrocter’s Berfuchen
zufolge (der das fog. in Aether wie in Alkohol, und befonbere in Am⸗
moniakhaltigem Waſſer leichtlösliche Amid, durch Umfrhflallificen ans
ſiedendem Alkohol in reinen, vierſeitigen, zweiflaͤchig augefchärften Pris⸗
men darſtellte) jedoch weder durch Erhitzen für ich, noch mit fenrbeftäns
digem Alkali, Ammoniak entwidelt — fondern in erfierem Balle fi in
Borm weißer tridifivender Kryſtallſchippchen fublimirt — und ebenfos
wenig burch Behandeln mit Schwefelfäure oder Hybrochlerfäure freie
Salicylfänre und gebundenes Ammonoxyd gewährt. Friſch bereitetes
gauliheriafaures Kati faͤll't übrigens Bifenorybul aus Schwefelfäure
blaugran; hatte men aber bie Löfung zuvor erhitzt und einige Zeit
im Sieden erhalten, fo erfolgt Fein Niederſchlag; weil nun, flatt gaul-
theriafaurem Kali, falicylfaures gegeben it. Derfelbe Salzgründer alfo,
ber bei gewöhnlicher Temperatur, während er fidh mit der Gaultheria⸗
fänre verbindet, dieſe Säure ungerfeht läßt, ſtellt bei Siedhitze bie
Baſicitaͤt des MeO her, indem er ſich zugleich, als ſtaͤrlere Bafe, der
durch feine Gäureforderung hergeflellten Salicyifäure bemädtigt. Die
im Handel vorkommende ölige Baultheriafänre, verliert durch Rec⸗
tificetion ihre zothe Farbe (eine Färbung, die, und ebenfo auch jene
der Galicylichtfäure, oben ©. 1002 von einem entflandenen, nicht
beftillicbarem Euboryb herrühren dürfte), und bat, alfo gereinigt, eine
Gigendichte von 1,173, fledet bei 2110 C. = 1680,8R., und ertheilt
dem Mafler, obgleich es demſelben nur fehr wenig zugänglich if, feinen
beennentwärzigen Geſchmack und angenehm duftenden Geruch; in Ame⸗
rika benugt man es vielfach zur Würzung bes Gyrupe, und bezieht es
aus New⸗Jerſey, wo der Strauch in großer Menge wäh. Mit
rauchender Azotfäure erhitzt es ſich heftigſt unter Ginwidelung von AO
und AOz, indem es ſich zu einer kryſtalliniſchen Mafle orybirt, bie
(umfryfallifirt) in äußert feinen weißen Nadeln anſchießt, aus Cie
Hy Aa Oro beſteht und damit ifemer iR jener Verbindung, weldde MeO
mit ber, weiter unten zu gebenfenden Antlfänre ober Anilfals
3005
yeterfänze (Inbigfäure ober Altroſalieylſaäure) gewährt.
Längere Unbauer ber Einwirkung ber Azotſäute oxydirt jebrch das
Ganze zu Pikro ſaͤure *) wie das auch mit der Galicyifänze, dem
Galicin unb dem Coumarin oder Tonkin (und mehreren andern
. seganifchen Erzengniſſen) der Fall if. Das Tonkin, in den Tonka⸗
bohnen, aber and im Gteinflee (Melilotus oflic. Lam. Beides
Dianzengebilte, die zur Berbefierung des Schnupftaback⸗Duftes ver⸗
wendet werben) und im Walbdmeifer (Asperula odorata, das als
würzige Beigabe zur Darflellung des fog. Maitrankes vorzüglich
beliebt iR) vorkommenb *%), if ein fog. Stearopten, der durch Falten
Allohol von 500 B. ven Bohnen ober Yen Kräutern entzogen und von
demſelben wmittel® theilweiſer Deſtillation gefondert, erkaltenb nus dem -
fgeuppiden Rückſtande in Heinen gelblichen (aus ven Arkntern Rammenb
tm gehnlidden) Prismen anfchießt, die durch Umkryſtalliſiren gereinigt,
vollloumen weiß erfäheinen, bei 500 0. == 400R, ſchmelzen und bei 2700C.
== 21008. Reden, deren Dampf heftig auf das Gehirn einwirkt und bie
kalt fo hart find, daß fie zwifchen ven Zähnen knirſchen. Es laſt fh
2. im kalten, leichter im heißen Waſſer, loöͤſt fich in verduͤnnten
Säuren ſelbſt bei ſtarler Anwärnung unverändert auf, beſteht aus
Cis Hr Og, feitt, Yon rauchender Azotſaͤure berührt, zunähf IH ab,
and nimmt Dagegen Unterazotſäure (AO4) auf, damit ſog. Nitzerons
marim gewährend, oxydirt ich, mit Kakitöfung behandelt, auf Koſten
des Waſſers und daher IH als Gas entlafiend, zur Gouinarins
fänre oder Soumarfäure — Cie Hy O5, bie bei höherer Tempes
ratur von Kalihydrat berührt 4C una 2H verliert, und fo in (an Kali
orbundene) Galicyifäure übergeht. Die SGonumarfäure ſcheidet
Ah, vom Kali vurch wäfirige Saͤure getrennt, in fehr feinen Blaͤtt⸗
chen kryſtalliniſch, ſchmeckt bitter, fAN't mittelſt Wechſelzerſezung AgO
gelb, röthet Ciſenoxyd⸗Aufloſung, giebt erhiht harzigen Räckſtaud
und von Kali binbungsfähiges (dann gegen Fer O3 wir bie Con⸗
marf. wirkendes) Brenzol, und entwickelt dabei anfaͤnglich Dampf, der
auf das Geruchsorgan ähnlich wirkt, wie jener der Br. Das Mitros
coumarim färbt ſich mit Kali⸗Lauge gefättigt orangeroth. einem
Cs und NA⸗Gehalte nach reihet ſich das Conmarin in die Ckanem yl⸗
Reihe ein, d. t. in die Reihe jenes von Dumas und Beltgot
erfchlofienen, Cinnamyl genannten Rabicals (Cis Hr On), das um
GE verminbert bie Formel bes Besen (Cıa Bs 02) ewahrr
e) Bifrinfäure, virtia ſalpetert aurt ober Koblenftiftofffänre — Cs Ha
Az O14 Ser, wie Anbere vorausfegen: Ci2 Ha A -F Og Ir. 1. dat Oxyd eines
um 3 H armeren Gezweitftoffet; als die Karbolſaure, verbunden mit, ober] 4
2AO;5 HO.
“) Berl. m. Grundz. I. 718. Die Tonkabohnen find die in ben Fruͤchten ber
Coumarouna odorata Aublet, v. i. Dipterix odorata wu ent⸗
haltenen Saamen. J
waͤhrend die Ginnanylfäure = Cs O5 ır BHO — b. i. bie uw
ter andern aus bem Zimmtöl, durch atmofphärifche Oxydation befielben
„entftehende und fich daher im altem Dele der Met, neben Zimmt⸗
. Gteaxopten kryſtalliniſch vorſfindende Simmtfäure 9) durch gleichen
Verluß in Benzoylfäuze (Ci4 Hs; O3), Soumarin in Salicia und
Eoumarinfäure in Salicilſäure verkehrt werken würde.
9) Das Bimmtöl genen Dumas und Peligot übrigens Cinna⸗
myl⸗Waſſerſtoff; gewöhnlich ſtellt men jeno die Ginnamyls
f &ure dar, aus dem ſchwarzen Berubalfam, d. i. fehr wahrſcheinlich
ser aus Rindenflüäden, Achen und Gaamengebäufen des Bernbalfams
baums (Myroxylon peyuiferum L. 5.) mittel troduer, nad) unten
gerichteter Deflillation gewonnene Theer. Echüttelt und erwärmt man
ihn gelinde mit Kalilauge, fo fiheidet ſich daraus bas farb und gerad
Iofe, im Waſſer zu Boden finfende ölartige, auf Papier Fettflede er
zeugende, im Waſſer kaum, in Alkohol und befondere in Mether [ds
liche Ginnameln (Cs Br O2 = Ginnamyl — 409), das mittel
©) Das- im Ganbei vorlommense BimmtöTl wir aus venen Abfällen (nur Des
Rilfetion mit Kochſalz⸗haltigem Vaſſer) gewonnen, - weidhe fi beim Untrinben
Der Ajährigen che des ceyloniſchen und bes malabariſchen Zimmtbaums (Lau-
‚rus Cinnamomum L. orer Cinnamomum Zeilanicum Noes um
"Laurus Cnasia L. over L. Malabathrum Reinw.) ergeben. Friſch ve
mitt: zumal bei Abhaltung der Luft, iR es farblos, gelbt und gelbröthet ſich
aboer baln, in Volge des Auftzutritts und zerfällt dadurch zunälh in zwei eins
‚ ander ſehr ähnlige, im Mahler. ſehr fchmerlösliche und barin zu Boden finfewse
“ farblofe, .1,034 bis 1,035 Gigengewidt befigenve, im Alkohol und im Aether
hingegen ſchr leichtlösfiche, "anfänglich füßlich, bald darauf brennend ſchmeckende,
jcharfe, wohl aufbewahrt großes, regelmäßig kryſtalliniſches, farbloſes ober gelb⸗
liches, meiſtens Si am tſaure beigemifcht enthaltendet Gtearöpten entlaffenbe
Metperöle un in zwei braune, in deu Delen geiöße Sarze, bildet ſich
, aber außerdem in kryſtalliniſche Zimmtſaͤure um. Das Stearopten riecht, geſchmolzen,
na Bimmt und Vanille, und erkarrt durch Abkühlung zur kryſtalliniſchen Maffe,
Me talgartig, hintennach zimmtähulich und wirgig breimenb fchnseckt, um zwi⸗
fügen zen Zahnen knirſcht. Die ſriſch zerrieben feinen Bimiaft entwideiunen
Lätter ber Zimmtbäume geben, mit Maſſer veſtillirt ein ven Gerweizzuellen
Ahnlich riechendes Del, die Früchte ein dem Wachholveröl ähnelnde Die
Mureln entkälten von fehe theuren Zimmtkampher, d. i. wahrfeinlidh ein
. Vem · Etearopten haliches Gebilde; vergl. m. Erundz. I. 714. Bon nem im
1 nKankel sorlommenven Ol. Cinsamomi veri verſchieben Ik vas O1. Cinna-
omi Sinensis benannte, das dem Gaffiengimmtbaum (EL. Cassia sber
‘, ‚Unnamomum saromaticum Nees.) entſtammt und ebenfalls im Mutter
lande, wie vas Achte Zunmtoͤl gewonnen wird. WE ift anfänglich meiſtens weißs
8, Heldt vann aber, ohne rothgelb zu werben, riecht angenehm au Zimmt erin⸗
nernd, jedoch weniger fein, fmedt "igentgämti brennenn (darf, hat 1,0608
„ Eigengew., und enthält ebenfalls eine, dacmue⸗Roͤt hung bewirkende Säure (Zimsmsts
: fäure?), und eine bei — 270,50.— 2208. in fine Priömen beranstrgkallifi«
rendes, In der Warme wieder mit beni Dele ſich miſchendet Stearopten. Das
EL Achte Zimmtoͤl foll mit vieſem unächten häufig verfälicht vorkommen.
»y Gin dem Cinnamylwaſſerſtoff (Bimmtöl oder Cinnamyl⸗Hydrür) Iifomsere
xryſtalliniſche Verbindung, fand Gremy manchmal in ver mit Kalilöjung behau⸗
bveñen PerubalfumsNuflöfung, und nannte fie Metacinnamein; fie it aber
nur = Che He Or; wägrens das Simmtöl aus Cao Hi &% Gefecht,
AOs, der PRO, Aus Berhäliniigewichten. HI: earnut, ta Ditter⸗
mandeldl (©. 088). einem andern Antheile nad durch Quodation in
Benzoefäure kbergaht, burch Kuchen mit MilalisBauge in das ebens
falls farbloſe way Dlertige, Hüdgtigere, auf dem Daſſer ſchwinmende
darin ſchwerbostiche und angenchu buftenbe Neanu vin (=u Org His O2
- mb in am Altali gebumbene. Simm/ oner Ciunamyl ſauxe zerfällt")
: "Mehtand jene Altali⸗ange. aus einer warmen Löfung son Kalihydrat
in Alkshol, fo ſattigt · man biefe mit Gimmamein, bafliflirt weg: Alkohol
bis zur Arockne ab, . IHR das vüdflämpige Aunemtoyuypifanze Kali in
fievandım Maſſer und 'übexfept dieſe Röfung: ut Opbrudglarfäure, fo
lauge noch «ie weiße Raſſe ſich ſchedende Aimmmomnliäure gefällt -
wiid, die dann, gelök in Alkohol, und daraus umisyRajlifirt, in gläns
zeudweißen, ſchwach würzig ſchmeclenden amfelmlichen Priemen fich ſchei⸗
der, Die, ſchwerlbolich in Waſſer, bei .1879.C,.=:4000,8. 8. ſchmelzen,
dei 2989C 284, 044 R. ſteden and zu ahiupmdmeißen Blaͤtichen ſich
fſublimiren; der Dampf riecht ſtechent undereizt zumı Haſten, wie jener
ver Br. Mit: Aerhyloxyd ſah Plautemons bie Ginnamylſäure
I verbinden: Ce ſog. Zi mmtfäute⸗Aedher) ohne Mermittes
Inng einer Minesalfäure .(y. B. vhne Micwirkung vos waflers
‚armer Gchwefelfaͤnre), ale er das feifetähnliche, ſtarre Sewmiſch von
Altoholiger Kalllöfeng wad Einnameln für. fi deſtillirte) es gieng
zuesft ein fig weree Lund dann ein leichteo Del (Beruwin) Aber, zumal
"als man dem teodnen Rückſtande Waſſer zugeieht hate; vas zuerfl
üßergegandene ſchwere Wei gab Saum, modmals‘ für ſich veflillirt und
Aber Ca Ch vwuhig bingeflellt.fo wiederum abdeſtillirt zine .ätherifche
Siäffigteit, die = Ca Her Os, d. i. gleich Ginnamykfäure (Ce Hy Os)
+ ethyloxyd oder detler (Ca Hs 0) sehmmengeirht rien. ”)
®) Bar vie Kalilauge ſehr waſſerarm, fo erfolgt vie Umbitving mit Hr@ntwides
fung, wer fie —— ſo entwicelt NE kein n⸗o⸗. Cinnamen ver⸗
ſhludt langfım O⸗Gas
-9 Die Canamylſaure «Cu; som ©. 881) geht, mit adanniem Kall veſtillirt,
auch hierin ver Benzoeſaure ähnlich, viel Benzol, gr übrigens auch Vene
wenn man Bergamottölnampf durch Kalk⸗erfüllte glühende Böhren treibt, ſo Wie
u weun mau Bett:sheftig achigt, mad wenn Mapkihalinfäure mit Kalt
au mi Beat behllist wid. ‚a MB. Sofman fans ch, aus; In den Küdtis
gen Brenzölen DEU Girinfchlentpens, uns benupt De leichte Umwaudeibarkeit
dee Benzol, mittelk ‚Mgotiäur in Mitzohenzib und Hierauf In das
feine Gegeswirtung- tik. —— Anilin- als Ertennungsmitiel fir
i
" baffelte. Bir wimsich Benzol⸗haltiget fluchtigeß Dei, ober es ſelbſt in etwas
zuuchente Ayeıiäure und damit einige Mugenhlide kinburh im., Sieden
echaiten, bis Die Sraumache Farbung fich im ring ſtrohgelbe —*8 bat, unb
* viel Baffer zugeſetzt, fo ſcheiden Gh sinige au. Boden ſinkende Troͤpfchen
son Ritrekenzgin (=.Cıa Hs AO«)- aus, während andere in ver Klüffigkeit
7* Bleiben. Wan ſett wun etwa hald.fo viel Nether zu, als die Slüffigs
en Raus einsimumt, „Schättelt Alles wußl aucchelnanter, läßt barauf durch
3235 Stehen ven nun mit dem Nitrobengid gejäwängerten Ketheg ſich fondern,
Dur} —
ae
-
-
—
u im Fiäffiggen. Storar (Acyrax Uquidac, son Stawex efli-
einalis Z. ein in die Familie der Gtyracineen gehöriger, in Griechen⸗
land heimiſcher Baum) und im. TZolubalfam (von Myroxylon
. "telaiforum) findet ich Cinnamylſaͤure, in lepkerem neben etwas Ben⸗
Ä 2 3oefäure, und läßt. ſtch denfelben durch Behankluug nit Ratronsarbonat
entziehen. Br Rädkkande des. erfleren verbleibt dann. das in: Alkohol
laaliche und daraus fryſtalliſtrende, bei: 00 C. — ZEOR, füpenelzenbe
. Styracin = Og Hhı Oꝛ, das mit. Kalilauge gekocht daB anugenehm
duftende, im Maſſer zu Buben finfende, Ölige.MBiyracnn gewährt,
. ‚während das Kali am: dafielbe gebundene Biunamylfänze darbietet.
Mur mit Waſſer deſtillirt ſchäͤdet fi aus Aüfigem Storar, in fehr
. gesinger. Menge, ein mach bei — 209.0.=— 1608. hoͤchſt bewegliches
"und Auferft fihdgtiges, aur 0,084 Cigengewicht kuflgentes, auf Papier
vorkbergeheude Feimletlen zrzeugenbes, ſtark einbeimglich würzig riechen⸗
des, in biefer Hinſicht magisch au Benzol are an Naphthelin erinnern⸗
ı des und fehe, brennend. ſchueckendes Sethexöl, von feinem ;Entbeder
': (Gbuarb Gimon,.. Apstbeler zu Berlin) Sty.nol. genauut. Es
"ur. fiebet bei 1450,75.0: = 1100,6 R., iR im Außer; geringer Menge im
Waſſer Uelich, demehngrachtet aber durch Gernch uud: Geſchmack darin
aerkennbar, nimmit MWaſſer in gleich geriuger Menge.ie ſich anf, läßt
ſich mit Aether und abf. Aillehol in allen Derhaͤltniſſen weifchen, if
>. ‚abi in Golggeik, Meeton, Gamwefellohienbofi (@. 874), rtten uub
ätherifchen Selen, gegenwirkt weder fauer nech bafiih, HR (krwärmii)
Schwefel wand ebenſo auch Phosphor auf, heim Erkalten fie Fryſtalli⸗
niſch entlaſſend, macht Cautſhuc auffchwellen, loͤſt ee aber une wenig,
bricht das Licht ſtark um iſt = OCis: Hs (precentiſch 92,30 + 7,7).
Mit Azoiſaͤure deſtillirt wandelt es ſich in ein. brauues Harz, das, von
Säure durch Abwafchen befreiet und bann mit Wafler deſtillirt, eim
. Del: genannt Nitroſtyrol gewährt, das ans flerendem Alkohol in
großen, prachtuollen Priemen kryſtalliſirt, die, heftigen Simmtgerndg
verbreitend, anfänglich füßlih, dann aber Außenft breanenb ſchmecken,
> m == Cru By A405 2HO zufamsmengefept find; es wich alio-gur
gift ihn ab, verſeht für meit, genäfferte Gaweisifure oder Sysredierfäne,
die zuvor mit einem tem ihrigen leiden Botum Weingeiſt verkännt wuorben,
und wirft vann, in diefes Befammetgeneifh, gekorutes Zink; hat man Kieranf wie
fäfftgfeit auf dieſes Dietalt etwa: 5 Minitten hindatch wirben laſſen, fo iR im
"Solge nes Zutritts bed‘ aut ber Zerfegang :von 6 Werhaltuißgewichten
‘, In _statu nascentf fervorgegangenen wu mit vom Nitrobenzis
cH, Anilins oe Bengivam = Ci2 Hy A(-=4HO) genug enttanten,
um, von der Saure vurch Ueberſattigung writ Bald getsennt un) nun aufs Neue
mit Weiher gefgättekt ;"ieie Atherige Anilin-Eöfing zu geweägren, welche,
eitem Uhrglaſe verdampft und - mit einer Böfuig von ‚unterchlorichtfannene
(Chlortalt) verfeht, fogleich Die das Uxilin Senmtlih machenben pyarpursies
' ia Bolten hervorbringen. Anilin iR Arobenzid (den SG, 9987
air + Zu vo n f \ lo... .
1008
Bilvung vieſes Grzeuguifies 1 BG. Orygen ber Mzodfäure mit ı H
des Etyrol zu Waſſer vereint, wodurch dann dem alfe dehydrogenirten
Etyrol, Ratt des verlornen H ein B⸗G. Unterazotfäure (+2 HO) zus
fommt. Im Deſtillations⸗Rückſtande findet man außer dem Harze,
nach Raaßgabe der Andauer des vorangegangenen Siedens und der Stärke
der angewandten Azotſaͤure, entweder im Wafler gelöfle Benzoeſäure
oder Ritrobenzinfäure vor; Cis Hs + 100 == Cu He Os (Eryſt.
Bz) + 2C0, +2HO. Die Ritrobenzinfäure wurde von Muls
der entvedt; Ois Hs +3 AO; — Cix Ha O4 + Ar Qg (Ritrobenzins
fäure) +2C0O2 +4H0O +2A, Bonafre erhielt das Styracin
auch aus dem Amerikaniſchen Sovalmbalfa (Hälfiger Amber von
Liquidambar Styracifua L.), d. i. ein dem flüffigen Storar jehr
ähnlicher Balfam; aber das aus bemfelben durch Deftilkation mit Waſſer
ſcheibbare flüchtige Del (base man Copalmol nennen Tönnte)
weicht von dem Styrol wefentlich ad. — Ale Deville ven Tolubalfam
für ſich veſtillirte, erhielt ex, außer einer anfänglicg übergehenden ſehr
geringen Menge Waſſer, hierauf folgender großer Meuge (mit wenig
Cinnamylfäure untermengter) Benzoefäure, eine gelbe ölige
Fläffigkelt, die, Musprati md Hofmann zifolge, ein Bemenge
von (fhon von D. erfanntem uud von ihm Benzoen genannten) dem
Benzol fehr äbnlidem Toluol oder Toluin = (14 Hg und von
bengzoefaurem Methyloxyd, das D. irriger Weile für benzoef.
Yahyloryd (Benzoräther) gehalten Hatte. Das Toluol giebt, mit
Azotfäwce behandelt, das dem „Nitrobenzid⸗ hnliche, flüſſige Nitros
toluid, das in mit Ammontak gefättigtem Alkohol gelöſt und dann
wieberholf durchſtroͤmendem HS ausgeſetzt, nach einiger Zeit prächtige
Schwefelkryſtalliſativnen eutlaßt. Verſetzt man nım die vom Schwefel
abgefeihete Fluſſigkeit mit Aether, fie mit demſelben ſchuttelnd, fo ent⸗
zieht dieſer der Flüfſtigkeit den amoch in ihre’ unzerlegt verbliebenen
Kiteotoluid-Antheil und, von dieſem befreiet und bis auf /z ihres
arfprimglichen Raumumfanges abgevampft, um fo den Alkohol zu ents
fernen, bieranf aber mit Kali⸗Hydrat vefillirt, erhält man als Deſtil⸗
It, neben wäfrigem Ammoniak, ein fihweres, farblofes, nach einiger
Seit kryſtalliniſch etſtarrendes Del, das, famımt dem Ammoniakıc. mit
Dralfäure gefättigt und zur Trodne abgebampft, einen falzigen Rück
Rand gewährt, der, mit fiebendem Alkohol behandelt, an biefen oral
faures Toluidin entläßt, während Ammonoxyd-Oxalat ungelöft
verbleibt. Erſteres fchieht in weißen Nadeln au, die, nach gelinder
Abwaſchung in heißem Wafler gelöft und durch waſſerarme Kaltlöfung -
zerſetzt, das genannte Alkaloſd in Form farblofer Deltropfen entlaſſen,
welche, zur Oberfläche aufleigend, dort angelangt erkaltend, eine ſtrahlige
Kryſtallmaſſe bilden, bie auf dem Filter durch Abwaſchen von allem
Koli befreiet und zwiſchen Fließpapier getrocknet; wiederholter Deſtilla⸗
tionen bedarf, um endlich chemiſch rein hewornugehen Alſo gereinigt
| 64
1010
gewähren die leichtfluͤſſtgen Kryſtalle deſtillirt eine prachtvolle, das Licht
in hohem Grade brechende, regenbogenfarben glänzenbe, erlaltend farb:
los durchſichtige Kryſtallmaſſe, Die, aus Ci4 Ho A zuſammengeſfetzt *),
in heißem waflerhaltigen Alkohol bie zus Sättigung gelölt und erkaltet,
in großen breiten Blättern auſchießt, fich eben fo leicht als in Alkohol,
fo auch in Aether, Holzgeiſt, Aceton, Schwefelkohlenſtoff, fetten und
ätherifchen Delen loͤſt, im Waſſer jedoch nur in geringer Menge löslich
. AR, einen weinartig wärzigen Gernuch und brennenden Geſchmack befigt,
- und in vieler Hinficht dem Anilin auffallend ähnelt, Curcuma wit
gelbt, wohl aber Dahliens (Beorginen) und Rofenpapier gränt
und gerdthetes Lackmuspapier ſchwach blänet, bei allen Temperaturen
verbampfend (ähnlih dem Ammonialgafe) weiße Nebel ew
zeugt: fobald, über einen Toluidin⸗Kryſtall ein mit währiger Hybro-
chlorſaͤure gefeuchteter GOlasſtab gehalten wird, bei 4000. — 320,
ſchmilzt und bei 19800. — 1580,4 R. fledet. Die Ealze, Die vice
organifche Baſe mit Eäuren bildet, find geruchlos, und, die Pi= und
Päshaltigen Doppelfalge ausgenommen, auch farblos, färben fid
aber an feuchter Luft ſchnell rofenzoth, hierin benen bes Anis
Tin fi anfchließenn. — Das Toluol if übrigens ein Radical, das
man zuglei als die Grundlage des Anifol betrachten barf; denn
dieſes beſteht aus Ci4 Hy Og, und ift das Umbildunge⸗Erzeugniß ſowohl
des falicylfauren Methyloryd (Baultkeriaöl; oben 6.1005) als
ber diefem ifomeren Anifinfäure. Beide liefern es, wenn jedes ders
felben mit BaO deſtillirt wird; es ähnelt in feinem phyſiſchen Verhalten
dem Toluol. Das Anisäl, gewonnen aus dem Saamen und Saamen⸗
Abfall (Anisſpreu) des Anis, d. i. der Pimpinella Anisum L., het
0,9857 Sigengewicht und enthält meiſtens fo viel Steatopten, daß es
bei geringer Minderung ber gewöhnlichen Temperatur erflarrt, was,
wie die Erflarrung unter 00 ruhig erfalteten Waflers, ber Blauberfalzs
löfung u. f. w., durch Erſchüttern hegünfligt wird. Es enthält im der
Regel gegen 250/9 Gtearopten, das fi, bei 00C., mittelſt Preffung
zwiichen Sließpapier entölt und (bei 170 bie 200 C. — 13,6 bis 169)
wieder geſchmolzen, in farblofen Blättern kryſtalliniſch barflellen Tat,
in Waſſer unterfinft, = Cio Hs O iR und, mit Ayotfäure gekocht, vie
*%) Ca Hr AOx + 6 HS (Ritrstofute + 6 2:8. Schwefelwaſſerſtoff, giebt) Cyg
Ho A (b. i. Toluivin, unter Erzeugung von 4 V⸗G. Wafler und Ausſchei⸗
kung von 6 B⸗G. Schwefel; daher) +4 HO +68. Das mehrerwähnte Uri
Tin, gehört, wie fon aus dem Obigen hervorgeht, ebenfalls zu ven kün ſtlich
erzeugten Galzgründern ober Baſen; es wurbe zuerfi bargefiellt vom
Sritfhge (Erpmann's Ioum. f. pract. Chemie XX 452 ff.) dadurch, daß F.
fehr ſtarke Kali⸗ ober Natronlauge auf gepulverten Indigo wirlen ließ, es erfolgte
mit Braunröibung verbundene Auflöfung, indem ſich eine mit dem Wifali vers
bunbene Gäure bildete und (ganz dem Gelch ter Saureforderung gemäß) yas
Anilin als fluͤchtige ölige Bafe, nebft Ammoniak hervorging.
1011
ber Camphorſaͤnre äbnelnde, in farblofen Priemen fublimirbore, auf
gleiche Weile au) aus dem Eshragondl (von Pimpinella Dracun-
oules L.) erzeugbare Anisfäure = Cis Hı O5 + HO. Das frifche
farbiofe oder weißgelbliche Anisöl ſchmeckt füpwärzig und verliert um
fo mehr an Eigengewicht, je älter es wird. Es roͤrhet Lackmus ſchwach
ua» fein Stearopten Rimmt völlig überein, mit jenem des Bendelöle,
das ſchon bei 70,5C.= 60 R. fefi wird, 0,997 Eigengewicht hat, füß
fhmedt, Lackmus nicht röthet und anfänglidh farblos, allmähliger
Dunkelung untesliegt. Aehnlich wie es fi mit diefen Dielen vers
hält, fo auch mit dem, wie bas Fencheloͤl, aus zweierlei flüchtigen
Delen zufammengefehten Nömifh- RKümmeldl (von Caninam Cy-
minum 2.). Außer einem Osfreien Dele enthält Diefes eines, da6 Cꝛo
Hı2 O2 iR und, von fchmelzendem KOHO berührt, unter H-@ntwide-
lung in die der Bz ähnlige Cuminſäure C20 En Os 4 HO übers
geht. Auch das Del bes gewöhnlichen Kümmel (Carum oarvi L)
IR ans zwei verfchiedenen Hetherölen zuſammengeſetzt; desgleichen das
Bomeranzenblüthöl und das Sewürznellendl, das man aus
ven fog. Bewürgnelfen, d. f. die umentwidelten, geizodneten Blü⸗
then des Gewuͤrznelken⸗ Baums (Caryopkylius aromatious I.) ges
winnt. Don den Delen dieſes lebten if das eine leicht und feiner
Mifcyung nach dem Terpentindl gleih (Cs; Hy, oben ©. 782 u.
804) das andere fehwer, 1,079 Gigengewicht beflgend und bei 2430-C,
—A1MOAR. fidend, wahrfdeinlih = Cas Hıs O4 + HO föcdhiomes
teifch zufammengefept; mit Kali⸗Lauge deſtillirt ſcheidet ſich das 7,5 Pror.
betragende leichte als Deftillat, während das fchwere, als Säure an
Kali gebunden, zurüebleibt und durch Echwefelfäure abgefchieden wird,
Alohel entzieht ven Bewürgnelfen, insbefondere ben oflindifchen, das
farb» und geruchloſe, kryñalliniſche, in Eleinen Mengen fich fchon durch
mäfiges Srhiben der Gewürznellen ale Sublimat fcheidende, in Schwes
felfänre und Azotſäure ohne Färbung auflöslidhe, aus C20 Hıs OR
aufammengefeßte und mithin. dem Camphor (&. 585, 776, 804 und
929 Anm.) polymere Caryophyllin, das den Kafenner Sewürznelfen
gänzlich abgeht, in den Moluckiſchen Hingegen, neben einem verwand⸗
ten Erzeugniß, dem in weißen, atlasglänzenden, Tugeligfirahlig gehaͤuf⸗
ten, fublimicbaren, in fledendem Weiher und Alkohol Löslichen, in
Allalisfaugen unauflösliden Caryophylloid vorkommt, und von dem
im, über Gewürznelken deſtillirten Wafler vorfommenden, ſich daraus
in farb= und geruchlofen Blättdgen ſcheidenden, angeblich aus Cap Hı2 Os
zufammengefehten Augenin durch größeren O⸗Gehalt verſchieden zu feyn
fcheiut. Reich an Stearopten ift auch das Achte Roſenöl oder Attar,
das im Drient durch Cinweichen vorzüglich der Blumenblätter der Rosa
centifolia und RB. sempervirens L. mit Waſſer und nachfolgender
Deftillation gewonnen, farblos und leichter als Wafler ift und, in
fehr geringer Menge der Verdampfung überlaſſen, angenehm nad
64 *
1012
NRoſen ®), Im größeren Mengen durch Heftigkeit mehr ober minber
unangenehm (Kopfſchmerz zc. verurfachend) riecht, mild unb etiwas
ſüßlich fchmedt, bei 220,5 C. = 260 R. nur 0,832 Eigengewicht hat
(das Eigengewicht des Waflers von 150 C. = 120 R. = 1 gefeht),
bei niederen Temperaturen butterförmig wird und dann erſt bei 280 bis
309 C. = 230,2 R. wieder ſchmilzt, in Alkohol ſchwerldslich iR [1000
Alkohol von 0,806 Eigengewicht und 140 C. — 110,2 R. nehmen nur
la Gewichtstheile und bei 220 C. — 17028. nit mehr als
33 Roſendl auf], weßhalb man auch deſſen Stearopten vom Dele Leicht
befreien und erfteres reinigen Tann, lediglich dadurch, daß man es wieder⸗
holt mit kaltem Alkohol auswäfdht. Um 1 Loth Rofendl auf bemerktem
Wege zu gewinnen, werben gegen 100 & friſche Biumenblätter erforbert.
Uebrigens riecht -auch das Metheröl des Nofenholzes (Lignum
Rhodii oder L. Rhodium; von Convolvulus scoparius und C. Bo-
ridus L.), das befondere beim Gägen ober Raspeln des Holzes, alfo
mittelt Reibung riechbar wird, und das des RofensBeranium
(Pelargonium odoratissimum), dem ber Gentifolienrofen ähnlich,
Das Im Handel vorkommende Rofenöl if Häufig nur ein im Orient
bereitetes fogenanntes, uämli ein fettes Del, geſchwaͤngert mit
ächtem Rofenduft, das dadurch gewonnen wird, daß man Roſenblumen⸗
Blätter mit Gengelykörnern (entfchälte, am fettem Dele reiche Saamen
einer DigitalissArt) in fleinernen Krügen abwechfelnd fehichtet und, an
einem Fühlen Ort einige Tage hindurch Hinftellt, nach Ablauf derfelben
aber die Mofenblumenblätter mit friſchen (alfo Wafler-haltigen) vers
taufcht und dieſes zum Deftern wiederholt, dann aber bie hiedurch aufs
geſchwellten Saamen⸗Kerne aspreßt, die ausgepreßte trübe Ylüffigkeit
durch ruhiges Stehen in verfchloflenen undurchfichtigen Gefäßen, an
fühlen Orte ſich klaͤren laͤßt und die hiedurch gefonderte, aus dem
Zertöl beſtehende obere Schicht, ale eine mit Rofendl gefättigte mittelſt
eines baummollenen Dochtes in Feine undurchfichtige Fläſchchen ſam⸗
melt. — Es iſt dieſes Verfahren jenem wefentlih gleich, welches
befolgt wird, wenn man Jasminblüthen zwifchen ungefponnene Baum⸗
wolle fchichtet, die man zuvor mit Behennußoͤl getränft Hatte, wad
damit einige Tage hindurch, unter mäßig erhöhetem Drud, am Tühlen
dunklen Orte in Berührung läßt, dann aber auepreßt und verfährt,
wie zuvor bemerkt worden. Es laͤßt fi dieſes Berfahren: mit
Blumenduft geſchwängerte Fettöle darzuflellen, auf alle übris
gen buftenden Blumen anwenden und fo eine große Anzahl lieblicher
A Blumendäfte übertragbar machen und verhältlich feſtigen. Auch Taum
.*) Ein Tropfen ächtes Rofendl, in Weingeiſt gelöft, reiht amf einige Tage Kim,
ein Zimmer mit angenehmftem Roſenduft zu erfüllen. In Aften verfenbet ma
das Achte Attar in Fupfernen, mit Wacht überzagenen Slafchen ; in Guroya —
ſelten dt — in Heinen Glaſern.
1018
men ſolchen Weges bergleichen Düfte mit dem [z. ®. gu ſog. Mich-
wäßern, Liquenren und ähnlichen kümflichen weingeißigen Flüſſtgkeiten
benimmten] !Beingeifte verbinden; denn fchättelt man buftende Fettoͤle
mit Weingeiſt, fo entzieht biefer den Duft, und wenn er fo längere
Zeit hindurch mit frifchem, buftigem Fettoͤl behandelt wurde, fo vermag
man ihn mit dem Dafte zu fättigen und, deſtilirt man ihn dann für
ch bei möglihf gelindem Defiillationsfeuer, fo erhält man ihn
zugleich duftgefättigt und klar. — Das Achte Rofendl entläßt fein,
in großen Blättern kryſtalliſirendes Gtearoptön, ſchon bei gewöhnlicher
Zeraperatur, nicht felten im Betrage von 1/3 des Geſammt⸗Oelgewichtes.
Die Biumenblätter der in unſeren Gärten gezogenen Gentifollenrofen
geben, friſch mit Waflee deſtillirt, nicht fowohl ein Aetheroͤl, als
vielmehr eine Weingeiflsähnlihe ober vielmehr WBeingeifichaltige Flüfs
ſigkeit, von nur ſchwachem Roſengeruch, die wahrfcheinlich größeren
Theile das Erzeugniß vorangegangener Weingaͤhrung des in den ofen
vorhandenen Krümels oder Schleimzuckers if; eingefalgene Roſen⸗
binmenblätter, wie man fie gewöhnlich zur Bereitung bes officinellen
Rofenwaflers verwendet, geben auch nur fehr wenig faft butterweichen
Deis. Dieſes, wie das aͤchte, riecht in Waſſer aelöft ſehr ſchwach
(erfteres kaum merklich), aber Zuſat von etwas Kali⸗Carbonat erhoͤhet
und verbeffert den Geruch ſehr merklich; was darauf hinzuweiſen ſcheint,
daß das Duftende ber Roſen ein ſehr flüchtiger baſiſcher, an eine
flaächtige Säure gebundener Stoff iſt, und daß man ſolchen Weges
ſich in den Stand geſetzt ſehen dürfte, Duft von Aetheroͤl zu ſchei⸗
den; jene Gewaͤchſe und Gewaͤchstheile, welche, während fle duften,
mit Waſſer wiederholt deſtillirt dennoch kein Aetheroͤl gewähren und
ebenfo auch Feine riechbaren Wäfler, enthalten nur Duft, den au iſo⸗
liren bis jebt nicht gelang; m. Grundz. L 744. Ueber das Ders
fahren, werdende Weine (Mof, natürlichen wie künſtlichen,
wenn er in Bährung begriffen) mit dergleichen Duft zu fchwängern,
und fo theils ihre fog. Blume zu erhöhen, theils eine dergleichen
neue ihnen zu eriheilen, fo wie über das Riech bare bes Moſchus,
Ambra oder grauen Amber, Sibeth ic. f. a. a. D. ©. 744 — 745.
Anm. Deßgleicden über Blutduft und defien von der Artung bes
Slutes abhängige Verſchiedenheiten, a. a. O. I. 574, 773. IL 465.
Schon mit Linnen: Bafer (3. DB. mit Linnen- Papier) verbinden fi
riechbare Aetheröle bis zur Geruchloſigkeit; Zufah von Waſſer hebt,
zur Faſer Härkere Anziehung beſitzend, bie Verbindung anf, und
macht das Papier wieder Hetherölgeruch entwidelnd; a. a. I. 742,
Ueber Eintbeilung ber Aetheröle nach ihren Befchaffenheiten und Wire
Pungen; ebendaf. S. 748. Weber Rofacin, d. t. Rofenflearopten (fo
wie über die Gtearopten mehrerer anderer Metheröle) |. a. a. O.
©. 711 — 719. Ein Tropfen Roſenoͤl fordert 8000 ran Wafler zur
1014
Bölung.d) Dad Sal beyöol, bereitet durch Deſtillation der Salvia offe.L.
[zumal der in Spanien gewachienen] entläßt ein dem Terebinth (=;
H, 0), d. i. dem aus Terpentinoͤl durch langes Stehen (und allmähliges Ein
fangen atmofphärifchen Oxygens) ober burch längere Berührung mit vers
dũnnten Säuren, regelmäßig kryſtalliniſch Hervorgegangenes Er zeugniß ähn-
liches Hydrocarbonoxydul, geht hingegen in wirklichen Eaurphor Aber:
lediglich durch Erhitzen mit ſtarker Azotſaͤure. Daffelbe begegnet aber
auch dem fog. indifferenten (nicht fauren) aus C,o Hg beſtehenden An:
theil des rohen Baldrianoͤls (oben S. 877 ff.) und dem Beruflein,
unter aͤhnlichen Beringungen; vgl. Rochleder in W. uns 2’ Anz.
db. Chem. u. Pharmac. XLIV. ©. 1 ff. n. Döppiug a. a. D. XLIX. 350.
Um BorneosGamphor (oben &. 804) in Japan» Samphor
zu wandeln, beburfte es, wie folchee Belouze zeigte und Gerhardt
beftätigte, ebenfalls nur der Behandlung des erfieren mit Azotjänre,
während diefer, nach G., aus jenem »Baldriandl« eutficht, wenn man
e6 einige Zeit hindurch mit Kalivfauge in VBerübrung läßt und dazu
beftillirt; ber Bernflein, das Galbeydl und das erwähnte Bal-
brianöl geben dagegen mittelft Azotfäure- Einwirlung Japans Gam-
phor, (md wie es ſcheint vermag berfelbe fih auch aus dem Ter⸗
pentindl zu bilden *8), d. i. ber gewöhnlich im Handel vorkommende,
der bei 1750 C. — 1400 8. ſchmilzt und bei 2040 C. = 163012 9,
fiedet, während der Borneor Camphor zum Schmelzen 1980 C. —
1580,48. und zum Sieden 2120 C. =: 1690,56 R. fordert. Die oben
©. 804 mitgetheilte ſtoͤchiometriſche Formel, iſt jenoch die den Japa⸗
nifchen bezeichnende; der Borneo’fcye befteht dagegen, wie neuere
Unterſuchungen lehrten, aus Co Ho O, und es if daher, wollte max
diefe Formel ale Grundformel betraihten, der Japaniſche ein dehydre⸗
genirter Borneo’icher; namlich Cio Ho O — H=Cıo Hg O, was danı
zugleich lehrt, daß des erfleren Viebergang in den Ichteren bewirkt wich,
lediglich durch Oxydation eines H zu HO; fo daß alfo, wie im vielen
ähnlichen Faͤllen, H leichter orydirbar erſcheint, als C; aber, abges
fehen von ber Beruͤhrungs⸗Elektriſitrbarkeit der Grundſtoffe oben ©. 815,
befitzt C an ſich und in feinen Berbinbungen größere Cohaͤſion ( Eelbs
ziehung feiner benfbaren Maſſentheilchen) und größere Dichte, als HL
Die größere Lihtbrehung, die dem Japans Camphor zufommt,
weifet ebenfalls darauf hin, daß das hieher gehörige Vermögen des C
(des Diamant) in ihm, zufolge geringeren H-@ehalts, weniger gemägigt
if, ale im Borneo⸗Camphor. Und, erachtet man Co Hg als Yas
*) Ein Loth trodne zerſchnittene MRofenblumenblätter giebt, mit 12 Loth Alkotzel
mehrere Tage durchweicht, die fog. Rofentinetur. Damit gefärbten Bayier
wird von Gäuren geröthet, von Alkalien gegrünt, ober gegelbgrunt, wun iR
‚eines der empfinplichfien Reagentien für beiderlei Gegenwirker; m, Gruns; L
571 Aum.
**) Vergl. m, Theorie ber Polytechnochemie L ©. 298 Anm,
1015
Radical beider Gamphorarten, fo if biefer dem Terpentindl polymere
Gezweitſtoff, für ih im zwei einander ifomeren Derbindungen, in
jenen flüchtigen Delen gegeben, von denen das eine, terpentinartig
riechende, bei 1659 C. — 1320R, fiedende, den Borneo⸗Camphor bes
gleitet, das andere ans bemfelben mittelſt waflerfreier Bhosphorfäure
dadurch auefcheivbar, daß biefe ihm HO entzieht. Indeſſen entiäßt
au) der Japans Gamphor, im gleicher Weiſe behanbelt, ein flächtiges
Del, was jedoch nit = Cio He, fordern nur Cıo Br iſt u. f. w.;
vergl. oben ©. 804, 926 und 1006. Die jüngeren Borneo⸗Camphor⸗
bänme find übrigens die Ölreicheren, was darauf hinweiſet, daß der
zugehörige Camphor durch Hydrathion diefes, nach gemachten Eins
fhnitten in die, (zumal jüngeren) Bäume, Hervorquellenden Deles ents
ſteht; eine Waflerbindung, die im Baume muthmaßlich darım zu
Stande kommt, weil es in ihm chemiſch ansgefchieden oder vielmehr
friſch geworben if, alfo in statu nascenti mit dem Dele zufammens
tritt; denn es findet ſich dieſer Camphor in älteren Bäumen haupts
fächlich in deren Marfhöhlen; mithin dort, wo die Waſſer⸗ und Säures
(vorzüglich Carbonſaͤure⸗) Zerſetzung durch Licht nicht ſtatt Haben Tonnte;
wiewohl man auch umgekehrt zu vermuthen Grund hat: daß bie Ein-
wirkung des, wärmesteichen Lichtes, den im Innern des Baumes erzeug⸗
ten Gamphor, in Waſſer und Del zerfehe? Beide Camphor⸗Arten geben
Khrigens, mit hinreichender Uzotfäure behandelt, bie Gamphorfäure,
aber nur vom Japan s Gamphor weiß man zur Zeit, daß er fi mit
AOs, A und H Ch zu tropfbaren chemifchen Gemiſchen verbinden läßt
(eben ©. 804); Verbindungen, in denen diefer Camphor mithin als
Galzgründer fi bethätigt *). Gleich dem Terpentindl erhöhet
auch jeder Camphor, wenn er dem Weingeifte, oder ſtatt deflen auch
fetten Brennoͤlen zugefeht worden, die Helligkeit und Farbloſigkeit der
Berbrennungs: Flamme, Ueber das Verhalten der Aetheröle sum Wein⸗
geil, f. oben ©. 809 Anm. Das Borlommen des Borneo⸗Camphor
im Verbindung mit dem Bamphordl, bietet übrigens auch inſofern
Achulichkeit dar mit dem Baldrians oder Baleriandl, als vieſes
in feinem fog. indifferenten Dele eine, jenem Camphordöle ähnliche
Osfreie, in feinem bei 00C. kryſtallifirbaren fauren (oder vielmehr:
fäuerbaren), nicht nach Valeriandl riechenden, Balerol (—=C6H; 0)
genannten Dele, bevor biefes ſich burg infaugung und Bindung
atmoſphaͤriſchen O’6 zu Balerianfäure (VI, S. 877) orybirt hat,
eine feinem chemifchen Beftande nach [als 1 BD. O⸗enthaltendes Oxyd]
dem Eamphor ähnliche Zufammenfeßung gewährt. Die Umwandelung
des Balerol’s tn Dalerianfäure tritt ein, indem ſich 2 V⸗G. beffelben
79 Die Grundlage ne Gamphors, wie der Samphorfänre HR, dem Vorher⸗
gehenden gemäß Cıo Hr; Bei ihrer Bildung verbinden fih 2 O ver Ayotfänre mit
ben Camphor und 1 O mit H.
mu 22mm. zur _ — ——
16
8 atmoſphaͤriſches Ozeinfangen, damit 2 Garbonfäure und 1 Waffen
haltige Balerianfäure = Cıo Hıo O4 zufammenfegend. “Diefelbe
Eäure erhielten G. Schnedermaun und 5.2. Windler au, als
fie Athamantin = (as Hıs 07 — db. 1. ein in ber Wurzel von
Athamanta Oreoselinum L. vorfommender, farblofer, kryſtalliſir⸗
barer, ‚in feinem Verhalten den Fettſtoffen (Wettarten) fich anreihender
Bildungstkeil — mit Mlfalien, ober flatt berielben auch mit Säuren,
: behandelten; da dann tu beiden Fällen VI entland; Nun. d. Chem. z,
Pharmac. LI. 315f. Das Athamantin riecht eigenthümlich ranzig⸗
feifenartig, zumal wenn es zuvor erwärmt worden, ſchmeckt ranzig⸗
bitterlich, hinterher kratzend, iſt im Waſſer unloͤslich, ſchmilzt in
ſtedendem Waſſer zu gelblichen, zu Boden ſinkenden, nach längerer
Zeit Kryſtallgeſtalt gewinnenden Tropfen, loͤſet ſich leicht in Fett⸗ und
Aetheroͤlen, im Weingeiſt und Aether, aus letzterem, erkaltend, ſich in
Tropfen ſcheidend, ſtellt mit Waſſer gemiſcht eine nmilchige, als ſolche
lange Zeit hindurch beſtehende Flüſſigkeit, die endlich ſtaubigkryſtalliniſches
Athamantin entlaͤßt. Seine Loͤſungen werden von denen ber Metallfalze
nicht zerfeht, Hingegen reicht fchon das Begießen der fein zextheilten
Murzel mit wafjerarmer Schwefelfäure hin, aus deren Athamantin Bas
lerianfäure zu entbinden *). Trocknes HCh= Gas wird von fein zer
theiltem und babei durch Umwenden ꝛc. in fletem Berübrungs-Wechiel
erkaltenem Athamantin verfchludt und, unter HCh:&as: Entwicklung
zur Ausfcheidung bes Drofelon, d. t. eines zur VI wie das &ly
cerin zu ben Zettfäuren fich verhaltenden Ambiltungstheilen = Cı«
Hs; O3 (mithin ifomer der Br) befimmt, den man von ber (HCh und)
VI dur Defillation ſcheidet, da er baun, als graumelße, poröfe amd
amorphe, in fledendem Alkohol Löslicge und daraus durch ſehr allmä⸗
*) Zum VBerflänbniß der nachfolgenden Bemerkungen über die Natur des Atha⸗
mantin, if erforberlih zu willen, daß alle durch Allkalien verfeifungsfähigen
Bette (Bettarten) ober Fettſtoffe, ka fie bei riefen Borgängen einerfeits
Säuren entwideln, welche mit den Alkalien⸗GSeifen und mit beren Vertretern —
3. 8. mit ben übrigen Metalloxyden — ahnliche, jedoch meiftens
Verbindungen hervorgehen machen, gleichzeitig Glycerin (oben &. 878) ent-
laſſen oder fih varin (theilend) umbilden. Daß ver mit ben Metallozynen,
3. B. mit den Alfalien, verbundene Umbilbungs- oder Entwidlungs : Untheitl,
in dieſer feiner Verbindung als Säure gegenwirke und in gleicher Weiſe ſich
au, wo er überbanpt chemiſch gebunden wird, gegenbethätige, das folgerte ber
Verfafler dieſes Handbuchs bereits zu feiner Seit, als er vorſchlug: fettſaures
(difaures) Bleioxyd durch Wechfelzerfehung von fettfauren (ölfaurem) Natron uuh
Bleioxyd⸗Acetat zu bereiten (Trommsporff’s Journ. XIII. 1. &.75 .); eine
chemiſche Siolation diefer Säuren verfuchte aber zuerft, und wie fih nicht amers
erwarten ließ, mit glüdligem Erfolge Eheoreul. MWährenn aber ſonſt ziem⸗
U allgemein angenommen wurke, daß beim Verfeifen ꝛc. der Bette Fettfänren
und Glycerin (Bettbafe) erſt entflänven, feht man jetzt beive als im Beet
fon beſtehend voraus,
1017
liges Erkalten in Blumenlohlform (hervorgegangen aus Anhaftungs⸗
Unhäufungen fehr zarter, biegfamer, mifroffopifcher farblofer Nareln)
kryſtalliſirende, bei ohngefähr 1800 0. = 1520 R, zur gelben Tlaren
Flaſſigkeit ſchmelzende, erfaltend bernfteingelbenden und dann unfryfallis
niſche Maffe verbleibt. Es if geſchmack⸗ und geruchlos, unlöslich
ta Waſſer, in Aether wie in Alkohol mit gelber Farbe löslih. Mit
äbnlicher, aber lebhafterer Farbe Iöfen die wäflrigen Alfalien das Oro⸗
felon, warme und Waflerarme Laugen bräunen ſich durch deſſen Auf⸗
loͤſung. Das Oroſelon⸗Chlorür befist ſtarken Terpentin⸗Geruch.
Die Blätter von Athamanta Oreoselinum enthalten Fein Athamantin.
Das vor etwa 10 Jahren von Demerara her In den Handel gelommene
fog. LorbeersTerpentindl (im Handel unrichtig: Laureloil) das
mit Erfolg äußerlich gegen Rheumatismen angewandt worden und ſich
als trefflihes, wur zu koſtſpieliges Kautſchuk⸗Löſungsmittel
bewährte, iſt Stenhouſe zufolge bucchfichtig, gelblich, dem Terpens
tindl iſomer und ähnlich (wahrfcheinlich von einer Pinus⸗Art ſtam⸗
mend), jedoch angenehmer riechend, hat 0,864 Cigengewicht und enthält
eine „flüchhtige, azotjaures Silberoxyd reducirende Säure. Weppen
and fpäterhin Laurent fanden im rohen Terpentinöl Formylfäure;
vergl. oben S. 1001. Berfoz fah aus der wechfelfeitigen Begenwirkung
son verfchiebenen Hetherdlen und Chromfäure Oxrybationserzeugnifie
hervorgehen, bie fi) als eigenthümliche neue organische Säuren vers
Bielten; fo mit einem Gemiſch 0,5 doppelthromfaurem Kali, 1,1 conc.
Schwefelſaͤure und 4,0 Wafler aus Anis, Sternauiss*) und
Fenchel: Del zwei kryſtalliſirbare Säuren die Umbellins und bie
Badianfäure, von denen bie erflere in ihren Gegenwirkungen mit
der Benzoe s und Binnamylfäure übereinkommt, in fchönen, mit rhom⸗
biſcher Bafls verfehenen, farblofen prismatifchen Nadeln kryſtalliſirt,
zwifchen 175 und 1800 C. = 1400 — 1440 R. ſchmilzt und zwifchen
2750 — 2800 C. = 2200 — 2240 R. fievet, aber ſchon bei geringerer
Hitze fublimirt; gefchmolgen auf eine Falte Fläche gegoflen, bedeckt ſich
die erflarrende Maffe mit zahlreichen langen Nadeln. Sie ift in Waffer
und Hether ſchwerloͤslich, hingegen leichtlöslih in Alkohol. Mit Azot⸗
fänre behandelt, wandelt fie fi in eine neue Azot⸗haltige Eure um.
Die Badianfäure übertrifft erſtere an Löslichkeit im Aether, wie
im Waſſer, kryſtalliſirt in ſchwammartig gruppirten, ſtrahligen, priss
matiſchen Nadeln. Das Römiſchkümmelbl gab alſo behandelt
neben Eſſigſaͤure, ebenfalls zwei neue Säuren, von denen bie eine, bie
Gyminfäure ans dem 600 — 700 C. — 480 — 560 R. warmen
Gemiſch Herausfsykallifirt in (gexeizt) weißen, Wallrath⸗aͤhnlichen,
9% Bor Mieium anisatum L. Das Aetherol veffelben it weiß, ziemlich dick⸗
| Käfig und füßer alte Mnisöl, vom «6 anfänglich ahalich ſchmedt.
" 1018
rbombiſche Bafls barbietenden Prismen (aus Weingeiſt in Eypssäfss
lichen Anfchüffen), bie in kaltem Waſſer wenig, in Weingeiſt und Aether
leicht löslich find, und gelöft, in ihrem Verhalten gegen Mzotfäure und
gegen Metallorybfalze ber Bz ähnelt, die andere, die Cumino ey⸗
minfäure dagegen erſt fpäter ans dem flevendheiß burchgefeibeten
Bemifche, unter Aufbraufen fig kryſtalliniſch fonderte. Diefe iſt im
Waſſer, Weingeifi, Aether und den meiften Flüſſigkeiten unloöslich, Fuft
im Waffer zu Boben, verflüchtigt ſich (erhitzt) ohne zuvor zu ſchmelzen,
und läßt ſich mit waflerarmer Echwefelfäure ohne Echwärzung fleden,
if dann jedoch auf einige Augenblidle im Wafler löslich, im Uebrigen
aber ber erfteren aͤhnlich. Auch das Del des deutſchen Kümmel
(Carum Carvi L.) gab neben Effigfäure eine, noch näher zu umters
fuchenve eigenthümlicye Saͤure, die vorläufig durch Kümmelfäure zu
bezeichnen feyn dürfte. Vergl. oben S. 1011 ff. Aehnlich wie die Azet⸗
ſaͤure und die Thromſäure zu ben Wetherölen ſich verhalten, fo wahr⸗
fheinli auch die Jodſaäure (JO5); meiftene läßt dern orybiren
des Verhalten zum Kartoffelfufeldl (oben &. 104 u. 877) uw
Benzoylwaſſerſtoff (oben &. 881), fo wie zu vielen lebenden
Meilen, zumal den Pflanzen entflammenden Bildungstheilen, biefes
vermuthen; denn es wirft außer auf jene bligen Erzeugniſſe die JO;
orybiread auf Dralfäure *) und in ähnlicher Art auch auf Formyk
fäure, Beinfäure, Mekonſaure (Opiumfäure), Gitronfänre,
Nilchſäure, Shleimfänre, Amylum (Stärke), Suder, Ders
trin, Bummi und Salicin diefelden zu CO exydirend, und orybirenb
auch dann noch, wenn „Hydrokyanſäure⸗ mit zugegen iR, auf Aibus
*) Iopfäuresföfung oxybirt gelöfle Oxalſaure bei 180 — 22° C.— 149,4 — 179,68.
ſehr langfam erhigt ober unmittelbar vom Gonnenlicht getroffen fehr raſch zu
Garbonfäure, und in letzterem Fall tritt dieſe COg-Bilrung fo raid un im
folder Menge ein, daß man letztere ale Licht ſtärke⸗Meſſer (Bhotometer;
vergl. oben ©. 105 ff. u. 962 Anm.) benutzen Tönnte, wozu fi) übrigens auch,
Millon zufolge, vie Auflöfung von BaryumsÖyperory» in Öybrodhlors
fäure eignet, weil biefe im Dunkeln kein Bas, im Lichte hingegen augenblicklich
O⸗Gas entwidelt. Platinmoher (oben ©. 848) leitet vie Wirkung ſchon Bei
nieberer Temperatur ein und befchleunigt fie fehr: Holzkohle förvert ebenfalls,
beſonders anfänglich die Oxydation ver Ca Oz zu 2 CO, ungemein. IR Yie=
gegen die geringftie Menge von Blaufäure (HKy) zugegen, fo wire dadurch
die oxydirende Wirkung der JOs auf bie Oralfäure, felb bei 60% bis 80°C.
[>= 48% — 649 R.) verhindert. IM aber wirklich fchon Lie LLeinfte Menge
von HKy hinreichend, jene Oxydation zu verhüten, fo if auch bie Meinung,
daß dieſes Verbüten daher rühre, weil bie Jodſaͤure nur anfänglich mittel ihres
O:Gehalts oxydire, dann aber dadurch orgbirend wirke, daß das frei geworkene
JZod (alfo H entziehen und bindend, daburch aber) O des (alfo zerlegten) GSy⸗
dratwaſſers der Dralfäure zur Entbindung und Ginwirkung gelangen made —
wenigftens ſehr zweifeltaft; denn im Ueberſchuß an weſende Iosfäure würde
Beinfte Menge HKy zweifcltogne fo gut zerlegen, wie da6O, wenn HHy ſich
nur leidend verhielte.
1019
min, Fibrin Gaſerſtoſſ), Kleber, Aceton, Gallnsfänre,
Giengerbfäure, Kreofot und Morphin (Dylan oder erſtes
Dptum-Alfaloid); die biebei hervorgehenden Oxydations⸗ Erzengniſſe
bevärfen noch der näheren chemiſchen Unterfuchung. Will man übris
gens diefe Wirkungen der Jobfäure zur Vollendung gelangen laflen, fo
muß man fie dabei im Ueberfiuß anwenden, dann aber, nach beembeter
Birfung, den unzerfebt gebliebenen Jobfäure-Antheil durch genüigenden
Sufap vom Hybrofobfäure (HJ) zerflören, und das alfo, neben Waſſer⸗
Erzengung bergeftellte Jod mitteld Durchſeihung und Anwärmung bie
zu 1000 C. entfernen. Nicht angegriffen werben von Jobfäure:
gelöle Camphorſaure, Sifigfäure (die alfo foldden Weges leicht
von Formyl⸗ oder NAmeifenfänre zu unterfcheiden Recht, Darraca
zufolge wird A von 1,007 @igengewicht weber von Ch, noch Yon AO;
zerflört) Butyrinfäure oder Butterfäure, Harnfloff und Leim,
md chenfalis nicht der fog. Blasföärper ober „gläferne Feuchtigkeit⸗
(Humus vitreus) des Auges *), der, wie die jog, wäflrige Feuchtig⸗
keit (H. aqueus) aus Wafler beſteht, das neben ohngefähr 1,250/9
Kochfalz uud wenig Albumin, aud einen noch näher zu beflimmenben
thierlichen Bilvungstgell enthält, ber alfo in ben Blaslörper das
Kochſalz⸗haltige Albumin gegen die Oxydation durch Jodfäure ähnlich
fhüst, wie die HKy das Salicin, Bummiıc. Mehrere Aetheröle
beiten, wenigftens fo lange fle noch nicht atmofphärliches Oxygen
eingefogen haben, eine tief blaue Barbe, fo 3. B. das Aetheroͤl der
Kamillen (Martricaria Chamomilla L.), das bei Fühlwärmen
mter 00C. dickfluſſig wird, ohne Stearopten zu entlaflen und für ſich
*) Das dritte Lichtbrechende Mebium nes Auges, die fog. kryſtallene Seuchtigkeit
ober, gewösulicher genannt die Kryſtalllinſe, flellt ein zwiebelartig blättrig
geſchichtetes, aus dicht aneinanber geprängt gefügten, wahrſcheinlich zöhrigen unb
in viefen freien Möhren ſehr waſſerarme Flüſſigkeit enthaltennes Gebilde bar,
ven Blutgefäße wie Nerven fehlen, teren Stoff fi} genau verhält, wie Glos
balin (oben ©. 970) das, dhemifch fich betrachten Laßt als eine Verbindung
von Brotein« Subfulpyhür = 15 Prot. +18 und mit MRaffer zufammen-
gerichen ſich darin größtentheils loͤſt. Erhitzen bringt die wäflrige Loͤſung nicht
zum zufammenhängenven, fonsern zum koͤrnigen Gerinnen, das buch Zuſatz von A
wieser aufgehoben wird. Gieiche Gerinnung erleidet Die Kroftalllinfe, wenn man
Re in fiebendes Waſſer, oder Alkohol, oder in Säuren legt Hinfichtlich der
üseigen Gigengebilne des Auges ficht zn bemerken: daß das ſchwarze Gebilde
(Pigmentum nigrum) aus einem beſonderen zelligen, auf ber Choroiden
(Derhaut) abgelagerten, mit mifroflopifchen Körnchen erfüllten, im Waſſer,
Aifohol und verbännten Säuren unlösliden, in Kali» Lauge fie dunkel⸗
geſbend ſich auflöfenden und vurch Eäuren barans wieder fällbaren Stoff,
beſteht, der eingeäfgert We, O3: Haltige Aſche Binterläßt ‚ baß die Cornea
(horahaut) Ah wie Faſerknorpel verhält, jedoch an A, varin aufquellend,
eine geringe Menge Fiberin und Albumin abgiebt, und daß bie Sclerotica
($arte Haut), aus dicht verwobenen ſehnigen Bafern befichenn, gleich der Reber
Yazt (Coreum) der Haut durch Tanges Sicken mit Waller in Leim über
geht und ein Bibrin enthält,
Zu
1020
BE Be |
deſtillirt eine braune harzige Maffe zurädiäßt; ebenfo gewöhnlich aud
jenes ver Schaafgarbe (Achilaea Millefolium L.) und des fchwars
zen Bibernell (Pimpinella nigra L.) duntelgrün. Das der Gas
earillenrinde [von Croton Eluteria Schwarz, Clutia Klu-
teria L.?], während das Wermuthäl (von Artemisia Absinth. L.)
blaulich⸗grün, öfters gelb und, nach Bogel, fofern es Acht if, mit
0,25 Azotfänre von 1,25 Gigengewwicht gemiſcht zunächft grün, dann aber
dbunfelblan erfcheint, das rectificirte Bajeputöl (von Melaleuca
Cajeputi Roxb.) = Cio Hy O weißgrüänlid, im Lichte bleichend
(nicht durch langes Dunkelſtehen Entfärbung erleidend, es ſey denn baf
es CuO enthält), das aus frifchem Kraut gewonnene Rautenäöl (von
Buta Graveolens L.) grün, das aus frifchem Beldfammel (Quendel,
Thymus Sephylium L.) deſtillirte braunroͤthlich, roͤthlich das ſehr
angenehm duftende Türkiſchmeliſſen⸗ oder Kameelhenoöl ol. Sirae (vergl.
m, Theorie d. Polytechnochemie J. 301) 2c. Inwiefern fie von, für Die Hydro⸗
carbone allgemein geſetzlichen Mifchungsänderungen abhängig erfcheinen?
ſteht noch zu ermitteln; fo viel fcheint jeboch fchon jebt als wahrfcheins
lich hervorzugehen, daß bei Hetherölen, welche Oxygen ale gemein
ſchaftlichen Gegner ihres Hybrocarbon enthalten, die blaue und ebenfe
auch die grüne Farbe nicht zu entwideln vermögen, bie dagegen bort
möglich wird, wo das Hydrogen, ober vielmehr ein Antheil deſſelben,
den übrigen Grundſtoffen gegenüber die Rolle bes Oxygen übernommen
hat. Eoliten diefe Folgerungen durch hieher gehörige, möglihft ums
ſichtig durchgeführte Verfuche „Ach beflätigen, fo würden ſich, wenigſtens
für das Blau der Pflangen zweierlei Hauptarten feiner Eutſtehung
nachweifen laflen, naͤmlich Blau hervorgegangen durch überwaltende
Wirkung feines Hydrogen und darum fehr vergänglidy (weil Oxydation
diefes H zu HO defien Wirkung, die Blaͤue aufhebt) und Blau ents
fanden durch Ausgleichung jenes O und Vertretung feiner gemeinſamen
Gegenwirkung durch bie bes Azot, da das Indigblau als bie jcKt
befannter vollkommenſter Bertreter biejer Reihe zu erachten ſeyn möchte,
Zwifchen beiden Reihen ſchwankt noch ein brittes, gleichfam eine Ueber⸗
gangsſtufe, das Blau des Bingellrauts (Mercurialis perennis Z.).
In Beziehung auf Abhängigkeit vom Boden iſt befonders das Blau
des Schaafgarbendls bemerkenswerth, weil es nicht nur nach Maafigabe
des Bodens, anf dem bie Pflanze gewachſen, mehr ober weniger gefät-
tigt blau, fondern mitunter auch gänzlich zerflört uud in Gelblichgräu,
Gruͤnlichgelb, Gelb und Belblichweiß verkehrt wird. Aber ſelbſt das
bauerbarfte Pflanzenblan, das Indigblau, ift vom Boden mehr oder
weniger abhängig; wie denn z. B. die nicht im Mergelboden gewach⸗
fene Isatis tinctoria neben wenig Indigo ein leicht zerflörbares Blam
barbietet. Aehnliches ſcheint bei jenem Indigo ber Fall zu feyn, weldger
in Brafllien aus dem In dig⸗Nachtſchatten (Solanum indigofe-
rum Saint-Hilaire) gewonnen wirb, unb ber im Handel als
ſchlechte Sorte gift, obgleich Auguf de SaintsBilaire das in
fenchten Urwalbungen Braftliens wohnende genannte Solanum als eine
Pflanze bezeichnet, weldge eine dunkelblaue Farbe entlaffe, die das Blau
des beften Indig an Sättigung und Schöne überbiete; vielleicht Hat
gerade das Anbanen biefer Pflanze in einem, vom Urboben mehr oder
weniger abweichenden Grunde vie Indig⸗Bildung gemindert und veräns
bert? Bergl. Meörat’s und Leny's hieher gehörige Mittheilung (Dic-
tionnaire de matiere medicale VI.416) verleihet biefer Bermuthung
Wahrſcheinlichkeit; oder entſtammt der aus Brafllien kommende Indigo
pielleicht dem Solanum nudum Humb. Bonpl. et Kunth.? Das
Dunal wohl irrig mit dem Solanum indigof. für einerlei erachtet?
Die Indigos Bildung ſelbſt iſt Abrigens nicht nur in von einanber
fehr verfchievenen Pllanzenfamilien verbreitet, fondern kommt auch in
| den einzelnen Indigos Pflanzen, nicht Teviglich in den grünen, Chloto⸗
phyll⸗haltigen Theilen, fondern auch in von biefen, der Entwidelungss
Folge nach beträchtlich fernenden Sebilden vor, wie denn ber Herausg.
Viefes Handbuchs auch in dem Saamen von Isatis tinctoria L. und von
Polygonum tinctorium Z. fertigen Indigo, wiewohl in fehr kleinen
Mengen vorfand. In m. Theorie der Polytechnochemie⸗(CEiſenach
1827 — 28. 8. 1.161. ff. u. IL 449 ff.) findet man mehrere vaterländifche
Gewaͤchſe angemerkt, welche auf Indigo zu benußen ber Mühe wert
ſeyn dürfte. *) Daß das Indigblan ein Geviertſtoff oder vier-
fach zufammengefeßtes fog. Radical fey, folgerte Schreiber biefes bes
reits aus der Bildung ber Judigküpe und aus dem Verhalten des durch
feine fhöne Burpurröthe an das verbrennende Kyan erins
nernden, durch Erkalten zu tief Iupferfarbenen Prismen kryſtallifirenden,
SarigblausDampfes, wie ihn ſelbſt fhlechte Indigo⸗Sorten ent⸗
laſſen, wenn deren Pulver in metallenen Schmelzlöffeln oder Glas⸗
retörtchen erhigt wird,
o) Der befte tief⸗ und rein=blaue Indigo, 3. B. die befte Sorte bes
oftindifchen, kommt in leichten, gelättigt rein blauen, durch Reiben
Kupferglanz gewinnenden Stücken vor (geringere Sorten find mehr
. oder weniger ſchmutzig blau, hie und da weißlich gefledt, härter und
ſchwerer als jene, und entbinden durch Erhitzen, neben purpurrethem
Dampf auch mehr oder weniger gelblibraumen, widrig riechenven).
Mau gewinnt ihn, wie den meiften Indigo, indem man die in ber
Bluͤthe abgefchnittenen Pllanzen mit Wafler auszieht nnd den Auszug
der Luft anefeht; das hinzutretende atmofphärifche Oxygen entzieht dem
gelöften farblofen Indigo, d. i. dem durch Aufnahme von 1 V⸗G. in
1081
*) Der oftinbifche und weſtindiſche Inbigu entſtammt verfchlebenen Arten ver Gat⸗
tungen Indigotera, Nerium, RBoxburgia, ber chineſiſche (ungariſche ıc.)
em Polygon. tinct uns ber Deutſche dem Bair, Isatis tinctoria L.
1088
farbiofe Indigwaſſerſtoffſäͤure (Iſatinſäure oder Hybroinbigfänre)
verkehrten und als ſolche in der Pflanze an Allali gebundenen fog.
reducirten Indigo 4 Verhaͤltnißgewicht H, damit Wafler erzeugend, und
macht fo den bieburch frei gewordenen Indigo, in Form eines blauen
Bulvers fi abfepen. Außer dem Indigblau enthält jedoch jeber Indigo
noch 3 andere Bildungstheile: den Indigleim, bag Indigbrann
und das Indigroth (vergl. a.a. O. IL.) von denen man ihn reinigt,
indem man das Indigpulver zuvörber mit verdünnter Gchwefelfäure,
dann mit mäßig flarfer Kali⸗Lauge (Aeblauge) und ſchließlich mit fir
bendem Alkohol auszieht, es dann aber dadurch in bydroindigfauren Kalf
verwandelt, daß man 8 Gewichtstheile deffelben mit 6 fein gepulvertem
gebrannten Kalt mengt, das Gemenge in ein wohlverfchließbares, mit
fievendem Waſſer nahe gefülltes Gefäß fehüttet, dann aber bie zuvor
mit Ausfchluß der Luft bereitete, heiße waflerarme Löfung von 4 ſchwe⸗
felfaurem Eiſenoxydul folgen läßt, und unmittelbar daranf das Gefäß
Juftdicht verfchließt,. Die gefammte Waflermenge darf 450 Theile be
tragen. Nach mehreren Etunden zieht man bie bieburch entſtandene
gelbe Löfung bes hydroindigfauren Kalk, mittelft eines Hebers in ein
fehr verdünnte Hydrochlorfäure enthaltendes Gefäß ab, deſſen Iuueres
für dem Auftzutritt offen bleibt, das atmofphärifche O dehydrogenirt bie
Gäure des Kalffalzes, und Inbigblau feht ih, zumal wenn man ben
OsZuteitt durch Schütteln der offen gehaltenen Flaſche befchleunigt, als
gefättigt blaues Pulver ab, das durch Abwafchen gereinigt und getrock⸗
net wird. Es iſt = Cı6 H5 AO. und unterliegt durch Einwirkungen
des H und O, fo wie durch deren Bertseter, zumal in bem Augenblide
feines Austritts aus anderweiten Berbindungen ebenfo mannigfacher
als zahlreicher miſchender und zerfeßender Umbildungen, bie ſolchen
Weges, in ben fog. Judigküpen, d. f. jene Barbeflotten (Blau
flotten), in denen hauptfädhlih das Blaufärben der Wolle (Bärben in
der Wolle) der wollenen Garne und wollenen Zeuge (Tücher) bewirkt
wird, und die der Hauptfache nach zu Stande kommen durch Umwandelung
des Indigblau in an Alfalien gebundene Hybroindigfäure — Cıs
H; AO} + H, die im obigen Falle bervorging, mittelſt SZerfebung
von 1 V-G. HO, fo zwar, daB bas aus 2 Berhältnißgewichten (des
duch 2 V⸗G. Kalk feiner Schwefelfäure beraubten) ſchwefelſauren Ciſen⸗
oxydul's 1V⸗G. Eifenoryn (Fer O3) hervorgeht, während die Säure
forderung von 12:8. Kalk die Bildung von 18-8. Hydro indig⸗
fäure (hervorgegangen aus 4 Indigblau + 1 V⸗G. H) zur Bolge
hat. Laͤßt man bei obiger Binwirkung des Kalfs (ober eines Bertres
ters deflelben) einen anderen leicht orydirbaren Stoff, zumal einen ders
gleichen organifchen (3. B. eine Auflöfung von Krümelzuder in wäff
tiger KOHO:Löfung) die Stelle des FeO vertreten, fo exfolgt ebens
falls Oxydation deſſelben und gleichzeitig Hydrogenation bes Indigo,
und es iR daun derſelbe ſtarke Galzgründer, ber Kalk, ber gleichzeitig
1083
zwei verhaͤlilich entgegengeſetzte Säuren, eine Waflerkoffläure unb eine
Sauerfofffäure, Kraft feiner Säureforderung entfichen macht; wobel
banu, wie in allen ägnlichen erregenden Einwirfungen , die Waſſer⸗
zerfeßung ſelbſt: unmittelbare Folge der durch jene Erregungen beding⸗
ten polarifchen Störungen bes elektriſchen Gleichgewichts if,
wodurch das Indigblan als eleltronegativer Etoff dem eleftropofitiven
H des in Serfegung begriffenen HO zufällt, während das eleltronegas
tive O dem beigegebenen eleftropofitiv gewordenen FeO (ober Trauben⸗
zuder 20.) zu Theil wird. IR es aber das Indigblan felbfi, was mit
H verbunden bie Öybroindigfäure gibt, fo if es felbR auch zu betrach⸗
ten, nicht ale ein Bihydrat des Indigen (6.881), d. i. eines hypo⸗
thetifchen Gedrittſtoffes (m. Grundz. I. 522), fondern als ein felbfs
Rändiger Beviertfioff, und die Geſammtverhältniß⸗Gewichtszahl
folgen viergenndfloffigen falzzengenden Radicals iſt dann O = 100
gefegt, gleich (Cı6=) 1200C+ (Hs=) 62, 5H + (02 =) 200 O
+ (A) 175 A= 1637,5 und H (b. 5. 2 Atom oder 2 Volum H)=
12,5 vorausgefeht, gleih 86 C-H+5H + 160 + 14A = 131. — Lift
man bie Zerfeßung des hydroindigfauren Kalte durch ſtark verbünnte
und unmittelbar zuvor (mittelft Auskochung) von Luft befreiete Schwe⸗
felfänre, bei Luftausichluß vor fich gehen, fo erhält man bie alfo auss
gefchiedene Hydroinbigfäure in Form weißer, fehimmernder Zloden, bie,
mitteln Abfeihung der Blüffigfeit und Auswafchung mit wohl ausges
kochtem, Iuftfrelem Waſſer gefäubert und in ber Gueril'ſchen Lerre
getzodnet, ein im Waſſer unlösliches, unſchmeckbares, kryſtalliniſches
Vulver darfelli, das O⸗Gas, unter MWafler- Erzeugung und Indigblau⸗
Eatlafjung ſchnell einfaugt, aus gleichem runde auch in unabgelochtem
und baher Iufthaltigem Wafler fich raſch bläuet (daher ſowohl für ſich,
als in der gelben Berbindung mit Alkalien: für freies, und ebenfo auch
für locker gebundenes O, fo wie für dem Chlor beigemifchtes Waſſer
einen hoͤchſt empfindlichen Gegenwirker gewährt) und das, für fich ers
higt, füch fogleich in purpurblauen Iudigo verwandelt. Das Indigblau
bildet mit waflerleerer Schweielfäure, unter Gelbfterhigung, eine pur⸗
puzze, im Waſſer mit fattblauer Farbe leichtlösliche, faure Verbindung,
haupifäglih von Nonothion⸗ und Dithions (Schwefels und Unter
ſchwefel⸗) E&ure mit Indigblan, die, gegen Salzgrundlagen ſich wie
Gigenfäuren verhalten und demgemäß mit Galggründern Salze geben,
ohne daß dabei Indigblau ausgeichieden würde. Indeſſen beſitzen fie
neben der von ihnen gebundenen SO3 und Sn Os auch flete mehr ober
weniger chemifch freie, von ihnen nur phyſiſch gebundene, von Denen
man fie dadurch Leicht befreien kann, daß man ihre wäflrige Löfung
mit Kohlenpulver oder mit Wolle in Berührung bringt, da fie baum
mit diefen Stoffen ſich fo innig verbinden, daß man durch Waſchen
mit Waſſer wohl bie ihnen noch anhängende wäflirige Schwefeljäure
und Unterfchwefelläure enizichen Tann, fie felbfi aber nur durch
1084
AmmonorydsGarbonat von ber Wolle ıc. zu trennen im Stande iR.)
Das die gebläuete Wolle sc. umgebende Waſſer enthält dem übrigen
Antheil, der chemifch ungebunden gebliebenen Echwefelfäuren. Behand«
Img mit Alkohol entzieht dann dem Gemenge von indigfchtwefelfaurm
und indigunterſchwefelſaurem Ammonoxyd letzteres Salz, erfleres als
in ihm unlöslih zurüdlaffend. Die Inpigfhwefelfäure wid =
Ci6 #5 AD +HOSO;z, die Indigunterfäwefelfänre =CıcHs
AO + HO 5 05, erachtet. Ob nit au die Dithionfänre
(Sa O2) ober wahrfcheinlicher die Trithionfänre (S3 Os) in manchen,
nach älteren Borfchriften mittel Schwefel-Metallen veranftalteten In⸗
bigfüpen zu Stande gefommen? fleht zu prüfen. Im neuerer Zelt hat
man bei der Indigblansfärberei der Wolle vun der Kenntniß ber Judig
SO3 und S2 Os erfprießlichen Gebrauch gemacht, und daß eine aus
ihnen mittel Waſſerzerſetzung (bewirkt durch Waſſer zerlegende Metalle,
zu benen auch das Se gehört) erzengte Hybroindigfäure die mil
telſt löslichen Galzgründern und orybirbaren Stoffen erzeugten Falten
und warmen Inhigfüpen werde erichen Tönmen, ſteht Taum zu bezwei⸗
fein. In früherer Zeit (und zum Theil auch noch jebt) bebiente man
fig zur Achten Blaufärbung der Seite (fpäterhin auch der Wolle) ver
in Sachſen von Barth erfundenen, nicht weiter chemiſch gereinigten
Auflöfung des Indigo in Echwefelfäure, und nannte biefe Auflöfung:
Saächſiſchblau. Anfänglich verwendete man dazu nur Morbhäufe
Vitrioloͤl, fpäter auch die durch Verbrennen bes Schwefels bereitete
(fog. Engliſche) Schwefelfäure; letztere jedoch nur im fehr Waſſer⸗
armen Zuflande; in beiden Fällen muß ber gepniverte Indigo unmils
telbar zuvor entfeuchtet (durch Trodnen bei 600 C. — 480 8.) un
bie Säure allmäflig, in Fleinen Antheilen beigemifcht werden; von der
Nordhäuſer Ehure wird bas 4 bis Gfache, von der Engliſchen das
8 bie 12fache des Indiggewichtse genommen. Es erfolgt dann, bei
200°—250C. (= 160—200R.), währenn 24 bis 48ſtümdigem Stehen
in gegen Zutritt von Luftfeuchte vollkommen geſchützten Gefäßen, au
fänglich Biidung von ſchwefelfaurem Indigbraun, ſchwefel ſauren
Phonicin und deſſen Verbindung mit Ralkıc. (ſ. m. Grund,.
I. 823 Aum.) und daraus entſpringende anfängliche Bräunung um
Draungelbung des Bemifches, dann aber, durch die Indig⸗ SO; wm
⸗BS2 O5, dunfle Blänung. Die nun fyrupédicke blane Maſſe wir
Ungeſchieden von ber überfääffigen SOz und S2 Oz bildet tie blaue Wufiöfung
ebenfalls ein fehr empfinbliches-Reagens fir O⸗Gat; bringt man nämlich in eine
mit Waſſer verbünnte Auflöfüng des reinen Indigblau in Schwefelfäure Zn aber
Fe, fo erfolgt Oxydation eines oder des andern biefes Metalle auf Koften ve
Waſſert, und ohne daß fih H-Gas entbindet erhält man eine farb lo ſe ode
gelbliche Löfung von Hybroinpigfägwefelsunterfchwefelfaurem Mess
oxyd, die durch O⸗Gae fogleich geblänet wird.
1025
hierauf, nad und nad, unter Umrühren mit einem Glasſtabe in das
20 bis 30fache ihres Volume Waſſer gegofien, durchgeſeihet, da dann das
Surigbraumıc. farhmt dem dem Indigo mechanifch beigegeben gewefenen
Kiefel» Sande ıc. auf dem Geihpapier verbleibt, und bie, wegen Bei⸗
miſchung voa [Hwefelfaurem Indigroth, etwas fchwefelfaurem
Indigbraun und Iudigleim, nicht rein blau, fondern etwas ins Mrän,
liche fpielenbe färbende Zlüffigkeit, bierauf ihrer Indig⸗-SOg und- S2 O5
darch Digeriren mit Wolle beraubt. Die alfo gefättigt blau erfcheis
nende Wolle, dient nun zur Herflellung des reinern Blau dadurch,
bag man fle zunähf auspreßt, dann abſpühlt und mit reinem Wafler
von 400C. (320R.) digerirt, hierauf auswaͤſcht, Bis das Abfließwafler
nicht mehr gelb, fonbern beginnend bläulich abläuft, und dann, da fie
folgen Weges vom fchwefelfauren Indigleim befreiet worden, mit fehr
verbüunter (nur 1/2 Broc.) Alkali-Sarbonat enthaltender Lauge ausge:
zogen. Der Auszug beſitzt nur noch Epuren von fehwefelfaurem Indig⸗
blau, außerdem aber bie mehr erwähnten Indigſchwefelſäuren; die Wolle
dagegen ihr verbliebenes Indigroth; weßhalb fle nun ein ſchmutzig
rothbraunes Anſehen darbietet. Echöner noch zeigt fih das Blau,
wenn man die mit englifher Schwefelſaͤure bereitete Auflöfung mittel
Kalis-Barbonat-Löfung (Pottaſch⸗Lauge) niederfchlägt, den Niederichlag
(inbigfegwefelfaures Kali, fonk auh blauer Garmin, ober loͤe⸗
lider Indig oder Indig-⸗Carmin genannt) jetoch nur fo weit
hervorgehen läßt, daß !/g oder 1/3 der fauren Auflöfung neutralifixt iR;
hierauf auf dem Filter gefammelt, gewährt derſelde eine gefättigt rein-
indigblaue Verbindung, die, nach bem Mbtropfen der noch anhängenden
minder vein blauen Flüffigleit, in mit Schwefelfäure-haltigem Wafler
gelöß, zum Musfärben der zuvor gebeizten Zeuge *) verwendet umd
®%) Ban Geist Zeugeic., um die ihnen zu ertheilenpen Barben dauerhafter zu feſtigen,
Isnkem man vor der Husfärbung ober Barbenberrudung Stoffe mit ihnen verbindet,
weldye ihre Anziehung zu den Warbftoffen erhöhen; wie denn im obigen Balle bie
Beiung mit Alaun-®dfung dazu dient, bie ungelponnene Wolle, bie Garne,
over die ſchon gewebten Zeuge mit Alumoxyd (Thonerbe) vergeſtalt zu verbinden,
nah nachgehende die Indigſchwefelſaͤuren vem alſo vorbereiteten Zeugſtoff anges
zogen, mit demſelben in feſte unloͤtliche Verbindung tritt; man muß jedoch, für
dieſen Ball, nie Sorte vor deren Ausfärbungss Verwendung, mit Kalis@arbonats
(over RatronsGarbonats) Löfung neutralificen, was nit nöthig iſt, wenn man
zur Beige Weinſtein und Bardloriv (falzfauren Baryt) gewählt hatte. Im erfien
Belle beſteht dann das gefärbte Zeug se. aus invigfchwefelfaurem Zeugftoff: Alums
es, im legtern aus vergleichen Zeugſtoff⸗Varoxyd. Den blauen Garmin ver-
wendet man übrigens auch ſehr häufig zum Theil in der Dialerei, käufiger jedoch
zur Bereitung des in Großenhayn in Sachſen erfundenen Neublau ober
Sachſiſchem Baſchblau uns dem dieſem ähnlichen Engliſchen Blau,
Die man erhält, indem man friſchgefaͤllten blauen Carmin, mittelſt etwas Staͤrk⸗
tleiſter, mit zermalener Starke (Starlmehl, Puder; d. i. fein zerriebenes Amylum)
imnig mengt, und in Tafeln ones Tafelchen formt: eine BarbfioffeBereitung, bie
65
10
biefen ſolchen Weges das reinfte und beſtaͤndigſte tiefe Judigblau ertheilt.
Alle abgetropfte und vom blauen Garmin gefonderte blaue Ylotie
(Bärbflüffigkeit) wirb zur Ausfärbung geringwerthiger Zeuge verwendet.
Die fhwefelfaure Indigauflöfung ifl eines der am häufigfen
in Gebrauch genommenen Mittel zur Beflimmung des Chlor⸗Ge⸗
halts; fey es bes Chlorwaſſers, oder der wäflrigen Löfungen des
Chlorkalke⸗, Magnite⸗, KalisNatron ıc. Das find die zum Fünf:
lien Bleichen der baumwollenen Garne, des Holzes ıc., Linnes,
Hauf⸗ und Baumwollen s Bapierkoffe, fo wie der gefärbten, außer
Mode gefommenen einfarbigen ober miehrfarbigen (farbbedruckten) Zeuge,
zumal Kattune am meiflen verwendet werdenden (f. m. Polytechnoch. IL
172 #. 813 fi.) löslihen Galze der Unterhlorichtfäure; ober
©. 802. Außerdem dient die fhwefelfaure Indiganflöfung
auch zur Nachweifung der Azotſäure; miſcht man nämlich dem in
biefer Hinfiht zu prüfenden, in fo wenig wie möglich Waſſer gelößens
Stoffe (3.3. einem Feine Oxychlor⸗ und diefelben vertretenden Brom x.
Berbinbungen enthaltenden Ealze) einige Tropfen ber Iubigauflöfung
bei, nachdem man biefelbe zuvor mit Kalf-Sarbonat (Kreite) neutta⸗
Iifirt hatte, und erhigt darauf das Gemiſch bis zum Sieden, fo ea
blänet und gelber fle ih, wenn (Liebig’s Berfuchen zufolge) and
nur 1/ogo freie oder an Salzgründern gebundene NMzotfäure zugegen
war, und hatte man ber Indigauflöſung, vor beren Beimiſchung cimas
Öybrochlorfäure beigegeben, fo erfolgt die Gelbung aud Dann uch,
wenn mur 1/s00—=0,002 AO; vorlag. — Die zuvor erwähnten Hydıe
indigfäure enthaltenen fog. Küpen laflen, und fo denn auch bie ſchon ge
dachte Bitriolfüpe, bereitet mit Kupfer⸗freiem @ifenvitriol; *) die in
biefelbe getauchten zu färbenven Stoffe, hat man fle nach der gehörigen Eins
faugung ber Luft ausgeſetzt, zunaͤchſt grün erfcheinen (genannt bie Ber
grüänung), und darauf blau. Die Hauptfache beim Anſatz dieſer Küye
beflebt darin: ihr die richtige Menge des Kalte beizugeben; überſchüſſig
zugefenter Kalk bildet bafifchen (Nneberſchuß von Kalt enthaltenden),
unlösliden hydroindigſauren Kalk, wodurch mithin ein meht
oder weniger großer Theil ber Hydroindigſaͤure im Bodenſatz verbleibt; zu
wenig Kalt läßt einen Theil des Indige unaufgelöft und dadurch der, unter
diefen wäflrigenund@ifenorypd sc. barbietendeh Berührungen leicht fanlenben,
man auch auf alle jene Pflanzen over Thierfarben in Anwendung bringt, welche
ſich zur Darfiellung ſchöner Lackfarben eignen; vergl. m. Bolytehna
ch emie IE. 369 ff. 764, 766, Sı15.ff. u. 823. Das Englifh Blau beſteht
aus einem Gemiſch von Indigfchwefelfaurem Kalk, Stärke und etwas Geife. Barth
fegte feiner Zndig⸗Aufloͤſung Sobalts Auflöfung zu, um ven Blanz ver KFarbe
erhöben.
°) Man entfupfert Eiſenvitriol durch Sieden feiner Löfung mit CEiſenfellſtaub, unter
Zufah von etwas Blaubers ober Kodlalz.
3m
hieburch aber gänzlicher gerſtoͤrung bewirkenden Selbftaͤndernug. Sin
durch das Eiſenorydul die U-⸗Entwickelung aus dem Waſſer, In Guns
Ren der Indig s Öybrogenirung zu bewirken, gewährt in der Sinns
orydul=: Küpe das SnO gleiche und noch ſchnellere O » Bindung.
Man verfeht zu dein Ende Kalistauge mit Zinnchlorür (fog. falzfaures
Sinnorydul); es bildet ſich Kali-Chlorid und in wäffrigen Kalt aufges
loͤſtes Zinnorydul (zinnichtfaures Kali), von ber das Indigblau in
reichlicher Menge und fehr raſch aufgelöfl wird, es in hydrvindigſaures
Kali verwandelnd; wendet man aber hiezu nicht reines Indigblau,
fondern Indigo au, fo erhält man auch zugleich in Aetzlauge aufge⸗
löfes Indigbraun; was dann beim Ausfärben der Zeuge ein mehr
ober minder ſchmutziges, glanzlofes, ins Olivengrüne ſchillerndes Blau
zur Folge hat, und diefe Küpe der Ditriolfüpe nachfichen macht. Cine
ältere Weiſe, den Indig durch alkalifhe Auflöfung färbungsfähig. zu
machen, gewährte tie Operment⸗ und die Harn= Küpe, vom denen
die erſtere dadurch Hervorgeht, daß man ein Gewichtstheil Höchft fein
zerriebenen Indigo mit 2 Pottaſche und 175 Wafler mengt und flebet,
dann frifch gelöfchten Kalk, und endlich auch, nachdem bie Ylüffig-
feit mit dem Kalle wieder einige Zelt hindurch gefotten hatte,
gepulvertes Dperment*) beigiebt; es erfolgt Wafler- Zerlegung zu
Gunſten der Oxydation des Schwefels und des Arfen, und der Hydro:
gemation des Indigo. Man verwendet diefe Küpe zum Kattun » Drud.
Jedoch bedient man ſich, gilt es reinblaue Zeugbrude darzuſtellen,
zue Operment:Küpe ftatt bes Indigo, bes fog. blauen Karmin. —
Im SeidensBlaudrud (z. B. zur Bedruckung ves Atlae), zumal
wenn berfelbe nicht auf dem ſchen gewobenen Zeuge, fondern mittelft
paſſender mechanifcher Vorrichtung, anf ber annoch undurchſchoſſenen
9 — (Auripigment, Rauſchgel b) ober Arſenfulphur — As I;
im Großen bargeflellt vurch Zuſammenſchmelzen von Arfenichtiänre
(he O3; oben ©. 464 Anm.) mit Schwefel, kommt aber auch ſchon fertig in
der Natur vor in Form blattriger, ſehr ſpaltbarer, glänzend hellgolpgelber, durch⸗
ſcheinender Maſfen. Man erhält dieſelbe Verbindung, wenn man die in Waſſer
gelöße und mit etwas Öyprodplorfäure verfehte Arfenichtiäure mit 3 HS zufam-
mestreten laßt; «8 bildet fich dann neben 3V-G. Waſſer' 1 V-G. As 87,
wägreb ohne Zuſat von HCh bie Löfung ſich zwar gelbet, aber Teinen Nieder⸗
flag emiläßt. Dielen, ausgewaigen und getrodnet, ſtellt ein ſchon citrongelbes
Selver var, if leichtflüſſig, erfcheint gefloffen vunfelgelb, ift fublimirbar und
verhreunt,,. an ber Luft ertief, u SO2 und As 03, entläßt feinen Ss Gchatt,
7 er mit Natrontarbonat was Kohle, ober mit erſterem und KKy erhitzt
wäßeenn das alſo chemiſch ifoliste Arſen metafliich ‚glänzend ſublimirt.
On 6, 449. in ker bortigen Anmerkung erwähnte rotbe Arfenit, Realgar,
sr Sandarach (rothes Schwefelarſen) if Arſen⸗Subſulphür — As Sa,
mu bildet känſtlich (durch Zuſammenſchmelzen) gewonnen, eine dunkelrothe,
glafige, glanzende, durchſcheinende, wmufchligen Bruch barbietenne Maſſe; das
mnatũrliche, gelbrothe: durchſcheinende, ſchiefe rhombiſce Säulen (Kernform) und
Deren Abaͤndernugen.
6
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1028
‚ fag. Kette (des Webeſtuhls; alſo auf bem zu durchſchießenden ges
fpannten Barne) vollzogen werben fol, reicht übrigens verbünntes un
gefteiftes Ciſenchlexid hin, dem man druckrecht gefteifte Kaliumeifenfyanir-
Löfung folgen. läßt *); wie man denn ähnlichen Weges, mittelf ge
loͤſtem Kupferoxyd⸗Eulphat auch fehr reines und ſchön, faſt meialliſch
glänzendes Kupferrath auf werdenden Atlas hervorzurufen im Stande
iſt. — Die Harnküpe entſteht, wenn feingeriebener Indigo mittel
bes Ammonials gefaulten Harns,, den man mit bem Indigo digerirt,
zu bydroindigjaurem Ammonoryd aufgelöft wird. Gie wird
meiſt nur im Kleinen zum Vlaufärben benubt. Da ber faulige Harz
neben dem, durch AnregungssSeriehung des Harnfloffe entſtandene
Ammonoryd ober Ammoniakhydrat*®) auch noch Antheile von, währe
der Faͤulniß ungerfeßt gebliebenem fog. Barbfloff (oben ©. 980 Aum.)
— hingegen, wie W. Heing fand: Feine Milchfäure enthält, fo ik
es nicht unwahrſcheinlich, Daß die bei ber Bereitung der Harn⸗Küpe
vor ſich gehende Ummandelung bes Indigo in Hytroindigfäure, haupt
fächlich zw Stande fomme gemäß der: chemiſchpolare Wafler:Zerfefung
im Gefolge babenden Anregung bes Harnfarbfioffe, — Bon je
falten Küpen in ihrer Darflellung verfchieden ift die warme Alm,
die von den Faͤrbern gewöhnlich die Waidküpe genannt wird, weil
zu ihrer Bereitung (neben 4 Gewichtstheilen Indigo, 2 Krapp und
2 Bottafche) 50 Waid (Isatis tinctoria I.) verwendet werten, Aut
kocht nämlich den möglihf fein zectheilten Indigo (oder Ran bein
in neuerer Zeit auch blauen Garmin) mit der Pottaſche, ſammt je
deren Löfung hinreihendem Wafler längere Zeit hindurch, vermeng
biefe ‚blaue trübe Zläffigfeit kann mit den Krapp und Waid, feht 2008
Waſſer zu, läßt Alles einige Etunten hindurch bei beiläufig 90%C.=
*) Weil man bebruckte Selbenzeuge nicht mit Seife, und noch meniger mit
bünnter Kali⸗ oder Natron⸗Lauge wäſcht, alfo auch nicht bie Gifen
bungen ver Serfegung preisgiebt. Uebrigens färbt man in neuerer Zeit,
mit Indigo, andy mit auf dem Zeuge zu erzeugendem Berlinerblas fche
und ſehr gefättigt: blau; vergl. m. Polytechnochemie a. a. D.
*o) Friſcher Harn enthält ſehr wahrſcheinlich, Balls er gefunden Menfchen
nie fhon fertiges Ammoniak, fondern es entficht in ihm Arts erſt ans
Sarnfoff kraft veffen, durch vie Ammonial:Entbinbungs: Mittel ertegter
fegung. Bon jungen Männern entlaflen, enthielt er dagegen, neben
fäure, Harnfäure, Kochſalz, Pigment x. xcx. (oben &. 980 Anm.) noch eine ne
früher in ihm nit wahrgenommene, von W. Heintg aufgefansene, neh
benennenbe, fog. organifge Säure, vie im Aether wenig, in Weingeiß
in MBaffer leicht Iöslich iR, fauer ſchmeckt und gegenwirkt, in vierfeitigen,
winkligen Gänfen umd Zafeln anſchießt, erdigt jchmilzt um fih Krännt,
Ammonoryb zum fauren Galze verbunden weniger Iöstih if, ale im
denen Zuſtande; AgOAO, und Bez Cha, veögleigen Löfungen von N
BaCh und NaCh nidt träbt unb ebenſo auch niht CuOSOz. Wergl. 2
gendorff’s Annal. XXIE 602 fi.
1029
720%. in einander wirken, fhgt hierauf nach und nad}, in Heinen Au⸗
iheilen 11/3 kurz zuvor mit Wafler geldfchten Kalt Hinzu und lage
nun tas Ganze laugfam erfalten; Waid (und Krapp) gerathen hiebei
allmaͤhlich in Bährung, ber gemäß das Indighlau in Hybroindigfäure
übergeht, bie fofort vom Kali und zum Theil auch vom Kalle gebun⸗
den wird. As Zeichen, daß die Bährung gehörigen Bang gehalten,
erſcheinen auf der Oberfläche der Flüſſigkeit ſchaumige grünliche, an
der Bft ſich bläuenbe kleinblafige Theilchen: genannt die Blume, bie,
wenn fie ausbleibt oder flatt berfelben eine grauliche Mafle zur Ober⸗
flaͤche herauftritt, Fünfllich beförbert und hervorgerufen werben muß;
eine Förderung, die nicht ſelten dadurch voll ſtanvig gelingt, daß man
einenen Beutel’ oder Sack mit einigen, Pfuuben Roggen» ober
Beizen-Kleie hinein hängt; wie denn au Patt, ves Maid und flatt
Krümelzuder Haltigen Riapp, glei von, vorke herein, Bau
(Beseda Luteola L.) und‘ Stroh oder wirk amer Kleie, Honig und
Traubenzuder zu gleiche m "Iwede verivendet weiten. Hat fg die
— gezeigt, fo färbt man die Zeuge in ſolcher farbgahren Kape
"aus, ſeht dann aber Indigo, ſammt den übrigen Sioffen und unter
—* auch den friſch — Kalt, aber ſteis nie ig’ 16 !leinen
engen je ‚daß dadurch b Sndigbraun” befant' wird ;' vergl.
‚oben G. iora. Uebrigens ch ſich wãſſriget ee auch mittelſt
Biarleiuder⸗ Löfung, und Oberhefe dance). intfärbeh 9). 8
ehort aber das Inpi igblan wahrſcheinlich ik "fen Bilbungsthei⸗
In, welche in goſigt Kuf zahlreiche ſehr Kon eikander abweichende
Vſiaugen⸗Jamilien eine fü feßE weite "Berdreitug"Harbteten; vielleicht
7: Sao alle, beim Tiodnen ſich Hläuchsen gelben" miv rothen Blumen,
* B. jene von Lotus corüicufalus; Orobus [17 Yadig-Haltig? In
wiefern das von Spangenberg ih einem txanthaften blautn Ham
aufgefundene Kyanıırin (ober Tyanntin) eine unte ber Bart nach
am ben Judig erinnernhe, "Mpotshaltige bdiiclichey Otuut ſtoff· Verbin⸗
dung barfellt? iR zur Zeit noch uiiermiitelt (a: % D. vm. 420 |).
Zudigo, den man innerlich als Arznei gereit haite, —— grünen
‚Garn, und blauen Schweiß ‚zur. ol ge).
an) Behrſcheinlich wurde der Egeiß Fe Bat, vd er le euſt —8 Siehe
RG dieſes erweifen, ſo wãre vadurch Vargethah, big der Indigs, bei der
— — · .2. 3i—* 2 —* er
n Fa er one mg L’ te,
York. tuttketigpe Altero Whterfanguinhr Aber DR SmDihh,ı:.neifen, Basleiter
(Iuhhgpnrpur, Indigrothh, Indigbraun, Indigleim, Goerulin) und fein und feiner
Umbirungen Berhalten, gewährte bie te ehörige daffige Arbelt neo bes
zugemten Mierzellne; m. Arch. :XI. 1 fi.
*) Dr.' Gträgt: win nen Invipe, weit Erfolg —* Spilepfe in Babe von
Ä 2 Drachna (8 Orentiien): bis zu. einer. Unze (2 Loth) täglih; Bräfe's unb
Burn. Feten. KAT. und ddraus hy » Ann. si Marmeg: XV. 8244. von!
To bamuſebſt Zu Saar a:
Bye FE ur in TI Tr “ i
10830
Verdauung i in Hhbroinbigfäure übergehend, hlebei Beränberungen erleidet,
die ihn zu jener Beſtandes⸗Art zurüdjühren, welche er hatte, da er in den
Pflanzen erzeugt worden, und daß beim Berdauen Bedingungen ein⸗
treten und Berhältniffe fich wirkſam jeigen, ähnlich denen, "die gegeben
feyn müffen, wenn er, unter ben Händen des Chemifers in feinm
urfpränglichen Eniſtehungszuſtand' (in Hydroindigfänre) zurückgeführt
wird. Die Bindungsmittel ber in den Pflanzenfäften gegenwärtigen
GSydrofunbigſäure (oder vielnehr des Jubigblau’®) find ohne
‚ Zweifel in ben verſchiedenen Indig⸗ Spendern nichts weniger als glei
. geartet; ‚wenigftens | ſpricht für dieſe Vermuthung der umftand daß
man nicht. and ofen in gleicher Weife ven Indigo zu een vermag.
&o. fordert z. B. "Indigofera coerules Roxb. größer. geshige
u: umd ſehr. beftiges Schutteln ihres waſſtigen Auszuge,, n biefer
ur any jeinen Indigo: Gehal entlaffen ſoll, als, ixgend eine andere oſtindiſche
2; ‚Inbigopflange ; j. ja’ mehrere vou ‚diejen, heiſchen nur ruhigen Zutritt von
2 atmoſphariſcher Carbonſãute uͤnd "darauf. von atmofph. Orägen, um
"ihren ganzen, nbigo » Gehalt yolifändig zu enttöideln; z. B. die in
.. Pegu heimiſihe sklepias tingens, bie auf Sumatra wohnende Mars-
denia tinctoria, etc. Das in, Ch ina wild wachfende ud haͤnig
künſtlich gezogene Län, d. i. Polygonum tinqtoriuin und P. chi-
‚nepse Wild. geint nur yydr qind igſauren Kalt zu entfalten, md
ER ehenſo bad. Di vs Iddio gewährenbe P. tartaricum ünd P. Fa-
24,808) Tum riſchen und geuiein er, Sul eigen oder‘ ‚Haitteforn) ;
A 3 entlaßte feing N a wenn. dem is inweichen der‘ Mlätter in
‚nor afler * wäflrigen war, | 0 viel 'verbünnte St¶hwefelſanre
ne — je, ‚daß, we Mi Befanintmaffe des Aubjuge 1 Proc.
—** pafl ergrge | Au, 30; + H0) fommt. Man z0g „008 P. tinct.
uchom Deifuchamelle im ir r. 2098 ig ‚Deutfäland aus Saaindu, Wwelche ber
IE ER ; U ‚nsfonyalen hi afukigeni Erfolge und ebenſo and in aus
Be ‚grepggaben Landen “, und nr 6. Subigsreichtr, ale‘ bei Waid.
ma ep zufelge erhält, may, ei en Weges aus P. inct 2 Br.
Indigo, det ben, vach her. ſonſt ——— Weiſe erzielten, an
3:19 5 Reinheit ſehr merllich Ibeirtft der, echißt, nicht wie biefer einen,
1 mitroſtopiſh zfeirq Ste y —— önbern mehr azuchlauen sparghre
nen) Sublimat Bi BR — Alkohol "Toll, älteren Autzaben gemäß,
feifchen Blättern der Indigoferen jarblofe Hybdroindigfäure entziehen,
die, unter Luftabhaltung vom MWeingeift befreiet, mittelt deſſen zurkds
il. gelafienen, Waßere ah Teutakkinkidh: idet; verel. m S. 2021
— tele sin np nd He
No L BE Zr EB Su win s Se FE era Zu
„2 Benn Sydroindigſäure mit Metalldxrben -Mıy eedinver y (ra
Pa Galjıch tan ighlans Mi etatit.Drer vissip Metallen: in, . :
'ne vie Blatter ver: vechtzeitig (wenn die jungen Bilanzen A-3- HU
an verpangten. P; tinct. fo. wel-Bubig .eutsilien, nad deſſen Mal
der Mühe lohnt, und fie abgebrochen, fehnell wire IaWortruiken,.No amihjd
man die Gtöde mehrere Male nacheinander,
Sy
241
24%
1
Ins.
1031
Ab) Berfährt man in cchnlicher Weiſe mit dem Indigblan, wie oben
©. 1001 beim Galicin bemerkt worden, d. h. läßt man auf daſſelbe
duch Schwefelfäure aus Kali⸗Bichromat zur Ausfcheivung gelangenbe
Cbhromſaure einwirken, fo erpbirt eo fih zu dem nicht flüchtigen
Sfatin = Cis B5 AO,, das, da es in kaltem Wafler ſchwer⸗, im
heißen Hingegen, fo wie im Alkohol leichtloslich if, aus letzterer, mit
etwas Wafler verfehter Löfung in dunkelgelbrothen, ſtark glänzenden
rhombiſchen Prismen anſchießt, die fh in Kali⸗Lauge mit dunkler
Burpurfarbe anflöfen. Erwärmt man dieſe Auflöfung, fo gelbt fie
ſich, beſteht um aber aus dem Hydrat der Iſatinſäure = Cie
“ Hg AO; + HO: gebunden an Kali, umd iſt dadurch hervorgegangen,
Daß, der Eänre-Forberung des Kali entfprechend, 2 V⸗G. Wafler yom
Iſatin chemiſch gebunden wurden *), von denen jedoch 1 V⸗G. vurch
Baſen erſetzt werden kann. Dieſe Säure if an fich farblos, ein weißes,
in Waſſer loͤsliches Pulcer darſtellend, das mit Salzgründern verbuns
den gelbe Galze gewährt, das jedoch, für fi in. Waſſer gelöh und
damit erwärmt, wieder in Waſſer und Sfatin zerfällt. Laurent (uns
faft gleichzeitig Erdmann) entbediten dieſes fo Leicht und Lediglich durch
Aufnahme von Waſſer zur Saͤure werbende Indig⸗Oxyd, als fie Indigo
mir Azotſaͤure behandelten. Erſterer fand hiezu am tauglichfien eine
Säme von gewöhnlicher Stärke (d. I. von 1,25 bis 1,3 Eigengewicht)
jedoch nur, wenn fie nicht in zu greßer Dienge angewendet wird; denn
in diefem Falle bildet ſich leicht Inpigfäure*®) = CH, A-+0Og
(oder Cix Bu O4 + A0;) was am die Benzoylreihe erinnert, wenn
won annimmt, daß bas A ale Vertreter eines ausgeſchledenen HI hinzus
gefoimmen fey, und Aehnliches gilt auch von der Anthranilfänre
— Cı4 B6 AO, -+HO, die entficht (neben anderen Erzeugniffen), wenn
fiedender Auflöfung tes Indigblan in Kali⸗Lauge MnOz zugefeßt wird,
in kaltem Wafler wenig, in Alkohol und Mether fehr löslich. iR, nub
ſowohl aus ihren Löjungen, als auch wenn fie nad) ihrer leicht erfol⸗
genden Schmelzung fublimirt wird, in glänzenden farblofen Blättchen
Irhflallifiet, heftiger erhitzt ſich jeboch in 2 CO, 2 0 und 1 B⸗G.
Anilin zerſetzt. Die Indigffäure dagegen ſchließt zwar auch In
ferblofen, ſchmelz⸗ umd ſublimirbaren Kryftallen (Prismen) an, aber
ihre gelben Löstichen Laugmetalloryd = Ealze fällen @ifen blutroth;
auch fie if fehr ſchwerldslich fit Waſſer, ſchmeckt aber, ſaͤuerlich bitter⸗
lich und gibt Salze, die erhitzt ſchwach verpuffen. 1:
) Berl. oben ©. 937. Ba DE Zur
ee) Auch gmannt Oxypikleofäure (m. Grundz. I. 522), Bitterfäure, Anil⸗
falpeterfäure, Nitrofalicylfäure und neuerlih Häuflg: Anilfäure,.
obgleich dieſe Benennung, vor 10—11 Jahren, von Dumas ber Öybroinkigs
fänre beigelegt wurde, waͤhrend fon früher Spevsent Ichtere Inpigfäure
— — und Dobereiner fie durch Sfatinfäure bezeichnete; a. a.
6521 ff.
—
1092
„70) Hofmann zufelge, «Aan. der Gem. und Pharmac. LIT) abi
man, bei Befolgung des Laurentichen Verfahrens, am meiſten Ifu
tin, wenn man jeden neuen Zuſatz von Azotfäure nicht eher folgen
läßt, bie das dur) den vorhergehenden erfolgende Aufbraufen gänzlig
beendet if; weil, beachtet man dieſen Wink nicht, tie ganze Mofl
überfleigt und, außer viel harziger Maſſe, faum etwas mehr als Klein
Mengen von euiftandener SIudigfänre gerettet werben können. Um das
erzeugte Iſatin zu reinigen, loͤſt man es in wäflrige Kali⸗Lauge auf,
. verfegt die Auflöfung nach und nach, in Heinen Antheilen mit waͤffri⸗
ger Hydrochlorſaͤure (wodurch zunaͤchſt ein harziger ſchwarzer ober
brauner Niederſchlag ausgeſchieden wird) filtrirt dann und, erfgeint
das Durchgeſeihete gelb, ſo verſetzt man es nun ebenfalls mit Hydro⸗
‚ chlorſaͤure, fo lange noch ein rein hochrother Niederſchlag hervorgeht;
dieſer ſtellt dann, nach kurzem Wafchen mit Wafler, reines Ifatin
‚ tar, das man, wie bemerkt, kryſtalliſiren Tann. Erhitzt man es mit
ſtarker Kali⸗Lauge, in einer Retorte, fo färbt biefe fich, in Bolge
J einer vorübergehend entfichenden Verbindung (von kryſtalliſirbaren
iſatinichtſaurem Allali 7) tief purpurn, bald darauf aber, durch
entfichendeg Iſatinſaures Kali, Orange, umb entläßt wäh
»deſſen, als Deſtillat, zunächkt reines Waſſer, dann ein ſchon yon Ur
verdorben — xurch trockene Deſtillation bes Indigo — geinenunenet,
farbloſes Del, das baſiſche Anilin — Cı2 Hz A, alfo eine fog.
. Salzbafe obne O⸗Gehalt *). Es hat 1,028 Gigengewicht, fiedet kei
2280 C. = 1820,4 R., kommt auch im Steinkohlentheer vor (wurk,
„u ‚demfelben durch Runge entdeckt, Kyanol genannt *%); oben
\& 1003, und erſcheint außerdem als Erzeugniß theilweiſer Zerſezung
" verfihiebeng Umbildungen des Judig und bes Benzol ***), durch Hydroge⸗
nirung des Azetbenzid (oben ©. 993) ıc, Seine fauren Auflöfusgen
ertheilen dem „Fichtenholze⸗ und dem Holundermark gefättigt gelbe
"Färbung; Chlorkalk färbt es violett. Geine obengedachte Entflehung
"erfolgt, indem 1,8-@, Iſatin 4HO aufnimmt, wodurch es = Cı6 Bu
Aos wir, dem dann 4 KQ 4 CO entziehen, zugleich aber 2 H als
©®as frei machen, wodurch Ciꝛ Hr A übrig bleiben. Defillirt mas
"Indigo mit Kalkhydrat, fo erhält man es ebenfalls.
20. Vertheilt, man JIfſatin in ſtedendes Waſſer und leitet dann, während
rt
V
des Siedene uns bei Blrect, einfallendem Gonnenlidt
Thlorgas' Hineln, To. nehmen feine Kryſtalle, zerfallend, eine zein
orangegelbe Barbe an, Indem fie größtentheils in G5lorifetin
übergeben, das fi) nach und nach in gelben Flocken nieberfchlägt, bie
°
| ” “ 1" .y.
ey Hierin —* din baſiſchen Cirtermandetdt; oben S. 994.
80) uch als Amin bettachtet Q2 Hs + AH. und Beenamit genannt.
000). is ſog. Benzinum; oben &. 1008.
in Alkohol gelöft und daraus kryſtalliſirt: durchſichtige, orange, geruch⸗
loſe, bittere, tu kaltemn Waſſer faſt unlösliche, theilweiſe ſublimirbare,
aus Cic Hs ChAO; + HO zuſammengeſetzte Prismen darſtellen. Hatte
ſich zugleich Bichloriſatin = Cis HCh AQg gebildet, fo läßt fi
dieſes, da es im Alkohol unldelich, Leicht ſcheiden. Es iſt übrigens
dem Chloriſatin ſehr aͤhnlich. Beide entſtehen auch, wenn man Ch⸗
Bas in Indigblau und Waſſer leitet, begleitet von Hydrochlorſaͤure,
Salmiak und einer nnlösligen Maſſe. Defillirt man Chlorifatin mit
Kalistauge, der man von Zeit zu Zeit zerſtückeltes Kalihydrat beigiebt
(ein Handgriff, der auch bie Bildung des Anilin befördert), fo geht
neben und mit dem Wafler auch eine oͤlige Fläſſigkeit über, die jedoch,
wo fie ſich abzufühlen vermag, fey es im Metortenhalfe, fey es in der
Borlage, zur weißen kryſtalliſchen Maſſe erſtarrt, bie, auf dem Filter
gefammelt und mittel deſtillirten Waſſers fo lange abgewaſchen, bis
alles mit entwickelte Ammoniak entfernt worden, in flebendem Alkohol
gelöſt und daraus (erlaltend) Eryftallifiet, in regelmäßigen Dctaedern
anfchießt. Diele fkellen dar einen lünſtlichen Salzgründer, ähnlich dem
Anilin, dee — Ciꝛ (Hs + Ch) A*), von Hofmann (Cinfad-)
Ehloranilin genannt, fi durch feine ausgezeichnet leichte Arys
Rallifirbarkeit, fo wie durch die Luftbeländigfeit feiner Kryſtalle
umb deren große Aehnlichkeit mit dem kryſtalliniſchen Codern [f. w.
unten] ſchon ohne chemiſche Gegenwirkung kenntlich macht, im’ Waſſer
ſchwerloͤslich, dagegen im Aether, Holzgeiſt, Aceton, Schwefelkohlen⸗
ſtoff, Bett» und Aetheroͤlen leichtlöslih if, angenehm weinartig riecht,
würzig brennend ſchmeckt und in diefer Hinſicht dem Anilin täufchend
ähnelt. Bis zu 640 bis 650C. — 510,2 bi 520, erhigt fC5milzt dieſe
Bafe zu fchwerem gelbem Del, das erfaltend wieder zur ortaebrifchen
Waffe erflaret, ſtaͤrker erhitzt verflüchtigt fe fh, und ſchon bei ges
woͤhnlicher Suftkoärme verbampft fle, zumal, wenn fie von Weingeifl-
oder Baflervampf begleitet wird; für ſich beflillirt geht fie zum Theil in
ein blaues (auch bei der Bereitung, neben Ammoniak hervortretendes)
Erzengniß über, Sie fiedet wahrſcheinlich bei einer Temperatur über
2000 C. = 1800 R. (der Dampf brennt, angezündet,. mit grün ums
ſaͤnmter Flamme), finkt im Waller zu Boden, ändert gelöſt weder Lack⸗
mus noch Curcumä-Papier, grünt, jedoch ſchwach mit Dahlien
(Georginien⸗) Blumenfarb geburpucblautes Papier, und verhält ich
gegen Säuren fehr ähnlich dem Anilin. Eif enchlorid wird dadurch
theilweiſe dechlorirt und dadurch gräplich; Aion, Zink
.
©) In Sällen, wie diefer, wo ein Set einen theifwelfe —— erſetzt,
wie hier va6 Ch ansgefälebenes H, (dreist ınan "beiber. Beichen Aber einanber;
Naher Hier Cin (JA A, aber ünfadger Hammer man ſolche @tofe ein, wie
oben neigen. ’
I. .. KL,
1034
oxyd⸗ und Alumoxyd⸗Sulphat, die vom Anilin ſämmtlich gefällt wers
den, bleiben vom Ehloronilin unverändert. Giedende Kupferornpfulphats
Löfung wird dadurch entjärbt, indem fidy eine brongefarbene, faſt
unlösliche Kryſtallmaſſe (ſchwefelſaures Ehloranilinfapfereryb?) aus
ſcheidet. Gegen Fichtenholz und Holundermark verhalten ſich die ſauren
Ghloranilins Auflöfungen, wie jene bes Anilin. Fritſche ſah jme
blaue Yärbung auch Hervorgeben, als er Anilin der Zinmwirkung
von Chloroxydaten ausfeßte, zugleich aber erhielt er, bet folder fort-
geſetzten Einwirfung eines Gemiſches von chlorſaurem Kali und Hybres
hlorfäure auf Anilin (das Hefreie) Chloranil = Cı2 Chi Os, uıb
Hofmann fah fo den ganzen Carbongehalt des Mnilin, zur Ehlers
anil-Erzeugung in Verwendung gerathen, als er auf 1 V⸗G. Auilia
4 Cha O (Unterchlorichtfäure) = Chg 04 einwirken machte, und Gleiches
gelang ihm auch mit dem Phenylhydrat (oben &. 1003), ale er
durch taffelbe das Anil vertreten lich; zumal, wenn eine gefättigte
Löfung jenes Hydrats in fledend heißem Waller hiezu verwendet wurde;
nach der Zumiſchung von waflerarmer Hydrochlorfäure bedurfte es daun
der verhältlich geringfien Menge beizugebenden chlorfauren Kali’s, um
“die verhältlicy größte Menge von Chloranil entſtehen zu machen. Aber
auch ſchon ein wäffriger Auszug des Steinkohlentheer's reicht hien
vollfommen bin, da derſelbe beides, Anilin und Phenylhydrat enthält;
da aber beide im Waſſer nur ſehr wenig loͤslich find, ſo erhält man
1 ſolchen Weges doch nur wenig Ehloranil. Erdmann hatte es früher,
durch Ginwirfung von Ch auf Chloriſatin, jedoch wur in geringer
E ‚ Renge erhalten. Sept mau Ghloranilin dem Cinwirken von chlor⸗
"faurem Kali und Hydrochlorſäure aus, fo entflcht es In verhälilich
ve tliher Menge. Zuerſt färbt ſich das Gemiſch violettroth, trübt
raͤunt ſich dann (Einwirkungen, welche Zufag von Alkohol be⸗
— zugleich aber viel Eſſigäther, p. i. AeOA hervorgehen
macht); lange Andauer foldyee Einwirkung entfärbt es hierauf und
‚entläßt das durch Wachen mit Faltem Alkohol und Aether (von KChir.
. zu befreiende), durch barauf folgendes Löfen in ſiedendem Alkohol und tefien
Erkalten umzukryſtalliſirende, in gelben Blättchen anſchießende, durch
langes Erhitzen in prachtvoll goldglaͤnzenden Schuppen ſublimirende,
‚tn Kalt mit blutrother Farbe aufloͤsliche und daraus in rubinrothen
vBriemen fi ſcheidende C12 Cha Oa, das dann mit‘ waffriger HCh
“ befeuchtet mennigroth wird, nach Entfernung diefer Eäure hingegen is
vreinem Waſſer ſich mit innigfl = vloletter Farbe TER. Unterbrach man
dagegen jene orydirende Einwirkung, bevor alles H binweggenomimen
ur. Au Oh an beflen Etelle getreten if, fo ‚erhält man ſchon fertiges
rn
Chloranil, begleitet von harzaͤhnlichem, in Alkohol und Wether leichte
löslichem Gemenge zweier Säuren, die fi unvollkommen ſcheider,
wenn man die harzige Maffe für ſich deſtillirt; «6 gehen fehr wibeig
riechende gelbe Deltropfen über, welche im Retortenhalſe kryſtalliniſch
N
1083
erſtarren, in Kalisfauge aufgelä ihren Geruch verlieren, aus der⸗
ſelben durch Zuſatz von Hydrochlorfänre in Form weißer Flocken ſich
wierer ſcheiden und fl genau verhalten wie jene Säure, melde -
Laurent duch Eplorophenisfänte= Ca + (CH) +0 +
HO bezeichnet, Erdmann dagegen Ehlorindoptenfäure nennt.
Die*wäfrige Löfung des Ammoncrybfalzes diefer Säure erzeugt in
gelöftem azotfaurem Silberoxyd einen umfangreichen eitron⸗
gelben Niederſchlag; mit fhwefelfaurem Kupferoryb einen
purpurvpioletten, in Alkohol etwas ldelichen. Die andere von
2anrent buch Ehlorophenusfäure bezeichnete Säure (— Ci2
Ch; O + HO) von Erdmann genannt: gehlorte Chlorindop—
tenfänre; fie iſt ber vorigen in Geruch und Verhalten fehr’ ähnlich.
Beide Säuren laſſen fich auch bilden aus Khanol (Anilin; oben ©, 1032)
buch Bermittelung von HCh + KOChO;, und ebenfo auch mittelft
Hinelnleiten von Chlorgas in jenes aus Gteinfohlentheer (durch veffen
Beſtillation mit Waffer) gewinnbare brenzliche ätherifhe Del (Brenz⸗
J Aiherol), welches ſich zum Theil ſchon neben dem Theer abſcheidet,
FE:
°
wenn Gteinfohlen mittelſt trodner Deſtillation auf Leuchtgas (oben
©. 914 Ann.) benußt werden. 9. Laurent ſtellte hieher nehörige Ver⸗
fuche bereite vor 8—9 Jahren an, und erhielt folcden Weges auch jene
. zuvor erwähnten beiden, einander Sehr ähnlichen Eäuren,; Welche kr
damals »Ehlgrophenifinz« und „&hloroppeneflufänres zu benennen
vorſchlug. *) Hieräber, fo wie über A. Laurent's Verſuche betreffend
9
Diefe Verſache gewaͤhrten 2, anter qubdern, mittelß wiederholter Digeſtion und
Oeſtillation dee (much Veriſchen mit Kalis Löfung und Kali: Pulver, und in
. elge von Sunrachforfänze-Zufag bewirktes Wiederentziehen des Kall) zur Chloro⸗
—
Apiſi ſaurebicung ‚gefangen. urſpruͤnglich ‚bei 150° bis 2000 C. — 1200 His
Acae a (rennen, Steintahlenole mit CaCh, einen öfigen, bei 1870 bit 1880 C.
. 5 1499,86 bie 460°,4 bel — 8° 618 — 100. (= — 69,4 5i6.— 8° R.)
“. foR ganz erhurnenden, durch rechtzeitiget Apgießen des annoch flüſſigen vom, ſchon
mfarrten Theil Kyſtalliſirenden Stoff, ven er Bhenyiäyarat oder hen
-$önze mwannte (oben, ©. 1003) und ſowohl von eu Karbolfäure als vom
Sreoſot weripieusn erachtete, weil erſtere hei. höheren, letzteres bei mehr nies
vderm Temperaturen epfaeck; weil e8.bel 1890. (— IA AR.) ein Cigengewicht
. 08 4,065 varbietet, wahrend die Aarboljäure bei 20° C. (== 169.8.) 1,062
uns Das Kreoſot bei verſelben Temperatur 1,037-befigt; weil es mit Chlor HICh-
Eäure bildet, dann aber Ehlorophenifinfäuze Eryfiallinifch entiäßt, inheffen
Kısofer Yamıı zwar Leicht / zerſeßt wich, bes Hiebej nicht jene Säute, Tonne
eine: Srgune, ſaͤurefreis Maſſe gewährt, die Karbolſaͤure aber zwar auch Öybro«
Glorfüuserläussugung. vorspittelt mub fih brjymt, jedoch durch. Defillation wieder
harhle ‚wird, :ahme Gplomonbenifinfäure barzubleten. Taucht man einen Tannen
holzſpahn in Phenhlhudrat, ſo zeigt er eins grünliche Sarhe, die durch Eins
kunden un Troduen; in ſchoͤnz⸗e Blau übergeht, das ſich indeſſen ſehr ſchnell in
. aMraun werlehrt, wiederholt an dagsgen;ven Verſuch mit Karbolfäure, inbem
man baß mit verfelben genäßte Holz ftatt In Azotſdure in Hydrochlorſaure taucht,
fo erſcheint es getroduet ebenfalls ſchon und mehr bleibend blau. Es giebt ferner
1086
die Umbilbung des Phenylhydrat in Phenfchiwefelfäure, bie gleich
der Dithionfänre (Unterſchwefelſaͤure) mit BaO, CaO ıc. leichtloͤeliche,
kryſtalliſirbare Salze giebt, über deſſen Bromphenefinfänre=Che,+
[H3 Bra] +0 +30, Nitrophenefinfäure = Cı2 Hz + [A208]
+0-+HO un Ritcophenifinfänre = Ha + [Ag On] +
"O0 BEBꝛ 0; vergl. Ann. der Chem, u. Pharm. XLIII. 200—223,
5 ae) Jene von Fritſche, Hofmann ac. beobadjtete blaue Verbindung, bie
Reßterer erhielt, als er in Hydrodglorfäure gelöfles Kyanol ttopfen⸗
‚ weife mit einer nad Millon’s Verfahren ) bereiteten Chloricht⸗
fäure verſetzte, unb die. dann in Form eines blauen Breies das gan
Wenmiiſch erfüllte, iR Ehlorshaltig und wird daher durch Waſchen mit
Kali, oder mit Ammoniak⸗Hydrat, zerfebt, dieſe Salzpründer in Re
lallchloride (in KCh und AH, Ch) verwandelnd. Fritſche will dieſes
Blau aus Cas Hıo Ar Ch +0 zufammengefept befunden haben;
vielleicht iſt das durch Einwirkung von Barythydrat auf Brenzätgerdl,
bei Luftzutritt entſtehende Pittakall *®) jenes Blau im Zufgude der
Entchlorung? Leider befinden ſich bie jegt nur wenige Chemiker im
-
Defig dieſes, in wiflenfchaftlicher wie,(wäre 6 Teicht in hinreichender
Menge barftellbar) in , gewerblicher Hinfiht fehr beachtungswerthen
7 Ürgenguifies. Es flellt nämlich das Pittakall ddr: eine dunkelblau,
. abfärbente, zerreibliche, weder im Waſſer losliche noch in MlfaliBange
. . aufloͤsliche, dem waͤſſtig flüfftgen Säuren dagegen — geſchmad⸗
und geruchloſe, glänzenden kupferfarbenen EStrich getwährende Raſſe,
die ſich, kraft ihrer Aufloͤolichkeit in Efäuren mittelſt Alumoxyd, oder
vas Phenylhydrat mit dem BaO, ©aQ, PbO ze. zwar lociche ſalzartige
Berbinvbungen, aber kelne eigentlichen ‘ Salze fhietin dem: Verhalten ei
" Zulers, Mannitx. Mbnlih), die Hingegen ‚bie Karbolfäure zu! gewähren
vermag, Wotfäure greift Phenylhvdrat fehr lebhaft a: Feinzeine Tropfen ver
ziſchen darin, als ob glühend Eifen in Baffer 'geiiucht würde] u -bitket) inameit
geſotten, Pikroſſure; Kreofot, ahnlich behaiils, gewählt Dsatfäure,
während Karbolfänre mie Miotfäure gefchättelt, bewirlt, daß die Flaffigken MG
zöthet und ſchwarzes Harz eutläßt. Gegen Schwefel, den fie -Iäfen um
(erkaltend) in rhombiſchen? Oetaedern kryßalliniſch entfallen, gegen Wiweiß,
das fie zum Gerinnen’ bringen, gegen Io», das fie anfldfen un gegen K, weit
. ,,pehn fie (e6 im KO wanndint) unter H-@as-Eutieffung eine in farbiofen: Rabeln
Frhftallifitende, in Waſſer Lösliche Berbindung ſchlleßen, verhalten ſich sale weri
' Dr ’ "..'114 —.4 7*
Blrengerzeugniſſe gleich.
eo
25
Vergi. oben ©: 496, 799 un 00. N
Bittakall wurde, wie das Kreoſot imb vie Meier der übrigen Biffeyp-
tenyle, d. f. „Fküchtige Brenzeizengniffe bes Eheer“ (von suoce Teer
flachtig und evulog Gtof, Materie) zuerſt vor Dr. v. Reitgendag ans von
beer dargeſtellt. Gin andere in rothen Nadeln keyſtalliſtrenes ANehergehöriget,
auch durch v. Reich enbach“ entvecktes Zerſetzungterzeugniß tes Theer's, Nas
Gedriret TOR ſich Im reiner Schwefelſaäure mit iighblauer Varbe Im
Kreoſot mit Vurpurfarbe auf; if-aber- umlöniäh in Mdaffer, Welngeit,
ud’ Terpentinäl. . u . " 5 ., a f geiß, Wetter
2 „
1037
Zinnoryd, auf Bauurwolle zu ächtem Blau befefligen ließ. — Jaraday
erhielt Übrigens aus dem Hytrocarbongafe (Leuchtgafe; oben ©. 852)
der Eteinfohlen, durch ſtarke Zufammenprefiung defielben, außer dem
Naphthalin und einigen Abänderungen biefee von Garden, bei
der fog. Verco ackung (auch bezeichnet durch Abſchwefelung)
der Steinkohlen, d. i. bei deren troknen Deftillation gewonnenen fog.
. „Steinlohlen : Kamphore“, auch verfählebene ungleich flüchtige Brenz
ätheröle, die durch Behandlung mit Chlor, Schwefelfäure se. den obis
gen ähnliche faure und fog. indifferente (weder fauer noch baſiſch gegen⸗
wirfende) farbige Erzeugnifie gewähren dürften, m. Brundz.1.176f. Daß
auch durch Einwirkung von Schwefelſäure auf fettes Del und Amylum
(Stärke) mande bieher gehörige farbige, darunter auch blaue Ver⸗
bindungen zu Wege gebracht werden können, beweiln Glaubry’s
hieher gehörige Verſuche; a. a. D. I. 249.
tz) Niſcht man eine Löfung des Ifatin (oben ©. 1081) mit wäflrigem
Ammon: Sulfhydrat (d. i. mit HS gefättigtes wäflrigflüffiges Ammonial;
AH; + 2HS + HO), fo f&heldet fi in Raubiger Niederſchlagform
aus, das im Waſſer unlösliche weiße IJfatid = Cis Hs ADs; leitet
man dagegen in eine ſiedende alfcholige Löfung des Iſatid HB: Bas,
fo fehlägt fih ein Gemenge von Iſatid und Schwefel nieder, während
das Sulfifatin = Ca Hi2 A2 04 84 [oder, nad Anderen: Che
Hg A04 + Cı6 Be ASy; womit die S. 996 in der dortigen Aumerfung
befindliche Formel des „Schwefels Benzoyla zu vergleichen if] dem Alko⸗
hol verbleibt, daraus aber fefort als graugelber, faubiger, geſchmack⸗
und geruchlofer, im Aether löslicher Riederfchlag fheidet, fo bald man
die alkoholige Löfung in Waſſer tröpfelt. — Brugnatelli und auch
Döbereiner wollten ein Indig>- Amalgam bargeftellt haben (m.
Grundz. I. 528); Anderen gelang folge, an das „Anımon-Amalgamm
(oben S. 876) erinnernde Verbindung nicht; war in den Berfuchen
der Senannten ber fublimirte Indigo (erfalteter Indigblau⸗Dampf;
oben ©. 1021) vieleicht zufällig gaͤnzlich Harz-frei? Thomfon will
in gaͤnzlich entharztem Indigo gar Tein H gefunden haben, fondern
procentiſch nur 40,384 C 46,154 O und 13,46 A. — Tb. Taylor
will aus gutem Indigo dadurch 15 bie 170/, fublimirten, platte Brise
men und Blättchen bildenten geſchieden baben, daß er ihn fein zerrie⸗
ben mit der Hälfte feines Bewichtes gevulverten Gyps innigft mengte,
das Gemenge mit Waſſer zum bünnen Brei anrieb, dieſen anf einem
dünnen Eiſenblech 2 Zoll breit, 1/6 Zoll Hoch und beliebig lang ver
Fächte, und, nachdem er Infttroden geworben, durch die Flamme einer
mutergeftellten Weingeiſtlampe (vie, hatte fle für einen Theil des Bes
menges ihre Dienfle geleitet, weiter geruͤckt wurbe) fo lange erhißte,
als fh aus dem Gemenge noch rother Dampf entwidelt, ber dann
ertaltend kryſtallifirt. Sollte ſtellenweiſe zu ſtarke Erhigung erfolgt
1038 ’
ſeyn, fo daß bie Maffe Beuer fängt, fo loͤſcht man dieſes durch einige
Tropfen Waſſer. Der alfo geivonnene Gublimat, Täßt ſich leicht ab:
nehmen; was jedoch auch ber Ball ift, wenn man gepulverten Indigo
im Blatinlöffel, oder im Eiſenſchaͤlchen erhitzt. — Laͤßt man gepulverten
Indigo von twaflerfrsier gaflger Schwefelfäure durchſtreichen, fo bildet
fi, während ein Theil der SOz zerfebt umd SO, entbunden wird, eine
-burpurrothe, tropibare, ſtark raudende Flüſſigkeit, welche 206
einiger Ruhe kryſtallifirt und deren purpurrothe Kryſtalle mit Schwefel⸗
ſaͤure vermifcht eine violblaue, mit Wafler eine blaue Löfung gewähren;
vergl. Döbereiner’s Mitiheilung in Trommsborff's Soura, b.
Pharm. XXIV. ©. 267 ff. und m. Beob. in m. Deutfch. Gewerbaft.
I. 12. Wie man ſolchen Weges zugleich von waflerfreier Schwefel:
fäure befreites Vitriolöl ale Nebenausfcheldung gewinnen Töne;
©. 152 und a. a. O. Ueber mehrere ältere, den Indigo betreffende
Beobachtungen, fo wie über: lediglich mit Indigo bewirkbare Gräns
fürbung der Zeuge, ebendafelbft. Jod bleicht Indigo; a. a. O. I. 160.
Meber das in Oſtindien übliche Verfahren ber Indigo⸗Darſtellung;
ebenbaf. I. 122. Ueber angebliche Indigos Erzeugung aus fanlem
Holzes a. a. O. II. 1185 über nie umſchlagende Iupigküpen
ebendaſ. ©. 63 ff.; über verfdhiedene Judigküpen I. 122 D. 32,
266 und IV. 123. Wie umgefchlagene zu verbeflern? Ebendaſ. V. 322.
Ueber Caſſola's Entfärbung ber fchwefelfauren Indigauflöfung darch
Aether; m. Ach, f. d. NRaturl. XVI. 125 u. 120. — Daß übrigens
nicht nur die fog. unbeftändigen Pflanzenfarbfloffe, fondern and fehr
befländige, unb namentlich ber Indigo möglicher Weile aus Blatt
arüän (Chlorophyll; oben ©. 1020) hervorgehen könne, dafür ſpricht
die neueſte Elementaranalyje Mulder’s, dir zufolge das von ihm ans
Dappelblättern gewonnene, vechältsißgewichtliihd aus Cıg Ho AOg
zufammengefeßt iſt; ziehen wir hievon den Beſtand bes farblofen Ju⸗
digo (dem der Hybroindigfäure) ab, fo bleibt Ca Ha Os, bie, zur Ent
widelung von Ca O4 und Ha O2 oder 2 Barbonfäure und 2 Waller
gebracht, nur noch 1 H dem atmofphärifchen O, zur Waſſer gebenden
Oxydation überlaffen (oben S. 1022); während es, um Galicin
(oben S. 1000) zu werben, dreimal genommen (— 54C 27H 3A 240)
einen Berluft von Cı2 Aa O2 erleiden und dagegen zugleich H, gewin-
nen müßte Fügt man übrigens der Formel des Salicin jene bed
Traubenzuders bei, fo erhält man Cs4 Has Ozs; hievon 12 VB⸗G.
Waſſer in Abzug gebracht, Hinterbleibt Cag4 Hzı Oaa, die dann no
eines AH entziehenven Zuſatzes von 4 atmofphärifchen Oxygens bedarf,
um das überfchüffige BI zu verlieren und dagegen 3A, möglicher Weile
gleichen Weges zu gewinnen hätte, um fo 3 V⸗G. Chlorophyll ze
gewähren. Zieht man dagegen von ber Formel des Salicin die des
Tranbeuzuders und jene von 2 BG. Earboufäure ab, fo verbleibt
Gas Hıs Os, die 4.1V⸗G. Waſſer und + 3 Sauerſtoff C2s Hıc Os,
" *
1000
——— — — —
b. i. die Röchiometzifche Zuſammenſetzung des von Piria durch Gali-
genin bezeichneten Erzeugniſſes, das, vermöge feiner Leichtlöslichkeit
im Aether, dem Waſſer des mit Sinaptas behandelten Salicin leicht
entzogen werden kann, durch Schütteln mit Aether, @ifenorypfalze tief |
blam färbt (daher, wäre es wohlfeil in Menge darflellbar, für Bärs
berei und Zeugdruck einen Vertreter des Indigo gewähren dürfte) in
Waſſer gelöft und gefotten ter Zerfigung unterliegt, hingegen buch
verbünute Euren und ohne andrrweite Umbildung in Saliretin
übergeht. Drydirende Eteffe, die gleichzeitig den Zucker zerfören,
wanteln es in Salicylichtſäure (oben ©. 1002); ESchwefelfäure
ertheilt ihm gefättigte Röthung; u. |. w.
. ne) Läßt man in trodne Hydroſalicylſäure trocknes Ehlorgas treten, fo
bildet Ach die im Waſſer unlöslihe Chlorfalicylfäure, deren
Eigenthümlichkeit fi) dadurch wollfländig erweifet, daß ſie, durch Loͤſen
in Alfogol und Umkryſtallifiren in Form farblofer, vechtwinfliger,
verlmutterglaͤnzender Tafeln rein dargeſtellt, mit Alkalien nicht unter
Laugmetallchlorid s Bildung verfeßt wird, Tondern vielmehr mit ihnen
(gelbe) Salze darfellt, die durch andere flärfere Eäuren ihrer Salz⸗
gränder beraubt, die Chlorfalicylfäure — Cia Hs ChOz oter
4[Cıs H5 O5] + CıaH5 Ch, [= Co Ha; O2; Chz die, durch 5 dividirt
die erRere Formel geben] wieder unverändert, als eigenthümlich widrig
riechenten, ſchmelz⸗ und fublimirbaren Etoff entlaſſen. Laͤßt man fie
jebdoch von trocknem Ammoniakgas durchſtreichen, fo feuchtet Re ſich
ducch neuerzeugtes Waſſer, indem fie in Chlorſalichl⸗Amid (von
Piria genannt Chlorſamid) übergeht. Gegen Brom verhält ſich
die Hydroſalicylſaure in gleicher Weiſe. Als Ettling in ihrem drel⸗
bis vierfachen Bolum falten Weingeifs gelöfle Hydrofalicylfäure mit
ebenfoviel wäfrigem Ammoniak mifchte, als die weingeifige Löfung
Säure enthielt, bildete ſich in ähnlicher Weile, wie das Hydrebenzamid
aus Beuzoylwaſſerſtoff (oben &. 992) das in gelblich weißen Spießen
oder (buch. Umkryſtalliſtrung) in bochgelben Kryſtallen anfchießende,
in falten Weingeiſt ſchwer, in heißem leichtlösliche, in Waller faſt
nuldsliche, ſtark alkaliſch gegenwirkende, mit Ammoniafhaltigem Waſſer
dagegen leicht miſchdare und in dieſem Zuſtande durch Einfluß der Luft
Bänzlich zerlörbare, außerdem fehr InftbeRändige, bei 3000 C. ſchmelz⸗
bare umd braungelb fließend weißen Sublimat entlaffenne, mit Kalt
Lifung gefotten viel. Ammoniak entbindende und Kaliumfalicglid oder
(Anderen zufolge) Kalifalicylicat hinterlaffende Salteylimid, das,
Dr. ®ills Analyfe zufolge = Ca Hıg Ar O5 zufammengefegt. iR. —
Jene Beränderung, welche etwas feuchtes Salicylfalium (oben S. 1001)
au ver Luft erleidet, und ber gemäß es ſich ſchnell grünt, dann aber
ſchwaͤrzt, beficht, nach Piria, aus einem Uebergange des Ealicyl in
eine, durch Auswaſchen mit Wafler von (an mit entflandener Eſſig⸗
fäure gebundenem) Kali befreiet in Form eines kienrußaͤhnlichen, im
1040
Waſſer unloͤslichen, geſchmackloſen, in Altohol, Aether und Hepalle
lien leichtlöslichen Pulvers verbleibenden, carbonfaure Allalien unter
Aufbraufen zerfeßenden, Silberoxyd ſchwarz fällenden, von. Melon
fäure genannten, demfelben zufolge aus Co Ha O5.
Hth) Dem Salicin ähnlich zufammengefebt If das von Dr. Konind mb
Staß iy ver frifchen Wurzelrinde der Aepfelbäume entdeckte, fyäter
auch in jener der Birn⸗, Kirſch⸗ und Plaumenbäume aufgefunden,
duch Behandeln mit 500 bis 600 C. warmem Weingeiſt, Abdeſtilliren bes
Alkohol, Entfärben des Rückſtandes mit Thierkohle, Abbunften and
Kuͤhlſtellen in ſeidenartig glänzend weißen, gehauchten, ober bei langs
famem Erkalten aus verbünnten Löfungen in langen, platten, glänzen
den und gewwunbenen Nadeln anjchießende Phloridzin, bas zur Löfung
das 1000-fache feines Gewichts an kaltem Waſſer fordert, von flebendem
hingegen in jevem Berhältniß aufgenommen wird, bitter ſchmeckt, bei
1060 0. = 84ER. 4 V-G. Kryftallwafler verliert, und ohne daſſelbe
aus Ca2 Hay Oꝛa befteht, mithin ale ein Salicinoryb betrachtet werden
kann — und zwar als ein faures, denn es verbindet ſich mit Galy
gründern wie eine Säure —, beffen Grundlage 2 BG. Orygen auf
genommen hat. Marme verbünnte Säuren machen es in Traubenguder
und in einen pulorig kryſtalliniſchen Nieberfchlag zerfallen, der im
Alkohol geloͤſt uns daraus kryſtalliſirt, ſüßlich ſchmeckende, farbloſe
Blaͤttchen darſtellt, die Alkalien zu neutraliſiren vermoͤgen (alſo ſauet
find), in dieſer Verbindung aber an der Luft ſchnell der Zerſtoͤruut
unterliegen und CEs Hz Og zufammengefegt il. Staß nennt dick
Säure Bhloretin und merkt von ihm unter anderen folgendes Teuns
werthliche Berhaltin an: es fehmilzt bei 1800 C. — 1440 MR, (größer
Hitze zerflört es) ift kaum löslich im Falten, merklicher im heißen Baker,
fo wie im Aether, leichtlöslich im Alkohol, im Holzgeiſt und in Parker
Gffigfänre, und unterliegt, mit Azotfänre erwärmt, in ähnlicher Wei
oänzlicher umbildender Zerfehung, wie dieſes umter gleichen Bedingungen
mit dem Phloridzin der Fall if; beide entwideln babei Azotorybs
und Barbonfäure-Bas, und beide zerfallen dadurch in Oraliäure uud
in unreine, als folche bunfelrothe Bhloretinfäure, die gereinigt *)
ein flohfarbenes fammtglänzendes Bulver barftellt, = Ca Hlo A+ Oı2
it, erhigt bie 1500 C. — 12008. unter Entbindung von Azotorydgas
(AO2) zerflört wird, und deren Gniftehung aus Phlorinzin theilweiſe
%) Man zeinigt vie Bhloretinfäure durch Waſchen mit Wafler, Auflöfen in
wäflrigee Kalildfung und varaus durch Säuren bewirktes Nicberfchiagen, wer
Niederſchlag wird dann mit Waſſer aufgemafegen und getrodnet. 1 Phlorisgim —
1 Tranbenzufer — Cgg Hıs Oro; — 5 PhHloretin (5 mal C; H3 O2) —=O,.
&s finb ferner (j. weitge oben) 4 Bhloretin [= Cay Hı2 Osl — Hau. + ADe =
1 Phlorelinfäure, 0 '
1041
Umbildung in Traubenzuder und Phloretin vorangeht. Gie if im
Waſſer und ſtart geiwällerten Säuren unlöslih, leihtlöslich in Alkohol
and in Holzgeiſt, unfryftallificbar, in wafleraımer Schwefelfäure
mit blutrosher Farbe auflöslich, und bildet mit Allkalien leichtlös⸗
“ ige Salze, unter denen das mit Ammonoxyd erzeugte, durch den
Einfluß feuchter atmofpbärifcher Luft, fehr bald wefentliche Umändes
rungen erleidet; Umänverungen, deren genanere Kenntniß fchon darum
die Forſchungstheilnahme ungewöhnlih in Anſpruch nimmt, weil fie
über ben annoch dunklen Erzeugungsgang mehrerer fog. Farbſtoffe,
ugb nicht nur lediglich pflanzlicher, ſondern auch mander thierlicher,
Licht zu verbreiten verſpricht. Laßt man auf kryſtalliniſches Phloridzin
Ammoniafgas einwirken, fo werden von demfelben gegen-10 bis 120/,
verſchluckt; das Phloridzin geräch dadurch in Fluß, und Rellt, mit dem
Bafe gefättigt, eine farblofe Mafle dar, die, umfloflen von trockner
Luft, unverändert bleibt, an feuchter Luft hingegen, oder, wenn man
fe mit etwas Wafler näft, fich zu gelben beginnt, mehr und mehr
dunkler gegelbet, dann vom Zeiſiggrün ins Orangeroth, Purpurroth
and Dunkelpurpurblau übergeht, dabei ununterbrochen atmofphärifches
-Gas einfangend. Bietet man ihm flatt des durch A-Gas verdünnten
stmofphäriihen O = Wafee, unverbünntes reines, fo erfolgt fofort
(und ebenjo auch durch Chlor) Zerförung der Farbe. Getreck⸗
net gewährt die blaue Maſſe kupferrothe Spiegelung, hiemit erins
nernd an jene des Indigo. Waſſer löſt die blane Mafle leicht und
vollkändig, fich Dadurch fchön bläuend. Sie iſt die Verbindung einer
an ich rothen Eäure, mit Ammonoxyd; Waſchen mit Alkohol befreiet
Re von beigemiſchtem unverändertem Phloribzin. Ginwirkung von HS
oder AH4S macht fie, unter S⸗Abſcheidung, augenbiidtich farblos.
Läßt man mit einer gefättigten wäflrigen Löfung des blauen Salzes
mit Alkohol verbünnte Eſſigſaäure tropfenweife fich mifchen, fo entzicht
Diefe dem Ealze das Ammonoxyd und fchlägt die hierauf mit Alkohol
anszuwaſchende Eäure, d. i. Staß's Phloridzein, fhywarzblau
nieder, ein Niederſchlag der — Cz2 Hai AOↄo, nach Anderen = Cag
Hag Ag One ſeyn ſoll. Erwaͤgt man, daß das farbloſe Phloridzin
umd eben fo auch das Phloretin Azot⸗freie Erzeuguiſſe find, bie erſt
.vdurch Behandlung mit Ammoniak blau ıc. farbig bervortreten, fo iſt es
efenbar das mit In die Miſchung aufgenommene Azot, wodurch bie
Sähigfeit jener Erzeugnifle farbig zu erfcheinen bedingt wird; ein
Berhalten, das ungeſucht an jenes der Bereitung des Lackmus, bes
Berfio und verwandter Flechtenfarben-Erzeugniffe erinnert (vergl. m.
Theorie d. Polytechnochemie I. 143 ff. Anm. IL. 815 ff.); und befon-
ders auch an das oben ©. 979 Anm. erwähnte Verhalten des Lec a
uorim.
«i) Die fo eben bekannt gewordenen neueflen Berfuhe Piria’s über
das Galicin lehren übrigens, daß es zu betraden ſteht als eine
1048
Berbindung von Trauben zucker = Ci2 Hıo Oro und Saligenia
— (14 Hg O41=8g (vergl. ©. 925 u. 1000 ff.), von denen Lehteres,
burch chemifche Beruhrungs⸗Anregung leicht weränberlidh, durch ver
bünute Saͤuren in Saliretin (a. a. D.) durch waflerarme Schwefel⸗
fäure In Rutilin (8. 110 Aum.®), durch Agotfäure in Pikrin⸗
fäure, durch andere O-Mibtreter (3. B. dur MnO>) in Salicyl
wafferkoff CcHyprofalicylfänre, oder fürzger Hydfalicyl), durd
geſchmolzenes Kalihydrat in SalicyIfäure umgeänbert wird, während
Karte Aureger der Art nicht nur das Saligeniw, fondern zugleich auf
den Traubenzuder, den man ber Kürze wegen durch S⸗U bezeichnen
Taun, zerfeßen. Die alfo bewirkten Galigenin = Umäuberungen betreffen
zunähf nur die Anzahl feiner H-Berhältnißgewichte, bie theilweife
duch andere Brunbfloffe erieht (alfo fon. Metalepfie unterworien
erfcheinen) werben können; wie folches der Fall IR im Chloro⸗, Bichloro⸗
und BerhlorosGaligenin, in beuen Ratt HguurH7, HoundHs,
dagegen aber Ch, Chz und Chz vorkommen; hierauf jene, in melden
theils das unveränberte, theils in bemerkter Weiſe verändertes Galis
genin ſich mit S:U verbunden zeigt; fo im Galtrin = Sg +BT,
dann im Chlor⸗, Bichlor⸗ und Perchlor⸗Saligenin⸗Zucker. Es bildet
ferner das Hybfalicy! = Ca H5O [alfo dehydrogenirtes Saligenin
und in biefer Hinficht erinnernd an das Aldehyd, dv. i. an ben um
22:8. H verkürzten Altohol, Ca Hy O2 — H=C4H30; oben ©. 851]
ftatt Hg nur Hs aber -+ Ch darbietend, das Salicylchlorür, ebenſo
Ratt diefen Ch mit Br das Salicyibromär, flatt des Br mit O bie
Salicylfäure (©. 1002), fatt O mit M, d. i. mit Metall, Die
Saltcyl» Metalle; ferner flat M mit AO, bas Nitro⸗ ode
AzotosGalicid, und Imal genommen (= Ca Hıs Oi) — 0%
aber ftatt deſſen + Ar, alfo =Cy2 His Ar O6 das Salicylimih,
und baffelbe, jedoch flatt Hıg nur His und Chz enthaltend das Ghloſro⸗
famtd, mb in ähnlicher Weife auch, wenn 3 Br die 3 Ch vertreten,
das Bromofamid, und wenn flatt dieſer Vertretungen noch 1 H unb A hinp⸗
kommen, fo daß bie einfache Formel = Cıa H7 AO, wird, das Salicyl⸗
Amid. Cine vierte Wbtheilung der hieher gehörigen gewähren endlich
biefe letzteren zuderfreien Verbindungen, wenn fie noch 8:U mit ia
thren Verband aufnehmen; 3.8. Hydfalicyl + 8: U—=Helicin; Galr
cylchlorüur +B:U=GHlorohelicin; Ealicyliromür +8:U=Bre
mobelicin.
xk) Derfelbe ansgezeidimete titalienifche Chemiker (Piria, Prof. zu Pile)
®) Deftillirt man Galichlfäure mit waherarmer Gcähwefeliäure un Holzgein, fe
erhalt man Gaultheriaſaure (oben &. 1004), vie übrigens few fertig
auch m Asperula odorata L. vorkommt, uns wahrfcheinfid aud im Steinklec;
aben G. 1005. |
Lo — —— —
1048
erkannte neuerlich in dem Asparagin*) und der Asparaginfäure
aber Höparagfäure zwei Umibde (oben 6.840 unb 876) der Repfel ſaͤure
oder Bogelbeerfäure, während derſelbe zuvor fchom gefunden hatte, daß
esieres, wie es in den aus Widen (Vicis sativa L.) gepreßten
Gafte häufig zugegen if, im fuccinfaures oder berufteinfaures
Ammonnzyd übergeht, wenn berfelbe fi ſelbſt überlaſſen bleibt;
zugleich bilsen ſich dabei viele eigenthümliche Jufnſorien. Diefen
nen beigegebenes Asparagin wandelt ſich auch in Ammonoxyd⸗
Guccinat um, ebenfalls begleitet von vielen neu hervorgegangenen
Safuforien derfelben Art. Aus den Althäwurzeln und aus den Widen
erhält man das Asparagin = Ca Hy ADs + HO in reihlicherer
Nenge, als aus dem Spargel, den Kartoffeln, Eüßholzwurzeln ıc.
Ausziebung der Althäs oder Cibifch » Wurzeln mit kaltem Wafler,
Gindunften bes flüjfigen Auezugs und längere DZeit hindurch belaffenes
Ruben ſolches theilweife entwäflerten Auszugs macht, daß en fi in
ziemlich großen Dctaörern ausfondert; im Waſſer ſchwer⸗, im Alkshol
: wulöslich. und. faum ſchmeckbar, erinnert es allerdings ſchon hiedurch
au andere Amide, z. DB. an das Dramid (5. 984), mehr noch: daß
es mit Säure behandelt an dieſe Ammonoxyd, mit Bafen an biefelben
Eäure (die fon. Asyaraginfänre) eutlich, die, von ber icheibenben Baſe
getrennt ans Waſſer, worin fie ſchwerlöſslich, in Eleinen Blätichen
Isyilallißizte, die = Cg H; AO; 2HBO. Doch hielt man beide, das
.... Ammouory und bie Säure, nicht für vorgängig. bedingt (fecundär),
fonsern für urfprünglich. (primär) durch jene entgegengeſetzten Cinwir⸗
fungen ans dem Asparagin erzeugt. Als Piria' Möparagin mit
Azotichtſanre in Berührung brachte, entwickelte ſich, bei gewöhnlicher
Luftwärme, Azotgas und hinterblieb gelölle Aepfelſäure; als
fräßer Liebig Aeparagin, oder flatt deſſen Asparaginſaͤure mit waſſer⸗
armer teopfbarer Hydrochlorſaͤnre zufammentreten ließ, hinterblieb (wie
Biria, diefen Berfuch wiederholen» fand) eine etwas HCh enthaltende
nab barum fchr lösliche und ſehr zerfließliche Asparaginſänve. Piria’s
Ru Althain, fo wie jene Eäure fon auch Altheinſdure genannt, weil
men das aus ben Althawurzeln (von Althaca office. L.) gezogene Althäin
shemais als von dem von Baugquelin uns Robiquet im Safte vs Spar⸗
gel’6 (Asparagus oflic. Z.) — zumal in dem, in ven ſchlechthin Spargel⸗
genannten Spargelſproſſen (Turiones Asparagi) vorkommenden — aufs
n Asparagin verichieben wähnte. Vergl. m. Gruadz. I. 852, 660,
665, 677, 881. Eon Wittſtock wollte übrigens gefunnen haben, daß das
As yaragin ein Salz fey, beſtehend aus Ammoniak (ober vielmehr aus Am⸗
money) unb einer eigenthümlichen Nyotchaltigen Saͤnre; a. a. D. I. 467.
Dep Anise, mit Ba Sauren befantelt, durch deren Baſeforderung beſtimmt,
wicder bergeellich A.O uns au ſtarke Baſen, kraft veben Saure⸗Forderung,
Gergeidllie Bigens Eaure ũberlaſſen, iſt bereits erwähnt worden; oben ©. 876
aub 897. Asparagin ik Alvdeyyd + A um O.
66%
1044
Merfuchen gemäß find folgende, die hieher gehörigen Bormeln: 2 Mi
(2 Aepfelfäure) Ce Ha Os + (2 Ummenoryp 4) Ag Hg O2 = CHA,
Hı2 Oio- d. i. Ayfelfaures Ammonoryd (Ammenoryd:Malat) — Hy 0,
— (g Ag Hg O6 = Usparagin oder Malamid; 2M + AH,O
+HO==Cg AHg O;0, d. 1. faures aͤpfelfaures Ammonoxyd⸗ Hyrrat
oder Ammonoryd:Bimalat-Hydrat, das — Ha OgsAsparaginfänre
oder Bimalamid. Es if diefes Verhalten ganz ſibereinſtimmend mit
dem bes oralfauren Mmmonoryd, wenn es buch Gchipem, unter
Waflererzeugung in Dramid, und das Wioralat des Anmonory in
freie Draminfäure übergeht; wie nachfichende Formeln ausweika:
20 03 AH4O = Cr A2 Hg Og — Hr 04 = Ca Ar Hr Os, #. i. 236.
Dramid; 1 Bioralat des Ammonoxyd⸗Hydrat = C4 AH; Og — Bel;
= C4 AB3 O6, bd. i. Oraminfäure — Wie das fog. Ballcs
Asyaragin (d.Omeliws Taurin) fi in obiger Hinſicht verhält
Rebt zu verfuchen.
I) Die Succeinfäure findet ih vorweitticd gebildet in dem Böruflein
oder Bernflein, d. i. in dem in Braunkohlenlagern vorkommenden
(mit Braunfoplengefhieben aus ber flürmifch bewegten Offee, ſammt
Tangen, Muſcheln ze. ausgeworfen werdenden) Harze des wahrfcheinlid
unferen Nadelhölzern ähnlich geweienen Brreufleinbaume. *) LER men
den Börnftein in Carbonſulfid (CSo, das ihn leicht aufnimmt), fo
bleibt Guceinfänre zurüd; auch die: ohne vorangegaugene, lange Zeit
fortgefeßte Luftberührung und Sonnenlicht-Befrablung, zur leichter
theilwelfen Löjung in Alfokel vorbereiteten Boͤrnſteinſtũckchen geben au
Alkohol nit nur — anfer Epuren eines NWetheröls und zwei in
Altohol und Wether löslichen Harzen — jene Säure ab, während ein
die Hauptmaſſe darſtellendes, weder im UAlkohol, noch in Delen (Belt
ten, wie Netherölen), noch in Arbalfalilaugen losliches, wahrfcheinld
durch H>Berluß verändertes Harz zurkfl bleibt. Sonſt unterwarf mas
den Abgang von Boͤrnſtein⸗Drehſtücken der trocknen Dekillarion zur:
um dadurch ben größern Theil tes fog. Börnkeinfalzes (Sal Succini),
d. i. der von Brenzöl (Brandöl®%) und erwas A begleiteten fublimirtens
Bergl. oben ©. 124. Die deutfhe Benennung Böärnflein entkammt bem
altveutichen Worte börnen, d.t. brennen. Die Römer nannten ihn Succinum.
Klayroids Manutbeerholzfäure, vie neriäibe an Kalt gebunden In jener Ma
vorfand, weile der weife Maulbeerbaum in Sicilien (wie bei uns wu
Kirſchbaͤume »c. fog. Bummi ober vielmehe Bafforin entlafien) antquelles
läßt, iR Succinfäure
Das no ſehr wirrig riecht, gereinigt weniger, über Kalilauge betillixt frei ven
Säure und beigemifchtem Kreoſot ıc. mixd, dann nur noch etwas Wafler enthal
von dem es wieverholte Deftillationen über CaCh feR gänzlich befreien, fo wel
es zur UAufbewahrung von K stee N (Na) vienen lann. Gs iR danı leich
löslich im Aether, Terpentindt ums Bettölen, ſchwieriger im Bent von 80 de
wandelt fi mit verüännter Agotjäure erwärmt, in eing gelbe, entfernt Moſchn
1085
Gucrinfäure zu gewinnen; denn dieſe, ehemals als Arzueimittel hoch
gefchägt, und in etwas fpäterer Zeit, im gereinigten Zuflande mit
Natron (oder mit Ammonoryb) nentralifiet, ward, feit @ehlen es dazu
vorſchlag, als Mittel, um in Säuren anfgelöfes Eifenoryb vom aufs
gelöften Mangan fällend (als kaſtanienbraunen, faſt gallertartigen
Niederſchlag) zu fcheiden, fehr geſucht. In nenerer Zeit iR dieſes
jedoch nicht mehr der Fall, da das fuccinfaure Ammonoxyd ärztlich nur
noch wenig beachtet wird, und jene Metall-Scheidung auch anderen, nicht
minder fiheren und wohlfeileren Weges vollgogen werten kann; oben
©. 809. Die von ber trodnen Defillation zurückbleibende harzige
(Brandhbarzs oder Brenzharz⸗) Mafle, oder flatt derfelben: der
Börnfeinabiall,, dient, durch Schmelzen und Löfen in zuvor eniwäf-
festem heißen Leinöl und nachfolgender Beimifchung von Terpentindl,
zur Darſtellung 96 Börnfein- Birniffes oder Börnflein-
tod. Fraher hielt man die dur Erhitzen der Schleimfäure
(Milcgzuderfäure) enifichende, ale Sublimat ich fondernde Brenz:
fgleimfänre (oben ©. 927 u. m. Grundz. I. 928) für Succinfäure,
bie Trommsdorff d. &. den Irrthum nachwiese. Ob die von John
im Honigeffig gefundene fryſtalliſirbare Edure, wie er meinte, Euc⸗
einfänre geweien? ift unentſchieden. Meber, durch Braunkohlenbrand
theils ansgeſchiedene, theils erzeugte GSucrinfänre, f. m. Archiv.
Dagegen zeigte in neuerer Zeit Bromeis, daß fe durch Behandlung
der Stearinfänre (Talgfänre; oben ©. 880) mit Azotfänre, neben
Korlfäure (Suberinfänre = Cs Hs O3 + HO) entflcht, die
außerdem au aus Glainſäure (— Cyr Hao Os -+ HO), oder durch
Auflöſen von Kork, zum Theil auch von Rork-haltigen Rinden, in heißer,
mäßig flarler Azotiſäure erzeugt wird. Im ähnlicher Weile geht fie
auch heroor aus dem Wallrath (gereinigt Getin genannt), d. i. aus
einer, ſammt Thran, in den Schaͤdelhoͤhlungen ber Wallffche heimi⸗
fihen, aus dem Thrane fich ſcheidenden, ob gelben, gereinigt weißen,
bet 490C. ſchmelzenden, erkaltend zur durchſcheinend kryſtalliniſchen
Maſſe erſtarrenden, in Alkohol (in heißem leicht) loslichen, dem Aether
und Hetbrrölen zugänglichen, Feine Fetiflecke erzeugenden, ſondern aus
Zeugen durch Serreiben entfernbaren, aus Alkohol in glänzenden
Blüten kryſtalliſitbaren Fettart, die beim Berfeifen mit Alkali
Cam beften durch Zufammenfchmelzen mit leicytläslicdem Alfalihybrat)
an das Hifali „Blainfäure» und Margarinfänre (= Czu Hza O3
+ HO) überträgt, dabei aber kein Blycerin (oben ©. 1016 Anm.),
fondern ein eigenthümlich wachsartiged Erzeugniß, das Aethal = Ca
artig riechende Harzmaſſe (Ckünſtlicher Moſchue)y und Ammonoxyd⸗
Azotat, löſt Schwefel reichlich, desgleichen Kautſchuck liſt mitbin zur
BDiſbung vos elaſtiſchen Firniſſes wohl geeignet], Hingegen nur wenig Börnftein.
1046
H33, 0+HO, entläßtz über Umbildung des Aethal (durch Mzotfänre) in
Aethalfänre; f. m. Grundz. I. 605 Anm. ©. 695, 759 u. 92%,
das kryſtalliniſch durchicheinend, im Waſſer umlöslich, unſchmeckbar und
mriechbar, hingegen in Alkohol löslich iR ®), und. mit Ueberſchuß von
Kalihydrat bis 2208 C. erhitzt, U-Gas entläßt, während cetylfanres
Kali= KO Ca Hai O3 zurück bleibt, deſſen Säure, vom KO bu
HCh geſchieden, eine farb s und geruchlofe, im Waſſer unlösliche, im
heißen Alkohol und Aether leichtlösliche, unzerfeht deftillicbare, im ber
Kälte kryſtalliniſch erflarrende Maffe darſtellt, die der Balmitinfäure
(ſ. w. u.) ifomer if. Webrigens entläßt Wallrath, für ſich deſtillirt,
Bufiy und Lecann zufolge, Fein Aethal, woraus zu folgen fcheint,
daß es beim Wallrathverſeifen, in Folge der Eäureforderung des Alkali,
neben der Elain- und Margarinfäure erſt erzeugt wird; denn erflere
ölförmige EAure wird, für fich erhitzt, ſchon bei ihrer Siedhitze zerfeht,
unter Erzeugung mehrerer Neuverbindungen, unter welchen vie fog.
Fettfäure am auffallendſten bervortritt. Diefe (vergl. oben ©. 879),
d. i. Die gereinigte Acrilfäure, ähnelt der Benzoefäure fehr, if wie
diefe in kaltem Wafler fchwerlöslih (töslicher im beißen um» baber
durch Auskochen der Deftillations-Erzenguifie fetter Dele sc. gewinnbar),
in weißen perimutterglängenden, nabelförmigen ſchmalen Blättdgen kry⸗
ſtalliſirbar und fublimirbar, und (muthmaßlich) in Berbindung mit
Aerolein (a. a. D.) Hauptbeflanttbeil des ſog. Wurftgiftes
(m. Grundz. 1. 556 ff., 598, 601 u. 858), und, infofern fie nur dort
hervorgeht — ſey es in Folge trodner Deftillation, fey es gemäß ein⸗
geleiteter Faͤulniß thierlicher Gebilde — wa Elain (Schmierfett) zuge
gen war, auch ein Nachweifer defielben, weil fie, wie Redtenbacher
zeigte, in gelöfen Ealzen des PbO, MrO und AgO weiße Niebers
fehläge erzeugt, und fo z. B. darthut, daß hinfichtlich ihrer Keinheit
. fenglide Stearinfäure, und bergleihen Margarinfäure, ans
Etainhaltigem Fett gewonnen, Glainfäure beigemifcht enthält; indem
man nur nöthig hat das Deftillat folcher Bette mit Waſſer auszukochen.
und ben dadurch gewonnenen Abfub in bezeichneter Weife zu verwenden.
Ar AgO gebunden und dadurch waflerfrei, beſteht fie aus C,o Ha 05;
frei von metalliſchem Salzgründer, enthält fie außerdem noch 4 2:8.
HO. Das @lain (= Glycerin + @lainfäure; oben ©. 161, 878 13.
%) Die oben ©. 880 erwähnte fog. Dieinfänre ober Slainfänre war fehr wahr:
ſcheinlich eine werunzeinte. — Ueber anbermeites Vorkommen bes, ſowohl fir
fi als mit Waſſer deſtillirbaren, durch Defillation mit waſſerleerer Bhossken:
fänre in Waffer, und in das bei 2750 C. deſtillirbare, ans Cz2 Hag zuiem
mengefehte Neth aldL zerfallenren Aethale, veſſen Benennungeurfprumg, unäg:
lige tedgntfche Erzeugung und Benupung, Sugegenfeyn in manchem Leiche nfett
(2. i. Slainf. + Rargarif. 4 Ammonorye) oder Adipocire, fo wie in ahnlichen
tünftlitgen Grzeugniffen; m. Grundz. a. a. O.
1047
879 Ham.) if mit Margarin Hauptbeſtandtheil nicht nur aller ſoge⸗
nannten fchmierigen, nicht trocknenden Bettöle (oben ©. 161 ff.), ſon⸗
dern auch in mehr oder weniger merklicher Menge zugegen in allem
thierlicgen Weichfette, in dem der Menfchen, Echweine, Bären, Dachſe,
Bögel ıc. und in allen hieher gehörigen Fettarten, welche man in Nord⸗
deutiglann SEch malz nennt — eine Benennung, mit der man in
Subbentſchlaud uur die zerlaffene umd wieder erflarrte Butter belegt —
in geringerer im Talg, z. B. im Ochfentalg. Auch jede Butter enthält
davon merfbate Antheile. Durch Berfeifung mit KO oter NaO:Röfung
vom Glycerin geidyieden, und flatt deſſen an diefe Bafen gebunden,
gewinnt man die Elainfäure zunächſt dadurch, daß man die Eeife
durch reines Kochſalz vom wäflrigen Glycerin befreiet, dann mit wenig
Bafler das überfchüffige Kochſalz entfernt, hierauf mittelſt Hydrochlor⸗
füure (oder einen Berireter derfelben, der mit ber Bafe leichtlösliche
Berbindungen ſchlaͤgt) den Salzgründer hinwegnimmt, bie dadurch
ausgeſchiedene, annoch unreine Blainfäure darauf, nach vollendeter
Auswaichung, mit feinzerriebenem Bleioryd digeriet umd alfo gefättigt
mit Aether längere Zeit hindurch in Berührung läßt; dieſer entzieht
ver Maffe das in ihr enthaltene elainfaure Bleioryd, und bins
tertäßt das zuvor ihm beigemengt geiwefene „margarinfaures Bleioxyb.
Bom PhO durch HCh und vom Aether durdy Abdeſtilliren deſſelben
befreiet, flellt die alfo ifolirte @lainfäure eine farblofe, fauer gegen»
wirkende, ſchwach riechbare und fcharf ſchmeckende, auf Wafler ſchwim⸗
mende, mit Alfohol mifchbare Flüſſigkeit dar, die bei 00C. zur weichen
IrgRallinifchen Mafie erſtarrt, bis zum Sieden erhitzt ſich zerſetzt und
dabei Erzengniffe gewährt, unter denen, wie bemerkt, die ſog. ettfäure das
am meiflen ausgezeichnete ift; vergl. S. 879. — Bevor es Übrigens bei .
der oben gedachten oxydirenden Umbildung ber Stearinfäure*) zur
9 Berfeift man Cacaobutter oder Sammeltalg, zerlegt die Seife (mie bei Scheidung
ber Glainfäure) durch HCh, waäſcht bie gefchlevene unreine Stearinfänre
voliſtandig aus, und Lift fie dann längere Zeit hindurch und wiederholt von
(hauptſaͤchlich Slainfänre entführendem) Weingeift vurchweichen, fammelt fie auf
einem Bilter, preßt fie aus, loͤſt fie hierauf in beißen Alkohol, und läßt dieſen
erkalten, fo kryſtallirt fie daraus, alſo gereinigt, in glänzenden, weißen, bei 70°C.
[>= 36 R.] fegmelzenden und dann erflarrt: wachsaͤhnlich kryſtalliniſchen, Im
Bafler unlöslichen, unſchmeckbaren, Altalisöfungen leicht zugänglichen und fie
neutralifirenden, Maſſe, die Wachssartig brennt und daher zur Kerzen (Gteatins
ferzen) » Sabrication vorteilhaft verwendet wird, bei der man jedoch die ganze
Talg = oder Unfchlittmaffe zuvoͤrderſt Durch Kochen mit friſch bereiteter Kalk:
reicher ſog. Kalkmilch (d. i. mit Kalkhydrat) in im Waſſer unlösligen und oben
anf ſchwimmenden ſtearin⸗, margarins und elainſauren Kalk verwandelt und
fie fo ihres Glycerin's beraubt, das der unteren Kalkmilch verbleibt, jedoch vom
Kalke Leicht befreiet und andermeit verwendet werben Tann (oben &. 876). Zulak
von Echmefelfäure entzieht dann dem von ber Unterlauge entfernten Kaltjeifen-
Gemiſch feinen Kalkgehalt, und von nem hiedurch entflandenen, als Dünger
1048
-. — — — — —
Erzeugung von Korlfäure und Enceinfänre kommt, erfolgt zunächk
Umwandelung in Margarinfäure®),
benugbaren Enps (Ca0S303) befreiet, entfernt man Hierauf die ber ganzen
Fettfäuremafle die Härte raubende Glainfäure mittel heitiger, jenem Drud vor
3000 bis 8000 Gentner und tarüber entfprechenner (durch Bramah's tydras⸗
life Preſſe — m. Grund. II. 147, 150 — leicht bewirkbarer) Kraft. Die
ausgepreßte Etrarin: und Margarinfäure Diafje wird bierauf gebleicht, und zu
Kerzenfabrifation verwendet. Aber vie Hieraus gefertigten Kerzen ſtellen bei deren
Erkalten beite Gäuven in Form eines kryſtalliniſchen, als ſolches nicht belichten
Gemenges dar. Zuſatz 0,001 AsD; hebt zwar ſolche mißliehige Grkarrungsart
auf,. giebt aber Kerzen, welche brennend Schendgefährlih werben,” und beras
Verkauf baher polizeilich unterfagt in, iudeſſen kann man vieſem Uebelſtante,
wie Dr. v. Milly fand, entweder vurch ſorgfaͤltige Handhabung ver Erſtar⸗
sungstüble, oder einfacher: durch Zuſatz von 2 bis 3 Proc. weißen Wachſes begep
nen, ba tann tergleihen Millys Kerzen fih eben fo fehr durch eim fchöne
Anfehen, als dadurch empfehlen, daß fic, unter gänzlicher Verzehrung des Dochtet,
mit Außerfi’ heller, weißer Flamme brennen, nicht nur der Rıinbeit umd gleich⸗
mäßigen Bertbeilung ibrer Bettfäuren wegen, ſondern hauptiäcdhli auch, weil
ber Docht hiezu theils chemiſch, theild mechaniſch zuvor befonnere vorbereitet
worden. Erſteres erfolge mittel Beizung des baummollenen Dochtgarns mit
wäffrigen Löjungen ſolcher Salze, welche Durch Hitze leicht zerfeht werden mub
dabei O⸗Gas entwideln (wohin 3 B. theils azotſaure, theile chlorfaure um
oxyhlorfaure Verbindungen gehören dürften), Rebtere® vurch beſpoundere
Flechtung des Dochtgarns, der zufolge das äußerſte Ente des umflammeten
Dochtes ſich aus der Flamme heraus bieget (was freilich auch nicht ohne alle
Helligkeite⸗ Minderung vor ſich gehet) und je vie Möglichkeit geflattet, ſtatt bie
Innenflamme während des Verbrennens zu bunfeln, fie von folder Dunlelung
frei gu erhalten, und außerdem vie Hauptbedingung vollkänbiger Zerfegung ker
Beizfalge: vie Der Flamme mögliche hoͤchſte Berbrennungsbige (pie nur bort ein⸗
tritt, wo das atmoſphaͤriſche O⸗Gas frei zufließen funn, was nur beim Flam⸗
menfaume ver Fall ift), zur Erfüllung gelangen macht für ven Docht. Me
noch wärte biefe Beringung erfüllt werden, wenn man ven Kerzen bie GeRalt
ver Hohllerzen gäbe. Die bei ver befchriebenen Kerzen» Bereitung abfallenke
unreine, bräunliche Glainfäure eignet ſich unter anderm recht wohl zur Gas
Beleuchtung, bürfte aber, künſtlich gebleidit, auch noch höherer Verwerthang
fähig ſeyn. — Das Stearin (Mearinf. Glycerin) laͤßt ſich übrigens durch feine
geringere Schmelzbarkeit von ven übrigen Beimiſchungen tes Talgs ıc., jedoch
nie vollfummen rein, ſchon durch worfichtige Leitung ver Abkühlung gefchmolzenen
Unſchlitte und entſprechend warmer Auspreflung fcheiven, vie daraus gefertigten
Gtearin- Kerzen find wirklich, was ihre Benennung fagt, jene aus Gtearis-
fäure bereiteten hingegen, wie bemerkt, ihrer Fettmaſſe nach, nur Gemiſche vor
zwei einanber aͤhnlichen Euren, vie fi, jedoch ſchon binſichtlich ver Dichte Ihrer
Subrocarbongrunbluge, dann aber auch in Abfiht auf Oxygen⸗Gehalt, unterfeheir
den; benn während bie Stearinfäure noch einmal fo viel C= und H- Atome
entbäft, als vie Margarinfäure, Hat viefe verhältlich mehr O; namlich auf ball
fo viel Radical: BVerhättnißgewichte 3 O (beide Säuren verhalten fi mithin zu
einander: wie die SOz zur Unterfchwefeliäure), indeſſen vie Stearinfäure auf
noch einmal fo viel ber erſteren nur 5 des letteren enthält. Die Gacaobutter
(a8 talgartige Bett der Cacaobohnen) ift dem größeren Theile nah Etearin.
*) Reih an Margarin (oben ©. 1047) find unter andern au die Butter, bad
Ollvenoͤl sc., ſtets aber theils mit anderen Bettarten, theils mitunter andy mit
flüchtigen Oelen (3. B. im Lorbeeröl), unb damit nicht felten fo innig
1048
nm) Bor einigen Jahren glaubte Braconnot im Wermutb (Artemisia
Absynathium L. ) eine eigenthümliche Eure, von ihm Wermuth⸗
fäure genannt, gefunden zu haben; Luc zufolge (Ann. d. Chem. u,
Bharmac. LIV. 112) befteht fie jedoch ans einer mit Bhosphorfäure
verunreinten Aepfelſäure. (Eon Trommsdorff d. A. fand im
Mermutbertract vhesphorſauren Ralf) Zwenger will darin Suc⸗
einfänre entdeckt haben, was, beftätigt es ſich, gleich ber im weißen
Naulbeer (oben ©. 1044) vorkommenden, es ſehr wahrſcheinlich machen
würde, baß ber vorweltliche Börnfteinbaum einem ber Jetztzeit nahe
geſtandenen Pflanzendilvungs: Zeitabfchnitt angehörte; eine Bolgerung,
für welche außerdrm Bieles fpricht; vergl. oben ©. 1045 u. m. Hbb.
d. Meteorologie I. 87 u. 166. Neber das von Unverdorben beob⸗
achtete Borlommen von Suceinfänre im venet. Terpentin, ebendaf.
©. 697 u. 939. Die reine Succin⸗ oder Börnkein-Eäure Feyrallis
- Ärt in weißen, durchicheinenten treffeitigen Enten, Tafeln oder Bläts
teen, in Form von Gchmetterlingefügeln und in ähnlichen Eeſtaltungs⸗
Abänderungen; durch Gublimation in glänzenden Blaͤttchen, Spießchen
ad feidenglänzenden kurzen, der fubl. Benzoefäure nicht unähnlichen
Radeln. Sie ift geruchlos, fordert zur Löfung 24 Gewichtstheile
— — mn nn
verbunden, daß chemiſch reine Diargarinfäure darzäftellen große Schwierigkeiten hat.
Die gewöhnliche ftellt man tar, in ähnlicher Weile, wie die Glainfäure ꝛe. Die
nach der Ausfällung durch beißen Alkohol gelöfte und varaus mittelft Abkühlung ..
—
kuhallifirte Mg reinigt man dann durch ſtarket Preſſen und wiederholtes Um⸗
Irgfalliiven zunachſt von ver fie begleitenden Elainſäure. Außerdem aber kann
mau fie auch erzeugen aus Etearinfänre, ſey «8, daß man viefe ber Defillation
usterwirft, da fie dann neben Brenzerzeugnlſſen aus erflerer, durch deren Zer⸗
Rörung hervorgeht, ober daß man fie (mas fie reiner hervortreten läßt) einige
Minuten Hinbur mit Azotſaure im Sieden erhält. Hinfichtlich Ihrer übrigen
Berbaften vergl. m. Grundz. 1. 692, wo fie jedoch unter ber Benennung
Margarinichtſäure aufgeführt worden. Bon ver Gtearinfänre unterſcheidet
fe fi phyſiſch hinreichend durch größere Schmelzbarkeit — fie fließt bei 60°C.
—480R., jene, wie bemerkt, bei 700 C. — 560 R., auch if fie ungeändert vers
dampfbar, daher deſtillirbar, während vie Stearinfäure über 70° C. erbiät in
neuerzeugte Margarinfänre, Dargaron und Waſſer zerieht ausginanber tritt. —
Der a. a. D. erwähnte DOpopeldoe enthält windeflens 3 verfchietene, an
Ammonosyp gebuntene Bettart-Säuren, darunter auch Margarinfäure, und Balls
er mittelſt Butter bereitet worden, außer biefer und ver Butyrinfäure noch
mehrere, dieſe begleitende flüchtige, bieber gehörige Säuren; f. w. oben. — Die
gereinigte Margarinfäure erfcheint gewöhnlich in perlglänzen den Schup⸗
ven; dieſelbe Glanzart noch lebhafter gewährt eine in m. Grundz. a. a. O.
beſchriebene Berbinpung derſelben Säure mit Gchwefelfäure ( Margarins
I@wefelfäure, eine „Doppelfäurer oner „gepaarte Säure”). Ueber eine durch
Erhihen von Wargarinfäure mit Azotfäure Hervorgegangene, oͤlig⸗fſlüſſige, den
Geruch des Brenzboruſteinöle beflgenbe, noch näher zu unterſuchende Säure
ſ. m. Grandz. I. 603.
®) Der unter ber Benenmung Extrait d’Absynthe befannte Schweizer⸗Liqueur wir
ans ven fog. Geniptrautern, d. i. aus Artemisia vallesiaca Lam.
ans A. Spicata Jaq. bereitet, ' Ä
kalten und 3 ſiedenden Waflere, fo wie 11/2 kochenden Wlkchels;
falter löR davon nur wenig. Sie ſchmeckt anfänglich ſchwach ſüßlich,
dann fauer, röthet Lackmus, aber nicht Beilchenblau, ſchmilzt leicht,
wandelt fi, flärker erhigt, in ſtark zum Huſten reigendes Dampf,
verliert dabei die Hälfte, oder bei Rärkerer Nuwärnnng, den ganzen
Detrag ihres baflfchen Waflere, wird vom Terpentinöl im ſehr geringer
Menge aufgenommen, umb weder von Azotſaͤure, noch von Schwefel⸗
ſaͤure zerfest. Aus wäflriger Löfung kryſtalliſirt, if fie = Ca Hr 05
+ HO. Wahrſcheinlich würde man fie auch aus Leinöl gewinne
koͤnnen, ober vielmehr aus der dieſem als ausgezeichneter Veſtandtheil
angehörigen Linioleinfäure (Leinälfäure), die Äh von ber Olein⸗
fäure der übrigen durch O⸗Verſchluckung und COz: Entlaffung an ber
Luft verharzenden, und foldden Weges trocknen den (nicht ſchmieri⸗
gen) Zettöle dadurch unterfcheidet, daß fie, aus kalt gefchlagenem (fall
ausgepreßtem) Leindf frifcher (vorjähriger) Saamen gefchieben, Gart
zufolge, in einem anderen Berhältniß zuſammengeſetzt if, als jene. Der:
gleichen Leinöl beſteht aber übrigens, Sace's Berfuchen gemäß, aut
gleichen Berhältuißgewichten Linioleinfänre und Margarinfänre, beide
verbunden mit Acrolin. As Sarc 1Gewichtstheil Leindl mit 2 ge
wöhnlicher Azotfäure mengte, die er zuvor mit 8 Waſſer verbinnt
hatte, und das Gemenge dann in einer Porzellanfchaale erhitzte, die,
bes heftigen blafigen Auffleigens wegen groß genug war, um menigiend
doppelt fo viel Flüffinkeit zu faßen, erhielt er, wenn er die der der
feßung unterliegende Azotſäure von Zeit zu Zeit duch waflerarme
Saͤure bes Art erjeht harte, anfänglich fehr viel Oralfäure und Mars
garinfäure, darauf, währen» dieſe größtentheils wieder zerſtoͤrt worden,
viel Korkfäure, begleitet von Bimelinfäure und (va biefe aus Kerb
fäure nur dann entfleht, wenn zugleich Succinfänre mit zugegen iR)
von GSuceinfäure. Reine Dargarinfänure giebt, na Sact, mit
Hyotfäure behandelt, nur Suceinfäure, und Feine Korkfäure. Daß aber
Sei dergleichen Saͤure-Umbildungen ſchon beſtehende Eäuren, durch Vie
ihrer Eigenthümlichleit entfprechende Art von erregender Miteinwirkung,
zur Bildung neuer Säuren wefſentlich beitragen Tönnen, zeigt obiges
Sntfiehen der Pimelinfäure (= C,H; 03 4 HO), bie übrigens
auch zu Gtande fommt, und zwar neben Suberinfänre (Korkfäe
= Ce H6 03 + BO, alfo Pimelinfäure nebſt CH *), wenn Blainfäsre
{
+ Zwei VBerhältnifgewite, wälfrige Pimelinfäue = Cs Hi2 O8 =
2 Sallusfäure (Tmal Cr Ha 04) — He um 2 Pm (Bimelinf.) + O;
+ HO — Denanthfänre, und 4 Pm = Cog Hu O6 + 4 HP Cꝛas Has
Oꝛo — 017 = Myrikieinfäure, v. i bie in ber (aueh Auspreffen mi
ven Muslatnüffen erhaltenen) Muslatbutter an Olycerin gebundene, im feinen,
feidenglängenten weißen Blättchen kryſtalliſirende, bei 48° C. = 38H,ı 8.
10851
buch Mzotfänre völlig aufgelöR wird; bie flüffige Maffe erRaret bann,
unmittelbar darauf, zum Breie, der aus Guberinfäure beſteht, welche
von drei anderen Ihr anhängenden Gänren, der ſchon erwähnten
Bimelinfänre, der Adipinfäure (=Cı4s Hy 07 + HO) und der
Lipinfäsusre (nah Laurent = CH; 0, + HO —?—) begleitet
wird. Erſtere findet ſich am reichlichſten im erſten Auswaſchwaſſer
der Euberinfäure vor, iſt ſchmelz⸗ und ſublimirbar wie Benzoeſaͤure;
die andere if in verhaͤltlich größter Dienge enthalten in der erflen
fanren Mutterlauge ver umfryfallifirten Euberinfäure, die Dritte in
jener braunen dicklichen Flüſſigkeit, welche von der Pimelinfäure abges
goſſen und von derfelben ausgepreßt worben. Die Adipin- und Lepins
fäure find märslich beide. fehr löslig. Vergl. Bromeis in den Ann.
». Ehem. u. Bharm. XXXV. 107 ff. und acc ebendaf. LI. 222 ff.
Bromeis erhielt, anßer viel Oralfäure und ziemlich viel Euberin-
fänze, in geringer Menge noch eine der Margarinfäure ägnelnde, im
warmen Alkohol Löslicye (welche der in m. Grundz. L 692 erwähnten
Margaritfäure zu gleichen fcheint), aber weder PBimelin- nod
SripinsCäure, als er „reinen Linioleinfäure der höchſt heftig
erjolgensen Azotfäures Ginwirfung unterwarf. — Die auf einem oder
bern anderen Wege zu Stande gelommene reine Suberinfäure ifl
Iuftbefändig, geruchloe, von ſchwach fäuerlihen Geſchmack, röthet
Latmusblau, fordert 100 Gewichtstheile Waſſer von 90 C. = 70,2 R.
und 1,87 Theile von 100 C. zur Löfung, fall’ Kalk flodig, und wird
von demſelben durch flärfere Euren, in Form eines pulverigen Nies
derſchlags gefchieden. Mit Alkalien gewährt fie leichtlösliche kryſtalli⸗
firbare Salze, für ſich erhitzt ſchmilzt fie zu einem deſtillirbaren Dele,
das erkaltend Tryfallinifch erſtarrt. Alkohol und auch Aether löfen
fie. Ihr Dampf, oder vielmeht ihr weißer Rauch, riecht erhitztem
Talg ähnlid. — Die oben ©. 1046 erwähnte Balmitinfäure,
= Ca Han 03 + HO, erſcheint im Balmitin oder Palmfett des
gelben butterartigen , wohlriechenden ‘ Bettöls der Oliven⸗ fürmigen
Frũchte der Buinca- Delpalmıe [Elaie guineensis Jacg. = Avoira
guin. Aublet.] neben Margarin, freiem Biycerin, freier Palmitin⸗
und freier Blainfäure. Sie fchießt aus Heißem Alkohol in der Marga⸗
rinſaͤure aͤhnlichen, glänzenden Blättchen an, und ſchmilzt ſchon bei
fgumelgende und abgekühlt Fruflallinifch erſtarrende Gäure, bie fi von ihrem im
Byrikiein an fle gebundenen Glycerin, mittel Berfeifung ſchwer trennen
laßt. Außer dem in 4 Gewichtstheilen ſiedenden Alkohols Löslichen und barans in
Nabd eln kryſtalliſtrenden Myeifiein, enthalten Die Muslainäfe noch ein anderes
weiter zu unterfudgendes Fett und Aetheröl. Das Myrifiein fegeint auch in
ven fog. Mustatblätthen (Macis), v. i. in ber dicken Saamenhülle
(Arillus) ver Srudt vom Diuslatnußbaum (Biyristica moschata Thun-
berg.) der Träger nes Aetherült zu fen. |
1058
8090. —= 480R.; das bisher nur in jenem Palmdl aufgefunden
Palmitin iR glänzend weiß, Jeicht zerreiblich, im Aether löslich, hin
gegen nicht im Alkohol und kommt ſchon bei 4800. — ZEOAR. in
Fuß. Das Ricinusdl*), entkammend dem in Of- und Weſtindien
häufig, bei uns in Gaͤrten leicht fortlommenden (und früherhin auf
in der Gegend von Braunfchweig auf NMedern erfolgreich gebauten)
Bunderbaum, d. i. Ricinus communis L., führt im Handel eben:
falls den Namen Palmoöl, und gewährt, mittelft Derfeifung ıc., bed
verfchiedene Fettartiäuren, bie erſt bei 1300 C. — 1040 R. ſchmelzende
Stearitfäure, bie fihon bei 220C. — 170,68, fließende Steare⸗
NRicinfäure und die bei 00 C. aunoch flüſſige OleosRicinfänre;,
beide letztere ſchmecken ſcharf, und find, gleich ihren Berbindungen mit
MgO, im Weingeifi löslich; wie denn auch das annoch unzerfchte
Nicinusdl vom Alkohol leicht aufgenommen wird; m. Grund, I. 692
Anm. — Die neuerlich auch in Deutfchland angebaute Madir sa-
tiva liefert ebenfalls ein trocknendes Fettöl **), 100% reifer trodner
Saamen giebt gegen 198 Del, Donffingault fchied daraus cine
ſtarre Wettartfäure und eine flüffige ölige; die erflere fchien ihm
Balminfänre zu fehn, fie enthielt nahe 20/5 weniger C, 1 H um
0,8 mebr O als die flüffige, die ſich procentifch aus Cy6 Hy, aud O5
zufammengefebt fand. Das rehe Madia⸗Del verſchluckte in Riegels
Verſuchen in 5 Monaten 150 Bolum O⸗Gas, wodurch es Bervidung
erlit. Es erfinrrte nah R. bei — 22,500. = — 180R. (nu
. Winkler zwiſchen — 80 bis — 90 R.), würde fi alfo auch in
falten Umgebungen fehr wohl als Brennoͤl benuben laflen. Es zeigte
*) Kuh Gaftordl genannt; begleichen Oleum Palmae liquidum over Oleum
de Pulma Christi seu de Kerva ver Apotheken, ein ziemlich zäbes, aͤcht
bei 12°C. volle 0,9699 Gigengewicht befigenves, mit Alkohol, wie mit Hetter
leidgt miichbares, farblofes cher grüngelblidyes, mehr ober weniger dunkeles, mil
den dligen, hinterher etwas kratzenden Geſchmack beſigendes, geruchlofes Beitäl.
Sein Eigengewicht if bei 2500. — 200 R. = 0,9575; bei 240C. —=75%,28.
= 0,9081.
*6) Außer den bereits aufgeführten trocknenden Wettölen fine folgende als vor
zugewelje beachtungkwerth zu nennen: Wallnuß⸗- oder Welſchnußsl (wire
in ten Rheingegenden häufig genofien), Hanfdl, das kalt gefchlagen fer füß uub
genießbar iſt, and; in verfchievenen Gegenden flatt Butter verbraucht werden fol,
MoHndl (ven Malern unentbehrlih), Del von Tabalsfaamen, Weis
fernen, Sonnenblumen: Saamen, Totlllirfhen (Atropa Bella-
donna), Saamen von Croton Tiglium (giftig, brennend ſchmeckend, mitte
Derfeifung die hochſt durchdringend riechende, außerſt ſcharfe und giftige Crie⸗
tonfänuze entlaſſend, vie ſtarr und ſehr füſſig iſt)y, das von Pinus abies zus
P. eylvestris L. 3u ven befanntern, noch nicht erwähnten ſchmierigen
Bettölen gehört dat Rüssol (Rüböl), Budel-(Buchelerns) Det, Haſel⸗
nußöl ums Bflaumenlerndl; zu den feheren ner Art, außer ben bereits
gedachten, der Bineytalg und die verfhiehenen Arten KBachE (gewöhnlides,
Myrthenwachs, Balmenwadhs, Kuhbaumwachs ıc.).
— — — — — — — — — ..
1008
zoh 0,935 , gereinigt ung 0,9286 Bigengewicht, bei 1500. == 1208.
Mit hlorianrem Kali und Hydrodglorfäure ließ es ſich leicht farblos
und bucchichtig barfclien, und brannte ſchon als rohes Del, burch
den Docht zugeführt, ohne denſelben zu verſtopfen, fehr hell; Herber⸗
gers mb Winckler's Jahrb. f. prakt. Pharm. IV. 222 u. 346 ff,
Dem Mandeloͤle ähulih iR das der Maranham⸗-Nüſſe aber fog.
brafllianifehen Kafanien; 100 Gewidtstheile Saamen geben 56 flüſ⸗
ſiges, angenehm ſchmeckendes Del, das, nad Bogel, aus 74 Elain
und 26 Gtearin zufammengefegt iR; bie Früchte entſtammen der Ber-
(holletia excelsa Humboldt. Das gelbliche, angenehm ziechende
Del ver Saamen unferer Gonnenblunen (Heliauthus amnaus Z.)
iR jenem Dele hinfichtlich des lieblichen Geſchmackes gleich *). Sehr
viel Del 1500/0) giebt der Saamen des vorzüglich in Oſtindien, Aegyp⸗
ten sc. gebauet werdenden Seſam (Besamum orientale Z.), das
auch unter dem Namen BergelimsDel im Handel befannt if, ſehr
langfamı ranzig wird, und durch längeres Eichen Ach farblos und frei
von dem widrigen Nebengeſchmack des friichen Del's abklärt. Eben
fo viel Del giebt auch der Saamen des hinefifchen Delrettigs
(Rapkan. chin. oleifer. L.); mehr der Mohn (naͤmlich 528/6) und
noch weit mehr gewähren die Welſchnußkerne; waren fie volllommen
gereift, fo erhält man von ihnen 60 bi8 70 Proc., während bie Zwets
ſchen kerne (Prunus domestica L.) nur 331/4, Kürbis: Saamen
(Cucurbita Pepo L.) nur 25 fehr füßes, Weinferne duchichnittli
1209 und in der Regel nicht wiel mehr tie Kerne tes ſchwar zen Hol
der oder Flieder (Sambuc. nigra L.) gewähren. Mit Mohnöl veriehtes
Banmdi (Diivenöl; über deſſen Gewinnung f. m. Polytechnochemie
II. 631 ff.) gerinnt er bei — 120,5 bis — 200C. (— 100 bis —
160 R.); reines ſchon bei — 50C. = — 40 R. Ueber Entichleimung
ber fetten Brennöle, mittelft waſſerarmer Schwefelſäure, fo wie mit
Bitrtolöl und Kochſalz, d. i. mit fehr waſſerarmer Hydrochlorfäure
(Galzfäure; die ſchon Blauber ale befles dendi Remmigangewiutet
9 100 Gewichtetheile der indiſchen und ofelanifen Erdeiche!l (Arachis hbypo-
Zaea L.) geben 47 angenehm ſchmeckendes, nicht leicht ranzig werdendes
Munpubidl; 100 Rreffen-Saamen (Lepidium sativum L.) dagegen, na
Schübler 58 bräunlichen, wisrig ſchmeckenden, ſehr langſam trocknenden Fettöls ;
1008 Tabaks-Saamen von Nicotiana Tabacum L. gaben 3n0/g, vor
Nicot. paniculata L. 25 Proe. dem Baumdl ähnelndes. Das Bettöl ber
Saamen von Galeopsis Tetrahata L. (ein in Deutfchland häufiges Unkraut)
geben ein ſehr füßes, zum Speiſen wie zum Brennen fehr taugliches Del. Die
Saamen von Lamium Album L. (Beife taube Nefiel; ein bekanntes Unkraut),
vor Raphanus Raphanistrum (Aderrettig) Reseda Luteola (Wan; gelb
färkem) geben 300/0; über ven Vettoͤl⸗Gehait mehrerer anderer Gaamen f. m.
Volytechnochemie IL 632 bis 634. Schleim⸗arme Dele und ebenſo auch alte
brennen fyarfamer, als friſch gepreßte; über verſchiedenes hieher gehörigen
Berhalten mehreren Dele vergl. a, a. D,
1054
rühmte; oben ©. 1037); |. a... ©. 634 Anm. Batfon zufolge
foß die Bleichung der Fettöle, des Wachſes sc. am beflen mittelſt mar:
ganfaurem Kali gelingen, das man durch Schwefelfäure zerfegt.
Er vermiſcht die zu bleichenden Getterc. mit gepulvertem mineral.
Chamäleon und gießt dann fo viel Schwefelfäure (die fo weit verbänzt
worden, daß fie nicht mehr auf das Fett einwirkt) Hinzu, als erfor
verlih, um das Kali jenem Galze zu entziehen. Minder vollſtaͤndig
erfolgt, nah Watſon, aber weit wohlfeiler foldde Bleichurg, wenn
man das Fettöl ober Bett bei 700 0. — 560 R. unter ſtetem Umrühren
, einige Stunden hindurch mit einem Gemenge von fehr fein gemahlenem
Sraunſtein und von mit ihrem gleichen Gewicht Waſſer's verbünnter
Schweſelſaͤure digerirt. Wach 6 (geſchmolzenes) läßt ſich vollſtaͤndig durch
CEhlor bleichen, das man in Waſſer leitet, worin das Wachs flüſſig
erhalten wird; nad vollſtändiger Bleichung erkaltet breunt es jedoch
(mittelſt eines Dochtes) mit gruͤn umfänmter, und hiedurch, fo wie
durch den Geruch Hydrochlorſäure verrathender Flamme; Milch ent:
gieht nicht nur alſo gebleichtem Wachſe, ſondern auch dem in gleichet
Weiſe mit Chlor behandelten und dadurch Wachs⸗ähulich gewordenen
| Talg, den Hydrochlor⸗Gehalt vollſtaͤndig. — Bleichung des dem Wachſe
naheſtehenden Schellacks *) erfolgt in ähnlicher Weiſe; man loͤſt «6
| *) Die in m. Polytechnochemie (I. 206 fi. II. 309 x.) mit Wachs bejeicharte
Sattung von Biltungstheilen umfaßte vie Battungen: Gerin, Moyricie,
Garyophylin, Korkwacht (von Trommédorff dv. A. wahrgenommen bei
der Bereitung ver Suberinfäure ans Kork, mitteilt Ayotfäure, kommt aber ſchon
festig ner, was Chevreul zeigte, der es Terin nanzte, und damit Genannte,
wie man ben Hauptbeſtandtheil nes Bienen fo wie des Pflanzen⸗Machſes genazat
bat, ſeit man ihn von ben Übrigen Mitbeſtandtheilen geſchieden), Lackwachte,
Lad, Seidenwachs un Kubbaumwads; vas das Phormium tenax
¶Neuſecelandiſcher Sachs) begleitende in flebendem Alkohol und Weiher loeliche,
fee leichtflüſſi ge Was, fo wie jenes ver Wachldverbeeren (Janiperus
communis L.) fin a. a. D. als Gpielarten bes Myriein aufgefüget. Che
vreul’s Cerin entzieht man dem fehr fein zertheilten Kor mit ſtarkem Alkohol
ober Aether; Berbunftung ſolchen Muszugs binterläßt es im ſchwach gelblichen,
nabeligen Kryſtallen, vie, durch Umkryſtalliſiren gereinigt, in fichenpem Meier
zuſammenbackend zu Boden finfen, in frei zutretenver Luft erhitzt ſich entzünnen, unb
“ mit Narer Flamme und nicht widrigem Geruch verbrennen. Siedende Kali⸗kauge
löſt fie zwar nicht auf, bräunt fie aber uns entläßt kann, mit Säure werfeht,
einige bramme Flocken. — Mit mäßig ſtarker Azotſäure gefotten fäuert ſich det
Gerin und bildet fo die von Doepping als — Cyan Ha3 Oı2 + HO bezeiharte,
in ſtarker Azotſäure (von 1,3 516 1,35 Wigeng.) unzerjeht auflösliche umn harank
burg Waſſer fällbare, Allall-Löfungen zugänglige Geriffäure, die jenog mit
PhO (mitteilt Ausfallung ihrer alloholigen Löfung durch PhOA) verbunnen, zur
eine Cı4 Hıı Os Yaltige Saure nachweiſen ließ, während cerinf. Nmmonozye mit
PbOA wechfelzerfeht einen Nieberſchlag gab, der nicht 19,21 ſondern 46,230, Pb
enthielt, was Doepping beſtimmte, zu folgern, daß vie Gerinfäure eine
Sshafige Gäure und ans Smal Ca Hyı Oa beſtehen müffe,. die Im dem baſtſchen
Salze 9 V⸗G. Bafe, für fi bagegen 2 Be, MBaffer enthalte.
|
4065
ahmlich in Kali: ober Natron-Pange auf, läßt in diefe Aufldfung das
Chlorgas eintreten, und fehlägt, nach vollbrachter Bleichung, durch
EhuresBufas dad Bad nieder. Das fog. Schellack oder Bummilad
entflammt dem, in Folge eines Inſeeten⸗Stiches (bewirkt durch Cooons
Scus) aus Zweigen und Beten von Flots indica, F. religiosa L.
un) Bhamnus Jujubn fließendem Milchfafte, worin ſich diefe Infecten
begatten und wonach bie rothfarbigen Weibihen dem Safte verbleiben
wu ſich daher in dem an Luft und Licht erhärteten Gafte vorfinden.
Die wit ſolchem bie Coccnobrut umſchliekenden Gummilack bedeckten,
Bweigfäde führen in Handel die Benennung Stocklack (Stangenlack
aber Holzlack; Laoca in ramalis a. bncwlis), geben zerſtoßen und
demnachſt von den gröberen Holzftückchen befreiet, dann aber mit
ſchwacher Stang von Natroncarbonat gefotten, an diefes das Lackroth
ab, d. i. Anem- Farbftoff, der fn zwei bis drei Sorten: Lac-Lake,
Lac-Dye md Dfernheimer Roth abs (unvolllommener) Vertreter
der Gcchenille in der Färberei in Gebrauch genommen wird; vergl. m.
Wentfch. Gewerbſfreund II. 105-109, 320349. (Ueber Gehalt ber
verſchiebenen Gummilack⸗ Sorten an darbſtoff, fog. Harz ıt. eben-
daſ. LIE. 337. Ueber eßbaren fog. weißen La@L 245. Weber Lads
firwiße Bereitung;- ebendaf. u. IT. 72). Die alfo ausgetöthten Lack⸗
Körner führen bie Benennung Körn erlad (Lacca in granulis),
zud geben, geſchmolzen und dennoch flaſſig vurch leinene Beutel auf
Blätter des Piſang (Masa paradisinca) geſeihet, und To fange es
noch weich iR, zwiſchen zwei dergleichen Mlättern zu dünnen Scheiben
oder Tafeln ausgepreßt, den Tafellack oder eigentlichen Schellack.
Außer dem Bigment enthält bas Gummilack einen wachsähnlichen, nur
in heißem NAlkohol Töslichen Bildungstheil, den man zu ſcheiden ver«
: mag, wem mau die heiße alkoholige Schellack⸗ ober Körnerlad-Löfung
mit Waſſer niederſchlaͤgt, den Riederſchlag auswüſcht, gelinde trocknet
mu weit baltem Alkbthol aussieht, da daun das Wachs ungeloſt vers
biribt, das fogenaunte Darz aber ſich IR und in bemerkter Weiſe aufs
Neue niebergeſchlagen werden Tann, Alſo gereinigt und geſchinolzen hat
dad Gunmilack 1,39 Bigengewicht, geraͤch gefikmolzen in vicklichen
- Miu, dabei wärzig duftend, IM im Nitahol leicht ldelich und gewährt
Arien mit Zinnober (Ars *) vermiſcht das feinſte rothe
*) Der in Merkur⸗ halligem Gebirge brechende Zinnober vlaut nicht als Dalerfarbe,
ſondern nur zur Darßellung des unverergten fläffigen Merkur, das man daran
Sur Defillation mit Kalt, ober mit Sammerfchlag aus eifernen Retorten, ober,
In befonderen Defen, bel unmittelbarer Berdhrung des Flammenfeuert und Ders
Wertung der Dämpfe, tm Kleinen ſehr wein aus känſtlichem Zinmeber durch
Seſtillation mit. Ciſenfeilſtaub, rer aus Merkur Baurrfefffalgen dur Deftillas
tisn mit Kali-Garbonet Pottaſche) Herfiellt. Der Tünflihe Ziunober geht
| dbervor, Indem man’ & erhigtes Mr unter. 1 gefchmolzenen ——— Führt, na
Seroschregun
# der dienme Senat, erkaltet jerrribi und fublim
—— — — —
1086
Eiegellad, oder zuvor gebleicht und mit Bergblau verieht das
feinfte blaue, mit in veridhloflenen Tiegeln ansgeglähten Muß das
feine ſchwarze Siegellath, das verhältlig fehr Hart, aber durchas⸗
fehr ſpröde if. Das gewhhaliche Schellack bildet den Mitbeſtandtheil
ber meiften fog. Lack⸗ (der Lackir⸗) Firniſſe, ſtellt bis zur Sättigung
in Alkohol gelöß einen Firniß dar, der zerbrochene BörufeinsGe
räthe wohl füttet, und giebt gefchmolgen und mit feinfew, gebente-
tem Ziegelmehl inuigft gemengt einen trefflichen Kitt für zuwor erwärmt
Porzellan⸗, Steingut⸗, Glas⸗zc. gegenfeitige Bruchflächen; desgleichen
auch für Sandſtein, Serpentin, Marmor (natürlichen wie Tiümfllichen),
Holz ıc. — In neuerer Zeit benutzt may häͤußg zur Fertigung feiner,
harter Seifen die ſog. Borosbutter, „oder das wiſſenſchaftlich
Cocin genannte butterweiche Eocosöl, das den fleifchigen Teilen der
Bocosnuß durch Auspreſſen entzogen, eigenthümlich widrig riecht und
ihmedt, erhitzt faR fo Far flieht wie Wafler, im Alkohol loͤslicher
it als Palmöl, und minder löslich als Galambutter, ſich mit
“ KOH0 ſchwierig, wit Na0HO (nach Fehling am been mit 1,12 Na0R0
enthallender, heißer Aetznatron⸗Lauge): leichter verfeifs und Dann nater
OlyserinsEutlaffung ein Gemenge von dreiezlei fetticuren Ratrenfelzen,
von socinfaurem oder.cocostalgfaurem, von capromfaurem
und von sapıyljaurem Natron darſtellt. Die Bocinfänre, nah
Bromeis = (g7Has 03 +HO, if gerich⸗ und geſchmacklos, Rarı,
eiſt bei 350C. = 280M. fließeub,, leicht löslich im Alfohol, walry:
Rallinifh, fpröbe, an den Kanten turchicheinend, den Natusmcarbenet
(unter COg > Ausiheldung) das Na0 entziehen), ohne ‚Zerichuns
befillirbar; wurde früher von Belouze und Voudet für Elaidisſante
erachtet. Als Bromeis ihre alfoholige Löhmmg mit maflerfenier ga
ger Hydrochlorſaͤure fättigte, erhielt er foot das auf ter Oherfläche
der Zlüffigkeit ſchwimmend fi aus ſcheidegde, dann durch Hchmwade
wäflrige NaO0OCOa-Löſung von HCh befreit ned durch CaCh. gtrocdruet
wafierflare, büunflüffige, wie die übrigen Aethen ber. Fettarienfäuren
angenehmen Mepfelgeruch entwickelnde cocinfeure, Weihyloryd,
oder den Cocoſstalgſäure⸗Aether. Die Gapronfkure (dk
Chevreul auch in ber Kuhbuster vorfend, und die nebſt Gmpriz:
. fäure in der Ziegenbutter nicht fehlt) nach Lerch, ſo wie nach Beh
ling = CiaHıı O3+HO, hat, als Hydrat bei 150C. 0,931 Giger
gewicht, fängt bei 2020 C. — 16196 R. an zu fiedrn, erreicht bei
2099C. = 1670, 2R. bödcztte Siedhitze, bei ver fie vellländig übers
deſtillirt, fängt aber ſchon bei 1500C. — 1200R. an zu dunkeln, was
bei flärferer Hige noch zunimmt. Sie entwickelt Falt fäuerlichen, an
das Cocin erinuernden Schweißgeruch, ſchmeckt ſtechend fauer, Ginterher
füßlich, macht die Zunge weiß, roöthet Lackmus, bleibt noch bei — 00.*
— 7,2R. Hüffg, und bildet mit CaO ein glänzendes, zum Theil in
quadratifchen Eänlen anſchießendes, gefchmolgen den Labiaten Ahnlich
1057
riechendes, mit KOHO ein gallertförmiges, mit Na0OHO ein unfruflals
linifches, fehes, weißes Ealz. Die ſchon unter + 120C. —= HER.
erRarzende, bei 149 bis 15°C. — 110,2 bie 1208. fcymelzende und
langjam erfaltend in Blättern, ähnlich dem Choleſtearin (f. w. u.)
Iylalliirende, Zehling zufolge = Cie Hıs O3 + HO aufammenges
feßte Saprylfäure beginnt zu ficden bei 2360 C. — 1880,8 R.,
erreicht jedoch volfländig kochend 2400C. — 1920R. und veftillirt
dabei größten Teiles über; erkaltend kryſtalliſirt Re. Im Waſſer if
Re ſehr jchwerlöslich; 100 Gewichtetheile Rerendes nimmt von 100 ber
Gäure nur 0,25 auf, dagegen iſt fie dem Alkohol und Mether, in allen
Verhaͤltniſſen zugänglih. Ueber die ſtarken Bodgeruch verbreitende
Öircinfäure, oder Gammeltalgfäure, fo wie über die in den Thra⸗
nen der Delphine, Wallfifche sc. ven Haupttheil des Pettes bildende
Thran⸗ oder BPhocenfäure*), bie, der Baleriani. ifomer(?); in ihrem
Sanptverhalten der Butyrinfäure fich anichließt, mit Ammonoxyd jedech
‚fein feſtes, fonvern ein dickflüſſiges Neutralfalz erzeugt, und die, mit
atmofphärifcher Luft in verfchloflenen Flaſchen aufbewahrt nicht den
der Yutgeinjäure zufommenden Geruch zanziger Butter,. fondern dem
sch widrigeren des mit Thran getränkten Lebers annimmt; über
verfehiedene Arten von fog. Pilanzenbutter und Pflanzentalg, der Co⸗
Ioauinten, des Farrnfraut, ver Morcheln um Shwänme,
der Blüthen der Narcifien, Klatſchroſenze.,, der Wurgeln des
Zurbith (Convolvulus Turpethum L.), des Mais oder Welſch⸗
forn (Türkifcher Weizen, Zea Mays L.), der Gerſte ıc., fo wie über
Chinatalg, Banillebutter, Baleriatalg, Möprenwurzelöl,
Thanghinmmandelölrc., vergl.m. GOrundz. a. a. O. ©. 752 fl. Sum.
Ein fehr braudßares trodneudes Del gewähret auch der Baumwol⸗
lens Saamen. Tas gegenwärtig meiftens von der Küfle von Gambia
eingeführte und ſamint dem aus Aegypten zugeführten Gefamöl, dem
— ——
) Ueber den Thrangeruch der reifen Beeren des Schneeb all (Vihurnum Opu-
lus 5.) vergl. m. Grundz. I. 754. Dieſelben Beeren enthalten auch, Prof.
Lot Verſachen zufolge (Ann. d. Ehen. n. Pharm. IV. 287) einen zw beachtenden
Sechkof. Un Wallrath vom Ihran zu befreien, behandelt man ihm mit wer
dimter Bottafchenstöfung, bei mäßiger Wärme und mittelt Preffung. Da man
ven Wallrath (oben S. 1045) in manchen Gegenden häufig zur Bertigung von
Kerzen verwendet, dieſe aber mit gewöhnlichen Dochten verfehen Funken fprüben,
fo bedient man ſich, zur vollſtandigen Beſeitigung dieſes Uebelſtandes einer Ma⸗
ſchine, welche »ie Dochte weiberzopfartig flicht, was bewirkt, vaß ber Docht nur
ſeviel geſchmolz. Wallrath der Flamme zaführt, als viele zu verflüchtigen und ale
Dampf zu verzehren vermag. Dergleichen Kerzen find durchſcheinend (farblos oder
fünftlich gefärbt), und flehen zwar höher im Preife, ale Wachskerzen, brennen aber
wit bellerer Flamme, entiaflen Seinen bie Haut fengennen (brennenden) Tropfen
uns lafſen ſich von Kleidern ſpurlos afreiben. Dochte ver erwähnten Art, mit
Wade überzogen, gewähren vorzügliche Steariukerzen⸗Dochte; oben ©. 104%.
"Rah Chevreul ik die Phocenf. = Cio Es O3 +HO. 9
67
1058
aus Amerika berübergebrachten Ravifonfaamendl, dem Leindl,
Rüböl und fog. Maagfaamendl (Mohnfaanıen » oder Mohn⸗Deſ)
vom zweiten, heißen Schlag, d. i. von ber zweiten Prefiung, neben
Dlivenöl zu Marfeille, wirb hauptfächlich zur Sodafelien-Bereitung
verwendet; eine Berwendung, welche erſt feit der Soda: Fabrikation
aus Blauberfalz (dem Rückſtande von der Bereitung der Hydrochlor⸗
fäure, fo wie von ber feit 1808 in Frankreich fehr ine Große betrie⸗
benen Chlor⸗Entwickelung und dazu erforderlichen Schwefelſaäͤure⸗Fabri⸗
catur) in nationalöfonomifcher Zinficht, zumal in Frenkreich, bedes⸗
tungsvoll in Bang gefommen ift; was dann auch im genannten Laube,
wie auch, obgleich weniger lebhaft, feit der Zeit in Belgien, Deulſch⸗
landc. aus gleichen Urfachen den Anbau Delsgebender Gewächſe beträchtlich
vervielfältigt hat. Geitens der Dliven find übrigens auch Die Kerne
in dieſer Hinſicht werthvoll; man hat fie neuerlich fehr vortheilhait m
Basbeleuchtungen, flatt Fettöl, oder ſtatt Eteinfohlen benugt.
vn) Die unten erwähnte Eutthranung dc Wallrath oder Epermacet®);
iſt nicht nur in gewerblicher, fondern auch in wiflenfchaftlicher Hinſicht
beachtenswerthh, weil fie zeigt, daß das Antthranungsmittel, das in
Wafler gelöfle Kali- Carbonat, nicht nur für den beigemengten Thras
aufiöfend und ihn dadurch entiernend wirkt, ſondern daß es zugleich
auch entwidelnd für den chemiſchen Gegenfch des eigentlichen feften Wall:
rath oder Cetin, wie für das letzteres begleitende fog. Wallratyöl,
welche beide man als die näheren Beflandtheile des Wallrath zu bes
trachten hat, einwirkt. Es zeigt ſich nämlich, dag erwaͤhntermaaßen
gehörig entthranter Wallrath nicht, wie man fonft meinte, aus Uethal
+ @lainfäure befteht, fondern aus erſterem, gebuuhen an: durch die färfere
Säureforderung des KO zur Ausbildung gehradgte Cetyl ſäure (cbem
©. 1046, von @inigen auch „Aethalfäure* genannt; eine Benennung
die jedoch ſchon der durch Behandlung des Aethal mit Mzetlänre ent⸗
Ranrenen Fettart⸗Säure zulommt; a. a. D.). Unter den verfchiebenen
Thran-Arten, find vorzugsweije die Leberthrane, und unter biefen
hauptiächlich die Norwegiſchen ober Berger Leberthrane in ärztlicher
Hinſicht genauerer chemiſcher Prüfung nuuterworfen worden. Die Leber:
thrane überhaupt entlammen dem Bett der Leber verfchierener Arten der
*%) Sperma Ceti ober Cetaceum iR bie lateiniſche Benennung des Walltath, das
fih beim Pottfiſch (Physerer macrocephalus) hauptſächlich in einer ber
ſonderen, großen, breiedigen, von ver Haut überdeckten Derticfung in den äufes
zen Kopfknochen und Länge dem Rüdgrade augefammelt finner, im lebenden
Thiere oͤlaͤhnlich, flüſſig und weiß erfgeint, nach dem Tone flarr und mchr aber
weniger gelb, durch Prefien und Waſchen mit ſchwacher Holgafchenstauge gereis
nigt und kann zur Verſendung eingeſchmolzen wird. Alſo gereinigt bat es gemößns
lich 0,943 Eigengewicht, uns fordert es 28 Gcwichtätbeile Alkohol von 0.816
—— dur Loͤſung. Die heiß bereitete gejättigte Loſung erſtarrt Im Maſſe
ats Altoholat.
1059
Fiſchgattung Gadus, insbefendere jener bed G. Morrhun, d. i. des
Kabeljau, ter geirodnet Stockfiſch genaunt wird, des G. Polla-
chius oder Haifiſch, und die Berger hauptſaͤchlich von letzterem und
von zweierlei Dorſchen, dem gewöhnlichen G. Cellarius und dem
Gey oder Kohlenfiſch (G. Carbenarius); auch tie Leber der Hals
quappe oder Trüfche (G. Lota) wird auf Thranbereitung beuupt,
Diefe erfolgt entweder lediglich dadurch, daß man die Leber in hoben
und weiten, weißen cylindrifchen Glasgefäßen längere Zeit der Eonne
ausjcht, was Ausihwigung und Gammlung der erſten Sorte, das
iR eines altem Mheinweine an Farbe nahe gleichkommenden Leberihrang
(ol. jecoris aselli, oder ol. Morrhuae primae sort.), zur Bolge hat;
he befigt eigenen aber nicht widrigen filchartigen Geruch, und lommt
sach Deutſchlaud nur felten in den Handel. Enttröpfelt folder Weife
den Lebern weiter Fein Thron, fo werden fe in befonderen Gefaͤßen
oder auf verzinnten Kupferblechen etwas über 500 C. = 400 R. erhikt
und in Diefer Temperatur fo lange erhalten, als fie noch Thrau ents
laſſen, der alfo entwidelt in beträchtlich größerer Menge als die vors
bergehenne Sorte gewonnen wird, etwas trübe erfcheint und in feiner
Farbe zwifchen Dlabeira und Dalagaweln ſchwanlt. Aus dem hievon
gebliebenen Rüdjtande gewinnt man dann bie dritte, ſchlechtere, braus
ner Leberthran oder Gerberthran genannte Eorte, Inden man ihn
zerflädelt in Keſſeln ausbratet. Er if trüber, wie der vorhergehende,
aud brauner, dem gewöhnlichen braunen Zuderfyrup Ahnelnd, ihn aber
an Bräune überbietend, und daneben fchmierig und von fehr wibrigem,
durchdringend brenzlichem Fiſchgeruch und bitterem, den Schlund ſtark
seigenden Geſchmack; er gegenwirft ſchwach fauer, beilkt 0,929 Eigen⸗
gewicht [bei 170,5 C. —= 140R.], if in kaltem und heißem Alkehol
von 5 bis zu 60/5, im Aether in alien Verhältniſſen löslich, während
die zweite, auch brauublanker Lebertäran genannte Gorte nur
0,924 Eigengewicht hat, wenig bitterlih und mehr ſiſchartig als die
erhe, im Handel durch blauker Leberthran bezeichnete Eorte ſchmeckt,
die nur 0,923 Gigengewicht zeigt, ſchwaäͤcher fauer gegenwirkt, als
beide vorhergehende Sorten und in Faltım Alkohol gu 2.4—2,7%,, im
heißen zu 3,4—4,50/9 löslich ift (die zweite wird vom Falten Allohol
von 300 zu 2,8-—3,20/9, vom heißen zu 6,5—6,80/, aufgenommen).
2.3. ve Jongh'e Analyfen zufolge beleben dieſe Leberthrane, der
Hauptmaſſe na, aus elainfaurm und margarinfaurem Glyceryloxyd,
enthalten aber außerdem noch etwas freie Butyrin = und Eſſig⸗Säaͤure,
mahe 1 Proc. Salze, und außerdem, wie alle Thrane, Rets freien
Bhosphor. Das Bräuneude verfelben befcht aus einem eigenen,
GBaduin genannten und zweien anderem noch zu beſtimmenden Etoffen,
Denen nähere Beſtandtheile der Balle (Ballenfäuren) und eim eigens
thümliser, im Waſſer, Allopel und Aether untöslier Bilvungetheil
erhältlich 0,001— 0,005, und Jod, eiwas ee und Brom,
6
3060
Vhosphorfäure, Schwefelfäure, Kalk, Maguit (MsO), Natron und
@ifen in ebenfalls nur fehr Leinen Antheilen beigegeben erfcheinen.
Das Jod des Achten Lebertbrans ließ fi nur durch Berfeifung und
Verkohlung der Seife ſcheiden. Das Bräunende verhielt fi, iſolirt,
als eine geruch= und gefegmadlofe, dunfelbramme, im Aether und Bein
geif far ganz, im Waſſer hingegen unlöslidhe, aus 35 B:&. C. 23H
un 9 Oxyg. = Czs Hg Og + HO zufammengefegte Säure, die
beim Verbrennen erh nah A, dann nach Leberthran riecht, und bie
dabei etwas Aſche Hinterläßt; mithin noch nicht baſefrei vargefellt
gewefen. Ausgetrocknet läßt fie fih pulvern, wird von Mzotfäure nit
angegriffen, wohl aber von waflerarmer Schwefelſäure aufgelöſt, die
felbe zötgend. Chlor entfärbt fie und würde vielleicht in gleicher
Weiſe auch ven ganzen Leberthran bleichen und vom wibrigen Neben⸗
geruch und Nebengefchmar befreien. Hatte man das gefammte Leberfett
mit Natron verfeift, dann die alfo gewonnene Ratronfeife durch PhOA
wechfelzerießt, Hierauf mittelſt Aether das darin lösliche elainfaure ımd
Gavuin-Bleicryd vom unlöstidyen, margarinfauren PbO geſchieden. jene
löslihen Bleifalge ſodann wiederum mittel Natron ihrer Euren
beraubt, und die alfo gewonnene braune Natronfeife in heißem, 300 ha⸗
benden Alkohol gelöſt und barauf bis unter 00 erfaltet, fo feheinet ſich
: das elainfaure Natron, während der alloholigen Löfung verbleibt:
Natron, verbunden mit ber durch Gaduin bezeichneten, oder vielmehr
in diefem Stoff mit enthaltenen, oben näher bezeichneten Eäure. —
Den Gerberthran reinigt man, wenn man ihn nicht anderweit vortheil⸗
haft zu benugen @elegenheit erhält, nach Art der fchleimigen Wetröle
und zulegt Durch Thierfohle, und flellt fo dar eine vierte Leberthran-
forte, die, dem reinen Dlivendl an Farbe faſt gleichend, ſehr Flar if,
Saum Wifchgeruch eniwidelt und vorzugsweife ale gereinigter Le
bertbran (Ol. jecoris Aselli depuratum) in den Handel gebradt
wird. Minder löslich im Alkohol, ale im Acther, mit dem cr im
allen Berhältnifien miſchbar iſt, trübt er reines Wafler fehr ſtark, ohne
fih darin zu löfen, und ähnelt hierin der Eorte NO 1. — ®s zeigt
übrigens der Leberihran hinfichtlic feines Salzzeuger⸗, zumal Jor
Gehalts, daß in den Gecfifchen die metallifchen Berbindungen jcner
Grundſtoffe (3.8. NaCh, NaJ, MgJ etc.) zur Serfegung gelangen, in
einer Weife, in der fle aufhören, als Eäurer (als Oxygen-Wertreter)
ih zu beihätigen; und wenn au das Vorkommen folder Ch, Br,
Jshaltigen Radicale, urfprünglich wahrſcheinlich von jenen MReerpflanzen
und mikroflopiſchen Meerthierchen abzuleiten feyn bürfte, von denen ſich
die Meerwürmer umd verwendte niedere Meerthiere näbren, Die vom
größeren und höheren Meerthieren zur Nahrung dienen, fo iR doch fe
wiel außer Zweifel, baß zu folchen Zerſetzungen urfprünglidder Metali⸗
verbindungen, das Licht, das in ben Pflanzen dergleichen chemiſche
Volarifirungen vegünſtigt, hier nur in ſehr geſchwaͤchten Maafe zu
1061
wirfen vermag; vergl. oben 6. 939 a., 981 u. 1038. Echon Runkfel fand
es auffallen», daß die Geefliche, obgleich fie im falzigen Wafler leben,
dennoch füßes Fleiſch darbieten. In diefem Sinne ſehr füß iR das
Fleiſch der friſchen (ungefalzenen und ungeräucherten) geiottenen Hä⸗
ringe (Clupea Harengus). Ta yur die zuerfl gefangen.n am meiſten
fett ind und ſchmackhafteſtes Muskelfleiſch darbieten, die der fpäteren
Züge meiſtens durch Abmagerang für Salzuna, wie für Räucherung
ſich wenig geeigmet zeigen, fo benugt man dieſe auderweit, ins Befens
dere zum Gieden des weißen oder Häringsthranég, das, bei
ziemlich lebhafter Fenerung, nah Maaßgabe der Senge gegen 5 bis
6 Stunden Giedezeit koſtet nnd außerdem noch 2 Stunden Abkühlunge⸗
zeit fordert, bevor man den hiedurch gefchiedenen Thran abzuſchoͤpfen
fh beflimmt finden fann, Ben frifchgefangenen Häringen fällt biefer
Zoran faft farblose aus; von alten, mehr oder minder in Bäulnif
übergegangenen, dagegen bräunlich oder braun; eine Faͤrbung, an
welcher vielleicht auch das Kupfer der Siedkeſſel nicht ohne allen
Antheil iR®) Der branne Thran der Cetaceen (ter Braunfiſche,
»
*) Man nennt folde, flets im Großen zur Vollziehung zu bringende Echeidung
das Thranbrennen, bewirkt es mit Kienbolz und Gteinfoblen, benugt vazu
sleichyeitig mehrere große kupferne Keſſel, deren vier 30 Arbeitet ſordern, uns
beginnt damit erſt, wenn die Haͤringe woblfeiler werden; d. 6. wenn fle nicht
nur Durch Ueberfluß, ſondern auch dadurch im Breije fallen, daß man dazu vie
jpiteren Häringszüge verwendet, die minder fette und weniger ſchmackhafte His
zinge Ahren. Die nach Sonderung des Thrans zurücbleibennen fog. Greben,
do i. Erüdchen gebörrter entfetteter Häringe (meifens gebörrtes Muckelfleiſch
verfelben) laſſen fi ſehr erſprießlich, mittelſt trockner Deſtillation zur Darftellung
von Ammonoxyd⸗Carbonat und daburch zur Salmiak⸗Bereitung verwenden — ſey
es, indem man ta4 genannte Salz unmittelbar mit SOz, over mittelbar —
vd Digeftion des gelöften AH4OCO, mit Sulphaten, 3.8. mit MgOSO3,
Fe2 O3 + 3803, Cu0SOz;, Ca0SOz3 se. neutrafifist, und mit alfo ges
wennenen Anmonoxyd⸗Sulpthat das Kochſalz wechſelzerſezt, fo NatronsGulphat
uud Ammonchlorid (AH, Oh, d. i. Salmiat), gewinnend, ober daß man bie
waffrige Loſung des Ammonoxyd⸗-Carbonat mit ber des Kochſalzes zur Wechſel⸗
zerfegumg bringt, ſolchen Weges gleichzeitig Sal miak und Natron: Garhonat,
». i. reinftle Soda zu Stande bringenn, ober daß man dad AH OCO, zur
Darſtellung von Ammonoxyd⸗Oxalat benupt, das dann mit Kochſalz in der Hitze
Sehanvelt dieſelben Grzeugniffe gewährt. Gewöhnlich werden jrdoch die Haringt⸗
Geben, wie alle ähnlichen, beim auf dem Lande (nicht auf den Schiffen) ſtatt
habenden Täranfieren abfallenden Greben, z. ®. jene von Gechunden sc. mit
trefflichem Erfolge zum Düngen verwendet. Ebemals warf man ungebenze
Mengen halb verfaulter Haringe, ftatt fle als Dünger zu benugen ind Meer,
dadurch Die lebenden Haringe und ebenfo auch andere Geefliche vertreibenn; Fiſch⸗
Keith fault ſehr leicht und entwickelt viel Ammoniak. Uebrigens eignen fi bie
Greben, gleich Knochen aller Art, ſehr wohl zur Gasbeleuchtung; fie ent⸗
wickela ölbilvennes Gas (Leuchtgas- CH) in Bulle, und binterlaffen treffliche
Thelerkohle und somit einen ver gefuchteften Sanpelögegenftäude. Jevenfalls if
ſolche Weiſe vie Thierkohle paszußrllen zurämäßiger und wortheilgafter, als vas
1008
Delphine, Walls und BottsFifche ıc.) ber Palmatae ctc. zeigt, ber Luft
längere Zeit hindurch ausgeſetzt, weil fein Glycyl⸗Oxyd ſich exydirt
und fo Die an diefe Bafe gebundenen Säuren entläßt, freie Phocen⸗
fäure umd freie Riainfäure. Aehnliches erleiden aber auch die Fettöle,
zumal die fchmierigen, und ins Beſondere, wenn flc heiß gepreßt wor⸗
ben; wiewohl die Wirkung ber Hige infofern von jener oxydirenden
der Luft abweicht, daß ſie das Glycyl⸗Oxyd (Glycerin; oben ©. 878)
mehr ober. weniger bis zur HeroleinUntwideiung zerießt, In deren
Folge dann ebenfalls Elainſäure, oder, Par es ein trednendes Del,
Dieinfänre (3. B. Linoleiniäure; oben &. 1050) frei wird, bie von
dem Acroleın und in manchen Fällen auch wohl von der, ebenfalls aus
dem Glycyl⸗Oxyd entfiautenen Acrylſäure verunreint wird, was wohl
bei allen heißgepreßten Delen der Fall feyn möchte, diefen den
widrigen Geſchmack und Geruch ertheilt, und ſtatt ber Güße des Big
cyl⸗Oxyd die Echärfe und das Widrige, fowohl des Acrolein, als der
Acrylſaͤure (oben ©. 879) in ihnen zu Wege bringt. Jene Scheidung
aber, weldye die verichiedenen Fettartiäuren von ihrem Glycyl⸗Oxyd:
durch deflen Orydation mittelft atmofphägifchen Oxygens erleiden, fie
it es, die das Ranzigwerden der Fettöle und übrigen Feitarten
zur nähen Folge bat; denn ranzig gewordene Fettarten cnibhalıen
nicht nur freie Fettartfäuren (ranziges Bonmöl, z. B. freie Hlainfänre
und Margarinfänre), ſendern zugleich auch wirrige Oxyde des GElycyl;
won beiden jedoch befreiet fie Weingeift, ber jene Säuren, wie biele
Oxyde löR. Daß die Fettölfäuren in Weingeift löslich, und zum Theil
fehr 1dslidy find, wußte man übrigens fchon lange, bevor man dieſe
Säuren als folche erkannt hatte; denn dur EAuren aus ©: fen ges
fhiedenes Del (Manpelöl, Baumöl sc.) ift nun, was es früher
nicht war, ſelbſt in gewöhnlichem, nichts weniger als waflerarmen
Weingeiſt !dslih; das lehrten Thon Hagen, Wiegleb, und vor
ihuen Boerhave und andere ältere Chemiker des 18. Jahrhunderts,
Daß fie aber durch die Verſeifung zugleich auch ihre liebliche Süße
verloren haben, fügte feiner von ihnen hinzu, wahrfcheinlid — weil
fie danach zu fragen vergaßen. Zugleich ergiebt ſich übrigens aus Obi⸗
gem, daß kalt gefrhlagene Fettöle ſich vollfommen frifh erhalten
werden, wenn man ibnen bie Gelegenheit nimmt, Oxygengas zu vers
ſchlacken; mit reiner Earbonfäure gerättigte und dadurch zugleich mehr
oder weniger entfhleimte, und von atmofphärifcher Luft, die fie zuvor
enthielten, befreiete, falt geichlagene Brttöle, an fühlen Orten in Glas⸗
flafchen aufbewahrt, die mit gefunden Korfen, die kurz zuvor ausgekocht
ed
font allgemein übliche, in fpäterer Zeit, zumal in Folge vermehrter Galmias
ann Berlinerblaus Babrilation feltener gewordene Berkohlen der Knochen darch
Binfegieben zwifchen in ZBinböfen verbrennende Holzkohlen.
1063
und nicht gänzlich abgefühlt eingetrieben, daun aber außerhalb, am:
aus ter Flaſche hervorragenden Theile, mit einer nicht zu dünnen Lage
friſch bereiteten Thonbrei’s (gepulverter weißer Bolus, oder, Ratt deſ⸗
fen Pfeifenthon, mit Wafler angerührt) überdeckt, und biefen, nad
deſſen Trockaung mit in Waſſer geloͤſtem Gummi überzogen wur⸗
den, giebt einen Enjteindrirgen vollkommen verhütenden und in trocknen
Kellern durchaus unveränderlichen Berfchluß, ben man mit Waſſer
wieder und ohne alle Del⸗Vernnreinigung entfernen fann; will
man den BummisUeberzug außerdem noch mit gefloſſenem Wachs bes
Heiden, fo mird man dergleichen Flaſchen auch in feuchten Kellern
aufbewahren lönnen, ohne allın Nachtheil für das Del. Mit CO⸗⸗
Gas läßt ih Del leicht Dadurch ſchwaͤngern, daß man es in Flafchen
gießt, die man fur, zuvor ſchon mit gafiger Garbonfäure gefüllt hatte;
aber auch ohne folhe Schwängerung wuͤrden kalt neichlagene und zeins
gehaltene Bettöle, in bemerfier Welfe verwahrt, fi Jahre lang volls
fommen friſch erhalten.
Ex) Wendet man ranzige Fettarten zum Selfenfieden an, fo werden fig
biefelben, ihrem Gehalt an freien Bettartfäuren gemäß, zwar leichter
verjeifen (mit Bafen verbinden), als nichtranzige, aber die daraus
bereiteten Seifen nehmen, in Folge der Slyeyl-Oxgpe fehr widrigen
Geruch an, den man jedoch entfernen kann, wenn man dergleichen
Geifen : Löfungen mit Thierkohle behandelt. Alſo behandelte Hauss
feife verliert mit dem widrigen Geruche zugleich ihre bräunliche oder
gelbliche graue Färbung. Einigermaßen entfernt man auch den widri⸗
gen viechbaren und färbenren Theil, wenn man fie längere Zeit hins
wach der freien Luft ausiegt. Ein dergleichen an freier Blainfänre ze.
reiches Fettöl, defien fich bie Türkiſchroth⸗Faͤrber zur Darftellung ber
zum Einweichen und Durchnehnen der baumwollenen Garne ıc. beſtimm⸗
ten fog. Weißbrühe bedienen, ift das fog. Probeöl, d. 1. Dlis
venoͤl, welches fh im Verhaͤlmiß von 1/gg zu einer ichwachen Loͤſung
voa ungarifcher Pottaſche in reinem Wajler, bie bei 140 R. (— 170,5 C.)
aur einen halben Brad B (Baume) Gigendichte beſitzt (alſo
13 Quentchen Dil zu 12 Lot, Bortafchen:Löfung) mit derfelben durch
innigfles Bermifchen beider Blüfftgfeiten, bewirkt mitteld mehrmals
wiederholtem Umgießen von einem Glaſe ins andere, in folddem Manße
phyñſch verbinden läßt, daß das Gemiſch, nach 24 fündigem ruhigen
Stehen auf der Oberfläche einen dichten weißen Rahm darbietet, der,
genau befchauet, Fein einziges einzelnes Tröpflein freien Dels barbietet.
Dlivendl, das fi alfo verhält, heißt in der TZürkifchrothfärs
berei ein probehaltiges (Huile tonrnante), und läßt fi, wie
v. Dall’ Armi in feinen hieher gehörigen, unter Leitung des Prof.
Dr. Raifer zu München ohnlängft *) fand, künſtlich Herftellen, wenn
*) Bergl. Kunft s und Bewerbeblatt des polgsechnifchen Bereins für das Konigreich
Deyern. Iaruarkeft 1846. ©. 20 ff.
1064
man zunaͤchſt Dlivendl dadurch zum Ranzigwerben vorbereitet, daß
man, auf Bizio’s hieher gehörige Verſuche geſtützt *), es mit fehr
verdänntee Echweielfäure (gegen 1 Gentner Del eben ſoviel Wafler,
dem zuvor 3 A waſſerarme Gchwefelfäure beigemifcht worden) 2 bis
3 Stunden hindurch ſiedet ımb barauf noch wenigfiens 48 Stunden
lang 750 bis 850C. — 600 bis HEOR. warm erhält; 90 8 alfo vor
bereiteten Dlivendle geben, hierauf mit 1 8 Llainfäure vermiſcht und
bei gleicher leßterwähnter Temperatur 10 Stunden hindurch erhalten,
das verlangte Probeöl, das man jedoch auch «us unverbereitetem Dlis
venöl gewinnen fann, wenn man das Gemiſch ans 1 8 Slainfäure +
90 8 Dlivendt flart 10 Stunden volle 24 Etunden bei erwähnter Hike
fich gegenfeitig durchdringen läßt und fo muthmaßlich durch Die Aure⸗
gung ſchon fertiger freier Blainfäure die Orydirbarfeit des Gliycyl⸗
Oxyd #%) erhöhen, und damit defien auf Koſten der Luit ſtatiſindende
Oxydation befchleunigen macht. — Ueber Türfifhrothfärberei
ſ. w. u. Gtatt Bortafhe dient dazu gewöhnlih Soda.
00) Slainfäure und Margarinfäure ſcheinen auch die näheren Hauptbeſtand⸗
theile des Marks der Knochen zu bilden. Am hänfigſten in Gebrauch
genommen wird das Ochſenmark; die Höhlungen der langen Knochen
der Maftachfen find befonders reich daran. Kaltes Wafler entzieht ihm
das phyſfiſch beigemifchte Blut, und Digeflion mit Waſſer beireiet es
zugleich gänzlich von denen dem Blut entflanımenden, ihm beigemiſch⸗
ten Salzen, die, fammt ben übrigen näheren Blutbeftandtheilem Des
rem Dickbeine eines Dchfen entnommenen Marl, Berzelius zufolge
19/5 betrugen. Kocht man es mit Waffer wieterholt aus, fo ſchwimmt
es dabei größtentheils anf dem Wafleripiegel; das darunter ſtehende
Wafler findet fi dann merklich milchig getrübt, erlangt aber durch
ruhiges Stehen wierer vollftändige Durchfichtigket, intem es einen
durch Abdunſten und Eintrocknen gelblich grün erfcheinenren, halbrurd:
fichtigen, größtentgeils aus Knochenleim und Eiweiß zuſammengeſctzten
Stoff entläßt, der feharf, ſtechend und ſchwach würzig ſchmeckt. Kierim
dem Marke gebratener Knochen fehr ähnelnd. Tas durch fol Aue-
kochen mit Waſſer gereinigte Mark bildet, im Waflerbade geſchmol gen,
darauf durch Leinwand gefeihet und erfaltet eine friſchweiche, bläulich
weiße Bettmafie; auf der Leinwand bleibt ein Gemenge von zertheilten
Häuten und Gefäßtheilen zurück, die ebenfalls gegen 10/4 betragen.
*) Dingler's Polgtehn. Journal. Jahrg. 1824. XV. 243.
*) Das Answafchwafler des Bleimeiß s und Bleiglättenflahter (überhaupt ter offleis
nellen fog. Bleipflafter) enthält ſtets mehr oder weniger bleifaures Olyeyk
Oxyd oder Bleioxyd⸗GElyeerin (oben ©. 879), das, mit HS zufammentzeffen
feinen Ph⸗Gehalt als Schwefelblei entläßt und als bleifreies Olycerin dem
verbleibt, jedoch der Reinigung -mit Kohle bedarf, um farblos uns veim |
famedend geſchieden werden zu können,
1065
Alſo gereinigt ſchmilzt es bei 450 C. = 38300 R., und ſchleßt es, laug⸗
fan erkaltend zu runden Koͤrnchen an, wie gerinnendes Olivenol. Für
ſich deſtillirt geht zuer ein vurchfichtiges, gelbliches Dei (begleitet von
COꝛ⸗ uud CH⸗Gas uud Waſſer) über, dann folgt, bei verminterter Bass
Eutwidelung, erfkarrendes weißes Fett, das ſich nur gegen vas Ende
der Defiilletion bräunt und fhwärzt, wie Aehnliches auch bei ber
Dekillarion des Rindstalg eintritt. Das fehlte, talgähnliche Deſtillat
beträgt 0,8 des Marks⸗ Gewichte, und entläßt, mit Wafler gefotten,
etwas fog. Fettſäure *). Das flüffige Del verbindes ich leicht mit
Alkali⸗Hydrat und Garbonat zur fchueeweißen, im Waſſer zwar
*) Thenard Rellte zuerf die fog. Settfäure (8. 879) dar, Berzeltus, ihre
Eigentthũmlichteit bezweifelnd, erachtete fie, wie bereits bemerft, für eine durch
Brenzerzeugniffe des Fette verunreinte Benzoeſäure. Später zeigten jedoch Du-
mas dan ver von Lecann dargeſtellten) um bald darauf Redtenbacher
(Ws und %s Han. v. Chem. u. Pharm. XXXV. 188 u. ff), naß fie, der
Br zwar aäͤhnlich fey, aber In ihrer Zufammenfehung (oben &. 1046) von ders
felben jevoch weſentlich abweiche. — Crell Hatte des fauren Erzeugniffes troden
deſtillirten, Elain⸗baltigen Betts zuerſt ausführlich gebacht, indeflen, wie Bat.
Rofe zeigte, mit einem SKhprodgforfäure-haltigen Grzeugniffe gearheitet; was
manches jener der C'ſchen Vettfänre zugefchriebenen Verhalten, jedoch nicht jenes
m Au erklärt. — Die erſte Beobachtung über das Verhalten der Azotichtfäure
zum Dlivenöl verbanft man benen von Geoffroy, d. i. im Anfange des
18. Jahrhunderts angeftellten Verſuchen; er ließ namlich AUg: Bas verfchluden
son Diivenöl, das mit der atmofphärifchen Luft in Berührung fand. Im Anfange
des Laufenden Sabrkunverts lenkte Boutet, Apotheker zu Marfeille, die Auf⸗
merkſamkeit ner Chemiker auf die hieher gehörigen Ummiſchungen und Zerfegungen.
Et glaubte nämlih PB. gefunden zu haben, daß in Waſſer gelöftes azotfaures
Merkuroxyd vie Berfälichung des Diivendles mit wohlfeileren Fettoͤlen dadurch erfens
nen Tafle, Daß nur es hledurch in eine ſtarre Maſſe verkehrt werbe. Lescalier und
Bonvet zeigten jedoch, daß auch andere Fettöle Aehnliches erleiden, und Letzte⸗
zer, Die. bieber gehörigen Erſcheinungen ſchärfer ins Auge faſſend, wies dann nach,
daß es nicht das genannte Merkuroxydſalz, oder deſſen Vertreter (das Merkur⸗
oxidul⸗Azotat), ſondern die Azot ichtſdure es ſey, die jenes Fettoͤl⸗ GErſtarren
bewirke, indem durch fie die Glainſäure in Claudinſfure, ein großer Theil
folgen Deles alio in elatpinfaures Glyceryl⸗Oxyd gewandelt werke,
Die Bettjäure dieſes Salzes wurde darauf von Meyer in ihre Grunpfoffe zerſetzt
und als folhe wurden Cy2 Hoc O5 nachgewieſen (Ann. d. Chem m. Pu
XXXV. 187 ff), was vann, mit Ausnahme bes in neuerer Zeit nur zu Org
berecgneten Gehalt an Carbon, als Zufammenfehungs s Gewichtövechältniß ver
Glaibinfäure angenommen wurde, Das Dlivendl gewährt Abrigens, mit
Echwefelſaͤnre behandelt, nicht weniger als 3 ſtarre, kryſtallifirbare und 2 üffige
eigentbümlihe Säuren. Die ältere Ghemie nannte die Verbindungen der Betts
arten mit Rarken, dabei nicht Verluſt an Oxygen erleidenden Sänten, z. B. mit
Schwefelfaͤure, Hyprochlorfäure se. fanre Seifen; mehrere verfelben im Ge⸗
menge (innige Gemifche) von Bettfäuren mit an jene ſtarken Säuren gebundenen
uns damit fog. Baarlinge darſtellenden Glycerin⸗baltigen Säuren; 3. ®. mit
Glycerin Egwefelfäure.. Trocknende Dele erflarren buch AOz nicht; bei
ihrer an der Auft erfolgenden Verharzung entwideln fie, während fie O⸗Gat
verſchladen, COo. Elainjänre if = Cys Hiso 04. Eog. Fettfäure beißt
Drenzfettfäure
— N —
1066
auffegwellenden, aber nicht darin löslichen Seife. Das mit überge⸗
gangene Wafier ift faſt farblos, riecht wiprig-fauer und ſchmeckt brenz-
lich; es enthält, außer etwas Brenzöl (Fett⸗Theer) und Brenzfettiäure,
auch etwas Bifigfäure, aber kein Ammoniaf. Die gefigen Erzeugnifie
betragen, gewichtlich, gegen 100/0, enthalten weder Schwefel noch
Phosphor beigemifcht, wohl aber ſcheint dae CH-Bas nicht Blfrei
hervorzugehen; es brennt mit weißer Flamme; jurüdbleibt in ter Re
torte 0,05 des Marksgewichte am ſchwarzbrauner, glängender, ſchwerer,
ſchwürig einäfcherungsiähiger Kohle, deren Aſche neben eiwas Natron
pbosphorfauren und carbonjauren Kalk zu Behandtheilen hat. Uebri⸗
gene läßt fih das Ochſenmark, 3. B. zur Berwenbung für Pomadenꝛc.
und ebenfo Talg ıc. fürzeren Weges auch durch Falte, waflerarme Schwe⸗
felfäure reinigen; es bildet mit derfelben eine braune fyrupbide Ylüfs
figkeit, die, allmäplig in Wafler gegofien und damit gefchüttelt, das
Mark frei von nichtfetten Beimengungen entläßt, und das, nad) bem
Talten Abfpühlen, mit warmem Wafler wohl abgewaſchen, oder flatt
befien mit Wafler ausgetocht, fehr weiß und volllommen gerudlos ers
ſcheint. Siedender Allohol und ebenfo Aether, löjen nur wenig reines
Mark auf und entlafien es wieter, wenn fte erkalten. — Jenes Ber:
halten des Markfett bei der trodnen Deftillation, beweifet, daß c6 frei
iR von Glycerin (Glycyloxyd); denn enthielte es hilevon auch nur
kleine Mengen, fo würde es, trocken deſtillirt, dennoch merkliche Nen⸗
gen bes ſehr eindringlich eigenthümlich höchſt widrig riechenden Heros
lein (oben S. 879) entwickelt haben; eine Entwidelung, die, da ſie
dee Geſundheit der dabei gegenwärtigen Menden ſehr nadhtbeilig
werden Tann, dadurch am vollfommenften vermieden werden würde,
wenn man zum Leuhtungss Brennen feine Fettarten, ſondern
nur Olycerinsfreie Fettſänuren verwendete — Nicht alle
Fettfäuren werten übrigens durch trodne Deftillation gänzlich zerfegt,
wie diefes bei der Klainfäure der Fall ift, die dabei in COa, tropfs
barcs Hybrocasbon, Brenzfettiäure und Kohle aus einander tritt, fons
bern gehen, wie bemerkt, ganz oder zum Theil unzerſetzt über, ſ. w. u.
* Durch Deſtillation der Thrane (oben ©. 1059) ſcheiden ſich meiftene
zwei merklich verſchiedene, ben Thranen als ſolchen vorzugsweiſe wu»
faſt ausſchließlich zuklommende flüchtige Fettſaͤuren, bie ſchon erwähnte
Delphinſaure, Phocafäure oder Phocenſäure, bie augeb⸗
lich = Cio Hg Oz (?) ik, und die, hinſichtlich ihres chemiſchen Beſtaudes
zur Zeit kaum gefannte Phocarnſäure, die jedoch wahrſcheinlich
gleich ten übrigen flüchtigen Fettjäuren auch nur eine verhältlich kleine
ſtoͤchiometriſche Zahl beſitzt und erflerer iſomer iR. Die erſtere iR
farblos, richt thranartigsranzig, ſchmeckt brennend-faner, Hinterläßt auf
ber Zunge (biemit erinnernd an das Kreofot) einen weißen Fleck, unb
befißt bei 280. 220,4. R. ein Eigengewicht don 0,932; oben ©. 1057.
or) Laͤßt man Hühner: (Tauben s 10.) Gier fo lange in Waſſer kopen, bie fie
1087
sollfemmen hart geworben, entuimmt ihnen dans ben harten Dotter
Das fog. Bigelb), erhigt Diefen für fig vorſichtig in einem Keflel
über dem Feuer, unter firtem das fog. Anbrennen verhütendem Ums
sügren, bis durch Druck ſich Fettoͤl aus zuſondern beginnt, und unters
wirft ihn dann der Preſſang, fo fen. A das unter der Benennung
Fieröl (ol. ororum) befannte, gelbliche, Hz des Dotter⸗Gewichtes
betragende gelbe Feudl; was hiebei an feſtem Stoff im pferbehaarnen
Breßbeutel zurüd bleibt, die fog. Bierkleie, if erhärtetes Eiweiß.
Alſo eutnommen iR jedoch dieſes Fettöl mie gänzlich frei von Brenz⸗
erzennnifien des Biweiß*); ceibt man dagegen den friſchen flüffigen
Dotter mit Alkohol (den von 12 friſchen Eiern 9%) mit 8 Unzen)
9) Uuterwirft man entwäflertes Hühner: Siweiß (Thler⸗Albamin) ber trods
nen Defillation, fo gebt über, begleitet von CH⸗Gas, zgunähf ein goldgel⸗
bes, Ammonoxyd⸗reiches Brenzöl, währen ſich Ammonoxyd⸗ Garbonas zu
fublimiren beginnt; hierauf folgt fchmarzer, ſehr wisrig riechenner Thiers
Iheer (oben ©. 951), ver für ſich wienerholt veftillirt (reetiflcirt) in: ſich
fublinsirendes Ammonoxyd⸗ Garbonat, fehr wirrig riechende wäflrige Slüffigkeit,
noch wisrigeren Geruch verbreitennes, ſehr Adendes, zähet Brenzöl uns
fer vünne, leichtbrüchige, lebhaft glänzende außerſt leichte, qgumüdbleibenve
Thierkohle zerfälle. Unterwirft man tagegen den Pflanzenkleber (Kleber,
Glnten oder Diehlleim) — d. I. größeren Theile ein dem Thier⸗Fibrin
(ItiersBafer) ahnelnder, von Bflangenz Leim (den fienender Alkohol hinweg⸗
juuchmen vermag) und non durch Aether entzichbarem Bett begleiteter Pflanzen⸗
Bilvungstheil (oben ©. 1019), den man in größter Menge aus Weizenmehl,
vorzüglich aus dem gelblichen fürlicher Länder, z. B. Sürdeutſchlands, weniger
aus dem weißeren, an Staͤrke (Amylum) reicheren nörklicherer Lane dadurch
erbäft, daß man es mit Waſſer zum fleifen Teige anfuetet, dieſen in ein leines
nes Tuch einichlägt und einbindet, uno dann jo Lange im Waſſer uetet, bis dieſes
zein, v. 5. frei von Stärke, wie von Pflanzen Albumin abläuft —
suterwirft man ihn alfo gereinigt unb darauf getrodnet und zerriebeu ver trod:
zen Deftillation, fo gebt ein leichtes und ein ſchweres Brenzöl über, bas, wenn
mar er fo oft reetifieirt, bis es keinen ſchwarzen Tleck mehr macht, ben ätheris
figen Kümmeloöl ähnlich riecht. Die hiebel zurückbleibende Kohle Liefert vers
braunt eine Afche, die neben ven Kalkſalzen auch Kochſalz (NaCh), Digeftivfalz
zur etwas Natrons@arbonat darbletet. Zuletzt folgt Hei jener Deftillation HKy:
Gas, am endlich Leuchtehver, P-haltiger Dampf; wahrſcheinlich, weil ein Theil
vhoephorſaurer Kalt dur Giliejäure in filiclauren Kalt und Bhosphorfäure
xerfallt, welche lehtere von ner Kohle reducirt wird.
Gier erhalten fi frlih, wenn man tie Luft von ihnen abhält; daber im Kalk
waſſer, in Kochſalz⸗Loöſung (3 B. in Soole rc). Im letzteren Halle dringt
aber Retö mebr orer weniger Kochialz in vie Innere Eimaſſe, fo daß, hatte man
fe nur einen haben ober ganzen Tag darin liegen laffen, Balz genug einge
vrungen iſt, um fie, gefotten, fo herzuſtellen, daß fle zur Verſpeiſung bed Galy
Zuiages nit bedürſen. Die Faulniß ver Hühnereier beginnt gewöhniih ſchon
bei 210,250. — 17, R., fe haben dann ihre Friſche bereits eingebüßt. Mit
ver Zunabme ner Auftwärme fehreitet fle, je größer dieſe, um fo fchneller fort.
Böllig faule Gier find, genoffen, Gift; erregen Edel, Erbrechen, Beängfis
gung, Durhfall, Lelbweh, Sallens Erguß, Fieberhige, Due. Vergl. Mar-
eelius Maipiyki: De ovo incubato.
— — —— nn de A ⏑
zuſammen, ſchüttet das Gemiſch in eine 4 @ Waller fallende Flaſche,
gießt allmälig unter ketem, heftigem Scättelu fo viel Waſſer Hinzu,
Daß die Flaſche bis an den Hals voll wird, und läßt dieſe dann
Un Stunde hindurch ruhig eben, fo ſondert ih, Allegretii's Ber
fuchen zufolge, vasgfettöl oben ſchwimmend fehr rein ab. Dielen
Dele vertanft der Eidotter fein Bermögen harzige, fette und ähnliche
Stoffe dem Waſſer zunänglich zu machen. — Eine dem Eidotter in
chemiſcher Hinficht aͤhnliche Verbindung if das von ben Kleinen Drüien
im äußern Gehörgange gefonderte fog. Obrenfhmal; (Cerumen),
bas procentifh zuſammengeſetzt befteht aus 5,68 eines fehr bitteren,
gelben, in Alkohol löslichen Etoffs, aus 43,18 eines durch Aether
leicht entziehbaren, in heißem Alkohol löslichen und leichtichmelzbaren
Fettes, gegen 48 Eiweiß und 3,14 eines befondern, noch näher zu be
Rimmenten Etoffes, fammt fog. Extrast und gewöhnlidgen (Ratren,
Kalk, Bbosphorfäure ıc. *) enthaltenden) Galzen.
os) Erhist man Stearinfäure-Hydrat für ſich, fo zerfällt es dadurch
in Wafler, Dargarinfäure und Margaron, d. f. ein weißes, perl
mutter» glänzendes, pulverifirbares, in Allohol ſchwerlöſsliches, bei
770C. = 610,6. ſchmelzendes, durch Alfalien nicht veräubert wer:
dendes, flarres, Cetin:ähneindes (zur Kergens Darftellung viels
leicht fehe wohl verwentbares) Fett, das, weiter erhitzt, bei jener
Deftillation, zum Teil in öliges Hydrocarbon, Garbonfänre um
Kohle zerſetzt wird *e), Da 2V⸗G. trockne Stearinfäure nur 1 B⸗G.
) Wird hiebei vie Hitze bis zum Roͤſten geſteigert, fo bildet ſich hler, wie beim
Braten des Fleiſches, dem Roͤſten ver Brodrinde, Dbfvörren, Kaffeebrennen n.f.w.,
Irh. v. Reihenbad's Beobachtung zufolge, ein eigenthümlich zuſammengeſedter
Stoff, von ibm genannt Aſſamar (Bratenbitter, Roͤſtbitter), d. i. ein vom
Gummi ähnliches, ſtarres, durchſichtiges, amorphes, bernfteingelbes, ſprödes
leicht zerſprengbares, dabei muſchligen Bruch zeigendes, erwärmt würzig riechen⸗
bes und rein bitter ſchmeckendes, erditzt würzig duftendes, dunkelndes ann ſchmelz⸗
bares, erfaltenn riffig werdendes, bei flärkerer Hide nicht Hüchtiges, fondern umtır
Zerlörung ſich verkohlendes Erzeugniß, das Luftfeuchte ſchnell anzieht, in Waſſer
leichtlotich it, vaflelbe dem Weingeiſte entziehen, von kaltem Alkohol ſchwer
von Aether gar nicht aufgenommen wird, Pflanzenfarben ungeänbert läßt, von
Bitriolöl verkohlt wird, Azotfäure desoxydirt, ohne dadurch in Oxalſaure oder im
Schleimſaͤure (Mithzurerfäure) verwandelt zu werben, in verbünnter Sdywefel
fäure feiner Veränderung unterliegt, Silber aus befien Azotfäure-Auflöiung wme-
talliſch fallt, in Bolnclorid = Löfung einen blauſchwarzen Niererihlag bemerkt,
fledendheiße Löfung des CuOA orange und Kupferosyaulhaltig füllt, wällrige
Ghlorlöfung und ebenfo orange Ayotiäure (AOs + AOz) entiärht, auf Alkali
Löiungen nicht einwickt, wohl aber durch Giesen mit venfdben zerlört wein,
uns in Wafler geloöͤſt weder von Gallärfels Hufguß noch von wäfiriger Gaufen-
blafens (Leim⸗) Löfung fh trübt. Ju ver reichlichften ‚Menge gencht man
es im Kaffee, in der Brodrinde, und im micht gerissger im gebratenen Alaiſch
) Dem Margaron ähnlich zufammengefchte Drborybationss Grzeugaifle, gewähren
. auf einige der übrigen (vielleicht, zwedmäfig behandelt, alle übrigen) Wett»
1069
Waſſer als Galzgrunder s Bertreter enthalten, fo geben 2 St: 3 Mg
(Margarinfänre) und 1 Margaron, von denen Lepteres zu betrachten
iR als das weder baftfche och faure Suboryd der Grundlage der Mar⸗
garinfäure; deun es beſteht aus Cz4 Hzı O. Vergleicht man Kbrigens
die St und Mg hinſichtlich ihres hemifchen Beſtandes, fo ergiebt ich,
daß beide Eäuren fi zu einander verkalten, mie die Dithiens ober
Unterfwefel- Säure zur Monothion⸗ oder Schwefelſaͤure, denn
St if = 2 Mg — 0 (?mal Cy4 Has Oz weniger 0) wie 82 0; —
2 803 — O il. Die meiſten Fertfäuren find übrigens geſäuert durch
30, wie folgende Zuſammenſtellung darthut:
Mg Margarinf. — Ca Hz 03 Ci Caprilſ. == Cı6H15 O3
Pie Palmitinſ. 32 32 3 Cp Capronſ. 12 10 3
My Myrifichf. „ 28 28 3 | VI Salem. “10 9 3
Ce Cociuſ. uam 3 | Brenifettlfogn 10 8 3
Cor Eaprinf. 18 By Bntyrinſäͤure, 8 5 3
Die erfien 4 diefer Gäncen find hinſichtlich ihrer Radicale ein-
anber polymer; alle enthalten AUnthrahybräl (HC; &.878) aber
Mg ein 34 mal, Co tin nur 27 mal verdichtetes; geſetzt, fie wären
ſaͤmmtlich hervorgegangen durch Deserydation von (obigen Polymerien
enıfprechend verdichtetem) Carbonſäure⸗Hydrat, bewirkt,
in jenen „Pflanzen, welchen fie enıkammen, durch Einwirkung des
Lichtes, fo würde dieſes voruusießen, daß Las Licht in allen mit
gleicher TCindringlichkeit gewirkt Hätte, was, zieht man bie
Stemmpflanzen in Erwägung, zu deren Erzeugniſſen die bezeichneten
Säuren gehören, unannehmbar ifl, und außerdem bei Mg, zuzu⸗
geben nötbigt: daß, da biefe auch in ſolchen Thiers und Menſchen⸗
Leibern nichts weniger als fparfam vorkommen, bie wenige oder gar
feine Fett⸗haltige Nahrung genießen (3. B. bei folchen Menfchen, weiche
faR nur von Kartoffeln Icben und wenig ober gar kein Fleiſch, Milch
n. dgl. genießen; Deszleichen folche, welchen Saleyp — getrocknete Wur⸗
zeln verfchiedener Orchis : Arten — oder Zwiebeln u. dgl. zur Haupt⸗
nahrung bienen) Bett erzeugen. So viel ſcheint aber als wahrſcheinlich
hervorzugehen: a) daß bie verfchieden verbichteten Authrahydrüͤle folche
Verdichtungen ſchon erlangi hattın, bevor fie zur Dxydation gelangten;
füuzen. — Grhigt man De letztlich übergehenben Antkelle des Balbriauätherdls
Dis m 200° CC, — 160’ 8R., und kuͤhlt fie dann in Eis ab, jo erkält man eine
Karre Mafle, die, nochmals veftillirt und das Deftillat gefühlt, das reine Das
dexrol varflellt, das über 209 erwärmt wieber älig-flüffig werkend ſchmilzt und
daun Bis 0°C. Hüffig bleibt, umter 0° C. farblofe Prismen bildet, werer alka⸗
lüſch no fauer gegenwirkt, nicht wie Baltriandl,, ſondern ſchwach heuartig riecht,
unb an ber Luft ſich zu Valerianſaͤure oxydirt; vergl. oben ©. 878.
x
. 1070
.
— — — — j
b)taß fie nur 3 V⸗. Oxygen aufnahmen, weil, was fie zur O-Wnzichung
und Bindung befimmte, nicht von ihrer Menge, fondern lediglich von
ihrer Zufammenfegung abhängig if; d. h. vom Standpunkte ber
Vlektrochemie aus erwogen: weil die Groͤße des ihnen durch Berührung
nngleicher Leiter werdenden Maaßes von Elektropoſitivität, unabhängig
iſt von ihrer Dichte mund lediglich abhängig von dem Umftande: def
in ihnen flets gleich viel C und H zugegen erſcheint; c) daß fie fänmt:
li mit Glycerin — das in Verbindung mit BHO als Doppelt
Aequivalent = Ce Hr Os, und Balls dabei 3 HO in Wbrechnung
fommen, — Ce Ha Os iR (5. 878) — hervorgehen; vielleicht mit
demfelben durch fog. chemifche Polarifirung (©. 763, 917, 919-927)
exit aus einer gemeinfchaftlichden DBerbindung zu Etande Fommen?
Drei V-G. Orygen enthält übrigens auch die Pimelinfänre
(oben ©. 1050 ff.) und die (ähnlich, wie fie) zu Stande kommende
Azelainfänre (= Cıo Hy O3) während die, wie diefe ebenfalls von
Laurent künſtlich erzeugte Azo leinſäure zu denen, gleich der Li⸗
pinfäure 4 O⸗-enthaltenden Feitfäuren gehört; denn während die erftere
diefer beiden Säuren aus = Cı3 Hı3 O4 (alſo ebenfalls Anthrahydrül
zur Grundlage habend) beſteht, ift die letztere aus C5 Hy Os + HO
zufammengefegt. In dem Gerin (Gerain; oben S. 1054) des gebleichten
weißen, d. i. des: vom gelbenden und Geruch ertheilenden Honig, fo wie
auch durch ſchwache NaOHO : Lauge vom anhängenden Margerin ber
freieten Wachfes, d. i. in dem kryſtalliniſchen Berin liegt ein dom „BRargas
ron” aͤhnlich zufammengefehtes Euboryb des 20 fachen Anthrah ydrül
vor, und, Falls ſich der Iſomerismus des Cerin und Myricin be
Rätigt, auch in diefem. Deftillitt man Wachs für fi, fo entwidelt
e8 außer ven gewöhnlichen Berfohlungss Bafın und Brenzfäuren au
ein anfänglich hell un? düunfläffig, fpärerhin faft butterartig⸗dickſlüfſig
übergebendes fog. Wadsöl (Oleum Cerae), das man auch aus
letzterem, nebft neuer Brenzfäure erhält, wenn man es wieberholt für
ſich der Deſtillation unterwirft; es theilt ſich dann babel, wie bemerft,
das butterähnliche Del (Butyram Cerae) ſteis in mehr verbrammte
(faure Osreichere) und mehr brennbare (dligsentzändliche, CHrreichere),
auch in ihren Bigenwärmes Eräßen entfprechend: beträdhtiich von ein⸗
ander abweichende Erzeugniſſe; vben ©. 154. Das Nethaldl
(oben ©. 157) if dem Margaron fafl volllommen ebenmäßig zw
fammengefeht. Gebt man den troden zu beftillivenden Fettfäuren einen
löslichen, Wafler heitig anziehenden, Hark baflichen Galzgrimber,
3. B. Saͤure⸗ oder Waflersfreien Kalk zu, fo erfolgen ebenfalls vom Mar:
naron mehr entfernt aͤhnlich zuſammengeſetzte, oͤlige Erzengniſſe.
St alſo behandelt giebt Bann als Deſtillat das Stearon = Cs Am O,
während dem Kalk zwei COg verbleiben; Elcinfäure, ebenfalls
unter "Sarbonfärres Erzeugung, das Elaion Eleon, auch wel
1071
Dfeon genammt) = CH 0; Balertanfäure, unter gleicher CO⸗-
Gutäußerung das zuvor erwähnte Daleron®),
zt) @ine der haͤnfigſt verbreiteten Fettſaͤuren iR die Butysinfänre ober
mButterfäure.* Die Thiermilch, wie die Nenſchenmilch, enthält in
87 bis 900/5 Waſſer vertheilten nichtwaͤſſrigen Stoff; nämlich gegen
5 Proc, Gafeln (6.938) 40), Mtidyzuder (a.a.D.%%) 30/5 Fett
) Unterwirft man die Balprianwurzel mit Waſſer ver Deſtillation, fo erhält
man zweierlei Aetheröle, ein O-freies, an ven Geruch des Terpentinöl erinnern-
vs, dieſem Dele volllommen ifomeres und ein O:haltiges, Valerol genann⸗
tes = Cg 350, das nit na Valeriana (Balbrian), fondern ſchwach hen⸗
ertig, ums überhaupt nur ſchwach riecht, unter 0% C. in farblofen Priamen kry⸗
ſtalliſtrt, die Dann erſt über + 20°C. — 160 R. ſchmelzen uns nun bis zu
0°C. ſich Aüffig Halten. Es wirkt weder fauer noch baflich gegen Barbftoffe,
Mwimmt auf dem Waſſer, fi m vemfelben nur wenig loͤſend, iſt leichtloelich
in Tether, Altohol und Aetherolen, und fanzt aus ber Luft bald () ein, fi
mit demſelben zunächk vervickend un» thellweife (fo weit ihm noch O⸗freies Dei
beigemiicht war) verharzend, nad um nad aber in Balerianfäure (oben
©. 877) übergehent. Frei von jenem leichteren Dele erhält man das Balerol,
wenn man bie Iehtlommenven Antheile des Wurzel» Deftilats für fi bie zu
200°C.== 1600 R. erhitzt um varauf in Eis abkühlet; es erſtarrt dann zur
fehen Maſſe, die noch einige Mal für fih veftilliet nd dabei vom ben zuerſt
ũbergehenden Unthellen gefonvert, ed endlich im reinften Zuſtande hervorgehen
laſſen. Eine andere hleher gehörige Berbintung iſt das auch Oshaltige, dem
Ahehyd (S. 852 Anm.) ähnlich gebildete Valeraldehyd, das, gleich ver VL
(vie durch Erwaͤrmen des Balvriandls mit Kalihydrat Kervorgerufen, neben 2 CO,
und unter Untwidelung von H:&as zu Stande kommt), 2 C weniger enthält,
«is das Bälerol, von vem 2 V⸗G. nit = Cio Hy O3, fordern = Ci2 Ho ©
And; das elfo, wenn es gemäß ber Eäureforkerung, 3.8. des KO in VI übers
geht, ein H verliert und Dagegen 2 O aufnimmt.
”) Sat man aus entrahmter Miih dur Laab (Rälbermagen: Schleimhaut) ven
Käfe geſchieden, fo verbleiben, in Form einer gelblichen Flüſſigkeit, die Molken
(Serum lactis), aus denen, hatte man fie (mit Ciweiß gellärt) bis zur Saft⸗
dide entvampft, am kühlen Orte und bei gehöriger Ruhe der, durch wicherholtes
Umfryfallifiren zu reinigenne Milchzucker (Sachar. lactis) in farblofen,
tarchſcheinenden, blättrigen Bruch varbietennen, A4sfeitigen Priemen unfdießt,
Die ſchwachfüßlich fchmeden, im Waſſer fchwer un langſam, im Alkohol auch
aue wenig lösli find, obgleich fie 120/54 Wafler enthalten, das fie durch Erhitzen
DE zum Schmelzen verlieren. Siedendes Mafler löſt nen Milchzucker leichter,
aber andy aus vemfelben ſchießt ex nur langſam in Kruftallen an. Hefe, feiner
wäflrigen Löjung zugefegt, wirkt auf ihn ähnlich wie auf Zuder, un macht ihn
ia COg und Altohof (Ca H; O + HO) zerfallen — er befteht aus Cs Hy Os
+HO — wo ihm vabei noch 1 V⸗G. Waſſer zutritt, dagegen aber 20 + C
im Berluft geben, aber auch dieſe zerſezende Ummiſchung tritt nur langſam ein;
Heißiges Schũtteln befoͤrdert viefelbe, auch, wenn flatt ver Hefe minder wirkiame
Bertreter berfelben, zumal das in Faulniß übergebende Caſeln zugegen fins unb
Freier Luftzutritt verhindert wird; wie ſolches bei der Bexeitung nes Mil ch⸗
Sranntwein, dem Arki ober Ariki ver Tastaren, vorzugsweife bargeftellt
aus Pferdemilch, ver Fall if. Sieden ver Miichzuderlöfung mit verbünnter Schwe⸗
felfäure wankelt ihn in Traubenzuder, Grhigen mit Azotfäure in Dxalfäure,
Hyprooral- ober Zuderfänre, und Schleimfäuze, fonft gen. Milchjuderſaure. — Molken
von wit entrahmter friſcher Milch entlafien, durch Saab ober beffen Vertreter zus
1072
und 1/,0/5. Salze. Ihre bald ſchwach baſiſche, bald ſchwach ſaure des
miſche Gegenwirlung auf Pflanzenſarben hängt hauptſaͤchlich vom der
Nahrung des mütterlichen Menſchen oder Thiers ab, dem fie ent:
ſtammte. Spiebmann zufolge beſitzt unter nachbenannten Milch⸗
Sorten bie Efelsmild die größte Eigendichte, die Iehtgenanzk
hingegen das geringfe Gigengewicdht: Eſelsmilch, Frauenmild, Schaaf⸗
mild, Kuhmilch, Pferdemilch, Ziegennild. Schaafmild if unter
diefen bie füßefle. Bewaffneten Auges beſchauet flellt jede dergleichen
Mil eine klare Flüſſtgkeit: erfüllt von zahllofen, ungleich großen
Kügeldden dar, von denen jedes, bem Anicheine nach, von Gafin
dünner ober dider (und fo den muihmaaßlichen gleichgroßen Fageligen,
oder vielmehr: wahricheinlich ſtark verkürzt eiförmigen ungleiche Groͤße
ertheilend) das Fett einichließeud umbüllt if. Das „Buttern“ macht
ben Fett⸗Gehalt der ſchon burch das Rahm: Ausfondern zerriffenen
Hüllen zufammentreten und kraft größerer Nobäflon fi mehr ober
weniger von Galactin und Molken fondern; die dabei abgeichiebene fog.
Buttermilch (geftödelte Mildd; Lac ebutyratum), die une fäners
lich ſchmeckt, wenn der Milchrahm felbft bereits fauer geworben ; d. $.
m: —
Gerinnung gebracht, Milchfett: phyſiſch verbunden mit Gafein, b.t. fetten KA,
von ſelber fauer gewordene Milch Hingegen mageren (fettarmen). rei von
Bert iR ver fog. Bieger (m. Grund. I. 576 ff.). der nad Bergema baſiſch
mildfaures Balactin (Cafeinsöyprat) fein fol; a. a. D. Welchen Antbeil Wie,
Milch fo Leicht zum Gerinnen bringende Mithfäure (©. 920 u. 938 ff.) an
diefer durch Laab bewirkten Milchgeriunung hat, fteht noch näher zu beſtimmen;
der getzodnete Magen eines annoch faugenden Kalbes, ben man als Raab vers
wendet, wirb zwar in der Regel in einem Zuftanne zur Trodnung gebracht, is
welchem er gerounene Milch, und damit Mitchfäure — vielleicht auch Bepiin
enthält; allein das zum Milchgerinnen zu verwenbenve Raab wirb, bevor man ei
mit der Mit bis 30% — 40° C. erwärmt, wohl ausgewafrien. Uebrigens be
wirkt auh KOCO, Milch - Gerinnen,;, KOHO, wie NaOHO, Yingegen nicht
nur nicht, fondern löͤſt vielmehr das ganze Balaetin auf, ramit eine ſalzartige
Verbindung gewährenn, welche das Galactin ale Säure enthält (vergl. Bras
eonnot’s Balaetinf.; m. Grundz. I. 664 Anm.) Roclerer's Ber. jufolge
IR vas Gafein an fih im Waſſer unlöslig, und lötlich nur infofern, und felbR
in ſchwachem Alkohol, ale eg — Alkali enthält; viefes Löslihe aber galt Piäber
für reines; Ann. d. Chem. u. Pharm. XLV. 258. Honfhaner fiellte jerod
- ein ähnliches Vroteln⸗Erzeugniß, als R's unlösliches Caſern auch ans dem AL
bumin var, Indem er au von biefem nachzumweilen fuchte: daß es eine Gänze
fg; a. a. D. XLVI. 348. In Cadet de Baurs Milchmalerei ik ger
wiflermaßen ſchon feit mehreren Jahrzehnten auf vie Moͤglichkeit hingewieſen, was
Galactin als Säure anzuerkennen — ſofern es mit Baſen in Berbinbung tritt
(was biebei' aus dem Waffer des Galactin wir, ſteht noch zu unterfuchen);
kenn jene dem mit Del abgeriebenem Bleiweiß ähnelnde Verbindung von mit einamnaz
verriebenem „weichen Kat⸗ (Salactin) und zu trodnem Pulver geldihtn Rail
(Kalkiydrat) verhält fih — wie an ſchwache Säure gebuntkenes Cal, zu
Aehnliches gilt auch von der als Borzellan» x. Kütt in Gebrauch genemmenzs
Berbindung ves Eiweiß mit: zw trocknem Hydrat gelöfhten Kalk,
1098
wenn ſich in den feine Einzeltheilchen umgebenden Galactinshaltigen
Melfen, aus deren Mildyzuder, durch erregende Einwirkung bes Gas
lactin, ſchon merkbar viel Milchſaͤnre gebildet Hat. Deum unter Zutritt
der Luft erfolgt Molten, Einerung fehr leicht; vermag man ja, eins
fachften Weges viel Milchfäure zu bilden, wenn man bereits ſauer
gewordene Mil mit Natron⸗Bicarbonat neutralifirt und darin gepul-
verten Milchzucker TR; fie wird dann von Neuem fauer, weil ber
zugeſetzte Rilchzucker durch jene Caſem⸗Wirkung ſich verhältlich ſchnell
zu Milchſaͤure oxydirt, und fo fort, wenn man jene Neutraliſirung mit
NaO + 2C0g ebenfo oft wiederholt, da man dann fortdauernd neues
milchſaures Natron zu Stande bringt; Erhigung bis zum Sieden hebt
Vie auregende Kraft des Eafern gänzlich auf. Eine aͤhnliche Milchſaͤure⸗
Bildung erfolgt aber auch, ohnerachtet vorangegangener ſtarker Er⸗
bigung, wenn fein Natronbicarbonat hinzugekemmen; denn bie in
Norddentfchland unter der Benennung Sülzmilch befannte, unents
fettete, Gafernsreiche, Rart ſaure Beiſpeiſe geht dadurch hervor, daß
„im Herbſte die abnehmende fettere (Schaaf⸗) Milch jeden Morgen dick
gelocht, in das Gefäß zugeſchuttet und durch häufiges Umrühren zaͤhe
gemacht wird“ *). Reicher an Milchkügelchen und neben dieſen auch
größere koͤrnige, zum Theil warzige Maſſen darbietend, zeigt ſich das
Coloſtrum. — Die Butter if ſtets eine Zuſammenhäufung von
wenigftene 3 bis 4, häufig 5 bis 6 Bettarten; Auswaſchen, fo lange
bis das Ausknetwaſſer volllommen Ear abläuft und darauf erfolgtes
Galzen, oder ſtatt deſſen Bermifchen mit gepulvertem Zucker, vers
leugfamt oder Hindert mehr ober weniger die Zerfeßung ihrer Glycerin⸗
Gehalte und bamit ihr Ranzigwerven (oben ©. 1062) zumal, wenn
Re möglich feſt in Iuftvichte Faͤſſer eingefchlagen und fo gegen Lufts
eindringen ſoviel als thunlich gefichert worden; bie Umwandelung in
fog. Schmalz (oben ©. 1047) und Gäuberung beflelben von gerons
nenem Caſern, mittel Durchſeihung läßt die Entlüftung derfelben noch
Sullfommener erreichen, ändert fie aber nefentlich ab, indem fle ihren
Fettarten zuvor von benfelben gebundenes Hydrat⸗Waſſer entzieht.
Berfeifung der wohlausgewafchenen friſchen Butter, Berfebung ber
Seife, Zumifchen von verdünnter Schwefelfäure zu ihrer heißen wäfltis
gen Löfung und Deftillation, läßt die in ihr enthaltene Butyrins
fäure (teils in dem mit herüber deftillicendem Wafler gelöſt, theils
anf demfelden ſchwimmend), Gapronfäure, Gaprinfänre und (mitunter
auch) Caprylſäure als flüchtigere Eäuren von der in bem Defillirs
gefäße zurucdbleibenden GElainfäure und Margarinfänre ſich ſcheiden,
N ‚Ban giebt fie ven Winter hindurch auf ven Tiſcher der Vornehmen mit Buder
" beſtrent, beſonders zum Braten. 3. 5. Voß in den Aumerk. zu f. Luiſe.
Bollenrete Ausg. Tübingen 1807. U. 8. ©. 347—848.
1094
neben letzteren befindet fich das zuvor gebildete (ſaure) fepwefeliu:
Glycerin. Die Butyrinfäure bat 0,9765 Eigengewicht, riecht mi
ſchmeckt beißend fcharf, wie eine im hohen Grade ranzige Butter. Sie
it ſehr dimuflüſſig, läßt fich mit Waller wie mit Alkohol im allıı
Verhaͤltniſſen mifchen, und ihre Matronfeife ift Mitbeſtaudtheil ma
her Opodeldock⸗ Sorte; m. Brundz. I. 693. Ungebunven enthält fe
ein Be. HO, das, wie in allen ähnlichen Faͤllen den fehlenden Eal;:
gründer vertritt. — Jenes Häntige Gebilde, das ſich beim Sieden ab⸗
gerahmter füher Milch auf deren Oberfläche zeigt, und mach feiner
Entfernung fi zu bilden forifährt, if durch Gntwäflerung erflarries
Gafern, durch dieſe Art yon Sonberung an jenes Gäntchen gelöfer
Planzen-Ertracte erinnernd, das ale im Waſſer unldslich geworkeses
umd zugleich weſentlich verändertes (dem Humin ähnelnbes) Grtrat
ſich in der Flüffigfeit zu Boden fenft und fon durch erydirter
Ertractivfoff bezeichnet wurde; m. Brundz. I. 533, 606. Zufah
von verdiunten Schwefelläure zu abgerahnıter Milch ſcheidet das Eu
fern als’ im Waſſer unlösliches Sulphat, in Form eines Gerinukl
(Eoagulat) das ausgewafchen und noch feucht mit PbOCO, bigertt,
feine Schwefelfäure an das Bleioxyd abgiebt (die damit umlösliches
Bleloryd-Eulphat herfiellt), dagegen felbft, die fehlende Säure vertre
tend PhO bindet, und hievon durch Garbonfäure oder durch Hydrothien
befreiet und fo Beimifchungdsfrei dargeftellt werden kann, Statt deſſen
ann man auch die Mil} zur Trodne eindunften, dann durch fiebenden
Aether enifetten, ben hievon verbliebenen Rückſtand in Waſſer loͤſen
und aus demſelben das Caſern durch Alkohol fällen. Wie es vos
Albumin ꝛc. fich unterfeheidet? Siehe weiter unten. — Wo übrigens in
Lebwefen au Fett ſich zeigt, nie erjcheint es nur in Form einer
Art, ftets finden fich mehrere Fettarten beifammen; fo auch im Pubs
Felfleifch des Menfchen wie der warmblätigen Thiere. Auch des Freiß.
v. Bibra neuefle bicher gehörigen Unterfuchungen beftätigen dieſes;
vergl. Arch. f. physiolog. Heilkunde IV. 536 ff. *) und Gleiches
*) Wie denn 3. B. die beim Gerinnen tes Blutes fich fondernde Piäffigkelt abge
dunftet: eine gelbe zaͤhweiche (Extract⸗aͤhnliche) Maſſe Hinterfäßt, welde neben
eigenthämlich nicht falzartig zufammengefehten Bilnungsibeilen, auch Netein:
Chlorid und mehrere Kalis und Natron» Salze enthält, bie neben Phosphorfäzr
und Schwefelſänre auch verſchiedene Fett ſaäuren varbieten. Nicht geronmens!
Blut bietet auferdem noch Kalkphosphat und Natron: Haltiged Protein Dar
das, im fog. Blutwaffer (Serum sanguinis) gelöh zugegen, vieles alle
U gegenwirken maht. Das Gelbende in jenem Extract wurde von Gig
wart (Medel’s veutiches Arch. f. d. Phyfiologie 2tes Heft S. 202 f) as
ben Blutwaffer und von deſſen Albumin gefchieven, nnd zeigte fi Dans als eim
cetinartiges Bett enthaltende und dadurch in Alkohol fhwerlästie, me
einer braunen leichtlöslichen begleitete Maſſe; vergl. au m. deutſch. Eh
werböfe. L 164 (über Benutung des Blutroth zur Brberei, ebendaſ. D
1075
ailt and von dem Bett im Bint. Die Muskelfleifchfette der
Barmblutner (des Menſchen, der Gängethiere, Bögel) finden fi
Sauptfähhlih im Zellgewebe; an Margerin, Elain und bei Thieren
vorzuglih and an Gtearin fehlt es hier nie, wenn gleich nach Artung,
Alter, Klima, Nahrungs Menge ıc. in verſchiedenem Masfe. $. v.
Bibra entfettet, für wiſſenſchaftliche Zwecke, das Mustelfeifch da⸗
bar, daß er es fein zerhadt, trocknet und hierauf mit Aether aus⸗
sicht, den Auszug aber der Defillation unterwirft und fo den hiezu
verwenbeten Aether von dem als Räffiand verbleibenden Bett trennt,
Im Mskelfleiſch krarker Organismen fand er in ber Hegel
mehr Bett, al6 in dem ber gefunden. Im Binte find ebenfalls Reis
verfehiebene Arten von Wett zugegen; theils in Form ausgebreiteter
Zröpflein, theils in chemifchen falzartigen, feifenähntichen Berbindums
gen, und Achnliches gilt auch von den übrigen, Ben ihierlichen Leib
zuſammenſetzenden Binzelngebilden, zumal von jenen Lebenserzengniffen
und Lebensträgern, welche zur BrotelusÖruppe gehören; ſ. w. u.
Hinfichtlich diefer übrigen Borfommen von Bett im thierlichen Leibe
mögen bier noch nachfichende Beobachtungen zur Erläuterung, wie zur
Befätigung dienen: a) Die Thiers Wolle fand Bertholet yon
einer KalisGeife umhällt, welcher außer KOCOg, KOA, KCh und
CaO (wahrfcheinlih in Berbindung mit Fettſaͤnren) uebf einem (färs
benden) thierlichen Stoff beigegeben erfhien. Letzteren hinwegzumehmen
dient unter andern das Ammoniaf; vergl. m. hieher gehörigen Bes
mer. im Arch. f. d. ges. Naturlehre XXV. 408. Darauf folgende
Behandlung mit [hweflitfaunrem Ammonoxyd dürfte no
voll ſtaͤndiger entfetten und bleichen. Die Hautſchmiere der Schaafe
beficht aus mehreren Yettarten, und Bleiches gilt auch von ben Haut⸗
fhmieren anderer Thiere, fo wie von der bes Menfchen, die ein
Küffiges und ein flarres Fett zu nächkten Beſtandtheilen hat und nach
Volkeſtammart (Menfchenrace), Alter ıc. verfchieden iſt.
vu) Haare ber Menſchen entlaflen das fie färbende Fettoͤl (weiße:
farblofes; abgeforbene farblofe: wenig oder gar Feine) fowohl durch
222 — 225). — 2ER man ein ober hab andere ver drei Azot⸗haltigen Haupt⸗
Wilvungberzengniffe ver Pflanzen, wie fle wenig abgeandert in ven thierlichen
Leibern als Albumin (Eiweiß) ale Fibrin (tbierliche Safer) ober als Ca⸗
fern (Käfehoff oder Käfeeiweiß, oder Galactin) vorkommen, ober auch wie
Re wrfpränglih in ven Pflanzen ſelbſt, als Bflangenleim, Leguminin ze. zugegen
Ab, in mäßig flarfer warmer Kalitypratsköfung (Aetzkali⸗Lauge) auf, und fättigt
Dann vie Auflöfung mit Sffigfäure, fo entweicht Hybrothiongas unb feheibet ſich
wiererfglagfärmig aus: eine eigenthümliche Maffe, vie Brof. Mulder, ver fie
ſolchen Weges zuerft gewann und näßer unterfuchte, Proteln genannt hat,
weil fie in den genannten drei Hauptbildungetheilen und in denen aus biefen
Gervorgegangenen @inzelgebilden, wie verfchieden ſich dieſe au verhalten ınögen,
im gleicher urfpränglicher Bufammenfehung geichienen werden Tann unh ihnen zur
Beumplage dient, in ihnen daher in ben mannigfaltigfien Formen ſich hazrbietet,
68 *
=. — — — — —
1076
Sieden mit Wafler bei erhöhetem Drud (im Papin'ſchen Lopfe) als
auch durch Behandlung mit fchwacher Kali: Löfung (4 KOHO gegen
96 Waſſer) und ebenfo durch Digeſtion mit ſchwacher Ayotfäure; mer
kenswerth ift dabei unter andern, daß, wenn man rothen Haaren
folchen Weges das rothe Del entzieht, die rückbleibenden Haare ka ſta⸗
nienbraum erfcheinen. Auch Alkohol entzieht den Haaren weißes,
in "glänzenden Schuppen herftellbares, Cetin⸗aͤhnelndes Fett und far
biges; ſchwarzen: weißes und graugrünes, allmälig erſtarrendes,
rothen: weißes und blutrothet. Schwefelfäure ab Hydı“
chlorſaäure wirken auf die Haare ebenfalls auflöfend, wie bie Ajet⸗
fäure, ſcheiden aber kein Bettöl ab. Die EUſche rother Haare bicet
weniger Eifen und Mangan dar als bie ber braunen, enthält bes
gegen außer jenen Stoffen, welche auch von verbrannten braunen ober
ſchwarzen Baaren zurüdbleiben (PO;, SO3, CO4 + Ca0, NaCh, wid
SiO3 und neben 0,4 Eifenoryd auch MgO*). Seide, Roard’s Berfuchen
2) Die „Ihierhaare” find zur Zeh noch fo gut wie ununterfucht, die Menſchen
haare haben zum Hauptbeftandtheil einen bindenden Stoff, ver, feiner cheni⸗
fhen Sufammenfegung nad dem Glutin — Cı3 Hıo Ay O5 ſich fehe nähert,
indem er flatt Aunur Az, die übrigen Grundſtoffe aber In bemfelben Verhältniß
wie Glutin enthält. Außerdem aber enthalten fie einen Träger biefes Gtoffes,
der zur Broteln-@ruppe gehörenn, als Proteinoid fi burd eine verhält:
lich große Menge Schwefel auszeichnet. Denn während zwei anbere Haupt:
gliever Lerfelben Gruppe, das Albumin gegen 54,84 C, 7,09 H, 15,83 A,
21,230 und 0,33 P nur 0,688, und das Fibrin gegen 56,56 C, 6,90,
15,72 A, 22,13 O und ebenfulls 0,33 P gar nur 0,36 38 Procent enthalten,
bietet jenes vom Berf. biefed Handb., Crinin benannte Vrotelnoid, volle
5 Procent Schwefel (S) var. — Das Protein ſelbſt, ifolirt man chemiſch,
am deflen aus dem Albumin (vem thierlichen ober dem pflanzlichen is
weiß), indem man das im ber zuvor befchriebenen Weiſe, neben gelöfem
Schwefel⸗Kalium und phosphorfaurem Kali gewonnene flüffige Brotefn -Rali
feineß Kali⸗Gehaltes beraubt. Es ſcheidet fih dadurch das freie Protein in
Form eines weißgrauen gallertförmigen, halbburchfcheinenven (getrocknet fpröben,
blaßgelben, Leicht zerreiblicgen) unriehbaren und nuſchmedbaren, aus der Luft
leicht Waſſer anzichensen, bei 100° C. wafferfreien, im Waſſer aufquellenten,
und wie im Alkohol, Aether und Delen unlöslichen Niederſchlagt, ver audgemwes
ſchen, getrocknet unb erbigt bei Zerfehung verfällt, während er zu feymeizgen
beginnt, vollfommen gereinigt durch Verbrennen keine Afche binterläßt nu yeos
eentiſch nach Mulder aus 55,29 C, 7,00H, 16,01 A, 21,700, flöcdiometrif@
verhaltnißgewichtlich Hingegen aus Cayo Haı A; und Oo, oder atomi
ſtiſch aus C40 Her2 Aıo OL2 zufammengefegt if. Um es aus tr Mustek
fafer darzuſtellen, Bat man bas fein zerhadte Fleiſch zuvörderſt mit Baier
volllommen auszumafchen und nach einander, Behufs ver Entfettung x. mit Alles
hol und Aether zu digeriven, dann, um ihm feinen Gehalt an phosphorf. Kal
und Magnit zu entziehen, mit verbünnter Öyprocdhlorfäure zu erihörfen, es hier
auf wohl auszuwaſchen unb auszuprefien, und nun mit nicht zu ſchwacher Kali
oder Achnatron - Lauge bel 50° C. = 400 R. bis zur beendeten Auflöfung zu
erhalten, darauf aber mit A zu neutralifien. In gleicher Weiſe gewinnt man
auch das reine Protein aus dem Bihrin des Blute (Blutfafer, pars fibrosa
1077
gemäß beträgt der fog. Firniß der rohen Gelbe (deu man vor berem
Berarbeitung, namentlih vor ihrer Yärbung zu entfernen hat; eine
Entfernung, die man durch Eutfhälung — m. Th. d. Polytechno⸗
chemie IE 310 — bezeichnet) gegen 230), und ift zufammengefeht größten»
thells aus in Wafler löslichen thierlichen Stoffen (Leim und Eiweiß),
theils aus einer roͤthlichen, veriheit gränlich-gelblichen, Bettölshaltigen
und danach riechenben ſchmelzbaren (bei 200 C. — 160. fließenden)
Maſſe, die in Waſſer unlöslih, vom Alkohol, wie von AlkalisLöfungen
aufgenommen wird, und die nach Prouſt und Roard, zugleidh von
. einem Wachsartigen Erzeugnig (Seidenwachs; a. a. D.) begleitet
erfeheint, die aber zufgmmengenommen jedoch nicht über 3 Procent
betragen, während in der ganzen Seide 200/9 Leim oder Blutin
(Colla) und 24 Eiweiß oder Albumin, nebſt 530), Seiden⸗VFaſer
oder Fibroin zugegen find. Gouerbe, das menſchliche Gehirn
binfichtlich feines Feltgehaltes näher prüfend, ſchied barans ein
sanguinis, v. i. der von färbenden Theifen gänzlich befreite fabenartige ober
fafrige Theil des vurch Gerianung gefonderten Blutenchen, Cruor s. Cras-
simentum sanguinis). Beitiht man friſch gelaffenes Blut mit Ruthen, fo
fgeinet fih der Cruor in Gehalt von Faden ober Hänten, laßt man bagegen
friſches Blut in ficdendes Waſſer Iaufen, fo ſondert er fih in Form eines nicht»
fabigen Gerinnfels. Zu den Protelnoiven ber thlerligen Gebilde gehört, außer den
genannten, auch noch das Gafern ober Galactin und Globulin, (Gauptbeflanb-
heil ver Blutkoͤrperchen over des Blutroth, das mittel Sufag von Zucker
zum Blut im Waſſer gänzlih untösti wird; 1/ggo Zuder befähigt das, dem
Blute in einer vom Blutvolum gleichkommenden Menge zugefegte Waller, nur
Serum, d. i. wäffrigflüffiges Bluteiweiß und kein Blutroth bucche Filter bis
burg zu laſſen; Salze wirken aͤhnlich; wäflrige Salmiak⸗Löſuug löſt, meinen
Berſuchen nach, Blut⸗Fibrin zwar in ſehr geringer Menge aber doch merklich;
sı. Grund. II. 464. Zimmermann ſah neuerlih binnen 24 Stunden 2 Uran
Fibrin (9) ſich Löfen in anderthalb Ungen Waſſer, das zunor mit einem ber nach⸗
folgenden Galze gefättigt worden: KJ, AH4Ch, BaCh, AH40CO,, Na0CO,,
KOA, KOAOs, binnen 48 Stunven in einer gefättigten Borax⸗Loͤſung, und
binnen 72 Stunden in einer des KOSOz. Indeſſen fragt fi: ob das von
Zimmermann hiezu verwenvete Fibrin wirklich dergleichen, ober ob es nicht
vielmehr fog. Spechaut (Untzunpdungsbaut, Crusta inflammatoria
s. pleuritica) war, bie aber, obgleich fie aus dem Blut⸗Fibrin und nit aus -
vom Albumin entſteht, dennoch wahrſcheinlich gar kein Fibrin enthält, fonbern
ans einem Gemenge von loelichen Iris Oxryprotern uns unlöslihem (P) BL
Drgprotein, d. i. aus Protern⸗Oxyden beſteht, vie auch, neben Haut⸗
Gintin, in denen auf ferdfen Hauten gebilneten fog. falfgen Membranen
ner „Biendomembranen‘, als Bolgen ver Inflammation vorgefunden werben.
Das Fübrin entzieht nämlich der Luft, alfo auch der eingeathmeten, fehr Leicht
Dsygen, und veranlaßt fo die Bilbung jener BroteinOrybe, Durch Kochen bes
Fibrin mit Waſſer unter Luftzutritt, gebt es zuletzt gänzlich in Bi⸗Oxyproteln
über, gleiches Sieden des Albumin veranlaft die Bilkung von gelöften Tri⸗
Drgprviein und von ungelöflen BisDxyprotein. Beide kommen baher ſchon fertig
im MBfute vor. — Liebigs Sormel des Broieln f. w. m.
1078
eigentliches eigenthümliches Bett, das Cephalot, das, als foldes
verfeifbar, gelbbraun, erwärmt ohne zw ſchmelzen, erwweichbar, im
Alkohol unldelich, im Jether löslich iſt und P, Sund A zu elementaren
Mitbeflandtheilen bat, zum Theil an Natron gebunden und, gleich den
übrigen fog. Hirnfettarten von kleinen, veränberlichen Biengen von
Glainfäure und Margarinfäure begleitet erjcheint. Die übrigen von
Eouerbe aufgefundenen fog. Hirnfette fihließen fich jener Gruppe von
fettartigen Bilvungsigeilen au, welche vom Berfafler dieſes Handbuche
in feinen Grundz. buch Kryſtallopinguide bezeichnet, ober viel
mehr als bie erfien drei Arten derfelben: ale Choleſterin ode
Sallenfett, Caſtorin oder Bibergeilfett und Ambrein obe
Ambrafett dort — ©. 748, vergl. mit ©. 563 u. f. f. daſelbſt — auf-
geführt wurden. Sie find ſämmtlich unverfeifbar und werden von
Eouerbe unterfchieven, wie folgt: 1) das Gerebrat; pulverig,
unfchmelzbar, im Peter unlöslih, ebenfalls P, A und S (vielleicht
Bhosphorfäure) enthaltend; 2) Stearoconot; ſchmutig braum, zw
fhmelzbar, im Alkohol wie im Aether unlöslih, aber lösbar in
Hetherölen wie in Fettoͤlen; zerſetzt fich durch Luft-Berührung, inbem
es ſich bräunt. Hat gleichfalls P, Bund A zu entfernteften Mitbeftanb-
theilen; 3) Wleencephol; oͤligflüſſig, im Alkohol etwas, im Wether
leichtloͤslich, desgleichen in Aether⸗ und Fett⸗Oelen, bräumt ſich au
der Luft, indem es ſich zu zerfehen beginnt, enthält, gleich ben vorigen
P, 8 und A, und ift vielleicht Stearoconot + Blainfäure; 4) Gere
bein oder HirnsGCholefterin; dem ber eingetrockneten Galle darch
Hether entziehbaren SG oleiterin (Choleſtearin ©. 103) oder fog. Ballen
fett fehr ähnlich und, wie bereits in m. Grundz. (a.a.D.) vermuthet
wurde, vielleicht nur durch mindere Reinheit verfchieden *). Indeſſen
zeichnet es fich von demfelben aus baburch, daß es in mehr laͤnglichen
glänzenden, durchfcheinenden Schuppen oder Blättchen kryſtalliſtrt und im
Alkohol leichtloͤslicher if; von SOz wird es blutroth gefärbt, buch
Uzotfänre, wie das (öholeflerin, Ambrein zc. gefäuert, und fo in
e) Das Choleſterin findet fi in größter Menge in ven Galleuſteinen,
bie nicht felten nur daraus befkchen, In dieſem Balle In fiekenzem Allohol geloß
werden können, filtrirt und erkaltend daraus was Gholefterin in farbloſen, perl
muttenglängenden, unfchmerbaren und gerudhlofen, bei 137%C. — 1099,68.
ſchmelzen, in ver Guerike ſchen Leere bei 360°C. — 2880 A. A fublimiren
und veſtilliren, erkaltenb kryſtalliniſch erſtarren und Rödyiometrifg — Ca7 Hyı 0
jufanımengefegt find. Dom Kali wird es nidht verändert und bildet keine Geife.
Digeftion mit waſſerarmer Azotjdure foll es in Azotcholeſterinſaͤure 2**
Das Ambrein oder Ambrin iR der Hauptbeſtandtheil der grauen Ambre,
kryſtalliſirt in farblofen ober warzig geftellten Nabeln, ſchmilzt bei 80°C. —
240 R., ik unverfeifbear und gemäßrt, wie bemerkt, mit Azotſäure bie fachles
Kxufielliiebare Umbrernazotfänze. Das Caſt orin IryRalliirt ans ver
fihenden allofoligen 2öfung ebenfalls in Kleinen (Arfeitigen) Haben. iR yals
weruugsfähig und gibt mit : AOs vie GaRorinazotfäure; ſ. a. a. O
Gerebrinagotfänre verwandelt. Es ſchmilzt bei 1450 0. 1160,
verliert dabei zuvor feine Durchicheindarkeit, und iR ein Hydrat,
hievos abgefchen aber dem Choleſterin ifomer. Leranu fand im @igelb
einem hicher gehörigen Bildungstheil, der ebenfalls ale Choleſterin
betrachiet zu werben pflegt, fich jeboch von bemfelben, wie vom Geres
brin dadurch im etwas verfchieben zeigte, daß er in Asbeſtaͤhnlichen,
durchſichtigen, glänzenden Strahlen und Blaͤtichen Erpfallifiete, die
übrigens ebenfalls bei 1370C. in Fluß gerietben. Im Thieribeer wurde
ein Gholefterin in Begleitung von Baraffin uns Eupion (6.359)
vorgefunden, das mit Schwefelſaͤure von 1,85 Gigengewicht kalt zus
fammengebracht aufſchwoll, dh dann, bei 300 C. — AIR. ohne
Färbung darin auflöfle, damit bie zu 150 — 120 MR. wieder erfaltet
gallertartige Geſtaltung gewann, dann aber mit Waſſer verfeht als
reines Gholeflerin ausgefchieden ward, bas fich ſchwimmend zue Übers
Büdge begab. Choleſterin findet fi übrigens auch in manchen
krankhaften thierligen Secretionen. In ber jog. Hautſchmiere bes
Menſchen iR enthalten flüſſiges und flarres Felt, und neben dieſen
ſänernde Nilchſäure und Salze, wie fie im Schweiß vorkom⸗
men; nämlich mildfenres Ammonoxyd, Salmiat, Kochſalz uud Nas
treaphoephat. Der Ehweiß ik fauer durch freie Eſſigſaͤure.
vü) In Beziehung auf Butyrinfäure, hier noch Folgendes: Setzt man
voraus, daß, wie hie unt da voransgefeht worden, das Aldehyd 1B:@.
Waſſer chemiſch zu binden vermöge in ber Art, wie es z. B. (uud
zwar unmittelber) mit dm Ammoniak (oben ©. 825 Anm.) fi
vereint, fo barf daun allerdings behauptet werben, daß die Butyrin-
fänre (CH; O3) ihm polymer fey; denn es wäre foldden Falles
das Aldehyd —= Ca Ha O2 + HO. Uehnlich verhält es ſich auf
mit dem angeblichen Iſomerionus tes effigfauren Acetyl⸗Oxyd
(oben ©. 851 Anm.) ; denn dieſts it C Uß O + CaH3 03 Cs Hs O4
(und daher polymer dem Aldehyd; a.a.D.), wo man nicht nur 1 V⸗G.
HO, fondern außerdem noch 2 H fich hinweg denken muß, wenn bie
ſtochiometriſche Zahl dieſes Aethyloryd⸗Salzes mit jener der Bu ſtimmen
fol. Uebrigens erinnert lebtere, hinſichtlich ihres Sättigung es
Bermögens an das ber Schwefelſaͤure; denn in den Galzen ber
Batgrinfäure verhält ſich der Oxygen⸗Gehalt bes Salzgründers zu
jeam der Eäure, wie 1:8. Gleiches gilt jeboch auch von mehreren
ver 3 B:8. Diygen enthaltenden, oben ©. 1069 aufgeführten Fett⸗
fäuren, fo wie von der Effigfäure, Formylſäure oder Ameiſen⸗
fäure ıc. Grhigt man butyrinfauren Kalt behutſam (in geringer Menge),
fo entläßt er reines und baher farblofes, den Geruch der Labiaten ent;
widelndes, brennend ſchmeckendes Bntyron = C7 Hr O; zuruͤck bleibt
in der Wetorte Ca0EO; Es bildet ſich alfo das 0,83 Gigendichte
Darbietende, bei 1440 C. = 115028. fiedende, im Waller faſt unldes
tiche, ihm aber dem ohngeachtet feinen Cigengeruch mittheilende, in
1060
großer kuͤnſtlicher Kälte kryſtalliniſch erſtarrenbe, in Alkohol leichtlde⸗
liche Butyron aus der Butyrinſäure, wie das Aceton «ans ber
Kcetylfäure (Sffigfäure), wenn man legtere in Dampfform durch ein
"glühendes Rohr leitet oder, Jalls fie au einen ſtarken Salzgründer
gebunden war, wenn man ſolche Verbindung hinreichend eshigt (oben
©. 852 Aum.). Das alfo gewonnene, eigenthämlich barchbringens
riechende und fchmedende, brennbare, mit Wafler, Alkohol und Aether
leicht vermifchbare Aceton, läßt ih übrigens als fog. Dopbelatom
aufgefaßt, als eine Art Brenngeiſt (Alkohol; oben S. 876) = x
H; O + HO, alfo ale das Hydrat eines dem Aether ähnlichen Oxydes
(Denyloryd oder Mefityloryd) betrachten. Such das Butyren
iſt im Alkohol leicht löslich und leicht entzüundlidh. aber es brennt mit
rußender Flamme und wird, von Ghromfäure Ferührt, augenblidiid
in Brand geſetzt. O⸗Gas verſchluckt es, jedoch ohne ſich dadurch zu
färben, und geht fo in Butyrinſäure über, während es von Waller
und AgO berührt, unter Herflelung von Ag fih zur Butyrinidt
fäure (Cs Hs O2?) orydirt. Defiillirt mar verhältlih große Mengen
von butyrinſaurem Kalk, fo ſcheidet ſich Kofle aus, und gehen, begleitet
von etwas CU⸗Gas, drei verfchiebene tropfliche, breunbare Fluſſig⸗
keiten über, von denen eime bei 950 GC. — 760 R., die andere bei
1400 — 1500 und bie britte bei 1500C. (1200 unb 128)
fledet. Die mittelere von biefen brennbaren Brenzdeſtillates feilt,
nochmals für ſich deftillirt, reines Buyron bar, bie erfle dagegen hat
man Butyral (richtiger Butyraldehyd) genannt; fie hat, bei 220C.
= 170,6. 0,821 Eigengewicht, xiecht durchdringend, ſchmeckt bres-
‚nend, nimmt, mit Waſſer geſchüttelt, von bemfelben etwas auf, wie
fie auch im Wafler (jedoch fehr wenig) Tösliy iR, Dagegen vom Alles
hol, Aether, Holzgeit und Kartoffelfufel in allen Verhaͤltniſſen auf
genommen wird; angezündet breunt fie mit ſchwach blan umfänmier
Flamme, mit CroOz berührt entzündet fie ſich unter heftiger Verknal⸗
lung; beftigfle kunſtliche Kälte (wie fie z. B. in Bergafung begrifen
flarre Carbonſäure gewährt) bringen fie nicht zum Erſtarren.
Gleiche Theile Butyrom uad Agotfäure machen eine buntelrothe tif
figfeit hervorgehen, die, ſich nach oben begebend, eine angenehm ries
chende leichte Fläffigkeit entläßt, wenn man fle, nad) vorangegangener
Abkühlung Wafler zu durchſtreichen nöthigt. Entwideln ſich Feine rothes
Dämpfe mehr, fo bilde fi, Hatte man viel Wafler beigegeben, ein
fatt gelber äliger Bobenfag, ber würzig riechend zuderfüß ſchmedt,
leicht entzimdblich if, mit zother Flamme brennt, tem Waſſer (werin
er zu Boden finkt) unzugänglich, dagegen im Alkohol im allen Ber
hältnifien löslich und, chemifcher Analyfe zufolge zu betrachten if, als
eine gepaarte Gäure, ale fog. „Ritrobutterfäuze* oder Azoto⸗
butyeinfänze, d. i. als ein Butyron, das 1 Verhaͤltnißgewicht H
1081
"verloren und Dagegen 1 Unteragotfänre aufgenommen bat ®). Sie bildet
mit 2 AgO ein neutrales, + AgOMO ein faures Galz, und verhält
fi ebenſo zum PbO. Mit AgVAO; erzeugt fle einen gelben, ſchnell
violett werdenden, im vielem Waſſer Iöslichen Nieberfchlag, deflen Loͤ⸗
fung, durch Sieden theilweiſe entwäflert: azotobutyrinfaures Silberoxyd
kryſtalliniſch entläßt, dem 1 HO beigegeben erfcheint, was fie alfo als
zweibafige Säure anerkennen macht. Wit Aethyloxyd verbunden bilbet
die Buiyeinfäure den fog. ButterfäuresAether, der, durch lieb
lichen Reinettens Geruch ſich auszeichnend, in neueren Zeiten, gleichwie
ber Ameifenäther zur Darfiellung Tünflliden Arrals, zur Fabri⸗
Yıtton Fünfliden Rums verwendet und zu dem Ende dadurch fogleich
in Weingeifi gelöft bereitet wird, daß man Butter mit farler Kali:
Lange verfeift, bie alfo gewonnene Geife in möglich geringer Menge
weflerarmen Alkohols mittelk Anwärmung loͤſt, dann nad) und nach
mit Schwefelſaͤure verfegt, bie bie Flüſſigkeit ſtark fauer gegenwirft
und nun fo lange beflillirt, als das Defillat noch angenehm obflartig
riecht. — Den farblofen Amelfenäther (formylfanres Aetbyloryk)
gewinnt man durch Deſtillation eines Bemifches von formylfaurem Nas
teon mit Alkohol und Schwefelläure; er hat 0,912 Eigengewicht, ſiedet
bei 530,4 0. — 420,72 R., ift in Waſſer wenig löslich, wird hingegen
som Alkohol und Aether leicht aufgenommen, ſchmeckt würzig, riecht
Arrak⸗aͤhnlich und muß: gegen Lufiberährung geſchützt: aufbewahrt
werben, weil er ſich an der Luft leicht fäuert ®®). Prüher wurde, auf
Hermbfädts KRath, theils zur Nachkünftelung von Branzbranntwein,
theils zu der des Rum, das effigfaure Nethyloryd (Eſſtgnaphtha
sder Gffigäther) angewendet, das man bereitete: durch Deftillation von
16 Gewichtetheilen entwäfferten PBOA (fog. Bleizuder) mit 41/. Altos
hol, dem zuvor 6 waflerarme Schmwefelfäure beigemifcht worben, ober
son 10 kryſtalliniſchen Natron⸗Acetat mit 6 Alkohol (d. i. mit 830)5)
und 15 Schwefelfänre und Dann über Kalkhydrat und Chlorkalk vectifleirte;
aber wer nur efumal im Leben aͤchten Branzbranntwein geſchmeckt und
gerochen, wird ihn vom Eſſigäther⸗haltigen Weingeiſt fogleich zu unters
ſcheiden vermögen. Gtatt defien hat man in neuerer Zeit den Denanth-
äther (der im rohen Zuflande die Benennung Weintrefterdl führt;
vergl. oben S. 850) zu ähnlichen Faͤlſchungen verwendet. Man gewinnt
den oben Denanthäther im fünlichen Frankreich ans Weintrefiern rother
Trauben, welche zuvor mit dem Moſte gegohren hatten; Rectiſication
Sie iR Daher = Cr (CH; AO4) + O; ober C7 Hg A + Os.
*%) Da äbter Arrak fih an der Luft nit fäuert, während das Aethyloxyb⸗
Gormylat , au wenn es im Weingeiſt gelöft tft (uns vann noch Iehhafter) zur
Unfäzrung gelangt, fo gibt vieles Verhalten ein Mittel an bie Hand ven ges
fäligten Arrak vom ädhten zu unterfcheiten. Zuſatz von Allalien fürbert bie
Seriegung yes Ameiſenaͤthers beträchtlich, indem fie ihm die Saure entziehen.
— U U]
bes hievon erhaltenen Brauntwein macht es ſich ausidkelden, da cs
danu mitunter verwendet wird bem Kartoffelbranniiwein ober auch dem
Korubranniwein einen dem Weintreſtern⸗Branctwein ähnlidhen Gerrch
zu ertheilen. Was den Oenanthäther in biefem rohen Erzeugniß begleitet,
fl theils Weingeiſt, Wafler und Ampyibrenngeift (Kartoffelfufe;
a. a. O.u.S. 104 8). Woͤh lers Verſuchen zufolge verbauten Die Quit⸗
ten ſehr wahrſcheinlich dem Denanthäther ihren lieblichen Gera.
Hauptiſaͤchlich die Echaalen bieten dieſen Geruch dar; deſtillirt man fie
mit Water, fo fammeln fi auf dem Deſtillate Deltröpflein, welde
jenen Geruch im Hohen Grade entwideln and die jenen Aether ewthalten.
Da manche Arrake ben Baumöl Ahnli riechen, fo fragt ſich: ob
dieſe nicht etwa Citronather (citronfaures Aethyloxyd) emthalten,
ba dieſer in Weingeiſt leichtloͤslich iR und ſchon in ſehr geringen Mengen
(fo gering, daß ſein bitterer Geſchmack unmerkbar wird) beigegebes
jenen Geruch zu Wege bringt. Man bereitet dieſen Aether durch Ber
miſchung von 90 Bewichtstheilen gerriebener kryſtalliſirter Gitromjäure
mit 110 Alkohol, dem zuvor 50 waflerarme Schwefelſaäure beigegeben
worden; läßt man dann von biefem Gemiſche, aus einer Glasretorte,
unter zweckmaͤßiger Heizung, 1/3 des Weingeifi6 übergehen, fo gewährt
der Rüdfland, vermiſcht mit Wafler, ſich ansſcheidenden, gelblichen zu
Boden finfenden, öligfläffgen Citronäther (citronfaures Aethloxyd),
der bei 210C. = 180,88. 1,142 Eigengewicht bat, bei 2700 C. =
2160 R. ſich mehr gelbet und bei 2800 C. —= 2240 R. nur zum Theil
unzerfebt überbefillirt. Im Wafler wenig, im Weingeiſt um» Aether
leichtidolich und leichtentzündlich, auch durch Chlor ungerfegbar, ger⸗
fallt er durch Alkalihydrat in (an das Allali gebundene) Gitzonfänre
und Alkohol. — Jene, welche das Aldehyd (S. 584) als Ben
beſſerungsmittel des Branutwein oder des aus demſelben, durch Ab⸗
ziehen über Kali, entfufelten Weingeiſtes (dev, war es Alkohol, eigen⸗
%) Der KRorubranntwein enthält ein vom Kartoffelfufel weſentlich werfchiebenes
Fuſelöl, denn es enthält keinen Amylbrenngeiſt, fonzern Mulper's Unterfudgung
zufolge ein Gemenge von einem eigenthümlichen Fuſel, genannt Kornöl (Rogs
.gendl; Oleum siticum, von airoz, Oetraive) Denanthäther, freier Denauthſaure
und vergleichen Margarinfäure. Man flebet erfteres, indem man es aunörberft
noch einmal mit Waſſer, dann aber über kohlenſauren Natron uns Waſſer
beſtillirt. Es riecht, alſo gereinigt nicht mehr fuſelartig, ſondern ſcharf uuh Sem
Waſſerfenchel (Phellandrium aquatic. L.) Abnlih und beſteht Mulner
zufolge aus Can Has; Os. Roh, wie gereinigt, ift es volllommen auflöstic im
Kalistauge, Bei der Deftillation des rohen Kornfufel mit WBafler, geht Weingeiſt
mit über. Sehr ſtarke Kalitange: und mehr noch: feſtes Kali⸗Oyprat, wie waun
bei ver zweiten Deftillation zugefept Hatte, bewirkt theilmelie Berharzung uub
Umbilyung in ein braunes, noch näher zu unserjuchennes Erzeugniß. Mas rüds
ſtamige Natron entHält Denanthſdure and Margarinſäure. Mob ficket Korafaje
bei 28190. 2440, 8 R., braͤunt ſtich aber fon bei 150%C. — 120° NR,
IM dankelbraun, ſchmitrig, übelxiechenn unb vom CuO-Gehalt grün.
tekmlich wibrigen, an Kalllaugen» Geruch und Thran erinneruben
Nebengeruch zu entwickeln pflegt — vielleicht vorzüglich nur: wenn er
aus Karteffelbranntwein gewonnen? — unb zur’ Firuißbereitung nicht
tangt) im fehe veinen Zuſtande barguflellen beabſichtigen, kemmen,
meinen Grfahrungen zufolge, am leichteſten zum Ziel, wenn fie ſaures
Gromfaures Kali mit einem Gemiſch von Alkohol und Schwefelſaͤure
(von wenigftens 1,85 GBigengewicht) erhiken; es entbindet ſich vom
erſten Angenblid bis zu Cude unmmterbrochen lieblichſten Geruch vers
—— Aldehyd; der Rückſtand (eine dunkelgricie, beim Abdunſten
theilweiſe purpurblaͤuliche und dunkelvioleite Fluſſigkeit) laßt ſich auf
CThromalaun benuben; oben ©. 813 ff., 821 und 905. Uebrigens
werden angeblich auch die, (nad Art des Butteräther barflellbaren) cas
pronfauren und caprylfauren Aethyloxyde (Bapronäther
uns Gapryläther) zu Rum⸗Nachkünſtelungen benubt; fie beflgen
ebenfalls angenehmen Dbfigeruch. — Kartoffelfufel ud Korn
fufel find aber beide, genofien, Menfchen wie Thieren nachtheilig,
ja möglichen Yalls töbtlih. Werden Schaafe, während ihrer Stalls
fülterung mit Branutweinfpählig (ſog. Echlanpe) getränft, fo unters
liegen fe nicht felten dem fog. Baulwerden, ». 1. einer ſchwammigen
Aufloderung der Unterleibs⸗Cingeweide, beſonders der Leber (die dabei
ganz mürbe wird) und der Gutwidelung von zahlreichen Bingeweibwärmern
(Distoma hepaticum). Schulz möchte biefe furchtbare, ganze Schanfs
heerden binnen Kurzem binwegraffende Krankheit, in den höheren Graben
ihrer Entwidelung mit dem gelben Fieber und dem Gumpfwechfelfleber
vergleihen; Hufeland’s Somrn. 1738 Aprilgeft S. 31. Welchen
Antheil au dem Entſtehen dieſer Krauheit haben die Fuſelöle des
Brauntweinſpühlig? Welchen der Weingeiſt? Bei Branntweinfäufern
gewinnen Leber und Milz ungewoͤhnlich an Umfang, wie an Fett⸗
Gehalt *), Auch das im naßgeworbenen und unvollländig getrockneten
Heu fi entwickelnde Fermentol (f. w. u.) dürfte zum Erkranken
der Gtallfütterung unterworfenen Hornvich’s beitragen, aͤhnlich wie
jene Yufelöle. Daß Füttern mit rohen Kartoffeln beſtes Vorbau⸗
ungsmittel gegen bie Eutſtehung bes Milzbrandes fen, wie erfahrene -
Laubwirthe behaupten, kann jener bie nachtheilige Wirkung des Fuſel⸗
oͤls betreffenden Bermuthung nicht zum Eintwurfe dienen. — Da übrigens
vie Nildabfonderung mit den Verdauungsorganen in fehr naher Bes
ziehung flcht, fo darf es nicht befremben, daß ein ober das andere vom
gewoͤhnlichen abweichende Futter und dergleichen Getränk bei den Kühen,
Ziegen sc. nicht felten fehr merkliche Abänderungen in ihrer Milch her⸗
verbringen. Dan weiß, daß genofienes Krapproth, Safrangelb,
N) S. folgerte aus feinen Beobachtungen, daß nit vie im Branntweinſpühlig
vorhandene Säure (Milchſaͤure; Giffigfäure), fondern das ſolchen Weges den
Sqchacfen zukommende zu viele Waller pas Entſtehen der Krankheit bedinge (?},
I 4,5 79
1084
Subigo (Waid) un.f.w. fürbend iu bie Mil übergehen, daß Zwetſchen⸗
branntweinfpäälig der Kuhmilch einen fehr widrigen Geruch ertheilt,
während etwas Rauchtabak, deu man dem Biegen « ober Geiſen Futter
beimengte, in der Geiſen⸗ oder Ziegenmilch den winrigen, bödfelnben
Beigeruch tilgt, daß Genuß bes Krautes ber Gratiola off. L. jene
Abänderung der Nilch bewirkt, welche diefe, genoſſen, Durchfall bes
wirken macht, und allbefannt find die Einfläffe ungewöhnlicher Speiſen
auf die in Bildung begriffene Frauenmilch; es wäre für Chemiler,
Phyſtologen und Aerzte Ichrreich, wenn dergleichen: Abänderungen ber
Thier s wie der Frauen Mil chemiſch genau beflimmt würden.
»ph) Digerirt man (nah Ehancel) butyrinfaures Aethyloryd
(Butteräther) 8 bis 10 Tage hinburch mit wäflrigflüäffgen AUmmoniaf,
fo löf es fih barin auf, und bampft man dann biefe Auflöfung bis
zu 1/3 ihres Raumumfanges ab, fo ErpRallifirt daraus, in blendend⸗
weißen yerlmutterglänzenden Tafeln das Butyramid⸗Alkoholat,
eine Iuftbeftändige, bei 11500. — 920M. fehmelzende, flüchtige, im
Waſſer fehr lösliche, auch dem Weingeiſt und dem Aether leidgtegugängs
liche Verbindung jenes Hetbylorygb mit AHz und HO — Botyrin⸗
amib + Altohol = Ca Hr AO⸗ + C4 He 02. — Hinfichtli Der großen
DMannigfaltigkeit dee Entfiehungsbedingungen der Butyriz-
fäure dürften folgende Yälle als die, in phyfiologifcher Hinſicht vor⸗
zugeweife beachtenswertben, auf weitere Verfolgung durch neue Ber:
ſuche am meiften Anfpruch machen: a) Gay⸗Luſſac zufolge enthält
gefaultes Fibrin, das zuvor nicht entfettet worben, ebenfoviel Fett,
als friſches Fibrin; aber das Fett des erſteren befteht, hatte bie Fäul-
niß unter Waſſer flattgefunden, Wurtz's Verſuchen gemäß grofen
Theiles aus Blycerin-freier, an Ammonoryd gebundener Butyrinfänre;
b) Belouze und Gélisé fahen Zuder fi theilweiſe in Butyrin⸗
fäure wandeln, als fie defien wäflrige Löfung, unter Zufak von etwas
Gafein (oben ©. 1074) bei 250 — 300 C. — 200 — UOR. gähren
ließen; es entwidelte ſich COↄ- und H-Gas, und zurädblieb “Butys
zinfäure. Erdmann und Marchand beobachteten Aehnliches, als
fie mehlige Saamen in Bährung verfeßten, und Scharling will aus
gewafchenem Kartoffelbrei, den er bei 300—400C. = 240 - 320 X.
in Gaͤhrung erhalten hatte, biefelbe Säure erhalten haben (wahbr-
ſcheinlich: nachdem das Amylum der Kartoffeln zuvor in Traubenzuder
übergegangen?); Dr. Ludw. Buch ner's Bermuthuug, daß der wibrige
fäuerliche Geruch der Malztrebern (zumal ber des Gerſtenmalzes) von
durch Bährung entflandener Butyrinfäure berrähre (Kunſt⸗ und Bes
werbes Blatt des polyt. Bereins f. d. Könige. Bayern. Bebrnarheft
1846. ©. 83 ff.) findet ſich unterfläht dur c) Ehautarb’s Beob⸗
achtung, der zufolge Gerber⸗Lohe, durch Mitanwefenheit thierlicher
Dildungstheile in Bährung verſetzt, Butyrinſäure erzeugt, bie man
gewinnen Tann, wenn man bie Lohe der Deſtillation unteriwirft;
1085
HMRarhand fand im Sauerkraut, wie im gegohrenen Gurten
oder EucumernsGaft, neben Mildifäure auch Butyeinfäures und
0) Zeiſe lehtere im Tabaksrauch, und nicht im unbeträchtlicher .
Menge. Us Nedtenbacher Kubmilds Butter unterfuchte, welche
währenb bed Sommers 1842 und des Winters 1842—43, das iſt zu
Zeiten in Böhmen gewonnen worden, als bort Mangel an Rüben
und WBinterfutter war und mithin das Dich nur ſchlecht gefüttert wers
den Tonnte, erhielt er aus derfelben, flatt der Bntyrinfäure, Caprin⸗
fänre und Gapryljänre (oben ©. 1083), eine neue eigenihämliche Fett⸗
fäure, die er Baccinfänre nannte. Gie bildete mit Baryt —
mit. dem Butyrinfänre und Gapronfäure leichtldoliche waflers
freie Salze zufammenfepen , währen Gaprinfäure damit aus
ber gefättigten, Rebeubheißen wäflrigen Loͤſung zuerſt, und zwar in
Form eines aus milroflopifhen Nadeln beſtehenden kryſtalliniſchen
Pulvers auſchießt, der darauf folgende caprilſa ure Varyt aber
Nohnſaamen ähnelnde kryſtalliniſche Korner darſtellt — zollgroße,
aus Prismen zuſammengeſetzte, Waflershaltige Drüfen, kryſtalliſtrt
damit jeboch auch in hievon abweichenden Formen. Aus ber Luft -
O⸗Gas einfangend, wandelt ih 1 Bs@. Baryts Bareinat in 1 V⸗G.
Baryt- Bapronat und 1 freie Butyeinfäure um. Die Milch vom Jahr
1843 gab R. Feine Baccinfäure. — Bei Gtallfütterung roͤthet die NRilch
Zadtmuspapier, läßt ſich jedoch fleden, ohne zu gerinnen; Haidlein's
Berfuchen zufoige (denen gemäß frifche und Lackmus nicht roͤthende
Milch keine Milchſäure enthält) if in ihr bereits Mildyfänre zugegen,
fobald fie Lackmus roͤthet; die früher unter der Benennung Käsfäure
(m. Grunb;. I. 677) bekannte, von Braconnot unterfuchte, ber Nil
entlammende Saͤure, die mit Ammonoryb verbimben altem Käfe feine
würzige Schärfe ertbeilt, iR B. zufolge ein Gemiſch von Margarins
füure, Blainfänre, Osmazom*) und Käsoryb ®) Galactin
(Sofern » Syprat) fah er dagegen mit Kali⸗Carbonat behandelt eine
ſchleimige, fade, Ladmus ſtark röthende, dem Haufenblafenieim aͤhn⸗
liche, geiblichweiße, durchſcheinende, Sowohl in falten als heißem Wafler
losliche Mafie bilden, die B. für Fäfefaures Kalt hielt, bie aber
Bafıta und Milhjäure zu Mitbefiaubtheilen gehabt zu haben fcheint,
alfo eine Säure enthielt, welche Bergsma’s baſich milchſaurem Bas
lactin fich anfchließt; m. Grundz. I. 664 fi. Aum. Mbgerahmie Mil
ſah B. O⸗Gas verſchlucken, wenn fie damit gefchättelt wurde, und
- 9) Dimazom ober „Bleijhextract® galt fonft für einen ſelbſtſtaͤndigen thierlichen
Bilnungttbeil, iſt aber ein Gemenge von denen durch das (die Anziehung zum
etmofphärlichen Deygen exhöhenbe) Kochen entſtandenen Löslihen Proteĩnoxyden
um Glutin (Leim), nebſt thierlichen Salzen.
*®, Orer Apoſepedin; ein fonft für eigenthümlich erachtetes, noch näherer Unter⸗
fuchung bedũrfendes Broteinoib; m. Grunbz. I. 556 z. 876. .
rw wn
1086
dabdurch/ fauer werden; a. a. O. &. 577 Aum. cher Fallang bes
Ziegers aus der 750-1000 C. heißen Syrte (entfettete und faR ent
fäfete Molten) durch Sufap von einigen Proc. Eifig, uud über gals
vaniſch bewirkte Kaͤſe⸗ Scheidung, wie fie, lange vor Entbedlung bes
Balvaniomns von. Bewohnern ber Schweizer⸗Alpen bewirkt wurde um)
bewirkt wird; ebenbaf. ©. 579 Anm. Haiblen’s Berfuchen zufolge,
angeſtellt mit der Milch vom zwei verſchiedenen Kühen, bietet bie
Ale der Kuhmilch dar: Natron, Natrin» und Kalin- Ghlorib,
Kalls,. Magnits und Ciſenoxyd⸗ Phosphat, im Mittel in 100 Ge
wichtstgeilen verhältlidh, wie folgt: NaO = 0,0425, NaCh 0,0289;
KCh 0,1835; 8CaO + 3POs = 0,2875; 2MgO + PO, == 0,083
und 2Fer O3 + 3 POs. Daß die Mengen biefer Salze von Be
ſchaffenheit der Kühe und ihrer Nahrung abhängig find und baber in
einzelnen Böllen yon ben bemerkten mehr oder minder abweichen werben,
unterliegt keinem Zweifel und folgt ſchon aus her zuvor erwähnten
Abhangigkeit der Milch» Befchaffengeit vom Futter). Man zieht
übrigens für Melkvieh Hübenfutter dem SKartoffelfutter vor, weil
vs Milchbildung mehr begünſtigt als letzteres, obgleich anderweü
erfahrungsgemäß bekannt iſt, daß 8 A Kartaffeln, in Abſicht auf Ex
näbrungsvermögen, nahe fo viel leiſten ale 8Z Rüben; denn 1008
Rüben nähren durchſchnittlich wie 18,75 Gen, 100 8 Kartoffeln wie
50 8 Hen. — In wiefern Pflanzen⸗Albumin durch Bepfin-Eimwirkung
in Gefein wandelbar ericheint, if bis hieher noch nicht durch Ver⸗
ſuche erkundet worden; vie Rüben find reich an Albumin, das, mas
mentlich bei Runfelräben (zum Nachtheil der Menge des ans ihnen
zu gewinuenden Buders) ſich fehr orydirbar zeigt — mithin darch
Berũhrung anderer ſchlechterer Bleftricitäte = Leiter verbältlich Leicht
elektropoſitiv wird, und diefe Befchaffenbeit auch jenem Ammanial cr
‚ theilt, das ſich ans demfelben (ſammt Pflanzenfäure) Iraft eingetretener
Zauluiß erzeugt (mit der Pflanzenfänre muthmaaflih zunächſt Amide
. bilyenb) und im Folge feiner hoben Wleftropofltivität das atwofphärifche
O⸗Gas ſchnell und im folder Menge verihludt, daß es im wäffrige
Azotſaͤure übergeht, bie, unter biefen Umſtaͤnden feinen bindenden Stoff
findet und baher in freie Oxyde bes Azot, ins Beſondere in Uzoridkt
fäure ich wonbelt, während, Falls unter äbulichen Umſtaäͤnden Mitaune
fenheit von ſtarken Galzgründern: azotſaure Salze (3. B. azotſanren
Kalk, azotfaures Kali sc, und bamit rohen Salpeter) hervorgehen
macht 99). Ohne Mitanwefenheit des Opdrogeg orydirt ſich aber bes
*) In Beziehung auf obige vie Schaaf⸗Fütterung betreffende Bemerkung möge Kiez
auch noch folgen: daß Füttern mit rohen Kartoffeln als beſtes Schugmiütel
gegen den Milzbraud ber Tiere empfohlen worden; gegen Scorbut kat
man fie oftmals empfehlungswerth gefunben.
@®) Benz in Spanien ber We i
ae Sryen ve Igen nicht gerath sichen die Pachter aus ber Michyen-
Agot nicht; es iſt daher oßme Ziveifel die Dem EX mögliche, verhälilich
Rarle pofitine Sieftrifrung, weldge es dem mit ibm verbundenen A
überträgt und Busch die es bie Oxydabilitaͤt deſſelben er
Höher. Bon ber Stärke der zwiſchen A und A muter ähnlichen
Bediugungen waltenden Anziehung, zeugt überhaupt nicht nur bie CEut⸗
Rehung ber Azotſaure, ſey es in der Erde (begünftigt durch bie Gäures
Gorberung mit vorhandener Galsgrüuder), oder in ber feuchten atmos
phaͤriſchen Euft (durch Blig) oder in dergleichen abgeſperrter Luft, welche,
wähsenb fie wäfirige Lüfuugen rer Allalien (leichtldolicher wie erbiger)
bedelt, (in Cavendiſh'e hieher gehörigen Verſuchen; m. Grundz.
IL 49) vom dem Funken des geladenen erſten Conducters einer Elek⸗
trifrmaſchine durchzuckt wirn, ſondern auch bie Thatſache, daß Azot⸗
fäuse nur in Verbindung mit Baer als ſog. ſteie Saͤure zu bes
Reben vermag. In heißen Ländern erfolgt übrigens bie Oxydation
des Anmerials zu (an Kali, Natron, Kal ıc. gebunden werdender) Azot⸗
fänte ungemein ſchnell, aus der Fäulniß überlaflenen thierlichen Teilen
uus Abfällen gefchlachteter Thiere felbft in 24 bis 72 Stunden, und
ebenfo auch die Orydation bes Hydrocarbon zu Dungfäuren (Humins
faure w.); 3. B. der Reißſtoppeln zu ſog. Baumwollen⸗Grund, db. i.
zu ſchwarzer Dammerde; vergl. m. Deutſch. Gewerbefr. I. 126 ff.
(VBeber Salpeter-Gewinnung im Großen; ebendaſ. IL 254 fi.
HI. 75-76, 180 ff. 208, EV. 40, 167; über Entſtehung in Runkel⸗
trüben IL 45, IV. 41 vorlommen, Bilanzen IL. 32). Gleiches zeigen
auch Milner’s Verſuche über Azotſäure⸗GCutſtehung aus gaflgem
Ammoniak, das, begleitet von O⸗Gas durch glühende Möhren getries
ben wurde (a. a. O. IL 83 ff.), und die foldder Entſtehung bedinglich⸗
Ahaliche aus Ummoniakgaa, das man durch glühbenden Braunfteln
treibt *), oder felbft aus atmofphärifcher Duft, welche gleicher Bes
- Handlung unterworfen worden; denn keine Luft, in ber thierliche Aus⸗
Ausränftungen (Ansathmungs⸗Hauch und dergleichen) ſich verbreiten,
iM frei von Ammeniakgas. Auch Bas in den fog. Ammoniakſalzen
vorhandene Ammoniak findet ſich mit den Saͤuren nur durch Bermits
teilung des Waſſere verbunden; benn alle wahren hieher gehörigen
Salze, enthalten, wie zum Defteren bemerkt, nicht Ammoniak, ſondern
Ammonory> (AH,O == AHy = HO) als Galzgründer, und auch
diefe, durch bie Säure hervorgerufene Verbindung, weifet mittelbar
Hin auf jene Erhöhung und Mebertragung des eleftropofttiven Gegen⸗
wirfungewerthes des A, duch den des U. Daf übrigens die Gäuren
©) Besbreunt man H-Sas mit aimoſphäriſchem O:&a8, fo erhält man ſtets etwas
Aaotfäure; wahrſcheinlich iſt es aber auch In dieſem Falle nicht das freie, unge
buubene A:Gas, ſondern das Ammoniak der Luft, daß zu (waͤffriger) Azotſaͤure vers
brennt. Schon Scheele zeigte, daß bie * mother Luft, worin gelebt wird,
Hets Ammoniak enthält. .
1088
das Ammonoxyd, und damit das Azothybrogen gegen weitere Oxyda⸗
tion ſchützen, darf nicht auffallen, da Gleiches auch bei übrigen, ihrem
Nadicale nach zufammengefehten Galggrundlagen (3.8. bei ben fog.
. geganifchen Allalien oder Allaloiden), und ebenfo bei’ Galzgründern
ftatt findet, deren Radicale Leine Bezweit- ober Gedrittſtoſſe, ſond ern
Grundkoffe find; wie denn Gilicfäure (der Mangankiefel), Car
bonfäure, Phosphorfäure ıc., das fo leicht O⸗Gas verſchluckende Mans
ganorybul, Schwefelſaäure FeO des Giſen⸗haltigen ſchwefel⸗
fauren Zinks (käuflihen weißen 'ober Zink⸗Bitriol; im
reinen Buflande = Zn0SO3 -+ 7 HO), und ſelbſt ſehr ſchwache
"Säuren, 3. B. COꝛ, AOg, A das Bleioxyd gegen höhere Oxydation
ſichern ẽ). Das 2PbO-+AO3-+HO, v. i. baſtſches azotichtſaures
Bleioxyd — gewinnt man leicht, wenn man Blei⸗MRaspelſtaub mit
im Waſſer gelöſchtem azotſaurem Bleioryd (am beſten in bleiernen
Kafſeln) ſtedet; es ſchießt daraus In kleinen glänzesdgelben blättrigen
Kryſtallen an (waͤhrend das neutrale azotſaure Bleioryb waſſer⸗
freie, im Waſſer, aber nicht in Azotſäure Lösliche, farbloſe Octaeder
bildet), die, geloſt und ſelbſt nur gefeuchtet, an Garbonfäure PbO
abgeben, und fo in Bleiweiß und PhOAOs zerfallen, welches legtere
— wie ich ſchon in meiner Polytechnochemie (I. 411) nachwies —
ſemit leicht zur fortwährenden Bleimeiß-Fabrication be
nutzbar wird, die außer der Carbonſaͤure nur einmal Azotfänre
koſtet, und mithin, Tann man Garbonfäure (3. B. aus Wineral-
wäflern) ohne Koflen gewinnen, ober, was auch ſehr leicht möglich if,
wohlfeil erzeugen, ein fehr einfaches Berfahren auf jene Babrifatien
anzuwenden möglih macht. Ebenſo auch jenes der Bereitung des
Bleiweißes aus bafifch eſſigſaurem Bleioryd. Lil man näms
ich Bleioxyd (3. B. gemahlene Bleiglätte) im überfhüffiger Eſſig⸗
ſänre auf (in veftillirtem @ffig), bei hinreichend erhöbeter Digeſtions⸗
oder gelinder Giebhige, und Hält man die Auflöfung, bis zum
beginnenden Erſcheinen des ing. Salzhäͤutchen (d. i. des erſten Kry⸗
ſtalliſations⸗ Anfangs auf ber Oberfläche der Fluͤſſigkeit) überwiegend
fauer, fo kryſtalliſirt daraus, im farbloßseigenthiimiich , gleich allen
farbiofen' Bleifalgen gläuzenden, in trockner warmer Luft ſchwach vers
witternden, gleich allen löslichen Bleiſalzen widrig füß ſchmueckenden,
*, Das Bleiweiß, d. i. PbOCO, nicht nur, ſondern auch dat baſtſche, ober
richtiger das (gleichzeitig) carbonjaure und waflerfaure Bleloxyo, wie es exhalten
wird, wenn man ſtark verflädtes Blei mit Waſſer gefeuchtet der Luft ansteht
(was jedoch eine ſchlechte, nicht weiß, fonbern geaufichweiße, bald grangelbembe,
fog. ®rundirung ber Delgemälve, Anſtrichfarben ıc. gewährt) gelbt nur nad,
nicht weil fein PbO in Phg Oz übergeht, ſondern, weil feine Saure burch
Settfäuren vertrieben, in biefen Säuren oxydirbare Stoffe Hinterläßt, vie oryhiremb
ſich verharzen und babei fi gelben ober bräunen. Wenn von 2 PhO 4 0C02 +
HO vas HO entweiht, bleibt PbO CO2 + PbO, welchet PhO gelb M.
1088
nit aur im Waſſer leicht, fondern auch im Alkohol loͤslichen Pris⸗
oe Erhigt man dieſes Salz, fo entiäßt es zuvoͤrderſt 3 HO,
dam zerfällt ein Drittel feiner A in CO, und Aceton (©. 1080)
mb der. darauf erflarste Nüdkand befteht nun aus SPbO + 2A, if
im Waſſer leicht loͤslich, und kryſtalliſirt aus ber fyrupdiden Löfung
in perimutterglängenden Blättern, if aber noch nicht das hoͤchſte bafl-
fe Bleiorydacetat, fordern vielmehr nur die erfle (ſonſt durch Bleis
effig bezeichnete, durch Behandlung bes Effigs mit überfchüfflger
Bleiglätte dargeſtellte) Stufe jener der Begenwirkung nad, vorherr-
ſchenden Verbindung des über die Neutralifirung hinaus gehenden Blei⸗
stydgehaltes mit der Cjſigſaͤure. Alle dergleichen bafliche Verbindungen
wirken auf Barbfloffe (geröthet Roſen⸗ oder LadmussPapier, Rhabars
berr, Curcuma⸗2c. Papier) wie Alkalien, diefe aber geftaltet fich,
fruftallifivend in zarten, feidenglängenden (ober vielmehr: ber Seide
aͤhalich⸗Bleiſalzglänzenden) Nadeln, die fo ſtark alkaliſch gegen»
wirken, wie jene Berbindungen, welche Mildızuder, Mannit und vers
wonkte Bildungstheile mit PhO, Bin Og2c. einfehlagen, und die Vers
faſſer dieſes Handbuchs früher Cin |. Polytechnochemie IL 1) ihrem
Berhalten zufolge, als Metallalkaloide zu bezeichnen ſich veran>
laßt fand. Sarbonfänre zeriegt dieſe Salze, nach Art jener theil⸗
weiſen Zerlegung, welche durch fie das azotichtfaure Bleioxyd erfährt,
uud läßt fo ebenfalls PhO CO, hervorgehen, während PbOA flüffig
zurſick bleibt, das, aufs. Neue durch Gieden mit überflüſſigem PbO in’
bafifches Bleioxydazetat verwandelt, ebenfalls eine ſortdauerude Quelle
‚der Disiweiß-Erzeugung gewährt, ohne daß neue Giflgfäure
dabei in Anſpruch zu nehmen nöthig wäre. Da jedoch, namentlich
bie. Garbonfäure der Mineralwäfler, nicht felten auch durch (mittelft
dessxydirender Serfehung der Echwefelfänre und des Waſſers hervor«
gegangen in Folge der Oxydation organifcher Stoffe: auf Koſten der
an .S und H gebundenen LDB-®. Oxygen, zu CO,). inzwifchen ent-
ſtandenes Hydrogenſulfir oder Hydrothion (MS) verunreint iſt, was
Bräunung des zu fällennen Bleiweißes durch PnS zur Folge haben
würde, fo thut man wohl ſolche Carbonfäure, und ebenfo auch die
Durch Bährung Zudershaltiger Maffen nebenbei erhaltene COg, dadurch
zu entisäwefeln, daß man ſie erſt durch in Wafler gelöfes eſſigſaures
Bleioxyd Rreichen läßt, bevor man fle in die Bleioryb-Auflöfung leitet %),
9) Bei ver Bereitung bes effigfanzen Alumoxyd's (AlO; + 8Ä) vurch
WBerhfeljerfegung von efiigfausem Bleioxyd und fchwrfelfaurem Alumoxyd
(fchweickfaure Thonerde), das in neuerer Beit fadritlmäßig bargeftellt und von
Särbern x. ſtatt des Alan in großer Menge verbraucht wirn, fällt fehr viel
ſchwefelſaures Bleioxyd. (PhO SO;) als Nebenerzeugniß ab, das, ale
Maleriarde wubraudgbar, entwerer zu Pb trodgen Weges wehucrt werben, ober
mit KOA, worin es ſich aufloſr, als Beize verwendet werben Fanı.
1000
damit alles Hydrothion vorweg befeitigt wird. Das lepterwähst
baſiſche Bleioxyd eignet ſich auch fehr wohl zu Bereitung bes fee.
Bleiweißpflakers auf trodnem und auf naffem (vom Ber
faffer dieſes Handbuchs bereits wor mehr ale 33 Jahren, in Tromme
dorffs Journal, diefer feiner Bereitung nach in Borfchlag gebrachten)
Wege; noch mehr bafifch if jenes Bleiorydr&ubacetat, ba
durch Unsfällung der genannten löslichen bafiichen Acetate maittelk
Ammoniak⸗ Hydrat (Afenden Salmiakgeiſt), oder durch Digeflion jener
baſiſchen Acetate mit Bleioxyd hervorgeht, und ein im Waller ſehr
fegwerlösliches, fein kryſtalliniſches, weißes (zu Bleipflaſter auf
trodnem Wege ausgezeichnet brauchbares) überbafliches Bleiorybial;
darftellt *).
xch) Iene natürlichen, nicht durch Serftoßen fettöliger Saamen mit Bert
(3uder tc.), in Form fog. Smulfionen gewinnbaren, alfo nicht ver
Mandelmildd (Orgende ober Orgeate, worunter jedoch auch eim von
Gerſtenwaſſer bereiteter Kühltrank verſtanden zu werben pflegt) Ayuliden
Pflanzeumilch⸗Arten, wie fo z. B. der Milch⸗Feigen baun
(Flous galaotofera L.) enifließen läßt, ſcheinen nicht ſowohl eigeniliche
Fettarten, ſondern dem Wachs ſich mehr oder minder naͤhernde Sabſtanzen
zu enthalten; Semmola fand wenigſtens die bezeichnete Feigenmilch,
wie fle aus den Baumeinfchnitten ſchwach würzig riechend und mild
ähnlich (hintennach jedoch ſchwach bitter oder ſcharf) ſchmeclenn hervor⸗
tritt, procentiſch zuſammengeſetzt neben 60. Wafler, aus 10 Bas,
10 Albumin, 5 Gummi, 8 Maguitfalz (wahrſcheinlich Apfelfaures MgO)
und 1 Metheröl; die Aſche enthielt weder leichtlösfiches Mile nach
Kall. Es erinnert diefe Zuſammenſetzung, hinſichtlich des Wache⸗
Gehaltes am deu indiſchen weißen eßübaren Lad (oben ©. 1055 umk
m. d, Gewerböfe, E 245 ff.) der Mitchiaft feld aber an bie, vor
im chemiſch, jedoch zum Theil fehr abweichenden übrigen weißen
Nilchſäfte ver Planzen, in denen flatt des Wachſes, over mit dem⸗
felben nicht ſelten Harz und abgeändertes Kautſchuck Kersortritt,
3. B. in dem ber fog. Pflanzenkuh ober ameritanifigen Rubbaum
) Ebenſo finret fi aber au Rartoffelfufel, wenn er mit Binndhleräs
gur vothen kryſtalliniſchen Maſſe ich verbunden bat — bie kur Ziſatz vom
Waſſer fogleih in die genannten näheren Beflanbtbeile wieder aus einander trift,
in dieſer Verbindung gegen Oxydation volllommen gefhügt, ums ebınfo ml
anderer Geits Dad SnCh. Bittermanpdeldl unb Anisdl verhalten ſich Aka
lich zu dieſem Chlorär (ſonſt auch genannt falzfaures Zinnoxydul), feik —
jedoch dem Anisätherdlchaltigen Zinuchlorar Waſſer zu, fo ſcheidet ſich
das Del, ſondern ſtatt deſſen eine ihm iſomere weiße, kAſig⸗ſlockige
von Sn Ch. — His Heine den Milchſaft ner in Oſtindien heimiſchen A
pias gigant. L. mit waſſerarmer Schwefelſaͤure vermifchte,
ſegleich Nothor⸗Geruch; m. d. Gewerböfe. I 126 f.; 191. cher daB
halten verſchichener anneser DRildfäfte, ebennaf. LIE. 118.
1091
- (Palo de Vaca®), deren Milch ahnlicher Milhfeft, W.v. Humboldt
zuioige, fehmadgaft und March and's Unterfuchungen gemäß zufammens
geſegt iR aus Waſſer, Zuder, an Kalk, fo wie an Magnit gebundene
Bhosphorfänre, Eifigfäure(Epuren)unv aus einer der Butyrinfänre aͤhn⸗
lichen Fenſaͤure, drei verfchiedenen Harzen uud oxydirtem Kautfchud.
Ob dieſer Milchſaft, vor feiner fog. Bettbildung — die ihn fväterhin
in den Staud feht fetten Rahm zu entlafflen — reicher an Zuder if,
als nach beendeter Pettzufammenfeßung? **%) darüber liegen beſtimmte
NRachrichten nicht vor, indeſſen läßt das Reifen der Kokosnuß, wies
wohl beide Pflanzenarten, fene, welcher Die Kuhbaummilch, und dieſer,
der die Kokoſsmilch (Mil der Kokesnuß) Liefert, hinſichtlich der
Blauzenfamilien, denen fie entſtammen, beträchtlich von einander fer⸗
an, ewas Der Art erwarten, benn in dem Brabe, wie die Kokoonuß
reifet, mindert ſich ihr Zucker⸗ nud mehrt ſich ihr Fett⸗Gehalt; ein
Verhalten, was an bie Euntſtehung der Butyriniäure aus gährendem
Suder erinnert; oben ©. 1084. Ob Mchnliches auch vom Fıtt der
Süllingia sebifern und ber Litsaco (Tomex) sebifera, Rhus suc-
cedanen etc. gilt? ſſeht noch zu unterfuchen. Das Bachs der Andes⸗
Balme Ceroxylon Andicola Humb., fegeint mit jenem der Myrica
cerifera Üübereinzufimmen. Das feit mehreren Jahren im Handel
verfommende Japaniſche Wachs fol nicht, wie man ſonſt gewoͤhn⸗
lich annahm, von ber erwähnten in Japan heimiſchen Ahus-Art ſtam⸗
men, fondern hinſichtlich feiner wahren Abſtammung nech unbekannt
xyn. Nahmer's und Meyer's Verſuchen zufolge, beſteht es gänz⸗
lich aus yalmitinfanrem Glyceryloxyd; vergl. oben S. 1062. Auch
in tem Mais (Zen Mais L.) oter Welſchkorn ſcheint der Fett⸗
Gehalt erſt mit der Minderung des Sudergehaltes merllicher hervorzu⸗
sehen; denn jene umreifen milchigen Mais-Kolben (Aehren), welche
man in Nordamerika zumal geröftet oder gebraten zu efien liebt (in
der Wetterau, mit @ffig und Gewürz als Zugemäße ſchäͤtzt), find,
wenn nicht Fett⸗leer, doch ſehr Fett⸗ arm. Zur Zeit ale Bonffin
ganlt, Dumas und m. U. alles im Tbierlöryer vorkommende Bett
ven der Nahrung der zugehörigen Thiere (fo wie des Menfchen), mit⸗
bin urfprünglich von den Pflanzen ableiten zu dürfen glaubten, wurde
* Vie Rachweifung dieſes Fettgehaltes ſolcher Nahrungsmittel nothwendig;
biefe Nachweifung erfolgte vor einiger Seit, und ihr gemäß beträgt
ber Feti⸗Gehalt procentifch, in nachbenannten Gewaͤchstheilen, die
beibemerkten Getwichtögrößen:
ſich in viefen Hinfiht die Mil det afrikanifgen Butterbaumé
ea-tulu) verhält, ſteht no zu ermitteln; ſ. S. 1054 Anm.
onffingault nennt deu durch Abbampfen der Kuhbaummilch ſchmelzend 00
en Harzgehalt: Wachs; m. Grundz. L 668 Anm.
69*
\
Mehl von Procent. Mehl von Prost,
Belpbohuen. . » . 2,00 Walzen-Stroh . 2,0
Mais . x 2 0... 80 Luzerne . . 3,50
Reid. . . .. 1,55 Safer-GStroh . . 5,10
Hafer, Infttroduer . . + 3,30 Nunfelrüben . . 03%
Roggen. . ... 0.18 ftifhe. . . . . 0.16
Waizen ... . 2,60 Kartoffeln . . . 0,32
Wieſen⸗-Heu. . . 2,00*) | file. . . . 0,08.
Auch fanden fie, daß eine 3 Monate nad dem Kalben 30 Zagı (a
efütterte Kuh, in denen von ihr verzehrten 108 Kilogramm Munid
räben, 30 Kilogramm Heu und 18 Stroh, 201 Gramm Bett (nämli
1614 Gramm) mehr zu ſich genommen hatte, ale fih nachgehende |
ihrer Mil, ihrem Koth und ihrem dann gefchlachteten Körper ve
fand; ein Yettgehalt ber zufammen nur 1413 Gramm betrug 9
Spätere Berfuche Bouffingault’s Ichrten jedoch: daß bei der M
flung der Schweine weit mehr Zelt affimilirt werbe, als ihr tägl
Butter darzubieten vermag, und baß überhanpt das Bermögen N
Thierkoͤrpers, ans nicht fetthaltigen und fonft nicht in Bett ummanke
baren Stoffen Bett zu erzeugen betraͤchtlich gefteigert erſchen
wenn man ſolchem Butter etwas Wett ‚beigebe. Mit Reis geiepl
Enten wurden in einigen Tagen zu wahren Zettfugeln, als mau I
Neis etwas Butter beigegeben hatte, während andere ihnen übrige
gleiche, ohne viefen Zufag, mit derjelben Menge Reis in denſel
Zeiten gefüttert (geſtopft) nicht an Fett gewannen. Gänfe, welche u
Mais gefüttert worden, enthielten weit mehr Zett, als der Mais
gewähren vermochte, Bouch ardat's und Sandralsé hieher gehk
gen Verſuche, über das Aufgenommenwerben des Fettes tm Darmlan
Ichrten: daß der ans ben Milchgefäßen entuommene Chylus
°) Bis 3,00 und 4,00.
**) Sie find unter den zuver genannten Nahrungsmitteln bie ZudersriÄdl
was freilich bei ben Kartoffeln nicht ber Ball if.
“ee, Nlayfaur flellte einen ähnlichen VBerfuh an, fanb aber, daß eine Ruh, wei
1)
In 4 Tagen, mit ihrem Butter 1,682 Pfund Bett verzehrt hatte, abgefd
von dem mit dem Koch weggegangenen Bett, 4,432 A Butterfett gab, ı
daß fie davon an ſolchen Tagen am meiſten varbot, an weichen ie wen
Heu und mehr Kartoffeln, aljo fettärmere Nahrung überlommen hatte.
Shylus und Lymphe ergießen fich im lebenden thierlihen Körper
brochen in das Blut und reichen ifm fo Erfah, des aus im —
feines Umlaufs (bei feinem Durchgange durch bie Capillargefäße us»
Secretions⸗ und Excretions⸗Organe) verbrauchten Ernährungs: un
Stoffes. Erſterer findet ſich, während ber im Dünndarm vor ſich
Derbauung in den Milchgefäßen her Därme und in dem Ductus tho
und flellt, annoch fließlih, ein milchäbnlichtrübes Fließlichee m nd
bar, das, mikroſkopiſch betrachtet, zweierlei verjchieven geformte
Köcpertgen (ſog. Kagelchen) enthält, vem Gefäß entnommen binnem Si
geliefernd gerinnt (coagulirt), und dann, In Coagulum und Serum (gel
P_
— —— — 1
1098
von einem Thiere, das zuvor Manbelöl verzehrt Hatte, weiß wie Mil
und, wie das Blut reich an Bett war, das, entiog man es dieſen
Fläfſtgkeiten mittel® Aether, fließlicher erfhien, als es ſich zeigte,
wenn das Thier Fein Del erhalten hatte, und daß auch Wachs (das
für ſich gereicht nnverdanet mit dem Kothe abgieng) verbauet und in
den Milchgefäßen wie im Blute ſich vorfand, wenn es zuvor Löfend
verflüſſigt im 2=, befler im 4-fachen feines Gewichtes Del, dem Thiere
eingegeben worden war *). Lchmann’s Verſuchen zufolge ift bei
und Molken) geichieven, in erfleren ein dem Fibrin verwanbtes, in Ichteren
sehen ben gewöhnlichen im Waſſer gelöiten Salzen und etwas Fett, bauptfächlich
neben anderen noch unbeflimmten wäffrigen Bilpungstheilen einen Albumin⸗
artigen erkennen läßt. Das Gerinnfel roͤthet ſich an ver Luft und fcheint vorzuge⸗
weife entwidelt her einen Art der Ghgiuskügeldhen anzagebören, während bie
andere Art hauptſaͤchlich Albuminshaltig feyn dürfte. Auch bie in ben Lymphati⸗
ſchen Gefäßen gefondert gegebene Lymphe Bietet, an ſich eine gelbliche Flüſſigkeit
darſtellend, farblofe fog. Kügelchen var, die, ben fog. Kernen der Slutkügelchen
an Größe nahe fommend, mit der fie umgebenden Flüſſigkeit gleichſam ein Blut
frei von ven rothen Blutlörperdden barflellt (daher fie fonft auch wohl: weißes
Blut genannt wurde), ähnlich jenem Blutvertreter, den bie nichtrothblütigen
Thiere barbieten und erinnern» an Blobulin; oben ©. 970. Den GBeflfen
entzogen fehelvet auch die Lymphe ſich, gleich allen hem lebenden Körper ents
zogenen tbierlicden Slüffigkeiten in Starreupes und Fließliches, und au
Gier beſteht das Gerinnſel hauptiählih aus Fibrin, und bie Molken aus ſtark
gewäfjertem, Salze x. entkaltennem Albumin. Kennte man genau das Mengens
verhaltniß ter einzelnen Grundſtoffe, welche das ganze Coagulum, ſowohl das
des Chylas, als das ber Lymphe bilden, und ebenfo genau jenes der Ghyins«
uns ver Eymph⸗Maolken, fo ließe ſich daraus berechnen: in welchem Mengen
Berhältniß Chylus und Lymphe In dat Blut es ernenend ſich
ergießen? denn man weiß, daß vie fog. Elementar⸗Zuſammenſetzung bes Blutes,
vaffelbe als Banzes aufgefaßt, genau diefelbe ift, wie fie das Muskelgebilde als
Ganzes varbietet. Jene Röthung aber, welche vas Chylns⸗Gerinnſel durch Luft⸗
? erleivet, värfte wohl nur Grfolg von vor fi gegangener Milch⸗
fänre»Bifpung ſeyn; wenigfiens liegt in demſelben Alles vor, was bazu
erferberlich if; denn auch an Bett fehlt es jenem Gerinnfel nicht. — Uebrigens
fand Lehmann, wie früher Berzelius, daß bie fog. freie Säure im Harne
sit, wie Morin gefunden Haben wollte, aus faurem phosphorfauren Kalk,
ſendern aus Milchſaure beftehe, oben S. 1028 und 1071 ff. Anm. und
© 938 ff. Da jedoch, Lipowitz zufolge, das mildfanre Natron zur
Sarnfänre fi ähnlich verhält, wie das efjigfaure, indem vie wäflrigen
Löfungen tiefer Salze (und ebenfo auch bie des borſ. Natron) die Harnſäure
löfen, fo IR «6 ſehr wahrſcheinlich, daß ar ber fauren Gegenwirkung bes frifchen
ennoch umgetrübten Menſchenharns, auch vie flüffige Harnfäure einigen
Antheil Gabe, wiewohl fie fih au im blutwarmen Waſſer an fi ſchon nicht
unmerttiy Löslih zeigt. — Simon fand, was bier nadträgli zu S. 1029
Semerkt flehen mag, daß ein von Ihm unterſuchter blauer Ham wirkliches
Indigblau enthielt; wonach dann ver Indigo auch in thierlichen Organismen
— in krankhaften menſchlichen (vielleicht aus zuvor genofienem Chlorophyll)
zu entfichen vermag; Simon'e Beitr. I. 97. — Iſt jene Säure, welche bei
der Nhachitis (Engliſchen Krankgeit) ſtets in ven erſten Wegen vorlommt, Mil:
fänre ober jaurer photphorſaurer Kalk Beide vermögen Knochen zu erweichen.
Bergl. oben ©, 1069. Den von Dumas un Milne Enwarh’s gemein
1004
— — ——
denen im lebenden thierlichen Leibe ſich ereignenden Stoffwandelunge
das Fett unentbehrlich, und wo dieſes, fo wie Brotern und ja
azotleeren Bilnungstheile fehlen, welche Hydrogen und Oxyatn is
Berbältaiß der Wafferzufanımenfehung enthalten, nicht vorhen
den, dort, folgert Lehmann aus feinen Berfuchen, gebricht ken
thierlichen Leben zu feiner Berhätigung unumgänglich nöthiger Etef
Auch die Milchfäurebildung fordere, außer Milchzucker Loder Zude)
und Pretein⸗haltigem Stuff, ebenfalls unerläßlich Ritanweſenheit wa
Fett; höre auf, fobald foldyes dem Gemiſche entzogen worden une be
ginne wieder mit feiner Zufehung. Und wie hier die Säuerungs
Gährung (faure Bährung), fo feyen Brenngeift » zeugende oda
Meinige, und die auch die Fäulnmiß erzeugende oder faulige Gährung
abhängig von der Mitanwefenheit irgend einer Fettart, denn Album
und Milchzuder blieben beide in ihrer gemeinſchaftlichen währige
Flüſſigkeit bis 3 Monate hindurch, bei einer Fuchlwärme wa
370C. = 290,6 R. unverändert (die Blüffigkeit bräunte fi zwar
zeigte aber feine Merkmale mitroffopiicher Pilanzenbildungen). Albarin
Caſem, Fibrin und Blobulin, gleichgültig ob coagulirt oder ungern
nen, vermochten bei der Mildgfäure» Bährung einander vollſtaͤrdig f
vertreten; fo daß fie, zu gleichen Mengen angewendet, einerle
Menge Milhzuder in Nilchſäure verwandelten. Gbeufo fu
das von Lehmann hiezu in den Berfuch genommene Gieröl Marl
jedes andere Fett (durch verfeifbares, wie durch umverſcifliches
durch fchmieriges wie durch trocknendes, und felbR durch PEosphet
fänureshaltiges Hirnfett) vollſtaͤndig erfeßt werben; ein Derkalten, de
deutlich Darauf hinweifet, daß es bie gemeinfame phnfifche und phyſiſch
chemiſche Wirkungswetfe der Fettarten if, die fie, mie bort bie va
fHiedenen Protenoide, in den Stand fept in Abſicht auf ertegen
Einwirkung, am Beſten bei 350 bis 400 0. — 280 bis 320 R. (hoͤher
ober niedere Igmperatur macht leicht andere Erzeugniffe hervorgeht
1 Bleihes zu elften. Anders verbielten ſich (durch Aether zam
ſchaftlich angeftellten Verfuchen zufolge bildeten Bienen, welche mit Iudı
oder Honig gefüttert worden, ebenfalle Was, das jeboch, wiewohl in I
geringen Mengen vom Honig zugeführt ſeyn Eonnte; oben &. 1091. Brea
zufolge laßt ſich Honig durch Alkohol in zwei verſchiedene Arten trennen, |
eine, vie immer flüffig bleibt, und eine andere, vie feſt wirb; welche von dich
bie Wachtreichere If, IM zur Zeit noch unentfchieren. Ebenſo, was den 4
dem Nectar ber Azalea pontica und bes Mellanthus major vor \
Bienen gefammelten Honig betäubend madt. Ariftioteles mirab. ası
p. 1085 ed. Pac. zufolge if ver in Kappabocen von einer Art Buchtbe
Kommende Honig inne verwirrend. Als die von Kenophon gefühl
10,000 Griechen auf ihrem glorreichen Rüdzuge aus Babylon vie Gegeab ®
Trapezunt berüßrten, fanden fle Honig, deſſen Genuß, Schreien, Tox
Schwindel uns Wahnſinn bewirkte,
insert —— —
entfettete) hierliche Membranen; denn dieſe forderten ſehr lange Zeit,
um nur das Dreifache ihres eigenen Gewichtes an Milchzucker in
Miichfäure zu wandeln; vergl. oben 1073 und 1071 Anm. untere
Azotshaltige Bilvungstheile, 3. DB. Alfaloive, vermochten biebei Bros
teinoide nicht zu vertreten. Aehnlich, wie Milchzucker, verhielt fi
der Traubenzuder ; langfam fäuerte ich Hingegen Rohrzuder, noch lang⸗
famer Amylum, und gar nicht Gummi. Wie fih Tragauth vers
halten haben würde, wurde nicht verfucht; Dörfurt zufolge geht
aber deſſen wäflrige Löfung für ſich zunächſt in geiflige, dann im
faure Bährung Aber; Dörfurt’s N. Deutſch. Apothekerb. I. 878. Die
Yard NRilch zaäͤhrung aus Stärke md aus Zucker hervorgegangene Säure,
war jedoch nicht immer Milchfäure, fondern zuweilen bilteten fi zwei .
andere Sänten, die Alucinfäure und die Apoglucinjäure, bie
beide mit Kalk Löslicge Salze bilden, fich aber dadurch von einander
ſcheiden lafien, daß das ſaure Kalkfalz der erfleren (von Beligot
ehtbedten) Saͤure in Alkohol löslich iR, der apoglacinſaure Kalk hin⸗
gegen nit; oben ©. 917 Anm. Die Apoglucinfäure wurde von
Mulder entvedt. Im braunen, burch Behandlung bes Zuders mit
Schwefelſaͤure vorhandenen Syrup, kommt Slucinfäure ſchon
fertig vor, läßt ich jeboch auch darin, aus dem unfrpflallificbaren
Suder, durch Behandlung mit Kalf erzeugen. Der im Wafler leicht,
im Altohol ſchwerloͤsliche glucinſauren Kalt wechfelzerfeht geloſtes baſi⸗
ſches eſſigſaures Bleioxyd; der hiedurch entſtandene weiße Niederſchlag
eutläßt dann, mit HB behandelt bie, durch Verdampfen der hievon
abſiltrirten Stäffigfeit, im fog. leeren Raume, zur fehlen Mafle ein zu⸗
vidende Säure. Diefe zieht aus der Luft keine Fenchtigkeit an, gegens
wirkt fauer und wandelt fi durch Kochen ihrer Löfung an der Luft in
Apoglucinfäur. Roberts m Thom ſon's Berfuchen zufolge
zeigte ſich (vflanzliches) Eiweiß wie Fett, die von elmem gefunden
Menſchen genofien worben, bald danach im Blute; das Fett war vers
fewunden in einer Ipäteren Zeit, in der Eiweiß noch nachgewiefen
werden fonnte. Mobert’s und Thomfon’s Folgerung gemäß: weil
es, im Magen geſchmolzen und fogleich darauf mit Hülfe des Waflers
in ben Blutumlauf übergegangen, mit großer Leichtigkeit die Hänte ber
Gingewelvefanäle durchdringe; Ann. d. Ghem. und Pharm. LIV. 209 ff.
Auch befätigte fa, was frähergghicher gehörige Thatfachen folgern
ließen (m. Srundz. II. 464 ff.), daß die fog. weiße Farbe des Blut
Serums von ber Zuführung der Nahrung in das Blut abhängig fey.
Sugleich zeigte fih, daß Blondlet's (ans Verſuchen abgeleitet)
Bolgerung: die im Magen vorkommende Gänre fey fanzer phosphorfaurer
Kalk, auf Irrthum beruhe, daß auch freie Hydrochlorſaͤure in demfelben
nicht vorfomme (oben ©. 1093), nach dem Genuſſe son nur pflanzs
lichen Speiſen (gelöfles Amylum, das im Magen während ber Ders
vauung zunächſt in Dertrin, dann in Zuder übergeht , bie
1096
Shomfon noch im Blute nachzuweiſen vermochte *), cher Mild-
zuder im Chylus; vergl. Meckel's Ach. II. 283. Weber die von
E. Home beobachtete Bildung (oder Ausfonderung?) von Bett durd
Digeflion der Menfchen -Musfeln mit Galle (während Rindfleiſch mu
Rindsgalle nichts dergleichen gewährten); a. a. O. ©. 248. (Ueber
künſtliche Koth⸗GErzeugung, unter ähnlichen Bedingungen ans ben
felben thierlichen Gebilden; ebendafelbf.) Zum Wachsthum, folgerte
Home aus Beobachtungen, fey Bett wicht nothwendig; ebendafelbfl. —
Das zum Schmieren von Mafchinen häufig verwendet werdende fog.
Klauenfett, dem man vor anberen Bettarten zur Reibungs: Min
derung ben Borzug 'ertheilt, weil es nicht ‚leicht ranzig wird, if,
feinem dyemifchen Beſtande nad) noch fo gut wie nnbefannt; über
Dertreter deſſelben f. m. d. Gewerbofr. III. 160. Um fünftlidge Er
zeugung, fog. Leihenfettwadfes; a. a. O. 1.150, 212. IT. 159.
Waſſerarme, farblofe Azotfäure wandelt Musfelfleifh, indem es das
felbe entfärbt, in eine im Waſſer unldoliche, im Alkohol lösbare, mit
Alkalien ſich verfeifende Maſſe; die Säure gelbt ſich dabei um» entläft
AOꝛ-⸗Gas. JIndeß bevarf es 6 bis 8 Tage ruhigen Gichens, wenz
bie Maſſe Wallrathsähnlich werden foll. Jenes gelbe Wett, weldes
Vauquelin erhielt, als er Mustelfafer mit Azotſäure von 1,284 Ei
gengewicht in einer Retorte behandelte, zeigte ſich begleitet Yon gelber,
etwas Bifriniäure enthaltender wäflriger Dralfäure und Wepfeliänre,
und von einer feften fafrigen Maſſe, die an Alkohol ein im ihm loͤe⸗
liches Fett (wahrjcyeinlich zum Theil eine Abänderung des fen im
Mustelfleifh vorhandenen Bett; oben ©. 1075) entließ, währen» un⸗
gelöft zurückblieb Pilrinfäure; zugleich entwidelte fi Bas, das ans
0,9 Maaßtheilen A:-Bas und 0,1 COꝛↄ-Gas beſtand. — Im Aufazs
des geröfleten Kaffee genießen wir gemeinhin auch mehr oder weniger
flüchtige jette Säure wit, die dem feilen und weichen, toben Kaffee
durch Alkohol entziehbaren Bett entflammt (m. Grundz. I. 651 ww
751 Anm.), und wenn daher Bett zum Verdauen nöthig iſt, fo wird
das Eaffeein, und ebenfo das Theobromin der Chocolate Durch die
den Kaffee wie die Bacao urfprünglich begleiteuten, beim Röften theil⸗
weife nicht weſentlich abgeänderten Fette in feiner Bertaulicyfeit gefür
dert, und fo iſt es daher zuträglicher, den KHafler, vorzüglich aber ven
Thee (deflen Theein dem Ggffeein — wie dem Buaranin wefentlid
gleichfommt) mit umentfetteter Milch zu genießen **). Uebrigens värfu
*) Zur Nachweiſung des Zuders verfeht Thomfon bas zu prüfense Biut-Gerus
mit Hefe, und Seitete dann das, in Boulge eingetretener fog. weiniger Gährumg
entwidelte Garbonfäure-&a8 in Barytwaſſer; aus ber Menge des alfo gefälte
Barytcarbonat berechnete er dann die der COq, und hieraus die des vorhembe
geweſenen Zuders.
”) Das Gaffeein — heimiſch im Kaffee, Thee, Paraguay: Three (va
Liehlingsgetränte eines großen Theiles der Bewohner Amerita’s; zumal jener u
1007
ba6 Seit der Kühe, und überhaupt ber von pflauzlichem Futter lebenden
Thiere nicht nur (mittel O:Berlufl) aus dem fehon fertigen Zuder
des Graſes (Heuee), defien Ausbildung man abzuwarten und daher
das Gras nicht zu frübe, aber ebenfo auch nicht zu ſpaͤt (wenn weis
tere Umbildung den Zuder wieberum zu zerfiören anfängt) zu ſchneiden
ober mähen hat, und aus dem durch Umbilvung des Satzmehle (Stärke
oder Amylum) entflandenen Traubenzuder hervorgebracht *), fondern
heißen Zone und ber niederen noͤrdlichen und fürlichen Breiten), von benen ber
leßtere tem IIex paragunyensis entſtammt, fo wie in der ben Früchten ver
Paulinia sorbilis entzogenen Buarana, Pflangenerzeugniffe, die, wie ſchon
früßer bemerkt worden, von den Menfchen inftinttmäßlg aufgefunsen zu ſeyn
feinen — befteht aus farblofen, ſehr dünnen und Langen, feldenglängenven,
ſchwach bitterlichen Prismen, vie bei 1000 C. 8%, Waffer entlaffen, bei 1780 0.
— 142948. ſchmelzen, und bei 3850C. — 8080 R. fuhlimiren, im Waſſer,
wie im Alkohol und Aether fchwerlöslih, und aus ihren 2äfungen nur vurch
Gerbjäure fallbar fine, mit Alfali= Laugen gefotten fi in CO Fo um
AB;z zerjegen, mit Schwefelfäure und mit Hübrochlorfäure Hingegen kryſtalli⸗
riſche Galzätnlihe Berbindungen eingeben. Gie enthalten neben HO volle
8 Berhältnifgewihte C, 5H, 2A und 20; und mitbin nahe 27%, Apot.
Dan erhält das Gaffeein unter andern aus vem ſcharf getrodneten Kaffee.
wie ans dem Thee (der vavon mehr als 1'/, Procent enthält), wenn man aus
dem Abſude derſelben vie Gerbfäure und übrigen Mitbeſtaudtheile, erſtere gänzs
lich, lettere größtentheils durch gelöftes Bleioxyd⸗Acetat ausfällt, dann durch⸗
ſeihet, das alſo geſäuerte Slüffige gelinde zur Trockne eindunſtet, die hiebel ver⸗
bleibende trodne Maſſe mit trodnem Quarzſand innigſt verreibt, und dann in
Hacher, mäßig erhihter und überdeckter Porzellanſchaale, ähnlich wie bei Bereitung
der Benzoeläure nach denen älteren, jeßt wicher erneuten Verfahren (oben &.990)
zur langſamen Sublimgtion treibt; über ein anderes Berfahren vergl. m.
Grundz. 471, 539, 650, 849 und 853. In gleicher Weiſe gewinnt man auch
bas Theobromin, das man reinigt, indem man es in Kali⸗Lauge auflöR,
baraus durch EalmiaksLöfung fällt, ven Nieverfchlag aber auswäfcht und gelinve
trodnet. 66 ſtellt, alfo gewonnen, ein weißes, kryſtalliniſches, im Waſſer
ſchwer⸗, im Altobol und im Nether noch weniger Löslihes, erhitzt theilmelfe
fublimicbares Pulver dar, aus deſſen Löfungen es Gerbiäure und auch Merkur⸗
chlorib gänzlich nieberfchlagen. Es beſteht ftödhiometrifh aus Co H; Az O2,
enthält 36 Procent Azot, und iſt auch, jedoch in ſehr geringen Mengen, in ben
HSülſen ver Cacaobohnen zugegen, wie auch Gaffeein in ven Hüllen ver Kaffees
bohnen vorkommt; beiberlei Hülfen find daher au, leytere zur Bereitung von
Kaffeeaufguß, erflere zu Shocolatesähynlichen Getränken verbrauhbar. Daß man
vom joy. Kaffeeſatz (ten Ruͤckſtand von Kaffeeaufguß) durch wieberholtes Au ds
kochen mit Waller noch Gaffeein zu entziehen vermag, war infofern ſchon
längf bekannt, als arme Leute ſolchen fog. Say fammelnd zur Bereitung ihres
Kaffee feit vielen Jahren erfolgreih benugten, wurte aber vor einiger Zeit ale
neue Gntvedung gepriefen. Nochmalige gelinde Roͤſtung ſolchen (getrodneten)
Satzes, befähigt ihn noch volllommener zu folcher weiteren Benutzung.
°») Schnedermann und Knop fanden in ver Islänpifchen Flechte auch ein in
gefchobenen vierjeitigen, meiſtens kleine, weiße, lodere, perlınutterglänzenbe
Blättchen bildenden Tafeln Erpftallifirennes, im Weingeift leichtlöeliches, geruch⸗
loſes, etwas ranzigkratzend, jeboch nicht bitter ſchmedendes Wett, oder vielmehr
Settfäure, von ihnen Lihefterinfäure genannt. Außerdem ergab fi) aus
igren Verfuchen, daß das bis dabin als fog. indifferenter Bilvungstheil betrachtete
„Setrarin” eine felbfifländige Pflanzenfäure, vie in laugen Nadeln anſchießende
1098
zum Theil durch Umbildung des Dlattgrün*), fo wie bas Bio
nenwachs theilweiſe au aus tem Wachs des Pollen ober fog.
Bluthenſtaubes umbildend erzeugt werden, das Brouf für bie alleinige
Getrarfäure ſey. Außer biefen beiten Säuren wurbe barin von ihnen no
eine dritte, noch näher zu beſtimmende, in rundlich en Köruchen ſich gekal:
tende Gäure wahrgenommen. Die Licheſterinſäure löſt fig in fiedendem 42%
180/0 igem Weingeiſt, waͤhrend ein Weingeiſt von dieſer Stärke von den übrigen
beiden Sauren keine aufnimmt, und ſiedendes Steinol (Petroleum ober Bergöf)
1öR nur erſtere, dagegen keine ver Iehteren Säuren; ebenſo Lö auch kalter
Allohol, den man mit Rosmarindl verſetzt hatte, nur Licheſterinſaͤure um
Flechtengrün (das im Kampfer:baltigen Aether leihtlöslig iR). Die körnige
Säure wird von Alkalisköfungen nicht aufgenommen, bie mit Allalien verbuns
dene, bittere Getrarfäure bräunt fich leicht an ber Luft, if für ih im Waſſer
unlöstig, loͤtlich im Aftobol, bildet mit KO ein Salz, das vom Weingeiſt
leichter gelök wir, als fie ſelbſt. Analytiſchen Unterfuhungen zufolge ſcheint fie
ſtochiometriſch aus 34 ©, 16 H und 15 O aufammengefeht zu ſeyn; auch Allali⸗
carbonat-Löfungen Idien fie leicht auf, naher: Entbitterung der itlandiſchen dlechte
buch Behandlung mit Bottafchens®öjung (was aud bei den Kernen ter Rob:
: Taftanien zu gleichem Ergebniß führt; vielleicht vaß auch vieſe Cetrarſäure
enthalten?) In dem Maaße, wie aus ihren alkaliſchen Auflöfungen durch Zuſch
freier Säuren gefällte, friſch bereitet gelbe Getrarfäure an ber Luft ſich bräcet,
In bemſelben Verhaͤltniß wird fe auch zerfeht und dem gemäß entbittert. Um
leichteſten erleidet fle viefe Berfegung, wenn fie an Ammonoxyd gebunden iR;
es ſcheidet ſich vann, durch Zufag von Säuren, ein brauner, dem Anſchen nad
Sumfnsartiger Stoff, in Jorm eines Nieverfchlage. Durch Kalicarbonat⸗Löoſung
G. 8. durch Büchenaſchen⸗Lauge) entbitterte, dann gewafchene islänpifcdhe Flechten
und Roßkaſtanienkerne, eignen fi, getrodnet und zermahlen, in Nothjußren ai
Zuſatz zum Brodteige fehe wohl zu Kormmehls Vertretern, obgleich ihnen Ujet⸗
haltige Bılvungsthelle abgeben.
*) Der in ven jungen Blättern des Polyg. tinct. L. vorkommende Indigo, findet
ſich dort, und zwar in zahlreichen Zellen unter Ber Blatt-Oberfläde, ebenfalls
in Form von erſt weißen, vann grünen Kügelchen, vie aber ſchon im Blatt ſihh
bläuen, und mebr noch, wenn fle dadurch der Luft ausgefeht werben, daß man
bie Blätter zerflampft oder mit Wafler zerweidden läßt. — Vielleicht gehört jene
Grün hHieher, welches Carus entfichen ſah, als er die Larven ver Cphemeren zer
ſchnitt und nun bemerkte, daß ber weiße (das Blut vertretenbe) Saft verfelben,
von dem er zuvor mikroſkopiſch nachgewieien hatte, daß er etwa von ber Mitte
des Innenkörpers aus fih in fplralfdrmig laufenden Gefääßen abwärts und wich
aufwärts bewegt, von der Luft berührt fofort fi grünte. Die Thiergalle zeigt
grasgrüne Farbung vorzüglich nad "Bufap von Säuren, aber es ſcheint det
Gallengrün ſchon fertig in ber Galle vorzuliegen. Berzelius nennt ei
Cholopyrrhin. Es ſcheint nur eine Abanderung bes Chloropheyll zu ſeyn.
Gallenſteine, welche aus demſelben beſtehen (in ver Galle ſelbſt kommt eb
nur im verhaltlich ſehr geringer Menge vor), löſen ſich im wäffrigfläffigen Kali⸗
hydrat auf, und, mit Azotjäure überfeht, färbt fi die Auflöfung zunisf
grün, bann ſchaell Blau, hierauf violett, dann roth und emblich gelb, ums
ebenfo verhalten fi and, unter gleichen Bedingungen, vie Galle des Mengen
und die ber Kunze. Zieht man dagegen Gallenconcremente mit Waſſer uns mit |
Aether aus, fo hinterbleibt es, da es in Waſſer (und im Alkohol) wenig un
im Aether untöstich if. Aus der alfalifchen Auflöfung viefes Rädftaures ſchla⸗
34 pi Säuren grün nieder, nachdem fi nie Auflöfung zuvor am ber Saft
beg te.
— — — — — — — —
1008
Duelle des Bienentwachies hielt, das, ihm zufolge von den Bienen im
Wefentticden unverändert zur Sellenbildung verwendet wurde, wogegen
joch ſchon Huber trefiende Einwürfe machte *), Zum Beichluffe
diefer verfchievenen auf Bettbileung und Fettverwendung in lebenden
thierlichen Leibern, fo wie auf verwandte Wandelungen und Umbildun⸗
gen pflanzlicher und thierlicher Bildungstgeile, bezüglichen Bemerkungen
und Mitteilungen mögen bier noch nachſtehende folgen, bie, wie «6
feheint, bei ben Beitgenofien fat ganz in Vergeſſenheit gerathen find,
obwohl fie mit manchen neneften Zolgerungen über Weſen und Geſetz⸗
liches thierlicher Eutwidelung auffallend übereinſtimmt. Bau Bos
chaute (ein Belgier) Hinterlegte im Jahr 1783, im IV. Bande, ber
Memoires de l’Acadömie Imp£riale et Royale des solences et
belles Lettres & Bruxelles nachſtehende, aus verfchiedenen Beobs
achtungen abgeleitete Bolgeruugen: 1) ber thierliche Etoff entfpringt
in den Gewächfen, und entwidelt fi, ins Thierreich verfeßt, zu ors
ganiſirten THierlörpern; 2) diefer thierliche Etoff if der Mehlleim
(Rieber, Bilanzenleim); 3) durch vie Berbauung von fremdartigen
Theilen befreit, kommt er in bie Eäfte und wird zum Theil der
Jäfige Befanstheil des Milchfaftes; 4) die von Säuglingen genoflene
Mid wird beim Uebergange ins Bint zu Gunften der Leibes: Ernährung
zerlegt; die Balle befommt vom wäfrigen Theil den Miichzucker. Die
Ealze der Milch, namentlich ihr Kochſalz und Digeftivfelz (Kalin⸗
chlorid oder Ehlorkalium) Lienen dazu die Fäulniß zu hindern. Das
Milchfett dient zue Herſtelling des Thierfetis. — Unter den Beweiſen
für die Behauptung: daß der Kleber es fey, der bie eigentlich thiers
lichen Gebilde bebinge, beruft Bochaute fi auf die Thatfache, daß der⸗
felbe, und ebenfo eine annoch Mehlleim enthaltende Stärke, mit Kali
erbigt, Ammoniat entwidele. Hätte er das Pflanzeneiweiß gelaunt,
er würde es, zweifelsohne, neben dem Kleber, als Hauptquelle für bie
Bildung des Bluts (and der aus demſelben entfpringenden W;.t:haltigen
Thiergebilde) in Anſpruch genommen haben. Bereits im Auguf 1806
begann der Berfafler dieſes Handbuchs, feine Betrachtungen des äußeren
und Inneren Zuſammenhanges, ter die Erde bemohnenden lebendigen
®) Die Bienen (Hummeln und MBespen) fammeln ven Bläthenſtaub mit ihrem bes
baarten Leibe und behaarten dicken und kurzen Schienen, bürften ihn dann mit
ihrer Zunge ab, nehmen ihn in die Borderfüße unb bringen ihn fo in die Schau⸗
feln itrer Hinterfüße, indem fie. die Maffe mit ven mittleren Füßen fehbräden.
So zu ihren Köchen (Neftern se.) angelangt, Rreifen fle in den Zellen vie Häuts
den ab, verzehren fle hierauf (oder reichen fie ver jungen Brut als Yutterbrei).
Da dann bad Wachs, ans dem Pollen der Amtberen dem von ihnen zuvor vers
zehrten Reectar und ihren eigenen Säfte bereitet, in Blattchenform an ben Geiten
ihres Leibes beranstritt. Zur Sammlung und Gonderung bes Gonigs vient ben
Bienen ihre Honigblaſe.
1100
Einzelweſen *) mit der Bemerkung: „baß bie auf fleiſchliche Nahrung
angewielenen Thiere fpäter betvorgegangen feyn müflen, als bie vor
Pflanzen lebenden, folgt von felber, ob diefes aber auch von Infuſo⸗
rin gilt, ſteht no in Frage. Da jedoch thierliche Bewegung
(GSelbfibewegung) nicht nur änßere Bewegungsglieber, fondern auch
innere Bewegungsorgane vorausſetzen (Scherer's Allg. Ionen. ber
Chem. VI. 200), dieſe aber durch innere Ernaͤhrungswege eniwidelt
und erhalten werben müflen, ähnlich wie bei Höher entwidelten Tihieren,
fo tft es mehr als wahrfcheinlich, daß die Iufuflonsthiere vom mikro⸗
ſtopiſchen Pflanzen und dergleichen Pflanzenreften, und nicht, wie bie
Pflanzen ven anorganifchschemifchen Verbindungen, und namentlich
nicht von Kohlenfäure und Wafler leben, obgleich dieſe binären Ber:
bindungen ohne Zweifel ihre Pflanzenkoſt begleiten und bamit zugleich
zum Theil auch überfommen, was. durch beide Flüſſigkeiten au erdig⸗
falzigen Gemiſchen zur Herſtellung ihrer feſten Leibestheilchen erfors
derlich iR.“ Vergl. m. Grundr. d. Experimentalphyſik (ifte Aufl.
1809 und 1810; 2te 1821) II. 12tes Cap. überſchrieben Geſchichte
ber Ratur, fo wie meine „Einleitung iu bie neuere Chemie” (beſon⸗
ber& ©. X und XII ber DBorrede, fo wie ©. 252—256, 317 u. 323 ff.
und 353 ff.) meine Bemerkungen über Entflehung der Artenwerihe und
verwandte Gegenſtaͤnde, in meiner „Vergleichenden Ueberſicht des Ey:
fiems der Chemie” (Halle 1820. gr. 4.), insbefondere bie einander
(der Bergleihung wegen) gegenüber aufgeführten Abſchnitte: Ehe
mismus und Organismus, Kryflallifation mb Organi⸗
fation (6. 18 ff. und ©. 65 ff.), und mein „Hanbbuch der Meteoro⸗
logie“ (Brlangen 1825 ff. 8.) I. 27, 33, 192; IL. 21, 131, und
ur. 591. .
vpe) Während die Milch ber Frauen weber durch Erhitzen, noch mittelfi
Säuren zum Gerinnungs⸗Verdicken gebracht wird, wirb vieles bei
%) Ga waren biefe Betrachtungen Theile jener freien, von Experimenten begleiteten
Borträge: über den Hauptinhalt der damaligen gefammten Naturwiffenichaft (der
Naturbeſchreibung als beurtheilenre Betrachtung des Wirklich⸗Gegebenen,
der Naturlehre ald Nichweifung ver möglichen Bethätigungen des Gegebenen,
im Berbältniß von erfannter Nrfache zur bekannten Wirkung, um her Ges
Site der Natur, als Grfchließung bes zum Gewordenſeyn bes Gegebenen
nothwendig Erforderlich = Bewefenen) oder des, aus beurtheilender Dergleichung
der Gegenwart, ber möglichen Zukunft und der Vergangenheit der Erde: in itrer
Gefammtbethätigung Erſchließbaren, welche ter Berf. d. Hobs dem unvergeßlichen,
weilen und edlen Churfürſten, und nachmaligem Großherzog von Baden Karl
Friedrich und feinen Kofe, in den werktägliden Abendſtunden mehrerer
Wochen, zu Baden im Murgthal zu halten Hatte; Vorträge, aus denen bald
baranf jene erwuchſen, welche feit einer Sangen Reihe von Jahren, zur Gröff:
nung jedes Studienhalbjahrs (1513 und Frühling 1815 ausgenommen) in ber
erfien Woche deſſelben, unter ver Benennung: „Unchllopäpifche Ueberficht ber
gefammten Naturwiflenichaft", von ihm gehalten werben.
1101
" J
Kuhmilch durch Sänren, bei Fleiſchfreſſerinnen (bei Hündinnen,
in denen von Dumas hierüber angeſtellten Verſuchen) durch Wärme
bewirkt. Das Coloſtrum (erſte Mil in den Brüfen, nach ber
Geburt) der Frauen erliegt folcher Verbickung jedoch, Marchand
iufohge, in ben erſten drei Tagen. Bon Pflanzenfutter gänzlich
freies Fleiſchfutter bewirkte in jener Hündin @rzeugang von Milch,
welche feinen Mildhzuder enthielt; bei Fütterung mit Brob trat wieder
Mildyzuder Erzeugung ein. — Beiläuflg fiehe hier die Bemerkung, -
daß die Sonderung der Butter aus der Mil, das fog. Buttern, weit
ſchneller von flatten geht, wenn bie Mil (wie in ber Lombarbey)
wicht geflampft, fondern im Kreife, innerhalb eines mit einer Hands
babe verfehenen hölzernen, von eifernen Reifen umlegten Faſſes bewegt
wird. — Zerſtoͤßt man die fog. Ameifeneter und preßt fle aus, fo
ecehält man, John's Beobachtungen zufolge, eine milchaͤhnlich ſchmek⸗
kende Bläffigfeit, äußerlich ahnlich einer mit Ehocolate vermifchten Milch,
die Lackmus ſchwach röthet, erwärmt geliefert wie faure Milch, dabei
ſtarken, wibrig thierlichen Geruch verbreitend, erhigt: Rärkere Albumin⸗
Berbidung erleidet, in den gefonderten Molken, Milhfäunre und
BHosphorfäure, aber Feine Spur von Mmeifenfäure barbietet,
außerdem aber im Hundert ſich zufammengefeßt zeigte aus 12,5 @igen-
geruch entwirfelndes, ſchwer verfeifbares gelbes Bett; 11,0 Albumin;
16,25 durch Weingeiſt ausgezogene, Wachsartigen Stoff und mild»
faure ze. Salze enthaltendes Gemiſch (fog. Ertract); 6,2 wäflriges,
Salze⸗haltiges Extract; 4,84 unlöslicde Salze und 49,21 Ehitin®*),
Diefer fehr verbreitete Bildungstheil macht nicht nur, wie beffen Ent⸗
decker Odier darthat, den fetten Theil der Käferflügelveden aus, fons
dern if Aberhaupt der fehle Stoff aller Juſekten. Laſſaigne zufolge
Tann man das ganze- aus biefem Stoffe beftehende fehle Gebilde alſo
das gefammte Außens und Iunengeräfte eines Infeltes farbios und
durchſichtig darſtellen, wenn man das Inſekt behutfam mit KOHOs
Löfung behandelt, von der das Gerüſt ſelbſt bei Siedhitze nicht angegriffen
wird, und if daffelbe farbig, fo bleicht es binnen wenigen Stunden
in unterchlorichtfaurem Kalt, das man am Ffürzeflen gewinnt, wenn
man Chlorgas in Kaltearbonat s Löfung treten läßt. Säuren löfen es
9 Ueber das Eoloftrum der Kühe ſiehe oben S. 10793. Es tft, gleich dem
ver Frauen, Vettsreicher als Mil. - Berfegt man. Mil mit Kochſalz Bis
zue Sättigung und feihet fie dann durch Fließvapier, fo Läuft Slüffiges, Mares,
etwas Gafein, Milchzucker und Salze enthaltendes Serum durch, während auf
sem Geibpapier die Milchkügelchen verbleiben. Sie beftehen aus Butter und
Gafein, phyſiſch verbunden.
Vergl. m. Grundz. I. 650. — Die Aſche der Ameiſeneier (vas find bie
Buppen der Ameifen) enthielt Natroncarbonat, wenig Kochfalz und Digefivfalz
(KCh), eärbonfanren und phosphorfausen Kalk, Gifenoryb und Silieſdure.
1108
Dagegen leicht auf; nach Bayen: gewäflerte SOs, AO;, HChıc. in
wenigen Augenbliden; verbüunt man dann ſolche Auflöjung und neu⸗
tralifirt man fie hierauf durch Alkali, fo läßt ſich das aufgelöft geblicbene
Chatin dazaus durch Berbfäure nieverichlagen. In den Krebsſchaalen
beträgt es 7,60/0, tm Slkelet des Seiden wurme 9,5905. In letz⸗
terem trägt es wahrſcheinlich ſehr betraͤchtlich bei zu jener Haltbarkeit,
welche die „aus den ganzen Seibenwürmern“ gefertigten Schnüre dar
bieten; m. Arch. f.d. ges. Naturl. XVII. 143. Bom Ligrin (Holz
fafer) und der Gellulofe (Pflanzenzellenſtoff) iR es, 26 Verfuchen
zufolge, wefentlih und feinem ganzen chemiſchen Verhalten nach ver:
ſchieden; wietbohl des Lignin in dem Vielfachen feines Gewichtes
waſſerarmer Azotfäure (zerſtörend) aufgeloͤſt und fo vom Wellulofe ges
ſchieden werben kann. Näher bingegen, und feiner Zufämmenfeßung
nach dem erwähnten Zellſtoff wefentlich ähnlich, if das von Gouerbe
sor mehreren Jahren enutbedte Donin (m. Grundz. I. 679 Anm.),
das derjelbe aus dem Hühner Eiweiß dadurch gewann, daß er eine
ſtarke wäfirige Löfung deſſelben längere Zeit eine 500R. — 6205 C
‚nicht Hberbietenden Zühlwärme ausſetzte; ohne zu geriunen oder zu
faulen theilte es fih binnen Monatsfrift in ein das Donin darſtellen⸗
des häutiges Gewebe und in Feine Häute mehr entlafiendes flüſſfigeres
Albumin; erſteres war, gereinigt, durchſcheinend weiß, von bilätttig
Häntigem Gefüge, leicht zerreibli, geſchmack⸗ und geruchlos, unlöss
lich in Taltem wie in heißem Wafler, in letzterem jedoch zum
Schleime *) aufſchwellend; unldelich in Weingeiſt, Aether und
Eſſigſaͤnre; gänzlich Azot⸗frei. Dieſelbe Hydrocarbonorygen⸗
Verbindung ſcheint aber auch der feſtigende Stoff der Weichthiere uud,
Iufeften audgenommen, aller übrigen wirbeljäulelofen niederen Thiere
zu ſeyn; vielleicht, daß im Ehitin eine innige Berbiadung deſſelben
mit einem noch unbefanuten Proteinoid vorliegt? Das Chitin erin⸗
wert übrigens mit feinem Verhalten in mancher Hinfiht an den
Thierſchleim, ein Bilvungstgeil, der, wie ich bereits vor 14 bis
15 Jahren folgerte: in dem Horn und ben hornartigen (von mir
bamals mit Mucofibrin bezeichneten) Bebilden, in Abſicht auf Zus
zufammenfegung, wefentlih ähnliche Berbinbungen zur Seite bat;
a. a. O. 1.671. Wie alle, ven Werth verhältlich felbARändiger Einzel
gebilde tarbietende Höhere Bildungstheile, fo zeigt ſich auch ver
Schleim, wenn er, gefendert von Schleimhaäͤutchen, mifroffopifd
befehanet wird, in Form EHarer Körndyen, begleitet von abgefoßenen
— —
*) VBofod fuchte darzuthun, daß das Eiweiß Schleim enthalte; es ſcheint dieſer
Schleim aus annoch ungefchienenem, vielleicht etwas Albumin-haltigem Donin
befanden zu haben. Es wurbe biefer fog. Schleim werer von Merkurchleriee
2öfung noch von Gallaͤpfel⸗Aufguß getrübt, wohl aber von ef figfanrem Blei:
oxyd, vornehmliqh von baſiſchen weiß gefällt.
1108
Heinen Zellen uud Stackchen des Oberhäntchen ®) des Gchleimbänte.
Näher unterfuht zeigt ih, daß jene Köınden von Waſſer umgeben
And, in welchem, außer kleinen Anutheilen ber gewöhnlichen Ealze,
Epuren von Albumin vorkommen. Im Nafenfhleim beträgt diefes
Waſſer 93 und der Schleim 5 Procent, während die Salze, fanımt
Albumin 2 ausmachen; Derhältniffe, die in anderen Erhleimen, z. B.
in dem der Harnblafe, der Gedaͤrme, des Magens, mehr oder weniger
von einander abweichen. Im Wafler quillt der von feinen Begleitern
befreiete Echleim uur auf, ohne fich Darin zu Iöfen, und verhält ih
in diefer, fo wie in mancher anderen Hinſicht, ale Azot⸗haltiger
Dilsungstheil zum Eiweiß, wie in Pflanzen das Amylum zum Gummi.
Jedoch ähnelt ex lezterem in fo fern, als er, obgleich nur im Wafler
Har aufgequollen, doch fabenziehend if, wie eine gefättigte Gummis
Löfung. Bntwäflert erfcheint ex gelb, in waſſerarmer Effigfäure (die
Albumin nicht fallt) fhrumpft er ein. KalisRöfung nimmt ihn leicht
auf, damit eine ziemlich leichtfließliche Mifchung gewährend.
a0) Die Chylusdrüſen der Gchleimhaut des Magens (alfo auch Laab;
oben ©. 1074) entlaflen den fog. Mageufaft, und damit das in
igm wirkende , mehr ober weniger feRe Nahrungsmittel verflüffigende
und dadurch verdaulich machende Pepſin (S. 1072, 1086 und 1094),
bas in biefer feiner Cinwirkung zunaͤchſt vom Speichel (oben ©. 983)
unterkäßt wird, von dem ſchon bie älteren Ehemifer des vorigen Jahr⸗
hunderts, zumal Bringle, wußlen: daß er bei Luftberühbrung Mehl
säbren mache, dagegen Fleiſch gegen Verben ſchütze, Bilanzenfoffe
nicht Andre, mit Säuren vericht keine Garbonfäure entwidele, daß
ee für ſich deſtillirt mindeſtens 800/9 Waſſer entlafle und ber, mens
Ben Unterfuchungen gemäß, anf Amylum verflüffigend wirkt: Kraft
feines Diasta 8-Behaltes (oben ©. 917 fi. und 920), und, fo weit
er ſich nicht zur Bildung bes fog. Weinſteins der Zähne mit
verwendet findet, außerdem noch für Die Verdauung vorbereitend phy⸗
ſiſch fi dadurch förderlich zeigt, daß er, kraft feiner Ehläpfrigkeit,
feRere Nahrungsmittel umhüllend, biefelben gleitbarer und fo den Bers
Vauungsorganen zugänglicher macht, zugleich aber atmofphäriiche Luft
umb gaflge Earbonfäure der Mundhoͤhle umſchließend (und mithin mit
der erſteren: O⸗Gas) in den Magen fördert **). Um bie Wirkung
— —
*%) Das Epithellum. — Jene bunne Blüffigkeit, welche beim Schnupfen ausgefonbert
wird, iſt gänzlich Schleim⸗frei, enthält dagegen verhaͤltlich viel Kochſalz, und
außerdem hauptſächlich Albumin; ob in Iauge anhaltennem Schnupfen bie ſcharfe
Nafenfüffigkeit nicht aut Sal miak barbietet? flieht noch zu unterſuchen. Die
fpäterhin, der Geneſung näher, fi ausſondernde dicke Eiterzaͤhnelnde Slüſſigkeit,
bietet nun wieder Schleim dar, aber begleitet von einem beſonderen gelben Bett.
Der eigentliche Speichel wird dem Blute entzogen, mittelſt jener großen
(Speigels) Drüfen, welche, nahe der Mundhoͤhe, bei den Ohren und ber umteren
Kinnlade fich befinden, fo wie durch bie unter der Bunge gelegenen. Alſo
- wu u -- | ee — gg — —
A004
bes Bepfin: (vonssewes, Kochnug) zu würbigen, Barf man (kehmann
zufolge; oben ©. 1003 ff.) wicht überfehen, daß der zur Berflüffigung
won Fleifch, geronnem ober zur Härte verdicktem Eiweiß, Hänten u. f. w.
nöthige Magenfchlund » Schleim (Mucas oesophagi), entlaflen aus
den Drüfen der Magenſchlund⸗Drüſenhaut, reicher an Fett (und zugleich
zäber) if, als der aus denen im Gaumen und Halfe befindlichen
Drüfen, zmnal den Mandeln, gefonderte und eben fo auch als der ans
denen in den Hänten und in der Mündung der Lufrröhre befindlichen
Drüfen und überhaupt als jeder andere thierliche Echleim. Die Mits
wirfung bes mittelft des Speichels luftig zugeführten O⸗GSaſes, fcheint
fi zunähft nur auf Umänberung bes Speichels felbft zu befchräufen.
Sartgefottenes Eiweiß heiſchte wenigſtens, um’ mittel des Pepſin
flüſſig zu werden fein O⸗Gas. Die wichtigflen Verſuche neuerer Che
mifer über den Magenfaft, verdanken wir Beaumont, der nadywies,
daß menſchlicher Magenſaft auch außer dem Leibe auf Speifen ber
erwähnten Art auflöfend wirke (Müllers Phyſtolog. I. 527), Eberle
- (Boyflologie der Berdamung. Würzburg 1884. 8.), der zuerſt nad
zuweiſen bemühet war einen eigenthümlichen Wilbungstheil als Begrass
der der Verdauung nächzuweifen, Indem er’ barthat, daß - verbännte
Saͤuren und Schleim mitfammen bie Verdaunng bewirfen, währmd
fie‘ gerrennt nichts der Art zu leiflen vermochten *), Schwan, kr
Gum Theil mit Müller), fo wie Lehmann, @'s Berfuche wiederholte
und erweiterte; vergl. Müller's Arch. 1836. Ans biefen und mehreren
folgenden Verſuchen, ſowohl der genannten. ale fpäterer Beobachter
- ergab fh: 1) daß eine Flüffigkeit, gewonnen durch Digeſtion eines
mit Hydrochlorſaͤnre ſchwach angefäuerten Waflers mit zerfüdelter
r geſondert gelangt er durch befoubere Gänge in ben Mund, und wird bier, theil⸗
‚ mit den dortigen Aushauchungsfioifen, tbeild mit dem fchleimigen Saft der Meinen
Balgbläsleins Drüfen vermifcht. Bei gefunden Menſchen if er volllommen farb:
los und ſchmacklos im Munde beffen ver ihn ausfondert, erhält aber, theils
durch) Hungern, theils vurch Erkrankung, bitteren, Süßen, ſauren, falzigen , wisrig
fautigen Geſchmack. Er gefrtert. nicht fo leicht. ale Waſſer (morin er gu Boren
finkt), geräth aber in freier Luft bei mäßiger Wärme leisht in Fäuinif. Zur
Nachiszeit verſchludt ihn der Menſch unwilltünrlich, Thiere verſchlucken ihn au
"am Tage. Sofern er fi bei ver Zafnmweinftein= Erzeugung Bethätigt, dient er
ſehr wahrfheinlig zuvoͤrderſt mikroſkopiſchen Thierchen zur Nahrung, bie ben
von ihm überlommenen phobphorſauren Kalk, und muthmaßlich pie am
feinem Diastas» Gehalt Hervorgegangene Cellulofe als feftigermen Stoff für ihre
Leiber verarbeiten und verbrauchen.
*) Daß füuerliher Auszug der Schleimhäute, GCiwelß in Dsmazom um Sali⸗
vin (oben S. 1077 und ©. 1035) zerfallen mache, daſi jede Schleimbant ge
eignet ſey, mit Säure behandelt Verbauungs - Slüffigkelt zu gewähren. Au
machten feine Verſuche es wahrſcheinlich, daß eines Theiles die Wirkung nicht
ſowohl von ver Haut der Schleimhaut, als vielmehr von teren Schleim bebingt
wurde. Nah v. Laer if Horn ꝛe. und mithin’ auch Schleim (oben &, 1102)
ſelbſt ſchon ein Doppeltgebilde aus Bioxyproteĩn und einem anderen Bindemittel.
1108
Magenfegiehnbant, bas Wermögen: geronnenes Albumin, Fibrinec. unter
Abänderung der Eigenfchaften diefer organifchen Erzeugnifie aufzuläfen
vernichtet werbe, ſowohl durch Giedhite, Alkoh ol u. Aetzalkall⸗Loöͤfun⸗
gen, als auch durch waſſerarme Säuren, fofern die einen oder die anderen
„im großen Meberfchuß“ beigegeben wurden *), durch Schweflidhtfäure
ſchon bei Heinfter Meuge**) ; 2) daß es im Wafler löslich, mit Bleioxyd und
ebenfo mit Merkuroryd verbunden und benfelben wieber entzogen werben
fönne, ohne Zerflörung oder aud nur Minderung feiner Wirkſamkeit
zu erleiden ®*%), 3) daß es, einmal entflanden, ber Ehure-Berührung
nicht betürfe, um ſich wirffam zu zeigen; wie denn wohlausgewafches
nee Laab (oben ©. 1072 Anm.) Mil zur Scheidung in Cafeins
Hydrat, Bett und Nolken bringe, ohne daß berfelbe irgend von Säure
begleitet fey 7); 4) daß es jedoch der Säure, und am wirkungsreichſten
ber Hydrochlorſaͤure berürfe, um aus Schleim gebilvet und entwidelt
zu werden. „Richt Schleim als folcher ifl das unmittelbare Verdauungs⸗
princip, fondern nur der von Säure (dur Säure: Berührung) auf:
geregte Schleim bietet es (in Folge diefer Aufregung) dar”; Schleim⸗
freies (oder vielmehr von DoninsHydrat freies) Ciweiß gewährt,
9 Bitriolöl, Ayotfäure von 1,125 Eigengewicht, fehr waſſerarme Hybrodlorfäure sc.
(aber wicht Eſſigſdure) zerfiören das Pepfin, ebenjo gefättigte Löfungen von
Kali- oder Natron s Hyprat und deren Carbonate; war hingegen bas Pepfin ber
Bersauungsflüffigkeit ſtark verdünnt, fo minvern fie bei gewöhnfider Bühtwärme
zunaächſt nur veſſen Wirkſamkeit, bei Temperaturen über 500 C. — 4008. hins
gegen Geben fie dieſelbe auf.
) Meinke (Minima) von ſchwefelichtſaurem Natron, vie alfo, IR in ver Ver⸗
bauungsflüffigkeit (mie gewöhnlich) freie Hydrochlorſaͤure zugegen, SOg entlaflen,
zerſibren das Bepfin unwirerbringlich.
0) Bepfin-Bäfung wird (worucch ed fi vom Salivin, oben ©, 983 Anm. und
©. 1103, unterſcheidet) von PBOA um MrCh gefällt; vie autgewaſchenen
Niederſchläge üben Schwache, bie mit AS behandelten und daburch in unlösliches
Schwefelmetall und Lösliches Bepfin gefchlevenen ſtarke Berbauungs s Wirkfamteit.
HR. Thom ſo m fand im grünen breiigen Magens Inhalt eines Echaafes, das 24 Stunden
na der Fütterung gefchlachtet worben, weber freie Edure noch freies oder an
CO, gebunvenes Alkali. BlonpLot’s Behauptung: vaß faurer Magenfaft nicht
mit Kreive (Kallearbonat) gefättigt werden koͤnne, fand T. nicht beflätigt, bes
mer?t jeboch zugleich, daß B's Ergebniß wahrſcheinlich Folge ver Anwärmung
geweſen; denn es ſey bekannt, daß Eſſigſäure ums Milchſäure bei höherer
Temperatur von kohlenſaurem Kall nicht genau neutralifirt werben koͤnnten, ſon⸗
vera bazı ber Kal kmilch (CaOHO) bedürften, welche, zu gleichem Zwecke
anch von ven Holzeſſigfabrikanten benutzt werde, um ven Holzeſſig zu fättigen.
Aun. ». Chem. u. Pharm. LIV. 215 fl. Blondlot Hatte aus jenem Nichte
gefärtigtwerten des Kalkcarbonat irrig gefolgert: der faure Magenfaft enthalte
„fauren phesphorſauren Kalle, der übrigens bervortreten Tann, wenn neben phots
pqorſaurem Kalt (photyhorjaurem Natron x.) Hyprochlorfäure zugegen if. ’s
Serſach, in Verbindung mit Thomfon’s fo eben berührtem Berhalten ber
Gffigfäure und ber Milchfäure zu CaOCO2, macht es wahricheinlih, daß im
vom von Blondlot unterfurhten Magenſaft eine viefer Sauren ober beide vor⸗
70
1106
— — — 4
mit hinreichend verbünnter Saäure behzandelt, fo wenig Pepſin, als
dies der Fall if, bei dem gleicher Einwirkung unterworfen geweſenes
Fleiſch, Speichel ꝛc. *); 5) daß (Echweflichtfäure ausgenommen) weber
*%) Speichel und reiner Schleim, gaben mit Gybrodjlosfäure und ſoviel Mae,
als der Speichel bereits mit in den Wirkungskreis brachte, mittelft 24 ſtündiger
Digeftion, keine Chymifieation des Ciweißes. — Aus Berpanungsflüffigeit hervor:
gegangenes Salivin wurbe nicht vom Aetzſublimat (MrCh), wohl aber vom
PbOA gefällt. Webrigens wird auch pas wie Wleiich ſchmeckende mb danach von
Berzelius benannte Zomivin von PhO A nievergeichlagen (pas von Gherren!
in ver Sleiſchbrühe aufgefunnene kryſtalliniſche Kreatin bat Niemaud wider
auffinden können), Das Zomivin bildet einen Mitbeſtandtheil des Fleiſchertractt
ift nicht im Weingeiſt (von 0,833 Eigengewicht), wohl aber im Falten Walz
Töstih, und findet fi im Ochfenfleifh zunächſt begleitet von einer „Bummi
ähnlichen", an Boſt ocks Schleim (oben ©. 1102) erinnernnen, baber wohl am
paffennfen durch Sleifhgummi zu Sezeichnensen, durch bafiich effigfauret
Bleioxyd fällbaren Bildungstheil, fo wie von einem anderen, weber non nal
tralem, noch von baſiſchem Bleioryb-Acetat, noch Yon Alkohol, und ebeniowenis
durch Merkurchlorid, und auch nicht durch GBallipfelaufguß ansichelvungäfisigen,
mithin Hierin dem Inder ähnlichen uns vielleicht einftweilen durch „Bleiichlaft‘
zu benennenven (?) und von einem britten, ſowohl durch Merkurchlorid als vard
Salläpfelaufguß fällungsfählgen. Es war dieſes, aus ben genannten Bilsungk
theilen zufammengeiehte Fleiſchextract, dem Wleifche entzogen worben durch Kalte
Waſſer, und enthielt urſprünglich auch noch Albumin und Garbefkoff, tie vor
Scheidung der beichriebenen vier Bilpungstheile, erſteres durch Sieden entferat
wurben. Hievon befreiet, wurbe ber kalt bereitete wäflrige Auszug junähR tvard
Abdampfen eingetrodnet und ihm dann zuvörberft mitteld Weingeiſt von 0,833 Gi⸗
dengewicdht entzogen, was foldem Weingeiſte zugänglich erſchien. Diejer wein
geiftige Auszug enthielt das zuerfi von Thenard ähnlichen Weges bargeftchte
‚ Dömazom (von dem Berzelius gezeigt hat, daß es ein mehrfach zuſammen⸗
geſetztes Gemenge if; vergl. oben &. 1085). Es wurde bemfelfen vurch Bes
handlung mit abfolutem Alkohol ein Stoffs Gemenge entzogen, das werner im
gewäflerten Weingeift noch im Waſſer Löslih IR, im Waflerbave nicht zur Trockne
gebracht werden Tonnte, Tonbern ftets balbflüfflg blieb, nad längerem Stehes
und barauf folgendem Grhigen einen Karnartigen Geruch annahm, come kiefe
Beränverung erlitten zu haben mit MrCh veriest: einen an MrO gebuukemen
Bildungstheil in Niederſchlagform entließ, und von biefem abgeſeihet eine Füſ⸗
figfeit varftellte, aus welcher PhOA einen anveren vergleichen Beſtandtbeil füllte,
der als die Duelle jenes Harngeruc6 erfchien und baber vermuthen ließ, daß er
auf im Karne zugegen fey; ob Gitronfäure ihm ven Geruch benahm, wie
fie beim wirffihen Harn und unreinen barnartig riechenden Harnſtoff vermag
(oden &. 980), wurde nicht in Frage geflellt. Was der abſolute Wikchel
vom weingeiftigen Extract ungelöft gelaflen, war durch erſteren zum Theil wer
ändert worden; benn es löſte fich jegt nicht mehr vollſtändig im Weingeik
von 0,833. Es bilnete übrigens eine dunkelgelbe, klebrige Mafe, unb zur
Weingeift von dem Unlößliigeworvenen geſchieden, roch es bratenartig (vergl.
©. 1068 Anm.), wurbe von Galläpfelaufguß, wie von Merkurchlorid nur wenig,
von Bleioryp-Acetat und von Zinnchlorür gar nicht gefällt. Der im Weingeiß,
vielleicht in Bolge eingetretener Oxydation, unlöslich geworbene Antheil, geigte
ſich jeht dem Wafler zugänglich und ließ ſich ebenfalls in zweierlei nähere We
ſtandtheile ſcheiden, in einen buch MrCh fällbaren, un» in einen, aus ber won
dieſem Nieverſchlage abgeſeiheten Blüffigkeit, mittelſt Zinnchlorür niererfhlagunge
1107
‘
ſtark verbünnte Säuren (zumal Gybrochlorfäure, aber auch Schwefel⸗
fäure und Ins Befondere Effigfänre) noch dergleichen Tösliche Baſen,
noch beider Berbindungen zu Neutralfalzen die Wirkfamkeit des Pepfin
aufheben *); mit KO überfehte faure Berbauungsfläffigteit trübte fi
mad gab einen Riederſchlag, der, gefäubert und auf gehärtetes Eiweiß,
Fleiſch ꝛc. (nebſt Waſſer), tn Feiner Weife Pepfin- Wirkfamfeit nach⸗
weifen ließ, wohl aber zeigte foldhe die von dem Niederſchlage abger
feihete Flüffigkeit. Tim das Bepfin chemiſch zu iſoliren, bunftet man
die mit Natron Garbonat neutralifirte Berbauungsfläfftgkeit im Waſſer⸗
bade gelinde (350C. = 2EOR, nicht überfleigend) zur Gaftbide ein,
füpigen. Sienach enthielt alfo das urſprüngliche Fleiſchertract, außer ben 4 wäfler-
baren auch no 3 bis 4 dem Waſſer unzugängliche fog. Extraetivſtoffe. Prof.
Scherer's Unterfuhung zufolge IR das zuvor erwähnte Harnertract, das
man früßer für Mifchfäure gehalten, weil feine Verbindung mit Zinkoxyd im
iheer Kryſtallform Aehnlichkeit mit vem mildfauren Sintorgb (oben &. 936)
darbietet, feinem Haupttheile nah Harnfarbſtoff, d. i. ein eigenthümlicher,
ben Thier⸗ Farbſtoffen theilweis aͤhnlicher Bildungktheil, ber im Garne, nad
Magßgabe ver Lebensverhaͤltniſſe der Perſon, die ben Harn, aus dem er gefchichen,
entlafſen hatte, auch in ſeiner Zuſammenſegung abweicht und überhaupt ſehr vers
änverlich if, fich durch Säuren und Bleiorgb-Hcetate fällbar zeigt, und vom Ballen-
farbRoffe weientlich dadurch abweicht, daß er weniger C und H enthält. Weite
Surhfioffe feinen, Scherer zufolge dem Hämatin (oben &. 969 |. n. 1077)
des Blutes zu entflammen, was durch folgende Ueberſicht ihrer Beſtandtheile an
Batrfcheinligkeit [ehe gewinnt. Mulder’s Unterfuchung zufolge bie procentiſche
Buiammenfehung des Sämatin == 70,49 O, 5,76 H, 11,16 A und 12,59 O
geſegt, Hat, nah Scherer, ver Gallenfarbſtoff (vergl. oben S. 1098)
68,19C, 7,47 H, 7,07 A um 17,26 0, ver Harnfarbfoff Hingegen weit
weniger C, aber beträchtlich mehr A und O als ver Gallenfarbftoff und als pas
Sämatin; nämli& C 58,43, H 5,16, A 8,83 und O 27,58. Nicht nım im
Harne bes Gelbſüchtigen, ſondern auch in dem gefunber Menfchen kommt, wie
Scherer bemerkt, namentli im Sommer, wenn auch nur ſpurenweiſe Gal⸗
Ienfarbfoff vor, während auch im erfieren Falle Ballenfäure oder Gallen-
fäuren im Harne nicht vorlagen; aber diefe bürften, wie Scherer vermuthet,
beim Uebergange ver Galle ins Blut nur Wechſeleinwirkung ber Blutbeſtand⸗
teile vwollländig umgewantelt und zerfeßt werben, währenb ver Gallenfarboff
anznach unverändert in die Harublaje gelangt. Beibde Barbfloffe, zumal ber bes
Saras, find übrigens fehr orybirbar, und ſolchen Weges mehr over weniger vers
Anderlich; vergl. Scherer In d. Aun. ». Chem. u. Bharm. LIIE 877 ff. und
LVII. 180. Mebrt fi in thierlicden Lebweſen der Verbrauch an Nahrungss
chen, während Athmunge⸗ und Leberthätigkeit ſich nicht gleichmäßlg fleigern,
fo mehrt fih au die (an C verbältlich veiche) Harnfäure (oben &. 974), umb
Achaliches ſcheint auch vom Harnfloff und von den Harnfarbſtoffen zu gelten;
meiftens Gaben bie Harnfäuresreicheren Harne einen an C und H reicheren Tarb⸗
A; S. a. a. O. ©. 195.
9 Mit Natron⸗CGCarbonat neutraliſtrte, ſaure Derbauungefläffigkeit gab ein Salz⸗
VGemiſch, das vurch Bleioxyd⸗Acetat ausfällenb zerfeht, ſowohl tiefem Nieder⸗
ſchlage, als auch, und vorzüglich ver von ihm getrennten Flüſſfigkeit nach (nach⸗
kem beide zuvor mittelt HS, unter Beifügung von HCh von allem Blei befzeiet
worsen),, die Berflüffigung Karten gefottenen Eiweißes, Sleiſches sc. unverleunbar
zur Dolge hatte.
70 *
1108
bringt fie darauf neben Schwefelfäure in der Guerike' ſchen Leere zur
Trodne, Lö den trocknen Rüdftand wieber in kaltem Waſſer, feihet
die dadurch gewonnene Löfung vom umngelöft gebliebenen Schleim ab,
verfegt fie dann fo lange mit verbünnter Löfung von Kalineiſenkyanürt.
als noch Albumin gefall’t wird, bunftet die Davon abgeſeihete Flüfſtgkeit
gelinde bis zu A/s ihres Raumumfange ein, verfeßt fie denn mit mäßig
ftarfem Weingeif, dadurch überfchäffig zugelommenes Kalineifeufyanär
entfernend, und überläßt die hievon gefchiebene Flüſſigkeit bei fer gelinder
Anwärmung ber Berbunftung, bis zu !/3 des Umfangs. Alſo geſchie⸗
den hält fi das flüffige Pepfin-Hydrat, zumal wenn man nody einige
Tropfen Hpdrochlorfäure zugefeht hatte, in gegen Luft-Cindringen ge
ſchützten Blasfläfchchen lange Zeit hindurch, ohne zu verderben. Seuer
Autheil defielben , den man zu Berbauungs s Berfuchen verwendet, geht
jedesmal verloren; denn es ähnelt Hierin dem Verhalten des Amygdalin
zum Gmulfia (oben ©. 982), und wird gänzlich zerfört, ohne def
es fi} dabei von Neuem bildet, während es Eiweiß, Sleiſch ze. im
Chymus und damit in flüffige Broteinoide, und biefen verwandte
Erzengniſſe verwandelt. Prevoſt und Morin fanden im Ehymns
(d. i. in ber natürlichen und unveränderten Verdauungs⸗VFlüſugkeit
des Magens) vom Schaaf und Kanindien, war das Thier währen
der Derdauung geſchlachtet und gleich nach dem Tode geöffnet Worten,
wäflrigsflüfflges Albumin, öffnete man aber den Magen nicht cher, als
24 Stunden nach dem Tode, fo fand ſich die ganze Iunenfeite deſſelben
mit leicht ablösbarer Albuminfchicht überzogen. Außerdem fans ſich in
diefen Derdauungs : Slüffigfeiten ein gallertförmiger Stoff (Ma-
tiere gelatiniforme) vor, ber weder von Säuren gefällt, noch derch
Erhitzen verdidt wird, fih im Alkohol nicht loͤſt, Hingegen leicht vom
Wafler aufgenommen wird, und alfo verflüiflgt die Löfungen der Blei⸗
Silber s und Merkurfalzge, fo wie auch die bes Alauns und des ſchwe⸗
felfauren Ciſenoxyd's teübend faͤll't, und der, mit wenig freier Gäare
vermifcht, von Blut-Lauge ungefäl’t bleibt. Sie fanden ihn auch im
Blut und Harne der Menfchen, wie ber Thiere, und wollten ihn and
aus ausgepreftem Pflanzenfaft, nachdem fie diefen durch Sieden von
Albumin befreiet, durchgefeihet und zur Syrupdicke abgebanıpft Hatten,
vorgefunden haben. Schon 2. Gmelin und Tiedemann gebenfen
eines folden Bildungstheiles, hielten ihn jedoch für ein Umbilvungs-
Erzeugnig des Amylum. Berzelius hält es für nicht unmwabrfcheis-
li, daß der gallertförmige Stoff Trioryprotein if; vergl oben
©. 1076. Geine Ballertform erinnert übrigens an Keim, weniger en
Dsmazom. — Miſcht man der frifhen Galle 4 bis 5 Procent Alfohel
bei, oder verfeßt man fe mit wenig Effigfäure, fo entläßt ſie dem bes
gleitenden Schleim und ift num durch Zließpapier feihungsfähig. @s
berubet dieſe Gonderung darauf, daß der Gallenſchleim bur Al
Tohol wie duch ſchwache Säuren, und ebenfo auch durch Salze, ſche
1109
leicht zum Zufammen⸗OQuellen (Coaguliren) gebracht wirb; ohne
Zweifel hauptſaͤchlich: weil diefer Schleim zu feinem fog. Hydratiſirungs⸗
Boffer geringere Anziehung beſitzt, ale irgend einer ver übrigen Schleims
Krten (und namentlich als jener wäfrigsflüfflge, der bie mikroffopifchen
Schleimkoörperchen des Naſenſchleim ꝛc. umgibt; oben &.983 ff. u. 1102 ff.),
bann aber wahrſcheinlich auch darum, weil, insbefondere Säuren⸗ und
Galz:Löfuugen, elektriſch erregend (nad) Art der Einwirkung ver Pole gal-
vanifcher Ketten, auf Muskeln und Nerven; vergl. m. „Binleit. ind. n.
Epemie* ©. 100—105 u. 353) und Cohaͤſton erhöhend einwirken. Daß
es ich aber von folcher erregenven Mitwirkung handelt, das bezeugt mit⸗
telbar das Berbalten jenes flüffigen Schleims oder Schleim⸗Hydrats
bei Siedhitze, indem diefe weder Trübung noch Zufammen-Quellung
bewirkt, fondern vielmehr die Fließlichkeit des Hydrats in ſolchem
Naaße ſteigert, daß es ſich leichter filtriren laͤßt. Uebrigens iſt es,
beim Schleimverdichten durch Zuſatz von Säuren nicht einerlei, welche
Eänre Hiezu verwendet wird; denn während „@iflgfäure* den dadurch
bewirkten Schleimniederſchlag weder Talt noch Heiß auflöfet, findet das
Gegentheil ſchon in der Kälte flatt, wenn man hiezu Azotfäure
gewählt Hatte, und ebenfo verhielten ſich in Scherer’s hieher gehöris
gen Verſuchen (Ann. d. Chem. u. Pharm. LVII. 196 ff.) Hydrochlor⸗
fänre, Shwefelfäure und dDreibafige Phosphorfäure, wähs
rend „Chromfänre* (und ebenfo Kali⸗Bichromat ) und MrCh Feine
Fallung zu Wege bringen, hierin dem „Balläpfelaufguß” gleichend.
Alkohol bewirkt weiße fafrige Eoagulirung. ©. fand das er⸗
wähnte flüffige Schleimhydrat zunaͤchſt zufammengefeht aus 887,01
Waſſer und 112,99 feſtem Stoff, und diefen aus 104,34 reinem waſſer⸗
frein Schleim und 8,65 anorganifchen Salzen. Der durch Eſſig⸗
ſaute Beiwirkte Niederſchlag ſcheint, S's Unterfuchung gemäß, gebuns
dene Eſſigſaͤure zu enthalten. Nentrales Bleioxyd⸗Acetat bewirkte in
dem flüffigen Hydrat nur ſchwache Trübung, bafifches hingegen
Harfe flockige Faͤllung; „Alam“ verhielt ſich dem erfleren Acetate
gleich. Procentiſch fand S. den chemiſch reinen Schleim, im
Mittel aus drei Tlementaranalyſen, zufammengefeßt aus 82,173 0,
7,010 H, 12,637 A und 28,180 Oxyg.
*) — Chromſaure und Kali⸗Chromate in Beziehung uf Schleim
ſich verhalten. wie Ralinelfentyandr, d. 5. Leine Trübung zu Wege bringen,
wäst nicht nur, wie oben bemerkt worden, letzteres, ſondern auch erftere bie
AlpuminsLöfung. Aber noch weit empfindlicher iſt ſowohl CrO3, al KO +
2CrO3 as» KOCrO für Sämatin (oben ©. 1077); denn fle ändern beffen
zunfle Barbe in Hochroth um; Kochſalz und ebenfo Galpeter wirken jedoch nicht
nur ähnlich, fondern noch lebhafter; ja felb pas grüne Chromoxyd ber Pors
zellau⸗ Blatten , veögleichen das ſolche Platten und Gefäße ſchwärzende Uranoxyb
(oben ©. 883) und Manganorye, fowie das fie gelbende Stiboxyd leiften, bei
Lichtausſchluß, ein Gleiches.
1110
o®) Für die Berbauung entſchieden mitwirkend verhält ich, außer dem
Magenfaft und dem Speichel, die Galle. Urfprünglih in ber Leber
(wo fie noch nicht bitter Hervortritt) aus bem venöfen Blute der Piort⸗
aber gefchieden*), dann durch anfänglich feinfle, weiterhin mehr un
mehr an Groͤße gewinnende und endlich zu einem Canal, dem Ductus
hepaticus vereinte Sallengänge, außerhalb ber Berdauungszeit, mit
telft eines befonderen Ganges dem Junenraum ber Sallenblafe zuge.
leitet (und bier bie zum Eintritt ber Berbauung aufbeinahrt, dazı
aber während berfelben in den Zwölffingerdarın geführt) flellt fie der
eine gelblichgrüne, bitter ſchmeckende und eigenthümlich wibrig riechende,
ſchleimige Flüſſigkeit, die an ſich höchſt waubelbar, unter aubern Er⸗
zeugniffen fremder Einwirkung, einen, feiner Zufammenfehung nad,
zu den Schwefelreich ſten gehöriges (25,70/0 8 enthaltendes) Ev
zenugniß, das zuerft von 2. Gmelin im Jahr 1824 durch Winwirtung
von Eäuren aus ihr dargeflellte, aber erſt 1846 von Rebtenbader
feinem Schwefelgehalt nach erfaunte Taurin (vergl. oben ©. 104)
zu Stande kommen läßt, das Redteubacher zufolge, außer jenen
S⸗Gehalt procentiih 19,28C, 11,25 A, 5,73 H un» 38,04 O barbiekt,
während es flöchtometriich ale aus 1 Berhältnißgewicht A verbundes
mit Ca H7 Os und Sa beftchend betrachtet werben darf, und bas, wäre
es ein Amid (a. a. D.) eine Berbindung von AH, mit C,H; 30%
b. 1. mit einer um 1 Oxyg. verminderten, auch ohne dieſe Minderung
ungemein Osreichen Säure darfiellen würde. Sene große SIunigkeit
aber, mit welcher der Schalt im Taurin gebunden vorgefundes
wird (fie war es, bie ihn bis anf N’s Unterſuchung gaͤazlich
überfehen lieg), nimmt die Bolgerung in Schutz: ba, enthält das
Taurin eine theilweiſe oxydirte Säure, der Schwefel beffelben niät
(nad) Art mehrerer Schwefelmetalle) ale Säure, fondern als gemein
*) Mittelk ver bie Leber zufammenfegenben, unter ſich durch Bellgewebe wrgenifd
ebenfo dicht als innig verbundenen Drüſenkörnchen ober
Jeves einzelne biefer koͤrnigen Gebilde beſteht aus vreierlei Sauptgebilstheilen, die
fi auf den fehr Befchränkten Beftaltungsraum eines Kornchen zuſamm
vorfinden: nämlich 1) aus ben außerſt zarten Seberarteries innen, We
Rimmıt ver Leber, das fie ernährende Blut zuzuführen; 2) aus ben nicht mine
garten Hefgen der Pfortaner, aus deren Blut bie Gonberung ver Gall
erfolgt; 8) ans feinen Anfängen ber zur Bortleitung ber geiworkenen Guk
georbueten Gallengange und 6) aus ven ebenfalls fehe feinen Benen, die
jenes Blut, ans welchem bereits vie Galle gebilnet und gefchiehen wochen, ie
bie Lebervene gelangen laſſen, durch vie es dann, mittelk her Goßlvene u
rechten Gerzlammer in bie Lungen zurädgeführt wird. Berichnitten gibt übrigens
bie Leber, am harüber gegoflenes kaltes Waſſer Albumin ab (mas AG vl
Sieden zum Gerinnen bringen uns fo fcheiden läßt), —— von auberen loͤ⸗
Uchen Mitbeſtandthellen thierlicher Flüſſigkeiten. — Einrichtung un (pi
— Verrichtungen ver verſchichenen — vergl. m. Ocuti
ſchaftlich mit O und HE .burch O gefäuerter Oruubſtofſ darin, und mits
bin. andy in der Balle "feib zugegen if. Meder durch Behandlung
des Taurin mit Azotſaͤnte, noch mit Känigewafler, Chlor sc. vermag
man bemfelben feinen Echwefel zu entziehen, and’ nur durch ſtarkes
Grhigen an freier Luft verbrennt fein S u SO,, und nur durch Bers
puſſen mit Salpeter erhielt ihn R. in GOz verlehrt, au KO ges
banken *). — Die älteren Chemiker folgerien aus dem chemiſchen Ber-
halten der der Gallenblafe eatnommenen Galle, daß fie der Hauptſache
nach eine fog. alkaliſche Geife, eine Verbindung von Harzfäuren und
Seirtfäuren mit Natron ſey, daß fie deßhalb ſich beionders geeignet
finde Fettöle aufzuloͤſen, fie mit. dem Waſſer miſchbar machend und
damit eine Art Emulſion bilden *c). Aehnliche Anſichten theilten
aber auch neuere Chemiker, unter Andern auch Braconnot (vergl.
m. Graundz. I. 638 ff. An.), Demarcay, der darzuihun ſuchte,
daß 2/10 der durch Albohol eniſchleimten und darcuf im Waſſerbade in
Berzellans Gefaͤßen zur Trockne gebrachten Ochfengalle aus einer
Ratronfeife (aus Koleinfausen Natron), beſtehen, und Kemp, der
aur. eine Säure, als deu au Natron gebundenen Stoff, in ber Balle
sorauiszufegen fich veranlaft sah und diefe Säure Sallenfäure ges
nauut wien wollte; eine Annahme, bie auch Liebig iheilte, der
jedoch darin von KR. abwich, daß er fie für weientlich gleich hielt mit
Demarcay's Eholeinfäure (db. i. abgeleitet von zoArn — Galle,
fe viel als Ballenfäure), die jedoch von Bergelins, der jene An⸗
ihren nicht theilte, als ein Ummwanvelungs-Brzengniß der Galle, oder
% Bir betheiligt ſich dieſer verheitlich große Schwelelgebalt ter Galle bei ber
Benanung? Muthmaaßlich wie folgt: Wenn der Chymus aus dem Magen in
a Zwölfiiggerkarmm gelangt, fo findet er in des ihm dort zutretenden Galle
eine organiichecgemifhe Zufammenfegung vor, melde, währenn fle fih mit dem
größeren Theile ihres Schwefels des im roben Chymus vorhandenen Hydrogens
bemädstigt, und alfo gebunden dem des Ueberganges in Cbylus unfählgen Chy⸗
verfällt (und mit dieſen Theile ſpaterhin ale Koth ausgeführt wird;
iheils unverändert, theils in Schwefeltarbon⸗ und Gchwefelmetall durch ent⸗
ſprechende Wechſelwirkungen vieles Chymus Theiles verwantelt), ba bann bie
Heard größeren Theiles entſchwefelten Ballentheile, aus den übrigen Ghymmnts
Ipellen, zu Chylus (ober zu ver einen Art ver Chyluskügelchen, fo wie zu
Gnfinsfert) ſich geftaltend verbiuden? In das Blut gelangt, verläßt die alio
theitweife entmifchte Galle ven Körper auf jenem genoppelten Wege, von ben
Liebig voransfegte, daß er die ganze (alfo ihrem Schwefelgehalt nach unvers
kürzte) Galle dem Leibe entführe: den Azotshaltigen Antheil, fammt dem Natron
vurch ven Garn, ben Upotsfreien ats CO2 und HO vurch vie Lungen.
, Ia vielen fog. Vlerktiigerm (Slede tilgenten flüffigen und ſtarren Gemengen und
Gemiſchen) macht Ochfengalle. einen weientlihen Mitbeſtandtheil aus, obgleich
fie anderer Gelts: bei ver Bereitung des fog. Türlifhen PBapiers, zum
Mittel wird: mit Terpentindl angeriebene Farben auseinander zu balten burg
farbiofe, der aus einander gezerrter Galle ihre Entſtehen verdankende Flaͤchen
( Strichen and fog. Nie); ſ. m. Brunn. L. 212.
1118
des von ihm in berfelben nachgewieſenen Bilin bezeichnet unb mit
der von ihm ans der Galle bargeflellten Bilifellinfkure als voll:
Tommen übereinſtimmend erachtet wurde. Demarcay machte zwei
Berfahren befannt die Eholeinfänre zu gewinnen (Man, d. Gem.
u. Pharm. XXVII. 280 ſſ.), von bemen jedoch, feiner eigenen Bar:
figerung zufolge keins eine volllommen reine Säure erzielen läßt,
indem fie fo immer etwas NaO, BaO, und allen Farbſtoff ober Rait
befien flets etwas S, NaO und wahrfcheinlich auch eine geringe Menge
Margarinfänre enthält. Demarcay beſchreibt Die Cholernſäure
als eine gelbe, ſchwammige, leicht zevreibliche, aus der Luft jedoch
raſch Feuchtigkeit anzichende, fehr bittre Mafle, deren Staub bie
Schleimhaut der Nafe und des Schlundes reizt, und bie ſich leicht in
Alkohol loͤſt, während fie im Waſſer ziemlich löslih, im Slether hin:
negen faſt unlöslicg iſt. Durch eine Säure aus ber Galle geſchiedes,
iſt fe dem Wafler leicht zugänglid;. ihre waäffrige Löjung IR Rarl
fauer und fehr bitter, erliegt aber theilweifer Berfehung, wenn fie ber
Luft ausgeſetzt bleibt, indem fie fi trübt und nach einigen Tagen ben
größeren Theil ihrer Säure in Jorm oranger Tröpflein entlaͤßt. Die
pulorige Säure ſchmilzt, auf dem Blatinblech erhitzt, blähet ſich auf,
brennt mit ſtark rußender Flamme und Hinterläßt eine lockere, leicht
einzuäfchernde Kohle. Im Luſt⸗abhaltenden Gefäß ſchwilzt fie bei
1200 C. = 960 R. und zerſetzt ſich ext bei 2000C. = 1000 R. GEie
laßt fi in Taurin, Eholfäure (die ſchon 2. Omeltn bargeellt
hatte) unb in Cholordtuſäure zerfegen, und iR Theyer mb
Schloſſer (Ann. d. Chem. u. Pharm. L. 235 ff.) zufolge vollfon:
men glei der Ballenfäure, die von ihnen, analyliſchen Uste-
fuchungen gemäß, ſtöchiometriſch ale Hydrat = Cu Has A + 013
berechnet wird. Da aber aus ber Eholofufäure TZaurin ſich zu bil
ben vermag (Demarcay a. a. D. XXVII. ©. 280), fo muß fe
nothwendig noch S2 und dafür wahrfcheinlih nur O,, enthalten. Auf
fallend iſt es, daß weder bie genannten Ghemiler, noch Kemp und
Liebig des Schwefels als Nitbeſtandtheil der Gallenfäure gebenfen,
da ihnen doch 802 als Berbrennungs » Erzeugniß obnmöglich entgehen
konnte. Oder, wärde man in früherer Zeit gefragt haben, ober iR
der Schwefel bes Taurin ein aus CH und A entflandener, hoͤchſt
innig verbundener Gebrittfloff, der bei der ummifchenden
der Cholernſaͤure ih aus feinen letzten Beſtandtheilen er bildet? &s
laſſen Ach übrigens jene 8 Ummifchungs-Erzeuguiffe ber. Ichtgenanuten
Säure auch unmittelbar aus der Galle gewinnen; denn Eocht man ent ’
ſchleimte und entfettete Galle fo lange mit ſtarker Hybrochlorfäure, bis
die harzige Eh oloidinfänre entlanden if und nicht weiter vermehrt
wird), fo hat man dieſe, um fie zu reinigen, zumächft nur einige
®) Es erinnert dieſes ummiſchende Cinwirken ber Hydrochlorſaure am deren, fo wie
1113
Mai mit Hein Mengen veſtillirten Waflers bis zur Schmelzung au
erhigen, hierauf zur Trockne zu bringen, zu zerceiben und dann auf
einem Filter fo auge mit faltem Waſſer abzuwaſchen, bie bas abge-
floſſene Waſſer ne Gilberauflöfung nicht mebr trübt; und löfet man
fie dann in Altohol (der He fehr leicht aufnimmt, während Hether fle
fanın angreift ud Waſſer sur wenig vom ihr loſt), ſeihet die Löfung
durch, fie fo non Spuren einiger Salze, insbefondere des Kochſalzes
befreiend, je ſtellt Re, von Alkohol geichieden eine fehr bittere, ent⸗
ſchieden faner gegenwiriende, NAlicliv Carbonate zeriegenne (aus ihren
Berbindungen mit Alkali durch Rärkere Säuren in gelblichen, erwärmt
zufaumenflichbaren Flocken fällbare, mit .Allalien in Alkohol wenig-
lösliche fanre (und außerdem auch vollkemmen neutrale) bittere Salze
gemährende Eäune dar, die, Theyer und Schloſſer zufolge = Cé6o
-.Hsg Orı (Oco Mas Oro ++ HO) ſtochiometriſch zufammengefeht, mithin, -
‚wie ſchon Demsrcay fand, volllemmen Azot⸗ (und Schwefel s) frei
iR. Kocht man dagegen gereinigte Galle mit gleichviel einer aus
KO +2 Wafler zufammengefehten Lange (unter Nachtragung des
verbampfenden Waflers) mehrere Tage binbusch, fo bildet ſich in Folge
fo kraͤftiger Gänreforberung neben entweichendem Ammonint , bie
Cholſäure, die Theyer uud Schloſſer zufolge aus Oya Hsa Os
beßeht, mithin ebenfalls werer A noch S enthält, und im reinen Zus
Rande aus fiedendem Alkehol in feinen durchſichtigen, farbiofen, zu
ſeidenglaͤnzenden Buſcheln verbundenen Nadeln, aus lauem Alkohol in
Tetraedern anfchießt, im leßteren Falle (als Altoholat?) au der Luft
fh bald trüben, im Waſſer uniöslich ſind, vom Alkohol und Aether
leicht aufgenommen werden, gelöft Lackmus röthen, AltalisGarbonate
zerſetzen, nicht flchtig ſind und angezündet mit ſtark rußender Flamme,
unter Rüdiafiung von viel kohligem Rückſtand verbrennen. Sie weicht
ven ber Eholerkinfänre und Eholeinfäure fon darin fehr ab, daß
ihre Salze nicht. wie die jener Säuren eine barzartige Beſchaffenheit
barbieten, in fiedeudem Waller nicht ſchmelzen, wohl aber für fi
leicht ſchmelzbar find. Mit KO und NaQ bildet fie lösliche, mit BaO,
Ca0, Zn0, OnO um AgO unlösliche, leicht in faure und bafiſche
zerſetzbare Salze. Sie ˖ ſchucckt ſehr bitter, jedoch weniger eindzinglich,
. als Galle. — Die Ehsloivinfäure bildet, Redtenbacher zufolge
(a. a. O. LVII. 145 m. ff), mit Azotſaͤure behandelt folgende
flüchtige Säuren: Eſſigfäure, Saprinfäure, Caprylſäure,
. Balerianfäurg, und ein giftiges, ſchweres, waſſerkllares, aͤußerſt heftig
Regen» und hbeiäubend riechendes Del, das mit ſtarker Altali⸗
Lange behandelt ſich kurze Zeit hindurch gelbet und bald darauf ein
kryſtalliniſches citrongelbes Galz ſich fcheiden macht, deſſen eigenthümliche
‘
ber 30; Einwirkung auf Gybsofyanfäure-Sybrat; oben S. 762, unb mehr mod)
an vie PepfinsBilwung aus Schleim durch HCh; oben & 1108.
1118
Shure R. Nitrocholfäure nennt, unb als beren twahrfdheinlide
Röcdhiometeifche Formel Ca + H+4A+9O (= 02 A3 BHO; + 40.9)
berechnet. Jedem aber die Edureforderung des KO aus jenem giftigen
Dele die genannte Säure hervorruft, ‚bildet fa aus bemfelben zugleid
weder faures noch baſiſches (indifferentes), von M. mit Cholacrol
"begeichnetes, im Waſſer ebenfalls zu Boden ſinkendes, gelbliches,
ſtechend, beräubend, zimmtartig riechendes, dem Waſſer ſchwer, dem
UAlkohol und Aether leicht zugängliches Del, das bei 1000 T. unter
Entwickelung von AOz und Hinterlaſſung won wenig fettartig riechen⸗
der Flüffigkeit, auf Koflen eigenen Oxygens (manchmal ſchwach vers
puffend) verbrennt, und == Ca Hs Ag Oz iſt. Mile nicht fluͤchtiger Gtof
blieb bei jener Erhisung der Cholorvinfänare mit Azotſaͤure in ber Reterie
zurũck eine andre neue, von Ardtenbaher Sholidanfäure genamte
Gänre, die aus Ihrer heißen wäflrigen Löfung. im langen haarförmigen
Priemen anfchießt, die, entflehend, der Mutterlauge Atlasplan; ev
theilen, beim Trocknen asbeflartig zufammenfchrumpfen, aͤußerſt leicht
umd locker, und im falten Wafler kaum löslich, im heißen ſchwerloͤe⸗
lich ſind, gelbſt fauer gegenwirken, bei 1000 C. nichts am Gewicht
verlieren, ſtaͤrker erhitzt ſich ſchwaͤrzen und unter Eutwickelung bitiers
lichſauren kratzenden Dampfes verkohlen. Angezündet breunen fie mit
rußender Flamme. Es bedarf dieſe Säure wenig Alkali zur Neutra⸗
Uſation, dildet mit den metalliſchen Salzgründern theils ſchwer⸗, theils
unlöslicde Salze, won denen bie der durch Wechſelzerſehung gebildeken,
der Erzmetalloxyde flodige Niebderſchläge darſtellen, die aber beim
Aaswafchen mit Wafler zerlegt werden. Das nitrochelfaure Kali trübt
Grzmetall-Salzlöfangen nicht (und läßt fi} nicht austrodnen, weil eh,
felbft in ber Guer koi'ſchen Leere, verpuffend zerfpringt, und babe,
feiner Säure nach, mehr oder weniger zerfegt wird). Die Cholidan⸗
fäure dürfte — Dis Hı2 O7 zufammengefeht ſeyn. In ihrer Mutter
Lauge befinden ſtch, außer Azotfäure, noch ein weichharziger (bis jetzt
nicht unterſuchtet) Stoff und außerdem Dralfäure, nebſt Biel einer
Säure, die R. Cholſterinſäure nennt und bie der „Byte
gallusjäure” (Brenzgallusfäure) tfomer IM, indem fie aus Ca Hu Os
beſteht; beide Säuren’ fcheidet das AgO, indem befien Berbin-
bung mit ber letztgenannten ein ſchwerldoliches, mit der Oralfäurt
dagegen ein unldsliches: Salz gewährt.‘ : Die‘ Shölekerinfäure ähnelt
in ihrem Verhalten der Choloidanſäure im hoben Grade, fie iR licht⸗
gelb, fleht dem Kirfchaummi Abnlich, zieht Luftfeuchte an, bildet wit
Waſſer, Alkohol und flüffigen Säuren gelbliche Fiäfigfelten, fchmedt
ziemlich fauer und herbbitter, und wird durch Erhitzung ähmlich wie
Choloidanſaͤure zerflört. Die von Belletier und TCaventon durd
Behandlung von Cholefterin oder Eholfterin mit Azotfäure erhal
tene kryſtalliniſche Sänre (oben ©. 1078) vermochte zut Zeit Feiner
der Übrigen Chemiker (etwa Goebel ausgenommen; Ana, d. Chen.
— — —— rn - —
1115
n. Pharm. IXXII. 41) an R. nicht, barzuftellen: wehl aber
erhielt diefer , nis er reines Gallenfett mit Myoifkure ers
higte, neben A, Spuren flüchtiger Butierfäuren ab weichharziger
Mafle, die, diefer Abkunft wegen, Cholſterinfüure genannte Säure. —
Als Speyer ma Schloſſer nad dem oben beſchriebenen Verfahren
aus Balle Eholoriinfäure barfellten, erhielten fie zugleich eine harzige
Maße, die früher, auch ſchon von Berzelius ähnlichen. Weges ges
wonnen und von ihm Dyslyfin genannt worden, in Kaltlaugen, Am⸗
meniaf, Gffigfäure, Gynzochlorfänre und in Taltem Allohol anlöslich
und geſchmacklos iR, yon ſtedendem, ſo wie vom Uether ſchwierig
aufgenommen wird, und daraus, beiw Erkalten und Abdampfen, im
Form einer weißen Erde ſich abſetzt, gerrieben jeboch ein gelbes Pul⸗
ver gewährt, das bei 1009 C. zufammenfintert, bei 1409 C..z= 11208. .
ſchmilzt, und, Speyer und Schloſſer zufolge, von bem Eholotbins
fauren Öybrat um AHO verſchieden, alſo == Ce Has O7 IR.
%) Die Darfielung des Bilin aus der in ver oben bemerkten Weiſe
gereinigten und durch Digefion mit waſſerfreiem Aether gänzlich ent
fetteten Rindsgalle (und ebenjo wahrfcheinlich aus jeder anderen Galle)
gelingt nad Berzelins unter andern folgender Weile: Man löſt
zusörberf die pulverige entfettete Malle in Alkohol, ber den Reſt von
Schleim, Kochſalz ıc. ſcheidet, filteirt ind verfeht die alſo geflärte
Flaͤſſigkeit mit gelöftem Baryumdhlorid, Vaburch ein veränbertes Chole⸗
pyrrhin faͤllend, feihet wieder durch und fchlägt aus dem neuen Bil-
trat buch Barhtwaſſer alles übrige Cholepyrehin, ſammt einem noch
uäher zu unierfuchensen rothgeiben Stoff and Margarinfäure nieder;
alfe gereinigt und mittelft neuer Durchſeihung gellärt, laͤßt man, um
bas überflüffig zuaefehte BaO zu entfernen, CO2 zu der Harn Flüſ⸗
figfeit treten, dunſtet hierauf zur Trockne ein und bigeriet den Ab⸗
dampfungsrüdkend mit Alkohol, daburch Kochſalz nnd BaCh aus⸗
ſcheidend, verfeßt nun die hievon geſonderte Flüſſigkeit nach und nach
mit waflerarmer Gchwefelfäure, bie mit 32 Waller und dann mit
Allehol verbünns wird, fo lange noch ſchwefelſaure Salze der im
- Bläffigfeit yorbandenen Salzgründer. niebergefchlagen werben, filteirt
wieder und entzieht hierauf der alfo geliärten Flüſſigkeit mittelſt Zufak
von frifeh bezeitetem PbOCO, in ihre vorhandene SO; und Pettjäuren,
befillirt dann ven meiſten Alkohol ab, entfernt aus dem Ruͤckſtande
buch HS das Pb, ſiltrirt und dampft im Waflerbabe zur Trodne ab;
eingetrodnet Sat man dann eine gelbliche klare, bittere, ans Bilin
und aus bemfelben entflandener Fellinſäure und Cholinſäure zu⸗
ſammengeſetzte, vordem durch „Gallenſtoff“ bezeichnete Mafle. Um das
Bilin von dieſen neugewordenen Gäuren zu ſcheiden, loͤt man die
Maſſe in Waſſer, digerirt fie mit feinem Bleiorxyd, macht fo ſich bil⸗
ben ein pflaſterformiges Gemenge von fellinſaurem und cholinſaurem
“
1116
Bleioryd, worüber gelöftes Bilin ſteht, bas Jedoch um gänzlich rein
zu erfcheinen, nicht nur der Durchſeihung, fondern auch neuer Löfung
in Alkohol, Wiederdurchſeihen diefer Löfung und Ginbunftung derſelben
zur Trockne bedarf. Das alfo geſchiedene Bilin flellt einen durchant
unfryallinifegen, Flaren, farbs und geruchlofen, bitteren und au
gleich eigenthümlich Füßlich ſchmeckenden, erhiät unter Ammoniak⸗
(aber nicht BOgshaltigen?) Erzeugniſſen zerftärbaren, im Wether unlde⸗
lien, mit Waſſer und mit Alkohol in allen Berhältniffen miſchbares
und aus feiner wäflrigen Löfung weder durch Säuren, noch durch
Chlor, noch durch Metallſalze faͤlbaren Stoff dar, ver jeboch aufer
ordentlich veränberlich IR — in der Balle vorzüglich durch Einwirkung
des Schleims, außerhalb berfelben noch ſchneller durch Säuren, Alla⸗
lien, Galzeıc. — und gemäß biefee Beränberlihleit mittel ſiedender
Kali⸗Lauge die oben gedachten Erzengniſſe (AB; und GhHolfäure) mil:
tell HCOh eine gelblich ölige Berbindung der Fellinfäure und Gholinfäute
mit Bilin gibt, der fich bei weiterer Digeflion in eine in Waſſer unlöss
liche harzige Maſſe — Tellinfäure, Cholinſänre und Dysiyfin —
wandelt, während bie überfiehende Biäffigfeit Salmiak und Taurin
enthält. Kalter Alkohol fcheivet aus jener die Säuren, das Dyslyfin
zurücklaſſend. Die abflltrirte alfoholige Löfung entläßt, mit verbänns
tem Ammoniak gefättigt und der Abdunſtung unterworfen, chol in⸗
ſaures Ammonoxyd in Form einer harten Mafle, und behält
zurücd fellinfauren AH4O; HCh zugefept fäll’t aus letzterem bie Fel⸗
Linfänre in weißen Zloden, bie, ausgewaſchen und getrocknet, erbig,
weiß und geruchlos find, gallenbitter fchmeden, bei 1000C. unzerfeht
ſchmelzen, unter Waſſer gefchmolgen barin im geriuger Menge, in
orößerer im Aether fich Iöfen, in Alkohol leichtldslich And, mit Nike
bien im Wafler und Alkohol Lösliche Neutralſalze bilden, bie aber tur
Boswalten ves Alkali unlöslidh werben und fich pflaſterartig ausſchei⸗
den. Mit Bilin verbunden ‚bildet fle die Bifellinfänure. ud vie
Gholinfäure trennt die HCh vom AH4O in Form weißer, unter
bem Trocknen zuſammenbackender Flocken, die beim Troduen eine
braune, leicht pulverungsfähige Mafle bilden, ſchon im warmen Bafs
fer ſchinelzen, ſich aber darin nicht Iöfen, während Alkohol fie Leicht
aufnimmt. — Theyer und Schloffer befolgten ein zweites, von
Berzelins befannt gemachtes Berfahren; fie fäl’ten Balle»Läfung durch
Blelaretatlöfung aus und entzogen der überftehenden, Bilinshaltigen Fläf
figfeit, mittel HS das am baffelbe gebundene PhO und dampften bie
Fläffigkeit zur Trockne ab, die nun in abfolutem Alkohol geläk, mit 803
ansgefaͤllt, bis die überfichende Bläffigfeit fich entfchieden ſauer zeigte,
von den gefällten Gulfaten abſiltrirt, das Filtrat durch gelinbes Er⸗
wärmen mit zugefeßten, friſch gefällten PROCO, von Aberflüfftg zuge
feßter 303 befrelet, dann wiederum durch EIS von PbO, uud nun zur
’
1117
Trockne abgebunftet wurde *), GEGoebel fand im zoolog. Cab. der Uni⸗
verfität zu Dorpat ein feltenes Concrement, überfhrieben: ein ans
concentrifh fhaligen Maffen beſtehender Ballenflein,
ohne Angabe der Abſtammung. Beſchreibung und Abbildung teilte
er in ven un. d. Chem. u. Pharm. IXXL 237 fi. mit. Aus @’s
Berfuchen ergab fi, daß diefer Gallenſtein, mittel Erhitzung in
Kalistauge aufgelöß, wobei ſich Rarker Ambrageruch entwidelte, mit
dem KO ein Galz barflellte, deſſen Löfung durch Säuren zerfeht eine
bis dahin umbefannt gemwefene Säure entließ, die, ale gelblichweißer,
palvriger Niederfihlag gewonnen, aus alloholiger Loͤſung in faſt mi-
Ixoflopifch kleinen fechsfeitigen Brismen Iryfallifirte und von Goebel
Lithofellinfäure genannt wurde. Gie iR ein dimorpher "9,
im Waſſer unlöslicher, tim Aether wenig, im heißen Allohol loͤslicherer,
den Harzfäuren ſich anreifender Stoff, ber, Rödiometrifh C == 75
*) Berzelins vermuthet, daß vie Süße des Bilin vielleicht von in vemfelben
anmefenden Glycerin berrührt und erinnert — in feinem „Sahres-Bericht Aber bie
Bortfeyritte der Chemie und Miineralogier XXIV. Jahrg. (Tübingen 1845. 8.
©. 668) — an die von Kemp aufgemworfene und wie folgt beantwortete Frage:
Bas iſt vie Ballenfäure? Sie ift nicht das von Berzelius bargeftellte Bilin,
weil fe nicht durch Kopfenjäure von Natron abgeichieven wurde, was er baburdh
fand, daß aus ber Löfung ver Verbindung dieſer Shure mit Natron in Alkohol
kur Kohlenſadure Tein Eohlenfaures Natron niebergeidhlagen wurde. Cie iſt nit
Thénmard's Gallenharz, weil fie fih in Wafler auflöhe; fie ift auch nicht
Demarcay's Gholeinfäure, weil dieſe aus ver Löfung dieſes Natronſalzes durch
Eäuren, ſelbſt durch fchwächere Pflangenfäuren nievergefchlagen wird." — Grwägt
man, daß das Bilin durch Behandlung mit HCh Salmiak (und Taurin) neben
Bellinfänre und Gholinfäure, durch Kochen mit KÜ Ay. Ammoniak und: Eholfäure
entwidelt, fo liegt die Solgerung nabe, daß es ein Amik ober ein Subamid
(in welchem A nit mit 2 H, fondern nur mit 1 H, und entſprechend auch bie
no aufzufuchende Säure mit dem Meinften Antheil von O verbunden) ift, ober,
vieleicht wahrfcheinlicher, daß im Bilin gegeben fey: einer Seits eine U» und
‚ Bshaltige Abänberung des Ammonmetalls, vebynrogentrt bis auf 1 H unb ande⸗
zer Geits eine entfprechend detoxydirte O-&äure ?
*e, Hierin vem Schwefel, Zuder, Amygbalin, ver Sylvinfäurese. aͤhn⸗
lich. Sie ſchmilzt nämli bei 2040 20500. — 1639%,2— 164° R. und erflarrt
kann wieer kryſtalliniſch; fährt man aber fort fie zu exbigen, fo ſließt fle
zunaͤchſt (che fie durch beträchtlich größere Hitze zerflört und zur Zerſetzung im
Brenzöl und faure Slüffigkelt getrieben wird) zur klaren, glaflgharzigen Maſſe,
vie Durch Reiben ſtark elektriſch werdend nun ſchmelzbarer iſt, wie fle zuvor war
(indem fie jeßt ſchon bei 10500. — 84 R. flieht, und, gefchmolgen Hei
1100 C. — 88 R. fabig zaͤhe wird), und ihre Kryftallifirbarkeit nicht verloren
hat. Aehnlich verhalten ſich aber auch vie übrigen genannten dimorphen Stoffe;
denn Wohler zufolge ſchmilzt Pryfiallifirter Zucker bei 16000, durch
Schmelzung amorp her zwiſchen 900-1050 C. ; EryfRallifirtes Amygdalin
bei 200% C., nah ber Schmelzgung amorph erflarrtes bei 125%—130° O.;
Iryfallifirte Sylvinſdure bei 1400 C., amorphe bei 90%—100°% C.;
IryRallifirter Schwefel bei 1119C., durch Schmelzung amorph ge
worbener bei 90%—100%C. Auch die brenztraubenfauren Kryſtalle und
amecphen er ten Aehnliches zeigen. (Geſchmolzen find fie dampfreicher;
o . 80 8. 9).
1118
gefeht aus Ce Has Or + HO beſteht, an ber Luft erhitzt ſchwaqh
würjigen Geruch verbreitet und endlich unter rußender Eutllammung
verbrennt. Heumann fand, daß dieſe Eäure ben Hauptbeſtandtheil jener
im Magen der Autilopen (und des Bezoarbocks) feltenen Concretionen
bildet, welche früherhin unter der Benennung morgenländiſcher
Bezoar (B. orientale) auch in Guropa als Arznei in Bebraud
genommen wurden (vergl. Aun. d. Chem. u. Bharm. I. 251). Gie bilde
mit KOCOz und Na0COg, unter COgsEntwidelung amorphe, gummi
artige Maſſen. — Bermuthlich entſtammt bie in dem morgenl. Bezoar
vorlommende Lithefellinfäure dem Harze der, von ben Antilopen (von
ben Gazellen, Antilope Dorcas) und Bezoarböden (CapraA egray-
rus, die im Baucafus und angrängenden Öfllicken Gebirge leben
und von denen wWahrfcheinlich unfere Hansziege, eine durch Zäh⸗
mung entfaudene, leicht wieder verwildernde Spielart if) verzehrten
Pflanzlichen Erzeugniflen, Baumrindensc.f.w.u. Die meiſten Harze wirken
gegen Salzgründer, wie ſchwache Säuren, und bilden mit nenjelben,
ohne dabei einer wefentlichen Mifyunge-Abänderung zu erliegen, Salze.
#48) Es Tonımen die Harze nicht nur fehr verbreitet, fondern auch ſehr
mannigfaltig geartet, und zwar nicht nur in den einzelnen Lebweſen
(Organismen), zumal in den pflanzlichen, fondern ſelbſt auch im fehen
Erdgeſtein vor; denn nicht nur in denen auf vorzeitlicdhe Lebweſen bis
weiſenden Kohlesartigen Bebilden, zumal in den Brannlohlen und vers
wandten Grzeugnifien, fondern auch in manchen Erzen, insbeſondere
in denen dur Schwefel vererzten Metallen, fo wie in mehreren erd⸗
und erdlaugmetallifhen Oxygen⸗Verbindungen finden ſich hieher gehörige
Sydrocarbonoxygen⸗ Berbindungen *). Daß fie in THierleibern (was
gleich, verglichen mit dem Pilanzen, fparfam) ſich finden laſſen, ik
bereits im Vorhergehenden nachgewiefen worden. Su ber Jetzwelt
treten die meiften Pflanzenharze von Wetherölen begleitet auf, die dort,
wo lebtere als Löfungsmittel erfcheinen, die Balfamform bewirken;
beide, Harze und Wetheröle, feheidet in den meiften Fällen ſchon die
Defkillation mit Wafler; wie denn einer dergleichen Balfame, der Ten
pentin, alfo behandelt das Terpentindl als Defiillat gewährt (oben
9 Bergl. m. Arch. f.d. ges. Naturl. 1.338, IV. 450, m. 26.5. Meteorologie 119,
177 u. ſ. f., und m. Grundz. I. 683, 809 u. ff. Mitte Aether, zum Theil
auch vurch Alkohol vermag man manchem gepulvertem Geſtein nicht ſelten Merk⸗
liches an Erdpech⸗ und Erdharz⸗artigen Erzeugniſſen zu entziehen, De nun auh
jene Gebirgsmafien, welche Werner burch Urs und Uebergangägebirge bezeich⸗
nete, duch Cintrocknen erſtarrte Infuſorien darbieten, vie unter Sinwirkung
von Waſſer und Licht wiener Leben gewinnen, vergleichen aber in vulfanifchen
Gebirgsmaflen nur getöbtet, als organiſch geformte Infuforien Panzer vorkommen,
fo Liegt vie Folgerung ſehr nahe, daß die in Geſteinen als lieberzüge innere |
Flaͤchen vorlommennen Erdharze: Röfungderzeugnifie von vorweltlichen ober ur |
weltlichen Elementar: Organismen find, deren Röftungähige vom Zunern ber fog-
Erdrinde (muthmaaßlich von vullaniſcher VBethätigung ausging).
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1119
S. 1011), während das zurücdbleibende weißliche Harz, der ſog. „ges
kochte Terpentin“ geſchmolzen das Geigenharz (Colepkonium)
bildet, in ägnlicher Weiſe, wie Schmelzen der Brenzharze und Brenz⸗
ätheröle des Nabelholztheers *) erſtere in Pech verwandelt, Außer
mit Aeiherölen Tommen aber die Pflanzenharze Häuflg verbunden vor
mit Bummi, Schleim und biefen pflanzlichen Bilvungstheilen mehr ober
weniger nahe ſtehenden Pflanzenerzeugniſſen, und heißen daun Gummis
harze. Abgeſehen von biefen, wie von jenen Beimifgungen, findet
man bie Harze in der Regel nie einzeln fiir fi in den Lebweſen,
fonvern gewöhnlich find mindeſtens zwei, häufig brei und mitunter
auch wohl mehrere verfchiebene Harze in ihren Borlommenktätten mit
einander verbunden zugegen, und faf nie Rößt man auf nur einzelne
kryſtalliniſche Harze. Jenem gemeinfamen Vorkommen zufolge unter=
ſcheidet man ſolche Cinzelharze eines Geſammtharzes, mit Berzelins
in Alpha⸗, Betas, Gamma⸗ꝛc. Harze. Mit dem Waſſer läßt fi
Bein Harz unmittelbar verbinden, ſondern es bedarf dazu der Beigabe
von Gummi, oder Bummivertreteen (mie 5. B. die Guajakharze —
©. 1002 — folgen Weges mittelft Mimofengummi mit Wafler
zur zäßen Blüffigfeit fich verreiben Iaflen), von Eigelb und derglei⸗
hen. Alle Sefammtharze find mehr oder weniger farbig, meiſtens
brännlich, feltener gelblich, mitunter auch in’s Möthliche over Roth⸗
braune fpielend; die meiſten Cinzelharze find dagegen farblofe ſchwache
Säuren, und manche unter ihnen geben mit ſtarken Salzgrundern ver-
bunden baſiſch gegenwirfende Salze und damit Verbindungen, welde
früherhin zu der Vermuthung führten: es feyen die in ben Bilanzen
vorfommenden organiſchen Galzgründer (genannt Alkalorde) ders
gleichen Harzfalze, eine Vermuthung, die ich jeboch keineswegs beRä-
tigt hat. . Jenes Tannen⸗, Fichten⸗, Lerchen- 20. Harz, welches mit
Waſſer deftillirt, das Terpentindl (S. 1011 ff.) entläßt, es entläßt an
kalten 72 procentigen Alkohol die Bininfäure, das if das im Bis
nusharz zugegenfeiende Alphaharz, das man ans ber weingeifligen
Loͤſung durch Wafler nieverfchlägt. Es if unkryſtallifirbar, gibt mit
Kali⸗Lange bigerirt das harzartige pininfanse Kalt oder fog. Kalirefls.
nat, das, im Waſſer deli, der Kaliskauge unzugänglich if, und
durch Zuſatz von Säuren das Hydrat ber Pininfäure, das, erhißt,
unter Waſſer⸗Entlaſſung zur Eolophonsähnlichen Mafle ſchmilzt. Zurück
bleibt von dem geifligen Auszuge das Betaharz, die Sylvinfäure,
die in heißem Alkohol loͤslich, aus folder Heiß durchgeſeiheten Loͤſung
erfaltend ſich kryſtalliniſch ſcheidet, ebenfalls ſchmelzbar und nit Salz⸗
grũndern vereinbar iſt. Behandelt man in ähnlicher Weile das
) Eine Ubänberung des Terpentindls, Das fog. Aiendt, begleitet ven Nabelholz⸗
theer; man faun «8 als MBrenzterpentindl bezeichnen. Es iR ein gute Loſunge⸗
mittel für Kautfchack une wahrſcheinlich dem Terpentinöl iſomer.
1180
Galipot, d. i. das bem Pinus maritima L. entfiannnende Baus:
herz, fo zeigt fich, daß biefes faR ganz ans einem farblofen, kryſtalli⸗
firbaren fauren Harze, der blendendweißen Bimarfäure befteht, bie
im Aether und ſiedendem Alkohol leichtlöslich iſt, bei 1800. 140,48.
nur bis zu Yo von Alkohol aufgenommen wird, ebenfalls kryſtalli⸗
firbar erfcheint, bei 12500. — 1000 R. ſchmilzt, und babei (glei
ben obigen Säuren) Abänderungen ihrer Gegenwirkſamkeit unterliegt,
indem fie in Byromarfäure übergeht. In verfchlofienen Flaſchen
längere Zeit aufbewahrt gelb’t fi} die Pimarfaure und if num amorph.
Mit Azotfäure behandelt bildet fie die Ayomarfänre Nah Lan
rent, ihrem Entdecker, beiteht die Bimarfäure ſtöchiometeriſch aus
Cao Haı O5, während die Bininfäure aus Cyn Hao O, im 2-6.
zufammengefeßt if. Die Sylvinfäure if der Bininfänre ffomer;
leßtere wird von einigen auch „Eolophonfäure* genannt. Wehaubelt
man Golophon mit Alkohol, fo bleibt ein weder im Aether, noch im
Weingeiſt, noch in Kali⸗Zauge lösliches braunes Bulver zuruck, das
nur von KalipinatsLöfung aufgenommen wird, Weingeiſt von 000 ent
zieht dagegen dem Golophon eine ebenfalls durch das Echmelzen en -
flandene Wbänderung der Pininfäure, die Golopholfänre; m,
Grundz. I. 550, 925 ff. Das erwähnte Kali: Refinat if ein Hamt
beftandtheil der fog. Harzfeife, die zum Thrill mit Müböls ober
Hanfdl« Seife vermiſcht, techniſch verwendet wird. Techniſch fehr ge
fchägt ift der Copal (in neuerer Zeit häuflg als Börnfleinver-
treter verarbeitet), ber, fofern er zum Theil in ziemlich verſchiedenen
Eorten im Handel vorkommt, wahrfcheinlich verfchiedenen Pflauzen⸗
arten, wohl meiſtens Daumen Madagaskars entflammt. Seine Unlös
licgleit in Alkohol weicht, wenn er groͤblich zerſtückelt laͤngere Zeit
warmer, trockner Luft ausgefept und mit trocknem Quarzſand — der
das Mneinanderhängen der Stückchen verhindert — gemengt einem
waßerfreien Alkohol zur Berührung dargeboten wirb, dem man zuvor
Gamphor, oder Camphor und etwas Lauendelöl und Rümmelöl bei
gemifcht hatte. Solche Löfung gibt einen Firniß, der deu Copal als
farblofen, glänzenden und fehr harten Lad hinterlaͤßt. Bom erhigten
waſſerfreien Leinöl oder Mohnöl wird ber fehmelzende Copal Leicht
aufgenommen, und biefe Löfung gewährt, mit Zerpentinöl verfeßt, den
fetten Eopalfirniß. In Kali⸗Lauge if Copal leicht auflöslich *). Der
von Pistacia Lentiscus fammende MRafir beſteht aus 2 im wäflri
gen Weingeift ungleich löslidden Harzen, von beuen das eine, fm Weiber
ſehr Lösliche, alfo gelöf und auf Waffer getröpfelt eine Haut gewährt,
aͤhnlich jener, welche unter gleichen Bebingungn eine ätherige
*) Das von Dammara alba Rumph. wm Agathis Goranthifolia fiams
mende Dammaragummi Katgenauropas (b. 5. Harflein) wirb au ber Luft jo Hart
als Kopal, und iſt in ähnlicher Weiſe benugbar; m. Grund I. 690,
1181
KRantigudsLöfung bildet. Uebrigens verwendet man ben Raſtit nicht
nur zu Firnißbereitungen, fondern auch zum Befligen des Diamant an
Gold, Gilberse., weil ex demfelben und dem Metalle ſtark anhaftet
(daher des Boet ius den Diamant betreffende Bolgerung; oben ©. 93).
Der Saudarac (vom Thuja articulata L, und Juniperus com-
munis L.) wird ähnlich verwendet, beſteht zunaͤchſt ans 2 in Wein
geiſt ungleich Löslichen Harzen (in Allohol geloͤſtes Kali ſchlaͤgt eines
derſelben in Form einer theeraäͤhnlich zaͤhen, im Waſſer loelichen
Berbindung nieder, Waſſer fällt dann, aus der überfichenden Fläffig«
keit eine zweite harzige Mafle, die aber eine Berbindung mehrerer
einander ähnlicher Ginzelnharze ik. Kümmelst (oden ©. 1011)
löR übrigens diefes, wie alle zu Firniſſen benutzt werdenden Gefammts
harze. In techniſcher Hinſicht ſchließt dieſen Harzen ſich zunaͤchſt an
das Gummilack; oben ©. 1005. Digerirt man den (mehreren, in
Brafllien heimifchen Arten ber Gattung Copaifera L. entflammenden,
uns Tiuſchnitten als ziemlich fließlicher blaßgelber Harzſaft hervor⸗
quellenden) Copaivabalſam mit waͤffrigem Ammoniak, fo loͤſt er
Rh darin, ſcheidet ſich aber allmälig wieber, jedoch verändert aus;
denn fait feines Oxygen⸗freien, als ſolches bem Terpentinfl poly⸗
meren Hetheröles enthält eines feiner Harze nun Waſſer genug,
um bamit in gelben achtſeitigen Brismen anzufchiegen, während bie
anderen mit jenem Dele verbunden, in Form eines falbenreichen „ wes
der fanren noch baſiſchen Geſammtharzes fich ſcheiden laſſen; erſteres
it = Cio HH + HO, oder Cio Ho O. Der unvesänderte Copaiva⸗
balfam loſt Magnit (MgO) in beträchtlichen Mengen auf. Gin ſehr
hartes Harz enthaͤlt, neben einem braunen weichen, ber Meccabalſam
(Opobalsamum). Er wird eutlaſſen von Amyris gileadensis, {if
feiih: weißlich, trübe, hell't fi fpäter Har auf, während er fih
gelbet und Zaͤhigkeit gewinnt; wahrfcheinlich indem fein Aetheroͤl ſich
orybirt. In welchem Grade leicht ſich vergleichen Aetheroͤl oxydire,
zeigt das Terpentinoͤl (oder, wie Andere ſchreiben: das Terpen>
thinol); denn tränkt man bamit wieberholt ein Gtüdchen Flor ober
nicht fehr dichte Leinwand, und haͤngt es in die Luft, fo findet man
es, nachdem man bie Tränkung einige Mal winerholt hatte, mit Harz
überzogen; zugleich pflegt fi) auch wohl etwas Bormylfäure zu bilden,
Ucher fläffigen Storax, Tolubalfam und Benzoe f. oben ©. v91 und
1007 f. Das Elemiharz, das in mehreren, in Oſt⸗ und Wels
indien heimiſchen Amyris-Krten zugegen if, enthält ebenfalls ein
kyſtalliniſches (au im Anime, d. b. im Harze vom Hymenaca
Courbaril L. neben wenigem Wetheröl und einem im Talten Allohol
Wellen amorphen Harze vorkonmendes) ſchmelzbares und fublis
mirungsfähiges Harz, das man auch im Euphorbium, d. i. in
einem Gummiharze vorgefunden hat, welches mehreren afrikaniſchen
Gupporbien in Form eines Rilchſaftes entzogen Bu an ber Luft
— — —
1122
zu undurchfichtigen, feymußiggelben ober bräunlicken Gtäden erhärkt,
He in Folge ihrer brennenden Schärfe, in der Munbhöhle, als Staud
tm die Mafe gelangt ıc., heftige Intzämbungen zur Folge haben, um
außer etwas Aetheräl und Wache aus drei verfehiebenen Harzen zuſen⸗
mengefeßt find. Dem Tryfallinifchen Harze ſchließt ſich, in Abſicht
auf Sublimtrbarkfeit, das Betulin, auch Birfencamphor genammt, au;
m. Grundz. I. 722 |. Scharf und bitter iR das fog. IJaleppim,
d.i. das gereinigte Harz der als Larativ ärztlich in Gebrauch geuw
menen Wurzel von Convolvulus Jalappa L. Gin gelbes (orangel)
Harz entzieht Weingeift der Gilbwurzel (von Curcuma longa), da
mit Borfäure und Zinuchlorür fehr dauerhafte orange Färbungen ge
währt; einen bergleichen rothbraumen harzigen Jarbſtoſſ, genanzt
Drellin, enthält auch der Saamen ber Bixa orellana L. , den mat
zerflampft und mit Waſſer einweicht, dann als breiige Maffe anf ein
Sieb bringt und fo den aufgefchlemmten breiigen Gaft von den übri⸗
gen Saamentheilen trennend, ihn eindampft, zufammen ballt unb ex
der Luft trodnet. Alſo behandelt flellt die eingedidte Saftmaſſe einen
Teig dar, der: getrocknet fog. Kuchen bildet, die immen rothgelb um
außen bramm, in den Handel gebracht, die Benennung Orlean führen
und in ber Faͤrberei, zumal in ber Holzfaͤrbung häufig benußt werden, Ran
erwärmt ihn nämlich mit Kalicarbonat-2öfung (audy die des Natroncar⸗
bonat wirft auflöfenb ein) und erhält fo eine braune Fläffigkett, die den
Holze (insbefondere dem zuvor mit Azotfünre gebeizten) eine entfernt es
Mahagoniholz erinnernde gelbbraune ober roͤthlichbraungelbe Yärbung
mittheilt, auch mit Wlaunlöfung verfeht, orangen Lad als Micberfälag
gewährt, ber mannigfach in Farbenton wie in Farbenfättigung verkw
dert werben kann, wenn man den kaliſchen Orleanauszug mit in Kalls
Zauge gelöftem Alumoxyd (Thonerde) oder Zinnoxyd vermifcht, bever
man ihn ausfälle. Heiner gewinnt man jedoch das färbenbe Hari
des Drlean, wenn man ihn zunächſt mit Alkohol auszieht, dieſen
Auszug vom Alfohol befreiet ımd das alfo gewonnene harzige Ertract
bierauf mit Aether behandelt, von bem badurdh erhaltenen ätherigen
Auszug aber den Mether abdeſtillirt. Alaun und Bleiorybacetat-?ifung
faͤllen den alfoholigen Auszug ziegelroth, Ciſenorydſulphat bildet darin
einen braunen Niederſchlag. — Ein faures rothes Harz bietet dar,
neben etwas Wettöl, Kalkoxalat, Kalkphosphat und wenig „Benzoefäne*
das fog. Drachenblut, b. t. ber mehreren weftinniigen Bäumen,
zumal dem Pterocarpus Draco und P. zantalinus und mehr no
den Früchten des Calamus Rotang L. entnommene rothe Yarbfch,
genannt Dracänfäure, deſſen Harz in Terpentinöl wenig oder ger
nit, Hingegen im Alkohol leicht Iäskth if und mit Kalk verbunden
ein Salz (dracänfauren Kalk) darfellt, deſſen Löſung durch Self
ſaͤure zerfeht, das Harz (die Dracänfäure) in Form eines glänzend
gelben Niederſchlage entläßt. Man -gewvinnt dieſes Kalkſalz lei
1123
wenn man das gepulverte Drachenblut mit geloͤſchtem Kalk und Wafler
mengt und ſehr gelinde warm flellt, UAlſo gereinigt ertheilt es dem
Weingeiſt eine lebhafte roͤthlich⸗ſattgelbe Farbe, die daher auch in dem
gewöhnlichen fog. Goldfirn iß einen Hauptbeſtandtheil bildet. In Indien
ertheilt man Zinnbebachungen durch dergleichen Firniſſen Goldfarbe,
in Europa verführt man ähnlich mit Blattflber, das man mittel
Eiweiß auf Holz, 3. B. auf Bilderrahmen feftigt und nach dem Trock⸗
nen überfirnißt.
g**) Hehnliche farbige und färbende Harze und harzartige Verbindungen
find gegeben in ben meiſten gelben, zoihgelben und manchen rothen
zumal pflanzlichen Farbſtoffen, bie, fo fern ſie mit Galzgründern ſalz⸗
artige Berbindungen zu geben vermögen, von dem Verf. diefes Hobs
bereite ver 18 Jahren, in m, Theorie der Polytechnochemie, als
Sarbjäuren bezeichnet und befchrieben wurden %. Preißer bat
in neuerer Zeit verfchiebene Verſuche über Pflanzenfarben befannt ges
macht, benen zufolge die Farbſtoffe dieſer Farben dadurch chemifch ifos
lirt wurden, daß er die Pflanzen mit remem ober Alfalishaltigem
Waſſer, Alkohrl over Aether auszog, den Auszug mit baflfchem Blei⸗
oryd-Azotat (gewonnen durch Ausfällung bes gelöflen azotſauren Blei⸗
oxyd mit überfhüffigem waͤſſrigen Ammoniak) digerirte umd dem ſolchen
Weges mit dem PbO verbundenen Farbſtoff das PbO durch HS ent
zog. Alfo verfahrend gab ihm der mit Alfohol and Aether beivirkte
Auszug des Brafilienholges (Caoaalpinia Sapan), das Brafilin in
Form Tleiner, farblofer, vectangulärer Prismen, bie anfaͤnglich ſüßlich,
hinterher bitterlich ſchmecken, Im Waſſer loolich find und dieſes in ber
Kälte ziemlich lange ungefäͤrbt belafien, erwärmt hingegen Röthung
deſſelben zur Folge haben, aus der Luft Feuchtigkeit anziehen und ſich
bann bunfelpurpurcoth färben, wenn, Re mit Ammonial in Berührung
fommen (was an die Färbung der Cuchronſäure⸗Löſung und an
die Sntfichung ber Flechtenfarben erinnert; oben ©. 979). Mechns
kiches bewirken auch Zufähe von WlfalisLaugen und von Kalkwaſſer,
und Eäuren fällen dann aus aljo gerdtheter Löfung das Brafilins
zoth, befien Bildung durch verbünnte Hydrochlorſäure und ebenfo
durch verbünnte Azotfäure begünftigt wird, während Zuſatz von Chrom⸗
füäure Gasentwidelung, Bildung von Yormylfäure und Musicheibung
eines ans Brafllinroth und Bleioxyd zufammengefehten Niederſchlages
) Dan findet dort, theils ausführlich Ihrer Beſchaſtenheit und ihrem Verhalten
nach beſchrieben, theils ihrer Abſtammung mach bezeichnet gegen 20 dergleichen
Rothſauren, gegen 120 Gelbſäuren, 6 sis 8 Brünfäuren, und auferbem, nebſt
dem Indigo, auch verſchledene andere von dieſem weſentlich abweichende blaufärbenbe
Eoſſe, und verfchiedene an ſich, ohne Zuſatz von Ciſen⸗ ober auberen Erzmetall⸗
Salzen ſh warz um zum Theil durchaus acht ſchwarz farbende Pflanzener-
geugniffe.
71%
1124
zur Bolge bat. Eichen der waͤſſrigen Löfung Aubert das Braflin ix
Brafilein um, d, 1. in einen in feinen earmoifinrothen, ſelben⸗
glängenten Nadeln anfchießenden Etoff, den P. als ben eigentlichen
Farbſtoff jenes Holzes betrachtet, und ber vom Brofilin durch größeren
Dryaengehalt ſich unterſcheiden ſoll, indem erſteres angeblich aus
Cıs Hr Os beſtehe, dieſes Hingegen O7 enthalte (?). — In ähnlider
Weiſe entzog B. dem Saflor (von Carthamus tinotorius L.) farbe
Iofes Garthamin, das nach Befreiung defielben von dem gelben, tm
Waſſer löslihen Farbſtoff, bewirkt durch Aunowaſchung mit kalten
Waſſer, den rückſtaͤndigen Blumenblättern durch ſchwache Natroncar⸗
bonat⸗Loſung entzogen und hieranf mit dem erwähnten baſiſchen Slei⸗
oxyd⸗Azotat faͤllend verbunden wurde u. f. iv. Es bilvete mit Waſſer
eine gelbe Löfung, aus ber durch fog. freiwillige Berbunflung das farb»
Iofe ſchwach bittere Carthamin in prismatifchen Kryſtallnadeln ſich
fonderte. Während das Brafllin in Alkohol und Aether ſich Leicht loͤſe,
wurde alſo gewonnenes Carthamin vom Alkohol nur in geringer Menge
aufgenommen. An der Luft gelbte es ſich, kalte waſſerarme Schwefei⸗
fäure, Azotſaͤure und Hydrochlorſäure läften es unverändert auf, ber
Berührung von Luft und Alkali⸗Löofung ausgeſetzt, erlag es wie bas
Braſilin, in Bolge folder die Orydabilität erhoͤhenden Sinwirkung,
höherer Oxydation, erſchien baranf gelb, dann ſchoͤn roth, und wurde
sun von B. Earthamein genannt; fehlte bei der Alfali-Einwiriung
das gaflge Oxygen, fo blieb das Carthamin ungefärbt, Wie anf
beim Rofenrotbfärben der Geiderc. gefchieht, trennte B. mittel Citror⸗
fäure das Garthamein vom Natron, da es danı als ſattroſenrether
Nieverfchlag fich ſcheidet. Es fol, kryſtalliniſch, 2 HO enthalten uud
außerdem aus Ca; Hy Or (wahrſcheinlicher aus C2a Ha Or) befkchen,
und 2 V⸗G. Oxygen mehr enthalten, ale das farblofe Carthamis.
Das in gleicher Weife dem (von Pterocarpus santalinus Raumes
den) Sandelholze entzogene Santalin, bildet nach P. ein weißes,
kryſtalliniſches, in Wafler, Weingeiſt und Meter Iösliches SBulver,
zöthet ſich an der Luft durch Sieden feiner wäfrigen Löfung ums bildet
dann lebhaft rote, nur mifroffopifch unterſcheibbare Nadeln, vie $.
Santalein nennt und fie als das SIryb des farblofen Santalin be
trachtet. Detſelbe Farbſtoff foll auch im Holz der Bapkia mitide
Afzel. zugegen feyn, das man in England unter der Benennung
Barwood oder Camwood als Yarbholz nutzt. Ebenſo will P. das
Goccusroth der durch Aether entfetteten Cochenille (oben ©. 851 Azm.)
im farblofen Zuſtande und dann von ihm Garmin genannt, ta Form
Heiner blaßgelber, im Waſſer und Alkohol, aber wenig im Hether
löslicher, widrig fehmerfender Nadeln dargeſtellt Haben, berem farb⸗
Yofe Löfung ſich durch Oxydation violett färbt und endlich in Geha
ſchon other, ins Biolette fpielender Flocken aus der ſiedenden Lifung
fig ſcheidet; eine Scheidung, die durch Zuſatz von Ghromfänt
1125
beſchlennigt wird, benen bann (im letzteren Jalle) Kali die Farbſaͤure
entzieht und Chromoxyd zurädläßt. Auch andere Gänren befchleunigen
bie Möthung ber Loͤſung. Arppe fand jedoch, daß bei Anwendung
bes Preiſſer'jchen Verfahrens auf die Darſtellung des fog. farblofen
Garmin *), Galle man — nad) der HB:Berfehung jenes, mittelß
%) Die unter ver Benenniing Garmin befannte Lackffatbe enthält demnach, B’s
Uinnatymen gemäß, als Hauptbeftandtheil Sarmein." Die Fabrikation dieſer Sarbe
IR immer noch eine Art. Gahriögeheimniß, fo ſern «6 darauf ankommt: fie von
hoch ſter Sarbenfättigung und Warbenreinheit darzuſtellen. Vielleicht würde bie
Serfiellung deſſelben erleichtert, wenn man berückſichtigte, daß Cochenille
‚ ihrem Varbſtoffe nah, in waſſerarmer Schwefelfäͤure auflbſt, ohne daß
dieſer dadurch zerſtoͤrt wi (Aehnliches gilt auch vom Krapp). Uebrigent
Iomut auch die Carthamiunfdure (D’s Carthamein), ſewehl im freien,
als auch im an Alumoxyd gebundenem Zufanse, im Handel als fog. „rothe
©äminfe vor." Ueber das auch in vieler Hinfiht empfehlungswerthe Dunkel⸗
zofenvoth bed Rorallenholzes (Erythrina Corallodendron), v. i. über
Die vom Perf. niefes Hubs, neben der Sorogninfäure (Gocensroth ober
Garmein) als Barbfägre umfgefünte Erytärinfänze; vergl. m. Theorie der
Volytechnochemie a. a. D. Zwei ſchoͤne Roth bieten auch, vorzüglich in Ber
Sarung mit SnO, vie rothen Stengel ber großen Brennneflel (Urtica
dioion L.) bar; hat man aud beren wäffrigem Autzuge mittel Zinnchlorär
das eine dieſer Aoth .ausgefäll't, fo enthält die Aber nem Nicderfählage ſtehende
Stüffigfeit noch noch rothen Barbftoff genug, um Geine darin zofens uns hoch⸗
roth ausfächen zu Lönnen. Das Woth ver herbſtlich gerötheten Baumblätter,
d. 1. vas Erythrophyll, gehört jedoch einer anderen Gruppe von Pflanzenroth
an. Es grün fi naͤnllich, gleich vem Beilchenblau, durch Alkalien, fo wie
insg mehrere et ſallende Ero⸗ und Vrzuetalloryde; der ſolchen Weges durch
PbOA erzeugte grüne: Mieverſchlag, wird jevoch bung Sauren wieber geröttet.
Disfem Roth ſchließt ſich an vas mehrerer Veerenfruchte, namentlich au jenes
ver roihen WBelnberren, das im Waſſer ſchwer⸗, im Moſt gar nicht, wohl aber
{m gegoßrenen, d. i. Weingeifishaltigen östlich und im MWeingeifte ſelbſt fehr
äh iR. Darum muß man, um aus rothen Weinbeeren rothe Weine zu
.belo amen, ven jungen Wein ‚Binzeilhense Zeit über nie dieſet Roth enthaltenden
Beerenpülfen, mithin über die Weintrebern (Treſtern) Tlegen laſſen, bamit er
dieſen das Roth entziehe. Häufig erfünftelt man jedoch auch rothe Keine aus
weißen, mittel Zuſaz von Keibelbeeren (Vaecinium Myrtillus L.),
ober von Hollunderbeeren (Sambucus nigra L.) feltener mittelſt rot her
Rüben, und vielleicht ſehr fekten durch RothholgsBarbfioffe (m. Arch. f.
d. ges. Naturl. XV). Vogels hieher gehörigen Verfuchen zufolge bewirkt
Zaſalz von PbOA im ächten Rothwein einen Heliblauen, ins Grünliäägraue
fuidjenne Niederſchlag, der im älteren Bein ver Art mehr grünlich grau erfcheint,
als im jüngeren; im mit Heibels ober Sollander⸗Beeren geröthetem
MBeifwein einen yuntelblaunen, in dem buch Sernambnd gerötheten einen
heltzothen und in dem burg Braſilienholz gefächten einen blauen Nies
verfälag. Löfet man 1 Gewichtsibeil Alaun in 11 veſtill. Waſſers, waͤhrend
man in einem anderen Gefüfe eine Löfung von 1 Ralicarbonat in 8 Waſſer bereitet,
vermiſcht banz dem Magße mad gleichviel folgen Alaunwaſſers und bei zu
prüfenden Weines, und fept nun nach unb nach, in Heinen Antheilen foniel von
Deus Kaliwaſſer zu, daß nicht alles Alumoxyd (Thonerde) gefället wire, fo zeigt
ser im Achten Wein entftanzene Nieverſchlag, wenn man ihn na einigen
Stunden (v. i. nach feiner vollkänzigen Ausſcheidung) beichauet, ein roͤrhliches,
| 1126
des baflfchen Bleioxyd⸗Subazot (= 6PbO +2 AO; + 3HO) ge
wonnenen Carmeinhaltigen Niederſchlags — die ihn bedeckende rothe,
nah P. alfo ſchon orybirte, faure Yläffigkeit abdampft, fi bald
Dämpfe von Azotichtſaure entwideln, und nun aus ber erfaltenden
Flüffigkett Teine Ausfcheidung irgend eines Eigenſtoffes erfolge.
@ an Auch jenes Roth, womit die Alten ihren Achten Burpur hervorgehen
machten, iſt vorzüglich ein farblofer thierlicder Stoff, der jedoch nicht
durch Orydation, fontern durch O-Entfernung, am fchnellfien durch
vereinte Wirkung von Licht und H-@as. (ober flatt des Ickteren:
Weingeiſt, Wetheröle sc.), zunächfi gegränt dann aber purpurn ge
röthet wird, in beiden Farbabflufungen: der Sättigung durch Alkalien
fähig iR und deshalb in m. Theorie d. Polytechnochemie (1.171 f.) als
Buccinfäure oder „Purpurſchneckenzoth“ aufgeführt wurde. In wie
fern das Roth des Muskelfleiſches Hieher gehört, das vurzäglig
an Sättigung gewinnt durch mäßiges Erhltzen mit ſchwacher Salpeter⸗
Loſung (was zugleich das rohe Fleiſch gegen beginnende Faͤulniß jchüht
und es haltbar macht; wie das zur Gemmerzeit in englifchen Metzger⸗
oder Fleiſcher⸗ Läden aufgehängte Kohfleiſch bezeugt) und das bei ein⸗
tretender Faͤulniß fi zu gefinen. beginnt, desgleichen daß im ge
wäfferten Hühnereiweiß durch langes Luftberühren gu Stande
Eommenbe Roth (a. a. D.), ſo wie das .Moih der Krebsfchaalen
(amd dadurch des Kothes der: Meerkrebſe verzehrt Häbenden Ball:
file), das der Hagedornraupe, Ameifenköpfe, Songenfäfer
(Coccionella septempunotata und anderer Arten berfelben Battung),
ber Bänfes und Taubenfäße ze. dem Roth der Burpurfhnecde
(Buccinium 1apillus) und verwandter Schaalthiere ſech weſentlich
nähere, darüber wählen weitere Verfache entſcheiden. Das Krebs:
roth geht befanntiich durch Sieben ber Krebfe mit (Roniplzehaltigem)
Wafler hervor. Goebel's Verſuche über dieſes Moth, fo wie über
das der Taubenfüße ıc. zeigten: daß biejes Roth fein Azot,. fondern
>
ber aus dem mit Seidelbeeren gefärdten ein blaulichet, und ber aus mit
Hollunderbeeren gerötheten ein grünliches Grau. Hatten vothe Mäben
(Bangotd; Beta vulgaria) zur Röttung des Weißweins gevieit, To ladt Ad
biefes Leicht durch Zufatz von Kalkwufler entuedlen, funern vieſts ſolches Roth
gänzlich in Blafgetb verkchrt. War vum Rothweia Hiaun deigegebrie worden
(was in manchen Gegenden VFraukreichs vom‘ betrügertſchen Welnuwiethen öſters
ſtatt ſinven ſoll — weil ſolcher Aufay von Tarbenton des Rott ethbhet minb im
dolge feiner zuſammenzlehenben und austrodnenden Wirkung auf ben Schland x.
erzeugt — fo bewirkt jenes Kallwaſſer darin nit nur eine ſchiwache Trü⸗
: bung, was bei jeben Mein der Fall iſt, ſowern einen grauen Aederſchlag, ver
nach dem Austrocknen Und "Glühen pulverfoͤrniges Mlumorte Binterkäßt, "Ds um=
geglũhet oder ſchwach geglühet in werbiähmter Gchywefelfänre" aufgeloſt awb Weranf
ae [gwefelfamm Kall verfegt, ertadstifh keyſtalliſirenden Wenn ge
L
1197
nur C, H unb O als lehte Beſtandtheile enthalte, Aehnlich wie jener
farblofe, die Bucciufäure erzeugende Stoff (der ein Hyperoxyd bes der
Buccinfäure zur Grundlage dienenden, etwa durch Buccin zu bezeich“
wenden Gtoffes zu feyn ſcheint), fo dunkelt auch das Chlorophyll
in Folge Rarker Lichteinwirkung bis ins Grünlichblaͤuliche und gefät-
tigt Srünlihblaue, und auch ihm, dem grünen Chlorophyllkügelchen,
IR (in Form farblofer fog. Kügelchen) ein weißes Gebilde beigegeben,
daranf hinweiſend, daß das grüne aus einem ähnlichen weißen Erzeug⸗
niß dadurch hervorgegangen, baß es, wie die im Entſtehen begriffenen
Flechtenfarben (oben S. 979 u. w. u.) zur Färbung erſt gelangt:
durch Aufnahme von Ammonlak, oder vielmehr durch Aufnahme und
Umbildung deffelben in Ammonmetall, das in dem vorliegenden &
einen mit ihm vereinbaren Metallmittler, und in dem feinen eigenen
H:Sehalt überwiegenden H einen Berbindungsvermittler vorfindet, und
fo gleihfam eine Art von Legirung bes Ammonmetalls mit
dem aus beftimmten Antheilen von C und H zufammengefchten Metall
vertreter darſtellt; die dann durch Aufnahme von ſoviel O, als erfor:
derlich ſeyn würbe, das Ammon für ſich in baſiſches Oxyd (AH, + O) zu
verwandeln, zu einer Zufammenfchung gelangt iſt, welche dem Alumoryb
darin ähnelt, daß fie gegen flarfe Säuren wie ein ſchwacher Salz⸗
gründer, gegen ſtarke Salzgründer wie eine ſchwache Säure wirkt, in
beiden Fällen aber dem Geſetze der hemifchen Begenforberung
(einmal der Bafeforberung ber flarfen Säuren, das andere Mal ber
Gäureforberung ſtarker Bafen) fich umterwürfig zeigt. Mulder's Ele⸗
mentarsAnalyfe zufolge beficht das Chlorophyll ſtoͤchiometriſch aus
Cis H9 AOg (wo alfo das A gleichfam das fehlende O vertritt; benn
wäre dieſes flatt 1 A zugegen, fo würbe bie Formel ſeyn Cis Ho O9),
der fo eben geäußerten Bermuthung gemäß alfo aus CisH; + AH, + O
während ber flete Begleiter deſſelben, das Blatt⸗Wachs, nah M.
= Cı5 Hı5 0 if, alfo eine ſchwach Bafe des 15fachen CH gegenüber
einer verhältlich ebenfo ſchwachen, ober vielmehr noch fchwächeren
Säure, die mehr phyſiſch ale chemifch, oder doch nur fehr ſchwach
chemiſch verbunden am paſſendſten Blattgrän (S. 1098) zu nennen
feyn dürften; da dann biefe Benennung nicht dem Chlorophyll, fondern
der Verbindung beflelben mit dem Wachs eriheilet wäre. Ob übrigens
au das Chlorophyll der Aaubfräfche (oben S. 794) ein Wachs⸗
haltiges fey, ift zwar zur Zeit noch unbekannt, jedoch wegen ber phy⸗
ſiſchen Wirkung deflelben dem Berf. biefes Habs ſehr wahrſcheinlich.
Da es nämlich mit feinem Träger unter Waſſer, ver Lichteinwirkung
unterftellt, aͤhnlich wie in gleicher Lage befindliche grüne Blätter,
OGas eutwidelt, diefe aber zunaͤchſt nur in Folge elektrifcher Gegen⸗
erregung vor fich zu gehen fcheint (indem das beleuchte Chlorophyll 0,
das Wachs — O⸗Ladung erhält, welche C dann, wie in der galvani-
fen Kette, das Waſſer fammt ber Earbonfäure chemiſch zerſetzen,
1128
indem aber C unb H an bemfelben Pole zur Entwicelung gelangen,
unterliegen fie bier gegenfeitig durch ihre Berührung ber elektrochemi⸗
ſchen Aufregung, und dadurch jener eleftrifchen Beweglichkeit der Ad
gegenfeitig anziehenden @egenflächen, welche unmittelbare räumliche
Bereinigung zur Folge hat; eine Bereinigung, die dann weiterhin, bei
neuer Begenfläche un Gegenflaͤche ſich wieberholend, endlich vollkänbige
chemiſche Gemiſche hervorgehen läßt, welche als ſolche, wo ihnen
tropfiges ober gaflges (dampfiges) Wafler entgegentritt, in dem Augen⸗
blide ihres Gewordenſeyns aus diefen auch noch Wafler in ſich aufs
nehmen, und fo Öydrate von C + H barflellen. — Das, feinem Bears
halten nad, dem Chlorophyll fi nahe anreifende Thallodlor
ober Flechtengrün (6. 1098) fahen deſſen Entbeder (Schnedermanz
und Knop) wenigſtens in einer Weiſe hervorgehen, weldye obiger,
das Derhältnig der farblofen BlattgrünsKügelchen zu den farbigen
betreffenden Folgerungen das Wort rebet. Sie fanden es nämlich in
Form erfler Spuren in jenen fpiralförmigen Linien, welche bas
Törnige Gebilde ber Conferven barbietet. Jene elektriſche Zerfehung
bürfte übrigens in ben Pflanzen au ohne Bermittelung bes
Lichtes in mehrfacher Hinfiht möglih, und OxhgensNusfonderung
auch folgen Weges begründet werben Fönnen, hauptſaͤchlich aber in fe
weit jede wurgelnde Pflanze (als folche gleichfam die Erde felbit: als
in befimmter Individualiſirung fich bethätigendes Ganze) nicht zur
an der örtlich magnetiſchen (polariſchen) Innenbewegung des Bodens,
fondern auch an den thermo⸗ und eleltromagnetifchen Iunenbewegungen
beflelben Theil nimmt (Hanfteen’s Berfuche zeigten, baß die lebenden
Pflanzen magnetifch entgegengefeßte Iunenbewegung, Norb und Güte
Bolarität darbieten ®); Theilnahmen, bie fi) muthmaaglich für bie
Polargegenden früberhin in weit höheren Graben wie jebt geltend
machen mußten, in welchen theils buch größere Luftbichte bie
Bodenentwärmung (die Bärmeentflralung bes Bodens ımb bie Bindung
feiner Wärme durch auflagernde Luft) fehr gemäßtgt, theils durch vulkani-
fhe Erhitung, deſſen Erwärmung (zunaͤchſt jene feiner unteren Schichtes)
bei weiten mächtiger, als fle jetzt fich bezeuget, geftelgert wurde; und
war daun fo von außen her Alles bargeboten, was Bewegung umb bewe⸗
gende Stoffertheilung in den Pflanzen felbft gu begünfligen vermochte, fo
©) Bergl. m. Geb. d. Meteorologie; wo man unter andern folgennes Gichergehlrigt
ſindet: Ginfluß des Magnetismus auf Lehweien II. 88, Pertodicitat des
Grpmagnetismus als Bolge der Wechſelwirkung ber Weltkörper
1. 65, 259, 263; II. 113 und 419; MBirkung bes Magnetismus auf bat
Lit (erinnern an Faraday's neuefte Entbedung ; vom Sdb. ver DRetenesiog.
erfien ner echte, d. i. der III. Be. zu Erlangen 5b. Palm ums Graf
Ente 1830); Magnetismus, vielleiht eine der Urſachen Der Gr»
Elektricitat II. 44; erinnernn an Yarabay's fpäter bekaunt gewmorbenen
Magnetos Elektricismun.
1129
waren es bie aus biefen Gtoffen beſtehenben, aus bem Boben und aus
ber Luft ben Pflanzen zugelommenen chemiſchen Berbindungen — zumal
die ſehr wahrſcheinlich in lebterer in weit größerer Menge wie jcht
vorhandene Garbonfänre *) und das vielleicht urfprünglid vnlka⸗
nifh gebildete Ammoniat (mehrere unferer annoch thätigen
Bulfane entwideln Salmiak enthaltende Dänpfe), fammt ber durch
Oxydation des Ammonials (fowohl dieſes vullanifchen, als‘ wahres
fheinlich Hauptfächlich des aus faulen den Infuforien erzeugten) her⸗
vorgegangenen Azotfäure — welche in deu Pflanzen durch magnetos
eleftrifche, wie vurch thermos und hydroelektriſche Begenbethätigungen,
in oben berührter Weife zur Orygen:Untäußerung und baran gefnäpfs
ten Hydrocarbon⸗ Hydrationen und Ammoncarbon s Legirungen führten.
Auch iR es wohl denfbar, daß jene ehemals heftigeren vulfanifchen
Eröbethätigungen zur Bntwidelung von Hydrogengas führten, das
die Räume der atmofphärifchen Lufr miterfüllte, was damn, wie bei
der Buccinfänre- Bildung, die Orxrhgen » Entäußerung der Pflanzen nur
zu begünftigen vermochte; ja es Hatte vielleicht gerade dea AGas ber
vorwelilichen Luft am meiften Autheil an der Färbung der Blaͤtter ıc.
ber vorweltlichen Riefengräfer, Barrnbäume ıc., und bamit zugleich
“an ihrer coloffalen Eutwickelung. Aler. v. Humboldt fah bie
Iryptogamifchen Gewaͤchſe der lichtleeren (Bergwerks⸗) Gruben fi
grünen, wenn ber Bergſchwaden (die unathembaren ber atmofphäris
ſchen Grubenluft beigemifchten Safe) Hyprogengas enthielt; befs
fen Aphorismen 123 ff. Gennebier (Phys. veget. IV. 284)
fag Pflanzen in H-&asshaltiger Luft viel Träftiger wachlen und im
Dunkeln grän bleiben. Auch dürfte in ven Pflanzen ſelbſt elek⸗
tropolarifd aus dem Wafler entbunvenes Hydrogen wefentliden Theil
haben an der Bildung jenes Grün, welches Pflanzentheile barbieten,
bie, gar nicht vom Lichte getroffen werden, was gewiſſermaaßen ſchon
ber Ball if bei der unter der Oberhaut (Epidermis) vorhandenen
grünen Rinde ber Bäume ıc.; die, einmal gebildet, mit ihren Spalt⸗
Öffnungen jenes Orygen entläßt, das vurch fortfägreitende polarifche
Waſſer⸗ und Garbonfäures Serfeßung frei werdend fein H vorfindet,
mit dem es fich wieder zu Wafler verbinden konnte und daher wefentlich
*) Gaben vie erſten und dann auch alle barauf folgenden Pflanzen von atm o⸗
fphariſcher Garbonfäure gelebt, fo vürfte Brogniart zufolge bie ixh-
atmofphäre vor der Entwickelung jener erften gegen 8 Proc. CO enthalten
haben, während fie jet bie zu Taufendtheilchen darin vermindert erſcheint; m.
Sob. d. Meteorolog. III. 13. Meiner Vermuthung nach befanden vie erſten
Bilanzen aus mikroſkopiſchen Kryptogamen, bie, wie wahrſcheinllch noch jetzt,
von Infufionsthierden zur Nahrung dienten; wenigfiens bürften bie
meiften von ihnen auf Pflanzenkoſt angewiefen ſeyn, auf COg ıc. haltiges Wafler
vielleicht unmittelbar gar keine. Thiere, wie Closterium und Evastrum
enthalten, neben Amylum auf Chlorophyll.
480
Theil. hat. an ber Bildung uub Frueuerung ber Oberhaut, bie, chemiſch
genommen, ale das Oxyd ber grünen Rinde betrachtet werben barf,
die aber ihr O nicht fowohl aus ber umgebenden Luft, fonbern aus
jener innern Wafler s und COp : Berfegungsquelle erhielt, wie foldhes
unter andern Thom. Charl. Hope's hieher gehöriger Verſuch darthut *).
Nody beflimmter zeigen aber die Keime ber Salsola-Arten, fo wie jene
des Nelumbium, mitten imfog. Eiweiß, alfo wohin fein Licht zu gelangen
‚vermag, andauerndes Grün. Daß übrigens Pflanzen, bie ich nur
von HU⸗Gas umgeben finden, nur infofern ſich zu entwideln fortfahren,
als fie grün find, während mit ungrünen Flaͤchen verfehene Darin
abflerhen und faulen, wie TH. v. Sauffure fand (Chem. Unterf. über
d. Deget. ©. 192 ff.), ſteht mit jener voransgefehten Mitwirkfamkeit
des H nicht im Widerſpruch, ſondern dient vielmehr zu deren Befätigung ;
Ixaft feiner großen Ausdehnſamkeit (Elaficität) drang es durch die
‚Bcänrindens Spalten bis zur in Zerfegung begriffenen wäflrigen CO,
and. wurde Hier, ſammt dem H bes zeriehten Waflers vom im statu
naac. begriffenen C verfchludt, trug dadurch aber auch zugleich zur
Minderung der neuen Bindung bed ebenfalls in atatu nasc. befiub-
so. lien O bei, das von ihm beſtrichen wurde.
@ ann Eheyreul zufolge entzog man fonft dem geraspelten Campech ien⸗
holz (oben ©. 964), das Hämatorylin durch Erſchöpfen mit
Mafler, gelindes Abdampfen des wäflrigen Auszugs zur Trockne, Aus⸗
ziehen bes trocknen Rückſtandes mit Alkohol, Durchſeihen des alkoholi⸗
gen Auszugs und Abdampfen veflelben bis zur Syrupbide, ba fich banz
das Hämatorplin im röthlich gelben Schuppen fonberte, bie, obgleich
tn Wafler nur wenig lösli, es dennoch merklich rothgelben, vom
Alkohol wie vom Aether leicht aufgenommen werben, gelöfl von Salz
grändern theils violetter, theils purpurner, theild purpurblaͤnlicher,
theils blauer Bärbung unterliegen (a. a. D.), hingegen von Gäxren
gegelbet. ober ſtatt deſſen geröthet und von HS, und ebenfo von burd) Zu
aus verbünnten Säuren entwideltes HI, entfärbt werben. Breißer
erhielt nach feinem Verfahren farblofen Blauholzſarbeſtoff, ben and
Erdmann erhalten hatte, während aber P. das Entfärbtiegn mans
. gelndem Oxygen zuſchreibt, folgerte 8. aus feinen Verſuchen, daß das
MWaflershaltige farbiofe Hämatorylin (feiner Analyfe zufolge = 2 Case
Hg 07 -+HO, wenn es in rothes Hämatein übergeht, ein B⸗S. H
) Vergl. Mem. of the soc.‘ of Manchester TI. 396. Sope freifte wie
Oberhaut ab und ummidelte darauf bie alfo bloßgelegte grüne Rinde mit Wache⸗
tuch; es bildete fi, obgleich ver Zubrang ner Außenluft in bemerkter Meile
verhütet worben, wieverum Oberhaut, deren verhäftlich (verglichen mit ber grün
Rinde) größerer Oxygen⸗Gehalt mithin wohl größtenthells aus ven Gpaltäfuene
gen ver grünen Rinde, polariſch hervortrat.
4121
verliert, dann alfo nicht 8, ſondern nur 7H enthält. Beim Verwen⸗
den Les wäflrigen Blauholzauszugs, Behuft ber Faͤrberei, verſetzt
man denſelben zuvörderſt zwedmaͤßig mit Milch, auch wohl mit
Kieye, Hauſenblaſen⸗ oder gewöhnlicher Leim⸗Löſung, um den Farbſtoff
ven begleitender Gerbſäure zu befreien; wie man ähnlich au mit den
farbigen Abkochungen der Quercitron, d. i. ber zermahlenen Rinde vom
Quercus nigra L. und O. tinctoria Mich., und einigen anderen gelben
Barbfloff darbietenden waͤſſrigen Pflanzenaus zůgen zu verfahren pflegt;
m. Polytechnochemie a. a. O. u. IT. 816. Vollſtändig harzartig
iR der Tarbeftoff der Alfanna (Wurzel von Anchusa tinctoria).
Durch Alkohol ober Aether ben übrigen Befandtgeilen der violetten
Rinde diefer Wurzeln entzogen, bildet er ein dunkelrothes, in Wafler
unlösliches, im Alkohol, Aether, Aether⸗ und Eettölen leicht Lösliches,
mit Margarin und Stearin leicht vereinbares und fie angenehm roth
färbendes Harz, das durch Wärme erweicht und von Nifalistaugen
mit blauer Farbe äufgelöfet wird. Zinnchlorid fäl’t es carminroth,
baftfch efftgfaures Bleioxyd blau, eifigfaures Alumoxyd violett, Alaun
Hingegen purpurn und Gifenvitriol dunkelviolett. Es wird ale unfchäbs
Iiches Bärbungemittel in Fälen verwenbet, in welchen es auf große
Dauerbarkeit der Farbe nicht anlommt.
oe) Farblos iM auch Schrader's kryſtalliniſche, in ber Parmelia
" ""parletina 9) entdeckte Wandflechtenfänre, die dem fpäter von
Akms befchriebenen Pikrolichenin fm hohen Grade aͤhnelt, und
wahrfcheinlich, durch weitere Verſuche Rrenger verglichen, mit dems
fetben übeinkimmt,; m. ®rundz. J. 854 F. Erſtere gibt mit Alfalien
tothe Salze und jene chemiſche Verhaltan, deren Sander (ber
bie genannte Blechte alg Ficbervertreibend rühmte) in m. Arch. f. d.
“ ges. Naturl. VIII. 431, gebenft. Das der Variolaria amara ents
ogene fehr bittere Bilroligenin rothele ‚gleich jener Säure, Lads
papier, und verhielt fich auch zum Ammoniak ähnlich, wie das
!ecanorin (= Cis Hg Og), oder vielmehr wie das Orcin, das,
—
9 Berberger entzog Viele meti⸗, neben Fett und grünem Harz, mittelſt
Aduehol einen in oraugen Markln kryſtalliſirenden Staff, det durch Slieden mit
Vahjer iu zwei Farbſtoffe, du einen rot hen und auen gelben zerfiel. Rod:
leder une Heldt erhielten durch abgeänberte Augziehung (fie waͤhlten hiezu
Mlaft-Haltigen, alſo ſtarke Eäureförberung entwickelnden Alkohol) ebenfalls einen
Kuftallinifchen, aus fliernfärmig gruppirten, goldgelb⸗metalliſch glänzenden Stoff,
ben fie, da er ih wie Aine Saure verhielt; Gyryfophanfänre (* Cio Ha 03)
mannten, ber aber durch Giesen mit Waſſer nicht in 2 ungleiche Yarbroffe aus-
einander trat, wohl aber durch waſſerarme Azotfäure in eine rothe Mafle über
sing, die fh In wällrlgem Ammoniak mit pradtool viofetter Barbe
enfiöße, uns Wenſo aud)- von Ratisföfung umgefärbt warb, aber ohne von bers
ſelben aufgeköft zu werben, :Meben ver Chryſophauſdure fehleven fie no ein
gelbes glänzennes Harz aus jener Slechte, uny ein Annliie. weißen au aus
‚Olodonia rangifera Ach, .
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von Robiqunet entbedt in ber Variolaria dealbata (b. f. jene
Flechte, welche in ber Auvergne, wo fle häufig vorkommt, Erb: Dr
feille genannt wird), Röchlometrifh aus Ch; Hs O4 zufammengefeht
iR. Das Lecanorin, oder richtiger bie Lecanorfäure entzieht man
den Flechten durch Aether, der, von ſolchem Auszuge theilmeife abdeſtil⸗
lirt, einen grünlichen, wahrſcheinlich durch Flehtengrün gefärb-
ten und hierin Herberger’s (unten gebachten) grünem Harze äühn⸗
lichen Brei von feinen Kryſtallen (rohe Lecanorfäure) Hinterläßt, bie
durch Abwafchen mit Falten Aether, hierauf folgendem Löfen im fiedens
dem Alkohol und Herauskryſtalliſiren durch deſſen Erlalten gereinigt, vie
farblofe Lecanorfäure darflellt. Wird biefe längere Zeit mit Waſſer
gefotten, fo wandelt fie fi, unter Entwidelung von 2 CO, in Oxciz,
obgleich fie fih dabei im Waller nit Löfet; eine Wandelung, bie
daher wahrſcheinlich nur durch die Hitze bewirkt wirb, und in biefem
Balle jenen Veränderungen und Zerfeßungen ſich anreihet, welche burd
trockne Deftilfation in organiſch erzeugten Verbindungen vor ſich gehen;
oben ©. 106 u. 359, 366, 383 u, 414. Das Orcin läßt ſich daher ah
gleich von vorn herein in jenen Flechten zu Gtande bringen, wenn man fle
mit Alkohol auskocht, den Alkohel wieder abbeftillirt und hierauf den
Rüdkand mit Wafler behandelt; aus ber wäfirigen Loͤſung Erpheliiftt
es dann, nad) längerer Zeit, in flernförmiggrappieten, ober aud in
mehr vereinzelten quadratifgen Prismen, bie, wenn bie umgebende
Luft während folcher Fryfallinifcher Scheidung gänzlic) Ammonerybs
frei war, vollfommen farblos erfcheinen, außerdem aber blos gelblich⸗
rothlich anſchießen, ſich in Waſſer wie in Alkohol leicht Löfen, füß
ſchmecken, bei 10000. ſchmelzen und dadurch ihren Waſſer⸗ Gehalt
entlaffen. Geſchmolzen beflillirt daun das alfo entwäflerte Orcin uns
zerſetzt über (daher das Nichtweiterzerfallen ber erhißten Leranor-
- fäure, als bis zur Entwidelung bes Orcin) und wandelt fi, wenn es
Ammonoryd⸗haltiger feuchter Luft ausgefeht,, oder mit fog. wäflrigem
Ammoniak begofien und damit einige Tage lang belaffen wird, im darkel⸗
braunes, im Wafler unlösliches, in Ammoniak⸗haltigem mit berstel-
blutrother, in Kalis$auge- mit violettzether Farbe ih auflöfenbes ub
aus beiden durch ˖ Säuren wieder fällbares Orcein = Cıg Hy AQy
(oder Cı6 Hs + AHg -+ O7). Ueberläßt man dagegen trodues Ortin
zuerſt der Einwirkung gaflgen Ammoniaks, daun aber feuchter zafl,
fo bilden ſich ſehr fhöne violette Pflanzenfarben.
44 Eine ſehr große Zahl von hieher gehörigen Verfuchen find ta neuerer
Zeit von Heeren, Dumas, Kane, Schunck, Knop, Rochleder
‚und Heldt durchgeführt worden; folgende Ergebniffe derſelben find
vorzüglich geeignet, einen tieferen. Blid ‚in. bie Ummwandelungen ber
farblofen Flechtenſtoffe werfen zu laſſen und mithin auch die Fabrik
mäßigen Grjengungen ‚der Flechtenfarben zu regeln: 1) die Leca nor⸗
fänre (6. 1041) verbindet fi mit dem Nethyloryb (Aether) zu beus
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von Heeren als Eigenſtoff betrachteten Pſeuderythrin; ſchon bie
Behandlung der fie enthaltenden Flechten mit Aether, ja ſchon Gieben
derfelben mit Alfohol macht dieſes Erzeugniß möglich, und gibt hiemit
deu (auch anderweit führbaren) Beweis, daß der Alkohol „Retbyl
oxyd⸗Hydrate, oder vielmehr durch Vaſſer nentralifixtes, alſo waffers
faures Aethyloxyd iſt e), Ichrt aber auch: daß ſelbſt anfcheinend
®) Urfprünglih hervorgegangen aus dem Tranbenzuder durch die ſchon zum Deftern
erwähnte fog. weinige oder geiflige Gaährung (HBeingährung), ». i. darch von
Außen, mittel ver Hefe erregte polariiche Zeriehung bed Tranbenzuders oner
Roprzader-Syprat = Ce He Os in 1 Alkohol um 2 Garbonfäure. — Iene durch
vie Lecanorfänre bewirkte Alkohol⸗Zerſetzung; fie thut dar, baß. ber Alkohol
wirklich Aethyloxyd⸗Hydrat, oder, beſtimmter bezeichnet, wafferfanres Aet hyl⸗
oxyd, oder, in der ſonſt gewoͤhnlichen Benennungsweile der Aethyloxyd⸗Werbin⸗
bangen ausgerüdt: Waſſer⸗Aether if, der durch die Lecanorfänre, kraft
Deren Anziehung zum Aethyloxyd zerlegt wurbe, indem fie als flärlere Säure
Vie ſchwaͤchere (va6 Waſſer) austrieb. Aehnlich dieſer Alkohol⸗Zerſegung I aber
au jene, welde bei der Scheibung des Aethyloryy vom Maler, ohne neue
Dindung bes einen ober des anderen biefer näheren Beſtandtheile nes Alkohol,
». I. bei ber gewöhnlichen Darſtellung nes Aethers (ver font au Liquor
Frobenil, dann Vitziolnaphtha over Bitrioläther, und fpäter Schwer
feläther genanut wurke), mittel SOz zu Stande kommt; am vortbeilhaftes
en, wenn man verfährt wie folgt: Dan erhigt in einer gläfernen Tubulats
retorte ein Gemiſch aus 9 Gewichtötheilen fog. concentrirter Schweſelſaͤnre und 5
nit wafferleeren, ſondern Höprocentigem Alkohol bis zum Sieden, d. i. bis
zu 140° bit 1450 C. == 1129 bis 1160 R., und läßt nun Alkohol, in Form
eines ſetzr dͤnnen, aber ununterbrochen und wenig hoch einfallenden Strahl'e zu
ber fiedenden Bläffigkeit in einem Verhältniß treten, das ber Menge her tropfs
baren Slüffigkeit entſpricht, die aus dem im ver Betorte auffeigenden Dampfe
entſtanden, in ber wohlgefüßiten nud kühl erhaltenen Borlage ſich ſammelt.
Jens Zufliefen des Alkohol bewirkt man mittelſt einer Glasröhre, vie, durch
einen darchlocherten Kork geſteckt, mit Hülfe vefleiben in der vom Glaefibpſel
beireieten Iubulusöffnung dampfricht befeſtigt worben, und an ihrem oberen,
herautragenden Ende, dhalich nen Sicherheiteroͤhren, gebogen ik, währens fle
sben daurch einen gutfchliefennen Stöpfel (und etwas unter ber Biegung durch
einen Hahn) beliebig geöffnet oder geichloffen werden kann. In der Retorte
findet man, nad ber nach Gefallen bewirken Beendigung der Deftillation, bie
Scqhwefelſaͤnre unverändert, in der Vorlage Hingegen Aether und Wafler, uub
gemeinhin auch: mehr ober weniger Alkohol, der unzerſegt herübergegangen;
weil waͤhrend der Defillation der Alkohol vem Saure⸗Gemiſch zu fchnell hinzufſoß
and daher Abkühlung deſſelben Bis unter 1400 C. bewirkte. Man befreiet den
gewonnenen Aether von beiden Verunreinigungen gewöhnli, indem man ihn
Aber gröblid; gepulverten gebrannten Kalt einige Zeit fichen läßt und dann has
sen abveftillirt; aber vom Weingeiſte iſt er dann felten frei; veftillirt man ihn
Dagegen über viel gröblidh gepulvertes Caleinchlorid (fog. geſchmolzenen unb zer⸗
Roßenen ſalzſauren Kalt), fo Hält vieles nicht nur das Waſſer, fonnern auch deu
Alkohol zuräß, und das Defillat IR von durchaus reinem, eigenthümlich erfri⸗
ſchendem, durchdringenden Geruch und Geſchmack, zumal, wenn man außer dem
CaCh no fog. gebrannte Nagneſia (S. 945) beigegeben Hatte. Alſo ans
dem Alkohol geſchieden Rellt das reine Aethyloxyd (oder der rectificirte Aether)
dar: eine an Dünnflieflihlelt die Aetheroͤle, auch vie Leichteften übertreffende,
jenes des Alkohole ſich nahernde, farblofe, tropfbare, bei 2000. (— 16%.)
1
nur löfend (nur phyſiſch) einwirkende Echeibungsfoffe (wie Hier der
Alkohol) auf organifche Behandtheile, zumal bei gefleigerter Wärme,
0,743 Eigengewicht Hefikenpe, ſehr flächtige nub fon bei 350 C. — 2808.
fledende, Hingegen. erſt bei einer tief unter Mereurgefrierungs : Kälte erflarrenke
Slüffiglelt, vie, in. Dampf verwanbelt (das Bigengewicht ber atmofphärifchen Luft
glei 1 gefegt) 2,586 Eigendichte barbietet, fehr entzündlich if, als Dampf wit
atmofphärifcher Luft vermifcht, und angezündet unter lebhafter Verfnallung, und Ratt
jener Luft mit O⸗Gas äußerſt heftig verknallend zu 4 COa und 4 HO verbrenst,
während fi ein HO als höchſt ausgevehnter Waſſerdampf ausfcheltet, — Im
Schehung bes Aethyloxyd (Ae0) aus Alkohol, fie if zunächſt offenbar Belge
bee Bafeforberung ver Schwefelfäure; vergl. oben S. 827— 828; indem mus
aber dieſer Forderung gemäß ein ſchon beftehenver Salzgründer, das AeO, ber
ſtarkeren Säure folgend von der ſchwächeren (dem HO) ſich treant, wird bieie
ſchwache Säure ſelbſt, kraft derſelben auch gegen fle gerichteten Salzgrũmer⸗
forderung der SO, in einen Salzgrünver verkehrt; d. 5. wird nicht nur das AcO,
fortvern au das HO gegen bie elektronegative Schwefelſäure, zur elektropoſttiven
Gegenwirfung befiimmt (befommen beide gegen tie — e barbietende Size
feffäure + #). Grfolgt nun bei 1409 C. Aufbebung ber Anzichwug beiker
flüchtiger Salzgründer zur Schwefelfänre, fo gehen beide im gleichen elcktre
chemiſchen Grregungsjuftande aus viefer ihrer Verbindung hervor, und ziehen ſich
daher unter fi nicht elektrochemiſch an, fondern ſtoßen fit ab. — Maſſor
zufolge wird das Aethyloxyd and vom HO vadurch chemiſch gefhieten, af
ledteres ankerweiter Zerlegung unterliegt, währenn erfteres, an feinem flärfer am
sichenden Gtoffe gebunten, frei fich zu entwideln vermag; M. veftillirte mämli
Bintlorib mit abfolutem Alkohol; et wurde AcO-entwidelt, vem HCh felgte,
wahrend ZnO, fammt etwas HCh und etwas HO zurückblieb. Kuhlmanz
erhielt jedoch bei ner Wiederholung des Verſucht neben AeO au Ach =
Ca HEs -F Ch, v. 1. Aethylchlorür (oben &. 850 Anm.), das an ber Aufl
verbrannt, unter Entlaſſung von HCh (und darum, glei allen neben HCh
verbrennenten C + H Verbindungen unter Blammen-Grüuung) zu 4 COr
und 4 HO verbrennt. — Aendert man jenes zur Aethyloxyd⸗Ausſcheibung erfon
derliche Schwefelſaͤure⸗Alkohol⸗ Gemiſchh dahin ab, daß man belde FT
zu gleichen Gewichtetheilen verwendet, fo erhaͤlt man turch Erhitzung beffefben
ein Doppelfalz = Aeo SO; + HOSOʒ (alfo Anti zufanmengeieht wie
ber Beinſtein, d. t, das fog. faure weinfaure Kali = KOT + HOT), yes
jedoch gewößnli als ein faures Calz nes Aethyloxyd, als deſſen Bifalphet⸗
Sybrat (= Ae0 + 2803 + HO) betragtet wird. Eättigt man van bie
alfo gewonnene ſaure Blüffigkeit, zur Entfernung ver überfchüffigen Schwefels
fäure, mit Ba0C0Og, fo bilet fi, unter COg:-Entwidelung, feiner Unlöslide
keit wegen ſich ausſcheidendes Baryt⸗Sulphat und ein darüber ſtehendes gelöst
neutraled Barytſalz, deſſen Säure jenes ſog. ſaure ſchwefelſaure Aethyloxyd if
und die ſonſt vurch Schwefelweinfäure oder Weinfhwefeliäure ber
Aetherfhwefelfäure bezeichnet und in m. Grundz. (I. 814, 951, 965 ſ.;
II. 463 und 491) Vinofulpburicfäure genannt wurbe. Es entſteht vieſe
Säure aus jenem Doppelfalze Eraft ver ſtarken Gäureforberung des Baryt, unb
it demnach in dieſer Verbindung nothwendig als eine einige Eure zu betrach⸗
ten, bie, in isrer Zufammenfegung (und in ihrer Ealzbilvung) der Dithiems
fäure (S2 Os; oben ©, 1023) oder Unterfchwefelfäure (S. 813 Aum) A
anreihet und am paffennfien Aethylpithionfäure zu beuennen ſeyn hirfte
Bericht man die alſo gewonnene wäſſrige Löfung des at hyldithipuaſauren
Baryt (Bä0 C. H5, 82 O7) mit SOz, fo ſcheidet viele beu MBaryt ans, umb
zurüd beißt die freie Gäure, die jedoch, will man fie durch Abbunften einengen,
1135
fehr wohl wefentliche Umänberungen berfelben zu Wege bringen Töunen;
Umänbernuugen, auf deren Möglichkeiten ver Verf. diefes Hobs bereits
unter Beizichung von 1 BE. MWaſſer, in 2803 um Ac0O + BO gefällt,
was beweilet: daß fi vas Aethyloxyp, im Moment feiner Entwickelung auf
gleige Welle wie mit Säuren, au mit dem Waſſer, als Vertreter folder
fehlenden Gäure zu waflerfanem Aethyloxyd (Alkohol) wieder zu verbinden ver⸗
mag, Uchrigens enthalten die meiften Salze der Aethyldithionſaäure (die in Tolge
ver burch Das Aethyl verfläckten Anziehung zum Oxygen, von biefem 2 V⸗G.
mehr enthält, als bie Dithionfäure) Krykallmafler, was zur. Erhöhung ihrer
Löslichkeit im Waſſer beiträgt. DBerführt man mit vlefen Salzen, zumal mit
ven Maſſerarmen und wohl getrodueien, 3. B. mit bem ättylbitpionfanen Kalt
ner vergleihen Bleioxyd, ahnlich, wie mit ver BZ Behuf’s der Darſtellung bes
Benzol (6. 992), d. 5. vermengt man fie genau mit gepulvertens gebrannten
Kalt un wuterwirft fie fo der Deſtillation, ober deſtillirt man ein Gemiſch von
4 Gewichtetheil Allohol 21/2 Schwefelſaͤure, fo erhält man als Deſtillat eine
farblofe Sligzäfe, ſtark würzig riechende und ſchmeckende, im Waſſer zu Boben
intenbe (fog. ſchwere Weindls, d. 1.) Aetterolyinithionfäure, ober,
als Schwefelſaͤure⸗ Berbindung beisachtet, das ſchwefelſaure Aethyloxyd⸗
Aetherol; im erſtern Falle erachtet —= Cg Ho So 07, im Iekteen = Aec0
303 + Ca Ha SO (alfo auch eine Art Doppelfalz, in dem jedoch das zweite
Salz kein Drye zur Srundlage hat), Grwärmt man es ut Waller, fo zerfällt
es in ſich Idfenves ſog. ſaures ſchwefelſaures AeO, und in, auf ber wäflrigen
Stüffigleit wie ein Dei ſchwimmendes Hetberol == O4 Ha, worin jenod; bald
eine iryallinifge, Aetherin genannte ähnliche Verbindung anſchileßt, vie fi
Seim Grlalten ausſcheidet. Übenfalls Ahnlich in feiner Sufammenfegung IM dem
Aetherol auch das fog. WBeindi oder füße Vitrioloöl [OLl. Vin d. Vi-
trioB dulce), var, weniger fluͤchtig als erſteres, gleichfalls anf nem Waſſer
fwimmt und ſich vorzüglich jedoch immer nur in Kleinen Mengen bildet, wenn
man das Aethyloxyd nach ber älteren Weiſe entwidelt (durch Oeſtillation eines
Gemifcges von gleichen Gewichtstheilen Schwefelſaͤure und Alkohol; d. i. eine
fauze Släſſigkeit, vie font Rabel's Wafler Aqua s. Liquor Babelil, uub
hatte man fie Tänger zubig flehen laſſen, ober kurze Zeit mäßig erwärmt und
baum wiererum abgekühlt: alters faures Elixir, Elixir acidum Hal-
leri genannt uns von ansäbenden Aerzten ſehr gefhäht wurde um zum Theil
von benfelben auf jet noch fehr werth gehalten wir). Gehte man nämli
nach der Aethyloxyd⸗ Entwickelung vie Defiillation fort, fo wurde ein Theil ner
Schwefelſaͤure zunaͤchſt bis zur Schwefelichtſaͤure desoxydirt, die dann begleitet
von Weinol (Ca Hz?) entbunden, ſich zum Theil ſammt dem Weindl⸗ und
WBafferdampf in ver Vorlage zur tropfbaren waſſrigen Saure und darauf ſchwim⸗
mentem Weindle verdichtete; ſtaͤrkeres und länger anhaltendes Feuer fürberte
danrn endlich bie Desorypation ver SO3 bis zur Ausfgeivung fi fublimirenpen
Schwefels, während in ver Retorte verblieb ein ſchwarzer harzigkohliger, ſehr
faurer Aüdfand, ver wahrſcheinlich ahnlich jenem zuſammengeſeht ift, welchen
Grhmann erhielt, als ex 1 Gewichtethell abfoluten Alkohole mit 8 bis 10 con⸗
eentrister Schwefelſaͤure fo lange in einem 1800 C. — 144 R. heißem Sanb⸗
babe erhihte, bis ver ganze Rückſtan ſchwammige (ſchwarze) Klumpen bildete,
die dann durch Autwaſchen mit Waſſer von aller Schwefelſaure befreiet, durch
Kochen mit Kali⸗Lauge und darauf erfolgendes Auswafchen ein Kali⸗Salz zuräd
liefen, das dem Anſehen nad ver urſprünglich ſchwammigen ſchwarzen Maſſe
gleichtkam, und defſen im MBaffer ſehr ſchwerlösliche, daraus durch Kochſälz fälls
bare fpwarze Saure, von E. Thiomelaufſdure genannt, ſtochiometriſch aus
Ges Bar 93 Oꝛo miübeſtehen ſcheint. — Laßt man im ſehr kalt gehalten
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im 2ten Bande vnTrommenorffs Journal XVI., ©. 177 ff. aufmerl
fam machte. Kane wollte übrigens das fog. Pſeuderythrin ſchlechthin
wafferleeren Alkohol, ober ſtatt deſſen in Aether nad umb nach, in fchr kleinen
Uutgeilen, waſſerleere gaflge SOz treten, fo bilden fie, Magnus zufolge,
farblofe, zwar zerfliehlihe aber nicht rauchende, ftöcdiometrifh aus Cu Hy +
4 803 zufammengefegte (mithin vierfah fhwefelfaures Hetherol Yan
ftellende) Prismen, vie, Löfet man fie im Waſſer, von viefem 1 Vechäftuißge
wicht chemiſch binken und nun eine mit Salzgruͤndern kryſtalliſtrbare, Doppelfelg
gewäßrenne, eigenthümliche Säure, vie Aetbionfänre varfiellen, vie ale
=(C4,H5 0 + 4803 if; wir biefe bis zu 100°C. erhitzt, fo entlaßt fe
2 SOg und if nun bie aus Cu, H5, O + 2 803, oder wahrſcheinlicher, bie aut
Ca H3 Sa + Or zufammengefehte und im Ichteren Fall ver Hettyinitgionfdare
Homere ISfäthionfäure, die zu Galzgründern ſich verhält, wie pie Netkios
fäure, mit venfelben jedoch Salze zufammenfegt, welche von benen biefer lehte⸗
zen Säure fehr verſchieden find. Gewäſſert flellt die Ifäthionfäure eine fyrups
Die, ſtarkſaure und noch bis zu 150%C. — 120° R. mwärmebefländige Fluſſigken
har; an Salzgründer gebunnen und dann erhigt, entläßt fie weder Aether neb
Altohol, wohl aber ſchweſſichtſaure Baſen. — Läßt man, bei mäßiger Wärme,
Altopol mit moͤglichſt waſſerarmer PHosphorfäure auf einander wirken, fe
erhält man eine flüffige, Tnruptide, ſtark faure, mit Waſſer leicht miſchbare
Berbinbung, vie Aähnlih zufammengefeht if, ale das fog. faure fchwefelfase
Beindl und mithin ebenfalls ein flüffiges Doppelial; (AeOPO;, + HOPOs)
barfiellt, Bas, genau wie jenes ſchwefelſaure, von ſtarken Salzgründern berübet,
fofort feinen ſchwäͤchſten Salzgründer, dad HO, gegen ken ſtärkeren entläßt,
und fo 3. B. mit BaO ein Baryt⸗haltiges Doppelfalz bildet, bas = A00PO,
-- Ba0PO,; = Ba0Ae0 + 2 PO; zufammengefeht erſcheiat. — Um ebeufe
iR au ver fog. Weinſäure⸗Aether ober bas faure weinſaure Aethyler
ein, dem Weinſtein völlig gleich geordnetes Doppelſalz, namlich Ae0 7 4 HOT,
das man leicht erhält, wenn man T (Meinfäure COa H2 0; + HO, a«alfe
eigentlich Hydor⸗Tartrate; denn die 11,93% Waſſer, weldge die in tmafierhellen
ſchlefen rhombiſchen Prismen Iroftallifirte, im Waſſer leichtlötliche und ſolcher
Loelichkeit entſprechend ſtark ſaure Weinſdure enthält, And baſiſches Maike,
das, z. B. bei Bildung des weinſauren Kali oder Kali⸗Tartrat, — KOT,
dem ſtaͤrkeren Salzgrũnder weicht) in heißem Alkohol ſich loͤſt und damit langere Zeit
erwärmt, ba es dann in farb⸗ und geruchloſen, unflüchtigen, an ber Luft ger
fließlichen, füßlicä-fauer ſchmeckenden Prismen anſchießt. Man hat die Bertin⸗
bungen des Hetbylorye mit Säuren zufammengefehte Aether gemammt;
jene, welche dieſe Benennung bevorzugen, wirken bie oben befchrichenen Doppel⸗
falge des Ae® voppeltzufammengefeste Aether zu benennen Gaben. 3m
ven in jenem Sinne einfach zufammengefeten gehört auch ber DOralätber, ober hal
oxalfaure Aethyloxyd, das man erhält, wenn man ein Gemiſch von 4 Ges
wichtstheilen Alkohol und 5 waflerarmer Schwefeljäure auf 4 gepulverten Kali
oxalat's gießt und deſtillirt, das Defillat aber, MBebhufs feiner Beinigung, wit
Waſſer wäſcht und dann nochmals für ſich übervefillist, va es daun eine fark«
Iofe, ſchwach würzig riechende, bei 180%C. — 144" R. fievende, Slige, wit
Waſſer unmifchbare und darin zu Boden finlenve Flüſſigkeit darſtellt, die inbeifex,
Yängere Zeit hindurch vom Waſſer berührt, gänzlich in kryſtalliſtrende Oraliäne
and Alkohol zerfallen übergeht. Da jedoch hiebei, ſowohl vie waflerleere Dxals
fäure ald das waſſerfreie Aethyloxyd der Anziehung zum Waſſer nicht mitfanımen,
fondern jegliches für fi folgt, fo muß ein Theilnnge⸗ oder Polarifirungse
Gruny für den Oxalaͤther in dem Berühren des Waſſers vorliegen; meines
1187
Erythrin, genannt willen, eine Beuermung, die Heeren einem von ihm
aus der Parmelia Roccelia und der Lecanora tartarica (alfo aus
Lecanorfänre enthaltenden Flechten) dargeftellten Flechtenſtoff eriheilt
hatte, der chemifch ifoliet ein im Waſſer wie im Alkohol ſchwerlde⸗
liches, im Nether unldsliches, zartes, kryſtalliniſches, erhitzt wie Harz
fegmelzendes Pulver darflellte, und ber, da er fi zum Mmmoniaf ven
zuvor befchriebenen Flechtenſtoffen aͤhnlich verhielt, wahrfcheinlich auch
nur eine durch die vermeinte Scheidung beroorgegangene Mbänderung
der Leranorfäure war; ſtoͤchiometriſch follte dieſelbe zufammengefegt
feyn aus Ca Hıs O6; 2) das lecanorfaure Aethyloxyd (Pfeus
beruthrin) geht, wird es längere Zeit an der Luft Taltem und fledens
dem Wafler ausgefeht, in Erythrinbitter, d. i. in ein im Waſſer
lösliches Erzeugnif über, das durch Einwirken Ammonialshaltiger Luft
in drei verſchiedene Flechtenfarben, eine gelbe, zur Zeit nicht weiter
nnterfuchte, und zwei rothe verwandelt wirb, von denen bie eine ber
rothen das Faͤrbende des Eutbear oder Berfio (©. 1041), die
andere das der Drfeille gewährt; m. Grundz. I. 548 und 6645
3) Kane nannte einen dem Erythrin ähnlichen, aus ber Roccella
tinctoria L. gewonnenen Flechtenſtoff Erythrolin, von bem er
annahm, Daß er Hes Erythrin im mehr gereinigten Zuſtande barftelle,
das ſich jedoch von bemfelben ſchon baburdy wejentlich unterſcheidet,
daß es vom Aether wie vom Alkohol leicht aufgenommen wird, im
Ialten, wie im fledenden Wafler dagegen gänzlich nulöslih if, obgleich
es durch andauernde Berührung des letzteren und ber Luft ebenfalls
in Erythrinbitter verkehrt wird; 4) das Ladmus, ein Erzeugniß
Erachtens beſteht Liefer darin, daß ber Aether gegen das Waſſer vie beiden fog.
erregenden Glemente einer einfachen galvanifchen Kette barbietet; bie durch —
8 geladene Oxalſaͤure bemächtigt fich des gegen fie 4 & darbietenden Waſſers,
wäßrend gleichzeitig der elektronegative Waflerantheil das + e:geladene Aethyl⸗
oxyd überkommt; alie Gegenwirker find tabei in statu nasc., b. h. elektriſch⸗
gegenthätig. — Hatte man hiebei dad Wafler mit Ammoniak geſchwaͤngert und
kaburch deſſen erregende Gegenwirkung erhöbet, fo tritt Ammonoxyp zur Oxal⸗
fäure, aber mit folcher Heftigkeit, daß das fidh bildende Ammonoxyd⸗Oxalat fogleich
mDramid (S. 1117 Anm.) fi reducirt, währenn das AeO mit HO zu Altohof
ſich vereint. Ließ man hiebei das Waſſer durch Alkohol vertreten, fo ändert biefe
bie Wechſelwirkung dahin ab (wahrſcheinlich weil er als fehr ſchlechter Glektrici⸗
tatſleiter oder fog. Ifolator, vie polarifirende Erregung binvert), daß fi has
ganze Aethyloxyd nicht mit HO verbindet, fondern ſtatt deſſen mit ver hiebei
Reuentftandenen Oxaminfäure = Ca Hↄo A-+O0; +HO), v. i. eine Weins
fäure, die 1 A als Mittelbeſtandtheil ihrer Grundlage überlommen hat, während
fie zugleich HO als Baſe aufnahm. Dumas bat dieſes oxaminfaure Aethyl⸗
oxyd Oxamethan genannt und gezeigt, baß wenn Ammoniak auf Aethyloxyd⸗
Salze einwirkt, ſolche einfeitige Einwirkung flets die Bildung eines Amethan
bewirfe. Heber bie Bildung des Urethan, alfo genannt, well es fi fo 3er
feten kann, daß aus feinen BeftandtHellen (== Ce; H7 AO4) Earbonfäureäther
und Garnfafl bervorzugehen vermag, |. An. d. Chem. u. Pharm, X. 284 fl.
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vorzüglich ber Parmelia Roccella und Lecanora tartarica (a. a. D.)
gewährte Kane brei verfhiedene Farbſtoffe, die aber fehr wahrfdhein-
lich ebenfalls nicht ſowohl Beſtandtheile als Scheidungs⸗Erzeugriſſe
geweſen ſeyn dürften, nämlich a) das ſchoͤn carmoifinrcthe Erythro⸗
lein, hervorgegangen ans jenem altoholigen Auszug, ber von ber
Deſtillation der Flechten mit Alkohol zurücgeblieben war; zur Trodee
abgebunftet und sun, als trodnes fog. weingeiſtiges Extract, mit
Aether erfchöpft, wurde es von diefem, worin es Ach leihtlöslidh ven
bielt, jenem Extracte entzogen, ba es dann eine halbfläffige, bei 380C.
— MAR. gänzlich gefloffene, im Alkohol ziemlih, im Waſer
ſchwerlosliche Maffe barftellte, die fi) Röchiometrifch aus C2c Hay und OL
zufammengefeßt fand und Waſſer röthete, wenn gleich es barin nur
fpurenweife zugegen war; b) das lebhaft und rein hellrothe, im
Waſſer kaum, im Aether wenig, im Alkohol leichtldsliche und ihm ge
fättigt röthende Erythrolitmin = Cas Ha Oi2, das ſich ans der
alksholigen Löfung in Heinen, weichen, Törnigen, tiefrotgen Kryſtallen
fonderte, von ſtarker Kali:Lange unter Bläuung aufgenommen wurde
und mit Ammoniak eine fattblaue, im Wafler unlösliche Berbinbeung
gad. Summirt man bie Berhältuißgetwichte beider Stoffe, fo erhält
man bamit die ſtoöchiometriſche Formel von zwei Verhältnißgewichten
Grytbroleinfäure (= Cas Ha Og), d. I. einer Säure, vie aus
dem Erythrolein lediglih dadurch entflanten if, daß es atmoſphaͤri⸗
ſches O verſchluckte; eine Orydation, die biebei noch nicht beendet ers
ſcheint, fondern weiter fortfchreitend den O⸗Gehalt bis au 12 Berhält
nißgewichten fleigert und dann bas Erytbrolitmin unb hiemit Die
Hauptmafle des Lackmus hervorgehen macht. Der von jenem alfo-
boligen.Auszuge verbliebene Lackmus⸗Rückſtand enthält c) das Azot⸗
lit min (ſtöchiometriſch wahrſcheinlich — Cis + A + 10 BO), tes
bemfelben durch wieberholtes Auskochen mit Wafler, Einengung der
zufammengegofienen Abfüde mitteld Abdunſten, Ausfällung der alte
eingeengten Blüffigfeit duch PbOA, Zerfegung des frifch gefällt ſchön
purpurnen, im Delbade eingetrodnet: blauen Azotlitmin-Bleis
oryd durch HS, Auswafchen des Niederfchlage mit Ammoniak⸗haltigen
Waſſer, Eindunſten der hiedurch entftandenen tief blauen ZLufk
bio zur Trodue, Befeuchtung ver troduen Mafle mit Hydrochls
und fchläßliche Auswaſchung derfelben mit Alkohol abgewonnen
Uebrigens fließ Kane bei feinen das Ladınus betreffenden Unt
neu mitunter auf Ladmusferten, bie außer den erwähnten noch ei
Azotsfreien Farbſtoff barboten, den er, feines feltenen Vorko
wegen Spantolitmin (von ararsos, felten) nannte, und ber
C26 Hıı O7 zufammengefeßt zu feyn ſchien; Ann. d. Chem. m.
XXXIX. 62 ff. Daß das blaue Ladmus beigegebenem Alfali
Bläue verdanke und durch Säuren ven demfelben befreiet feine
liche Roͤthe barbiete, wußte man, wenigſtens in Deutichland
] ⸗
lange (ſchon vor 40 Jahren wurde es vom Verf. dieſes Hobs als die
an fh rothe Ladmusfäure bezeichnet), daß aber die durch HB bes
wirkte Bleiyung ber fog. Ladmustinetur®) nicht Folge einer
durch H bewirkten Os@utziehung fey, das beweiſet das Verhalten alfo
gebleichter Lardıunstinetne bei höherer Temperatur; benn zum Gieben
gebracht färbt fie fi wieder, indem fie HB entläßt; 5) wäflriges
Ammoniaf entzog ber Roccella tinctoria (in Kanes Verſuchen)
neben Heeren’s Erythrin au Roccellfäure = Cır Hız O4, bie
aus ber Auszugsfläffigfeit durch, mit etwas Ammoniak verfegtes CaCh
an Kalt gebunden ausgefchieden wurde. Gie erinnert in ihrem Ders
halten an die Lihefterinfäure (6. 1098 Anm.) , bildet mit Allas
-Iten keine Seifen und wurde von Kane darch Roccellin bezeichnet,
während er das „Eryihrinbitter" Amarythrin, ihm aufolge = Ca
Hız Os (I) genannt wiflen wollte. Dieſem ähnli it K’s aus ber-
felben Flechte dargeſtellte Telerythrin, d. 1. Amarythrin — 4HO,
nämlich — Caq Hy Oro; es ſchmeckt bitter Tüßlih. 6) In der Usnen
Horida Fries (Lich. florid. L.) eutvedie Knop die von ihm an⸗
fänglih Usnin genannte, dann ale Säure anerlannte Usninfänre
= Czs Hı7 Or: Sie kommt au in anderen Flechten, namentlich
auch in der Cladonia rangiferina Ach. (Lich. rangifer. L.) vor,
bildet ſproͤde fchwefelgelbe Brismen, bie zerrieben fehr elektriſch find,
bei 2000C. = 16008. ſchmelzen, weiter exbigt ih fuhlimisen, zum
Waſſer aller Anhaftung ermangeln, im Alkohol, aus im fiebenden
ſchwer und langfam, im fledenden Aether Hingegen ſich leicht loͤſen,
von Kali⸗Lauge — unter Umbildung in sinen aus ber carmiuroihen
Auflöfung durch Saͤuren fällbaren gelben Stoff — leicht aufgenommen
werden, mit AllalisBarbonaten hingegen, unter COꝛ⸗Entwickelung,
angeändert zu usainfauren Salzen fidh verbinden. Die Usneen ent-
halten übrigens au ein grünes und ein gelbes Harz, die buch
Behandlung mit Kali ſich ebenfalls röthen, dann aber buch HS volls
Händig gebleicht werden können; was bei ber rothen Weninfäures-Huflds
fung nicht der Kal if. Auch Ammonoryd - Carbonat bildet mit ber
Neninfäure ein (fasblofes) Salz, ohne jene der Orſeille sc. ähnliche
Bärbungen daburch Hervorzurufen. 7) Wena man Drfeille mit Öys
beochlorfäure ſchwach anfäuert, darauf vorſichtig zur Trockne bringt
and nun wiederholt mit Weingeift auskocht, bis viefer ſich kaum mehr
färbt, Hierauf aber fämmtliche weingeiflige Auszüge vereint ber
Deftillation unterwirft, fo verbleibt eine tkef carmoifinrotbe
*) Gewoͤbnlich bereitet aus 1 Lackmus 6 Waſſer mittelſt halbſtündiger Kochung,
Durchſeihung und fo weit getriebener Berbünnung mit Waſſer, bis fie rein blau
erſcheint. Hiemit gefärbtes Papier ericheint blaß Hellblau, if aber in vieler
anjcheinend geringen Sarbenfättigung gegen Säuren Außerfi empfindlich. Zur
Röthung der Tinctur wähle man am beften verbännte Hydrochlorſäure. Uebrigent
vergi. m. Grund. I. 541 ,.548.
72 *
1140
Eryihreolein-haltige, und daher Erzeugung von Erytbroleinfäure gefats
tende Maffe, bie gepulvert, darauf durch Auswaſchen wit kaltem
Waſſer binfichtlih ihres Salmiak⸗Gehaltes erfchöpft und dann wie
derum getrocknet, nun aber bis zur Warberfhöpfung wiederholt mit
Aether ausgezogen (fo lange ſich biefer noch färbt), gewährt nad
Kane einen farbigen ätherigen Auszug, der, mittelſt Defillation feines
Aethers beraubt, ein carmoifinrotges Bulver hHinterläßt, das,
K. zufolge, den eigentliden Farbſtoff der Orfellle barbietet. Ueberläßt
man dagegen die farbige ätherige Blüfflgleit gelinder VWerbampfung,
bis fle eine Halbflüffige, oͤlige, mäßig erwärmt volllommen fikffige
Maſſe barftellt, fo entläßt biefe, in Folge mehrtägigen Stehens, etwas
Drein, von bem man fie am kürzeſten durch Löſen in möglich wenig
Aether befreiet, und verdampft man num bie folchen Weges Drein⸗frei
geworbene Flüffigleit, anfänglich bei gelinder, dann bei einer bis zu
1000 C. exhöheten Hipe, fo Hinterbleibt reine, ätherfreie @rythro-
leinfäure. 8) Der Räckſtand von obigen weingeifiigen Auslocdhungen
der mit HCh angefäuerten Orfeille, enthält einen golbgelben, vem
Waſſer zugänglichen Stoff, und was nun von biefer wäſſrigen Ant-
ziehung zurückgeblieben: einen in Alfalisauge auflöslichen, jedoch au
fh nit fauren, von Kane buch Azoerythrin bezeichneten umd
Ks Berfuchen gemäß aus C22 Hı9 Oↄe Aa (wahrfcheinlicher ans Ca Hıı
+ Aa By + Om) zifammengefegten Stoff. — Ob bie im Obigen axf
geführten verfchiedenen Barbfloffe zum Chlor fi ähnlich verhalten,
wie das Blattgrün, b. 5. ob fle urfprünglich von einem das Blatt
wachs vertretenden, ben Fettarten mehr oder weniger nahe ſtehenden
Stoffe begleitet werden, und. baher, glei) dem Blattgrän, nach ber
durch Chlor bewirkten Bleihung eine (noch näher zu unterfuchenve)
Bettmaſſe darfellen? Recht anno in Frage. Ebenſo, wie ſich im
dieſer Hinficht verhalten das Holzmobergrün oder die Holjgräus
fäure, fo auch die Rhamminfäure (m. Polytechnochemie L. 162),
dv. 1. das Grün aus ben Kreuzbeeren oder den Beeren des Rhamnus
imfectorius L. Das Blattgrän (Brünfänre; f. a. a. D.) gelbt
fi, wenn es von Chlorwaſſer berührt wird, bevor es bleicht.
“m Die Drfetlle, eine zötglich violette Yarbwaare, bereitet man amd
mehreren Flechten, hauptſaͤchlich jedoch aus Parmelia Roccella,
Roccella tinctoria und Lecanora tartarea, von denen bie erſteren
beiden meiſtens von den Canariſchen Inſeln bezogen werden; Kane
u... ftellte feine, im Vorhergehenden berüdfidytigten Verſuche, mit der im
England unter der Benennung Archil-weed befannten Boccella
- tinctoria an, bie. vom Vorgebirg der grünen Infeln zugeführt wir.
' Man feudtet die zermahlenen Flechten (in hölzernen Gefäßen), wit
faulem Harne, oder befler mit aus faulem Garn, durch Deſtillation
u... .., deſſelben mit Kalk, gefchievenem wäflrigem Ammoniak au und überläßt
fie, ſolche Anfeuchtung öfters erneuend, fo lange dem Luftzuiriit, bis
1141
bie verlangte Farbe erfſchlenen if, und biefe das größte Maaß ihrer
Eättigmg erreicht Hat. Um ben Farbenton gleich von vorn herein
abzuändern, läßt man der Ammoniak⸗Feuchtung vorangehen: Feuchtung
mit ſtark verdünnter wäflriger Öybrochlorfäure oder auch‘ mit derglei⸗
den Kalis oder NRatroncarbonats Lauge. — Der von Eutberth
Gordon erfundene fog. Catbear oder Berfio wurbe vor mehres
ren Jahren auch in Eifenach, und von vorzüglicher ®hte fabricirt;
man würde ihn ohne Zweifel auch in allen Gebirgsgegenden Deutfch-
laud® leicht und mit geringen Anlage⸗ wie Betriebs-Koften im Oroßen
darſtellen und fo den Urmen folder Begenven, als Flechtenſammlern
(ind Befondere als Sammlern der Lecanora tartar.) neuen Brod⸗
erwerb verfchaffen Finnen. DOrfeille wie Berfio werben nämlich
in der Bärberei häufig verwendet; da fie aber mehr oder weniger veräns
verlich And, fo kommen fie gewöhnlich nur in Verbindung mit anderen
beſtaͤndigeren Farbfkoffen (meiftens um an biefen zu fparen) in Anwen⸗
dung. Man verpadt die rohen Blechten gewöhnlich noch feucht im
Tonnen und bringt diefe in den Handel, wenn jene darin fo weit trocken
geworben, daß fie fi) zermahlen laſſen. Zu frifh verbraudt
bleiben fie, Hinfichtlich bes Farbgehaltes, Hinter ber Erwar⸗
tung zu rück, zu alt — zeigen fie fich verborben; denn mehrjährige
Aufbewahrung zerflört zuletzt ihren Warbgehalt gänzlich. Uehnlich
zjenen Babrifationsweifen ift auch jene des Ladmus; a. a. DO. 144.
Um benen damit zu färbenten Zeugen, Suderhutpapieren ıc. möglichft
lebhafte Farbenfättigung zu ertheileu, hängt man fie, nachdem man
fie aus der Lacdmusflotte gezogen, über Kufen auf, in denen fich
fanler Harn und Kalt befindet, alfo Ammoniak entwidelt wird. Auch
entzieht man alfo mit Ammoniak gefchwängerten Ladimusfarbigen Zeus
gen ıc. mit Wafler die Barbe, um, damit andere ſchon gefärbte Pas
piere u. f. w. aufs Reue zu tränfen und fo ihre Barbenfättigung gu
verärken. — Ueber Fertigung der blauen Bezetia oder Tournes
folls2äppchen aus dem Gafte der Maurelle, (Croton tincto-
rium L.) vergl. a. a. O. ©. 143 Anm. — Der auf der Gerberlohe,
fo wie andy auf Holz vorkommende frefiende Schimmel (Mucor
septicus) bietet ebenfalls eine, wie es ſcheint, eigenthämliche Far b⸗
fäure bar; von Alkali⸗kaugen aufgenommen, gewährt der bräunliche
Staub, nachdem er an der Luft zerfallen if, eine Flüſſigkeit, aus der
Säuren einen ſchmelzbaren, baher den Harzen fi anreihenden Stoff
darſtellen, der geſchmolzen blutroth erfcheint, und mit Alkalien, wie mit
Alumoryb gelbe Galze bildet, von denen das des AIOz jedoch wenig
lichtbeſtaͤndig if. — Die zum Defteren erwähnte durch Saͤuren, zumal
durch Azotfäure ſich lebhaft roͤthende, durch leichtloͤeliche Alfalten ſchnell
ergrünende Rofentinctur, bereitet man durch Cinweichen von 1 Ge⸗
wichtstheil getrocknete Blumenblätter der Gentifolienrofe in 12 Allohol.
+3) Der Barbfioff des von Caesalpinia echinata L. Rammenden Ber:
1148
nambuckholzes if dem bes Vrafilienholzes weientlich gleich. Belbe
Farbhölger enthalten außer dem Farbſtoff und Lignin, Gerbfäure,
Effigfäure, effigfeuren und mineralfauren Salzen auch noch ein pfeffer⸗
artig riechendes Wetheröl. Ihren wäfrigen Auszügen entzieht wan,
wie in allen ähnlichen Fällen, die BSerbfäure durch Zuſatz von Leim
(am beften Haufenblafenleim s) Löfung, oder, nad Umfläuben, auf
wohl durch Beimifchung von Mil. Gleiches gilt auch von ber Ext
perbfäuerung des Blauholz⸗, Quercitron⸗, Gelbholz= ꝛc. Abfudes.
Zur Darſtellung des ſonſt „Vrafilin“ genannten, jetzt, nach Preißer
mit Brafilein zu bezeichnenden Farbſtoff's, verfuhr man vor der
1843 erfolgten Belanntwerbung der P.'ſchen Ausfiheibungsweife, wie
folgt: Man! Rellte zunächſt ein fog. wäflriges Extract der Naspelfpähne
jener Sarbhölzer dar, troduete dieſes vorfichtig, entzog ihm mit Wein⸗
geift feinen barzähnlichen Beftandtheil, fammt Berbfänre und loͤelichen
Galzen, dampfte biefen weingeiftigen Auszug wieder zur Trockne ein,
löfte ihn dann in Waſſer, entgerbfäuerte biefe Löfung durch Leims
Löfung, trennte das Flüſſige vom Nieberfchlage mittelft Durchfeihung,
dampfte das alfo gereinigt Fläffige zur Trockne ein unb entzog dem
hiedurch verbliebenen Rückſtande mittelſt Alkohol das fog. Brafiliz,
ans dem es hierauf kryſtalliniſch geſchieden wurbe, ba es dann rothgelbe,
im Waſſer und Alkohol losliche Prismen bildete, bie, gelöf, von
Säuren (von Bitronfäure ungemein fchön) gegelbet, dann aber,
durch Alkalien neutralifirt, wieder geröthet wurden, während nicht
nur SOn, fondern aud HS (was zunaͤchſt auf Desorydation deutet)
ke gänzlich entfärbten.
+8) Unter den vaterlänbifchen rothen Farbſtoſſen nimmt ber (oder nehmen
bie) des Krapp, wegen feiner (ihrer) Schoͤnheit, großen Licht» unb
ſelbſt betraͤchtlichen Ehorbefländigfeit, die erſte Stelle ein. Es if jedod
nicht lediglich die Wurzel dee Färberröthe (Hubia tinctorum L.),
welche ihn darbietet und die hiezu nicht nur in Kleinaflen, fo wie im
füplichen und weſtlichen Holland, fondern auch in Deutfchland, zumal
in den Rheingegenden, Schleflen ıc. zur Krappfabrication in fehr be
traͤchtlichen Mengen gebauet wird; ſondern auch andere vaterlänbifche
Gewaͤchſe, ind Befondere die zu ben Gattungen Anperula, Lithosper-
mum und Galium gehörigen, enthalten venfelben Farbeſtoff, jedecqh
in verhaͤltlich nur fehr geringer Menge; reichlich Hingegen bietet ihn
bar die in Oſtindien heimiſche, und dort, flatt der Färberröthe, zur
Krapp = Fabrication Häufig verwendete Oldenlandia umbellata ®).
*) Zur Fabrieation bes Krapyp laßt man vie Wurzeln ter Rubia tinct. gewähe-
Hd mehrere Jahre — in Deutſchland meiftens 2 bis 3, in Kieinaflen gegen
4 bis 6 Jahre in ver Erbe; VBbgleich ſchon Ifährige Wurzeln zur Krappfabriea
tion Ah brauchbar zeigen. Bon anhängender Erde gefäubert, werben fie baum
zunachſt In gehelzten Räumen (auf Rrappbarren) vollſtändig gettodinet, von ber
Aufern Rinde und den Wurzelfaſern (was mitfanınen ven Arapypmmll ober
1143
N
Bericht man wäfrige Krapp-Ahfude mit Hefe, fo zerieht ſich der im
Krapp eAthaltene Traubenzuder, im Bolge eingetretener fog. geifliger
Gährung, in Garbonfäure und Alkohol; aber e6 leidet dadurch zugleich
der Jarbſtoff mehr oder weniger, und zu ſchönem Türfifchroth eignet
ſich dann ber, vom Weingeiſt gefchiedene Deitillationsrädfand nicht
mehr. Dan wußte fon lange, daß Melffühe, welche Bärberröthe
genoſſen Hatten, nicht nur zöthliche Mil (oben ©. 1083 F.) geben,
fondern daß and die Knochen ſolchen Viches, dem man Krappfraut
als Butter gereicht hatte, geröthet erfcheinen und laͤngſt befannt war,
daß Tierſchaalen (der fog. Oftereier) in Krapp⸗Abſud gekocht ſich ges
fättigt und lebhaft roͤthen. Diefe und mehrere ähnliche Erfahrungen
besüdfichtigend, erhielt ber Verf. dieſes Hobo, als er vor fat 30 Jahren
den mit löslichen Kalkfalzen (fog. falgfauren Kalk, d. i. CaCh) vers
mifchten wäflrigen Krapp⸗Abſud durch phosphorfaures Natron ausfällte,
einen fleifchfarbenen Niederfchlag, der durch Zufammenreiben mit Nas
tromcarbonat oder befien Löfung fogleich gefättigt dunkelroth (türkiſch⸗
roth) erſchien, und ebenfo verhielt fi auch Knochenmaſſe, und Kreide,
wenn biefelben, nachdem fie durch Kochen mit Krapp⸗Abſud hellroth
geworden, in gleicher Weile mit Ratron behandelt wurden *). Waͤſcht
Mallkrapp gewährt) befrelet, mittelſt Schlagen und Eichen, Hierauf aber
m gebblichem Staub zermahlen, Ya fie dann das verlangte Wabricat, d. i. nas
feingertgeilte, zimmtbraune fog. Wurzelfleiſch, genannt Krapp, barftellen. Die
Römer nannten vie Bärberrötte (nie Pflanze) anfängli$ Erytrodanus, bann
Varantia; ans leyterem entſtanb fpäterhin das franzöflidhe Wort: Garance..
N Aug Stengel un Blätter ver Rubia tinot. enthalten etwas rothen Bäcbeftoff,
von ih — in m. Theorie ver Polytechnochemie I. 165, weil ex mit Galzgrüns
dern fefte Verbindungen gibt, durch Rubeinfänre bezeichnete, währen Ans
dere ihn theils Grythrodanin, theild Krapproth genaunt willen wollten;
wiewohl Iegtere Benennung fpäterhin auf einen Bärbefloff übertragen wurbe,
ver, gleich dem weiter oben beſchriebenen Aligarin, eine vielleicht erſt vurch
Die Gcheivungsmittel und durch has Oxygen der Luft entſtandene — befonbere
Abamerung der Rubeinfänre barflellt. Die gewöhnliche Türkiſchroth⸗
fürberei behebt aus einer großen Anzahl einander folgenver Verrichtungen,
pur welche beabficstigt wirb: baumwollene Garne mit Elaln⸗ und Margarin-
fäure, und bush deren Bermittelung mit dem Krapproth ſelbſt innigft zu ver
binden, was fi jedoch, faßt man bie Bebeutungen biefer verſchiedenen Verrich⸗
tungen vergleidhenn mit dem erwähnten Berhalten der Krapproth⸗haltigen ie
zum Natron in's Auge, beträchtlicher Vereinfachung fähig feyn dürfte: a) um
230 & Garn zu färben, kocht man es zuvorderſt in einer Lauge au 4 4
guter Rottaſche (wie fie 3. B. vie Bottafchenfabeil von C. A. Sries in Helbels
ers fe) nud fo viel Hußs oder Regenwaſſer, ald zur gehörigen
erforderlich, wohl aus, fpühlt es dann im fließennen Waſſer und
—— es; b) bringt es dann in bie Kothbrühe (bereitet aus 25 A Pott⸗
aſche, 308 Baumdi und 4 Z Schaafmiſt, die mit ber erforderlichen Menge
Regenwaſſer durch anhaltennes Umrühren innigft vermifcht worden find) beläßt
es varin, bei gehöriger Temperaturerhähung fo fange, bie es von biefer Brüße
** durchweicht und durchtrungen erſcheint, nimmt dann ba6 Garn her⸗
‚ teodinet es and unterwirft es verfelben Behandlung noch dreimal; o) nach
7* uria⸗ Trockuuug unterwirft man es in gleicher Weiſe und unter ebenfalls
— — —— —— — — ——
1144
man Krapp mit Taltem Wafler fo lange aus, bis dieſes nicht mehr
gegelbet wird (eine Entgelbung, die ſchneller von flatten geht, wenn mau
dem Wafler reines Kochſalz beigegeben Katie), kocht ihn daun mit
Alaunlöfung aus und verjegt ven burdhgefeiheten, und einige Tage
hindurch ruhig hingeſtellten Abſud mit verbünnter Echwefelfäure, fo
fället biefe gelbroihe Boden, die, zunächft mit Hybrochlorfäure, dazu
wiederholt mit Wafler ansgelocht, getrocknet, hierauf mit ſiedenden
Alfohol ausgezogen, burchgefeihet, unb ber theilweiſen Berbampfung
des Alkohol überlafien, in Form Kleiner kryſtalliniſcher Köruer eine,
muthmaaßlich durch vielfache Luftberigrung und erregende Einwirkung
der Säure ꝛc. erzeugte Abänderung des rothen Faͤrbeſtoffs (der Ru
beinfäure) entlaflen, die man Krapp⸗Purpur genannt bat. is
hist ſchmilzt diefer zur braunen Flüſſigkeit, und erhigt man ihn Bier
“ auf heftiger, fo wird er theils zerflört, theils entläßt er rothe Dämpfe,
die fih zu rothem (nicht im kalten, fendern nur im heißen Waller,
viermaliger Wieverholung, ver Ginwirkung ber Weißbrühe (oben &. 1069)
bargeftellt aus 30 Baumdl und 25% Pottaſche; d) legt es van 12 Gtumien
hindurch in weiches Waſſer und waͤſcht es hierauf in fließend Waſſer aus. Alſo
vorbereitet fommt es €) In vie Iauwarme Gerbbrühe, pie man zuvor bereite
hatte durch Auskochen von 458 Schmad, 10 & Salläpfel und fo viel weichen
(beſſer Regen⸗) Wafler, als vie vollſtandige Durchweichung des Barnes heiſcht.
Nachdem es hierin bei einer Temperatur von 300— 350O. — 240 280 R. zwölf
Stunden lang geweicht hatte, wird es an der Luft getrocknet und barauf f) ge
beizt in ver Alaunbrühe, d. h. in einer Löfung von 50 & Alaun, SE
Bleizucker (PbOA), 6 & Bottafche, ver man noch 2 & Kreide zugefeht hatte
(nad; anderen Borfchriften mifcht man bie Kreive dem folgenden Krappbabe bei),
in falten Wafler, und nach vollenvdeter Beizung ausgewaſchen, dann aber wer
ven g) nach einander mit 20 Z Garn jedes mal 24 Z Krapp In zuvor fon
angewärmtes Waſſer gebracht und bamit gefotten, bis ver Krapp, was er au
Krapproth beſaß, entlaflen bat. Alfo gefärbt wäſcht man h) das Garn anl
und flebet es, zur welteren Befligung bes Faͤrbſtoffs nochmals mit einer mit
Fluß⸗ oder Regenwaſſer bereiteten Böfung von 12 F Geife (gewöhnlich: fog.
ſchwarzer Hanfoͤlkaliſeife) und 25 Pottafche, waſcht es wieder und 1) ſchoͤrt
enblich die ganze gefärbte Garnmaſſe mittelſt einer Löfung von 2 X Sinaſali
(nad anderen Borfchriften: Salmiak⸗haltiges) und 12 Geife (vie von Anderen
auch weggelaffen wir). Alſo behanvelt erhält pas Baummwollengarn allerbings
eine hoͤchſt gefättigte, türkijch- oder vielmehr armenifchrothe (denn im Orient
find es nicht fowohl Türken, als vielmehr Arntenier, welche bas nach Burspa x.
in ben Handel zu dringende Rochgarn färben) Barbe. Hinſichtlich bes zuner
erwähnten Schmad und ker Galläpfel möge hier noch vie Bemerlung Raum
haben, daß man Schmack oder Sumach eln gelbgrünes grobes Pulver ment,
welches bereitet wirb aus ben getrodneten Blättern und Blattflielen des Gerber
ſtrauches (Rhus Coriaria L.), vie beide in unferen Gärten als Zierbämme
ſehr wohl geratten und daher wahrfigeinli auch in Deutſchland nıt Vortheil
angebaut und gezogen werben Lönnten; beine Gchmadarten enthalten eine von
ber Salläpfelgerbfänre und mehr noch von ber Fichengerbfäure ver
ſchiedene Art per Gerbfäure,. — Ginſichtlich des Barbentons erzeugt and ein Bes
miſch von Chlorkallum⸗haltigem chlorichtſauren und chlorſauren Kali, bereitet ans
kalter Kalicarbonats (nicht aus Kalihybrat⸗) Loſung und Chlorgas, zum Theil
auffallenn ſchoͤne Abännerungen.
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1145
umb auch dann nur in Heinen Antheilen Löslihen) Sublimat vers
vichten, der vom Alkohol und vom Aether, fo wie vom wäflrigen Am⸗
moniaf leicht aufgenommen wird, biefelben (wie das Waſſer) gelbroth
färbt, fich in verbfinnten Säuren, fle gelbend, bei Siebhike, und ſchon
bet mäßiger Hipe in Kali⸗ oder Natron⸗Lauge ſich mit kirſchrother
Barbe aufloͤſt. Kalkcarbonat und ebenfo au Kalkfulphat (daher auch
Dranmenwafler) entzieht ihn feinen Löfungen und Auflöfungen, damit
einen dunkelrothen Nieberfchlag bildend, während erflere von Zinns
chlorür rofenroth, von Eiſenoxydſalzen violett, von Bleioxydſalzen
blänlichsbräunlichroth, von Kupferorybfalzen rothbraun gefället werben.
Sarbeänderungen, die es erklären, warum man Krapp nicht nur zu
mancherlei Abänderungen und Artungen bes Roth (3. B. auch zu
Scharlach), fondern auch in der Schwarzfärberei, Behufs der Erzeu⸗
gung angenehmer Barbentöne, mit Bortheil anwendet. ine andere,
vom Krappgelb ebenfalls wefentlich verſchiedene Abänterung des rothen
Rrappfärbefoffes if das Alizarin, das man in ähnlicher Weiſe,
wie ben Krapps Burpur, gewinnt. Man fiedet nämlicg den vollfommen _
entgelbten und hierauf wieber getr ockneten Krapp fogleich mit Allo⸗
hol, deſtillirt von dem ſolcher Weife gewonnenen Auszuge den meiften
Alkohol ab, verfeßt die rückbleibende geiftigwäfirige Löfung mit vers
bünnter Schwefelfäure, und unterwirft das hiedurch in Form eines
braunen pulverigen Niederfchlage gefällte unreine Alizarin, nachdem
man es ausgewafchen und getrodnet hatte, fehr vorſichtig zu leitender
Hitze; es fublimiren gelbrothe, fehr feine und lange Prismen, bie ſich
in fledendem Wafler, es rofenröthend, nur in geringer Menge löfen,-
auch in Alkohol und Aether fchwerlöslich find und von Aikalistöfungen
mit violetter Farbe anfgelöf werden. — Berfebt man ben, aus volls
ſtaͤndig entgelbtem Krapp durch Sieden mit Mlaunlöfung gewonnenen
wäflrigen Auszug mit Natroncarbonatsdfung, fo erhält man einen
zothen Niederſchlag (Krapplad) der an Lebhaftigfeit merklich ges
winnt, wenn man ihn in Hhybrochlorfäure aufloͤſt und baraus aufs
Neue durch wäflrtges Ammoniak nieverfchlägt. Auch die zuvor unten
erwähnte Mitwirkung des KCh>haltigen KOCHOz3 und KOCHO5 iſt,
für die gewünſchte Schönheit des Krapplack, nicht unbeachtet zu laſſen
(and ebenfo auch Hinfichtlich der Ladbereitungen und Zeugfärbungen
mit Campechienholz, Cochenille und nicht minder bei jenen ber gelben
pflanzlichen Farbſtoffe). Daß man übrigens im obigen, wie in allen
ähnlichen Fällen, flatt des Alauns, ſowohl zu Larbereitungen als zu
Ausfärbungen mit Bortheil das [hwefelfaure Alumoxyd (fchwes
felfaure Thonerde) und auch in jenen Fällen anzuwenden hat, in wel
Ken man buch Mitfammenverwendung von Alaun und Bleizuder
effigfaures Alumoryd entfichen zu machen bezweckt, fteht außer
Zweifel. Zur Feſtigung des Krapproth, zumal des vom Krappgelb bes
freieten, benußten ſchon die älteren Chemiker bes 18ten Jahrhunderts
+2)
\ 1146
mit gutem Erfolg aluminfaures Kalt (das fi leicht gewinnen
läßt, durch Ausfällung des fcdwefelfauren Alumoxyd mit nur fo wiel
überfyüffiger Kalisköfung, daß der Nieberfchlag ſich wieder auflöf:
bis auf eine Spur, bie buch ihr Uebrigbleiben nachweifet, def
das Kali mit Alumoryb gefättigt iR) und Merkurchlorid (Wehe
blimat). Daß bie erfien Antheile bes zur Alauns ober zur Alumoryd⸗
fulphat» Löfung Gifenorybatshaltigee Alumoxyd nieberichlagen, Balls
fich Ciſenoxydulſulphat in dem Alauns oder in dem Alumorpbfulphat
vorfand, ergibt ſich ſchon aus dem ©. 813.905 Bemerkten. Außer denen
a. a. O. mitgetheilten Berfahren, hieher gehörige Salze vom Eifen zu
reinigen, läßt ſich derſelbe Zweck auch noch folgendermaßen erreichen:
man läßt zu ber zu reinigenden Auflöfung (3. B. zu jener des Al,
Zn, Sn, Cu, Ni, Cote.) fo lange Azotoxydgas treten, bis ſich year
Umbildung des vorhandenen FeO in Fey Os, auf Koften des A im
genannten Bafe und des H im Wafler, Ammoniak genug gebildet Kat,
um, buch HO in Ammonoryb verwandelt, 1 Berhältuißgewicht Säure
zu neutzalificen; waren 3. B. 12 FeOSOg als verunreinigendes Gifen
falz zugegen, fo würden biefe Durch 3 O von 3 HO, fo wie burg 20
von AO, und noch durch 10 von AO2 geben 6 Fon Oz verbunden
mit 11 SO3 = (4Feg 03 +9803) + (2 Fey O3 +2803), währen
base aus AHs3 + HO = AH, O gebildete Ammenoryb 1 SOz emtzogen
hatte und in der Flüſſigkeit zuräcdhielt, zugleidh aber 1 AO⸗Gas aut
wid. Auch ift e6 denkbar, daß alle 12 FeO durch Empfang von 60
in 6 Fe, O3; (die zur Erfhöpfung oder Neutralifation 18 80, heifches
würben) verwandelt, mit den vorhandenen 12 803 als baſiſches Cal
ſich niederfchlagförmig ausfcheiden, begleitet von 1 B-&., 3. B. des
ZnO, deflen 1 SOz vom entflandenen Ammonoryd zurüdgehalten, ber
Fluͤſſigkeit verbleibt. — Ein farblofer Krappfloff, der fi nad Art
bes Carthamin sc. röthete, iſt zur Seit noch unbefanet, indeſſen ſchei⸗
nen jene blaßrothen Kalkshaltigen Nieberfchläge auf dergleichen Hinzu
weifen. — Aehnlichen Weges, wie das Carthamin, flellte dagegen
Breißer auch aus dem rothen Barbfloff des rothen Saubelholzes,
ber in m. Bolytechnocdemie (I. 144) als Santalinfänre befchrieben
worden und, Belletier zufolge, flödhiometriih aus Cis He Oge zu-
fammengefegt iR, einen farblojfen, ein weißes kryſtalliniſches Pulver
bildenden, fih an der Luft ſchnell röthenden Stoff dar, von ihm
Santalin genannt, während bie Santalinfänre fein Santalern iR.
Bas a. a. O. und 13 Jahre fpäter von Boullay durch Quer⸗
eitronfäure bezeichnet wurde, if, Breißer zufolge, Querci⸗
trein; Ps Dnercitrin (eine Benennung, die Chevrenl her
genannten Säure ertheilte) hingegen if Fein gelber, fondern ein farb⸗
Iofer, in weißen Nadeln kryſtalliſtrender Stoff, ber, im Waſſer. Altes
hol und Weiher fehr löslich, einen zuderfüßen, Hinterher bitteren Ge
ſchmack befigt, ſtoͤchiometriſch aus Cz2 His Os beficht, jedoch aus ber
1147
Luft noch 4 Orygen einfangt und dann bas Duercitreru barfellt *).
Gleiche Bewandtniß hat es and mit jenem Gelb, welddes man nad
Shevreul dem Wan (RBesoda Luteola L.) durch Gublimation
entziehen kann und yon 6. Lnteolin genannt wurde ) Breißer
fchled es aus ber wäflrigen Abkochung bes Krautes, theils durch bloßes
Stehenlaflen an der Luft, theils, fühneller, durch Beimiſchung orybis
render Stoffe, 3. B. dur Zufab von CrOg ober auf von KO +
2CrO3; es fonderte ich dann in golbgelben, hinſichtlich ihrer Farbe,
wie ihres Glanzes dem Bleijodid (ober Jodblei = PbJ) gleichenden,
breiten Slimmern, und if P's Luteolein, das, nach feiner Weile
eutfärbt nun als P’s Luteolin in weißen Blättern anfchießt, im
Altohol, Aether und kaltem Waſſer löslich, und dem heißen leicht
zugänglich if, füßlicg und hintennach bitterlich ſchmeckt, ſich durch Lufts
Berührung gelb’t, zumal wenn es erhigt wird, und aljo gefärbt ſich
fablimirt. Alkali⸗Löſung färbt die farblofe LuteolinsLöfung ſchoͤn dun⸗
Telgelb, und nach Verlauf von 24 Stunden hat die Flüſſigkeit den
ganzen Barbfloff entlaffen. — Im Gelbhol z (Morus tinctoria L.
Broussonetia tinotoria Kunnt.) fand ſchon Chevreul einen
weißen und einen gelben Barbfioff; Breißer’s Verſuche ergaben,
daß leßterer, von ihm Morein genaunt, aus erſterem, bem Morin
buch Oxydation entfieht, die im O⸗Gaſe verhältlicy ſehr ſchnell erfolgt
und bie farblofe Löfung goldgelbt. Das Morin iR fublimichar,
ſchwefelſaures Eiſenoxyd färbt es granatroth. Es kryſtalliſirt in
gelben, merklich fauren, in kaltem Waſſer wenig, im fiedenden, fo
wie im Alkohol und Aether ſehr Iöslichen Flitiern; Alkal ien färben
ed orange, das genannte Eifenfalzfärbt espnnkelgrän. — Das Fifets
oder Fuſtelholz (von Bhus Cotinus Z.) gibt, mit Waſſer ausge⸗
kocht, einen Abſud, der, nachdem er durch Thierleim entgerbt, hierauf
N Die Duereitrons ober Färbereiche (oben S. 1131) wurde vor einigen
Zaren in Sranfreich mit gutem Grfolge gezogen, unb würde in Griechen
Tann wahrſcheinlich noch beffer gebeihen und vieleicht auch im füblichen Deuiſch⸗
land wohl forttommen, wenn man fie zunächft nicht ſowohl aus Saamen (Ei⸗
cheln) zu ziehen, fonvern junge Stämme aus Nordamerika berüber zu verpflangen
fuchte; geläuge dieſes im Großen, fo bürfte ſolcher Anbau ſchon darum fehr
beachtenswerth exfcheinen, weil das Duereiteongelb zu den ſchaͤbarſten gelben
Sarbftoffen gehört, deſſen Gelb fich Leicht volllommen rein darſtellen läßt, weil
dem BRinbenabfube Leim-Löfung leicht vie Gerbſaure unb pas oben gedachte
fog. Bleioxydhydrat, in fehr Keinen Gaben nach und nach zur Berührung ges
bracht, fo lange fich daſſelbe noch rothlich⸗braͤunlich färht, ven ihm beigemiſchten
zotgen unb zotäbraunen Barbftoff entzieht, dann aber eine rein gelbe Flüffigkeit
verbleibt, die nun, zum Farben verwendet, ebenſo fhöne als hauerhafte Gelb⸗
farben von den mannichfachſten Barbentönen zu Wege bringen läßt, je nachdem man
vie Zeuge zuvor verfchiebentlich gebeizt hatte.
) Auch das Gelb ver Blumen von Linaria vulgaris (Anthirrhinum Uina- ’
ria L) iR, 8i 8 .
a a rtenete Derfugen zufolge, fuplimiber; Bharmer.
1148
. burchgefeiget zur Trockne gebracht, und dann, als trocknes Ertract
mit Aether behandelt worden, dem Aether den Farbſtoff des Holzes,
bas Bufein (die Fiſetſäure; f. a. a. O.), das man, mittel In
ſatz von Waſſer zur ätherigen Löfung, Entfernung des Aethers dur
Berdampfen, und darauf folgender Ausfällung mit dem mehrerwähnten
fog. Bleloxydhydrat einen Lad, ber, mit HS behanbelt, das farblofe,
tm Waſſer, Alkohol und Aether Lösliche, fchwach bitter ſchmeckende,
kryſtalliſirbare Fuſtin, deſſen Löfung fi an ber Luft leicht, noch
ſchneller durch Azotſaͤure gelbt, durch das genannte Eiſeuſalz dunkel⸗
olivengrün, durch Alkalien fogleich ſchoͤn roth gefärbt und durch PbOA
. weiß gefällt wird. — Auch aus dem Orlean (oben S. 1122) Rellte
P. dadurch einen in Beinen weißen Nadeln Tryftallifirenden Stoff bar,
daß er jenen mit einer fehr ſchwachen Löfung von Na0-Garbomat bes
banbelte, den alfo gewonnenen rothbraunen Auszug mit dem fog. Blei⸗
oxydhydrat in Berührung brachte, das allen Farbſtoff an ſich zog
und es dann ber Ginwirfung bes HS unterwarf ic. Das alfo gewon
nene farblos⸗nadelig kryſtalliſtrte Birin blieb unter Waffer weiß, färbte
fh dagegen an der Luft allmälig gelb, ohne Beimiſchung von Bin
noberroth *), war in Waſſer wenig, in Alkohol und Aether fehr Löslid,
ſchmeckte widrig bitter, wurde von Schwefelfäure nicht geblänet, ſon⸗
dern gegelbt, und erlitt ähnliche Belbung, jedoch nur langfamı von
AOs, CrO3 und KO + 2 COrOz3 bewirkten BPomeranzengelbung,
‚ eine Zärbung, mit der das alſo oxydirte Birin auch kryſtalliſtrte. Um
fhöne Dunkelröthung deſſelben zu bewirken, war nicht nur Luft- ſonders
auch Ammoniak: Zutritt erforderlich, und das alfo veränderte Bixin
nannte P. Birein, das er jedoch nicht zu kryſtalliſiren, fondern nur
in Form eines dunkelrothbraunen Pulvers darzuftellen vermochte. Bor
Schwefelfäure wurde es gebläuet, woraus hervorgeht, baf der
kaͤufliche Drlean fein Dermögen ſich mit SO, zu bläuen durch voran
gegangene Ammoniaf > Einwirkung erlangt bat, und alfo vorbereitet
zur Bläuung fehr wahrfcheinlih Ammonmetall enthält; oben ©. 1132.
— Buqhner's Verſuchen zufolge enthält die Wurzel des Berberigens
ſtrauches (Berberis vulgaris 2.) eine dem Morern und Fuſtern fi
anreihende, von B. Berberin genannte Belbfäure, die im kalien
Waſſer wenig, in heißem ſehr löslich, im Alkohol Löslih iR, anhal⸗
tend bitter ſchmeckt, in lebhaft Hellgelben feinen Prismen EryRallifiet
und flöchiometrifh aus Cz3 Hıg A -+ Or2 zufammengefegt (muthmaßs
lich = Ca; Hı2 + AH, + 012) if. — Ueber mehrere auch in rein
wiſſenſchaftlicher Hinficht berärtfichtigungsmwerthe gelbe Farbſtoffe, 3. 2.
über das ſchoͤne Gelb der Zwiebelſchaalen (deren Abfub auf mehrere
Chevreud erhielt aus dem Orlean einen gelben — im Waſſer Ti unh ein
KL zothen barin nur wenig Lösbaren — Barbfloff. fer Bellen eo
1149
Erzmetallauflöfungen, hinſichtlich der Barbemänderung ıc. ähnlich wirkt,
wie HS; m. Arch. f.d. ges. Naturl. II. 455 u. IV. 496), das man
fon feit Jahrhunderten zu Gelbfärbungen für Hühnereier benutzt;
über das der Scharte (Serratula tinctoria 2.) des Spanifchen
Pfeffers ober der Beisbeere (Capsicum annuum); über jenes der
Gilbwar; (Curcuma longa L.) oder Curcuma, des Gafranır.
fo wie über fehr viele andere; vergl. m. Polytechnochem. I. 145 ff.
Das im Gafran enthaltene Gelb wurde fonft auch als gelber
GeifenRoff bezeichnet, weil man ehemals ein im Weingeift wie im
Waſſer nahe gleich läsliches Extract, diefer Bleichheit wegen Seifen,
Roff nannte; es erhielt fpäter die Benennung Polychroit (a. a. O.
Polychroitſänre), weil es, dem trodnen wäfrigen Exrtract durch
Alkohol entzogen und von diefem befreiet eine durchſichtige rötflichgelbe
Maſſe darſtellt, bie gelöf durch wenige Tropfen SO; fi blänet,
buch AOs ſich grünt, von Altalien flärker gegelbet, von Fo Os +
3 803 tief gebräunt wird. Die Caſah⸗ oder Safranbaums
Blätter fcheinen einen ähnlichen Farbſtoff zu enthalten; m. Polys
technochemie I. 147. — Chevreul fand in den Beeren verfchiedener
Krenzdorn⸗Arten einen gelben und einen rothen Fdarbſtoff; beide
neben einem durch große DBitterkeit ſich anszeichnenden Bildungstheil,
Fleury ſchied aus denen des gemeinen Kreuz⸗ oder Wegdorn (Rham-
mus Carthica L.) einen Iryflallinifchen gelben, Kane aus der olis
vengrünen großen Gorte der fog. Berflichen Beeren (Persian-ber-
ries) ebenfalls einen von ibm Ehryforkannin genannten, im
lebhaft goldgelben, ſeidenglaͤnzenden, flernföürmig gehänften Nadeln
anſchießenden, ans der braunen, Eleinere und runzliche Beeren dar⸗
Rellenden Hingegen einen braunen, ertractförmigen, von K. durch Zans
thorhamnin bezeichneten, von erfterem weſentlich durch vorzüglich.
größeren O⸗Gehalt verfchiedenen Farbſtoff, von denen ber erftere bie
Sunenfeiten der BeerencapfelsZellen in Form einer glänzenden, Harzs
aͤhnlichen, halbdurchſichtigen Haut beileidet, ber leßtere hingegen aus
jenem, durch befien bei ungehindertem Luftzutritt vor ſich gehenbes
Sieden mit Waſſer am beflen getwonnen wird. Erſterer iſt leichtloöslich
im Aether und baraus unverändert kryſtalliſirbar, loslich im Alkohol
und wenig lösbar in kaltem Waſſer, oxydirt ſich aber an der Luft au
ſchon in der alfohuligen Löfung, röthet zwar Lackmus nicht, verbindet
Rh aber mit Altalien, jedoch unter bedeutender Beflandesänderung.
Aus der alfoholigen Löfung wird es Yon PbOA fatigelb gefäll’t und
bietet dann K. zufolge ſtöchiometriſch dar Caz3 Hıı O1 + 2 PhbO5
während letzterer, bei 1000 C. getrocknet, C23 Hı2 O7 darbietet, mithin
als = 1 Ehryforhamnin 4 20 4 HO betrachtet werben kann. PbOÄ
ſchlaͤgt es aus feiner Löfung ebenfalls nieder. K. hält die größeren
olivengrünen Beeren für unreife, aber verfichtig getrocknete berfelben
Kreuzdorn⸗Art; die kleineren braunen dagegen für ſolche, bie länger
1150
an ber Pflanze gefeflen Gaben und ohne Gorgfalt getrodnet worden
find. Der Derf. dieſes Hobs machte jedoch a. a. O. L 164 darf
aufmerkfam, daß die fog. Anignonbeeren (db. f. die unreifen Berrez
bes Rhamn, infeotor. und R. Alaternus), im Sanbel unter der Beren⸗
nung Gelbbeeren befanut, am meiften geichäßt werben, wenn fe
aus Perfien zugeführt worden, und daß auch die unreifen Bere
von R. cathart. und R. saxatilis Z. unter dem Namen Gelbbeeren
Handelswaare find. Außerdem aber fügt er hinzu: daß dergleichen
Beeren, namentlih die ber beiden letztgenanuten Ahamnus Arten,
reifend grünen, und durch Vollreife oder fog. Ueberreife dunkel
purpurn und endlih ſchwarz erfcheinen; wie denn auch das fog.
Saftgrün ober Blafengrün (über deſſen Bereitung f. a. a. O.)
aus faſt reifen Beeren bereitet wird, umd indem er weiter baran erin-
nert: daß viefes Brün ein zweibaflges (CaO und KO enthaltene)
Salz ift, nennt er die durch Gaͤhrung hervorgehende und hierin ber
Hydroindigfäure (oben &. 1030) ähnliche Säure dieſes Galzes:
Rhamninjäure Im Saftgrüm iſt fie übrigens buch etwas CAOSO;
und durch mehr ober weniger aufgelöfles CuO verunreintz ame ihre
KOs oder CaO sBerbindung wird fie unter andern von T leiht ge⸗
fhieden, da fie dann Wafler, und ebenfo Weingeiſt gelblich färtt;
welche letztere Löfung ver fog. „Rofentinctur" (oben ©. 1141) fer
ähnelt, vdiefelbe jedoch an Licht» und Luft⸗ Beſtaͤndigkeit übertrifft. —
Breißer behandelte Berfifche Belbbeeren nad feiner Weife und er⸗
bielt fo einen farblofen Stoff, den ee Rbamnin nennt und ber,
feinen Berfuchen zufolge, durch Oxydation in das bunfelgelbe, med:
ſtens pulorige, ſchwürig kryſtalliſtrende, Lackmus röthende, mit PbÜ,
CaQ, AlOz 1. orange Salze bildende Rhammein übergeht. Jene
Farbenänderung ber reifenden Kreugbornbeeren, fie erinnern uni
andern gewifiermaßen auch an eine ähnliche, weldher bie Balle (obe
&.1110ff.) unterliegt, wenn fie mit Zuder und Schwefeljäure in Be
rührung geräth; fie färbt fi dann, wie Bettenfofer zuerſt zeigte
(und vieles Verhalten ale Mittel die Gegenwart ber Galle
nach zuweiſen empfahl), prachtvoll dunkel violett, ähnlich eine
Löfung des oxymanganſauren Kali®). Aber nur wenn Zuder ober
*) Ann. d. Chem. u. Pharmac. LII. 99 ff. B. fehte der Ochſengalle BZuder u
und fäll’te fie mit concentrirtee Schwefelfäure, von ber fo fange zugejegt wurke,
Bis die gefäll’te Gholeinfäure (unter beträchtlicher Warmeentwickelung) fig wies
ber aufzuldien begann; da dann bie erwähnte Färbung eintrat. So gelang ei
B. jene Gallen-Antheile nachzuweiſen, welde fi im Harne bei Baeumonin,
veigleihen im fog. Stuhle bei Diarrhoͤen finden, detgleichen in fog. Galowei
Stüslen (hervorgegangen in Folge von innerlihem Gebrauch des Calomel, d. L
des Merkurchtorür). Wie die Dienfchengalle, fo verhielt ſich auch vie Galle vei
Fuchſes, Hundes, Rinde, Schweine, Huhns, Froſches und bed Karpfen, jo daß
man folgern darf: die Galle hat überall, wo fie gebilket, vieſelben Gauptbefau:
theile, namentlich das erwähnte Bilin; oben ©. 1115.
1181
ein durch SO, ber Umbilbung in Traubenzucker fägiger Bildungstheil
(3. B. Amylum) mit zugegen if; was z. B. wohl ber Fall feyn Tann,
wenn dergleichen zuvor als Mengtheile der Speiſen genoſſene Etoffe,
wegen mangelhafter Berbauung wenig over gar nicht verändert, wieder
tHeilweife mit abgehen. Auch im Blute läßt ih, Balls Galle oder
Gallenſtoffe demfelben beigetreten, beren Anweſenheit durch Petten⸗
kofer's Probe darthun; umgelehrt kaun dieſe auch als Cuibdeckungs⸗
mittel für Zucker dienen. Den Berfuchen des Dr. Freih. v. Gornpp⸗
Befanez zufolge, gewährten Eholorbinfäure, und ebenfo auch
Cholſäure, mit Zuder und Schwefelfäure denfelben zuvor erwähnten
Sarbenwechfel, wie die Balle, eine Folge von Farbenentwickelung,
weiche unter gewiflen Bedingungen au das Cholepyrrhin (oben
©. 1088 u. 1107 Anm.) oder vielmehr bie aus demſelben befichenden Gallen⸗
Reine darbieten. Löfet man nämlich foldye Ballenfteine tn Kali⸗Lange
auf und überfeßt dann die gränlichbraune Aufloͤſung mit Azotſäure, fo
erſcheint fie zunaͤchſt vollſtaͤndig grün, dann aber in raſcher Folge:
Blau, violett und roth. — Dr. Bolli in Mailand ſuchte neuerlich
zu zeigen, daß das Hämatin dur) Desorydation violett, hierauf
aber grün und endlich gelb werde, während das Biliverdin umge⸗
kehrt aus dem Grün in Biolett und Schwarz übergehe (alfo Farben⸗
änderungen barbiete, wie fie Kreugborubeeren währent ihrer Reifung
wedhfeln); vergl. oben S. 1107 Anm.
+4) Das ale Malerfarbe und als Arzneimittel fonft mehr wie jegt in Ge⸗
brand genommene Bummigut, enthält eine harzige, von dem Verf.
diefes Hobs dar Buttäfäure bezeichnete Farbſaͤure, deren dunkel⸗
braunrothe Auflöfung in verbünnter Raliskauge erbige Alkalien, Alum⸗
oxyd und Zinnoryb glänzend gelb fAN’, und mit OaO, gleich dem
Gelb des Bodshornfaamen (Triconella Foenum graecum L.
das denen mit Krapp gefärbten Kattunen feuriges Gold⸗ oder Röthlich«
gelb eriheilt) grüne Verbindungen fehlägt, von denen Die bes letzteren
Gelb, auf Wolle bauerhaftes Grün zu Wege bringen; m. Polys
technochenie I. 158 ff. Buch ner's nenere hieher gehörige Verſuche
zeigten, daß die Buttäfhure in waflerarmem Kali nicht nur unldslich if,
fondern daß jene Säure aus ber mit 8 bis 10 fach verbünnten ſiedend⸗
heißen Kali⸗ und Kalicarbonats Lange, durch gefättigte Löfungen des
Kalis oder des Ammonoxyd⸗-Carbonat flodig oder gallertfärmig, als
im Waſſer leicht losliches Kali» Salz geſchieden wird, mährend eine
waflerarme Löfung des guttäfauren Kali, mit gefättigter Kochſalz⸗
Löfung vermifht, Ratrons®uttat in gallertartigen Flocken entläßt; ein
Derhalten, das jenem ähnlich iſt, welche Natron Geifenlöfung zeigt,
wenn ihr durch Zuſatz von Kberfchüffigen Kochfalz das Löfungswafler
entzogen und fo die Geife ansgefchieden wird; oben ©. 1047. B. bes
sechnete übrigens aus feinen Zerlegungsverfuchen den flöchiometrifchen
Beſtand der Unttäfänre = Co Hro O1 2 entfprechen» einer procentifchen
1138
Bufammenfegung = 735C + 70H + 20,5 0; Yun, d. Chem. ı
Pharmac. XLV. 71 ff.
+3) Die zuvor erwähnte Chelidonſäure wurde von Probſt, vor
mehreren Jahren, im Schoͤllkraut (Chelidonium majus Z.) entbedt,
in welchen fie, neben Aepfelfäure und Eleinen Mengen einer noch zu
befimmenden organiſchen Säure gebunden au Alfaloive, am das vor
gB. entdedte, mit Säuren gefättigt rothe Salze gewährende nz
darum Chelerythrin genannte, und an ein anderes, mit Säure
fi nur zu fauren Salzen verbindendes, aus ſchwachen Säuren, ;.®.
; ans Eſſigſäͤure fänrefrei kryſtallifirendes, von P. durch GhHelidonin
bezeichnetes vorkommt; a. a. O. XXIX. 113 fi. Zugleich findet fd
in der genannten Pflanze auch ein von B. Eheliboranthin ge.
nannter, weder faurer noch baflfcher, Außerf bitterer gelber Farbſtef
vor, der in kurzen gelben Nadeln Eryitallifivend im Falten Waſſer, wie
im Aether wmlöslih, im heißen Wafler und im wäflrigen Weingeiß
dagegen löslich, im Alkohol aber ſchwer löslich if, weder durch Gänres
noch durch Alfalien verändert, wohl aber aus feiner Löfung dark
Salläpfelaufguß gefällt wird. Im Glaucium luteum (Cheolidoniem
@lauc. L.) faub P. bauptfählih an Bumarfänre gebundene 3 bis4
Altalotde, nämlich außer dem Chelerythrin das bitter-fcharfe Glaucis
(in Eleinen, yperlmutterglänzenden kryſtalliniſchen Schüppchen anſchie⸗
Bend; in Aether und Alkohol fehr, in heißem Waſſer ziemlich leicht
löslih, mit Säuren weiße, neutrale, breunenb fiharfe Salze bilden,
die vom Balläpfelaufguß gefäll’t werben), das aus feiner ätherigen
Zöfung in blendend weißen, Lörnigen Kryſtallen anfchießenbe, Iuftber
fländige, in Alkohol ſchwer, in Mether noch weniger lösliche Blau
copitrin, defien gefättigte mwäflrige Löfung auf der Oberfläche eime
gummige Haut bildet, die ſich jeboch bald kryſtalliniſch ſenkt; es ſchmect
bitter und bilvet weiße, außerorbentlich bitter und ekelerregend ſchmecende
Salze. Die Farbe der Biüthen fcheint vom Blattgelb (oben ©. 1027)
bewirkt zu werden. Der Saft der Etengel und Blätter enthält außer
jenen Galzgründern noch einen braunen baſiſchen Stoff, neben bramner
humusartiger Säure, phosphorfauren Kalk, phosphorjauren Hagait
und etwas Harz, die baraus durch Ammoniak geſchieden werden koͤnnen;
.a.D.XXXL24 ff. Die Ehelidonfänre kryſtalliſirt mit 28:8.
Kryſtallwaſſer im ziemlich langen, farblofen, feidenglängenden Rabe,
aus fledendheißer Löfung in Kleinen, verfilgten, nur ein V⸗G. Kryſtall⸗
waſſer enthaltenden. IR im Weingeift und im falten Waſſer löslich,
in heißem fehr Tösbar, loͤſt ſich in Falter, waflerarmer SOz unverändert
auf, färbt fi aber, erwärmt man bie Auflöfung, unter Basentwides
‚lung gelblidh, und vermehrt man die Hitze bis zum Sieben: par
purroth. Für fih an der Luft erhigt, brennt fie mit ſchwacher Ver⸗
puffung ab. Sie bildet, gleich der Phosphorſäure (oben ©, 1109)
drei Reigen von Salzen, nämlid (unter MO Metalloxyd verſtehend).
1153
ul
a) Che +2 H0+MO, #) Che+2 MO -++-HO und y) Che + 3MO,
iR alfo gleich jener eine dreibafige Gäure; bie 4) Galje der
leicht löslichen wie der erdigen Wfalien und die jener Erd⸗ und Erz⸗
metalloryre, welde mit Eäuse farblofe Salze zufammenfegen, find
weiß, diey) Salze gelb, und gerade fo verbäst ſich in dieſer Hinficht
auch die im Opium an defien Alkalokde gebunden vorlommende Mefons
fäure, die aud ber Chelidonſaͤure Röchiemetzifh ähnlich zufammens _
geſetzt iſt; denn Me if im waſſerfreien Zuſtande => Cr H + 06; die
Che = Cix Ha + 0,0. alſo hinſichtlich des Radicals: ber exfteren
polymer; erſtere bildet mit Feg O3 oder Fey Chz einen geſaͤttigt rothen,
Iegtere als zwei bafige Eäuren einen ſchmutzig gelben, ſich ius Röthliche
giebenden Niederſchlag. Indeſſen Erpialıfirt erfiere mit 3 BO in (im
Waſſer ſchwer löslichen) farblosglänzeuden Blaͤnchen, und gebt, mit
wäfltiger HCh gefotten, oder für fih bis 2000C. erhigt in Romens
fäure über *). — Nah Perottet emflamnt der Copal (oben ©. 1120)
der Hymenaca verrucosa, uf der Inſel Bourbon fand er Rıfle
and Epalten dieſes auf Madagaskar und quf den Küſten Afrikas heis
smifchen Baumes mit Copal angefüllt. Fil hol untriceidet harten
und weiden Copal, bemerkt, baß der meiſte im Handel vorkommende
harte aus Madagasfar unp. aus Oftindien zugeführt wird, während
eine dritte aus Brafilien, früher aus Südafrilka zugeführte Gorte fels
tener_ und Weniger, geichäpt iR. Dunfelfarbig if der bazte von Boms
bay, mitunter ſchon weiß der harte von Calcutta; dieſer beſteht
nach F. im Mittel von 2 Elementaranalyſen, aus ..80,325 Procent
"10,42 Hund 9,150. Oay⸗Luſſac halte früher. 76 ‚80/9 O. gefunden,
‚ allein der von ihm zerlegte hatte ſich bereits (zumal im gepulverten
Zuſtande) durch andauerndes — oxydirt. J. zerlegte ihn
znächſt in 5 verſchiedene Einzelharze: in Alphaharz, Kart und
flark eleltronegativ, se 1000 C. fließend, bann. hurqhſchig, gelb und
N Subens fia zugleich CO, eitwidt, 2 Mec. + H9 ⸗ FR H; 013 — 2 CO%,
Beißet 4 V⸗G. Kom. = Cjj’H4 Og. Dieſe truftaflifiet: in Harten, ſchwer⸗
| we Aorvern, vie, teodnst Bafillatlon unterworfen, Dämpfe eutlaſſen,
he zu glänzenden Blaͤttchen verdichten, una biefer Sublimet Rlellt dar
sofomenfäute — Cio Ha O5, während wieberum 2 COg ſich va⸗
den und gafig ſcheiven. Wit KOBO:töfung gekocht bilden ſich 2 V⸗s.
Mi wu um: in 2 Dralfäure, 2 Catbonſdure und 1 Humin, d. I. in 2.02 O3
42CO. Cs Hy Og. — Ber mehreren Jahren fand’ Prof. Dana in der
— der, Sanguinaarin ‚canadenais einen von ibm Sanguinarine genann⸗
un Bi Dupgätheil; Brobf's Verſuchen gemäß ift es Chelerythrin. B. fand
im jener Wurzel noch ein zweites weißes Alkalolv, das, follte fein Vorhanden⸗
ſeyn fich beſtaͤtigen, Sanyuinarin zu nennen wäre. Die Schärfe ver Wurzel
2: Blsmeium rAhrr voni Cheſerythrin her, die des Rrauts vom Bladein.
Helen ht gelben Farbſtoff fand. P. darin auch einen biamen, von ihm, vieler
Ti ws wegen, Slanentin a einen ähnlichen bot auch die Sangui-
‚ naria "canadensis bar. v3
ut."
1154
nad dem Erkalten brüdig; im abfoluten Alkehol und auch noch in
“ T2procentigen, fo wie im Aether und im Terpentindl volltomna
Iöetich, ſtoͤchlometriſch = Cayo Haı O5; Betaharz, im Alkohol, Kae
und Terpentinöl faſt in allen Berhältniffen löslich; weich, durcfictg
und ‚unter 1006 0. ſchmelzend; procentifch im Mittel zweier Aaalyin
— 76,945 C., 10,055 H und 13,000 0; Sammaharz, pulwig
meiß und ſehr leicht, in abfolutem Alkohol und Aether vollſtänig
löslich, ſtoͤchiomeiriſch Cao Haı O3; Deltaharz weiß und pulary, |
in beiden‘ genannten Ylüffigfeiten ünldelich, forbett zum Echmeia
mehr denn 1000 C! und wird babel zerfeht; wurde nicht zerlegt; Eyſr
lonharz, gettodnet hart und leicht zu pulvern, in allen drei Löfunge
mitten wulöslid, ſtoͤchiometriſch nahe = Cayo Hai O2; alfo mit m
Mehrung des O⸗Gehalts wächft hier (wie in den meiften der weder
“hin aufzufährenden Harze) die Löslichkeit in Alkohol: Fra
hatte Unverdorben afrifanifchen Eopal zerlegt und in biefem Hark
Stoffe gefunden, die in ihren Verhalten von Obigem zum Theil fehrwmah
li abweichen. ‘U. erhielt nämlich zwar auch 5 Einzelharze, aber wi
diefen waren zwei nicht ohne Zerfegung ſchmelzbar und fammt eins
fog. indifferenten, dem obigen Epflfonharz gleichenden, im abfolske
Alkohol gänzlich unldslich, und von den beiden anderen, mäßig db
tronegativen loͤſte ſich auch’ nur eines in Weingeiſt. — Zu jenen Herza
welche vorzugsweiſe zu weingeiftigen Ladfirniffen denupt werben,
gehört, außet dem Gopal= und Dammarharz, Mafir, Ganderak
Körner: und Echelllack, autch das Elemi⸗Harz; zu Terpentinfir
nifien (d. ſ. ſolchb, ig Weichen Terpentindl pas Löfungemütel g
währt) anfer diefen’ ch das Anime⸗H arz, und @leiches gilt and
von ven gemifigten Ladfleniffen, die Weingeift und Terpentindl al
*xXEöoͤſungsmittel enthaltin. Zufäge von 'Eamphor befördern die Tre
nung, vie vom (denetianifchen) Te rpentin verhüten das Kifkgwerda
des Lade, Letzteres leiftet aber in gewifiem Grade auch Tan du
‚ Terpentinfl, in Folge feiner Erybakion zu Weichharzz oben &. 1121.
,.. Roemarin⸗,ESpick⸗ und Lavendelölifiud ſiheure) TerpewtindisWertrein.
. Befler als Terpentias and TerpenfindlsHurz ertheilt in Altotzol geiödd
“ wafferlreres "Köinöl ‘die "Riffe verhitteibe gehorige Weiche : Sie ir
niß, welcher feines Zufageg bedarf, weder zur Förderung lines Trou⸗
nens, noch zur Verhinderung des Riſſigwerdens iſt jener, unter it
Benennung Chineſiſcher Firniß bekannte natkrlide, zunädR 4
Harz, Actheroͤl und „Benzoefäure* zeriegbare, geiblibramme, züh
flüffige, det verlehten Winde entfließende Balfam, der, in Si
Cochinchina und Siam heimiſchen Augia sinensis. Verreiht man hal
.>
wohl aufgeglühtem Camphor⸗Ruß, fo gewährt er, indem fein.
. ‚allmälig verharzt, eine -eben fo Dauerhafte ats glänzmb fepwwrit, 1
- Japan (mmd daher Japanitung genannte) und in China Yang |
Anwentung fommende Ladirung, Die gewöhnliche S chreine t⸗ Xiqola
1184
Politur beſtebt meiſtens ans Schelllack Loͤſung; um zu tiefes ins
dringen (das fog. „Binfdylagen") bexfelben zu verbäten, pflegt man
Die gefchliffenen Zimmergeräthe ac. zuvorderſt mit etwas Boumöl einzus
reiben; die Schelliadsföfung ſelbſt reibt man Dann in die alfo ſchwach
gedlten Stellen mittel weicher Lriuwanpbalien ein. Aehnlich veriährt
man auch mit dem Bopaliad. JR leßterer farblos, fo eignet er
ſich terfflich zu ver im Aufange diefes Jahrhunderto, zumal in Gags
land, beliebt gewordenen Glasmalerei, bewirkt mit gutem Saft
farben, Gind uämlich vergleichen Gemälde auf zuvor matt geichlifs
fenem (Boucirtem) oder matt geäptem Glaſe vellfommen getrecknet, und
hberfirnißt man hierauf die ganze ·Glasplatte (Fenſterglasſcheibe) Ders
geralt mit farblofem Copallack, daß Gemaͤlde wie beflen unbemalte
Umfläden von einer ebenen Ladfläche überdeckt erſcheinen, fo gewährt
durdgfallendes Licht wicht nur, was alle anderen durchſichtige Barben
daxbietenden Blasmalsreien daxbieten, fondern es ſcheincu zugleich die
&emälye gleichſam im Glaſe zu ſchwimmen. Bum Ladiren der Bücher⸗
einbägde, Wandcharten, Pappwaaren ıc. dient der Bnchbinderlaft, d. i.
eine farblofe Löfung von Maſtix, Sandarach und Elemi in Weingeifl,
Barbiges Papier bohnt man außerdem auch nur mit Wuchs, '
4) Unter ten Bummiharzen zeichnet fi der Stinfafand (oben
. ©. 103 und 104 um.) nicht nur durd fein hoͤchſt durchdringend rie⸗
chendes nur Außerft fluchtiges Netheröl, fondern auch durch feinen Bes
Halt m Schwefel un an Bhosphor (}) aus. *) rferer if
9 Stentz ou ſeſs Analyſe gemäß enthält das Aetherol des Stinkaſand, ſofern es
bei 1800 C. — 1440 R. fiedet, im Hundert, im Mlitel zweler Analyſen:
65,97 C, 9,785 H, 22,7158, um mur 1,5350, woraus fulgt: daß bier der
Schioefel das Oxygen größtentgells vertritt; vergl. oben ©. 998 fl. Will
wer eB, der fand, daß bie a. a. D. erwähnten Schwefelverbindungen die &. 999
beſchriebenen und von W. benannten Schwefel-Galggründer varftellen. F. W. Johns
Ron fand jedöch weher im Stinkaſand, noch im Opopanas Schwefel; vielleicht
erging eb ihm hiemit, wie Anderen mit dem Taurin? Oben ©. 1110. Sten⸗
honfe zufolge verharzt »as Gtinkafanböl an der Luft. I. unterwarf eine
große Anzahl von Harzen her Slementaranalyfe, fand in allen viefen nur O,
H um O, obgleich hie und ta die Menge ver von ihm durch Verbrennen ges
wonnenen Aſche, beträchtlih genug — beim Cuphorb (Gummi-Besina
Euphorbii; oben ©. 1121) 3. 8. 1,34% betragenn — war, um ber
Bermuthung Raum zu geben, daß fie nicht lediglich das Verbrennungterzengniß
fog. Berunreinigungen geweien. Der ftöhiometriihe Carbon⸗Gehalt wurde bei
allen glei 40 Verhältnißgewichte bereignet und mur im H= un Os Gehalt
weichen folgende von einander ab. Hinfichtlich ver in machſtehender Ueberſicht
aufgefügtten Harze ner Gummi⸗Harze ſteht zu bemerken‘, vaß ſie von denen im
Bäffer Löslichen Mitbeſtandtheilen durch Alkohol gefchleven wurben; über das
mitaufgefüßte Dragenbiut und Glemi vergl. a: a. D.; über Guajac
©, 1002; über Harz von Pinus Abies, au „gemeiner" Weihrauch
genannt, ſ. Pininfänse und Sylvinſaure oben &. 1120; hinſichtlich der Abrigen
vergl. in. Bruns. I, 550, 833, 683, 702, 809, 925 ff.:
ya“
*
1156
tndeffen au im Oyopanar (von Ferula Opopanax L.) in geringer
Menge zugegen. @iner verwandten Pflanze, der Ferula Galbanifern
Nees (Galbanam officinale Don). entſtammt das als Arzueimitiel
feit aͤlteſten Seiten gebräuhlihe Balbanum, das von alkoboliger
KalükLoͤſung gänzlich aufgeläft wird, und, gleich den vorbergehenne,
mit Waſſer deſtillirt Aetheröl entläßt. Nicht minder lange nun nit
nur als Arzneimittel, fondern, zumal im frühefler und früher geſchicht⸗
licher Zeit auch als Zuſatz zu Rauch opfern in Gebrauch genommen,
iR die Myrrhe. Die zu letzleren Zwecken verwendete, fo Wie über
haupt die in der Bibel gebachte, entſtammt dem in Aöyffiaien und Are⸗
' bien heimiſchen, erfi im Jahr 1820 von Ehrenberg und Hemprich
mit Beflimmtheit befchriebenen Myrrkenbaum (Balsdımodendron
Myrrha Nees), während die jeßt häufiges und nicht felten FaR zur
allein im Handel vorfommende, gleiches. Etammlann habende neuere
Myrche zwar auch wie jene aus der Hinde der Myrchenbäume entquel⸗
lende, aber nicht der genannten Akt if, fonter® eine dem Balsamoden-
üron Kataf Kunth. und einer dieſem verwandten Species enıflam
mende. Erſtere tritt, Ehrenberg’s Bericht gemäß, anfänzlid is
Form eines gelblichmeißen Saftes von öliger Zaͤhigkeit hervor, wir
dann an der Luft butterweidh und goltgelb, und erhärtet embli ze
roͤthlich und röthlichebräunlichen (cheils tropfigen, theils -körnigen,
theils zufammenhängenden) fog. Thränen. Die beſte Myrrhe iR
Hydrog. Oxyg. H
Aearoid, Gelbharz ver P) in Altoh. uns
Xanthorrhoea hast,. 20 — 12: löslihes „St — 2
Ammontiaf, vdes og. Olib an u) mit Altoh. weiß⸗
Gummi Ammoniak ..25 — 9 rindig.. 31 — 6
Bdellium 31 — 16 HB) Colophonartiges ↄ1 — 4
Berengelasharz, foffiles Dpopanar. . .235— 1
von ©t. Juan de Berengela Retinasphalt- Sarı .27 — 6
in Siramerlfa . - . 30 — 71 Sagapın . .29 — 9
ODrachenblut ungefteifs Sanvaraga)fehriäimer
tes, ähteb. .- . 21 — 8 1081. u. ſtrengflůſſiges 31 — 6
Elemi a) in Alkoh. leicht B)igwerlöstigese „st — 5
Bielihe. .„. . Id — 4 y)ileihtlöstiges „st — 6
0) in Alkot. ſchwer Scammon.38 — 4
loͤeliches .33 — 11I Stinkaſand.. . .26 — it
Euphord... . 31 — 6]| Tanngarzobergemeiner
Salban. 2 2 2.27 7 Weihrauch
Buajac. 2 2..2..23— 10 a)leihriöstic in kalt,
Salayp . 22.2.2... — 18 Alkohol, bei 100° 0. |
Labdan. . .33 — 7 (mein . . .29— 6
Maftir c) in Altop. (68 Pihweridstie, sei
lies. . st — 4 1459C, flifen . .29 — 5
Allobolat. Der größte Theil des Eiuflichen Oliban beflcht daraus; et v
verbrennend den bekannten angenehmen Geruch, hierin feinem erherole mil.
| Das a) Harz des Oliban (Olibanum ober edler Weihrauch) iſt ſauer und bilde,
mit Alkohol befeuchtet, eine weiße Rinde, d. 1. ein, vielleicht IrpRallifirbaret
1157
durchfichtig, rothbraun, fpröbe, bietet im Bruche hellere, krumme
"Adern dar, befigt ſtarken Eigengeruch, ſchmeckt würzigſcharf⸗herbe und
zergeht faſt im Munde. Schlechteren Sorten ertheilt man fälſchlicher
Weiſe durch Naͤffen mit Weingeiſt Durchſcheinbarkeit und Glanz. Mit
MBafler behandelt entläßt erſtere an 750/0 darin löskiche Maſſe, und
vollRändig geloͤſt wird fle von Aldehyd oder Aldehydammeniak⸗haltigem
Weingeiſt, und daher auch von einem mit agotichtfaurem Aethyloxyd
geſchwängerten Weingeiſt, da diefer in der Hegel jene Beimifchungen
euchält. Mit Waſſer deſtillirt eutläßt fie Aetheröl, und für fidh ver
Deſtillation unterworfen gewährt fle 1/3 ihres Gewichts an tropibarer
rother, Ammonoryd » Neetat und Carbonat enthaltender Flüffigfeit,
1/3 braunes Brenzöl und 1/4 Kohle, die verbrannt 14,40/5 Aſche hinter
läßt. Außer fremden Beimifchungen enthält fie neben dem Aetheröl
und geringen Mengen löslicher Sale, Gummi und Pflanzenfchleim
zweierlei Harze. Ihrem geringen Harzgebalt gemäß ift fie fchwer
entflammbar. Ueber einen der Myrrhe ähnlichen, von ihr feinem
Gehalte nad beträchtlich abweichenden, Planche zufolge, aus
100), Myrrhorpin, 880/59 Bummi, nebſt 20/, Traganth zufammen-
gefeßten Stoff, genannt Myrrhoid, vergl. Ann. d. Chem. u. Pharm.
XXXVII. 121 fi. Ebenfalls feit älteften Seiten, und meiflens nur
als Räucherungsmittel in Gebrauch genommen if, der Weihrauch
oder das Dliban (Olibanum) fowohl ber arabiſche (von Juni-
perus thurifera un» J. phoenicea L.) ale ber oflindifche (von
Boswellia serrata Roxb.). Erſterer macht Waſſer mildhig, emtiäßt,
mit bemfelben deſtillirt etwas Netheröl, iſt zum Theil in Weingeiſt
löslich, und leuchtet, während er ſchmilzt (fchon im Munde zerfauet
wird er weidh); Iehterer ift minder brennbar nnd hinterläßt verbrannt
ſchwarze Aſche. Zu Ichterer gehört auch das von ben Hindus (und
früher auch von den Portugieſen) bei religidſen Feierlichkeiten als
Nauchharz verwendete Koondricum, das fih in Weingeiſt volls
kommen löft und weniger ſcharf und bitter ſchmeckt, als erficres, aber
bdieſem ebenfalls an Entflammbarfeit nachſteht. In Amerika werden
Harze des Croton thurifer und C. adipathus Kunth, desgleichen
C. nitens Swarts zu gleihem Zwecke verwendet; in Columbien
nennt man Amerikaniſchen Weihrauch das Harz der Baillierin
nerifoha Kunth. — In einem anderen Bummiharz, dem arzneilidh
gebräuhlihen Sagapeen (von Ferula persica L.) fand 8.
Brandes unter anderen Stoffen neben wenig Aetheröl ein Harz, das
von erwärmter Hydrochlorſäure zunaͤchſt geröthet, dann gebläuet
und endlich gebräunt wurde; ob die Blaͤuung von einem Humin⸗artigen
Erzeugniß herrüßete, wurde nicht ermittelt. Das gelbe, bem auf
Eoromandel heimifchen Xanthochymus pictorius Rocch. entflams
ende Gummiharz, und bas ihm ähnliche bes Hypericum pomife-
rum Rozb., werden in Dfindien wie dad Guttaägummi (oben
—
—
1108
©. 1151) veorzugsweife jedoch als Farbſtoff, ins Befondere als Za⸗
füge zum fon. Goldfirniß (8. 1123) benutzt *). Das im feınea
arzreilihen Wirfungen dem Jalappin fi näbernde und c6 berin ges
wißermaßen no überbietinde Ecammonium if, gleich jenem eben
falls fein entichieden baſiſches Harz, und enthält auch kein Allaloid;
e6 lommt von Convolvulus Scammonium J., wird von Alenye
bezogen, und enthält gegen 600/, Harz, während das Emyrnifce,
der Periploca Secammone L. (Secammone acgyptica R. Brown.)
eniſtammente, deren nur 29 darbietet. — Mehrere Harye und Yumai
harzo find dem im Wafler gelöflen Kali⸗Acetat zugänglich, weh,
jedoch im geringeren Maaße, auch von denen dem Alfohel Leit u⸗
gänglichen Fetiarten gilt; ob und wiefeın auch dem Wachs? (6. 1054,
1090 ff. 1093) flebt noch zu prüfen, wiewohl Lewy zufolge 6
weiche, ſchon bei 280C. = 220,4 R. [huylzende Berolin, d. i. ein
das Cerin und Myricin begleitender driiter Hauptbildungetheil des
Wachſes, ſich fon im Falten Alkohol (und im Aether) loͤſt, wi
rend es felber fauer gegeuwirft. Uebrigens will 2. im Wade
auch eine Geriniäure, fo wie eine von diefer verichiedene Myriciss
fänre entoedt haben, während ibm das japanifche oder chrneſu
Ihe Wache (5. 1091) eine dritte Säure, die von ikm auffallen
genug hinefifche **) genannt wird, darzufellen in den Stand fepte
©) Hußer dem gewöhnlichen weingeifiigen Goldfürniß (3. B. bereitet aus 4 Ge
wichtstbeilen reinen Epeliads, vie mit 24 Weingeri digerirt un» vanı mi
einer Loͤ ung von 1 Dradenbiut in 24 Weingeiſt vermifcht, die man zwor mä
etwas Gurcuma, Gummigutt und Orlean, oder aud nur mit Gurcrume, wm
zwar mit nicht über I/gy, vigerirt hatte) fertigt man auch fette Gohfiraifk;
3 B. ans 16 Loth Börnfiein una 4 Loth Schelllack, Ye man jedet für #4
ſchmilzt, dann beive mit einander vermiſcht un. nun mit 16 Loth, zuwuer bis zu
gänzlichen Entwaͤſſerung und damit bit zur Röſtung des Gchleims (bievar abs
bio zur Entſchleimung) gefottenen Leindls, fammt etwas Draenbiut, xieam
und Gureuma unter gehöriger Borſicht erbigt wersen. Bolllommener geratken
jedoch dergleihen fette farbige Blanzfirniffe, wenn man jenen einzelnen
Barbiof zwor mit Weingeift aussieht und dann die hierauf wieder vom Ban
geiſt (mittelſt Defiiltatinn) faſt befreieten Farbbarze zunächk dem Leindt beimmiftt.
Berfäprt man, wie dort mit Börnflein und Gchelllad, fo mit Börnftein, 56
pbalt (Imenpech) und Golopbon, unn fept man dann auf jedes Piunn Le
Hüifigen HSarzgemiſches & bis 6, ober, nach Maaßgabe ver beabſichtigten Bes
bünnung 5 Maaß abgefottenen Leindls zu, fo erbält man einen vorzäglichs
ſchwarzen fetten Glanzfſirniß. Ginen ſehr brauchbaren weingeifiigsäthenhligel
goivfarbenen oder vielmehr roͤthlich⸗braͤunlich gelben Virniß gewähren wii
andern au: 16 Loth GSamvaraf, 4 Loth Schelllack und 8 Loth Golopten u
Geigendarz, die man, gröblich gepulvert und vermengt mit ebenforiel Daazziaul
zunähk mit 8 Loth Terpentindl begieft, damit einige Belt bindurch im verichtel
fenen DigerixsRoiben weichen, dann aber 1 Maaß Aikobol folgen läßt, tem mm
zuvor durch Digeriven mit Drachenblut, Gureuma sc. beliebig mebr ober wenig
nerdihet ober gegelbet Hatte. Winen guten Lackir⸗Firniß gewährt übrigens au
. Na A Sandarak 4 4 Loth Mafir, 8 Loih Terpentindl un 1 Raaf Aitehe
*) Benennungen einzelner chemiſch wirkſamer Gigenfioffe von Landern eutichne
41188
Es iß Äbrigens das Achte hinefifhe Wachs eine dem kryſtallini⸗
ſchen Wallrath ähnliche, glänzend weiße, bei 8205C. = 680 MR.
ſchmelzbare Maffe, die ſtaͤrker erhiht deſtillirbar, damit aber weſentlich
verändert erſcheint. Sie wird vom Alkohol, wie vom fiedenden Aether
nur in geringer Menge gelöſt, iſt hingegen leicht Löslih in Steindl,
verfeifbar tur KalisBöfung und ebenfo auch vereinungsfähig mit
BaO und PbO, aber ohne daß durch diefe Verbindungen Biycerin
erzeugt oder ausgefchieden würde, Sie wurbe procentiich zerlegt in
80,59 C, 13,43 H und 5,97 0. Mit trocknem CaO beililiitt entwickelte
fie reines H-Gas und hinterließ eine an CaO gebundene, ſtoͤchiome⸗
triſch aus C72 Has Os (procentiih ans 76,72 C, 13,04 H und 8,69 0)
zufamımengefepte Saͤure. Dit AOs defillirt bildete fie fh um in
eine flüchtige, ber Butyrinfäure Abnlide Säure. Jene CaO-Bers
bindung iR weiß, kryſtalliniſch, und ſchmilzt bei 8000. = 640 R.
Daß dieſes fon. Wache von Rhus succedanum komme, iſt wie a. a. O.
bemerkt, annoch unerwieſen. — Gebleichtes weißes Bienenwaché
iR übrigens durch Baumölnatronſeife bei Siedhige dem Waſſer bei⸗
miichbar und eine alfo bereitete Wachsſeife gewährte ſonſt den ehe⸗
male vielfach begehrten farblofen Firniß für aus Gyps bdargefıllte
Kunſterzeugniſſe (Büſten ıc.). Neuerlich bedient man fid, Dumas
zufolge, des Wachſes, um den Fettſäuren⸗Gehalt der Seife zu
ermitteln. Troduet man nämlich zu unterfuchende, zunaͤchſt in bünne
Etreifen zerichnittene Geife längere Zeit bei 1000C., fo ergibt ſich,
aus dem hiedurch entflandenen Gewichtsverluſt, die Menge des in ber
Seife enthalten geweſenen Waffers; 1löf man fie hierauf in Wafler
und verfeßt fie dann fo Jange mit zuvor gewogener Schwefeliäure, bis
ihre alkaliſche Gegenwirkung gänzlich verſchwunden und bie Zdfung
vollſtaͤndig neutraliſirt if, fo vermag man aus ber Menge ber hiezu
erforderlich geweſenen Gchwefelfäure jene des zuvor zur Geife gehöris
gen Allali zu berechnen, und ſetzt man num der Flüſſtgkeit eine große,
genau gewogene Menge trodnen Wachſes hinzu, erhiht darauf das
Ganze bis zum Schmelzen des Wachſes, läßt es dann erlalten, ent
fernt ben wäflrig flüfügen Theil, wäfht dann ben zurüdgebliebenen
Fettfänren-haltigen Wachskuchen wohl aus, trodnet und wägt ihn, fo
ergibt fi) aus dem Mehr biefes Gewichts, beflimmt durch Abzug des
Wachsgewichts, das Wewicht der in ber Geife vorhanden gemelenen
Fettſaͤure⸗Nenge. Uns der hiebei abfallenden mwäflrigen Flüſſigkeit
laßt ſich dann durch Abdanipfen und Kryſtalliſiren bie Menge bes
Alkali (Natron oder Kali) berechnen, nachdem man zuvor — für
Kali durch Platinchlorid — ermittelt hatte: ob das eine ober andere
Heißt das Benennen dem Gpotte ‚preisgeben. Die Zelten, in welchen eine Preußis
ſche Saure, eine Vogeſen⸗Saurc, Danziger Säure x. die Lehrbücher und Zeitz
fehriften ſchmüdten, find vorüber und follten billig nie wiederkehren.
J
1160
dieſer Alkalien, oder ob ſte beide als Salzgründer in der Geife pu⸗
gegen geweſen *). Much mit Eihennerhfäure ber fog. Gerber⸗
Lohe läßt fich (gelbes) Wachs in eine dem Waſſer zugängliche Ber
bindung verfehren, und Gleiches gilt auch von dem in Italien zum
Einſchmieren des Leders, alfo ale Thran: Vertreter benußten Kits
gemiſch, genannt Dleaceo; m. Arch. f. d. ges. Naturl. XVI. 482.
Zum Bohnen der Gtubengeräthe sc. bedient man ſich in neuerer Zeit
"eines Gemiſches von 4 Leth weißem Wachs und 3 Loth Terpeatinöl,
die man in einem mit Echreibpapier zugebundenen Hafen (Topic) fe
lang warm ftellt, bie das Wachs gänzlich zerlaflen und mit dem
Aetheroͤl gemiſcht erfcheint; hierauf abyefünlt, bie die Mafie weißlich
und feft zu werden beginnt, und dann mit 2 bis 2,4 Loth Alkohol
vermifcht und dann gänzlich erfaltet, reibt man diefe Maffe (zulegt
mit einem reinen, trodnen Tach) möglich gleihmäßig bis zur gäny
lihen Bervampfung des fläſſigen Mifchungstheil.s ein. Fußböden
bohnt man, Bernath zufolge, am beften durch Weberpinfelung mit
folgenrem zuvor etwas angewärmten Gemiſch, von dem 1 zu 36 Ge
viertfuß Bodenfäche ausreicht; man übergießt in einer Glasſlaſche
32 Loth Schelllack und Halb foviel weißes Pech **) (oben ©. 1120)
mit 3 Man, oder mit einer Menge von 55gradigem Weingeiſt, bie
dem Raumumfange von 3 mal 96 Lothh Waſſer gleich Eommt, flellt das
Ganze, gehörig verwahrt, warm, bis zur Loöſung, und fügt, if wie
erfolgt, noch 40 Gran Camphor zu. Eine fidh nicht abblätternde ſchwarze
Blanzwichfe, für Riemen und ähnliches Lederwerk, erhält man aus
10 Loth Wachs und 11/3 Duentchen Colophon, die zunaͤchſt zufammen
geihmolzen und mit 2 Loth fein gepulverter Bleiglätte (PbO bald
*”) Sambaceres, ven bei ber Bereitung ber Stearinfänre (©. 1047) abfalle
ben Gypsé für werthlos erachtend, LöR zu beren Darftellung zunaͤchſt ben Talg is
Kali⸗Lauge auf, trennt dann bie alfo gewonnene weiche Kalifeife von ber Unter
Lauge und Löft fle in Waſſer, bereitet aber zugleich eine gefättigte Auflöfung
son Thonerbe in Kali⸗Lauge, und vermifcht varauf beire Saugen; es fonbert RM
gallertförmiges flearinfanres Alumoryd von der Kall⸗Lauge (vie wieber zu neun
NAuflöfungen gleicher Art verwendet wirk), und entläßt dann, mit Gcywefeliäute
oder Sifigfäure verſetzt, die Stearinſaure. Wenn au bei jeder folchen Ber
richtung obngefähr 0,1 an Kali verloren gebt, fo würde bieier Berluk, Ei
Dofürbalten gemäß, nicht mehr betragen, als ver nach dem früheren Berfahres
nothwendig größere Verbrauch an Schwefelſaure, Gewägt man indeſſen, daß,
Balls man die ſchwefelſaure oder effigfaure Thonerde nicht gehörig zu verwerthen
vermag, auch zu deren Bildung ganz anjehnliche Diengen diefer Säuren erforderlich
find, fo wie au: daß die Schwefelſäure verhättlich ſich weit wohlfeiler varſtellen
oder beziehen läßt, als Tas zur KRalifeifenbilvung hinrelchend reine Kali, ur
enzlich, daß ver nach dem älteren Verfahren entſtehende Gype (Ca0OSOz) nidts
weniger als werthlos erſcheint (a. a. D.), fo wird man C's Boransiehunges
ſchwerlich als verwirflidgungsfähig zu betrachten ſich geneigt fühlen.
*) Das im Handel vorkommende entbält noch viel Terpentindl und gibt daher fir
ſich erhigt, nebſt Waſſer, noch merkliche Mengen jenes Del’s: alt Deſtillat.
1161
verdlastes) Innigft geniengt, dann aber vom Feuer entfernt werben,
um das Bemifch mit 25 Loth Terventinöl und 22/3 Quentchen Grant»
furter Schwarz (Beinreben:Roble, die andy durch Lohfuchens oder
fog. Lohkas⸗Kohle für diefen wie für andere Zwecke vertreten werben
taun) zu veriegen. Eept man gleich anfänglich dem Wade etwas
gefochtes Lein⸗ oder Mohnoͤl zu, fo vermehrt man, dem Glanze unbe
ſchadet, die Biegſamkeit des nach dem Gebrauche erhärtenden Gemiſches.
Saure Harze zeriehen wäflrige Alkali-Carbonate, COg entbindend.
4x) Wie bereits‘ ©, 1090 bemerkt wurde, findet man die Harze der Milch⸗
. .
.
’
färte mitimter Bigleitet von Baoutchouf (Kautſchuck, Federharz) d. i.
von einem Orxygen⸗freien, mutbmaßlich ſtoöͤchiometriſch aus Cz Hs
zufammengeleßten, den Harzen zunädit ſtehenden Biloungstheil, der
an ſich weiß und durchſichtig if, durch Reiben elektronegatio wird,
Elektricitaͤt ſehr ſchlecht leitet, ungemein elafiifh iR, durch Kälte
erbärtet, jedoch dadurch nicht fpröde wird, in Alkohol⸗freiem Aether
und im Eteinöl bis zum 30 bis 60 fachen feines Raumumianges
aufquillt, in entwaffertem und entharztem Terpentinöl, im Kiendl
(S. 1119), fo wie im Mosmarin », Gaffafrass und Copaiva⸗
batfam = Artheroͤl loͤstich, im Brenzätherdl des Gteinfohlentheer,
fo wie in dem aus Leuchtgas durch Verdichtung hervorgegangenen,
und noch mehr in jenem des eigenen, durch trockne Deflillation des
Kautſchuck gewonnenen rectificirten Brenzöls leichts und ſehr leichte
lasiih ifl, im warmen Waller weich wird, indem er zugleich darin
etwas aufquillt und dann, abgetiodnet und fein zerſchnitten, ſich um
fo eher und in fo größerer Dienge löR, bei 1250 C. = 1000 R. ſchmilzt,
dann fchmierigstheerartig und äußerfi zähe wird, und nun, felbfl bei
beträchtlicher Kälte, nicht wieder erhärtet, beträchtlich. färker erhigt
der Zerfegung unterliegt und angezänd:t an der Luft mit gelber, rußens
der Flamme verbrennt, ohne zuvor durch Schmelzung zerfeßt worden
zu fan, was das gefhmolzene Kautſchuck vom fließenden, bis zur
Ent zündung erhißten Bett wefentlich unterfcheidet, indem dieſes nur
Hammend verbrennt, fofern es durch die Erhitzung in Bafe zergeht. —
BSrel oder nahe frei von eigentlichen Harzen findet ſich das Kautfchud
fa den Milhfäften vieler und zum Theil ſehr verfchietener Pflanzen
aller Welttgeile, in verhältlih größter Menge jedoch im Milchſaft
verfhiebener Bäume Südamerifas — zumal in dem des Feder⸗
' Herzbaum Siphonia elastica Pers. (Jatropha elastica L.), in
Ficus elliptica und F. prinoides Humb. — und DOftindiens,
md unter diefen reichlich in dem Milchfaft des oſtindiſchen Federharz⸗
ſtrauch (Urceola elastica Roxb.) fo wie in dem des Ficus indioa
Vahl., F. religiosa L., F. toxicarisa R., des indiſchen Brot⸗
fruchtbaum (Artocarpus integrifolla L.), in dem mehrerer Arten
ber Gattungen Brosimum, Euphorbis, Hippomane (in&befondere in
H. manicella L.), meiftens in geringeren Mengen in dem verfchiebener
1168
Asklepias - und Cynauchium- Arten, in der Lobelia Cautchow
Humb., im Caotus indica L., in dem Gafte der nureifen Bean
von Carioa Papaya L., dann aber auch in den Milchſaͤften mehrere
bei und beimifchen Pflanzen, z. B. in dem der Cich or ie (Ciche-
rium Intybus L.), des Wohn (Papaver somniferum L.) x. 3
jenem des Lattich oder Kopfſalat (Lactuca saliva L.) fan
Leroy nur dann Kautfhud, wenn er der Pflanze vor deren Blühen
entnommen worden; fpäterhin nimmt feine Menge darin mehr um
mehr ab, und in der blühenden Pflanze iR der Milchſaft frei us
Kautſchuck. Es wird Hier vorzüglich begleitet von Mannit (Maus
zuder), Asparagin, Pectin und von Lactucin. Lehteres ab
. zieht man dem Lactucarium, d. i. dem tucch Ritzen der Plesk
mit ſilbernem Meſſer zum Ausfliegen gebrachten und dann getrodude
Milchfaft (der , wenn er dem Giftlattich — L. virosa L. at
‚quollen war, vorzugsweiſe Laotucarium genannt und fo in arjkeis
lichen Gebrauch genommen wird), durch Alkohol, Eindunſten dei
Auszugs und mehrmaliges Auszichen des alfo gewonnenen @riram
mit Aether; alfo dargeſtellt erhielt «8 Anbergier in Form weiht
Scheiben, die bitter ſchmeckten, in altem Waſſer wenig, in ſiedenden
fehr leicht Löslich waren uud fih daraus, beim Erkalten, in Schuypa
ähnlich der Berfänre fonderten. Wehnlich wie zum Waſſer, verhielt
es ſich zum Weingeiſt, und war e6 gänzlich frei von deu genannte
übrigen Stoffen, fo wurde es vom Aether nicht mehr aufgenommen.
Erhitzt, verkohlt e6 ohne zu fublimiren; im Waſſer gelöft iR es were
baflfch noch ſauer, und wird es weder von Werbfäure, noch von PhOA
getrübt; auch Säuren verändern es nicht, wohl aber Aifalisfaugen,
bie feine Läfung tief rofenroth färben, während fie feine Bitterlat
aufheben und es duch Eäuren unfällbar machen. (Walz fan im
Giftlattich, außer dem Lartucin, auch einen braunen bafifes
Etofi, braune buminartige Säure und fog. Lactucafänre, Di
- Dralfäure nebſt Eitronfänre. und Hepfelfäure; daneben geſchmackloſes
gelbligrothes, arünlichgelbes krazendes Harz, zwei ia
Aether ungleich lösliche Fettarten, ein eigenes Aetheröl, Zuder,
Schleimzucker, Bummi, Pectin, Apotfäure, Kali, Kall um
Magnit; Ann. d. Pharm. XXXIE 85 ff.) — Der Milchſaft der
Kautfhudbäume enthält das Kautfchud in Form von Küngel chen,
die im Aibuminshaltigen Wafler emulfionsartig ſchweben, begleitet von
im Alkohol unlöstichem' Ertract und von einem Azotfreien bitterem
Stoff (Lactuein?); erhitzt gerinut das Eiweiß und Fleben die Kugelches
aufammen %). Der Waflergehalt des frifchen Saftes beirägt über du
*) Es fol darin gegen 92 Kautſchuck, 2 Eiweiß, 7 bitteres Extenet, 3 in Mikuhel
unlösfishes Cxtract uns 56% fäuerliches Waſſer zugegen ſeyn.
1168
Hälfte feines Gewichtes. Gemeinhin befreit man mit demſelben
Thoniormen, die, wenn fle getrocknet wieberbolt und fo öfters bes
ſtrichen, das getrodnete Rautihud von verfchiedener Dide barbieten.
Das Trocknen gefehieht über irciem euer, defien Rauch in Vie Echichten
eindriugend fie mehr oder weniger tunfel bräunt, Am häuflgfen bildet
mon folhen Weges Kautfhudflafehen, Schuhe, Stiefel, feltener Heine
menſchliche sc. Figuren anderer Art. Behreicht man hingenen flatt des
Thons mit dem friſchen Safte Bretter, und trodnet diefe dann im
bemerkter Weile, fo erbält man den dicke Platten darſtellenden fog.
®ummifped. In der einen oder anderen Form nach Europa gebracht,
wird das Kautichud auf manninfaltigfie Weiſe benupt; denn, während
man früher daſſelbe fa nur als Tilgung emittel für Graphit⸗
(Bleiiit:) Schrift, und, feit der Gıfinvung des Lufıballon zur
Bertigung luftdichter Firniſſe verwendete, dient es gegenwärtig
zur Darſtellung waſſerdichter Zeuge (Makintoſh), feiner Fäden
und dadurch zur Bildung kunſtreicher Geſpinuſte und Wicchtwerfe,
chirurgiſcher Röhren (Catheder), ver fog. Auftkiffen, waſſer⸗
x
dichter Ueberſchuhe, Innenfohlen won Schyhen und Gtiefeln ıc.ıc. _
Den ausübenren Ebemilern if fein bei mäßiger Wärme, mittelu Zur
ſammendruck (Uebers und Aneinanderbinden des zu bünnen Etreifen
geſchnittenen und dann der Länge nach auseinander gezerrten Kautſchuck),
erfolgende innige Aneinanderhängen von aroßem Werthe; indem bie m
foldher Weile verbundenen Etreifen: Deftillations: and Gasleitungs⸗
Geräthe aller Art volllommen Lufts und waſſerdampfdicht mit. einanter
zu verbinden geflatten und in biefer Hinſicht mehr leiſten und weit
leichter anzuwenden find, als die meiften Klebwerke, Kütte und ders
nleichen. Reines, durchfichtiges und farblofes Kautichud hat 0,925 Eis.
nengewicht, robes, unreines felten unter 0,934. Seine Durchſichtiakeit
büst es ein duich feuchte Luft, gewinnt fie aber wieber, wenn es 3.8.
weben friſch gefchmelzgenem und im heißen Mörfer gröblich zerfloßenem
ſoa. falgfaurem Kalt (TaCh) unter eine Glasglocke geſtellt wird, deren
abgrichliffener Rand auf einer Ledericheibe ſteht, die zuvor mit einem
Gemiſche von geſchmolzenem Talg, und damit unter aubauernder Schmelz⸗
bige verbundenem Klauenfett (1 des erſteren mit 1,5 bis 2 Gewichts⸗
theile“ des Ichteren) gettänft worden war. ) Der Guinmifped
°) Es if vieles viefelbe Vorrichtung, bie, Behufs ver Troduung ober auch ber
alten Abbampfung ven fog. leeren Raum, alſo bie Luftpumpe eripart. Um bie
Sirkſamkeit viefer Vorrichtung zu beſchlennigen, pflege ich vie Blatglode unmit⸗
telbar zuvor, ehe ich le überflärze, bei fletee Drehung um ihre ſenkrechte Axe
Über einer großen Weingeiſtſlamme fo Lange zu erhitzen, bis aller Waſſerdunſt⸗
Beſchlag, der ihre Innenfläche belegt Hatte, wieder gänzlich verſchwunden If.
Dias, nes CaCh leiftet waſſerarme (aber nicht rauchende) Schwefelſaͤnre gleichen
141 B
1164
entbält gewöhnlich 12 bie 14 Proc. Wafler, ifl innen weiß, meiſtent
hie und da vertieft und höhlig, und an folchen Stellen mit fauliger
Flüfſigkeit erfülli. Man muß ihn, nachdem man ihn zerſchnitten hat,
wohl auswaſchen, dann zunächſt an der Luft oder auch durch Ein
fhlagen in trodne Leintücher fo viel wie thunlich entfeuchten, hierauf
aber in bemerfter Weife vollkommen austrodnen, wenn man ihn mit
gehörig entwäflertem und entharztem Terpentinöl in Kautſchad⸗
brei, d. i. in jene Maſſe verwandelu will, welche fowohl zur Ferti⸗
gung ‚der waflerdichten Zeuge ale der Kautſchuck-Firniſſe ſich vorzugs⸗
weile eignet. Man entwäflert aber das mit Waſſerzuſatz deRillick,
und fo von zurüdbleibendem Harz befreite Terpentinöl am leichteften
dadurch, dag man es in einer tubulirten Retorte für fich längere Zeit
hindurch bei 500 C.—=400R. erhält; es deftillirt dann Terpentindl
Hydrat (=CıoHıo +3 HO) über, das, in der Vorlage Kinreichend
abgefühlt, zu Kleinen farblofen Säulen anfdhießt, die bei 1500C. =
1200 R. Schmelzen und unmittelbar darauf fih fublimiren, auf glüͤhen⸗
ben Kohlen, ohne zu entflammen, verbampfen, fih im Alkohol Leicht,
aber auch in dem 22fachen ihres Wewichtes flevenden Waflers löͤſen.
Der Deftillationg » Rüdftand bietet dann gänzlich entwäflertes Ter⸗
pentindl bar, das die Entwäflerung erlitten hat, ohne es irgend nad»
theilig zu verändern, was nicht ganz fo der Fall if, wenn man das
newöhnliche Terpentinöl Uber gepulverten ungelöfchten Kalf, beffer über
caleinchloridſauren, bis zur Eutwäflerung erhibten Kalt (CaO Cach
mit Kalk überfegter fog. falzfaurer Kalk) vefillirt; zumal wenn man bie
Dekillationshige zu fehr fleigert. Um es gegen Verharzung zu fhähen,
löR man vor dem Gebrauche etwas Schwefel darin auf, indem man
es kurze Zeit hindurch fieden (einige Mal aufwallen) Täßt: mit 3)
gepulvertem Schwefel; man überläßt dann die alfo gewonnene Schwefel⸗
Aufiöfung im gefchloffenen Gefäße fo Tange der Ruhe, bis fle ſich voll
fommen geflärt bat, gießt hierauf den Karen Antheil vom Bodenſahe
ab auf den zuvor feinzerfchnittenen, gefäuberten, volllommen an%
getrodneten und erwärmten Gummiſpeck, verfhließt das Gefäß fer
wohl und überläßt Hierin das Ganze fo lange fich felber, bie das
Kautſchuck vollitändig aufgequollen und gaͤnzlich vom Dele burchbrum
gen if. Man bringt es dann in einen genau ausgefchliffenen Hohl
eylinder und arbeitet e8 nun mittelft eines in dem Hohlcylinder wohl
fchließenden, unten von feinen Löchlein durchbohrten Kolben, mittelſt
oft wiederholter Auf⸗ und Niederbewegung defielben in ſolchem Mache
durch einander, daß e6 einen durchaus gleichiörmigen Brei barftellt, der,
für maflerdicht zu machende Zeuge beflimmt, auf 1 Gewichtstheil
Kautſchuck 4, für Platten» Bereitung 2 Terpentindl enthalten muf.*)
®) Berfegt man biefen Brei mit Alkohol, fo ſchlägt ſich das Kautfhud barans in
Gallertform nieder und If num im Aether ungemein leichtlotlich. Solche Söfung
1163
Erſtere werben dadurch erhalten, doß man 2 gleichviel Duabratflädke
darbietende Zeuge auf einander legt, nachdem man zuvor ihre Megen⸗
flaͤchen mit dem Brei gleihmäsig beftrichen hatte, dann diefe Doppelts
zeuge dutch Walzen gehen läßt, fie bierauf zuvoͤrderſt an ber Luft
trodnet, daun aber in erhigten flarfen Weingeiſt bringt, um entflan-
denes Harz ums» annoch vorhanten gewehrmes. Del zu entziehen (ein
Weingeiſt der biele Entziehung brwirft hat, Rellı einen trefflichen, vers
brennend weiß leuchtenden Brennfoff für fog. Baslampen dar). Dem
Weingeifte entzogen tzodnen dann bergleichen Zeuge fehr leicht, und
‚verbleiben hierauf, frei von aller Edmiierigfeit, geruchlos. Letztere
:Rellt man ber, indem man den Brei auf glänzentglatte Bappflächen
"(fog. Breßipähne), ode ſtatt deſſen auch. auf mit feinem nageleimten
Bapier Abesfoannte, lufttrockne Thonplatten, mittelſt genäßten. Hand⸗
walzen moͤglichſt gleichfoͤrmig verbreitel, nun: mit dem erwähnten
gleichen Papier ſorgfältig üüberdeckt unten bie Preſſe bringt und darunter
einige Tage hindurch beläßt, hierauf aber an der Luft zur gänzlichen
j Trockne bringt. Alſo bereitet fäubert man ſolche Kantfehudhänte, mit⸗
tell eines naſſen Schwammes, von allen Bapierr-fiden, unv zeibt fie
dann mit fein gepulvertem Tall ®) ein, oder überzicht fie auch wohl
mit einer fehe dlinnen Schicht Schellladfirniß, um das Anhaften ders
felben zu verhindern. Weit man Kautfchudflaichen in Alkohol⸗freien
Aether ein, ſchunet dann etwas zermalenes Amylım (fog, Haarpuder)
oder wenig Bärlappfaamen hinein (um bas Aneinanterfichen der
Sinnen = Begenflächen zu verhäten, verficht ben Hals .ber Ylafche mit
einem Meifingrohrflüd, das von einem wohl fchließenven Hahr durchſetzt
ik, und treibt nun mit einem Handblaſebalg langfam trockne Luft
hinein, fo erweitert fi die Flaſche nach und nach, und wirb endlich
gewätzt den ſchnelleſt troduenben elaſtifchen Firniß. — MBafferhaltiges Terven⸗
tindt ſangt durch Luftberäührung binnen 4 Monaten das 20 fache feines Uusfange
an O⸗Gas ein, dient 'aber dann beunod recht wehl zum Harz⸗, Wacha⸗ ober
Theerflecken⸗Tilgen, besgleihhen zum Berhüten ves Blasausipringens beim Glass
derbohren; m. Arch. f. d. ges. Naturl:.XXV. 154; XXVI. 8382.
9%) Ban wählt dazu fog. venetlanifgen Tall, bt. verielbe fah weiße, kaum ins
Hellgrünliche ſchimmernde, der gepulvert durch Abreiben im heilen Serpentin⸗
mörfer und nachfolgendes Schlammen in feinften Staub verwandelt, als weiße
Schminke, orer wit rothem Carmin (oder ſtatt deſſen mit dem filtrirten
waͤffrigen Abſude ver Cochenille) geſotten als rot he Schminke im Handel vorlammt.
Tatt beſiht keine ver Haut nachtheilige Gigenſchaften, ſondern macht fie ſanft
und geſchmeidig, iſt daher vurchaus vorzuziehen: Schminken aus Erametalloxyden
(4. B. ver aus ü berbaſiſch azotſaurem Wismuthoryp beſtehenden weißen
Schminke, die ſich außerdem auch ſchon durch in. geringer Menge is ner Luft
verbreiteten HS, wie ihn heiße Schwefelquellen, Naͤhe von friſch gebüngten
Feldern und Gärten sc, ıc. sarbieten, merklich brännen). Mütlichen Bebrauch
gewährt übrigens ber fein: gepulverte Tall, wenn man ihn mit Beitöl zur Mas
ſchinen⸗, Wagen =. Schmiere verreibt. uns alfo gemengt 3. Bu bei Hammer
werten u. ſ. w. verwendet. . en
— — — — ——
zur ſehr dimuwandigen großen Kautſchuckblaſe, die, nach abgeſchloſſenen
Hahn, To lange trockner Luit ausgelegt, bis der Aether verfiognen if,
in den Gtand ſetzt, mittelſt Durchſchneidung fehr dunne Kautſched⸗
platten darzuſtellen.*) Aetheriſches Brenzoͤl des Kantichuck, zum Teil
auch dergleichen Gteinkonlendl koͤnnen hiebei den Aether erſchen, aber
folgen Weges erzielte Blaiten behalten Rets einen fehr widrigen Be
ruch. 99) Aus Platten fertigt man Röhren, indem flarfe cylindriſche
GlasRäbe mit aus den Platten (mit durchaus reiner fettfreier Echeere)
geſchnittenen Laͤngeuſtreifen dergeſtalt umlegt, daß die Längenräne
eines ſolchen Gtreifens genau an einander fliehen; man umwidelt fe
dann genau (Fadenring an Yadenring) mit dünnem Bindfacen (Kork),
beiäßt fie fo einige Zeit und entzieht dann bem alio gebildeten Rohre,
unter. Wafler, ben, @lascylinder, lim hiebei bie Münder- Bereinigung
vollſtaͤndig gu vermitteln, legt man file um ein Weniges über eiaander,
nachdem man fie kurz zuvor erwärmt und noch warm hinzeichend zer
send ausgebehnt und verdünnt hatte. — In GSüpamerifa umwidelt mar
dünne Kaurichudcylinder jedem einzelnen, mit einem Blatt vom Bifeng
(Musa paradisiaca), und flell’t fo dochtloſe Fackeln dar, ährlich
jenen thierlicyen, weiche die Sturmoögel(Procellaria Pelagine) ge
. währen. Der oſtindiſche Federharzſtrauch ſoll fo reich an Milchfaft few,
daß des letzteren Gewicht 2/3 von jenem beträgt, welches die ganze, zer
ſtäckelte und ſtückweiſe, mit den Duerfchnitiflächen unterwärts fenfreät
- Über Milchfaft s Sammelgefäße aufgehängte Holgmaffe entläßt. Friſch
gefammelt ſcheldet ſich Diefer Milchfaft ſehr bald in molfenartige Flüſſig⸗
feit and in fäflge Bloden, welche leßtere, von erſterer getremmt, auf
Thon⸗Formen oder Platten geftrichen (in der dortigen ſtets fehr warmes
*) Zu Faben zerichneivet man bünnfte Platten mittel Ereisförmiger Meſſer anf bes
fonderen Maſchinen, bei denen fi über ben Meſſern mährenn der Schnedent
Nets kaltes MWaſſer beſinder; indem man hiebei Banenenyen ſchief zuſchsedet
und fie dann durch Anelnanderdrücken verbindet, vermag man fie, alſo werlängent,
mit Baumwolle, wie mit Beine zu verſpinnen und zu verweben.
*) Glanzenden, nicht Mebenten, elaſtiſchen Firniß gewährt Kantfgudäeei,
wenn mar ihn in waſſerfreiem Zerpentindf burg Trwarmen JöR und hama wit
Leindl vermiſcht, das man zuvor durch Sichen mit Bleiglätie in Leindiſtris
verwanbelt hatte. Bufah won mehr Terpentins mer beſſer Kienöl fegt in ven
Stans ihn belichlg mehr over weniger zu verkännen. — Scheurilzt man umker
Uurähren gleiche Gewichtetheile Schweinefett und Kautſchuck⸗Schuitgel zufanemen
und verbännt dann das gleichfoͤrmige Gemiſch mit. Thran, fo erhält man eine
Lederſchmiere, de warm eingerichen dad. Leber waſſerdicht macht, wihreuh
es vaffeibe zugleich biegſem erhält. Auch as Sandſtein⸗ um Eteinfugemw
Anftrich verwendet man vortheilhaft das Kautſchuck, wenn man 5 Dewichtocheile
deſſelben mit wenig kLeinoͤl begießt, ſo daß nur alle Kautiäufllänen haven
fiümierig werden, fe num im bededten Gefäße in Fluß bringt, dann 1 Gewichts⸗
theil Terpentindl (am beſten wafjerfreies) darunter rübet, hierauf 12 Teile Kebeute
deißes Reindl folgen Iäßt, dem zuvor 5 Geminenipeiie Selopon beigemifdpt
worben,
119
—
Luft) in 10 Minuten treduet, dabei ober Wett aueſondert, was ſorg⸗
fältig entfernt werben muß, wenn bie nächſt aufzutragende Schicht der
vorhergehenden burchgängig anhaften und alfo.mit ihre vereint eine
verhätttich dickere Mafle darſtellen ſoll. — Bereitd vor mehreren Jahren
machte der Verf. dieſes Hobs Lin der Bolytechnorkemie a. a. O. und
in den Gruntz. I. 682) darauf aufıkertfam, daß jene Pflaugen, welche
uns den natürliden Bogelleim ſpendes, die Stechvalme oder der
Hulſt (Dex aquifol. Z.) und die Beeren des gemeinen Mifel
(Viscam album L.) in dieſem Vogelleim (Viscus auouparius) einen
Yen Kautſchuck nahe gleichen Bilduntzötheil, das Wiscin ober Biss
rin oid, darbieten. Nees v. Eſenbeck und GI. Margusste fanden
ihn auch, neben wirklichem Kantſchuck, im Milchſaft verſchiedener
PicussArten; Ann. d. Pharm. XIV. (1885) &.43 ff. Yu pas Ukraine
bereitet man aus eingetrocknetem Birkonfaft 'eine Art Feberharz;
Greil’s Nedele Entdeck. VIII. ME Stöd, bekauntlich enthält der
friſche Gaft jünger Bitten Traubewinder. ) Schen langſt fertigte
man Mänfllichen Vogelleim aus ſtark eingeſottenem Leinöl (Tro mimns⸗
dorff's Jonrnal II. 2, ©. 85), neuerlichſt beobachtete jedoch Jonad
(Badenroders und Bleyſe Arch d. Pharmac. 2te Beibe
XLVE. 459 ff.), daß der Rückſtand abgebrannter trodnender Fenöle
wamentlich jener des Lein⸗ Nuß» und Nohnoͤlo, einen Stoff darbicte,
welcher gefotten mit: durch Wroffäute angefäuertem und (vurdy zeitweis
Hoen Erfah des verdampften Waflers) ſtete in nachgleicher Skuerungs⸗
ſtärke erhaltenen Waffer, in eine mittelſt Abfählung bie zur Ruetbars
“ keit erhärtete Naſſe übergeht, die, Ihrem Hauptverhalten nah, fi
dem Kantſchuck anſchließt, und die. auch, wie dieſes bearbeitet, fi
tauglich zeigte zur Bereitung waflerbichter Zeuge. Mohndl gewährte
jebod nur wenig’ ſolchen Stoffes, Nuß⸗ und Leinoͤl hingegen 8 bie
10mal mehr. Während bes Sievens mit dee ſtark gewäfletten Azot⸗
ſanre wnrde das Bfyterin: dieſer Dele gerfeht, wie ſolches der fi
hlebei verbreitende ’Afrolein = Geruch darchat, ats darauf bie vers
bilebene Maffe mit Waſſer durchknetet und abgewafchen und Hierauf
erhigt worden, umterbHeb die Akrolein⸗ Ontwidelung. - Die Auntihuds
Aehnlichkeit wnchs, als J. die Mafle längere Zeit hindurch In Galge
eſſtg lagern lieh; eine Behandlung ; der man auch den Gummiſpeck
zu unterwerfen pflegt, um beflen dederhärte zu erhögen um» ihm fo
Y Gonf fertigte man aus vom friſchen Safte junger Birken, indem man ihn
mit Mohrzuder vermifgte (ner durch Einwirkung ner übrigen Saftbeſtandtheile
: 2 {m Zraubenzuder Abergeht) und ſich ſelber, una bamit der bald e enden
ı- weinigen Gahrung überließ, ein berauſchendes Getraͤnk, genannt, Birkwa ſ⸗
fer; eine Sertigung,, die AL) jedoch ſpaͤterhin tie Torſtwirthe verbaten, weil das
Apzapfen Yves Gaftes den jungen Birken Raqhtheil bringt; wae vabel ans etwa
vorhandenem Bisein hiev I unbekannt. oe
1168
. em Flaſchen⸗Kautſchuch Ahnlicher zu machen. Wahrfcheinlich bewirkt
‚der Holzeflig, kraft feines Kreoſot⸗ Gehaltes, Zufammienziehung der
GOunmiſpecktheilchen, die kann, als (theilmeife entwäflernde) Zufam-
. wendrängung wirft Abnli dem Zufammenprüden federbarter Körper;
nämlich: der Drudgröße entſprechende Wieverausdehnungssnacht erhös
:; hend. — In der Nähe bes Drinofo, am Wtabapo, findet ih, A. v. Ham
boldt zufolge, fog..gegrabenes Kautſchuck, bort befannt unter
‚den Benennungen Dapicho und Zapis. &s entflammt dieſes ſchwam⸗
a. mige, ‚auf dem Maſſer ſchwimmende, ſchmutzigweiße Kautſchuck, das
* war wüttelft rußigen Flammenfenerq zu ſchwaͤrzen und, ſobald es hi⸗bei
‚„ eraeicht, erfſcheint, Burg, Keulenſchläge zu Kugeln. von mehreren Zoll
- Durchmefler zu ballen ‚pflegt, den Wurzeln zweier Bäume, von deu
Deu eine die befannte Siphopia eJastica Pers. iſt, und von ben bortis
gen Anwohnern Jacia genannt wird, der andere hingenen noch der
;‚ näheren botaniichen Beſtimmung barıt, naselförmige Blätter zeichnen
ihn ans, fein Milchfgft iſt weit dünner. als jener der Siphonia ela-
stica. Die Mitchfaftentlaflung der Wurzeln. dieſer Bäume erfolgt erh,
‚wenn fie ein hohes Alter erreicht haben and das Holz ihres Stammes
Innen abzuſterben angefaugen hat, während Die im funpfigen. Boden
ſich ſtreckenden Wurzeln noch in Lebenafülle fi beihätigen, Es fan
melt ſich dann in Diefem der. Milchfait (weil nun die Rückkehr zu den
oberen Baumtheilen.imehr oder weniger befchränft iA?) und bring
endlich die Wurzelrinde zum ‚Serplagen; da dann ber Milchſaft fi in
Mafle in den fumpfigen Boren ergießt. Ob Bleiches auch der Fall if
mis der in Mexito under der Benennung Chicle befannten fererharz
artigen Waffe, die dort. von: Frauen und Kindern begierig gelaut
wird, ‚und einer Gapote zu entünmmen ſcheint, ſteht in Frage, wu
:. ebinfos 0b jene feresimrzartigen Maſſen, welche, Heſſelbach 18%
‚als eine an der Oftfeefüfte . aufgefiichte ,..Alya:. Fuß lange befchrieb, fe
wie jene, welche am Nordſeeſtrande angeirieben von Dugenb is
Dlvenburg beſchriehen wurde, Erzeugnifie eurcpälfcher Gewächſe waren,
‚ober vieleicht gar qus vorweltlichen Mblagezungen vom Meere anf
. gewüßlt wurben? bebarf weiterer Nachfoxichungen. -
m Das Verhalten der Harze zu den Alfalien befimmte Unverdorbes
bie. Harze zeriallen zu laſſen in Hark eleftronuegative, im währis
gen: Ammonial: vollfommen auflösliche (als Pulver Ammoniafgas raſch
einfaugende), beim Abdampfen nicht alles Ammonoryd ald AUG
und Waflerdampf entlaflende, fondern davon fo viel zurüd bebaltee,
daß fie damit faure harzfause Galze bilnen. Sie verbinden ſich leich
mit KO » oder NaO»Löfung gu Röchiometrifch neutralen, wie zu bafı
fen Salzen, beren- Löfungen darch die Poldraͤhte galo. Batteries
ihren Harzgehalt am + F-Pol (ZinfeBol; ale Anton zur Kathede)
entlaflen, während, der Galzgründer. (hier 3. BS. vas KO) am — EBol
(Rohles, Silber= oder KupfersPol; ald Kati an an der Anode) ſich
X
ſammelt, mithin ganz wie auch andere aus Drygenfänren mtr baſiſchen
Oxyden gebilvete Salze. Ein Beiſpiel gewährt das rolepkenfaure Kali,
mithin für a) Harze Solopbon; 5) mäßig eleltronegative, unter
gleichen Bebingungen zwar alles Ammenorgd entlafſende, jedoch aus
den Garbonaten der Alkalien CHe entbindende; no) ſchwach eleitros
negative, weber im wäßrigen Immoniak ned is ſiedender Loͤſung
von KOCO, oder NaOſOs auflöslige, wohl aber. eu waͤſſrigen
Löfungen dieſer Allalien zugängliche, falle fie fänrefrei find. Sure
alkoholigen Löfungen, röthen Larmus nur: infofeen fie erwärmt wor:
ben; d) weder Eaͤnren no Salzgränder bindende, fog. inbifferente.
Eie ändern Ladmus nicht; Trommadorff's N. Journ. VoL 6.218.
Ueber die Bintheilung der Harze nach ihren Löfrugemittels, vergl. m.
Grundz. 1. ‚683 fi. Solopkonfaures Kali IöR ſich leicht im
Alfchol und im Uether, Hingegen. nicht im Terpentindl und auch nicht
im Dlivenö, Das colophonſaure Kupferoxyd if in Aether
löslich, Hierin den meiſten colophonſauren Crametalloxyden gleichend;
bringt man metalliſches Zn oder Fo mit ber .Löfung in Berührung,
fo erfolgt Fälung des Cu, bie, wäre die Fiäffigleit durchaus waſſe r⸗
frei, nicht eintreten würbe, und bie, da fie au, eintritt, menn Ac0
wirklich frei von Waſſer (mie von Alkohol iR) beweifet, daß Die Harz⸗
fäure des erwähnten CuO⸗-Salzes, ober befien Bafe HO enthielt. —
Berzelius nennt die Harzlolge Refinate. — Läßt man flarfe Azot⸗
fäure auf Harze einwirken, fo.cntmwidelt ſich viel AQg= (begleitet von
CO2:) Gas, and fo bilder fh auf Koflen eines Theile der Nyotfäure
und de6 H des Harzes etwas Ammonoxyd, gebunden an. im Neber⸗
ſchuß zugegen feyenden feuerbefländigeren Säuren; ins Beſondere an
fog. füuflige Berbfäuren (die auch durch Behandlung des Harzes
mit 303 oder ICh bilyupgeiäßig werden), und nicht felten auch am
Oxalſaͤure. — Harzblafen frllte Boͤttiger bar (deſſen Beiträge se.
Frankf. 1838. 8. I, 13). nach Art der Seifenblafen, aus geſchmol⸗
zeurm Harze, in das ex bush eine thönerne Tabalepfeife Gaſe eips
trieb, . fo, Daß die entſtandenen, zum Theil fehr großen Blaſen, vom
Bieifenfopf ſich abloͤſend auf ‚einen mit fog. Bärlappfaamen (Sem.
Lycopodii) befaubten Zeller, und von hier aus abrollend auf vie
Hand gebracht werben lonnte; ale B. num die mit Snallgas (A +
O⸗Gas) gefüllte Blaſe anzündete, erlitt er, bes Keitigen Knalles ohn⸗
geachtet, weder Srfchätterung, noch viel weniger Berlebung ber Hand;
vergl. auch Ann. d. Chem. u, Pharm. XXXIU. 840.
“th Dry Harzen reifen fi, in Beichuag- auf Loͤslichkeits⸗Werhalten
an jene Galzgränder, welche man im Ürengern Sinne. organiſche,
Ober vielmehr Alkalorde zu nennen pflegt; denn daß fidh die Oxyde
Des Methyl, Amyl, Glycyl (ober Blyseryl) ac. gegen Säuren ale
wirkliche Bafın zu bethätigen vermögen, ſetzen alle ihre hieher gehoͤri⸗
gen Verbinduugen außer Zweifel. Obgleich Derosne bereits im
74
10
n.... Zube 1808. winen der Alkalorve, das Narcolin eritbechte, jo entging ihm
jedoch gänzlich deſſen ben Allalien ähnliches Berhalten zu ben Gäuren,
das ſich dagegen dem Scharfolicke Sertürner’s (weilaub Avotheler
zu Hameln) bei befien im darauf Folgenden ‘Jahre beroorgegangenen
Entdockang des Moryhia (Mrphiuam) zwar micht entzog, jedoch ek
13 bis 14 Jahre darauf. volle Muerfennnng- fand, und daun zunäachſ
‘ta Srankreich, hierauf aber vorzuglich In Deutſchland verfolgt m
erweitert :wurbe. Mar die ſchon fertig in lebenden Ginzelmeien,
: zumal in Pflaujen vorkommenden; lediglich durch Lebensbethäti:
gung entſtandenen -Galsgrknber Werden Alukalorde genannt, nidt
aber jene: kuͤnſflichen, welche durch‘ "tmmifchenbe oder theilweife zer
ſetzende Cingriffe chemiſcher · Wirkſamkeiten in die jenen Einzelweſen
.. entſtammenden Bildungétheile zu Stande lommen; daher gehört z. 2.
weder das Wetäpleryd (aeo; oben S. 1133) noch das Methyl
oxVd (MeO; S. 876) Miehet,obgleich das letztere zum Theil [en
fertig vorliegt in ver Gaultherianfäute (©. 1003), umd chaje
wenig auch das Slyeylo tyd LG. 878), ohngeachtet dieſes, im denen
es gewähhrenden Fettarten als ſchon beſtehend von ben meiflen Che⸗
mikern erachtet wird; ©. 1016 Aum. und S. 1045 ff. Wenn man hehe
alle Salzgründer mit nicht einfachmetallifcher Grundlage (Radical)
organifche Bafen nennen will, fo wird man fie zunächft im „natär
liche“ und „Tänflliche" zu untärfiheiben , und jede diefer Mötheilungen
wieder (fey es nach ver Zuſtimmenſetzung, fey es nach der Art ſich
ale Galzgränder zu bethätigen): in Unterabtheifungen zu Bringen un
dem gemäß Auch die kunſtlichen Alkalorde ale eine befondere Gruppe der
natürlichen im Syſteme der Chemie aufzuführen haben. Die Zahl ver
Nküͤnſtlichen organiſchen Bafen IR wahrſcheinkich, wenti nicht größer,
1.0: doch wenigflens ebenfo groß, als jene der natätlichen, aber von jene
von ‚ihnen, welche fi in ihtem Berhalten ven Allalolden nähern,
find zur Zeit nur die bereits- aufgeführten befannt,- vie ſich ihrer Ze⸗
ww’ fammenfehung nach eintheileh Taffen in ox ydiſche: Ammelin (6. Niff.).
:. : .:@inapelin (6, 1000) ,- tgfonidifiie: Thioſinnamin (5. 99) wu
7 agotidifge: Melamin (6. 971), Sinnamin (5. 1000), XTolaidia
(©. 1009 ff.), Anitin (oder Ayanol; ©. 1010 und 1092), Ehloraniliz
32.6, 1033), Lophin (S. 990) und Amarin (a. a. OD.) Die nativ
lichen dagegen zerfallen zunächſt in Agot-freie and Myothaltige;
:: ba dann zu erſteten außer dem zuvor erwähnten (dem Aetbyl-
oxyd 2c.) au noch das: Drofeliu (5. 1016), ven Fapan⸗ Ramphor
2. (81015) und manche ſeg. indiffsrente (weder baflfife noch fazw)
Hydrocarbonocyde gezählt werden dürften %). Die Azot⸗haltigen wirken
*) Bu ven ſog. Ansiffexenten -Kpntsfreieh Biſduugethellen gehören unter anbern all
IchRolifiehere, das Metonin (in Dylum; oben ©. 1153), ms Eejumbin
1 „a
...
1171
auf jene Pllanzenfarbfloffe, welche durch Allalien beſtimmten Farben
änderungen unterliegen *) entweder in gleicher (in manchen Fällen
hierin das Ammonoxyd noch überbietender) Art, oder ſiud unvermös
gend dergleichen Beränderungen hervorzubringen; im erfleren Balle ind
es Alkalorde, im letzteren: biefen ähnliche, jedoch nur unvollkommen
bafifche organiiche Erzeugnifle, die, weil fie auch in ihrem zu ben
Eäuren von jenen ſehr beträchtlich abweichen, von mehreren Che⸗
mifern (und auch von dem Derf. diefes Hubs) als eine eigenthümliche
Gruppe von Salzgründern bildende erachtet, und daher auch durch
igenbenennung von den Alfaloiden unterfchieden, von Mehreren durch
„Gubalfaloive*, von dem erwähnten Verfaſſer (jeit einer langen Reihe
von Jahren) durch Alfalordule bezeichnet wurden. Die Alkalorde
neutralifiven bie flärffien Säuren und gewähren mit ber Hybrochlors
fäure Salze, und wit Orkgenjäuren, ohne dabei Waffer zu erzeugen:
nur infofern ſie Waſſer mit hinzu bringt, hierin dem Ammoniak (dem
waflerfreien) gleichend; die Alkalordule faugen umgekehrt nur gafige
waflerfreie Hydrochlorſaͤure ein, geben damit aber Feine waflerbeftändige
Salze, wie foldyes bei den Alfaloiven der Ball if, fondern entlaflen
vielmehr, bei Berührung von Wafler, biefem ihren Säures@ehalt unver⸗
— 17770 ..-
ver Columbowurzel, Smilacin ber Sarfaparilla, Gentianin ver Entian⸗
wurzel, Rhein ver Rhabarber, Duaffiln ver Quaſſia, Gubebin ver Su:
heben, das Lartuein (S. 1162), Benceranin in ber Wurzel von Peu-
cedanum offic.L., Blumbaginin, in jener vr Plumbago europaea L.,
Tarasacin in ver des Löwenzahn (Taraxacum offic. L.), Imperatorin
in ver Wurzel der Imperatoria Ostruthium, Rheponticin von Rheum
Rbaponticum L., fo wie in mehreren ver in m. Grundz. unter dem Abſchnitt
Kryfallamarotide una zum Thell au in jenen der gährbaren Dry
byprocarbone aufgeführten; a. a. O. I. 646 ff. und 681 ff.
”), Bergl. ©. 1059 und 1139. Empſfindlicher als Ladmus if das Roth der
Gentifolienenie, das man in fa farblofen Zuſtand verfeht erhält, wenn man
vie getrockneten Rofenbiumenblätter mit Weingeiſt erichöpft (auf 1 Gewichtstgeil
sorfichtig getrocknete Biumenblätter 4 Weingeiſt von 0,86 Eigengewicht) uns
mit ver alfo bereiteten Rofentinetur weißes Bapier näßt und trodnen läßt.
Kleinfte Spuren von reinem Waſſer beigegebenem Kati, Natron, Lithion ober
Ummoniaf versathen fi pur Grünung folhen Hofenpapiers, und ebenfo
SEHR geringe Beimifchung von Ayotfäure, Schwefeliänre, Photphorſäure Hydro⸗
dlorfäure ze. se. durch Rofenzötbung. Achnlih wirken vie fog. Tincturen (und
mit venfelben gefärbten Papiere) ver blauen Veilchen, vaber ver font als
fog. Reagens für Alkalien und für Säuren (ſehr Häufig in Gebrauch genommene
Beil chen-⸗Syrup ver Apotheker) der blauen Georginen over Daplien
(Dahlia pinnat.), des Blaukohl ac. Minder empfinslidh find Fernam buk⸗
zoth, vas Altalien und mehrere Alkaloide ins Diolette oder PBurpurne, ober
Litafarbene treiben, währenn Säuren entweber feine Farbe belaffen ober fie
mebe. ober weniger ins Orange ober Gelbe abändern (oben ©. 1123, 1142),
3. DB. die Gitronfäure; Curcuma⸗Gelb (©. 1149), das jedoch nicht wur
von Allalien, fonvern au von Borfäure, verfchterenen Urans, Kupfer, Blels ic.
Salzen ins Braune (ober flatt vefien ins Orange) umgeänvert wird; Rhabars
bergelb, dat Allalien braun vöthen ı6,
74°
1172
ändert; dauernder falzartiger Verbindungen, mit ben Orkgen-Shurs
find fie größtentheile unfähig, und nur einige von ihnen nähern fd
in diefer Hinficht den Alkalotven. Diefe lebteren, fo fern fle Oxygen
zum Mitbeftandtheile haben, nehmen um fo weniger von dr
Orngenfäure bindend auf, je reicher fie felbi an O find, unb ver
halten fi alfo in dieſer Hinficht verfehrt, wie die Oxyde der einfache
Metalle (0b das Ammonmetall höherer Orydation fähig, d. h. ob ſich
AH, mit Oo u. f. w. zu verbinden vermag, ohne dadurch der Zer⸗
feßung zu unterliegen, iſt bis hieher unbefannt, jedoch, rücknchtlich
bes befannten Verhaltens des Anımoniaf, 3. B. zu Galmiaf:Löfang
und Chlor, Jod ꝛc. nicht wahrfcheinlidh);, denn bei diefen wächk be
kanntlich (oben ©. 944) mit der Größe tes O-Behaltes des Cal;
gründers, auch deſſen Salzgründungsmacht (Baflcität) und die O⸗reich⸗
fen derfelben find es auch, welche das größte Säurefaffangs- Bermöger
befiten; das ſich übrigens auch flöchiometrifch ſchon dadurch bewährt,
dag in der Regel jeder alfo geartete Ealzgrünter, wenn er mehr als
ein Atom O enthält, auch in gleichem Verhältniß mehr AtomsE du
zu binden vermag *). — Jene Aehnlichkeit, welche bie beſonders O-haltis
gen Mifaloide in ihrem Verhalten zur Hybrochlorfäure und zu ben
Orxygenſaäͤuren darbieten, fie unterflägt jene Meinung, welcher zufolge,
fowohl dieſe ale auch die Osleeren Alkalorde, hinſichtlich ihrer Kabi⸗
cale, als Abänverungen des Ammonmetalls, bewirkt durch Zutritt
eines Metallmittlers, des C, zu betrachten find ®%); antere Chemiker
finden es jedoch wahrſcheinlicher entweder: daß in den Wikaloiden ſchen
fertiges Ammoniaf, oder doch Amide vorliegen. Exwägt men imbeiien,
daß fie (und zwar auch jene, welche ſtaͤrkſte Allalität zeigen) mi
waſſerarmer Azotfäure Berbindungen geben, denen jede Spur von fertir
gem Ammonoxyd abgeht, und ebenfo auch daß fie fi mit verbünnteren
Säuren zu Salzen verbinden lafien, die fein Ammoniak⸗Hydrat (ums
oxyd) enthalten, und daß fie mit getwäflerten firen Allalien bebanbeit,
feine Ealze gewähren, in welchen auch nur Spuren einer aus eimım
Amid hervorgegangenen Säure aufzufinden ift, fo entbehren bei
letztere Anflchten durchaus eines zureichenden Grundes. Dagegen bes
weifet das in neuerer Zeit von Fownes ans Kleie kũnſtlich erzeugen
von ihm Furſurin genannte Alkalond *%*), daß Amide gar weil
9 Und {fl daher das Gättigungsvermögen (S. 929) einer Orkgenfäure Gefanmi
ſo läaßt fih daraus auch der O⸗Gehalt Ihres Salzgründert und withim am
bie Gewichtsgroͤße des Radicals ſolchen Salzgründers beredinen. Zu vergic
find hiebel jeboch Regnault's ſtöchiometriſche Beſtimmungen, des K, N (Na
und Ag; oben ©. 882,
**) Alio ähnlich venen oben ©. 1127 unb 1132 ff. gedachten, muthnaplip au
ihren Entſtehungkbedingungen und zum Theil auch aus ihrem Berbalten erfig
jenen Ammons-Legirungen.
v) Bor mehreren Jahren bemerltg Dübereiner (Beigers un Lichig’s Wi
4.
mit gehörigen Mengen von C und O fidh zu Mifaloiden verbinden
können, wenn ſtarke Galzgrunder darauf einwirfen, ohne daß dabei
der Vharmac. III. 141) bei Darkellung ver Umelfenfäure aus Buder, mittel
wäfftiger Echwefelfäure un» MnO., (vergl. oben ©. 878, 982, 1081; 10 Ge
wichtstheile Amylam 37 gepulverten Braunſtein, 80 Gchwefeljäure von
1,85 Eigengewicht verdünnt durch 30 Waſſer, wegen heftiger Entwickelung von CO,
und varaus entſpeingendem Ueberſteigen ſehr forgfam vefilliet aus fehr geräumis
gem Giastolben, im eine tubulirte Borlage, ans ber man bie entwidelte CO
im Kalkmilch ableiten kann, geben ebenfalls verbünnte Ameiſen⸗ order Formyl⸗
fäure) vie Bildung eines flüchtigen Dels, das, in fehr geringer Menge gewonnen
von ihm Fünflihes Ameifendl genannt wurde. Daſſelbe Del ſah dann
©tenhonfe in beträchtlicherer Menge zu Stande kommen, als er Gmmet's
Sor ichrift zur Darftellung ber Formylſdure Sefolgte (Aun. d. Pharm. XXVIII.
249 f.) und dem gemäß Getreidekorner verſchledener Art mit Schwefelſaure,
aber ohne Zuſatz von Braunſtein veſtillirte. Fownes (Ann, d. Chem. u.
Darm. LIV.) erhielt 1844 ein ähnliches, zäheres Del, das von Morfon
fünf Sabre zuvor bereitet und gegen Luftzuteitt nicht geſichert worben war, zus
gleich abes au eine Meinere Menge flüffigeren, gegen Luftheitritt verwahrt ge⸗
Nichenen Dels, das M. durch Ginwirkung von Gchwefelfänre auf Kleie bargeftellt
hatte, unb das von 8. mittel Deftillation mit MBafler gereinigt wurde, da es
dann eine pers ober harzähnliche der Kalistauge zugängliche Maffe hinterließ,
wäßren das Del als im MWaſſer zu Boden finkenne blaßgelbe Blüffigkeit, nebſt
wäßfriger Formylſdure überveftilliste. Bon viefer getzennt und dann durch CaCh
entwäflert und hievon mittelft Deſtillation geſchieden, zeigte es fih im Mittel
von 3 Analyſen zufemmengefegt aus (etwas über) 62,326 C., 4,286 H unb
33,386 0, was, Röcdiometriieh (C = 75 angenommen) ©; FEs Os entipriät.
8. nannte vieles Del Eurfurol; es Tod hnlich einem Gemiſch von Bitter:
wanbelöl un Zimmtdl, jeboch weniger angenchm duftend, hatte bei 159,5 C.
1,168 Cigengewicht, kam bei 1619,86 C. ins Gleven und verflüchtigte ſich babei
unveräutert. Gs war leichtlösli in kaltem Waſſer und noch mehr in Alkohol,
wurde von Falter waflerarner Schwefelfäure mit prachtooller PBurpurfarbe auf:
gelök, durch Erbigung mit verfelben aber unter SO, Entwickelung zerfeht, vers
bany fih mit Kalisfauge zur dunkelbraunen Blüffigkeit, aus welcher Säuren
einen barzigen Stoff fäll’ten, zumal wenn Alles erwärmt worden. Mit dem
5 bis Gfachen feines DBolums mit Ammoniak gefättigten Waſſers zuſammen⸗
gebracht, wandelte fi das Burfurol nad und mach in fees, gelblichweißes,
etwad kryſtalliniſches, ſehr ansgerehntes, in Laltem Waſſer unldsliches Fur:
furolsAmip —= Cis H6 A Oz, das, mit viel verbännter waſſriger Kalis
fung gefotten kein Ammoniak entwidelte, Dagegen aber aus ver erlaltenten
Stäffigkeit in Heinen, weißen, ſeidenglänzenden Naveln Ernftallifirte und nun
gear procentiſch zufammengeiegt ſich zeigte: genau wie das Amid, bagegen aber
solllommen und fehe ſtark alkaliſch gegenwirkte, HCh vollkäntig neutralifixte,
Yann Platinchlorid unldelich hellgelb fäll’te und in bieſer Verbindung (— 37,97 C.
++ 2,74 H -F 20,90 Pt) = als Cyg Hı2 Ag O5 zugegen war, wesbalb 8.
vmeſes von ihm Surfurin genannte, dem Amilo polymere Alkaloid, als In dem
bemerkten fidchiometriſchen Verhaͤltniß zufammengeieht, bei den übrigen Furfurin⸗
Calzen in Rechnung nahm. Mit AOs bilvet es ein hartes kryſtalliniſches HO
enthaltenves, in Waſſer leicht, in wäflriger Hydrochlorſäure ſchwer⸗losliches Salz;
mit C203 thells ein im Waſſer ſehr Teicgtiösliches,, kryſtalliſirbares, theils ein
fawres, in ber Kälte fehr fchwerlösliches, aus heißer Loſung aber leicht kryſtalli⸗
fixennes Bioralat == Ca9 Hıq An Os + 2 C2 03 + 2HO. Das Furfurol erhält
man keit, wenn man 1 MW Kieie mit 2/5 8 SOz von 1,85 + 3 A Baſſer
— —
1174
ingend ein anderes Erzeugnißs gu Stande kommt. Aehnlich
zufammengefebt wie die Ce Berbindungen des Ammonmetalls if das
Kakodyl oder Carbon⸗Arſenhydrid (— Ca Hg As), bas, wenn man
die Formel atomiftifch auffaßt und demnach das Verhältnißgewicht
Urfen (As) mit dem Werte von 2 Atomen in Rechnung nimmt, mit
Diefer feiner Zuſammenſetzung an die des Alfohol erinnert; ta daus
Axszq als Vertreter von Oz betrachtbar erfcheint. Cadet d. &. beob-
achtete im legten Drittel des vorigen Jahrhunderts, daß gleiche Ge
wichtstheile Kaliacetat mit Arfenichtiäure deftillirt eine rauchende Flüſ⸗
figfett gewähren, die, hoͤchſt widrig riechend, ſich an der Luft von felber
entzündet und mit weißer Flamme, unter Erzeugung vielen Raxches
verbrennt; daß dieſes, mit darauf ſchwimmenden As, A und Aceton
verunreinte (von diefen Stoffen durch Wafchen mit reinem Waſſer.
bei forgfältigft zu meidendem Luftzuteitt zu fäubernde und dann derch
Defillation über Aehkalk, in: mit H:&a6 erfülltem Beläge zu rein
gende), ſpäterhin Alkarfin genannte Deftillat, das (tem Alfalorbulen
ich näherude) baſiſche Oxyd eines völlig ifolirbaren zw
ſammengeſetzten Radicals (eines Gedrittſtoffes) des Hinfichtlich feiner
eigenen und ber meiften feiner Berbindungen Giftigkeit: Kakodyl
genannten Kk = CaHs As fey, zeigte zuerſt Bunfen (Mun. d. Chen.
deſtillirt, was nebe 1 Quentchen (60 Gran) Del gibt, das in Amid verwandelt
und dann über Vitriolöl in der Gerike'ſchen Leere getrocknet, hierauf aber =
viel ſiedenheiß erhaltene verbünnte Kalis$auge getragen und baria 10 bis 15 Bir
nuten unter andauerndem Sieben belaflen, fich, in ſchweres gelblichsöliges rabet
Surjurin werwandelt, das vurch Verbinden mit Ca Oz und Scheiden wmittelß
Ammoniaf gereinigt wird; a.a. D. — Die in obiger Welle vargefiellte verdüurte
Sormylfäure erhält man fehr walferarm, wenn man fie mit ginm
Salzgründer fättigt (3. B. mit Kalk, den man dann durch Wechſelzerſetzung
mit Glauberſalz in formylfaures Natron, oder durch Bleioxydatetat in Bier
oxrydformylat verwandeln kann) und das trodne Salz mit Vitriolöl vehillist,
oder möglichft waflerarın, wenn man das trodne (im Alkohol umlästide
und daher, In vorkommenden Bällen vurch Alkohol vom PbOA befreibare)
PhO Fo vurch 'teodnes HS zerſetzt; da dann die alfo gewonnene, farbiei,
ſchwach rauchende, außerſt ſtechend, eigentbümlich riechenve, 1,2353 Bigengewidt
befigende, unter 0°C. kryſtalliſtrende, bei 1000 C. ſiedende, höchſt ahende, auf
der Haut blaſenziehende Saͤure das erſte Hydrat derſelben darſtellt — U, ir Op:
+ HO vas procentiſch 19,53 Wafler enthält. Mit 2 HO five Sie Fo ne
1,1104 Gigengewicht,, erftarxt aber noch nicht bei — 15°C. = — 120 R. ur
flebet erfi bei 106° 0. — 840,8 R. Mit AgO oder MrO erwärmt, bilket ihe
H mit dem O vos Oxyrs Wafler, während ide C mit ven beiten O zu COy
jufammentritt, und Mr wie Ag verbleiben Osfrei zurück. Waſſerarme 3Oy
wirt auf fie Baſe- (hier das möglicher Weile vorhandene HO:) forberu» ein,
und macht fie fo ebenfalls zerfallen in HO und CO,, hiemit erinnernp ax bak
Berfegen des Dralfäure- Öyprat durch Schwefelſäure in entwäflerte und damit ia
CO uss CO, zerfallende Dxalfäure; au die Fo vermag nit für fi a be
ſtehen, ſondern nur wenn fie durch baſiſchet Waller zufammengehalten wish.
1409
J u Bern, XXXI. 179; XXXVIE Lu ſ. f.). Digerirt man naͤmlich
Kafodyloryd (KkO) mit wäflriger HCh, fo bildet fich: wechfelgerfepend
HO un KkCh, das wiederholt mit Zn bei 1100 C, = BEOR. digen
tirt, ſein Ch dem Zn überläßt, daan vom alſo entſtandenen Zinfs
chlorit mitteiſt Waſſer befreiet, getrocknet und über CaO in einer mit
CO; gefüllten, luftdicht verſchloſſenen und gebogenen Blasröhre erhigt
bat Kaloryl ie Form eines fryſtalliſirbaren, durch Umfryfallificen
bei — 600. — — 40ER. zu reinigendem Deftillarg darſtellen läßt,
Das alfo geippunen eine waflerflare, Atherartig:flüffige, widrig riechende,
bi — 50 0. * — 40 R. in glaͤuzenden Prismen anſchießt, im Waſſer
zu Boden finft, ohne ſich in demſelben gu löfen, im Aether und Alko⸗
hol löslich iR, ſich unmittelbar mit O, Ch, Sc. werbindet.und dem
gemäß auch fowohl in zer Luft ale im Cplorgafe, unter Berbreitung
bider, weißer, rauchiger Dünfe, ſich entzündet. Das KkO wirkt nicht
auf Pflanzenfarbſtoffe, bildet aber mit Säuren falzartige und mit
Salzen boppelfalzartige Verbindungen, fällt, im Allohol gelöf und
mit alfoholiger Merkurchlorid⸗ (Aetzſublimat⸗) Löfung vermifcht
weißen, pulvriges, in heißem Waſſer lösliches und daraus kryſtalli⸗
firbares Kakodyloxyd⸗ Bimerkucchlorid oder faures merkurchloridſaures
Allarſin = KkQ +2 MrCh. Laßt man Kk ober beflen Oxyd unter
Waſſer langfam einfangen: atmofphäriiches O, fo. verwandelt es ſich
in fog. Alkargen, d. 1. in Kakopylfäure, die, in großen, farbs
Iofen Prismen kryſtalliſirend, fchmelzbar, in Wafler und Weingeiſt
löstih und nicht giftig IR; Phosphorichtſäure führt fie zu XXO zurüd
und Zinuchlerär zu KkCh, das ebenfalls "gegen Gänren ale Salz:
gränder ſich beihätigt. Höchſt widrig riecht das KkS, das man uns
mittelbar buch Erwärmen von Kk mit 9, ober durch Deſtillation
des KkCh mit Schwefelfalium gewinnen fann; es flellt dar eine, das
Licht ſtark brechende, an der Auft nicht zauchende, im Wafler unlöstiche
md darin zu Boden finkende ätherarfige Flüſſigkeit, die von HCh bes
rührt in KiCh nad HS fh wechfelzerfeßt. Ebenfalls durch Auflöfen
von 8 in Kk, oder auch in dem Kakodylſulfür (KKS) iR erzeugbar
das Kakodylſulfid, d. i. eine aus ihrer Löfung im Wether in farb⸗
loſen Priomen kryſtalliſtrende, wie Stinfafand riechende, im Waſſer
umlösfiche, im Alkohol leichtloͤsliche, bei 430 0. 38320,4 R. ſchmel zende
Verbindung, bie deſtillirt in 33 und 2KKS zerfällt *). Die Entſtehung
— — —
) Das Kakodyl zerfällt bei Keiläufig 6000 C. — 4800 R. in As und Hydro⸗
egrbongafe (in 2 CH und 2 CB2). Das Kakodyloxyd fin im Wafler zu
Boven, erſtarrt bei — 23° 0. — — 189,48. fieret bei 150° 0. — 120° R.
Sein Merkurchlorisfalz entläßt, mit HCh behandelt, feine &äure (vie 2 MrCh),
Indem «6 ſelbſt, unter Bilvung von HO, in KkCh übergeht. Die giftigfe
aller Kalobyl⸗ Berbinnungen IR das Kakobyl⸗Kyanür (Kk -F Ky), as
entſteßt, wenn man waſſerarms Gnbrofyanfäure — ober (weniger gefahrvoll)
’
- aa —
um
des Kafobyloryd aus —X + edʒ erfolgi übtigens unter glei.
zeitiger Bildung von 400).
+0) Die meiften Altalorde ſchmecken fehr bitter und finb daher nicht |
fetten unoch vurch den Geſchmad nachweisbar, wenn Fein dem: her
Gegenbirker empfinvlich genug iſt, ihr Borhandeilfenn darzattun. Die
ineiſten Berbfauren, zumal bie Bichen« und die Gallaͤpfel⸗ erbfänre
faͤtlen fle aus ihren Neutralfalzen; die Niederſchlaͤge beftehen meißtens
aus 2Verhaͤltnißgewichten EAure gegen 1 Salzgründer, find alfo 3.8.
Bigalläfannate. Meiftens ftellen fle, 'getrodinet, weiße. ober gelbliche,
ſchmelzbare, In kaltem Waſſer faſt unldeliche, leicht jerreibliche Maſſen
par.’ Hatte Gallagerbſaute die Niederfchläge bewirkt, fo gehen dieſe
‘an der Luft allmältg 'in galläfauire Salze über; w.u. Die meiſten
diefer Bigalfätanmate sc. And im Wafler und im ſtebenden Alkohel
ziemlich loͤslich. Ihre Loͤſungen werden durch Leimlöfungen, fo wie
auch bar einige Erdmetalloxyd⸗ Salze zerfeßt. Dei den O-freien Alles
“ Ioiden iſt ihr Atomgemwicht, oder vielmehr die Summe Ihrer Berhältaif
oder Arquivalenten = Gewichte in ver Regel um fo niedriger, unb bie
zu ihrer Sättigung erforderliche Menge mithin um fo nrößer, je größer
ihr Azotgehalt. Ueber Borkommen, Darftelung und Aftere Ein
theilungsweifen der organifchen Galzgründer (f. m. Grundz. J. 847,
861, 873 ff.). Sonf pflegte man biefenigen Pflanzentheile, welche
-
ftatt verſelben gelöftee Ryanmerkur mit Kakodyloxyd vdeſtillirt. Langſam erfaftenb |
kryftalliſtet fie in ungewöhnlich großen, tiamantglänzenven Prismen, ſchmilzt hei
9330, — 220,4 R., if im MBaffer wenig, im Aether und im Alkohol leicht
Uelich, geſchmolzen Atherartig-fluffig, fact Licht brechend, fublimirbar in einer
an einem Gme vurch Näffung mit Wafler kühl erhaltenen Glatroͤhre, laͤßt bie
Löfung des Merkurexyd⸗Azotat ungetrübt, redueirt bagegen die des agotjauren
Merkuroxydul, waͤhrend fie mit Silberaufloͤſung vermiſcht der Zerſehung unter
liegt, indem: Kyanfilber gefäll’t wi. Das erwähnte bafifhe Chlorkate⸗
by iſt nicht fo wohl viefes, als vielmehr ein Oxyd, In melden 1 Hequiwalent
O ein fehlendes Ch erfegt — 4 Kk-F 3 Ch + O; es entficht burg Behanbiung
des CEhlorür mit Waffer, ober, leichter noch vurch Deſtillatlon von Alkarſin mit
waſſriger HCh. Es bilbet ſich zuglelch KkCh; vieles Ghlorär übertrifft vos
. Mitarfin bei: weiten an furchtbar durchdringendem, betäubennem Gerd, hewit
‚In größeren Menge gerochen, Heftigen Reiz auf der Nafenfchfeimgant, fo nah
bie Nafe auffhwillt und die Augen mit Blut unterlaufen. Hinjichtlih der Stäck
feines hoͤchſt widrigen Geruchs ift es nur dem Acrolein (oben &. 1046) wer
gleihbar. Es finkt in Waſſer unter und ertheilt bemielben, ohne Ach daris
merkbar zu Löfen, feinen höchſt bucchbringenten Geruch. Bolgente finb die bither
von Bunfen uerehrlißger unterfuchten Kalopyl: Berbindungen:
"K
„KR KkO + 2Mr Ch
„„ Ch u...
«Br ®e ®
na J ” [0
u8e Kk Ch + HO
—
1197
‚mau hinſichtlich ihres Gehaltes am nit deſtillirbaren organtfchen
Galzgründern zu erfchöpfen beabflchtigte, zuvorderſt mit ſtatk verbünnter
Sydrochlorſaͤure auszuziehen, die gefammten fauren Auszuge durch Abs
dunften einzuengen, bann mittel CaOHO, oder MgOCO,, oder,
arbeitete man im Großen, durch Na0COz ben Galzgränder (bes
gleitet von färbenten fremdartigen Theilen) auszufällen, um ihn dann
durch Löfen in Alkohol, Behandeln mit Thierkohle ıc. zu zeinigen. In
Fallen, in welchen man es mit Schleimsfreien oder doch Schleimsarmen
harten Bllangentheilen (Hölzern, Rinden, Wurzeln sc.) zu thun hat, iſt
dieſes Verfahren auch noch jetzt exiprießlich zu nennen, in jenen bins
gegen, wo man Echleimshaltigen ihre Salzgründer ohne irgend bes
Deutenden Berluft zu entziehen beabfichtigt, umgeht man zweckmaͤßiger
die ſaure Ausziehung sc. — weil dergleichen ſtark gewäflerte Auszüge,
leicht dadurch, daß fie atmofphärifches Orygen einfaugen, in Gaͤhrung
übergehen, wodurch dann flets mehr oder weniger Galzgründers
Antheile der Zerflörung unterliegen — nnd wählt *) zum Freimachen
(dm der in ben Pflangentheilen die Salzgründer bindenden Saͤure)
und Ausziehen: Kalkhydrat, das man, fo wie auch die fehr fein zers
tHeilten (zertiebenen) moͤglichſt friſchen Pflanzenmaſſen mit etwas Alko⸗
hol befeuchtet und Heide innigſt gemengt im ſog. Verdraͤngungs⸗
Apparat 9%) der Erſchoͤpfung durch Alkohol von 700 bis 800 Richter
*) Denen mir mitgetheilten Erfahrungen des Dr. Blumenau gufolge, ber mehr
face Gelegenheit Hatte vie meiſten im Handel vorkommenden Alkalone im
Großen zu bereiten.
2) Das Berfahren durch Berbrängen zerfleinerten pflanzlichen Erzengniſſen in Waſ⸗
fer, Bein, Meingeiſt, Del sc. lõeliche Beſtandtheile zu entziehen, durch bers
gleichen mit ihnen längere Zeit In Berührung gelaffene Flüͤfſigkeiten, war im
17. Zahrrhundert in Fraukreich wohl gefannt und in Gebrauch genommen, ſcheint
Yaun jeboch im 18. Jahrhundert dort mehr ober weniger in Vergeſſenheit ge:
vathen zu feyn, und nur bei Bereitungen von Würzbranntweinen (eiqueuren)
fand es noch Auwendung bei Abtommlingen jener Franzoſen (ver fog. Mlefugies),
weldge unter Ludwig XIV. Frankreich zu verlaffen ſich genoͤthigt ſahen Im
Jahr 1805 fand ic zu Heibelberg eine hieher gehörige Vorrichtung aunoch in
Gebraud genommen; fie befland aus einem weißbleihenen, gegen 18 Zoll langen,
oben bur einen Deckel verſchließbaren Cylinder, ber unten in einen ziemlich
flachen Trichter endete, innen befanden fich zwei freie kreidrunde Weißblechſiebe,
von benen das eine unten im Chyhlinber die obere Trichtermündung bevedcte,
währenn es zugleich eine ſehr vünne Lage Baumwolle trug, auf welche man,
3. B. zu einer Würzbranntwein⸗ Bereitung, abwechſelnd vünne Schichten von
gepulvertem MBeinftein und verſchiedenen feinzertheilten Gewürzen brachte, Lie
yanı mit einer oberftien Schicht Würzpulver und letztlich mit einer bännen Baum⸗
wollenfdicht enteten, bie man mit ver zweiten freien @ichplatte genau bededte;
ver unter ver erfien (unteren) Siebplatte beſindliche Trichtertheil wurbe ebenfalls
mit Baumwolle gefüllt, vie hier fpäter als Geibzeug (Bilter) diente und durch
einen Heinen Kork verflopft. Man goß num nach und nach entfufelten Braunts
wein, over ſtatt deſſen Weingeiſt auf die obere Gichplatte, bis ber ganze Cylin⸗
der davon erfüllt erſchien uns die Btäffigkett oberhalb der oberen Platte hervortrat,
rege
unlerwirft, ber neben den Galsgrändern auch teren ungäßzbere Be
gleiter (Harz, Bett, Chlorophyll ic.) mit aufnimmt. Man fünet
nachdem man zuvor bie ganze Vorrichtung, mit ihrem Trichter, in ben Halt
einer entſprecheud hohen Glasflaſche feftgeftellt Hatte, und ſchloß dann bie obere
Cylinderoffnung genau durch ven Dedel. Wenn dann das Ganze alſo vorze⸗
richtet mehrere Stunden (nad Maaßgabe des auszuziehenden Stoffes auch mehl
einige Tage) lang ruhig geſtanden Hatte, und erfahrungsgemäß ganzliche Durd-
weichung (Maceration) erfolgt war, zog man bie Vorrichtung, ihrem Trichter
nah, aus ver Flaſche hervor, entzog ver Trichtermünbung den Kork, ſtedte fe
wieber in ben einen vurchlöcherten Kork enthaltenden Flaſche-Hals, Öffuete ver
Deckel und goß neuen Branntwein oder Weingeiſt nach, es floß ver zuerſt auf
gegoffene Branntwein se., geſchwaͤngert mit von ihm gefäften um
verbrängt von bem nachfolgenten in die Flaſche ab, während biefer feine Stelle
einnahm; man ließ dieſen dann, nad genau verfchloffenem Dedel, längere Zeit
ale den vorigen burchweidhen, ımb verfuhr gegen ihn mit einer britten Branzt:
wein» :c. Dienge, wie zuvor mit der zweiten gegen bie erfie. Schon hie zweite,
durch vie dritte ausgetriebene Menge floß in der Regel wenig gefärbt ab, wure
indefien zu ber erflern als VBerbünnungsmittel gelaffen, vie dritte dagegen werk
duch weiches (Regen: ober Fluß⸗) Waſſer ausgetrieben um für fi
um bei der nächften MWürzbrauntweinsBereltung vie erfle zu werben. Ich ließ
mir alsbald eine ahnliche Vorrichtung fertigen (vie ich annoch beſthe), ume be
nußte fie zu Ausziehungen mannigfacher Urt, wandte fpäter zu gleichen Zweden
au vie Realihe Wafferpeufpreffe, und enblih, in Fällen, wo ſchnueliſte
Ausprefiung: ohne buch tropfbare Blüffigkeiten zu bewirkende Verbrängung en
zuwenden eintreten follte, die von mir erfunvene, fpäter durch Funke verbeſſerte
Gaspréèfſe an, nachdem ich ſchon früher zu zeigen verfucht Hatte: =) daß max
durch einfeltigen Luftprud auspreffen, durch ſeihen (m. Geibpumpe) koͤrre,
was bald barauf die Grfindung von Romershaufen’s Luftpreffe zur Solge
hatte, und 4) daß man auch mittelft Zuftverrünnungen, ahnlich, wie fie Blaſe⸗
bälge zu gewähren vermögen, Deftillationen zu veranfalten im Gtaube fey;
m. d. Gewerbefr. II. 164 ff. u. III. 27 ff. Man kann jenoch in denen der obigen
ähnlichen Verbrängungs: Vorrichtungen, ohne werer einfeitigen Luftnrud
noch vermehrten Drud ſenkrechter Waſſerſaäulen (Keal's Preife) noch viefelben
vertretene Mercurfäulen (Döbereiner’s Abänverung der R.'fgen Preſſe)
zu Gülfe zu nehmen, wenn man vie auszuzichende zerfleinerte Maſſe im der
Ausztehungsfläffigfeit lange genug durchweichen läßt, mittel Berbrängung der
gleichen Maſſen in Abficht auflöslicher Theile aufs vollkännigfie erfhöpfen, okme
dazu außer der Ausziehungsflüiftgkeit etwas anderes zu bebürfen — ale WBalle;
denn Waſſer treibt 3. B. nicht nur Waſſer, fondern auch andere mit iger wilde
bare Flüffigkeiten (Wein, Weingeiſt, Aether, Eſſig sc.) vollkäubigft and, alme
fih mit ver verbrängten Blüifigkeit zu milchen. Unterbrigt man pas Mlblamfen
(Berträngtwerden) dur Nichtweiternachfüllen ver Bersrängungsfiüffigfeit, fo
find die fon abgelaufenen Slüffigkeits: Untheile reichlicher mit Autzegtſtoff ge
fewängert, als vie nädffolgenn zu verbrängenben ſich zeigen. Mau Banz Ye
Ausziehungen mit heißen, wie mit kalten Stüffigkeiten bewirken, in Dubeltoyt
Kaffeemaſchine bewirkt nicht nur heißes, ſondern auch ſchon kaltes Baer
ſehr ſchmedbaren braunen Auszug. Statt des Weißblecht kaun Zinn oner Ber
zellan, und bei Kalten Auszichungs= Berbrängungen Glas als Gefähkoff dienen.
Diefelbe Vorrichtung kann aber au zum Durchſeihen una daher auch zum Gut
färben und Reinigen ber Slüffigleiten mittelk Thierkohle in Gchsaug gensmmmen
wersen. Hat man 4 Vewiähtötgeil gemahlenen Kaffee mit 10 fiedenden Maifers
durchweicht, ſo gibt der zuerſt durch nachfolgendes kochendes Möafier verkränge
1179
Hierauf beu alloheligen Muszug mit HCb (oder 805) fehr ſchwach an,
deſtillirt dann den Wifohol im Waſſerdampfbade ab, erhigt deu hievon
Fläffigleittantgell einen fog. Raffees äxtract (dm man mit Milch, Buders
löfungen se. zu flüffigen Kaffee, Kaffeeliqueur se. verbüännen kann) uns hatte mau
ben gemahlenen Kaffee zuerſt kalt, dann heiß in bemerkter Weiſe ausgezogen, fo
geben beine Auszüge vereint ein mit dem ganzen Kaffeenuft geihwängerten ges
fättigten Auszug, unb ber alfo ausgezogene Kaffee kann dann nur no im ber
oben (&. 1097 Anm.) bemerften Weife zu newer Ausziebung geſchickt gemacht werben.
ESchleimige Bflanzenpulver, Falls fie mit der Slüffigkeit einen Teig bilden, eig«
nen ſich jedach nicht zur BerbrängungssAusziebung, und bei ſtark aufichwellenpen
Gtoffen it fie gar nicht anwendbar, was inveflen gemäßigt wird, wenn man (mie
bei Anwendung ber R.'ſchen Preſſe, ver Gas- und Lufts Preflen) vergleichen
Pulver zuvor gehörig gleihförmig aber nicht zu flark feuchter, und ebenfo gleich⸗
formig, aber ohne allen Drud und am befien mit zwifchenlagernvem unlöslichens
Etoff (wie 3. B. mit Weinftleins Pulver, im erwähnten Salle), deſſen Eigen»
gewicht von jenem ber auszujiehenden Pulver nicht zu fehr fern’t, in ven Cylin⸗
der oder in die Preffe bringt. Nicht aufſchwellende Bulver, 3. B. vie des Suß⸗
bolz, mit der Sand auf einem Siebe zerriebene trodne Blätter, ober mit ber
Sanpmühle germahlene Wurzeln zc. müflen dagegen feft eingebrücdt werben in ben
Ey "der. Schneller erfolgt gewöhnlich vie Erſchoͤpfung ver Pflanzentheile, wenn
man 2ad mit Falten Waſſer auszuziehende Pulver zuvordern mit der Hälfte feines
Gewichtes kalten Waſſers durchfeuchtet und fie in tiefem Zuſtande mehrere
Gtunden der Luftberührung überläßt, bevor man fie in den Eylinver bringt. So
laſſen ſich ſelbſt Die (wenig in den Cylinder eingedruͤckten) gröblih zerlleinerten
Geifenwurgelu, und bie gar feine Cindrückung geflattenden Kornblumen und
RofenblumensBlätter, grob pulvrige Rhabarber, Gafran, Meer
jwicheln ebenſo gut erihöpfen, wie der flarfe Eindrückung heiſchende Hopfen,
bie ziemlich ſtarkes Sinvrüden erforbernden China⸗Weiden⸗Rinden, der mäßigen
Gindrüden unterworfen geweiene Bitterklee, Schmad ıc. volllänsig erichöpfen.
Mobnfaamencapfeln eignen fi gar nicht zu folder Ausziehung. — Deu
Galläpfeln entzieht man, Pelouze zufolge, in ähnlicher Weile, mittelk
einer aus 20 Aether und 1 Weingeiſt von 690/0 Alkoholgehalt gemifchten
BHüffigleit nie Ballägerbfäurr (Gt Acid. gallaetannicum; vergl. oben
©. 1019 und 1160) und bie Gihengerbfäure (At Acid. quercitanni-
cm; a. a. D.), vie vem Gemiſche ven Alkohol entziehen, während dem Aether
das Gelläyfel- Harz und das Aetherdl verbleibt, indeſſen das Albumin, ber
Vſlanzen⸗Leim, fog. Extractivſtoff sc. und hiemit jene Bilbungstheile, welche
Galläpfel befähigen: Traubenzudfer und Fruchtzucker in weinige
Gäprung zu verfegen (m. ». Gewerbefr. J. 134, 193 und oben ©. 1084,
1094 uns 1133 Anm.), ſammt SHolzfafer größtentheild, mehr ober weniger
verändert werben. Dan werfcpließt nämlich ein im ber Mitte weites, nad
unten hin trichterfürmig ump oben ebenfalls wieder engeres Blasgefäß, ».i. einen
Scheidetrichter unten mit Baummolle, ſchüttet darauf feines Galläpfelpulver
uns darüber das erwähnte Aether⸗Weingeiſt⸗Gemlſch, verfchließt Die obere
Deffnung, während man ben unteren trichterröbrenförmigen Theil, durch einen
turalddgerten Kork ſteckt und bielen in den Hals einer Slasflajche einfchieht; es
ſenkt ſich allmäplig die Slüffigleit hindurch, zumal wenn man nad gehöriger
Durchweichung ein gleiches Atheriges Weingeiftgemifeg folgen läßt, und es foubert
Ns, hindurch gefisfien, vie den Flaſchenboden bedeckende wide, geibliche, weingeiſtig⸗
wälltige Löfung der Gerbiäuren, von dem dieſe bedeckenden ätherigen Flüſſigkeite⸗
anthell. Beide terant man dann wmittelft eines zweiten Scheidetrichters und ent«
aicht jeher ner Ülüffigleiten durch Defiflation ihre brennbare Slüſſigkeit. Die
1180
verbliebenen fläffigen Rälftond im offenen Keſſel (um ben ihm no
beiwohnenden kleinen Meft von Alkohol gaͤnzlich zu vertreiben), läßt
s
beiden Berbfäusen enthalten etwas Salläfäure (Ballusfäure GT), vie aufır
dem aus in Waller gelöfter Gallägerbfäure dadurch, neben Garbonfänre erzeugt
wird, daß letztere atmofphäriiche® O einfaugt; 1 Verhältnißgewicht Galligerbfäure
gewägrt, fo 2 CO, unb Gl > Hybrat —= C4 H2 04 + HO, woraus hervorgeht,
daß die Gallägerbfäure befteht aus: Co Hz Os; währen alſo 2 C zu Gain
von 40 ter atmofphäriichen Luft (ſchneller bes reinen O⸗Gaſet) fick von ver
Sallägerbfäures Brunplage ablöfen, ſchwächt fich damit auch die Anziehung der
übrigen 7 C zu dem H verfelben Grundlage, fo daß 1/3 veffelben mit 1); wei
Saͤurers (mit 1 O ver vorhandenen 5 O) zu Wafler ſich verbindet und als ſolche
nun Grundlage (Bafe) wird gegen bie, verglichen mit ber Ballägerbjäure etwei
O⸗reichere Salläfdure; denn wenn 9 C 50 gebunven hielten in ver Werbfän,
fo müßten, follte das Binpungsverbältniß zwiſchen C= und O⸗Gehalt vaſſelbe
Bleiben, 7 C nicht 40, fondern nur 8,888 O zurückhalten. Schneller erfelgt
tiefe Umbildung ber Ballägerbfäure in Sallä- und Garbonfäure, wenn man
erftere enthaltenne wäflrige Löfungen, z. B. Balläpfelaufguß, mit verbänster
Schwefelfäure oder Hydrochlorſaͤure digerirt. Dampft man bagegem eine mägrige
Löfung der Gichengerbfäure für fih an der Luft ab, fo Hinterbleibt eine, noch
weiter zu unterfuchende, im Waffer unlösliche braune Maffe, vie ſich zu der
urfprünglichen Eäure zu verhalten fcheint, wie Pectin zur Pectinfänce
(oben &. 923 Anm.), ober vielmehr wie Sumin zur Huminfäure, ober
Ulmin zur Ulminfäure (&. 917 Anm.) und für vie vestalb Tannin —
». i. die ehemalige Benennung ver Gerbfäure, zur Zeit, da man beren ſaure
Natur noch nicht allgemein anerkannte, und fie daher durch Gerbeſtoff, fans
zoͤſiſch durch (die Benennung ver Gerberlohe) Tannin, Eenntlih machte — ak
namentliche Bezeichnung gewählt werben könnte. Die SBallägerbiänre lat
unter gleichen Bedingungen aus der hydrochlorſauren Slüffigkeit Geransfrgkalli
firende Salläfäure und zwei fehwarzbraune oder ſchwarze Tannin:Arten herver⸗
geben, von denen bie eine in ſtedendem Alkohol löelich if. Bon der Eichengerb⸗
fäure und anderen Gerbfäuren unterfcheivet ſie ſich übrigens auch dvadurch, ab
fie, troden veftilliet, Brenzgaltläfäure oder Pyrogallusfänre, Im
auch „brenzliche Galläpfelfäure" genannt, entwidelt; um baher andere Berbfäurs
von ber Gallägerbſäure zu unterfcheiven und auf beren Gegenwart zu prüfen,
bat man nur nötbig bie fragliche Säure ber troduen Deſtillation zu unterwerfen.
Da nun die Gerbfäuren gelöſtes PbOA zeriegen, indem fie fi, mit PhO we
bunden In Nieverſchlagform fcheiden, fo bat man nur nöthig ſolchen Michers
flag durch HS zu wechfelgerfegen, die dadurch geſchiedene Gerbfäure wer Berb-
fäuren, vom mit beroorgegangenen unlöslichen PhS mittel wenig MBafler zu
tzennen — wobei daun vie wripränglich, etwa ebenfalld zugegengeweiene, Galli
fäure, kraft ihrer Schwerlöslichkeit, ungelöft bleibt — und darauf wie
zur Teodne zu bringen und für fich zu veſtilliten. Wahrend vie Gallägerk
fäure und ebenfo auch vie Gichengerbfäure durchaus unkryſtalliniſche, ges
ruchloſe, in Wafler ſehr Lösliche, rein (nicht bitterlich) zufamsmenzichenn ſchmeckenne
(fauer gegenwirkende) Maſſen bilvet, welche zwar beine Thierleim aus veffen
wäffriger Loͤſung fällen, damit aber nicht gleiche Erzeugniſſe gewäßren, inhem
es hauptſaͤchlich vie Sallägerbfäure zu feyn ſcheint, welche in folder fazbiefen
(weißen) Verbindung noch feucht an ver Luft Binnen 12 bie 15 Stunden id zu
grünen beginnt, dann bunfelgrün wire und envlich ſchwarz erſcheint, uum aber
gewafchen pas Abwaſchwaſſer bräunt und enblid gänzlich im Löslichen Seuumen
Stoff übergeht (Büyner in m. Arch. XXV. 191 ff.), bübet de GaIlä
fäure farblofe, ſeidenglänzende Prismen (nie außer ihrem baſiſchen Waſſer nedp
2— — .._.
.-
1181
ihn erfalten, befreiet ihn von begleitend Fett und Harz, kocht Ichteres
noch einige Mal mit verbännter Säure aus, gießt ſaͤmmtliche wäflrige
ein zweites HO enthalten, das Bei 1000 C. entweicht), die im Waſſer ſehr ſchwer
Tösti find, gelöfte Gifenoryufalge (hierin der Gallägerbſäure hnlich) blauſchwarz,
Gifenoryent purpurn fällen, Gold aus Goldchlorid⸗Löſung, Silber aus Silber⸗
orgsagotateföfung metallifch niederſchlagen. Ballägerbfäure (1 Saure
59 Bafler) färbt Dagegen ebenfo ſtark verbünnte Golvauflöfung gefättigt
firfhrotb (Büchner a. a. D.) ohne alle Trübung. — Die Breuzgalla⸗
fäure entfieht bei 1150 C.— 920 R. aus Balläfdure, mittelft trockner Deflillas
tion in Borm eines Dampfes, ver erlaltend glänzend weiß fublimirte Blättchen
darſtellt, wirb jedoch wohlfeiler aber nicht fo vein erhalten, wenn man Gallapfel⸗
yulver erhigt, wie Benzoes bei der BenzoefäuresDarftellung; oben ©. 990. Sie
iR im Waffer leichtlöelich, färbt PeO-GSalze blauſchwarz und flellt bie fog.
edlen Metalle, aus deren Auflöfungen metalliſch ber, wie die Galläfänze. Belde
Sauren fimmen auch darin überein, daß fie, hat man ihre wäflrigen Loͤſungen
mit Alkali verfeht, raſch O⸗Gast verichluden, was fie nah und nad ganzlich
zerflört, indem fie zulegt in Braunfchwarzes, Kuminfäure-äpnliges Tannin übers
gehen. Die Balläfäure erhäli man übrigens, jedoch nit rein, ſondern roh,
in Sorm eines gelbligen oder bräunlicden, kryſtalliniſch pulvrigen Bodenſahes,
wenn man Balläpfelaufguß mehrere Wochen lang ver Luft ausfegt; es bildet fi
Schimmel, aber nit nur auf Koflen des fog. Schleims ıc., fondern zum Theil
auch dadurch, daß ein Theil der ſchon entflandenen GBalläfäure ſich zu zerfehen
beginnt. Durch Löfen in fienendem Waller und Behameln mit Thierkohle wird
jener Bovenſatz farblos und gibt dann reine GI-Kryſtalle. Die Galldfäure
folchen Weges wurde zueft von Scheele (ihrem Entdecker) hargeflellt. Dem
Uebergang verfelben in Brenzgalläfäure erläutert ber letzteren flöchiometeis
fe Formel —Cg Ha Os. Zu Ihrer Erzeugung werden demnach 2 Galläfäure, vie
— C14H4 08 + 230, over, mit Iehteren —= Ca Hg O,0 find, erfordert, bie,
indem fie Cg Hy, O4 entlaffen, zugleich 2 HO frei laſſen; es bilden fi 2 COy,
und zurüdbleiben 4 C in Form von Kohle, bie zum Theil von fog. Metas
galläfäure begleitet erſcheint; fo fern nämlich ein Theil der ſchon fertigen
Brenzgalläfäure durch, über 1100 C. hinaus reichende Hitze unvolllommen zers
Kört wird, und alfo verändert ebenfalls kohlſchwarzes Anfehen hat. — Bei jener
Schimmelung des Balläpfelaufguß erzeugt ſich zugleih au mehr oder fog.
Gllagfäure, vie man jedoch in größerer Menge erhält, wenn man Galläpfels
pulver näßt uns bei mäßiger MBärme ſich ſelbſt, und damit ver Gahrung übers
laßt; m. Grund; L 931 fi. Babiman und Griſchow fanven fie ſchon fertig
vor in ber Tormentillwurzel (dexen Berbfäure der des fog. Bummi Kino
fege nahe kommt). Sie ſtellt alfo gewonnen, an Kali gebunden, ein im kalten
Waſſer unlösliches, perimmiterglängende Schuppen bildenzes Salz dar, Das au
verdũnute Hydrochlorſaure oder an Gffigfäure feinen Salzgründer abtritt und
voun bie Bilagfäure in Form eines bräunlichweißen, nicht merklich Iöslicgen,
daher faſt unfhmedbaren und Lackmus nur fpurenweile röthenden Pulvers,
». i. eine Gäure entläßt, die chemiſch vollfommen übereinftimmt, mit dem
Hauptantheil ner Achten orientalifgen Bezoare, und daher auch, von ben
Gutvedern vieler Uchereiuftimmung Merklein und Böhler, fortan Bezoar⸗
fäure genannt worden iſt. Sie bildet nämlich in viefen, meiſtens dunkeloliven⸗
grünen, zumellen aud bräunlidyen und marmorietsfarhigen, gewöhnlich ei⸗ ober
nierenförmigen, ſehr glatten, fprösen, innen concentriſch⸗ſchaalig gefähichteten,
einen gemeingin aus Pflanzenreſten (zesfaueten Baumrinden, Schotenfrüchten u. ſ. w.)
beſtehenden Kern umfchließennen krankhaften Grzeugniffen ver oben ©. 1118 näßer
bezeichneten Tiere, die Hauptmaſſe, nämlig den jenen Kern einfaſſenden
12 -
Auszüge zufammen, entfärbt fie mit Thierkohle, und fehlägt Darans
ben Salzgränder mittel eines Alkali (nach Umfänden mit Na0CO,
Geſammttheil, und Abnelt fo einigermaaßen jenen aus Litkofellinfäure
(a. a. D) beftehenten, ebenfalls morgenlänvifchen Bezoaren; eine dritte Sorte
Bezoare befichet aus Kalkphuspbat und Ammonoryb-Magnitpbotphat (— 8 CaO
+3PO; und AH40 + 2 MgO + PO; ; Iekteres Salz verwanvelt fi durch
Ammonoryp » Entlaffung mittelt Glüͤhung in 2? MgO 4 POz, und enthält
96,67% MgO). Die bei 2000 C. getrodnete Bezoarfäure enthält annoch 1 Bers
haͤltnißgewicht baſiſches HO, was im Kaliſalz durch KO erfegt erſcheint, umd iR,
abgefehen von dieſem baſiſchen Waſſergehalt fRöchiometrifch zufammengejeht aus
Ca Ba 07. Bon ber Kernmaſſe befreiete feingerriebene Bezoare ber erfleren
Art Löfen fih in mäßig flarfer Kali-Lauge, bei gänzlidem Luft⸗Ausſchluß, mit
telſt Schättelung in der Kälte auf, und bilden fo, unmittelbar nach erfolgter
Auftöfung eine tief fafrangelbe Flüſſigkeit, vie atmoſphäriſches O⸗Gas ſchaell
verfchludt und dadurch wefentlich verändert wird, indem ſich ihre Bezoarfäure im
Slautomelanfäure, die wahrſcheinlich — Cr2 Hy Os if, verwandelt, uns
nun flatt bes gelben ein ſchwarzes Kali⸗Salz enthält. In unverändert ger
bfichene bafifche gelbe auge geleitete Garbonfäure, entzieht ihr das überſchüſſige
KO und fällt fo neutrales bezoarfaure® Kali, in Form eines biden, anfänglid
weißen, tann blaßgrünlich werdenden Niederfchlage, der abfiltrirt (obne ihn ums
zurühren) einige Mal mit kaltem Waſſer abgewaſchen und dann zwiichen Sließ⸗
papier gepreßt, das durch Loͤſen im ausgekochten faſt fiepheißen Waller, Dark
feihen und Umlryſtalliſtren zu reinigende KO Bzr varfellt, das in heißem MBalfer
gelöft und dann, unter flarfem lmrüßren in verbünnte Scrrochlorfäure gegeſen
(fo daß von vieſer ein ſchwacher Ueberfchuß bleibt), die Bezoarfäure in
Form eines, nach dem Abmwafchen mit Faltem Waſſer, und Trofnen blafgelben,
leichten (mikcoſtopiſch beichauet: aus glänzenden turchfichtigen Priemen zufam-
mengeſetzten) Pulvers entläßt, pas bei 1800. — 140,4 R. ein Eigengewicht
gleich 1,667 darbietet, Im Waſſer zwar nicht ganz unloͤtlich aber doch unfdhmedr
bar ift, für ſich erhigt theilmeife ſchmilzt, theils verfoßlt, und dann Lie alfo ut
ftandene Kohle in Sorm eines ſchwefelgelben, Kryſtallnadeln bildenden Gublimats
bedeckt, im Aether unlöslih, dagegen im Alkohol mit blaßgelber Farbe Tästih iR
und, gelöft, ſchwach faner gegenwirkt. Auch mit NaO biltet bie Ber ein aus
ber NatronstaugensAuflöfung durch COq gefäll’t: fehr ſchwerlöeliches, hochgelbet,
kryſtalliniſch pulvriges Salz, mit Ammonosyb (wur Wechfelzeriegung von KU
Bzr uns AH4 Ch gewonnen) ein bellolivengrün pulveiges Balz, mit BaO,
CaO und PhO gelbe, unlöslige Salze, von venen letzteres beim Trocknen
dunfelolivengrün wird. Waſſerarme Schwefelfäure Iäft bie Säure mit citree:
gelber Barbe auf, Verdünnung ber Auflöfung mit Waſſer fäll't fie unveränkert.
Bis zu 200° C. erhigt verliert fie 1 HO — 5,32%, ; Räxkeres Erhitzen entführt
noch 1 HO, und Hinterläßt fle obiger Formel entſprechend zufammengefeht. Jene
vurch Gchwefelfäure bewirkte Gelbung ift wahrſcheinlich Bolge von MBafferent:
ziehung, bas ihr aber beim Ausfällen mit Waſſer wierer zugeführt wit. — —
Sallägerbiäure fans Stenhouſe bis bieher nur in ven Gulläpfeln mu» im
Sumad, der aber außerbem noch eine zweite, näher zu beſtimmende Gerbfäure
enthält; oben ©. 1144 Anm. Ob pie Gerbfäure ver Weinbeeren- Stiele (ſog.
Traubentäimme), deren Gegenwart das Umfchlagen leichter Weine verhätet,
auch eine eigenthümliche IR? ſteht noch zu prüfen. Wahrſcheinlich enthalten wie
zum Theil hochſt verichieden gearteten fog. zufammenzicheunen Pllanzen
und Pflanzentheile (m. Grundz.; a. a. D.), mehrere, mitunter [ehr von eimanner
abweichende GerbfäuresArten. Kommen vergleichen Begleitet von Galläfiure
1168
— —— — —
aber CaOHO sder mit waͤſſrigen Ammonoxyd) nieder, zieht den Nie⸗
derſchlag mit Allohol aus, entfärbt ihn nochmals, FAR’ den eiwa bei
vor (Bertäollet fand in ven hellbräunlichen fog. weißen Galläpfeln keine
Gelläfäure), was nah Stenhouſe nur bei ven Gallägerbfäurerhaltigen Ges
wädsfen ner Ball ſeyn ſoll, fs kann man beige Säure durch Thierhaut oder Ochſen⸗
harnblafe ſcheiden, indem biefe In einigen Wochen die Gerbſaͤure hinwegnehmen
Gadurch der Gerbung unterliegenb) und die Gallaſaure in der Sluſſigkeit zurud⸗
laffen, die dann mit gelöftem PbOA verſeht, galläfanres Bleioxyd entläßt, vas
mit HS behandelt in unlösliches PpS und wäffrige Gallaͤſaͤure zerfällt. Zum
Gexhen ver Thierhante eigenen ich alle Berbfäuren, weil fle alle mit ver Haut
(wie mit dem Leim, wie mit ben Stoffen, welche deſſen Bildung beringen;
oben ©. 1077 ff. und 1142) verichtele, im Waſſer unlöslidhe, mehr oder wes
wiger der Säulnif widerſtehende Verbindungen, d. i. lohgares Leder geben;
koch werben hiezu die an Gichengerbfäure reichen Pflanzentheile, daher
@idsen = ıc. innen (und für feinere Leheriorten): Sumad = und Gallägerbfäure
- Saltige Pflanzentheile bevorzugt; wie kenn befte blaffe Lohe junger Cichen (mit
fog. Spiegelrinde, d. i. mit glatter, glänzender, ungeborftener Rinde) gegen
16%), Gerbfäure darbietet, währen» rothe Lohe älterer Eichen in der Regel nur
4 bis 6 Brocent, Weiden⸗ uud ebenfo Birken⸗Rinde nur 2, Kaflanien un Roß⸗
taflanien 3 bis 4, Blätter und Zweige ver Heidelbeeren kaum 1'/%, enthalten.
Gigenrinte alter Aeſte enthält aufertem das von Gerber entdeckte Quercin,
d. i. ein Beine Kryſtalle bildender, geruchloſer, ſehr bitterex, ſchwerldelicher Stoff;
ſ. Arch. d. Pharmac. XXXIV. 167. [Das Ginreiben ver Sleiſchſeite der zu
gerdenben fog. gränen (friſchen) Thierhäute mit Kochſalz, oder beffer mit Geifens
unterlaugen:Galz ober caleinirien Eeifenffuß — oben ©. 1047 — v. i. KCh
entfefigt nie Haaxwurzeln und befzeiet vie Gänte von jenen löslichen Theilen,
bie würven fie gegerbt,, ungleihen Zufanımenbang uns Verminderung ber Dichte
des Lebers zur Bolge hätten; vergl. übrigens oben ©. 447]. Die in ven
Ehinarinden neben Ehinafänre vorfommende Gerbfäure:Art, fo wie jene
(Thierleim nicht. fällenne) der rohen Kaffeebohnen, ſchlagen das oxybulirte
Giſen ans feinen fauren Auflöfungen grün niever, vie unkryſtalliniſche, blaß⸗
gelbliche, im Waſſer leichtideliche, rein zufammenzichenn ſchmeclende, Leim fallende
Tatechugerbſaure (acid. mimotannicum, baher M:) des Catechu ober
fog. Terra japonica,. ». i. bes ſchwarzbraunen, im Bruche glängenzen, fpröben
wäßfrigen Sztract's der in Dflindien Heimifhen Mimosa Catechu L. (das in
der Bäzterei und KattunsDruderel Häufig zu Achten braunen Farben verwendet
wird), die man dem Catechn durch Nether entzieht, fällt Eca Oz graugrün,
und jene der Binde von Pinus maritima L. FeO bräunlihgrün; alle
Diefe und ihnen gegen Eiſenoxypulſalze ähnlich wirkenden Berbfäuren nannte man
fon eifengrünenden Berbftoff, während die vem Achten Kino, d. i. dem
eingenidten Saft des in Afrika heimiſchen Rinobaum (Pterocarpus erina-
ceus ÄL.) eutflammense, Gijenoryeul vätHlich braun, una jene anderer Kinss
forten es ſchwarz⸗ ober violettbraumn niederſchlagenden Gifenbräunenbe
(ober rotäbräunende) Gerbſtoffe genannt wurden; aber auch der grüne Nieder
fdjlag , ven Ghinagerbfänre bewirkte, xöthet fich an der Luft. Die der Wurzel
der weißen Waſſerlilie over Seeroſe (Nymphaeca alba 12.) fällt Eifen
w, nu bient zum Graufärben ber Zeuge; nur bie Ballägerbfänre
Eine, ©: Fr jufolge mit ſauren Eiſenoxydaufloſungen ſchwarzblaue
läge. Hat man nem Catechn die Gerbſäure entzogen, fo enthält fie
a jr zweite elgenthümliche Säure, nie Catechn⸗ ar Lanningens
Säure =Cı; Hs ©, die in weißen Schuppen Trpfiallifiet, im kalten Waſſer
fgwer =, im beißen leichtloslich iſt, an der Luft fig ſchnell rothet, dann bräunt
1184
vorhandenem CaCh möglicher Welfe vorhandenen Kalk inch ſeht wenig
SOg aus, nentralifirt die vom Nieberfchlage getrennte Fläfflgfeit mitA,
zieht wiederum den Alkohol behutfam ab und fchlägt endlich au m
wäflrigen Löfung den Salzgründer durch wäffriges KOCOg ober wäfiget
AH, O nieder. Gehört diefer zu den kryſtalliſirbaren, fo iſt deſſen lezliche
vollfommene Reinigung durch wieberholtes Umkryſtalliſtten gerne
nicht fehr fehwierig, Hingegen wirb fle ungemein ſchwierig bei je,
ober gar nicht kryſtalliſirbaren in Folge: in ſehr Kleinen Mengen im
Salzgründer hartnädigft anhangender fremdartiger Etoffe, deren Aria
nicht felten bei denfelben Aifalorden , nach Manfigabe der Entnidelung um
bes Alters der Stammpflanze, ſich fehr verfchieben zeigt. So gemiht
3.2. die Wurzel des aus der Schweiz bezogenen Aconitum Na-
pellus Z., in Dr. Blumenau’s Berfuchen ſtets weißes yulrigl
Aconitin, während er e6 aus dem Kraute bderfelben Pflauze, alt
Mühe ohugeadhtet, nur blaßgelb zu fcheinen vermochte. Je m@
Schimmel ergriffenen Wurzeln der Wolfélirſche, wie des Will
fand B. keine Epur von Alfaloid. Während aber fehr wahrer
Löfungen feuerbefändiger Alkalien, und mehr noch bie ſtarren Oprak
berfelben, wenn fie Alkaloide bei Sied⸗ oder Schmelzhitze berühren,
biefelben, Fraft ihrer Säureforderung gänzlich zerſetzen und wie at
Mzotshaltigen Bildungstheilen, unter Eäures (meiftens COg:) E
zeugung und Bindung, in ihnen Ammoniak ſich bilden machen wi ı
fofort aus ihnen entwideln, werden Hingegen die flüchtigen Als
Iorde, durch mäßig flarke Laugen firer Alkalien nur jener Elm
beraubt, mit welchen fle verbunden in ben Pflanzen vorkommen, A
beftilliren dann, foldden Weges fäurefrei geworben, von
gleitet herüber. Zur Zeit kennt man nur 4 dergleichen Wilalorde, da
Ricotin oder Tabaksalfalorn, das Eontin oder Schierlingealislh
das Eicutin oder Altaloid des Wüthſchierlings und das häre
phyllin oder Alfalien bes wilden Kälberfropf, und mur Di bede
erſteren ſind bis jetzt genau unterſucht und ihren chemiſchen Bryan
nad; genugfam befannt (ob bie flüchtigen Alkalorde der Daphne d
pins und D. Gnidium, der Zeitlofe, des Opium und des Leirl
fich als folge bewähren, ſteht zu prüfen; m. Grundz. I. 881); d
aber find äußert giftig. Zur chemiſchen Yoltrang derſelben
man bie fie darbietenden, wohl zerfleinerten Pflanzentheile, J 8.
der des Nicotin, Blumenan zufolge: Tabafsftaub, wie er in Zebel
fabrifen abfaͤll't, oder ſtatt deſſen feinzertheilte Blätter fogesaml
und enblich fehe leicht Täslih wird. Gänrefreie Alkallen befördern ihre M
Luftzutritt eintretende Zerſezung, indem fie ſich in earbonſaure und japon!
Salze verwandeln ; aus Iehteren fällt Hydrochlorſäure das ſchwerl
ſchwarze Japonſaure⸗Sybrat = Ci2 H; O;; 9 COn firmen fit u
ber Saponfäure an Alkali gebunden. Ueber das Verhalten ver Tanniıfi
fAure vergl. au Büchner's Mittheilung in m. Arch. VE 411.
1185
fuer Tabake (3. B. ungariſcher Blätter). zu jener bes Conila
bie faß reifen Früchte bes Conium maculatum L. (das Kraut deſ⸗
felben iR gewöhnlich ſehr arm an Alkaloid; ob auch die Wurzel? ſteht zu.
verſuchen) zunörberf mit fo viel Schwefelfäurerhaltigem Waſſer — auf
. 18 Tabak, Blätter oder Stand, und ebenfo auf 1 A Schierlinge-
Saamen 1 Quentchen Bitriolöl und fo viel Wafler, als zur Geſammt⸗
fuhtung erforderlich — — daß man die Blätter oder Saamen volls
Rändig zerquetichen und zerreiben Tann, was in den Gtand ſetzt, fidh
gegen Cinathmung tes gefährlichen Staubes zu fügen, padt dann
bie wohl zerfleinerte, angefäuerte Mafle in einen gläfernen ober por⸗
jellaneuen Berbrängungsenlinder, und weicht fie hierin mit Weingeiſt
ein, den man im gleichen Verhaͤlmiß wie zuvor das Wafler mit
Säywefelfäuse angeſaͤuert hatte, man verdrängt daun entweder mit in
gleichem Maaße angefäuerten Weingeift oder mit dergleichen Wafler,
kefteiet die alfo gewonnene Auszugsflüffigkeit vom Weingeiſt durch
gelinde Deſtillation, läßt nach dem Weingeiſt in gleicher Welle noch
die Hälfte des Waflers übergehen, dampft dann den Rückſtand, im
Baflerdampfbade bis zur Syrupsbide ab, bringt ihm hierauf nebſt! /
feines Volums flnrfer Kali⸗ oder Natron-Lange in ein geräumiges
Deitilirgefäß, und deſtillirt ihn, 3.3. mittelft dee Weigel’fchen ober
vr Lichig’fchen Künlanfalt, in wohlgekühlt erhaltenen Vorlagen fo lange
‚über, als das Deſtillat noch alfalifch gegenwirkt. Da anfänglich ſehr
viel reines Alkaloid, in Form eines auf der wäflrigen Flüſſigkeit
. f@rimmenden blafgelben Wetheröls übergeht, fo wechfelt man bie Vors
— —
lage, fobald nur Waſſer kommt, das dann neben etwas Allkalold ftets
mehr oder weniger Ammonoryd gelöft enthält, und aufs Neue in aͤhn⸗
. licher Weile behanvelt wird. Die Deflillationen kann man hier, wie
in vielen, ähnlichen Fällen (3. B. bei der fog. Rectification der waſſer⸗
armen Schwefelfäure, bei jener der Gfligfäure aus eiflgfauren Salzen
mittel Schwefelfäure, der Azotfänre aus Ehlormetall-freiem Salpeter
"mittel hydrochlorfreier Schwefelfäure sc. 20.) dadurch merklich befchleus
nigen und bei geminderter Hitze beivirken, daß man Platindrähte in
‚ die Retorte oder den mit iubulirtem Helm verfeheun Deftilirkolben
bringt, bevor die Heitzung beginnt; fie befördern nämlich, Eraft ihrer
— verglichen mit der Blülfigfeit und dem Glaſe befierer Wärme⸗
Leitung und Entfirahlung die Dampfbildung in fehr merklichem Brave,
Das alfo gewonnene Ölige Alkaloid entwäffert man, indem man es
über, kurz zuvor gefchmolzenes umb gleich darauf noch heiß gröblich
gepulvertes CaCh aus einer möglich Iuftentleerten Retorte in eine
mit Schnee und Kochſalz kalt erhaltene Borlage etwas raſch deſtillirt;
vom beigemifchten Ammpniaf verniag man es, jeboch nicht ohne Ver⸗
luſt, dadurch faR gänzlich zu befreien, daß man es im offenen Schaͤlchen
‚über waſſerarme Schwefelläure in die Guerike'ſche Leere bringt. Hatte
. ‚man das letzte wäflrige Defliflat genau mit Schwefelfäure neutralifiet,
73
1186
fo kann man, nah Blumenau, dem daburch entſtanbenen Genug
von Ammonoxyd⸗ und Alfaloid-Eulphat letzteres entziehen durch Aether
haltigen Weingeiſt (auf 1 Aether: 2 Weingeiſt von 85 bis 86%, U
Tohols Gehalt), hierauf zunächſt Aether und Weingeiſt von felgen
Auszuge durch Defillation fcheiden und bann durch Deſlillatien mi
waͤſſriger KRalistdiung von 1,5 Bigengewicht das Alfaloib felbk bas
ſtellen (im Aether gelöftes Nicotin eutläßt erſteren bei 1409C. = 11AR),
Diefes muß in gegen Luft und Licht geſchützten, von ihm gänzlich ge
füllten, volllommen verfchloffenen Gefäßen aufbewahrt werben, weht
man umgefehrt, ihren Stöpfel nach unten gewendet, in gefättigte Ham
oder Kochfalzstöfung ſtellt. Melſens gewinnt übrigens das Ricatin
aus Tabatsraud, den er durch eine Flaſche leitet, welche augefänerks
Waſſer enthält; -4,5 Kilogramm Tabak gaben ihm fo 30 Graz ꝙ
zeinigtes Nieotin; folchen Weges würden jene, welche Tabak derqh
Wafler (mittel der Waflerpfeife, dem Nargileh ver Kegynten
Türken sc.) rauchen, wenn fie das Waſſer anfäuerten, nicht theilmeiſt
fondern gänzlich von Nicotin und Ammoniak befteieten Rauch in id
ziehen. — 1) Das Nicotin, das übrigens nicht nur in den Diät,
fondern auch in ven Saamen der Tabafpflanzen- Nirten (Nicetians
Tabacum, N. ructica L. eto. etc.) vorliegt, ſtellt durch Defiletint
in einem Strom trocknen H>Gafes über gebrannten Kalk deRilist w
"fo gänzlich gereinigt, eine farblofe, dlige, ſchwach tabakartig riet,
1,048 igengewicht befigenve, allaliſch gegenwirkende, bei — 690. =
— 40ER. annoch fläffge, bet 2469 bis 2509 C.— 19608 bie MR
fiedenve, aber ſchon bei 1000C. weißen Randy entwickelude, an ver it
ſich ſchnell dräunende und harzartig werdende, leicht entzimplide, ai
heller, rußender Flamme breunende Fläffigfeit dar, bie im Veſſer jew
lich 1öslich, und mit Alkohol, wie mit Aether, Aether⸗ und Fen⸗Dela
durchgängig leicht miſchbar iR. Der waͤſſrigen Löfung wird es vl
Aether entzogen und durch Zufag von viel Kali⸗Hydrat Hlartig
ſchieden. Wurde von Boffelt und Reimann entdecit, und iR Drtb
goſa zufolge procentifh — 73,26 C; 0,65 H m» 17,00 A; Fidieme
triſch = Cio Ha A. 2) Das Coniln, entdedt von Biefete, mau
dargeflellt und näher beflinnmt von Beiger, iſt ebenfalls farblos, Bat
und dlig, hat 0,89 Bigengewicht, riecht betaͤubend widrig (Mäuichert
oder) Schierlingsähnlih,, ſchmeckt Außer widrig Tabak-ähnlıd bras
nend ſcharf, und ift, gleich dem vorigen, hoͤchſt giftig. Es bleibt bei
— 100 0. ⸗ — 80. noch flüfflg, gegenwirkt in wafferfreiem Zefa
nicht, im Waflershaltigen hingegen ſtark und dauern» allaliſch (vo
alfo, gleich ven Ammon, des Waflerd, um Galzgründer zu were)
fledet vollſtändig bei 1700 C.—= 1360 M,, von Wafler begleitet Will
e6 aber ſchon bei 1000 C. über, wirb durch O⸗Gas⸗Verſchluckung ihm
lich wie das Ricotin zerſetzt, bräunt ſich und Hinterläßt eine hatzerig
Maſſe, iſt entzändlich und verbrennt unter ſtarkem Rußabjap mit heil
1197
Flamme Bei 00C. fordert es gegen 90, bei höherer Temperatur
mehr Wafler zur Löfung, umgekehrt nimmt eo felbft aber auch Waſſer
in ih auf, und zwar bei — 60C. = — 40,8R. mehr als fein eiges
nes Gewicht (bei + 15 ohngefähr 0,25 feines Gewichtes tropfbares
Waſſer; und wie fich feine wäflrige Löfung durch Grhigen es entlaffend
träbt, fo auch das gewählerte Gonim, durch Erwmaͤrmen, indem es
Waſſer) entläßt. Mit abfolutem Alkohol if es durchgängig miſchbar,
und enthält das Gemiſch 3 bie 4 Alkohol gegen 1Konün, fo wird es
won Waſſer nicht getrübt; Wether nimmt etwa I/a feines Gewichtes
auf, Hetgeröle und Kettöle laſſen fich damit vermiſchen. Für ſich bes
Reht es Röciometriih aus Ci2 Hıs A; als Salzgründer enthält es
außerdem no 1 HO. Die Salze befielben find, von phyſiſch gebuns
denem Waller befreiet, geruchlos, außerdem verhreiten fie ſchwachen
Eosün: Bernd. Sie find zum Theil ſehr ſchwierig kryſtalliſirbar und
fehr zerfließlich und gleich den Nicotin-Galzen zwar löslich in Wafler,
Weingeiſt und Heiherweingeift, aber unlösli im Netter. — 3) Des
ſtillirbar if auch, aber nicht giftig, hingegen flarf baflih ein
Eunfllicher Salzaründer das GChinolein, nah Gerhardt erzeugt
aus dem „Shinin“ (oder dem „Cinchonin“, oben ©. 984 u. w. u.),
Durch deſſen Erhiben mit dem Afachen feines Gewichtes Kali-Hydrat
man Wofler; es deitilliet über und flellt dar eine eigenthümlich riechenpe,
ſcharf bitter ſchmeclende, im Waſſer zu Boden ſinkende und damit nicht
miſchbare ölige Flüſſigkeit, die forgfältig erzielt (ohne baf es zum
Schmelzen des Kali kommt, was, wenn es eintritt: Ammoniak⸗Ent⸗
widelung zur Folge bat), faſt farblos if. 86 bildet mit ben Säuren
kryßalliſirbare Salze; tm Hynrochlorfäure anfgeläl und darauf mit
Blarinhloridstöfsng verfebt, erzeugt es einen gelben Niederichlan, der
Ach in ſiedendem Wafler löR. Diele Löfung entläßt, nach dem Durch⸗
ſeihen erlaltend: in fchönen goldgelben Nadeln anfchießendes platin-
Hlorinfaures Ehinolein (oder Chinollin, wie e6 &. nannte), das 280/90
Pt enthält, während das Ehinslein ſtöchiometriſch —= Cıo Hio A
zuiammengeiegt it. &. erhielt au aus andern, nicht befillicbaren
Alfalciven (aus Strychnin, Narcotein sc. ſ. w. u.), deſtillirbare ölige
Alfaloĩde. Das mit Chinin behandelte Kali enthielt nach ber Chinoleln⸗
Erzeugung Sarbonfäure, das mit dem Etrychnin ıc. erhibte zum Theil
eigenthũmlich ſcheinende, annoch näher zu unterfuchende Säuren. 4) Theils
deſtillirbar, tbeils fublimirbar ift das im Kraut und Sagmen des gemeinen
Stechapfel (Datura Stramonium L.) und verfchiedener anderer Arten
verfelben Bflanzen-Battung, am häuflgften in D. ferox Z. vorfommende
Da turin. — Nach Blumenau gelangt man am vorthellhafteflen zur
chemiſchen Iſolirung dieſes Alkaloide, indem man bie reifen Saamen
für fi) und ebenfo das gleichzeitig der Pfayze entnommene Kraut
(Blätter und Blatiſtiele) zerquetfcht, dann beide Maflen untereinander
mengt nad fie moͤglichſt fharf auspreft; man ar derauf den hie⸗
1188|
durch gewonnenen Saft mit fehr verbünuter Schwefelſanre ſchwach mn,
bringt ihn ins Sieden, feihet ihn nad) der Gerinnung feines Allein
Gehaltes durch, und dampft ihn dann gelinde zur Extractdicke ab, rihrt
nun, fo lange es noch warn if, das auf dem Seihtuch verblichen
geronnene Pflanzeneiweiß wieder darunter, und verfeht Das Gem
zunaͤchſt mit einem Theil jenes alloholigen Auszuge, den man mitters
weile dadurch gewonnen hatte, daß man jenen Auspreffungs s Radius
inuig mit 20/9 frifch bereiteten troctnen Kalkhydrats mengte und bem,
‚ im Berbrängungschlinder mit HOprocentigem Alkohol erſchoͤpfte. Das
durch einen Theil diefes alfoholigen Auszugs in flüffige Breiferm ge
brachte Albumin⸗Extract⸗ Gemenge wird hierauf in den fibrigen alle
holigen Auszugsantheil gegoffen, biefem flüffigen Gefammetgemag,
falls es nicht alkaliſch gegenwirken follte, noch etwas Kalkhydret ki
gefügt, worauf man es baun tächtig fehüttelt und durch Abſehen zw
Durchſeihen des fläffigen Theile, das rohe Daturin im gelöfen Ze
ſtande erhält. Anfäuerung deſſelben mit fehr verbünnter Gchwefeänz,
Entfernung des Alkohol durch Defillation aus dem Dampfbabe, Era
derung der rädfländigen Fläfftgkeit von dem darauf ſchwimmenden Del,
Entfärbung verfelben mit Thierfohle, die man zuper mit Eſſigſamt
Fark angefäuert hat, Einmengung der nun farbiofen effigfanren Frujig
fett durch Abdunſten feßen in deu Stand, bie endliche Scheidung dei
gereinigten Daturin dadurch zu vollziehen, bag man zunächk mit we
dünnter Falter Kalicarbonat-Löfung die Säure hinwegnimmt bis zu
beginnenden baflichen Reaction, und biefelbe begleitenden fdymade
Trübung. Man filtrirt hierauf und mifcht Alkohol von 950), hinz
fegüttelt das Gemiſch tüchtig, laͤßt es ſich Durch Abſetzen Tlären, bei
die alkoholige Flüſſigkeit vom Bodenſatze ab, entfärbt fie mit Bist
langentohle, defillirt 2/3 des Alkohole im Waſſerbade ab, gieft Ni
rũckſtaͤndige, annoch heiße, Blüffigfeit in eine Abtampfichaale, wu
überläßt diefe, mit Papier vollkommen bedeckt, trockner 200 C. = 160%
warmer Luft; es kryſtallifirt allmälig ber größere Theil des Di
tuein heraus, während ein Fleinerer Antheil ben Schaalenraud firzll
artig überzieht: fo einen Ueberzug bildend, der in wäflrigeın Weingd
gelöft, wie zuvor, der Luft überlaflen, ebenfalls (jedody gemeinhin ein
gelbtiches) Daturin kryſtalliniſch entiäßt. Es bildet ans der währig
alfoholigen Löfung, die man unter einer Blasglode über Schwefelſca
abdunftew läßt, anfchießend, vollkommen gereinigt, lebhaft glängen
farblofe und geruchlofe Prismen, vie bei 1000C. dlahulich Flcf
und, num vorfihtig erhitzt: fi in weißen Hau veruanbein, 1
theils zu Sublimat ſich abfühlt, theils, zumal wenn Die Ertzige
Heiner Mengen tm fog. luftleeren Raume erfolgte, ölartig überseiil
theils, Bulls die Luft des Defillirgeräthes nit gehörig vera
worden, der Oxydation und dabdurch der Serörang des Mifelg
unterliegt; denn in ber unverbännten Luft ſchnell und lebhaft ech
1189
eniſlaumt bie geſchmolzene Mafle, unter Ichhafter Eichientwidelung und
Yarlımı Rufabfag ſchnell verbrennend. Im Waller ſchwerldolich (bei
1506. = 1208. gegen 280, bei Siedhitze 72 Gewichtstheile deſſelben
heiſchend) ſcheidet es ich, erkaltend, wieder vom Waſſer, indem die
fung ſich truͤbt. Aether löſt bei 150C. nur 50/9, vom Alkohol bins
gegen wirb es leicht aufgenommen. Es wirkt, in, fehr geringer
enge ins Auge gebracht, auf die Sehe (Pupille) erweiternd; im noch
höheren Grade gefchicht dinfes beim Hyoscyamin, und am heftigften
wirkt in dieſer Hinficht das Atropin, weßhalb man ſich beim Dars
Rellen, wie beim Gxperimentiren, gegen Tröpflein ober Giäubchen, bie
ins Auge dringen koͤnnen, vorſichtigſt in Acht zu nehmen hat; denn
der Bupifiens@rweiterung folgt flets mehr ober minder (beim Atropin
mehrere Tage lang) andauernde Schwächung oder Lähmung des Muges,
das wie durch einen Flor ober Nebel verbunfelt wird. Durch Bes
tührung fänzefreier Allalien And Daturin und Hyoscyamim leicht
zerſtͤrbar, alle brei aber fehr giftig. — Jenes bei der Darſtellung bes
Deturin fi aus der mit Gchwefelfänre angefäuerten Aufläfung von
felber fcheidende, oben auf ſchwimmende Del entläßt, nachdem es mit
angefäuertem Waſſer zu Gunſten ber Daturins Besinnung nochmals
ebgewalchen worden, in fehr geringer Menge ein Altalordul, bas
von Herm. Trommédorff aufgefundene, den Vernehmen nach nur
aus C und H zufammengefehte Stramonin, das durch Abwafchen
mit daltem Aether, Löfen im heißen, und Erkalten biefer Loͤſung, in
weißen, mattglängenden, undurchſichtigen Kryftallen aufchießt. Es if
geſchmacklos, unloͤslich in Wafler und fehwerlöslich in Weingeiſt; loͤs⸗
Uer im Aether. 5) Hyoscyamin, entdeckt von Beiger und Heffe
im Saamen nub Kraut des fchwarzen und weißen (ſchwarz⸗ und weiß:
foamigen) Bilſenkraut (Hiyoscyamus niger und H. albus L.). Dars
fellung wie Daturin. Beine, feidenglänzende, geruchlafe, feucht und
nit gehörig gereinigt, fehr widrig, entfernt an den Geruch fledender
Schreinerleim⸗Loͤſung erinnernd und betäubend riechend, tm Wafler
dem, im Alkohol und Mether Leichtlöslich, gelöft ſtark alkaliſch
Gegenwirtend, Platinchlorid nicht, wohl aber Goldchlorid (weiß) fällend,
derch Gallaͤpfelaufguß fällbar, durch Jodloͤſung ſich braunroͤthend und
Ahſtuſſiger werdend, in waſſerarmer Azotſäure ungefärbt aufloͤelich,
dergleichen Schwefelſaͤure braͤunend, bei Ausſchluß der Luft erhiht
ſchuelzbar und oͤlig überdeſtillirend, auch mit Waſſer theilweis deſtillir⸗
ber. 6) Atropin, eutdedt von Mein, Geiger und Heſſe. Ob
es HO gebunden enthält? ſteht noch zu ermitteln. Man gewinnt es
wie das vorige and betrachtet es zeither, Liebig’s Aualyfe gemäß, =
20,98C, 7,83H, 4,83 A und 18,36 O; ſtöchlometriſch Caa Has A + Os
oder mutbmaßlih (wahrfcheinlicher) — [Ca Hoo + AHı] + 06.
Es bildet, als alkoholige Loͤſung fehnell abgedampft, firnißartige Ueber⸗
düge, ans waͤffriger gefättigter Löfung, oder friſch ans sefättigter feiner
1190
— ni
Salze geſchieben, eine dlige Naſſe, die allmälig zu Trufiafiinifen
Gruppen erſtarrt, deren Binzelfryflalle weiß glänzende, feine Prism
darflellen, die troden: geruchlos find, feudht und nicht unbebingt rein
erwärmt: widerlich betäubend Irautartig riechen, au), wenn fie gaͤnz⸗
lich rein ſind, widerlich bitter und ſchrumpfend ſcharf ſchmecken, bei
870,5 O. = TOOR. ſchmelzen, oͤlaͤhnlich klar fließend, ſtaͤrker erhitzt
dem kleinſten Theil noch unzerſetzt ſich verflüchtigen, den übrigen Auchell
nach Ammonial:haltige Brenzer zeugniſſe gewähren» unb Kohle Hinter
laſſend. Raſch an der Luft erhigt entſlammt es, mit heller, wenig
rußender Flamme verbrennend. Im kalten Waſſer iſt es ſehr ſchwer
ldolich, vom fiedenden fordert es das SAfache zu feiner Loſung; beim
Tängeren Sieden das 34fache; erfaltenb entläßt dieſe Löfung einem Theil
des Alkaloid kryſtalliniſch, und die dann rückſtaͤndige Mutterlauge Iry
ſtalliſirt nun nicht mehr, fondern bildet eine amorphe, im Waſſer lei
lösliche Maffe, deren wäfirige Löfung (fo wie auch jene des kry⸗
Raflinifchen Antheils) an der Luft leicht zerieht wird. Bom Falten
abſoluten Alkohol fordert e6 das Doppelte feines Gewichts zur Löfung,
mit heißem ſchmilzt es in allen Verhaͤltniſſen zufammen. Kalter Aether
nimmt beiläufig 4 Procent, flevender gegen 100/0 auf; erkaltend fol
die heißen altoholigen und ätherigen Löfungen gallertartige Alfcholat
und Yetherate bilden. ®) Geine Löfungen gegenwirfen farf allaliſch,
feine Salze find meiſtens Iuftbeftändig; HICh, SO; und A geben damit
fetvenglängende, nabeligstryftallinifche Neutralſalze. Sie werben vom
Waſſer, vom Alkohol und NethersAltohol leicht, von Weiher wit
aufgenommen; ihre wäflrigen Löfungen gelben und bräunen ſich fowohl
durch langes Stehen, als durch Erhitzen, und enthalten num, meben
wenigem Atropin, mehr oder weniger Ammonoxyd⸗Salze. Golbdhloris
fällt die unzerſetzten, kryſtalliniſch⸗citrongelb, Platinchlorid geiblidh-
weiß, Galläpfelaufguß weißlodig. Kalte waflersarnıe Gcywefelfäure
löſt es ohne Färbung auf. Sie find, gleich dem fänresfreien Mlfeloi,
fehr giftig. — Die übrigen, weder deſtillirbaren noch fublisirbaren
Altalorve zerfallen zwedmäßig, ihrem befonderen Berhalten nach in
biefen entfprechend abgetheilte Gruppen; ihre Aırzahl iR wahrfeheiniich fo
beträchtlich, daß man annehmen darf: es feyen erfi die wenigften befannt.
“+r) Unvergasbare, d. I. weder deſtillir⸗ noch fablimirbate: a) Dyiine
Vorkommend in ben Bapaveraceın; im Opium fand man bereiis
3 Alkaloide (das Morphin, Codern und Thebarn) und ebenſo vide
Alkaloroule (das Rarkotin, Nareen und Pfenbomorphin) gebunden au
eine Säure (an die Metonfäure; oben S. 1153) und begleitet wow
2 weder faner noch baſiſch wirkfamen, fog. inbifferenten Gtoffen, vom
9) Geiger will vergleichen erhalten Haben. Vielleicht war fein Atropin nicht ums
bedingt harzfrei? Auch fol, ©. zufolge, Thierkohle wäflrige Utzopimfatg
Söfungen zerſetzen. .-
1191
den Meconin mb Borphyrorin Das Morphin wurbe ent
bet von Gertärner 1804 (von Geguin, ohne von Gertärners
Entvedung Kunde zu haben, in bemfelben Jahr, aber etwas fpäter)
und defien Gäuregründer- Berhalten von ihm erwielen 1816; ein erpes
zimentaler Beweis, der in Abſicht auf Wichtigkeit HGumphry Davpy's
Eutvedung der metalliichen Grundlagen des Kali und bes Natron gleich
gefellt werden kann; denn daß die fog. firen Alkalien, alfalifchen und
nicht allalifchen Erden der älteren Schulen (bas KO, NO; das BaO,
8r0, CaO und MgO und AlQ3, BoOg oder GOz 1.) Metallorigbe
feyen, das folgerten von benen ihrer Beit bekannten fchon Bergs
mann ıc. und 6 Jahr vor der im Sabre 1807 erfolgten galvanifchen
Darſtellung bes K unter andern auch Steffens, und wurde Dayy’s
Entvedung beſonders wichtig für die Chemie ver abhängig thätigen Natur:
weien oder ſog. Anorganismen, fo wurde es Sertärners mindeſtens
Im eben fo hoben Grade für die ber felbfithätig (und abbängig-thätig)
wirkfamen leiblidyen Cinzelweſen ober fog. Organismen, und hieburch
zugleich für die Pharmacie und Medicin. Das Godein (von zudn,
d. i. Rohnfrucht) entbeckte Robiquet 1832, genauer beſtimmt wurbe
es dann von Couerbe. Das Thebarn (Paramorphin) fand zuerſt
Thibonméry; Pelletier anerkannte es daun ale Alkaloid, erachtete
es aber iſomeriſch dem Morphin und nannte es daher „Paramorphin“
(womit man fpäterhin das Thebaln bezeichnete), was darauf Couerbe
widerlegte und ihm vorſtehende Benennung ertheilte. — Das Rars
kotin (Rarcotin, Opian, Bapaverin ober Derosne'ſche kry⸗
Raliifirte Opium⸗Salz) wurde ſchon 1803 von Derosme entdeckt,
baun von Gertärner für ein baſiſches Morphinſalz gehalten, end»
lich aber von Robiquet: als ein zwar nicht auf Phlanzenfarbfloffe
alkaliſch einwirtender, aber doch Säuren erſchoͤpfender Galzgründer
anerkannt. Das Rarcein wurde von Belletier entvedt: von ihm
und Gonerbe näher unterfucht, das Pſeudomorphia ebenfalls
von B. Die Melonfäure, mit diefer Benennung belafien, weil
man tu bem Soharzneis Waarenhandel und in ber Pharmacie ſchlechte
Dpiumforten Meconium nennt, eine Benennung, bie aber urſprunglich
bem Annon, d. 1. Mohnfopf nachgebildet und dann auch für „Kindes
pech“ gewählt worben if, weil biefes dem Mobnfaft (Opium) ähnlich
ficht. Das Meconin (oben ©. 1153) wurde von SG ouerbe aufgefunden,
dann von ihm, Belletier und Regnault näher unterſucht; bas
Porphyroxin lehrte Merd’s Unterfuhung des Bengalifchen
Dpiums näher kennen, d. i. eine Opiumforte, welche im Hundert neben
Po Morphin, 0,5 Godein, 1 Thebain, 0,5 Porphyrorin und Spuren
son Meconin enthält, während bie beſte Sorte des fog. türkiſchen
Dpium (deffen fänmtiliche Gorten in Anatolien gewonnen werden)
gegen 10,A bio 150), Morphin migält uud Codein häufig uns ſpuren⸗
weiſe darbietet; ſchlechte Garten gewähren meiſtens nur 6 bis 79/5 uud
1198 .
ſchlechteſte gar nur 3 bis hoͤchſtens 40%, Morphin. Das Aegyptiſche
Dpium bietet 6 bie 70/5 Morphin dar, Dagegen verhältlich viel Beton
fäure (neben welcher in einigen Opiumforten and etwas „Schwefel⸗
ſaͤure al6 Bindungsfäure der Alkaloide zugegen if). Chemals bereitete
man biefe Sorte in ber Gegend von Theben; daher die fon im Haube
übliche Benennung: Opium thebaicum und daher obige Benenuung
des Iten DOpinm-Nllaloid. In Oftindien iſt außer dem
Dpinm auch das von Malva fehr geſchätzt. Das Perſiſche ik
häufig mit Meifmehl vermifht; Merd erhielt aus einer dergleichen
Sorte nur 19/9 Morphin und nur Epuren von Narkotin. Im inläs
bifchen,, in Deutſchland aus dem Milchfaft der Früchte oder fog. Köpfe
von Papaver somniferum L. gewonnenen fehlte das Thebain gäsy
li und ebenfo au das Porphyrorin, dagegen enthielt es wiel Kar⸗
kotin und verhältlih nur wenig Morphin; In Fraukreich gewonnenes
gewährte im letzterer Hinficht größere Ansbeuten. Die Benenumg
Porphyroxin ertkeilte M. diefem Stoffe, weil Sieben feiner fanren
Löfung Röthung (Purpurs oder Rofen- Rötung) erzeugt, währe
Zuſatz von Altalien die vorige Farblofigkeit wieder herſtellt. Um bem
Opium feine Alkalorde zu entziehen, zerfchneidet man es zunärberf
in bünne Scheiben, digerirt biefe mit Waſſer, dem man ge bis
15 HÖydeodhlorfäure beigemifcht Hatte, rührt das Banze öfters um,
preßt es nach 4 bis 5 Tagen aus, behandelt den Rüdfland im gleider
Weiſe mit Waſſer, das nur 1/2o jener Säure enthält und wiederholt
diefe Behandlung fo oft, bis folcden Weges dem Opium nichts mehr
entzogen werden Tann. Nah dem BZujammengießen durch rubiges
Gichen geklärt, feihet man die gefammte Flüffigbelt durch dichte Lein⸗
wand oder Kattun, und verfebt fle fo lange mit Natroncarbonat, bis
fie kaum noch fäuerlich gegenwirkt (Lackmuspapier bleibend ſchwach
röthet), vollzieht dann, nachdem man die Salz⸗Lauge bis zur binnen
Saftdicke abgevampft und in einem zinnernen Keſſel zum Sieden ge
bracht Hatte, die Reutralifation dur Zufab von Ammoniak, dem man
noch fo viel folgen läßt, daß pie Flüſſtgkeit ſchwachen Ammonial:
geruch entwidelt, überläßt fie dann 2 bie 2 Tage hindurch, in Lalter
Umgebung ſich felber, bringt fie hierauf auf einen dichten Gpigheutel,
preßt diefen, nach dem Ablaufen ber Flüſſigkeit ſcharf aus, reibt den
darauf verbliebenen Nieverfchlag mit etwas Falten Waſſer au, preft
ihn wieder, und wieberholt biefe Verrichtung mit immer Heineren
Waſſermengen fo oft, bis das Wafler ungefärbt abläuft. Das hiebei
gefammelte fämmtliche Flüffige entläßt nuch durch den Spitzbentel einen
hindurch gegangenen Niederfchlag, mit dem man ebenfo verfährt.
Saͤmmtlich Hiebei und zuvor abgelaufene Nieberfchlag-freie Flüſſigkeit
wird abgedampft und niit Ammoniaf behandelt, wie bie zuerſt erhaltene
und wach viertägigem ruhigem Stehen in der Kälte von dem aus ihr,
während deſſen wefchiebenen Mieverfchlage getrennt, wie zuvor, Der
1198
sefemmie Nicherfählag, den man mit A bezelchnen Tann, enthält nun,
Blumenau’s Erfahrung gemäß, alles im Opium vorhanden ges
weine Morphin, Narkotin, Pſeudomorphin und Porphyroxin, ſammt
einem Theil des vorhanden geweſenen Codeln, Thebaln und Meconin;
bie mit B zu bezelchnende Flüſſtgkeit dagegen alles Narcein, alle Mes
eonfäure umb gemeinhin auch einen großen Theil des Eobein, Thebaln
uud des Meconin. Den gefammten Miederſchlag A zieht mau nun
vadurch mit fäuresfreiem Natron (Mebnatrons Lange von 1,1 Cigens
gewicht) aus, daß man Ihn erfiens mit etwas von der NatronsPöfung
zu einem burchaus gleichmäßig feinem Brei verreibt und dieſen banıı
in einen eifernen Keflel trägt, worin fich dergleichen bereits erhitzte,
aber wicht fiedende Lauge befindet. Diefe entzieht dem Miederfchlage
feinen Morphin, Pſeudomorphin⸗ und Meconin - Gehalt, damit dar⸗
ſtellend die Flüſſigkeit b, hinterläßt aber ale Rückſtand das Narkotin,
ſammt dem Porphyroxin, und ven nicht aufgenommenen Theil von
Codem und Thebain. Man bewahrt ihn einftweilen am Balten Orte
auf, ihn mit a bezeichnend. Nan füllt dann fämmtlidhe Auszugs⸗
Füffigkeit b auf verſchließbare Wlafhen und läßt fie darin fich klären,
treunt fie dann von dem aus ihr gefchiedenen Bodenſahe, mittelſt
raſcher Durchfeihung, wäfcht erfleren mit fo wenig wie thunli kaltem
Baffer ab, das Auswaſchwaſſer zur. Wlüffigkeit fhgend, vreßt ihn aus,
um feine Nengtheile zu fcheiden, und verfährt babei, da er alles Nar⸗
kolin und alles Porphyroxin neben ven zuvor erwähnten Antheilen
von Codeln und Thebain enthält, nach B. wie felgt: Man reibt ihn
forgfältigft mit Wafler an, füllt den dadurch entflandenen Drei in eine
große Flaſche, läßt’ noch fo viel Ausfpiihlwafler und weiteres Waſſer
der Metbichanle folgen, daß die Flüſſtgkeit einer dimnen Mil ähnelt,
med fügt nun Hinzu, in fehr Kleinen Gaben: Gffigfäure; um das über-
haupt nur in geringer Menge zugegen feyende und baher wur wenig
dergleichen Saͤure erfordernde Codern und Thebarn zu neutralificen,
zugleich aber auch das Posphyrorin aufzunehmen; überfehäffiger Aus
fat muß zwar vermieben werben, weil biefer auch Narkotin auflöfen
würde, allein um fein Gobein 2c. zurückzulafſen, muß man wenigfiens
fo viel A beimifchen, daß die Flüſſigkeit ſchwach angefäuert erſcheint.
Dom Narkotin abgefeihet und mit befien Abwafchwafler vermifcht,
dringt man die geſammte Fläffigkeit in einer Tubnlatretorte ins Gichen,
febt dann nach und nach fo viel Salmiak (Ummondloriv) hinzu, bie
das hieburch hervorgegangene Ammonoryb«Mcetat in die tubaliete Bors
Inge ſaͤmmtlich Aberveftillier iR, läßt Hierauf den Zuhalt der Ketorte
erlalten, und fügt nun wäflriges Ammoniak im Ueberſchuſſe bei, fo
das Thebain und Porphyroxin gänzlich ausfällend; mit fo wenig wie
tyuntich eisfaltem Waſſer ausgewaſchen und dann. mit Eleinen engen
falten Alkohols begofien, TöR biefer das Thebain und laͤßt ungelöft
inch Das Borphyrorin. Das Godern findet Ach in ber über
119%
Diefen Nieberfäplägen gefandenen Mmmoniabshaltigen Flaſtgkeit; mn
verdampft Diefe zur Trockne und entzieht ihr ihren Gobeins@rhalt mit
telſt Alkohol oder Aether. — Um ben Suhalt der Fläſſigken b ze
ſcheiden, vwerfeht man fie vorfichtig mit verbünnter Gchwefelfäure, bi
bas (feiner Menge nach aus der verbraudgten Lange berechenbere)
Natron gänzlich neutralifirt iR. Man fügt nun noch einen fehr Heinen
Ueberſchuß der genaunten Säure bei, fo daß dadurch ein fehr kleiner
Astheil des ſchon gefällten Morphin wieder aufgenonmen wir; friſch
gefällt nimmt das Morphin verhältlich großen Raum ein, ber beim
Retem Umrühren. fo viel wäflriges Ammoniak folgen, bie das Gau
ſchwach danach riecht, überläßt dann das Ganze, unter öfterem Rare
Amrähren, ſich felber. Man findet dann das Morphin nieveriäleg
förmig geichieden, ſammelt es und waͤſcht es mit etwas kaltem Wahr
aus, um etwa fpurenweile beigemeugtes Meconin und Narcels za at
fernen. Die vom Morphin getrennte Eare Flüſſigkeit eutgält, wem
in den Opium bavon zugegen geweſen war: Pfeubomorphin zu
Meconin; vorlihtig far zur Trockne gebracht, ſetzt man, bevor die
. @inteoduen in gleichem Berhäliniß ſich ziindert. Man Iäftuen, win |
Trockne erreicht iR, Natroncarbonat hinzu, wenig mehr als noͤthig iß,
das Ammoniak vollkändig zu vertreiben, enizieht daun dem trodan
pulvrigen Abbunſtungsrũcſtande, mit fo wenig eisfaltem Waller we
moͤglich, den Salz Gehalt, und behält fo zuruck Meconin, bw
Piendomorpbin zugegen geivefen, auch biefes; völlig Waſſer⸗ und Weis
geiſt⸗freier Aether 1öR erſteres, letzteres ungeläft belaſſend fammt Rarı
fledendem Iöslicher als das Pſeudomorphin; 8 Theile bes letzteren fer
dern 92, 11 des erſteren nur 15 ſiedenden Waſſers zur Aöfung, währe
dagegen 375 Ealten Maſſers nur 1 Theil Narceln und nur Gpures von
Pſendomorphin aufnehmen. Um des gewonnene Morphin in gran
farblofen Kryſtallen darfiellen zu machen, LöR man es, Herzog zufelke,
in verbünnter Talter Kali⸗Lauge auf, fehüttelt die Auflöfung mit hier
. cein, wenn dieſes zugegen war. Dieſes if im Waller, mul
kohle, feihet durch, waͤſcht wie Kohle aus, bringt die gefammie, ale
entfärbte Here Pihfigleit ins Gieben, umb vermifht fie mit gli
heißer, waflerarmer Salmiak⸗ Loͤſung, bis das Kali dadurch gefättig
erſcheint; zur Berdunſtung des Ammonials bei Geite geſtellt, erfelg
keit B, neben noch einigen Autheilen Thebaln, Gobein unb Mecomin
Mon fäuest fie mit A ſchwach an, dunſtet fie bis zur ſchwachen Gel
dicke ab, und verfeßt fie entweber mit gefättigter CaCh-Eöfung, sd
mit annoch heiß gepniverten CaCh; 4 bis 50/5 des Gewichte ie
verzoonbeien Opium reihen an CaCh vollloimen Hin, um bie Sec
füuse (und etwa noch mit zugegen feyende 303) ſolchen Wetes mil
Cad u nentraliſiren. Radjvem bas Ganze nd) einige Male, van
_ dann bie Rryflallifetion des Morphin in bemerkter Form. Der gehen
Theil des vorhandenen Rarcein findet fi in der brannen File
Umrätern in lebhaſtes Sib-Aufwallen verfegt worben, äbezläft man
es ſehr langfamer Grlaltung und ruhigem Stehen 4 bis & Tage hin»
ver; es ſcheidet ſich während deſſen das Kallmeconat kryſtelliniſch
ons, and läßt ſich fo, in ein dichtes Tuch gebracht, leicht Kar! aus
preſſen. Mau wäldt das rückſtaͤndige Salz wiederholt mit eiskaltem
Saſſer ans, und entzieht ihm das Bläffige ebenfalls mittel Vreſſung.
Die zufammengegoffene braune Flüſſigkeit wird darauf zur fog. Crtract⸗
dide abgedampft und noch heiß mit fo viel gepulnertem friſchgebrauntem
Kalt raſch und innigſt mengend verrieben, daß das Kallgewicht dem
Gewicht von 100), de Opium» Gewichtes gleichlommt. Die ſolchen
Weges gewonnene brödelige Maſſe wirb getroduet, gepulvert, mit
etwas SOprocentigem Aikohol zum dünnen Brei verrieben and nun 2,
hoͤchſtens 3 mal mit dergleichen Alkohol ausgefocht, Hierbei jebesmal
das Flüffige moͤglichſt klar vom Bobenfage trennend und den neuen
Altoholzufag jedesmal mit dem Bodenſatze Hark aufrührend. Gämmts
lie Hare, alkoholige Flüſſigkeit verfegt man num fo lange mit Blei⸗
eig, als ber entſtehende Niederſchlag noch farbig hervortritt und bie
Bläffigkeit noch Minderung ihrer Gefärbtheit erleidet; Zufah von BOz,
die mit Alkohol verbüunt worden (mb die nur in kleinen Antheilen der
zuvor durchgeſeiheten Fluſſigkeit beigemifcht wird, damit davon nicht
mehr hinzukommt, als erforderlich, um das Bleiexyd als Gulphat
niederzuſchlagen), darauf wiederholtes Durchſeihen und Anfänren ber
alfo geflärten Fluͤffigkeit mit Efſigſaure fept in den Staud, gleichzeitig
mnieg Zuſatz von Thierkohle mittel Deftillation den Alkohol wieber
zu ſcheiden und die Davon rückſtaͤndige Flüſſigkeit völlig gu entfärben.
Alle entfärbt engt man fie jeht durch Abdunſten im Waſſerdampfbade
ſehr ſtark ein, verſetzt fie, folchen Weges werbichtet, mit viel verbhiunter
Natronhydrat· Lauge yon erwähnter Stärke, die, indem fie Thebarn
und Gobdein unangegeiffen zushdiäßt, Narcein und Meconin auflöf.
Erſtere wätdht man fo wenig wie thunlich ‚mit Baltem Waſſer, dem
men anfänglich noch Natronstauge beigibt, und treunt fle dann durch
Auflöfen in ſtark gewäflerter Hydrochlorſäure uub Bufak von Ammo⸗
nat, wa, wie oben, das Thebain ansfällens feheibet, das Codeln
hingegen ber Ylüffigleit beläßt. Was von ſammtlichen einzelnen ges
ſchiedenen noch farbig erſcheint, muß dann fehließlich durch wiederholtes
Loſen und Behandeln mit Thierkohle entfärht werben. Das glasglänzende,
IryRallinifege, durchſichtige, gemeinhin ſtark gefreifte Morphin ik -
= Cs Hao AOse ober wahrfdeinlih =.Ca Ins + AH, + O6;
aus farblofer Zöfung feiner Salze durch Aumoniat gefällt, iſt es pul⸗
verig weiß. Bein zerrichen ſchmeckt es, längere Seit Die Zunge berühs
zend, anbauernd und flarl bitter; vom kalten Waller wird zu feiner
Löfung das 1000fache erforbert, vom flebenden 400 bie 5005 vom
falten Wlchol erfordert es das Ginhundertfache zur Löfung, fiebender
uimmt 79/0 anf, Aether gar nichts. Wie gegen gelöſtes NAaOMO, fo
1198
verhält es fi) auch gegen dergleichen KOHO. Erhigt man kry⸗
ſtalliniſches Morphin, fo träbt es fi, obgleich es bei gewöhnliche
Temperatur burchfichtig und glänzend bieibt, entläßt daun allmälig
Hydratwaſſer, und kommt, bei gefleigerter Hitze, in gelblicgen Fluß;
erfaltend zur kryſtalliniſchen MNaſſe erflarrend. Gtärker erhitzt, in
offenen Beläßen, entwidelt es Rauch und entzänbet ſich, mit rufender
= Flamme brenuend. Geine Salze find meiſtens vollkommen kryſtall⸗
firbar, im Wafler und Weingeiſt leichte, im Wether jedoch unlöslid.
Die Löfungen ſchmecken eindringlich bitter, färben Gifendlorib
‘ sorübergehend blau (und aͤhnlich au Goldchlorid, das jeboch, al
ob es mit FeOSOz > Löfung verfeht worden wäre, bald fein Au me
talliſch entläßt), in Platinchlorid einen weißen Niederſchlag er
zeugend umb fich ähnlich auch gegen MrCh verhaltend, indeſſen ger:
wen es an Hydrochlorſaͤure nicht fehlt. Der Jodſäure entziehen
fie das O, und machen fo ba6 J frei, das geflärkter Kattun ober
AmylumsLöfung fofort dur Blaͤnung verrathen, ein Theil des Mor:
phin wandelt ih dabei in braunes Harz; ebenfo wirft J auf Morphis.
Ballägerbfäure fällt Morphin weißflockig, Meconfanres
Morphin wurde bis hieher noch nicht kryſtalliniſch dargeſtellt. Des
feinnabslig Fryflallifirte hydrochlorſaure Morphin enthält 6 HU
Kryſtallwaſſer, fordert 16 bie 20 Theile Talten Waſſers zur Löfung;
fledendes Waſſer !öR fo viel, als es felber wiegt, Aehnlich verhält
ſich heißer Alkohol. Das effigfaure kryſtalliſirt meiſtens undentiih
und verliert allmälig au Gäure, was feine arzneiliche Deriuentung
bedenllich macht. — Das Godein = Cys Han AO; (oder Ca; Hıs
AH, 05) bildet nicht felten zolllange Rhombenoctaöber unb barans
“ . ableitbare, meiſtens anfehnli$ große, bei 1000C. 2 HO verlierende
Kryſtalle, aus Weiher ſich ſcheidend hingegen feine Nabeln oder Prie⸗
men, die geringen Geſchmack befigen, zur Loͤſung 2 ſiedenden MBaflers
heiſchen, Teichtfläffig find und durch Alkalien nur geträbt werben,
wenn ihre Löfungen nahe gefättigt find. Galläpfelaufguß träbt jedoch
die ſtark verbünnten. — Das Thebain=Cz Hix AOz oder Ca; Hıe
. " AHs O3 fchießt in kurzen prismatifchen ober nabeligen, farblos glass
glänzenden Kryftallen aw, die gleich den Gobein-Kıykallen im Waſſer
zu Boden finten, ſcharf zuſammenziehend ſchmecken, bei 1808-1508 C.
— 1040-1200 R. ſchmelzen und dann erſt wieder bei 1109 C. =
880 R. erſtarren, flärker erhigt der Zerfehung verfallen, durch Steben
ſtark negativ elektrifch werben, im Waſſer ſchwer, im Alkohol (auch
im Talten) und im Wether leichtlösith And. Kryſtalliniſch enthält es
49/9 Kryſtallwaſſer. Seine Salze find kryſtalliſtrbar, im Waller und
Alkohol leichtldelich; mit AlkalisLöfungen verſetzt entlaflen fle Thebain,
ohne daß Ueberfhuß an Jaͤllungemittel viefes wider auflöfle. Des
Marcein flelit feine feibenglängenbe, häufig haarfoͤrmige, gelinbsbittere,
fa metallartig ſchmeckende im abfeluien Weiher untöslidhe, im Waffer
10
glei; den vorigen zu Boden fiulende Radeln dar, die bei.920C. =
730,0M. ſchmelzen, erkaltend zur weißen dutchſcheinenden Waffe ers
ſtarren, ſtärker erhigt zerfeht werben, dabei in braune Blüffigkeit,
Brandharz uud einen weißen, im feinen Gegenwixkungen der Brenz
galldfäure ähnlichen Gublimat zerfallen. In Euren auflöslich,
ohne fie zu erfchöpfen, emtläßt es dieſelben wieder, fa fern fie flüchtig
ſind, durch Erhiten. Maren es ſtarke Mineralfänren, fo färben ſich
bie waſſerarmen Narrein s Berbinbungen biefer Ghure aͤhnlich: wie bie
Cobaltoxyd⸗Salze jener Eäuren, wenn fie erwärmt werben; fie roͤthen
ſich, werben dann viclett und endlich bei hoöchßer Entwölerung blan.
Bergl. oben ©. 445. Das Pſeudomorphin = Car Hıs AOı4 (?)
oder Car Hıs AH O,a bildet mattweiß glänzende Blaͤtichen, von den
kaltes Waffer hoͤchſt wenig, flebendes 80/ , waſſerfreier Alkohol und
Aether gar nichts löſen, die erhitzt ſchmelzen und ſtärkerer Hitze unter⸗
worfen zerſegzt werden, dabei ſaure Ammonoxyd⸗haltige Zlaͤſſigkeit ent⸗
wickelnd. In verduͤnnter S03 und dergleichen AO, if es ſchwer⸗, im
waäſſtiger HCh mehr, in A leicht aufläslich; Alkalien fällen es aus
faster waflerarmer Auflöfung, Löfen aber, überfchälfig zugeſetzt, den
Niederſchlag wieder auf. Eiſeunchlorid wir won ihm aehiäuet, aber
Sieden des Gewmiſches grüut es aud Gättigung mit Iunmayial pur⸗
purröthet es. Azotſaure färbt das Pfeudomorphin zunädR zaih, wan⸗
beit es aber, damit erhigt, is Oxalſaͤure. Das Rarkotin = Cas
Bı2 AQıs (?) oder Cs Hg AHy O15 Frpfallifizt aus feiner: alloholigen
oder ätherigen Loͤſung in giemlid großen farblofen, ſtark glaßalaͤnzen⸗
den, im Waſſer und in Kali⸗ ober Natron⸗Lauge gänzlich smiörlichen,
geſchmackloſen, bei 1700C. = 1800R. ſchmelzbaren, platten Nadeln
oder Blättchen, die fchmelgend 3—40/0 Waſſer verliereg, langfam
relaltend bei 1300 C. = 10408. kryſtalliniſch, Hingegen’ einer durch⸗
igtigen , riffigen Harzmalle ähnlich erflarren, wenn die Kältung raſch
erfolgte. Staͤrker erhiht erfolgt im Delbade, bei 2200 0. 1760 .,
unter Entwickelung Vanille aͤhnlichen Geruchs und Aufblaͤhung: Zer⸗
ſetzung, der gemäß der größere Theil des Azot⸗Gehals als Ammoniak
entweicht, während eine blafige Mafle perbleibt, welche zerzieben ein
braunes Pulver darſtellt, das zunaͤchſt; mit Hydrochlorſaͤnrg erichöpft,
dann, nach gehoͤriger Auswaſchung mit Kali⸗Lauge behandelt ſich darin
auflöſt und hieraus durch HCh gefällt die Humopinfäuze barfellt,
bie procentifch aus 64,62 0, 5,01 H und 30,37 0 befleht;.unb in dieſer
Hinſicht au bie. Ulminfäure erinnert, bie Rödiometrifih saus Cayo
Fix O2 zufammengefegt ift (oben ©. 965). Die zum, Ansziehen
(Erſchopfen) ver geſchmolzenen Maſſe verwendete Hydrochlorſäͤure ents
hält ein künſtlich erzeugtes, noch näher: zu unterſuchendes Alka⸗
loſd, das man vielleicht zimedgemäß durch Narcoin bezeichnen
Tonute; es wird. von Platinchlorid, wie von Merkurchlorid. jedoch wicht
sein, fonbern vegleitet von anderen Beriegungserzenguiflen niebergefchlagen,
'
"and -fürbt (od Für MET) Gifendhlorid blaulichſchwarz. — Siedender
Altohol löR 5 bis Gb / Rarkotin, erfaltend kryſtallifrt 0,8 veffelben
heraus; fledender Aether nimmt etwas Aber 20%/5 auf, Ealter um
: Yg Proceut; dieſe Zöfugen ſchmecken bitter, auch Aether⸗ und Feu⸗
-
Deleuehmen etwas auf.: Eihwefelfäure, bie etwas Azotſaͤure enthält,
72. färbt es, fo wie feine al folche Aheiliweile and bem AcO uab Ac0H0
zugänglichen fog. (iehr bilteren) Galze biutrotä; Galläpfelaufgef
fallt e6 geiblih weiß, Merlkurchlorid weiß, RPlatinchlorid hellgelb;
ewig Wafler 1ER die Salze ziemlich leicht, vieles zerſeht fie, dem R.
die Säure entziehend. Gebr anffallende Beränderungen erleidet das
Naredtin, wenn es gleichzeitig ber Cinwirkungen von. Säuren un es
orydirenden Stoffen unterworfen wird. Ws Wöhler und Liebig
in viel äberfchäfflger verbüunter . Schwefelläure aufgelöſtes Rarkotın
.Auns Sieden braten und baun, in kleinen Antheilen, nach umd nach
fein gepulvertes Ma0, zufehten, gelbte ſich, unter ſchwacher COꝛ⸗Cub⸗
wickelung, die Flüffigfeit, und ale man benu noch eine Leßte fiber:
” 2: Adpüffige Babe von MnO; ber Ret6 mit freier Oz verichemen Slüſſig⸗
3.2 feie beifügte und dieſe noch leben» heiß durchſeihete, lief fie zothgelb
dvurch, entließ dan, erkaltend, nebartig gefelite gelbe Nabeln, bie,
"+ von’ der Mutter⸗Lauge befeciet, auf einem Filter abgetropit and einige
= mal-mit falten Waller abgefählt, hiercuf ſtark auspebreßt uud (de
hufs ihrer Entfärbung) in wäfrigflüffigem unterchloriditfaurem Ratroa
geloͤſt, damit bis zum Gieden erhiht und dann allmälig weit Hydro⸗
clorſaure bis zum Ueberſchuß verſetzt, hierauf med; ſiedendheiß ſiltrirt.
4." etfaltend als reine farbloſe Opianfänre ſich kryſtalliniſe, in Forza
0 Sehe dünner, oͤfters zu baumähnlichen Verzweigungen ſich zuſammen⸗
ſtellender Blätter ſcheiden, bie gewöhnlich ein ſehr umfangreiches Red
“7. werk: bilden, geruchlos find, ſchwach bitter ſchmecken und Ladums
eörhen, Sie ſchmelzen, ohne Waſſerverlud, bei 1400 C. = 11208,
riechen dabei, in eines Retorte erhigt, zu den Halswänden hinäber,
ohne fich eigentlig zu verfläichtigen, erliegen jedoch einer Umänberung
(denn Bis zur Schmeljung erhiht und dann erfaltet, ſlellt die Opien-
“" fäuke’eine amorphe, weder dem Waſſer, noch dem Allshol, noch ver:
dünnten Allalisfaugen "zugängliche Mafle dar); im oflenen Gefäßen
erhitzt, rauen fle md verflüchtigen fidh unter Entwidelung entzimds
lichen Dampfes, der Vanilleartig⸗würzigen Geruch, ähnlich nem des
far fig erhißten Narkotin, verbreitet. Die nicht erhigte Share iR in
> Sdltem Waſſer wenig, in ſtedendem ſehr und-fo löslich, Daß die ger
füttigte Löfung erfaltend kryſtalliniſch erſtarrt. Mit BaO, PbO md
AgO gewährt fie leicht und regelmäßig kryſtalliſtrende, im Weller
leichtloͤsliche Salze; fie IM Köchiometrifch ſehr wahricheinlih — Cag
H; 09 + HO. Mit Wilshol und BOy, oder HCh behandelt bildet fie
kein AeO Öp,, wohl aber entſteht diefes Methyloryb-Galz (Opianäther;
ſ. oben S. 1133 Aum.), wenn man in ſiedendheiße alkoholige Opianfäure
1199
fung SO, leitet; nach dem btunften. fehleft es dann in Fleinen,
farb⸗ und geruchlofen, ſchwach bitteren, im Waſſer unlöslidgen, aber
bei 1000 C. darin ſchmelzenden und ölähnlich zu. Boden finkenden Priss
wen an, die nach ihrer Schmelzung erkaltend zur kryſtalliniſchen Maffe
- (auf Platinblech geſchmolzen: zur Bawellitsähnlichen) erſtarren, die jwis
ſchen 2 Uhrgläfern erhitzt ſich fublimirt, Hingegen in ber Retorte, ähns
Sich wie die Opianfäure, an ber Iunenflädie des Glaſes Hinauffriecht.
Staͤrker erhigt bleibt es lange oͤlig Hüffle (was an das Berhalten des
Schwefels erinnert; oben ©. 1117), noch heftigerer Hige unterworfen
eutwickelt fie ſchwach riechenden, entzünblicher hellleuchtend brennenden
Daumpf. — Erhitzt man dagegen die Hare, erſtarrte Opianfäure im
Waſſer, fo wird fie ſofort milchweiß und zesfällt dann, bei Siedhitze,
in eine weiße erdige, mikroſtopiſch beſchauet, aus zweierlei Kryſtallchen
zeiammengehäufte Maſſe, von denen die einen kurze und vierſeitige, die
anderen lange, palmzweigähnlich vereinte Nadeln darſtellen; Gleiches
erfolgt auch im Alkohol. Befättigte Ammonialstöfung nimmt fie alls
mähg in ſich auf. Dunflet man opianſaures Ammonoxyd zur Trockne
“ein und übergießt bieranf den Rückſtand mit Wafler, fo löſt fi ein
Autheil, während ein anderer als unbucflägtiger weißer Körper fi
ansicheibet, und das ganze Salz wirb darin verwandelt, wenn man «6,
unter fletem Umrühren, fo lange etwas über 10000. erhigt, ale «6
uch Ammoniak⸗Geruch verbreitet; es ift dann dlaßgelb ımb gewährt,
darch Anskochen mit Waſſer, von etwa noch unzerſetzt gebliebenen
Salziheilchen befreiet, ein blaßgelbes Pulver: das Dpiammon
= Cyy Hıy AOL (anf den Grund der Formel der Opianſäure — Cao
Hi7 AOirc), das muſhmaßlich gänzlich gereinigt farblos erſcheinen
würde. Mifroflopifg unterſucht beftcht es ans durchſichtigen kryſtalli⸗
niſche Klumpen. Es iſt leichtſlüſſig, kriecht geſchmolzen, wie die Op
an den Glaswaͤnden herauf, iſt in kaltem Waſſer unldoelich, in ſieden⸗
dem ſchwerloͤslich, erliegt aber bei dieſem Geloſtwerden einer Umäns
derung; die blaßgelbe Loͤſung gegenwirkt ſauer. Siedender Alkohol
nimmt es dagegen in etwas größerer Menge auf und entiäßt es kry⸗
ſtalliniſch, allein daneben auch kryſtalliſirte Opianfänre. Kalte waſſer⸗
arme SOg 1öf es mit oranger Barbe auf; fegt man dann Wafler
hinzu, fo wird bie Yaflöfung milchig, durch Erhitzen aber wieder Har;
erfaltend kryſtalliſtrt dann Dpianfänre heraus, defien Nutter⸗Laugen
Ammonoxyd⸗GSulphat enthält. Waͤſſriges Ammoniak loͤſt das Opiam⸗
mon auf und bildet damit wieder opianſaures Ammonoxyd. — Mit
KOHO:Lauge begoſſen färbt ſich dieſe nach einiger Zeit, wahrend ſich
Ammoniak entwickelt, orange; ebenſo wirft auch KOCOz-Lifung. Kocht
man dann die Flüſſigkeit, ſo lange nech AHz entbunden wird, fo ent⸗
hält das Waſſer derſelben 2 Salze: opianſaures und xanthopenſaures
Kali geloͤſt; noch ſtedendheiß mit Hydrochlorſaͤure verſett, ſchlaͤgt ſich
dann die Zanthopenfäure in ſchöngelben Flocken nieder, die, falle
.
‘
‚2200
sn]
man nun bas-Manze auf ein Filler bringt, auf dieſem werbleiben,
nach dem Trocknen ein fchön. citrongelbes (mikroſfopiſch beidane:
krvſtalliniſches) Pulver darfleflt, das ſchmelzbar ift, von Kaliskdiuy
leicht aufgenommen wird und fo viel Azot emihält (wie viel C und H
und ob auch O? iſt bis jetzt unbefannt), als im */, von jenen Im
moniak zugegen if, weldes im Opiammon ber Möglichkeit sad
vorliegt. Wollte man annehmen, daß Diefes eine Art „Ami 4,
fo müßte man vorausfeßen: baß bei der Bilbung bes Opinmmen font
beive Säuren (Opianfänre und Zanthepenfäure) zur Berwoliäutigu
gelangen, aber, wie der Verſuch zeigt, Eommen fie erſt, fanınt im
Ammoniaf, dur inwirfung bes feuerbeftändigen Alkali zu Elek,
aus einer Säure, die = Cao Hıa O7 if, da es dann, ale ſaures Cal,
base aus AH,O -+ 2 Coo Hı2 O7 + HO, oder aus 2 Salz: ABO
.C20 Hıa 07 + HO Cao Hı2 O7 beſteht; vergl, oben ©. 1198. De
-
—
von ber Zauthogenſqure abgeſeihete Flſſigkeit enthält, neben Die⸗
ſaͤure, ebenfalls noch etwas von ber erſteren Gäure, und gibt deher
- exfaltend. beide vereint in Form Iebhaft orange s warziger Krylel⸗
gruppen, die man entfärbt, indem man mittelſt unterchlorichtfeue Ar
tron die Zanthopenfäure zerflört. Löft man dagegen Opianfärt i
mit SO, gefästigtem Waſſer, fo bildet fie fih um in DOpiaafänk
lihtfäure Cao Hi2 S2 O7 + HO, deren Löfung eigenitänlh
‚ bitter, hinterher aber lange andauernd füßlich ſchmeckt, und bie, gelmt
abgedunftet, die nene Säure, in Form einer durchfichtig Erpfalisiiie
Maſſe, zurüdläßt; gewöhnlich etwas feucht ifl, von Spuren aus ihr
fhüffiger SOz entflandeuer SOz, die Waflerdampf der Luft eingelegt
hat. Wird diefe geruchlofe Maſſe mit Waſſer begofien, fo win d
milchig, und die Flüſſigkeit riecht nur nach BO,, während fe ham
DOpianfänre bedeckt; fie enthält viel Opiauſchweflichtſänre und freie SO»
Beide Säuren trennt EaOCO, oder PPOCO,; weil BaOSO, x. uapii,
| an BaO oter PbO gebundene Opiauſchweflichtſäure Hingegen gi
bleibt. Bon Salzgründern befreiet, wird diefe Säure, war fie keyſal⸗
niſch, ſchon durch Wafler in SOg und Opianfänre zerfegt. — Er
man Tage lang HS in 70°C. — 560R. heiße Opianfäuretifug. 1
ſcheidet ih ein Echwefelsähnelnder Niederſchlag; es iR Gulfchiep
fäure Ca20 Hıo Sa Os, die erhißt bei Temperatur unter 1006
erweicht umd bei terfelben zur blaßgelben dligen Maſſe fließt, de, @
| kaltend erflarıt, einen durchfichtigen fhwefelgelben amorphen KW
v
kryſtalliniſch, durchſichtig prismatifchen, und in dem durch Schmel
darſtellt. Staͤrker erhitzt entläßt fe, unter beginnender Zerſchu
gelben Rauch, der ſich zu feinen gelben Kryſtallen verdichtet, de M
Baer unlöslich, im Alkohol hingegen mit gelber Farbe löslich Am. &
{ft entzündlich, brennt mit dem Geruch nach Echweflichtfäure, und iR, gldl
der Opianfäure, in ‚gwei iſomeriſchen Zufländen, in dem urfe
erlangten amorphen darſtellbar; Schwefelſaͤure LR fie mit gelber Bed
Te —— N — —
1201
auf, erhaͤlt aber, damit erwärmt, tiefe Purpurroͤthe. Alkalien Iöfen
fie Teicht anf, und Säuren fällen fie daraus in Form einer gelben
Gmulfion, ohne daß fich HS entbände. Wöhler zufolge läßt fie ſich
betrachten ale jene Säure, bie im Opiammon zugegen, mit Wafler-
fulfid als mit einem Paarling, und außerdem mit Wafler zum Hyprat
verbunden, nämliy = HO + (Cao Hı2 O7 + 2HS), wonach dann
bie Opianfhweflichtfäure (hatt der 2HS) 280, paarlingsweife
gebunden enthält und die Opianfäure felbft gebundenes Waffer
als Baarling barbietet, und daher = HO + (C20 Hı2 O7 + 2HO)
iſt. Kocht man übrigens fiedendheiße gefättigte Opianfäure = Löfung
mit PbO,, während man verbinnte SOz zufeßt, bis COz ſich zu ent«
wideln beginnt, fo findet ſich in der einigermaßen erfalteten Släffigfeit
ein Bleioxydſalz gelöft, das, durch genau Hetroffenen Zufag von 803
don PbO befreiet und vom PbOSOz abgefeibet, durch Abdunſten feine
Säure kryſtalliniſch entläßt, die durch Löfen in ſiedendem Waſſer und
Umfryfallifiren von Oplanfäure befreiet, die, gleich ben vorhergehen-
den von Wöhler entdedte Hemipinfäure barftellt. Diefe bildet
segelmäßige , farblofe, durchfichtige, Afeitige, au ben Enben fchief ab»
gehumpfte Prismen, die ſchwach fauer zufommenzichend fchmeden,
2HO oder 13,730), Kryſtallwaſſer enthalten, das durch Erhitzen unter
1000 entweicht, vie Säure nicht fläffig, aber entfaltet zuruͤcklaſſend,
die erft bet 10000. — 1449 R. in Fluß geräth, erkaltend kryſtalliniſch
erftarr’t, zwifchen zwei Ubrgläfern fublimirbar if, einen glänzenden
blätteigen, der fublimirten Benzuefänre ähnlichen Sublimat bildend.
Sie ift entzündlich und brennt mit leuchtender rußender Flamme. Dem
Falten Waſſer ſchwer zugänglich, gegenwirft dennoch ihre Loͤſung flarf
fauer; Alkohol nimmt fle leicht auf. Sieben mit MnO, und verbännter
Schwefelſaͤure wandelt fe gänzlich in CO, und HO; da fe für fi
Röchiometrifh = Co Ha O5 iſt, fo werben mithin 19 Berhältnig-
gewichte MinO, und wenigflens ebenfoviele SOz erforbert, um fle folchen
Weges im 10 002 + 4 neuerzeugtem BHO zu verwandeln, während
ſich gleichzeitig 19 MnOSOz bilden und dem Wafler verbleiben. Um
Bingegen 2 Semipinfäure zu bilden, iſt gegen I Op nur 1 Ders
haͤlmißgewicht O erforberlih. — — — Die Mutter: auge der Opian⸗
fäure enthält übrigens, außer ManganorybulsSulphat noch ein zweites
fwefelfaures Salz, nämlich SOz gebunden an einen Fünftlichen Salz⸗
gränder, an das Eotarnin (alfo benannt mittelſt Umſetzung von
Nareotin). Schlägt man diefe Mutter-Lauge mit Natroncarbonat bei
Siedhitze nieder, feihet die dadurch entfiandene Salzlöfung durch, fättigt
die alfo gehellte Flüffigkeit mit SO; und verfeßt dann die zuvor ziem⸗
lich eingeengte Flüſſigkeit mit Platinchlorid, oder beſſer mit heißer
Merturchlorid : Löfung, fo erfolgt ein Nieverfchlag, ber, mit Faltem
Waſſer ausgewafchen, dann mit HS behandelt, das Alfaloid fammt
503 entläßt. Diefe Säure mit BAOHOsLöfung Hinwegnehmend, dunſtet
76
1208
an die burchgefeißete Flüſſigkeit zur Trockne ab und behandelt den Rük
fland mit abfolutem Alkohol, den man damit wiederholt ſiedet. Abge⸗
dunſtet verbleibt dann das Cotarnin in Form einer großficahlign,
tief gelben, fehr bitteren, ſchwach baflich gegenwirkenden Mafe juril,
die erhitzt ſchmilzt und unter Derßreitung wibrigen Geruches verfehlt
eine fchwer, aber rückſtandslos verbrennende Kohle Hinterlafm.
Wafler, wie Alkohol Löfen es fich dadurch tief gelbend. Wähler’ ver
Läufigen Berfuchen zufolge fcheint es ſtöchiometriſch — Cas Bis AO;
= (96 Hg + AHa + O5 zufammengefegt zu feyn. Mit HCh enges
es eine gelbe, gewöhnlich amorphe, jedoch auch Merkmale von Ark
Rallifatton zeigende Maffe, deren Löfung nicht durch Alkalien, wohl ae
durch Ballägerbfäure gefällt wird. Hatte man das Eotarain var
Platinchlorid niedergefchlagen, darauf durch HS zerſetzt und mit Ba
überfegt, und es nun burch abfolutem Alkohol hinweggenommen, Ms
aber das hiebet verbliebene Barytfalz mit verbünnter Schwefelſien
gefotten, fo erhält man eine gelbe Löfung, welche nad, dem Dark
feihen und Abdunften gelbe Kıyflalle hinterläßt, die durch Umlryßali⸗
firen entfärbt, eine Azot⸗haltige Säure barfellen, welde mit mb
. ohne Kryſtallwaſſer ſich regelmäßig gefaltet, indem fle im er ſteren
Falle zu ſcharf begrenzten Rhombenoctasdern anfchließt, pie dem Das
dratortadder fehr nahe kommen, fich leicht parallel mit der Vaſe der
len laſſen und dann Durhgangsflächen barbieten, tie, yerimuikt
glänzend, jenen des unter ber Benennung „Apophyllit“ befanzit
Einzelgefteines ähneln; was Deranlaflung gegeben hat, dieſe Sim
Apophylienfäure zu nennen, bie, war fie Keyflallwaflertalis
diefes neun Procent hetragende durch Erwärmen, felbk im Kir!
Waſſer verliert und weiß wird, ohne zu zerfallen. Wenig und mm
laugſam im Waſſer Iöslich (im Alkohol und Aether untöslich), ſchede
fie fih, aus ihrer bei Siedhitze gefättigten Löfung, durch Erfalın U
vereinigten langen waflerfreien Prismen, die nicht fatischren (erw
tern). Nichtgefottene Löfungen entlofien fle in Waſſer-haltigen Om
dratoctaödern. Beiderlei Kıyflalle, zumal letztere ſchmecken
zufammenziehend, röthen Lackmus ſtark und geben, troden X
Thinolin. Mit Ammonoxyd bildet die Apophylienſäure ein IA
loͤsliches, in Tafeln anſchießendes Salz; durch Wechfelzerichung f
wennenes AgOAp geſtaltet ſich allmälig zu Kryſtallſternen, und m
pufft in Helinder Wärme ebenfo heftig, wie AgOCz Oz. Der Rüdket
ift kohlſchwarz und läßt bei völligem Verbrennen einen Schwann u
weißem Silber zurüd. — Obgleich das Narcotin von verbünnter KO
Lauge nicht angegriffen wird, fo findet doch, Wähler zufolge, Seite
waflerarmer Lauge, bei Siedhitze, das Gegentheil flatt. Es bilkt
eine, nad) dem Abgießen der ürigen Lauge, Terpentin-ähnlice, i
Wafler mit gelber Farbe lösliche, geläft fehr bitter ſchmeckende Mi
bindung, bie, in Folge fehr lange andauernden Siedens, Narcatin |
r
1203
Krykallfeguppen entläßt und dann eine falzige gelbe Flüffigkeit: gelöftes
nareotinſaures Kali enthaltend, darflellt, das aber auch unmitiels
bar gewonnen wird, wenn man Narcotin in alloholiger Kali⸗Löſung
aufloͤn. Eo if in Alkohol und alkoholigem, hingegen nicht im reinen
Aether löslich, und entläßt, auf Sufak von HCh, KCh in Form eines
fryRallintichen Niederſchlags, während der Flüſſigkeit hybrochlorfaures
Narcotin verbleibt. Aehnlich verhält fi aber die alfoholige Löfung
auch gegen CO,, denn es fiheibet ih, neben Kalibicarbonat⸗Narcotin;
anch Salmiak fällt daraus, nach einiger Zeit Narcotin, und fowohl
loͤliche CaO» als BaOsGalze werben von ber Kaliverbindung nicht
zerſeßt. AgOAOz bewirkt einen blaßgelben, im Waſſer äußerſt lös⸗
lihen und daher nicht auswafchbaren Nieverihlag; die wäflrige Löfung
biefes Nieberfchlags dunkelt ſich im Glaſe und fegt an deflen Wänden
eine Metallhaut ab, die blaugränes Licht durchlaͤßt. PbOA bildet mit
der Ralistöfung einen loderen gelben, im Ueberſchuß des Bleiſalzes
auflöslichen, mit Waſſer ausfüßbaren Niederſchlag, ber, getrocknet,
vom Alkohol gelöft wird, der dann ſowohl warzenförmiges Bleioxyd⸗
- Rareotinat, als auch kryſtalliniſches Narcotin gewährt. Es fcheint
biefe, bis jeßt noch nicht iſolirte Narcotinfänre hervorzugehen
durch Berbinbung des Narcotin mit Wafler. — Unterwirft man Opium
der trodnen Deftilation, fo erhält man als tropfbares Deftillat
unfer andern auch ein giftiges Brenzöl *), und deſtillirt man es naß
(mit Waſſer), fo geht ein nach Opium riechendes, Innerlich genommen,
Dpimmsartig wirkendes Waffer über, das ein „flächtiges Alfaloroul“ ge
loͤſt zu enthalten ſcheint. Dem Morphin follen übrigens in ihrer Wirkung
aͤhnlich ſeyn Das Bebeerin und das Sepirin (Sipeerin), die von
Dr.Rodie zu Demarara, in der Rinde des im brittiſchen Guiana hei⸗
miſchen Bebtrus (Bebeern:) Baum entdeckt wurden; erfleres foll = Ca;
Hno AOG (Ca; Hıc AH O6) feyn; das letztere ift im Aether unloͤslich,
hingegen harzartig (dunkelbräunend), loͤslich im Alkohol; das Holz
de8 Baumes kommt im Handel unter ber Benennung Grünharzs
(Greenheart) Hol; vor; Ann. d. Chem. n. Pharm. LVIII. 109.
) Daß au Hyoscyamus, Conium mac, und Nicotiana giftige Brenzoͤle
hervorgehen faffen, darf nicht befremden, va fie flüchtige Allaloine enthalten
(oben S. 1198); im gewöhnlichen fog. „Tabaksfaft" ber Tabakepfeifen ift das
: giftige Brenzdl ver Nicotiana - Arten, neben Ammonlak sc. zugegen.
‚ Atropa Belladonna L. würbe wahrſcheinlich, troden veftillirt, ebenfalls giftige®
. Brenzöl entwideln, und zwar nicht nur weil es Atrcpin entsält, fonbern weil,
Ra Lübekünd, in den Blättern noch ein zweites Alkaloid (ober Alkaloivul?)
: enthalten ſeyn fol, das von ihm 1839 dargeſtellke Bellabonnin, .vas alſo
in berſelben Seit, da Trommsporff vd. £. tat Stramonin und Daturin
Helicte, anfgefunken wurde. Ob ba8 von letzterem 1837 ausgefchlebene Digi:
‚talin ber Digitalis purp. L. ein wirkliches Alkaloronl? ſteht noch zu be:
ſtimmen. Das Brenzöl viefer Pflanze fand Morries giftig; er nannte es
ByrosDigtitalin uns fand es Töstich im Waſſer und aufldelih In Säuren.
76%
Pr
1804
—_»--
Aber feld das weiter unten vorkommende Chininfalphat fc,
ärztlichen Zeugnifien gemäß, ähnlich wirken dem Morphin: Ace;
nämlich, in zu großer oder zu oft erneuerter Babe gereicht, feld
bewirten: Betäubung, Schwindel, Abneigung gegen alle Bewegums,
Herabfallen der Augenlider und andauernde Geſichtsdunkelung; and fl
das genannte Morphins Salz durch vorangeſchickte flarfe Gaben ver
Chininſulphat in feinen beiäubenden Wirkungen verfärkt were
Beachtenewerth dürfte es auch in chemifcher Hinficht ſeyn, daß
Birkungen auf den lebenden inneren Menfchen entgegen, und die
geinüpften Zufälle mäßigenb und aufhebend ſich bethätigen fol: -
licher Gebrauch des Kirfhlorbeerwaffer (oben ©. 2), d
ebenfo gepulverte Blätter der Digitalis purp. BeRätigen fid obige, I
Wirkung des Chinin betreffenden Bemerkungen, fo thun fie zul
bar: daß eine Eintheilung der Alfaleide nad ihren Wirkungen
lebende Menfchen vom chemilalifchen Standpunkte aus betrachtet, WM
werflich iſt; oben ©. 1176. Ob jenes widrig bittere farblofe
welches man neuerlich in ber Eschholzia california entiedt:
fi umter anderen dadurch auszeichnet, daß es mit Schweiefämt &
prachtvoll violette, mit anderen Säuren hochrothe Leichtlöslice
Berbindungen fehlägt, aus feinen gefättigten Löfungen in
Flocken ſich ſcheidet, die, getrocknet und erhitzt, harzartig
in obiger Hinſicht dem Chinin⸗Sulphat ſich auſchließi? Kl
verſuchen. Dieſelbe Pflanzenfamilie, die als Träger der Opiide
trachtet werden muß, die Papaveraceen, enthaͤlt auch jene
in welchen die ©. 1152 beſchriebenen Wlfaloive (das Chelerythri
Chelidonin, Slaucin, Glaukopikrin sc.) ervorireiks,
jedoch, wie aus jenen Beichreibungen erfihtlidh, nicht mar von
Dpiiden, fondern auch unter ſich in fo beträcdhtlidem Gr
weichen, baß fie weber den Opiiden beigezählt, noch für fh int
befonbere Grupye gebracht werben können; Indem fie, zumal is
Berhalten zum lebenden inneren Menſchen⸗ und Thierleibe, vn
ander zu beträchtlich abzuwelchen fcheinen. In letzterer Hinfät
fih dem Glaukopikrin das in allen Theilen der Zeitlofe (Cholchi
antumnale L.) vorkommende fehr giftige Colchicin an,
farb: und geruchlofen, bitterstragend feharf ſchmeckenden PBri
fchießt, die vom Waſſer ziemlich, vom Alkohol fehr Leicht gelöl
innerlih gereicht ſchon in fehr Heinen Mengen Erbrechen und
fall bewirken, und defien Verhalten zur Azotſäure, bie es wi
färbt, zum Theil an jenes des den Strychnolden angehörigen
erinnert.
b) Strychnolde: in mehreren zur Familie der Apocyneen
Battungen, insbefondere in Strychnos Nux vomica L. (Rräb
Baum), 8. colubrira (Schlangenholz), 8. Ignatii Berg. (3
bohnen » Baum, Ignatia amara L.), S. potatorum und 8.
1205
(Meute Upas) vorfommend. *) Aeußerſt giftig, Mit⸗ und Haupt⸗
beftandtheile verſchiedener indifchen Pfeilgifte,; m. Grundz. 1. 736 ff.:**)
1) Stryähnin Ca Has Aa Os ober Cya Hıs + 2 AH4 + 0.
Umfhmelzbare, Außerft bittere, Fleine farblofe, im Wafler fehr ſchwer,
im abfolnten Alkohol und im Aether gar wicht lösliche Prismen. Mit
Sauren meiftens kryſtalliſirbare Salze bildend, deren wäflrigwein-
: geflige Löſungen durch fog. fehmwefelblaufaures Kali (oben ©. 999 und
962 Anum.) kryſtalliniſch, durch Chlor weiß, aber nicht kryſtalliſirt
gefällt werden. Aus feiner ſtedendheißen, auf 2 Bewichtstheilen
GStrychnin mit 1 Jod verfeßten, weingeiftigen Löfung ſcheiden fich beim
Erkalten golbgelbe Schuppen (während die überflehende Flüſſigkeit
GEtrychnin nebſt HI:SAure enthält), bie unveränbertes Strychnin ent⸗
halten follm. Mit PbO,, oder flatt deffen mit MnOz, und Azotfäure
erwärmt, färbt es fich anfänglich bunfelblan, dann violett, hier⸗
anf roſen roth und endlich gelb. Zuſatz von Ballägerbfäure hindert
kine Verbindung mit den Säuren, umb fällt es fowohl an fl, als
- ans allm feinen Galzverbindungen, daher Verwendung bes Balläpfels
. mb ebenfo bes Theeaufgufles als Begengift; 2) Brucin (@ift ber
ſalſchen Angufturarinde) mit Ausnahme des Strychnos Tieute das
SGtrychnin flets begleitend. Es if Röchiometrifh — Cy4 Has Ag Or,
amd daher wahrſcheinlich nur ein Hydrat⸗haltiges höheres Oxyd deſſelben
Rabicals; Hinfiihtlich der Biftigkeits« Stärke ihm volllommen gleich,
außerdem aber von bemfelben hauptfächlich verfchieben durch größere
t Löslichkeit, zumal im Alkohol, leichtere Kryſtalliſirbarkeit feines Azotat _
I mb Röthung F) durch Waotfäure, während StrychninsLöfung,
„em fie Brucinfret if, fi nur gelb’t; was am meiften merklich
>» wird, wenn man zu befien Löfung zuerſt einen Tropfen Azotfäure und
gleich darauf 2 Tropfen waflerarme Schwefelfäure folgen läßt, da dann
ſofort Goldgelbung eintritt.
'6) Beratride; in verfchledenen zu den Eoldjiaceen gehörigen Battungen.
' Mehr ober "weniger bitterfharf, fehr giftig, pulsrig, zum Theil
Barzartig ſchmelzend: 1) Colchicin; ſ. obena); 2) Beratrin au
Berateumfänre gebunden im Saamen von Veratrum Babadilla
Retz und V. offlcinale und V. frigidum Schlentendakl, und in
| ,
Hddet in ber inte von Strychnos Pseudo-Chinae fehlend, die von rein
bitteren Geſchmack, Bauquelin zufolge, der Quaſſta nahe kommt.
Dal Bfeilgift ner Urbewothner Java's beſteht aus dem in hoͤchſt geringen Mens
gen toͤrtlich wirkendem Anthiarin des Anthiarelipas, db. i. bem rothbraunen,
wachtweichem, fehr bitterem Extract, bereitet aus Anthiaris toxicaria.
Deer Sabapillfäure — Cıg Ho Or + HO; iR fublimirbar, und erinnert
‚oa Zimmtfäure (Ginnmyifäure) oben S. 1006.
‚Baferarme Azotſaure färbt Brucin in nahe gleichem Warbenton dunkel
soth, wie das Soniin; Morphinſalze blaßroth. Mit derſelben geſotten
'wtheht Pikrinſaͤure, aber fein Ammonoryb,
N
1206
ber. weißen Nieswurzel (Veratrum alb. Bernk.) angeblid = (4
Haı AOse oder Ca, Hı7 -F AH, + Os: hoͤchſt fchwerlöslich im Wale,
in fehr geringer Denge, ſowohl in Gtaubform als gelöoſt, heftige
Tiefen erregend, mit waflerarmer Schwefelfäure fogleich dunfelpurpurm,
mit mehr gewäflerter, zunächft gelbe, dann rothe und lektlid vie
lette Färbung erleidend, als gelößes Salz durch Blatindlorid aiät
fällbar; 3) Iervin. Wurde 1839 von Simon in der weißen Ric,
wurzel entdedt, ift = Cco Has Ar O5 oder Cco Haz +2 Al +5
und giebt mit anorganifchen Säuren fehwerlösliche Salze — Giits
und widrig Fragenden Geſchmack erzeugend if auch das Mconitin|
(oben S. 1184), das an „Aconitſaͤure“ gebunden in verſchiedenen Ira
der zu den Ranunculaceen gehörigen Gattung Aconitum, gunlis
A. Napellus L., A. Neomontanum etc. vorkommt, meiflens ann
‘phe, feltener koͤrnig⸗kryflalliniſche Mafien bilbet, vom Bafker füme,
fehr leicht von Allohol aufgenommen wird, geruchlos und Kidb
flüffig if. Ebenfalls wibrig Fragenden Geſchmack zeigt and das gleih⸗
falls giftige und geruchlofe und im Waſſer wenig, im Allohel mir
lösliche, ſchwach baftfche, kryſtalliniſch⸗feinblaͤttrig⸗ pulvrige Solanin,
das durch Verdampfen der alkoholigen Loͤſung gewonnen, eine glei
loſe durchſcheinende Maſſe bildet und ven Kartoffelkeimen (aufrecht
ben Kartoffeln, d. f. die Wurzeln von Solanum tuberosum L.)
buch: mit Echwefelfäure angefäuertem Waſſer entzogen, von Win
Säure durch in geringem Ueberſchuß zugefebtes Kalkhydrat —
dann aber ber vollkommen getrockneten erdigen Maſſe durch Emm:
. mit Alkohol entnommen und alſo geloͤſt fiedend heiß durchgeſeihet Verl |
Erkalten zur Ausfcheivung gebracht wird. e) Ohne eine beſenen
Gruppe zu bilden fehließt fi ber vorhergehenden an: bad ſa⸗⸗
bafiſche, der Wurzel der zur Familie der Rubiaceen gehörigen Ipecs
cuanha (Cephaölis Ipecacuanha Wild.) entſtammende, darin vi
aber aus Heinen Schüppchen befteht, iſt Azot⸗frei, ſchmelzbar, im Belt
ſchwerldelich, Löslicher in Alkohol und geruchlos. Hoͤchſt bitter, nit
ſchmelzbar, jedoch fchon in 25 Theilen flebenden Waflers und in wenig
lönliih if das Pikrotoxin — nah Regnault, im Mittel aus zwei
procentifch aus Ogg,3a, Hs,7c; und O33,.395 beſtehend, mithin auch Fein un
enthaltend — das ven giftigen Beftandihell be innern Kerns ber (von Meilt
spermum Cocculus L. entwidelten) Kodelslörner bildet, bie |
zerſtampft, durch Prefien vom meiſten Fettol befzelet es an fletenken
entlaflen. Wird biefer bann von ber Auszugsflüffigleit abdeſtillirt, uub bed
von zurückgebllebene Extract in ſchwach angefäuertem fledendem Waſſer
fo kryſtalliſirt es daraus, erkaltend, im farbloſen bünnen und kurzes vru⸗⸗
Die Schanlen derſelben Körner enthalten einen zweiten baſiſchen ne
*%) Au das zuvor erwähnte Anthiarin Bilder ein kryſtalliniſchet Pahe, i
nicht Bittere und flärker baſiſche, ebenfalls kryſtalliſrbare Menefpermis,
glei dem Pikrotoxin, von Pelletier und Couerbe zuerft dargeſtellt
Beide fcheinen, volllommen zein dargeftellt, nicht Alkalode, ſondern gitel
dule zu ſeyn. Im Solan. Dulcamara ZI kommt amorphes Solaris
1807
Belletier enidedte, außerbem auch in jener der fog. weißen Brafls
lianiſchen oder Spaniſchen Brechwurzel (Richardsonia scabra ober
R. brasiliensis Pirey; ebenfall6 zu den Rubiareen gehörig) vorkom⸗
mende Emetin, das ſchon in fehr Kleinen Gaben Brechen erregt, ſehr
leichtflüſſig, im Alkohol leicht: in Wafler fchwerslöslich if, wenig
bitter ſchmeckt und hinreichend gereinigt ein weißes geruchlofes Pulver
darſtellt. Seine Löfung grünt das Lackmuspapier. Ueber einige, wie
es Scheint, fich hier anreihende, aber noch genauere Unterfuchungen hei⸗
ſchende Alkaloive und Alkalordule (3. B. über das Baincas@metin,
Biolin und Grillitin), f. m. Grundz. I. 868 und 648, 851.
4) Einhoniide. Bis jeht nur, wie man annimmt, in den Achten
Chinarinden vorgefunden, theils in Verbindung mit Chinag er b⸗
fäuren (oben ©. 1183), theile mit Ehinafäure (fra.a.D.). Seit
die erſten Chinarinden nad) Europa gebracht wurben (im Jahr 1849),
ober vielmehr: feit Talbot die europäifchen Aerzte auf ihre arzneiliche
Wirkſamkeit (im Jahre 1680) aufmerkſam machte, find nach umd nach
eine fehr ‚große Anzahl von Chinariude⸗Sorten von Amerika herüber,
und dadurch zur näheren Inneren Kenntniß ihrer heilfräftigen. Stoffe
gebracht worden, ale aber verdanken ihre Heilfräfte hauptſaͤchlich nur
ihren, der Anzahl nach wenigen Alkaloſden; nämlich faft nur dem
Chinin und Cinchonin, die fi Hinfichtlich Ihrer Zuſammenſetzung
nur durch ein Verhältnißgewicht O unterfcheiden, dad im Ehinin mehr
zugegen IR, als in Cinchonin, bis jegt aber weder in einander ver⸗
wandelt noch bis zu ihren Radical (einem Hybrocarbonammon?) des⸗
orybirt zu werden vermochten. Die in Südamerika yon 200 fühlicher
bis zu 110 nörblicher geographifcher Breite wohnenden zahlreichen
Arten ber Battung Cinchona, von benen einige und zwanzig fog.
Chinarinden⸗Hauptſorten In den Handel gebracht werben, feinen alle
‚in, ihren Rinden jene Alkaloide, wiewohl in fehr verſchiedenen Mens
genverhältnifien zu enthalten; ob jedoch die fog. falſchen Ehinarinden,
be von wenigflens anderthalb mal fo vielen, zum Theil fehr verſchie⸗
denen Gattungen angehörigen Pflanzenarten herrühren, fämmtlich und
gänzlich frei von Ehina-Ailaloiven find, if noch umentichieden. Beide
genannte Alkaloide werden gemeinhin ben 'gepulverten Chinarinden ent⸗
zogen durch Auskochen mit HChshaltigem Waſſer, Durchſeihung des
Auszugs, Ausfällung mit überfchäffigen Ca0HO, Auspreflung, Trock⸗
nung und Auskochung des hiedurch gewonnenen Nieberihlags mit Al⸗
tohol, Durchſeihung des alfoholigen Auszugs, Neutraliſtrung bes
durchgelaufenen Flüffigen mit verdünnter Schwefelfäure und Entfernung
bes Alkohols durch Deftillation, Erkaltend entläßt dann ber flüffige
Rückſtand kryſtalliniſches Chinin⸗Sulphat, während Cinchonin⸗Sulphat
der Mutterlauge verbleibt. Beide Salze werden durch Thierkohle
gereinigt, und, will man deren Salzgründer iſoliren, durch Ammoniak
ausgefaͤllt. 1) Chinin = Cao Hız AOↄ oder C2o Bs + AHA + On:
1208
weißes, erbiges Pulver, das in Alkohol fehr, tm AUether ziemlid,
im Wafler ſchwer löslich (200 fiedenden Waſſers fordernd), aus
den Löfungen ſchwierig Fryfallifirt, dann in Heinen, weißen, feiden
glänzenden nateligen Prismen anſchießt, bie bei 1200C..= MIR
farblos harzartig ſchmelzen und mit Säuren meiftens leicht Irpfalls
firten, das Chinin an (nicht widriger) Bitterkeit übertreffenden Gala
anfchließen, die außer Platinchlorid und Berbfäuren auch durch Oral
fäure, hingegen nicht von Weinfäure gefällt werben, während leptere
Säure das Cinchonin ſogleich trübend nieberfhlägt, *) Das
fhwefelfaure Chinin Tryftallifirt ale bafifhes Salz in chf
furzen als zarten Kryſtallnadeln, bie, angehäuft, eim leichtes, weißt
Ioderes Pulver darſtellen, das fih in Waſſer fehr ſchwer, Hingegen
leichter in SOz-haltigem und dann mit blaͤulicher Schillerfarbe die
durch darauf zugefeßtes Ch und folgendes Ammoniak in grün übergeht
und dann ſich bräunt, Töft, erhitzt, elektzopofitiv leuchtend (auf bein
Bulvern wird es ſtark eleftrifch), wie Wachs ſchmilzt, dabei 11!
oder 12 Berhältnißgewichte Wafler verliert, dann aber fich roͤthet un
endlich, ver der Serflörung gefättigt, roth erfcheinend, Hinfichtlid der
Roͤthe jener Ahnlich, welche Salicin und vie Naphthalin bei ver Huf
"nahme waſſerarmer SOz darbieten. Kryſtalliniſch beficht es aus 2 Ver
hältnißgewicht Chinin + 1 Echwefehjänre + 16 Wafler; procentiid
aus 74,6 Chinin, 9,1 Schwefelfäure und 16,3 Waſſer; feine wältig
Löfung ballt (coagulirt) die des Salepſchleim. Berfept man, Bageni
zufolge, 1 Bewichtstheil defielben mit 56 Wafler, 3 Kochſalz u
waſſerleeren Weingeift, fo entfleht durch Wechſelzerſetzung Matronfeiphet
und Hydrochlorfaures Chinin, das aus der ˖ von erflerem geſchie⸗
denen Blüffigfeit in Nadeln kryſtallifſirt, während daſſelbe Salz am
Meingeift-freiem Waſſer in Heinen Linfen TryRallifirt. Ueberſeht man
das baſiſche Chininſulphat mit etwas Schwefelfäure, fo ſchießt es m
groͤßeren, leichtloͤslicheren, ſauer gegenwirkenden, verwitterungsfähigen,
ſtoͤchiometriſch⸗ neutralen (aus gleichen Verhaͤltnißgewichten Chinin und
SO3 beſtehenden) Kryftallen an. Mit der Chinafäure künſtlich ver
bunden, bildet es, aus GChinafäureshaltigem Wafler Eryfallikt,
Nadeln, die, abgefehen vom Wafler-Behalt, procentifch ans 66 Chiru
*) Bas an das Verhalten des Natron und Kali zur WBeinfäure erinnert; beun mil
ven KO bilbet T fofort kryſtalliniſch pulvrig fih ausfcheidendes fog. RafiBitan
trat (Weinſtein; vergl, oben S. 1136 Anm.), mit NaO Leldptlöstich bleibendei
Salz. Cine Ähnliche Verſchiedenheit zeigen au Morphin und Marcotisi
erftereö wird, wenn es an 'T gebunden war, von AltalisBicarbonaten nit ge
fällt, wohl aber weinfaures Narcotin fogleih. Auch Brucin wirb unter die
lien Beringungen nicht gefällt, wohl aber Strychnin mehe ober wenige
kryſtalliniſch und ans gefättigten Loſungen ſogleich Löfungen ver Beratrinfaljt
werden nur von NatronsBiecarbonat, nigt von KO + 2 COz geirält,
. was umter andern au Natron und Kalt untericheiden läßt,
1209,
+ 34 Chinaſaͤure zufammengefegt find; 10 kryſtalliſirt Chinin⸗Chinat
eniforechen nahe 7,3 Chinin « Sulphat. Erſteres iſt Jeichtlöslich im
Waſſer, fchwerlösiich im Weingeift, ſchmeckt chinabitter und gruͤnt, obs
gleich vollfommen neutral, veilchenblau. Es bildet außer Kleinen
Nabeln häufig auch warzige Kruften. Neutralifirt man gefättigte alfos
bolige EhininsLöfung mit Balerianfänre, fügt dann von biefer
Gäure noch etwas im Ueberſchuß hinzu, verbünnt darauf das Gemiſch
mit dem Doppelten feines Bolums Wafler, ſchüttelt Alles wohl durch
einander und unterwirft eö nun bei 500 C. 400 R. gelinder Ab⸗
dunſtung, fo Eryflallifire daraus, Bonaparte zufolge, bis auf den
Iehten ‚Tropfen ſehr regelmäßig, mit 4 HO (entſprechend 31/30),)
Chinin-Valerianat, das bei 900C. — 720 R. ſchmilzt, dabei
fein HO verliert und nun eine farbloſe glasähnliche Maſſe darſtellt,
die ſtaäͤrker erhitzt ſich trübt durch Verluſt an Säure und entſprechendem
Ueberſchuß an freiem Chinin. 2) Cinchonin = Cyo Hı2 AO oder
Co Hs + AH4 + 0; weiße erdige Mafle, unlöslih im Wafler und
im Yether, leichtlöslich in (heißem) Alkohol, daraus in glänzenden
Prismen kryſtalliſirend, mit SOg neutralifiet ziemlich anjehnliche perl⸗
mutterglängende Kryftalle bildend, die mehr zufammenziehend bitter
fchmeden, als jene des Ghinin= Sulphat, und erhikt fich nicht roͤthen,
wohl aber bei flärkerer Hide Rauch entwideln, der anfänglich Tabak⸗
ähnlich, dann Banillesartig richt. Gewoͤhnliche Kali⸗Lauge greift das
Cinchonin nicht an *). Eiſenox yd⸗Salze fällen feine Loͤſung grün,
Platiuchlorid fällt aus feinen gelöflen Salzen Niederfchläge, welche
jene des Chinin an Löslichkeit übertreffen. Auch das chinaſaure
Cinchonin laßt ih, wie das chinaſaure Chinin, durch unmittelbare
Berbinbung barftellen; 10 bes erfleren entfprechen 7 Cinchonin⸗Sulphat.
Durch Ammoniak unfälldar ift. das weinfaure Cinchonin, und find
es die mit T verfehten übrigen Cinchonin⸗Salze, hierin dem Stryſch⸗
nin Abnlich. Gegen Sallägerbfäure verhalten beibe Alkalorde fidy
den übrigen Alkaloſden ähnlich, d. h. fie werben dadurch zu Bis
"gallätannaten gefällt; Berbindungen, welde Thierhaut zc. zers
legt, leichter jedoch BaO, CaO, SnCh, PhOA etc. etc. und bie bis
gegen 12000. erhitzt und geſchmolzen werben koͤnnen, ohne babel
Serfepung zu erleiden. Chinin (und befien Salze) wird durch Gall aͤ⸗
gerbfäure noch (weiß) nievergefchlagen, wenn es zu feinem Löfungsmittel
©) Wohl aber gefättigte und lebhafter noch geſchmolzenes Kali⸗Hydrat; ſ. oben
S. 1187. Ueber das DBerhalten des Chinin⸗ und Cinchonin⸗Sulphat
in ter Site, vergl. m. Arch. f. d. ges. Naturl. XX. 418. — Robert
fand Werhielfieber-Rranten gereichtes Chinin⸗Sulphat in beren Harn wieber
vor. Mit KI:Löfung verfeßt entließ dieſer Harz eine braune Maffe, die neben
KJ and hydrojodſaures Chinin enthielt, aus dem Ammoniak das Chinin fällte,
das dann durch Kohle ze. gereinigt und mit SOz wierer zu Chinin⸗Sulphat vers
eint wurde.
1810
fih wie 1 zu 2000 verhält (Gleiches gilt auch vom Narkotin),
Cinchonin, und ebenfo vom Eodein und Morphin, wenn sin
Berhältniß von 1 zu 900 zugegen if. 9% Aus ber China de (u
lsaya, eine Sorte ber Achten Königschinarimbe, ſchieden Gar
ziol und Pelletier 1828 ein von ihnen 1832 genauer befchriehenes
Altaloid, daß fie anfanglid Eusconin **), dann Aricin nanuta,
und das PBelletier zufolge vom Chinin nur durch größeren Orygen⸗
Gehalt (Eau Hı2 AOz) fich zu unterfcheiden [hin Winkler une
fuchte Diefelbe Rinde mit gleichem Erfolge, fand aber fpäter, daß dab
Ariein übereinflimme mit einem alfaloivifchen Stoff, ten Ranziul
in der China de Jaen nachgewieſen, Chinovatin genannt und yır
centifh aus 69,77 C, 6,986 H, 7,37 A nebft 15,90 O zufammengekht
gefunden hatte; es ließ fich nicht kryſtalliniſch darſtellen und gemäfrte
auch Feine kryſtalliſtrbaren Salze, hierin dem Bebirin und Sepirtin,
fowie dem Pereirin, d. i. einem alfaloioifehen Stoffe gleichend, da
vom Npothefer Correa dos Santos zu Rio Janeiro, and m
dort ale Mittel gegen Werhfelfieber belobten PAo Pereira ober uf
Canudo amargosa, d. i. der Rinde eines noch unbekannten, wahr
f(heinlich zu den Apocyneen (zu beren von Endlicher durch Opkle-
kyleae benannten Unterabtheilung) gehörigen Baumes, gezogen aber
als Alkaloiv erft durch Goos (Pfaff’s Mittheilungen V. 53 f)
erkannt wurde. Sn wiefern biefe Amorphen, in ihren areiliden
Wirkungen den China » Salzgründern fi anſchließenden NAilslie
vielleicht überbaftfche Salze zweier befonderen Alfaloive find, ud u
wieweit die flöchiometrifche Formel des ſog. Cinch ovatin (=
Hyz Aa Og oder Caß Hı9g + 2 AH4 + Os) auf deren Zuſammenſezug
anwendbar ift, müflen weitere Verſuche lehren. ®*%) Letzteres, auch us!
— — —— — — — — La ——
— —
®) Der ſolchen Weges entſtandene Brucin⸗Nliederſchlag if in waͤſſtigen Kane
niak leicht auflöslih. — In der Achten Angufturarinde, db. 1. bie Ak
ber Cusparia febrifuga Humb. fanden R> Brandes und Bfaff des
_ altaloiifchen, von ihnen Gusparin genannten Stoff, beffen elementare 3e
fammenfekung noch gu ermitteln fieht; vergl. m. Grundz. I. 868. |
ee) Weil fie es au in ber China de Cusco over Arila-Rinpe verfene
Gruner hatte aus ver China de Carthagena, bereits 1825 ein afafidel
, Alkaloiv geſchieden.
60) Im Jahre 1838 Fünbigte Wiggers ein neues Allaloiv an, das von ihm an
fänglih Giffampelin, fpäter aber bes Wohlklanges wegen Belofin gm
wurde. Es war ber fonft unter ver Benennung Radix pareirae bravat
offieinellen Grietwurzel entzogen und als geflaltlofe, mit Ausnahme der Ge
= Hlorfäure, auch mittel Bindung von Säuren nicht geftaltbare, farbe wu gerade |
Ioje, im Waffer (im kalten wie im ſiedenden) faft unlösliche, dem Aether mb
dem Weingeiſt leicht zugängliche, Ladmusenth ſtark bläuende, au fi au ci:
Salz dem Geſchmack nach Iebhaft an Bitterſüß (Solanum Dulcamarı L)
erinnernde Maffe geſchieden worben, die erhikt in Fluß gerieth, fich unter dw
widelung von: nach verbranntem Vrod riechendem Dampf, aufblähete, entzäe
lich war uns angezündet mit ſtark rußender Slamme brannte, Durch KOBV,
18211 .
einer Jatn-China geſchieden, Iryfallifiet aus Alkohol in farblofen
Prismen, gegenwirkt entfchieben allaliſch und ſchmeckt fehe bitter. Ob
der von Mill in ber Rinde der Cinchona macrocurpa Vahl. vor⸗
gefundene, von ihm Blanguinin genannte allaloldiſche Gtoff (als
überbaftfches Salz des Cinchovatin) hieher gehört? darüber kann eben⸗
falls nue durch weitere Unterfuchungen entſchieden werden. Bleiches
gilt auch von dem Pitoyin, das Beretti aus ciner unter ber Benens
nung Quina pitoya nad Rom gelommenen fraglichen Ehinarinvden-
Sorte 1834 geſchieden hatte; es ſchmeckte wenig bitter, gab aber bittere,
in Bafler, Alkohol und. Aether löslihe Salze, floß, über 10000.
erhigt, und Lieferte Dabei, unter beginnender Zerfehung, kryſtalliniſchen
Eublimat. — Behr. flüchtig iſt auch das hydrochlorſanre Chi⸗
nolein; oben ©. 1187. |
e) Hat man bei der Darſtellung bes Chinin⸗Sulphat alles Kryſtalliſtr⸗
bare gefchieven, fo entläßt bie bittere dunlle Nutter⸗Lauge, durch Zufak
von feuerbekändigen Alkali- Carbonaten, ober auch von Ammoniaf,
unter Beriuft ihrer Bitterkeit einen mehr ober minder bräunlichen,
mitunter auch nur gelblich-weißen Niederſchlag, der mit Wafler aus⸗
gewafchen und mäßig erwärmt harzartig klebend zufammenfinkt, ſich
aber gegen Säuren vollfländig verhält, wie ein Alkaloid. Sertür⸗
ner, dieſes Berhalten beachtend, nannte es Chinoldin, hielt es für
das — in arzneilicher Hinſicht wirkfanfte EChina-Alfalorv, fand jeboch,
was au Delondre und Henry, fo wie Geiger wahmahnen,
daß demfelben Feine Antheile kryſtallifirbaren Chinin's (und Cincho⸗
nin's) entzogen werden koͤnnen; Sertürner in ben Ann. d. Pharm.
XXIX. 229. Winkler behandelte das rohe Khinoĩdis, um es durch
waſſerarme Schwefelſaͤure von verkohlbaren Stoffen zu befreien mit
dieſer Säure (aͤhnlich, wie man Indigblau, Krapproth, Cochenille⸗
roth 2c. yon fremdartigen gleichen Weges verkohlbaren Stoffen’ zu ſon⸗
dern vermag; oben ©. 1024, 1142 1c.), und erhielt ein Alkalold⸗
Sulphat, Das vom Chinin⸗Eulphat ſich nur durch @efaltlofigkeit
verſchieden zeigte, während das von der Säure getrennte Alfaloid ſelbſt
ebenfalls eine geftaltlofe, Harz⸗ ober Gummiaͤhnliche Maſſe darſtellte.
Liebig, der Sertürnerfihen zc. Beobachtungen gebenfend, Hoffte in
dem Chinoſdin einen Stoff zu erhalten, ver ihn in ben Stand ſetze, zur
Darkellung des Chinolern das fehr theure Chinin entbehren zu
konnen *), fand feine Vermuthung vollkommen beflätigt und zugleich
AH3 HO um AH,OCO,, Natronsphat (wahrſcheinlich das alkaliſch gegenwir-
teme == 2 Na0 -> HOPO; + 24 HO zufanımengefehte) fo wie durch Gerb⸗
ſaure und Zinnchlorür wurde es and ben Röfungen feiner Salze weiß gefällt,
durch Platinchloriv gelblich weiß, durch Golbchlorid, unter theilweifer metallifcher
Herſtellung des Golves und Violettfärbung ber überſtehenden Slüffigtelt, ſchmutzig
geld. Vergl. Ann. a. a. O. XXVII. 29 und XXXIII. 81 ff.
&in Pfund Chinin⸗Sulphat koſtet, Liebig zufoige 86 fl.; 18 ſaurefreies
1218
auch, mittelſt Elementar⸗Analyſe gehörig gereinigten Ghinolein’s, daß
ed dem Ehinin, in Abfiht auf Iufammenfeßung vollkommen gleich
und von bemfelben nur durch feinen Amorphismus verſchieden fey, eine
Vebereinftimmung, die ſich in arzueilicher Hinficht Seitens der Ber
Iiner Nerzte Natorp und Schilling auch ſchon vollftändig befätigt
fond; Ann. LVIII. 348 ff. Don Chinin oder Cinchonin fand 2, im
käuflichen Chnoidin nur Spuren. Aether Löfte dieſes, mehr
oder weniger braune oder ſchwarzbraune Ehincioin bie auf einen höhk
unbebeutenden ſchwarzbraunen Rückſtand; vom Aether durch Erhiken
befreiet, Hinterblieb es ohne irgend eine wefentliche Beränderung cr
litten zu Gaben. . Weingeift nahm Halb fo viel in ſich auf, als er
felder wog, heißes Waſſer Iäfte hingegen nur eine Fleine Menge,
die jedoch hinreichte demfelben flarken und reinbitteren Geſchmack zu
erteilen; vom Falten Wafler wurde es nicht gelöfl. Verſetzte man die
geiſtige Löfung mit Wafler, fo ſchlug das Chinoſdin fich in Form har:
ähnlicher Flocken nieder, die Säuren vollfändig meutralifirten; Sohle
faure Altalien und ebenfo Ammoniak fällten es wiederum ans bien
durch Säuren bewirkten neutralen Auflöfungen, bie auch durch Gerb⸗
ſaͤure fällend zerfept wurde. Platinchlorid ſchlug aus hydrochlorſauren
Chinoldin platinchloridſaures Hydrochlorchinin mit gelber Farbe nice.
Liebig a. a. O.
H In der im Handel unter der Benennung China nova s. surinames-
sis befannten falfchen Ghinarinde fanden Belletier und Caventor
vor. längerer Seit eine eigenthümliche, von ihnen Ehinovafänte
genannte Säure, die von Winkler in berfelben Rinde als eigenthän
licher nicht ſaurer Stoff nachgewiefen, als ein fog. inbifferenter bezeichnet
und feiner Bikterfeit wegen: Chino vabditter genannt wurde. Js
Möhler’s Laboratorium wurde fpäterhin biefer, größtenteils vn
Winkler felbR zu dieſem Zwecke bargeftellte Bilunngsthefl. geprüft
und durch Schnedermann ber Blementaranalyfe unterworfen, wer
aus ſich dann ergab (was Winfler feinen Berfuchen zufolge gege
Buchner db. 3. nachgewwiefen und Peterſen beftätigt hatte): baf
diefes fog. Bitter mit dem Smilacin*) keinesweges übereinfimmt,
baß es fich aber als eine (ſchwache) Säure verhalte, die ſtochiometriſh
= Ü3g Ho9 O9 + HO if. Sie ſtellt eine Bummi-äßnelnde, zerrieben
blendend weiße, pulvrige, bei gelindee Wärme in Alkohol und ebeaf
Chinoldin dagegen nur 12 fl. — Au ber Sohn bet Berfaffers viefes Sb,
außübenver Arzt zu Erlangen, bat, auf Gertärner's Mitigellungen Gin, wi
Chinoldin feit vier Jahren mit glücklichem Erfolge bei MWechſelſtebern verwen.
®) on Solchi in dee Sarfaparilie (Wurzel verſchiedener Arten ver zu a
Atparagineen gehörigen Gattung Smilax; insbefondere vem S. Saasaparilia L,
S. syphilitica Humb.) entredt, aus ver Ballotta ein zweites aungeblidel
Alkaloid, das (als ſolchet nicht befätigte) Bariglin geſchlieven Haben welt:
m. Grundz. I. 859,
1813
in Aether leicht lösliche, durchaus ungeftaltbare, daher fein Kıyflalls
waffer enthaltende Mafle dar, bie in Buchner's Verſuchen ihre Kry⸗
Rallifiebarkeit mutgmaaßlich einem noch zu beflimmenden, mit ihr vers
bundenen Altalciv verdankt. *) Diefelben zuvor erwähnten franzöflfchen
Chemiker glaubten vor mehreren Jahren durch trockne Deftillation der
Ghinafäure (Acidum Kinicum, baher Ki) =C HB; 05 + H0,
eine eigenthämliche Rächtige Saͤure, „DBrenzeginafäure” genannt, erhal⸗
ten zu haben. Hat man nämlich aus dem in wäffrigem Auszuge ber
Chinarinden ben, neben ben chinaſauren Chinaalkalorden darin vor⸗
kommenden chinaſauren Kalk durch Alkohol gefällt, durch Umbryſtalli⸗
ſtren gereinigt, durch Schwefelſaͤure zerſetzt und bie von ber letzteren
ausgetriebene, im Waſſer gelöfte Chinafäure (in ſchiefen chombifchen
Saͤulen) berausfryftallifirt, fo entläßt fie — an ſich geruchlos — ſtark
fauer fehmedend, im Waſſer leichtlöslich, auch dem Alkohol zugänglich,
Lackmus rötend, bei 1530 0. — 12204 R. fehmelzend und ihren
Waſſer⸗ Behalt verlierend — indem fie bei 28000. — 2240R. ſich
braͤunet und ber Zerftörung zu unterliegen beginnt, wie verbrennende
Meinfäure riechenden Dunft, ber verdichtet zum Theil prismatiich kry⸗
ſtalliſirt, diefem Theile nach jeme fog. Breuzchinaſäure (mehr ober
weniger erneuernd) darſtellet. Fährt man zu erhißen fort, fo ſchmel⸗
zen biefe blaßgelben durchfichtigen Prismen und fließen in Form öliger
Streifen in die Borlage Hinab, dort zur ımburchfichtigen, Törnigen,
leichtfiüffigen Maſſe erflarrend. Zurück bleibt ein braunfchwarzer, in
Folge Heftigen Sich⸗Blähens die Beendigung der Deflillation nicht
geflattender Rückſtand. Das Deftillat befleht, außer einer noch näher
zu beftimmenden Theersartigen Mafle, aus Bz, Garbolfäure (S. 1035
Anm.), Galicylihtfäure, Benzol und einem farblofern von Wöhler
buch Hydrochinon bezeichneten, kryſtalliniſchen, in langen ſechs⸗
feitigen Prismen mit fchlefangefepter Endflaͤche anfchießenden Erzeugniß.
E86 bezieht fi dieſe Benennung auf jene eines anderen, hieher gehörigen
Erzeugnifies, das Woskrefensky vor 8 Fahren erhielt, als er chinaſaure
Salze in gelinder Hige verbrannte, ba dann, neben Waſſerdaͤmpfen
und Formylſaͤure ein Anflug von goldgelben Nadeln ſich zeigte, der
jedoch in größerer: Menge erfchien, als W. irgend ein dergleihen Salz
(3. B. Hinafauren Kalk) mit dem Vierfachen feines Gewichtes MnOz
mengte, da6 Bemenge mit waflerarmer SOz burchnäßte, die zuvor mit
der Hälfte Waſſer verdünnt worben und bann fehr mäßig erhißte
. (größerer Säure-Zufag , macht die Maſſe leicht überfleigen); es blähet
das Gemiſch fih auf und es gehen vide Dimſte Aber, bie an den
Bänden der abgekühlten Borlage feinen Nadeln der befchriebenen Art
*) Aunch vie Säure der franzäfliegen Chemiker fcheint nicht frei von frember Bei⸗
miſchung gewefen zu feyn; wenigftens If e8 auffallend, daß fie nicht der Bitter⸗
keit ner Saͤure gebenken.
1814
fi abſetzen. Durch Prefien zwiſchen Papier entfeuchtet und wiberholi
ſublimirt ſtellen ſte dar das von Wöhler nicht Chinoyl, ſondern (weil
die Endigung yl ein organiſches Radical zu bezeichnen pflegt) Chinon
(Cn) genannte, gereinigte Erzeugniß, das in kaliem Waſſer ſchwer⸗
in Alkohol und Aether leichter löslich iſt, auf gelöſte Pflanzenfarben
nicht gegenwirkt, neutrale Löfungen von AgO- PbO: und Cuod⸗-Ajotat
nicht trübt, Durch SOz verfohlt, mit trocknem Ch zur blaßgelben flüch
tigen, in Wafler kaum löslichen Verbindung fich vereint, bie von A:
moniafgas berührt ſmaragdgrüne Kryſtalle bildet, und bie, Wöhler
zufolge, ſtoͤchiometriſch aus C2s Hg Og zufammengefeht zunächk durch
Abänderung ihres H, dann aber auch durch Zutritt von einfachen
Galzzeugern (Ch oder S, und vorzüglich auch durch ben von H) vor
einander fehr abweichende, zum Theil ſehr auffallende Beſchaſſenheiten
und Gigenfchaften barbietet. Berbindungen ber leßteren Art find das
grüne und das farblofe Hydrochinon = Cn-+2H und Cn-+4H,
von denen das erftere von Wöhler erhalten wurde, als er dem farbloſen
H entz0g; wie denn Beimiſchung von gelöflem Eiſenchlorid zur Löfung det
Hydrochinon (Chinonhydrid), und ebenfo die von Azotfäure ober von
gelöftem AgOAO;, gelöflem KOC7 Oz .:c. fofort die Eutſtehung von gr
nem Hydrochinon (Chinonhydrür) zur Folge Hat; in letzteren Fällen
wird dabei metallifches Ag, ober flatt befien grünes Cro Os ansges
fhieden. Ebenſo erfolgt aber auch feine Darftellung, wenn gaſiges
Ch in. die farblofe Löfung geleitet; ja ſelbſt wenn atmofphärifches 0,
mittelft Platinſchwamm oder Thierfohle, die man mit ber Löfung ber
feuchtet hatte, an berfelben verdichtet wird; W. in den Ann. d. Ghem.
u. Pharm. LI. 145 fj. Mittelit Eifenchlorid erfolgt zunaͤchſt fhwärz
liche Röthung ber farblofen Chinonhydrip-Löfung, wenige Augenblide
darauf aber prachtvolle Grünung der Flüffigfeit, bewirkt durch grüs-
metallifchglängende Krykallnadeln, deren Tarbglanz lebhaft au jenen
des Murexyd (S. 974) erinnert, es jeboch darin noch übertrifft zub
jenem Goldgrün zunächft vergleichbar erfcheint, welches die Santharden,
Goldkaͤfer, Eolibrifebern ıc. Darbieten. Die faſt augenblidliche Bilbang
biefer Radeln gewährt eines der prachtvollfien Kryſtalliſations⸗Phäno⸗
mene; denn felbft bei fehr kleinen Mengen erreichen bie werbenben Kry
ftalle Liniensfänge, und leicht iſt es, fle von Zoll⸗Laͤnge zu erhalten.
Kaltes Waſſer Iöh fie mit grüner, Alkohol mit rother Farbe; ans
legterer Löfung fehießen die Nadeln wieber grünglänzend an. Unmittel
bar entfleht es durch Vermiſchung einer Ehinon-Löfung mit farb
Iofem Ehinonhybrid, und ähnlich wirkt auch Allorantin (a. a. O.).
indem es hiedurch in Alloran übergeht. Für fi, over mit Wahr
erwärnt, zerfällt es in Chinonhydrid und Chinon. Berfegt man bes
letzteren gefättigte Auflöfung in Kormylfäure auf einmal mit fo viel
Schweflichtfäure, daß noch etwas Chinon unverändert bleibt, fo exfolgt
ebenfalls fofort Bildung von grünem Chinonhybrär, weiterer Zufap vn
1215
80, führt zur Umbildung in furblofes Hydrid. In beiden. Fällen tritt
ein: Orydation der 30% zu SOz; ohne Zweifel auf Koſten des O zers
legten Waſſers, deſſen H mit dem Ehinon befien Hydrür zuſammen⸗
fehte. Zinnchlorür vermag die SO, hiebei zu vertreten. Hinfichtlich
der übrigen Chinon > Verbindungen — des Chinon⸗Hydrochloruͤr (Cn
He Chæ) Ghinon⸗Hybrochlorũr⸗Chlorid (Cn Hy Chy-F Cha), des braus
nen Sulfo⸗Hydrochinon (Can Hi, O7 84), des gelben (Co Hız
O7 Ss), des braunen Ehlorfulfos&hinon (Cn Hg Og Sa Ch) und
des orangen Chlorſulfo⸗Chinondehyd (Cn H6 03 S, Ch; vergl.
Wöhler a. a. O.
8) Die bekannteſten der Alkalotdule find größeren Theils ſchon im
Borhergebenden befchrieben worden. Folgendes möge dieſen Befchreis
bungen zur Ergänzung dienen: 1) Narcotin; f. oben ©. 1197
bildet mit HCh eine falzartige Berbindung, die durch Erhigen ihre
Gäure niit entläßt, während efflgfaures Narcotin erhitzt feine A gänz«
lich verliert. Rochleder und Wertheim zufolge (Ann. d. Chem.
u. Pharm. LIV. 254) if das Narcotin das Neutralfalz eines eigens
thũmlichen Salzgründers und einer Azotfreien Säure (das Piperin
das Neutsalfalz des Anilin oben ©. 1032 und einer Azothaltigen Eäure) ;
m. Grundz. 1.8680; 2) Muscarin, im fog. Bliegenfhwamm (Agari-
cus muscarius ZL.) roth, in Aether unlöslich, in Weingeift und Waſſer
löslich (betäubend, liegen und Wangen töntend; bedarf, wie das wibrig
riechende ſcharfe, Brechenerregende, weiße Amanitin ber Amanita
verna Pers. und das Agaricin, das Hauptantheil hat an der großen
Schärfe des Milchtäubling (Agaric. lactifluus L.) und des gelben
Miitäubling (A. torminon. Schaef), der oft mit dem Reizfer
(A. deliciosus) verwechfelt wird, weiterer chemiſcher Prüfung. Beide
legtere allaloidulifche Stoffe find in Weingeift Leichtlöslich, dem Wafier
fegwäriger zuganglidh; *) 3) Mudar in aus Wurzelvinde der Calotroj)is
%
*) Bägrennd man früher ans Shwämmen, mittelft Kalistauge bei Giehhike,
fog. Shwammfeife darſtellte (zumal aus BirnbaumSchwänmen) und babel
lebhafte Ammonta-Entwidelung bemerkte, dann auch große Aehnlichkeit im Ver⸗
halten faulender Schwämme und faulenber thierlicher Gebilde wahrnahm, fanben
Schloßberger uns Doepping neuerlich beftätigt, worauf bie Bereltung eiries
berauſchend⸗betäubenden Getränfes (ber Kalmücken und verwandter aflatiidıer
Böllerfchaften) aus dem Sliegenſchwamm Hinbeutete: daß, wähsend friſche
Schwanmme, gleich allen friſchen nicht grünen Pflanzentheilen, große Mengen COg=
Gas anshaudhen (dat muthmaaßlich zu Stande kommt, indem atmoſphäriſchet
O⸗Gas eine flüdtige C, Hs und O⸗haltige Verbindung ihres H beraubt und fcı
O gegen C bis zur COgsBilsung anhäufen macht), und daß wenn engmündig
offene Gefäße mit bergleihen Schwaͤmmen mehrere Tage hindurch ber Luftbe⸗
rübrung überlaffen bleiben, fie lieblichen Geruch, ähnlich jenem bes gährenben:
Weinmoſtes verbreiten, zugleich aber auch Weingeit fammt COg entwideln,
mithhin In MWeingäbrung begriifen find. Es beleben nämlich Schwämme und
Bilge, abgefehen von wenigſtens 86 bis 87, meiftens über 90 Procent Waffe e-
unp jenen wenigen, ben Gigengerug her Schwaͤmme sc. barbietenden ©, H und
..— — — — ——
1216
. Mudarii, angeblich dem Emetin aͤhnlich; m. Grundz. I: 733; 4) Zan
thopifrit; von Xanthoxylum Clava Herculis; m. Grundz. L 651;
wahrſcheinlich auch O zu Elementar⸗ dtheilen beſigenden flüchtigen Theilen
ihren feſten Theilen nad aus Hydrocarbon⸗Oxyden, darunter: Trauben
zuder und Mannit (©. 916 m. 921), Pflanzenfchleim, Amylon, Sauls x.
(8. 916 ff. 936 ff.) als lösliche und Zellſtoff oder Celluloſe (oben ©. 1102)
nebfl, in ihnen meiftens nur fpurenweife vorkommendem Holzſtoff ober Ligsis
(S. 917 ff. u. a. a. O.) als umnlösliche Bildungsiheile, und aus Hydrocar⸗
bonazotorgben, bie man ſonſt als nur einen Bildungẽtheil darficken
betrachtete und Fungin nannte, vie aber fehr wahrſcheinlich minbeftens cu
zweierlei vergleichen (Proteins und Leimsartigen) Bilpungstheilen zufanımengefeht
erfcheinen und fo im obigen Balle ala Weingäbrungs- Erreger fi anregen um
hemifche Polarifirung hervorrufend wirffam bezeugen. Was man fon Ang
nannte, wurbe baburch erhalten, daß man bie frifchen, ausgepreften Schwinme
na einanver mit Wafier, Alkohol, vergünnten Alkali⸗ und vergleichen Cine
Loſungen auszog; es zeigte fih aber, daß ver hiebei verbliebene Rückſtaud (tel
Skelett des Schwammes) noch weiter zu vereinfachen ſey, wenn max ihe
zunaͤchſt, mit ſtarker Kalis over mäßig flarker NatronsLauge, banı aber mil
ſtarker wäflriger Hydrochlorſäure erichöpfe, da dann ein Zellfioff zurückblich, ver
entweber gar nicht won Holzftoff bevedt war und biefen Falles von flärffier Ins
fäure nicht angegriffen wurde, ober doch nur Spuren berfelben erhielt, um folden
Balles durch Behantlung mit letztgenannter, Lignin unter Zerftörung auflöfene
Säure von bemfelben befreiet und hierauf durch Abwaſchen ıc. gereinigt werden
Konnte, Vollſtaͤndig chemiſch iſolirt ſtellt dann die Gellulofe dar einen Etef,
der, ftöchiometrifih ans Ca4 Haı Ogı zuſammengeſeht ein weißes, weder m
Mafler, noch Alkohol, noch Aether Lösliches, weder von Alkalistaugen noch —
SOz ausgenommen — von ftarfen Säuren chemiſch angreifbares, Pulver, dab
indem es in Dextrin (©. 819, 1095) übergeht, von waſſerarmer Schwefel⸗
fäure waſſerklar und farblos aufgelöft wird, hingegen im nicht chemifch reines
Zuftande, z. 8. als farblofe Baumwolle, die gemeinhin als gänzlich Pigais
feeie Ceſluloſe erachtet wird, bei der Cinwirkung der Schwefelſäure umfiumenke
Aenderung feiner Grundſtoffverbindung, ober Umfegung feiner verbundenen Gear
ſtoffe in Amylon erleidet — wenigftens durch Jod gebfäuet wir; — U mad
man Baumwolle mit Waſſer feuchtet und dann mit einem Gemif ans 2 Bi
trioloͤl und 1 Waffer näßt; es tritt Erhizung ein und bamit Bildung von Gtärk;
denn gießt man vie Säure fofort ab, und bringt dann Ioblöfung zur auncd
feuchten Baummolle, fo tritt die Bläuung ein. Tebrigens zeigten Sartwiqh
und Schleiden, daß das Holz ver Bäume ſchon fertiges Anıylon (oben
a. a. O.) enthält, vor ber Baumwolle iſt vergleichen jedoch bis jegt nicht maß
gewiefen worden. Wie fi Baumwolle, fo wie Sagmehl ıe. mit wafleramur
Schwefelſaͤure in der Kälte verhält, f. oben S. 917 u. ff. Anm. Das in w
vor bemerkter Meife gewonnene Sungin flellt übrigens tar eine trocken⸗ fairig
fpröpe, feucht weiche, gelblich weiße, fad ſchmeckende, gefeuchtet, längere Zeit ver
Luft ausgefeht eriweichenne und in ſtinkende Faulniß üblrgehende, wngefaalt
weber in Waſſer, noch in Alkohol, noch in Weiher Iösliche, Fett⸗ ober Aether
Oelen unzugänglihe Mafle, vie von ſtedender Hydrochlorſäure gallertartig axfı
gelöft und von ſtarken Allali⸗Laugen ebenfalls auflöfend aufgenommen uuk mehe
ober weniger veränbert in erflerem Balle durch ‚Säuren, im Ichteren Durch Allee
len wieder ausgefällt wird. Feucht einer Gallägerbfäurestöfung zur Berübeung
bargeboten, wirkte e8 nach Art ver Thierhaut, d. 5. ſchlug vie Berbiänre au
ſich wieder; oben S. 1209. Uebrigens glauben Schloßberger und Doer⸗
ping (Aun. d. Chem. u. Pharm. LII. 106 fi.) mit Wollaſton U
— —
1217
5) Sathartin und Eytifin von Rhamnus cathartic. und Cytisus
Laburnum L.; a. a. O. 733; 6) Bolygalin, von Folchi aus der
annehmen zu kürfen, daß vie Schwänme ven Boden fehr ausfaugen. W. bielt
fig nämlich für berechtigt zu folgern, daß die fog. Hexenringe (m. Gob. b.
Meteorologie II. 2te Abth. S. 495) dadurch entfliehen, ba Schwämme, im Um⸗
Ereife des einzelnen Schwammes auf Srasgrund fich verbreitend, ben Boden feine
Azottraͤger rauben uns ihn fo für Bras- ıc. Fortkommen und Wuchs untanglich
und baher große, runde Erassleere Stellen hervorgehen machen, deren Raͤnder üppig
grünen, weil bie Schwämme bort, vermobernd, den Boden verhäftlich ſtark düngen.
Bie fie dazu kommen, hier plößlih ihre Entwidelnnge- und Berbreitungs:
Bethätigung zu hemmen und abzubrechen, wird aus obiger Annahme nicht Klar,
umd daß fie ihren Azot⸗Gehalt (ſey dieſer urfprünglich als Ammonoxyd⸗Salz, ober
als Azotſäure-Verbindung zugegen) bem Boten entziehen und nicht lediglich ber
Luft entnehmen, fleht noch zu erweiſen. Erwägt man, daß berbfllicher Weile
nicht felten fanvigften Boren zur Wurzelumgebung befigende Nadelholzbäume
zablreihe Diengen von zum Theil fehr großen Schwänmen varbieten, vie ihren
Azotgehalt ſchon darum faſt nur aus der Luft überfommen können, weil Wald»
boden ver Art in Bolge des Streurehens fo gut wie gar feinen Dünger
zurück behält, ja vielmehr, wie es den Anfchein Hat, Sauptfüchlich nur denen
unter den Schnee abflerbenden Schwämmen feine fümmerliche Düngung verbantt,
fo trängen ſich gerechte Zweifel gegen jene Bolgerung auf. Auch ſpricht es nicht
für Wollafon’s Meinung, daß Herenringe auf Wieſen häufig plößlich ent-
fliehen, und daher auch plößlich eintretenve Urfachen haben müffen; vergl. a. a. O.
Beachtenswerth if auch bie von ©. und D. hervorgehobene Thatfache, daß bie
Schmarotzer⸗ Shwänmme vermoderten Gicdenholzes, das, als foldhes,
kaum Epuren phosphorfauren Kalle enthält (während na älteren Angaben, vie
Ajche gefunden Cichenholzet verhältlich viel Na0SOz darbieten fol). verbrannt
merklich viel photphorſauren Kalk gewähren, was, wie S. und D. bemerfen,
baran erinnert, daß Acpfelbaum- Miftel (S. 1167) In feiner Aſche verhältlich
viel dieſes Salzes Hinterläßt, wogegen in Apfelbaumholz Yavon, Freſenius
zufolge, nur wenig vorkommt. — Daß ih Schwaͤmme, Haben fie volLfä ne
Dig getödtet worden, zum Düngen eigenen, war fchon fräher nicht unbefannt”
Die Schwammſ eife, am beiten bereitet durch Behandlung ver Birnbaum-
ſchwaͤmme mit Kali⸗Lauge, und mehr no vie Darſtelling der Blut-Lauge
aus mit Kali⸗Carbonat vermengten Shwämmen (Pilzen ıc.), verbunben mit
ver Darfiellung von Ammoncarbonat durch teodne Defillation ver Schwaͤmme
fegten ſchon im vorigen Jahrhundert den verhäftlic beträchtlichen Azotgehalt der⸗
felben außer Zweifel, der dann auch fpäterhin, um Anfange des laufenden Sabre
Hunterts, als man fich überzeugte, daß Erfah der Nerven- und Muskelkraft ver
Menfigen hauptfählih vom Genuß Azot⸗haltiger Nahrungsmittel bevingt werde,
un» fi erinnerte, daß Genuß ver efbaren Schwämme in vieler Hinficht Aus⸗
gezeichnetes Leifte, weitere Betätigung erhielt. Daß übrigens mehrere Pilze und
Schwaͤmme auch Ammonoryt:Salze ihres Bobens fihnell aufnehmen, ift kaum
zu bezweifeln, da fle auf Dunghaufen und auf mit viel Thierbünger gemengter
Erve überrafchenn ſchnell fich entwideln (jo SGhampignons auf Sandboden ber
Nabelholzwaldungen, ven man mit viel Pferbevünger verfegt hatte) und ungemein
Appig gedeiben; indeſſen darf auch Hiebei nicht überfehen werben: daß bie foldhen
Boten bedeckende Luft ungemein reich iſt an, mit bergleihen Galzen ges
fegwängertem Dunft. Wie fich bie in lebenden thlerlihen Organismen
erzeugten Pilze binfichtlich ihres Azot-Gehaltes und fonftigen chemiſchen Be:
fRautves verhalten, beagleichen: inwiefern bie Schmarogers Pilze und Schwämme,
pie ihren Trägern entzogenen Säfte aufnehmen und verändern? darüber fehlt e8 »
7
1218
—
Virginiſchen Kreuzblumen⸗Wurzel (aus Polygala rubella Pur.) |
geſchieden; a. a. O.; 7) Nicotianin, neben Nicotin (oben ©. 118,
1186) in den Tabafsblättern; m. Gruudz. I. 655. Im reinen Zußame
unbefannt, im Nicotinshaltigen aus dem Deftillate in weichen Blätden
anfchießend, im Wafler und Weingeift fehr löslich, Zunge und Ehlw |
wie Tabaksrauch reizend, In die Nafe gebracht, heftiges Nieſen ee |
gend, verſchluckt Uebelkeit und Edjwindel erzeugend. BBerbrenut wit Ä
dem Geruche amerifanifcher Tabaksblaͤtter, ſcheint im deutſchen Label,
zumal in Nicotiana rustica L. mit einem anderen Bilvungstpeile |
verbunden zu feyn, ber diefen und ähnlichen getrodneten Blättern a |
wibrigen (fog. Kneller⸗) Geruch ertheilt, jeboch unbefchadet des Ale |
loroul wie des Alkaloib derfelben zerkörbar if. Läßt man Label
rauch durch Kalisfauge flreichen, fo findet fich dieſe mit Brandl
(Brenzöl) Brandharz, Ammoniak, Paraſtin, Carbonfäure, etwas Eier
fäure und merklich viel Butyrinfäure gefchwängert, woraus hervorgeh
daß butyrinſaures Ammonoxyd ein Hauptbeſtandtheil bes Tabak
rauches ift, deſſen eigenchümliche Wirkfamfeit übrigens au wm
Brandl (S. 1184) mehr oder weniger bedingt wird; Zeifenm
Ann. d. Chem. u. Pharm. XLVII. 212 ff.; 8) Baffeein;, ca
©. 1097, 1179 u. 1183; 9) Theobromin;a.d. D.; 10) dar.
ſtoff; vergl. ©. 972-975; hber befien mögliche Eutftchung 108
1137. Echigt man ihn mit dem Drei⸗ bis Vierfachen feines Genie
waflerarmer SOz, fo fängt er bei 1950C. — 1560R. an fd ar
fegen und zerfällt bei 2000C. — 1600R., indem er (— C,H, Ah)
2HO aufnimmt, in 2 C(Oa-Gas und 2 AHz3 OSOz, *) die zurüdbleibe,
Ragéky (Ann. d. Chem. u. Pharm. LVI. 29 ff.) befimmte De
Menge deffelden im Harn, nad der Menge des folgen Weges gebib
‚ beten Ammoniafs, das durch Platinchloriv zu Platinfalmiat ausgeſiß
worden; den ſtöchiometriſchen Werth von Ch hiebei nach Mariguat:
— 443,31 jenen des C=75, den bes A=175 und jenen bes B=15
angenommen, entfpricht dann 1 Gewichtstheil Platinfalmiat 0,134,48
Harnſtoff. Indefien muß man ben ſolcher Bekimmung zu unterweri®
den Harn zuvor von „Harnſäure“, „Hyppurſaͤure“ (S. 980) ed Al⸗
bumin befreien, weil diefe beim Berfohlen des Harns durch Schwef⸗
fäure an dieſelbe ebenfalls Ammoniak abtreten würden; man dampit
dem Ende den Harn zuvor bis zu 1/10 feines Umfangs ab, verfept ihe
zur Zeit fo gut wie gänzlih an irgend entſcheidenden Verſuchen. Man di
Fadenpilze - bervortreiben fehen aus Gemengen von Galomel (Mertursleck|
Mnr+ Ch) und Salappenwurzein-Pulver; waren deren Keimlinge ſchon ia Mi
Wurzel aufgetrocdnet zugegen ? Shwerlic. Gleiches vürfte auch gelten WM
jenen, weldye in Gemengen von Hefe, Kleber, Käfe ıc. und Zuder ſich ⸗
wickelten.
*) Aber 2 Ammoniak fordern 2 HO, um 2 SOg zu binden. Es müſſen alſo u
dem Harnftoff beitreten.
1219
mit Sybrocdhlorfäure, die beide genannte Euren ansfcheibet, feihet bie
Flaſſigkeit durch, neutraliftrt fie mit Natron, 9) füllt das in ihr vors
fommende Kali und Ammoniak (des au Eäure gebundenen Ammonoxyd,
f. a. a. OD.) mit Platinchlorid aus, und behandelt die hievon übrig
gebliebene Flüffigfeit mit S03 in ber bemerften Weiſe. Der dieſe
Flüſſigkeit Legleitende fog. Extractivſtoff des Harns, entwidelt bei ber
Berloblung buch S03 fein Ammoniak, weßhalb dann die bis zur
Verkohlung erhitzte, mit Waller verbünnte und durdhgefeihte mit dem
Answafchwafler vermifchte Blüffigkeit, mit Platinchlorid (und Weingeiſt)
verfeßt den aus dem geflörten Harnfloff hervorgegangenen Ammoniak⸗
Gehalt, fofort zu PBlatin-Ealmiak fi verbinden und ausfällen läßt.**)
°) Grefenins zufolge (Ann. d. Chem. u. Pharm. LIX. 117 ff) heiſcht 1 Platin⸗
J
Salmiak zur Loſung, bei 150— 200 C. — 129-169 R., das 26,535:fache
feines Gewichtes an 27/ procentigen Alkohol; das 1406⸗fache an 76 pro-
centigem und das 665⸗fache an 55 procentigem (iR hingegen der Allohol mit
etwas HCh angefäuert, fo iſt vom 76 procentigem nur das 672⸗fache erforder⸗
lich), während Ralinhlorplatindhlorid im erfieren Falle das 12083sfache,
im andern das 3775= und im britten pas 1053sfache heifchten. — Zur Loͤſung
des BaCh wurden 8108 kalten und 4857 ſiedenden Alkohols von 99,390
wöthig, zu jener des SrCh nur 116,4 des erflern, dagegen aber 262 des
Iegteren. Gin Theil frifch gefälltee Ba0OCOg heifchte 14137 Waſſer jener nies
deren „Temperatur, dagegen 15421 fievendes zur Loſung. Ammonoryb und beflen
Garbonat dem Waſſer beigegeben,, befoͤrderte die Köslichkelt nur fehr wenig. 66
ferkerte ferner ein frifch gefälltese Siliefluorbaryum 3802 falten und 3392
fiedenben Waſſers, an etwas Hydrochlorſäure⸗haltigen nur 733 und vom jehr
wenig angefäuerten nur 640. Im letzteren alle wurbe jevoch etwas BaCh
gebildet; wie denn auch CaCh entfiebt und FH frei wir, wenn CaR mit
HChSyprat erwärmt wid. Um 1SrOSOz im kalten Waſſer zu Iäfen,
waren 6895, vom ſiedenden 9638 Waſſer erforderlich, und enthielt es etwas
HCh um SOz, fo wurde vas 11862⸗fache nöthig. 1870002 hbeiſchte
18045 kalten WBaflers, und enthielt vieſes Ammoniak nebſt Ammonoryb = Car⸗
bonat: 56545, während ein friſch gefälltes C a O COꝛ 8834 fiebenden un 10601
falten Waſſert, vom Ammoniak sc.» Haltigen hingegen 65246 erforberten. Es
waren ferner erforberlich zur Löfung von 1 PbOCO, an kaltem Waſſer 50551,
an Ammoniak ıc.s haltigem über das Doppelte viefer Menge; IB bräunte no
erfiere Löfung, nach und nah PhS ſcheibend. Aehnlich verhielt fih PbO On O3.
Um hingegen 1 PbOSO3z in kaltem Waſſer zu löſen, mußten 22816 kalten
zeinen,. ober flatt deſſen 36504 eines vergleichen etwas SOz⸗-⸗ und Ashaltigen,
uud no mehr eines Ammoniak ıc.=haltigen zugegen feyn. Sog. Fohlenfaure
Magnefia (bafiihes Magnit:Garbonat) heiſchte 56546 kaltes und etwas we⸗
niger marmes Waller, und gab damit eine zwar ſchwach aber deutlich allkaliſch
gegenwirkende wäfirige Löfung (das in wäflsiger CO gelöfie MgO + 2 C
gegenwirkt auf Pflanzenfarben far fo ſtark alkaliſch, wie Natron s Bicarbonat).
— Auch das als hoͤchſt fchwerslöslich erachtete Ammonoxyb:Magnitphos-
p hat (2 MgO + AHAO + PO; -+ 12 HO) over phosphorſaure Ams
moniaf: Talkerde iſt friſch gefällt, nichts weniger als fehr fchmer-töslidh;
Löslichkeits: Berhältniffe, die bei chemiſch⸗ analytiſchen Unterfuchungen wohl 34
Becchten fin. Dan benugt neuerlich dieſes Salz ale Dungmittel.
Dem fog. Exrtractivfioff bes Harns if vermuthlich zunächſt jener nicht
männer beſtimmte (aber wahrſcheinlich Krümels oder Trauben») Zuder zuzu⸗
ſchreiben, nen Woodhuſe durch Ausfrieren des Menſchenharnes fich bilden
77%
4
1220
Der Harnftoff felbf IR übrigens im Waſſer fehr Leichtlöstih m
erregt, fich löfend, beträchtliche Kälte; 11) Guanin, im Sum;
zumal im PBeruanijchen, viel’ weniger Im Afrifanifchen, barans von
B. Unger gefchieden *) und anfänglich für Harnoryd gehalten, dam
rein dargeftellt und näher unterfucht ale vom Harnoxyde wefentlih wer
ſchieden erfannt. Es ift U. zufolge, in feiner pomeranzengelben hy
ftallinifchen Platinchlorid-Verbindung (d. i. + HCh + 2 PıiCh, +480)
Röchtometrifch zufammengefeßt aus Cıo Hz A; On, weiß, in Waſſer w
löslich, bleibt bei 2500 C.—2000R. unverändert und löſt ſich leicht a
Hydrechlorfäure auf, mit berfelben zwei verfchiedene Berbintunge
darftellend (eine neutrale, 100/0 HO enthaltende, die bet 1009 C. alt
Maffer und bei 2000C. reines Guanin zurüdlaflend alle HCh were,
und eine faure 2 HCh enthaltende), die, beiAinwefenheit von etwas fm
Hydrechlorfäure und Anwärmung durch Platinchlortd im bemerkte Bak
zerfeßt werden, Mit AO, verbindet es fich, in verfchiebenen Gäste
Berhältniffen, zu verfchiedenen Eryflallinifchen Salzen, tm denn mir
andern auch, wie bei den der PO,, T und Ca Og das Verhoͤltaiß des
Salzgründers zum Salzzeuger, wie 3:4 beobachtet wurde. Läpt mas
ein Gemenge von Kalichlorat und Hybrochlorfäure auf Guanin einwirken,
ſah; eine Zucker⸗Erzeugung, bie an jene ber erfrierenden Kartoffeln eriart. —
Dampft man Kara im Waflerbave Bis zu 1/4 feines Umfangs ab mb alt
ihm dann ein feinem eigenen gleiches Bolum waffersarnıen Alkoholt kei, 1
ſcheidet fi (binnen einigen Tagen) feine Harnfäure, fanmt feinem Abe
und feinen im Weingeift unlöslihen Salzen in Form eines Nieverfälagt di
der, wiberholt mit Alkohol ausgekocht, viefem bie ihm noch anhangenven lärlihel
Theile (Harnſtoff, Extraet, Hyppurfäure sc.) überläßt. Trocknet man hierack Mi
alfo gereinigten Nieverfchlag, und waͤgt ihn, glühet ihn darauf heftig wm
ihn nah der Blühung wieder, fo gicht der Gewichts Beruf nahe gan U
Menge der im Harn vorhanden geweienen Harnfäure an, die im ham
funder Menſchen in ber Megel 1%, beträgt (und vie, wenn fie ft wid
meiftens Minverung des Harnftoffs zur Eeite hat), während veffen Haratefl
Gehalt nur — 0,6 bis 0,8 Procene zu feyn pflegt. Wöhler fans nmeit Ü
Fruchtwaſſer eines gefunden Weibes Harnfloff, der, follte ex dem vom
vor deſſen Geburt entlaffenen Harne entſtammen, beweifen würde, daß vie
fih auch ſchon in ven Ungebornen bethätigen; Harnftoff fehlt übrigens war
Blute noch im Schweiße (zumal bet großer Lörperlicder Anitrengung) det Da
fen gänzlih; m. Grundz. I. 507. Im Harn der an Nervenficbern
findet er ſich tbeilweife in CO2 und AH4O zerfeht. Neben Harniäme
im Menfchenharn gewöhnlich Oxalſäure und an Bafen gebunbene
vor; — Bertbollet fand ben Harn ber Arrhritifchen weniger POs:baltiz,
jenen ‚gefunder Berfonen, dagegen ben Schweiß ver erfleren mehr als
fauer; enthält letzterer phosphorfauren Harnfloff? Sarngersg
breitet, bei Sarnverhaltung, ber Schweiß her Laflträger,; enthält dal
Smegma, t. i. vie fettölige Beimifhung im Schweiß unter ven Adieln, ft
fauren (butyrinfauren) Harnitoff? j
*%) Durch Auszieben des Guano mit Hubrochlorfäure, Fällen burg All d
Wiererauflöfen in berfelben abes fehr waſſerarmen Säure; es SöR ic such
hydrochlorſaures Guanin auf und bleibt reines zurüd. |
11 x
fo bildet letzteres ſich meiſtens in Oxalfäure und Ammoniak um, mengt
man hingegen innig 3 Gewichtstheile Guanin mit 5 Kalichlorat nebft
25 Wafler, und febt dann 30 Hydrochlorſaäͤure (ſtoͤchiometriſch 1 Guanin
+2KOCh0O; + 3HCh + HO + Aa) hinzu, fo entſteht zuvörberft
ſtarres hydrochlorſaures Guanin, tann aber, unter Entwidelung von
Chlorichtſaͤure⸗ Bas, bei 250C. — 200R. binnen 24 Stunden Irys
ſtalliniſche Oxy⸗ oder Ueberharnfäure, deren Geſtaltung durch
Schaben an der inneren Gefäßwand etwas beſchleunigt wird *) und
die = Cio H; Ay O9 ſtöchiometriſch zufammengefeht feyn foll (Harn-
fäure ifl aber = C;,H2 A, O3), mithin würden 2 Harnfäure (= Cıo
Hs As O6), außer einem Zuwachs von HO, auch noch 20 nöthig
Haben, um 1 Oryharnfänre zu werben. #%) Indeſſen lehrten U's
weitere Verſuche, daß das Silberoxyd⸗Salz dieſer Säure nur eine
Röcdgiometrifche Zufammenfegung berfelben = Cıo Ha A, O7 + 2HO
anzunehmen geftatte. ***) Iſt C; H2 Ay ala das Radical ber Harnfäure
Es kommen dabei, befkätigt fiy die Zuſammenſetzung ber Ueberharnfäure, neben
a zu Stande: 1 Galmiaf (AH, Ch), 2 KCh un 2 Chlorichtfäure —
2 ChOʒ.
“) Wie man aus dem Guano im Großen Harnfäure (mittelft Kalisfauge, ges
wonnen aus Bottafche pur; Ca0HO, Hybrochlorfäure ze. — vergl. oben &. 974
vortheilhaft gewinnen Lönne, lehrt Benfc in ven Yun. dv. Chem. u. Pharm.
LVII. 266 ff.; arbeitete man mit NatronsSauge, fo würbe man flatt Hydro⸗
Glorfäure Kochfalg und Gchwefelfäure verwenden, und das babel zu Gtanbe
fommende Na0SO; fpäter wieber auf Na0OHO benugen können, Das bei ber
SarnfäuresAusziebung durch KOHO entſtehende Kalifalz berfelsen quillt ungemein
auf, und muß, als annoch heiß auszuprefiender Brei zuvor durch fletes Umrühren
gegen Anbrennen geichügt werben.
“) Die Oxryharnfäure ſchießt in farblos glängennen kurzen vhombifchen, ſchief
beenzflächten Prismen ober feverfürmig wie Salmiak aus Ihrer beißen wäſſrigen
Loſung an, Mnirfcht zwiſchen den Zähnen, if in kaltem Wafler ichwerlöstich,
zöthet Ladmuspapier, iſt weder ſchmeckbar noch riechbar, fdhweraufldslich in
wäflrigen Säuren, auflösficher in Löfungen ber Alkali⸗Carbonate, entwirelt ges
glüget, neben Waſſerdampf viel Kyanfäure-Öybrat, und Hinterläßt ſchwer⸗
verbrennliche Kohle. — Hinſichtlich ver oben &. 973 ff. befchriebenen Umbilnunge-
wub Zerfehungs= Erzeughiffe ver Harnſdure flieht noch zu bemerken, daß
Sech lieper neuerlich pie hieher gehörigen Eutdeckungen Liebig's und Wöhnler’s
in Beziehung auf Alloranfäure weiter verfolgt und unter andern gefunden
Bat, daß bei ber Erzeugung bes Alloran aus Harnfänre, mittelft Azotſäure, zu:
glei viel Allorantin und Parabanfäure, und bei größerer Erwaͤrmung az ot.
faurer Harnſtoff gebilbet -werde, daß man mittelt HCh und Ralichlorat
betraͤchtlich mehr Alloxan erhält, als durch Verwendung von Azotſäure. ©.
miidte zu dem Ende in einer Schaale 4 Unzen Sarnfäure mit 8 Unzen wäfftig-
Hüffiger Hydrochlorſaͤure von mittlerer Stärke, trug dann langfam na und nad
4 Unze feinzerriebenes cHlorfaureß Kali in das Gemiſch, jeven Hineingetragenen
Anthell mit dem Saͤure⸗Gemiſch wohl verrührend, fo daß binnen 1/, Stunde
374 5i6 A/z Unze nes KOChO; beigegeben waren, goß bann zu ber vurch Selbſt⸗
erhigung mehr ober weniger heißen flüchtigen Maſſe doppelt fo viel kaltes Wafler,
and ließ den hiebei unveränbert gebliebenen Meinen Antheil von Garufäure 2 bis
8 Stunden hindurch ſich abſetzen, trennte dann bavon bie überſtehende Alloxan⸗reiche
1222
zu betrachten (und ale ſolches Urén ober minder paſſend Lithen zu
benenuen), fo ift defien niebrigfte Orpgenfäuerungeftufe die Zauthin
Flüffigkeit und verfehte bie verbliebene Harnfäure noch wit etwas ſtarker Guben
hlorfäure und nach und nach mit dem Reſt res Kalichlorat, nach Dem bas four
Gemiſch zunor bis 50°C. — 400 R. angewärmt worden war. GS't Jormel fir
pas Alloxan und vie Alloranfäure (welche Ichtere aus alloranfaurem Baryt var
SOz geirhienen wurde) iR das Gedoppelte ber oben a. a. O. mitgetheilten, nims
I für Alloxan = Cg Hy Ag Oio und für Alloranfäure (entkanten ia
Folge der Säureforberung eines fixen Alkali) vie filh biſdet, indem 2 HO ui
benen H= und O⸗Antheilen des Alloxan übrig bleiben, welde dabei zu 2 BO
zufammentreten —= Cg Hg Ag Og und, Balls fie an Kali gebunben exfeint,
+2KO -+6HO. 3ieht man von 2 Harnfäure — Co Hy Ay Oſe ab 1 ham⸗
ſtoff, fo bleibt Cg Ag Os, d. 1. die Zufammenfegung einer andern Hicher gehd
zigen Säure, ver Urilfäure. Alloran mit BaOHO flatt mit KOHO Sehax
delt, gewährt den alloranfauren Baryt. Alloxanſaures Aethylexyr
barzufteflen gelang nicht. Dur anhaltendes Sieden ver wäflrigen Löfung de
Alloxanſäure fah ©. vieſe zerfallen in eine Säure, von ihm Leucoturfärre
(= Ce Ha Aa O5 + HO) genannt (bie durch Znziefung von 3 HO mittelk
Einwirkung firer Alkalien zerfällt in 2 Ammoniak⸗ uns 3 Dralfäure), u ü
einen fog. inbifferenten zuſammengeſeyten Gtoff, bezeignet durch Difiaas =
Cg Ha Aa O5, alfo gleich einem Hybrogenür der Säure. Cine anbere Ekm,
die Hydurilfäure erhielt S. gelegentlich bei der Behandlung ber Garafiuu
mit Agotfäure, er fand fie Köchiometrifh zufammengefeht aus Cy2 Hs A; O,
und buch Azotſaͤure⸗-Einwirkung ein anderes neues Erzeugniß: we Ritre
byburilfäure = Og Ha Aa OL4, fo wie eine vierte hiehergehörige, noch m
benannte Säure = Cio Ha A2 O5 + HO. Desgleigen gieng in &s
vpurch Cindampfen des Allorantin mit überfcyüffiger wäfltiger HCh uud barml
folgenver Cinwirkung von AOz hervor, vie ebenfalls kryſtalliſirbare, ftögiemeirih
aus Cs Ha Aa O3 + HO beſtehende Alliturfäure, bie davon abfitrirte Liu
enthielt nur noch AOs. Alloran und Varabanfäure, gab, mit HS Gehame,
isrem Allorans Gehalt nach in Alloxantin verwandelt, und von biefem, fo me
vom freigewordenen S, mittelft Seihung, getrennt, als man bie varırd vos
Allorantin befreiete Barabanfäuce — um bie, dieſe Säure begleitenbe, wehes
dem Allorantin entflandene Dialurfäure ebenfalls in PBarabanfäure zurädzufügen
— mit etwas Azotfänre verſetzte das Ammonoxybfalz einer weiteren neuem Gäu,
der Diliturfäure = CgA3HOg + 2HO, welge ?HO vurch Galzgride
vertretbar find) pie ſich beſonders dadurch auszeichnet, das fie mit Ammenech
ein in kaltem Waſſer faft unlösliches Salz barftellt, das von waſſerarmer KORT
Löfung nicht, wohl aber von waflerreicher unter Ammoniaf s Gutbindung (tfeib
weife) zerfegt wird, in waſſerarmer Schwefelfäure ſich unzerſetzt anflöfe ca
ebenfo wieber geſchieden wirb durch Zufap von Wafler und auch von ſtacks
Azotfäure (worin fie ih nicht aufloͤſt) Leine Zerfegung erieivet, Alles Berhalten,
welche dieſes fog. viliturfaure Ammonoryp eher als eine Amivsartige Beabitung
als ein Galz erachten laſſen. — — Ueber eine zienilich koſtſpielige Reinigung
ber Hippurfänre im Großen (6. 991 und 980); vergl. Benf in va
Ann. d. Chem. u. Pharm. LVII. 267 ff. Deffaignes zeriehte sfmlängd
burch Einwirkung anderer Säuren bie Hippurfäure (Cis Es AO; + HO) =
Benzoefäure (Cya Hs O3) und Leimguder (vter Glyeicoll Gh
AO; +2H0 = Ca Ha A207); 2 Waſſer⸗haltige Hippurfäure fine vmah
= (35 Hıg Ag Oi2. Diefe können zerfallen, unter Zugiehung von noch ein MO &
2 Cas Hio Og, va vann übrig bleiben Cg Ho Ag O7 tat ik — 1 Giydalb
Sydrat. Leim (Glutin) giebt, mit oxydirenden Säuren behandelt, |
1283
genannte Harnichtſaͤnre = C; Hz An + O2, d. 1. ber Hanpifloff
ber ſehr feltenen bräunlich flelichfarbenen Blafenfleine des Menſchen,
bie gereinigt eine blaßgelbliche, amorphe, im Wafler unlögliche, in
wäflrigem Ammoniaf und KOHO auflösliche, daraus felbft duch CO⸗
(jedoch nicht durch Salmiak, der bagegen Harnfäure aus deren
Kalifalz:Löfung niederfchlägt) fällbare, in Azotfäure ohne Gasentwicke⸗
lung und ohne Roͤthung auflösliche Mafle, die im legteren Falle fi
eitronfarben gelbet. ) ine baſiſche Verbindung bes Uren mit O
it bis hieher unbefannt; es verhält fich daher zu O ähnlich wie bie
Brennzänder, zumal wie 8, ber auch in allen feinen Oxygenver⸗
bindungen ſich als Säure bethätigt. Die Benennung Uren iſt übrigens
jenem Rabical ertheilt worden, gemäß ber von Berzelius in diefer
Hinſicht befolgten Regel: die Namen ber nur aus C= und H:Antheilen
aufammengefegten @ezweitftoffe in yl (Aethyl, Acetylac.), bie ber
aus C uud A befichenden in an (Ryan und daher auh Mellan
Ratt Melon; oben ©. 966), und jene, welche außer C und A auch
noch H enthalten in En fi endigen zu laſſen; DB. dehnt jedoch
bie zweite dieſer Endigungen (an) auch auf die neben CmbAnchS
darbietenden Bränbfloffverbindungen aus, und nennt daher bie der Schwer
felblaufäure Rhodan (oben ©. 965 ff., 969 und 999); ließe man flatt
anbern auch Bz. Weicht man naͤmlich 2 Gewichtstheile Tiſchler⸗Leim in 50 Waſſer,
ſetzt dann 15 waſſerarme Echmefelfäure zu (die, in Folge der entſtandenen Er⸗
— dhihung den Leim zertheilt) und 8 Kali-Bichromat, fo erhält man vurch
Deftillation neben KyH, A, Viun Bz. Dan unterbricht vie Deftillation,
wenn bie Rofle zu ihäumen beginnt; außer ven genannten flüchtigen Säuren
findet man in ber Borlage auch noch flüchtige Dele, vie durch wiberholte
Deftillationen fonterungsfähig find; Schlieper, ver Perſoz's un Mars
chand's hicher gehörige Verſuche wieberholte (Ann. d. Ghen. u. Pharm.
LIX. 1 ff), gelang es fie in folgende 3 zu fontern: a) Baleronitril
(allo genannt, weil es eine Verbindung iſt, welche tbeilweife ähnelt bem von
Fehling durch Deftillation des benzoefauren Ammonoxyd gewonnenen Benzos
nitrif), d. i. Balerlanfäure, pie ſtatt 3 O ein Aequivalent A aufgenommen Hat,
und baher ft — Cu Ho A (ſtatt Co Hg O3); b) Baleracetonitril = Ca
Has A2 Og. Zwei Verhaͤltniß⸗Gewichte deſſelben = Cyg Has As On entfprechen
4 Baleronittil (— Cyo Has Ag) + 3 T-Hydrat (— Ci2 Hi2 O12): a) fun
in Balerianfäure und Ammoniak; b) in Sffigfäure, Balerlanfänre und Ammoniak
zerfallen, beide find Leichte Dele ‚0) ein fhweres (dem Gigengewichte und .
ben Geruche nah an Zimmtöl erinnerndes) Del, deſſen Siedepunkt höher als
200° 0. liegt. Marchand erhielt flatt veffen ein dem Bittermandeloͤl ähnliches
Schweres Aetheroͤl. — Seht man gleich anfänglicy mehr Waſſer zu, als die War:
ſchrift forbert, fo erhält man nur Kormylfäure.
®) Gehr felten kommt in Blafenfleinen vor das fog. Blaſenoxyd ober Cy ſt in = Ug
H; ASı O,; als fog. Stein ift es ſchmutzig gelblich, durchſcheinender unb kry⸗
ſtalliniſch; fein Gehalt an Schwefel beträgt nicht weniger ale 251/, Procent. Es
IR aufldelich in Alfatisöfungen und in Gifigfäure; letztere entläßt es erkaltend
in —— kryſtalliniſchen Blättchen, die erhitzt elgenthümlichen Geruch ent:
wickeln, währen» fie zerſtoͤrt werden.
>
1224
tefien bie der Cs, A⸗ und Sshaltigen Gedrliſtoffe ſich in on enbigen,
fo hätte man für ſolche Radicale eine dem S⸗Gehalt nachweifende Be
nennung, während bie Endigung an barüber in Zweifel läßt: ob ma
C und A, oder C, A ımb S zugegen find, Und wollte man obige
Benennungsregel auch auf jene Fälle ausbehnen, in welchen ueber
C und A nech ein Metall auftritt, fo bürfte die Endigung mn (mit
gebehntem u) in Abfiht auf Meidung von Haͤrte und Eutwidelung
von Wohlflang ben Endigungen an, en und on gleichwerthig fen,
während in den Alfaloiden verbliebe. Z. B. Sulphon flatt Schweie
kyan (Schwefelblauftoff) , Ferrun flatt Ferrokyan, Urain fatt
Oryuran, Chlorin flatt Ehlorkyan, ꝛc. — — 12) Eorydaliz,
als Malat in der Wurzel ber Corydalis tuberosa und C. fabacea
nachgewiefen von Wadenroder; m. Grundz. 1.872, 879 vergl. mit
871 und 850; 13) Eurartin, im Eurare, d. d. bem Pfeilgift ber
Sndlaner am Ober-Orinoco; a. a. O. 7365 14) Delphinin, m
Saamen von Delphinium Staphisacria L., wird von Mebreren ven
Alkaloiden beigezählt; a. a. DO. 8835 15) Harmalin, an Phospken
fäure gebunden, im Saamen von Peganum Harmala (tartariff:
Zyserlik) und darin von Goebel entdeckt; in Waller und eher.
ſchwerloͤslich, Löslicder in abfolutem Alkohol und aus deſſen ſledenber
Löfung durch Erkalten fih in Form rhombiſcher Säulen ſcheldent;
bräunlich gelb, ſchwach bitter, hinterher etwas zufammenzichend ſcharf
ſchmeckend, den Speichel citrongelbend und mit Säuren gelbe, größten
theils Teichtlöslihe, zum Theil Iryfallifirte Salze bilvend, aus benes
Na0OHO es unverändert ſcheidet. In einer Blasröhre erhitzt unter
Entwidelung eines weißen mehligen Sublimats ber Serfeßung mier⸗
liegend, im Platin⸗Loͤffel erhigt wibrig riechenden weißen Rauch ent⸗
widelnd; entzünblich, entzündet glänzende vollftänbig verbrennliche Kohle
hinterlaſſend; Varrentrapp und Will zufolge ſtoͤchiometriſch =
Ca4 (25) Hıa (13) Aa + HO. WRöthet fi durch Orybation umb bietet
fo einen glänzend rothen Barbfloff, genannt Harmala dar. Bergl.
" Ann. d. Chem. u. Pharm. XXXVIN. 363 ff. und XKXIX. 289 f. —
A. a. O. LIV. 254 ff. findet fich die Nachricht, daß es Dr. Rochleder
und Werthheim gelungen ift darzuthun, daß das Narcotin und bes
Piperin (wie bemerkt) Salze find, das erftere das neutrale Galz eine
Azot-freien Säure und eines Alkalord, deſſen baflfche Verbintung mit
berfelben Säure früher von Blyth als felbftländiger Bildungathel
betrachtet und Narcogenin genannt wurbe, das andere bagegen,
Anilin (oben S. 1070) neutralifirt durch eine Azot⸗haltige Sim.
Beiderlei Salze theilen mit ben übrigen Alkalord⸗Salzen jenen HO:
Gehalt ihres Salzgründers, welcher biefen ben Ammonoryd-Galzen
gleichftellt und der die an ſich nicht baſiſche Grundſtoff⸗Verbindung folder
Salzgründers: in eine Berbindung feines Radicals mit H und im ein
Oxyd des alfo hydrogenirten Rabicals durch O verwandelt, womit We
J
oben ©. 1172 ff. hinterlegten Bemerkungen über den chemiſchen Veſtand
(Conſtitution) ber Alfalorde gu vergleichen find. Manche, hinſichtlich
ihres Galzgrünberwerthes, noch zweifelhafte fog. Pflanzenſtoffe, 3. B.
Das Iryfallificbare, bei 20000 C. zerflörbare Digitalin *) das
Gratiolin der Gratiola offcinalis (weiß, aus der altoholigen Loö⸗
fung in hödrigen Anſchüſſen ſich ſcheidend, im Wafler ſchwerloͤslich, im
Alkohol leicht» und im Aether fehr Teichtlöslich, ungemein bitter, aͤhn⸗
li wie das ebenfalls weiße und geruchloſe, Lackmus nicht röthende
Digitalin, barzartig, durch Ballägerbfäure fällbar, in Schwefel
fäure mit anfänglicg gelber, fpäter mit purpurner Farbe auflöslich)
feinen Verbindungen von einem Alfaloid und einem fog. inbifferenten
Stoff ober zugleich auch mit einer Pflanzenfäure zu feyn. Was bie
Löslichkeit der Alkalorde erhöhet, ohne Säure zu ſeyn, muß auch ihre
alkaliſche Gegenwirkung verfärten; gleichwie Bleir, Wismuth etc.⸗Oxyde
durch Mannit sc. loͤslich und damit alkaliſch wirkſam werden. Daß
. Gängen auch mit nicht baflfchen Stoffen vollkommene gefchlofiene kry⸗
ſtalliniſche Verbindungen einzugehen vermögen, dafür wenigflens fpricht
unter andern das kryſtalliſirbare oralfaure Olutin (©. 187), und
ebenfo auch jeder Azot⸗freie Galzgründer, der Säuren nicht nur volls
Rändig zu nentralifiren, fondern auch mit ihnen verbunden kryſtalli⸗
niſcher Geſtaltung fähig wird; 3. B. das Aethyloryd in feinen
EryRallificbaren fog. zufammengefeßten Aethern (3. B. im lecanorfauren _
Aethyloxyd; oben ©. 1132 und 1137). ine, hinfichtlich ihres Selbſt⸗
gefialtungevermögen ausgezeidinete Verbindung ber Art ift das baftiche
Iyanürfaure Amyloxyd (oben ©. 8786 ff.), das, von Liebig
dargeſtellt, neuerlich von Schlieper näher beflimmt wurbe, und das
man erhält, wenn man in einer Eleinen Retorte volllommen trockne
KRyanürfänre (oben ©. 875) erhist und die dadurch ſich bildenden
Kyanfäure» Dampfe in waflerfreies Amylorybhydrat (Cio Hii O + HO
Kartoffelfufel; ©. 876) leitet; fie werden davon fogleich verfchludt und
‚gewähren damit nach einiger Zeit einen kryſtalliniſchen Brei, ber aus
zahlreichen Kryfaliflitteen und biefen anhaftendem Fuſel beſteht, im
heißen Waſſer löslich ift und der jene Berbindung frei von Zufel, wie
von Kyamelid **) in fehneeweißen, fche Lodern, hoͤchſt perimutters .
‚ glänzenden, ſich fettig anfühlenden, kryſtalliniſchen Schuppen barftellen
läßt, fofern man feine heiß, bereitete wäflrige Löfung fo lange kocht,
bis aller Bufelgeruch verfchwunden if. Auffallend an diefen ungemein
fhönen Kryflallen if ihre fettige Beſchaffenheit, die fih auch darin
bewährt, daß bie Kryſtalle der Adhaͤſion zum Waller ermangeln; denn
%, Schon 1/20,000 veffelben macht Waſſer bitter.
) Das ift jene meiße Mafle, in welche wäffrigflüffige Syanfänre von felber übergeht
and die, an ſich unloͤtlich, unſchmeckbar und amorph, der wafler-haltigen Kyan⸗
ſaure vollkommen iſomer, in biefe wieder gurüdigeht, wenn fle erhitzt wird,
1226
fie werben vom Falten Waſſer weder genäßt noch geläk, ſind übrigen
geruch⸗ und geſchmacklos, im Alkohol wie im Aether löslich, zwiſche
zwei Uhrglaͤſern erhitzt: bei 1000C. fublimirbar, dann lebhaft glaͤnzerde
Blättchen bildend, und gewähren, Im heißen Waſſer geloͤſt und erfalten,
eine jchön fchilernde Haut. Dem Leucin find fle fehr aͤhnlich, beſtchen
aber aus 3 Berhältnißgewichten Amyloryb + 2 Ryanürfäure + 9 HO
= Ca2 Haꝛ As Ois und löfen ſich im Aether, der das Leucin nicht axfs
nimmt. Hinſichtlich feines Glanzes erinnert übrigens das baſiſch Iyaziv
faure Amyloxyd au an das Santonin (oder vielmehr an be
Santonylfäure), d. i. eine nebft einem befonderen Netheröl mat
maaßlich die arzneiliche Wirkfamkeit des Burmfaamen (Bema
Ciuae von Artemisia contra L., A. glomerata Sib. und A. incalta
Debil. zur Bamilie ber Synanthereen gehörig) hauptſächlich bedingerde
Saͤure, die man gewinnt, wenn man ben gepulverten Wurmfana
mit CaO mengt und ihn dann wieberholt mit wäflrigem Weinxiß
(Branntwein) bigerirt, fämmtliche Anszngsfiäffigfeit durchſeihet, bi
auf einen geringen Rädftanb abdeſtillirt, dieſen aber für he 206
weiter abbunftet und ihn dann, amoch heiß, mit A vermißcht; erfalles
Iryftallirt fie Heraus, darauf durch Löfen in Alkohol und Grwärem
mit Thierkohle entfärbt, bildet fle lebhaft glänzende, fedhefeltige, far
lofe, an ben Enden quer abgefumpfte, unſchmeckbare und gernälck
Brismen, die ſich (nicht felten unter Serfprengung) durch Somcaliti
‚gelben und nun wefentlich verändert erfcheinen. Sie fepmelzn be
1360C. = 1080,8R., find ſtaͤrker erhigt fublimirbar, erſtarren, ul
der Schmelzung "ertalten d, kryſtalliniſch, loſen fich im Falten Bee
kaum, im heißen Alkohol leicht, gehen mit Salzaründern kryſalliſt⸗
bare Salzverbindungen ein, und beſtehen wahrfcheintich ſtöchiemciriſh
aus C5 H3 O, ſich dadurch der früheren Beſtimmung bes EAmylere
(6. 876 Anm.) nähernd. Nicht nur hinſichtlich des Blanzges ihen
Kryſtalle, fondern vorzuͤglich auch in Abſicht auf Bildung ber *
baut erinnert das kyanurſaure Amyloxyd an bie, rückfichtlich Ihe
übrigen Berhaltens der Santonylfäure naheflehende Hescnlinfänte
(Hescnlin; angeblich Cis Ho O0), bie in ber Roßlofanin- Fa
und Rinde, besgleichen in ber Eſchenrinde vorfommt unb
wefentlich übereinflimmt mit einem von Dsborn in ber Baponar
oM. L. und von Buffy in der ägyptiſchen Saponaria aufgm
denen (und von ihm „Saponin“ genannten) Bildungstheil, mb W
ihrem Hauptverhalten nach auch im fog. Schillerſt off — gebechen
an ein noch unbekanntes Alkaloſdul? — vorkommt. Sie wich tea Kb
kaſtanien entzogen durch Waſſer⸗haltigen Alkohol, der bem Pulver ber Sera
und ihnen ſelbſt ihren bitteren Geſchmack nimmt (mas auch, wie beimieg
Jolandiſchen Moos, Behandlung mir Pottafchen-Löfung ober Budjenhel
aſchen⸗Lauge leiſtet) und fo die Kerne ber Roß kaſtanien in cin ſch
gutes Butter für Kühe sc. verwanbelt; vergl. S. 1008. Verbampf mu
biefen Auszug, fo binterläßt er eine gelbe, auch im Waſſer leichtloͤeliche,
im Aether unlösliche Maſſe. Vollſtändiger aber erfolgt bie Ausziehung
durch heiße KalisLöfung oder durch dergleichen Kalkmilch, und Fremy
zufolge. bilden Rh im erferem Ball zweierlei Verbindungen eine aus
gelbem Farbſtoſſ und Kali befichende und: an ſich farblofes aͤsculin⸗
faures Kali; erſtere if felbft im Wafler und ſelbſt in ſchwacher Kalis
Lange unlöslih, letztere leichtlöslich, daher yon ber erfleren leicht zu
trennen. Mit Rärkeren Säuren behandelt entläßt das genannte Galz
die Hesculinfänre in Form Heiner, im Falten Wafler ſehr ſchwer
löslicher, geloͤſt faum ſchmeckbarer (fehr Schwach bitterer) weißer
Blättchen (ober auch als weißes Pulver), die vom Allohol leicht geläft
werden und deren wäfleige Löfung bei auffallendem Lichte ſehr lebhaft
blau ſchillert, während das burchfallende Licht vie rothgelbe Er⸗
gängungsfarbe barbietet. Zuſatz von Säuren bringt den Schiller zum
Berſchwinden, Mllalien fellen ihn wieber ber. Ueber ein hieher ger
höriges Berhalten des fog. Inbigpurpur vergl. wm. Grundz. 1. 529 fi.
Anm. — — Das dem Hethyloryb und dem Amyloryb in Abſicht auf
Zufammenfehungsweife, Hybratifiruug und SäuresBinbung ſich anreis
bende Glycyloxyd (oben ©. 878) neunt Berzelius, das Rapical
deſſelben durch Lipyl bezeichnenb, nicht Glyceryloxyd oder Blycerin,
fonbern Lipyyloryb = C3 Ha O (procentifch nach B.= 74,2 C, 11,3H,
14,50). In der Pichurimbohne (Sem. e. Faba Pechurim maj., von
dem in Brafllien heimiſchen, zur Bamille der Laurineen gehörigen _
Buhurybaum) befindet ſich das Glycyloxyd an eine Abänderung ber
Margarinfäure gebunden, welche jener bes Lorbeer Zettöls ähnelt,
außerdem aber von einem eigenthäämlichen Aetheroͤl begleitet erſcheint;
vergl. ©. 1048.
e}+r) Unter den übrigen Salzgründern fleht das Ammonsryb (AH4O) ben
Allalorven am nächften, weil feine Grundlage thatfächlich ebenfalls
eine zuſammengeſetzte if; während bie übrigen Metalloryve nur muth⸗
maaßlich, vielleicht ebenfalls aus C, Hund A aufammengefeste
Grundlagen haben, die fi von jenen ber nicht künſtlichen Mlkalorbe -
(von benen bis jetzt keine einzige Gäurersfrei bargeflellt worden ®)
vielleicht nur dadurch unterfcheiden, daß in ihnen (in ven Metallen,
Ammon ausgenommen) fich diefelben Grundſtoffe im weit hößeren
Grade Waͤrme⸗arm und verbichtet, und folcher Verdichtung entſprechend,
hinſichtlich ihrer gegenfeitigen Anziehung und daraus erwadhfenen Ber:
bindungs⸗Innigkeit verſtaͤrkt befinden, als in denen der Alkaloſde. Zur
weiteren Bergleichung, und damit zugleich’ zur vollſtaͤndigeren Würbigung
©) Und von venen daher auch jene Vermuthung (oben S. 1172 ff.), daß fie, lebdig
ihres Saͤurers (z. B. Morphin ꝛe. O⸗frei) Metalle ſeyn würsen: aͤhnlich dem
Ammon, nicht eher verwerflich erſcheinen kaun, bis ihre Befreiung. vom Gäurer
has Gegentheil darthut.
u 1228
dieſer Vermuthung, möge nachſtehende Ueberſicht ber Hauptverhalten
A) verfchienener Metalle, zu dem Allfäurer (O) und den Galzbil"
nern, und B) ihrer bafifchen Orybe zu den Säuren biemen:
A) Ammon: a) mit O das Ammonoryb, das mittelſt HO anch in Wein⸗
geiſt fehr löslich if; *) b) mit Ch das AH, Ch ober den Salmiak
bildend, der Herborgeht entweder unmittelbar aus ber Berbindung bes
gaffgen Ammoniak mit gafigem Hydrochlor, over mittelbar durch Res
tealiftrung des Ammonoryb mit Hydrochlor, unter Miterzeugumg von
HO; fabritmäßig meiſtens durch Werhfelzerfegung des zuvor ans I:
monorybsGarbonat und Schwefelfäure gebildeten Eryflallinifchen Noms
oryd-Gulphat und NaCk (Kochſalz) + Wafler, tas dabei zu Grafen
ber Bildung von NaO und dadurch gleichzeitig ˖ von HCh zerfegt wir;
fo baß neben dem fublimirbaren ale Sublimat durchſcheinende, zäk,
fofsig kryſtalliniſche Kuchen bildenden Salmtaf das nicht fublimirhes
Natron⸗Sulphat (Blauberfalz) zu Stande kommt; ober durch Wechſel⸗
zerfeßung von Ammonoryd = Barbonat, Kochfalz und Wafler, woraus
Na0C0Oz (Soda) und Salmiak erwaͤchſt, oder trodnen Weges hard
SIneinanderwirfung von werdendem Waflershaltigen AH, OCOz (davon
gehend aus AmmonorybsOralat, befien Säure durch Erhitzung zerieft
in COꝛ und entweichendes CO⸗Gas zerfällt) und NaCh;**) c) mitKy,
entflanden durch Erwärmen eines Gemenges von Salmiak und KKy,
oder durch Neutralificen von wäflrigem Ammonoryb mit HKy, mir
Mitbildung von HO: farblofe, aͤnßerſt fluͤchtige, ſich ſchnell zerſehende
*) BIS jetzt nur bekannt in feinen Verbindungen mit Saͤuren, als hervorgegenga
buch Deren SAure-Forberung, aus Ammoniak und Waſſer, muß aber and di
im fog. wäflrigen Ammoniak auf gleiche Weife durch das Waſſer ſelbſt zu Eike
gelommen erachtet werben. “0
“) Belonze neuere Berhältnißgewichtss oder fog. Atomzahl-Beflimmungen eimgr
Grumpftoffe machen, beftätigen fie fich, folgende größtentgeils kleine Abänberuugs
ver ©. 855 m. f. w. aufgeführten nöthig: Iſt O — 100, fo ik K = 489,90;
Na over N == 287,17; Ba — 858,01; Sr = 548,02; Cr 828 (nad Berlis
= 328,388); Ag — 1349,01; Au = 2486,026 (b. i. genau tas Doppelt:
der S. 855 aufgeführten Zahl; Si — 88,94 (vergl. oben S. 948) zu
A = 175,18. Berzelius, ber fonft vie Zahl des Schwefels zu 201,16
berechnete, fand fie neuerlicher nochmaliger Prüfung gemäß, nur — 200,75
alſo der oben S. 943 zu Grunde gelegten beträchtlich näher, wie ehemals.
S = 200,75, fo erhalten, B's Berechnung zufolge, nachbenannte Gruudſteſe
O = 100 angenommen folgende Zahfen-Abänderungen: Ca — 251,61; ME
= 158,14; Th = 841,6; Zr = 419,25; Ta — 998,365; As — 938,88
(oben S. 859 iſt fie zu 940,084 in Anſat gebracht) und FT == 25,435 (ui
allen vie am meiften abgeänverte Zahl), Erpmann und Marchand hai
ven ©. 943 angegebenen flöchlometrifcgen Werth ves S mittel der Bekkmmuns
des im Zinnober gegebenen Mengen » Berhältniffes von S zu Mr ermittdt; B.
entgegnete: daß Mr keinen ſicheren Anhaltspunkt gebe, wogegen E. und M. ff
verwahrten und ihre Befimmung ber S⸗Zahl ale bie richtige zu eradhten I
berechtigt fanden.
1229
und dabei zugleich nad Blaufäure und nach Ammoniak riechenne Kry⸗
Ralle darſellend;
B) Einfache Metalle: I) K. Im troduen O⸗Gas verbrennt das weiß⸗
graue, harte, fchmelzbare, im Wafler unter heftiger Echigung und
Bindung von HO fi löfende Oxyd gewähltnd, das einmal mit HO,
oder mit CO, verbunden durch heftigſtes Gluͤhen weder fein HO noch
feine COg verliert, als wäfrige Löfung (Aetzkali⸗Lauge, Neblauge
ober Geifenfleverlauge, die wäfirige Camphor⸗Loͤſung trübt, während
biefe von NHOs und von AH4O-Löfung ungetrübt bleibt) gemägnlich
gewonnen wird durch Löfen von 1 Gewichtstheil KOCOQ- in wenigftens
10 Waſſer, Erhitzen der Löfung in reinen eifernen oder fllbernen Keſſeln
bis zum Sieden, darauf, und während beffelben nad) und nach in Eleinen
Antheilen erfolgendes Zufegen von 1/2 Bewichtsigell reinen Kalk, der.
fur; zuvor in trocknes Hydrat verwandelt (gelöſcht) worden if, Klären,
gewoͤhnlich vollzogen mittel Seihung durch Leinwand, oder fhneller
und feiner theilweifen zweiten Seihung bebürfend: durch zuvor mit
heißem Waſſer genäßten Gattun), raſches Abdampfen der gellärten
Lange in eifernen ober filbernen Keſſeln bis zur Trodne und Schmelzen
des troduen Abdampfungsrückſtandes im bedeckten fllbernen Schmelztiegel,
da es dann erfaltet zu flarrem, fprödem weißen, 16 Brocent Wafler ent»
haltendem Hydrat KOHO, deſſen O-Gehalt im KO dem im KO an Größe
gleichkommt, das an der Luft fchnell zerfließt, aus gefättigter Loͤſung
in durchfichtigen Blättern ober Octasdern Ixpflallifirt, im Alkohol loͤs⸗
lich if, fih in Wafler unter flarfer Erhitzung böſt, ale kalte Lauge
&eliulofe (oben ©. 1216) nicht färbt und davon nicht gefärbt wird,
auf die meiften zumal Mzotshaltigen Bilvungstgeile zerſtörend wirft
(mit 38 Brocent KOHO: Gehalt eine Harte 1,45 Eigengewicht befigende,
nit 11/3 Brocent eine ſchwache Lauge darſtellend, bie einer ſtarlen Lauge
+ 2714 Waſſer if) und als Löfung gend ſchmeckt, als Salzgründer
alle übrigen aus deren Galzen ſcheidend. Mit On (ober ald Ka + O3?)
ein gelbes, in Wafler unter O-Entwidelung löslihes Hyperoxyd
gewähren. Mit Ch; durch von felber exiolgende Entzündung dee K in
ChsBafe, oder durch Neutralificen des KOHO oder des KOCOz mit HCh,
ober durch Glühen derfelben in Ck-Gaſe, fo wie durch unter Waſſer⸗
zerlegung flattfindende Wechſelzerſetzung häuflg ale Nebentrzeugniß her⸗
vorgehend (3. B. als Seifenfluß in der Unterlauge, ber mit KOHO
unter Zufap von Kochfalz bereiteten gemeinen Waſchſeife; oben ©. 878,
bei der Darfiellung von Soda aus Kochfalz:Löfung durch Kali⸗Car⸗
bonat, bei Winterfälte 2c.); hieß fonft Digeftinfalz, bildet farblose,
durchfichtige Würfel, die, im Wafler leichtloͤelich, gelöft wie Kochſalz⸗
Löfung -fehmeden, im Waflersarınen Weingeift wenig töelich find und
überhaupt in ihrem Verhalten dem des Kochfalzes fehr nahe kommen.
Mit F, Br und I ähnliche würflige Kryſtalle barftellend; letztere
Berbindung wird am leichteſten durch Zählung gelöften Gifenjobürs
| ee en — —
1280
(gewonnen durch Vebergießen von Found J mit Waſſer) durch KOCh
erhalten. Durch Hydrofluorfilicfäure gefällt bildet KO weißes |
puloriges, faſt unlösliches Ralinfilicfluortd. Im Kys@ar un
brannt bildet K das gewöhnlich mittelbar zur Darflellung gelangesde
KKy; oben ©. 950. Mit 8 fleben verfgiebene Verbindungen, vs
denen die erfle (ver ſtaͤrkſte Echwefelialzgrünber des HK) durch Glähe
des KOSO3 + Kohle (oder im H-⸗Gafe) gewonnen, kryſtallirt bunfeireh
und fchmelzbar, im Waſſer farblos Leichtfäslich und an ver Luft zer
fließlich iR, durch wäfrige Säuren HS entwidelt ohne S zu entlafa
und am ber Luft erhigt gleich den übrigen Schwefelungskuien (vera
Schwefelreichſte = KS; in der gewöhnlichen fog. Kalis Schwefel
leber zugegen iR; oben ©. 455 u. 815) zu KOSOz3 verbremt. Rt
Se gewährt K eine in Waſſer mit rother Farbe Iösliche, dur Gin
Zufag HSe-Gas entwidelnve, gelöft der Luft ausgeſetzt alles Bein
Form eines röthlich ſchwarzen Pulvers entlaſſende Maſſe; über die
Berbindungen des K mit den übrigen Brennzündern und bern Ber
tretern vergl. m. Grundz. I. 327, 376 mit Te a. a. O. 6 Him
356; mit P ©. 344, 348 und 809, und mit As ebenbafelbfi ©. 98.
853 u.425. Ueber KCh Pt Chr f. oben S. 847 Anm. — Wit falten
Waſſer in Berührung gerathend, entzieht es demfelben unter Eli
entzändung O, und febt durch feine Purpurgluth zugleich das fm
werdende H-Bas in Flamme, dieſelbe purpurbläuend, läßt aber ie.
leiten Salzäther (oben ©. 850 und 1134) unzerſetzt. 2) N et
Na (oder T), den vorigen im Hauptverhalten ähnlich, ka ltes Walt
nicht zerfegend, wohl aber Waffer von gewöhnlicher und höherer Gab
wärme, und dann mit orangem Licht verbreunend umd mit gleiches
Barblicht das brennende H⸗Gas begleitend, mit O durch Hiße ungerfeptard -
Hyperoryd bildend. Mit Silicfluorid, fo wie mit Ch + Pt Cha leicht
Lösliche Berbindungen ſchlagend. Mit O 4 HO an der Luft ih zu
fenchtend, nicht zerfließend, als Hydrat mit Waſſer zur Falten Aechlug
verbunden Eellulofe gelbend und Gelbung erleidend, bald CO, ber .
felben anziehend und ſich mit derfelben, wie die meiften NO-Galg, y
einem an ber Luft flaubig verwitternden Salze verbindend. 3) L. Da
vorhergehenden Ahnlih, mit Rothlicht im O⸗Gaſe verbrennend, gegen
Waſſer ähnlich dem N fich verhaltend; als LOHO am der Lujt nik
feucht werdend, dagegen als LCh höoͤchſt zerfließlich; wie Ba, Sr m
Ca aus dem galvanifch dargeflellten Amalgam, durch Abdeſtilliren des
Mr im möglihft Iuftentleerten Raum darftellbar; fehr fchwärig um
nur unvolllommen auf fog. rein chemifchem Wege, mittelſt faſt wei
glügender Kohle, die im Flintenlauf von dem bei Weißgluth fig bil
denden LO⸗Dampf (ober bei Ks und N-Darftellung: vom KOHO
oder dur) NOHO » Dampf) durchſtrichen wird, jedoch nicht in eine
ſchmiedeiſernen Retorte (mit metallenem Rühleoht, Vorlage 2c.), jowdera
mittel eines Flintenlaufs von 18” Länge, mit gasdicht verfehlofienen
Sinterm Ende, in das man ein Gemenge von 16 Gramm pulorigen LOCO,,
22 Kohlenpulver und fo viel Fettoͤl fchiebt, daß ſich das Ganze zuvor
ont ballım läßt. Man legt den alfo theilweis gefüllten Flintenlauf
ſchraͤg in einen Windofen ohne Kuppel, und bringt ihn ins Blühen.
Zunähf entwidelt fih brennbares Bas, dann aber folgen Dämpfe,
bie nicht mehr herausdringen, ſich jedoch entzünden laſſen und anges
zündet mit blaͤulicher Flamme brennen. Sobald dieſer Zeitpunkt eins
getreten, taucht man kalte, blanke Ladeſtockſtücke in den Dampf (nicht
tiefer), zieht Re nach einigen Gesunden wiederum heraus und ſtreift
die L⸗Kügelchen unter rectificirtem Bergoͤl ab. — @s iſt diefes Bers
fahren genau baflelbe, das vor faſt 40 Jahren Ehradean befannt
machte zur Darſtellung des K (und N), und das ber Verf. dieſes
H0b8 mehrere Jahre hindurch mit gutem Erſolge burchführte. Hat
man jedoch K vorräthig, fo kommt man wahrfcheinlih mit KMr
ſchneller zum Ziele, wenn man Stüdchen beffelben in Lithbion-Alaun
legt, den man zuvor fo weit ausgehöhlt Hatte, um das KMr⸗Kügelchen
einfchieben zu Tönnen. Das alfo gewonnene LMr wirb ſich wahr⸗
ſcheinlich durch Deftiflation bei Ausſchluß aller Luftberührung in ab⸗
deſtillirendes Mr und verbleibendes L ſcheiden laſſen. 4) Ba. Grau,
in Luft wie im Waſſer ſich ſchnell oxydirend; ähnlich wie K und N
auch ohne Mr lediglich durch Cinwirkung der @lektricitäten aus feinem
Orydhydrat, am — & Pol einer fehr ſtarken galvanifchen Batterie dar⸗
ſtell bar, aber dann ſtets noch Oshaltig (vielleicht eine Verbindung von
Baz2 Suboxyd mit Ba barflellend). Mit O ſich zu erdigem Oxyd BaO
von 4,0 Eigengewicht, fon durchgängig Schwererde oder Baryts
erde genannt, verbindend und dann bei Mothgluth unfchmelzbar, mit
Waſſer ımter heftiger Erhitzung fi in BaAOHO wandelnd; dann
10,53 Procent Wafler enthaltend, weißpulvrig erdig, bei Hellrothgluth
ohne Waflerverluft fließend, im Zwanzigfachen feines Gewichté Falten
und im Zweifachen fleveuden Waſſers löslich, aus foldher Löfung unter
Berboppelung feines Waflergehaltes in vier» bis fechsfeitigen Säulen ıc.
anfchießend. Die wäfirige Loͤſung faugt ans der Luft fchnell COz ein
und bildet damit eine nach und nach zu Boden finfente Haut, die ſich
fo oft erneuet, bis die Ylüffigkeit aus fa reinem Wafler befieht (oben
S.1219 Anm.). Läßt man im Porzellanrohr glühendes BaO von O⸗Gas
durchftreichen, oder behandelt man es mit KOChO; (oben S. 821), fo
bildet ſich Barynhyperoxyd (BaO,), das mit Wafler in weißs
puloriges Hydrat übergeht. Behandelt man biefes mit, verbünnten
Eäuren, fo bildet ſich gleichzeitig ter Säure zugehöriges Bao-Salz
und HO2; a. a. DO. und ©. 811. Der Verbindungen des Ba mit Ch
(Br,J,F;S,Peto.) iR bereite im Vorhergehenden gedacht. Mit Hydro⸗
luorfilicfäure das ſehr fchwerlösliche kryſtalliniſch pulvrige Baryns
ſilieflnorid in Niederfchlagform darflellend, mit Ch das bei Weiß-
gluth unzerſetzt flüchtige, im 43,5sfachen feines Gewichts Waller von
193
1600. = 120, 8R., bei 1009 C. im 1,38sfachen Tägliche, im Allohel
unlösliche, meiſtens tafelfürmige oder chombifch fäulenförmige, felteur
doppelt achtſeitig pyramidale Kryfalle bildende Barinchlorid (fef
„ſalzſaure Schwererde“ genannt; oben ©. 841 Anm.) gewähren.
5) Sr. Dem Ba in feinem Berhalten und feinen Verbindungen ew
fo äbnlidy, wie L dem N. Ale SrOHO + HO aus feiner wäfrua
Loͤſung in Nadeln oder Blättern kryſtalliſirend, die durch Gläka
0,68 Wafler verlieren und das babei verbleibende Krykallwafrcfrä:
Hydrat geſchmolzen Hinterlafien. Die Kryflalle fordern das 52fcke
‚ihres Gewichts kalten und etwas über das Zweifache ſiedenden Walt
zur Löfung. Weder die Löfung bes Hydrat noch bie Löiungen ke
Salze des (Ir und) SrO werben durch Hydrofluorfllichäure geiräkt.
SrCh fließt mit 6HO in langen, fechsfeitigen, ſchon in 0,75 falıs
und fehr wenig heißen Waſſers loͤslichen, leicht zerfließlichen Gäske
» an, bie im Sechsfachen ihres Gewichtes Alkohol loͤslich find. 6) (=
Mit 28 Procent O den Galcit oder Kalk darſtellend, der als errize
Hybrat (CaOHO) 25 Procent Wafler enthält, durch Slähen nad Cab
weichung deffelben zu ſchwinden fortfährt und in Folge felde
Verdichtung tobt gebrannt erſcheint; d. 5. fich micht wieder mi
Waſſer Löfcht und in demſelben unldolich if. *) Als Hydrat gepz
bas 1000 bis 1200sfache feines Gewichts an heißem umd fern,
hingegen nur das 700 s bie 750:fahe an kaltem Waſſer ford.
Giebt als einfaches Hydrat mit Sand den gewöhnlichen an der Fl
erhärtenden Mörtel (Luftmörtel), ber aus trocknem Hyrar m
Sand durch Verreiben bereitet fih unter Waſſer⸗Eutlaſſan
*, Thon-haltiger Kalt gebt bei übermäßiger Gluth in ſcheinbar tobt gebramie,
wirklich im Halbgefehmolzenen alumine und filicfaurem unldelichen SE
über. Wird fog. gebrannter, d. i. durch mäßides Glühen entwäfferter Od
— wie man ihn barftellt zu (Gtuccatur) Tinflliden Marmor,
Zäfelung, Gypsfiguren x. — mit Waſſer genäßt, fo nimmt er davon amd
viel auf, als er zuvor verloren hatte, und bindet es nicht als Kryſt |
(denn feine Gtructur wird daturdy nicht kryſtalliniſch) und auch nicht ala Hyd
waſſer, fonvdern nur als Anhäfionswaffer, erhitzt ſich daher hiebei mut wE
der Kalk, fondern wird nur fehe wenig warın (wie Mehl, oder Kleie, ao
mehl, das man mit Waffer mengt), und zeigt ein geringeres Gigengewiät, MR
ver natürliche Waffer-haltige. Natürliher wafferfreier amorpher GprE
führt die Benennung Auhydrit, natürlich waffersfreier kryſtalliniſcher wo
bagegen (dem Gefteinforiher Karften, Vorſtand des Bergweſens in Prim F
Ehren) Rarftenit genannt. Diefer zieht, der Luft ausgefeht, allmälig Dale
an, fo daß man ihn mitunter in einem theilweiſe yewäflerten Zuſtande Adel, "
welchem ber Kern noch vollfommen warlersfrei if. Zu heftiges Gläühen uf
sen Gypé ebenfalls topt gebrannt hervorgehen; ex iſt bann nicht war muK®
Ieer, fondern zugleich durch Schwinden verbichtet und hat fo ein merklich gelben
Gigengewit, als ver gewöhnliche gebrannte Gyps. Bei 150°C. = LIE
bat er ſchon Wafler und Durchfichtigkeit verlosen, flärkere Hitze verdichte IA
mehr unb mehr.
7
verdichtet und in biefem Zuſtande Backſteine wie Welsfteine fehr Innig
aneinander haften macht, ber dagegen aus Thon und Kiefel-haltigem
gebranntem und frifchgelöfchtem Kalk (Waſſerkalk, hydrauliſcher Mörs-
tel oder Cement) dargeſtellt, mit Sand den im Waſſer felfenfe ers
bärtenden Mörtel (Waffermörtel) gewährt, ein Mörtel, dem Abrigens
in feinem Berbalten jener nahe kommt, welchen man durch innige
Mengung friich gelöfchten Kalks mit gepulvertem Steingut (3. B. ges
pulverten Scherben von heffiichen Schmelztiegeln, GSelterfer= oder
Fachinger⸗ ıc. Mineral: Waflerfrügen z2c.) gewinnt. Das oft erwähnte
CaCh if zerfließlich, in etwas wafler-haltigem Weingeift Löslich (daher
nicht nur dem Weingeiſt: Wafler, fondern auch dem Aether Wafler
und Weingeift entziehend), kryſtalliſtrt aus feiner wäflrigen Löfung mit
6HO in viet= und fechsfeitigen, geftreiften Säulen, nimmt aber gelöft
noch 3 Ca0 und HO auf und bildet damit lange Hacke Nadeln, die aus
der Luft COz und Waſſer anziehend, in Ca0CO, und gelöflese CaCh
zerfallm. Durch Blühen von Gyps (Ca0S03) mit Kohle Ca
(nämlich mit in der Hitze verfohlenden Traganticyleim) und mittel die
glühende Maſſe durchfireichenden CO⸗Gaſes (derjenigen Kchlen, welche
verglimmen flatt' lebhaft zu verbrennen) bereitet, wird, gleich dem in
gleiher Weiſe aus Schwerfpath (Ba0S03) oder Coeleſtin
(Sr0S03) gewonnenen BaS oder SrS (beide find Löslicher als CaS)
einige Zeit ſtarkem Lichte ausgefeßt, im Dunkeln leuchtend, und ftellt
fo dar: nachgebildeten fog. Bononiſchen Leuchtſtein (ober „Lichts
magnet”; oben ©. 418, 436, 449 Anm.); wirkjamfte hieher gehörige
neben S auch Sb > oder As-haltige Verbindungen darzuflellen, |. Ofann
in m. Arch. f. d. ges. Naturl. IV. 347 und V. 88-99. Daffelbe
CaS erhält man auch durch &lühen von CaO im HA-Gaſe und durch
Sättigen des gelöflen CaO (des Kallwafferse) mit HS. Sieden
des Ca0OHU mit überiyäffigem S + Waſſer führt zur Bildung von
leichtlͤslichem CaS, und unterfhweflidhtfaurem Kalk OaOsa OR.
7) Mg. Als Metall zu Kugeln geichmolzen (in der weiter unten bei
Al bemerkten Weife) 1,69 bie 1,71 Eigengewicht bei 170C. — 130,6 R.
befißend, filberweiß, waſſer⸗ und Iuftbefändig,, erhibt zu MO (Mau
guefia, Bittererde oder Talkerde) verbrennend. Als MgO (5. 501)
äußert fchwerlöslich in Wafler (und daher unſchmeckbar), jedoch lös⸗
licher im falten als im fledenden, von erflerem das 5142>, von leßterem
das 36,000:fache zur Löfung heiſchend; als MgCh eine im euer un⸗
zerſegt fchmelgende blättrig Fryflalliniiche Mafle, die + HO erhigt, in
Folge von Waſſer⸗Erzeugung in entweichendes HCh-®as und verbleis
hendes MgO zerfällt, hieran aber dur Zufag von Salmiak beim
Blühen, Döbereiners Erfahrung gemäß, verhindert werden kann;
m. Grundz. I. 383. Als Hydrat ( MgCh + HO) fryſtalliſirt es
ſchwürig, Nadeln bilvend, die nur 0,6 kaltes, 0,273 heißes Wafler, fo
wie 5 Weingeift von 0,9 und 2 yon 0,817 Gigengewicht zur Loͤſung
78
1234
erfordern. Auch MgBr und MgJ find fehr zerfließlich und kaum Ir
falifirbar. Mit KBr bildet MgBr ein in großen, geraden vhew-
bifchen, Iuftbeftändigen, kühlend bitterlich fchmedenden Säulen um -
fchießennes Doppelfalz; zu F dagegen verhält fih Mg wie Ca m
Ba; denn MgF, gewonnen aus MgO + HF (oben ©. 848 Yun.)
unter Bildung von HO, ftellt var eine weiße, im Wafler unlösliche, in
wäflriger Hyproflugrfäure umauflösliche, in anderen Säuren kaum auf
lösbare, glutbefländige Maſſe. Mit 3 erhält man eine Berbintung,
wenn man im wohlbebedten, mit Kehle gefütterten Schmeljtiegel, oder
Ratt defien im Braphittiegel, ein innigee Gemenge von feines 51 Bro
cent betragenven Kryſtallwaſſers beraubten Bitterfalz (das Fryfallikkt
aus MgOSO; -+ 7 HO beſteht) und trsdnem Koblenpulver, unter
Kohlenpulver = Bebedung anhaltend weißglühet; das darn im Tiezel
neben einem Gemenge von Kohle und MgO verbleibende MgS Eeträgt
19,2 Procent, if im Wafler löslich und entwickelt, wie alle aͤhrlichen
‚S: Verbindungen der. Laugmetalle und Erblaugmetalle (oben
©. 855 ff.) mit wäflrigen Eäuren HS, wie denn auch durch Na0H0:
Löfung friih geiälltes und wohlausgewaſchenes MgO mit HS:köiung
längere Zeit in Berührung gehalten, fich als in HS:Wafler gelöst
MgS verhält, das bei Siedhitze unter Waſſer⸗Zerſetzung wieder in
MgO une AS aus einanter tritt. Weber Ps Berbindungen tes Mg |
oben S.497 ff. 8) Al. Dargeftellt durch Zerfegung des Alumchlorid dur
K; oben 8.943, jedoch fürgeren Weges: aus AIMr, das man mitreik
KMr aus AlO3- Salzen leicht gewinnen kann, durch Abdeſtilliren des Mr!
Mit Borar oder phoephorſaurem Natron in der Löthrohrflamme (oben
S. 440 ff.) erhitzt, flo Alum (Alumium) in Wöhler's Hicher ge
hörigen neueren Verſuchen zu Kügelchen zufammen, die (zum Theil nar
. mifroffopifch ſichtbar) zinnweiß erſchienen, ſich zu größeren Kügels
zufammenfchmelzen und dann unter dem Hammer leicht zu Platte
freden ließen. Als Kugeln hatten fie bei 100C. = 80 R. 2,5 Eigen⸗
gewicht, als Platten 2,67. Bei gewöhnlicher Temperatur zerſeßt «6
das Wafler nicht, wohl aber bei 1000C., jedoch lanaſam; ſchacllet.
wenn bafielbe KOHO oder NOHO gelöft enthält; da dann, gemäß dar
EAureferderung bes flüfigen Alkalihydrat, das Al, in Folge ter durch
ſolche Berührung ermachfenen Aufhekung des fog. eleftrifchen Gleich
gewichts, AI hinreichend pofitio und KOHO genügend eleltronegaris
geladen erfiheint (S. 815 Anm.), um, entfprechend dem Geſetlichen
Galvaniicher Ketten einen Theil des Waſſers zu zerlegen (5. 766 Anm.)
fo daß Al fi mit 3 Verhältnißgewichten O zu A1Oz *) verbindet, dat
— — —— —
*%) Aus eiſen⸗freiem Alkali-Alaun (S. 899 ff. und 906) pflegt man das AIO3 wit.
telft überſchüſſizgem Kali-Carbonat zu fällen und durch Wicreraufiöfen des armie
gewaichenen Niererichlags in Hydrochlorſäure, Wiererunsfällen mittelſt Immmeniak,
Autwaichen und Trocknen des gallertartig fchlüpfrigen, ſehr umfangreidien
vom flüffigen KOHO nad und nach aufgeläl wird, bamit alum⸗
faures Mifali bilvend, während 3 H gafig entweichen: Sn faure
Auflöfungen des PbO, und ebenfo in die des AgO gebracht, läßt das
Al diefe Oxyde unzerfebt, fäll't bingegen deren Grundlagen regulinifch
(d. i. metallifch, oben S. 406, 871 und 931), wenn es innerhalb
zer fauren Auflöfunz von Zn berührt wird; es tritt dann zunaͤchſt
Auflöfung von etwas Zn in ber fog. freien Säure der PhO = ober
AgO:-Auflöfung ein, wodurch das Al von einem Gleftricitätserreger
berührt erfcheint, gegen den es — E erhält, während biefer ſelbſt — E
barbietet. %) Im O⸗Gas erhitzt verbrennt Al langfam, vor ber Loͤth⸗
schrflamme (S. 440) unter fo lebhafter blendenden Weißlicht:Entwides
lung wie Zinn, **%) zu AlOz, das für fich Frykallifirt von 4,0 Eigen⸗
Nieberſchlags Lünflid rein barzufellen. Hat man jeboch nad ver S. 906
beichriebenen Weile Alumoxyd⸗Acetat bereitet, fo kann man, da dieſes Schwefel⸗
fäuresfrei if, mit einmaliger Ausfällung (mit NaOCOg oder AH; 0CO,) Aus
waſchung 2c. fehneller zum Ziele kommen.
*) Gm ähnlicher Ball tritt ein, wenn Pt pur Ag (oben ©. 404 ff. und 869)
in AO; auflöslih wird; Pt erhäft nämlich fehr wahrſcheinlich gegen in Huflds
fung begriffenes überfäuertes AgO + E, dvieſes bagegen — E, während e6 ohne
dieſes zur Bildung von Heinen Antheilen AgO, zunächſt als Ueberzug des übrigen
Ag, uns von AgOAU, + AO; gelommen, gegen Ag — E zeigt, und viefes
Yagegen 4 E varbietet; mehrere hieher gehörige SAlle von Umkehrung der fog.
elektriſchen Bolarifirung metalliſcher Elektricit äts⸗ Grreger galvanifcher Ketten-
dichten, vie das Metall überziehen, gewähren jene, welche ver Verf. vieles
Sub, in f. Bruntz. fo wie in Branres und Wadenropers Arch. d.
Pharmac. LXXX. 28, unter ber Benennung Siperismus zufammengefaßt
hat; vergl. oben ©. 556 Anm. IR Au mit zugegen, fo wirb biefes gegen Pt
negativ elettriſch; oben ©. 404. Daß Fe, Pb etc., wenn fie in Wenzet’s
und Reier’s sc. Verſuchen pafſiv wurden, förmlich mit Oxpbatfchichten überbedit
waren, if wohl außer Zweifel.
*) Wabrend reines Zinn luftbeſtandig if, ſaugt gefchmolzenes fofort atmolphärt«
a eu
ſches O ein, ſich dadurch mit Zinnaſche (d. f. mit einer Mengung von Sn
aut SnO uns SnO2) beveckend; verpufft man Sn mit Galpeter und wälcht den
RNückfiand aus, fo erhält man ein Zinnoryd (SnÜg), das fih + PbO zue Dur:
flellung von Email und au zum Poliren befier eignet, als vie durch Schmel⸗
ien ıc. gewonnene Zinnafche. Sn zerfeht das Wafler in rer Site, fo wie wenn
es mit SOz und tie Hyprochlorjäure, wenn biefe mit Waſſer vermifcht (zumal
in ver Wärme) mit ihm zur Berütrung gebracht wird, dabei H⸗Gas entlaffenn,
Das, enthält das Sn (wie gewöhnlich) etwas As, AsHz:&as beigemengt ent:
Hält, und Balls es Golvauflöſung purpurn färbt, auch S0H2 (?) (verni. oben
©. 318 Anm. und 521 Anm.) beigegeben zu enthalten ſcheint. Begieft man
Sn mit ſtark gemäfferter Falter Agotidure, fo bilder fi viel Zinnorypul
«SaO, das erkigt leicht zu SnOg verbrennt) neben etwas Ammoniaf, von denen
erfleres tbeild als ſchweres grauichwarzes Bulver fich ſcheibet, theils mit unzer⸗
fegter AO; verbumten flüffig bleibt, neben faurem azotiaurem Ammonoxyd, obne
daß fih Gas entbinvet; dad H zu dem Ammoniaf gewähren 3 HO, deren 3 0,
fammt 5 O ver ihr A an die & H entlaffennen Azotſäure 8 Sn in SnO ver
wandeln. Digerirt man vas durch Auflöfen von Sn in wäfltiger Sydrochlor⸗
fäure gewonnene Zinuchlorür⸗Hydrat (das als foldhe mit Waſſer ſich kry⸗
ſtalliniſch verbindet und das in ver PVärberei ſehr geichägte fog. Zinnfalz
78*
1236
gewicht vorkommt, als Saphir, — fowohl als blauer, wie and
ale other (Rubin), violetter (orientaliſcher Amethyſt) zu
gelber (orientalifher Topas), als Corund oder Demaut
fpath, und ähnlich den unreinen, misfarbenen Gorundfpielarten, derb,
dicht, eingewachfen ꝛc. als Hauptmengtheil des Schmirgels, bes bläs
lichgrauen, wie des unrein fhmaltblauen — und in allen dieſen Bor
fommen eine Härte darbietet, welche jener des Demant am nädfen
kommt; daher die Verwendung der umteinen Corunde zum Schleifen
und Poliren der Epelfteine (Demant ausgenommen, der nur mit feinen
eigenen Staube gefhliffen und polirt werden kann) und des Schmirgels
zu ähnlichen Abreibungen minder harter Gegenſtände, zur Darſtellung
des ſog. Rofpapiers, womit man Roſt eiferner oder flählerse
Seräthe entfernt; oben ©. 491 Anm. Der übrigen widhtigeren Ab
Berbindungen ift bereits im Vorhergehenden gedacht worden. *) Hier
über, fo wie über das DBerhalten der Erzmetalloxyde vergl. obes
S. 102 ff., 192 Anm., 203 Anm, 311 Aum., 315 ff., 30,
327 Anm., 349 ff., 371 ff., 385 Anm., 399 ff., 404 ff., 409 Rum,
435 Anm., 460 ff. Aum., 494 ff., 585 ff., 595 fi, 657, 780 f.
— — —— — — —
darſtellt) mit Giſenoxyd⸗Hydrat, fo erkält man Zinnfesquioryb (Sag O
in Form einer weißen ſchleimigen Maſſe. Grbigt man Sn mit Nyotfäure, is
bildet ſich neben Ammonoxyd Sinnoxyd (SnOy), das, da es zugleich gegen
Bafen als Saure gegenwirkt, auch Zinnſaure genannt wird; alſo bereitet bil⸗
det eb ein weißes Hydrat. Als Zinnftein kommt es Iruflallinifdh vor um hier
dann zur Darfiellung des Sn durch Reaction mit Kohle. Hierüber, fo wie über
Binndlorid vergl. m. Grundz. I. 468 ff.
Gine Schwefelsbaltige Verbindung des Alums + FeS fehelnt in bem natär
lien, wie in dem künſtlichen Ultramarin (oben ©. 819 Anm. um m.
Polytechnochemie II. 815— 816) Hauptbeſtandtheil, d. h. blaufärbenner Theil u
ſeyn, der jeboch mannigfacher Abänverungen fähig ift, wie foldhes jene Ber
änderungen beweifen, welde Eh riſtian Gmelin's urfprüngliche Erſtadusg wei
fünftlihen Ultramarin nad und nad erlitten hat. Beſonders beachtentwerth iß
kabei, daß es von ber Ofenhitze abhängt, melde Sarbe, ob Bram oxer Dlan
und welche Abftufung bes Saphirblau hervorgehen fol. Uebrigens iR ud
auf naffem Wege ein Blau ähnlicher Art erzielbar, das jedoch, im Abſicht ax
Barbenton, vem Blau bes blauen Schwefelkupfer mehr nahe kommt mb
an Farbenfättigung dem blauen Glaſe aus Natronphosphat und Shedsm
(S. 819) nachſteht. Robiquet beviente fi zur Darfellung des künflicen
Ultramarin eines Bemenges von 1 Kaolin, 1! Schwefel uns 114 tur Be
rührung warmer Luft zerfallenen, trodnen, pulvrigen Natrons, das er in ein
Steingutretorte erbigte, bis ſich aus berfelben keine Dämpfe mehr entwidelten,
dann ben grünen ſchwammigen Rüdftand (ber, aus ber Luft Waſſer anziehend, 14
nah und nah blärste) mit Waſſer vollftänpigft ausfaugte und den hiesen Ser
bliebenen blauen Rückftand trocknete und nochmuls der Rothgluth unterwar.
Man erhält allerdings auf dieſem Wege ein Laſurblau, aber miangelhaft im ü
fiht auf Barbenfättigung. Auch Iehrten Verſuche, daß ber Kaolin zwedimäßiger
erfegt wird turch ben weit wohlfelleren Thon, und daß man manderlei Mbis-
fungen fatten Grünes und Blaus zu Wege bringen Tann, wenn man mebts
75 Thon 3 bi6 4S und 20 verwittertspulorigem NOCO, ſehr Eleine Astteil
anberer Schwefelmetalle mit in Gegenwirkung bringt.
ip)
”)
1837
787 f., 805-821, 831 fj., 839—841, 848 Anm., 860, 863—872,
883 fj., 892 Anm., 889-902, 908-809, 931—936, 940 Anm.,
941 ff., 953 Anm., 954—964, 1002, 1026 ff., 1088 ff., 1109, 1125 ff,
1143 Anm., 1180 ff. Ann. Ueber Farblicht verbrennender Metalle
und deren Salze S. 447, 452, 460. Ueber bleigraublättriges SnS und
goldgelbes Sas2 (Mufftvgold) f. m. Grundz. L.4Tiff. B) Metall
oryde: a) Ammonoryd: Biebt mit Säuren meiftens flechend falzig-
oder bitterfcharffegmedende, kryſtalliſirbare Berbindungen; fo mit 803
++ HO das ſchon erwähnte, dem Kali⸗Sulphat ifomorphe, farblofe und
ziemlich Iufibeftändige, in warmer Luft etwas verwitternde, im Wafler
leichtlösliche Prismen bildende, deren Grundform eine thombifche Säule
darſtellt; *) wandelt fich, heftigſt erhigt, groͤßerentheils in ſchweflichtſauren
Ammonoxyd, unter Bildung von HO= und A-⸗Gacentlaſſung. Mit AO;
bildet das Ammonoryd zerfließlihe, dünne, biegfame Nadeln, bie bet
2500 C. = 20008. in 4HO und 2 Rot» (oder Stidfloff:) Orybulgas
—= 2AO zerfallend fih umbilden, bei geringerer Hitze dagegen unzer-
feßt fublimiren, bei größerer (3000 C. — 2400 R. erreichender) unter
Entflammung ber Zerſetzung erliegen; daher ihre ehemalige Benennung:
flammender GSalpeter. Meber deſſen Benukung zur chemifchen
Aualyfe ©. 914 Aum. — Ammonoryb-Hybrat fällt aus Säuren fein
Erdmetalloxyd, wohlaberphbosphorfanren Kalk; carbonfaures Ams
monoxyd dagegen fchlägt CaO, SrO, BaO nieder, weil feine Carbonſaͤure
mit biefen Salzgrinbern ſchwere oder unlösliche Verbindungen fhlägt.**)
Kommt ſchon fertig vor als fog. Mascagnin, Hieß fonft Ofauber's geheimer
Salmiaf,
Hierauf berußet daB vor vielen Jahren von Thenard d. 4. in Vorſchlag ges
brachte, von Trommsuborff d. a. und Anberen feiner Zeit vermorfene, dann
in neuerer Zeit wieber in Anwendung gebrachte Verfahren: ven Gehalt ver Mi⸗
neralwäffer an fog. freier Garbonfäure mittelft Zufag von fäure-freiem
Ammonorgb-Öybrat und gefättigter CaChstöfung zu ermitteln; indem ſich dann
die vorbandene fog. freie CO, mit dem AH4O verbinvet und das dadurch ent:
Randene Ammonorub-Carbonat mit dem durch Wafler:3erfehung in CaO + HCh
verwanbelten Calcinchlorid in Wechielzerfegung geräth und fo die zuvor fog. freie
CO,, gebunven an CaO zur Nieverfchlagsförmigen Ausfcheivung bringt, währenn
oleichzeitig hervorgegangenes Ammonchlorid der den Nieberfchlag bebedenven
Siäffigteit verbleibt. Die fog. freie Garbonfäure der Miineralwäfler ift aber nicht
nur bie an Waſſer mehr ober weniger gebundene, fonbern auch jene, welche
die in vemſelben gelöfl vorhandenen Sarbonate als Bicarbonate erfäheinen läßt, vie,
wenn fie entzogen wird, bie an fich ſehr fgwerlöslichen Garbonate zur Mitausfchelbung
bringt. Der duch das Ammonoryb bewirkte Niederſchlag iſt daher durch viele
Nieverſchlaͤge (vornehmlich des Kalk⸗, mitunter auch des Lithions, Strontit⸗ und
Baryt= Sarbonat, fo wie des phosphorfauren Kalt, bes erzeugten phosphorfauren
Magnitammonoxid, des Eifens und Manganorybul= Garbonat ze.) vermehrt, bie
in Abzug gebracht werden müflen, was vadurch geſchieht, daß man eine gewogene
Menge nes Waſſers, bei mäßiger Wärme, gegen Befdubung gefichert ver Luft⸗
berũhrung überläßt, da dann bie fog. freie CO, entweicht und jene Carbonate
Ad zu Boden ſenken, indeſſen, wenn has Waſſer FeÜ over MnO, ober beine
1238
Brechweinſtein-Loͤſeng wird durch KO: ober NO-Löfung nicht zer:
feßt, wohl aber durch AHs O:Löfung. Im Wafler gelöft wirft es wie
durch AH, OCO-, fehr fäulnißwidrig. Tas in zerfliehlichen Prism
anfchteßende AR, GAOz3 fchmilzt, gelinde erhigt, und zerfällt in A-Gas
und HO. Mit PO, bilbet es das alfalifh gegenwirkende, im fihiefen
rhembifchen Säulen Eryflallifirende, an der Luft durch beginnente Br
witterung etwas. Ammoniak entlaflende ſog. einfache Phosphat =
2AH,O -+ PO; -F HO und das fog. zweifache = AH, OPO; 4 3H0
zufammengefeßte, das durch Neutralificen ber aus Knochenaſche geſchie⸗
denen Bhosphorfäure mit Ammoniak und Abdampfen ⁊c. in großen,
Haren, luftbeftändigen, quabratifchen Säulen oder Octaädern gewonnen
wird; beide Salze eutlaflen durch Glühen Ammoniak, währen PO;
verbleibt. Das font Natronammonoxyd⸗Phosphat, jeht ge
wöhnlich durch Phosphorſalz bezeichnete, das, ale Schmelzwitttl,
bei Löthrohrverfuchen häufig in Gebrauch genommene (oben S. Of.
und 819 Anm.), aus der Berdunflung unterworfenem Harn, ober lürzer
und reiner aus einer gemifchten Löfung von 6 Gewichtstheilen phes
phorfaurem Natron (bereitet aus ver aus Knochen gewonnenen PÜ;
durch Neutralifation mit NatronsCarbonat und = 2NaO + HOP;
-r 24 HO) und 1 Salmiak in 2 heißen Waſſers, ſchießt in farbliche,
an der Luft Wafler und Ammoniak entlafienden Tafeln an, bie erhikt
ihren gelammten AHg=- Gehalt verlieren, indem fie zur klaren Blasperk
fließen, die aus faurem phosphorfaurem Natron befleht. Hit
CO, verbindet fi das Antmonoryd in mehreren Sättigungeiuie,
deren befanntefte find «) das Sesquicarbonat = 2 AH,O +3CH,
das turch trockne Deftillation Nzot-haltiger Bildungstheile (8. 34
nn — —
Erzmetalloxydule an COa gebunten enthalten hatte, gewichtiger, wie le jr
follten: weil -siefe Oxydule mittlerweile, unter COg-Intlafung auf Koſten ws
atmofphäriichen O in Oxyv⸗Hydrate übergegangen find. Da KallsGarbomat im
Waſſer weit Töslicher if, als das faft unlöslihe BRaOCOR, fo bevientte i6
mich, fofern I& von Thenard's Verfahren Gebrauch machte, flatt vet CaCh
eines Leicht löelichen Barytſalzes, meiftens des effigfauren Baryt, Ira
dann aber ben etwa mit entfiandenen fhwefelfauren Baryt er ib ven
mitgefällten earbonfauren leicht durch Behanveln mit verbünnter Hydrochlorſtcct
ſcheiden läßt) mit in Abzug, mit deſſen Gewichts⸗Grmittelung zugleich jene der
in Waffer vorhandenen SOz ermittelnd. In neuerer Zeit entwidele ih gr
woͤhnlich vie fog. freie COg ver Mineralwäfler, wie fonfl, durch Erbigung, Inte
aber das Gas in gefättigte, gegen Zuftzutritt geficherte wäffrige Bargt:köiımg —
Das Ammonoxyd⸗Carbonat wechſelzerſezt fi übrigens auch mit folder
löslichen Metalloxyd⸗Sulphaten, deren Salzgründer mit CO, ſchwer⸗ ober ımlök
liche Berbindungen ſchlagen; baber jene ältere Verfahren der Salmiak:Bereitust
In welchen man das mit Kochſalz in Wechſelzerſegung zu bringende Ammonore⸗
Sulphat durch Digeflion des gelöften Ammonoxyb⸗ Garbonat mit vergleiche
Sulphaten zu Stande brachte; da dann die hiebei alt Nebenerzeuguiffe gewonnccca
Carbonate anberweit 3.8. aus CuOSOz foldhen Weges entflandenes Cu0CO: x-
zur Darftelung -son Malers und Tüncher⸗Farben) verwendet une vermerkt
wurden, m. Polytechnochemie IL. 803.
1239
und 951), fo wie reiner durch Sublimation aus einem Gemenge von
1 Salmiak mit 2 Kreite gewonnen wird, nah Ammoniak riecht, in
Rhombenortadvern kryſtallifirt, mit 2HO eine dichte fefle weiße Maſſe
bildet, die, hatte man (maß zur Gewichtsvermehrung mitunter gefchiebt)
das Wafler zusor mit COg gefhwängert, zugleich mehr oder weniger
Bicarbonat = AH,O +2C0g enthält, das fi aus dem Sesqui⸗
Carbonat durch Stehen an der Luft, zumal in der über gährenden
Moſt ıc. ſchwebenden Kellerluft son felber bildet, reiner, wenn man
CO⸗ꝛ-Gas in das zertheilte Sesqui⸗Carbonat oder in deſſen gefättigte
waͤſſtige Loͤſung leitet. — Verſetzt man die wäflrige Löſung des Sesqui⸗
Carbonat mit in waͤffriger Garbonfäure gelöſtem Magnit⸗Carbonat,
fo faͤllt dieſes Gemiſch PO;, und umgekehrt phosphorfaures Ammoniak,
aufgelöfles MgO oder geloſtes MgCh ac. zu ſog. phosphorſaurer
Ammonial-Talferde, d. i. Ammonorydmagnit-Phosphat; f. oben
©. 1219 Aum., das auch in gleicher Weife zu Stante fommt, wenn man
zu dem gelöflen Mg-Ealz carbonfaures Ammonoryd und Natronphoe⸗
phat mifcht, im Wafler ſehr fhwerlöslih (a. a. D.), und in einem,
welches Alkaliphosphat enthält, ganz unlöslich ift, fich durch Glüͤhen
in 2MgO + PO, verwandelt und kann 36,67 MgO gegen 83,33 Eäure
enthält, Berhalten, die Dazu dienen, fowohl die Anweſenheit von PO;
oder Mg in Blüffigfeiten nachzumeifen, als auch deren Menge zu bes
ſtimmen. Mit Dralfänre verbunden flellt das Ammonoryb ein im
ähnlichen Weife nützliches Galz bar, das = AH,O + (203 + HO
zufammengefeßt if, fehwerläsliche Nadeln "bildet, die vom Alkohol
nicht aufgenommen werben, für ſich erhibt in Oxamid (S. 876,
1117 und 1137) übergehen, das fi zum Theil fublimirt, während
mitentflandenes Waſſer gaflg .entweicht (AH, OCa Oz —= Ca AH, 0%
und 2HO), zum Theil durch flellenweile zu großes-Erhigen in Ammon⸗
oxyd⸗Carbonat, Carbonexyd⸗ und Kyan⸗Gas zerfällt, und das ſich
auch betrachten läßt als OxrycarbonsAmmoniaf = AHz3 +2 0C;
vergl. oben S. 878. Mit Wafler unter geeignet erhöheten Drud bis
zu 2000C. erhigt, bildet es fi wieder um ın Ammonoxyd⸗Orxalat.
Gleiches erfolgt beim Erhigen mit KOHO-Löfung, unter Entwidelung
von Ammoniak, und flatt deffen mit waflerarmer Schwefelfäure, unter
Bildung von Ammonoxyd⸗Sulphat und gewäflerter 803, welche leßtere
Folge der Entziehung des zur wieder entflandenen Oralfäure gehörigen
Waſſers if, wodurch aber die Txalfäure, da He ohne Waſſer (vas hier
die Stelle des Säure:bindenden Salzgründers vertritt) nicht beftehen
kann, fondern, wie es auch hier der Fall if, fofort in COz> und
CO⸗Gas zerfällt, die entweichen. Im Verhalten zur Weinfäure
üßnelt das An, O jenem zur Dralatfäure und die fog. fanren Am⸗
monoxydſalze beider Gäuren verhalten fi, in Abficht auf Löslichkeit,
wie des fog. Bitartrat und Bioralat des Kali; oben ©. 812 ff.
b)Oxrydeeinfaher Metalle: 1 O. Als Earbonat=KOCO; mit
1240
2 HO rhombiſch kryſtalliſirend, zerfließlich, Fark alkaliſch aber wenig
äßenb, bei ſtarker Rothgluth ſchmelzend umd durch Befreiung vor
Waflerdämpfen in KOHO und gafige COz zerfallend; bei Weißgluth
flüchtig; in Weingeiſt unlöslich Sesqui⸗Carbornat, buch
Mengen von 100 Gewichtstheilen Carbonat mit 131 Bicarbonat er⸗
zeugbar; kryſtalliniſch, zerfließlich und in Weingeiſt unlöslih, Bicer
bonat, darſtellbar wie das bes Ammonoryd, am kürzeſten, men
man verlohlten Weinftein in ein mit gaſtger CO2 gefülltes @efäß trägt
oder gafige CO2 durch dergleichen Kohle treibt; mit 1 HO gerade thom⸗
bifche, luftbeſtaͤndige, ziemlich harte Säulen bilbend, die in dem 1200-
fachen ihres Gewichtes an Weingeift löslich find und deren wäflrig
Löfung Fe unter A-Entwickelung aufläft und fo eine ber fog. Stahl;
ſchen alfalifchen Gifentinetur (S. 808 Anm.), Hinfichtlich des Gehaltet
an KO, FeO und CO, aͤhnliche Verbindung darflell. KO + 200%
giebt, erhitzt, Türzeften Weges, reines und trodnes COgB.
Hatchet zufolge entiieht unter CO» Entbindung Harzfeife, wem
man flarfe wäflrige KOCOↄ2- oder NOCOzLöfung mit Harz fit;
die englifchen Seifenfiever feßen ber Hausfeife fog. weißes oder Dur
gundiſches Pech Hinzu, um der Seife größere Härte zu erteilen; daher
die eigenthämlich gelbe Farbe diefer Seife (in Frankreich giebt mar,
um zu flarkes Gintrodnen und Serfplittern beim Zerfchneiden zu ver
hüten, der Natronfeife, Halle man fle aus Dlivenäl zc, bereitet hatte,
1/5, Mohn: ober ſtatt defien gereinigtes Rüboͤl zu, was freilich dort weg⸗
fällt, wo man leßteres Del als DlivenölsDVertreter zu GSeifenbilung
verwendet; vergl. oben S. 878 und 1120). Hinfichtlih jener Kali:
Salze, welche von denen gleiche Säuren enthaltenden „Natron-Galer’
fich vorzäglich.durch Schwerlöslichkeit, danıı aber auch durch Beflaltungk:
Verſchiedenheit unterſcheiden, als da find ber Weinſtein ober Kt
fog. KalisBitartrat, das Sauerkleeſalz oder fog. Kal
Bioralat (S.507) und über Kali⸗-Sulphat, veral. oben ©. 812.
Ueber KOSO; x. ©. 930. Mit Azotſäure giebt KO das leichtle«⸗
liche, in fechsieitigen zweiflädig zugefpisten Prismen Erpfaflificadt
Azotat (den mehrfach erwähnten Salpeter) und + AO; f. ©. 87.
Ueber das kryſtalliſtrbare önanthfaure Kali f. oben ©. 80 f.
KOChO erhält man, wenn man Ch-@as fo lange in HOCO:Lfus
leitet, bie diefe Lackmus bleichtz man nannte dieſe Bleichflüffigfeit font
Savelli’fhe Lauge (S. 800, 802 und 847); über chlorſauret
und orychlorfaures Kalt vergl. oben a. a. O. und ©, 448, 4%
496, 518 ff. Ueber KOA f. ©. 526 Anm. 812 ff. Ueber manger
faures und orymanganfaures ©. 518, 778 und 809 f.; über
hromfaures und KalisBihromat 811 ff., 816, 949, 1001; über
eifenfaures ©. 804 und 808; über alumfaures und filicfanres
(fo wie dergleichen Natron) ©. 808 und 812.
2) NO ober NaO. Bildet mit jenen Säuren, mit welchen KO ſchwerloeliche
1241
2
Salze erzeugt, meiſtens leichtlösliche, in der Regel unzerfließliche, an
ber Luft ſtaubig verwitternde Salze. Das Biſulphat iſt Iuftbekändig
und truftallifirt + HO in viers und fechsfeitigen Säulen, während das
Kalis Bifulphat + HO in Kleinen vierfeitigen Prismen anſchießt. Geine
arfenfauren Salze find feinen (erwähnten) phosphorfauren iſomorph.
Das tn neuerer Zeit häufig, zumal bei der Dagtierreotypie
(Lichtbilderfertigung, na) Daguerre) verwendet werbende unters
ſchweflichtſaure Natron NOS, O2, erhält man in großen leicht
löslichen Kryſtallen, wenn man eine verbünnte NOHO -Lauge durch
Kochen mit überſchüſſigem Schwefel fättigt, fo daß noch S übrig bleibt,
fie von dieſem klar abgießt, erfalten läßt und nun fo lange SOↄ-Gas
hineinleitet, bis eine von dem ausgeichievenen Schwefel abfiltrirte Probe
noch eine hellweingelbe Farbe darbietet, mithin noch etwas NSz
aufgelöft enthält; man feihet die Fläffigkeit nun durch, verbampft fie,
bei raſchem Feuer, in einer Porzellanfchaale bis zur Syrupedicke, und
vermifcht fie nach dem Erkalten mit der Hälfte ihres Volums Alkohol,
der durch Schätteln alles Schwefelnatrin in ſich aufnimmt: ſich Dadurch
gelbet und nach einigen Minuten ruhigen Stehens ſich als goldgelbe
Flaſſigkeit von der farblofen wäflrigen Löfung bes Salzes, fie übers
deckend ſcheidet; weiteres ruhiges Stehen unter jener weingeifligen
Löfung macht das Salz am Fühlen Ort fi binnen zwölf Stunden
kryſtalliniſch ausſcheiden. Das Kalifalz ber 82 O2 kannte ſchon Ehanfs
fier, und wurde auch von bem Berf. diefes Hobs bereits im Winter
1895/96 und fpäterhin auch das Natronfalz dargeſtellt, aber ohne daß
die Säure deſſelben als S2 O2 erfannt worden wäre; bigerirt man bie
durch nicht zu heftiges Schmelzen bereiteie, mit S gefättigte fog.
Schwefelleber mit Weingeift, und läßt dann bie ſolchen Weges gewon⸗
nene gefättigt brämmlich goldgelbe Löfung in gegen Luftzutritt verſchloſ⸗
fenen Gefäßen erfalten, fo Fryflallifirt daraus Dithionichtfaures Kalt
(oben &. 816 Anm.) in langen biegfamen, farblofen Prismen; vergl.
auch m. Arch. f. d. ges. Naturl. III. 67. Mit Azotfäure bilvet
NO glei dem KO ein waflerfreies Salz, das aber in flumpfen Rhom⸗
boövern Eryflallifirt (daher auh Ahomborbals» oder Würfelfals
peter). genannt; wohin unter andern ber ſog. Chile⸗Salpeter
gehört, der In Ehile und Peru ſich in großen Grblagern findet, deſſen
AO; wahrfcheinlich entſtanden ift, wie jene bes fertig gebildet in Höhlen
(zumal am Ganges) fo wie in den Verweſungserzengniſſen Ashaltiger
Bildungstheile — daher im vermoderten Dünger, in ber Dammerbe,
in der Erde ber Biehftälle ıc. vorkommenven Kali: und Kalkazotat
oder rohen Salpeters (m. Polytechnochemie I. 353— 357), nämlich
dur Oxydation des Ammonoryb auf Koften atmofphärifchen Os,
bebingt und befördert durch Säureforberung ftarker Salzgründer (vergl. _
oben S. 923) und ben man durch Umkryſtalliſiren ꝛc. reinigt. Das
J
1248 |
— . |
|
reine Sal; zeigt boppelte Strahlenbrechung. *) Sn Fleinen Rasn
findet man es mitunter au vor im Fänflichen (Kali⸗) Salpte;
Ann. d. Chem. u. Pharm. XVI. 190, XXIV. 346. Wie mu ei
künſtlich, nach Art der künſtlichen Robfalpetererzeugung in fog. Cal
peterplantagen, mittel des Blauberfalzes leicht im Creha
werde gewinnen Fönnen? Darüber vergl. m. Polytechnochem. 1. 37
Anm. Ueber die Berbindungen des NO mit COs; f. oben S. m.
unter AH, O und KO; über. möglihe Soda⸗Gewinnung im Gros
auf naffem Wege aus Slauberfalz; Polytechnochem. a. a.D. )
Mit der Borfäure geht NO mehrere Verbindungen ein, unter ent
bie befanntefle der Borar (NOBOE; ‚oben ©. 359 Fi.) iR, den mus
fonft nur aus dem Tintal, d. i. bem rohen, künmſtlich wit einer fettigen
Maſſe verbundenen Borax, wie er aus Oſtindien sc. ale Ufermafe wo
figievener Laupfeen nach Europa gebracht wird, zuziehen (und bard
l/gpo CaO oder mittelt NOHO-Lauge zu raffiniren wußte; m. Pely
technochem. II. 806), wird jeßt jedoch auch häufig künſtlich zufamma:
gelebt aus Soda und vnlkaniſcher Borſäure; vergl. Koehnken
bieher gehörige Mitiheilungen im Arch. d. Pharm. a. a. O. 20f.-
Mit 10 HO Eryfallifiet ver Borax, d. i. das Röchiometrifch nerrak ,
borfaure Natron in dreiflädhig zugefpisten fechsieitigen Säulen, ma
ber Luft träb werben. In Wafler gelöft gegenwirkt er ſchwach eilt
und ſchmedt er füßlich laugenartig. Für ſich erhist ſchmilzt er, bike
fih dann flarf auf (gebrannter Borar, Borax usta) md fall
endlich zur farblofen Glasmaſſe zufammen. War feine Löfung De
über 330C, — 2804 R. erwärmt, fo kryſtalliſirt er daraus wit 3BÜ
—— — —— 22 222
*) Die Rhomben des NOAU; gleichen dem aernkryſtall des ſog. Doppelſpathet,
6 co in fumpfen Rbomboerern kryſtalliſirten 2,7 Gigengewidt Jahr
Mr |
*) Zur Zeit wird die meifle im Handel vorfommente Soda kunftlich bargekellt aut |
Glauberſalz, iR aber in der Regel nichts weniger als rein. Dr. Geifele
fand darin neben NatronsGarbonat, außer annoch unzerfehtem Natron-Entybet,
Kochſalz, Kalis Garbonat, Kalk⸗Carbonat und Schwefel: Natrium au au |
fhweflichtfaures Natron, und theilte in Wadenroder’e un Bley’i Arch
d. Pharm. (LXXXIX. 12 u. f. f.) anfer feiner Analyſe auch nadkfene
Tabelle mit, in welcher Linker Sand jene Verbintungen und Etoffe gesanst m
aus deren belanntem Gewicht jener Stoffe gefunzen werben Tann, melde in ber |
Soda vorliegen. Es entipreihen nämlich 100 Gewichtstheile der durch vie Han |
Infe erkaltenen, linker Hand aufgeführten Stoffe, venen rechter Hank beigeiehte
Mengen in der Sora aufgefundenen näberen Beftanptheile:
100 Ba0COz zeigen an 140 carbonfaures Natron
”„ n 80 — 138 ſchweſelſaures
8 — 62 unterſchweflichtſ. [72
⸗0 ”
„ AgCh — 41 NCh (Kodfalz)
„ AgS — 32 NS (GSchwefelnatrinum)
„ KCh+PtiCh, — 1 KO um
100 Ca0l 03 — 63 Ca0Chy.
1248
und ſtellt bann regelmäßige Octaſder bar. In beiden Formen iſt aber das
O:Berhältniß von Natron und Borfäure daflelbe; nämlich in letzterer
ſechsmal ſoviel O, ale im erfleren. Geht man feiner Löfung noch
fosiel NO zu, daß nun gegen 1 Berbältuißgewicht Borfäure 2 Natron
fommen (die Berbindung alfo = 2 NO + BOg wird), fo erhält man
die fonft, da man die Borfäure durch Ba O3 (oder BOz) ausbrüdte, als
nentrales Salz erachtete, wirklich aber Röchiometrifch gewürdigt eine
bafljche, ſtark alfaliſch gegenwirkende, far unfchmelzbare Verbindung
iR. Wie übrigens die Borfäure mit KOT + THO md Borar mit
Weinſtein, fo wie auch bie Borfänre für ih mit T zur Borweins
fäure verbunden ſich verhält, iſt im Vorhergehenden berührt worden;
vergl. au ©. 904. Mit Silicfänre (S. 948) giebt NO ähnliche
Berbindungen, wie das KO, von denen die wichtigfien in ben vers
ſchiedenen Blasforten und ahnlichen Berbindungen vor:
fommen (oben ©. 107, 375, 386, 389, 461, 585, 947%), in denen
jeboch meiſtens Gilicate vorliegen, bie mehr Silicſäure enthalten, als
zur Reutralifation ber Salzgränder erforderlich wäre, und bie um fo
‚ härter erfgeinen, je mehr biefes ber Fall if. Bilder reines PbO
einen Theil diefer Salzgründer, fo iR das es enthaltende Glas leicht,
— —— .-
e) Der GSilicfänre: Gehalt if in ven verfihiebenen Glatſorten, nicht weniger vers
ſchieden, als der Gehalt an von einander abweichennen Metalloxyden. Erſterer
wechſelt von 45 bis 75 Procent, letztere werden dabei verſchiedentlich verwendet,
wie ba8 beifpielmeife folgense vom Dr. Michaelis im Arch. d. Pharm. .
XCVII. 131 u. ff. mitgetheilte Ergebniſſe verfchienener (wahrſcheinlich meiſtens
Böhmifcher Spiegelglas:) Zerlegungen darthun mögen: a) febr Helles Glas:
59,81 Gilicfäuze gebunden an 8,75 Kali, 1,04 Natron und 29,62 PbO
(0,88 Zerlegungtverluft); b) gleichfalls fchön heil: 69,1 Suicfäure 4 1,6 AIOz
(Alumfäure) geben an: 19,3 Ratron, 8,1 CaO und 1,3 MnO (Berluf = 0,6);
c) Hell und ſtark Licht-zerfireuend, mit einem Eti ins Kupferrothe: 72,0 Silic«
fäure + 2,5 Mumfäure geb. an: 17,2 Nateon, 6,3 CaO, 0,9 MnO um
0,2 Fe&n Oz (0,9 Verl.); d) f&ön Hell mit einem Etich ins Garmolfinrothe:
61,3 Gilicjäure geb. an: 8,9 KO, 27,4 PbO um 0,9 MnO +. 0,2 Fe O3
(0,9 Verl.); in beiten legteren Fällen dürfte das Zuviel von urſprünglich zu⸗
geichtem (oieleicht nicht ganz, CoOsfreien MnOz), und im letzteren dalle au
ein Zuviel von Heg Oz vie Farbungen Kervorgerufen haben. Zufäpe von Braun
fein (MnO2) wirken Abnlich wie jene von Salpeter und bie von Arfenichtfäure,
namlich durch O-Abgabe an C: ver Pottaſche ober auch ver Soda beigemengter
Kohle, dieſelbe in CO, verwandelnd, bie gaflg entweidht; daher nannten bie
Gtasfchmelzer ven Braunflein auch „Basmaherfeife oder „Slasmachermagnefla“,
welche lehtere Benennung Bergmann In ber [ehten Hälfte des vorigen Jahr⸗
hunbertö veranlaßte, das hamals „Braunfteinmetall" genannte Metall Magnefium
zu nennen ; eine Benennung, bie in Mangan verwandelt wurbe, weil bie fog. Bitter⸗
erde ober Talten· officinell Magnefla hieß und man daher hätte durch B's Be
nennung des Mn irregeführt und vaſſelbe für den Orybgründer der Magneſia
halten koͤnnen. Die Bildung des Natron: ober Soda⸗Glaſes verbindet man
vorteilhaft mit jener der Herftellung ver Soda ans Blauberfalz, inbem man
Tepteres Salz mit CaOCO, uns Kohle erhitzt; vergl. Weſtrum b'e lehrreiche
Schrift: Ueber Blassereitungse, Sannover, 1818. 8.
1244 Ä Ä
fläffiger, weniger blafig, mehr und gleichförmiger elaſtiſch (mb daher
beller Elingend), ſärker Licht⸗brechend mb durchſichtiget.
Im Hohen Grade iſt diefes der Fall bei dem Slintglas, das, m
Innenſtreifen: entflanden durch theilweife Senkungen ſilicſauren Bi |
oxyds innerhalb filicfaureANatrong, Kalle ıc. zu vermeiden, mehrmals, |
nach jedesmal vorangegangener Pulverung und Mengung, umgefihmolge
zu werben pflegt, was jebocdh, wie von bem Verf. diefes Hobs bereit
vor 20'Sahren angerathen wurbe (Arch. f.d. ges. Naturl. VIL 233.
— fo wie XI. 319, 360, XVI. 123, XVIM. 460 — wo man ul,
über Slintglas-Bereitung überhaupt, fo wie über Schleifen und Geste
ren achromatiſcher Glaͤſer ausführliche Anleitung findet), größtenteils
umgangen werben Tönnte, wenn man naflen Weges (durch Wedid;
zerfepung löslicher Bleiſalze und Töslichen fllicfauren Kalis) bereitcel
filiefaures Bleioxryd, und wenn man ebenfo aus reinem Kalb
ſpath und reinem Bleioryd (entlupferter Mennige) CaOPbO er
ſtellt. Gewoͤhnliche Mennige wird CuO⸗frei durch verbännte 8Oz; da hd
dann zugleich braunes Bleihyperoryb bildet und PhOSOg, wet
Ießtere, neben dem fich gelöft vorfindendem CuOSOz,’ fi dark I
ſpuͤhlen und Schlemmen vom braunen Bleioryde fondern läßt. Bleb
glätte, die gewöhnlich zur Blasbereitung gewählt wirb, entkupfert mer
durch wäflriges Ammonoryd. Durch Blühen hervorgegangener bleilane
Kalk eignet fich fehr wohl zur Darftellung der Fritte (v. i. des norläuh
geglüheten Gemenges zur Blasbildung erforberlicher Stoffe, oder ii
Glasſatzes) verwendete. Je Kalksreicher eine Glasmaſſe, am fe
härter wird das daraus bereitete fog. Kreiten⸗Glas, aber m
fo größere Schmelzhihe forbert es au. Natron⸗reiches Gicd if
härter als Kali⸗reiches, Täuft aber nicht wie biefes an ber Laft blis
lich an. Der Zufab des bemerkten Weges im Großen Leicht dark;
baren braunen PbO,, flatt Mennige, als Vertreter bes Malz, >. |.
als Blasentfärber, leiftet in diefer Hinficht mehr ale die Mennig m
iR daher in Fleineren Antheilen, als dieſe, erforderlich. Zum Epigk
und Kryſtall⸗Glaſe verwendet man am beften nach @lühung und Ib
Löfehung in kaltem Wafler gepulverten, ganz weißen Quarz, bem mi
noch zwedmäßiger zuvor durch Behandlung mit: Erzmetalloxyde est
löfenden Säuren von biefen Oxyden möglichft befreiet Hatte. De
grüme Bouteillen⸗Glas verdankt feine Farbe dem (meiß Mal:
baltigen) Eiſenoxydul, das bier als filicfaures Galz durch forbloſe
Salze in ähnlicher Weife feine Grüne zu entwideln fcheint, wie d 5
ven löslichen grünen Gifenfalzen (3.9. im fog. grünen Bitriel*)
®) Die Benennung Vitriol iR hervorgegangen ans ber Farbenähnlichkeit des kr
ſtalliniſchen grünen ſchwefelſauren Eifenoxydul mit dem Bonteillen-Glaſe. Di
übrigen ſog. Bitriole lernte man erſt fpäter kennen, da man ſchon wußte,
fie mit jenem dieſelbe Saͤure gemein haben; oben ©, 938.
1845
‘
tm grünen Eifendlorür) durch das an ſich farblofe Hydratwaſſer
der Fall iR. Aehnlich wirken auch andere Erzmeltalloryde färbend auf
Glasmafien, 3.8. das Cobaltoxyd und FeO ber Schlafen (5. 375
und 461), und zum Theil auch jene ber fog. Amanfen und Fünf
lichen Edelſteine, ſo wie manche der ächten, eingeſchmolzenen Glas⸗
malereien. *) Die Grundlage ber fog. künſtlichen Edelſteine if ſelbſt
ein vollfommenes, an ſich farblofes, aber fehr hartes und aͤußerſt durchs
ſichtiges Glas, feinem Erfinder — einem Dentihen — zu Chren
genannt Straß, und gewöhnlich bargeftellt aus 1 Antheil geglüheten
baranf im Falten Waffer abgelöfchten und num zerriebenen, vollfommen
farblofen Bergkryſtall P! / veinften trodenen KOCOz (beffer: gänzlich
za Staub vermwitterten Natroncarbonat) + 3/8 calc. Borar 4- 1/g
reinften trodenfien PbOCO, und 1/aa dergleichen Salpeter, die man im
wohl verflebten und dadurch gegen Hineinfallen von Aſche gefchügten
Schmelztiegel bei gleichförmig verfärktem Schmelzfener zwei Stunden
hindurch erhält und dann möglichſt allmälig erfalten läßt. Aetzung
ber zu fürbenden Stellen der Blastafeln: vor ber Farbeneinſchmelzung,
laͤßt ih bewirken, ſey es mit AF-⸗Gas, ober. mit befien wäfirigen
Löjung oder mit gelöflem AHA, K (oder N) Fic., ober mit Ca
+ SOz3, aber au mit BE, (5. 846) und mit Gilichluorid (S. 801
und 812), zun Theil ſelbſt mit AH, OPOs (jedoch nur fehr wenig tief
eingreifend) bei höherer Temperatur; phosphorfaure farbige Metalloryde
fegmelzen theils für fi, theils unter Beigabe von Borar vollfommen
durchſichtig ein. Vergl. m. Polytechnochem. II. 786 ff. Weber dahin
gehörige farbige Glafuren, Email u. dgl. f.a. a. D. Nachdem
Lo witz gezeigt Hatte, daß man kieſelige und thonige Geſteine, Behufs
ber fle zu unterwerfenden dyemifchen Analyfe, nicht nur, wie man bis
dahin gethan, durch KOHO trodnen Weges, fondern auch mittelft der
Kali⸗Lauge bei Siedhitze auffchließen könne, und nachdem (zunächft
°) Gehe lehrreich, in Beziehung auf Barbens Darfielung (Blüffe se.) für Glass
Borzellanz ıe. Malerei, if Brogniart's Trait& des arts ceramiques.
Gsẽ wird hienach ver feit 1821 bekannt geworbene gelbe fog. Elfenbeinfluß
bereitet aus 88,02 grauem Fluß (= 22 Duarzfand + 11 gefehmolzenem
Boraz und 66 Eupferfreie Mennige) 3,52 Zinkblumen, d. i. durch Ders
brennen erhaltenes weißes Zinkoxyd, 7,04 Ciſenoxyd⸗Hydrat und 1,42 trodnes
ſtibſaures Kalt (f. w. u.); gut gepulvert und zweimal bei lebhaften Teuer ums
geſchmolzen, gießt man die Maffe auf Eifenblech aus, und zerflüdelt fie, ba fe
danıı ausfieht, wie Bouteillen⸗Olas. Daß man au bei dieſen, wie bei allen
übrigen hieher gehörigen fog. Fluſſen, beſſer zum Ziele kommen würte: tur
zuvor naſſen Weges bargeftellte filiefaure Metalloxyde unterliegt keinem Zweifel, —
Uebrigens Iöfet wäffeigflüffiges effigfaures Natron (pas leicht kryſtalliſtrbar
iſt, zumal bei Natroncarbonat⸗Ueberſchuß, hierin ven meiſten Natronſalzen ahnelnd)
bei Blutwärme, d. i. bei 280 bis 300 C. — 220,4 bis 240 R. Harnfäure
anf, entläßt fie aber wieder, fo bald vie Släffigkeit erkaltet. Ebenſo verhält fi
mildfaures Natron.
1246
Weſtrumb und haupiſächlich) Klaproth dieſe naſſe Auffchließenz
in vielen zugehörigen Fällen erprobt hatte, bebiente ſich auch Fuch
berfelben zur Darftellung des von ihm erfundenen, im Waſſer loelichen
und gelöft ale Beuersabhaltender Anſtrich (m. Gruntz. I. 244 Yam)
oder Firniß (zumal für Holz, Taveten ıc.) verwendeten, Wafferglas
(S.498 Anm.) genannten Glaſes; m. Arch. f. d. ges. Naturl.V. 356.
Das mittelt KOHO und’NOHO bereitet, die, Mitfcherlic's Bu
obachtung gemäß, vereint (Blußsbefördernd und) mehr auflöfend wirken,
als jedes derfelben für fich in übrigens entfprechender Menge anıw
wentet zu wirken vermögen, zu einer ‚Härte gebracht werben fan, -
die es in den Gtand ſetzt gewöhnliches Olas zu rigen (m. Gruud
-1. 244 fj.), das aber gemeinhin nur von gewöhnlicher Härte dadırh
gewonnen wird, daß man 15 Quarzvulver mit 10 KOCOz und 1 Kohle
pulver innigſt mengt und zuſammenſchmilzt; flatt des KOCO, un
Kohle kann man eine entfprechende Dienge rohen Weinflein dem Quetx
zufeßen; die CO, entweicht bier, wie bei ber gewöhnlichen Glatbe⸗
reitung (trocknen Weges: mittel Pottaſche oder Soda), von ir
Silicſäure ausgetrieben, als Gas. Ueber fog. Entglafung durch Un:
bildung des Glaſes in Reaumür’fhes Porzellan; oben 6. 518
Ein Gewichtstheil durch Glühen, Ablöſchen in Wafler und Zerreiben
im Achatmoͤrſer gepulverter weißer Quarz ober Bergkryftall, we
ſchmolzen mit drei Gewichtstheilen Kalicarbonat (oder mit 1 KOCH
+ 2 wafferleeres Na0CO3) giebt, in Wafler gelöſt, die fog. Kieſel
feudtigfeit (Liquor Sillcum) aus deren wäflrigen Läfung Eisra
gallertartigee SilicfäuresHybrat fällen, das jedoch fläfüg Halt,
wenn die Bällungsfäure, 3. B. bie bazu verwendete Hydrochlorſant
fehr verdünnt geweien. Gin Gewichtstheil Eilicfänre + 4 KOCH
(oder KOCO2 + Na0COn), bietet geſchmolzen eine Maffe dar, au
der, gießt man nach theilweifem lanyfamen Erfalten, ben inneren &E
noch flüffigen Theil ab, perlmutterglänzende Kryſtalle verbleiben.
Verſchiedene ältere Chemiker fahen, durch fehr allmäliges Anziehen
ber atmofphärifchen Karbonfäute aus ruhig geflandener Kieſelfeuchtip
=
feit eine dem Bergfryftafl gleihe Silicfäure, in deſſen Eidw
Form fh krynñn alliniſch ausfcheiden;, daß man Behufs der Blah,
Borzellans ıc. Malerei oder Härberei, auch farbige Erzmetallosye
als filicfaure pulvrig fällen und fo hergefellt zur Einſchmelzung eder
Eindrennung auf mancherlei gebrannte Thongerätbe geſchickt meh
koͤnne, daran fleht erfahrungsgemäß nicht zu zweifeln. Es lafien Rd
übrigens auch Erzmetalle ald Amalgame (unter MrsEutweidem)
einbrennen; Crehl's Ann. 1787. I. 307. — Ueber fog. Kühlung
des Blafes sc. oben E. 397. Als Nebenerzeugniß ericheint dabei die
fog. Olasgalle (Felvitrioben &. 812), d.i. ein Gemiſch mehrere
in bie Berglafung nicht mit eingegangener Salze der Fritte, bie AM
mitfammen ale Echaum fondern und abgenemmen werden, bevor ib
1247 /
Glas in die erforberlihen Formen (blaſend sc.) gebildet wird. Bet
Anwendung von Bottafhe und Kalt if Hanptbeſtandtheil derſelben
Ralifulphat und Kalkſalphat, nebft etwas Rlicfaurenm Kalk, zum Theil
überzogen mit dünner Glasſchicht; bei Sodaglas waltet Natronfulphat
darin vor; im erfteren Ball läßt fie fich vortheilbaft zur faͤllenden
' Umbildung des Alumoxyd⸗Sulphat (oben &. 946) in fog. Alaun⸗
mehl, ».i. in kryſtalliniſch vulvrig gefällten Kali⸗Alaun (S. 0905)
verwenden, im legteren wie im erfleren durch Behandlung mit Kohle
md Kalk trodnen Weges zur Herfichung von Kalts oder Natron⸗
Carbonat, Behufs neuer Frittenbildung benugen. ) Der Bleioxyd⸗
reichen Außenglafur irdener Geraͤthe (Biumenfcherben u. dgl. Echaalen,
Becher ıc. Tabakspfeifenföpfe sc.) innigſt beigemengtes AgCh gewährt
golofarbenen Meberzug (SGtoll’fche Blafur), wenn man nach dem Bins
brennen folcher Blafur Lie damit getränften Thonflähhen dem Strohrauch,
Ammoniaf:haltigen Tabaksrauch und dergleichen oxydirbaren und
Metallherſtellung bewirkenden rauchigen und Dunflserfüllten Gaſen
ausſetzt. Aehnlich kommt auch die Karfunkelfarbe des aͤchten Kunkel'⸗
ſchen Glaſes zu Stande, das nicht durch Manganexyd (Mn 203 oder
vielmehr nicht durch dem AnOe polymeres manganfanres Mans
ganoxydul MnO MnOz + Man O), ſondern durch Goldvurpur
gefärbt worden. — Ein vorzügliches ſog. Reagens (Gegenwirker) auf
Natron if, Fremy zufolge, das ſtibſaure Kali, das man erhält,
wenn man friſch gefälltes Stibfäure-HYydrat (SbO; Ho gewonnen
durch Vermiſchen des Stibchlorid mit Wafler, wobei das Chlor fi
bes H von 5HO bemädstigt, während das Doppelatom Sb fimf O erhält,
%) Ucher Bohrung und Einſchneidung von Schraubengangen in Glas, f. m. Arch.
f. d. ges. Naturl. XXV. 151 ff. und XXVI. 382. Ueber Gämmerung
deſſelben, a. a. D. ©. 385. Linglafirtes Porzellan (fog. Bisquit) mit durch⸗
fihtigem Glas übergofien und bevedt, zeigt ven Glanz matten Silbers. —
Silberchlorid der gewöhnlichen.
*) Die Löfungen manganfaurer Ealze bieten grüne Bärbung bar, 3. B. das man⸗
ganfanre Kali (©. 809); tritt aber eine andere Saure hinzu, felbfi COz, fo
macht vieje, Indem fie ver Manganfdure mehr orer weniger von ihrem Galz-
gränder entzieft, MnÜg = Eäuresfrei, vie ala ſolche die Slüſſigkeit röthet oder
yurpurpt. — Verſetzt man taber grüne Löfungen der Art mit Ammonoryd⸗
Syprat (mäflrigen Ammoniak), fo bleibt fie grün, hatte man aber ftatt beffen
das gelöfte Carbonat vieles Salzqruͤnders hinzugetroͤpfelt, fo entzieht 3. B.
das Kali obiger grünen Löiung demſelben bie COqↄ, vadurch Ammonoxyd frei
machend, das in mäßiger Wärme entweicht, zugleich aber auch einen entfprechens
ven Antheil von Manganfäure entlaflenn, der nun die Farbe der Flüiſigkeit In
Burpur verkehrt. Aehnlich wirkt nun aber auch bie Im lieberihuß anwefenve
Giliefäure der Kryſtall⸗Glakmaſſe, auf das ibr beigegebene MnO MnoOz; fie
entzieht dieſem das MAnO, damit ein farblofes Ealz bildens, macht dvadurch aber
MoOz frei (die vielleicht, in Folge der Hige, in Orymanganjäure und ber
Rärkeren Anziebung ver Eilicfäure fulgendes Manganoxydul aus einander tritt)
and bewirkt fo Rötkung ber ganzen Muffe,
1248
und bie alfo entſtandene Gtibfänre gegen fie baſtſch gewordenes mye⸗
feßt gebliebenes HO als Salzgründer bindet) in ſchmelzendes Kali trägt,
mit dem e6 fi, von ihm aufgelöft werbend, zu löslichem KOSb0,
verbindet und fo ein Salz gewährt, bas, if Natron in ber zu prüfen⸗
den nicht fauren Flüffigkeit, feine Säure biefem Galzgründer überläft,
der dann als ſtibſaures Natron fi Eörnig kryſtalliniſch an bie
Glaswaͤnde des Gefaͤßes abſetzt. Das fibfaure Kali bereikt
man fonft auch durch Erhitzen von Sb mit Salpeter, deſſen Eäue ud
unter Zeuerentwidelung oxydirt. Waſſer entzieht der Mafle neutrale,
untryfalltifirbares Kalifibiet (der im Wafler unlösliche Mae
Antheil if faures ſtibſaures Kali = KO + 2 SbO;), ba
Löfung aus gelöflem Lithions, Baryt-, Strontit⸗, Calcit
D.1.Kalf) und Magnit- Salzen deren Salzgründer nicht kryſtalliniſch
fondern flo dig fällt. — NOso, (verwitternd), KOSO, (zerficklih)
und Ca0SOz fimmen darin überein, daß fie erhist in Schweſelmenll
(NaS etc.) und ſchwefelſaures Metalloryd aus einander treten.
3) LO. Bildet mit 803 ein leichtlösliches, wäflrigem Alkohol zugängliäe ‘
Salz; hinfihtli der übrigen LOsGalze vergl. S. 855 u. S. 123. |
4) BaO. Friſch gefälltes, ausgewafchenes und an der Luft getroduete
Ba0S0z if in rectificietem Bitriolöl löslich. Mit SO, + 2H0
giebt BaO große, im Wafler leichtlögliche Kryfalle, mit SO, weit
unlösliches Pulver barftellend, mit Sa O2 verbunden aus ber, länge
Zeit der Luft ausgefeßten Schwefelbaryum-Löſung zu fehwerlödiiden
Kryſtallen anfchießend; wird BaOSO, für fich erhitzt, fo zerfällt es in
Ba0SO, und BaS; oben S. 813 ff. Mit PO; (und ebenſo mit As0;)
giebt BaO erdige, weiße, im Waſſer fehr fehwerlösliche Niederſchlaͤg.
Als Biphosphat wenig fauer, Iuftbefändig, kryſtalliniſch, zienliqh
leichtldslich; bildet fich auch durch Auflöfen des Phosphat im AD;
oder HCh.
5) SrO. Das an ſich faft unlösliche Phosphat if Teichtläslich im wärriger
Phosphorſaͤure; das Azotat (oben ©. 448) if unläslig m
Altobol, übrigens fat fo zerfließlih wie das Balcitazotat, bei
vom abfoluten Alkohol gelöft wird und fo vom Strontit⸗ Rzotat ge
ſchieden werben kann, wenn beide Salze vollfommen mentrel
and vollfommen troden waren und mit dem Alkohol in gäulid
trocknen, mit dem Alfohol ganz anfzufüllenden und daher feine (Wahr Ä
haltige) Luft zulaffenden Flaſchen hinreichende Zeit hindurch in do
rührung blieben. Diefer Scheidung ähnlich if jene des waßerfreim
SrCh vom waflerfreien BaCh; erfleres wird vom abfoluten Witchel
gelöft, lezteres nicht. Vom Lithion, deſſen Azotat hinſichtlich ve
Flammenfärbung dem Strontitazotat (fo wie dem SrCh) ähnelt, ſcheidet
man es (wie der Verf. biefes Höhe vor mehreren Jahren, ©. Ih
des VII. 3. ſ. Arch. zeigte), mittel Ammonoryb:6hromal,
wechſel zerſehend, da Lithlon⸗CEhromat im Waſſer und waſſrigen Wein⸗
geiſt loͤslich, Strontite Chromat unlöslidh IR.
6) alo. Das Sulphat (Gype) gewinnt au Löslichkeit im Waſſer durch
NaCh, wie durch KCh, was für deſſen Benupung ale Düängemittel
achtenswerth if. Der milchſaure Kalk kryſtalliſtrt mit 6HO, if
dem, ohngeachtet wenig lösli in Wafler, dagegen lösbar in Alkohol
und aus demfelben faͤllbar durch Aether. Wäflrige Mildfäure zer
ſezt phosphorfauren Kalt; Phosphorfäure, den in Alkohol ges
löften milchfauren Kalk. (Es verhält Ah hiemit aͤhnlich, wie mit
KOCO, zu BES und umgekehrt: KS zu COa; treibt man HS anhaltend
durch KOCO,HO, fo erhält aran KS, und CO. wird frei; treibt man
unigekehrt CO’ anhaltend buch KS, fo bildet fig KOCO-, und HS
wird frei.) Im cararifhen Marmor fand der Berf. diefes Öbbe,
neben dan Ca0COz ſtets Elrine Autheile von Silicfäure (und ebenfo
im kryſtalliſirteu Strontianit, d. i. BrOCOz) die ſich ſcheiden ließen
mittelft Auflöfen in A, hingegen nicht durch verbünnte HCh; m. Grundz.
I. 824 Anm. #) Ueber ben durch gelindes Glühen aus dem CaDAO;,
erhaltenen, fog. Phosphor des Balduin, oben ©. 1233. Gemiſche
von Kalkhydrat und Wafıralaa geben: gute vollfommen unſchaͤdliche,
in viefer Hinſicht jeder Bleioryd⸗haltigen Glaſur des gemeinen Thons
gefhirrs, wie des edleren (z. B. der Fa jauce) vorzuziehende Slafuren, -
die durch Iufähe von CaF auch für gußeiferne Kochgeräthe anwenbbar
werben; vergl. m. Grunbz. 1.253 f. Verſetzt man Kieſelfeuchtig⸗
feit (die man im Großen mit weniger Feuerung aus Glasſcherben
Buloer -+ dreimal ſoviel Pottafche, mittel Schmelzgung und Löfung
gewinnen fann) lange genug mit effigfaurem-Kalf, ober flatt der
erfieren auch nur Riefel-haltige PBottafchen Lölung, fo erhält man als
Niederfchlag filicfauren Kalk, ver mit Kali» Sulphat (3. B. des
beims Löien der Pottaſche, fammt mehr oder weniger Kali⸗Silicat) ober
befier mit mäßig gebrannten Alann vermengt und geſchmolzen ebens
falls eine (ziemlich leichtflüſſige) gute weiße Glaſur gewährt. Dess
gleichen erhält man brauchbare hieher gehörige verglasbare erbigfalzige
Benifche, wenn man Blasgalle mit Kalk⸗Carbonat (fog. rohen
Kalffein, Kreite ꝛc.) und eifenfreien Thon befgidt.*#) Ueber Kreitens
glas ſ. Weſtrumb a. a. O. 119 u. f. f. Zuſatz von Knoſchen⸗
afdhe zum weißen Blafe giebt das weiße, unburchfichtige ſog. Bein⸗
%5 Kemmen im Urkalk (uns im Strontianit) KlefelsAufgußthlere (Kiefelpanzer
barbietende Infuforien) vor? Ueber Kryſtalliſation des CAOHO f. a. a. O. ©. 825.
“) 2a man Knochenaſche in Azotfäure auf und verfeßt die Auflöfung mit gelöftem
azotſauren Merkur, fo wird ber größere Theil der POg, aber nicht ſammtliche
als yhospharfanres Merenroxyd gefällt, nas mit Kohle erbigt nebft COg
und Diereur als Deftillate entläßt. Es bleiben von 100 phosphorfaurem Kalk
noch 33 Theile in der Slüſſigkeit unzerſetzt übrig.
oder Nilchglas, das mit färbenden Brzmetallorgben verfeßt Farbige
undurchſichtige Bläfer gewährt, wohl geeiguet zu Glaser
ſa iken ähnlich jenen, welche bie Mofaitgemälde Pompeji's sc. barbieen,
: zumal wenn man flatt der unfalzigen Oxyde deren Borate als Fir
maſſe wählt; wie denn auch borfaurer Etrontit (Bart ıc.) bi
fünftlichen Edelſteinen als Straß⸗Vertreter fich vorzüglich eigue, da
er, verglafet, ungemeine Härte mit lebhaften Demantglanz und leb⸗
hafter Barblicht = Erzeugung mit großer Klarheit verbindet. Ob mu
nicht Rott Gmail aus SnOg + PbO bereitet, mittel Ruodkenafde,
Kali: Sulphat und (entwäflerten) Kali⸗Alaun ein jenem erzmetallifges
ahnliches Echmelzalas erhalten würbe, wenn man SrBOg beiflgte, ſteht
zu verfuchen, desgleichen wie ſich SrOPO; und BaAOPO, als Glas
Beimifchung verhalten; letzteres Sal; iR trocknen, wie naffen Weges,
der Phoephorſaͤure leicht zugänglich, wie es ſich denn auch in wäflriger
HCh und AO; leicht auflöfet. Aus Sffigfäure fäll't Phosphorſiecrt
fofert damit verbundenen Baryt; Hingegen nicht aus geloͤſtem Balı.
In Beziehung auf Lichtbrechungsvermögen gehen übrigens Die Blei
oxrydfalze den Barytfalzen, wie ven Strontit-Galzen voran; PbOBU;:
dem Blafe zugefeht, erhöhet deſſen Lichtbrechung in ausgezeidgecden
Grade. Das bis hieher nur in Venedig fabricirte Unvanturinglar
iR, Frem y's und Blömanbot’s Unterfuchung zufolge, weißes Glas,
in weldyem gleichmäßig vertheilt worben: in milroffopifdgen Ockakdern
kryſtalliſirtes metallifches Kupfer; 300 Pfnud gepulwertes weißes
Glas, innigf gemengt mit 40 Kupferorydnl (Cug + 0) und 80 Glies
hammerfchlag (Fe3 Os) werden zwölf Stunden hindurch aehdgmelzen.
7) MgO. Während Ca0T für ſich far löslich iR, wird MET vom Bef
fer leicht aufgenommen. Aehnliche Verſchiedeuheiten bieten in Dezichumg
auf SO3 das mehr erwähnte leichtloͤsliche Bitterſal z (MEOSO,) und der
Gyps, das faſt unkryſtallifirbare MgOA im Gegenſaz des leicht fir
ſtalliniſch anfchiegenden CaOA dar, von denen erfleres in Weingeil
leichtldelich if. Mit waflerarmer 803 erglühet MgO, wenu es mit
ihe im Berhältniß von 1 zu 6 Bewichtstheilen vermifcht wirb. Der
Bitterfpath und die Dolomit genannte Gebirgéart, find beite
Doppelfalze der COz mit MgO und CaO, währen im Boracit
kryſtalliniſcher borſaurer Magnit, im Tall, Spedfein, Meer -
fhaum, Chryſolith und Gerpentin Verbindungen des MgÜ mi
Silicfäure, nämlich in erfleren eine faure, in andern eine nenirelt |
wafferleere, im dritten das Hydrat ber anderen, im vierten 3 Magait
gegen 1 Säure, im fünften (MgO + 2HO) + (6 MgO +4 Eli
fäure) vorliegen. — Erhitzt man MgOSO; für ſich, fo zerfat es ia
MgS03 und MgO (nicht in Ags). Silliman d. j. fand im denn
von der Südpolerpedition mitgebrachten Korallen nicht nur MgO, fen !
dern auch phosphorſauren Kalk und Iebteren im folder Menge
daß big Phoephate bis 0,10 des Ganzen betrugen (ob und wievich
1851
Kılls Silicat und Kalk⸗Carbonat zu ben übrigen 0,80 gehören? ſteht
noch zu erfahren), dagegen feine Spur von CaF, und doch wird Fluß⸗
Math oft im Korallenfalle gefunden. Im Nummilitens Kalt fanb
Werther neben 14,402 Gilicfäure und 0,225 organifchem Stoff (Ins
faforien? Bergl. m. Grundz. I. 572 ff.) 69,71 Ca0CO2 + 0,54 Fe Oz
+ 15,71 Mg0CO, MgO + Fe feßen, vereint mit 1 GSilicfäure
verbunden den Peridot, MgO + CaO + FeO und 2 Silicfäure ben
Byroren zufammen, während 3 MgO + CaO + 2 EGilicfäure dem
Amphibol bilden. Weber Darfkellung des Magnit⸗Carbonat
f. oben ©. 945. Kalkwaſſer ſchlägt MSO aus befien fauren Auf⸗
löfungen nieder, aber die Faͤllung bat in ber Löslichkeit bes MgO
(oben ©. 1219) feine Grenze. Mit Ammonoxyd und mehreren Säuren
(SO3, AOs, HCh, A) giebt MgO leichtlösliche Doppelfalze, und biefes
gilt unter andern auch von der Dralfäure (oben ©. 1239), obgleich
Mg&0C: Oz; an fi faft unloͤslich iſt. Digerirt man ein Gemiſch von
Mg0SO, und Ca0SOz mit gefättigter Köfung von CaOSOz in Wafler,
fo entzieht diefe dem Gemifch nur das MEOSO,;, verfeßt man dann
diefen Auszug mit wäflrigem Weingeift (3 Waſſer gegen 1 Alkohol),
fo fehlägt diefer das Ca0SOz nieder und Hinterläßt MgOS in ber
Biäffigkeit, die dann durch Defillation von Weingeift gefchieden, im
Nückſtande nur Bitterfalz enthält, was foldden Weges 3. B. aus dem
Dolomit (nach vorangegangener Behandlung befielben mit SOz ges
ſchieden werden kann; minder rein: durch Ansziehen ber trodnen
CaOMgO + 2 803⸗-Maſſe mit verhältlih moͤglichſt wenig kaltem
Waſſer. Zu MgO beflgt unter andern auch AlOz beträchtliche Ans
ziehung, die groß genug iſt, um die vollftändige Scheidung beider in
Terfelben Eure, 3. B. in HCh aufgelöflen Oxyde, durch Zufag von
Salmiat und Ammoniak (oder war die Auflöfung fauer: nur durch
Ammoniak), wodurch AlUz niedergefchlagen wird, verhindern zu fönnen;
Das ber Niederichlagung unterliegenne AlOz reißt flets kleine Antheile
von MgO wit nieder, bie man von erflerem nur zu trennen vermag,
wenn man bie Öyrrochlorfäure der Befammtanflöfung flatt durch Am⸗
monoryd 2c. glei von vorn herein mit wäflriger Kalis oder Natrons
Löſung überfegt umd in einer Platinfchaale erhitzt; es löſet fich das.
AIOz auf, während MgO unangegriffen zurüdbleibt.
8) AlOs. Kommt am häuflgften mit Siliefäuse verbunden vor und iſt in
ähnlichen Verbindungen auch zugegen in allen aus Thon und vers
wandten Erd⸗ und Geſteinmaſſen gefertigten Erzeugniſſen, im Bads
und Ziegelftein (deren Gifenorybhydrat = Gehalt bei Glühhitze, baher
durch Ziegelbrennerei) waflerfrei wird und fo die Befammtnafle mehr
oder weniger röthet, Im gemeinen Häfner» oder Töpfergefchirr, Bajance,
Steingut, Emilian, Porzellan ꝛc., erfcheint dabei als Thon nicht felten
reichhaltig an Aufgußthierchen ober anderen organifchen, ber Faͤulniß
fähigen Vertretern (m. Polytechnochem. II. 536 ff., 551 Fam. 567, 574),
R
1258
und bient in ſolchen Hüllen zugleich als fog. Minerelbünger m
als organiſcher ober Lebwefens Dünger; wie foldie® vor mehreren
Jahren vorzüglich durch Mainftich nachzuweiſen verfucht wurde. Die
der Berarbeitung des Porzellanthon (PBorzellanerbe, entkane
aus Feldſpath durch Verwitterung), bes Ra,olim sc. vorangehenbe og.
Thonfaäule, die fh duch Entwidelung von Pb⸗Gas (ein Erzengrij
der gleichzeitigen Echwefelſaͤnre⸗ und Waflerzerfeßung bewirkt: hau
fächlich durch C der faulen organifchen Theile und daher zugleich (Or
Gas entwicelnd) merklich macht und bie beendet feyn muß, Bevor mar
den in feuchten Kellern zu Kugeln ıc. geballt⸗aufbewahrten Thon aus
wäfcht, fchlemmt und formt,*) iR ebenfalls Folge der fog. von ſelber
erfolgenven Zerſetzung jener organifchen Beimengungen. Ueber Fertigung
der erwähnten künſilichen Thon-Erzeugnifle, fo wie ihnen verwandt
@ebilde, f. m. Polytechnochem. IL. 779 ff. In deu thontgen Befeines
und verfehiedenen zugehörigen Gebirgsmaflen if AlOz gewöhnlih athet
der Gilicjäure zugleich auch an metallifche Salzgränder gebunten, ſe
3. B. mit KO in Ryakolith [Silicfäure = SiO betragtet) 6 0.
-+ A103 KO; im Amphigen = 88i0 + A103 KO, mit NO (N)
im Analcim = 8810 + AlOg NO + 2HO uns im Herfgelit
= 8Si0 + Al0;3 NO + 5H0; mit CaO im GStilbit 1280 +
AlOz CaO + 6H0; Sranat (Karfunkel) il = 6 BiOz + AlQ; +
3Ca0; Chabafit = 8Si0 + AlOz Ca + 5 HO; Phreiit
6 SiO + AlO3 CaO + 2HO. Im Kaolin dagegen finde ſich da
Alumoryd ale Salzgränder nur mit Silicſaͤure verbunden = 330 +
A103. #%*) Was außer denen durch die Formeln ausgedrückten währe
*) Die Schwefelfäure des KO und CaO s Gulpgat find es hauptſächtich, dem
Gäure jener Zerſetzung unterliegt; bas alfo f:ei geworsene KO (um Ca0) we
bindet ſich vabei, in statu nasc. mit Eilicfäure, vielleicht auch mit Munjäm
(AlO3). — In Zuckerſiedereien belegt man vie Grundflaͤche bei in zw
gekehrter Etellung in ber Zuderhutform befinblihen, von Melaffe weitelß
Waſſer⸗Durchſickerung zu befreienden Rohr⸗ oder Rübensäuders mit Spaniſchen
Thon; unterwirft man dieſen Thon, nach ſolchem Gebrauche, äynlicyer Bäztıng
fo Kißt ex fi durch Wachen und Schlemmen wieber brauchbar machen.
*) Erachtet man Gilicfäure flatt SIO — SiOn, fo iſt ihre Verhaltniß⸗ Gewich⸗
anzapl Halb fo groß in Anfay zu bringen, als oben gefhehen; DOrxtpollal
oder Feldſpath (vergl. ©. 947) iſt dann 3. B. nit — 12 SIO +
KO, fonsern = 6 SiO, uns entſprechend ändert ſich and die Hequivaleatzahl ii
Si; vergl, oben S. 948, und Bringt man Sillcſaure — SiOg in Hafa, f
beginnt die Formel für den Orthoklas mit 4 8103 x. Als SiO angensmmi
ik ber Labra dor (neben einer Beimiſchung von CaO um NO) = 6 8i0 +
AlO3, alfo eine Berbinvung, vie noch einmal fo viel Gilicfänce emtgäft, as d
Kari. Unter allen Doppelfalzen ver Siltefäure it der Feldſpath da X
breitetſte; ex beſteht aus filiefaurem Kali 4 filicſaurem Alumoxyd, auf HÜ ©
theilhaft benutzbar (wie zuerſt der verflorbene Fuͤrſtenberg'ſche Bergrait Selb
zeigte) und verwittert ſehr wahrſcheinlich zu Porzellanerde. Der fog- Mate
Gelufpath ober Albit, enthält flatt nes KO:,Natron, ver Petalit um IF
Spopumen flatt KO: Lithion, der Sarmatom ober Kreuzſtein Ratt BO,
1253
Beſtandtheilen in ben angeführten Geſteinen etwa zugegen ift, muß als
foäter mechanifch eingedrungen und daher auch als nur phyſiſch (durch
Mohäflen gebunden) betrachtet werben. Nuflöfungen des AlOz in KO»
over NOsLaugen fällen Ammonfalze, wie jene ber Löslichen filicſauren
Salze derfelben Alfalorde; z. B. Faͤllung berfelben durch Salmiak,
ober durch Ammonoryb s Azdtat ꝛc. Iſt jedoch neben dem AD ober
neben der SIO auch Titanfäure in ber Auflöfung zugegen, fo fhlägt
Ammonoryb-Gulphat daraus nur AlOz, aber nicht TIOn nieder
(oben ©. 817, 820), was in den Stand feßt, beide leicht zu trennen. —
AIO3 AO; und hydrochlorſaures Alumoxyd find wie MgO, in Weingeiſt
leihtlöslih. Das ©. 1145 erwähnte Alumoxyd⸗Sulphat erhält
man von vorzüglicder Güte, wenn man 2 Berwichtetheile gefchlemmten
SajencesThon (oder guten, Lifensfreien Pfeife⸗Thon) mit 6 Bitriolöl
in einer Retorte bis zum Glühen erhitzt; wobei die überfchüffige
SO; in unangefütteten Vorlagen — wie bei ber fog. Rertiflcation der
waflersarmen Schwefelfäure aufgefangen wird; es febt in ben Stand,
mittelſt Zuſatz von wäffrig fläfflgem Natron⸗Silicat, reinſtes Alumoxyd⸗
Silicat zu fällen, das ſchon an ſich bil dſam (wie alle Bildſamkeit
des Thones auch nur von dem AIOz SiO + HO abhängig) iſt; denn
seines AlOz iſt nichts weniger als mittelft Zufak von Waſſer zuſam⸗
menhängend Halibarsformungssfählg, und durch Zuſatz von Maguit:
neben Aryſtallwaſſer: Baryt. Sehr Häufig kommen vergleichen Doppelfalze vor,
in denen ba6 KO burch CaO vertreten iR, ober außerbem noch filicfaure Al⸗
kalien zugegen find, Kryſtallwafſer⸗haltige der Art find die Zoolithe. Kalins
eifenfyanüz fällt, wie fhon Wenzel zeigte, AlOz, löſt aber ven Nieberſchlag
wieder auf. Oralfaures Alumoxryb (pas gleih dem oxalfanren Beryll⸗
o2yb — Be0z; (a O3 fehr leichtlotlich if, weßhalb beite Erdmetalloxyde aus
ihren Auflöfungen weber durch Dralfänre noch durch neutrale AllalisÖralate ges
fäll’t werben, waͤhrend bie Auflöfungen ber Thonerbe, Vttererde, Zirkonerke
und Gereroxyd dadurch fofort Trübungen erleiden, indem vie hiedurch entſtandenen
untöslihen Oxalate viefer Netalloxyde fich als weiße Niederſchlage ſcheiden, von
benen bie letzteren brei in Hydrochlorſaͤure aufloslich find, das Thonerbe-Oralat Hinz
gegen darin unaufgelöft verbleibt) wird in neuerer Seit zur entfärbenben Läuterung
des rohen Zuckers benutzt; es bildet fich unlösliches Kalkoxalat, das, gemeinfchaftlich
mit dem mit färbennen Thellen verbundenen Alumoxyd, fich nieverichlagförmig
ſcheidet; fon Luc. Somwarp benugte vor nahe 40 Jahren zu gleichem Zwecke
ven Alann; inveffen fallen beide Säuterungämittel dort weg, wo ber Zuder keinen
Kalk entyält. Zu ven Kallshaltigen Thonen gehört auch ber Mergel, ver nad
Maafgabe nes größeren Thon⸗ oder Kalk⸗Gehaltes in Thon⸗ und KallsMergel .
unterfgieven wird; Wade, auch Thonſchiefer, Bafalt, Traß ıc. können, waren
fie zur Berwitterung gehörig vorbereitet (durch Glühen, Ablöfchen in kaltem
MWafer, und Zermalen zu Gtaub), mit germalenem Kalkſtein, Kreide, Muſchel⸗
ſchaalen zc. innig gemengt zur Bildung künſtlichen Mergels verwendet
werben. Der gewöhnliche Ton, fofern er entwerer ſchon KRalkshaltig oder mit
U/g Kalk und Waffer gehörig verfeht worden if, darf nicht über 5 bis 6 Procent
Eiſenoxyv⸗Hydrat enthalten, wenn er gute Badfleine, Ziegel ıc. gewähren foll,
us if um fo beſſer, je Atmer er an Ben Os.
’ | 1254
und CaOsBerbindungen ꝛc. in Abſicht auf Feſtigkeit, Härte, Iuuigkelt
und Bleichförmigkeit des Zufammenhangs ber denfbaren Theilchen und
daraus erwachfenen Hähigfeit durch Etoß 2c. mehr oder weniger rein
zu erklingen, dem Thon⸗Satze (der gemifchten Thonmaffe) nach man -
nigfach zu verändern flieht. Zufäge von Kochſalz zum bildſamen Thone
machen es möglich aus demſelben feindurchlöcherte Wafferkühlungex.
Geſchirve (Alkarazas ıc. oben ©. 208) darzuftellen. Ueber Fabrile
tion Fünftlicher Bimsfleine, gepreßter Back⸗ und Ziegelſteine, Tabak
pfeifen ac. verfchiedener Sorten Steingut (Wedgword), Sanitätsgut x.
ſ. m. Polytechnochem. IF. 780 ff. Ueber die Verfahren Kupferſtiche x.
auf feinere Thongefchirre, Miichglas ıc. zu übertragen, diefelben p
vergolden, zu verplatinen u. ſ. w., ſ. a. a. O. 783. Wie irdenes Ge
ſchirr ohne Blafur wafferdicht herzuftellen, vergl. Trommeporff"
Journ. d. Pharm. Neue Zolge I. 2. ©. 516. Wo Kochſal;z in deu
- Häfner:Dfen geworfen, die glühenden Thongeſchirre glaſirt, erfolgt e#
unter Entwidelung von HCh-Gas und Bindung von NO durch des
Alumorypd-Silicat, mittelft Zerlegung von HO,
we) Hinfichtlich der in Beziehung auf Anwendbarkeit wichtigen übrigen
Metalle und Metall:Dryde, zur weiteren Bergleihung, wie gur Gr
gänzung bes im Vorhergehenden hierüber bereits Mitgetheilten, ned
- Folgendes: a) Sb nähert fich, in feinem Derhalten, ‚ben Breumgäubers
am meiften, und macht ben Uebergang von ten metallartigen zu bes
Erzmetallen; vergl. ©. 858. Wie Ash; (entflanden durch Aufloͤſes
von Zn in verdännte AsOz-haltige Schwefelfänre), wenn es bar ein
ſchwach glähendes Glaerohr geleitet wird, in entweichendes H-@as u
der Röhre verbleibendes, ihre Innenwände metallifchglängend bekleiden⸗
bes As zerfällt, fo auch SbHz (in gleicher Weile gevonnen aus der
in verbünnter 803 aufgelöflen SbO; = Bbg O3 Atom.) ; zündet man dieſe
Safe an, fo wie fie aus dem freien Ende der. nur nahe diefem erhipien
Nöhre Heraustreten, fo überzieht ſich die innere Randflaͤche des Rühren
Endes mit flahlglängendem As ober Sb, wie Solches vom Verf. dieſes
Hobs bereits 1832 (m. Grundz. I. 353) veröffentlicht und als Mittel
bie Anmwefenheit des As darzuthun benußt wurde; eine Rukanwerbung
bie, wefentlich wieberfchrt, in dem von Marfh befaunt gemedkies
Berfahren, das Vorhandenſeyn von As (von AsO3) in ähnlicher Weik
dadurch zu erweilen, daß man ben Metalifpiegel des in Serfebung ber
griffenen H-haltigen Gasgemiſches an weißen Porzellan s Blatten ober
Schaͤlchen ſich bilden läßt. Da jedoch ShHlz» Gas ähnliche Flecken
gewährt, fo hat man biefelben zuvor, ehe man aus ihrem Gegebenſeyn
Anwefenheit von As folgert, näher zu prüfen. Diefes gefdhicht,
Laffaigne’s Beobachtung gemäß, dadurch, daß man bie Flecken bi
120 bis 150C. (= 90,6 bis 120 R.) der CEinwirkung von SJobbampf
ausſetzt; waren es As⸗Flecken, fo erſcheinen fie nach 10 Minuten Tangır
Zobbampf- Berührung blaß braungelb, an der Luft ſich citrongel bend
1255 \ a
und, zumal bei gelinder Ainwärmung, farblos werdend. Legt man
fie hierauf in mit HS gefättigtes Waſſer, fo bildet ſich bald wieder
gelbes Schwefelarſen (AsS; und AsS;), verfchwindet jedoch augenblid«
lich wieder buch Naͤſſen mit wäflrigem Ammoniaf, das es auflöſet
(AsOz3 in Waſſer gelöft gelbt ſich durch HS, ohne ſich zu trüben; Zuſatz
von Hydrochlorſaͤure macht ſchoͤn citrongelbes AsSz als Niederfchlag
ich fcheiden, weil AsSz in Hybrochlorfäure unguflöslich if, während
Schwefelftib gleich wie SnS ſich darin auflöfet), Sh⸗Flecken, in gleicher
Weife von Joddampf berührt, färben fich dunfelbraum, werben an ber
Luft orange, ohne an der Luft zu verſchwinden; HS wandelt fie in
oranges Schwefelſtib, das der Binwirkung wäflrigen Ammoniaks läns
‚ gere Zeit hindurch widerfieht. Jchaltige Hydrojodſaͤure, oder auch Als
toholige Jodloͤſung löR bie Arfenfleden fogleich auf und binterläßt dann,
in Folge fog. freiwilliger Berbampfung, einen citcongelben Fleck;
Gtibfleden erleiden unter gleichen Bedingungen feine Aenberung, gehen
jedoch an der Luft in orangenrothes Jodſtib über. Diele Verhalten
des As und Sb auf gerichtliche Bergiftungs-Unterfuchungen angewendet,
verlieren jedoch an der befchriebenen Befimmiheit, wenn etwa bie als
Bergiftungsmittel gebrauchte Arfenichtfäure Stiboryb (Sb O3) enthielt,
was Wiggers zufolge vorkommt; Ann. d. Chem. u. Pharm. XLI. 347.
Inbeſſen reicht auch bier obiges Verhalten der Schwefel Berbindungen
bes As unb des Sb zur Hydrochlorſäure: zur Unterfcheidung , wie
zur Nachweiſung etwa vworhündener beider Grundfloffe volllommen
hin, und hatte man in ber gleich anfänglich erwähnten Weiſe eine oder
nach einander einige, am abgewendeten Babe moͤglichſt engmündig aus⸗
gezogene Glasroͤhren fi inwendig mit metallifhglängendem Spiegeln
befleiven machen, treibt dann aber, während man fle aufs Neue erhigt
HS>@as hindurch, fo wandeln fie ſich in Schwefels Berbinbungen (fich
babnzch gelbend, oder orangerötbend, ober beiderlei Kärbnugen dar⸗
bietend) am, die ein darauf folgender HCh s @asftrom vollftändig in
aufgelöftes, als fulches dem Waller zugängliches Schwefelftieb und ver-
bleibendes gelbes Schwefelarfen ſcheidet; vergl, Bettenfofer in
Buchner’s Beyert. n. J. XXVI. 3tes Heft, und Freſenius in den
erwähnten Mun. XLIH. 361 fj. Die Entſtehung von Schwefelarſen
bei feüheren gerichtlicdden Unterfucyungen ber Art, bat vielleicht im
manchen Faͤllen Michtanweferheit von AsOz folgern lafien, wo bas .
Gegentheil fatt fand. Zog man z. B. fraglich vergiftete, Ciweiß, ober
Caſelu ıc. enthaltende Speifens oder Magen⸗Inhalte ıc. mit Kali⸗Lauge
ans, fäuerte dann bie aljo gewonnene Auflöfung duch HCh an, um
fo vorhandene AsO; aufglöß zu erhalten und das As bann durch HS
ansfällen zu Fönnen, fo Tonnte es leicht Eommen, DaB, war nur wenig
" AsOz zugegen geweſen, der dem Caſern, Albumin 2d. ꝛc. entflammende
Schwefel, ale Schwefelfalin auf. die AsOz wechfelgerfegend wirkte und
fo AsSz hervorgehen machte, das als foldyes, weiterhin von der HCh
1258
einem Speckſteinſtoͤpſelchen leicht verfchloffenen Glasrähren Kölbdgen, fe
kann man nach beendeter Gublimation des metallifcy glängend Die mit-
leren Sunenflähhen des Koͤlbchens befleivenden An, den Rückſtand mit
wäflrigem Weingeiſt und zuletzt mit Alkohol binwegfrühlen, und dam,
nach volllommener Trodnung des Kölbihen, durch defien Mlägung di
Menge des im AsSz vorhanden gewefenen As beſtimmen. Ee if abe
die Scheidung des durch HS erhaltenen citrongelben Niederſchlags and
ſchon bei ber fog. lediglich qualitativen Prüfung zu verfuchen unerläf
lich, weil EIS auch aus anderen nicht entfernt Asshaltigen Flüſſigkeite
dem Schwefelarſen Ähnlich gefärbte Niederſchlaͤge zu Wege bringt. Gätk
man 3. B. Fett⸗reiches Fleiſch Tängere Zeit hindurch mit Kali⸗Lauge ge
fotten, fo giebt der Mbfub, nachdem er mit HCh ober AO, angefänet
worden, und ebenfo auch wenn das Fleiſch flatt mit KO«Lange mit
einer der genannten Säuren anhaltend gelodht worden war, mit HS
einen gelben Niederſchlag von bemerkter Barbenabfiufung, m
ähnlich verhalten ſich auch die Aufgüffe und Abſude der gemeine
Zwiebel (Allium Cepa L.), vie anderer Seits auf PbO x. Rab
löfungen auch wieder dem HS ähnlich wirken. In Bällen, wo man
in KOsLauge aufgelöfle Arſenſaͤure in Schwefelarſen umzufepen bed:
ſichtigt, gelingt dieſes am beflen buch Schwefelammon, dem mez
‚ dann, zur Faͤllung des dadurch gewonnenen aufgelöften Schweſel⸗
arfen, Hydrochlorſaͤure folgen läßt; beabfichtigt man Bleiches mit tem
durch Zuſatz von Kalkwafler in Niederſchlagform erhaltenen fragliden
erfenichtfauren Kalt, fo genügt beffen Aufloſen in wäfriger Hyherochler
fäure und Hinzufügung, oder gafige Durchſtreichung von HS. — DH
man umgelehrt AsS; in KOsLauge auf, ſetzt dann überbaſiſches Wis
muthoxyb⸗Azotat hinzu und läßt es damit fieben, fo tritt ber Se Gehalt
an bas Bi und läßt fich (Liebig's hieher gehöriger Erheibungimeile
gemäß) als Gchwefelwismuth , mittelft eines Filters vom Mäffiges
baſiſchen KOASO; (fammt daſſelbe begleitendem KalisAzotat) fordern.
— Die im Vorhergehenden erwähnten ſtoͤchiometriſchen Schwefclengi⸗
fiufen des Stib und Arfen entſprechen ihren OrygensGtiufen; tut
find in neuerer Zeit für beiderlei Erundfloffverbindungen mod Theil)
neu entbedite binzugefommen, theils Länger befanute, aber binfidtli
ihrer Selbſtſtaͤndigkeit bezweifelte mehr ober weniger außer Zweijel
geftellt worden, fo daß man jeht folgende als wirklich vorhanden nv
ausfegen darf, die jedoch in den Formeln (atomiflifch, flatt As) As
und (flatt Sb) She angefeht zu erhalten pflegen: AsOz;, AsO; (wer
ſcheinlich auch Ass +0); 860; (Etiboryd), E60, (Stibichtſanre.
Urfen, ©. 76 fl. und 144 .) und Heinrig Rofe's Geb. d. anakyeiiden
Chem. I-II. B. Hte Aufl. Fur Anfänger unterrichten iſt auch R. G. Kedtel
praktiſche Anleitung für ben erſten Uaterricht in ber qualitativen
Aunalyſe der gemöhnliigen Verbindungen. Brankf, a, M. 1849. 6,
1259
oder vielmehr Ribfanres Stiboxrydz ſ. w. n.), SbO:. Dadarch bas
8605 baſiſch it, unterſcheidet ich Sb von allen Breumzändern; indeſſen
haben Mo und WW (SI) auch keine baſiſchen Oryde, nähern ſich alfo
umgefehrt den metallartigen Brennzändern. Ash + S, Assa (rothes
Schwefelarſen; oben ©. 832), AsSz, AnSz;, AsSıg (procentiich =
20,614 As + 79,386 S); 8083, SbS, und SbSs. — Selen oben
©. 833 ff., das ich im Mllgemeinen einerſeits dem 5, anbdererfeits
dem As auffallend nähert, fernt bavon, binfichtlich feines Verhaltens
sa den Erzmetallen, waffen Weges ſehr beträchtlich, denn Fifcher's
neuen Berfuchen zufolge, entziehen dee Selenichtfäure (vie ans Ss
haltigem Gelen durch Wiotfäure kryſtalliniſch erhalteg worden war,
jedoch am ber Luft zerfloß, weil fie Mz beigemifcht enthielt) die meiften
Erzmetalle ihr Oxygen; felbft Durch Ag wurde fle redueirt, und in der grünen
"Aufldfung bes Se in Schwefelſaͤure überzogen ſich die Metalle (mit
Se und SOz eine galvanifche Kette bildenb) fogleich mit. einer Selens
baut, Wenn jedoch Fo die SeOz besorngenirte, fo bildete ſich zugleich
etwas Geleneifen. Kupferbraht umileidete ich, im die ſchwefelſaure
Auflöfung getaucht, mit einer Röhre Yon Ouſss und CuOSeOz, bie
mau vom Drahte abftreifen Fonnte. . Pd wirkte nur ſchwach rebucirend
auf SeO,, und mur bei erhöheter Temperatur. — Ueber ®) b) Ders
Balten einiger organtfher Gäuren, zu denen für fie Kennwerth
sewährenden Erzmetalloxyden. a) Dralfänre und Wlfali-
Bioralate fällen 662 Oz umfangreich weiß; der Nieberfihleg ſenkt
ſich allmälig und erſcheint endlich von Stib⸗freier Flüſſigkeit überbedit;
Brehweinrein giebt. mit Ox nach langer Zeit geringen, in Oxals
fäuresföfung unlöslichen Niederfchlag; mit HS fogleih orangen. —
Zut) wirb ebenfalls weiß, auflöslig in Eäuren, wie in Alfalien ges
fällt; wenig Salmiak Hindert die Faͤllung. CdO:Auflöfmg erleidet
durch neutrale Oralate ſogleich Träbung, die durch Zuſatz von wäflrts
gem Ammoniak fofort verſchwindet. Sn) wirb ebenfalls weiß gefällt,
-
)
A Bouquet und Sloez vur eine kalte Löfung des Kall-Biarſenat (KO +
2 As0&) HS raſch hindurch ftreichen Ließen, bilbete fich anfänglich gelbes Arſen⸗
ſulſtd, dann ein weißes Salz; ſetzten fie nun etwas KOHO Yinzu und Ließen von
Neuem HS eintreten, und zwar fo lange, bie das Schwefelarſen gran ers
in, fo erhielten fie eine Slüffigkeit, die filtriert und in fog- leerem Raume
a ft, Kryſtalle gewährte, vie, von anhaͤngendem Schweſelarſen durch Waſchen
mit Waſſer befreiet, Lie Derbinsung einer neuen eigenthümlichen Säure, ber
Gulfosyarfenfänre = As + 03 Sg G. i. eine Arfenfäure, in ber 20
rd 28 erſetzt worben) mit KO und 2 HO darſtellten, ie bis 1709 C. — 136° R.
waſſerleer wurken, flärker erhigt ſchmolzen, dann aber Schwefelarſen und endlich
Arſen zu entwideln anflengen. Ihre wäͤffrige Lofung unterliegt ber Serfehung,
die bei Siedhitze raſch einteitt, indem ſich etwas HS entwidelt und S abſcheidet.
Setzt man nun Öybrochlorfäure zu, fo wird AaSz gefällt. Aus dem unver⸗
üsberten Salze fällt HCh allen 8, fo daß nie won vieſem geſchiedene Flüſſigkeit
nur no AsOz enthält sc, Ann. d. Chem. u, Pharm. LVL 216 ff.
—E — — —— — ——— — —— —⸗— —— — — — — -
1260
SnCh, bleibt Hingegen ungeträbt. Bi-Muflöfung gewährt nach langer
Seit farblofen Iryflallinifchen Niederſchlag, P5O dagegen fogleid
weißen pulvrigen; besgleihen 2 Mr + O und MrO; Mrüh
(Hebfublimat) wich durch Ox nicht niebergefchlagen, weil MrO Öx is
waͤſſriger HCh loslich if. Ebenfalls weiß (in wäflrigem Ammozie
wenig auflöslih) wird AgO gefällt; das oralfaure AgO uns MrÜ
werben durch Erhitzen unter nicht Heftiger Verknallung zerfeht. New
trale Dralate erzeugen in PEO»Auflöfungen gelbbraune Niederſchlaͤge,
Bioralate und Öx laſſen fle ungetrübt. Cbenſo verhalten Tchtere Rh
gegen PtO», OsOʒ⸗ und Rz O3: Auflöfungen, JrO = Auflöfung wi
dadurch „ohne Trübung zu erleiden, gänzlich entfärbt, AuCihz: Elias
hingegen bunfelgrünlich gefchwärzt, Indem fich nad} und nach metalliſches
Au in Fleinen Blättchen ausfcheidet. Mo: und MoOg:, fo wie Cry
Anflöfungen und Bolframfaure (Gcheelfaure *) Alkalien werden
durch Öx nicht verändert, MnO wird dagegen von ihr als kryftelli⸗
nifches, in wäflrigfläffigee Oralfäure mmauflösliches Oralat gefä,
und ebenfo verhält es fich zu Löslichen neutralen Oxalaten, daher et
denn auch durch Ammonoryb » Oralat, neben Kalfs Oralat (3. 9. um
Mineralwäflern) mit nievergefchlagen werben kann; oben ©. 1237 Im
Uufgelöftee Mr O3 verhält fie, tn dieſer Hinſicht, wie Irib-Auflöfen.
Fe, Oz-Auflöfung erleidet von Oz feine Trübung, wohl aber Gelb;
FeO wird fowohl von Ox, als von KO + 2 Öx ſogleich gegelb't mh
nach und nach Sonquilles@elb geträbt; gelöfte neutrale Dralate bawickr
fogleich einen in gleicher Weiſe farbigen, in HICh auflöslichen Mieberfchlag,
Meutrale Co-Auflöfung erleidet durch Ox erſt nad) längerer Zeu
weiße Träbung; ber daraus erwachſene weiße Nieberfihlag ſpielt ind
Noͤthliche. Wehnlich verhält ſich Ni⸗Aufloſung, nur daß ber weihe
Niederſchlag einen grunlichen Farbenton gewinnt; vergl. oben ©. 46
Anm. fi.; 4) Beinfäure (Weinfteinfäure). In gehöriger Mag
der FeO⸗Nufloſung beigemifcht, hindert fie die Zällung des FeO ver
wäflriges Ammoniak, das außerdem, wie Zufa von KO, weh
flodiges Fel⸗Hydrat fül’t, das jedoch bald gaſiges O ber «iss
ſphaͤriſchen Luft des Waflers und der freien Luft einfaugt, va
nach einander grau und grün, dann bräunlich, duufelgrän un erblich
rothbraun (Fer 0; HO) wird. War Salmiak beigegeben, fo FEN
Ammoniak Fein weißes Hydrat, fondern es entſteht fehr bald ein gran
.—
°) Berfegt man in Waſſer gelöftes Ribfanres ober ſcheelſaures Alkall HE zu
beginnenden Bällung mit AO, uns Hierauf mit Merkuroxyrnl⸗Azotat, fe ſchutt
fi$ Mrn OSbO, er Mra OSIOg nierer, das ind Ealze, vie durch Glüfen
8603 + SbOs, im erfien Fafl wie oben gedachte, fen als eigenzhümtid he
trachtete Stibicht ſaure (2 SbO4) in Form einer weißen amorphen mufdgendiy
baren Verbindung (die auch durch Blüten ver SbOsg. unter OsGntwidelun #
Staube Fommt), im anbderen Bali zugegen 8103 hinterlaffen, -
1961
nach und nach ich rothbraͤnnender Riederfchlag, und wer T Ginreichenb
augefebt worden, fo grünt fich die Fläſſigkeit und gelb’t fidh darauf an
der Luft, da fle dann Fe, Oz aufgeloͤſt enthält. (And mebrere andere
unflüchtige organifche Brzeugnifie wirken hierin ber T ahnlich) P5O
flägt T unlöslich weiß, in wäflrigem Ammoniak leichtsauflöslich nieder.
Mrm-+ 0 wirb von ihr ebenfalls weiß und unlöslich gefällt; AgOAOs
wird von T nur ebenfalls weiß und in Ammoniak leicht⸗aufloͤslich ges
fäl’t, und ebenfo durch KOT; flebet man diefen Ichteren Rieberfchlag,
fo erfolgt vollſtaͤndige metallifche Herſtellung des Ag, was bei dem,
mittelt Ammoniak (d. i. mittel Ammonoryd » Tartrat) gewonnenen
nit in gleichem Maaße der Fall if. AusChlorids Löfung wird
durch T nicht reducirt, wohl aber in fehr Fleinen Antheilen daraus ein
gelber Niederſchlag zu Wege gebracht, wenn zugleich Licht mit ein-
gewirkt Hatte; überfeßt man dagegen die Flüffigkeit mit KOs2öfung , fo
erfolgt fogleich ein ſchwarzer flaubiger Niederſchlag. Das weinfaure
Sinnorydul bildet- ih, wenn Weinftein s Löfung mit Sn (3. B. in
jinnernen Kefleln) gefocht wird; bringt man zugleih Meffing, 3. ®.
Eteduadeln, damit in Berührung, fo bildet fih eine galvanifche Kette,
in deren Folge fi Zn oxydirt und im gelöft bleibendes ZuOT vers
wandelt, während Sn ſich dagegen am Cu metalliſch an den Nadeln
niederfchlägt (Weiffieden der Stecknadeln). Zu fäll’: Sn uus Säuren
metallifh in Deydriten⸗Form (Zinnbaum, Arbor jovis der älteren
Chemiker). In ähnlicher Weife laͤßt fih auch Kupfer naflen Weges,
duch Zinfberührung innerhalb ber das Cu bevedienden Zinnauflöfung
verzinnen; oben ©, 1235. Ueber das zuvor erwähnte Arfens
, weißfupfer vergl. auch oben ©. 864; y) Eitronfäure Sie läßt
AgOAOzsLöfung ungetrübt, neutrales Ammonoxyd fällt daraus
weißes, im überfchüffigen Ammoniat auflösliches Silberoxyd⸗Citrat.
Mr OAOs und PbOA werden ebenfalls weiß niebergefchlagen, des
letzteren Niederfchlag IR im Ammoniak ſchwerloͤslich; d) Hepfelfänre.
Fällt aus PbOÄ fogleich weißes, durch Gieden der Flüſſigkeit harz⸗
ähnlich zähe zufammenbadendes, in Aepfelfäure aufläslidhes Bleioxyd⸗
Malat. Mi tehbt AgO: Auflöfung nicht, neutrales Ammonoxyd-⸗Malat
fällt fie weiß, In Ammoniaf auflöslidhes, am Licht grau werbendes
AgO. Mrz O wird ebenfalls weiß gefäll’t; e) Mildyfäure (oben
©. 936 u. 1105). Wirkt in der Wärme auf Sil beroxyd⸗Azotat
zwar thellweife zebacirend (es ſchwärzend), erzeugt uber darin weder
für ſich noch in Verbindung mit AH4O einen falgigen Niederſchlag.
Ebenſo verhält fie fih auch zu PrrorA (fi dadurch wefentlich von
der Eſſigſaure unterfcheidend, die es aus ben Mcetaten entwidelt;
6.937 Aum.), fällt hingegen Arz OAO; fogleich weiß. Goldchlorid⸗
Löfung wird von ihr nicht reducirt; 5) Succinſäure ©. 1044
(Börnftein f. oben ©. 1044). Faͤll't Bleioryd-Acetat weiß,
ſowohl in überfehüffiger Su als PbOA-Löfung auflöslig. Zur Gold⸗
1268
Glorid»Löfung, wie Mildhfänre, laßt AgOAO ungefällt, füllt
bingenen mit Ammonoryb neutralifirt, in Ammoniak Leidgtlidige
AgOsu nieber; 7) Benzoefäure ©. 991 ff. ) Nicht als fer
Gäure, fondern nur als AH4O Bz fällt fie PbOA weiß, in Hmm
auflöslih. Aehnlich verhält fie fih zu Sil berox yd⸗ Azotet; ie
durch Wechfelzerfehung erfolgte Niederfchlag ii Eryallinii; a
Goldchlorid wie Sa. Ueber das Verhalten der Su und Bz a Fe
DOryden, f. oben S. 1045 u.a.a.D.; 9) Mcetylfäure oder Eſſir
fäure; oben ©. 848, 904, 1105 und 1089. Gewährt mit Mn:
und ebenfo mit Ag⸗Azotat ſogleich kryſtalliniſche Niederſchläge, m
ähnlich verhält fi au KOA -Löfung zu beiten Erzmetallauflöfugn;
zu Au-Auflöfung, wie Milchfäuee. P5OA iR in Weingeift löslich, Ph
nicht Cüber weiteres Verhalten der Fo f. oben ©. 851 ff. Anm. u. Mi);
1) Formylſäure oder Ameifenfänre (6. 762 u. 1173]. Am)
Erzeugt in MerfurorybulsAyotat einen weißen, febr bald (ke
in der Kälte) tin Bolge beginnenver Reduction bes Mr ergremmı
Nieberichlag; in EilberorydsMzotat einen weißen kryſtallinhha,
der fich dem vorigen ähnlich verhält, jedoch noch leichter zerfegt wei
benn ſchon nach einiger Zeit erfolgt die gänzliche Herfiellung des .
das dann zum Theil die Innenwände bes Glasgefäßes metalliſch He
Heivet, umd noch fchneller erfolgt durch Fo die metallifche Herſtelu
des Gold⸗Chlorid; x) Barbonfäure oder Kohlenfäure. Mm
natürlih vorkommenden Galze, zumal die Waflersfreien, fo w
jene, deren Salzgründer hohe Grabe von Gohärenz zu entwideln w
mögen, 3. B. der Spatheiſenſtein, d. i. FeOCO2, Witkeritx
(vergl. S. 922 Anm.) werden durch ſtaͤrkere Säuren naſſen Weges
der Kälte nicht zerſetzt, oder erfordern doch, wie ber Witherit, wit.
der eleftrochemifchen (als folche mittelbar gegen die Gopäfin
gerichteten) Baflcität wedende Aufregung und Mitberührnug ai
Stoffes von großer (verhältlih größter) Bigenwärme, weß,
im Waffer gegeben if, das als jolches zugleich ſchwach baſiſch gept
die COz wirkt, fie anzieht und mit ihr verbunden ale waflerkaltgd
Garbonfäures@a6 entweicht; fo daß alfo das Aufgeläfiwerden, + 8
des Witherit, nicht in waflerarmer, fondern nur in Waſſernels
Säure, z. B. in verbünnter Azotſaͤure, Hydrochlorſaure ꝛc. als Wechſ
0) Der Lerchenſchwamm (aAgarieus alb. ber Apotheken) Boletas Lars
Jacg., ver wahrfceiniih am Stamm bed Larix sibirica lebt, enthält,
wie er tm Handel über Archangel nach Europa gelangt, unter anderen Bihunpb
theilen auch ven, von Dr. Th. Martins vurch Larie in bezeichneten, der Mi
mit Waſſer zum Nieifter kochen laßt, im Alkohol und Terpentindt leichelcch
if, bitter fpmedt, von einem Harze begleitet wird, das fi henfelhen nme
gänzlich entziehen läßt, und Dr. Will’s Elementaranalyfe zufolge = Cula
O4 ſtochiometriſch zufammengefegt if, mithin in bie Benzoylreihe zu gebica
ſcheint, der COn entweicht.
1363
zerfehung, hier des Garbonfäure-Baryt und des Azotſaure⸗Hybroxygen
(HO) entet. *) Daß ütrigens manche Carbonate, die in ganzen zus
fammenhängenden Maflen von Säuren wicht angegriffen werben, fi
in venfelben Säuren CO, entbindend (braufend) auflöfen, wenn fie
damit erhitzt oder wenn fie gepulvert worden, barf nicht befremben,
wenn man erwägt, daß Wärme *%) excenteifch beivegend und medhas
niſche Teilung durch gegenfeitige Ontfernung der Maffentheilchen,
deren phyſiſche Anziehung (deren Eohäflonss Heußerung) fchwächt, aus
gleich aber auch: die Berührungefläcken zwifchen dem ſtarren Carbonat
und der fläffigen Gäure, damit aber bie Anzahl der eleftrifchschemifchen,
gegen die Eohäflon gerichteten Einzeln⸗Anziehmgen vermehrt. Während
die einfachen Langenmetallerybe, als neutrale Barbonate ihre CO, durch
Glühen nicht entlaffen, Ca0COz bei heftiger Rothgluth nur einen
kleinen Antheil derfelben verliert (bev einem RKückhalt von Wafler
zu eutfprechen fcheint, das in dem Carbonat nicht enthalten war), wird
diefe Zerfeßung in CaO und CO, leicht vervollſtaͤndigt, wenn man bas
Garbonat, währenn feiner Rothgluth von Waſſerdampf befireichen
läßt, der, kraft feiner Ausdehnſamkeit in die Naſſe eindringend zugleich
deren Zertheilung und Verflaͤchung (Blächen: Vervielfältigung) beförbert.
Dei Weißgluth bedarf es jedoch fo wenig bei dem Carbonat bes
Kalte ale bei jenen cohärenteren und ſtaͤrkere Bafen enthaltenden des
BaO und SO; Weißlicht von großer Stärke (Intenfität) macht
aber feuerbeftändige Stoffe ihrer ganzen Mafle nach, und waren fie
chemiſche zweifloffige Berbindungen: Ihren Beſtandtheilen nach elektr os
pofitiv, damit aber (in Folge gleihhnamiger Elektriſirung) gegens
feitiger Abſtoßung unterliegend, Falls diefe Elektriſtrung größer (von
prößerem Momente) if, ale das Maaß der gegenfeitigen chemiſchen
Anzichung ber Beſtandtheile; ein Fall, der bei BaOCOz ıc., bei MrO,
MoO +0, Pb2 02 4 O und + O5, eintritt, fo wie auch bei zweiſtoſſigen
gaflgen Berbindungen, wenn dieſe hinſichtlich der Blektrifirbarfeit ihrer
Beflandtheile nicht zu weit von einander fernen; wie das 3. B. beim
Baffer und beim Hydrodlor der Fall if; beide Verbindungen,
welche auch bei der Heftigften Gluth nicht ſtark genug gleichnamig elels
°) Ganz woaflerfreie Schwefelfäure Lök BaOSOz nicht auf, wohl aber eine fog.
esmeentrixte, d. 1. eine Säure, in welcher das Waſſer, ver Eäure gegenüber, bie
größte Baflcität beſitzt; weitere Berbünnung mit Waller ſchwächt bes gebundenen
Baflere Saureforderung, und damit vie Bafeforderung (elektronegative Aufregung)
ver SO;, Hiemit aber die chemiſche Anziehung der Säure zum Ba0SOz; ven
wenn Säuren Nentralfalge aufnehmen und binden follen, müſſen viefe gegen fie
baſiſch einwirten. Wie fog. concenteirte SO3 ſich gegen BaOSOg verhält, fo
ad 2 POs + HO unp felb noch PO, HO.
=) Daß fat ohne Ausnahme die Wirkſamkeit ver Gegenwirker (Reagenzien) ſehr ers
| Söbet wird burg Anwärmung, barauf machte ich ſchon vor vielen Jahren
aufmerlfam. ..
1264
teiftet werben Töunen, um, wenn auch nur momentan, ihren urfpring
lichen elelirochemifchen Gegenſatz dadurch zu überwältigen. Günzlide
Zerſetzungen der Art erfolgen 3. B. zwiſchen A und O, C und A (wi
Ky), A und Hıc., theilweife zwifchen S und O, 3. B. wenn SO, berh
glähende Porzellanröhren in B und SO, zerfällt sc. Iſt ein britie
Grundſtoff mit zugegen , ober tritt er während der Gluhung Kinzu, fe
erfolgen häufig (begünfligt durch mit der Temperatur überwiegen
wachfende fog. Wärmefafiung oder Capacitaͤt für die Wärme, bes rin
oder andern Grundſtoffs), entweder einfeitige Scheidungen ber bein
erfteren oder Bertheilungen des britten zwiſchen biefelben, und wer
fatt des dritten Grundſtoffs Waffer zugegen: Zerlegung beffelben ja
Bunften beider erſteren Grundſtoffe. Hieher gehören die Zerfegungen
bes gaflgen Waffers dur Chlor, bei Hellrothgluth, oder mitklf
Sonnenlicht, unter Entwidelung von O⸗Gas und Biltung von BA;
des gafgen Waffers durch Fe bei Rothgluth, unter Eatwiddumy
von H-®a8 und Erzeugung von Fez Os ıc. fo wie fämmtlice Erfelze
der Röftung und trodnen Defillation organifcher Körper, wobei de
zufammengefeßteren Berbindungen ſtets in einfachere zerfallen, w
Zerlegung vorhanden gewefenen Hydratwaſſers zu Gunſten folder Ben
bindungen in der Regel, 3. B. au dort, wo Kochſalzdampf (bei des
Blaflzen irdener Geſchirre), mittelt Berlegung des ThonsHy:ratwalerk,
in verbleibenves und Berglafung bewirfendes Natron, und in ab
weichende Hydrochlorfäure zerfallend übergeht; oben ©. 1245 ff. MW
Carbonate der Erzmetalloxyde find, wenige ausgenommen (3. B. Epatle
eifenftein), fämmtlich durch Glühhitze zerſetzbar; Alumoryd um Zise
oxyd find mit COz2 nicht verbindungsfägig; A) Ehromfänre.*)
Außer den ſchon erwähnten wichtigeren Berbindungen dieſer Gäu wit
Erd⸗ und Erzmetalloryden ıc. verdient noch bemerkt zu werben, deß
KOCrO3 odır au KO + 2 CrOz ein ficheres Mittel darbietet, dit
Reinheit der Brommetalle in Beziehung auf Chlormetalle zu weiten:
Wird nämlich ein dergleichen fragliches Brommetall, mit Kalichtect
oder Bichromat verrieben, in einer Tubulatretorte mit Vitriolel der:
goflen und dann gelinder Defillation unterworfen, fo befillirt {wie
wenn Chlormetall in gleicher Weiſe behandelt worben wäre) das’
blutrothe Plüffigkeit über, die aber Feine Ehromfäure enthält (wie:
foldyes beim Ghlormetall der Ball if, wo biutrothes remfemed:
Chlorid übergeht ®®), fondern reines Brom iR, Falls das Brommisl
*
9) Der Gilicfäure und Borfäure ift in Beziehung von hicher gehörigen Babideng®
fhon gedacht worken.
*) Ein Verhalten, das die Möglichkeit bebingt, vie Auweſenheit von gehuuben®-
Ghromfänre außer Zweifel zu fehen. Denn mengt. man ein (ldeliches der WP.
Ldebaret) Ehromfäure-Salz mit Kochſalz, ſchatter es In eine am unteren EME
ingefgmolgene MWeißglasrögre, gieft etwas Vitriolöl darauf und erfigt, fo we
Chlor⸗frei geweſen, ‚und baher mit wäflrigem Ammoniak nur farbs
lofes AH, Br gewährt, währenn, war Ghlormetall auch ner in fehr
geringer Menge - mit zugegen, bie Ammonoxyd⸗ haltige Flüſſigkeit
ich ſtets mehr ober weniger gelbet®) und daher z.B. auch darüber ge
goſſenen Weiher leichtkenntlich gelb fuͤrbet; =) IF. Berhält ſich gegen
Metalloryve ähnlich den übrigen fon. Waſſerſtoffſäuren, d. he wechfels
zerſetzt ſich mit ihnen zu Wluormetallen und Mafler, von denen erflere
meiſt fhwerlöslicher, als die ihnen entſprechenden Ch⸗Metalle find;
doch machen unter andern, wie bemerkt, AgF (und MrF), eine Aus⸗
nahme (während PbOA burch HE zerfeht Pb als Niederſchlag ent⸗
läßt). Berfchiedene Ps Metalle erleiven dur Blähen an Waſſer⸗
bampf-haltiger Luft, dem kleinen Antheile nach Wechfelgerfehungen in
entweichendes AF⸗Gas und dem übrigen F⸗Metall verbleibendes Metall⸗
oryd. Gimas ber Art fcheint felbft dem CaF zu begeguen, von bem
Scheele und Wenzel fanden, daß es für fich erhigt ſchon erwas
Säure entwidele. Die meihen FsMetalle entlaſſen in gleicger Weife
eutlantenes HF-Gas, wenn fie in Platin⸗ oder Bolpgefäßen mit geruch⸗
loſem Bitriolöl erhigt merben, das fi dann durch feinen eigenthüms
lichen ſtechend fauren Geruch, Blasangreifen, Belben bes
mit Wafler genäßten Bernambufpapier (hierin der POs, Oxıc.
ähnlich) verräth. Ueber Hyprofluorfilicfänre f. oben ©, 1230;
ihr wirft anf Metallexyde aͤhnlich bie Hydproborflunrfäure, die aus
gafigem Borfluorid (gewonnen durch Blähm von verglaster Bor⸗
fünte mit 2 CaF) ſich bilvet, wenn dieſes vom Waſſer verfchludt wird;
1 Bolumen Waſſer verfchludt,. unter heftiger Erhitzung 700 Bolumen
Bas, und bildet dann eine klare, waflerhelle, ſehr rauchende, fehr ſaure
unter Schäumen ein rothes Gas frei, das ven Röhren » Innenraum oberhalb
des Gemiſches erfüllt und erkaltend fich darin zur braunrothen tropfbaren Bläffig-
keit verdichtet.
Bar ein Vromlaugmetall, z. B. KBr nicht aus HBr +4 Metallospp (3. B. 4
KO), ſondern aus Laugmetalloxyd und Brom gebildet worden, fo enthält es
neben Brommetall au bromfaures Metalloryp (3. 8. KOBrO;5),
une giebt in viefem alle mit HCh keine farblofe HBr-Säure, ſondern eine
durch freies Br gegelbte over gebräunte. Uebrigens läßt fi, wie HiCh
und HJ (oder wie loͤtliches Metall⸗Chlorid und Metall⸗Jobid) Br auch duch
gelößes AgO-Salz, 3. B. durch AgOAO; ale Brom⸗Silber fällen, Yab,
‚gelblich weiß, fi etwas weniger leicht wie AgCh in wäflrigem Ammoniak
auflör und ſich fo von bem fehr ſchwer auflöslichem AgJ unterſcheidet. Ein AgBr
beigemengt enthaltendes, gelblich weißes AgCh entfärdt fich durch Begießen mit _
Sydrochlorſaure fogleich, und entläßt vie Slüffigleit gelbennes over bräunenves Br,
ſobald man etwas Chlorkalk beimifcht. HJ oder Löslicdes: J⸗Metall wird kur
Ballan: Chlorid oder durch Palladoxyd⸗Azotat fofort braun getrübt und gefällt,
"AgF iſt leichtlotlich, es wird daher von AgOAO; ıc. nicht nievergefchlagen: irgend
ein im einer Säure aufgelöfles Fluormetall und ebenfo wenig vas F ter HE,
waͤthrrend erfere durch Cal) = Salze leicht getrübt werden, indem ſich unlösliches
Car bilbet.
80
12066
J
und ſehr Abenbe, aber Glas nicht angreifende Flaͤſſigkeit, bie erialln
anfänglich pulvrige, dann kryſtalliniſche Borſaͤure entläßt, un ım,
von biefer getrennt, mit Metalloryden Borfinormetalle ag
bie, mit Ausnahme bes dem Silicfluorfalin fehr ähnlichen Borfluer
kalin meiſt leichtldeliche Salze darſtellen, die jedoch in ihrem dv
halten mehr oder weniger merklich von den Silicfluormetallen abweicha
wie denn 3. B. das erwähnte Kalinfalz von wäflrigem Ammmiil
unzerſetzt gelöft und.aus ber heißen Löfung durch Erkalten kryſtalluih
entlaflen wird, während Silicfluorkalin hiebei zerſegt und Gin
fäure gebildet wird, bie das Ammoniak zur Wusfcheidung Brig
Nichtrauchendes Bitriolöl zerfeht die Borfluormetalle langſamer di
die Silicfluormetalle, und forbexs, fol die Serfegung erfolgen, Erik
des Bemifches, wobei dann zunaͤchſt gaflges Borfiuorib entweicht, a
Bildung von Hhydroborfluorfäure und HF folgt, endlich aber Mh
oxyd⸗Sulphat zurüd bleibt. Auch beim Blühen verhalten ſich Ev
und Borfluormetalle ähnlich; es entweichen Silic⸗ oder Borkım
und verbleiben $luormetalle, welche letztere übrigens, fo wenig wie
durch Ch inF und H + Ch zerlegt werben,’ und in biefee Huf
durchaus abweichen von ven Br«, Js unbıc. H-Säuren, wie von bear
und JsMetallen; 4) ACA. Die durch Wechſelzerſetzung, von It
mehr als 1 Verhaͤlmißgewicht O (gegen 1 Metall) Inthaltenden Resb
oxyden und ber Öybrochlorfäure hervorgehenden Erd⸗ und Erzmdik
chloride, find meiſtens flächtiger, als die gegen 1 Metall nur 1 Ch Mt
noch weniger als 1 Ch enthaltenden Chlorüre. Die befanntefen hicht
gehörigen Beifpiele gewähren das weiße, nur bei flarfer Hipe u
glänzenden Blättern fublimirende Eifenchlorür (FeCh gebilbet werd
Auflöfen von Fe in wäflriger Hybrochlorfäure, Anſchießenlaſſen 2
grünlichen Auflöfung zu blaß grasgrünen Waſſer⸗haltigen Kryſtalla
und Erhitzen derſelben unter Abhaltung der Luft, ober aud) durch Glͤhs
des Eifens im Salmiakdampfe oder ſtatt beffen im Chlorgas) u de
in flahlartig glänzenden, tafelförmigen Kryflallen ſchon bei mä Ä
Hitze fublimicende, ſehr zerfließliche und unter Waͤrme⸗Cutwickelung fd
im Wafler löfende Eifenchlorid (Fey Cas, hervorgehend durch Sch
entzundung des geliude erhigten Fe im Ghlorgafe, ober durch Nuflöie
des Fe, Oz in 3 HCh -+ Wafler, oder in Koͤnigswaſſer; oben GS. Xl
und 374), beflen wäffrige gelbe oder braungelbe Löfung fich theilweik
zerſetzt, wenn man fie ber Abdunſtung unterwirft, ſehr herbe fhmelt
und mit Mr gefcjüttelt, Aufhebung von befien Fläffigfeyn bewirk
hierin der Einwirkung des gelöfen manganfauren Kali auf ME
ähnlich. Es bildet mit Salmiak, naffen oder trocknen Weges, in
Ießteren Fall: durch Sublimation verbunden, ein braungelbes Dappe
ſalz, das als pharmacentifches Erzeugniß fonft Bifen-Haltiger Sab⸗
miaf (Elor. Salis armoniaci martiales) genannt wurde. Dei
Eiſench lorür erianert im Geſchmack an ben füßlichen ber Feb
1807
Galge. Wenn übrigens, vote neuerlich dargethan worden, Zuſatz von Platins
chlorid und anderen gegen Fe, Zn ac. elelironegativen Gtoffen Im Kreife
wirffamer galy. Ketten die H-Entwidelung ungemein fördern, fo beftätigt
diefes die anderweit gewordene Folgerung, daß Stoffe, welche im hohen
Grabe die Elektronegativität der Säure gegen Metalle erhöhen, ent⸗
forechenn auch die Waflerzerfebung beichleunigen ; vergl. oben ©. 1235.
Noch größer ale bei ten Chloraten des Fo iſt der Ylüchtigfeits:Unter-
fihieb bei Sm, weniger bei Mr; &) HBr und HJ. Berhalten fich zu
den Metalloxyden ähnlich, wie HCh; behandelt man jedoch KBr oder
KJ (oder NBr ic.) mit Waflershaltiger S03, fo erhält man nicht
lediglich HBr oder HJ, fondern, weil ſich ein Theil derfelben, zumal
der Iepteren mit SOz dergeſtalt wechſelzerſetzt, daß (Br oder) J frei
wird, während SO, ſich ſcheidet und HO ſich bildet, zugleich Br ober
J:haltige HBr oder HJ. Bromphosphor und Jodphor wechſelzerſetzen
fi$ hingegen mit HO und machen fo: reine HBr oder HJ hervorgehen,
von denen fich jede mit PH zu feflem, in farblofen Würfeln kryſtalli⸗
firendem, flüchtigem hydrobrom⸗ oder hydrojodſaurem farblofem Phos⸗
phors Hybrid vereint; vergl. oben ©. 502 ff. In den meiften Fällen
bebarf es der H-GSäuren des Br und J nit, um beren Saͤurer (Br
and J) mit Erzmetallen zu verbinden, fo giebt 3. B. J mit Mr u
fammengerieben fowohl Mrz + I (Jobür) ale MrJ (Jodid), von
benien erfleres bunfelgelbarün, leßteres lebhaft ſcharlachroth, kryſtalliniſch
fublimirbar und zugleich auch mit Hellgelber Farbe kryſtallifirbar if;
o) HKy, oben ©. 981 ff. Aufgelöfles Arz + O wird dadurch theils
weife in MrKy verwandelt und reducirt, wie durch KKy, während
letteres aufgelöfles AgO weiß nieberfchlägt; letzterer Niederſchlag ift
nicht nur in wäflriger Schwefelfäure und dergleichen Azotfäure, fondern
auch In wäflrigem Ammoniat unauflöslich; wohl aber wirb es
von KKysLöfung aufgenommen. Hat fi in her FeOSOg- Löfung,
durch Stehen an der Luft, FeO theilweife höher orybirt, fo bilbet HKy
darin, Falle man etwas KOHO zugefekt, alſo KKy + HKy gebilbet,
hatte, einen blaugrünen Niederfchlag, der. durch Zufab von HCh fein
&berfhüffg Fez O4 verliert und nun blaues Kyaneifen barfiellt (und
.
fo mit Sicherheit die Anwefenheit von HKy oter KHy darthut). In -
CuNA erzeugt HKy grüngelbes Kupferfyanid (Hydrat?) in Niebers
ſchlagform, der nah und nach unter Ky-@ntweichung flärker ergrüm't
und durch SOz, fo wie durch AO, in weißes Kupferfyanür übergeht.
HCh zerlegt diefe, fo wie bie meiften MetallsKyanverbinbungen; oben
6.874 ff. Verſetzt man eine gefättigte Löfung bes CuOSOz mit gefäts
figter KKystöfung, fo erfolgt ein ſchwarzer Nieberfhlag, während
bei größerer Derbinnung nur Grunung der Flüſſigkeit eintritt. Zuſatz
von in verbünnter Hydrochlorſaͤure aufgelöflem SnCh ſchlaͤgt daraus
weißes Cu-Kyanfır nieder. Ueber das Berhalten ber HKsy: (Schwer
. felblaufäure, Hybrolyanthionärfäure) ehe gyproRhodan⸗
1068
fünte ober zu Erzmetalloxyden, fo wie über jenes der geſchwefelten
Sydro⸗Rhodanſäure oder Sydrokyanthtonidſäure vgl
oden ©. H61— 963. 0) Kenntlich machend in Beziehung auf Er,
+ &rderzr und @rzmetalle ind befonders die Verhalten ihrer aufgelößen
Orydate (Oxydule und höhere Oxydationsſtufen) und löslichen Chlor
verbindungen zu KEfy Kalineiſenkyanür (Blutkauge 6. 53),
zum Theil auch zum Kalineiſenkyanid (a. a. O. Anm., wo und
befien bieher gehöriges Hauptverhalten bereite beſchrieben werben),
zum HS und AH, S, zur 802 und zum GalläpfelsAufgup lebe
©. 1179 Anm, ff.); folgende Ueberfichten mögen dazu dien, die be
Fannteren und wichtigeren diefer Verhalten näher zu bezeichnen.
e&) Die wäſſrige Löfung des KKfy erzeugt in den wäſſrigen Röfungen be
Salze folgender Metalle die daneben beſchriebenen Veränderungen:
Bezeichnung der | Verhalten der wäflrigen Löſungen ihrer | Verhalten zur Lu
aufgelöften Dxy: | möglichft neutralifirten Salze zur | Ti neifentyaniw
desc.berMetalle. | heißen Rdfung bes Kalineifentya:| (8KKy-+sFeiy
nür (Blutstauge = 2 Käy + Feky). | Löjung:
Ueber jene Niederſchläge, welche durch das
Sällungsmittel wieder aufgelöft werben,
ju tenen auch ber des Bild gehört, f.
oben &. 957 Anm.):
—— — —
1) AcOoOʒ Bald eintretende bleibend weiße, Weber aus Einn
Trübung. noch aus Ada |
fällbar.
2) BeOʒ Schneller erfolgende, anfänglich kaum
merkbare, gallertförmige de u
rinnung. |
3) TAO V Welßer, ſchwerer, erdiger, in
Saäuren unaufloͤsliche Nieder⸗— . —
ſchlag.
4) TaO3 Wird aus gefättigter Auflöfung in
(5.818 Anm.) waͤffriger Kalibioralat-Löfung gelb
gefällt.
5) U: O3 und Rothbrauner, bem des durch} Mach Tanger
U0: Blut⸗Lauge gefällten CuO ähnlicher, | wie durch
vergl. a. a. D. aber nicht flodiger Rieder | Lange.
ſchlag.
e) Hinſichtlich der übrigen Erd⸗ und Erderz⸗ Metalle, die größern Theilt mod
uabedingten Reinvarftelung harren, vergl. oben S. 901, 902 au SUR
" Aufgelöte Scheelfäure oder Wolframfänre (ShOz mer WOs)
weder vurch Blut⸗Lauge noch durch Kalineifenkyanid gefäll't, und cheuie
ſich auch Chromſaure (CrOg) und anfgelöfes Thromox yd (Cre O3).
gleiches verneimendes Verhalten auch zeigen: gegen Dxralfäures2öfung. —
uon Heinz. Rofe im Bayriſchen Tantalit entvedte Niobium (ober 6.9
ſcheint fih zunähft der Tantalfäure (TaOz) angmeihen; im
Zantalit iR es ter Örybationsfinfe na zwar. ale Riobfänre zugegen:
mit der Tantalſaure wahrfcheinlih als Salzgründer⸗Vertreter verbunden,
Begeigaung
—
bex | Berhalten ver waͤſſrigen Loͤſungen ihrer
aufgelöten Dxy⸗ moaglichſt neutraliſirten Salze zur
x berDietaßle. heißen Löſung des Kalineiſenky a⸗
6) Mo0Os
Er
8) vo, un
Vos
8) MnO web.
Min O3
nar (Biutsauge — 2 KKy -+ Feky).
Ueber jene Niienerfchläge, weldye durch has
Sällungsmittel wieber aufgelöß werben,
u denen ‚auch ber bes Biu aehört, f.
oben ©. 957 Anm
Aus — * Aufloͤſung, fo
wie aus denen mit HCh angefäuerten
Löfungen molybbänfaurer Salze:
bilder, zothbrauner Nieder.
. ſchlag, ben wäflriges Ammoniat
zus helfen Slüffgkeit aufloͤn.
Aus faurer, zumal hydrochlorſaurer
Auflöfung. (Hmupig bunfel
- Igrüm.
Banabihtfanre Galzgründer
werden gelb gefällt, der Nieder:
ſchlag iſt in Säuren unauflöslich und
grünt an ber Luft; in Säuren.
aufgelöfle Bauadfäure giebt
gränflodigen, in Säuren uns
anuflöslichen Nieberfchlag.
j War MnO hurchaus rein (3.8, aus
irgend einer aufgelöflen Oxydations⸗
flufe, duch Schütteln feiner Auf⸗
Löfung mit MO2-Gas in farblofe
Wläffigkeit verwandelt und aus diefer
durch Alkali gefällt), fo erfolgt blei-
bend weißer Niederfhlag,
während Mn, Oz grangrän ges
fallt wird,
Grüner, fpäterhin ergrauender
Nieberfglag: amauflbslich in
waſſtlger HCh.
rheres w eißer, an ber Luft feine.
hell⸗ und endlich dunkel⸗blauer
Niederjchlag; Letzteres: dunkel⸗
blaue Faͤllung. (Neutrale Fe 0g
Galze find roth, faure gelb; wird
ber letzteren Loͤung zum Sieden nes
bracht, rörhet fie fich ebenfalls.)
I
6
Berbalten I Ka⸗
Lineifenufyanibs
(3KKy +. sFeky)
2dfung:
Aehnlich; mieburch
Bluts Lange, nur
etwas Keller.
»
Nach laͤngerer Zeit,
wie durch Sjut⸗
Lauge.
Gallertfoͤrmig
grüner Nieder⸗
ſchlag.
el
Brauner Nies
derſchlag. (MnO,
friſch volllommen
getrocknet und an⸗
noch heiß ſaugt, an
die Luft gebracht,
fo ſchnell O⸗Gas
ein, daß es dadurch
erglühet.)
Dunlelbrauns
totBe, 'in UCh
unauflästiche g Als
lung ,.
Erfeneh bunfel .
bla‘, " ‚während
Lepteres uilcht ges
faͤll't, fondern, ents
hielt e6 Spuren von
Fe3 04, nar etwas
gebunfelt wird.
eV
Bezeichnung ber | Berbalten ver wäffeigen Löflingen ihrer
aufgelöften Oxy= |mögligägt neutrafifirten Salze zur
der. der Netalle. heiß en Löfung des Kulineifenfyas
12) NO.
43) Or O und
Cu). *)
44) Ag0.
u
15) Mr +0 um
MrO.**)
— — —— — —
nür (Blut⸗auge = 2 KKy4FexKy).
Ueber jene Nieberfchläge, welche durch das
Fallungsmittel wieder aufgeldft werben,
zu denen auch ver bes BIO gehört, f.
oben S. 957 Anm.):
Weißer ſehrſchwachgrünlicher
Niederſchlag; unaufloͤslich in HCh.
rfteres wird weiß gefäll’t, an ber
Luft ſich rothbrämend; Lesteres
völlig roth braun, in HCh unauf⸗
löslich. oe
Weißer Nieberfchlag; vergl. oben
©. 934, 957 Anm. n. f. f. 81 n. ff.
Erfteres wird gallertförmig
weiß niedergeſchlagen; Lebteres auch
weiß, aber durch längeres Steben
in gelöftes MrKy und unlösliches
Eifenkyanürkyanid (Berliner:
blau) zerfallend.
Verhalten zur Au
Tinetfentyaziw
(3KKy+3sFely
Löfung:
Gelb gruͤne Bil
lung, unauſldeliqh
in HCh.
Erſteres roth⸗
braum, Lchteres
gelbgrüntsHich
unaufloͤslich.
Rothbraundes
aus Saͤnren durch
Ammonial geſal⸗
tn Fey 0; ſcht
ähnlich.
Erſteres gewährt
rothbraunes,
allmälig weiß wer
denden Nieer
ſchlag; Letzteres
aus Azotfäure eder
aus Schwefeliänt
gefällt: gelben,
MrCh-Röfung bleibt
ungeträbt.
9 Krüger erhielt Supferfäure (CuO;), als er Ch-Bas in KO » oner NO:2Han
treten Tieß, in welcher zuvor CuOHO vertheift worten ; vermochte fie aber werd
Zuſatz anderer Säuren nicht chemiſch zu iſoliren, ohne daß fie O⸗Gat kirmiit
: emtlaffenn, zerfiel. Hingegen gelang es ihm durch Vermiſchen ver Cu0AUy
un Röfang . mit CEhlorkalk eine farmoifinrotke. Löiung Tupferfauren Kalle karps
‚ fellen, vie fih Iangfam zerfehte; Poggenporff’s Ans. LXIT. 445.
“) Gromann uns Marchand fanden die ſtöchiometriſche Zahl des Mr, O = 10
gefeßt, gleich 1250,9; vergl. oben ©. 857. Millon zufolge wirk ver Dehio
. tion unterworfenes Mr ſchon von 0,0001 Pb over Zn zurüdigebalten, wäßret
Zuſatz von Au an ver Verflücgtigung nichts ändert uns Pt fle merklich erhößel
Um Lebtereß zu bewirken muß jedoch das Pt mit ben Mr eim bis zwei Tage
biindurch bigeriet werben, ba ſich vann ein Kleinſtes (dine Spur) von Pt bark
aufgelöft findet, Die jene Verrampfungsbefchleunigung zur Folge hat. Et Pr=
Mr haftet vem Safe far! an une bildet gefchüttelt Blaſen. Defillirte ig Mr
über KOCOn, fo erhielt ich auch vom Phrbaltigem Mr erzmetallfreies Mr, Ye}
aber im verfchloffenen Glasgefäße aufbewahrt, auf feiner Oberfläche ſtets, ei
maochte bavon beliebig viel abgegoffen worven fehn, ſternſörmige Baltung zeigte:
»arüber geſtandenes Wafler änderte baran nichts und blänlichte auch Sadınus zift.
wi
Bezeichnung ver | Verhalten der wäflrigen Löfungen ihrer
anfgelöften Oxys | möglihft neutralifirten Salze zur
vex.verMetalle. | heißen Loͤſung des Kalineifentyas
16) P&O
17) PtO u. PıCh;
PtOs u.PıCh..
18) AuCh und
AuCh3.
19) IrCh.
2) Paun.PdCk.
21) R. 03 md
Ra Cha.
nüer (Blut⸗Lauge = 2 KKy -4- Fey).
Ueber jene Nieverfchläge, welche durch das
Fallungemittel wieder aufgelöft werben,
zu denen auch der des Bil) gehört, ſ.
oben &. 957 Aum.):
Deiße, im Mebermaaß der KKfy-
Flüſſigkeit auflösliche Faͤllung.
Erſtere bleiben (und eben ſo auch vom
MrKy) ungetrübt; Letztere entlaſſen,
während die Flüſſigkeit ſich etwas
hunfelt: gelbes KCh + PtChe als
Niederichlag.
Erſteres gelblich weißer Rieder-
flag, in KKfy auflöslih; Lehteres
fhmaragbgrüne Färbung.
Wird fogleih entfärbt.
Bleibt anfänglich ungeändert, bildet
ſpaͤter eine dicke, ſteife Gallerte
(Pd0S0, wird durch Mr, OSO;
nicht getrübt, wohl aber dadurch
PdCh-Löſung ſchwarnz gefällt.
MrKy bewirkt in PdO »Auflöfung
undPdCh>Löfung gelblich weißen,
gallertförmigen, durch Tängeres
Stehen faſt erflarrenden im Ueber⸗
maaß von HCh auflöslichen Nieder⸗
flag.)
Ungeträbt. (Ueber R f, a. m. Grundz.
I. 433 ff.)
22) Ruz OR. *) Unfaͤnglich entfärht, dann grün.
Berhalten zur Ka⸗
lineiſenkyanid⸗
(3KKy-+3Feky)
Zöfung:
Ungetrübt miſch⸗
bar,
Erftere bleiben uns
getrübt ;_ Letztere
verhalten fich, wie
au KKfy.
Unverändert.
Ebenfo.
Wie Käfy, der
durch Salmiak aus
aufgelöfl. rohem Pt
entfiehendebräuns
lihrothe Nies
derſchlag enthält,
neben AHA Ch +
PtCh2 rofhes Ams
mondlor.sPdChz;
oben 6.1235 Anm.
Unverändert.
(KOh und AH, Oh
) Ru. Die Bezeichnung eines im Platinrücſſtande entdeckten neuem Erzmetallet,
vs Ruthbenium. Cs it in vem rohen ruſſiſchen wie amerilanifchen Platin,
jedoch in ſehr geringer Menge (nur 4 bis 11/5 Peocent) vorhanden; es hat bei
1800, = 129,8 R. ein Eigengewicht von 3,6, bierin dem „pordfen" Seid (— 9,3)
nahe kommend, bildet Heine metallifch glänzende, edige Stückchen, bie dem Jr
jegr ähneln, ift ſehr ſtrengflüſſig, in der Flamme des Knallgas⸗Geblaͤſes unſchmelz⸗
bar, faſt unauflotlich in Säuren und auch im Konigewaſſer nur ſpurenweiſe
aufiäslig. Es Hat nach dem Oemium unter ven Platinmetallen vie größte Ans
giehung zum O, oxyvdirt ſich fehr leicht beim BLühen, bilder mit O vier Oxyda⸗
tionsfiufen: Oxydul, Sesquioxydul, Orga und Gäure = RuO0, Rug 03, Ruly
um RuOz, Iehtere if die iſolirt noch unbefannte Authenfänre; mit Ch ven erſten
beiden entfprechenve Shlorverbintung: RuCh (Ruthenchloruͤr) und Rug Chz (oran⸗
ges Setquichlorür), aus veſſen Loſung es von KOF und von Ox nicht reducirt
—
Bezeichnung ver | Berhalten ver wäffrigen Loͤſungen ihrer Verhalten zur Ru
aufgelöten Oxy⸗ möglihft neutralifirten Galge zum lineifentyasik
derc verRetalle. | Heifen Löiung bes Kalineifentyari(sKky-+-3Felly)
när (BiutsSauge = 2 KKy -+ Feliy. | 2öfung:
23) OsCh. +KCh
(entBindet, mit
AO; gekocht, bie
flüchtige, fehr
wibrig riechen:
de, mit Waſ⸗
fer deſtillirbare
Osminſaäure
== 0505).
24) 8n0 u. SnCh;
SnO0, u.SnChz
(die im Waſſer
Salze, werden
barch HCh 186
li).
Ueber jene Nieverfchläge, welche durch das
Sällungsmittel wieder aufgeloͤſt werben,
zu denen auch ber des Bil) gehört, f.
oben ©. 957 Anm.):
(MrKy bläuet die Löfung des Aug
Chz, fpäterbin einen blauen Nieber⸗
ſchlag erzeugend. Das mit KCh und
RuChz gebildete Doppelfalz hat die
zofenrothe Farbe bes R20h3.). RuCh,
it an ſich roſenroth.
Dieſes rothe Doppelfalz, erhalten
buch Erhitzen eines Gemenges von
Os mit KCh in Ch⸗Gas bis zum be⸗
ginnenden Glühen, Löft ſich in Wafler
mit gelber Farbe und wird dann we⸗
der von KKfy, noch vonK-+-2KIy,
noch von MrKy, noch von Oralfäure
verändert. Das: OsCh, + KCh if
übrigens gewöhnlich mit dem Irid⸗
loridfauren KCh verunreint ; fo
fange mit SO⸗ behanbelt, bis ber Rũck⸗
ftaud ſchoͤn roth erfcheint, bietet es in
biefem nur das OssGal;, in der Löfung
Hingegen biefes mit viel Ir» Galz,
vernureint bar.
Die Salze des erfteren, und ebenfo
bas in Maffer gelöfte und burch An⸗
fäurung mit möglichft wenig HCh ges
flärte Ehlorür gewähren weiße,gal-
lertförmige Niederfchläge (bie ins
Röthliche fpielen, wenn das Sn Kup⸗
fershaltig gewefen); bie faure Auf⸗
bewirken nur infehr
waſſerarmen Loͤf⸗
gen dbunkelbraut
kryſtalliniſche Rie⸗
berichläge.)
Die Löfung Dickes
Os ⸗ Doppelfalgs
wird von SO: fal
entfärbt,bierindem _
ähnlich zuſanmes⸗
geſetzten Fid⸗Oor⸗
pelſalze aͤhalich dat
dadurch gaͤrilh
entfärbt wird; eu
fleres wird bein
BDerbunften wierer
braum , lehteres
kryſtalliſirt Leit;
beide find ſhwer⸗
löslich.
SnO⸗Galze, dh
ebenfo SnCh, geben
weiße, inHCh up
[öslihe Mies
ſchläge. SnO, ud
SnCh, werden nift
gefällt.
wirb, bie aber dadurch entfächt wire, AgOAOs bewirkt In der braunen Siung
ſchwarzen, fpäter weiß werbenden Nieverichlag, veflen überſtehende Siufigket
dann rofenzoth erſcheint. Erhitzt zerfällt Hug Cha in HCh uns Aus 0;; d#
Zerfallen, worauf feine Trennbatkeit von ben Übrigen Rob BlatinsMetsllen be⸗
ruhet. Gchigt wird das Gesquichlorür grün und flellenweife blau. Das DrW |
ift indigblau. Alles bisher dargeſtellte Irid foll, Dr. Elaus zufolge (Ham
». Chem. u. Pharm. LIX 234 ff.), Rutgenchaltig geweien ſeyn. Aufer des
a. a. O. vergl. Oſa un in m. Arch. f.d.
ges. Naturl. XX, 100; XVI. 199 #
Berzelins ebendaſelbſt XVII. 116 und Poggenborff's Ans. X. 432.
— — — ——
— u — —
Bezeichnung ber | Berhalten ver wällrigen Loͤſungen Ihrer | Verhalten zur Ka⸗
aufgelöften Oxy: | mögligfi neutralifirten Salze zur Lineifentyandrs
de x. der Geialle. beißen Löoſung des Ratineifentye (3 Kky-— 5FeKy)
2) CdO
26) 2a0
2m) Bio
28) St 05
nürtBlatstauge = 2 KKy -+ Feky). | 2öiung:
Ueber jene Rieverfgläge, welche durch das |
Fälungemittel wieber aufgeläft werben,
ju denen auch ver nes Bil) gehört, f.
oben ©. 957 Anm.):
löfungen der SnOꝛ⸗Salze, fo wie bie
Löfung des SnCh erleidet weiße Trüs
bung, der Erſtarrung zur fleifen im
HCh unauflöslichen gelblich weißen
Gallerte folgt.
Seine loͤslichen, gelöjet fämmtlih | Gelber, fm HCh
farblofen Salze werden weiß, nitiunauflöslidher
Ihwahen Stich ins Belbliche| Niederſchlag.
(in HCh auflösolich) gefaäll't.
Weißer, galjertförmiger, in|®elbrothe, m
HCh unauflöslicher, bei Anwefenheit | HCh nnauflöss
freier Säure blänli ſchim⸗liche Yallung.
mernder, mit berfelben erhiht blan
werbender Niederſchlag.
Weiße, durch HCh nit auflds; Blafgelber, in
bare Bällung. — Aus denen vers | HCh unanfldss
fHiedenen Berhalten beiberlei Ralln | licher Rieder⸗
eifenfyanate zu BIO (fo wie zu CdO) ſchlag.
ergiebt ſich ein neues Verfahren:
Waͤffrige Hydrohlorfänre von
wäflriger Az otſaͤure zu unterſchei⸗
den; vorausgeſetzt, daß beide nicht
mit einander vermifcht vorliegen.
Weißer, in Hybrorhlorfäure uns
auflöslich er Riederſchlag. Brech—⸗
weinfeins (KOT + Sb OST--
2 HO) £öfung wird weber vom Ras
lineiſenkyanur noch vom Kalinsifen>
kyanid geträbt, wohl aber ſogleich
durch Zuſatz von Hhdrochlorfäure,
beren Mebermaaß jedoch bie Trübung
fofort wieder zum Verſchwinden
bringt; Berhalten, die beweiſen, bag
ber durch Blut⸗Lauge bewirkte Nie⸗
derſchlag nicht etwa durch Waſſer aus
hydrochlorſaurem Stibchlo⸗
rid (d. i. ons ſog. Spießglanzol
1274
> .
vobder Gpießglanzbutter *) gefälltes chlorſtipſaures Etik
‚ oxyb = 5b, 03 + Sb2 Chz, d. i. fog. Algarothpulver oder
Bezoardicum minerale, ber Aerzte und Alchemiſten bes 17. Jahr
hunderte ſey, das ſich außerdem auch von jenem Gifenkyan : Rider:
ſchlage durch feine Eryftallinifch-palvrige Form unterfeire.
Sb; Chz giebt übrigens mit den Ehloriden des Ammon, nämlid zü
2AH,Ch + 2HO zerfließliye, ſich gelbende Heraëder, mit denen ei
K,N(Na) und Ba kryſtalliſirbare Salze; Sb2 Cha -+ 3 KCh: zerfiuf
liche, an der Luft fich gelbende Blätter; + 3 NCh Iuftbefländigere Ara
falle. Aehnlich verhält fi) auch das Ziunchlorür; f. w. u |
PB) Berhalten zu BIS oder zu deſſen gefättigter, das zweis bis berifaie
Volum Bas enthaltender wäflrigen Löfung: **)
1) Die neutralen Auflöfungen dee Erbmetalloxyde werden durch B
nicht zerfeßt; wie die aufgelöften reinen Erderzmetalloxyde Kb is
biefer Hinficht verhalten, Reht zu prüfen. Was man fonf alsüm
bes reinen Cerer (S. 856 ff.) betrachtete, wurde aus feinen U
⸗
9) Das fog. Algarothpulver, ehemals auch Mereurlus vitae genannt, geht je
durch Derbünnung -bes fog. Gpießglanzdls mit Waſſer; vie üͤberſtehende Blifie
keit enthält noch etwas chlorſtibſaures Stiboxyd, aber aufgelöh in viel Bıle
enthaltender wäflriger Hydrochlorſäure. Das fog. Spiefglanzdl, Olenm |
antimonii, ift eine nach Maafgabe ihrer Bereitung binfichtlich ihres HCb
Gehalte verfchlevene Auflöfung des She Chz in Syproclorfäure, wie, wern Wi
ihrer Bildung, durch legtere Säure, Waſſer mit in vie Verbindung eingeht,
theilweiſe Kryfallifation fähig If und im biefem gemilchten Zuſtande bie fg
Spiefglanzbutter (Bustyrum antimonii) ber älteren Pharmace mb |
Chirurgie varftellt. Beide Grzeugniffe, das fog. Def wie bie fog. Butter, ſtud ſch
ägend und als Aetzmittel in wundärztlichern Gebraudy, merken außerden abe um |
fog. Bruniren ver Stlintenlänfe verwendet, Ehemals bereitete man biefe Ben |
bindungen, wie au das Zinnchlorid (font au Acidum s. —5 |
Liquor fumans Libavii genannt) und die Zinnbutter (BaChz +HÜ)r
mitielſt des Mercurchlorid (Aepfublimat MrCh). Deſtillirte man 3. 8. Sde |
Sz3 mit 8 MrCh, fo erhielt man 3 Verhaltnißgewichte MrS (fublimirtes, de
mals vom gewöhnlichen Zinnober verfchieben eradgtet und daher © piefalany,
sinnober genannt) und 1 Sbg Cha, das als ölförmige, bel Luft-Berkirang |
geathmet heftigen Huflen erregende und ſtark rauchen de (Waſſenaupf am
ziehende und mit dem eigenen Dampf zu Dunſt⸗ und Rauch⸗-haltigem Duft N
ſiſch vereinende) Stüffigfeit theilweife Eruftallifirt, wenn es, wie fpäterhin gemöle
lich, etweder durch Erhitzen von fog. rohem Spießglanz (Eruftaflinifchem Sbz 53)
Kochſalz und verbünnter Schmefelfäure oder von trocknem fehwefeljaurem Etib
oxyd und zweimal fo viel Kochſalz in einer Glasretorte beftillirt worken wer
Wie mit vieſen Stibverbindungen, fo werhäft es fi) in Abficht auf theilweiſe Ger
ſtaltung auch mit dem erwähnten Zinnchhorid, alg SnCh, + etwas Hk ® |
es ölig, als vergleichen 4 etwas Waſſer uns HCh if es flodig (Zinuhstier).
ee) Reines, Tein H-Gas beigemengt enthaltennes HSydrothlion⸗-Gas wirt 708.
Kali⸗Loͤſung gänzlich verfchlust, wandelt Ch-⸗Gas in HCh, unter Abficheng |
son S, zerfegt rauchende Nzotfäure unter S-Abſcheidung und wedriekzeriekt BB
mit 2 802 zu 2 HO unter Ausfheitung von 4 5; eb kommt jedoch uf Me
urſprüngliche Wäflerung ber Gaſe an, ob ſich nicht - zugleich eine Saur Fi
ven fol, die weriger .O als vie SOꝛ enthält,
. 1295
loſangen durch BIS nicht gefäl't. Von den Ergmetalloryben werben
aus arineralfauren Auflöfngen nicht niedergeſchlagen: fänmtlidhe Laug⸗
metafle, denn fie ind Schwefellaug- Metalle, in Waſſer Löslich und
der chemiſchen Verbindung mit HS fähig; ſaͤmmtliche Verbindungen ber
Urt (Hybrotbionfaure Schwefellaug⸗ Metallſulvhide) find löslich und zum
Theil fehr löslich in Wafler, and die des AH4, K, N und L auch im
wicht Waffersfreien Weingeiſt. Digerirt man fog. Kaliſchwefel⸗Leber
mit Weingeift, fo. fryflallifirt. aus der dunkel vrangebraunen Löfung,
mittel Erkaltung, farblofes KOS, On (oder eine dieſer ähnliche Ders
biedung), während KS und KSHS der Flüſſigkeit verbleiben; m.
Arch. IN. 67 ff.; über entfärbende Faͤllung des S aus ber wein⸗
geiftigen Löfung dur P; ebendaf. ©. 69. Mit Ausnahme bes Bas,
Srs und Mg» Schwefelmetalls find bie übsigen firen Schwofellang⸗
Metalle unzerſetzt durchgluhbar.
2) Folgende mineralfaure Metalloxyde werden, auch wenn he mit
ſtark gewäflerten Mineralfäuren augefäuert worden, von HS nit nies
bergefhlagen; MnO, FeO, Feg Oz, ZnO, CoO, NiO, U Oz (wie
:U0%) und TiOz; waren fle Hingegen mit einer ſchwachen fog. otgani-
ſchen Säure, z. B. mit Effigfäure verbunden (und angefäuert), fo
werden (theilweife ober ganz) gefäl’t: Zn; gänzlich, weil ZnS in
Gifigfäure unanflöstih if, während 3. B. MnS fich leicht darin aufs
löſt; 2IRO aus unangefänerter Auflöfung, theilweiſe; hingegen voll»
fändig NiO und CoO, während Zuſatz freier A jede Fällung hindert.
Fe 03 A entläßt ebenfalls (ſchwarzes) FeS, war jedoch freie Effig-
fäure zugegen, fo bildet fi ein gelblicgweißer Niederſchlag, ver nur
aus Schwefel befteht, während FeOSO, nebf freier Schwefelfäure der
Flüffigkeit verbleibt. Saures azotſaures Uran⸗Oxyd bewirft Faällung
von S, ebenſo in Koͤnigswaſſer aufgeloͤſtes Utan, aber nicht von US. —
. Eine ſeht wenig 7402, gebunden an Alkalten und dann in Hydro⸗
chlorſaͤure aufgelö, wird weder von HS noch von beflen wäflriger
LZöfung verändert. Enthält eine ſtarke wäflrige Hydrochlorſäure jehr
geringe Mengen von MeOz, fo bewirkt HS auch hier zunaͤchſt Feinen
Niederſchlag, fondern nur Grimung ber Auflöfung, längeres Stehen
md mehr noch: -Anwärmung des Fläüſſigkeits⸗Gemiſches bringen jeboch
Sälung braunen Shwefelmolybbäns zu Wege. — Achnliches
begegnet übrigens auch den Zinkoxyd, wenn beflen mineralfaure
Auflöfang zuvor vollkommen nentralifiet worden wab dann mit HS
in verfchloffenen Gefäßen antanernd erwärmt wird; indeſſen kommt es
doch nur zur theilweifen Bildung und Ausfcheitung von weißem
Schwefelzink; ik durch Faͤllung beffelben der übrige Antheil des
Zinkfalzes mit fog. freier Mineralfäure verfehen, fo unterflüßt bie
(gegen das ZnO gerichtete) Anziehung biefes ſog. freien Edure-Antheilg,
jene des gebundenen und aller Anwärmang ohngeachtet, wird fein
1296 "
v
' weiterer Zinkoxyd⸗Autheil durch HS wechfelgerfebt. *) Behandelt mar
Bngegen mit Mineralfänre verbundenes Ming Os in gleicher Weiſe, fo
ſchlaͤgt Ah, währen» ſich HO bildet, nur S nieder, unb MaD verbleikt
ver fauren Flüſſtgkeit. Hingegen verhält fi dem ZuO. in dieſer Be
ziehung ähnlich das neutrale minzralfaure CoD; es erfolgt, and ki
andauernder Anwaͤrmung, erſt nach längerer Belt Wiasfcheitung ven
etwas ſchwarzem CoS, und Wleidjes gilt au) vom NiO. — Das pu⸗
vor erwähnte Verhalten des Fe, Oz zu HS, kann als Mittel, diene,
angebliches Freifeyn eines‘ aufgelöften FeO (3. B. res FeOSO,) a
ebenfo verhält, wie ein vergleichen Gemiſch yon Fad- uud Fer Or
Salz, fo folgt: daß, im demſelben Fel und Fee Oz wahrfeinlig
demifch mnverbunken vorliegen; obgleich der chemifchen Berbunteakit
beivem im Hammerſchlag der Umſtand das Wort redet: daß in em
ſelben gerabe 1 Aequivalent FeO gegen 1 Foy Os zugegen if.
3 Aus den Loͤſmgen ihrer neutralen ober ſauren Ealye (unb einen
: Jösliden Derbindsimgen) werden gefällt:
ı. 4) Mo0, Mo@a — mit anfänglich blauer ober grüner Si
uud. MoOs.. Yftgkeit über ben Nieberfchlage,
- 2) 00 u. 060. Geferes braun, epteres ſchwarz.
| 3) Ag. - Braun, ans neutralen Baftöfungen, 3 wie aus der Nah
Ifung in AH,O: ſchwarz.
4) MrOu.MrO. Schwar;.
5) PO. Braunſchwargz, verdanni beaum.
6) PtO u. roh} ebene dunkelbraunſchwarz, Rebtere raulel⸗
PıO2 u. PiCha. SFrothraun.
7) Auch, Aul Mi oder ohne. ſog. freie. Saͤnren erfolgt wo
- „mb Auchg, :rämwarıe Fällung.
8) JrChe. Nach anjänglicher ungetrübter Gutfärbung erfolgt et
lich ein brauner Niederſchlag.
9) Pa0. Schwarze Fällung.
: 10) Ra 03% Braune Fällung, ohne Entfärbung der überfichenhen
R Zlaffigkeit.
11) Russ, - Aus dem Ruthenchlorid: Braungelber Nieberfhlag
der ſich in AO, vom 1,22 Eigengewicht, unter Ge
widrkung von Ay O⸗Gas, augenblicklich anfloͤſt.
12) OsCh, + KO. Rach längerer Beit braunliqh gelber Nieberfihlag.**)
— — ——— —— — —
%, Amalgamirt man Zn mit Mr, verreibt bann das Anelgam mit & une echitt
das Gemenge im Sublimirkolben, fo fteigt Mr8 (Ginnober) ale Sublimai af,
wäßrenn gelblichweißes ZnS verbleibt. :
*) Wird wenig wäfrige Osminfäure (fog. OsmiumsBioryr) = Os0L —
bie durch Erhihen des Os unb feiner Oxyde (OsO, Os2 Oz uns OsOg) au ke
Luft, over durch Behandlung von OsIr mit Kaliazotat bei Glüßbige wub varsaf
folgender Deſtillation mit Waſſer, ober ver OnsAuflöfungen mit Mootfäur di
Fe; Oz zu prüfen, und da aufgeloͤſer Hammerſſcchlag ſich gegen HS |
: '48) 0 n.SnCh;
197
°
Sa0gu Euch, 5 Crtere werben dunkelbläufichd raum, Letztere nach
waͤffriges, ſehr witrigriedgenbes DeftiKat darſtellbar if — mit der Loͤſung eines
Schweflichtſäure⸗-Salzet zuſammengebracht, fo erfolgt vunkele, Ins Bios
lette übergebende Bläuung, bie mit endlicher Ausfcheitung alles Os, In
Gorm eines ſchwarzen, von entfärhter Flüſſigkeit bedeckten Nieveriglags endet.
0605 it an fi in farblofen glänzensen naselfärmigen Kryſtallen fublimirkar
un ſchen in bee Kälte riechbar; ihr Dampf greift Naſe und Auge an. Mit
KOBHO gefsttigt una dann mit wenigen Tropfen Alkohols vermifcht, bildet ſich
Dimitfaures Kali, mit Waſſer (das nur wenig Ldfet) erhigt ſchmilzt die
Dfminfäure ähnlich mie Phosphor zu farblofen Kagelchen; ihre wällrige Löfung
xothet Lackains kaum. (Vermiſcht man geldfles osminfaures Kali mit Salmiak,
fo ſchlagt Ah, Bremn zufolge, OamichtſAure als gelbes Vulver nieder; fie
R= 86 zuſammengeſetgzt.) Auf glühennen Kohlen erfolgt »ie Herſtellung
ver OsO, za Os unter Berpuffung; eine Folge ver ungemein ſchnell vor fi
achenden CO⸗Budung, vun in niefer Hinficht Apnlich jener noch weit ſchnelleren
wur zugleih wit A⸗Entwickelung begleiteten, urplöslic alles A-&as uns alles
erzeugte COg=-@as entwidelnnen Abbreunung des mit Azotichtſaͤure⸗haltiger Ajot⸗
fänse (unter Neutralifatiog der Ichteren mit AmmoniabGas), von Ammon⸗
oxyd⸗Azotat begleiteten, mit Azotichtſaäure chemiſch verbundenen
Kmylums (Stärke), Papiers, oder Baummolle sc. deren Bas-Entwidelung
vielleicht noch verfiärkt wird dadurch, daß bie Agotichtfäure, wie bie Azot⸗
fäure, HOs gebunden enthält; d. 5. daß fie nicht — AOg und AO, zufam-
mengefeht Any, ſondern (emtwerer aus AH 4 O4 uud AH 4 Og ober) aus
AQ2 ++ HOg und AO, -+ HO2 beftchen; eine Bermuthung, bie unter andern
mar auch dadurch unterflüßt wird, daß Berbinpung des HO, mit Säuren (J. B.
mit Schwefelſaͤure; wergl. m. hieher gehörigen Verfuche in m. Arch. ſ. d. ges,
Naturl. XII. 497 n. XVII, 32)' feinen Befland mehr ober weniger fehtgt,
De jeboch bis jet nichts weniger als erwiefen erfcheint. Uebrigens if wahrs
ſqelnlich auch jene, Öffentlichen Nachrichten zufolge, höchſt gefleigerte Verbrenn⸗
lichteit der Baumwolle, welche diefe in Schönbein’s un Böttger's
deher gehörigen Verſuchen als ein: die Wirkſamkeit des beſten Schießpulvers bei
Beten überbietennen, urplotzlich rüdfanvslos ab⸗ und verbrennennen Dertreter
beffelben anertennen ließen, nur durch Schwängerung mit Azotichtfäure (und
wahzfgeinfih mit AmmonoxybAzotat in zuvor bemerkter Weiſe) zu Stande ges
lbommen; wenigfiens erteilt jenes Gemiſch von viel Azotihtfäure mit wenig
Mpotfänre, welches man in ver Vorlage erhält, wenn man rothbraune zauchenbe
Motftaree fo lange in einer Glatretorte erhigt, bis fie volllommen entfärht
worden, lockerer, trodner Baumwolle, ungemein gefteigerte Verbrennlichkeit, zus
mial wenn man bie freie Gäuze durch etwas Ammonial-Gas erſchoͤpft, wodurch
ingleih nie Maſſe an Trockniß gewinnt. Der Verf, dieſes Hobe flellte vor einigen
Jahren hieher gehörige Verfuche mit der Stärke (Amylum) an, um fo eine
leichtentzunbliche Mafle zu gewinnen, welche ven Phosphor der Bhosphors
Streich höol zlein zw vertreten vermöge, ba deren Babriention der Geſundheit
ber Arbeiter und Arbeiterinnen gefährli; geworben (in Volge ver von Waſſer⸗
dauſt begleiteten Phosphoricht ſaure, deren Belmifhung zur Muntfeuchte —
Wührens ver unvermeislichen Athmung ſolchen Dunſtes — auf die Knochenmaſſe
ber Kiefern, wahrſcheinlich au ner Zähne, zerſtoͤrend wirft), und ba außerbem
folger Vertreter (bei wohlfeilerer Darfiellung des Brennfloffes) zugleich bie
Beuersgefäbrlicpkeit in fo fern mindern würde, als der Phosphor gleich von vorn
“ beein entbehrlich, und mithin deſſen Darfellung, Verſendung und weitere Bes
andlung zu vbigem Zwecke gänzlich vermieden werde. Allein es gelang mie
damals nicht, eine Binpunges und Härtungsmaffe für die mit Azoticht⸗Azotſaure ac.
4878
einiger Zeit gelb (SnSz *) gefällt. Schneller erfolgt
letztere Faͤllung durch Sieben der SnO2sAuflöfung mit HS.
Waſſer; der gelbe dem AsSz Ähnelnde, wie diefer in wäflrtgen
Ammoniak, fo wie in KOHOsLöfung auflösliche Nieberfchlag,
behanbelte Stärke aufzufinden, welche für die Anzünbung durch Reiben, ſerchl
ver gewöhnlichen als ver zuvor von KallsAzotat ober von KalisGhlorat trunk
.
drungenen Hoͤlzchen nicht hemmend geweſen wäre; body gebe ich bie Hefsy
nit auf, daß dieſem Hinderniſſe begegnet und es entkcäftet werben küme. —
Ueber Baumwolle vergl. auch &. 1216 Anm.
Ueber Zinnfulphipfäure und Stibfulphipfäure (fo wie Arfenfulygie ,
und Sulphürſdure over Enlfarfentiate uns Sulfarfenite) vergl. oh
S. 934 Anm. ff. Tellurihtfänre (&. 840) in Hüybrolorfäure bis u
Gättigung aufgelöft, wird durch Waſſer zerſezt wie das hydrochlorſaure Ghleih
(fog. Spießglanzbutter), und erleivet alfo aufgelöR von HS fogleich branıt
(Säwefel-Tellur:) Fallung. Gelenfäure (SeOz) wir von HS zit
zerfeht, erhigt man fie jedoch zuvor mit HCh, was Entweidhen non Ch@s
unter Bildung von Waſſer und Selenichtſaure (SeOz) zur Folge het, e
wird letztere durch 2 HS, unter Bilvung von 2 HO (zu Shwefele Selen) ds
AzSz ähnlich eitrongelb gefällt, das ſich durch: Erhitzen dunkelt une mild |
faſt zinnoberroth erfeint (2 SO, bewirken, unter Bilbung von 2505
Herftellung des freeien.Se). Selenfaure und felenidgtfaure Salze erfingen,
zuvor mit HCh gekocht, durch HS gleicher Berfegung, wie SeO2. —
trodnen Weges bereitete Zinnfulppip, fonft unter dem Namen Banfingelt
befannt, wegen feines dem Golde ähnlichen Barbglanzes, kat vollkommen werde |
Zufammenfegung, wie obiges naffen MBeges entflantene. Es bildet mämfig due
goldgelbe Maffe, beſtehend aus weichen, Tallsähnlichen Schuppen, bie gewöiuih :
erzeugt werben durch längeres, GBlühhike faf und feht nahe erreichendes Ecken
(in gegen Luftzutritt geſchügten Gefäßen) eines Gemenges von 2 Gewichttthelen |
Sn, bie auvor mit 1 Mr amalgamirt worden, mit 11/6S und | Salmiel, da
au durch Erhitzen eines Gemenges von Zinnälorär mit Schwefel (zii
Entwidelung von Schwefelchlorür — Sy Ch) gewonnen werten Diane web |
In beiden Faͤllen durch zu ſtarkes Erhitzen theilweife S⸗Verluſt erleiven, wub bet, |
wo dieſes geſchehen, nicht gelb, fontern grün erſchelnen mas zur Krfisbum |
des ſog. grünen Mufivgolpes PVeranlaffung gab. Dur Zufammenfgudn |
von Sn mit 8 (mas unter heftiger Erglühung und, bei zu großen zit
Berpuffungssähnlichen, Gerdͤuſch flatt findet) erhält man bläulidgegrame, IF
ftallinifch-blättriges, fprödes SnS, — Aeltere Chemiler gedenken, hinſichtlich ve
Binnes, folgenden, weiterer Unterfuchung wertben Verhaltens: Erbigt man 3m
für ſich, in einem verklebten Ziegel, bis zur vollen Gluth, fo findet man sah
ven Erkalten vas.gefloffene Zinn flets mit einem ziemlich Leichtflüffigen, ver
fichtigen, hiazynthfarbenen Safe bedeckt. Manche vermutheten, ba biefer WE
glafte Stof zum Theil fon in dem ungeſchmolzenen Binne vorlomme wi
defien Knirſchen bewirke, vie Verglafung von etwas entfiandenem Zinnerh
etwa in ähnlicher Weiſe herbeiführe, wie überall das an fidh unverglasben Fu
orgb erſt verglafe vurch Leichtflüffigkeit erzeugender Zufäge, 3. B. mittelſt des Pb0;
wie es denn auch an ber Luft durchgängig in SnO, nur van leicht ver
wandelt wirb, wenn e8 zuvor mit Pb vermifcht worben; eine Erfatxaug, *
die Erfindung ber Emaille und ver weißen Olafur ver Fajance v
anderer Haͤfner⸗ (Töpfer) Waare zur Bolge Hatte Das von Rinaf (m
Arch. f. d. ges. Naturl. XI. 503) unterfucdte unvolltommen TryRalliak
ſche, leicht zerreibliche Zinn, ſcheint etwas SnO (ober vielleicht Ing 0) ur
mengt enthalten zu haben.
1879
unterfcheibet fig von dem gelben Schwefelarfen vorzüglich das
durch, daß er an ber Luft der Gluͤhhitze ausgeieht SO, hin-
terläßt.
: 44) (80. Ius Drange freifender gelber, im wäflrigen Ammoniak uns
auflöslicher Rieberfihlag (der als Malerfarbe Verwen⸗
bung findet). ,
155) Zu). Weißer Niederfchlag; vergl. 462) ©. 1275.
16) S6Ozund y Erſteres wird roth, ins Gelbliche oder Hellbrännliche ſtrei⸗
8605. Ffend, Letztere (wie auch SB03 + SbO; = Sba Os) orange
gefaͤll't. Der erſtere erfolgt bei neutraler, verbünnter Auf⸗
löfung erfl nach zuvor eingetretener Röthung der Flüſſigkeit;
Zufap von HCh wirft hier, wie bei der AsSz⸗Faͤllung,
d. h. er befördert die Faͤllung augenblicklich Ammoniat
löf den orangen Nieberfchlag fogleih auf. Anwefenheit von
Brechweinftein in Fläſſigkeiten läßt fi durch HS leicht
enibeden.
17) Bir. Bei flarker Derbännung bunfelbraune, bei mäßiger,
ſchwarze Faͤllung. — Enthält das nichrerwähnte übers
„aſifche, nach Anderen nur einfach baflihe azotfaure
' MWismpthoryd mehr oder weniger oxydirtes As, fo
foll e8 nach Stromeyer durch Berreiben mit flarker Azet⸗
fäure gänzlich davon befreiet werben koͤmen.
Anmerkung 1. Bie fi$ das S tes durch HS gefällten PtS an
ber Luft Leicht in 803 -ummandelt (oben S. 848), fo tritt auch,
Goubeiran’s Beobachtung gemäß, SchwefelfäuresBilbung
en, wenn man heiße Fer Cha » Löfung von HS: Gas burchflreichen
läßt, und noch beträchtlicher, wenn man hiezu (ſtatt @ifenchloriv-Löfung)
eine Auflöfang von neutralem Kalichromat in verbünnter Effigfäure oder
dergleichen Hybrochlorfäure wählt, und ſchon in der Kälte erfolgt fie, .
wenn flatt diefes Salzes Löfungen von bromfaurem Kali oder fobfaurem
Kali oder jobfaurem Natron in den Berfuch genommen werben,
Aumerfung 2. Völkel entdeckte gelegentlih zahlreicher Ver⸗
füche über das Mellan und Melam (oben ©. 966, 968 und 971),
fo wie über das Berhalten der Rhodanfänre (Rhodanwaſſerſtoff⸗
fäure oder Echwefelblaufäure;, oben S. 962 Aum., 999 u. 1267) unb
Kanthanfäunre oder (Bölkel’s) Zanthanwaflerftofffäure (Hydro⸗
Santhanfäure oder Meberfchwefelblaufäure, ©. 968 ff.) bei nach und
nach gefeigerten Temperaturen, ſie ben neue fog. Schwefelwaffer-
Rofffäuren (Säuren, in den das gefänerte, nach Anbern bas fäuerube
H durch HS vertreten ift, die fich jedoch auch in Beziehung auf Vers
halten zu ben Erzmetalloxyden ſaͤmmtlich ale H-&äuren betrachten
laffen dürften) und einen von ihm Glaucen genannten zufammens
gefegten Stoff, der in Form einer grauen Mafle verbleibt, wenn Mes
lamin (von Bölfel durch Bolten bezeichnet; oben ©, 971 u. 1170)
—
über 32000. — 25608, erhigt wird, da es danı in Ammeniak m
Glaucen auseinander tritt, das, flärker erbist, in HKy-, A: m
Ky:&as zerfällt; vergl. Boggendorff’s Ann. LXI. 358; LXIN,
406 und LXIII. 106 ff. Folgende Ueberſicht ber Röchiomekrifiien Ze⸗
jammenfeßung (defimmt nad Mequivalenten) jener neuerzenglen B
Eäuren, wie fie V's Elementaranalyfen ergaben, möge zur Be
gleichung ihrer weſentlichen Berfchiebenheiten dienen; vorangehi Ik
Aufammenfebung der Mellanwafferfofffäure (Oyhromelaafin:
©. 966), wie fie Bölfel fand.
Wafferftofffäuren bes:
Mellan. Poran, Phajan. Zytan. Seulan,. Alphan. Palau. Ip
ce 7? 3 8 10 6 10 4 4
A 4 4 6 N) 5 10 4 1
3 6 2 4 A. 2 2 2 2
H 4 4 5 7 5 .% 4 1
Das Melamin fand DB. zufammengefeßt, wie a. a. D. bemaii
worben; das Blaucen — Ca Ag Ha. Ueber ein neneres Bere
zur Darfellung des Mellanlalium (Kaliumellauid), fo wie über we
Darftellungen uud Verhalten ber übrigen Laugmetall⸗ und einiger &ıp
metall⸗Mellanide und Mellanüre; vergl Liebig in ben Ann.d. Chem
u. Pharm. L. 337 fi. Sulz man Kalineifeniyanür mit Echweid
und erhigt das Bemifch fo lange, bis alles Ciſenrhodanuͤr (Schweib
blauftoffeifen) gänzlich in Schwefeleiſen verkehrt iR, fo findet man im
- Schmelztiegel, neben annoch ungerfeßtem Rhodankalium (Kaliuthodauit)
viel Kalinmellanid, das aus feiner wäfrigen Löfung erfaltend im fach
Iofen gehäuften‘ Nadeln anſchießt, deren Löfung Varynchlorid⸗ (fe
falgfaure Baryi⸗) Löfung werhfelzerfegt, indem fih Barynmellanid |
in Form einer diden weißen Mafie niederſchlägt, welche in ſiedenden
Waſſer gelöft, daraus in vurchfichtigen- kurzen, 6 HO enthaltuies |
Nadeln anſchießend übergeht, die bei 1300 C. — 1040. 5H0
lieren, gelöß fi mit’ Natron» und mit Ammonoryb-Garbonat wechſel⸗
zerſetzen, mit erſterem in ſeidenglaͤnzenden, leicht löslichen Radeln fie
Rallifirendes Natrinmellanid, mit lehterem dem KMI 6
in Alfohol unlöslies AH, MI gewährend. Brechweinfeis Ki
mit KMI einen weißen, im Waſſer fchwerlöslichen Niederſchlag —
Marchand zufolge, erzeugt unter allen Salzen, beim Löfen IR
Waſſer, feines fo bebeutende Temperatur: Minderung, als das EN
kalium (Kalinrhodanid ober fog. fehwefelblaufaures Kali); 1
defielben + 1 Pfund Wafler, deren jedes + 180 C. — 14948. rie
gaben vermiſcht — 219 0. — — 160,18 R. Als Claus Platiz
in waſſerarmer, fledender Kalinrhodanid⸗Löſung auflöfle, ſchoß
Erkalten in ſchönen zinnoberrothen Kryflallen ein Doypelſatz
KRh + PiRhb on. Aehnlich verhielt ſich Jridſalmiiak, jedeqh
ſchjen das Salz weniger ſchön gefärbt; bie Oxyde des Jr, B md
1281
bilden mit Rhobanfäure zerfließliche, geloͤſt und ungelöft ſich Leit
zerfeßende Salze. — Das zuvor (5.1276 f. Aum.) erwähnte oom icht⸗
faure Kali ſcheidet fih nach Fremy, in Form Kleiner, Zörniger,
rojenfarbener Kryſtalle, aus der mit Alkohol verfegten und dadurch zur
heftigen Selbflerhitung gebrachten, mit OsOg gefättigten Kalisföfung,
nachdem die Blüffigkeit zuvor Rofenröthe angenommen und Aldehyd
entwidelt hat. In größeren octaödrifchen Kryſtallen fchoß das Salz‘
an, als %. gelöftes osminfaures Kali mit gelöflem azotichtiauren Kalt
vermiſchte, da fi dann zugleich agotfaures Kali bildete; längeres Lie⸗
gen fcheint das Salz zu bräunen; vielleicht in Folge durch Lichteinfluß
bewirkter, teilweifer Desexydation zu Os02? Uls Reiſet durch Ers
hitzen des Platinchlorid bereitetes gelblichgrünes Blatindlorür,
alfo daſſelbe, das in heißer Kali⸗Lauge aufgelöft und dann mit Alkohol
verfeßt, unter äußert lebhafter COg=Entbindung, fog. Platinmohr
fallen läßt (oben ©. 648 Anm.), mit wäfirigem Ammoniak kochte, und
dabei entweichended Ammoniak fo lange erfehte, bis alles Chlorur aufs
gelöR war, erhielt er durch Abdunſten der filtrirten Flüſſigkeit in gelbs
lichen Kryftallen anſchießendes Chlorür eines Erzmetall- (Pt) hals
tigen Salzgründers (oben ©. 1088), den man, feinen Beflanbs
theilen nach, für PrO + AHz3 erachten würde, den aber R., des an
die Alkalien erinnernden Berhaltens wegen, als dae Oxyd einer metalrp⸗
tiſchen Berbindung, ale a + 0 betradhtet, der jeboch, ale Chlorär
H;
nicht füglih das Oxyd einer Verbindung von A + PiHz, fondern
entweder an fh ein O⸗haltiges Radical, in Abſicht auf Os@ehalt
ähnlich dem Benzoyl (5. 881) oder wahrjcheinlicher eine Alfaloids
ähnliche Verbindung ſeyn dürfte, die in dem Chlorür nicht mit Ch,
fondern mit HCh verbunden erfcheint und in diefem Falle = PtAHeR
0 + HCh if; wofür auch die Wechielzerfeßung dieſes fog. Chlorür:
bewirkt dur AgOSOz, zu fprechen fcheint; denn vermiſcht man eine
in dee Wärme gefättigte Löfung des fog. Ehlorür mit einer bei Sied⸗
hitze gefättigten Loſung des Silberoxyd⸗Sulphat, und flltrirt das Ge⸗
miſch noch Heiß, fo Fryftallifict daraus jener Salzgründer, neus
tralifirt mit Schwefeljäure, während das babei erzeugte AgCh dem
Filter verblieben war; um aber AgO des Ag0SOz3 zu Ag bes AgCh
zurüdzuführen, mußte H zugegen feyn, das mit dem O (des AgO) HO
bildete. Diefes zugegeben möchte vielleicht der im fog. Chlorür mit
HCh verbunden erfheinende Ealzgründer am paflendften mit Ptatin⸗
amidul zu bezeichnen feyn. Das erwähnte Sulphat befielben bildet
theils Wafler-freie, glänzende Körner, theils 1 HO enthaltende Kryſtall⸗
ſchuppen; das Azotat weiße, durchſichtige Nadeln, die 2000C. ohne
Entmifchung vertragen, darüber erhigt aber verpuffend verbrennen;
CO2 gewährt damit kryſtalliniſches Bicarbonat, ein leichtlögliches
Sesquicarbonat und ein Carbonat. Bei 2500C. = 20008,
8
e
1282
gelbt ſich das fog. Ehlorür, indem es etwas Ammoniak entläßt; be
3000 U. —: 2400 R. zerfällt es in A= und HCh⸗Gas, GSalmiakvanpf
und Platinſtaub. As Salzgründer (von Berzelius durch Rs
bezeichnet) treibt bas Platinamidul Ammonoryd aus beffen Salzen,
übertrifft mithin au Stärke die meiften Alkalorde, denen es ale künſtliches
Alfalcid (oben &. 1170) ſich anreihet, indem es zugleich darauf hie
weifet: daß das Ammonmetall, ftatt fehlenden H's auch andere Metalle
(metaleptif) aufzunehmen vermag; oben ©. 1172 und 1125. Ban
tfolirt das Rs, indem man die wäftrige Löfung feines Sulphat kur
Barytwafler gerfest; die vom Barytfulphat abgefeihete Flüſſigkeit gegen
Zutritt von CO2 in ber Guertfefchen Leere eingebunflet, erflarrt zu
durchſichtigen Kryſtallnadeln, die bei gänzlicher Austrodauung undard-
fihtig werden, alkaliſch ätzend ſchmecken, COz rafch anziehen und bei
1100C. — 880 R. neben 1 Berhältnißgewicht Ammoniak 1 Kryſtal⸗
wafler (HO) entlaflen, was zufammen 17,44 Progent beträgt. Bit
es an einem Punkte bis 20000, — 1600 R. erhibt, fo entzümbet es
-fih, indem es erglühet und mit zifchendem Laut zu verglimmen fert
fährt, bis zuleßt nur flanbiges Pt verbleibt; troden, mit Luftansihlaf
deſtillirt und bei dieſer Hige = 1800 C. 1440 R. erhalten (Bteigerung
der Wärme bis 1900C. — 1520 MR. vermeidend), fo entwideln 3 Rs:
3HO + 2 AHz, und zurückbleibt 1 Blatinagotür = Plz + Au
das fich bei 1950C. —= 1560 R., mitunter ſchon bei 1900 C. urploößlich
in Pt-Staub und A⸗Gas zerfeht. — Erbiht man 3 MrO in ABz-Ges
bie Höchitens zu 1400C. — 1120R., fo bilden fi 3HO un) dx
pulvrig verbleibendes braumes Mercurazotür = Mrz + A, I
Härter erkigt, unter Feuerentwickelung beftigft zerknall't; das Berthol⸗
ler’fhe Knallfilber, hervorgegangen aus dem filberorydfauren Im
monoryd, d. i. dem in wäflrigem Ammoniak anfgelöften Eilberem,
durd; deflen Eintrocknung, in Form einer ſchwarzen pulvrigen Raſſe
(m. ®rundz. I. 452), vas durch Stoß, Reiben, ja öfters ſchon duch
leifefte Berührung furchtbar heftig in Ag-Staub, HO= und A-Gas
zerknall't, feheint darum noch bei Weiten heftiger zu wirken, weil «6
bei feiner Zerfegung gleichzeitig zur Bildung glühenten Wafterdampfes
fomnt. Das fog. Enallfaure Silberoxyd (AgOKyO; ob
©. 491 u. 512 ff. Ann.) wirft muthmaßlich weniger heftig, obgleich
es auch — und wie fhon Brugnatelli db. &. bemerfte, ſelbſt wen
es unter Waſſer gerichen wird — in unmeßbar kurzer Zeit zerknalſt,
weil dabei Feine Maflerbildung eintritt, fondern nur COg entſtehen
faun, wenn es anbererfeits in Ag-Staub und A-Gas zerfährt. Was
unter andern biefe Bermuthimg in hohem Grade flüpt, iſt das zuvor
(S. 1277 Anm.) erwähnte Verhalten ver mit Azctichtagotfäure bebap
beiten Etärfe, Baummolle ıc., d. i. eine dem Xylordin äbhnlich p
ſammengeſetzte Verbindung, welche, in buch Schönbein's Erfiurung
veranlaßten Verſuchen, an furchtbarer Verknallungswirkung Bertpollerd
1283
Kunlifiber noch zu Rbertreffen fcheint; wie ſolches bie in dieſen Tagen vers
Öffentlichten Berichte über die zu Braunfchweig von Otto mit fog.
erplofiver Baummolle angefellten und unmittelbar auch biefelb®
wieberholten, und beflätigten Verſuche darthun. Das a. a. O. erwähnte
£yloidin, wie bemerkt: ber wahrſcheinliche Veranlaſſer auch
der Schönbein'ſchen Erfindung, wurde von Braconnot vor
14 Jahren erhalten, als er Staͤrkmehl (Kartoffelftärke), Holzfaſer
(Sägmehl), Baumwolle und Leinwand jedes für fih mit waffer-
armer (aus 500 Grammen Salpeter durch 430 Schwefelfäure, ohne
Bufag von Waſſer gefchiebenen) Azotfäure begoß, das Gemiſch ums,
rührte, bie ſich eine durchſichtige, ſchleimige Löfung gebilbet hatte, und
dieſe dann mit Waſſer zerfehte, wodurch das Ganze zur weißen, Käfe-
artigen Maſſe gerann, welche zerrieben, wohl ansgewafchen und ges
trodnet, wiederum 5 Grammen wog, weiß, pulverförmig und geſchmack⸗
Io6 war, Ladnıus nicht röthete, Jod⸗Loͤſung (fih dadurch gelbend *)
eutfärbte, fi in ſchwacher Azotſäure leichtaufidolich zeigte, daraus
aber durch Alkalien wieder unverändert gefäll’t werden konnte und uns
ungefällt abgevampft Oralfäure aber „feine Schleimfäure” gab.
Unter den Pflanzenſäuren verhielt fi gegen fle die waſſerarme Eſſig⸗
fäure ale vorzügliches Auflöfungsmittel; fie kilbete Damit einen diden
Schleim, der mit Wafler verfegt zwar zur harten, mattweißen Mafle
gerann, allein beim Trornen in gelinder Wärme eine firnipartige
Maffe (jene 9.0.0. durh Zylosdingummi bezeichnete) barftellte,
die äußerlich farblofem Glaſe gleichend, Härte genug barbot, um
Heine mifroftopifche Linfen daraus fertigen zu Fönnen, und bie
ihre Durchſichtigkeit auch umter Waſſer behielt, als eſſigſaurer Schleim
anf Bapier gefirichen und dann erwärmt: dieſem glänzenden Firnißs
Meberzug verlieh (hierin der Auflöfung des Pflanzenleim oder Mehls
leim in Sffigfäure ähnlich) und die, in gleicher Weiſe, an Lein-
— — — —
*) Hierin dem Inulin, ſtoͤchiometriſch — Ca Hıo Oıo, d. i. jenem in bie
Amylum s Bruppe gehörigen Biltungstheile ähnlich, ber, zuerfi (buch Gehlen)
ia Ser Alantwurzel (Inula Helenium L.) aufgefunden, fpäter in ven
Wurzelknollen ver Georginen und benen ker Erdäpfeln (Helianthus an-
nuus L.), und in fehr großer Menge in ver Gihorienmwurgel (Cichorium
Jntybus L.) waßrgenommen, tenfelben nad Art der Bereitung ber Kartoffel
flärfe, durch Ausfpühlen ver fein zertheilten Wurzeln mit Faltem Waſſer, over
auch durch Auekochen mit Waſſer und Abdampfen entzogen, fih — im letteren
Bulle durch Erkalten — pulverfürmig abſetzt, getrodnet ein ſehr zartes, meißes,
unſchmedbaret und geruchlofes Pulver varftell’t, das bei etwas über 1009 C. ſchmilzt,
yom kalten Waſſer fhwürig, von ſiedenden fehr Seicht zur jchleimigen, einen
Kleifter bilvenden Blüffigkeit gelüft wi, vie es, erkaltend, wiederum pulvrig
entläßt; ein Verhalten, welches es jeroch durch wieverboltes Kochen mit Waſſer
verliert, indem es dadurch gänzlich in Fruchtzucker (Schleimzuder) übergekt. In
Den genannten Dflanzen ſelbſt kommt es bereijs tbeifweife in ſolchen Zucker vers
wandelt vor. Gs wir von Job vi gebläuet, fondern gegelbk
81*
1284
wand (wie aud dem Cattun, und ähnlichen Gebilten) übertragen
Steifbeit und Undurchdringlichkeit verlieh, die ſelbſt bein
Kochen mit Wafler nicht wid. Ammontaf wirkte auf das Zylchun
nicht ein (febte den Verf. dieſes Hobs daher in den Etand, anhängen
A;otfäure vom Zylorvin zu entfernen, und es dadurch zugleig mil
Ammonoryd:Azotat zu mengen; a.a. DO.) Erhitzt entflammte«s
leicht. Künſtliches Bummi, Eereitet buch Einwirkung wahle:
armer Schwefelfäure auf Leinwand, getwährte, mit Azotfäure behanket,
fein Zylowwin, wohl aber wurde dergleichen erhalten, in geriagt
Menge, vom „Leinfaamenfchleim“,.in größerer vom fog. Traganti-
Gummi (Traganth- Schleim), arabifhem Gummi, ISuuliaw
Saponin (Die Braconnot in der Rinde des Gymnocladus cans-
densis L. aufgefunden hatte *), aber ſtets begleitet von einem ſcht
bitteren Etoff, was B. vermuthen ließ, baß diefe Bilpungstheile eim
Zucker⸗Art beigemifcht enthielten. **) Liebig wiederholte 4
Verſuche, fand, daß das Zyloibin zu Stande komme, auch, wenn ma
nicht ganz veine Azotfäure dazu verbraude und daß es Azotſänte
als Mitbeflandtheil enthalte; Ann. d. Pharm., herausgegeben wi
Geiger und Liebig VII. 245 ff. Obiges Verhalten des mit Zylait
gefhwängerten Glas⸗ähnlichen Papiers läßt vermuthen, daß des
neuerlich von Schönbein angelündigte, in Beziehung auf Reibuugk
Gieftrifirharfeit das Glas nicht nur erfeßende, fondern es überbietrak
Papier, mittelft Zyloloin, dargeflellt worden fey (?). Fünf bis ſechs Jahre
nad Braconnot befehäftigte ſich auch Pelouze mit der Darfıllans
des Zyloidin und befien Berhalten. Er wandte Azotſäute vos
1,5 @igengewwicht und Gtärfe an, und fand: a) daß längeres Eiche
des Bemifches, ohne Waſſer⸗Zuſatz, daflelde nach und nad in eine mi
Waſſer immer weniger Xyloroin gebenbe, zuleßt eigenthümlich faure Blär
figfeit übergehen macht; b) daß das Zyloivinein Amylumfey, das Bl
verloren und dagegen 1 AO; aufgenommen habe, welche das urfprängliht
Gewicht des Amylum beträchtlich vermehre; Bracouzotd
Amylum war demnach zum Theil in jene ldoliche neue Edure Bier
gegangen; c) daß die Bildung ber neuen weißen Säure durch Gina
des Bemifches fehr beſchleunigt werde; fie fey ſehr zerfließlich, u
halte fein Azot, verwandele fid, durch Erwaͤrmen in eine eigenfhim
lihe ſchwarze Eäure, die aber durch Azotſäure wieder in die vorige
weiße übergehe , in der Kälte fih Iangfam in xaljäure verkehrt
m m — — —
*) Brarconnot empfiehlt a. a. D. ven Anbau dieſes Baumes, jener Beſtauttheite,
zumal des großen Schleimgehaltes feiner Rinde wegen, weil er (in Burgumh)
jede Winterkülte unbeſchadet aushält und fchnell wäh.
) Zudfer mit brauner, rauchender Azotfäure genäßt, bildet zunädft eine äußert
bittere Maffe; vergl, m. hieher gehörigen Verſuche. Berliner Zahrb. ». Pia
1819. ©. 386 ff. |
1285
(ohne dabei COg » Bildung hervorgehen zu machen), und d) daß das
ZyloToin bei 18000. — 1440 R. Feuer fange und ohne Rückſtand
mit vieler Lebhaftigfeit verbrenne P. fügt hinzu: biefe Cigen⸗
fhaft führte mich zu einem Verfuch, der vielleicht einige Anwendungen,
namentlich in beeArtillerie, geflattet. Taucht man Papier in Azotſäure
von 1,5 Bigengewidht, läßt es fo lange darin, bis es davon durchs
drungen ift, was im Allgemeinen nur zwei bis drei Minuten erfordert, .
und waſcht «8 dann mit vielem Wafler ab, fo echält man eine Att
waſſerdichtes Pergament, von außerordentliher Entzündlich
feit. Daffelbe erreicht man mit Leinwand oder Cattun. Das Bas
pier oder bie Gewebe, welche der Einwirkung ber Azotſäure ausgeſetzt
waren, verdanken ihre neuen igenfchaften dem Zyloivin, mit welchem
fie überzogen find. Ann. d. Pharm. XXIX. 38—41. Ueber Kupfer
Azotür m. Grundz. I. 500 ff. Ueber Blaspapier f. a. w. u.
yy) Berhalten der Erd⸗ und rzmetalle zu den Schwefelammon -
(AH, S): Ä
Die Erbmetalle werden durch AH,S meiftens fo aus ihren neutralen
Auflöfungen gefäl’t, dag AHz + HO (= AH, O) fi mit der Aufs
löfungsfäure verbindet, während tie Erde (3. DB. AIOz, BeÜz etc.) .
fih niederfchlagförmig ausfcheitet und HS entweicht; alfo, als ob die
Auflöfung mit wärlcigem Ammoniak vermifcht worden wäre, und auch
Gerer-Dryd wird in gleicher Welfe ausgefchieven; wonach wahr«
ſcheinlich auch die übrigen Erderzmetalle unter gleichen Bedingungen
fi} ebenfo verhalten werden. Wirklich ift diefes auch der Ball bei
ſolchen Erzmetallen, welche den @rderzmetallen fehe nahe ftehen, beim
Ta uud Ti; denn TaOz und TiO2 verhalten ſich in jener Hinficht,
wie bie entfprechenden Erdmetalloxyde, was hingegen nicht der Ball ift
beim Chrom, deſſen Oxyd (Cr2 O3) durch Schweſelammon zwar
auch größeren Theile als ſolches gränlich ausgefaͤll't hervortritt, jedoch
begleitet von CrS. Wenn übrigens auch FeO und bie übrigen durch
HS aus Säuren nicht füllbaren Erzmetalloryde vom Echwefelammon
ale Schwefelmetalle niebergefchlagen werben, fo barf bas nicht bes
fremden, ba das Ammon -+ O (Ammoniak -+ HO) dergleichen Metalls
oryde ihrer Säure beraubt und mithin bie fäuresfreien Oxyde der Eins
wirfung des HS in dem Wugenblide ihres Freiwerdens unterſtell't;
man darf aber nur Eifenroft, der in der Nähe von fog. Schwefelwäf-
fern (HS enthaltenden und theilweife gaflg entlaffegden Mineralquellen)
oder von Dungflätten längere Zeit hindurch fi befunden hatte, mit
einer verbünnten Säure (3. B. HCh oder SO3) übergießen, um fufort
HS as entwickelt zu erhalten. Wie aber AH4S, fo wirken auch
die demfelben entfprechend zufammengefegten übrigen leichtlöslichen
Laugs und Erdlaug: Schwefelmetalle, auch wenn, die zu Fällenden Erz⸗
metalle eine fehr hohe Oxydationsſtufe erreicht Hatten; wie denn 3. B.
eifenfaures Kali mit Ueberſchuß von Kali, wenn durch feine Loͤſung
L
1286
HS geleitet wird, der Wechfelgeriehung von entflandenem KB und Feb;
unterliegt, fo daß ſchwarzes Schwefeleifen gefällt und zugleich, wie cd
fiheint, Fey Sz in KS mit grünlicher Farbe aufgelöfet wir. Pk
meiften, zumal die friſch gefäll'ten Schwefelerzmetalle werben in der
Wärme in Echwefelmetalle und HS zerſetzt. Sehr leicht tritt folde 3er
feßung bei jenen ein, deren Erzmetalle, mit wäfirigen 0:6äua ie
handelt, das Waffer zerlegen, indem fle ſich auf Koften beffelben cry
diren; hieher gehören Mn, Zn, Cd, Sn, U, Ni und Co; die Dre
ber leßteren drei laſſen fich auch wieder durch trocknes H>Bas bie
reichend erhöheter Temperatur rebuciren. Mn und Fe find aut ala
genannten als Gchwefelmetalle dur; HCh am leichteften in Gh
metalle (und HS) zu wechfelzerfeten; baher ihre, zumal bes Giimerb
eifene häufige Benugung zur Darſtellung des HS = Bafes. Judeſa
werden auch Schwefelerzmetalle von HS zerfeßt, deren Metalle man
"unter den bemerften Bedingungen eine Waflerzerfehuug herbeipufäh
vermögen, noch an fich (ohne galvanifche Anregung) fähig find, hal
gewäflerte Hndrochlorfäure chemifch zerfallen zu machen; wie den
namentlich PbS, BiS und SbS hieher gehören. Wo übrigens bei dam
Echweielmetall mehr S gebunden vorliegt, al6-die HCh in HS ward
- Tann, ba fcheidet gemeinhin der übrige Schwefelantheil ſich als weihlih
‚gelblicher oder weißgelber Niederfchlag ab. Känigswafler, und heftige
noch (häufig unter Feuerentwidelung) febr waſſerarme, ranchende Ich
fäure, orpbiren nicht nur, und zwar zuvörderfi das Metall, ſenden
auh den Schwefel, wenn biefer nicht theilwelfe — in Form amd
grauen, Metall untermengt enthaltenden Niederſchlags — ansgeſchite
wird, dem man dann durch Sieden mit den genannten fauren Fl
feiten alles Metall oxydirend zu entziehen vermag; bie fi debei Ib
dende SOz läßt fi durch BaChstöfung Leicht hinwegnehmen. {ea
Schwefelammon werden gefällt (ale Schwefelmetalle), ohne 8
im Ueberſchuß zugefeßten Bällungsmittel wieder anfgelöf ju mt?
den: Cu, Ag, Mr, Pb, Pd, R, Os; auch SnO (oder SnCh) watt
hieher gehören, wenn es fich, mit vielem Echwefelammon jelanml
fommend, *) nit in Schwefelzinn im Schwefel:Rarinıt
9 Zumal mit einem: mehr als 1 Verbaltnißgewicht S enthaltendem ——
AH, verbindet fich nämlich wie K ac. mit S in mehreren ſtöchiometriſchen 6
bättniffen. Als Frit ſche AH4 S abwechſelnd mit Schwefel färtigte (eb Id
leicht auf) und wieder AHz3-&u8 hineinleitete, erhielt er durch Abkühlen in gold
. orangen Prismen anfcießennes AH4 Ss; das (81,59 Procent 8
fi an ver Luft unter Abſcheidung kryſtalliniſchen Schwefels zeriehte m
längerer Lufiberührung in AH, 0 S2 05 übergieng. In verfchloffenen
erhigt, zerfiel es in AH4S un rubinrotges AH, Sy, das fi unter an
auch durch Auflöien von S, in ver Mutter-Lauge von AH4 Sz barftellen IM
As 5. in die Löſung tes Fünffach⸗Schwefelammon abwechſelnd AHz: ut B
Gas leitete, bildete fih kryſtalliniſchet AH, Sy. Bür fi echitt
’
-
,
1287
(Sa; oben ©. 1278) vertwanbelte, was in Schwefelammon leichtauf⸗
löslich iR. Achnliches gilt von der Scheelſäure, Vanadichtſäure
und Banadfänre, die auch des Zufatzes von verbünnter HCh betürfen,
nm aus ihrer Auflöfung in Schwefelammon als Schwefelmetalle auss
geſchieden zu werben. Ueberhaupt find aber in Ueberſchuß von Echwefels
ammon folgende, dadurch zuvor gefäll’te Schwefelerzmetalle mehr oder
weniger auflöslid: SI (W), Mo, V, Pt, Au, Jr, Sn und Sb.
Ihnen fließen fi in diefer Hinfiht au: Te, Se und As.
dd) Verhalten zu 802. *)
biefe drei Schwefelungsfiufen, uußer der niebrigften (AH, S) auch noch In zwifchens
liegende, durch gelbe Sarbe von ben vorhergehenden verfchiebene. Die fog.
flüchtige Schwefelleber (Liquor fumans Beguini a. Boylii) ver
älteren Ghemifer (gewöhnlich bereitet durch gelinde Deftillation eines Gemiſchet
von 4 Gewichtstheilen gebrannten und gepulverten Kalle, 2 Salmiak und 1 Schwefel,
die troden zujammengerieben, in der Retorte mit 1 Waſſer durch Schütteln vers
bunven worden) ftellt eine tief orange, bei Suftberührung, unter Entwidelung weißer,
erſtickender Tämpfe ſtark rauchende Blüffigkeit var, die von AH4 Ss; und AH, ST,
unter andern auch dadurch abweicht, daß fie ſtets flüffig bleibt, Sie riecht
zugfeih ſtark nach HS und nah Allz, giebt mit Mr-Salzen und ſelbſt mit
laufenden Mr geidüttelt oder gerieben Zinnober, und wird durch einige
Tropfen Bitriolöl oder rauchende Azoifäure ſtark platzend gericht.
%) Sremy, das Berhalten ver osmichtfauren, zu: SOg und zu veren Salzen
verfolgend, fand, daß beiverlei Salze Doppelfalze (mit zwei verfchienenen
Säuren) bilden; zugleich ergab ſich ihm, daß duch Zufammentritt von gelöftem
fgweflichtfaurem, mit vergleichen ayotichtfaurem Kalt, in Form eines kryſtallini⸗
ſchen Niederſchlags ein einfaches Salz entficht, deſſen Säure SAH und O zu
Beſtandtheilen at. GSpäterhin fand F., daß man mehrere Säuren ver Art
erzeugen Eann, die im As und H-Gehalt glei find, Hingegen rückſichtlich ber
Berbältnißgewichte ihres S= und O-Gehaltes von einander fehr abweichen, und
sie man, fo fern A und H in ihnen beflänkig im flöchiometrifchen Verbaͤltniß
von A zu Hz zugegen erfcheinen, mit &, Sulfammonfäuren (richtiger Sulfams
montafjäuren) nennen fann, biefe Benennung jedoch aufgeben muß, weil $. [päter
aur eine dieſer Säuren alfo hieß, im ihrer Geſammtheit fie aber Schwefel⸗
azotfäuren genannt willen will. 2eitet man bie beim Grhigen des Amylum
mit gewäfferter Azotſäure fich entwidelnbe Azotichtfäure in Kaltsfauge, und läßt,
bevor biefe von erflerer Säure gefättigt iſt, Schweflichtfäure folgen, fo hängt es
» von ber Dienge des fich bildenden Katifulphit ab, welde Art von Sulfammons
fäure hervorgehen fol, wie denn auch eine gefättigte Löfung von KOAO3F und
von KOSO, zufammengegoffen fogleih ein hieher gehöriges fulfammonfauces
Kati in ſchönen, ſeldenglaänzenden Nadeln fi ausfcheiven maht, was —
za Natron burdaus kein hieher gehöriges Salz gewährt, fondern nur ein Ge
menge von NOSO2 + NOAOz — zugleih ein Mittel mehr darbietet,
Kali von Natron zu unterfheiden. F. führt mehrere bieber gehörige Säuren
auf, deren erſtes lied von ihm burh SO2 4- AOz + Ha O3 = SAHz Og
bezeichnet wird, das man aber auch betrachten kann als eine Verbindung von
oxynirtem Waffer mit Schwefelagot-Oxypul = SAO,2 + 3 HOs;
eine Anficht, bie wenigftens das auffallende Verhalten einer anderen biefer GSruppe
angehörigen Säure, der Sulfazivpinfäure — Sy AHz O7 zu gepulverten
Braunflein (MnÜ2) und die Berfegung ver Säure durch Erhitzen für fi Hat;
wirft man nämlich in keren kalte wäfirige Loſung gepulverten Braunflein, fo
‚erfolgt ſogleich Auftöfung veffelben, unter lebhafter ECutwickelung, von O⸗Gas,
—
———— ——— —— —— — —
1288
In Wafler gelöfte Shweflichtfäure bildet, von K ober. N beräßrt,
unter H-Entwidelung KOSO, und NOSO>, die man unmitteibar burd
Neutralifiren der Löfungen von KOHO und NOHO erhalten Tanz,
aber auf, wenn dieſe Laugmetalloryd- Hydrate Durch deren GBarbruate
vertreten werben; denn SO, treibt COz aus. Beide Salze (KOS0,
+2 H0 und NOSO, + 8 und + 10 HO) find fryflallifirbar und leide
löslich (und eben fo auch die zugehörigen fauren Salze), und @leiches
gilt auch von den Verbindungen der SO, mit AHLO; vergl. Rus
pratt’s hieher gehörige Unterfuchungen; Ann. d. Chem. u. Pharm.
L. 259 ff. Ihre Löfungen fegen in ben Stand, bie meiften übrigen
bafifchen Metalloryde durch Wechfelzerſetzung mit deren löslichen Salzen
barzuftellen, da diefe Salze, Seitens des BaOD und SrO fchwerlöslig,
mit 'ZrO3, mit Fey Oz und mehreren Erzmetalloxyden unlöslih ſind.
Leichtlöslich dagegen iſt audy der ſchweflichtſaure Kalf CaO SO,
+2HO, und mittelft überjchüffiger wäflriger Schweflichtfäure find cs
auch MgOSO, + 3 HO, A!Oz SOg + 4 HO (das ſich durch Erhigen
feiner fchweflichtfauren Auflöfung als erdiges Pulver feheidet, währen
BeOz unter gleichen Bedingungen aufgelöft bleibt). Die Löslien
fhweflichtfauren Laugs und Erdlaugmetalloryde, zumal das ſchweflicht
faure Ammonoxyd und der ſchweflichtſaure Kalt, lönnen Rastt
Schweflichtfäure zum unzerfiörenden besorydirenden Bleichen (z.B. ver
gelben, die rohe Schanfwolle färbenden Verbindung) mit Vortheil
verwendet werden. Hinſichtlich der Ealze ber Erzmetalloryde gewährt
ſchweflichtſaures Alfali zum Theil ausgezeichnete. Niederfchläge,
zum Theil entfichen Hieber gebörige Verbindungen durch Einwirkung
von vieler in Wafler gelöſter SO, auf Hydrate oder Garbonate wen
dergleichen Oxyden, die dann ifolirt hervortreten, wenn Zufaß von
wafferfreiem Alkohol ihnen das Löfungsmittel entzieht. Go vird
Uranoxyd durch fchweflichtfauren Ammonoryd flodig lebhaft hellgelb,
Manganorydul dur Vigeftion des MnOCOg mit flarfer wäflriger
SO, pulvrig weiß, Sobaltorydul gleichen Weges aufgelöß ab
dann durch Alfohol-Zufag gefchieden: flockig lebhaft roth und Eifer
oxryd durch Wechfelzerfeßung erdig roth, ins Rothbraune ftreifend ge
fäll't. Nickeloxydul-Hydrat (+ Waffer) mit 802-Gas gefättigt,
entläät wenig Fruftallinifch-puluriges fchweflichtfaures Salz, aus dehen
gegen Zuftzutritt gefchügter Mutter-Lauge durch längeres Stehen his
und erbigt man bie wäflrige Löfung ber Säure für fih mäßig (ohne eb bu
zum Gieven fommen zu laflen, fo bilvet ſich Ammonoxyd⸗Sulphat, und baneırz
bleidt unverbunden zurück: wäflrigee Hyprogen⸗Hyperoxyd (HU«), was
mithin zuglei ein Meiittel gewährt, fich diefes auch techniich wichtige Ohpererve
(oben ©. 821) leichten Weges zu verfchaffen. Grhigen bis zum Eieden mut
O-⸗Gas entweichen, und zurüd bleibt ebenfalls Ammonotyp = Gulphat; Se AHz
07 + HO (+ Bafle) = 2 S03 AH, O um HO + 0. BVergi. Ana d.
Chem. u. Pharm. LVI, 315 ff.
1289 |
tetradbrifche Kryſtalle anſchießen, die gegen 44 Procent Waſſer ent⸗
halten. Kupferorybs>Gulphat mit ſchwacher Löfung von KOSO,
ins Gieden gebracht (oder in Wafler vertheiltes frifch gefälltes Kupfers
oxyd⸗Hydrat, mit S02⸗Gas zufammengebracht), gewährt ein fchön
rubinrothes, in ſchiefen rhombifchen Brismen kryſtalliſirendes Salz,
befichend aus Cu2a O + 802. 4 HO; Alkohol fall't deſſen Löfung
branngelb, Auffleven macht diefen Niederfchlag kryſtalliniſch. Leitet man
802 in Wafler, worin CuO zertheilt worden, fo erfolgt eine an Brüne
ten Rideloryb gleichkommende Auflöfung, aus der beim langfamen
Abdunften binnen einigen Tagen große, fhöne, purpurne Kryftalle ans
hießen, bie zerrieben ein rothes Bulver darftellen. Es bildet ih im
biefen und ähnlichen Fällen, in welchen ein Theil oder das ganze Erz⸗
metalloryd durch einen Antheil SOg zu Oxydul besurydirt wird, eine
entiprechende Menge von 803; wie denn 3. B. 2 Fe O3 + 4 SOg
in 2 Fe0SO, und 2 FeOSOz übergehen. Häufig bilden auch die ges
fällten @rzmetallorybuls (oder Oxyd⸗) Sulppite, d. f. 802⸗Salje,
mit Allali-Sulphiten ausgezeichnete Doppelialze; fo giebt KOSO, u
ziemlich gefättigten wäflrigen Löfungen des CuOSOz3 oder CuOAO;z
gemiſcht, einen gelben Niederſchlag, der = 2 KOSO, + 2 Cug 0SO,
il. BiOsO, ift weiß, und in Waſſer, wie in wäriger Schweflicht⸗
fäure, unlöslig; PbOSO, pulorig weiß, unlöglich in Wafler, aber nur
fcäwerlöstih in wäſſriger SO2; Zn0SO, + 2 HO: (gewonnen durch
Auflöfen von Sinkoryd s Carbonat in wäffriger 802) prismatifch kry⸗
Rallinif und aus feiner gefättigten wäflrigen Loͤſung, fowohl durch
Nifohol als durch Aether, navelförmig fällbar; So2 O3 + SO,, bars
geftellt durch inleiten von SO, in Sbz Chz, oder durch Digeriren von
Sb2 O3 mit wäflriger Schweflichtfänre, farblos und unloͤslich im Waſ⸗
fer; Cr2 O3 aus feiner (leicht erfolgenden) Auflöfung in wäſſriger
Schwefliähtfäure durch Alfohol gefällt weißgrünfich pulverig. Miſcht man
gelöfles Silberoxyd⸗Azotat mit wäflriger Schweflichtfäure, fo fhlägt ſich
weißes, äußerlich dem Silberchlorid ähnliches AgOSOg nieder, das,
im Wafler ſchwerloͤslich, fich durch übermäßig beigegebene 802 zers
fegt, am der Luft fi purpurt und endlich ſchwaͤrzt. Leitet man 8SOꝛ⸗
Gas in Platinhloriv-Löfung, fo beginnt diefelbe fofort fich gu ents
bräunen und wird bald darauf gänzlich farblos; verfebt man fie num
mit Alfali:Carbonaten, fo bilden ſich Doppelfalge eigenthümlicher Art;
3 D. NOSO2 + PtOSO + HO. Hatte man ftatt derfelben Anıs
moniaf hinzutreten laffen, fo erfolgt, fest man Alfobol Hinzu,
Dildung kryſtalliniſchen PtOSo2 + AH, O - SO,, bas ſich nievers -
Khlagförmig ausſcheidet. Während PtO, in allen übrigen Gäuren
ſchweraufloͤslich ift, wird es, Döbereiner zu Folge, von gefättigtee
wäfltiger Schweflichtfäure Teicht aufgenommen, damit ein burch fein
eigenthümliches Verhalten aͤußerſt ausgezeichnetes, löslichee Salz; zus
fammenfegend — PtO2 + 2502. Es trornet nämlich vie ſehr ſaure
⸗
— — —— — —— — — —— —
4;
1290
luftbefländige Löfung beffelben zur Bummi:ähnlidden Naſſe ein, die
fi, flarf erpist, in SOz und Pt zerfeßt. Bermifcht man die uneingetrods
nete Löfung des Salzes mit (durch Beifügung weniger HCh) in Waſer
gelöftem SnCha, fo färbt fih bie Fluͤſſigkeit, während fie SO, nıläkt,
tiefroth; hatte man flatt deſſen AuChz beigegeben, fo ſchlägt id
metalliſches Gold nieder, bie darüber ſtehende Flüſſigkeit aber emhält
dann, neben Platinchlorid, Schwefelfäure. Metallifches Fe win
von wäflriger SO2 lebhaft angegriffen und aufgelöfl; das leicht ky⸗
. Rallifirende Salz; =Fe0SO, + 3HO dürfte für Echwarzfächerei einen
ähnlichen Bortheil darbieten, wie das chromſaure Kali in Derbindung
mit Hämaterylin (S. 903), nämlich das fog. „Berbrennen des Zenges
(j. B. der Seide) in der Flotte“ verhüten. Zn, Cd und Ni erleiden
ähnliche Angriffe und gewähren fo ZnOSO, + 2HO; Ca0Ssa +
- 2H0; NiOSO,5 + 6HO. Rothes Mercuroryb wandelt fi.
Vogel d. ä. zu Zolge, mit SO2 behandelt, zunächk in Mr2OSO, m
Mræ20803 um, fortgefeßte Einwirkung der SOg entzieht dem Mr elles
Oxygen und macht es fich metallifch ausfcheiten. AgO wird von SO
nicht vellftändig metaliifch hergeftellt; ZnO, Sba O3 und UOz bleibe
ohne Einwirfung. *) Die in der Untermerfung (unteren Anmerkus)
zu ©. 1287 erwähnten Schwefelagotfäuren, die mehr umjahm
„Oxyhydrothion-Azotſäuren“ zu nennen feyn bürften, entfichen vr in
Folge andauernd erneueter Säureforderung im Uecberfchufe au
weiender ſtarker Salzgründer, gerichtet: gegen räumfich vereint
wäffrige SO, und-AOz, finden ſich dann flets an mehr als eis
Derhältnißgewicht Säuregründer gebunden (find alfo mehrbafig,
und fönnen häufig nur durch ſo flarfe baflfche Anziehung anbaucız,
weil fie, fucht man fie durch andere, hinreichend geiwäfferte, den Galy
PP —
gründer flärfer anziehende Säuren zu ſcheiden und fo chemifch zu iſe⸗ |
liren (4. ®. die Sulfazinfänre = 54 AHz O1 + 3 KO, vom Kali
durch T oder dur Hydrofluorfilichäure), meiſtens in einfachere Ba:
bindungen zerfallen (die Sulfazinfäure 5. B., durch die erwähnt
Gäuren von KO geſchieden, in: dem Kali verfallende Schwefdfimt,
Ammoniak und Mzotoryt-Was); Zerfallungs-Ummweandelungen, vie (ai
felten mit Entwidelung von O⸗Gas vor ſich gehend) ihnen allen be
gegnen, wenn fie ale Salze im Waſſer gelöft anhaltender Kodans
unterworfen werden; denn ohne Ausnahme verwandeln fie ih dam in
fhwefelfaure Metalloryde und gewöhnlich auch in an SO;
gebundenes AH, O (während O-Bas,- oder AUg« Bas ıc. ınzweidl);
*, Wacſchen ver Kauttbiere mit geläftem fchweflihtfaurem Ralf (wenn mus
a8 Gingeatimetwerben der gafigen SOg verküten Tann, wirkiamer Rindem mi
Schwefel, d. i. mit gafiger Schweflichtfäure) tödtet alles Ungezicter auf de
Stelle. Das Schwefeln ver Wein: und Bierfäfler zerfiört Scıyimmel um
ähnliche kryptogamiſche Gewaͤchſe (mikroſkopiſche Pilze und dergleichen), and hiau
beſteht hiebei die Hauptwirkung des Schwefelns.
1291
fo das fulfazinfaure Kali, das folgen Weges in 3 KOSO;,
AH4O SO3 und 2 O-Gas aus einander tritt. Wahrfcheinlich ift «6 die
in beflimmter Abftufung erhaltene höhere Temperatur (die Siedhitze
der falzigen Löfung), welche die Eäureforderung des KO in ſolchem
Grabe erhoͤhet, daß fie die in der gemifchten Eure der Möglichkeit nad .
vorhandene entfprechend ſtarke Echwefeliäure zur Herausftellung bringt,
fo, daß -fih 2 KOSOz und KO + 2 5803 bilden, welchem letzteren
aber das vorhandene AHz, unter Zuziehung von HO, SOz entzieht, eine
Beziehung, die auf Koften der Zerfeßung vorhandenen HOz zu Etande
tommt; ſ. a. a. O. ine andere hieher gehörige Saͤure ift vie Sulfs
azotinfäure =8; AHz Oje, bie an 2 KO gebunden das 2 HO mit
aufgenommen enthaltende neutrale fuliszotinfaure Kali gewährt,
wenn man das gelöfte baflfche Salz derſelben Säure =3KO + Ss
AH3 O,6 mit gelöfter PhOA oder BaCh verfeht, ba dann Doppelialze
von KÜ und PbO, oder KO und BaO niedergefchlagen werben, während
jenes Neutralfalz der Löfung verbleib‘t. Das bafifhe Salz bildet
ſich aus fulfazinfaurem Kali, wenn deflen kalte, wäflrige Löfung ohne
äußere Anwärmung ber fog. freiwilligen Verdampfung überlafien bleibt;
e6 fchießt dann aus ber rüdfänpigen Flüffigkeit in großen Rhom⸗
boedern an, während fulfazinichtfaures Kali — Sz AH, O a +
3 KO ver Mutter-Lauge verbleibt, das aus berfelben nah und nach
in weißen Warzen fi fonvert und dan ſich von dem ihm ähnlichen
fulfozinfauren Kali auch dadurch unterfcheidet, Daß es, durch verbünnte
Eäuren zerlegt, fogleih rothe Dämpfe (AOz) entläßt (e6 widers
ficht — kraft feines verhältlich großen Salzgründer⸗ und geringen S⸗
Gehaltes — unter allen Oryhydrothion sagotfauren Salzen ber Eins
wirfung des heißen Waflers am längften; anhaltendes Sieben macht
es jedoch auch in 3 KOSO; und AHz zerfallend übergehen, während
30 gafig entweichen). Läßt man SO, in eine wäflrige Löfung mitt
lerer Sättigungsflärke des agotichtfauren Kali *) treten, fo tritt
häufig ein Zeitpunft ein, in welchem bie Blüffigfeit zur bucchfichtigen
Kleifter= oder dem pectinfauren Kalisähnlichen Ballerte erftarrt, man
hat dann metafulfazotinfaures Kali vor fi, das ſich auf
biltet durch Sieden gelöflen Kali » Sulfazinate, oder öfter durch Ver⸗
miſchen folther ungefottenen Lölung mit der des Kali-Eulfazinit; es
entbält ale trodne Ballerte viel gebundenes Wafler, löſt fich aber den⸗
noch weder im Alkohol noch im Aether. Starkes Preſſen wanvelt es
in eine wachsaͤhnliche, dur chſich tige Maſſe (d. i. alſo in eine Maſſe,
in welcher, durch Verſchwinden der Innenflächen, die Innenſpiegelung
des Lichtes verſchwindend klein geworden, die gleichmaͤßige Fortſetzung
% Gewonnen durch vorfichtiges &lüben reinen Salpeters, oder durch Ginlelten bes,
beim Aufldien von Etärke und Azotſaure ſich entwidelnnen Bafes in KOHO-
Lauge. \ '
J
1292
ber das Licht erzeugenden Wellenbewegung bagegen fehr begünkigt
erihein). Da es ftöchiometrifch — Sy Ay He Oꝛ + 6KO (+ 240)
zufammengefegt if, fo liegt die Bermuthung mehr als nahe, daß ch
aus der Verbindung bes fulfazinfauren und fulfaginichtfauren Kali
hervorgegangen; 3 KO + 84 AHz3 O)4 + 3KO + S3 AH, O4, =
6 KO + S7 Ay He Oꝛ6. Mit verdünnten Eäuren entwickelt es A0y
Gas, für fi bis 500-8000. — 400-480 R. erhigt zerfällt es in
Heine Kryitalle bildendes bafifch azotinfaures und wäflrig-flüifges,
fulfazginihtfaures Kali. Die harten glänzenden Kruflalle dei
eriteren biefer beiden Salze verlieren, über 1400C. — 11208, w
bigt, ihre Durchfichtigfeit, werben matt und zerfallen bei 2000C. =
1600 R. in entweichente zothe Dämpfe (AOz), SOz und AH4O 50,
Kalifulphatund Kalibifulphat hinterlaſſend; zwei baſiſch agotis
faure Kali find = Sio Ag Hs Oz2 + 6 KO, und, geben daher, dieſer
Formel enifprechend, da in berfelben nur 10 S vorkommen: 4 KUS0;
+ 2K0S2 05, d.i. zufammen 6 KO, 8S und 240; dazu 2 Schyweſlicht
fäure, 1 Mzotichtfäure und i Ammonoryd — 28, 2A, 40 md dB;
mithin zwar von S, A und O fo viel, wie die Formel fordert, aber
2 H weniger als fie heiſcht, deren Entweichung von F. nicht gereßt
wird. Die Löfungen der meiften nicht leichtlösliche Erblaugmetallerye
zur Grundlage habenden Metallorybfalze werden durch bafifch fulfazotise
faures Kali gefällt; eine Ausnahme macht jedoch Strontit, ſowehl
wenn er nur in Wafler gelöf, als wenn er zugleich an mit ihm leicht⸗
löslige Salze gewährente Säuren gebunden iſt, während Baryt
dadurch fogleih, und F. zu Folge, „Ichneller als von Hyrrofluorklie
fänre (oben ©. 1219 u. 1231) niebergefchlagen wird, bleibt SrO ıw
gefällt. Läßt man, Ch oder AOg, oder überhaupt Gtoffe, welche
Orydationen zu bewirken vermögen, auf an Salzgründern gebunten
Schweſelazotſäuren, einwirken, fo erfolgen dergleichen Cinwirkungen
‚Seitens der genannten Orybationsvermittler fo heftig, daß gänzlikt
Serflörung jener gebundenen Säure eintritt, ber zu Folge Azotorybget
frei wird und Ammonorydfulphat zurüc bleibt. Waͤhlt man hingegrs
zum Urpbationsvermittler ein Jeicht reducirbares Metalloryb, z. B.
AgO, und erwärmt damit die wäflrige Röfung ſolchen Salzes, ı. 8.
bes baflfchen oder neutralen fulfazotinfanren Kalt, fo färbt ſich in
legteren Bällen die Löfung ſofort prachtvoll violettblan, ähalih
bem gelöften orymanganfauren Kali, und Gleiches erfolgt auch, wıza
man flatt AgO das Bleihyperoxyd (PhO2) gewählt Hatte. Es bilnen
ſich dann neue Säuren, die aber in ſolchem Maaße zerſetzbar erſchei⸗
nen, daß die geringe Temperaturerhöhung, Gegenwart von Eäurez
oder organifcher Stoffe ſogleich Zerfegungen berfelben bewirken. Jen
hieher gehörige Violettfärbung ihres gelöften, Kali⸗Salzes barbietendt,
von F. Sulfazitinfäure genannte Eäure, erfcheiut, zur Kryftallifatior
gebracht, in gelben, oft dem Goldgelb des Jodblei ähnlich gefärbten,
1283
glänzenden Nabeln, in benen 2 KO mit S4 AHs Org ſich verbunden
befinden; bei feiner Darflellung mit Ueberſchuß von AgO oder PbO,,
bei Siedhige behandelt, bilvet fich, die — ein an Beflaltungefchöne alle
übrigen fchwefelazotfauren Salze übertreffendes, volllommen weißes, in
regelmäßigen vhomboivalen Prismen Fryfallifirendes Kalifalz gewährende
— Metatulfazitinfäure= SE AH; Oꝛu (4 3 KO); gedachtes Ealz
zerfäll't durch Erhitzen in Kalis:Sulphat und Biſulphat, fo wie in Am⸗
monoxyd⸗Sulphat, während 20 frei werben. Weder die Azotiäure, noch
bie meiften übrigen Säuren zerfegen biefes Salz, nur bie Hydrofluor⸗
fllicfäure entzieht ihm fein Kali und macht die Eäure defietben frei; .
die jedoch ſchon wenige Augenblide nad) ihrer chemiſchen Sfolation in
die lepterwähnten Sulphate und Biſulphate zerfällt. Bon dieſen ver⸗
ſchiedenen Schwefelagotjäuren unterfdgeidet fh bie Sulfammons
fänre (deren Kaliverbindung gleich anfänglich gebarht wurde; ©. 1287)
— Sg AH Oas, fowohl durch die Menge bes in ihren Belland eins
gegangenen S⸗, H- und O⸗Gehaltes, als auch burch die von ihr bindungs⸗
fähige Anzahl von Kali⸗Verhältnißgewichten; denn es werben von ihr
nicht weniger als 4 KO gebunden, ohne daß es als eine Art Doppel⸗
falz betrachtet werben kann; wie bas bei dem 6 KO barbietenven
„metafulfazotinfauren Kali" (oben ©. 1291) der Fall mar. Gs bilvet
ch duch Vermiſchung gelöften azotichtfauren und fchweflichtiauren
Kalis, in fofort ſich ausſcheidenden, lebhaft feidenglängenden Nabeln;
alio gerade fo, ale ob beim Zufammentreffen zweier ungleicygearteten,
an benfelben Salzgründer gebundenen Eäuren, dieſe ih, vermöge
ber Art ihrer Beftandes-Ungleihheit (beide find an ſich
gaflge Säuren, von denen die eine jedoch ein höheres Oxyd als bie
andere darſtellt; AOz zu SO2) zur gegenfeitigen Bereinigung beflimmt
hätten; die eine (802) als eleftropofltive, gegen die andere bafifche,
die andere (AO3) als eleftronegative gegen die erſtere faure Eures
gegenfeitige Beftimmungen, welche in dem beiden Säuren uriprünglich
beigegebenen gleihen Ealzgründer Feine Abänderung jener ihrer Ge⸗
genwirfung zu erleiden hatten. Zur Gewinnung größerer Mengen bes
fulfammonfauren Kali verdünnt man die wäflrige Löfung des
Kali⸗-Azotit mit fo viel Wafler, daß mit entflehendes fulfazinfanres und -
bafifgsfulfazotinfaures Kali gelöft bleiben, wenn man nun Schweflidht
fäures@as in Form eines raſchen Stromes eintreten läßt; bald darauf
zeigt ſich die ganze Zlüffigfelt von den Kryftallen des fulfammonfauren
Kali erfüllt, die ſich durch Abſetzen ausſcheiden und mit kaltem Wafler
leicht vollfommen auswafchen laſſen, da fle darin faft unlöslich find,
und die dann — ausgepreßt und in ber Guerike'ſchen Leere getrocdnet —
weiße, feine, perlmutterglängende Nadeln darſtellen, ähnlich jenen, im
welchen der Gyps aus Ecjwefelfäure kryſtallifirt. Monatlanges Liegen
unter Luftberührung zerfeßt es, unter Mitwirkung des Kryſtallwaſſers
in Kali:Bifulphat und ein fulfamidinfaures Kali, dus mit Baryt
a
1294
ein kryſtalliniſches, in kaltem Waſſer wenig loͤeliches Doppeljal; =
(3 BaO 4 KO) + (Sg AHz Oↄ2 0 + 6 HO gewährt. Das fulfemmms
faure Kali gebt, in kaltem Waſſer gelöft und ſich ſelber überlaſſen,
zunächſt über (durch Austritt von 1 Verhältnißgewicht KO -+ 2 503):
in metafulfammonfaures Kali, das ſtöchiometriſch — %
AH3 O6 + 3 KO zuiammengefeht ik. Das aus biefem gleiches
Weges fi bildende fulfamidinfaure Kali=2KO + Sy AH,
O,0 ift weiß und noch ſchwerloͤslicher als das fulfammonfaure; 1 Ge
wichtstheil des erficren fordert 64 Wafler von 230 C. — 118.
Hydrofluorfilicfäure entzieht ihre das Kalt, aber geſchieden unterliegt
fie ſogleich dem Zerfallen in 2 803, 2SOn und AHz. Für ſich al
Kaltfalz erhigt, entläßt fie Dagegen SO, und AHz, aber gleichzeitig
bildet fi auch ein zufammengefeßter, ſchwefelgelber Stoff, ver it
mit Waſſer in Ammonoryd-Sulphat wechfelzerfeßt und mit jenem Achs-
lichfeit hat, welche Heinr. Roſe burh Einwirken von AH, af
waflerfreie SO, erhielt; Ann. a. a. O. XXVI. 194. Diefer lehtere
und mehrere ähnliche Verbindungen, hervorgegangen aus ber gegar
feitigen @inwirfung von Waflerfreiem Ammoniak unb berglades
Schwefelſaͤure zc. ähnein, in Abſicht auf Zuſammenſetzung und dem
fhen Befland Feinesweges den Salzen, fondern bilden vielmehr Ir:
pen, weiche denen fog. inbifferenten organifchen Verbindungen, zn
zwar ben Azot⸗haltigen fi zu nähern fcheinen; nur mit dem Uster
ſchiede, daß fih in biefen das Azot, fammt H und O dem C mc
oder weniger unterorbnen, während in jenen in diefer Hinficht, C durch
S ‚vertreten wird. — Daß übrigens Frem y's Schwefelazotjäuren va
Azotshaltigen organifhen Säuren, z. B. der Harufäure ber leichten
« Umbilvfamfeit nah ſich zur Geite flellen, iſt aus ihren im Obigen
befchriebenen Verhalten klar; ob POg flatt SO, ebenfalls neme vier
‚grundfioifige Säuren bilden würbe? fleht durch Verſuche zu bemb
worten; daß es dabei vielleicht noch eher, als bei der SO, zu Arm
gungen und Bindungen von HOg fonımen dürfte, bafür ſpricht wenigkent
der Umfand, daß Schönbein vorzugsweife in bem an’ der Luft ſich
orydirenden Phosphor ein Mittel fand, fein Ozon (oben ©. 81)
hervorgehen zu machen, und daß biefes Erzeugniß, wenn nicht gmy
doch feinem Hauptinhalte nach, HOz if: gebumden durch irgend ein
(fluͤchtige) Säure; 3. B. durch POz, oder wohl meiftens durch AO;
ee) Verhalten zum Galläpfel-Aufguß; vergl. oben S. 1179 Aam.:
Man bereitet den Balläpfel-Aufguß (d. 1. ein Gemiſch von Gelb
gerbfäure und Balläfänre) durch Faltes einterichendes Ausziehen gred
lich gepulverter Bafläpfel mit einem Gemiſch von gleichen Raaptheile
Meingeift und Wafler; das Bemifch darf nicht zu viel Weingeif cab
halten, weil fonft Harz mit ausgezegen wird; der Verf. dieſes GA
bebient ſich meiſtens eines nur mit Faltem Waſſer möglich friſch de
zeiteten Auszuge. Ea werden davon nicht getrübt und auch, abgehen
1295
von jener ſchwach gelblichen Färbung, welche ber Aufguß felber ertheilt,
nicht gefächt: die mit Säuren bereiteten möglichft neutralifirten
Auflöfungen des 81, Mo, U (+ O0), Cr, Mu (+ 0), Cd, Sn, Fe
(-F 0), Ni, Co, Cu, Mr (+0), Pt; es werden hagegen dieſe Auf⸗
Iöfungen ſchwach bläulicy ober ſchwärzlich gefärbt, wenn fie
durch Feine Antheile von aufgelöflem Feo Oz oder beffen Vertreter ver⸗
unreint waren. Gefärbt wird dagegen Au:Auflöfung grünlich purpurs
zöfhlich, während reine Galläfäure fie nur grünlid oder bräunlich⸗
grünlich, reine Ballägerbfänre fle kirſchroth färben würbe, oben
©. 1181 Anm. Unter beibemerkten Yärbungen werden aber, wenn
auch, wie 3.8. bei SnO und SnOn (oder deren Bertretern SnCh und
SnCh5) erft nach längerer Zeit, zumal wenn überfchäffige Säure gegen
baldig⸗ entſcheidende Einwirkumg fchügt, gefällt: |
Ta-Eäure: pommeranzengelb.| gelbe Fäaärbung; möglihk
U⸗-Oxyd: dunfelbraun. frei von überſchüſſiger Gäure:
Ti⸗Saͤure: pommeranzenroth.| ſtarke, hellgelbe Trübung,
V⸗Saͤure: a) unvollkommene: tief/ bie an ber Luft zur Gallertbil⸗
dunkelblau; 4) volitommene: | dung neiget.
yläulih ſchwarz. SnOz cder8nCh;: langſam einires
F&Oryd: a) begleitet von fehr viel | tende, bei überfülfigem Balls
Oxydulfalz: purpurnz P) ale aͤpfelaufguß wieder ſchwindende,
Dryduloryp(Fe3Os): tiefpur:} gelbe Trüübung, die mit
purblau; z) ale Fey Oz tief] GBallert-Bildung endet.
blaufhwarz. .Bb⸗Oxyd: weiß, oder ſchwach
Mr20:bellgetlb;SnOoberSnCh, aelblid.
mit viel Säure: Flare hell: | Bi-Oxyd: gelblich.
Silber und Ballad werden anfänglich weder gefärbt noch ges
träbt, längeres Stehen führt jedoch zur Ausſcheidung der reducirten
Metalle, die, war die Flüſſigkeit nicht zu verbimnt, auch fchon bei
Erhigung des Bemifches eintritt. Aehnlich wirkt der Galläpfelaufguß,
ins Befondere der Weingeiftshaltige auch auf die Gold-Auflöfung, ans
der fidy übrigens auch ſchon das Au herguftellen beginnt, wenn es
durch Ammoniak als Knallgold gefällt, mit Aberichäffiger Ammo⸗
niafehaltiger Fluͤfſigkeit überlagert, fängere Zeit ſteht, und die durch
K0 +2 002 gefällt, bei überfchäffigem Bällungsmittel in dieſem ſich
farblos auflöfet, während fie, mit Schwefelfäure verfeht und bann
durch Kali oder Natron neutralifirt, eine vollfommen klare, rothe
Flüſſigkeit gewährt, welche nach einigen Wochen das Gold in Form
metalliſch⸗ iryſtalliniſcher Blättchen entläͤßt. — Obige Vermuthung,
daß im Ozon (S. 948 und ©. 1231) eine flüchtige, Säure vertre⸗
tende Verbindung: als chemiſcher Gegner des gegen fie baſiſchen HO2
gegeben ſey, der in manchen Fällen von anderen felbfiläntigen Säuren
(3. 3. von Bhosphorichtfäure) begleitet ericheine, ſie ſtützt ſich auf
theils altere vor Schönbein’s Erfchließung des Vorhandenſeyns des
2
. 1896
Ozon befannt geworbene Thatfachen, theils anf S's unb Anderer neu
hieher gehörige Verſuche, und lautet binfichtlich jenes Säure-Bertreters,
‚= wie folgt: Während die Azotichtfäure, im nicht von felbfftännigen
Salzgründern gebundenen, chemiſch freien Zuflande, mit ihrem Gehelt
an Wafler ald AUO, erachtbar if, liegt im Dzon eine Berbintung
berfelben Orundfloffe in bemfelben Mengen-Verhältnig, aber in mchar
li verfchiedener Innenvertheilung und berfelben entſprechendem dem»
ſchen Beflande vor, naͤmlich AO + HOz, die vielleicht in manden
Sällen = AO + 2 oder + 3 HOz überzugehen vermag, die, kt
Azotfäure wie der Azotichtiäure zu entfpringen und durch Grhöfus;
der Anregung ihrer Grundlage (ihres AO) zu noch höheren Ome
tionen ihres H zu gelangen vermag, Falls alfo geartete anregende
Einwirkung durch einen dritten, einfachen oder zufammengefebten Gtef,
z. 3. durch P oder dur PHO,, oder durch SO2 (wie in Fremys
Schwefelazotfäuren) möglih wird, Marignac, der Dyon ſih
bilden ſah, überall, wo O mit anderen Stoffen in folde eg
‚bethätigung geräth, wie bei ber Erregnngsbethätigung ber galvaniſches
Ketie — der einfachen, wie ber zufammengefeßten (oder Boltaign
Batterie) — und in deſſen Berfichen es am kraͤftigſten beroorging
wenn O gegen HE Wafler:bildend, oder Wafler in H und O auseinankr
tretend zur @egenbethätigung gelangten, will es zwar auch in I
wefenbeit von A gejehen haben zu Stande kommen, indefien hat « |
bie wirkliche, gänzliche Abweſenheit des A in dem Hiebei in den
Verſuch genommenen Waſſer noch barzuthun; es Hält aber, wie ber |
Tannt, ungemein ſchwer, während folcher Verſuche Waſſer turen!
fret zu machen umb zu erhalten von atmofphärifcher Luft; bieten je
alle Iunenwände der Glasroͤhren auch dann noch, mittelſt ber Lait⸗
pumpe nachweisbare Bläschen atmofphärifcher Luft dar, wenn fie kan
zuvor ausgekocht und unmittelbar darauf mit fledendem Waſſer bereit,
raſch hergeftellter, möglich ſtarker Minderung atmofphärifchen Zufb
druckes unterworfen wurden. Mebrigens ift das Ozon, anfer ne
a. a. D. berührten Verhalten ins Befondere noch durch folgente Frans
li: mittel Pt⸗Schwamm erzeugtes wirkt in Kuhlmann's hicher
gehörigen (vor Bekanntwerdung des Ozon angeftcllten) Berfuden
bleichend auf durch Indigaufiöfung gebläuetes Papier und bebimgt die
Dildung der Azotfäure; K. erhielt Feine, als er ein Gemenge wor
O: und A:®as über glühenden Platinſchwamm leitete, wohl aber, ei
er mit AHz3 = ®as gemifchte atmofphäriiche Luft beiläufig 3008 C. =!
2400 R. heißes Pt der Art beftreichen ließ (Platinfhwarz bewirik,;
Talt wie erhipt, nichts dergleichen); der atmofphärifchen Luft beige
mifchtes Kyangas verhält fich wie Ammoniaf-haltige, jedoch entſtach
zugleich gafige Earbonfäure,*) während Azotoxydgas + Ch> (olbildendei]
— — — — —— — — —
|
®) Umgekehrt, wurbes im Treiwerden begriffenes Azot mit H zu AHz (umd wei
1887
- Gas unter lebhaften Grglühen des PtAB. Ky, Waſſer, OOo» und As
Bas gewährte. Soll Phosphor die Bildung bes Ozon veranlaflen,
fo muß das Basgemenge feucht feyn; trocknes O⸗Gas + trodnem
A⸗Gas, COↄ⸗æ Gas, oder + trocknem H: Gas gewährte in Schön:
bein’s Berfuchen Fein Ozon, wohl aber bildete es ſich in dergleichen
feuchten Bas» Bemifhen. Shönbein zu Folge zeugt Hauptfächlich
das Leuchten des P von ber Anweſenheit gaflgen Ozons; eine Luft,
fo arm an O⸗Gas, bag ein brennender Spahn darin erlofch, gewährte,
war die Luft (feucht geweien und fo durch Bermittelung des P) Ozon⸗
haltig geworben, Phosphor-Leuchten, ſtaäͤrker ala es gewöhnliche ahnos
fphärifche Luft zu Wege zu bringen vermag; HS, HSes@as (aber
auch CH⸗Gas), Aether» und ebenjo Allohol»-Dampf, besgleichen 802⸗
Gas und ebenfo Unterazotichtfäure (AO2 + AOz) der Luft beigemilcht,
- Hinderten das Leuchten, auich wenn fie in Heinen Mengen ber Luft beigemifcht
worden, und brachten leuchtenden Bhosphor fogleich zum Nichtleuchten,
wenn fie der Luft beigegeben murben. Ebenfo wird aber auch P- Schwamm
fon durch fehr wenig HS zündungsunfähig (angeblich: weil es ſich mit 8
überzieht, indem H mit O fi zu Wafler verbindet); beide, das Ozon
and Pt (ald Oxyrrophon; S. 849) machen Kalineiſenkyanür in
rothes Kalineifenfyanin übergeben; beide vermitteln Oxydationen vers
ſchiedener oxydirbarer Stoffe, und beide, das durch längeres Verweilen
- von P in. einem Gemiſch von (nicht trocknem) U» und A⸗Gas ents
ſtandene · Ozon, das in S's Verſuchen nach 12 Stunden ſchon ſtark
genug war, um Lackmus zu bleichen und KI-haltigen Stärkkleiſter
(oder damit getranftes nicht ausgetrodnetes Papier), fu wie Guajac
(vergl. 6.550, 684 u. 1001 ff.) zu bläuen begann, und in nicht durch⸗
aus trodner, übrigens reiner atmofphärifchen Luft nach ber kuͤnſt⸗
lichen Durchglũhung erfalteter Pt⸗Schwamm, vermitteln die Verbindung
von SO, mit O zu SO3, und werden von leicht oxydirbaren Metallen
ſchnell verſchludt. Pt⸗Schwamm und ebenfo Ozon zerfeßen in Wafler
gelöfte Dralfäure und Formylſäure, und wirken ähnlich auf AeO und
mit-HO zu Gunſten eines unzerfeht gebliebenen Antheils Azotfäure zu Ammon⸗
2798) verbunden, “als K. ein phyſiſches Gemiſch von H-Gas und AOgꝶg- Dampf
über erwarmten Platinſchwamm fireichen ließ. War die Azotläure Azoticht⸗
fäureshaltig, fo gieng die Ammoniaf-Bildung ſchon in ver Kälte vor fich, das
Blatin kam raſch, unter Entfirahlung lebhaften Lichtes ins Glühen, und alle
Azotichtfänre (ober wie K. berichtet: Unterfalpeterfäure) wurbe in Ammoniak und
Waſſer gewanzelt. Hiebei, fo wie auch wenn man Azotoxyd⸗Gas und H-GOas
über den Blatinihwamm Leitete (mas ebenfalls reichliche Ammoniak⸗Bildung zur
Folge hatte, und ebenfo auch Azotoxydul⸗Gas und viel H-&as, vie jenoch kalt
nicht merklich auf einander einmwirkten), treten nicht felten beftige und gefahrvolle
Explofionen ein. Vergi. Ann. d. (Chem. u.) Pharnı. XXIX. 272 ff. Die
Erplofionen erinnern an das Verhalten ter fog. explofiven ober Schieß⸗
Baumwolle; oben &, 1277 n. 1282 ff. Als K. Schwefelfäure (waſſerarme) auf
mit Alkohol befeuchteten Salpeter tröpfelte, erhielt er reichlich fog. Unterazots
fänze und zugleih auch Ammoniak; a. a. D. ©, 287. 82
J
1208
AeOHO; zumal bei Anwaͤrmung. Ozon unterfcheibet ſich jebech €.
zu Bolge, vom HO2 durch Unlö⸗lichkeit im Waſſer (obgleid &
davon langſam verſchluckt wird, damit eine unfchmedbare, geruchloſe,
weber faure noch bafifche Fluͤſſigkeit darftellend), durch feinen fog. eldı
trifgen Sigengeruch unddurd feine Fähigkeit AgO in AgO. (Öyper
oryd) übergehen zu machen. Aus KOChO; gewonuenesO,.Wa6 zeigte, a
de la Rives und Marignac’s Berfuchen, war es von elektriſcha
Zunfen durchzudt worden, Spuren von Ozon, Schönbein zu Eolgs,
jedoch nur, wenn das Bas nicht waſſerleer geweſen. Den Blatis
ſchwamm fehlt jener Eigengerudh.
e-Fo) Hat man das Zyloidin — (oben S. 1282 ff.) nad Braconnot be
reitet, jehoch mit der Abweihung, daß man bem neueren Erfahrunges
über die Erzeugung ber ſog. erplofiven oder Schieb- Baumwolle ge
möß nicht Azotfäure, fondern (um bie Zertgeilung der Baumwolle mög
lichſt zu begünfligen, nach Kam arſch) ein Gemiſch von Azotſänre we
Schwefelſaͤure anwendet — z. B. ein Magßtheil der erſteren, fo fe
fie 1,35 Eigengewicht hatte mit 13/; ber letzteren von 1,825 @igs
gewicht — fo erfolgt die Zyloivin-Bildung ſchneller wie gewähni
und ebenfo auch defien Zerſtoͤrung durch zu lange andauerndes Beräfrb
werben von dem Saͤure⸗Gemiſch, weshalb man wenige Secunden nah |
beendeter Auflöfung die Behandlung mit Wafler folgen laſſen mh,
wenn man nicht großen Verluſt erleiden will. Gleiches gilt and ver |
der Stärke (Amylum), dem Ehgmehl, Papier ꝛc. aꝛc. SBerjept Pr
pas Abwafchwafler mit KOHO-Löfung bis zur Reutralifation ber Eäwz,
fo ſcheidet ſich aus der geflandenen, zuvor fauren Kläffigfeit, nur augen
blicklich etwas trübender Stoff aus, und entwidelt, Hierauf erwärm, .
Ammoniaf, das mithin vorher als Ammonoryd gebunden war, &
Säuren; an Azotſäure, an Eleinen Mengen jeuer noch wäher |
beflimmenden bittern Säure, welche Pelouze ale Zyloivin berworgehen | |
fah, wenn dieſes längere Zeit hindurch von der agotfenzen Fläffgkeh
uͤberdeckt blieb, aus welcher das Eyloivin ſich geichieden Hatte (cch
die man Zyloidinfäure nennen Tönsıte *) und an Spuren jene
oben durch AO -+ HOs ... angedeuteten Yzur Beit noch nicht chewiſch
tfolirten Säure, die aber in der fog. Shieß- Baumwolle, bevak
nad Dtto, und ebenfo auch im minder O:reichen Zuflande tu ®
connot’s Zylordin — wahrſcheinlich an ein den Salzgränder verkes
tendes Azot⸗haltiges Barbon gebunden — an ber großen Ve
brennlichfeit dieſer Erzeugniſſe und deren naͤchſte Folgen, —
bat. Dtto’s Verfahren der Schießbaumwolle⸗ Bereitung (eine
Minnte dauernded intauchen der Baumwolle in —— — —
e) Zuder gewährte nur mit rauchender Azotſäure eine aähnliche, ſehr Bittere
ya Ka an Pikroſaͤure erinnernde) Säure; vergl, Bert. Jahrb. d. —
$-
⸗
1299
\
Azotſaure, Huspreflen berfelben zwiſchen Blasplatten, Auswaſchen im
Waſſer und Austrocknen) Hat Mehreren nicht gelingen wollen. Haupt-
ſache dabei if das Austrodnen, das vollländig erfolgt feyn muß, um
dieſes zu erreichen, jedoch Vorſicht und Geduld erfordert. Unter ber
erhisten Blasglode des Merotanyt (m. Arch. f. d. ges. Naturl.
II. 500) gelingt Je vollſtaͤndig, fordert aber viel Zeit; warme Luft
als Strom durch Glasroͤhren geleitet, welche die feuchte Schieß-Baums
wolle enthalten, dürften fchneller zum Ziele führen; gefahrlos zu feyn
bört die Austrocknung auf, fobald die Trodnungs s Bählwärme über
75006.=600R. hinausgeht; Berknallungsverbrennungen werben dann
möglih. Einige haben jenes Maaß von Wirkſamkeit ihrer Baum⸗
wolle nicht zu extheilen vermocht, was Dtto und Audere erzielt hatten;
es fragt ſich indefien, ob diefe Anderen auch die Eintauchung ber
Baumwolle in Azotichtfäure, nach jedesmaligem Abwaſchen und Trod-
nen zum Deftern wiererholten? Wie O's fpätere Vorſchrift es fors
dert. — Dan weiß, daß bie im Wafler zu Boden finfenden NAetheröle
(Sewürzneltenöl, Zimmtoͤlrc.) im paflenden @efähe mit rauchen-
ber waſſerarmer Azotfäure begofien, fich fofort entzünden und unter
Entwidelung von viel gelbrothem Aaotichtfänres Dampf, und bräuns
ligem Rauch mit lebhafter Flamme verbrennen, und baß die an ber
Laft trodnenden Fettöle, fo wie Brenzöle ſchwerer Hölzer
(3. B. des Guajac⸗Holzes) fich im gleicher Weile verhalten, daß bins
gegen leichte Dele, 3. DB. das Terpentindl ſolchen Weges wohl zur
harz⸗ oder baljamartigen Verdichtung und Dunkelbräunung, aber nicht
zur Gntflammung gelangt, es feh denn, daß man bie rauchende Azot⸗
ſaͤure zuvor mit fehr waflerarmer Schwefelfäure, oder das Del mit
dieſer Säure gemifcht hatte. *) Daß die Schwefelfäure hiebei Wafler-
entzichend wirkt, iR außer Zweiſel, es wird aber durch ſolche Wafler-
entziehung fehr wahrfcheinlich. zugleich auch bie Oxydation des in ber
— — —
1Ran wählt dazu am beſten ein ſog. Spitzglas, d. i. ein ven Kelch⸗ähnlichen
hohen und unten engen Meinglaſernälterer Form ähnlich geſtaltetes Glas, dat
am Boden moͤglichſt enge und gegen ven Rand bin allmählich verkehrt Fegelförmig
erweitert il. Dan gießt das Terpentinöl (1 Gewiögtstheit, 3. B. 1 2oth) hin⸗
‚ein, und läßt ſogleich das Gemiſch aus 1 Gewichtstheil (1 Loth) ſtarker rauchens
der Azotfäure und 1/g Gewichtetheil (1/2 Loth) Vitriolol folgen, oder man vers
miſcht in dem Glaſe 1 Loth Terpentindl nach und nach mit I/a Loth Vitrioloͤl,
xud gießt dann 1 Loth von jener Azotfäure nach. Um das Nuchgießen ver Säure
gefahrlos vollziehen zu Tönnen, bindet man das Gefäß an das Ende eines einige
uf Sangen Stabes, gießt dann die Säure oder das Saäure⸗Gemiſch hinein, und
kann, ben Stab am entgegengefehten Ende faflend, von dem Gefäße in das nicht
au wenig hohe Spitzglas. Wenn dann auch wirklich nad ver Entzündung voran⸗
gehende Heftige Wallen nes Flüſſtgkeits- Semifches ein Theil verſelben über ven
Ginsrand ſchlenbern und die Flamme ſich betraͤchtlich weiten und heben follte,
fo bleibt ver Gxperimentator voch jevenfalls (unter bem Raudfange des Labora⸗
koriyms was Experiment vollziehenn) unverletzt. 82%
1800
Azotſaure und Azotichtſäure vorhandenen HO2 gefleigert, inden .. ®.
2 HOn, folgen Weges HO beraubt in HO3 und HO3 EO, -
in HOs ıc. übergeht. Aehnlicher Weile ſcheint num and die Be
wolle, wenn fie mit 2 Azotfäure + 1 Schwefelfäure (ober mit cum
Gemiſch von 2 Azotichtfäureshaltiger Wyotfäure mit 1 Bitriclil 1 ie)
Berührung geräth, mit AHOz oder AHO4 ıc. chemiſch verbune
werden, während zugleich ein größerer Theil ihres F⸗Gehaltes, ww
Koften ver entſprechenden O⸗Nengen vorhandener Yzotlänre-Natheik
HO übergeht. Indeſſen fragt es fi, ob die Baummollen-Fafe,
ebenfo Holz, Flachs, Hanf, Stroh, wenn nian fie als deren Berk
zur Darftellung fog. explodirenden Pflanzenſtoſſs verwendet, das &
von Azotfäure und Schwefelfäure berühren, ihrem Lignin-Gehalk
zunächft nicht in Amylumzähnliche Maſſe übergehen? Wentsfes
diefes bei den genannten Bebilden, wie bei der Baumwolle ie !
denn mit Schwefelfäure benäßt, die zuvor mit E/z ihres Gem
Waſſer verdünnt worden, werden dieſe Gebilde, nachdem man We
Fluſſigkeit fogleih wieber hatte ablaufen laffen, durch Jod⸗d
gebläuet, während längeres Verweilen in folder Schräejch
theilweife Umbildung des Lignin in Bummi und im eine Paar
fäure, in Ligninfhwefelfäure (6. 1024, 1065 u. 1201) ai
bat. IR die nah Otto verfertigte Schießbaumwolle ober herr
treter (3. B. das Schieß⸗Werg ) wohlgelungen, fo lat ie
zu Kügelchen ballen, bie getrodinet auf einem trocknen, weißes
zellanteller, mittelſt glimmenden Zunders oder eines bergleidien MM
„ſpahn, angezündet, nun blitzſchnell abbrennt, ohne irgend eim ©
bes Rückſtandes zu Hinterlaflen und ebenfo auch auf flacher Han,
fie zu verleßen (was an das Verhalten volllommen rothgläht
Mitalls erinnert; oben S. 547); wo biefe fidh zeigt, fey es af
ger Fleck, fey es ale brenzlich riechender Dunft, da war bie dere
nicht vollftländig gelungen. Das vom Verf. dieſes Hobs befolgt.
©. 1282 befchriebene Verfahren (Schwängerung der Baumrele
ber dunftigen von Azotfäure begleiteten Mgotichtfäure) führt,
eingehalten ftets zu Schießbaumwolle, die fi vollkommen bel
und abbrennt, ohne Spur eines Rückſtandes. Das Verbre
Erzeugnis iſt Carbonſäure⸗Gas, begleitet von Azot⸗Gas ua
Baflerdampf, ſaͤmmtlich durch Glühhitze ungemein ausgebehet
ba fie gleichzeitig hervorgehen, nach ber Mbfenerung bes Gl
auch nur im Außerft verdünnten Zuftande den Hohlraum befielben
lend; daher denn auch Ladmuspapier, zumal trocknes, in dat
geſchoß unmittelbar nach der Abfenerung eingefchoben, Feine I
erleidet. — Daß Azot und Oxygen, oder vielmehr Wpotläz
2) Der bie Schieß⸗Heeve. — Heede, oder (Im nordoͤſtlichen Deutſchlau v
nennt man in Norddeutſchland, was in Suͤrdentſchland Werg gevezut
1301
Mittbeſtandtheil von Braconnot’s Zylorsin tft, fand (im Jahr 1833),
wie bemerft (&. 1284), au ſchon Liebig. Sechs Sabre darauf
ſuchte (a. a. D. XXIX. 38 ff.) Pelouze darzuthun, daß in dem
aus Stärke durch Azotſaͤure bereiteten Xyloſdin 1 Berhältnißgewicht
gebunden gewefenen Waſſers durch 1 Myotfäure vertreten und erſetzt ſey.
ı Bo Verſuche mit dem zwei bis drei Minuten lang tn Myotfäure von
1,5 Eigengewicht gelegenen Papiere, das dadurch waflerbicht und zus
gleich außerordentlich entzündlich wurde, fo wie die Thatſache, daß das
aus Gtärfe bereitete Zyloisin bei 1800 C. = 1440 R. Bener fange,
dieſe Berfuchs:Ergebniffe, fie waren es, welche B. ſchon damals folgern
ließen, daß das Zyloivin Anwendung, „namentlich in der Arttllerte,“
b. geflatten werde; vergl. oben ©. 1285.
ke) In Beziehung auf jene Säuren, welche mit den oben 6.1288 ff. er⸗
waͤhnten Galsgründern, fo wie mit Altolorıen für beide, wie für fig
i felber kenntlich machenre Gegenwirkungen gewähren, fleht noch Bols
gende zu bemerfen:
93 ben Säuren mit einfachem Eäuregründer (oder Radical):
a) Sydrochlorſäure, CHlorfäure (und Chlor). Feuchtet man
| eine Olasröhre inwendig mit wäfiriger Kalicarbonat-Löfung, und ſteckt
, fe dann in die Mündung eines Blafes, in welchem Ch⸗Gas zur Ent-
' widelung gelangt, fo überzicht fih die Röhre mit kryſtalliniſchem
r KOChO;, während COn entweicht. (Leitet man Ch⸗Gas in Bleis
weiß (©. 1836 Aum. u. ©. 1088), fo entwidelt ſich CO, und bilbet
ſich rothes Bleioryp — Pby Oz, das durch Uebermaaß von Ch,
» amier PbChsBildung, in PbO, übergeht.) *)
:b) Oydrojodfänre (und KJ), Terpentindl entzieht der wäflrigen
i Öydrojodfäure (fo wie dem gelöften KJ) Jod, ſich dadurch bräus
nend,
6) Azotichtſäure, (AO, und) Azotſäure. Läßt man AO, (ober
ah AOs-Gas) längere Zeit auf Braunfiein = Bulver — am beften:
von jener Feinheit, wie es die Häfner (Töpfer), mittel ihrer fog.
: Präparirmafchine zur Glafur, unter Waſſer zerreiben — einwirken,
' fo bildet fich in Azotfäure aufgelöftee Manganoxydul, und gemeinhin
bleibt etwas Silicfäure zurüd. Kommen AO2-Gas und feuchtes
: Chs Gas zufammen, fo erfolgt unter ſtarker Erhitzung und Wafler-
Zerſetzung Bildung von HCh und feuerrother Azotichtſäure. Auch
' Ghlorfanre-Alfalien bilden AO2-Gas in AO; um. Bereits im iften B.
meine Theorie der Polytechnochemie (S. 405) ftellte id "die Ber
muthung auf, daß die Azotichtfäure in Azotfäure übergehe, durch Auf:
nahme von HO2 (vergl. oben ©. 1298), und daß fe Gontagien:c.
— —
Sehr waſſerarme HCh hat bei 159 0. — 120 R. 1,192 Eigengewicht. Kocht
Fi 1 Gewichtötheil Bleispaltig Zinn mit vier ſolcher oydrochlorſaure, fo loͤſt
Sn fi auf und PbCh bleibt zurück; H entweicht.
.
1308
zerftöre, nach Art des Ehlor, nämlich H entziehend, mithin in gleiche
Weife, wie fie aus HS den Schwefel ſcheidet, indem fie HO bil,
Koften ihres O⸗Gehaltes, der zunähft auf Os zurüdgebradit we
was auch der Fall ift, wenn angezündete Kerzen (und ebeufo and P}
in ihrem Dampfe fortbrennen und K in bemfelben lebhaft emtjlam
Ueber Darftellung ihrer Salze und deren Berhalten vergl. m. Gm
1. 900—903. Die Alfalinitrite blänen Lackmusroth. Nach bas Ajeh
oxydul verhält ſich zu Alkalien ale Säure; a. a. D.; über &
azot⸗ ober Unteragotichtfäure f. ebendaſelbſt. Merkwürbig iR
bei der Azotichtſäure auch bie Abhängigkeit ihrer Färbung von
Temperatur; in dem flarren, farblofen Zuſtande ifi fie ale tr
barer Stoff bei gewöhnlicher Temperatur grän (mit Walker !
ale Dampf Hingegen rothgelb; waährſcheinlich if die grüme ©i
ein Gemiſch von orangem Dampf und blauem Hydrat oder Sabthyecth
aa. D. 901. Sie gelbt die Haut, Seide, Wolle ıc, wie vie !
fäure und fog. mittlere oder Unterazotfäure (feuerrothe vanıke
Salpeterfäure). Sehr waflerarme Ayotfänre hat bei 120C.— MH
1,522 Eigengewit.%) Schon bie Effigfäure treibt Azotichtſä
aus ihren Verbindungen, jedoch nicht die Barbonfäure. Frei werbenb ze
fällt fie fofort in verbleibende Azotſaͤure und entweichenbes Mzotort
das fogleidy wieder, auf Koften atmofphärifchen Oꝛs, in AO, über
d) Schwefelfäure und Schweflichtſäure. Sog. eng li ſche Scha
felfäure bat bei 130,33 C. —= 100,664 R. 1,850 Eigengewicht.
woͤhnliches Nordhäuſer Bitriolöl bei berielben Temperatur 1,f
wafferfreie Schwefelfänre bei 200C — 150 9.
Wäſſrige Schweflichtfäure, im Größten des Säuregehalis &
derfelben Fühlwärme 1,265. Sie läßt fi, iR fle mehr verbuumt, bei
Froſt verftärfen und hat dann 1,040 Eigengewicht. Ficinns
AsOz-haltige Schwefelfäure über Eifenorydhybrat (oben ©. 1255)
‚auf 1/3 ab; ber Rückſtand entläßt dann, erfaltend, Fer O, Ast
Form eines weißen Nieverfchlags, ven waflerarme, volllommen ef
. freie Schwefelfäure bebedt, die ſich durch Flares Abgießen fonbern Läßt!
* Mit ihrem Waſſer⸗Gehalt fleigt, bis auf einen gewiffen Bunkt, ige Si
hat fie 1,521 Gigengewicht, fo fievet fie bei 86°C. — 686,8 R., Hat Fe
mal fo viel (— 5HO gegen 1 Saure; procentiſch — 71,25) Waſſer, io
fich ihr Siedepunkt erft bei 12000. — 960 R. Gonnenligt eutwidelk.
bee mwaflerarmen, farblofen Säure O⸗Gas, während eine dem entwichenen Qi
ſprechende Dienge Azotichtiäure, pie übrige Azotfäute feuerrörkenn verbleikt.
wie alle übrigen Licht-Wirkungen (alfo auch die Entbindung von O-Oas
wäflrigem Chlor, unter Bilvung von ECh) erfolgen in vertännter Zuft, ale
hoben Bergen, weit heftiger. Gleiches gilt aber auch von ver Zerfcgmuul
COy, des HO sc. zu Bunften der Chlorophyll⸗, Aetherdl:2c. Bilvung; cobem S
9) Das Arien gelangt in vie durch Verbrennen des 8 gefertigte Schweie1T
zunähft durch ben Schwefel, ver Häufig etwas As enthält, jumal ter
vulkaniſche. Kocht man gepulverten Schwefel „mit ſtarker GybrodhE
. 12308
Loͤn man Jod bis zur Sättigung in Na0S, O, anf, fo bildet fi
NaJ und Na0S, O5; (Bergl. ©. 1241).
e) Phoſsphorichtſäure (PO, oder PHOL; ©. 834 u. 1296) IR giftig;
ed muß daher die zum inneren arzueilichen Gebrauch zu verivendende
Bhosphorfäure davon befreiet, oder der Gehalt an erflerer in
legtere verwandelt werden, was am beften mittelft „Azotfäure” nefchicht,
bie zugleich zum, Mittel dient, erſtere in leterer zu entbeden. Denn
» verfebt man dergleichen im Abſicht auf Phosphorichtfäure-Behalt frag⸗
liche Bhosphorfäure mit etwas reiner (feine Arotichtiäure ewthaltender)
Azstfäure, und erhitzt fie damit in weißen Glaskolben, fo werben aufs
fleigende, fenerrotbe Dämpfe, bie durch Oxydation der Phos⸗
phorichtfäure Kervorgegangene Mzotichtfäure, und durch biefe das
Borbhandengetorfenfeyn der POz vrrrathen. Außerdem werden auch bie
buch. Neutralifaticn mit Alkalien und Zufag von löslichen Erd⸗ wie
Erzmetallorydſalzen, alfo durch Wechſelzerſetzung gewonnenen Nieder:
fSläge von freien Säuren aufgelöfet, was felbft von dem ſchwer⸗
loͤelichſten Salze diefer Art, vom PbOPOy gilt. Mit Alkali neutraliſtrt
fäl’t eine: Phosvhorichtfäure beigemifcht enthaltene Phosphors
füure Bold, aus deflen gefättigter Auflöfung metallifch und ebenfo
Silber, jedoch nit in Form eines weißen, fondern in der eines
braunfhwargen Niederſchlags, ber daher den eigelben oder weißen
Nieberfchlag der Silberauflöfung, den die gewöhnliche oder die fog.
Pyre⸗Phosphorſaͤure gewährt, mehr oder weniger ſchmutzig bräunlich
’
wieberholt aus, verkännt dann ben alfo gewonnenen Auszug mit einem Gemiſch
von gleichviel Waffer und Weingeift, und fenkt hierauf eine blanke Zintftange
hinein, fo ſchlaͤgt fih As in Form ſchwarzer, faft metallifch glänzender Blästchen
am Zn nieder, Kalle der Schwefel As enthalten hatte. Uebrigens enthält ſolch
faurer Schwefelauszug nicht felten auch etwas Ca0SOz. — Miahle empfapl
vas Ciſenexydhydrat nicht nur gegen Acfenvergiftung, fundern gegen alde Metall:
gifte als Gegengift (Antidotum), aber es führt zur Bildung von WeÜ-
Salzen, was nachtheilig werden Tann, und hebt vie Wirkung des heftigſten aller
Metall⸗Gifte, vie des MrKy (oben ©. 958) nicht auf, das in neuerer Zeit
leider nicht felten als Bergiftungsmittel dient (zumal in Frankreich), was das
gegen erfolgt, wenn FeS + MgO nebft Waſſer gereiht wird; da daun kein
Iösliches FeO⸗Salz zu Stande kommt und zugleich das MrKy zerftört wird,
indem in Wolge von Wechſelwirkung Mg: Gifenfyanür hervorgeht. Wie denn
auch bei Vergiftungen mit Blaufäure (HKy); wenn den zu reichenden FeS
+ Mg0:demifä zugleich FeO beigegeben worden (was freilich bei ber außer⸗
orbentlich ſchnellen Wirkung vieles Giftes wohl immer zu fpät gereicht werben
möchte). Laßt man in folchem Falle FeO weg, fo bildet fi nur wenig Rhovans '
magnin (oben ©. 1280), Hingegen viel giftiged MgKy. Diefes, ſammt Obigem
erwägend und berüdfichtigenn: daß Gegengifte ficher und fehnell wirken müflen,
und durch ihr Wirken Leine weiteren Nachtheile herbeiführen bürfen, was
3 8. MgO + WBaſſer gegen alle aͤtzende Säuren, und was Elainſaͤure oder
Margarin« (und Glycerin⸗) haltige Clainſdure (Manbelöl oder Olivenöl ıc. gegen
alle ägenve Alkalien ıc. Leiftete), fchlug Duflos fein Oxysulfuretum Forri
cum Magnesia, das er in weiter oben befchrichener Weiſe bereiten lehrte, vor,
1304
färbt. Es bilbet ferner die Bhosphorichtfäure mit Galzgräntern
Salze, die, wenn fie auch an fich ſchwer oder unlöslidh im Waſſer
find, tod} in freien Säuren leicht anfgelöft werben. Selb das ſchwer⸗
löslihhe Ealz der Phosphorichtfäure, das PhOPOz wird foldyen Beget
Yeichter auflöslih, und mit gelöftlen MgO-GSalzen vermüſcht, erfolgt
felbd vom phosphorichtfauren Ammonoryd fein Niederfchlag (vergl.
oben S. 1239). Die Lüfung der Phosphorichtſaure in Wafler orydirt
ſich an der Luft fehr langfam zu Phosphorfäure; war fie gefättigt, fe
bildet fie fich auf Koften des im Wafler enthaltenen O zur Bhosphers
fäure um (während ein Theil ihres Phoephorgehaltes mit dem H if
felben Waflere zu PHz zufammentritt; oben ©. 836 Anm.), wen
man fie im PBlatin-Löffelchen über der Weingeiftlampen Flamme erhikt;
es brennt dann das alfo entftandene PHz mit grünlidher Flamme
ab, die von dem weißen Rauch neu entflandener Bhosphorichtfäure be
gleitet if. Erhitzte man dagegen die waflerhaltige Phosphorichtſaͤme
in einer Heinen Retorte, fo erhält man zwar au PHz3s@as, ala
fein bei Luftberührung ſich von felber entzüntendes. Im die Löfung
von Silberoxyd-Azotat geleitet, erfolgt ſchon durch das Keinke
Basbläschen bräunliche oder braune Trübung und braunfchwarzer Rio
berfchlag, beflchend aus metallifhem Silber. — Leihtläslid fw
übrigens nur jene Salze, welche die Phosphorichtfäure mit Allalia
zufammenfeht. *) |
f) AsO3 und AsO5. Zwei bie vier Quentchen (Drachmen) Bifenoryb |
Hydrat reichen Kin, hatte man fie mit 16 Tropfen wäflrigem An
moniak gefeuchtet und dann mit fo viel Waſſer gemengt, daß bei
% Baul Thenard zu Bolge if es das Phosphorbihydrogenür (PER)
wodurch das Hydrogenid (PHz3 &..826) feine fog. Selbftentzüunntligteit
verlangt; hatte man nämlich Iehteres nach einem von benen ©. 521 Yum. fe
ſchriebenen Verfahren bereitet, fo bevarf es nur firenger Kälte, um was Bihybee
genär in Form einer tropfbaren, farblos⸗klaren Slüffigkeit zu ſcheiden; bei — 15°
bis — 20°C. = — 129 bie — 160 R, tritt ſolche Scheidung ein. Iupefes
bebarf es fehr wahrſcheinlich der Kälte nicht, ſondern es bleibt vielmer cine
ähnliche (oder vie gleiche?) Phosphorverbinnung zurüd, wenn man Photphor is
ſtarker KOHO-&Hfung anpaltenn kocht, Wochen lang unter ver Lange ficken, |
entwidelt e8 dann fortdauernd ſelbſtentzündliches PH3-@as; vergl. meine hieber
gehörigen Beobachtungen in m. Arch. f. d. ges. Naturl. IV. 500 uns oßes
©. 1230. Der am legt a. D. erwähnte durchſichtige P, gehört nur zum Theil
hieher. Verdampfung dieſes Bihydrogenür Im nicht ſelbſtentzündlichen Geh, |
wandelt daſſelbe (und ſtatt deſſen auch H-⸗Gas) in ſelbſtentzündlichet |
um. Dem Eonnenlichte ausgeſetzt, theilt ſich leßteres in nicht von ſelbe
entflammenves PHz: &as und ſtarres Subhydrogenür bes P, nad fh tem |
auch durch fortgeiegte Sonnenlicht = Einwirfung in Form eines gelben Unfiug
fublimirt, ober vielmehr den Innenwantungen des Glaſes anbaftenr abfeht. Ja |
Keimen begriffene, nicht eßbare Kartoffeln Teuchteten im Dunkeln fehr Rt
(Delametherie, u. v. Crell's Ann. dv. Chem. 1790; IE. 124); eniäictm
fie PHg? Prouſt fand P faft in allem Spanifchen Robeifen; mit HCh ae
*803 + Wafler behandelt entwidelten fie PHgshaltiges H-®as,
1805
Gemenge verſchluckbar wird, um, angelangt in dem Magen, bort zwei
bis dritthalb Dnentchen weißen Arfenif (d. i. Arfehichtfäure) unaufe
löslih und mithin gegen den Innenmagen ıc. unwirffam zu machen.
Buzurini fand das Eiſenoxyd⸗Hydrat, als Antidotum (gegen bie
gewöhnlide Meinung) noch 24 Stunden nad} gefehehener Bergiitung wirk⸗
ſam. Der w. u. erwähnte Zufak von Ammoniak ſtützt ſich auf Bunfen’s
Beobachtung, ber zu Folge freie Arfenichtfäure burcdh, von etwas Am⸗
moniaf begleiteten Eiſenoryd⸗Hydrat vollfäudig gebunden werde. *)
Hingegen if es bei Vergiftung durch KOASO; oder KOASO, völlig
ungzlos; wahrfcheinlich dürfte aber ſchwefelſaures Bifendryd,
für ſolchen Ball gewähren, was das waflerfaure Ciſenoryd (Eiſen⸗
oxydhydrat) nicht vermag. — AsOs färbt Zuder (und ähnlich auch
Rannit) purpurn; hingegen nicht Glyeirrhizin; Trommsdorff’s
Journ. XVII. 2; ©. 248.
8) Arfenichtfäure. Das zuvor erwähnte Oxysulphuretum ferri cum
magnesia bereitet man nah Duflos, wie folgt: a) 3 Unzen Lig.
ammonii crustici (in Waſſer gelöftes Ammoniaf) von 0,970 Eigen
gewicht wird mit HS vollkommen gefättigt, in wohl verfchließbarer
4! Pfund Wafler fahender Glasflaſche mit 3 Pfund deftillirtem Wafler
verbünnt, und hiezu, während des Umſchüttelns, eine Löfung von
21/y Unzen kryſtalliſirten fehwefelfauren Eifenorybuls in 16 Unzen Waſſer
gegoflen, der Reſt des Flaſchen⸗Innenraums mit Waffer gefüllt, bie
Flaſche fofort mit Blafe Inftdicht verfchloffen und fo lange ruhig hins
geheilt, bis fich der entlandene Niederſchlag vollfommen abgefeht hat
und von Flarer Flüffigfeit überdeckt ericheint. Man gießt diefe hierauf
von dem Bobenfage (= FeS) flar ab, une wäfcht biefen dadurch aus
(defreiet ihn vom bei feiner Bildung entflandenen fehwefelfauren Am⸗
monoryb), dag man das Auffüllen mit deſtillirbarem Wafler wieders
holt (indefien fordert das vollkommene Abfepen des Nieverichlags viel
Zeit, weil ein Fleiner Theil deflelben in ver Flüſſigkeit ſchweben bleibt,
fie gründlich färbend, der jedoch fo Klein iſt, baß er bei diefer Ver⸗
richtung unbeachtet bleiben kann; oben ©. 1275 ff.). Während biefer
Aufhellung und Auswafdyung bereitet man 4) eine Löfung von 2 Unzen
fhwefelfaurem @ifenorybul in 1 Pfund kochendem deſtillirtem Wafler,
bie man in eine in heißes Wafler geftellte Flaſche gießt, und ber man
unmittelbar darauf folgen läßt: 1 Unze in heißem WBafler zur mildji-
gen Blüffigfeit angeriebene, gebrannte Magnefla (MgO); man fehfittelt
Beſtimmter lautet obige Vorſchrift, wie folgt:- 1! Ungen (=: 8 2otb) friſch
gefäfltes Ciſenoxyd⸗Hydrat werden mit 12 Unzen beftillirtem Waſſer und 3 Orach⸗
men Aetzammoniak (Lig. ammonii caust.) verfegt und durch Schütteln um:
mittelbar vor der Verſchluckung innig gemengt, und bavon alle Halbe Stunden
ein Eßloͤffel voll gereicht. Gleichzeitig kommen Klyſtire von ſtarkem Seunes⸗
blaͤtter⸗ Aufguß zus Anwendung. Vergl. Bunjen’s und Berthold's: Das
Eiſenoxydhydrat als Gegengift des Arſenik. Goöttingen, 1894. 8.
1306 Y
biefes Gemiſch tüchtig, füllt die Flaſche vollends mit heißem Waſſer,
verſchließt fie, laͤßt ven Niederſchlag ſich abfehen und verfährt wie bei a).
Sind dann beide Niederſchlaͤge ausgewafchen, jo werden beide in eine
Flaſche gebracht und in berfelben zum Gebrauche, gegen Lafteindriagen
wohl gefigüst, unter obiger Benennung (Oxysulfuretum etc.) aufs
bewahrt. — Wird KOCrOz3 zu gelöfter Arfenichtfänre gebradkt, fo grünt
ſich die Flüffigkeit (während Zufak von Alkohol, flatt AsO-, fie nad
und nach violett unb blau färbt).
H) Borfänre. Gießt man auf zuvor glaflg geſchmolzene und bez ge
pulverte Borfäure, dem Gewichte nach ebenfosiel waflerfreien Aifchel,
fo erhigt fd (Ebelmen’s Beob. zu Folge) das Gemiſch fehr merk:
lich, damit auf eingetretene, chemiſche Gegenwirkung Yindeutend. Die
fen Winf verfolgend, fleigerte E. die Temperatur des Bemifches, mittelß
eines Delbades *) bis zu 14000. — 880 R., unterbrach dann bie
Hieburch bewirkte Deftillation, und fand nun, nach dem Erkalten, iz
ber Retorte einen Rückſtand, auf den wwaflerfreier Aether Löfenb ein
wirkte. Die alfo gewonnene Löfung, vom ungelöfl verbliebenen Antkeil
klar abgegoffen, gewährte, im Detbabe bie zu 2000 C. = 16PR. er⸗
„ bigt, botfaures Aethyloxyd (fog. BorfäuresAether), das bi
jener Temperatur eine rauchende Maſſe barftellte, die erfaltend aubre⸗
farben, klar glasartig erflarrte, bei gewöhnlicher Luftwärme Flebrig zu
weich, bei 400 C. = 320. favdenziehend war, ſchwach ätherartig rod,
brennend ſchmeckte, auf die Haut gebracht, Wärmegefühl erregte, ber
Luft ausgefebt allmälig oberflächlich weiß wurbe und endlich zu Raubis
‚ger Borfäure zerſiel. Mit lauem Wafler angerieben erfolgte, water
Wärmeentwidelung, fofort Zerfallen in Borfäure und Allohhol. Im
"Alkohol, wie im Aether, iſt das borſaure Aethyloxyd leichtlöslich; die
Löfungen erflarren durch Waſſer⸗Zuſatz. Deftillirt man bie alkohelige
Löfung, fo veißt ber beftillirende Alkohol beträchtliche Mengen des
Aetbyloryds Borat mit herüber, während in jener erften Deſtillatien
bes Bemifches von Borfäure und Alkohol, neben lekteren Berſtare
mit berüber geriffen wird; oder vielmehr borfaures Aethyloryd, Das im
mit Üübergegangenen, aus dem Alkohol zuvor geſchiedenen Waſſer feinem
Aethyloxyd⸗Gehalte nach ſich zu waſſerſaurem Aethyloxyd (Alkeheſ)
herfelite ‚ woburdh dann die Borfäure wieder frei wurde Bis
9 Das iſt in Fettol, als Vertreter des Sandes des Sandbades wuh kei
MWaſſers oder Waſſerdampfes im Waſſer⸗ oder Marieubade; m. Grm,
I. 173, 568 ff., 698 u. II. 456. Da Sertöle Hohe Temperaturen glei:
förmig anzunehmen fähig find und ſolche denen von Ihnen berüßrten Beine
au eben fo gleichförmig zu übertragen vermögen, zugleig aber az, «ai
Flüffigleiten geftatten: bergleichen Hitzeſteigerungen leicht und fehr genau tkenmm
metriſch zu befimmen, fo find fie, unb ebenfo ihre Bertreier, 4. B. mas Bis
Hlorid, dem ansübenden Chemiker von hohem Werte,
18907 -
3000 C. == 2400 R. erhitzt, zerfällt a6 AcOBO; In Blbilbendes Bas
(das aber, umabgewafichen, wegen beigemengtem Borfäureshaltigem
Waſſerdunſt mit gräner Flamme brennt) und Borfänre. — Borar
(©. 1242) Iryfallifiet aus wäfiriger Löfung fehneller als carbonſaures
und fchiwefelfanzes Natron, nnd als Kochfalz, iſt daher von allen drei
Salzen leicht gu ſcheiden. PLOBOE iR in Ayotfäure von 1,3 Eigen:
gewicht leichtauflöslich; SO, entzieht der Auflöfung bes PbO. Kalle
wafler zu gelöfter Borfäure gemiſcht, fchlägt CaOBOg nieder; gelöfte
Borfäure zu Kalfıwafler. gebracht, bewirkt feine Trübung. Erhitzt man
4 Gewichtstheile verglaſte gepulverte Borfäure mit 1 abfolutem Alfos
hol, fo erhält man ölbildendes Gas, und zurüd bleibt borfaures Aethyl⸗
oxyd. Holzgeiſt und ebenfo auh Amylibrenngeit (6. 1082)-
verhalten Ach zur Borfänre ähnlich, wie Alkohol.
1) Silicfäure. Alkohol geräth mit ihr zwar nicht im einfeltig zer⸗
ſetzende Gegenwirkung, wohl aber erhält man, Ebelmen’s Berfuchen
gemäß, ftlicfaures Aethyloxyd, wenn man vorfidhtig abfoluten
Alkohol in Silicchlorid, das man gewinnt wie das Mlumdhlorid,*)
gießt; anfänglich finkt die Temperatur, dann aber, wenn .beiläuflg bie
Menge bes Alkohole jener des Chlorids gleich kommt und die gleich
yon vorne herein fehr lebhafte HCh- Basentwidelung aufgehört hat,
Reigt die Fuͤhlwärme des Gemiſches, und beflillirt man nun, fo geht
zmächft Aeibyichlorkr (©. 1134 Anm.) über. Nach gewechfelter Bors
lage und bie 1600-1700 C. — 128013608. gefeigerter Feuerung,
folgt num ziemlich reines ſilieſaures Aethyloxyd (oder Kirfels
äfber), während bei nach und nach bis zu 3000 C. verflärkter Feuerung
lets ein mehr oder weniger yon Gilicfäure beglelteter zufammengefchter
*) Bergl. ©. 943. Friſch Hergeftelltes Silie, wie man es in Form eines dunkel⸗
braunrothen Pulvers erhält, wenn man Eilicfluorfalin (Kal inſilieflnorid
©. 1230 und 1266) im verichlojfenen Schmelzläffel erhigt und nach beenvigter
K:Berbrennung mit wenig MWaſſer auswäſcht und trodnet, verbrennt im Chlor⸗
Gas bei Rotägiuth zu farblofem, ſehr flüchtigen, ſchwach Myanartig riechendem,
an ver Luft rauchendem, bünnflüffigem Siliechlorid, das in Waſſer gebracht
mit bemfelben fo ſchnell in Wechſelzerſethung geräth (Siliefäure und. Hydrochlor⸗
fäure gewährend), wie das flarze, weiße Siliethionid (oder Si-Gulflo), pas
im Waſſer unter HS-Gntwidelung fofort in wäflrig zäpfläffige Silicfäure
Abergeht, die, durch Abbunften eingeengt zur gummiähnlichen, durchſichtigen Maffe
jufammenteitt, währenn das Silicchlorid, mit Waſſer ſich wechſelzerſetzend,
gallertförmiges Sil ieſaure⸗Hydrat gewährt. — Das gleichen Weges (wie
das Silie) aus dem Sluorborkalin vargeftellte dunkelbraune, einen Stich ins
Grüne zeigende, pulorige Bor, finkt, wie das Si im Bitriolöl zu Boben, und _ |
iR wie dieſes in Waſſer und im Alkohol unlöstich ; beide find nahe gleichichlechte
Glektrieitätss und Wärmeskeiter, B iſt jedoch durch Azotiäure oxyrirbar, was
som Si nicht gilt. Auch verbrennt erftieres bei 3000 C. unter Yuntenfprüßen,
Si Hingegen frifch bereitet bei mäßiger Hige, war es jedoch unter Luſtautſchluß
geglühet worben, fo if e8 unverbrennlich. Nur nie EU) vermittelt feine Oxyda⸗
tion und Auflöfung, fonft greift es Feine Säure an.
‘
1308
Ueiher überdeſtillirt: ein urſprüngliches Bifllicat des AeO, bas in
Folge zu großer Hihe in BIO und Aeosio zerfällt. Durch wiee:
holte Deftilation kann man das erflere Deſtillat auf’ die Giebhike von
1620 0. = 1290,65 R. bringen, und hat dann ein völlig Aethylchlorir⸗
freies, reines AHetbylosryd=&tlicat, das als ſolches eine farblofe,
ätherartig viechende, brennend ſchmeckende Flüſſigkeit von 0,932 Gigen-
gewicht darflellt, die fich zwar nicht im Waſſer IöR, wohl aber, es
berührend, mit bemfelben nad) und nad in —2 geraͤth
und fo SiO, d. i. eine Säure entläßt, deren Saͤuregrũnder den ſtoͤchlo⸗
metriſchen Werth von 92,44 (nach Pelouze 88,94) hat, wenn O;
oben ©. 858 und. 1362 Anm. *) Bedeutet Ch H,O + SIO dia
Volnm Dampf, fo müßte deflen Dichte — 7,234 ſeyn; €. fand fle
= 7,18. Meber 3009 C. erhitzt geht nur Bifllicat des AeO über, das
ebenfalls farblos, aber wentg riechbar if, im Geſchmacke vom einfacen
Silicat abweicht und 1,035 Bigengewicht hat, aber, der Luft überlaflen,
Silicſaͤure⸗Hydrat hinterläßt, das, folcher Geſtalt zur Ausfcheivung ge:
bracht, harte und Ichhaft glänzende Ueberzüge auf Gegenſtände mannig-
facher Art zu gewähren verfpricht, ohne daß dabei irgend ein ſtarker
Salzgründer mit in Gegen⸗ ober Einwirkung gebracht wird; wie
denn Holz, Papier (Blaspapier)ıc. in foldyer Weife mit Gilie
ſaͤure⸗Hydrat getränft an Entzündlichkeit und Härte im weit höheren
Grade gewinnen, als folddes mittel fog. Waſſerglas-Firniß (oben
©. 4283 und 1246) oder duch ZyloidinsAuflöfung (6. 1282) p
erreichen möglich ifl. ‚Auch dürften dergleichen Silicſaͤurehydrat⸗Ueber⸗
züge und Durchdringungen verſtchieden und lebhaft farbig varzufellen,
ja felbR von Hier aus einer neuen Art von Blasmalerei Bahn za
gewinnen, nichts weniger als fchwürig feyn. Soll jedoch Aethyloryes
Silicat ſolche Ueberzüge und Durchdringungen von Siltcfäure ge
währen, fo muß man vor Allem hewirken, daß feuchte Enft au
HöhHf Jangfam zu denen mit dem Silicat getränften Gegenſtaͤndes
gelange. Denn dann allein bildet fih ein Silicfäure-Hybrat
von 1,77 @igendichte, das Glas ript und das Licht ſptegelt und bridt
gleich den fchönften Bergkrnftalls Platten. Abgefehen aber von bien
und ähnlichen möglichen und wirklichen Verwendungen it Ebelmene
Erfindung der Darftellung des Gilicfäure-Hether fchon baum aller
Beachtung werth, weil fie zeigt, daß Siliefäure der Verbindung mit
Hydrocarbonoryden in einer Weife fähig iſt, die fie dem auch an ſich
vollkommen anorganifchsharten Diamant, in Abſicht auf Befähigung
in bie Leiber ber Lebendigen ale wefentlicher Mitbeftanbtheil einzugehen,
*) Daß pie Silicefäure ſtoöchiometriſch — BIO iſt, dafür fpricht gewiſſermaaßen
auch der fog. Granato Id; denn biefer enthält in feinen Galggrünbern, zuſam⸗
Mengenommen, procentiich gerabe fo ziel O, als fein Salzzeuger (die Gilieläure)
procentifch darbietet; Beiger’s Mag. XXX. 109; H== 1 zerfegt IR BL = 7,306.
Bomann — La
1309
[4
zue Geite ſtellt, ohne bazn, wie es bisher mwahrfcheinlich fühlen, weber
der Bicarbonate der Alkalien, noch der freim Garbonfäure ober eines
fauren Bertreters. derfelben zu bebürfen. — In den Pflanzen kommt
Sil ie Häufig vor, meiftens, vielleicht immer ale Säure, aber in den
lebenden nicht nur an CaO gebunden, wie z. B. im Glanzüberzug-
mehrerer Gewaͤchſe, fondern fehr wahrſcheinlich an Hydrocarbonoxydate
und Hydrate, und auch felbf dort, wo ſich ausgeſchiedene Gilicfäure
befonders abgelagert vorfindet, wie biefes in mehreren Graͤſern, zumal
in den Schilfarten, der Fall iſt; Phormium tenax ſcheint feine große
Feſtigkeit und Haltbarkeit hauptfächfid dem an Hybrocarbon gebuns
denen Gilicfäurehydrat zu verdanken. Much if es fehr wahrſcheinlich,
daß bie Kieſelpanzer der Bacillnriae und Navioulae aus ähnlichen
GilicfäuresBerbindungen mileoffopifcher Kryptogamien hervorgiengen,
welche den zugehörigen Infuforien als Nahrungsmittel gedient hatten.
Auch dürfte fich bei den fog. Blementaranelyien, zumal pilanzlicder
Bildungstheile, in mandyem Kalle Si haben vorfinden laſſen, wenn man
dergleichen Analyfen nicht mit wenigen Granen, fondern mit beträchts
Ich größeren Mengen unternommen hätte, oben ©. 787 fj. und vor⸗
züglih ©. 913. Children fand in einem Schwamm, in der Tithya,
neben fehr wenig thierlichen Stoffe viele ganz aus Gilicfäure (Hydrat?)»
befiehenve Nadeln, in der Spongia offc. hingegen nur wenig ders
- gleichen, während Bray in allen Schwaͤmmen burchfichtige, aus Glas⸗
tigenden Nadeln beftchende Gebilde vorgefunden haben will; daß Si0z in
den Zoophyten und verwandten Lebweſen nicht fehlt, machen verfchiedene
Beobachtungen wahrfcheinlich. Ueber ein Hicher gehöriges pflanzliches
Ausfcheidungs » Erzeugniß, den Tabafchter (Tabasheer) vergl. m.
Arch. f. d. ges. Naturl. XVII. 150 und 157.
k) CO, u. 0,03. Starte Sarbonfäure machte, ſchmelzend und vergafend,
das AlfoholsThermometer bis auf — 800C. 640 R. finfen. Vergl.
oben S. 301. NOCO,r + My()COz bilden ein fehr ſchwerloͤsliches,
unanswafchbares Doppelfalz, weßhalb erfteres bei hemifchen Ausſchei⸗
dungen des MgOCO, das NOCOz als Ausfällungsmittel vermieden
werden muß. — Dort wo COz durch Kohle in CO-Gas übergeht, bindet
fie viel Wärme. Oralfäure fehlt faft nie im Harne der Menfchen. Im
Amerilanifhen Onano nicht nur, in welchem Marchand fiets auch
Sippurfänre vorfand, fondern auch im frifch entlafienen Bogelvünger
fehlt Dralfänre felten, zumal im erſteren. Schele's Beobachtung
zufolge läßt CO2 Kalineifentyanür ungeändert, zerflört aber KKy.
1) Cr03. Iacobfon zufolge erhöhet KOCrO3 (und mehr noch KO +
2 CrO3) nicht nur im hohen Grade die Entzänblichkeit des bamit ges
träuften Papier, Kattun und verwandter pflanzlicher Gebilde, fo daß
diefelben troden angezündet äußert lebhaft verglimmen, jedoch nicht
entflammen, fonbern wirkt es auch ber Bäulniß tHierlicher. Gebilde
ungemein wirkſam entgegen; weßhalb es I. zur Aufbewahrung
1310 Ä |
anatomifer Präparate mit gutem Grfolge zu benuben vers |
mochte, und weßwegen es auch beim fog. Ausfiopfen ber Vögel, |
Säugetbiere ıc. und ebeufo beim Umwandeln menfchlicher Leichen in
Mumien die Arjenichtfäure volllommen vertreten bürfte. Boll |
fommener als die Ehromfäures Salze und als die Arſenichtſäure wirkt
zwar der Faͤulniß entgegen das Silberoryb-Azotat und Azotit,®) |
allein mit deren wäflriger Löfung genäßte Thiergebilde braunen fid,
und, obgleich diefe Silberſalze ſchon bei großen Berbünnungen Rei
fäulnigwidrig, und aufInfuforien wieauf Sch im mel⸗Sprößlinge
tödtenb wirken, fo möchte ihre Verwendung zu obigen Zweden tod |
merklich Eoflfpieliger werden, als die der erwähnten Chromate. Ef
s man SO, zu gelöflem KOfßrO3 oder zu dergleichen Bichromat des Kali
treten, fo erfolgt, Duflos Beobachtung gemäß, Desorydation der
- Ehromfäure zu grünem Ehromoryd (während Kali: Sulphat fd
bildet),
m) Aulhz. Goldchloridſäure. Während KOHO und NOHO im beren
wäfjrige Löfung feinen Nieberfchlag hervorbringen, gewährt hingegen,
wit oben 6. 1295 bemerft worden, Ammoniak und ebenfo auch Am⸗
monorybs&arbonat **) das Kuallgold, das, ſolchen Weges barges
ſtellt, ausgewafchen und im Schatten getrodnet, bei Bitrioldl-Giedhige
verfnallt, hingegen, Bergman gemäß, Hatte man es mit KOHO
Löfung gefotten und dann gehörig getrocknet, ſich in ſolchem Maafe
zerfeßlich zeigt, daß es gleich dem Knallfilber durch eleftrifchen Fuulen,
e ja fhon durch Umrühren des Papiers, worin es aufbetvahrt wirben,
fich mit kleinem Flämmchen entzündet und in demfelben Augenblide
auch mit heftigem Schlag verfuall't.. 30 Gran Knallgold eutwiden
. 7 Eubicgoll A-Gas, d. 1. viermal fo viel, als eine gleiche Menge
Schießpulver. Defteres allmäliges, nicht bis zum Verknallen reihen
bes Anwärmen des zwifchen Erden ſehr zerigeilten Knallgoldes zerlär
e8; ebenjo Zufammenrähren mit fehmelzendem Schwefel (e6 Tann fehl,
mit Echwefel gemengt, tm einen glänzenden Tiegel geworfen werben)
ohne Gefahr; Hydrochlorſaͤure loͤſt es auf, Cu ſchlaͤgt daraus braunen
Goldfſtaub. nieder. — Wenn Dralfäure oder pflanzgenfaure Allalies
das Bold der Goldauflöfung durch Ginwirkung bes Lichtes metalliſch
berfiellen, fo erleidet fle, und ebenfo bie gebundene Planzenfäare,
Orydation zu Garbonfäure, auf Koften bes im dabei befinblicgen
— — — — — — — — — —— —— LI — —
*) Das azotichtſaure Sil beroxyd if das einzige Azotichtſaure⸗Metalloryeſelz
vas ſich feinem Salzgründer durch eine ſtaärkere Säure entſchleden und fo bie
Azo ticht ſaure abſcheiden LAßt, ohne dadurch zerſetzt zu werden; oben ©. 1302.
20) Hatte man Goldaufloͤſung mit Kalicarbonat niedergeſchlagen, und läßt man bazz
den Nieverſchlag langere Zeit der atmofphärifchen Luft ausgefeht, To verwanbeit
er ieh — was fon Kunkel erfuhe unb neuere Chemiker beflätigten — in
Knallgolp, das übrigens Ns mehr wiegt, als das karauf nerwenkete Bol
gewogen Batte.
x
)
1311
Buffer, deſſen H an das CEhlor tritt unb damit HChs@äure bilbetz
ebenfo auch iſt es dad O des Waflers, was bei der Gerfiellung bes Au aus
feiner Auflöfung durch P, POz, Zn, Fe, Cu, FeÖSO; ıc. ıc. biefe
Etoffe oxydirt, während das H defielben Waflers den Au bas Ch ent⸗
zieht. Die Nothfärbung des Glaſes durch deu von Caſſinus erfun-
denen fog. Goldpurpur erfand Kunkel. Er löfle das dazu erfpr-
derliche reine Zinn in nad einander folgenden Heinen Autheilen in
Hydrochlorſaͤure auf: ohne Anwendung von Hitze und bei möglich
vollfiändiger Abhaltung der atmoſphaͤriſchen Luft, verwahrte fie dage⸗
gen auch nad ver Bereitung, und mied überhaupt Alles, was die
Drydation oder höhere Chlorifirung des Hinnes zur Folge haben
Tounte. Die Goldaufloͤſung verbünnte er fehr ſtark und wandte fie im
nicht gefättigten Zuſtande an. Man erhält übrigens auch Bolbpurpur,
wenn man fog. Sompofition der Scharlachfärber, das iſt die Auf⸗
löſung von Zinn in Hyprochlerfäure 4- 2 Azotfäure anwendet (d. i.
diefelbe Zinnauflöfung, bie nicht felten zur Reifen Gallerte erhärtet,
während bie Auflöjung des Zinns in Königswafler, bereitet aus Azot⸗
fänre + GSalmial oder + Kochſalz, ſtets flüſſig bleibt *). Mifcht
man 10 bis 12 Tropfen dieſer Sinnauflöfung mit 4 Loth deſtillirtem
Bafler und läßt dann 5 bis 6 Tropfen ber (am beften auf zuvor ges
börig verdünnten) Golbauflöfung folgen, fo färbt fi} die ganze Fläf-
figfeit ſchön weinroth und entläßt dann allmälig den Goldpurpur in
Form eines tief dunkelrothen Niederichlage. Ein gut bereiteter Gold⸗
purpur iſt ſehr ſchwer metallifch herzuſtellen, dient eben darum treffs
lich zur carminrothen Slasfärbung, hochrothem Porzellan, Fafance's ıc.
Malerei, wird von Hydrochlorfäure nicht aufgelöft, bildet mit Mr fein .
Amalgam (enthält mithin Fein metallifches Bold), läßt ſich, mittelft
Zufammenzeiben und darauf. folgendes Erhitzen, weber mit flaubig fein
zertheiltem Golde, noch mit Zinn verbinden, loöſt ſich aber in Könige:
waſſer vollfländig auf. Uebrigens erhält man auch Geldpurpur, wenn
man nad) und nach metallifches Zinn in verbünnter, faurer Goldauf⸗
Töfung zergehen läßt. Vergl. auch m. Arch, f. d. ges. Naturl. XIV. 256,
und Fuchs: Meber Goldpurpur a. a. O. XII. 237.
n) Aukys; und AuKy. ®oldlyanid- mb Goldkyanür⸗Säure.
Bilder mit Kryſtallwaſſer Teichtlösliche, farblofe Tafeln, gewährt mit
KKy ein ebenfalls farblofes, in großen Kryftallen anfchießendes Salz,
dad man gewinnt, wenn man eine neutrale Goldchlorid⸗Löſung mit
heißer, nahe gefättigter Löfung des Kalinkyanid vermiſcht. Auch bas
fhöngelbe, kryſtalliniſche Goldkyanuͤr gewährt mit KKy große, farbloſe
°) Diefe letztere Auflöfung iR ginnhlorinfaures Ammon⸗ ober Natrin-
Chlorid, gleich wie Golbchlorid mit dieſen Laugmetall⸗GChloriden vollftänpige,
kryſtalliſirbare Salze gewährt, dieſelben Salze, die in her Goldaufloͤſung zugegen
ſeyn müſſen, wenn Vergolvungen mittelſt derſelben wohl gelingen ſollen.
1318
Brismen, die man erhält, wenn man ftiſch gefälltes Knallgolo in
heißer KKyoköfung auflöſt (Hytrochlorfäure entzieht dieſem Salze der
- Salzgründer: das KKy und fällt dadurch AuKky). Beide Goldſalze
verwendet man zu galvanoplaftifchen Vergoldungen; oben ©. 870 f.*)
2) Säuren, mit zuſammengeſetztem Gäuregrüuder:
a) T, =Cy Ha 05 + (11,03 Procent) HO oder Ce Hy Oro + 20.
Bergl. ©. 1136 und 1208. Um die Weinfäure (fonft au Bei
Reinfäure genannt) für fich ober vielmehr als „weinſaures Hyare
genoryd“ barzuflellen, verreibt man innig ein Gemenge von 1 Gewidii
sheil gepulvertem, gereinigten BWeinflein mit !/a gepulvertem, weije
Kalkſpath oder biendend weißer Kreite, und trägt es dann nad wm)
nach, in Kleinen Antheilen, in fiebendes Water; es bildet ſich (mir
COꝛ⸗ Entwickelung) leihtlösljches KOT, und als Nieberfchlag ſcheite
ſich weinſaurer Kalt (=Ca0T + 4HO0), b. i. ein Galı um,
das in Eleinen, und fehr Kleinen Mengen feinem Weiuftein, and den
befigereinigten, d. i. dem weißeſten fog. Crystalli.tartari des Ser
dels zu fehlen pflegt, **) und, der außerdem durch Bechfelzeriegun
hervorgeht, wenn man bas bei jener Ausfcheidung in der überfichenden
Flüffigfeit gelöft verbliebene KOT fo lange mit gelöſtem CaCh obder
CaOA verſetzt, als nod ein Nieberfchlag erfolgt, der gemeinhin den
aus Weinflein, mittelt Kalfcarbonat, geſchiedenen fehr merflich au Baht
übertrifft. *e) Mit gemäflerter Schwefelſaͤure digerirt (auf 2,8 Gericht⸗
”, Galvaniſch bedingt if übrigens auch jene Vergoldung, welche für Agx.
eintritt, wenn man mit Golvauflöfung getränfte Leinwand zu Zunder verkeblen
verbrennt und dann das Metall damit; es muß nämlich das zusor wohl gefäshait
glänzende Metall mit feuchtem Zunver der Art gerieben werben, wenn bel
Vergoldung gelingen fol.
0) Gonft reinigte man ven rohen Weinftein (Tartarus crudus), nür mix
Sieven, feiner heißbereiteten, waſſrigen Loſung mit magerem Thon unb *
|
|
ba fig dans. zunächſt etwas AlumorgtsTartrat bildete, das aber ſofort |
wurde durch ven färhenden Stoff des Weinfteins, ver bier (wie beim Säarbers der |
|
|
mit AlO3 T gebeigten Zeuge) ſich tes Alumorydé bemaͤchtigte, Und bie dm Bin
ſtein entſtammende Weinſaure wieder frei machte, wodurch die kleine Menge p
vor hervorgegangenen KOT wiebtr in-KOT -+ HOT zurüd gebildet wirt. De
fürbente Stoff des fog. weißen rohen Weinftens, iſt an ſich bräuulich =
im Mafler wie im Weingeiſt Löslich (naher gewöhnlich ala fog. Extractiskeff to
zeichnet) , der des rothen hingegen tief bräumlich-roth und barzartig, baher dea
Meinbeeren « Hülfen (beim Gäbren des Mofles) turch den Wein nur enizichber
wenn fi dieſer — alfo Weingeift — ſchon in hinreichender Menge gebilset Kt:
oben ©. 1125 Anm. Weine Farbfloffe enthalten Azot, vaher find die Grzenzeilt
ver trodnen Deftillation der rohen MBeinfleine Ammonoxyb:haltig. In neu
Zeit nimmt man beim Reinigen ober fog. Raffiniren ter rohen Bir |
feine die Thierkohle als Reinigungsmittel mit zu Hüffe.
008) In glängenvsfarbiofen Heinen Kryſtallen ſchießt CaOT + ıHO an, weuR *
ihn dadurch hervorgehen macht, daß man Kalkwaffer mit überichüffiger MBeiniiet
verſetzt. Obgleich im Waſſer ſehr fehwerlästich bildet er dennoch mit KRalktung |
cine in ber Kälte Hase Kufldfung, bie ſich jedoch UnOT entiaffenb (engerisuch,
|
|
. |
1313
theile ausgewafchenen und getrockneten weinfauren Kalt 1 waſſerarme,
fog. englifche Schwefelfäure), entläßt er die der Flüſſigkeit verbleibende
Beinfäure, während er mit 803 zu Kalkfulphat ſich verbindet, das
ſich Nieverfcplag-förmig ſcheidet. Filtrirt entläßt dann die T-Löfung
dieſe Säure in farbloswaflerllaren, ſchiefrhombiſchen, in Waſſer und
Weingeiſt leichtlöslichen Prismen, und in Tafeln, die gegen 1 T
(= Cı Ha 05), 1 HO = 11,93 Brocent enthalten. Enthält ihre
wäflrige Loͤſung Ca0S0z oder CaOT beigemifcht, fo wird fie durch
Weingeiſt geträbt. Sie ſchmeckt ſtark fauer und kann, in großen Gaben
verſchluckt (hierin der Oxalſaͤure aͤhnlich), lebensgefährlich werben.
Derfegt man bie mit überfchüffigem Kalfwafler getrübte Weinfäures
Löoͤſung mit Galmiat, fo Hell’t ſich Alles wieder vollfonmen auf,
war hingegen Tranbenfäure zugegen, fo bleibt bie Flüſſigkeit
mehr oder weniger trüb, und enthielt leßtere weder Weins noch Traus
beufäure, fondern freie Eitronfäure, fo erfolgt fo wenig Trübung,
wie mit Aepfelfäure, wohl aber trüben loͤsliche citronfanre Galze
die Löfung des CaCh, während äpfelfaure Salze biefelbe ungetrübt
belaffen. Bis zu 2000C. erhigt, kommt fle in waͤſſrigen Fluß und
- fängt an Wafler zu verlieren, bis fie endlich deſſen baar iR und num
eine durchſcheinend weiße, im Wafler unlöslie, an der Luft feucht
- werbende Maffe barkellt, #) bie nach langer Zeit durch ſolche Feuchtung,
ſchneller mittelft Waſſerbedeckung und Berührung von Galzgrüändern
wieder in ihr voriges Sauerſeyn zurückkehrt. Gtärfer erhitzt erliegt
fie der vertheilenden Röftungszerfekung, indem fie in gaflges Wafler,
gafge Earbonfäure dergleichen Carbonoryd und Hybrorarbon, fo wie
in überdeſtillirendes, gewäflerte® Brenzoͤl (Weinfeintheer), Ameifen-
fäure, nicht kryſtalliſirbare Brenztraubenfäure und in Brenz
oben ©. 205) trübt, ſobald ſte flarf erhigt wird. Hierauf beruhet die Zer⸗
fegung bes in heißem Waſſer gelöften Weinſteins durch gepulverten, gebrannten
Kalk, unter Ausicheivung von gelöft bleibenvem KOHO und ausgefäl't werken-
sem CaOT nad Kuntel, Saſſone, Wenzel unDfann; m. Arch. f. d. ges.
Natarl. V. 107, 200, und m. Srunbe. I. 52 u. 932. Mertenswerth iſt es
jeboch, daß vie kalte Auflöfung des CaOT in KOHO-Launge ſchon durch Verdunnen
mit Taltem Waller zur CaOT:Entlaffung gebracht werben kann. Nehnliches
Siedgerinnen gewähren übrigens außer dem KallsTartrat, unter ähnlichen Um⸗
Ränden auf verſchiedene andere Salzgrüũnderſalze; unter den Tartraten z. B.
auch das SPOT. Vergl. m. Grundz. a. a. O. GEs erinnert an das Stahlbroͤckeln.
©. 352.
Becher Braconnot'’s Hieher gehörige, theilweiſe abweichenne Beobachtungen; f.
m. Grundz. I. 93% ff. IM die erhigte Weinſaͤure bis zu einem Waſſerverluſt
von O,1 angelangt, fo ftellt fie eine Gummi⸗Aahnliche Mafie bar, bie, fofort mit
in Beruhrung gebradit, zweierlei Salze gewährt, was zur Annahme
von zweierlei jene Maſſe zufammenfegenden Säuren, ver Tartrelfäure und
ver Tartrylfäure führte; erreicht jedoch die Entwäflerung ihr Größtes (ie
Maximum), fo flellen beide Saͤuren vereint doch nur eine Säure dar, die, in
Miefer ihrer Umbiluungs-Bereinigung a. a. D., Binoipfäure genannt wurde.
1814
weinfänure auseinander tritt. Lebtere ift fublimirbar nub befkcht an
C6H3 05 4 HO. Erhitzt man T an der Luft, fo verbreitet ſie eigen
thümlichen, an gebrannten Zuder lebhaft erinnernden Geruch. Weir
fäure und Traubenfäure, ſcheidet man fie aus deren weißen, hy
fallinifchen, unlöslichen Bleioxyd⸗Salzen durdy wäfltige HS, erleide
dabei Feine Beränderung, das Begentheil davon beobachtete Tromas
dorff d. 4. unter gleichen Umfländen bei einigen anderen fog. organ
ſchen Säuren; beffen NR. Journ. XXV. 2 ©. 155. Beide im
bewirken in gelöften Kali-Salzen, aud in benen bes KCh, Kirk,
ſchwerloösliche, Eryflallinifche Nieverfchläge von fog. faurem weinfaus
oder ſaurem traubenfaurem Kali; oben ©. 1312.*) _
2) Traubenfäure U, unterſcheidet fich wefentlich von ber T data,
bag fie neben 1 HO baflfchen Waſſers noch 1 Kryſtallwaſſer enthält,
das fle buch Erwärmen verlieren Tann, ohne dadurch in ihren fa
Eigenfchaften abgeändert zu werben; abgefehen von beiden Baker
Antheilen, if fie der waflerlofen Weinfäure vollfommen ifomer, aka
fraft ihres größeren Waflergehaltes, binficgtlich ihrer Geſtaltäng eb |
weichend (anberögeflaltig ober heteromorpä; m. Grundz. I. 319,
wie 97 und II. 424); beide Gäuren bilden zwar, wie von der T bereit
bemerkt worben, ſchiefe, rhombiſche (einander nicht gleichende, ſenden
nur ähnliche) Säulen, aber die T, die überhaupt in ihren GeRaltunger,
zumal als fechsfeitige Säule vielerlei Abänderungen zuläßt (Eowih
beobachtete acht dergleichen), fchießt auch in Tafeln an; was bite |
U nicht Ratt hat. *®)
=
*) Beide Säuren geben mit benfelben Galzgrünrern Doppelfalze un Gebritb
falze. Es gehören hieher vas Ammonoxryplali-Tartrat (ſonſt Tartarıs
solubilis, dann T, ammoniatus genannt) = AH,OT + KOT + EG:
vas KalinatronsTartrat (font durch Gelgnettefalz Sal polychres
Seignette, dann durch Tart. natronatus bezeidinet) — KOT + NOT +
und ber fog. Töslige Meinſteinrahm nerBorarweinktein(Cremer 20
tartari solubilis oder Tart.- boraxatus) == 3 KOT -+ NOT + 2 BO Tr
Die Ü bilbet ahnliche Doppelfalge, jerod if das mit KO -+ NO ergengte mei |
loelicher ale das Geignettefalz, unb kaum kryſtallificbar. Mit SbO; gehen kedt
Säuren Breweinkein, aber nur ver mit T bereitete — KOT + XR |
+ 2HO kryſtalliſirt in farblofen, an ber Luft Rich trübenden, weiß um
ſichtig werdenden, das 15+fache ihres Gewichts an Laltem und das ?!acfehe =
heißem Waſſer zur Löfung forbernden Tetraötern. Das weinjanse Gife
oxydul ober ber fog. Tart. martialis = KOT -+FeOT bitket ein weiß.
ſchwerlosliches, an ber Luft fich höher oxydirendes und dann ſchwarzes Pule.
E90) Mehrere Chemiker betrachten die Weinfäure wie bie Tranbenfänre r
mehrbaſige (Jweibafige) Gäusen, nnd ebenfo au hie Gitronfänre. DIE
oben mitgetheilten Formeln, fowohl jener Säuren als der WBeinjäurfalge, Lei
gen jedoch, daß man bie ältere Betrachtung, der zufolge fie einbaſig Ans ,
behalten Tann, ohne mit ven Gigenfchaften ber einen wie der anberen a
BWiderfpruch zu gerathen, und Gleiches gilt auch von ner Gitronfänre.
1315
3) Titronſäure Gi = CH Hz O4. Aus Eitronenfaft, ans dem fe ihr
Entdecker (Scheele, der audy die T zuei ſt chemiſch iſolirte) darſtellte,
gewinnt man fie nach Art der Weinſäure-Ausſcheidung; d. h., man
nestralifirt den durch Klären mit Eiweiß und Durchſeihen gefäuberten
hellen Saft mit Ca0COz, feihet aufs Neue durch und zerjegt ben
anlöslihen, gehörig ausgewafchenen CaOCi durch Digeflion mit vers
vünnter 803 ıc. Die Ci ſchießt in geruch⸗ und farblofen rhombifchen
Prismen an, die ſich im Wafler leicht, Hingegen im Alkohol ſchwer
Iöfen, ſtark, aber angenehm fauer ſchmecken, und hinfichtlich diefer An⸗
nehmlichfeit alle übrigen. fog. Pflanzenfäuren übertreffen; wie fle benn
auch unter allen dergleichen und fämmtlichen übrigen Säuren — reine
Miichfäure etwa ausgenommen — vom menſchlichen Magen am beſten
vertragen werben lann. Aus ſiedendheißer, gefättigter, wäflriger Löfung
kryſtalliſirt, iſt He als Hydroxyd-Citrat = HOCI, daB, unvers
witterlih, über 1000C. erhitzt unzerſetzt ſchmilzt und fein HO (=
13,5 Brocent) nur durch flärkere, bie Ti ihm entziehende Eäuren vers
liert. Die bei gewöhnlicher Lufwärme angeſchoſſenen Kryflalle weichen
in ihrer Geſtaltung von obiger Form ab, enthalten auf 3 Ci : 4 HU,
und können daher betrachtet werden als 2 HOCI 4 HOCI HO (oder +
Hydrat des Hydroxyd⸗Cittat). Durch längeres Liegen in Luft von
mittlerer Fühlwaͤrme trübt ſich ihre Oberfläche und erwärmt verwittern
“ file, indem fie 8,5 Procent Waſſer und bamit nicht nur ihr Hydrats
wafler, fondern auch 1 Verhaltnißgewicht Hydroxyd (HO) verlieren
und dann nur nch — 2HO + 3 Ci, ober das Sesquicitrat des
Hydroxyd ind. *) Schmilzt man HOCI bie zur beginnenden Serfegung
) Nit dem KO fekt bie Ci drei verſchiebene Salze zufammen: a) das Gitrat
= KoCi; s Rlernförmig gruppirte Nabeln, Leicht zerfließlich, im Waſſer Leicht
löste, im Alkohol untösti, demſelben jeboch Waſſer entziehene und darin
ſchmelzend (das KOT kryſtalliſirt ohne Wafler-Iutritt in farblofen, vierfeitigen
. Gäufen, vie auch zerfließlich und Leichtlöstich im Waſſer, aber Im Alkohol nicht
unlöstich, ſondern nur ſchwerloslich find; Säuren fällen aus feinen Löfungen
KOHOT3); b) das Sesquicitrat = 2 KO + 3 Ci, fauer, unlösti im.
Alkohol und unkryſtalliſirbar, und C) das Tricitrat — KOCi +? HOCi +
310; aus a) varflellbar durch Beifügung won boppelt fo viel Ci, als es fon
entsäft und Abbampfung am 400° x — 320R. warmen Ort. Gs bilvet Iuft-
behändige, große, unter fi} verbundene, im Wafler Teichtlösliche Prismen, von
angenehm faurem Geſchmack, vie, bis auf ein gewifles Maaß, auch von fiebendem
Alkohol geläft werben, und aus bemfelben, mittelft Erkaltung, wieder anfchießen.
Bei 1000 C. ſchmelzen fie gummiartig, flellen aber, erfaltet, Haufwerke oncentriſch
gruppirter Nabeln dar. Es verliert hiebei 4 HO und iſt nun — KOUiz +H0.
- Mit NO bilnet bie Ci xhombifche Prismen, vie auf 8 NOCI, 10 HO habend
bet 1000 ©. zerfallen, dann aber nur noch 1 HO enthalten. NO bildet mit Ci eben-
falls ein Sesqui⸗ und ein TrisGitrat, und mit KO + NO ein in feidenglängen:
ben Prismen auſchießendes Doppelfalz, vaß ® tufibeRändig auf 3 Verhaͤltnißgewichte
83%
1316
(oder fiedet man ein trocknes MetallorybsGitrat mit HCh-haltigen
Alkohol), io entläßt es ein HO feines Säure-Beftandes, Erykallikrt
nur unvollfommen in geruch⸗ und farblofen, warzigen Koͤrnern, ve |
(uftbefändig und im Wafler fehr leicht löslich find, ſtark fauer ſchmeien
und alfo verändert eine Hydroxyd⸗Verbindung barflellen, deren Eau
ı an CaO gebunden ſchon fertig vorfommt, fm Aconitum Napellas ı# |
Equisetum Auviatile L., und baber and) genannt worden ıf: |
4) Aconitfäure Ac oder „Equiſetſäure,“ d. i. eine Gäure, bie a
Öytroryd gebunden =HO + C4H O3 if, den Natronfalz wit ge
löſtem CaCh vermifcht, wechfelzerfegend durch Abbampfen eingeng" :
CaO4ec in Form farblofer, fehwerlöslicher Prismen entläßt, und ik,
als 3 Ac zum Schmelzen erhigt, zerfäll’t in 2 CO, und 2: |
5) Staconfäure oder „Brenzcitronfäure” It, ale Hydeoryp =H0+
C; Ha O3; ein öligflüffiges, fpäterhin kryſtalliniſch erſtarrendes Do
fRillat, das in Wafler löslich, ans demfelben in chombifchen Blätten |
oder Octaödern kryſtalliſirt, bei 1600 C. — 1280 R. ſchmilzt und ſich ver:
flüchtigt, und die, ſolcher Weife deſtillirt, ihr Hydroxyd emtläßt, wäh
rend fie felbR waflerfrei, damit aber in
6) EitraconfäureCt=C5;HR20;, d. i. in eine der Itaconſaͤure iſenen
Hypdrocarbonfäure verwandelt wird, bie, der Luft ausgefeßt, zwar wie
der HO (Aq.) anzieht und kryſtalliſirend bindet, nun aber turd
Rärlere Salzgründer von biefem ihrem Kryſtallwaſſer geſchieden, mi
diefen Salzgründern Salze zufammenfeht, welche von jenen der Ja
eonfäure ſehr merklich abweichen.
:7) Aepfelſäure M = C4 HR 04 + HU (AÆryſtallwaſſer). Schele, it
Entdeder, fchieb fie aus fauren Aepfeln, reicher daran ind aber we
unreifen Beeren des Sorbus aucuparia L., und fehr reich an jan
äpfelfaurem Kalk die reifen des Rhus Coriaria L. Um bie rin
"Säure zu ſcheiden, verfeßt man ben Gaft mit Eiweiß, bring |
dann ins Gieden, feihet ihn durch umd mifcht ihm nad nud neh le
lange gelöfles PbOA bei, als noch ein Nieberfchlag (unreines PLOM)
erfolgt. Nach beiläufig 24 Stunden findet man benfelben in Gruppe
Doppelfalz 11 HO, 2. 1. die Summe des HO-Gehaltes Heiner verbunbenen Gay
darbietet; vergl. Heldt in ven un. d. Chem. u. Pharm. XLVIL 137 f.
Das FeO-Salz ver Ci ſtell't H. durch Auflöien metallifhen Fe’s in verrdaste
Eitronfäure dar, indem er die unter H-Entbinbung erfolgte, gefättigte gelbüche
Auflöfung fo lange mit Alkohol verfegt, als noch ein Niederſchlag eintritt. Diele‘
ift flodig weiß, braun't fi aber bald (vurch Oxybation) und fchrwmpit all
brauner Bodenſat zufammen. Das Cifenosypfalz gewinnt man, 6. zufolge in
dem man ftiſch gefäll’tes Eifenoryohybrat mit gelöfler Ci anwärm’t, vie ae
gewonnene, füßlie, rothbraune Auftöfung, wie zuvor mit Allohol anfällt,
ben rothbraunen Nieverſchlag in Waſſer IR und im Waſſerbade abrunſten sub
eintrocknen laͤßt, ba er dann bünne, hellbraune, durchſfichtige (ober dickert ww
vurchfichtige), metalliſch glänzende Schichten bilbet, vie ſich Leicht vom Gefäße
ablöfen laſſen.
1317 '
glaͤnzender 3HO enthaltender Kryſtallnadeln verwandelt, bie in flebendem
Waſſer wie Harz ſchmelzen und fehr fehwerlöslich find, nicht nur im reis
nen Waſſer, fondern auch im KOM + HOM:haltigen, *) und, abgefpählt
und mit verbünnter Schwefelfäure gefotten, ihr PbO biefer Säure über:
lafien. Die von dem Bleioxyd⸗Sulphat gefonderte faure Flüſſigkeit wird
hierauf gehälftet, die eine Hälfte mit Ammoniak neutraliftrt, die andere
dann dieſer beigemifcht, und das alfe geivonnene ſaure, aͤpfelſaure Ams
monoryb zur Krhflallifation gebracht; die wäflrige Löfung ber reinen,
IuftbeRändigen Kryſtalle, aufs Neue dur; PhOA wechielgerfeht, giebt
nun reines, gefäll’tes, äpfelfaures Bleioryb, das, ausgewafchen, mit
telſt verbünnter SOz3 oder HB die ſchwürig kryſtallifirbare und kry⸗
ſtalliſirt zerfließliche, farblofe, ſtark fauer ſchmeckende, bei 1300 C. un:
zerſetzt ſchmelzende Nepfelfäure entläßt. Sie ift der Ci iſomer.
8) Gumarfäure. Fu (oder Baramaleinfäure Pmi) = C4 H + O3, b. i.
M — HO %*) fommt, von Winkler entvedt, in der Fumaria offic. L.,
im Glaucium lut. L. (S.1152) und in der Jsländifchen Flechte (Cetraria
isl.; ©. 1097) ıc. vor, bilbet große, fauer ſchmeckende Kruftalle, die das
200fache ihres Bewichtes an Löfunge-Wafler erfordern und bei 2000C.
ſich unzerfeht verflüchtigen, entſteht aber auch künſtlich durch Er⸗
hitzen der
9) Raleinfäure Mn —C;,H + Oz, die ſich bilet in Form eines
Eublimats durch Erhitzen ber Aepfelfäure bis zu 1760 C. = 1400,8 R.,
da dann die Fumarfänre ale Rückſtand verbleibt. Erſtere ift farblos,
ſehr löelich. -+ HO leicht kryſtalliſirbar und ſchmeckt fehr fauer. Gleich
der Fu gewährt fie mit AgO weiße, im Wafler unlösliche Nieder⸗
ſchlaͤge. Kryſtalliniſch iR fie der Aepfeliäure (und mithin auch ber
Citronfäure) ifomer. Da fie mir CaO neutralifirt, ein ſchwerloͤs⸗
liches, pulvrig⸗kryſtalliniſches Salz bildet — während das CaOM mit
—
*) Auch vie Kartoffeln enthalten mitunter merkliche Mengen von Aepfelſäure, bie
übrigens in ben meiften Obſtſorten und Beerenfrüchten heimiſch ift, häufig die Citron⸗
fäure begleitend, feltener vie LBeinfänre und Traubenfäure. Schon Scheele ertheilt
bierüber zahlreiche Erfahrungen mit, wie er denn auch fand, daß bie fog. anges
fommenen (mehr ober weniger verborbenen) und ſchimmligen Citronen von
1 ſchwediſchen Kanne (— 88 Unzenmaaß Waffer) Saft 7 bis 8 Loth reinfte Citron⸗
fäure gaben, die mit vem Sechsfachen ihres Gewichtes weißem Zuder verrieben ſehr
angenehmes Limonabenpulver gewährte, das 1 Maaß Waſſer heiſchte, um
ſchmackhafte, binfichtlih ihres Säure⸗Gehaltes unfhänlihe Limoname zu
bereiten; ein Verhalten, welche⸗ von einer mit Weinſaͤure bereiteten nicht vor⸗
ausgeſetzt werden varf; oben ©. 1318. Mittelſt theilweiſer Sättigung des Saftes
ber Johannisbeeren, Stachelbeeren, Berberigenz Beeren ꝛe. mit Kreite, läßt ſich
die in ihm enthaltene Citronſaͤure von der Nepfelfäure ſäüllend ſcheidven. — xor
1öR übrigens nicht nur PbO T, fondern au PhOSOs leicht auf, was Geitens
des KOCi gegen dieſe Bleiſalze nicht in dem Maaße der Fall if.
*) So wie ver Aconitfäure, von ber fie fich aber verfchieben verhält,
1318
HOM verbunden, das im kalten Waſſer fehwer, fur heißen leicht Täslihe
fog. Bimalat gewährt — fo kann man biefes ihr Verhalten andy zu |
(wohlfeilen) Darftellung berfelben benuben, fen es, indem man bie |
oben erwähnten, geflärten und burchgefeiheten Beerenfäfte wit fo viel
Kalfmilch verfeht, daß die Flüffigfeit noch fänerlich fchmedt und bamz
kocht, da dann neutrales Salz ſich ausfcheidet, das man jedoch aufs
Neue erhält, wenn man bie von biefem Niederſchlage abgegoſſene Flül⸗
figfeit wiederum in gleicher Weife behandelt, oder daß mar die Gäut
erzeugt: aus Honig, durch Sieben deſſelben mit Kelt. reicher Kall⸗
milch, wie ſchon Lowitz erfolgreich that. |
10) Nilchſäure; oben ©. 936. Fehlt In feinem Biereſſig, IR im
Stärke: (Amylum⸗) Eſſig und in allen, mittelfi Sauerteig ober bur&
Effiggefäuerten Weinftein, im fauren Reißwaſſer sc. entflaudenen Inder,
Obſt⸗ ꝛc. Eifigen in reichlicher Menge zugegen, und bietet wahrſchein⸗
lich den Grund tar, warum beim Gähren des fog. Weißfsaut (Weiß⸗
kohl) zu Sauerkraut „Kochſalz zerfebt” und zum verbältlichen Ber
ſchwinden gebracht wird; vergl. oben ©. 825 Anm. Das neuerlid ia
arzneiliden Gebrauch genommene wilchſaure Cifenorybul be
reitet man am vortheilbafteflen, wenn man im Gntfichen begriffen
Midfäure (alfo mit Mildhzuder verfehte faure Mitd) Rupfer-freiet |
@ifen berühren läßt. Berfeßt man zu dem Ente 2 Pfund Sauerwilch
mit 2 Loth gepulvertem Milchzuder und mengt tarumter zunächk 2 Eotk
@ifenfeilftlaub, dann aber bis alles Eiſen aufgelöft ift, von Zeit zu
Zeit wiederholt Milchzucker, bringt dann, wenn bereits weißliche @iles-
ſalz⸗Kryſtalle fich zu bilden beginnen, das Banze ins Sieben, feihe
es annoch fiebheiß durch: in ein zuvor erhitztes Gefäß. das, nad Auf:
nahme des Durchgefeibeten gegen Luftzuiritt verfchlofien werben fam,
und läßt nun Afles erfalten, fo fchießt das FeOLc in kleinen, grün
lichen Prismen an. — Erhikt man Mildyfäure in einer Glasreierke
vorfichtig fo lange, bie der farblofe, ſyrupdicke Rüdktand 1.215 Gigen-
gewicht hat (oben &.937) und anno geruch los iſt — da ſich uzz
in der Borlage nur deſtillirtes Wafler befindet — fo ſchmeckt berfelbe
nicht fauer, fondern faſt nur bitter (faum fäuerfich) erinnern en
Aſſamar (oben ©. 1068) und if im Waſſer wenig löslich, dagegen im
Weingeiſt und Weiher leichtlöslich, bildet ſich jedoch fogleich wieder zur
volfländigen, im Wafler leichtloͤslichen und ſtark fauren Fläcſſigkeit
zurüd, fo bald ihm ein flarfer Salzgründer ziır Berührung darge⸗
boten wird. Der a. a. D. erwähnte Sublimat führt bie Benennung
Lactid.
- 11) Sfagurfäure Iſt wahrfcheinlih Bimalat des Bruciu, fo wie bie
Mentfpermfänre das bes Menifpermin (oben ©. 1206), za
Bleiches dürfte auch von ber Raupenfäure, in Beziehung auf einen
noch ‚zu beflimmenden Galzgrüuber, gelten; m. Grundz. I. 964. Eiger
thämlich Hingegen möchte fich verhalten: bie im Sabadillſaamen als
1810 ,
Kalkſalz vorkommende, fublimirbare und kryſtalliſirbare, Röchiometrifch
— Cis Hıs 07 + Aq zufammengefehte Sabadillfäure.
12) Hydroralfäure (5. 507 u. 918). Rob enthält fie Dralfäure und
Bormylfäure beigemengt; man befreiet fie Hievon zunächſt dadurch, daß
‚man fie mit Waſſer vermifht, dan mittel Ca0OCOz ben ‚größeren
Theil der vorhantenen Oralfäure fällend entfernt, fie hierauf mit Am⸗
monial vollftändig neutralifict und dann fo lange OaOAO;:Löfung
zutröpfelt, bis feine Trübung mehr eintritt und etwas überfchäffiges
Kallazotat zugegen if; alfo von Dralfäure befreiet, entfernt man num
den überfchäffigen Kalk duch Ammonoxyd⸗Carbonat, filtrirt und vers
miſcht das Durdgefeihete mit Alkohol; es fcheidet ſich das zuvor ge⸗
bildete Kalk⸗Hydroxalat ale Nieberfchlag, das mit Weingeift ausge⸗
waſchen, dann in Waſſer gelöft und mit PbOA-Löfung digerirt, ſich
mit diefem in unlösliches PbO Hox und CaOA wechfelgerfeht. Erſteres
Salz mit HS zerfeht, entläßt die Hypdroralfäure, weitere Anwärs
mung ihrer Löfung entfernt überfchüffiges HS, und das gebildete Pb8
entzieht den ber Hox beigemifchten färbenden Stoff. Wiederholung
dieſes Berfahrens, bewirkt durch neue Sättigung ber gewonnenen
Säure mit Ammonoxyd⸗Carbonat, Wechſelzerſetzung bes dadurch ent⸗
ftandenen AHsO Hox mit PbOA sc. ıc. gewährt endlich eine völlig farb⸗
Iofe Saͤure.
.13) Gormyljäure (Ameifenfäure). Bermengt man PbO, mit etwas
ſtedendem Waſſer, und fügt dann Traubenzuder Hinzu, fo entwidelt
fi) wenig CO,, aber die Bildung von Formylfäure verräth der eigen-
thumliche Geruch dieſer Säure; es entſteht flüffiges, baflfches for»
mylſaures Bleioxyd (das durch HS Blaſen⸗ziehende Formylſaͤure ent⸗
läßt) und PbCO,. Böttger, der dieſe Fo⸗Bildung beobachtete, ſah
diefelbe Saͤnre auch hervorgehen, als er 1 Gewichtstheil aufs Beinfte
zerriebene Weinfäure mit 2 Mennige verreibend mengte und bas Ge⸗
menge bann mit fehr wenig Wafler feuchtete. Das Gemiſch wird
— während der Berreibung mehr und mehr, nad endlich völlig weiß und
zugleich beträchtlich warm, babei den burchbringenden MAmeifenfäures
Geruch entwidelnd. (Mit PbOA vermreint es PbOFo, läßt ſich burch
Weingeiſt reinigen, der Erſteres löſt, Letzteres ungelöf läßt.) Läßt
man Nethyloxyd-Hydrat (Holzalfohol; oben ©. 851) an Blatins
mohr verbampfen, fo bildet ſich, mit dem bort_verbichteten atmofphär.
0: Baffer und Formylfäure *) Ueber Fo⸗Darſtellung; |. oben
*) Deſtillirt man Solzgeift (’MeOHO Cꝛ Hz O + HO) mit bem Bierfachen
feines Gewichtes waflerarmer Gchwefelfäure, fo erhält man fog. Holzäther
(d. 1. MetHyloxyd), Hatte man aber voppelt fo viel Schwmefelfäure beigegeben,
fo erhält man, ſtatt des freien Methyloxyd, die SchwefelfäuresBerbinbung beflel-
ben, in Form einer farblofen, öligen, knoblauchahnlich riechennen, 1,324 Gigen:
gewicht befigennen, bei 1880 C. — 150%,4 8. ſiedenden Bläffigleit,, bie von
1820
©. 1173 Anm., über formylſaures Aethyloxyd; ©. 1081. Das Fer
mylchlorid, d. i. jene Verbindung des Fo, in welcher tie 3 Rödie-
metriſchen Antheile des O durch Ch erſetzt find, iſt jeßt in arzneilichen
Bebrauch genommen (gegen Bruſtkrebs). ©. 853.
14) Succinfäure (Börnfeinfäure). Die aus Talg bereitete (S. 1045)
fann möglicher Weile etwas Suberinfäure (Korkfäure a. a. D.)
„ enthalten, da der erfleren warme, wäflrige Löfung leicht einige Procem
der leßteren auflöfet. Alſo verunreint kryſtallifirt die Su nicht mehr in
großen Tafeln ıc. (S. 1049),. fondern in Heinen, runden, fehlen Koͤr⸗
nern. Umfryfallifiren aus wäflriger Loͤſung reinigt ſolche Su nick,
und ebenfo wenig eine aus alfohuliger ober ätheriger, oder hydrochler
faurer, oder azotſaurer, wohl aber laſſen beide Säuren ſich trensen
mittel PbOA; freie Su trüb’t deſſen Löfung nicht, was hingegen Geitens
ber freien Sb ber Fall iR (über Scheidung mittelfi CaO f. oben ©. 1051),
trocknen Weges erfolgt die Scheidung nur unvolllommen , wenn gleich
die Korkfäure (a. a. D.) ölig überbefiillirt, während bie Gucrinfänr
fublimirt. *)
15) Settfäure, fog. und Bz. _DievonAcrylfänre (E. 1046) begleitete Bx
(©. 879) belebt aus 2 Bz + HO. — Der Peru: Balfam enthak,
iſt er Acht, fo viel Eäure, daß 100 Bewichtstheile deſſelben 71, ber
gleichen FEryftallifirtes NOCO, (Soda) neutralifiren. — Mehrere er⸗
achten die ©. 1078 beſchriebenen Hirnfette als Verbindunges ber
befannten Thierfette mit Albumin + P, doch fehlen zur Zeit bewei⸗
fende Verſuche. — Das Fett (und „Fleifch“) alter männlicher Robbrs
altem Waſſer langſam, vom fiedenden fogleih In wafferfaures Methyb
oxyd (d. i. Holzgeiſt oder Holzalkohol) um in Methyloxyd-⸗Biſulphat
auseinander tritt. Letzteres ſchießt, durch gelindes Abbunften eingeengt, erfafteub
in farblofen Prismen au, und bildet mit Salzgründern ſchwefelſaure Doppelſelp
wie z. B. leichtlöslihe mit CaO, BaO und PhO. Defillitt man KOab,
mit ver Hälfte feines Gewichtes Holzgeift und mit feinem gleichen Gewichte
wafferarmer Schwefelfäure, fo erkält man azotſa ures Methyloxyd in Ferm
einer farblofen, ſchwach aͤtheraͤhnlich riechennen, mit Waſſer nicht miſchbaren
1,182 Gigengewicht befigennen, bei 66°C. — 520,5 R. fievenken Fikfigket
bie, bis 1500. — 120° 8: erhigt und dann angezünbet (erinnere az We
Schießbaumwolle; oben ©. 1277 Anm.) vertnallt; ein MeOAO;z läft je
nicht bauftellen. Wird Holzgeiſt über Mn, + verbünnter SOz teilt, ie
entftebt neben MeOFo eine: eigenthümliche, Atherartige, würzig rieddeme ia
3 Gewi qhtetheilen Waſſer lösliche, bei 42°C. — 390,6 R. fievende, bei 15°C.
— 120 R. ein Gigengewicht von 0,855 befigenze Slüffigkeit, genaunt Metäyal,
— C6é Hy Og. Der rohe Holgeffig entbält viel MeOA; oben ©. 854. Ude
falieylfaures und benzoefaures Methyloxyd; f oben ©. 1003 x 1009.
*) Die kryſtalliniſche Suceinſ dure verhält ſich, in Abſicht auf Licht⸗Polariſatiecc
wie A, Ci uud Uv verneinend; d. 6. fie dreht die Polariſationa⸗ Ebene wicht;
. a6 Gegentheil hievon ſindet Bei ber T flatt, vie, Mitſch tig
Drehung berfelben bewirkt. Den Grund biefer Drefung finnet M., wie beit
keyſtalliniſchen Duarz, in ver gegenfeitigen Stellung ber fog. Krykallateme.
16)
-
ſoll ähnlich ber weißen Rieswur; (Voratrum album Z.) ſchmecken,
Edel erregen und gmoffen: Erbrechen bewirken (vergl. S. 1205 ff.),
während das ber weiblichen fehr ſchmackhaft und im dieſer Hinficht bem
Lammfletich aͤhnlich iR; beide Arien Nobbenfett, zumal lehteres,
werben leicht ranzig.
Gallägerbfänre und Gallaͤſanre; oben ©, 1179 ff. Um
gebleihte Shwarztinten- Schrift wieder leferlih zu mas
Gen, diente fonft gemeinhin Galläpfelaufgug, dba dieſer jedoch
zugleich den unbeichriebenen Papierfläcdens Theil mehr oder wenis
ger bräunlich gelbet und außerdem die Schrift nicht deutlich genug
ſchwaͤrzt, fo iR ihm gelöülee Schwefelammon AH, 8, das
zugleich die Schwefelfäure des baſiſch ſchwefelſauren Ciſenoxyd⸗Hydrat
der gebleichten Schrift durch ſich entwidelndes Ammonorxyd erſchoͤpft,
vorzuziehen; es entficht dadarch fogleich volllommen ſchwarzes Schwer
feleifen, während gleichzeitig HO gebildet wird, Es wirkt fchneller als
Blut-Lauge, die man zu gleichem Zwecke in Gebrauch genommen
bat. In neuerer Zeit kommen im Handel häufig Schreibpapiere, wie
Drudpapiere vor, weldge, in Folge vorangegangener Bleihung der zu
Zeug (Bapierloff) verarbeiteten Linnen-, Hanftuchs ober Gattun>
Lumpen mit Chlor, Ghlorgeruch ober vielmehr Unterchlorichtfänres
Geruch entwideln, und vie, gemäß folch riehbarer Beimifchung, einer
auf dergleichen Schreibpapier zu entwerfenden feinzügigen und zarten
Hanbfchrift durch Bleichung gefährlich zu werben drohen. *%) Mon
kann num zwar bergleichen Bapiere, bevor man fie in den Gebrauch
nimmt, leicht geruchlos berftellen, indem man fie mit etwas Alkohol
befprigt und dadurch in Weingeiſtdampf längere Zeit hindurch lagert,
aber diefes Mittel iſt theile ziemlich koſtſpielig, theils fenergefährlich.
Beide Nachtheile werden gänzlich vermieden, wenn man zur Befeitigung
des Chlors Schweflihtfäure wählt; jedoch nicht freie, fonbern
eine au Natron ‚gebundene. Freie SO, macht naͤmlich das Uebel
noch größer, indem fie zwar augenblicklich den Ghlorgeruch befeitigt,
aber nur: weil fie zwei neue Bleicher und Zerftörer der Schwarztinten-
Schrift, HCh und SOz, zu Stande bringt, während das Chlor ſelbſt,
wenn es bleiht, nur einen berfelben, die Hybrochlorfäure entfliehen
macht. — Gegen Vergiftungen durch Schwämme (fo wie gegen jene
durch Alkaloide) bat man mit angeblich gutem Erfolge Galläpfel⸗
Aufguß gebraucht; vergl. oben ©. 1215. In wiefern das in den
Brennneffel:Arten, ins Befondere in ben Haaren der Urtioa
*) Um, in Beziehung auf nicht zu ſchwaͤchende Haltbarkeit und Geruchloſigkeit, des
Stoffes mit Chlor zu bleihen, muß man fi des unterchlorichtfauren Natrons
(d. i. vie mit Soda bereitete fog. Javelli’fche Lauge) bedienen, bie man ers
Hält, wenn man Ghlorgas in kalte, wäflrige Eova-Löfung leitet, und die dann
zugleich neben chlorfaurem Natron und NCh etwas Natron s Bicarbonat enthält;
Beimifhungen, von benen bie erflere vie Bleichung unterſtuͤtzt unb letztere
die Herftellung freier Sydrochlorſaͤure durchaus verhinbert. Vergl. oben ©. 1264.
nn
cannabina und U. baocifera.Z. von Bierfander (Schwebiſche Ab.
11. 68) entvedte ſcharfe Pilanzengift dem Muscarin (oben a. a. O)
ſich nähert, müflen weitere Verſuche darthun. Beim Blühen jener
Drennnefiel tritt das ſcharſe Gift in die Blüthen, weßhalb dam bie
Nefielberübrung weniger brennend ausfällt. Uebrigens iſt unter Dentſch⸗
lands Nefielarten Urtica urens L. al6 am meiſten breunend beiamt,
U. cannabina gilt dagegen für wenig ober gar nicht brennend; am
erſterer flellte John (m. Grundz. I. 847 fi.) einen, wie es feeist,
eigenthümlichen, fcharfen Bildungsigeil dar. Fraglich, hinſichtlich der
Art ihres chemifchen (oder Junen⸗) Beſtandes, ſind übrigens bis jeht
noch fammtliche fog. [harfen Bflanzenftoffe, von beuen man We
meiften und wirkfamfen in m. Grundz. I. 832 ff. befchrieben finbet.*)
Gallägerbſanres Bleioryd brennt, angezündet, wie Zus,
hierin dem mit PbOÄ oder CuOA getränften Papier, Linnentud ıc.x.
ähnlich.
17) Eſſigſäure. Denen von Böhler befannt gewordenen Berfaden
zufolge, finden fih im Menfhenharn, nad; dem Genuß von eilg
fauren, und ebenfo von citronfanren, weinſauren und äpfelfauren ls
kalien (KO und NO) zwar biefelben Alkalien wieder, aber nicht au die
genannten Säuren, fondern nur an Barbonfäure gebunden. De
Löslichkeit des PbOSO, in KOA fann nicht, wie Einige gemeint, Folge
von Wechſelzerſetzung beider Galze feyn (denn KOSOz: Lölung ſchlagi
aus PbOA ſchwefelſaures Bleioxyd nieder), fondern nur Yolge ft
burch das KOA erhöheten Löjungs-Bermögens dee Waſſers. 99)
9) Die Haare der Pflanzen verrichten, was außerkem bie Poren unb hei Be:
wegen ‚ner Pflangenfäfte (3. B. jene ber Cicer arietin. L. flüffige Oralfdsn)
kraft ihrer Gapillarität bis zu ihrem Nußenenne hin. Wo viele Haare we
fommen, finden fi wenig - Spaltöffuungen, unb umgelehrt. Jeder Gtelling
entläßt, unter ver Glasglocke aus feinen Haaren, Gafttröpflein.
*) Sept man bei ver Deftillation ver Agotfäure (oben &. 1301) fie ſcheinen
aus KOAO; burch 803, in hinreichender Menge PbO, zu, fo verhutet ma
die Bildung von Azotigifäure; bat man jebod nicht gerade rauchende war
arme Azotfäure von Nötben, fo reicht Berpünnung der Ausfcheirungs-Scweik-
fäure mit WBafler Hin (wie ver Verf. dieſes Hobs folche Verdünnung,
ber Darftelung ver gemeinhin- gebräuchlichen Azotſäure, bereits feit 1805 in
Anwendung brachte), bie Zerſetzung auch Heiner Anttelle von AOs⸗, in Abr
und Oꝛ⸗Gas, wäsrenn ber Defillation gänzliy zu verhüthen; voramsgefeht, d⸗
man ven Retortenhald möglihft tief gefenft und damit bewirkt hatte, daß man
nicht zu ſtark zu feuern braucht, um bie Azotfäure herüberzutreiben. Hatte man
biebei gegen 1 ſtöchiometriſchen Antheil Salpeter 2 vergleichen Antheile Schut
felfäure verwendet, und PbO, zugefeht, fo enthält das rückſtaͤndige Kali⸗Biſulrhat
auch Bleioxyd⸗ Sulphat. Azotfäure, die nicht frei war von Mzotichtfäwre, iR
mittelft verfelben (ober mittelft SOz, over A), friſch bereitete PbO, leidi
auf, reings, getrodnetes ſchwüriger. Aehnlich verhält ſolche Azotfäure ſich ech
zu rothem Bleihyperoxydul (Pbg O3). War vie gewonnene Aotfäure Gen
haltig, fo befreiet ſie Aufwallenfaffen bis zur beendeten Ghlor-Entwidelung baten;
hatte man bie erfien Ch:baltigen Anthelle des Deſtillate gleich von vora Jerein,
1828
18) Sarnſäure. Ihre ſchwerloöslichen neutralen UAlkali⸗Salze werben
nicht nur von Kali⸗Lauge, ſondern auch von Borax-Loͤſung leicht auf⸗
gelöfet. Aber ſchon Waſſer, das man in nicht zu geringer Menge
in jene Gefaͤße gießt, die zur Aufnahme frifchen Harnes beſtimmt find,
hindert Ausſcheidungen von Harnbodenſätzen; oben ©. 980 ff. Defteres
Waflertrinfen oder Bermifchen jener Betränke, welche Waflers Zufak .
gefatten, mit Wafler, dürfte daher in ärztlicher Hinficht nicht unbes
achtenswerth feyn. Während frifcher, klarer Harn, durch Reiben der
Inuenfläcen des ihn enthaltenden Glas⸗ oder Porzellan⸗Geſchirrs ſo⸗
fort Trübung erleidet, hierin der Löfung bes gelöften Ammonmags -
‚nit Phosphat ähnlich, bleibt der in bemerkter Weife mit Wafler vers
bünute Har, oder wird er doch Fauns merklich trübe. Das letztgenannte
Salz hat man, fofern es in dem Afrifanifchen Gnano (der an
den Kuͤſten Afrikas, In der Saldanha-Bay in beträchtlichen Lagern
vorkommt) kryſtalliniſch auftritt, Struvit genannt; Tefchen-
macher, ber biefen Guano jüngft unterfucte, und darin außer dem
genannten Doppelfalz au Aumonorybs Phosphat unds Vicar-
bonat, fo-wie ben Nummuliten ähnliche Fugelige Maſſen fand (die aus
37,5 Proc Ca0COz; 32,5 MOCO,; 12,0 phosphorfauren Kalt
und eben fo viel Wafler, nebſt etwas Ammonoryd und thierlichen Stoff,
3 Brocent Sand und 2,5 Procent Alkali = Gulphate und Laug metall⸗
Ehloride beflanden), namte e8 Guanit; oben ©. 974. Im Harne
des Kuh⸗Foötus fand man jängft Allantoin; oben S. 975. Im
ben Berhältniß, wie im Menfhen-Harne, die Harnfäure vermehrt
bervortritt, in demfelben Verhaͤliniß vermindert ſich deſſen Harnſtoff⸗
Schalt, und umgekehrt.
19) Kyanfäure, Nicht in ihres chemiſchen Freiſtellung (vergl. 875 und
958) fondern in Berbindung mit Ammonoxyd gewinnt man fie, Behufs
der @rzeugung reinen Harnfloffs (S. 973, 955) im Großen,
indem man vortheilhafter Weife dem urfprünglichen Liebig 'fchen Ber:
fahren (©. 958 Anm.) neuere Abänderungen beflelben zum Grunde
legt, wie folgt: 28 Gewichtstheile trocknes Blut: Laugenfalz werben,
um es in fyanfaures Kali zu verwandeln, mit 14 Manganhyperorgb
innigſt gemengt und auf einem ebenen Eiſenblech durch darımter be⸗
findliches Kohlenfeuer zum ſchwachen Rothglühen gebracht; die pulvrige
Mafie entzündet fi dann von felber und verglimmt nach und nad.
Erkaltet laugt man fe mit kaltem Wafler aus und vermifcht die da⸗
durch gewonnene, "burchgefeihete Hläffigkeit mit 201/2 Theilen trodnen
Ammonoryd-Sulphats, und dampft fie im Waflerbade zur Trodne ein.
Der ſolchen Weges gewonnenen trocknen Salzmafle entzieht man hierauf,
bei der Darftellung ver AO, durch Vorlagen Bechfelung entfernt, fo iR fol
Auffeven der deſtillirten Saͤure unnöthig.
1324
durch Sieden mit Allohol, das kyanſaure Ammonoxyd, das während bes
Sievens in Harnfloff überzugehen beginnt, und erfaltend denſelben iz
großen farb» und geruchlofen Kryftallen entläßt; was ber Alkohol unge:
löſt ließ, if das darin unlöslihe Kali⸗Sulphat, das man jedoch wehl
zerreiben muß, damit durch den Mlfohol aller zwifchen denen Kryſtallen
abgelagerter Harnſtoff gelök werben fann. Man follte, würde hiebei
fein Kyan zerflört (a. a. O.), nad dieſem Verfahren von einem Pfunde
Blut⸗Laugenſalz 9 Unzen Harnftoff befommen, erhält aber gemeinhin
nur 51/2 bie 61/2 Unzen. Ueber Bereitung des kryſtalliniſchen Harz
ſtoff⸗Azotat; f. oben ©. 973.
20) Bepaarte Säuren oder SäurensPBaarlinge Die meiſten
hieher gehörigen Säuren find folche, welche als Säure: Schwefelſante
enthalten (3.3. Lignin» Schwefelfänre, Benzoefchwefelfäure, Chrom:
fehwefelfäure ıc., ©. 816, 903, 993, 1065, 1300 ır.). In m. Grurdi.
ind mehrere hieher gehörige Verbindungen (db. |. Verbindungen, in
welchen der gepaarte, zufanımengefeßte ober einfache Stoff der Paarunge⸗
fäure in deren Miſchungen folgt, ohne daß er auf dieſelbe qeewiſch
ausgleichend oder erfchöpfend wirkt) unter der Benennung Salphuric⸗
fäuren aufgeführt worden. Man fann aber dahin auch jene Ber:
bindungen von Gäuren mit Säuren, db. f. fog. Doppelfänren
(S. 903) zaͤhlen; 3.8. die Azotichtſchwefel ſaäure (fryRallifirker,
durch Schmelzen in AO2-Gas und AO + 803 zerfallend), Silic
phosphorfäure, Arfenphosphorfäure Eryſtalliſirbar m
fhmelzbar), mehrere dergleichen Metallphoophor⸗ und Metallſchwefel⸗
Saͤuren; z. B. Tantalphosphorfäure (farblofes Glas), Nolyb⸗
dän⸗, Banads md Chromphosphorſäure und Chromſchwe⸗
felfäure (a. a. O.), fo wie verſchiedene hieher gehörige orgamikhe
Eäuren (die Weinoralfäure, Tartarofulphuriffänre x. x;
vergl. m. Grundz. I. 965 — 972 u. oben ©. 903) giebt. Zu den Paav
Ningsfäuren verbienen, außer den oben und zuvor ©. 1088 bereits e:
wähnten, unter andern auch gezählt zu werden, bie Inpigfchwefel
fäure und Indigunterfhwefelfäure (oben S. 926 u. 1024), 9)
*) Außer denen ©. 525, 816 und 1069 erwähnten fechs, durch Drogen be
wirkten Säurungsfiufen des Schwefels, ift neuerlichſt, durch Wackenroder
noch eine fiebente, von demſelben, Pentathionfäure genannte, biche
gehörige Säure dadurch erhalten worbken, daß man in gewäflerte —
fäure HS treten ließ. Während man ſonſt anzunehmen ſich berechtigt hielt, vo.
wenn SO, + 2 HS zufammentommen, 2 HO gebilbet un 3 S am
werden, zeigte W., daß, unter bemerkter Bebingung, nur vie Hälfte des von
batıdenen S ausgefchieven, zugleich aber eine Saure gebilbet wire, bie, bar
1 Verhaͤltniſgewicht BaO neutralifirt, aus S; +4- 5 O zufammiengefeht, alſo ver
Dithionichtſaure (Unterichwelichtfänre) polymer if. Es unterfcheivet ſich Yiche
nen entbedte Gchwefelfäurungsfiufe von ven übrigen 6 Säuren des Schinefeld,
und zunaͤchſt von ker S2 On hauptſächlich dadurch, baß fie in Waſſer gelöſt be
ſtandig if (während So On fo leicht in S und SO, zerfällt), Hingegen as
1325
De Coccuoſchwefelſaäure (6. 951), Benzoeazotfänre und
Benzoeunterfhwefelfäure (S. 993 und 918), und mehrere,
vielleicät die meiften jener Säuren, in denen AO, als Mitbeftandiheil
augegen ift (oben ©. 1004 ff.). Daß Bandrimont's Ehlorazots
fäure bereits mehrere Jahre vor B’s „bieher gehörigen Verſuchen,
vom Verf. dieſes Hadbs als ſelbſtſtaääͤndige Gäure erachtet und benannt
wurde, if bereits oben ©. 898 (vergl. m. Grundz. I. 970) erwähnt
worden; vergl. auch ©. 595, 793 und 803. Die oben ©. 904 aufs
Galjzgründer gebunden, fehr bald, wenigfiens theilweiſer Zerſezung unterliegt, fo:
bald fie geldjet worden. Da fie, frifch bereitet, ſtets won mehr ober weniger
Schwefel Hegleitet erſcheint, fo muß fie von demſelben befreiet werben, was, W.
iufolge, am leichteflen eintritt, wenn man ihre gelbliche, wäflrige Loͤſung fo lange
mit KCh over NCh verfeht, bis ſich der In der Flüſſigkelt verbreitete Schwefel
vollſtaͤndig ausgefcgienen hat. Im folcher Welle, ver Anziehung zum Waſſer be⸗
raubt, laͤßt fich jezt der Schwefel, mittelſt Seihpapier, volllommen fcheiden
und Lie Flüſſigkeit klar vurchfeihen, währen» fie außer dem Zufak von KCh
ſtett milchig durchlaͤuft. Alſo geflärt it fie nun zwar von beigemengtem Schwe⸗
fel befreiet, aber dagegen neben dem Reinigungsfalz in ver Flüſſigkeit. Um fie
bagegen frei won jeher Beimifhung zar volllommenen Klarheit zu bringen, legt
man fo lange yolixte Kupferbleche Hinein, bis fie vollkommen gehellet worden.
Cie enthält dann nur etwas Cu, von dem man fie duch HS befreiet und deſſen
Ueberſchuß man durch Sieden entfernt. So gereinigt, if fie völlig farb- und geruch⸗
lot, ſchmeckt fie fauer und zugleich etwas bitter, röthet fie Lacmus flarf und if
fie luftbeſtandig; in gelinder Wärme läßt fie fich Bis zu 1,370 Eigengewicht
einengen, bildet dann, hei firenger Kälte, ſpießige Kryſtalle, und zerfällt, hin⸗
reichend in einer Retorte erhigt, im zuerſt entweichenses HS un» vann folgenve
802, nebſt Waſſer; zugleich ſcheidet fi S ab. Verdünnt neutralifiet fie Al⸗
kalien und Erdlaugmetalloxyde volltommen, fo wie fie auh PbOCO,, unter COgs
Gntwidelung vollſtaͤndig neutralifitt. Auch mit BaO bildet fie ein Lösliches Salz,
aber keines ihrer Salze läßt fi, fen es durch gelindes Abbampfen ober durch
Zuſad von Alkohol ze. in fee Sorm bringen; ſiets erliegt fle babei ver Zer⸗
fegung. Berg. Wackenroder in veffen uns Bley's Arch. XLVII. 272 ff.
an XCVIII. 140 fi. Außer viefer O⸗Saure des Schwefels erhielt Pleify -
eine aus 3 S + 6 O zufammengefehte, und eine andere, binfichtlich ihres Bes
Randes, noch näher zu vbeſtimmende, als er SO, auf Schwefelchlorür und Schwe⸗
felchlorid einwirken ließ. — Ms Jamieſon Schwefelkyan (oben ©. 966)
in gelöftem Hydrothion⸗Schwefelkalium auflöfte, was unter Entwidelung von HS
erfolgte, und daunn bie buxchgefeihete Auflöfung mit A verfehte, erhielt ex einen
gelblich⸗ weißen Nieverfchlag, ber fich, wie eine neue, der Mellon⸗Reihe angehörige
S- und A⸗haltige Säure verhielt, nämlich als Mellon - HS oder als Schwefel⸗
mellon + H = C6 Ay S; Ha; vergl. a. a. D.u ©. 968 f. Das Säwes
felmellon biixet, ben weiteren Verſnchen I’s zufolge, mit K, N, Ba, Sr,
Ca, Mg kryftalliſirbare, meiſtens lebhaft glänzenve, farbiofe Salze; durch gelöftes
Schwefclinmellon⸗ Ammon gefall'tes Schwefelmellonfilber, bildet einen weißflodigen,
in Waſſer unlösliden Niederfchlag. In allen dieſen Salzen vertritt das Metall
1 Verhaltnißgewicht Hi, fo vaß fie alfo zufammengefeht find (Metall vurch M
Begeicänet:), aus M + Co Ay Sa Hz. — Kocht man Schwefelkyan mit Waſſer,
fo lange dieſes von erſterem⸗ noch etwas löſt, fo entweiht HS, während fih ein
gelbes Pulver ausſcheidet; viefes tft, nach J., ſtochiometriſch zufammengefegt
aus Ca Ag Sa Ha O, mithin betrachtbar als das Hybrat ves feroefelhnueotyans
ſauren Gihwefeltyan = (2 AS, (Gwefchtyan) + C2 AS; H + HO.
1386
geführten EhromsWeinfäure und Chrom: Dralfänre befign;
Gigenfchaften, welche fie mehr ben gepaarten als ben geboppelten
Säuren beizuorbnen fordern.
Als Liebig und Wöhler vor mehreren Jahren ben Dampf ber
Kyanfaure in Alkohol leiteten, erhielten fle eine in farblofen Pris⸗
men kryſtalliſirende Verbindung, die, erhißt in Alkohol und Kyanfänze,
zerfiel, und von ihnen daher ale Kyanäther (als Iyanfaures Aethyl⸗
oxyd) betrachtet und beichrieben wurde. Ohnlaͤngſt beflätigte fich ihnen,
was fchon damals das Verhalten dieſes fog. Kyanäthers zu Baryr
wafler wahrſcheinlich machte (mit beflen BaoO berfelbe ein Salz bil
bete), daß in demfelben eine eigenthümliche Säure vorkomme. Ck
haben biefe Säure Allophanfäure genannt und gefunden, daß bie
felbe = Ca An Hz 0; flöhlometrifh zufammengefebt und in jenem
Aether mit Aethyloxyd verbunden ſey. Sie ift fehr zerſetzlich, und bus
erwähnte Barytſalz muß in der Kälte, durch Zufammenreiben vor
Ba0HO mit dem Aether bereitet werben; das Salz gegenwirkt allaliſch
feine Löfung trübt fi noch unter 1000C. und entläßt allen Berg
als Sarbonat, während fi außerdem noch LO, branfend enmwidelt
und in ber Slüfligleit reiner Harufloff verbteibt (vergl. oben
©. 972). Zür fi, mit Ausſchluß der Luft erhißt, entwickelt: ich ans
dem Salze AH4O COꝛ, und verbkibt Kar gefchmolzener, kyanſauret
Baryt. Ebenfo gewährt Zerfegung des Salzes auf naffem Wege, mil
telft einer andern Säure, unter ſtarkem Braufen entweichende Sarboufäure
(die frei von allem Kyanſäure⸗Geruch) und Haruſtoff, der frei vor
aller Ammoniak⸗Beimiſchung if, verbleibt der Flüſſigkeit. AgO- m
PbOsAuflöfung zerſetzen die BaryifalzsLöfung nicht, wohl aber entſicht
mittelft letzterer, nach einiger Zeit ein Nieberfchlag von PbOCO: —
Mit einer kalten Löfung des Ammonoxyd⸗Carbonat burchweicht, erhält
- man aus bem Barytfalje Ba0COgz und gelöften Harnſtoff. Der wein
geifligen Löfung bed KOHO oder NOHO zugefepter Wllophanfäne
Aether, gewährt Eryflallificbaree KO» und NO-Allophanat. — Bar
Rehendes Verhalten beftimmte bie genannten Chemiker, die Gimwirfug
der Kvanſ äure *) auf Aldehyd zu verfuchen. "Sie erhlelten, ſolches
:
9) Ueber Darkellung der Kyanfäure (KyO over 9 A + 0), bie nit =
mittelbar (durch Oxydation des Ky) erzeugbar if; vergl. oben S. 953 Am.
und 959 ff. Außerbem erbält man fie auch durch Glühen des KOAO in Kr:
Gas, was biefelben Erzeugniſſe gewährt, wie das erftere Derfahren. Ben ven
Salzgruͤndern läßt ſich pie Kyanfäure durch andere Gäuren’nicht fchelben, weil
fle, frei werdend, fofort in branfend entweichenre Garbonfänre und ——
zerfällt, das vie Zerſetzungtſäure + HO (als Ammonoxyd) bindet; durch De
ſtillation der Kyanürſaure (oben S. 971 ff. und 975) erhält man fie jedeqh
nur an HO gebunden, alſo, wie man bergleityen Berbinbungen gewöhnlich be
trachtet, frei. Sie ſtellt dann eine farbloſe, durchdringend flechemk : fauer
riechende Slüffigkeit dar, die, auf vie Hand gebracht, ſchmerzhaft Klafenziegen
wirkt und in ſolchem Maaße unbeſtaͤndig if, daß fie gemößnlich fer bald mad
Weges, ans beiden Berbindungen (aus der Ryanläure und dem Alde⸗
hyd = CaH40R eine neue, von ihnen Trigenfäure genannte
Gäure = Cy As Hs O3, d. i. ein ſtochiometriſches Miſchungeverhaͤltniß,
weldyes die Blemente von 1 Berhältnißgewicht Harnſtoff und 1 kyan⸗
faurem Aldehyd darbietet, indem aus 1 Aldehyd + 3 (HO:Haltige) KyO
hervorgeht, während zugleich die 3 HO der leßteren zur Bildung von
Ammonoxyd⸗Carbonat beitragen, deſſen Earbonfäure entweicht, indem
das Ammonoryb fi) mit der Trigenfäure verbindet.” Bel Bereitung
diefer Säure muß das Aldehyd volllommen wafferfrei und fein Gefäß
zuvor in Ealtes Wafler Cbefier in Eis) gelegt worben ſeyn; auch barf
man jedesmal nur in Kleine Mengen (wenige Gramme) bdefielben
den Kyanfäures- Dampf treten laſſen, weil font Berfnallungen möglich
werden. Die Fläſſigkeit erwärmt fi nach und nad), aber erſt wenn
fe die Temperatur der umgebenden Luft erreicht hat, beginnt bie Eins
wirkung; fle geräth dann plöglich, durch heftiges Barbonfäure- Ents
wideln, in Giebensähnlichee Braufen und fuͤll't ale Schaum bas ganze
Gefäß; der Echaum erſtarrt zuletzt zur zähen, blafigen Maſſe, die dem
caleinirten Borar im hoben Brave ähnelt. Die alfo getvonnene Mafle
enthält, Hatte man fie, in Folge der erwähnten Eiseinhüllung des
Aldehyds, moͤglichſt langſam entfliehen nahen, als fyrupepide Flüſſig⸗
feit: Cyamelid (Ryamelid), Aldehyd⸗Ammoniak und vielleicht noch andere
Erzengniſſe neben dem trigenfauren Ammonoryb. Vergl. Ann.
d. Chem. u. Pharm. LIX. 291 ff. — Rocdleder’s neueren Unter⸗
ſuchungen der rohen Kaffeebohnen zufolge, beftehen dieſe einerfeits
aus Holzfaſer (= Cı2 Hıo Oro), Zuder = Ciꝛ Hıı Or, Oly⸗
ceerin = Ca BO: und Delfänre Cgs Hog Og, andererfelts aus
(dem zur Protein⸗Gruppe gehörigen) Legumin — Cas Has As Oıa
= 3 mal (Ge Hı2 Ag) + Ora;: Eaffernfäure = Cis Hr G6 =
Ci6 H5 O4 + 2HO; Baffern (f. oben ©. 1218) = Cie Hıo Ay Os
= Cj6 (Ha Ay Ha) O4 und BPalmitinfäure = Ca Ha 04 = 2 mal
(Ci6 Hıc) + O4. Vergl. a. a. O. 6.300 und oben S. 1183 Aum. N.
macht zugleich darauf aufmerkſam, daß Indigo (= Cı6 Ha O2; oben
ihrer Darftellung von felber in von Verknallungen begleitetes Auftochen geräth,
une ſich fo in eine weiße, im Waſſer unlögliche, nicht kryſtalliſirbare, der KyOHO
ifomere, fehle, unſchmeckbare und geruchloie Maſſe (Kyamelin) verwandelt,
währen „fie, mit Waſſer verſetzt, fofort, unter hHeftigem Aufbraufen, fich in
1 COg = as un 1 AH4O CO, wechſelzerſetzt. Hinfichtlich dieſer Zerfeglichkeit
gilt Gleiches von der ihr Ifomeren (vermuthlich polymeren) Knallfänre, bie
wahrſcheinlich — Ca Ag On if, weil fie Salze bildet, in denen auf ein V⸗G. Säure
zwei Berbältnißgewichte des Salzgrünvers gebunden erſcheinen. Jene Salzgründer,
welche aus leicht metallifiy herſtellbaren Oxyden befiehen, entlaffen an ſtaͤrkere
GSalggrünber vie Hälfte ihrer Knalljäure und geben fo Doppelfalze, beſtehend aus
(Rödiometriih) 1 Knallſaͤure + 1 leichtreducirbares Metalloxyd unb 1 ber-
gleichen Säure 1 des ſtaͤrkeren Salzgrunders; 1 ned erfieren Oxydts wird dar
bei ſaͤurefrei ausgeſchieben.
©. 1023) = ſtöchiometriſch Caffetkn — 2H0 iR. Die Gaffels
fäure entzieht man, nad R., dem rohen, bei 600C. — 430, ge
trockneten und unmittelbar barauf gepulverten Kaffeebohnen darch
Kochen mit AOprocentigem Alkohol, Durchieiben des Abſudes und Aixs-
fällen des von biefem mit aufgenommenen Fettes buch Zufag von
Waſſer; Wieverauffochen der folder Weife größtentheils entfetteten
Fläffigfeit und darauf erfolgenbes Verſetzen derſelben mit PbOA, we
ducch eine umfangreiche, flodige Faͤllung erfolgt. Man läßt dann be
Biüffigkeit noch einige Augenblide fieden, um ben Niederſchlag weht
einfhrumpfen und dadurch, mittel eines Filters, fammlungsfähig za
machen (weil er ohne biefen Handgriff gallertartig bleibt und ſchwürig
auf dem Filter zu fammeln und abzuwafchen if). Man wäfdt bararf-
den alfo gefammelten Nieberfchlag mit Weingeiſt⸗haltigem Waſſer amd,
rührt ihn mit Wafler an, zeriegt ihn buch HS, .fondert bie ſchwath
geibliche Winffigkeit vom Gchwefelblei mittelft des Filters, dampſt fr
im Waflerbabe zur Gummi⸗ähnlichen Maſſe ab und trocknet biele, be
fie ihre lebten Waflerantheile nur ſehr langſam verliert, bei 1009C,
wäs fie in N’ Berfuchen erſt nach drei Tagen gänzlich troden bar
ſtellen ließ. Alſo entwäflert befigt ſie einen ſchwach fäuerlichen, etwas
zuſammenziehenden Befchmad, ift fpröde und zu gelblichweißem Pulver
zerreiblih, im Waſſer Iöslich und barans ſelbſt aus einer fyruybiden
Köfung duch Alkohol nicht. fällbar. Sie Iöf fi in flarker, wälriger
Kali⸗Lauge mit rothgelber, durch Erhitzen blaßgelb werbender Ferbe;
in vwäflrigem Ammoniak mit gelber, durch Berfchludung von OsGes
fih grünender Farbe (was R. von etwas mit anweſendem Kall ab⸗
zuleiten geneigt iR *), Mit CaO und BaO bildet fe gelbe, mess
darin die Säure nicht vorwaltet: an ber Luft fchnell grünenbe Ealz.
Bon waflerarmer SOg wird fle in ber Wärme biutroth aufgeloͤſt; u
fat von Wafler fäll’t daraus Heine Flocken. Auf einem Platinbieh
erhitzt, verfohlt fie, unter Entwidelung eigenthämlichswibrig riedpenhen,
von Eifigfäure begleiteten Gaſes; duch Erhitzen im Glasrohr Kiskt-
läßt fie ebenfalls viel Kohle, während fie ſtarken Gernch nad ge
branntem Kaffee verbreitet. FeOs und PbO-Salze läßt fie, find bes
Löfungen flark verdünnt, ungetrübt; mit AgOAO;, bilbet fie, war bein
Löfung mäßig waflererm, einen Niederſchlag, der ſich bald nater Her
ſtellung des metallifchen Ag fchwärzt, während, beim Erhiten, bat
Ag als metallifher Epiegel an den Gefaͤßwänden ſich abſetzt. — ©
geht aus diefen Verſuchen hervor, daß bie fonft unter der Deneuuuss
H Deſtillirt man in Waffer gelöflen Galmiat mit Kalktyrrat, fo enthäft dab übe
gehende wäfirig flüffige Anımoniat (fog. ätzender Salmiakgeiſt ober Lig- AM-
monli caustic.) etwas mit heräbergerifienen -Ratk, ver fi nach uub meh
in Gtasgefäßen abfegt und fie irübt. Schon Scheele macht Gierazf, y®
Wenzel, aufmerkfam.
1339
„Saffeegerbläure" (oben ©. 1153 Rum.) bekannte Kaffeeläure, eine
rohe, ungereinigte Baffeeinfäure war; wie es fich in dieſer Hinficht mit
ber „Ehinagerbiäure" (a. a. D.) verhält, ſteht zu prüfen:
9) Borausgefept: Pelon zeſs oben ©. 1228 Anm. aufgeführte neuere
Beftimmungen einiger Röchiometrifcher Grundfloffjahlen, O — 100
vorausgefept, beftätigen ſich, fo entſprechen benfelben, H == 1 anges
nommen, für beibenamnte Grundſtoffe folgende Zablenwerthe: A (N)
= 14.064; 8i (Sılifäure = SIO ade) = 7,5; K = 39,130;
N (Na) = 22,970; Ba = 68600; Sr = 43.850; Cr = 26,320;
Ag = 107,920 und Au = 18,80. — Streder bat neuerlichſt
darzuthun geiucht, daß das Derhältnißgewicht des C nicht 75 ſeyn
töune,, fondern Höher ansiallen müfle; wäre es = 75,4 (0 = 100
geſetzt), und würde feiner flöchiometriichen Zahl H gleich 1 zur Ver⸗
gleichung gefell’t, fo Hätte C die Zahl 6,032; über jenes Berfahren,
nad welchem Liebig und Redtenbacher das Berhältnißgewicht des
C beflimmten (mittelſt Fehfelung der Menge des Silbers in Ber
bindungen des AgO mit Cs, Hs und Oshaltigen Säuren von befaunter
Bormel), fo wie üter bie Weiſe, wie man bei dielen und ähnlichen
Grmittclungen ber Röchiometrifchen Werthe am ficherfien zur Beſeiti⸗
nung möglicher Beflimmmmgefehler zu verfahren habe; vergl. S's:
Ueber die Atomgewichte des Eilbers und Kohlenſtoffs; in den Ann.
. d. Chem. u. Pharm. LIX, 265 ff. Ueber Marignarc’s hieher ger
hörige neueſte Beimmung des Chlor; a. a. O. Waff. Hienad fällt
die Zahl des Ch, D = 100 in Aufab gebracht, jedenfalls unter 450.
— Dumas fand das Berhältuißgewicht des C = 75, wonach ſich
bas Arquivalent des Ag — 1349,6 ergiebt; Marignac erhielt es
= 1349,01.
a) Bonvdanl!'s Verſuchen über Dxydation zufolge (a: a. D. S. 351ff.),
bewirft durch Dermittelung des FJerridkyankalium (vd. i. Kalins
eifen:Kyanid = 3KEy + Fa Kyzs over 2FeKy + 3KKy
+ Ky; vergl. oben ©. 953 Anm.), bildet ſich dieſes Salz durch
Sieden feiner wäflrigen Löfung mit KOHO, unter Ausſcheidung von
Fey O3 in KalineifensKyandr und KKy um, und wandelte es, in gleicher
Weiſe mit PbO behandelt, biefes in PbOs um, das ſich foR immer
kryſtalliniſch fonderte, wenn man hiezu in allalifcher Lauge aufs
ageldſtes Bleioxyd gewählt hatte. Ebenſo erhielt B. gleichen Weges
ducch Sieden eines gelöfen AnO⸗Salzes, bei Ausſchluß der Luft, mi
der genannten Ryanid-Löfung MuOz, das, wenn mit großen Mengen
gearbeitet worden, ebenfalls Fryflalliniich ansgefcgieben wurde. Im
Kali⸗Lauge aufgelöflese Chromoxyd gab unter gleihen Umfländen
hromfaures Kali (oben ©. Bit), das ſich alfo bienady auch nafs
fen Weges varflellen läßt. Ni, Co (?) und Cu, desgleihen Ag und
Au ließen fih in diefer Weile nicht höher oxypiren, wohl aber wans
delten die Oxyde letzterer beiven Metalle, während ihr O au Fea des
| 84
Bd
1330
Kyanid trat ımb es als Fer Oz ausſcheiben machte, ſich in Kyanide (bes
Au und des Ag) um, die dann neben Kalineiſen⸗Kyanür gelöſt biie
ben. Phosphorichtfäure, fo wie bie löslichen Salze ber Unter
phosphorichtfäure wurden foldyen Weges in Phosphorfäure und phoe⸗
phorfaure Salze, Schwefel (und ebenfo Shweflidhtfäure) in
Schwefelfänre, fchweflichtfaure Ealze in fehwefelfaure, Oralfäure mb
oralfanre Salze faſt augenblidlich inCOz, und Garbonfäure verwanbelt.
o-ıy) Als Weppen (aa. DO. 354 ff.) ohnlängft 2 Ungen Knochenkohle mit
einer wäflrigen Löfung von 6 Dramen Wermuthertract bis zer
Entbitterung digerirte, blieb eine bräunliche Galzmaffe zuräd, bie
abgefpühlt reinere Kryflalle fondern ließ, die nit ner K + Ch m
KO803, fondern auch ein Salz nadjweifen ließen, welches in new
traler Ciſenchlorid⸗Loͤſung einen Niederſchlag zu Stande bradhte, was
auf Succinfäure hinweifet und damit an Zwenger's im Wermuth
aufgefundenes faures fuccinfaures Kali erinnert; oben ©. 1049.
Die Löfungen der bitteren Ertracte wurben in Wis Berfuchen gewoͤhn⸗
lich früher entfärbt, als entbittert; inbefien gelang es wicht ver
Kohle, die Golches bewirkt Hatte, farblofe Bitterfloffe zu entziehen.
Koble, die zur Entbitterung bes Extract. gentianae (dev Wurzel des
gelben Enzian Gentiana luten L.) gedient Hatte, gab ihr Bitter
weder an fledenden Alkohol, noch an dergleichen Aether nur fpures
weile ab, wohl aber färbte fle die Löfung des Natron⸗Carbonat fie
gelb; durch Abdunſten eingeengt und mit verbännter Gchwefelläut
neutralifiet, ſchlug Alkohol draus NOBO, nieder, während er feibk
ſich golbgelb färbte, jedoch: ohme dadurch bitter geworden zu feya; wie
er denn au, langſam abgebunflet, Feine Kryſtalle von Gentianis
entließ. — — Im Handel vorgelommenes Berberin (oben ©. 1148)
fand Fleitmann „Hydrodplorfäure"shaltig. Seinen Verſuchen zufslge
befteht es Röchiometrifch aus Can His AOs + HCh + 5HO. Ws
Biſulphat bilvet es Kryſtalle, die mehr röthlich gefärbt erfcheines,
ale die bydrochlorfauren; es enthielt 2 HO als Kryſtallwaſſer, währen
da6 faure chromſaure Berberin fein dergleichen Waſſer enthält,
hiemit dem Kalt-Bifulphat entfprechend. Mit einer mit Schwefel
gefättigten SchwefelammansLäfung bildete die Köfung bes Hybre
hlorsBerberin einen braunrothen Niederſchlag, in weihen S
nicht ale HS zugegen, fondern eigenthümlich gebunden erfchien. Rei:
nes Berberin (diefen Berfuchen zufolge mithin Feine Eänre, fonbert
ein Salzgründer; vergl. oben a. a. O.) kryftalliſtet mit 12 H0,
entläßt aber davon, bie 1000 C. erhigt: 10 Agotfaures und Ehiow
faures jedes derfelben mit 2.HO; das Berberinplatinchlorid iR
= Caꝛ Hıg AOß + HCh + PtChe. — Das Cumarin (oder Gm
marin; vergl. oben ©. 1005 und 1042) enthält, Bleibtrew's Users
fuchung gemäß (übereinfimmen» mit der Angabe von Dumas), IH
weniger, ale oben a, a. O. nad) Delalande angegeben worden. Die
zeine, von Galicyljäure und Cumarin gänzlich befreiete, in Allohel.
⸗
1331
Aether und fiedendem Waſſer Löslide Eumarinfänre, kryſtalliſirt,
aus leßteren in ſauer gegenwirkenden, weißen, fpröden @ifenoxybs
falz: Löfungen nicht im mindeſten färbenden, bei 1900 6. == 1520 8.
ſchmelzenden, Rärker erhitzt theilweife glänzend weiß fublimirenden,
zum Theil der Serfeßung unterliegenden Kıyflallen, die "im letzteren
Falle eine braune Maſſe zurücklaſſen, und entſteht nicht mittel Wafler-
Berfegung, foudern einfach durch Aufnahme von 2HO, von denen 1HO
in den Befland der Säure übergeht, während das andere deren Hybratis
firung bewirkt, hierin der Bildung der Benzil: (S.996) und Ifatins
Säure (S. 1031) ähnlich, zu deren Entſtehen ſich Cog Hıg Os und
Cis H5 AO,, erſteres zu Cag Hıı O5 + HO und leꝶteres zu Cic Hi
AO, + HO verbinden. Schmilzt man reines Eumarin mit reinem
KORO, fo findet man legteres nad beendeter Fließung thetls in ſal i⸗
cylfaures Kali, größeren Theiles in Kali⸗Carbondt verwandelt. Das
Nitrocumarin (oben S. 1005) id = Cis H; AOg; es bildet ſich
wie das Nitrobenzol und Nitrofyrol; oben ©. 995 und 10085
Gumarin == Cie He 0, + HO, AU; = Nitrotumaria Cis (=
Os; + 2HO. Eine „Riteoeumarinfäure” darzuſtellen, gelang B. bis
jegt nit. Da Zinnin's neueren Unterfuchungen zufolge Euren ber
Art, wenn fie dem Einflufie desorydirenter Cinwirker, 3. DB. dem HS
andgefeßt werden, in diefem leßteren Falle 2 H gegen AO, ober Amido⸗
gen (AH.; oben &. 876) gegen Unteragotfäure (AOs) eintaufchen,
fo dürfte vie Darftelung der Nitrocumarinfäure bie Möglichkeit ges
Natten, ſolchen Weges aus der Eumarinfäure: bie Hippurfäure
(oben ©. 980 und 991) abzuleiten umb künſtlich darzuſtellen; denn wie
Benzoeſäure folgende Reihe geflattet, fo dann auch Gumasins
fäure, die daneben bezeichnete: _
Bz =HO + Ca H5 05 Cu =BH0 + Cis Hr 0;
Kooobz =HO+ CH ()% Kz000 Ca =H0 + Cıs (7%) 05
Amido Bz = HO + Cıa (+) 03 | AmidoCu = RO + (22) 0;
(Benzamipfäure)
Amidocumarinfänre if aber Hippurfänre = Cis Hs AO; + HO;
(Bleibtreu a. a. O. ©. 195 und oben ©. 991) die, vermuthet B.,
fofern fie im Harne der Graefreſſer vorfommt, nicht aus Bz, fondern
aus Cumarin gebildet wird; vergl. oben a. a. D. — Währen ſich
übrigens durch jene, von Zinin beobadıiste besorybirenden Wirkungen
bafifche Grundſtoffverbindungen Herfiellen, bleiben bie elektronegativen
Segenwirfungs s Bethärigungen der Azoto⸗ (oder Nitro⸗) Säuren uns
verändert; oben S. 997 und Ann. d. Chem. u. Pharm. XXXIV. 136.
— Die ©. 1077 u. ſ. f. aufgeführten Hirnfette fcheinen innige Ber:
bintungen der gewöhnlichen ſlarren Yettarten (oder vielleicht nur ihrer
Säuren) mit Proteinomen zu ſeyn. g4*
1332
[U U)
8. 13.
Obgleich, wie aus bem Vorhergehenden ebenfo vielfad) ald
mannigfach erfihtlih, allgemein genommen, die Bildungb
theile (oben ©. 763) gegen einander und gegen entſprechende
anorganifche Verbindungen ſich chemifch bethätigen: in ähnlichet
Weife, wie diefe unter fich, fo laſſen fich doch auch, näher ver⸗
glichen, bei jenen gewiſſe Eigenthümlichkeiten nicht verfennen
durch welche fie fi von: nur anorganijchen, mit ober obat
Zuthun ded Menfchen (natürlich oder fünftlich) hervorgegangenen
Grundſtoff⸗Gemiſchen wefentlich unterfcheiden. Zunaͤchſt ſcho
dadurch, daß fie Lebenserzeugniſſe find, die man zwar im hehe
Grade abzuändern, aber aus ihren Elementen nicht kuͤnſtlich her⸗
zuftellen vermag; und wenn es ja auch gelingt aus anorganiiä
verbundenen Grundftoffen Berbindungs » Ergeugniffe hervorgehen
u machen, welche manchen organifchen ähneln , fo betrifft diek
Aehnllichkeit meiftend nur folche Lebenszeuglinge, die zu jenen
gehören, welche von lebenden Einzelwefen entweder geraden ah
dem GEntwidelungsgange bes Lebens hinderlich hinweggewide
werben, ober bie, wenn fie auch bem Lebensträger verblakt,
in ihm ſolche Ablagerung erleiden, daß fte in Feine fein ge
funden, b.i. einigen*) regelmäßigen Lebensbethätigungen bil
dend eingreifen, fondern vielmehr in einer von biefen beherrihten
Abhängigkeit beharren, und daher als Lebenserzeugniffe fetd mt
eine mehr ober weniger untergeorbnete Entwidelungefuft ©
reihen; ſey es auch, daß fie durch diefelbe weſentlich beitragen
zur räumlichen Selbfibehauptung bed Lebensträgers. **)
*) Sefund iR ein Lebweſen (ein Organismus), wenn deſſen faumiliche Shab
berhätigungen fo zuſammenſtimmen, daß in ihm felber feine Gntwiddung ⸗
hindert und feine Dauer (ein andauerndes Werten) nugeſchwächt ud mil®
unrsikürzt bleibt, fol ein Leben if ein einiges; Erkrankung IR Stelast
oder Gpaltung des Entwidelungss und Grhaltungs« Ganges, unb nur Grat
jener Zufammenftimmung führt zur Gefunbung. Vergl. das 1818 bei Hemmer?!
und Eäwetihde zu Halle a. d. Saale 1812 erfhlenene Bruchtük met
Encytlopad. Ueberſ. d. gef. Raturwifienfäpaft" w, Berl. Jahrb.f. d. Rharm. 1817. 0181.
*) Wie z. B. ber osalfaure Kalk, auf deſſen Verhältniß zur Feſigert M
Rflanzenleiber, insbefonnere her Wurzeln und Gtämme Age (ehe
1333
8. 14.
Sämmtlidhe Bildungstheile find durch Feuer zerflörbar und
zerfallen dadurch, bei Ausfchluß der Luft, zunächft wahrfcheinlich
in Folge eingetretener Abänderung der Eigenwärme
(6.309 u.885) ihrer Grundſtoffe, in ungleihflüchtige, ein-
fachere und der Anzahl der Verhältnißgewichte (ober der ches
mifchen Atome) nach minder häufige Erzeugniffe, von denen das
mindeft flüchtige oder vielmehr das an fich. feuerbeftändigfte bie
Kohle darftelt, weßhalb denn auch ber ganze hieher gehörige
Ummiſchungs⸗ und Zerfegungsgang oder Zerftörungs-Proceß, fo
wie bie ihn vermittelnden Verrichtungen oder Operationen, burch
Berfohlung bezeichnet werben, bie man als ſolche entweder
durch „Röftung” (S. 1068) ober durch fog. „trodne Deftilla-
tion” (©. 851, 905, 995, 1036 ꝛc.) bewerfftelligt, die aber auch,
ohne bed Menfchen Zuthun, durch innere Cuulfanifche) Erbhibe
feit unvordenflichen Zeiten hervorging und hervorzugehen nicht
aufhört; wie Solches hieher gehörige Erberzeugnifie (3. B. Bergöl
oder Petroleum, Bergnaphtha, brennbare Gruben⸗Gaſe oder fog.
entzündliche Schwaben ıc.) unzweifelhaft barthun. — Ebenfalls
beträchtlich weniger manntgfach und weniger gehäuft
find auch jene Ummiſchungs⸗ und Zerfegungd-Borgänge, welche
durch Mitwirfung des Waffers in ben fog. Sährungen zu
Wege gebracht werben (a. a.D.) und in benen das Wafler entweber
nurvdermittelnd wirkt oder fich zugleich auch als zerſetzbarer
Stoff bethätigt, der in H und O aus einander tretend, auf biefe
ftiſch (in statu nasc.) gefchiebenen Grundftoffe auflöfend und
bindend einwirkt; fey es, Seitens bes O- auf H-haltiges ober
— ⸗⸗
Bewäcfe (und des ganzen Gebildes ſog. verborgenblüthiger, zumal ber Blechten)
lange vor Braconnot, geflügt auf Scheele's ıc. Erfahrungen in jener Hin⸗
fiht ſchon Macquer aufmerkfam machte. Berner ver phosphorfaure Kalt,
in allen nicht Müchtigen Azot⸗haltigen Bilpungstheilen, ver, feinem Kalk⸗Gehalte
nach, in manchen Aſchen vielleicht als baſiſches Galz nur barum vorgefunben
wurde, weil, wie neuerlich bemerkt worben, has urfprünglich in. ver Pflanze vor⸗
handen gewefene Kalt» Phosphat auf Kalk-Sulphat: Ralksentzichend unb mits
hin Schwefelfäure freimachend wirkte, die ann, in Bolge ver. Vinaſcherungt⸗
Glaͤhhitze, verflüchtigt wurde,
H= und Ashaltiged, ober auf freies C, fo wie von Seiten bes
H auf A, oder auf C, oder auf A-haltiges C, begleichen auch
auf S und P. Die meiften Bildungstbeile find, bis zu gewiffen
Graben, durch Gegenwirkung entfchteden faurer, wie vollſtaͤndig
bafifcher (vorzüglich anorganifcher) zufammengefehter Stoffe, ba⸗
ſiſch oder ſtatt defien fauer erregbar, d. h. der Bafe- wie ber
SäuresForberung (oben ©. 599 und 917 Anm. *) unter
werfbar, und in Folge foldder Anregungen und Unterwerfungen
95) Zener wibrig riechende, aus no zu beftimmenben Antheilen C unb H zufammen-
geiehte gaflge Stoff, welcher beim Auflöfen Cshaltiger Metalle (3. B. Grapkit
haltigen Gifens und Zinks, fo wie des Stahls) in wäflrign, nicht au I
oxydirend wirkenden Säuren, neben H-®as (und vemſelben durch Schütteln mut
Kohlenpulver und Waſſer entziehbar iſt) entbunden wirb, relhet, als füchtigsötiges
Erzeugniß ven O⸗leeren Hetberölen fi an, und mehr noch den WrenzsHetberäten
verſchiedener Verkohlungen, und ebenfo bietet auch das Azotchlorid (AChz),
das gefährliche aller verpuffungsfähigen, chemifchen Gebilde (das ſchon Yard
feife Berührung harter Körper und mäßige Temperaturerböfung in feine gafigen
Beftandtheile urplöglig, und hauptſächlich gemäß foldher auf einmal unb bare
gängig erfolgenven Zerfegung, äußerſt lebhaft knallend aus einauber fdhlägt) tie
dorm eines ſchweren (im Waſſer zu Boden finkennen) Aetherols dar, inbeffen
gehören bergleihen anorganifcgen Stoffen entſtammende, orgamiiäe
Bormung barbietente kanſtliche Verbindungen zu hen ‚Geltengeiten. Bon jesen
an bie Nöflungss@rzeugniffe der FJettarten erinnernden, angeblich Tünftlich zufam-
mengefehten Stoffen, welche hie und ba wahrgenommen wurben beim Zerſeten
bes Waſſerdampfes durch vielfahverflächtes gluͤhendes Ciſen, dürften wohl manfe
gerakezu vurch Roͤſtung wirklichen Wette hervorgegangen ſehyn. Der Ber. Vieles
Gebe waͤhnte früherhin auch, in bemerkter Weiſe, ein dergleichen Erzengriß aus
vem H des zerfehten Waſſers und dem Graphit eiferner Nägel uad Dräfte, fo
wie aus dem C flählerner Stifte erhalten zu haben, fand aber fpäterhin, ka} del
Fett, womit Stablwaaren und mitunter auch Heine flabeiferne Nägel wünsch
. überzogen zu werben pflegen, um fle gegen Roftung zu ſchüßen (mas fog. Mann:
fett weniger volllommen gewährt, als durch Bratung ausgetriebenes Aalfett)
jenen Brenzfett zur Erzeugungequelle gebient hatte. Das zuvor erwähnte Yet
chlorid bildet fig übrigens nach einiger Zeit, wenn man wäflrige Gatmiafs
Löfung fih Hatte mit Chlorgas fättigen laſſen; zugleich entfichen, neben einem
Berhältnißgewiht AChz, bem Löfungswafler verbleibende 4 Syprochlerfkumi
AH, Ch + 6Ch = AChz uns 4 HCh. Laäßt man vas Chlor⸗Get in
wäffriges Ammoniak treten, fo bilden ſich zunachſt (unter Entwidelung vor A:
Gat) 3 HCh, die dann 3 AHg binten und in 3 AH, Ch verwanteln. — Des
Ammoniak, fowohl ein Vertoplungs: als ein Bährangs + Erzeugniß, ſchucht
Rh ven Alkaloiven an, bie Garbonfänre, Holzſaure ac. ven organiſchen Gästen.
= om — oo...
1335
enifprechenben Umfimmungen und Umbildungen (und Umbil-
dungs⸗Zerſetzungen) fähig; oben $. 11. S. 763 ff. und 983. —
Wie aber die Verfohlungs-Erzeugniffe fowohl unter ſich, als auch
von den zugehörigen Bildungstheilen, phufifch ſich zunächft Durch
fehr beträchtliche Abweichungen hinfichtlih der Eigenbichten
unterfcheiben, fo in der Regel auch die Gäährungs⸗Erzeugnifſe; wie
Solches aus denen gewöhnlichften Berfohlungen wie Gährungen
erhell't. Denn nicht nur weicht in Abficht auf Eigendichte, z. B.
bie Holzkohle, und gemeinhin mehr noch die Thierfohle (zumal
die Knochenkohle) vom Pflanzen (und Thier⸗) Theer beträcht-
ih ab, ſondern auch die babei entftandenen, mittelſt Erhigung,
leicht vergasbaren, an fich leichtfließlichen, tropfbaren, phuftfchen
Beimifchungen bes Theered, und mehr noch jene Safe, in welche
diefe fo wie bie übrigen näheren Theerbeftandtheile, bei hohen
Hisgraben ſich theilen, bieten in dieſer Hinficht große Verſchieden⸗
beiten bar, was ſchon an fi} auf jene Abänderungen ber Ei-
genwärme (und damit auf bie ber phufifchen, wie der chemifchen
Anziehungen) binweifet, welcher jeber Wärmeleiter, fey er ein-
facher oder ein zufammengefegter Stoff: in ihm eigenen Grabe
unterliegt, wenn er irgend beträchtlichen Temperatur⸗Erhöhungen
unterworfen wird. Und in ähnlichem Maafe, wie bie burch
Wärme vergasbaren und bie fchon an fidh gafigen Verkohlungs-
Erzeugnifie bed Holzes fehr auffallende Dichtigkeits- (und
Flüchtigkeits⸗) Unterfchiebe barbieten, fo auch dad modernde
(in Berwefungs-Gährung befindliche) Holz ber Sümpfe, wenn
es in Sumpf-®as (CH,), Carbonfäure, und in verfchiedene an
fi) flarre Säuren und verwandte Erzeugniffe chemifcher Theilung
zergeht, und felbft auch dann: wenn gährende Kräuter ic, Fe r⸗
mentole (oben 8.1083 u. w. u.) entwideln, während zugleich fog.
Ertractivftoffe und ähnliche unflüchtige zufammengefeßte Stoffe
zu Stande fonımen, ober wenn Traubenzuder (Ce Hs O6) burch
mweinige Gaͤhrung in 2 CO, und. 104 H; O2 (Alkohol; oben
©, 1148) aud einander tritt.
$. 15.
In ſ chemikaliſcher Hinficht zerfallen übrigens fämmtliche
Bildungdtheile zuvörberft in zwei Klaffen, in Azot-haltige
1336
und Azotsleere, jebe Klafſe aber, nad; Maaßgabe ber Ueber⸗
einſtimmung in verſchiedenen chemiſchen Verhalten, in mehrere
Familien ober „Gruppen,“ Gattungen, Arten und Spiel-
arten ober „Barietäten.” In phuftologifcher Beziehung unter
ſcheidet man, der Abſtammung gemäß, gewöhnlich t hierliche
und pflanzli he (animaliſche und vegetabiliſche) Bildungstheile,
man müßte jedoch, ſolchen Eintheilungsgrund beachtend, ba es
Lebenstraͤger giebt, welche weder thierliche noch pflanzliche Leibe
darbieten, noch weiter folgen laſſen, z. B. zoophytliche,
polypliche und oscillarliche. Folgende Ueberſicht, der in
wiſſenſchaftlicher wie in gewerblicher Anwendung widtig
ften Bildungstheile, *) möge zufammenfaflend ergänzen, was in
bier Hinfiht im Vorhergehenden bereits zur Sprache gekommen:
I. Klaſſe. Deazotide:
4) Aetheroletde (Metberöle, @läopten ober ächeriſche Oele,
flüchtige oder wefentliche Dele); oben ©. 1118. Su befonderen Bis
chen oder Zellen der Pflanzen vorfommend, werden fie deren Theile
nur in wenigen Fällen, mittelft mechanifcher Zerreigung und Brefiusg,
gewöhnlich und möglicher Weile durchgängig entzogen, im Folge yiy
licher Serfprengung ihrer Behälter durch Erbikung unb Deftilaties
mit Wafler (oder wäflriger KRochfalz-töfung), feltener durch tradad
Erhitzen **) und für gewifle Zwecke auch durch löfenbe Ausziehung
mit Aether oder Weingeift, mitunter auch mit Fettölen, denen mau fe
— —
*%) Die ale folge, zu jenen Lebweſen, welchen fie entfiammen, fich verhalten: mie
—— Eatſtehungtgeſchichte habende, untergeordnete Bilungigunp:
vergl. oben 9
“ Das if: durch eine fog. trodne Deftillation, bei ber es nicht, ober todh ae a
fehr geringen Maaße zum Heroorgeben von Zerflörungs e Grzeugniffen kunt;
wie denn bie und va, z. B. das Gewürsneltendt “ 1011) in viefer Mrik
- und nur foldden Weges das Kiendl ©. 1119 Anm., jenoch flets mehr bu
weniger mit Mrengerzeugniffen verunreint, entwideli wird. — Durch Prejiusg |
wird das Gitrondl und Bergamoitöl ausgeichieven, jedoch auch wur De
flillation, und erſteres Ichteren Weges reichlicher aus mehr oder weniger fop
fauligen, als aus gefunden Citronen. Bettöle, 3. B. Behennußöl, werben wit
ſowohl zum Ausziehen von Aetheroͤlen verwendet, deren Aetherol anher
Zweifel ſteht, als vielmehr zu Entziehung von Blütben⸗Duft (z. B. Sapminsel
von den man bis jegt nur vermutben Tann, daß, gelänge es ibm Gemiib u
ifoliren, ee ben .tropfbaren Aetheroleiven oder ven flarren Netberdikieriven er
orbnen wäre, Daß Duft auf eine eigenthumliche Zußandeform hinweife,
ebenſo überhaupt alles Riechbare, daß man nur in phyſiſchen Verbindungen ai
anderen Stoffen (mit Luftigen, wie mit teopflichen und ımüflarren) gewinnt, dararf
urde fon früher hingewieſen; vergl. m. Grundz. L 744 und obea ©. 101
un» 1013,
1837
dann entnimmt durch Weingeifi oder durch Defillation mit Waſſer ober
wäflriger Kali⸗Loͤſung. Roh dargeſtellt find fie Häufig durch frembartige
Beimlſchungen, vorzüglich durch harzige verunreint und erden von
diefen durch wiederholte Deftillationen mit Waſſer, fo wie, um fle zu
entwäflern, durch Abziehen über CaCh vom Waſſer befreiet. *) Alſo
gereinigt erſcheinen bie meiften farblos, auf dem Wafler ſchwimmend,
feltener darin zu Boden finfend, **) verbunften fle bei allen Temperas
turen ohne Bettfledshinterlaffung, verbreiten fie durchdringend
riechbaren Duft, *9*) während fie gewöhnlich mehr oder weniger
brennen» ſchmecken. Sie find im Waſſer ſchwerloͤslich, damit die fog.
defillirten Waͤſſer der Apotheker bilvend, die jedoch durch ihre, mit⸗
unter leicht eintretende Derberbniß, und weil fie dann Veränderungen
unterliegen, welche auf ®ährungen (ins Beſondere auf belebende)
binweljen, vermuthen laflen, daß fie in ſolchen Löjungen ale Hybrate
(ale Hydrocarbon⸗ydroxyde) zugegen find; oben ©. 926. Mittel
bes Zuders, dem fie phnfifch leicht zugänglich find, damit bie fog.
Delzuder (Elaeosacchara; ©. 926) gewährend, werben fie vom
Waſſer in größerer Menge aufgenommen und find dann wärmehefläns
biger, wie fie es für fi) waren; wie das bie mit Duftölen geſchwaͤn⸗
gerten Zuderzeltchen und bergleichen geſchmolzenen Zudertäfelgen be⸗
zeugen; a. DO. Vom Beingeift und Nether werden fie leicht
aufgenommen (oben ©. 169 und 848), +) und mit ben Bettölen, fo
wie mit den übrigen Zettarten (©. 1044 ff.) und Haren (©. 1118 FF)
°) Bas jeboch mitunter auch zu Abänderungen zu führen vermag, welche hinſicht⸗
lich ihhrer Weſenheit noch zw erforfchen fliehen. Wie denn z. B. Terpentindt,
das Giber CaCh abgezogen fi vollkommen farblosstlar zeigte (S. 929), na
Ablauf von 3 Ichhren, während beffen es am dunkelen Orte in wohlverſchloſſener
Glasflaſche aufbewahrt worden, ſich mir zäher und flärker gebräunt erwies, wie .
nur mit Wafler nochmals veftillixte weit ältere Dele der Art.
%*) Zu den fhweren gehören unter andern das Gewürznelken⸗, Bimmtz,
Gafftenzimmt:, Saffafras: un Bittermandelöl; oben ©, 1008,
1006, 1090 (982, '984, 986 und 995). '
©) Ueber die ungemein ſtarke Niechbarkeit des Stinkaſand vergl. oben S. 104.
Nicht weniger lebhaft find. vie Cinwirkungen auf pas Geruchtorgan Seitens vieler
thierlicher Erzeugniffe, ins Befondere des Moſchus, Zibeth, grauen Ambra, des
norbamerianifchen Stinkthiert (Skunk) und jener toͤdtlichen Düfte (oben
©. 105), begleichen des Harnd, zumal jener ver Kazen, Mäufe, Darber,
Iltis, des Stinktbiers ꝛe. oben &. 1106; ebendaſelbſt über Moſchusduft, ents
widelt aus Kartoffelfufel; über gährendem Weinmoſt ähnlich riechenden Schwamm⸗
suft S. 1215. Ueber Opium abveftiflirtes Waſſer riecht nah Opium uns fol
dem Morphin ähnlich wirken, was auf ein flüchtiges Alkaloipul oder dergleichen
Alkaloſd binweifet. Ueber Blutduft; S. 1013.
t) Dabei mitunter Umfang erweiternd wirkſam; oben ©. 890.
+): Settöle, fo wie vie übrigen Wettarten und Harze, bleiben von obiger Zufammens
ftellung ver Bilvungstbeile ausgefchleffen, da ihrer bereits a. a. O. ausfüßrlih
gebacht worden; Gleiches gilt vom Kautſchuck, den ätheröligen Säuren (&.1002f.)
und fänmtlichen organifhen Galzgrünvern ; oben ©. 1169.
1388
laſſen fie fi leicht und in mannigfachen Verhältniffen phyſiſch usb
phyflichschemifch verbinden. Bährenden (weinig- wie fauer-gährenden)
Stoffen beigegeben,, bleiben fie meiſtens ungeänbert, gewinnen jedoch
dadurch mitunter an Innigkeit der phyſiſchen Bintung; wie z. B. in
der fog. „Blume tes Weines" (S. 107, 1081, 1215). Sie verſchlucken
verfchiedene Gafe, zumal brennbare in zum Theil beträchtlicher Menge,
faugen O-Gas ein (S. 1121) und unterliegen dadurch zum Theil der
Berharzung, der die meiften von ihnen, außerdem durch Azetſäure amd
deren Vertreter, unterworfen erfcheinen (©. 1044, 1299), im lehter
Hinficht Hierin manchen Brenzölen ähnlich. Wiederholt für ſich deſtil⸗
lirt unterliegen fle, hauptſächlich die O:haltigen entmifchenver Zerfekung,
bie mit Hinterlaflung Kohle-artiger Erzeugniffe endet; bie Oshaltigen
entlaflen hiebei H und O, in Form von aus ihnen erzeugtem Bafkı.*)
Sie find leicht entzündlich, brennen in der Regel mit lebhafter, wie
Ruß entlaffender Flamme, **) und zerfallen, durch glühenne Röhren
getrieben, in: dem Rohr verbleibende Kohle und eie weichendes CH, odet
CH-+-CH2:Bas. Das durch Erhigung größere Wärmefaffung erlanzt
habende H trennt ſich, chemifch verbunden, mit einem Kleinften von C,
von dem übrigen C, dem bei gleichen Hitzeſteigerungen geringere
Waͤrmedaͤmpfung zu Theil wurde; oben S. 885. Ihr Siedepaalt
liegt meiftens febr boch, gewöhnlich 1600 C. = 1280 R. erreichen; fe
löfen bei höherer Temperatur den Schwefel, den Phosphor fegen bei
-
*) Robert Boyle wieverholte vergleichen trockne Deftillation mit beträdtliden
Mengen fog. weſentlicher Dele, und erhielt bei jever Deſtillation MBafler zu
Tohleartigen Rüdftand (fog. erdige® Caput mortuum); die Menge bei uber
dligen Deftillat® wurde dadurch immer geringer, das Deftillat felbit jedoch gewanz
dabei ſtets an Klarheit, Leichtigkeit, Bließlichleit und durchdringender Riechberki:
Observat. post tract. de Noctiluca aerea. Im Terpentinäl wr
Hält fih preocentifh C zu H wie 88,27 zu 11,73, db. i. nahe, wie im
Baffer O zu H — 88,89 : 11,11.
ee) Die Rußbildung beruhet auf ähnlichen Bebingungen, wie bie Scheitung kei
As oter Sh von Hz mittel glühenter Röhren in As ıc uns Hz, obder va
Anzünbung an ber diefe Safe entlaffenner Glasröhren⸗Mündung; im lchterer
Balle verbrennt das fehr brennbare H zu Wafler und entwidelt vadarch fo wel
Hige, daß vie rückwärts in ber Möhre befindlichen AsHz3- Mengen gli
werben, wodurch fle, nahe ver Mundung in das flüchtigere U um wine
flüchtige As (over Sh) auseinander treten. In dem einfeitig (nur amfenfeitie)
verbrennenden, Flamme bilvendem Aetheröl-Dampf (und fo in jevem mit Ruf
GEntlaffung brennenden Dampf) zerfäll't der nur glühende, aber nicht verbremnenk.
den inneren Flammentheil varftellende Dampf in CH>Gas, das hervortretent am
Verbrennen gelangt und in unflüchtige Kohle vie aufwärts gefchoben ums bausb
fächlich in dieſer Richtung verbreitet wirb: durch aufichnellende gafige Verbres⸗
nungs:Erzeugniffe (die bier wirken, wie bie von der Erbe auffteigemken Esft-
ſtrome, wenn fie Seifenblafen emporbewegen und wenn fie Wolken tragen), ms
fie abgekühlt werden und fehle Theile finden (3. B. an den Innenwännen ber
Seuereffen ober Schornfleine — aber auch an dem Finger, Papier ıc. und ander
feſten Körpern, vie man kurze Zeit quer durch eine gewöhnliche Dellammen s awer
Talgterzens ıc. Flamme Hält), legt der Ruß, der Arhäfon folgene, Ah am.
— un —.
"geringeren Wärmegraben. Ueber ihr Verhalten zu fog. Salzbildnern
vergl. oben S. 1006, 1299 u. 1011. Gemeinhin kommen fie gemeins
ſchaftlich (mehr als ein Aetheröl) vor und nicht felten enthalten fie
Aetherolſteride, d. ſ. Stearopten; oben ©. 161.
a) Drygen:leere. Sie beſtehen ſtöchiometriſch, fo weit man fie tn
diefer Hinficht bis jeßt fennt, aus: in verfchiedenem Brabe zur Tropfbars
feit vervichtetem Cs; Ha und deſſen Dervielfachungen. Beifpiele ges
währen das Terpentinöl; über deſſen Darftellung und Verhalten
vergl. S. 452, 762, 804, 1011, 1119; roh enthält e8 gemöhnlich etwas
Formylſäure (Mmeifenfäure), die fih außerdem auch aus ihm bildet
(5. 1121) ferner das Kienöl (8.1119), Sadebaumdl, das farblos
in den Beeren des Juniperus Sabina L. in großer Menge zugegen
AR; das aus zweierlei diefelbe procentifche Zufammenfeßung beflgenden,
ungleich flüchtigen Delen beflehende, den Beeren ähnlich ſchmeckende und
riechende, farbloſe Wahholderöl; das Fäuflich blaßgelbe, durch
Defillation. gereinigt, farbiofe, 0,847 Eigengewicht habende, bei +
1670C. = 13306 R. fledende Citronöl (©. 762), das, wie bas
Terpentindl mit HCh zweierlei Berbindungen giebt, eine tropfbare
und eine kryſtalliniſche (— Cio Hg Ch 2C; Ha + HCh); das ber
Pomeranzen⸗Schaalen, fowohl jener der bittern als der füßen
(oder Apfelfinen); das des Bopaivabalfam und des Elemis
harzes (©. 1121), des ſchwarzen Pfeffer und der Gubeben,
fo wie das fog. Lorbeer: Terpentinöl (S. 1017) und wahrfchein-
lich noch fehr viele andere, bisher noch nicht zerlegte. — Das Ters
pentindl läßt fidh, mitteilt Ochſen⸗Galle, in beträchtlicher Menge mit
Waſſer vermifchen, und loͤſet fog. Ballenfteine (der Menfchens ”
Balle), zumal, wenn ihm Wether beigemifcht worden, leicht auf; vergl.
©. 417, 437 ff., 1110 und 1111 Anm. '
8) DOrygen-haltige. Mehrere derſelben find fo zufammengefegt, ale
wären fle aus a:Delen + 1 oder einigen Verhältnißgewichten HO bers
Yorgegangen; 3. B. das Bergamottöl — Cis Hiz 0 = 30, Hs
+HO; das Bajeputöl Cio Hg O = 2C;, Ha + HO; das Las
vendeldl (von 0,877 Eigengewicht) = Cs Hı4 1053 =36GH +
2HO, andere diefer Gruppe angehörige Hetheräle weichen jedoch hie⸗
von mehr oder weniger beträchtlich ab. &o z. B. das Bittermans
'delöl, Zimmtdl, Gewürznelkenöl (a. u.a. D. und ©. 1011
und 1299), das eine der beiden Aetheröle des Römifhen Kümmel
(von Cuminum Cyminum L.; oben S. 1011), dem noch ein O⸗freies
Del beigemifcht erfcheint, *) das Anisdl (5. 1010 und 1090) --
©) Das Aetheroͤl de6 gemeinen Kümmel (von Carum Carvi L.; oben &. 1018)
beftebt auch aus zwei veridiedenen, jeboch noch nicht zerlegten Netherölen.
Gleiches gilt an vom Pomeranzepblüthöl, veflen eines Del pm Haupt⸗
beſtandtheilen des Pomeranzgenblüth: Waffers (Aqua flor. Naphae)
ausmacht und ſich allmaͤhlig röthet; vergl, m. Grundz. I. 738.
it, und wahrfcheinlich gilt foldde Abweichung auch vom Bermuthöl
von den blauen Aetherölen ver Ramillen, Wohlverley, Schaut
garbe, Bibernell, Gascarillenrinde, fo wie von den weils
©. 1009 ff., 1010 f., 1019 f., 1025 erwähnten O:haltigen Netheröle;
ebenfo vom Salbeydl (S.1014), Eamphoröl (6. 1015) den Aecher
ölen des Reinfarn (Tanacetum vulgare L.), Cardobenedict (Cnica
benediotus Z.), dem Pfeffermünzöl (von Mentha piperit. L),
Rofendl (6.1011) zumal der Rosa moschata WüÜd. uud vielen aubrre.
y) Aetherolfleride ober Stearopten. Bergl. bie bei dem Unit
und Fenchelöl, Rofenöl ıc. angezogenen Seiten. Das geruchlofe Re
fenflearopten if Ozleer, ſchmilzt bei 350C. = WIR. und iR dm |
Elayl (CH) polymer; das des Pfeffermünzöl beſteht aus Ce |
Hıo O, ſchmilzt bei 340C. = 2702 R. und frieret bei 2130C. = |
17004 R. Ueber das von Bliffon im Pomeranzenblüthöl worgefes
bene, von ihm Aurad genannte Gtearopten, fo wie über Lebretent
Hespedidin, das zivar nicht in einem Netheröl aufgefunden mark, |
aber feinem Vethalten nad) ben Stearopten ih nähert, vergl. m. |
Grundz. I. 650, 709, 738 und 850; verfchiedene der a. a. D. wur |
den Meberfhriften: Kryflallamaroide, KRryfallrefinide wo
Gerincamphoride, *) befchriebene Pflanzen-Bildungstheile ſchließer |
fig ven Stearopten mehr oder minder volllommen an. — Kan |
. Retheroleive wie Aetherolfteride find Faum mehr als dem Namen U =
befannt, obgleich fie täglich In Gebrauch genommen werben; fe 9.
das gelbliche Aetheröl bes wohl pereiteten BerftensDarrmalzet |
( S. 919 Aum.), das (vielleicht zur naͤchſten Battung gehörige) Aetheroͤl |
des Hopfens ac. Se dünner bie Luft, in der die Pflanzen ba,
1340
— Cio Ho O, dem das Fencheloͤl (S. 10%0) vermuihlich ifome
fo mehr erſcheinen fie befähigt Düfte zu entwickeln; daher auf Gedit⸗
gen manche Blumen angenehm riechen, die in Niederungen ganz geruie
106 bleiben; vergl. oben S. 1127—1130 und 1184. Offenbar ke
die größere Staͤrie (Intenftät) der Lichteinwirfung, welche foldie Ber |
ſchiedenheit hervorruft; je dünner die Luft, um fo weniger re
wird durch diefelbe das fie durchſtrahlende Licht. Es iR daher Seit |
möglich, daß eine und biefelbe Pflanzenart, auf fehr verfihicheusn |
|
l
Stands oder Wohnorten beträchtli) von einander abweichende Ehe
(und Wärme:) Einwirkungs:Erzeugnifie hervorbringt. **)
®) Terpentindl ober Gitronöl, in verichloffenen Gefäßen mit wenig P ertikt, 1;
Löjungen gewähren, vie Wallratt-ähnlich erflarren und an ber Luft ſcheel ven
barzen, Gin Kleinftes von Phosphor kalt dem Gitrondl beigegeben, foll neien-
Geruch in Meliſſen⸗Geruch verwandeln.
vr) Welche beträchtliche Verſchiedenheiten fig nicht nur, wie zuvor bemerft, wurde.
wiederholte (und gefteigerte) Wärnte-Einwirkung auf Oshaltige, ſonders and uf
O⸗leere Aetheroͤle ergeben. davon giebt unter andern das Tervpeatiadl ein
auffallendes Beiſpiel. Wie namlich vie Temperatur exhöhet wire, bei bee mil
184
9) Schwefel⸗haltige. Hieher gehörende VBeifplele gewähren unter
andern das dem (künſtlich erzeugten Senſöl; oben 997) ifomere
Meerrettigöl (5. 999), jenes des Stinfafand und des Knrob⸗
laud, der Zwiebelichaaten, fo wie die Netheröle der Cru⸗
eiferen. Wertheim's und Pleß's hieher gehörigen Unterſuchungen
zufolge #) iſt der Schwefel dieſer Dele in denſelben theils als ſolcher,
theils als Schwefellyan an All yl gebunden, theils als Mubeſtand⸗
theil des Thioſinnamin (oben ©. 1170) zugegen. In Thiaspi
arvense L., im Kraut von Alliaria officinalis RBr (Erysim. Al-
liaria L.) fo wie in verfchiedenen anderen, finder fi) neben der Bes
dingung zur Bildung des Knoblauchöl, auch jene zur Entſtehung
des Senfoͤls vor, fo daß man durch die Deſtillation mit Waſſer
beide Dele erhält; denn fchon fertig ift Feines diefer Oele in den ges’
nannten und allgemeinen bezeichneten Pflanzen zugegen; oben ©. 997.
Man fcheidet beide Dele, **) mittel nach und nach in Heinen Antheilen
es für ſich wiederbolt veftillirt, indem man es jebetmal über trodnes Biegel-
mebl abzicht (deffen Anbäfion bas Del zurüd kalt, weßhalb es dann flärkeren
Erhitzens bedarf, mm es in Dampf zu verwandeln), um fo mehr wird e6 dem -
Kiendl, Hinfichtlih des Vermögens, Kautfehud aufzuldien ähnlich; das Kiendl
ſelbſt wird aber, beim Theerichwellen und bei nachfolgender Rectifteation, bei
einer höheren Temperatur gewonnen, als jene if, bei welcher man Terpentin
mir MWaſſer veflillirt. Uebrinens gelang es Bromeis, und fpäter Rabourpim,
Terpentinöle mittelſt Ayotiäure in eigenthümliche, kryſtalliſirbare Hydrocarbon⸗
fäuren zu verkehren oder vielmehr vergleichen, mittelſt dieſer Dele, zu erzeugen,
bie rarauf hinzuweiſen fcheinen, daß, verfchietenen Gewächſen entſtammende,
einander ſonſt fehr abnliche Dele der Art, auch weſentlich von einander abs
weich ende Oxydatione⸗Grzeugniſſe zu gewaͤhren vermögen, B's Sdure, von ibm
Terbinfäure genannt (R's Vermuthung zufolge, mittelſt eines Terven⸗
tinols gewonnen, das von Abies taxifolıa ſtanimt), gieng neben einem Azot⸗
fäuresgaltigen fauren Harze hervor, kryſtalliſtete in vierfeitigen, ſchwürig ſchmelz⸗
baren, nicht ſublimirbaren, fonvdern in höherer Kite der Zerftörung unterliegennen
Nadeln; R's Säure, von ihm durch Terbilfäure Eegeichnet, bildete dagegen
farbloe⸗vurchfichtige, keilformig⸗ octaedriſche Kroftalle, vie im Waſſer ſchwer⸗, im
Beingeiſt und im Aether leichndelich, bei 2000 C. — 1600 R. ſchmolzen, dann
aber, weiter erhitzt in COz und eine farbloſe, öligflüffige und deſtillirbare Säure,
Byroterebilfäure genannt, zerfielen. R’s Terpentindt entflammte ber Pi-
nus maritima J.., und befand nödlometriih aus Ca Hg O7 (+ 2 HO),
BS's Eäure aus Ci Hg O7. — — Leblanc zufolge iſt vas (rohgrünlich⸗
Braune) wieverholt über CaO veſtillirte MWermuthöl farblos, von brennens
sem Geſchmack und durchdringendem Geruch, leichter ale Wafler (bei 21°C. —
190,2 R. von 0.973 Sigengewicht) und ſtöchiometriſch dem Laurineen-Gamphor
(Borneo-Gamphor) polymer, nämlih = Cao Hıs Or; vergl. oben S. 804. —
Daf Viburnum Opulus L. Bhocenfäure entwideln (oben &. 1057 Anm.),
wie Chevreul zuerft beobachtete, und dieſe ven Geruch feiner Beeren und Rinde
bewirkt, ift neuerlich vollkommen befätigt, zugleich aber von Dumas dargethau
worden, daß Bhocenfäure und Balprianfäure (VI) einerfei fim.
*) Ann. d. Chem. u. Pharm. LV. 297 ff. u. LVIII. 36 u. ſ. f.
“) Genföl ohne Knoblauchoöl erhielt Pleß ans vem Saamen von Iberis amara L.
und in geringer Menge auch aus dem Saamen vou Capsella bursa past, Fert.,
.
— — — — — — — — — — — — — —— —— —— — — — — —
1388
I
zugefesten Platinchlorid und etwas Alkohol (der, fammt Schüttelung,
die Sonderung des zu bildenden Niederfchlage befördert, während a
das nicht zu fällende Del gelöft erhält); das Kuoblaudyöl wird, is
Form eines gelben Niederfchlags, an das Fällungemittel gebumben,
ausgefhieben, tas Eenföl verbleibt der Flüffigkeit, wenn man von
Platindhlorid nicht zu viel zugeſetzt hatte, in welchem Falle das Gexfä
ebenfo, jedoch erſt längere Zeit darauf fi ausſcheidet. Tas Allyl
(Al = Ce Ha), feiner Abſtammung (vom Aetheröl des Knoblarqh
Allium sativum L.) gemäß benannt, iſt ein von Wertheim e:
ſchloſſener Bezweitftoff (ein fog. Radical), deſſen Oryb (All O) RE
mit dem Gilberoryd zum metalliſch-organiſchen Galzgründe
paart, wen beide von Azotfäure aufgenommen werben; da erſtere dam
mit lebterer ein Salz bilden, das fächerartig gruppirt aus farblofen,
ſtark glänzenden Prismen beſteht. Löfet man diefes Salz in wäffrigen
Ammoniaf auf, fo erhält man wäfrig-flüffiges Silberexydazotat⸗Am⸗
monoxyd, bevedt: von Allyloryd, das in Form eines vollkommen
farbloſen, waflerklaren, eigenthuͤmlich widrig riechenben, O lebhaft au:
ziebenden Netheröls oben aufihwimmt, jedoch, um alio rein zu er⸗
ſcheinen, zuvörderſt abgefchöpft und für fi deſtillirt werden muß; cin
Tropfen beflelben mit alfoholiger Gilberorhbazotat- Löfıng begeffen,
macht obiges Salz fogleich. wieder hervorgehen. *) Da W. zujolge
Knoblauhöl =ANS, Genföl = All+ (6(2M52, erfteres ale
Schwefel:Allyl, legteres Schwefelkyan-Allyl if, fo Ham
zu erwarten, daß man jedes dieſer Aetberöle aus dem andern wird
hervorgehen machen können, W's Berfuche beflätigten nicht mar dieſe
Baphanus Raphanistrum L. und Sisymbrium ofüc. Scop. Die Sub
arten: Lepidium ruderale, sativ. und campestre, bie ZBurzel von Ba-
phanus sat. L. gaben ebenfalls S:Haltige Dele.
*) Ein Centuer forgfältig zerflampfte Knoblauchzwiebeln, gaben (Wertheim), mit
Mafler deftillirt, nur 3 bis 4 Unzen rohen Kuoblaud:Aetheröls; Nenmernz
erhielt von 2 Pfund 30 Srane, pas in Form einer dunkelbraungelben Stuffigkit
(im Waſſer zu Boden finkend) von dem mit übergegangenem Waſſer beacdt mie
und vorfichtig nochmaliger Deftillation (ſog. Rectiflcation) unterworfen werben
mußte — am beſten aus einem Waflerbave, veilen Wafler zuvor mit Kochlalz ge
fättigt worten, Bei einer Temperatur, die 1400 C. — 1120 R. nicht exit
— um als blaßhellgelbet (zuletzt etwas dunkleres) Aetberol überzugeten. Ba
140° C. fängt es an fi zu vunkelbräunen, bei 150°%C. — 120°. erg
es, unter ſehr merkbarer Gelbflerhigung und Gntwidelung unerträglich wörig
ziechender Dämpfe ber beginnennen Verkohlung, indem dann der Retorte eine
f&warzbraune, klebrige Maſſe verbleibt. Meines, trodues Kroblauchöl ve:
füludt HCh =» as in Menge und färbt fi$ dadurch vorübergehend indigblas
(bald darauf wirb eB wieder gelb). K entzieht dem reinen, trocknen Oele ein
Verhaͤltnißgewicht S, und Läßt fo eine ebenfall® ölige Verbinkung, vieleicht =
All-+ AIIS? zurüd, vie von K nicht weiter gericht wird. Zugleich entweuft
ein entzündliche, angezüntet mit blaßblauer Flamme breunenbes Gas, and ver
bleibt ein noch zu unterfuchendes fog. organiſches Erzengniß.
1843
Bermulgung, ſondern lehrten noch ein brittes Verhältnis des Allyls
kennen, das, anf eine höhere Schwefelungsfufe deſſelben hinweiſend
den Geruch tes Stinkaſand entwidelt, hierin dem Gulfive des
Kakodyl ähnlich; oben S. 1175. Deftillirtt man Genföl (©. 997)
mit KS, wie biefes durch Weifglähung von Kali⸗Eulphat mit Kohle
erhalten wird, fo belommt man als Deftillat: Knoblauchoöl, wähs
rend fi im Rückſtande Schwefeltyan: Kalin (S. 965 und 999) oder
Rhodan: Kalin (SB. 962 und 1268) vorfindet; wandte man eine höhere
Schwefelmngsſtufe an, fo reicht andauerndes Erwärmen des Gemiſches
in einer Blasröhre hin, einen Anflug von Kryſtallnadeln hervorzu⸗
bringen, welche beftigft nach Asa foetida riechen. Vermiſcht man
dagegen eine gefättigte, alloholige Löfung des Knoblauchol mit gefäts
tigter Löfung des Aebiublimat (Merfucchlorid — MrCh) in Alkohol,
fo bildet ſich fofert in reichlicher Menge ein weißer, pulvriger Niebers
flag, der ſich ducch längeres Stehen noch vermehrt, und, . wie die
weitere Behandlung befielben mit fiedendem Alkohol zeigt, ein Bemenge
zweier weißer Nieberfchläge ifl, von benen fih nur einer (der in bes
träcgtlich geringerer Menge zugegen feyende) in fiedendem Alkohol (wie
au im Netter) Hingegen nicht im Waſſer löſt, das vielmehr deflen
altohslige Löfung zerſezt und ihn wieder fälle. Wird dieſer durch
Baffer gefhiebene, dann wohl ausgewaſchene und volllommen getrods
nete Niederſchlag, der eine Verbindung barflellt vom (hiebei elektro»
negativ oder ſauer gegenwirkenden) 2 MrCh + AllCh mit 2MrS +
AUS (die fi Hier eleftropofttiv oder baſiſch wirkfam zeigt) mit Rho⸗
dan⸗Kalin im Ueberſchuß gemengt und bie zu befien Schmelzung (d. i.
bis zu 1200-1300 C. — 960-1040 R.) erhitzt, fo erfolgt bald
Schwärzung und mit ihr: Bildung von Senfol (Cg H; AS), das
ih in der Borlage in Jorm von Tröpflein fammelt, die ihre Senföls
Natur unter andern auch dadurch leicht darthun Jaflen, daß fie mit
waͤffrigem Ammoniak, im Ucberſchuß begoflen, fich ſogleich tn Thi v⸗
finnamin (6. 999) verwandeln, dad man burch gelindes Abdampfen
und ruhiges Hinftellen keyſtalliniſch darzuftellen vermag, wodurch dann
zugleich das mit erzeute Knoblauchöl von dem Genföl gefchieven wird.
Der ganze Vorgang gewährt nämlich, zunächf (außer einem Berhälts
nifgewicht 3 KCh) 2 Rhodan: Merkur, die dann aber durch Wechfels
wirkung ber Übrigen Mifchungsyliever in 2MrBS und 1 Echwefelallyl
zerfallen. So wie man mit Ammoniaf den durchdringenden Geruch
des Senföls*) befeitigt Hat, tritt der des Knoblauchdl merkbar
——
h*) Man hat in neuerer Zeit angefangen das Senföl zu benutzen, zur Darſtellung
bes Vertreters der trockner Genf genannten Beiſpeiſe, indem man es mit bin-
k
zeichenden Mengen von Zuder, over Zuder und Stärke abreibt, und, Bal’s
der Genf gelbe Varbe varbieten fol, daſſelbe Farbungemittel beifügt, das au
im fog. „Unglifgen trocknen Genf Farbe, wie eigenthümliche Würze:
1344
hervor. Wie ver unlösliche Antheil jenes erfien weißen Rieberfchlags
zufammengefeßt if, müſſen weitere Unterfuchungen Ichren. Schweſel⸗
haltig if, wie man weiß, auch das Hopfen-Hetherdl. Ge ſiuden
ich, von blafigen Zellen eingefchleffen, im Lupulin, ®. i. im jenem
“gelben, yulvrinen Bebilte der fog. Zapfen weiblicher Gepfenplanpı
.„ (Humulus Lupulus femina L.), welches aus fchön hellgoldgelben
Körncyen zuiammengefebt if, teren jedes einzelne faſt durchfichtig, im
friihen Zuſtande birnförmig und gefickt, am Ende bes Etieles eine
Anhafiſtelle (Hilus) darbietet, die bei den trodnen, mehr ober weniger
abyeplattet bervoriretendin Körncdhen nur in Form eines Ginteuis
fihibar if. Mir Alkohol oder Aether behandelt, enilaflen dieſe Kern
hen gelbes Harz und das flüchtige Del, die beide, in Folge feg. frei⸗
williger Verdampfung, getrennt (das Del, in Form Heiner Tröpfles)
zurüdbleiben. In folcher Weiſe exrfchöpft, erſcheint dann das rucdhänbige,
4
dem zuvor von Wettöl befreieten (ter Senfkleie) ober auch ohne dieſe Autſchä⸗
dung targeftellten Senfmehl gewährt, währenn Beimengung von etwas Galpekr,
ESchimmlung und Verderbniß verhüthet, Falle man ten teodnen Genf mir Sicht
brübe oder mit Gifigs und ZudersLöiung in flüifigen (und im Ichteren Bulle: =
nachgelünftelten Mofrich) verwandelt; . vergl. m. D. Gewerbsfe. I. 53. Die
Benennung Moſt rich rühr: übrigen® von ver urfprünglichen Bereitungiseit
dieſer Belipeife ber, indem man flatt Zuder:Löfung mehr ober weniger eingefet-
temen MBeinbeeren:Moft mit dem Senfmehl vermengte; Gemenge ver Urt Ih
vorzüglich in Weingegenden Deuticlants, unter ner Benennung füfer Gent,
bekannt, und gewätren, mannigfaltig gewürzt (mit ober ohne Bufay von Sig)
bie ſog. „Branzöflfyen Genfe oder Moſtriche. Der Genuß von wenig Gab
koörnern beförbert die Verdauung, was mittelbar karthut, daß VBerbanung am
Bährung weſentlich verſchiedene WBetbätigungen fit; der Zuſaz von Genf (umb
wirkſamer von fehr wenig Eenföl) hindert wicht ober weniger jere Art wes
Gabrung, zumal vie fog. weinige, aber auch die fanre, weßhalb Mriehäuhler,
in die mit Wein gefüllten Bäffer, Heine leinene Sädchen hängen, die auf 6 bi
8 Obm Wein enıhalten: 2 bis 3 Loth gemengtes Genfmebl d.h u
gemahienem, ſchwarzem und fog. weißem Genf zufanmengefehtes; eine Im
fammenfegung, bie auch, hinſichtlich der zur Moſtrich⸗Fabrikation gersähtten Kirke,
beachtungswertb if; oben S. 997 —, un sie, foll va Gemenge gelb eriäer
nen, ber bemerkten Faͤrbunq bevarf); ein vie Geſundheit ber Trinker jedes Selle)
nicht benachtheiligendes Verwahrungsmittel gegen trübenden Fortgang ver: med
nit volltommen beenreten Weingäbrung, und tamit zugleich zur Giierumg,
Heinen Antteilen nach, zu erbaltenzer NBeinfüße, zuglei aber and, wm ver
züglich gegen etwa mögliche Säuerung des jungen Weins. — — Die ellw
mene Gleichheit des MeerrettigsAetherdls (S. 999) mit nem Gel
ſcheint darauf hinzudeuten, daß in den Wurzeln der Cochlearia Armoratia L
jene beirerlei Bilpungstheile beifammen vorliegen, vie im weißen und Tdgwarzes
Eenf getrennt erfcheinen (&. 3027). Vogel, der um die Dlitte des 18. abe
hunderts lebende Eottinger Lehrer der Mebicin und Gbemie, erbielt aus 1 Piusb
Meerrettig s Wurzel 15 Gran ſchweres Aetherbl; Caspar Neumann, au
4 Ungen Asa fuetida, 4 Drachme, und aus I/a Pfuns Retrig (Baphanes
sativus .L.) 15 Gran. 6 Körbe friiches Löffellraut (Cochlearia stflci-
nalis Z.) etwa 240 Pfund? gaben Dehne, 6 Dramen reinen Meteröll,
u befien Schwefel⸗Gehalt ſchon durch ältere Verſuche nachgewieſen worden.
1345
ebenfalls aunoch gelbe Koͤrnchen, bewaffneten Auges beichauet, als vers
haͤltlich große farblofe, im Innern leere Hohlblafe, deren Wandungen
Zellen umfaften, in welchen gelblicher Stoff abgelagert beſteht. *)
Waͤſſriges Ammoniak wird vom Lupulin röthlichgelb gefärbt, und hin⸗
terlaßt (verbunftend) eine Wachs⸗aͤhnliche, im Alkohol wie im Aether
unlösliche Naſſe. Jod gelbt die Außenzellen des Lupulin, während
es die inneren (anf Amylon hinweiſend) purpurviolett färbt; f.w.n.
Wie es fcheint, iſt es das Netheroöl des Hopfens (und des Malzes?),
wodurch das Umſchlagen und Sauerwerden ber gehopften Biere vers
hüthet wird (gleich wie Senfoͤl den fog. Stich des lagernden Weines
und Hetheröle überhaupt: das Gchimmeln der Tinte sc. verhindern),
eine Wirkſamkeit, die aber aufhört, fobald das Del, durch Aufnahme
von O, in feharfsbitteres Harz (ähnlih dem Lupulit, das im Lupu⸗
Iin ſchon fertig vorkommt; m. Grundz. I. 647 und II. 445) übergeht;
denn jene Beſtaͤndigungen, welche die Aetheröle überhaupt zu bewirken
vermögen, fie ſcheinen hauptſächlich davon abhängig zu ſeyn, daß fle,
ale Dämpfe, in den Iropfbaren Blüffigkeiten ıc. verbreitet, zutretender
Luft das O⸗Gas entziehen und fo deſſen nachiheilige Einwirkungen
hindern ober doch mindern, TH. v. Sauffure hat dieſes Berhalten
der Hetherdle zum O⸗Gaſe, durch unzweifelhafte Verſuche erwieſen, aus
denen unter andern anch hervorgieng: daß unter allen Atheröligen
Flüſſigkeiten bie fog. rectificirte (Erb) Naphtha von Amiano am
langfamften und dadurch am wenigfien O⸗Gas verſchluckt; Hieraus ers
Härt fi, warum in manchen Weingegenden Griechenlands bem Weine
ähnliche Naphthen zugefeßt werden; fie fichern, obgleich Geruch und .
Geſchmack etwas abändernd, befien Beſtaͤndigkeit. Will man baher die
Büte des Hopfens möglihft fihern, fo muß man ihn zum Ge⸗
brauche fo aufbewahren, daß bie Luft ihm fo wenig wie möglich zus '
gänglih wird; daher drückt man ihn (meiftens mittelſt hydrauliſcher
Brefien) aufs Außerfle feft ein, in faltenlofe, fehr dichte, eylindriſche
Gäde, die man oben durch Umſchlagen des leeren Theiles und mehr-
fache Nähte verfchließt. Ebenſo zeigt jener Hopfen, welcher, Behufs
der Bierbraunng, nicht durch anhaltende Kochen, fondern nur durch
x
* In einen Waffertropfen des Objectivträgers eines Mikroſtop gebracht, verhält
ſich jedes friſche Lupulin⸗Kornchen wie ein Pollen= (Bluͤthenſtaub⸗ oder Gaas
menfiaub-) Kornchen. Es erfolgt, Rospails Beobachtung gemäß, eine Art
Rüdorudss Bewegung, und bald bemerkt man, nicht felten in Volge ziemlich
lebhaften Verpuffung⸗aAhnlichen Geräufches, das Hernortreten eines Darmsähnlichen
Gebilnes, oder flatt veffen einer aus zahllofen Kügelgen beſtehenden Wolke.
Diefe Verhaltens Aehnlichkeit der LupulinsKörndden und des Pollenftaubes machen
es R. wahrfcheinlih: daß Spalanzani’s Beohadtung, nad welcher weib⸗
Uger Hopfen, auch ohne Mitwirkung männlichen Biüthenftaubes, Saamen
zu tragen vermag, gegründet if. Gntzieht man übrigens vem Pollen, mittel
Waſſer, Alkohol, Aether sc. alles Ausziehbare, fo verbleibt ein Azotshaltiger
Biltungstheil, pas Bollenin..
| 85
1346 .
— —⏑⏑—⏑
heiße Aufgüffe ausgezogen wurde, bei weitem größere Wirkſamlelt als
der, deflew Hetheröl man durch zu Hohe Ausziehungswärme zum Tell
yerflüchtigt, zum Theil, in Folge dabei eingetretener Oxydation, vers
harzt hatte, ) und dem außerdem auch nicht nur von bem gelben, fon:
dern auch von einem braunen, fcharfbitteren Harze (des Hopfens),
gemäß eingetretener Schmelzung und Bertheilung bes gefcämolzenen
Antheile, bei der zu hohen Ausziehungshitze, mehr oder weniger entzogen
und zum Nachteil des werdenden Bieres in die Würze gebracht werben
war. Auf die Anwefenheit des Hopfenätberöls weiſet übrigens ſchen
bie gewöhnliche Hopfenprobe Hin, deren man ſich beim Aukauf bes
Hopfens zu bedienen pflegt; man zerreibt ihn zwifdgen den Fingern
und beriecht ihn unmittelbar barauf. Alter Hopfen enthält Yayalin,
defien , durch Oxydation bes Aetheroͤls vermehrtes, fcharfbilteres Harz,
fammt dem nicht harzigen Hopfenbitter, mehr gebräunt erſcheint, «is
diefes bei jungem Hopfen der Fall if. Betrügerifche Gewinnfſucht Keift
dergleichen röthlichbraunes Lupulin buch Schwefeln, ». i. durch
theilweifes Bleichen, mittel durch Schwefelverbrennung entllandener
Schweflichtſaͤrre, wieder auf (oben ©. 1288, 1290 Uinm. und 1302),
eine Faͤlſchung, die ſich unter andern dadurch leicht nachweiſen läßt,
daß der ihrer verdaͤchtige Hopfen in einem paflenden Glasgefäß (z. 2.
in einer Retorte), ohne ihn zuvor zu trocknen, ober beſſer noch: made
dem man ihn mit fehr wenig Waſſer etwas gefeuchtet hatte, für ſich
mäßig erhitzt und den Dunft in Faltes Wafler leitet; man erhält dann,
war der Hopfen gefhwefelt, in der Vorlage wäflrige Schweflichtſerre,
bie durch wäflrige Ch-Löfung fofort in S03 übergeht, die durch PROA-
ober BaCh>Löfung leicht nachweisbar if. Leitet man den SOgs-haltigen
Dunft in nahe gefättigt Borax⸗Löfung, fo bindet diefe die SO,, Ußt
aber CO2:Bas, wenn foldyes etwa mit zugegen iR, unverſchlackt x.;
vergl. oben ©. 801. Mebrigens find die: Aetheröle darbietendes
Pflanzentheile nur in beflimmten Seiten, in denen fie emthalteuten
Zheilen, in der verhältlich größten Menge zugegen; fo die meißlen
Kräuter, wenn fie in voller Blüthe flehen, wenige, wenn fle ſchon in
Saamen gefchefien, die Wurzeln im Frühlinge, kurz vor dem Un&
fhlagen, die Hölzer im Anfange des Winters, die Früchte un) Gammen
°) Th. ©. Sauffure fah unter andern auch Lapendeläl, in Folge ber Dxyes
tion, in eine, wie e8 ſcheint, eigenthümliche, barzige Saure übergeben, bie mit
KO ein leicht una ſchon kryſtailifirendes, Iuftbefländige® Salz gewährte. Yun
fand derfelbe, daß Ochaltige Aetheröle im Alkohol um fo löslicher Ans, je mer
fie O enthalten, eine Xöslichfeits Beförderung, die auch allen übrigen Wetherbiee
zu Theil wird, in dem Maaße, wie fie fertiges Waſſer enthalten. Je rricher
an gebildeten Horze die Aetheroͤle find, um fo rauper fühlen fie ih an um
um fo mebr meiden fie in dieſer Hinſicht von denen fidy fchmierig amfühlenben
Bertöten ab, vie übrigens, maren fie Aetherblen beigegeben, durch vera Ber
dampfen Pettfieden hinterl—
Reden Hinterbleißen. hinterlaffen, wahrend von Harzhaltigen Aetherblen Gare
1347
unmittelbar nach vollfommener Reifung. Die Abſcheidung, ber anf dem
Wafler der davon gefüllten oder zu füllenden Borlage, ſchwimmenden
rohen Aetheröle (und die darin zu Boden liegenden bringt man, durch
Eättigen des Waſſers mit Kochfalz oder mit CaCh, zum Echwimmen,
was zugleich den im Waſſer gelöften Delantheil austreibi) Tann, mite
tel einer Kleinen gläfernen Spritze, unvollfommen, vortheilhafter bins
gegen dadurch bewirkt werden, daß man, nachdem ſich das Del durch
Nütteln, Abflreifen, mittelſt eines Glasſpatels und darauf folgendes
einige Tag lang rubiges Stehen der wohlbedeckten Borlage (am
fühlen Orte) auf der Oberfläche gefammelt hatte, es, mit Hülfe eines
dünnen und kleinen baumwollenen Dochtes in ein zweites, tem oberen
Theil des Halfes der Vorlage angebundenes, engmündiges, fog. Mix⸗
turglas leitet; es fließt dann, der Flächenanziehung des Dochtes fols
gend, das Del rein und klar in letzteres Glas ab, währen alles es
zuvor Trübende dem Dochte verbleibt. ») Die Werheröl Zellen oder
Blaſen laſſen ſich bei der burchichnittenen Nuskatnuß, der Angelifas
und Meiflerwurzel (von Angelica Archangelica ». officinalis L.
und Imperatoria Ostruthium L. #%), Wachholderbeeren, Citron⸗ und
% Bei Auttreibung der Fettoͤle, mittel Prefiung, bat man, umgekehrt, alle
pur Arbäflen (Gapillarität) Seitens der Behälter der pie Fetidle enthaltenden
Maſſen (3. B. der zerffampften ober zermahlenen sc, Bettöl-haltigen Eaamen)
ndglige Giniaugung zu meiden; weßhalb man 3. B. autzupreſſende zertheilte
Mandeln nicht in leinene (oder befler hanfene) , ſondern in pferdehaarne Preßbeutel
ſchlägt, und fle dann, durch ruhiges Hinftellen, unter Abichluß ves Luftzutritts
am kühlen Orte Märt. Wefte Settmaflen, 3. B. Cacaobutter, kann man
jedoch nur Märend reinigen, wenn man fie in ein von einem Glactrichter ges
tragenes Fließpapierfilter Tegt, und Trichter ſammit Glas, as ihn trägt, am
einen warmen Ort flellt, ein Verfahren, das fih auch auf antere Fettarten,
3. B. auf Butter, in geeignet größeren Trichtern und Auffangs®efäßrn und bei
größerer Anwärmung anwenden läßt, und bann ein fehr reines ſog. Schmalz
gewährt.
**, Peucedanum Ostruthium Koch. — Den Berfuhen von 6. Meyer un
BZenner zufolge enthält die Angelika⸗Wurzel nit nur eine flächtige
Eäure, wie ſchon 2, Buchner gefunren hatte, fonvern auch no Bffigfänre;
vielleicht er durch Einwirkung des Kalks hervorgegangen, mit dem bie trodne
Burzel (auf 50 Pfund verfelben 3 bis 4 Vfund gebrannter Kalk una Waſſer)
aukgekocht worben war, um nachgebends mit SOz überfeht und veſtillirt zu wer⸗
ben, um fo bie flüchtigen Eäuren zu ſcheiden und für fi darzuſtellen; Eäuren,
pie in der Wurzel mutbmaaßlich an organifhe Galzgrünrer gebunren waren, vie,
wit Kali behanrelt, Ammoniat und Balerianfäure emiliefen. Die erflere
Biefer drei flüchtigen Eäuren, vie Angelilafäure, iR kryſtalliſirbar, ſchießt im
ziemlich durchſichtigen, farbloien, fauer gegenwirkennen, bei 450 C. — 36,
ſchmelzenden Kryſtallen an, bie nach rer Echmelzung zur glänzenten Mafle ers
flatcen, bie geſchmolzen und bei 190% C, = 15208, veillitt, als Dampf eigen⸗
thümlihwürzig riecht, in kaltem Maſſer ſchwer⸗, in Alkobol, Aetber, Ierpentindl
umd Bettölen Leichtiöslih und ſtöchiometriſch — Cıg H7 O3 + HU zuiammen-
gejetzt if, ſich alfo von ver fog. Fettſaure (oben 8.1065) nur durch 1 H und
won der Palerianfäure durch 2 H weniger verfchieven zeigt; Ann. d. Chem. u.
Pharın. LV. 817 ff. Ueber Imperatorin vergl. ©. 1171 Anm. und m,
85%
18348
Pomeranzenſchaalen, mittelf ber Loupe, leicht erkennen. Das aus
Iegteren durch Ausprefiung gewonnene Heiheröl befigt feinen matkr
lichen, angenehmen Geruch unverändert, das durch Defilletion mit
Waſſer — zumal das aus Schaalen von mehr ober weniger verdor⸗
benen, unreif in den Handel gebrachten Citronen und Apfelfiuen —
einen weniger lieblichen, und wird vielleicht darum in verhältlich ber
trächtlich größerer Menge, als durch Ausprefien gewonnen, weil ihm
ein durch Gährung und Deftillationswärme entflandenes Fermentol
(cf. w. u.) beigemifcht iſt? Vergl. oben ©. 1335.
B) Amylotde. Warblofe (weiße), kaltem Waſſer wenig ober gar nicht
zugängliche, im Weingeiſt, einfachen und zufammengejehten Weiher,
Aether⸗ und Fettölen unlösliche (und meiſtens auch in Effigfäure umauis
Lösliche), pulorige Maflen, die, bewaffneten Auges befchanet, mechaulſche
Gemenge organifch geftalteter, Häufig: mehr ober weniger (länglid-)
zunblicher, au ſich burchficytiger oder durchſcheinbarer Grundkoͤrperchen
darftellen, welche durch Wärme und chemifche Einwirkungen von ge
wäflerten, an fi} flarfen Säuren, fo wie, flatt berfelben von geloͤſtes
Alkalien und deren Vertretern mannigfache Umformung und Umsi
- hung erleiden.
4) Amylon (Amylum ober Stärke) = Ce H; Os. Ueber Reindarſtellan
Grundig. I. 860. Franz Döbereiner farb es ſtoͤchiometriſch zufammen
gefegt ans Oya Hı2 O;. und vermuthete (im Jahr 1838), daß es mit Im
moniak verbunden das Piperin varftelle; eine Vermuthung, vie am bie ober
©. 1215 befindliche Mittgellung über das Piperin und Anilin, ©. 1170,
erinnert. Das Biperin ift übrigens ſowohl im ſchwarzen als im weißen,
uud wahrfcheinlih auch im langen Pfeffer zugegen; erftere ift bie unzeife, geime
Beerenfrucht von Piper nigrum L., vie man raſch auf Matten trodue, we
durch fle-jufammenfchrumpfen, runzli und ſchwarz werden; legterer beickt
aus den annoch am gemeinfamen Blüthenfiiel eingefentt haftenden, Halbfreiez
Beeren des P. longum L. Der ächte großlörnige weiße Pfeffer wird »etard
“ gewonnen, daß man bie reifen rothen ober überreifen gelben Beeren nes P. ni-
grum L. 14 Tage hindurch in Waſſer einweiht, und van, nachdem fie ke
"zeichend (bis zum Zerreißen ihrer äußeren Schaale) aufgequollen finb, am be
Sonne trocknet / da fie ſich dann, durch Reiben zwiſchen ven Hänven, leicht
entſchaͤlen und fo die runden, gelblich⸗ oder graulichweißen, nicht ranzüchen
Kerne ſondern laſſen. In England fertigt man, durch Einweichen des ſchwerzen
Pfeffers in Seewaſſer und Harn, darauf folgendes mehrtägiges Trocknen au ber
Sonne unb hiedurch bewirktes Untfchälen ſog. weißen Pfefler. Aechter weiber
Dfeffer entläßt an Alkohol etwas nicht ſcharfes Actheröl, ein grünliches , per
artig ſcharfes Harz und Piperin; KOHO-LHfung nimmt das Harz Binweg, un
dem bis zur fog. Extraetdicke durch Abpeftilliven des Weingeiſtes eingeengten Int
zug. MWieverholung folcher Auflöfung in Alkohol, Abbampfung ıc. läft nas Bir
perin enblih volllommen farblos zurück, va es dann, "weil e6 von Weiher
frei und im Waſſer unlöslih, weder riechbar noch ſchmeckbar if, farbloſe vie
feitige Prismen varflellt, vie, ohne zu verbampfen, bei 100° C. fließen, RS ia
Alkohol Leicht loͤſen, gelöft, pfefferartig feharf ſchmecken, fi in Falter Edymefel
Ken mit vunkelrother Barbe auflöfen und Aödiometrifch aus Cz4 Hıg AUG be
eben,
beffelben |. ©. 926. Berreiben mit Taltem Waſſer zerreißt bie Hällen
ihrer glänzenden, burdhlichtigen Grundkoͤrperchen, und macht diefe dem
alten Waſſer fehr wenig, dem von 600C. — 4808. mehr und volls
Rändiger, dem flebenden vollkommen zugänglich, damit Kleiſter bildend;
a. a. O. Die kalte Löfung purpurröthet, die bes Kleiſters, fo
wie biefer felbft, wenn er (3.8. in fog. geflärkten, d. i. durch Stärke
gefleiften Zeugen, zumal Kattım oder Leinwand) eingetrocknet erfcheint,
bläwet bie wäflrigy Löfung des Jod und gelbräthet die des Brom;
Baryt⸗Waſſer ebenſo Kalkwaſſer werben von ber kalten zweifelhaft,
von der heißbereiteten Löfung rollſtaͤndig geträbt, indem ich Baryt⸗
oder Kalk⸗Amylat weißpulorig niederfchlägt. Weber PbO-Amylat und
weitere chemiſche Berhalten des Amylon vergl. ©. 917 ff., 920, 925,
927, 1216, 1277, 1282 und 1297 ff. Schwache Roͤſthitze wandelt es
in GStärfgummi oder Leiofom, nah Bayen = Cıa Ho Od, Gieben
mit verbünnter Schwefeljäure ober deren Vertretern, zunächft in Staͤrk⸗
gummi, dann in Gtärkzuder (6. 925 f., 1095 u. 109. Aehnliches
und Gleiches bewirken auch: lange, unter großem Drud anbaltendes
Sieben der wäfirigen KleiflerLöfung, Berührtwerden Yon frifchem
Dflanzenleim und Taltem Waſſer, und weitere über bie Bildung von
Dertrin (6.918) Hinansgehende Einwirkung warmer Diaftas-Löfung.
Mit Azotſaͤure erhikt giebt es, und ebenfo auch das Leiokom und das Dextrin,
keine Schleimfänre, fonvern nur Dralfäure, Hybroralfänre (Zucker⸗
fäure) und COg. Neber Waltl's Amylonin, PByro-Amylon
und fog. Amydin vergl. m. Grundz. J. 629. Ueber das Verhalten
des Amylon zum Balläpfelaufguß, wie der folgenden Gattungen,
ebendafelbſt. Balläpfelgerbfäure verbindet fich nicht chemiſch mit
Amylon.
#) Iuulinz f. oben ©, 1283. *) Ueber kryſtalliſirbares der Da-
tisca cannabina L. oder fog. Datiscin, m. Grundʒ. I. 630.%%)
y) Selatinamylon oder Moosfärke (Flechtenſatzmehl), nah Nul⸗
der ſtochiometriſch zufammengefedt wie Amylon. Nach Entfernung
frembartiger Beimengungen ber zerihellten Flechten, bewirkt durch
nach einander folgende Ausziehumg berfelben mit Aether, Alkohol und
ſchwache Natroncarbonat » Löfung , dann eintretendes Auswaſchen mit
*) Das Inulin it, Mul der zufolge, im Pflanzenreiche weit mehr verbreitet als
Bas Amylon; es iſt Häufig von wahrfcheinfich meiſtentheils aus ihm felber ents
Randenem Zuder begleitet und nach M. ver Gellulofe (oben &. 1300) vol-
kommen iſomer. Anweſenheit anorganifcher Salzgründer beförbern feine Um⸗
bildung in Zucker ungemein. Wie Amylon in verſchiedenen Wurzeln und
Früchten bei deren Keim⸗Treibung ſchwindet, fo wanvelt ſich auch, unter ähns
den Ginflüffen, Gellulofe in Innlin um,
*) Bostreffensty will gefunnen haben, daß das Inulin födlomelrii Ges
Reben foll ans Co4 Hıo * eine Abweichung von dem durch Mul der erhal⸗
tem UnterfuhungssErgebniß, die MB, von ber leichten Oxydirbarkeit bes Innlin
tet,
10
BCh-Haltigem Waſſer und reinem Wafler (eben ©. 1098) bleibt ein
Satzmehl übrig, das, durch Sieden mit WBafler, in demfelben gelöß,
dann abgebunfet und eingetrocknet eine farblofe, Gummi⸗aͤhnliche Mafke
darſtell't, die mit kaltem Waſſer ſchleimig, gallertartig aufguill’t, im
heißen ſich zu dünnem Schleime loͤſt. Weber riechbar noch ſchuecbar,
burh I fi dunfelgelbend oder bräunend. (Im Islänpifcen
Moos befindet fich ſtets auch etwas Amylon, eine Ablochung son
Ieländifhen Moos wird daher von J gegränt.) Ueber bie ſich
bier anreihenben Salep⸗ und Musfatblärh-BelatinamylonsBirten,, von
benen bie letztere J röthet; m. Brundz. a. a. D.
0) Bectin; oben ©. 923 f. und 1180 Anm. Mulder’s Unterfudgungen
zufolge ſollen Pectin und Bectinfäure Eins und Daffelbe, und nur in
Bolge Tleiner anwelender, anorganiicher Beimifchungen von einander
verſchieden ſeyn. Die aus feiner Analyſe afgeleitete Formel, weicht
von der a.a.D, mitgetheilten Frem y's beträchtlich ab; denn M. fan
9 H und 12 O0 weniger als 3., nämlich: Ci2 Hs Oro. Brocentif er⸗
bielt M. ſtets etwas über 45,47 C und nie weniger als 4,95 H, währen
Regnault's Analyſe beide Grundſtoffe in biefen Sahlenverkältniffen
aufzuführen nöthigten. Bon dem „Belatinamylon“ unterfcheidet ſich
bas Bertin (und ebeufo auch der weiterhin befchriebene Duelifleim)
ſchon dadurch, daß feine heiße, wäflrige Löfung, erkaltend Ach niit
mit einer Haut überzieht, was bagegen bei der Gelatinamylon:Röfumg
lets der Fall if.
v) Phytomucin ober Bflanzenfhleim In Weingeiſt, Weiher unb
ODelen unlösli, mit dem Waſſer ſchlüpfrig⸗klebrige, widgt Faden
ziehende, von baflich:Rlicfaurem Kali (fog. Kiefelfeuchtigkeit, ©. 1246)
fo wie vom Ciſenoxydjulphat Leine Träbung erleidende Löfungen ge
während, aus welchen es gleich dem Quellſchleim von gelöflen Alenz,
Zinuchlorür, Bleiacetat sc. gefället wird; mit Azotſänre erhigt,
theils Oxalſaͤure, theils Schleimfäure, theils Pikrinſaͤure (6. 1001)
bildend; begleitet häufig die übrigen Amylorde, die Saccharorde, Ber
glychtve und die Berbfäuren, und erfcheint in den Swicbelgewädkez
als der dem Safte berfelben Klebrigkeit und @lanz gewährende Stell.
in ihnen, wie auch in ben übrigen Phytomscin-Zrägern, meiſtens eis
SäuresBertreter gebunden au Galzgründern; Sieben feiner wäfftigen
Lifung mit Kali» Löfung wandelt ihn theils in Bertin, theils in
Quellſchleim nm. Unterwieft man 3. B. gepulverte Salep, ) mittif
*) Bon bezog man vie fog. Salep oder Salep⸗Wurzel (b. i. hie getroduete Muri
verſchiedener Orchis-Arten) nur aus Berfien, jeht und ſchon feit machrerm
Zahren bereitet man fie Häufig aus heimifchen Wurzeln, namentlich in Sranfen
ſchon felt mehr als einem Jahrzehend. Man wählt dazu jene Orchis- Urten,
beren Wurzel ungetbeilte Knollen Haben (3. ®. Orchis mascula L., O. Mo-
rio eto.), waſcht fie, reihet fie an Wäben, taucht fie einige Zeit hinderch iz
fedennes Waſſer, troduet fie, mittelſt Heißer Luft, fo fenell wie thanlch uub
188
lalten Waffers entzogene Ph ytomnein, ber Giehung mit KalisEäfung,
fo erhält man nach dem Brfalten eine aus dem Hybrat bes pectinfauren
- Kali beſtehende Gallerie, bie noch vollfommenere Geſtaltung gewinnt,
wenn man ihr das Kali entzicht und dagegen pertinfauren Kalt
hervorgehen macht, indem man bie in heißem Waſſer gelöfte Kalishaltige
Gallerte vor dem Sieden mit etwas gelöftem CaCh verfeht; es tritt
dann Werhfelzerfehung des, mittelſt WBaflerzerlegung, in hydrochlor⸗
fauren Kalt verwanbelten CaCh und bes pectinfauren Kali ein ıc. Den
der Gibif ober Althä⸗Wurzel (Althaea ofüc. L.) fand Muls
Der procentifch aus 46,00 C, 4,96 H unb 49,04 O zufammengefeht. Gr
entzog ihn, fo wie auch ben der Wurzel von Symphytum offo. L.,
durch Abfleden mit deſtillirtem Waſſer, Reinigen des burchgefeiheten
Abſubds mit Thierkohle und Ausfällung mit baſiſchem Bleioxyd⸗Acetat;
100 des alfo gewonnenen Nieverfchlags enthiellen 24,6 Schleim; der
som Symphytum⸗Schleim erhaltene befand aus 36,98 Schleim
(+ 63,02 Pb0). Die Saamen wurden entfchleimt durch 4ſtündiges
Sinweidgen *) mit Faltem Waſſer, Abſcheiden der Fluͤfſigkeit, mittel
eines leinenen Seihtuchs (ohne zu preſſen), und Ausfällung der alfo
gereinigten Fluͤſſigkeit mit ber Blelauflöfung, Der Quittenkern⸗
Schleim⸗Niederſcchlag befland aus 42,17 Schleim und 57,83 PbO,
yon denen erfterer (zn Barbonfäure und Waſſer, mittel Kupferoryb,
verbrannt) tim Mittel 45,680 C. 5,175 H u. 49,150 O berechnen ließen.
"Der Leinfaamen-Ehleim gab einen aus 40,23 Schleim und
59,77 zufammengefebten PbO-haltigen Niederſchlag. Zu denen fehr ges
braͤuchlichen Gchleimen der Art gehören auch der bes Flohſaamen
veißt fie, nach dem Trodnen, mit einem Leintucdhe gelinde ab. Sie find kleiner
als vie Berfifchen, aber im Uebrigen ihnen vollklommen glei. Sie enthalten
neben dem Phytomuein eine beträchtliche Menge von Quellſchleim, außer
sem aber auch ein noch näher zu beſtimmendes Schwefel⸗haltiges Proteinote, jes
no in fo geringer Menge, daß es als Azots Träger kaum entfernt binreichen
Dürkte, denen, mitunter nur Salep=- Brei genleßenden Menſchen, Erſatz vers
brauchter Diuelelbetgätigung zu gewähren; oben &.109%2 ff. Uebrigens enthalten
die friſchen Orchis- Burzeln ein winrig riechendes Hetheröl,. was bei deren
Umwanbelung in Galep entweiht. Sälep⸗Schleim wmterliegt, mit fog. ges
brannter Magnefia (MgO) ober flatt deſſen mit Chinin⸗Sulphat ab
gerieben, ungemein ſtarker Verdichtung. In Berfien zöfet man auch bie Salep,
um fie zum Senufle vorzubereiten, und behandelt fie daun wie geröfteten Gaffee;
biegu wärben vielleigt auch vie hankförmigen Wurzeln von Orchis maqulata
und O. Iatifolia L., fo wie jene von O. majalis Reichenb. ſich eigenen.
Saß vie Inollenförmigen betraͤchtlicher Bergroͤßerung durch Anbau fähig fin,
Hat Duft nachgewieſen. Durch jenes Möften bildet ſich wahrſcheinlich Leiolom
(©. 927), vos überall, wo es enificht, Gummi Aſſamar zu ſeyn ſcheint,
letteres if ihm durch Alkohol entziehbar.
©) Gonft verkend man unter Digeriren: Behanbeln ver Gegenflänve bei Bruts
wärme, unter Maceriren: Einweichen mit kalten Fläſſigkeiten; jeht ſpricht
und ſchreibt man Häufig vom Digeriven mit Taltem Waſſer ı.
1358
(von Plantago Payllium, P. Cynops unb P. indica Z.) mb ber
zugleich ein Fettöl enthaltende gelbe bes gemeinen Hornllce ode
Bockshornſaamenz; oben S. 1151. Beide erfiere Saamen-Schleime
enthalten, Mulder zufolge, in denen ihm zugehörigen Pflanzen Halb
‚fovtel alkaliſche Salzgründermaſſe, als der Althä⸗Schleim.
t) Quellſchleim (Baflorin oder Ceraſin ıc.; m. Grundz. L 632). Im
falten Wafler ſtark aufquellend, durch anhaltendes Sieben, wie auf
durch Behandlung mit, keine Orybation vermittelnden Gäuren, is
Bummi übergehend. Aus dem fog. Kirſchgummi (Gerafin), ad
deſſen Entfärbung (bewirkt mittelft Alkohol und Aether) erhält mas
ihn durch anhaltendes Binweichen bes mit Taltem Waſſer abgeriebenes
Pulvers mit vielem kalten Wafler, und Ausfällen des in ſehr Fleines
Antheilen beigemifchten Bummi mittelt borfaurem Kali. Der Treo
ganth⸗-Schleim (S. 1284) entyält nad Mulder (gegen Gnerin)
weder „Arabin“ (d. i. reines Bummi) noch Quellſchleim,“ fomberz
ift, abgefehen von etwas Amylon und anderen Beimengungen, reiner
Schleim (Phytomucin); Gehlen fand jedoch barin Baſſorin; m.
Grundz. L 632 (wo man auch bie anberweiten Haupivorkommen bes
Duellichleims bemerkt findet). Weber angebliches Bährungsvermöges
des Traganth f. oben ©. 1095; mit Azotfäure giebt er viel Schleim
ſaͤure. Ob ber fog. gallertförmige Stoff des Chymms uchen
Gummi Duellfchleim enthält? ſteht zu unterfachen; oben ©. 1108.
7) Sellulofe; oben ©. 1102, 1216, 1229 und 1300. Ihm reihen fd
an das Donin ©. 1102 und das in m. Grundz. I. 631 befchriebene,
fonft auch durch „Stärkesartige Faſer“ bezeichnete Ligninamylom. —
Wie fi die unter 4) bin) befchriebenen Amylorde in Beziehung auf
Zylordins Erzeugung verhalten? Reht annorh in Frage; vergl. oben
24
8) Summit. Zwei Verhaͤltnißgewichte deſſelben (= 2 mal Cs Hs Os)
enthalten 1 HO, das bei 1300C. 1040 R. entweicht; daher bie
Aöchiometrifche Formel für das zwar trodne, aber nicht bis zu jenem
Grabe erhitzte = Ci2 Hıı Or: iſt. (Mulder folgert aus feinen Ans
Igfen: Ci2 Hıo Oio, Andere: Ci2 Ho 09; M’s Formel weicht wur um
1 HO von Peligot's Zerlegungs⸗Ergebniſſen ab.) Befreiet von Bes
miſchungen und Beimengungen flellt es bar: eine amorphe, glasähnelzbe,
farblossburdhfichtige, anf dem Bruche muſchlig glasglängenbe, germihlofe
und faſt unſchmeckbare (fabesfügliche Spuren von Schmeckbarkeit ge
währende) Mafle, die, im kalten Wafler volllommen, im heißen ſehr
Teichtlöslich it, mit wenig Waſſer verrieben einen fehr zähen mb ſchr
klebrigen, unvertheilt undurchfichtigen, auf Glas verflächt darchſchein⸗
baren Brei bilvet, der, mehr verbünnt, nicht im Mindeſten fchläpfrig
wird, wohl aber, in die Luft gefchleudert, Faͤden zieht. Weder Hille
hol, noch Aether, noch Dele greifen es Löfend an, Harze haften ihm
jedoch ziemlich ſtark an, es mitunter zur Gallertform treibend. Dar
)
Ultohel wirb eo aus feinen wäflrigen Löfungen weißlich und unvoll⸗
kommen fabigszjähe geichieben, während es borfaures Kali Bäflgs
weißfiodig, filiefanres Kali weiß und unvolllommen flodig, Eiſen⸗
o0orxyd⸗Sulphat aber, ober ſtatt deſſen Eiſenchlorid, flodigsbraun
fällen. Mit ſehr verbünnter Azotſaͤure längere Zeit in Berührung
gelaſſen, zeigt feine wäflrige Löfung Ammonoryds Gehalt, mit ſtaͤr⸗
ferer erhigt geht es über in Schleimfäure und COz; oben ©. 927,
1018 und 1045 ff.
sa) Acacin; Hanptbeftandtheil des „Senegal Bummi," das, gleich den
Adrigen Sorten verfchledenen Arten ber Acacia (A. Senegal Wild.,
A. nilotica Nees., b. i. Mimosa nilotica L. etc.) von felber, wie
das Gerafin unjeren Kirih-, Pllaumens, Apritofen Bäumen enifließt
und entfließend fich zu tropfensartig gehäuften, der Rinde anhängen
den, mehr ober weniger abgerundeten Naſſen geflaltet. Nah Mul⸗
der procetifh —= 44,92C, 6,11 H und 48,970. Dur Kiefels
feuch tigkeit entſchieden fiodig, duch Ar20 AO; faym fällbar.
BB) Arabin; nach Mulder procentifäg = 44,98 C, 600 H und 49,02 0.
Durch Kiefelfeuchtigkeit flodigeerdig, durch Ar20 AO, wollig«
erdig faͤllbar. — Hinſichtlich verfchiedener Spielarten ber einen wie ber
anberen Art, ſ. m. Grundz. I 634 ff.
C) Eignoide; f. sben ©. 917 fi. und 1300. In Feiner Fluͤſſigkeit loͤslich;
farbs, geſchmack- und geruchlos; buch ſtarke Azotſaͤure zerflörbar;
oben ©. 1216 Anm.
a) Lignin; a. a. DO. und ©. 1327. Entzündet fi an ber Luft bei
3569C. = Ma0 R., brennt mit gelber Flamme, bräumt fi, wenn es
mit mäßig flarker Azotfäure (Scheidewaſſer) überftrichen und darauf
über ſchwachem SKohlenfeuer mäßig erhist wirb: mahagonyfarben;
giebt, mit ſtaͤrkerer Azotſaͤure erhikt, Oxralfäure und CO., wirb von
Chlor, Chlorkalk und ſtarken Säuren leicht zerſtoͤrt, bildet mit waſſer⸗
armer Schwefelſaͤnre von Bummi *) begleitete Lignin⸗Schwefel⸗
fäure; ©. 918 u. 1300. (Ueber elfenbeinartiges, ipaltfafriges
oder parallelfafriges, bafartiges, Treufelbaftartiges und
bandförmiges Holz, f. m. Orundz. I. 631 ff.)
A) Suberin. Saͤh und fehr biegfam, mit Waſſer anhaltend gefotten,
in Kleiftersähnliches Hydrat **) übergehenb umb mit Azotfäure erhikt,
nebſt anderen fauren Grzeugnifien, Guberinfk ure Korkſaͤure) ge⸗
während; ©. 44, 1045, 1049 und 1320.
Anmerkung. Jener wefentliche Unterſchled, welcher, in Beziehung
auf Verhalten zur Azotſäure, Lignin und Celluloſe barbieten
(&. 1216 Aum.), gewinnt tn mehrfacher Hinficht an Forſchungs⸗
e) Wahrſcheinlich Folge mit aninefenber Geltulofe; oben S. 918 Anm.
ve) Maltl's Hofziäleim (m. Grundz. I. 637) ſcheint fig einerſeits jenem Karls
Pleifter, andererſeite vem Bummi anzuſchließen.
U)
theilnahme, durch die feit dem Abbruck ber oben ©. 1277 U. 12 ha |
1297 bie 1301 vorfommenven Mittbeilungen befaunt gewordenen, bie
Schießbaumwolle betreffenden Berfuche und Unterfuchungen. Es ſcheit
nämlich zuvorderſt aus dem Verhalten der Baumwolle zur Mzotfäur, |
verglichen mit bem Lignin⸗reicher Gebilde hervorzugehen, daß es von
züglidy (vielleicht nur) die Geltulofe if, welche das fo fehr entziub»
liche, auch durch Stoß, Echlag ıc. unter heftiger Berfnallung verbres⸗
nende Erzeugniß gewährt, und daß, wenn andere Pflanzengebile
Achnliches barbieten, fle entweder ſchon Cellaloſe enthielten oder bie
fi aus ihnen erſt durch Einwirkung ber Edure bildete (6. 1300);
ob dort, wo bie Wirkung geringer ausfällt, neben dem in der Sqhieß⸗
baummwolle Wirkiamen, das ihm ähnliche (6. 1282) Zyloipin
vorlag — was übrigens durch Behanblung der Schießbaummolle mi
Eifigfäure leicht zu entfernen wäre (6. 1283), da dieſe jenes Wirk
fame nicht aufloͤſt — darüber müflen weitere Verſuche entſcheden.
Bettenfofer fans die mit einem Gemenge von Azotſture wu |
Schwefelſaͤure bereitete (S. 1300) *) Gchiefbanmwelle vera
|
©) Ruop u, einer mir geworbenen brieflichen Mitteilung gemäß, andy Erommb |
borff wandten ein Gemiſch von gleichen Gewichtetheilen fog. engliſche Euweid
fänre und rother rauchender Azotſaure (T. eine Azotſaure von 1,50 Gigengewihh)
zur Wertigung der Gchießbaummolle an; T., indem ex die Bauınwolle mit bem
fouren Gemiſch ſtark erhitzte. Fehling erhielt vollkommen wirkſame Schich
baumwolle, als er Baumwolle mit einem Gemiſch von 1 Pfund ſtarker Aetſen
und 3 Pfund engliſcher Schwefelſaͤure, wie beide im Haubel vorkenmen, fendteit,
indem er erſtere Ingenweife abwechſelnd mit dem Sauregemiſch is ein (nes
Baummollen:tagen, wie fie im Sanbel vorlommen, entſprechend laͤnglich wurüig
gefaltetes, aus gut glafurtem Hafner⸗ oner Topfer⸗Geſchirr beftchenhes) Eeſth
brachte, bie daſſelbe (nach jenesmaligem Niederdrücken jeher Baummwollenstugd
gefüllt erſchien. Nach Ublauf einer Biertefkunte unter eine Breffe (cin uf
lochertes Gefäß von Gußeiſen mit ſtarkem Eiſenblech Dedel) gebracht, wurde ww
ausgeprefte Diaffe 3 bis 4 mal ausgewafchen, wieder ausgepreßt une Ftahih
in fließendes (kürzer in Lochennes) Waſſer gebracht; das in wenigen Gruben
bie vollkäntige Auswaichung bewirkte. Der durch Auepreſſen wieber geimsunent
ch⸗ Antheil wurde mit 1/4 bis 1]g neuem Gemiſches weriept wubeE
Srauchbar zur Bertigung neuer Gchiefbaumwalle, vie daburch jeboch etwas mer
gelbliche Färbung annahm; SJ. erhielt aus 3 Pfund Baummollen5 bis 51/5 Munk
Schießbaumwolle, alfo gegen 75 Brorent Gewichtszunahme. Pettenkofer a»
hielt eine zur Sertigung der Schießbaumwolle worzügliche Säure, ala er 16 Ges
wichtetheile Galpeter mit 8 Gchwefelfäure befillicte, währenn die Berlage, FE
ganzlichen Verſchluckung aller Kpotichtfäure, 4 rauchende Schmefelfäme ei;
fie fegte ihn in den Stans 2 Gewichttetheile Schießbaumwolle Herzuftellen, ME
Gewichtt zunahme, verglichen mit dem Eewicht ber ungefänerten
jo nur 67 Betrug. NIS zwedmäßigfe Art, bie Echießbaumwolle za dem
Auewaſchen und Ausprefien zu trocknen, ik Kaiſer's Uefairungen gembd: ni
Lagenweife, wie fie in der Säure gelegen, in ein geheiztes Zimmer an Ggakem,
wie feuchte Waſche, aufzupängen. Hatte man fie nad Sehling’s Becigenik
gefertigt, fo hat man den Vortheill, daß fe ſich nicht Leicht nerfilgt, mai
außerdem nit felten erfolgt. Ie größer ihr Cigengewicht (fe Axlt im Seller
unter) und die Straffheit ihses Safer, um fo wirkſamer if fie. Diele Mime
—
zufammengefegt = 26,26 C, 2,75 H, 4,52 A uud 66.470; Schön
bein und Böttger fanden fie = 27,43 C (berechnet 28,1), 3,54 H
(berechnet 3,1), 14.26 A (berechnet 14,5) und nur 54,77 O (berechnet
54,3), was beträchtlich genug von jenem Ergebniß abweicht, um bie
Folgerung zuzulaſſen: daß beiberlei Schießbaummollen weſentlich von
einanter abwicden, obgleich eine Beimifchung yon Zylorvin ſolche Ver⸗
ſchiedenheit nicht füglich herbeigeführt haben kann, da jede berfelben
(wie ih ans den hieher gehörigen Berichten ergiebt) ſchnell und ohne
Rückſtand verpuffte und von As nicht aufgelö wurde. Das Zylorbim
fand Ballot procentiſch zuſammengeſetzt aus 37,29 C (berechnet 37,31),
4,99 H (berechnet 4,84), 5,17 A (berechnet 5,76) und 5255 0 (berech⸗
net 52,09).*) P. bemerkte, daß mit Duarzpulver zu Staub zerriebene
Schießbaumwolle, ſchwach erwärmt, rieche: wie wenn Schwefel ſtark
gerieben werde, und daß ſich aus berfelben, bei deren Verpuffung eine
Säure entwidele, die mit AgO ein weißes, kryſtalliniſches, in Eſſig⸗
fäure unanflöslicyes Salz darſtelle, **) und bie fich wahrſcheinlich auch
Mirktſamteit zeigt ſich aber nicht nur, nach dem fie angezündet werben, fons
dern auch in Folge mehr ober weniger heftigen Stoßes. Stoßen mit bem Lade⸗
Rod brachte fie in Braunfchweig, Feſtſtoßen in das zum Selfenfprengen gefertigte
Eoch, durch ein Hebeifen, das die fie belaſtende Gteinmafle traf, in Vaihingen
im Bürttembergifchen zum (hier Leider ſchwere Berlegungen ber, die Sprengprobe
vollziehenden Arbeiter zur Folge habenden) Verknallung, und Achnliches bewirkte
Kaifer mit Schießbaumwolle, der er auf dem Ambos, zwiſchen mehrfachen Papiers
Lagen, mit dem Hammer einen Träftigen Schlag verſetzte; Reindl fah fie ſich
buch ven elektrifhen Funken, unter gleichen Beringungen, wie has Schieß⸗
pulser (m. Grundz. II. 348) entzünden. Im Abſicht auf Triebfraft, ſtatt
des Schießpulvers, in Piftolen, Flinten sc. verwendet, überbietet fie biefes um
das Sechefache; die Schießgewehre follen jedoch, Kaiſer zufolge, dadurch Scha⸗
nen nehmen. Auch ſcheinen, demſelben Beobachter zufolge, die Temperaturen
niederer zu ſeyn, bei welchen größere Maſſen verpuffen, als jene, vie In klei⸗
neren Mengen erhigt werben; Grove ſetzt die Entzündungthitze für ven erfleren
Tall auf 400°. — 2040,4 C. ober 1639,55 R. 4 0%, währen fie 8. uub
Reindl für ben letztern all 4 152° R. — 374° E. ober 190% C. beſtimmt. Cine
Echießbaumwolle von geringerer Wirkſamkeit läßt fig, durch wiederholtes Ein⸗
tauchen in das Saͤure⸗Gemiſch, verſtaͤrken, Tann ſich aber auch im Augenblide
des Cintauchent oder Gäures Aufgießens entzünden, da kann eine kohlige Maſſe
verbleibt, deren Geruch an jenen des fog. künſtlichen Moſchus (©. 1044 ff.)
erinnert. Knop, Behling und Kaifer warnen: größere Maflen ja nicht bei
Hipgraben zu trocknen, welche an jene des Waſſer⸗Siedepunkts grenzen. Beil
fie nieberer Hitze bebarf, um entzündet zu werben, als das Schießpulver, fo
brennt fie auch über demſelben ab, ohne es anzuzüuben.
”) Die Zufammenfegung ver nicht mit Gänren behanbelten Baumwolle wurde
gefunden —= 44,5% C- 61H + 49,40. .
“) ‚Berpufft man, bemerkt Kaifer (Kunft: und Gewwerbe-Blatt des polytechniſchen
Bereins für das Königrei Bayern, 1846, ©. 743— 744), größere Stücke auf
einmal oter mehrere Tleinere Hinter einanber, fo bilnet ſich ein ſaurer Dampf, ber
bie Athmungswerkzeuge ſehr beläfiigt. Befenchtetes Radımuöpapier über hie ver⸗
yuffende Schießbaumwolle gehalten, wire jebetmal gexöthet, nicht fo über ab»
brennendem Schießpulver.“ As 8, vie Verpuffung in Glaslolben bewirkte,
1356
bilde (neben vieler CO2), wenn man Schießbaumwolle in KOMO«tange
aufidfe, eine Auflöfung, die nach Kaiſer unter Röthlichbräunung ber
Flüſſigkeit und Bildung von Kali⸗Carbonat und Azotat eintritt, aub
bie dazu bienen Tann bie Güte der Shiegbaummwolle zu pr
fen: weil der nicht in fie verwandelte Baumwollen⸗Antheil unanfgelöh
zurüd bleibt. *) Bar fie nicht gehörig ausgewafchen (was ſich dark
faure Gegenwirkung verräth), fo brennt fle, in Heine Häuflein geformt
und angezündet, wicht blitzſchuell und nicht ohne Spurhinterlaffung eb,
fondern langfam und matt; durch Auskochen mit Wafler reinigte Kais
fer dergleichen Schleßbaumwolle vollſtaͤndig. Weingeiſt, und ebeufe
auch wäflriges Ammoniak (6. 1277), Löfeten und änderten fie nicht, )
Aether minderte ihre Entzündlichkeit, waflerarme Schwefelläure unb
ebenfo dergleichen Hybrochlorfänre, und wäflrige Löfungen verſchichener
Galze ließen fie ebenfalls ungeändert und (wieder von ihnen befreie)
ungeſchwaͤcht. Reiben, wenn es nicht bie zu jener Heftigfeit beizies
ben wird, welche Schießpulver entzünden macht, brachte in Es wu
B'es Berfuchen keine Berlnallung zu Wege, wohl aber erfolgte Dich,
wie zuvor bemerkt, durch Harfe Schläge mit dem Hammer, gerichtet
gegen die auf dem Ambos beſindliche Schießbaummwolle: fie wurke ber
buch zerflört, entzundete ſich aber nicht. (Im Zengbaufe zu Brass
ſchweig bebiente man ſich ihrer, mit Erfolg, verfuchsweife zum Yillen
ber Zündhütchen; oben ©. 491 und 494.)
D) Pergiyeyide. (Dauerfüße; oben ©. 922.) Im Waſſer und Being
löslich, bleibend füß, der weinigen Bährung unfähig; teils mit Gänten,
— ee farblofes Gas, das nach und nach durch Lufteinwirkung Azetich⸗
dure *
Beſtes Mittel zur Auflöfung und Reinigung explobirender Baumwolle if, S4o⸗
bein’s uns Böttger’s öffentlicher Grklärung gemäß: Gffigätger (Ac0f;
oben ©. 1081).
“) Ehönbein’s uns Böttger's Schießbaumwolle war im abfolnten Mlctel,
fo wie im Alkohol⸗haltigen Aether, faſt unlöslig, währen Zyloinin Ah m
abſoluten Alkohol theilweiſe und im Allogolshaltigen Aether faR ganz loͤſt: u
farbloſen, gallertarligen Maffe, vie aufgeſtrichen und getrodnet eine mattmeiße,
undurchſtchtige, nicht ablösbare Haut darſtellt. S. und B. fügen kinze: Zr
Loipin brennt, in Form Heiner Häufchen von glimmenver Kohle berät, sh
ab, einen fi; rauh anfühlenden, Loblig:pulvrigen Kückſtand Yinterfafenr. 6
entzündet fi Bei 1800C., Schießwolie dagegen (im Delbabe) bei 23006
— 1840 R.; bei 2000 0. — 160°. nach 12 Gecunven dauernder Grhigung:
bei 17500. — 1400 R. nach 30 Gecunden und nie bei 130°C. — 10408.
was mit ver oben gebuchten Trodnungss@efahr im Widerſpruch zu ſtchen ſchein.
hier jedoch, ohne Zweifel, nur von Meinen Mafien gilt. Söochſtwahrfcheickihh
wirkt die Schießbaumwolle in großen Maffen, äpnlich ven Wettegetränften Verz
Garn (Leinens, Hanf: und Insbefondere Baummollen: Garn) ıc. bie alle eime
ſphaͤriſches O:Gas fegnell verbichten, durch bie dabei frei weldende Wärme I
zur Entzündung Heiß werben, Kauch und Dunft entwideln und, zumal bei. 8.
mittelſt plöglich entſtandenem Luftzuge) gebrängtem Luftzufluß raſch zwirdmm-
Ken, atmoſphaͤriſchem O⸗Gaſe von felber in Blammen anäbreden.
1887
- teils mit Salzgründern felbfifländige (zum Theil kryſtalliſtrbare) Ver⸗
bindungen fchließend; gleich mandgen Amplorden fünftlidh erzeugbar.
e) Mannit = CE H, Os, Hauptbefandtheil der Manna (6. 992)
außerdem in vielen Pflanzenfäften theils vorliegend, *) theils aus
deren Buder, zumal aus ihrem Traubenzuder, burch Dauerfäß-@ährung
erzeugbar. Ducch fiebenden Alkohol der Manna entzogen, kryſtalliſirt
er daraus, beim Erkalten, teils in weißen, feibenglängenden, weich⸗
biegfamen, Rernförmig zuſammenſtehenden Rabeln, theils in dergleichen
feinen, halbdurchſichtigen, vierfeitigen Prismen, theils in Lerchen-
ſchwamm⸗ oder Blumenkohl⸗ (Kaͤskohl⸗) ähnlichen Auhäufungen, ober
auch in Fäden, ift in allen diefen Geſtaltungen bei 1000C., ohne ſich
zu verflüchtigen, fchmelzbar, erflarrt dann durch Abkühlung zu kry⸗
Rallinifchen Maflen, wird vom Wafler leicht, vom Falten Alkohol in
geringer Menge gelöft, ſchmeckt lieblich füß und nimmt, als wäflrige
Löfung, Bleiexyd (und Wismuthoryd) leicht auf, damit eine
alkaliſch gegenwirkende Berbindung gewährmb; oben ©. 1225. Mit
Azotfänre behandelt, bildet er fih in Nepfelfäure und Oral
fäure um. | ’ “
8) Glycirrhicin oder ShßHolzfüß; oben S. 922. Lade zufolge (C=
75 und H = 12,5 gelebt) iſt es procentiſh = 61,3C +68 H +
31,8 0; födjiometrifh —= Cge Haas Dıs; Ann. d. Chem. u. Pharm.
LIX. 224.%%) Aus der feinzertheilten (feifchen) Süßholzwurgzel, durch
erfchöpfendes Einweichen mit kaltem Waſſer, Durchfeihung, gelinde .
Abdampfung und erneuele Durchfeihung (unter Abfcheivung eines grüns
Iichen Azotshaltigen Bildungstheiles) und Verſetzung ber Flaren Plüfflg-
feit mit verbünnter Schwefelfäure, Auswaſchung bes weißen, flodig«
klumpigen Niederſchlags (Glycirrhicin⸗Sulphat) mit Säurechaltigem
Waſſer, Loͤſung des Ausgewaſchenen im Alkohol (der Pflanzen⸗Albumin
ausſcheidet) und Zerſetzung deſſelben durch Beimiſchung von geloͤſtem
Kali⸗Carbonat. Amorphe, bdurchſichtiggelbe, gummiähnliche, groͤblich
zerſpringende, eindringend widrig⸗ füße, ſowohl mit Säure als mit
Säuregründern chemifch verbindungsfähige Maſſe, die zerrieben durch
eine Rerzenflamme geblafen, wie Harzpulver entflammt. Mit Alfalien rein
füße Verbindungen darflellend. Durch) Azotfäure zu dem ſehr bittern, durch
°) Pfaff fans in der Queens ober Grakwurzel (Triticum repens L.) vie weiter
unten als Ballertzuder aufgeführte Sruchtander- Spielart; Berzelius
Bielt fie für Mannit, ver fih auch ſehr wahrſcheinlich beigemiſcht befand,
Stenhouſe vermochte nichts vergleichen in den Quecken aufzuſinden, wohl aber
ſah BSlker ein Sraswurzein-Extract mit Mannitkryſtallen durchſetzt (Ann. d.
Chem. u. Pharm. LIX. 330), ba6 viefe Beimengung vielleicht nur in Bolge
des heifen Sommers vom Sabre 1842 erhielt, wenn nicht etwa biefer Mannits
Begalt hervorgegangen war durch: vor ber Eindickung des Extracts entflanbene
Dauerfüßr Bährung?
“) Bogel ». j. ſtochiometriſche Sormel it = Cic Hja Os; m. D. XILVMI. 347,
1858
Waſſer gelblich⸗weiß fällbaren Glycirrhicin⸗Oryd Cze Has Orr;
Lade a. a. O. ©. 231 ff.
y) Sarcocollin⸗ oder Sarcocolla⸗Zucker. Aus dem ausgetrockaries
Safte der Penaea mucronata L.; im Waſſer und Alkohol faſt gleich
loeliche, durch Alkohol auszuziehende, gummiähnliche, bräwnliche, wenig
füße Maſſe, die ſich mit Echwefelſäure ſchwärzt, durch wäffrige Allalica
grünt, von baſiſch eſſigſaurem Bleioxyd und von Azotiäure weiß, vos
Gallaͤpfelaufguß gelb gefällt wird. In wiefern das Pikroglycien
(Bitterfüß, m. Grundz. I. 642) bes Solanum Dulcamara L. ri
dargeſtellt ſich Hier anichließt, müſſen weitere Verfuche lehren.
I) Sanellin, ober fog. „Zimmtzuder.“ In der: weiße Siumt
rinde genannten Rinde Wer Winteriana Canella L.; m. Grub.
1. 642.
e) Glycyloxyd (5. 878 ff.) ober Lüpiloxyd (5. 1227) oder Gl»
cerin‘oder Fettſüß; S. 1016, 1046 ff. und 1050 ff. In den Bir
arten, fo wie in bee Biyrerinfchwefeliäure (E. 878), früheren Unaly
fen gemäß, ſtöchiometriſch — Ca Hz O, und aus diefen Berbinrunges
ale Hydrat eines Doppelt:Berhälmißgewichtes (Doppel Neguivalens)
gefchteden = Co Ha 02 + 3HO (6. 1070), nah Rochle der jcheqh
—= C4Hg 06; oben ©. 1377.
Anmerkung Der Mannit fchließt fich in feinem Verhalten za
@rzmetalloryden (©. 1089, 1225 ıc.) dem weiter unten aufzuführenden
Hartzuder an, der (mittelſt Wafler) ebenfalle PbO zur allaliſch
gegenwirkenden Berbindung aufloͤſt, zugleich aber much, mit Abrridif
figem Bleioxyd und Waſſer bigerirt, eine unldslich weiße Verbis⸗
dung gewährt, die Halb fo viel Zucker enthält abe die Lösliche Berbintusg,
und erachtet man dieſe flöchiometrifeh = PbO -+ Cı2 Hıo Oro (+ Ad)
fo it jene = 2 PbO + Cı2 Hıo Oro. Nebrigens trübt Bannit: Pöfung,
gleich den Löfungen des Milchzuckers, Trauben: und Schlein⸗
zuders die wäflrige Löfung des Ammonoxyd⸗Carbonat. Was Bre
connot duch Schwamm zucker bezeichnete (m. Grundz. 5.643) if
Mannit. Cämmtlicde efbare Schwämme und verwandte Kıyptoge
men bieten dergleichen dar; ob aber die giftigen, namentlich Der Flie
genfhwamm, da durch Bährung aus ihnen beraufchende Getröͤnke
erzeugt werden (oben ©. 1215), nicht außer dem Mannit ned Gig
koſe enthalten? ſteht er durch Verſuche zu eutfcheiden. — Blycyb
o xyd läßt die alkoholige Löfung des KOHO ungetrübt, vie Löfung
des Hartzuders bringt darin einen leichten Niederſchlag zu Wege. *)
*%) Im Allgemeinen gilt: je reicher das Butter des Melkviehs an Amylon mub befier
Sprratifirungs:Abänverungen (Gummi, Glykoſe und Schleimzucker), wm fo meh
Butter und Dilhzuder entbält die Bild, Ws haben dieſe Bermeirumgen
jeboch ihre Grenzen und werben rüdgängig, wenn man dem Wich nicht zualeil
oder abwechfelnh Hzotshaltige, Musteln» und Nervens@raeuerung, Gortbinung ud
Die meiden Bergiycytve geben, mit wäriger Azotſaͤure erhitzt, Korfeb
fäure und Oxalſäure.
E) Saccharoide. Im Waſſer und Weingeiſt löslich, durch anvegende
Cinwirfungen mannigfacdher Hydratifieungen fähig und gehörig hydrati⸗
firt der weinigen Gahrung unterwerfbar, in Folge derfelben iu
Alkohol und Garbonfäure zerfallend. Durch Erhitgung mit mäßig
Barker Azotfänre verfchiedene Säuren, umb unter biefen Oralfäure und
Hydroxalfäure (S. 1319) gewährend. Mus zum Theil fehr vers
ſchieden gearteten, pflanzlichen wie thierlichen, Bildungstbeilen Tünftlich
erzengbar. *) Vergl. ©. 1096 und 1327.
—
Bet haͤtigung bericgende Nahrungsmittel (Gülfenfrächte, — — x.) reiht.
Milchſaure⸗Bildung erfolgt, Blayfairs Beobachtungen gemäß, in ver Milch
von felber im Sommer durch Zutritt atmoſphäriſchen Oxygens zum Gafeln,
woburd vdieſes in Gaͤhrſtoff (Ferment) verwandelt wird. Der Mildhzuder gebt
bann zunähft in Traubenzuder (SGlykoſe), darauf In mweinige und ſaure Gahrung
über, welche ven wicht in Ferment verkehrten GafeinsAntheil zum Gerinnen bringt
und fi (als fog. weidher Käfe) ausichelven macht und fo in ven Stand feht,
indem hiedurch zugleich die Sondernng des Milchfett befördert wird, tadelfreie
Butter und dergleichen Kaͤſe zu gewinnen. Im Winter iſt dagegen bie Luft⸗
wärme zu niedrig für jene Gaͤhrungen, hingegen nicht für vie Fänlniß nes Caſeln,
die, einmal begonnen, durch bie mit entflandene ſaure Gaͤhrung nicht wur nicht
gehemmt wirt, fondern au den fchon durch Gerinnung gefienenen Gafein-Ans
theil ergreift und fo ver Im Winter erzeugten Butter fharfen und. ranzigen Ge⸗
ſchmack ertheilt. — Berhdfihtigent, was oben ©. 1062 über das Ranzigwerben
der Bettarten bemerkt worben, ift es hienach fehr wahrſcheinlich, Daß hauptiächs
lich eingetretene Zerfehung des Glyeyloxyd ven Grund jener Schärfe und jenes
Banzigwerbens enthält, und within: daß es bei ver Milchbildung im Thierleibe
nicht nur zur Erzeugung von Gafein, Milchzucker und verfehievenen Fettarten
(Margarin, Elaln und Butyrin), fonvern kamit zugleich zu jener des Glyeyl⸗
02956 fommt, von bem es noch in Brage fleht, ob es bei der WintersFütterung
nicht zum Iheil als Bertreter des Milchzuckers in ver Milch zugegen IR!
NY) Bouch ard at's Hieher gehörige Verfuche (Aun. d. Chem. u. Phärım. LIX. 80 ff.)
lehren, daß Amylon durch Einwirkung von folgenden Gtoffen (melde bie Diaſtas
Sertreten) bei 40°C. — 320 R., binnen 2aſtündiger Berũbrung, in beiges
nannten Derältnifien in Buder überzugehen vermöge: buch Kleber (Mebls
leim) 0,31; uch frifhen, roben Leim (Glutin) 0,3895 burh trods
nen, gepulverten Leim 0,97; vurch faulennes Fleiſch 0,52; vurch
faulenvenLeim 0,82; durch Bierhefe 1,02; nur gefeimte Berfte 3,78;
sur Saamenkeim berfelben 3,75 und durch faulenne Gerſte 0,43. Je
mebr hiebei Derflüffigung eintrat, um fo erfolgreicher Hatte bie Zuderbilwung
Ratt. (Daß Speichel — S. 983 — das Amylon in Bummi und Zuder wanbele,
war fchon ven Alteren Chemikern des vorigen Sahrbunverts befannt.) Solzfa⸗
fer und HSordeln (over Cevavin, d. t. fog. unldsliche® Satzmehl ver Gerite,
das jevoch durch Einwirkung von Meblleim, bei Diitanwefenheit des Waſſers
nach einander in Amylon, Gummi und Inder überzugeben ſich fäbig zeigte —
su, Polytechnochem. II. 418 und Grundz. I. 578 und 598 — Iehteres vielleicht
nur: infofern es fchon fertiges Amylon enthielt, a. a. O. &. 631 Anm.) ließen
das Amylon ungeänrert, währenn Thier⸗ und Pflanzen⸗Ciweiß, Thier⸗Gallerte
und Fibrin theild gar Leine, theils nur [purenweife Zuder-Eraengungen zur Bolge
hatten. Starke Säuren, wie auh KOHO, NOHO un CaO hoben nie Wirkung
se) Nildzuder; oben ©. 1071 Aum., 1085 0.1318. Zu Galggriuhen
fi ähnlich verhaltend, wie der Mannit; beim Uebergange in Milch⸗
fäure zunächft in Blyfofe ſich wandelnd, und ebenfo auch, wenn er iz
weinige Gaͤhrung verfegt wird. Die fog. Kupferprobe ber Rüben
zuder-Babrifen *) bewirkt in Milchzucker⸗Löſung einen orangen, naf
mehreren Stunden durch Kupfer: Orybul ziegelroth erfcheinenden
Niederſchlag; AgOAO; bringt in der wäflrigen Löfung des Mildhzuders,
wie in jener des Schleimzuckers und der Glycoſe ſchwarze Zräbungen
hervor, während jene des Hartzuders barin kaum merkliche Gerfellung
des Ag hervorgehen macht. Mit AO; erzeugt er viel Schleimfänre.
P) JFruchtzucker = Ca Hi2 Or2. Neuere Beobachtungen haben bau
getban, daß der Zuder der fügen Früchte nicht Glykoſe, fondern ein
Borgänger berfelben if, ber in fie übergeht durch's Kryſtallifiren
und daher auch muthmaßlich wieder entficht, wenn Elyfofe zu
ebenfo auch wenn Hartzuder durch Einwirkung verbünnter Särren
ihr Kryſtalliſations⸗Vermoögen verlieren; ##). wiewohl es unter dieſes
der Diaſtaſe auf ven Amylon⸗Kleiſter gänzlich auf, MgO minderte fie, ebene
AH,ıO Aq.; auch die Allalis Garbonate wirkten in viefer Weiſe ahnlich, fc
ſchwach jedoch die Birarbonate. Lösliche neutrale ——— werte verhäuberten
theils die Cinwirkung, theils hoben fe dieſelbe gänzlich auf. Alaun verlange
famte fie; vie Chloride des Ba, Sr, Ca und AH, wirkten hingegen nicht Sie
derlich, und Abnlich verhielten fich vie neutralen fhwefelfanren, pbosphorfauren,
borfauren Alkalien, fo wie tergleihen MgO. Wenig verlangfamens wirktes
arfenfaures Kali und Natron, KJ, vie neutralen Gulphate amd Öyprodpieraie
des Strychnin, Morphin und Chinin, und ohne Einfluß blieben Salicin, Harafrf
und bie inbifferenten Löslichen und unlötliden Azotshaltigen Stoffe, und ebenis,
was befonbers beachtenzwertb: tie Aetheröle des Genf, Rosmarin, Uni,
Terpentin, ver Pfeffermünz, Gitron, Gewürznelken ıc. fo wie Kreofot, Acther
und Alkohol. Daß übrigens Slykofe auch aus anderen Bilsungstheilen, namen
Ih aus Synaptas und Amygpalin, Salicin und Bhuloringin ewtikchen
könne, ift früher bereits erörtert wurden; oben ©. 982, 1000 ff., 1040 ff
Ueber Bildung des dem Glycyloxyd ſich anreihenden Drofelon; f. ©. 1016.—
Budge zufolge wird bei der Honigharnruhr ter Harnzucker wahrſcheinlch geil
bet: durch Einfluß des O auf Protein. Beim Menfchen und cbenfo bei Blau
freſſern I hwinve ver Zuder aus dem Bilute und tem Darme (©. 1096) bei,
wahrfcheinlich: weil er durch vie Galle in Bett verwandelt werbe (©. 1085),
beim Hunde und vielleicht bei allen Blelfchfreflern werbe er dur Kotd nur Herz
entfernt. Nur bei ſchwacher Diagenbewegung erzeuge fi bei Menſchen aut ge
noflenem Zuder Altohol uns Eſſig. Roſer's und Wunderlich't Vierteljahr
ſchrift IV. H. 83.
°) Die Rupferprobe ber MRübenzuder: Fabriken befteht aus Kupferoryd⸗ Eulnbet,
deſſen wäflrige Löfung mit KOHO überfeht worden. Gie läßt vie Läfung dei
Sartjuders (n. i. Rohrzuckert) ungetrübt, während alle übrigen Zuckeractes
das CuO derfelden zu Cyan + O over zu Cu rebueiren. .
“) Boucharvat fand, daß die erfle Wirkung ber gewäfierten Säuren anf Iryiells
firbaren Zuder in Aufhebung des Kryftallifirungs-Bermiögens beſtehe. Bilnet HS
bei venen an ber Honigharnruhr Leidenden zuerft Sruchtzuder, aus dem erik fpäten,
vlelleicht erfi In ver Harnblaſe, Krümelzuder wird? B. erhielt, als er 1 Gewiheh
. tell Hartzuder in 8 Waſſer Iöfte, Ir bis auch nur 1/jg Procent engliige
1361
Umfänden auch zur Bildung des, gleich dem Fruchtzucker, amorphen
Schleimzuckers Iommen Tann. Der Fruchtzucker wird aus füßen
Pflangenfäften, 3. B. ans Weinbeeren, frifchen wie getrodneten (Ros
finen), fchwarzen und weißen Maulbeeren, frifchen und getrodneten
Beigen, füßen Kirſchen, Pflaumen und Mirabellen, Aprikoſen 2c. ges
wonnen, indem man den Gaft foldyer Frucht, enthielt er fog. freie
Gäure zuvoͤrderſt durch CaO (gepulverter Kreide) neutralifirt, ihn dann
durch Giweiß klärt, und durch Thierkohle reinigt, darauf im Waflers
babe bis zur ſtarken Saftdicke eindunfet, num mit Mitchol mifcht,
die Klare weingeiflige Löfung vom ausgefälltten Eiweiß, Gummi ıc.
fonbert, ihr den Altohol durch gelinde Defillation wieder entzieht und
den Rückſtand im Waflerbade zur Trodne abbampft. Die wäflrige Lös
fung reinen Fruchtzuders dreht die Polariſationsebene links, während
geloͤſter Tranbenzuder, und ebenfo Hartzuder, fle gleich dem Dextrin
nach Rechts drehen. *)
y) Blycofe oder Glucoſe oder Krümelzuder (Traubenzuder und
Fruchtzucker, Stärkzuder, Harnzuder) oben ©. 916 ff., 925—927,
1001, 1095, 1117, 1179 und 1227. In welden Verhaͤlmiß Waſſer
chemiſch gebunden wird, wenn Amylon oder Hartzuder in Glycoſe
übergehen, ergiebt ſich durch folgende Zufammenflellung:
Amylon. Hartzuder. Traubenzuder.
ı MBaffersfreier, Kryſtalliſtrbarer. Waſſer⸗freier. Kryftalliſirbarer.
2 12 12 . 12 12
H 5 5 6 6 7
O 5 5 6 6 7
9) Hartzucker oder Rohrzucker (Rübenzucker, Ahornzucker); oben
©. 915 fi. 923 und a. a. O. Ueber Gerſtenzucker und Caramel
S. 916. Der Toddi (oben S. 1091) und aͤhnliche Palmzucker, ſchei⸗
nen in Oſtindien und angrenzenden Landen ergiebiger gewonnen zu
werden, als ber Rohrzuder, der außerdem in Norbamerifa durch
den Ahornzuder, in Frankreich und zum Theil auch in Deutichland
antheilweife vertreten wird, durch den Rübenzucker, beffen Darfiells
barkeit (mittel® Weingeift aus verfchienenen füßen, rübenförmigen Wur⸗
‚ zeln) Marggraf zuerſt zeigte, die dann lange Zeit darnach, gegen
Ende des vorigen und Anfang des laufenden Jahrhunderts buch Achard
im Großen, an den Runkelrüben (Beta Cicla altissima 2.) bes
Rötigt wurde, Hinreichend zertheilte getrodinete Rüben entlaflen an
altes Wafler verhältlich nur wenig verunreinten Zuder, wie Solches
Börtling zuerſt darthat; über Zabrication des Nübenzuders (und bes
Schwefelſaͤure zuſetzte (and beſſer no, wenn er flatt SO, Azotfäure wählte)
und bis zur beginnenden Farbung erhigte, farbloſen; unkryſtallifirbaren Zuder.
) Berge. Mitfherlich's hieher gehörige Beobachtungen, Boggennorff's Aun.
LIX. 96 ff. und Ventzke's Beobachtungen in Erdmann'ts und Marganıı
Journ. f. pract. Chem. XXVIII. 129 fi. "
86
1362
Ahornzuckers vergl. oben ©. 916 ff. und m. Polytechnochem. IL. 77I E.,
fo wie m. zur Polytechnologie unferer Zeit ©. 121, 18. Der
Rohrzuder wird aus dem durch Auspreflen gewonnenen rohen Gefle
des Zuckerrohrs dadurch geſchieden, daß man ihn mit wenig Ca0HO
erhitzt, hiedurch die den Zucker begleitenden frembartigen Erzeugniſſe fallen,
bie hieranf geklärte Löfung wird nun zur Eyrupsdide eingefotten, was
Bildung einer dem Caramel ſich nähernden, braunen Abänderung des
Zuders zur Folge hat, die, verbunden mit Schleimzucker als ſch warz⸗
brauner Syrup (og. Melaffe) flüffig bleibt, während ber Reh
zuder und Gyrupshaltiger Rohzuder (Moscovade) fi unvolllowmen
kryſtalliniſch Heiden. In wenig Waſſer geloͤſt und mit Thierkohle
(oder mit durch feines Aibumin-Wehaltes wegen, mittelſt befien Gerias
nung: Klärung vermittelndem Ochfenblut und Thierfohle) gereinigt,
gewährt die alfo geklärte Zuder:Löfung, wenn fie vorſichtig bis zum
Kryftallifationspuntt abgedampft, dann in bie thönernen Hutformen ge
ſchoͤpft und während des Erfaltens umgerährt wird, den unregelmäßig
koͤrnig kryſtalliniſchen Hutzuder, dem man von ihm anno anhän
genden Syrup-Antheilen dadurch befreiet, daß man bie nach oben ge
richtete Bafls des Zuckerkegels mit naflem Thon belegt (det), beiies
ausfließendes Waffer, der Spitze des Kegels fich zu fenfend, den Eye
loͤſt und mit ihm unten abläuft; alfo von Melaſſe befreiet, heißt ver
Zuder raffinirt und wird, getrodnet, ale folcher in den Handel gebradt,
während regelmäßige ruhige Kryftallifation defielben den fog. Gandhi
zuder gewährt, der, volllommen rein in farblofen, waſſerhellen, ges
fehoben = vierfeitigen, oder unregelmäßig fechsfeltigen, mit 2 Yläden
zugefchärften und öfters an ber Zuſchärfungskante wieber abgeftumpfien
Brismen anfchießt, 1,6065 Eigengewicht befigt, in ber Guerileſches
Leere erwärmt 0,004 Wafler entläßt,. bei gleicher Wärme in der Luft
ſich elektriſirt und ſtaͤrker erhitzt ſchmelzend fi in Earamel vermeu-
delt. Die Kruftalle des waflerflaren Candis find vorzüglich geeignet,
bie zuerft von Wenzel beobachtete Bloßlegung des Kryſtallge⸗
rippes zu bewirken, die von W., wie fpäterhin von Daniell ul
am Alaun und an Metallen nachgewiefen wurde, *)
e) Schleimzuder oder Malzzucker (oder von Hart⸗ unb Krümels
Zuder gänzlich befreiete Melaffe). Wahrſcheinlich — Ce Hız 012
-+ HO. Bleibt gelöft zurüd als Mutter⸗Lauge, wenn der in Allehel
gelöfte Syrup durch Kryflallifation feiner Hart» und Krümelzuifeer
Beimengungen gänzlich entledigt worden. Giebt mit Kochfalz ıc. Time
Tryftallinifchen Berbindungen und, war er aus Syrup gewonnen, durch
Weingaͤhrung Rhum⸗Duft entwirtelnden Weingeiſt; ſcheint ſich cms
®) Vergl. m. Grundz. I. 77 Aum. Hierauf beruht auch zum Theil die Darkeliunng
bes in. Bretsitiioor ober Meiall-Htlas (Moiré metallgun);
a. a. 5,
" 1363
dem fog. ldelichen Amylon⸗ oder GumufisAutheil des Reifes, durch
Behandlung mit wäfriger Schwefelfäure (nach Art der Stärkzuders
Bereltung) ohne Beimengung von Krümelzuder zu bilden; m. Grundz.
L 635 und 645. 2. Gmelin ſcheint ihn neben Bummi aus Leins .
wand oder Bapier erhalten zu haben, durch Sieben mit flar! gewäflerter
Schwefelſaͤure; a. «. O. ©. 637. Ä
Anmerfung Den Stärkzucker (Eiykofe) bereitet man gewöhns
lich im Großen dadurch, daß man ein Gemiſch von 1000 Gewichts⸗
theilen Waſſer mit 15 englifcher Schwefelfäure ins Sieden bringt und
nun nach und nad 500 zuvor mit etwas kaltem Wafler zum bünnen
Brei angerührte Kartoffelflärfe, unter fortdauerndem Umrühren eins
trägt, da dieſe ſich dann, nachdem fie ſich geloͤſt hatte, durch andauerns
des Sieden zunähf in Destrin (6. 918), hierauf aber in Zuder _
verwandelt, den Eältigung ber S503 mit CaO (jugefehten Kalkcarbo⸗
nats) entfäuert und Thierfohle entfärbt; da er dann, abgedampft und
abgefühlt, koͤrnige, harte Tryftallinifche Maſſen gewährt, aus deren
weingeifigem Auszug er in wargenförmig zufammengebrängten, fehr
feinen farblofen Prismen auſchießt, die vom Wafler langfamer und in
geringerer Menge aufgenommen werben, als der Sartzuder, und, aufs .
genommen (glei) dem Bruchtzuder), weit weniger füß ſchmecken und
füßen Geſchmack ertheilen, als ebenfoviel Hartzuder. Uebrigens vers
fährt man mit dem, feiner Hauptmafle nach, aus Krümelzuder (und
Schleimzucker) zufammengefebten roben Honig, um ihn zu reinigen,
ähnlich wie mit dem ſchon durch Ciweiß geklärten Fruchtzucker; man
verſetzt defien wohl abgefhhäumte wäfrige Loͤſung fledenpheiß mit Thiers
Tohle, läßt fle damit mehrmals aufwallen nnd bringt fle ſiedheiß
aufs wollene (flanellene) Seihtuch; war die Thierkohle wohl und frifch
ausgeglühet, fo entziehet fie bem Honig volfländig Farbe wie Geruch.
Der Krümelzuder des Honigs und jener bes Gtärkzuders, fie.
müflen beide betrachtet werden, ale Spielarten der Glykoſe, die dem
Traubenzuder zwar fehr nahe kommen, jedoch nicht völlig mit dem⸗
felben übereinkimmen; 100 Gewichtstheile Stärke *) geben burchfchnitt
fie 107,01 Staͤrkzucker. Mancher Honig feheint, feinem reinen Zuders
Gehalte nach, Krümelzuder: mit wenig Hartzuder chemiſch verbunden
zu ſeyn, »e) während Schleimzuder aus ber chemifchen Verbindung -
” Stadler zufolge laßt ſich aus Gtärke durch Chlor⸗GCinwirkung Chloral
(8. 353) und aus vieſem ein kryſtalliniſches Erzengniß barflellen, wenn man
Ghloral- Hydrat mit Schwefelfänse erwärmt, bie fofort HiCh entwidelt. Das
GShlorativ if Rödiometeiih = CO; HChz Oz, b. i. = Chloral (Ca HChz °
Oz) + Surbonoryp (CO). Außer dem Chloral erhält man noch brei verſchie⸗
pene Ölige RebensErzeugniffe, von denen das eine dem Burfurol
(SS. 1173) nahe kommt; vergl. Ann. d. Chem. u. Pharm. LXI. 101 ff.
=) Braconnot fand in dem Nectar ber Blumen non 36 verſchiedenen Pflanzen,
im Allgemeinen 13 Procent Sartzuder, 10 Fruchtzucer uns 77 Maler,
86*
2
Ze 164
von Caramel mit Fruchtzucker hervorgieng? Cine Berbindung, bie
fi vermeiden läßt, lediglich dadurch: daß man die Hartzuder-Löimsg
bei moͤglichſt gelinder Feuerung abdampfte (vollkändig: durch Ber
bampfen in der Guerikeſſchen Leere, bei Temperaturen unter 1506
= 12R) Bouchardat zufolge geht Rohrzucker am leichteflen,
Traubenzuder langfamer und Stärkzucker am langfamflen, verd
Behandlung mit Mineralfäuren in Huminfäure und verwanbte Er⸗
zeugnifie über (oben ©. 917 Anm.). Berfebt man in Wafler gelöftes
Krümelzuder mit gelöflem KOHO und dann mit einer verbizunten
.Löfung des Kupferoxyd⸗Sulphat, fo färbt fi das Gemiſch Mare
dunkelblau, bald barauf rothes Cu + O entlafiend, was kein
Hartzucker erfi durch anhaltendes Sieden (und in —** Weiſe
auch bei dem Dertrin) vor ſich zu gehen beginnt; offenbar weil bie
fer erft in Krümelzuder übergeht, bevor er die Füllung zu vollzichen
vermag. Honig bewirkt, unter ähnlichen Bedingungen — aber auf)
fon: wenn feine wäfltige, mit ſchwefelſſaurem Kupferoryd gemiſchte
Löfung, längere Zeit hindurch am Fühlen Orte ſteht — neben ink
ſcheidung von Kupferorydul auch die von metalliſchem Cu. De ztrin®]
Bon Cactus Ackermanni gab eine einzige Blume 0,1 Gran Rohrauder
— Da jedoch ver Honig größtentheild aus Krümelzuder befkcht, fo auf Der
Sartzuder in ven Bienen größtentheils In Traubenzuder verkehet
. werben.
*), In ähnlicher Weiſe, wie man Traganth und Gerafin in dem Arabiſchen Gummi
ähnlihe Gummi zu wandeln vermag, fo auch das aus Stärke gewonnene De»
trin. Bilder man nämlih, Pinel's Erfahrungen gemäß, aus Amylen usb
MBaffer, das man zuvor (dem Maufe nah) mit 1/200 Ayotfäure und Us fo wei
Syprohlorfäure gemifcht Hatte, einen Teig, Täft vielen von felber oberfikhi
troden werben (abtrodnen), bringt ihn dann in ber warmen Luft eimes Traden-
zimmers zur vollfänvigen Trockniß, pulvert ihn hierauf und Iäft ihn zum keei
bis vier Tage hindurch fteigenner Hige ausgefcht feyn, umb zwar den erſteres Tag
bei 370,5 C. = 300 R., ven zweiten bei 65% ©, — 52° R., ven dritten bei 87%,5
700 R., ba es bucchgeficht und ſchließlich bei 1810,5 — 1450,72 R. (im Badls
ofen) Burchhigt werben muß, To ift e8 dann vurchſichtig wie arabifdger Gummi,
5
zumal wenn man es nochmals in 400 Maaß Waſſer + 1 Maaß Nzotiäme,
mittel Anwärmung zu einer Maffe umgebilvet Hatte, vie es geftattel darecs
3/4 Zoll vide Schichten zu formen, welche (in kupfernen Pfannen) bei 1030,75 C.
— 830R. bis 15000, — 1200 R. getörret werden. Golden Weges
nened Bummi wirb aus feiner wäflrigen Loſung weber von neutrelem Bleiema⸗
Acetat, no von Zinnchlorür getrüht, bie fi ähnlich gegen arabifget Gummi
verhalten, hingegen Traganıhstöfung fällen, wobei das letztere Metallialz eime
verhaͤltlich ſehr fefte, zufammengeballte Verbindung fchlägt. — MBährenr übrgenB
Diastas AmyionsKleifter fehr bald verfläfftgt, Täßt Bepfin (E.1103, 1167) be
unverändert; ein Verhalten, was jene Folgerung: das Pepſin wirkte auf Yerlom
kraft feines Diastab-Behalts — in Frage ſtell't; oben S. 1095 ff. — dat Gsmund
Kutira (Kuteera) IR fi, kocht man es ald Pulver 15 Mimsten lang mit
Waſſer zur Maren Blüffigkeit, weicht alſo In viefer Hinſicht vom Tragauth ab.
Der vom Waller aus dem Kirſch⸗Gummi aufgenommene Anteil, wir ber
Alkohol nicht gefaͤll't, iſt alfo kein Bummi, wie er denn auch geringere Richie
keit darbietet. — — Die gewoͤhnliche Manna enthält meiſtens nur 1/5 Maumik.
ii
Das Uebrige beſteht, abgeſehen von Kleinen Anthellen von Galıen un ciuuB
|
1365
zeigt ein ähnliches Derhalten, wenn es lange Zeit hindurch bei 700 C,
= 560 R. oder bei noch höherer Bühlwärme erhalten worden; weil
es in foldem Falle fon reich an Krümelzucker (Bruchtzuder?) if,
während es entgegengefchten Falles in feinem Verhalten dem Gummi
ſich nähert, das mit CuOSO; einen blanen Niederſchlag hervorbringt.
Außer dem Kupferoxyd⸗Sulphat iR auch die Arfenfäure, durch ihre
Gegenwirkung auf Zuder und verwandte Erzeugniffe, als Erkennungs⸗
mittel derfelben in Gebrauch genommen worden, jedoch nicht mit bes
ſtimmterem Erfolg. Schon vor längerer Zeit wußte man, daß AsOg
bie damit erwärmte wäfirige ZudersLöfung, wie bie Mannit-2öfung
purpurm färbe, bie tes Glycirrhizin hingegen ungefärbt belafle;
foäter fand man, daß ſolchen Wedes geröthete RohrzudersLöfung
durch Zuſatz von Kalfwafler ocherbraͤunlicher Faͤllung unterliege und
endlich fi ſchwaͤrze, währen SchleimgndersLöfung*) buch AsQiz
Zucker ans einem, darin von Bauquelin aufgefundenen gelben Bilbungts
theil, der innerlih genommen als Laxativ wirkt. Chlorkalk zerfört ihn,
wie er auch allen fog. Extractivſtoff entfärbt und dadurch in den Stan» fegt:
bemjelben etwa beigegebene Erzmetalle aufzuſuchen. Läßt man Runkelrübenſaft
Bei 300-350 C, — 240-2808. gahren, fo beginnt ſchon deflen, Zuckerzer⸗
fehung in Mannit, Milchſäure und Schleim, vie bei 400-450 C, — 320—
SEO UR, ihre größte Belchleunigung erreicht, währenn bei Bählwärmen unter 300 C.
es zur weinigen Währung des Zuders kommt und biefer in Alkohol une Carbon⸗
fäure zerfällt; zertheilte Runkelrüben gelangen vagegen bei diefen und noch weit
niederen Temperaturen leicht zur Zerflörung ihres Albumin« und Zuders@ebalts,
unter Bildung von Azotichtfäure und Garbonfäure. — Mannit laßt fi
übrigens von Zucker, außer ver Gaͤhrung, auch durch Alkohol fcheiven, va er
Darin Lößlicher iſt als Inder.
e) Der Schleimpicker des ſog. Syrnupe Saft AH, mittelk Weingeiſt, vom heraus
keyſtalliſirbaren Hartzucker Leidyt trennen. In wiefern der in ben Quecken (Tri-
ticum repens) neben Mannit vorlommenbe fog. Ballertzuder eine Ders
bindung von Krümelzuder mit einem, ber oben befchriebsenen farblos⸗klebrigen
Muffe Ahnlichen Bilungstbeile varfiellt, müflen weitere Verfuche lehren; vergl.
m. Grundz. I. 645. Reich an Hartzuder find außer ven erwähnten Ges
wädfen aud bie vurch Anbau verebelten Wurzeln des Sium sisarum L.
(3uderwurzeln), Heracleum sibiricum L. (fihirifge Bärenklau) und jene: ber
Pastinaca sativa L. (Raſtinak). Den erfien Hartzuder aus rothen und
weißen Runkelrüben (Beets over Mangolbwurzeln), Zuderwurzeln ꝛc. fellte
Marggraf vor 100 Jahren (1747) bar (ſammt Krümelzucker); aus füßen Kas
Ranien Barmentier 1784, ven erfien Traubenzuder im 17. Jahrhundert.
Gtauber und Junker; Frucht⸗ Krümels und Schleimzucker entzog im
letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts den nicht völlig gereiften Maibkolben
(Zea Mais L.) und Gtengeln, fo wie ven gezeiften Mirabelli; Ahorn⸗
zuder (Hartzuder und Krümelzuder) gewinnt man in Norbamerita feit langer
Zeit aus vom durch Verwundung (Abzapfen) erhaltenen Saft von Acer saccha-
rinum L., A. dasycarpon L. und verichievenen anderen Abornarten. Es
müflen bie Ahornbdume, follen fle gezapft werden, 20 Jahre alt feyn; nach dem
Zapfen ſterben fie balv ab. Im Zuckerrohr Liegt der Hartzucker fchon bis zus
Blüthzeit in den Knoten fertig vor; au das Bambusrohr iſt Hartzuders
" Baltig. Unter ven Brüchten bieten vie bes Ervbeerbaumt (Arbutus Unedo L.)
vergleichen, jedoch begleitet von Sruchtzuder bar, was übrigens, Pro zufolge,
%.
1366
dem Himbeer-uderfaft ähnlich geröthet und verdickt werde (6, 136).
In Beziehung auf den Rohrzucker wirkt übrigens Zufaß von gelöken
Platinchlorid der Arfenfänre ähnlich; feht man nämlich Ealmel
hinzu, fo bietet der dadurch zu Stande kommende fog. Blatin-Calmil
(S. 847 Uum.) eine hochrothe Farbe dar, hierin der Mitwirtung
von Irid ſich naͤhernd. — Bergleiht man das Vorkommen bes Hart:
‚ zuders mit jenem ber übrigen Zuderarten, fo gewinnt es das Is
fehen, als ob es überhaupt nur zwei felbfifländige Arten wen, of
Zuthun des Menfchen gebilvetem, fog. natürlichem Zucker gebe: Hart
zuder und Fruchtzuder, von denen ber letztere vielleicht überall erſ und
Amylon oder aus Gummi durch anregende Ginwirfung, fey es vr
ſchiedener Salze, fey es organiſcher Säuren, feltener, vielleicht ık
ähnlichen Weges aus erſterem unter Mitwirkung des Lichtes bee
gehe; wenigftens geftatten Hieher gehörige ältere wie nemere Besbadter
gen, wenn nicht zweifelfteie, doch in dieſer Hinſicht prüfungeweik
Bolgerungen. Man weiß 3. B., daß zwar flarfe Gonnenhige auf ka
Blättern ber Cassine maurocenica fiyflallinifhen Hartzuder e⸗
ſcheinen macht und daß Nehnliches in den Balfaminen (Impatiens Bals-
mina L.) flatt bat, daß aber bei der gemeinen Linde (Tilia eu
paea L.) im Cambium, neben CO,, Albumin, Gummi und Hd
Antheilen von Salzen (Salmiak und Kali⸗Acetat) auch ſehr mellikt
Mengen von Hartzuder vorkommen, während in ben Blätter Ab
melzuder (muthmaßlich zundrberft Bruchizuder) neben Mannit vorige
und in den Biäthen außer dieſem noch Schleimzucker zugegen iR. ©
if ferner befannt, daß gelöfter Hartzucer durch Einwirkung von Calyı
feine Kryftallificharkeit verliert (1 Gewichtstheil Kochſalz macht 6 dat
zuder zur Kryfallifetion unfähig) und ſtärker noch wirken in We
Hinſicht die Carbonate des Kali und bes Natron. Biot fan is
auch in dem des zmeljährigen Zuckerrohrs ver Fall iſt. Der Erudtjsdt
läßt ſich, war ex durch gelindes Abbunſten (am beften in ber fog. Lerre) gme®
nen worden, am kürzeſten vom Hartzuder ſcheiden durch Alkohol, da m iR
gleich vem Mannit, an Löslichkeit im Weingeiſt übertrifft. Wan hat iin
in neuerer Seit angefangen, das Ginfleen bes gefänterten Zuckerfaſtet Is =
Güerite'fhen Leere zu bewirken, was bann einen volllommen weißer
liefert; zur Keyftallifation gefbrbert, gemährt ber erfte Anſchuß 50 VProcen mei
Sen Buder, weiteres Abtampfen ver Mutterstauge dieſer Kruftalle iR job B
der Guerike ſchen Leere zu vollziehen fat unmöglich, wenn bie Menge FÜR
Fluffigkeit nur irgend bebeutend if; wendet man aber Abdampfungthihe &u, I
wird ber alfo gewonnene Zuder braun. Da jeboch das Bräune (M
Schleimzucker) fi durch Weingeiſt entziehen läßt, fo Tann man ite af ei
biefens Wege entbräunen. Ein Gewichtötbeil fiedendes Waſſer Löfet übeigend
5 Teile Hartzuder, von benen fi beim Erkalten 9 Theile erhärter artiecen.
während zwei gelöft bleiben. Nimmt man zur Dedung braunen Séleiczeke
haltigen Hartzuckers, fatt des reinen Waflers: eine gefättigte kalte Hurteder
Lofung, fo entläßt dieſe ihren Hartzucker⸗Gehalt an den in der Hu
eeflien Sartzuder, während ihr Daſſer deffen Gchleimgueer Löfet oh ab
f) KON
1387
Safte bes Wallnußbaum zur Wintersgeit Feine Garbonfäure, wohl aber
Zucker (je höher die Zweige, um fo reicher war ihr Saft an Zuder),
im Sommer Hingegen fehlte ihm der Buder. Zuckerrohr, das auf
einem Boden gebauet worden, ber zuvor von Baͤumen befebt war, die
man auf ihm einäfcherte, wird taubes genannt, weil es keinen kry⸗
Rallifirbaren Zuder giebt; wie es denn überhaupt ein Alter von zwei
Sahren erreicht haben muß, wenn es ihn darbieten foll (während
Budershaltige Rüben ein Alter von einem Jahr erreicht haben müflen,
wenn fie Zuderzergiebig ausfallen follen). Im Zuckerrohr, wie in
den Rüben, behalten die Suderfaftshaltigen Zellen ihre anfängliche
Größe und die Dünne ihrer Wandungen bei, in Frucht: und Krümels
zecker gewährenden Fruͤchten dehnen fi) die Zellen beim Reifen ber
Früchte mehr und mehr aus, während bie Bitterfeit und Säure ihres
Saftes mehr und mehr fhwindet uud Süße an deren Gtelle tritt, und
im gleichen Berhältuiß verbännen ſich “auch die anfänglich ſehr diden
Sellenwände; fo daß es faR den Anfchein bat, ale werde der Ftucht⸗
zuder »iefer Zellen nach und nach, zum Theil auf Koflen der Eellulofe,
durch Anregung von Salzen und von Licht hervorgerufen. Hieher ges
hörige Beobachtungen verdankt man hauptfählih Demmin Hervy.
Roher Zuckerrohrſaſt erliegt felten der Weingährung, gebt dagegen
leicht in Schleimgährung über; der durch Thierkohle gereinigte iſt dies
fer nie unterworfen, fordern nur der erfieren. Was die Thierkohle
hiebei dem rohen Gafte entzieht, iſt auch dem getrodneten Rohre *)
durch Weingeiſt von 950 entziehbar, neben kryſtalliſirbarem Zucker,
von bem es gefchieven eine farblofe, zerfließliche, im Waſſer Lösliche,
brennbare, verbrannt, Feine Aſche liefernde Elebrige Mafle darftellt, die
ber Thierkohle in foldem Maaße anbaftet, daß fie verfelben durch
Wafler nicht wieder entzogen werden Tann, Sie ſcheint es hanptfäch-
lich zu feyn, die, muthmaßlich mterflüht durch Salze, die Umbil⸗
dung von Hartzuder im Schleimzucker zu Wege bringt. GH. iſt ber
Meinung, daß dieje beim Rohrzucker erſt beim Prefien erfolge; buch
Erhitzen der wäflrigen Loͤſung dieſer Tlebrigen (durch Ballägerbfänre
fällbaren) Maffe bräunt fle fih; in der fog. Leere abgedampft, Bleibt
fie farblos, Hierin dem Hartzucker ähnlich, der fich vielleicht beim @ins
fieden vorzüglich in Folge ber Beimiſchung mehrgedachter farblofer
Maſſe bräunt, deren Gegenwart muthmaßlich beim Binfieven Ges rohen
Suders zur Bildung von Caramel⸗Hydrat befonders-beiteägt? — — Im
fog. Hunigthan (oben 8.123 u. m. Hob. d. Meteorologie II. 2, ©. 206)
der Lindenblätter, von bem biefe zu Straßburg im Mai und Junt
1842 in foldger Menge befallen waren, daß er in gewiſſen Tageszeiten
in GeRalt eines feinen Regens (eines gelblichen, im Wafler volllommen
® In Guadeloupe teodinet man bas friſche Zuckerrohr, wie bei und vie Runkel⸗
üben, bevor man ihm den Zuder durch Wafler entzieht; vergl, oben ©, 1361.
1368
ldelichen Syrups) herabtröpfelte, fand Langlois 9) Traubenzude,
Fruchtzucker, Mannit, **) Bummi, Albumin, wenig Gerbfäute un
ein pflauzenfaures Salz von Kali und Kalk, #9) dann etwas KCh,
CaCh und Ca0SO3; außerdem ſcheint er freie Aepfelfänre ober Rild
fäure enthalten zu haben, denn er röthete Lackmuspapier. 1) Auch an
"den Knospen, zumal ber Obftbäume, findet ſich zur Wrhblingsjit
öfters füßer Saft genug vor, nicht um DBlattläufe herbeizuloden, fo
dern die Bienen beflimmend ihn abzufaugen, aber es fcheint dieſer
Saft ein krankhaftes Erzeugniß zu feyn, denn die meiſten Kurt
der Art fallen ab und die zugehörigen Bäume tragen "wenig Frähte -
Die Eellulofe (oben ©. 1352) fanden Kölliker und Linig uf
vor in niederen Weichthieren, Seeſcheiden sc.: als Formgebendes der
Zellen s Wandungen; das Donin (a. a. D.) if der Gellulofe Guild
gleich, es kommt diefe mithin. auch in höheren Thieren vor, jerä
ohne hier die Gellenwandungen bilden zu helfen. In welcher Beik
das Amylon und die Zellenfioffe der zertheilten Kartoffeln, fo wie De
Bildungstheile der Bräfer fi ändern, wenn fie burch Uebereinarder
bäufung in fog. Blüh- Futter übergehen (m. Zur Bolyteihuolsgk
unferer Zeit, ©. 128) ſteht noch zu nunterfuchen. Weber Berwerrums
des Pflanzeuſchleims und ber Gellulofe zur Fertigung des Episelh
fen Bapters f. ebendaſelbſt ©. 53 ff. Wahrfcheinlicher if es jr,
Harting’s Beobachtungen zufolge, daß das Donin (dem das Ghftie
und Rhorn fih annähern; m. Grundz. I. 650 und oben ©. 6)
dem Stoffe jenes Haͤutchens zunaͤchſt fieht, welches H. als dünnen Uder
zug der Inuenflächen bes jungen Zellgewebes vorfand, und das von im
%) Erbmann's und Marchand's Zourn. f. praet. Chem. XXIX. 485 fi.
*) Dem Tamarix mannifera L.. entteöpfelt Schubert zufolge, vie Gino
itiſche Manna; has Tröpfeln bewirkt eine Peine Schildlaus. — Fehlien ice
Schilblaͤuſen die Ameifen? die, wie man Solches an Blattläufen jedes Com
mer zu fehen vermag, ſich bort einfinnen, wo fi} Blattlauſe zeigen, wm biek
des ZuderfafteTröpfleins, es aufſaugend zu emtlaften, das jede Blattlans von Ze
zu Zeit am Sintertbeile ihres Leibes entläßt; eine Entlaffung, vie, da fie auf Bit
tern aller Art, und namentlich auf foldden ſtatt Kat, melde ger keinen Jede
enthalten und Leine Spur von Honigthau zeigen, darauf dinweifet: daß im Ber
bauungsorgane ber Blattlänfe Zuder (und Mannit) erzeugt wird: aus arſpriey
lich nicht füßen Bilpungstheilen, muthmaßlich nicht nur aus Gummi unk Wr
wanbten Gezeugniffen, fonbern auch aus Chlorophyll, das zugleich vie gemöhnliht
grüne Farbe viefer Thlere zu bewirken ſcheint; Zucker⸗haltigen Gaft
indeſſen au nicgt-grünfarbige Blattläufe.
©.) Friſche Runkelräben enthalten unter anbern auch KO Ca Oz um Cad U,
nebft KOAO;; getrodnete jeboch weit mehr; Trommeporff’s N, mr
VII. 1, ©. 22.
4) Im nordlichen ums öfligen Deutfchland nennt man vergleiden fog. Rem
Sprühregen oder Sungerregen, unh betrachtet ven Zuder- Gehalt weiber
als aus ben Blättern durch Aueſchwitzen hervorgegangen und als: ben Meike
than und bie fog. Lohe herbeigehen machender Anloder; weil er, wie mia
1969
durch Utriculas internus bezeichnet wird. Zuweillen findet ſich im
diefem Häutchen ein Proternoid, aber nicht als nothwendiger BVeſtaud⸗
tbeil. 5. fand, daß biefer Utriculus internus vom WBafler und Als
tobol, von verbünnter AO,, HCh, SOg, POs, Goldſcheidewaſſer, Br>
uud CaChsLöfung nicht aufgenommen werde, und daß bie von ihm
eingefhlofienen Zellen ſtets Proteinoide barbietn. Die Zellen
kügelchen find dagegen nur aus dem Gtoff dieſes Häutchens gebilber,
oder enthalten doch nur Azotzleere Oebilde. In mehreren Stengeln ber
Dieotglebonen fand H., mmittelbar unter der Epidermis, dikhäntige
Zellen, bei denen der fog. ineruftirende Stoff Hauptfählih aus
Pectin und pectinfauren Salzen, zum Theil aber auch ans
Pectoſe, ». 1. eime der Bectinfäure (5. 1350) ifomere Berbinbung,
die allmählig in diefe Säure übergeht, zu beſtehen fchien. Aber auch
in jenen dickwandigen Parenchymzellen, welche nicht zu den Incruflirten
gezählt zu werben pflegen, wurde von H. Bectofe vorgefunden. Bet
den Monocotylebonen, deren fog. Horn⸗ oder Ciweißkoͤrper nad
5. fein Brotermoid enthält, beſteht das incruſtirende @ebilde ans
Bilanzenfchleim, oder aus einem der „Celluloſe“ ifomeren Stoff, während
die Wände der wahren verholzten, aus zwei Hauptlagen beflchenden
Zellen aus vier verſchiedenen Bildungstheilen zuſammengeſetzt find:
1) &ellulofe (nad H. = Ca4 Hı9 019), die nur in der innerfien
Shit und am häuflgfien dort vorkommt, wo fih die Grenzen ber
Zellenöffaungen finden; 2) ein ben Inhalt der Zellenkügelchen
darſtellender, dem Utriculas internus nahe kommender Bildungstheil:
in Ayotikure, fo wie in englifcher Schwefelfäure auch nach längerer
Ginweichung unlöslides Donin, das mit jenem übereinzufinmen
ſcheint, welches bie urfprüngliche Gellulofe durchdringt und in beträchts
licher Dienge, hauptfächlih nahe dem Umfange ber innerflen Schicht,
angehäuft ericheiut; es ſchwill't in Säuren und Alkali⸗Löſun⸗
gen auf, unbift in fehr ſtarker Schwefelfäure auflöslich, und dann
vielleicht ale mit Pectoſe verbunden? 3) ein Stoff, ber ‚den Haupt⸗
theil jenes Häntchens (Cuticula) darſtellt, welches die ganze Zelle von
Außen umgebend, die äußerfle Lage der Wand bildet (bei fpäterer Ent⸗
widelung wahrfcheinlich auch In der innerfien Lage vorkommt); wird von
waflerarmer Schwefelfäure nicht angegriffen, und verhält fih im
gleicher verneinender Weife auch gegen andere Gegenwirker, hierin
jenem Stoffe gleichend, welchen die Hauptmafle der Korfzelle barbietet,
und 4) Proternoide, welche die ganze Sellenwand durchdringen. Da die
Zellenwände mit durchbohrenden Deffnungen fchon frühe verfehen vors
fommen, und, wo bie Zellenform es geflättet, in Spiralrichtung geftell’t
erſcheinen, fo läßt fih vermuthen: daß das junge Zellengewebe aus
einem oder mehreren verwachſenen Spiralgefäßen zufammengefebt iſt.
In fehr jungen Spiralgefäßen befteht fowohl die Wand, als der Spi⸗
raldraht aus Eellulofe. Später, jedoch zu einer Zeit, tn welcher bie
Wände der Holggellen noch nicht inernſtirt erfcheimen, dringen dieſelles
incruſtirenden Broternshaltigen, die Verdichtung der Wände der wo
holzenden Sellen zur Folge habenden Stoffe, auch in vie Spiralheäik
und in die aus benfelben gebilbeten Ring⸗ und Nebgefäße ein; hakı
iR die chemiſche Zuſammenſetzung bes Holzes unb der Gpirak vi
kommen biefelbe ıc. Die Wände der Korfzellen verhalten ſich gege
chemiſche Gegenwirker wie die Cuticula; Herbergere mw Biıb
ler's Jahrb. f. pract. Bharm. XIH. 161 ff.
Eu.6) Pikrifde und Krystallopikritde, ober Gaftbitter (Exrivartedite)
und Kryflallbitter, vergl. m. Grundz. I. 646 ff. und 648 ff., fe we
855 ff. und oben ©. 1170 f. Aum. *) Die meiften bicher za all
den Bilbungstheile bebürfen noch der näheren Beſtimmung ihres des
fehen Beſtandes, und mehrere berfelben find wahrfcheinlich Zufaumen
feßungen noch barzuftellender einfacherer Berbindungen (vergl. ed
‚ &. 1043). Daſſelbe dürfte auch ber Fall ſeyn bei mehrerminn
Grund. a. a. D. den fog. Camphoriden (6. 716 fi. daſelbi) be⸗
geordneten fog. ſchar fen FEryfallinifchen, zum Theil ben Giearid
(oben ©. 1011) zugehörigen Erzeugniſſen pflanzlicher Lebens Baht
gung. Zu €) darf Übrigens auch gezählt werben das Galicie (cha
Ä ©. 1000 Yam. und 1041 ſſ.), Sumarin (6. 1005), Aifemsstis
- (6.1016), Phloridzin (6. 1040) und als Uebergangsglie zeit
den Kryſtallopikriden und ben Harzen das vom Pelletier cahche
Dlivil (m. Grundz. I. 677), einer der näheren Beſtandtheile des Kt
„Delbaum-Bummi,* d. i. jenes harzreichen Gaftes, der deu Delkisen
entlammt, das von Lebreton im weißen Mark ber unreifen Jam
sangen aufgefundene Hesperivin (a. a. D. ©. 655, 709 un 60)
bas von Bogel d. ä. aus den Meerzwiebeln gefchiebene Geillitis
(a. a. O. ©. 648 und 851) und das von Beoffroy ». j. mh kelo
büre entbedte Helenin. Das Olivil verbleibt ungelöf, wers mi
das fog. DelbaumsGummi — das durch Reiben Mark elektriſch wit
und, obgleich bei gewöhnlicher Luftwärme geruchlos, auf einen Bid
erhigt fi unter Entwidelung biden Rauches zerfeht, ber vor Ich!
angenehm riechenden Dämpfen begleitet wir —
mit Aether auszieht; es läßt ſich dann in ſiedendem Alkohol leicht in
und baraus durch Erkalten kryſtalliſiren und durch Umfrkefikn
reinigen, da es dann weiß und gerudlos if, bitter-füßlid kucl,
erwärmt zur durchfichtigen amorphen Maſſe ſchmilzt, und ſich alle
hol, Holzgeiſt, Aether, Waſſer, Fett⸗ und Aetheroͤlen IHR, Es ar
e) Windler trennte das Aloebitter vom beigegebenen Harze mittelk wi ie
trons Sulphats. — Manche Kryſtallopikride theilen mit den Pergiyabe
Ungerflörharkeit durch Weingaͤhrung, umd Gleiches gilt auch von meherett *
krilden. Das Cynodin z. B. (d. i. das von Semmola aus ven UM
des Cynodon Dactylon kryſtalliniſch geſchiedene Bitter) ſchließt A is *
Binſicht dem Vikroiheion an; m, Grund. I. 6469 und weiter obes 6.191
mm ç — — nn — —— — —— — — Un.
||| ||| — — ——
1371
N
ſich leicht und einige Tropfen feiner wäflrigen Loͤſung fchlagen aus
Goldaufloͤſung fogleich metalliſches Gold nieder; ebenfo Rell’t es auch
bas Silber der azotfauren Ag-Auflöfung meialliſch her; Chlor greift
es augenblidlih au. Es verbindet ſich mit dem PbO, und in bieler
Berbindung verbrannt, gewährte es Erzeugniſſe, aus denen Sobrero
feine ſtoͤchiometriſche Zuſammenſetzung für das Waſſer⸗freie Olivil bes
rechnet, wie folgt: Cag Hıg Oiq: aus waͤſſriger Loͤſung kryſtalliſirt und
gänzlich getrocknet, enthaͤlt es außerdem noch HO. Mit mäßig waſſer⸗
armer Schwefelſaͤure verſetzt, entläßs bie waͤſſrige Loͤſung blaßrothe
Flocken, die ſich endlich mit lebhaft blutrother Farbe in der Saͤure
aufloͤſen, und daraus durch Waſſer gefäll't werden. Sobrero nennt
es, in dieſem Zuſtande, Olivil⸗Rutin. Auch mittelſt RECh läßt ſich
dieſes in Ammoniak⸗Loͤfung mit ſchoͤn violetter Farbe fi aufloͤſende
(vielleicht als Farbſtoff verwendbare) Erzeugniß darſtellen, das auch
vom Alkohol aufgenommen wird. Auf einem Platinblech erhitzt ent⸗
wickelt das Dlivil weißen, am ber Luft fich entzümbenden Rauch, der
muthmaßlich Bz enthält; m. Grundz. a. a. DO. Troden beflillirt zers
fallt es in Wafler und eine Hlartige Säure, genannt Pyrolivils
fäure, = (90 Hı3 O5; Ann. d. Chem. u. Pharm. LIV. 67 fi. —
Das Hesperidin kryſtallifirt in weißen, feibenglängenden, zu warzigen
Bruppen gehäuften Nadeln, if geruchlos, ſchmilzt bei 1090C. =
8702 R., unterliegt Härker erhitzt der Zerflörung, verbreitet auf glüs
hende Kohlen geworfen Würzduft, ift im Aether unlöslich, im beißen
Alkohol leicht, im Falten kaum löslich; Heißes Wafler loͤſt 1/c, wird
von waſſerarmer Eifigfäure aufgelöft, in der Kälte fich wieder anvers
ändert ausfcheidend, wirb aus feiner wäſſrigen Läfung durch PhOT
nicht, wohl aber duch Bifenoxyd-Eulphat (rothbraun) niedergeſchlagen,
DR ſich in Alkali⸗Lauge auf, besorydirt Azotfäure bis zur Azotichtſaͤure
und geht fo in Oralfäure über. Einen andern Iryfallifirbaren, nicht
bitter, fondern ſchwach füßlich ſchmeckenden Bildumgstheil entzog Wide⸗
mann den nicht völlig gereiften, gewöhnlichen Pomeranzen, mittelft
Weingeiſt; m. Gruudz. I. 656. Brandes flellte aus dem Hesperidin
ein von ihm Aurantiin, genanntes Bitter bar; a. a. D. ©. 657.
— Das weiße, fehr bittere, hintennach füßliche (mahrfcheinlich noch
Krümelzudershaltige und darum der weinigen Gaͤhrung fähige), durch⸗
fihtige, harzartigen Bruch darbietende, feymelzbare, gleich nach dem
Erkalten zerreibliche,- an der Luft ſchnell feucht werdende, im Waſſer
leicht lösliche und es Flebrig machende, im Alkohol und Effig lösliche
Scillitin, feheint rein in den frifhen Meerzwiebeln (Soilla mari-
tima L.), farblos kryſtalliniſch vorzukommen; innerlich genommen,
- wirkt e6 bei einigen Menſchen Schweiß⸗, bei andern Brechenserregendb;
Bienen und Welpen fierben vom Genuß des erwärmten, fle lodens
den MeerzwiebelsBauerhenig; m. Arch. f.d. ges. Naturl. XXVI. 284,
Das in der Alantwurzel Inula Helenium Z., neben dem Inulin
1878
heimiſche Helenin entzieht man ber frifchen Wurzel, Gerharbt
zufolge (Ann. d. Chem. u. Pharm. XXXIV. 192 ff.), leicht mittel
heißem Weingeiſt von 3609. Dom überfchäffigen Alkohol dur De
Rillation befreiet, entläßt die erfaltend milchig geivorbene rückſtändige
Flüſſigkeit in reichlicher Menge kryſtalliniſch, das durch Umfryfallifiren
zu reinigende, gereinigt farblofe (auch durch Deſtillation der Wurzel
mit Waſſer, in Form auf dem Wafler ſchwimmender, weißer wolliger
Flocken, in jedoch fehr geringen Mengen barftellbare) Helenin; cs
kryſtallifirt in vierfeitigen, im Wafler unlöslicgen, kaum riechbaren und
faR unſchmeckbaren, auch in Aether, Hetherölen und Kreofot löglidhen
Briemen, die fi leicht zu Pulver zerreiben laſſen. Es fdpmilzt bei
720 0. = 560,8 R., fledet bei 2750-2800 C, = 2200-2240 8, verflüß-
u tigt ſich aber theilmeife fchon vor dem Sieden unter Verbreitung ſchwach
würzigen Geruchs. Bet gelinderer Wärme geſchmolzen erflarrt es, er⸗
Taltend, zur kryſtalliniſchen Maſſe. Aeballalien laſſen es felbR im der
Wärme unverändert, waflerarme Gchwefelfäute loͤſt es, ohne SOz«s
Entwicdelung, mit weintother Farbe auf, mit ber Zeit ſchwaͤrzt ſich
jedoch (wie auch das nur lange Zeit hindurch ſchmelzend erhaltene
Helenin) das Gemiſch, das ©. zufolge eine gepaarte Säure, die Helen in⸗
Scäwefelfäure barflelt. HCh= Bas wirb reichli vom Gelenin
verſchluckt, es dadurch violett färbend und verflüffigend. As um» Azet⸗
fäure loͤſt es, letztere ohne Entwidelung von Azotichtſäure, auf; Waller
faͤll't es daraus unverändert; flärfer damit erhitzt wandelt es ſich jebed
in ein Ashaltiges, von G. Ritrohelenin genanntes Harz. Balken
freie Bhosphorfäure, mit H. erhibt, entzieht ihn Wafler und wandelt
e8 fo (ähnlid wie ven Camphor in Campheen) in Heleneen.
Ch wirft weber in der Kälte, noch im Sonnenlicht baranf, weil
aber in der. Hiße, HCh bildend und Chshaltiges Harz hinterlaſſend.
ZSinnchlorid und ebenfo Stibchlorür färben es gerabe fo bumfelrotg wie
waflerarme Schwefelfäure; Zuſatz von Wafler zerlegt erſtere Berbin-
dung, die auch in biefer Hinficht jener des Zinnchlorid mit Kartof⸗
feliufel ähnelt (oben ©. 1090 Anm.) ; das Helenin ſcheidet ſich nuver⸗
ändert vom Zinnchlorid. ) Procentifch tft e6, G. zufolge, = 77,567C,
8,510 H und 13,923 0; ſtöchiometriſch (muthmaßlich) nad Dumas
= Cj4 Hg Og. Die procentifchen Berhältniffe erinnern an Ettling's
Analyie des Kreofot (S. 1035), das hienach aus 77,42 C, BAM
und 14,46 O zufammengefegt it. Uebrigens ſchließen ſich diefer Gruppe
wahrfcheinlich noch an: das Apitn (S. 902 Aum.) und das Quex⸗
ein (©. 1183 Anm.), deren grunbfofige Sufammenfepung jedoch ned)
nicht ermittelt iR.
©) Aehznlich verhalten fih zum Zinuchlorid, Gis Beobachtungen gemäß, as des
ätherige Bittermandeldl und das AniscHetperdl; vd 6 1890
Anm,
1373
JH. Klaſſe. Azotibe:
A) Osmaromoide oder „Extractive Azotträger.” Bräunlich, loͤelich,
theils im Wafler, theils im wäflrigen, theils im abfoluten Alkohol,
geloͤſt mehr oder weniger Mlebrig ober ſchmierigklebrig, aber für ſich
weder Badensziehenn, noch Kleiſter⸗, noch Ballertesbildend; ale wäfrige
Löfung bei 1009C. nicht gerinnend. In Thierleibern faſt durch alle
Theile verbreitet, auch in efbaren Schwaͤmmen nicht fehlend. **)
a) Garnitn oder „Ziteifyertract”: aa) im Wafler loͤsliches; «) Zomibin
(oben ©. 1106 Aum.): wie Fleiſchbrüũhe riechend und ſchmeckend, fälls
bar durch Bleioxyd⸗Acetat; H) Zomitd: vom baflfchen Bleioryd⸗Acetat
faͤllungsfaͤhig, Gummi⸗ähnelnd; 5) weder durch Alkohol noch durch
die genannten Bleifalze, noch von Merkur⸗chlorid oder Gallaͤpfelauf⸗
guß faͤllbares; Ö) durch letztgenannte beide Gegenwirker nieberfchlas
gungofähiges; bb) wäſſrigem Alkohol zugängliches: fällbar «) durch
Merkur⸗Chlorid; 6) durch Zinn⸗Chlorür und 5) weder durch letzteres
Salz noch durch PhOx; cc) im abſoluten Alkohol Töslichesz -
bei 1000C. nicht eintrodnungsfähig, hoͤchſt klebrig; entwidelt, zumal
in feuchter Luft, bald harnartigen Geruch.
b) Sangninirn ober „Blutertract”; wie a) in drei Spielarten zerfallend,
bie, vieleicht nur durch ungleiche Orydation während ber chemiſchen
Darfiellung hervorgegangen, noch genauerer Beilimmungen harrem,
weiche (mie bei den folgenden), gemäß ber großen DBeränderlichkeit,
fehr ſchwürig feyn dürften. ,
©) Lactitn oder „Mildhertract“; wie b. |
4) Urirn ober „Harnertract" oben &. 1219 (Scherer's Harnfarbftoffe;
oben ©. 1107 Anm.).
Anmerfung. Hier dürften die meiften ber übrigen farbigen As
-haltigen Bildungstpeile, zumal die thierlichen ſich anreihen (oben
©. 1076, 1126 ff.) und nächſt biefen auch die pflanzlichen (1078 ff.).
Alles, was von ihnen als vorzüglich beachtenswerth anerkannt ift,
wurde bereits a. a. D. mitgetheilt. In wiefern Mofchuspuft Ashaltig
it — was zu bezweifeln — und ob Zibeth, Bibergeil ıc.shaltige
Fettarten, Harzeıc. enthalten, und ob biefe, wenn Solches der Fall
feyn follte, ihren As@ehalt nicht durch Beimifchungen von A-Traͤgern
erhielten (hierin den Hirnfettsarten ähnlich; S. 1078 und oben ©. 1331)%
Darüber mäflen zu erwartende Verſuche entfcheiden. Weber die Farbs
ſtoffe des rothen Blutes vergl. oben ©. 969 ff. und 1000. Das
*) Benupt wirken bei folgensen und nachfolgenden gotib- Beichreibungen unter
andern au Dr. 8.2. Bibra’s Hülfstafeln zur Crkennung zoochemifcher Sub⸗
Ranzen (Nürnberg 1847).
©) In wmiefern die Otmazomoide nur Eybrate der Oxyde des Protein finb
(oben ©. 1077 und 1108), ſteht noch zu entſcheiden. Ueber Thenarb's Die
mazom f. oben 6, 1106.
1874
braune, aus dem Hämatin darſtellbare Sämaphäin ff che wahr
fHeinli ein fünftlides Umbildungss @rzeugniß; über das Hämes-
cyanin oder Blutblau und Harnblan, f. oben ©. 1093 Aum. und m.
Arch. f. d. ges. Naturl. VII. 420 ff. lieber Haruſchwarz ebenda⸗
ſelbſt, und über Augenſchwarz oben ©. 1019 u. 1075.
B) Crystallogummitde. Theile im Waſſer, theils im Weingeiß,
theils in beiderlei Flüffigkeiten löslich; aus den Löfungen kryſtalliſirbar:
a) Cynodin. In der Wurzel des Panicum Dactylon (muthmaſßlicqh
auch in anderen. Braswurzeln vorkommend) Semmola (». i. dem
Entdecker defielben) zufolge, am reichlicgften zur Herbſtzeit, nach been⸗
detem Wachen, im Frühling hingegen kaum mehr als ſpurenweiſe.
Kryfallifiet aus dem wäflrigen, bis zur Gaftdide abgebampften Abfeb
durch Erkalten (aus der Mutterskauge am Fälteren Ort noch nad
mehreren Wochen) in, dur Umkryſtalliſiren farblofen, glänzenden,
durchfichtigen, fpröden, leicht zerreiblichen, dreifeitig zugeſpitzten, ſeche⸗
feitigen Prismen, ift im Falten Waffer wenig, im fiebenden bis zu
1/a deflen Gewichts löslich, dem Alkohol unzugänglich, kaum, aber
widrig ſchmecbbar, roͤthet Lackmus, ohne fauer zu ſeyn, and ik P
Schwefelſaͤure unzerſetzt aufloͤslich, ohne ſich als Salzgründer ober als
Paarlingsſtofſ zu bethaͤtigen, entwickelt, ttocken deſtillirt neben Breay
oͤlen viel Ammonoxyd⸗Carbonat, und läßt ſich in offenen Gefäßen,
ohne Nfche zu hinterlafien, verbrennen; vergl. auch m. Grund. L 639.
b) Asparagin; oben ©. 1043. Die bei feiner Umbildung im farciss
faures Ammonoryd fo zahlreich hervortretenden Jufyforien (a. «. 2.)
deuten auf befondere organifche Beimifcgungen ober Grundmiſchungen Fin.
c) Amygdalin; oben ©. 982 ff. und ©. 997. Ueber amorphet,
©. 999 Aum.
d) Sinapin (= Eulphflnapifie + Einapifin?) ©. 988 fi. (Ueber. Ape⸗
ſepedin S. 1085).
e) Kreatin, ©. 1106, kryſtalliſirte in rechtwinkligen Priemen.
C) Mucogummitde. Im Waſſer loͤelich, im Alkohol unlösiih; wit
erfterem klebrig⸗ſchaͤumende, aber weder durch Erhitzen gerinnende neh
durch Erkalten geliefernde Flüſſigkeiten bildend. Weder durch Allalien
noch durch Schwefelazot⸗ und Hydrochlor⸗Saͤure, und eben fo wenig ver
Eifigfäure, Alkohol, Kalineifentyanür, Chlor, Merkurchlorid und Bid
oxyd⸗Acetat fällbar:
a) Spermatin; von Chevreul und Laffaigne im thierlichen Gas
men nachgewieſen: halbdurchſichtig, fpröde, hornartig, gelblich«weih,
weder riechbar und ſchmeckbar; fehr azotreich. - Eine Spielart deſſelben
fommt in den Auſtern (ale fog. „Auſternptyalin“) vor, iR in Rilch
leicht loͤslich. ®)
®) Daser zum Theil wirkt Milch, nad übermäßigen Genuß von friſchen ag
Verdauung beförbernd; wirft man eine feifche Auper in ein Glas Rutwilt, fo
zergeht fie darin binnen nicht ſehr langer Zeit,
185
b) Btyaliü oder Salivin (Speichelſtoff); getrocknet weiß, pulverungs⸗
fähig; oben ©. 983, 1106 Anm. Weber beffen Ergeugbarfeit f. and
©. 1104 Aum. Ueber fein Berhalten zu Amylon, ©. 1359 Anm. Früherhin
wollte man ihn au in Bogel-@iweiß, in der Balleıc. gefunden haben;
muthmaßlich war biefer aus Albumin durch Ausſcheidungo⸗ Umbilbung
hervorgegangen; ©. 1104 a. a. DO. F. v. Bibra fand ihn im Citer.
Der Mundſpeichel roͤthet gewöhnlich Eifenorybfalz-Löfungen ſchwach;
eine Folge feines Schwefelkyan⸗ (Rhodans) Gehaltes; weil auch
Seitens des Blutalbumin Aehnliches beobachtet wurde, ſchrieb man
ehemals and dem Blute Ptyalin⸗Gehalt zu. Ueber SEpeichel⸗Bildung
aus dem Blute, ſ. oben S. 1103 Anm,
D) Gummimuciide. Löslih im Waſſer, nnlöslid im Alkohol, durch
verſchiedene Säuren fällbar (hinſichtlich der ſelbſtſtaͤndigen Cigenthum⸗
lichkeit noch zweifelhaft):
a) Pyrn (Eiterſtoff). Ans der waͤffrigen Loͤſung durch Alkohol faͤllbar,
friſch gefällt im Waſſer Löslicher, als wenn er bereits zur grauen
Mafle eingetrodnetz ans feiner wäflrigen Löfung (deren Trübung Als
Falten aufhellen) fällbar zu:_tm überihäffigen Fällungsmittel unanfs
Tdsligen Nieberfihlägen burg Schwefel», Oxal⸗, Phoephor⸗,
Bein s und Eifigfäure, desgleichen durch gelöften Alaun, durch Merkurs
oxybul⸗Azotat, AgOAO; u. PhOA; zu: im Faͤllungemittel aufloͤs lichen
durch Hydrochlorſaͤure, die danun aber zugleich zerſtoͤrend einwirkt.
DOefteres Loͤſen mindert bie Löslichkeit des Pyrn, wie jene des
Ptyalin; vielleicht, indem fie, ähnlich der fog. füßen (db. 5. Wein⸗
gährunges) Hefe, das in der atmofphärifchen Luft des Loͤſungswaſſers
befindliche Oxygen nad und nach mehr und mehr verſchlucken, und fo
allmaͤhlig in unlösliche Orydate übergehen? Berg. oben ©. 983 u. 1104,
db) Bepfin; oben ©. 1072, 1103 ff., 1106 ff. u. 1364. Getroduet gelb,
Gummlaͤhnelnd; durch Hydrochlorſäure violette Färbung erleidend,
aus ſaurer Löfung durch Blut⸗Lauge nicht fällbar; im Uebrigen vergl.
a. a. O.
E) Mucuide. Im Waſſer aufquellend zur durchſeihbaren, Maren Flüſſig⸗
keit, daraus durch Alkobol dickflockig⸗fafrig fällbar; in ber Verbindung
mit Waſſer fiedbeftändig (weder ſich trübend, noch gerinnend), aus
berfelben durch Eſſigſäure Rarker, flockiger Füllung unterliegend, die
durch überfchüffiges Faͤlluugsmittel nicht wieder aufgehoben wird;
durch Azot⸗, Hydrochlor⸗, Schwefel» und Phosphorfäure fällber und
gefällt im Weberfchuffe derſelben Leicht und vollſtaͤndig auflöslich,
Bom Merkurdjlorid Leine, vom Bleioxyd⸗Acetat geringe, vom baſtſchen
Bleioxyd⸗Acetat hingegen flarfe weiße Faͤllung, von Talt bereitetem
wäflrigen @alläpfelaufguß feine Trübung erleivend. Die durch Alkohol
bewirkte Träbung verſchwindet durch deſſen, mittel Giebhibe bes
wirkte Berflüchtigung. Der Luft ausgefeht faugt, die Echleimsköfung
O⸗Gas ein, in deren Folge fie ih mit einer Haut, d. i. mit oxydirtem
-
1976
Schleim überzieht. *%) Im Horn fcheint dergleichen vorzuliegen; eine
Bermutbung, die, wenn fle ſich befätigen follte, barauf hinweiſen
würde: daß jenes Serfallen des Horns im Bioxyproteln umb einem
(no zu befimmenden) befonderen bindenden Bildungstheil (S. 11M
Anm.) auf Umbildung des Schleims durch Begenforverung (ber Eis
ſangs⸗ und Auflöfungsmittel) beruhete; vergl. ©. 1109. Vom Chitin
(S. 1101 und 1102) unterfcheiven fi übrigens alle Mucitde durch
ihr Verhalten zur Kali:Löfung, denn fie alle, in welchen Gefaumt
gebilben fie auch vorlommen — ob tin ber Oberhaut (Epidermis)
oder in ben Hörnern, Nägeln, Krallen, Klauen, Hufen, Borkes,
Stachelſchwein⸗ und Igeliacheln, ober in der Wolle, dem Fiſchbein,
den Haaren, Federn, Schuppen sc. werden von jener Läfung aufgelöf,
das Chitin bleibt hingegen unangegriflen (a. a. DO.) umd unterfcheikt
fi, abgefehen von feinem Azotgehalt, in dieſer Hinficht allerking
au vom Donin, das von ber Kalisfange, glei den Muciiken,
leicht aufgenommen wird.
a) MuconinoderHautfchleim. Außer in ben Ausfcheidungen der
haͤute auch in verichiedenen thierlichen Flüſſigkeiten, 3 B. in der Gele,
dem Speichel 2c. Als befondere Arten Eönnen betrachtet werden: «) ter
SGvpveichelſchleim, er enthält viel baflfch phosphorfauren Kult (mr
‚bei der Bildung des Weinfteins, der Sähne, oben 6.983 a 111},
zur Mitablagerung gelangt), den man ihm aber durch Eäurem mit zu
entziehen vermag; P) der Nafenfhleim, der fi in vwerbänutr
Echwefelfäure leicht auflöR und 7) der Schleim der WBespeunefter, wer
fi durch Leichtauflöslichkeit in Alkalisköfungen auszeichnet.
b) Mucomeconin. Im fog. Kindéepech (Meconium); bie jebt noch nick
rein bargefellt.
©) Horn ſcheint (als Hydrat?) den unldslichen Theil der Haare und bed
Fiſchbeins zu bilden, der durch Auflöfung bewirkende chemiſche Geges⸗
forderungen in Protelnoid und Glutin zerfäl’t, und außerden zol
ein Schwefelsteiches Proteinoiv (Crinin; oben S. 1076) emthält.*®)
*) Wie fich viefe Haut verhält, verglichen mit dem nicht orpeisten Schleim, fe
wie mit dem Korn x. zu Alkali⸗Loͤſungen, Säuren, fo wie gu Gährumg age
ven Iufammenfegungen, fleht noch durch Verſuche zu erfragen. IR wie Bei der
hautigen Bräune in ber Auftröhre ſich bilvenve fog. Membran orybirter Salem!
0°) Menſchenhaare, uns ebenfo auch Bifchbein, geben, erfiere var Behr
fung mit KOHO:-8öfung, Iehteres durch Auflöfen in A un. Ausfällung md
Ammonoxys » Garbonat: Bioxyprotela (oben S. 1077) und beide Gebiie
enthalten die gleichen Bettarten (Margarin uns Glain) uns viefelben Gelp.
(oben &. 1076), wie Solches Ban Kerkhoff's hieher gehörige Umterfudun
gen vargethan haben; auch fand derſelbe im Bilchbein 3,66 Procent Se mefel
! aber Leinen Photphor. Siedendes Waſſer entzog dem Bilhbein , wäßeenb
24 Etunden, nur 1,88 Procent Löslichen Gtoff, der aus 106 C, 164 H, 8 A,
84 O und 3 S beſtand, wonach her ſtoͤchiometriſche Beſtand — 2 Brotein (meh
Mulvder glei Ber Aıo Ons; oben &. 1076 Anm), ? Biutin (nah A.
== Cgs Hao Ay O0) + 3 S berechnet wurde, während der geringe Bettgeheit
1 1877
Aumerfung 1. Der durch WAuflöfung tes Kleber in Effigfänze,
oder vielmehr in GEiflg (der haufig auch Milchjäureshaltig if) gewons
une Firniß (oben S. 1283) läßt fly mit mancherlei Farben verfehen,
ehne dadurch merkli an Biegſamkeit zu verlieren, und noch vorzüg⸗
liger if jener Firniß, ten man durch Löfen von Pflangenleim in
Altohol erhält, dem man ebenfalls leicht Barbe ertheilen Kann, 3. B.
grüne durch Chlorophyll, gelbe dur Gummigutt ıc. ıc. Auf faun
man bie Erzmetalloxyde als Färbungsmittel hiezu verwenden, wenn
man fie zuvor mit Pflonzenleim verbunden hatte. Verbindungen ber
Art laſſen ſich durch Wechſelzerſetzung darftellen; denn da fowohl ges
loͤſſes Kali⸗Hydrat als dergleichen Ammonoryd (ätender Salmiakgeift)
den Pflanzenleim leicht auflöfen (KOHO giebt bamit nicht eine alfalifch,
fondern eine zufammenzichend ſchmeckende Verbindung), fo darf
man nur in überfchüffiger Edure aufgelöfte färbende Erzmetalloxyde
mit folder alfalifhen Leimauflöfumg fo lange verfeßen, als noch ein
Niederfchlag erfolgt. Erwägen muß man dabei jedoch: daß der Pflanzens
leim mit einigen Säuren fehwerlösliche Verbindungen fehlägt, die, hat
« die Erzmetallaufloͤſung viel freie Säure, zum Theil zu Stande kommen
koͤnnen, ohne daß vom Erzmetalloxyd etwas mit in die Verbindung
aufgenommen wird. Yür ſich mit bem Leim gefättigt, find dergleichen
erzmetallorydifche Verbindungen unlöslich, aber dem Leimshaltigen
Alkohol haften fie leiht an. MrCh macht ihn (den Pilanzenleim)
> trübe, undurchfſichtig und zuſammenſchrumpfen, und wirft auch ähnlich
auf deu Kleber, und beide find dadurch zur Fäͤulniß unfähig geivorben,
während, in@befondere feuchter Kleber außerdem leicht in Faͤulniß übers
gebt und bis zum einen gewifien Zeitpunkt folcher Bäulniß angelangt,
wie fauler Käje riet. — Die Eäuren gewähren übrigens mit dem
Pflanzenleime in der Regel zweierlei Verbindungen; eine mit einem
Fleinflen Antheil von Eänre und eine mit einem größten. Die hieker
gehörigen Berbindungen der Schwefelfäure find beide fehr ſchwer⸗
unberüdfigt blieb. Durch Aufloſen in Kalt gab das Fiſchbein Fein Protein
(vergl. oben &. 1076), wohl aber erhielt Ban Kerkhoff vergleichen, als er
Gälor in vie Auflöfung treten ließ — was aber anveutet, daß folden Weges
gewonnenet Protein: ein durch vas Chlor veranfaßtes Umbildungt⸗Erzeugniß war;
Bier mußte nämlich neben Chlorkalin auch (unterchlorichtſaures, ober, ſchluͤßlich)
chlorfaures Kati entfteben. Wie fig entſtehendes uns im Entſtehen einanter berüfs
zendes KCh und KOChOs zu leicht umbilvungsfähigen, organifchen Verbindungen
verhalten, welche fie berühren, weiß man nicht, daß aber KOChO;, 3. B. auf
Den, verglichen mit den Azot-haltigen C -— H -+ OsBerbinpungen, weit innis
gere chemiſche Bindung feiner Grundſtoffe darbietenden, Glektrieität nur im ers
hitzten Zuflante und auch dann nuc ſchlecht leitennen Alkohol gleichzeitig theil⸗
weife zerſehend und umbildend, naͤmlich Effigfäure bildend wirkt, iſt erfahrungs⸗
gemäß. Wie ſich übrigens in viefem Verſuche Ban Kerkhoff's das in Kali⸗
Bauge aufgelöfte Fiſchbein zu dem Ch verhielt, fo verhalten fi, unter
gleichen Bebingungen auch vie Haare.
87
1878
löslich, die der Azotſaure und Hydrochlorſäure hingegen ziemiih
löslich, wenn wenig Eäure gegen viel Leim zugegen iR, im enigegen
gefegten Falle aber fhwerlöslih. Mit A.und 5POz ober fog. Pyre⸗
phosphorfäure (S. 326 u..834) find hingegen beide Berhältniffe Teiche
löslich, daher durch dieſe Säuren ber Pflanzenleim fo wenig gefällt
wird, wie das Albumin, zu dem fich beide Säuren in gleicher Weik
verhalten. Was Eeltsns des Klebers auf Gtärke nach Art der Diastes
und in Zuder unbildend wirkt, if bauptfächlich das zuerſt von Theok.
v. Sauffurechemifch iſolirte Mucin (das weiter oben befchriebene, yon
dem v. ©. angiebt, daß es fi) in dem 25fachen feines Gewichts Wafer
löfe und im Feuer wie gebranutıs Horn rieche, und eben fo wenig darf
6 auch dem Kleber fehlen, wenn diefer, berührt von Amylonoͤl (Bettäl
des Weizenmehls, das man mittelft Nether ihm entziehen kann) und
Waſſer, in Form eines Teiges, oder unterflüht durch etwas Ciweij
und Zuder (wie in der „Torgauer immerwährenden Hefe” |. m. Deniid.
Gewerbofr. I. 104, 176) in Hefe übergehen fol. Die Auffinden
bes Klebers verdankt man übrigens Beccaria, der ihn ans Weiz
mehl in einer ber weiter unten befchriäbenen ähnlichen Weije darſtellt
Das roher Kleber mittelſt Zuder (oder Bummi) dem Waſſer zugängiuh
werde, zeigt ſchon bie Kuchenbaͤckerei; bei dem mittelft Hefe zur Gäßruug
gebrachten Teige des füßen Brobes, bildet ſich der Zuder aus der Etärk.
Mebrigens kommt der Kleber nicht nur in mebligen Saamen, fenbers
auch in anderen pflanzlichen Entwidelungs:Erzeugniffen vor, z. B. is
den Blättern des weißen Maulbeerbaums, woraus fi eriäkt,
warum man in China, im Notbfall, Geidenwüruer mit Reis ter
Weizenmehl füttert. *)
[4
*%, Im Roggen fand Seldt (Ann. d. Chem, u. Pharm. XLV. 198 .) vn
Kleber, in fo fern dem det Weizens ähnlich, als erſtever, durch Beige vs
Fett und durch Waſſer von Zucker befreiet, auch: in Alkohol Lößlichen Bflanzın
Leim hinterließ. Diefer roch brodähnlich, war gelb, bis zur Auetbarleit big
fam, getrocknet braun, hornartig, von glasartigen Bruch ums ſchwürig yal
verungsfäbig. Kaltes Wafler ließ ihn ungelöft, Heißes nahm ſehr wenig iR »
auf; Wafler, ebenfo PbOA und MrCh fäll'ten ihn aus ver durch Cie ge
wonnenen altoholigen Löſung. Prorentiich war er zufammengefeigt, im Size
aus 2 Analyfen — 56,265 C, 7,965 H, 15,330 A und 20,687 O. Muider
fand Weizen⸗Leim — 5 Protein (= 5 Mat Cup Hzı As Oi + 1
Uebrigens läßt fi reiner Bilanzenleim, Aähnlih wie Horn, ans Heinen
Stüdchen zu größeren Maſſen vereinen burg Wärme un Drad. Horafpähnt
geflatten dieſes jedoch im höheren Grave, uns find auch, als zufammenhungenbe
Maflen, der Formung (Erzeugung erhubener Biguren auf ihrer Oberfläche :c.) vn
Vreſſung im weit böberen Grave fähig, als Pflanzenleim. Bärben läßt lepterer iR
jerod auch in ähnlicher Weiſe, wie Horn; nämlich braun durch azotfanres Maker
Vxyduloxyd und Durch einen aus gepulverter Bleiglätte (unreines PbO; oben &.396
uns 1276), Pottaſche, Kalk und Waſſer zufammengefehten Drei. 3m bemeuen
IR hiebei: Daß ſolche Faͤrbung auch mitielſt bleiſanren Kalfs bewirkt wer
den kann, d. i. daſſelbe Salz, das der Verf, vieles Kobt vor 20 JZahhees 8
1379
Aumerkung 2. Binde man Weizenmehl in ein paflendes leinenes
Tu, kuetet es dann zuvörber fo lange unter: deſtillirtem Waſſer
darch, als dieſes noch Stärke ausſpühlend mildig abläuft, öffnet dann
das Tuch und waͤſcht deſſen Inhalt, ihn zwifchen den Händen mit Waſſer
(unter einem Strahl deſtillirlen Waſſers) Inetend fo oft, bis dieſes als
reinſtes Waſſer abfließt, fo behält man eine gelbliche, fehr zaͤhe, in
Fäden ausziehbare, trocknen Körpern ungemein feſt anhängende Maſſe,
den mehr gedachten (rohen) Mehlleim ober Kleber (Gluten) zurüd,
während das Wafler, außer dem Amylen wäflrig flüſſiges Pflanzen⸗
Eiweiß oder Phyto⸗Al bumin entführt Hatte. Kocht man den alfo
gefchiedenen Kleber mit Mllohol, fo Löft diefer ihn gänzlich oder doch
den bei weiten größeren Theil deffelben, in den letzteren Fällen mehr
oder weniger geronnenes Albumin Hinterlaffend. Berbünnt man hierauf
den alfoholigen Auszug mit Wafler, und dampft, den Alkohol dadurch
entfernend, das flüffige Bemifch ab, fo fcheidet ſich in Niederſchlagform
aus: der Pflanzen leim oder das Phyto⸗Fibrin (ſ. w. n.), während
im Waſſer geloͤſt bleibt, eine, vom Waſſer befreiet, farbloſe, feſte,
durchſichtige, nach vorangegangener Aufweichung im Waſſer, im 25fachen
ihres Gewichtes deſſelben klar loͤeliche, daſſelbe ſchleimig machende, in
abſolutem Alkohol wnlösliche, wäflrigem Weingeiſt⸗, Eſſigſaure⸗ und
Allalistöfungen faum zugänglige Mafie, deren waͤffrige Löfung durch
Sieden nicht gerinnt, von Gerbfäure und eben fo auch vom ſchwefel⸗
Gntzeden vorhandener SO3 und CO, (Ratt Baryt), fo wie zum Nachweiſen
- von HS und Idslichen Schwefelmetallen empfahl; m. Arch. f. d. ges. Na-
turl. XXVI. 407. — Um in einem angeblidy ſeidenen ungefärbten Gewebe
beigegebene Wolle zu entteden, empfiehlt Laffaigne das Gewebe mit in Kali
ober Natronstauge aufgelöftem Eleioxyde (alſo mit bleifaurem Kali ober bers
gleichen Natron) zu behandeln; nie Wolle ſchwärze fig (vermöge ihres Schwefel⸗
Gehalts), vie Seide bleibe ungefärbt;; bleifaurer Kalk Leiftet In dieſem alle, wie
beim Schwarz⸗ (Braunfwarz) Färben ner Wolle durch an: und in ihr
nieberzufiglagennes Schwefelblei vaſſelbe, was KOPbO ober NOPbO in biefer Sins
ſicht zu gewähren vermögen, ift dieſen aber vorzuziehen, weil Kalt nie Wolle weit
weniger (und Haare gar nicht) angreift, als Kali over Natron (mit deren 2bs
fungen Haare nicht entfettet und gereinigt werben Tönnen, ohne fie mehr oder
weniger aufzuldfen). — Kali⸗LBange, ohne Bleioxyd, feht bagegen, Boͤttger
zufolge, in ven Stand zu entfcheinen: ob und wie viel Baummolle einem angebs
lich nur leinenen Gewebe beigegeben worken? Gin Stück vergleichen Zeuget,
3. B. 1 Gevlertzoll, laͤßt man 2 Minuten lang in einer Lauge fieven, bie man
zuvor, ans gleichen Theilen Kali (KOHO) uns Waſſer, bereitet hatte, nimmt
es dann heraus, brüdt es zwiſchen Löfchpapier aus und zupft nun bie einzelnen
Faden aus einander, die leinenen haben eine dunkelgelbe, vie „baummolles
nen® entiwever gar eine, ober nur eine „Bellgelbe: Farbe angenommen. (Sind
jedoch die einzelnen Fäden felbR Gemenge von Leinen und Baumwolle, fo dürfte
Die Dann mehr ober weniger hellere gelbe Barbe, verglichen mit Adyter, alfo behan⸗
beiten Leinwand zur Butfcheibung führen) Leihkauf zufolge läßt fih Baum⸗
wolle und Leinfaler durch Betiöl, 3. B. durch Baumöl untericheiden; in haffelbe
getaucht und ausgebrüdt, zeigt ſich nämlih Baumwolle undurchſichtig
weiß, „Lelnfafer“ dagegen vurchfichtig. \
879
1380
fauren Cifenoryd (Hierin dem Bummi ähnelub; oben ©. 1352) geiäflt
wird, hingegen ungetrübt bleibt durch Zuſatz von MrCh, PbOA und
3 PbO + A (baflihes Bleioxyd⸗Acetat oder Bleiefüg). Man hat Dicke
Maſſe (Phyto⸗) Mucin genannt und erhält ie Fürgeren Weges, went
man den Kleber in @ffigfäure anfchwellen läßt, ihn dann mit Wein:
geift verfegt und aufs Filter bringt; das Phytomuc:n verbleibt ia Ferm
eines aufgequollenen Schleimes dem Filter; wo man ce mit Weingeif
auswäicht und fo zugleich dos in Effigfäure aufgelöfte Aibumin mit dem
Weingeift entfernt. — Die Oberhaut iſt mit ber eigentlichen fog. Hant
oder Lederhaut (Corium) oder Unterhaut, verkunten durch das feg.
Corpus papillure, d. i. eine au Blutgefäßen reihe Schicht. Ka
fih beficht die Unterhaut aus fehr feilen und federharten, zit eis
ander verwebten Zellengeweb⸗Faſern, tie von feinen Gefäßen durchzegen
find, während vie poröfe feine Blutgefäße enthaltende Oberhest,
mikroſkopiſch beſchauet, ans dicht an einander gefügten, Machen Zellen
gebildet erfcheint. Die fafrig verwebte Maſſe der erfieren enıhält
32 Procent Zellengewebe und Gefäßftoff, 10 Precent fog. Ertractivfof
(Broteinoryde) beigegeben enthaltendes Albumin und 58 Waſſer. Inter
derfelben befindet fi das Unterhautsfettzellgewebe, verfehen mit zweien
lei Arten Heiner Drüfen (Hautdrüfen), von denen die einen, mit ihren
Ausführungsgängen in die Poren ber Oberhaut ausmündenden, ea
waͤſſrigen Schweiß (S. 1079), die anderen die Hautſchmiere (G. 1075)
abſondern. Die Unterhaut behält getrodanet, obgleich fie völliges Au⸗
trocknen betraͤchtlich ſteift, ihre Biegſamkeit, erweicht wieder, wenn fe
in kaltes Waſſer gebracht wird, an daſſelbe nur die fog. Ertractivtheile
Aberlaſſend, erfährt aber durch Sieden mit Waſſer, zumal durch lampe
und unter vermehrten Drud anhaltendes, vollſtaͤndige Auflöfung m
damit Umwanblung in die Glutin genannte Battung der Elstinäx da
Leime; ſ. w. u.
Anmerkung 3. Das MengensBerhältniß des Klebers zum np
Ion ift bei einer und‘ derſelben Pflanzenart fchr verſchieden, nach Rasf
gabe der Boden- und Luftwärme (und daher im Allgemeinen an
nad} jener der geographifchen Breite), der Beleuhtiungskärke (ei
des Hareren oder trüberen Himmels, unter welchem die Blanze ib
entwidelte), der Zufammenfegung des Bodens und der bar)
entfpringenden Beſchaffenheit deſſelben, und was in dieſer Hinficht ven
ein und brrfelben Weinreben⸗ und Obfipielart erfahrungsgemäß oil,
das ift auch bei den Getreidearten gültig; je weiter nördlich, z. B. is
Deutfchland, der Waizen gebauet wird, um fo weißer umb reidger if
in der Regel fein Kern an Amylon, und umgefehrt, je weiter fürki,
um fo Klebersreiher und gelber fällt fein Kırn aus. Aehnliches ſedet
aber auch beim Roggen, bei der Gerſte und dem Hafer flatt, Yen
bes letzteren Hülfen 3. B. (mie fie beim Entichälen veſſelben ober Ha
grüsmachen abfallen) befigen, war der Hafer in füblicheren Gegerber
1381
gewachien, Ichhafteren Vanille⸗Geruch, als ihn jener nörblicherer Bes
genden entwidelt, wenn man feine Hülfen mit Wafler einweicht und
darauf mit bemfelben mäßig ſtark Tocht, dann aber ben alfo gewons
nenen Abfub gelinde zur fog. Ertractdicke abdampft; fowohl das fich dabei
bifdende fog. Ertracthäutchen, als auch das bittere Extract felbft, letzteres
jedoch nur, wenn ed mit Zuder verfeht wird, entwideln jenen Geruch
ſehr Teuntlih und geftatten befien Benutzung. *) Gelinde geröfteter
Hafer entwidelt übrigens ähnlichen Duft. — Abgefehen”’von jenen Eins
Hüften, welche als von außen hinzukommend zur. Abänderung ber
Berhältnißmengen des Kleber zum Amylon wefentlich beitragen, find
es hauptfächlich die von ber Selbſtbethäͤtigungs⸗CEinheit ober inneren
Gan zheits⸗Beſtimmung, d. i. vom Geſetzlichen bes Binzellebens aus⸗
gehenden Zeitregelungen der Catwickelung, welche binfichtlich jener
Mengen-Berhältuifle, hier wie überall in lebendigen Binzelweien, maaß⸗
gebend werden. So enthielten 3. B. Kartoffeln berfelben Spielart
in ben verſchiedenen Zeitbauern ihrer Reifung und dann folgenden
Keimung, Ende Juli und Anfang Auguſt 5/ss ihres Gewichts an
Mehl, Ende Dftober und im November Is, 'was ihnen bleibt bie
gegen den Mär; Hin; nun aber, ba die Keimung nahet, nimmt von
Tag zu Tag die Menge des Mehls ab, fo daß fie Anfangs Mai nur
noch Ass beträgt. Aehnliches findet in Beziehung anf Säure (Pectin)
und Fruchtzucker⸗Gehalt auch bei Früchten Ratt, die, um unverborben
verfandt werden zu Lönnen, nicht volllommen gereift eingefanmelt
werben bürfen; 3. B. Citronen, Mepfel ıc. Desgleichen bet folden,
welche man erſt efbar findet, nachdem fie, reif gefammelt, Iängere Zeit
hindurch aufbewahret worden; 3. B. Miſpeln, MallagasRofinen ıc. —
Birft man die Frage auf, wie man es denkbar finden foll, daß Bil
dungstheile von vollkommen gleichen Gehalte an benjelben Gruud⸗
Hoffen, dennoch durchaus verfchiebene, und ſelbſt verhältlich entgegen»
geſetzte Beichaffengeiten und Eigenſchaften barbieten, eine Frage, bie
fi ſtreng genommen bei allen procentifch volllommenen Ifomerien
aufwerfen läßt, fo läßt fich darauf im Allgemeinen antworten: es if
Die Verſchiedenheit ber Verbindungs⸗Art, weldger bie einzelnen Grund⸗
*, Das gehörig mit Zucker verriebene Extraet würzt Ghocolate, füße Speifen 1c.,
mub ertheilt BanillensDuft, ſowohl Würzbranntweinen (Liqueuren) als
auch ten fog. Emulſionen, z. B. ver Mandelmilch, Mohnſaamenmilch se. .
Um vamit bei Rauchkerzen jenen Duft zur Entwidelung zu bringen, hat
man das Grtracthäutihen mit etwas Benzocharz abzureiben. Auch marme
Mil nimmt davon ben Wurzduft an, darf aber nicht abgevampft werben,
weil vabei ber Duft entweidht. Alkohol von 200249 IR das Griract, ohne
Rüdkans zu hinterlaſſen; 36% 40 grabiger nur theilweiſe. Darüber peftiflizt,
entzieht ihm der MBeingeift nichts Kiechbares. Dlivendt laͤßt es ungelöl. —
TH. v. Sanffure erhielt von 100 Gewichtttheilen trodnen Ertracthäuts
Hens weit mehr Kohle (mitteilt trodner Deftillation) als von eben fo viel trock⸗
nem Gxtrast; vergl. Boigt’s Meberiehung Th. v. Sauffure's, ©. 129.
r*
18382
ſtoſſe in folgen, z. B. Gedritt⸗Verbindungen umnterisorfen ericheium,
wie Solches das Verhaͤltniß von Amylon und Rilchſaͤure erläutern
mag: im Amylon unterliegt ber C⸗Gehalt der gegenfeitigen Auer
hung von H, zugleich aber auch von O, und ebenſo H der von C mi
O, und O jener von C und H und jeder biefer Grunbfiofle, zjumel |
das O if hiedurch am beherrſchenden Mäds und Einwirken gehisbet;
in der Mildyfänre dagegen ſind zunächſt C und H, umter gegen
feitiger Ausgleichung zum Wertbe eines Grundſtoffes verbunden, de
durch gegen O geichwächt und gegen bafielbe mit bem Werthe ein«h
Gtoffes + E erhaltend, ihm als eleftronegative Stoffe untergeortan.
F) Glutiniide ober Leime. Farbloſe, durchſichtige, amorphe, hack,
buch Erhitzen (hierin dem Horn ähnlich) biegfam, weich umb zerſie
bar werdende Maflen, die im falten Waller aufquellen umb fi bez,
mittelſt Durchwaͤrmung, leicht darin Iäfen, und ebenfo amd im fa
newäflerten Weingeiſt, Hingegen weber im Alkohol, noch im Hecke,
noch in Delen. Erkaltend erſtarrt bie gefättigte Löfung, unkr be
trächtlicher Wafler-Bindung, zur Gallerte (Gelatine), uud iR «u
foldge, wie im flüffigen Zuſtande, volllommen unſchmeck⸗ und umeisgber.
In kleinen Antgeilen in eine Löfung von Gerbſänre gegoffen, extläht
bie geloͤſte Gallerte ihr Waſſer größeren Theiles, ſich dagegen im
Verhaͤltniß yon 1 Aequivalent Leim zu 2 Waſſer mit 2 Gerbſaure m
Niederfchlage verbindend, während, bei umgefehrtem Berfahren, wem
man bie Löfung der Berbfänre tu die des Leims gießt, 3 Leim +40
mit 2 Gerbfüure verbunben gefällt werben; in beiden Wällen Side |
darſtellend, bie aber ſchr bald zur dicken klebrig⸗zaͤhen Waffe gem
men führumpfen. *) Im Mllgemeinen gilt von den Leim=-Bildungen
wa6 you der Umwanbelmg bes Amylon in Glucoſe erfermy-
gemäß iR; es treten erſtere wm fo cher ein, je Höher bie Tempe
zatur des Waſſers, mit welchem bie Leim⸗gebenden Gewebe wi
deren Bertreter gefotten werben; Daher, je größer der Druck, zmter den
dad Sieden vor ich geht, wmb cbeuſo andy, ‚je nrehr der Giebepunit bei
Daſſers durch Sea von Mineralfäuren, die anferbem, eis felde
wie bei der Bildung des Starkzuckers, durch Uns und Mufregung geyt
die Gewebe ac. ſich bethätigen und fo die gegen die Gohäflen der Ge
webe gerichtete Waͤrmewirkung unterftägen. Hiuſichtlich der Geweick.
ſelbſt aber, darf nicht Äberfchen werben, daß fe Naltero Eiaghn
*) Huf dieſe Verbindung ber Gerbſturen wit dem Slutin, ober mit beme Güfe be
Thierhaute, beruhet die Sohgerberei (eben ©. 1188 nm.) zus me. Necci
ber Volytehnodenie H. 618 ff., wo men bie Usterfchkte gwifden Bablnen
ver Thierhaͤnte mit Berbfduren manzigfadher Krtung 6. i. Eopgesserch,
mit Brenzgerbſäuren, Drenzolen, Rueofet ze. Rauch gerberei) wi Gert
fäuren (Sämiſchgeeberei), bewen Ad außerdem na amfdhlichen: wie Bw
binpungen ber Häute mit 4103, fo wie jme pofiidhen mit Binitweiß, Mel x.
in der Meißgerberel und Pergamentgerberei; m. Palytetmeddem. EL BLEF
138
Unalyfen zufolge, von denen zur Broteln:Öruppe (oben ©. 1067
und 1076 *) gehörigen Gebilde ſich weſentlich dadurch unterfcheiben , daß
fie in der Regel einen Schwefel enthalten. »e) Saͤmmiliche Leime find
*) Ja Bezichung auf ven Inbalt der &. 1076, beſtablichen Untermerlung, bier nod
Folgendes: Mulner's Brotein, bargefiellt nah nem a. a. O. mitgetheilten
Berfaheen, iR nicht frei von Schwefel, was zwar nit, wie Kemp darzuthun
fuchte (Ann. d. Chem. u. Pharm. LX. 104 fi), vie Größen» Derhättniffe
des in ver BrotelnsBormel aufgeführten C, A und H, wohl aber vie Aequi⸗
valent⸗Menge des O um etwas — jevoch nicht um bie Größe eines ganzen Aequi⸗
valmis — mindert. 8. fand namlich, daß, behandelt man frifches Ciweiß mit
Bydrochlorſaͤure und leitet dann in vie durchgeſeihete Aufloſung Ch⸗Gas, ins das
burg gefällte und ausgewaſchene fog. chlorichtſaure Protein, noch Schwefel ent
halt, ven fowohl durch Berbrennen mit Gchwefelfäuresfreiem, zuvor mit reinem
Natron⸗Tarbonat gemengtem Galpeter (welches Gefammtgemenge man bann im
ſchon ſchmelzenden Galpeter trägt, oben ©. 1111), als au durch Berbrennen
mittelſt reinem Kali⸗Chlorate (ha6 man zuvor mit dem Doppelten feines Ge⸗
wichtet reinen unb volllommen troduen Quarzſand gemengt, bann aber,
famnmt Yiefer Belgabe, mit dem trocknen Proteln innig gemengt hatte, um es,
alfo vorbereitet, in einem großen- Bistintiegel ſtarker MBeingeih-Samyentipe kurze
Zelt hinvurch auöjufegen, erhielt 2. Schwefelſaure (und Photphorſdure, bie
beine mittelt BaCh beftinımt werben können). Auch hatte ſchon zuvor Liebig
sefunden, Daß in mäßig ſtarker Kali-kauge, bei 50° C. = 400 R. aufgelöftes
Albumin, oder flatt veffen Caſeln ober Fibrin, mit einer fung von PhOA
vermifgt, Teine Gchwärzung zur Solge Hat, währenn, fäll’te man ſolche Pros
telnoid Wuflöfungen mit Ä aus — was keine HS- Entwidelung bewirkte —
Iöfe daun ven hiedurch erfolgten autgewaſchenen Proteln-Wieberihlag wiederum
in Ralistauge auf und verfeßte nun viefe neue Auflöfung mit PbOA»töfung, bie
Gegenwirkung vorhandenen Schwefel⸗Kalins unverlennbar eintrat; Laskowig
dieher gehörige Berfuche gewäsrten gleiches Ergebniß; Ann. d. Chem. u.
Pharm. LYVIII. 153. Daß bei vergleichen Auflöfungen son Ayptshaltigen
Bildungetheilen in Alkali⸗Laugen au etwas Ammoniak gebilbet wir un ents
weichend ven A⸗Gehalt am etwas mindert, was zugleich die Entwickelung ober
Sreimadung O nah baburch Deffen: über feine urfprünglihe Menge hinaus⸗
reichende Anbäufung zur Folge geben muß, und wat nothwendig auch der Ball ift, wie
Lasloweiy Gemerkt, wenn KO zem Sshaltigen Bildungttheil S entzieht, damit
LRS bildend; denn KO entläßt dann O. Se hoher vie Temperatur, bei welcher
bergleichen Auflöfungen in Allalisauge erfolgen, um fo Armer an 3 werben bie -
aufgelöften S⸗haltig geweienen Bildungttheile, und Siedhite bewirkt, daß fie
gänzlich entſchwefelt hervorgehen. Denn TOR man, nah Muld er Bereitetes
Brotein in KallsLauge bei Siedhitze auf, fo erzeugt A’in ſolcher Auflöfung einen
Niederſchlag, ver wirklich Schwefel⸗frei ift un als ſolcher ih gänzlich im
Atrohot (äh. Mad Anderen ik Brotein — Cas Ag Has O7.
e) Die Saferkuorpel ver Nafe, Ohren, Luſtroͤhre, Gelenkenden der Knochen, elaſtiſchen
Bgamente, fafrigen Haut ber Arterien heiſchen zur Leimbildung lange andauern⸗
des Kochen; Gaufenblafe und ebenſo gerasyeltes Hirfchhorn gewähren bagegen
fon wurd kurze Zeit bauerndes Sieden mit Waſſer gefättigte LeimsLöfungen,
Daß es bei dieſen Leims@rzengungen zu chemifchen Bindungen von Hydroxyd
(HO) towmt, vafüe ſpricht auch bie von Mulver gemachte Beobachtung: daß
lange anhaltendet Sleden des Leims, viefem fein Wermögen raudt
mit Bafler eine Gallerte zu bilden und ihm dagegen eine ſchleimige Beſchaffenheit
ertheilt; das ſcheint aber dentlich gu heißen: langes Sieden ber Leim⸗Loöͤſung
vermehrt deſſen Gehalt an gebundenem Waſſer und damit feine Loͤtlichkeit aber
—
1884
übrigens im reinen Zuſtande durchſichtig, *) farblos, umb tscher
ſchmeckbar noch riechbar.
a) Slutin oder Thterleim = Cı3 Aa Hıo O5; vergl. ©. 1076. Duck
mäßiges Erhitzen erweichbar, im Falten Waffer, unter Berlat
feiner Durchfichtigkeit, aufquellend und dann burch Erwärmen barik
löslich; als Löfung bei 500 0. — 400 R. filteirbar, erfaltenb zur Haren
Ballerte erflarrend, wenn die Löfung auch nur 0,01 Blutim enthält,
Im Alkohol und im Aether unlöslih, ans feiner wäfirigen Löfung
durch Alkohol, Chlor (aber nit durch HCh) und Merkurchlorid jäl
bar; Hingegen nicht fallend verhalten ich eifigfaures Bleioryd (new
trales, wie bafifches), Alaun und neutrales fchwefelluures Gifenerp.
Nur in roher Seide kommt (6.1076) ſchon fertiges (ichthimmartiges) Bin
sin vor, aus allen übrigen, durch Behandlung mit Waſſer Keimısgebeuben
Gebilden, wird es, wie bemerkt, durch die Darſtellung erſt erzeugt.
Die am meiſten in Gebrauch genommenen, hicher gehörigen, derqh
Beimiſchung frembartiger Erzeugnifie mehr ober weniger vom reinen
Glutin abweichenden Gpielarten befielben find Folgende:
aa) Schreiner: ober Tiſchler⸗Keim (Gemeiner Leim) wmeifend un
Hantabfällen, wie fie in ten Gerbereien vorfommen, deögleidhen uns
Gedaͤrmen, Sehnen, Bändern (mit heißem Waſſer abgerührten mr
enthaarten) Schafs und Kalbefüßen und Knocheg, Knorpeln und Herz
fhäften sc. Man läßt biefe Stoffe zunähf von Wafler gehörig füs-
bern und in erneuertem (am beften zuvor durch Zufak von eiwas m
gelbſchtem Kalk vom Ca0CO,, FeO ıc. befreietem und geflärtem) Walk,
und Hierauf vom Kallwaſſer durchweichen, entfernt das ſich Darm
ausfcheidende Fett und kocht fie hierauf mit durch CaO gereinigen
Waſſer ꝛc.; bie fefteren Stoffe im Dampfleffel oder fog. Pap in ſche
Topfe. Läßt man 2 Stunden hindurch 2 Gewichtetheile gemeinen Lim
im Talten Wafler aufwelchen, gießt dann biefes Wafler ab, bamit ken
größeren Theil der dem Leim beigemifchten, Leicht Töslicgen Galze ab
fernend, und ſchmilzt hierauf den Rückſtand bei mäßiger Wärme, wäh
ihm dann 1 Theil gepulverten Hutzucker bei und gießt die alfe zufm-
mengefeßte Maſſe auf geölten Tafeln aus, fo erhält man ben, md
bem Trodnen der Tafeln durch Preſſen zwifchen Leinwand, zu entälenbes
Miſchbarkeit mit Waſſer. Effigfänre ſcheint in dieſer Hinſicht das Gyrrorh gegen
ben Leim erſetzen zu koönnen, denn indem fie ihm auflöft, raubt fie ihmm zuglih
das Dermögen zu geliefern (zu gelatiniren). Gntzieht man friſchen Kuoen.
mittelt wäflriger Hydrochlorſaure, ben Phosphorfäures Kalt, fo ſcheibet fü der
Gett und verbleibt der Leim-gebenne Antheil als zufammenkangense, bie Sams
bes Knochens, befigende Maffe (vie, gehörte fe 3. B. einem Gchäsel am, in dm
Slafche geſchoben und bort mit Terpentinoͤl begoſſen, ſich bier zur urfprüngfäder
Bormung wieber ausbehnt). Hinfichtlich nes nicht geliefernren Leim (.w.u.IGibiin.
* —— wirkt entfaͤrbens auf verbünnte Leim-Löfungen, klarend: gerimnesket
ip,
1385
\
Mundleim, der zum Auffpaunen der zum Zeichnen beſtimmten Pas
piere, jo wie zu feineren Papparbeiten, zur Wertigung des Papier-
mache (des HolzsMafchee 2c.) faſt unentbehrlih iR; m. Theorie d.
Polytechnochemie II. 806, 809, wo man au (S. 810, 822) über
Bopprkeimung, Blanzyappın, Bergaments, Oblatens (Papiers und
Knochenleim⸗Oblaten), Euppentafelns ıc. Fertigung ıc. das Erforderliche
beſchrieben findet.
BB) Bergament-Leim.oder Flandriſcher Leim. In ähnlicher Weile
aus Pergamentabfällen. Um das Riſſigwerden deſſelben zu verhäten,
muß man die Pergamentſchnitzel zuvor entfalfen, was durch ſtark vers
dünnte Schwefelfäure (m. Arch. f. d. ges. Naturl XX. 422) oder
mittel derfelben unter Sufap von Kochſalz, leicht bewirkt werden fann.
Zum Leimen des Papiers (Blaniren der Buchbinder), zur Fertigung
von Gteifleinen, in Berbindung mit Amplon zum Leimen des Papier⸗
ſtoffe (Zeugs), den man zuvor mit tchwefelfaurer Thonerbe minder
zwedmäßig mit Alaun ®) gebeizt Hatte, zum Berbinben fehr dünner
Holzplatten wit dickeren Unterplatten (beim fog. Furniren) ac. fehr
geſchaͤtzt.
yy) Knocheulelm. Nachdem man die zerkleinerten Knochen mit Waſſer
anhaltend gekocht und fo vom Bett und von im Waſſer leicht Löslichen
Beimifchungen befretet hatte, weicht man fie in wäflriger Hybrocdhlorfäure
ein, bis fie durch ‚die folgen Weges bewirkte Kalkphosphat⸗Entfernung
einen hohen Brad von Weide und Biegfamkeit gewonnen haben. Sorg⸗
faͤltigſt ausgewafchen und fo lange in fließendes Wafler aufgehängt, bis ſie
farblos durchſichtig erfchelnen, läßt man fie an der Luft troden wer⸗
den und löR fie, beabfichtigt man fie in Tafelform zu Bringen, in fo
wenig fiebendem Wafler, daß die Löfung erkaltend zur feRen Gallerie
erſtarrt, bie dann, durch Erwärmen gefchmolgen, in Tafelform aus⸗
gegoflen und in der Luft getrocknet wird. Der Kuochenleim wird wie
der gemeine Leim verwendet, dieſem jedoch, unter Zufap von braunem
Zuckerſyrup (Melafle) und, um das Schimmeln zu verhüthen, von
etwas Galyeter zur Zertigung ber elaftifhen Buchdruckerwal zen
von Nanchen vorgezogen. Sur Fällung der Derbfäuren z. ®.
aus Barbbrühen (oben ©. 1131), zur Bildung. des fog. Waſſer⸗
firniffes der Maler und Vergolder, leiſtet er gleiche Dienſte, wie
jeder andere reine (zumal von Kalkjalzen befreiete) Leim.
35) Fiſchleim oder Haufenblafenleim. *%) Die vorzüglicheren Sorten
0) Huf 25 Pfund Leim werben 8 Pfund kryſtallifirter Kali⸗Alaun, ober flatt
deſſen 5 Pfuns -9 Loth ſchwefelſaure Thonerde (ryſtalliſirte) erfordert.
Das Berhältnißgewiht des Alanas (= KOSOz; + AlOz3 + 3 803 +
24 HO) beträgt (1089 + 643 ‚1500 4 300) 9532, 1a6 bes Alums
szypfulphat (= AlOs3 + 3 SO; + 18 HO) 2368. Man feht übrigens
Dem Leim, uf6 ver Bapierleimung, gemeinhin noch Harzieife zu.
“) Die meiſte Gaufenblafe kommt vom. Sterlet⸗Haufen cAccipenser
1886
dieſes Leims gewährt: bie innere, filberweiße Haut ber Ehtwimmbli
fjener Fiſche, welche hiezu, biefem ihrem Theile nach, vermerkt werte;
man weicht ſolche Schwimmblaſen zuvörderft im friſches reines, meiden
Bafler ein, ſchneidet Re nach ber Einweichung emtzwei, ſchület ja:
Innenhaunt ab, wäfht fie und widelt fie entweber zu Uufetfeufruig
gefrummten Wülſten zufammen, ober ſtreckt fie über einander zu lin
lichen Platten aus und trocknet fie am warmen Ort. Weldficyiug
ber im Handel vorkommenden Haufenblafen, darauf folgende Zerjcheu⸗
bung zu kleinen Stuͤckchen, und Auskochen derſelben mit MBafler gieit
jene Löfung, welche, abgebampft und in Tafelform gebracht, den eiger⸗
lichen fog. Fifchleim barflellt, den man zu feinem Leimerelen, zw
Dereitung bes fog. Tugliſchen Pflaſters, der fog. Sulzen (Ge
ltes, mittel Berfegung ber wäflrigen ober mit Wein bereiteten Liu
mit Iuder, Opffäften, Gewürzen, Mil ıc.; zur Ehönung (ls
zung) bes Weins, zu feineren Leimungen bes Holzes ıc., fo wie p
dergleichen Kütten: mit Kalt verrieben, nach Urt des mit Kall mi
teten Käfes und Ciweiß⸗-Kütt; oben ©. 187 Ham. und 1072 Im.)
Deber oralfaures Blutin vergl. S. 1225.
es) Fleiſchleim oder Zellgewebeleim. Die Muskeln Pelle in Heu
Berbundenheit das: Thierfleifcy genannte Gebilde bar; mie es we
kommt in allen nicht herzlofen Tieren. Sie liegen dort, we fe ii
Kuochengeräfle bedecken, gemeinhin unter der Haut, um befchen ud
Rathenius L.); vergl. a. a. D. Sqhlechtere Sorten von einem un beukle
Fiſche geben bie ganze, unveränbert getrodnete Schwimmblaſe, wie Foſſen, Hk x
derſelben. Ginen trefflicden Leim gewährt auch bie gänzlich enthanzte dei te
Köpfe junger Kälber, wenn fie wohlgemafchen (bis das Waſſer Mar chi)
und fein zerſchnitten mit durchgeſeihetem Regenwaſſer 2 bis 3 Gtanten giedm
wird, 6i8 bie Streifen ſich in Wänen ziehen laffen.
°) Gine wenig gekannte LeimsGorte iR der Schieß bogen⸗Deim ver Gapplänh.
Diele ziehen nämlih ven Barſchfiſchen (Perca Auviatilis) We Hut 6,
trodnen fie, weichen fie dann im kaltes MBafler ein, Bis fe vollkommen mf
gequolfen erſcheint und bie Schuppen ſich ablöfen, ſtecken hierauf wier ac MM
begleichen entſchuppte Saute äber einander gelegt in. eine Meunthier-hemkiik,
over wideln fie in Birkenrinbe ein, damlt fie nicht vom trepfbaren Bei
fordern nur vom Maſſerdampf getroffen werden, wenn fie biefeihen chie
wahrt, hierauf über einen Gafen (Topf) mit fieaenden Waſſer legen —X
wenigſtens eine Stunde hindurch über dem mäßig wallenden
man ertfernt fe dann vom Waflervempf, nimmt fie als volffememen gallestsrig
erweist aus ihrer Umpällung ‘heraus und leimt fofort damit, werzigfih Sr
geräte aller Urt. Umgekehrt macht man nicht von ber Haut, fonbern Sun IM
ſilberahnlich glänzenden Haͤutchen ber einzelnen Gchuppen Beisfiiget
(Cyprinus alburuus) Gehraud, zur Rehbiiung ver Verien. Men Mi
telt nämlich diefe Schuppen fo Iange mit Maffer, DIS fh deren Hänkfen
harteter Schleim) vollſtaͤndig abgelök haben, läßt bann bie
per —— ht fe nun im * *
wäflrigen und fo dar: die zum Ueberzichen tuneren
hoßler yeriförmiger Glasfällen uns pamit zus Durtekung faljeger Macln air
deliche fog. Kssense d’Orient.
=.
2
ei
|. 8
meiſtens gleichlaufenden Einzelfaſern, vom denen jebe durch eine aus
Zellgewebe beſtehende Scheide von den übrigen geſondert lagert,
währen» mehrere foldyer Cinzelfaſern wiederum durch eine gemeinfchafts
liche Zellgewebfcgeide zu einem Ganzen, genannt Baferbändel, örts
lich verbunden erfcheinen (and fo, im Beziehung auf tbermomagmetifche, .
und damit auf thermocleftrifche Verſtaͤrlung ihrer Leitungs⸗ und Erre⸗
gungss Fortpflanzung Wehnliches zu gewähren vermögen, was z. B.
beim Elektromultiplicator die Vermehrung ber in iſolirenden Hüllen
neben einander liegenden, erregbaren und erregenben Leiter des Elektro⸗
‚ magaetismus leidet). Innerhalb jeglichen ſolchen mechanifch zertheil⸗
baren Bünvele werzweigen, und verbreiten ſich zahlreiche Nerven und,
theils farbige, theils farblofe Flüäffigkeiten enthaltende Befäße.*) Der
Leim des Fleiſches entſtammt aber hauptſächlich dem Bellgetvebe und
verhält Ah, im Banzen genommen, wie ein durch Osmazom wernus
sehster austeim. Er enthält jedoch merlliche Spuren von Schwefel
— vielleicht Hier, wie in ben übrigen Gewebleim⸗Arten (Haufenblafes
Leim ausgenommen) ein Abkoͤmmling burch die Ausſcheidung orybirten
Proterns — die in den übrigen Arten diefer Leimgattung weit weniger
merklich vorkommen (vergl. Schlieper's hieher gehörige Verſuche;
Ann. d. Pharm. u. Chem. LVIII. 378), und Berdeil zufolge
(a. a. O. ©. 320) in der Hanfenblafe an O gebunden zugegen find.
b) EHondrin oder Knorpelleim. In allen noch nicht verkuöcherien
Kuorpeln, desgleichen in ben nie verknoͤchernden (bleibenden) ber Rips
pen, Geleuftnöpfe, Euftröhre, Nafe, fo wie auch in der Faſerknorpel
er Cornea (©. 1019); mit Eſſigſaure behandelt tritt letztere am biefe
Fibrin und Albumin ab, während die Chondrin⸗ haltige Baferkuorpel zurück
bleift *%) und bann auch in den feberharten Geweben ber Arterien. Geine
wäßlrige Löfuug wird nicht nur durch Berbfäure ıc., fondern auch durch
- MCh, A, PbOA, Gifenorgb » Gulphat (zu 87,59 Procent Ehoabrin +
12,41 Fey O3 + 3 803) uud Mlaun gefällt,. wobei letzterer Niebers
flag durch Ueberfchuß des Bällungsmittels, fo wie durch verſchiedene
*) Mehrere leiten die rotbe Farbe nes Fleiſchet warmbläthiger Tiere (oben
©, 1126) von zahlloſen, innerhalb veſſelben verbreiteten, zothes Blut enthalten: -
sen Sapillargefäßen ab; allein auch das zerhadte und darauf wohl ausgewafchene
Fleiſch Hefigt ſolche Möthe, die durch Cinpockeln mehr ober weniger verflärkt wird
und auch bei manchem Viſchfleiſch (3. B. beim Salm), ſowohl kur Behamlung
Iung mit Eſſig, als vorzüglich auch durch Raͤuchern (Bachs) fehe merklich euts
wickelt erfcheint.
=) cher da8 Verhalten ver übrigen Theile des Auges ſ. a. a. O. Bas Pigment.
nigrum wir "weder vom Waſſer, noch vom Alkohol, noch von verbünnten
Bäuren aufgenommen, iR aber in Kallhydrat⸗Lauge auflbelich und nad Urt des
Preteln (©. 1075) vrch Säuren daraus fallbar. Welche chenliſche Beſtanbet⸗
Aentteungen erfahrt ver Blasköcher nes Auges, wenn er im Bolge derſelben
ven grünen Gtaar bewirkt, welche vie Kryſtalllinſere. beim grauen
* welche ver Sehnerve durch feine den ſchwarzen Staar broingende Läg-
mung
. 1988
SalzLöfungen wieder gelöf wird, was bei bem durch Hydrochlorſert
entfiandenen and durch dieſe EAure fatt Hat. Schroͤdere Nnalyk
zufolge ift ber flöchtometrifche Beſtand des Chondrin = Cy Hu
Ay Or (Mulder Hatte früher daſſelbe Ergebniß erhalten); indeſſe
darf nicht unberüdfichtigt bleiben, daß Chondrin verbraumt 4 Proc
bafifh phosphorfauren Kalt als Aſche binterläßt. Bei dem übrigen
Leim: Battungen fällt bie Menge ber verbleibenden Wfche kleiner ans;
um wie viel? if noch zu beflimmen.
ey Ich thinn oder Fiſchknorpelleim. Unterfcheivet ſich von ben vorigen
Leim-Battungen hauptfächlich dadurch, daß feine wäflrige Löfung nidt
geliefert. Man findet ihn vor: nicht nur in ben Kuochen der
Kuorpelfifche, 3.23. in denen der Pricken oder „Reunaugen" (Petre-
myzon fuviatilis), Lampreten (P. marinus), der Haye (day
flihe, Squalus Acanthias, S. Zygaena eto.), fondern wenigiens
in Form einer Spielart, auch im Obrenfuorpel der Renſchen, md
wahrfcheinlich in allen ſchwammigen Knorpeln. Des letzteren Lifun
wird von HCh ſchwach getrübt, was bei dem ber Knorpelſiſche ziht
der Fall if, erleivet übrigens, wie biefer, durch Alkohol, A, Prük
und MrCh feine Fällungen, fondern nur ſchwache Trübungen. — Echt
lange andauernde Kochen mit Waſſer beraubt indeſſen jedem fenk
gelieferbarem Leim fein Bermögen Ballerte zu bilden, und wanbelt fe
muthmaßlich die a) und b) Leim-Battungen in Ichthim, ober fereit
bie Umbildung unter befonderen Ausfcheibungen noch weiter fort ab
führt fo zu Bildungen von ProtenDryben? Berge. S. 1076 F. Ins.
und 1376. Arterienhaut it = Cas Aın Has O6:
Anmertung 1. Buchner dv. ä. fand, daß jene Hyprodlorfam,
welche zur Entblößung des Knochenleim angewendet worben, ſtett m
gleich auch etwas Leim auflöfe und in Verluſt gehen madhe, fo we
au: daß bad biebei verbleibenne Knochenmark einem widrigen Gerat
annehme (der fich jedoch durch fehr ſchwache Kalicarbonatstauge uud
Thierkohle entfernen laſſen bürfte?). — Dampft man den burg as
haltendes Sieden nicht gelieferungsfählg gewordenen Leim zur Troise
ein, fo verbleibt ein weißer, leicht zerreiblicher Rückſtand, ber jenem
abgeänderten, nicht mehr klebenden (nicht mehr leimenden) Leim äfselt,
welcher entfteht, wenu man in wäflrige Leim⸗Löſung Chlor treten If
(oben S. 1384), und den alfo gebildeten chlorichtſauren Leim (in weidgen
der Leim gleichſam um bas Vierfache verdichtet erfcheint; ben bier
iſt darin als eine Verbindung von Cz2 Hao Ag O2o zugegen) wicherum
feiner Chleriägtfäure beranbt.
Anmerkung 2. 1 Bewichtötheil fein zertheilter Leim mit 2 Biticldl
im verfchloffenen Glaſe 24 Stunden lang burchweicht, bilder ne farb⸗
Iofe Auflöfung, die, mit 8 Wafler verbännt und einige Stunden Hin
durch gekocht, dann mittel Kreite von ber Gchwefelfänze befreiet, die
wäflrige Löfung "eines künſtlichen Danerfüß (oben ©. 13)
1369
darſtellt, das, in gehäuften Tafeln kiyſtallifirend, von feinem Erfinder
Braconnot sucre de gelatine, d. 1. Leimfüß (Blycicolt) ges
nannt wurde. Die Muttersange dieſer Kryſtalle enthält noch ein
zweites nicht füßes Erzeugniß, das Leucin, das B. auch durch Sieden
von Fibrin mit Schwefelfäure erhielt und das fpäterhin auch aus Protetn
(neben Brotid und Erythroprotid) ſo wie auch durch Sieden
des Leims mit einer nahe gefättigten Kalihydrat⸗Löſung, dann aber
unter Entwidelung von Ammoniak und Bildung von Leimfüß gewon⸗
nen, und in dieſem Zalle dadurch gefihieden wurde, daß man, wenn fidh
fein Ammoniak mehr entwidelt, die Flüſſigkeit genau mit Schwefelfäure
neutralifirte, bieranf zur Trechne abrampfte und mit Altohol ausfochte;
dieſer löfe dann das Leucin und das Leimfüß, und Hinterließ, deſtillirte
mau ihn wieder ab, beide Erzeugniffe im trocknen Zuftande, va dann
nach und nach, in Meinen Mengen angewankter Falter Weingeiſt, das
leichter Tösliche Leucin vom weniges löslichen Leimfüß trennte und
leßteres wiederum im ſiedenden Alkohol geläft, aus biefem mittel von
ſeiber erfolgender Berbunfung in großen geruch: und farbloſen rhombiſchen
Brismen auſchießen ließ, die ſehr füß ſchmeckten, bei 1780 C. 1420,4 R.
ſchmolzen und ſich zu zerſetzen anfiengen, Ag Waſſer und ſtatt deſſen
900 Weingeiſt zur Loͤſung heiſch'ten, im Aether unloͤslich waren und
ſich ſtöchiometriſch aus Ce H7 A-2Osß + 2BO zuſammengeſetzt zeigten.
Mit Azotſäure erhitzt, Töfle das Leimſuß ſich unzerſetzt auf und gab damit
eine farbloſe, prismatiſch geftaltete, aus Glycicoll 42 AO; 4 4 H0
zuſammengeſetzte, ſalzige Verbindung, die mit Salzgründern Doppel⸗
falge gewährte, welche zuſammengeſetzt erſchienen, wie nachſtehende
Formel es für das hieher gehörige Kalk-haltige Doppelſalz nachweiſet:
(CaO + Cs Hr Ag 05) + Ca0A0;. *) Die einfache Verbindung des
Biyeicoll mit der Azotfäure ift in m. Grunde, I. 597 unter der Bes
-nennung Zeimfüäßfäure beſchrieben. Die durch fie gebildeten Dop⸗
pelfalze, das des AgO ausgenommen, verpuffen ähnlich wie Salpeter.
Die Prismen diefer fog. Säure ähneln dem Blauberfalz, find abges
plattet und ſchwach geftreift, vollfommen durchſichtig und farblos,
ſchmecken der Weinfäure ähnlich, doch zugleich füßlich, löſen fich im
Waſſer, aber nicht im Alkohol (auch nicht im gewäflerten), fchwellen
in ber Hiße anf und verziſchen letztlich ohne Flamme mit Rechendem
Rauch, während das Kalishaltige Doppelſalz anf glühenten Kohlen
wie Salpeter verpufft; mit MgO bildet fie ein zerfließliches, nicht kty⸗
ſtalliſirbares, mit CaO ein Iuftbekändiges, kryſtalliſirbares Salz, Tann
daher zum Mittel dienen, Magnit von Caleit zu fheiden —
Die Löjung des reinen Glycicoll wird durch Balläpfelaufgaß nicht, .
M Belouze fand das Glyeicoll ftochiometriſch, als Doppeltäguivaient um
4 (mithin als einfadges um 2) HO reicher aufammengefeht, als obige Tormel
es angieht; nämlig Cic Hıg As Ora (= 2 mal Cs Ho Ag 07).
1890
hingegen durch Nereuroxydul⸗Azotat gefällt; für ſich erhitzt wirb «s
unter Ammoniak Entwidelung zerſetzt. — In wie weit Braconneots
. aus Wolle und Geide durch Behandlung mit Echwefehfäure erhaltene
Erzeugnifte Giheicoll⸗haltig und in welchem Maafe fie es ſind, if
noch unermittelt.
Anmerfung 3. Das gleichzeitig mit dem Glycicoll ans Leim +
SOz bargefellte Leucin (= Ci2 Hı2z AOs) ſchwimmt auf dem Wafkr
in Geſtalt einer weißen, koͤrnigen, wargenförmigen, zwifchen den Zähem -
knirſchenden Maſſe, die, in wäflrigem Weingeiſt gelök und berans krd⸗
Rallifirt, gleich dem aus Protern geivonnenen, in farbio6 glängenden
Blättchen anfchießt, welche bei 1700C. ⸗130 . in Dampf verwanden
ſich fablimiren, ohne Spur von Berfegung, vom WBafler, wie von
Alkohol, nur in Keinen Mengen aufgenommen werben, in weit größeren
hingegen von ſiedenden Flüſſigkeiten diefer Art, dem Waſſer angenchan
Fleifgbrähs@eifhmad ertheilend, won Aifalien eine Veränderung
erleiden und mit nicht waflerarmer Azotfäure ſich zur IryRallificbaren
Leucinagotfäure (= Leucin + AO;) verbinden. Diefe bildet mit
MgO ein Iuftbefländiges, kleinkörnig kryſtalliniſches Salz, mit Ca
ein in rundlichen Oruppen anfhießendes, das, anf glühenten Kohlen,
gleich dem Leimfüßcalcit-Azotat, anfänglich fchmilzt, dann aber nf
weit lebhafter als diefes Salz verziſcht oder verzifchenb verpufft (ab
fprechend feinem größeren Gehalt an brennbaren Grundſtoffen).
Anmerlung 4. Gin lünflidhes, dem nicht gelieferuden Leim ſich
näherndes Erzeugniß, erhielt Braconnot, als er den waͤſſciges
Abſud des Flatterrußes (5. 1386 Anm.) durch PhOX ausfäln,
dem Niederſchlage das PbO dur SOg entzog und bie davon geiremie
Flaſſigkeit zur Srtractbide abdampfte. Sie war, alſo dargeſtellt, pech⸗
aͤhnlich, loͤſte ſich in Waſſer und entließ aus ber dicklichzäͤhen Löung,
mittelſt Zuſatz von Alkohol, ein der Phytocolla (Blanzeniecim;
oben S. 1067) ähnliches Erzengniß, das, durch ben Alkohol won Kali⸗
Acetat befreiet, eine von der Abdampfſchaale leicht ablösbare, geſchmackleſe,
Lackmus kaum röthende sc. Maſſe gewährte, die durch Berbfäure fülber
erſchien, trocken deſtillirt Brenzöl und Ammonoxyd⸗Carbonat⸗haltiges
Waſſer entwickelte und die, auf glühenden Kchlen, mit „Rarfem Derrch
verbrennenden Horns* verbrannte. Mit Azotfäure erhitzt gab fie jo
feine elgenthümliche Saͤure, fonbern Pitrinſaͤure und Dralfäure (nebf
eiwas CaO⸗Oxalat).
Anmerkung 5. Swifchen den Leim⸗artigen Erzeugniffen und Proteine
Oxyden (oder vielleicht beide Bildungstheile enthaltend?) ſcheint ber
Etoff der Spinngewebe zu ſtehen; Cadet erhielt darans ein af
beftinbiges, im Wafler lösliches, und ein im Weingeiſt ſehr loͤclichet,
ſehr zerfließliches Wrtract, und verbrannt: eine Aſche, die jedoch mehr
auf Bflanzenleim, als auf Oxyproterne hinweiſet, außerdem aber Eh
durch eigenthünlichen Gehalt auszeichnet; fie befand nämlich and
1391
AlOs, Ca080:, N0OCO,, NCh, Ca0CO, un BIO; die Aſche
ves Mehlleim enihält aber ſehr merfliche Mengen von NOCO,,
KCh und NCh. Ob die Aſche des Thierleim, namentlich des Knochen⸗
leim nicht neben der Kuocheuerbe (= 8CaO + 3 POs oder pro⸗
centiſch 51,549 CaO 4 48,451 PO3 *) Epuren von CaR mtbält —
Elfenbein, kranke wie gefunde Knochen, der Schmelz der Zähne
(©. 983 Anm.) find CaF-haltig und auch im Blut kommt V (jedoch
nur fpirenweife) vor — ſteht noch zu unterinchen; vergl. oben ©. 801,
846. Beim Knochenfraß (Beinfrag Caries ossium) verfehwindet
verhältlich mehr Knochenerde als Knorpelſtoff und Bett, das in größerer
Menge als in gefunden Knochen zugegen ift, füll’ı die entlandenen leeren
Räume. Die Knochenerde felbft gleicht jener der geinnden Knochen.
Anmertung 6. Tinen dem Leim fi nähernden Bildungetheil
found R. Brandes im Mineralmaffer von Tatenhanfen, und
nannte ihn Blairin; m. Grundz. I. 673 Anm. In ten Brunnen
wölbungen ber warmen Quelle des Schützenhofs zu Wiesbaden
fand ſich bagegen ein dem Donin (S. 1352) und ber Gellulofe
nahe ſtehendes Erzeugniß, das aus dem Waſſer in einer langen Reihe
von Jahren ſich gefondert Hatte und in bemfelben nicht mehr löslich
war. 86 zeigte, mikroſkopiſch befchauet, Teine Iufuforien. In wie
fern das ©. 1108 und 1345 befcgriebene nallertförmige Erzeugniß bes
CHhymns fih vieleicht eher Hier aureihet, als an den Quellſchleim
(1352), oder ob es der nähffolgenden Gruppe angehört, IR zur Zeit
noch unenifchieden. Anreihen würden ſich Hier übrigens unter denen
©. 1106 bis 1117 befchriebenen, theils in der Balle vorkommenden, theils.
erſt Fünflih erzeugten Bildungstheilen vielleicht das Bilin (©. 1117
Aum.), aber bevor man biefem Erzeugniß und dem Radical ber Gallen⸗
fäure (6. 1112) oder dem ber Ballenfäuren, den Taurin (a. a. DO.)
nicht tiefer auf den Grund gelommen feyn wird, als es zur Zeit der
Gall if, laͤßt fich Hierüber nichts Beſtimmtes beibringen.
Anmerkung 7. Ohngeachtet des Blutin von Alaun⸗Loͤſung nicht
*), Berfebt man CaCk:2öfung mit geloſtem Natzonphosphat, fo erhält man einen
pHospyorfauren Kalk, ter %/3 mal fo wenig CaO enthält, als die Knochen⸗
aſche; überjeht man das Löfungsgemifg. mit CaCh>töiung, fo beſteht der Nichers
flag aus (fünflih erzeugter) Cnroche nerde oder Knochenaſche. Vergl. oben
S. 835 Anm. In ben Knochen des lebendigen Dienfchens oder Thier⸗Leibes,
fo wie ver noch nicht verweſenden Leichen ſcheint vie Knochenerde cine Art Doppelts
(af; darzuftellen, in welchem ver (beim Auskochen) Leim⸗gebende Bilvungstheil die
Begenwirkiamkeit einer organifhen Säure übernimmt, fo daß vie Erde — (CaO
+ 2eimbildner) + (7 Ca0 +3 PO,) if, ober iſt dieſer Leimbiloner vielmehr
zit ter Bhotphorfäure zur gepaarten BluteninsPhosphorfänre verbunden?
In ber Kuochenaſche (a. a. D.) vorkommende CaO CO, veutet auf eine over bie
andere dieſer Bernrutiungen bin. — licher das verneinenve Verhalten bed Leim .
+ «fo wie einzelner Augen⸗Gebilde ober ſog. Beugtigteiten bes Auges). zu
Zop»fäure, ſ. oben ©, 1019.
.
=
gefällt wird, fo bemächtigt es fi doch, wenn es im Grifichen
begriffen if, wenn auch nicht des Alumoryb (des Alauns oder fait
befien des der fchwefelfauren Thonerde) doch jenes bes entſtehenden hydre⸗
Hlorfauren Alumoxyds, wie Solches bie Weißgerberei baribet
Man bewirkt nämlich die Bildung des weißgahren Leders, fowohl hei
ber enthaarten Kalbs, Kuh⸗, Roß⸗, Hirſch⸗, Schaaf⸗ umb Ziegen
oter Waifens Häute, nachdem fie in Kalfäfcher. gefchwellt, dann in
(NMilchſaͤure⸗haltiger) faurer Kleibeize gebeizt und hierauf zum Defteren
burch öfteres Walken und Wafchen gehörig vorbereitet worben, tur
oft wieberholtes Bintauchen in heiße Alauns und Kochfalz⸗ (ki
Lamm⸗ und Ziegensfellen, Behufs der feineren Handſchuhleder: Be
reitung: in Alaun⸗, Kochſalz⸗- und Weinftein-) Löfung. *) Def
übrigens die Leimbiloner zu Gerbſäuren fi eben fo verhalten, wie bie
ſchon fertigen Leime, beweifet die Lohgerberei, wenn man term Er⸗
zeugnifle, die lohgaren Leber, mit jenen Nieberfeplägen vergleicht, welche
gelöfte Gerbfäuren in Leim-Löfungen hervorbringen; beibe, die ger
fauren Leimbiltner wie bie gerbfauren Leime, find int weit höheres
Brad Iuftbefländig, ale fie es vor ihrer Verbindung mit ben Gerh
fäuren waren; weber die Leimbiloner noch die Leime diefer Verbiade⸗
gen gehen in Berwefung ober in Fäulniß über. Aber in gleicher Beik
finden ch auch, in denſelben Verbindungen, umgekehrt, die Gerbfäuen
geſchuͤßzt durch die Leimbildner wie durch die Leime; benn feine It
Säuren dieſer Verbindungen faugt O⸗Gas ein, Feine zerfällt derer
in Cärbonfäure und Galläfäure (5. 1179). Es find die, tm Folge
der Sunigfeit der gefchloffenen Verbindungen flait gehabten Berbik"
tungen, welde ben Sutritt des O⸗Gaſes und bamit die Kuregum
zur Faͤulniß, wie den Eintritt der Verweſung mehr oder weniger far
verhindern, und Gleiches gilt auch von den gerbfauren Pr oteruniden;*)
0) Bei der Sertigung tes ungariſch-weißgaren Leders wir vie Gast mi
buch Kalt geſchwellt, fonvern, nachdem fie gegerbt worben, mit heißem Tele
eingerieben und über Kohlfeuer deſſen Ginfaugung bewirkt; von dieſer Seite u
befteht dann folches Leder aus fettfauren Leimbilenern, ober, was ball
beveutet, if von Hier aus fAmifch gegerbet; werben vergleichen vorberchete
Häute nur mit Kreite eingerieben, fo bildet fi eine Kalk:haltige Berbiukung
ber Leimbiltner, und gewährt fo daB Achte, aus Kalbs, Gielss, Ga:
Biegens und Schweins⸗Häuten bereitete Pergament. Ueber Gintheilung de
Gerderei und deren Verfchiebenheiten f. oben ©. 1382 Anm.
“) Außer denen ©. 1383 angezogenen Stellen find, in Beziehung auf Brotcin, Pre
teinoide und Broteins Träger ober zu den Proteinoiden gehörigen Sinzeluge
bilden, noch zu vergleichen: a) Protein &. 970, 1018, 1074 Anm. Darkellisng
veflelben ©. 1075 und 1383. Bioxpprotein unn Triorygprotein ©. 1108 zub
1077. Proteln-Subſulphür S. 1019 und 1077 Anm. b) Proteinsike:
aa) Albumin ©. 770, 1093 un 1110; a) Phyto⸗Albumin 6 9ı9, 9,
1018 uns 1380; 6) Zoo⸗Albumin e. 337, Verhalten zu MrCh ©. 1619
Anm., 1075 Anm., zu Breenzerzeuguifien S. 1035 Aum.; der Seite ©. 1677.
bb) Bipsin; wie bei Albumin: a) PhytosBihrin; wie bei Vhyto⸗Allenia
3. 8. von dem durch Gerbfäuren gefäll’ten Albumin. Die Leimbilduer
werben übrigens, fo weit fie aus Thierhäuten befichen, zur @infaugung
der gewaͤſſerten Gerbfäuren ıc., Behufs der Lohgerberei durch das fog.
Schwitzen, vorbereitet, während welcher Zeit Beigabe von Kochſalz
ober beffer von gereinigtem Seifenfluß (KCh; oben ©. 1229) fie:
fowohl gegen Verderbniß fehüht, als auch deren Smpfänglichkeit für
die Gerbfäuren erböhrt. Schwach gefäuertes Waſſer wandelt Glutin in
ein dem „Caſern“ ähnliches Erzeugniß um, *) und gleiche Umänberung
run
uns ©. 1090, 1099, 1350 Anm.; 4) Zoofübrin S. 970, 1019 Anm, 1093,
Berhalten zu Salzen ©. 1075 Anm., Anziehung zu atmofphärifhem O 1077,
Berbalten zu Salmiak und zu Inder &. 1077 Anm. co) Fibroin ©. 1077;
dd) Srinin ©. 1075 fl.; ee) Gafein ©. 938, 984, 1071, 1075, 1380.
Verhalten zu Alkalien ©. 1072, 1074, zu lösliden Salzen &. 1077 Anm.;
Sydrat vefleiben &, 1085, wirkend als Gährftoff a. a. O., entflannen aus
Albumin S. 1696; F) Globulin und Kryſtallin S. 970, 1019, 1093;
Hämatin und verwandte Bilpungstheile &. 1109, Berhalten zu Chromſäure
©. 1077. gg) Borkfommen ver Broteinolve im Chylus ©. 1092, Blut,
©. 1075, 10:7, 1092 un ©. 1360, 1377 (Chymus ©. 1108, Leber un»
Gallte S. 1110, 1339 und 1360); Lymphe 1092, Mustelfafer ©. 1096;
Sirn (außer ven Settarten Hirnalbumin und Protelnoxyde darbietend) S. 1078
unb.1320. Nerven und Rückenmark Haben ahnliche Zufammenfegungen. Hin⸗
ſichtlich der organtichen Theile (Sinzelgebilde) des Auges fieht no zu bemerken,
deß nie S. 1019 und 1077 befchriebenen, gleich dem dort nicht genannten Ca-
nmalis Pelitis unter vem Einfluß des ſympathiſchen Nerven ſtehen, und
daß Trennung des Ganglion cerricale supremum Trübung der durch⸗
ſichtigen Mittel (Meblen) des Auges zur Folge bat; flärfie in jenem des Ca-
nalis Petiil uns in dem der Linfencapfel; Färtere, als in vem Blass
„,‚bärper. Wglge chemifche Veränverungen bieten vie geirübten Mittel dar?
Das kei Canalis Petitii foll vem Humulus aqueus Adnlich over gleich
""Teyn. Das Pigmentum nigrum ſcheint fi dem Himatin anzureifen, und
hat theihweife Aehnlichkeit mit dem Melain, d. i. dem Schwarz in ver ſchwarzen
Bsäffiglelt ver fog. Tintenfifche oder Gepien, das man in China zur Bertigung
ver ſchwarzen Tuſche verwenden fol (?) und bas, in feiner urfpränglichen
Hüffigen Form, wahrfcheinlih den Römern zur Bereitung ihrer ſchwarzen Tinte
diente, auch noch gegenwärtig zu ähnlichen Zwecken, unter ber Benennung Sepia,
in Gebrauch genommen wir. Nah Prout beficht ver eingetiodnete Kückſtand
ver ſchwarzen Slüffigkeit aus 78 Melain + 10,4 Ca0CO, + 7 MgOCh, +
... 2,16 Natron⸗Salzen und 0,84 Thierſchlein. Don ver Bepia offcinalis (Kuts
telfifch genannt) kommt pas fonft offieinelle On Sopiae oder fog. weiße
Fiſchbein. Es beſteht dieſes Rüdenfchilp des fog. Zintenflfches Hauptfüchlich
. aus Ja0CO,, ſehr wentg Knochenerde und einem noch näher zu unterfuchenden
thierlichen Bindemittel, das zu DMuciven zu gehören ſcheint. Man benupt bieß
Sepienſchild zum Radiren und verwandten Zwecken. Die Aufterfgaalen
Haben eine ähnliche Zufammenfegung, denn fte find, Bucholz uns Brandes
zufolge, procentifh — 0,5 unlöslihen Thierftoffs; 98,6 Ca0COz; 1,2 Knochen⸗
erne und (zufäflig erachteter) 0,2 Alumoxyd. ine Abnlihe Zuſammenſetzung
Haben vie fog. Krebsaugen. — Ueber das zum Phytoalbumin gehörige Smuls
fin ober Synaptas (Manvel-Albumin), und Myrofin oder Senf-Albumin,
f. &. 982 und 997; über Sungin ©. 1208.
9) Zunätf wandeln ſich die alſo behandelten Bilbungstheile in einen weißen Brei
um, ber vom Waſſer nicht gelöß wirt, dem Chylus nicht gleicht, nicht gerinnbar
88
-
Pr
a)
aa)
1904
erleiden durch ſtark verdännte Hyupruchlosfäure (SO; etc.) and bed
Alumin und des Kibrin, von weldem letzteren H. Hoffmanı
ohnlängft folgerte, daß «6 ein Oxyd des erfleren fey. Go viel iR wohl
außer Zweifel, daß dieſe Proteinoide (gleich alle übrigen, aber auf
gleich den Muciden, Slutiniiden sc.) mit dem Bepfin zur er dam
in Wechſelwirkung gerathen und verdaulich werden, wenn fie zuvor in
Hydrate verwandelt worden find, was wohl in den meiften Gallen durch
aufregende @inwirkung der- Säuren bewirkt werben bürfte, indem dieſt
fraft ihrer eleftronegativen Anregung die Broteinoide 2c. flark genug
zur eleftropofitiven @egenberhätigung bringen, um, aljo beihätigt, da
HO elektrochemiſch anziehen und binden zu Tönnen; vergl. ©. 76 f.
937 ff. nn
Broteinoide ober Proternkörper, d. f. Bildumgsiheile, die derh
Aufiöien in Kalistauge xc. (S. 1075) Protein gewähren.
Albumin oder „Eiweißſtoff.“ Farblos, werer ſchmeck⸗ noch rede
bar; entweder (faſt gallertähnlich) fchläpfrig-fließliy und dam im
Waſſer löslich, oder geronnen und im foldem Zalle im Waller mr
aufquellend, ohne fih darin zu löjen; in beiden Fällen erhigt B%
Geruch entwidelnd und dem gemäß hellglänzendes Silber brümen
oder fhwärzend (Schwefelfifber » Bildung bewirkend), wenn es (m
letzteren Falle ale aufgequollenes Hydrat) damit erwärmt wird, Hs
lösliches, Wie als aufgequollensunlösliches durch Berbfänre fällder.
Löslicyes. Durch Abdampfen in der Guerike'ſchen Leere zur forbleie,
amorphen, volllommen burchfichtigen Maffe ſich verdichtend, alſo ver
dichtet im Waſſer aufgueliend; mittel eines. -Kleinfien vom Baht
nach folder Aufquellung gelöft: zaͤhſchleimig flüſſig, bei 600 C.== MR
ſich trübend, bei 610C. — 480,8 R. zur umdurchfichtigeh, farklein,
(daher weißen) fehen Mafle erflarrend, als gefättigte Löͤſeng be
750C. = 600R, flodig gerinnend, mit etwas mehr Waſſer verbäsm,
bei derfelben Fühlwaͤrme in eine träbe, faſt ſchillerude (opaliſiecate)
Füffigfeit fi wandelnd; mehr verbännt erſt bei 1000C. fi ticlben
Zufap von Alkali verhindert die Gerinnung. Nah Maßgabe Ar ge
zingeren ober größeren MWäfferung, dur Alkohol, Kreofot aub ie
meiſten Euren, Ins Beſondere durch Mpotfäure geriunenb ©) oe Bü
trübend; auch nach fehr ftarfer Wäfferung noch dur) MrCh, fo wieder
MrOAO; fällbar; durch A feine Trübung erleidend, wohl aber füllbe
— u a ann N
"iR (weber tur Hitze, noch durch AOg, noch durch Perfin, das im Menge am
gewandt, ihm flüffig macht), wohl aber durch Berbfäure, und eben fo and id
MrCh gefällt wird. — Das Phytoalbumin kommt Häufig als Begidie
bes Blattgrün vor; Aether trennt g& volllommen von dem In bemfelben Lö0B
Cblorophyll. 9
%) Der durch AD; bewirkte Nieberſchlag ſtellt eine ſalzäbnliche Verbindung ge
welcher das Aibumin als Ealzgründer zugegen if, die Gänse aber zugleich
HO⸗ Vertriter.
dorch Kalineifentyankr, wenn feine wäfrige Läfung zuieur durch etwas
Eifgfäure angefäuest worden. Waͤſſrig⸗ flüfiges Albamin loͤſt Kno che n⸗
erde auf. "
bh) Unläsliches. Getrocknet gelblich und durchſcheinend. In Gffigiänre
und Pyrophosphorfäure (6. 835, 1109 md 1263 Anm.) anflöslid,,
und daraus durch Heberfchuß biefer Gänren nicht fhidar, während ges
wögnlie (ungeglühte) Bhosphnrfäure, und eben fo mehrere andere
Säuren bamit Berbinpungen ‚gewähren, welche durch Ueberſchuß an
Saͤure im Waſſer unlöslich. werben. — Außerdem werden vie durch
Gäuren bewirken. Auflöfungen fällend gerſehzt Busch Willie wenn
letztere die Eäuren vollſtaͤndig nentralifiten: ohnme Dabei vorzuwalten;
das alio aus Effigfäure gefüllte Albumin⸗Hydrat IR fänvefrel:-Ralins -
eifeniyanur verhält fih zu ben ſauren Muflöfungen wie zu den
Löjungen von an) Waflerarme Hybrohlorfäure löR Ib) mit
blauer Farbe auf, *) wenn fie einige Zeit hindurch damit in Des
rührung bieibt, Be
D) Fibrin oder „Faſerſtoff.“ Kommt wie das Mlbumin: m fläühſiger
und Rarrer Zaſtaudeform vor, hat bis jetzt jedoch uur in der letzteren
chemiſch ifolirt. werden können, Flüſſig erſcheint es in dem Traubens
faft und wahrfcheintich in allen jenes flüffigen Pflanzenleib⸗Cheilen,
weldie, um in Weingägzung überzugehen, Teines: Bufaßes : von Hefe
bevürfen, fondern vielmehr ſeibſi Befe aus füch hervorgehen. machen, if
musbmaßlich. in verhaͤltlich ſehr Kleinen Anteilen in allen jeuenpflanz⸗
lichen Lebweſen zugegm, weldde Albumin enthalten (vergl. H. Hoff⸗
mann’s Holgeruug; oben ©. 1394), und dient wahrfegeinlich gteid-
dieſem Bildungssbeil Dazu, die feſten Theile der. infuforien beyage-
gehen zu helien; fa fern dieſe Bebwefen überhaupt. betrachtet werben
Dinfen: ale Erzeugniffe 9%) der Einwirfmg von Luft und nicht
zu falten Waſſer auf die aus Saamen ober’ Eiern hervorgegangenen
Organismey. Bon ben thierlichen Fluſſigkeiten find beſanders reich am
Hüffigem Zibrin das Blut, der .Chylus und die Lymphe. Zeſtes Si:
brin bieten die Muskeln, bie fafrigen Harnfleine,: fo ‚wie aͤhnliche
durch entzündliche Krankheiten gewordene Erzeugniſſe dar, iind: ber
Mehlleim (6. 1378). Wie alle. thierliche und viele’ pflanzliche Flaſ⸗
figfeiteg fich mehr ober weniger trüben, wenn Re den |ebeubigen KLeib
verlaſſen, fo ſondert fich auch aus dem Blude, in Folge ruhigen Stehens
in Fühler Umgebung, mittelſt thellweiſer Serinnund, det fög. Bluts -
kuchen von dem farblofen Blutwaffer; pon, benrw 'srllexer ‚dem
größer Theile nach aus Fibrin, dem Elsineren nacht gue Blutroth
befichet, während das Blutwafier eine Auflöfung von Fibrin und 'ehwas
. . no .... 7 35. *
27 Ku vie übritzen farbloſen Protelnode, die BVrotenorhde auzenonimen,
Hläuen RM, wenn fie gleicher Behandlung unterivorfen werten.
“) Di If) wis duech fog. generatio aequivoea entflahren a u
eh -
m
blaſſe MWörhung bewirkendem Hämatin (f. to. u.) in fäffigem Albumis
barftellt, won ‚welchem lebteren «8 Zucker befrelet; den !/ x0 der Ges
wichtögröße des Bluwaſſers biefem an Zuder (gelöft im eben fo viel
Waſſer ale das Blutwafler gewogen) zugelegt, macht es möglich, mits
„tell eines Filters, das hiedurch gefchledene Blutroth von dem ſläffigen
.» Sißrins (Blobulin:) Albumin zu teeunen; ber Flörins Schalt des
...0 letzteren iſt zwar nur geringe, aber body groß genag, um darch Gählas
ges ober Quirlen, das if durch häufig wiederholten Berkbrungs
1 Wechlel (unter mechanifcher Ditwirkung ter eintringenden Luft) dem
„..: Mbuntie pas Fibrin entziehen zu Eöunen; *) wie man denn auch darch
‚...ii baffelbe phyſche Mittel bie Scheidung bes frifch gelaffenen Bluts im von
‚7. Gett begleiteten Fibrin, das ſich dem Quirl in Fotm von Fäden anhängt,
.. and Müfges Blutroth nebſt Blutwaſſer gu bewirken: vermag, Da erfleres
‚‚banıı. geſchiebden, durch Aneten. and Ausiwaichen mit Waller und bar
Entfetting mittelſt Ausfochen wit Mlfohol und Aether, ſchlußlich gerri⸗
nigt wird. Alſo gereinigt und getrodnet, flellt das Fibrin eine gelb
.. liche, andarchſichtige, weder ziechbare noch ſchmeckbare, fafrige, Karie
‚und. ſprode: Maſſe dar, bie dem Waſſer, Ulkohol nad Weiher uuzugäng
or chi, in erſteren jedoch aufquills und weich wirb, und durch: benz
‚n ı" ‚Jolgenkes Steben, unter heträchtlich erhögetem Dead, gleich dem eben
+fo-behandelten unlösligen Alpumin, einer Unmiſchung unterliegt, ver
gemaͤß es zur wenig Hebrigem Früffgfeit fi loͤſt, indem es, mai
maßlich, durch ſolche Behaudlang in ein dem Zomibin-ähulides
Protelngegb- rear. verwandeit worden war (Vergl. ©. 1373)1 9)
-
0) Beemiſcht inan einen Crovfen Blut mit eben fo viel Waſſer uns 0,005 Zude,
. md bringt Tieieb Gewiſtch auf ein -Wilter, fo Häuft tat alfo voerbännte Enum
polffommen.‚ farblos. burg und entläßt daun nad einigen Minuten burdifüditige,
— — Koͤrperchen, vie ſich nach und. nach zu fadenförmigen, weißlichen, zu
durchſichtigen Maſſen, d. 1. an geronnenem Bibrin-Haltigen Globulin vereinen.
“e) Ee wirb numich· die wäfitige Abkochung des Fibrin, gleich ker waffriges Eifung
pe Zotmn id in (S. 1373), ſowehl von PhOA ; arte Bi von SnCh gefällt. — —
Mm at Fleiſch gute Sleifhbräune zu gewinnen uab «6 and jugleich all
2. gefattengs Sleifch wohtzlſchmeckend narzuftellen, muß es Lalt wit dmel
; Kodlal enthaltenden, Waſſer beigefeht (über das, ober — Holz verfäwersa
M 2 and Feuer gebracht) und dann das Kochen nicht länger fortgefeht werten, alt
wis es voͤlliq erweicht iſt, ohne daß es feines Zellgewebes (S. 1386) sertuiig
2 geht, d. h. oa vaß er Zerkotthen die Vitudetform feiner Faſern verclert;
wes der Fall iſt, wenn hag Zeilgewebe durch zu (amgeh. Kochen in Beim (im
"Slutin)“ ber eht Bringt man, jeboch ba — in mit Sicherheits⸗Ventilen
verſchene an Maru m'eſchen) Dampfkeſſeln ober vergleichen metallenen Häfen
: (biedjeine Schiffetopfen) zu Wege, fo wandelt fich nicht nur das Sellgemebe im
ı Reim, ;fontekn zugleich auch das Fibrin und Mllumin in jenes Somidin⸗- Alaſiche
Proteinoryd um, was zwar keine fo ſchmackhafte, aber doch auch nahrheſte
Fleiſchbruͤhe 35 ohne Fleiſch zu hinterlaſſen. Das Beifchen des Sleiſches
mit fiedendem Waſſer, in gawöhnlichen Kochgeſchirren, ſchrumpft die war
fammen, hindert fo das Cindringen bes MBaffert,- uns bewirkt, Yaf-mun,
Kochenß ungeachtet, as Sleiſch Hark beit aus nicht mühe und weig wüh wi de
a /
(Berthollet bemerkie eine Abnliche Umwandeiuug ber absgelochten
Fleiſchfaſer, in Folge eingetreteuer Bertvefung, ober begomnener Faͤnl⸗
ai). *) Aehnliche Beränderungen erleibet das Fibria: durch :Sifig-
fäure, **) die dadurch entlandene ſaure Gallerie in im warmen Mafler , -
leicht löslich; buch waſſerarme Shwefelfäure, bie hieraus ent⸗
Raudene Gallerte wird durch Erhigen fläſſig und darch - bergleichen
Hybrodlorfänre, die es mit dunkel violetter Varbe auflöſt;
Kalineiſenkyanür fchlägt es aus Yiefen Auflöfungen nieber.: Kalte
fäurefreie AllalisLöfungen (auch die des Ammoniak) nehmen es, ſich
baburch meutraliärend, leicht in ſich auf, Gäuren fällen es-barans;
Erhitzung wandelt diefe Wuflöfungen, indem fi) ans bem Ps und B⸗
‚ Gehalte des Fibrin — und bei gleiches Behandlung des Atbumin und
der übrigen Proternoide auch aus diefen — kleine Meugew von Phoe⸗
yhorfänre und Schwefelſaͤure bilden (welche an entfpreikende Mengen
Des Alfali übergeben) in Protein: Auflöfungen um. Als hart des
(thierlichen) Fibrin Faun betrachtet werben, bas Albuminsartige der
Blutadern (Benen); es wird bei 400-509C, = 320-400 ®. von
wäflriger Galpeter-Löfung aufgenommen, was beim Blut-der Elag-
adern (Arterien) nicht der Ball il. Azotſäure gelbe das Fibrin;
Digeion mit berfelben und ebenfo bes na Mulder’s Borfehrift darge⸗
Rellten Protein, fo wie jedes anderen farblofen Protelnoid, macht daraus,
neben anderen Erzengniſſen hervorgehen: die Zanthoproteinfäure
= (017 Hı2 A2 O6 + HO, die nad dem Auskochen mit Wafler ein
fowohl mit Galzgründern, ale auch mit Säuren verbindungefähiges,
unfchmedbares und gernchlofes oranges Bulver darſtellt. Berbraunt
binterläßt das Fibrin, glei dem Albumin, auch Knochenerbe (neben
Magnit⸗Phoephat, Caleit⸗Tarbonat und Natron; während die Albumin⸗
aſche ebenfalls Ca0CO,, Na0CO, und etwas Ratronphosphat dars
‘ Bietet). | "
Anmerkung zu a) und d). Die Erzengniſſe ber trocknen Deſtilla⸗
tion des Fibrin: Waſſer, Ammonoxyd⸗ Earbonat, Thlertheer, COss
and CH-Gas, und viel Kohle finden ſich von etwas A begleitet (06
weicher das Maſſer ik — uns viefes gilt von allem zu GpelfensBereitungen zu
verwenbendem Waſſer — um fo befler iR ver Erfolg. Kochſalz darf aber dem
Waſſer nicht fehlen. Je Albumin⸗reicher das Bleifh, z. B. GSeeſiſch⸗Fleiſch, zus
mal das ver Stochfſiſche, je mehr muß große Hitze vermieden und nur jene darf
Anwendung finden, bei weldger Gier weich gefotten werben.
*, Im weißen Blut ver am Säuferwahnftun Erkrankten, fo wie in jenem fehe
junger, anno an der Mutter faugenser Eäugethiere, ſcheint eine Flüſſigkeit
gegeben zu ſeyn, welche im fog. weißen Blut ver mwirbelfäulelofen Thiere vor»
kommt; vergl. meines Sohnes, des Dr. K. 8. W. Kaftner Abhandlung: Das
‚weiße Blut sc. ECrlangen 1832. 8.
°.) Darum wir in Eſig eingewwelhtes rohes Fleiſch erweicht, leichter zertheilbar
und leichter verdaulich. Vorangegangenes Kochen mit Wafſer mindert dieſe Ein⸗
wirkung der T, und hebt fie eudlich gänzlich auf. -.
andy Seitens velitemenen Gewiich reinen?), vieleicht ein Grzeugaif
gerflörter, zuvor an Ratron gebunden geweſener Nilchfänre? Gier
Albumin erliegt unter gleichen Bebingungen ber Catmiſchung ub
Ummifchungen zu CH-@afen, CO2 >, HS: und HKy-Bas, HO, Then
theer, AH, OCO, und 0,149 ſchwammige, verbrannt 0,0225 Aſche lies
fernde. Kohle. — — Lösliches eingetrocknetes Mibumin giebt mit rm
, Bitrfachen feines Gewichtes Wafler eine Löfung, die an Dieüffigteit,
Klebrigkeit, Befähigung Ach mit einem Befen zu Schaum: (ober fer.
Schae e) ſchlagen zu laſſen, volllommen bem feiichen Hüßmereirm
Elweiß gleicht, man Tann baher zum Küchengebrauch, Ciwelß, has
» übrig geblieben, wenn nur das Eigelb (ver Dotter) verbraudgt werben,
durch gölindes Eintrocknen zum fpäteren Gebrauche aufbewahren, ohne
fürditen zu dürfen, daß es bis dahin irgend verbüärbe. — — Das mu
«a mäßig warmer Luft geteodinete Fibrin befibt noch merkliche Feber⸗
harte; größere jedoch zeigt das Ciweiß der hartgefottenen Gier, zumal
jenes des fpißeren: Theiles des Inhalts der Eier bes Kibis (Trings
’ Vanellus),
0) Stobulin oder (Blutkorperchen⸗) „Wibuminoid;" nah Gimen:
„Blatcafein.” Mit Fibrin und wahrfiheinlih auch mit etwas Nibemi
De Blutkörperchen bildend. Mit Sänren, zumal mit Schiwefchäst,
verbindtungsfähig. Unloslich im Flüfſigkeiten, welche Reutralfalze ber
Alfalten enthalten; das find aber jene, welche. Albumin loͤſen; löslich in
: reinem Waſſer. Mit demfelben erhitzt überzicht es ſich mit cirer
Haut md gerinnt, in Folge Iebhafteren Siedens, nicht HModig wie
das Albumin, fondern durchweg koͤrnig. Eſſtgſänre bringt das ges
Isfte ebenfalls zum Gerinnen. Als befondere Art der Galtınng Gle⸗
bulin Tann das Kryftallin betrachtet Iderden; oben ©. 1393 Kam. 9)
X Diefelde Benennung (Kryſt allin) eribeilte vor mehreren Zahren Unusthorber
. einem ber von ihm aus brenzöligen Erzeugniffen bargeftellten fü
grünber (von denen menigftens fo viel gewiß zu feyn fcheint, daß ihre Mifufinit
nicht burg in ihnen angeblich zugegen feyendes Ammonorye, ober baſiſche An⸗
monorybs, Fettſauren⸗Salze bewirkt wird; denn das hieher gehörige Ammelin
entbinbet, U. zufolge, aus Kınmonorpb-Gulphat Ammonial). Beſchricben fiıhet
man biefe Alkaloive (vier dlige: Odorin, Animin, Ammolin, Dlaziz,
die 19/99 bes Dippet’ichen Dels ausmachen, und zwei flarre: dad Snscin zu
Kryſtallin — das N. vorzüglich aud dem gelben Brenzöl des Jadigo gewans,. alle
aus derfelben Duelle, welche das Kyanol ober Anilin barbot; ben &. 1910
und 1032 — nebſt noch einigen unbeſtimmten) in m. Grundz. I. 554 f. mb
857. Anderfon erhielt neuerlich ein hieher gehörige Alkaloid im Bide-
kohlen⸗Theeroͤl, das dem Anilin (—=Cj2 Hy A) unmittelbar voran öfig üler-
vde ſtillirte demſelben vollkommen iſomer und von A. Bicolin genannt werhen
iR. Es if in allen Verpältniffen mit Wafler, Alcohol, Aether, Gelzgeik zue
Delen farblos miſchbar, wird aber daraus fofort, durch Zufag von Kal dx
Altalifalgen gefgieben, bildet mit gafiger HICh "zeihliche weiße Reel, wi
Chlorkalt Hingegen Teine violette Särbung, was es Leicht Yenutlid vom Ninilin
unterfcheinet, wie et denn auch weher Fichtenholz noch Sollundermark gefket,
189
4) Saferz oe Kaͤſeſtoff.“ Vorzuglich in der Thiermilch zugegen und
zwar wahrfcheinlich ſowohl im gelöften, als im farren (vie Hällen
der Milchfügeldjen bildenden) Zuſtande. Man fcheidet es aus ahges
rahmter Nilch durch verbiinnte Schwefelfäure, die damit eine unldsliche
Berbindung gewährt, welche, mittelft Durchfeihung des Gemenges auf
dem Filter geſammelt, abgewafchen und noch naß mit Pb0CO, digerirt
wird. Es bildet ſich PhOSO; und Caſern⸗Bleioxyd, von denen letzteres
im Waſſer löslich iſt und durch HS oder CO, von feinem PbO befreiet
wird. Dampfı man Mil zur Trodne ab und entzieht dann bem
Südttande feinen Fettgehalt durch wiederholtes Auskochen mit Aether,
Iöß.unn den Rückſtand im Waſſer und verſetzt dieſe Löfung mit Alko⸗
hol, fo ſchlaͤgt diefer (die übrigen Beimifchungen mehr oder weniger
zarũckhaltend) ebenfalls das Gafern nieber.
an) Flüffiges. Sowohl das nad obigem Verfahren im Waſſer gelöft
gewonnene, als das rohe der abgerahmten Milch, gerinnt nicht durch
bloßes Erhlhen, fondern nur in fo fern, als daſſelbe mit Abbampfung
verbunden iſt; das Caſern überzieht dann die Oberflädje der Flüſſigkeit mit
einer Hant, ber eine zweite, dritte zc. fo oft folgt, und fo lange, ale
die Fläffigfeit noch Eafern enthält. Außerdem erleivet es aber (iR
Milcdhzuder, wenn auch nur In Heinen Antheilen, mit zugegen *) eine
"wohl aber zeigt «8 einige Achnlichkeit mit Unverborben’s Oborin, das U.
zufolge auch mit Waſſer miſchbar Ift, jeboch mit Säuren Slartige Verbindungen
gewährt, wäßrenn das BicoLlin meiſtens Eruftallifirbare bildet, Ann. d. Chem,
w. Pharm, LX. 86 ff. Iene Verſuche, Liebig's uns Wöhlers, welche vie
Bildung von Alloppanfäure und Trigenfäure zur Folge hatten (oben ©. 1326 ff.),
füsrten, fortgefeßt, ſpäterhin auch zur Entdeckung von zwei neuen künftlichen
ulen, zu der des Thlalvin — Ci2 AHız Sa und des ſehr veränder-
Vchen und daher bißt jeht noch nicht analytiſch beftimmten Selenalpin
(a. 0. D. LXI. ı ff. uns 11 ff). Erſteret ſchießt In großen, durchſichtig farbs
Iofen, glänzenden Kruftallen von ber Borm des kryſtalliniſchen Gypſes an, bat
bei 180C. — 140,4 R. 1,191 Eigengewicht, bricht das Licht ſtark, entwidelt
einen eigenthümlich⸗ würzigen, burch Antauer widrig werdenden Geruch, fchmilzt
bei 489 C. — 340,4 R. uns erflarıt bei 42°C. — 336,8 R. zur kryſtalliniſchen
Maſſe. Schon Sei gewöhnlicher Suftwärme verdampft eb rädftandslos, veſtillirt
mit Waſſer unzerſetzt über, zerfallt hingegen für ſich erhitzt in ein überdeſtilli⸗
rendes, ſehr uͤbelriechendes Del und in einen dicken, braunen, ſyrupaähnlichen,
Schwefel⸗haltigen Rückſtand. Im Waſſer iſt es wenig, im Alkohol leicht und
im Aether ſehr löelich; gepulvert In Aetherdampf oder denſelben euthaltende Luft
gebracht, zerfließt es. PbOA wir von feiner alkoholigen Loͤſung nach kurzer
Zelt gelb, dann roth und Iehtli ſchwarz gefällt; Aß0 AOt weiß, dann gelb
und enblich ſchwarz; MrCh weiß, bann gelb; PiChz nad einiger Zeit ſchmutzig
geld. Es bilbet mit Säuren leicht kryſtalliſirbare Salze. Sowohl vieſe,
als es ſelbſt gerathen mit AgOAO; in MWechſelzerſezung, indem ſich AgS bil-
det, Aldehyadampf entwidelt und AI.O AO; ſammt erſterem verbleibt. Mit
Ca0HO gegluhet, gewährt e8 Chinolin. Das Selenalvin entſteht, wenn
man in eine mäßig flarfe-Söfung von Albehydammoniak HSesGas leitet.
*% Simon zufolge tritt dieſe Galactian⸗Bildung nur ein, wenn Milchzucker mit
zugegen if. — Auch vie Hühnereier ſollen etwas Mil chzudker enthalten.
1400
eigenthümliche, an Gallertbildung erinnernbe, theilweile maflige Son
derung vom Wafler — in der Milch von ben Molfen — durch Lab
(S. 1103), wobei «8 ſich bei 300-400 C. = 240-3208. zu einer Art
Hydrat (Galactin, ungepreßter weicher Käfe) gefaltet, jo daß ven ihm
in den Molfen nur Epuren verbleiben. Eäuren, und auch Eſſig⸗
ſäure fällt das Gafern aus feiner Löfung; Allalien löfen bick Eiwe
haltigen Niederfchläge auf.
bb) Feſtes. In Hautform geronnen if es im Waſſer unlöslidh, Dagegen
‚in gewäflerter warmer Eifigfäure und eben fo auch in Alkali Löhungen
auflöslih; Galactin wird von keiderlei Auflöfungsmitteln Leicht arj⸗
genommen.
co) Balactin oder „weicher Käfe" (S. 1072 Anm.) Mit Niäpda
(auch mit nur fehr Eleinen Antheilen) verbunden, die fich durch Milchfkures
Bildung nachweiſen lafien, zur nicht unlöslichen amorphen Raßſſe
abdampfbar, die alfo getrocknet gelblich durchſichtig it, geringe r⸗
theile von Säuren zu neutralifiten vermag und fa Verbindungen ge
währt, die von überfchüffiger Säure (Lifigfäure nicht ausgenommen)
gefällt werben. Alſo gefchieden iR es dann im Wafler gänzlig mis
lich. Alfalien bilden damit lösliche Gemiſche (a. a. D.), die Ueber
ſchuß des Alkali aus ihren Löfungen niederſchlaͤgt. Sich felbk über⸗
lafien geht das frifch gefällte, beiläuflg SO Brocent Waſſer enthaltene,
in bemerfter Weife maffig geronnene Balactin allmählig in Farlaiß
über, gewinnt jedoch zuvor an Durchſcheinbarkeit, fängt dann am fherf
zu fihmeden und verräth nun ben Eintritt der Faͤulniß durch fehr wi
drigen, an fanlenden Mehlleim erinnernden Geruch. Alkohol eutzicht
ihm, in dieſer feiner Ummiſchungs⸗ und Zerfehungs- Stufe, dem ſeg
Fleiſchextract ähnliche Erzeugnifle, begleitet von Yettfäuren, fo wie
Kalis und Ammonoryb>Acetat, KCh und Natronammonorgb=Bhosphet,
and hinterläßt das in bem 22fachen feines Gewichts Waſſer Löstice,
demfelben bitteren, an Affamar (S. 1068) erinnernten Geſchmack m
theilende, für fich erhigt, theilweife ſublimirbare, theilmeife Der Zer⸗
feßung unterliegende, auf Silber erhist duch Schwärzung feinen 5
Schalt verrathende Apoſepedin (6. 1085), *) nach befien Em
fernung butyrinfaurer, eapronfaurer, caprinfaurer, capryliaurer a
margarinfaurer Kalt, nebſt Margarinfäure und Glatnfäure verbiei-
ben. %%) Das Balactin der ſauren Mil iR milchſaures; es giet
*) In Wafler gelöft geht das Apofepebin binnen Kurzem in: äußerfi wibrig riedpenbt,
Safe entwidelnne Fäulniß über.
**) Iljento's und Laskomati's Verfuchen zufolge (Ann. d. Chem. u. Phars-
LV. 78 und ff.), entwidelte ſtark riechender Limburger Käfe, mit Me
veftilliet, Valerianfäure, dann mit Kali verfeift, vie hierurch entfiazhen
Seife mit Schwefelfäure zerſetzt ung wieberum mit Waſſer deſtillirt x. Butyries
fänre, Gaprinfäure, Saprylfäure und Sapronfäure. Außer virfe
vurch die zweite Deſtillation geworfnenen Fettfäuren enthielt ver Kaſe ueh
— — __ — — — —
1401
mit Galzgründern minder zuſammenhaltende Verbindungen, als jenes
ber buch Baab (ober durch Nilchſaͤnre; ©. 1072 Anm.) frifch gefchies
denen, füßen, abgerahmien Milch; was, beider Darftellung von @alacs
tin⸗Kalk zu Unfreihfarben (a. a. D. u. ©. 112) und mehr noch zu
Käte Bereitungen zu beachten Recht. Brifches Balactin, das durch Aus-
bodyen und Auswafchen mit Waſſer von jedem Mildyfäures@chalt gäuzs
lich befreiet worben, giebt mit einer gefättigten, wäflrigen Loͤſung des
RatronsBicarbonat, mittelſt Brwärmung, ein fehleimiges Erzeugniß,
bas zur Leimsähnlidden, im Waſſer loslichen (S. 1072 Anm.) Maſſe
eintrockaet und mit Wafler anfgetveicht, wicht nur genießbar iſt (2 bis
3 Brocent des Bicarbonats reihen hin, 100 Gewichtotheile entfäuerten
Galactins in dieſes Gemiſch zu verwandeln), fondern auch einen wohl
binbenden (zumal Bapier auf Glas, Porzellan ıc. innigf haften mas
chenden) Kütt gewährt. Much der fchon fertige fee Käfe Bilder, mit
gepulvertem ungelöfcgten Kalt auf dem Reibſtein verrieben, einen un⸗
gemein feſt bindenden Kätt (genaunt Schwediſcher Käfeleim) für
Holz, wie für Gteine, Porzellan, Glas ıc. Man entrindet‘ zu dem
‚Ende den Käfe, zerſchneidet ihn in dünne Echeiben, wirft diefe in fies
dendes Wafler, zgerbrädt und zerrähret fie hierin zum zähen Gchleime
und laͤßt dieſen ruhen, bis er ſich vom Waſſer gefchieben hat (da er
baum end, Ratt bes zerriebenen Käfes, ale würzender Zuſatz, zur
Fleiſchbruhe dienen Tann). Alſo gefondert verreibt man dieſen Schleim,
auf zuvor erhitztem Meibflein, flevenb heiß mit dem nach und nach in
Heinen Antheilen beizugebenten gepulverten Kalk fo lange, bis das
Gemiſch einen ſehr zaͤhen leimigen Schleim barkellt (ber zugleich, if
er durch Eiutrocknen erhärtet, einen unvergängliden Köder für Fi⸗
ſche gewährt, weil ihn, einmal eingetracknet, weder Waller noch Salz⸗
Löinngen — und felb mäßig verbünnte Ayotfänre— nicht angreift; weßhalb
er vielleicht auch bei Maſſer bauten erſprießlich anwenbbar feyn dürfte ?).
Margarinfäure um Margarin, das froh vom gewöhnlichen dadurch vers
ſchieden war, daß eb neben Glycyloxyd auch Hydroxyd, alſo zwei Salzgründer
gegen eine Säure (gegen die Margariuſäure) enthielt; Inbeffen bringen die ge:
nannten Chemiker biefe Bettfäuse auch doppelt fo hoch in ſtöchiometriſchen Anfag,
‚als Re oben S. 1045 und 1069 angegeben wurke, wo ige auch, früheren Unter⸗
ſuchungen zufolge, 1 Verhaltnißgewicht HI weniger zugefchrieben worben, als
folgenze von 3. und 2. vorausgefehte Formel heiſcht; denn bieſe lautet — Usg
Hes Os + (HO + Ca Ha0). Ueber Kaſe⸗Gewinnung f. ©. 1071 Anm. Zur
- Ausfeivung der Süßmilch⸗Kaſe reiht auf 1800 Theile erwärmte füße Mil
1 Theil Laab Hin, Dem fühen Milch⸗Rahm (au Ken, Schmand oder
Sahne genannt) Abnelt, in Abſicht auf Zäbfließlichlelt, LBeife und einigermaßen
auch Ginfichtlich des Geſchmackt ein Lünfliches Erzeugniß, das man erhält, wenn
man füße, unabgerahmte (frifge) Mil; mit nur fo wenig Hydrochlorſdure vers
fegt, daß fle gerinnt, das hiedurch geſchiedene Galactin auspreßt, fo von ben
Mollen befreiet mit etwas an ber Luft zerfallenem NateonsGarbonat zuſammen⸗
veibt um higeritt, und nun fo viel Zuder beifügt, daß vie Maffe angenehme
Gäße gewinnt; her Sufap von Zucker ertheilt ihr zugleich große Dauerbarkeit.
=
⸗
———— _ 1
Aumerkung 1. Das Blntreth iſt, wie bereits bemerft werk
(6. 970), möglihR von feinen WBegleitern befreit, eine Berbiniung
von Blobulin mit Hämatin, und etwa ans biefem Tereiis here
gegangenem Sämaphärn (E.969ff.), welches lehtere, Simon zufelg,
weſentlich übereinfimmt mit dem Urire (6. 1373). fo wie mit im
Faärbenden aller Oomazomoide (a.a.D.), des Blnt:Gerum, ber Biss
Settarten und der im Blute vorkommenden Salz⸗ Löiungen, de
Schweißes ıc. Gewoͤhnlich ſtellt man das Hämetin ans em m
Fibrin befreietem Blut dadurch dar, daß man es mit: dem Ranfenshbnel
fo vieler geſättigter Natronfulphat⸗Löfung vermiſcht, die daderch ws
flüſſig bleibenden Blutroth geſonderten Blutkörperchen mitelf Inh
ſeihung abſcheidet, und das durchgefloſſene Glauberfalz⸗haltige, galkı;
dıtige Slutroth wiederholt mit Alkohol auskocht, dem zuvor mal
Schwefckſaͤure beigegeben worden. Der hieburch wit den Hämla
geſchwaͤngerte Alkohol wird nun, von dem mit ber Gchwefekfäer ver⸗
bundenen grauen Globulin und dem Salze getreunt, um ihn ven aa⸗
noch beigegebener Schwefelſaͤure (mad durch deren Wermitichug fe
verbliebenen kleinen Globulin⸗Antheilen) zu befreien, noch heij ei
AmmonorgbsCarbonat vermiſcht; es erfolgt Faͤllung von Kaziarıe
Sulphat uud des Blobulin, und von beiden mittel Dieibieilun gr
fondert, und darauf um Kl/ıa durch Defillation gemindert, hirkerblchi
das Hämatin in Borm eines figwargbraumen, im Waller, wie it
Alkohol uud Weiher unlöslicdhen Palvere. Simon, um gleichrie
das Hämaphäfn zu gewinnen, entfettet zunäcdhft getrockneict md
«fein gepulvertes Blut mittelſt Weiter (durch 7 bis 8 malige, in de
Rillationsapparat zu bewirfende Ausziehung), kocht dann den Milka
mit darch SO, angefäuertem 85 bis 90 gradigem Alkohol fo lange al.
ale dieſer fi} noch mehr oder minder gefättigt rotthet, überfeht Min
. hierauf mit Ammoniak, feihet durch, deſtillirt einen Theil des Michel
ab, bampft ven Rückſtand zur Trockne ab, nimmt ben Heft ſeinet Bi
Gehaltes mit Aether, dann bie im Waſſer löelichen Theile mit Befe
und endlich das Haͤmaphaͤnn mit Allohol hinweg; zurid Diet De
Hämatin, das, um es gänzlich zu reinigen, nochmals in Ede
fäureshaltigem Alkohol aufgelöft und wiederum mit Ammoniak vond%
befreiet, Hieranf aber mittelt Durchſeihung und Abbampfung Gall
ifolixt wird. — Allali⸗ wie Eäureshaltiger Alkohol IR das a Mi
fehe tief roͤthlichbraune (zerrieben ſehr tief braunrothe) Hämatin mi
sother Farbe auf, wäfrigen, fänrefreien Allalien ertheilt es, ven de⸗
felben aufgenommen, eine gefättigt dunkelrothe Farbe. Hy
fo wenig wie flärker geiwäflerte, nimmt es nicht auf; über fein Bechah®
zum Chlor, ſ. a. a. O. Berbranut Hinterläßt es 10 Procent DR Or
Ueber Benutzung bes Blutroth zur Rotbfärberei, ſ. m. Dei, 9
werbefr. II. 222—226. oo.
.
SB
Kumerfung 2. Des Gimatin nähert NG in feinem Derhalten
zu deu MilolisEäfangen und den Saͤnren (Saure⸗haltigem Attohol) den
Mucilden ( S. 13757 jedenfalls mehr ale deu Protelnoiden; in welcher
Bei es wät Fe me O (Fe, Os) vwerdiinden iR, und ob das durch
803 von Bo; O3 befreiete fa amwerändert rothe Hämatin nicht noch
andere Gsuntfiufie, im verhaͤltlich ſehr kleinen Antheilen (3. B. Si)
enthaͤlt? hierüber koͤnnen nur Verbrennungen beträchtliger Mengen
befielben zur Cutſcheidiug führen. Es fand de Ener geringe Spuren
von Gilicfäure, wo fle zuvor Niemaud vermwihet hatte (Cerinnernd an
von Schmelz der Bühne; 6.983 uub 1076) wur v. Sornp —Beſane;
füngft nu im den Jedern ud Igel-Stueln.*) Derfelbe fand das
Menſchen⸗Eplihelium (d. i. jenes Schichtketn⸗haltige Zellengebilde, welches
als Theil des Geſammtũberzugs ver freien Oberflächen bes Körpers fo
Die Inneren freien Oberflächen ud Hohlenwandungen bekleidet, wie die
zu bemfelben Gefaumtäberzuge gehörige Spidermis, die äußern), abges
fehen von eistem nicht unbedeutende Schweſel⸗Gehalte in einem Ver⸗
haͤlmiß aus C, H, A und O procentifch zuſammengeſeht, das, in Bes
ziehumg auf die beiden erſteten diefer Grundſtofſe fo ziemlich die Mitte
hält, zwiſchen dem der Bypidermis und des Schleims, wie für beide
Bilsungsiheile fie Scherers hieher gehdrige Unterfuchungen gaben .
(Aun. etc. XL. 1 f.); denn während ©. in ber Epidermis 50,34 C
und 17,22 A; im Schleim 52,41 C und 12,82 A vorgefunden hatte,
fand v.@.—B. im Spithelium 51,53 C and 16,64 As; dagegen 7,03 H
uud 22,32 0, ©. Hingegen Im der Epidermis 6,81 H und 25,63 O and
in dem Schleime 6,97 H und 27,80 Orygen.
Aumerlung 3. Vergleicht man hiemit die procentiſche Zuſammen⸗
bung bes Fibrin und Albumin, fo ergiebt fich für dieſe ein durch⸗
gangig betruchtlich größerer C», und zum Theil geringerer As und
Oshehalt, wie folgende Ueberſicht darihut:
309:Fihrin, Phyto⸗Fibrin. Eler-Altumin Blnt-Albumin,
(ded Nehllelmn)
C 34,56 54,84 54,48 54,84
H 6,90 7,05 7,01 7,09
A 1572 15,71 15,70 15,83
0 22,13 21,81 22,00 21,23
* Aun. d. Chem. u. Pharm. LXI. 46 ff. Am meiflen anorganifdge, näßere
Beſtanotheile enthielten die Federfahnen (in 100 Aſche der Bänfefeverfahnen 88,46 ;
bie gefammte Aſche betrug 3,83 Procent des Gewichts der Bahnen). Die Spulen
0. nur 0,54 Brocent Aſche und tiefe 0,002 Siliefäure; das Marl nur
. 0,57 Brocent Aſche; 100 Aſche ver ſchwarzen Elſterfedern (fie betrug 3,78 PBrocent
des Fererngewichts) enthielten 40 Silicfäure, Die grünen uud blauen Papageyen⸗
federn lieferten 5,31 Procent Aſche und biefe 22,45 Giliefäure nebft merklichem
Antheil, vie Aſche braungelbenten Gifenoxyus. Die Igel⸗Stacheln⸗Aſche betrug
nur 1,11 Prorent, vie Giliefäure berfelben 0,18.
Er Zn
” a
e
4404
Des Sı Gehalt würde, den früheren Bekkmmungen gemäß, beierfierem
0,36 glei kommen; beim auderen nahe 0,60; beim britien 0,8
und beim vierten 0,68; währen ber Pr@chalt nad dieſen Unter
ſuchungen für den erken jener Bilbungetheile 0,33; für den andern
0,0 (8); für ben dritten 0,43 un» für den vierten 0,38 Geivagm
hätte; indeſſen bebürfen, wenn nicht auch die Ps, doch Wie SA Dehin⸗
mungen einer neuen Prüfung (©. 1110 uud 1383). Ueberhaupt aber MER
bei den meiſten Azotiben für feht zu wiuſchen, daß cs
gelänge: fie unbebingt chemiſch rein, d. h. Yon aller uub jeder €
anorganifcher Beimiſchungen frei darzuſtelen, um ige Berkaiten Ye
folder Reinheit zu ermitteln, danus aber burd neue, wit verbäitiiß
großen Mengen burchzuführende Elementar:inalyfen bie wahren Be
haͤltnißmengen ihrer Grundfloffe, ins Befondere Ihres Ss mus Pie
haltes nachzuweiſen; ergeben würbe ſich durch jene chemiſche Beinen
RKellung fer wahrſcheinlich, dag die auorganifigen Beimifungen fer
beträchtlichen Autheil haben au ben zur Zeit gelaunten yhyfiigce
Eigenſchaften jener Bildungstheile.
Anmerfung 4 In welchem Grabe mächtig: Osleidhiseutlafense
Eaͤuren auf Arhaltige Bildungstheile gegenſaͤßlich⸗heilend (demiih
yolarifch) einzumirken vermögen, zeigt unter andern auch das Bintin
(oben ©. 1384); in deuen von Perſoz und ſpaͤler von Margand
und Schlieper angeflellten, oben ©. 1222 F. (Mum.) erwäheke
Berfuchen, die auch von dem Merf. diefes Hobs mıit gleichem Er⸗
folge ‚wieberholt wurden, amd bie möglider Weiſe in en Ei
feßen: Hydrochlorſäure, wie Benzoeſäure sc. mit Serchü
darzuftellen zu koͤmen. (Wie fi Tas au DOralfänre gebunbme Ä
Glutin in diefer Hinfiht verhält, Rebt zu verfuden.): Gıplicyer
bemerkte, daß hiebei die Gejwefelfäuse um etwas geminbert. werben |
koͤnne, ber Leim Hingegen wicht vermehrt werden bärfe, mens
nicht, wie [don M. gefunden Hatte, wur Formylſäure erfolgen felle.
Der Leim wurde zuvörberfi im Waſſer zum Aufquellen gebradit uub
dann die SOz beigegeben ıc. — Gin anderes hieher gehörige® Beileid
gegenfäglicher Zerſetzung, bewirkt durch anregende Tinwirkang von
Gäuren, gewährt die von Deffaigne's bewirkte Berfehung ber Hip
purſaͤure in Benzoefäure und Glycocoll (Leimzuder); 9) weg.
9) Darch anbaltendes Sleden mit Hybrochlorſſure. Vergl. Ann. d. ne
Chem. LVIII. 822 uns oben ©. 1222 Anm. Gorsforp cchlelt
ein aus Glyeocoll (Glycicoll) und Benzoeſture sufammengeichtes
Salz, was aber bat Berhältnißgewliht des ide (Cg Hr Az Os
nicht nur hälfte, fondern auch 1 HO in ven cheniſchen Beiunb
weifet; denn nach G. zerfällt Giebel bie Giypurfäun: (As Hu AOg) ia
Cix Ha 0; + oinea = = CH AO %
— nn — — ———
oben ©. 1222 m. 1331. Zerſehangen. bie machr ober weniger wind
an jene der gegenjäglich zertheilenden Gäbrungen. -
$. 16.
Beiragt man bie Azotide hinſichtlich ihrer Abkunft, fo:
antworten beren in biefer Hinficht ber Vergleichung unterſtellte
Vorkommen, daß bie Pflanzen, und mithin bie pflanzlichen Lebene«:
beihätigungen ber Erbe es find, in weichen und durch welche, aus
anorganischen Grundſtoff⸗ Verbindungen jene: Bildungötheile ur⸗
ſprünglich zum Entſtehen gelangen. Da nun aber bie Pflanzen,
binfichtlidh ihrer Lebensbethätigung, als befonbere, Formen ber.
Lienabehaunng der Sn *) barechten werden deſen in dem:
Daß die Erbe ut nur ale gegentfätiges, ſondern Zugleich, auf als
einheitlich ſelbſtihatiges Ganzes, d. I: ala weltkoͤrvetlich beſeeltes Cigen⸗
weſan 5 bezeuge, folgerte ich aus deren Belamutverhalten wicht nue:
‚zu ben übrigen Weltförpern unferes Sonnenſyffema, fondern hauptsächlich:
"zu ihrer Atmoſphäre und zu ber ihr emifprießenden. Milanzenweilg ig,
Atſterer Hinficht vorzüglich die Wechſeldauern ihrer meteot iſchen Ver⸗
— — ins Ange faſſend. Bereits vor 40 Jahten ſprach ich ſolche
tgernng aus, fie zugleich auf bie übrigen Welttorver in’ Unwerdung
" "Ylngendb — Kiez jedochh nuy von, bern Gbavitatinn (Geten; Bchweré),
räumlichen Begzenzung und fortſchrettenden Berupguug meine, Bnlgeruns:
gen ableitend — iu meinen damals zu Heidelherg tenen, Vortraͤgen
über Phyſiologie ber anorganifchen Natur,“ Vorträge, deren Bes
zeichnung ſchon darthut, daß ich in der Erde, wie in jeglihem fremden
Weltkörper eine Selbibethätigungs: Einheit (eine kosmiſche Befeelung) ans
erkannte, welche, gleichzeitig mit der gegeufeitigen Erregungs:Bethätignung
Ber Weltlürper. unter ſich, buch dieſe war im Laufe der Beit mehr oder
wewiger Abänderungen unterdiege, jibech dabei fartzubefehen behame; mb
fa fich, und damit ihren, den zugehörigen Raum erfüllenken Belamwrifaf;-
elnmn beftimmtes Naaß feiner verhältlichen Selbſtſtaͤndigkeij ſichere. Spaͤtere
dicher gehörige Mittheilungen findet man, im Einzelnen mehr oder we⸗
niger ausführkich: entwickelt in ‚meinen Lehrbächern, ins Veſonvere tn
meinem zu Belangen 18231825 in 2 Baͤnden erfegienenen Daubbuch
bee Meteorologie, zumal in den 8$. 14 und 15 des I. Bandes und
Ss. 124, 134, 137—139 und 157 (&. 530 fj., und in der 2, Atheilung)
3 De6 DL, Bandes) in den Schlußbemerkungen deſſelben (S. 594 ff;). Manches,
Pi, wag in neuerer Zeit als neue Folgerung dargeboten worden, findet ſich
,: ‚bier herells ausgeſprochen; 3. B. über den Widerkand des Welte
äthers, Gentralfonnen (I. 1 ©. 3, 66 unb 100): und Orgenſonne
— ne. —ae _ _ ln Ti — a.
1006
fe mehr als irgend ein thierliches Einzeliwefen mit dem Grbföryer
in meiftens unmittelbarer Verbindung verbleiben, während ber
ganzen Dauer ihrer Entwidelung und ber diefe bezeugenden Um-
geftaltungen, fo folgt: daß durch "Erzeugung ber einzelnen Bil-
dungẽtheile der Pflanzen, zumal durch jene ber Wgotibe, bie
pꝓflanzliche Erbbethätigung den Stoff vorbildet, ber denen
höheren, fich ſelber awgehörigen, felbfibewegenb über fich beſtin⸗
menben: thierlichen Cinzelweſen ( Individuen) zur Erhaltung, wie
zw Fortpflanzung und Vermehrung bienet; fo daß bieſe felden
Dildungaftoff. nicht erſt in fich zu erzeugen, fonbern nur une
bilden haben, um von ihnen in bemerkter Weiſe verbraucht gu
werden. Denn auch :die, hinſichtlich der thierlichen Lebentbes
thätigung wichtigften Azotide, bie Broteinoide, finden fich, wenige
ausgenommen, fehon. fertig vor in den Pflanzen; nur das sp
matin, und einige demſelben ſich (entfernt) naͤhernde Gin
gebilpiheile, z. B. das Faͤrbende ber Haut, bes Fleiſches ker
rothblatigen Birbeifänfe:Weftper: das Augenfchwarz ıc., zaadjes
in dieſer Hinſicht eine Ausnahme, die jedoch beim Hämiihe |
faum als ſolche gelten Tann, ba es einer Gruppe angehört, gin
ber bie. ‚weiften übrigen. Glieder (Gattungen) in den Planen
vorliegen; ja: manche derſelben, 3 DB. das Albumin, fell ta
den. niedrigften -uab - einfachften Einzeinpflangen (als Begidter
des Plenengrumy nicht fehlen.
en
Sind. es nm. ober bie (ebenen Pflanzen, welche ben
höheren, freibeweglich: geſtaltendem Leben der Thiere umb ber
Menfchen bildend vorwirken, und vermag bie werfthätige Che⸗
mie durch Feine der ihr zu. Gebote fiehenden, möglichenveife jaR
unüberſchaubaren Abänderungen ber grundfoffigen Gegenmirk
famfeiten,. es hierin ſelbſt ben verhältlich wenigſt mannichfach
—
unſeres Sonnen ſyſtenis (£ 26.110) über 1 bie 2 obere Plaueten, außer
halb der Uranus» Baha (a. a. D. ©. 108), über Gterufnupyen |
und Fenerkugeln als Kometen⸗Arten, in dem Abſfchain: Ber
Meleoriemus, ala losmiſches Erſcheinungs⸗anze (a. a. D. S. 53505).
gebaneten Pflanzen auch nur entfernt. gleich zu thun — benn
ein Chemifer kann fih rühmen, Grundfloffe zu Erzeugnifien vers
bunden zu haben, welche bem thierlichen Leibe zur Nahrung
bieuen Fönnten, fo if Har, baß in ben lebenden Pflanzen eine
Bethätigung obwaltet, die nicht aus dem Gegenwirfen ber
Srundftoffe, alfo nicht aus lediglich abhängigen Gegenwirkſam⸗
titten, fondern aus einer einige n Quelle hervorgeht, welche als
folge, indem fie für ale dem Voden und feinen Gewäffern ent⸗
fhriebende Pflanzen gemeinfam fich bethätigt, als einheitliche
ammtbethätigung der Erbe fi offenbart. Und woher anders,
ante biefe, in alen pflanzlichen Lebwefen ſich bildfam bes.
zeugende, ihren Innenbethätigungen Form, Maaß und Ziel
fegenbe, allgemeine Bethätigunge-Einheit ſtammen, ald ans ber
Erbe ſelbſt, fo weit biefelbe als ein unausgefept, gleichzeitig.
f Ibft- und (der Wirkungsgröße nach) abhaͤngigethaͤtiges
ze, d. 1. als ein beieelter Weltleib fich bewährt, ber. bat,
unendliche Wellganze, das Weltall (in eigenthümlicher Abftufung
Weltfeele ) fich unterordnend) bilden hilft, und gleich dieſem,
ei chon in ununterbrodhenem Beränbern ‚cim ſteten erben) bes
griffen, feiner Selbſtbethätigung entfprecdend, in gleicher Grund»
wefenheit feiner felbft beharrt. Der allgemeinfte Ausdrud ſolcher
efnfeitlichen Selbſtbethaͤtigung jedes Weltköͤrpers If die Schwere
deſſelben (ihrer, uͤber phufifche Erforſchbarkeit hinausliegenben,
erfchloffenen Urſache nach, oben S. 8-9 bezeichnet als Er⸗
gänzungatrieb), ber allgeneinſte Ausdruck freier Beweglich⸗
keit und damit auch allheitlicher Selbſtbewegung das Licht;
beldes "zugleich Bewegungszuftaͤnde, von denen bie erfterg ſehr
wahrſcheinlich für ale übrigen Anziehungen als Mitbegrün-
berin wirkfom if, bas letztere hingegen nur dort hervorzus
beisygen vermag, wo jedes Hinberniß “freier Bellen) Bewegung
befeitigt worden: *
=) Die, wie. bie * ein —2R&&& ms aicht ein —2 a. a. D
. 3616278, Bf.
u) Das „In bie Berne wirlen⸗ sr: Sqwere ermäötigt er noch nicht
die übrigen, ebenfalls in die Ferne wirkenden Anziehung, 3. B. bie
Ragnetiſche, nur als Abänderungen der Echwere zu betrachten: denn
„
U 4
F. 18.
Jegliches Lebweſen bedarf zu feiner Selbſtbethätigung, ſe⸗
wohl zu ſeiner innerlichen, nur auf ſeine eigene Innenwelt be⸗
zogenen, als auch zu feiner aͤußerlichen, auf die ihm gegen
ftändliche Außenwelt gerichteten, ber Anregungs-Bewegungen
und bed ihn von außen her zu kommenden, beweglichen
Stoffes. Zu erfteren gehören vor allen: Wärme und Lid;
zu lehterem Alles, was zur Ernährung bient und zur Wieder⸗
entäußerung bes Unbräuchbar-Getwordenen erforberlich iſt. Deus
wie jeder anregenden Bewegung im: ber Selbfbethätigung fähi-
gen Eigenwefen (Individuum) eine Aufregung und Gegenregung
folgt, fo auch ber Aufnahme des Rahrungsbietenden Stoffes: be
Einverleibung (Aſſimilation) 'des der Selbftbethätigung Erſprieß⸗
lichen: und: bie Entfernung bes ihr Hinderlichen, und nur im
erfranften Leibe wirb folche Folge entweder mehr oder ‚weniger
geflört oder zeitweife aufgehoben. Während aber pflanzliche wie
thierliche Cigenwefen, und ebenfo auch jene, welche zwiſchen
pflanzlicher und thierlicher Weſenheit zeitweiſe oder ihre ganze
— — — —
heslige Anziehung, bie ſich bereits in Birkfankeit befindet, wirft uf
"in die Gerne, und nur jene Anziefungen, welche erſt Bervorgerufen wer
\ "ven in benfelben Zeitthellchen, in welchen fi ihre Wirkfamkeit verrät,
283. die durch Weräbrung entfpringende chemiſche Anziehung, wirles
» nr dott, wo fle xatſtanden, nämli in den Gegenflaͤchen, welche fe
hervorriefen (usb Gleiches gift ohne Bweifel.auch yon denen die Tinve⸗
. leihungs = ober Afmilatione- Anziehung unterworfenen Steffen), uud richt
in die Berne;, weil mit ſolcher Erregung der Anziehung auch die Bebiz
gung diefer Erregung, mithin bie Erneuerung der Anziehung wrgiällt;
. denn da diefe umd ähnliche Anziehungen nur möglich werben, we zwei
geivennte Gegenflächen ſich berühren, der Berkbrung aber auf m Gef |
folgt: die Bereinigung der Begenflächen zu einem Maumerfüller, wie
das Nufhören der Gegenwirkung getrennter Glächen ‚ alfo auch ber ſelcher
Gegenwirkung entfprecyenden Anziehungs-Aenferung, fo Tan diefe and
nur dort wahragknbar werben, we:fle entflanden, und wenn fie abfrii
ſoicher Beruͤhrungeflaͤchen ſich wieder vorfindet, fo geſchieht Piefes war
zwiſchen zwei neuen, durch Wegnahnte ber erßen zur gegenſeitigen Be⸗
aut gelangten blachen (oder vera: unendlich diiner Gegen
ſchichten).
— — — — — — —
1409
«
Lebensdauer hindurch fchwanfen (3. B. bie Oscillatorien), in
dem eingefogenen ober eingeathmeten Oxygen ber Luft und in
dem Waſſer: allen gemeinfame Ernaͤhrungs⸗ und Wieders
entäußerungss®ermittler vorfinden, zerfallen fie binfichtlich bes
eigentlichen Rährftoffes in drei große Abtheilungen, in folche,
welche, wie zuvor bemerkt, nur von abhängig=gegenthätigen
Srundftoffverbindungen leben, in andere, die nur von Lebendigen
oder von benen dieſen entnommenen Theilen, oder ftatt berfel-
ben: vom Berlebten (von Leichnamen) fich felbfithätig erhalten,
und in Dritte, die entweder ihre ganze Lebensdauer hindurch
durch beiderlei Nahrungsmittel, oder zeitweife wechfelnd: burch
anorganifche und organifche Verbindungen ben Lebensunterhalt
erzielen.
1) Ueber Pflanzen⸗, Aufgußthier= (Infuforien) und verwandter Lchwefen
@rmährung, fo wie Über bie des Thier» und Menfchenskeibes vergl.
oben ©. 94—95 und 773, über Pflanzen-Entwidelung S 74, 76, 303,
338 und 1128, über Infuforten- Ernährung ©. 1129 Anm,, und: in
lebendigen thierlichen Leibern lebende Echmaroper:Bilze und Echwaͤmme
©. 1217 Anm. Sollte ih die in der Anm. zu ©. 1129 geäußerte
BDermuthung beflätigen, fo würde auch von den mifroffopifchen Leb⸗
weien, in Beziehung auf Urentwidelungszeit ber unbewaffneten Auges
fihtbasen Pflanzenwelt im Verhaͤltniß zur höheren Thierwelt von felber
folgen: daß die Nahrung früher entflanden feyn mußte, ale die darauf
Ungewiefenen und der Nahrung Bedürftigen. -Mebrigens bürite wohl,
erwägt man ben Inhalt aller hieher gehörigen ficheren Beobachtungen,
darüber Fein Zweifel obwalten, daß alle milroffopifchen Pflanzen durch
Urzeugung (Generatio originaria «. nequivoca *) hervorgegangen
find und hervorzugehen fortfahren, während nie Oscillatorien, Polypen
und verwandte Leibformen, einmal entflanden, ſich nur durch Bertheis
lung ihrer Mafle vervielfältigen ; eine Dermehrungsweife, die auch noch
bei höher geftellten Lebweſen (3.3. bei Fadenwürmern) allgemein geſetz⸗
lich Hervertritt oder möglich if, und bie in der Wiedererzeugung (des
production) derloruer Blieder und Zigentheile ſich auch in den höchſten
Leibformen als eine Lebensbethätigung bezeuget, bie ihren Grundbedin⸗
gungen nach jenep Bertheilungs s Bermehrungen ſich anfchließt. Daß
Aufgußthierchen durch Urzeugung hervorgehen, und eben fo auch,
daß fie durch Leibtheilung ſich vermehren, ift, betrachtet man ihre Leibs
>) Seit Revi vie erfie Hicher gehörige Beobachtung machte, dauerte ver Streit
über Urerzeugung lebender Cigenweſen das ganze 17. und 18. Sahrhunbert hin⸗
Durch, und IR für Mehrere noch nichts weniger als erledigt.
1410
formen, zu bezweifeln, wenn gleich ihre Vermehrung in Abſtht af
Zeitverbrauch auf kleinſte Zeitdauern beſchraͤnkt zu ſeyn ſcheint und de
bei ins Unzählbare freift, wie Chrenberg?s hieher gehörige Unier⸗
fuchungen darthun. Manche ber für hieher gehörig erachteten Gigs
weten find Hinfichtlich der Thierlichkeit ihrer Selbſtbeſtaͤtigung in einen
Grade zweifelhaft, daß man verfucht wird zu vermutben: fie leben is
einander folgenden Zeitdauern (vielleicht abwechſelnd) pflanzlich um
thierlih, je nach Maaßgabe der ihnen zu Theil werbenten Anregung
- bewegungen; 3. B. die Bregarinen. (Ob bie goldgelben ıs
carminrothen Pilzkörner des farbigen Alpenfchnees Iufuferiende
enthalten, fteht auch noch in Frage. *) Die Gilicfäure, der Kalk ıc, wir
übrigens den Kiefelsfhaaligen, Kalk⸗ſchaaligen ıc. Aufgußtbierdgen wicht
fowohl durch ihre (vermuthete) Eryptogamifch-mifroffopifche Plerge⸗
Nahrung, ale vielmehr durch das Wafler zugeführt, und and ji
Wafler, welches Zmal deſtillirt durch Beleuchtung von Jufuforiea a
füllt wırde, war theils nicht frei von Erdſtaub, theils vom Dekili»
gefäße mit dergleichen verunreint; denn es fällt fein Tropfen Rage
wafler, der nicht aus der Luft Erdſtaub mir ſich führt, beu’es eb
weife oder gänzlich (ins Befondere mittel der in der Luft enigeltm
Garbonfäure) Löfl. In wiefern mikroſkopiſche Lenchtthierden ah
im leuchtenden Harne und leuchtenden Schweiße vorlomme,
iſt zur Zeit noch unentſchieden. Da es auch leuchtende, unbeweifnden
Auges fichtbare Kryptogamen giebt, fo IR es nicht unwahrſcheilich.
daß auch dergleichen mifzoffopifchde vorkommen. **) — Schulze tvemie
%) Srwärmt durchs Sonnenlidht, entwideln ich Aufgußthierchen der Getiungen Asta-
sia, Volvox, Gyges, Baccillaria zwiſchen dem Eiſe, in deſſen zartez, Um
unbewaffneten Auge unfichtbaren Riffen und Spalten (uns Blätterrurdgänget) ſe
dann berumfchwärmen, fich ernähren und vermehren Nach Eprenberg Im
fi} eine einzige Baccillaria ober eine einzige Borticelle binnen vier Tages um
164 Billionen Sinzelwelen ihrer Battung vermehren, deren Banzerkeden 8
MWürfelfuß Erde gewähren. Eo Können Gechäfen verfälammen. — Us WE
mag fi, älteren Beobachtungen zufolge, aus zwei verfehiedenen Iufuferiem ca
vrittes, keinem ver beiven gleichendes zu bilven, Needkam nour. obeer
vat. microscop. p. 192, 199. Ueber Infuforien aus gefottener Kleiſchtrite
ebendaſelbſt. Sennebier unterwarf getrodnete fog. Wriekleyifge gehe
Materie der Deftillation mit Waffer, und erhielt ans ſolchen Deillate, al €
es mit Papier bedeckt, der Sonne ausfehte, nicht weniger als 23 Arten Bisw
Gen, Kugeltbierchen und vergleichen Elementar⸗Drganiemen. Mayer, be «if
feiner Fahrt nach Brafllien 6 Boden auf dem Deean wellte,
ten Fucus Sargasso, fand ihn frei ſch wimmend unb danchen unter &B
tern aut) Oscillatoria phosphorea, unter 0% n. Breite.
%) Das Leuchtorgan ber fog. Leuchtwürmer beiimet Ah, Mattencei Fi
folge, unter ven beiben Ichten Abpominalringen, ift gelb una ( ve
ſchauet) volllommen organifiet. Es enthält Gefäße, in venen fig gelbe zw
zothe Kügelchen' befinden, Tann tem Thier entzogen werben, off daß ci
aufhört zu leuchten, Tann aber auch an dem lebenden Iufelt feibk ertunkeis
Cs verſchludt O⸗Gas und entwidelt COgr, fo wie H-@ns; fü bat ca Id
1411
chemiſch die mikroſtopiſchen KiefelfchanlensThierchen des Guano (oben
©. 1220 f., 1323), und fand fo, daß der Guano aus Peru ſtammte; denn es
waren (Ehrenberg’s. Befimmungen gemäß) Pernauiſche Iufuforiens
Kiefelpanzer. Es giebt Feine Dammerde, die nicht von Sufuforien
wimmelt. — — Bon den Flechten (Lichenes) iR es erwicen, daß
fie glei amderen niederen Lebweien, fo. wohl durch Mrzeugung ale
durch Wiedererzeugung , mittelft Ausbildung entiwidelungsjähiger Theile,
von Lagerfeimen (Wlementarzellen) und duch Keimzellen ober
Sporen der Keinifrüchte der Mutterpflange, d. i. durch Fortpflanzungs⸗
Zeugung (Generatio propagatoria s. reproductiva) entſtehen. —
Nicht alle pflanzliche Eigenweſen hinierlaffen übrigens, verbrannt:
Aſche; v. Haud erhielt wenigflene von Byssus octospora und Pe-
ziza feine.
2) Bon jenem Erfahrungsfage: daß alle wirkliche, vollfommen pflanzliche
Lebweſen von Erundfloff: Verbindungen anorganiſchen Beflandes leben,
machen ſcheinbar die Shmaroper- Pflanzen (jowohl die, denen
andere Bilanzen als Erpbobenvertreter dienen, als auch jene krypto⸗
gamifchen, welche im thierlichen Leibern zur Gutwidelung gelangen) eine
Ausnahme; allein erfieren dienen ihre Träger auch nur ale foldhe, und
was fie diefen entziehen ift nebſt HO höchſtens etwas COg (denn ihren
Hauptbedarf aa HO, COg= und A:-Berbindungen entziehen fie der Luft),
und leptere leben offenbar von Ausfcheidungss@rgeugniffen thierlicher
Leiber, und dieſe Erzeugniſſe haben als ſolche auch nur den Werth
anorganifcher Verbindungen, und jedenfalls, auch dort, wo fie dem
Schmaroper s Träger auffleigenden Saft entziehen, fichen fie zu dem»
felben in einem ähnlichen Berhältniß, wie die Knospe einee Baumes, ber
in den Stamm eines andern durch Oculiren (Pfropfen, Ablactiven ıc.)
verpflanzt und dadurch mit demſelben als eigengearteter Theil mit einem
größeren Ganzen verbunden worden, *) und nun im bemfelben nicht
Leuchtvermögen verloren hat, Hört auch feine O⸗Verſchluckung und COg-Entbinsurg
auf. Innerhalb gewifler Grenzen fleigt feine Leuchtung mit der ihm zu Theil
geworbenen Anwärmung, endet aber, fo wie dann, nach mierklich verftärkter
Leuchtung, die Anwärmung zur beginnenden Erhitzung gefleigert wird. Es riecht
Ahnlich dem Dußſchweiß (fcheint naher Ahnlich bedingt zu feyn, wie das Leuchten
mancher fauliger Leichentheile), gerinnt vurch verbünnte Säuren, iR im Waſſer,
Altohol, Aether und verbünnter Alkali⸗Lauge löslich, wird durch SO; un auf
burch HCh zerſetzt, jedoch ohne dabei Bläuung zu erleiden, und giebt, troden
deſtillirt, Ammoniak⸗haltige Erzeugniffe, aber werer Pr noch POzsjaure Galze.
Das Leuchten des Meeres rührt von milcoffopifchen Leuchtthierchen her.
Um nur in fehr wenigen Fällen vpürfte ſolch Verhältniß ber Schmarnkerpflanze
zu der ihren Grhboben vertretenden Pflanze vorkommen; denn wäre dieſes ber
Tal, und würden alfo bie Schmaroger Pflanzen von ihren Trägern ernähret,
wie 3. B. eine erlere Obfiforte vom Gafte des Wilplings, auf den fle gepfropft
worben, fo müßten fie and 3. B. Früchte tragen, deren Beſchaffenhelt an jene
des Trägers unverfennbar erinnern, was bei wirklichen Schmarotzer⸗Pflanzen fo
wenig vorkommt, wie bei fogenannten falfhen. Zu ben wirklichen gehören z. B.
89*
1412
ale im Boben wurzelnd, fondern als Stamm⸗Theil mit dem äbtir
gen Theilen der Art, bie durch die Wurzel des Etammes zugeführten
Zlüffigkeiten übesfommend, lebt. *) Den Wirkungen nach ben fihäb-
lien Schmarotzer⸗Pflanzen ähnlich, verhalten AG PBlend’s m
Anderer Erfahrungen zufolge gegenfeitig verfchiedene Gewaͤchſe; fo vie
„Scharte“ (Serratula arvens L.) und der Ackerdiſtel (Cnicus arvensL.)
dem Haver, der „Epörl“ (Spergula arvens. und pentandra L.) em
Buchwelzen oder Heideforn, „Wolfsmilh“ (Kuphorbia Pe
plus L.) und Flohkraut (Erigeron acre L.) bem Beizen, mb
„Kräbbiumen“ (Scabiosa arvens L.) dem Flach eꝛc. Schon Malpighi
meinte, daß die Wurzelhaare, als Fortſetzungen der Querſchnitte des
Zellgewebes, zur Ausſonderung überflüfftger Feuchtigkeit beſfimmt feyen,
und die in neuerer Zeit von Blend, Brugmans, fo wiefpäter ven de
candolle und Macaire⸗Princep befannt gemachten, hieher gehörigen
Derfuche machten es wahrfcheinlich, daß zum Theil durch ſolche Warzel⸗
Ausfonderungen die Wechſelwirthſchaft nothwendig werde, indem
fie durch Anhäufung im Boden biefen für den wiederholten Anben der
ſelben Pflanzenart lebensgefährlich madjen, während fie anderey Plan
nicht ſchaden; **) indeffen faben Walsner, Unger, Biegmanı
ber Miftel (Viscum album ZL.; oben &. 1067), die in ben Wurzeln akt
Tannen und Obfibäume mwurzelnde Orobanche caryophillacea, vie in jeam
ner Huͤlſenfruͤchte geſenkte O. racemosa, ber Gphen (Hedera Helix L).
ver Bichtenfpargel (Monotropa Hypopithys L.), ver feine Bürpides
an vie Wurzeln verſchiedener kätzchentragender Bäume feſtigt se. Cussaia j
europaea und ©. Epithymum L. wurzeln zwar in ver Erde, wmidlinge
aber ſehr bald anzere Gewächſe und leben nun an viefen, inbefien ifre eigen
Wurzel allmäplig abſtirbt. Sie Lönnen ganze Luzerne⸗Aecker ertraglos maden,
während fie Hafer-, Turnips⸗, Kartoffels, Wicken⸗ und Srbfen uummfdlunger,
und daher ungefchädigt laffen. Vergl. Lavoifier in Greit’s Ann. 1797. IL 24.
Vfirſiche auf Weinen gepfroft nehmen wirrigen Holzgeſchmack an, uns Piste-
cia Lentisous L. auf P. Therebinthus übertragen, gab nit Makir
fondern einen Terpentin⸗ahnlichen Balfam. — Uebrigens giebt es Panzer, wit
Tiere, welche ſich nicht verfehen lafien, obngeachtet geographiſche Breite, Kö
über dem Meerfpiegel, Befchaffenheit des Bodens ıc., des heimathlichen Bele-
ortes und bed bargebotenen neuen Pflanzortes einander gleich fin, mamenslih
gilt diefe® von verfchiedenen Gewächfen China's und Baraguay's. Zu wär
fern darauf Einfluß haben: geographifche Länge (und kamit au Unglech
heit der mittleren Lufts und Bobenwärme, ver Winde x.) uub Neigung der
Magnetnapel, vorzügli wenn fih finden follte, daß ungleidye Eräck we
magnetifchpolarifcyen Anziehung der Erde ungleihen magneto⸗ uub theme
magnetifhen Bewegungsrichtungen — fog. Gtrömen des Magueto: uns Therme
Magnetismus — entfprechen, und vaß dieſe Antheil haben an der Futwidsieng
ver Pflanzenkeime, it zue Zeit noch unermittelt.
©) Ueber Wiedererzeugung ver Pflanzen vergl. Wächter: Ueber bie Ren
ductiondkraft der, Gewähfe. Hannover 1840. 8
ee) Brugmans (zu Leiden) nannte viefe von ihm an verfchiedenen Gawädfen be
merkten, angeblihen Ausfonderungen: Pflanzenkoth; ex fans fie ms Be
fondere haͤuſtg vor bei Gräfern, zumal bei Alra canescons an LOlium
1413:
and Bolstorff jene Beobachtungen fich nicht beflätigen, fonbern Erſterer
fand vielmehr, daß die "Wurzeln nur (?) CO2 ausfontern, von ber für
die Pflanzen nur Bortheil zu erwarten ſteht (fo fern fle mit hinrelchen⸗
dem Waſſer gemifcht und fo mit Salzen des Bodens verbunden, von
den Wurzeln oder ald Bas von den Blättern.wieder eingefogen wird).
Nur wenn’ die Wurzeln verlegt worden, entließen fie andere als COꝛ-
Ausfonderungen, und jene Beuchtigfeit, welche um die Wurzeln herum
ſich vorfindet, it nah MW. (in Folge von Thau⸗Bildung, bewirkt durch
MWärmeentfirahfungsAbfühlung des Bodens) lediglich durch Adhäſtons⸗
DBethätigung herbeigezogen. Diefelben Naturforfcher gelangten übrigens,
ihren weiteren Verſuchen gemäß, auch zur Beflätigung der Thatſache,
daf in manchen Yällen ein Salzbeſtandtheil des Bodens den anderen,
ihm ähnlichen, vertreten könne, ohne weſentlichen NRachtheil für bie
darauf gebauten Pflanzen; fo z. B. kann für Salsola Kali L., Kalin-
chlorid das Kochſalz, KO ale Salzgründer NO, CaO bag MgO und
umgefchrt erſetzen. Daß jedoch wefentlihe Abweichungen im Boden⸗
Gehalt andy zu merklichen Veränderungen in denen in ihm wurzelnden
Bilanzen führen Innen, davon giebt unter andern Hydrangen horten-
sis ein zweifellofes Beifpiel; denn ihrem Boden beigegebenes Eiſen⸗
oxyd⸗Hydrat bewirft Bläuung ihrer außerdem rothen Blumen. *)
3) Daß die Hauptquelle für den C > und Hs®ehalt der Pflanzen in ber von
ihnen theild aufgenommenen, theile erſt in ihnen (durch Oxydation
perenne un L. temulentum etc. L. Man finvet bie hieraus abgeleitete, bie
Wechſelwirthſchaft betreffende Folgerung gefchichtlih erwähnt ©. 91 in m. zu
Nürnberg 1836 erfhienenen „Zur Volytechnologie unferer Zeit”, als wirklichen
Grund des Fruchtwechfels ledoch mehrere Thatſachen (5 Haupt» und 5 Neben⸗
Urſachen) zufammengeftellt in m. Theorie d. Polytechnochemier (Eiſenach
1828. 8.) ‚H. 531606 ff. Wie man, wäre Decandolle's und Maraires
Vrincep's Folgerung (welcher in neuerer Zeit au Liebig, in feiner: Die
organifche Cbemie in ihrer Anwendung auf Agriculture und Phyſtologie. Braun:
ſchweig 1840. 8. S. 143 ff. beiftimmte) richtig, nen Boden von nachtbeiligem Pflans
zenkoth befreien könne, ohne Fruchtwechſel, finret man in m. „Zur Polytech⸗
aologie se.” S. 92 in Vorſchlag gebracht; ein Vorfchlag, der auch in Beziehung
einer ber in m. Theorie d. Bolptechnochemie II. 584 aufgeführten Hauptquellen
ver Aderververbniß, nämlih zur Tilgung der dem (Getreide lebensgefährlich wers
denden Inſekten volllommen ausreichen dürfte. Daß manche Pflanzen auf andere,
itnen benachbart wachfenne abänvernd und benachtbeiligehb einzumirken vermögen,
beftätigte ſich mir am Rhus Coriaria und R. typhinum in Beziehung auf
Manlbeerbäume; Zur Polytechnologie ꝛc. &. 92, wo man aud) bie Ber:
muthung ausgeſprochen ſindet, daß das fog. Daulmwurfelraut (Euphorbia
Lathyris L., meiner Erfahrung nad) das befte Mittel zur Entfernung ver Mauls
wiürfe) die Maulwürfe verſcheucht durch feine widerlichen Wurzel⸗Ausſonderungen.
Ueber ven Einfluß des Bodens, auf bie darin wurzelnden Gewächſe, iſt auch bie
Blumengärtnerei beachtenswerth; über die hieher gebörigen, ungekünſtelt belaſſenen
Naturverhältniffe wilbwachſender Pflanzen, ift es unter manchen neueren Mits
theilungen und Zufammenftellungen, ins Befonvere au Ruͤhle's: Ueber ven
Sinfuß des Bobens auf die Venhelluns ber Alpenpflanzen. Tübingen 1838. 8.
1414
»
4
von Eduren, welche C und H zur Grundlage haben *) zu Etanbe Toms
menden wäffrigen Garbonfäure, fo wie jene für ihren A-GSehalt
im von ihnen aufgenommenen Ammon, oder vielmehr Ammoncry
zu fuchen fey, folgerte id) vor mehr denn 20 Jahren aus den bamals
vorliegenden Thatſachen, indem ich erflere (C und H), hauptſachliqh
von ber durch das Licht bewirfteg „Berfeßung der Earboufäure unb
des Waſſers, lebteres (das A) von der in der Pflanze ſtatt fiudenben
Oxydation des H>Wchaltes des von ihr aufgenommenen bumimfauzen
und azotfauren Ammonorybes ableitete und Die weitere Bolgerung hin⸗
zufägte: daß ſolchen Weges frei werbende A, mit dem, gleichzeitig frei
werdenden C und H, Wafler 30. zu Bilanzeneiweiß, Mehlleim x. ſich
verbinde und fo die Arhaltigen Bildungstheile der Pflanze jufantınen-
feße, von denen ich bereits aus denen ſchon bamals vorliegenden Er⸗
fahrungen vorausfegte, was ich einige Jahre fpäter auch veröffentlichte
(m. ®rundz. I. 641), daß fie ale A-haltige Berbindungen die eigeab
lichen Ernährer des thierlich lebendigen Leibes darftellen und daß Muskel
wie Nerven⸗ und Hirn-Bethätigung hauptſaͤchlich durch fle vermitkl
werde. 9%) Jedes Waſſer, welches die Wurzeln einfangen umb bie
e) Daß ohngeachtet der Oxydationen der von ben Pflanzen aufgefogenen, Cm R
zur Grundlage habenden Dungfäuren, in ten Pflanzen dennoch ungerfegte Ga min-
fänre enthalten ſeyn kann, if won Braconnot in dem Agaricus atra-
mentarius Bull nadgewiefen. Einhoff fan bergleigen im Ro sum
Brand ber Gerſte (Uredo segetum), Gräger in tem ber Wai
(U: sitophila Dittm.) und vor G. gewiffermaßen auf fon Fourerey zuı
Bauquelin; vergl. Ann. d. Pharm. u. Chem. XXXVII. ↄ20 f. DO ve
fog. Trogeſchmack mander nicht geiftreicher Weine, nicht zum Theil won bie
ber gehörigen HuminsBerbindungen berrüßrt, fleht zu prüfen. Klaprott fazb
in dem andgetretenen Safte einer alten Ulme Ulmin; Beiträge VE. 198.
Ueber Oxydation des Ammoniak zu Azotfäure, die ſchon Lavoifier dit
Hauptbebingung ber Galpeters@rzeugung vorausfehte, vergl. Tromminerff’s
N. Journ. XIV. 26, 157 und 239 ff. und m. Grundz. I. 601 Uam. „Da der
Stickſtoff⸗ Gehalt in vielen Gewädien zum Theil ſehr beträchtlih IR um» im keinem
fehlt, während Boch Lie meiften der Luft Fein atmofphärifches Stidgas erziehen,
fo muß verfelbe entwerer aus den Ammonfalzen des vergohrnen SIufuieriek-,
Schlamm⸗, Pflanzen: oder Thierdüngers, oder aus ber Galpeterfäure dei BetemB
entnommen werben; es iſt wahrſcheinlich, daß das von den Gewächfen (5 3. eiä
Bumusfaures unb falpeterfaures Anımon; oben ©. 537) aufgeuommen: Mm
buch Oxydatlon Waſſer bildet, während es feinen Azot⸗Gehalt au bas (andy
Zerfegung ber CO, und tes HO, bewirkt hauptſaͤchlich durch das Licht, —
gegangene) Öybeocarbon abtritt; Bildung ber Ealpeterfäure ſcheint weniger im
lebenden als in abflerbenven, ber Berweiung zueilennen Pflaugentheilen (, BL.
in vergleichen Taback, Runkelrüben se.) fatt zu baben.“ Vorfichende Gille m
wörtlih entnommen aus dem II. B. m. Theorie ». Volyteguehemie
(8. 611 - 612), unb zwar ans dem vie Geſammtheit des Aders,
Wein⸗, Garten⸗ und Walbdbau betreffenden, 106 enggebrudte Dectasjeiten —
ben Abſchnitt deſſelben. Azotſaure Salze kommen übrigens in virlen Plamgem
wor; mo fie zu reichlich in dem Voden zugegen find, werben ſie der Frucht mndp-
theilig; oben S. 1217 Anm., 1241 und 1296.
1415
| U <
Blätter einaihmen, iſt von freiem Orygen begleitet, und biefes reicht
zur Orybdation aufgenommenen C + Hsöydrats vollfommen hin.
4) Die, hauptſächlich durch Bermittelung des Waffers und der Gars
bonfäure in bie lebenden Pflanzen gelangenden Salze und falzartigen
Berbindungen — zu denen kann auch fowohl die an Ealzgründer, zus
mal an CaO gebundene, als aud) die von Galzgründern gefchiedene
und in diefem Zuſtande ſchon dem Wafler, mehr noch (gleich ihrem
Kalkfalze) denen in COgshaltigem Waſſer gelöften Alkalis»Bicarbonaten
zugänglide Gilicfäure gehört — gelangen hauptſächlich aus ber
durch Berwitterung aufgefchloffenen ſruchttragenden Exrde,*)
außerdem aber auh ans der Luft, vorzäglich mittelft des Regens zu
ihren einfangenden Befäßen, und zwar ſowohl zu denen der Wurzeln,
als -audy zu jenen der Blätter, *%) Die fich in diefer Hinficht bei
vielen Bflanzen zeitweife vertreten können, in andern dagegen gleich
zeitig mitfammen bie Binfaugung vollziehen, Wie beträchtlich vie Mengen”
folder anorganifchen Beſtandtheile find, iſt aus den hieher gehörigen Unters
fuungen Marggraf's, Bimmermann’s, Brandes, und ebenfo
auch ans ber neueften Arbeit der Art erfichtlich, welcher ih Bertels
unterzogen hat, der zufolge ber dem Boden erwachiene Zuſatz an dergleichen
Stoffen, für ein Joch Ader 430 Pfund betrug, während Brandes
nur 22,1 Pfund für eben fo viel Aderfläcde zu berechnen ſich in ben
Stand gefeht fah.***) Daß die Ajchen-Beftandtheile der Pflanzen (fo
*) Ueber Berwitterungsbegünftigung buch Froſt, in Auwendung gebracht auf ven
Yderbau; vergl. m. „Zur Bolgtechnochemie sc." ©. 89 und fi.
2) Bonnet legte Blätter des weißen Diaulbeerbaums mit ihrer Unterfläde
ws
anf Wafler; fle blieben ſechs Monate hindurch grün (ein Wink für Geivenzüchts
ler: NMaulbeerblatter frifch zu erhalten), während audere, mit ihnen gleidyzeitig
mit ihrer Oberfläche auf Waſſer gelegt, in fünf Tagen verfunlten. B. Recher-
ches sur l’usage des feuilles. Geneve 1754. 4. In Ghina füttert
man Geidenranpenz wenn man ihnen Blätter des weißen Maulbeerbaums reichet
— daß dieſes nicht immer der Fall it, darüber ſ. oben ©. 1373 — nur mit
jungen Maufbeerlaube; Liegen auf Waſſer wirkt aber wahrfheinti auf alte
Blätter mehr ober weniger verfüngenp?
Marggraf fammelte zu Berlin vom December bis zum März 100 Berliner
Quart Regenwaſſer = 3600 Unzenmaaß Waſſer, das 225 bürgerliche Pfunde wog,
und bampfte es ohne Siedhite bit auf 1 Duart ab. Der Rückſtand gab etwas über
100 Gran gelblichen Kalt (OaOCO2, wahrſcheinlich + Heinen Antheilen Ciſen⸗
umb Manganoryps), nebft wenig Kochſalz, CaCh uns Ealpeter. Ueber Bims
mermann’s Verſuche und bas von ihm im Regenwaſſer gefundene organiſch⸗
chemiſch zufammengefeßte Byrrbin vergl. ©.157 u.m. Arch. f. d. ges. Naturl,
L. 257 und 310. Brandes Verſuche ſ. ©. 157 u. B's Arch. d. Pharm.
n. F. XXXIV.179. Bertels flellte feine Verfuhe mit Regen: und Schnees
waffer an, das in Hinterpommern vom März 1840 bis Februar 1841 (alfo vie
Raubige Luft varbietenden Monate mit hindurch) gefammelt worben, und beredis
nete aus demſelben für 1 och Ader 60 Pfunv Ca0CO,, 46 MgsOCO,, 62 NCh
(æochſalz) 46 Ca0SOz3, 20 Feg Oz, 24 AlO;, 52 SiO, 70 organiſch As
Yaltiger Stoff (Pyrrhin), 34 KOCO, und 16 Huminfaures Ammonoxyd. Das
iR eine Menge, vie jenen Zuſaz fog. Mineralpüngers unnötbig macht (mie
x
1416
weit fie nicht mittelft der Cinäſcherung durch Os@infaugung an Gewicht
gewonnen haben) nicht in den Gewächſen (aus zur Zeit wnbefaunien
angeblichen Urſtoffen) erzeugt, fondcen ihnen von außen zugeführt wer
den, fehte zuerſt erfahrungsgemäß Ehrifian Albrecht Mädert
(weiland Hofapotheker zu Ingelfingen) vßraus, indem er durch zahl
reiche Derfuche eine im Jahr 1788 von der K. Societ. d. Wiſſenſch.
zu Böttingen aufgeworfene PBreisaufgabe: über den Cinfluß der küuk-
lihen Luftarten auf die Vegetation dahin beantwortete: daß — aufer
ben brennbaren Stoffen — Erde (Erden und ertige Salze) die Gruu⸗
lage und nebſt dem Waſſer der Hauptbeflandtheil aller Gewächſe fe,
„bag mithin die verſchiedenen Erdarten auf materielle Weiſe der Pflanzen «
MWahsthum bewirken, und daß die Luftfäure (Garbonfänre) jenes
Hüälfsmittel fey, durch welches ſie, nebſt dem Wafler, ben Gawädkes
zugeführt werden. Beranlaffung zur Berfolgung biefer Geite des
Pflanzenernährungs » Borganges gab des Pfarrer Meyer’s verange
gangener Vorſchlag, den Gyps (oder Dps) als Düngemittel zu ver⸗
wenden. Ein Jahr darauf erfhien R's: Der Feldban chemiſch unters
ſucht ac. I-III. Erlangen 1789.8., worin R. unter Anberm barzutten
ſuchte: daß jede dem Anbau zu unterwerfende Pflanze erbige umb faljlee
(leiptlöstiche Salze) Theile in befimmten, eigenthümlichen Verhaͤltrißen
"enthalte und hienach mittelſt dieſe darbietenden Düngere ernährt werden
müffe. Weber natürlichen und künſtlichen Mergel S. 569 unb beſendert
- ©. 573 fi. und 1253; f. m. Theorie ꝛc. II. 554, 559.9) A. Bogelb.i
viel vom Boden aufgeweheter Staub dabei gewefen, iſt nicht zu berechnen). aber,
einer Öffentlichen Ankündigung bes Godafabrifant Schwarzenberg zu Cal
gemäß, reicht für ein Stück Land, das 2000 Kebftöde faht, zu veffen Düngung
5 Pfund ves von ihm gefertigten fog. Mineralvüngerd (von bem 1 Gentne
7’/a fl. Eoftet) volllommen Hin. Mineralpünger if ein, nach Anleitung ver
Age, der auf dem Ader (dem Wiefengrunse, ber Garten«, MBeinbergs ser
Beingartenerbe, ober dem Walbboten) zu erzielenven Gewächte verkältuiimißig
zufanimengefegtes Gemenge von fog. erbigen (fchwerlötlichen) und leichtlöstien,
zumal Alkıli-Salgen, in denen Knochenerde, Ammonoxyb⸗Maguit⸗Nhetohat x.
Kalk⸗Silicat, Kalk⸗Sulphat ac., gemeinhin als Hauptbeſtandtheile ber erkigen Is
tbeile bemerklich werben. Bergl.: Der neuerfundene Patentvünger bes Arskchſet
Liebig. 9. d. Engl. von Dr. Peyholdt. Dresven 1847. 2ie Aufl. 8. Yed
gebört hleher der Funftlihe Mergel und vie, gleich dem Mineralsunger, vos
Liebig veranlaßte Fabrication des künftlihen Guano (S. 597 und 938).
*) Knochenerde if im Waſſer zwar nicht durchaus unlöslih, jedoch im *
Maaße ſchwerloelich, daß man fie den ſog. unlöslichen Bodentheilen beizäplen Sant.
Liebig fand fie verhältlich Teichtläslih in vem mit Garbonjäure gefättigten
Waſſer; 1 Gramm verſelben heiſchte 1,50923 Litre won dergleichen mit CO
gefättigtem Waller, Bon 1000 Gewichtetheilen derſelben in vergleichen Zballe
geloͤſt, verbleiben ver Löfung, „na deren Gieven noch 245, mitbin nahe
25 Procent; da nun vollftändig ausgefottenes Waſſer keine CO, mehr bei Ein
hitze zurüdzupalten vermag, fo fleht zu vermuthen, daß die Krochenerde einen
Theil ver CO chemiſch gebunten und fo in ein aus PO;, CO, und Caß u
farımengefeptes Salz verändert worden war, das fih von ihre nurdh merklich
größere Löslichkeit unterfgeibet (pa dann bie CO, ven KAuochenleim usb bei
1417
zufolge mehet ſich in den wachſenden Bilanzen bie Menge ber im Waſſer
löslichen Salze vom Stamme bie zur Frucht faſt genan um das Acht⸗
fache; es verhalten ſich nämlich die Mengen diefer Salze in der Aſche
des Stammes wie 1, in jener der Blätter wie 2, und ber Frucht⸗Aſche
wie 8. Die Bhosphate nahmen vom Stamm bis zur Frucht um
das Dierfache zu, und zwar auf Koften der Carbonate, welche ſich vom
Stamm bis zur Frucht yon 86 Procent bie zu 45 verminderten. ?) —
Thon=Boden enthält übrigens in ver Regel verhältlich viel Aınmonoryb
(wahrſcheinlich Folge feines Gehalts an Infuſorien; oben ©. 1409 f.),
San ds Boden fehr wenig. Wiefen, auch jene, welchen man feinen Tünger
zufüßrte, find gemeiuhin verhältlich reich an Ammonoryb (ihr Waſſer tft
aber auch entfbrechend reich an Blementarorganismen), und Achuliches
gilt auch vom POs-Gehalt des Bodens. Daß au Bifenoryd in
Kuochenfett vertritt, oben E. 391 Anm.)? Ueber unverwefetes und verwefetes
Knoche nmehl als Dünger, fo wie über Gornfpähne, WBollenabgänge, Vleiſch⸗
waſſer (zumal in der Blumengärtnerel), Blut sc. ald Düngemittel, f. m. Then:
rie d. Polytechnochemie II. S. 601. Auch der ſchwefelſaure und mehr nody ber
earbonfanre Kalk gewinnen durch COg-Bepalt des Waflers beträchtlich am Lößlidhs
keit in vemfelben. Bei erſterem wirkt in viefer Hinfiht, den fpäterbin vom
mehreren befätigten Erfahrungen Trommsporff’s d. 4, zufolge — veſſen N.
Soum. XV. 2, ©. 182 — bereutend ver Koch ſal z⸗ (und ſtatt deffen ber KCh>)
Gehalt des Waflers, fo daß es beim Gypſen ber künſtlichen Wieſen und Aecker
(4. ®B. beim Anbau von Medigago sativa eto., m. Theor. ıe. II. 591 ff),
Zufag von Kochſalz nur förderlich werben Tann, 1 Gewichtstheil Eyps forberte
461 Waſſer zur fung, hingegen nur 91 beffelben, wenn es zuvor auf 100 feiner
Gewichtetheile mit 43 Kochſalz gefgwängert worben war; vie oben S. 1229
erwähnte fog. Gelfen-linterlauge, Tann mit ifrem HCh>@ehalt hiebei das Koch⸗
ſalz vortheilhaft vertreten (MgO ift in veflen wäflriger Löiung, fo wie in KOs
Salzloͤſungen auflösih; Trommspdorff a. a. O.). Eyps bexirkt, Liebig
zufolge, daß Ammonoxyd⸗Sulphat in vie Pflanzen gelange. Daß ein betraͤcht⸗
licher Theil 6 Ammonoxyb aus ber Luft den Pflanzen zulomme, fuchten
Dumas, Bonffingault und Bayen vaburd zu erweiſen, daß fie es in.
der in ven Hohleäumen der Pflanzen entbaltenen Luft als phyſiſchen Mitbeſtand⸗
theil nachwieſen. Sie fanden davon zur Tageszeit ſtets weit mehr als zur Nachts
zeit; z. ®. im Ricinus communis am Tage 20 Brocent mehr als in der
Nacht. Knoch en mehl wurde ald Dünger fhon vor 70—80 Jahren veriendet.
*) Zur Beſtimmung ber PO; verfuhr B. nach Liebig, wie folgt: die Alche wurde
in Azotfäure aufgelöh, vie POz varaus (fammt SOgs, wenn fie zugegen war)
vurch Bleieſſig gefällt, ver Niederſchlag (— PbO;, PhOS03 und baſiſches PbOs
Yyotat) geglühet und gewogen, da er dann feinen AOꝶ-Gchalt verloren bat:
Hterauf wierer in AO, aufgeloſt, vann mit 803 ausgefällt und vefien Aus⸗
feivung vdurch Nachtrag von Alkohol befärbert und beendet. Aus dem Gewicht
des alſo erhältenen PhOSOz berechnet man pas PhO (nachdem man zuvor bie
Menage der vorhanden geweienen SOz, in einem anvern Theil der Aſche, mittelft
Ausfällung durch BaO ermittelt Hatte), zieht et fammt dem ber SO; von dem
vorher gefundenen Gewicht des ausgeglüheten PbO + PhOPO; un PbOSOz
ab und erhält fo mit dem Üefle das Gewicht der POs. Ann. d. Chem. u.
Pharm. LI. 139; vergl. m. Theorie I. 547. Yallt man MrO aus AO; vurch
in AO, aufgelöfte Vhocphate, fo verbleibt ber Fläſſigkeit flets ein Nerkliches
son POs (oben S. 1249 Anm.), was Hier nicht ber Fall if.
1418
beträchtlichen Mengen in Pflauzenafchen vorkommen Tann, zeigen Gue
munb@eleati’s Hicher gehörige Unterfuchungen ; Commentat. Bons-
niens IE. P. 2. p. 20. Sparfanı und fehr felten tritt Die Thomerbe
(AlO3) in ven Pflanzen auf, und wenn frühere Aſchen⸗Anglyſen fe
häufiger nachweifen, fo fcheint das größtentheils auf Berwechfelung bes
AlOʒ mit Ammonoxyd⸗Maguit und ſelbſt mit Kuochenerde beruhhei ze
haben, wie Freſenius und Bill mit Brunde vermuthen; doch fuw
ben Fauré und fpäter Herberger in manchen Weinen weinfante
Thonerde, jedoch höchftens auf 500: 0,16 Grau. Nüdert's Erfahrungs
seranlaßten fpäterbin mehrere Ehemifet bie Adlererben ber verfchiebenes
Getraide⸗Arten, dann auch jene der Gemuſepflanzen ıc. zu unterfuchn,
zugleich aber auch als eine Sauptberüdfitigung das Feuchtunge
und Wafferverbindungs-Bermögen ber atmofphärifcher frei
Luft ausgefehten Fruchterden zu ermitteln (desgleichen die Grwärmbarteii
berfelben durch Sonnenlicht, ihre Eigendichte ıc. m. Theor. ıc. a. a. O.);
ben entgegengelebten Weg zur Beantwortung ber Frage: wie eine Erde
zufammengefeßt feyn müfe, wenn fie denen baranf zu bauenben Go
wachſen möglich erfprießlich werden folle? ſchlug vorzüglich Liebig
ein, indem er mit der Ermittelung ber Zufammenfekung ber Aſchen
ſolcher Sewächle (von möglich vollendeter Wutwidelung) deu Ynfang
machte und aus den Ergebniffen diefer Aſchen⸗Aualyſen ableitete: was
und in welchem Berhältnig dem feiner Zufammenfehung nach befammtier
Boden bie ihm fehlenden Beimengungen zugefeßt werben wäflen; ein
Meg, der, gehörig verfolgt, für die Bodenpflege und bamit für bie
Landwirtbfchaft nur im hohen Grade erfprießlich werben kann, ind
Befondere, wenn man babei auf den Standort der angubanenber
Gewaͤchſe gehörige Rüdficht zu nehmen nicht vergißt. Was dieſer pa
bedeuten vermag, zeigen vorzüglich der Wein: und der Obfl-Unben,
dann aber auch der jedes anderen, in großen Mengen auf Aeckern nut
Wiefen, in Waldflächen zc. neben einander zu erzielenben Rupar
waͤchſes, *) und vorzüglich if in dieſer Hinſicht wichtig: das Berhält
*) Auf Bergen gewachſenes Cichenholz iſt dichter und feintörniger, mub herum
feſter, als das in Thälern und auf feuchten Ebenen vorkommende; benz im ber
Regel ſteht hie Feſtigkeit ber Hölzer im geraden Berhaltuiß ihrer
Dichte. Je Kallereicher ver Boben, um fo dichter und feſter in ver Regel mb
das auf ihm gewachfene Holz; feuchter Wald⸗ (Feld⸗, Garten», MBiefenruubr)
und Moor⸗Grund giebt flets minder feſtes Holz, als trodner Kallbeden. Fe
langfamer die Bäume, wachfen, um fo vichter gemeinhin auch ihr Holz, je
machen Eſchen, Aazien und Ahorn hievon fehr merkfiche Ausnahmen, va fie mit
raſchem Wuchs große Feſtigkeit verbinden. Das vichteſte Holz fol, Berfoon
zufolge (Voyages aux terres australes I. 621) liefern eine Stadiman-
‚mia; im Kantel iR es unter der Benennung Bois de fer bekannt; zusädk
ſteht demſelben in dieſer Hinſicht das der Foeditia mauritiana Lam., uab
biefem das ver Imbricaria crenulata Juss. — Der während res Srüßfingt
und Gommers erzeugte Gplint, zeift im Herbſt und Winter; daher gewinzt beaf
Bauholz; an Güte, wenn man es zu Enbe bes- Winters und vor Gintritt bes
1419
niß zur Beleuchtung, zur von felber erfolgenden Wäfferung
(fowohl im Boden ſelbſt, als durch die demfelben zuwehende Luft; ob
3. B. weſtliche und fürlihe Winde freie Zuwehung haben, oder ob fie
daran durch Gebirge gehindert find) und zur Iuführung von Carbon⸗
fäure und Ammonoxyd⸗Carbonat (und Azotat) und Ammon⸗
chlorid, die z. B. für Gaͤrten, Felder, Wieſen und Wälder ſehr bes
traͤchtlich werden kann in der Nähe großer, volkreicher Staͤdte.
5) Regenwaffer enthält im Mittel ver dabei obwaltenden Luftwärmen
eine atmofphärtfche Luft beigemifcht, welche durchſchnittlich 31,05 Procent
O⸗Gas darbietet; ein O⸗Gehalt, der ſich noch vergrößert, wenn das _
Waſſer theilweife an den Pflanzen und an der Erdoberfläche wieder.
verdampft; denn erwärnt man es, fo if 3. B. von 5 verbampfenden,
dem Gewichte nach Abereinftimmenden Antheilen deſſelben der erfte jener,
welcher die Osärmfte (faum 24 Procent habende) Luft entläßt, bei den
folgenden Berbampfungen wächſt ber O⸗Gehalt der dabei frei werben-
ben Luft mehr und mehr, und bei bem lebten (Hten) Antheil beträgt er
gegen 34 bis 35 Brocent, und noch reicher an O iR die Luft des zurück⸗
bleibenden, gar nicht zur Verdampfung gelangten Waſſers. Aus biefem
Grunde erfrifchen die Regenwafler die Pflanzen weit mehr, als jedes
Fluß⸗ oder Brunnenwafler, womit man (die Pflanzen begießend) dem ..
fehlenden Regen erfeht, und ans gleihem Grunde wirft auch ähnlich
und im noch höheren Grade erfrifhend der Than; abgefehen davon,
daß Regenwafler (und zum Theil auch der Than) außerdem noch CO, und
Ammon-Berbindungen, und bei Gewittern auch Azotichtfäure und Azot⸗
fäure, fammt den übrigen zuvor genannten Pflanzens@rnährung fürs
dernden Beimifchungen zuführt *) Gin mit Barbonfäure geiättigtes
Regenwafler hat noch fo viel atmofphärifche Luft, als Flußwaſſer,
deſſen Luft = 300 0 + 70 A-Gas if; ein Maaß Flußwaſſer Hält
U Maaß atmofphärifche Luft. Wäre alle im Meer⸗ und übrigem
Waſſer befindliche atmofphärifche Luft mit der die Erde ñberdeckenden
räumlich vereint, fo würden, mindeſtens alle Thierlich⸗ Athmenben, bes
trächtlid mehr O einathmen und muthmaßlich verhältlich Fürzer leben;
obgleich fie wahrfcheintich dann nicht mehr CO, aus zuathmen hätten,
wie frbt, da fie ein durch 79 Brocent A und COg 2c. vervünntes O⸗Gas
einathmen. **) Biot fand in den Schwimmblafen der in großer Meeres⸗
Eaftes FA; im Winter gefälltes iſt dichter und ſchwerer, aber ber Gplint wes
niger reif und leichter faufenb,
=) Lieber Beftimmung ver Wäflerungsgröße nes Bodens vergl. m. Theor. ıc. IT. 547
Anm, Ueber RegensZeiten und Mengen verſchiedener Gegenden und Orte f. oben
©. 111. In Saleutta fällt jährlich 4 mal fo viel Regen, als zu Paris,
obgleich erfleres nur 78, letzteres dagegen 134 Regentage hat.
=) In Marhand’s hieher gehörigen Verſuchen athmeten von reinem O⸗Gas ums
gebene Thiere zwar mehr O⸗Gas ein, als wenn fie von atmofphärifcher Luft
umflofien geweien wären, athmeten darum aber nicht viel mehr, ja Taf bie
gleiche Menge COaↄ-Gas aus, M. wie Bront fand übrigens, daß der Menſch
1420
tiefe lebenden Fiſche mehr O⸗Gas, als in jenen ber näher dem Reer⸗
fpiegel Heimifchen; in ber Luft der erfteren geg:n 87 Procent O. %s
benen der Flußfifhe war der O⸗Gehalt der Echwimmblafen-Eaft ſehr
veränderlich, betrug jedoch nie weniger als 0,01 Preocent. Bei Aale⸗
bipgegen, wo die Schwimmblafe mit drüfigem Körper verbunden ers
Teint, betrug der O:Gehalt der Schwimmblafen-Luft nur 0,013 ii
0,024; bei Karpfen 0,071 neben 0,052 CO2 und 0,877 A. Diele 0
fann die Athmung (dem Verkehr des O-Wafes mit dem Blut) 8 bis
10 Stunden unterhalten. Wafler, das Luft einfaugt, IR in den cberm
Schichten Iuftreicher, als in ben unteren (aber; wie zuvor bemeiit
toorden, in den oberen Ozärmer, als in den unteren). In bie &ıfl
gebracht, öffnen die Fifche ihre Kiemendedel viel weiter, als im Bafe,
aber dieſe Art zu athmen muß für fie fehr ermüdend feyn. Daki
erfolgt übrigens Leine Anwärmung ihres Blutes, und auch mdt,
wenn fie ſtatt der atmofphärifchen Luft O-Gas athmen, das nur wait
A⸗Gas beigegeben enıhält. Berwundungen der Fiſche und andere [ef
Reizungen erhöhen (Kraft und Berrin zufolge) ihre Bühlwärm
beträchtlich; ob und in welchem Berhältniß hiebei ihre O-Ginathanmy
ſich ändert, iſt nicht ermittelt. Aehnliches Beobachtete Beron md
an Meer⸗Zoophyten; Sprengel, Institut. physiol. IL DI. ®)
In wie fern hieher auch gehören die Wärme-Erzeugungen ber Bieatt,
ſowohl ber in großer Zahl. ſchwärmenden, ale der gereizten, wei
Reaumur forgfältig- beobachtete (a. a. O.), bebarf ebenfalls ud
Nachts weniger einathmet als am Tage, und daß hohe Auftwärme, wie guet
Kälte, vie Athmungsbethätigung ſchwäche. Thiere, wurben fie regelmäfig anäkt,
nahmen mehr O auf, als fie in ver von ihnen autgeathmeten CO, entlichn;
dieſer fehlende Antheil wir auf Waſſer⸗Bildung verwertet; will
100 Antheile O durch COg entführt wurden, bildeten fi$ 250 mit En
Mafler um; Bilanzen verhalten fi umgelehrt; f. w. u.
*) Bei den Zoophyten fällt das Atinnungswerkjeug mit ven wertzenglidgen char
zur Geichlechtstheilung (ipurenweiie), fo wie zur Taflung, bie wahrſcheinlich zul
au Warmefühlung bevinget ; und zus Selbſtbewegung räumlich zujammen, bi:
wo ber Gegenſatz von Rindenzellen⸗ und Markfaſer⸗Bildung als Geroppeit- Geh
* beworgitt, Spix erläuterte viefes fehr gut an Alcyonium exos; Geldidtt
d. zool. Syſt. ©. 689. — Im fog. magaetifhen Schlaf wir bad ie
für Wärme und Kälte fehe gefchärft, während Stechen, Kueipen x. ungefühlt
bleiben; bei ven neuerlich durch den amerifanifchen Chemiker Sakfcn veranlaften
und von dem amerikaniichen Wundarzt Mortom zuerſt verwirklichten Hether
dampf-Athmungen (vergl. unter andern Dr. Senfelver's: Die Verſede
mit dem Schwefeläther c. Grlangen bei C. Seyder 1847. 8.) beit W
dadurch bewirkte Betäubung in mehreren Bällen bie gefammte dreifache Beibät:
gung des Semeingefühls (Taftung, WärmesMehrung oder Minderung und Gelb
ziehung ober Adhaͤſion, d. t. Sefühl für Benäffung, Beftäubung ıc.) auf. fü
gegen ein kataleptiſches erhobenes fleife® Glied gerichteter Luftfirom erzeugt dagege
fofort Rältes oder Wärmes@efühl, und thut baburch bar: daß in dem Zum
des fog. thieriſchen Magnetismus vie HautsBethätigung noch beſteht, währen dit
Gergenbethätigung ber Muskeln unterprüdt if.
1421
genauerer und umſichtigerer Bemeſſung. Amphibien und Fiſche
haben übrigens verhältlich beträchtlich weniger Blut, als die Warm⸗
blutner; auch fällt bei ihnen der Unterſchied von venöſem und arterlellem
Blut weg, wie denn auch die eigentliche Fibrin⸗Entwickelung in dieſen
Thierbereichen, gegen jene der Vögel und Eäugethiere fehr zurückſteht.
Da nun, alles Uebrige glei gefeht, dort am meiſten Fühlwärme
wahrnehmbar werden muß, wo am meiften Feſtes ous Zlüffigem ges
bildet wird, fo darf man folgern, daß bei den höheren Thierklafien und
dem Menfchen auch aus biefem Grunde größere Eelbflanwärmung zu
erwarten flieht, ale bei ben Kaltblutnern. Indeſſen darf man auch
anderer Seits hiebei nicht überfehen, daß z. B. die meiften Vögel,
die als ſolche feftere Muskeln, Knochen und daneben noch ihre Federn
als viel erzeugtes Starres barbieten, einem großen Theile nach nur
von feften Erzeugniſſen (Saamen, Gewürme, Fleiſch ıc.) Ieben, und
daß Vögel dur Ausdünſtung wahrfcheinlich beträchtlich größere Ent⸗
wärmungen erleiven, als die Amphibien, und jedenfalls weit mehr, als
bie beweglichſten Bifche, bei denen es ſich nur, fofern fie fich theilweife
oder zu Zeiten ganz in ber Luft befinden (3. B. fliegende Fifche), von Kältung
oder Berdampfen des an ihnen befindlichen Waſſers handeln dürfte. DE ,
jedoch die Hauptquelle aller Thierwärme In der Aufnahme des eins,
geathmeten O⸗Gaſes zu fuchen fey, dafür fprechen fchon die Ver⸗
bauungss@reigniffe; denn Alles, was als mehr oder weniger flarre
Maſſe von Thieren genofien wird, wird zuvor flüſſig, ehe es wieder
zue Erneuerung (mie zur Vermehrung) fefter Theile zur Berwendung
gelangt, und die gafige Carbonſäure, fammt dem gafigen Wafler, die
ansgeathmet werden, Fönnen, da fle glei den Ausdünſtungen ber
Sant, *) um gaflg zu erfcheinen, nicht nur fühlbarer Wärme im
beträchtlichen Maaße bebürfen, ſondern ſelbſt auch verhältlich ſehr
Waͤrme⸗reich find (viel Eigenwärme haben), die Wärme der zugehörigen
Leiber nur, und. zwar fehr beträchtlich vermindern, und zwar um fo
e) Banetorin’s Beobachtungen Ichren, daß In Italien ein Mann (im Mittel)
son 8 Pfund genoffenen Speifen 5 Pfund durch unmerkliche Aukdunſtung verliert,
während, Keil zufolge, ein Mann in England von eben fo viel Genoſſenem
zur 2 Pfund und 2 Loth (33 Unzen) auf bemerftem Wege entläßt. In England
lebt man, im Ganzen genommen, von mebr fefler Kon (Fleiſch ıc.) als in Itas
lien, und vunſtet auch weniger aus in der Waſſerdampf⸗reicheren Luft als in ber
teodneren Italiens. Auch iſt vie Luft, in der man in Italien, zumal vom
Herbſt zum Frühling, athmet und fi bewegt, wärmer. In fehr Wafſer⸗reicher
Ruft, bei Geizoceos Wehen, das wir im vorigen Jahre auch in Deutſchland em⸗
pfanden, und bei anhaltenden Güpwinden wird bie unmerkliche Auspünflung ges
hindert, und was fonft alt Dampf entweicht, fammelt fi nun zum Theil ale
Schweiß auf der Haut an, wo ed durch Wärmes@ntftrahlung sc. Kühlung und
Berbihtung erlitten: weil vie Dampffülle der Luft das Dampfaufnehmen hindert.
Ze mehr man vurch unmerkliche Ausvünftung verliert, um fo größer tft auch der Ge⸗
winn an: durch Perſpiration (Gass@inpringen durch die Gast) aufgenommener Luft,
1423
mehr, wenn fich etwa zeigen follte, daß ein nicht unbetraͤchtlicher Thel
de6 eingeathmeten O⸗Gaſes auch innerhalb bes Athmenden gafig bleikt,")
und wenn man erwägt: daß das wieder ansgeathmete U zotgas bay
weit wärmer die Lungen verläßt, als es war, ba es von ihnen ah
genommen wurde. Auch darf man bei Unterfuchung der Ihirwire
quellen nicht unberüdfichtigt laſſen, daß Säuglinge, obgleich fe mu
Flüſſiges genießen und daraus verhältlich viel Feſtes erzengen, ihr
Blutwaͤrme ſich darum doch nicht ungewöhnlich (und merklich mehr ed
ihre O⸗Einathmung erwarten läßt) fleigert; **) daß bei Berfenn,
welche an Engbrüſtigkeit (Asthma) leiden, die Athmung geheigert
wieb, ohne Temperaturs@chöhung im Geſolge zu haben; daß Se
liches bei: an Irampfhaften Mutterbeſchwerden Leidenden vorfommt m
baß auch bei der Harn-Ausfenderung Orydationen eintreten (vie | 9.
zuvor genoſſenes KRuli:Mcetat in KRalicarbonat verwandeln, daß We A
dieſes Salzes, und eben fo bie der Ci, Tıc.und ähnlicher Salze; fen hin
Durchgange durch die Lunge das zur COg-Bildung erforderliche Drya
erhalte, ift wahrfcheinlich, aber noch nicht erwiefen) sc. Liebig felget
(a. a. D.) aus denen die Athmung lebender Menfchen und Thim bo
zeichuenden phyſiſchen Grfcheinungen und chemifchen Erzengniſſen, di
in zweierlei Organen, in den Lungen und in den Hast: MM
Gapillars@efäßen, jene Orybationen flatt finden, welche hei
das eingeathmete, theild das durch die Haut (durch Palme
tion) eingedrungene oder eingefogene Oxygengas bewirkt, ud Wi
erflere O⸗Einnahme die Beſtändigkeit der LungensTemperatur, Ich
tere die bes übrigen Körpers ſichere. In einer Minnte, bereäad!.
gehen ſolchen Weges 35,8 Würfelzoll O- Gas (etwas wenige uñ
- 12 Gran) ins Blut; in 10 Pfund Arterienblut fegen 61,54 Ga
FeꝛOz zugegen, während in eben fo viel Venenblut nar 55,14 Orm
FeO vorfänen; angenommen (mit 3. Müller), daß in 1 Rt
10 Pfund Blut durch die Lungen gehen, fo würden dort denen 55,14 FeÜ
in derfelben Zeit 6,40 O zulommen und ber bedeutende Reh ie des
„geathmeten O (= nahe 5,6 Gran) den übrigen Blut: Bibungefekt
verbleiben, diefelben durch folche Aufnahme mehr ober weniger weist
lich verändernd (was ins Befondere das Blut-Fibrin träfe). Dahin
*»), Sumphbry Davy zufolge iſt das eingeathmete Oxygengas, als fstgei ob
bindungifahig aus hem Blute ber Rungenfchlagater (Arteria pulmenals)
und vem der Bronchial⸗Arterien (Arteriae bronchisles) Levigiiä Yard
ErHigen folgen Bluts bis zu 200° 8. = 936,93 & oder Tisch; E
die Ginleitung zu m. „Bergleihennen Ueberſicht des Eyſtens der Cl.
Halle 1821. gr. 4. ©. 85. (Man findet, beiläufig ſey es bemerkt, in WR
Ginleitung unter andern eine gebrängte Ueberſicht der Bauptthelle der verglaßiet
ben Oryktometrie und Anatomie, phyſikaliſchen Chemie und RNhyſtologie x.)
©*) Säuglinge erkalten Leit, obgleich fie viel athmen und viel Biufigd e
—* en; aber dunſten auch viel aus. Wärmftes Bine ip hai te
Bögel »
1428
Blute Orgbationen ſtatt haben, auf Koſten bes eingeathmeten O⸗Gaſes,
ſteht nicht zu bezweifeln, welchen Antheil daran aber das im Venen⸗
bint vorausgeſetzte @ifenorybul wirklich hat, und im wie fern andere ſehr
orydirbare Bildungstheile, *) unter andern 3. B. auch die dem Blute
e) Zu jenen weiteren von Liebig gefolgerten Oxydationen „im Blute vorhandener
Stoffe und Bilyungstheile” gehören, neben der des Bibrin, auch die bes Albumin,
Gafeln (Globalin) und jene des Legumin (fo wie des Milchzuckers). Letzteres
wurde zuerſt bargeflellt von Braconnot, wiewohl fon Cinhof deſſen Ver⸗
ſchiedenheii vom Kleber oder fog. Mehlleim nicht unbelaunt war. B. ertbellte
ihm feine Benennung. Dan gewinnt es aus trodnen gelben Erbſen ober aus
Bohnen, durch Einweichen in laumarmes Wafler, Zerreiben derſelben nad
412 bis 16 Stunden zur feinen, mit Waſſer zu verbünnenren Maſſe, Hinpa⸗
tröpfeln von etwas Ammoniak, Abgießen des nach einigen Tagen ruhigen Stehent
am kalten Orte vom Borenfahe geichievenen Blüffigen und varans zu bewirkendes
Ausfällen mit Eſſigſäure. Dan wälcht es dann wohl aus und befrelet es burg
irren mit abfolutem Alkohol und Aether von fetten Stoffen. Alſo chemiſch
Holiet enthält Bas Legumin, Rühling zufolge (Ann. d. Chem. u. Pharm.
LVAIII. 308—305), war e8 aus Erbfen gewonnen: 0,505, aus Bohnen
0,557 Procent Schwefel, während ver S-Gehalt des erfieren ſich bis zu 0,467
minberte, wenn man e6 zuvor in wäflrigem Ammoniak aufgelöft hatte, des letzteren
hingegen bis zu 0,4415. 6 geht Hieraus Kervor, daß beibe Leguminsärten
ih durch ungleihen Schwefel⸗Gehalt unterſcheiden; hätte das Legumin ber Bohnen
Durch das Auflöfen im Ammoniak verhältlich einen nur ebenio großen Schwefels
Berlaf erlitten, als das ver Erbſen, fo müßten jene 0,557 nur bis gu 0,515
vermindert worben ſeyn; oder, was daſſelbe fagen will, währen 100 Erb ſen⸗
Legumin durch Behandlung mit wäfligem Ammoniak an vaſſelbe: 8 Vrocent
S abgaben, verloren 100 Bobnenstegumin in gleicher Weiſe behaudelt
(au bei gleicher Fühlwärme und ganz gleichen AHy-Gehalt der Ammoniak⸗
2öfang?), 20,9 Brocent Schwefel. Den Schwefel: Gehalt des Kuhmilch⸗
Gafein (oben ©. 1399) fand R. — 1,016 Procent, jenen des Eier⸗Albu⸗
min (©. 1394) — 1,748; den bed Blutwaffer : Albumin, aus einem
Gemiſch von arteriellen und venödfem Och ſenblut — 1,386; des aus artes
ziellem Bferveblut — 1,309, und jenes aus vendfem — 1,285. Das
Fibrin (E. 1395), jenes gemifchten Och ſenbluts bot ihm 1,319 PBrocent,
Das Kryſtallin (S. 1398) aus einem Gemiſch der Kryſtalllinſen vom Ofen,
Kalbe und Schwein 1,103 Brocent; vom Dch ſen allein 1,227 Procent bar;
Mehlleim aus Weizenmehl entließ 1,134 Procent. Das Legumin, Bis:
Ger vem Gafein beis ober untergeordnet, zeigte ih in früheren fog. Hementars
analyfen ſtochiometriſch ⸗ Cag Hz7 Aıs 017 gufammengefeht. Jene Oxydationen
der im Blute als vorhanden vorausgefehten Proteinoive (Albumin, Gafein, Fibrin
und Segumin), machen, Lichig’s Volgerzugen gemäß, Haruſtoff entfichen,
indem fi$ COꝛ, HO, HyO und AH,O aus ſcheiden, von denen letztere beide zu
Haruſtoff zufanmmentreten; Cas Ha7 Ag GBerhaltnißgewichte) O5 + Oro —
Ce Hı2 Ag O6 (3 Sarnſtoff) verbleiben Ca) Ha; Oloo, die zu bilden ‚vermögen
(die CO, procentiſch = 27,28 C 4 72,72 0 vorausgeiegt) 42 COn, falls
nicht 100, fondern nahe 104 Deygen Hinzutreten, ka dann aber noch weitere
25 O erforverlig wären, um 25 H in ebenſo viel HO zu verwanbeln. Gehe
verſchieden vom Erbſen⸗ und Bohuen-Legumin iſt das der Mandeln; beun hiefes
iR in Sffigfänre auflösti. Es wurbe zuerſt von Dumas uns Gahonre
vargeſtellt, und fcheint beträchtlich mehr Azot zu enthalten, als jenes; denn
erſteres enthält 18, das aus Bohnen nur 15,78 Procent A; erſteres bilbet daher
jedenfalls eine eigene ProteinBattung, die man duch Amygdin bezeichnen
- 1424
zukommenden Fettarten *) Gleiches erleiden, und ob biefe nicht vielleicht
eine der Hanptquellen für jene COz und das fle begleitende gafige Waſſer
rn — — — —
könnte. Hinſichtlich des Ss@ehaltes bedarf es, gleich allen übrigen S-haltigen
Azotiden noch weiterer genauer analytiſcher Beſtimmungen, vie allerdingt kaum
zu gewähren ſeyn bürften, wenn fich finden follte, vuß S ein bisher ungezlegter
zufammengefehter Gruntfloff, etwa ein Hydroazot⸗Carbonid ppm fo großer Iuzig
keit ver Verbindung iſt, vaß jener elektriſche Erregungs:Begenfag in ihm aufge
hoben erfcheint (vergl. m. Grundz. II. ©. 359 — 360). Us Salome
Gafeln,. Albumin und Fibrin in Kali⸗Lauge auflöſte und daraus mit A nieker
flug, nachdem man bie Auflöfung ſtundenlang gelocdt hatte, zeigte
ſolches Kali, wie Liebig berichtet, noch no KS-Gebalt, als darauf ver Protein
‚ Niederföglag mit trodnem KOHO geſchmolzen und mit Säure neutralifiri wurte;
e6 entband fih HS-&as, und das geſchah auch mit ſolchen Niekerfd;iägen, melde
zusor, beim Kochen mit Kali-Lauge, burch Zufah von PhOA-Löfung Feinca
S⸗Gehalt mebr hatten erlennen laſſen; Aun. d. Chem. u. Pharm.
LVIE 133 f Anm. As Schloß berger aus Kuhmilch mittelt HCh Gaicia
faͤll'te, dieſes dann durch aunoch anhängenre Säure im Waſſer AG wire
löfen ſah, und es nun von Neuem durch Ammonoxyd⸗Carbonat
erhielt er gefälltes, im Faͤllungkmittel unauflösliches, freien Schwefel est
haltendes Eafein und darin aufgelöft bleibenves Schwefel: freies; aD.
LVIII. 92 f. Mchſenblut⸗Flbrin zeigte demſelben Chemiler 15,51 Procat A⸗
Gehalt.) Die von Bouchardat durch Albuminofe bezeichnete Nbäutberum
ses Albumin, unter andern barfiellbar aus Fibrin, durch Auflöſen iz wer
pünnter Hyprochlorfäure, Fällen tur Ammonoxyd⸗Acetat un» Auswaſchen mE
Alkohol (hiemit, weil fie im Waſſer Löslih if) enthält, nah Berzeil
(a. a. O. ©. 319), noch beträchtliche S:Antheile. Dagegen ſcheint das Bitel⸗
lin, Gobley zufolge, ». f. vom Albumin und Barbfoff befreietes Wigelb, de
man mit Alkohol fo oft ausgelocht bat, Bis es farblos geworden (mn
erhält fo 16,557 Procent), völlig frei von S wie von P zu ſeyn.
% Ghevreuf fand in ver Wolle zweierlei Bettarten, das bei 45°C. — 3608
erweichende Stearefin (bad fih dem an den Blättern des Zuderrefet wen
Dumas nacgewiefenen und von Liebig auf im Ken aufgefunzenen, wat
artigen Gerofin anreihen vürfte) und das bei 15°C. — 120. Hug
Elaierin. Durch anbauernves Luftberühren und dadurch vermittelten OrZxteitt,
fo wie fofort durch WVerfeifung bilden fig daraus breierlei ‚Settfäuzen, ws
denen zwei im Waſſer unldslich und fauren Harzen ähnlich, eine bagegen tarin
loͤtlich und zugleich flüchtig iR, verflüchtigt: Thran⸗aͤhnlichen Geruch verkeiis.
Es fragt fi Giebel, welchen Antheil dieſe Bettarten bei ber Dralfänre
Erzeugung Haben, die, Berthollet zufolge, aus Wolle in weit reichlicher
Menge als aus dem Zuder entſteht (Wolle gab 1/a, Auder 1/3 Ca os + BO,
und ob es nicht auch ſchon im Blut, zumal in jenem, welches Berfonm os
gehört, deren Harn KallsDralatshaltige Harnſteine entläßt, zu Bilbumgen wer
Ox auf Koften des Blutfetts komme? Ob und wie Üx verändert werke, mens
fie als Löfung, vorſichtig genoflen (vorfihtig, da fle in nicht fehr großen Geben
giftig wirkt) möglicher Weife in vie Nieren beförbert wire? Daß fie Gichei wit,
glei der Benzvefäure und ber Zimmtfäure, in Sippurfäure verkiet
werben bürfte, läßt fi mit Grund erwarten, ebenfo aber au: daß GHarnüsl
und Sarnfäure dabei mehr ober weniger veränbert, vielleicht gänzlich zerfegt
werden? Liebig fand das Gerofin im Kothe ner mit Ken gefütterten Kite
wieder, und folgert daraus: vaß ver Wachs⸗Gehalt ves Butters der Kühe, auf de
Tettbildung ihrer Milk keinen vermehrennen Ginflus übe. — In bem zuser
godachten Gigelb ver Hühnereier fand übrigens Gobley, aufer nem Bitellin
1485
bifben, welche durch das Ausathmen der Luft an die Luft und daburch
an die lebente Pflanzenwelt, durch diefe aber wiererum an die Thier⸗
weit zuräduegeben werden — darüber iR noch zu entſcheiden. Betref⸗
fend die Zufammenfegung des Bluts und feiner verfchiedenen Atäus
derungen, flehen unter andern. auch zu vergleichen: Becquerel's und
Rodier's Unterfuchungen ic., überfeßt von Dr. Eifenmann (Er
langen 1845. 8.). Uebrigens führen auch alle Nahrungsmittel den
Berdauungsorganen atmofphärifcge Luft zu, von der es nicht
unwahrfcheinlich ‘iR, daß fie (wenn auch nur antegenten und Gegen⸗
betnätigungen erwedenden) Antheil an der Verdauung nimmt.
6) Daß es Haupifählich die Deazotide (5. 1336) find, 'welde mit
ihrem C⸗Gehalt die Garbonfäure:rjeugung Im thierlichen Leibe bevins
gen, fcht ebenfo wenig außer Zweifel, als daß der eigentliche Wieder⸗
erfaß der höheren thierl: chen Lebensbethaͤtigung durch den A Gehalt
(das früber für ein Sulphuret des Bioxyproteln erachtet worden) auch noch Elain⸗
ſaure, Margarinſaäure ung Epuren von freier Milchſaure, daneben aber eine
gepaarte Saͤure, die Bhosphogiyeerinfäure, gleich nen erſteren beiven Bett:
fäuren nicht an Natron, fonrern an Ammonorxyd gebunden. Zugleich fanden
ſich als nähere Mirbeftandtgeile in demſelben Gigelb vor: Cholefterin, Komialz
war KCh, mitiammen — 0,268 Procent, KUOSOz3 — 0,009 und Kuodens
erde uchk Nagnit⸗ Ammonoxyd⸗Photphat, zuiammen 0,402 Procent und etwas
Salmiak. Die Bhosphogiyeerinfäure fans fih an Kalk gebunden vor,
zamit ein fiengerinnendes (im kalten Waſſer Idsllches, bei Siedhihe daſſelbe vers
lafſendes) Ealz, hierin dem in kalter KOHO:Etöfung aufgenommenen Kalk Tars
trat x. abulich. Das Eiweiß ver Eier gegenwirkt übrigens, gemäß feines baf.
Natronphospbats, ſchwach alkalifch ; «6 grunt Vellchenblau. Ueber die Untwidelung
net Habuchen im Gi vergl. m. Ginleitung 2. V. Syſt. d. Chem. ©. Hi ff. Im unbe
Srüteten Ei finden fig vie Kräfte nes künftigen Hühnchen noch im Gleich⸗
gewichte, wie jene der ſichtbar blühenden Pflanze im Saamen; giebt es thierliche
Gigenweien, die annoch auf der Stufe des unbebrüteten Gies ſtehen, und gehören
dieher vielleicht vie Vorgänger der Aufguſthierchen, der Oscillatorien, der Schim⸗
mel und der mikcoflopiichen Pilze und Schwaͤmme? — Das Nabelbläshen
bei Menſchen, wie bei Wiederläuern, enthält auch Dotter, aber von fehr
geringem Umfange, weit größer kingegen findet er fi im Nabelbläschen ber
Vieiſchfreſſer. Hiuſichtlich der allmaͤhligen Entwickelung aller inneren und Außeren
Rebensbettätiger (Organe) eines wirbelfäulelofen Thieres, einer Schnede, If
ſehr Ichrreih Stiebel's hieher gehöriger (a. a. D. ©, 74), Im Auszuge
Eefinnlicher Bericht. (In ven gewöhnlichen grauen Feldſchnecken, welde Bär:
ten und bebaueten Aeckern oft fo nachtheilig werben, und bie, ba fle nur
Beruhrtwersen von Alkali⸗Löoſung fchnell Rerben, am leichteſten zu :tilgen fin»
var Beiprigen mit verbünnter, ſchon gebraudgter. Waſchlauge — fans Bras
eonnot, außer einem eigenthümlichen Schleim einen anderen ebenfalle As
hautigen Bilvungstheil, das Llmacin.) Dem thierlichen Lebensgleichgewichte
ziemlih nahe zu fichen ſcheinen jene Theile des thierlichen Leibes, in welchen
Smpfindung ohne Nerven zur Bethätigung gelangt; 3. B. im Epithelium,
im Knorpel, in den: Fleiſchwärzchen; denn dieſe, fofern in ihnen Borıpflanzung
ves Druds anliegender entzündeter Flächen empfunden wirb, zeugen dadurch noth⸗
wendig “au von Gelbfibethätigung. Bewegungen ohne Nerven ſind gegeben in
der NRotation des Sieh und in ber Bimperbewegung.
90
1436
der Azotide (S. 1373) vermittelt und bewirkt werde; man laun bafer
auch alle Nahrungsmittel der Menfchen, wie der Thiere, zunächtt zer
fallen laſſen, wie die Bildungstheile, nämlih in Deazetide uw
Azotide, oder mit Liebig in Refpirationes oder Hihmung&
Mittel, und in Reprobuctionss oder Wiedererzeugunge
(oder eigentliche Ernährungs) Mittel. Bolgende Ueberigeen ent⸗
halten von den letzteren, ihrem unbedingten Schalt au Nährfteff nad,
die wichtigeren und befannteflen berechnet: ihrem Azot⸗Gehalte ge
mäß, in ihrem bei 1000C. getrodneten Zuſtande; deu A⸗Gehalt ber
Srauenmild = 100 gefept:
Pflanzliche: Reis 81. Kartoffeln 84. Müben 106. Roggen 106.
Mais 100 bie 126, Bere 125, Hafer 18. Ri
sen 150. Weizen 119 bis 144. Weißes DBereb 182,
Schwarzes Brod 166. Linien 276. Bohnen 320. Erb⸗
fen 239. Eßbare Shwämme: Agaricas delicie-
u sus 289. A. russula 264 und A. chantharelles 201.
Thierlich er Kubmild 237. Käfe 331 bie 447. Eigelb 305, Calm,
geſottener 610, roher Lachs (d. i. geräucdgerter Gain)
R 776. Fleiſchbruhtafel 764. Auſtern 305. Wal, gefiel
tener 428, Hühner:@iweiß 845, Schinken, zoher 39;
gefottener 807, Häring, gefottener 808; veher (ger
falgener oder geräucherter) 910; Häringe-Müc (Te
Rikel) 924; Schellſiſch, gefottener 816; Therben, ge
fotten 954; Taübenfleifch, gefotten 827; Gammellciih,
gefotten 8525 Keibfleifch, gefotien 911; Odin
gefotten 942,
N Die neueſten Verfuche, hinſichtlich des chemiſchen Theils der Wigmuuge
Verrichtung, haben Andral und Gavarett durchgeſichrt. Keneh
beträgt die Geſammtmenge ber vom ganzen Körper in einer Gimme
entlafienen Garbonfäure, bei einem Manne von 28 Zahın 11.740
Grm., bei einem Mäpchen von 19 Jahren 8,316 Erm.; bei ecmem
Jünglinge von 16 Jahren 11,000 Grm., bei einem Räder von
10 Jahren 6,196 und bei einem Knaben von 9%, Jahren 6,550 rm.
Scharling (a. a. O.) fand die Mengen der binnen eimer Eiue un
Nofe und Mund entlaffenen CO,, wie folgende Ueberfiiht fie anzeigt
wobel zugleich ber unter gleichen Bedingungen von A. sub ©, gefan-
dene Betrag beibemerkt worden:
Mann Sängling Knabe Madchen Mirigen
v.28 2. 2.163. 099,3. v193. 10%
Scharling 11,367Grm. 10,819 6,426 8 6072
Andral und
Oavarett 124 10,2 5,9 (Mitte) 7,0 68
Narchand zufolge atmen Froͤſche, bei gehöriger Aahzung, mehr
O ein ale fle zur Erzengung der von ihnen ansgeuiiuwien CO;
— — — — — — — —— — — — —— — —— — — — — —
verbrauchen. Nimmt mau an, daß biefer O,Ueberichuß auf Bildung
von BHO verwendet wird, fo verhält fh Die zur COg- Bildung verwen⸗
dete Os Menge zu jener auf Waſſer⸗Erzengung verbrauchten, im BRittel
wie 100 zu 24. Nebrigens iR auch hier Die Menge der erzeugten CO,
(und ohne Zweifel audy die des HO) abhängig vom Alter, vom Bafen
oder Qungrigfegn ac. bes Athmenden. Es können aber die Froͤſche uns
gemein lange faſten und während deſſen mit verhältlich fehr wenig Os
Gas (alfo mit wenig atmofphärifcher Luft) leben. Wahrſcheinlich iR
übrigens auch bei Thieren, wie beim Renſchen, bie Athmung nächt⸗
licher Weile ſchwäͤcher, als am Tage.
8) Die Menge des eingenthmeten Oxygengaſes — gemeinhin 4 bis 5 Vo⸗
himprocent der im bie Lufiröhre gelangten atmofphäriichen Luft —
Reht zwar, ohne Zweifel, zu jener der dagegen ausgeathmet werdenden
Gaſe (ver CO,, des HOs und A⸗Gaſes) in einem fehen Verhaͤlmiß,
allein zweifelsfrei befinimt ift bie Kicker dieſes Berhältniß noch nicht,
und ein Schluß auf Die Menge des ſolchen Weges von dem Athmenden
verbrauchten C, H und A iſt darum noch nichts weniger als umums
ſtoßlich ſicher. Aber noch viel weniger zuläffig iR jene Ausbehnung
ſolchen Schluſſes: aus denen gaflg entlafienen CO,, HO- und A-Mengen
auf die vom Blute aus zur. Yafigen Entfernung gelangenden Ce, Ir und
A⸗Groͤßen: weil nicht Kur”rie Lunge, fondern auch bie gefammte
- Oberhaut Waſſer, Carbonſäure und Azotgas entlaflen, und bie
Mengen in biefer Weile entfernten C's, M’s und A’s zur Beit aunoch
gänzlich unbehimmt, ja ſelbſt Annäherungen zu bergleidhen Beſtim⸗
mungen ber Berhefichtigung kaum werth erachtet worben ud, was das
gegen 3. B. nicht der Fall iR bei Abernetty's Hieher gehörigen Ver⸗
fudgen. *) Die Borgänge aber, durch welche ſowohl in der Lunge als
ia der Haut (oder vielmehr in denen Im ganzen Leibe vorhandenen
feinften Haarroͤhrchen oder Capillar⸗Retzen) durch theils vom Blute
zugeführtes, theils durch die Haut eingedrungenes O⸗Gas, bie wohl zum
pflanzlichen, aber wicht zum thierlichen Leben unentbehrlidhe (mährige)
Garbonfäure zu Etande kommt und fammt Azotgas ansgefchieden wird; .
diefe ganze Gas⸗Verkehr des lebendigen Ihierlichen Leibes mit deſſen
Iuftigen Umgebungen, er wird durch den Wedel von Cudoemoſe
mb Grosmofe, d. i. durch Cin⸗ und Müd-Eträmes milchbarer
ungleich gearteter (ungleich warmer, fo wie bei gleicher Büblwärme
ungleich dichter, und bei gleicher Fühlwärme und Dichte chemiſch
©), Surgical and physiological Essays. London 1793. 9. ließ eine
feiner Hande unter troduem Mereur weilen; es entwidelte ſich von Maler ber
gleitere gaflge Garbonfäure und Morges; doch waren bie Mengen ves erſteren
fer ungleih, indem fih einmal binnen 9 Gtunden 40 Gran, ein auder Mal
‚Winnen 9 Stunden nur 32 angefammelt, wätrenn COgs uns ArGas ſich, dem
Magße nah, wie 2 zu 1 verhielten.
g90*
der bei fog. Sapillartiät®) Raıt findenden Btäffgleie-Penegunge
—
\
14188
ungleicher), tropfbarer, wie won tropfbaren begleiteter gafiger Bikffie
feiten: durch pordje Echeivewände bedingt; ein Gtrömungsweri.l, der
‚son Dutrocdet alfo benannt wurde, um ihn von deu @rfcheimunges
*) Sapillarität nennt man jene Abanderungen im Stanbe ober iu ter Sag
“ teopfbarer wie gaflger Btülflgkeiten, weldye in venfelben vurch tie Anziehung
ſtarrer Gegenflähen bewirkt werben. Bon vergleichen Gegenflähen eingeidleiten,
ohne daß ven Plüifigkeiten dadurch vie Ab⸗ oder Zufluß-Richtungen werner
werden (3. B. in oben und unten offenen Saarröhrdhen, bie ſog. *
teren Querdurchmeſſer den eines Pferdehaarets nicht übertrifft, jedoch belichitz
ender ſeyn darf, oder auch in weiteren effenen Köhren, vie jeroch — follen ve
hiebei durch trgpfbare Blüifigkelten au bewirkenden Erſcheinungen gehörig veutit
werden — nicht über 1/6 Zoll weit feyn biirfen), Reigen bie Flamgkeiten ie
dergleichen aufrecht geflellten Röhren entweber an, db. h. erheben ie fi
“ innerhalb‘ ter Röhre über den Spiegel nes außerhalb der Röhre Gefintlben
SlxffigkeitseAntbeite, oder fenken fie fich innerbalb ber Rötzre ticher, eis fr
außerhalb ficken; erſteres findet fatt, wenn die Summe ver UUnzichumgen ber
dem eingeichloffenen Blüffigen zugewendeten, dieſem nächſten, es aber mod nit
berübrenden ſtarren Flachen größer if, als die Anziehüngen der eingeidpieffenes
Ftüiftgleicstbeildeg unter ſich, legteren, wenn umgefehrt die Unzichung der
BıüfflgfeitesTpeilchen umter ih, ». i. bie Gobäfion ver Bilüffigkeit größer id,
abs il ve Unziehung zur flarren Bläche,, als ihre Anhäfion zu derſelben
Taucht man ein gläfcrnes Haarroͤhrchen n.gige es naſſende (ihm anhaftenbe eder
adhaͤrirende) Flüſfigkeit, z. B. in gefär ei affer, in Milch, gefärbten Bein
geiſt, Delse, fo wird daher ſolche Fläfſigkeit in dem Röhrchen zum fe Yöle |
anfteigen, je enger daſſelbe if; geleht es bat nun eine.gewifle Höye eruricht, über |
die es nicht hinausgeht, fo find die Sichlräfte, von deren Wirken ed id Ya in
Beziehung auf bie im Röhrchen befintliche Slüffigfeit handelt, die des sberfen, |
von der flarcen Innenfläche red Röhrchen einfeitig angezogenen Slüffigfeitäziuge |
und bie des unteren, am unteren Innenrande. gegebenen, tie wir baber, neuen |
wir ſie A, mit. 2 A in Unfap zu bringen haben, va beine Ringe an Kr
einander vollkommen gleich find; da aber der untere Ring vom ber ihm nid |
unteren mit a zu bezeichnenden Flüſſigkeitoſchicht nicht aufwärts, fondern abmär |
geanaen wird, fo läßt fich das Verbältniß ver hiehet Wirkenden antträden verch
A>aum 2A — a iſt pofitio, währenn, wäre bie Gohäfen ver Pie
keit größer als. ihre Adhäflon zur Glaëflache (was z. B. ver Fall ſeyn wirt,
wenn das GHasröhrchen nicht in naſſende, ſondern in troden laſſende Wiıkiügbeit,
3-8. in flüffiges Diercur getaucht worven), dat Verhältuiß der Wirkenden BG au
prüfen laſſen würde durch 2? A <a un 2? A — a würde negativ ſcha, bei
Mercur daher im Röhrchen tiefer ftehen, alt außerhalb deſſelben, wuh um ie
tiefer, je enger das Röhrchen, und während im erſten Bulle bie sberiie SEHR
der naͤſſenden Fluüͤſfigkeit hoöhl gekrümmt erfchlene, würde fi bie der Iusdns
erhaben gekrümmt zeigen, gleich wie näflenne Slüſſigkeiten in von ihm
nicht gefüllten Gefäßen: mit erhabenem Rande und Brittenvertiefung,; im Mann
überfüllten: mit vertieftem Rande und Mittenerbebung fi fielen, uum wie
Mereur in sinnernen, bleiernen, zintenen ꝛe. Gefäßen, fie nicht füllend mit ver
tiefter Mitte und .erbabenem Rande, bagegen in gläfernen, porzellanenen x. kam
Mereur nicht anbaftennen Bechern oder Schaalen mit erhabener Mitte mb ver
tieftem Rande ſteht. Man nennt die negative Gapillarität auch die Deprek
fiun und muß 3. 8. bei Barometeen die Größe derielben genau kennen, weun
man über ven wahren Hoͤhenſtand des Mercur in ber Barometerröhre fi mit Beftimuumte
- heit unterrichten will, S. 32 ff. In m. Grundz. I. 214, 226 ff. Äinzet men
. 1429
zu unterſcheiden. Es find nämlich tie Lungen, als in einander vers
webte, hoͤchſt feine Benens und Urterien⸗Netze, zugleich durch und Durch
mit Luftzellchen verfehen, die duch die Bronchien mit der Luits
zöhre in Verbindung Reben. Die Wände diefer Zellben fo wie die
Häute der Gefäße find Waflershaltig und in diefem Zuflande vellkom⸗
men geeignet, die Endoomoſe wie die Eroomoſe möglich zu machen,
Durch Endoemoſe tritt nämtich die eingeathmete Luft — da Die Iunens
räume der Zellen, wie die der Gefäße vor der ECinathmung leer find an
O:8a6, und da Gaſe, Bolta’s und Dalton’s Unterfmbungen
zufolge (m. Grundz. I. 166 und 265 ff.), fi fowohl in Räume,
welde leer, als and in folde, welche von anders genrteten
Bafen bereits erfüllt find, fo lange ergießeu, bie die
gegeufeitigen Drudgrößen ihrer eigenen Theile einander
—
bie Ergebniſſe der von verfchierenen Biyfitern über bie Capillaritat und Adbaſion
‚angeftellien Beriuche, als auch die hieher gebörigen Unteriunungen und Größen:
beftimmungen aller dabei Wirkenden zufanmengeftellt, nah 2aplace und Gauß;
fammt »eren Formeln zu hieber gehörigen Berechnungen. Hier nur noch, zu
weiterer Erläuterung, nachbeſchriebene Ginzelfälle. Die Wärme wirkt ber
Aphaͤſton entgegen; tröpfelt man näffende Släffigfeiten auf Mark erhigte Metalls
ſchaalen, fo bilden fie Kügelchen (Leidenfroft's Berfuh; a. a. O. I. 234),
ahnlich jenen, welche z. B. auch entfieben, wenn man in mit Bett befiricdene
und bann mit Bärlappfaamen befläubte Borzellans oder Glaeſchaalen Waſſer⸗
tröpflein fallen laͤßt. Stellt man eine cylindriſche Obertafle (oder ein ähnliches
Glas), gefüllt mit Heißer Stüifigleit in‘ ein weites Glas mit kaltem Waſſer,
fo ſteht Iepteres an ven heißen Außenwaͤnden ver Taffe nicht mit erhabenem, fons
dern mit vertichtem Rande. Will man Wafler zu möglihft Meinen Tröpflein
zerfprigen, fo macht man es zuvor heiß; die Wärme wirkt nicht nur ber Adbä⸗
fion, ſondern, wie ſchon früher (S. 49 u, 167 ff.) bemerkt worden, au der Gobä-
Tlon entgegen. Gifernes. Röhren, hölzerne Fäſſer ꝛe., welche in Bolge
ſehr feiner Riffe over Löchlein rinnen, beſtreicht man außen mit Talg, ſchließt
fo die feinen Deffnungen und macht fie dadurch haltbar und unpurcperinglich ſelbſt
gegen ben Drud ſehr hoher Waſſer⸗, Gooles sc. Säulen. Schüttet man auf
vas ein Trinfglas zur Hälfte füllende Waſſer Bärlappjaamen und taucht
Dann einen Finger in das Wafler, fo überzieht fich viefer mit dem Bärlappiaas
men umb zieht diefen bis zum Boden bes Glaſes mit hinunter, ohne daß er im
minteften genäßt wird, und ohngeachtet der Bärlappfaamen ein, verglichen mit
sem Waſſer, weit leichterer Körper if. Dan überfireigt. Bußböven mit
Delfarben und fihert fie fo zugleich gegen Durchdrungenwerden von Beuchtige
keit und Waſſerdünſten, während man fie in ſchlechtere Warmeleiter und dadurch
is warmöaltenne Dopenplatten verwanbelt (die, waren ſie auf ber unteren
Geite mit Aspsaltfirniß überfirihen, zugleich gegen den Holzſchwamm gefichert
And. Man näßt die Schiffsfegel, um fie für die Luft unnurcheringlicher,
um fie fo, in Beziehung auf Schiffsbewegung durch Wind“ wirkiamer zu
machen. Dan ftellt zu Fußboben beflimmte Bretter in fließend Waſſer, hebt
Be nad einiger Zeit- wieder heraus und trodnet fie in ver gewöhnlichen Weiſe
„ver Schreiner (Tiſchler), um fie fo um fo befler gegen vas Sich⸗Werfen zu
fchügen. Wie man erhabene Figuren auf Holz hervorbringt , wie beim Wal⸗
len der Tücher, beim Aufiaugen durch Badeſchwamm sc. gewirkt wird; f. m.
Grundz. a. a O
1430 -
gleichen oder unter ihnen „Bleichgewicht des Drudes” Kergeft-lit iR
— ein: in die Hohlräume der Zellchen und der Gefäße, während um:
gelehrt gaflge Carbonſäure und gaflges Wafler (die einer Ceits im
Binte, aus dem C und H feines Fibrins und Fette umb dem zuser
eingeatämeten O entflanden, anderer Geits bei der Bildung des Chylas
übrig geblieben und mit dieſem in das Blut gelangt waren) durch dieſelben
Wandungen hindurch: in die an COg:Bas und Waſſerdampf leeren, ober
boch nur geringhaltigen Hohlräume der Luftröhre fo lange getrieben werden,
bis zwiſchen der gaflgen COsg un» det gaflgen HO dr Zellen: u
Gefaͤß⸗Hohlraͤume, fowie der Luftröhre, das Gleichgewicht des Drake
Gergeftellt iſt. Da jedes eigengeartete Bas nur gegen ihm gleidggearieiet
Bas Druck ausübt, fo begegnen ſich bei dieſen werhfelfeitigen Es
leerungs⸗ und Füllungs⸗Bewegungen einer Seits das von eimes A
begleitete O=-Bas, und anderer Eeits das, HO: und CO
innerhalb der Zellen: und Befäßwandungen, ohne Ah dabei zu Ric; |
&tnlich, wie gleichzeitig die verfchiedenften Lichtwellen, ohne id zu
Rören, durch die Sehe (Bupille) in das Auge, und die von einander Auferi
abweichenden Schallwellen der Luft, durch das Trovimelfell des Otres
in das innere Ohr (bis zum Höhrnerven und in biefen) fi fortpflauge:
ohne ſich gegenfeitig zu hemmen oder zu Rören. ») Uebrigens wu
—*
9 Verſchieden von dieſem Verhalten der Zellen⸗ und Gefäßwandungen ber Drag,
iſt das Sapıllaritäts,Berbalten ver Thierblaſe, in Barrot's und inn Gim
mering's Verſuchen; denn es läßt vie Im erfieren Berfuche das mit tstel
‚gefüllte, oben hinreichend weite fog. Zuderglas, nachdem eb oben zur,
bünner Thier-Darnblafe, genau veriloffen worben, ins Waſſer geſtellt zu Maker
einpringen, aber (aus Mangel an Adhaſton zum MBeingeifie) Teinen einge
herauttreten; woburd; dann enblich wie Blaſe, ſich aufwärts krümmend, je ab
ſchwillt, daß file dem Berplaken nahe kommt und, durchſtochen, einen Biäfig
keiteſtrahl mit großer Gewalt berausfteigen macht; im anderen Berfudhe enıhäßt
dagegen der (in gleicher Weiſe wie im erſten Verſuche) das Bias fülleste ab
durch (ſehr dünne) Thierblafe verfchloflene Weingeiſt oder Wein fein Meier
durch vie Blafe hindurch verbampfen, ohne Laß dagegen Luft zu the hineis, mm
das Bas, dringt, weßhalb fl die Blafe hohl früämmt, und nimmt men
— — — — ——
Ai
|
!
|
(3. ©., indem man das Glat neben gebrannten und ungelöfchten Kall aber neben |
wafferarme Schwe felſaͤure, unter eine am unteren Rande mit Klauenfett beiridpene
Bode flellt, die ihrer Seits auf einer ebenen Metalls oder Blase Platte Bet)
ven Wafferrampf hinweg, fo bleibt die von der Glocke umhüllte Luft immer vorimer
genug, um ber Verbreitung des tem Weingeifishaltigen Safe entfieigenken
Waſſerdampfes Teinen hindernden Gegendruck entgegen zu fehen, wub vie Eue⸗
wäflerung ſolchen Weingeiſtes erfolgt dann in verbältlih Eurer Zeit. — Beleis
gens lönnen ſelbſt Metalle, 3. B. Platin vünn genug bargekellt werben, wm,
während fie durchſcheinbar geworben, Alkohol capillarifcg binkurch zu Ian:
ſtellt man nämlih (na Döbereiner; m. Gruudz. I. 439 uns IE 971 Kun)
Sadıech mit Pi Aberzogenes Glas dar, daß man PBlatindloritskäiung in gefiumer
Warme wieberholt und fo oft mit Alkohol verfegt, bis fidh eine gefättigte —— |
altopolige Ldiung gebilvet Bat, in die man das zu überplatinenre Bist wiene>
Holt taucht, indem man es babei in ver Fluͤſſigkeit lets fo drehet, daß bünfelhe
|
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1481 \
bei der Wohäflen ſtarrer Flaͤchen mit lediglich eine durch die Ber
rührnng er erwedte und barum gleich den chemiſchen Anziebungen
keine Yeruen vor fi habende (und mithin nicht in bie Werne fi
bethätigende) WUnziehung, fondern zugleich auch Die Schwere und jene, in
jedem Starren, auch in dem amorphen möglicher Wirkſamkeit nad
yorhandene Ekryſallmagnetiſche — m. Grundz. II. 330 — oder)
polariſche und Hiemit aus der Yerne her anziehende fog. Kraft, wie
ſich durch leicht durchführbare Verſuche darthun läßt; taucht man z. B.
zwei gleiche, cylindriſche, unten abgerundete Blasfäbe oder an ben
Enden zugefiämolzene, euge Blasröhren, mit den abgerundeten Enden
im eine naͤſſende Flüſſigkeit, zieht fe dann ſenkrecht (einander parallel)
fo beraus, Daß au jevem unteren Ende ein Tropfen hängen bleibt,
uud nähert nun dieſe einander, bei gleich bleibender ſenkrechter Stellung,
fo gelangen beide Tropfen endlich In eine Näpe, aus der fie ſich fichtbar
aus der Berne Her anziehen und zufammenflichen. ») Auch gehört
hieher das bekannte Phänomen, daß man durch einen, auf einer
Waſſerflaͤche zur möglich dicken Scheibe verbreiteten Yettöltropfen,
mittelſt des Tropfens einer leichteren Plüffigkeit (3. B. des Weins
geiles), den man aus möglich Furzer Falltiefe auf die Mitte ber
Scheibe Hinabgleiten läßt, fofort das Del in weitere Kreife verflächt,
während der Weingeiſt durch die Mitte derfelben hindurch dem Mahler
. zueilet,
9) Durch Vermittelung der Lunge gelangt in befagter Weife das O⸗Gas ıc.
in das aus der rechten Herzkammer in die Lungen getriebene, dunkle
veröfe Blut, um aus benfelben als hellrothes arterielles in bie
linfe Herzkammer und hier durch den Aorta *®) “genannten großen
\
ih auf den zuvor durch inzwiſchen flattgefundenes Trocknen am der Luft am
Glafe feſtgeſetzten Platinchlorid⸗Ueberzug Nett gleichmäßig verlät, fo erfolgt,
nach lehter Trodnung über einer Weingeiſtflamme erbigt, Gerfieflung bes Ghlorke
zu metallifhem Pe, in Form eines das Bias bedeckenden Metallfplegels, der ſich
fofort in Häntchenform ablöR, wenn man ihn in wiäffriger HCh mit Zn
berägrt, und fo das verlangte Platinhaͤntchen gewährt.
% Out man dann beite Stabenden wieder von einander zu entfernen, fo bilhet
Die zwiſchen ihnen beſiadliche Flüfſigkeit einen Doppeltegel, deſſen Spihen iu eins
ander geflofien find; je zaͤher die Fläſſigkeit iſt, um fo weiter vermag man bie
Stabenten von einander zu entfernen. Der Berf. dieſes Hobe benutzte vieles
Berbalten zur Bemeffung der ZAhigkeit ſolcher näffenden Stüifiglelten; a. a. O.
I. 110 um II. 23,
*) gogra (von eig, ich exhebe). Es erhebt ſich namlich biefe Hauptſchlagader
in einem Bogen von dort aus, wo fie aus dem Herzbeutel herwortritt, bis wor
Sen zweiten Bruftwirbel. Arteria, Buflsater von ang, die Saft, und rnodo,,
ip bewahre auf; bie Alten meinten naͤmlich, daß, weit ſich in viefen Gefäßen
bei Leichen wenig oder gar kein Blut vorfinbet, es ſeyen vie Pulsabern blutleere,
nur Luft enthaltende Behälter.
1498
1
Echlagaderſtamm wieder in den Leib zurüdgeführt gu werben, — Bon
welcher Beichaffenheit Das Bas ber fog. Cruor⸗Kügelchen ſey, cb nur
O:Bas, wie J. F. Adermann annahm (deffen: De oombustionis
lentae phaenominis, quae vitam constituunt. Jenae..1B08),
oder ob armefphäriiches, in feinem AsWehalt beträchtlich geminterts,
oder ob nur Blutduft (der fih aus dem frifchgelaffenen Blut ver:
züglich kenntlich durch Zufug von Schwefelſäure enıwıdelt und märz
lidem Menſchenblute entſiammend andere riecht, als wenn er and
weiblichem entbunden wurde, auch bei jedem Geſchlechte nach dem Alter
mehr oder weniger abweicht, bei Kranfheiten aufertem noch befondere
Abweichungen der Art barbietet und ebenfo auch bei den verfdgichenen
Thieren, die auch in diefee Hinſicht von Menſchen ſich merklichh umiers
fheiven; m. Grundz. I. 733, IL 465)% darüber zu entſcheiden, fehlt
e6 zur Zeit noch an DVerfuchen. Leber den Einfluß ber Gaſe auf die
Blutkoͤrvberchen (fo wie über der legteren Geſtalt bei Menfchen am
Thieren) vergl. E. Harleß: Inaugural-Abhendlung über den Ein--
Auf ver Safe auf die Form der Blutkörperchen von Bana tempe-
raria. Erlangen 1846. Lavoifier berechnete, daß der erwachlen
Menſch in einem Jahre 746 Pfund Oxygen der Luft atbmen» ent
ziehe; Menzier bringt den Betrag ſolchen Verbrauchs zu 837 Pit
in Anſatz. Merkwürdig und weiterer Unterfuhung werthh iR Tas Be
halten des Biperngiftes zu dem Blut. Gontana’s hieher ge
hoͤrigen Verſuchen zufolge verfläfflgt es an der Luft die Faſer mub dad
Blutroth, macht hingegen das Bintalbumin nicht geriunen; erſtere
fhwärgen ſich dadurch. Es tödtet diefes furdhtbare Bit alle BBarm
blutner (den Menſchen, in deflen Magen gebracht, in einer Menge von
30 ®ran), «ber nicht die Taltblätigen und Feine wirbellefen Thieme,
gegenwirft weder faner noch alkaliih, fFlelit eine gelbliche, gummi
ähnlich zähe, wie Thierfett ſchmeckende, aber fein Bett enthaltende, im
Waſſer zu Boden fintende Flüfſigkeit dar, die innerlich un anf die
Haut gebracht nicht die mindeſte Entzündung bewirkt, dagegen in das
Blut gelangt, fofort die Reizbarkeit der Thierfafer aujhebt. Im Zahı
der Viper erhält es fi (nad teren Toͤdtung gegen Luft geichicht)
zwei Jahre lang wirkfam, und wird bei dem Biſſe des Thieres (nes
dabei flets etwas zurüd behält) aus 2 Bläschen entlaflen, deren jedes
2:®ran Gift enthält. Ein Feines Thier wird von Y/sog Bren go
tödtet. — Obgleich Schütteln des dunfelen venöfen Blutes mit O⸗Get
es aufhellet, fo folgt daraus doc; noch nicht, daß es in der Lunge mar
durch den Zutritt von O ſolche Hellung erleide; denn ee wirb vafielde
auch aufgeheller durch Schätteln mit COꝛ-Gas und zum Theil fen
gehellröthet unmittelbar vorher, bevor es in bie vordere Gerzlammer
eintritt: in Folge des Beitritts von jenem hellen (bei Mengebermen
milchigen) NRahrungsfaft, welcher aus dem Bruftgange in die Vena
subclavia übergeht; ob es jedoch ſchon gemäß dieſer Beimiſchunz ſich
—— — —
um 10C. = 0ER, höher anmärmt, wie ſolches nachher das in arie⸗
rielles gewandelte Blut zeigt, oder ob tiefe fortan beharrliche Bühl
wärmesEteigerung (wie hoͤchſt wahrfcheinlih) lediglich Bclge der durch
den Beitritt des O:Wafes in Bang grrathenden Oxydationen zu ents
fernender, im Uchermaß angefammelter, brrnnlicher Stoffe (Grund⸗
Moe wie Wrunpfirfiverbindungen; 3.38. 8, P, C -+ H Gezweit⸗ oder
C + H + 0 Betrittverbindungen; Bett 3c.) if, darüber fehlt es 2.
an entfcheidenden Unterfuchungen. *)
*) licher Bintzellen-Bilnung vergl. Schleipen’s, Schwann's xe. Voraueſetzungen,
in Sobernheim's Ponfiologie der Arzueiwirkungen. Berlin 1841. 8.
„Aus einem (erihloffenen) uriprünglihen Zellentern, von Schleiden durch
Cytoblastus (von xuros, Höhlung oser Hülle, und Plautos, Reim) bezelhnet,
bilidet fi in der uriprünglichen Slüffigleit, von Schwann genannt: Cyto-
bliastem, zur Gelbfiberhätigung die Blutzelle (». i. das mikroſkopiſche Blut⸗
korperchen oder Blutkogelchen) ans: zu einem individualiſtrten Blutorganismus
(zu einem verhaͤltlich | elbRRdmigen Gigenlehweien) , der, als ſolcher, gleich jedem
anderen thierlichen Organismus Selbſterregung uns Gelbfiempfinnung, uns mit
viefens Bewegungs: und Smpfinvungstrieb befigt und zeigt (». h. von Beſeelung
zeugt; vergl. oben S. 1406-1408). Dur die Biutzellen erfolgen Alfimila-
tion: des Nahrungeſtoffes; Secretion und Excretion, des eigenen Zellenleibes und
bes Gauzen, dem vie Blutzellen angehören. Alles vieſes aber wird von ihnen
verrichtet unter dem Einfluß des Geſammtorganiemus (vurch vie Einheit der
Geſammtbethaͤtigung, d. I. durch die Seele des Menſchen over des Thieres). —
„Der eigentliche Vermittler ver Aſſimilation (Sinverleibung) ſey (nah neldest;
a. a. D,), bie gefäß- und neroenlofe Schleimhaut nes Nahrungseanale, es neh⸗
men jedoch daran nicht Theil: deren Flimmer⸗ Pflaſter⸗, Kegel» und Eylinder-
zellen· Schichten. — Ohne unmittelbare Mitwirkung von Gefäßen und Nerven
(alfo im dieſer Hinfiht: wie in den Bilanzen) erfolge Biloung. und Graährung
ver Kryſtalllinſe, ver Sehnen, der Epidermis und Gpithelien; zer Öaare und
ver Nägel.- — „Im Lebensproseh (in ver Lebensbethätigungs:Bolge) des Thieres
ſey nicht das Newenſyſtem, fondern das Blut Gries, Oberſtes und Lehtes,."
(Wer beſtimmt jenen Zufluß von Blut, welchen vie Innere Magenhaut erleidet,
wenn ber Diagen gefüllt zu werben beginnt, unb ber fie dann rötbet? — Uebri⸗
gens erfolgt hierauf Ausfonderung des Magenfaftes, und zwar um fo reich⸗
lichere und (beim Menſchen) eine um jo mehr freie Säure darbietende, je mehr
fee Rahrungsmittel zuvor in ven Magen gelaugt waren. — In venen, je zu
zwei zufammenhängenpen vier Diagen ber Wiederkäner — von beuen ber erſte un»
größte der Panfen, ver andere, Heinere der Negmagen, ber britte ber
Biättermagen unb ber vierte ver eigentliche, dem menſchlichen Magen ents
ſprechende, ober Saabmagen if (oben ©. 1400); von dem aus ber Chymus
in ven Zwoͤlfſingerbdarne übertritt — ſammeln ſich in ven beiden erſteren gelb⸗
liche, ſalzige Slüffigkeiten, welche im erſten nach 2. Gmelin neben CO, um
S, fo wie neben butyrinſaurem und eſſigſaurem Ammonoxyd fo reich au Alkali⸗
earbonat find, daß fie mit Säuren aufbraufen und daß fie volllommen befähigt
erſcheinen, ven pflanzlichen Nahrungsmitteln nah und nad auflöfenn Phyto⸗
albumin, Leim ze. zu entziehen und alſo gefhwängert in ven dritten Magen
überzugehen, waͤhrend Muslelbewegung das aufgeweidhte Butter in ven Mund
zurüdförert, um bort wiederholt durchkauet una mit Speichel vermiſcht zu wers
Den. Dieſer dritte Magen bietet mehr als 100 fog. Blätter, d. f. Balten dar,
zwiſchen welden vie kineingelangte Mafle, in Bolge der durch die Muskelfafern
eingetretenen Zufammenziehung, gauögepreßt wird. Hier wird nun bie alkaliſche
x
10) Mindert man die Blutmaffe bes Hihmenden, fo mindert fid
and das Bedürfniß zu athmen, und es wird daher felde
Flüſſigkeit entführt und flatt derſelben eine ſaure beigegeben, welchhe der anige
preßten Mafje zum Trweichmge⸗ und Auflöiungemittel dient, va dau der ge
fammte Magengehalt in ben Laabmagen tritt umm bier noch eime zweite ſerer
Beimifhung erhält, fo daß der nun hieraus gebilsete ſaure Chymus Abalih er⸗
ſcheint, jenem ber Menfchens und dem der Bleifchefreffennen Thiere. Ebenfalls feuer
IR nie Verdauung⸗bewirkende Flüſſigkeit in der Kropf genannten Epeiſeriher
Erweiterung der (von Pflatzenſtoffen, Saamen ıc. lebenden) Bögel, fo wie be
kleineren, durch Proventriculus bezeichneten, verfelben Rotzre, vom we ai
Die Mabrungsmafle in ven Mudkelmagen gelangt, ver bei ven Bleifchefrefenten
Bögelu — ohne Zweifel feinem Gafte nah — alkaliſch (Hanrneyik)
gegenwirkt; vergl. au Ban Maanen’s VerbauungssBerfudie (in Gehlen“
Journ. d. Chem. V. 114), um bier, wo bei denen won Pllanzennafeung hen
. von Bögeln kein Magenſaft binzutritt, zerrieben gu werden, was grobe Ga
korner befärbern ; die zu verſchlucken bei mehreren Bögeln, zumal bei ven Glan
artigen Bebürfniß if, vie aber meutGmaflih auch mit in ten B
gezogen werben, weil fie ihrem Stoffe nach in dem meiden Kothe viefer That
gänzlich zu fehlen fcheinen; vergl. oben S. 1409. Ber folcher Wege zu Stadt
gelommene Ghymus wird dann, in Folge andauernder Bewegung her an Meike
reichen Magenhant dem Pförtner (Pylorus), ». i. dem unteren Rage
munte zugeführt, gelangt von bier in dat Duodenum , ven Zwölfkugetun
ihn ausfpannenp un» fo bewirkenb, daß hie vor der Mäündung bed Galleugmpi
beſtudliche Falte ansgejogen wire, wobur dann vie Galle, fammt Na
pankréeatiſchen Saft (v. 1. Saft ver Pancrens oder Bandiyeigeicik)
fo lange aus: und binzufieht, als Coymus hindurchgeht. Dex faure Hagel
der Biederkäuer enthält übrigens, Gluby und Delafond zufolge, 4 Tun
mileoflopifcher Thierchen, jener der Hunde 2 und ver des Gäweins 1 &,
wägeenn im Dickdarm bes Pferves deren 7 vorkommen; ob dergleiches mb in
faueren Gafte des Kropfes um Proventrio, ner Bögel vorkommen azı ob R
ein befihumbares Verhaͤltniß zu vom Verbauungs-Borgange haben? IR zur Zi
noch nit ermittelt. Den den Schaafen entnommenen Magenſaſt fun
Jurine und fpäter Toggia un Garmimwati ziemlich fläſſig; fe hatten bel
Thier, dem fie ihn entnahmen, einen Tag vor deſſen Schlachtung fees lee
Er ließ ſich, durchgeſeihet, in Flaſchen einige Zeit ohne zu verberhen aufbemeittk
und verhielt fih in dieſer Hinſicht ahnlich jenem des Och ſen, ver RG In des
Slasflafe aufbewagrt 30 Stunden hielt, ohne Spuren von „N
aber (bei Quftzuteltt) aufhörte geruchiot zu ſeyn uns in ſtinkende Gäuinif ihr
ging, bei 00C. Hingegen 14 Tage hindurch unveränbert verblieb. Er wen, x
entnommen, weber fauer noch alkaliſch, brachtt aber dennoch MRÜLG zum Geis
nen, und zeigte fih, anf Wunden Auferlich angewendet, fo wie bei Geidmirt,
welche dur heftige Aderbruche entkanden waren, im anügezeidpurten Gut
Heilung beförbernd. — Bon welcher Urt jene Säure IR, welche bei den Bine
kanern ıc. nie Verdauung bebingen Hilft, ob, Brout's BWolgerumgen gemäß, 5#
Hypeohlorfänre, over ob micht -eine beſondere C und H ger Grnlg
habende, In ihrem Verhalten der von Bertbollet durch Möfung der Med.
fleiſchet erhaltenen zoonifchen ahnliche (vom der ThEnard varzuttun fehl
daß fie unreine Gifigfänre fen), Hier, wie überhanpt Im thierlichen Degenitus
vortomme, if unentfdhienen. Berzelins hielt letztere durchgäͤngig für Rile
fäure, Ziebig für Eſſigſäure; oben S. 1093, 1103 ff. m. 1964 ff. Se
auch Erzmetallſalze (3. B. Brechweinſtein, Eiſenoxyonl⸗Carbonat) neben —
anorganifchen Verbindungen ins Blut und von va in den Harn gelangen Ma"
geigte nenlih Kramer,
%
inverung werig ober gar wicht beitzagen Fönnen: zur Entfernung
> dem Bl im Ueberfluß beigegebener brenndarer Stoffe (außer den zus
vor genannten, 3. D. des Weingeiſtdampfes, der dem Blute beigetres
tener, zuvor gereichter berauſchender Setränfe ıc.). Der Harn wird
übrigens aus arteriellem Blut durch tie Nieren gelondert, was
auferden felchen Falles fchon dadurch mehr als beſchräukt ericheinen
würde, daß nur ein befimmtes Maaß von COn: und HO-Gas in den
Trägern des venoſen Blutes Raum bat. In wiefern dagegen innerlich
genommenes Kali⸗Azotat over = Ghlorat und =» Orgchlorat sc. oder
Azotſaͤnre, gleig von vorn herein die Oxydation folder breunbarer
Biutbeimifcgungen zu bewirken vermöge, darüber fehlt es ebenfalls au
entſcheidenden Berfuchen, wärend für den umgelehrten Ball, für ers
folgende Oxydationen, abgefehen von jeglihem Ernährunge-Borgang, -
in ven oben ©. 1322 erwähnten Orydationen der Gitrons, Wein⸗ ıc.
Gäure zu Carbonſaͤure zweifelsfreie Ergebniſſe vorliegen. Bon anderer
Urt ind jedoch jene Einwirkungen, welche Benzoefänre, unb ebenfo
au Zimmtſäure hervorbringen und erleiden, wenn fie ſich im
Sarne ale Hippurfäure wiederfinden; doch fehlt es auch hier noch
an exrihöpfenden Beflimmungen beflen, was dadurch im Harnfloff und
an der Harnſaͤure abgeändert und zerſtoͤrt wird. *) — In ben Azotiden und
dadurch in den pflanzlichen wie in den thierlichen Lebweſen, Recht übris
gens die Menge Phosphorjäureshaltigen Kalfs zwar im beflimmten
Berhältnig zu dem im kebenden Leibe vorhandenen Azot, allein ber
barans eriwachiene Wink für den Beſtand des P (und beflen Zuſammen⸗
geſehtheit) zu dem A 20. iR bis jeht leider, auf experimentellen .
Wege, fo gut wie ganz unbeachtet geblieben ; gleich vielen andern der
Art, welche die Natur über den Beſtand der fog. chemiſchen Blemente
giebt. —
14) Nicht nur jene Borgänge des Os und COa + HO: (+ As) Auss
taufehes innerhalb ber Lungen, fonbern auch die Blutkoͤrporchen,
=) Der Garn ver Gichtkranken erſchelnt vor dem Gichtanfall leer an Garnfäure,
zu anneren Zeiten dagegen davon mehr erfüllt, als et bei Geſunden ber Ball IR;
bei rbeumatifchen Leiden find Garn und Hautausbünftung durchaus fauer. Da
nun das Blut der Gichtkranken zuviel AH4: und Ca⸗Galze enthalten foll, fo
daß Nieren und Haut deren im Uebermaaß vorhandene Salze nicht zu entfernen
vermögen und vieſe fich theils auf den Kiefern (in der. Rieferngicht oder Sia-
goragra), theils auf Sehnen ıc.x. ver Hann oder der Bäße (Hand uns Buß,
Chiragra uns Podagra), theils auf vergleichen fefte Innengebilve des übrigen
Korpertheils, Ins Beſondere auf die Innenwandungen ver Arterien werfen, fo
fragt fi: wie fi das Blut folder Erkrankten, 3. ©. während ber Ablagerung
son hurnfaurem Natron (umb vergleichen Ammonozyn?) auf Sehnen ıc.,
son photphorſaurem (und barıfaurem?) Kalk auf UrteriensInnenwanpungen uns
dann wieder währenn des Borlommens diefer Salze ins Garne verhält, um wie,
wenn tn beiden Beiten Benzoefänre innerlih genommen wir? — Bi
Arthritis (Gsfent-Gicht) verhalten Harn uns Schweiß fig, wie bei Rheumatiömen,
‘
veranlaffen zu ber Prage: wie es in den Blutkörperchen, hiaſicht⸗
lich des Basgehalts Berhätinifies derſelben, zu dem der Blutgefäße
überhaupt flehe, fondern auch die übrigen Berhalten ber Binsföeperduen
fordern dringend auf, dieſe Brundgeflaltungen, anf dem Wege des Berfucds
und der mikroſkopiſchen Beobachtung hirſichtlich ihres eigenen Gasgchalıs
näher zu befragen. Zur Zeit hat man jedoch auf Diefe und Abnlidye Fragen
nichts weniger als genfgende Antworten. Dwen Rotb zufolge if
bie Hülle, d. i. bie einfchließende Membran der Blutkörperchen weiß,
deren Inhalt roch und ihr Gehalt au Keruflchl fraglich; daß jedoch
auch bier Endosmofe wie Erosmofe den Wechſelbeſtand bevingen,
zeigt ihr Verhalten. Bringt man dergleichen Körperchen ober fog.
Bläschen in Flüffigkeiten, deren Dichte geringer ale (WBafler — 1
gefeht) 1,06, 3. B. in Waſſer, fo fchwellen fie an bis zum Serplagen,
und ihr vorher Inhalt ergießt Ach fofort, ®) ſich von ver zerrifienen
weißen Membran ſondernd und (oberhalb berfelben fhwimmen») Ai
erhebend. Aber neben dem zerzifienen, gefalteten ober flach ausge
breiteten Häutchen,, finden fich in ſolchem häutigen Niederſchlage: ven
Blutkörperchen aͤhnliche, jedoch nur 2/3 ihres Durchmeſſers darbietende
weiße Körperchen und, außerdem noch andere, minter regelmäßige,
* welche (angeblich) theile aus dem Serum flammen, theils muthzmaßlich
durch Auflöfung ſolcher Körperchen entſtanden find. Schlechte Rabrung,
und bei Weibern: Schwangerfchaft, mindert die Zahl der Bintkügeldgen
betraͤchtlich — Ueber Athmung if übrigens vorzüglich lehrreich
Magnus in Boggendorff’s Ann. 1845. Nr. 10 ©. 177 1. Li
die Lunge Biloungsflätte, die Leber NWusfcheivungsort und die
Pfortader Sammlungsorgan ber verbrauchten Blutblaͤschen ſey —
ſteht noch in Frage.
12) Jedes Lebweſen ſondert zur weiteren Lebensbeihätigung muntanglide
chemifche Berbindungen aus, nicht felten begleitet von foldgen, welche umter
anderen Verhäftnifien noch als Erhalter des Lebens ſich gültig zeigen,
und fördert fle hinaus über feine eigene Leibesgrenze. Man nennt ders
gleichen allgemein: Ausfonderungsftoffe, und faßt unter dieſer Bes
nennung zuſammen, bei Menfchen und Tieren (und gewiſſermaßen arch bei
Bilanzen — bei mifroffopifchen Tierchen und Pflanzen find dergleichen
Ausionderungen zur Zeit noch völlig unbefannı) die Stoffe ber
Ausathmung, der Ausbünftung, des Harns und des Kothes.
Letzteren unterfuchte Bergelius und beflätigte dadurch im Hllgemer-
nen obige Bezeichnung der Ausfonberungen thierlich lebender Leider, *%
°) Sind fie weniger dicht als jene Flüffigkeit, in welche fie tanchen, und Gaben
dergleichen Biüffigkelten mehr als 1,06 oder 1,07 Gigendichte, fo entleeren fir
fig, indem fie dadurch mehr ober weniger in ſich zufammenfinfen.
*) Aus B’s 1806 vollgogenen lUnterfuchungen nes Menſchenkothe ergieht Mb,
daß derſelbe, nach der Verdauung von grobem (BI Ganuzirin m
"ab 'es naͤnilich meiſtentheils Orydatiens⸗Crzengniſſe, ober: in Folge
einzelner Oxydationen fret gelaflene und, in Brzichung auf Ausfon
‚verung: beweglich geworbene Übgänge ſonſt, im lebendigen Leibe, zur
Mitbethaͤtigung gegogener Bilduugetheile find. Auifallend und befons
: ders beachtenswerth iR jedady die von Berzeline (bei der erwähnten
Serleguaa) mitgetbeilte Wahrnehmunge daß. der denen unten bemerkten
Naehrungsmitteln entfiauımende Mexſchenkoth verhältlich ſehr viel
Magnit⸗Ph onphat beſaß; ein Salz, das wohl in gewiſſen vflanz⸗
lichen Lebweſen nick ſelten vorklommt und daher in ben feſten Theilen
Dur grasfreſſenden Thiere nie gänzlich fehlet, das aber in den Fleiſch⸗
freſſern mangelt und ebenſo in ben fehen Theilen des Menſchenleibes
Reis nur in werbältlich ſehr Meinen Mengen zugegen if: Wahrſchein⸗
lich warde 24 beim Ginfaugen jener Berdaunmgsfiäffigfeit, welche vor
von Darmzetten aufgefogen (dieſe Schwamm-ähnlich auffchwellend), von
denen zwiichen.. den Darmzotten amsmändenden Gaugabern nicht ans
an) eingezugen: weil «6 für fie (und damit für den menſchlichen leben⸗
digen Leib) fi) nicht eignet; Ausfonderungs- Bethätigungen, welche
früßer von dem Verf. dieſes Hobe Cim VII. Gap. ter Iſten Aufl.
$. Experimentalphyſit. Heidelberg 1810. 8.) als Folgen von Wahls
anziehuugen für den Hall bezeichnet wurden, daß man überhaupt — wäh
xrend ſchan Damals dergleichen. aus der Chemie verwieſen worden — noch
in der Phyſiologie ſolche Angiehungen als zulaſſig erachten würde.
Daß aber in der That: einer Auswahl ähnliche Eutzichungen, in Bes
ziehnng auf dem jenen Saugader-Mündungen zugäuglichen Chylus, der
dem Ey mus, während des Durchganges defielben durch die Gedaͤrme
entgogem wirk (der Ehhmus ſelbſ iR wahrfcheinlich ProteinsTrioryb
—+ HCh) im menſchlichen wie im thierlichen Leibe vorkommen, ja im
vRanzlihen nie. gänzlich fehlen, zeigt der Grnährungsgang jeglichen
Lebweſens. Go wird 3. DB. von jeuen Saugadern Galle nicht eins
gezogen, obgleich Re in jener Fküffiglekt, weiche bie Saugadern (ihnen
.. " worüberfließend) berüßst; nie fehlt. So fehen wir aber auch Pflanzen
Reis nur anf ſolchem Boden und in ſolchen Umgebungen vollkommen
gedeihen (3.2. Parietarin-Wrten une auf Salpetersbaltigem Boden),
welihe ihnes ſolche Nahrungsſtoffe darzubieten vermögen, die, wenn _
auch ihrer Cutwickelung nicht befonders foͤrderlich, doch für fie: Leben
friend fine, In der. Dammerde kammen die azotſanten Salze, haupts
Fleiſch entlaffen, befteht, im Hundert aus: 73,3 Wafler; 70 unföslichen, unver
"Saulicden Theilen (Holzfafer und verwandten Gebilden) 5,7 im Waſſer Löslichen
‚Stoffen (0,9 Galle; 6,9 Albamin; 2,7 fog. Gxrtraetivfioff amp 1,2 Salze; naͤm⸗
Lcy milchſauves ıc, Natron x. x., wie bie Aſche es ergab) und außerdem 14,0 Pros
cent im Darmcanal pinzugefommene Stoffe (Schleim, Ballenkarg, Bett und
Befonberer thierlicher Stoff). Die Salze der Aſche waren: 3,5 NOCO, ; 4,0 NCh;
2,0 NOsOʒ; 2,0 MgOP Os Bafe und 4,0 baflfch phosphorſaurem Kalk oder
ſog. ——
1438
ſachlich Galpeter und azotfaurer Kalk, ia der Regel nus bis gar Tick
von 2 Zoll vor. Darf man vorausießen, baf bie Azetſanre bier
Erde, nebſt COz hauptfüchlich durch Oxydation des huminſanren In:
monoxyde hervorgegangen (oben ©. 1086 Aum.), fo zeigt das Berfelin
der wäfirigen, Löfungen der Azotate, namentlich des KOAO;, u siy
Nirbaven O⸗Hydraten, baf umgelchrt auch die Azotſanre wire g
Ammonoryd zurüdiährbas erfcheint; wie denn 3. B. in Wale
getöfes KOAO, mit geloͤſten Gummi verfept und längere Seit kin
durch fich felber überlaſſen, dann aber mit Kali» per Aail:Hymai
(oder deren Bertreter) vermifht, Ammonial entbinde Was hie
-in der Stäffigkeit vorging, IR auch in ber feuchten Dammerde möglih,
woraus folgt: daß Fark verduͤnnte twäflrige Löhungen der Ayetak he
Wurzeln Ammonoxyd und bamit den Gtoff zu reichen vermögen, In
in den Pflanzen die Bilvung von Azotiden möglich madt. Fu
Nebermaaß von Azotaten (3. B. von Galpeter) hemmt Being ir
Saamen und Warzelbethätigung, und macht fo den Boden unfmchtber
Die folgen Weges zugleich entichende Catbonſäure if, in ben Aags
blicken ihres Werdens (in statn mazcenti mehr als auferbem) ein ER
wirtfames Auflöfungemittel für die freie wie für bie am feuerbehiung
Galzgründer zu ſchweribelichen Salzen verbundene Huminfäure, m
wird fo zum Mittel, die Orgsation berfelben zu CO⸗ zw beläret.
Eine weitere Quelle für COz-Biteung im fruchttragenden Boten, P
währen auch die darin vorkommenden oder 5. B. durch Mergel ib
gegebenen Garbenate, die fowohl Durch Huminſäure uud Amir
organifihe Säuren, als and, und vielleicht hauptſaͤchtich durch Silis
fäure der Seriehung unterliegen; deun durch Pflagen sc. wermeiit
Zuftberührung unterworfene Gilichäute, zumal jene der Thene, Kit
dert Deren Hydratiſfirung, und. damit ihre Zagaͤnglichteit gu COrteb
tigem Wafler, und zwar um ſo mehr, wenn bergleidgen Gehei- u
Ero-Berwitterungen (vos Hundert mun mehreren Jabren beyeidgert dech
Gefeins@ährung; Fermontatio fossilis), Berfriezen flht
GeReine vorangegangen war oder Re unterfihgt hatte. Dringt aisll
Ins Beſondere nach ſtarker Taneshige, in die dadurch erweitsehn IYy
ſtalliniſchen und ahnlichen Zwifckenräume atmofphärifches Waller ir
was fowohl durch Degen als bei klaten Nächten andy durch Tyan Kill
von Gatten geht, fo bleiben ſolche Spalten dadurch Dein ameſyhari
ſchen Wafler fortan Rets mehr oder weniger zugänglich; ſtad fe bs
bei herannahender Kalter Jahreszeit damit erfüllt, fo gelangt es is we
fen Zwiſcheuraͤumen zum Gefrieren, treibt dadurch aber die Eye
derfelben aus einander, und bewirkt fo nach und nadh, durch äftere Bir
derholumg, gaͤnzliches Serflichen der dabei zugleich dis zur Aufläsidr
feit in wäflriger Sarbonfäure mit Wafler gefchwängerten Gilicfäste. -
Jene Oxydation aber der Huminfäure und verwandter Er
wird hauptſächlich dadurch begünſtigt, daß das atmefapärifge Oel
J
denſelben in jener Verdichtimg zukommt, welche es durch Berſchluckung
son Geiten des Waſſers erfährt und die um fo größer if, je kaͤlter
das Waller. Daber wird ſchmelzender Schree für alle Gewächſe,
ſelbu für Treibhauspflanzen vortheilhaft; S. 338. Daß O⸗freies
C enthaltende Geſteine, z. B. Kieſel⸗ und andere Schiefer, Thone ıc.
gleich ver Kehle (©. 955) durch, bei ihrem Verwittern erfolgende
Dreydatien de6 C zur Vermehrung der CO, eines Ackers wefentli
beitragen Fünnen,. iR erwiefen, und ebenfo auch, daß ſolche Verwit⸗
terung beſonders begänfigt wird auf befchatteten Aeckern (daher die
Zörverung des Wachethums nad ber Outwidelungelufen bei Hack⸗
früchten, Karden, Kartoffeln, rothen Müben ıc.), well dort größerer
Woflergehalt größere O⸗Gao⸗Verſchluckung und dadurch ermittelte Ver⸗
dichtung veſſelben zur Folge hat, und Mäßigung der Beleuchtungswärme
die Berfiächtiguug ſchon beſtehender COg, fo wie des Waflers mehr
oder weniger hemmt, das geigt ſchon der Anbau des Sommergetraides,
das in der Regel vorzüglicher gerätg, wenn es mit oder bald nad
Hülfenfrüchten gefäet wird; wie denn auch aus gleichem Grunde faftige
Stoppein mıd Spoͤrk vortheilhaft werden. In wiefern milroflopis
fe Pilze und Shwämme zur COg=- Bildung beitragen — von
nicht mifroftopifchen ift e8 erwiefen, daß fie CO, aushauchen — müffen
Berfuche beantworten; daß Re, gleich biefen und den Iufuforien durch
Abſterben und Baulen auch AmmonorydsBilvung befördern, iR
mehr als wahrfcheinlid, nad daß der Ball vorkommen fan: daß
gewifle Pflanzen ſchädliche mikroſtopiſche Echwaͤmme und Pilze buch
ihren Wachethum zerkören und fo für die nachfolgenden Zuchinflangen
den Boden vorbeflern, mithin einen Orund mehr für bie Rothwendig⸗
keit des Fruchtwech fels (oben S. 1412 u. ff.) darbleten, fcheint aus
denen ſolchem Wechſel entfprechenden Erfahrungen ale wahrſcheinlich
Gervorzugeben; fo z. B. geräth Gerſte in der Regel vortrefſflich, wenn
fe dem Walzen folgt, hingegen Waizen ſchlecht, ver in Gerſtenſtoppel
‘gefärt werben, wohl aber gut, wenn man im leßteren Ball vor dem
Waizen: Klee in die Gerſtenſtoppel fäete. In Pommern ſaͤet man
feit vielen Jahren in den Boden, ber zuvor Tabad getragen hatte,
wit gutem Grfolge, ohne erſt wieder zu büngen, Waizen. Vergl.
oben ©. 1086. Daß übrigens die in der Luft ſchon verbreitete, und
durch Thiere und Menfchen (audy duch Vulkane) fortvauernd noch
erzeugte Carbonſaͤnre Hauptantheil hat: an ver Ernährung ber Ges
waͤchſe, wird allerdings auch erwiefen an der Menge von C, weldhe
bie 3. B. auf einem Acker erzielten Pflanzen darbieten; indem biefe
Menge — wie Liebig zeigte — größer if als jene, weldhe ber Ader
befoß und welche ihm durch Dünger zugeführt worden; daraus folgt
aber keineswogs, daß Düngung mit organifchen Abgängen mindthig und
durch fog. Mineraldünger erſetzbar fei, wie foldhes behauptet worden
in der S. 1416 Anm. erwähnten, a. d. Engl. überfegten Schrift, Denn,
)
wietwohl es Länder giebt (3. B. die Moldau und die BWalladei;
yerfchiedene Steppen Güpfibiriens und angrenzender Lande) in wilden
Düngung nicht nur unnöthig, fondern fogar nachtheilig wird *) —
%) Selber, welche beſtimmt find zum erfien Mal Frucht zu tragen, Schau mau is
ver Molvau und Wallachel zunähf mit Kohl und Gurken (Gmcumen), ken
Wurzeln, Etiele und untere Blätter, mit ihrem beträchtlichen Gehalt an Cd
und Albumin ꝛc. dann für das Getraide den Boden düngen belfen, mähren zu
- Bilägung und Behadung ibn der Verwitterung feiner anorganiſchen Wengikeilt
fo wie.ber Verweſung und Faulniß ner organifigen, förderlich bio ſtellt. — 34
vor mehreren Jahren Bewohner der Ukraine freiwillig in Eünfibirien einmaneria.
fanden fle ven dortigen, von Ihnen zum Fruchtbau zu benupenven Eterper⸗bas
fo rei an natürlihem Dünger, daß fie erachteten: es möchte verfelbe deß dw
- zufäende Getreide in ſolchem Grave ins Stroh fdiefen machen, daß vie db
wickelung ver Achren una beren Reifung im vie kalte Zahreszeit falle, um km
Bälle wie deren Reifung unmöglih werde. Sie trugen daher Guam uıb Ti
auf wiefe Felder, pflügten beive unter und fäeten nun erft ein. Der Erfolg rehb
fertigte ihre Maaßnahme; währen» die Neder der Cingebornen viel Grob mb
wenig Korn gewährten, erbielten fie, nchen genugfamen Etroh, fer wit
liche ÜBruten, (Scene Gegenven geben in ver Regel vas 18 fache ver Karen,
es giebt aber auch Jahre, in welchen ſelbſt das 80 fache gewonnen win; wu
“ Eottrelt’s Eibirien, Aus d Engl. v. Lindau. II. Leipzig 176. 8)
Dort giebt es Belver, welche ſeit 200 Jahren nie brach lagen; feit einigen Jah
wird jedoch and) (in ter Näbe von Tobolek und Tumen) Düngung nik
‚ Huf einem open, ver nie tiefer ale um 1 Fuß aufthauet, fiuhet mas tert mel
gevehnte Wälrer, Bei Nertſchinek iR die gefrorne Erdſchiqt uch
6 Fuß did, reichte fonft aber noch tiefer in den Boten binab, nimmt jach IR
einiger Zeit ab. Zeigte ſich dieſe Abnahme für vie Volge umnunterbroden
- dauernd, in allen fehr nördlichen Breiten, fo würde fie jener ans aftmite
.und geologifchen Berhältniffen abgeleiteten Bolgerung zur Gtüpe ba, Wi
innerhalb eines Platoniſchen Jabret (d. i. bianen 25 bis 26 tawfenb Jahren) te
Erde einmal auf ber füdlichen und dann auf ber nördlichen Hälfte ige GH
von Anwärmung durch die Sonne erfahre; Erwaͤrmungswechſel, weit ve de
wechſelnden Lehenobethätigungen ber genannten Erdhälften regeln um fe für @
Gatwidelung ver Gingelniebenden vorzüglich des Lanze, im geringeren Ref
für pie des Meeres, fowohl in Abfiht auf Zeit als auf Raum, auf Lebenncc
und Entwickelungemaaß, gefehlich werben; wie denn überhaupt im Beicum ei
“ zeitliche Dauer das große Weltjahr nit nur auf vie des vollendetſten
Tinzeilebens, ves menſchlichen, fonvern au für jene aller übrigm fr
ſtimmend wirb (vergl. meine Bemerlung über das Verhaltniß der
Lebensvauer — 1 Tag des Platoniſchen Jahres (S. 179) zu dieſen Jul, un
Arch. f.d. gef. Naturi. XXIV. 61). Daß ſolche Zeit größerer Wärmung ve aM
ober der anderen polarifchen Erdhälfte, auch größere Anspehnungen folgen HR
zur Folge haben müſſe, ift nicht zu bezweifeln, wir aber wahrfdeinfiä nie
ner Leitung ber fog. Erdrinde für bie Wärme, und ber unteren uab aba i
gegengeiegten) Gtrömungen des Decans bis zur Unmerkbarkeit geminvert, *
reicht jebenfalld nicht aus zur Erklärung ber nach und nad fortidgreitennen ®
bebung einzelner Länder (4. B. Seanvinaviens — aber and Ghinsi; ®
HSamb. b. Meteorologie II. 90 FM), vie, wahrfcheintich durch immere (
ErawärmesfBehgiel beringt ſeyn bürften, licher dos Platoniſche Jabe uub fit
Bereutung für die Erbe; vergl. auch a. a. D. II. 7 und 64. Gebt BA Be
gend Gcansinavien, fo muß auch feine Wärmeentftrablung und feine —
aAbuchmen, die Suftwärme ih alſo mindern, hat man Etwas her Art berletht!
1441
wett fürlidde und weſtliche Winde COg, die Ammonoxyd⸗ und Chlor⸗
Salze, während der warmen Jahree zeit genng mit fi führen, um
nächtlicher Weile Durch beträchtliche LufimärmesMinderung, und mche
noch: um durch dazwifchen einbrechende Nordoſi⸗ und Rordstuifluchen
fo Rark verdichtet zu werden, dag nicht nur die dem Boden nahe Luft,
ſondern auch der durch nächtlihe Waͤrme⸗Entſtrahlung mit Thau bes
deckte Boden felbR: Wafler genug erhält, um jene Beimifchungen in ein«
geengter Form verſchlucken und an die Wurzeln übertragen zu fönnen,
und weil, wo Gern und Flüſſe in der Nähe weilen, dieſe einen mit
abgeorbenen und abferbenden Biementarorganismen reichlich genug
beladenen Orunpwaffer- Stand für die nädhfloberen Bodenſchich⸗
ten fidgern, auch außerdem noch Austreten der Flüſſe und Bäche all
früpjährli vüngenden (CO ıc. enthaltenen) Schlamm *) gewährt —
fo giebt es dagegen auch Laudſtriche genug, bei welchen es erfahrunge⸗
gemäß feſtſteht, daß fie ohne organifche Düngung unfruchtbar bleiben. *%)
Jene erſte Nahrmg, welche die meiden dem Saamen entleimenden
Dikotyledonen aufſaugend zu ſich nehmen, entſteht aus den verfaulenden
Saamenlappen; alſo aus Verbindungen, welche nicht mehr orgas
©) Sir Blimengärtnerei, aber ebenſo auch für künftlide Raſen (und daher ohne
Zweifel auch für alle Arten kunſtiicher Wieſen) kenne ich, erfahrungsgemäß, keine
beſſeren Düngmittel, ale Sleifgwaffer (oben S. 1417 Anm.) um grünen
Schlamm, wie ihn Teiche liefern und wie man ihn künſtlich Leicht in Menge
bereiten faun, wenn man Bumpbrunnenwafler — zumal foldyes, welches durch Ges
halt an Huminfäure und Abnlichen Berbindungen (fog. Brunnenfänure ıc.),
zur an: durch COg leicht auflöslih gewordenen huminfaurem Kalk ſich auszeidh-
met, als ſolchet aber ſchon durch feine gelbliche Barbe und Härte kenutlich IR —
dem Gonnenlichte in offenen Gefäßen ansicht. ‘
=) Nach dem Sojäßrigen Kriege war die Umgegend Nürnbergs fo arg verwüſtet,
baf ver fantige Boden ver zugehörigen Felder für unfruchtbar erachtet werben
mußte; da gebot der Magiſtrat Hinfort ven Menſchenkoth nit in nen Fluß zu
werfen, ſondern auf hie Welver der Umgegend zu führen; das Gebot fruchtete in
folgen Maaße, daß diefe Felder ſehr bald, nicht nur fehr guten Aders, ſondern
trefflichen Garten⸗Boden darboten, wie er auch jegt zur Freude feiner Bebauer
wie feiner Befcgauer ſich auszeichnet. Aehnliche WBoblfahet fordernde Berbeflerungen
brachte ich in ner zu Erlangen 1842 abgehaltenen Berfammiung ver Naturs
forſcher und Aerzte (in ver landwirthſchaftlichen Abtheilung) für Sand⸗reiche
Gegenden, Ins Beſondere für die der Umgegend von Berlin in Vorſchlag, ins
ven id varan erinnerte, daß Beifügen von Chlorkalk in den Stand ſehgen
soßtte die Cloaken zu entleeren, ohne durch Geſtank vie Athmenden zu beläfigen,
damit aber zugleich einen Dinger zu bilden, ner kraft feines Gehaltet au CuCh
pie Gelder, zumal die zu Eünfilichen Wieſen beſtimmten, gegen Wustrofnung
fügen und fie waͤſſrig⸗efriſch erhalten, und ven Pflanzen nachtheilige HſS⸗Ent⸗
widelung gänzlich befeitigen würde. Derfelbe Rath, befolgt, würde auch ven
Dünen:Gegenven erſprießlich werhen, well der mit folchem Dung veriehte San
a6 Wachtthum her Strankpflanzen, ins Befonbere des Arundo arenaria,'
Phleum arenar. und Poa maritima etc. befördert und die als Dünger
3. Zange (J. B. Fucus vesiculosus etc.) in ihrer Verweſung bes
ſchleun
9
1442
—iſch, fondern anorganiſch geichlofen ſind. Verſchikden von Keic On
nährung ift jene durch Berbreitung des Pflanzenſaftes in: der Paz
. zugehörige Theile, 3. DB. aus dem unteren vollfaftigen Blätter u da
oberen ſchwachen oder zum Theil abgewelften Stengel uud Subhir.-
Je Höher übrigens Zucker⸗haltiger Pflanzenfaft Reigt (z.B. in Iran,
Obſt ıc.), um fo mehr dicht und um fo reicher if er an Jude. Knight
in den Philos. Transacot, 1805. I. 90. Niedere beſchattete Playı
gedeihen Häufig nicht, weil die fle umgebende Luft zu reich ih a0;
für ſolchen Fall hat man nur nöthig ihnen zur Seite offene qula
mit Kalkmilch Hinzuftellen, um kraͤftigeres Wachsthum eisinie ꝑ
machen. Palmſaft fließt Nachts Rärker ale am Tage, iR mm
füßer. Im Sonnenschein wachfen die meiften Bilanzen ungemein ini
wenn die fie umgebende Luft 10 bis 11 Procent Carbonſaͤnre⸗ n w |
hält, was mau, meinem Vorſchlage gemäß, in Wifbeeies dic
häufern'leich# bewirken faun; m. Arch. f. d. ges. Natarl. XIVLd. |
In welchem Maaße aber große Beyölferungen zur Erzeugung va bhꝛ
beitragen, das zeigen Bouſſingault's hieher gehörige Unterndunt
des Gehalts ber Luft an Garbonfäure in der Stadt Barie. Huch
erzeugt nämlich das Athmen ber Benölferung biefer Stadt bins
A Stunden 336,777 Eub, Meter COↄ-Gas; das ber Biere BER
. während durch Verbrennen son Holz; 855,385; von Helzehke 1A;
son Steinkohle 314,215; von Wads 1,0715 von Talg 3,70.
von Del 28,401; zuſammen alfo 2,944,631 Cub. Meer, um fe
man das durch Athmen der Übrigen Thiere (Hunde, Kapen x. x) kr
vorgehende hinzu: 3 Millionen Cub. Meter, alfo beilänfg DR
lionen Barifer Cubikfuß Garbonfänres Bas. Wenn um ud ie,
BoltarDalton’fhen Befep gemäß diefe große Dkenge vn B
in die Umgegend fo ſchnell verbreitet, daß die Parijer Li (MM
ähnlich jener aller anderen Orte) in 10,000 Maaßtheilen im Kirl
. (entnommen aus den ‚monatlichen Beträgen eines Jahres) zur d Ser
theile zurätlbehält, fo kommt doch ein nichts weniger als
licher Antheil hievon den Pflanzen der näheren Umgebungen pp
beun, febt man ben Geſammtgehalt der Parifer Luft au
— 100, fo iR er zu Audiliy bei Montmorency nur mg = N
bis hochſtens 98. Uebrigens beflätigten B's Unterfudzungen, MP
lich der monatlichen Ungleicäheiten des CO2-Behalts der Luft, v⸗
- beitäufig auch ſchon früherhin durch Sauſſure und U. |
worden: daß bie Monate März, Mai, Juli und Geptember {ah
auch April and Juni) um 0,1 bis 0,8 Procent des mittleren Cr’
Gehalt daran reichere Luft darbieten, als Januar (ebrner), Am
. ber, Auguft, October und December. Anders if: aber das
fehr nahe den, und mehr noch: über ben Gewäſſern, won beuen Ritt!
zufolge, die falzigen Waffer (Seewaſſer) weniger Luft
als die füßen Coben ©. 1419), bei denen bei trübem Himma (de
E77
©. 1380) die Luft 32 Protent Os und 2 bis 4 Procent CO⸗ↄ-Gas
x (ueben 64 bis 66 Procent A-Gas) barbietet, während erfleres in der
Luft des Seewaſſers — 33 und des COↄo-Gas 9 bis 10 Procent beträgt.
Saı reichfien aber if die Luft ber Gewaſſer nach lange anhaltendem
ſonneklarem Himmel, an Os@as, und verhäftlih ändert fi hiemit
J auch ver. OO⸗ↄ⸗Gehalt ber Laft, da von dieſer dann um fo mehr in
Yen grünen pflanzlichen und thierlichen Lebweſen in C und Oz zerſetzt
wird; wiswohl anderer Geits auch die bei hellem Weiter größere
Durhwärnmg der Luft, die Erzeugung der Barbenfäure in und am
den Lebendigen des Waflers befchleunigt; an Infuforien fand übri-
gens M. das freie (nicht zu Pfulen eingebeichte) Seewaſſer verhältlich
fehr arm. Wird vas Geewvafler reich an O⸗Gas, fo entläßt es davon
an bie es bedeckende Luft; man athmet alfo in foldhen Zeiten auf bem
Meere etwas O⸗reichere *) Luft als auf dem Lande,
40) Swiſichtlich des Berhaltens der Pflanzen zu luftigen Umgebungen, ſteht
zu bemerken: a) Ohne O⸗Gas erfolgt Feine Keimung-keimfähiger
Saamen; Sruitfhant fah gefeuchtete Gerſtenſaamen wohl CO, ent⸗
widem im O⸗Gas⸗lteren Raum „ aber weder Keimung noch Zuder-
bilvang trat ein; beide esfolgten, fobald gafiges O die Saamen (mittel-
bar) berühete. Ueber Düngung und Salpeter-Erzeugang vergl.
auch ©. 587, 1061, 1087, 1241, 1249 und 1252 f. b) Iene Länder, in
welchen die Meder wicht gebingt werden — zu ihnen gehören auch
Sfchertetfiens Tuäler und Hochebenen — find, wie die meiften
Waͤlder wur auf vie Möfille ihrer eigenen Erzeugniſſe, fo wie auf die
Berwitterung ihrer Reinigen Erdtheile, auf zufällige Düngungen durch
Thiere (die Weder: auf die der Vögel und des Zugsviehs) und haupt-
ſaͤchlich anf jene Stoffe angewiefen, welche die Luft, fammt dem Meteor⸗
wafler, und das Duells und Grundwaſſer des Bodens ben Pflanzen
zuführen. Schon vor faſt 80 Jahren fuchte von Wöllner barzuthun:
‚daß diefe Düngungen in den meiften Fällen ausreichen, wenn man nur
ber Ackererde vor. der Ausſaat (durch Aufwerfen zu unten breiten, oben
ſchmalen Wällen) Gelegenheit gebe, hinreichende Zeit hindurch möglich
viiel Luft einzufangen; v. W. nannte dieſes die atmoſphaͤriſche
Düngung, und empfahl fie auf mehrfache Beobachtungen und Ver⸗
ſuche geſtütztz im ber Ueberſetzung von Home’s Brundfägen des Acker⸗
baues (FI. Iſter Abſchn.). d) Knochenmehl wurde ala Düngemittel bes
veits in den Georgical Essays. (York 1770 V. p. 9 etc.) beingenb
e——
u Be MBaaren, vie über See geführt werben, nehmen davon ſog. See⸗Geruch an (zu⸗
mal Beupe, Bapter, Leder ꝛc.), der einigermaßen an ben des Brom erinnert;
Sprengel wollte gefunden haben, daß Beleuchtung des am Meerfiranpe uns
'* zwifhen Diinen häufig vorkommenden Glaux maritima Z. aus vemfelben Chlor
entbimden made (m. Arch. f. d. ges. Naturl. II. 250). Ob Brom»Jop
unb Ch-Salze enthaltende Neergewachſe durch Beleuchtung Br, J und Ch ent⸗
Laſſen 7 weiß man wit.
91»
.
1444
empfohlen; daß es, fo wie befien Vertreter (Thierabfalle aller If)
und mehr noch Chlorkalk nicht nur auf trocknen Wiefen un Acdn,
fondern au in fandigen Nadelhol zwaldungen verwendet (veriilih
mittelü des entflandenen und entſtehenden CaCh des Eulodelf), W
atmofphärifche Wäflerung des Bodens befördern, dedurch aber Wi
Möglichkeit begründen würde: Laubholz (Eichen) zwiſchen Rarchel; n
folder Menge zu ziehen, daß die Napelholzwaldungen fi hirahe
befchattet und gekühlt befänden, um dem Raupenfrafe vorgabage
ſteht nicht zu bezweifeln. c) Blüthen, zumal jene, weite wi
Nectar liefern, athmen, alle man den Zutritt vom waͤffrigen O0rüel
verhindert, ebenfalld O⸗Gas ein, aber nur COgs@as neh veite
A-Gas aus; enthält aber die von ihnen eingeathmete Luft⸗-M., I
entlaffen auch fie (gleich den Blättern und gränen Brüdten) ®
leuchtet, O⸗GGas. Das von den Pflanzen eingeatuete Ua ww
breitet ſich in ihnen durch die Luft⸗haltigen Gefäße aller Theke, kad
fi aber in der Nähe der Blätter, alfo bei geftieiten Blättern; in en
Stielen am meiften angehäuft. Wo aber natürlicher oder Hukike
organifcher Unger in der Bodenerde verwefet und fanit, dert had
fich die Luft, außer den ſchon gedachten Beimifchungen, and mil mu
baren Bafen erfüllt, die, wenn gleich durch Verbreitung feht vera,
dennoch auf die Junenausbildung der Gewächſe wicht ohne Einfai hei
ein Einfluß, der für die gefunde Euttwidelung der breunbaren Kbp
theile (der Dele, Harze ıc.) um fo erfolgreicher iR, wenn folge Kat
bare Bafe hauptſächlich nur aus CH und CHz befchen; das Ye
wirfen, von den Blättern eingeathmet (eine Verrichtung, vie und et
das Blattfeberchen des Teimenden Saamens zu vollziehen UL
die in den Pflanzen vorkommenden Eäuren, ®) zumal auf De Gute
v
9) C. 5. Schultz's Verſuchen zufolge werben außer ber (waͤfriges) Gabeln
auch andere C + H zur Grunpfage habende, in den Pfianzen wortommnmit
künfilich in fie gebrachte Sauren, durch Beleumtung (unter OrEnuiiim)
und fehneller zerfegt als nie COg and ale Dralfaure; |. neffen: Die mem
der wahren Pflanzen-Mlahrung. Mit Ausfiht zu einer Agri
Bertin 1844. 8. und „Anapbytofe oder Berjüngung der Bflanzen’ %; On
Dafelb 1813. 8. Zu erinnern vürfte biebel ſeyn: a) daß wällrige Gorhesilie,
im nit zu reichlichem Maaße ven Wurzeln wie (gaflg) ben
Biätters
bei gehöriger Beleuchtung (bie, WMeſtrumb zufesige, — Gieltrifill |
volltändig vertreten werben kann) Iebenefräftige, wurd; fatte Grunung zur FT
abgewelkter Gewaͤchſe fih bald kenntlich machende Gutwidelung
b) daß von den Wurzeln aufgeſogene, waäfſrig flüſſtge Bicarbonate, } —
des CaO (mie es z. B. unter andern auch bervorgetzt aus dem inneheh We
Dammerte verwitterndem Mergel) durch die Wurzelfaſern in die XRXV
CO2 entlaſſen, weit fie von venen dort vorkommenden ftäͤrkeren
fäure,; Aepfelfäure, Effigfdure x.) ihres Galggründers beranst werben, ER
dann aber biefe Sauren gegen bie Osausfcheidende Wirkung des DNS MM n
fihert finden; c) daß Cintritt von COg in nie Pflange exforbert wich MER
beleuchtet Or@ad entbinven follen, und maß felbk jenes geringe Ack
1465
füure, ahnlich wie bas H-Bas, das, Th. v. Gauffure zufolge,
folder COgs unter HO-Bildung O entzieht und dadurch Ausathmung
um Dryearbous@®ae *) veranlaßt; wenn mun aber Cshaltige Hs
Safe, fatt reinen A's der CO2 geboten werben, fo erfolgt, bei bins
zeichender Pflanzen⸗ Beleuchtung, in der Pflanze jene Waflers Bildung:
unter gleichzeitiger Erzeugung von fehr C⸗reichen U- und H + HO»
Berbindungen. Beleuchtung befördert übrigens au, Seitens
der Blätter, die Cinathmung atnofohärifcher, wäffriger Bars
boufäure, uud wirkt mittelbar ſehr wahrfcheinlig auf biefelbe
auch dort zerfegend und Osausjcheidend ein, wo es zwar in fehr
geringer Stärke (Intenfität) aber in großer Andauer ſich erneut, näms
Lich in der Nähe der Wurzeln, fo fern bie (obere) Boden⸗Erde dur
Deleuchtung zum Mitleuchten (jur fog. Phosphorescenz durch Ins
folation) gebradt wird; was hauptfächlich- bei folcyer der Fall ifl,
welche erbige Kalkſal ze (carbonſauren, fchwefelfauren, phosphors
ſauren ac. Kalf) enthaͤlt, wodurch dann wahrſcheinlich auch das Eins
fangungsvermögen der von ſolchen Salzen berührten feinen Wurzel⸗
ansläufer erhöhet wird. Beimiſchung von H⸗Gas zu der: lebenden
Pflanzen zugänglidden, unter Glasglocken abgefperrten Luft, kraͤftigte
jene und verflärkte ihre Grünung, wirkte aber auch ähnlich in jenen
Faͤllen, in welchen die Pflaͤnzchen aus Blättern beflanden, die man
0, welches Bimmerluft, in ver man experimentiert (verglichen mit freier
Luft) enthält, bei gehöriger Beleuchtung die O⸗Gat⸗Cutwickelung merklich fördert,
und ebenfo jenes Mehr, welches in bewohnten Zimmern geitandenes Löfungsmwafler
(von Gäuxen x.), verglichen mit dem an freier Luft geftannenen (gleiche Tems
yeratur tarbietensen) ; und d) daß wenn gelöste färkere Säuren der erwähnten
Urt (md ebenſo and der aus gelösten Zucker gebilnete Milchfäure sc.) Pflanzen, in
welche fie gelangt find, in ven Stand fehen, durch Beleuchtung O⸗Gas zu ents
wideln,, fie auch in viefen Pflanzen ſchon zuvor von ihnen eingentbmetes oder
aus CO, entbundenes O vorfinden, durch deffen Aufnahme fie zu CO, fi zu
sryeizen vermögen; oben ©. 1414 ff. In den zweis und mehrjährigen Gewächſen
weil’t der Gaft länger, als in einjährigen, man ſammelt daher vergleichen Wur⸗
zelm Ende Winters ober Anfang Frühlings, wenn die Pflanze no keinen Stamm
treibt. Daß beim Reifen der: freie oder faure Salze folder Säuren ents
Saltennen Früchte, es hie Ausfcheivung von O ift, wodurch vie Wandelung ver
@äuren in: au O ärmere, fo wie in Beetin, Bummi, Glykoſe se. zu
&tanre kommt , folgt aus dem Vorhergehenden und entipricht den hierüber vors
liegenden Grfahrungen. Beſonders merkentwerth iſt in »iefer Hinficht auch das
Berhalten nes in Oſtindien heimiſchen Cotyledon calycinum, bas de Mors
faure, Mittags unfchmadbafte und Abenns faſt bittere Blätter barbietet ;
m. D. Gemerböfe. IL. 325. Der Gaft angebohrter Birken und Aborne (aus
dem man durch Zufah von Zuder und fpäter: von fehon fertigem Wein, treffliche, -
Ghampagner:äpnliche Braufewelne verfertigen Tann) fließt Morgens zwar reich⸗
licher ale Mittags, aber auch ärmer an Zucker, und ebenio verhält ſich auch ber
Balmiaft.
=) Bergl. ©. 872. Zwei OC, oder ein fog. Doppeltatom Carbonoxyd, wirb von
Berzelins durch C202 bezeichnet und, ald Radieal betrachtet, Dxyt yl genannt.
u.
ud
mit ihrem Blaitknoten in Erde geſenkt hatte; oben ©. 149. Bu
mächtig das Licht In das Pflanzenleben eingreift, zeigen ver ſos kiss
hunger ‚der Gewächſe, dann aber auch der Wechſel zwiſches feg-
Pflanzenſchlaf (Blattzuſammenfallen) und Pflanzen wachen, vd
das Sich-Deffnen der meiſten Blumen im Bit, uun Gihlichen
hei Minderung ober Befeitigung der Beleuchtung; wiewohl es auf
hier: an Ausnahmen nicht fehlt, die barthan: daß mehrere Pflanzen
der Aufregung durch Licht nicht bebärfen, um in beflimmten Zeiten
zum Wachen wie zum Blumendffuen Kberzugehen, und fi auch in ke
Finſterniß wach und biumenoffen zu erhalten (wie z. B. Desmantkes
virgatus), *) worauf bie ſog Blumennhr gründet, Des Zerkere
der KReimungsfähigteit ber meiften in trodner Luft lebhafter WBelcadtung
unterftelltee Saamen, ſcheint zum Theil Folge der durch vas Licht ert⸗
ſtandenen Erhitzung des Saamens zu ſeyn; die in der Erde aber (bei
garten , zwiſchen zerzupften Laubmoofen ansgefäeten Gaamen) zwiläes
biefe vertretenden, gegen Lichteinſtrahlung ſchützenden Körpern kein
den Eaamen, finden an der Fenchtigkeit uud deren cheilweiſen
Verdampfung für nöthige Wärmemäßigung, wie für Hülle»
Erweihung ıc. das erforderliche Mittel, unb auch jene Gaamm
(die einiger twohlriechenden Orchideen), welche in freier Luft, vol
Beleuchtung ohngeachtet Teimen, gedeihen um fo beſſer, je mehr ine
Unterlage durch BWärmes Entfirahlung gefühlt umd zugleich betkamet
wird, Uebrigens follen manche Wurzeln lichtſchen ſeya; d. $ fe
ſollen innerhalb dunkler, mur ſtellenweiſe Licht julaffeuder Vimgebung
von ben beleuchteten Flächen zu ben befchatteten ſich zurückziehen (*),
was, verhält es ſich (genau geprüft) alfo, vorbilvlich audenten wärte,
was in jenen högeren Organismen, welche von ihrer Gigeunater ge
trieben im der Finſterniß ihre Freibeweglichkeit bethätigen (während fie
am Tage in Dunkelheit zurädgezogen der Ruhe pflegen), lebentzeſch⸗
lich if. — Daß blaues, und mehr noch violettes Licht dem year
lichen Leben erfprießlicher wird, als weißes, haben nenere Beriade
beftätigt; ob ſolchen Pflanzen auch, wie manchen Infuſorien, „Held:
licht" Nachtheil bringt (m. Arch. f. d, ges. Naturl. XXL 315), iß
— ⸗— — — — —
*) Wenn manche Blumen nachtlicher Welle vuften, wägrent ſte Mittags gerecchlet
waren, z. B. Hesperis tristis L., fo titrfte vieſet hauptſächtich Erfeig einge
tretener Feuchtung ſeyn; gleichwie mehrere gepulverte Bflanzentheile getredac
geruchlos find, hingegen mäßig genäßt riechbar werben, und zwar fowohl: weil
das Maffer, Kraft größerer Anziehung zu ben Trägern der riechbaren Gtaffe, kick
austreibt und fie in Zolge der babel entſtendenen V wärme ü
macht, als auch: weil manche trodine Gaſe als folde der Begleitung bes .
Waſfervampfet bebürfen, wenn fie für ıms riechbar werben fellm; me&
halb ttockne Dımgbaufen witzig riechen bei Yendhter Wittetung un mäßiger Aıgen
nach trockner Witterung auf Rafenplägen, Bergwieien, Gärten, Walbern ungenchn
erfriſchenden Geruch verbreiten madıt. Aach geruchlofer raffinieter Zuder wir
riechbar, wenn man ihn durch einen Tropfen Waſſer näßt,
1447
noch in Frage geftellt. Ebenſo auch: wie fidh- mifroffopifche Krypto⸗
gamen in dieſen Hinfichten verhalten. *) — Die Chemiker erachten faſt
”
Edhwann, Latour, KRüping w A. zufolge beficht bie Oberhefe (f. w. u.)
aus Gahrungspilzen (f. w. u); Kölle fand darin nur durchſichtige Kügels
hen und werer Pilze oder Schwaͤmme, noch Aufgußthierhen; m. Arch. f. d.
ges. Naturl. XIV. 205. Aehnliche Kügelchen zeigte ihm aud ber Kleber
(Dieblietm) ; er Hielt fle, dem Gtoffe nach, für weientlich gieih mit Tapbei’s6
Zymom. ©o nannte T. einen angeblichen Bildungétbeil bes Kleber, ber vielen,
in Verbindung mit einem zweiten (Azotshaltigen) von ibm Glyadin genannten
amd mit Albumin, angeblih zufammenfegt (m. Grundz. I. 669 Aum.). Von
welcher Mt viefe angeblichen KlebersBeftanptbeile waren, wird aus dem oben
©. 1379 Beigebrachten Mar. Mof fann K. frei von dergleichen durchſichtigen
Kugelchen. — Orubenſchwämme, die vom Licht getroffen worden, fand
Ghaptal arm, im Zinftern verbliebene reich an Carbonſäure. Daß mikro⸗
ſtopiſche Vilze und ebenfo auch bie fich ihnen anſchließenden Schimmelpilz⸗Keime
Leine aus krankhaftem Gewebe und vergleichen Saften eniftannene fog. After
organismen (Grantheme) find, haben neuere Unterſuchungen dadurch erwiefen,
saß vergleihen Lebweſen nit aus ven Pflanzen heraus, jonbern von
außen in viefelben hineinkommen, woraus benn weiter folgt, daß berem
Bortpflanzunge-Befammitgebifve, genannt Keimförner orer Sporen, oft von
weniger als 0,01 Linie Daurchmeſſer in ver Luft ſchweben (&. 1411), In ver fie
fi, getragen von Dunfibläshen:Hüllen, mutbmaaßli and zu entwideln vers
mögen; ba fie, als ſolche, In Dunftserfüllter Luft, d. i. berührt von zur Dunfts
hulle geformten, an fi tropfbarem Waſſer, fo wie von zwifchen den Dunfts
blaschen beſindlichem Waflerrampf und Luft, als lebendige Weſen nicht im
Lebensgleiggewiht (&.1425 Anm.) beharren können; zumal, da fle vem Eins
Fluß des Lichtes und ver (kurch auffteigenve Luftfiröme ihnen zu Theil werbenven)
Grrwärme unterworfen erſcheinen. Denfelben neueren wmilroflopifchen Unter
fucgungen zufolge ſenken fi ſolche Eporen in die Boren ber Pflanzen-Oberhant,
gerinnen hier Boden: in ven darunter llegenden weichen Innentellchen ver Pflanze,
und verwachſen fo zu einem ans langen favenfdrmigen Zellen gebildeten zarten
Bilzgewebe (Mycelium), das, wenn es zu größeren Maſſen erwachſen, von
ben Bärtnern Pilzmutter (Blanc des-champignons) genannt wird, und
deſſen weitere Nerbreitung zwiſchen ven Bellen und innerhalb deren Zwiſchen⸗
räumen, theils zu Berzweigungen deſſelben, thells zu Abfchnürungen führt, vie num
wieherum für fi, als ſelbſtſtaͤndige Flocken ober Gruppen weiter wachſen, in
annoch jugenplicher Entwidelung ftellenwetfe weiße (zumal bei W, NW un
N Bind, Morgens fichtbare) Ueberzüge an Blättern, feltener an jungen grünen
Zweigen bildend, und erhalten, alfo vorfommend, vie Benennung Meplthau ober
Lohe, die jenoch auch den Begründern bes Honigthaues (S. 1369) ertheilt
wid; eine einzige Flocke Lohe bietet Tauſende von Schimmelpilz⸗Sporen bar
und vermag fi, von ver Witterung begünftigt, in ſehr Eurzer Zeit unmeßbar
zu vermehren. In ähnlicher Weiſe bilden vergleichen Schmarogerpilge ven Roft
und ben Brand in Getreibe, und wahrſcheinlich find fie auch vie Urſache ver
Kartoffelkrankheit. Die ven Betreives Brand bilnennen wachen und
vermehren fih durch für fie vorzugsweife geeignete Nahrung einzelner Betreibes
theile; fo der Flugbrand (Uredo segetum; oben &. 1217 u. 1412) buch
Thelle der Axe des Getreide⸗Aehrchen, was für viefes ungeftalte Gntwidelung
und Berkimmerung ves Fruchtknotens zur Solge Hat; fo ber Ehhmierbrann
(U. caries u. U. sitophila) unmittelbar vurch ven Fruchtknoten, den er bie
auf deſſen Außenhaut zerfiört; fe, Duedett zufolge, ver Maisbrand (Uredo
Maydis) alle Theile des Mais uber Welſchtorne (türk. Weizen; Zen Mayp).
r
1448
durchgaäͤngig die Himmelsbläue ale bie Farbe ber Luft. Bär
dieſes der Fall, fo müßte das die Luft durchſtrahlende Sonnenlicht nid
weiß, fondern blau erfcheinen, während es Dort, wo der Himmel das
— —
O. weichte in Waſſer, in welchem zuvor Mutterkorn durchweicht worden, Moggen-
faamen ein, fäete ifn daun aus und erhielt fo Roggenpflanzen, die ebenfalls
Muttertorn (Secale cornutum) varboten. Den Pilz, ver es ergug,
d. 5. die Umbilvung des Roggenfaamens in Diutterlorn bewirkt, will Smitf,
Bartengebülfe zu Kew, entvedt haben. Bei ven Kartoffeln (Solaaın u-
berosum Z.) zeigten fi zum Theil fchon Lange vor dem Ansbruch der fag.
Kartoffelkrankheit Pilzggewebe, fowohl auf den Blättern (zumal anf ber
Unterfläen; alfo bort, wo bie größte Tinfaugungsthätigfeit für vie Mut zub
was dieſe mit fich führt waltet), als au an ben jungen Zweigen, Blätter wm
jungen Früchten, uns Pflanzen, die von vergleichen Gewebe mehr oder wenige
beberft waren, boten fpäterhin Brankhafte Knollen (ober vielmehr unterirkiite
Zweige, das find vie „Kartoffeln“ genannten fog. Wurzeln) dar. In Bolge wer
weiteren Gutwidelung dieſes Pilzgewebes werben bie Blätter mißfarbig, beaue
und troden, und wenn ber Pilz fi dann abwärts über bie ganze Gtame un
Breitet, fofort abwelkend und endlich vertrodnend, er bringt baum and zu der
Knollen ſelbſt hinab, fih an und in biefen weiter entwidelnd, und fo jene 6 IM
7 verihienene Krankheitsformen hervorrufend, von denen bie längft belanaick
jene if, welche fchon vor niehr denn funfzig Jahren durch Krausmerden der
Kartoffelftöde beobachtet und befchrieben worken; vergl. Möller’:
Einige Vorjchläge zur Anbauung ber Kartoffeln. Dortmunn 1796. 8. et
Bufhenporff’s Delonom. pract. Unterricht über ven Anbau ber Kertofen
Zeipgig 1797.8. fo wie Melanges agronomiques (Leipzig. 5. Beh. 1799.
®. 244 und Stodmar: licher ben verderbl. Mißwacht der Gpeife-Rarteffla.
Kalif 1801. 3. Den bier ertheilten Nachrichten gemäß, kannte men in Ing
land ſchon Lange vor 17986 dieſe Krankheitsform, nahm fie jeroch banptiädäk
bei jene: Epielart wahr, deren Knollen fich durch blaffe Rötte auszeidmeten;
als ſog. Ausfaat verwendet, wurten bie daraus hervorgegangenen Stocke meifend
kraus. Die übrigen 6 Krankheiteformen find 1) der Karteffelbrank: ſch
feines, (Hwarzes, gleihförmiges Pulver, das anfänglih am bäufigfies ſqtbe
wird innerhalb ber äußeren SFleiſchſchichten der Kartoffeln, vorzüglich in jenem
heile verfelben, ver zwilchen dem Gefaͤß⸗ over Jahr Ring um ber Ober
baut gegeben ift; der Gefäßring, ober Kranz von zarten Gefäßen, inet ih
auch im Stengel über ber Erbe, näher der Oberfläche als ber Mitte, die Den
baut, fammt benachbartem Knollenfleiſch wargenförmig auftreibt umb zerreißt,
während es, fi nach Innen verbreitend,, bie ganze Ruolienfleiichmaffe 5*5
Die zabllofen GEinzelfporen over vielmehr Pilze dieſes Brandes beſtehen aus Auherk
Heinen, mit anfänglich hellbraunlichem, dann bunkler und didler werbeusen Saft
erfüllten Kugelzellchen oder Dunfsähnlichen Spharoiden, bie, von einer Kartoffel
zur anderen übertragbar, fich in kürzeſter Zeit außerordentlich vervieffältigen, is
dem fie Amylon und BZellenfaft des Kartoffelfleifches und endlich and deſſen Ger
Iulofe zerfiöcen. Annoch feucht in den Keller gebrachte Kartoffeln werner em
haufigſten von dieſem Brande befallen, ver fich auf Feldern intbeſondere dert zeigt,
wo die Stauben dem in Felvvertiefungen angefammelten Waſſer lange anögeirft
bleiben; 2) bie Räubde (Schorf, Grind oder Gnat), erkeunbar au bes
Beulen ober Puſteln, die ſtellenweiſe auf ber dadurch emporgetrichenen Oberhant
fihtbar werben und biefe endlich, ſich entfläubenn, zerreißen. Mitrofteyiig be
fehauet beſtehen vie fle bildenden Einzelnpilze aus anfänglich hellen, dann kunlek-
braunen, In Mafle geſehen: gränlichhraunen, vunplichen, mitunter traubig zufem-
mengehäuften, innen nicht hohlen, ſondern feflftoffigen und undarchſichtigen
MB
.
— — — —
vreinſte und ſatieſte Bian darbietet, Das reinſte Weiß gewährt. Wenn
nun aber das Blau des Himmels nicht von amgeblichem Blauſeyn ber
Luft zeugt, wie kommt es denn zu Stande? Mehrere meinen: in
Eörnchen, vie fig in der Regel nur in dem nahe der Oberfläche beſindlichen
Kartoffelleifch verbreiten, ven weiter nad Innen gegebenen Theil veſſelben bins
gegen unergriffen una (jedoch weniger ſchmackhaft) genießbar belafien, und bie
vorzugsweife in folchen Kartoffeln entfiehen oder Boden gewinnen, welche in ſtark
gebängtem ober Gifenshbaltigem Boden gewachſen waren, Sie begleitet haͤuſig
Die fog. trodne, wie die naffe Säule, und eribeilt den Kartoffeln ein winers
liches Anſeben; 3) Die Warzen over Pockken⸗Aubwüchſe, eine Folge mans
gelhafter Knollen Eutwidelung , beſtehend ans roͤthlichen ober violeiten Warzen,
die, durchſchnitten, innen weißliches, ſpeckaͤhnlichet Zleiſch varbieten; 4) Die Aus
genfäule, hervorgebend, wenn bie fog. Knoſpen, Kiemen oder Augen ter Knollen
(an Mafer erinnernd) verbärtenn ihr Untwidelungsvermögen verlieren ; vie
Oberhaut erſcheint dann, an folchen Stellen, verbidt over gleichfam wie einge⸗
Rülpt. Naͤher unterfucht zeigt fi: daß an biefen Stellen nie Berbinbung ber
fog. Augen mit ven Jahrringk⸗Gefäßen aufgehoben worden, welche letztere ofters
verfiopft und zerriffen ericheinen. Don in der Regel weit mehr nachtheiligem
Ginfluß auf den Kartoffelbaus@rtrag, als dieſe 4 Krankheiten, ſind, befonders in
ven Ichten Jahren, geweien 5) vie Trocken⸗ un 6) die NafsBänle. Beibe
machen bie Kartoffeln ganz ungeniefbar, erſtere ſtellt ſich gewöhnlich er im Keller
ein (ob au bei denen in trodnen Erogruben aufbewahrten, durch trockne Erd⸗
bedeckung vom Verkehr mit ver Luft möglichfk befreieten ?), kommt mitunter jedoch
auch fchon in denen noch nicht geernteten,, nicht fehr felten neben der anderen
auf demſelben Ader vor. Die Trodenfäule (engl. dry rot) macht ſich kennt⸗
lich durch Riſſigwerben der Oberflaͤche, verbunden mit Ginfchrumpfung, fo wie
mit ſchimmliger, ſchwammartiger Sunen-Härtung, welde — vielleicht durch
Umbildung der Gefluloie und des Amylon in einen: Braconnot’s Zylolvins
gummi (©. 1283) ähnlichen Stoff hervorgehend — vie Knollen nicht nur durch
Kochen uncrweichbar, fondern mitunter auch in folchem Maaße gebärtet ericheinen
läßt, Daß Re (Behufs ver Brauntweinbrennerei) zwiſchen Serreibungs:!Balzen ges
bracht: krachen wie Kieſelſteine Die Naßfäule verräth fih durch fledigsruns
zelige Beichaffenheit ver, von ven barunter liegenden feuchten Bellenichichten leicht
trennbaren Oberhaut, fo wie buch Bräunung der Zellenſchichten, die enblich,
ebenfalls von Schimmelbildung begleitet, in ſchmierige Schwärzung und ftinfenbe;
Ammenialshaltige , faulige Berflüffigung (das Erzengniß der verfanften Pilze)
übergeht. Sie ergreift die Pflanzen ſchon auf dem Belve, nicht felten faR ur⸗
ploͤrlich, uns verbreitet fich oft fo raſch, daß von denen Kartoffelfleiſchmaſſen zu
der, in ſolchem Balle nur noch allein flatthaften Benägung zum Branntweins
brennen, nur fehr wenig übrig bleibt. Rothe Pilze faben Nöggerath uns
frügerhin au Sette auf fertigen Speifen, bereitet aus Kartoffeln, Volenta,
Fleiih ze. x. fo wie auf Badwerl; Shweigger’s Ioum. N. R. XX. 311
u. 396. Ihrer Farbe nach erinnern fie an nie thierlichen, deren S. 1126 und
1387 (Anm.) gedacht wurbe. Anbers geartete zeigen fich nicht felten in faulens
ben Kürbiffen. Mehr ober minder erkrankte Kartoffeln bieten gewöhn⸗
fi, ſtatt nes Amylon und zum Theil auch Matt ver Gellulofe, par: Bett, Bummi,
Auder zc. verhältlich vermehrt, Lichig fans in erkrankten Kartoffeln, ſtatt bes
Albumin (ohne Zweifel aus temfelben entſtandenes) aus dem wäflrigen Auszuge
wurd; Sauren fällbares Caſeln, Hingegen kein Solanin (©. 1206; übe
Abänderungen der geſunden Kartoffeln, währenn deren Lagerung, ſ. oben S. 1317
Anm. u. 1381) uns fchlug zur Brauchbarmachung ver durch Erkrankung geſchä⸗
bigten vor: fie in 1) Boll vide Scheiben zu zerſchneiden, dieſe im, mit 2 bis
rubdb
aͤhnlicher Weife, wie uns eine farblos beleuchtete Fläche He Ergän
zungsfarbe (6. 131) barzubieten fcheint, Lie einem unmtittelber
zuvor ind Ange gelangten Farblicht angehört unb bie Daher nicht außer,
fondern lediglich In dem Auge als fog. phyſio logiſche (m. Grm.
"IE. 265 ff.) ergänzende oder complementäre Farbe (man weiß mit
wie) gebildet wird; z. B. wie jenes Grün, welches eine von wer
Sonne beleuchtete weiße Flaͤche zeigt, wenn man bDiefelbe zwor wit
I Brecent Schwefelfäure vermiſchten Waſſer, 24 bis 36 Etunden liegen zw laſſe
and dann mit frifchem Waſſer gehörig abzumafchen. Reini, um faulige Kar
toffeln zu entpifgen und von ſcharlichen Zerfiörungserzeugniffen zu befreien, weichte
gehälftete Kartoffeln in ein Gemiſch von wäflriger Unterchlorichtfäure und wi
rigem Chlor, nemlich in fog. Bleihfläffialeit (gewonnen durch Bermifchen von
% Loth Chlorkalk mit 2 Liter — beiläuflg nahe 4 — warmes Waſſer ua
9/4 Loth Bitriolol und Abgießen ver Maren Fläffigfeit vom Bodenſatge); zum
Branntweinhrennen find alfo behandelte Kartoffeln, waren fie nach ſolcher Eiw
Berung, mit reinem Waſſer abgewalchen worten, noch wohl geeignet, zum Biehs
futter Hingegen nur: fofern ihr Erkranken in ihre Muffe nöd; nicht tief einge
griffen hatte, Für dviefen Fall iſt aber, als Hemmniß weiteren Berberbent,
empfehlenswerthe die wohl (am beften im fog. Saamendörren, oter in Badöfıe)
getrodneten Knollen mit einem Gemenge von 4 gepulvertem pebranntem Kafl
und 1 Koblenpulver zu beftreuen, ober (kleinere Diengen) mit Golzafche ober
Torfafhe und Kalk überfchüttet in trofnen Rufen over Tonnen aufjubewahers.
Zur fog. Ausfuat mühlen Kartoffeln gewählt werben, die man zuvor wie zur ink
faat beftimmte Getreide- Saamen: um Roſt-, Brant: und Mutterinem Bilyangen
zu verhüten, behanbelt hatte. Dan bringt fle nemlich in eine paflenze, unten
mit. einem Zapfen verfehene Rufe (Bütte, Faß oder Saft), begießt fie Ser wit
einer milchigen *öfung von 1/2 & Chlorkalk in 30 Manf kalten Waſſer, fe was
viefelbe einige Zolle Hoch die oberfien Knollen bedeckt, zieht diefe Flüſſigkeit mag
einer Stunde, mittelfi Zapfendffnung ab und fäßr flatt ihrer friſch bereitete, je
doch erkaltete, dünne Kalkmilch folgen, vie mm In gleicher Weiſe, nad Alau
son 1 bis 2 Stunden (beim Betreive nach 10 bis 12 Stunden) entfernt, ſpühlt
hierauf die Knollen mit kaltem Waſſer ab und fAet (ſteckt) fie yann aus. Behewhedit
man Getreive-Baamer in viefer Weiſe, fo lAßt man ihn vor ver Ausfaat fo weit
troden werden, daß man ihn auszuſden vermag. Der Adler darf übrigens, zumal
für Weizen, nicht mit umverrottetem Dünger frifch gerüngt worden feye, hesu
war dieſes geſchehen, fo erfolgt, aller Vorbereitung der Ausfaat ohngeachtet, ger
meinhin vennoch der Brand; wie venn auch alter Weizen zur Autſaat verweubet
weniger und feltener von Brand sc. befallen wirb, ale junger. Ueberhaupt aber barf
Ausizats@etreive nicht auf Boden gelagert haben, welche Vietzſtällen zur Dede
bienten. Auch würden zur Ausfaat befiimmte Kartoffeln im trodnen Kelle be
in trodnen Erdgruben wahrſcheinlich am beften aufbewahrt, wenn man fie Sage
für Lage (in trodnen Kiften ober Tonnen) mit fein gerflampften Golztohlen bes
firente. Daß man übrigens (mie beim Getreide, fo auch bei Kartoffeln) zur Int:
faat folche gefunde Knollen (oder ſolche Setreivefaamen) zu wählen babe, welde
nicht auf ven Aeckern gewachſen find, die man damit befäen will, fouwern auf
bavon entfernten, kann erfahrungsgemäß als allgemeine Regel gelten. Beſtreucie
man nad der Ernte die Aecker mit CEtzlorkalk, over begöfle man fie (wo Solchel
thunlich) mit einer ber zuvor befcäriebenen gleichen Löfung deſſelben, fe würde
man wahrſcheinlich allee Schimmelpilz⸗Bildung, und namentlich auch jener bei
Fusisporium SoJani :. gründlich entgegenarbelten, win auch ſchädliche Sa
' feltens@arven zerflören.
1451
einer gefättigt rothen Flaͤche belegt umb biefe, nach anbuuerater ums
verwendeter (farren Blids bewirkter) Beſchauung urplößlich entfernt,
oder jenes Roth, welches gleicher Weile dem Auge fih barbietet, wenn
die zu entfernende farbige Fläche gefättigt grien gewefen nn» ebenfo
jenes Gelb des gleichen Weges folgt, wenn Ichtere Fläͤche violett,
jenes Drange, wenn fle blau, jenes Biolett, wenn file gelb und’
jenes Blau, wenn fie gelbroth over rothgelb geweſen, *) wie
Solches Th. v. Grottfuß bereits vor mehreren Jahrzehnten aus führ⸗
lich nachgewieſen bat (a. a. O. S. 267). Solche Meinung feßt aber
voran, was yon jenen zwar angenommen, aber ungegründet ifl: daß
das Gonnenlicht nicht farblos, fondern farbig, nemlich röthlich: gelblich
fey. Wäre jedoch biefem auch alfo (daß eo nicht fo if, lehrt alltägs
liche Erfahrrung und jeder einfachfte Verſuch), fo wäre damit doch nicht
zuläflig, die Folgerung, daß ummittelbar ins Auge gelangenves roͤthlich⸗
gelblihes Goumenlicht , nachfolgendes mittelbar (als von der Luft ges
fpiegeltesy'einfirahlendes im Auge In gegenfarbiges wandele, weil man
den Simmel auch dann und fehr rein und gefättigt blau ficht, wenn
man bei: Flarer Luft mitternädhtlicher Weile gen Himmel ſchauet, oder
wenn mdn am Tage, aus verfinftertem Zimmer durch eine mäßig große. -
Deffnung hinaus, den Dit gegen den nördlichen Himmel richtet.
IR nun aber die Biäue des Himmels weber Yolge des Blaufehns ber
Luft, noch des angeblichen röthlich⸗gelblich⸗Gefärbtſeyns des Eonnen-
lichtes, fo bleibt zur @rläuterung des allgemeinften aller Farbphaͤno⸗
mene vor ber Hand wur Abrig, jener Thatfarge zu gedenfen, an bie
von Goethe zuerſt wieder ernfilich erinnerte (Me feiner Erklärung der
Barbeus Entehung zum Grunde legend; deffen Zur Parbenlehre.
Tübingen I—IL. 1810. 8.) daß dunkle und mehr noch ſchwarze Flächen
darch ein erhelltes Medium hindurch erichanet blau, belle durch ein
trübes, an ſich dunfles Bkittel erblickt roth erſcheinen; das will fagen:
fehen wir Dunfles (oder Schwarzes) und Helles (over Weißes) mit-
fammen, fo ſchauen wie Granes, ſehen wir aber eines nad
dem andern, fo erhalten wir blaue Barben-Eindrüde, wenn wir
: bad fchon gehellte Auge dem Danfeln zuwenden, rothe, wenn wir das
aunoch gedunfelte Auge gegen bie Helle richten; vergl. m. Grundz. II. 256.
d). In Beziehung auf Einwirkung des Lichtes auf pllanzliches und thiers
lies Leben mögen hier noch fulgende Bemerkungen Raum haben:
a) Bonnet fah Bingelfrauts@tengel, die er in: mit der Gipfelſpitze nach
nuten gerichtetee Schwebe im Wafler aufgehängt hatte, die Spitze auf
sichten und dem Lichte zumenden, ſebel⸗ das Sonnenlicht das Waſſer
©) MWie dieſes bie blauen Schatten zeigen, die unter andern ſehr ſchoͤn zu Stande
konnnen, wenn man eine vom Tageslicht erhellte weiße Flaͤche durch einen uns
vurchſfichtigen Körper befchatten laͤßt, der has au rothselse Slammenlicht eine Talg⸗
kerze eimfeitig avffangt.
1458
beleuchtete; B. a. a. ©. Blumenbach fah Kortoffelleime in einem
Keller 20 Fuß weit, die Wand hinauf, gu einem Lichiloche ſich ſtreckes;
der Verf. dieſes Odbs fand, daß aus in Wafler geftellten Stengeln von
Myesotis palustris L. (Bergißmeinnicdht) ih alsbald Wurzeifafere
entwidelten, bie, in folder Umgebung ber Gonne ausgefeht, nad einl⸗
sen Tagen zu ergrünen anfingen,, ohne daß dieſes Brüu von feg.
grünem Shlamm (Priefley’s grüne Materie, d. i. Oscilla-
toria s. Alga viridis ſ. w.n., deren Bildung mit Anfgußtbierchen anhebt
und endet, und bie nie in reinem Wafler erfolgt, fondern ſtets aur
in ſolchem, welches Bildungstheille — wenn au nur fpurenweile —
enthält) herruͤhrte. Slevogt zeigte: in wie weit die Diegung ber
Waldbaͤume vom Lichthunger abhängig iR; Voigt's Ragaz XL
466 ff. Man läßt Fähren gedrängt wachen, damit fie feitwärts
feine Nette treiben, fondern, vom Lichte nur von oben Ger getrcffen,
fenfrecht aufwärts treiben, was am vollkommenſten erreicht wird, wenn
dergleichen Waldungen am Rande mit Laubholz (Ficken sc.) umfct
worden. Buchen, zumal Hain⸗ oder Weißbuchen, dulden kein Imters
holz, felbR nicht Walbdunkel liebende Kräuter, -und nur felten leben
unter ihnen Viola canina, Hieracium sylv. x. 6) Starkes Licht
bewirkt fogar, 3. B. bei der gemeinen Akazie (Bobinia pseudo-am-
cola L.), eine dem Pflanzenfchlafe entgegemgefepte, aufwärts zufammer
gerichtete Blaͤtichen⸗Siellung. Daß es bauptfählich Erwärmungs: aub
Abküählungs-, fo wie Trodnungss und Feuchtungs⸗Wechſel And, welde
Pflanzenwachen bedingen und, Pflanzenfhlaf folgen machen, zeigte
Bonnet; er brachte Erfkeres zu Wege durch Annäherung glähenden
Gifena, Lebteres durch Nahehalten waflernafler Babeſchmaämme. Bei
manchen Pflanzen bringt ſchon Bollmonvlicht Crwachen zu Wege. Bei
Hedysarum gyrans if «6 die in Wechſeldauern erfolgende Gaftbewes
gung, welche Spannung und Erſchlaffang der Blattſtiele herwerrefl,
und fo die ſog. Gelbfibewegung der Blätter regelt. Ritter ſah Mi-
mosa pud. L., bei völligem Lichtmangel, in beſtimmten Wechſeldanera
vom Schlaf in Wachen übergeben; prismatifches blaues und vie⸗
lettes Licht bewirkten theilweifes Schließen, rothes Wiederöffnen ber
Blätthen (Bchlen’6 Journ. VI. 472), aber auch in vollkommene
Dunkelheit zeigten, Duhamel zufolge, die wach gebliebenen Biärtdgen,
buch Berührung: Sufammenfallen, wie am Tage; y) Sennebier
bleichte lediglich durch Sonnenlicht (muthmaaßli durch Serfehung
feſten Niſchungswaſſers, und unter Cuwoickelung von CH-@as?)
zwiſchen zwei Glasplatten eingeſchmolzenes gelbes Wade, ohne das
Luft oder Waſſer Zutritt hatte (ſtarke Beleuchtung lockert die Ber⸗
bindung von AH4O -+ A), uud Grell ſah iu hermetiſch verſchloß
fenen Blasgefäßen lebende Pflanzen vollkommen gefund bleiben , wenn
ihnen Sonnenlicht nicht abging; hingegen welfen, Falls fie ins Duskte
gebracht wurden. IR Elarer Himmel mwährenb ber Gaamenreifung
x
"1438
des Unis, Fenchel, des Flachtes, Hanfe, Mohns, Rep ıc., ſo erhält
man Oel⸗reichere Saamen, als wenn trhber Himmel bie Felber übers
wölbte ; da übrigens dergleichen Bemächle den Boden am meiften ers
ſchoͤpfen oder ausfaugen, zur Zeit ihrer Saamenzelfung, fo Idnnte man
vielleicht für viele förderlich wirten, wenn man kurz vor der Dlüthes
Eutwidelung die Herder, zwiſchen ben Einzelpfanzen, mit fläfigem (ourch
Mafler gehörig werrünntem) ſog. verrottetem, d. i. theils vermodertem,
theile fauligem Dünger beiprukte? — Buans foll durch Liegen an
freier, trochner Luft und dabei ungehindert einwirkendem Licht theilweifer
Berfegung feiner Harnfäure (C5, A H2 03) unterliegen, in deren
Folge hauptfächlich viel Oralfänre und Garbonfäure (nebfl Hippurfäure
und Ammoniak ıc.) zu Gtaude lLommen; d) Schmarda's Beobach⸗
tungen zeigten, daß ven den Aufgüßthierchen mehrere ihrer gans
zen Naſſe nach, Hierin den angenlofen Bolypen ähnlich, für
das Licht empfindlich find (3. B. Monas vinosa, M. Dunalii und
. M. sulpkuria, besgleihen Pandorina morum. und Stemter niger,
währen» andere, z. B. Chlamidemonas pulvisculus Enrenb., Eu-
giema virkdis und Volvox globator für das Licht, gleich den
Duallen und Seeſternen und ähnlich mehreren mikroſkopiſchen
Grufaceen ähnliche befondere Sinneswerkzenge zu befiken, fcheinen,
wie man fie bei erſteren in den fog. rothen Jarb⸗ oder Pigment: Fledden,
bei Ichteren in den rothen Mugen vorfindet; vergl. v. Raimann’s
Medic. Jahrb. d. k. k. Deſterreich. Staates; Jahrg. 1845. ©. 258,
Volvox glob. gehört übrigens zu denen das Licht fliehenden Infufos
rien; vergl. Treviranıs Biol. I. 207. Die grünliden Arten
der Gattungen Navicula und Gaillionella leben in einem Waſſer,
befien Luft gegen 61 Proc. O⸗Gas enthält, wahrſcheinlich weil biefe
Aufgupthierdgen gleich den Laubfröfchen, unter Waſſer vom Licht ges .
troſſen O:@as6 entwideln, oder wahrfcheinlicher: weil’ fie von mikro⸗
- flopifchen Kryptogamen (©. 1410) begleitet leben. Am meiſten O ent⸗
widelt die BPriefley’fhe grüne Materie; fie entyält gewöhnlich
etwas rhomboid. kxyſtalliſirten Ca0CO. *). Beſtaͤtigen ſich Edmard’s
Beobachtungen, denen gemäß Kaulquappen im Dunkeln zwar wach⸗
fen und verhältlich beträchtliche Groͤße erlangen können, aber nicht zur
«
©) Nicht vie vurch Abfterben gerötheten, fondern an ſich rothe, frifche Baum Mlätter
entwidelten, von Waſſer bedeckt und beleuchtet, auch O-Bas; vielleicht, weil hier
aunoch Keine Antbeile von Chlorophyll vorliegen, wie in ter Oscillatoria
rubescens Vauch. (d. i. das zeitweilig Rötheube mander Landſeen,
zum Theil auch mancher fog Blutregen; m. Arch. f. d. ges. Naturl.
EX. 375) ein dem Slechtengrün (oben S. 1128 f. u. 1140) ähnlicher Bil⸗
Dungötheil zugegen if (nebſt roͤthlichem Harz, Del, Schleim, KallsGalgen x.
ums einer Spur von Forl)s). Auch Tremella Nostoc L. entbindet, ſelbſt
wenn fie zuvor getrocknet war, unter Waſſer im Sonnenlicht O⸗Gas. licher
Silbung von Pflanzen» und Thier-Grhn durch H-ßinwirtung, ſ. S. 1129 ff.
— —
%
a1
Ungefaltung in Irbſche nefangen, wenn mau fie unbelenchtet läßt, fo
beweiſet dieſes, daß das Licht auch für Die Cutwickelung wirbelläuliger
Thiere (wenigſtens für bie genannten) unerſetz bar iR. Leber die Be
beutung der Lihtentwidelung bei igierlidgen, wie bei pflanzlichen
Einzelweſen, und ob leuchtende faulige Gebilde der Net (3. B. fan-
les Holz, faulende Kartoffeln &. 1304 Aum. x., fauleube
Geefifche und deren Lenchifiäffigkeit nachgebiltete Tänflihe Er⸗
zeugniffe) Licht entwideln, weil erſtere Beudtpilze, legte
mikroſtopiſche Leuchtthierchen enthalten, was den Bielfuß,
bie Bcolopendra elootrica 18. (m. Arch. £. d. g. Naturl. XXVL 9)
leuchten macht? ſteht zur Beit noch faſt gänzlich in Yrage, umb ebexie:
was milroftopifche Leuchtthierchen zu leuchten in den Glaub ſetzt (m.
Grande. 1.605) ; deßgleichen in wiefern Das Licht Die Befrudptung der Bien:
zen, bee Monolotylen ober Indogenen, wie ber Difotylen ber
. Erogsaen begünftigt (auch jener, weiche die Beſruchtung wellziehen,
bevor die Blume geöffnet und dem Lichte unmittelbat zugänglich if),
und welchen EinAuß «6 auf ben Bithenſtaub (Bollen) aushht, zumal
auf jenen verſchicedener Biüigenkolben ?*) Der Bellen ſcheint hiebei
e) Ueber Bollen vergl ©. 1000 Aum. Des fo. Vollenin (&. 1345 Lam)
iR wahrſcheinlich eine organiihe Zufammenlagerung verfhievener, nad Kate
der Pflanzenart abweichenter Bllpungstheile, ſowohl Azotsleerer, als Nzstshaltiger.
In den meiften ſcheinen Hinficgtlich rer erfieren Wachs⸗ und Sarzsartige sage
walten, währenb Gummi mehr ober weniger untergeorhnet zugegen iſt; hiaſicheſch
der letzteren hingegen eine dem Mehlleim aͤhnliche dreiſache Berbiubung einzelner
Kpotive als Haupterzeugniß hervorzutreten. Muthmaaßlich iR diefes es, wele
manchen Pollen eigenthümlich riechen macht, zumal wenn bie Luft dareuf eis
wirkt; wie denn z. B. der Bluthenſtaub ver Dattelpalme, Kaftanie, Bappeln,
Beben, Fichten, Berberigen x. an ven Bern des mannlichen Gaamend eriuzert.
Bei der Verfläubung ofen vie einzelnen Koͤrnchen einander ab, alt wären fr
gleichnamig elektrifirt ; im Waſſer oder Weingeih ziehen fie einander fein
bar an, weil jeves berfelben (tn Folge mangelnder Anhäjlon zum Baier x.)
von einer Waſſervertiefung umgeben iR (ahnlich wie zwei auf Waſſer gelegte
Taelgſtackchen); fe würben es auch, wenn jebet, gemäß vorhantener insäfen zum
Waſſer, wie zwei auf Waller gelegte Rorkküdchen, von einem Daſſerberge san
faßt wäre (hingegen würden fie ih fheinbar abfloßen, wenn eines nerielben
von einem Waffertbale, das anvere von einen Waſſerberge umgeben em
fhiene). Et wird nemlich zwiſchen zwei dergleichen Körpergen, von Denen jebet
zum Waſſer geringere Anziehung beftgt, als die Waſſertheilchen unter fi haben,
fig vom Waſſer verlaffen ober Iehteres ih um baffelbe niesergehuäbdt firten
(weil es durch bie übrige Waſſermaſſe von den Köchern hinweggezogen wurbe) usb
, umgelehet um ibn herum erhoben (weil daun bie Anziehung jehes
Köcyergen am
Waſſer großer ift, als Die ver Waſſertheilchen zur übrigen ZBaffermuffe), is beiten
Tallen aber werden die Könyeren pur den Druck nes Auferlih angehäufen
Baffers zu einander getrieben, Uber jedes ber ins MWaſſer se. gebundten
Vollentörnchen dreht fich bei der ſcheiubaren Anziehung Häufig au am feine
Are, weil 48 gleichzeitig vem ſchiefen Rückſtoß feiner eigenen (meiftene äther
dligen) Dämpfe unterworfen if, wie ſolches au bei zwei Gampyorküdden
der Ball if, vie man auf Waſſer gelegt Hatte. — VBucholz zufelge IR ter ſog
4—
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Gas unb vorzůglich O:&as zu verdichten und chemiſch zu binben, und
hauptſachlich ſolchen Weges Wärme zum erzeugen, was befonbers
Th. v. Gauffure’s hieher gehörige Berſuche folgen laſſen; es fand
berfelbe nemlih, daß ber Kolben von Arum maeulatum viel 0O:®a0
verfähludte und bamit weit mehr COz erzeugte, al& der des A. itali-
cum, ber wenig O⸗Gas verſchluckte, wenig OO2 erzeugte und nicht
merfli warm wurde, aber auch, verglichen mit erflesen, als unreif
betrachtet werden mußte, da bie ihm gleichen berielben Arum-Art bei
Genf wohl blühen, aber feine Fruͤchte tragen. Gebr beträchtlich fleis
gern ſolchen Wege® die Temperatur der zwifiken ihnen befindlichen Luft:
De Kolben von A. cordifolium und Pandanus Candelabrum ;
e) best, wo den Pflanzen fehr viel Hehaltige Nahrung (ſey es gaflge
für bie Blätter, ſey es tropfbare für Die Wurzel). zufließt, kommt es
naͤchtlicher Weile mittelſt eingeathmeten O⸗Gaſes wahrſcheinlich zu zum
Theil ſehr betraͤchtlichen Waſſer⸗Erzeugungen, ſo daß dann das gleich⸗
zeitig in ihnen durch eingeathmeten Waſſerdampf und eingeſogenen Than
fich ſammelnde Waſpr mehr oder weniger vermehrt wird. Hieher dürf⸗
ten gehören bie ſehr beträͤchtlichen Waſſeranſammlungen in dem ſog.
„Brunnen bes Wüſte“, di. in nen Schläuchen von Nepenthes de-
süllatoria L., bie des fehr reinen. in Phytocrene gigantea Wiüd.,
und zum Theil auch jenes in ben nicht geöffneten Keldien ber Nicandra
physaloides L. Die Verdichtuug des atmoſph. Waſſerdampfes wir
‚ Übrigens buch jene Abfühlung fehr befördert, welche bei klarem Himmel
bie dan fehr ſtarke Wärmesäntfiraklung des Bodens zus Zolge hat,
bie nicht felten, ſelbſt nach den heißeften Tagen, zu fehr beirächtlicher
Nacht⸗Kaͤlte führt. — Uebrigens dunfley auch manche Pflanzen fehr
bedeutende Waſſer⸗Mengen aus; ein Kohlkopf. 3. B. täglih im Durch⸗
ſchnitt 1 8 nun 14 Loth; &) die verbältlih große Haftziehung (Gapils
laritaͤt) der Pilanzen zum Waller, beganſtigt das Anſteigen in Waſſer
aelooter Stoffe, auch dann noch im hohen Grabe, wenu fe ihrer Vers
bindung mit dem, Erdbodes euthoben , oder wenn einzelus Theile ihrer
felbR im von den übrigen getrennten Zuſtande in dieſer Hinficht geprüft
werden; wie denn Holz, zumal breite Querſchnitiſtaͤchen deſſelben, nicht
Birlappfasmen (ober Germmehl, Theater-Wligyulser; Sem. Lycopodli,
son Lycopodium clavatum X.) Aynli zufunmengefeht, wie Pollen.
Stoͤßt man ein Stückchen Camphor mit einer Stednabdelſpitze unter Waller , fo
bewegt es ſich, wieer emporfommenb, weit flärfer, wie zuvor. Rohe Benzoefäure
bewegt fi in gleicher Weiſe noch ſchneller als Camphor. Aber auch Heine
Oeltropflein, vie mar anf Alkohol aus fehe gertugen Höhen fallen täßt, unter
LUegen ähnlicher, Drehung, jedoch wicht in Folge von Rüdftoß ihres Dampfes, ſon⸗
nern von ber bes an ihrem Hanke verkampfenden ZBeingeifies und bes von dieſem
exrleivenben Seitendruckes. Gtaubbentel von Wegerich (Plantago Janceo-
lata), Bilfentraut (Hyoscyam. miger) :. auf Raubfretes Wafler gewor⸗
fen werfen ihn Mathenſfiaub weit von Ach, chenfa: wern fie wit Waſſer bes
tröpfelt werden, daher ver Nacht heil, wenn eh in die Wlüthe veguet.
—
1436
nur leicht fo viel Waſſer einfangen, daß fie zuvor ale trockne Keile
zwifchen Geflein eingetrieben aurquellend dieſes zu aerfpremgen ver
mögen :c: (oben ©. 1415), fendern daß man dieſem AohäflonesBer
mögen gemäß auch gelättigte Iunenfärbungen des Holzes zu
bewirken im Stande if, was bei Birken au dan gelingt, wenn
man wenig abgehuste Stamm⸗ Gipfel, fie nach unten richtend, in
dergleichen farbige Fluͤſſigkeiten, z. B. in möglich® nentralilirte Zubiges,
Gochenille⸗ ꝛc. Aufiöfungen taucht; *) 1) bimfichtlih des befkriitenen
Bermögens der Pflanzen: für fie ungerigmete Gtoffe durch die Wurzela
zu entiafien (©. 1412 f.), ind die von Chatin angefeiiten Beriude:
: über das Berhalten der gelösten Arfenicgtfäure zu lebenden Pilew
— — —
zen lehrreich; fie And es aber auch, in ſofern ſie früherhin von iin
deren angeflellte, hieher gehörige Verſuche, berichtigend erweitern. 6.
fand nemlich’ unter andern: 1) daß AmOs am ſchuellſten nnd färkken
nachtheilig wirkt auf Dilotylen (fie gelben und ſchwäͤrzend), wenige
‘auf Monokotylen und am wenigſten auf Kruptogamen; 2) daß Iced
nis, Beleuchtung, Blektrifirang und Anwärmung die Wirkung erhöhd,
während Feuchte, Dunkelheit, und fog. Husfrömung der Blekiicitit
fie mindert, und 3) daß, fü lange die Pflanzen noch Iebensirkfeig aeg
find, He die Arſenichtſäure (die Ach in ihnen mit leidgtideiihen
Galzgrändern verbindet) aus den Wurzeln wiederum entieflen
Auch ergab fh, daß Schimmelpil ze durch die genannte Gem
nicht zerflört werden, weßhalb Beiprengen der Getreide⸗Saamen md
gelöster Arſenichtſanre das Branbigwerden der fünftigen Aehren nidt
verhütet. Das aus dergleichen mit Uirfenichtfäure genäfßten Gaamm
gezogene Getreide enthielt (mas mit Lampadius Verfuchen überein
kimmt) keine As203. — Chlorkalk — In gehöriger VBerbänumg
zur Bernichtung der den Betreivefaamen eingeſenkten Sporen vor Urede
verwendet (befier noch: mit Kalter Bortafchen-?öfung, unter Fäung von
Ca0CO, und Bildung von Rüffg bleibenden KCh + KOCh,O gr
feste kalte, wäflrige Löfung des Chlorkalk) zerfiört au Getreinefanmen,
wie an Kartoffeln, die au bie Oberhant geſenkten Piljiperen, burd
mehrflündiges Berühren (6. 1450); 9) der fog. rote Schnee (sb
©. 1410), d.i. Protococcus kermesinds Ayard., foll angeblich vol
Iommen übereinflimnmen mit ber Lepraria oarmesina Wrang. Gr be
ficht aus farblofen Hüllen, die von einer rothen, im Alkohol Löglidhen,
fettartigen Maffe (ein Bildungstheil, oder, wie wahrfcheinlicher: ein
Gebild )) erfüllt Find und Deilchen-ähnlich duften. Jenes blaßgelbe
Del des Sclerotium clavus (d. i. das Mutterlorn, das als ſol⸗
des meiſtens an Amylon, fo wie au Inder gänzlich leer if, dagegen
Albumin, Mehlleim, Schleim und Barbftoff enthält) riecht Thrawssrtig
°) Ginen fege dauerhaften, MBolle und Give leicht anhaſtenden violetten Basb«
ſtoff enthält das Matterlorn,
157°
und ſcheint daher Balerianfäure zu enthalten (S. 1071 u. 1341).
Bie bei den meiſten Flechten'CLichenes L.), tem fog. Sem. Lyco-
podii, ber Pesiza nigra (mit deren Gehalt an fog. Osmazom ꝛc.),
dem Lycoperdon Bovista und cervinum b. ıc. ıc. die Aſche ders
felben gemeinhin verhältlich reich iſt an bafifch-phosphorfaurem
Kalt, dem mitunter au phosphorf. Kali, Bifen- und Mangan-Oryp
beigegeben erfcheinen, fo auch bei manchen (vielleicht ‘dei den meiften)
Schimmelpilzen, und aud bei dieſen fcheint, wie bei allen übrigen
Gewaͤchſen, die Menge des genannten Kalkſalzes im fehen
Berhältnig zu flehen zu dem A⸗Gehalt verfelben. Erwaͤgt man
hiebei: daß auch in den Schimmelpilzen, wie in den Oscillatorien und
ähnlichen, nahe auf niebrigften Stufen lebenden Einzelweſen Azotide
unmd Deazotide vorklommen, wie in ben höheren, ſelbſtſtaͤndigen pflanz⸗
lichen und thierlichen Leibern, fo wie, baß lediglich durch chemiſche
Wechſelwirkungen anorganifcher Berbindungen, auch bei Einwirkungen
von Licht „Leine Lebwefen hervorgehen”, fo Tiegt die Folgerung unges
zwungen nahe: daß Urerzeugungen eigengearteter lebendiger Leiber,
auch her niedrigſten Lebensfufe, ans anorganifchen Gtoffen nicht flatt
haben. Berkdfichtigt man dabei jedoch, daß dergleichen fog. Elemen⸗
tarorganismen nie ausbleiben dort, wo irgend lebenden Leibern ent⸗
fammende Bildungstheile beider Klaffen (S. 1336) mit Luft⸗
haltigem Waſfer in Mitwirkung gerathen (indem fle Theil nehmen
an der Eohäfiun, als der zum Schwerpunkt des Tropfens gerichteten
Anziehung) und zugleih auch in mannichfache Gegenwirkung
— weil fie, durch Berührung des Oxygengas⸗ (meiſtens auch COꝛ⸗
und Salze) haltigen Waſſers, nicht nur zur Entwickelung mannidhs
facher Begenflädhen - Anziehungen ober fog. Abhäfionen gelangen,
fondern damit zugleich auch zu gegenfeitigen Rörenden nnd in foldher
Störung beharrenden Aufregungen, hiemit aber zur elektro⸗chemiſchen
Eins und NRüdwirfung; wie dergleichen unter andern auch in den
Bährungs- Erfheinungen fon aus dem einfachen Grunde
merklich werben, weil es ſich dabei flets von: dem Waſſer mehr ober
weniger zugänglichen Bildungstheilen handelt, die, als folche, zugleich
ungleiche Elektricitaͤ⸗ und WärmesLeiter, hiemit aber ungleidher
chemifcher Anziehungen fähige (der Säures, wie ber BaferBorberung
unterwerfbare, gemäß ihrer mehrfachen, d. 1. an Verhaͤltniß⸗Gewichten
ihrer Srundfloffe zahlreichen, ebenfo Leicht umbildungsfähige als zer
ſetzbare) Stoffe im, — fo gewinnt auch die weitere Holgerung an
Suläffigkeit: daß aus dem Verein azotidiſcher und beazotibifcher Bil
vungotheile mit dem Luft⸗ ac. haltigen Wafler und unter bes letzteren
Reiter Mitwirkung, bei Einwirkung der ununterbrochen in GSelbfbethä-
tigung begriffenen und in Eosmifcher (weltleiblicher) Wechjelbethätigung
befangenen Erde, + drtlih begämfigt: fey es durch phytoelektriſche,
oder durch eleltrochemiſche (S. 1129) umd daher denn auch durch
”
- - —
1458
Bährungs:) GErregungen, oter durch beibe zugleich ober durch Ber-
treter beider: Ums und Zufammen-Bilbungen jener einzeiuen Bis
bungstheile moͤglich werden können, in welchen deren Bethaͤtigunge⸗
Einheiten zur gemeinfamen Selbftbethätigung und dieſen eutſprecherdes
indivibgalifirten Gigenweſenlichen) Ausbildung, d. i. zum Gigenlehes
ſog. Elementarosganismen gelangt erſcheinen. Gemeinhin begimmen
jene Fläſſigkeiten, in welchen ſpaͤterhin Schimmel⸗Bildungen ver
ſich gehen, zunächſt au einzelnen Stellen ſich zu trüben, die häufig zur
Oberſchicht, feltener zu ben tieferen Flüſſigkeitsſchichten gehören ; eib
mals jedoch trüben fie ficy in verhältlich kurzer Zeit durch ihre gang
Mafie hindurch, und während mikroſkopiſche Durchſuchnng kurz zuwer
feine Spuren von trübenden @inzelfonderungen gewahren ich, zeigen
fi nun meiftens van ſehr Eleinen Basbläschen begleitete Sonperungen
der Art; fo daß die Trübung theils durch beginnende flarre Berlin
perungen, theile durch jene Basbläschen bewirkt wird, Außer bem
(in der Regel ziemlich langfam) auf der Oberfläe (d. i. dort me
Zuftberührung ſtatt bat) beginnenden und biefe fpäterhin gänzlich de
deckenden gewoͤhnlichen Schimmel: Erzeugungen, bie im falzleren,
wie in falzigen, wäflrigen Löfungen, fo wie in benen verſchiedene
organifcher Säuren *) leicht zu Stande kommen, wenn man bergleiäks
Flüffigkeiten zuvor durch unausgewaſchenes, als ſolches Leims ee
Leim und Amylon enthaltendes Drudyapier feibet **), find es befenbers
bie gährungsfähigen, zumal bie ber weinigen, fauligen und zum Theil
auch die der fauren Gaͤhrung unterwerfbaren Blüffigleiten, welche, in
bem fie fich zu träben beginnen, zugleich auch organifche Geflaltungen
oder Geſtaltungskeime (meiftens rundliche, fpäterhin Zellen oder zu Ichıs
ähnlichen Geſtalten vereinte) hervorgehen lafien, darauf aber zu veRhin
bigen Pilze oder Schwamm⸗artigen Bebilten, ober zu Dscileterien
und verwandten Gigenleibformen ſich entwickeln. Ginen bergieiden
Entwidelungsgaug durchläuft, umter andern auch bei denen ber Wein
gen Bährung fähigen Flüffigkeiten, der in ihnen enthaltene, darch feine
dreifache phyfifche Zufammenfegung zu BerührungssGrreguugen ser
zugsweiſe geeignete fog. Kleber, oder deſſen Bertreter (6. RN
indem er in Hefe übergeht, bamit aber zur Bildung vos Bähr
pilzen ***) und verwandten fog. Blementarorganisum Stoff wie
*) Zumal der Weinſaure, Traubenfäure und „Aepfelfänre, fewie ee
nicht erzmetalliſchen Salze, denen ſich auch die ver Milhfäure auſchſiches
ee) Unausgewafchene Papiere ber Art enthalten außer au mit dem Beime werke
bene, meiftens Kalt zus Grunplage habende Salze; ſtark verkänzte Uzstjäse
nimmt fie am beflen hinweg (HCh weniger gut, weil Re felbR ver Safer inmig
anhängt), alfo gereinigt und dann durch veſtillirtes Waſſer bit zur gänzläen
Entfäurung gezogen, Ginterläßt ſolches getrodinetes Duzchfeihpepier, wecheuut
nur Spuren einer weder fauer noch alkaliſch gegen
wirkenden Aſche.
”) Ginmaf zu Stande gekommen, ſcheinen bie san ober Gäfzungs: Pilze, 8
_ Beranlaffung bietet. Bu ben alfo gearteten organifchen Biäffigfeiten ger
hören unter andern: der in Waſſer von 400-500 C == 320.400 R
Beingäprungbelrzeger, eine noch nicht vergleichen Kryptogamen enthaltense Hefe
vertreten zu können. Gie gehören übrigens zu den fchäplichen Pilzen, im biefer
Hinfigt zunächſt übereinſtimmend mit nem Agar. torm. (©. 1215) ober fog.
„giftigen Hirſchlinge, ver genoffen Bauchgrimmen und Durchfall. bewirkt, was
jene Pilze. — 3. B. als Beimengung trüber Biere getrunfen — auch zur
Bolge haben und zwar um fo mehr, wenn man ihre Entwickelung durch Zuſatz
Falten Waſſers fördert. . Ebenfo, wie bie Bährpilze dem gift. Hirſchling in
Abſicht auf Einwirkung auf vie Berpauungswerkzeuge ähneln, fo au jene Schim⸗
melpilge, welche wahrſcheinlich die waffe Kartoffelfäule veranlafien (&. 1449
Anm.), hinſichtlich ihrer Zerſtörungs⸗Erſcheinungen dem MIR: Blätterfhwanmm
(Agar. fimentarius L.), indem biefer, ſobald er abgeſtorben if, fofort in
ſtinkende Faulniß übergeht und dabel in eine Klüffiglelt ſich wanbelt, welche mit
jener der naffen Kartoffelfäule ſehr viel Aehnlichkeit Hat, Die Sch wamme uns
wahrſchelnlich auch vie meiften Pilze unterſcheiden RG chemiſch von anderen
Pflanzen, zumal von PBhanerogamen, ins Beſondere auch buzch ven Stoff ihres
Skelett's, Durch das ©. 1216 und 1393 erwähnte und muthmaaßlich als eine
Berbinvung von zwey verſchledenen Bilvungstbeilen erachtete Fungin, veflen
Auffindung, fo wie die des Schwammzuckers⸗, der „Schwamm und der „Bolet“s
Saͤure, man Braconnot verranlt. Das Fungin if weiß oder weißgelblich
und nähert fich in feinem Verhalten fehe dem Chitin (©. 1376), verwandelt
fi jedoch durch Sieben mit Aarker Hybrochlorfäure in eine Gallerte, aus berem
2öfung es von Alkali wieber gefällt wir. Gieven mit verbünnten Säuren bilvet
es in eine weiche, halbſchleimige Maffe um, welche durch Digeflon mit Balls
Apfelaufguß, oder mit gelöstem bafifchseffigf. Bleioxyd erhärtet, ohne Gerbfäure
oder PbO aufgenommen zu baben. Starke Kalistauge Idst es, mittelſt anhals
tenden Siedens zu einer feifenäßnlichen Mafle ( Schwammſeife ©. 1215 Anm.)
anf, die durch Säuren flodig gefällt wird. Erhiht brennt es mit Flamme unter
Gntwidelung von Gaſen, deren Geruch bem des gebrannten Bropes ähnelt,
Wahrſcheinlich wirb pas Fungin verkauet und bildet, als Ashaltige Verbindung,
nebft tem Albumin und vem fog. Otmazom (©. 1373) einen Gauptthell
deffen , was ven Genuß ber eßbaren Schwaͤmme und verwandter Kruptogamen,
ver Champignon'e (Agar. edulis und A, campestrin),, ber Reizker
(oder Reißker; &. 1215), der angenehm buftenden und lleblichſüßen eßbaren
Brätlinge (des Golvbrätlings, Silberbrätlings und bes braunen B., fänmtlich
Spielarten des Agar. lactiluus L.), ve Bfefferblätterfgwanms (A.
piperat. L. (in Oſtpreußen und Rußland falzt man biefen ein, um ihn, alfo
aufbewahrt, zur Faſtenzeit verfpeifen zu Zönnen), und des Bfifferlings (A. Chan-
tarellus L. Merulius Chant. Scopol. oben &. 1426) ober gelben Cham⸗
pignon beeingt. Manche diefer Schwaͤmme find vurch thierliche, Würmern ober Ins
fetren-2arven entſtammende, Beimengungen ſchablich; um fich beim Genuſſe derfelben
gegen Nachtheile zu bewahren, wirft man fie, nachdem fie gefäubert und mit
kaltem WBaffer gewafchen worben, in heißes Waſſer, dem man zuvor etwas Gifig
zugefeßt hatte; bie Effigfäure entzieht ihnen dann nicht nur vergleichen frembartige
Stoffe, ſondern entfernt auch, unterflügt vom heißen Waſſer, die ihnen felbf im ger -
wiſſen Zeiten ihrer Entwidelung zulommenven, flüchtigen und verhäftlih feuerbeftän,
bigen Beimiſchungen und macht fie, nach nochmaliger Waſchung, ohne Nachtheil
genießbar. Außer in vieſen Blätterfgwänmen kommen jene Ashaltigen
nährenzen Bilvungstheile auch vor in eßbaren Löherfgwänmen, naments
U in vem Steinpiiz (Boletus crassipes Wud.), Cich haaſe 8 per-
ennis L;, B. ramosissim. Schaef.) — unp in vergleichen Sörwnerig wäns
9%
>
1468
4
gelöste Honig, der im gleicher Weilg verlüffigte, und als —
gleich dem erſteren durchgeſeihete rohe Zucker, bie füßen Frihli
men, nämlich im Koralleuſchwamm (Clavaria Coralloide) u
im fhönen ober Aftigen Kenlenſchwamm (C. formosa ®. ;
in Arerfhwämmen, namentlich in der efbaren Norchel (Phalle
esculent. over Morchella escul. «) rotunda, ». i. die Fleine russ,
und #) vulgaris, ®. i. die fog. Spigmordel), in verigjenenen Falten
fhwämmen, von beaen bie meiſten efbar ſind: in der Ohr: ober Breis
mordel (Helvella escul. Pers.; Sto@mordel (H. Infula), Siſ qeft
Müye (H. Mitra) und im weißen Baltenfgwamm (HM. Les-
phaea) uns ebenfo auch in ten 4 Gpielmten rer Trüffel (L,ycoperden
Tauber L., Tuber cibarium um T. gulosorum Sübtk.). — %e
Schwammzucker unterſcheidet ih, Riegel’s Verſuchen zufolge, vom Ransit
(&. 1857), dem er ähnelt, hauptſächlich vaburch, vaß er der weimigen dub
zung fähig, alfo ein wirklicher Iuder if. Gr kryſtalllſirt leichter, we ingah
eine andere Zuderart, bilvet lange, weißglänzende Afeitige, quabretüde Babl
habende Prismen, vie weniger füß ale Traubenzuder, un im ZBafker, mu m
Altopot ſchwerlotlicher find, als ver Hartzucker. Erhitzt ſchmilzt er wefakle,
bei flärkerer Site ſich braunend; waſſerarme Gchwefelfänre Idst ihn mit me
Sarbe auf, entläft ihm aber durch Zufak von Waller in Form eines wahr
ballten (coagulirten) Niederſchlags. Mit AOs giebt er Yepfelfäure um Dei
aber keine Schleim. Mit Alkalien und einigen Grzmetalloryeen zidt füh, hir
artige VBerbinnungen. — Die Shwammfänre findet AG in Pezxisa sign:
frei, in ven meiften übrigen, zuvor genannten Echwämmen 2c., un wstır Wei
and) in Peziza auricula uns im Bolet. Laricis (6. 1262 Aus.) ax Galgime
gebunden vor; Berbinsungen, vie in Alkohol unlöslih Ans. Wan ſcheiret wie
derſt ans dem durch Auspreffung gewonnenen Echwammſaft, darch Greigene Di
darin vorhandene Albumin, dampft bie hievon mittelk Durchfeifumg gefdierene Fi
figteit zur Saftbicke ein, fällt daraus vurch Alkohol nie fdwummfzuz Ce
wäfcht fie mit Alkohol ans, Idst fie in Waſſer und wedhlefgeriegt vie East
buch PbOAOs. Das hiedurch gewonnene unzeine braune MBiciyeriuugl
(PbO Fg) wird dann durch Digeflion mit dem Zchnfachen feines Genidtt =
vervünnter Schwefelfäure zerfeht, die dadurch chemiſch ifolirte anne bene
Shmwammfäure mit Natroncarbonat neutralifirt, zur Trokne abgramit md
fo fange mit Alfohol von 0,86 Gigengeiwicht wiederholt gefotten, bl vos Ban
Sungat farblos erſcheint. Wechſelzerſetzung deſſelben mit PbOA gewift
weißes ſchwammfaures Bleioxyd, das durch HS zerfegt, wälrige
entläßt, bie, durchgeſeihet und zur Gaftbide abgebunftet, reine
darſtellt. Diefe ift nicht kryſtalliſirbar, farbe und gerudlos, an der Luſt
lich unb mit Wafler, wie mit Alkohol in allen Berbältniffen miſchbar, m
loͤtlich, ſchmedt ſcharf fauer, bildet mit Ammonoxyd, als Bifunget, ef
das Doppelte ihres Gewichts an kaltem Waſſer zu Löfung forverube
mit PbO un AgO in freier ‚Säure leichtideliche Nieverſchlaäge. Fire
finden ſich, zumal in ven genannten Pilzarten, fo wie in ven Merkels,
gleitet von pilzſauren Salzen, vie fih durch Alkohol ansfällen un kam
Säure durch Wechſel zerſetung an Bleioxyd übertragen laſſen; has «ie
Bleioxyd⸗Boletat (PbO Bo) entläßt, dur HI zerfeht, von Prosyäechls
gleitete Bilz« (ober *4 Saure, von benen erſtere der Miutteilume
bleibt, während letztere In Heinen farbloſen, zwiſchen den Zätnen
durch Loſen in Alkohol ums Umkryſtalliſtren rein varſtellbaren Afeitigen, & 1
Theilen Waſſer von 20°C = 16° BR und in 40 Meingeik von 0,845
1461
fäfte verfhiebener der Anzapfung unterivorfener Baumfämme, insbeſon⸗
bere der Birken mb Ahorne, ®) der mit Waffer verbännte Nectar
ber Agave americana L. (einer ber Zudersreichften Blumenhonige,
der in hoͤchſt reichlicher Menge neben einem flüchtigen Erzeugniß hers
vorguillt, das ſehr wibrigen, faulen Schweiße ähnlichen Geruch —
Jvielleicht ein Erzengniß des bei ber Euftberährung in Faͤulniß gerathens
ben Klebers — verbreitet), die manderlei Ob ſtſaͤfte, *®) ver Palm⸗
löelihen Brigmen anſchießt, beren Löͤſung Fe⸗O3 aus ven gelösten Salzen volls _
Rändig füllet, währen fie FeO-Kuflöfungen ungetrübt Laßt. Braconnot aus
folge iſt vie Rilzſaure Mücktig und größtentgells unverändert ſublimirbar, vabei
theils mehlförmigen, theils Afeitige Raven bilbenten Sublimat gewährend, dem
gegen bas Ende eiwas Brenzöl und flark nah A riechende Flüſſigkeit folgt. —
Auch ver in ber Lohe der Gewaͤchthaͤuſer fo häufige gelbe Schaumſtaäubling
(Aothallum favum) und mehr noch bie zwiſchen faulem Holz oft ſehr ver
breitete, im ihren Außerſten Entwickelungen in geftaftfofen Schleim ausgehenve
Sphaeria fusca fcheint unter andern au pilgfaure Salze zu enthalten. Der
Mehlt hau der Hülſenfrüchte, Kürbiſſe, Gurken, Melonen ſtellt ſich am haͤuſig⸗
fen ein: nach häufigem Regen und darauf folgender Dürre, während dem Honig
t ha u gemeinhin klarer Simmel vorangeht, dem feinerer, kurze Zeit andauernder
Regen, ober auch ſtatt deſſen gemeiner Waſſerthau folgt; S. 1367 ff. Erſterer
laßt ſich Häufig mittelſt eines Meffers, in Form einer weißer, ſtellenweiſe (punkt⸗
weiſe) wiẽ Amylon glaͤnzenden Maſſe von ven Blättern ıc. Dinwegnehmen, fühlt
fich erwärnit fettig an, verliert burg Erhitzen dieſes fettaͤhnliche Anſehen, und verkohlt
ſtch enblih unter Bratengeruch⸗ Entwidelung. Siedender Alkohol entzieht ihm
efne wachsartige, erkaltend ſich flodig fcheivenng Maffe, während ein anderer Ans
thell darin gelöst verbleibt, fi jeroch durch Waſſer ausfälln lͤßt. KOHO-
Löfung mit Mehlthau erhitzt, entwidelt Seifen⸗Geruch (aber kein Ammoniak),
Sauxen ſcheiden dann einen fettaͤhnlichen Stoff aus; Einhof in Gehlen's Journ.
V. 868. Gegen Lote und Blattläufe aller Art leiftet, unter allen empfohlenen
Mitteln: Kalter wäfiriger Aufguß von gerriebener Meerrettig- (oder Krehm⸗)
Burzel am meifen, wenn man tamit 3 ©. Trelbhaus⸗Gewächſe jährlich
2—Smal wäfdht und im ber Zwiſchenzeit damit öfters beſprigt; bei im Freien
Pflanzen, wenn man fie mit folchem Aufguß (bereitet aus 1 X Meer
reitig aud 10 bis 12 Maaß Waſſer) begießt.
*) Beine Bäume entlaffen ziemlich Zudersreiche Säfte und geben daher auch Beine,
Zur Trockne eingebunftet Hinterläßt nicht nur ber Ahornſaft, fondern auch der
Birkenſaft rohen Zuder; jedoch ficht Iehterer erſterem in Abficht af Schmachaf⸗
tigkeit nach. Beide Frühlingsſafte geben, wie Weinmoſt behandelt, Weine; über
fog. Birkwaſſer vergl. S. 1167 Anm. Die meiſten AbornsArten find zur
Srüblingszeit rei an Zucker⸗haltigem Gaft; in Norbamerifa, wo man noch jeßt,
ſowohl den durch Abhunften gewonnenen Syrup, als ven in ähnlicher Welfe dar⸗·
geftellten Zuder, Häufig gewinnt, wählt man zum Mbzapfen vorzüglich Acer
dasycarpım un A. saccharinum L., unter den übrigen, feit Ianger Zelt
auch nad Deutſchland verpflanzten, kommt ber fog. Ruffifge ober Tartarifche
(A. tartaricam L.) ten genannten Arten an Zudergehalt nahe. Ueber bie
Juder: und Bein-Gewinnung aus Baumfäften vergl. auch m. Theor. d. Polys
technochemie II. 349. 611 u. 806. N
) Bollig fanlige Aepfel haben ihren Zucker⸗Gehalt verloren, eignen ſich daher nicht
zur Bereitung von Aepfelwein over Cyder; bagegen erfolgt bei ber ber
Beingägrung bes Uepfelfaftes vorangehenden Auficüttung ber Kepfet zu einem
Kaufen, teils Umbildung des Gummi zu Glykoſe, theils beginnende ZBeingäbrung
1408
— —
ſaft, ») die Gerſten-⸗, Weizen⸗ und Reis⸗Nalz⸗Würze mb
vor allen der zuvor, in Falten Umgebungen abgekühlte Weinberraffl
d. i. der füße Weinmoft. Alle diefe Ylüffigkeiten fangen, wer ifem
zuvor bie in ihnen verbreitete atm. Luft (durch Erhihen oder mitkll
dee Luftpumpe) nicht entzogen und das Einbringen von, wenn uf
bes folchen Weges entſtandenen Krümel: und Frucht⸗Zuckert. Uns Rarf gefafin
Aepfeln bereiteter Cyhder ſchmeckt und riecht nicht angenehm und giebt, vb,
wibrigsriechenven Branntwein, währenn aus guten Aepfelm erzielter Chrer Ink
freien Sranntwein gewährt. Dex aus Golzäpfeln gewonnene Cyber entläk, v:
bigt, einen Aether⸗Geruch verbreitenten und auch hurd den Geſchnel m
Aether erinnernden Branntmein ; enthält daher wahrfcheinlich Weiter (mattmuh
lich zu Stande gelommen, durch Ginwirkung ter Berbfänre mu einer wide
begleitenden Hefe⸗ vertretenden, eigenthümlichen Verbindung von U zotiden ei
den gaͤhrenden Zucker; ſ. w. u.). Süße Birnen geben angenchm ſchackena
Obſfiwein, ver lieblichſte aller vergleichen Weine, wird jeboc aus Etehellenc
unter Peifaägung von ſchon fertigem Aepfel⸗ ober Birn⸗Wein gewonsen. lae
läßt man nemlich vollkommen weiche, zum Brei zerquetſchte Stachelbeerea 1 Tat
hindurch fich felber, preßt dann den Moft aus, verfeht num bie hiebei ondärienm
Trebern mit 1/,g bes urſprũnglichen Gewichts der Beeren au Cyder, uns watnmift f
dann nochmals ber Audpreffung, fo erhält man einen Safi, der, wie Baum
behandelt, nicht nur einen fehr Liehlichen Bein, ſondern (durch deſſen
auch einen nicht minder lieblichen, angenehm buftenden Branztwes gi
Die friſche Frucht des Kaffeebaums, die fog. Kaffeelirfihen ber Caffea arabica l.
entwideln, A. v. Humboldt zufolge, waren fie 3 Tage (98 Standes) ya
dem Gonnenlicht ausgefet worden, ein Gas, bas, im Waſſer geleitet, Were
Seſchmadk nad; Weingeift ertheilt; Annal. de Chem. XXXY. 102. II.
®%) ®almzuder (ver Borassis flabelliformis), genannt Jagory, wu =
Ceylon hauptſachlich zur Darfkelung eines widrig riechenden Weint, des mu ke
zeitet, um durch befien Deftillation Ceyloniſchen Arak un Rum zu gammi
Auf Coromandel gewinnt man exflere aus ber Brut ver Bassia
Indem man biefe mit bee Gerbiäuresteichen Rinde ber Mimosa arahita (nah
ger wirkfam: mit ber Rinde von M. leucocepbala) in frifgen, di guck
nach Innen gewendet barbietenben Thierhaut⸗Echlauchen, die man von dt „3
(wenigftens täglich einmal) öffnet, um COꝛ zu enslaffen,” in weinige Oli
verfegt, und aus ber alfo gewonnenen weinigen Flüſſigkeit ven Bengat och
Oeſtillation fcheidet, das Defillat aber Tängere Zeit hiudurch in gef Sm
gefäßen, die man in bie Erde vergräbt, lagern läßt. Rum erhält nun
Bäprung von Melaſſe (Zuderfyrup). Zur Darftellung des Aral vermeuhet men al
bie Dasteln und die Saamen ber Eleusine Caracanna, aber (in Dina) *
Reis. Auch Weizen giebt guten Araf; m. D. Gewerbäfe. I. 8. 134, 108 1. 1S*
Malz» Bereitung f. oben S. #18 und fehr ausführlich über das in Anglamı WAL
Verfahren, fo wie über vortige Bier⸗ (Ale und Porter⸗) Brauerei br
liſche wie ScHottifge Branntweinbrennerei ıc. f. m. Theorie d Yalyalar
chemie II. a. a. O. Su China bereitet man aus Reis- Malz eines Beil,
ber dort (zumal, wenn er in Shaon Hing gewonnen werben) ſek gHHF
wird. (ReissAmylon wird zur Gteifung ber Wafche ze. der Kari Ö
Belzen-Gtärte vorgezogen, weil e8, feines Schleim⸗Gehaltes wegen, bie —8
und ein reineres Weiß gewährt; man ſoll davon zu jenem Gebranche wet
nöthig haben, als von gewöhnliger Slarke. Wie fit bie Lapinca (Gayail
u Canna —— und das Arrow⸗Mehl (Tons les zuela Me A
en, von Marantha arundinacea) in Hinſicht auf Umbilsung 2
verhalten, iſt noch zu ermitteln, j
1468
nur weniger O⸗Gad⸗ haltigen Luft nicht durchaus verhindert wor⸗
ven, von felber an, ſich zu trüben und bei weiterem @indringen von
Luft (zumal von Os und COg@as derfelben) Hefe auszufondern.
Friſcheſter Traubenmoft, ben man bis nahe zu 1000 C erhitzt und fo
volfländig entlüftet hatte, dann aber noch in biefem Brave heiß in
eine, in kochend Waſſer geflellte Glasflaſche giebt und dieſe num fofort
Iuftpicht verfchließt, hält fig Jahre fang, ohne zu gähren, fängt bins
gegen fogleich au in Bährung überzugehen, ſobald man einige O:Wass,
amd wirffamer noch: einige O⸗ und COꝛæ-Gas⸗Blafen hinzutreten, lang⸗
ſamer: wenn man ihn nur mit ebenſoviel atm. Luft In Berührung laͤßt.
Aber auch ohne vorgängige Entlüftung bält fi frijcher Traubenmoft,
und ebenfo halten fi) auch DObffäfte aller Art, Citronſaft ꝛc., wenn
man fie auf fein zerfloßene Manteln gießt (anf 2 Liter Saft reichen
4 Loth Mandeln bin), und darauf folange fiehen läßt, bis er, nad
erfolgter Verdickung ober Gerinnung ſich wieberum volllommen geflärt
bat (was nach einigen Stunden der Ball if), und fo fltrirbar gewors
den iſt; burchgefeihet und auf wohl zu verpichende Glasflaſchen gebracht,
hält ex fi dann, am Fühlen Ort und gegen Licht geſchützt, beliebige
Zeiten hindurch. Ueber Gährung f. au oben ©. 206.
14) Iede der $. 14. ©. 1333 im Allgemeinen unterſcheidend bezeichneten
Gattungen von Gaͤhrung, die ummifchende und die entmifchende
oder zerfeßende, zerfällt in mehrere Arten, und fowohl verſchledene
biefer Arten, als felb beide Battungen folgen einander (öfters bei
einem uimd demfelben Bildimgstheile — weil in der Megel in jedem
Webild der Art Deazotide umd Azotide eben einander zugegen ſind)
nicht felten fo fehnell, daß man nur burdy chemifche Scheidung , ber
mit einander erhaltenen Erzeugnifle, auf das Wirkfamgewefenfeyn jeber
einzelnen zu fchließen vermag. Alle find aber nur möglich 1) bei
Fühlwärme über O%C; unter OO tritt feine ein ®), und bereits
) Wie folgente Beifpiele varttun : a) In Sibirien, beſondert Häufig in beflen
norböffichen Küftenlanven, Lagern in is, das fehichtweife abwerhfelt mit Thon, -
Mammute (Mammontte, Elephas primogenitus), veren von Haut und
Saaren beredites Fleiſch, obgleich es muthmaaßlich feit vielen Jahrhunderten
(vielleicht Jahrtauſenden) port weilt, volltommen unverborben und friſch ift, umb
daher Raubthieren (mitunter auch Dienfchen) zur Nahrung dient. Der Leichnam
eines im ewigen Schnee der Schweizeralpen verunglüdten Menſchen wurbe mehr
als 70 Jahre darauf umd awar: gänzlich unverwefet gefunden. — Man erhält
während ver warmen Jahreszeit Fleiſch, Milch, Eier völlig unverhorben in Cis⸗
kellern. — In Rußland verfendet man Wilbpret und Zuchtvieh⸗Fleiſch, fo wie
Fiſche und Gier im gefrornen Zuſtande viele Meilen weit zu Markt. In Sibi⸗
rien und in Lappland Täßt man Reunthier⸗Milch in zuvor gefäuberte und
anfgeblafene Gebarme viefer Thiere gefrieren, um fie längere Zeit hindurch aufs
zubewahren. 5) Wein, nah Meißner aufbewahrt in Fäffern, die zuvor mit
CO⸗⸗Gas gefüllt waren, wird weder kahnig (belegt ſich nit mit Kahn ober
Kahm) noch fänerlich (erhält Leinen Stich). Wielfg, Gier, Gemüſe bleiben,
an fühlen Drten in Olivenöl aufbewahrt, friſch, ebenfo erfteres, wenn «6 in paſ⸗
, Ä 1464
gährende Stoffe Hören auf zu gähren, wenn fle bis zur Fühleirne
unter O0C gefältet werben; 2) alle erfordern, wenn auch nit m
Fortgange, doch zum Beginnen: Berührung einer weder zu ſehr we
fenden Glasflaſchen in Eſſig gelegt-und biefer mit Dfivendl, ober Wallıfs da
Buchennuß⸗ ꝛc. Del 1 Bis 11/2 Z0U hoch begoflen wird. Gier fanlen im Com
mer nicht und Halten ih bis in den Winter hinein friſch, wenn fe im Kalkaiid
gelegt, und das Gefäß mit feuchter, durch Binden fe anfiegenber Thierblaje de
beit worben waren, Wleilch, wie Gemüſe, laͤßt ſich in gefättigter Kodialztäiusg
erfteres zumal: wenn es mit Salz eingerieben ober zuvor 48 Stunden hindurch mi
Salz beftreuet, im Keller gelegen hatte, unverderbt erhalten. Dan reift Mai
alter wie junger Thiere (letzteres fault eher, wie erfteres) mit Kodiaty, ae,
will man es geröthet erhalten (ins Beſondere in ber Näbe ver Kucden), mi
Galpeter und Kochſalz ein, um es einzupödeln; bie Salze entziehen dem Flik
theils vas Faulniß begünfligende Wafler, theils fättigen fie vieles in felgen
Maaße, daß es Feine Luft mehr hindurchdriugen [Aßt zum Tleiſch; theils verkinet
es ſich auch in einen Antheilen mit dem Sleiſch und mindert fo feine
barkeit. Taucht man frifches Fleiſch einige Minuten hindurch In eine fünek,
wäflrige GalpetersLöfung (1 Loth Salpeter auf 5 bis 6 Mach Bafer), MI
längere Zeit hindurch zu gleichem Zwecke verwendet werten kann (un cn x
land wird), zieht es dann heraus und hängt es in bie Luft (4. B. in wie nd
Fleiſcherladens), fo bietet es, in Folge ſchwacher Rothung, ein friſches Yxfder
dar und hält fich ſelbſt in Sommertagen verhaltlich fehr friſch. Dan falt m
ſchnittenes Weißkraut, untermengt mit etwas Kümmel-Suamen, drückt ci ia am
Ständer (Faß) mittelft einer Schraubenprefie fer ein und überläßt cs ſich ii:
es bildet fih Milchfäure und — hatte man son Zeit zu Zeit etwas Bat
barauf gegoffen — aud etwas Eſſigſaure, aber zugleich emtflcht an je wi
wäflrige Salzloſung, daß biefe weiteres Cindringen von O⸗Gas un kmit Be
gährung zu COn ꝛc. verhindert. Die ſolchen Weges entſtandene Milgikıre
zerlegt dabei einen Theil des Kochſalzes, milchſaures Natron bilden; WE
ſchmeckt in dieſer Weife gewonnenes Sanerkraut nicht, und beffen Ural mm
wenig fälzig; oben ©. 825 u. 939. Zerſchnittene grüne Böhmen erhalten BON
gegen, ähnlich behanbelt, ſalzig; hatte man fie aber zuvor ein paar Mal mit jeden
Maffer aufwallen und dann an ber Luft erfalten Laffen, fo erfolgt auf ch
bung von etwas Milhfäure; zugleich entwideln fi dann wirrig riechen
Beim Darftellen ver Salzgurken (Salzmelonen se.), der ganzen, wie ka FF
ſchnittenen, hindert das heigegebene Bewürz anfänglich jede Spur von Rili
Bildung. (Gifigfäure hört auf ſich zu bilten, wenn vie Flüſſigleit wit COr
Bas bevedt if.) Taucht man feifche Cier 2 Minuten hindurch in Anbei
Waſſer, und zieht fle dann heraus, fie dem Erkalten üͤberlaffend, fo überzicht F4
bie Iunenfläche der Schale mit einem (vurch die Siebhitze geronnenen zur mir
teten, Luft nicht hindurch laſſenden) Ciweißhaͤutchen und ſchüht fie Te ai Ir
Zeit, zumal in teodner Luft, beffer noch: in Hirſe oder Heckſel (Hederling) M
am beſten: in Aſche gelagert, gegen Faulniß. Beim Ginfalzen ner Härisgt
(mit Boh⸗ oder Meerfalz ober Spanlfchen Salz, das Walfer Iebafter aut
alt Kochfalz) und anderer Fiſche, die man gleich jenen nicht trocknet, ſomen B
ber Lake läßt, wird ber Luftzutritt gehindert, wie beim erwähnten Ginpödels
bes Fleiſches. Füllt man ſtarke Glasflaſchen mit grünem Beigemis ( ©
Veterſilie; Sellerie) oder mit vergleichen Wurzeln (Gellerie 2c.) oder mit geimel,
uneifen Erbſen, ober gleichen zerichligten Bohnen, Rellt bie Flaſchen varı @
eine Stroh⸗Unterlage in einen Keflel mit MBaffer (fo daß ver Blafgengals m
genug bervorragt, um nachher Cinfallen aufwallenden Waſſers zu verbinhen),
gießt dann Feuer und läßt die Blafchen fo Lange barin fliehen, Bis eine jemab
1465
bünnten, noch zu ſtark zufammengepreßten Oshaltigen Luft, bie
hiebei um fo weniger wirkſam iſt, je geringer ihr O⸗Gehalt, und bie
das Anheben ber Gaͤhrung verhindert, wenn ihr zuvor das O moͤglichſt
genommene Gemäss Probe außen volllommen troden, jedoch nicht bis zur Zer⸗
veiblichleit getrocknet erfcheint, verſchließt dann die Blafche mit einem bereit ges
baltenen, zuvor durch Liegen in Waſſer erweichten Korkftöpfel, bindet vielen über’s
Kreuz fett, und taugt ihn dann bis über den Flaſchenrand in geſchmolzenes Harz
ober Pech, fo erhält ih das Gemüfe in ſolchem Brave unverborben, daß es im
Winter darauf verwendet, wie friiches ſchmeckt. Aehnlich verführt man auch mit
gefottenen Heidelbeeren, Obſt⸗Mus ıc. und erhält fo, zumal wenn vergleichen ohne
Zwiſchenraum vie Flaſche fie nahe bis in ven Hals hinein füllende Maflen, bevor
man bie Mündung durch den Gtöpfel verfchließt, wenn vie Flaſche noch im Keffel
ſteht, mit einer gefättigten wäfirigen Löjung von Zuder (die fo ſtark eingefotten
worben: daß fie, in Keinen Proben in vie Luft gefchleubert, federt ». h. Faͤben
bildet), fo weit auffüllt, daß vie Unterfläche des einzutreibenden Stoͤpſels den
Zuder faſt berührt. Diefem Verfahren Ahnlich if jenes fpätere, welches Appert
gegen eine ihm von ber frunzöfiihen Regierung gewordene Belohnung von
12,000 Franken veröffentlihte. Man füllt zu dem Ende eine aufrecht geflellte
Glacflaſche mit dem flarren over flüffigen Gegenſtande fo weit, daß im erfleren
Salle no 2, im letzteren noch 3 Zoll body an Flaſchen⸗Innenraum unangefüllt
bleibt, verſchließt nun pie Mündung mit gutem, in zuvor bemerkter Weiſe er-
weichtem Kork, den man burch Schlagen mit einem Holzichlägel luftdicht eintreibt,
hierauf kreuzweiſe mit Draht überbindet, dann in ein Gidlein von grober Leins
wand Hüllt mb alfo verwahrt in ein Waſſerbad fo weit einſenkt, daß Halsrand
fammt Kork über ven Waſſerſpiegel hervorragen. Man bringt nun das Wafler
ins Sieden, läßt die Flaſche (nach Maaßgabe ihres Int Its) 1/, bis 2 Stunden
Darin und bewirkt fo, daß vie Theile des Inhalts, durch folge andauernbe Er⸗
Higung zerweicht, pie mit eingeichloffene Luft ihres O⸗Gaſes berauben und damit
CO2⸗2⸗Gas bilben, das nun, fammt dem atmoſph. A⸗Gas, ben fog. leeren Raum
ver Slaſche füllt. Die großartigſte Anwendung und zugleich ſehr beträchtliche
BDersolllommnung erfuhren dieſe Berfahren nur Donking, Hall und Gamble,
veren „Babrik überall frifch verbleibender Gpeifen" (gemäß ihres: New Process
for keeping Provisions fresh in any Climate etc.) zu London (Blue
Archor Road, Bermondsey) von vem Verf. dieſes Hobe, im Sommer 1814
befugt und ihren Gryeugniffen nach theilweiſe geprüft wurde. Die Speifen (ges
fottene, gewämpfte, geröftete, gebratene zc. ıc. aller Art) werben, frifch bereitet,
in Gplinser von Weißblech geichüttet ober gegoffen, mit vielen im Waſſerbade
wiederum erhigt, dann mit flahen Weißblech Dedeln, weldhe man am Runde
in ven oberen Cylinderrand luftdicht einlöthet, verichloflen, hierauf nochmals im
MWaſſerbade erbigt, bis der Deckel fih in feiner Mitte (emporgetrieben von Dampf
und etwas Luft) wölbt, da er dann in feinem hoͤchſt erhobenen Theile, mittel
Duräftehung mit einem engen Löchlein verfehen, vie Gaſe entlaffend ſich fofort
Im Mitten wiererum fenkt, fobald man hen Cylinder dem Waſſerbade enthoben
Hatte. Man löthet Hierguf fofort das Löchlein wieder zu unb bringt ven Cylinder
im eim geheiztes Zimmer, worin er bei Treibhaus: Wärme 24 Gtunten verbleibt,
dann aber ins Magazin gebracht und dort zur Verſendung aufgeftellt wire.
Milch und Gier, Fleiſchbrühen, fo wie Gemüſe und Sleiſchſpeiſen der mannich⸗
fachſten Art, vie fchom über ein Jahr lang im Magazine geftauven hatten, fanden
ſich, nach Deffuung des Gylinders und Anwärmung beflelben in heißem Waſſer,
fo feifh von Geruch, wie von Geſchmack, als wenn fie erſt kurz zuvor bereitet
worden wären. Es gehören hleher ferner: das Friſcherhalten des Fleiſchet, zumal
Des unmittelbar zuvor 2 Minuten hindurch in ſiedend Waſſer getauchten und
1466
entzogen worben; im A-®afe, wie im CO⸗Gaſe, tritt keinı
Art von Bährung ein, wohl aber Tami (namentlich die wenig
Gaͤhrung) befördert werben, wenn zu dem gährbaren Etoff: von CO:
‚ bann wohl abgetrodneten, durch Lagern in zur Gafipkfe eingeſottenem Mcheuet
oder Birnfaft, oder durch Beftreichen mit Gonig (in ben getaucht ſich und fii6
gefangene Fiſche friſch erhalten), ober durch Beſtreuen mit Zucker, ober, c) uf
wirffamer, durch Uebergießen mit friſch ansgelaflener Butter (Schmalj) x.; he
her gehört denn auch das Wrifcherhalten der Eier durch Beſtreichen weit Be,
oder mit einem Brei aus gebranntem Syps und Waſſer, ober mit einem, ba
aus gevulvertem Thon (weißem Bolus) und Kalkmilch zuſammengerieben werke,
fo wie das des zuvor mit Salz und Gewürz eingerlebenen, dann geipiäten Bilt
prets, das man zuvoͤrderſt in einen Hafen (Topf) anf eine Lage Galz fe ga
drüdenn legt, den Hafen dann mit einem Dedel verfchließt, ver um Ak
anzeklebt wird, Hierauf aber mit einem Steine befchwert, 6—7 Stunders hindech
in einen heißen Badofen ſtellt und endlich, noch heiß, zit gefloffenem Bet
(Butter oder Schweine-Schmalz) begießt; Thon gebratenes Feberwild tüht kk,
von Schmalz umfloffen, fees und lanpwärts weit verfenden, ohne legend Beach
niß zu erleiden. Und ebenfo Halten auch Schinken, vie nad; ver Ringer B
Bropteig geſchlagen und fo gebaden worden waren, ſelbſt in heißer Jahr
fich vollkommen eßbar. Zarte thierliche, wie pflanzliche Gepmlim
erhalten ſich volllommen friſch, wenn man fie in wohl zu verſchließenden Blake
mit Alkohol begießt, den man zuvor mit Zucker gefättigt hatte. Häfzefeh
fand, vorzüglich zur Aufbewahrung von Mollusten fehr geeignet: eine gefätis®
Löfung von Kochſalz in Weingeiſt von 70 bis 80 Proc. Beim Hufbendkn
größerer anatomiſcher Präparate, fo wie ganzer Thlere (Echlangen x.) in Bis
get, muß man zunäcdft ſchwächeren anwenden, weil Waſſer⸗armer deach #
ſchnelle Entwäfferung tie Präparate sc. verunflaltet, dann alfmälig nah m
nach ftärkeren folgen Lafien. — „Bolltommen gereiftee Kerns wie GreinsDih
vorzüglich das erſtere, hält fich friſch und ſchmackhaft, wenn es, zuvor mit rin
trocknen Leintuch von Luftfeuchte befreiet, in vollkommen trocknem (voche ab
gewafchenem und bann im Backofen getrodnetem) Sande fo verpadi win, 2
es unter ſich nicht in Berührung kommt. CEbenſo Kalten fich Seinbeeren ar
Zeit frif$, wenn fie in großen weitmänbigen Glass over glafirten
Gefäßen, von trodner Kirfe umſchüttet, an trodnen Orten aufbewahrt were,
nachdem man die Gefäfmüntung mit MWachepapier luftbicht verſchloſen Wit
Man verfchließt aber vergleichen Gefaße (Zudergläfer, Töpfe .) mit
vollkommen dicht, fowohl in Beziehung auf Luft, als anf Waſſerdaupf, m
man ven Rand der Gefäßmündung, unmittelbar vor beffen Ueherbedung mi WM
gleichen Bapier ſtark erhigt, dann das Pavier fofort, e6 gegen ven beihe Ra
andrũckend, darüber fpannt und es durch Echnüren mit Bindfaden, ob beſe
mittelſt eines paſſenden Kautſchuckringes (wie dergleichen jcht wahefgeistih
nit nur in England, fordern auch auf rem Feſtlande gefertigt werben) Kir
Engere Gefäßmündungen laſſen ſich leicht vollkommen Iufts und wafleriät de⸗
fließen mittelſt Korfftöpfeln, die man nad ver Auekochung mit Vaſſet un
vollfommener Trodnung in geſchmolzenem Wachs gefotten hatte. — Di"
trodnem Garbonfäure: (und Azot⸗) Safe organiſche Körper alle Ei,
Ins Befondere jedoch: pflanzliche fich vollkommen unverborben um von as
Schimmelpilz⸗Bildungen frei erhalten, lehrten ſchon mehrere hieber gehörige Derek
verfhiedener älterer Chemiker (namentliy vie Bringle’s zc.) des vorigen Je
hunderts, die zugleich. manche ältere Verfahren erläuterten, durch welde mi
Getreide sc. gegen Verderbniß fgühte. Man bildete nämlich fenft zur Wefienet:
sung des Getreides elformige Gruben, warf durres Holz (Meifig) Yineln, Immit
— — —
begleitetes OD⸗Oac Autritt Hat; 3) aber nicht nur am Luft, ſondern auch au
fließlichen Waffer darf es nicht fehlen, wenn, die Berwefung ansgenoms
men, Gährungen zu Stande Tommen follen ; gänzlich ausgetreduet,
fie damit aus (wodurch ſich vann zugleich, neben Kohle auch Brenzöl, Kreofot se.
bilbeten, die Vilz- und Ehmamm- Sporen, Würmer, Infeltenstarven ıc. töbteten
um veren Nachwucht unmöglich machten), bedeckte hierauf deren Boden mit Gtrob,
füllte fie nun mit Getreide, verſchloß dann bie verhältlih enge Mündung mit
einem paſſenden Stüd Breit, überberkte biefes zunaͤchſt mit einem baumenbidshohen
Lehm, Lettens over Thonbrei, und nach befien Trocknung mit einem Brei von
friſch geloſchtem Kalk, der in die Thonlage eindringend mit dieſer in kurzer Friſt
eine ſteinharte, für Waſſer wie für Luft undurchdringliche Maſſe bildete. Schlägt
man gewöhnliche (eubiſche) Erbgruben mit Brettern aus, deren ber Erde zuge:
wensete Seite man unmittelbar zuwor mit friſch bereitete Waſſerkalkbrei beſtrichen
Batte, überfirnißt dann die entgegengefepte Seite mit Adphaltsgimiß, füllt fie nun
nach vollkommener Trocknung mit Gerrelde und verichließt fie mit Deckeln (Dress
tem), die man zuvor affeltig mit dergleichen Firniß dick überfirichen Hatte, fo wird
dad Getreide — zumal, wenn man die DedelsZugen, die feined Bandes mit einge:
ſchloſſen, mit Werg verhopft und diefed ebenfalls überfirnißt hatte — zugleich voll⸗
kommen troden und auch frei von o-Gas⸗Umhuͤllung lagern, weil eb das in ber
Srubenluft vorhandene gafige O alsbald In CO,.Gad verwandelt; vergl. b. Mit
Adphalt⸗Firnis Aberfiricheneb Holz geftattet kelnen Holziſchwamm. Derglelchen
Raume, oder flatt derſelben große Gefäße, durch Ruftaudfaugen entluͤſten und dann
mit gafiger Berbrennungd: oder Gaͤhrungb⸗Earbonſaͤure füllen zu wollen, um nun
Seneide: gegen Keimung gefhübt darin aufzuberoahren, wie Eurrie vorgefchlagen,
mbchte im Großen kaum ausführbar erfcheinen; hingegen wird man in jene mit
Aöyhaltbreitern und Bodendielen ausgekleldete Gruben auch Kartoffeln, üben 2c.
ſehr wohl (zwiſchen außgewafchenen und dann wohl getrodneten Sand gelchichtet)
gegen jede Keimung, role gegen jegliche Verderbniß ſchuͤzen und wahrſcheinlich felbft
Sctmmelpiize ſchon erkrankter Karteffeln im folcher Weite tödten und unfchädlich
machen Einnen. Neuerlich gelangte in Amerika friſch gebrochenes (gepfluͤckted) Obſt
is England vollkommen wohlbehalten an, dad fich In luftdicht verſchloſſenen Glaͤſern
befand, die man während der Fahrt In Seewafſſer⸗haltigen Gefäßen mit vergleichen
Waſſer umgeben hatte. Im diefen und allen ähnlichen Fällen wird die trockne Co,
zugleich zum Mittel: die Entwidelung fog. Elementarorganiömen au
verhindern, deren Keime, Sporen oder Eier (derjenigen Aufgußthlerchen, welche
wid lebendig gebären) dann wahrſcheinlich nicht nur vertrodnen, ſondern aud)
(ourch dab anfänglich noch vorhandene Oo⸗Gat) zur Verweſung, d. t. zum Zer⸗
falten in: and Ihrem © und dem O entflandened CO, und In: dadurch zur Auds
ſcheldung gelangended HOs und A-Gas gebracht werden. Aehnllches tritt auch ein:
wenn Dörrobft (Plaumen zc.), Rofinen, Felgen ıc. in Faͤſſer möglichft feft verpadt
unbefcyädigt bleiben. Weber Holzauslaugen f. oben ©. 336. Fleiſch Halt fich, neben
fetfay geichmelzenem umd gepulvertem CaCh, unter einer abgefperrten Glasglocke,
mehrere Wochen lang friſch. — 4) Hieher gehoͤrt unter andern auch dab ſog. Ayas
ntren des Bolzes, dad ebenfalls zugleich zum Mittel wird, jede Entwickelung von
Elementarorganlomen jeglicher Art gleich von vorm herein zu beſeltigen Ca. a. D. *
Unm.); dab Michtvermedern und Nichtverfaulen von Brod, Leber, Menſchenlel⸗
chen 10. im Torf; die Erhaltung der Leichen aller Art durch verdünnte Minerals
fäuren (30,, HCh, und befonderd A,O,) und Erzmetallfalze, welche fie durchdrungen
Baben; zumal AB,OA,O, und mehr noch Merkurchlorid (deßbalb beim Aus⸗
Dalger oder Audſtopfen — da fie zugleich Inſekten abhalten — und Einbalfas
miren sc. fehr brauchbar. Noch mehr Teiftet in diefer ‚Binficht dab Gedoch weit
theurere) Sil beroxd⸗Azotat, wie Hapnemann ſchon vor mehr denn 50
fängt in völlig waflerdampfrleerer Luft auch ein anßerbem ſehr gähr-
barer Stofj (3. B. mit volllommen teodner. Hefe gemengter Trauben
zudler) nicht zu gähren an; 4) chemiſche Berbindangen ver
gährbaren Stoffe mit fremden Stoffen, welde fie für
Zutritt von O-Gas und von Waſſer ungugänglid maden,
werben eben dadurch zum bleibenden Hinderniß der Gährıma , ſowsbl
« für teren’ Beginnen, als für deren Zortgang, und befonders gilt dieſes
von ſolchen (denen außerdem gährbaren) Stoffen binzugefommenen
Ehemifcgwirkfamen, welche das Leben ver fog. @lementarorganismer
gefährden oder unmöglich machen (wohin denn au die Hetheräle,
zumal die leicht orydirbaren gehören), weil ‚Ne biefelben der Möglies
keit zu atbmen berauben (f. u.); und bie um fo wirkſamer wirden,
wenn fie zugleich bie elektrifche Erregbarleit des font gährbaren Gteffes
aufheben, wie das bei dem Kreofot (S. 1035 Anm. und 1066) uw
denen es enthaltenden Slüffigfeiten (S. 945), Bauptiächlih bei Dem recti:
fieirten Holzeffig ber Ball iR, ver zum Vertreter der Vleiſch⸗
Raͤncherung zuerfi von Monge in Vorſchlag gebracht wurde, jebeä
zur Darftellung nicht faftlos eingetrockneten und nicht wibrig ſchmeckenden
wie riechenden Fleiſches ſich nur dann geeignet zeigte, wenn das roke
L
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— — — —
Jahren zeigte, und daB auch FeOSO,sRöfung Menſchenleichen viele Jahre Sindemk
nicht nur gaͤnzlich ungerftört, fondern auch Ihrer Dberhaut nach In ſolchen; Gxabe
unverändert zu erhalten vermag, daß fie den Anſchein gewinnen: ald ſeden dergiect
chen Reiber fo eben erſt entfeelt worden, obgleich fie ed vor einer ſehr langen Reife
von Jahren durch Verunglüden im Grubenwaſſer der Eifenbergwerte wurden, deres
tit mehr wie ein Beiſpiel bekannt. — Verſchieden von der durch Eintimälferung des
wirkten Belebungsd:Verbinderung , if jene, welche Aetgerble zur Felge haben, wenn
fie verdampfend ſich oxydiren; entziehen fie nämlich abgefperrter und cheufe und
vom Waffer ıc. verfchludter Luft dad O, fo machen fie dadurd jede Art von Me
mung (pflanzlidyer wie thierlicher Eigenweien) unmoͤglich. In China beat
man Reichen relcher oder fonft audgezeichneter Perſonen In Saͤrge aud feem Cam
pherbaum⸗Holz, die man nicht der Erde vertrnuet, fondern auf den Friebbifen in
freier Luft ſtehen läßt. Diefe Särge entwideln glei von vorm Kerein egyairhen
Dämpfe genug, um etwa vorhandene Infuforten oder aͤhnliche Rebweien zu röbten
und dad Werden neuer thierlicher wie pflanzlicher Eigenwefen zu verhindern. Usd
wenn dann auch allmählig einfireichende Zuft die Bildungotheile folcher Leichen nad
und nach oxydirt, und In CO, HO, 2c. wandelt, fo entweichen biefe, begleitet don deu
Oxyden der Camphors Dämpfe und von A⸗Gas ebenfo alimäblig, ohne daß Waller
genug zurüdbliebe, um fich ſelbſtbethaͤtigende Eigenmwefen zu vermitteln ; denn ohne Bak
fer tft weder pflanzliche noch thierliche Entwidelung möglich. In aͤhnlicher Weiſe srodiuen
audy Leihen aud, nicht felten in ſolchem Maaße, daß ed nur einer Erfchätterung
bedarf, um fie in Staub zerfallen gu machen, in trodnen, Luſtdurchſtreicheng
in fehr gemäßigtem Grade geflattenden Gewdlben, Blelkellern und dergletchen; fe
verfallen der Drydation und verwefen, aber fie vermodern nicht. — In Ahrelicher
Meife, wie jene Samphor: Dämpfe, werden auch die bed Meerrettig⸗ umb dei
„Senfdtd”, erftere der Gäuerung der Milch, letztere jener bed „elnd” zums Hi
derniß ; ein Paar Meerrettig⸗Scheiben (im Reintüchel) in füße Milch, oder ein Ge
menge von weißen und ſchwarzem Genffaamen In leinenen Saͤckchen in Wein ger
hängt hindert beider Gauerwerdfn ; oben ©. 13% ff.
1408 ®
Fleiſch zuvor mit Salz behandelt worden war. Nah Böttcher ges
langt man hiebei am Türzeften zum Siel, wenn man das Fleiſch zwoͤr⸗
derſt 48 Stunden Hindurch im Galz liegen und währen» befien 1 A
gepulverten Glanzruß, wie er ſich in ben unteren Wandungen ber
Schornſteine anlegt, mit 2 Berliner Quart (= 2,353 Liter) Brunuen-
wafler unter fleißigem Umrühren durchweichen läßt. Man läßt dann
das Fleiſch, nach Naaßgabe feiner Dide 1174 bie 1 Stunde hindurch
in die ſolchen Weges entflandene braune Ruß-Muszugesflüffigkeit Tiegen
und hängt es num zum Trocknen in der Luft auf. Webrigens wid
manches Fleiſch, 3.8. das der Stodfifche (6. 1059) ſchon daburch,
daß man es einige Zeit im Salz liegen ließ, und dann am der Luft
trodnete , gegen Bäulung mehr oder weniger geſichert; bie freie Luft
dürfte Hiebei, fo wie in vielen ähnlichen Fällen zweckmaͤßiger erfeht
werden können durch künſtlich getrocknete und erhißte Luft. Daß
- Kohplenpulver, nicht nur das der Thier⸗ und Holzkohlen, fondern
auch jenes der Steinkohlen — das auch als Reinigungsmittel für
farbige und trübe Flüſſigkeiten das Holzkohlenpulver vertreten Tann
(m. Grundt. L 644) — in ben meiſten Fällen Hinreicht Fleiſch gegen
Faͤulniß, und Holzigegen Moderung (fo wie gegen Hol z ſchwamm
— wenn es als feines Bulver auf den frifchen Asphaltfirniß⸗Anſtrich
geſtänbt wird), wie gegen Fänlniß zu ſchützen, iſt bereite im Vorher⸗
gehenden zum Defteren bemerkt worden, beizufügen bürfte jedoch ſeyn:
@) daß Holz nicht nur fo weit es, z. B. ale Pfahl in die Erde ges
trieben, oder ale Röhre (Wafferleitungsröhre) in diefelbe gelegt werben
fol, oberflädlich verkohlt werben muß (innerhalb ber Röhre
mittelft glühenden Ciſens), fondern daß auch der von ber Luft berährte
Theil gegen nachtheilige Einwirkungen des Regenwaſſers ıc. durch ſolche
Berlohlung zu fchügen if, und daß diefes auch von jenem Holze gilt,
welches von Mauerwerk umfchlofien werben fol; und 8) daß Stein
Tohlen»-Bulver, nachdem es bereits zum Reinigen gebraucht worden,
durch mäßiges Erhitzen in bedeckten Schmelztiegeln ſich wieder zum
gleichen Gebrauche herftellen läßt (und daß es mithin auch in dieſer
Hinſicht dem Thierkohlen⸗, fowie dem Holzkohlen⸗Pulver ähnelt) daß
jedoch y) gut bereitete Torfkohle, Steinkohle wie Holzkohle an Cut⸗
faͤrbungs⸗ und Aufhellungs⸗Vermoͤgen übertrifft. — Kohlenpulver ent⸗
färbt Wein, fängt aber auch an ihn zu zerfeßen, wenn es länger als
2 Tage mit demſelben in Berährung bleibt, dagegen kann Moſt dat⸗
über gaͤhren, ohne Nachtheil.
15) Jene Einheit in der Geſammtbethaͤtigung, durch welche jegliches Lebs
weien ale Lebganzes fi bewährt und bewerthet, fie wird, Hinfidhte
lich ber auf höchſter irdiſcher Entwickelungeſtufe foldyer Selbſtbethäti⸗
gungs-Banzheit weilenden, bis zur Gelbfibefimmung im Thun gelangten,
lebendigen Leiblichleit,, ſie wird dem ſich feiner ſelbſt vollfommen und
durchaus ungehindert beivußten Nenſchen gegenſtaͤndlich — in ſolchem
⸗—
° 0
Bewußtſeyn, thut bamit aber zugleich bar: daß in dem Mexrſchen übe
feiner leiblichen Bethätigung noch eine Innenmacht waltet, bie, weil
fie (das eigene Bewußiſeyn durchdenlend) die Geſammtheit der eigens
leiblichen Bethätigung fich gegenſtändlich zu machen im Gtexke Hi,
nothwendig weder ein Erzeugniß ſolcher Leiblichkeit zu fen, noch ber
felben irgendwie — und mithin auch ihrer Zerſtoͤrbarkeit und Bergäng
lichkeit, alfo auch ihrem Tode nach — nicht zu veriallen vermag, fenkert
vielmehr, dem Naturgeſetzlichen bis zu einem beflimmten Grade as
zogen (damit aber frei von jenen Naturgewalten, welche ben Leib va⸗
ändern und ihn endlich zerflören und, feinem Wein nah, für ſe
unerreihbar) als unfterblicher Geiſt, Yienieden wie jenfeits, in w
fprünglicher unendbarer Gelbfibethätigung beharrt und ewig zu bean
“ fortfahren muß, weil er (fo wenig wie irgend ein Leiblichee Wen *])
nicht durch ſich ſelbſt geworden ſeyn kaun — was nicht if, fan ud
nicht wirfen), fondern von dem Unerfchaffenen, von Gott zum Berka
und damit zum Geyn gelangt if. Schon die Sinne weiſen auf dich:
Geiſt genannte, fonft auch dur: unſterbliche Seele beyddak
@igens und Iunen-Wefenheit, d. i. auf jene Innenmacht des Reafta
hin, weil ihr Gebrauch an das „Bewegung: und hiemit Beräuikrup
Erleiden mit Bewußtfeyn“ geknüpft ift und im folchem Griee
beſteht; oben ©. 25.
$. 19.
In gleicher Weile, wie, dem Stoffe nad), bie Entwideus
ober das. Werden, und bie Erhaltung ober das Beſtehen
ders „Lebendige Leiber” genannten Bildungs⸗Ganzen fd}
gefnüpft erfcheint an bie Mitanwefenheit des Wafferd, #
auch die Sährbarfeit ber einzelnen Bildungs⸗-Theile;
was zeugend und ernährend fidh bethätigen und was gährber
werben fol, muß nicht nur dem Waffer zugänglich fegn, jr
dern muß es auch als Mitbeſtandtheil enthalten; im Waſe
unlösliche und durchaus wafferfreie Bildungstheile Fönnen will
in Gährung verfegt werden. Wenn aber beim Grnähren De
nährenden, Orygen⸗ und Hybrogen-haltigen Grundſtoffverbindur⸗
gen, von ben Lebganzen aufgenommen und deren Gefanmibeihk
— —
2) Der Menſch, wie jedes gewordene felbfithätige Weſen, Tann nur and Schen⸗vee
handenem UnderedsBorbandened hervorachen machen, vermag aber nicht ud Mb
Vorhandenem (aus Nichto) Borhandened (Etwas) zu fchaffen; ſchen Diele Die
made deb Menſchen weiſet unwiderieglih auf. den uneıkhaffenen Sauela ui
hin:
sam '
tigung unterliegend, foldjer Sanzheite-Bethätigung ſich unterordnen,
fo verfallen dagegen bie folchen Lebganzen zwar entſtammenden,
beren Gefammtbethätigung jeboch entzogenen 2ebtheile (Einzels
gebilde und Bildungstheile), wenn fie in Gährung übergehen, ber:
zugleich „Beweglichkeit erhöhenden” und, unter Mitwirkung bes
Waſſers, „Störungen bes eleftrifchen Gleichgewichtes“ (S. 888
Anm.) veranlaftenden Wärme; hiemit aber, nad) Maaßgabe und
Artung folcher Mitwirkung, entweder der ummifchenden ober
Der zerfegenden Gaͤhrung; $. 14. ©. 1333 ff., wobei dann,
traf biefelbe außer einzelnen gährbaren Bildungstheilen, auch
Bereine folcher Theile, d. f. Einzelngebilde, in ber Regel auch
gleichzeitig ober unmittelbar darauf mit hervorgehen: fog. Ele-
mentarorganismen; S. 1447 ff. Anm. u. 1468 Anm,
1) Weil Waffer zu jeder Art von Gaͤhrung unerläßlich nothwenbig If,
fo wird auch Feine derfelben möglich: wenn flatt bes an und in ben
Bildungẽtheilen die Erregung wie bie Leitung der Bleftricität bedingen⸗
den Waflers: Flüffigleiten gegeben find, welche, weil fe die Clektricitaͤt
in ſolchem Maaße ſchlecht leiten, daß fie gewöhnlich als Iſolatoren“
berfelben bezeichnet werden, *) die Gtörung bes elektrifchen Gleichge⸗
wichts nicht zu vermitteln oder zu veranlaflen vermögen ; alſo geartete
Fläffigleiten find aber nicht nur die-Osfreien Hetherdle, fondern
au die O-haltigen, beßgleichen, jedoch nicht in folddem Grabe,
Das Aethyloxyd (Aether), fo wie deſſen ätherige Verbindun⸗
gen (das waſſerſaure oder der abſ. Alkohol und die übrigen ſog. zus
ſammengeſetzten Aether; ©. 1133 ſſ.), die meifen Bettöle und die durch
Erhitzen gewordenen, verwandten Brenzerzeugniſſe, und ebenfo auch die
jenen ähnlichen leicht verbrennlihen Bildungstheile und Ginzelngebilve
(Camphor, Harze, Wachs, Talg, Kautſchuck, Zuder ıc.).
2) Mehrere Chemiker wollen Gährung nur genannt willen, was von
Anderen und was fonf durchgängig ale weinige oder geiflige (brenns
geiflige) oder Wein⸗Gaährung bezeichnet wurbe; da jedoch dieſe
Gaͤhrung mit allen übrigen, bisher unter dem gemeinfchaftlichen Aus⸗
druck Bährung zufammen begriffenen Beränderunges-Borgängen (H
und O enthaltender und dem Waſſer zugänglicher) organifcher Berbin-
—
=) Eine Bezeichnung, die überhaupt unpaffenb ii, weil ed, fixeng genommen, Zeine
Elektricitätds Yfolatoren giebt, Indem felbft der ſchlechteſte aller @iektrichtätdskeiter
(aller elektriſcher Innenbewegung fählgen Stoffe oder Körper), der Diamant,
die Berbreitung der Elekirichtät — und Damit die Tortpflanzung der Cektricitaͤts⸗
Erregung — nicht gänzlich und daher nid durchaus Kinder. Denn was im Bezie⸗
Sung auf Reitung der Wärme naturgefepltch IR (5. 111 F.), dad I ed auch hin⸗
hr der Elet trleitat.
148
bungen, die Hauptentfiehungs-Bebingungen, wie auch eines ber wichtg⸗
ſten Begleitungs- Phänomene, die Wärme, als Erzeuguiß gemein Get,
fo it es naturgemäßer wie bieher: jene Währung von den übrigen
Bährungen nicht zu fondern, ober, "was baflelbe jagen will: vice
übrigen (3. B. die Erzeugung bes Eſſigs, die bes Zuders, die Erjchei⸗
nungen ber Berwefung, Moderung und Fäulniß ıc.) nicht als Berin-
derung6sBorgänge von je eigenthümlicher, von denen der Wein⸗UOrzes⸗
gung durchaus und gänzlich verſchiedener Art zu trennen, fondern fr
vielmehr als mit ihnen zu berfelben Gruppe gehörige zu betrachten.
Boerhave, der von ber weinigen tie faure Gährung unterſchied,
Verweſung und Moberung aber, gleich den meiften feiner Nachfolget
mit Faͤulniß für gleichbebeutend eradhtete, nannte bie Gährungen:
innerlihe Bewegungen — biefe Bezeichnung von jenen Get
Eutwidelungen entlehnend, welche weinig und zum Theil auch fanlig
gährende Flüſſigkeiten darbieten, und bie dann zugleih, zumal in de
etſteren, mit Nufs und Niebers Bewegungen ausgefchiebener trübender
Theilchen — z. B. der Hefe verbunden find, welche von deu Beasblät
hen, und im letztbemerkten Halle: von der gaflgen Garbonfänre auper
getragen und gefchoben,, ſich wieder fenten, ſobald die Gafe emimider
find; allein ſolche Bezeichnung if entweber zu fehr einzelmbentig (zu
fpeeiell), weil fie fireng genommen nur auf Pie beiden fo eben ermäßs
ten Bälle paßt, oder zu allgemeinbeutbar, weil innerliche Bewegunge‘
bei allen jenen Miſchungen eintreten, wo phyflſch⸗ oder chemiſch⸗, ter
wo in beiderlei Beziehungen ungleichartige Flüffigkeiten ſich verein —
daher au: wo Gaſe (3. B. O⸗Gas) von Tropfbaren eingeſegen
werden — und wo irgend wie: in Flüffigfeiten chemifche Weiler
feßungen zu Stande kommen. Liebig will die Gefe, infofers fe
BWeingährung bewirkt, ale in innerlicher Berfegungs- Bene
gung begriffen und der „Sortpflanzung foldyer (Seriehungs:) Be
wegung in den gelösten Trauben⸗ ober Krümelzuder“, deſſen Zergehen
in Garbonfäure und Alkohol (6. 1359) zugefchrieben wie.
Es ſetzt diefe Annahme voraus: c) daß Hefe, wie Zuder, uud über
haupt: daß chemiſche Verbindungen aus einzelnen, an ich reibungelss *)
“) Dalton, welland Prof. zu Manchefter, ebenfaud der Boraubfekimg zugeben : dab
jeder Grundſtoff aud untheilbar⸗kleinſten Kuͤgelchen beſtehe, fand ſich genbebigt (mm
die Wärmes@rzeugungen, zumal die durch chemiſche Verbindungen beiokrften — ef
Erklärung der bei chemifchen Zerſetzungen, 3. B. bei den Gährungen vorkeuumenken
VBerbünnungen, ließ er fih nicht ein; bei den Berfepungen deö HO, In BO umd 0:
tritt Häufig fehr detraͤchtliche Erhigung ein, ohngeachtet dad zwelte O gafiz entwil.
diefer Annahme Hinzuzufügen: daB jegliches Kügelchen der Urt von WEärmeiell
unfloffen ſey, oder eine Wärmenvff-Atnofppäre befipe, ven der ed nie gängih du
freies werden koͤnne, weil auch die unter flärkfiee Berdichtung erfolgte deemaiiche
Verbindung, 3. B. zweier Grundſtoffe, immer noch anderweiter Wärmer@ntuhte
. Iungen, 3. B. jener der phyſiſchen Verdichtung und der Reibung, fühle bleibe. Der
- _— — —— —
1493
beweglichen Grundfioff- Atomen beftehen , bie zwar, chemiſch verbunden,
in diefer ihrer Verbundenheit mechaniſch untrennbar find, Hingegen es
zu feyn aufhören, wenn ihre einzelnen Atome: von ihrer Verbindung
nicht angehörigen, bereitö bewegten @inzelatomen berührt werten; da
dann jede Art von Berührungsatomen nur den gleichgearteten Atomen
der ruhenden Verbindung Bewegung mitzutheilen hätten, alfo bie
" OsAtome der Hefe z. B.'nur denen O⸗Atomen des Zuders, die H⸗Atome
der erfieren nur ben H⸗Atomen bes leßteren ıc., wobei dann für dieſen
Hall vie AsAtome der Hefe (wenn fle urfprünglich ebenfalls bewegt
waren) nichts in Bewegung zu fehen, mithin and nicht Minderung
ihrer Bewegungsyröße zu befahren haben würden, fondern mit urfprängs
licher Geſchwindigkeit ſich zu bewegen fortfahren müßten: weil es für
fie im Zuder kein A, und mithin auch feinen Stoff giebt, veflen
chemiſche Anziehung und deſſen Maflen-Wiberfland durch mitzutheilende
Bewegung zu überwältigen wäre *); 8) daß die Hefe entweder bei
Warmeſtoff wurde aber von Ihm ald ein Uxrflüffiged betrachtet, das durchaus und
unbedingt verfchlebbar und daher widerfiandlod ſey — (dad If aber ald ſolches ein
sındentbared Etwas; denn wad unter fi zuſammenhaͤngt, muß Macht haben, fols
chen Zufammenbang (fen er Ergebniß dee Unziehung oder der Abſtoßung feiner
Theilchen) zu bewirken, und was daher ſolchem Zufammenbange entgegenwirkt,
muß dadurdy Minderung diefer Gegenwirkſamkeit erleiden; vergl. S. 35 a. a. D.
und m. „inlelt. in die neuere Chemie” 5.520 ff., we man auch D’3 Anſicht durch
Figuren veranfchauficht findet, über die Art: wie In Verbindungen son mehr als
zwei Srundftsffen und in ſolchen, in welchen ber eine oder der andere Grundſtoff
in: den oder die andern Übertreffender Atom⸗Anzahl zugegen If, die einzeinen
HAtsme angeblich geſtellt find, r
2) Es ſcheldet ſich gber kein A;Gad aus, wenn reine, friſch gewonnene und fofert
mit reinem kaltem Waſſer auſsgewaſchene Oberhefe (ſog. Däderbefe,
ſ. w. 9.) und reine wäfltige Ofpkofesföfung bei M bis 25°C = 16° bis 20 R aufs
einander wirken, fondern alled Gab, wad fich dann bis auf dad Iepte Wlädchen ents
wider, if Oo⸗Gas. — Thenard fegte 100 Gewichtsthelle in Waſſer geiäöten
Zuckers (eine Ldfung von 1 Glykoſe + 8 Waffer laßt ſich leicht In Saͤhrung verlegen)
mittelſt 114 trockner ‚Hefe (getredtnet, nad dem Abwaſchen mie kaltem Walker,
durch Dreffen zwiſchen Fließbpapier, da fie dann blos graugelblich pulvrig, bewaffne⸗
ten Auges defchaues, durchſcheinend koͤrnig iſtz waͤhrend fie nun weiter und gänzlich
audgerrodnet hornaͤhnlich⸗ durchſchelnend, bräunfichsgelb, hart und fpröde fidh zeigt)
und Waller In Saͤhrung; nad) Verlauf derfelben gefammelt, getrocknet und ges
wegen, roaren von der ‚Hefe nur noch 0,75 übrig, die, im Waſſer unldslich, trocken
degtlüiee ein Ammonlat entwoidielten (und, ihrem Verhalten nach, der Gellulofe
ähnlich geweſen ſeyn därften). Die filttiste Fluͤſſigkeit, durch Deftillation vom ent⸗
ſtandenen Weingeift befrelet, Hinserlieh durch Abdampfen A Proc. ded zuvor anges _
wandten Zuderd, aber nidyt als ſolchen, fondern verwandelt In eine Ertrattsähnliche,
im Waſſer leichtlodliche, widrig ſchmeckende, ſauer gegenwirkende Maſſe, die weder
Azot noch ein Ammonoryd⸗Sal; enthielt. (Döberelner fand In verſchiedenen,
in dieſer Hinſicht geprüften weinlgen Fluͤſſigkeiten dergleichen Salze vor.) — Entucht
man der gemeinen Blerbeſe (Dberdefe; über Unterhefe ſ. wm. o.) durch heftigſtes
Preſſen alle audpreßbare Fluͤſſigkelt, fo zerſtört man dadurch zugleich mehr oder
weniger Ihe Vermoͤgen: Gaͤhrung zu erregen; wahrſcheinlich well fe heftige Zuſam⸗
mengreflung — wie man fie 3. B. in den Porterbrauerelen ae mittel
1474
ihrem Werben, oder beim Berühren bes Waſſers und bes darin gelösten
gZuckers, ſolches Bewegtſeyn ihrer Brundfofl-Atome erleide, ober def
fie aus dem Pflanzenleim fofort als ein felbfithätiges Weſen herrer⸗
gehe, welches nicht, gleich den Organismen, als Ganzes, ſonders mr
feinen einzelnen Grundftoffen nach felbRthätig (ans eigener E07
volllommenheit ſich felber bethätigend) iſt und ſolches zu ſeyn fortäht,
fo lange fie als Ferment befteht ; beides widerfpricht aber nicht zu
aller Erfahrung , foudern iR auch durchaus undenkbar. Der Erfah
zung widerſpricht es: weil von feinem Grundſtoff befaunt iſt, daß er
ſich ſelbſt in Bewegung zu ſetzen vermag und weil Gelbfibewegum
mit einander verbundener Grundſtoffe, foviel man bis fegt weiß, ma
dort möglich wird, wo bergleichen Verbindungen unter fh zu cmm
ſelbſtſtaͤndigen Ganzen vereint erfcheinen, das, in biefer feiner Einkät,
auf alle feine Theile bethätigend und jeglichen nach eigenem Ruf:
und in eigener Weife bewegend, d. 1. als ein befecites Weſen wit
Soll alfo die Hefe, fich ſelbſt bethaͤtigend, Bewegung ihrer fell
erzeugen, fo muß fle aus lebendigen Leibern befichen, bie Daun aber
auf den Zucker nur infofern zerfeßeudsbeivegend einzuwirken vermögen,
als fie ihn verzehren und ihn fo in: „Ihnen Derbleibendes" (dr
Warhsthum, ihre Vermehrung sc. Moͤglichmachendes uud Berisgendei)
und in BonzihnensEntlaffenes oder NAusgefondertes ſcheiden. ber
fol ein Verhältniß der Hefe zum Zucker vorauszufehen, if darum
- ganz unſtatthaft (und damit zugleich die Grundloſigkeit jewer Uiunahm
dargethan: welche de weinige Bährung als den Ernägrunge- sb
Dampfmafchinenkraft zu Wege bringt, ba man dann bie alfe geyreßte, faß Pelw
harte Hefe, gegen Ruft und Feuchtigkeit geſchuͤzt, nad Oſtiudien audfäget — mbis
nur alleb phyſiſch gebundene oder fog. Abhäfiond:Wafler, ſammt etwa ab Beh zes
bliebenen Antbellen von Garbonfäure entfernt, fondern zugleich andy Preffengir
(Bertichtungds) Hipe genug entwickelt, um die im der frifchen ‚Hefe befinblidgen Res
tive zum hell in den Bufland beginnenden Roͤſtung zu verfepen, un, Injelee in
frifcher Dberhefe vorbandene Gaͤhrpilze zur Stoͤrung ded elektriſchen Sietchgrmikeb
beltragen (oben ©. 1471 Anm.), weil die Preſſung fie gänzlich zerkörie. — Fond
eroy und Vauquelin erhleiten aus gährender fog. Branntwein⸗Maliche schen
gafiger CO, auch U-⸗Gas; wahrſcheinlich, voll vor und bei der weinigen Gäste
zugleich fchleimige oder SchleimsQAhrung (5. 0) einirar. — Dei ia
Tthenard's Verſuch Eellulsfe aud der ‚Hefe zurüdgeblichen eier wirkt —
während der Gaͤhrung ſich gebiltet hat: aus, In diefer Zwiſchendauer, beruengegun
genen pflanzlichen Elementarorganlömen, dad wird wahrſchelnlich? weil feiibt
Dberhefe, mitroſtopiſch genauer unterfucht, membranartige Zellenbiidımngen sersiih
und weil bei der @ffigs Gährung ed zur formlichen Ausbiſdung bießer gehörige:
Eigenweſen, nemlich zu folchen kommt, die ald Arten der Schiunmuelsfeisens
Myooderma Persoon (Hygrocrosis Achard.) angehören und die fi, wie tab Wal
Der nachgewleſen bat, in Form ber fog. Effigmutter auöbilden, iudern ie, Hi
durch Effigfäure ernaͤhrend, auf 1 Verhaͤlmißgew. Protein (nah WM. - CH al
A 10 0 12), 24 B. G. Effigfäure = C 96 H 72 0 72 + 12 Ho aufuehusen, Ville
fammt 12 HU in 4 Gellufofe (nah M. =4.CAHVOUL=- CK UMOE
derkehren; 28 A + 12 BHO = 0 96 H 84 O Bl.
Ä 47
Entleerungs-Bo rgang der aus ber Hefe hervorgehenden Aufgußthierchen
erachtet Haben will), weil aa) das Gewicht des durch die Bährung
erzeugten Alkohols und der Garbonfäure, genau der Gewichtsgroͤße bes
in Gaͤhrung verfehten und vergohrenen Buders gleichkommt (mithin
Infufonstgierchen Weſen feyn müßten, welchen bie Matur Nahrung
zugewieſen hätte: nit um fe zu näbren, und fo möglicher Weiſe
Wachsthum und Vermehrung berfelben zu bewirken, fondern nur um
ihre Freß⸗ und Berbauungs- Werkzeuge zwedlos in Bewegung zu fehen),
and AP) weil die Hefe durch die Bährung des Zuders nicht vermehrt,
fonbern vermindert und emblich zerört wird. Setzt man Abrigens mit
2. als unbezweifelbar voraus, daß alle Gtoffe (oder wägbare Matt
rien), Aüffige wie ſtarre, aus Atomen beftchen, fo darf man aus jenem,
was über Mittheilung der Bewegung als naturgeſetzlich ſchon
son Rewton nachgewiefen worben und namentlich feinem dritten Bes
Wwegungsgefehe zum Grunde liegt (oben ©. 35 und 36 Unm.), aller⸗
binge folgern: daß, wäre es möglich, einzelne Atome für fich darzu⸗
ſtellen (raͤumlich zu ifoliven), es fich ohne Zweifel ach zeigen laflen
würde, daß ein vergleichen bereits bewegtes Atom ein von ihm berührs
tes, einzelnes, annoch ruhendes (und durch biefes dann: biefem folgende °
einzelne Atome) in Bewegung zu feßen vermöge; wie Solches fidh
auch aus Laplace’s und Berthollet’s hieher gehörigen Unterfudguns
gen (auf die 2, fi in dieſer Hinfiht beruft) mit Beſtimmtheit folgern
läßt; daß aber eine Bewegung der Art, wäre fle erfichtlich nachweis-
bar, wie fle es thatſaͤchlich nicht iſt, nie dahin führen wärde, mittel
eines beisegten Atome, lediglich durch deſſen Bewegung — und durchs
aus wicht in Bolge feiner eiwa an und in ihm entwidelungsfähigen
einjeitigen (nur auf einen Grundſtoff gerichteten) chemifchen Anziehung
— ein von ihm berührtes gebundenes Atom in Beweguug, uud damit
(hinſichtlich feiner ihn bindenden Neben: und Gegen⸗Atome) in Freiheit
zu feßen, iſt nicht zu bezweifeln. Ungefattbar ift aber außerdem jene
Borausfeßung, daß die ZudersZerfegung bewirkende Hefe kraft ihrer beharr⸗
lichen Bewegung folche Zerſetzung zu Wege bringe, weil ſie im Kreiſe erfiärt.
Denn woher wurde der Hefe biefe ihre Bewegung? Bon ihr felber? Mein,
denn fie iſt Fein lebendiger Leib, obgleich fie von bergleichen Leibern
begleitet feyn kaun und deren Hervorgehen vermitteln zu können fcheint.
Bon ihren Umgebungen? Das ift unmöglih, weil durch Berührungen
, nur Bewegungen eintreten können, wenn wenigflens Eines ber Berüh⸗
senden bereits bewegt if; biefes Eine ſchon Bewegte kann aber im
bemerkten Galle nuv die wäfirige Zuderlöfmg ſeyn. Wollte man hier
entgegnen: nicht das Waſſer oder die wäfltige Zucker⸗Löſung, fonbern
die Wärme iR es, welche bie Zerfegung der Hefe, damit aber Ihre
Serfegungs> Bewegung herbeiführt ; fo müßte vorderfamft vewieſen wer⸗
ben: daß Wärme von fo verhältlich geringer Stärke (von fo niederen
Temperaturen), wie jene es if, bei welchen die Hefe gelösten Zucker
93»
1476
zur Zerſetzung bringt, ſchon am ſich bie Hefe zerſetze, wogegen
aber Colin's *) und Anderer Berfuche fprechen.
3) Hinſichtlich jener Borausfehung: daß bie weinige Gäßrung im eine
Inneren Bewegung ber Hefe beſtehe, die fich dem wäfrig-fäffigen Zudır
mittheile, find unter anderen nachſtehende Folgerungen beadgtenswerif,
zu welchen Colin durch feine, vor 21 bis 22 Jahren burdhgeführtes
Berfuche ;- ‚über das Verhalten ber Bier- und Wein⸗Hefe gelangt:
„Sämmtliche hiebei beobachtete Erſcheinungen laſſen mich glauben, def
in ver Hefe felb eine innere Bewegung vor ſich geht, welde
fiy dem Zuder mittheilt, und erſt dann aufhört, wenn die He
gänzlich erſchoͤpft iR, fey es durch den Zuder ober durch
auf fich ſelbſt.“ — „Wir haben gefunden, daß es jederzeit Mzot-haltige
Stoffe find, welche ihre innere Bewegung dem Zuder witzutheiln
fähig find 5; nehmen wie demnach an, baß unter hen organifchen Eteffa
vorzüglich die Ayotshaltigen einer von felber erfolgenven inneren Ber
änderung unterioorfen erſcheinen, fo find fie auch viel fähiger, ike
innere Bewegung dem Zuder mitzutheilen, als andere.” — „Die
innere Thätigkeit der Hefe wirb Immer geringer, je mehr ſich die ds
zelnen Beſtandtheile von einander trennen“ — „Wird bie Gäbruy
duch Erhigen (der gährenden Flüſſigkeit) bis zum Sieden, aber barh
irgend eine andere Mrfache aufgehalten, fo kann fie ohne Minwirkumg
bes Oxygengaſes ober der atmofphärifchen Luft nicht wieder bergeäli
werben ; eine Bebingung, die aber oft auch nicht hin reichend ik,
und in dieſem Falle Binwirkung der Elektricität erfordert.” — Us
„Alle thierlichen Stoffe, weiche man zu ben langfam wirkcnden Ger
menten, aber nicht zu den Hefe-Arten rechnen kann, bringen einen gib
Gen Erfolg, aber nur in einem viel geringeren Grade hervor; e#
ſcheint mir, daß bie Mlektricität biefe innere Thätigkeit einleite,
baß erflere gewöhnlich aus der Binwirkung ter Luft auf Das gährunge
fähige Gemiſch hervorgeht und daß fie ſich von Hefe⸗Antheil zu He
Antheil fortpflangt, bis entweder der Zucker zerſetzt ober vie He
erſchoͤpft if.“
4) Schon vor Eolin’s Verſuchen Hatte Kölle, mittel befonderer is
ordnung der zur Bährung erforderlichen Stoffe, Elektriirungs-Erfter
nungen vachgewiefen und noch entfchiedener Kämp, der eine weirkfame
Galv. Batterie zu Etande brachte, indem er Ratt der Zinf:- Kupfer
”, Eolin vermiſchte Hefe mit feifch abgefottänem Waſſer, bebedte Sad Semiſch weit Dei
und ließ ed eine Stunde hindurch in der Guerike'ſchen Keere fieden (wa doch wenig
fiend bei einer Temp. von 40° C = 32° RB flartbatte); dennoch verſegte Diele Felt
in Waffer gelddten Zuder In Gaährung. Defoffed bewirkte mitteik wehirigem
‚Hefes und ebenfo mittelit Kleber-Abſud, die beide unter gewöhnlicher: Zuftbeut ber
v⸗
reitet und daber mindeſtens Erhigung von 1000 C erlisten hatten, weiaige mb
ſchleimige Gaͤhrung des geldoten Zuderd,
1477
Plattenpaare der gewöhnlichen Galv. Saͤulen, zufammengefehte Galv.
Ketten herſtellte aus Pavpſcheiben, die einerfeits mit wäfiriger Zucker⸗
löfung, anderer Seits mit Bierhefe beftrichen worden; da dann ber
Inder +E, bie Hefe — E erhielt. Zu wenig Wafler ſchwächte
m Schweigger's und Bogel’s db. A. hicher gehörigen Verſuchen
die Elektricitaͤt⸗⸗CErregung bis zur Unwahrnehmbarkeit; Schweigger’s
Sour. XXI. Daß Hefe, Zuder und Waſſer durch gegenfeitige Berühs
sung nothwendig Balv. Ketten bilden müflen — weil beide erfleren,
wenn fie wäfirigsfeucht find, hinreichend gut bie Eiektricität leiten, *)
um, als ungleiche Leiter Wafler berührenn, das nicht durchaus frei
von Salzen if, mit diefem vollfändige einfache Galv. Ketten darzu⸗
fellen, das wirde von Zeit zu Zeit von mehreren Raturforfchern
=) Niqt nur aub denen an ſich ſehr ſchlechten Elektrickats⸗Zeltern, den ſtarren Bil⸗
Yungörhetien, ſondern auch aud den Aetheroͤlen, dem Aether, dem Weingeiſt zc. bil⸗
von ſich durch Beitritt ded Waſſers, zumal des Ealje enthaltenden (z. B. des.
Brunnenwaſſerd, oder des ſtarren Pflanzen⸗ oder Thier⸗Sebilden zur Erweichung
( Macevatlon) dienenden, Leiter, welche der fog. zweiten Volt a' ſchen Kiaffe anges
Hören, und ald foldhe, mic übrigen, Gafzerhaltigem, Ind Beſondere dem nicht zu
Falten und mehr noch dem warmen, 20° bid 30° C = 16° bid 24° N geigenden
Waller: volltändig wirkſame Galvanifche Ketten darfiellen, ähnlich jenen, weiche
nur aub drei ungleich leitenden, wäffeigen, tropfbaren Flüffigkelten gufammengefept
worden (m. Grundz. Il. 355 und — „Ginlelt. In die neuere Epemie” S. 99 Ff.),
und deren Wirkfamtelt neuerlihft wiederum von Becquerel d. A. zweifelsfrei
befkätige wurde. Wie beträchtlich die elektriſche Reltung lebenden Reibern entſtam⸗
mender ſtarrer Gebilde erhoͤhet wird, durch ſehr wenig denfelben beigetretenes
Waſſer, zeigt unter andern dad Stroh und Jeder Graſshalm (fo wie jeder Banſe,
Ziachds oder Baumwollen⸗Faden) augenfällig; denn wänrend ed im gewöhnlichen
fogenannten treuen, d. I. ſich trocken anfühlenden Zuftande, z. B. geladene Leidner
lachen sder aus denfelben zufammengefepte Batterien (m. Grundz. 11.344) augens
bliclich und fo vollſtaͤndig entlader, ald ed unter andern gefdiehen würde, wenn lebende,
unter ſich in leitender Verbindung ſtehende Menſchen Coon denen der eine aͤußerſte
der Reihe einen mit dem äußeren, der andere aͤußerſte einen mit dem Inneren Beleg
der Flaſche in Verbindung ſtehenden metalliichen Lelter berügrt) die Entladung bes
wirkten ; während vollkommen audgetrocnete, annoch warme Gtrohfafer folche Ent⸗
ladung nicht viel beffer vollziehen laͤßt, wie ein fich nicht feucht anfühlender Stab;
Rab. — Lapoſtolle benüpte, ſolchem Verhalten der feg. trodnen Etrrobfafer
gemäß, Sirohſeile ald Vertreter der Metalidraptfelle der Blipableiter, in feinen fog.
(fer vergänglichen) Hagelablettern; vergl. m. ‚Hdb. d. Meteorologie. II. 2.
©. 189 u. 501. Uebrigens gilt audy von den Leitern der zweiten Klafle, was von
allen fog. Halbleitern und Iſotatoren in Beziehung auf Wärme naturgefeplich If:
daß ihre Leltungoögüre mit der Zunahme der Erwärmung wädßt
(während die fehr guten Reiter: 3. B. die Metalle durch flarked Exrpigen an Leis
tungdgüte verlieren und zwar um fo mehr, je größer bie Hige), To lange das
Ihre Leitung bedingende Waffer nicht verdampfe if; daher denn auch
Ertzoͤhung der Fuͤhlwaͤrme: gährende Fluͤſſigkeiten den Berlauf ihrer GSaͤhrrung ber
ſchleunigen buft; eine Weihätfe, die jedoch auch dadurch bedingt wird, daß ſolche
Anmwärmung die Innen⸗Bewegung der Fluͤſſigkeit fleigert und damit die Bervielfäts
tigung der Berährungsflächen zwiſchen gähtbarem und Sahrung⸗erregendem Stuff.
befdrdert.
1498
gefolgert, *) daß aber außer diefen eleftrifchen Begenwirkungen Seiten
der Hefe noch andere wefentlich nothwendige Mitwirkungen entwickelt
werben (wahrſcheinlich dieſelben, welche fie befähigen, Sporen um
verwandte organifche Anfangs-Webilve in ihrer Keimung unb ihren
Wachothum zu befchleunigenz ©. 1457). »c) Solches beweiſet bie
Thatfache, daß es bis jegt noch nicht gelang, ohne Hefe und ohme beren
organifche Bertreter, lediglich mittel anorganifchen Glektriritäts-rrer
gern im Waſſer gelösten Zuder in Alkohol und Garbonfäure zerfallen
zu machen; mit Krümelzuder, begleitet von WBeinflein-Löfung , wurdes
jedoch bie jetzt dergleichen Verſuche nicht angeflelit, ſondern nur mi
Sartzuder. Daß jedoch die Störung des eleftrifhen Gleichgewicht
nicht nur bei der weinigen Gaͤhrung, fondern auch bei anderen Gi
rungs⸗Arten eine ber Hauptbebingungen bes Erfolges if, das beweiie
das Verhalten der Gährungss@rreger wie der ſchwach gährenben Ge
mifche zur @lektrifieung (ind Beſondere zur, Salvanifchen) ; denn Geh,
die zu weiterer Gaͤhrungs⸗Erregung unvermögene geworben, erlanst
ihre vorige Wirkſamkeit wieder, wenn fie (im ſchwach gewäſſerten 3a
Rande) als fchließendes Glied zwifchen beide Pole einer wirkfewes
Galv. Batterie einige Zeit hindurch eingefchoben, ober (weniger wir
fam) wenn fie mit beiden fog. Conductoren (dem erſten, b. i. dem
der zeibenden Fläche und dem zweiten, d. i. bem ber geriebemen, ober
des fog. Reibzeuges) der Elektriſirmaſchine in aͤhnliche WBerbintung
gebracht worden, und bie im weiniger, fo wie bie in faurer, in fanlenber x.
Bährung begriffenen Stoffe verlaufen diefe Gaͤhrungen merklich ſchacker,
wenn fie aͤhnlichen elektriſchen Binwirfungen unterworfen werben
®) Außer den zuvor erwähnten Naturforſchern auch, und (ehr befiimmt von TE ®.
Srotthuß; Shweigger’d Journ. XIH. 157. Ueber Kölle’s hicher hr
tige, in Betlehung auf Hefe:-DBereltung, BranniweinsBrenuerel u
befonderd beachtendwertbe Beobachtungen und Verſuche, vergl. Deffeu: Di
Branntweinbrennerei mittel Waſſerdaͤmpfen, ı. Berlin 1830. 8.
er) Ehrenberg zufolge entlammen alle Sporen der Schimmelpiije und vermauktt
Rebwefen ſchon befiebenden Bligen ıc., und ebenfo alle Infuſorien: tere, weide von
fchon vorhandenen Aufgußtblerhen gelegt worden. Wenn jedoch Waſſer, med
zuvor milroftopifh unt erſucht worden, fpäter, wern ed künflidhe arms
fphärifche Luft eingefogen batte und durchleuchtet worden, Infuforien 2c. Larbietet,
fo fteht die Generstio asquivoca Immer noch in Frage.
“), Vergl. Schweigger’d Journ. f. Ehem. u. Phyſik XLI. 470. Versi. lem
Sayskuffac’s: „man wird verfucht zu glauben, daß die Gäßrung von eimem
Salvakiſchen Proceß berrühre und einige Analogie mit der gegenfeitigen Nieder
fhlagung ber Metalle Habe”; a. a. D. 11. 18. fo wie Döbereiner’s
Shwelgger’b Bemerkungen a. a. D. XLI. 457 f. Meine Sieber gehörigen
Folgerungen finden ſich im VI. und VIII. Gap. der iften (1809-1819 erfchieneme)
und 2ten Aufl. m. „Erperimentalpäufil‘‘, fo wie In m. „Einleit. in die went
Epemie.” ©. 100; m. Grundz. 1. 570. Döbereiner fab eine mit Keblenpal
ver in Beruͤhrung ſbende Amplons£ifung in weinige
o. a. a. D. 858.
1479
5) Bergleicht man jedoch biefe Erfolge und überhaupt bie bei ben verſchie⸗
denen Bährungen ſtattfindenden Elektricitaͤte⸗Erregungen und deren
Einfluß genauer, fo ergiebt fi, daß beide (Erregung, wie Einfluf)
fi anders verhalten bei den UmmifhhungssBährungen, als bei
den Berfehungs- Währungen; indem bei „erfleren” der ganze gährs
bare Stoff (4. B. der ganze durch Wäflerung leitend gewordene
Weingeiſt, die ganzen gleichen Weges zu Leitern erhobenen Aetheräle,
bie ganzen an ſich farblofen, durch Ammoniak farbig werdenden ſog.
Blechtenfarbftoffe ze.) entweder poſitiv eleltriſch wirb (wie jener
Weingeiſt und die Aetheroͤle), oder negativ (wie bie farblofen Flech⸗
tenfarbzenger), bei „Ießteren" Hingegen der Bährungss@rreger polarifchs
elektrifirt erſcheint, ähnlich den beiten Leitern erſter Klaffe (den beiden
ungleichen Metallen, oder deren Vertretern, 3. B. der Nerven und
Muskeln), wie fle in den gewöhnlichen einfachen Balvanifchen Ketten
ſich beithätigen; fo daß dann ber gährbare Stoff in eleftroschemifch
entgegengeſetzte Zerſetzungs⸗Erzeugniſſe (der Zucker 3. B. in COR und
C4H6 02 = Ae0 + HO, der faulende Käfe in verfchiedene Saͤu⸗
zen und Ammoniak 20.) zergeht. Die Art übrigens, wie die „in
Gaͤhrungs⸗Crregung benriffene Hefe“ andere, noch nicht zur Ausſchei⸗
bung gelangte KlebersTheilden: zur Ausfcheidung und Anfammlung,
und damit zur Umwandelung in Hefe bringt, if fehr wahrſcheinlich
ähnlich jenen nicht nur bei’der Berührung, fondern auch in die Ferne
ſich wirkſam zeigenden Bethätigungen, welche ſchon elektrifirte Eleltri⸗
eitätssLeiter durch fog. „eleftrifche Berihellung“, d. i. durch polarifche
(räumlich auseinander gehaltene + E und — K-@rregungen: an einem
und demfelben Leiter; m. Grundz. IL. 340) Eleftrifirung erleiden, und
die in diefem Falle vieleicht an Wirkfamkeit gewinnen, weil für die
ungleichartigen ſtarren Theile „folcher Hefe” auch thermoelektrifche und
eletteomagnetifche Bethätigungen möglich find. 9) — Wie fidy einzelne
a y
.%) Die Beltenmembran (oben S. 1474 Anm.) der Oberhefe fand S hIoßberger im
Mittel zweler Elementar⸗Analyſen, procentiſch zuſammengeſetzt aus 45,27 C5
6,735 H und 47,995 0. Würze (d. I. waͤſſriger Malzauszug) gewährt Oberhefe,
wenn fie bei Fuͤhlwaͤrmen über 12%,5 C = 109 RB zum Gästen gebracht wurde, da
dann die Hefe, von Ihr anhaftendem (und von ihr unter Berbichtung angezogenem)
EarbonfänrerGad getragen, emporgetrieben wird, die Dberflähe der Würze bes
deckend; Unterhefe bilder fi), wie die Dberbefe, aus Müffigem Kleber in der
gahrenden Fluͤſfigkelt, jedoch nur bei niederen, über 10° O = 8° R nidyt Hinaudreis
chenden Fuͤhlwaͤrmen, fenkt fich jedoch flatt mit CO,, mit verbichtetem Drugengad
(der in die Fluͤſſigkeit eingedrungen atmofphärtichen Zuft) nach Art des ber Zuft
aubgefepten Platinſchwamms verbunden und beladen zu Boden; Die fie berühzenden
in der überfiehenden Fluͤſſigkelt annoch vorhandenen Kleber⸗Theilchen (gegen bies
felben — E belommend) poſitiv elektrifivend und fo deren Anziehung zum atmofpb.
O⸗Gaſe verfiärtend, damit aber fie zur Ummandelung in Unterhefe treibend.
Sſchloßberger's Elementar⸗Analyſe zufolge befieben beide, bei 100° C getrocknete
Befe⸗Arten, Im arithm. Mittel zweier Berlegungen aus:
1480
gährbare Bildungsiheile im durchaus chemiſch reinen Zuſtande hinſicht⸗
lich verfähiebener für fle möglichen Gaͤhrungs⸗Arten verhalten würden,
iR unbekannt; denn in ſolcher Reinheit find theils dergleichen Bi
dungstheile in dieſer Abflcht nie befragt worben, theils iſt es auch fe
gut wie unmögli, ſolche Fragen zu ſtellen, weil der Gaͤhtrcagt⸗
Erreger, Balls er auch wirklich für mehrere in diefer Hinficht zu ver
gleichende nähere Beſtandtheile mit gleicher Reinheit gewählt wir,
doch ungleiche Zerſetzungen erleidet und baher auf verfihieden gearteke
gährbare Gtefje auch in verfchiebener Weile Jurüdwirfen muß. In
Allgemeinen läßt ſich erfahrungsgemäß nur bemerken: daß für mehrere
die Deazetide betreffende Bährungen (3. B. für AmplonsGährmg,
Zuders@ährung, Bein Währung, Eſſtg⸗Gaͤhrung) ſtets azotidige Steſſe
ale Gaͤhrungs⸗Erreger erfordert werden, und daß gährbare Uzetite
mancher Bährung (3. DB. der Weins®ährung) gänzlich unfähig er⸗
feinen. In wie aufgeregtem (elektriſch bethätigtem) Zuſtande aber
die entfernten Beſtandtheile (die Grundſtoffe) der in Bährung be
griffenen Stoffe fich befinden, bavon geben jene Grundſtoffe am Keub
lichſten Zeagniß, welche fih außerdem mit getwifien anderen Drmmfche
gar wicht unmittelbat, fondern nur daun zu verbinden vermögen, wen
nicht nur dieſe, fonbern fie felbR auch im Entwidelungszuftaupe (in
statu nascenti) ſich befinden; wie denn 3. 3. H-⸗Gas uns 3: Dany,
find beide rein, fich nicht miteinander zu HS:@a6 verbiuben, wohl
aber diefes Bas fofort darzuftellen beginnen, wenn Schwefel gäßresber
wäfirig-fläffiger Glykoſe beigemengt worden; wobei dann, wer be
Gliykoſe⸗Löſung verbältlih waſſerarm, ſich flatt HS: Allyleryd
(6. 1342) oder dem ähnliche Verbindungen hervorgehen. Daß Exb
fate, 3. B. MgOSV3, gährender Zuder-Löfung beigegeben HS ent
wideln machen (was zunähft — ſehr wahrſcheinlich in Bolge galveni-
ſcher Zerfebung, ſowohl des Galzes felbft: in MgO und SO3, als uumit-
telbar darauf auch der 803 und gleichzeitig eines Berhättnißgewidkts
Drverbefe 49,95 C 6,610 H 12,120 A und 31,905 O = 100
Unterbefe 31,0 „ SAT u 9,785 und 38,765 = 100
Die Oberhzefe hinterll eß, getrocknet und verbrannt, 35, Untergefe 17, Mit
Metſcherlich erhielt aud 100 friiher Oberhefe (vonder Preßbefe: Bereirump)
T65%/, Aſche, die fich procentiſch zuſammengeſetzt zeigte aus 41,8 POS; 5 KO
46,8 bafiſch phodphorf. Magnit (2 MgO + POS) 2,3 dergleichen Kalt (2 Cao + Feb)
und Spuren von Silicfäure, aber Fein Natron. Friſche Unterheſe hinterück
verbrannt: 99,5 POS; 28,3 KO; 22,6 baf. phedpherf. M5O ımdb vergleichen 37
yheöpherf. Oao. Dir, dem diefe ‚Hefe entnommen werden, gab, zur Trockne abst
dampft und verbrannt: 20,0 POS + 308 KO + 0,5 NaO + 20,0 baf. pbeöpherf. 30
+ 2,6 baf. pheſphorſ. CaO und 16,6 810. Da die 20 POS beiläufig nur 3,25 dei K®
neutraliſiren, fo bleiben für die Cvon 0,5 NaO unterfläpte) Kafimaife 27,55 für
"&arbonfäure und dadurch Cald Bicarbonat) für die fo beträchtliche Menge SO ib
Dindungds (und Aufldfungds) Mittel übrig. Enthält dad Bier einen Tue feiner
8io an Ao0 zu Silieſſure⸗Aether gebunden?
1481
HO, in SH und O4 vor ſich geht; wobei dann das O ebenſo wahrs
fheinlich einen Theil des bereits entflandenen Aethyloxyds oder des
Alkohols in A und nicht deffen C in CO2 wandelt; denn U⸗Gas wirb
dabei nicht frei), if von Chaptal fchon vor mehr denn 50 Jahren
dargethan worden und findet überall feine Beftätigung, wo gährbare
(wenn auch nur Moderunges ober Faͤulniß⸗faͤhige) Bildungsiheile von
Eulfaten, 3. B. von Na08S03, Ca0S03 ıc., begleitet der Gaͤhrung
unterliegen ; die aus folgen Sulfaten hiedurch von SO3 befreieten
Alfalien, erhalten dann die durch diefelbe Bährung zu Stande gekom⸗
mene CO2 (3.2. bei Bildung des Natron⸗Carbonat aus Blauberfalzs
haltigen Indiſchen Bewäflern ; da dann das entflandene HS durch
atmofphärifihes O feines H verluflig geht und S chemiſch unverbunden
frei läßt, m. D. Gewerbsfr. L 135 ff.), wie ähnlichen Weges auch
Mineralwaffer verderben, welche in nicht ganz reine (vor ber
- Saffung des Waflere von organ. Staub, Stroh ıc. nicht gänzlich frei
gewefene) Krüge oder Flaſchen gerüllt worden; wie man foldhe Sers
fegung zur Darftellung des Na0CO2 benüpen könne; ſ. a. a. O. 136
u. II. 83, wie au m, Grundz. I. 329, 374, 815, 820 ff. In Aegyp⸗
ten’6 und in Ungarn’s Seen fommt theils auf ähnlichem Wege, theils
durch Wechfelzerfehungen von CaO + 2602 und Natronfalzen,, viels
leicht auch durch Zerfeßung der Azotſ. (6. 1353 und befondere ©. 1438)
des Na0AO5 (die Donau if in Ungarn zum Theil verhältlich reich
an Azotfäures Salzen, was auf Tagerndes Natronazotat Hinzu
deuten fcheint) zu Stande. 9)
=
@) Jener Bildung von HS aͤhnelt die der Hydroindigſaure; ©. 1022. An neuerer
Zeit laͤbt man Abrigend bei der Indig-Gewinnung aud den im Bluͤthe fiehenden,
mit der Sichel abgefchnittenen Pflanzen, 3. 8. in Guatemala (in Amerika), aus
Indigofera argenten L. bie Gaͤhrung nicht eintreten — die man fonft Dadurch bes
wirkte, daB man die In einer Buͤtte aufgefchichteten Pflanzen mit fo viel Waſſer
begeß, daß ed, nachdem fie mit Gewichten befchwert worden, 1 Fuß hoch über dies
ſelben flaud; da dann unter Entwidelung von CO, und H:Gad endlich Bydrolndig⸗
fäure die Fluͤſſigkeit erfüllte, und, an dab O der Luft H abgebend, vie Dberfläche
derſelben mit regenbogenfarbenem Schaum bedeckte — ſondern man entzieht, in
Wels wie In Oſt⸗Indien, denen wie bemerkt aufgefhichteten Pflanzen: ihren Bydro⸗
IndiesSchalt fofort mittelft Heißen Waflerd, zieht ven Auszug aus der Buͤtte im
die Rührküpe ab umd beivegt erftere Hier 15 bid 20 Minuten hindurch, mit Kruͤcken und
Schaufeln zlemlich Heftig, um fo die (zur Gcheldung ded Indigo in Form eine
blauen Sapes erforderliche) Luftberuͤhrung möglichft gu vervielfältigen. Man fept
dann, fobald die anfänglich gelbe, dann grünlich trübe werdende Flüffigkeit ſich zu
blauen beginnt, etwad Kalkwaſſer zu, deffen Ca0sSehaft mit einem in der Fluͤſ⸗
figfelt (neben dem fie trübenden Indigo) vorhandenen Bildungstheil eine ſchwer⸗
lobliche Verbindung ſchlaͤgt, die, fich fcheidend, den Indigo In ähnlicher Welle an
ſich reißt und damle zu Boden finkt, wie diefed Geitend jened Haufenblafenieimd
erfolgt, der, zum Schönen des Welned verwendet, demfelben nicht nur zunädhft
Weinberrens®erbfäure entzieht, fondern fofort auch, als gerbfaurer Mieberfichlag, der
übrigen truͤbenden Theile ded Weind ſich bemächtigt und fie mit zu Boden zieht.
1482.
H Die Ummifchungss wie die Zerfehungs-Bährungen zerfallen,
ihren „Haupterzeugnifien“, fo wie denen fle begleitenden ausgezeidhuer
teren „Erſcheinungen“ nach, in verſchiedene Arten von Gährung, vos
denen einige, tu welchen Ummiſchungen und Wechfelzerfehungen glei
zeitig ver ſich gehen, der leichteren Ueberſicht und Dergleichung wegen,
zwedmäßig zu einer britten, mittleren Abtheilung zuſammengeftellt
werben, bie, rädfichtlidh der bei ihnen vorwaltenden Betbätiguugeform
und in Abficht auf Benennungs: Kürze, im Nachfolgenden durch We
ſelzerſetzungs⸗Gährungen bezeichnet worben find,
A) Ummifhungs-Bährungen:
1) Amylon-Gaͤhrung. Unterſtellt man Gellulofe (S. 1352, 1388f)
andauernder Berührung eines atmofphärifcher Luft zugänglichen Beh
fer, welches, würde es für ſich längere Seit dem Sonnenlicht au
geſetzt, Prieftley’fche Ulven-ähnlide Materie (zur Battung Mlicrelen
Biaſoletto's gehörige mifroffop. Algen) zu erzeugen vermag, fe
bildet fie ſich nach und nach im fog. Lignin-Amylon (S. 1352) um, m,
enthielt da8 Waſſer zugleig Pectinfäure (nah Regnanlt =
C11 87 010; oben ©. 923 ff. Anm. u. 1369), fo erfolgt ſolche Us
fimmung um fo vollflänbiger, weil fie ale Gänre: Baſe⸗forbernd u
damit pofitiv eleftrifivend auf die Gellulofe einwirft, ohne fle zu go
ſtoͤren. Noch vollſtaͤndiger tritt die Umbildung zu Amylon (um Das
trin; S. 1095 Anm.) ein, wenn Oberbefe (oder flatt derſelben fanleue
Protelnoide) und Waſſer längere Zeit mit derfelben in Berührung Mer
ben.*) Bol. aud oben 6. 1441 u.1458 ff. Selatinamylon (Flechter⸗
. Der alfo gewonnene blaue Niederſchlag wird darauf audgerdafchen, zum Werchſea
auf Reinwand und dann in vieredige hölzerne Kifichen ‚gebracht, deren Bedes au
aufgefpannter Leinwand befteht, und fo an der Luft getrodinet. Bur Darfieiung
des Indigo aud Wald und aus SKnöterldhs CPolygonum-) Arten, wird wuehr Kalk
wafler erfordert, well man fpäterhin den Miederfhlag mit Hydrochlerfäur uk
waͤſcht. Die aſiatiſchen und amerifanifdyen IndigesPflanzen follen Amal fo wie
Indigo geben, ald der beſte Wald (?).
®) Der Uebergang zu folder Umbildung der Eelluloſe IR gegeben, wenn Erliuio
haltige Pflanzenfafer , 3. B. Reinens und befonderd Baumwollen⸗Zeuge, gar Umbik:
dung In fog. Zeug (künftiger Papiermaſſe) gefeuchtet, zu Haufen amfgefdihte
werben, um fie beginnender Faͤulniß zu unterwerfen. Wehnliche Lebergänge, die
jedoch bis zur wirklichen Zerfiörung der Sellulofe reichen, den Riganins@epat: jede
unzerfept Iaffen, treten ein beim ſeg. Flachs⸗- und Hanf:Rbften. Unter Wal
gelegt, bis die Lein: oder Banf⸗Pflanzen: bis zur Aufpebung des zwiſchen Rinde
und Safer ftattfindenden Zufammenhanged gelangt iſt, flellt legtere ein Sebild ber,
dem (abgefpühlt, volllommen getrocknet und gebrecht, d. 1. entweder zwifchen ge
furchten Walzen oder durch Schlagen zur Zerfiäubung der rindigen Thelle gebrakt)
noch ein eigenthuͤmliches, wie ed fcheint Protern⸗artiges, durch Fanlniß zur Uuk
ſcheldung gefangted Bildungsthelle⸗Gemiſch anbaftet, dad der an ſich weißen Salt
eine graugelbe Farbe eribeilt. Man ann diefed Farbgemiſch zwar durdy Beben⸗
lung mis Eßlor zerfiören, dabei leider aber die Biachd; oder Hanffafer mache ober
1483
ſatzmehl; 6.1349) geht ſchon durch Berührung in fog. Brod⸗Mahrung
begriffenen Korn⸗ und Kartoffel⸗Mehls volifländig in Bummi nnb
Glytoſe über; daher die Berwenbung verfchlebener Flechten (Lichenes),
zumal der fog. Ieländifchen (S. 1350), zum Brodbaden ; Verwendun⸗
gen, hinſichtlich welcher vorzüglich Ichrreih if: I. F. Bayrham⸗
mer’s: Practiſche Anweifung zum Gebrauch der Jslänpifchen Flechten ıc.
als Ergängungsmittel des Brodkorne ı. Freiberg 1818. 8 —
Meberläßt man übrigens gebleichte Leinwand *) lange Zeit hindurch
weniger, indem fie an ‚Haltbarkeit verliert, beffer hingegen entweder durch unters.
chlorichtſaures Natron Chereiter durch Wechfelgerfeguug von Im Wafler ges
item Natrons@arbonat und Ehlorkalk; aber ja nicht durch letzteren allein; denn
dleſer zerftört die Faſer in kurzer Sri), wodurch, wenn ed hinreichend verbünnt
worden, keine Art von Pflanzenfafer an Gohärenz verliert (und dennoch jede, audy
Die deb Holzes, vellfändig gebleicht wird), oder, wie bei Rein und Flachs gewähns
lich geſchleht, durch fog. natürliches Bleichen. Diefed fordert jedoch, fell es
vollſtaͤndig gelingen, abwechſelndes Bruchen (Behandeln mit Kalt: oder Natron⸗
Rauge) und Ausbreiten an der Luft, im feucht erhaltenen Zuftande Nächte und Tage
hindurch, da dann naͤchtlicher Welle durch die vom Waſſer eingefogene atmefph.
Ruft,”Seltend des Oxygen derſelben, der Farbftoff theilweiſe oxydirt, Tagd darauf
aber, bei Einwirkung des Lichts, durch WarffersZerfepung fein C:Sehalt fämmtlich
in CO, der A⸗mDehalt Hingegen, fo wett er nicht [chen Nachts zuvor ald A-Gad frei
geworden, in ABI verwandelt und fo, + HO an CO, gebunden, theild hinweggewa⸗
ſchen, ıheild verflüchtige volrd; jener Anthell ſolchen ABA 0002, welcher dabei, fey
ed durch Thau, oder durch aufgegoffened Waſſer auswaſchend binweggenemmen
wird, dünget die Großwurzeln des Raſens und befrdert fo ded Graſes Wachtthum.
— Bekannilich zeichnet man Leinwand und Baummelle Häufig mit einer durch
Oummt verdidten wäflrigen Löfung von Höllenflein CAgO 405), nachdem man bie
Stelle zuvor mit einer etwas Staͤrkkleiſter beigemifcht enthaltenden Pottaſchen⸗
Läfung gefeuchtet, fie dann getrocknet und geglättet hatte; Zeichnungen der Art '
ninımt Beine Bleiche weg, wohl aber eine faft gefättigte wäflrige Röfung ded KKy
(Ryantalln), womit man die Stellen reibt. Nach dem Trocknen jener Schriftzüge
muß man übrigens die Stellen fofort auswaſchen, damlt die AO5 den Zeug nicht
serfrißt.
=) Wird Leinen: oder Baumwollen-Zeug mittel ſog. hartem Waſſer mit Seife gewas
fchen, fo fchlägt fich von dem hlebei Durch Wechſelzerſetzung (der Seiſe und der ges
Kästen Kaltfalje des Waſſers) entfiandenen fettfauren Kalt, ald (melftend) unfddliche,
den brennbaren Stoffen ſtark anhaftende Verbindung, ftetd mehr oder weniger am
Zeug nieder, wodurch ed, getrocknet, den eigenthuͤmlich widrigen Geruch, zumal der
nach dem Wafchen nicht gebleichten Zeibwäfche ıc., verbreitet; WBleichen der gewas
ſchenen und abgefpühlten (gefleiperen) Zeuge mindert diefen Geruch, Hebt ihn aber
nicht auf. Da nun zugleidh durch den anbaftenden fertfauren Kalt die Zwlſchen⸗
raͤume ded Geroebed der Zeuge mehr oder weniger gefchloffen werden, biedurdy aber
die Gautausduͤnſtung und Bufteinfaugung durch die Haut befchränft erfcheinen, fo
in ed jeden Falld zweckmaͤßig, zum Wachen der Zeuge von Kalk befreteted Waller
anzuwenden; Zufag von wenig Pottafche, oder Soda (von I Loth auf 4 Eimer
Biaffer) zu dem zur Wäldye beſtimmten Waffer, bewirkt 10—12 Stunden vor dem
Gebrauch ded Wafferd (auch des Flußwaſſers, denn auch diefed iſt in der Regel
nicht weniger ald gänzlich frei von gelten Kalkſalzen), dad man dann, zu dem
Sebrauche von dem gefällten Eohlenfauren Kalte klar abzugießen bat, fept In den
Stand, jene Webelflände zu vermeiden. Gewebe von Baumwolle werden durch
— — --
1484
unter Waſa⸗ ⸗Bedeckung dem Einfluſſe der Luft, fo gebt fie in eine
zerreibliche breiige Mafle über, die in ihrem Verhalten au Celluleſe
erinnert. Die fog. Rartoffelfafer bildet einen lcbergang von Cel⸗
Inlofe zu Amylon; fle löst fich nemlich ſammt dem Amylon, behaurelt
man die gekochten Kartoffeln mit Kalis®auge, im berfelben zu eimer
ſchleimigen Slüffigfeit auf, bie, verdünnt und mit Weinflein bis zer
beginnenden Anfäurung verfeht, eine der BWeingährung fähige Fläb
figfeit gewährt.
2) Dexstrin-Bährung; ©. 1349. Beſtreuet man zu Kleiſter⸗ ober
Kleiftersartigem Schleim erflarrte wäfirige UmylonsLifurgen mit fein
zermahlenem Gerſtenmalz, fo reicht defien Diakass Schalt him, beu
Kleifter binnen wenigen Minuten in eine fläffige Dertrinsköfung zu
verwanbeln. So verhalten ſich nit nur die Kleiſter aller Amp
reichen Sapmehble (Faeculae), b. h. die der Weizen⸗, Kartoffels
Grväpfel- (Helianthus tuberos.) füßen und Roß⸗Kaſtanier-
früchte, Buchweizenſaamen ıc., fo wie bie der auch im Deut
land häufigen giftigen Wurzeln der Bichträbe (Bryonia alba L)
der Zeitlofe (Colchicum autumnale,; oben ©. 1184 mb 1205
Aronswurzel (Aron maculat. *]), ber (Blaufäurchaltigen), we
Eaffava und Tapioka gewährenden Mantof- Wurzeln (ve
Janipha — fonft Jatropha Manikot), ber Indiſchen Bieilwarzel
(Engliiy: Arrow-root; von Marantha arundinacen), be
Satzmehl im Handel unter der erwähnten Engliſchen Benennung be
kannt if, 2c., fondern auch die gallertartig ſchleimigen jener Setzuchle,
aus welchen man ben ächten Sago **) bereitet, und die and em
Mark verfchiedener Palmen gewonnen werden. #%%) Lieber Leidktlöß
fettf. Kalt noch mehr verdichtet, als Reinwand; wahrſcheinlich, weil jede einzelne
fog. Baummollenfafer dreitantig If; wad Ihr übrigens jene Schärfe oder Raw
heit erihellen fol, welcher zufolge man ſich baummollener Tüdyer nicht gerne wäls
send ded Schnupfend beblens und zerzupfte Gewebe der Art fih nice gu Kerpen
(Charpie) bedient.
*) Wie man aud Heimifchen giftigen Wurzeln unfchädliche, und ebenſo aub Nebleies
nien⸗Fruchtkernen nicht bittere Stärke mit leichter Muͤhe gewinnen Tann, eek
fidy thelis auß dem ©. 1204 u. 1349 Bemerkien, thells aud Hicher gehörigen Und
. tungen; vergl. m. D. Gewerböft. I. 191.
##) Ueber Sago⸗Bereltung und Nachbildung aus Kartoffeln vergl. Sehlert
Journ. IV. 887. Die im Wurmmoos (Fucus helminthochorton L.) von Dom
vier aufgefundene, Schleim⸗haltige Gallerte, kommt alb ein dem Ampien wäge
ſtehender Bildungäthell aud Im F. amylaceus, d. i. in jenem Xeige wor, melde
den Vögeln zur Nahrung dient, deren Mefter unter der Benennung In diantfde
Shwalbennefter befannt find.
#4) Bekannt find ald ſolche: Sagus farinifera, 8. Humphii, Phoemix farinifere , Cyus
revoluta, C. eircinalis, Borassus gomutus und B. Aabelliformis, wahbrſcheinlich dienct
aber aud; dad Mark mehrerer anderer Palmen zur Gags: Bereitung. ken aus
nimmt den der Ränge nach zerichnittenen Stämmen feldyer Palmen dad tumers
Mark, zerreibt ed, waͤſcht ed mit kaltem Waſſer aud und bildet dann darand einen
1485
Uchkeit des Amylon in Diaſtas⸗Loͤſung (S. 918), bie ſich in vers
ſchloſſenen Luft⸗freien Flaſchen mehrere Monate lang unverändert er⸗
hielt, ſ. ©. 920.
3) IZuders@ährungen: a) Erwaͤrmt man den mit Gerftenmalzmehl übers
freuten Kleifter, fo geht das Dertrin fehr bald, theils in Schleims
zuder, theils in Krümelzucker (Glykoſe; S. 1361) über; b) in
„Waſſer gelöner Hartzuder, der ohne Zuſatz von Weinflein oder von
org. Eäuren (von Wein, Citron⸗, Nepfel-Gäure, und den Verſuchen
des Verf. diefes Hobs zufolge, entgegen ben Beobachtungen Anderer,
auch von Dralfäure) nur durch ausgewaſchene Oberhefe in Gaͤhrung
verſetzt worden, geht zunächft nicht in Glykoſe, ſondern in Frucht⸗
zucker (S. 1360) über. In wiefern Aehnliches ſtattfindet bei den
Zucker⸗Erzeugungen aus Amygdalin und Salicin (oben ©. 982
u. 1001), ſteht noch zu ermitteln, bei ben verwandten Wechſelwirkun⸗
gen der Genföls Erzeugung (6. 997) feheint die Mitanwefenheit des
Schwefels der ZudersBildung in ähnlicher Weife hinderlich zu feyn,
wie fie es der Zuder:Serfehung (in COꝛz und Ae0OHO) iſt; oben
©. 1343 Anm., f. auch Schleim⸗Gährung. Dem troduen Gerſten⸗
malz⸗Diaſtas *) ähnlich wirkt auch der trodne Kleber auf Amylon
Teig, den man durch ein Steb drädt, um Ihm fo die koͤrnige Form gu ertheilen;
Die Körner’trodnet man darauf bei ſehr mäßigen Feuer; ein einziger Palmbaum
gewaͤhhrt nicht felten 400 Df. Sage. In diefem findet man, bei mikroſtopiſcher
Unterfuchung, alle Srärttdrner (oben ©. 920) zerplapt und Halb geöffnet. Die
Größe diefer Kbrnchen weiche bei den verfchtebenen Staͤrke⸗Arten fehr von einander
ab, nämlid von ?/, bid gu 1/.., ja bei Kartoffeln manchmal bis zu 1, Millimeter
Längendurchmefler.
=) Nicht nur in kelmenden Getreide: Saamen, ſondern wahrſchelnlich in allen
keimenden Saamen, und ebenſo auch nicht nur In fog. Kelme oder Augen treiben⸗
den Kartoffeln, fondern muthmaaßlich In allen EntwidelungdsBebllden der
Art, iſt ed der Kleber, fammt deſſen wäffrigsflüfigen Abänderungen, und jede
hinfichtlich feiner Zufammengefeptheit (aud 2 bid 3 Azotiden) Ihm ähnliche pflanz⸗
liche Gebllſde, aus denen dad Diafkad hervorgeht, und thierllche Gebilde, welche
den Kleber in diefer Hinficht zu vertreten vermögen (oben ©. 1359 Anm.), wirken
wahrfcheinfich auch nur, infofern fie (aud Azotiden, Ahnlich jenen ded Kleberd, 305
ſammengeſetzt) zuvörderft Diafiad erzeugen Aus frifhem Gerſtenmalz er⸗
Kalt man ed jedoch mit leichter Mübe, In verbältlich fehr reinem Zuflande, wenn
man es mit Falten Waſſer zerreibt, dad Flüffige audpreßt, durchfeihet und darın
zuvoͤrderſt durch Zufap don etwas Weingelſt audfällend dad Albumin entfernt, bier:
auf aber, aus ber volederum burchgefeiheten Flüffigkelt durch mehr Weingeiſt dad
Diaſtas niederfchlägt. Mit Weingeifi abgewalchen und dann noch zwel⸗ bis dreimal
wiederum in Waſſer gelddt und weiter behandelt, vwole zuvor, erhält man dad Dias
ſt as in Form eined Chei 40° Bid 50° C = 32% bid 20° A zu trodinenten) weißen, In
Waſſer leicht loͤslichen, In Weingeit von weniger ald 0,93 Eigengew. unlößfichen
Miederfchlagb , der auf Amylon feine ummifchende Erregung über 70° C = 56° R
hinaus erwärmt audzuüben aufhört; eine Einwirkung, auf welche Lüderddorff
(geleitet von der laͤngſt bekannten Beobachtung : daß, beim Branntweinbrennen aud
Kartoffeln, die dicke⸗Maiſche durch Zufag von Maljſchrot merkliche Verdünnung
esteidet) zuerũ aufmertſam machıe, indem ex daran erinnerte: daß durch zermalenes
148
ummifchend ein. Mifcht man nemlich zu einem flebbeißen bännfüffgen
Kleifter, bereitet aus 2 Gewichtstheilen Kartoffelflärke, die men zumir-
derſt mit 4 Faltem Wafler zur mildhigen Flüſſigkeit zerrührt, Dann aber
in 20 fiedenden Waſſers, nach und na, unter fictem mräbzen ge
- tragen hatte, allmählig 1 Wewichtstheil fein gepuloeten Kleber am
erhält darauf foldhes Gemiſch 8 Stunden hindurch bei 50° bis 75° C
= 40° bis 60° R, fo ſtellt bafielbe ein Bemerige von 7/35 (= };)
Bummi, 5/3; (— 1m) Krümelguder und 23/g5 unverändert ger
bliebenem Amylon und Kleber dar; durch Abdampfen zur Zrodne uub
Behandeln mit Faltem, wäfrigem Weingeiſt entzieht man ix
Bemenge den Krümelzucker, und dann dem hievon verbleibenden Au
Rande durch Faltes Waffer das Bummi. Wirkfamer, als der tree
Kleber, ift Hiebei jedoch der frifche, zumal jener, welcher vom Ask
Ion noch nicht gefchieven worden, wie foldhes die Keimung *) de
Malz verdünnte Malſche eine ſuͤße Fluͤſſigkeit gewährt, und dann Unleitumgen pe
Darſtellung eines ſolcher Weiſe bereiteten Syrups (wie Im Anfang des Laufenden
Jahrhunderts ſchon Braumüller dergleichen: jedoch lediglich au Weije
nicht aus Wetzenfiärte + Malz, darzuſtellen lehrte) folgen ſleß, aus denen ich hari
ergab: daB zur Bereltung ſolchen Krümelzuderd auf 8 Gewichtäthelle Geier
1 Schrot + 45 blo 50 Waſſer binrelcht, wenn man den Kleiſter bid zu SC =
50° R abkühlt und Ihn dann mit dem Maliſchrot verfept ıc.; daß Die Aufl
deb alſo gervonnenen füßen Safted begünftige werde, wenn man ig, maddeme
zur Sonderung der Hülfen ꝛc. durch ein feined Sieb gelaufen, mit Ziegelmehl ver |
fept ımd damit unter tüchtigem Umruͤhren auffochen, dann aber 12 Did 6 Eumtn
am Fühlen Orte rubig fieben läßt; dad Ziegehmehl reißt den mit vorhandenes (rat
ftandenen ?) Schleim an fidy, finft damit zu Boten und macht fo Die Kherficheue
Stüffigtelt, zumal, wenn fie mit friſch geglühter Kohle nochmald erkigt werten. Ber
durchfeiybar, da fle, im Waflerbade abgedampft, amorphen Srünselyuder wen
rein füßem Geſchmack (und ohne bitteren Nachgeſchmach wie ihn ber nis Schocka⸗
füure ıc. bereitete Hat) darftellt.
“) Vergl. S. 1441, 1283 umd 41486. Hinficytlich der Ummifchungen ums Zerfegunge
Erfolge, welche die Keimung der. Gerfte und ded Welzens bewirfen, Felge:
Rohe Gerſte zeigte 67, roher Wetzen 72,7%, Ampions®ehalt; gefeimt hang
er in erfterer nur noch 560/,, während flatt der vorhanden geweſenen 3, Gislek
nun 15 Procent fi) vorfanden, umd während Iepterer flat? feiner urfpeiknaiden
2,8 Proc, Glykoſe jept 5,0 enthielt. Ueber dad Beflandtbell-Berkältnis von umiss
und Slykoſe f. ©. 1361. Bemerkendwerth iſt Bermbſtaädted Mesbedtuns:
Aecker, welche nicht gedüngt worden , lieferten Welzen, der in IOA5R Gewätz:
thellen neben 6676 Amylon, 920 Kleber, 72 Albumin, 192 fog. Schästumgudter, M
Bummi, 36 pboßphorfauren Salzen, 100 Del, 426 Waſſer und 1800 -Sitfen embielt,
während mit Pflanzenerde (Gumus und buminfatren Berbindsmgem 2c.) ge
düngte nur 6594 Gtärke, dagegen aber 960 Sieber,’ 80 Albumin, 198 Edyietungmtzr,
10 Summt, 48 phosphorſ. Salze nebft 98 Del ıc. darboten, und unter denen mi
thlerlichem Dünger beftellten Aeckern die mit Taubenmik, Kubmik aub Yrtid
verfehenen jenen mit Pflanzenerde beworfenen am naͤchſten kamen, dagegen Edel
mift, Slegenmiſt, Rindöblus, Menſchenkoth und die mit Menſchenbarn yinkdeitie |
des Amylon⸗Ertrages am welteſten von jenen erfieren zurkdbfieben , im Haie
auf Kleber und Albumin⸗Gehalt dagegen zum hell fehr betrachtlich jene Exuakas
„wife uͤberboten; wie denn 3. B. der mie Mind5bLut gebüngte Her Kieigen rug
|
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1487
Umylonshaltigen Saamen und bie. Hierauf geftühten Stärke⸗Gchei⸗
dungen und ebenfo auch die MalzsBereitungen darthun. *)
der in 10,000 Theilen zwar nur 4130 Umylon, dagegen aber 3424 Kleber und 106
Albumm, nebſt 523 phobphorſ. Salzen und der mit Menſchenharn gedüngte
neben nur 3990 Stärke: 3510 Kleber, 148 Albumin und 90 phodpherf. Salze ents
bielt. Aehnliches zeigte auch Die Gerfte; auch Hier bewirkten thierliche Dünger
Bermehrung der Aystide, pflanzliche dagegen , fo role Mangel an Dünger, beträchts
liche Bermehrungen ded Amylon⸗ sc. Gehaltes und entfprechende Minterungen Der
Azotide. Da nun bei gleicher Behandlung der Aecker in höheren nördlichen Breiten
gebauter Welzen reicher an Amylon if, ald jener der niederer Breiten, und da
Aehnliches auch del der Serfte der Fall if, fo wird ed mehr ald wahrſcheinllich:
daß mis der durch wärmeren Boden und wärmere Quft mehr begünftigten
Faulniß des A-haltigen Düngerd, aud die Menge (und die Mans
nihfaltigkelt) der Ayotide Im denen auf dergleihen Aeckern gejogenen -
Pllanzen (ind Befondere aber der genannten SetreidesArten) zunimmt, dingegen
jene der Deazstide ſich mindert, und da endlich hoͤchſt wahrſcheinlich nicht zwel auch
nur wenig von einander fernende Aecker vorfommen dürften, welche, auch bei glei⸗
Aer Düngung, völlig gleiche DüngersZerfepungen darbieten, ed daher ſchon aud
diefem Grunde bei gemeinfchhaftlich zur Keimung gebrachten Getreldefaamen (zumal
Gerſte und Weizen) nicht zu durchgängig gleichmäßigen Ummifchungen ded Amylon
in Zucker kommen koͤnne.
#) Ueber zeitweilig unglelchen Mehlgehalt beim Augentreiben der Sartoffein; oben
©. 1381. Häuft fi bei der die Malgbereitung bedingenden Kelmung die CO, an,
fo kann fie leicht zum Sindernlß ded ganzen Borganges werden, weßhalb auch fchen
aud diefem Grunde jene, die gleichmäßige Verrhellung der Wärme befdrdernden
Umſchuͤtiungen der keimenden Getreidesbaufen rechtzeitig bewirkt werden müfen.
Jeder Keim fordert, wie jeded lebende Einzelweſen, zur Entwidelung feiner Lebends
betgätigungen O⸗Gas⸗haltige Luft; in von demfelben entleerter Luft, fo wie übers
haupt: in ein freied O darbietenden Gaſen kommt kein Keim zur Entwidelung
und fiicht jeder Keim nach kürzerer oder längerer Frift gänzlih ab. Jede Malzs
bereitung zerfällt übrigens In dad die Kelmung vermittelnde Einmweldyen (Eins
quellen), dad diefem folgende Keimen (Wachen) und die Unterbrechung deffelben
mitteiß ded Trodnens (Darrend), dad entweder, ohne künftliche Anmwärmung:
an ber Luft, oder: auf kuͤnſtlich erhisten Unterflähen Cund durch erhltzte Luft) flatts
bat, und fo entweder zur Bildung von Zuftmalz oder von vorzugdwelfe fo ges
nanntem Darrs oder Dörr: Malz führt. A. a. D. findet man Ind Beſondere
ausführlich befchrieben dad ganje In England übliche Verfahren der Malyung
Bierbranung und Branntweins@rzjeugung Cengliſches Darrmalz
iR in der Regel etwas flärker gedarrt, ald deutſches). Audführliche Belehrung über
alle drei Verrichtungen, wie Über jene der Fabrication der Riqueure, ded Effig®,
der Stärke und ded Runkelrübenzuckers, gewährt unter andern Dite’sd
Zehrb. der rarionellen Praxkd der Iandwirtbichaftl. Gewerbe, Braunſchweig
1838. 8. Naffe’s Beobachtung zufolge geben abgefottene (fog. gequellte) Kar⸗
toffeln, mit waͤſſtigen Säuren gefotten, keinen Kruͤmelzucker, und ebenfo audy die _
Stärke ſcharf getrokneten Setrelded; Schweigger's Journ. X. 284 ff. Cheod.
v. Sauffure erhielt durch Uuflöfen der Stärke In verdännter Schwefelfäure eine
Prufalltifirbare Verbindung. Fehling verdanken wir ausführliche bieher
gehörige Unterfuchungen; Ann. der Chem. und Pharm. LV. 13 ff. vergl. S. 1348 ff.
Aus Welzen, und ebenfo auch Cfeltmerr) aud Roggen, gewann man
fonft durchgängig und gewinnt man noch jept in den melften Stärkfabriten, nach
folgenden zwelerlei Verfahren die Getreides Stärke; aus Mehl hat man im
neuerer Zeit an einigen Drten fie darzufiellen verfucht In jener Weiſe, welche bei der
- - — —
1488
Bei ben hicher gehörigen, wie bei den zuvor gedachten Umbilungs
des Amylon in Zuder, kommt es, Geitens des Zudergährungs-Ürregers
zu (gemeinhin nicht bedeutenden) Erzengungen von Garbonfäure,
Scheidung bed Kleberd vom Amplon für wiſſenſchaftliche Zwecke befeigt wir,
und dad oben (SG. 1379) befchrieben wurde: 1) man läßt den SetrelteSnamn in
kaltem Waſſer ſowelt Durchweichen (quellen), daB die Hülfe leicht vom Ser
zwiſchen Daumen unb Zeigefinger weggeſchoben werben kann, bringt ihn bau eub
weder in fog. Tretfäde und preßt ihn darin unter Waſſer au, oder zwoifchen Mint
fieine, wo er dann unter Wafler germalen wird; In beiden Fällen ftelle der zerıbeilts
Kern mit dem Waſſer milchige Flüffigtelten dar, bie, ruhlg ſtehend, fich in zu Beden
fintended Kieber:haltiged Amylon und darüber fiehende waͤſſrige Flüſſigkeit feheiben,
und die man dann fo lange beifammen laͤßt, bis ſich Effigfäure genug geblider kat,
um den größeren Antheil des Klebers aufzuldfen und fo dem Amplom zu emtiches;
2) flatt der ganyen Saamen werden die zuvor geſchrotenen (gröklicdh jermmaimen)
in großen hölzernen Kufen mit Waſſer vermifcht, da dann Berdichtungds und As
haftungs⸗ (Adhaͤſions⸗) Wärme genug entfieht, um fofort einen Thell des Yaalca
in Zudergäßrung und gleidy darauf In Weingährung, hierauf aber it riesigen
übergehen zu machen; nach Ablanf von 12—14 Tagen entfernt man die ſaure FAE
ſigkeit, erſetzt ſie durch Waller, zapft diefed wieder ab, fobald Me Düaffe Ka Wis
teichend geſenkt Hat, feihet fie dann durch ‚Haarfiebe (welche den größeren Theil der
Kleie zuruͤckhalten), laͤßt das Durchgelaufene durdy Abſetzen fih in oben abgelagert
feine Kleie (dle man wegnimmt) und In unten gelagerte Stärke fcheiten, ri
legtere mit Wafler an, ſeihet fie durch ein Teldened Tuch, um fe den Icgten Ark te
(reinften) Klee binwegjunehmen, fort prefiend fie noch feucht zu Badkeinite
Then Maffen , trocknet diefe zunaͤchſt an der Luft, zerftüdelt fie dann mit deu Sie
den, um fie vollſtaͤndiger aubtrocknen zu können, und vollzieht diefe Tepte Tirodnug
entweder auf flaubfreien Böden (Speichern) , die mit Leinwand: Fenftern verfehem
find und fo andauemden Zuftzug geftatten, sder zweckmaßiger in Abniider Bel
mittelſt zuvor kuͤnſtlich erbigter Luft. In legterer Welfe getrocknet, dalt bie Exkti
die „Verfendung über Eee” ohne Nachtheil aus, während die In nicht Fünifi er
Higter Luft getrodinere Zumpfig wird ; wahrſcheinlich: well ein Meiner Reft von ver
biiebenem Kleber zu Pilgfporen:Entwikelung die Bermittelung und den Kin
ſtoff darbietet. Daß ed bei der Befolgung vorfichender Stärfe:Bereitungen niit
nur zur Zuderbildung, fondern audy zur Erzeugung von Weingeift und Daun
ſpaͤterhin zu jener des Effigd kommt, dad bemeiln Bauquelin?’s Hierher aehärigt.
Berfuche; ed fand derfelde nemlich Im fauren Staͤrkwaſſer nicht nur Efksfheer
fondern auch noch durdy Deftillation audfcyeidbaren Alkohol. Das man bie a aD
erwähnte Schridung ded Walzenmehld In Kleber und AUnwyien auch mittel
wäffriger Effisfäure würde bewirken kinnen (5. 1377), If nid zu bamık
fein, und felbit gehörig gereinigter Holzefftig würde dazu vlelleicht ein Fär alle
Mal zu befhaffen ſeyn; wenn man nemlich die vom Amylon geſchtedene kant
Flüſſigkelt, mit Schwefelfdure verfept, deſtillirte. — Die von Iööfkifew Thellen bes
freiete fog. Kartoffelfafer, Ift größeren Theils Eellulofe (und wur Me Diet:
haut entyält erwad Lignin und, wie ed fcheint, audy Heine Antbelle var Bieherh,
Die, getrodnet, zähe und harte, durchicheinende Rängengebilde darftellt, weiche, kant
Zeit mist Waffer gefotten, zunaͤchſt fidy zu durchſchelndaren Maſſen beilen, Dan abet
in Kleifter übergehen. Kurze Zelt antauernded Sieden oder Garkochen ver Kar
toffeln in Waſſerdampf, hebt den Zuſammenhang der Zellen bildenden feg. Seler
nicht auf, bringt aber dad Albumin zum Gerinuen und verbütet fo Ne Aufyurliuns
und Ldfung ded Zellen⸗Inhalts (ter Stärke); daser bilden gefunde Karteffein, mit
Waſſer gefotten, Feinen Kleiſter. In 107,6 Sewichtöihellen rotber Karıoffeis
fand Einhoff: Stärke 15; fog. Fafer 7; Albumin 14; Gummi 21; Siue
1489 |
die, alles Uebrige glei gefeßt, um fo lebhafter vor ſich gehen, je
mehr atmoſphäriſches O⸗Gas der Maffe beizutceten vermag. Das
hiezu erforderliche Carbon entfammt dem Bährungs: Erreger, und ges
langt zu der bemerkten Orybation teils unmittelbar, theils mittelbar ;
legteren Weges: fofern es bei der Berfehung des Klebers (oder der
feined Vertreters) gleichzeitig zur Bildung von Ammoniak kommt;
was 3. B. bei der nach den älteren Berfahren durchgeführten Stärke
Sabrication im nit unbeträchtlichen Maaße der Ball iſt (oben
©. 940), da dann aber das in dem fog. Stärkwaffer befindliche
Ammonial, ale Ammonoryd, theils an Bifigfäure, theils an
verwandte organ. Säuren (au Milchſaäure und wahrfcheinlich auch
an Balerianfäure — oben ©. 1084) gebunden ericheint; ob auch
an Kleiſterfäure (die, als ſolche werer A noch Milchfäure feyn
ſoll [?]), ſteht in Frage.
4) Säleim- Währung; ©. 940 Aum. Kocht man 1 Gewichtstheil zus
yor mit faltem Waſſer wohl ausgewalchener Dberhefe, oder, flatt ders
felben 2 frifch ausgefchiedenen Weizen: Klebers (S. 1379) mit 24 reinen
Waſſers eine Stunde hindurch, unter fletem Aufs und Umrühren, fo
erhält man einen (angeblih Dsmazomshaltigen) Abjub, *) der durchs
und Salze 5,1. Das, beim Kochen ver ungelchälten Kartoffeln in Waflerbampf,
ſich famzıelnde Waſſer riecht ſehr winrig, enthält aber einen Gummi-Abnlichen
Gtoff, ven Hutmacher mit Vortheil benügen können; von ſolchem Waſſer ger
trennt und außerdem zuvor noch mit frifchem Waffer abgewaſchen, ges
währen vie Kartoffeln, zwifchen hölzernen oder gußeiſernen Walzen fo heiß und
fd ſchnell wie möglih (damit die Maffe mehlig ausfällt und nicht ſchleimig;
was ner Ball wäre, hätte man fie zuvor erkalten laſſen) zerrieben, eingemaiſcht —
wobei fie, weil ihnen Kleber gänzlich oder fah ganz abgeht: mit !/y bie 1ja
geſchrotenem Getreives-Dalz verfegt werben müflen (weil fie fonft nicht in weis
nige, fondern in faure Bährung übergeben) — vergohren und beftilliet: Branuntwein,
deſſen Bufel weit weniger übelriechend if, als wenn man fie ſammt bem Abflebs
wafler verwendet und fie vor dem Bienen nicht abgewaſchen hatte Gerſten⸗
kleber iR übrigens im Waſſer nicht gang unlöslih und in A löslicher, als
Weizenkleber. — Die aus Weizen gewonnene Stärke führte fonft au die Bes
nennung Kraftmehl. Die Hülfen ver BetreivesKerne fcheinen größeren Theiles
aus Lignin (©. 1353) zu beſtehen; Gerſte läßt durch den Drefchflegel nicht
feine Hülfe ablören; beim Weizen iR fie fehe dünn uns ebenfalls ſehr fer
anflegenb. ’
=) Der für ſich die Luft beruͤhrend, feinem Gehalt an Hefen⸗Extract na, bald in
Säulniß übergeht, dabei fich zunächſt mit einer weißen Haut bedeckend, unb dann
aufgekocht einen Bodenſatz entlaflenn. Ob jener bittere Schleim, welcher (ſtatt
Alkohol) entfieht, wenn -im Waſſer gelöster Zuder mit Schwefella:t und Hefe
verſeht der Gahrung unterworfen wird, obigem Schleime ahnlich if; ob Schleim⸗
haltige Pflanzen⸗Theile durch Kälte Veränderungen ihrer Bilpungstheile, namentlich
bes Schleimes ſelbſt, erleiden, ähnlich jenen, welche mehrere Kartoffeln darbieten,
wenn fie allmählig bis etwa 50 Bis 79,5 C — 40 — 6° R gelältet werden
und einige Zeit hindurch folcher Kälte ausgefeht bleiben ? ſteht zu verfuchen.
Bringt man nämlich Kartoffeln von 75 Procent Waſſer⸗Gehalt ſchnell in Ums
gebungen von — 12%,5 C = — 100 B, fo gefriexen fie balb darauf zu Reins
91
1490
geſeihet ſich bald wieder träbt, und mit 1 Gewichtsthell nicht Vurdhens
gereinigten (nicht vollſtaͤndigſt raffinirten) Rohr⸗ oder RübensHarizudlers,
harten Körpern, während fie in bemerkter Weiſe minberer Kälte (unter 0° C)
ausgeſett, nicht felten in folgen Maaße Gummi: uns Zucker⸗-haltig erjcheizen,
daß ver daraus erwachfene zahe fühe Saft zu Biffen und Poren Seransbeingt
und, die Gaut überziehen», das fog. Fleiſch gegen weitere Iunenbiltung ferüpt.
Im erfteren Ball zeigen vie hart gefrorenen Kartoffeln angeblic zwar einen etwas
größeren Amplons@ebalt [was auf Umwandelung eines Theiles Der Geliniefe in
Amylon hinweifen würde; vielleidyt aber auch nur ſcheinbar ſtatihat: inden ver
bie heftige Kälte die Hüllen ver AmplonsKörner zerreißen, weil ber ungemößelid
Baffer:baltige Inhalt als flüffige Loſung gefrirt — nicht alle Karteffela wer
den durch Hartfrieren ſcheinbar ober wirklich reicher an Stärke, wie an mußt
felten wurd; gelindere Kälte nicht alle Kartoffeln eines und veffelben Gaufens au
Bummi und Zudfer gewinnen — und fo zu ähnlicher pulvriger Ausfachung
bes außerdem wäflrigsflüffigen Amylon gelangt, wie Kleiſter fie erleibet, mes e
zum Gefrieren gebracht wich; ba er dann, Vogel d. &. zufolge: in yulwig
Stärke und gefrornes Waſſer auseinanvertritt ; verbünnter Gtä ifter emtwide,
längere Zeit bei 25° C — 20° R erhalten, viele Gasblafen uns faulen Ai
geruch, fofern die, Stärke nicht frei war von Meblleim oder teilen Bertreierel,
aber feinen Zuders@ehalt, der, iR er fammt Gummi beichriebenen Weges cutikauber
(vergl. auch ©. 1219 Anm.), nicht felten geoß genug erfiheint, wm beugisiden
Kartoffeln vorzugsweife zur Branntweinbrennerei zu verwenten. Daf viefe Gumsk
un Zuckerbildung Folge eingetretener Gaͤhrung fey, ſteht nicht zu bezweifels;
denn außer ten Erzeugniſſen ſelbſt ſpricht auch die Thatſache Dafür: da feide
Ummiſchung des Amylon mit merkliche Warme⸗Entwickelung
eintritt. Da jedes Erſtarren, alſo In dieſem Falle das Bilden son Gis,
Umgebuungen folgen Eiſes wärmend wirft, fo iſt es vielleicht dieſe im den
toffela theilweife entwidelte erfie Wärme, welde die Bährung, bier fewohl vie
Amplons als die Zucker⸗Gahrung begünftigt, die hingegen dort nicht meehe wish
fam werben kann, wo plöglich alle Waſſer⸗Autheile des ſog. Karteffeificiigel
zum Gefrieren gebracht werben. Ob übrigens das zen Zuder begleiteube Gummi
wirklich ebenfalls durch Gaͤhrnug hervorgegangen, ober ob es nicht wieimche zer
ber von den Hüllen (Tegumenten) frei geworbene Teil ver AmylanıRörnden iR,
der — indem die Hüllen in Zuder übergingen — in dem durch bie.zwmeite (vu
bie Gabrungs⸗) Wärme wieber gefchmolzenen Gife fih Iöste? varüuber iR neh
durch Verſuche zu entfcheiden. Berzelius fah bie durch lange ambamerıbel
Reiben zur Zerreifung ver Koͤruer⸗Hüuͤllchen gebrachte Stärke, als ex fie im Beinen
Autheilen in das 100sfache ihres Gewichtes Waſſer fallen Lich, durchſichtig Ne
bende Bulvertheilcden bilden, die (durchaus nicht Heiflerartig) ſich zu Boten fest
ten, während das Waſſer von dem Gtoffe verfelben 1/g des Stärke⸗GSewichte ge
Id6t behielt, und darauf ber Verdampfung unterworfen nun eine Maffe zuriick,
welde ihre vorige Löslichkeit verloren hatte und jener ähnelte, weiche durch Eins
fieden tes Kleiflers His zur Trockne erhalten werben kaun (beide, Güflen wie
Koörnchen⸗ Inhalt, bläuen Jod⸗Löſung). Vergrößert man hiebei die Menge dub
kalten Waſſers, fo entzieht dieſes wen zerriſſenen Gtärkelörnden allen Inpeit ut
hinterläßt nur die zerriffenen Hüllen, Es ſcheiden ſich dieſe Süllentheile je
auch vom Inhalte, und zwar In Form blendend weißer (Celluloſe⸗Amylon ?) Sladien,
wenn man Stärke, nach dem Verreiben mit kaltem MWaffer: mit febe wiriem
Waſſer kocht; nie von dem flodigen Niederſchlag getrennte Mare Flaſſigkeit Atmeit,
zur Trodtne abgevampft, tauſchend dem arabifchen Bummi, zumal mern fir auf
einer Vorzellanplatte zu bünnen Blaitchen eintrockaete, uns wirt nun and auf
Jod nicht mehr blauenb.
|
r
1491
wirkſamer noch: mit dergleichen rohem Zucker verfeht und an einen
mindeſtens 150 bis 20° C = 12° bis 16% B warmen Ort hingefſtellt,
nad einigen Tagen — hatte man aber die Ortswärme bis zu 30° C
— 24° R erhöhet: ſchon nach Ablauf von 18 bis 24 Stunten — fi
zu trüben und Plebrig und wärmer zu werben beginnt, während er
CO2 und Hans entläßt. Zutritt von atmofphärifchher Luft und
Gteigerung der Oriswärme, befchleunigen beine @rfcheinungen,, und
endlich, nad) 10 bis 12 Tagen, wenn bie Bass@ntbinvung beendet,
ähnelt die züdfländige zaͤhe Flüffigkeit, dem Anfchen nach, einer waſſer⸗
armen Löfang des Leinfaamen-Echleims , zieht jedoch Fäden, wie eine
Gummi:Löfung, und entlaͤßt, mit Alkohol vermiſcht, einen ſchleimigen
Nieberſchlag, der, mit kaltem Waſſer von Heinen Reflen (Epuren) uns
veränderten Zuders und Hefenabſude befreiet, dann in wärmerem Waſſer
gelöst, durchgefeihet und im Waſſerbade abgevampft, Hatbburchfichtige,
gelbliche Blaͤttchen binterläßt, welche, in Wafler gelöst, eine nicht füß,
fondern fade ſchmeckende, zaͤhflüſſig⸗klebrige Flüſſigkeis bildet,
Die, mit Mzotfäure verfeht und erhigt, Feine Schleimſäͤure, fondern nur
Dralfänre gewährt, und die, war ber ganze jenem Abfude beigegebene
Zuckergehalt in folgen Schleim verwandelt worden, eine Gewichts⸗
zunahme des erfieren von 2 bis 3 Brocent nachweifen läßt (100 Zucker
geben gemeinhin 102.75 Schleim. *) Es if daher nur der Inder,
ver hiebei foldde Umwandelung in Schleim erleidet, und es iſt nur der
SäHrungs: Erreger (der in dem Abſude gelöste, dem Waller durch das
Sieden an ber Luft zugänglich geworbene Hefens oder Kleber⸗Antheil),
den jene Safe entſtammen. Hatte man ſich hiebei des Hefe⸗Abſudes
bedient (der, in der Guerike'ſchen Leere abgerampft, Extract hinterläße),
fo ſcheint ch anfänglicy (bald vorübergehende) weinige Bährung eins
zufiellen ; man erhält dann etwas weniger Schleim, und während deſſen
Bildurg mehr COꝛↄ⸗Gas, ale wenn man Kleber: Abfub gewählt
Battle. Defoffes erhielt, in verfchiedenen hieher gehörigen Berfuchen,
im erfieren Falle gegen 100 Maaftheile COg®as nur 64 H-Gas;
im letzteren aber, durchſchnittlich, gegen 100 H:@as nur etwas über
90 (W.10416..) OOↄ⸗Gas. — Aehnliche Ummiſchungen erleibet'nicht
felten aunoch unvergohrner Tranbenzuder junger, annoch Befeshaltiger
Beine; man nennt folche ſcheinbare Verderbniß das Zähe oder Langs
Serden der Weine (weßhalb man foldem Wein etwas Alaun zus
fegt, um dadurch die Hefe niederzufchlagen; vergl. S. 940), und heilt
fie dadurch auf, daß man fie entweber kurze Zeit hindurch heftig ſchut⸗
telt, da dann ber zähe Schleim ſich zertheilt und alfo getheilt in ber
leichteren Ftüffigkeit zu Boden finkt, oder mit wenig kaltem Waſſer
©) Mötrenfaft wure durch Sieden mit friſch ausgrglägeter Thlerkohle entfärht, zus
glei aber auch thellwelfe entzudett, indem ſich ein Tell des Iuders in Gummi
umbilete; Trommanozff’d Ionen. M. R. IX. 2. ©. 59 fi.
94%
⸗
>
149%
vermiſcht (auf 1 Ohm etwa 16 Unzen), was den Schleim Bet md
von anhängendem Weinfteln befreiet, deſſen Anhaftung den Iufammens
bang des Echleims vermehrte. In wiefern ſolcher Wein⸗ Schleim zw
gleich Elementarorganismen enthält? fteht noch zu ermitteln; beügler
(hen: in wie weit jener Schleim dem obigen gleicgfomnit, welches des
Abwaſchwaſſer der Stärke, ber Gerberlohe ıc. barbietet. *)
5) Quellſchleim⸗Gaͤhrung; ©. 1350 und 1352. Verſchiedene grüne
Bflanzenfäfte, ins Befondere der des Sedum Telephium und bdes
Cactus Opuntia L. änderten, mit O⸗Gas abgefperrt, in Th. 9. Sarf
fure's Berfuchen, ben Raumumfang des Gaſes nicht, verwaubelus
Ach aber in eine federharte Gallerte. *%) Daß Schelei m⸗ Bildung ver
Faͤulniß vorangehe, ſucht ſchon v. Arnim darzuthun; Gilbert's
Ann. VIL 259. ,
6) Mannit- (und Mildfäures) Gaͤhrung; ©, 912, 32, Bf.
940 (Anm.), 1094, 1318, 1357. 1364. Wird { Ruufelrübeapde
— in 10 Wafler gelöst und mit etwas Dberhefe verfept — Amir
mungen unterworfen, welche über 50° C = 40° R hinausgehen, ſe
erfolgt Feine weinige Gaͤhrung, fontern unter Zerfegung ber Heie m
COz: und H:&as, Ummiſchung des Zuders theils zu Manuit, theiß
zu Qummishaltiger Milchſäure.
T) Milchſäure⸗, Blucinfänres, Apoglucinfänres unb Bett
ſäuren-Gährung; ©, 1071 ff. Anm., 1073, 1085. 1095. Lip mu
ſtark verbünnten Kleiſter (gewällertes Anıylon) längere Zeit ana
mit Käfe oder mit Thiermembran, oder vielmehr: mit thierlichen de
pflanzlichen Mzotiden in Berührung, fo erfolgt, mit (deren) begismenber
Fäulniß: Ummifchung des Amylon zunächk in Glyfofe, daus aber —
während ein Theil der alfo entflandenen Blykofe in weinige Gäheung
übergeht und daher in CO, und AeOHO ummifchend zerfeht wird —
in Mildhfäure (5. 1094), und zum Theil au in Glucin⸗ m
Apogluciu⸗Säure, fo wie in nicht minder kleine Antheile verſchi⸗
dener Fettſäutren, zumal in Butyrin⸗Sänure. — Pelonze mb
Belis ſahen in Waſſer gelösten Zucker durch fanlenvden Käfe in
ButyrinsGäure übergehen (der faule Käfe enthält jedech fh
ſchon diefe Säure, ©. 1400); zugleich entwidelte ſich A⸗Gas (me U
frei wird, tritt atm. O nicht hinzu),
*) Desfoffes fanb, daß andauerndes Kochen ver Oberhefe mit Saſſer, Sei Eu
berüßrung, fie mehr und mehr mindert, daß aber aud Lange aubaltenn ausgefnikt
Sefe: Zuderlöfung noch, wiewohl fehr langſam, in weinige Bährung verieht.
**) Des genannten Sedum (in münden Gegenden: Bette Henne uber Deunchei |
genannt, veffen Wurzel Roſenduft entwidelt) Zaun man fi, glei den ne
gen heimifhen Mauerpfeffer-Arten, und darunter beſonders Yes ae |
wild wadıfenden Sedum acre L., zum Bteinigen fettiger Serüthe aller Ft
C(FAächengeſchirr, Flaſchen, Trinkgläfer, Spiegel x.) ohne Zufag vom die oder
kauge und ohne warmes Waffer beizugeben, leriglich unter Beitülfe kalten Daft
ienen.
1493
B) Dechſelzerſezungs⸗Gährungen, b. 5. BAbrungen, in welchen ber
Erreger nicht nur erregend (die Anzichung zum Oxygen durch 4 Es
Erregung erhößend und Ummifchungen vermittelnd) wirkt, fondern zus
gleich auch mit dem erregbaren (gährbaren) Stoff in Wechfelgerfehung
geräth, und fo Erzeugniſſe hervorgehen macht, in benen von beiden
ſich berühtenden Gtoffen (dem gährbaren und dem Erreger) einzelne
Grundfioffe zur Verbindung gelangt find, *)
Amyl⸗ und Denanth⸗Gährungen; ©, 876 fi. und STB. Bei⸗
berlei Erzenugnifle, das Amyl wie Das Denanth, werden in ihrem
Entfichen, wie in denen von ihnen zu fchlagenden O⸗, HOs ıc. Bers
bindungen, begünftigt durch organiſche Ehuren; wahrfcheintich weil
diefe, zumal die A, die Einwirkung des Klebers, wie der daraus hers
vorgebenden Hefe, beförbern ; außerdem auch : infofern bie Saͤuren auf
werdenden Weingeiſt Bafesfurdernd (S. 1334) wirken unb fo AcQıs
Entwicelung vermitteln. »s) Das Amyl oder Amil (a. a. O. und
1090 Anm.) bilvet fiy bei Anwärnungen, welche die Beingährungss
Wärme beträchtlich übertreffen, fowohl aus Azotiden und Traubenzuder
als aus bergleihen und Echleimzuder (z. B. ans der Melafle des
©. 1362 u. 1365 gedachten Rübenzuders, die ale ſolche Rets noch dem flüfs
ſigen Kleber verwandte azotibifche @ebilde enthält), wenn dieſe Zucker mit
Waſſer und Hefe oder Hefe Vertretern jenen Anwärmungen unters
worfen werben; zugleich esfolgen Erzeugungen von Garbonfäure und
Waſſer, zum Theil, auch von Ammoniaf und Feitſaͤuren, oder deren
Vertretern; 2 Verhältniß⸗Gewichte Zuder = C12 H12 012 reihen
hin, um 1 Amyl — neueren Beſtimmungen zufolge nicht = C10 H10
1
u
*) Alſo Gatzrungen, in welchen jedes der in Gegenbethätigung begeiffenen, Slieber
zugleih Bährungs: Erreger und gährbarer Etoff If.
“) Den Denantpäther erhält man aus Weinhefe oder Weintrebern (Weintreſtern)
bei deren Defillation mit Wafler, erſt gegen das Une verfelben — und ebenfo
auch das Amylhydrat (Kartoffelfufel) und das an verfhienene Kettfäus
zen gebundene Amyloxyd (Ampiätter), d. 1. den Korn ober Roggen: Bufel
(©. 1092) — weil viefe Bufel fämmtli einen höheren Warmegrad heiſchen,
als ver Weingeiſt, wenn fie verflüchtigt werten follen. Daher erhält man glei
von vorn herein ven Branntwein: Eufel=frei, wenn, man unter verminbertem
'Zuftbrud unb bantit: bei betraͤchtlich erniederten duhlwärmen deſtillirt; gießt man
etwas Fuſel⸗haltigen Branntwein in ein Glas mit warmem Waſſer, fo verbreitet
er Fuſel⸗Geruch. Bewirkt man übrigens die Untfufelung eines Branntweins das
wc, daß man ihn zwar bak. ungemindertem Luftorud, aber über Kalihydrat aber
Kallcaxbonat veftilliet, fo feht, Goͤbel zufolge, das dann rüdfänvige KallsGalz
in ven Stand, zu erkennen: welde Art von Branntwein (5. B. ob angeblid
zeinen Weinhefe⸗, over Rongen- oder Kartoffel-Branntwein ze.) man beftillirt Hatte;
weil Zuſatz von einer flärleren Säure (3. B. Schwefelſäure, beſſer Bbosphoriäure)
den Fuſel entbindet und ihn daher auch wahrnehmbar, 3. B. siehbar macht.
In neuerer Zeit wird verhältlich wenig Branntwein aus Roggen, ver meiſte da⸗
gegen aus Kartoffeln gebrannt; weil biefer verbältlich weniger Loflet und daher
mehr einträgt (abwirft), als der Kornbrauntwein; ſ. m. %
1494 |
(even &. BR6 ff.), fondern = C10 Hi — und ebenfe anf: um 1
Berhältuiß: Bewiht Amyläther (und mithin auch: um 1 Amupls
Alfohol = C10 H12 0 + HO) zufammenichen zu laſſen, wm fept
man flatt deflen voraus, daß hiebei 10 Verhaltniß⸗Gewichte Suder im
Wechſelwirkung ihrer Grundſtoffe mit jenen der Hefe gerathen, fo wärs
den dieſe 108.8. = C60 H60 060 hinreichen, nit nur um 3 B. G.
Denanthfäure, und mithin au — auf Koſten vorhandenen WBeingrift,
— nach Act der Bildung des lecanorfauren Wetbylery»s; eben
©. 1137 — um 3 Denanthfäure-Netber (6. 850 ur 1082),
fondern zugleih au: um 1 AmylsHydrat = C1O All + BO
entfichen zu machen, wenn ein Stoff vorläge, ber auf ben Zucker
hinreichend deſoxydirend wirkte Diefer Stoff iR gegeben in ber
Hefe, oder in deren Vertretern, die mit ihrem CrGchalt, fammt dem
von fenen Weinfufel- und Kartoffelfufel Erzeugungeu verbleibemen C
und H, mehrere Berhältuiß-Bewichte CO, und HO und cebenfo an
ABH4O ıc., fammt Fettfäuren, oder fammt Balerienfänre (E.87
Ann.) zu erzeugen vermögen. *#) — Daß ver in Serfebung begriffen
©) Balazb zufolge entsätt das Fuſeloͤl aus MeinhefensBranntwein Hmuyl-Wiätel
uns bivet Ami (Amy}) = C10 Hit na&bensunte Berbinnungen:
1) AmylsAetber = Ami O
2) — Sulphür =-Aml IS
83) — Hydrofulphiv = Aml HS?
4) — Kyanir = Aml Ky .
5) Zantkamplfanres Kali — KO + 2082 + Ami O
6) Amyloxalf. Kalt = Ca0O + 2C203 + ?BO + Ami O
7) Amylozxalf. Silberoxy)d = AgO 202 03 + Ami O
8) Amylweinſ. Gilberosyp = AgN + C8 Ha 010 + Am1 O
9) Amyloxaläther = Ami O + C2 03
10) Osyamylan = Ami Q -+ C4 05 Aꝝ H?2
41) AmylsBalerianätber = Aml O + C10H9 O8
12) AUmpylrAgotihtiäureätger = Ami O + AO3
13) Amylen — C10 H10 (vergl. S. 877 Aum.)
14) Metamylen = C40 H40.
Das Dampf Bolum von 1,2 und 9 ik = 2 Bol., jenes von 9, 4,14, 1%,
13 und 18 = 4 Bol — Löwig zufolge IR bad Volum der gafigen C + Er
Verbindungen, mag bie Anzahl ihrer Giementarsätome no fo grsß fcye, fe
einander glei, und ebenfo auch jene ſaͤmmtlicher gafigen Dryse folder Bah
dungen: 4 Atom Amylen, erachtbar als entſtanden aus 30 Mel. (aimiit
Ci0 B10 = 80 ®ol.) iR = 2 Bol.; 1 Benzin = CE Hs = 12 Bi
geben 2 Bol.; ebenſo giebt C4H5O G. i. AeO) chenfalls 2 Bet.; Dehgicktes
Yeeton = CIHSO, A = C4H3S 03; we fig Dre ven C + Bo
binbungen, ober deren einzelne oryeirte Elemente mit C - Hi-Dxrgben gufamnın
treten, ift das fog. (Gisments) Atom ſtets == 4 Bol. 3. B. Ac0 + HO &,
nad Grundſtoff⸗ Volum. fummirt, — 18 Bol., giebt aber nur «Mel; Ae0 A
iſt = 28 Bol, gewäbrt jedoch wur 4 Bol., und ebenfo verhalten AG and jem
Berbindungen, in welchen ſich O durch Ch’ vertreten findet; z. B. Ghiccitigl
er Aetbylchlorur = CA H5 Ch, was zufammen 16 Bol. betraͤgt, giebt aber
nur 4 Bol. Vergl. biemit Shröder’s Hicher gehörige Bekimmunge-Örgebuife,
fo wie jene Ropp’s; ©. 775 u. 891 fl.
1485
Kleber weientlih Theil habe au ber Bildung der Fuſeldle, folgerte
der Berf. dieſes Hobs bereits im Anfange des laufenden Jahrhunderts
(Trommedorff’s Journ. XIE 1. S. 195). Späterhin gelangte Körte
zu einer verwandten Bolgerung, indem er vermuthete: daß Bufelbildung
eintrete, wenn werbenver Weingeiſt mit Meblleim in Wechſelwirkang
gerathe; Berlinifges Jahrb. f. d. Bharmarie XIX. 241. Berbindert
wir» die Erzeugung des Gerſten⸗Fuſele durch den Hopfen, oder
vielmehr durch deſſen Aetheroͤl (S. 1340 u. 1344 ff.), das hiebei wahr⸗
ſcheinlich hauptſaͤchlich gemäß feines Schwefel⸗Gehaltes (S. 1345)
wirft. Denn, während zur Brauntwweinbrennerei verwendetes Malz
Bufel hervorgehen macht, bewirkt es, auf Bierbranerei angewantt,
nichts vergleichen. Ebenſo erfheint Aepfelwein frei von Bufel
(6. 1341); zumal, wenn man demfelben fog. Schlehen, b. h. die
Früchte des Prunus spinosa L., beizufügen nicht unterläßt. *)
2) Beiudufts Bährung. Außer dem Denantbfäure-Wether (S. 880)
ber ven Weinen ven eigentlichen Weingeruch ertheilt, entwickeln jene
Weine, welche (zumal: ſehr gealtert) ſaner gegenwirken, eigenthämlichen
Wohlgeruch, der, dur) Blume ober Bouquet des Weines bezeichs
met, zwar nach dem Boden und hauptfächlich nach der Lage deſſelben
(auf Beldjem die Neben gewachſen) fich in ſolchem Maaße von einander
abweichend zeigt, daß man ans ber Gigenthümlichkeit folchen Duftes
anf die Degen» fchließen kann, in welcher die zugehörigen Weinbeeren
gereift (oder gezeitigt), allein, abgefehen von folder einzelortigen
Gigenthämlichkeit, bieten fie jedoch noch in dieſer Hinficht etwas allen
Vergleichen Weinen (3. DB. allen eigentlichen Rheinweinen; desgleichen
auch einigen Rheinpfälziſchen Weinen) Gemeinfanes bar, was der
Befonderheit ihres Binzelnbuftes zum Brumde liegt, ohne Denanthäthers
Duft zu fern, Dieſes Gemeinſame ift muthmaaßlich Erfolg der Wechiels
zerſehung zwifchen werdender Hefe (in Ummiſchung begriffenem Kleber
und Albumin) und WBeinfäureshaltigem Pectin (oder dergleichen Eäures
haltiger Bertinfänre 7), während bie Befondernkeit folgen Duftes von
%) Die Schhlehe n befärbern, dem Aepfelfafte zugefeht, in demſelben bie Zuclerbildung,
wahrfheintih: indem fie Beetin, vielleicht auch fein zertheilte Gellulofe, und
war Gaft umreifer Aepfel beigemiſcht, auch Amylon vefielben in Zudergäprung
übergeben maden. 6 gewinnt vaher der Aepfelwein dur ſolchen Zuſat vicht
au Herbe ober GerhfänrerBufammenziehungs:Bermögen, ſondern an Eüfe und
Fäsigleit: Weingeiſt gu bilden. Man fügt bie auf ner Aepfelmühle zermalenen
(vor ihren Kernen orer fog. Steinen zuvor nit befreieten) Schlehen dem ſchon
ins Safe gäbrenden Aepfelwein entweber im friſchen Zuſtande bei, ba man kann
(amf ein Ohm ober 2 bayerifche Cimer Aepfelfaft ein Simmer oder Simri Schleben)
einen ungemein angenehmen rot hen Hepfelwein erhält, ober man hörst zuvor
pie bereits zermalenen Früuchte im Barofen uns giebt fie fo dem gährensen Gafte
bei. Im leyteren Ball wird ber Bein noch geiftreicher, als im erfleren, au
gewinnt vaburch feine Farbe an Höhe (bei großem BZuſat an: Schillerung) und
jebenfalls ungemein am Sleblichteit. '
1496
Aetheroͤlen ober Blütenpuft vertreten wirb, bie ſchon in bex reifen
Weinbeeren zugegen And, aber größtenibeils erſt durch deren Bährung
entbunden und au ben entſtehenden Weingeiſt übertragen werden; im
ähnlicher Weile, wie die, nad der Befruchtung gefammelten einbik-
then, in leinene Gädlein eingeſchloſſen und mit biefen in: ber Weiz
gäbrung unterworfenem Weinbeeren⸗Moſt oder Obſt⸗Moſt (und ebrafs
auch: in weingährendem, gelöstem Krümelzucker *]) gehängt, ihres,
dem Hepfelblütgenduft ähnlichen Wohlgeruch der gährenven Ftüfägfet
mittheilen. Dos Semeinfame biefes Duftes, gleickfam deſſen Grund
lage, ſuchen Weinhänbler in ähnlicher Weiſe gährenden Moſt mitze-
‚teilen, indem fie Weinraute (Ruta graveolens 4.) und Galbei
(Salvia offc. Z.), oder auch dergleichen fammt Meliffe (Melle
offic. L.) ıc. Hineinhängen; indeflen fällt ſolcher Weife erzeugte Biume
(des Weins) ſtets mehr oder weniger in ſolchem Grabe eigentgämiid
aus, daß man, wie überhaupt bei Anwendung: nicht ber Weirrebe
entkamuenber Duftmittel ‚ gemäß ihrer Riechbarkeit auf biefelbe zu
ſchließen in Stande if. **) — Je fpäter übrigens bie zuvor bezeich⸗
neten Weinbeeren zeifen, um fo größer fallt ihr Duftgehalt ans.
3) Fermentols Währung; ©. 1082, 1335 u. 1348. Chemals lieh
Kräuter, über welche man Waſſer abdeftilliren wollte, nicht felten zuser
mit Wafler begofien fo lange ficken, bie die in vergleichen Ytuifigfeiten
entflandene gemifchte Gaͤhrung nahe bis zur fanren fortgefchritten wer,
und beſonders ließ man folche Bährung ber Deftillation voraugehen,
bei. Sewächfen, welche friſch wenig oder gar Feinen Duft entwidelie.
Gewohnt, die argnellide Wirkſamkeit ‘der fog. deſtillirten WBäher der
Apotheken, nur von in denfelben vorhandenen Aetherölen abzuleikn,
verwarf man fpäterhin jenes Berfahren nicht nur bei an ſich willig
(oder fo) geruchlofen Pflanzen, fondern auch bei den riechbaren, zab,
da man non ber Bährung für Aetheroͤle ſolcher Wäfler aur Nachcheile
(und, wie nun die Bermentol-Erzengung dargethan hat, mit Brust)
durch entſtehende Bährungserzeugnifle weſentliche Nbänberungen befürd-
tete, fo Fam bie ganze Deftillationss Vorbereitung außer Wuwendung,
und gerieth damit in DVergeflenheit, bie U. W. Büchner d. & kur
feine Entbeckung des Taufenpgülbenkrants GermentoT wien
daran erinnerte. Gpäterbin flellte man aus mehreren amberen @o
wächlen dergleichen Braeugnifle dar, und wiewohl fie, unter fi wr
glichen, zum Theil ſehr merklich von einander abweichen — zumal
binfichtlich des jedem berfelben zufommenben Bigengeruche, ber bei allen
% Defgleigen: Maittimden (Conrvallaria majalis L.), ober RefebasBlüthen x.x
in gleicher Weiſe behandelt.
*) In naflen Jahren erfcheint nicht. nur ber Säfrungterueg er in MBeinberren, (subaz
auch der Duft in Weinblüthen wie in Veerren, letzterer gewöhnlich bis zum Ber⸗
fgwinsen, vermindert; Weizen a dans werklich —— Kleber⸗Dehalt.
18
mehr oder weniger eindringend, bei mandien aber far unerträglich
widrig, bei anderen, ins Befondere bei großer Verbreitung (und mithin
berfelben entforechenden DampfsBerdünnung) nicht nur erträglich, fons
dern fogar angenehm iR — fo flimmen doc alle darin überein, daß
fie, aus von Oxydationen begleiteten Wechlelzerfegungen ber löslichen
Bilvungstheile der ie gewährenden Pflanzen *) hervorgegangen , in
Abſicht auf Fließlichkeit, Flüchtigkeit und Butzünblichleit den wenigſt
dichten Aetheroͤlen nicht nur mehr oder weniger nabe fommen, fondern
in erſteren Hinfichten fie übertreffen; ferner daß fie, gleich jenen, dem Aether,
Altohol und Bettölen leicht (dem Wafler zum Theil weniger leicht) zus
gaͤnglich ſiad und daß ſich mehrere derfelben mit Kreoſot miſchen laſſen,
Jod auflöfen, Jod⸗Amylon entfärben, *%) die grüne Löſung des man⸗
ganſauren Kali braͤnnen, das in Säuren aufgeläste Silberoxyd (ins
Befondere das azotſaure, fo wie das effigfaure) desorybiren und das
Eilber daraus metallifch berfiellen, Lakmus vorübergehend röthen, hierin
ber COz, fo wie der Dalerianjäure und ähnlichen Rüctigen Saͤuren
Candy der durch Waflerdämpfe_von Lakmuspapier bis zur Bläuung
beffelben verflüchtigungsfähigen A) ähnlich, mit Alkalien ſich zu Seifen⸗
artigen (mithin den Löslichen fetiſauren Salzen fi anreihenden) Ges
milden verbinden, waſſerarme Schwefelſaͤure unter geringer Erwärmung,
ſtarker Geruchöverbreitung und Bränuung verdicken, durch. Zufab von
Mafler jedoch wiederum (anfcheinend unverändert) geſchieden werben
*), Als B. zerſchnittenet friſche Tauſendgüldenkraut (Erythraea Centau-
es;
rium, ſonſt Chironia Centaur. uns ehebem Gentiana Centaur. L. ge
Kunnt, pharmaceutifh durch Herba Centaurli minor. bezeichnet) mit Waſſer
begoſſen hatte 12 Stunden lang ſtehen laſſen, entwidelte es ſchon einen eigens
shümtlichen (an neu Geruch des bei der GxtractsBereitung aus vieſem Kraute fi
entwidelnden Dampfes erinnernden) Gigengeruch, ber nach 48 bis 60 Stunden
fehr verlärkt hervortrat, darauf aber wieder abnahm. Als B. kann Waſſer der
Art, welches 48 Stunden über vergleichen Krant geftanden, der Deftillation unters
warf, erhielt er ein trübes Defiillat, yon dem ducch: wiererholte DeRillation Iıa
zunädR uuigefangen, bie Gonberung ber ätherölförmigen Fermentol⸗Flüſſigkeit
zufich. Gpäter hat man ähnliche Blüffigkeiten, gleichen Weges, aus mehreren Ges
wäden (3. B. ans Gichenblättern, Weinblättern sc. sc.) vargeſtellt, von denen
ih munde burch @igengernd beſonders auszeichnen; z. B. Das ver Brennneflel
en urens und U. doica L.), das, ſcharf und betäubent, an Stechapfel
Datura Sıramonium L..) erinnert.
Uns 400 A feilgen Blättern von Salıx pentandra erbielt Bley beiläufig
41 Quentchen Weivenbiattishermentol, deſſen Farbe der des Aetheroͤls von
Cassin cinnamomen glich und nat, auf dem Waſſer ſchouimmend, durch feinen
Geruch einigermaafen: au jenen des Biberacil (Castoreum), hauptſaͤchlich aber
an den ſtarker Maflen von Weidenlaub erinnerte (ber felbf aber ſehr wahrs
ſcheinlich auf nur eintritt: weil fich in ſolchem fuifchen Laube bereits Fermens
zolein — f. w u — gebilnet hat, Das Verbinden veſſelben mit Jod hatte
Beine Vervuffung zur Bolge; wie ſolche anter gleichen Beringungen 5. B. Ters
pentin⸗, Gehro-, Lavendel⸗ Bergamotts una Bomeranzenblüäten:Del (Ol. Neroli)
gewähren; m. Grumti. L 706. '
uud, mit dergleichen Azotſäure zum Theil, den Wetberölen holich wer
harzen. *) Sie fin meiſtens bräunlich oder gelblich gefärbt, laffen #4
jedoch durch Deftillation über Thierkohle mehr oder weniger emtfärhen,
und werben wahrfcheintich auch in allen jenen Faͤllen erzeugt, tm wes
chen mit Maſſer gefeuchtete Pflanzentheile, z. B. fendtes Gen, ber
eigentlichen Faͤnlniß vorangehende Oxydationen erieiden unb Berbi-
tungen bed atmofphärifehen Orygen beivirfen, tweldge, mit jemen vereizt,
die Fahlmärme derfelben,, fo wie des O⸗GSaſes in folgen Nacße Hei
gern, daß dergleichen Aufhäufungen in Flammen ausbrechen. 86)
4) Sermentoleid- oder Aetheroͤl⸗Gährungen. a) Als Leyaye ge
trockrete Pflanzentheile mit Taltem Waſſer 24 Stunden hirdurch ein
geweiht hatte und darauf der Deſtillation unteriwarf, erhielt er Atferiie
Dele; erkaltetete Meerrettig⸗Abkochung (dehgleichen: Aufguß von Lil
Iraut ober von Krefle) mit etwas Seufſaamen⸗Milch (Emulſien) wer
ſetzt, entwickelt fofort ſtarken (Senföl⸗) Gernch, und betillirt go
wahrten diefe Fluͤſſigkeiten Metherölsreiche und daher milchige Deftileck,
während dieſelben Kränter, ohne zuvor vom Waſſer darchweicht cw
mit gebachter Emulſion verfeßt worden zu feyn, der Deflillatien mi
Weingeiſt unterworfen, nur diefen, aber feine ätheräligen Begleitung
entließen. Wohl aber bot der hievon verbliebene Rückſtaud no etwas
Hetheröl dar, als man ihn mit SenfsEmulfion und Waſſer verkst,
aufs Nene der Deftilation nnterwarf. Der Genffaamen Fonnte dabei
duch die Saamen verfchiedener, zur Famille der Kreuzblümler (Crud-
feren) gehöriger Bilanzen vertreten werben; wahrſcheinlich wurden
bie Saamen aller dergleichen Gewächſe Achnliches bewirkt Haben; jen
anderer Bamılien wirften nichts ber Art. Zuſatz von Säuren, ne
Ratt derſelben: von Alkalien oder Erzmeiallſalzen verhinderten felche
Metgeröls Erzengungen. Diefe ſelbſt find übrigens, deu Ginger
heiten diefer Borgänge nach, bereits erläutert; S. 13A1 ff. =. 1300
Anm. Ihnen fchließen ſich an b) die Bittermandeldls Gährmg;
©. 083 Anm., und diefen zum Theil jene 2Bechfelzeriehungs-Srrag
niffe, weldhe aus den Salicin md verwandten Bildungsihelle cab
wietelungsfähig erſcheinen; &. 1040 ff.
5) Flechtenfarb⸗ Bährungen; S. 979 Anm. u. 1131 ff.
*) Das Tanfenpgülpentrautsfermentol wirkt nicht war anf Gerade mt
Geſchmade⸗Nerven augenblittig burdbrinhenn reizend, ſondern feheint au isst
HK genommen In ätnlicher Weile Ach ansgegeigmet zu beibätigen, chae babe
giftige Wirkungen im Gefolge zu haben. Es ſoll In. jener Hinſtöst ven Ute
übertreffen und fi) gewiffermanßen vem Ammoriak nähern, jebe otzue ve
Aetgalkalitaͤt zu tbeilen.
©) con ver eigenthümliche Geruch, ben vergleichen zur Gelbfientzänkeng getungie
Pflanzentheile entwideln, bevor fie in Flammen ansbrechen, oder auch zer a>
glüben, welfet auf WermentolsBllvungen Yin. Ueberhaupt aber geben ſelchen
Gutzändungen Veränderungen ber Pflanzen voran, vie an Pioberung geinges
und inſofern den Serfchungss@ährungen unterzuordnen Aub.
1008
©) Berfehungs« Gahruagen. Sie unlerſcheiden Ad von den Bechfels
zeriepunge-Bähenunen hauptſächlich dadurch, daß die auch bei ihnen,
wie bei jenem flnttfindenden Zerſetzungen beiter Theile, ‚des gährbaren
Stoffes und des Bührunges-rregers, neu erzengend: nicht is einander
übergreifen, fondern dergeſtalt gefonbert vor ſich gehen, daS die Erzeug⸗
niffe der Berfepumgen des gährbaren Steſſes, nur Grundſtoffe dieſes
Gtofles und ebenſo jene des Srregers nur Blementarfoffe befielben zu
Beſtandiheilen schalten; wenn gleich auch von dem einen, wie von bem
anderen Theile: dritte fremde Grunpfleffe (4. B. Oxygen ber tm. Luft)
im eines oder das andere Örgengniß des eiien oder des anderen Theiles
mit hineingezagen und deſſen legten Beſtandtheilen beigefellet werben.
1) Beinige oder geifkige Gahrung (ober Wein Bährung) ; oben ©. 1148,
1312 Aum., 1335, 1359 u. 1495. Sie zerfällt nach den Steffen, welche
ihr unterworfen werben, in dreierlei Hauptarten? in eigentliche eins,
Bier: und Milchfügs Bährung.
a) Weingährung. Aller ungelünſtelt entflandener Eüßfaft ver Bilanzen,
deßgleichen aller ſchon fertige, im Wafler gelöste Kramelzucker iſt diefer
Böprung fätig un umerlieat derfeiben in Folge jener (fee wahrs
ſcheinlich elelirobipolaren) Erxaguna, welche werdende Weinhefe,
ober Rast derſelben ſchen beſtehende Bier⸗;Oberhefe *) auf ihn aus⸗
Abt, zumal wenn Weinſtein (©. 1436 u. 1312) oder ein ähnlich zifammen⸗
gefoßter (eine angantfcge, mit KO ein fog. faures Salz bildende Eäure
zum näheren Mitheſtandtheil habender) Bertreter ſolchen Gaͤhrungs⸗
Erreger begleitet. Die Erſcheinungen, welche das Cintreten und ben
Bexiauf dieſer Bähraug kenntlich machen, find die ber erſteren ober
Braufes®ährung und ber fpäteren Nach⸗ oder Gtill-@ährung
und werden am vollfonmmenflen merkbar am frifch gewonnenen Wein
beexenfaft (MIR), weniger deutlich an einem Gemiſch z. B. aus 1 Gewichts⸗
theil Krũmel zucker +8 Waſſer (oder 1 Hartzuder + 0,015 tis 0,02 ges
pulverten Weinflein und 10 Wafler) + 0,025 friſcher, kurz pwor mit
etwas kalten Waſſer abgewaſchener und zwiſchen Fließpapier getrock⸗
neter Bier⸗Oberhefe, oder mit ebenſoviel Weinhefe. Waren die Nengen
dieſes Gemiſches oder des Roſtes nicht zu geringe (b. h. betrugen fe
wenigſtens 10 bie 15 &), die anfängliche Fühlwärme 2205 0 18° B
uud die Berührung der Luft: nicht wenigüens einige Minnien hindurch
geſtanet, ſo erfolgt binnen Kurzem Trübung (3. B. des Haren Moſtes,
oder Bermehrung jener des fünftfichen Gemiſchese), die nach und nah
4) Sotis feigerte auß feinen Berfucher (aus venfehten, melden gemäß er vermns
tete: daß Die weinige Gaͤtzrung nes Moſtes, wie des gelösten Zuders, in einer
innertichen Bewegung des letzteren befiehe, weldye won her Hefe oder verek As
Halligen Bertretuen ansgehe; Ann. de Chim. et de Phys. XXX. Sept.
p- 42 eto.), daß Hefe, nur foweit fie Hülfig fey, die Zuckerzerſehuag Bewirke,
Daß kingegen ihre Rarcen Theile mit dem atmofpb. O⸗Gas COgBas bilden,
Dee flüge Teil ſey ein in Fanlniß⸗ begriffenes Stoff; vergl, oben S. 1476,
1500
zur Bildung von Flocken führt, während zuglei die Wärme ber
Flüffigkeit zunimmt und fortan ſich ſteigert (nach Maafgabe ber
Kättung oder Warmbelaffung Seitens der Umgebung des 3. B. gläfer-
nen Gahrgefäſſes) nicht felten bie gegen 35° C = 28° R umb darüber,
und die fihon befiehenden, wie die werdenden Flocken, von Lufte (CO
Gas) Bläschen getragen und verlafien, abweihfelun fig ſenken unb
wiederum aufleigen ;; Bewegungen, welche von kniſterndem Geräufge
und Göbel zufolge: auch von (Schweigger's Dermutkung gemäß
elektriſchem Funken⸗) Leuchten begleitet werden, DBegleitungen, von benen
die erſtere leniglich durdy jenes Zerreißen der tuopfbaren Oberädße er⸗
folgen dürfte, weldyes bie entweichenden Gasbläcchen bewirken, währe
da6 Leuchten in den von G. beobachteten Falle muthmaaßlich var
leuchtende Clementarorganismen verurfacht wurde; vergl. ©. 1410 F.
Leitet man hiebei das ſich entbindende Gas fo ab, daß weder es ſelbß
zurüd, noch flatt befielben atmoſph. Luft hinzugutreten vermag, fo bes
"merkt mar nach einigen Tagen, daß bie befchriebenen Ericheiuungen ſich
is wmindern und endlich, während die Friſſigkeit durch Abſetzen von Heſe
ſich Härt, aufhören, und findet nım, daß ihr ZudersGchalt bis fah zur
VUunſchmeckbarkeit verfchwunden und ihe dagegen: weinartiger Geidhmed
and flcchend weinartiger Duft zw Theil geworden iR. Unterwirft mes
fie num ber. Deftilation ,. fo erhält man ats Deſtillat währigen Wein
geil: Gießt man fie dagegen von der Hefe ab, am fie in einem zweiten
gegen Luftzutritt zu verwahrenden @efäß längere Zeit vubig lagerz a
lafien, fo bemerkt man, daß bas Stechende des Duftes verſchwindet uub
reiner x Deinduft deſen Gtelle verrät, e) Gobald bie Trübung des
Im Großen verfäßet man mit bem Weinbeerenſaft (vem Kernobſtfaft xx. ; sben &. 1462
‚ Anm.) entweder in ähnlicher Weiſe, Indem man ven gekelterten Mor auf Gäßern gälsen
Jäßt, aus deren Spundzapfen ein Basleitungsrotie in kaltet Waſſer, ner in Hely
aſche und Waſſer :c. hinabreicht, um das zur Entwickelung gelangenpe COyGat
bindend an der Verbreitung zu verhindern, oder man laßt die Gährung dei Bchet
zunaͤchſt an der Luft eintreten, wobei mau flet6 etwas weniger Weingeiß (vagages
gewöhnlich etwas A) enthaltenden Wein bekocumt, als man, ber Menge mei vo
gohrnen Zuckers gemäß, zu erwarten ſich berechtigt glauht. Das erſtere men
Verfahren findet man am Main und Rhein ziemlich Häufig in Gebrauch gemsm
'men, für das letztere ältere mögen folgende Belipiele zur Grläuterung Yin:
3) Hat man in ver Gegend: von Oporton — nah Maaßgehe der Gütr u
MBeinjahrs, Anfangs September oner Mitte October Me Befe beendet, fe fenket
man zunaͤchſt tie gefunden Trauben von denen (vorzüglich durch wenige Tate on
vor flattgehabte Megen) faulige Beeren tarbietenben, wirft jede derſelben in fer
... nerne, hoch üben dem GCirboden ſtehende, 2 bie 3 Fuß tiefe un 20 bis So Ge
viertfuß habenbe Becken, Iäßt fie Durch einen in Mitte deſſelben ftebeuren Anaben
mittel eines Rechens gleihförmig verbreiten und überläft fie uun den germab
menden Bußtritten 40 bis 50 Stunden hindurch (nit, nad Ablauf vor je 1%
ſtündigem Treten, 6fünsiger Zwiſchenruhe) jener Galego's (Bpanier), sr
;,. welche man zuvor bie (zum Theil von ihnen felber geherbſteten) Trankın im
. Röchen hatte von ben fieilen Berghöhen Yeruntertzagen laffen. Alſo var wie
1501
gäbrenden Moſtes am ſtärkſten vorgefähritten, Hat er ein volllommen
milchiges Anſehen, wird nun fin der Pfalz und angrenzenden Rheins
landen) ale federweißer bezeichnet und ſchmeckt mehr oder weniger
entblößten Füße zertreten bleibt ber Brei 2 bis 6 Tage ber Ruftberübrung übers
lafien, vermuther man dann, daß die erſte Gaͤhrung ſo weit vorgeichritten, daß
vie Stüffigkeit auf Tonnels (Kufensartige Bäffer) gebracht werden kann, fo ſtößt
man ein Loch in ven viden, Kerne, Hülſen una Sraubenlämme enthaltenden Kuchen⸗
förmig aufgetriebenen Brei um holt raraus, mittel eines Stechhebers, eine Probe
ber wiserlich füßen und fehr trüben Flüſſigkeit hervor. Beigt ſich dann »iefe bins
reichen vorbereitet, fo läßt man fle durch Roͤbren, weldge aus ven Keltern (vem
Beden) in vie Tonnels führen, in biefe überfliefen un» hierin bis zur Aufhellung
un Hemmung weiterer Bährung unter Zuſag von Weingeif lagern.
Es befinnen fi dieſe Kufen in fehr tiefen Kellern una find jo groß, daß fie
wenigftens 10 Pipen Blüffigkeit zu fallen vermögen. Die fauligen Beeren
werben für fich geleltert una nad vollenveter Bährung gewähren fie einen zwar
fehr geifireigen, aber ſehr winzig riechenden Wein. Für fi ber Defiillation
unterworfen, entläßt dieſer feine wisrige Beimiſchung theild gleich aufänglich in
Form entweichender Safe, theild einer damit gefchwängerten Weingeift⸗haltigen
Süffigleit. Sobald dieſe ohne jene winrige Begleitung übergeht, wird fie befons
ders aufgefangen und ſpaͤter durch nochmalige Deftillation (Bectification) bis zue
fog. Epirit⸗Staͤrke entwäflert. Dex ſolchen Weges gewonnene Gpirit wird zum
Gebrauch Behufs der Gahrungt⸗Hemniung des nächkjährigen, werdenden Meines
gelunber Trauben aufbewahrt. GE tritt nämlich in dem in hie Tonnels einges
Lafienen, gemaͤßigt gäbrennen Traubenfaft ein Zeitpunkt ein, in welchem er in
eine völlig bittere, nichts weniger als angenehm weinige Slüifigleit übergeht,
bie, ſich felber überlaffen, endlich wibrig fauer wird und nun ſelbſt als Gifig
nit mehr verwendbar if. Unmittelbar vor dieſer Bitterleit muß bie weinige
Flüſſigkeit mit Weingeiſt vermifcht werben, wenn fie zu Bein ſich aufhellen fol.
Diefer Zeitpunkt IR fchwer gu treffen, darf aber durchaus nicht verfehle werben,
weil, fegt man ben Branntwein oder Spirit zu frühe hinzu, man zwar eine
MBeingeifishaftige, aber nichts weniger als eigentlih weinige Släſſigkeit exzielt,
um» wird der Epirit zu ſpaͤt beigegeben, fo erhält man eine fortan bitter blei⸗
bende und mehr und mehr fi ſaͤuernde Blüffigleit. Rechtzeitig zugefept fall't ner
Weingeiſt vie annoch Im Wein ſchwimmenden, durch deſſen Berbiäure geſchiedenen
Azotide (Albumin, mehr oder weniger veraͤnderter Kleber ꝛe.) und entfernt damit
die Urſache weiterer, außerdem zur Säurung und Faulniß führender Gährung;
ohne dieſen Zuſatz verderben and die edelſten Sorten des beſchriebenermaaßen
bereiteten Weins, der vor auderen Weinen ner Halbinſel fich vorzüglich autzeichnet
Durch feine eigenthũmlich würzreiche, den Stielen und Traubenkäͤmmen entſtam⸗
mende Berbfänre, und ber volllommen farblos erfcheint, wenn man bie reifſten
zothen Beeren der Douros (längs ver Höhen zu Geiten des Douro gewonnenen)
Tranben unmittelbar nach der Lee Eeltert und den MoR fogleih In vie Tonnels
Bringt, mithin die Aufnahme von rothem Hülſenfarbſtoff gänzlich verbütet. Alſo
bereiteter Borts Bein führt die Benennung: Lagrima Christi, biemit erinnern
an jene bei Bortiet ohnfern des Veſuv gezogenen Lacrima Christi genanns
sen, welcher letzterer jedoch, gleich allen fünlichen, zumal italiſchen ZBeinen, obgleich
in Flaſchen gefullt und wohl verkorkt, und auderwelt gegen Lufteindringen geſchützt,
ſich nicht längere Zeit (mehrere nicht viel über Jahresfrik) aufbewahren fäßt:
weil ihnen vie zur Haltbarkeit erforderliche Gerbfäure abgeht und weil fle neben
Den: Krümelzuder yiel Pectin und Albumin enthalten, weßhalb Zufak von etwas
Gerbſaure und darauf folgende Ausfallung des überfcgüffigen Anteils von Gerb⸗
fäure-Zufag: durch Ganfenblajenstöfung (6. 1382) mit dem hiedurch entſtehenden
1508.
werklich wibrig⸗füß⸗ bittorlich, umb Mark ſtechend (vihein). Bis
gegen den Jebruar oder Anfangs März him, zeigt ex ſich dann fo wei
durch Hefe⸗Senkung aufgehellt, daß man ihn von ber Hefe ablaffen (ib
ziehen) kann, da er dann jungen, noch fehr Hark pitzelnden (COsreide)
Bein darflellt, der nun im Lagerfafle nach⸗ oder Killsgäkren,
nad Maaßgabe feines Weingeifti-Behaltes, nicht nur den ihm zof
beimohnenden Ref von Kleber als Hefe entläßt, ſondern zugleich uf
ben größten Theil des Weinſteins, ber als felcher zwar im Huf
Iöslicher if, als im Waſſer, aber vom Weingeiſt nicht gelöst, fouben,
in Bolge der durch dieſen bewirkten Wafler-Entzichung ausgefüihs
und niedergeſchlagen wird, Erſcheint ber alfo gehell'te Wein vellluam
klar, fo Tann von ihm fo viel auf Flaſchen gezogen werden, bh na
ſolchen In Flaſchen aufbewahrten Weines genug hat, um damit da im
Faſſe lagernden Wein von Zeit zu Zeit auffüllen zu finsa U
verdampft aämlih von ſolchem, in hölzernen Gefäſſen gelagerkt
Bein fortvauernd Baffer (in ähnlicher Weiſe Hier dur Helz Ni
duch, wie bei Sömmering’s Alkohol⸗Scheidung durch Haratlh)
Gerbfäzres®lutin, zugleich auch das ſchon entſtandene Gerbfäurertiiiunis, fait
mehr oder weniger (kraft phyſiſcher Anziehung) anfängenpem Bertin, pe Mine
fhlagung bringt und dadurch die Hitbarkeit foldyer Weine weiertid verhefet;
b) Weinbereitung bei Meran (Tirol). Ban bereitet hier an einige Din
ben Wein noch nach der älteren, am mehreren nad ter neueren, den
(mit beginnenzer Gahrung: im Faß) befchräntennen und aufhebendes Beil mi
erhält fo: Wein, ner weit haltbarer iR, als ber älteren MBeges zu Etat 1
kommene, jedoch erſt nach zweis Bis breijäbriger Lagerung mohlfämeimt m@
Der älteren Weiſe zufolge bringt man die Trauben nicht vom Gted tab ai
bie Kelter, ſondern in offene Bottiche, zerqueiſcht fie bort mit Kuuttdln, —
na6 Ganze zu einem breiigen Gemiſche, genanat Praſchglet (ap
zerrieben erſcheint, ſchuͤttet es dann in große, ber Luft zugängliche dihe, De
laßt es Im dieſen der Gabrung (vie man, läßt fie mac, wurd Nardiem at
einem Stabe erneuet), zapft dann den zu-jungem Bein wergehrnen Mk ı®
Bodenſatze ab und verkauft ihn als ſolchen, währen mean Lepieren (gem
Zodel) nochmaliger Preffung unterwirft, den daraus gewonnenen fülei!
jungen Mein nicht in den Handel bringt, fondern als Hausırunt verbuundt, 1A
ans ven hievon verblichenen Trebern Branntiwein brennt. Beim Ggneftl!
ter MBeinfäfler giebt man hier fofort etwas Gewürzuunft bei, inbem mm de
feg. Schwefellappen, bevor man ihr amgezünzet in vie Luft bei lem u
tout (und fo ESchweſlichtſaure genug erzeugt, um, alle i
Infuforiene@ter u. dergl., die etwa in ven InnenflädensBiffen der Baahe
weilen, zu zerfiören), mit Gewürzen fpidt, vie hann, bei ver Berbreuung it
dei Echwefels, ihre verbampfbaren Theile entlaffen, welche, dem Helx mer @
baftend als vie SOg, ober als bie aus derfelben angeblich emıamese 303 (IM
wenn fie wirklich auf Koften des O⸗Gaſes, ver in ner Baplufı um Is ve Im
Meine enthaltenen aim. Luft — jeben Balls hochſt Heinen Uuiteilen mal —
entRänbe, nicht verhindern würde, daß nicht fofort das durch vie SO, verfäuß!
O⸗Gat des Weines fi, von aufen ber, durch atmoſph. OsGas wirt ertehrh
dem inneren Faßraum auch Yann *9 theilweiſe verbleiben, wenn men MM *
bar nach der Schwefelung das Faß Mit kochendem Waſſer autgeſpiühlt heilt;
in Airol nit geſchieht.
und nur infefern bie Epunböfnung nicht volllommen ſchließt ober,
3. B. Behufs der Rachfällung, von Zeit zu Zeit geöffnet wird, entweicht
auch von Weindunfl, fo wie von CO2 (der Nachgaͤhrung) begleiteter
Baflerdampf, dem dann bei Blume habenden Weinen noch Duft beis
gemifcht if, und bewirkt fo den Wein⸗Geruch der Weinkeller. Wollte
man das Auffüllen unterlofien, ſo würde, in Folge eingebrungener
atmofphärifcher Luft, ein Theil des Weins der Saͤnerung und Moderung
unterliegen und fe kahnig (ober Tahmig) werben; d. h. fidh in eine,
mehr oder weniger faulige Beimiſchung verrathende, nicht felten Schleim⸗
haltige (lang gewordene, ©. 1491), von Fleinen weißlichen Schüppchen
bedeckte, ſaͤnerliche Zläffigkeit verwandeln; *) DBerberbnifle, gegen welche
©) Bas bei unterlaffenem Nacfüllen dem Iagernven Weine begegnet, baß trifft um
To mehr auch ven werdenden, wenn man die Vraufegäbrung bes Moſtes an ber
Zuft vor fi schen laßt, und würbe Kiez noch weit nachtgelliger werben, wenn
nicht vie ſchon entwidelte Garbonfäure das weitere Ans uns Ginpringen des
atmolphärifchen O⸗Gaſes mehr oder weniger verlangfamte. Um Moft in Gaͤhrung
zu fehen, Dazu berazf e8 nur, wie BaysLuffac’s hieher gehörige Verſuche leh⸗
zen (Gchweigger’s Ioum. N. R. 1810. S. 190 ff.) außerſt wenig O⸗Gat
(nur 1/90 Maaf des nachgehenns entflannenen COgsBafes) für verkältti große
Mengen Mor; einmal in Gährung geratten, gährt nun ter Moſt fort, auch in
der Torrieelli’fhen Leere (wie Fabbroni’s Verſuche darthaten) und ebenfo
auch unter Del, obgleich in beiden Bällen beträchtlich verlangiamt. Diefer erfie
Antheil unumgängli erforverlihen O⸗Gaſes, ven in F'e Verfuchen der MoR
ſchon enthielt, bevor er in die Tiſche Leere gerieth, bewirkt zunaͤchſt Bilnung von
einer entfpreigennen Menge COr:Gafes und gleichzeitig Umbilpdung eines Antheils
flüffigen Klebers in trübende Hefe; erſteret Erzeugniß vermittelt (durch Erhöhung
der elektriſchen Leitung), letzteres bebingt jene Galvaniſche Erregung, in deren
Folge ver gelöste Zuder zerfeht und flüffiger Kleber zur Umbilvung in Gefe ges
bracht wird ; beine, erſte CO wie erſte Hefe, wirken dabei (jedoch in umkreislicger Rich⸗
tumg) elcktzifch erregen» fort, wie das — E uns — E einer einfachen oder zus
fawımengefegten Galv. Kette bei Galvaniſchen Zerſetzungen (3. B. des Waſſers;
oben ©. 861 ff.). Beſtaͤnde die weinige Gabhrung nur im Gebunden⸗werden bes
zugetretenen O⸗Gafes durch den fläffigen Kleber, fo wäre et unmöglich, daß ein
O⸗Gas. Bläschen mehr als eine feiner Menge entſprechende Menge von Hefe und
von COg zur Darftellung bringen könnte; allein ein vergleichen Bläschen reicht
für eine ganze Blafche Moſt aus. Gay⸗Luſſac brachte Haren Mof, mit wels
chen eine Glasflafche gefüllt worden, dadurch bis zur Entlaſſung ver in dem
Moſte verbreiteten atmofph. Luft: daß er die Flaſche in fierenven Waſſer erhihte;
fle wurde dann Iuftsicht verfchloffen und ihr Inhalt blieb nun volllommen klar
fein Verſuch: ver beiläufig Ichet, wie man es anzufangen hat, um z. B. zur
BraufeweinsBereitung — ſ. w.u. — Mor Jahre lang unvergohren zu erhalten].
Ein Jahr darauf wurde nie Flaſche geöffnet und ihr Inhalt im eine andere ges
bracht, die man ebenfalls fofort verfchloß und einer Umgebung überließ, welche
15°— 80° C == 120 — 24° RB Fühlwärme darbot; der Moſt trübte ſich uns
gewätrte nad Ablauf von B—14 Tagen einen wie Champagner brauienben Wein.
— Sener Antheil von Winkſamkeit, weldgen bie gleich anfänglich erzeugte COg
beim Ginleiten ver weinigen Gährung ausübt, läßt ſich vabel eriehen durch beis
gegebene ſchoa fertige COq, wie ſolches Miegleb'e Erfahrungen und vie Ders
fucge Henry’s una Döbereiner’s varttun; bat man jedoch ans dem Mofle
zuose alle atmoſphariſche Quft vertrieben, fo bleibt ex folden Zuſatzes ohn⸗
1504
Bineinhängen von etwas Senfſaamen (©. 1343.) und, Biliger
zufolge (m. Arch. f. d. ges. Naturl. XXVII. 393), eines mit Befe
genäßten Gtreifens Leinwand, der mit dem unteren Enve einige Zel
tief in den Wein reicht, mit dem oberen den Gpumbdzapfen uıft
fgüßen. — Läßt man.die Trauben am Stocke üherreif werden, hi
nach der Reifung von felber eintrodnen und mithin fo (tur Bahr
verluR) an Zuder verhättlich zunehmen (die beften an den Feltgrlietn
getriebenen DonrosTrauben, bieten Beeren bar, weldge, am Etrd ge
trocknet, aus einer einzigen Zudermaffe zu beflchen fcheinen), weit k
dann mit altem Wein ein, preft diefen nach einiger Zeit ans uud Be:
laßt ihn dann der Gaͤhrung, fo erhält man begreiflid einen weit Bir
feren Wein; man nennt ihn Ausbruch, wie jene Beine Gtrob⸗
weine (Vins de paille) genannt werben, deren Trauben, ver M
Kelterung auf langen Strohlagern (fog. Tablomen) ansgebreiit,
lange der Sonne ausgefegt bleiben, bis fie merklich eingefhrumk m
ſcheinen. Bei allen diefen und ähnlichen Weinen verbleibt dit,
durch die Gaͤhrung entKandene Garbonfäure, hatte der Bis bre
Nachgährung volllommen befanden, nicht Demfelben, ſenden vd
wie oben bemerkt, entweder abgeleitet, #) oder in bie umgebeax
entlaffen; verhütet man dagegen ganz oder theilweife folde Eutweilum,
fo erhält man zwar Feine hemifchen Berbinnungen der CO, mit wu m?
beuden Aethyloxyd⸗ Hydrat (Weingeift), wohl aber eine mehr oder map!
innige phyflfche: des an feuerbeftändigere, organifche Saͤuten (m Ban
oder Weins und TraubensSäure, Hepfelfäure, mitunter an — v
die Trauben tHeilweife nicht volllommen gereift oder gezeitigt MA
an Bitronfäure, mit KO zum Doppelfalze, . B. zu KOT + Ae0e0?)
gebundenen Weingeiſts. Es gehören hieher 1) die gefchichtien Br
gänger aller Braufeweine, die gefeuerten Weine, 2) m
Yundmweine, entflanden aus Moft, den man in flarfen, lsiihe®?
ſchloſſenen Fäfſern gähren läßt (melde mit hölzernen Jochen mic
gegen Seriprengung möglich geficdert worden), und bie
Garbonsfaures Metyyloryd zum Mitbeflaustpeile babe, Di
. 8) die Braufeweine (Schaumweine ®%) oder ächte, wie ua
gealstet Mar. Gin Moſt, fol « zur Meingährung wohl geeignet jom mi FF
zeihen Wein gewähren, muß übrigens fo viel Zuder enthalten, daß e 16
111% an Baumé's Uräumeter zeigt; er enthält dann eine at. Left, *
—X 0/9 O⸗Gas varbietet, hierin einer gefättigten wäflrigen
alich.
®) Leitet man ſolche CO, in Kalkmilch bis zur Wicherauflöfung vet alle
nen CaOCOz in COgrSyprat, und damit bis zur Bilsung von (a0 +?
fo Sat man in tiefem fläjfigen Galze ein treffliches Mittel fomohl jet
tion ver Soda, als aud zu jener des Bleiweißes.
*°) AUS ner Verf. dieſes Hobe ein dem obigen äbnlihes Berfahren 100)
(Arch. f. d. ges. Naturl. VII. 680. Nürnberg 1826 um xsve
aus gutem friſchem Weinbeeren⸗Dioſt und einer kalt bereiteten gefättigie
*)
1506
monffirende Beine ober Champagner). Zur Bereitung der beſ⸗
feren franzoͤſiſchen Weine dieſer Art, wie fie z. B. in der Champagne
bei „Spernay* und „Rheime» (im MarnesDepartement) und Bours
gogne betrieben werben, find unumgänglich erforderlih: vwolllommen-
und durchaus gleichmäßig gereifte Trauben berfelben Sorte, bie man
zur Kelterung auserlefen und beren Mof man, bevor man damit fehr
ſtarke dunkelgrüne Glasflaſchen füllt, mit Hauſenblaſe geflärt hatte.
Die mit ſolchem Mofte gefüllten und durch gute Korke wohl verfchlofs
fenen Flaſchen werden darauf, innerhalb pafiender Vorrichtungen vers
kehrt fenfrecht, den Gtöpfel nach unten gerichtet, geſtellt und in dieſer
Gtellung fo lange belafien, bis die in Folge der Gährung ausgeſchie⸗
dene Hefe ſich geſenkt und die Innere Flaͤche des Pfropfé bedeckt hat.
Indeflen zerfpeingen während deſſen gemeinhin 40 bis 30, feltener 10
bis nur 6 Flaſchen, und auch beren Zerfprengung bürfte verhindert
werben koͤnnen: durch geeignete Verſtärkung der Zähigkeit des Flaſchen⸗
alaſes. Nach Ablauf von obngefähr 6 Monaten iR die Hefenablagerung
erfolgt; man öffnet dann die Flafchen, indem man fie in ber verfchrten
ſenkrechten Richtung. beläßt, fängt die durch die CO, fofort mit großer
Heftigleit ansgetriebene Hefe auf, verfchließt die Flaſchen anf’s Neue
mit fauberen Korken, Rellt fie aufreiht, öffnet fie wiederum und füllet
mit dem Inhalte einiger folcher Flaſchen alle übrigen auf, fle dann
fofort zum legten Male verichließend mit dem, mittelſt Mafa zu⸗
ſammengepreßten und alſo dem Querdurchmeſſer nach verkürzt eingetrie⸗
benen urfprünglich cylindrifchen Kork. Alles dieſes muß in moͤglichſt
Turzer Zeit und dennoch möglich vollfländig und volllommen vollzogen
werden. Man fchnürt Bann ven Kork mit Draht und Bindfaden (Kortel),
taucht ihn und den Flaſchenrand in flüffiges Harzgemifch und umgiebt
dieſes entweder mit Stanniol, oder zwedimäßiger mis ſtarken zinnernen,
genau anfchließenden und luftdicht anzutreibenden Hälfen oder Gapfeln. *)
In ähnlicher Weife verfährt man auch bei der Fabrication beutfcher
Branfeweine. ®®) Der fchon an ſich Garbonfäuresreiche, von der Hefe
von Zuder in alten beutfchen Wein (beive Flaſſigkeiten zw gleichen Maaßtheilen
genommen) einen dem Ghampagner ähnlichen Wein zu bereiten, flug er vor:
aNe Weine ver Art (mithin au die gefeuerten; a.a.D.L 448 =. VII. 480)
deniſch dur Braufemweine zu bezeichnen, weil das Brauſen derſelben fie von
allen übrigen Weinen leicht und ficher unterfcheiven läßt, währen z. B. bie
fpäter von Anberen gewählte Benennung: Schaumwein auch auf Budershals
tigen ‚Glühwein paßt, ver auf feiner Oberfläde, wenn gleich wenig, hoch au
Schaum entläßt. Uebrigens erhält man nach jenem Verfahren auch einen uns
gemein Garbonfäureszeichen und angenehmen Brauſewein, wenn man flatt Moft
Birkenfaft anwendet, und biefem dem Maaße nach eben fo viel einer gefättig-
ten Löjung nes Zuders im alten Bein beimifcht.
ie fie neuerlich in Nürnberg (bei 2. Better, Windierfizafe No. 70) im
Großen gefertigt werben.
©) Die bisher in Deutſchlaub, Behufs des Verkaufs im Großen, dargeſtellten Brauſe⸗
| | 95
1506
befreiete junge Wein unterliegt in ber ſchlüßlich Tufıbicht werwahrten
Blafche noch einer befonderen Art von Nachgährung, in welcher nit
Hefe (für welche der Stoff fehlt), fondern ſchon vorhandene, ſtark ver
dichtete Carbonfäure und ſchon fertiger Wein das elektriſche Gleich⸗
gewicht ſtören und fo zur weiteren Zerſetzung bes Zuckers die Ritd
darbieten, wobei dann ber auch hiebei noch unzerſetzt verbleibende Zucker⸗
Antheil, mit dem neu geſchiedenen Weingeiſte ebenfalls eine, wirwehl
ſchwache, chemifche Verbindung einzugehen fcheint, die ihrer Ehräde
ohngeachtet mächtig genug iſt: tweber den Zuder, noch ben Wein fr
ſich ſchmeckbar erfcheinen zu laflen; die Süße eines vollfommmems
Braufeweins if nicht jene des Traubenzuders, auch nicht bie eines
Tünftlicden Bemifches von Glykoſe, Wein und Garbonfäure, fewsern
eine durchaus eigenihümliche, die entfernt an jene des Fruchtzackers
erinnert. Jeder Braufewein muß, foll er fi} länger ale einige Jaher
hindurch unverändert erhalten, möglich kühl und wie jeber auf Flafchen
gezugene Wein nicht lebend, fondern liegend lagern, bamit ber Artl
feucht bleibt und alfo gefemchtet luftdicht ſchließt. Nicht hixreicher
fühle Keller bieten Wärme genug bar, um nach und nach jene Nape
Hungen zu fehwächen, welche Wein, Zuder und Garbonfänre zum ph
ſiſch⸗ chemiſchen Gemiſch verbinden. Nöthigen Balls muß man bie
Kellerluft durch offene, mit Eis gefüllte Kufen kälten. — Ridiiree
fende Weine pflegt man durch Ausfrieren theilweife zu entwäfern; «
find dann dergleichen vom Eiſe abgezapfte fog. gefrorne Weine
(weil der größere Theil ihres Wafler-@ehaltes als Eis ausgeſchieden
worden) zwar um fehr Vieles färker (geiftreicher), ermangelu aber
mehr oder weniger ber früheren Lieblichfeit, ine Beſondere merllich
jener, welche die fog. Blume bewirkt hatte, die übrigens auch bei bemz
auf Blafchen gezogenen Blume⸗reichſten Weinen durch fehr langes Lageız
mehr oder weniger leidet und endlich zerflört wird. #) — Daß Zei
‚ weine ermangeln meiftens jener innigeren Verbindung bed Traubenzuders mit bem
Beine und ber Sarbonfiure, welcher vie beſſeren Sorten ver franzöfichen, zamests
lich jene aus ber Gegend von Epernay, auszeichnet. Sie verbrasien weil
fgneller wie dieſe, und bei manchen erfchmedt man Leicht ven ungehörig beigeze⸗
benen Hartzuder, ver in einem volllommenen Braufewein gar nicht macht zugeges
fegn darf, und ver, wo er in vergleichen künſtlichen Erzengniffen vorlommt, ge
miſch ifolirt zugegen iſt.
*) Gicht man zu wenig (und ſelbſt zu ſehr wenig) Branfewein viel aften Wein. fe
erhält man ein gleihfam verjüngtes Getraͤnk, vas dem Geſchmack nach ein
jungen geiftreihen Weine gleicht und, befafi ver alte Wein noch Blume, dieje ia
ſolchem Maafe zur Entwidelung bringt, daß man baraus auf bie Abfkammung
bes alten Weines fchließen Tann (3.8. ob er aus Saft ver Rüdetheimer ober Ren
feiner Weinbeeren hervorgegangen). Die bei ver weinigen Gahrnug zur Us
widelung gelangente CO2 reißt übrigens auch Weintheilchen mit ſich fort, mb
nit leniglich den Duft des MWeins, ähnlich, wie fie in Gollier's Hieher geh
rigen Berfuchen ſogar unvergohrenen Zuder dem: gährenden Balzauszug (Haze)
bebedenten Bettöl zuführte und es füßte. Manchester Mem. V. 250.
1807
von viel Zuder zu gährendem Moſt die Bährung unterbricht, wußte "
ſchon Stahl, und daß es nicht die Bewegung iſt, die zugetretenes
Os oder COꝛæ⸗Gae in dem MoR ober deſſen Bertreter zu Wege bringt,
fondern daß es phyfifche und phyſiſch⸗chemiſche Scheidungen im Gefolge
habende Anziehungen find, wodurch jene Bafe als Bährungs: Einleiter
fi wirkfam zeigen, das beweifet die Tharfache: daß, erfahruugsgemäß,
ed für dieſe Gaſe Feine gafigen Vertreter giebt. Uebrigens Tann
man, fol wäflrige Hartzuder-Löfung in Gaͤhrung verfegt werden, flatt
ber Hefe, mit ſichtbar gutem Erfolge gerriebene rohe Kartoffeln
anwenden ; binnen 10 Tagen befindet ſich die Loͤſung in voller @ährung
(auch unter Oel⸗Bedeckung bleibt fie nıcht aus). Die rohen Kartoffeln
bringen dazu unter andern auch mit: etwas Gitron⸗ und Guccin-
Säure, und außerdem, Baup zufolge, eine nody näher zu beſtimmende,
von ihm acide aolano-tuberique genannte Säure. Zuviel Zuder, z. B.
1 Zuder auf 4 Wafler, macht, auch bei Hefezufag, Gaͤhrung uneinleits
bar; wahrfcheinlid weil er vermöge großer Zähigfeit die Bewegung
und damit den Berührungswechfel hindert, und die Hefe auflöst (Hefes
fyrupsbildend). Lindenbläthen vertreten übrigens, in obigem Bers
fuche, Hefe noch wirtfamer, als Kartoffeln. Auch faure Erreger, 3.8.
Sauerteig, Roggenbrod ze., verfeßen Moft- und Inderlöfung in Weins
gährung, aber nur in fo fern diefe noch füße Hefe enthielten; es folgt
baher ſolcher weinigen Gaͤhrung ſehr bald die eſſigſaure. Zufa von
etwas Biweiß erhöhet die Zähigfeit der Ylüffigfeit, bewirkt dadurch,
daß bie COg länger in ihr verweilt und fo zur Gaͤhrung beiträgt.
Geihet man gährenden Moft, oder deſſen Bertreter, und ebenfo
gährenden Malzauszug durch Zließpapier, fo wird dadurch bie
Gaͤhrung fo lange unterbrochen, bis ſich, in Folge ber Luftberührung,
aus flüffigem Kleber wieder Hefe zu bilden Beginnt. Ueber den Unter⸗
ſchied der (ihrem Täsligen Theile nach: Iuderlöfung in Bährung vers
fegenden) Unterhefe des Weines und des Biers, ſ. oben S. 1479 u.w. u.
MWeinhefen-Extrart riecht und ſchmedt wie Saugrteig-Extract, Volle
kommen ausgewafchene Weinhefe bringt Buder nicht in Währung.
Beſtaͤtigung obiger Anficht über bie Art: wie O⸗Gas Bährung eins
leitet, gewährt das Verhalten des Haren Moftes zu den Polbrähten
einer Galv. Batterie; denn fein Zucker zerfällt ducch diefe ebenfalls in
(polarifch getrennt erfcheinende) COR und Aethyloxydhydrat *). Im
*) Diefes Derbalten des Haren Moſtes zur Galv. Batterie nöthigt jene, melde
weinige Gahrung von ver organifchen Bethätigung milsoflopijcher Pilze, und
faulige von jener lebender Aufgußthierchen ableiten, entweber zuzugeben, daß
lebende Einzelweien aus Bildungstheilen entfiehen können, ohne. zunor die Sporen⸗
oder Eier:Bildung hurchlaufen zu haben, oder anzunehmen, daß viefe Bährungs«
Ichweien, obgleich fie in reichlicher Fülle künftigen Nabrungsfioffes weilen, um
aus der Sporen: orer EisGntwidelungsfiufe zu jener ver innerlich oder äußerlich
und innerlich felbRhswegenden, zunaͤchſt durch Wach ſt hum kenntlich werdenden
| 95 %
—
1508 “
welchem Verhaͤltniß ber erſte, im Moft andene Hefe-Mnibeil ſich
durch den Verlauf der Weingaͤhrung vervielfältigt, iſt zur Zeit aunod
unermittelt; wahrſcheinlich if es jedoch, daß, wenn nicht aller, bed
der bei weitem größere Theil bes in dem Mpfle enthaltenen Füffigen
Klebers hiebei in Hefe übergeht (für die erflere Bermuthung ſpricht
der Umſtand: daß gut bereiteter Braufewein feine Hefe abfegt); Maly
aus zug (Würze) entläßt aus einer gegebenen Menge 30mal fo wiel
neugebildete Hefe, ale ihm urfprünglih an Oberhefe zugefebt werben.
Bei dem fog. Sect (Vino secco, Vin de cuit, ber von Gixigen
Stufe überzugehen, nothwendig ber Berührung des O⸗Gaſes Sebürfen. Dem jenes
Hefe, weiche im Moft von felber entficht, und jene Sufuforien, welche im ermeil-
ten Kleber ſich zeigen, wenn er zu faulen beginnt, fie verweilten, eradtet mes
deren Urerzeugung aus Bildungstheilen (S. 1409 u. 1410 Anm.) für unmöglis,
bevor fie vom Os@afe berührt wurben, erftere in Form von Sporen, legte im
jener von Giern, in ihrer fünftigen Ernährer Mitte, ohne fi auf deren Kom
irgend zu vergrößern ober zu verändern. — Mitſcherlich fügt übrigens fems
bieher gehörigen mikroſtopiſchen Beobachtungen unter andern hinzu: Yaf ei
weichte Bflanzen im Winter, wenn aud vie Räume Gommerwärme haben,
Bibrionen geben (vabei aber A-⸗Gas entwideln), bie, eine gewille Bimg
O0:8a6 fordernd, Häufig zu finden feien in bent Darmfanal, dem Magen, be
Mundhoöhle, in ven Rüdbleibfeln zwiſchen ben Bühnen un» zuweilen au auf ber
Haut, aber nie im Blut, in ver Milch, im Harn, in der Galle (? ſ. w. u.) 2c. Verſehe
man die fie enthaltenne Flüffigkeit mit wenig Zuder, fo vermehren fie ih sw
zugleich entſtehe Hefe; mehr Zuder beförkere bie Hefe⸗Bildung, unterbrüde aber
die ver Vibrionen und made beren Bildung endlich aufhören. Ohne Sacer
erfolge Teine Hefe, ohne HefensPilze keine Zuderlöfungt-Wät-
zung (vergl. S. 1447 Anm) Die HefeBilvung (vergl. au oben ©. 143)
in zuvor Maren Slüffigleiten beginne zunachſt mit dem Hervorgehen mi
Kügelchen verſchiedener Größe (erinnern an Kölle’s Kügelchen; S. 1447 Nam.)
von kleinſten beobachtbaren Dimenflonen bis zum Durchmeſſer von 0,01 mm.
Bon Tag zu Tag vergrößern fie ſich und erfcheinen viele neue. Weinbeeren
Saft bietet nur einzelne, meiſtens eiförmige Körperchen ber Art var; feiten nei
an einem Ende ein zweites Koͤrperchen gleicher Art ſich ausbildet, Das banz jmd
nie vie Größe des erfieren erreiht. Dberbefe bietet faſt nie Ginzelfügeiien
Yar, fondern meiſtens große, an deren beiden Gnben Kleinere ich aureihen, wenzud
Veräfelungen erwachſen; fie vermehrt fig durch Knoſpen⸗ (BGporen-) Mikung
und beginnt beim Weißbier (ober -AuftmalzsBier) bei 25°C = 8° R.
Die Unterhefe (des Bieres) beſteht dagegen aus verichiebentlich großen milzes
ſtopiſchen Ginzelnkügelchen, die bei 70 C — 5°%4 RB (nit bei küheren
Süblwärmen) ſich vermehren und fi zu bilben aufhören, ſobald bie Gublmärme
bis zu 0°C fintt. Die FaulnißsInfuforien ſtellen ebenfalls Eunglige Sim
zelnwefen dar, vie, bei ähnlichen Durchmeflern wie jene der Sefchigelchen, zunäd
fi zu Stöden an einander reihen und fich ſchlängelnd bewegen. In foldhem Rache
groß, daß man fie nicht felten ſchon mit unbewafineten Augen zu unteridheibes
vermag, find die bei der Eifiggährung filhtbar werdenden fog. Kifigaule (Vibrie
Aceti). In ven Räumen, in denen ſolche Gährung vor fi gebt, fammelm 54
übrigens auch, oft in großer Menge, Effigfliegen (Musca cellaris). “Die,
GEſſigaale gebären lebendige Junge, finden fi vorzüglich im Wofeneifig, werden
durch Grwärmen des Gifige getödtet, können dagegen vie Ansfrierung des Gigs
aushalten, ohne zu ſterben. Mit Kleifter aufgetrodnet, ſah Lehermüller fe
wieder aufleben, als er nach 2 Jahren ven Kleiſter aufweichte.
1509
auch Ausbruch — f. oben ©. 1504 — genannt wird) mindert das voraus
genangene Eindunſten eines Theiles des frifchen Moſtes, wahrſcheinlich
Die HefesBilvung und Aehnliches dürfte auch dort ſtatthaben, wo man
dem zur Spirit⸗Gewinnung (Granzbranntweins ober Conjac⸗
Darflellung) beflimmten Moft rohen Hartzuder oder, gewöhnlicher,
Melaffe (ſog. hollaͤndiſchen Syrup) beigegeben Hatte Der Gaft
nnreifer Weinbeeren, fonft auch Omphacium oder Agreſt genannt,
verfept zwar, hierin den MWeinblättern ähnlich, Zuckerldſung in Gaͤh⸗
zung, allein in eine foldje, welche aus der weinigen fehr bald in ſchlei⸗
mige und faure übergeht, und ähnlich wirft Beimiſchung ſolchen Saftes
auch auf den Noſt volllommen gereifter Weinbeeren. Es kommt dann
auch in diefem neben und bald nach der eigentlichen weinigen Bährung
zu einer befonders gearteten fauren, an beren Erzeugniffen ins Bes
fondere die Weinfänre, zugleich gber auch ein Theil bes Zuckers
Teil hat.*) Und findet dabei zugleich lange andauernde Luftberährung
©) Den Beobachtungen von Nöllner und ben Unterfulgungen von NidIes zufolge
(Ann. d. Chem. u. Pharm. XIXVIII. 299 uns LXI. 343 ff.) zerfällt
Weinſaͤnre im fog. freien, wie in vem an Salzgründern gebundenen Zuſtande,
such Gähruntg in COR um A, nebſt By (S. 1069); ſog. freie T (&. 1312)
und ebenjo auch vie an ko gebundene [over vielmehr in beiden Fällen: vie an
Sydroxyd gebundene; ©. 1196} tritt dabei nur in COz und A auseinander,
indem 5T = Coo Hıo O2s + 1 atmoſph. O, BA b. i. Smal C4 Ha 03
= C1gH9 09, HO um 8C0O, = Cg O6 um HO geben. Bar ve T
Dagegen an Cal gebunden (©. 1812), fo bildet fich neben beiden Säuren auch Butys
rinfäure (©. 1069 u. 1071), vie jedoch ihr Bermögen, fc mittel anderer Säuren
in »gepdurte Säuren -#8. 1080 ff.) ummbilben, auch hier infofeen Sewäßrt, a fie
fi, neben CO, ind A aus T enifichene, mit deu A zu einer Doppelfäure
—— * — zur Buttereffigs ober Acetobutyrinſure, d. i. zu einer
Saure verbindet, die der zuerſt von Bottlich (vurch Behaundlung des Zuckers
ober des Amylon mit KOHO) vargeſtellten Metaacetonfäure iſomer, namlich
= C6H6 04 iſt; SFT atm. O— Oi2 He Ois, bievon ab: CHE O4
bleiben COcOi2 = 6(02. Us fiub vieſe in Orxydations⸗Ummiſchungen
beſtehenden Serſehungen qhnlich jenen ber Gallägßerbſanure; ©. 1180
Anm. Der Sicrnerie ohngeachtet unterſcheiben ſich Acetobutyrinſaure
(Aby, von Nöllner durch Pfenboeffigfäurs bezeichnet) und Metaace⸗
tonfänre — dt. Metaneeton-Öyprat (= C6H50 + HO = CH HE 02)
+ 02 — ihrem Verhalten nad vurchgängig von einander. Aby ift unver
auvdert verflüchtigungsfäßig, fiebet bei 140° C=112°R (A fieet bei 118% CC
== 940,4 R; By bei 1640 C — 1310,2 R), löfet fi im Waſſer in jedem
Verhaältniß und giebt mit NaO, fo wie mit AgO Galge, vie ſich mit Acetaten
nicht zu Doppelfalgen verbinnen ; die Metaucetonfäure bagegen, bie, Redten-
bacher au aus Giyeylorye (©. 878), fo wie durch Orybation einzelner Belt
arten erhielt (©. 1046 ff.), iR im Waſſer ſchwerldelich und gewährt mit NaO
(und ebenfo au mit AgU) Salze, die ſich mit Acetaten zu Doppelfalgen ver-
einigen, Auch hindert A, war fie einer Loſung bed metancetonfauren und eſſig⸗
ſauren CuO uns CaO beigegeben, deren Kıyfallifation, wähzenb fie jener
x
1510
flatt, ſo kommt es bier mehr noch, als es fonft Bei jungen, dem
eindringen unterflellten Weinen ber Fall iR, zum Uebergehen in faw
ige Gährung; es entwickelt fi Schimmel und bildet Rd la
niger Stoff, beibes unter Verbreitung ſchimmeligen und kahnigen
Geruchs und Begleitung widrigen fog. Faß geſchmacks.) — Bei,
aus dem Mofte vollkommen gereifter Weinbeeren hervorgegangen, I
fauberen Gefäßen und während feiner Bildung mit gehöriger Sorgfalt
behandelt, ift fret von folchen Beimiſchungen und bebarf deher a6
weder der Reinigung, noch ber Berbergung verunreinigender Erzenp
niffe durch fog., WeinsBerbefierungsmittel, **) Ueber Wein⸗Firbe
reien vergl. oben ©. 1125. Außer denen bort erwähnten Farbicfe
wird auch dee rothe Maulbeerfaft (ver Beeren von Moras nigra 1)
häufig verwendet, ſowohl zum Rothfärben weißer Meine, als and zuäe
lichen Färbungen der Würzbranntweine und Buderfäfte; verhalf
zeicher an dunkelrothem Farbſtoff find die Meinen, erbfengropen, air
füßen Früthte des Papiers-Maulbeerbaums (M. papyrifera; übe wis
Benübung zur Bertigung des chineſiſchen Papiers vergl. Ardı be.
perfelben, an Acetobutgeinfänre gebundenen Salzgründer nicht hemmend ertteſe
tritt. Medtigens darf die Weinfäure als jene org. Saure betrachtet were,
welche pur; ‚andere ſchon beſtehende ober werdende Säuren am {eigiehen ver
Miſchuugtabanderung, wie ber Ummifchungss-Zerfegung unterliegt; auch jdn!
ihre Löfung Teicht uns enthält nun Gifigiäure. Daß von jenem rohen Bier
fein, welden man denen zur Eſſigbereitung beſtimmten Wiuffigfeiten zul
ber an Gybroxyd (HO) gebundene T-Tpeil zerfeht werke, war ſchen längk e
kannt. Nöllner’s neuere Beobachtungen lehrten, baß ſolche Zerfeung sem
Nur an HO gebundenen, alfo fog. firlen T befonber® leicht vor EL
Einwirkung ber Ci; Heider Sauren gemeinſchaftliche wäffrige Löfang zeigt mal
einiger Seit beträchtlichen AsGebalt und Ani verhält ſich and ze if
2öfung des rohen Weinſteins. Letzterer gewaͤhrt aus ähnkichem Gruux wien
Holt mit Eſſig genäßt, ein treffliches fog. SffigeBerment. —
man flatt des Amylon, oner ſtatt des Zuders jenen Tell ber Holzfafe (.!ir
noibe; ©: 1353), welchen Schleiden als „primäre Ablagering
(Biegmann’s Arch. 1838. I. 59) ver Ginwirtung wäflriger KOHO-t&e4
fo wird fie, S. zufolge, in entweichende COg uns Amylom numeiidens et:
in wiefern jenes Amylon, welches Baunmftämme enthalten, durch Lebentbenit⸗
gung aus Lignoiven ober aus Gellulofe (S. 1352) Gernorgegamgen, det WE
gelehrt jenes Holzfaſer genannte Geſammtgebilbde (verichienener )
aus Amylon? varüber können nur Glementaranalyien ſowohl ber gig
Saamen im unentwidelten Zuſtande, als ber in verſchiedenen Gntfeimuugifrkt
begriffenen, in Verbindung mit fener ver einzelnen Solzfaſer⸗Vilvengttheile p
entfcheidenden Antworten führen.
*) Geruchloſe Fettoͤle (Mandelsl, Talt geſchlagenes Mohndl sc.) benehmen ven Mein
feinen Sapgefhmatk.
©) Verfept man Pfälzers over Rhein⸗Wein mit KOCOg:Löfung, fo Tüläst ſih ⸗
gleich kryſtalliniſcher Weinſtein nieder, aber die überſtehende Flüſſigkeit hat vi
auch aufgehört, Wein zu feyn; fe iſt matt um fabe. Aehnlich wirken ech
Ca0C0Oz .; fie entfäuren ven. Bein, indem fie ihn gerfkören.
1511 '
ges. Naturl. XII. 207%). Chevallier Kat neuerlich gegen Bogel’s
(©. 1125) Beinfärbungs:Proben bemerkt, dag KOCO2:Löfung Achtes
Weinroth in Bouteillen⸗Grün verfehre und fo kenntlich mache; abges
fehben davon, daß auf biefes Verhalten ſchon Lemery zu gleichem
Zwecke aufmerkfam machte, fo findet fich die Brauchbarkeit biefer Brobe
auch in allen jenen Faͤllen befchränft, in welchen weiße Weine mittelft
ſolcher Farbſtoffe geroͤthet worden, welche durch Säuren ſich röthen,
während fie durch Alkalien ergrünen; 3. B. Veilchenblau und viele
ähnliche. — IR ein Wein vollkommen ausgegohren, fo kann er Jahre
| Iang unter O⸗Gas abgefpertt liegen, ohne daß er davon das Mindefte
*), Das Kinefiihe Reißvapier, daſſelbe, worauf in Chlna vie In Abſicht auf Bars
ben unübertroffen prachtvollen Blumen gemalt werben, bereitet man nicht aus
wem Papiers Manufbgerbaum (aus bem man übrigens außer Papier auch Kleidungs⸗
Hoffe fertigt; R. Forſter's Heife um vie Welt ©. 384), fonbern aus ber noch
näher zu beflimmenden Tong-Bilanze, die in China theils zur Bertigung
des Reißpapiers, theils auch zur Benütung als Nahrungsmittel angebaut wird —
man kocht Baraus eine Art Mus oder füßen Brei, den man flatt Zuders zum
Ginmadhen ber Früchte verwendet — wächst wild in den Gebirgen ber Kreife
Shetfbuen und Hukuang; man fammelt bort teren Gtengel und fentet fie
na Ranking, wo man aus beren Mark pas Reißpapier am beften zu bereiten
werficht. Man preft nämli das Mark zwifchen zwei polieten Kupferplatten,
zerichneibet es dann mit ſcharfein Mefler in dünne, lange Streifen oder Scheiben,
malt barauf mit Wafferfarben jeden einzelnen Farbtheil eines Bildes für ſich,
verbindet dann aber viefe Farbtheilſtũcke unter fig: zum Ganzen ver Bigur, da⸗
kurt, daß man die Ränver ſolcher Stücke durch Reiß-Kleifter vereint; nad
bem Trodnen zieht man nas Ganze (das mithin eine befondere Art von Moſaik
varſtellt) durch in Aetherolen aufgelöstes farblofes Wachs und überpinfelt es auch
an folchen Stellen damit, die nicht genug eingefogen Haben follten. [Das Wachs
ſchützt Hier mithin die Wafferfarben gegen ven Einfluß der Luftfeuchte, wie ver
Gopalſtrniß vie dem Glaſe übertragenen Saftfarben; S. 1165.) Beuchte Luft
und trüßer Himmel find übrigens dem Malen auf Reißpapier fehr ungünflig. —
MWill man aus Bettölsreichen Saamen durch weinige Gaͤhrung weinartige Slüffigs
keiten erzielen, 3.8. aus Welſchen Nüffen (Wallnüffen), fo muß man fie zuvörderſt zum
Keimen bringen, worurch ein merklicher Theil des Deles der ummifchenden Zer⸗
fegung unterliegt, wie es ſcheint: zu Gunſten ver Zuckerbilbung. Beim Reifen
zer Eolosnnf geht umgekehrt Zucker in Del über; ſchon ausgepreßte und eine
Zeitlang gelegene Weinhefe gab Haaf durch Ausprefien Bettöl. Welns@aamens
kerne geben durch Preffen gegen 10 Proc. Fettoͤl. Kleine Zufäge von Bettöl find
der weinigen Gahrung eher förberlich, als nachthellig, un namentlich gilt tiefes
auch von jenem fog. tünftlihen Muskatellers Wein, ven man erhält, wenn
man ein Gemenge von 1 Gewichtötheil zerriebenen teodnen Baftlifen-Krauts
(Ocymum Basilicum L.), 2 vergleichen Wlieder- ober Solder⸗ Blumen (Sam-
bucus nigra L.), 3 groͤblich gepufverten Corianderſaamen nebft 1/2 zerfloßenen
füßen Mandeln in ein leinenes Beutelchen gefchüttet in den gährenven Moft hängt,
— — Die Menge des in einem Mofte, oder im MRunkelrübenfaft se. befindlichen
Zuckers vermag man mittelft ver Leichtmeſſer (Aräometer; m. Grund. I. 160 ff. u,
210) nur heiläuflg zu befimmen, genauer Hingegen, wenn babel bad Verhalten bes
Kupferoxyds zur Glykoſe zu Grunde liegt (oben S. 1360 Anm.), wie Barrets
wilt bei Einrichtung feines Sacharometers gethan; Herberger 6 und
Bindier’s Jahrb. XII. 42 ff.
=
1518
verſchluckte; emthält er jeboch noch eimas Zucker, fo bildet AG CO⸗
Gas, und er erſcheint nun zur Umwandelung in Eſſig mehr befähigr.
Meiſtens enthalten die nicht fehr alten Weine noch etwas umzerfehten
Zucker (die urfprünglich ſehr Zucker⸗reichen, 3. DB. die füßen Gpauis
fchen, Günfranzöffchen, Teneriffa, Griechiſchen sc. And auch nad vol:
kommen beendeter Stillgaͤhrung fehr reich daran und burdy biefen großen
Zucker⸗Gehalt gegen ſchleimige, faure und faulige Gaͤhrung geſchütt)
Ausfcheidung übermäßigen Weinflein-Behaltes befördert, ohne Nachtheile
tm Gefolge zu haben, am zweckmäßigſten das Hineinlegen von einigen
ſchoͤn kryſtalliſtrten Weinſteinkryſtallen. Frele Cſſigſäure, bie maz
im manchen Weinen vorfindet, if wahrfcheinlich Folge ungehöriger
Kelterung; da nämlich die unreifen Weinbeeren Eitronfäure ab
halten (6. 1510 Anın.), fo wirkt diefe auf die Weinfäure ber reifen, wie
muten bemerkt worden, zerfeßend ein. Trauben Berbfänre kommt
vorzüglich in rothen Weinen vor; zumal in Portwein, ©. 1501 Am
Außerdem enthalten bie meiſten Weine, ins Befondere bie leichteren
weißen, mehr ober weniger Gummi und einen gelbliden ober
brännlichen Farbſtoff, der ſich (wenigfiens bei verſchledenen je
deutfchen Landweinen) durch Kohlenpulver nicht entziehen läßt, währen
ber zur Färbung zugefeßte Röftzuder oder Caramel foldyen Weges
ausgeſchieden und erkannt werben Tann. Bon Salzen findet man gewöge:
lich darin vor, neben dem Weinflein, fammt KalfsTartrat, uf
Kali⸗Sulphat, au etwas Kochſalz nebſt KCh und Kalk:
Phosphat. Kali⸗Alumoxyd⸗Tartrat foll vorzüglich im beutien
Weinen zugegen fen, zumal in jenen, welche fag. Erdgeſchmack beſihes;
indefien gehört 3. B. weder ber Bisporter Moſelwein, ver neh
Pfeiffer im 100 Unzen 22 Bran hydrochlorſaure Thonerbe enthalten fell,
noch der Markbrunner Mheinwein, in welchen G. Bifchof ebenfalls
Alumoryd -auffand (deffen: Die Vulk. Mineralquellen Dentſchum⸗
und Frankreichs. Bonn 1826. MI. 8. ©. 62), zu den „Grögefnad"
habenden Weinen. Walz fand jüngR nicht nur in ber Weinrebe, fer
dern au in der Weinhefe, fo wie im Ertract und Schleim bei
Weines: Thonerde; Herberger'’s und Windier’s Iahrb. f. pre
Pharm. ꝛc. XIH. 400 ff. womit oben ©. 1418 zu vergleichen fit.
Der Erdgeſchmack dürfte vielleicht in manden Fällen von: in ke
Neben durch Zerfehung der Trauben-Werbfäure entflandener Hunıinfärte
oder einer biefer verwandten Säure herrühren? Wo der Boden Cab
petershaltig war, auf welchem die Reben gewachſen, fehlt dem Wein⸗
ber widrige Erdgeſchmack felten. Hinfichtli des Weingeifi-Behaltes,
oder ber Mengen des aus ben Weinen entwidelungsfähigen Alkohels,
weichen ältere und neuere Angaben fehr von einander ab; was zum
Theil auch fehon darin feinen Grund hat, daß man Häufig im dieſer
Hinſicht Weine unterfuchte, von denen man ben Jahrgang nicht Eauzke,
N.
1513
in welchem fle gewonnen worden. Zu ben neneflen hieher gehörigen
Ermittelungen gehören Fa ur o's Unterfuchungen der gefchäßteken Weine
aus den Depart. der: Bironde ;. er fand in den geiftreichfien nicht über
11 Procent, dagegen in den minder geiftreichen Häufig nur 7,7 bis
10,8 Proc. Alkohol. Sie enthalten mehr oder weniger, burch Leim⸗
Loͤſung fälldare, eifenfchwärgenne Berbfäure, und bie rothen: neben
einem gelben einen blauen, buch freie T gerötheten Farbſtoff. Als
J. die beten Weine diefer Art durch Leim von Gerbfäure und Farbſtoff
befreiet und die davon geſchiedene Flüſſigkeit zur Saftdicke abgedampft
gatte, entzog er ſolchem Gafte durch Alkohol von 0,85 Eigengewicht
einen von 3. buch Denanthin bezeichneten Bildungstheil, den er -
durch Ausfällen durch Wafler und wiederholtes Löfen in Alkohol und
Mieberausfällen veinigte und fo als Butter-ähnlicden Stoff ſchied, der
getrocknet pulvrigegraumweiß wurde und am hänfigflen im Haut-Medoc
zugegen war. Diefer Wein enthielt außerdem Weinfäure, Aepfelfänre,
Eſſigſaͤure und önanthige Säure (Denanthichtſänre) und ans 500 Bran
deſſelben fchied er & Gran einer weingeifigen Flüſſigkeit, welche ſich
* wie ein Gemiſch von Alkohol und einem eigenthümlich würzig buftenden
Aetheroͤl verhielt (und eines Theile an die fog. Blume bes Weine,
andern Theile au Weſtendorff's hieher gehörige Verſuche erinnert;
oben ©. 880). 8. fand in diefen rothen wie weißen Weinen ebenfalls
an T und au an PO5 gebundenes Alum= und Eiſen⸗Oxyd, und
Colin zufolge if in vielen Weinen außerdem noch phosphorf. Kalk
zugegen. Aus den Rheinweinen wollte man früherhin 8 bis 13 Proc.
Alkohol geſchieden Haben, Das ſicherſte Verfahren, den Alkohol⸗Gehalt
der Weine zu ermitteln, dürfte das vor längerer Zeit von Gay⸗Luſſac
empfohlene feyn. Man fchüttelt den Wein zunaächſt mit hoͤchſt fein
gepulvertem Bleioxyd, bis ex (durchgeſeihet). vollkommen farblos⸗klar
erſcheint, und ſcheidet dann den Allohol durch Zuſatz von Kalicarbonat
(dem man dann noch bie Deſtillation folgen laſſen kann). Mit Wein
geift verfehter Wein entläßt diefen, erhitzt, früher, als feinen eigenen
Alkohol⸗Gehalt; ſchon bei 770 C = 610,6 R erfolgt in den meiften
Fällen die Deftillation des erſteren. Zufag von Weingeiſt zu gleichen
Magqßtheilen von 0,857 bis 0,858 Eigengew. fäll’t übrigens den dem
eine etwa beigegebenn Alaun (S. 1135 Anm.) kryſtalliniſch;
wenn man das Gemiſch etwa 4 Stunden hindurch im Keller: bei 100 C
— 80 RB ruhig beläßt, war ein dergleichen Niederfglag erfolgt, fo
darf man als ungefällt geblieben noch 5 Gran Alaun in Anſatz brin-
gen. — Dem Traubenweine fhließen ſich zunähft an alle jene
durch weinige Bährung gewonnenen Zlüffigkeiten, welche man bereitet,
nicht um fie auf Weingeifi zu benutzen, fondern um fie ungefchieben,
within als Weine zu genießen; wohin alle Obſt⸗ und Baumſaft⸗Weine,
die Palmweine, der Reißwein ıc. gehören und ins Befondere auch zu zählen
\ 14
iR der. Honigwein ober Meth.*) — Eine Abart des Weins if ie
Brennwein. Wenn nämlich ber weinigen Bährung fähige Fläflr
Zeiten, ober bergleichen Flüſſigkeiten enthaltende breiige Gemiſche, mer
andauernder Luftberührung folder Bährung unterworfen were, |
gewähren fie weinige Erzengniſſe, bie, abgefehen von Frrmesisled
und Bufel-Bildungen, von ben eigentlicden Weinen ſich unteriärhe:
durch größeren Gehalt an Weingeift und geringere, Hal
(in Beziehung auf Geſchmack und Geruch) in Widrigkeit übergeht
Lieblichkeit, und bie daher bereitet werden, nicht um fie a4 Bew
zu verbrauchen, fondern um fle durch fog. Branntweinbremen, di
durch Deftillation auf Weingeift zu benußen; weßhalb fe von ie
Verf. dieſes Hpb6: Brennweine genannt worden. Alle paxliäe
Erzeugniſſe, bie entiveder ſchon der weinigen Gaͤhrung wntermerikar
Zuder enthalten, ober durch die berfelben vorgängige Andergäkm
(S. 1485) damit beladen werden, find zur Brenntweingährung un o
mit zur Branntweinbrenneret benußbar. In Deutfchland wer un
am häufigften verwendet bie verſchiedenen $treidesArten he
Kartoffeln (zunächft beider Amylon durch Malz in Dertrin, Kb
mels und Schleimzucker verkehrend), dam auch bie Zwetſchen @
Pflaumen (Prunus domestica L.), bei denen hinſichilich der Illebeb
Ausbeute gilt, was bei Weinbeeren in Abficht auf WeingeißGeheh
*)
Gewoͤhnlich bereitet man ben Meth durch Löfen von 100 Muh des 3
800 Maaß ſiedenden Waflers, und Ginfleven ver forgfältigft abgefqizmtn Bi
figfeit, bis fie ein Hühnerei trägt (Hatte man ben Honig unabgefhänmt im jr
gen Verhaͤltniß dem Waſſer beigegeben und, babei anbanernber Irmdzwes a
Zufiberührung bis zu 250 0 — 200 R ausfept, fo gahrt er von falle me
giebt einen brauchbaren Brennwein). Pan läßt fie Yerauf falls, ia
vier Maaß reine Hefe zu und füllet fle auf ein Faß, wurd; deſſen leich fa
deckende Gpunpöffnung ein Teinenes Sackchen mit 14 Loth, groͤblich ren
Sagıver, 7 Loth vergleichen Gewürzuelken und eben fo viel Zimmt Kusshlef
Statt, deſſen pflegt man auch 1 Gewichtetheil Honig in 223 Ei) ja
Waſſers zu Iöfen, zerfleinerte Gewürznelken und etwas Muslatbläthe uehh ee
ſo viel Malzſchrot beizhfügen, als beide Gewürze zufammengemogen balttt, a
die Bäßsung durch ein Gtüd geröftetes Brod zu bewirten, das man zuR "
Dierhefe getaucht Hatte. In beinen Ldallen erhält man nach beenieter rs:
eine weingelbe Wläffigkelt, bie, hatte fie gehäsige Klarheit greicht, auf BAHR
gezogen wird, uns fo einige Jahre zu lagern. Schlechtere Bkunlide ober icc
Sorten gewähren jene Honig⸗haltigen Abfälle, welche beim Ausfchelben dei
verbleiben. Man behandelt fie ebenfalls mit ficbendem Maier, 3
tern: Rosmarin, Thymian, Wohlgemuth ober Doſt (Origanum vulga
Lorbeerblaͤtter, und verfaͤhrt übrigens in bemerkter Weiſe. Zufah des 2 |
meifter (Asperula odorata L.) flatt des Rosmarin, und vor !
Linden⸗ und Hollunderblüthen veredelt merklich den Geſchmack and erthelli
lichen Duft. Verſttzt man ven gehörig gefchäumten fiedheißen, in Ache geh“
Sonig mit friſch geglüßeter Thierkohle uns Häft ihm mit berfelken md
Zeit fieben, ſeihet ihn dann durch Blanell und vermifcht ihn, nah —
nmit Stachelbeer⸗Moſt, fo erlangt man leicht, nach ber oben bemerkter
vehandelt, ſehr wohiſchmedenden Brauſe⸗Meth; vergl. S. 1462 Nas
". ra» m
1315
ber von ihnen zu erzielenden Weine *): Tiwiefelbeer-, Walde ober
Bogel- und Tranben-Kirfen (Prun. avium, fowie P. Padus L.
und P. serotina Wild), Schlehen (6. 1495), Wachholder⸗
Beeren, Mohrrüben (Daucus Carota sativ. L.), Paſtinak
(Pastinaca sativ. L.), Heidel⸗, Preißels, Moor: und Moo6sBeeren
(Vaccinium Myrtillus, V. Vitis idea, V. uliginosum und V.
Oxycoccos L.), Berberigen (Berberis vulg. L. obeu S. 1330),
Meifterwurz (Imperatoria Ostrutbium L.; durchſchneidet man bie
Wurzel der Quere nach, fo zeigen fle auf ben Dnerfchnitiflächen, bes
waffneten Auges befchanet, golbgelbe Deltröpflein), weißer und gelber
ober rother Enzian (Laserpitium latifolium nnd Gentiana lutea L.);
man Fönnte aber auf Brannımein unter andern auch verwenden: bie
Burzeln der Zeitlofe (Colchicum autumnale L., was fle mindern
helfen würde), Zuckerwurzeln (Sium Sisarum L.), die Saamen
ber meiften GchmetterlingssBlümler, zumal der Akazie (Robinia
Pseudo-Acacia L.); dann au Kürbißs und Gurken⸗ oder Guns
eumernsKerne und viele andere, in vieler Hinflcht kaum beachtete
BDflanzenerzengnifie. Erfahrungsgemäß erhält man aus Getreide geifls
reichere Brennweine (und mithin and) mehr Brennweingeift oder Breuns
geift, d. i. Branntwein), wenn man nicht eine Art Getreide, fondern
ein Gemenge verfchiedener Betreibdefaamen dazu verwendet,
Jene Art, welche dabei vorwaltet, fie if es, nach welcher man ben zu
gewinnenden Getreibe-Branntwein benennt. Weizen gewährt übrls
gens die größte, Hafer die geringfle Menge; Roggen (oder Korn) und
Serſte — am beften im Raaßverhältniß von 7 Roggen zu 1 Berflens
malz zum fog. Kornbranntwein verwendet, geben gemeinfchaftlich bie
zwiſchen jenen Aeußerſten fallenden Branntwein- Mengen. Bortheils
hafter als die Betreibebranntwein- Brennerei it in Jahren, in weldgen
man, Geitens der Gtantsverwaltungen, nicht gendthigt If (ans Noth
um Brod und Brobvertreter) , das Branntweindbrennen ans Kartoffeln
zu verbieten, die Verwendung ber Kartoffeln zur Branntweins
Erzeugung, und auch hier iſt es vortheilhafter, außer dem Zufag von
Malz (was die Umbildung des Kartoffel, Amylon in Zuder bewirft)
andere Pflanzen-Erzeugnifle, ins Befondere Möhren (Mohrrüben)
beizugeben; weil foldye Zufäße vie Bildung des Kartoffel⸗Fuſels mins
Dern und ſo gleichzeitig die Menge des Branntweins und feine Genieß⸗
barkeit erhöhen ; außerdem aber benugt man zur Branntweinbrenneret
Kartoffeln vortheilhafter, als Getreide, weil durchſchnittlich eine gleiche
Bläche Aderlandes (3. B. 1 Morgen), welche 8 Schefſel Roggen ges
währt, bei nahe gleichem Koftenaufwande 100 Scheffel Kartoffeln liefert,
e) Ze tiefer dat Roth ver nicht Lünfllich gefächten Rothweine, um fo geiftreicher
find fie (in ver Regel), weil: je mehr Weingeift fich gebilvet hatte, auch um fo
mehr sother darbſtoff den rothen Weinbeer⸗Hülſen entzogen werben konnte.
1516
8 Scheffel Roggen aber (mindeſtens) 120 Quart = 141,2 Ei
Branutwein (von 50 Broc. Tralles), 100 Scheffel Kartoſſein je
gegen (mwenigftens) 600 Quart Branntwein — 706 Liter geain
laſſen. Allerdings heifcht die Kartoffelbranntwein-Breunerei gröfen
Feuerungs: Aufwand, weil man die Kartoffeln vor ber weiteren Lchan⸗
lung gar kochen muß; allein es mindert fich biefes Mehr der Lehe
ſehr beträchtlich dadurch, daß man auch bei der Korubranntweisdew
nerei, Behufs des fog. Abbrühens, verhaͤltlich beträchtlige Kaya
Waſſers fiedend heiß zu machen hat, bei dem Branutweinbreusm u
Kartoffeln aber der hiebei entwickelte Waſſerdampf, im das Kartefihe
Siedefaß geleitet, binnen 1/5 bie 3/4 Stunden die Kartoffeln gar geicht
erfcheinen läßt. Auch können, hinſichtlich des Ertrages, in ik
welche eine beſtimmte Menge Getreide⸗Maiſche faſſen, verhälllih ih
eben fo viel -Rartoffeln eingemaifcht werden; man barf nänlid I
Matiche der Kartoffeln von größerer Dice aufbereiten, als jer da
Setreides, ohne fürchten zu dürfen: daß das Gut, war zuver ur Di
Gaͤhrung gehörig vor fich gegangen, in der Blaſe andreun; wi
Kartoffeln bei weitem nicht fo verdidend wirken, als das mir a
weniger unvollfommen zerfehten Kleber enthaltende Getreide. Gehle
erhielt aus 1% Scheffel Kartoffeln und 10 Schefiel Aal; 6 ins
— 5 Ohm, d. 1. im erfieren Falle 6mal 100, im letzleren ömıl {A
Quart = 706 Liter Branutwein. Andere fanden noch ech
2 Maaftheile Kartoffeln gegen 1 Maaß Getreide und erhielten I =
2 Scheſſel der erfteren und 1 der letzteren 2 bis 3 Onuart Bremina:
mehr aber und kaum widrig riechender Brauntwein wird gmeil
wenn man 12 Berhältnißtgeilen Kartoffeln, außer 1 Ralz ach 18iy
ten (Mohrrüben) beifügt; weniger befeitigt wird hiebei bie Diümt
bes Fuſels, wenn man die Möhren durch Runkelrüben erſch. de
einzelnen Verrichtungen, durch deren Vollziehung dieſe we —X
Brennwein⸗Gaͤhrungen bewirkt und der erzeugte Weingeiſt ale Bram
wein gewonnen wird, find das Binteigen, @inmaifgen, Iolib
len oder Stellen, Hefe⸗Geben und Deftilliren. os teigti
ein, indem man bie gehörig zertheilte Befammtmafle (5. 9 4 P
ſchrotene Getreide und Malz) In fo viel weiches Vaſſer vor PL=
300,4 R unter umansgefeßtem Unrühren ſchüttet, daß fe anfängt, Ka
und ieigig zu werden; man maifcht hierauf ein, indem mes mE
andauerndem Umrühren fo lange fievendes Waffer beimiſcht, bie w
alfo weiter gewäflerte Maſſe 600 C = 480 R zeigt, worum na’
)g Stunde in Ruhe läßt, dann aber von Zeit zw Zeit muribrt, W
fo, Behufs der Zuckerbildung: Vervielfältigung ber Berühren
und Bleihförmigkeit in Beziehung auf die fich minderade DRM
tm Gange zu erhalten. Zugleich koſtet man von Zeit pe 3A “
Maſſe und findet man: daß ihre Gäße nicht mehr zunimmt, EP
wöhnlich 3 bis A Gtunden Zeit erfordert uab mit einen Gala
" 1517
Tühlwärme bis zu 200 C —= 320 R zu enden pflegt, fo Kell’t man,
fo weit gebiehen, nun die Mafle, indem man ihr fo viel kaltes Waſſer
beigiebt, daß fie nur noch 250 bis 220 C = 200 bis 170,6 R warm
iR; da ihre dann die Hefe gegeben wird, indem man, Behufs ber
Branntweinbreumerei aus Getreide (f. S. 1082), auf 100 Pfund Schrot
4 Pfund gute Hefe beimiſcht. Man verfchließt hierauf den Bährbottich
tw.foldem Grade genau, daß die fi} entwidelude Karbonfäure zwar
überfließen und entweichen, dagegen aber atmofphäsifche Luft nicht bins
zutreten kann; was am beſten erteicht wird, wenn man einen gasdicht
fchließenden Dedel auffeht, ver in der Mitte von einem Weißblechrohr
durchſetzt, das COↄGas in ein-Gefäg mit kaltem Waſſer oder kalter
Holzaſchenlange leiten läßt; oben ©. 1500. Nach Ablauf von 36 bis
38 Stunden bat die Gaͤhrung gewöhnlich deu höchſten Grad erreicht,
und 12 Gtunden darauf if fle gemeinhin beendet; jedoch gilt hier,
was auch bei der Weingähtung naturgefeplich iſt: je höher die Fühl⸗
wärme der umgebenden Luft, um fo fehneller auch der Berlauf der
Gährung, die aus gleichem Grunde, alles Viebrige gleich gefebt, bei
Südwind lebhafter vor ſich geht, als bei einem der anderen Winde;
zumal ale bei Nord und Nordoſt. Die hiedurch zu Stande gelommene
breunweingare Maſſe, genannt: Branntweingut, if fo zu erhiben,
daß fie den Branntwein entläßt, ohne anzubrennen (was leicht moͤglich:
weil bie verhältlich fehr beträchtlichen unlöslichen Zerſetzungsrückſtaͤnde
des Schrots, fammt der Hefe, ſich zu Boden ſenken), weil, erfolgt fog.
Anbrennung, *) fofort Brenzdle erzeugt werben, welche vom dem
*) Nach dem älteren BrauntweinbrennerelsDerfahren verhütete man das Andren
nen und das licherfieigen des in die Blaſe gebrachten Branntweinguts, vurch
folgenne Maaßnahmen: man lief es, nach beendeter weiniger @ährung,, längere
Zeit am Falten Orte ruhig fichen, brachte es dann in die (nicht felten: inwendig
mit etwas Wett oder Fettot ausgeftzigene) Defillirblafe, nadtem man Eurz
zuvor in berfelben etwas Waſſer zum lebhaften Sieden gebracht
Hatte; in dieſes Waſſer gegoflen rüsrte man dann bie Maſſe, mittelſt eines Steckens,
ununterbroden um, bie fie zu ſieden begann. Die Blaſe durfte dabei nur bis
zu 2/3 ihres Hohlraums erfüllet werben und bie Mündung verfelben (ver fog.
MBrajenhals) wurde hierauf, unmittelfar vor dem Auffetzen des Hutes (Helmes)
zu it einem dünnen leinenen Tu überfpannt und nun zuvoörderſt ſehr
zmräßiges Deftillationsfener gegeben. Dadurch, daß man vor dem Gintragen bes
MBranntweinguts: in die Blaſe, viefe mit fledendheißen Waſſerdaͤmpfen erfüllet,
Hleibt von ver Mafle des Gute, auch bei dem nachfolgennen Emporgerührtwerden
am Huffeigen buch Giesen, an nen Keſſelwänden nichts_hängen, ſondern gleitet
von ibnen fortdauernd ab (weil wie Gievhige vie Anhäflon der Metalllädge zu
vdem Branntweingut gleich von vorn herein aufhebt). — Der im rückſtaͤndigen
Epiübliät vorhandene Stoff ber ehemaligen Hefe iſt unter keinerlei Umftänden
woieder in eine: Gährung erregende Hefe zu verwandeln; vielleicht, weil er faft alles
Agot verloren bat? — Weinhefe nennt man in manchen Gegenden au Wein
mutter, fowie man in Franken unter Weinbeeren nur Korinthen (auch Feine
Rofinen genannt) verftebt, vie, außer Glykoſe, auch einen an Glyeyrrhizin
erinneruden Bildungttheil zu enthalten ſcheinen.
1518
Branntwein gelöst und mit ihm überbeftillicend, deſſen Gerrch um de
fhmad ſehr widrig abändern. Um biefes zu verhüten, rührt man ie
Fıüffigkeit im Brennkeſſel (in der Deſtillirblaſe) ununterbroden mm,
his fie zu fieden beginnt; da dann die nun auffteigeuben Gacbleſa die
weinige Flüſſigkeit, und damit die von Ihr umflofienen fenfharee id:
gen nicht zur Ruhe kommen laffen. Bewirkte man bie Dehilein
im Waſſerbade (aus einer Defillirbiafe, die vom Waſſer eines juetn
weiteren Brennkeflels umflofien wäre) ober, muthmaaßlich vorthalgefte:
im Waſſerdampfbade, und forgte man dann zugleich dafür, If
jenes die Branntweindämpfe begleitende COꝛ-Gas, bei ver Defikktinn
fofort hinweggenommen (etwa durch friſch geldfchten, erfalde ge
brannten Kalt verichludt) würde, fo würde man jenen Bald u
Branntwein nicht zu erleiden haben, welchen ber während des Kari
rens des Branntweinguts bie zu defien Sieden entweichende Dani A
Wege bringt. %) Gewöhnlich deftiliirt man aus dem Brassteisgl
zunächt einen fehr gewäfferten Weingeiſt, genannt Lutter oder Kb
branntwein“ ab, ver hoͤchſtens 17 Proc. Alkohol enthält (häufig m)
*) Deſtillation in verbännter Luft wäürbe, brädte man fe mit obigen Er
ſchiagen verbunden zur Autführung, in ven Gtand ſetzen: mit geringen Fan
und volllommen gefahrlos, bie Deftillation fo zu Leiten: daß gleich wa Ma
herein xeiner, fujelfreiee Weingeift überginge, und das Fuſelol gänzlid von Bil
flande verbliebe. Hieher gehörige Vorſchlage findet man, Seitent eb Behejel
diefed Hobe, fowie die fpäteren Romershaufen’s, Lebon’s mh In
anitgetheilt in m. Deutſch. Gewerbsfe. III. 26 fi, 359 ff. m. IV. 236 4-#"
161 fl. Ueber Adams und Piftorius’ Defillatianss, Küplungte m Bi
tungen a. a. O. I. 190 u, II. 27. Ueber Branntiwelnhreunen anf: Sehr,
Roßkaftanten, Enzian und mehreren anberen Pflanzenerzeugniffen, ebendaf, 1 1
II. 190 ff. w. 194. III. 106 ff. Ueber engliihe Beanntweinhrenneni ai 4
ſchiebenen Gerftenarten a. a. D. IV. 231—291. Borfegläge a vorn Bee
zung IV. 29 und 175. Vorfichtemaaßregeln 278. SBefeitigung ver ri 1%
Gäuren aus dem Branntweingut und Spuhlicht (welcher Item, able @
freien Säure, nicht felten vas damit getränfte Vieh um ——
I. 319; über Zuſatz von Säure over flatt derfelben von Glauberſel, —
und II. 71. Ueber ven Unterſchied der Nahrhaftigkeit verſchledener Gele
Branntweinſpũhlichte ebend. I. 300 mb TIL. 96. Ueber Keffeiincum A
and Gihr» Verfahren vergl. au Schwarz'e weiterhin ermilett as
Im Elſaß und Norvfrankreich brennt man GerfiensBrangtwein aus 9 er
tener Gerſte und 1,0 dergleichen Gerfienmalz, pie man Seit fa Hebemiet
eintaigt, fo daß bie eingetaigte Maffe BR C — 499,6 MR yarbietrt; ux3
fie 2 Stunden hindurch ruhig geflanden, fegt man amf 100 Kilogemm FT
6 bis 7 Gectoliter Waſſer zu, wedurch die Fühlwärme auf 15° 21 =
120°—16%,8R finlt. Dann giebt man Bierhefe zu und läpt fie bamit sig
hindurch oder vielmehr fo lange gaͤhren, bis fie anfängt ſauerlich za ciee
unterwirft fie hierauf ber Deftillation, durch dieſelbe vdurchſcheittlich 4 3
Branntwein von 190 gewinnend, Deßgleichen gewinnt man dert y
100 Kiloge. in Dampf gekochten, zermalmten Kartoffeia, vie mar mi 10
ihres Gewichte Gerfienmalz und faft kochendem Waſſer eingetrigt * *
16 Liter Branntwein von erwähnter Stärke,
1519
[4
und nach dem meiſtens gebraͤuchlichen Berfahren nicht nur Fuſel, ſou⸗
dern auch A enthält und der, hierauf einer zweiten Defillation unter«
worfen, zunäcft Alkohol⸗reichere Flüifigkeit entläßt, Die, befonders
aufgefangen, Borlauf oder „Borfprung” genannt zu werben pflegt
und der dann mchr gewäflerter und zugleich Bufelölshaltiger Weingeik
folgt, bis zuleht eine faR uur aus Waſſer und Fufelöl beſtehende Zläfs
figfeit erfcheint, die nebſt wenig Weingeifi auch mehr oder weniger
merkliche Beimiſchungen von Fächtigen Säuren (Bifigfäure, die
zum Teil au, zumal beim Kartoffelbranntiwein, von „Balerianfäure”, .
vielleicht auch „Butyrinfäure”, begleitet erfcheinen dürfte) enthält. In⸗
befien beendet man die Deftillation in der Megel früher und bennpt
Dagegen den Deſtillationsrückſtand, den fog. Spühlicht (Branntweins
geipähl ; Branntwein⸗Schlempe), beim naͤchſten Binmaifchen flatt der
bei verfelben zu verwendenden gleich großen Menge Abkühlungswaflers;
verfeßt man jedoch ſolchen -Spählicht mit frifcher Hefe, fo erfolgt nicht
felten aus dem barin vorhandenen Amylon, Bummi sc. eine nochmalige
Bildung von Zuder, Weingeift und Garbonfäure, die betraͤchtlich genug
ausfällt, um auf’s Neue Defillations-Fenerung mit Bortheil Darauf vers
wenden zu koͤnnen. *) — Verſchieden von biefem: Lutterung und Vor⸗
laufs Sonderung darbietenden Verfahren if die, mittellt der von
Piſt orius erfundenen Vorrichtung zu vollbeingende nur einmalige
Deſtillation und Scheidung des Alkohole. *%) — Kartoffeln gerathen
©) Gemeingin vient ber Spuühlicht zur Vieh⸗Fütternng, aber auch ber von der
Bährung und Deftillation des erfien verbliebene zweite Spuͤhlicht if in »iefer Bes
äiehung noch beachtenswerth. Je mehr Weingeif In demſelben verblichen, um
fo mehr beförbert deſſen Genuß dae Fettwerden bes Maſtvieht, has ums
gemein beſchleunigt wird, wenn man ben Drennwein vor ber Oeſtillation durch
Abſeihung und Auspreffung vom fefleren Gahrungsrückſtaude fondert und mit
dieſem ungefottenen Rüdfanve füttert, währen man nie Slüſſigkeit der Deſtilla⸗
tion wnterwirft, ‘
*, Ginen Grundriß zu einem neu zu erbauenden maffiven Brennereir@ebäupde
finnet man bei Schwarz (als Anhang zu deſſen Maiſch⸗ und Bährverfahren).
De Piſtorius'ſche ſog. Brennapparat beſteht uripränglig, aus ? BLafon,
einem Borwärmer A einem Reetificator und einer Kühlvorrichtung.
Es wich hiebei der Dampf ver erften, als folche, unmittelbar über der Teuerung
Nehenven, mit gefiellter und bereits brennweingahrer Maifche gefüllten Blaſe in
Die, ebenfalls weingahre Maiſche der zweiten Blaſe (bie ihre Beuerung von ber
erſten mitgetheilt erhält und etwas höher ficht als bie erſte) geleiter, tritt von
wiefer aus, durch deren Maifchs Danıpf vermehrt und Brenngeiftsreicher geworben,
wurd den Borwärmer (over Maiſch⸗ Anwaͤrmer) in ben aus engen, viel Oberfläche
darbietenden Behältern beſtehenden Rectificator, ver, mit kalten Waſſer über
kedt, auf vie eintretenden Dämpfe entwärmend wirkt und fo bewirkt, daß ber
(als Dampf ſich über das durch Abkühlung verbichtete Waſſer erheben verbreis
sende) Hüchtigere Weingeiſt ſich zu Alkohol zu verrichten beginnt, deſſen vollſtau⸗
dige Verdichtung zur tropfbaren Wiüffigkelt Hierauf durch das Schlangenrohr
(als Hauptlüsivorricgtung) vermittelt wird und ber dann alſo entwäflert und
verdichtet in die Vorlage oder deren Vertreter überfließt, Mit Maſſer verdunut,
— — —— — — — —
— —
ö— — — — — —
green gr UV Te
1520
übrigens cher in Bährung, als Getreide, und bedürfen verhällig
weniger Hefe. Letztere wirkt übrigens um fo lebhafter, je frifäer
fie iſt; folche Friſche kann einigermaaßen bewahren: Aufbaus
in Garbonfäures@as, und erneuen: Elektrifirung ; oben ©. ill.
19767. Da man Mo ft gehörig von atm. Luft befreiet und gegen Einbringen
derfelben geſchutzt zu erhalten vermag, und da friſche Weinkele us
ſteas eben fo gut Brennweins@ährung hervorzurufen im Gtande if, «4
Oberhefe (6. 1473, 1479 u. 1508), fo könnte man ſich and jrazi
Weinhefe genug verfchaffen, um der Oberhefe ich nöthigen Falle gänih
entfchlagen zu Dürfen. *) Uebrigens vermag nicht nur ber in heſe de
gehende Kleber des Moftes ıc., oder flatt deſſen die Oberhefe, fenbert
auch die Auflöfung des Klebers in Effigfäuse (zumal die mit Benkt
gewährt er dann, nach Maafgabe ver Verrännung, Branntweine vor klfig
Stärke; vergl. auch Kölle'6 ©, 1447 erwähnte Schrift. Ueber Weintrantv
weine („Brangbranntwein" oder „Gonjar), die, gleich denen aus Geier Me
Kartoffeln, Rüben ıc. gewonnenen entfufelten Brennweingeiſten, wurd uegmuig
Defillation mehr entwälert, im Handel die Benennung Sprit fülen, wi
oben &. 1501 Anm. Gine Tafel zur Beflimmung des wahren (b. I. beim
Altohols@ehaltes von dergleichen Sprit und ähnlichen Slüſſigkeita un
Dtto in feiner ©, 1487 Anm. ertoähnten Schrift, und aus vieſer S warz in dcha |
„Maifd- und Gahrverfahren · ıc. (oben ©. 1519 Ann.) mit. (8 iR diek Zchluh
Tralles' Alktoholometer entworfen, va jeboch bei dieſem aur für Bikinis
Abſtande von 5 zu 5 Erab Rüdficht genommen worden, fo yervollkäuiige Et
bie den zwifchenfallenden Temperaturen zugehörigen Didhten ober vielnc Di
verminberungsgrößen durch Interpoliren; oben &. 67 und 755 Anm.
0) Beil Weinhefe nit nur Mof, ſondern auch · gefchrotenes und mit Re 2©
feßtes, eingeteigtes und eingemaifchteß Getreide, und ebenfo an u
Gahrung zu verfegen tm Stande iſt; 100 A Weinbegsen (Guteel) ga
Bouteilen Mein und 30 Ungen Hefe; eime Unze vergleichen Hefe reiht be ie
um ein Bemenge "von 4 & geichrotenem Gerftens um 1 8
nachdem es mit ber nöthigen Menge Waſſer eingeteigt und eingemailfl DM
in Hefe zu verwandeln, welche die Wirkung ber Oberhefe nolikästig zu chi
vermag; und ebenfo au, wenn man, VBehufs der Kartoffel-B
ven mit Malzicgrot vermiſchten Kartoffelbrei mit RoggensMalzidre! ®
Gaͤhrung verfeht, das. man zuvor mit Laltem Waſſer eingeteigt und WM
heißem fo eingemaifcht hatte, daß es einen dicken Schleim bildet, WE.
ſtatt mit Oberhefe: mit Weinhefe vermiicht und fo in kunſiliche Het
worten war. Ginmal bereitet, fett ſolche künftliche Hefe ım ben Gm,"
folgenzen Male für gleichen Zwed jene Dberhgfe oder Weinhefe gänjik
ven zu Lönnen. Das Roggenmalz muß jedoch, wie jedes 38 — |
verwendende Malz, von feinen Wurzelleimen wurd; Abreiben nolfemmes A”
worden feyn, bevor man es fehrotet. Es befördern nämlich vieſe
ungemein bie Fuſelbildung, geben dagegen, hatte man fie ben Roggen K-
nern vor ber Schrotung entrieben, einen trefflichen Dünger. Man het er
nötbig, vie Bildung und Sonderung ver Weinhefe abzuwarten, jene: ist ⸗
ven Moſt in der oben S. 1463 bemerkten Weiſe, gegen Währung sehhänt. #
Flaſchen aufbewahrt, fo fegt man flatt ver eins oder Oberhefe dem emt
ten und gelühlten Roggenichrete Moſt zu (1 Bouteille Moſt ensipridt ⸗
1 Unge Weinhefe) und erhält dann einen Vrennwein, ber lieblicheren Bess
wein gewahrt, wie jeber anneren Weges gewonnene,
N
1521
verfegte *]) in: der Zuderbildtung fähigen Etoffen weinige Wäh-
zung zu erregen; wie denn feld der Sauerteig ähnliche Dienſte
leifiet, wenn er (als Bertretex ber Oberhefe) in doppelt fo großer
ı
*) Ein fog. Syrup, gebilvet aus 4 Gewichtttheilen Waſſer + 1 Zucker, geräth
nit in Gahrung, wohl aber geben ebenfo Zudersreiche, aber daneben noch
Pflanzenſaͤnren enthaltenne Säfte, 3.8. Himbeers&yrup, bei 200 250C _
leicht in weinige Gäbrung über. Bei manchen gährenden Obſt, 3. B. bei vers
gleichen Kirihen, wird nahe der beendeten weinigen Gaͤhrung bie zuvor erzeugte
CO92 wierer eingefogen. Ueber Milhfäures Gehalt mancher Weinbeeren
f. oben ©. 939. leberläßt man Heidelbeer-Brei, bereitet aus 100 &
volllommen zeifen Beeren und 60 Waſſer 14 Tage hindurch im bevedten Ges
fäße fi felber, fo erhält man 145 bis 150 & weinige Btäffigkeit, die veſtillirt
zunähft 4 A wohlriehenden, dann gegen 20 & fulelfrelen wäflrigen Weingeiſt
von 209 bis 249 Tralles entläßt, welcher nochmals ber Deftillation unters
worjen etwas über 11 & Weingeiſt von 400 T. gewährt. Bwetichen, vors
züglich vie fog. Damascener-Pflaumen, halten fi, kann man fie nicht fogleich
zur Breunweingährung bringen, Jahre lang im Keller unverborben, wenn man
Jamit ein Faß gänzlich füllt (jedoch ohne kabel einen größeren Drud auszuüben,
als ihr eigenes Gewicht ibn mit fi bringt) und es dann burch Wieder⸗Gin⸗
treiben des zuvor — Bebufs der Füllung — herausgenommenen einen ter Faß⸗
böden vollkommen verfchlieft. BIN man fie aber ſogleich auf Zwetichenbrannts
wein benugen, fo zerſtampft ober zermalmt man die friſchen (nicht überreifen
oder runzeligen) Awerfchen zu Brei, dert fie feſt zu und läßt fie fo, nach Maaß⸗
gabe der Luftwärme, 10 bis 14 Tuge hindurch an einem warmen Orte fliehen, um fie
Der Defillation zu unterwerfen. Der Brennkeflel muß hiebei eine Sanvbreit ho
Leer bleiben und bie daraus abbeflillirte fog. „raube Läutter” (Butter) bei an⸗
fanglich lebhaften, fchnelles Sieden bewirkender Feuerung, ſofort, nach vollſtau⸗
Diger Schließung ber Dfenöffmungen und beeutetem ſog. Berlegen ber Zuglöcher,
bei forgfältigfter BeuersRegelung, ver zweiten Defillation unterworfen werben.
Alſo verfahrenn giebt der beiläuflg 160 Maaß betragenze Brei von 640 A rohen
Zwetſchen wenigſtens 143 Maaß Calſo 1)g des urſprünglichen Breiumfungs) ſehr
guten Zwerfhenbranntwein. Ten Rückſtand von der rauhen Läutter vers
wendet man am beflen zur Schweine⸗Fütterung; Milchkühen gereicht, bewirkt er
Uchelgeruch und wirrigen Geſchmack der Mil. — 80 Maaß in ätnlicher Weife
behantelte (am befien ſchwarze) durchaus nicht fauer geworbene kleine, zuvor
von ihren Gtielen befreite Waldkirſchen geben 8 bis 9 Maaß, alfo 1/ıo
Bis 1)g guten Kirſchgeiſt ober fog. Kirſchwaſſer. In ähnlicher Weiſe kann
man mit allen faftigen Beeren verfahren und fu theils wohlſchmeckende Beine
(3. B. aus Ürpbeeren, Bromdeeren ıc.), theild Weingeiſt⸗reiche Brenns
weine (3. B. aus Gornelfirfchen oder Hörlifen, Cornus masc. L.) erzielen,
Mittel Reismepl, Zuder, füßer Manveln und Waſſer läßt fig ein Brennwein
bereiten, ver vefillirt einen dem Arrak ähnlichen Weingeiſt entläßt. In Zeiten
großer Not um Mehl für Brod verbietet Menichenpflicht den Verbrauch des
Setreides, wie der Kartoffeln, zum Branntweinbrennen, in ſolchen Zeiten
muß man fh nah in vieler Hinſicht genügenven Vertretern beider Mahrungss
mittel umfehen. Au vergleichen Vertretern gehören vie ſchon erwähnten Wurzeln
ber Zeitlofen (6. 1515), die zerrieben nur mit verbünnter Schwefelſäure
Cauf 500 Wafler 1 Theil Vitriolöl) begoſſen, in einem paſſenden hölzernen Ges
fäße 24 Stunden lang unter öfterem Umrübren fteben dürfen, um von allem
ſchaͤdlichen Stoffe (von Colchicin, das übrigens bauptfählih im Gaamen ber
Pflanze heimiſch iſt, aus demſelben nach Art des Daturin geichieben werden kann,
im Wafler ziemlich loellch IR und mit Säure leicht kryſtalliſtrende Salze gewährt)
96 .
1522
I Menge hiezu verwendet wird, Allein neben bem- Weingeik mb de
Carbonſaure kommen, bei Anwendung ſolcher fauren Grreger weinigr
Bährung, lets zugleich auch organifche Euren zu Gtaude; nemih
Milhiäure und Gffigfäure, und zwar vorzüglich dan, wenn wei
Bährung zu verfegende gewäflerte Maſſe neben dem durch vorangegem
gene Zuckergaͤhrung gebildeten Zucker noch viel überfchiifiges Karla
enthält. Abgeſehen von dieſer Säurung kommt es aber, au bi m
mitteilt Sauerteig und warmen Waſſers bewirkten Brodgährus
zunächſt ſtets und hauptſächlich zu jener gemifchten (theils verder
gehend zudrigen,, theils geifligen und, wie bemerkt, bei Anmeniuy
von fauren Gährungserregern, theils fauren) Gährung; be I
Brodteig erleidet, bis er hinrrichend aufgegangen, um fo, nik
des Backens, zur Beendigung jeder Gaͤhrung gebracht zu nr")
befreiet zu werben; man wäfcht fie dann noch wicberkolt umb fo lange mit bl
Waſſer aus, bis dus Waffer Lakmus zu röchen aufhört, treibt daratf ven rhfkls
digen Erei durch ein leinenes Zu, und behandelt ihn nun wie Rartefikik
die man mit vertünnter Gchwefelfäure in Krümelzuder verwandelt (6. 145 F
der hierauf in Waffer gelöst durch Hefe in weinige Gahrung vwerfegt win. Sie
lich verfäget man mit den ZBurzeln des Bryonia alb. L. Unter vs dene
fruchten find übrigens auch die ver Kartoffeln (an manden Orten „Rantebt:
Apfel- genannt) in Avſicht auf Branntweinbrennerei beadhtenswert. Ras wii
mit ihnen, wie mit anderen Berrenfrüchten, z. B. mit SHeinelberru ı.: mE
ſchlagt fie zerſtampft in Faſſer und wartet ihre, bald vom felber beginne if
zung ab; 250 & geben 5 Maaß eines 10« bis 12grabigen Later, da ie
Thierkoble deſtillirt und verhaͤltlich entwäflert, allen widrigen Beigernh wein
bat. Schon der Pfarrer Mayer machte (1773) auf ſolche Genua ve 3@
toffelfrüchte aufmerkſam; f. veffen Lehrbuch für Land⸗ und Hautuirthe. Kir
berg. 8. Eekt man gleidh von vorne herein gefchrotemen Lafer zu, je aut
man lieblicheren Branntwein. Uebrigens geben and Kornellirſchen (ditsi
von Cornus mascula L.) treffliden Branntwein.
©) Berreibt man Amylon mit Kleber (Mehlleim) und Maffer zum rd, eg
diefes, hinreichende Zeit geſtanden, wohl Glytoſe⸗haltige Fläffigkeit, che KM
Brodteig; knetet man hingegen Weizenmehl mit Waſſer zum zwar weht, *
doch auch fehr zähen Teig an, und überläft dieſen am lauwarmen Ost —
fo beginnt er ſchon binnen einer Stunde ſich zu lockern und nad ui GM
aufzufchwellen, Blafen zu zeigen und eigenthämlich-weintgen Geruch yı
nimmt dann aber unmittelbar baranf einen fäuerlihen Geruch unn Orgmal —
und IR nun Weizen⸗Sauerteig (Zum) ober, wie inan ihr in ana De
genden nennt, Hefel, der jet mit verhältlich viel Diehl und Bafer pm pen
Teige durchknetet, die geiflige und, war er flärker fauer geworben, —
beqginnende ſaure Gährung veſſelben ſehr ſchnell einleitet; erſtere wirt er
wösnlicher bewirkt durch Oberhefe, obgleich jener auch als Baderheſe me !
Boerhave zeigte und wie neuerlich Fomwnes (ohne B'e zu gereaka)
verwendbar if. Das darauf folgende Backen bewirkt jedoch in been 9
zuvorderſt Entwickelung des folhen Weges gebilpeten, von CO⸗Ge
Beingeiftes, von denen erfiereß hauptſächlich zur Loderung Ki Brand ME
Badwertes beiträgt; beine entweichen in ven gewöhnlichen, aus Steines min
erbauten Balöfen ungenugt. Um ven Weingeift aufzufangen, bein
fich (zumal in Englan», wo man zuerft auf niefe Nebenkemuuhung Di
d
1528 .
Erwägt men, daß wohlgerathenes Brod eine dem Waſſer leicht zugängs
liche Maſſe darfiellt, fo wird es fehr wahrſcheinlich: daß bei der fog.
Drobgährung nicht nur ein beträchtlicher (bei richtigem Einteigungs⸗ ıc.
geinäftes verfiel) Muffel⸗Ahnlich geformter eiferner Defen (oben ©. 395), unb
in Bädereien, in welchen man nur und in beträchtlicher Menge durch Hefe zum
Auftzehen gebrachte Teige mittelſt des Badens in ihrer Bährung unterbricht, mag
es immer ver Anlagstoken, wie der Mühe werth ſeyn, folgen Uebergewinn zu
berüdfiätigen. IA das Mehl humpfig, was hauptſachlich eintritt, wenn vas
Korn oder ber Weizen in Bolge feuchter Witterung kurz vor ober wäbrenn ver
Ernste zum Theil zu keimen beginnt, fo muß man es zuvor, bei Gtubenwänne
(nit im Badofen) autgebreitet, möglichſt austrodnemn, bevor man e8 einteigt,
bas Ginteigs ober fog. Gäuers Baffer (Das überhaupt zum Baden, wie zum
Breunwein⸗ und Bier⸗Gaͤhren um fo brauchbarer, je weicher, d. h. je mehr frei
es von Kalkſalzen if) mit erwas Kalicarbonat verfegen (indem man einige Zeit
zuvor einen‘ Seinenen Beutel mit 2 bis 3 Hände voll Buchenholz⸗Aſche Yineins
Hängt), dann aber, ebenfalls vor dem Anteigen, beinfeiben ein Baar Eftöffel voll
Branntwein beimiſchen, ven Teig mit alfo vorbereitetem Wafler, jedoch etwas
fefter, ankneten und bis zum Aufgehen wohl zugedeckt zuben laffen, yamıt cr von
feiner Gäbrungswärme fo wenig wie möglich verliert. Auch erreicht man feinen
Zwei: ans vumpfigem Mehl wohlſchmeckendes und geſundes Brob zu erzielen,
Thon dadurch, daß man den bereits aufgegangenen Teig mit etwas bis faſt zur
Saftvide abgenampfter, ungebopfter Bierwürze wohl durchkaetet; ver Teig fängt
badurch heftig zu gahren an uns beginnt flüiflg zu werben, man fegt vaun fofort
noch fo viel neues troknes Mehl zu, als die zu bewirkende gehörige Zatzigkeit
nes Zeiges heiſcht, und Enetet Ihn nun, höchſtens 1/a Stunde bhrauf, völlig aus,
um ihn zum Baden herzurichten. Dem Einteig⸗Waſſer darf etwas Kochſalz nicht
fehlen, weil außerdem das Brop nicht Ioder genug ausfällt, jedoch muß man ſich
Güten, zu viel zuzufegen, weil dieſes das Aufgehen des Zeige verlangfamt ober
gänzlich Hinvere. Laßt man mit LBafler zum Teige angefnetetes Mehl (ins Be
fonsere Weizenmehl) von felber zum Aufgehen kommen und verarbeitet dann
Diefen Teig nur mit weiterem Zuſatz von Wiehl, fo bleibt ein nicht unbeträdhts
Licher Theil des gebildeten Zuders unvergohren, und das aus ſolchem Zeige ges
wonnene Drop [AP (eigentlihes Süßbrod, wie es noch jetzt im Morgenlande
gewöhnlich bereitet und genoflen wir). Siedet man übrigens das zum Ginteigen
au verwendende Waſſer zuvor mit der Roggen⸗ oder Weizen⸗- ıc. Kleie wohl ab,
fo gewinnt man merflih mehr Brod. Cine innige Mengung von 1a Z Weis
zenmehl mit 1/5 A Zuder um 1 Rott KOCOE fol, mit 1 & lauwarınem
MBafler, eine brauchbare Hefe geben? Gtatt der Oberhefe verwendet man, ins
Beſondere in Sachſen, Häufig ven fog. Semmelfauerteig, auch genannt:
immermwährenbe over Torgauer Hefe, m. D. Gewerbefr. I. 140, 176.
II. 6. III. 62. Man erhält eine gute Hefe (oder, wie man bie Oberhefe in
asroligen Gegenden Deutichlanns nennt: Bärme) der Art, wenn man in einem
Seinenen Beutel befinnlihen Hopfen mit Wafler wol austodt (mahricgeinlich
zwedmäßiger: wiederholt mit heißen Waſſer begießt un» digerirt), ven Abfub
Hätftet, bie eine Hälfte in ver Badmulde mit einem Stück Sauerteig mengt,
ein Gtif Zuder und das zu Schaum gefchlagene Eiweiß nebſt Weizenmehl (Alles
in sem a. a. D. bemerkten Verhalltniß) zum Teige vurcharbeitet und zugebedt
aufgehen läßt. Beim Gebrauche läßt man von dieiem erften Anfah einen Antheil
zurad, verfegt dieſen dann (zur weiteren Höfe: Bereitung) mit jener zurückgeſtellten
zweiten Hälfte des GopfensAbfubs, fügt wieder Zuder, Eiweiß und Weizenmehl
hinzu und verfährt, wie das erfle Mal, und fo fort für alle künftigen Dale. —
Verreibt man übrigens 44 & guter Oberhefe mit eben fo viel Zuder uns 6 bis
96%
1524
Derfahren: ber bei weitem größere) Antheil des AmylonsGchelti iu
Mehles eines Theile in Zuder, größeren Theile aber in Bunni nm
Leiokom (S. 1349) übergeht (vom welchem auch die glänzen Die
fläche des gebackenen Brodes zeugt, die auch dort nicht fehlt, we ma
die Dberflähe nur mit Wafler angefeuchtet Hatte), fordern deß anh
der Meblieim wefentlicde Abänderungen erleidet, indem mutkauehil
befien dem Fibrin ähnlicher Beſtandtheil in loͤsliches Phytofibtir
Hydrat (6. 1395 b), theils vielleicht ſelbſt im Löeliches Braten
Orydat (5. 1392 Anm.) verwandelt wird. In wie weit dabei de
Theil des Amylon und ber übrigen Kleber: Bildungstheile Theil kan
an der Bildung des in Schwarzbrod vorkommenden Aſſamar (6,1M)
und welche Veränderungen die Beſtandtheile des Mognens, Geke
Hafers, Buchweizen⸗, Maiss ꝛc. Mehls durch Brodgäprung u den
badung erleiven? fleht noch zu ermitteln. Das Weizenbred mb
Vogel d. ä., verglichen mit dem Weizenmehl, verhältlid zu weh
geändert; denn 100 Gewichtstheile deſſelben ließen ihm ſchlichen ei
die in dem Brode gegebene Anweſenheit von 52,5 Amy; AR
(annoch etwas Amylonshaltigen) Kleber; 18 Bummi; 36 Iuie v
5.14: C02 + CaCh + MgCh (+ Verluſt). Pleiſchl pice Mi
werdender (gährender) Bropteig nicht nur COg@as, font mf
8 Loth Branntwein und ftellt das Gemiſch, es von Beit zu Zeil wacht aueh
auf eine warme (300 Bis 350 U — 240 bis 280 AM) Stelle, fo ninat W
Gemisch gegen das Bünffache feiner Raumerfüllung an Umfang zu m # m
für Bäder, wie für Bierbrauer, flatt Oberhefe brauchbar, mu jan friid
». 6. unmittelbar nachdem es vie größte Umfangs: rmweiterung erlitten,
werven. — Bermifcht man innigft zerriebene meblige Kartoffeln, weide P*
fo weit gefotten worben, daß fie no nicht berſten (aufplahen). wit ge
Moſt oder, flatt deffen: mit noch nicht aufgehelltem, jungem (ch
bier), treibt dann ven hiedurch erhaltenen Brei burch ein geoßel Gehe, ©
bünnt ibn mit fo viel des erwähnten Biers, daß es HefensDide et, w u
hierauf das Gemiſch bis zum folgenten Tage ficken, fo erhält mar Kartatieh
hefe, von ter man inbeffen zum Backwerk sc. 1/3 mehr bebarf, als von gie
befe erforverlig wäre. Da das Kartoffellraut, wenn es nicht Fih MM
fütterung — 3. B. mit Kleie vermengt zur GchweinesBütterung —
wird, fi, mie e8 ſcheint, nur mittel durchzuleitender heißer gu mil
trodnen und fo als Heu⸗Vertreter aufbewahren läßt, fo If a wie
manchen Landwirth erfprießlicher, e8 zur Rnollens@ntwidelung aw
ben und dadurch ſog. Saat Kartoffeln zu erfparen. Wirft man ei De,
Haufen auf, an einem übrigens trodnen und am beften künſtlich mirmie
3. B. in vie Klee⸗Darre, fo begiunt et zwar auch, in Folge jr DM
Stengeln zurüdgebliebenen Beuchtigkeit, zu faulen, allein in Bittes ui de
fens ıreiben die Stengel Knollen, vie, haben fie vie Bröße einst tc⸗
erlangt, ſich ſehr wohl zu Veritretern der Saat⸗Kartoffeln eignen.
Wurzelſproͤßlinge oder Keime ver Kartoffeln, ver Erde vertrauet, —
erſetzen können, wußte man in Irland ſchon 1796; vergl. u
Franzoſen durch Irland. Erfurt 1800. 8. I. 182. Um ver Aula
ein zu begegnen, muß man fie aus dem Gaumen ber gefauhrhes 0
sieben,
” Yen Zn zz ..
1525
Has entwideln. Je ſchneller und gleichfoͤrmiger bie Brorgäbrung
vor ſich gebt, um fo loderer und Löslicher fällt, rechtzeitig gebadın,
das Brod aus; daher gewährt durch Oberhefe in Gaͤhrung geſetztes
Mehl ein: das durch gewöhnlichen Sauerteig dahin gelangte, an
Lockerheit und Berbanlichkeit ſehr merklich übertreffendes Brod. — Eine
andere Art ſüßen Brodes, oder vielmehr ein dem mittel Oberbefe
oder immerwährender Hefe (oder ähnlicher Oberbefe- Vertreter) zu Stande
gebrachten, dem Brode ähnliches Backwerk erhält man, wenn man den
Mehlteig Ratt mit Hefe (oder Moft) oder Saurrteig mit Carbons
fäure zum fog. Nufgehen bringt, wie ſolches sum Theil die Lebkuchner
bewirken, indem fie Pottaſche beifügen, wie es aber verfuchsweife volls
Rändiger (vor mehreren Jahren) von Henry beim Weizenmehl mittelft
Ratronbicarbonat der Moͤglichkeit und Ausiührbarfeit nad erwielen
wurde. Thomfon’s neuere hieber gehörige Berfuche lehren in dieſer
Hinſicht, daß alfo zu Stande, gebrachter Brodteig wert weniger Berluft
an Stoff im Gefolge hat, als der durch Einwirkung von Oberhefe
oder Sauerteig entſtandene; denn während der Brodgährung unterwor⸗
fenes Mehl dadurch einen Verluſt von 61/g Procent erlitt, fiel derſelbe
beim Brodbereiten ohne Ferment fo gut wıe ganz weg; indeffen fragt
fi, ob das ungegohrene Mehl wirflich fo verdaulich und in der That
in ſolchem Maaße ernährenv if, als das gewöhnlichen Weges in Brod
verwandelte 7 T. fand übrigens, daß nach der neuesen Weife behan⸗
beites Mehl fog. Brod gewährt, bei tefien Bereitung die Erfparniß
gegen 1/15 beträgt. In den erfleren hieber gehörigen Berfuchen bes
diente er fi zur COgs@ntwickelung tes Zuſatzes von Ratronbicarbonat
+ Oyprodplorfäure zum Teige (um gewichtigeres Brod zu erzielen,
ſetzen die Bäder mitunter ziemlich merkliche Mengen von Kochſalz
hinzu, defien Anmwefenheit unter andern auch die Bindung des Waſſers
vermehrt, Alann leiftet noch mehr, und if in England — ohne
Zweifel: nit zum Vortheil der Brods@enießenden — in diefer Hins
ficht Rark in Gebrauch genommen), fpäterhin gelang es ihm mittelft
Ammonoryd-Alaun und AmmonorydsGarbonat oder dergleichen Natron -
ein gefundes (7) und ſchmackhaftes Brod zu Stande zu bringen; Erds
mann’s und Marhand’s Journ. f. pract. Chem. XXXI. 112 ff.
Daß übrigens ein Mehl um fo nahrhafter werden kann, werde es als
Brod oder ale Mehifpeife verbraucht, je Azotsreicher es if, und daß
ſchon mu6 diefem runde Weizenmehl mehr zu gewähren vermag, wie
Roggen, Gerſte, Hafer ꝛc., wird von alltäglicher Erfahrung beſtätigt;
wie denn auch der Genuß der weißen Weizen⸗Schiffs⸗Zwiebacke
(die ein fehr fehes und darum über See umverborben bleibenves, feiner
Härte und GSpröpigfeit wegen Kecks genanntes Backwerk tarftellen)
für Wiedererfag verbrauchter Mugfelfraft exfprießlicher ift, als jener
ber aus anderem europäifchem Getreide gebackenen braunen Schiffs⸗
Zwiebacke. Auch die Weizenkleie if, Fürſtenberg zufolge,
1526
verhältlich noch reicher an Ashaltigen Bildungetheilen, als dad RA
der Roggenſaamen; %. fand nämlich 100 Weigenkleie zufanmmengikt
aus 45.5 Hülfen und 54,5 Kornmafle; diefe aber, neben 22,62 Auylm,
5,28 Dextrin, 2,82 Bett und 10,3 Wafler, beſtehend aus 10,84 Ride
und 1,64 Albumin, währene der Roggen neben 6,7 Hüllen: 522
Amylon, 3,78 Dextrin, 1,92 Bett und 14,98 Wafler, an Kleber ur
3,96 ueben 3,34 Albumin darbot. Die Weizenhülfe enthielt 3%
Bildungstheile und 1,52 anorg. Beſtandtheile (KCh, KOSOs, AgOpo,
CaOCO,, BiO, nebfi Spuren von Fe und AlOs3). — Deu Ude
zur Biergährung bilden: die bes ruſſiſchen Volks⸗Getraͤnls, ges
Duas, das man aus 9 Maaftheilen Roggenmehl und 1 ungeiräw
tem Roggenmalz, nebft Waſſer, bereitet; ferner Die des Gapa-Cpıld
(d. i. Weißes Getränk) der Tſcherkeſſen, gewonnen aus vergeht
Hirfe (Panicum italicum L., deſſen Saamen den Tſcherkeſen id, mei
der Reis den Ehinefen) und jene der aus benfelben Gaumen, ut
Beifägung von Honig; bereiteten, mehr Methsartigen Ggrixk wm
wandter Bölfer (3. B. die des Schuat der Tſcherkeſſen um Baiıl
ober Bofeh der Tartaren, des Fadapluſch der Kabarderen), rw
bie des mehr Biersartigen verſchiedener afrikanifcher Beltofänme, Id
biefe aus tem Kaffernkorn (Sorgkum, d. i. Holcas Sorgbun L)
bereiten, u. mehrere andere. ) Tacitus, der Das „Malz als hr
beues Korn bezeichnete, Fannte wahrfcheinlich nicht nur den Cererie via
(Cerevisia s. Cervisia; Plin. H. N.), fonbern wußte zweiicieee
auch: daß die Römer die Gerſte eine Nacht hindurch im Waller weite
ließen, um fie dann zu trodnen und zur Bereitung der Maza *) #
*) Ein in theuren Zeiten wohl zu beuchtenbes Erzeugniß, veffen Minverung ven Ho
hau nur förberlig werben kann, finb vie Dueden (©. 192 Au), ve na
'Ader leicht entziehen Kann, wenn man a) fchweren Boden ver Bet zei
mit dem Pfluge oder dem Haden tüchtig der Duere nach aufwühlt, gleid baras|
aber vie Egge folgen läßt (nicht fpät darauf, tamit fie ſich nicht wirer file:
unb damit nicht nur in bie Duere, fondern auch in vie KRunde herum va Ent
aufreißt, wobei man bie Sugpferde ber Gage feharf auzutreiben hat (Man u
Eage gehörig einreißt umb jich, bei dem Queckenhaufen angelangenr, vh
und fo über benfelben weggleitet), b) leichten, fanbigen Bober uggt ia
ahnlicher Weiſe mit einer Teihten Egge aufwühlt (weil bie fgmer Oyge
tief eingreift und bie Duecken beſtändig Sinunterzießbt), und vie mn HayM
noch vollſtaͤndiger mittelſt des fog. Sächſiſchen Onedenredens nu Ban P
entziehen im Stanbe if, Es geftatten aber nie Queden: Benupung zu En fir Pit
fälle und zum Beimengen fatt Stroh für Lehmwände, denen fs geöfere Hab
barkeit ertheilen, As vas Stroh fie zu gewähren im Stande iſt; ferne n bu⸗
ling (Backſel) verſchnitten zum Viehfutter, ferner zermahlen als Zwick FR
Roggenmehl, gröblich germalmt als Zuſatz zu dem: zur Beivinnung von Bu⸗
wein und Bier zu verwenbenven Getreide ꝛc.
2) Maga, eine Art Brod, bereiteten bie Römer aus jener getzodneten Gert, oh
dem fie diefelbe geröftet und zermalmt hatten, indem fie außer Waſſer ut *
Bein und Honig beifügten, Gab die noch jeht übliche Wenennung dei as
Brode der Ffraeliten (Mazzes) zu der vömijden die Merauinffung, mu W
gelegt dieſe zu jun — ._
1527
verwenben, deren Benennung vielleicht fpäterhin bie Bildung des Wortes
Malz zur Folge hatte?
. DB) Bier. Man erzeugt es entweder aus Luftmalz, oder aus Darrmalz ; ;
erſteres giebt hbellexe oder fog. Weißbiere, lebteres dunklere oder
Braunbiere, von denen die erfleren mehr Weinsartig find, die Ichs
teren hingegen die eigentlichen Biere darftellm , die als folche ihren
Beingeiſt-Gehalt nicht, wie die eigentlichen Weine, an organifche
Säuren, fondern hauptlächlih (wiewohl mit jeher ungleicher Innigfeitz
mit größter: in dem durch Untergährung getvonnenen Biere) an Garbons
fäure gebunden enthalten. Ihrer Bildung nach zerfallen die Biere
außerdem in folche, die durch Obergährung, und in jene, welche durch
Untergährung hervorgegangen ; beide erfordern zu ihrer Darftellung
gutes, wegen der von ihm zwifchen Hülfe und Kern einaefchloflenen
Safe auf dem Waſſer ſchwimmendes, trocknes, zwifchen den Zähnen
leicht zerbrechennes, mild jüß ſchmeckendes und lieblidy würzig riechendes
Malz. *)
as) Obergähr⸗Bier; gebranet entweder nur aus gefchrotmem Malz,
ober aus einem Gemenge von dergleichen Malz und gefchrotienem, uns
gemalztem Getreide, die man zuerfl durch lauwarmes, dann durch waͤr⸗
meres und bald darauf durch 650 bis 800 C — 520 bis 640 R heißes
weicheſtes Waſſer nach und nad, in getheilten Mengen und unter jedes⸗
maligem tüchtigem: Umrübren einmaifcht, um dem Malze (und Getreide)
feinen ſchon fertigen Krümelzuders und Dertrin⸗Gehalt, fammt Diaſtas
und noch unveränderten Amylon zu entziehen und lebteres fo viel als
thunlich in jene loͤslichen Erzeugnifle zu verwandeln. Man vollzieht
bie Ginmaifchung gewöhnlich in Maıfchbottichen,, die einen boppelten
Boden haben, deren eberen man (um das Hindurchipühlen der feineren
Malztheile zu verhüten) mit Stroh ober geiwafchenen und getrockneten
Dueden belegt -hatte, während der untere mit einem Zapfen zum Abs
" Iaflen der Würze (d. i. des Malz: ac. Auszuge) verfehen worben.
Nachdem das Malzſchroot (1c.) wohl burdhgearbeitet worden, fo daß
Beine Klümpchen unzertheilt geblieben, läßt man die gleidhförmig vers
theilte Mafle dritthalb bie 3 Stunden oder vielmehr fo lange fliehen:
bis ihre Suͤße nicht mehr zunimmt, zieht dann durch Oefinung des
Zapfen bie erfie Würze ab, behandelt darauf bie rückſtaͤndige Maſſe
wiederum mit Waſſer in gleicher Weiſe und wiederholt diefe Musziehung
mit dem hievon verbliebenen Rüdfkande zum britten Mal, fo die zweite
unb dritte Würze gewinnend. Pur die erfe buftet angenehm würzig
und ſchmeckt ſtark (faſt widerlich⸗) füß und giebt für fich verbranet das
ſtaͤrkſte ſog. Doppelbier, mit 8 bis 81, Procent Alkohol, während
) Geſundes Getreide entwidelt beim fog. Schwitzen bes werdenden matt Aldehyd⸗
Seruch, watxſcheinlich aine Jolge erzeugten Aldehyds.
u. — — — — — —
1588
minder ſtarkes nur 5 bis 8, Porter (verbeutfeht: LafträgerBir *))
nur gegen 61/3 bie 61/4 Proc. barbietet; die zweite und britte ſaͤer⸗
lich riechende Würze geben für ſich ſchwächere und ſchwächſte Dim,
wohin der fog. Kofent (Small bear) oder wie es in mandeu Gays
den des. nortöftlichen Deutfchlands genannt wird: das „Schwahtre
fen" gehören. Der Ausziebungs- Rüdftand (die Trebern) Man
zur Vichfütterung. Die alfo gewonnene Würze wird um in &
Braupfanne gebracht und bier, unter Zufab von Hopfen‘, bi nk
zum Sieden erhigt und darin einige Zeit erhalten; thells um anfing
lich die DertrinsBildung (S. 1349) zu befördern, dann aber bie Ink
ziehung des Hopfens zu bewirken und zugleich die Zuderbilug u
beſchraͤnken. Se fpäter hiebei die Siedhitze eintritt, wm fo acheinckr
zeigt fih die Würze an Zuder und um fo ärmer an Dertrin; up
kehrt je früher 90° bis 100°0 — T2° bis 80° R erreicht wirt, un
weniger Zuders und um fo mehr Gummi⸗haltig ift fie; im Ichteren Balk
wird dann das daraus zu erzeugende Dier nmahr hafter credit
[obgleich man nur weiß, daß es, bei foldyem Uebermaaß von Pau
getrunken, eher fättigt und daher Eßluſt ınindert], im erfleren Il
es um fo geiftreicher, oder, wie man zu fagen pflegt, um fo Rärket
aus. Der Hopfen wirkt der Gäurung des Biers entgegen ui de
fördert daher defien Haltbarkeit (S. 1345); angenehmer wird jr
das aus der gehopiten Würze -bereitete Bier, wenn man ea {ea
für ſich mit heißem Wafler, bei anoauernder Digeſtions⸗Hige ) ar
sieht und den Auszug dann der ſchon zuvor (ober zwecmaͤßiget: wit
rend deſſen) durch Abdunſten mehr eingeengten Würze beimiſcht. Naht
ber Verhütung des @intritts ſaurer Oährung bezwert man mil
der Hopfung der Würze: fällende Ausſcheidung des in ber gut
etwa noch vorhandenen, von ber Ummifchungss@rregung der Dirhat
unergriffen gebliebenen Amylon (fammt etwa mod nicht genen
Albumin); indeſſen leiftet diefe Wirkung der Hopfen nur im germt
Grade, weil die „Hopfengerbfäure nicht fowohl im Lupulin (.4.0)
und befien Trägern, als vielmehr hauptſächlich in den Wurze, MM
Ranfen und Blättern. des Humulus Iupulus Z. (d. i. dei Demi
vorkommt. Gehdrig gehopft geht das Wetheräl, ſammt dem dia
tenden angenehm Wwärzigsbittern Harz, mit dem theils [den gebiluin,
teils in Bildung begriffenen Zucker in em. Mifcyung nad erh 1
dem zu erzeugenden Bier mit dem frei bleibenden Antheil des were
den Weingeiſis in innige Verbindung über , die fpätechin zuächt w
vorzüglich dadurch aufgehoben wird, daß der alfo gebunden
der Orpdation zu unterliegen beginnt, ba daum das Aetheril x. vere
*) Man pflegt bazu abſichtlich einen Theil des Malzet Matt zu baren: gi 7
roſten, um bie Würze tiefer zu bräunen; f. w. m.
”) D. i. Bühlwärme von hoöchſtens 350 C = 28° R — 95% 8.
‚15%
ſcheinlich dem babei in Schleimgährung gerathenen Bummi verfällt
und in defien Ummiſchung mit verflochten wird, während das hiedurch
frei gewordene Hopfenbitter nun, neben entflandener Eure (Milch⸗
ſäure und Eſigſäure) ſchmeckbar hervortritt. Der Hopfung changes
achtet unterliegt die Würze denncch leicht der Gäurung, zumal im ers
hißten Zuflande. Man muß daher Gorge tragen, fle ſchlennigſt bie
zu 15° C = 12° R abzufüblen, um fle alfo gelältet der weinigen
Gaͤhrung unterwerfen zu können; da dieſer Brad von Bühlwärme,
nicht ohne Nachtyeil von außen her überboten, jenoch auch nicht bes
trächtlich gemindert werden darf, fondern in den Umgebungen möglichft
erhalten bleiben muß, wenn bie Bährung gleichmäßig eintreten und
vor fich gehen fol, fo beiördert man die im flachen Kühlichiff durch
- mäßige Bewegung zur Känlang gebrachte gehopfte Würze in ven im
Keller (als dem Orte gleichbleibender Luftwärme) befinplichen Gaͤhr⸗
bottich, wo ihr nun Die (zur Erregung der weinigen @ährung bes
Rimmte) frifche Hefe beigemifcht und hauptfächlich dafür Sorge getras
gen wird, daß die Fühlwaͤrme von außen her feine Abänderung erleidet.
Es beginnt nun die Fortbildung der Hefe aus dem flüffigen
Kleber der Würze (S. 1479 Anm.) und damit zugleich, fo wie durch deren
Einwirkung auf den gelösten Zucker defien Zerfegung in Alkohol und
Garbonfäure, von denen ein beträchtlicher Antheil ver letzteren die ent⸗
Randene Hefe nad Oben treibt und fie bier zu mehr oder weniger
feſtem Schaum (Geeſt oder‘ Gaͤſcht) geſtehen macht. Faͤngt dieſe
Schaumdecke an zu finfen, fo nahet ſich die Braufegährung ihrem
Ende und die Stillgährung flieht bevor. Man bringt jeht die Flüſſig⸗
feit entweder auf Klaͤrungs⸗ und LagerungssYäfler, oder forort in wohl
: zu verkorkende Flaſchen oder Krüge. Im erſteren Balle lagert fich ber
‚ Heine Reſt entſtandener Oberhefe, der beim Yällen ber Fäfler nicht
hinwengenommen oder gefondert zurück zu bleiben vermochte (weil er
fih noch nicht gefammelt Hatte), im Faſſe ab und Tann fpäterhin, wenn
das Bier fich geklärt hat, durch Oeffnen der unteren Faßzapfen abges
laſſen (und buch mäßiges Anwärmen mit etwas Würze wieder im
ziemlich wirkſame Bäderhefe verwandelt werden, während Berührung
der Luft ohne Würze ihn in Unterhefe wandelt und fo zur Erreamb
weiniger Gaͤhrung faſt oder gänzlich unbrauchbar macht); zieht man
dann das vollkommen klar abgelegene Bier auf Flaſchen, fo ſ. tzt biefes
in ihnen weiter Feine Hefe ab, obgleich es, ähnlich dem auf Flaſchen
gezogenen Braufewein, der Gtillgährung noch in der Flaſche unterliegt .
und fo an Weingeift wie an Barbonfäure gewinnt; wie das 3. B. bei
dem „Farnbacher Weißbier“ der Fall ift, das, gehörig bebanvele, "in
Krügen aufbewahrt in Abfiht auf Braufevermögen dem franzöflichen
Braufewein volllommen ähnelt, ohne im Mindeften getrübt zu erſchei⸗
nen, uud Aehnliches gilt auch von anderen richtig behandelten Weiß⸗
bieren, 3. 8. vom Brotbahn und den gewöhnlichen. Weizen⸗ Weiß⸗
1530
bieren (gleich dem Broihahn: gebranet aus mit geſchrotenem Gere
mal; vermeugtem geſchrotenem Weizen). Alle Obergähr-Biere reihen,
ihrem chemiſchen Beſtande nah, fi zunächſt an: den Dreunweina
und find auch eben fo leicht fäuerbar wie dieſe, halten ſich Daher and
weit weniger aut und lang, wie bie
. bb) UntergährsDBiere oder Bayeriſchen Biere. Es unterfchelhen
ſich dieſe Biere von dem vorhergehenden hauptfächlich durch ihren
größeren Alkohol⸗Gehalt und. ihre, mit äußert leichter Verdaulichleit
verbunpene, bei weitem größere Haltbarteit, erfordern aber, ®)
follen fie fich fo verhalten, nicht nur, gleich dem übrigen Bieren, bei
ihrer Brauung: Höhk forgfältige Auswahl der zu ihrer Dar
fellung dienenden Ronftoffe, aufs Aeußerſte getriebene Reinlide
keit und vollkommen fahgemäßes BDrauverfahren, foudern
auch Ducchgängig richtige Pflege: in, duch ihre Tiefe und m
veränderliche Trockne „dem LuftwärmesWechfel durchaus umzugäng
lichen" Kellern. Um die Reinlichfeit unausgefept bewahren zu
können, hat man fich mit großen Vorraͤthen heißen und Falten Beaſſers
zu verfehen, damit man, nad) Beendigung jeder einzelnen Arbeit, die babe
in Gebraudy genommen geweienen Gefäße fofort zu fäubern vermag.
Die dazu erforderliche andauernde Heizung bes großen Fupferuen Bor
wärme:Keflele, fpenden der Hauch und die heiße Luft aller Yenerunges
(vorzüglich die der Darre und des Braufeflels), die man insgeſaumt muler
den BorwärmesKefiel leitet. Im Betreff der Rohkoffe-Auswanl
IR zunächk erforderlich: vollkommen fanberes weiche ſes Wafler;
daher Regens oder Flußwafler und als unvollkommener Berireier def
felben: Quell⸗ und Zieh⸗ oder BumpbrunnensWafler , fofern fe wur
wenig Galze (insbefondere nur fehr wenig Kalffalze) enthalten; vanz
vollkommen gereifte, in ein und bemfelben Sabre in demfelben Adcer
gewachſene, gleichen und beträcdhtlihen Amylons Gehalt dardietende
Berfte, deren Ackergrund zuvor werer durch Pferchen ber Schafe,
noch durch gemengten Pferbebünger beigegeben enthaltenden, fonbern
durch unvermengten, verrodeten und burchgefrorenen Kubmif gebängt
worben war (Berfte ungleicher Meder und ungleicher Jahrgänge Teiwt
ungleich, nnd giebt daher umgleiches Malz); ferner wohl getrodkneter,
Zupulinsreicger, friſcher (nicht alter) Hopfen (von berfelben Hopfen
baus Gegend) und frifchefte, reinſte Hefe. Hinſichtlich des ſa ch ge⸗
mäßen Berfahrene iſt ins Befonbere zu beachten: a) daß mas
©) Wei Sutwerfung nachfolgender Anleitung wurbe von mir vorzüglich benugt eine
Beine Abhandlung (überfchrieben: „Die Hauptberingniffe, um gutes Bier ?
drauen“) meines geliebteſten Freundes und ehemaligen Zuhörerts J. Juch, be
maligen 8. Gubreetors und Lehrers ber Chemie bei der X; Laubwirtkigaft zen
Gewerbiäule zu Schweinfurt. Cie wurde als Brogeamm um Schluſſe des Sub
febzes 18⁊d/ ausgegeben, von bes genannten Squle.
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Ban
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die zuvor buch Schwingen möglich entſtaͤubte Gerſte, wor dem Gin
weichen berfelben , fewohl von Staub und Unreinheiten durch Waſchen
mit faltem Waſſer volitommen fäubere, He darauf auf einer fog. Putz⸗
mähle einmal durchlaufen laſſe und fle nach diefer Gänberung in den
mit weichem und reinſtem Wafler gefüllten, unmittelbar vor ſolcher
Füllung vollſändigſt durch Waſchen und Gpühlen mit heißem und
hierauf mit kaltem Waſſer gereinigten Weichkaſten bringt, da man
dann, nach Ablauf einer halben Stunde, mittel eines Seihers alle
obenauf ſchwimmenden, mitbin hauptfäcdhlich alle tauben Körner abs
fchöpft und hierauf das Wafler durch das mit einem Geiber bedeckte
Zapfenloch abläßt. Man uäßt hierauf die alfo gefäuberte Were,
in Zwifchenräumen von 24 Stunden, zweis bis dreimal mit frifchem
altem Waſſer, bis jedes zur Probe berausgenommene Gerfienlorn
fi leicht über ben Daumen⸗Nagel biegen und den Meblförper, in
Folge ſtarken Drüdens, zwifchen den Bingern beraustreiben läßt, bringt
dann die alfo gehörig geweichte Berfie, nachdem man alles Waſſer
hatte abtropfen laflen, auf die Malstennen, wo man fie, bei faltem
Better 7 bis 8, bei wärmerem 5 bis 6 Zoll Hoch gleichförmig häuft,
bann, nach Ablauf von 6 bis 7 Stunden, mittelft hölzernen Schan⸗
feln volltändigf, die unteren Lagen in die oberfien wandeln», wendet,
und ſolche Wendung nach Ablauf von eben fo viel Zeit wiederholt,
bis alle Körner gleichförmige Murzel⸗Eutkeimung darbieten, da man
num den Hanien um 2 bis 3 Zoll Höher jept, um ihn bei 18,75 bie
20° C = 15° bis 160 R fhwißen zu machen, was bei altem
Werter durch Ueberdecken wollener Tücher befördert und bei über 200 C
jugenommener Bählwärme durch Sutfernung folder Deden und Lüfs
tung des Haufens gemindert wird. Solches Schwitzen muß jedoch
mebr wie einmal, meiſtens zweis bie treimal, mit nach mu» nach ges
minderter Haufenhöhe bewirkt werben; fo daß endlich, bei 3 bis A Zoll
Haufenhoͤhe, die vollſtaͤndig entwidelten WurzelsKeime unter einander
verwirst (gehoͤftet) erfcheinen. War dieſes Schwitzen gehörig von
Statten gegangen, fo zeigt der Inhalt der Körner, daß damit au
bereits ein beträchtlicder Theil des Amylon in Zuder verwandelt wors
ben; eine Wandelung, die während bes hierauf folgenden, die Verhinde⸗
sung der Blattfeims Entwidelung bezwedendn Wellens (bewirkt
barch ſchnelles, möglich duͤnnes Ausſtrenen und Berbreiten der Körner
auf Iuftige Böden nad alle 2 bis 3 Stunden zu vollziehendes fleißiges
, Mmrühren) nur langfam fortfchreitet. Was nun noch als unweränvert
gebliebenes Amylon in den Köynern vorliegt, erleidet bei ber jcht fols
genden (im Vorhergehenden ©. 1528 bereits gedachten) Darrung
theils Umwaudelung in Gummi, theils in Schleimzuder. IR hierauf
das fertige Malz Coeffen Umfang dem der Gerſte in der Weiche gleich⸗
kommen, maß) durch die fog Fege der Wurzel: Keime beraubt und bie
zum Gebrauche am irodenen, durchans nicht dumpfigen, ſondern
Iuftinen Orte aufbewahrt worben, fo wandelt man häufig can
Theil deſſelben, durch Rärkeres Darren, in fog. Barbmal; (da
©. 1528), um fo, durch Zuſatz defielben in größeren ober geringem
Mengen, dem zu brauenden Biere jede beliebige Bräununge:-Khfriung
ertheilen zu können; 9) daß man das gedarıte Malz einfpreagt
und ſchrotet, d. h. es Lauf 1 bayr. Echrffel) mit (18 Mach) Wale,
mitteld einer mit Braufe (d. 1. mit vielläprıgem Wusiprig-Neiet)
verfehenen Gießkanne, nachdem es auf der fog. infprenge auigchäaft
worden, näßt und babei den Haufen, von halber Stunde zu halbe
Stunde, mit der Schaufel wohl umwendet, damit fein Korn wugefenbkt
bleibt; daß auch hiebei das Diaftas des Walze auf das etwa al
Vorhandene Amylon etwas Dertrins, und auf das Derrrin etwas ud
bildend wirft, ſteht nicht zu beyweifeln. Wohl gefewuchtet wird es deu
auf die Mühle gebracht, um dort in folchem Maafe gefchroin pa
werden, daß jedes Korn wenigfiens ein Hat gebrochen erſcheint, zuglih
aber auch fo wenig wie möglih Malzs Diehl (Grus) bervorit
7) Die jeßt folgende, die Zuderbildung möglich vollendende und vs
Zucker fammt allen übrigen im Waſſer löslichen Theilen denke
zuführende Ciumaiſchung heiſch't zunächf 2/3 ber zum ganzen Oo
brände erforterlichen Menge des Waflere, das lauwarm (». i. 109 I4
120,5 C = 80 bie 100 AR warm) in den Maiſchbottich gegoffen fein
mit dem, durch ein weitmaſchiges Sieb getriebenen Malzſchret, mit
fortwährend fleißigem, von 4 Arbeitern zu vollbringendem tüktign
Durcheinanderrũbren, vermifcht, dann aber zugedeckt wird, um nad 5 I
Srunden, unter ſtetem Umrühren, mit dem leßten Drittel des zum 6
bräude gehörigen (mittlerweile im Braufefiel erhitzten) ſiedend heihe
Waſſers, durch Eintuͤhren in daſſelbe alfo verfeht zu werben, dah de
zum G@inrühren der Maiſche gewählten Stellen des Waſſers weihiela.
Hat dann, unter andauerndem Umrübren, das Gemilch 3745 M
419,20 C = 300 bie 330 R, fo if hiemit die erforderliche Finimirm
des Bemifches erreicht; man rührt nun noch eine Vierteiſtende Kr
durch, läßt dann die erfle oder ſog. Dickmaiſche (im Betrage mu 'h
der Geſammtmaiſche) ab, fie im die Branpfanne übericyäpfe (MM,
unter Bermeidung zu großer Luftberührung: fie mittelſt eines heart
Druckpumpe überleitend), laͤßt fie hier eine Kalbe Stunde Oinerä
ſieden, gießt Re dann wieder zurück in den Maiſchbottich, andy hichel
ſtellenweiſe weihfelnd, arbeitet dabei das Ganze tüchtig durch damit
und hat dieſes dann 500 bie 530,75 C — 400 bis 430 n art, P
bringt man wiederum 1/3 ber Wlüffigkeit dieſes Wangen in die Draw
pfanne, läßt es darin ebenfalls eine halbe Gtunde lang ficden, bring
es dann wie zuvor fiedend heiß zurüd in den Raiſchbottich, wertäßel
ebenfo zum dritten Male, dadurch die fog. Eautermaifche herfichm,
deren Bühlwärme 620,5 bis 669,25 C — 500 bis 530 MR beträgt, @
ſchließlich zum vierten Male, was eublich 750 C oder 609 B zur Fi
1883
bat, Alſo behandelt überläßt man bie Sefammimaifche, unter guter
Bevedung, einige Stunden hindurch fich felber, um fie dann, durch
Definen des unter dem doppelten Boden des Maifchbottichs befindlichen
Zapfens, Far abzulaſſen. Hauptfache bei dieſem Maiſchveriahren if:
Bermeidung ber Kieifterbilvung, weßhalb man nach und nach die Fühls
wärme ber Maifche fleigert; bewirkt man die Matichung bei höheren
Bühlwärnegraden, fo bılvet fi fpäterhin Kleifter und damit ein widrig
ſchmeckendes, gehaltleeres und unbaltbares, mirhin ein fchlechtes Bier.
Die, Hopfung der alfo gewonnenen Haren Würze geſchieht, wie oben
©. 1528 bemerft worden; hatte man, wie in Bayern gewöhnlich, aus
einen bayeriſchen Scheffel Malz 6 bie 7 Eimer Würze gezogen, fo
fegt man auf jeden @imer 1 & Hopfen zw der fiedheißen und darauf,
unter guter Bedeckung, noch eine Stunde hindurch bei ſchwacher Sieb⸗
hiße erhaltenen Würze. Se kühler der Keller, in welchem Fünftig das
Bıer lagern fol, und je Lupulinsreicher der Hopfen, um fo weniger
des Hopfens von übrigens ausgezeichneter Güte hat man zur Hopfung
ju verwenden. Dur einen großen Seiher ins Kühlſchiff gebracht,
und fo die Würze vom ausgezogenen Hopfen fondernd, bedarf es nım
0) der ſchnellſten Entfernung des aus erfierer auffleigenden Dampfes,
oder vielmehr der raſcheſten, von ber Oberfläche aus zu veranlaflenven
Abkühlung ; ein über dem Kühlfchiff zu veranlaffender ſtarker Luftzug,
verbunden mit tüchtiger, mittel Krüden zu bewirkender Auf⸗ uud
‚ Mmrührung der Würze find gewöhnlich die hiezu verwendet werbenden
Mittel. Hiedurch in Türzefter Zeit bis zu 180,75 bis 200 O — 150
bis 160 R gefählt, *) laͤßt man fie fo lange ruhig fichen, bis ihre
Fühlwaͤrme nur noch 11/40 C = 10 R höher if, ale jene des Bährs
kellers, alfo 3. ®. — 110,25 C oder 90 R, wenn bie @ährkelleriuft
100 C = 80 R hat; 8) durch Möhren ıc. in bemerften Keller geleitet
und bier mit WeißbiersHefe (oder fog. Berm) geflellt (auf den
Gimer gehopfte Würze 1 Schoppen frifchefte, mit ber Würze durch
tüchtiges Untereinanderruͤhren auf's Bolltommenfte vermifchte Hefe), laͤßt
man bie Bährung vor ſich gehen in verhältlich fehr weiten, Seitens ber
“) Bas vielleigt im Fürzefter Seit und am vollfiänbiaften bewirkt werben Bönnte
sur reines Sie, mit dem man bie zuvor verbältlich flärker abgebampfte
Würze verfebte; 1 Eis madt, während es zu MBafler von 0% C fchmilzt,
2/4 A fiedend Heißes Waſſer eiskalt, — Die Chineſen Kalten zum Kühlen ves
Biers (Meizenbiers) mit is gefüllte Gruben bereit. Die Küftenbewohner
Bringen vas is in der wärmeren Jahreszeit in großen Maffen nah nem Binnens
ande ; find erft vie Ciſenbahnen In Deutſchland zu einem burchgreifenden Ne
verbunden, fo konnen vie Tyroler, Schweizer ıc. leicht die angrenzenden Lande
wit nur, fondern auch bie entfernteflen Gegenden Dentichlanns mit is verfeben,
In Doppelfäffern mit voppelten Voden, fo daß das innere Eitfaß zunächſt überall
von einer 8 Zoll dicken ruhigen Auftichicht umgeben if, würbe fih Eis ſehr wohl
wi Eiſenbahnen in betraͤchtliche Entfernungen, ohne großen Verluſt, verfenden. _
laſſen.
1534
Würze der Luft viel ruhige Berührungsflädge barbietenden Geiähen,
wobei man forgfäliigft dahin zu wirken hat, daß die Kellerluft jım
Oefteren durch frifche reine Außeniuft ernewet wird. Rad 24 Enuu
zeigt ih am Innenrande des Bährgefäßes ein ſchmaler, undurdfiätige,
anfänglich milch» , dann blaßgelblichsweißer Etreifen, der, an Tik
gewinnend, Ad allmählig nach der Mitte bin verbreitet und heit, fi
daß er hier genen 6 bis 10 Zoll Höhe gewinnt; 5 bie 6 Tage daruf
beginut dieſe aus Oberhefe gebildete Decke zu ſinken, indem fie in delx
eintretender Oxydation zugleich umbildend und zerſetzend auf deu anıch
in der Würze gelöst vorhandenen Kleber wirkt, während ſie kik,
der Orydation unterlegen, als Unterhefe ſich zu Boven fenft. Hat fü
ſolchen Weges, was am Kleber in der Würze vorhanden war, gröfe
zen Theiles in Oberhefe und diefe in Unterhefe verwanbelt, ſo if
die Branfegäbrung ale beendet zu betrachten, umb fo erachtet mar du
Würze für ausgegohren, ſchöpft daher den lehten Meß ver Obrrhk
mitteift eines Seihers ab und leitet die ausgegohrene Würze in die mt
Grills over Nochgaͤhrung bekimmten, möglich fühl zu haltenen top
rungefaͤſſer. Diefe müffen fi in einem wenigfiens 24 bie 77 Eu
tiefen Keller befinden, und in jedes derfelben wird nme fo viel ange
gobrene Würze gelaffen, daß der dritte Theil feines Fumcnranmed das
‚erfüllt erſcheint. 5) Mlfo’ vorbereitet unterliegt num die Wirg da
weiteren Untergährung: durch fortan ununterbrochen fertiärdiekt
Oxydation des Reſtes ihrer. ſich bildenden Oberhefe, die zwar langen
aber ungehindert vor fich zu gehen vermag, weil bie Bafög IM
leicht bebedt worden. SHauptfade iſt hiebei die ununterbroden elf
bleibende Kühle der Luft; Erhöhung der Fuͤhlwaͤrme biefer Lufı fühl
nicht nur zur Oxydation der geworbenen Oberhefe, ſondern auch I#
Shleimgährung und felbft zur beginnenden fauren Gäbrung. Red
10 Tagen treten dann die Zeugen der Unterhefes Bildung wub ber be
ihrem Werben vor ſich gehenden weiteren Kleberzerſetzung eis; #
bildet ſich eine fehr dünne Echicht Oberhefe, die das Vier mad Ahr
jener Zeit mit einem feinen Rahm bedeckt und von jener geſa
Schaum⸗Maſſe, welche das Bier beim Füllen der Fäſſer iu a !h
ihres Raumes begleitete, if nichts mehr fihtbar. Man füt zum im
Bier ver Faͤſſer fo zufammen, daß, während eine entſprechende Ref
derfelben entleert wird, dagegen bie übrigen nun bis zu 5 Im
Naum⸗Inhalts gefüllt erfcheinen. Nach Ablauf yon wiederam 10 M
12, aud wohl 14 Tagen ficht man auf's Neue dem Bierfpiegel vi
feinem Rahm überzogen; man füll’t jetzt das Bier fo weit ufemum |
daß in jedem alfo gefüllten Faſſe nur noch Raum für 4 bis 6 u)
bleibt, Zeigt ſich dann nach einigen Tagen aufs Meue jned Vi,
weißliche Rahmhaͤutchen, fo erachtet man biefes als Beweis ber sk
vor ſich gegangenen Untergährung, füllt nun hie Fäſſer guide |
verfpundet fie, um fle zum Verkaufe aufzubewahren, befien al
*
©)
15%
r
mithte gegen A bis 6 Wochen heiſchte, um zu werden, was er nun if:
ein ungelüntteltes, ächtes Bayerifches Bier. *)
Anmerfnug 1. Ueberläßt man frifche, flüffige Oberhefe in einem
Gylinderglafe der Luftberührung, fo fondert fi ein dem Galactin
ähnelnver Rahm ab, der von der unterfichenden Flüiſigkeit hinwegges
nommen, dieſe in einem Zuſtande Hintertäßt, in welchem fie, gleich der
zu Boden geſunkenen Unterhefe, weder Würze noch Zucker⸗Löſungen in
weinige Gaͤhrung zu verſetzen vermag; Säuren loͤſen jeuen Rahm
leichter auf, als den Kleber. — Zuſatz von Ammoniak hebt das
Bermögen der Oberhefe: @ährung zu erregen, auf; #*) ſchon! / 4000
(des Gewichts der gaͤhrenden Maſſe an) unterbricht die Gaͤhrung gänzs
Die Biere ver alten Deutichen waren wahriheinlih ungehopfte, Abnli dem
englifgen Ale, und vervienten, aus fehr zuderreiher Würze bereitet, vie Bes
wennung GetreiverWein (3. B. Serien Wein) jerenfalle eher, als die gehopften
Biere fpäterer Erſindung. Bil man dergleichen ſehr geiftreihe uns nur im
Bolge ihres großen Weingeiſt⸗Gehalts mehr oder weniger tauerbare, weinartige
MDiere von geringer Etärke brauen, als das Ale fie varbietet, fo wird man es
an würzigen Zujägen nicht fehlen Iaffen dürfen, welde, in Beziehung auf vie
nem Gebräne zu ertheilende Saltbarkeit, den Hopfen mehr oder minder vollkom⸗
men zu vertreten vermögen, 3. B. mit Ingber, friſchen Schalen von Gutronen,
bitteren und füßen Pomeranzen, Ralmuswurzel, Wachholderbeeren, Kümmel: und
Goriander⸗Saamen, Salgantwurzel ı., ». f. inegeſammt uUnſchAdliche Zufäge
(Senfiaamen over Meerrettig würre noch mehr Teiften, als alle dieſe, dürfte aber
jerenfalle winrigen Nebengeſchmack erzeugen). Derglelgen Iufäge haben übrigens
aus ahnlichem Grunde die Weißbiere und bie braunen Obergähr⸗VBiere häuſig zu
erleiden, währenn außerdem auch wohl Sußholz⸗ Murzeln beigegeben werden, um
purch deren Dauerfüß etwa ſich bildende, einen ſog. Stich erzeugende Gäuren
Dem Geſchmacke zu verbergen. Zuſatze von Rofinen, Johannisbrod, Robzucker,
Sonig und vergleichen Zucker⸗haltiger oder Zucker⸗erzengender Gtoffe (zu meiden
Lchteren einigermaafen au das Bohnenmehl zu zählen iſt) vermehren allerrings
ven Weingeiſte⸗ wie nen Garbonfäure-Gehalt, ertheilen aber dem Biere eine zus
glei mehr oder weniger an die Breunweine wie an bie Braufeweine erinnernde
Seſchaffenheit, vie ſich dem Geſchmacke Leicht verrät, gleichwie die Beimiſchung
von ven Geſchmack reizendem Salz. Zuſatze von Opium, Borfch (oder wildem
Aotmarin, d. i. Ledum palustre L.), Kockeltkornern, Paradietkornern ſind
purchaut verwerflich; deßgleichen das unter ver Benennung Heading belannte
Engliſche Areanum, deſſen Hauptbeſtandtheile Alaun und Giienviiriol ſind, von
venen der erſtere zum Theil Durſt⸗vermehrend wirkt; oben ©, 1225. Vor dem
16ten Zahrhundert brauete man in Englaud nur Ale: ſeit dem 13ten Jahr
Hundert bezog mar gehopfte Biere (viefelben vom Ale durch die Benennung
Bear unterfcheivenn) aus Deutſchland, zumal Markiſches. Im Sage 1730 .
brauete der Brauer Garmwood im England zuerft gehopftes Bier, Weber eine
betraͤchtliche Anzahl theils Bier⸗, theils Wein⸗artiger Getränke verfchiedener Bölfer
f. mw. Dentſch. Gewerbefr. I. 64. Beliebt IR in England unter andern dus fog,
Hmerilanifche (Tannen) Sproffen:Bier.
um wirkt ähnlih auf gerinnende Milch, indem er fle wieder in ben unges
zonnenen Zuſtand verfeht, und zwar fowohl die durch Säuren ober durch Alkohol
geromnene, als auch jene, welche als Heiße Mil durch Zuſatz von neutrulen
Allalis@alzen, oder von Gummi, als Zuder (meiſtens durch Waſſerentziehung)
in eine Art Gerinnung verfegt worben war,
1536
⸗
li. Anders verbaͤlt ſich im dieſer Hinſicht der Kleber (fomie ber
Krümel⸗ und Schleimzucker); denn der Zuſatz von Pottaſche um Gel
miak (die durch Wechſelzerſezung KCh und AH4OCO, gewähren) zum
Lebfuchens (Pfcfferkuchen⸗) Mehlteig erhöhet vie Bährung des Teiges.
Vebrigens verdampft, zumal während ber Braufegährung, bei der Unter
gährung der Bierwürze ein nicht ganz unbeträchtlicher Theil ver Flüſ⸗
figfeit. — Ueber ven Derbfäures@echaltvesHopfens f. v. Erell’s
Yan. 1789. 1. 142.
2) Hier reiben fih zum Theil an: die Tabadss@ährungen, ind Be
fondere jene, durch welche die getrodneten Tabadeblätter, durch Be
handlung mit gelöstem Schleim⸗ und Krümeluder (Eyrup, Rofine
Auszug ꝛc.) in weinige Bährung verfeßt werden, wobei jedoch Zaſahe
von Salzen, zumal dergleichen Ammoniak-⸗entwickelnde Gemiſche (SEal⸗
miak ꝛc.), Abaͤnderungen bewirken, welche au die ſog. Farbgährer
‚gen (oben ©, 1498) erinnern, Vergl. m. Theorie d. Bolytehes
chemie I. 760. Die GBelbbräunung der grünen Tabads-Blärter zab
⸗Stiele if, wie bei allen faftigen grünen Blättern, Erfolg einer Iry
dation, ähnlich jener, wie fie bei der Verweſung pflanzlicher Gebilde
merkbar wird, Der widrige fog. Kneller⸗Geruch des getredineten,
. in Deutſchland, Frankreich ac. gewonnenen Tabade iſt tKeils vEerd
geeignete Bobenbearbeitung und Düngung (mo unter anderen au
Knochendünger in leichtem Boden guten Erfolg bewirkt), theils duch
gehörige Behandlung des getrodneten Tabacks zu zerlören; der eigen
lie Tabacks⸗Geruch, wie ihn das Nicotianin entwickelt (S. 128;
weniger das Nicotin ©. 1186), if. übrigens nicht nur abhängig
von Artung und eigenthümlichem Spielartenwerth der Tabadsplauı,
ſondern zugleich auch vom Boden, *) in dem fie gewachfen, und von be
fog. Beizen und übrigen fünftlichen Behandlungen und Beimifdungen.
Der erfien oder Hanptgährung folgt ebenfo auch bei'm ZTabad Ne
ihn in biefer Hinficht veredelnde Nachgährung ; der rohe getreduete,
wie der fertige Rauch⸗ und Schnupf⸗Taback gewinnen daurch's Ute.
Aud fertige Bigarren müflen noch 1/2 Jahr lagern, che fie verfaufber
erfcheinen, umd jeder dieſer Tabade wird um fo volllommener, je älter er if.
ce) Milchwein over Kumis (Rumäß). Die Berfer, beſonders die mei
ſten Tartarifchen Bölkerfchaften, fo ‚wie jene der Tungnfen um Ral
müden, bereiten diefes von ihnen durchgängig bevorzugte, ſanerlich weis
nige Getränk aus Stutenmilch, und nur in Ermangelung derſelbes
aus „Kuhmilch“ und ftatt berfelben auch aus zerfchabtem, mit warmem
Wafler und Mehl zum dünnen Brei angerührtem „Schailäfe”; beide
Gtutenmild) s Bertreter geben aber (zumal das letztere Gemenge) en |
*) Tabad, wie Hopfen Ind Mein verlangen unter andern auch: beſondert geig
neten Boden, follen fie vorzüglich gedeihen; eos Salpeter⸗Gehali veikiies
wird allen viefen nachtheilig.
x
1537
dem aͤchten Kumis kaum ähnliches Getränf, das nur als Nothbehelf
genofjen wird. Man füll’t zur Gewinnung des Achten Kumis Schläuche,
gefertigt aus geräucdter Thierhaut (m. Theor. der Polytechnos
chemie IE. 818), mit friſcher Stutenmilch, und entleert biefelben,
fobald die Milch fänerlich zu werden begiunt,; da man ſolche Füllung
nur zur Sommerszeit unternimmt, die Luftwärme dann aber, in Folge
ber langen Tage, ſich beträchtlich gefteigert zeigt, fo gehen in der Regel
nur wenige Tage, ja nicht felten nur wenige Stunden eines Tages
darüber hin, um jenes Gäuerlichfeyn (das Zeichen ber beendeten weis
nigen Gaͤhrung) eintreten zu machen. Unmittelbar nach ber Entleerung.
der Schläuche werben fie wieder mit frifcher Stutenmilch gefül’t und
fo fort, fo oft anderweiter Verbrauch foldyer Milch neue Füllung der⸗
felben zuläßt. Der Bährungsbehälter ertheilt dem fertigen füß-fäuer-
lichen Kumis anfänglich einen gerade nicht angenehmen Beigeſchmack,
allein, an kühlen Orten aufbewahrt, mindert ſich biefe Beigabe nad
und nach beträchtlich und wird, da die Trinfenden ſich daran gewöhnen,
„ endlich unmerflich. Er ſchmeckt übrigens ſchwach fäuerlichsweinig, aber,
zumal frifch bereitet, in Folge großen Carbonfänre-Wehalts Tebhaft
pridelnd. Gin beträchtlicher Theil diefer Eure verbleibt dem Kumis
auch dann neh, wenn er mehrere Tagereifen hindurch zu Markt ges
bracht oder, was gewöhnlich der Fall if, auf Reiſen mitgenomnten
worden, entweicht jedoch nach und nach, fobald er anfängt, in Folge
öfters erneueter Luftberührung in faure Gaͤhrung überzugehen; es bildet ſich
dann Eifigfäure, und einmal in Gang gerathen, frhreitet ſolche Säues
‘rung fchuell genug fort, um den ganzen Kumis in ein Gemiſch von '
erzeugter A und ausgeſchiedener La zu verwanteln. Als aus⸗
gefchieden darf aber die Mildfäure (und der Kumis mithin ale milch⸗
fauser Beingeif) betrachtet werden, deſſen (in Folge der verhältlich
großen Menge von Milchzucker entſtandener) Alkohol von der Milchſaͤure
weniger innig gebunden feyn bürfte, als dergleichen dyemifche Alkohole
Bindungen in den übrigen Weinen und in den Bieren gegeben find. *)
=) Das Derhältniß von Rahm, d. i. mehr ober weniger ſtarle Spuren von Milch⸗
zuder und Galactia (©. 1400) beigemengt enthaltende fettfaures Gauptſäch⸗
lich butyrinſaures) Glyeyloxyd, weihen Käfe ober Galaet in und
Milchzucker (S. 1360) kommt, Stiprian Lulscius und Bondt'ée Unter
fucgungen zufolge, in nachbenannten Milch⸗Arten, im beigeſetzten peocentifchen
Verhaͤltniß vor:
Mus der Gigengewiät verſ. Rahm. Galactin. Mmilchzucker.
Stuten 1,0846 bis 1,045 0,8 1,62 8,75
Eſelinnen 1,023 bis 1,0355 2,9 2,3 4,5
Biegen 1,036 7,3 9,12 4,38
Schafe 1,035 bis 1,041 11,5 . 45,3 4,2
Die Kuhem ilch weicht nach Maaßgabe der Verſchiebenheit der vorangegangenen
» Fütterung (oben ©. 1092) fehr von einanber ab; wis ſich nie her von Alpens
1538
Kaum zu bezweifeln iR, daB auch in ber gährenben Stutenmild , wie
in der in gleicher Veraͤnderung begriffenen Kuhmilch, der Mildpgader
Graͤſern ıc. ernährenden Kühe in jener Hinſicht verhält, if ebene uubelsunt,
wie Mil von Kühen, bie nur von dem frilchen Erzeugniſſen ver Weiten ober
Triften leben. Nah Stägigem Eichen abgerabmte Kuhmilch hatte, Ber
zelius zufolge, bei 15° C — 12° R ein Eigengewicht von 1,0348, been
Rahm dagegen 1,0244 ; erfiere enthielt Butter⸗haltigen Käfe 2,6; Mütssde
3,5; Durch Alkohol bewirktes Ertract, fammt Milchſäure unb beren Ealzen 0,6;
KCh 0,17; phosphorf. Alkali 0,025; phosphorf. Kalk, fäurefreien Gafein-Haltigen
Kalt, fammt MgO und Spuren von Feꝛↄ203, zufammen 0,23 ums 92,875
Waſſer. Der Rahm gab buch Schütteln geichienenes Butterfett 4,5; Galactis,
geſchieden durch Gerinnen der Buttermilch (©. 1072), 3,5 und rüdkäskige
Molten 92,0; vergl. a. a. O. In hölzernen Gejäßen zur Rabım- Wusiowberumg
bingeftellte und ebenio auch von fauren Dünften ver Milchſtuben berührte, wu
ſprünglich volllommen gutgeartete Milch ‚unterliegt, unter geringer Raben
laffung, vem fog. Schlickern, b.t. der durch bie ganze Mafle plötzlich eingetre
tenen, maffige Ausfcheivung des Galactin nicht zulafienden Gerinnung; es fcheimt
vemfelben theilweiſe Zerfegung ber Settfäuren voranzugeben, verbunben mit Bil
bung von Milchſaure, welche vorab dem zu bildenden Rahm das Galactin euizieit,
und Achnliches dürfte auch eintreten, wenn ber Rahm vor der Ausbutterumg zu
lange über ver Milch geftanden. Der bittere Befhmad, ben vie Kubmih
mitunter (banptfädhlich zur Winterszeit) zu beſthen pilegt und ber ſich ven: Rakem,
wie der Butter mittheilt, fcheint hauptſaͤchlich vom Bitter des Gerſtenſtrohe, dal
den Küben als Butter gereicht worden, herzurübren ; e& beträgt hietes Bittere,
wäfirige Extract nicht weniger als 15,625 Proc. bes Etrobs. WHerherdle de
von Kühen genofienen Kräuter (zumal ver vydynamiſchen) geben ebenfalls m we
. Mi über und der Genuß von ſcharfen Gewächſen, ins Beionbere wer Gupber
bien, des Gnadenkrauts ıc. macht, daß vie Mil, von Menſchen genoffen, me
ober minder heftig auf den Darmkanal einwirkt. Daß Krapprot h (fe wir bie
ähnlichen Rothfloffe verſchiedener Galium-, Asperula- x. Arten), vom Rdb
vieh genofien, deren Milch (und Knochen) färben, ift bereits erwähnt werden
(8. 1143), daß aber auch das Blaumerben ver Kub- wie der Schaaf: Milk
von genofienem bläuenbem Barbfloff, wahricheinlich hauptfählich vom Imigo ver
Knötrich- over Buchweizen⸗Arten, namenılid des Polygonum aviculare,
P. Fagopyrum L., und vielleicht öfter nody vom Blau der Bingellrsup
Arten (Mercurirlis perennis und M. annua L., ſ. u.), vielleipt en
von jenem der Gfparfette (Hedyaarum Onobrychis L.), ber gemeinen
Ochſenzunge (Anchusa officinalis L.) und dem Ader-Schadtelgatm (Kqui-
setum arvense) Gerrührt (minder wabrfcheinlich von blauen Pilgern, ühult
jenen mancher Hutzucker und Speifen ; S. 1449 Anm.), unterliegt ſchon Yarıım keinem
Zweifel, weil, abgeſehen von folden Blau’s, fi die Milch im Nebrigen drches
ohne Beigeruch und Beigeſchmack unveränvert zeigt; wie fie dem und, ber But
tesung unterworfen, farblofe Belgefchmadsfreie Butter, bingegen blaue Better
mil giebt, die Binnen einigen Tagen ih in farblofen Galactin⸗Bodenſan um
darüber flebenbe, das Blau enthaltende Flüſſigkeit ſcheidet, die, Aurdigefeihet, ei
auf vem Seihpapier binterläßt. Die ungeſchiedene Mitch ſelbſt ik anfänsiis
vollfommen weiß, aber bald darauf erfcheint ihre Oberfläche von blauem Past;
Gen bedeckt, vie, ſich verbreitenn, ſehr bald der ganzen Rabmoberfläche Iebhak
inbigblaue Färbung ertheilen, und bann die Milchgefiß-Innenwinte in folgen
Grade dauernd bläuen, daß ber dadurch erzeugte blaue Innenrand webder bar
Säeuern mit Sand noch mit Kalistauge weggerieben werben kann. Da inteffen
folge der Selbſtblaͤuung fähige Mitch am bäuflgfien verfommt, wenn bie Ruhe
%
*)
1800
zum Theil in Glykoſe — was auch der ſehr ſuße Geſchmack bes gäh-
senden Kumis bezeugt — (zum Theil in Milchſaͤure) übergeht, *) bevor
ber Alkohol und die Garbonfänre zus Bildung gelangen. Der Deftils
4‘
zuvor auf ber Stoppel geweibet hatten, fo fpricht biefer Umſtand einigermanßen
für jeme Bermutsung: vaß es Pilze find, welche durch ihre Entwidelung eine
vom farhlofen Indig ahnliche H>Verbinpung hervorgehen machen. — Dumas
Berfucgen zufolge ſchien bie einer Hündin ausfchließlieg gereichte Fleiſchkoſt zu
bewirken, daß ihrer Milch aller Milchzucker abgieng; Benſch fand jevocd. im
einer Milch, welche einer Huͤndin entzogen worben, die man mehrere Tage bins
durch mit Sielf gefüttert Hatte, über 3 Proe. Milchzucker; Ann. d Chem.
u Pharm. I,XI. 221. — R. Thomfon fand bie Mil einer Kuh, welde
6 Moden zuvor gekalbt und dann auf ver Weide zugebracht, hierauf aber, wähs
vend ber letzten 14 Sage, als Butter trocknes Engl. Ray-Gras (Ray⸗Lolch,
(Lolium perenne L,) erhalten Hatte (eine Butter-Abänberung, welche Min
derung des Milchertrags von täglihen 25 & und darüber, bis zu 22 und 20 &
zur Folge Hatte), zuſammengeſetzt ans 87,19 WBafler, 8,7 Butter, 4,85 Milch:
zuder, 4,16 Gafein, 15,0 Löslihen und 0,44 unlöslihen Salzen (&, 1086).
Zur volllänvigen Zerlegung der Mil, in ihre näheren Beſtandtheile, fall't fie
Zka⸗Canu zunächſt mit Alkohol aus, behandelt dann den hiedurch erhaltenen
Niederichlag fo oft mit fiedendem Aether, His dieſer nichts mehr auszicht, dampft
hierauf vie Weingeiſt⸗haltige Fläſſigkeit zur Trodne ein und burchglühet ven Rüds
ſtand (Milchextract; ©. 1373) unter Luft-Zutritt. Im Lab (S. 1400) fand
Deschamps viel Hydrochlorſäure (vergl. &. 1104 Anm.), außerdem Butyrins,
Gaprons, Gaprins und Milch⸗Saure, vann auch Salmiak, Kochſalz, Magnit und
Natron (beide zweifellohne an entſprechende Antheile von HCh gebunden), fo
wie Spuren ſchwefſelſaurer Salze, nebſt photphorſ. Kalk, uud einen angeblich
eigenthümlichen, von D. Chymoſin genannten Bilpungstheil. In FSrankreich
finy in neuerer Zeit Milchräahm⸗-Falſchungen vorgelommen, bewirkt mits
telſt zerriebenem Kalbe⸗ oder Schaaf⸗Hirn, das man ver abgerafmten Mil; beis
gemifcht Hatte. Soubeiran und Henry zufolge entbedt man folche Fälfchung,
indem man ven angeblichen Rahm mit reinem Aether erihäpft, ven Atherigen
Auszug von Aether befreiet, ven fettigen Rückſtand mit Waſſer auskocht, dem
man zuvor einige Tropfen SOg zugelegt Hatte; ſelhet man num buch, fo läßt
fh darin die Begenwart ver Phoephorſaure durch azotſ. Silberoxyd, fo wie
durch Magnit⸗Salz + Ammoniak nachweiſen. Es beruhet dieſe Probe auf
Fremery's Beobachtung, daß bie Oleo⸗ (over vielmehr Clain⸗) Phoe⸗
phorſäure genannte Paarlingtſäure (S. 1047 u. 1324), in ihre nachßen
Beſtandtheile zerfällt, ſobald fie von Säure⸗haltigem Wafler berührt wird. —
Ginen ſehr leicht darſtellbaren Milchmeſſer ober Sactometer erhält man,
wenn man einen etwa 8 Boll hoben und 1/g Zoll im Lichten haltenden, au
einem Ente verichloffenen Glascylinder in 100 gleiche Raumlängen theilt, ven
oberftien Tpeilungsfirih des ſenkrecht geftellten Gylinkens .mit 09% bezeichnend.
Falle man ihn Hann bis O Grad mit 209 bis 22905 C = 16° bis 18° R
smer Mi und läßt ibn alſo gefüllt einige Stunden hindurch ruhig flehen,
fo hat fih his dahin ner Rahm von der Milch geſchieden und: kann feiner vers
Hältligen Menge nah bemefien werden ; gute Milch foll nicht weniger als 10°
Rahm entiafien, wohl aber kommen Milch⸗Sorten vor, welche 20° bis 30% Rahm
barbieten.
Wahrſcheinlich enthaͤlt ver Kumis neben milchſaurem Allohol: ſaures milde
faures und fettfaures Galactin, das In ſolcher Verbindung durch dem
wäfirigen Alkohol nicht gefällt werden dürfte, wenn verſelbe auch ſaͤurefrei wire;
vielleicht iR ihm auch noch fettſaures Glycyloxyd heigemiſcht?
97 %
1540 |
lation unterworfen, entläßt jeder Milhwein: Milgbranntwein;
S. 1071. Genoſſen bewirkt der ächte, entſchieden fäuerliche und durchaus
wicht mehr füße Kumis allgemeines Wohlbefinden, ſich aäͤnßerud tur
fehr merfliche Zunahme der Kräite; wicht felten reichen 8 Tage Gin
durch fortgefeßter Genuß defielben hin: die Stimme frei und hell, bie
Geſichtsfarbe Tränkelnder Menſchen blühend und in ſolchem WRaafe
erfeifcht hervorgehen zu machen, baß fie den Ausprud vollfommener
Gefundung darbietet. Menichen jeves Alters trinken ihn mit ähnlichen
Erfolg; er mäßigt die Eßluſt, ohne zu fättigen, und foll ausgezeichnet
gut befommen Allen, welche an ununterbrochen dauernden Brufübeln
leiden; vergl. Dahl's Beiträge zur Kennmiß bes rufſiſchen Heihe,
VI Betersb. 1843. *) Hinfichtlich der leichten Gäuerbarkeit,
welcher der Miljweln unterliegt, ähnelt berfelbe dem Sagamer,
d. i, einem Braufewein, den man auf ber Inſel Eelebes oder Malafer
(d. h. fowohl auf dem ditlichen, als muthmaaßlich auch auf dem wei
lichen Theil der Infel) dus dem Mark der Sagamwar-PBalme bereitet
und der dem Geſchmacke nah dem Ghampagner nahe Eommen fell
Die Milch der Efelinnen dürfte in Abfiht auf Kumis-Gewiuzung,
der Stutenmilch näher kommen, als irgend eine andere Thiermilch.
Wie die Frauenmilch ſich in dieſer Hinflcht verhält? iſt noch ze
verfuchen. Sie weicht übrigens, Meggenhofer’s Unterfucdhunge
rc nach Maaßgabe ver Nahrung der Säugerin mehr von einander
ab, wie das bei der Thiermilch ver Fall it; ſchon aus dem **5
Grunde: weil der Renſch in feinen Speiſen weit mehr wechſelt,
diefes hinſichtlich des Viehfutters der Fall iſt; daß Einwirkungen ni
das Gemüth der Sängerin ſeht beträchtliche Abänderungen im Gehak
und der Zuſammenſetzung der Srauenmilch zur Kolge haben, if befawst,
"and faſt jeder Sängling fann dafür durch Abänderungen feines Behl:
befindens Belege gewähren. **) Nicht anfänglich, ſondern erſt nachden
IRRE \
*) Der aus Kuhmilch bereitete Milchwein Heißt Airan. Aus nicht friſcher Sta⸗
tenmilch gewonnener Kumis ſchmeckt mehr oder weniger ranzig. Spielmann
fellte (im vorigen Jahrhundert) Milchwein unb daraus Milhbranaiwein var;
Crell's Journ. d. Ebem. V. 141. Mit COg gefchmängerte Kuhmildmelten
“s
nr
gaben, nad ein Jahr langem ruhigem Stehen veftillirt: Alkohol; TZremmk
dorff's N. I. XI. 50.
Säugende Mütter follten Säuglingen nie die Bruft reihen, wenn ihr Gemütk
unfreubigen, traurigen, ſchredbaſten oder gar ſchmerzlichen Gemürköerzegungen
verfallen war. — Welchen Ginfluß dergleichen geiftige An» und Unfregumgen aus
bie Lebenaberhätigungen des weiblichen Innenleibes und damit auf ven demii
organifhen Behand ftoffiger Erzeugniffe (hier — ber Milch) aus:
üben, das ließe fih an ber menfhlichen Muttermilch vielleicht grüntlicher zade
weifen, als an irgend einem anbern flofflgen Lebenserzeugniß; in jedem Elle
leichter, als 3. B. am Blut, Harn ıc. Zugleich würbe fi; aber, in Folge ver
vergleichen fortgefeßten vergleichenden chemiſchen Unterfuhungen ber Muttermild
ergeben, ob. außer ben ftoffigen MBeränverungen ber Milchbeſtandtheile znudh
1
” 3541
‘
bie Gäugerin ſchon Wochen hindurch zu Gunſten bes Säuglinge Milch
entlaffen hat, it diefe am meiften gehaltreich; auch iſt fie in ber Regel
bei @rfigebärerinnen gehaltreicher an mit Fettfäuren (zumal Butyrin-
fäure) verbundenem Glycyloxyd (hingegen ärmer an Mildyguder und
wäflrigem, Salzeshaltigem Ertract, fo wie an Wafler), als bei Gäu:
gerinnen, welche ſchon öfter geboren hatten. Meggenhofer fand in
der Mildy einer Erfigebärerin 17,12 Procent darch Alkohol entzieh⸗
bares, etwas Butter, Milchfäure fammt mildfaurem Salze, Kochſalz
und Milchzucker enthaltendes fog. altoholiges Ertract, hingegen in ber
Mil von zwei Müttern, die fehon einige Male geboren hätten, nur
8,81 und 9,13 Broc.; ebenfo auch in der erfleren Milch 2,88 Balactin,
in leßterer nur 1,47 und 2,41 Proc.; dagegen in erflerer nur 0,88
‚wäflriges Extract, fammt erwähnten Zubehör, nebft 78,93 Wafler,
während die lebteren beiden Milch⸗Sorten 1,29 und 1,14 Proc. an
wäfirigem Exrtract ıc. nebſt 88,35 und 87,25 Proc. Waſſer barboten.
Meberhaupt aber fand M. den Behalt der Frauenmilch an fehlen Stoffen
felten größer denn 121/52 Proc. und nicht unter 11 Proc.; ihr Eigen»
gewicht 1,020 bis 1,025. Chemiſch unterfcheidet fie ſich von der Thier⸗
milch hauptſaͤchlich durch ihr Berhalten zu den Säuren; *) indem
fie nicht nur mit der Milchfäure, fondern auch mit anderen EAuren
[mithin auch mit der oder mit denen des Magenfaftee] Lösliche
Berbindungen gewährt; wie fie denn auch, aus gleihem Grunde,
durch Säuren nicht geriunt, obgleih Lab (S. 1071 Anm., 1094, 1103,
1105 und 1309) fie zum Gerinnen bringt; weßhalb auch die in ber
Untermerfung erwähnten Säuren des Lab (und namentlich bie Hydro⸗
Hlorfäure) in bemfelben nicht als freie Euren zugegen ſeyn können
(was bei der HCh außerdem ſchon dadurch begeuget wird: daf der Lab
zum Scheiben der Mil in Balactin 2c. im frifh gewaſchenen
Zuflande verwendet wird ; vergl. a. a. D.).
2) Saure Bährung; ©. 1094. Durch chemifchen Zutritt atmoſphä⸗
rifhen oder anderweit ungebundenen Oxygen's, ober flatt beflen durch
Eintritt und chemifche Bindung von Hydroxyd (Wafler) theils a) ſchon
fertige, aber annoch chemiſch gebundene organifhe Säuren, mit
unftoffige Abaͤnberungen derſelben möglich find? d. h. ob bie Milch auf den Saͤug⸗
“ling anders wirkt, 3. B. bei Ereigniflen, weldhe dad Gemüth der Mutter freukig
bewegten, als in gewöhnlicher, weder freubiger noch trauriger Gemuthebeſchaffen⸗
heit, und ob ſolchen Falls die von einer (freubigen Gemüths Muttermilch ſpen⸗
denden) Säugerin entlaffene Milch fich ſtoffig verſchieden verhält von ber im
gewöhnlichen Semürhszuftande bargebotenen ?
*) Daß übrigens Fran enmild, wenn fie trodener Deftillation unterioorfen wird,
fich Ahnlich verhält, wie Thiermiich, ift mehr als wahriheinlic. Kuhmilch
zerfällt dadurch in wäffrig flüſſiges und ſtarres ſublimirtet earbonſaures Ammon:
oxyd, Ammonfyanid, gelbes, blutrothes und braunes Brenzöl, P⸗haltiges CH-Gas
und 71/5 Bee. Thierlohle. Die Brenzoͤle enthalten wahrſcheinlich Schwefelvers
bindungen beigemifcht,
ober ohne Nebenerzeugung von Carbonſäure enibindenb, theild
d) fie zufammenfehend. Sowohl a, als b zerfällt, nad Macahgabe
ber Berfchiebenheit der fulsger Wege bervorgegangenen einzelmen
org. Säuren in verfhierene Unterabtbeilungen ober „Arten ſauret
Bährung”, von denen im Nachfolgenden jene aufgeführt worben, welche
ihrem Beftande, wie ihren Verhalten nach am vollländigien gelaunt
find: a) hieher gehören: a) jme Slycylaryd:Orybatiouen, burd
welche ſchon fertige Fettfäuren frei und babei zum Theil andy mehr ober
minder durchgreifenden Ummifchungen unterliegen; ©. 879, 1003, 1034,
1047, 1062, 1176, 1320, 1358 u. ff. Mehrere ber im faulen Käie
vorkommenden Fettfäuren (S. 1085) find ebenfalls bier mit einzureihen;
8) Leichenfett⸗Scheidung; ©. 1096. *) y) MRyroufäne
Scheidung; 6.997. b): a) @ährung der Balläjäure; ©. 1179
a. 1321, bei Mitanwefenheit von fog. Salläpfelfchleim, bem Träger
des Erregers weiniger Gährung (f. u.) und Shimmelbilbner
(S. 1141 u. 1179 ff.) nebm COos, au von Huaminfäure: Ur
gung begleitet (&. 1180 w. 1512); 9) der Fettſäuren, bi Er⸗
zeugung von Fettſäuren aus fettfreien Bildungstheilen. BVorzüglich
gehören hieher unter Anderm bie y) Gaͤhrung ber Bildung ber „Butz-
rinfäure*, ©. 1084 und 1218; Balerianfäure, ©. 877 Anm
d) dee Milgfäure, ©. 936, 1071, 1084 ff. 1094 ff. u. 1318, 9)
S
*) Gin in Folge von Erkrankung geflordenes und kann am Abhange eines Gage
obufern eines Schweineſtalls begrabenes fettes Schwein wurbe nung 13 Safe
langes Liegen in ver dem Ginbringen und Wieverabfliefen von Regenwai,
Harn 2c. autgeſetzt geweienen Erde, bis auf eine Maſſe weißen, wudhsähefnes
LeichenfettB zerfiört, das nur aus Bettfäuren (— 0,75 Margariu- zb
Hains®äure und 0,25 GtearinsGäure zufammengefeht) beſtand; weder Stychl⸗
oxyd, noch Ammonoxyd, noch Kuochenerde fanden ſich vor. Oregery fügt der
Mittbeilung dieſer Bemerlung (Ann. d. Chem. u. Pharm. LXI. 362 f)
bie weitere bei: wenn Ktrchhöfe immer eine ſolche Stellung befämen, baf ber
Boden das Regenwaſſer raſch hindurchſickern ließe, die Knochenerde zub ver Gt
ſtoff ver Leichen keinesweges verloren geben würke, ſonvern ſich bald in bes unter
liegenden Feldern abſegen und in bie Pflanzen gelangen müßten.“
*#) Daß in ber das Muskelfleiſch (&. 1006) begleitennen, Lakmus rötfenhen
Btüffigteit, neben Albumin und Kreatin (©. 1374) fammt verfdichenen,
zumal phos phorſauren Salzen, au Miſchſaure zugegen ſey (6. 938
u. 1105), it nun auch vurch Liebig's hieher gehörige, neneſſe Muterfuchungen
(Erbmann'e un Marhann’s Journ. f. praet. Chemie XIV. 2. 5.) ver
getban worben. Gntzieht man nämlich fein zerhadtem rohem Veiſch der Barm-
blutner (2. fand jeboh Kreatin se. auch im Hecht⸗Sleiſch) den im Eafım
Waſſer Ihslihen Theil, erhigt van folchen Auszug bis zur völligen Wusicheibung
des Albumins, nenttalifiet Hierauf die zuvor durchgeſeihete Fläſſigkeit mit gelötten
Baryt, dadurch die Phosphorfäure ac. fällen, uns bunflet dann bie (mieberzn
Jurchgefeihete) Flüffigleit bis zur ſchwachen Gaftside, fo erhält mau eine wärgg
wie Sleifgbrühe riechende Blüffigleit, weiche, erkaltend, ihren Kreatins Gehalt
in Form großer, Farer, perlmutterglängenver, farblofer, im MBaffer Leichtes, im
Alkohol nicht loͤslichen Kryſtalle entläßt und die bann, vermiſcht weit den zum
— — — —
ber ſich bie mehrerer, zum Theil, binfichtlich ihrer Gelbffänbigfeit
no ſehr fraglicher Säuren, ins Befondere jme der Räsfäure
(©. 1085), Pectinſaͤure (S. 923 Anm. 925 u. 1369), dee Tra⸗
Abwaſchen ber Kryſtalle verwendeten Weingeiſt, mittel Abtunftung aufs Neue
zus Kryſtalliſation beförbert, ein Gemenge feinerer Kryſtalle gewährt, welche zwei
verfchiedene Kallfalze darſtellen, deren jebes eine bis jeht unbelannt gewefene
Azotshaltige Säure zum Mitbeſtandtheil Hat. Die von dieſen Kruftallen geſon⸗
derte Mutterlauge enthält nun nur noch milchfaures Kali, bad man vurch Bei-
mifhung von im Alkohol gelöster Oxalfäure, feines Kali's (Biosalat bilbend)
beraubt und jo befien Milch ſaure ſcheidet. Den Hydroxyd⸗Gehalt bes kryſtal⸗
Iinijden milgfauren Zintoryps (S. 936 Anm.) fand 2&, — 12? HO;
jenen des in Wafler wenig, in Alkohol leicht Löslichen, baraus buch AeO fall-
baren Kall-Luctats (das Jul. Bay>Luffae und Pelouze früher —
CaO La + 6 HO beſtimmten) — 4 HO. Das Kreatin beficht, 2, zufolge,
Röchismetrifh aus Cg A3Hıı Os + 2 HO Awas 12,18 Proc. WBafler gleich⸗
fommt). Es IR im Waſſer, aber nicht im Alkohol Läslich, verliert feinen Waſſer⸗
Gehalt bei 1000 U, gegenwirkt weder fauer noch ſalzgruͤnderiſch, bleibt, von
ſtark gewäflerten Säuren over vergleichen Alkilien aufgenommen, unverändert,
entwidelt dagegen, fowohl gemäß ver SafzgründersForberung flaxfer Gduren als
der GäuresBorberung ſtarker Solzgründer, theils bekannte, theils neue Salzgründer
uns neue Säuren. Im erfleren Ball bildet fich das volllommen allalifch gegen»
wirkende Kreatinin (na 2. ſtöchiometriſch — Cg Az H7 On, das im Waſſer
und Alkohol Löslich, erſterem den Aetzgeſchmack des Ammoniaks ertheilt, mit Saͤu⸗
ren meiftens volllommen kryſtalliftrbare Sale — mit Platindhlorid eine
golsfarbensglängenne Berbindung gewährt und, feiner Zufammenfehung gemäß,
1 Saffein + 1 Amis (= AHn, vergl. S. 1097 u. 875— 876) entfpricht,
wenn man erſteres nicht — Cy A3H;0Og, fondern, älteren Beflimmungen
etfpregenn, = CyA2H5; 02 In Anfak bringt. Grhigt man Kreatinin mit
gefättigter BAO»Löfung, fo bildet ih Harnſtoff (S. 1218, ber jevoch bei
weiterem Erhitzen in Ammoniak und Garbonfäure zerfällt) und gleichzeitig ein
weites, zur Zeit noch ungenanntes Altaloid, dad — C5 A Hr Os ſtöchio⸗
metriſch zuſammengeſetzt, der procentiihen Zufammenfehung feiner Grunbftoffe
nad, Pelouze's Lactamid, d. i. jener Verbindung entfpricht, welche entfleht,
wenn man Lactid (&. 1318, das fonft als „waflerfreie Milchſäures erachtet,
von Jules BaysLuffac und Belouge pur trodene Deftillation ber Milch⸗
fäure, bei einer über 2500 C — 2000 R neben Lacton, CO» und CO⸗-
Gas, in Sorm eines ſchoͤn kryſtalliniſchen Sublimats erhalten wurde und ſtoͤchio⸗
metriih —= Cg Hy O4 zufammengefeht if) ver Einwirkung des gafigen Ammo⸗
niaks ausfeht, und das dann als Lactid + Anımoniat = Cg A H7 O4
zufammengefeßt erſcheint, im Waſſer löslich, im Alkohol Leicht loͤslich IR, an
verbünnte Säuren Ammoniak, an dergleihen Allalien Milchſäure abgiebt (Hierin
dem Verhalten eines Amine ähnelnd), unter einem Drud, ver einer über 1000 C
liegenden Bühlwärme enfpricht, in milchfaures Ammonoxryd (v. i. ein zer
fließliches, amorphes Salz) übergeht, an ſich weder mit Säuren noch mit Salz⸗
gründern verbinnungsfähig if, aus der heißen alloholigen Loͤſung durch Grlalten
in voohlgeftalteten, volllommen farblos⸗durchſichtigen, ein gerades vertanguläres
Prisma zur Grundform habenden Kryſtallen anſchießt. Das zuvor erwähnte,
ebenfalls von ven genannten franz. Chemikern zuerſt wahrgenommene Lacton
(= Cio Hs 04 + HO) geht aus der La hervor, wenn fie gelinde (nur bis
41200 C = 960 R) erhist wirk, in Form eines gelben tropfbaren Deftillats,
Das, dem Waſſer höchſt zugänglich, mit ſehr wenig (einem Theil Löfenbes) Waſſer
gewafchen, jich auf demſelben fammelt und, nachvem es abgenommen und (Behufs
1544
ganthfäure (©. 1095) und die ber (die Eſſtg⸗ und Mildfänze
Gaͤhrung des Honigs begleitenden) Succinfäure;, S. 1320; e) Effig-
Gaͤhrung; S. 1094, vergl. mit ©. 207, 851 Aum., 885 u. WE
(über Schneileffig S. 849, 905). 1322 u. 1377 Anm. Ueber f.
Malgeffigbranerei (die häufig nur ale Bermittler dient, wm, im
Folge zuvoͤrderſt eingeleitete" weiniger Gährung viel Oberhefe zum
Gebrauch für Bäder und Bierbrauer zu gewinnen, die man dann zum
Verkaufe in Fühlen Kellern aufbewahrt und fie bort dadurch friſch
erhält, vaß man ihr öfters frifches Waſſer giebt) und „Eſſig⸗ Berritung
unmittelbar aus Amylon“ (Stärke) ıc. vergl. des Berf.’s dieſes Ha
neu bearbeitete (dritte) Ausgabe von KC. Jahn's Bon allen Fehlen
gereinigte Malz⸗Eſſigbrauerei ıc. nebſt ficherer Anweifung, gute Hefen
zu machen und mit Bortheilen Branntwein zu brennen. Gifenad
1818. 8. M. a. O. findet man unter Anderm bei der ©. 38 ff. daſelbß
vorfommenden Befchreibung eines von bem Herausgeber ber franzi-
fifchen Weineffig:Bereitung nachgebildeten, eigenthümlichen Berfahrens:
Branntwein zu Eſſig zu oxydiren, als Zeichen der Bollendung bier
Orydation angegeben „das Aufhören der (in dieſem Berfabren Fiik-
baren) Erzeugung von Waffer, das fi in Form fenchtender
Tröpflein an einer Schieferplatte nieberfählägt”; es nimmt aber bei ber
Eſſig⸗Gaͤhrung 1 Allohol (= C;H60.) 4 armofphäriihen O ui,
damit 3HO mb LA (= CaH3 03) bien. Benupt men zum
Berdichten des atmofphärifchen O und zu der durch baffelke
Mittel Hervorzurufenden pofitiven Eleftrifirung des (vwd
Waflers ꝛc. Beimifchung in einen feuchten Leiter ber Gleftricität ver⸗
feiner Entwaͤſſerung) einige Tage über CaCh geftanden, ver mehrmals wies
holten Defillation über CaCh bevarf, um frei von HO als farblofe, an ve
Luft (wahrfcheinlih unter HO-Bildung) ſich mehr und mehr gelbenne, eigentfum-
lich würzig riechende und brennenp fchmedende, bei 92° C — 73,6 BR fiekenbe,
leicht entzündliche und gänzlich mit ſchoner blauer Flamme verbreuneuse Bi
figfeit, feiner Entſtehung nach, zur Milchſaure fich verhält, wie dab Uceton zw
Gffigfäure (6. 851 ff. Anm), Zwei Verhältnißgewichte Milgfänre =
Cio Hio Oio zerfallen nämlich bei 120% C in 1 Lacton, 2 Garbouflure zus
2 HO. — Jenes ungenannte Alkaloid iſt im Waſſer fehr Idsli, bageges
malöslih im Alkohol und im Aether, Erpftallifirt in ber GäulenSerm hei
Magnit⸗Sulphaté (6. 945 u. 1234), und verflüchtigt ſchon im eimer Kike,
weile 1009 C noch nicht völlig erreicht. Die zuvor erwähnten beiten Aal
tigen neuen Säuren befigen beine Fleiſchbrühe⸗Geruch; vie eine derſelbes if, in
ibrer Verbindung mit Barpt, zufammengefegt — CgA2H6 O2. — 2. fügt
übrigens feiner Unterfugung noch die Bemerkung bei, daß ber beträchtliche Gehalt
des Getreides an phosphorf. Kali bein Verbauungsvorgange (im bezen auf
Getreide⸗Nahrung angewiefenen Thieren), mit Kcchfalz in MBechfelgericgung ge
rathend, zum Mittel werke, das zur Blutbildung, wie e8 ſcheint, unentbeheiiie
Natronphosphat Herzuftellen, und daß ſich hieran das (Inftimetsmäßige) Ber
langen der Tiere nach NaCh knüpfe; ferner, daß die fanre Gegenwirtung des
Dustelfleifhes und bie alkaliſche bes nur durch fehr důünne Häute davon geſchie⸗
benen Bluts Elektricitätserrogenn wirken bürften,
1545
wanbelten) Alkohols, nicht das „Platinfchwarz" (S. 849), ſonbern
organiſche Gebilde, 3.2. die fog. Eſſigmutter (6. 1474 Anm.)
oder WBeintrebern und Weinreben, oder von Effigfäure durchdrungenes
Holz (mit Eſſig gekochte Buchenholzfpähne) ober mit umb flatt derfelben
fog. Sauerfäffer (Meres de vinaigre), fo fommt es zunächſt nur
darauf au: den in Eſſig zu verfehrenden, mittel gehöriger Wäflerang
und ſonſtigen, die eleftrifche Leitung erhöhenden Zufähen (3. B. ſchon
fertigem Weinſtein⸗haltigem Eſſig) zu einem feuchten Elebktricitaͤts⸗
Leiter erhobenen Weingeift (öder deſſen Bertreter) in paflenden Gefaͤßen
möglichft vervielfältigter Auftberührung zu unterwerfen, um deſſen Oxy⸗
bation zu Eſſigſaͤnre zwedmäßig, d. 5. in kürzeſter Zeit und bei gering⸗
Rem Verdampfungs⸗Verluſt vollfländigk zn bewirten. Blauber, bie
Nothiwendigfeit des wermehrten Luftzutritis anerkennen, erfand hiezu
ein Berfahren, das viele Jahre darauf von Boerhave ber VBergeflens
heit entzogen und verbeflert wieder ins Leben gerufen, folgende Geſtalt
gewann: zunähft werben zwei aufrechte leere Weinfäſſer, die nahe
ihres unteren Bodens mit einer, durch einen Sapfen verfchlofienen
Heinen, oben aber, buch Wegnahme des oberen Bodens mit einer
großen, Luftzätriit geflattenden Deffnung verfehen worden , nachdem fie
zuvor mit Weinreben und Weintrebern in gahlreichen abwechielnden
Schichten bis nahe zur oberen Definung gefüllt worden, auf eine vaſ⸗
fende Unterlage, in einer 20° bis 25° C — 16° bis 20° AR habenden
fog. Eſſigßube neben einander geftellt ; Hierauf wird eines dieſer Faͤſſer
mit der in Eſſig zu wandelnden Ylüffigfeit, 3. B. mit hinreichend
gewaͤſſertem Brauntwein, nahe gefüllt und leicht, d. 5. in ſolcher Weiſe
überdedtt, daß die Luft wenig gehindert einzubringen vermag, die Ver⸗
flüchtigung von Weingeifi jedoch möglichſt gemindert oder verhindert
bleibt. Nah Ablauf von 12 Stunden zapft man bie Flüffigfeit ab,
das zweite Faß damit füllend, und verfährt nach wiederum 12 Stunden
ebenjo mit diefem zweiten Bafle. Nachdem man afo abwechfelnd 8 bis
10, höchſtens 14 Tage hindurch die Ylüffigfeit von 12 Stunden zu
12 Stunden umgefällt hatte, bringt man fie, da fie nun Eſſig getworben,
auf das im Keller befinpliche Lagerfaß. Der Berf. dieſes Hobs Anberte
diefes im Anfange des laufenden Jahrhunderts in der bieß- und jenſei⸗
tigen Rheinpfalz zum Theil unter Geheimhaltung befolgte Berfahren
dahin ab, daß er flatt des gewäflerten Branntweins einen nicht nur
gewäflerten, fondern auch mit ſchon fertigem Effig vermifchten und
ſtark angewärmten Branntwein dazu verwenden machte, *) was ihn im
e) Daſſelbe Gemiſch, was in dem auvor gebachten, S. 38 ff. der Jahn’ fchen Ans
Leitung befchriebenen Berfahren zur Bereitung von BranntweinsG@ifig lediglich
mittel Lagerung verwendet wird, indem man in ein in ber Eſſtgſtube wage:
recht lagerndes, 10 Dhm faſſendes Weinfaß zunaͤchſt 4 Ohm fertigen Eſſig und
4 Ohm entfufelten Branntwein bringt und darin durch Schütteln wohl miſcht,
ben Stand feßte, bie Orybation deſſelben in ſolchem Diaafe zu beiäln:
nigen, baß faſt nicht mehr Stunden als fon Tage erforbert wurker,
einen Ingerungefähigen fog. Schnelleffig darzuſtellen; mehrere Jahr:
daranf machte er biefes Verfahren befannt in bem Arch. f. d. ga.
Natarl. XX. 103. XXVI. 250 und XXVIL 479. Bolgentes m
bazu dienen, bie jeßt vor allen andern Eſſigbrammgen belichteh
Schnelleffig:Bereitung näher zu erläutern. John Ham nıa
1825 in England ein Patent darauf: die Eſſigbildung dadurch zu ke
f&hleunigen, daß er bie zu fäuernde Zlüffigfeit über in Faͤſſern ang
fchloffene Reißig- Bündel zertropfend fließen ließ; aber ſchon lange we
H. hatte man, wie bemerkt, ver Hauptfache nach, hiezu ein Verjahren np
"wanbt, das, nad) und nach vervollfommnet, feinen Haupttheilen ned pu
Darfellang des Schnelleffigs in richtiger Weife verwendet, dieſes fi
zeugniß in ebenfo vorzäglicher Zeitverfürzung als Güte herſiellen if
Man ſtellt aufrecht auf ein paflendes Geſtell ein mindeſtens 9, bie
12 Fuß hohes, eichenes fog. Bradirs Faß, deſſen oberer ud nlar
Boden durchloͤchert ift und deſſen Dauben beiläufig 3 ZcU bed it
dem unteren Boden mit 8 einen halben bis 2/3 Zoll weiten Lechen
verfehen find, die ſchief (von oben nach unten fchräg) eingebohrt zum
die atm. LuftsEinfirömung begünfligen, aber das Geransflichen te in
Faß herabrinnenden Flüſſigkeit nicht zulaſſen und die auferbem ı0d
mittel eingefehter feiner Drabtgitter (am beften Blatinsrahl de
vergoldete Eiſendraht⸗Gitter) den Innenraum des Falles gegen Il
Eindringen von Jnſekten 2c. fügen. Unter den unteren Boden Ki
man, zwiſchen das Geſtell, ein fog. Vorlege⸗Faß, um ſpatche
den durch das Gradir⸗Faß gelaufenen Eſſig aufzufangen. Apr
dann nach und nach, zwiſcheninne die Spundöffuung jedetmal fchliefen m
Faß tüchtig fehüttelnd, 3 Ohm ſiedendes Wafler folgen und, nad bemukter wi
kommener Spundſchließung, hiemit 24 Stunden hindurch ruhen laßt, am id
Spundloch offnet und es mit einem Schieferſtein belegt, hierauf das ma ®
einem ner Faßboden, mehrere Zoll abwärts vom oberen Bobenrambe, neh i®
Flũſſigkeits⸗Spiegel gebohrte und mittelft eines kleinen Korkſtoͤpſels veäirhe
geweſene Löchlein öffnet, um es jet flatt des Korks mit einem, ber Aut ſeis
Durchgang geflattennen Fleinen Gölgernen Trichter zu verſehen, veffen uqh are
gerichtete Mündung dazu dient: die durch ihn bindurch zu bewirkende Suklimum
"zu befördern. Alſo vorgerichtet bleibt Das Faß in ver Eſſigſtube m Demi
Weiſe gelagert, bis vie Unterfläche der zur Befichtigung aufgehobenen Eier
platte (die auch ein gefucchter Ziegefftein vertreten kann) nicht mehr mit TchP
fein genäßt erjcheint („nicht mehr fchwikt”), da man dann (etwa nad 5 Boa.
wenn die Luftwärme der Eſſigſtube bis dabin ſtets — 13° bis 14°B= 160%
bis 170,5 C geweien war) 3 Obm bes alio gefertigten Eſſige abzapfi zur w
Lagerfaß bringt (mit over ohne Zufay von 1/2 A rohem Weinſtein, ver dem
größere Aehnlichkeit mit Weineſſig ertheilt), uno fatt deſſelben zwier wie x*
zunaͤchſt 1 Ohm entfufelten Branntwein und bann 5 Ohm flebentes Waheꝛ ⸗
zuvor beſchriebener Weiſe folgen läßt, und fo fort Zahr aus Jahe rin verfähtt;
vergl. a. a. O.
1347
verfieht man das Gradir⸗Faß inwendig, oberhalb bes oberen durch⸗
-löcherten Bodens mit 6 bis 8 durch die Danben getriebenen Löchern,
die weit genug find, um hölzerne abgeumpft Tegelfürmige Zapfen von
außen her durchzuſtecken, die, durchgeſteckt, an dem nach Junen gerich⸗
teten Cude wenigfiens noch 1 bis 11/2 Boll did und ſtark, wie lang
genng find, ein darauf zu flellendes, ebenfalls, jedoch fehr wenig ab⸗
geſtumpft kegelförmiges Gefaͤß (eine fog. Butte, genannt Siebbutte)
nachdem es mehr ober weniger mit ber zu orhdirenden Flüſſigkeit ges
füllt worden, zu tragen. Der Boben bicfer Butte iR ebenfalls und
zwar fein burdlöchert, und ihr unterer Rand achtmal bogenförmig
ausgeſchnitten, damit fle, auf ben oberen Faßboden geftellt, feitwärts
von allen Seiten her Luftzutritt geflattet. Der untere Durchmeſſer
diefes ausgeſchnittenen Siebbutten-Randes muß von den Inmenflächen
der Faßdauben gegen 1 Zoll weit fernen (d. h. fo viel enger feyn, als
das Faß). Iſt Alles fo weit vorbereitet, fo füll’t man das Gradir⸗Faß
mit diagonal durch die Jahresringe abgehobelten, dicken, fpiralfürmig
gewundenen BuchensHobelfpähnen, die zuvor mittelft Waſſerdampf wohl
ansgelocht und dann mit reinftem ſtarkent Giflg getränft worden waren,
fegt darauf den oberen Gradir⸗Faßboden, und läßt nun durch bie auf
biefen geflellte Siebbutte das Gemiſch aus Branntwein und Wafler
(vder befler das zuvor befchriebene, 24 Stunden ruhig gelagert gewe⸗
fene Gemiſch von Eſſig, Branntwein [ver wenigflens 40 Proc. oder
2/; Alkohol enthalten und ſolchem Behalte gemäß wohl perlen muß]
und heiß geweienem Wafler) in kleinen, einander ununterbrochen fols
genden Antheilen zufließen, und zwar am beften: mittelft eines gläfer-
nen fog. Füll⸗Hebers, deſſen Fürzerer Schenkel in ein, jenes Gemiſch
enthaltendes Gefäß fo getaucht und gefekigt worben, daß er bie in dem
Faß befindliche Flüſſigkeit durchreichend, fa den Boden foldyen Befäßes
berührt, während ein Deckel das gefüllte Gefäß (jedoch nicht luftdicht)
figließt und deſſen längerer Schentel vislröhrig, oder nach Art des viel-
fach durchlöcherten Gießrohre einer Gießkaune getheilt, in bie weiß
buchene Siebbutte binabreicht. Zugleich verfieht man das Gradir⸗Faß
mit einem Badethermometer, indem man in Mitten der Höhe des
Faſſes, durch eine Daube in fehräger Richtung ein Loch bohrt, das
gerade weit genug ifl, um das Thermometer bis zu 300—400 A =
450-500 C in die Innenluft des Faſſes einzufenfen und fo zu fefligen,
daß man es leicht gelinde hervorzuzichen vermag. *) Gewöhnlich giebt
©, Zwedmäßiger wenbet man ein Thermometer an, deſſen unterer rechtwinklig gebo=
gener Teil (fammt ber Kugel oder fammt dem biefe vertretenden, das Merkur
tragenden Glascylinder) von einem Platindrahtnetz umgeben durch das Seitenloch
des Faſſes in deſſen Innenraum taucht, während ver obere, bie Sale barbietende
Theil außerhalb fenkrecht ein für alle Dial (von einer Glachülle umgeben) ges
feſtigt worben und die Fugen zwiſchen Löchlein und Tgermometerröfre mittelft
„ zeren Baumwolle oder Werg⸗Umwickelung unb au Ben anzubringenvem Ueberzug
von Schelllack⸗Firniß luftdicht gefchlofien find,
1548
— — —- —
man dem Gradir⸗Faß einen doppelten unteren Boden; namlich aufe
dem erwähnten durchloöcherten, einen unterſten undurchlöcherten. Ya
diefem Falle find die Loͤchlein des erſteren weniger eng unb bedarf cs
der Unterftellung dee Vorlege⸗Gefäßes nicht, das übrigens, wird ci
angewandt, am zwedmäßigflen den unteren Faßraud Iuftvicht umiaft;
man belegt zu bem Ende feinen Snnenrand mit Scheiben bünıs
Korkes, die man mittelft hölzerner fegelförmiger Stifte feRigt, melde
durch den an biefen Stellen ſchon zuvor burchflochenen Kork?) in cher
zuvor geflochene Danben:Löchlein getrieben werden. Su foldem Falk
eriest das Borlege s@efäß ben unburchlöcherten unteren Boden bi
Gradir⸗Faſſes und wird dann unterhalb der Wintauchtiefe bes uni
Baßrandes, in einer Stelle nahe feines (des Borleges@efäßes) Yaral,
mit einem Zapfen verfehen, den man fonft unter dem burdlädekn
und oberhalb des unterfien Bodens in einer der Grabir: Fafraıka
anzubringen und jeden Falls mit einem Korfflöpfel bie zum Gera
zu verſchließen hat. Wußerbem pflegt man auch, zur Muffangeng ki
aus dem Gradir⸗Faſſe auffteigenden Dampfes, 3 hölzerne aus gebeht
tem weißbuchenem Ganzholz gefertigte Bervichtungsröhren fammt Kill:
faß anzubringen, deren innere Definung die Weite ber exmälrkı
8 Zugloͤcher um etwas übertrifft. . Die erſte dieſer Möhren derchech.
ſenkrecht und luftdicht eingefügt, den Deckel des Gradir-Fofſes, isim
Re außerhalb deſſelben 1 Buß Hoch hervorragt, und ſteht mit der Dr
ten nicht vollfommen wagrecht, fondern etwas ſchief aufwärts grih
teten in Hohlverbindung; fo daß beide gleichfam ben Hintern Wi
des Helmes eines Deftillir-Befäßes vertreten. Indem num dieſe zuet
Nöhre, die Wand der Eſſigſtube Iuftbicht durchſetzend, den Dampf da
eriten empfängt, fühlt fie ihm größeren Theils ab, fo daß Ye tat
folche Verdichtung entfandene tropfbare Yläffigfeit wieder ins Orue
Faß zurücfließt. Das die Wand durchſetzende Ende der zweiten Ahn
greift, außerhalb der Eſſigſtube, luftdicht ein: im bie britte, ſchef eh
fleigend ein mit kaltem Waflır gefülltes Kühlfag durchreichende Rat.
*) Der Kork quellt durch bie Beuchtigkeit auf und wird fo Iuftbicht. Brishgril,
eiferne Nägel ꝛe. müflen bei ber ganzen Vorrichtung durchaus vermitm MM
unf&ädlich gemacht werden. Hatte man baber das Grabdir⸗Faß (oder vu Sam:
Faſſer, veren man bei Schnelleffigbrauereien, vie ins Große gerriebes wra@
follen, wenigſtens 3 bevarf, da dann ber unvolllommen fertige bes erſten Dal
auf das zweite und hierauf in das britte ae. gebracht wird); wobei man &# van Vol
fo einrichten kann, vaß alle drei oder vier Faͤſſer gleichzeitig wirken, wenn mE.
fobalb das erſte entleert ift, es fofort wieder mit neuem Gifiggut auffüllt, @M
ebenfo das vorletzte mit der Flüfjigkeit nes ihm zunädhft vorangeheunen GR
ners, wenn auß erflexem das faR gänzlich gefäuerte Eſſiggut in ven legten
bildner (ins Iehte Gradir⸗Faß) übergeführt wird. Zu Ueberführungen ver If
türften übrigens möglichft wenig Onerburchmeffer habende Seih pumpen (©. 1%
Anm. und m. D. Gewerböfe. III. 18. f. 25 ff.) am wenigften Berrumpiap
und Gieß⸗Verluſt zur Bolge haben.
1549
deren .Borlage ben übrigen Theil der wieber zur teopfbaren Fluͤſſtgkeit
verbityteten Dämpfe aufnimmt und in den Stand feßt, ihn wieber in
das Gzadir: Faß zurücdzugeben. Gtatt nes FüllsHebers benupt man
gewöhnlich einen hölzernen Trichter, ber durch ein (außer der Füllzeit
mittel eines Korkes zu verſchließendes) Dedelloch in den Zwiſchen⸗
raum oberhalb des erſten burchbohrten oberen Bodens hinabreicht.
Oder, gewöhnlicher, mündet ber Trichter ein Füllgefäß aus, das gleich
dem oberen dukchlöcherten Boden genau fchließend in das Gradir⸗Faß
eingreift. Soll nun das in einer ober der anderen Weife eingerichtete
Gradir⸗Faß in Wirkfamkeit treten, fo hebt man zuvörberfi den burch-
löcyerten oberen Boden heraus und Tül’t den Innenraum des Faſſes
mit den zuvor ausgelochten, dann getrodneten und mit Effigfäure ger
ſchwaͤngerten Buchenholzipähnen, feßt darauf ven oberen Boden wieder
genau⸗paſſend ein und verfährt mit der 220— 250 R — 270,5 — 310,25 C
warmen Bläffigleit (dem fog. Eſſiggut), die zuvor in Mifchgefäße,
3. B. aus Branntivein, Eſſig und heißem Waſſer bereitet worden, bes
fchriebener Manfen. Miſchgefäß und Eſſiggut befinden ſich in ber
Eſſigſtube, deren Luftwärme anfänglich 160 R — 200 C, dann aber
nach und nad 260 R = 320,5 C bis 320 R = 400 C nicht wohl
überbieten barf, weil fonft Aldehyd gebildet wird und fo Weingeiſt
in Berluf gebt (ein Verluſt, der bei Anwendung mehr erwähnten ges
lagert gewefenen Gemiſches aus Eifig, Branntwein und heißem Wafler
nicht eintritt). Beſtand das’ Eifiggut nur aus Weingeiſt, Eſſig und
Waſſer, fo bleiben die Buchenholzipähne 3 bis 31/2 Jahr hindurch
“ brauchbar; wendet mm dagegen zähere Flüſſigkeiten (Honig, Wein⸗
fteins ıc. Röfungen) an, fo müflen fie ſchon nah 8 Monaten berauss
genommen, mit fiedendem Wafler gewaſchen, wieder mit Eſſig getränft
und, wo bereits welche zu mürbe Sder gar faulig geworben, durch neue
erfetst werden. Alles Holzwerk hat am beften zu befiehen aus Weißs
(Steins oder Hain) Buchen⸗-Kernholz. *) Minder zwedmäßig
wählt man hiezu Rothbuchen:Holz (von Fagus sylvatica L.), weil
es zwar auch ſehr feſt und bauerbar ift, aber, in Folge feiner durch
Waſſer nie gänzlich entziehbaren Farbtheile, verunreinigend wirft, indem
es zugleich den Beichmad der Buchengerbſäure mittheilt. Bevor
man aber irgend ein Holzgeräth zur Eifigbrauerei in Gebrauch nimmt,
muß es zumähft mit faltem Regen⸗ ober YlußsWaffer eingeweicht umb
dann mit fledendem Regenwaſſer wiederholt auagefocht werden. Die
+’
©) Die fog. Weißs oder Stein⸗Buſche (Carpinus Betulus Z.) hat nit nur
weißen Splint, ſondern auch weißes Holz, und Gleiches gilt auch von ber in
Krain und den Deſterreichiſchen Kuüftenlinbern häufigen zweiten beutichen Weiß⸗
oder Hain⸗Buche (Carp. duinensis Scop., Curp. orientalis Lamarck.).
Bei ner Rothbuche ift der Sylint weiß, wird aber, wie bei Pinus sylvestris Z.,
zu Holz erhaͤriet roͤthlich.
eifernen Reife, mit denen man bie Gradir⸗Faͤſſer mmlegt, mhhen ke
zuvor, ehe man fie auftreibt, ſtark erhiät werben, damit fe, in felde
Weiſe gehörig ausgedehnt, am Faſſe exfaltend deſſen Dauben issigk
zufammendrängen. Huch ift es zweckmaͤßig, die ſolche Faßreiſe fehign
den eifernen Nägel, unmittelbar vor ber Gintreibung, in Geigeakery,
befier in Lad: Firniß zu tauchen und ebeufo auch bie bereits angenagelis
eifernen Reife. *)
*) Auch bei der Brauung bes Malz, Honig⸗ ıc. Eſſigs fördert worgängige Bea
ung ver Holggefäße mit kaltem umb heißem Waller und baranf folgent Yallr
zung 3. B. der Gahrfaſſer wit ſchon fertigem Gifig, vie Säurung jelden ir
guts ungemein. In einer Zuckerfiederei Sonbon’s fans ich nie oberſtea Ein
(Speichers Räume, zunähft unter dem Dach) in foldem Maaße mit Hilger
Dampf erfüllt, daß es mir der Mühe werth ſchien, mittelk Kalkmilch vie Cim
einzufangen; mein Vorſchlag fand Gehör und hatte guten Erfolg. YHinkerdii
ſolchen fanren Dampfes durch Kalkhydrat würbe md wirkfamer gemeim Ki.
Zuf, Um nicht aus Branntwein ober Wein gefertigte Gifige zu klärer
(Malzeifige enthalten ſtets Klcher aufgelöst, wovon fie Gichen in jun
Keflein befreit und fo gegen Bildung von Infuforien und weitere
fügt), lagert man fie unter Zuſatz von etwas fufelfrelem MBeingeik, va, 2)
fäuernd, mit ver Verbefferung des Geſchmackt zugleich vie Menge ver A vermcht
Bel ver Bilpung des Honigeiiigs (vergl. m. Bujäpe zu Jahn’ Meirliir
brauerel ©. 47) ſcheint ner Wadıs: Gehalt des Honigs nicht ohne ehimem
Einfluß zu feyn; S. 819 ff. Bucholz d. &. zufolge kann man gejhiumit
Honig von Wachs befreien, wenn man ihn, nachdem er heiß burdhgefeiid mer
ven, erfalten läßt und nun nochmals (kalt) buechſeihet, da han ber Gcialt =
Bachs dem Geihtuch verbleibt. Aber 56 A Honig erfordern SIEB
um alſo durchgeſeihet Wachösfcei zu werben. Deſtillirt man Gonig für Ib. P |
entläßt er zuvorderſt eine gelblichebräuntiche Blüffigkeit, Die wie Honig richt u
muthmaaßlich in ihm zunächſt an Wachs gebunden iſt; Tpäterhim gehen im
Zerfegungs: Erzeugniffe über. Kleber, ber zu faulen beginnt, der Su |
zuder-&öfung, fo wie auch veren (ihrem geldsten Stoffe ma ihe Ahntigen) Tr
teetern, fammt etwas Meinftein beigegeben, führt fie unmittelbar in Gig de-
Jever Gifig klärt fig, wenn er längere Zeit über Buchenfpäßnen lagat; 3
Drleans benugt man fle bei ber Weineffig: Brauerei (a. a. D. 6 #-Il)
um ven Wein dadurch von Hefe zu befreien, bevor man ihm in vie Bann MM
Mutter⸗Faſſer bringt, Im ähnlicher Weiſe Bären fie auch has zur Darum
des Biereſſige beſtimmte, nachgehenbs nahe bis zum Gicben eryipt: st DER
fammt etwas Birkenholz, das bis zur beginnenven Verkohlung erigt wehrt
war, in das Gauerfaß gebrachte Bier (Obergahrbier). Auch vie Kukonherii)
des Mycoderma wird Durch Yuchenfpähne beförbert , haben jech vergleihen
Gpähne zu jolddem oder ähnlichem Zwecke gerient, fo müffen fie ver mail
Gebrauche wiederholt mit kaltem Wafler gejänbert und dann mit fitenten wohl
ausgebrühet werven. Mar Pettenkofer fällt aus Battäpfel-Uied
(Sereitet aus 1 Gewichtatheil gepulverten Galläpfela und 3 bie 4 BWafe, we:
dem das Ganze mehrere Stundbden hindurch Heiß geftellt und banı burbgeſch⸗
worden) mitteiſt Zuſaß von 2 Kochſalz den klebrigen ſog. Sqhlein, ſchha
Flüſſigkeit Hierauf durch und verwahrt fie zum Gebrauch (als
gelösten Leim auf übrige dadurch fällbare Bildungetheile mb Galze), va fe Mi
vann Jahre lang wirffam erhält, — Bur Gchreibtinte eignet ſich jach Ihe
entſchleimte Gallaͤpfel⸗Aufguß nicht, Verſegt man übrigens Galzlöjmugen } 2
Mineralwäfier, welche Koch ſal z mit wäflrigem Galläsiufguf enifaiih, ’
1554
Anmerkung Die Benennung Effigmutter ertheilt man nicht
nur dem zusor erwähnten organifchen Bebilde, bas in nicht gu ſtarken,
fondern vielmehr dm leichteſten im ſchwaͤcheren Eſſig entficht (und deſſen
Bildung und Wachſsthum — weil Iehteres auf Koften der A erfolgt;
©. 1474 Anm. — den Eſſig mehr und mehr ſchwaͤcht), ſondern auch
dem fog. Effigferment, ober denen zur Erzeugung der gewöhnlichen Effige
erforderlichen Gemiſchen, wie venn z. B. fonft auch zur Brauung eines
auten Kartoffelbramntwein:Effige eine fog. Effigmutter dadurch ges
wonnen wurde, baß man ein ans 1 ® guter Überhefe, 10 Honig,
6 gepulvertem rohen Weinftein und 3 Quart ( 3,53 Liter) reinften
und flärkfien Eſſig mit einem Kleifter verfebte, der inzwilchen durch
Anrühren von 1/ 8 Kartoffelflärke mit etwas Taltem Wafler uub
daranf betwirftes Sieven mit beigemifchten weiteren 3 Quart gedachten
Eſſigs gefertigt werben, und ſolches Gemiſch dann 3 bie A Tage hin⸗
durch, bei einer Luftwärme von 150—200 C = 19-160 R fig -
felber überließ; da man es dann mit 900 Duart Effiggnt *) innigfl
vermifchte, das dadurch erwachſene Geſammtgemiſch — nachdem es in
1 bis 2 Ohm⸗ (oder 1/2 bis 1 Oxhoft⸗) haltende Faͤſſer dermaaßen
vertheilt worden, daß jedes derſelben nur bis zu 2/4 feines Innenraums
gefällt erſchien — in einer fog. Eſſigſtube, bei 230—250C =
189,4— 200 RB, 18 bis 21 Tage (mittelft leichter Meberbedung bes
geöffneten Spundlochs) dem Eindringen ber atın. Luft überließ und
ſchlüßlich in die Lagerfäfier des Eſſigkellers **) brachte. Die Myco-
P
ns
*
erfolgt Grünung, wenn ber NChs over ſtatt deſſen KOh- ꝛc. Gehalt nit
zu klein iſt, hingegen Bläuung, Valls Natron⸗Bicarbonat zugegen war, —
Kochſalz⸗Mehalt ſchüht übrigens ven Galla⸗Aufgaß gegen Cindringen von O und
Damit gegen Oxydation feiner Gerbfäure zu COq und Gallaſaͤure.
Beſtehend aus 100 Duart (fufelfeeiem) Kartoffelbranntwein, 750 Slußs uber beſſer
Hegen-Wafler und 20 eines dem obigen au Güte gleichlkommenden Eſſigt. Nach
Ablauf weniger Tage tritt Trübung und Selbfiwärmung folches mit dem Gifig-
ferment verſetzten Eſſigguts ein, begleitet von ziſchendem Geräufg, und balb
»orauf fieht man die Oberfläche ſich mit einer Kahn⸗ (Kahm⸗) artigen Dede
überziehen, während die darunter befinpliche Flüſſigkeit von einem fadig⸗ſchleimigen
Erzeugniß erfüllt erfcheint, das fich nach und nach theils an den Geitenmänben
abingert, theils zu Boden ſenkt. Gie entwidelt nun einen non Tag zu Tag an’
Stärke zunehmenden Eſſig⸗Geruch, beginnt aber vabei fig abzukühlen und aufs
aubellen, und zeigt fich enplich, nach dem Geſammtzeitverlauf von etwa 3 Wochen,
volltommen Klar, ba man fie dann mittelft eines gläfernen Hebers auf das Lagers
Faß (am beiten auf ein Faß, worin kurz zuvor guter Wein gelagert hatte) abzieht.
Huf vie in ven Gäͤhrfäfſern verbliebene fog. Gifigmutter wird dann wiederum
im bemerkten Verhaͤltniß Eſſiggut gebracht, dem man jekoch (ed vor feiner Ver⸗
tbeilung in einem paflenden großen Faſſe zufammenfsgenn) auf jede 100 Dunrt
Sefammtflüffigkeit 4 A Honig une 1/n Z gepulnerten rohen MWeinflein, nebft
4 Duart fchon fertigen guten Gifig beigemifcht Hatte.
GSifig darf nit in einem Weinkeller lagern, wenn ber Wein fäurefrei bleiben
(Ckeinen fog. Stich erhalten) fol. Aus gleichem Grunde müſſen au bei ver
Bier und Brenniveins Brauerei ſaͤmmtliche Gefäße forgfältigk gefäubert (am
1558
derma Persoon. (S. 1474 Anm.) , ein Erzeugniß ber feide 1179
gährung begleitenden Schleimgaͤhrung, if, gehörig ausgewafchen un
auf einer Glasplatte ausgebreitet, im hohen, an vollfommene Dur
ſichtigkeit grenzenden Grade durchſcheinend, fchleimig und von einge
neuem Eſſig Kork fauer — weßhalb fie au (unvortheilgaft) als Eſſig⸗
gährungs:Erreger benugt zu werben pflegte —, troduet allmäbhlig pu
durchſcheinbaren, einer thierlichen Menibran ähnlichen Haut ein, bir
jedoch, teoden beftillirt, Fein Ammontaf entfliehen macht. In einem
Eifig, in welchem diefer Schimmel zur völligen Ausbildung gelangt,
ift gemeinhin auch die Entwidelung des Vihrio Aceti, fo wie ta
nicht felten fehr zahlreiche Sich⸗Cinfinden der Effigfiege (Gifigmädk,
Musca cellaris) nicht mehr fern; zumal, fobald das gaͤhrende Gemiih
zur beträchtlichen Selbfiwärmung gelangte. Unterwirft man bew (ifs
der Deftillation, fo geht zunörderf um fo mehr fog. Eſſiggeiſt (Sprit
aceti) über, je unvollfländiger die Orybation bes Weingeiſte oder
Weingeiſt⸗Vertreters gelungen war. #) Ueber Prüfung des Gigs af
chemiſche Reinheit vergl. m. Grundz. I. ©. 372, 705, 757. **)
beſten mit etwas verbünnter Afchenlauge und Hierauf wiederholt mit Male)
volllommen fäurefrei bergeftellt werben, bevor man fle zur weinigen Gährung
und zue Vranntweinbrennerei in Gebrauch nimmt. — Mit Gig um aub vie
mit Iuder fog. eingemachten Früchte dürfen, wie fm 1747 Iſern
flammd. 4, anmerkte, nicht mit Mundfeuchtigkeit In Berührung fonımen, weil f
fonft (in Schleimgäßrung übergehend) verderben; denn, fügt I. hinzu: Speichel
bewirkt Gaͤhrung; vergl. oben S. 1489.
e) Indeſſen entläßt auch ver aufs Bolltommenfte fauerburchgoßrene fig, zumal
achter Weineffig (veftillirt) anfänglich eine weingeiftige Stäffigteit, deren Ge
zu an ven des fog. Eſſigaͤthers (effigi. Aethylorxyvo; S. 851 Anm, m. 1080)
erinnert und vie man dieſes Liebfichen, keinetweges Winchyb - artigen Geradei
wegen dem weiter folgenden Deſtillat⸗Antheil gern zu belaffen pflegt, were mas
biefes zur Darftellung von Würz⸗ und Duft-Effigen verwenden will. Katie mes
bei ver* Deftillation Kohle zugefeht (um faR bis zur Trodene den fäfigen Tiel
überbeftilliven zu lönnen, da dann flatt des zähflüffigen, dunkelfarbigen, Ban
fein: sc, haltigen Rüdftandes — genannt: Sapa aceli — ein fait trdeme
‚ verbleibt), fo iſt das Deftillat glei won vorn herein nur etwas Weingeit-kalläg
und au fpäterhin geht es nur rein effigfauer riechend über, wäßeens stme Fur
faß von Kohlenpulver die letzten Deftillat:Antheile leicht Vren zgeroq erhalten.
Der Rohleshaltige Rückſtand giebt, getroduet und mit Salpeter werguft, a
an freier Luft durchglühet, verhältlicg viel und ziemlich reines KOCO,. x
frieren macht Eſſtg weniger Wafler-haltig, weil ver größere Theil des vorkembe
nen Mafiers als Gis ſich ſcheidet, das nur in feinen Blätterburdgängen eiwal
wäfltige Effigſaͤure zurüdgält ; Ausfrieren des Weingeifisfreien, pefilligter
Eſſige gewährt durchaus reine ſtarke wäflrige Effigfäure; das hievon (wie jene
vom rohen ausgefrorenen Gffig) verbliebene Eis kann man fanımein, um, nel
dem es geſchmolzen, bie dadurch erhaltene ſehr gewäflerte Gifigfäure
bei Bildungen von Acetaten zu verwenden, bie man auf Darfiellung nen fuck
A. zu verwenden beabfichtigt.
©) licher Verhalten ver A f. au ©, 945 u. 1250. 1262. Mar künftiger Eile
mit Mineralfäuren verfaiſcht worden, fo entdedt biefes zum Theil ſcher der
1553
3) Berwefung (Bremalaufle): Hydrogen⸗Oxydation unter Ansfcheibung
von COꝛ; ©. 1468. Gie fordert Zufluß von O⸗Gas, und anfänglich
wenigſtens fo viel Waſſer, daß Verdichtung des zu verſchluckenden
atmofphärifchen Oxygengaſes bewirkt und das durch Verfchludung vers
dichtete O dem B⸗Gehalt zugeführt werden kann. Iſt das Waſſer
verdampft, fo erfolgt die Verweſung nicht nur ſehr langfam, fondern
es ſchũtzt auch bie zur Ausſcheidung gelommene Sarbenfäure mehr over
weniger gegen Rärkeres, und felbft überhaupt: gegen weiteres Eindringen
mehr oder weniger frembartige Geſchmack, indem berfelbe von einem an ten
Zähnen eigentfümlichen Gefühl begleitet wire, una In ähnlicher Weiſe verrathen
ſich auch ſcharfe pflanzliche Beimiſchungen, die außerdem merkbarer
werden, wenn man ſolchen Gifig mit Kalkmilch (S. 1105 Anm.) neutralifirt
und gelinde veftillirt, da dann das erzeugte Acetat neben dem ſcharfen harzigen
(nurch abſ. Alkohol, durch Aethershaltigen Allugul, oder vurch Aetersentzichbaren) .
und fog. wäflrigsertraetartigen, nun auch Leicht durch den Geſchmack eriennbaren
Beimiſchungen zurüdbleibt. Hermbfänt empfahl zur Prüfüng des Gifigs auf
bergleichen ſcharfe Beimifgungen: die eine ber Lippen mit anerfannt reinem, bie
andere mit dem zu prüfenden Eſſig zu beflreichen und beide trodnen zu laffen,
ba dann der feharfe Eſſig leichtes Brenngefühl Hinterläßt; allein vie Beimiſchung
von 5. 8. fog. ſpaniſchem Pfeffer, Kellerhalstärnern, Seibdelbafſt⸗Rinde ıc. muß
Thon ziemlich ſtark bewirkt worren ſeyn, wenn fle ſolchen Weges ſich zweifelfrei
verraten fol. Beimifhungen von Mineralfäuren verraihen fih, Kühn
zufolge, im Allgemekien: durch Trübung einer wäflrigen Brechweinſtein⸗Löſung;
allein Hatte ver Gifig, in Solge feiner Lagerung, eine Gerbſäure zum Mitbeſtand⸗
tbeil, fo Bleibt jene Löfung auch nit Mar. Hydrochlorſfure verräth ſich
bush Faͤllung von AgCh, aus wäfriger Löfung des AgOAO; ; Indeffen enthält
jerer GEſſig Heine (öfters nur fpurenweile vorhantene) Beimijchungen von Alkali⸗
CEhloriden; es muß daher in gleicher Weile daneben ein Eifig (3.8. ein Schnell⸗
effig) geprüft werden, von dem man weiß, daß ihm keine HCh beigegeben wors
ven; ba dann ner reichliche Niererfchlag des mit Hydrochlorſäure verjegten leicht
auf dieſe Fälſchung hinweiſen wird. Azotſaure⸗Beimiſchung wire erkannt
theils durch Auflöfung bes damit erhitzten Blatigoldet, während man etwas HCh
beigefügt Hatte (S. 803 m. 1311), theils durch Beimifhung wäflriger SOg,
die dadurch in SOz übergeht, theils durch einige Tropfen ſchwefelſaucer Indig⸗
auflöfung, veren Blau fih turh AO, in Gelb verkehrt (S. 1024), theils
endlich durch Erhitzen mit etwas Kupferdraht, wodurch AOꝛↄ⸗Gas entwidelt. Ges
wöhnlich werten vie Eſſige mit Schwefelfäure gefälicht, die Zuſaz von BaOA-
2öiung am ficherfien durch Bällung, von BAONOz erfennen läßt (5. 1238).
Dagegen kommt auch eine Abänderung ber Schwefelläure in manden,
zumal frangöfifcgen Gifigen vor, welche gegen BaO, PhO x. fi verhätt ahnlich
ver fog. Unterfhwefelfäure (©. 817 Anm), und baher durch BaOA x.
nicht erfaunt werten kann, deren SOz ſich aber wieder herſtellen und nachwelfen
laßt durch Gättigen des verbädtigen Gffige mit reinem (SOgsfreiem) Kalt,
Abdampfen des Salzes zur Trockene und Derpuffen teffelben mit dem Dreifachen
feines Gewichtes reinſten Salpetert, Neutralifiren der wäffrigen Lölung des Vers
“ puffungs:Rüdftandes mit Azotfäure und Verſetzen ber alfo neutralifirten Stäffig:
teit mit BaOA»Löfung puren von Kali- Sulphut und anderen oxyvirten
Schwefel enthaltennen Berbintungen zeigen alle Malzeffige, ‚und, Balls Bäffer
geichwefelt worben, auf welchen @ifiggut (3. B. Wein) gelagert hatte, fo können
auch folhen Weges vergleihen Spuren dem Gffige zugekommen feyn.
*
1554
bes O⸗Gaſes, . und es trocknen baher bie uuserweiet gebliebenen
Theile entweder nur gänzlih aus, oder zerfallen zugleich zum Theil
in Verweſungsſtaub; wie Solches jene Menſchen-Leichen Varkieten,
welche ohne Binbalfamirung fi dennoch lange Reihen von Jahren
ſcheinbar unverfehrt erhalten: in trodenen Gewölben, eder in deren Ber
tretern. Nicht felten wird von dergleichen Verweſungsreſten das gafig
hinzufommende Wafler fofort phyflfch gebunden und bagegem bie zumer
zwar ſchon chemifch frei gewordene, aber aunoch phyitich gebunden
CO, gafig frei, das Ganze nun als Atmefphäre umhüllend umb geges
weitere Oxydation des H ſchützend. Enthalten die verweienden Bil
dungstheile zugleich A, fo entweidht biefes als Azotgas, wenn zit
mittel daneben (in anderen Antheilen folder Bildungstheile) eutan-
dener Fäulnig Ammoniak erzeugt worden, das gemeinfchaftlidh mit bem
H zu wäfltiger Azotſäure orydirt wird; ©. 1414. Harz mw
Aetheroͤle⸗ reiche Pflanzen widerflehen der Verweſung (Moderung u
Fäulniß) befler, als Harz⸗ ıc. freie; wie denn 3.2. aus dieſem Gruzte
Cedern⸗, Wachholder⸗, Guajac⸗, Camphor⸗ ıc. Holz in Diefer Ginfidt
fehr beftändig find; S. 1468. Zuſatz von Säure: forbernden Saly
gründern, 3. B. Kalk, fördern nicht nur bie DVerwefung, fonder be
wirken auch, baß es neben der COↄ⸗Ausſcheidung zur Bilung vos
Huminfäure und verwandten Erzeugniffen fommt, und werden unter
diefen Umfländen felbft der Ammoniak-Bildung, und damit ber Erg
gung von Ammonoryd- Salzen förberlih. Als Beifpiel einer wer
in Moderung (Bermoderung), noch in Fäulniß übergehenden Bertwchen
thierlicher Sebilde kann die des Cisvogele (Alcedo Ispida) biesa
Es nährt fich diefer Bogel von Fifchen und vertrodnet nach dem Tech
leicht und gänzlich, ohne irgend in Fäulniß überzugeben; ähnlich ver
hält fich auch der Kreuzichnabel. Die von mandıen Schmetterlingen x.
verlaffenen fog. BuppensHüllen bieten (in langen Zeiträumen) Hehe
liches dar; beögleichen bie meiften Käferbeden. Beim fog. Flachs⸗
röften, wie es gewöhnlich (zum Nachtheile der in der Rähe athıuew-
ben Menfchen) betsieben wird, teitt Faͤulniß derrnichtfaferigen, urfpramzläcd
weichen Theile ein, wärde man den Flachs, Hanf ıc. auf Herden ams-
gebreitet, in mäßig feucht zu erhaltendem Zuflande ber Gerne aus⸗
feßen, fo dürfte man vielleicht — ohne Nachtheil für Menſchen (wie
für Fiſche) zu gleichem Biele gelangen ; vergl. übrigens oben ©. 142
Anm. Die beim Blachsröften, zumal bei jenem im Waſſer bewirkten,
entweichenden, weithin bie Luft mit fehr wibrig riechennen (anne
chemiſch ungelannten) flüchtigen Verbindungen erfüllenden Gaſe weiſen
mit diefem ihrem Mebelgeruh auf jene Fäulniß hin (a a O).
welche die Berwefung begleitet und die, zu weit fortffreitenb , die
Haltbarkeit der Faſer mehr oder weniger beeinträchtigt. Biel Dort
fordert, nach beendeter Röſtung, die Troduung bes Flachſes (Daufü,
Lindenbaſtes, Neſſels, der Hopfenranfen ıc. ac.), um es fo zum Breden
155
geſchickt zu machen, Am beften laͤßt man biefelbe, wo es irgend thun⸗
lich iR, in Trocknung an der Senne und auf der Darre (oder wie
gewöhnlich :: im Badofen) befichen, indem man ben geröfteten
Flachs a6. zuvörberfi Aber weißen Sand verbreitet, der Sonne auss
fegt, dann aber ber Heuerwärmung unterwirft. Dem Ylachs-Nöften
ähnlich if jenes Verfahren, welches die Ehinefen befolgen, wenn fle
die einjährigen Schößlinge des Papier-Maulbeerbaums zur Pertigung
vom Schreib, Druds und Badl-Bapier, fo wie zu Hemden: und
Schnupfs (oder Sack⸗) Tuchzeug vorbereiten, und ebenfo audy jenes,
deſſen man fi in Kamtſchatka bedient, um Pappelholz (Populus
nigra L.) in ein dem Kork an Leichtigkeit und Dauerbarfelt gleiche
fommendes Holz (zum Gebrauch bei Fifchernehen ıc.) zu verwandeln;
ein Berfahren, das fich vielleicht auch auf Fertigung von Korkſtoͤpſel⸗
Bertretern anwenden ließe? — Nur wo der Puftzutritt befchräntt
iR, teitt beim Holz Berwefung ein, wo Hingegen Luft ungehindert
zufließen faun, "während es an zur vollen Feuchtung oder Näffung
erforderlichen Waſſer nicht fehlt, erfolgt ſtets Moderung und Fäulniß,
von denen die leßtere jedoch nur entfleht, wenn es denen urfprünglich
‚ ber Berweſung unterworfenen Bildungstheilen an A-Gehalt nicht fehlt;
während bei der Moderung, flatt der gänzlichen Oxydation des H wie
des C [und damit: der Zerfallung beider in HO und CO2], wie bie
:trodene Berwefung fle darbietet (oben ©. 1468 Anm. *]), fih C
und H mit dem zugetretenen atmofphärtfchen O vereint zu Qumin und
verwandten Erzeugniffen verbinden, die, wirken dabei ſchon gegebene
Salzgründer oder daneben durch gleichzeitig eingetretene Fäulniß ers
zeugtes Ammoniak (anderer Arreicher Bildungstheile) mit ein, in
Huminfänre und diefer verwandte Säuren übergehen; vergl. ©. 1486
”) Gaänzliche Verweſung von ber Art, wie fie a. a. D. berührt worden, iſt
eigentlich eine den zerſetzenden Säurungsgährungen zugehörige Gaͤhrung; wobel
es nicht nur zuvörberfi zur Bildung und Ausicheidung von Waſſer, ſondern zus
gleich auch zur Erzeugung von COq kommt. Wahrſcheinlich iſt es in venen
S. 1469 Anm. und oben erwähnten Leichenverwefungen das mit in benfelben befind«
liche A, veffen Beruͤhrung hie Elektropofltivität des C erhöbet und fo beffen vollens
dete Oxydation vermittelt, während es ſelbſt theile nicht EI genug zu überlommen
vermag, um mit vemfelben zu AHz ſich zu verbinden, theils (und hauptſachlich)
nicht tropfbares Waſſer genug zur Seite Hat, um, nach Art der Saͤulniß, durch
veſſen galv. Zerlegung feiner Seits in AHz überzugehen und fo hinſichtlich des
©: deffen Umbilvung in COy (mitteilt des, aus demſelben in Zerlegung
begriffenen Waſſer: frei werdenden O) zu vermitteln. — Es können übrigens
fehr wohl 2 (und ſelbſt mehrere) Grunvfloffe an vemfelben Pole einer galv.
Kette abgelagert hervortreten, obne damit auch nothwendig unter fich getrennt
zu werben over zu bleiben, wie Solches galv. Berfegungen : bewirkt durch ges
wöhnliche, Metalle enthaftende galv. Ketten aller Art ehren; denn z. ®. fett
faure Alkalien werden ſolchen Weges polariich gefrhieten in: am — E:Bul
erfheinenves Alkali und am + E: Pol hervorgehende Fettſäure, ohne daß ch:
tere zugleich auch in ihre Srunvfloffe aus einander tritt, '
98 %
1556
u. 1180. Nur der Verweſung, hingegen weder ber Moberuug ned
der Bäulniß unterworfenes Holz braͤunt ich nicht, fondern bleibt ens
weber ober wird weiß, oder nimmt (fobald werbende Mobderung mis
zuwirfen begonnen hatte) eine ſchmutzig grausweiße Farbe an, färk
fih hingegen bei fortfchreitender Moberung, nach Maafgabe der außer
dem Lignin mit zugegen ſeyenden Bilbungsthetle, grünlidh, geän (©. 1127)
oder blaͤulich⸗grau, während das Lignin felb Ah mehr unb merke
bräunt. Aehnlich verhalten ſich, außer ben baumartigen Blaue,
auch alle übrigen Lignin-haltigen Pflanzentheile, bie, Falls He Ehlers
phyll enthielten, ihr Grün verlieren und flatt befien olivengräs am
gränlichsbraun werden; z. B. die nicht raſch und nicht bei verbältlich Rarker
(1000 C nahe erreichender) Anwärmung, fondern bei gewöhnkide
Temperatur, in nichts weniger als waflerfreier Umgebang getrocknete
Bilanzen mancher alter Kräuterfammlungen [Herbaria viva ®)], bei
feuchtem Wetter unvolllommen getrodnetes Hen (S. 1097). WRazk
Solzarten werben unter gleichen Bebingungen leuchtend; angeblich vor
züglich die jüngeren, Harzsreichen. **) In berfelben licbergangeikk
ber Verweſung zur Moderung begriffen fcheinen auch jeme nicht Iye
nirten (&. 337 Anm.) Hölzer fi zu befinden, welche an fee.
trodener Fäulniß (trockener Holzfänle) leiden, mub (hinichdich
ber dabei ſtattſindeuden Zerförumgefchnelligfeit, an die Fortpflaugunge
geigwindigfeit der weinigen Gaͤhrung erinnern [©. 1503 Anm. er)
® ©) So raſch wie thunlich zwifchen Fließpapier eingelegte Pflanzen trocknen, afiR
u
Blatt: wie Blumen-Farben am beſten. Schut gegen Infelten türfte viel
noch vollſtaͤndiger, als weingeijtige Merkurchlorid⸗ (NHefublimats) Löjuug gend
zen: Meberpinfelung mit einem Gemiſch von 1 Gewichtetheil Ganttarızem
Tinktur, mit eben fo viel Alkohol, der zuvor mit 1/zn Aether vermuiidt zub
dann mit Guphorbium (fog. Gummiharz der Kuphorbia ofäcinarem,
E. Antiquorum un E. canariensis) dur; Digeflion gefättigt werten, mb
2mal fo viel Camphor mitfammen vermifcht mit 32 Bewichtötheilen WBeingeil
von 0,875 Gigengewicht vürfte, ohne es auf Koften des Kydrogen-Getalte ber
Pflanzen zu beren theilweifer Zerftörung (Mürbwerbung) kommen zw Laffen, meße
leiften als gelöstes MrCho.
Muthmaaßlich bewirken fog. Slemenfarorganitmen (6. 1454 u. 1478) va trage
ten bes faulen Holzes.
r.) 58 iſt dieſes jene mit wachſender Zecrbrechlichkeit verbundene Golzwerkertnik, wit,
wie es fcheint, von Pilz. Sporen begründet, im: beginnender Dicherung ven
fallenen Solze fig entwidelt, biefe Moderung, oder flatt berfelben Bermeiung
in ähnlicher Art förkert, wie die Pilz» Sporen ver Oberhefe deren Bermäges:
Zuder in weinige Gährung zu verjeßen, verftärten, ©. 1508. Binder ſich unter meh
rerem gebauenem oder ſchon behauenem Holz nur ein in diefer Hinficht einzeln beichteh
von beginnenrer Moderung ergriffenes Stud Holz, fo pflanzt ſich deſſen trodıme
Faͤule auch in: von alfo erfranktem Holze berührtes geſundes Holz fort uub riche⸗
nicht ſelten großen Schaden an, z. B. indem es zum Schiffeban beffiumtes, im
großen Maſſen aufgeſchichtetes Schiffsbauholz, ſo wie das Holzwerl ganyer Eike,
das der Pfahle ıc. im einigen Jahren ganz und gar unbrauchbar macht Oleicher
Berberbniß unterliegt au die Ganfs una Lein⸗Faſer (4. B. des Segeltäche) mb
N
1557.
Wie ſich Celluloſe⸗reiche Gebilde in diefer Hinſicht verhalten, if zur
Zeit unbefaunt.*) -
5) Moderung C(Torf⸗Gaͤhrung; Apopepfle). Befinden ſich abgeftorbene
(Asleere ober doch Asarme, dagegen nber) Csreiche, dem Wafler wenn
nicht zugängliche, doch demfelben entſchieden anhaftende (adhärirende)
organische Gebilde, zumal pflanzlicye [jeboh auch Aufgußthierchen,
Oscillatorien zc., wie fie 3. B. neben anderen fog. Blementarorganiss
men ſich vorfinden in dem erwähnten grünen Schlamm; S. 1441 u. 1452],
unter oder in einem vom Luftzutritt nicht ausgefchloffenen, Salz⸗ armen
oder Salz⸗leeren Waſſer, ſo geht die in ihnen begonnene Verweſung,
hauptſaͤchlich in Folge der erregenden Einwirkung jener waͤſſrigen
Carbonſaͤure, welche theils der Verweſung gemäß frei geworben, theils
durch weitere Oxydation zu Stande gekommen, in Ummiſchungen über,
welche die, bis zu dem Beginnen der Verweſung beftandenen C--H + O>
@ebilde theils inC + HOs, theils (C + H) + (C + O:) Ber:
bindungen verfehrt, und fle fo, nach Maaßgabe der Menge jedes der
3 Grundſtoffe in mehr oder weniger verſchieden geartete, jedoch weder
falzggründerifch noch fauer ſich beihätigende Schlamm: oder Dammerbes
oder TorfsHauptbeftandtheile verwandelt, die indeffen, wirken
löslihe Salzgründer, z. B. AmmoniatsBhbrat oder ⸗Carbonat
(oder Laugmetalls oder Erdlaugmetall-Garbonste; S. 855) auf fie
Traͤnkung mit Holzeſſig, die man bägegen empfohlen kat, ſcheint berfelben nicht -
genügenb wiverftehen zu fönnen. Bo Ryanirung bes Holzes unthunlich ſeyn follte,
bürfte Ueberſtreichung deſſelben mit Asphalt⸗Firniß vielleicht ausführbar und von gatem
Erfolge begleitet feyn. — Segeltuch würbe mutbmaaßlich unergriffen bleiben,
wenn man eb mit hinreichend verbünnter Kautfchudstöfung (S. 486) überfirnißte.
Da in neuerer Zeit, bei ver Wohlfeilhelt ver Baumwolle, vie Faͤlſchung ber Lein⸗
ward durch Barmmwollen⸗Geſpinnſt auffallend zunimmt, das Erkennen ſolchen
Beiruges vaun aber um fo fehmieriger wird, wenn Flachs und Baumwolle glei
von vorn herein, fie mit einander verfpinnenp, vermengt worden waren, fo möge
hier zu beiden ©. 1379 Anm, mitgetheilten hieher gehörigen Proben, noch nach⸗
ſtehende vritte, neuerlich von Kindt veröffentlichte folgen: Zuvorderſt weicht
man bie der Falſchung verbäctige Leinwanbproße wiederholt in warmes Regen⸗
. waffer ein, fle vor jedesmaliger Neueinweichung abfpühlene und vom eingefogenen
Waſſer durch Zufammenfalten, Drehen und Ausringen befreiend, Tocht fie dann
längere Zeit hindurch mit deſtillirtem Waller und trodnet fie. Alſo von aller
Zurichtung (Appretur) befreiet und vollkänpig getrocknet, taucht man fie bis aur
Hälfte in fog. Engliſche Schwelelfäure (S. 658), fie darin, nad Maaßgabe der
Stärke des Gewebes, 1/2 bis 2 Minuten belaffend. Sie iſt nun durchſcheinend,
vermöge des did Zwiſchenraume der Faden und Fädentheile ausfülleüden, aus ber
Celluloſe der Baumwolle entſtandenen Gummi und zum Theil auch in Volge
. ber aus dem Lignin (&. 1284) entflandenen Ligninfehwefelfäure ; beide Erzeug⸗
nifle, fanımt freiee SOz, entfernt man nun buch Eintauchen in kaltes Wafler
und gelindes Heiben der Probe (im Waſſer) zwiſchen ven Fingern, ſchlüßlich aber
noch mittelſt Näfung der Probe mit wäflrigem Ammoniak ober mit gelößtem
Natronearbonat. Hierauf ausgewafchen zeigt die Probe, gegen das Licht gehalten,
hors Lüden ober leere Stellen, wo bie Baumwollenfäben befchriebener Maaßen
zerflört: und fo entfernt worben waren.
‘
«
1538
ein, kraft der Gäureforberung biefer oder ähnlicher Galzgrkuber in
Säuren umgemijcht werden; da die Moderung in ber Regel ven
Zäulniß begleitet eintritt und Fortgang gewwinnt, fo fehlt es au,
Falls derfelben zugleich binreichend A enthaltende Pflanzen» Bildungs
theile unterworfen erichienen, gemeinhin nicht au Ammonial, weßball
denn auch in den meiften Torfarten Ammonoxydſalze uud zum Theil
auch Ammondlorid nicht zu den GSeltenheiten gehören. Haupterzeng⸗
niſſe folcher aus Verweſungen bervorgegangener und (zumal anfänglid)
gewöhnlich” miehr oder minder von Faͤulniß begleiteter Moperunge:
Ummifchungen find das Humin mb Ulminin = Cas Eis ıs
und Ciao Hıs 014 die Huminfäure un Ulminfäare =
Cao Hız + O12 und Cayo Hia + O12 ud wahrſcheinlich amt
Hänel’s fog Brunnenfäure (m. Arch. f. d. ges. Naturl.
xxVi. 399), die Braunfäure (der Ertracte; eine Abänderung ker
Haminfäure , deren procentifche,, wie Röchiometrifche Zufemnmenfepung
indefien zur Zeit noch fo wenig belannt if, als jene der Brunwenfünr,
die beibe jedoch Azsleer zu feyn fcheinen; m. Grundz. I. 601 F.), we
DQuellfäure (= CaaHı2 + Orc; eben ©. 955 und m. Arc
XXV. 340) und die Duellfagfäure = Ca Hi2 + Oxs; vn
a. a. O.).
Anmerkung. 1) Den Uebergang in bie Moberung bildet bie
Braunfohlens@ntfiehung, obgleich fie in mehreren, vielleicht in
vielen Faͤllen, nit ohne Mitwirkung ungewöhnlicher, von Yan
heraus zeitlich beträchtlich verflärkter Ervwärme-Entwidelung zu Gtask
gekommen feyn möchte, %) was jedoch nicht der Ball geweien fe
*) Die Braunlohlen gehören zu ven wichtigfien Breunfloffen, uns Gaupiätit
gilt dieſes von ven eigentlichen over fog. gemeinen Braunfohlen. Su ner Bari
Branbenburg lagern fie, Kloͤden zufolge, von Kohlenletten, »!i vom einem
GErdgebilde bedeckt, das fih zur Braunkohle zu verhalten ſcheint, wie ber
Kohlenſchiefer zur Schwarzlohle. Seltener lagern fie auf Letten, ums im jeldem
Balle darf man hoffen, unter diefem auf ein zweites Braunfoblenfiäg zu Befen.
Sn tiefen Gruͤnden ſindet man vie Brauntohlen-Ablagerungen nicht ſelles wen
Alaunerde (ber Mineralogen) bebedt ; in einzelnen Maffen over Städen finken
fie fih in England bei Bowey (ter einzigen Gegen Englants, wide Bean:
kohlen varbietet) in Thon gefentt und von Quarzſand überredi. Bandmal
enthalten fie Boͤrnſtein (ven fog. gegrabenn, ©. 1044) -ober ſtatt veſſen
Sonigfein (3. ®. bei Artern in Thüringen; ©. 776), häufiger Sq we fel⸗
fies (Eifenkies, ver in ihnen durch Desorgbation vor Gifenosybaijuipbet,
oder burdy Ginwirtung von HS auf Gifenoryanlorys entſtanden ſeyn wirkte,
währenb ber Schwefel, den fie mitunter zum Theil nefterweife enthalten, wuh be
‘ zuweilen erſt durch längeres Liegen z. B. in Gefleinfammiungen mittelt Gegenwie
unge: 3erfehung von S02 -+ 2 HS:GaS hervorgegangen ſeyn möchte) ums ind
thigen &yp46. In Böhmens Braunkohlenlagern flößt man mitunter auf Alaum
Adern, und au manchen Orten auf Erbölquellen, Außer ihm uns Gem
lagern über Braunkohlen Häufig auch Suͤßwaſſer⸗Kalk und Grob:Kall, mähreeb
die Gohle (vie fie unterlagernde Gebirgsart) entweder aus loſen Ganb ober ans
159
dürfte bei jenen Braunkohlen, welche begleitet lagern von folgenden
Nebenerzeugniflen: «) von Börnftein, ©. 1044 und weiter unten ;
6) von Honigflein, &.776 u. 978 Aum., ber bie jet nur zwiſchen
jener Braunkohle vorkommt, welche bei Artern in Thüringen lagert;
er iR ſtoͤchiometriſch betrachtbar ale AlO3 + 304 03 + 18HO und
findet fi in durchſichtigen oder burchicheinbaren (bie und ba erbige
Braunkohle eingefchoben enthaltenden) Quadratachtflaͤchnern kryſtalliſirt.
Im ſog. Pigotit, nach Johnſton ein Erzeugniß der Moorgrund⸗
Bilanzen, fand 3. eine ebenfalls an AIOz gebundene, von ihm Mus
befige Säure genannte Säure — C12 Hıo Os; Nun. d. Chem. u.
Pharm. XL. 314 ff.; 7) Retinit; ein fparfam vorfommendes, ums
durchfichtiges , entweder grangelbes oder braunes, im reinen Alkohol
zur Hälfte looliches, leichtlösliches und leichtentzündliches Erdharz,
bas mit mehr oder minder ſtark rußender Flamme, unter Verbreitung
eigentgümlich würzigen Duftes verbrennt; Ö) Dyoferit, oder Erd⸗
wachs (foffiles Wade); Malaguti zufolge in gelben und braunen
Abänderungen procentifh — nahe 86C + etwas über 14H, daher
wahrjcheinlich bem Baraffin (f. w. n.F iſomer. Es entflanmt dem
Berge Zietrififa in der Moldau, wurde von Dr. Meyer aus Bucha⸗
reſt zuerſt nach Deutfchland gebracht, wird in der Moldau zur Bertis
quarzigem Sandſtein zu beſtehen pflegt. Die in ihnen vorkommenden Stämme,
Zweige, Blätter um Früchte gehören Goniferen, Najaven, Balmen, Amentaceen x. -
an. Im geologiſcher Hinficht bezeichnen für vie Brannkohlen find die in ihnen
vorliegenden Ueberreſte von Saͤugethleren (3. B. Gebeine und Zähne vom Rhi⸗
noceros, vom Mastodon apgustidens ꝛc., nebſt einigen von MWeichthieren
(Melania Escheri, Cyclus palustris 2c.). Bei Käpfna bei Zürich,
Lobfann im Elſaß, bei Laufanne x. findet man fie nefterweile in Molaſſe vor,
bie, Balls fie vergleichen Haufwerke gufgmmengepreßter Holzſtücke und Pflanzen:
. Stengel, begleitet von Thon und Mergkl ober von bituminöfem Süßwaſſerkalk
führten, ſonſt Braunkohlen⸗Sandſteine genannt zu werben pflegten. Brauns
kohlen⸗ Gruben find meiftens von eigenthümlich widrigem Geruch erfüllt. Die
Brauntohlen ſelbſt baden. nie, fondern auch verkohlt behalten fie ihre Form
bei, find meiſtens ſchwärzlich ober holzbraun, verbreiten (hauptfädhlic ihres
Schweſel⸗Gehaltes wegen) beim Verbrennen fehr widrigen, zum Theil auf SOgs
Gehalt des Raucht hinweiſenden Geruch, laſſen fig jedoch bei gehöriger Vorſicht
ſowohl in Meilern als in Defen, am beſten aber dadurch röſten (verkoacken), daß
man fie fo lange trocken deftillirt, bis fie dem Anfehen nach Pech⸗
kohle aͤhneln; jedenfalls find dann bie alſo gewonnenen Koads frei von Schwefel,
außerbem aber weniger gewichtig und entzünblicher, als vie ber Gteinfohlen,
geben aber auch nicht fo große Hibe wie viefe. Zu Studenheigungen verwendet
fordern die Braunfohlen (und ebenfo auch ber bei ifrem Abbau, d. 1. bei ihrer
dem Steinkohlen⸗Bergbau ahnlichen bergmännifhen Gewinnung — abfallende
fog. Kohlenklein, fo wie auch vie Erdkohle) Defen mit Roſten, welche enger,
als die gewöhnlichen find. Braunkohlen⸗Aſche (wie Torf: und Steinkohlen⸗
Aſche) dienen, zumal für ſchweren Boden (umb ins Befondere bie letere), vie
auch bei ver Bertigung von Lünftlichen Pflafterfieinen und non Waflermörtel
77 wird, als auflockernder Mineralvünger und erſtere auch als Humin⸗
eher. |
1560
gung von Kirchenkerzen verwendet umb zeichnet fi vor anbern de
lichen Erzeugniſſen hauptſächlich dadurch aus, daß es, Bei blättriger
Innengefaltung: mufchligen Bruch mit yerimutterglängeuben Brads
flächen verbindet, in dicken Lagen burchicheinend rotbbraune Warbe mü
gelben Flecken barbietet, während es gränliches Licht zurädfirakit ums,
in bünnern Lamellen beſchauet: mit Fleinen dunkleren Buuften wie
überfäet erfcheint. Es iſt etwas härter ale Bienenwacdhs, ſchmilzt bei 839 C
— 670,2 R (weißes Bienenwachs fließt bei 680 C = 5404 B, gelbe
bei 6205 C = 500 R), fiedet bei 3000 C = 2400 RB, erimsert,
berochen, ſchwach au Petroleum, beſchmutzt gerieben die Finger, erhält,
im Mörfer zerrieben, + E und entwidelt dabei einen Gend
ähnlich jeuem ber Alo& succotrina. Geſchmolzen und einer Blamme
genähert, entflammt es leicht, mit wenig rußender Flamme breuned
und Kohle hinterlaſſend. Es iR in flebendem Aether und ebeufe un
dergleichen Alfohol fehr wenig löslih, wird hingegen vom Terpew
tinoͤl, von Erdnaphtha, fetten Delen und ſchmelzend von gefdgmel-
zenem Bienenwachs leicht aufgenommen, mit bemfelben ſich zu eirer
durchfichtigen Blüffigkeit vereinigend, 8) Scheererit oder Eri
napbthalin ꝛe., Idrialin, Bergtalg, RineralsKantfgud
(erinnernd an Dapicho oder Dapeche; oben ©. 1168) 1c.; vergl
m. Arch. f. d. ges. Naturl. XVII. 263 ff., Annal. d. Chem. «
Pharm. XII. 326 u. XIV. 336; m. Hob. d. Meteorol. I. 118. Gm
befondere , die Thierlohle hinſichtlich des Neinigungsvermögens (=
geblich) vertretende Braunkohle befchreibt Salmon; a.c. DO. XIV. 3
Anm. 2, Ohne Zweifel waren es hauptſächlich während ber Urpi
einander (vieleicht in manchen Theilen der fog. Erdrinde fchz et
wechfelnde) muthmaaßlich vorzüglich vulfauifch bedingte Senfuugen
und Hebungen, welche befehende vorganiſche Schöpfungen zerirke
merten und zerfhlammten, und fo die näcdfte Beranlaffung wurden
zur Bildung von Urtorf (der gleich dem fpäteren Torfe nicht zur
Cs, H⸗ und Os, foudern auch Asteiche Lebweſen, Iufuforien x. zu
Gebildtheilen erhielt) und Dadurch: von Schwarzkohl en (oker Stein⸗
Iohlen), der, wo er mit erbigem Schlamm verwitterten mb zerrie⸗
benen Geſteines, fo wie mit: fleinige Maflen erzeugenden Iufuferwu
burchmengt warb, flatt ber GSteinfohle bitumindfe Schiefer ger
währte; beibes Erzengniſſe, welche von unzerfchlammten Leiden uud
Leichentrümmern, vorzüglich: baumartiger Kryptogamen, ind Beſen⸗
dere von: unferen Bauifeten aͤhnelnden Ralamiten, fo wie yon: bem
Barren ober Fahren vergleichbaren Stgillarien (deren Wurzein die
fog. Stigmarien barftellen — wie Solches unter Andern von Binucy
an bergleichen aufrechten GigilariensStämmen der britifägen Gteim
fohlenformation nachgewiefen wurbe) und von: wit ben Bau umferer
Lycopodiaceen weſentlich übereinflimmenden Lepibdodendpren begleitet
und durchſetzt lagern. Nah Naaßgabe jener, innerhalb gewiſſer
1561
Seitbauern wirkender und ſich wiederholender Gchikungen einzelner,
verſchiedeutlichen Umfang barbietenber Erdrinden⸗Gebiete, gelangte der
Urtorf, als eingetrddueter Schlamm ihrer Innengeſtaltung nach annoch
(mitroſtopiſch) ertennbarer, unferen Kryptogamen ähnlicher nichts
baumartiger Gewächſe, theils zur Iufammenfinterung,, theils zur
Buſammenſchmelzung feiner Theilchen, was, zumal wenn ex bereits von:
mächtig laflendem eingetrocnetem Geſteinſchlamm überdedt war, mehr
oder weniger kryſtalliniſche Fügungen feiner Theilchen und Theilgruppen
zur Bolge hatte, und, entiprechend ber oͤrtlich verjchiedenen Bike,
fpäterhin zugleich zur Mbänderung der alfo entflandenen Kohle, aus
der urfprünglichen Bad: und Sinter⸗ in Sand: Kohle (5. 432
Aum.) und Anthracite führte; das dabei entwickelte C-baltige H⸗Gas
unterlag, war die Fohlige Maſſe flarklaftend überdeckt, durch foldden Drud
der Berdichtung zu brenzöligen Flüffigleiten, zu denen auch das Bergs
oder Steindl (Petrol) zu gehören ſcheint; wenigftens fand Hutton
in deu 3 Steinkohlen⸗Arten des englifchen Kohlengebietes yon New⸗
caftle, die er durch Caking⸗, Kannel⸗ and Schiefer: (oder Blät-
ters) Kohle bezeichnet, durch mifroffopifche Unterfuchung, außer den netz⸗
förmigen Zellen der Sefammtmafle, auch noch andere, mit weingelber
bitumindfer Zläffigkeit erfüllte Zellen; auch erhielt u. Reichen
bad, durch Deſtillation der Steinkohlen mit Wafler, ein dem Betrof
ſehr aͤhnliches Deftillat. Durch Hebungen veranlaßte Gebirgs⸗Neben⸗
ſenkungen ertheilten dem Kohlengebirge nicht ſelten: Keſſel⸗ ober auch
Mulven-ähnliche Binlagerungsformen, die dann hie und da von fpäter
emporgetriebenen bafaltifchen oder ſtatt defien porphyrigen Geſteinmaſſen
durchbrochen und durchſezt, hiedurch mannigfacdhe Berfchiebungen und
Ueberflärzungen,, fo wie durch bie gafigen Begleiter ſolcher Empors
Hömmlinge nicht felten weſentliche Abaͤnderungen -erlitten. Dort, wo
eine ruhigere Walte die Pagerungen begleitete, findet man bie Steins
Tohle, ſammt dem meiftens gleichzeitig gebildeten Koblens Schiefer
uud Kohlen⸗Sandſtein' dentlich gefchichtet, in Cinzellagen, welche
bei der Kohle zwifchen !/, Zoll bis mehrere Lachter wechſeln, beim
Kohlen⸗Schiefer letztere Dicke nie erreichen, während biefe dagegen
gewöhnlid zarte Pflanzen: Abprüde barbieten, wie fie. ber grös
bere Kohlen» Sanpftein, ſchon feiner Beſchaffenheit nach (indem
er aus Quarzlörnern befteht, die eine esdige, muthmaaglich aus zer»
feßtem KRohlens Schiefer hervorgegangene weichere Mafle zum zufammens
hängenden Banzen verbindet) nicht zu gewähren vermochte — Der
Anthracit wurbe zuerſt in Nordamerifa als Brennfoff in Gebrauch
genummen, aber nicht nur zu hüttenmännifchen, ſondern auch zu
Kochheerbs und Zimmer⸗Heizungen, welchen letzteren man jedoch, Balls
fie mittelſt Kaminen dewirkt werden, Waflerdampf beigefellt (entwidelt
ans Waflersbaltigen, durch daſſelbe Anthracit⸗Feuer erhitzten &efäßen),
von man in die Zimmer treten laͤßt; weil die Zimmerluft ſonſt
1560
gung von Kirchenkerzen verwendet und zeichnet ſich vor andern die
lichen Erzengniſſen hauptſächlich dadurch aus, daß es, bei blättriger
Innengefaltung: mufchligen Bruch mit yerimutterglängenden Brad
flächen verbindet, in dicken Lagen durchſcheinend rothbraune Farbe mä
gelben Flecken barbietet, während es gränliches Licht zurückſtrahlt up,
in bünnern Lamellen beſchauet: mit Fleinen dunkleren Bunften wie
überfäet erfcheint. Es if etwas härter ale Bienenwachs, ſchmilzt bei 849 C
— 670,2 R (weißes Bienenwachs fließt bei 680 C 540,4 IR, gelbes
bei 620,5 C = 500 R), fiedet bei 3000 C = 2400 RB, erinzet,
berochen, ſchwach an Berrolenm, beſchmutzt gerieben die Finger, erhält,
im Mörfer zerrieben, + E und emtwidelt dabei einen Gerd
ähnlich jenem ber Alo& succotrina. Gefchmolzen und einer Flamme
genähert, entflammt es leicht, mit wenig rußender Flamme brennen
und Kohle hinterlaſſend. Es if in ſtedendem Aether und cbeufe m
dergleichen Alkohol fehr wenig löslich, wird hingegen vom Teryen
tinöl, von Erdnaphtha, fetten Delen und ſchmelzend von gefiel:
zenem Bienenwachs leicht aufgenommen, mit bemfelben ſich zw eier
durchſichtigen Fluſſigkeit vereinigend; 6) Scheererit oder Erb
naphthbalin x, Idrialin, Bergtalg, Minerals KRautjänd
(erinuernd an Dapicho oder Dapeche; oben ©. 1168) :c.; vergl
m. Arch, f. d. ges. Naturl. XVII. 263 ff., Annal. d. Chem. =.
Pharm. XII. 326 u. XIV. 336; m. Hob. d. Metcorol. I. 118. Em
befondere , die Thierlohle hinfichtlich des Reinigungevermögens (an:
geblich) vertretende Braunkohle befchreibt Salmon; a.a.D. XIV. 3
Anm, 2. Ohne Zweifel waren es hauptſächlich während der Urpk
einander (vielleicht in manchen Theilen der fog. Erdrinde fehr ei
wechfelnde) muthmaaßlich vorzüglich vulkanifch bedingte Senfuugen
und Hebungen, welche beßehenbe organifche Schöpfungen zerträm-
merten und zerſchlammten, und fo bie nächte Beranlaffung werben
zur Bildung von Urtorf (der gleich dem fpäteren Torfe nicht mar
C=, H» und Os, foubern auch Asteiche Lebweſen, Sufuforien x. zu
Gebildtheilen erhielt) und dadurch: von Schwargfohlen (ober Stein⸗
Eohlen), bez, wo er mit erdigem Schlamm verwitterten zub jerries
benen Geſteines, fo wie mit: fleinige Waffen erzeugenden Iujaforien
bucchmengt warb, flatt der Gteinfohle hbitumindfe Schiefer ger
währte; beides @rzeugniffe, welche von unzerſchlammten Leiden und
Leichentrümmern, vorzüglich: baumartiger Kryptogamen, ins Befen⸗
dere von: unferen @auifeten ähnelnden Kalamiten, fo wie von: ben
Barren oder Fahren vergleichbaren Sigillarien (deren Wurzeln bie
fog. Stigmarien darſtellen — wie Solches unter Andern von Biuney
an dergleichen aufrechten Sigillariens Stämmen der britiſchen Stein⸗
fohlenformation nachgewiefen wurde) und von: mit dem Bau uuferer
Lycopodiaceen weſentlich übereinflimmenden Lepidodendren begleitet
und durchſetzt lagern. Rah Maaßgabe jener, innerhalb gewiſſer
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1561
Seitbaueen wirkender und fig wiederholender Erhitzungen einzelner,
verichiedentlichen Umfang barbietender Erdrinden⸗Gebiete, gelangte ber
Nrtorf, ale eingetrbdiueter Schlamm ihrer Inyengefaltung nach annoch
(mikroſtopiſch) erkennbarer, unferen Kryptogamen ähnlicher nicht«
baumartiger Gewädfe, theils zur Zufammenfinterung,, theils zue
Sufammenfchmelzung feiner Theildden, was, zumal wenn er bereits von:
mächtig laflendem eingetrocknetem Geſteinſchlamm überdeckt war, mehr
oder weniger kryſtalliniſche Bügungen feiner Theilchen und Theilgruppen
zur Bolge hatte, umd, entiprechendb ber örtlich verfchiedenen Hitze,
fpäterhin zugleich zur Abänderung der alfo entflandenen Kohle, aus
ber urfprüngliden Bad: und Sinter⸗ in Sands Kohle (5. 432
Aum.) und Authracite führte; das dabei entwidelte C-haltige HU-Gas
unterlag, war die Fohlige Maſſe flarklaftend überdeckt, durch ſolchen Drud
der Verdichtung zu brenzöligen Flüffigfeiten, zu denen auch das Berg⸗
oder Steindl (Petrol) zu gehören ſcheint; wenigftens fand Hutton
in den 3 Steinkohlen⸗Arten des engliſchen Kohlengebietes von New⸗
caftle, die er durch Eafing:, Kannel⸗ und Echiefer- (oder Blät-
ters) Kohle bezeichnet, durch mifroffopifche Unterfuchung, außer den netz⸗
förmigen Zellen der Geſammtmaſſe, auch noch andere, mit weingelber
bituminöfer Fläſſigkeit erfüllte Zellen; auch erhielt v. Reichen
bad, durch Deſtillation der Steinkohlen mit Wafler, ein dem Betrof
fehr aͤhnliches Deftillat. Durch Hebungen veranlaßte Gebirgs⸗Neben⸗
fenfungen eriheilten dem Koblengebirge nicht felten: Keflels oter auch
Diulpen-ähnlige Binlagerungsformen, die dann hie und da von fpäter
emporgetriebenen bafaltifchen oder ftatt deſſen porphyrigen @efleinmafien
durchbrochen und durchſetzt, hiedurch mannigfache Verfchiebungen und
Ueberflärzungen,, fo wie durch Die gafigen Begleiter folder Empor⸗
Fömmlinge nicht felten weſentliche Mbänderungen -erlittien. Dort, wo
eine ruhigere Walte die Lagerungen begleitete, findet man bie Stein⸗
fohle, ſammt dem meiftene gleichzeitig gebildeten Kohlen: Schiefer
und Kohlen⸗Sandſtein'deutlich geſchichtet, in Einzellagen, weldye
bei ber Kohle zwifchen 1/2 Zoll bis mehrere Lachter wechſeln, beim
Kohlen⸗Schiefer letztere Dicke nie erreichen, während biefe Dagegen
gewöhntih zarte Pflanzen⸗Abdrücke barbieten, wie fie. ber grös
bere Kohlen» Sandftein, ſchon feiner Beſchaffenheit nad (indem
“er aus Duarglörnern befteht, die eine esbige, muthmaaßlich ans zer»
feßtem Kohlen⸗Schiefer Hervorgegangene weichere Maſſe zum zufammens
hängenden Banzen verbindet) nicht zu gewähren vermochte — Der
Anthracit wurde zuerfi in Nordamerika als Brennftoff in Gebrauch
genummen, aber nicht nur zu hüttenmännifchen, fondern auch zu
Kochheerd⸗ und Zimmer⸗Heizungen, welchen leßteren man jedoch, Kalle
fie mittelſt Kaminen bewirkt werden, Waſſerdampf beigefellt (entwidelt
aus Waflershaltigen, durch dafielbe Anthracit⸗Feuer erhitzten Gefäßen),
den man in bie Zimmer treten läßt; weil bie Zimmerluft fonft
vollſtaͤndig austroduet unb dadurch bie Geſundheit der im berielben
Athmenden gefährdet. Diefer Umſtand weilet aber darauf bin, was
fon die Benutzung ber -SteinkohlensBreunftoffflamme lehrte (E.915),
daß bie Verbrennung des Anthrarit zur Vermehrung der Brenn:
bige, nicht nur ſtarken Luftzug oder, Ratt deſſen, wohl zufaummenges
preßte Geblaͤsluft, fondern auch Hineinleitung von Wafferdampf
heifcht, der, vom glühenben Anthracit zerfept, einerfeits fein Hybre-
gengas entläßt (das dann auf Koflen des atmofphärifchen Oxygen
gafes wiederum zu Waſſer verbreunt — hiebei verhaͤltlich mehr Hitze
entwickelnd, als irgend ein anderer Brennſtoff; ©. 914), audererkeits,
feinem Orygens@ehalte nach, gleichzeitig einen entfprecheuden Garben
Antheil des Anthracits zu Carbonoxyd⸗Gas orybirt, das dan, vurd
die Gluth angezündet, zu gafiger Garbonfäure verbrennt. Aunthracü⸗
Berbrennungen lafien fich aber auch in Stubenöfen herſtellen, wen:
man letztere a) aus thönernen Dfenfadheln oder Backſteinen
und dergleichen plattenförmigen Außenkacheln aufführt (te
gleichen Defen feßen nämlich in den Stand — was bie Anthraciz-Fene
rung durchaus hHeifcht) den Antbracit, während feiner Berbremnung,
ſtets auf hoher Temperatur zu erhalten ; was aber eiferne Defen, anf
wenn fie innen mit fog. thonigem sc. Beichlag gefüttert And, nicht
gewähren; b) dem Dfen eine cylindrifche Form ertbeilt, damit fi
fein unverbrannter (als folge Wärme fehr ſchlecht leitender) Ans
thracit in den Eden anleget und c) ihn mit einem hoben Rok
und unter bemfelben (im Afchenraum) feltwärts mit einer trichterföe
migen Zugröhre verfieht. Zuerſt muß man übrigens in folchen
Dfen, bei jeder zu bewirfenden Feuerung, Holzfeuer oder befler Helr
und GSteinfohlen= Feuer berfiellen, und wenn dann biefes im volle
Gange if, den zerflüdelten oder, iſt er von leicht zerreiblidger mab
baber leicht zerftiebender Urt, ben mit Lehm⸗ oder Letten-Brei in
Baditeins Form gebrachten Anthracit folgen laſſen. — Die Huatbra
cit=Kohle (wie fie 3. DB. im ſog. Hangenden der Anthracit: Forms
tion Pennſylvaniens vorkommt) if in ähnlicher Weile als Brenuof
verwerthbar. Sie färbt ebenfalls nicht ab und ſchmutzt mitfen and
nicht, verbrennt, wie der Anthracit, ohne Rau und Rug-Bilbung,
entwäflert aber ebenfalls, im Kamine brennend, die Zimmerluft. Ber
gleicht man Nordamerika's eigentliche Steinkohlen mit jenen Englaubs,
3. B. jene im Appallachian⸗Coal⸗Field bei Blofberg mit Denen bei
Erinburg und Newcaftle, fo find fie an fi, wie hinſichtlich ihrer
Begleiter Cichwarze, oft Bitumenshaltige Schiefer, mit Ueberreſten von
Barrenfräutern zc., Lager und Kugeln von Thoneiſenſtein, anf großem
Sandflein oder Conglomerat zuhend ıc.) einander fehr Ahnlid ; Achz-
lichfeiten, welche auf gleiche Aehnlichkeiten ihrer Eutflehungebedingungen
und damit auf verwandte Stoffverhältuiffe hinweilen, fo daß auch am
diefen Wahrucehmungen jene Folgerung an Wahrfiheinlichleit gewinnt,
23T
.r qua mM |} [7] 1
1563
>
daß es eine Zeit gab, in weldger ftatt bes weſtlichen Ocean ein feinem
Umfange entfprechenves Feſtland jenen Theil ber Erdoberfläche füllte,
das, bis auf einzelne Theile (zu denen vielleicht Großbritannien und
Skandinavien gehörte?) verſank, während weftwärts der größere Theil
des zu Nordamerika gehörigen Feſtlandes emporgetricben wurde. *)
*) „Dft bat fi Meer in Land und Lan in Meer umgebilket, che vie jehige Ges
Ralt ner Oberfläche fcheinbaren Veſtand gewann; wahrfgeinlich beſaßen weder
ker Himalaya, noch (ver Kaukaſus, weder) vie Pyrenden (noch das Atlasgebirge) ıc.
gleich von vorn herein ihre jchige Höhe; ſte fenkten fich wieder unter's Meer,
um mit neuem Zuwachs bedeckt auf's Neue gehoben zu werben"; Lyell's Reifen
in Nord⸗Amerika x. Deutſch von Dr. Bolff. Halle 1846. 8. ©. 34,
Jene Senkung ves alten weſtlichen Feſtlandes erinnert an vie Gage von bem
Berinten nes Atlantis, jo wie an ähnliche früheften Zelten entſtammende
Sagen; m. Hob. der Meteorologie I. 106 u. S. 417. Häufig waren es Gturms
fluthen (a. a. D. II. 2. ©. 413), weldge mehr oder weniger beträchtliche Feſtland⸗
theile wie Iufeln verwüfleten und nicht felten legtere aus erfleren hervorgehen
ließen; fo an der Küfte ver Oſtſee, und mehr noch an jener ver Norkfee, wie
ſolches deren dieſſeltige Küflenftriche bezeugen. Im Sabre 1223 begrub fo letztere
einen fehr bewohnten Lanpftrih, von mehr benn 30 Stunden Umfang, in ven
Wellen, fo die Zuyperfee darſtellend, unb von fenem Lande nur vie jehigen
Iufeln Texel, Blielan und ter Shelling übrig laſſend. Doch hofft
man, daß her nen ermedte Unternehmungegeift ver Holländer, wie ex ſich bei ver
gegenwärtig in Arbeit genommenen Trodenlegung des (gleichen Weges entflans
denen) Saarlemer Meerd bethätigt, auch bier Mittel finden wird, das eins
sefchlofjene Meerwafler dem Nordmeer (mittel Dampfmaſchinen) wieber zuzu⸗
weifen. Schon vor Hundert Jahren brachte ein einſichtevoller Riederlänver,
Namens Lalenwater, die Trodenlegung des Haarlemer Dieers, jedoch vergebs
Us, in Vorſchlag; jet pumpt es eine Dampfmafchine, genannt „Lalenmnuter*,
in ven Ocean und vermittelt fo (mit 11), Millionen Thaler Koftenaufwand
und jährlichen 25,000 Thalern Unterbaltungsfoften ver Deiche) die Umwandelung
jenes fog. Meeres in fruchtbare Polder, fo wie bie Sicherung ver es zur Zeit
noch norbweftlich begrenzennen Laudtheile gegen das fie bieher bei Nordweſtwind
ũberſchwemmende und verwüflenne Norbſeewaſſer; une gelingt es, in ähnlicher
Weite die Zuyder⸗See troden zu legen (woran nicht zu zweifeln, falls es
dem zu bauenden Damm nicht an Welfenfefigkeit gebricht und die aufzuführenven
Deiche vie zuvor genannten Infeln mit ver Küfte von Weſtfriesland mit verſelben
Dauerbarkeit verbinnen, fo if fruchtbarfter March: und Aderbopen von 15 Meilen
Umfang dem Meere vielleicht für Jahrtauſende binburch abgewonnen. — Bine
Gturmfluth, vie an Gewalt vielleicht jene übertraf, welche das Becken ber Zuyder⸗
‚Bee fh füllen Tief, verwüftete 2357 Jahre vor Chr. Geb. (alfo vor 4206
Jahren) einen großen Theil von China; es geichab im erflen Jahr ver Regie⸗
rung bes chineſiſchen Selbſtherrſchers Sao, berichten vie Verfaſſer von China's
Jahrbüchern, daß das Waſſer vie Hügel bebedte, vie Berge überflutbete unb
(fügen fe vichterifch hinzu) zum Himmel emporbraufete. — lieber Landbedeckun⸗
gen und Meerbeäubungen, Hervorgegangen durch vulkaniſche Aſche unb
Sands Auswürfe, über. die Sandwüſten Afrika's und deren, dem gefunden Holze
tänfchenn ähnliches verfteintes Holz, über nie (muthmaaßlich : durch Infufos
zien bewirkten, Berfteinungen ver Lieberrefte jener Brüde, welche Trajan über
die Donau fehlagen ließ; über vie gleichen Weges zu Stande gefommenen feuer
einigen Schaalthiers@infchließungen, über die in gleicher Weile unangegriffen
gebliebenen altrömifchen se. Münzen, 20. ꝛc., fo wie überhaupt: über zahlreiche
Beifpiele ver bildenden wie ber zerkörenden Gewalt nes Waſſers und bes
1564.
Anmert. 3. An Anthraciten (ober Glanjkohlen, oder Stauges⸗
kohlen oder Kohlenblende) ift Dentiland zwar bei weiten richt
fo reich, wie z. B. Savoyen und Branfreih, und uch viel weniger
EEE,
Beuers ver Erbe, vergl. m. Meteorol. I. 89, 125, 204 und 469. Ginfidt-
lich ver gegenwärtig allmählich fortfcgreitenden Senkungen (im Gegenfape
der Sebungen, 3. B. Skandinaviens und China's; oben ©. 1350 mb m.
Arch. XXVII. 217) gewäßrt die Weſtküſte Grönlanns ein vos umices
Beitgenoffen und vielleicht deutlicher noch von deren fpäteften Nachkommen be
mefbares Beifpiel; fehreitet dieſe Senkung fort, fo muß Weſtgroͤnland wiever u
Märme gewinnen, fo wie Skandinavien ıc. nach Jahrhunderten merflih am
MBärme verlieren muß, weil e8 dann von einer Luft bebedt feyn wire, bie merk:
lich dünner iſt, als jene, welche gegenwärtig das Belebtſeyn deſſelben berinst.
— An beiden Seiten des atlantifchen Oeeans lebt, meiſtens in ben Ziehen wei
Meeres, eine eigenthümliche Bamilie von Weichthieren (Mollusten), vie Bradies
poden; bie bekannte ältefle ner Verſteinerungen führenden Umbilpungs- Zeitbenerz
war jene der Brachiopoden, während das Zeitalter ber Minerallotlen durch hie
Farren und verwandten Pflangenfamilien, vie kolithiſche Perioke hingegen bei
Zeitalter ver Reptilien bildete. Die verfehierengg Schwarzkohlen, wie bie von
einander zum Theil fehr beträchtlich verfchievenen Glieder ver Braunko
weichen übrigens, ven Mengen-Verhältniffen ihrer letzten Beſtandtheile nach, fchr
von einander ab. Se mehr in beiberlei Minerallohlen (ben Schwarz unb ben
Braunfohlen) das H gegen das O vorwaltet, um fo weniger hart unb zu
mehr braun ericheinen fie; während größte Echwärze (und Glanz) ber exſteres.
und tiefſtes, an Schwarz gränzendes Braun ber letzteren auf verhältlich wiel C
binweifet ; je flefer letztere Jagert, um fo vunfler, aber zugleich auf (neben vom
größeren E-Gehalt) um fo Hsreicher iſt fie; if dagegen in beikerlei Kohlen wid
OÖ zugegen, fo haben fie ein mehr ober weniger mattes, glanzloies Us
fehen. Wo das Schwarz ver erfteren Ind Graue flreift, nähert ihre Slam
fegung fich jener des Anthracit. Es verhalten fich inbefien alle dieſe Orgeug
niffe, hinſichtlich ihres chemifchen Beſtandes, fehr wahrſcheinlich zu eimzeinen
chemiſchen Verbindungen ähnlich, wie vie fog. einfachen Geſteine ober ER
lien gu ven Gefammtgefteinen over fog. Gebirgtarten, d. 5. fie deſteher
aus mehreren in derſelben Gruppe öfters fehr ungleihen näheren Be
ffanptheilen; wie Goldns ſchon aus ven beträchtlichen Abweichungen heret
gebt, vie fie in Abſicht auf ihre Sauptgrunbfloffe, auf Carbon, Sydroges m
Oxygen barbieten. So fand z. B. Karften in den Schwarzkohlen 73 IM
86,5 Procent C, 3 bis 20 O un 0,5 bis 5,5 H,- währen» fle am Bicfrung
von Aſche (b. i. an Metalloxyden, Mineraliäuren nu Ghlormetallen, z. 8 «=
CaO, Mg0, AlO3, FeO, FeyOz, Mny03, mitunter au an Na0 m
KO, net SIO, SOz, PO; und Ch) ebenfalls ſehr verſchiedene Bengen,
nämlich zufammengenommen von wenigen Procenten bis auf 20 Bror. verfäunen
fi zeigen, und die Braunkohlen in dieſer Hinficht gar von 0,75 Prec.
20 Broe. von einander abweichen. Die tief ſchwarzen Badtohlen fiuh m
Regel entzündliche, wie bie minder dunklen, weil fie mehr Erdpech
mehr H enthalten, als viefe, und daher weit mehr als bie daran
fehr armen Sinterfohlen und Sandkohlen. Nur die Backkohlen
vorzüglich zum häuslichen Gebrauch, wie zu Schmierfeuern, und bieten,
haliniß ihrer geringeren ober größeren Härte von 50 bis 86 Proc. C
dar. Gie geben auch unter allen Steinkohlen am meiften Ruf; ü
ſtellung und Benützung beffelben im Großen vergl. m. Deutſch. &
265 fi. Die Sinterkohlen verhalten fi, in techniſcher wie in
uud chemiſcher Hinficht, wie zwifgen Backohlen und Saudkohlen ſtehend; fie
B
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1565
als Nordamerika (am Susquehamna in Pennfylvanien Iagert er in
einer Länge von 16 bis 17 englifchen, d. i. etwas über 3 bis 31/n--
bentichen Meilen und in einer Breite von fafk 1 deutfchen Meile) aber
dennoch genug, nm, mittel verflärftem Luftzug (ober mit Hülfe von
@ebläfeluft) mit: Vortheil ſelbſt in Haushaltungen folder Gegenden,
in deren Nähe er bricht, verwendet werben zu koͤnnen; wie denn z. B.
dergleichen im Keuperfandftein Mittelfrankens neflesweife vor⸗
fomnıt, unb mitunter von gar nicht unbeträchtlichem Umfange (vergl.
m. „Bur Polytechnologie unferer Zeit" &. 37, wo man mehrere hieber
gehörige Tundörter Bayerns, Württembergs ıc. genannt findet). Uebri⸗
gene ſtoͤßt man auch in der Nähe mandyer Keuper-Gypfe auf (jedoch
meiftens wenig mächtige) Steinfohlen-Lager, bie fich in ihrem
Berhalten dem Anthracit nähern (zunächäftehend der Anthracitfohle)
und deßhalb früherhin fa nur verfuchsweife in Abbau genommen
wurben, obwohl bergleichen Authracitsartige Schwarzlohlen, in den
meiſten Fällen, gehörig behandelt, den Anthracit vollkommen zu erſetzen
vermögen. Welchen Veränderungen bie verfchievenen Schwarz- und
DrannsKohlen unterliegen, wenn fie dem unter möglichft gefleigertem
Drud flebenden Wafler unterworfen werden? ift bis jetzt unverfucht
und daher unbeantwortet ; erwägt man indefien, a) daß Holz durch
Sieden im Dampfkeſſel, durch Verluſt feiner Töslichen Theile, braun
kodhlenartig wirb; b) daß lange Zeit hindurch in Torfmooren ſteckendes,
und mehr noch: unter Mafler gelegenes Holz; infofern dem Lignit
ähnlidy wird, als es num mehr Hydrogen und weniger Carbon enthält,
als es zuvor darbot, fo gewinnt die Bermuthung an Wahrſcheinlich⸗
feit: dag man Eiſenkies⸗ßreie Braumlohlen werde hydrogeniren Eönnen,
wenn man fie längere Zeit hindurch dem Wafler der Danıpfmafdinens
Kefiel ausſetze. Belänge diefes, fo würde man dadurch nicht nur ihre
Entzündlichfeit erhöhen, ſondern zugleich auch ihr Hiteentwidelungs«
(d. i. ihr Heizunge⸗) Vermögen; denn, obgleich fie dadurch im ents
fprechenten Berhältuiffe an O verlöre, fo erlangte fie doch durch ben
Zuwachs an H größere Brennbarkeit, und verbrenneny: bei weiten
größere WärmesEntwidelung (S. 4325. Das den gegrabenen Börn⸗
fein begleitende (bitumindfe) Holz iR ohne Zweifel jolden Weges aus
dem Holze bes (vorwektlichen) Börnfleinbaums und verwandter Gonis
feren hervorgegangen ; jenen Börnflein, welchen die Oſtſee ahswirft,
fand der Verf. diefes Hoba ſtets von abgerundeten (meiſtens eirunden),
weniger entzündlich als die Backkohlen, haben mehr O als H, fchwellen, erhitzt,
nicht auf, ſchwinden aber auch nicht. Zu Gas⸗Beleuchtungen find fie, gleich den
Sandkohlen, verwerflich, wohl aber Lännen fie, angezünnet und durch Geblaͤſeluft
angefacht, im Hüttenbetriebe und, bei hinreichend lebhaftem Zug her Defen, auch
zum häuslichen Gebrauch nuͤtzlich werben, hierin die Sanvlohle und ven Anthracit
übertreffend, |
— — mn.
. 1566
fwarzbraunen, gewöhnlich fehr dünnen Geſchieben bitumindfen Holzes
begleitet; m. Arch. f. d. ges. Naturl. XVIIE 209. Der vermehtrk
Hs&ehalt folgen im Waſſer Lignit⸗ahnlich gewordenen Helzes that
dar: daß Waſſer zerlegt wurde durch (ein bereits Braunfohlesartig ge
wordenes) feiner löslichen Theile beraubtes Holz, und daß das HI vieles
zeriegten Waflers demfelben verblieb — denn nicht ber verhältliche,
fondern der unbedingte (abfolute) Hs@ebalt folgen Holzes findet fd,
wie Liebig bdarthat, vermehrt — während das O defielben Waſſers
fich eines entfprechenden Antheile von C bemädtigte,*) da banı cfien-
bar durch die Wegnahme dieſes CsAntheils der dabei verbliebene
Braunfohlen-Antheil in feiner Anziehung zum H, alfo in feiner Elektre⸗
negativität verflärft worben war; bie hiebei entſtandene COg findet fid
größtentheils tm Wafler gelöst und nacht es, in Beziehung auf Warzel⸗
Einfaugung der Wafferpflanzen, für diefe: Nahrung fpendend.
Anmerk. 4. Wo ſich in mehr oder weniger großen Becken flchen-
des Waſſer angefammelt erhält, bildet ſich den Sommer hinderch zu
naͤchſt grüner Schlamm (oben S. 1557), durch deſſen Düngfraft die
in dem Boden des Beckens vorhandenen Wurzeln lebender Gewächſe,
besgleihen Saamen und Sporen ıc. (ind Beſondere des Torfmerfes,
Spagnum palustre L.) ernährt und in ihrer Entwickelung, wie im
weiteren Wachsthum gefördert werben ; entet dee Sommer, fo Rırtea
bie meiften biefer pflanzlichen Erzeugniſſe, fammt Infuforien zc. ab,
und nur einige Wurzeln, Saamen und Sporen verbleiben der nächte
wärmeren Jahreszeit. Abgeflorben erliegen jene Erzeugniſſe der Re
derung (zum Theil aud der Fäulniß) und bilden fo Coreiche Schichten
von Humin und verwandten, oben ©. 1558 erwähnten Mober-Ürzeug
nifien, bie vereint den Torf barflellen, ber, je länger er lagert, wäh
rend er zugleich mit mehr oder weniger Wafler in Berührung ober
überdeckt bleibt: um fo reicher an H, unb durch deffen Zutritt az:
folhen Weges gebildetem Erdpech (Bitumen) und dieſem ähnlichen
Hydrogeniten er zu Stande kommt. Indeflen kommt es überbanpt aut
dort zu Torfbildungen , wo überwiegend Moberung ſtatthat, während
vorherrfchende oder gar gänzliche Faͤulniß, wie fie in warum mb
heißen Gegenden bedingt erfcheint, von wenig oder gar feiner Terjerzen:
gung begleitet if; außer auf Bergen, weiche nicht hoch geung fiwb,
um jene Bilanzenbelebungen fiehender Gewaͤſſer fowohl, als die feuchter
Orimde durch ewigen Schnee unmöglich zu machen, aber doch Falt
genug, um Moderung zu begünftigen; fo 3. B. haben wir auf ber
hohen Rhön zwei verhäftlich fehr tiefe Moore (oder „Moofe”,
wie man dergleichen anberipeit nennt), das fog. rothe md das
—
9) Vergl. Th. v. Sauſſure's hieher gehörige Verſuche, überfeht von WB oigt,
S. 138. Das Bad ber Braunkohlengruben it nicht brennber, ſondern CO;
je tiefes bie Braunkohlen Iagern, um jo Hsreicher find fie.
}
109
fhwarze; fo findet man auf bem Brocken, fo wie ſchon auf be
meiften über 2000° Hinauf reichenden Höhen bes fürlichen Deutſchlands
nicht nur Torfmoore, wie jene der Ebenen Nord⸗, Nordoſt⸗ und Oſt⸗
Deutſchlands, fondern auch alle dort die Torf-Bildung begleitenden
Pflanzen. Wo dabei von unten ber, durch Grundwaſſer, ununters
brocdgener Erſatz des verdunftenden wie des der Zerfegung erliegenden
Waſſers dargeboten. wird, was” z. B. bei dem Donau Moos (D.:Moor)
der Ball if, weil es tiefer lagert, ale der Donau⸗Spiegel; dort bilden
ſich nur. jene Torf⸗Arten, welche in Beziehung Af R⸗Gehalt ber
Lignit-Bildung ſich mehr oder weniger nähern, und wo bet folder
Lage das ganze Jahr hindurch zugleich verhältlich große Luftiwärme
waltet, dort verfällt der Schlamm unmittelbar nad) feiner Bildung,
der Geſundheit gefährliche Safe entlaſſend, in Fäulniß; Wirkungen,
benen man nur dadurch zu begeguen vermag, daß man tergleidhen Sümpfe
dem Zufuffe des Grundwaſſers entzieht, z. DB. mittelft durchgängiger,
ſeitlich ac. Feder Höherbettung ber das Grundwaſſer fpendenven Ylüfle,
Beifpiele der erſteren fortwirfenden Berfegungen diefer Art gewähren bie
Bontinifhen Sümpfe im Kirchenflaate, fo wie die höchſt gefährlichen
Sümpfe Oſtindiens und Afrika's. Wo hingegen ohne Nachfluß
von Grundwaſſer nur zu gewiflen Zeiten des Jahres Schlamm⸗Ueber⸗
deckungen des Landes ſtatthaben, dort verbleibt der größere Theil der
ZerfegungssErzeugnifle (indem die brennbaren zugleich der Oxydation
anterliegen, begleitet von Mineraldänger) dem Lande, es in gebüngten
Boten verwandelnd, wie diefes 3. B. alljährig der Yall ift nad den
Ueberfchwenmungen des Nil's, *) des Senegal, Oranienfluß ꝛc. ꝛc.
in Afrifa. Daß mau aber in zuvor bemerkter Weiſe die Verſumpfungen
burh Grundwaſſer beenden und fo große Blächen fonft unbenußbaren
und lebenszefährlicden Sumpflandes in fruchtbarfte Wdergründe zu
verwandeln vermöge, beweifen die hieher gehörigen Fruchtland⸗Gewin⸗
nungen in Toscana, bie Trodenlegung der Maremmen ıc.
*) Doz mehreren Jahren unterfucgte Regnault ven Nilſ Hlamm und fanb barin
unter andern 9 Brocent verkohlbaren Stoffe, nebft 48 Thonerde (Alumoxyd),
4 carbonfaure Talferve (MEOCOR) , 4 Kieſelerre (SiO), 6 Gifenoxyb und
41 Wafler. Indem ich dieſer Unterfuchung in m. „Zur Polytechnolog. unferer
Bett" gedachte, fügte ich (im Jahr 1835) hinzu: daß mitbin jener Unterfuchung
zufolge ver Nilfchlamm förmlich vungend (und nicht blos wäflerne) wirkte. Bor
Kurzem hat Laffaigne ben Nilſchlamm — der, getrodnet, eine gelbbraune,
bildſame, an ver Bunge haftende, Leicht zerbrödelnde Erde varftellt — zerlegt,
aber ein von nem R'ſchen Heträchtlich abweichennes Ergebniß erhalten; denn &,
zufolge verliert der Nilſchlamm bei 100° C 8,5 MBafler und beſteht aus: 42,5
SiO, 24,25 AlOz3, 13,65 Fe203, 3,85 Ca0CO,, 2,8 Arhaltige Torfs
fänren,, 1,20 M C0,, 1,05 MgÜ um 10,79 HO. — Indem ich a. a. O.
jene Folgerung über das Wirkende im Nilſchlamm hinterlegte, fügte ich Hinzu:
5) eine Anleitung, fih wohlfellen Weges einen künſtlichen, Ammoniak
(Ammonorp:) baltigen Dünger zu verfchaffen; b) eine vergleichen: einen
Nilſchlamm⸗Bertreter barzuftellen.
Anmert, 5. . Mehrere Meeres⸗Gegenden befiken auf nicht vertief-
tem, fondern ebenem Grunde Moore, welche nicht auf ihnen gebildet,
fondern ihnen von außen her zugeführt wurden; muthmaaßlich: iz
Folge großer Sturmflutgen, wie fie 3. B. an ben Küfen Itlaute x.
alle 50 Jahre einzutreten pflegen ; der Grund folcher Mocre fimmt
mit dem bes übrigen Innen⸗Landes überein, Die Moore liegen aber
höher, längs einzelner Küftentheile, und werten durch Meerfchlaume, |
wie gewöhnliche Fluthen ihn herbeiführen, mehr ober weniger abge
ändert. Uebrigens bürften manche, mit bem fie umgrenzenden trods
neren Lande in faft gleicher Höhe Hegende Sümpfe und Moore Barurd "
entftanden feyn, daß in ihren Lagerungsftätten Duellen hervorbreches,
welche dem übrigen, tur auf Megen und Thau angewwiefenen, Laube
fehlen, Soldye Moore find dann für biefe Lande, was bie Dafes
für die Sandwüſten; m. Meteorol. 1.126 ff. Diff. Küſtengegenden ver
bezeichneten Art bieten unter andern Nord⸗Friesland und Nord: Fatlazb
dar, und die Torflager diefer und verwandter Gegenden find Haupt
ſaͤchlich hervorgegangen burch Moderung von Pllanzen (mad nicheren
Thieren) des Meeres, welche die Siurmflutben in verfchiedenen Zeiten
auf das Land fpühlten und die bann bei eintretender Ebbe liegen blie
ben; wähsend zwifchen je zwei ſolchen Torflagern erbiger Schlamm,
fammt Muſcheln, Börnftein *) ꝛc. ähnlichen Weges. auf Dem tieferen
Torflager zur Abſetzung gelangten.
Anmerk. 6. Verſchieden von jenen großartigen Aufchwernmwungen,
% Vom alten Lande, das vor ben Torf: und Erdſchlamm⸗Bildnern mit Laster
- wächfen bebeeft war, ragen bie und ba nod Zeugen hervor; nämlich aufııht
ſtehende, vie Ueberlagen durchſezende Baumflämme Die fog. Watten (m
Reſte; Sand: sc, Anhäufungen im Dieere, die einander in verſchiedenen meer
wärts an Weite zunehmenven Abflänvden folgen und wahrfcheinlih vurch Wells
bewegungen, nämlich durch Wellen-Rückſchlag, entfianden und zu entiichen fat
fahren) bieten ähnliche Lagerungsverhäftniffe dar; wenn Heftige Stürme ie
Zorflager vom Sande entblöft haben, eilen tie Strand⸗ Anwohner Kine, EM,
die Ebbe⸗Zeit benugend, den Torf zu fliehen. In Zutland uenut mas ſeiches
Torf Schlicktorf (Schlich-Torf; entſprechend der hüttenmänniſchen Shich⸗
Führen ?). Gr iſt reich an Meer⸗Salzen, was frükerhin veranlaßte: aus dem
ſelben Salz (Schlicktorf⸗ oder Frieſiſches Salz genannt) zu kam. — |
An den norbfrieftfchen Küften nenat man ben bort gefunbenen Börufein Blues;
eine Benennung, die bort fchon zu Tacttus’ Zeiten gemeinüblich war, uub, wit
Kohl meint, T. beſtimmte, den Boͤrnſtein wörtlich tur glacaum zu bezeich⸗
nen (in quod glaesum vocant), und baber auch unter Insulae gliessarine
(Börnfeininfeln) vie norpfriefifchen Infeln zu verfteben ſeyn dürſten. Huf allen
Matten und Gantbänfen an ver Sütlänplihen, Schleswig⸗Holfteiniſchen Küßte
(jevoch immer nur in einzelnen Strichen) findet man au jeht noch Börnfein
und barunter 1 bis 2 F fchwere Stücke. Auf dem 3/4 Meilen langen Geb
wigen-Koog, an Holftein’s Küfle, werben durchſchnittlich jährlich 20 A, zw
weilen 100 gefunden, jedoch meiftens nur fpg. Orus; in den Giverficıter Marien
giebt es, wie in Preußen, gegrabenen Börnftein. — Dez Verf. piefed Guss fit
sin Gtüdchen Böruftein, as im Dfpenburg'fchen bei Jever gefunden werde.
\ 1568
. weldge wahrſcheinlich einen beträchtlichen Küfenlaub- Teil von Schott⸗
land und Island abriffen, und einen Untheil davon ben norbfriefifchen
- Küften zuführten, fie zwifchen zwei Marfchen derfelben als Hohes Moor
einfeilend: (eine Annahme, für welche die gleichlaufende Lagerung der
Toffllen Bäume dortigen Gegenden zu ſprechen fehelnt, da jene in einer
Richtung — von Nordweſt nah Südoſt — Liegen, welche ber Lage
jener Länder in Beziehung auf Jütland zc. entſpricht) find bie der
(Bremifhen) ſchwimmenden Moore, bie burd) gewaltige Flu⸗
then nicht nur jeweilig gehoben wurden, wie es noch gegenwärtig bei
gewöhnlichen Fluthen der Fall iR, wenn das Wafler zwiſchen ihnen
mb dem ihnen unteriagernden Sande eindringt und fo dergleichen
Moore, fammt denen darauf flehenden Dörfern, nicht unbeirächtlich
(6 bis 10 Fuß Hoc) emporſchiebt (und unterſtützt vom Yrühlinges
Regenwaſſer mitunter in foldem Maaße, daß fie während des Früh⸗
liugs, ſaͤmmtliche zwiſchenfallende Ebbenzeiten hindurch, folche Höhen:
ſchwebungen beibehalten). ine mächtige Begünſtigung ber dadurch
möglich werdenden gaänzlichen und bleibenden Ortsveränderung großer
Moore nicht nur, fondern hderhaupt ganzer Landtheile, gewährten
ohne Zweifel auch: große Treibeis-Maffen (3. B. jene, welche
vor faſt fünftehalbhundert Jahren zwifchen Island und Brönland ein-
geichoben wurden ; m. Meteorot.1.212, 395 u. 413), zumal, wenn gewaltige
Erderſchütterungen dergleichen Landablöſungen vermittelt und begünftigt
baten und hohe Fluthen Jahre lang anbielten (wie 3. B. jene vom
Jahr 1717, welde vie Küfengegenden der Süder⸗Dithmarſchen
3 Fahre lang -unter Meerwafler hielt, da dann das Wafler, aufweichend,
fo Heftige Meers@inbrüche vermittelte, daß dadurch viele Stüde Land
ausgebrochen und in die Marſch verjchleubert wurden, wo fie, geſtran⸗
deten Shhlidtorflagern gleich, fiben blieben. Es gehören hieher auch
be Lac’s ſchwimmende Torfmoore, Rozier's, Mongey’s und
be la Metherie's Observations sur 1a Physique etc. XXXVIII.
(Paris 1791. 4.), daraus in ®ren’s Journ. d. Phyflf VI. 263 fi.
— Wo Kbrigene Torfmoore lagern, bort, oder in deren Nähe zeigen
fig Birken; *) wie fle denn auch unter allen Bäumen unferer geo⸗
mn
. *) Betala pubescens un B. nana L. Aufervem weifen mehr under weniger
auf vorhandene Torflager Yin: -Salix rosmarinifolia, Carex teretinscula,
Schoenus Mariscus, Kriophorum vaginatum , E. capitarum und
E. polystachion, Juncus filiformis un J. syquarrosus, Scheuchz.eria
palustris, Myrica Gale, Anthericum o«ssifragum und A. calycula-
tum, Saxifraga Hirculus, Myriophyllum spicatum, Sedum villo-
sum, Vaccinium Oxycoccos und V. uliginosum, Dryas octopetala,
Comarum palustre, Ledum palustre, Andromeda polyfolia, Dro-
sera rotundifolia uns D. longifolia, Gentiana Kliformis, Hyperi-
eum elodes; Pedicularis palustris, Mal&xis paludosa, Serapias
Loeselii Z., zum Theil au) Parnassia palustris und Nepeta nuda L.
1570
grapbifchen Breiten am beiten gebeihen: in T drferbeshaltigem Behr,
den man baber, wo er fehlt, tünftlich bereiten mnS, kann man Birke
pflanzungen in Türzefer Zeit zu gedeihlichem Machsihume bringe.
‚ Man muß dann aber mit dem hiebel zu verwendenden Torfaule
(Zorfktein oder Scholler⸗Erde, d. i. Torf⸗Abfall) nicht wur der
für ſolche Anpflanzungen beſtiumten Boden beftreuen, wie man ja
tum pflegt, wenn man Buchweizen⸗ ıc. Aderland wit Torf vi,
fordern ihn damit untermengen (ſey es, tie es die Berhäluik
geftatten , mittel bes Grabſcheits oder Gpatene, ober mittel de
Hade ıc.). In den Marfchen kommen vergleichen Torfmoere kärlge
unter, als „über“ venfelben vor; ba bann erflere Erdpechreichercn
legtere zum Theil kaum in Moderung übergegangenen, theilweiſe we
weſete Pflanzensibgänge enthaltenden Torf darbieten. *)
Bor Kryptogamen: Conferva rivularis, Sphagnum obtusifelien, 8
squarrosum uns 8, cuspidatum,, Funaria hygrametrica, Brysn
palustre und B. pseudotriqueirum; Hypnum Auitans am H. cerd-
folium, Splachnum ampullaceum, Moium nigricans, Dicrams
cerviculatum, \Vebera nutans und Polypodium nigrum.
.9) Der untere Torf ver Marſchen (v. I. der DammerbesMiblagerung) iR We
muthlih, Hierin dem Schlicktorf gleichkommend, aus rem Meere berheigeiüt
worden und wahrſcheinlich hervorgegangen durch Moberung von Tang {Fucs-)
Arten, Meergras (Zostera marina L.) uns verwandten Pflanzen, die HF
zeitig mit gerriebenem bitumindfem Solze, als Hauptmengthel, pP
fluthet wurden, um fpäterhin von Gäßwaffer-Anfpühlungen (Ed ilfträunt?
Aufſchwemmungen, wie fie meiftens über ſolchem Torf ums unter ven Rue
vorfommen und von denen folgenden: zum Theil Baumblätter barkietma
fegungen überbedt zu werben, d. i. von Schilftorf und Blättertorfli.nn
Dieſe angeſchwemmten und abgefehten Maffen bilden ben älteren feg. 9
oder Darg; jüngere Ablagerungen ähnlicher Artung kommen, wie ber Fa
obere Torf, auf ven Marien vor. Uebrigens zerfallen alle Torſe, ie Mr
flgen und chemiſchen Verfchiedenheiten, fo wie Ihren Gntfichungen nad, is ſo
gende Hauptarten:
1) Rufentorf (Moot⸗ over Heide⸗Torf). Er beſteht aus mehr aber mike
unvermoberten Pflanzentheilen, hauptſachlich ans dergleichen Durzels wi de
Trautee, Erica vulgaris L. (kommt jedoch in Amerika afjo yafe
nit vor, weil biefem Welttfeit vie Erica gänzlich abgeht), vie mädd tmf
faurer Salze und Humin (Gumus) verbunden erſcheinen, barftellen em
lich ſehr Leichte, angezündet mehr glimmende als flammende ur
wenig Hitze entwickelnde Maſſe, vie jedoch, wenn fie zuvor ſtark —
worden, anfänglich ſchnell auflodert und die, verbranut, eine Hide —
Deiche zu Sauptbeftanbtheilen CaOCOz, etwas AlgOg uns SIO, weis Farb
usd MN.OzZ und Epuren von KO varbietet. Gin Stück von 14
Zoll Länge, 6 Breite und 4 Höfe wieat noch kein Pfund, ſondern 26,
80 Loth und verbreunt auf gewöhnlichem Teuerheerd Sinnen 20 zu 21 Miet
beim Verbrennen weniger wibrigen Geruch verbreitend, als eine ber äheiget
arten, Der trodnen Deflillation unterworfen, entwidelt er unter anbert ne
fluchtiges gelbes Brenzöl, has eine wäffrige, fäuerliche Stüffigfeit bepleitt,
jener fehr nahe bemmt, welde roher Weinſtein gewährt, wenn ex teodın ED
wirh, und die man fort ZBeinkeingeift (Spiritus tartari) nanzte, it
aber (marzen Theer una anf COs, U, aut CH gufammengefepte Geil
u.a. nn we ww we wm 2 — —
Do 2 }
— — — — — —
| 41571 |
Unmert, 7. Manche Moortorfe enthalten, wenn fle faner gegen-
wirfen, nit uur Torffänren (Huminfäure, Ulminſ. ıc.) und faure
Phosphate, fondern au, Cinhof zufolge, Effigfänre Die
"= Blätters her Baplers Torf. LES ſich aufblätteen, b. h. in (ungleich
dicke) Schichten fpaltın, ohne daß fie zerreißen. Ihe Binvemittel beſteht aus
fatrem torſſaurem (meift Hunsinfauren) Kalt, den etwas ſilieſaurer, feltener und
meißens nme ſpurenweiſe photphorſaurer Kalt, fammt wenig buminjanvem Kali
beigemengt erfcheint. Die vickeren Lagen befichen , ‚ihren organiſchen Theilen
nad, gemeintin aus Murzel⸗ und GtengelsTruämmern, vie dünneren hingegen
bauptfähli ans Blättern (meiſtens Baumblättern). Gumpfige Gegenden ſinb
reich daran, gewößnlich bildet ex Meine Hügel, doch lagert er auch unter San,
Begleitet von Schuftorf, bituminöfem Holz und Erdkohle (erdiger Braunkohle).
Aus vorzeitlichem Tosf ver Art ſcheint die fog. Paplerkoble und bie blätte
rige Stinkkohle (blaättrige Stinkerde; vergl. Paule Baccone,
Becherches et observations nouvelles etc. Amsterdam 1674. 8.)
oder das Oyſo dil Hervorgegangen zu fehn, wie fle (mit anneren Braunloplen-
Arten) 3. B. bei Skapau ohnweit Kolbitz in Sachſen lagern, Ge verhält fich
im Beuer ähnlich dem Mafentorf, entwidelt jeboch, trocken veftilliet, weniger
Holzeffig und mehr ſchwarzen Theer, der dem Birkentheer ähnelt, ». i. dem
aus Birkenrinbe vurch trocknes Vefilliren gewonnenen, die ürigen Holztheere an
Dimnflüffigfeyn übertreffennen zähflüffigen Brenzöl, das für die Juchten⸗- ober
IuftensLeverbereitung unentbehrlich iR; m’ Theorie d. Bolytechnochemie II.
©. 818 ff. Es fragt fi daher: ob man ben Blättertorfiheer in Gegenzen, wo
er lagert, nicht mit Bortbell als Vertreter des fog. Oleum Rusci, ®. i. bes
Dagget, würbe verwenden Tönnen? Als Rückſtand würde Torflohle verbleiben,
vie als ſolche fon Mübe und Zeit lohnen vürfte. Meben ihm und mit ihm
lagern Schilftorf, Bitumiföfes Holz und Erdkohle (d. i. erdige Braunkohle).
2) Schilfs oder Rohr-Torf. Neben ven Schilfblättern und Schilfhalmen
Sagen in ver Regel zugleich krautartige Equiſeten (ohnfern Srlangen fließ
man 1833, nad Wegräumung ter Sanplage, neben bitumindfem Holz, das dem
Lerchenbanmholze ähnelte, auf Schilftorf, der fart nur flach gebrüdte Halme oder
Stengel entbielt von einem dem Equisetum Auviatile L. ähnlichen Schach⸗
telfaim). Gr ahnelt im Werhalten ven: Raſentorf, iſt jedoch merklich reicher
an Silieſaure.
4) Schlamms oder Bagger-Torf (Bifhtorf, Tourbe Hmoneuse).
Bon Sumpfgräfern und mancherlei Mooſen überveckt, lagert er meiften® in ven
Beden ver Landſeen und Elben (aber au ver Yluffe), fo wie in ber Nähe bers
felben, in Holland, Schweden, Nord⸗ und Nordoſt⸗Oeut ſchland. Man baggert
ion dort, d. h. fiſcht ihn mit 11/2 Fuß Langen, länglich runden Netzen, von
denen jedes unten mit einem 6 Zoll langen eiſernen, ſcharf einſchneidenden Hacken
verſehen und an einer 20 Buß langen Stange befeſtigt iſt. Als Brennſtoff be⸗
nautt, riecht ex wibriger, wie faſt alle übrigen Torfarten (ben Tangtorf autge⸗
nommen), entflammt babei nicht, ſondern erglühet nur, giebt für ſich veſtillirt
mehr Ammonoxyr⸗Carbonat, ale die übrigen Torfe; wie denn auch fein Ruß zur
Satmials Bereitung ſich weit mehr empfiehlt, als ber Tangtorf, ber im vieler
Hinficht die übrigen Torfe überbietet. Je mehr feine dunkel olivengrüne Farbe
ins Braune fplelt, um fo beffer heizt er. Gr enthält merklich viel Quellſatz⸗
fänre und Phospbnrfäuce, aber wenig Gilicfänre.
5) Lang: (oter Dangs) Torf, Gttands oder Meer-Torf; hollaͤndiſch Darry
(woraus muthmaaßlich das zuvor erwähnte Jütländiſche „Darg“ oder „Dard"
entfiunben it 9). In Holland, Dänemark und Großbritannien ver am hHäufigften
(in nickeren Sümpfen in der Nahe des Dlenftranbee, auf Meerſand Iagernb)
90 *
I 1572
Mitanweſenhelt dieſer Saͤure befördert wahrſcheinlich jene Einwirkung
eines Theiles der Bhosphorfäure, bes in ſolchen Torfen vorkew-
denen fayren phosphorfanren Kalle, welche, unter Bafler-Zerfekung
2
vorkommende, wie es ſcheint: Kauptfächli aus Meer⸗Algen (Tangen) entfkankese
und entſte hende, feſte, ſchwer entzündliche, verbrennend ſehr wibrig entfernt Brom
artig riechende Torf, ver ſtatt feiner braunen eine ſchmutzig gelbe oser Blauleqe
Farbe darbietet, wenn neben feinem vielen torfiauren Kalt und neben jeimm
Schalt an Meerfalz und torfſaurem Natron au phosphorfaures Gijenorypul-
oxyd ober Guminfäureshaltiges Elſenoxyd⸗Hybdrat zugegen if.
6) Moor⸗ oder MoossTorf, ober „Gumpftorf.” Gewoͤhnlich auf Wer
und von Rohrtorf, feltener von Rafentorf überbedt, zum Theil zu beträdhtlider
Tiefe hinab (in betraͤchtlicher Mächtigleit) lagernd, fintet er fih überall, me
eigentlihe Moore over (fürbeutih:) Moofe, ober ſog. Brũche (Zorfbrüde),
und der Möglichkeit nach: wo fog. natürliche WBiefen ven Grund beveden (vergl
Binge’s Verſuche einiger Beiträge zur Naturkunde und Dekonomie. Altone
1817. 8. ©. 42). Im größeren Theile Deutichlanps, fo wie im ganzen Rem
ben von Guropa, Afien und Amerika, vesgleichen im nörklicden wie im fünlidhen
Bolen, in Ungarn, Siebenbürgen, Groatien und Dalmatien, zum Theil and in
ver Schweiz unb in einigen Innentheilen Frankreichs if er mitunter ſethr wei
und fehr tief verbreitet, und wird in Form länglicher Vierecke (fog. Torfſtäre
ober Torfe) geftocden, vie bei 14 Zoll Länge, 6 Breite und 4 Dide 5/, bis a 1
wiegen, iſt mehr dunkelfarbig, als die vorhergehend bezeichneten Torfarten. viqt
ſelten fo tief roth⸗, haͤufiger gelbbraun, daß er far ſchwarz, auf ben nut
ſchwach glänzend ericheint, während weder biefe Schnitts noch feine Brad Giäder,
unbewaffneten Auges beichaut, dem Auge irgend etwas pflanzlidh Geſtaltetes dar
bieten. Gr iſt übrigens leicht entzündlich, verbrennt wmter verhältlich Harkr
MWärme-Ürzeugung und verbreitet dabei elgenthümlich bitumindfen Gera; ca
Stud bemerkter Größe brennt im Gtubenofen 2 Stunden hindarch, unter Mi
zurchgängig gleicher Marme⸗Spende. Auf Hohen Bergen kommt in heart
Mooren, öfters obnfern ver folgenden Art, eine von Algen uns Saubmoofen fe
kedte Epielart vor; fie ift, wie die Hauptart, reich an Torfiänren umb gieht,
trocden deſtillirt, kein Ammonoxyd (ober doch nur Spuren beffelben), wohl abe
viel flüchtiges Brenzoͤl, von Geruch aͤhnlich dem des erhiten Erdpeche (Heber
in geologiſcher Hinſicht beachtenswerthen Erdharz⸗Gehalt vielter Geßteine
vergl. m. Arch. £ d. ges. Naturl. I. 338 und IV. 450.) — Bei ber Der
ſtillation der bituminöſen Merkurerze (fg Duedfilberlebererze),
die man zu Ipria Behufs ver Mr⸗Ausſcheidung vollzieht, erhält man az bie
Merkurkügelchen begleitende, Etrupp genanntes kohliges rzengad, bed en
flevenven Altohl einen Etoff überläßt, welcher, vom Alkohol durch Nelken Ak:
beftilliren hefreiet, von heißer Gifigiäure aufgelöst wire und erfaltenk baranı
kryftalliſtrt. Durch wiederholte Löfen im fiedendem Alkohol uns varazı mittel
Grfaltung bewirkte Umfryftallifiren bilden biefe Aryfialle Inder gebänfte, fa
geruchlofe und Faum ſchmeckbare, gelbgrün⸗ſchimmernbe Schuppen, vie bei 86°C
= 680,8 R äſchmelzen und bei 760 C — 609,8 R zur faft farblofen, concem
triſch⸗ſtraligen Maffe erflarren, aber parüber erhiät (an Naphthal in erimmerm)
in Meinen, bünnen Blättern fublimiren, die mitfammen ein Loderes, Ichgaft Regen
bogenfarben fpielendes (iridiſtrendes) Haufwerk bilden. Bödecker kat vieſen fubl-
mirbaren Stoff Idryl genannt und ibn procentiſch — 94,568 C + 3,458 H
gufammengejeßt gefunven, während das in glänzenden Blättern fublimirte Rap
tbalin, verbrannt, procentiſch — 93,77 C + 6,23 H berechnet un erfinzi
Rödiometriih nah Aromen —= Cz Hy (14mal genommen entipredjen» Ugg
lebiere⸗ atomiſtiſch = C; Ha (nad Verhalinißgewichten = = C;B:; ©, 9) a
— — — — — uw —
— — —
1573 -
- amd Zutritt atmofphärifchen Orygens, vorhandene Echwefeleifen (Rifens
Hefe) in fchwefelfaures Eiſenorydul und dergleichen Eifenoryd verkehrt;
während dann bas alſo entilandene FeOSOz burch Wechfelzerfekung
‚mit vorhaudenem Natronphosphat, weißes phosphorfaures Eiſenorydul
hervorgehen macht, bemächtigt ſich die SOs des Gifenorybfalzes bes
Kalle und feht fo die POs befielben in ben Stand, fi mit FeO +
F&03 (= Fe304,) zu fog. „natürlichem Berlinerblan“ oder „blauer
Anſatz gebracht worden ft. Das Idryl if valdelich In Waſſer, wenig Töslich in
nicht erhigtem Alkohol, Aether, Terpentinöt und Eſſigſaͤure, währehb es von biefen
brennbaren Slüffigkeiten bei deren Siedhitze Leicht aufgenommen wird. Waſſerarme
Schwefelſaͤure Löst es mit goldgelber Jarbe auf, während waflerfreig Schwe⸗
felfäure das Naphthalin (unter Selbſterhitzung) mit anfänglich fchön purpurrothee
Sarbe aufnimmt, vie waflerarme es mittel Anwärmung auflöst. Gelegentlich
ver Jeoryl⸗Unterſuchung wurde auch bas in dieſelbe Gruppe von Brenzerzeugniffen
gehörige Idrialin analyfirt und aus 91,828 C, 5,299 H un 2,873 O,
entipregend 42 Atom C + 25H -+ 10 zufammengefeht gefunden, wonach
alfo das Idrialin ein Oxyd des Joryl iſt) Es bildet dieſe Gpielart des Moor⸗
torfö den Uebergang zu dem nur auf Höhen, vorzüglih an abhängigen Stellen
berfelben [aber demohngeachtet ſtets wagerecht gefchichtet] Iagernden, auf dem
Broden, ven norbifhen Alpen und im höheren Norden Norbamerila’s, gemeinhin
von anderen Torfarten, zumal von Moortorf begleitet, nicht felten über (und
ebenfo auch über MWBfättertorf) vorkommenden, manchmal beträcdhtlide Maſſen
(ganze Klumpen) von Erdharz, Hingegen nur fehr fparfam -Pflangenüberrefte eins
ſchließenden, von den Weſtpthalen Tras oder Dras genannten:
7) Pechtorf. Schwarzbraune, öfters vollkommen braunſchwarze, an Erbs
harz⸗ Gehalt und in der Regel auch an Eigengewicht alle übrigen Torfe übers
treffende, leicht entzünbliche, gleichmaͤßig und unter Iebhafter Wärmung verbren=
nende Maſſe, vie hiebei fehr witzigen, an fog. Steinkohlendampf erinnernven
Geruch verbreitet, vie um fo raſcher und gleichmäßiger verbrennt, je friiher
fie geftochen ift (je reicher an H-Gehalt ihr Erdharz iR?) und bie troden veſtil⸗
lirt gegen 1/3 mehr flüchtiges Brenzöl entwidelt, als dieſes bei ven übrigen
Zorfen der Ball if. Brifch geflohen und ſogleich zwiſchen Müblſteinen, ober in
Ahnlicher Weiſe zerrleben, gewährt ex glei dem in Abnlicher Weiſe behanvelten
Moortorf eine Mafle, die, geformt und geteodnet, weit lebhafter verbrennt und
baher in gegebener Zeit entfprechend mehr Wärme entwidelt, als ber ebenſo
trockne, aber unzerriebene Torf. Ausgepreßt und durch Nachſpuͤhlung mit Waſſer
ansgezugen, überläßt er, wie der Moortorf, an vaffelbe Lösliche Torffäuren und
torſſaure Salze, welche Thierhaut, Hanf⸗, Flachs⸗ ıc. Gebilde vollſtändig gerben.
Mikroſkopiſch beſchauet Bieten die ſtark gepreßten und darauf ſehr ſcharf getrock⸗
neten Pechtorfe, wie die ebenſo behandelten Moortorfe: auf den Bruchflächen
Innengeſtaltunge⸗Verhaͤltniſſe dar, ahnlich jenen, welche die ber Steinkoblen ges
wären. Außer den zuvor erwähnten lebenden Pflanzen; welfen vorzüglich fols
gende Berbalten auf Moors und Pechtorf⸗Lager und zum Tbeil aud auf bie
übrigen Torfarten Hin: a) Günrpfe und fumpfiger, Hei jedem Fußtritt zitternder,
mit Laubmooſen oder Pdgen Rafen dedeckter Grund; hy gelbliches over bräun⸗
liches Durch⸗ und AtsMliehwafler (fo wie vergleichen ſeiilich ſolcher Gründe vor⸗
handenes Grundwaſſer), Jumal, wenn fi ver Spiegel ſolcher fließenden ober im
ben Gründen ih in Form von Laachen fammelnden Wäſſer, Pfauenſchweif⸗farbig
zeilgt; C) mehr ober weniger flarke Bräunung des fog. Torfbohrers, d. i. eines
weißen Stabes, den man tief in ven Boden ſibßt und dann, nach Ablauf einer
halben Stunde, heranszieht.
—
‚Cifenerbe*, d. i. zu blauem phosphorfaurem Gifenszybal
oryd (dg6 audı, burchfichtig kryſtalliſtrt, als Vivianit vorlemmt) zu
verbinden, und fo witlagerndes orybiztes Eifen in Sumpfer z (S. IF.
Anm.) zu verwandeln. Torfe, beren ſaures Kalk: Phosphat jene Zen
feßung erlitten hatte, enthalten nun, neben den phosphorfauren Eiſen⸗
falzen: Eyps. Die Eiſenerze ber fog. Urgebirge, wie fe haupt
fählih in Steiermark, Scandinavien und Rußland vorfemmen, fix
frei von Phosphorfänre; entflanden fie naffen Weges, ſo
Tamen fie, dem Borhergehenden gemäß, nicht mit Ueberreſten folder
Organismen in Berührung, welche phosphorfauren Kalk enthielten;
mithin nur mit Infuſorien; felbf nicht mit Korallen, beum diefe ent
halten Kalt: Phosphat.
Anmerf. 8. Auf den Seen Weſtmorelaudo fept ſich, Eyell
zufolge, in Form einer, bei ruhigem Wetter, nachdem es geregnet bat,
fi$ bildenden, den Geefpiegel Aberziehenden Haut: ein nicht Terf-,
foudern Anthracitsartiges Etzeugniß ab, das, der verhaältlich großen
Entfernung der viel Steinkohlenrauch entwidelnden Manufachnfärte
ohngeachtet, doch wahrfcheinlich nur durch biefen Rauch zu Gtazie
fommt; daß es aus den Seen ſelbſt nicht hervorgeht, bafür ſpricht Die
Klarheit ves Waſſers derſelben. @s beficht, mikroſtepiſch beſchauet. aus
0,001 bis 0,00025 engl. Zoll langen, fchwach bräunlichen, berrdhäde
tigen Koͤrperchen, die vor dem Löthrohr ohne Flamme wwrbreunen u
mit NaOChO; verpuffen. Den Seen hinzu wehende flinfende Nebel
machen ſolche Haut verfchwinden, ohne daß man bis jetzt weiß: eb
durch phyſiſche Eutführung, oder durch chemiſche Zerſeheug * *) -
Wo im von Pflanzen bedeckten Lande fog. Erdfälle erfolgen, che,
Falls fiih die dadurch gebildeten Hohlräume mit Wafler füllen, Canyk
und dadurch neue Torf-Bildungen in Ausſicht **);, wo man lange Zeit
*) In Bolge eines in ver Gegend von Comrie (Perthſhire) iu Schottland im her
Nacht vom 22fen zum 2äften Novbr. 1846 flattgehabten Erdſtoßes, bez bie Bert
gewöhnlichen Cidſtoͤße an Heftigkeit übertraf, {ah man Dlorgens baran auf bem
Wafler des Laudſees Loch Dayart einen ſchwarzen Stoff ſchwimmes, ber mut
etwas von dem Waſſer geſch oͤpft ber ſchwarzen Schreibtinte Ahnelte, u Gre
gory's Verſuchen gemäß ein ungemein Carbon⸗reiches (alle G. bekamca Terfe,
und ſelbſt die Braunkohle, und dieſe in ſolcher Ginſicht um 10 Proc. übertrr*
fendes) Erzeugniß darſtellte, das, G's Vermuthung gemäß, aus dem „ben Beben
bed Sees bedeckenden, vermoberten Torf" besvorgegangen ik. Ee beflazs yecım=
tif$ aus C 78,712, H 4,706 um O 18,582, nebſt unmägbazer Epur wen A.
Bergl. Ann. d. Chem. u. Pharm. LXI. 365,ff. -
“) Das mithin auch bei dem jüngften hieher gehörigen Greignif wutteszahtid) ber
Kal ſeyn wird, Walls es für die Folge in ver Pekſenlung an Ze zit ge
bricht. Deffentlichen Nachrichten zufolge verſank naͤmlich, i
Jahres (1847), in ber Gegend zwiſchen Schönef,unn Berent, bei Lem Derfe
Rowno, ohnweit Danzig, in einer Nut, ine „mit Kartofeln uub Getzehe
bepflanzte Anhöhe, und Wafler trat an ihre Stelle. Cie mar, vor ihrem Be
finen, an zwei Seiten von Lanpfeen begrenzt, unb das Waſſet, was dam cher
> — — — — — — — — — — 2— -- -
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hindurch Saͤgmehzl mit Waſſer bebeckt, bei freier Lufl⸗Betührung ber
Sonne ausgeſetzt ſeyn laͤßt, verbindet ſich der inzwiſchen erzeugte grüne
Schlamm mit dem modernden Holze und dem braunen Schlamme *)
jur Torfsartigen Mafle, indem fich zugleich das Wafler nach und
GStelle vertrat, fand ich durchgangig getrübt. Wollte viefe Senkung bur Gin,
brechen der oberen Wolbung einer Kalkfchlotte erfolgt ſeyn, ſo würde dieſes Er⸗
eiguiß darauf hiumwelfen, daß das dortige Ackerland ꝛe. auf Höhlenkall lagert.
%) Nicht ſelten enthält nicht nur der Moortorfe bedeckende Schlamm, ſondern auch
ras Waſſer ſolchen Schlamms, mittelſt beigeſelltem Schwefelkalk, Schwefelammon,
HS und CO x. gelöstes Eropech, was theils auf unterlagerndes bitinnindfes
Golz, Ligniten upn ähnliche Ablagernugen hinweiſet, theilt auf organifıhe, bie
SOz ver gelöst gewefenen Sulphate zerſetzende Lösliche Abkoͤmmlinge organifcher
Körper (©. 1481) und ähnliche Beimiſchungen bieten vann auch Mineralquellen
dar, welde vergleichen Eroſchichten durchſtrichen; z. B. bie unter Andern von
Böhler unterfahten Nennporfer fog. Schwefelwaſſer⸗Ouellen; a. a. D.
xVIL 286 f. Schlamm ber Urt isaduet, für ſich erwärmt, zuſammen⸗
ſchrumpfend zu einem zartfühlbaren Bulver ein, von meiſtens bunfelbrauner, faſt
ſchwarzer Farbe, und wirkt, uneingetrodnet auf pie Haut gebracht, reizend, in
Solge ſolcher Reizung auf derfelben gewöhnlich zahllofe Kleine, rothe (fog.) Boden
hervorrufend, una heißt folgen Balles und Biezu verwendet Badeſchlamm.
Der son Wohler unterfuhte Nennporfer Badeſchlamm if ein ſchwarz⸗
grauer, Kart HS une COg enthaltenber, nad) HS riechender Brei, ner bei völs
liger Eintrodnung 36 Prec. SintrodnungssBerluft erleidet und dann eine graue
Erde darſtellt, vie viel Schweſelmetall und mechaniſch eingemengten Schwefel
enthaͤlt, erhigt, anfänglich mit Flamme, dann aber ähnlich wie Torf verbrennt
und bieburch eine hellgraue, erdige Aſche binterläßt, deren Beſtaudtheile die uns
srgauifchen ber Dammerde uns bie Salze der genannten Queſlen (CaO, NaO,
MgO, KO + SOz3 um CO,, bann MgCh, SiO und Spuren von CO3)
find. Auffallend if jedoch gerave bei dom Schlamm: daß er troden deſtillirt fi -
verhält, als wäre eu ein thierliches Erzeugniß, oder enthielte er viel von bers
gleihen, z. B. Barögin; denn has gewonnene Deftillat ift dem Geruche nah -
faum von benen in gleicher Weiſe erhaltenen thierlichen Brenzerzeugniſſen zu
unterfcheiven, gegenwirft nicht fauer, ſondern alkaliſch, and enthält bedeutend viel
AHsOCOR un» AH4S, wie denn an vurch Digeflion des friſchen Schlamms
mit KOHO-Löfung fi lange Zeit und viel AImmoniak (wahrſcheinlich ſich bil⸗
benb) entwidelt. Das Barögin wurte, vor beiläuflig 26 Jahren, von Longs
Gamp in Heinen Antheilen in den beißen Quellen zu Bareges entnedt und
dann auch In den Übrigen von ihm unterfuchten heißen Duellen rer Hochs Byres
näen aufgefunden. Abgeſehen von ven Galzquellen zu Salies und einigen
andern viefer Art, finnen fid von Mittelmeer bit an den Weſtoccan, d. i. in
einer Länge von 90 Meilen 150 Duellen der Urt, pie, 2%. zufolge, alle vieſelbe
Beſchaffenheit varbieten. Uebrigens fand man ſchon Lange vor Lon gch amp ein
ähnliches, anfcheinend thierliches, Erzeugniß in Mineralwäffern, Germbs
ſtadt'e Bipliothel IV. 290. Das Baregin ähnelt in feinem Derhaften dem
Fibrin und iR fee wahrfcheinlich ein Erzengniß milroflopifiger thierlicher Leb⸗
weſen, und dürfte zum Theil durch die. Luft den Waͤſſern zugeführt werden ; wenigs
ſtens machen dieſes Riegel's Beobachtungen wahrſcheinlich, ner in einem mit
HS von Zeit zu Zeit gefättigten Wafler, nach Ablauf von britthalb Monaten,
auf dem Boden bes folchen Waſſer enthaltenden Glafes eine dem Barögin In
ihreni Verhalten fehe Apnliche, mikroſtopiſch befchauet, Keine organifche Iunens
geſtaltung verrathende, gallertartige Maſſe ſand; Herberger’s unb Windler's
Jahrb. f. pract. Pharm, ꝛc. VIL 964 |.
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— — __- ——
— — — —
1576
nach mit Torffäuren ſchwängert. — Obgleih dem Schlamm ber
Sümpfe flets Agotides enthaltende Bebilde beigegeben erſcheinen, fo
weicht ex dennoch in chemifcher Hinficht weientlich ab von jekem eigent
lichen Thier-Schlamm , und daher auch von jenem ſchwarzen ber Ab⸗
zugecanäle, den Braconnot dur Schwefeleifen gefärbt fand.
Anmerk. 9. Jenes ©. 1368 berührte ſog. Blüähfutter, und
mebe no die Selbfentzändungen nicht gehlrig getrodineter
pflanzlicher Erzeugniffe, 3. B. feucht eingebrachten Heu's und alter,
hinſichtlich der unbeendeten Trodnung in ähnlicher Beſchaffenheit be
findlicder Kräuter, beginnen mit Verweſung, vie, faum begommen, iz
Moberung und, [hläßlih im Fäulniß übergeht. Um Türzeften ge
langt man mittel eines Verſuchs zu den Hicher gehörigen Ergebniften,
wenn man, wie fhon Hermann Boerhave lehrte, ein aufredkt
- geflelltes, oben offenes, unten mit einem Boben verſehenes Hölyras
Faß mit frifchen faftigen Kräutern füllt, biefelben darauf fe feR ein
brüdt, daß noch 1/0 bis Aıo des Hohlraums umgefüllt erſcheint, uab
es daun, unverſchloſſen, mehrere Tage hindurch. der Ginwirkung ber
Luft überläßt. Schon nach einigen Tagen bemerit man baum fühlber
gefteigerte Wärme des Krautes, vorzüglich in den Mitten weifelben,
die endlich Waſſerſiedhitze erreicht, und zwar um fo eher, je Bär
glei von vorn herein das Kraut zufammengedrüdt und wicht naf,
fonrern nur ſehr wenig feucht (aber Teiuehteges merk
troden) in das Faß gefchüttet worden war. Mit der beginneate
Wärme s Entwidelung gebt die grüne Farbe bes Krautes in: nad m
nach an Schwärze grenzende Bräunung über, begleitet vom eigenthis
lich widrigem, allmälig unerträglid werdbendem, fein
dem Fleiſch umd dergleichen Harn ähnlidem Geruch und Hidt
unangenehm fHarfem Geſchmack, und hatte man nicht zu Fieme
Mengen von- Kraut oder Gras hiezu verwendet, fo bricht emblid Is
Banze in Flammen aus; vergl. ©. 1083. Erwägt man «), daß bie
Krautmaſſe anfänglih (äbnli dem Platinſchwamm unb ber ſtriſch
geglüheten Kohle) das anfliegende atmofphärifhe O⸗Gas eiufzuges
verdichtet; 8) daß ſolche Verdichtung das Maaß jener gegenfeiiges
Gieftrifirung erhöbet, welche aus ber Berührung des oryeirderen
Stoffes und des Oxygen, bei Mitantwefenheit von Waſſer Kersergeit;
y) daß hiedurch nicht nur die Bildung von CO2 aus dem C ves m
der Moderung unterworfenen Etoffes, und dem O eines Theiles des
Waſſers begünfligt, fondern zugleich audy I) die galvaniſche Zerfegung
des übrigen Waflers eingeleitet und befördert wird, der zufelge hinfert
chemiſch⸗polariſche Achemifchem Gegenſatze entfprecdende) Serfegungen
der in dem Waſſer gelösten Bilbungstheile zu Wege gebracht werben, beren
Zerfeßungen und Zerfeßunge: Ummifchungen zu Untwidelnugen ven
" CHa, fo wie theils zu Ashaltigen, theile zu Asfreien und im legteres
Balle: Termentolsartigen Erzeugnifien führen, die zum Theil von dem
\ 1577.
verbichteten O⸗Gas ergriffen, wiederum zur Oxydation gelangen, fo
wird far, — da man weiß: daß in guten Peitern (wohin auch die '
durch Moderung enifichende Kohle gehört) andauernd zu Wege gebrachte
fog. elektrifge Strömungen deren Anwärmung und Grhikung bie zur
Gluth zu ſteigern vermögen, und da die hinzukommenden Orydationen
folder Gteigerung nur förberlich werden fünnen — daß es während
bes ganzen Berlaufs ſolcher Verweſungs⸗,, Moderungs: und Faulungs⸗
Gaͤhrungen zu Erhigungen fommen mußte: lebhaft genng, um bie
entzündlichen Bafe [Lüfte, wie Dämpfe) zu entflammen und hiedurch
die annoch rüdftändigen flarren Theile in Brand zu feßen; oben
©. 1488 Anm. Wo übrigens Pflanzenmodẽrung in Fänlniß übers
geht, oder neben derfelben in Bang geraͤth, dort fehlt es — wie bef
der weinigen, @ährung, ©. 1476 Aum. — neben den Nyotsleeren Bils
dımgstheilen auch nie an Azotiden. Das gewöhnlichfte hieher gehörige
Beifpiel bietet dar die Dammerde; *) nur daß in ihr flatt mehr
oder weniger von dem zuvor durch Fäulniß Hervorgegangenen Ammo⸗
niak, gemäß fpäter eingetretener, von Saͤure⸗Forderung flärferer Baſen
begünftigter Oxydation, in Agotiäure übergegangen if; ©. 1487 Aum,
Daher denn auch der Azotsfreie Theil des Holzes nur infofern das
Baffer zur Zerfehung bringt und dadurch feine eigene theilende
Umwanbelung in (CO + O0 =) CU. und CHa2 hervorgehen macht,
ale das Lignin sc. während der Waflerbevedung von Azotiden berührt
wird, die, And zugleich ſtarke Galzgründer mit zugegen, unter Oxyda⸗
tion ihres C⸗Gehaltes, ſelbſt ähnlicher fheilender Zerfegung unterliegen
und in Ammoniaf und Barbonfäure, oder in Ammoniak und Pflanzens
fäuren zerfeht und umgewandelt werben. Inwiefern das im erſteren
alle entwidelte CHa2 (oder leichte Kohlenwaflerfloffgae ; brennbare
Sumpf⸗ oder Gruben⸗Gas), Falls es leuchtend hervortritt, durch Bei⸗
miſchungen von PH3:®as zur Selbſtentzündung gelangt, ſteht noch im
Trage, daß aber die Irrlichter oder Irrwiſche wirklich aus bren⸗
nenden Gaſen beflehen, haben Bleffon’s hieher gehörige. Beobach⸗
tungen dargethan. Daß etwas der Art das „Leuchten des faulen
Holzes“ bewirkt, iſt nicht weniger zweifelhaft, als der PH3.@ehält des
Jerwiſch⸗Gaſes, obgleich Hermbiſtadt in lehterem wirklich P gefuns
den haben wollte. *°)
°) Man pflegt ven fauer gegenwirfennen Moorgrund auch ſaure, bie fruchttragenbe
Lagegen fette Dammerpe zu nennen; flatt ber Iehteren, nichts weniger als
wiffenfchaftligen Bezeichnung, würde man vielleigt zwedimäßiger die fruchttra«
gende Dammerde in Ammonial: (Ammonoxyd⸗ x.) haltige und Ammoniak⸗leere
unterfcheiden.
*) Beral. m. Hob. d. Meteorot. I. 418. III. 542, 544 u, 582; m. eigenen hieher
gehörigen Beob. S. 543, vetgleichen m. Arch. f. d. ges. Naturl. V. 178
und Bleffon’s Hicher gehörige Abb., ebendaſ. XXIII. 25 ff. — Ueber nas
Leuten des faulen Holzes haben früberhin v. Goethe und balb baranf
WE
5) Faäulniß; ©. 984, 1067, 1335, 1476, 1499 und 1554. Wie bereits
früßer bemerkt worden, forbert eigentliche Fäulniß zu ihrem utfichen
Azotide und Fommt nicht nur um fo eher in Bang, je reicher bie
felben an A (und zugleiy auch an S, ober beflen Vertreter) ſind, fon
dern zerfällt auch um fo vollkäubiger im chemifche emigegengefeßte Bes
zweitverbindungen, die bier, wie bei ben weinigen Gährungen , um fo
IHärfer einander dyemifch entgegengefeht hervorgehen, je mehr das
Maaß jener phyflichschemifchen (galvanifchen) Begenbethärigungen fig
Reigert, welche hier zur Wirkſamkeit gelangen; Gegenbethätiguugen, auf
welche der Brad der Anwärmung ber faulbaren Lebenserzenguifle von
entichiedenem Ginfluß if. Auch if Hier, wie bei der genannten GäL-
zung, die anfängliche Berührung ber atmofph. Luft, wenn gleich wicht
unbedingt nothivendige, doch mehr ober weniger allgemeine Auregungs-
bebingung bes ganzen Borganges, *) Schon bei 50 bis 60 C = 4
bis 705 R beginnen hinreichend gewäflerte Azotide zu faulen, währen
fe bei 150— 200 C = 120— 160 B darin ſchon fehr merkliche Fort
. ſchritte machen und bei 250— 300 C = 200-240 R Icbhefte fort
Tychſen Verſuche angeſtellt (Trommiporff's Journ. d. Pharmac. III. ⁊
©. 256 u. V. 1. S. 179; Gcherer's Bemerkungen über bie zugebörigen Be
bingungen; a. a. D. III. 2. 257); fyäterhin: Blacivus Heinrich in deffer:
Die Phosphoretcenz der Körper. Nürnberg. I—V. 1811— 1820. 4. B. Hei»
rich ſah übrigens nicht nur Navelbölzer, fonbern auch Laubhölzer Iendhienb wer
den; nämli außer dem Holz der Tanne (Pinus Strobus L.), ver Beih
tanue (P. picea L.) un Site (P. sylvestris 2.) and jenes ww
Birke oder Maibirke (Betula alba) und Grle (B. Alnus L.), ver gene
nen ober Roth: Buche (Fagus sylvatica L.), der gemeinen dise
(Quercus Robur L.), ves Wallnuß⸗ ner Belfhnuf-Baums (Je
gluns regia L.) und ber gemeinen ober Lorbeer-MBeipe (Salix pen-
tandra Smith) uns ebenfo au Moortorf uns Rafentorf.e Dacı je
‚folge leuchtet auch das fog. faule Holz der Eſche (Fraxinus excelsior L)
und ver Haſelnußſtaude ee avellana L.), nah Spallenzasi
das des Kaftanienbaums (Fagus oastanea L.) Rah Rortäm leutın
Baldrianwurzein (Valeriana oflcinalis), Das vor mehe denn 60 Iahırs
in einer Gaferne zu Straßburg beobachtete lebhafte Leuten fan ler Rartoffels
gieng von metallifh glänzenden Punkten aus; ©, 1451 u. m. Iiye=
mentalphufit 2. Aufl. IT. 403. Inwiefern mikroſkopiſche Leuchttkiergen
das Leuchten des faulen Holzes, leuchtender Mooſe ıc. bewirken, ſteht immer na ia
Brage. P. Heinrich fand, daß das Leuchten des faulen Holzes viel feier eimtzete,
als vie Faulniß veſſelben (vergl. oben &. 1554). Borzüglich geeignet, leuchten zu
werben, fand er die / nach dem Fällen ver Bäume bereits abgeftorbenen Bfablwers
zeln, zum Tell auch vie Geitenwurzeln; aber auch gefunne Wehe brachte c
zum Leuchten, wenn er fie längere Zelt in ven Keller ober in einen mäßig
feuchten Behälter legte, oder fie im erfieren alle von Zeit zu Zeit etwas näße;
alte, abgeflerbene Baumfumpfe gelangen fo, ihren inneren Theilen na, bald
zum Leuchten. Toͤdtung ver Kartoffelleime durch kochend Wafler hindert ihre Fäuizif.
©) Liebig dezeichnet zwar In ſ. zu Seidelberg erſchienenen Organiſchen
Ghemie vie Faulniß „als eine BVerweſung, in welcher der Sauerſtoff ver
Atmoſphaͤre keinen Antheil nimmt“, allein dieſes gilt fireng genommen nur Som
Sorigange der Fäulniß, nicht von ihrem erſten Anheben.
= m”. mn ww
-
mn vw.
—— —— — — — —
m ww N ve u 37 a 3 wu 2 ws
er
fahren. Un irgend einer Etelle des Azotid begonnen, feßrehtet die
Faäͤulniß auch in vefien übrigen Antheilen, und ebenfo in anderen, das
Azotid berührenden Häulnißs fähigen Azotiden und deren organifchen
Verbindungen fort. Es if daher ſchon aus dieſem Grunde wahrichein» .
ih, daß nit nur ſog Miasmen oder organifhe Berunreini-
gungen (von wadvrw, verunreinigen), fondern auch Bontagien
oder Anfledungss oder Seuch⸗Stoffe (von Contagium, das Anſteckende
oder die Seuche), neben Amımoniaf „Schwefelammon, ſtinkendem
Hydrocarbon⸗Azot, Hydrocarbon⸗, Säwefel. x. Bafen, Carbon⸗
ſäure und Azotichtſäure in Folge der Fäulniß der Azotide aus ihnen
hervorgehen. ») Iu gleicher Weiſe, wie die Fäulnig, wenn auch nicht
°) Der durch Faͤulniß entſtehenden Erzeugnifſe if bereits im Vorhergebhenden a. a. O.
⸗
verſchiedentlich gedacht worden. — Die meiſten fanlenden Agotive und aus ihnen
entwidelten ſtinkenden Gaſe find den Menſchen Gift. Bauinifwirrig wirkt Alles,
was Gahrung hemmt ober aufbebt, und was Glementarorganismen tötet; S. 1478 ff.
Leptere Thatſache, in Verbindung mit der weiterhin oben bemerkten Begünftigung
"des Zebens nieverer Organismen durch Faäulniß, iſt von Mehreren erweitert ar
gefaßt und dahin gebeutet worden, als ſeyen es lebende Wefen, welche, wie
angeblich vie Oberheſe, nen wälrig flüſſigen Krümelzucker x. in Breunweingäh⸗
sung (S. 1480) verſeht, fo jene vie Azotide in Faäuiniß. Die neueſten hieher
gehörigen Verſuche verdankt man Helmholz (KTromann's u Marchand's
Journ. f. praet. Chemie XXXI. 420 ff.). Weinmoſt, Leimloͤſung und unter
Waſſer gebrachte Fleiſchſtücke wurden zuvorderſt in⸗ Sierhitze verfeht, um Gier
ver Infuforien und Schimmel⸗Sporen zu toͤdten (vergl. S. 1478), und die ſol⸗
chen Weges ausgetriebene Luft daun burch andere erſetzt, welche vorher burch ein
glähendes Gatrohr geleitet wurben; mie Lange aber auch ſolche Luft (die außer
dem von Zeit zu Zeit ernenert ward) jenen Etoffen zur Berührung uns Eins
faugung überlaffen blieb, fie blieben 8 Wochen hindurch währen des wärmfien
Gommers ungefault, begannen hingegen in wenigen Tagen zu faulen, als flatt
ber fo ſtark erhigten eine nicht in foldem Maaße erLigte Luft augelaffen worden.
5. ſchließt hieraus: daß die Luft etwas mie was die Faulniß veranlaffe,
durch (jene) Hige Hingegen zerſtoöͤrbar fey. 6. brachte dann die in bemerkter
Weiſe vorbereiteten org. Stoffe in ein eylinbrifches las, überband dieſes luftricht
mit Thierblafe, exrhigte et dann mit feinem Inhalt bis zu 100%, um fo jene
Gier x. zu töpten, und flellte es nun umgefehrt, mit der Blafe nach unten, in
eine andere Ahnliche Vorrichtung (Bleifch mit Waſſer zc.), deren flüffiger Inhalt
aber mit ber Luft in ungehemmter Berührung blieb; es erfolgte zunäachſt Fäulniß
des Inhalts biefer offenen Borriätung, dann aber auch endotmotiſche Hindurch⸗
wirkung bes Waffers ze. durch die Blaſe in den Inhalt des durch biefe geſchloſſenen
Cylinders; jedoch blieben vie an ſich ſtarren Theile dieſes Inhalts feſter, als
die außen befinplihen, wie fie denn auch ein anderes Anfchen gewannen. —
Baystuffac’s Verſuch, dem zufolge luftleer vargeftellter Weinmoſt zu gähren
anfleng, als man in den zuvor unter Merkur ausgepreßten Moft einen fog. gale
vaniſchen Strom Hatte bervorgehen und fo Etwas von feinem Waſſer in U und
H zerfegen laſſen (oben ©. 1476 ff.), gelang H. nicht. — Als v. Gorup⸗Be⸗
fanez frifg entuommene Ochſengalle (oben ©. 1098, 1107 u. 1110 ff.)
bei 25° R = 319,25 C bis 30% R = 379,5 C, unter Grfegung verdam⸗
pfenden Waſſers, der Luftberührung überließ, gieng ihre urſprünglich dunkle
(grüänlichsgelbe) Farbe in eine ſchmutzig⸗braune über, währenn fich zugleich auf
ihrer Oberfläche ein gelbsgrünes Häutchen bildete, das, zu Boden ſinkend, immer
1580
burihgängig erweislich, das Entſtehen, fo doch den Fortgang ber Con⸗
tagien und Miasmen bewirft und beſchleunigt, in folcher Weile begin⸗
fligt ſte andy die Lebensbethätigung nieberer Lebweien, und nicht etwa
nur der fog. Elementärorganismen, ſondern auch höher geſtellter Ein
zeinweien ; 3. B. das ber fog. Würmer im faulen Fleiſch, ber laden
im fanlen Käfe ıc. Inwiefern das beim Faulen der Seefiſche ge
wöhnlih eintretende Rarke Leuchten (das fi auch küͤnſtlich Geruen
bringen läßt; m. Grperimentalphyfif II. 230) von mikroſtopiſchen
Leuchtthierchen herrührt? iſt bis jept noch umermittelt. Desgleichen
welche Berbindungen es find, deren Antvefenheit manche faulende Thirre
vor anderen unerträglichen Uebelgeruch verbreiten machen (3. B. Sei⸗
tens faulender Krebfe) ꝛc. ꝛc.
Anmerkung. Als Beifpiel einer Nacheinanderfolge verfdgichener
Bährungsarten einer und derfelben Gährungs-@attung (der Zerfehungs:
Gaͤhrung) Tann die ſich felber überlaffene Galle dienen, fofern fe —
unter Berührung der Luft — entweder ihren eigenen Schleim, sber
einen Bertreter deſſelben beigegeben erhalten Hatte. Nerkentwerth if
außerdem noch bei biefem thierlichen Gebilde, a) daß einige Dam
erzeugnifle jeber der von ihr burdhlaufbaren einzelnen BährungssNirten,
auch Lediglich durch chemifche (Salzzeuger⸗ oder Galzgränber:, v. i
Säure: oder Bates) Begenforberung zu Stande gebracht werben fänzez;
b) daß einige des dadurch entflandenen Erzeugniſſe fowohl anf Antheile
wieber durch ein neues erfegt wurbe und, mikroſtopiſch beſchanet, zahlreiche kub
Roff- Bünktlein, graufarbene Körnchen (wie v. &. vermuthet: eigenthämlige Pilze.
einzelne Kochſalzkryſtalle und unzählige längliche, fich fehr träge bewegende Br
brionen (&, 1508) darbot, vie na 3 Wochen, da der fanlig geworben: Ge
zuch immer zugenommen hatte und ftatt der ıeiprünglich neutralen nun afllafıike
Gegenwirkung eingetreten war, mikroſkopiſch nicht mehr wahrgenommen were
konnten, wogegen jetzt viele zierliche Kochſalzkryſtalle un größere Krykalle von
phosphorfaurem Magnit⸗ Ammonoxyd fichtbar wurden. ‚Hierauf im Waſſerbade air
gedampft und dann, zur Entfernung ded Schleimb, mit Alkohol verfept, fester
fi der Schleim: untermengt mit Taurin (©. 1110), während der Ylsbel zw
gleich loͤſend eingewirkt und ſich ſolchen Weges gefärbt Hatte. Durch Kunerfutle
entfärbt und dann der Deftillation unterworfen, verblieb ein Rüdftemb, der dem
Aether eine (unter andern auch Marparinfäure enthaltende) fennz beat,
ftart fauer gegenwirkende, breiige Maffe entzog, teren Außerft roldriger Fifdsgeams
Geruch, In Folge andauernder Einwirkung warmen Wafferd, ſich im wide umanges
nehm Ambras oder Mofchudsartigen verwandelte. Als Natt der rohen Galle geitieeb
galfenfaured Natron (S. 1111) mit Schleim aus dem Zwoͤlffingerdarm (Deodessm)
. eineb frifch gefchladhteten Kalbes vermengt, In gleicher Weife, wie die rohe Sell
der Luftberührung upterfteßs worden wat, erfolgten ähnliche Erfcheinungen, Beinh
man das Gemenge-folcher Berührung fo lange, bis es deutlich Tauer gegewwirkse.,
fällte ed dann mit Eſſigſaͤure aud, ſonderte hierauf dad Flüffige vom Ntederſchlage.
dampfte erfiered zur Trockene ein und behandelte ed nun mit Altohel von AP. e
hinterließ dieſer Taurin‘, das durch Zmallged Umfrmfallifren volkommen gereisist
erfchten; 20 Gewichtsthheile gallenf. Natrond gaben fo 3 Taurin, nebit 14 EHelei;
dinfäyre (S. 1113); Ann. d. Chem. u. Pharm. LIX. 129 ff.
x
1 ©
annoch unveränderter Galle, ale andy unter fi ummifchenb und zer»
feßend einzumwirfen vermögen, und c) daß das hieher gehörige Tanrin
(S. 1110 ff.) eine verhältlih große Mifchungs⸗Beſtaͤndigkeit darbietet.
Während nämlich die Galle zunächkt, in Folge der erregenden Cinwir⸗
ung ihres eigenen Schleims (oder die entfchleimte Galle: gemäß ſolcher
Einwirkung , wie fie ein Vertreter ihres Schleims, 3. B. der Darm
ſchleim, iu denen in der Untermerfung erwähnten Berfuchen v. Gorup⸗
Beſanez'é bewirkte), durch faure Bährung in Eholeinfäure
übergeht (6. 1112), dann aber, beim Eintritt der Moberung, in Chos
Ioidinfäure (a a. O.), TZaurin und Ammonoryd zerfällt —
Erzeuguiſſe, von denen das erſtere bann, bei: in volllommenen Gang
gerathener Fäulnig, in kryſtalliſfirbare Eholfäure (a. a. O.) verfehrt
wird, indeffen letztere zu beftehen fortfahren — kommen biefe Erzeug⸗
niffe auch zu Gtande ohne Beihülfe irgend einer @ährımg ; denn
verduͤnnte Säuren machen aus der eniſchleimten Galle hervorgehen
Choleinſaͤrre, aus dieſer darauf aber GholoMinfäure, Taurin und
Ammonoxyd; ſtarke Salzgründer (z. B. Kali; ©. 1113) aber erzwin⸗
gen gegenfordernd bie Zuſammenſetzung ber Cholſaͤure, und ähnlich
wirft auch das fog. wäfirige Ammoniak; fo daß alfo, erreicht vie
Faͤulniß ihr Groͤßtes (ihr Maximum), eines ihrer frühefen Erzeugniſſe,
das Ammoniak, durch feine falzgrünberifche Begenforderung, indem es
-+H0: CO, und wo Ch mit zugegen il, AH4Ch hervorgeheu macht,
zur ſchlüßlichen Bährunge-Zerfegung weientlich beiträgt. *)
®) Erhigt man frifche Ochſengalle im Waſſerbade, fo deftlllirt eine wenig riechende
Fluͤſfigkeit über, war fie aber fchen einige Tage alt, fo riecht dad Deſtillat entfchieden
Moſchus⸗artig. Wie foih Deſtillat In heilkundiger Hinſicht ſich verhält und ob
ed nicht den Moſchus gu erfepen vermag (vorausgeſetzt, daB ed auch bei dieſem nur
ver riedbare, d. db. flüchtige Thetl if, welcher wirft), fieht in Frage. -
GSleiche Fragen find jedech auch bei vielen anderen, fchon In Heinen Gaben fehr
wirkſamen Arjneifteffen aufzuwerfen; 3. B. auch bei dem über Opium deftillirten,
als ſolches volllommenen Oplum⸗Geruch verbreitenden Waller. In Beziehung auf
Moſchusgeruch (den, ſofern alternde Galle ihn entwidelt,. ſchon Fourcerey:
ald ein Zeichen beginnender Faͤulniß derſelben betrachtete; Syst. X 21) verdient,
beim Eingehen auf Fragen, wie die vorhergehende, noch befonderd beachtet zu wers
‚den, was oben ©. 108 Anm. in diefer Hinficht mitgeteilt werden. WI man
faulbare Segenflände auf Ammesntlat benugen, fo muß man fie gegen Ruftzutrite
fügen, fo wie fie die Zeichen der Faͤulniß darbieten, Fleiſch 3. B. anfängt, eine
ſchwach gruͤnliche oder ſchwach blaͤullch⸗ gruͤnliche Farbe zu zeigen; man findet dann,
nach einiger Zeit, ſtarken Ammoniak⸗Seruch (und verbältiich viel Ammonoxyd⸗
Garbenat) vor; an die Luft gebracht, verfchwindet er bald, und flatt feiner verbreitet
ſich hoͤchſt widriger Uebelgeruch; Indeffen beginnt auch dann nochmald die Ammo⸗
ntats Bildung, um wiederum aͤhnlich zu enden, wie dad erfie Wal, und ſofort; zuletzt
hinterblelbt mit einigen andern Salzen verfepte Knochenerde. Hatte man die
Salle in aͤhnllcher Weiſe behandelt, fo erhält man viel Stickgas, fehr wenig Am⸗
monlak umd der letztliche Rüdftand befiebt hauptſaͤchllch aus einem Gemenge von
Natron⸗Salzen (Ratrons@arbonat und ⸗Phosphat, nebft Spuren von Kocfalz und
febr ſchwachen von Elfen). — Ein Gemisch von A Maaßtheilen Weineſſig und
x
1582
$. 20,
Dieſe, wie alle Sährungsergeugnifie, find aber nicht nur
von Gleftricität&-Erregungen eingeleitet, begleitet und chemiſch⸗
gegenfäglich entfprechend beflimmt, fondern zugleich ber hiekei
fid} mit bethätigenben Wärme übergeordnet; das Entgegengefehte,
Ueberordnung ber Wärme über die elektro» chemiſchen
Gegenbethätigungen, bieten bar bie fog. trodne (b. h. ohne Iu⸗
fa von Waſſer veranftaltete) Deftilation, die Röftung wnb
Die von Bergafung begleitete Berfoblung. Es find nämlid
Diefe Vorgänge: Zerfegungen ber Bildungstheile, die zunädk
und hauptfädhlich vermittelt werben durch jene Abänderungen
ber fog. Wärmefaffung. (Capackät für Wärme), welde,
burch Steigerungen ber Hitze hervorgerufen, zugleich begleitd
hervorgehen: von denen, ben flärferen Erwärmungen entfprechen⸗
den Aenderungen ber Elektricitäts⸗Leitung fog. fchlechter Elektri⸗
citaͤts⸗Leiter und damit von Abänderungen jener Elektrifirungen,
welche dieje darbieten, wenn fie durch Hibe in ihrer Leitungs
güte gefteigert worden. Auch hier iſt es übrigens der chemiſche
Gegenſatz der Wafler-Beftandiheile, welcher an bem Hervorgeha
bieher gehöriger Erzeugniffe Hauptantheil hat, aber lets zäh
übers, fondern untergeorbnet ben (phyſiſchen) Erfolgen de
Erhitzung.
Anmerk. 1. Unterwirſt man organiſche Körper, ober ans bergieiden
entkandene, C, H und O als Hauptbeſtandtheile enthaltende fag. Ri
nerals@rzengnifle (Torfe, Braun, und Schwarz⸗Kohlen) der troduen,
d. h. ohne Zuſatz näflender Slüffigkeiten zu veranftaltendın Dekille
tion, fo gewährt biefe ſtets, neben fowohl brennbaren als au:
dburch beendete Oxydation hervorgegaugenen Bafen, won Waller beglei⸗
tete näffende Fläſſtgkeiten, denen Blige (meiſtens brenzölige, erk in
Jolge der Srhikung zu Stande gefommene, feltener ſchon beſtaudene
ätherölige) folgen, welche, je fpäter bervorgebend, um je zäber zb
5 Ochſengalle ſchmect nicht ſaͤuerlich bitter, Tondern FB, und Hebufüches erfelg
au), wenn man frifche Galle in demfelben "Berbätimb ſtatt mit Efiig meit Galar
tin⸗haltiger Milchſaͤure (mit frifchen Wolken, die man einer vom fefder fauer gewer
denen Kutzmilch enmemmen hatte) miſcht. Wad man font Sallenıuder sw
Pleromel nannte, If ein etwas abgeänderted, Natronacetat entbalteuted fe
Bilinz oben ©. 1116. — Man bedient fid) äbrigend der frifchen Diyfengae nie
nur zum armeillichen Gebrauch, fo vole zur Flecken⸗Tilgung und Bereitung des
türfifchen Papierd (S. 1111 Anm.), fondern auch zum Baſchen der Gelde.
158
Garbonshaltiger erſcheinen, und als ſolche in ihrer phyſiſchen Vereini⸗
gung Theere genannt werben. Weitere Erhitzung führt vunn zur
vollendeten Adſtung und dieſe hindurch: zur gaänzlichen Berkoh⸗
lung; bb Prieſtley's Behauptung: daß in ber Guericke'ſchen Leere
befinvlide Holzkohle, von Brennſpiegel⸗Hitze getroffen, in Hydrocarbon⸗
Gas und Aſche zerfalle (Verſ. u. Beob. III. 23, 151, was vorausfegen
whrde, es fey Serlegung feſten Waflers zu Bunften der Bildung von
CHs und CO⸗ erfolgt), ſich beſtaͤtigen wärte, iR bis hieher unverfucht
geblieben. u
Aumerk, 2. Bar ter trocken deſtillirie organifche Körper arm
und fehr arın an Mpotiten, fo gegenwirken die Defillate fauer, im
umgekehrten Ball, gemäß erzeugten ABOCO,, baſiſch; je Hsreicher
erftere ſich vor der Defillation zeigten, um fo mehr brennbares Bas
(CH,, CH; CO) und um fo weniger COꝛ⸗Gas wird durch die Ver⸗
kohlung entwidelt; um fo mehr eignen fich dergleichen Körper (fo wie
Torf, Braun und Schwarz« Kohlen) zur Degrändung von fog.
Thermolampen;®) daher Harze, Bettöle ze. verhaͤltlich viel Leucht⸗
gas entwiden, und ebenfo Erdpech⸗reiche Torfe (S. 576), Lignit-
haltige Braunkohlen und dergleichen Schwarzfohlen, zumal Gannel-
foblen; oben ©. 582. Je heftiger die Röfımgähige, um fo mehr
brennbare Gaſe und um fo weniger Brenz =Metheröle und Theere,
and zwingt man letztere beite wiebechelt giühende Röhren zu durch⸗
fiteichen, fo zerfallen fie in. Kohle und (CO beigemengt enthaltendes)
CH» und OH2⸗Gas. Iſt A dabei im Spiele, fo bildet ſich dieſes
durch Aufnahme von Hs zuodrderfi in Ammoniak um (mitunter begleitet‘
yon Kyanfäure), und dieſes dann, glähende Kohle berührend, ſchlüßlich
in Ky- und KyH⸗Gas. — In Fredonia, einer Stadt am Erie⸗
See (Nordamerika) beleuchtet man bie Straßen ꝛc. mit jenen Hydro⸗
earbongafen, welche dem ſchwarzen bituminäfen Schiefer dortiger Gegend
in Form von Gasquellen entfleigen. Erbohrt man in ber Nähe ber
dortigen Küfte des genannten Sees ein mäßig tiefes Loch, fo triit ſo⸗
“ gleich brenubares, angezündet (wegen Beimifhung atmoſph. Os@afes
unter Verknallung, mit mehr ober weniger, lebhafter Weißleuchtung
verbrennendes, michin großen Theils oͤlbildendes CH; ©. 312 Anm.)
Gas hervor, und ähnlich verhält es fich auch mit ben Burning-springa
(Brenn-Duchen) am Niagara⸗Fluß, nur daß diefee Gas mit mehr
blänlicher und blafferer Flamme brennt; daher wahrfcheinlich größeren
Theile aus OU2⸗ und CO-Gas **) beficht, und daher muthmaaßlich
nen »
®) Den ſchon von Kunkel gekannten und benupten Vorlaͤufern der Beleuchtungen
durd) brennended CH:Sad, oder fog. Gaſbeleuchtungen (oben ©. 816 u. 431)
vergi. m. Grundz. I. 178. Die Steinkohlen⸗Roͤſtung (Vercoackung) kannte fan
Becher; er fiellte die erſten fg. abgefhmwefelten Steintohlen dars
f. a. a. D. Die Verkohlung der Knochen gewährt (neben Ammoniak ac.) vief
CU⸗Gas. Vergl. auch ©. 055.
e) Biſchof fand im Srubengas neben CH, (CO, und A) auch CH;GaB,
1584
noflen Weges zu Stande kommt, während erfleres vermuihlich burd
von unten herauf ſtatthabende Grhigung des Schiefers, ober au ver
Eteinkohlen (welche dadurch in Anthracit verlehrt werden; ©. 1561)
zur @utbindung gelangt. — Um das Entzünden ter fog. „ſchlagenden
Wetter“, d. i. des Orubengafes ber Kohleubergwerle zu verbäten, be
-biente man fi ehemals in Großbritanniens Kohlengruben des vurb
Reiben von Teuerfkein gegen Stahl erzeugten Lichtes, wei
durch fog. Kiefelmühlen (welde kreisrunde Scheiben gegen Bea
‚ Rein dergeſtalt in Bewegung feßten, daß der Raud der erſteren mit dem
ber lehteren in Reibung erhalten wurbe, weil, wie Lowther berichtet
(Philosophical Transact. V. XXXVIII. 109 E.) fol Licht bat
Grubengas nicht entzünde; Jars, *) der 1766 ff. die Gruben kei
MWhitehaven (in der Grafichaft Eumberland) befuchte, fügt Yin,
daß damals durch eine nicht völlig !/a Zoll breite, in ber oberen (j
jener Zeit unabgetenft belaſſenen) Schicht angebrachte, biefelbe bar-
feßende Röhre ununterbrochen brennbares Bas zur Erde beramstrang,
das ſich anzünden ließ und mit blaner Ylamme wie Weingeiſt Braut
(daher wahrfcheinlic größeren Theiles aus CHg> und CO-Gas beflamt).
Geriethen in dortigen Gruben Kohlen in Brand, fo ließ man das
Seuer der Feuermaſchine (S. 530) fo lange ausgehen, bie das darech
x aufgeftauchte Brubenwafler bie brennenden Kohlen auslöſchte. — Ben
anderer Art find jene brennbaren Safe, welche, beſtehend aus Tänıplen
des Stein⸗ oder DergsDels (Betrols, Petroleum, Ol. Petrae,
befien feinfle, am meiſten Bergiheer-freie Sorte: Naphtha aa
Bergnaphtha genannt wird), in ber größten Menge aus Eyıkı
(natürlichen und Fünfllidden Deffnungen) hervorbrechen an der rw
weſtlichen Seite des Bafpifchen Meeres, obnfern Derbend, bei Barı
(in Berfien), fo daß man fle anzünden fann und bie nun, Rett Räder
feuer in Gebrauch genommen, fo lange foribreunen, bie mm fr
ausloͤſcht (die: „ewigen euer“ der alten Parſen). Die Erde dicker
Gegenden beſteht aus mit Naphtha getränften Thonmergel, bie ſich
fammelt, wo man (30 Fuß tiefe) Naphtha⸗Brunnen gegreben fale
‚und bie Naphtha aus biefen dann gefchöpft wird. Cine minder zeim
Sorte wird in gleicher Weife im Lande der Birmanen gewonnen. Ya
einem kleinen Landſtrich (in deſſen Mitte bie Stadt Raineugheng)
find mehr als 500 dergleichen Petrol⸗Prunnen, denen ihr Petrol-Behelt
fämmtlih aus cinem unmittelbar auf Steinfohlen lagernden blefblanen
Thonſchiefer zufließt, und die daneben fein Wafler darbieten, währen
ed von Duell», wie von Grund⸗Waſſer begleitet, und fribt auf dem
Meere ſchwimmend [in der Nähe der „Infeln des grünen Bergebirg#”]
*) fügt Hinzu: daß Leuchtung der Art nicht erfolge, wenn die Grubenluft fehr brreme
mentaipienl
bar ſey (7 Waſſer Hindert ſolch Leuchten nicht; vergl. m. Experi
2. Auft. II. 402).
Pa — — — — —
1885
nichte weniger ale in geringen Mengen angetroffen wird; fo z. B. in
Hangoon in Ofindien, bei Miano in Barma*) und am Berge
‚gibig bei Modena; in Languedoc *®) und bei Lobfan im Eifaß;
bei den Gteinfoblenlagern Großbritanniens, in Ungarn
und angrenzenden Laufkn, in Griechenland, auf Zante und ale fog.
Duisinöl oder Erdöl von Tegernfee in Bayern. =) Die
©) Die Teuer der Tonfsbenedten Sicherungen ter Vletra Mala, vie Bolt«
ausführlihft beſchrieben bat (deſſen: Mriefe über die entzündliche Sumpfluft.
A. v. Atal. von Köklin. Straßburg 1778. 8.), darften wohl nur kleinſten
Antheilen nach dem Petroldampfe ihre Nabrung vervanken und hamptſachlich im
Berbrennungen naſſen Weges entflanzener Hyrroearbon⸗Gaſe beſtehen. Jene Gaſe
hingegen, welche auf verſchlebenen, gleich jenen Niederungen ebenfalls zwiſchen
Dologna und Slorenz gelegenen Höhen, 4 B. auf vem Canida⸗Berge, brenu⸗
nen, entflammen fekr wahricheinlich größtentheild verbampfendem Petrol. Auf
dem Monte Canida erreichten in den Suhren 1767—68 die Rammen eine
Hobe von 9, 4, ja 9 Wu, Ieuchteten, obgleih blan, dennoch lebhaft una ers
zeugten verhälttih Marke ige; wenn obgleich fie nur in einer Oberflähe von
25 biß 30 Suß Durchmeſſer brannten, erhigten fie dennoch das Erdreich bis auf
60 Buß Berne und entwidelten tabei Vetrol⸗Geruch. Näber bei Florenz, auf
bem Monte Fivre, bieunen noch jcht dergleichen Fener. Bei Miano, im
Serzogthum Parma, ſchöpfte man bereits vor mehr tenn 80 Jahren ein teeff⸗
liches, dem perſiſchen nahe kommendes und 3.8. vor dem ungariichen durch weit
« weniger widrigen Geruch, geringe blaßgelbliche Gefarbtheit x. Ach autzeichnendet
‚ Betrot, Man fammelte ed vamals in 7 Buß tiefen Brunnenſchachten; Hist.
de V’Actad. R.'des Sc. a Paris. 1770. p. 9—13. Th. v. Sauffure
anderfachte Mäter das Petrol von Miano, und fand es auch vann noch won ähns
licher grußer Reinheit, Se tiefer man dort in vierte eindringt, je mehr nimmt
die Menge der aufkeigenven entzünblichen Dämpfe zu. Der thonige Boden iſt reich
lich mit Betrol gefchhwängert und überlagert wahrſcheinlich Steinkoblen von
vorzüglicher Güte. — Iränft man trodnen Mergel-hattigen Thon mit Betrol
umd dringt van foldhe Maſſe unter Waller, fo kann man die Teuer jener Höhen
- Einfilich nagbileen. — Zene Koblenlager ARordamerika'e, welche brennbares Gas
entlaffen und vadurch in Anthracitkohlen und Anthracite übergehen, verhalten ſich
alſo, hoͤchſt wahrſcheinlich darum: weil fie von unten ber echigt werben ; vielleicht in
Solge fog. galvaniſcher Strömungen (©. 1168), welche (ahnlich wie beim mer
tallenen Gchliefungs:Bogen einer ſtarken einfachen ober einer fog. galv. Batterie
.oner jufammmengeichten Kette) Drähte gluͤhend erhalten, und vie hier in der Kohle
ſelbſt den erforderlichen Clektricitatt: Leiter vorſinden.
“ Ueber brennbares Bas, das, einen Bach bei Treemnlar im Daupbinde durch⸗
ſteigend, oberhalb deſſen Spiegel angezündet, brannte (wie man tergleihen au
Im Niagara⸗Fluß vor 60 Jahren beobachtete), f. Mist. 1764. ©. 33 ff. Gine
engl. Belle von der Stadt EhHefer (in England) "brannte Gas, Tas aus vem
Waſſer fo lebhaft hersortrat, als ob Ichteres Locke, mit Ale Buß hoher Flamme;
Philos. Transact. v. 3. 1867. II. 482.
) Die zwei Hauptquellen in Beziehung auf DuirindlsFährung brachen, vor beiläuflg
43 Sabren, auf dem Biäden eines mäßig boden Berges tortiger Gegens, unter
(vem Sandſteine auflegernver) Nagelfluh hervor; Draf's Verſuch einer pragmatt
Geſchichte ver hair. u. oberpfälz. Mineralwäfler co. Münden 1805. 8. IE.
191 ff. Dan ſchöpfte es, als grüne fchlüpfrige Stüffigleit (nie gelinde erwärmt
bato volllommen Rüfftg ware), mit Eunfernen Löffein vom Quellwaſſer ab. Der
ſtaäͤrkſte Zufluß fand zur Sommerzeit Matt; man fammelte jährlih 20— 40 baye⸗
100
muuun
13588
veinhe Bergnaphtha, ober das Alte Perſiſche Bergol iR
fasblos und „ohne blauen Echiller”, fehr ‚leicht (v6 dat um 0.753
Eigengewicht und entfprechend dünn⸗fließlich, fleket bei 850,5 C =
680,4 R, sicht wicht widrig ervharzigrwärzig , fchwedt ätherölartig
und Heflcht procentifig aus 88C + 12 U, iR flöchiometriſch = Cs B;
und wird durch Luftberührung nicht verändert und. ebenſo auch nicht
vom Pitriolöl und von fäurefreien Alfali-Löfungen. Im Waſſer iR
file unlöslich, Hingegen leicht zugänglich allen brennbaren Flüfägfeiten,
zumal dem Aifchol, dem Aether und fog. zufammengefebten Weihern,
Aetheroͤlen, Bermentolen 2c., und ebenfo' nimmt fie auch breunban
Steffe leiht auf, ins Befondere Camphor, Wachs und Harze; bie
gegen beträchtlich weniger Phosphor und Schwefel.) Zunähh fickt
ihr, in Abſicht auf Verhalten, das gelblichsweiße Steindl von
Amiano, das mitunter auch ins Blaßröthliche ſchimmert und im beir
den Fällen bläulich ſchillert, ein Bigengewidht von 0,836 bie 0,845
bat, widrig erbharzig riecht und mit Waſſer deſtillirt ucht Eparen,
“ fondern merflicdere Antheile von Erdharz binterläßt. Weit Erdherz⸗
reicher und weit mehr witrig riechend dagegen iſt Tas rothe und em
wenigflen rein bad fywarze Gteindl bes Handels, von denen bad
erſtere, wenn es dünnflüffig und hellcoth: 0,902 Bigengem. bat, wäh
rend das Ichtere, wenn es bunfelbraun, über 0,935 nacdhweifen läft.
Dan reinigt es durch Defillation, mit eitvas wafierarmer 80;
die im Handel vorkommenden Bergöle hingegen, bis. faR- zur Gab
färbung, indem man in eine geräumige Flaſche 1 bie 5/4 & des gu zriar
genden Petrols gießt, eine Löfung von 4 Leth Kali: Didgemel
(KO + 2Cr03) folgen täßt, Alles wohl durch einander gefegimi
und unter täglich wiederholtem Umfchätteln 4 Wochen hindurch ven
Tageslichte ausfept; das Del if nun farblos nub ſchwimmt auf der
BichromatsLöfung, in welche ſich der färbende Harzige Schlein abgeicht
hat. Hievon abgehoben ift jedoch fol Del no nit Wafferzird,
was es ſeyn muß, wenn man es z. B. zum Aufbewahren von Bang
nitallen ıc. verwenden will. Defillation über CaO oder über CaCk,
vieſteicht auch ſchon über gänzlich zerfallenes Gtaubrefalz Dürer es
davon befreien, Die reinſte Bergnaphtäa kommt unter deu Ireuabarn
riſche Maaß (A 36 Unzen = 1080-1440 Ungenmanf == 1,4 Baife Bin
feifuß); v. Kobeli’s Unterfurfung zufolge bat es 0,835 Gigengew. zum euhäk
und erzeugt es, teoden vefilliet, unter amperen auch Baraffin; Grymann'd
Journ. f. pract. Ebemie VIII. 505.
©) Mit „Terpentindt verfätihte Bergnapfiba bräunt ſich augenblidlidh, febalı man
Ihe rauchende wafferarme Azotſäure zuieht, zeine Bergnaptiba wird Dur mE
in der Wärme gegelbt. Kautſchuck wird von ihr, fo wie vom gewöhnlichen
Eteinöl, nur zum Auiquellen gebracht Letzteret enttält rd mache ame
weniger Baraffin, oder demſelben ähnliche Naybtbulm:artige Irzeagnifle. Das
—ſqhywarze Gteindl macht Ten Mebergang zum Bergtheer, wie va Dar
zinidl zum fog. Ss aber Bergwacht, ©. 1888, :..
1587
C und H entbaltenden dem yon Reichenbad im Theer aufgefunbenen
fog. Edelfett oder Cupion (von ev Reineres, Edleres, und uımv
oder zuov fett; S. 359) am nächften. *) Diefes iſt farblos⸗durch⸗
fihtig , unriechbar **) und unſchmecbbar, bei — 200 C = — 169 R
noch Rüffig und auch bei biefer Kälte noch ins hohen Grade fließlich,
bei gewöhnlicher Euitwärme hierin dem waſſerfreien Alkohol fa gleich,
und, bei einem Gigengewidht von 0,65 nicht nur flächtiger als NMeiber,
fondern ſelbſt ale Hydrokyauſaͤure (Blaufiure; S. 81). Dennoch
macht es auf Bapier einen Zettfled, der + 21025 C = + 170 R
und 2 Tage Zeit fordert, um gänzlich zu verſchwinden; es befipt alfe
*) Seh’ Verſuchen zufolge bildet fig, zerfegt man Ganföl burg ein ſtark er⸗
bigtes eifernes Rohr, neben vem Deltheer zugleich etwas Aldebyd (Ca Hy Os;
©. 1042). Wieverholte Deftillarionen des gen. Theers gewährten unter andern
verſchledene, fehr Hüctige Flüſſigleiten, die ſich mehr oder weniger dem Gupion
anreihen, ohne Daß jedoch auch nur eine verfelben ihm gänzlich gleichkam. Cine
von ihnen fam fchun durch die Wärme der Hann, alio böckttens kur 38°C =
30%,4 R ins Eiexen; vergl. Ann. d. Pharmac. XXIII. 241 ff. Reichen
bach hatte das Cupion rheils aus Buchenkolz:, theild aus Rapsdls (von Bras-
sica Napus L.) Theer gewonnen. Laurent fand es auch im Kautfchuds
Brenzöl nor. — Leiter man Sampbors Dampf (&. 804 u. 1014) über gepulverten
rothbraun (nicht heftiger) glähenden gebsannten Kalk bimweg, fo erfolgt
Berfegung deſſelben; man erhält eine ſchwach gefärbte, eigenthumlich ſtark, aber
rurchaus nicht Camphor⸗artig riechende Siüffigkeit, vie, zertifieiet, ein Leichtes, Im
Baſſer unlösliches, dem Alkohol, wie dem Aether, zugängliches, bei 750 C =
60% R firnennes, ſchwierig gu verbreunendes Del varfiellt, das, Fremy zufolge (vom
ihm Sampäron genannt) procentiih == 86,1 C + 10,3 H + Os.6, Röcdlomes
triſch = C39 Hoa O if, 3 Japan. Camphor = Cyg Hay O3 geben 1 Cams
phron und 2 HO. Bei höheren Gluthgraden über CaO geleitet, zerfällt ver
Sıpan. Camphor in CO-Gas, CH-Gas und Naphthalin, f. w. u,
=) Im Ganzes kommt mitunter angebiiches GCupion vor, was häufig weiter nichts
als durch Deftillation se. entfärbtes, nichte weniger als geruchlofes, ſondern tur
feinen Beruf feine Abkunft verrathendes Petrol if. Mt übrigens lehteres durch
wienerolte Deftillation über CaO (gewonnen aus: zu trodnem pulorigem Hyerat
geldichten und dann ansgeglühetens gebranntem Kalk) vollkommen enıharzet und
entwäßlert, fo leiſtet es Betzufs der Aufbewahrung von Allalimetallen sc. vaſſelbe,
was reinſtes Gupion nur irgend zu gewähren vermag ; fie koͤnnen barunter Jahre
lang ſtehen, ohne Oxydation und ohne Bräunung ihrer Oberfläche gu erleiden;
vorausgefeßt: daß man das Binpringen von atmoſphaͤriſcher Luft burchaus vers
hütete. — Der Verbrauch der Betrols iſt in neuerer Zeit durch das, zuerſt von
England ans in ven Hantel gelommene Steinkohlentheer-Del (Steinkoh⸗
lenöl, Brandoͤl ober Buenzätkerdl Der Gteinlotlen) merklich gemindert worden.
Der Steinkohlentheer, ein Nebenerzeugniß der Behuft der Basbefeuchtung
troden deſtiſlirten Steinkohlen, übertrifft wie übrigen Theere an Schwärze und
den Kolztgeer auch an winrigem Geruch. Gr enthält, außer jenem Brenzöl: Brands
barz, Ammoniak und vie übrigen nicht gaflgen, aber mehr oder weniger flüchtigen
Räönungserzeugniffe ner Steintohlen. Man benuht ihn baupıfählich, gleich dem
Sergtheer, zu ſog. Mafiten over Fänftligen Asphalten (unter Zuſah
von gepulvertem rohen Kalk ober vergleichen Kreite und Sand) zu Gtraßenpflas
Reruagen (Bußwegs Phafer oder Trottoire), Darſtellung wäffervichter Keller, der⸗
gleichen Daͤcher x.
100 *
1888
zum Linnen⸗ (und ebenſo zum Cattun⸗) Papier große, an bie bes Feis
. erinnernee Haftziehung (Adhäfion); die dagegen, gan; dem Gefege
gemäß, gegen Wlas, als gegen.einem verbrannten Stoffe, ih in fo
geringem Maaße äußert, daß es von demfelben bei geringer Wärme
ſchnell und gänzlich verrunſtet. Gegen Echwefelfäure, Azotſäure und
Hydrochlorſ. und ebenfo gegen fäurcfreie, wie gegem carbonfaure Rs
Talien, verhält es fih wie tas Baraffin, d. h. es wird von ibuen,
umd ſelbſt wenn Ichtere in Ferm heißer wäflriger Lölungen angeiwanıt
. worden, nicht angegriffen. *#) @6 if roh = C 8557 + H 15.8
Brocent; ſtöchiometriſch — Os He. Uebrigens beſteht, Blaue
und Sell zuſelge (Ann. d. Pharm. VI. 308-310), das im Hazsd
vorfommende Perſiſche Petrol aus mehreren, durch Defillatien mii
Waſſer von einander ſcheibbaren Petrolen ähnlicher Art, die jedoch von
einander in fo beträchtlichem Orade abweichen, dab man Der Ber
murhung: es feyen dieſe Verſchiedenheiten Erzengniſſe der umgleichen
Aunpauer ihrer Erhitzung (fo daB je lünger diefe Dauer, um fo ınniger
bie Anziehung der Grundſteffe, um fo größer die Verdichtung des Er⸗
zengniffes und um fo höger der Siedepunkt deſſelben), kaum Raum
geben fann; denn, während das hiebei zuerä in Form eines würzig
tiehenten, farbiofen, 0.749 Gigengewicht habenden Dels übertehis
livende Petrol bei 940 C — 75,2 B ins Gieden gerieth, das nid:
foigenpe, ebenfalls ungefärbte, aber auch geruchloſe, er bei IRPC
‚= 1100.4 R, das dritte auch farbfcfe, aber wieder wärzig riechenx
bei 1870 C —= 1490,6 R und das zuleht, ohne Waller Bealaumg
übergehende, gelbliche, 0 849 Wigengew. habende, bei 2200 C — TIP
kochte; das erfte zeigte fih precmtmfh (im Mittel von zwei Anal)
= 85,05 C 4 14.95 H zuſammengeſetzt; das lehte = 709 C +
12.91 U. Ns Reichenbach Steinkohlen mit Wafler daßillirte, em
"belt er ein Metheröl, welches ex für übereinflimmend mit dem Pır
flihen Petrel erachtite und daraus folgerte: daß Ichterrs das Lrpm
tindf der vorweltichen Binien ſey; Ehweigger’s Icurn,. LXIX. 19.
in hieher gebörigee, für mehrere Begenren f.iner Brauchbarken weges
feyr geſchätztes Erd⸗Erzeugniß if das fog. Jüdenpech, Bergpech
eder Asphalt (hebräiſch NP} Chemar, was roth bernd; die
beſte Sorte ſyriſches Asphalt iſt purpurglänzend), das feine erfere
Benennung dem Umſftande verdankt, daß man ſich fein.r font (mmb
zum Theil nech jetzt) feit den älteſten Jeiten, zumal im Eyrien md
Palaſtina, flat des Mörtele zur Verbindung der Nauerſteine dediruie
®) Bergl. &.359, 1079. In England bezieht man für arzueilie Zwede das Vetrel
—aus Barbapos (Meitinvien); es in aber meiſtens fog. ſchwarges Eieinäl‘
Gs zeigt nämlich befchuuet grunlidsbraune (mit Theersl verfäligtes Du
teldraune) Bärbung, befigt eigenthümlichen Geruch und ſcharf mürzigen, der
Sunge lange verbleibenren Geihmad,
em va KR — —
1389
-(3. B; bei Aufführung ber Mauern Babylons; Menell⸗ I. TI. 3), wie
denn auch noch heute vom todten, mwahrfcheinlih an heißen Quellen
zeigen Meere (in Eyrien) ans, deſſen Waſſer wärmer als das anderer
Seen, von dem es an befien Ufern ausgeworfen wird, das meife in
ben Handel kommt, obgleich man es auch, zum Theil in großen Lagen,
anderweit, 3. B. zwifchen durch Waller zuſammengeſchwemmten Bes
birasarten ber Infel Trinidad (Weſtindien) vorfinde. Es ähnelt dem
Beh an Farbe, wie an Bruchflächens®lanz, erhält durch Reiben — E,
hat gewoͤnnlich 1,13 bie 1,16 bie 1,20 (ſeltener 1,07) Eigengewicht,
familzt bei 1000 C, if leicht entzündlich, unter Entwickelung dicken
Rauches mit ziemlich lebhaft Ieuchtender Blamme zu wenig Aſche vers
brennend, wird nicht vom Waſſer, faum vom falten, Weingeif:freien
Aether und nur fehr Kleinen Antheilen nah von Feitdlen (am meiiten
unter biefen vom Wallnuß⸗Oel, Hanfz und Lein-Del) anfgenonmen,
entläßt dagegen an waflerfreiem Alkohol 5 Proc. eines gelben oder
gelbgrünen Harzes; dem Rückſtande entzieht dann Aether nod 70 Proc.
braune (in Petrol und Neterölen lösliches) Harz, ‚und was hieven
zurückdleibt, if fehr leicht löslich in Terpentinöl, wie in Perrol; Ross
marindl nimmt das ‘ganze Asphalt Leicht in fi auf. Man brnugt
ed zur Bertigung des Aezgrundes der Kupferlleher (indem
. man es mit Harz, Wachs und Terpentin zufammenfchmilzt) zuc Fer⸗
tiguna ſchwarzer Lacke Behufs der Ladirung von Llehwaarın, cder
‚ fog. IJayanirung (in Japan, wie in China, verwendet man 18 zu
gleichen Zwecken), indem man es mit Börnflein und Eolophon zuſam⸗
menfchmilzt, dann in Terpentindl löst und mit Leindlfirniß verfiht,
und in ähnlicher Weife auch zu fog. Maſtiken; desgleichen zur Fer⸗
tigung eines brannen Fettölfirniffes, mittel Loͤſens in Leinoͤl
und Bermifchens folder Loͤſung mit Leinölfiinig oder mit Colophon⸗
firniß. Untzieht man ihm zuvor die gelben und braunen harzigen
Theile, fo gewährt der ſchwarze Rückſtand, in Terpentinöl gelöst und
mit farblofem, troduendem. Hettöl’ verfegt: den ſchwärzeſten Firniß.
Indeſſen dient au der GSteinfohlentheer, der an der Luir cher
hart wird, als ber Holztheer,, zur Bereitung eines fehr harten
ſchwarzen Pechs (daher feine Berwenvbarkeit zu künſtlichem
Asphalt; f.w. oben) and dadurch zu: für Holzs und Maneranfiriche,
welche für Waſſer undurchdringlich werden follen, für Bartenmanern,
zur Förderung der Gonnenwärme, für Unterkächen_der Fußböden, zur
Abhaltung des Holzſchwamms, für in die Erde einzutreibende, bereits
oberflaͤchlich verkohlte kleinere (3. B. Weinberge⸗) und größere Pfaͤhle,
und beſonders auch zu Ueberzügen von Bußeifenwaaren, dergleichen
Dampffchiffen se., da man ihn dann fo heiß wie thunlich aufträgt und)
ihn fo in einen Vertreter des mit Asphalt, oder mit (in eifenblechers
nen Buͤchſen ansgeglüheten) KienenB geſchwärzten Leinölfirniſſes vers
wanbelt, mit dem man ebenfglle, zumal feinere, Gußeiſenmaaren zu
überziehen yflegt; oben &. 348 ff. n. 376. — Das tm Handel vers
tommende Asphalt oder Erdpech iſt Häufig durch beträdhtlichen,
öfters die Hälfte des Geſammtgewichtes übertreffenben Zufa von ge
meinem oder fog. Schuſter⸗Pech gefälſcht. Alkohol läßt ſolchen
Betrug leicht erkennen, ba verfelbe Erdypech Faum angreift, gemeined Bed
hingegen leiht und gänzlich löst: damit eine gefättigt geibbraune
fog. Tinetur gewährend (was jeboch auch Langen fäurefreier, wie car
bonfaurer Allalien zu leiften vermögen). Das gemeine Pech iR verſchie⸗
den nach ber Art des Holztheeres, aus welchem «6 dargeſtellt orten.
Bar nämlich diefer Theer aus Harz⸗reichen weichen Hölyern (J. B.
Fichten) durch unterwärts gerichtete Deſtillation, fey es in Theeröien
ober in Thrergeuben, d. i. dur Theerſchwelerei (m. Polytechne⸗
chemie IE. 738 fi.) gewonnen worden, fo enthält er ſtets mehr ober
weniger unzerfeßtes Harz (Pinins und Eylvinfäure; ©. 1119 |.
vergl. mit ©. 1156 Anm), Colophon (6, 1169) und mit mehr
ober weniger Brenzöl verunreintes Terpentindl; d. i. Kiend! (S. 1119
Anm.), neben effigfanrem Brandharz, mancherlei Brenzölen und der
übrigen, zum Theil eigenthämlichen Erzengniſſen, bie tbeils in allen
Theeren zugegen find (Baraffin, Eupion ıc.), theils vorzäglich (sub
zun :Theil wur) in Holztheeren vorkommen (Kreofot, Bicamar ıc.), fo
giebt er durch langſames Einkochen in offenen Keſſeln (d. i. bar go
wöhnlihe Pech ſiederei) das gemeine fhwarze, bei 3$C=
269,4 A erweichenbe, bei 1009 C ſchmelzende Bech. Hatte won bin
gegen den Theer ale Nebenerzeugnib ber Holzgeiſte und Gelxfäg
Babrication gewonnen (©. 855, 877, 905, 1319 u. 1448 ff.), Fo fehle
ihm bie ungerfeßten Harze, die Golophonjäuren und das Terpemiad,
zumal den aus Buchenholz gerwounenen, der von viel Holzſäure mb
Holjgeif begleitet überbefillirt, während ber erflere nur von vwerhäkht
ſchwach gefänertem Waller begleitet ericheint, das fanımt ben gefdhmolzenes
Sarzen (letztere als fog. Theergalle) zavoͤrderſt durch den Abzug
canal des Theerofens bervortritt, und benen dann erft fpäterhin der:
nach und nad) dunkler und zähfläffiger erſcheinende eigentlidde Teer
folgt. — Darch Deſtillation des ſauren Waſſers gewinnt mem bad
Kiendl; zurüdbleibt dabei fog. weißes Pech, d, i. ein wit unner
änderten Sarzfänren vermifchtes Golophon. Gehättelt mau Teer mit
Waſſer, fo nimmt diefes gelbliche fog,. Theerwaſſer deſſes eigens
thümlicden Brenzgeruh an (war fonft ale Arzueimittel im Gebrarch),
und deſtillirt man ihn mit Wafler, fo giebt der aus harzigem weichen
Holze gewonnene Theer das PBehöl, d. i. ein brannes phyüſches Ge»
mifch von Kiendl, Brenzölen und Brandharz, währen ſchwarzes
Bed (Brandharz + Colophon) zurüstvleibt,. das unter andern amd
als Zufah zu Harzlitten verwendet wird; bas Bed öl wir zum Theil
auch benußt zur Leuchtigas:Entwidelung Ws Wagenfhmiere uub
als Anſtrichmaſſe für Schiffstaue, Holz sc. dient vorzüglich der Gary
Baltige Weer; den man auch, nebſt Werg, mit Vech vermiſcht heim
Ausbeſſern (Kalfatern) der Schiffe verwendet. uber ben ‚binsflüifigen
Birkentheer, der aus Birknrinde bereitet und mit Waſſer ein
Brenzöt giebt, das zu ſchlechten Ruıns und Arad» Rachfünftelungen dient,
f. oben ©. 1081. — Der Beratheer (Maltha) fann betrachtet werden
als eine Zufammenfehung aus dem Mephaltzn und dem Blaßgelben,
eigentbämlich widrig riechenden, geſchmackloſen, Hüffigen, dem Terpentinoͤl
pelymeren, Hüpiometrifh = Co Ha zuſammengeſetzten Betroldn, das
ein @igengew. von 0,89 befigt, bei 2800 == 2240 R fidtet, im Alfohol
wenig, im Wethee leicht-Iöslich iR, umd bei 2000 C == 2240-R fledenb
ſich durch Derdampfen fondert: von bem fpröben, ſchwarz glänzenden,
bei 3000 C = 2400 R weig werbenden, tm Aether wie im Alkehol
unlöstichen , ter Bergnaphtha, fo wie dem Terpentintl und Lavendelöl
leicht zugänglichen, ſtochiometriſth = Cayo Hıc O3 [>= 2 Betrolan
+ 30] zufammengefeßten Asphaltẽn. Außer Petrolen ımd Us⸗
phalten enthält der Bergtheer nech etwas von jmem gelben Harze,
welches auch im Asphalt zugegen if. In Raatshnushaltlicher und
gewerblicher, wie in wiffenftfaftlicher Hinſicht eben fo vortheilhaft ale
beachtungewerth if bie ver 9 bis 10 Jahren durch ben Birrgermeitter
Grssninger zu Darfeld, TA Kreife Coesfeld, des Megierungsbesirte
Münfter in Weſwhalen, erfolgte Auffindung eines Asphaltlagers von
großer Maͤchtigkeit, das in ſehr geweiteten, nordſudwuͤrts gerichteten
Adern im Kalkſtein der niedrigſten Stellen des Thales ber (in dem
Vortigen nmgrenzenden Höhen entfpringenden) Bechte ſich in fehr bes
trächtlichen Tiefen verbreitet findet, und um fo reicher on härteflim und
glaͤnzendſtem Asphalt if, je weiter man biefen ih die Tiefe hinab’ vers
-fotgt. In berfelben Asphaliſtreichungs⸗Richtung kommt auch theils
Acphalt, theils ein den Uebergang von Asphalt zu Bergtheer bezeich⸗
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nendes Grzengniß bei dem Dorfe Hangenau bortiger Gegend vor,
und von beiden Lagern fernt nicht betraͤchtlich: bitumindfes Holz
und Braunkohle, mas, mitſammen berüdfiägtigt, die Folgerung nahe
legt, daß ſaͤmmtliche Erzengniſſe auf nuſſem Wege, Burch Moderang
und darauf folgende Ueberdeckang mit Talkigen (wahrfcheintich duch mit
ihenigen), durch Ueberſchwemmunges⸗Fluthen Herbeigeiührten Maſſen zu
Stande gelommen find; wobei dann wahrfchelnlich die miter zeugte
Carbonfaͤure für den Kalk (zertrümmerier Schaalthiere 7) zum Auf⸗
YWiunges und Kryſtalliſirung der Einzelntheilchen bewirkenden Binde⸗
mittel wurde, was dann weiter es wahrſcheinlich macht, daß auch den
übrigen Asphalt⸗Vorkommen, alſo auch jenen im todten Meere und
den übrigen, oben erwähnten, desgleichen dem ſog. Aophaltſtein im
Balde Travers und bei Seyſſel, fo wie finem bei Lobfan ıc.
-: ähnlige Ontchungsbebingunigen Ju- Grunde lagen. Im Jahr 1840
ol Hatte man dei Darfeld, durch Abtenfen eines Viertelmottgens Kand,
“DE: zw 22 Buß Tiefe, bereitß gegen 30,000 A Noſphalt getwonnen ;
1508
1 Centner dieſes Asphalte reichte Hin (ale Bindemittel fr Ganb,
Kalk ıc.), um 140 bis 150 Geviertfuß an Bedachungs⸗Fußboden uud
Sußweges Blatien darzuftelien. — — Win eigengearteted,, zur Braun
kohlen⸗Gruppe gehoͤriges Erzeugniß iR die fog. Eöinifhe Erde ober
Uutbra, bie in verdedten Gefäßen gelinde ansgeglüht eine treffliche
dunlelbraune Malerfarbe gewährt. Sie if wahrſcheinlich das Er⸗
zengniß eines Betrol-Brantes lagernder Braunkohlen, vielleicht jenes
Erdbrandes, deſſen Tacitus (Ann. XIII. 57) gevenft, durch weldgen
nicht fange nach Erbauung der Stadt Göln a. Rhein ein ohakın
diefer Stadt gelegenes Laub dergeftalt in Braud gerieth, daß Lantgüter,
Zörfer und alle Eaaten, ja felb die Mauern der Gtabt vom eimem
Feuer verzehrt wurden, das weder Regen noch Flußwaſſer zu löjchen
vermochten, und das die Bauern, in einer Art von Verzweiflung, zur
dadurch zum Berlöfchen brachten, daß fie Eteime darauf warfen md
die Soifchenräume mit Thierfellen verfopften. '
Anmertk. 3. Ueber trodue Dekillation, Rifung uud Berfohlung
. (iheerichwelexei: ze.) vergl. ©. 384, 885, 995. Tieber gemeinfame Be
. nennung ber bieher gehörigen Crzeugniſſe ſ. ©. 1036 Aum. Ueber fog.
Dercoafung uud Heizungs⸗Vermoͤgen der Gteinfohlen a. a.D. va
©. 340, 431, 433, 914 Aum. und 1034. Ueber TosfsBerfohlang
©. 1469. Der wichtigſten hieher gehörigen Erzenguiſſe IR bei den eis
zelnen Bildungstheilen, fo wie bei Jen organifhen Gänren :c. bereil
gedacht worden, zu @rgänzungen, wie fie zum Theil mittlerweile bo
kanat geiwordene Beobarhtungen und Berindge nöıhig machen, hier zw
noch Folgendes :
a) Dort, wo man Steinkohlentheer nicht anberieit pri verwerthen Scyn
beit bat, kann er, und ebenjo das ans ihm buch Defiliatien wi
Waſſer gewonnene Brenzätheröl, gleich jedem anderen Theer une aleich
ben Harzen, Branbharzen, ©. 1045, Bettölen ꝛc. zu ſener Hirt ven
Gasleucdhtung verwendet werben, bei welcher man die gaflg zu gr
fegenten Brenabaren in kleinen Antheilen durch eine Möhre im ven
lirſchroth glühenden, mit Coackſtücken gefüllten, gußeiferum Hehl⸗
cylinder gleiten laͤzt, wobei es dann ber Reinigung des Geis duch
» — SKallmil nicht bedarf, weil folddem Gaſe kein HS beigmiit iR;
vergl. ©..438. Je höher die Hitze über dieſen Gluthgrad Yinamsgeht,
um fo mehr bat man, enthält der Cylinder Gteintohlen, Bertnf au
Leuchtgas (CH) und an Grubengas (CH2), d. i. an jenen Gefen
(zumal das erſtere), auf deren Erzeugung es bei Bas: Beicndhtungen
hauptſaͤchlich, ober vielmehr: nur allein ankommt. Folgendes Griahe
zungsergebniß möge hiefüc als Beleg dienen: Yadkoplen mitilerer
0 Büte, im gußeiſernen Cylinder erhipt, entiaffen anfänglich ein Gem,
- 206, nach Manftheilen aus 13 CH-, 83 CH», 3 CO: und 1 Arab
zuſammengeſeht (die Dichte dematmofpb. Luft gleich 1 gericht), 0,65 Bigeng-
hat; fpäterhjm auch COg; wenn nämlich die Hitze ſich im Cylinder dederch
- ® ⸗
1803
vermehrt hat, daß er, mit ber Blut zum fdhlechteren Wärmeleiter
geworben, zugleich Coaks des erſten, bereite zerſetzten, Kohlenantheile
enthält, welcher, felber glühend, das weiter entwickelte Bas flärker
erhigt, als diefes bei jenem Gafe ber Fall war, das entbunden wurbe,
bevor im Eylinder Goals gegeben waren. Bei diefer Steigerung ber
Innenhige des Eylinders wird binfort.ein großer und größter Theil
bes fich in ihm verbreitenden CH-@afes in C und CH, zeriebt, wobei
dann das freiwerdende C auf das mit zugegen fenende Waflergas und
Ummonialgas zerſetzend wirft, und während fo CO-⸗Gas un» COz zn
Stande kommen, zerfällt zugleich mehr oder weniger Ammoniak in A
und H3:@as, und Yalle zuvor KyH:®as zu Stande gekommen feyn
follte, fo unterliegt auch dieſes der Zerſetzung in Waſſer⸗zerlegendes C,
in A und H. Unterfugt man um biefe Beit das aus dem Cylinder
hervortretende Bas, fo bat es nur noch 0.35 Bigengewicht, das Leucht⸗
gas fehlt und das Grubengas findet ſich betraͤchtlich vermindert, waͤh⸗
rrnd Hz, COs und A⸗Gas merklich zugenommen haben, und läßt man
alles entmidelte Bas zufammentreten, fo hat man nun ein phyũſches
Basgemiih von 0,5 Eigennew., biflehend aus 7 CH=, 56 CHa=, 21 Hs,
11 COr und 5 As-Was. Je mehr die Innenhitze des Cylinders bie
Kir ſchrothgluth überfleigt, um fo geringer iſt der Leucht: und Gruben,
gas Gehalt des Geſammtgaſes. Noch nachtbeiliger aber if zu ſchwache
@rbigung des Eylinders, denn nun bildet dh ziwar mehr Theer, aber
fehe merklich weniger CAꝛ- und gar fein CH:Sas. Uebrigens leitet
man in neuerer Seit das Gas, um ihm feine Beimengung von
AH40COg- Rau und die Kyan- Berbindungen zu entzichn und damit
-zugleih das Ammoniak (für Ealmiaffabrieation 2c.) zu gewinnen, zus
nächft durch verdünnte Schwefelfäure, dann durch trodnes Kalkhydrat;
welches letztere deu Echweiel und deſſen Eäuren, nebR Epuren von
Ammons, fo wie von AyansBerbindungen zurüdhält. Alſo gereinigt
tritt. e6 dann dur eine zur Hälfte in Waſſer liegende, fächrig ges
theilte, um ihre Are bewegliche Trommel, die, durch Drebung eines
Zeigers, das Würfelmaaß tes Gaſes nachweilet (mithin das Bas
mißt), in die großen Basbehälter (Bafometer oder Gasreſervoire,
d. f. mit dem Boden nach oben gerichtete, unten offene und mit dieſem
offenen Ende in Waſſer geflellte Blcchgefäße), *) aus denen es num,
’ !
°) Läßt man brennbares Bas durch ein, mit feiner fehr engen Mündung fentreht
nach unten gerichtetes Robr (3. B. eines Gaſometers) treten und zündet es baum
an, fo erhält man eine mit ihrer Spitze unterwärts gerihtete Blamme,
die, befand fie aus brennentem H⸗Gas, jede Lothrohr: Flamme in einer Weiſe
zu vertreten vermag, daß der Sxperimentator über dieſelbe zu fog. Renuctionen,
‚wie zu Oxydationen und Schmelzungen ſchmelzbarer Stoffe jener Art durchaus
frei un ungebinbert zu beflimmen vermag; vergl. meine hieher gehörigen Mit⸗
thellungen in Wadenroder’s und Bley's Arch. d. Pharm. etc. CI. 13 ff.
Uebrigens läßt, fi auch vie Flamme jever Argand 'jgen Sampen dergeſtalt ums
Ü
U 1]
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millelſt einer durch Hähne verfiglieBo.ren Hauptröhre,, in bie engeren
Bertbeilungeräöhren, an feinen Bellimmungsort geleitet wird, webel
man dann, zur Winterzeit, um das Zufrieren der engeren Möhren zu
Verhindern (was, da das Gas aus tem Bafometer viel Wallerdamyf
mit fortführt, leicht eintreten Tann), dus Gas zunächk durch Fleime
Weingeiſt⸗ oder Holzgeikt- Behälter leitet. *) Die rüdftändigen, ſchwer
derbrennlichen (dabei aber gleichmaͤßig ſtark heizenden), fchwammig
löchrigen,, eiſenſchwarzen oder dunkelgrauen Coake hinterlafſen (ver
bruunt) Aſche, die unter anderen ſteits mehr oder weniger Schreſel⸗
kalk (CaO + HS Cas und HO) und Fiſenoxyd enthält, welche
beide Erzengniſſe jedoch nicht in dem Verhaͤltuiß ſtehen, Daß man ten
Schwefel des erfieren nur aus vorhanden geweſenem Echwefelfich abs
zuleiten fi berechtigt ficht; denn die Miche der Enaliſchen Stein⸗
kohlen aus der Jron Vridges Grube enihielt 12,55 Procent Cas
(neben 42,1 8i0; 34,4 MOz3; 48 Ca0CO:; 0,4 Mg0CO,
Spuren von Mn203), nur 5,28 Fe2Oz, während bie der Dudley
Kohle neben 18,68 des letzteren nur 8,64 des erfieren darbet, und
ebenfo enthielt die Aſche Franzöſiſcher Gteinfohlen von ber
Gt. Henry⸗Grube nur 2,4 Cas (neben 72,2 80; 14,4 AlOs;
0,8 LaUVCOz; 0,7 MgOCO, und Spuren von Mn2Oz volle 7.8
and die der Kohlen aus der Grube Earrade neben 49 CaS x.
14,38 F&203 barbot. — Jenes teodue Kall:Gybrat, das zur Re
Biegen, daß fie fi unterwärts richtet, wenn man in bereu metcHenen Sehe
linder eine etwa 4 Linien von deffen Innenwänben abſtehende Biasrögre vw
ſchiebt, daß vie obere Mrünpung viefer Röhre mit ben (varanf anymzurmabe)
Dochte der Lampe zu gleicher Höhe hinaufreicht. Bläßgt man kann (me wm
Munde ocer mit einem Blaſebalg) dur die Blasröhre, fo erfolgt fohert de
Umbiegung ver Flamme. Denn jede firömenve Flüifigkeit, welche darch Tie Def
nung einer Röhre austritt, theilt ihre Bewegung ietö ber zunächſt umierkiegemmen
Luft wit, uns brängt fie in der Richtung des Stromes hinweg, wie ſoiches ben
thut: Satchet's Vorrichtung, um zu zeigen: daß ein durch eine fenfredite Gab
zöhre von oben nach unten getriebener Luftfirom, eine unterhalb der Röpre frei
beweglich, aber in mehr oder weniger beträchtlicher Kerne von ver unteren Ai
sermänvang liegenbe Platte, oder Blüffiglelt, nicht binweg⸗, fendem Hizauf
treibt, bis zur Glasröhre (und war es eine Blüffigleit: in dieſelbe Knauf), zum
fo eine ſcheinbare Anziehung gewährt, bie au bei Bildung der Waller: zum
Bind-Hofenbiltung wirkt und auf Geblaſe⸗Einrichtungen beuupt worden IR;
vergl. Matlet in ven Ann. d. Pharm. XVII. 237 ff. u. oben ©. 426.
9) Hinfichtlich ver bier bezwekten Wirkung iR jedoch der MBeingeift —
Minderung ber Leuchtkraft des Bafes Hat man von keinem vieſer
fürchten, weit in einem wie im anteren Bulle tie Menge des nad Gas —*
tenden Brenugeiſwampfet gegen die des Gaſet verſchwindend klein anefällt. Ucher
gens verbrennt gereinigter, als ſolcher an der Luft ſich nicht mehr Gräunmee
Solzgeiſt mit geringerer Lichtentwickelung, ale Weingeiſt. — Die Senqcht⸗
kraft des aus Bettölen (Rapsöl; Hanföl), Theerolen, Gteinfohlendl, Harzen x
bargeftellten Gaſes it 9/a bis 21), mal größer, als tie des Eteinkohlengaſes; di
enthält namlich 20 bie 38 Maaßtheile CH: Gat, neben CHy, CO: und B-Gs
und Bat gewohalich 0,75—0,9 Gigengem.
nigung des Gafes gedient Hatte, enthielt, Brakanı zufolge, im Bes
wichtssQundert: 13,3 CaOs202; 14,57 Ca0802; 28 Ca0S03;
14,48 Ca0COa: 17,72 unverändertes Kalfhydrat; 5,14 Schwefel;
0,74 Sand; 8,49 gebundenes und 22,79 freies Waſſer; außerdem
Epuren von Ammons und Kyan- Verbindungen. Die hierin vorliegens
den Eäuren des Schwefels entfliehen erſt, wenn das Kalkhydrat, nach⸗
dem es zum Gasreinigen gedient halte, die atm. Luft berührt; es faugt
daun deren O⸗Gas mit ſolcher Heftigfeit ein, daß es fich erhißt; eine
Geibfiwärmung, die außerdem in Folge der Uypdationen bes S, wie
des Ca beträchtlich gefleigert wird. Geht man ſolchen Kalk fo *
(3 bis 4 Tage) der Luft aus, bis er wicht mehr nach HS.riecdht, fo
- enthält er viel CaOS2O2, der nun, da er leicht löslich und leicht kry⸗
ſtalliſtrbar if, ihm mittelſt kalten Waſſers entzogen und dutch Naoco⸗
Loͤſung wechſelzerſetzt werden kann; da man dann das alſo gewonnene
dithionichtſaure oder unterfhwefliätfeure Natson (Na0S20;)
kryſtalliſfiren läßt, um 3. B. davon in der Galvanoplaſtik und in der
. Photographie (Daguerreotypie) Gebrauch zu machen. — Vorzäglide
Backkohlen enthalten gemeinhin fo viel H ale O, minder gute 1 H
gegen 2 O0; bei den Ginterfohlen if das Berhältniß des H zu O
in der Regel glei 1: 6; bei pen Sandkohlen wie 1:7.
b) Das zuvor (S. 1587) erwähnte rohe Steinfohlendl IR, wie man
— Te
es dus die erfimalige Deflillation des Gteinfohlentheers mit Wafler
erhält, meiflens rothbraun, ungewöhnlicher braungelb oder beflgelb,
riecht durchdringend widrig, wird jedoch durch wiederholtes Deſtilliren
und jedesmaliges dazwiſchen bewirktes ſtarkes Erkalten nach und nad
Naphthalinsfrei, damit aber waſſerhell und ſtark lichtbrechend und
minder flühtig. Blanchet und Sell fanden es, alfo gereinigt,
zwifchen 1500 und 1800 C == 1200 und 1449 R fletend, während es
Sei 180 C = 140,4 R 0,911 Eigengem, beſaß. Es war nit fehr
flüchtig, dagegen ſtark lichtbrechend und gab verbrannt fo viel CO⸗
und HO, daß fi daraus (mit einem Verluf von 1,1) feine Zufammens
feßung = 89.15 C 4- 9,75 H (im Hundert daher 90,1416 C -+ 9,8584 H)
berechnen li. B. u. S. a. a. O. © 311. Gute Cannelkohle
(S. 432) giebt einen Theer, der, mit Waſſer deſtillirt, ſehr flüchtiges,
hellgelbes, nur 0,77 @igengew. beſitzendes Steinkohlenoͤl entiäßt, Was
Kautihud (5. 359 u. 1161 fi.) ſehr nahe eben fo gut löst, wie
das Srergatheroi des Kautſchuck lelbſt es vermag. *) — Das reine
* Das S. 1161 erwahnte Brenzaͤtherbi oder Brandol des Kautſchuck
beſteht aus Delen von ſrhr verſchiedener Slüchtigkeit, die ſich durch Deſtillationen
nicht von einander ſcheiden laſſen, wohl aber größeren Theiles tur kuͤnſtliche
Kälte, zum Theil auch durch chemiſche Bindungen unb dadurch bewirkte Echeis
bungen einiger von ben übrigen ; wie venn bas flüchtiaffe und gleich ven beiden
ſolgenden farbloſe von ihnen, a) bag RautfhänsCH (von 0,65 @igengem.),
bei — 30°C = — 16! R 6 in weißen Nadeln kryſtalliniſch ſcheidet, ſchon
Lendtgas Cölbildende Gas; CH) verbrenns mit O:Mas [m Ber
haͤltniß von 1 Maaß des erfieren zu 3 des letzteren; gu 2 Maeß CO,
und HO] mit fo heftiger Verknallung, daß faR jede Art von Gefäß
in weldyem ſolche Verbrennung bewirkt worden, dadurch zerichmeiten
wird. Bür fh burch eine glühente Röhre geleitet, zerfällt 1 Mash
befieiben in Kohle und 2 Maof H:Bas; f. w. oben. Man befimmt
die Menge deſſelben im gefammten Gasheleuchtungsgafe miıtel® CH-
Gas, tab, wie bereite bemerkt worden, ſich Damit zum farblofen, Öligen,
‚ im Bafler zu Boren finfenden Elayl⸗Chlorür verbindet. Als Gere
bay das aus Fertöl *) gewonnene Beleuchiungogas ZOfachem Nina
L
dei — 10° C = — 8 R fdmilzt, kann bei + 1495 C = 4 1195 BR
fiedet, im Waſſer untöetih, im Alkobol und Aether dagegen Leiche Tästi iR
Es entlält Das kei der trodnen Deſtillation der Echmjerfette, neben Mersieie
(©. 879, 1046 m. 1320) fich bildende, gafige Diteryl (— Car; ae =
2 Vlayl; ©. 878), das von waflerarmer Echwefelfäure raſch werihind: wir —
fie nimmt das 100fache ihres Raumumfanges auf — una durch deren Ginwin
fung der Umbiltung in Cupion unterliegt. Außer dem Kautſchẽn iR von es
flüchtigeren Grhigungserzeugniffen ned Kautſchuck noch näher unterfude 6) dab
Kautihudin, das, ſtöchiometriſch ebenfalls — CH, war au 0,63 Gig
gewicht darbietend. mir Leichtfließlichkeit durchdringende Riechbarkeit upft zen
noch bei — 390 6 —= — 3192 R flüffig bleibt, aber erſt bi + 33 C =
+ 26°%4 R fieret. NAngezündet Grennt e8 mit beil leuchtender Flamme; win
arme SOz verſchluckt es unter Bräunung. Weniger flüchtig iR y) Das 0.81
Eigengewicht habende Kautfaıin, Nöhiometriih (dem LTerpentindi Femr
namlich) — CaHy, leichtfließlich, dem Gitrondl Abnlich duftend, er bei 17%°C
== 137%,6 R'fiden, bei — 39°C = — 51%2 R uch flüſſis, im fe
untöslih, dem waflerfreien Alkohol, dem Tetber und ten Actberölen zugisghl,
O-Gas fehr langiam verſchluckend und dadurch nach Jahrem im gelbes, yireh,
bitteres Harz ũbergehend, mit Salzzengern (Ch, Br ıc.) unter Guattaffung end
Theilet feines H zu ötigen Erzeugniſſen fi verbintend; d) Heveem: ten che
beiven iſomer, börnfleingelb, ſchwach riehbar und von fharfem Geihmad. ©
Hat 0 92 Gigengew., fiedet bei + 315° C und Hat noch nicht zum Green
gebracht werben fönnen. Angezündet brennt es mit rußender Flamme; zu den
zuvor genahuten Löfungsflüfflgleiten und den Galszeugern verbält es AG wie y)-
Gs macht einen Sauptbeſtandiheil des eigentlichen KanıfchndzTheers ans, währrz
6 in tem flürfigeren Theil des Brantols nur ipurenweife vorfemms, intern
a) un f) varin in verhältlich großer Menge vorliegen; dieſe And es, bie Lab
eigentliche Loͤſungemittel des Kautſchuck gewähren.
®) Dbengenachtes Diteryf fiedet ſchon bei einer Kälte, die nur wenig färmädher iR,
as — 15% C == — 14%4 R; bei gewöhnlicher Luftwärme ſteſit oö ein Geb
von 1,9 Gigengew. (dak der atm. Luft — 1) dar. MBafler nimmt es tn fehe geringer
Menge, Alkohol leichter auf, und hatte mar vielen damit gefättigt, fo win es
daraus, durch Zufah von Waſſer, braufend vettrieben. Vaumol verihiudt daes
bus Hfache feines Raumumfanget. Das Acrolein befreiet man vom Diteryl,
fo wie vom Triyl und anderen noch zu befiimmenten brenzätberöligen Gryeng
niſſen, duch Echütteln mit Ammoniak, Sondern der wäflrigen Ammenial:haltiges
Blürfigleit und Zerfegen derſelben durch Saure. Das Trihyl iR ebenfalls ves
Elayl polgmer, nämlid = Cz3Hz, farblos, brenzli-bittermantelartig rieche⸗
ann 0,55 Gigengem. darbletend. Es erſtarrt bei 0° C um» ſtellt fo Dar: eis
weiße, haste und ſproͤde Mafſe, die, um zu fehmelgen, aun volle 50C == 408
= — — — —
— wu.
— — — — — — — — —
— — — — — — —
>
1597
fohärens Drudl unterwarf, ſchieden fi, In Folge fo ſtarker Verdichtung,
flüchtige Brenzätherdle aus, die, durch Deftillationen gefondert, bei welchen
die Vorlagen in Taltmachenden Miſchungen lagen, jvnen Ähnelten, im
welche ſich das Eteinfohlenöt (und zum Theil auch das Kautfchuds
Brenzöf) trennen läßt; fo daß F., vielleicht zuſammenſetzend (fyntheriich)
hervorgehen machte (?), was trockne Deftillation zerfeßend (analytifdy) ich
feheiven und umbilden ließ; vergl. m. Grundz. I. 176 Anm. — Bers
gleicht man die Steinfoblen mit den verfohltn Braunfohlen, ®)
den Torffohlen, 9%) Thierkohlen *%%) und Pflanzenkohlen,
beifhht,, Hei 860 C — 680,8 R fitet, im Waſſer wenig, im Alkohol, Weiher,
Setts und AethersDelen leicht Lösti und mit Ch, fowie mit SOg vereinbar if.
Gs 188, gleih dem Diteryl, Kantſchuck leicht und bilvet gleich viefem einen
wefentlichen Beflanbtbeil des aus Fett gewonnenen Leuchtgaies (S. 1064 u. 1065) -
und taber fehr wahrſcheinlich auch (gleich jenem) einen Mitbeſtandtheil der Bas
zabay’fchen, durch Zufammenvruf erzeugten Dee,
®) Klaproth erhielt durch Rectificationen von 2 Unzen Branböl, gewonnen durch
srofne Defillation aus ven Braunkohlen (Erpkohlen) von Echraplau (im
Diansfeiv’iggen): 11/2 Unzen eines boniggeiben, erlaltenn zum Theil hellbräunlich
kryſtalliſirenven, flüchtigen Dels, deſſen kryſt. Theil fih in Schuppen over
Blattchen fpalten, und kur Erhitzen mit dem flülfig gebliebenen Antheile: zw
einem, dem fog. Erdwacht (©. 1559) ähnlichem Gemifche vereinigen ließ; "
Rs Beitr. III. SO ff. Das fog. Erbnaphtbalin ober der fog. Scheererit
(richtiger Könleinit), das Fikentſcher im Braunkohlenlager bei Redwitz
fand, ſchlleßt ſich ebenfalls Hier an; Trommsporff zufolge iR es polymer dem -
Gay; ©. 1560.
Brouf unterwarf 100 Gewichtetheile eines Daz’er Torfes ber troduen Defils
lation und erhielt als Rüden» 40 Gewichtétheile ſchwere Torflohle, vom
Raumumfang res Torfes. Als Derillat gieng unter andern au ein gelber,
Öliger Dampf über, der wie Talg feR wurre, das auch erihien, als der im
Kalilauge gänzlich aufgelöste Torf, mir EAuren verfeht, einen braunen, Modigen
M ererichlag gewährt hatte, den man für ſich vefillirte; wobei dann 0,50 Roble
verblieben; Prouſt a. a.D. ©. 3:4. Wine äbnliche Talgsartige (von mie
Braudfett genannte) Maſſe ſah WBöllner aus Bucenholz überdeſtilliren;
m. Arch. XVII. 363.
=) Bergl. S. 106 Anm. u. 851. Siguier, Chemiker zu Montpellier, fans 1811,
daß Thierkohele farbige Flüſſigkeiten weit fchneller und volllonımener entfärbe,
als die Pflanzenkohle; ein Jahr darauf führte Derosne ben Gebrauch ver
Thierkoble als Reinigungsmittel in ben Iuderraffinerien um nas
menilich in jenen des Runlelrübenzuders ein. Nun fingen au die Sal⸗
mials Sabrilanten am, die fonft von ihnen unbeachtet gelaffenen Thierkohlen
zu verwertben. @ietet man übrigens eine wäflrige Ybiung reinen Zuckert mit
Ibierkoble, die nicht Kurhaus und volllommen ansgeglübet worden, fo erhält rer
Buder einen unangenehmen Beigeſchmack. Beim Gebrauche als Reinigungsmittel
müffen Thier⸗, wie Pflanzens und Gteintoblen, zuvor vom feinften Etaube
befreiet werden. Bür Zuderfievereien ift beſonders empfeblungewertt Dumont’s
Biltrirapparat, d. i. eine hölzerne, innen ganz mit verzinutem Kupfer beflels
dete, umgekehrte Pyramide, bie unten einen Hahn zum Ablaffen ver Hälfigkeit
(deö gereinigten Eyrupt) und etwas höher feitwärts eine Deffnung bat, beRimmt,
um eine Höbre aufzunchmen, zum Auspumpen (Berbünnen) der unterhath ber Seih⸗
Vorrichtung befinviichen Luft. Diefe Seib⸗Borrichtung befteht aus 2 ungleich großen
hurchbrochenen Boden von verzinntem Kupferblech; der Heinere IR mis a Süßen
-
—
1598
fo zeichnen fle ſich vor allen biefen aus zunachſt durch bie Beieffen
heit und Bigenichaften des Rauches un» Dunſtes, deu fic beim
Gluͤhen entwickeln; denn dieſe rie chen durchaus eigentGämlid,
entfernt au den Geruch des Börnſtein⸗Dunſtes und Ranches eriunerm,
eigen Weder die Augen noch bie Bruft (wurden ſenſt in Lungenfreub
heiten für heiliam erachtet und dem Harzrauche vorgezogen). Außer
bem erweichen fie Chauptfächlidh die Badfohlen) durch Erkigpumg,
was jedoch bei Sinter⸗ und EandsKohlen nur der Zall il, wenn fe
unter ſehr ſtarkem Druck erhigt werden, und geben durch trodae De
Rillation mehr und leichteres (würziges) Drenzöl, als ve
nichthar zigen Hölzer. Berkohlt (ale Coals oder Koks) geben fr,
mit Kali erhitzt, ſtets Blutlauge, und mit azotfauren Alfalien verbr
nen fie mindeſtens eben fo fchwierig, als bie Thierfoble, Iudigfohle x.
In welchen Maaße die Aſche der Coaks von jener der Thier⸗ war
Pflanzen⸗-Kohle ſich unterfcheide, if aus dem Vorhergehenden erlihtiid,
©. 1594. Ob «6 durchaus Echivefeleifen:freie Steinfohle giebt? #
. unentichieten. Mit Azotfänre erhigt verlieren Re nicht an Gewicht,
fondern gewinnen ; nicht felten über 20 Prorent; Aehnlichen gewähren
jedch auch die Holzfohlen, 3. B. der Fichten, Nimen. Gie entwidelz
dabei viel COs und COa-Gas. Brugnatelli’s un Brouf’s hie
verfegen und erhält vie tiefe, den Ablaß⸗Hahn nächſte Stellung der Be
wird ein bichtes Seihtuch gebreitet, das man mit gerlleinerter, unfanbiger Tue
Eohle bedeckt, vie man etwas anfeuchtet ; hierüber kommt ver andere, get
Siebboden, fammt Ueberbreitungeiuh und darauf ter Errup. Dieſer wem
zuvorderſt aus der Kople das Waſſer, und überläßt ibr daun bie ibm fürn
Antheile, da er dann, von dieſen befreiet, waflertiar abläuft. Getrodizet zu m
eiſernen Hohlcylinder durchglühet (wobei man, wie überbaupt, wenn zes v8
ben brennbaren Gaſen trodner Defiillationen einen Gebrauch machen ui, vo
fi) entwidelnde Gas zurud in bas unter dem Cylinder befinpliche Bewer kritt),
bebält man in vemfelben zuräd: auf's Neue als Beimigungsuittel Geandber
Kohle. Ueber die Art, wie man fauliges Eußwafler burg Kohle ne Saud
mittelR einer Geikpumpe reinigt, f. m. D. Gewerbäfr. II. 34. Webufs ber
Reinigung von Bumps und Zieh Brunnenmwaffer, veigleirhen wa Gifer
nensWaffer wirken 4 & Thierkoble (volltommen eiögegiühete), mus 10
Holzlohlen leiſten; iR jedoch das Brunnenmwafler mit Torfiäuren geigwängert
und durch dieſelben gegelbet, fo wirken 10 & SHoltchle > 14 Rotkal, unı
1a & Alaun, nebſt einer reichlichen Menge (wenigfens 25 bis 30 A) Hülsen
oder Töpiers Scherben, d. f. Bruchftüde frifch gebrannter, noch nicht in Gchrant
genammener Thongeſchirre, mehr als (alles Uebrige gleich geieht) 6 I Kuchen
Sohle. Wahrſcheinlich wird man auch zerfleinerte und entſtäubte Steinkobdle
(©. 1469) und vielleicht auch vergleichen verkohlte zu Brunzens Reinigungen,
9 wie zur Reinigung des auf Seereiſen mitgenommenen füßen Waſſert,
mithin auch zu der oben gebachten Reinigung ſolchen Waſſers mitteilt ver Lei
' Bumpe wis Vortheil verwenden fönnen, indem man fie ſtatt der Ibier me
Holz: Kohle mit dem Gante mengte, oder abwechſelnd ſchichtete? Die Eoall
der fog. „fetten Steinkohlen mit langer Flamme“ dürften fich hiezn vielleicht am
meiften eignen. — Ueber Veſchaffenbeit verfchierener Steinkohlen und ihrer Gas
deral. auch Aegnault a. a. O. XXV. Bub fl
— — — — — — — — — — —25,
1500
her gehörige Arbeiten verdienen weiten verfolgt zu werben; Gehlen's
Sourn. f. Chem. u. Phyfik Ir. 553 w. III. 365 fi. Hinfichtlich des
chemiſchen Verhaltens find folgende Beimifchungen des Steinkoh len⸗
theers (d. i. des mit Gteinfohlendl phyfiicy verbundenen Brandharzes)
die am meiſten ausgezeichneten und daher vorzugsweile gefannten :
e Naphthalin (Bronft’s „flüchtiges Bitumen“, Gardæen's „Stein⸗
kohlenkampfer“; ©. 993). Aus farblos durchſichtigen Kryſtalltheilchen
zu weißen, feidenglängenden, regelmäßigen, geradflaͤchig⸗rhombiſchen
Zafeln vereinte, trodne, fpröbe, zerreibliche,, eigenthümlich ſtechend (an
GSieinkohlentauch erinnern») riechende, brennend wirzig fchwedende,
im Waſſer unlösliche Mafie, die (wahrfcheinlih nach Maaßgahe ihrer
IryRallinifchen Verdichtung) das Wafler an Eigengewicht für erreicht
(Ure’s Beob.) oder es in etwas übertrifft, bei 790 bie 800 C —
630,2 dis 649 RR ſchmilzt, bei 2120—2170 C = 1690,65 — 1730,6 B
ſtedet und dabei in glänzenden Blaͤttchen fublimirt; als Bas (Dampf)
4,489 Gigengew. beſitzend, mit Wafler leicht überbefillirt, in Alkohol,
Aether und Terpentinöl leicht löslich, in Kifigfäure, fo wie in wäffriger
Dralfänre auflöolich iR. Es iR procentiſch = 93,77C + 63H,
fättigt aber 13,92 803 dur 45,58 feiner ſelbſt, IR daher Adchiome⸗
triſch wit — CO; Ha, fondern = Cay Bu zu betrachten. Gs bildet
naͤmlich, indem es Äh nuter Erhitzung und anfänglidier lebhafter
Burpurröthung in waſſerfreier SOz aufloͤet, mit Dithienſaͤure (82 Os)
vereint drei verſchiedene gepaarte Säuren: die Naphthalin⸗,
Naphthin⸗ und Glutin⸗Unterſchwefelſaänve. %) Im Ueber⸗
ſchn in SO aufgelöst, ſcheidet Zuſatz von Waſſer diefen Ueberſchuß
aus, waͤhrend die gefättigte Auflöſung, mit Waſſer deſtillirt, es in zwei
neue (geruchlofe und in Wafler unlösliche) ſchmelzbare, fettartige Er⸗
zengniſſe ummiſchen macht, in Sulfonaphthalin = Ca Hs SO⸗
uns Gulfonapbthalid — C24 Hio SQ2. Wu mit Ch une F
geht es Berbinbungen ein; mit Wzotfäure erhißt, gewährt es zwei
verfchiedene kryſtalliniſche Erzeugniſſe, das azotichtfanre Jkodeka⸗
teſſerploxyd und b bas ejstiätfaure Delaherploryb. #*)
*) Erftere iR = Cog Ba Sg Os. IryBalliniichsfarbles, unriechbar, fayer ſchmecend,
im Wafler Iöslich und an ner Luft zerfliehtich, fhmelzbar, gleich der So Os mit
Ealzgründern Teicht lösliche Salze bilden», von denen Has Barptialz in glänzenden
leisten Schuppen anſchießt, im Alfohot unlöslich iR, erwärmt 1 MO verliert
und, erbigt, mit Summe brennt. Die andere ähnelt ver erſteren ſehr, giebt
aber mit BaO ein nit kryñalliniſches, im Waller fi ſehr langſau loͤſendes
Ealz. Die dritte gewährt mit Golzaründern nur amorpbe Berbinpungen, If
im Waſſer Lösli und wird durch HCh daraus mildig gefäfl't.
”) Mit Ch bilnet Naphthalin zundchſt ein Chlorür und ein Chlorid, daun
unter HCh⸗Bildungen neus Chlorate; erfleres iR == Cio Hy Ch, bilset fi
. bei gewöhnlicher Auftwärme, vurch Berichlufung von Ch⸗Gas, varſtellend ein
geilbliches, im Mafler zu Boden ſinkendes und darin unlößlidäes Del; dat andere
entſteht gleichen Weges durch Gättigung mit Ch>@as bei 800 C == 480 BR,
1600
b) Paranaphthalin (Nephthaliv). Laurent zufolge iubei ſich, weben
Naphthalis, im Gteinfohlenöl unter andern auch das im Alfehel uns
löstihe Baranapktbalin, dae, in möglich wenig Terpentindl
"gelöst und burg Erkalten wiederum aus deimfeiben geichieten: von
einem den Branpdfett ähnlichen (S. 1597), fo wie von einem eben
falls noch analytiſch zu befimmenden harzigen, rothgelben Exrf
gereinigt werden kann, indem es fih bei — 1 C = — PR Iry
Raltinifch feheidet und nun, mit Alkohol abgewalchen amd wieberhelt
befillirt, gänzlich gereinigt darſtellen läßt. Es fchmilst daun bei 1899 C
== 1440 R, fievet und fublimirt (in kryſtalliniſchen Blättchem) bei einer
3000 C = 2400 R überbietenden Hitze, iR im Waſſer unloͤelich, fie
dendem Alkohol und Aether nur in fehr Tleinen Anıheilen zugänglich,
erfaltend ſich daraus in Flocken ſcheidend, loͤet ih in waſſerleerer
Gchmefelfänre mit an das Bedriret (&. 1036 Aum.) erinuernser
blauer (nicht gänzlich gereinigt: mit ſchmutzig⸗grüner) Barbe auf,
und ſcheint Röchiometrifh == Czo Hı2z zufammengefcht zu feya; m
Grundz. II. 461. Bon AO; wird es, unter Gunvidelung von AO,
zum Theil in einen in Radeln IryRalliirenden Stoff verwawtelt. —
In wielern das von Etrling Puch trockne Defiillation des Wadks
gewonnene Paraifinsartige Erzeuguiß (Ann. d. Pharmac. HM.
255 ff.), bdeögleichen die mehr Napptbalinsartigen, welche Th».
iR im Aether Löslich und fryftallifirt daraus in durchſichtigen hombeikalen Te
- fein, die bei 1600 C —= 1280 R ſchmelzen; Wtkübhlung macht wie gefefem
Maſſe irpfalliniig erſtarren, es ik = Co Ha Cha; wird Diefes Gi ter
Deſtillation unterworfen, fo entwidelt fi baraus HCh uns ann if wer Kich
fand in Alkohol 1ösli, daraus in geſchmacke, geruch⸗ uns farbiofen rbomki den
Vriemen als Dekabesyihlorär — Cyg Hz Ch anitichenr , das bei 440 C
- == 320,32 R In Buß gerätt und bei gewöhnlicder Tühlwärme ter Giamirkung
von Ch:Gas unterworfen, in: bei 410 C = 320,08 R fchmelzenres za zw
verännert ſublimirendes Dekahexylchlorid — Cıg Hz Chʒ übergett, tem
vorhergehenden übrigens ſehr Atnelt. Läßt man Ch⸗Gat im Wornenjdein al
Naphbibalinchlorür einwirken, oder erwärmt man biefes unter Ch-Gas, zus de
‚Alllirt Bann Has daraus entlaunene Dei, fo erhält man das Dekapenıyiale
sin = C20 Hs Chz, vas aus feiner Löiung in Aether in farbisien.
’ gehreiften, wie Wachs weißen, geruchloſen Prismen anfießt, die dei 730C —
580,4 R fdmelzgen. — Grhigt man Naphthalin mit Azot ſäure, fe Wilver
ſich eine aus C20 Hr O + AOz zufammengeiehte und Yarım au azetidt:
ſaures Jkodekateſſeryl ox yd genannte, aus Aikobol in ſchwefrigelden, Kieir
tigen Priemen kryſtalliſirende, bei 1300 — 100,4 R femeljeune uns vorkchtig
erhitzt ſich ſublimirende Berbinbung, tie jah erbigt verbrennt. Bringt man te
gegen dieſe Berbintung oder Nophthalin mit Mzotfäure ind Sieden, unn erhält
fie darin fo Lange, bis ſich kein obenſchwimmendes Del mehr zeigt, fe fewnert
fh das hiedurch entantene Dekaperplorye = CıoH3 O + AO, im Gern
eines Irhfafliniichen gelben, bei 1850 C — 1480 R fchmelzgenten, uuweränkert
fablimirbaren, im EBaffer und Alkobol unlöslichen Wulvers ab, das von mailen
mer SOg ungeänvert aufgelöst wird. Mit Io» binet Naphebalin eim
dere Blake Grappitsäguliche, im Albohol Läslihe, daraus Dur Meier ſchen⸗
a
4601
Sauffure und ebenfo au 2. Gmelin erhielten, aus Weiher ober
Weingeiſt, der durch glühende Röhren getrieben wurde, bie Faraday
durch ſtarke Zufammenprefiung des Delgafıs als ſchmelzbare kryſtalli⸗
nifche Maſſen ſich ausſcheiden fah (©. 1037) und verfchiedene ähnliche
Erzengniſſe, Röchiometrifh fh dem Naphthalin oder Paraffin mehr
nähern ? darüber ift noch durch weitere .analytifche Berfuche zu ent⸗
Heiden ; vergl. m. Grundz. I. 176 Anm. fi. IT. 461 ff. Reihen
bach zufolge if überall NaphthalinsEntfichung gu erwarten,
wo Ruß⸗Bildung vor ſich geht; oben ©. 835 Anm. u. 1338 Anm. *)
— Brouf fand in der wäfirigen, . den Steinfohleniheer begleitenden
Slüffigfeit neben den Ammonorypfalzen sc. au Succinfänrez ber
Derf. diefes Hobe in der einem fog. Erdbrande entſtammenden wäflrls
gen Fluͤſſigkeit. Gehlen's Jon. f. Phyſ. u. Chem. III. 355 und
m. Arch. XXVII. 372.
e) Außer diefer, eine zufammengefehte Grundlage barbietenden Sarre,
wurden aus dem Steinkohlentheer (von Runge) dargeſtellt drei der⸗
gleichen Brenzſäuren, die Karbolſäure (S. 1035 u. 1213; Uns
verdorben’s Kry Rallin, und mit ihr Rimmen überein; Laurent’s
Phenylhydrat; ©. i003 u. 1034), die Rofolfäure (d. i. jenes
zothgelbe Harz, das Laurent’s Paranaphthalin begleitet), die mit
Galzgründern rofenfarbene Verbindungen ſchlaͤgt, und bie ſchwarz⸗
. )-Der Torfruß enthält mitunter Ammonoxyb⸗ Garbonat und Salmial. Ruß⸗
bildung exfolgt überall, wo Hydrocarbon⸗ Flammen ehe einfeitige, beichräufte
Zuftfirömyug erhalten; baher felbft Weingeift, wie Sievers zeigte, Ruß gu
gewähren vermag. Der gewötmlihe Ktenruf wird gewonnen, indem man vie
-- in don Sheeröfen verbliebenen, uwwollkommen verkobltes, annech Harzhaltiges
Holz enthaltenden fog. Kienbränte, ſammt Harzgrieven (annoch Harz⸗
haltige dichtenſpaͤne, denen bereits der größere Harz⸗Antheil durch Ausſchmelzung
entzogen worden), in einem niedrigen Ofen verbrennt, der, in der Rußhütte
ſtehend, durch einen Langen, liegenden Schoruſtein mit einem Bretterverfchlag in
Berdindung ſteht, deſſen Schlot durch einen ausgefpannten Leinwanbfad verfchloffen
worden. Sobald die KienbrändesHarigrieven im Dfen zur Sntflammung gelangt
find, wird bie Thüre dergeftalt gefchloffen, daß nur eine fehr enge Deffnung zur
Unterhaltung ſchwachen Luftzugs verbleibt, da dann faR nur ver H-@ehalt des
Harzes zur Verbrennung gelangt, pas C hingegen als amorpher Staub, von
anhaftenden Brenzölen x. begleitet, als lockere Kohle, durch ven erzeugten Waflers
dampf⸗ und Azetgas-Strom in die Kammer mit fortgeriffen wird und fo theils
an deren Wänven, tbeils im leinenen Schlotfade hängen bleibt. Leber Stein
kohlenruüß⸗Brennerel f. ©. 1338. Ruß von Halb erſtickten Flammen
brennender etheröle, des Camphors ze. unterfcheidet fi vom Kienruß vurch
größere Feinheit, und während ver erftere, nach vorangegangener Ausglühung
orer Ausbrennung (S. 1589) mit volllommen ausgefottenem Leinöl innigft vers
mengt, meiſtens zur Darftellung der Druderfhwärze verjotten wird, dient
‚ biefer feinere Ruß, mit Weingeift beiprigt und mit weingeiftiger Haufenhlafens
Biung angerieben, getrodnet und dann mit Bummi-Löfung verrieben und In
vorm von Tafelchen gebracht, zur Nachbildung fhwarzer chlneſiſcher Tuſche.
.d
Ueber Foͤrderung des Leindlfuns dur Einfprigen von Waſſer f. m. D. Ges
werbäfe. I. 255.
a 101
160%
braune, glänzend fpröbe, in kaltem abfol. Alkohol loötliche, mit KOHO
“eine Teiht loͤsliche, mit ben weniger Töslichen und unlöslichen Salz:
j grändern unlösliche falzartige Gemiſche barftellende Brunolfänre.
°: -Meber die von Lanrent und von Erdmann aufgefundenen hieher
7 gehörigen Brenzfäuren vergl. oben a. a. D. u. ©. 1035. — Leber
bag von Runge aus dem Gteinfohlentheer geſchiedene baflfhe Kya⸗
nol,' d. £. das Antlin (Unverborben’ 8 Kryflallin), f. oben
. S. 1007 ff. Anm., 1010, 1032, 1035 Anm., 1224 u. 1398 Anm., fe
In pie ebendafelbft über das gleiche Abkammang babende ebenfalls bafilke
" Bicolin and Unverborben’s übrige aus Thiertheer gewonnen
Salzgründer. Weber Dippel’s Brenzätheröl (of. animale aethe-
reum) ©. 951. Um bicfes zw ſcheiden, ball't man den Thiertherr
(ot. animale foetidum) mit Roblenpulver zu Kugeln und veſillirt
diefe fo lange troden, bis das Deftillat farblos übergeht, und bewahrt
es daun in hermetiſch verfchloflenen, am beften an der Mänbung zer
7 Epige ausgezogenen und’ zugefäymolzenen kleinen Barometerräßres
BGlaͤſchchen, gegen Luft und Licht vollkommen gefüst, auf, nadtem
man es durch Rectificatton zunächſt mit verbännter Schwefelfaure (mm
es von Ammoniak zu befreien), dann mit werdimnter wäflriger Rali-
hydrat⸗ Ldfumg (um auhaͤngende Brandfüuren hinwegzunehmen) sek
ftändig gereinigt Hatte. - Es hat 0,75 Eigengew., iR ſehr bämdkifüg
und ungemein flüchtig, riecht eigenthümlich wibrig, an ben Wera ge
“ branuter Federn erinnernd, gegenwirkt bafifh (Unverborben zuielge:
weil e6 die von ihm daraus bargeftellten organifchen Salzgränkr as
Hab), ſchmeckt alfalifch brenzlich, bräunt fi) an ber Luft (aut O⸗
Verſchluckung) fehr ſchnell und entläßt endlich durch Licht⸗ um bar
Einwirkung, unter Verdickung: Kalkfalzsfreie Thierlohle und Baher.
Im Waffer ift es ſchwer⸗, im Alkohol, Aether und Hetberöfen leicht:
löslih. Es nimmt Harze und Wachs leicht in fi auf, wird aber
durch waſſerarme Mineralfäuren zerlört. Reichenbach erachtet feibk
(eigenen
») 2Zaurent nahm für Phenhlhydrat zc. fruͤherhin einen ſelbſiſtandizen Sezweit⸗
ſtoff = C,;H, ald Grundlage an, und nannte denſelben Phen? dab um Geerwis
hydrat ſehr Ähnliche Kreofot erachtete ex ald ein Phen-Bihydrat, alfe = Cu,
+2H0. Ald er die durch Deſtillation bltumindfer Schlefer gewonnenen, finmn:lid
dem Elayl polgmeren Brenzdle, und zwar jene, welche dei bis 150° C = GE
bis 120° BR fieden, mit Ayotfäure Fochte und die Fluͤſſigkeit durch weiered Exeben
abdunfiete, erhielt er einen In weiber Flocken fublimirbaren fauren Stoff, von u
genannt Ampeelfäure; ald er dagegen die bei 200° Bid 280° C = 160" Hi} ZIP R
"fiedenden Brenzble bezeichneter Abkunft mit waflerarmer Schwefelfäure fchürtelıe,
‚ fonderte fich, nachdem die von der Säure abgegoffene Flüffigtelt mit etwas wAfriget
Fr . Slalilöfung verfeßt werden war, diefe abgegaffene Fluͤſſigkeit in 2 Schichten, veret
untere, mit Waffer verdünnt und dann von KO durdy eiwas SO, beftriet, ein
alllen Verhaͤliniſſen im Waffen, Alkohol und Aether loͤpliches, Feitoͤl⸗aAhnliched Er
zeugniß gab, dad von 2. Ampelin genannt wurde; vergl. ©. 1031 J. und Ans
d. Pharm. TRY. 287 ff.
—
—
22
das wieberholt rectifleirte, reinſte Dippel'ſche Del Tür ein Gemenge
von Paraffin, Cupion, Kreoſot ꝛc. Durch glühende Röhren getrieben |
zerfällt es, Hänle d. äͤ. zufolge, in Thierkohle und Hydrokyanſaͤure;
©. 951 ff.
d) Zu den Brenzätherdlen harziger Stoffe gehört auch das durch
trockne Deſtillation des Börnſteino gewonnene Del; ©. 1045. Es
enthält nicht felten etwas Börnfleinätherdl beigemifcht, das, Berzelius
zufolge, an ſich wohlriechend, in kleinen Mengen dem Bärnftein, fammt
2 Hürzen, einem gelben (mit Del inuigf verbundenen, den Allohol,
Aether und ber Kalilange leicht zugänglichen, leichtflüfflgen,, den ges
wöhnlichen Harzen jetzt lebender Pflanzen ähnlichen) und einem in
alten Alkohol wenig, in fledendem mehr löslicyen (aus ber erfaltenden
und theilweife verdunftenden Löfung ſich ale weißes Pulver. abſetzenden)
durch Aether entzogen werden kann, und würbe muthmaaßlich, von jenem .
Aetheröle befreiet, *) procentiſch zufammengefeht ſeyn, wie das Ter-
ventinöl; denn Döpping zufolge (Ann. d. Chem. u. Pharmac,
LIV. 239 ff.) defland ein durch Kalilauge und wiederholte Deitillas
tion von braunrothem, nad Kreofot riechendem, hayzigem Stoff bes
freietes Börnfleindl, im Hundert im Mittel aus zwei Aualyſen; aus
88,425 C + 11575 U; das Terpentindl aus 8846 C + 11,545,
woraus die Iſomerie beiver Dele folgt. Es feheint bemohngenchtet
aus verſchiedenen (ihrer Bigenwärme nach von einander abweichenden,
im Uebrigen gleich zufammengefeßten Bremzätherblen zu beſtehen. Denn
fein Siedepunkt wechfelte (nach und nach ſteigend) von 1400 bis 1700 C
== 1120 bis 1360 R. — Laͤßt man gepulvesten Börnfein nebſt eben
- fo viel trodnem Quarzſand einige Wochen hindurch mit Terpentinöl
. zwifchen 250 bis 620,5 C == 200 bis 500 R erhikt bleiben, während
. “
.
man das Banze zum Deftern fchüttelt, fo Löst ſich ein beträchtlicher
Theil des Börnfleins zum Haren Firniß auf. Digerirt man fein zers
' .. ſtückelien Körnuerlad (6. 1055) und dergleichen Börnfleie, von jedem
A Loth, 8 Loth Dnarzfand.mebft 40 Gran (2/3 Quentchen) Drachen⸗
Hut in Thränen (reinfle Sorte) und U Quentchen (30 Gran) Safran
9) Außer jenem Aetherdle und den beiden Harzen, welche zuſammen über 10 Proe.
des Boͤrnſteins betragen, fand Berzellus im Boͤrnſtein no vor: Succins
ſfäure und Succinin; Poggendorff’d Ann. XI. Meff. Dad Succinin
... sten ſog. miauflödiiche Bornſteinharz (S. 101) der Boͤrnſtein⸗Bitumen,
bleibe nebſt Parzkali zuräd, wenn man Boͤrnſtein mit Kalllauge behandelt; vom
oo. Barikall befreiet ed Waſſer, aber nicht Kalllauge. Es flellt dann eln geibeb Pulver,
' dar, das durch Ersigeh In einer Glasretorte' zur dunkelbraunen harzaͤhnlichen Maffe
fhmifye, dabel viel Brenzätherdl bildend und nur wenig Kohle binterlaffend. Im
; Sog. Boͤrnſtelncolophon iſt ed ald Hauptbeftandtheil zugegen, was beweifer: daß ed
-... durch Schmelzen In gefottenem Reinsl (und aͤhnlichen sroduenden Fettolen), fo wie
im Terpentindt Id3 Lich wird. — Die EulilibansRinde enthält ein ſchweres
Aerherdl, das,’ mir rauchender Azotſaͤute bermifcht, zur ziegelroth en Maſſe
derharzer, die riecht: wie ſchmelzen der Bornfienn.
101 *
1604
mit 80 Loth (= 21 bürgerl. 8) Alkohol fo lange, bis der Rüdkeub
faſt nur noch aus Quarz befteht, fo erhält man einen gutem feg.
Goldfirniß, anwendbar: auf Meffing; vergl. ©. 1158.
e) Defillirt man Harz der gemeinen Fichte (Pinus sylrestris 2
>
für fi, fo fallen, wie auch bei anderen Gummi⸗freien Harzen,
@rzeugnifie mehr ober weniger verfäjichen aus, je nachdem die Ze
wandte Hiße nieberer oder höher, fiedend gewährt es: Mefinein,
farblofes, fat unriechbares und unſchmeckbares, etwas zäbes, vidHüffiges
Del, das bei 2500 C = 2009 R flebet, bei biefer Hitze PhO besery
Dirt, im Aether Leicht», im Alkohol ſchwer⸗, im Waſſer nicht⸗löslich IR,
durch Azotſäure verbarzet, von KOHO nicht angegriffen wird umb, exit
zündet, mit heller, wenig rußender Flamme breunt; es wird Rüchiomer
triſch für — Caü His O erachtet. Erhitzt man das Harz in Mae, fo
. erhält man, Mathieu zufolge (der es zu Basbeleuchtung verwantie),
ein das brennbare Gasgemiſch begleitennes Del (oder fluffigen Harz⸗
theer), deu M. zufammengefebt fand a) aus Naphthalin; 6) Meteo
naphthalin ober fog. Reſtiter in (EryRallifirbar, nah Dumas
= CH); y) Retinaphin (Harznaphtha ?), ölig farblos,
bet 1080 C — 860,4 R fiebend, weder von K noch von KO, noch von
Yalter SOg angreifbar, feiner Dampfpichte (nah Unmas — 3,23)
nach ſtoͤchiometriſch — Cıa Hs zufammengefeht, fonft = C; Ha eraigkt;
6) Retinylin (flarr, bei 1500 C = 1200 B ſtedend), nach D. vos
4,242 Dampfdichte, danach — Cis Hin, und Retinolin (Harz, fühl
fih fanft an, peruch- und gefchmadloe), nah D. von 7,11 Day
dichte = Ca His; oder einer andern Unterfuhung gemäß Röder
teifh = Ca4 Hi7. Zur Gasbeleuchtung verwendet man in
auch Häufig das Harz von Pinus maritima L. Diefes giebt hicke
einen dunkelbraunen, bläulich ſchillernden, ölig:fläffigen Harziheer, der
fi zerlegen läßt in a) Hargnaphtäa = Cr Hy, farblofes, au
genehm riechendes, ſtechend ſchmeckendes Del, von 0,86 Cigengew.; bi
— 200 C — — 160 R noch) uuerflaret, bei 1080 C — 860,4 B fir
dend, Harz und auch Schwefel loͤſend, Löslich im Aether, Wether- uud
Fettoͤlen und in Alkohol, nicht im Wafler; an Salzbildner 1 H ent
laſſend; 5) Harzdöl — Cy Hg erachtet, auch farblos, aber weniger
Fieplia ale a), eigenthämlich riechend, brennend bitter ſchmeckend und
yon 0,87 Eigengew., bei 1500 0 1205. R fistend, hinſichtlich ver
Löslichkeit a) aͤhnlich; c) Harztäran, berechnet zu CH Hy, in Abſicht
auf Fließlichkeit und Barblofigfeit b) nahe gleichend, jedoch noch mehr
zähe; fühlt fi} fettig an, Hat 0,9 Bigengew., iſt weber riech⸗ noch
ſchmeckbar, kocht bei 2380 C = 19004 RB; nimmt Kautſchuck, Schwefel
. und Jod auf und iſt mit Ch vereinbar; d) Harzfett, aleich Cz Hz
‚erachtet ; bildet weiße, perlmutter⸗glaͤn zende, wachsaͤhnlich riechende,
geſchmackloſe Blaͤttchen, die bei 670 C = 530,6 R fähmelzen;, ſiedet
"Hei 3250 C — 2600 RB, IR leicht zugänglich den Metherdlen, fo wie
/
4
x 10085
dem c), b) und a), außerdem aber auch bem Tochenden Allohol, Sins
gegen wenig bem Falten und ger nit dem Waſſer; verhält fi zu
Chlor wie a).
N Der Erzeugnifle der trodnen Deftillation des Holzes iR bereits zum
Defteren und zum Theil ausführlich gebacht worden; hinſichtlich des.
Methyls (6.876) und der einzelnen von Reichenbach im Buchen
holztheer und ſpäterhin auch in anderen Holz, Dels ıc. Theeren
aufgefundenen Gtoffe hier noch Folgendes:
an) Methyloryd⸗Hydrat (Holzalfohol), procentifh = 37,544 C +
12,475 H + 49,981 O; vergl. &. 1319. Deſtillirt man ein Gemiſch
aus gleichen Gewichtstheilen Holzaltohol, Schwefelſaͤure und Oxalfänre,
fo. erhält man das in farblofen,, shomboidalen Tafeln Eryflallificende,
ſchwach riechbare, bei 510 C = 400,8 BR fegmelgende, bet 1610 C =
1280,8 B ſiedende, im Wafler loͤsliche und, damit erhist, in Oralfäure
und Holzalfohol zerfallende oxalfaure Methyloxyd. Berfährt
man mit dem Holzalkohol, wie mit Weinaltohol, Behufs der Darftels
lung bes effigf. Aethylorydo (S. 1081), fo erhält man das farbloss
bünnfläffige, Atherartig duftende, 0,92 Cigengew. habende, bei 580 C
== 469,4 B lebende, in 2 Waffer lösliche, procentifch und im gaflgen
Zuftande dem Eigengewichte nad dem „formylfanren Aethyloxyd⸗
(a. 0.0.) gleichende effigfaure Metbyloxryd *) (vergl. ©. 1080).
bb) Behandelt man Holzgeift mit Chlor, wie den Weinalkohol bei der Bildung
bes „Chloral” (6. 853 Aum.), fo erhält man das würzig riechende,
farblofe, bei 380 C 300 4 R fiebende, mit Waffer in allen Berhälts
niffen miſchbare Formal, betrachtbar als baſiſch formylfaures Methyls
oxyd; 3 Meo + Fo = 3mal &@H + 02 HOʒ = C; Hıo 0%.
Deſtillirt man Holzgeifi mit MnO, und verbünnter Schwefelfäure, fo
erhält man eine ebenfalls würzig riechende, in 3 Waſſer looliche, bei
420 C = 330,6 R fiebende und 0,855 Eigengew. habende Fläffigkeit,
genannt Metbyal = Cs6 Hg O, d. i. 3 Methyloryp — H und + OD.
cc) Baraffin (denannt durch Sufammenziehung bon parum und afhnis).
Es Bat 0,87 Eigengew., ähnelt der Stearinſaͤure, if farb⸗, geruchs
*) Dad amelfenfaure (formylfaute) Wetbploryd MeOFo (darftellbar nach Art
des formylſ. Aethyloxyds) zeichnet fich durch große Flüchtigkelt vor dem effigfauren
aus, dem ed Übrigend aͤhnlich duftet. Lnterwirft man ſchwefelſaures Methyloryd
mit Kochſalz ber Defiillatten, fo erhält man dab farblodsgafige, ald Gas 1,731
Eigengew. heſihende, äberartig riechende, Im Wafler wenig losliche, mit grünums
fäumter Flamme vezbrganende Metbuidlorür = Mo (oder C,H,) + Ch. Läßt
man biebei daS NaCh durch NaF vertreten, fo erhält man bad ebenfalld gafige und
ätherariig duftende Metbnifiuorür (MoF), deffen Eigengew. = 1,186 It, dad .
vom Wafler in geringer Menge aufgenommen wird, Sad nicht angreift und mit
blauer Flamme verbramt. Ein MeS + HS ähnelt den Mercaptan sder Yes
tbylſulfhydrat, und wird aud In ähnlicher Weile gewonnen, nur daB man
ftatt fchwefelf. Aethyloxyd⸗Kall die entfprechende ſchwefelſaure Methulorud Derbins
dung anwendet.
und geſchmacklos, fühlt ſich mild uud zart und fa fettig an, ſchmilzt
bei 430,75 C = 350 R, if deſtillirbar, erflarıt zur kryßalliniſchen
Mafie, die dem Falten Altobol nur wenig, bem heißen etwas mehr
zugänglich und in Terpentinöl, fo wie in Petrol und warmen Feitälen
leicht⸗loͤslich iR. Es laßt ih mit feſtem Fett, Stearin, Wachs mb
ebenſo mit Naphthalin leicht und bleibend zuſammenſchmelzen, hingeges
nur umyollfommen mit Schweinefett unb mit Talg. Geſchmolzen wird
es von Fließpapier , einen Fetifled bildend, eingefogen; vorfichtig bis
faR zum Braunwerben erhibt, verſchwindet der Fleck, aber das Baier
faugt nun an biefer Stelle kein Wafler mehr ein. Bis zum Dampien
erbist, läßt es ſich entzünden und brennt zun (als Dampf) mit beller,
weißer, nicht rußender Flamme. Minerulfänren greifen es nicht au,
and eben fo wenig Allalien; felbft in der Hige nicht. Auch Chlot
wirkt nicht darauf. ein; iſt übrigens Homer dem Elayl.
2) Qupion; f. ©. 359 u. 1596 Aum.; verhält fidh gegen Eiuren mb
Salzgründer, wie Paraffin, ift aber ſtoͤchiometriſch = C5 He.
e) Ghryfön; = (3 Ha; geld, pulverig oder Fruflallinifch ſchuppig, weder
» riechbar noch ſchmeckbar, flieht bei 2300 C = 1840 B und fwblimirt
in größerer Hitze; iR im Waſſer und im Alkohol unlöstich, faſt unlös
:: SH im Aether und ſchwer löslich in ſiedendem Terpentindl. Bird
vom warmen Vitrioloͤl mit bunfelgrüner Farbe anfgenenımen.
ff) Byren; = Cxꝛ Ha; gelblich kryſtalliniſch⸗ pulverig, im fiedenben Bl
hol untöslich,, im heißen Aether wenig löslich, daraus beim Erkalten
kryſtalliſtrend; ſchmilzt bei 1700 C — 1360 R und beftillive um:
aͤndert über.
.08) Pyrosanthin; = Cai Hıs Os. Der gelbfärbende Beſtandthel vi
zohen Holzgeiftes ; Eryflallıfrt in gelben, tm warmen Luftfirom fatü-
mirbaren, geruchlofen Nadeln, die, im Maſſer unlöslid, vom Allohel
"wie vom Wether gelöst werden. If mit dem Hybrat bes CaD wu
‚mit dem bes AlOz verbindungsfähig.
Y) Cedriret; &.1036 Anm. Bilder fi, wenn man orybireube Gkeffe,
3. B. Eifenoryd-Eulphat ober Kali» Bidieomat und Weinfänre auf
Theer-Brandöl einwirken läßt.
ii) Pittakall; a. a. D. (von zurra Del, fläffiger Tgeer, un zailos
ESchönheit). Begleitet das weiterhin zu erwähnenbe Picamar, den es
feine Faͤrbungen, z. B. die durch wenig Chlor bewirkte grüne zub
bie durch viel Ch entflandene blaue, überträgt.
it) Rreofot; a.a.. und ©. 384, 945, 1095, 1036, 1066, 1076, 1448,
“1468, 1497, unb der die Augen angreifenbe of des Holztauchs, der
hauptfähli dazu beiträgt, dem dem Solzrauche ausgeſetzt geweſenen
Fleiſche ac. den eigenthümlichen Holzrauch⸗ Weruch und Geſchmack zu
ertheilen, = Cr Ho O (? vergl. S. 1372). Farblos, aͤtheroͤlig üſſig
leicht entzundlich, Licht ſtark brechend, mittelſt eines Dochtes mit heller,
rußender Flamme brennend, Teichtstöslich in Alkohol und Aether; Bringt
— — — — —
Albamin zum Geriunen, trocknet Fleiſch in einigen Tagen völlig aus,
es hart und brüchig machend ; if giftig.) Es nimmt gegen 10 Proec.
Waſſer in Ach auf, forbert aber zur waͤſſrigen Löfung wenigſtens das
SOfache feines Gewichtes. IA im Alkohol und im Aether leichblöelich.
Bildet mit Kalihydrat eine perimuttersglängende, leicht ſchmelzbare
Verbindung, wird von waſſerarmen Sänten zerflört und durch orybis
zende Etoffe verharzt.
U) Kapnomor. Barblofe, Hlige, angenehm würzig buftende, anfänglich
faß unſchmeckbare, fpäterhin ſtechend ſchmeckende Flüſſigkeit, von 0,98
Eigengew. Sie fiedet bei 1850 C —= 1480 B, iſt im kalten Waſſer
unlöslich,, im heißen leicht⸗ldelich, desgleichen in Alkohol und Aether.
Bildet mit Schwefelfäure eine gepaarte Säure, macht Kauts
ſchuck darin auffcäwellen und nimmt es (vom demfelben verbampfend es
völlig elaſtiſch Hinterlaffend), erwärmt, gänzlich in ſich auf; Bufah von
abſ. Alkohol trübt ſolche Löfung nicht. Angezündet brennt eo, mittel
‚ eines Dochtes, mit hellrußender Flamme.
mm) Picamar (von: in pico amarum): dicklich⸗dlige, farblofe, ſchwach
riechbare, unerträglich bitter und babei breunenb und kuhlend pfeffers
#) Ueber fein Verhalten zu Reihen, Fleiſch, Haut 2c., bei defen Räuderung ıc. f.
eben S. 384, 985, 1085. Die Aqua Binelli (Binelli’d angebliched, Dieffenbad,
Simon 10. zufolge, aber nicht wirkliches, BlutflllungdsWaffer) it, nach Berz e⸗
Itus, eine wäfrtge Loͤſung des unreinen Stteofotd. Die gefättigte wäſſrige Löfung
reinen, nicht „Phenylhodrat“ enthaltenden Kreofotd färbt fich, mit einem Tropfen
geldäten Eifenerydfulppatd verfept, nicht ſchwarz⸗, fondem rothebraun,
wird von PrOAsRöfung nicht getrübt Cwährend Ummontatshaltiged einen weißen,
ſchmilerigen, im Weingeifi Idölichen Niederſchlag zu Wege bringt), röthet Lakmus
‚ nicht (well ed frei von Air), laßt fih, in ſtarker Kono⸗Löͤſung aufgelddt, mit
Waſſer ohne Trübung vermifchen Cweil es fein Euplon enthält), enthalt Teiln
Yicamar, wenn ed im Afachen feined Sewichts Weingeiſt gelddt und dann
teopfenwelfe mit 1 Thell Barytwaſſer verfept ungetzübt bleibt, IM Pittas
Ballsfrei: wenn zu einer Vermiſchung von 50 Weingelft + 1 Barytroaffer etwas
Sreofot getroͤpfelt wird, und iſt Waſſer⸗fret, wenn einige Tropfen Kteofot in einer
unten zugeſchmolzenen, oben offenen und etwad umgebogenen Gladröbre dis 100° C
erhint, über ſich keinen zu Dunſtblaͤschen (Thau⸗Beſchlag) verbichteten Waſſerdampf
wahrnehmen laſſen. Dem aus Buchentheer gewonnenen Kreoſot ſcheint, Buchs
ner d. &. zufolge, ein giftiger Bildungstheil (dad klebrige, bittere, hoͤchſt Brechen⸗
erregende, noch nicht chemiſch iſolirte Fagin) beigemiſcht zu ſeyn: im Waſſer ges
ſedt ſchmeckt ſolches Kreoſot bitterlich. Miederer ſchuͤtzt zum Andbalgen (Nuss
ſtopfen) beſtimmte friſche Thlerhaͤute durch Kreoſotwaſſer, indem er die Innenflaͤchen
derſelben damit befireicht. Etwad Im eine Wunde oder gar Ind Auge gebracht, ſoll
furchtbar fchmersbaft ſeyn. Waſſer, dad nur °/, Proc. Kreoſot geloͤſt enthält,
mad Pflanzen, die man damit begießt, ſchon nach einigen Stunden abfterben. In
Kreoſotwaſſer gebrachte Fiſche Frümmten fih und warfen ſich, mie eb fehlen, vom
heftigſten Schmerz ergriffen, umber und flachen nad) etwa 30 Secunden. Aehnlich
wirkte dergleichen Waſſer auf Heine Infecten ıc. Wenige Tropfen reichen bin, Ins
fuforten zu tödten; wie Kresſotwaſſer fich gegen Vilz⸗ ıc. Sporen verhalten würde
Cgegen Solzſchwamm zc.), ſteht zu ermitteln. Tröpfelt man etwas Kreoſot auf bie
Baut, 3. B. der Hand, fe entfieht ein weißer Fleck und nach einigen Tasen Ab⸗
Ihupyen Der zerſideten Baut.
⸗
1608
mänzartig ſchmeckende, ſich fettig unfühlende, wmitielR eines Dechtes
mit heller, rußender Flamme brennende Flüffigleit, die von ungeleimstem
Drudpapter Iangfam eingefogen wird und ſich dann darin mehrere
Tage hindurch weiter verbreitet und endlich verſchwindet. 1,09 Figeng.
Bat, bei — 1600 = — 120,8 R noch fläffig if, bei 2700 C = 216° R
flebet, ſich mit Wafler faſt *) unmifchbar zeigt, Yom Wifohol uud 7
Aether leicht gelöst und von Talter, waſſerarmer Schwefelſaͤnre,
von Effigfänre leicht aufgelöst wird. Bricht das, Licht weniger Bat,
als Kreofot, if, ohne Kückſtand zu hinterlaffen, defillirber, bildet mit
Alkalien, zumal mit Kali, kryſtallifirbare, in Alkalilaugen leliche
falzartige Verbindungen, die man (im unreinen Zuſtande) leicht erhalten
Tann, wenn man Theer, oder auch den bei der Rertification des Kreoſets
zurädbleibenden Stoff mit Kalilauge vermiſcht und an einen lalten
Ort Rellt, fle dann In friſcher flebender Kalilauge löst, fe in ber
Kälte wiederum anſchießen läßt, bierauf zwifchen Drudpapier ober
Gattun abpreßt und dieſe Berrichtung fo oft wiederholt, bis Iebilid
die Lauge durchaus ungefärbt abläuft. Die dann aunoch etwas rät
lichen Kryfalle find num wenigftens frei von Kreofot, Phenylhydrat
Cupion und PBaraffin , enthalten aber noch Pittakall, wovon man fe
befreiet, indem man das Kali durch Bhodbhorfäure hinwegnimmt und
‚das dabdurch ausgefchiedene, annoch bräunlicde Del fo oft mit Welle
deſtillirt, bie Chlorgas weder bläuliche noch olivengrüne (auf Pittafell
binweifende), fondern nur moberbraune Färbung bewirkt; dann ſchlß⸗
lich für fih über Weingeiftflamme deſtillirt, erſcheint es endlich farbicd.
Anmerk. 1. Ueber Serfehung der A durch trockne Deftillatien &
‚Aceton oder Effiggeift und Carbonſ. (C3 Hz O und COqa) mi wo
wantte @rzengnifle, vergl, ©. 852, 877 Aam., 1080, 1088, 104 1
1509. Ueber Metaaceton; ebendaf. Deftillirt man Amylon mi
CaO, fo belommt man mehr Metaaceton ale Aceton; beftillirt mas
hingegen Bummi mit CaO, fo überwiegt die Menge des Aceten jene
bes Metaaceton. A giebt, wird flE als au Salzgründer gebumdene
Eäure erhitzt, in der. Regel Fein Metanceton; boch erhielt man durch
trodne Defillation des Ca0A Epuren eines Dels, tas muttumeeflih
hauptlaͤchlich daraus befand, Da übrigens 2 Aceton — (s Hs Or
binreicden, zu erllären, warum es flarfe Eäuren in eine Atyerartige
Blüfftgfeit (in Denyloryb oder Mefityloryd) und Wafler zerfallen mat,
fo hat man es als ein zu den Brenngeiften gehöriges Erzengniß ber
trachtet, defien Grundlage das Denyl oder Meſityl = Co H; if,
‚das + 0 ein dem Aether ähnliches Oxyd (C6 H,O) darſtellt, während
dieſer + HO das bem Alkohol entſprechende Denyloxyd⸗Hydrat
. oder Oenyl- oder Meſityl⸗Alkohol gewährt. Die ſog. Holzfäure
entläßt, rectificirt, zunächk eine zum Theil hieher gehörige angenehm
*) 1000 Gewichtsthetle Waller von gewöhnlicher Fuͤhlwaäͤrme Tofen noch nicht 1 came.
10
N
riechende Fluͤſſigkeit von 0,519 Eigengew., den fog. Mefit, ber bei
580 C = 460,4. R fiebet, ih mit Wafler, wie mit Alfohol vermiſchen
läßt, über Ca0HO _ober KOHO veſtillirt aber, traft deren ſtarker
Gäureforderung, in A und Rethyloxyd⸗Oydrat (Holzgeiſt) zerfällt. —
Deſtillirt man Reißmehl und Bohneumehl jedes für fich, fo gewährt
erſteres ein ſaures, Ichteres, wegen großen Legumin-Behalts (©. 1423
Anm.) der Bohnen, ein alkaliſches, Ammoniakshaltiges Deftillat.
Anmer!. 2. An ver Gohärenz ber Pflanzenfaſer⸗Gebilde ſcheint
bie Gilicfäure größeren Antheil zu haben, als man ihr zuzugefichen
gewöhnlich gemeint if. Berzüglich bürfte dieſes der Ball ſeyn bei
bem fog. Nenſeeländiſchen Flachs (Phormium tenax L. vergl,
m. Grundz. I. 107) und bei Stipa tenuissima, dem Kaparto Syos
niene, wo es auf trocknen Hügeln häufig vorfommt und wo man Taue,
Strike, Matten und Flechtwerke aller Art daraus fertigt, bie ſich
fämmtlih durch fehr große Haltbarkeit auszeichnen ; im wiefern der
Lein, ver Hanf, die Hopfenranken ıc. ihre Haltbarkeit theilweiſe
durch Gilicfäure erhielten? bedarf noch der Beantwortung durch Berfuche.
Anmerk. 3. Eine mäßig erwärmte Kautſchuck⸗Flaſche laßt ſich
auch ohne jene (S. 1165) gedachte Vorbereitung, war fle 1/2 Zoll did,
mittelſt eines Blafebalgs bis zu SchreibpapiersDünne aufblaſen. Wie⸗
derholtes Aufblafen der Urt ertheilt ihr mehr oder weniger Beiländis
gung foldger Dünne, Die ©. 1466 Anm, erwähnten Kautſchuck⸗
Ringe fcheinen aus aufgetriebenen Blafen der Art gefchnitten zu
werden, bevor bie Blafen ihre bleibende Dünne erreicht haben. — Gin
Kautſchuckſtreifen läßt ſich 11mal länger auszichen, als er urfprünglid
lang war. : Wiederholung folder Streckung gewährt endlich Fäden
von bleibender Dünne.
Aumert. 4. In neuerer Zeit träuft man Papier (den fog. Zeug),
dba man es im Großen nicht mehr nah Rieß⸗ und Ballen-Anzahl,
fondern „nad; dem Gewichte“ verkauft, dem Dernehmen nach mit
Pfeifenthon. Gilt es, dergleichen Papier mit Pflanzenfarbſtoffen
zu färben, fo bürfte ſolche Bewichtövergrößerung (während fie das
Schreiben erſchwert und Schreibfevern ſtaͤrker abnugt, von Stahl⸗
führeibfedern aber Leicht durchriſſen wird) zur Feſtigung ber Farben
beitragen, zumal wenn biefe mit Alaun verfeßt wurden, fordert dann
aber, fol die Farbabſtufung und deren Ton nicht leiden, @ifensfreien
Thon. — Kot man nicht ifen-freie Alaun-Löfung mit Pfeifenthon,
fo wird ihr Eiſen⸗Gehalt als Oxydhydrat gefällt, während ſich Alums
oxyd auflöst. — Mebrigens wird gefättigte Löfung des Alumoxyd⸗
Eulphate durch KCh getrübt, Hingegen nicht Durch NaCh, indem
erſteres Salz Alaun theilweife (als fog. Alaunmepl, d. i. ale kry⸗
Rallinifches Pulver) zur Ausſcheidung bringt. *)
*%) Man Tann daher in manchen Bällen die wäflrige gefättigte Löfung des Alum⸗
- 1640
8. 21.
Sämmtliche chemifche Vorgänge zeugen — hierin ben Selbſi⸗
bethätigungöfolgen ber einzelnen Lebweſen (Organiömen), zumal
deren einverleibendben oder affimilirenden Bethätigungen ähnlich
— von einer innern Beweglichfeit ber foldhen Vorgängen
unteriworfenen Stoffe (Materien), die, in Beziehung auf ben
Inhalt diefer Stoffe, alfo auf beren Raumserfüllende Maffe,
anbegrenzt, d. i. Raumpunft für Raumpunft (unendlich Heine
Oertlichkeit ‚für unendlich kleine Dertlichfeit), mithin durchaus
. und gänzlich durchgreifend möglich iſt. Aber nicht nur in ben
chemiſchen Mifchungs- und leblichen Selbſtbethätigungs⸗Bewe⸗
gungen wird ſolche ununterbrochene, unbedingt (oder abſolut)
ftetige Beweglichkeit der Stoffe offenbar, fondern auch bei allen
übrigen Innenbewegungen und deren Fortpflanzungen; mögen
biefe nun ben chemifchen, fo wie den Leblichen Bewegungen zum
Bermittler oder zum Einleiter, zum Begleiter ober zum Bollender
bienen, ober auch ald Folgen beifelben hervorgehen, ober mögen
fe ohne alle chemiiche, oder flatt berfelben — ohne alle einzeln-
lebliche (lebendigen Einzelnweſen entftammende) Bethätigung:
lediglih rein phyſiſchen Weges, b. i. nur durch Aufeinander,
nicht durch Sneinander-Wirken (getrennter, einzeln für ſich be
ftehender Stoffe) erzeugt worben feyn. Dergleihen rein⸗phy⸗
fifhe Innenbewegungen find: 1) bie Schwere; *)
2) Die Rugelungs- Ziehung oder „Cohäflen“ der
vxyd⸗Sulphats als Mittel benugen, um NaCh von KCh zu unterjeiken uub
legteres nachzumelfen.
Anmert. 5. In Perfien bereitet man Lalmus (S. 1139) au Crone-
phora tinotoria, bie im Gebirge längs bes ſchwarzen Meeres bänflg wähet,
und ſich mahrſcheinlich au an das mittellänbifche verfehen IA
. 9%) Schwere als concentriſche Bewegung S. 8, 9, 29 u. 163; als Trieb 10, 653;
als Fall⸗Beſtimmung ver Stoffe 39; Schwerpunkt und Bennel 40, Vemel⸗
Ablenkung durch Berge 269, Befänbigfeit ber Länge bes phyſiſchen Penbels, bei
Berſchiedenheit feines Stoffe, fo wie deſſen Benugung zur Befliumrung der
Geſtalt und Innenbeſchaffenheit ber Erde; desgleichen zur *
miltelung des: gegen bie Erde gerichteten Unziehungen anberer Welttörper,
zur Ermittelung ver Wohnortshöhen über Meeresflache a. a. D. = 1.2;
monait zu vergleichen &. 29, 35, 268, 1475, betreffend nat Allgemein⸗Geſet⸗
lie der Bewegungen unb ber in bie Berne wirkenben Unziehungen, na Kepler,
Sant, Newton uf, fo wie: achtzehn Erweiſe der allg. Anziehung (S. 269
Rn. 288).
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1011
Tropfbarenz ) 3) bie Haftziehung aber „Mr
haͤſton“; *#) 4) der Schall; ***) 5) das Licht; +) 6) die
Wärmez; +r) 7) bie Eleftricität prH) nnd 8) der Mage
*) 8.89 (über Ad haͤſion; ebendaſ.), 120; über Tropfenbildung a. a. O.;
Saltertförmiges 162; Hüllen ner Dunſtblaäſchen und ver Gatblaſen,
fo wie Bildung beider Blaſen⸗Arten a. a. O. u. 160, 173, 209; fle vermitteln
die Srundgeftaltung des Leiblichen oder Organiſch⸗Starren (vie Zellens,
wie die Gefäß-, Safer: ze. Bildung) 895 ff., 1452, 1474, 1479 Unm. lieber
Rauch, beffen Bildund und Weſenheit 86, 121, 160 u. 188. — Ueber Eos
härenz und beren Bemeſſung 58: Verhältniß derſelben, fo wie der Gohäflen .
und Anbäflon zur Wärme 546 u. |. au Wärme,
“ Der Gegenflähen S. 271, der Gefäßwände 183; Weſenheit verfelben 308 m.
7164 ; als Bewegungsbinderniß &. 589. Ueber Bass Berfhludung und Zus
südhaltung ver verſchluckten Gaſe durch Gaftziehung 764 m. 1504; Durch⸗
trungenwerden verflädhter flarrer Gebilde von tropfbaren und von gaftgen Slüffigs
teiten, Gapillarität, Enposmofe und Groſmoſe 1428 ff.; über Mitver
flaächtigung durch Adhaͤfſion 105, 863; Anziehung der Gleichartigen
unter fi und Scheidung durch dergleichen Anziehungen 451 u. 830.
0) Ueber oscillatoriſche MolelelsBewegung &. 598, Wellenbewegung ſchallender Stoffe
84, 88, 168 u. 470; Geſchwindigkeit derſelben 89; ber Luft und verfdhichener
Ginzelngafe 100 u. 310; Ginfluß des Windes darauf und größere Hörbarkeit bes
Schalles bei Naht 234; über das Verhältniß der Echallsteitung zur Wärmes
Leitung 113; ſcheinbare Anziehung klingender Körper 420. Ueber excentriſche
oselllatorifge Bewegung 163, tralung des Schalles, des Lichte und ber
Bärme 763. |
+) Beſenheit beſſelben ©. A; Wellen veſſ. 84, 88; beren Geſchwindigkeit 88 ff.;
Stärte ober Intenfität deſſ. 27; Beygung 181 m. 174; Brehung 26,
109, 129 u. 174; Spiegelung a. a. D. Beleuchtung bunfler Gegenflänbe
107, Schatten a. a. D. u. 286. Ueber Farben; Entſtehung, Weſenheit,
Urtung und Wirkung verf. 96, 105, 131, 509 uw. 1446— 1456. Waͤrmeſtralen
uns fog. chemiſche des Spectrums (prismatifgen Barblichtes) 341. Ueber Mits
leuchten ober fog. Phosphorescenz 418, 436, 1445. Ueber elektriſches Licht 3727.
++) Natur berfelfen.&. A, 7, 45, 163, 271 u. 598, ihr zum Grunde liegende
welfenförmige Bewegung 87 u. 326, erkennbar an ihren Wirkungen auf
„Sohäflon”, „Sohärenz" und „Abhäflon" 546 u. 1111, vergl. mit dem Geſetzlichen
ver Warne⸗Mittheilung 93, 110 u. 325; Dämpfung (und Entwidelung)
305, 3827, Leitung 87, 141, 115, 325, Ableitung 112, Saffung ober
Gapaeität 303. Ueber Sigenmwärme 303 ff. Weſenheit derſ. 325; Geſetgliches
derſ. in Beziehung auf Grundſtoffe und veren chem. Verbindungen 205, 820,
884 ff. ; vieler einfacher und zufammengefeter Stoffe 305, 317, 320, 322, 3;
Steigerung derſ. durch Erhitzen 811, 885, 1333 u. 1576 ff. Wärme: Geſen⸗
Les in Beziehung auf Zuſtandswech ſel 164 u. 843. Ueber Warm e⸗
Rralung 85, 114, 262, 325 u. 340. Wärme, ergeugbar durch Lit,
f. Acht; durch Reibung 189, 327, 588 u. 593; durch Aphäfion 308, durch
Drud, Zufammenpreffung und burg chemiſche Mifcyung 308 (Kälte,
Tanfilige, ebentaf.); Spannung, bewirkt buch Wärme 91 u. 183; Mas
ſchinen-Bewegung durch Wärme, aber ohne Waſſerdampf 468.
141) Natur derſelben ©. 7, 32, 124, 183, 177, 336 u. 4244. Gegenfag
derf. 326, nah Franklin, Volta, Amporen. A. 764; in Begehung auf
Mythen 525, anf elektriſche Vertheilung 424, Ansiehnug wnb
1612
netismus. *) Ergänzende Erläuterungen, wie fie befonbers
durch bie Entdeckungen und Erfindungen ber letzteren Sabre
möglich geworden find, bieten nachftehende Bemerkungen bar:
1) a) Betrachtet man der ©. 9 ff. und 1407 entwickelten Anſicht gemäß
bie Schwere als den: aus der Getheiltheit des Weltalls (und jeglichen
darin vorhandenen einzelnen Raumerfüllers) entfpringenden Ergäns
zung6slUrtrieb, fo läßt fih im Sinne biefer Borflellung and
hinzufügen, baß überhaupt alle und jede Anziehung, ber Grunbbeftim-
mung nach, mit jenem Urtriebe in Entflehunge-Beztehung ſtehe. — Die
bis jetzt unbeffimmte Geſchwindigkeit, mit welcher bie Schwere
fi fortpflanzt, wäre vielleicht in ähnlicher Welfe zu ermitteln, wie
bie gegen die Erde gerichtete Anziehung ber Weltlörper des Sonnen
ſyſtems es durch das ſchwingende phyfifche Bendel feyn Yärfie
(f. die Untermerfung *). Da man nämlih im Boraus weiß, ak
3. B. der Mond dem Senithalabfkande eines Erdenortes ſich wäßert,
fo laͤßt fi auch mit hinreichend Furzen phyſiſchen Pendeln bie Frage
beantworten: ob dadurch die Schwingung bes Pendels verlangfamt
wird, uud um wie viel? Und Eennt man biefe Größe, fo läßt fl
gleichen Weges auch bie weitere Frage aufiverfen: wie viel Zeit ver
Abſtoßung, fammt Eleftrometrie a. a. D. u. 134, 164, 199 m. TeL
Ueber Ifolatoren und Leiter 134 u. 424. Gleltrieitäts- Grregay
durch Meibung und Drud 192 u. 843, buch Wärme (und burg Licht) 13%
326 u. 843; durch trocknes und naſſes, chemiſch eingreifennes Berühren unglaie
Leiter, d. i. burh Salvanismus 435, 767, 840, 842 ff., 1333, 1471 x;
durh Magnetismus 273 (u. f. Magnetismus). Ueber Eleftromagnetik
mns und Giperismus 842, 556 u, 594. Chemismus un Buyfieis
mus in Wechfelwirkung 886 fi. Ueber elektriſche Atmoſphären 423 =
600; eleltrifhe Metallverflüädtigungen 779; Verhältniß der ers
-ettät zur Gohäfion 326. Weber eleltrifge Spannung 188, 243, 841; Elcektre
motore der Reibungs-Elektricitdt („Leibner Slafchen” ıe.) 424 umb der
Hybroeleftrieität, f. Galvanismus. Ueber bie Natur der elektrifgen
unten, bes Blibes und ver Gewitter 326 u. 133 ff. Ucher 8 Mit 9
Urtungen von Gtektrieität 142. Ueber Mafginen-Bewegung var Rei
bungss Elektricität, Gleltromagnetismus und durch Magnete
eleltricismus 574.
9) Natur veffelben S. 7, 14, 273, 275 u. 888. Geſchichtlichet ve 124,
Geſetzliches vefl. 378, 764 u. 806. Ueber Kryffalls Magnetismus 61,
764, 829 u. 895; Kryfiallifation und bei verfelben wirkende zweicrlei Ins
ziehungen 784. Ueber Sicht barm ach ung ber werbenden Vergrößerung ums
Begrenzung entſtehender Kryſtalle 829, vergl. mit 117 u. 192. Ueber
Dimorphismus 863, Wenzel (Bon ver Verwandtſch. d. Körper. S. 284)
zufolge tritt augenblicklich Kryftallifatton nes effigf. Natron ein, wenn vieſes
in fläffiger Form frifch bereitet bis zum Kruftallifationspunkt abgebampft worden,
und dann „mit dem Finger berährt wird“; hingegen nicht, wenn bad Salz zuvor
in feinem Kryſtallwaſſer geſchmolzen und dann wieber gelöst worden war, Ueber
Giengerinnen S. 353 un Wenzel a. a. D. 297.
— — — — — —
1613
ſtreicht, bevor jene, die Erdſchwere minbernde Kraft des, feiner daun
gegebenen (im Voraus berechenbaren) Grbeutfernung nach bekannten
Mondes (nachdem derfelbe jene Hoͤhenſtelle am Himmel erreicht hatte)
feh am fchwingenden Bendel wirkſam zeigt? — Sur Zeit, da ber
Neptun (S. 1408 Ann.) noch nicht entdeckt war, Tonnte der Hallecy’s
che Komet ale Erweis dienen, daß bie Sonnen: Gchwere weit über
das Sonnenfyflem hinaus fi wirkfam zeige; denn er entfernte fi
vor feiner jevesmaligen Wiederkehr ſtets gegen 720 Millionen Meilen
von der Gonue, d. i. noch einmal fo weit, als die Uranusbahn reicht; *)
indefien macht das Geſetz der Hernewirlung der Echiwere (daß ihre
Wirkſamkett fi mindert, wie das Quadrat der Entfernung wächst;
©. 8 fi.) ſolchen Erweis unnöthig; vergl. ©. 1407. Genaue Beobs
achtungen bes erwähnten Kometen zeigten jeboch auch bei dieſem (mie
bei vem Biela’fdyen), daß bie fpäteren Umlaufszeiten etwas Türzer
_ ausfielen, als fie ausgefallen wären, Hätte der Widerkand des
Mediums (des Welt-Nethers oder der Himmelsluft) nicht feine Bahn
mehr und mehr verkürzt; eine Verkürzung, die zuerſt am Ende’fchen
Kometen mit Beſtimmtheit nachgewieſen wurde; ©. 169. — Bu jener
Folgerung , welche vom .Berf. diefes Hobe bereits vor 20 Jahren (in
| ſ. Odb. der Meteorologie II. ©. 603) ausgefprochen wurbe: daß bie
i Sternfhuuppen Kometensartige Weltlörper feyen , find in neuerer
J Zeit mehrere Naturforſcher gelangt. Jene zahlloſen Sternſchnuppen,
. welche hauptfächlich in der Nacht vom 10ten Augufl zum 11ten’ (ober
in ven Nächten vom Iten bis zum 12ten Auguſt) und in jener vom
13ten Rovember zum 14ten (ober vom 12ten bis zum 15ten) firhtbar
waren, erachtet man für einen Ming oder für Ringe (erinnern» an
(wie jene vielleicht — aus Trabanten?), die, um die Sonne geichlungen,
von der Erde, während ihres Laufes um die Sonne, zweimal (den
10ten Auguft und den 13ten November) durchfchnitten werben; bei
welcher Gelegenheit aber mehrere oder weniger von biefen gaſigen
— *—* — m. · u T MU 39 ir ven
I. *) Die mittlere Intfernung des Neptun (over Hercules) iR auf 776 Millionen
geogr. Meilen berechnet worben, was beiläufig 3Bmal fo weit if, als die Erde
im Mittel von der Sonne fernt. eine Umlaufszeit um bie Sonne beträgt
240 bis 242 Jahre; tägli& 58,600 Meilen auf diefer Bahn zurücklegend, ums
.ſchwingt er axendrehend tie Sonne Gl/ymal langfamer als vie Erde, die taͤglich
361,400 Meilen zurüdlegt. Das Licht der Sonne wirkt auf ihn, da ed an Stärke
’ mit der Antfernung abnimmt, gefhwächt, wie nie Schwere (und wie jede in bie Berne
> ſich fortfeßenne Bewegung) und, um ihn zu erreichen, 5 Stunden Zeit verbraudt,
1400 mal ſchwächer, als es, nad beiläufig Sl/g Minuten die von ver Sonne
20,374,667 fernende Erbe erreichend, auf viele einzumirken vermag. Beffel
folgerte aus den Störungen (Berturbativnen), die ben Uranus währenn feines
. Sonnenumlaufes treffen, auch das Vorhandenſeyn eines Planeten jenfelts feiner
Bahn, ebenfo Leverrier, aber biefe Störungen ſcheinen einen andern noch zu
erforſchenden Grund zu haben. —
bie 2-3 Saturnusringe), zufammengefegt aus Kometen:
N
1614
(la. a. O. H. &.594) Weltlöchern, Seitens ber Erbe, ſolchem Singe ent⸗
riffen werben, bie baranf, indem der von der Erde entferniere dem ibe
näheren folgt und ihn ereilt (weil der lebtere durch den Wiberfiand Ber
Luft ungemeine Berlangfemung erleidet), in einander ſtürzend fich ver:
bichten und fo in Fenerkugeln übergehen. *) Der Ming oder bie
" Ringe felbf fehwingen in ber Richtung yon Often nach Weſten.
alfo Hierin den verfehrtläufigen Kometen gleichend, um die Seune, und
Die einzelnen Kometen befielben können baber, wenn fie (gleich allem
Blaneten — die ſich auch ſäämmtlich weſtöſtlich um ihre Aren drehen —
Trabanten und vielen von denen bisher ale ſolche anerkannten Kometen)
rechtlaͤuſig die Sonne von Weften nad Oſten nmmeilen (während biefer
Haupikoͤrper bes Syſtems felbft um feine Are weſtoſtwaͤrts ſchwingt
und in berfelben Schwungrichtung auch im Weltraume fi fortbewegt),
für die Erbbewohner den Schein gewinnen, als fliegen fie von
der Erde ofweflwärts auf, während andere, bie in ihrer Bahn uch
zurüd find, das Anſehen haben, als eilten fie ber Erde zu. Diefelbe
GOdypotheſe, welche zahlreiche Kometen⸗Ringe als Urſache ber Ste
ſchnuppen gelten läßt, ”) deutet dadurch das Zodiakallicht. Sches
ODaß die Kometen — wenigſtens jene, welche, Birflernen vorüber ſchwingen
dieſe durch ſich hindurch erblicken laſſen — gafige Weltkörper ſind, bie, weil ſie
flüſſig, keine Axendrehung haben können, folgerte ich zur erwähnten Zeit (ſ. m.
Gob. d. Meteorol. I. 279 un II. 1. ©. 102); ter Annahme aber, daß ſe
in einander flürzend fi zu Meteorfleinen verbichten, vermag ich nicht zu felgen
weil fie ce) als gafige Kometen viel zu bänne find, als vaß fle fo dichte Ads
wie bie Meteorfieine, zufammienfegen lönnten; wäre bie atmoipg. Let sd
Dieeresfläche 1 Meile body fo picht, als au biefer Blädge, fo würke-nas Emm
Licht für uns kein Tageslicht erzeugen, fonvern finftere Nachthimmel gemäteen,
pur vie vie Sonne als rother Stern hindurchſchimmert; wie ungeheuer kinz
muß das Gas eines Kometen ſeyn, ver bei Hunderten von Meilen feines Darts
meſſers dennoch Sterne erſter unb ‚zweiter Größe hindurchblicken Läßı; A) weil
‚ein Ineinanberflürzen der Axt eine durchaus gleichmäßige und ‚gleichartige verbide
. tete Maffe zur Solge Haben müßte, man bat bis jeht aber nicht nur gegen 20
verſchiedene Orundſtoffe in ven Meteorfteinen entvedt, fonbern bei vielem berfelben
auch fehr ungleichartige Innenvertheilung biefer Stoffe und ISnnengefaltung wahr
genommen; y) weil die meiften Gteinregen flattfanden zu Zeiten, die suche aber
weniger beträchtlich fernten vom 10. Auguft oder 13. November. Bud der füngfe
Meteorfieinfall (bei Braunau), ber unter ambern einen einylam 42 8
ſchweren Meteorſtein gewährte, fand gegen 4 Wochen vor dem 10. Anguf Rait
— 4.9. Sumboldt zufolge wird in’ einer Engliſchen Chronik des Mittelalter
her 10. Auguft Meteorodes genannt ımb nennt der ungebildete Theil nes
Schottiſchen Volkes die Sternſchnuppen: die Feuer des heil. Lanrentius
| foer Laurentius⸗Tag ift aber der 10. Auquſt). Webrigens giebt es und Jaker,
in welchen an ven genannten Tagen nicht viel mehr Eternichnuppen gefehen
een, als zu andern Zeiten, Den 15. Sept. 1816 fah ich Morgens, bei TZageb
belle; eine.
“) Die daher au für die übrigen Planeten, namentlich für Merkur, Venus
und Mars und felbft au für die Afteroiden (Plauetviden, ovber fog. mitt
leren oder Heineren Planeten — Trabantem der Sonne? — veren Aunjehl
vor 2 Jahren durch die von Gende gemachte Cutdechung der ARria aber Bis
4615 -
A. v. Humboidt erachtete für baffelbe ald begrüͤndende Urſache: einen
zwifcden ber Venne⸗ und Mare Bahn’ die Sonne umſchwingenden, fehr
abgmtatteten Dunftring. Man fieht es im Fruhling (nach Sonnen⸗
Untergang) den GSternbilvern des Winters, Stiers und der Zwillinge
zugewendet; im Herbſte (vor Gonnen-Aufgang) der Jungfrau und dem
Löwen zugewendet.
c) Nanche haben gemehtt: die, außer der Sonne zu dem Bereich berfelben
gehörigen WBeltkörper -fehen von ihr ausgeiverfen worden; wären fle
das, fo hätten Re, da fie hiebel (wie pas aunoch beflchende Anziehungs⸗
verhaͤliniß der Sonne zu ihnen darthut) nicht aufhörten, von ber
Senne überwiegend angesbgen zu ſeyn, in paraboliſch gefrümmter
Bahn zu Ihe zurüdfchren (zu derſelben wieber herabfallen) müflen,.
und nur wenn andere, ber Sonne im Abſicht auf Anziehungsſtärke
ahnliche, von ber Gonne entfprechend entfernte, wie diefe in Bewegung
begriffene WBeltkörper gleichzeitig, ſenkrecht deu Senne gegeirkber,, auf
biefelben anziehend eiuwirften, hätte es möglich werden können, baß
fr, annoch vom Umfchwung der Sonne ergriffen: dieſe nicht umkrei⸗
- feten,, ſondern durch die fremde Anziehung ergriffen (zumal wenn biefe
+ aus einer mit von Weſſen nach Oſten, fondern von Often nach Welten
fich um die eigene Are drehenden und baher auch in gleicher Richtung
L "ihre Bahn verfolgenden Begenſonne entwidelt wurde) in Ellipfen uns
ſchwangen. Indeſſen iſt die ganze Borftellung von jenem angeblichen
Mrfprunge ber zum Bereich (Syſtem) unferer Sonne gehörigen, von
' diefer beleuchteten und anziehend beherrfchten Welttörper eine nichts
weniger ale tief begründete Vermuthung; denn wurde das Zurüdfallen
ber Plaueten ꝛc. in-bie Sonne busch eine Gegenſonne, oder, flatt ders
felben,, durch bie vereinte Wirkung (durch Die Mittelkraft) mehrerer
Virflerne verhindert, fo hätte ſolche fremde Anzichung nicht nur auf
ben Ereifigen Umſchwung ber Planeten ıc, abändernd einwirken, fondern
nerva und ohnlaͤngſt — den t. Yuli 1847 — buch die, ebenfalls durch G. volls
brachte Entdeckung eine6 noch nicht benannten, fo wie durch die neuefte ver Art,
durch die am 13. Auguft I. I. von Sind in England entveckte Irte um 8 vermehrt _
worven if) Durdgangsftellen darbieten werden, und von denen Rienäder es
wahrſcheinlich ſindet, daß fle (jene Ringe) geſchauet das Zodiakallicht
(a. a. DO, IT. 632) gewähren. — Es ähneln übrigens die ſogenannten Heinen
VRlaneten, deren Arendrehung bis jetzt unerwiefen ift, ihrem Anſehen nad, nas
mentli Ihren ſtarlen, mutbmaaßlih durch ibr Mitleuchten fie ſichtbar machenden
Armoiphären gemäß, fo. wie durch ihre ſtark ereentrifche Bahn, mehr entfernten
Kometen, als den Planeten. Shure Direchmefler find mehr vermuthet, als berechs
net, aber ihre Bewegung iſt verhältlich genau ermittelt. Sie treten zwiſchen
‚beflinmten Birfternen hervor, dem Anfcheine nad: felber als eine Bixfterne,
entziehen fi mehr oder weniger dein Blicke und wernen nad befimmten Zeiten
jwierer bei den Eternen gefunven, bei welchen fle zuerft gefehen wurden. Der
neueſt entdeckte, noch ungenannte Aſteroid ſcheint (als Stern Ater Groͤße) ver
"Wera an Kleinheit nahe au tommen, wie vie Aſtraͤa ber Juno, ober, nach
Anderen, der Ceres.
1616
yielmehe von dem Punkte an, wo ihre Masichumg jene unferer Gonze
| überwwog , die Planeten gänzlich) und für immer von legterer hinweg⸗
ziehend Kückkehr⸗los entfernen mäflen, und nur: Balls die Planeten
and Trabanten aus Kometen hervorgegangen (indem mit deren Baba
Kürzung gleichzeitig Verdichtung ihres Stoffes Ratigefunden), welche
ihren Urfprung der Sonne verdantten, indem fle als Gaſe von berfeiben
auffliegen,, deren Weitere Bervünnung in ber Gonnenauziehung ihre
Grenze faud , und bie dabei zugleich von ber Sonne ſelbſt ſtellenweiſe
ungleich ſtark angezogen wurben (weil.der Gonnenförper theilweiſe
unterhoͤhlt erfchien), wäre eine Abänderung bes Kreisumſchwangs im
die @ilinien- Bahn möglich geworben; aber bas reicht nicht hin: Die
Arendrehung des werdenden Plaueten hervorzurufen; es fcy beum,
daß zur Zeit größter Annäherung ſolches verbichheten Kometen zur
Sonne ,. von außen ber eine feitlicge Emporziehung deſſelben bewirkt
wurde; oben ©. 300. Nebrigens kaun Arendrehung auch durch fog-
-Rüdfoß ſehr Dichter Safe möglich werden; wie dieſes beim elek
trifhen Flugrade, Segner’s Maſchine — worauf bie vom Berf.
biefes Hobs un» fpätechin in Amerika in Vorſchlag gebrachte (umb
bort zur Musführung. gelangte) duechane gefahrlofe Dampfmafdrise
(S. 467) berußt ; oben ©. 465 — und der darauf geprünbeten Bar
ker' ſchen „Waflermügle ohne Rad und Trilling“ der Gall if. *)
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BVerentungsvoll für die Entwidelungs-Michtungen, und dadurch für Art zur Ban
nigfultigleit der Geftaltung organiicher Cinzelnweſen, If die mehr orer weniger
verſchiedene elliptifche Krümmung ter Saameukörner, wie ver Gier iM
und außer dem Mutterleibe); jede Gigenründung weifet dier anf Gigennerpiiuik
ber Selbfibethätigung, wie ter Borm ber Ginzelntheile des pflanzlichen, tes
pflanzlichen un» ihierlichen Leibes Hin, ber im Gaamen oder tm Gi feiner Get
widelung harret. Aber fie if es nicht weniger für Geftaltungen, Ge
gungen und Bewegungen ver Weltkörper, Denn abgefehen davon, daß tie ellim
tif gefrümmte Bahn, mit vieler ihrer Krümmung, zuglei die Bahn
ber Ausweibung (mithin: ver Verhinderung gegenfeltiger Beiyränfung m
ſchneidender Störung) und möglichſt freier Entwidelung ifl, im nem ges
gebenen, bei aller Weite und Groͤße höchſt fparfam In Anſpruch
Weltraum⸗Theil, z.B. unfere® Sonnenſyſtems (uns ebenjo wahricheiniihk: fr
ähnlichen Weltkorperſyſteme), fo iR fle es zugleich auch, welde benm in feier
Bahnen ſich bewegenden, mehr oder weniger elförmig gerünveten Beittörpern
Punkt für Punkt neue Gins und Gegenwirkung (den Planeten z. B. unuzten
brochen andauernde Aenderung ihrer Beleuchtung, und baburch ihrer Grwärsung,
ſo wie ihrer allgemeinen und magnetiichen Anziehung, hledurch zuiauım
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aber ihrer elektriſchen Aufregung oder Gleftrifirung 26.) barbietet, damit fete
Beränderung aller ihrer mannigfaltigen Gelbfis und Gegen⸗Bethätigungen bebingt,
die zugleih Punkt für Punkt für jenen Weltköcper der Art nen uns no mit
bageweien ericheinen, weil daß ganze Sonnenſyſtem im unendlichen Weltraum
ſtetig fortiHreitet und mithin auch von Jeittheilhen zu Zeittheilchen im meue
Gegenwirkungs: Bereiche fich verfegt fieht. Bären vie Weltlörper kugelcund (böten
alfo in engfler Begrenzung die größte Iabaltsfülle dar) und bewegten fie ſich in
Kreiſen, fo würde 3. B. für jeglichen Planeten nur in fofern ewiges Gineriei
ſich andern, als ex in neue Weltraͤume verſetzt erſchiene.
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