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Handbucli
der
Archaeologie der Kunst
von
K. O. Miiller.
Dritte, nach dem Handexemplar des Verfassers verbesserte,
berichtigte und vermehrte Auflage
von
Dr. Fr. Q-. "Weleker.
Zvvejter Abdruck.
STUTTGART.
Verlag.von Albert Heitz.
1878.
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Druck Ton Knrl Eirn in Stuttgnrt.
Vorrede zur zweiten Ausgabe.
Da das Bucfi^ welches ich dem Publicum hiermit zura
zweitenmal ubergeb^,\in seiner fruhem Gestalt brauchbar
gefunden worden ist : so Jiabe ich diese im Ganzen unver-
andert bestehen lassen, und aiich einige neu hinzugekonimene
Paragraphen (§. 75*. 157*. :241*. 324*. 345*. 345**.) so be-
zeichnet, dass die bisherige Reihenfolge dadurch nicht gestort
wird. Ich bin freilich gewahr, dass in einem Handbuche der
Archaeologie noch manche andre Mittheilungen iiber Inschriften,
Munzen und die topographischen Beziehungen der Denkmaler
erwartet werden konnten: aber ich musste nach meinem
Plane Alles ausschliessen, wodurch unsre Kenntniss der bil-
denden Kunst im Alterthum nicht unmittelbar gefordert wird,
und durfte also z. B. auch die Munzen nur als hochstbedeu-
tende Reste der alten Kunst, nicht aber als Denkmaler des
politischen Lebens und Handelsverkehrs der Alten — die noch
zu wenig hervorgehobne Hauptrucksicht bei diesem Studium
— in Betracht Ziehen. Auf der andem Seite bin ich eben
so uberzeugt, dass auch in der Darlegung der innern Prin-
zipien der alten Kunst, von denen die Kunstler bewusst oder
unbewusst bei der Entwickelung ihrer Ideen geleitet wurden,
bei weitem mehr geleistet werden kann, als dies Handbuch
angiebt, jedoch hielt ich auch bei dieser neuen Bearbeitung
den Gedanken fest, dass es doch nur bestimmt sein konne,
die Summe aus der bisherigen Bearbeitung der Wissenschaft
IV
zu Ziehen, und daher nur die sicherslen und einleuchtendsten
Bemerkungen uber diese im hohern Zusammenhange noch
zu wenig verhandelten Fragen milzutheilen habe. Eine ahn-
liche Entsagung musste ich mir in Betreff der Kunstmythologie
zur Pflicht machen, uber welche^meine Ansichten noch immer
von denen sehr abweichen, welche die jetzige Generation
archaeologischer Forscher grossentheils bekennt. Wenn nach
dieser die Bildner des Alterthums gewisse Grundideen des
Heidenthums mit Bewusstsein und Absicht in ihren Werken
auszudrucken suehten, die daher gleichsam wie Hieroglyphen
einer physischen Theologie zu deuten seien: so ist, nach
meiner Ueberzeugung , von dem Kunstler der Bluthezeit der
alten Kunst im Ganzen nur so viel Kenntniss des vaterlichen
Glaubens zu erwarten, wie von jedem Manne aus dem Volke;
alles Andre aber war bei den schopferischen Geislem unter.
den Kunstlem eine eben so freie und ihnen eigenlhumliche
und nur von den Forderungen ihrer Kunst abhangige Thatig-
keit, wie die Ausbildung irgend eines Mythus zu einer So-
phokleischen Tragodie. Wie aber auch diese Frage, die in
unsrer Zeit eine grundliche Erorterung verdiente, entschieden
werden mag: so wird es doch diesem Handbuch von den
Anhangem jener Lehre nicht zum Vorwurfe gemacht werden
kOnnen, dass es von einer antiken Theologie, die aus den
Kunstwerken allein zu schSpfen sei , bis jetzt nur Wejiiges
zu melden hat.
Um desto mehr bin ich bemuht gewesen, die in mein
Buch aufzunehmenden. Facta, innerhalb der Granzen meines
Plans, zu vervoUstandigen, scharfer zu bestimmen und ge-
nauer zu ordnen. Man wird die grossen Erweiterungen, die
die Kenntniss dei^ alten Kunst in den letzten Jahren erhalten
hat, nicht nach fluchtig zusammengerafften Notizen ausser-
lich angeschoben, sondern durch fortgesetzte Aufmerksarakeit
in das Ganze verwebt linden. Die zahlreichen Beurtheilungen,
die dem Werke von gelehrten Archaeologen zu Theil ge-
worden, sind sorgfaltig benutzt worden. Ueberhaupt aber.
darf ich sagen, dass die Arbeit dieser zweiten Ausgabe kaum
V
geringer gewesen ist, als die, welche ich zuerst auf das Buch
uberhaupt gewandt habe.
Zwischen dem Zuwenig und Zuviel des mitgetheilten
Stoffes uberall die recbte Mitle getroffen zu haben, darf ich
mir freilich nicht einbilden. Die fasten Grundsatze, die ich mir
uber die aufzunehmenden Fakta und Denkmaler gebildct, wird
der Eenner der Sache leicht berausfinden : aber in sehr vielen
Fallen konnte doch nur ein subjectives, oft nor ein monien-
tanes Gefuhl leiten. Meine Aufgabe wurde dadurch erschwert,
dass ich mein Buch zugleich zur Grundlage vori mundlichen
Vbrtragen un<f zum Handbuche ffir das Privatsfudium be-
stimmte, indem eine Absonderung des einen Zwecks von
dem andem in der gegenwartigen Lage unsrer Studien nicht
rathsam sein mochte. Daher ist denn in diesem Buche viel
mehr Stoff gegeben, als ein akademisches Collegium etwa in
hundert Stunden verarbeiten und entwickeln kann ; und wenn
es auch vielleicht archaeologischen Vorlesungen von sehr ver-
schiedner Art zum Gnmde gelegt werden* konnte, wird die
Benutzung desselben doch immer eine freie und eigenthum-
liche sein mussen: wie der Verfasser selbst nach langerer
Erfahrung es in der letzten Zeit am zweckmassigsten gefunden
hat, schon in den ersten oder geschichtlichen Theil das Wissens-
\vurdigste uber Tochnik, Fortnenbildung und Gegenstande
der alten Kunst heruber zu nehmen, ohne darum weniger
uberzeugt zu sein, dass die systematische Disposition des
zweiten Theils fur das Studium wesentliche Vortheile ge-
wahrt.
Dem von mehreren Seiten geausserlen Bedurfniss eines
Registers hat Herr Dr. A. Lion, welcher auch die Gorrectur
dieser Ausgabe hauptsachlich besorgt hat, wenigstens in den
Punkten entsprochen, zu deren AufiBndung die Kenntniss der
Anordnung des Buches nicht schon hinreicht. Ein Alles um-
fassendes Register wurde den Umfang des Werks zu sehr
ausgedehnt haben.
Auch die Nachtrage habe ich auf das Wichtigste be-
schrankt; weil, wenn ich die Notizen, Avelche ich aus den
VI
wahrend des Druckes erschienenen Werken, ganz so wie aus
den friiher herausgekommenen , ausgezogen, dafur hatte be-
nutzen wollen, der Gebrauch des Buches sehr unbequem ge-
worden ware. Irgend eine Granze muss doch hier angenommen
werden, und so kann im Ganzen das Ende des J. 1833 als
der Zeitpunkt betrachtet werden, bis zu welchem die arehaeo-
logisehe Literatur, soweit sie nach GOttingen gelangt war,
fur dies Handbuch mit einer gewissen systematischen Gleich-
formigkeit benutzt worden ist.
Gottingen, im Januar 1835.
Vorrede des Herausgebers.
Die neue Ausgabe dieses Buclies ubernahm ich nach
dem dringenden Wunsche der hochachtbaren . hinterlassenen
Gattin des Verfassers und seiner nachsten Freunde. Wie das-
selbe bisher dem Studium der alten Kunst und ihrer Denkmaler
anerkannt sehr forderlich gewesen ist, so wird es ihm ohne
Zweifel auch kunftig gute Dienste thun, und wenn es zuerst
nach seiner ganzen Einrichtung unvermeidlich bei Manehen
auch einen Irrthura veranlasst haben mag, die Vorstellung
namlich, dass die Kenntniss der alten Kunst eine ziemlich
leichte und beilaufig zu erlangen sei, so muss gerade die
Ausbreitung des Studiuras selbst, die durch das zweckmassig
und geschickt ausgefuhrte Compendium und Repertorium ver-
mehrt wird, auch beitragen zu der Vertiefung in den Gegen-
stand zu veranlassen. Denn wie verschieden ein oberflach-
liches leichtes Wissen von der Kenntniss der Kunstgegenstande
selbst und ihres Zusammenhangs sei, muss fur AUe oflfenbar
werden, sobald sich erst Viele mit ihnen beschaftigen , und
gar Manche werden dann bald gewahr werden, wie viel
mehr dazu gehore nur ein einziges Monument richtig auf-
zufassen, zu beurtheilen oder griindlich und sicher zu erklaren,
als alle die vielen in dem Buch zusammengedrangten Monu-
mente, Namen, Zahlen, Stellen und Citate mit dem Gedachtniss
oder mit matten unbestimmten und unfruchtbaren Vorstel-
lungen zu umfassen.
Der Verfasser hatte bis zu seiner Reise nach Griechenland,
von der er nicht heimgekehrl ist, aus alien neu erschienenen
VIII
Schriften alles in den Plan seines Buches Einschlagende in
einem mit weissem Papier durchschossenen Exemplar sehr
fleissig eingetragen, nachdem er es vorher auf kleinen an
Ort und Stelle leicht unterzubringenden Zetteln ausgezogen
hatte. Von diesen Zetteln waren eine betrachtliche Menge
noch unubertragen zwischen den Blattern eingelegt, zum
Theil auch noch unvertheilt an ihren Stellen haufenweise
liegen geblieben. Die eingeschriebenen finden sich zwar un-
gefahr in der Gegend der Seiten, wohin sie gehoren, doch
war die genawere Stelle, die sie am fQglichsten einnehmen
konnten, meistentheils erst* noch zu bestimmen. Diese Zu-
satze sind ausserst fluchtig geschrieben und so schwer zu
lesen, dass sie ohne Aufsuchen der Stellen in Buchem und
der Monumente, worauf sie sich beziehen, meistentheils gar
nicht zu entziffem und zu benutzen gewes^i sein wurden.
Dies Nachschlagen wurde ich zwar auch ausserdem aus an-
dem Griinden fast in alien Fallen nothwendig gefunden haben.
Und so gross ist die Anz^hl dieser Zusatze, dass ich nicht
weiss, ob ich dem Geschafle mieh zu unterziehon Entsclilusg
gefasst haben wurde, wenn ich sie im voraus gekannt hatte.
Berichtigungen oder Abanderungen hat der Verfasser
nur seiten vorgenpmmai oder angedeutet. Hatte er selbst
von seinem Werk eine neue Ausgabe raacben konnen, so
wurden sie vermuthlich nicht seltener als in der zweiten
vorkommen. Dann hatte er wahrscheinlich auch von den
friiher niedergeschriebenen Zusatzen, nachdan unterdessen
imjner mehr Neues hinzugekommen ware, g^r manche unter-
druckt, um das Glachmass, worauf er ini Ganzen sorgfaltig
bedacht war, zu erhalten. Dem £ren)den Herausgeber schien
es mir nicht zuzukommen eine strenge Auswahl unter diesen
Zusatzen zu treflfen, sondem eher im Beibehalten etwas zu
weit zu gehen und nur diejenigen auszuschliessen , die ihm
entschieden entbehrlich geworden oder zur Au&ahnie uni-
niittelbar nicht bestimmt g^wesen zu sein schienen.
Der andre Theil meiner Arbeit besteht in Erweiterung und
Fortsetzung des Werks bis auf die neueste Zeit nach dessen
eigenexi Flan und Charakter. Aus Rucksicht auf diese musste
ich es ungleich mehr darauf absehn, das Buch mit dem
Wichtigsten der seit Jahren hinzugekommenen Denkmaler
IX
imd gelehrten Arbeiten oder audi mit vielen von dem Ver*
fasser nur ubersehenen Nachweisungen von alteren Monu-
menten, alterer Litteratur zu bereidiern, als mir fur eig^ie
Ansichlen und Bemerkuijgen geeignele Stellen aufzusachen.
Insbesondere habe ich vermieden durch hauflge Ein^chiebsel
in dem Zusammenhang der Kunstgeschichte sowohl als des
theoretischen Theils etwas Fremdartiges , einen merklichen
Bestandtheil einer neuen Arbeit in die sdte einzumischen.
Nur die wichtigsten neueren Entdeckungen mussten noth-
wendig in die Geschichte aufgenommen, und uber einige
wichtigere Punkte der Technik durften abweichende Ansichten
nicht unlerdruckt werden. J^mehr meine Zusatze sich an
das Einzelne hielten ohne in das Allgemeine und das Innere
einzugreifen, um so angemessener schienen sie mir dem Zwecke
zu sein. Daher fallen sie hauptsachlieh in die Uebersicht der
Gegenst&ade der alien Kunst, ob^iph ich die vorliegend^
kmistmytliologische Darstellung der G&ttier nicht durtbgangig
fur die einfachste, oder die richtigste, oder die erscbopfendste
ausgeben will und in den Heroenmythen die £}inthei}ung der
Monumente, eben so wie auch der episChen Sagen selbst
nach den Stammen fur nachtheilig halte. Von Kunstwerken
war der Zuwachs so sehr gross; dass weder alle grOssem
Kupferwerke, noch die Schriften des archaeologischen Instituts
in Rom und andere Zeitsehriften , worin fortwahrend eine
Menge von Denkmalem erwahnt, beschrieben und besprochen
werden, eben so stark als mit fruheren von dem Verfasser
geschehn ist, ausgebeutet werden durften. Noch weniger
konnte ich daran denken , aus der Fulle von nicht offentlich
bekannt gemachten Denkmalern, die ich in meinen Papieren
aus den Zeiten eines mehrmaligen Aufenthalts in Italien in
den letzten Jahren, so wie von Reisen in Griechenland und
Sicilien, Deutschland, Holland, Frankreich und England her
aus oflfentlichen imd Pri vatsammlungen verzeichnet auf bewahre»
einen andern als sehr beschrankten Gebrauch zu machen^
da sie sich nicht ohne mehr Worte batten anfiihren lassen.
Manche Werke zu sonsther angefuhrten Monumenten durch-
gangig mitzucitiren nach der Weise des Verfassers, wie z. B.
Pistolesi Vaticano, den er fur die folgende Auflage ausgezogen
hatte, Inghirami's Vasi fittili u. a., schien mir uberflussig.
X
Von den Gemmenabdrucken des archaeologischen Instituts
sind die 5. und 6. Genturie (Bullet. 1839. p. 97) nicht gleich
den vter eusten eingetragen worden. Von Gerhards aus-
erlesenen Vasen war der 3. Band nur bis Taf. 234 in meinen
Handen, von der filite ceramographique ein noch kleinerer
•
Anfang des 3., von dem Museo Borbonico erst die Halfte des
14. Bandes. Je sparsamer der Raum zu benutzen war, urn
so mehr habe ich.gesucht mich auf das Wichtigere und das
Verstecktere , das Vereinzelte im Anfuhren und Beifiigen zu
beschranken , und die auf diesem Gebiet wohl bewandert
sind, werden aus dem Ganzen zu entschuldigen wissen, wenn
der Tact der wunschenswurdigsten Auswahl nach ihrer nahem
Erfahrung in besondern Kreisen mich im Drang andrer Ge-
schafte und selbst des Drucks hier und da verlassen hat
Oder das Rechte mir nicht zu rechter Zdt gegenwartig ge-
wesen ist. Meine Zusatze sind sammtlich durch Klammem
abgesondert worden, um auch von der Seite den Grundsatz,
das Werk in seiner VoUstandigkeit bis auf den letzten Buch-
staben und voUig unverandert dem Publikum von neuem zu
ubergeben, auch von dieser Seite aufrecht zu halten.
Bonn d. 15. August 1847.
F. G. Welcker.
Vorbemerkung zur vierten Aufiage.
i
l/as vorliegende Handbuch ist seit einer Heihe von Jahren
vei^iflfen. Vielfache Beniuhungen der unterzeichneten Ver-
lagsbuchhandlung es in einer neuen, dem jetzigen Stande der
Wissenschaft entsprechenden Gestalt vorzulegen sind daran
gescheitert, dass samnitliche deshalb befragte Gelehrte er-
klarten, dies lasse sich nur durch eine voUige Umarbeitung
grosser Theile des Werkes erreichen; eine Schonung des ur-
sprunglichen Textes, wie sie Welcker vor dreissig Jahren
uben konnte, wurde heutzutage namentlich in den kunsl-
geschichllichen Abschnitten unmoglich sein, die wunschens-
werthe Umarbeitung aber wurde aus K. O. Miillers Handbuch
das Werk eines Andern machen. Ueberdies wollte sich
niemand bereit erklaren den grossen Aufwand von Zeit und
Muhe an eine solche Umarbeitung zu wenden. Da nun ebenso
wenig der Ersatz des vorliegenden Buches durch ein ganz
neues Handbuch furs Erste zu erwarten stQ^t, so ist es zweck-
massig erschienen dem unleugbaren Bedurftiiss, wie es sich
in der staten Nachfrage kund gibt, durch einen unveranderten
Wiederabdruck einstweilen abzuhelfen. Der Wiederabdruck
erfolgt Seite auf Seite nach der dritten Aufiage. Die An-
XII
wendung lateinischer Lettem und die Bezeichnung der Para-
graphen am oberen Rande der Seite werden der Brauch-
barkeit zu Statten kommen.
So lasst sich hoffen, dass der neue Abdruck sich den
jetzl so lebhaft betriebenen archaeologischen Studien nutzlich
erweisen werde, bis das ganze Buch einmal durch ein neues
ersetzt sein wird, welches mit dem hier in raustergiltiger
Weise erreichten Vorzug sachkundiger Kiirze den weiteren
Vortheil verbindet, die Fortschritte der archaeologischen
Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten in sich verarbeitet
zu haben.
Die Yerlagsbnclihaiidliiiig.
N oti z
tber die Abkurzungen nnd AnMliniDgs-Arten.
C A. bedeulet Catalogus artificum (von Sillig).
C. I. — Corpus Inscriptionum Graecarum (von Boeckh).
D. N. — Doctrina numorum (von Eckhel).
* D. A. K. — DenkmSler der alien Kunst, s. S. 23.
G. — Gal^rie, Galena. G. M. — Gal^rie mythologique (von Blillin).
g. — gens (bei den sog. Familien-MQnzen). g. — gegen.
Inst. — Instituto die corrispondenza archeologica, s. S. 22.
M. — Museum, Musee, Museo.
M. I. Hon. In. — Monument! inediti, Monumens in^dits.
M. — MQnzen.
N. — Numi. N. Brit. — Veterum popul. et regum numi qui in Museo
Britannico asservantur (von T. Combe).
N. H. — Naturalis historia (von Plinius).
K. Pomp. — Pompejana, new series (von W. Gell).
N. — Norden. 0. — Osten. S. — SQden. W. — Westen.
N. ^ Nummer (bei Aufzfthlungen von DenkmSllem).
01. — Olympiade.
P. gr. — Pierres gravees.
^ PCI. M. PGl. — II Museo Pio-Clementino, s. S. 21.
r., 1., die R., die L. — rechts, links, die Rechte, die Linke.
S. — Sohn. st. — stirbt.
T. — Tempel.
V. — Villa.
X verbindet die Zahlen der LiUige und Breite eines Rechtecks.
In Bflchertiteln bedeutet B. Beriin, F. Firenze, L. London, N.
Napoli, P. Paris, R. Roma, V. Yenezia.
In dem kunstmythologischen Abschnitt bezeichnen die einzelnen An-
fangsbuchstaben stets die Gottheit, die in der Ueberschrift und dem
Columnentilel genannt ist.
XIV
Die Ziilern b<*i L. bezeiclmen die Nunimern, welche die Antiken des
Musee Royal im Louvre nacli der Description von lb30 (s. S. 353) haben,
bei den Antiken in Dresden die des Verzeichnisses von 1833 (s. S. 357),
bei denen in MQnchen die der Beschreibung der Glyptotbek von Klenze und
Schorn, welche in der neuern Ausgabe von 1833 dieselben geblieben sind.
Die Antiken des Britischen Museums sind einigemal nach den Nummern
ani^efuhrt, die sie im Jahre 18:22 batten.
A. mit einer Ziffer citirt die Aumerkung des Paragraphen; die blosse
ZilTer den Abschnitt des §. selbst. Die Anmerkungen gehOren stets zu
dem Abschnitt des §., der die entsprechende Zahl am Rande hat.
BouilL, das Werk des Malers Bouillon (s. S. 22) ist um der KCirze
willen immer so citirt worden, dass die Kupfertafeln vom Anfange bis zum
Ende jedes Bandes diirchgezahlt worden sind.
Micali's Kupferwerk (s. S. 198) wird immer in der neuen erweiterten
Gestalt angefuhrt, wenn die §ltere Ausgabe nicbt ausdriicklich genannt ist.
Mionnet's Empr. bezieht sich auf die in dem Catalogue d'une collection
d'erapreintes. P. an 8. verzeichneten MQnzabdrQcke , welche die hiesige
archaologische Sammlung mit einem ^rossen Zuwachs yon spatern Ab-
drucken aus derselben Hand besitzt Die letzteren sind nach der Nummer,
welche sie in Mionnet's Description de MedaiUes antiques Grecques et Ro-
maines tragen, angefflhrt. Mionnet PI. bezeichnet den der Description
beigegebenen Band mit Kupfern.
Bei der Aufzahlung von Denkmalem einer Art bezeichnet ein Semicolon
zwischen den Anfuhrungen die Verschiedenbeit des Denkmals. Z. B. werden
durch M. PCI. II, 30; M. Cap. Ill, 32 zwei verschjedene Statuen, durch
M. PCI. I, 12; Bouill. I, 15 eine und dieselbe angezeigt.
Das'Zeichen [] fflr Bucher, die der Verf. ohne eigene Ansicht an-
fQlirte, ist in der zweiten Ausgabe verschwunden , weil der Verf. ausser
der hiesigen Universitats-Bibliothek fCir die Zwecke dieses Handbuchs auch
(im Herbst 1830) die KSnigl. Bibliothek in Berlin und (im Herbst 1833)
die mit dem K. K. Antiken -Cabinet in Wien verbundene archaologische
BGchersammlung durchgesehen.
Inhalts-Anzeige.
Einleitung.
A. Theor etische.
1. Zergliederung des Begriffes Kunst. §. Iff. S. 1 ff.
2. Die einfachsten und allgemeinsteu Gesetze der Kunst. §.9. 4
3. Eintheilung der Kunst. §. 16. 6
4. Allgemeines nber die geschichtliche Erscheinung der Kunst,
insonderheit der bildenden. §. 29. 14
B. Litterarische. §. 35. 16
GescMchte der Ennst im Alterthum.
Die Griechen.
Erste Periode bis gegen 01. 50.
1. Allgemeine Bedingungen und Hauptzilge der Kunstentwicke-
lung. §. iO. 24
2. Architektonik. §. 45. ^ 26
3. Die tibrige Tektonik. §. 56. 36
4. BUdende Kunst. §. 64. 42
5. Anfange der Malerei. §. 73. 51
Zweite Periode. Von 0). 50 bis 80.
1. Der Charakter der Periode im Allgemeinen. §. 76. 55
2. Architektonik. §. 80. 57
3. Bildende Kunst.
a. Verbreitung derselbeu. §. 82. 61
b. Cultusbilder. §: 83. 63
c. Ehrenbildsaulen. §. 87. ' 66
d. Mythologische Figuren als Weibgeschenke §. 89. 67
e. Tempelsculpturen. §.90. 68
f. Styl der bUdenden Ktmst. §. 91. 72
g. Ueberreste der bildenden Kunst. §. 96. 75
Stein- und Stempelschneideknnst. §. 97. 80
4. Malerei. §. 99. 83
XVI
Dritte Periode. Von 01. 80 bis 111.
1. Die Ereignisse und der Geist der Zeit in Beziehung auf
die Kuust. §. 100. . S. 87
2. Architektonik. §. 1Q5. 91
3. Bildende Kunst.
a. Die Zeit des Phidias und Polykleitos. ' §. 11^. 100
b. Die Zeit des Praxiteles und Lysippos. §. 124. 117
Stein- und Stempelschneidekunst. §. 131. 134
4. Malerei. §. 133. 137
Vierte Periode. Von 01. 111. bis 158, 3.
1. Ereignisse und Charakter der Zeit. §. 144. 149
2. Architektonik. §. 149. 153
3. Bildende Kunst. §. 154. 158
Stein- und Stempelschneidekunst. §. 161. 168
4. Malerei §. 163. 170
Plflnderungen und Verheerungen Griechenlands. §. 164. 173
Episode.
Von der Griechlsclien Kunst bei den Italischen Volkern
vor 01. 158, 3.
1. Griechischer Urstamm §. 166. 177
2. Etrusker. §. 167. 179
3. Rom vor dem J. d. St. 606. §. 179. 198
Ftlnfte Periode. Von 606 der Stadt
(01. 158, 3.) bis zum fiittelalter.
1. Allgemeines aber den Charakter und Geist der Zeit. §. 183. 204
2. Architektonik §. 188. 208
3. Bildende Kunst. §. 196. 224
*4. Malerei. §. 208. * 245
Die ZerstSrungen §. 214. 254
Anhang.
Die ungriechischen Volker.
I. Aegyptier.
1. Allgemeines §. 215. 257
2. Architektonik §. 219. 266
3. Bildende Kfluste und Malerei.
a. Technik und Behandlung der Formen. §. 228. 276
b, Gegenstande. §. 232. 283
II. Die Syrischen St^mme. §. 234. 292
A. Babylonier.
1. Architektonik. §. 235. 292
2. Bildende Kunst. §. 237. 295
XVII
B. PhOuicier und benachbarte Stamme.
1. Architektonik. §. 239. S. 297
2. Bildeude Kimst. §. 240. 299
C. Eleinasien. §. 241*. 303
III. VOlker vom Arischen Stamme. §. 242. 305
1. Architektonik. §. 243. 306
2. Bildende Kunst. g. 245*. 309
IV. Inder. §. 249. 316
Systematische Behandlnng der antiken Kimst.
Propftdeutischer Abschnitt.
Geographie der alien KunstdenkmiUer.
1. Allf^emeines. §. 251. 320
2. Griechenland. §. 252. 322
3. Asien und Africa. §. 255. 327
4.' ItalioD. §. 257. 330
5. Der Westen Europa's. §. 262. 350
6. Deutschland und der Norden. §. 264. 357
Erster Hauptabschnitt,
Tektonik. §. 266. 365
I. Gebande. Architektonik. §. 267. 365
1. Baumaterialien. §. 268. 366
2. Die einfachen geometrischen Grundformen. §. 273. 370
3. • Die Architekturstflcke. §. 275. 372
4. Arten der Gebaude. §. 286. 385
n. Gerathe und Gef^sse. §. 297. 408
Zweiter Hauptabschnitt.
Bildende Knnst (nebst Halerei). §. 303. 419
Erster Theil.
Von der Technik der alten Eimflt. §. 304. 419
I. Mechanische Technik.
A. Der Plastik im weitern Sinne.
1. Die Bildnerei in weichen oder erweichten Massen.
a, Arbeit in Then Oder ahnlichen Stoffen. §. 306. 420
6. MetaUgrnse. §. 306. 423
O. MB Her*! ArehMOlogie. 4. Aufl. 11
xvm
2. Die Arbeit in harten Massen.
a, Holzschnitzerei. §. 308. ' S. 427
b. Bildhauerel §. 309. 428
0. Arbeit in Metall and Elfenbein. §. 311. 432
d. Arbeit in Edelsteinen. §. 313. 438
e. Arbeit in Glas. g. 316. 445
f. Stempelschneidekunst. §. 317. 447
B. Zeichnung* anf ebner Flache.
1. Durch Auftrag von Farbestoffen weicher nnd flflssiger Art.
a, Einfarbige Zeichnung nnd Malerei. §. 318. 449
h. Malerei mit Wasserfarben. §. 319. 449
0. Enkaustische Malerei. §. 320. 453
d. Yasenmalerei. §. 321. 456
2. Dnrch ZnsammenfQgang fester Stoffe, Mosaik. §. 322. 458
II. Op.tische Technik. §. 323. 462
Zweiter Theil.
Von den Formen der bildenden Eunst. §. 324*.
I. Formen der Natnr und des. Lebens.
A. Vom menschlichen KOrper.
1. AUgemeine Grunds&tze. §. 325. 467
2. Charakter nnd SchCnheit der einzelneu Formen.
a. Stndien der alten Kflnstler. §. 328. 470
b. Behandlnng des Gesichts. §. 329. 471
c. Behandlnng des tlbrigen KOrpers. §. 331. 476
d. Proportionen. §. 332. 478
e. Colorit. §. 333. 480
f. Vermischung menschlicher Bildung mit andern For-
men. §. 334. 480
g. Der KOrper und die Gesichtszflge in Bewegung.
§. 335. 482
B. Bekleidung des KOrpers.
1. Allgemeine Grnnds&tze. §. 336. 465
2. Griechische Mannerkleider. §. 337. ^ 487
3. Franengewander. §. 339. 492
4. BOmische Tracht. §. 341. 496
5. Waffentracht. §. 342. 497
6. Behandlnng der Draperie. §. 343. 499
C. Von den Attributen nnd attribntiven
Handlungen. §. 344.
II. Von der Kunst geschaffne Formen. §.345. 502
XIX
Dritter Theil.
Von den (jegenstanden der bildenden Ennst. §. 346. S. 509
T. Mythologische Gegenstande. §. 347. 509
A. Die Olympischen Zw6lfg5tter.
1. Zeus. §. 349. 512
2. Hera. §. 352. 522
3. Poseidon. §. 354. 526
4. Demeter. §. 357. 532
5. ApoUon. §. 359. 539
6. Artemis. §. 363. 552
7. Heph&stos. §. 366. 559
8. Pallas Athena. §. 368. 562
9. Ares. §. 372. 573
10. Aphrodite. §. 374. 576
11. Hermes. §. 379. 586
12. Hestia. §. 382. 593
B. Die tibrigen Gottheiten.
1. Dionjsischer Kreis.
a. Dionysos. §. 383. 594
h. Satyrn. §. 385. 603
c. Silene. §. 386. 609
d. Pane. §. 387. 611
e. Weibliche Figuren. §. 388. 614
f. Kentauren. §. 889. 617
g. Dionysos Thiasos im Ganzen. §. 390. 619
2. Kreis des Eros. §. 391. 622
3. Musen. §. 393. 629
4. HeUgOtter. §. 394. 632
5. Urwelt, MenschenschOpfung. §. 395. 634
6. TJnterwelt nnd Tod. §. 397. 639
7. Schicksal und Weltordnnng. §. 398. 644
8. Zeit. §. 399. 646
9. Lichtwesen. §. 400. 647
10. Winde. §. 401. 652
11. Das Element des Wassers. §. 402. 653
12. Die Vegetation des Landes. §. 404. 659
13. Land, Stadt und Haus. §. 405. 661
14. Menschliche Th&tigkeiten und Zustande. §. 406. 665
15. Alt-Italische GGtter. §. 407. 669
16. Fremde, orientalische GOtter. §• 408. . 670
C. Hero en. §. 409. ^ 6T3
1. Herakles. §. 410. 674
2. Die tibrigen Heroenkreise (nach geogra^hischer Ordnung).
§. 412. 685
XX
II. Gegenstande des Menschen -Lebens.
A. Iiidividueller Art.
1. Historische BBrstellungen. §. 419. . S. 724
2. Portratbildungen. g. 420. 728
B. Allgemeiner Art.
1. Cnltushandlnngen. §. 422. 735
2. Agonen. §. 423. 740
3. Krieg. §. 426. 748
4. Jagd, Landleben, Wirthschaftliches. §. 427. 749
5. H&usliches und eheliches Leben. §. 428. 7&2
6. Tod. §.431. 757
III. Gegenstande aus der Qbrigen Natur.
1. Thiere und Pflauzen. §. 433. 759
2. Arabeske, Landschaft. §. 435. 765
3. Amulete, Symbole. §. 436. 765
Einleitung.
A. Theoretische.
1. ZergliedenmK des Begriffes Kunst.
§. 1. Die Kunst ist eine Darstellung, d. h. eine i
Thatigkeit, durch welche ein Innerliches, Geistiges in die
Erscheinung tritt. — Sie will nichts als darstellen, und unter- 2
scheidet sich dadurch, dass sie sich darin geniigt, von alien
praklischen, auf einen besondem Zweck des aussem Lebens
gerichteten Thatigkeiten.
2. Weil die Kunstfibung zwecklos ist, heisst sie oft, besonders bei
praitiflch gesinnten VOikem, ein Spiel, lud us. Nfltzliche Kunst im
Oegensatz der schOnen ist nichts als Handwerk.
2. Die nahere Bestimmung wird besonders durch die 1
Art des Zusammenhangs zwischen dem Innern
und Aeussern, Darstellenden und Dargestellten , in der
Kunst gegeben. Dieser Zusammenhang muss durchaus ein 2
in der Natur des Menschen mit Nothwendigkeit
gegeben er, nicht durch willkurliche Satzung angenoramener
sein. Er ist kein Gegenstand des Erlernens, wenn er auch 3
auf verschiedene Naturen, verschiedene Bildungsstufen starker
Oder schwacher wirken kann;
3. Die geistige Bedeutung einer Reihe von TOnen, der Gharakter
und Ausdruck eines Gesicbts wird nicht erlernt, obgleich von dem Einen
st&rker und feiner empfunden als vom Andem. Die Natur selbst hat
0. M a 1 1 e r' • Arohaeologle. 4. Anfl. ^
2 Einleitung. [3, 4, 5]
diese Sympathie unseres Gemflthes mit den sinnlichen Formen gegrundet,
auf welcher alle Kunst beruht.
1 3. Zugleich ist dieser Zusammenhang in der Kunst ein
so enger und inniger, dass das innere oder geistige Mo-
ment unraittelbar zur aussem Darstellung antreibt, und sich
selbst erst im Geiste durch die Darstellung vollstandig ent-
2 wickelt. — Daher die Kunstthatigkeit gleich von Anfang in
der Seele auf das aussere Darstellen gerichtet ist, und die
Kunst uberall als ein Maehen, Schaffen (Kunst, r^x^ri)
angesehen wird.
1. Die Kunstdarstelliing ist nach Kant, Kritik der Urtheilskrafl
S. 251, eine eigentlicbe Darstellung, vnorvntoaig ^ exhibltio, kein
Gharakterismus, wie die Sprache, welche nur Mittel zur Reproduction
der Begriflfe ist, nicht die Begriffe unmittelbar darstellt.
1 4. Das Aeussere oder Darstellende in der Kunst ist
2 eine sinnliche Form. Entweder kann nun die sinnliche Form,
welche ein inneres Leben auszusprechen vermag, durch die
Phantasie geschaflfen werden, oder auch den aussern Sinnen
3 in der Erscheinungswelt entgegentreten. Da aber schon das
gemeine Sehen, noch viel mehr aber jedes kiinstlerische, zu-
gleich eine Thatigkeit der Phantasie ist: so muss die Formen
bildende Phantasie uberhaupt als das Haupt-Vermogen
der Kunst darstellung bezeichnet werden.
3. »Der Maler malt eigentlich mit dem Auge; seine Kunst ist die
Kunst regelmSssig und scbOn zu seben. Seben ist bier ganz aktiv, durcb-
aus bildende ThatigkeiLc Novalis II. S. 127. -- Der Unterschied der
nachabmenden und der freiscbaffenden Kunst ist daber nicbt so
scharf als es scbeinen kann.
5i Der Schopfung oder phantasievollen Auffassung der
Kunstform schliesst sich als eine untergeordnete, aber doch mit
jener nahe zusammenhangende Thatigkeit die Darstellung der
Form im Stofife an, welche wir*die Ausfuhrung nennen.
Z. B. die Darstellung des musikalischen Tons durch den Gesang
oder Instrumente, der Form eines organischen KOrpers in Stein oder
durch Farben. Je weniger die Kunstthatigkeit entwickeit ist, um desto
[6, 7, 8] Zur Theorie der Kunst. 3
weniger trennt sich die Ausfahrung von der Schdpfung der Kunslform,
und das Bilden im Stoffe scheint das Erste, UrsprQngliche zu sein.
6. Das Inn ere oder Dargestellte in der Kunst, das
geistige Leben, dessen entsprechender und befriedigender Aus-
druck die Kunstform ist, die Seele dieses Korpers, nennen
wir die Kunstidee; wir verstehen darunter ganz allgemein
die Stimmung und Thatigkeit des Geistes, aus welcher die
Auffassung der bestimmten Form hervorgeht.
Auch ein der Natur nachgebildetes Kunstwerk hat doch immer sein
inneres Leben in der Kunstidee, das heisst in der geistigen Bewegung, zu
welcher die Anschauung des Gegenstandes anregte.
7. Die Kunstidee ist niemals ein Beg riff, indem der
Begriff ein Fach ist, in welches verschiedene Erscheinungen
hineinpassen , die Kunstidee aber mit der ganz besondern
Form des Kunstwerks in der innigsten Uebereinstimmung
stehen (§. 3), also selbst ein ganz Besonderes sein muss;
daher auch die Idee eines Kunstwerks durch die Sprache, als
den Ausdruck von Begriflfen, niemals auf eine ganz geniigende
Weise bezeichnet werden kann.
Diese Idee hat keinen Ausdruck als das Kunstwerk selbst. Dar-
stellungen von BegrifTen in der Kunst (z. B. der Wahrheit) sind nur
scheinbar. Nicht ein Begriff wird durch das Kunstwerk dargestellt, son-
dem eine Summe ihm zu Grunde liegender concreter Vorstellungen und
Eindrucke. Die Allegorie, welche Begriffe durch aussere Gestalten,
mit dem Bewusstsein ihrer Verschiedenheit, andeutet, ist ein Spiel des
Verstandes, welches nicht im Kreise der eigentlichen KunstthHtigkeit liegt.
8. Vielmehr ist die Kunstidee eine Vorstellung l
eigenthumlicher, individueller Art, welche zugleich mit
einer starken und lebhaften Empfindung der Seele ver-
bunden ist, so dass. bald Vorstellung und Empfindung in 2
einem geistigen Zustande (einer dunkeln Stimmung) vereinigt
liegen, bald die Vorstellung gesonderter hervortritt, aber doch
immer bei der Erschaflfung, wie bei dem Aufnehmen der
Kunstform, die Empfindung vorherrschend bleibt.
1. Interessant redet von der dunkeln Totalidee, welche der
4 Einleitung. [9, 10, 11]
HeiTorbrini^ng eines Kunstwerks, wie der Keim der Pflanze, vorausgehl,
Schiller in dem Briefwechsel mit Goethe, Bd. VI. Br. 784. S. 34.
Schiller s auserlesene Briefe III. S. 228.
2. Man vergleiche die Kunstidee einer einfachen Melodie, welche eine
gewisse Stimme der Seele ausdrOckt, mit der eines verwandten plastischen
Kunstwerks. Die Musik eines Dithyrambus und eine Bacchische Gruppe
haben eng verwandte Kunstideen darzustellen , aber die Gruppe stellt die
ziim Grunde liegende Idee, auch abgesehen von dem festeren sinnlicben
Eindruck der Kunstformen, zu hOherer Bestimmtheit der Vorstellung aus-
gebildet und entwickelt dar.
2. Die einfachsten UDd aUgemeinsten Gesetze der Knnst.
1 9. Die Gesetze der Kunst sind nichts Anders als die
Bedingungen, unter welchen allein das Empfindungsleben der
menschlichen Seele durch aussere Formen in eine ihm vvohl-
2 thatige Bewegung gesetzt werden kann; sie bestimmen die
Kunstform nach den Forderungen des Empfindungslebens,
und haben also in der Beschaflfenheit des Empfindungs-
vermogens ihren Grund.
2. Diese Beschaffenheit wu*d hier nur an den Aeusserungen erkannt,
die Erforschung derselben gehSrt der Psychologie.
10. Zuerst muss die Kunstform, um das Empfindungs-
vermogen in eine zusammenhangende Bewegung zu versetzen,
eine allgemeine Gesetzmassigkeit haben, die als Beob-
achtung mathematischer Verhaltnisse oder oi'ganischer Lebens-
formen erscheint; ohne diese Gesetzmassigkeit hort sie auf
Kunstform zu sein.
Die Musik wirkt nur dadurch, dass sie sich mathematischen Verh<-
nissen, die Plastik dadurch, dass sie sich den organischen Naturformen
einverleibt; reisst sie sich von dieser los, so verliert sie den Boden, auf
dem sie sich unserm Geiste ann^hern kann.
11. Diese Gesetzmassigkeit ist aber an sich noch nicht
f^hig, ein inneres Leben auszudrucken ; sie ist nur Bedingung
der Darstellung, Schranke der sich innerhalb hin und her
bewegenden, die Gesetzmassigkeit modificirenden , im Ganzen
aber bewahrenden Kunstformen.
[1^, 13, 14] Zur Theorie der KunsL 5
Dies ist das Verh^tniss der harmonischen Gesetze zur Melodie, des
Gesetzes des Gleichgewichts im Rhythmus zur Mannigfaltigkeit der Rhyth-
men, der oiganischen Grundform zu den besondern Gestaltungen der
Plastik: dass nftmlich diese Gesetze die Darstellung zwar bedingen, aber
fQr sich noch keine Darstellung enthalten.
12. Wahrend diese Gesetzmassigkeit erste Forderung an
die Kunstform uberhaupt: ist die SchSnheit ein naheres
Pradikat der Kunstform in Bezug auf das Empfindungsleben.
Schon nennen wir diejenigen Formen, welche die Seele auf
eine ihrer Natur durchaus angemessene, wohlthatige , wahr-
haft gesunde Weise zu erapfinden veranlassen, gleichsam in
Schwingungen setzen, die ihrer innersten Structur gemass sind.
Obzwar die Theorie der Kunst durch eine solche Definition die weitere
Frage nach der Natur des SchOnen an die Aesthetik als einen Theil der
Psychologie abgiebt: so sieht man doch auch scbon aus dem Gegebenen,
wie das Schdne sich von dem sondert, was bios den Sinnen gefSQlt ; auch,
warum Begierde, pei-sdnliches Interesse von dem Genusse des Schdnen
ausgeschlossen sind. »M5chte es doch einmal einer wagen, den Begriff
und selbst das Wort Schdnheit — aus dem Umlauf zu bringen und wie
billig die Wahrheit in ihrem vollstandigsten Sinn an ihre Stella zu setzen. «
Schiller Briefwechsel II. S. 293.
13. Da die Seele naturlich dieser gesunden und wohl- 1
thatigen Bewegung des Empfindungslebens nachstrebt : so ist
das Schone allerdings Prinzip der Kunst, ohne indess jemals
^an sich Gegenstand der Darstellung, Kunstidee im obigen Sinne,
zu sein, da diese (§. 7) eine ganz besondere Vorstellung
und Empfindung ist. Im Gegentheil befindet sich auch die 2
Schonheit, auf den hochsten Punkt gefuhrt, im Gegensatze
mit jedem Bestreben etwas Besonderes darzustellen.
2. Daher der tiefe Ausspruch Winckelmann's (VII. S. 76), dass die
vdllige Schdnheit unbezeichnend sein musse, gleich dem reinsten
Wasser. Man hat gestritten, ob das SchOne oder das Gharakteristische,
Bedeutende Prinzip der Kunst sei. Eine durchgangige Aufhebung der
Schdnheit und Gesetzmassigkeit durch grelle Charakterisirung ist Cari-
catur; dagegen eine theilweise, im Ganzen sich auflOsende Aufhebung
(Dissonanz, Arrhythmie, scheinbare Verhaltnisswidrigkeit in der Architektur)
ein wichtiges Mittel der Darstellung werden kann.
14. Als entgegengesetzte Punkte in der Reihe von Em-
6 Einleitung. [15, 16, 17]
pfindungen, die man durch das Schone bezeichnet, kann
man das Erhabene und Anmuthige betrachten, wovon
jenes der Seele eine bis an die Granzen ihrer Kraft gestei-
gerte Energie der Empfindungen zumuthet, dieses sie von
selbst, ohne Steigerung ihrer Kraft, in einen Kreis wohl-
thatiger Empfindungen hineinzieht.
15, Es liegt im Begriflfe eines Kunslwerks als einer
innigen Verbindung einer Kunstidee mit ausseren Formen,
dass es eine Einheit haben muss, auf welche AUes im
Kunstwerke sich zuruckbezieht, und durch welche die verschie-
denen, successiv oder nebeneinander existirenden, Theile so
zusammengehalten werden, dass der eine den andern gleich-
sam fordert und nothwendig macht. Das Kunstwerk muss
ein Eines und Ganzes sein.
3. Eintheilnng der Knnst.
1 16. Die Eintheilung der Kunst wird besonders durch
die Beschaffenheit der Formen gegeben, durch welche sie
darstellt : obgleich nicht zu zweifeln ist, dass auch die Kunst-
ideen, in inniger Uebereinstimmung mit den Kunstformen, in
verschiedenen Kiinsten schon in ihrem ersten Beginnen ver-
2 schiedenartig sind. — Nun sind alle Formen, welchen eine
bestimmte Gesetzmassigkeit zukommt, geeignet Kunstformen zu
werden, namentlich die mathematischen Formen und
Verhaltnisse , von den en in der Natur die Gestalt der Welt-
korper und ihrer Systeme und die Bildung der Mineralkorper
abhangt, und die organischen Gestaltungen, in denen das
Leben auf unserer Erde sich weiter und hoher entwickelt.
Auf diese Weise erscheint die Kunst gleichsam als eine zweite
Nalur, welche den Gang derselben wiederholt und emeuert.
1 17. Hiebei beobachten wir den Umstand, dass, je
dunkler und unentwickelter die in der Kunstidee enthaltene Vor-
stellung ist, um desto mehr die mathematischen Verhalt-
nisse zur Darstellung genugen ; je klarer, bestinmiter aber jene
Vorstellung wird, um desto mehr die Formen der hohern,
weiter entwickelten, organischen Natur entnommen werden.
2 Wie nun aber der wissenschaftliche Verstand nur jene mathe-
[18J Zur Theorie der Kunst. 7
niatischen Verhaltnisse vollig durchdringt, das organische Leben
dagegen nie in dem Grade in den Begriff aufldsen kann:
so erscheint auch die kunstlerische Phantasie nur in jenen
Forraen frei schaffend, von der aussem Natur unabhangig,
in diesen dagegen gebundener und durchaus auf Beobach-
tung des §,usserlich Vorhandenen angewiesen.
1. Rhythmik, Musik, Architektur, welche durch mathematische Ver-
hftitnisse wirken, stellen Vorstellungen dunkler Art dar, welche weniger
entwickelt und gegliedert sind. Fonnen derselben Art sind in Raum und
Zeit die Grundformen des Universums, aber keines individuellen Lebens.
Die Fonnen des vegetativen Lebens (Landscbaftsmalerei) gestatten schon
mehr Bestimmtheit der Vorstellungen; am meisten die des bOchsten ani-
malischen (bistorische Malerei, Plastik). Von dem Gefallen an Kunstformen
der erstem Art finden wir auch die Thierwelt nicht ganz ausgeschlossen ;
es giebt musikalische, architektonische Instinkte, keinen plastiscben. Jede
Kunst feblt, indem sie ihre Formen anders als ihrer Bestimmung gem&ss
brauchen will; die Musik z. B., wenn sie malt.
18. Jede Form setzt eine Gross e voraus, die entweder i
in der Zeit oder im Raume, in der Succession oder Coexi-
stenz, gegeben sein kann. Die Zeit wird nur durch Bewe-
gung zur Erscheinung gebracht, und zur besondem messbaren
Grosse. Und zwar ist die Bewegung um so mehr als reine
Zeitgrosse anzusehen, je weniger dabei das Raumliche, der
sich bewegende Korper und die Linie der Bewegung in Betracht
kommt. Eine solche reine Zeitgrosse ist in Wirklichkeit der 2
musikalische Ton, welcher, als solcher, ganz und gar
auf dem Maasse der Geschwindigkeit der regelmassigen Schwin-
gungen des tonenden Eorpers beruht.. Die Musik ist es,
welche aus der Folge und Verbindung dieser schnellern oder
langsamem Schwingungen den vollkommensten Ausdruck von
Kunstideen gewinnt.
3. Musice est exercitium arithmeticae occultum nescientis se nu-
merare animi, Leibniz. Kant S. 117 beschrinkt diese ricbtige Be-
merkung zu sebr, indem er bebauptet, dass die Mathematik bios die
conditio' sine qua non des musikalischen Eindrucks sei, aber »an den
Reizen und Gemdthsbewegungen , welche die Musik hervorbringt , nicht
den mindesten Antheil habe.« Zum musikalischen Ton, der far
sich allein nicht erscheinen kann, kommt in der AusfOhiung nothwendig
der Laut hinzu, d. h. die an das Ohr schlagende Tonwelle, die ofTen-
8 Einleitung. [19, 20]
barfbei verschiedenen InstiTtmenten Terschieden gestaltet, und nlcht rein
quantitativer, messbarer Art, sondem wirklich qaalitativ bestimmt ist.
1 19. Der musikalische Ton kann eine verhullte Zeit-
grosse genannt werden, indem der eigentlich nur quantitative
Unterschied der Tone durch die Beschaffenheit unsers Sinhs
in einen scheinbar qualitativen verwandelt zmn Geiste gelangt.
2 Dagegen werden die T5ne wieder in ihrer Dauer durch eine
andere Gattung von Kunstformen bestimmt, in welcher das
Quantitative, das Messen einer ZeitgrSsse, dem Geiste deutlich
entgegentritt, in welcher man mit Bewusstsein misst und zahlt.
3 Die Kunst, welche durch diese Gattung von Maassen ihre
Ideen ausdruckt, ist die Rhythmik, welche als Kunst nie
fur sich allein auftreten, aber sich mit alien durch die Bewe-
gung darstellenden Kunsten verbinden kann.
3. Die Rhythmik misst TOne, und Bewegungen von Kfirpern. Ueber-
dies findet der Begriff des Rhythmus auch in den rHumlich darstellenden
KCnsten seine Anwendung, und bedeutet hier ein einfaches, leichtfassliches
VerhUltniss der GrOssen zu einander. Die Rhythmik auf die Sprache an-
gewandt und durch diesen Stoffbedingt ist die Metrik.
1 !20. Eine andere Reihe von Kunsten nimmt zur Zeit
den Raum, zu dem Maasse der Bewegung die Qualitat oder
Art und Weise derselben, hinzu. Eine solche Darstellung in
Raum und Zeit zugleich kann der Mensch nur dui'ch Bewe-
2 gung seines eigenen Korpers moglich machen. Diese Reihe
von Kunsten erreicht ihr HSchstes in der mimischen Ore be-
st ik, einer ausdrucksvollen Tanzkunst, in der ausser dem
Rhythmus der Bewegung die Art derselben, die schone und
3 bedeutungsvolle Geberde, Kunstform ist. Aber Aeusserungen
einer solchen Kunstthatigkeit durchdringen, in hoherem oder
geringerem Maasse, nach den Anlagen von Individuen und
Nationen, das ganze Leben, und verbinden sich mit verschie-
denen Kunsten.
•
!2. Die Mimik an sich mit den redenden Ednsten verbund^, heisst
Declamation, bei den Griechen arjfislct, axi^fiata.
3. Umvillkflrlich spricht jede Bewegung und Geberde an uns;
ohne Absicht stellen \vir best&ndig geistiges Leben dar. Diese unwill-
kOrliche Darstellung zu regeln, war Hauptsache der Griechischen
[21, 22] Zur Theorie der Kunst. -• 9
Erziehang. Man erwartete, dass Qewdhnung an gussere Wilrde und
edlen Anstand auch das GemQth zur amtpgoavvi] und xaXoxoycrd^a stim-
men wurde. Auch die Gymnastik erschien, besonders in der Uebung des
Pentathlon, als eine kunstmftssige, der Orchestik verwandte Darstellung.
— Die Kunste, wobei der Mensch durcb Bewegung und Stimme han-
delnd auftritt, finden wir im Ganzen viel Mber entwickelt als die
werkthatigen, welche eines ftussern Stofifes bedflrfen. Nur jene ge-
hOrten daher in Griechenland zur allgemelnen liberalen Erziehung, nicht
diese. Vgl. Wachsmuth Hellen. Alterthumskunde , II, II. S. 311 ff. Die
lebendige Plastik aber der gymnischen Spiele und Ghortftnze hat hemach
die Bildner in Stein und Erz erstaunend gehoben und gef^rdert.
21. Die allein im Raum darstellenden (zeichnen- l
den) Kunste konnen nicht durch die reine (arithmetische)
Grosse, das bios Quantitative, darstellen, wie die Musik,
indem das Raumliche iminer zugleich als Figur, also quali-
tativ, bestimmt werdeit rauss. Sie haben nur zwei Mittel 2
darzustellen, die geometrisch bestimmbare und die or-
ganische, mit der Vorstellung des Lebens eng verbundene
KSrperform.
1. Die Zeit entspricht der Linie im Raum, abgesehen von deren
besonderer Richtung und Wendung, also einem ausserlich Undarstellbaren,
nirgends Vorhandenen.
2. Unter dem Organischen im weitem Sinne wird das Vegetative
mitbegriffen.
22. Die geometrischen Formen konnen unlaugbar 1
auch an sich nach Kunstgesetzen ausgebildet und zur Kunst-
form werden; indess erscheint diese Gattung von Kunstfornien
aus Grunden, die im Verhaltniss der Kunst zum ubrigen
Leben der Menschen und Volker liegen, fast nie unabhangig
und rein darstellend, sondern in der Kegel an ein zwecker-
fiillendes (§. 1, 2) einem bestimmten Lebensbedurfnisse ge-
nugendes Schaflfen gebunden. Aus dieser Verbindung geht 2
eine Reihe von Kunsten hervor, welche Gerathe, Gefasse,
Wohnimgen und Versammlungsorte der Menschen zwar einer-
seits nach ihrer Zweckbestimmung, aber andrerseits in Gemass-
heit von Gefuhlen und Kunstideen, gestalten und ausbilden.
Wir nennen diese Reihe gemischter Thatigkeiten Tektonik; 3
ihr Hochstes ist die Architektonik, welche am meisten vom
10 Einleitung. [23,24]
Bedurfniss sich emporschwingen , und zu einer machtvollen
Darslellung tiefer Empfindungen werden kann.
3. Den Ausdruck Tektonik habe ich hier zur Bezeichnung eines
wissenschaftlichen BegrifFs, den man schwerlich entbehren kann, einzu-
fQhren gesucht, indem ich dabei nicht Qbersah, dass bei den Alten
xiKTovs^ in speciellem Gebraucb Bauleute und Schreiner, nicht aber Thon-
und Metallarbeiter heissen, aber dabei zugleich.den allgemeinen Sinn
berflcksichtigte, der in der Etymologie des Worts liegt. Vgl. Welcker
Rhein. Mus. C Philol. Bd. II. S. 453. [E. Gurtius im Gottaischen Kunstbl.
1845. S. 4t.] — Die Architektur zeigt deutlich, welche Herrschaft aber
das menschliche GemOth geometriscbe Formen und Maassverhfiltnisse aus-
aben kdnnen. Sobald sie aber die geometrisch construirbare Figur verlfisst,
eignet sie sich schon eine fremde Kunst an, wie in vegetabilischen und
animalischen Zierathen. Die letztern hat das Alterthum mit richtigem
Sinn an portativen Gerathen, Kesseln, Thronen und dgl. am ehesten
zugelassen. — Die Gartenkunst kann man eine Anwendung der Archi-
tektur auf das vegetabilische Leben nennen.*
1 23. Der eigenthumliche Charakter dieser Kunste beruht
auf der Vereinigung der Zweckraassigkeit mit der kiinst-
lerischen Darstellung, zweier Prinzipien, die in den
einfachsten Werken der Art noch wenig unterschieden sind,
aber in den hoheren Aufgaben immer weiter auseinandertreten,
ohne doch je ihren nothwendigen Zusammenhang zu verlieren.
2 Das Hauptgesetz dieser Kunste ist daher, dass die Kunstidee
des Werks aus seiner Zweckbestimmung fur ein lebendig und
tief auffassendes Gefiihl naturlich hervorgehen musse.
1. Ein GefSLss fClr einen einfachen Zweck wird meist schon dadurch
schOn sein, dass es zweckm^sig ist. Und wie innig auch in der Archi-
tektur die utilitas mit der venustas und dignitas zusammenhange, fuhrt
schon Gicero de Or. Ill, 46 schOn aus. Doch trennt sich naturlich in den
Crebrauchen fiir den Gultus zuerst die Kunstidee von der Husseren Zweck-
mfissigkeit. Die Gothische Kirche hat ihre H5he, das Emporstreben aller
Theile nicht der Zweckmassigkeit zu verdanken. Oft giebt hier das Be-
diirfhiss nur den Aniass, und' die Phantasie erscheint in der Zusammen-
setzung geometrischer Formen fast freischaffend.
1 24. Diejenigen Kunste, welche durch aus dem Leben
hervorgegangene , organische Naturformen darstellen,
sind (§. 17, 2) wesentlich nachahmend, und beruhen auf
kunstlerischem Naturstudium, indem nur die wirkliche orga-
nischse Naturform in jenem nothwendigen und innigen Zusam-
[25] Zur Theorie der Kunst. 1 1
menhange zum geistigen Leben steht (§. 2, 3.), jene durchgan-
gige Bedeulsamkeit hat, von welcher die Kunst ausgeht Aber 2
der Kunstler vermag eine Vorstellung der organischen Form
zu erreichen, welche uber der einzelnen Erfahrung steht, und
in dieser die Grundform fur die erhabensten Ideen zu linden.
2. Die voUkommen entwickelte organische Form ist eben so wenig
in der Erfahrung gegeben, wie ein reines roathematisches Verh<niss,
aber sie kann aus dem Erfahrenen herausgefdhlt und in der Begeisterung
ergriffen werden. Auf dem Streben nach einer solchen Auffassung des
Organismus beruht die wahre und &chte IdealitSLt der besten griechischen
Kunst. Ueber die verkehrten Richtungen der Idealisten und Realisten in
Kunst und Theorie spricht sehr einsichtsvoll G. F. von Rumohr, Italienische
Forschungen I. S. 1—157. ["Briefe von F. Thiersch und Rumohr bei Greuzer
Zur Archaeol. E. S. 82-^99. und Greuzer I. 8. 59 ff. treffend gegen Rumohr.]
— Die Verbindungen niedrer Naturformen untereinander und mil der
menschlichen (Greifen, Kentauren, FlQgelfiguren) werden theUs durch den
Glauben gerechtfertigt, theils gehOrten sie in den besten Zciten mehr der
schmikckenden Bildnerei an. In der Arabeske werden mathematische
Grundlinien von Grebfluden und Gerftthen auf eine freie Weise zum Behufe
der Yerzierung in vegetabillsche und selbst animalische Form en hindber-
gespielt. »Eine Gattung der Malerei, die sich aller natdrlichen Gestalten
in phantaslischer Zusammensetzung und Vermischung bedient, nur an-
deutimgsweise allegorische Gestalten auszusprechen: dies ist die Arabeske.«
Schom Umriss einer Theorie der bild. Kunst 1835 S. 38.
25. Diese Kunste werden nun dadurch unter einander i
unterschieden , dass die eine, die Bildnerei oder Plastik,
die organischen Formen selbst korperlich hinstellt (nur dass
die Verschiedenheit des Stofifes oft Ver§,nderungen der Form 2
nothig macht, um einen ahnlichen Eindruck zu erreichen) : die
andere, die Zeichnung oder Graphik, durch Licht und 3
Schatten auf einer Flache bios den Schein der KQrper her-
vorbringt, indera nur durch Licht und Schatten unser Auge
Korperformen wahmimmt.
1. nXaartxi^, ursprQnglich in engerm Sinne gebraucht (s. unten
§• 305), hat diese weitere Bedeutung schon bei spateren Rhetoren und
Sophisten. Jakobs und Welcker ad Philostr. p. 195.
2. VOllig treue stereometrische Darstellung verbletet der wesent-
lich verschiedene Eindruck des lebendigen und ieblosen Kdrpers; verscbie-
dene Stoffe gestatten indess hierin verschiedene Grade der Annliherung.
1:2 Einleilung. [26, 27]
3. Die Zeichnung nennt Kant gut die Kunst des Sinnenscheins;
doch verwandelt das Auge auch jedes plastische Werk in ein Gem&lde,
indem es dasselbe- von einem bestimmten Standpunkt aus betrachtet.
1 26. Die Farbe ist zwar der aussem Moglichkeit nach
rait beiden Kunsten vereinbar, aber wirkt in der Plastik um
so weniger vortheilhafi , je mehr sie der Natur nahekommen
\vill, well bei solchem Bestreben, den Korper vollig wiederzu-
geben, der Mangel des Lebens um so unangenehmer aufiallt;
2 dagegen verbindet sie sich ganz naturlieh mit der an sich un-
voUkommener darstellenden Zeichnung, welche nicht die K5r-
per, sondern die Wirkungen des Lichts auf ihnen darstellt,
wozu die Farbe selbst gehort, und erhebt diese zu der Kunst
:i der Malerei. Die Farbe hat in ihrer Natur, ihren Wir-
kungejn und Gesetzen grosse Aehnlichkeit mit dem Tone.
1. Daher das Widerwartige der Wachsfiguren; die bezweckte Illusion
ist grade hier das Abstossende. Die gemalten Holzbilder der Slteren
Griechischen Kunst gingen nicht auf diese getreue Nachahmung der lokalen
Farben aus.
3. Auch die Farben sind wabrscheinlich nur quantitativ (nach
Euler durch die Zahl der Schwingungen des Lichtathers) verschieden. Sie
bilden eine Art Octave, consoniren und dissoniren, erwecken ahnliche
Empfindungen wie TOne. — Vgl. Goethe's Farbenlehre, besonders Abschn. 6:
•Sinnlich-sittliche Wirkung der Farben. «
1 27. Hierdurch wird das Verhaltniss der Plastik
und Malerei, ihrem Vermogen und ihrer Bestiramung
2 nach, schon in den Hauptzugen bestimmt. Die Plastik stellt
die organische Form in hochster Vollkommenheit dar, und
halt sich mit Recht an den Gipfel derselben, die Menschen-
gestalt; sie muss uberall vollig und rund darstellen und darf
nichts unbestimmt lassen; eine gewisse Beschranktheit in den
Gegenstanden, aber grosse Klarheit auf der andern Seite ge-
3 h5rt zu ihrem Charakter. Die Malerei, welche zunachst
das Licht darstellt (in dessen Wundem sie recht ihre Grosse
zeigt), und dafur in der Korperform mit dem dadurch her-
vorgebrachten Schein zufrieden ist, vermag viel mehr in ihren
Kreis zu ziehen und die ganze Natur zur Darstellung ihrer
Kunstideen zu machen; sie ist andeutungsvoller, aber minder
4 scharfbezeichnend. Die Plastik ist ihrer Natur nach mehr auf
[28] Zur Theorie der Kunst. 13
das Ruhige, Feste gerichtet, die Malerei mehr auf das
Vorubergehende ; diese kann auch dadurch, dass sie Femes
und Nahes verbindet, mehr Bewegung in sich aufhehmen
als jene; die Plastik ist daher mehr fur die Darstellung des
Charakters {v^og)^ die Malerei fur den Ausdruck
{ra nd^ri) geeignet. Die Plastik ist uberall an eine strengere 5
Gcsetzroassigkeit, an ein einfacheres Schonheitsgesetz, gebun-
den; die Malerei darf eine grossere scheinbare Stoning im
Einzelnen (§. 13. Anm.) wagen, weil sie reichere Mittel hat,
sie im Ganzen wieder aufzuheben.
5. Das Malerische wird von Neuern 5fler dem SchOnen entgegen-
gesetzt, das Plastische niemals.
Das Basrelief (Basso-, Mezzo-, Altorilievo), dessen Gesetze schwer
zu bestimmen sind, schwankt zwischen beiden Kunsten; das Alterthum
hat es mehr plastiscfa , die neuere Zeit , in der die Malerei vorherrscht,
oft malerisch behandelt. TOlken tkber das Basrelief. Berlin 1815. Die
Scalpiur (Stein- und Stempelschneidekunst) ist in der Kegel nichts als
die Kunst, ein Relief im Kleinen mittelbar hervorzubringen.
28. Die redenden Kunste haben in ihren Darstel- 1
lungsformen von den andem viel mehr Abweichendes als
diese untereinander. Auch sie stellen ausserlich, sinnlich dar,
und folgen ausserlichen Formgesetzen (der Euphonie, der Rhyth-
mik), aber diese aussere Darstellung (der das Ohr beruh-
rende Laut) ist so vvenig wesentlich und nothwendig, dass
der Genuss des Kunstwerks auch ohne sie moglich ist. Ge- 2
wiss ist die Thatigkeit des Dichters viel complicirter als die
der andem Kunstler, und macht gewissermassen den doppelten
Weg, indem aus dem geistigen Grunde, der Kunstidee, ge-
wisse Reihen von geistigen Anschauungen, von Phantasiebil-
dem erwachsen, welche die Sprache alsdann durch Begrifife
zu erfassen, zu beschreiben und- mitzutheilen sucht.
2. Auch kann man nicht iSugnen, dass eine jede Rede, welqhe
Empfindungen auf eine befriedigende und wohlthuende Weise anregt,
einem Kiinstwerke verwandt sei; dies findet aber nicht bios bei der eigent-
licben Beredsamkeit , sondern auch z. B. beim klaren philosophischen
Yortrage statt. Darum ist ein solcher aber noch nicht eigentlich ein
Kunstwerk zu nennen.
14 Einleitung. [29, 30, 31]
4. Allgemeines fiber die geschichtliche Erscheinnng der
Knnst, insonderheit der bildenden.
1 29. Die gesanunte Kunstthatigkeit, insofem sie von dem
geistigen Leben und den Gewohnungen einer einzelnen Person
abhangt, wird eine individuelle; von dem einer Nation,
2 eine nation ale. Sie wird durch Beides eben so in den
Kunstideen als in der Auflfassung der Formen bestimmt, und
nach der Wandelbarkeit des Lebens von Individuen und Na-
tionen in verschiedenen Zeiten und Entwickelungsstufen , auf
3 verschiedene Weise bestimmt. Diese Bestimmung, welche die
Kunst dadurch erhalt, nennen wir den Styl.
3. Z. B. den Aegyptischen, den Griechischen ; den Styl der Griechi-
schen Kunst in besohdem Zeiten ; den des Pliidias , des Praxiteles. Nur
der hat einen Styl, dessen Eigenthamlicbkeit mfichtig genug ist, seine ganze
Kunstthatigkeit durchgreifend zu bestimmen. Der Stjl bedingt auch die
Auffassung der Idee, nicht bios dqr Formen, obglelch man neuerlich ihn
ganz auf die ErfQlIung der Bedingungen des Stoffs (§. 25, 2) hat ein-
schranken wollen. Schom Umriss S. 40 deftnlrt Styl: gesetzmassige
Sch5nheit, das musikalische oder rhythmische Element der Gestaltenbildung.
Dagegen ist Manier ein falsches Einmischen des PersOnlichen in die
Kunstthatigkeit nach trSgen GewOhnungen oder krankhaften Richtungen
der Empfindung, wodurch die Form ohne RQcksicht auf die Forderung
des Gegenstandes immer auf Hhnliche Weise modificirt wird.
1 30. Das geistige Leben, welches sich in der Kunst
aussert, hangt mit dem gesammten Geistesleben auf s engste
zusammen ; nur der bestandig wirksame Trieb zur Darstellung
2 macht den Kunstler. Jedoch steht die Kunst uberall ganz
besonders mit dem religiosen Leben, mit den Vorstellun-
gen von der Gottheit, in Verbindung; indem die Religion
dem Menschen eine geistige Welt oflfhet, welche in der Er-
fahnmg nicht ausserlich erscheint, und doch eine aussere Dar-
stellung verlangt, die sie nach der verschiedenen Richtung
der Volker mehr oder minder in der Kunst findet.
2. So schliesst sich in Griechenland an den Gultus durch Tempel,
Bild, Hymnus, Chor, Pompen, Agonen, die Uebung der Architektur, Plastik,
Musik, Poesie, Orchestik, Gymnastik an.
I 31. Die Religion wird um so mehr kunstlerisch und
besonders plastisch sein , je mehr ihre Vorstellungen in den
[32, 3.'5] Zur Theorie der Kunst. 15
Formen der organischen Welt auf adaequate Weise darstell-
bar sind. Eine Religion, in welcher das Leben der Golt- 2
heit mit dem in der Natur vorhandenen, im Menschen
sich vollendenden, verschmolzen wird (wie die Griechische war),
ist ohne Zweifel besonders der plastischen Kunst forderlich.
Indess erkennt auch eine solche Religion in der Gottheit zu- 3
gleich immer ein Undarstellbares, jenen Fonnen nicht Adaequa-
tes, an; und nicht alle Theile und Seiten derselben geben
sich der Kimstdafstellung auf gleiche Weise hin.
3. Das religiose Geftlhl, welches adaequate Fonnen zu finden
verzichtet, nennen wir ein mystisches; wenn es ftussere Zeichen sucht,
so sind es meist absichtlich unf^rmliche, seltsame.
32. Wahrend die eigentliche Kunstfonn ein vSlliges
Entsprechen und inniges Durchdringen der geistigen Bedeu-
tung und aussern Darstellung fordert, beruht das Symbol
auf einer kuhn6m Verknupfung der Vorstellungen von gott-
lichen Wesen mit aussem Gegenstanden, die nur durch den
Drang des religiosen Gefiihls, aussere Hulfsmittel und Stutz-
punkte fur den Aufschwung des Geistes zu gewinnen, erklart
werden kann.
Solcher Art sind die Thiersymbole Griechischer Gfltter; nur der
von dem bestimmten GefQhl und Glaoben Durchdrun^ne sieht das
gOttb'che Leben in dem Thiere. Der eigentliche Gultus ist symbolisch;
die Kunst kndpft sich nur daran an, und das Symbolische wird in
ihr untergeordnet, je mehr sie sich entwickelt.
33. Indem die Kunstideen aus Vorstellungen, die sich ^
bei den Volkem auf geschichtliche Weise gebildet und festgestellt
haben, erwachsen, sind sie posit iver Art; doch wurde
aUes eigenthumliche Kunstleben aufhoren, wenn sie vollig po-
sitiv waren, womit die Feststellung ganz bestimmter, sich
immer nur wiederholender Formen nothwendig zusammen-
hangen musste (§. 3 , 7). Solche durch Satzung oder Ge- 2
wohnheit festgestelllen Formen, welche der freien Kunstthatig-
keit Schranken setzen, nennt man Typus.
2. Ein Typus wird in der Nachbildung festgehalten , ohne aus dem
Geiste des KiQnstlers als die angemessenste Form von selbst hervorzugehen.
Die sogenannten Ideale der Griechischen G5tter sind keineTypen;
16 Einleitung. [34, 35]
sie schliessen die Freiheit des ECnstlers nicht aus; vielmehr enthalten sie
den st&rksten Antrieb zu neuen, genialen SchSpfungen.
34. Aus AUem erhellt , dass ein Volk und eine Zeit,
in denen ein tiefes und zugleich regsames Leben, welches
durch das Positive des Glaubens und der Sitte mehr unter-
stiitzt als gefesselt wird, mit einer lebendigen und begeister-
ten Auflfassung der Naturformen , und rail der nothigen
Herrschaft uber den Stoflf zusammentrififl, fur die Ausbildung
der Kunst besonders glucklich sein wird.
B. Litterarische Einleitung.
35. Schon das Alterthum hatte die zeichnenden
Kunste zum Gegenstande von Gelehrsamkeit und Wissenschaft
gemacht, wenn auch nie in dem allgemeinen Zusammenhange,
wie man es jetzt versucht. Wir unterscheiden hier folgende
Classen von Schriftstellem: 1) Kunstler, welche Regeln
ihrer Kunst und Betrachtungen uber vorzugliche Werke mit-
theilen. 2) Historische Forscher uber die Kunstlerge-
schichte. 3) Periegetische Schriftsteller, welche dieMerk-
wurdigkeiten kunstberuhmter Orte schildern. 4) Sophisten,
welche von Kunstwerken Gelegenheit zu rhetorischen Compo-
sitionen nehmen. 5) Gelehrte Sammler.
1) Alle Schriften, commentarii , der Architekten uber einzelne Ge-
bSude derselben, wohl entstanden aus Rechenschaften (vgl. Corp. Inscr.
n. 160), hatte man von Theodores v. Samos (?) um 01. 45, Ghersiphron
und Metagenes (?) um 55, Iklinos und Karpion, 85, Philon, 115 und
A. bei Vitruv VU. Praef. Die Nem nolrjaig, welche dem alten Theo-
dores Oder Philon beigeschrieben wurde, war nach einem Fragment
(bei Pollux X, 52, 188. ygl. Hemsterh.) eine allgemeine Unterweisung im
Tempelbau ; onXo&i^xr] des Philo. M. Vitruvius Pollio, Ingenieur
unter Caesar und August: de Architectura libri X. Ausg. von L. Marini
1837, Annali d. 1st. archeol. VUI. p. 130. Bullett. 1837, p. 188. Die
Kiinstler Antigohos, Menaechmos, Xenokrates, nach Alexander, u. A. de
toreutice, Plin. Elench. auctor. XXXfll. Pasiteles (a. u. 700) schrieb
mjrabilia opera. Wissenschaftliche Maler, Parrhasios (01. 95), Euphranor
(107), Apelles (112) u. A., schreiben Qber ihre Kunst (PI. El. XXXV.).
Schriften von Malern und Sculptoren, Euphranor, Silanion (114), Ober
[361 Litteratur. 17
Symmetrie, Plin. XXXV, 40, 25. Vitruv VH. Pr. Laas ntQi Xi&tov
ylvqt^'gy Bekker Anecd. 6r. p. 1182.
2) Oi noXvitQttyfiovijattvTes enov8-g za ig tovg nXccazccg Paus. Y,
20, 1. Aus solchen fClhren die Historiker bei bestimmten Epochen die
gleichzeitigen Kiinstler an. Ueber die Kunstkennerscbaft der Alten s.
§. 184, 6.
. 3) Die erste Quelle and die Ciceroni, ^gi^yyijral, sre^ii^yi^ral,
/ivaraycD/ol, oi inl ^ccvfiaaiv (s. Gic Verr. IV, 59. mystagogi lovis
Olympiae et Minervae Atbenis, Varro ap. Non. p. 419), welcbe von
Mythen und Kunstanekdoteu lebten (Lukian Philops. 4). Vgl. Facius
GoUectaneen S. 198. Thorlacius de gustu Graecorum antiquitatis am-
bitioso. 1797. BOttiger Arcbaeol. der Malerei S. 299. — Periegetiscbe
Schriftsteller : der grQndliche und umfassende Polemon, 6 nsQirjyrjTfigj
CTTiloxonag^ um 01. 138, Heliodor fiber Athen, Hegesandros, Alketas
ilber Delphi und zahllose andre, s. L. Preller Polemonis Perieg. fragmenta,
Lpz. 1838. Pausanias der Lyder, unter Hadrian und den Antoninen,
ein genauer und sehr kundiger Schriftsteller, der aber ganz als Periegei
zu fassen ist, *EXlcidog ntf^trjY^<fff»g ^. /.
4) Die Gem&ldebeschreibungen des Rhetor Philostratos (um
220 p. G.) und seines Tochtersohns, des jflngern Philostr. Gegen Welcker
Passow Zschr. f. A. W. 1836. S. 571, aus Unkunde der alten Kunst.
[Kayser in seiner Ausg. des Philostr. 1844 im Prooemium zu den 6e-
inalden.] Libanios (314—390) und andrer Rhetoren ix(p(fd6Btg. Vgl.
Petersen vier Pi-ogramme de Libanio. Havniae 1827. 28. Das geistreichste
der Art sind einige Schriften Lukian s. Vei-wandter Natur sind die
meisten Epigramme auf Kunstwerke ; wordber Heyne, Gommentatt. Soc.
Gott. X. p. 80 sqq.
5) M. Terentius Varro de novem disciplinis, darunter de archi-
tectura. Plinius Nat. Hist. XXXIII— XXXVII (Cod. Bamberg. Schorn^s
Kunstblatt 1833. N. 32—51). J. Chr. Elster Proleg. ad exc. Pliniana
ex. 1. XXXV. Programra von HelmstSdt 1838.
36. Die neuere Behandlung der alten Kunst, seit i
der wiedererwachten Liebe zum classischen Alterthuin, kann
man nach drei Perioden unterscheiden.
I. Die kunstlerische, etwa von 1450 bis 1600. 2
Die Kunstwerke des Alterthums werden mit Freude und Liebe
aufgefasst, und mit Eifer gesammelt. Ein edler Wetteifer
entzundet sich daran. Das Interesse am Kunstwerke als einem
historischen Denkmal ist gering, man will geniessen. Daher
die Restaurationen der Kunstwerke.
0. Muller^t A rchft«ologie , 8. Aufl. 2
18 Einleitung. [37]
'-2. Henrici Gommentatt. VII. de statuis ant. tnutilatis recentiori'
manu refectis. Viteb. 1803 sqq. 4. Die Werke der alien Kunst 'wai'en
im Mittelalter zu keiner Zeit ganz unbeachtet geblieben; Nicola Pisano
(st. 1273) studirte alte Sarkophagen (Cicognara Storia della Sciilt. I.
p. 355): indessen wurde nichts fOr Erhaltung und Aufbewahning gethan.
Die ZerstOrungsgeschichte des alten Roms schliesst selbst noch nicht
init Sixtus IV. (st. J 484; vgl. Niebuhr's KI. Schriflen Bd. I, S. 433),
doch verffthrt man immer schonender. Gibbon's 71stes Kap. Prospect
of the Ruins of Rome in the fifteenth century. Sammlungen beginnen
schon mit Kola Rienzi, dem Nach^ffer des Alterthums (1347), mit Petrarca
(st. 1374; MGnzen); bedeutendere mit Lorenz Medicis (1472—92; Statuen,
Busten, besonders aber Gemmen, s. Heeren Gesch. der classischen Litteratur,
11. S. 68); schon friiher in Rom, wie von Eliano Spinola unter Paul li.
Poggius (st. 1459.) kannte etwa nur fOnf Statuen in Rom; nach seinem
Werke de fortunae varietate urbis Romae, herausg. von Dom. Georgi 1723.
Ueber Poggius Florent. de varietate fortunae s. Heumann Poecile T. II.
p. 45 sq. Eifer der PSQ)ste Julius II., Leo X. Raphael's grossartiger
Plan, das alte Rom offen zu legen. (Raphael's Brief an Leo X. bei
Bunsen Beschreibung der Stadt Rom, I. S. 266. Leo's Auftrag an
Raphael, P. Bembo Epistolae n. 21.) Michel Angelo's, Benvenuto-
Gellini's Enthusiasmus fQr die Antike. Bei weitem die meisten Antiken,
besonders Statuen, sind zwischen 1450 und 1550 gefunden. Haupt-
restaurator (am Apollo vom Belvedere, Laokoon) Giovanni Angelo Mon-
torsoli um 1532. Zahlreiche Palldste fuUen sich damit (vgl. Fiorillo
Gesch. der Malerel, I. S.- 125 ff. II. S. 52 ft). Ostentation tritt an die
Stelle ^chter Kunstliebe. Die Restauration wird handwerksmlLssig besorgt.
1 37. II. Die antiquarische, von 1600 etwa bis
1750. Der Antiquar, welcher ursprunglich besonders als
Nomenclator der aufzustellenden Statuen gebraucht wurde,
erlangt nach und nach mehr Wichtigkeit, ohne dass indess die
ausgezeichnetern Kenner des Alterthums sich viel um die Kunst
2 bekummem. Die Bemuhungen, die alten Kunstwerke zu er-
lautem, obgleich nicht ohne Verdienst, sind meist zu sehr
auf das Aeussere und Kleinliche gerichtet, und, weil sie von
keiner genauen Kenntniss des Griechischen Lebens ausgehn,
3 in falschen Richtungen befangen. Dieselbe Zeit sorgt auch
ffir Bekanntmachung der Sammlungen, zuerst nachlassiger,
allmahlig mit mehr Sorgfalt und Geschick.
2. Rom war Mittelpunkt dieser Studien, daher der frtlhe Eifer
ffir Roms Topographie (von Fl. Biondo 1449 an; vgl. §. 258, 3);
daher aber auch die Sucht, die alten Kunstwerke immer aus der RO-
[37] Lilteratur. 1 9
mischen Geschichte zu deuten. — Andr. Fulvius, Raphael's Zeitgenoss,
nannte sich zuerst Antiquar. — Hadr. Junius (1511—1575). Fulv. Ursi-
nus (1529—1600). Jacques Spon (1675 mit Wehler in Griechenl.) theilt
den gesammten Stoff auf eine rohe Weise in Numismato - Epigrammato-
Architektono - Ikono • Glypto - Toreumato - Biblio-Angeiographie. Miscellanea
antiquit. Lugd. Bat. 1685. Recherches curieuses d*Antlquit6 contenues en
plusieurs dissertations — par Mr. Spon. Lyon 1683. Eine fthnliche Be-
handlung herrscht in den Schriflen Laur. Beger*s, Thesaurus Brandeburg.
Berl. 1696. In Montfaucon's Antiquity expliqu^ et repr^sent^re en figu-
res. 1. Ablh. 1719. 2. Ausg. 1722, 5 Bde. f. (Supplement in 5 Bdn. 1724.)
wird die Kunst nur gebraucht, Aeusserlichkeiten des alten Lebens an-
schaullch zu machen. In Emesti's Archaeologia literaria (ed. alt. von 6.
H. Martini. Lpz. 1790), und Christ's Abhandlungen dber die Litteratur
and Kunstwerke, vomehmlich des Alterthums (herausg. von Zeune. Lpz.
1776.), herrscht auch noch dieser antiquarische Geist. Man betrachtet
die Kunstwerke nur als Denkmaler der Erinnerung, wie die Inschriften.
Notizen von Entdeckungen aus einer Handschrifl des Ghibroti, Bullett.
d. Inst. 1837 p. 67.
3. Die frflheren Kupferwerke uber Statuen sind heutzutage meist
nur noch fur die Geschichte der Aufbewahrung und ErgSlnzung derselben
wichtig. Zuerst waren besonders Insignium virorum imagines (nach
Miinzen und Busten) beliebt. Wichtiger sind Kupferstiche von Agostino
Veneto (de' Musis) nach Marc Antonschen Zeichnungen, Bartsch Peintre
graveur XIV. p. 176. Lafrerii Speculum Rom. magnitudinis Romae [einzeln
von 1544—75. gestochene Blotter, Aldroandi statue di Roma 1556]. Ant.
statuarum urbis Romae icones. R. ex typis Laur. Vaccarii 1584. T. II.
1621 ex typis Gott. de Scaichis. Gavalerii's Antiquae statuae urbis Horoae
(1585), Boissard's Antiqu. Romanae, 6 Bde. f. 1597—1627. Franc. Perrier's
Segmenta nobil. signorum et statuarum (1638), und Icones et segmenta
illustr. e marmore tabularum (1645). Insigniorum statuarum urbis Romae
icones von lo. lac. de Rubeis (1645). Signorum vet. icones von Episcopius
(Jan de Bischop). Gio. Batt. Rossi Antiq. statuarum urbis Romae I. et 11.
liber. 1668 f. Sandrart »Teutsche Academie der Bau- Bild- und Malerei-
kunstc 4 Bde. f. Nflmberg 1675. 76. Epoche machen Pietro Santi
Bartoli's 2feichnungen und Stiche, meist vereint mit Erkl^ungen von G.P.
Bellori, die Columnae, Lucemae, Pitture, die Admiranda Romanorum an-
tiquitatis (eine treffliche Sammlung von Reliefs, erste Ausg. von Jac. de
Rubeis, zweite von Domen. de Rubeis, R. 1693 besonders werthvoll (u. a.
Raccolta di statue antiche da Domen. de Rossi, illustr. di Paolo Aless.
Maffei. R. 1704. Statuae insigniores von Preisler 1734. Ant. Franc. Gori
(des Etruskischen Antiquars) Museum Florentinum 6 Bde. f, 1731—1742.
Recueil des Mai-bres antiques — k Dresde von le Plat. 1733. (schlecht).
20 Einleitung. [38]
Antiche statue, che nelV antisala della libieiia di S. Marco e in altri luoghi
pubblici di Venezia si trovano, Ton den beiden Zanetti's, 2 Bde. f. 1740. 43.
Mich. Ang. Gausei (de la Ghausse) Romanum Museum. R. 1746, eine
bunte antiquariscbe Sammlung. (Graevii Thesaur. T. V. XII.) [Prange
Magazin der Alterth. Halle 1783 f.] Von den Werken Ober Architektur-
Reste besonders: Les restes de Taocienne Rome, gez. und gest. von Bo-
navent. d'Overbeke. Amsterd. 1709. 3 Thle. f. '
1 38. .ni. Die wissenschaftliche 1750. — Dies Zeitalter
hat sich der grossten aussem Hulfsquellen zu erfreuen, wozu
die Aufgrabung der verschutteten Stadte am Vesuv, die ge-
nauere Kenntniss der Baudenkmaler und Localitaten Griechen-
landS; und die Entdeckung und Erwerbung der wichtigsten
Bildwerke von griechischen Tempeln, auch die uber Aegj^pten
und den Orient weiter ausgebreitete Kunde und — das Aller-
neueste — die unerwartet grossen Funde Etruskischer Graber
2 gehSren. Auf der andem Seite wird diesem Zeitalter der Ent-
wurf einer alten Kunstgeschichte terdankt, der aus Wi nek el-
ma nn's grossem Geiste hervorgegangen; so wie mancher
Versuch, die Kunst der Griechen philosophisch und historisch
tiefer zu ergrunden; auch eine auf richtigere Basen gebaute
und umsichtigere Kunsterklarung.
1. Die Ausgrabung Hercu Ian urn's 1711 angeregt, aber erst 1736
von neuem vorgaiommen. — Stuart's (1751 in Atben) und Revett's
Antiquities of Athens, der erste Bd. Lond. 1762. Unternehmungen der
1734 gestifleten Society of Dilettanti (Ionian antiquities 1769. 97. Uned.
antiq. of Attica 1817). Untersuchungen Englischer, Franz, und andrer
Reisenden: Ghandler, Ghoiseul Gouffier, Gockerell, W. Gell, Leake, Dodwell,
Pouqueville, v. Stackelberg, BrOndsted; die Franz. Expedition nach Morea.
— Entdeckung in Aegina 1811 in Phigalia 1812. Erwerbung der Elgin-
schen Saramlung (1801) fQr das Britische Museum 1816. — Die Aegyp-
tische Expedition 1798. — Die Graber von Vulci 1828.
2. Winckelmann geb. 1717, gest. 1768, 1755 von Dresden nach
Rom. Antiquario della camera apostolica. Filr die archaeol. Hermeneutik
machen die Monumenti inediti 1767. Epoche. Die Kunstgesch. 1764. Haupt-
ausgabe seiner Deutscben Werke zu Dresden 1808—1820. 8 Bde. (von
Fernow, H. Meyer, Schulze, Siebelis). Noten von G. Fea. [Neue Ausg. Dres-
den 2 Bde. 4. 1829. 1847.] — Gleichzeitig der Graf Gay 1 us, durch tecbniscbe
Kenntnisse und Geschmack ausgezeichnet , Recueil d 'Antiq. Eg}'ptiennes,
Etrusques, Grecques et Romaines 1752—67. 7 Bde. 4. Les sing (1729—81.)
sucht das Eigenthumliche der Griech. Kunst auf scharfe Begriffe, mitunter
[38] Litleratur. 21
einseitige ,^zun}ckzufubren. Laokoon oder fiber die GrSnzen der Malerei
und Poesie 1766. Heyne (1729—1812) ergtnzt Winckelmann's Werk
besonders im chronologischen Theile (Antiquar. Abhandl.; Gommentt.
Soc. Gott , Opusc. Acadexn.) und macbt die Archaeologie, nach Versuchen
von Christ (st. 1756) zum philologischen Unterrichtsgegenstand. Academ.
Vorlesangen ilber die Archaeol. der Kunst. Braunschweig 1822. Ennio
Quirino Visconti, gelehrter und geschmackvoUer Kunsterkl&rer, besonders
im Museum Pio-Glem. Sein Wirken in Frankreich und England. Ausg.
seiner Werke in Mailand 1818. 19. Kleinere Schriflen von Labus ge-
sammelt und herausgegeben. Zo^ga, durch Tiefe und GrQndlichkeit aus-
gezeicbnet. Ba.«»sirilievi antichi. 1807 fif. Millin's Schriften fur Ver-
breitung der Kunde von Kuustwerken und Popularisirung dieser Kenntnisse
unschStzbar. GOthe^n Wirken ffir Erhaltung einer Schten Liebe zur
antiken Kunst. Propylften; Kunst und Aiterthum. 66ttiger*s Verdienste
um gelehrte Archaeologie, Hirt's ganz besonders, aber nicht bloss, fOr
Architektur, Welcker's, Milligen's und Andrer fur KunsterklSrung. Sym-
lK)lische Erklarungsweise (Payne Knight, Christie, Creuzer). H. Meyer's
(W. K. F.) Geschichte der biidenden Kunste bei den Griechen von ihrem
ersten Ursprunge bis zum hochsten Fior 1824 [mit Abbildungen 1825,
und einer Uebersicht in Tabellen 1826 foL], eine weitere Ausbildung der
Winckeimannschen Ansichten. [3. Th. herausgeg. von Riemer 1836.] Ein
Versuch eines neuen Systems: Thiersch, flber die Epochen der biiden-
den Kunst unter den Griechen (2te Ausg. 1829). Vgl. Wiener Jahrb.
XXXVI— XXXVIII. — Die Geschichte der biidenden Kdnste bei den Alten
von A. Hirt. Ber. 1833.
Die Mittheilungen von Antiken einzelner oder verschiedener Museen
durch Kupferwerke gehen fort und werden vollkommener. Museum Ca-
pitolinum T. I— III, 1748-55, von Joh. Bottari, T. IV. von Nic. Foggini.
Galena Giustiniana. R. 1631. 2 Bde. f. Barbault les plus beaux Monu-
mens de Rome ancienne. R. 1761 f. und andere Werke Desselben.
Giambatt. Piranesi's (bis 1784) und des Sohnes Francesco Prachtwerke
uber R6m. Architektur. Raccolla d'antiche Statue, Busti, Bassirilievi ed
altre sculture restaurate da Bartol. Cavaceppi. R. 3 Bde. 1768—72. Monum.
Matthaeiana (schlechte Kupfer) 3 Bde. f. 1779, mit Erkl. von, Rudolph
Venuti und Jo. Chr. Amaduzzi. 11 Museo Pio-Clementino descritto da
Giambatt. Visconti T. I. 1782, da Enn. Quir. Vise. T. II— VII. 1784—
1807. Museo Chiaramonti von FiJ. Aur.' Visconti ^y. Gius. Ant. Guattani.
T. I. 1808. LT. II. von A. Nibby 1837 , in f. und 4] Gualtani's Monurh.
inediti (1784—89. 1805, in 4) und Memorie enciclopediche Romane
1806 — 17. 4. Augusleum ; Dresdens an tike Denkmaler von W. G. Becker.
3 Bde. f. 1804—1811. [W. A. Becker Berichtigungen und Nachtrage
1837. 8.] Hauptwerke fiber die in Paris durch Napoleon vereinigten
Einleitung. [39]
Antiken: Mus^e Francois publ. par Robillard-P^ronville et P. Laurent. P.
1803 — 11. Text von Groze-Magnan, Visconti und Emm. David. Als Fort-
setzung Mus^ Royal publ. par H. Laurent [immer eine Antike mit drei
Gem&lden verbunden]. Mus^ des Antiques dessin^ et grav^ pai* 6.
Bouillon peintre avec des notices explicatives par J. B. de Saint Victor.
P. 3 T. 1812—1817. — Specimens of ancient Sculpture, von der Gesellsch.
der Dilettanti. Lond. 1809. [Vol. II. 1835.] Ancient Marbles of the
British Museum von Taylor Combe. 6 Theile. 1812—1830. [7. 8. 1839.]
Ancient unedited monuments von James Millingen. 1822 (ein Musterwerk).
Monumens in^dits d'Antiquit^ figur^e recueilli» et public par Raoul-Ro-
chette. 2 Vol. f. 1828. 1829. Antike Bildwerke zum erstenmale bekannt
gemacht von Eduard Gerhard, begonnen 1827 [geendigt 1839. E. Braun
Ant. Marmor^verke zum erstenmal bekannt gemacht 1. 2. Decade Leipz.
1843 f. Ders. Zwdlf Basreliefs aus Pa)a.st Spada u. s. w. Rom 1845 f.
vgl. BuUett. 1846. p. 54]. Epoche macht ffir den raschen Umschwung
archaeologischer Notizen und Ideen die Grundung des Istituto di corri-
spondenza archeologica. (Gerhard, Panofka, der Herzog von Luynes.)
" Monumenti inediti, Annali und BuUettini deir Istituto von 1829 an;
[1846 achtzehn Bftnde der Ann. und eben so viele des Bull. Dazu Nou-
velles Annales de la Section FrauQaise 1836. 1838. 2 Vol. 8 mit 24 Kupfert.
fol.J. Memorife deir 1st. fasc. 1. 1832. [2. 3. Bullettino Napoletano seit
1842 , ganz Avellinos Werk , in 4 auf die Denkmaler des KOnigreichs be-
schrankt; Gerhards Archaeol. Zeit. 4 seit 1843, Revue arch§ol. P. 1844
bis jetzt 3 Bde. 8.]
39. Dieses Handbuch liat besonders die Absiclit, den
Stoff, welcher in der archaeologischen Litteratur enttialten,
und durch. specielle Untersuchungen tiinlanglich aufgeklai-t isl,
mit genauerBescbrankung auf die zeichnendenKunste der Alten,
in wissenschafllicher Anordnung zur Uebersicht zu bringen.
And ere Hulfsbflcher. Millin Introduction a Mude des monu-
mens antiques. 1796 u. 1826. Gurlitt AUg. Einleitung, in seinen archaeol.
Schriften, herausg. von Cora. Muller. S. 1—72. Job. Phil. Siebenkees
Handbuch der Archaeologie. NQrnberg 1799. 2 Bde. (wenig kritisch). Chr.
Dan. Beck Grundriss der Archaeologie. Lpz. 1816 (unvollendet). BOtliger
Andeutungen zu vierundzwanzig Vorlesungen flb. die Archaeologie. Dresd.
1806. Gio Batt. Vermiglioli Lezioni elementari di Archeologia. T. 1. 2.
Milano 1824. (Archaeologie als Denkmaierkunde.) N. Schow Laerebog i
Archaeologia. Kiohenh. 1825. Champollion Figeac Resume complet de
TArcheologie. 2 Bde. P. 1826. (Deutsch von Mor. Fritsch. Lpz. 1828.)
Nibby Element! di Archeologia R. 1828 (meist Topographie). R. Rochette
Cours d'Arclieologie. P. 1828 (zw6lf Vorlesungen). Fr. C. Petersen Allgem.
{93] Litteratur. 23
Einleitung in das Studium der Archaeol. ^Aus dem.Danischen Qbersetzt
¥on Friedrichsen. Lpz. 1829. A. v. SteinbOcbel Abriss der Alterthums-
kunde. Wien 1829 (auch Mytbologie und eine geo^^apbische Mfinzkunde),
nebst einem grossen antiquariscben Atlas. [A. W. Schlegd Leqons sur
rhist. et la tbtorie des -.beaux arts trad, par Couturier, P. 1830.] Levezow
flber arcbaeol. Kritik und Hermeneutik, Abhandl. in der Berliner Akad.
der Wiss. 1833, B. 1834. — Mit dies em Handbuche steben in Verbindung
die: Denkm&ler der alteu Kunst von K. 0. MilUer und K. Oesterley (aucb
mit franzfisischem Texte), 1832 angefangen [seit Bd. II. Heft 2 fortges.
von Wieseler, Heft 3. 1846. Das Handbuch ist ins FranzGsische Qber-
setzt u. auch benuizt von L. Ross in seinem * Eyz^^Q^^^^ ^V^ ecQxoctoloylag
rmv T^x^civy Biuvofiij nQtorrj. 'A^ijvjjci 1841. 1. Abtb. A, BOttigers Kl.
Schriften archaeol. u. antiq. Inhalts, gesammelt von Sillig. 3 Bde. 1837. 38.
Fr. Creuzers deutsche Schr. 2. Abtb. Zur Archaeol. oder zur Gescb. u.
Erkl. der a. K. 1. 2. Th. 1846. Th. 3. 1847. HeyA Akademische Vor-
lesungen fiber die Archaeol. der Kunst des Alterth. Braunschweig 1822
(meist Kunstmythologie enthaltend) batten nicht noch split herausgegeben
werden sollen].
Geschichte der Kunst im Alterthnm.
Die Griechen.
Erste Periode, bis gegen Olympias 50. (580 v. Chr.)
]. AUgeiyine Bedingungen nnd Hauptzflge der
Kunstentwickelmig.
40. Die Griechen sind unter alien Zweigen des Indo-
Germanischen Stammes derjenige, in welchem sich sinnliches
und geistiges, innerliches und ausserliches Leben in dem schon-
sten Gleichgewicht befand ; daher sie von Anfang zur selbstan-
digen Ausbildung von Kunstfornien recht eigentlieh bestimmt
gewesen zu sein scheinen ; wiewohl es einer langen Entwicke-
lung und vieler gunstigen Umstande bedurfle, ehe dieser
Kunstsinn, der in der Mythologie und Poesie sich so fruh-
zeitig regte, auch auf die ausseren StoflFe ubertragen, und zur
bildenden Kunst werden konnte.
41. Dies Volk wohnte seit uralter Zeit in dem eigent-
lichen Griechenland, in Unteritalien, auch theilweise an der
Kiiste Kleinasiens, als eine ansassige, ackerbauende , feste
Wohnsitze mit Heiligthumem und Burgen (izoXeig) grundende
Nation. Diese Grundungen gehoren grosstentheils dem Ur-
stamme der Pelasger an.
''j^Qyog, Name mehrerer Pelasgischen Lander; Aaqi^ca (auch Aaca
nach Hesych, von lag), Name von Burgen. roqxvg in Krela {xniioBCca
II. II, 646) heisst auch Larissa und KQTjfivta. Die Burg von Mykenae
gegen 1000 Fuss, die von Tiryns 220 Ellen lang nach W. Gell.
42. Schon in der heroischen Zeit, welche auf der
Herrschaft von Hellenenstammen , vorzugsweise kriegerischer
Art, beruht, entfaltet sich in den Hausem der Anakten eine
[43, 44] Dorische uild lonische Tempelbaukunst. 25
gewisse Pracht des Lebens; welche zum Theil auf dem engen 2
Zusammenhange mil Kleinasien, und dadurch mit dem feme-
ren Orient, beruht. Sie zeigt sich bei der Anlage ihrer 3
Wohnungen und der Arbeit ihrer Gerathe in einer nach dem
Glanzenden strebenden Tektonik und Architektonik (§. 22).
2. Die Stadt Sipylos (kyklopiscfae Ruinen , Millin's Magas. ency-
clop. 1810. T. V. p. 349, R. Rochette Hist, de T^tabliss. des colon.
Grecques. T. lY. p. 384), der alte Sitz der Tantaliden. Die Herakliden
(eigentlich Sandoniden) von Lydien waren eine Assyrische Dynastie. 6old>
Silber, Elfenbein, Pontische Metalle (Alybe) kamen fiiJhzeitig: nach Griechen-
land. Phoenicischer Handel. Das goldreiche Mykene und Orchomenos
Minycios (11. IX, 381. Minyas, Sohn des Chryses).
43. Durch die sogenannte Ruckkehr der Heraklideii wer- l
den die Dorier, aus den Gebirgen Nordgriechenlands herab-
kommend, der machtigste Stamm in Griechenland, ein
Staram, in dem der Hellenische Sinn fur strenge Ordnung
und Ebenmaass am meisten ausgebildet erscheint, mit vorwal-
tender Neigung zu dem Ernsthaften, Wurdigen und Feierliclien;
Aus dieser Sinnesart geht , als eine Lauterung und Verede- 2
lung fruherer architektonischer Unternehmungen , die Dori-
sche Tempelbaukunst hervor, in vQlligem Einklange mit
dem Dorischen Staatsleben, der Dorischen Tonart, den Dori-
schen Festtanzen und Liedern. Erst gegen Ende der Periode 3
entfaltet sich neben ihr die reichere und frShlichere lonische,
welche eben so dem weicheren, beweglichem, und dem Ein-
flusse orientalischer Sitte und Kunst oflfener stehenden Sinne
des lonischen Stammes entspricht.
1. Die Dorische Wanderung 80 n. Troja, 328 vor 01. I. Die lonische
nach Asien 140, 268.
44. Dagegen erscheint in dieser ganzen Zeit die bildende l
Kunst nur beschaftigt, theils Gerathe zu schmucken {daUid).-
Afir), theils Hole fur den Cultus zu fabriciren, wobei es
nicht darauf ankommt, die dem Kunstler vorschwebende Vor-
stellung von der Gottheit ausserlich darzustellen, sondern nur
eine herkommliche Figur von neuem herbeizuschafifen. So 2
bleibt fortwahrend die bildende Kunst einem auf Erfullung
ausserer Zwecke gerichteten, handwerksmassigen Thun und
26 Griecbische Kunstgesch.* Per. 1. [45, 46]
Treiben untergeordnet; und der eigentliche Geist der bilden-
3 den Kunst ist nur im Keime vorhanden. Der tief in dem
Griechischen Geiste wurzelnde Sinn fur das BedeutungsvoUe
und Schone der menschlichen Gestalt findet seine Befriedigung
in der Nahrung, welche ihm die orchestischen Kunste (§. 20.
Anm.) gewahren. Die Zeichnung bleibt daher lange roh und
unlBrnilich.
2. Architektonik.
1 45. Als alteste Werke Griechischer Hande mussen die
Riesenmauern der Akropolen angesehen werden, welche
Yon der Nachwelt, die sie als Menschenwcrke nicht begreifen
2'konnte, in Argolis Kyklopen-Mauern genannt wurden,
aber ohne Zweifel zum grossten Theile von den ureinwoh-
nenden, hemach unterworfenen Pelasgern errichtet sind, da-
her sie sich auch in Arkadien und Epeiros, Hauptlandern der
Pelasger, zahlreich finden.
1. Tigws Tstxiosaaa IL II, 559. inixQrjfivov TBixog Pherekydes
Schol. Od. XXI, 32. Tigvv^iov nXivd'svfia Hesych. Fa KvuXcomia
Argolis bei Eurip. Orest 953. KvviXmnua odgdvia rslxrj Elektra 1167.
Kvuloinav d'VfiiXat Iph. Aul. 152. KvxXoanioe ngod-vga Evgvad-iog
Pindar Fr. inc. 151. KvuXmntiov tqo%6v Sophokles bei Hesych s. v.
%v%Xovg, Turres Cyclopes inven. Arist. bei Plin. VII, 57. Ueber deren
angebliche Herkunft (aus Kuretis, Thrake, Lykien): ad Apollod. II, 2, 1.
'Hyvyia itQxaXa rslxr] Hesych.
2. UkXoiisyi'Kov oder JTfAcifpyixov rhlxog in Alhen. [G6 tiling ira
Rhein. Mus. f. Philologie 1843. IV. S. 321. 480. Ders. die Gallerien und
die Stoa von Tirynth ArchaeoL Zeil. 1845. N. 26. Taf. 26. Exp6d. de la
Mor6e II. pi. 72.] In Argolis CAgyog IlsXaayov) zehn Kyklopiscbe Ruinen.
Ueber das Alter und die Befestigung Lykosura's in Arkadien Pausan. VIII, 38.
Dodwell II. p. 395. W. Gell Stadtemauem Tf. 11. Von den sehr zahl-
reichen Epeirotischen Mauem (Ephyra) Pouqueville Voyage dans la Grece
T. I. p. 464 ff. und sonst, Hughes Travels IL p. 313.
. 1 46. Die ungeheuem, unregelmassig und vieleckig gefomi-
ten und durch kein ausseres Mittel verbundenen Blocke dieser
Mauern sind nach der altesten und rohesten Weise *ganz un-
behauen («(??' ^O? ^^^ Lucken mit kleinen Steinen ausgefullt
(in Tiryns); nach der vervollkommnetern dagegen mit Ge-
[4(5] Architektonik ; Kyklopische. 27
Schick behauen und mit grosser Genauigkeit in einander gefugt
(in Argos und znm Theil in Mykenae), woraus die aller-
unverwustlichsten Mauern hervorgehen. Die Thore sind meist 2
pyramidalisch-; regelmassige Thurme konnten nicht mit Leich-
tigkeit angebracht werden. Dieser Bau geht durch allerlei 3
Mittelstufen in den Quaderbau uber, der spater der herr-
schende ist, obwohl nicht zu laugnen, dass polygone Blocke
zu alien Zeiten hin und wieder zu Unterbauen gebraucht
worden sind.
1. Bei der ersten, roheren Aii ist das Brechen und Bewegen der
Steine mil HebebSumen {uox^Bvetv jtirQovg Eurip. Kykl. 241. vgl. Od. IX,
240) die Hauptsaclie. Die Kyklopen-Mauern von Mykenae dagegen sind
nach Euripides Ras. Herakl. 948 (Nonnus XLI , 269) mil Messschnur
und Steinaxt bearbeitet, cpotvcxt xccvovi xal tvhois ^Qfioa/nivee, Die
Steine sind grOsser als afia^ialot, Mauern von Tiryns zwischen 20 und
24V2 Fuss dick.
2. An den Thoren sind Pfosten und Oberschwelle meist einzelne
Bl5cke, die SteinthGr war in der Mitle eingezapfl. Von Thurmen kommt
ein eckiger als Scliluss einer Mauer in Mykenae, ein halbrunder angeblich
in Sipylos vor. In den Mauern von Mykenae, Larissa, besonders in Tiryns
(auch in Italien), finden sich giebelfiQrmige G^nge aus gegeneinander-
gestutzten BlOcken gebildet. [Gflttling dasThor von Mykenae, N. Rhein.
Mus. I. S. 161. Der im Jahr 1842 aufgerSumte Thorweg von Mykenae
ist fflnf Schritt breit und verhaltnissmassig lang; Fahrgleisen sind auf
den grossen Flatten des Bodens sichtbar.] Auch hat die Aufschichtung
der Steine 5fter etwas Bogenartiges. Bei Nauplia gab es anijXaia %ttl iv
avroig oiKodo/iTjTol Xa^vgiv^oi, Kyklopeia genannt, Strab. VUI. p. 369.
373. Wahrscheinlich Steinbrilche, als GrabstStten benutzt.
Gyriacus von Ancona (1435) Inscriptiones sen Epigr. Graeca et
Lat. reperta per Ulyricum etc. Romae 1747 (Mspt. auf der Barber. Biblio-
thek). Winckelmann Anmerk. uber die Baukunst. Th. I. S. 357. 535.
Petit-Radel im Magasin encyclop. 1804. T. V. p. 446. 1806. T. VI.
p. 168. 1807. T. V. p. 425. 1810. T. V. p. 340. (Streit mit Sickler, Mag.
enc. 1810. T. L p. 242. T. HI. p. 342. 1811. T. II. p. 49. 301) im Moni-
teur 1810. 2. Jun. 1812. no. 110, im Mus6e-Napol6on T. IV. p. 15, in
Voyage dans les principales villes de Tltalie. P. 1815 und den Ann. deir
Ist I. p. 345, vgl. M§moires de Tlnstitut Royal T. II. Classe d'hist. p. 1,
bei Raoul-Rochette Hist, de Tetabl. des col. Gr. T. IV. p. 379 sqq. und
Notice sur les Nuraghes de la Sardaigne. Paris 1826. Rapport de la 3e
classe de Tlnstitut an 1809. Rapport fait a la Gl. des Beaux Arts 14.
Aout 1811. W. Gell Argolis. L. 1810. Probestucke von Stadtemauern
28 Griechische Kunstgesch. Per. I. [47]
des alten Griechenlands. MQnchen 1831. Dodwell's Classical Tour. Dess.
Views and descr. of Gycl. or Pelasgic remains in Greece and Italy, with
constructions of a later period. L. 1834 f. 131 Tf. [Petit-Radel les murs
pelasg. de Tit. in den Memorie d. 1st. archeol. I. p. 53. Rech. sur les
mon. Gycl. et descr. de la coll. des modMes en relief composant la galerie
Pelasg. de la bibl. Mazarine par Petit-Radel, publiees d'apr^s les mss. de
I'auteur P. 1841. 8.] Squire in Walpole's Memoirs p. 315. Leake Morea.
T. II. p. 349. 368. I. p. 377 u. sonst. Hirt in Wolfs Analekten Bd. 1.
S. 153. Gesch. der Baukunst. Bd. 1. S. 195. Tf. 7. — Von den Italianischen
unten §. 166. Heiligkeit des Baues aus agyolg Xid-oi^ bei Altaren. Eben
so Moses Exod. 20, 25. Deuter. 27, 5.
1 47. Der grossartige Sinn, der in der Errichtung dieser
Mauern, welche meist nur Burgen, seltener ganze Stadte
2 schirmten, hervortritt, zeigte sich auch in der Anlage der meist
auf den Burgen gelegenen, ausgedehnten und geraumigen
3 Herrenhauser der Fursten heroischer Zeit IPaaiXeta bei
Pausanias]; er vereinte sich hier mit grossem Gefallen an
metalliscken und glanzenden Zierathen, welches fur die Archi-
tektonik der heroischen Zeiten charakt^ristisch ist.
2. Homer's Schilderung des Odysseus-Palastes ist als allgemeines
poetiscbes Bild gewiss richtig. Vgl. Voss Homer Bd. IV. Taf. 1 , Hirt I.
S. 209. Tf. 7. "Eqkos, avXrj mit Altar des Zevg *Epxf«>s, Saulengange,
aH&ovca gegen das Haus, ngo^v^ov, grosses fiiyaqov mit S&ttlenreihen,
d'dXafiot Oder verborgnere Zimmer. Das Oberhaus der Frauen, die vnfQma,
reichte nicht nach Art unsrer Stockwerke uber den ganzen Unterstock.
Das Odysseus-Haus auf der Akropolis von Ithaka von Gell entdeckt (Ithaca
p. 50 f.), Groodisson findet indess nichts wieder. Dabei viel isolirte Baue.
In Priamos Hause funfzig d'dXafioi ^sctolo Xi^oio der Sdhne, gegenuber
in der Aule zwQlf xiyBbi Q^aX, |. X, der Eidame nebeneinander. II. VI, 243,
[nicht weniger freie Dichtung, schon nach den raythischen Zahlen, als im
Palaste des Alkinoos.]
3. ToXq d* r^v %dX%Ba fi\v revxecCf ;|fa/li(£oc Si tb olxoi Hesiod
E. 152. XaXxov ts aTSQoniiv Had dmfiata TJxTJsvra jpvtfov r tiXs-
HTQOV re nal d^yvgov ^^ iXitpavtoq, Od. IV, 82. XdX%BOi (ikv
ydg totxoi iXi^Xddat iv^a xai sv^a ig /ivxov i£ o'ddov* negl dh
d'QiyxQg Kvdvoio. ;i;pv(yEuxi . d£ ^vgat nvKivov 86(iov ivvog hg-
yov* agyvgsoi 81 atud'/iol iv x^^^^9 ?<fta6av o'dd^, dgyvgBOv
d* itp' vnsg^vgiov, Z^^^^^ ^^ Hogoivr^, im Feenpallast des Al-
148 J Architektonik; Thesauren. 29
kinoos, 0(i. VII, 86. ilffpotvTodcToi 86/101 in Asien, Eurip. Ipb. Aul. 583.
Vgl. §. 48. Anna. 2. 3. §. 49, 2.
48. Der merkwurdigste Theil dieser furstlichen Anlagen l
aus der heroischen Zeit sind die Thesauren, Dom-artige
GeMude, welche zur Aufbevvahrung kostbarer Waffenstucke,
Becher und andrer Haus- und Erbguter (xnfirjXta) be-
stimmt gewesen zu sein scheinen. Aehnlich diesen meist unter- 2
irdischen Bauen waren die Ovdo\ mancher alten Tempel-
gebaude, kellerartige und sehr massive Anlagen, welche eben-
falls besonders zur Aufbewahrung von Kostbarkeiten dienten.
Entsprechende Formen hatten endlich nicht selten die Thalamoi, 3
verborgene Frauengemacher, und selbst die Geiangnisse jener
Vorzeit.
1. Thesauros des Minyas (Pans. IX, 38. Squire in Walpole's
Memoirs p. 336. Dodwell I. p. 227) aus weissem Marmor, 70 F. Durch-
messer. Views pi. 13. — Des At re us und seiner SChne zu Mykenae
(Paus. II, 16), von denen Lord Elgin einen geOffnet (s. GeJl. Argolis I.
4—6. Squire p. 552. Dodwell 11. p. 236. Views pi. 9. 10. Descr. de
Mor^ II. 66 ff. Pouqueville IV. p. 152, besonders Donaldson Anliq. of
Athens. Supplement, p. 25). Durchmesser und H6he gegen 48 F. Von
drei andern sieht man TrQmmer daselhst. Leake Morea T. II. p. 382 flf.
Views pi. 11. [Vgl. §. 291 A. 5 u. hierzu Col. W. Mure fiber die kOnig-
lichen Grabm&ler des heroischen Zeitalters ira Rhein. Mus. 1838 VI. S. 240,
welcher das Verliess der Antigone bei Sophokles, ein fivTjfifiav xaTaytiov
nach Aristophanes von Byzanz im Inhalt, trefifend vergleicht. Es wider-
spricht ihm Col. Leake Peloponnesiaca , a supplem. 1846. p. 258. Eine
grosse BestStigung aber giebt ein Grab zu Caere, mit welchem auch Canina
Cere ant. tv. 3-5. 9 das Mykenische zusammen abbildet, s. p. 94, auch
Em. Braun Bull. 1836. p. 57. .58. 1838. p. 173 und Abeken Bull. 1841
p. 41 und Mittelitalien S. 234.] — Des Hyrieus und Augeas, gebaut von
den Myniern Trophonios und Agamedes (Orchomenos S. 95. vgl. den
Kykliker Eugammon bei Proklos). — Thesauros (des Menelaos) von Gropius
unfem Amiklae gefunden [W. Mure Tour in Greece II. p. 246, Grab des
Menelaos, der nach der Sage in Amyklae begraben war, oder des Amyklas,
der alten Amykaeischen KOnige) ; Spur bei Pharsalos. Autolykos, Daedalions
(des Kunstreichen) Sohn, TcXeiara %Xinxtov i^rjcavQiiiVf Pherekyd. Fragm.
18. St. Od. XIX, 410.
2. Oidos, Fundament, Sockel, daher Schwelle, aber auch unter-
irdischer Beh<er; der kdivo^ ovdos zu Delphi war ein Tliesauros,
n. IX, 404, den die Minyeischen Baumeister aus • kyklopischen Fels-
30 Griechische Kunstgescb. Per. I. [49]
massen errichtet haben sollten (Hymn, auf Ap. Pyth. 1J5. Stepfa. B. s. v.
Jslcpoi). [Dass diess unrichtig sei, ist von andem und von L. Ross '£y;^£i-
^iStov §.67, 2 errinnert worden.] Auch der ;i;aZx£o; ov66g von Kolonos
bei Sophokles wird als Ausmauerung eines Abgrunds gedacht (vgl. II.
VIII, 15. Theogon. 811) dofioio xQslg advToi mit Schatzen, H. in Merc. 247.
Der vip6QO(pog &dl(Xfiogj in der Tiefe gelegiin und mil allerlei Gutem
gefulll, bei Odysseus, Menelaos, Prianios (Od. II, 337. XV, 98. XXI, 8. 11.
VI, 288) , ist auch eine Art Thesauros. Einen Schatzbehalter in Ilion er-
kannte man nach Eurip. Hekabe 1010 an einem schwarzen Stein fiber
der Erde. Unterirdische Behalter von Friichten und andem Dingen waren
fast dberall gewOhnlich wie die csi^oi fur Getreide in Thrake, Philo, Mathem.
vett. p. 88, die favissae in Italien, die Xcckxoi fur Fruchte, Wein, Oel in
Athen, die Germanischen Keller, Tacit. Germ. 16. Phiyger und Armenier
wohnen auch unterirdisch (Vitniv II, 1, 5. vgl. Schol. Nikand. Alexiph. 7.
Xenoph. Anah. IV, 5, 25 u. A.)
3. Hierher gehOren der pyramidale Thalamos der Kassandra (Ly-
kophr. 350), der eh erne der Danae, der der Alkmene, der Proetiden Paus.
oxvQol nuQd'BvoavEs Eurip. Iph. Aul. 738. [Die Pyramide ohnweit des
Erasinos u. Lernae abgebildet von Mure Tour in Greece II. p. 195, als
Denkmal des heroischen 2^italters, gleich einer andem in Argolis bei Gell
p. 102 und der von Pausanias II, 36 erwfthnten. Vgl. L. Ross Reisen im
Peloponnes S. 142. Stackelberg La Gr^ce P. 1829. Titel vignette, vgl.
§. 294 A. 6.] — Als eine Art von Geb^uden wiixl auch das eherne Pass
der Aloiden (II. V, 387) und des Eurystheus. (ApoUod. II, 5, 1) gedacht.
[Welcker Kl. Schriften Bd. 11. S. CXV.] Als GefSngniss dient auch spater
in Messene (Li v. XXXIX, 50. Plut. Philopoemen 19) ein thesauras publicus
suh terra, saxo quadrato septus. Saxum ingens, quo operitur, machina
superimpositum est.
1 49. Das Mykenaeische Schatzhaus, das am besten
erhaltene Muster dieser so weit verbreiteten und oft ange-
wandten Gattung von Bauwerken, ist aus horizontalen , all-
mahlig zusammentretenden , in einem Schlussstein {aofiovia
Tov navTog) sich vereinigenden Steinlagen errichtet und mit
2 einer pyramidalen, kunstreich iiberdeckten Pforte versehen ; es
war inwendig wahrscheinlich, wie manche ahnliche Gebaude,
mit Erzplatten bekleidet, wovon [in horizontalen Reihen die
Locher der] Nagel noch sichtbar sind, aber an der Fronte
mit Halbsaulen und Tafeln aus rothem, grunem, weissem
Marmor, welche in einem ganz eigenthumlichen Styl gear-
beitet ,und mit Spiralen und Zikzaks verziert sind, auf das
reichste decorirt.
[50] Tempelanlagen ; Grabmaler u. s w. 31
1. Die Pforte 18 F. hoch, unten 11 F. breit, die Oberschwelle ein
Stein, 27 F. lang, 16 breit (22 und 20 nach Haller bei Pouquev.). Ueber
die Keile zwischen den einzelnen Steinen einer Lage Ck)ckerell bei Leake
Morea II. p. 373. Donaldson pi. 2.
2. Ueber die Fragmente der BeUeidung, wovon zwei Tafeln im Brit.
Hoseum sind, Wiener Jahrbucher XXXVf. S. 1Q6. Donaldson pi. 4. 5.
[Diese in der Nahe, ungewiss in welcher, gefundnen StQcke werden von
Andem an den Wanden des Thurwegs angebracht. W. Mure Tour in Greece
II. p. 167. Stackelberg La Gr^e setzt sie an das Portal. Drei Bnichstilcke
dieser Ornamente auch in Munchen in den Vereinigten Sammlungen.]
50. In derselben kraftvollen Weise haben sich die alten
Griechen der mythischen Vorzeit, ohne Zweifel auch fruhzeitig
in Tempelanlagen (1), Grabmalern (2), auch Seeabzugen
und Canalen (3), selbst Hafenbauen (4) versucht.
1. Vom Delphischen Tern pel erzSLhlen Pans. u. A. viele Sagen, der
eheme ist wahrscheinlich einerlei mit dem ov86s (§. 48, 2). [Der kleine
Tempel auf der Spitze des Ocha fiber Karystos §. 53 A. 2 geh5rt hierher.]
2. Die Grabmaler der heroischen Zeit batten meist die Form
coniscber HQgel (tumuli, %oloovai). Phrygische (Atben. XIY. p. 625),
Amazonen-Gr^ber (Plut. Tbeseus 26). Alte Grabbfigel, Stieglitz Beitr. S. 17.
[Lelegien , Grabhugel so wie Bergfesten , der Leleger in Karien und um
Milet, bei Strabo.] Griechenland ist noch voll solcher Grabbflgel. — Zu
den Grabm§lem gehOren wabrscheinlich auch [Pyramiden §. 48 A. 3, und]
die Labyrinthe zu Nauplia (§. 46. Anm. 2), bei Knossos (ein 6n7jXalov
avTQmdss nacb Etym. M.), auf Lemnos (mit 150 Sftulen ; ezstant reliquiae,
Plin.), da Grabkammem in Felsen tine uralte Sitte dieses Volkes waren.
Steinbnlche gaben Gelegenheit. Accfivifivd'os ist ftcht griechisch und b&ngt
mit kavQa zusammen. Daedalos als Archilekt in Kreta und den West-
landem §. 166.
3. Die unterirdischen AbzQge des Kopaischen Sees (Katabothra),
die SchlClnde (^i^e^pa) von Stympbalos und Pbeneos, wo auch ein Canal
des Qerakles, scheinen von Menschenhanden wenigstens vervollkommnet
worden zu sein. [Vgl, §. 168 A. 3.]
4. Der a^vros Xifiijv von Kyzikos ein Werk der Giganten (Encheiro-
gastoren) oder der Pelasger, ScholL'Apoll. I, 987.
32 Griechische Kunstgesch. Per. I. [51, 52]
51. Der Dorische Tempelbau dagegen hangt in
seinen Ursprungen deutlich niit der Einwanderung der Dorier
zusammen. In ihm kehren die schon mehr auf Glanz und
Reichthum gerichteten Bestrebungen der fruliern Z6it wieder
zur Einfachheit zuruck, und die Kunst gewinnt dadurch feste
Grundformen, die fur die weitere Entwickelung unschatzbar
waren.
An^blich hatte Doros selbst das Heraeon bei Argos gebaut. Vitruv
IV, 1.
1 52. In dieser Bauweise ist AUes zweckraassig, in sich
ubereinstiramend, und eben dadurch edel und gross ; nur hat
2 der Steinbau manche Formen dem fruhern Holzbau abgeborgt,
der sich besonders im Gebalk lange erhielt. Aus dem Holz-
3 bau erklaren sich namlich die den Fries bildenden Triglyphen
(als Balkenkopfe) und Metopen (als Zwischenofl&iungen) ; so
wie auch die Tropfen unter den Triglyphen und an den Die-
4 lenkopfen des Daches darauf bezogen werden. Die grosse
Starke der Saulen, und die starke Verjungung, so wie die
enge Zusammenstelhing derselben, bezwecken Festigkeit und
Soliditat; mit der Starke dieser Stutzen ist aber auch die
darauf ruhende Last im rechten Verhaltnisse, indem das Ge-
balke bei den allern Bauwerken von sehr bedeutender Hohe
5 (*/7 der Saulenhohe) und Schwere ist. Die weite Ausla-
dung des Capitals und der starke Vorsprung des Kranzleistens,
welcher die Bestimmung des Daches, sich schutzend auszu-
breiten, deutlich ausspricht, zeigen das Streben nach entschie-
denem Gharakter der Formen ; noch sucht die Architektur nicht,
schroflfe Uebergange durch Zwischenglieder zu mildern. Die
6 Verhaltnisse sind einfach, und die Gleichheit der Dimensionen,
die in den einzelnen Theilen ofter wahrgenommen wird, be-
friedigt das Auge; im Ganzen aber herrschen uber die ^er-
ticalen Linien der Saulen und Triglyphen, welche durch die
Canneluren noch mehr hervorgehoben werden, die grossen
horizontalen Hauptlinien des Architravs und Krauzes. Die
7 imposante Einfachheit der Hauptformen wird durch wenige
und kleine zierende Glieder (Einschnitte , Ringe, Tropfen,
Nagelkopfe nach neueren Architekten) angenehm unterbrochen.
8 Ueberall sind die Formen geometrischer Art, meist aus graden
(52] Architektonik; Dorische. 33
Linien gebildet ; jedoch tritt in Farben, die das fruhere Alter-
thum lobhaft und grell liebte, auch vegetabilischer Schmuck
hinzu.
2. HOlzerner Teropel des Poseidon Hippios bei flfantinea, Paus. VIII.
10, 2. Metaponti templam Junonis vitigineis columnis stetit. Plin. XIV, 2.
OiwoiMiwf %Lm9 Paus. V, 20, 3. Eichene Sftule im Heraeon, V, 16. — Die
<einfachsten Tempel (017x0/) der tVorzeit waren wohl eigentlich hohle
BHume, in welcbe Bilder hineingestellt wurden, wie in Dodona {yuUv
f iv ffv^ptivi 9i7yo«, Hesdod. Schol. Sophokl. Trach. 1169. Fragm. 64.
CkSttling.), in Ephesos (in^ov nQtfivip ipi nnlifjs Dionys. Per. 829. vgl.
KaUim. auf Art. 237), und die Artemis Kedreatis in Arkadien (Paus. VHI,
13). Artemis auf dem Baume (Garyatis) Relief, Annali d. I. I. tv. c. 1.
Die Sfiule entwickelt sich aus dem Baumstamm ; der vierkantige Stein ist
dazu viel unvortheilhafter; nur die unverletzten Kreise machen dieStftrke
■aus. Klenze Aphorist. Bemerkungen S. 57 if. ist gegen die Herleitung
des Dorischen Tempelbaues vom Holzbau. Aber das Gesims und die
DielenkOpfe weisen darauf bin. Also das Princip ist gesichert.
3. Eurip. Iphig. Taur. 113 (sfcro TQiyXvq>tov onot nsvov) setzt
BalkenkOpfe mit ZwischenOfTnungen voraus. Eben so Orest 1366 nitpivyce —
xidQtora nccorddav vnhg rigtfAPa doQtxdq re tqiyXvipov^. HOlzeriie
Triglypben sind auch Bakch. 1216 anzunehmen.
3—7. Vgl. §. 275-277. 282. 288. Das Verbaltniss 1 : 1 Itost sich
in der Sftulenstellung und in den Theilen des Geb&lkes nachweisen.
8. Hittorff de Tarchitecture polychrdme chez les Grecs. Ann. d.
Ist. n. p. 263. vgl. §. 80. 274. Ueber die Bemalung der T. sind die
Untersuchungen des Herzogs von Luynes M^taponte P. 1833 f. (Annali
V. p. 292), nach gemalten Terracotta-Fragmenten, und die das ganze
Alterthum umfassenden Angaben von Semper: Vorl&ufige Bemerkungen
dber bemalte Architektur und Plastik bei den Alten 1834 (vgl. G. A.
S. 1389), zu berucksichtigen. Kugler Ober die Polychromie der Gr. Archit.
und Sculptur und ihre Grenzen B. 1835 (sehr Obereinstimmend mit GOtt.
Anz.). H. Bermann Bem. fiber die antiken Decorationsmalereien an den T.
zu Athen in Allgem. Bauzeitung Wien 1836. N. 11. Einige Ornamente
zum Theil gemalt, gezeichnet in Athen 1835, das. 1837. N. 15. Bl. GXVIII.
Blaue Triglypben, wohl erhalten , auf der Akropolis gefunden (Triglypben
auch an den Propylaeen u. in Aegina blau), u. a. farbige Architekturstdcke,
Kunstbl. 1836. N. 16. Terracotten, Stimziegel, Binnleisten u. Gesimsstdcke
gemalt, das. N. 24 von Ross. Ders. fiber Lithochromie Kunstbl. 1837.
N. 15. vgl. Stackelberg Tf. 5. 6. [Auch die Schriftstelen, wenigstens alle,
die mit einem ACtom gekrfint waren, Ross Hall. A. L. Z. 1834. Intell.
O. M(lll«r*t Archaeologi*. 4. Anil. 3
34 Griechische Kunstgesch. Per. I. [53}
S. 322.] Klenze Aphorist. Bern, auf einer Reise in Griechenland S. 548 ff.
[Gegen Uebertreibungen fflhrt Ulrichs Reisen in Griechenland S. 72 f.
viele Stellen der Alten an,]
1 53. Der Grund zu einer reichern Ausbildung des Do-
rischen Tempelbaues wurde in dem durch Land- und See-
handel friihzeitig bluhenden Korihth gelegt; von hier ging
die Ausschmuckung der Giebel durch Reliefs aus Thon (an
deren Stelle hemach Statuengnippen treten), so wie der
Stimziegel durch bildliche Zierathen, spater auch die zierliche
2 Form der Felderdecken (qparyai^aTrt, lacunaria) , aus. Byzes
von Naxos erfindet um 01. 50 den kunstreichen Schnitt der
Marmorziegel.
1. Pindar 01. 13, 21 nebst Boeckh's Expl. p. 213 aber den Adler
im asTmfia. (Vgl. auch die Mflnze von Pei:ge, Mionnet Descr. HI. p. 463.)
Welcker Rhein. Mus. II. S. 482 gegen den Adler. — Ueber die Felderdecken
§. 283. In Bezug darauf fragt der Spartiat den Korinthier: Wachsen bei
each die HGlzer viereckig? Plut. Lyk. 13.
2. Von Byzes Pans. V, 10. Ueber die kflnstliche Verbindung der
Ziegel vgl. Liv. XLII, 2.
Wichtige Monumente der DoHschen Gattung aus dieser Zeit
waren dasHeraeon von Olympia (Hirt 1. S. 228), angeblich acht Jalire
vor Oxylos gebaut (Pans. V, 16. vgl. Photios Lex. p. 194), und das
Epoche machende Heraeon von Samos, von Rhoekos und Theodoros^
um 01. 40, angelegt. Vitruv VII. Praef. vgl. §. 80. Anm. 1. 3.
Ruin en. Der kleine Tempel auf Berg Ocha, aus grossen BlOcken,
mil pyramidalischem Thor, ohne S&ulen, Hawkins in Walpole*8 Travels.
[M. d. I. m, 37. AnnaU XIV. p. 5. Bull. 1842. p. 169. Rhein. Mus. IL
S. 481. Ein Hypaethron, im Dach aus von alien Seiten fiber einander ge*
schobenen grossen Steinplatten ein Einschnitt. E. Dodwell entdeckte in
Gyklopischen Anlagen Italiens melir als ein Hieron, namenilich in Cigliano»
50 F. lang, aus wohlgeschnittnen unregelmfissigen Polygonen, in Marcellina,
in Golle Malatiscolo, Universel P. 1829. N. 170. Andere spater im Lande
der Aequicoler Bull. 1831. p. 45 ff.] — Die Ruinen des Tempels (der- Pallas
Ghalinitis?) zu Korinth, die monolithen S&ulen aus Kalkstein, 7^3 moduli
hoch. Le Roy Mon. de la Gr^ce P. I. p. 42. pi. 25. Stuart Antiq. of
Athens V. III. ch. 6. pi. 2. vgl. Leake Moroa T. III. p. 246. 268. Descr.
^e Mor^ III. pi. 77. 78. Ein Theil der Tempel in Selinunt scheint
noch dieser Periode anzugehOren, Thiersch Epochen S. 422 f.J — Der
[54] lonische Baukunst. 35
kleine Dorische Tempel der Nemesis zu Rhamnus wird hier besonders
der Mauem aos polygonen BlOcken wegen erwfthnt Uned. Antiq. of
Attica, ch. 7.
54. Neben diese dorische Bauart tritt, nicht allmahlig 1
durch vermittelnde Uebergange, sondem gleieh als wesentlich
verschieden, die lonische. Die S&ulen haben hier von 2
Anfang an viel schlankere und sich yeniger verjungende Schfifte,
welche durch Basen emporgehoben werden. Die geschmuckte 3
und rait vorhangenden Theilen (den Voluten) versehene Form
der Capitale kann nicht bloss aus dem Nothwendigen und
Zweckmassigen abgeleitet werden. Das Gebalk behalt vom 4
Dorischen nur die allgemeinen Abtheilungen , aber giebt die
naheren Beziehungen auf den Hokbau auf ; es ist den schlan-
kem und weiter gestellten Stutzen gemass viel leichter, und
bietet weniger einfache Massen dar als das Dorische. Ueberall 5
herrschen mehr rundliche und gleichsam elastische Formen (wie
in den Basen und Polstern), mehr sanfte Uebergange (wie
zwischen Fries und Kranz), wodurch die Gattung eine heitere
Anmuth erhalt, ohne das Charakteristische der Formen zu
veriieren. Die Verzierungen einzelner Glieder finden sich meist 6
in Persepolis wieder (§. 244, 6) [282 A. 5], und waren
vielleicht in Asien fruhzeitig weitverbreitet.
2. Die SHulen am Tempel von Ephesos waren 8 Diameter hoch,
Vitruv IV, 1. 2—4. 8. §. 275-277.
3. Das lonische Capit&l ist ein verziertes Dorisches, fiber dessen
Echinus ein Aufsatz aus Voluten, Canal und Polstern gelegt ist, welcher*
auf ShnlJche Weise am obem Rande von Alt&ren, Gippen, Monumenten
vorkommt, und wohl aus angeh&ngten WidderhOrnern hervorgegangen
ist. Vgl. Hesych. s. v. nQiog — fiigog xi xov Kogiv^lov nlovos (wahr-
scheinlich die Voluten dai*an). Da der Widder ein gewOhnliches Todten-
opfer war, so stimmt dies mit der Ableitung der lonischen Ordnung aus
Grabs^ulen, bei Stackelberg Apollot. S. 40 ff. R. Rochette M. I. I.
p. 141. 304, sehr Qbertrieben von Garelli, Diss. eseg. int. all' origine ed
at sistema della sacra Archit. presso i Greci. N. 1831. Voluten - CapitSl,
a7iSLQO}i6q>ttXov Marm. Oxon. II, 48, 19. Daher vielleicht bei Plinius in
spin's columnarum auf die Voluten zu beziehen. Beispiel einer lonischen
S^ule als Grabstele auf Attischen Vasen, M. Pourtal^s pi. 25. Voluten-
Altar z. B. Stackelberg GrSber Taf. 18. Altionische Base verwandt der
Pelasgischen und Persischen. Kugler S. 26. [E. Guhl Versuch dber das
lonische Gapit&l, Berl. 1845 aus Grelles Journal ftlr die Baukunst.]
36 Griechische Kunstgesch. Per. I. [55, 56]
55. Die Anfange dieser Architektur liegen wahrscheinlich
schon in firuhen Zeiten, da sie bereits an dem bald nach
Olymp. 33 gebauten Schatzhause des Sikyonischen Tyran-
nen Myron zu Olympia, ausserhalb loniens, gefunden wurde,
und sich gleich beim Beginn der folgenden Periode am Hei-
ligthum der Artemis von Ephesos in voller Herrlichkeit ent-
faltete.
In diesem Thesauros waren zwei Thalamoi, der eine Doiisch, der
andere lonisch gebaut, und mil Erz wenigstens bekleidet, Paus. VI, 19, 1 .
Ab eins der merkwflrdigem Gebaude der Zeit verdient hier noch
Erw&hnung Theodoroe des Samiers kuppelfOrmige Skias zu Sparta,
Paus. ni, 12, 8. Etym. M. s. v. Zniag,
8. Die ftbrige Tektonik.
1 56. Schon die von Homer geschilderte Zeit legt grosses
Gewicht auf die zierliche mid reiche Arbeit von Gerathen:
Sessebi, fiettstellen, Laden, Bechem, Kessebi, Waflfenstueken.
2 Was danmter die holzernen Gerathe anlangt: so wer-
den diese mit dem Beile aus dem Groben gehauen (rexrat-
vBiVy orel^xarf), dann sorgfaltiger mit feinem Instnimen-
ten bearbeitet (l^*^*'), imd hierauf in vertiefte, eingebohrte
Stellen Schmuck aus Gold, Silber, Elfenbein, Bernstein
eingelegt {divovv ilit^avti xa> ^QYvgip, daiddlXeiv), [dtvovv ist
drecbseln, das Bunte entsteht durch aufgeheftete gedrechselte
Stucke.]
2. S. die Beschreibung des Belles des Odysseus, Od. XXm, 195
(vgl. IL III, 391), des Sessels, den der vixrav Ikmalios der Penelope ge-
macht, Od. XIX, 56, auch der ZV^^S xalrj, dctidaXirj im Zelte des Achill,
n. XVI, 221, und der, welche Arete dem Odysseus giebt, Od. Vm, 424.
TexTcclvBiv auch von Schiffen, fiber deren Arbeit Od. V, 244 zu vgl.;
der Troische xixxmv ^AQfiovldrjg ist darin ausgezeichnet (D. V, 60). Jipovv
bedeutet rundarbeiten, wie xo^ovv, v^. Schneider im Lex. s. v. ro^evoi.
Instrumente bei Homer: nilmv^j axtnagyovy ailvrj, r^^crpa, TQvnavov
mit Riemen Od. IX, 383. Eurip. Kykl. 460), avd^nrj, — Elfenbein
[57, 58] Tektonik; Holzarbeiien. 37
kommt an SchliisselD, ZQgeln, Scfawertscheiden {xoUos vz^ni^iaxov
ilitpavTog, Od. Vm, 404. Tgl. n^unov ilitpoptos Od. XVIII, 195.
XIX, 564) vor; so wie Elektron (Bernstein, Buttmann in den Schr. der
Beri. Akademie 1818. 19. Hist Q. S. 38) [Myihologus Bd. U. S. 337]
an Wanden und Gerftthen. [Vgl. die PhOnicische Kunst §. 239.]
57. Diese eingelegte Arbeit in Holz wurde auch noch 1
in nachhomerischer Zeit mit Vorliebe fortgesetzt, und anstatt
blosser Zierathen figurenreiche Compositionen an h5lzemen
Gerathen gebildet. So verziert war die Lade QJgvaiy 2
xv\pf^rf)y welche die Kypseliden als Tyrannen des reichen
Korinthos nach Olympia geweiht batten.
2. Dio Ghrysost XL p. 325. Reisk. as avrog haifanAg efj^v iv
'Olvfinia iw Tip 6nia^od6ii^qi rov 9io» xrn^H^ag vxofiprjfut rrjg
&Q7tay^g intlvrjs, iv vj ^vXlrg nifitoz^ tf avaxB^UcQ vno KvipiXlov.
Sie stand im Heraeon zu Olympia, war aus Gedemholz, ?on bedeutendem
Umfange, wahrscheinlich elliptisch, da Pausanias keine verschiedenen
Seiten erw&hnt, und la^pa^ von Deukalion^s und andern Schiffen ge-
braucht an eine solcbe Form zu denken gestattet. Die Figuren waren
theils aus dem Hoize hervorgearbeitet, theils aus Gold and Elfenbein ein-
gdegt, in fllnf Obereinanderliegenden Streifen (z'^9^^)i ^^^ Paus. berum-
gebend, die erste, dritte und fQnfte von der Rechten zur Linken, die
zweite und vierte Ton der L. zur R. gehend beschreibt. Sie enthalten
Soenen aus den heroischen Mythen, zum Theil auf die Ahnen des Kypselos,
der aus Tbessalien stammte, bezuglich. Vgl. §. (>5, 3. Pausanias, weicher
die von dieser Lade erz&blten Fabeln glaubt, denkt sie sicb um Olymp. 10
verfertigt, und den Eumelos als Urbeber der Aufschriften: aber Herakles
hatte darauf schon seine gewdhnlicbe Tracht (Paus. V, 17 ex.), die er erst
nach OL 30 erhielt, §. 77, 1. Ueber die Inschriften VOlkel ArchaeoL
Nachlass L S. 158. — Heyne fiber den Kasten des Kypselos; eine Vor-
lesung 1770. Descrizione deUa cassa di Gipselo da Seb. Giampi. Pisa 1814.
Quatrem^re-de-Quincy Jup. Oljrmp. p. 124. Welcker's Zeitschrift fQr Gesch.
und Ausleg. der Kunst. Th. 1. S. 270 ff. 536. Sieb^lis, Amalthea IL S. 257.
Thiersch Epochen. S. 169. (1829.) [0. Jahn Archaeol. Aufs. S. 3. H. Brunn
im N. Rhein. Mus. V. S. 321. 335 ff.]
58. Von raetallnen Gerathen, wie sie in hochster i
Vollkommenheit Hephaestos, 'der Vorstand aller Schmiede
(X^hcitg)^ verfertigt, ruhmt Homer Kessel, Schalen, Drei-
fusse, Becher, Panzer, Schilde, zum Theil als einheimische.
38 Griechische Kunstgesch. Per. I. [59]
2 zum Theil als auslandische Arbeiten. An diesen kommen
eine grosse Menge metallischer und andrer glanzender Stoffe
vor, welche man auf eine effektvolle Weise zusammrazustellen
liebte.
1. Dreifusse des Hephaestos, II. XVIII, 374 und sonst. Nestor's
Becber mil zwei BQden und vier Henkeln (o^oercr), an denen goldene
Tauben gebildet, AsUepiades ns^l Ntcrofidogf Amalthea ni. S. 25. Der
Kyprische Panzer (daran xvavtoi dgaxowtg fyiaoiv ioixoxBg), der Schiid
mil einem Gorgoneion, und die tibrige RCLstung des Agamemnon, 11. XI,
17 ff. Schiid des Aeneas, II. XX, 270. Ein Aegyptischer Spinnkorb, Od. IV,
125. Sidoniscbe Krateren, II. XXIII, 743. Od. IV, 616. [vgl. §. 240, 4.] Ein
Xal^ivs und xQvaoxoog Laerkes vergoldet die HOrnerder Stiere, Od. Ill, 425.
2. Met a lie. Erz, auch Eisen ('idaroc Jaxwloi tigov iv ovQBiyci
vanaig iotvta aldrjQOV, ig nvQ x '^vsynccv xal iQinQBnhg igy^''^ idsi^aVy
Phoronis) , Gold , Silber , xacaitsffog (wahrscheinlich Zinn , Latein.
plumbum album, Beckmann Gesch. der Erfindungen lY. S. 327 fif.), Blei,
xvavog (ein metallischer Stoff von schwarzblauer Farbe), titavog (Gyps)
am Schilde des Herakles bei Hesiod. Vgl. MiUm Min^ralogie Hom^rique
(2 ^. 1816) p. 65 seq. EOpke Eriegswesen der Griecfaen im heroischen
Zeitalter S. 39. Ueber die Instrumente &xftav {axfio^srov) , ^txi^tTJ^,
otpvQOL, nvQtiyifcc, die tpvaai (axgorpvaiov) , xoava Hillin p. 85. Clarac
Mus^ de Sculpt. I. p. 6 seq.
1 59. An einem dieser Kimstwerke, dem Hephaestischen
Schilde des Achilleus, schildert Homer auch grosse Composi-
tionen aus zahlreichen Figuren : aber grade die grosse Fulle
und Ausdehnung dieser Darstellungen und die geringe Ruck-
sicht , welche dabei auf das wirklich Darstellbare genommen
wird, entfemen den Gedanken an menschliche Arbeiten von
ahnlichem Umfang, wenn man auch wohl zugeben muss, dass
im Eleinen Figuren auf Metallplatten anzubringen nichts
2 Unerh5rtes war. Man kann dabei nicht anders verfahren
sein, als dass man das erweichte und zu Flatten geschlagene
Metall mit scharfen Instrumenten zuschnitt, und mit Nageln,
Stiften u. dgl. auf den Grund befestigte.
1. Am Schilde des Achilleus haben Restaurationsversucbe angesteUt
frQher Boivin u. Caylus, neuerlich Quaterm^re-de-Quincy Jupiter Olymp.
p. 64. M6m. de Tlnstitut royal. T. IV. p. 102, [Recueil de Dissert. 1817]
[60] Metallgerftthe. 39
und Flaxmaon fQr eine neue Silberarbeit. Vgl. Welcker Zeitschr. I. S. 553
ad Philostr. p. 631. [Nauwerk der Schild des Acb. in neun Darstell. Berlin
1840. Proipranune Qber dens, von D. Lucas, Emmerich 1842, Marx in
Coesfeld 1843. Clemens in Bonn 1844. Vgl. H. Brunn im N. Rhein M.
V. S. 340. Ueber den Hesiod. Schild K. Lehrs in Jahns Jahrb. 1840.
S. 269 flf.]
2. Ueber das Schmelzen des Metalls 11. XVni, 468. Hes. Theog.
862. vgl. Schneider s. V. xoivri, Gusswerke aber sind spftter, so wie die
Kunst des LGthens. Alle SUteien Werke sind mit dem Hammer getrieben
{sfpvQiiXaxa) u. die Zusammenfdgang geschieht durch mechanische
Mittel, dhOiMi (II. XVIII, 379) ^loi (II. XI, 634), n^Qovai, TtivxQa (Pans. X,
16, 1). Aeschylos Sieben 525 ft, h jj^aXxi^Xar^ adxfi — S^piyy (Ofiocirop
n(fogftiti7ix€[vsfiir7iv yofiqpotg — lafAngov ixngovsTov Sifiag. Das Befestigen
von Metallzierathen auf einen Grund (z. B. auch das Verzieren von Sceptern
mit goldnen NSgeln) ist die if^naictinrj rtxvri, S. Lobeck zu Soph.
Aias V, 846. S. 357. Athenaeus XIL p. 543 f. axlnmvi xQvccig ilt%ag
ifiTiBnaiCfiiva,
60. Sehr vervoUkommnet wurde nach den Homerischen
Zeiten die Arbeit an Gefassen durch zwei grosse Erfindungen,
erstens die des Gusses in Formen, welche einem Sami-
schen Meister Rhoekos, Phileas Sohn, und seinem Sohne
Theodoros zugeschrieben wird, [nicht nachweislich bei den
Phoeniciern, §. 240, 3], und ohne Zweifel auch bei der Ver-
fertigung von Krateren und andern Gefassen, in denen diese
Kunstler sich auszeichneten, ihnen grossen Vorschub leistete.
Die Geschichte der alten Samischen Kilnstler-Schule ist sehr
schwierig, auch nach Thiersch Epochen S. 181 (der zwei Theodoros und
zwei Telekles unterscheidet) , Hirt Amalth. I. S. 266 (der beide Unter-
scheidungen verwirft), Meyer Kunstgesch. Anm. S. 26, Sillig im Cat.
Art. s. w. Rhoecus, Telecles, Theodoras, Panofka Sam. p. 51, mit dem
das Folgende am besten stimmt. Hierin vereinigen sich die Zeugnisse:
Herod. I, 51. ffl, 41.. 60. Diodor I, 98. Vitrav Praef. VII. Plin. Vn, 57.
XXXIV, 8, 19, 22. XXXV, 12, 43. XXXM, 13, 19, 3. Pans, ffl, 12, 8. VTO,
14, 5. X, 38, 3. Amyntas bei Athen. XII, 514 F. Diogen. L. II, 8, 19;
nur dass, mit Einigen bei Plinius den Rhoekos und Theodoros lange vor
01. 30 zu setzen, die Geschichte des Ephesischen Tempels, §. 80 A. 1,
nicht duldet. Die mOglichste Dehnung der Genealogie ist diese:
Olymp. 35. Rhoekos, Phileas Sohn, der erste Architekt des un-
geheuern Heraeons (Samos also schon sehr reich und mUchtig; es erhielL
40 Griechlsche Kiinstgesch. Per. I. [61)
01. 18 die ersten Trieren; seine Macht scheint besonders um 01. 30 zuzu-
nehmen), am Lemnischen Labyrinth thfitig. Erfindet den Erzguss.
01.45. Theodoros am Beraeon Telekles arbeitet
thatigv so wiebeim Labyrinth, mit dem Bruder
Erbauer der Skias, legt die zusammen.
Fundamente des Ephesischen
Artemision. Erfindet angeb-
lich normam, libellam, tor-
num, clavem. Giesst Statuen '
atis Eisen. '
01. 55. Theodoros, nicht mehr Architekt,
bloss Metallarbeiter, arbeitet fQr Kroesos
(zwiscben 55 u. 58) einen grossen silbemen
Krater, fasst den Ring des Polykrates, und
macht einen goldenen Krater, den man
im Palast der Perser-KOnige sah.
Wahrscheinlich gehOrte zu den Werken dieser Schule schon der eheme
Kessel, welcben die von Tartessos heimkehrenden Samier (um 01. 37) ins
Heraeon weihten, mit GreifenkOpfen in Hautrelief am Rande, und drei
knieenden, 7 Ellen hohen Figuren als Ffissen. Herod. IV, 152.
61. Zweitens durch die Kunsi des L5thens (der j«A-
Xrioig, ferruniinatio) , d. h. einer chemischen Verbindung von
Metallen, in der Glaukos von Chios, ein Zeitgenoss des
Halyattes (40, 4—55, 1), und wahrscheinlich Zogling der
Samischen Erzgiesser, sich Ruhm erwarb, und seine Eunst
ebenfalls durch kunstliche Gerathe, besonders den Untersatz
eines Kraters zu Delphi, bewahrte.
Von Chios nach Herod., Pans. u. A., von Samos nach Steph. Byz.
s. V. Ji^cclT}. S. Sillig s. V. Glaucus, nebst den Scholien zu Platon
Phaed. p. 108, 18. Bekk. und Heindorf p. 225. Besonders wird die
HO 111] o ig 6 i8i] gov als seine ausschliessliche' Erfindung genannt;
dass es LOthung ist, llbst sich nach Paus. X, 16, 1 sehr deutlicher Be-
schreibung des vnoHQjjTrjQidtov nicht bezweifeln. Zugleich wurde aber
Glaucos auch wegen der Kunst, das Eisen zu h&rten und zu erwelchen
(aidi^ffov CTOfiooaig xal (idlce^ig), bewundert (Plutarch de def. or. 47).
Vgl. Ramshom de statuar. in Graecia multitud. p. 19 sqq. Ueber die Art
des LOthens Fea zu Winckelm. Th. V. S. 429. Dresden. 'EnlxTjnrog ngazTjif
C. I. I. p. 236.
[62, 63J TOpferarbeit. 41
62. Ein drittes Handwerk, welches wegen der unschein-
baren Gerathe, die es, fur sich genommen, liefert, weniger
erwahnt wird, als es seines Zusammenhanges wegen mit der
plastischen Kunst verdiente, ist dieTSpferkunst, xt^a-
fiivTtxtj. Sie bluht als ein sehr ansehnliches Gewerk be-
sonders zu Korinth, Aegina, Samos und Athen, wo die
Topfer seit alten Zeiten einen bedeutenden Theil der Bevol-
kerung ausmachten.
Homer beschieibt li. XVni, 600 die TOpferscheibe, das niedliche
Gedicht Kdfiivos rj Ksifccfiig den Ofen, den Athena beschiltzt , aber viele
feindliche D^monen bedrohen. Tqoxos von Talos. Das Handwerk wird
zeitig in K or i nth ausgebildet (Hyperbios, Dibutades, s. Boeckh ad. Find.
01. Xm, 27 J; auf Aegina (Aeginet. p. 79, auch Pollux VII, 197. Hesyth
u. Phot. s. v. 'Hz^ ntTQatcc); in Samos (Samia terra, vasa, Panofka
Sam. p. 16); in Athen (Kerameikos Stadtquartier und Vorstadt; Athena,
Hephaestos und Prometheus Vorsteher des Gewerks; Koroebos soUte die
ersten TOpferwerkst&tten, Hyperbios und Euryalos (Agrolas bei Pans.) nach
Plin. die ersten Backstein-Mauem errichtet haben; die Erde der Kolias
war ein trefHiches Material; OelkrCige Preise an den Panathenaeen, daher
die Amphora auf Milnzen; Topfmarkt besonders am Feste des WeinfQllens,
iv roi$ Xovai; Phoenikier fQhrten nach Skylax p. 54, Huds. Attische Ge-
schirre bis nach Kerne. Vgl. Valkenaer ad Herod. V, 88 u. Wien. Jahrb.
XXXVffl. p. 272).
63. So wie die Topfer in diesen Werkstatten ihr Ma- l
terial, welches die Natur treflflich darbot, zu verfeinern und
ihm durch Mischungen, besonders mit Rothel-Erde, mehr
Reiz zu geben suchten: so linden sich auch schon an den alte- 2
sten Gefassen Griechischer Werkstatten zierliche Formen, und
in Henkeln, Ghffen und andem aus freier Hand zugefugten
Theilen tritt die Kunstfertigkeit des Plasten im ursprunglich-
sten Sinne hervor.
r
Ueber den feinen mit Sand gemischten Thon, der sich in Griechenland
findet. Due de Luynes de la poterie antique. Ann. d. Inst. T. IV. p. 138.
Dibutadis inventum est, rubricam addere, aut ex rubrica cretam fingere,
[Cod. Bamberg und Isidor XX, 4, 3 ex rubra creta] Plin. Die Erde von
Kolias mischte sich trefflich mit fitXtog, Suidas s. v. KatXiddog %t(fcifirjsg.
42 Griechische Kunstgesch. Per. I. [64]
4. Bildende Knnst.
1 64. Die Homerischen Gedichte und die auf anderm
Wege uns zugekommenen mythischenNachrichten stimmendarin
uberein, dass das fruhere Griechenland ausser Gotterbildem
2 keine Bildsaulen kannte. Und wenn aucti zum Schmuck von
Gerathen dienende oder an Baudenkmalem angebrachte Bild-
werke schon fruhzeitig. vorkommen : so scheint ein rundes, fur
sich stehendes Bild, welches kein Tempelidol war, in Grie-
chenland lange Zeit etwas UnerhSrtes gewesen zu sein.
1. Die goldenen Dienerinnen des Uephaestos, die goldnen Fackeltr^er
und goldnen und silbernen Hunde, die Hephaestos dem Alkinoos zu Wach>
tern des Uauses gegeben, deuten schwerlich auf etwas Wirkliches. [Ein
goldner Hund im Temenos des Zeus in Kreta, Anton. Lib. 36, Nacbahmung
der wirklichen Bewachung der Pforten der Tempel z. B. auf dem Eryx,
auf dem Capitol; die goldnen Lychnuchen abnien die wirklichen Odyss.
VII, 91 nach, die einfachste Erfindung fdr Gandelaber, die sich wiederholt
in Engeln als Fackelhaltem, von einem Zeitgenossen des Lor. Ghiberti (Bois-
sere Gresch. des Doms zu Coin S. 13) und angeblich des Michel Angelo,
einem sebr schOnen Werke in einer Kirche zu Florenz. Nach derselben
Idee ist der Candelaber sehr alten Sty Is aus Vulci, Cab. Pourtal^ pi. 40,
p. 112.] Die Stelle der U. XVIU, 59() ist mit einigen alten ErklHrem so
zu verstehn: dass Hephaestos einen Tanzplatz, eine Orchestra, an dem
Schilde bildet, jenem ahnlich, den Daedalos in Knossos fQr die Ariadne
eingerichtet (die nach Kretischer Sitte mit JOnglingen tanzt). Dies ist die
Grundbedeutung von xoQos^ vgl. U. HI, 394. Od. VIII, 260, nebst Eust.,
ihre Festhaltung entfemt alle Schwierigkeiten. Die spatem Kreter ver-
standen die Stelle freilich anders, Pans. IX, 40; auch d. j. Philostr. 10
[Die alte Vase des Klitias in Florenz (BuUett. 1845. N. 7) stellt den Chor
des Daedalos in sieben Paaren dar, gewiss nach dem Sinn des Dichters,
s. Rhein. Mus. II. S. 484].
2. Ein sehr merkwdrdiges architektonisches Bildwerk sind die Ky-
klopischen LOwen auf dem Thor von Mykenae aus grdnem Mannor,
Dodwell II. p. 239 (vgl. die Sage von den Mauem von Sardis Herod. I, 84)
in einem zwar rohen, aber natilrlich einfachen Styl. Pans. II, 16. 4. W. Gell
Argol. pi. 8—10. D. A. K. Tf. 1, 1. Specimens II, 3. Descr. de la Mor6e
II, 60. Aehnlich die Aegyptischen , Klense Aphorist. Bem. S. 536. Eher
nach Persien, Phoenikien und Lydien hinweisend. [Der grune Marmor ist
nur der Aegyptischen Hypothese zu Liebe angenommen, sehr kecklich,
denn der Stein ist derselbe, der ganz in der Nahe gebrodien wurde, nur
ausgesucht. Uebrigens s. auch Goettling das Thor von Mykenae im N.
[65] BUdende Kunst. 43
Rhein. Mus. I. S. 161. W. Mure Tour in Grece II. p. 167 ff. Annali d. I.
archeol. XYII. p. 168. Merkwilrdlg genug ist aach die am Sipylos, zwei
Stunden von Magnesia, in vertieftem Grand aus dem Felsen in Hochrelief
ausgehauene Figur, die schon Chishull als Niobe erkannte and als solche
3teuart Tf. I. (§. 341* A. 3) bekannt gemacht bat. Auch Mac Parian
Constantinople in 1828 L. 1829 gab eine schattenartige Zeicbnung p. 317,
dachte aber an Cybele, was ein Irrtlium ist, s. Bull. 1843, p. 65. Pausanias
besuchte diese Niobe 1 , 21 , 5 und gedenkt VIII, % 3 der Sage , dass sie
im Sommer weine, welche scbon die Ilias kennt XXTV, 615. Von der
nicht ganz perpendicullUren Felsenwand rinnt von einem grossen Einschnitt
uber der Figur Wasser herab. Sie ist abrigens sitzend, hat die Hande
uber einander geschlagen und den Kopf ein wenig auf die Seite genei^t,
beides passend zum Ausdruck der Trauer. Hr. Steuart bestStigte mQnd-
lich, was Pausanias andeutet, dass man in der N&he, wenn man hinauf
gestiegen ist, keinen Meisel erkennt, w&hrend man von unten, wie Mac
Farlan angiebt, aus betr&chtlicher Entfemung, bei einer H5he von etwa
200 F. das Bild, das die dreifache natdrliche GrOsse haben soil, deutlich
erblickt] Der Geschmack an Thierfiguren, auch monstrOsen, zur Ver-
ziening zeigt sich sehr frdh in den verschiedensten Arten von Kunstwerken.
VgL §. 75, 2. 434., 1.
65. Abgesehen von den aussern, in dem Mangel der l
Technik liegenden Umstanden, welche der Entwickelung der
bildenden Kunst grosse Hindemisse in den Weg legten , war
es der ganze Charakter der Phantasie, insofem sie sich mil
dem Leben der Gotter und Heroen beschaftigte , welcher in
jener Zeit bei den Griechen die Ausbildung der Plastik noch
zuruckhielt. EHe Phantasie der Griechen, wie sie in der epi- 2
schen Poesie hervortritt, ist noch zu sehr mit der Ausmalung
des Wunderbaren imd Uebergewaltigen beschaftigt, die Vor-
stellungen von den Gottem haben noch zu wenig sinnliche
Bestimmtheit erlangt, als dass die Poesie nicht weit besser
zu ihrer Darstellung sich geeignet haben sollte als die Plastik.
In der bildenden Kunst dieser Zeit nehmen grelle Darstellun- 3
gen von Schreckgestalten (wie das Gorgoneion) einen bedeu-
tenden Platz ein; durch solche vermochte die noch rohe Kunst
zuerst Interesse zu erregen.
2. Allerdings ist schon bei Homer das plastisohe, feste Gestalten
bildende. Talent nicht zu verkennen, aber es bildet sich erst durch die
epische Poesie allmahlig aus. — Die Gestalten der GOtter sind gigantisch ;
Unre Erseheinungen nicht selten geisterhaft, die Formen, in denen sie er-
scheinen, lassen sich oft wenig bestimmt denken. Die BeiwOrter sind
44 Griechische Kunstgesch. Per. I. [66]
meist weniger plastisch als bedeutungsvoU. Bei der ^Bffotpottig 'E^ivvg^
bei den im Winde dahinfahrenden Harpyien darf man sich nicht spftlere
Kunstgestalten vorstellen. Audi die Thaten der Heroen sind oft unplastisch,
die des Achilleus am meisten. Homer hat keine von Bildwerken entlehnten
ZCige, wie sp&tere Dichter.
Darin liegt wohl der Grund der auffallenden Erscheinung, warum
die schmQckenden Bildwerkeam Schilde des Achill u. sonst bei Homer
nie mythische Gegenstdnde, sondem aus dem bflrgerlichen und Landleben
genommene enthalten (was die ubersahen, die die beiden SUldte fflr Eleusis
a. Athen erkl&rten), auijgenommen etwa die fiber das Yolk vorragenden
ganz goldenen Figuren des Ares und der Athena (denn Eris, Kydoimos
haben sich in Menschen verwandelt). Der Schilddes Herakles, wenn
auch zum Theil roher gedacht und phantastischer ausgeschmdckt, stelit doch
in vielenStilcken den wirklichen Kunstwerken,namentlich den altesten Vasen-
gemSQden, so wie dem Kasten des Kypselos, weit ndher, wie in dem Drachen-
bilde der Mitte, der Ker, der Kentaurenschlacht, Perseus und den Gorgonen,
den Ebern und LOwen. Die weitere AusfQhrung des fiber den Schild des
Herakles Gesagten babe ich in Zimmermanns Zeitschr. f. Alterthumswiss.
1834. N. 110 ff. gegeben. Vgl. §. 3.46 ** A. 5.
3. Die Gorgo-Maske schwebt schon Homer und Hesiod aus Bil-
dem vor, wie das Kyklopische Gorgoneion bei Argos (Paus. II, 20, 5)
war,dem manche Abbildung auf alten Mfinzen, Vasen, Reliefs ziemlich
nahe stehen mag. S. Levezow fiber die Entwickelung des Gorgonen-Ideals.
B. 1833. S. 25 f. §. 397, 5, bestritten von Due de Luynes Ann. d. Inst.
VI. p. 311. Aehnlicher Art war das Graunbild des Drachen (fiQaxovrog
qpo^off) auf dem Herakles-Schilde (Hesiod 144) und der lOwenkdpfige Phobos
des Agamemnon-Schildes auf dem Kasten des Kypselos (Paus. V, 19, 1.
vgl. n. XI, 37), auf dem uberhaupt ein greUe Symbolik herrschte, wie in
der Lahmheit von Tod und Schlaf, der grausigen Ker (Paus. V, 19, 1,
vgl. mit Schild 156, 248), der seltsamen Artemis-Figur §. 363. Stimziegel
mit Gorgonenmasken geschmfickt in Selinus u. a. Orten. Dibutades war
nach Plinius XXXIV, 12, 43 der Plastes, qui primus personas tegularum
extremis imbricibus imposuit, vgl. Hirts Gesch. der Baukunst I. S. 227.
L. Ross im Kunstblatt 1836. N. 57.
1 66. Was nun aber das Gotterbild betriflft, so macht
dies von Anfang an durchaus nicht den Anspruch, ein Bild
(iincir) des Gottes zu sein, sondern ist nur ein syinbolisches*
Zeichen (§. 32) seiner Gegenwart, wozu die Frommigkeit
alter Zeiten um so weniger Aeusseres bedarf, je mehr sie in-
nerlich von dem Glauben an diese Gegenwart erfullt ist:
daher nichts gewShnlicher , als rohe Steine, Steinpfeiler,
[66J Aelteste Idole. 45
Holzp&hle u. dgl. als Gultusbilder aufgestellt zu finden.
Zum Gegenstande der Verehning wird alles dies weniger 2
durch die Form als durch die Consecration {HQvatgy Wird 3
das Zeichen zur Ehre des Gottes kostbarer und zierlicher
ausgebildet, so heisst es ein ayaXfia^ wie auch Kessel,
Dreifusse und andere Zierden der Tempel.
1. 'Aqyot Xi&oi besonders bei grossen NaturgQttem, Eros von
Tbespiae, Ghariten in Orchomenos. Paus. IX, 27. 1, 35, 1. vgl. VII, 22, 3.
"Egftccia Steinhaufen, durch welche man zugleich die Wege reinigt,
wobei die naive FrOmmigkeit der Vorzeit zwei Zwecke zugleich erfdllt.
Eustath. zur Od. XYI, 471. Suidas "EQfiaiov. £. Otto de diis vialibus^
c. 7. p. 112 sq. Mit Od begossene Steine an den Dreiwegen, Theophrast.
Char. 16. vgL Gasaub. Der Zsvt nanndTctg in Lakonien, Paus. Ill, 22.
Jupiter lapis als ROmischer Schwurgott.
Die dreissig Pfeiler zu Pharae als Bilds&ulen eben so vieler Gdtter
Paus. Vn, 22, 3. Mehr von solchen Steinpfeilem Zo^ de Obeliscis
p. 225 ff.
Im Tempel der Ghariten von Kyzikos war ein dreieckfger Pfeiler,
den Athena selbst als erstes Kunstwerk geschenkt, Jacobs Anthol. Pal. 1.
p. 297. n. 342. Boeckh Expl. Pind. p. 172.
Apollon Agyieus x/oov xmvondi^g be! den Doriem, in Delphi
und Athen. Dorier I. p. 299. Kommt auf Mflnzen von Ambrakia, und
Apollonia und Orikos in Illyrien vor. Millingen Ancient coins 1831 . pi. 3.
19. 20. D. A. K. 1, 2. 'Ayvtsv^ nach Manchen dem Dionysos gehOrig.
Harpokr. v. ayviag. Artemis Patroa, Paus. II, 9, 6.
Die Stele auf dem Grabe, ein ^earog nir(fog, ist ein ayalfi* 'Atdcc,
Pind. N. X, 67. Das Tropaeon ein Pffhccg dtxtg rgonalov, Eurip. Welcker
Sylloge Epigr. p. 3.
Lanzen als alte G(^tterbilds&ulen (Kaeneus, Parthenopaeos bei Ae-
schylos) Juftin XLIII, 3. Agamemnon's Skeptron oder doffv in Ghae-
ronea verehrt, Paus. IX, 40, 6. So stellt der Dreizack den Poseidon
(Boettiger Amalth. II. S. 810), das nti^xsiov den Hermes dar; solche
aydlfuxTce muss man sich auf der xo^vopa/iia bei Aeschilos */xst. 219
denken.
Die Hera zu Argos ein xltov, Phoronis bei Klem. Strom. 1. p. 418,
zu Sam OS cavig (Kallimachos bei Euseb. Praep. Ey. Ill, 8), so wie die
Athena zu Lindos ein'lsiov Sdog, d. h. ein unbearbeiteter, glatter Balken.
Nach Tertuilian Apolog. 16 die Pallas Attica u. Geres Raria ein rudis palus.
Dionysos (m^iuioviog) zu Theben eine Sftule mit Epheu umrankt, Klem.
Sir. 1. p. 348. Sylb. Hermes-Phallus in Eyllene. Paus. VI, 26, 3. vgl.
46 Griechische Eunstgesch. Per. I. [67J
Artemidor I, 45. Reiff p. 257. Die Dioskuren in Sparta zwei Balken mit
zwei QuerhOlzem {doxava), Plut de frat. am. 1. p. 36. Die Ikarische
Artemis ein lignum indolatum, Amob. adv. gentes VI, 11 u. s. w. Vgl.
unten Phoenikier §• 240.
2. Ueber das Idgvia^oti (aufrichten, mit Woile umwinden, salben,
dabei eine Oblation oder Opfer) Vandale de oraculis p. 624. Vgl. §.68, 1.
83, 2. 422, 6.
3. Ueber iiyaXyLa Ruhnken ad Timaeum, 2 (Koch Obs. p. 1).
Siebelis Pans. T. 1. p. XLl. Barker^s Stephan. s. v.
67. Um das Zeichen in nahere Beziehung zur Gottheit
zu setzen, fugt man einzelne besonders bezeichnende Theile
hinzu, Kopfe von charakteristicher Form, Arme welche die
Attribute halten, Phallen bei den erzeugenden Gottheiten.
Hierdurch entstand die Herme, welche sehr lange Zeit das
Hauptwerk der Sculptnr in Stein blieb.
Die Pfeilerbildung (rer^ayovoff igyacla) der Hermen war wohl,
wie der Hermesdienst, in Arkadien zu Hause (Paus. Vni, 31, 4. 39, 4. 48, 4.
nBQtaacig yag dij xi rm a%7jiiazi xovxm vpaivo^xai fioi xaiguv oi 'i^pxadeg);
aber wurde zeitig von den verwandten Athenem cultivirt (Thuk. VI, 27),
von wo Pausan. (I, 24. IV 33) die viereckten Hermen ableiteU 'Equo-
ylvcpsia in Athen das Quartier der Steinarbeiter(>l (^o£6oi Lukian's Traum7).
Der Kopf keilblUlig (afprjvoncSyoov , Artemidor II, 37); statt der Arme
(axoXoi, trunci) hOcbstens Vorsprunge zum KranzaufhdJigen (D. A. K".
1, 3); der Phallus darf nicht fehlen (den die * EQfioxonldai niQiiuoJlfttVy
vgl. besonders Aristoph. Lysistr. 1093; Plutarch an seni 28) dfter ein
Mantel umher (Paus. VIII, 39, 4. Diogen. L. V, 82). Sie stehen auf
den Strassen, an Kreuzwegen, daher mit mehreren KGpfen (z. B. der drei-
kGpfige Hermes des Prokleides zu Ankyle, von Aristoph. TQicpalrjg genannt,
Philochoros p. 45. Siebelis; der vierkdpfige von Telesarchides im Kera-
meikos, Eust zur II. XXIV, 333. Hesych s. v. 'Egfi^g), auch als Weg-
weiser, mit Stadienbezeichnung (zum 0. I. n. 12. vgl. Anthon Pal. T. 11.
p. 702. Planud. II, 254). Vgl. Sluider Lectt. Andocid. c. 2. p. 32 sq.
Gurlitt Archaeol. Schriflen S. 193, 214 unten §. 379, 2.
Eine Shnliche Darstellungsweise kam frdh beim Dionysos auf,
wie in dem Lesbischen Jiov. ^alXijv von Olivenholz (Paus. X, 19.
Euseb. Praep. Ev. V, 36. Lobeck Agl. p. 1086). Dionysos-Hermen §. 383,
3. D. A. K. 1, 5. So bildete sich auch die ErzsAule des Amyklaeischen
A poll mit behelmtem Kopfe und bewaffiieten B&nden. Als Kopfbilder
sind noch die IlQa^tBlxac 9 sal zu merken (6erhard*s Bildw. Pro-
dromus S. 64. 107). [Dionysos als Maskenkopf §. 345* 3. 383, 3, und
so andre Bakchische Dftmonen Zoega Bass. 16.]
[68] Schnitzbilder. 47
68. Die Holzschnitzer dagegen wagten zeitig, beson- i
ders bei Gottern, deren Attribute eine vollstandige Figur
zur Grundlage forderten, wie bei der Pallas, ganze Bilder
{^oara) zu verfertigen. Solche Bilder galten noch spater als
die heiligsten; zahllose Wundersagen erkl&rten h&ufig nur
ihre Gestalt, z. B. die gezuckte Lanze, die knieende Stellung,
die halbgeschlossenen Atigen. Ihr Ansehen war oft, besonders 2
wegen Ueberladtmg mit Attributen, seltsam und lacherlich.
Die Fusse wurden nach der einfachsten Weise nicht getreimt, 3
die Augen dorch einen Strich bezeichnet; hemach gab man
ihnen eine schreitende Stellung mit wenig geoffheten Augen.
Die Hande liegen, wenn sie nichts tragen, am Leibe.
1. S6tcv9P Siebelis Puua. T. I. p. XLII. "Edogy ein Tempelbild,
ein iSQVfiivov (Im engem Sinn eln sitzendes. G. I. I. p. S48. 905).
Welcker Sylloge p. 3. to tijs *Ad^vciq Sdog Isokr. de antid. 2, Pallas
Parthenon 'Edo^oiivy Rohnken ad Tim. p. 93. (Kocb Obs. p. 16.)
Das Troisdie Pal lad ion, ein dumtig nach Appollod. Ill, 12. 3.
(vgL Diod. Frgro. n. 14. p. 640. Wess.), schwang in der R. die Lanze,
und hielt in der L. Rocken'und Spindel. Doch dachte man sons! bei
Palladion nur an die Scbild und Speer erhebende, mit der Aegis geschirmte
Pallas, wie sie bei dem Raube des Diomedes, dem Frevel an Kassandra
und sonst (§. 415. D. A. K. 1, 5—7) immer vorkommt. Besonders alter-
thilmlich auf der Vase bei R. Rocfaette M. I. pi. 60. Ygl. Millingen Anc.
Un. Hon. Ser. II. p. 13. Auch in Athen heisst nicht das Bild der Athena
Polias auf der Burg, sondem nur das angeblich von Troja stammende
Bild im SQden der Stadt Palladion. S. Aeschylos Eumeniden, mit erl.
Ahhandl. S. 155. Sitzende Athenabilder werden davon unterschieden;
ein solches war auch in Troja nach U. VI, 92. vgl. Strab. XIII. p. 601.
Eust. zur n. a. 0. /
2. Vgif die Sagen von der Iftcherlichen Figur der Delischen Leto
(Athen. XFV, 614) und dem von den Proetiden verspotteten Herabilde (Aku-
sil. bei Apollod. II, 2, 2), wahrscheinlich dem von Peirasos aus wildem
Bimbaum gescfanitzten (Thiersch Epochen S. 20). Von Daedalos Bildem
Paos. II, 4: dvonmtt^ filv trjv o'^tv, iniKQinsi dh Sfitog xi nal iv&tov
TOVTOig,
3. Snilfj avfi§f§i]x6ttty avfinoda der alten Bilder Apollod. a. 0.
Aeginet. p. 110; daher die diapt^iiiinxa des Daedalos lebendig schienen.
Gedike zu Platon*s Menon p. 76. Buttmann. — X%Iq$9 TtaQarstafidvai
Diod. I, 98. Ktt^Bifiivai %al vatg nlivgatg nexoXXrjfiivat IV, 76. — Die
oftfutva tiifivnota^ die Daedalos OfiFnet (Diod. IV, 76. Suidas s. v. JaidaXov
48 Griechische Kunstgesch. Per. I. [69]
noii^fioevce. Schol. zu Platon p. 367. Bekk.)> werden oft durch Frevel er-
kl&rt, die die Gottheit nicht habe seben wollen, wie die Pallas zu Siris,
Lykophr. 988. Strab. VI. p. 264. vgl. Plul. Camill 6.
69. Die Hauptsache aber war bei diesen Bildem, dass
sie Gelegenheit gaben, die Gottheit nach menschlicher Weise
vielfach zu bedienen und zu besorgen. Diese Holzbilder wer-
den gewaschen, gebohnt, angestrichen, gekleidet, frisirt; mit
Eranzen und Diademen, Halsketten und Ohi^ehangen aus-
geschmuckt; sie haben ihre Garderobe und Toilette, und in
ihrem ganzen Wesen entschieden mehr Aehnlichkeit mit Pup-
pen (manequins) , als mit den Werken der ausgebildeten
plastischen Kunst.
Die Sitle, die Gfltter auf solche Weise zu putzen, reicht von Babylon
bis Italien. Die Capitoliniscben Gatter batten eine fdrmlicbe Dienerscbafl
zu solchen Zwecken (Augustin de C. D. VI, 10). Die Farben der
Holzbilder sind grell, oft bedeutsam. Kugler Polychrom. Sculptur S. 51.
Klenze Apborist. Bemerk. S. 235 gemalte Terracotten des Baron Haller,
S. 257. Plutarch Qu. Rom. 98 to fiMtivov, co ror naXaia rmv ayalnartov
ixQtoiov, Dionysos wie seine Bakchanten, ilermes und Pan werden roth
gefarbt (Paus. II, 2, 5. VII, 26, 4. VIH, 39, 4. Voss zu Virgil Bd. II.
p. 514), Athena Skiras weiss (^A&. Skiqccs Xsvh^ ;|r^/eTat, Schol. Arist.
Wesp. 961). .In Rom wurde Jupiter von den Gensoren rainiandus locirt
(Plin. VII, 36;). Die Gesichter oft vergoldet, wie der Amyklaeische ApoUon
mit Kroesos Golde. Vgl. Paus. III. 10, 10 mit Siebelis Anm.
Ueber die bekleideten Tempelbilder Quatr. - de - Quincy Jup.
01. p. 8 sq. Peplen hatte Pallas in Troja, in Athen, in Tegea (nach
Milnzen), Hera zu Elis, Asklepios und Hygieia zu Titane. Paus. II,
11, 6. Urkunde flber die Garderobe der Artemis Brauronia zu Athen
(01. 107, 4 — 109, 1) C. I. n. 155. xtrioira itfiogyivov nBQi rm E8bi —
Ifuitiov Isvxov ncegaXovgysg, tovro to Xid'ivov Edog dfinix^Tai — dfini-
%ovovy APTEMIdOS lEPON imyiyQOcntat, nsgl vm idsi rfl» uif%alm
u. s. w. Noch in spftter Eaiserzeit hingen Purpurm&ntel um die Bilds&ulen
Vopisc Probus 10. Satumin 9. Libanios T. I. p. 324. R. Plynteria in
Athen. das Fest des Kleiderwaschens der Athena, den 25sten Thargelion
{Jlqa^iB^ylicti). Kallynteria das Fest des Abputzens der Bilds&ule, den
19. (Vgl. Bekker's Anecd. I. p. 270, wo KuXXvyzru^ia einzufilgen.)
Dabei waren th&tig die XovxqldBq und nXvytgiShq (vgl. Alberti zu
Hesych Th. n. S. 498) und der ncnavlnvrjs , Etym. M. Aowgd der
Pallas zu Argos nur mit Oel ohne Salben und Spiegel
(Eallim. Hymnus 13 ff. mit Spanheim, und du Theil M4m. de TAc. des
[70] Schnitzbilder. 49
IiuMT. XXXIX. p. 237). Die *HQt<fi8ti waren die lovvffotpo^oi der Hera
zu Argos (Etym. M., Hesycb), ihr Ankleidefest hiess 'EvSvfititui (Plut
de mu& 9), das Gewand narog, Hesych.
Ein Beispiel einer vollsUUidig drapirten Statue ist die Samische
Hera, als Zeusbraut nubentis habitu dar^^estellt (Varro bei Lactanz
Inst. I, 17), verua unter den Hfinden, auf MQnzen (D. A. K. 2, 8) und
in einer Terracotta, die ein Privatmann zu Cambridge besitzt. Wahr-
scheinlich das Werk des Smilis §. 70.
Andre Gultusbilder (D. A. K. 10—14): die Hera als EbegOttin auf
dem Fries von Phigalia, die GOttin Ghryse von Lemnos bei Millingen
Pelnt. de div. coU. 50. 51, Artemis-Lusia ebd. pi. 52, Artemis -
Alpheioa Maisonneuve Introd. a T^tude des Vases pi. 30. vgl. §. 414, 3,
die Lydisch-Griecbiscben Artemis-Biider von Epbesos (uber die Holzart,
Vitruv. n, 9. Plin. XVI, 79), von Magnesia und andern St&dten, mit
den Staben unter den H&nden (Holstenius Epist. de fulcris s. verubus
Dianae Epbesiae). Vgl. §. 365, 2. Elne steineme Nachbildung des Xoa-
non der Nemesis zu Rhamnus gefunden, im Brit. Museum (XV, 307.
1821). Uned. Antiq. of Att. ch. 7. pi. 2.
70. Die Holzschnitzer ubten ihre Kunst, wie das fruhere i
Alterthum auch die moisten andern, in Familien und Geschlech-
tem nach der Weise der Vater mit schlichtem und anspruch-
losem Sinne: daher sehr wenige individuelle Namen hervor-
treten. Der Name Daedalos bezeichnet die Thatigkeit der 2
Attischen und Kretischen; der Name Smilis die der Aegi- 3
netischen Bildner. Noch mythischer und dunkler ist der Name 4-
der Telchinen.
2. JaidaXos (§. 50. 64. 68), mytbiscber Abnherr des Daedaliden-
geschlecbts (vgl. die Hephaestiaden) zu Athen, zu denen auch Sokriates
gehOrte. SoLn des MrjTitoVj Evndlafiog, JZaAa/uaov. Zugleich Vater der
Kretiscben Kunst. Von seinen Hoizbildem besonders Paus. IX, 40, 2;
Sdiol. Eurip. Hec. 838 (821); mehrere davon waren in Kreta (Kqtjtixcc
^oava, Paus. I, 18, 5). Angebliche Arbeiten des Daedalos in Libyen
(Skylax p. 53 Huds.). Seine Erfindungen der Sage nach sind Ijesonders
Instrumente der Holzarbeit (vgl. §. 56, 2): serra, ascia, perpend iculum,
terebra, ichthyocolla, so wie malus antennaeque in navibus Plin. VII, 57.
Daedal id en: (ausser Talos und Perdix) Endoeos von Athen, Verfertiger
eines sitzenden Holzbildes der Athena zu Erythrae, eines andern von
Kallias geweihten zu Athen, eines elfeubeinernen zu Tegea, wabrscheinlich
erst um 01. 55. Vgl. Welcker Kunstblatt 1830. St. 49. Inschrift mit
"Evdoios inolrjoB^ gefunden in Athen, Bullett. 1835. p. 212. [R. Rochette
O. M fi U • r'8 Archaeologie. 4. Anfl. 4
50 Griechische Kunstgesch. Per. I. ' [71]
Supplement au Catal. des artistes p. 203.] Learchos von Rhegion (also
nach 01. 14), dessen eherner Zeus zu Sparta aus geh&mmerten Stucken
zusammengenietet war, Paus. Ill, 17. Dipoenos und Skyllis §. 82.
3. Zfillig (von e/iUrj) erscheint unter Prokles (140 n. Tr.) in
Samos arbeitend, um 01. 40 in Lemnos am Labyrinth mit Rhoekos und
Theodoros. Besonders Herabilder. Aeginet. p. 97.
4. Als eine alte Schmiede- und Bildner-Innung erscheinen auch die
TaXxf^vsg (Mulciber) zu Sikyon, Kreta und Rhodes, von denen Gdtter-
waffen und Bilder (Zeus, Hera, ApoUon Telchinios in Rhodos) hergeleitet
werden. Auf das Daedalische Leben ihrer Bilder und den b5sen Ruf
ihrer Zauberkflnste deutet Pindar 01. Vli, 50. vgl. Boeckh und Dissen.
Welcker Prometh. S. 182. Hoeck Kreta 'I. S. 345. Lobeck Aglaoph.
p. 1181. Alle diese Innungen und Geschlechter erscheinen in der Sage
nicht selten als bOsartlge Zauberer.
Auch dem Epeios von Panopeus (einer Minyerstadt), dem Meister
des SovQsiog Tnnog, wurden einige Schnitzbilder beigelegt. — Die Sami-
schen Bruder Telekles und Theodores verfertigten ein Schnitzbild des
ApoUon Pythaeus zu Samos aus zwei Scheiten, angeblich von einander
getrennt, woraus man auf einen festen Aegyptischen Kanon schloss.
Diodor I, 98.
1 71. In dem letzten Jahrhundert dieser Periode finden
sich auch, wahrscheinlich nicht ohne Anregung von Kleinasien
her, Gotterbildsaulen aus Itfetall, wie der Zeus
des Daedaliden Learchos (§. 70. Anm. 2), einige wenige Bil-
2 der der Samischen Schule; besonders der von Kypselos oder
Periander (etwa 01. 38) nach Olympia geweihte aus Gold
geschlagene Zeus von colossaler Grosse, fur den die Reichen
Korinths einen bedeutenden Theil ihres Vermogens opfem
mussten [wenn dies nicht erdichtete Sage ist].
1. Auf dem Grabe eines Phrygischen K5nigs lag eine eherne Jung*
frau. Epigr. Homer. 3. Vgl. §. 240. — Von der Samischen Schule
konnte Pausanias aus Erz nur eine Statue der Nacht zu Ephesos von
Rhoekos, ein sehr rohes Werk, ausfindig machen. X, 38, 3.
2. Das Kypseliden-Werk heisst noXocaog, B'&fisyi^g avdifiagj
ayccXfuCy Ztvg, zif^^^^St tfqpv^iyiaTog, oloatpvQog (nicht plattirt). Besonders
belehrende Stellen sind Strab. VIII. p. 353. 378, die Schriftsteller bei
Photios und Suidas s. v. Kv^sXtSmv, die Schol. Platon Phaedr. p. 20, 1.
Bekk. Vgl. Schneider Epim. ad Xen. Anab. p. 473.
[72, 73] MetaU- und ThonhUder. 51
72. Auch aus den Werkstatten der Topfer gingen G6t- l
terbilder hervor, wenn auch weniger fur den Tempeldienst,
als fiir den hauslichen Cultus und die Bestattung: derglei-
chen noch, Werke der Attischen Thonbildner (wijloT?.rt^o«),
Ton grosser Slmplicitat und Roheit, haufig in Attischen
Grabem gefunden werden. Auch zum Schmuck von Hausem
und Hallen werden zeitig, besonders in Korinth und im Atti- 2
schen Eerameikos, Figuren und Reliefs von Erde gemacht.
[Gepragtes Silbergeld fiihrt Pheidon ein, §. 98.]
1. TIi^Xivoi d€o2, besonders Hephaestos, Scbol. Arist. VOgel 436.
Juven. X, 132. Attische Sigillarien, Walpole's Memoirs p. 324. pL 2.
[D. A. E. I. Tf. 2. n. 15.] Zeus und Hera von Samos, Gerhard Ant.
Bildw. I, 1. Vgl. Hirt Gesch. der bild. Kunst bei den Alten S. 92.
Vier bemalte Thonbilder der Gaea Olympia in einer Todtenlade zu
Athen, SUckelb. GriLber Taf. 8. Aehnlich Kunstbl. 1836 n. 24. Gerhard
Ant Bildw. 95—99. [Die ungestalten Thonbilder aus Athen, Samos,
womit rohe Marmorfigdrchen aus GrUbem auf Paros, Jos, Naxos, Thera
zu vergleichen sind , kOnnen von Karem und andem vorhdlenischen
Bewohnem, zum Theil nach ihrer Aehnlichkeit mil den Sardischen Idolen
wie das Walpolescbe, von den Phoeniziem herrCLhren, auf die auch die
Thierfiguren der schOneren nl&oi in den GrSlbem von Thera, Melos u. s. w.
fainweisen. Vgl. L. Ross Qber Anaphe in den Schr. der Bair. Akad. Philos.
Kl. n, 2. S. 408.]
2. Sage von dem ersten thOnernen Relief (rvnog) des Dibutades,
Plin. XXXV, 43. Protypa [prostypa], ectypa Bas- und Hautrellefs. Chal-
kosthenes macht am Kerameikos von Athen ungebrannte Bild werke (cruda
opera, Plin. 45); ebenda sah Paus. auf dem Dache der Kdnigshalle ayaX-
5. AnfttDge der Malerei.
73. Die Malerei ward in Griechenland noch spater, als 1
die Plaslik, eine unabhangige Kunst, zum Theil deswegen,
well der Griechische Cultus ihrer wenig bedurfte. Obgleich
Homer mehreremal Gewander mit eingewebten Figuren er- 2
wahnt : spricht er doch von keiner Art von Malereien als 3
den „rothwangigen MeerschilBFen" und einem elfenbeinemen
Pferdeschmuck, den eine Maeonerin oder Karerin mit Purpur
farbt. Lange bestand alles Malen im Coloriren von Bil- 4
dem und Reliefs aus Thon und Holz.
52 Griechische Kunstgesch. Per. I. [74}
1. Gegen Ansaldus de sacro ap. ethnicos pictar. tabular, cultu.
Yen. 1 753. s. Boettiger Archaeol. ' der Malerei S. 1 19. Empedokles von
Aphrodite p. 309. ttjv oTy fdofpiBOOiv aycclfiactv UairxQvra^, yQunvotg
Tt ttooict. vgl. Boeckhs G. I. II. p. 663. — Ulvansg werden als Votivtafela
an GOtterbilds^ulen gehUngt, Aescbyl. 7x£r 466, eben so an heilige Bftume^
Ovid. Met. VIII, 744. vgl. Tischbein's Vaseng. I, 42. Millin Mon. in6d. I, 29^
[an Bninnen, M.'d.I. IV. tav. 18]. Maler solcher mvaxia. Isocr. de antid. 2..
2. Die Diplax der Helene mit den Kftmpfen der Troer und Achaeer
am sie, II. Ill, 126. Die Gblaena des Odysseus mit einem Hund umJi
Rehe (doch sind diese vielmehr als Zierathen der nBQovrj zu denken)
Od. XIX, 225.
3. Dem II. IV, 141 geschllderten Tnnov nagi^iov entsprechen die
in Ephesos gemalten tpala(fa des Agesilaos, Xen. Hell. Ill, 4, 17. IV, 1, 39.
£}phesos war immer halb-Lydisch (Aristoph. Wolken 600).
74. Die ersten Fortschritte in der Malerei schreiben die
Griechischen Kunsttraditionen den Korinthiem und Sikyoniern
zu; und nennen sogar, doch ohne grosse Beglaubigung, die
einzelnen Erftnder der Umrisszeichnung und monochromen Ge-
malde mit Namen.
Plin. XXXV, 5. 11. 34. Linearis pictura von Kleanthes von Ko-
rinth. [Eucheir, Boeckb Metro!. S. 208.] Spargere lineas intus, Ardikes
V. Kor. Telepbanes v. Sik. Monochromen malt Kleophant v. Kor.
Hygiemon, Deinias, Cbarmadas, Eumaros von Athen, qui primus in
pictura marem feminamque discrevit [figuras omnes imitari ausus] (durch
helleres Golorit).
Bularcbos von Kandaules (f 01. 16, 1) mit Gold aufgewogenes
Magnetum excidium (VII, 39), Magrietum proelium (XXXV, 34), muss
um so mehr als Missverstand des Plin. (Gandaules z. B. des Xantbus
Vater) verworfen werden, da die von Archilochos erw&hnle ZerstOrung
Magnesias durch die Trerer (die einzige bekannte) erst unter Ardys, nach
01. 26, fallt. Vgl. Heyne Artium lempora, Opusc. Acadd. V. p. 349.
Antiq. Aufs. I. S. 114. [Welcker Kl. Schr. I. S. 439.]
Zur Geschichte der Malerei Caylus M6moires de TAc. des Inscr..
T. XIX. p. 250. Hirt sur la peinture des anciens, M^m. V. Memoires de
Berlin 1803. p. 149. Levesque sur les progr^s successifs de la peinture
chez les Grecs. M^m.. de Tlnst. Nat. Litt^rat. T. T. p. 374. J. J. Grund
175, 75*] Malerei. 53
Malerei der Griechen 6d. I. S. 72 ff. 234 ff. Boeltiger Ideen zur Archaeol.
der Malerei Bd. I. Dresden 1811. Meyer's Kunstgeschichte S. 37.
75. Hier in Korinth, der Topferstadt (§. 62), trat i
auch die Malerei zeitig in Verbindung mit der Arbeit von
Gefissen, so dass die nach der Erzahlung von Demarat schon
Olymp. 30 bestehende Verbindung Korinths mit Tarquinii
in Etrurien auch die alterthumliche Gefassmalerei hin-
uberfuhren konnte. Die Vasen- Fabrication zerfallt schon ^
fmhzeitig in zwei Hauptzweige: die hellgelben glanzlosen 6e-
fasse von breiteren und gedruckteren For men mit rothen, brau-
nen, violetten Figuren, welche meist arabeskenartige Thier-
gestalten darstellen ; und die rothgelben besser gefimisst'en Vasen
von geschmackvollerer Form mit schwarzen Figuren meist
mythologischer Art: beide wurden eben so in Griechenland,
wie in Italien verfertigt. Die altesten dieser bemalten Ge- 3
fasse geben durch die Roheit und Plumpheit ihrer Figuren
den deutlichsten B^riflf von den Stufen, welche die Kunst
der Zeichnung durchlaufen musste, ehe sie zu einem festen
und geregelten Nationalstyl gelangte. /
1. Die Sll teste Farbe nach Plin. XXXV, 5 testa trita. Den Demarat
begleiten nach Plin. Kleophantos, oder Eucheir und Eugrammos (TOpfer
und Topfmaler). Kunstbl. 1835. St. 88. Graber von Phaneromeni bei
Korinth, alterthdmliche Vasen, schwarze Figuren auf rothem Grunde;
Herakles Kentaurenkampf, DeYanira.
S. Zu der ersten Gattung, welche man auch missbrSluchlich Aegj^p-
tische Vasen nennt, gehSrt das bei Korinth gefundene GefUss (Dodwell
Class. Tour. 11^ p. 197. Maisonneuve Introd. pi. 56. D. A, K. 3, 18),
welches man nach der Schrift (C. I. n. 7) gegen 01. 50 setzen kann; hier
ist ausser monstr5sen Thierfiguren eine Eberjagd von Heroen gemalt.
Vgl. §. 321.
3. Einige Beispiele der schwarzen Figuren von 'unfflrmlicher Art:
der in den Erieg ziehende E&mpfer, Millingen Collect, de Coghill pi. 36;
der Dionysos mit zwei Satyrn und Apollon mit zwei Hoi-en, pi. 37 (D. A.
K. 3, 16, 17); Dionysos, Hermes und die Horen auf StQhlen sitzend, j^l. 38.
75.* Dabei verdient besondere Aufraerksamkeit der grelle
Charakter in Formen und Bewegungen, welche an Gegen-
standen aus dem Dionysischen Kreise, die einen grossen
54 Griechische Kunstgesch. Per. I. [75* J
Theil der alten Vasenmalerei einnehmen, hervortritt. Aus den
eigenthumlichen Empfindungen , die mit diesem Gottesdienste
verbunden waren, sind in den bildenden wie in den musischen
Kunsten einerseits erhabene und schwungvoUej andererseits
groteske, caricaturartige Productionen hervorgegangen. Die
letztere Gattung kam in der Kindheit der Kunst naturlich zu-
erst in Aufnahme; sie hat indess wahrscheinlich nicht wenig
zu einer freieren und kuhnern Bewegung in der Kunst bei«
getragen.
Zweite Periode.
Von 01. 50 bis 80. (580-460 v. Chr.)
1. Der Charakter der Periode im Allgemeineii.
76. Urn die funfzigste Olympiade treten mehrere aussere i
Umstande ein, welche der Kunst vortheilhaft waren; starkerer
Verkehr mit den Herrschern und Volkem Asiens und Aegyptens ;
grosserer Handelsreichthum [§. 98] ; das Bestreben der Tyran- 2
nen, durch glanzende Werke die Aufmerksamkeit, die Hande 3
und das Verm5gen ihrer Unterthanen zu beschaftigen.
1. Eroesos 01. 55, l-~58, 3» seine Weihgeschenke in Delphi. Griechen
dienen bei Nebucadnezar, dem Chaldaeer 01. 44. Psammetichos KOnig durch
HQife der loner u. Rarer 27, 2. Amasis der Philhellene 52, 3—63, 3.
Naukratis, Hellenion.
2. Bldhender Handel von Korinth, Aegina, Samos, Milet, Fhokaea.
Das in Griechenland seitne Gold wird jetzt allm&hlig hflufiger. Athenaeos VI.
p. 231 ff. Boeckh Staatshaush. I. S. 6 ff.
3. Kypseliden 01. 30, 3 - 49, 3. Theagenes von Megara um 01. 40.
Polykrates 53, 3 bis ungef^hr 64, 1. Egya TIolvxQaTBta Arist Pol. V, 9, 4.
Peisistratos 55, 1—63, 2 ; seine SOhne bis 67, 3.
77. Tiefere Grunde liegen im Entwickelungsgange des l
Griechischen Lebens selbst. Die epische Poesie, welche das
Feld der Mythologie fur die Plastik urbar macht, hat um
Ol. 50 ziemlich ihren Gegenstand erschopfl ; aus ihr wachsen
neben der Plastik die Lyrik und Dramatik hervor. Die mit 2
dem grossten Eifer betriebene Gymnastik und Orchestik, Kunste,
welche die Homerische Zeit noch nicht in der Ausbildung
kannte, die ihnen besonders der Dorische Stamm gab, hat-
56 Griechische Kunstgesch. Per. II. [781
ten um Olymp. 50 ziemlich ihren Gipfel erreicht; sie hin-
terliessen einerseits eine lebhafte Begeisterung fur das Schone
und Bedeutungsvolle der menschlichen Gestalt, und erweckten
anderersejts den Wiinsch, besonders das Andenken an die Kraft
und Tuchtigkeit siegreicherKampfer durchStatuen zubefestigen.
1. Die Hesiodiscben Sanger reichen etwa bis 01. 40. Peisandros
01. 33—40 schafll den Herakles mil LOwenhaut und Keule, wie ihn her-
nach die bUdende Eunst darstellt. Doner IL Si 444. Durch Stesicboros
(50).wird der epische Stoff scbon lyriscb umgebildet.
2. Die Hellenische Nacktbeit beginnt zu Olympia im Lauf (im Ring-
kampf sp&ter) mit Orsipp dem Megarer 01. 15. G. I. I. p. 553 ; sie ging
aber besonders von Kreta und Sparta aus. *j1y(ovts cvttpavXrui (bei
Homer giebt es bloss ;|r^i7/uartra<) [dies Wort allgemein verstanden] in
Olympia seit 01. 7. Die Gymnastik blQbt besonders in Sparta (am meisten
20—50), in Aegina (45—80), hOchst glfinzend in Kroton (50—75).
In der Zeit des Tbaletas, Sakadas u. A. (01. 40—50) waren die
gymnopaedische, hyporcbematiscbe und andere Gattungen der Or chest ik
scbon sehr kunstmSssig ausgebildet; die Sltesten Tragiker von Thespis an
(01. 61) waren besonders Tanzmeister. Die Werke der alten Kflnstler
enthielten nach Athen. XIV. p. 629b vie! aus der alten' Tanzkunst Ge-
nommenes.
1 78. Durch die Bildung von Athleten wird nun die
Kunst zuerst auf ein genaueres Studium der Natur hinge-
lenkt, von dem sie indess auch sehr bald in den Darstellungen
^ von Gottern und Heroen Vortheil zieht. LebensvoUe Gestal-
ten treten als Weihgeschenke in den Tempeln der Gotter an
die Stelle der Kessel, DreifiisSe u. dgl. , welche fruher die
3 hauptsachlichsten Anatheme gewesen waren. Doch tragi die
Nachbildung der Naturformen, wie in jeder Kunst, die mit
Fleiss und Liebe begiiint, einen strengen Charakter, und der
Zusammenhang mit den Holzbildern der fruheren Zeit hemmt
in vielen Stucken das Streben nach Natur und Wahrheit.
1. Ueber das Naturstudium als Basis der Entwickelung der eigent-
licben Kunst Scbom Studien der Griecb. Kdnstler p. 174, welcber mit
Recbt bier die Grenze zwischen Kunst und Handwerk ziebt.
•
2, Der Delphiscbe Tempel war nach Theopomp, Athen. VI. p. 231,
efaemals nur mit ehernen Weihgescbenken geschmQckt, nicht BildsSulen,
sondern Kesseln und DreifClssen von Erz.
[79, 80] Architeklonik; Tempelbau. 57
79. Dessenungeachtet ist es diese Periode, in welcher die
Kunst, wenn man mehr auf das innere Walten des Kunst-
geistes als auf die einzelnen Erscheinungen , welche sichtlich
hervortreten, sieht, am mUchtigsten erscheint mid das Grosste
leistet. Die scharfe Auspragung idealer Charaktere, die-
ser Hauptvorzug der Griechischen Kunst vor jeder andern,
wird hauptsachlich dieser Periode verdankt, und wurde von
ihr mit desto grosserer Sicherheit en^icht, je mehr der Aus-
druck voriibergehender Bewegungen ihr noch entfernt lag
(vgl. §. 27). Die Gotter und Heroen werden nun eben so
bestimmte plastische Gestalten, wie sie vorher poetische Indi-
viduen gewesen waren, und die nachste Periode konnte, auch
wo sie d^n Forderungen ihres Geistes gemass umbildete, doch
uberall schon entwickelte Formen zmn Grunde legen.
2. Architektonik.
80. Die Tempelbaukunst hat in dieser Periode durch die
ausserordentlichsten Anstrengungen der Griechischen Staaten
Gebaude ausgefuhrt, welche nie eigentlich ubertrofifen worden
sind, und beide Style, den Dorischen und lonischen, ihrer
eigenthumlichen Bestimmung gemass jenen zu grossartiger
Wurde, diesen zu glanzender Eleganz ausgebildet. Die Tempel
erweiterten sich auf die einzige Art, wie es moglich war,
durch Saulenstellungen im Innern, womit meist die Durch-
brechung der Decke durch eine weite Oefihung (Hypaethron)
verbunden war.
I. Die berdhmlesten (verscbwundenen) Bauwerke der Zeit.
1. Tempel der Artemis von Ephesos. Kroesos (Herod. I, 92)
und Eleinasiens andere KOnige und Stadle contribuiren (Plin. XVI, 79
XXXVI, 21. Liv. 1, 45. Dionys. IV, 25). Theodores, Rhoekos Sohn
(Ol. 45), fflllt den Sumpfgrund mit Kohien; Ghersiphron von Knossos
stellt die 60 Fuss hohen, zum Theil monolithen lonischen Saulen (unter
Kroesos Herod, a. 0.), sein Sohn Metagenes legt, mit Hulfe von Sand-
sacken, die 30 und mehr Fuss langen Architrave daruber (Plin. Vitruv).
Ein anderer Architekt vergrOssert ihn nach Strab. XIV, 640; erst Demetrios
und Paeonios von Ephesos (etwa 01. 90—100) vollendeten ihn. Octastylos,
dipteros, diastylos, hypaethros, 425 X 220 Fuss, auf 10 Stufen. Aus
weissem Marmor, dessen Bruche, nur 8 m. p. entfernt, von Pixodaros
58 Griechische Kunstgesch. Per. II. [80]
entdeckl waren. Herostrat verwflstet, Deinokrates emeuert das Weltwunder.
Epigramme, Munzen, bei Menetreius Symbol, Dianae Ephesiae statua. R. 1688.
Forster M6moires de Cassel p. 187. Hirt Tempel der Diana von Ephesus.
Bed. 1809. Gesch. der Baukunst I. S. 232. Abweichend die [Herausg.
von Stuart's Antiqq. of Athens. V. 1. p. 332 der Deutschen Uebers,
2. Tempel der Kybebe in Sardis, ein Werk der Lydischen
Dynastie, von den loniern 01. 69, 3 zerstOrt, dann emeuert. Einige
Trimmer der lonischen Gattung. Octastylos, dipteros. GrOsse 261 X 144 F.
Gockerell bei Leake Asia minor p. 344. A. v. Prokesch Erinnerungen aus
Aegypten und Kleinasien III.^S. 143. [Didymaeon zu Milet, zerstOrt
01. 71. §. 109, 15.]
3. HeraeoninSamos, wovon noch einige Trdmraer der lonischen
Gattung, 346 X 189 F. (Bedford bei Leake Asia min. p. 348. Ionian
Ant. T. I. ch. 5). Es muss an die Stelle des iQtem Dorischen (§. 53)
getreten sein, wahrscheinlich in Polykrates Zeit. Es war *der grOsste
Tempel, den Herodot kannte, indem das Artemi^on wohl nocb nicht die
nachmalige GrOsse erreicht hatte. Herod. II, U8.* Ill, 60.
4. Tempel des Olympischen Zeus zu Athen, unter Peisistratos
und seinen SChnen von Antistates, Eallaeschros, Antimachides und Porinos
gebaut, aber unvoUendet, ein colossaler Bau der Dorischen Gattung. Nach
den Ruinen des spStem Umbaus war die GrOsse 372 X 167 F. (Stuait),
Oder 354 X 171 (Leake). 'Olvfimov ri/iiTsllg filv, TtaTocnXr^^tv 8' Ixov
T7JV T^g olxodofilotg vnoygccfpijv, y$v6fisvov 6* av pilTtarov etnsf^
awstiXic^rj, Dikaearch p. 8. Huds. Vgl. Hallische Encykl. Athen p. 233
Hirt Gesch. I. S. 225. — Das Pythion der Peisistratiden. Vielleicht
auch der filtere Parthenon.
5. Tempel von Delphi nach dem Brande 01. 58, 1 von Spintharos
dem Korinthier gebaut. (Die Amphiktyonen verdingen den Bau; wozu die
Delpher ein Viertel geben und Qberall dafdr sammeln; die Alkmaeoniden
unternehmen ihn fflr 300 Talente, aber fflhren ihn viel herrlicber aus,
Herod. II, 180. V, 62 u. A.; jedoch wurde er erst nach 01. 75 vollendet.
Aeschin. g. Ktes. §.116. Bekk.) Aus Porosstein, der Pronaos aus Parischem
Marmor. Pronaos, Naos mit dem Hypaethron (darauf deuten Justin
XXIV, 8. Eurip. Ion 1568) und Adyton. Ein knazofinBdog vaog nach
Philostrat ApoUon. Tyan. VI, 11. Fragmente altdorischer Saulen (6 Fuss
dick) in Castri, Dodwell L p. 174. Cell Itin. in Greece p. 189.
6. Das eherne Haus der Pallas in der Polis zu Sparta, um 01. 60
gebaut, inwendig mit ehemen Reliefs verziert. Paus. Ill, 17. X, 5. [Der
Tempel zu Assos §. 255. A. 2.]
IL Erhaltene Geb^ude.
1--4. Paestum (Poseidonia), die Troezenisch-Sybaritische Colonie.
Der grosse Tempel (des Poseidon), peripteros, hexastylos, pycnostylos,
[80] Tempel-Ruinen. 59
hypaetbroe mil einer Niscfae fOr das Bild, gross 195 X 79 Engl. Fuss, die
Doriscben S&ulen 8 moduli, in ungetrubter Strenge und Einfachbeit des
altdoriscben Sty Is. Der viel jQngere kleine T. (der Demeter, das Bild
stand in einem innern Tbalamos) peript. bexast. 107 x ^7 F. Der kleine T.
Maucb Supplem. zu Normand Taf. 1. Die Sftulen sind nicbt scblanker,
aber baben eine sebr starke Scbwellung, einen eingesogenen Hals, in der
Vorzelle Basen, aucb steben bier scbon Halbsftulen. An die Ecke des Ge-
bSlks ist eine balbe Metope gestellt. Eine Stoa, deren Sftulenumgang 9
Sftulen an den scbmalen, 18 an den langen Seiten bat Im Innern Iftuft
eine Sftulenreibe durcb. Der Fries ohne Triglypben-Eintbeilung. 177 x 75 F.
Das Material dieser Gebftude ist ein fester, dem Travertin ftbnlicber Tuf
von weissgelblicber Farbe, Die Arbeit ist bOcbst sorgfftltig. — [Tbe ruins
of Paestum by Tb. Major, L. 1768 f. m. Qbers. von Baumgaertner, WQrzb.
1781 f.J Paoli Rovine di Pesto 1784. Delagardette Les mines de Paestum.
P. an 2. [Paris 1840 fol. maj.] Wilkins Magna Graecia, cb. 6 (nicbt
ganz zuverlftssig). Winckelmann's Worke I. S. 288. Stieglitz Arcbaeol. der
Baukunst Tb. II. Abscbn. 1. Hirt Gescbicbte I. S. 236. [Merc. Ferrara
Descr. di un viaggio a Pesto, in Napoli 1827. 4, mit 5 Kpft.] — Ein
neuentdeckter Tempel (beim Ampbitbeater) zeigt sonderbare Capitftle
aus spftter Zeit des Verfalls, auf die ein altdoriscbes Gebfilk mit Bildwerken
in den Metopen gesetzt worden ist Moniteur 1830. 7. Juill. Preuss.
Staatsz. 1830. 13. u. 17. Jul. Bullet, d. Inst 1830. p. 135. 226. Mon.
d. Inst. T. II. tav. 20 figurirte Capitftler. Hittorff Joum. des Sav. 1835.
p. 303. cf. p. 309. Hosking, Arcbaeol. Brit. XXIII. p. 85. Maucb Supple-
ment zu Normand. 1831. Tf. 15.
5. Metapont Der T., wovon 15 Sftulen nocb steben, ein bexast.
peript ist nacb den Verhftltnissen der Sftulen (10 mod.) bedeutend junger,
als der grosse T. von Paestum. Ein anderer liegt ganz in Trilmmern, in
denen sebr interessante Fragraente des Rinnleistens und der Deckenver-
zieiimg, aus gebrannter Erde und bemalt, gefunden worden sind. Meta-
ponte, par le Due de Luynes et F. J. Debacq P. 1833.
6—11. [B. Olivieri Vedute d. avanzi dei mon. ant delle due Sicilie.
R. 1794 f.] Die ftltem Siciliscben Tempel sind nicbt mit Sicberbeit zu
bestimmen, da die schwerern Verhftllnisse sicb bier sebr lange erbielten.
Wabn«cbeinlicb gfebOren dazu:
Syrakus (01. 5, 3), T. der Athena auf Ortygia (D'Orville Sicula
p. 195), die Sftulen nocb nicbt 9 mod. (6V2 F. Diam.; 28*/» H6be). Peript
hexast. Basen im Pronaos. Wilkins cb. 2. Wobl aus Hieron's Zeit.
[Cavallari bei Serradifalco anticb. d. Siciba IV. tv. 9. p. 120.]
Akragas (43,4), besonders unter Theron (73, 1 bis 76,4) biabend.
Damals grosse Tempel gebaut, mit Kartbagiscben Gefangnen (Diod. XI, 25).
60 Griechische Kunstgesch. Per. II. [81]
Viele Tempelruinen ; die zwei voHst&ndigsten heissen ganz willkflrlich
(D'Orville p. 95 sq.) T. der Concordia (128 X 50 F.) und T. der Juno
(124 >^ 54 F.); besonders hat sich der erste als christliche Kirche wohl
erhalten. Die Sfiulen 9 bis lO mod. Das Material ist ein brftunlicb-gelber
Kalkstein rait versteinerten Muscheln. Houel Voyage pittor. T. IV. pi. 218.
221. Pancrazi Anlichitk Siciliane T. 11. p. 86. Wilkins cb. 3. Fr. Gaertner's
Ansichten der am meisten erhaltenen Honumente Siciliens Tf. 1 ff. Baltaro
Restauration du temple de la Concorde k Girgenti Bullett. 1837. p. 49.
Selinus (38, 1). Die ftlteren Tempel sind die drei auf der Burg, ^
der nOrdliche 171 X 73 F., der mittlere 197 X 72, dersQdlicbe 116 X 51
(nacb Hittorff)* AUe drei bexast. ])eript., aber besonders der mittlere,
wabrscbeinlich iQteste, sebr eigentbdmlicb, mit schmaler Cella, breitem
S&ulenumgange, doppeltem Prostyl, durcb Mauem umscblossenem Pronaos
und Opistbodom. Die Sftulen 9 mod., bei dem diitten T. 9'/$; bei dem
ersten am meisten (um Vis mod.) venQngt. S. Houel I. p. 24. pi. 16 ff.
de St. Non Voy. pitt. IV. p. 184. D'Orville p. 60 sqq. Hittorff u. Zanth
Architecture antique de la Sicile pi. 10—29. vgl. Beinganum Selinus
S. 78. Goettling im Hermes XXXIII. S. 235. HittorfT bebauptet das
loniscbe CapitSi bei dorischem Gebftlk am [angeblicben] Empedokleum.
Joum. des Sav. 1835. p. 298. Beispiele dieser Verbindung p. 302 (Tberons
Denkmal, Cyrene, Jerusalem, Petra).
12. Aegina, T. des Hellenischen Zeus (vgl. Ann. d. Inst I. p. 342)
oder [vielmebr] der Minerva (Stackelberg Apollotempel zu Bassae Beil. 3.
Ann. d. Inst. II. p. 319), wabrscbeinlich nach dem Siege fiber die Perser
gebaut, 01. 75 [?J daher er dem Theseustempel (01. 78) schon sebr abn-
licb ist. Peript. bexast. hyp. Die Siulen 10 Vs mod. 94 X 45 Fuss. Aus
gelblicbem Sandstein, Dach und Kranz von Marmor. Die Cella war roth
angestricben, das Tympanum himmelblau, am Arcbitrav gelbes und grClnes
Laubwerk, Triglypben blau, eben so der I^eisten mit den Tropfen, das
Band dardber roth; die Marmorziegel mit einer Blume. Ionian Antiq. II.
ch. 6 sq. Wagner Aeginet. Bildw. S. 217. Cockerell im Journal of Science
and the Arts V. VI. n. 12. L. 1819. Descr. de Moree III. pi. 53. 'I6v
*Av%oXoy. Heft 1 gegen den Zeus Panhellenios. Kunstbl. 1836. St. 41
verfehlt. Klenze Aphor. Bemerk. S. 159. Taf. I, 1.
■
1 81. Zugleich geschah, besonders durch die Tyrannen,
Bewundemswiirdiges im Bau von Wasserleitungen , Canalen,
Fontancn und ahnlichen zum Nutzen der Gemeinden dienen-
2 den Werken. Fur die Schau der Spiele indess behalf man
sich noch mit einfachen und kunstlosen Anlagen; und von herr-
[83] Bildende Kunst; Kunstschulen. Ql
lichen Theatern, Hippodromen , Stadien ist noch nirgends
die Rede.
1. Die Enneakrunos (Kallirrhoe) der Peisistratiden. Die Fontane
des Theagenes. Die Wasserleilung in Samos, sieben Stadien weit durcli
den Berg, von Eupalinos dem Megarer gefOhrt, und der Molo des Hafens,
wahrscheinlich l^ya TToXvxQttTtta, Kloaken (vsrovo/uoc) von Akragas,
^alamg; ein grosses Badebassin (xoXvfjpi^iftt). Diodor XI, 26, bei 01.
75. 1. (Solcbe Kolymbethren soUte schon Daedalos in Sicilien gebaut
haben, z. B. bei dem Megarischen Gebiet; so wie ihm auch die Einrichtung
eines nattlrlicben Schwilzbades zugeschrieben wurde, Diod. IV, 78.)
3. Bildende Knnst.
a. Verbreitung derselben.
82. Die bildende Eunst erhebt sich nach Olymp. 50 mit
ungemeiner Kraft in den verschiedensten Gegenden Grieehen-
lands, und statt des einformigen Wirkens von Geschlechtern
treten kunstbegable, von ihrem Talent zur Kunst getriebene
Individuen in grosser Anzahl hervor. Die Sculptur in Mar-
mor erhalt durch Dipoenos und Skyllis von Kreta die erste
Vervollkommnung; Schuler dieser Meister finden sich in Sparta
und andern Orten. Der Erzguss wird besonders auf Aegina,
welches Eiland mit Samos in enger Verbindung stand, und
zu Argos von zahlreichen Meistern zu Athleten-, Heroen-
und Gotterbildern angewandt; eben so besteht eine mit der
Argivischen verbundne ausgezeichnete Kunst lerschule zu Sikyon.
Gegen Ende des Zeitraums erhebt sich die Plastik auch in
Athen zu grosserer Auszeichnung.
[In Chios geht die Sculptur in der Familie des Bupalos bis auf den
Anfang der Olympiaden zurflck.] Namhafle Kunstler dieser Zeit sind: die
Daedaiiden Dipoenos und Skyllis (mannore sculpendo primi omnium
indaruerunt) 01. 50 nach Plin. Sie arbeiten auch in Holz und Elfenbein,
an verschiedenen Orten in Qriechenland (Sikyon, Ai-gos, Kleopae, Ambrakia?).
[Ihre Artemis, Herakles und Athene erscheinen durch Cyrus, als er gegen
Kroesus kriegte, nach Asien versetzt, in Armenieil, nach Moses von Chorene,
wie der Vf. Ztschr. f. d. A. W. 1835. N. 110 ausfuhrt. Hatte also vorher
Kroesus sie von den Sikyoniern erworben ?] Tektaeus und Angelion, ihre
ScMler, gegen 55. Pans. II, 32. Dorykleidas, Don las (oder Medon), Theokles
von Lakedaemon, Holzschnitzer und Toreuten, Schiller des Dipoenos und
6S Griechische Kunstgesch. Per. II. [82]
Skyllis g. 55. Paus. V, 17. VI, 19. Endoeos (§. 70. Anm. 2) um 55.
Perillos oder Perilaos, Erzgiesser (Stier des Pfaalaris) 55. Bupalos und
A t h e n 1 s, Hippohax Feinde (01. 60), Bildhauer aus emem KQnstlergeschlecht
von Chios, Sdhne des Anthermos (Arcbennus), des 8. Mikkiades, des S.
Malas (gegen 40), nach Plin. Welcker Hipponax. p« 9. [Thiersch Epocfaen
S. 192. Bion von Klazomenae oder Chios, iiyaXiiettonoiogy bei Hipponax
nach Diogenes IV, 58, von Sillig in Hippokmles verwandelt] Kallon
von Aegina, SchQler von Tektaeos und Angelion, Erzgiesser (Aegi-
netica aeris temperatura Plin.) um 01. 60—65, wiewohl man die von
ihm und Gitiadas gearbeiteten Dreifilsse mit dem Messenischen Kriege in
Verbindung brachte (Paus. Ill, 18, 5. IV, 14, 2). Gitiadas von Lake-
daemon, sehr wahrscheinlich sein Zeitgenoss (dagegen Welcker Hyperb.
R5mische Studien S. 262), Erzarbeiter (zugleich Dorischer Dichter). Syadras
und Chartas von Lakedaemon, Erzgiesser 01. 60. (Sparta schickt 01. 58
dem Eroesos einen grossen Kessel mit Figiiren, t<o9ioig, am Rande.
Herod. I, 70.) Dameas von Kroton, Erzg. 65. Eucheiros von Korinth,
Schiller von Syadras und Chartas, Erzg. 66. Kanachos von Sikyon,
Holzschnitzer, Toreut und Erzgiesser, 01. 67—73. (Schom Studien 8. 199.
Eunstblatt 1821. n. 16. Thiersch Epochen S. 142. vgl. unten §. 86.)
Aristokles sein Bruder, Erzg. (Sicyon diu fUit ofAcinarum omnlimi
metallorum patria Plin.) Aristokles von Kydonia vor 01. 71. (Paus. V,
25, 6.) Eutelidas und Chrysothemis von Argos {rexvav tiSovBg in nQOTtgatv),
Erzg. 70. Antenor, Kuphranor's S. (C. I. II. p. 340) von Athen, Erzg. 70.
Arkesilaos, Aristodikos 8ohn, um 70. Stomios, Erzg. 72. Damophilos und
Gorgasos, Thonbildner und Haler in Italien, 72. Synnoon von Aegina,
BchQler des Aristokles von Sikyon, .Erzg. 72. Elearchos von Rhegion,
Erzg. 72. Glaukias von Aegina, Erzg. 73—75. Askaros von Theben,
Erzg. vor 75, nach Paus. Meinung. Ageladas von Argos, Erzgiesser
01. 68-81 (des Verf. Commentatt. de Phidia I. §. 6—8. Welcker im
Kunstblatt 1827. N. 81), arbeitet mit Kanachos und Aristokles drei Musen
(Anthol. Pal. IT. p. 692. Planud. n. 220). Anaxagoras von Aegina, Erzg. 75.
Diyllos, Amyklaeos, Chionis, Korinthier, Erzg., nicht lange vor 75. Aristo-
medon von Argos, Erzg. um dieselbe Zeit. Aristomedes und Sokrates von
Theben, Harmorarbeiter 75. Menaechmos und Soidas von Naupaktos,
Toreuten um 75. Kritias von Athen, Erzgiesser 75—83. Hegias
(Hegesias) von Athen, Erzg. aus derselben ZeiL Glaukos von Argos,
Erzg. 77. Dioriysios von Argos, Erzg. 77. Simon von Aegina, Erzg. 77.
Ptolichos von Aegina, Sobn und SchCiler des Synnoon, Erzg. 78. On at as
von Aegina, Erzg. 78—83, auch Maler, Rathgeber dber Onatas in der
Encykl. von Ersch u. Gruber, im Allgemeinen richtig, der Herakles des
Onatas auf MQnzen unglaubhaft. Kalynthos von Aegina, Erzg. 80. Kalli-
teles von Aegina, Onatas SchQler, Erzg. 83. FQr dieKiinstlergeschichte
[83, 84] Gultusbilder. 63
verweise ich uberhaupt auf Franc. Junius filtem und J. Billig's ungleich
vollkommnern Catalogfus artificum. Dresd. 1827, wozu Welcker (Kunst-
blait 1827. S. 321. 333 f. 1828. 8. 36), J. M. Schultz (Jahns Jabrb. 1829.
m, 1), Osann (Kunslbl. 1830. S. 330. 1832. S. 293) und R. Rochette
(Lettre a M. Schom. P. 1832) [erweitert als Supplement au Gatal. des
artistes 1845. Graf Glarac Gatal. des art. de Tantiqu. 1844, Emeric David
Essai sur le classement chronol. des sculpteurs Grecs les plus c^lebres. P.
1807. 8, nacb den Ansicbten des Bildbauers Giraud. wie Gr. Glarac bezeugt),
H. Brunn Artificum liberae Graeciae tempora, Bonnae 1843] mancben
Nachtrag geliefert baben. Wo Abweicbung davon n6tbjg scbien, sind die
Grunde zum Tbeil scbon aus der Zusammenstellung des Ganzen, zum
Theil aus dem Folgenden zu ersebn. ,
b. Gultusbilder (a/ffZ/uara).
83. Wie es nicht die Gultusbilder waren, von denen 1
eine freiere Ausbildung der Kunst ausging: so entzogen sie
sich, durch die Pielat, mit der die alte Form festgehalten
wurde, auch noch in dieser Periode und spater dieser Ausbil-
dung sehr haufig. Man gab in Colonieen getreu die Gestalt 2
der Bilder der IJIetropolis wieder; und man ahmte nicht sel- 3
ten, wenn man ein neues Bild bedurfle, die Figur des alten
genau nach.
2. Solcbe Bilder beissen atptdgvitaru (Wesseling zu Diod. XV, 49),
die namentlicb bei der Artemis Epbesia viel vorkommen (Dionys. II, 22.
Ygl. VIII, 56). In Massalia (01. 45 oder 60) und seinen Golonieen bewabrte
man dieselbe Form des alten Scbnitzbildes, Strab. IV, p. 179. Die atpiSQvonq
der Tempel, wie in der Gescbicbte von Helike, Olymp. 101, 4 bei Diod.
a. O. Strab. VIII. p. 385, in der von Selinunt, umfassen die Nacbabmung
des Cultusbildes.
3. Onatas abmt das alte verbrannte Scbnitzbild der Demeter Melaena
von Phigalia, mit Pferdekopf, aus dem Dracben und andere Tbiere bervor-
wucbsen, Delpbin und Taube auf der Hand, der Traditionr folgend, in Erz
nacb, Paus. VIII, 42. Vgl. die Gescbicbte von der Leukippiden-Priesterin
zu Sparta, Paus. Ill, 16.
84. Auch im Stoffe entfemt man sich nur allmahlig l
von dem fruher gebrauchlichen Holze. Man setzt an die be-
kleideten odar auch vergoldeten Korper von Holz Kopfe, Arme,
Fusse von Stein {ioii^oU^oi) ; man fugt' dem Holz auch 2
Slfenbein an; oder man belegt es ganz mit Gold. 3
64 Griechische Kunstgescb. Per. II. [85]
[ApoUon von Kanachos in Theben aus Gedemholz, ein Alhlet aus
Feigenbolz §. 87, 1, der Sosianische Apollon aus Gedern, Plin. XIII, 11.
Hekate von Myron zu Aegina, die ersten Olympiasieger 01. 59. 61. Fans.
VI, 18, 5.] 'ylxQoXi^oi Fans. II, 4, 1. VI, 25, 4. VII, 21, 4. 23, 5. VIII, 85, 4.
31, 1. 3. IX, 4, 1. Ein Beispiel ist das Standbild des ApoUon bei Fbigalia.
Stackelberg ApoUotempel S. 98.
2. Die Dioskuren mil Fraaen, Kindern und Rossen zu Argos, von
Dipoenos und Skyllis, aus Ebenholz; an den Rossen Einiges aus Elfenbein,
Pans. II, 22, 6.
3. Xifvoimv ^oavtDv rvnoi Eurip. Troad. 1081.
1 85. Hieraus entwickeln sich die in dieser Periode sehr
beliebten Gotterbilder, in welchen ein Kern von Holz mit
2 Elfenbein und Gold uberzogen wird. Man rechnet diese Ar-
beit, welche schon fruher auf ahnliche Weise bei Gerathen
angewandt worden war (§. 56), zum Kreise der Toreu-
3 tik, worunter Sculptur in Metallen (die Kunst des ciseleur),.
aber auch diese Combination von Metall mit andem Stoffen
4 verstanden wird. Indess wird jetzt auch der Erzguss haufiger
auf die Darstellung der Gotter in ihren Tempeln verwandt..
»
1. Solche ji^^vacilcqpQvrtyor ccyalfiarcc ezistiilen von Dorykleides, Theo-
kles, Medon (im Heraeon zu Olympia), von Kanachos (die Aphrodite zu
Sikyon), Menaechmos und Soidas.
2. Wahrscheinlich war ein Werk der Toreutik auch der Thron
des Amyklaeischen Apollon, den Batbykles der Magnesier baute
wohl in KroeFos Zeit, wo die Spartaner zuerst auf kostbare ava^rumta
bedacht gewesen zu sein scbeinen, vgl. §. 69. 82. Den Thron schmuckten
Reliefs in 42 Feldem; an den FQs^en waren stQtzende Bildsaulen, zwei
Chariten, zwei Horen, Echidna und Typhoeus, Tritonen. Faus. Ill, 18. 19.
Heyne Anliquar. Aufs. St. 1. 8. 1. Quatr.-de-Quincy Jup. 01. p. 196, wo
aber eine uniichtige Vorstellung der xa^i&Qai und hVQVxtofflai gegeben
wird, Welcker Zeitschrift I. II. S. 280 ff.
3. Ueber die Toreutik Heyne Antiq. Aufs. 8t. 2. S. 127. Schneider
Lex. s. V. xoQBvBiv. Quatr.-de-Quincy a. 0. S. 75 ff. [Wenn man die
Toreutik, w^ie sie §. 173. 311 ricbtig erkl&rt ist, die mebr oder weniger
im Kleinen und Feinen auf der JPl^che arbeitet, mit dem Aufbau von
Kolossen und Thronen zusammenwirfl, so ist es in Folge einer Deduction
von Quatremere, die an Unriehtigkeit kaum seinem Attischen Demos etwas
nachgiebt, dennoch wunderbarerweise ganz allgemein Eingang gefunden
bat. So auch bier und §. 120, 2. 312. A. 1 u. s. w. Bei den Kanstlem
[86] Gultusbilder. 65
schwankt daher die Bezeichnung Toreut zwischen caelator oder Giselirer
und GoldelfenbeinkCinstler, Meister von Golossen, wie z. B. in den Ver-
zeichnissen §. 112. 124. 196. Man wird nicht Statuen in Marroor und
in Erzguss (sculptura und statuaria) oder beide und Glyphik (in Edel-
steinen) oder anaglypha und Gameen unter denselben Namen vereinigen
wollen: warum also in Widerspruch mit einem bei den Allen unendlich
yerbreiteten Sprachgebrauch Toreutik und Goldelfenbeinarbeit?]
4. Eheme Gultusbilder z. B. der Apollon Philesios des Kanachos
im Dldymaeon, die §. S3, 3 erwdbnte Demjeter des Onatas u. a.
86. Die DarsteDung der Gotter selbst geht in dieser l
Periode durchaus von einem frommen, von Ehrfiircht und
Scheu vor der Gottheit durchdrungenen Gemuthe aus. Die 2
Gottheiten werden gem thronend (sv^govoi) oder in ruhi-
gejn, festem Stande dargestellt ; sinnlicher Liebreiz wird noch
bei keiner hervorgehoben ; wie die Glieder gewaltige Kraft:
so zeigen die Mienen einen starren und unbewegten Ernst.
Colossalbildern werden sehr haufig kleinere Figuren untergeord- 3
neter Gottheiten, die ihren Charakter bezeichnen, oder heilige
Thiere auf die ausgestreckte Hand gestellt.
2. 3. Vgl. unten die einzeUien Gdtter im z^veiten Haupttheil. Haupt-
beispiele sind der Delische Apollon des Tektaeos und Angelion
mit den Ghariten auf der Hand (Plutarcb de mus. 14. Paus. IX, 35, 1),
wiedererkannt in der Gemme G. M. 33, 474; auch auf dem M. von Athen,
Gombe N. M. Br. 7, 9. Pellerin Med. des peuples pi. 23, 19. M. punter.
11, 14. [Sestini Descr. d'alc. med. Gr. del Princ di Danimarca Fir. 1821.
tav. 2. n. 6.] vgl. des Verf. Dorier I. S. 353, unten §. 359, 5. [Die Hera
des Pythodoros mit den Sirenen, der Zeus des Pbidias mit der Nike auf
der Hand.] Dann der Apollon Philesios als Tempelbild im Didymaeon
aufgestellt (so sieht man ihn auf den MQnzen), von Kanachos nach der
PlOnderung und Anzflndung des Hieron 01. 71 , 1 (wobei der Erzcoloss
gewiss nicht ausgedauert hatte) und vor 75, 2 (wo ihn Xerxes fortfQhrte)
gearbeitet — in steifer Stellung, sehr musculds und vierschr6tig, auf der
ausgestreckten R. ein Hirschkalb, in der gesenkteren L. einen Bogen
haltend. (Von dem Hirscb auf der Hand ist der automatisch gearbeitete
cervus, besser corvus, bei Plin. XXXIV, 19, 14 zu unterscheiden.) [Der
eervus aller Handschriften wird vertheidigt von Soldan Zeitschr. f. A. W.
1841. S. 579 — 83 (welcher den jQngeren Kanachos ohne Grund in Frage
bringt) und von Jan Jen. L. Z. 1838. Febr. S. 254 f. Dieser von dem
Standbild der Inschriften verschiedene Apollon, mit dem der desselben Kana-
dios in Theben nach Paus. IX, 10, 2 genau dbereinstimmte, kam in der
Stellung der Hindin vor dem Gott aberein mit dem zu Delphi bei
O. X fi 1 1 6 r ' I Arehaaologia. 4. Anfl. 5
66 Griechische Kunstgesch. Per. II. [87J
Paus. X, 13, 3, auf einem geschn. St. in den D. A. K. I. Tf. 15. n. 61,
und so wird zugleich die Art des Automats und das Motiv es anzubringen,
was auch spMer geschehen sein kann, klar.] Die GesichtszQge streng und
archaistisch (§. 94), die Haare gescheitelt, mit Drahtldckchen uber der
Stim. Zusammenzusetzen aus den Milesischen MQnzen (Seleukos Nikator
gab das Bild zuriick), der Bronze im Brit. Mus. Specimens of ancient
sculpture pi. 12, dem Kopfe ebenda Spec. pi. 5, und manchen Marmor-
bildem (Bonus Eventus). Voelkel in Welcker's Zeitschr. I, 1. S. 162.
Schorn's Kunstbl. 1821. N. 16. D. A. K. 4, 19—23. [vgl. die Statue des
Mus. Gbiaramonti in Gerhards Ant. Bildw. I, 11. Eckhel D. N. 11. p. 531.]
c. Ehrenbilds&ulen (avSQidvvssy
1 87. Die Athletenbilder, welche die Kunst auf das
Leben hinwiesen, beginnen nach den vorhandenen Nachrichten
mit Olymp. 58; aber werden sogleich sehr zahlreich und be-
2 schaftigen die vorziiglichsten Kunstler. Obgleich in der Kegel
keineswegs eigentliche Portratstatuen, waren sie doch bestimmt,
die korperliche Tiichtigkeit und Ausbildung der Athleten im
3 Andenken zu erhalten; sie deuteten oft auch durch Stellung
und Bewegung die * eigenthumliche Kunst des Kampfers an.
Zur Menschenfigur gesellt sich in diesen Anathemen das Ross.
1. Paus. VI, 18, 5 nennt als die ersten nach Olympia geweihten
Athleten; Praxidamas von Aegina 01. 58 (von Cypressen), Rheribios von
Opus 01. 61 (von Feigenholz). Also ist Eutelidas Statue (Paus. VI, 15, 4,
sicher junger als 01. 58. Aelter war indessen doch die alterthumlich
steife Bildsaule (01. 53) des Arrhachion von Phigalia, der als Todter zu
Olympia gekranzt worden war. Sehr alterthumlich war noch die um
01. 65 von Dameas fflr Olympia gearbeitete Statue des grossen Milon,
mit geschlossenen Fussen, und sehr steif gebildeter Hand (Philostr. Apoll.
Tyan. IV, 28), aus deren Haltung das MSrchen bei Paus. VI, 14, 2 am
Ende, entsta^den zu sein scheint.
2. Olympiae omnium qui vicissent staluas dicari mos erat. Eorum
vero qui ter ibi superavissent, ex membns ipsonim similitudine expressa,
quas iconic as vocant, Plin. XXXIV, 9.
3. Glaukos der Karystier, ausgezeichnet in den Handbewegungen
des Faustkampfs, war von Glaukias von Aegina praeludirend (emafiaxoov)
dargestellt, Paus. VI, 10, 3. Diagoras und seine Familie erhoben die
Rechte betend, und hielten die Linke zum Faustkampfe und Pankration
bereit. Schol. Pind. 0. 7, in. und vgl. Nepos Ghabrias 1 (mit Beseitigung
des Anachronismus). Xenoph. Memor. Ill, 10. "On (aIv, i<p7j, d KXflzmv,
[88, S9J EhrenbildsSulen. 67
aXXowvg (vgl. Sympos. % 17) noi^lg dQOfUti n %ai nuXaiotaQ nal Mvn-
zag %ttl nayKQUXia^Tag, 6^ re xal oJiu.
88. Ausser diesen Siegern in heiligen Wettkampfen wa-
ren Bildsaulen von Individuen in dieser Zeit noch sehr sel-
ten; ihre Weihung setA immer ganz besondere Veranlassungen
voraus; das x"^*®^" ^^'^ att]aai war zuerst eine fast
Dies gilt von den Bildem der Argiver Kleobis und Biton in Delphi,
Herod. 1, 31, gegen 01. 50; [des Baihyllos von Polykrates in Samos ge-
weiht, §. 96. N. 17, wenn nicht die Worte: qua nihil videor effectius
cognovisse, Verdacht erregten, dass im Heraeon einem reizenden und
lebensvoU ausgefOhrten Erzbild spftterer Zeit eine falsche Inschrift gegeben
worden sei] der Freiheitshelden Harmodios und Aristogeiton von Athen
(die ersten machte Antenor 67, 4, die zweiten Kritios 01. 75, 4. Boeckh
C. I. II. p. 320. 340. Stackelberg GrSber, Vign. S. 33. Welcker Rhein.
Mus. IV. S. 472. M. Hunter, tab. 9. n. 4. [R. Rochette sur le torse du
Belvedere p. 29. Suppl. au catal. des artistes p. 204]; der Phokeischen
Heerfahrer in d^m furchtbaren Kriege gegen die Thessaler, Werken des
Aristomedon gegen 01. 74. Pans. X, 1, 4; auch den ifdmXoig der im
Kriege gefallnen Fdrsten Sparta's, Herod. VI, 58. Hipponax Bild (§. 82)
war nichts weniger als ein Efarenbild. Vgl. §. 420, 1. Koehler dber die
Ehre der Bilds&ulen, Schriflen der Hiinchner Akademie Bd. VI. S. 67.
Hirt Schr. der Berl. Akad. 1814. 15. Hist. Gl. S. 6. Boeckh 0. 1. I.
p. 18 sq. 872 sq. (zur Sigeischen Inschrift).
d. Mythologische Figuren als Weihgeschenke (uva^iifjutTa).
89. Vid haufigere Weihgeschenke waren jetzt Figuren 1
Oder auch ganze Gruppen, meist von Erz, aus der Gotter-
und Heroensage. Zur Erinnerung an die fruher allgemeine 2
Art der Weihgeschenke (§. 78) werden auch mitunter Sta-
tuen unter Dreifusse gestellt, die ihnen als Einfassung und
Dach dienen. Die Mythologie wird in diesen Weihgeschen- 3
ken auf eine ganz ahnliche Weise, wie in der Lyrik und von
Aeschylos im Drama, gebraucht, um der Gegenwart eine
hohere Bedeutung zu verleihen.
2. DreifiJsse in Amyklae von Kallon und Gitiadas mit 6(^ttinnen
darunter, Paus. Ill, 18. Vgl. Amalthea III. S. 30 f. Noch die Weihge-
schenke fur den Perserkrieg u. die Siege der Sicil. Tyrannen dber Karthago
waren zum grosaen Theil DreifQsse. Ebd. S. 27.
68 Griechische Kunstgesch. Per. II. [90]
3. Die Phokeer weihten, fih* den Sieg dber die Thessaler am Parnass,
den Dreifussraub des Herakles: Leto, Artemis, Apollon uuf der einen
Seite, Herakles, Athena gegentlber. Die Idee dabei war, die Phokeer als
Beschirmer des Delphischen Dreifusses darzustellen ; die Thessaler-Fdrsten
waren Herakliden, ihr Feldgeschrei Athena Itpnia. Die Heister waren
Chionis, DiylloB, Amyklaeos. Herod. VIII, 27. Pans. X, 13, 4. vgl. X, 1, 4.
— £in Sieg Tarents iiber die Peuketier wird durch eine Gruppe des Onatas
gefeiert, worin Taras und Phalanthos. Pans. X, 13, 5.
e. Tempelsculpturen.
1 90. Auf eine ahnliche Weise warden mythologische Grup-
pen fur die in dieser Periode gewQhnlich gewordene Ausschmu-
ckung der Temp el durch Steinbildwerke , in den Metopen,
an dem Friese, auf den Giebeln und Akroterien, gewahlt,
indem auch hier AUes in Bezug gesetzt wurde auf die Goit-
2 heit, die Weihenden, die Umstande der Weihung. Zwei
Werke der architektonischen Sculptur bezeichnen ziemlich die
Grenzen dieser Periode, die Selinuntischen Metopenreliefs
3 und die Aeginetischen Giebelstatuen. Von diesen sind die letz-
tern besonders geeignet, auch jene Kunst in der Wahl und
Behandlung des mythologischen Gegenstandes deutlich zu
machen.
2. Die auf der Burg von Selinus be! dem mittlem Tempel im
J. 1823 von W. Harris und Sam. Angell entdeckten und zusammenge-
setzten, in Palermo aufbewahrten Metopen-Tafeln (4 F. 9V2 Z. x 3 F.
6V2 Z.) aus Ealktuff sind mit Reliefs geschmQckt, welche bemalt waren,
und die Kunst noch ganz in ihrer Kindheit zeigen (etwa am 01. 50 [oder
5 — 10 01. frflher]). a. Herakles nackt (die L6wentiaut wohl von ver-
goldeter Bronze) die Kerkopen tragend. b. Perseus mit dem Hute (nvv^)
des Hermes (vgl. die Miinzen von Aenos, Mionnet Descr. PI. 49, 3) und
den Fldgelschuhen , Athena in Peplos, Medusa mit dem Pegasos. Bedeu-
tend sp&ter ist das eben daher stammende Relief mit dem Yiergespann,
so wie die Metopen-Reliefs von deth mittiem Tempel der Unterstadt, ob-
gleich diese, welche einejeinen Helden oder Giganten niederstossende GOttin,
und den Torso eines sterbenden K&mpfers zeigen, besonders der letzte,
in einem alterthtlmlich harten Style gearbeitet sind, der etwa dem Ende
dieser Periode angeh6rt. Vgl. §. 119. Beide Tempel hatten nur an der
Ostfronte Metopen.
P. Pisani Memorie sulle opere di scultura in Selinunte scoperte.
Palermo 1823. V. Klenze im Kunstblatt 1824. N. 8. vgl. N. 28. 39. 69. 78. 1825.
[90] Tempelsculpturen. gg
N. 45. 1826. N. 98. Boettiger's Amalthea m. S. 307 ff. Sculptured Me-
topes discovered amongst the ruins of Selinus — descr. by S. Angell and
Th. Evans. 1826 f. Hittorff Archit. ant. de la Sicile pi. U. 25. 49. (Fr.
Inghirami) Osservazioni sulle antich. di Selinunte illustr. del S. P. Pisani
1825. Honum. Etruschi Ser. VI. t. y. 5. Thiersch Epochen S. 404 ff.
Tf. 1 (mit Zeichnungen von Klenze). R. Rochette Joum. des Sav. 1829.
p. 387. Broensted Voy. en Gr^ce II. p. 149. D. A. K. Tf. 4, 24. 5, 25—27.
Von den Metopen des Tempels von Paestum (s. §. 80. 11^ 4), deren
Styl den Aeginetischen Bildwerken verwandt, ist nur wenig (Phrixos auf
dem Widder) zu erkennen; die zu Assos (§. 255, 2) sind noch nicht
hinl^nglich bekannt.
3. Die Aeginetischen Bildwerke, 1811 von mehrern Deutschen,
D&nen uud EnglUndern (Broendsted, Koes, Gockerell, Foster, von Haller,
Lankh, von Stackelberg) gefunden, sind von Thorwaldsen restaurirt und
nach Munchen (Glyptothek n. 55—78) gebracht worden. Sie bildeten zwei
einander entsprechende Gruppen in den Giebelfeldeioi des Minerventempels
(§• 80), wovon die westliche ^oUstandiger , die Gstlichen Figuren aber
gr5sser und besser gearbeitet sind. Athena leitet die K&mpfe der Aeakiden
oder Aeginetischen Helden gegen Troja, im W. den Kampf um Patroklos
Leichnam (nach Andern, um Achilleus, s. Welcker, Rhein. M. Ill, 1. S. 50),
in 0. um Oikles, der als Streitgenoss des Herakles gegen Laomedon von
den Troern erschlagen wurde (vgl. GOtt. G. A. 1832. S. 1139). Herakles
steht in 0. zum Aeakiden Telamon im Verhftltniss des BogenschQtzen zum
Schwerbewaffneten (vgl. Pind. I. V, 27, auch Eurip. Ras. Herakl. 158),
wie Teukros zu Aias in W. ; GostCim und Gestalt des Herakles entspricht
der auf den Thasischen MQnzen. Wie die Aeakiden hier die Barbaren
Asiens schlagen, und ihre Landsleute aus grosser Noth retten, so batten
sie neuerlich bei Salamis, dem Glauben nach, mitgefochten (Herod. VIII,
64 A.), und ihre Nachkommen, die Aegineten, zur Rettung von Hellas
das Ihrige beigetragen. Auf diese Parallele [?] deutet besonders das Per-
sische Bogenschfltzen-Costiim des Paris, der Lederhabit, die gebogene
Matze u. Andres (Herod. I, 71. V, 49. VII, 61). Vase in altem Styl, wie
Manier, Bewaffhung von Helden. darunter einer dem Parb sehr &hnlich,
M. Pourtal^ pi. 8, auch in Stackelbergs Grabern Tf. 10. Damach ge-
hdren die Gruppen sicher in 01. 75 ff. [?]. Dem Marmor war vergoldete
Bronze angefQgt (viele LOcher lassen den Platz von Waffenstilcken er-
rathen), auch die Locken zum Theil aus Draht angesetzt. Spuren von
Farbe an Waffen, Klejdem, Augipfeln, Lippen, nicht am Fleische. Die
Anordnung der Gruppen ist einfach und regelmassig [architektonisch-
symmetrisch] ; vom Styl der Arbeit §. 92. Auf den Akroterien standen
weibliehe Figuren in alterthQmlicher Draperie und Haltung (Moeren>
Niken, Keren?).
70 Griechische Kunstgesch. Per. 11. [90*J
Wagner's Bericfat flber die aegin. Bildw. mil kunstgeschichtl. Anm.
von Schelling von 1817. Hirt in Wolfs Anaiekten H. III. S. 167 (wo Wr
Erkl&rung und Zeitbestimmung das Meiste geleistet). [vgl. Gdtting. Anz.
1818. St. 115 ff.] Cockerel] $. 80. Anm. II, c. Leake Morea II. p. 467.
Thiersch Amalthea I. S. 137 ff. Goethe's Kunst u. Alterthum III. S. 116 ff.
D. A. K. Tf. 6—8. B. Edw. Lyon Outlines of the Egina Marbles. Liver-
pool 1829.
[90*. Wurdig neben den Statuen von Aegina zu ste-
hen sind die Reliefe des alteren grossen Denkmals von X a n-
thos in Lykien, das nicht nach der Einnahme der Stadt
durch Harpagos 01. 58, 3, ungefahr die Zeit, in welcher jene
entstanden sein mSchten, errichtet sein kann. Denn bei dieser
gingen alle Xanthier bis auf die abwesenden Familienvater
unter (Herod. I, 176), und nachher als Lykien tributpflich-
tig war und, bei eigner Verwaitung der Stadte und vermuth-
lich schon damals einer Confederation, doch einen Persischen
Agenten in der Hauptstadt Xanttios hatte, wurde ein so
ansehnliches Grabmal gewiss keinem der Unterworfnen erbaut.
Auch lasst bei aller Verschiedenheit der Figuren der alterthum-
lich strenge, doch schon von Anmuth leis umflossene Styl,
die bewundernswurdige Einfalt, Wahrheit und bereits erwor-
bene Sicherheit und Feinheit der Arbeit mit WahrscheinUchkeit
annehmen, dass das Lykische Werk ungefahr in der gleichen
Zeit entstanden sei, als das andre in Aegina : ob aus einhei-
mischer Schule oder unter dem Einfluss der zur Zeit hoch-
beruhmten Werkstatte von Chios oder der Schiller des Dipoe-
nos und Skyllis, dies wird nie auszumachen sein. Auf die-
ser Stufe kann die Kunst, wie das neuere Italien lehrt, auf
den verschiedensten Punkten, bei geringer Verbindung unter
einander von innen heraus die wunderbare Uebereinstimmung
entwickebi, worin wir diese Lykisch-Griechischen Werke mit
den sonsther bekannten Griechischen Denkmalem erblicken.
Wie weit stehen hinter diesem Denkmal die Friesstucke von
Assos zuruck.
Hr. Karl Fellows, dem wir die dberraschende Erweiterung der
Kunstgeschichte durch das Lykische Alterthum verdanken, fQr dessen im
Lande gesammelte und dem Natidkialmuseum geschenkte Denkmfiler dieses
ein besondres grosses Qebftude errichtet hat, machte diese Entdeckung
auf seiner ersten Reise 1838. The Xanthian Marbles, their acquisition
cet. L. 1843. Abbildung der Reliefe s. in Fellows Journal written during
[90*] Tempelsculpturen. 71
an excursion in Asia Minor L. 1839. p. 231 und eine bessere in seinem
Account of discoveries in Lycia L. 1841. p. 170, wiederholl in Gerfaards
Archaeologischer Zeitung 1843. Tf. 4. S. 49, noch sehr berichti^ und
verbessert H. d. I. IV. tv. 3, womit zu vcrbinden die sehr eindringende
Beschreibung und Erklai'ung von E. Braun Ann. XVI, p. 133. Bull. 1845.
p. 14 und im N. Rhein. Mus. 1844. S. 481—490. vgl. Gerhard Archaeol.
Zeit 1845. S. 69. Das Grabmal ist, wie noch vier andre, meist in Xan-
thos selbst gefunden, ein viereckter Thurm aus Kalkstein in einero einzigen
Stflcke auf einer Basis, so dass der Fries uber 20 F. vom Boden war,
Ober dem Fries ein starker Karniess mit Abacus darauf. Die Figuren
sind ungef^r wie am Fries des Parthenon, 3 F. 6 Z. hoch, und vertheilt
auf je drei weissen Harmorplatten auf jeder Seite ; die Ost- und Westseite
8 F. 4 Z. , die beiden andern etwas weniger lang. M. d. I. IV. tv. 2.
Auf der westlichen als der Hauptseite ist der Fries durch eine kleine
ThiirOffnung, worQber eine saugende Kuh, wie flber einer fthnlichen (Fel-
lows Asia M. p. 226) ein L5we ist, durcbbrochen; diese ThQre fflhrt in
eine achthalb Fuss hohe Kammer und ist sehr unbequem um einzusteigen.
wohl eher zum Hineinscbieben elnes Aschenkastens oder von Spend en
bestimmt Diese Einrichtung hat Aehnlichkeit mit dem Grabe des Kyros
§. 245. A. 2. Die Kunst hingegen erscheint nicbt nur im Ganzen rein
Giiechisch, sondem es trefifen noch ilberraschender einzelne Figuren uberein,
die tbronenden GOttinnen mit der Leukothea Albani, von der darum ein
Abguss genommen und neben der Grabkammer aufgeslelU worden ist,
nach dem Anzug uberhaupt die weiblichon Figuren mit der den Wagen
besteigenden GOttin und der gewappnete Mann mit dem Aristion der Stele
in Athen (§. 96. n. 19). Um so auffallender ist das Fremdartige, Eigen-
thdmliche in den dargestellten Religionsgebriluchen, GOttcm und deren
Attributen. Die Gompositioneu der vier Seiten sind deutlich in einheitlichem
Zusammenhang und engerm Bczug unter einander. Auf der Seite mit der
Grabespforte sind allerdings Demeter und iKora, jene mit einer Patera, die
jiingere Figur mit Granal-Frucht und Bluthe , nebst den drei Horen oder
Chariten, die mittleren mit Granat-Apfel- und BlQthe, die hintere mit
einem Ei, mit grosser Wahrscheinlichkeit zu erkennen; und da auf den
drei andern Seiten die Mitte eingenommen wird von drei tbronenden
Gattem, mit Staben, in weiten Aermeigewandern und Hanteln, zwei bartig,
der dritte ohne Bart ohne jQnger zu sein, so dringt sich der Gedanke an
die drei Zeus von selbst auf (nur dass dann Poseidon nicht aus diesem
Bezug heraus auch mit der Demeter als Phytalmios insbesondere zu ver-
binden ist), Doch wird diese Annahme durch ein dem BSren am meisten
Shnliches Thier unter dem Stub! des einen, einen Triton als Ornament
unter der Sluhllehne und eine Granatblume in der Hand des andern und
GranatHpfel in beiden Handen des dritlen nicht unterstOtzt. Diesen drei
Gdttem scheint eine Familie Geschenke zu weihen, der gehamischte Mann
i
•
72 Griechische Kunstgesch. Per. n. [91}
seinen Helm, die Frau eine Taube, ein Kind einen Hahn und einen Granat-
apfel. Dies Kind isl auf der andem hreiteren, der mit der Thtkre und
den zwei G6ttinnen gegendber liegenden Seite, welche an den Enden noch
zwei und eine stebende, gleich den Horen gegenAber untergeordnete Figuren
hat| wogegen die Enden der zwei schm&leren Seiten von vier sehr schOnen
mftdchenraubenden Harpyien eingenommen werden. So passend und ver-
st&ndlich bei einer Grabvorstellung dies Beiwerk ist, worauf man anfangs
auf mancberlei Weise spielend die Figuren der Hauptvorstellung bezog^
so wenig Ifisst diese selbst sich im Besondem und aus den kdnstlicb ber-
beizuziehenden, meist selbst seltenen oder nach ihren BezQgen, nach Zeit
und Ort mehrdeutigen und v6llig zusammenhangslosen Einzelheiten ein-
heimischer Griechischer Mythologie und Symbolik bestimmter erklSUren.
Von iarbigen Omamenten erkennt man Spuren ausser dem Blau des
Grundes in der rothen Helmspitze und dass die Leisten der Plintben und
an den Thronen bei ihrem niedrigem Relief bemalt gewesen sind.
Proben weit fWiherer Kunst und in rauherem Stein aus Xantbos
sind in London eine Stele mit zwei L6wen darauf, mebrere Tbiere aus einer
ziu* Zeit der R6mer gebauten Mauer, zum Theil abgebildet Lycia p. 174.
Sebr alt sind auch Stilcke eines Frieses ^nlicb dem von Assos, ein B&r,
ein Hircb, ein L6we einen Hirsch zerfleischend , ein laufender Satyr mit
einem Baumzweig; ein schmalerer Fries mit fechtenden Habnen und andem
V6geln, vier geflflgelte Sphinxe von einem Grab und eine kauernde Sphinx
von vollendeter Arbeit im strengen Styl u. s. w. L6we und Stier sind
vorherrschende Gegenstflnde in der Lykischen Sculptur (Lycia p. 173), und
L6wen sollen noch in den Lykischen Bergen leben (p. 182). Uebrigens
sind alle Monumente des neuen Lykischen Museums aus Xantbos; von
andem StSdten, Tlos, Telmessos, Pinara, Myra, Kadyanda, hat Hr. FeUows
nur Zeichnungen und einige Abgtisse mitgebracht.]
f. Styl der bildeuden Kunst.
1 91. So wenig zu erwarten ist, dass in einer Zeit eines
so angestrengten Strebens, bei der grossen Ausdehnung des
Kunstbetriebs, dem verschiedenen Siammcharakter der Dprier
und lonier , dem Mangel eines Mittelpunkts , die Kunst
uberall auf gleiche Weise fortgeschritten sei : so bemerkt man
doch gewlsse durchgangige und in dem Gange der Helleni-
schen Kunstentwickelung mit Nothwendigkeit gegebene Veran-
2 derungen. Sie bestehen hauptsachlich darin, dass die Formen
aus der ursprunglichen unbezeichnenden Roheit in ein Ueber-
maass der Bezeichnung, einerseits von Kraft, Energie, Tuch-
tigkeit, andererseits von Zierlichkeit, welche fur diese Zeit die
[92J Styl der bildenden Kunk. 73
Anmuth vertreten musste, ubergehen. Die dieser Richtung an- 3
gehorenden Bildwerke nennt man »im altgriechischen
Style* gearbeitet: wofur fruher missbrauchlich immer der
Etruskische genannt wurde.
3. Nach Winckelmann erkannte das richtige Verhfillniss dieser Style
noch deutlicher L. Lanzi Notizie della scultura degli antichi e del vari
suoi stili (Sec. ed. 1824. Deutsch von Lange. L. 1816). c. 2. dello stilo
Etrusco. [Zoega Bassir. n. p. 57. de Oliel. p. 222, von dem auch der
bezeicbnende Name hieratisch herrflhrt.]
92. Die Formen des Korpers sind an diesen fiildwer- l
ken ubermassig muskulos ; Gelenke, Sehnen sehr stark hervor-
gehoben, und eben dadurch alle Umrisse hart und schnefflend.
Solche Harte wird in hobem Maasse von Kallon, schon 2
weniger von Kanachos ausgesagt, aber auch dem Styl der
Attischen Meister mn 01. 75 noch zu scharfe Muskelbezeich-
nmig vorgeworfen. Indess fuhrte grade diese Strenge der 3
21eichnimg zu der Naturwahrheit, welche an den Aeginetischen
Statuen, in den meisten Stucken, so sehr bewundert wird.
— Mit dieser Kraftigkeit der Zeichnung verbinden sich ge- 4
wohnlich kurze und gedrungene Proportionen, obgleich auch
ein ubermassiges in die Lange Ziehen der Figuren nicht selten,
doch mehr in Malereien als Sculpturen, gefunden wird. —
Die Bewegungen haben oft etwas Gewaltsames (was durch 5
die haufige Darstellung mythologischer Kampfscenen sehr be-
gunstigt wird), aber auch bei grosser Lebendigkeit immer
eine gewisse Steifheit, etwas Schroffes und Eckiges.
2. Duriora et Tuscanicis proxima Gallon atque Hegesias, Quintil.
Inst. XU, 10. Canachi rigidiora quam ut imitentur veritatem, Gic. Brut.
18, 70. Ola za zrjg naXaiag ^Qyaciag icxl * Hyrjaiov xal ttov dfifpl
Xgirlav rbv NrjaioivTiVy dnsatpiyniva (adstricta) nal vbvqio8tj xal anlrjQa
xal dniftpmg dnoxivafiiva xaXg yffccfifialg, Lukian praec. rhet. 9. Demetr.
de elocut. §.14 sagt, der filtere rhetorische Styl sei unperiodisch , aber
ntQte^iefiivog, wie die alfen aYdlftataf deren tiz^V ovoroXri xai iaxvotijg,
3. In den Aeginetischen Statuen verbindet sich mit einer
Naturwahrheit, die in Erstaunen versetzt, manche Sonderbarkeit, wie das
Starke Angeben des Brustknorpels , die eigene Abtheilung des musculus
rectus, und die spitze Form auch stark gebogner Kniee. Wagner (§. 90)
S. 96. — Gleiches Verdienst der Naturtreue scheint der um 01. 64 aufge-
74 Griechiische Kunstgesch. Per. II. [93, 94]
stellte Hermes ayoifaiog gehabt zu haben, noch in Lukian's Zeil (Zeus
Tragod. 33) ein Studium der Erzgiesser. Wiener Jahrb. XXXVIII. S. 282.
4. Kurze Proportionen besonders in den Selinuntischen Me to pen
(deren Zeichnung auch durch das Bestreben, jeden KOrpertheil in ni5g-
lichster Breite zu zeigen, bestimmt wird). In den Aeginetischen
Statuen sind die K5pfe, besonders in den untern Tbeilen, gross, die Brust
lang und breit, der Leib verh^tnissmassig kurz, die Schenkel kurz gegen
die Schienbeine. Andre Beispiele kurzer Proportionen §. 96. N. 4. 5. 6. 10.
12. 16. 19. Vgl. §. 99. N. 1. 2. 3. 6. Beispiele der scblanken §. 96. N. 20.
21. 23. Vgl. §. 99. N. 4. 5, auch 9. 10.
1 93. Jene alterthumliche Zierlichkeit aber zeigt sich in
den sauber und regelmassig gefaltelten Gewandem (vgl. §. 69);
2 den zierlich geflochtenen oder drahtformig gelockten und sym-
3 metrisch angeordneten Haaren ; dann in der eignen Haltung
der Finger, die beim Anfassen von Sceptern, Staben u. dergl.,
an weiblichen Figuren auch beim Aufnehmen der Gewander,
4 immer wiederkehrt; in dem schwebenden Gauge auf den Fuss-
5 spitzen und zahlreichen andem Einzelheiten. Verwandter Art
ist die Forderung des Parallelismus und der Symmetrie bei
der Gruppirung mehrerer Figuren.
1. S. §. 96. N. 5. 6. 7. 13. 14. 16. 17. Ausser den gesteiften und ge-
plSltteten Tempelgew^dem, muss hier der Gescbmack der Zeit fur zier-
liche, faltenreiche Gewandung in Anschlag gebracht werden, der besonders
in lonien herrsclite, und sich in Athen mit der Zeit des Perikles verlor.
TBTTiyotpoQoi, a^xciiip axvficcri lafiUQoL Des Verf. Minervae Poliadis
aedis p. 41.
2. So bei den Aegin. Statuen (auch an der pubes), vgl. §. 96. N. 1.
7. 12. 14. 16. 17. Auch dies stammt aus der Sitte des feineren und vor-
nehmeren Lebens damaliger Zeit, die besonders an Festen hervortrat und
sich erhielt. Asios bei Athen. XII, 525 F. BaSlj^siv 'Hgalov ^(inEnXiyfiivov,
' AQ^riva naganinXiyiiivTi^ Pollux. II, 35.
3. S. N. 14. 15. 16. 17. 21. Primore digito in erectum poliicem
residente adorirte man, Appulej. Met. IV. p. 90. Bip. Mit drei Fingem
legt man Opferfladen, Weihrauch u. dgl. Aristoph. Wesp. 95. Porphyr.
de abstin. II, 15. Ovid F. II, 573. Lactant. Inst. V, 19.
1 94. In der Bildung der Kopfe herrschen in der alt-
griechisehen Kunst gewisse Grundformen , welche, theils aus
alter Unvollkommenheit der Kunst, theils aus einer unschonen
[95, 96] Erhaltene Bildwerke. 75
Auffassung nationaler Ziige hervorgegangen , durch haufige
Anwendung in beriahmten Kunstschulen ein beinahe typisches
Ansehen erlangt halten, und daher auch dann noch beibehalten
wurdeti, als die Kunst in der Bildung des ubrigen KOrpers
schon sehr weit vorgeschritten war. Dazu gehoren im Gan- 2
zen eine zuriickliegende Stim, spitze Nase, eingezogener Mund
mit emporgerichteten Winkeln, flache langgezogene Augen,
starkes eckiges Kinn, flache Wangen, hochsitzende Ohren.
1. Vultum ab antiquo rigore variare, war Verdienst des Polygnot
in der Malerei. Plin. XXXV, 35.
± Vgl. den Apoilon des Kanachos §. 86 mit den Aegin. Statuen,
u. §. 96. N. 5. 12. 13. 14. 16 nebst den HQnzen §. 98.
95. Das Eigenthumliche des Aeginetischen Styls
scheint den Andeutungen bei den alten Schriftstellern und dem
Charakter der erhaltenen Werke (§. 90, 3 u. 96. N. 3)
znfolge, theils in strenger Festhaltung des Alterthumlichen,
theils in sehr genauer und emsiger Nachahmung der Natur,
somit (dem Stammcharakter der Dorier gemass) in einer sehr
gewissenhaflen, aber wenig freien Art, die Kunst zu treiben,
bestanden zu haben.
Tifonos trjs i^yaclag 6 Alyivutoq, nXaoxmii 17 Aiyivaia u. dergl.
Fans. I, 42. II, 30, 3. VII, 5. VIII, 53, 5. X, 36, 3, welcher rmv 'Arrtiiciv
Tcc apjortorara, so wie die Alyvnxia davon genau unterscheidet, VII, 5.
Hesych: AiyivrjviKa S(fya rovg avfifisPrjKOtag (vgl. §. 68. Anm. 3) dvSQidvzag,
g. Ueberreste der bildenden Kunst (D. A. K. Tf. 9— 14).
9G. Die Reste des altgriechischen Styls bestimmt
zu bezeichnen ist deswegen schwierig, weil, abgesehn von dem
langen Bestande desselben in Etrurien, auch in Griechenland
zu alien Zeiten besonders Weihgeschenke fur Tempel in einem
absichtlich steifen und uberzierlichen Styl gearbeitet worden
sind. Man nennt diesen den hieratischen oder archai-
stischen Styl. Von den Holzstatuen dieser Periode hat
sich nichts, von Erzbildern, ausser analogen Werken in
Etrurien, nur eine sehr alterthumliche steife Bronzefigur er-
halten.
76 Griechische Kunstgesch. Per. II. [96]
N. 1. Die Figur diente als Fuss eines Ger&ths. Inschrift (G. I. n. 6):
TIoXvnQavss ave^exs. [den berOhroten Samier zu verstehen, ist viel ge-
wagt.] Bei Paciaudi Mon. Pelop. II. p. 51. Collectio Antiqq. Hus. N^an.
n. ^. 276. Die Aechtheit bezweifelt Graf Clarac Melanges d'Antiq. p. 24.
Panofka Cab. Pourtal^s pi. 13. p. 42.
2. Ein Meisterwerk allpeloponnesischer Kunstschulen der Lampa-
dephor §. 422. A. 7.
3. Altgriechiscbe Bronze in Tdbingen, gegen 6 ZoU hoch, s. Gruen-
eisen im Kunstbl. 1835. N. 6 fT. aucb besonders gedr. 8. Aeginetischer
Styl, doch die GesichtszOge mehr natilrlich, auch schlankere Figur. Des
Amphiaraos i^skaala? Pandaros nach Thiersch; aber deutlich ein Wagen-
lenker, antreibend und zugleich zuriickhaltend.
4. Bronzene Minerva von Besanqon, hieratisch, der Kopf schdn,
pieces de rapport von Silher.
5. Kentauren in Bronzen §. 389. A. 2.
Von einer alten Kimstarbeit In demselben Stoflfe, gra-
virten Zeichnungen, haben sich sehr alterthumliche Ar-
belt en, und ein vortreffliches Denkmal aus der Aeginetischen
Schule erhalten.
6. Graffito in Bronze, ein von zwei LOwen zerfleischter Hirsch, in ur-
altem Style. Als Beispiel vieler ahnlichen Arbeiten im <ern Griechenland
zu betrachten. Gerhard Ant. Bildwerke Cent. I. Tf. 80, 1.
7. Sehr dClnne Bronzeplatte mit getriebenen Figuren, sehr alterthflm-
lich, die Augen aus Kugelchen, funf Manner, vier Frauen; ich erklSre die
Argonauten u. Lemnierinnen. Cab. Pourtal^s, Titelvign.
8. Bronzener Discus aus Aegina, mit zwei auf das Pentathlon be-
ziiglichen Figuren, einem Springer mit Springgewichten und einem Wurf-
spiesswerfer (mit dem ayKvltDrbv aiiovziov)^ von sehr naturtreuer, sorg-
faitiger Zeichnung. E. Wolf, Ann. d. Inst. IV. p. 75. tv. B.
Die genauer bekannt gewordenen Stein bilder des alten
Styls mochten sich, ausser den schon §. 86. 90 erwahnten,
nach ihrem Style, ungefahr so stellen lassen.
9. Apollo, Coloss, erst angelegt. Ross im Kunstblatt 1836. N. 12,
^nliche kleinere Statue in Thera, Ross Kunstbl. 1836. N. 18. [Dessen
Inselreise I. S. 34. 81], L6ckchen aus Stein, Flechten auf den Schultern,
Brust voll und breit, athletisch, etwas schreitend mit dem linken Bein.
wie in dem Coloss von Naxos und den Bruchstucken des Delischen
[reichen diese letzteren zu, um dies zu bestimmen? Der Theraeische
Apollon, eins der merkwClrdigsten Denkm&ler ^Iterer Zeit, jetzt im Theseion
in Athen, gestochen in A. Schoells Mittheilungen Tf. IV, 8, vgl. Sehneide-
[96] Erhaltene Bildwerke. 77
wins Philologus I. S. 344. Nicht minder wichtig die Statue der sitzenden
Athena auf der Akropolis, A. Schoell, Tf. I, womit eine kJeinere auch auf
der Akropolis ergftnzend zusammentrififl. Vgl. Bull. 1842. p. 186.]
10. Statuen am heiligen Wege der Branchiden. Ungeachtet der
hdchsten SimplfcitSt und Roheit reichen sie nach den Inscbriften bis
Olymp. 80. Ionian Ant. T. 1. n. Ausg. Amaltbea in. 8. 40. G. I. n. 39
und p. XXVI.
11. Pallas der Villa Albani. Winckelm. Mon. Ined. P. I. p. 18. n.
17. Werke VII. Tf. 4.
12. Penelope im Museum Pio-Glementinum , und Ghiaramonti, be-
kannt gemacht von Thiersch Kunstblatt 1824. St 68 ff., Epochen S. 426
und R. Rochette Mon. In. pl. 32, 1. 33, 3. vgl. p. 102. 420.
13. Dresdner Pallas (n. 150). 'Ev nQo^olfj, Nachbildung eines
bekleideten Holzbilds mit Bezug auf den Panathenaischen Peplos (dber
den Boeckh tragic, princ^p. 192, des Verf. Minervae Poliadis aedis p. 26).
Das Reb'ef, welches den hineingestickten Gi^ntenkampf darstellt, ist mit
gutem Grunde im vervoUkommneten Style gehalten. Augusteum 9. 10.
Boettiger's Andeutungen S. 57. Schom, Amaltbea 11. S. 207. Meyer's
Gesch. Tf. 5 A.
14. Herculanische Pallas in hieratisehem Styl, vergoldet und bemalt.
Milb'ngen Un. Mon. Ser. I. pl. 7. p. 13. vgl. §. 368, 5.
15. Artemis aus Pompeji in flhnlichem, sich zu Etruskischem Gre-
schmacke neigendem Styl, aus Marmor und bemalt, 4 Palmen hoch.
Winckelm. W. V. S. 20. 44. 200. M. Borbon. II. tv. 8. vgl. §. 363.
16. Unter den archaistischen ApoUobildem ist besonders merkwQrdig
ein Apollon i^A^v^q von Argos?) im Mus. Ghiaramonti. Gerhard Ant.
Bildwerke I. Tf! 11.
17. Giustinianische Vesta, merkwflrdig durch die saulenartige Figur
und die cannelQi'enartigen Falten, wahrscheinlich durch architektonische
Zwecke bedingt. Ob aus Athen, ist zweifelhaft. Raccolta 87. Winckelm.
W. Vn. Tf. 4. Hirt Gesch. der bild. Kunst S. 125. Thiersch Epochen
S. 134. Mit der Giustinismischen Vesta sind durch kurze Proportionen,
grosse K5pfe, gradlim'ge Falten des Doppelchiton und eine eigenthdmliche
Mittelstufe zwischen alterthumhcher Herbigkeit und naiver Grazie ver-
schiedene Figuren verwandt, welche alle Attische MSldchen in Procession
Oder dazu sich kostumirend vorzustellen scheinen, besonders die Hercula-
nischen Bronzefiguren M. Borbon. II, 4—7 und die andern damit §. 422.
A. 7 zusammengestellten.
Die Reliefs in Stein konnen etwa so gestellt werden
(wobei indess zu bemerken, dass nur wenige sicher der Zeit
zugeeignet werden konnen, deren Kunst sie unge&hr darstellen).
78 Griechische Kunstgesch. Per. II. [96]
18. Samothrakisches Relief, mit Agamemnon, Talthybios, Epeios.
Von einem richterlichen Sitze nach Stackelberg, Ann. d. Inst. I. p. 220.
Nach 01. 70 (wegen des Sly G. I. n. 40. Glarac H^anges p. 19) , aber
in sehr alter Weise gearbeitet. Tischbein's und Schom's Homer nach
Antiken H. IX. Tf. 1. Millingen Un. Hon. Ser. II. pi. 1\ Amalthea III.
S. 35. Glarac M. de Sculpt, pi. 116. Vgl. VodkeFs Nachlass S. 171.
19. Sogen. Relief der Leukothea; eine Mutter, die ihr Kind einer
kindern^Uirenden Gottheit {%ov(fOTQ6q>og ^sd) darbringt. Winckelm. Mon.
In. P. I. p. 67. n. 56. Zo6ga Bassir. 1. tv. 41. Winckelm. W. III. Tf. 3.
Vgl. Panofka Ann. d. Inst. IV. p. 217 (Geburt der Hera). [Die Stele
des Aristion, igyov 'jlQiaroxXiovgf trefTliches Bild eines Marathonomachos,
mit Spuren von Farben, im Theseion, *E<p7jfiSQts ccQxcitoXoy, Tf. 75. I.
S. 127 f. N. Rhein. Mus. IV. S. 4. Tf. 1, Scboell Mitthejl. Tf. 1. Bei
Schoell Tf. % 4 ist auch das grosse Relief einer den Wagen besteigenden
weiblichen Figur auf der Akropolis, worin mit AlterthCkmlichkeit sich An-
muth roerkwurdig verbindet. Weit alterthOmlicher ist das Basrelief Des-
puiges §. 364. A. 8.]
20. Dreifussraub. Ein zeitig gebildetes Sujet (§. 89. Anm. 3),
wahrscheinlich bei Weihung von Tripoden viel gebraucht, die in Delphi,
Tbeben, Atben sehr h&ufig. Die Basis zu Dresden n. 99 (August 5—7)
l^st sich am besten erklaren als Untersatz eines Dreifusses, der in einem
aydav XafinaBovxog als Preis gewonnen. Auf dasselbe Original fdhren
zurQck die Reliefs bei Paciaudi Mon. Pelop. 1. p. 114 {slus Lakonika;
Mon. du M. Napol. II. pi. 35 (im L. n. 168. Glarac pi. 119); Zoega II.
tv. 66. (Villa Albani). Auf alten Vasengem^den wird der Gegenstand
schon freier und lebendiger bebandelt. Vgl. besonders Fr. Passow in
Boettiger's Archaeol. und Kunst I. S. 125. [Auf einem einzigen: so auch
nur in einem Relief, an einem Sarkophag in GOln, Verein der Alteilhums-
freunde, Bonn 1845. VII. S. 94, wo 46 Mon. zusammengestellt sind, zu
denen noch andre hinzukommen.J
21. Vers6hnung des Herakles, dem Athena (die Gottheit dem Heros)
vorausschreitet, Alkmena (?) folgt, mit den GQltern von Delphi, auf die
Hermes und die Ghariten als Friedens- und FreundschaftsgOtter folgen,
von einem Korinthischen Tempelbrunnen (nsgiarofiiov puteal sigillatum)
bei L. Guilford. Dodwell Alcuni bassir. 2 — 4. Tour II. p. 201. vgl. Leake
Morea III. p. 246. Gerb. Ant. Bildwerke I. Tf. 14—16 (Zug der neu-
gebomen Aphrodite nach dem Olymp, auch Welcker, Ann. d. Inst. II.
p. 328). Panofka Ann. If. tv. F. p. 145 (Hochzeit des Herakles und
der Hebe). Am ausfilhrlichsten K. W. Bouterweck in Schorns Kunstblatt
1833. N. 96—99, welcher auch des Herakles EinfQhrung in den Olymp
und Verm&hlung mit Hebe darin nachzuweisen sucht. [Der Verf. wieder-
holt seine obige Erklfirung auch.Dorer I, 431 u. D. A. K. XI, 42, Gerhard
[96] Erhaltene BUdwerke. 79
die seinige im Text zu den Ant Bildw. 2. Lief. 1844. S. 194—307.
Auch E. Braun nimmt die Vorstellung fiir hochzeitlich, aber als Her. n,
Hebe, in seinem Tages S. 10, u. 0. Jahn stimmt ihm bei Archaeol. Aafs.
S. 108, 110—113.]
22. Altar der ZwOlfgQtter aus Villa Borghese im Louvre n. 378,
ein trefilicbes Werk, edel gedacht und dberaus fleissig gearbdtet. Unter-
haib der ZwOlfgOtter die Chariten, Horen und Moeren. Vielleicfat eine
Nachbildung des fiafiog J(o6%xn ^imv der Pisistratiden, um 01. 64. Visconti
Mon. Gabinl tv. agg. a. b. c. Winckelm. W. HI. Tf. 7. 8. M. Bouill.
ni, 66.- Clarac pi. 173. 174. Aehnlicbe Zusammenstellungen: das Capitol.
Puteal mit zwdlf GOttern, Winckelm. Mon. In. n. 5. M. Cap. IV. tb. 22.
Winckelm. W. III. Tf. 4. Die ara tonda des Capitols mit Apoll, Artemis,
Hermes, M. Cap. IV. tb. 56. Winckelm. W. IIL Tf. 5. Eine andre aus
dem Mus. Cavaceppi's mit Zeus, Atbena, Hera, -Welcker's Zeitschr. I, II.
Tt 3. n. 11. Zo5ga Bassir. II. tv. 100. 101.
23. Anathemen fQr Siege in musischen Spielen, im zierlichsten
hierati«;ben Style. ApoUon, b&ufig begleitet von Leto und Artemis, als
Pythischer KitbarsHnger , nach dem Siege libirend ; eine SiegsgOttin ein-
schenkend. Zo^ Bassir. II. tv. 99; Mon. du BL Napol. IV. pi. 7. 9. 10
(Qarac pi. 120. 122); Marbles of the Brit. M. II. pi. 13; Fragment aus
der Elginschen Sammlung im Brit. M. R. XV. 103; aus Capri bei Hadrava
tv. 4. Als Friedensverzierung in Terracotta, Brit. M. n. 18. — ApoIIon
in demselben Costflm einen Paean zur Kithar singend, deren Saiten er mit
der Linken greift (tpaXlet) und zugleich mit dem Plektron in der R. schlSgt
(%Qi*si)y Mon. du M. Napol. IV. pi. 8; ganz wie das Samische Erzbild
des Bathyllos im Apollon-Costilm. Appulej. Florid, p. 128. Bip. Anakreont.
29, 43. — Vgl. Welcker, Ann. d. Inst. v. p. 147. [§. 361, 4.J
24. Siegsopfer fflr Athena-Polias, die man an der hfltenden Schlange,
oiHovQog oq>igy deutlich erkennt, in mebreren Reliefs, die — mit einer
nicht seltenen Ausdebnung der ursprQnglichen Bedeutung — an Grab-
pfeilern von Kriegern angebracht wurden. Mon. du M. Napol. IV. pi. 11,
Clarac M. du Louvre pi. 223. n. 175. Amalthea III. S. 48. Vgl. R. Rochette
Mon. In. L p. 288. 426. Welcker, Ann. d. Inst. v. p. 162. Diese Vor-
stellung auch auf einem Marmordiscus M. Borbon. X, 11. Die Stele hat
das Aphlaston. [Avellino Casa di Pompeji 1840. tav. 4. p. 57—80, wo
der Salaminische Sieg des Aias nachgewiesen ist. Vgl. Annali d. Inst. V.
p. 162. K. Rochette Mon. ined. p. 288. 426.J
Den Uebergang des altgriechischen Styls zu dem voU-
endeten der folgenden Periode konnen besonders folgende
Reliefs anschaulicher zu machen dienen.
25. Herakles auf der Hindin knieend (necvvcc vev(f»Srj), Combe
80 Griechische Kunstgesch. Per. II. [97]
Marbles of the Brit. M. II. pi. 7. Specimens pi. 11. Die Stellung blieb
auch in der spfttem Kunst fast dieselbe; s. Anthol. Pal. II. p. 653. Plan. 96.
[Die schOne in Pompeji gefandene Gruppe, edirt von Gaet. d'Ancora,
Neapel 1805. 4 und in den M. d. I. IV, 6 mit einer fthnlichen aus Marmor,
Annali XVI. p. 175 von H. Keil.]
26. Kastor als Rosseb&ndiger mit dem Kastorischen Hunde, aus der
Tiburtinischen Villa des Hadrian. Combe II. pi. 6. Specimens pi. 14.
27. Festzag eines Satyr und dreier Maenaden in alter Feierlichkeit,
Inschrift: KaXXifiaxog inoiBi. M. Cap. IV. tb. 43.
28. Grabpfeiler mit der Figur des Gestorbenen (als ?^a>ff), auf einen
Stab gestQtzt, einem Hunde eine Heuschrecke reichend, bei Orchomenos.
Clarke Travels HI. p. 148. Dodwell Tour I. p. 243. Sehr ahnlicb ist die
Figur eines Reliefs in Neapel, von dem Grabe eines Campaiiischen Meddix
nach der Inschrift [die Inschrift gehOrt nicht zu der Stele und ist jetzt
auch davon getrennt], nur kC&rzer bekleidet, und mit einem am Handgelenk
hftngenden Oelgef9^s {XiqTiv^og) als Zeichen der Gymnastik. R. Rochette
Hon. In. I. pi. 63. p. 251. Odysseus mit dem Huiid Argos auch nach
Welcker (wie nach R. Rochette und dem Catal. del Mus. Borbon.) Rhein.
Mus. Ill, 4. S. 611 [was indessen ein Irrthum ist. Mus. Borbon. XFV, 10].
Auch in Terracotta sind Arbeiten des hieratischen
Styls viel gewohnlicher, als unbezweifelt achte Werke dieser
Periode.
29. Aecht alterthflmlich sind die auf Melos gefundnen ReliefSguren,
ohne Unterlage, wahrscheinlich von einem Votivschilde, Perseus als Gorgo-
tOdter und Bellerophon als Sieger der Chimaera darstellend. Hillingen
Un. Mon. Ser. II. pi. 2. 3. [Auch Alkaeos und Sappho, im Britischen
Museum noch unedirt]
30. Terracottarelief von Aegina, die Hyperboreische Artemis mit
Eros auf einem Greifenwagen fahrend. Welcker, Mon. In. d. Inst. tv. 18 b.
Ann. II. p. 65.
Stein- und Stempelschneideknnst.
1 97. Als geringere und unbeachtetere Zweige der Plastik,
in die erst spat das Leben aus den Hauptasten sich verbrei-
tet, erhob sich allmahlig die Kunst, Edelsteine zu graviren,
und die, Munzstempel zu stechen. Beide dienen zunHchst
2 den Zwecken der Oekonomie und des Verkehrs. Die Stein-
schneidekunst sorgt fur Siegelringe, aqigaytdeg, deren
Bedurfniss durch das im Alterthum gew5hnliche Versiegeln
[97, 98] Geschnittene Steine u. Manzen. gl
von Vorraihen und Schatzen noch sehr vermehrt wurde, aber
eben so gut durch metallne (ja holzeme) Petschafte mit be-
deutungslosen Kennzeichen befriedigt wurde. Doch entwickelte 3
sich schon sehr fruh die Arbeit in harten und edlen Steinen,
nach dem Vorgange der Phonikisch-Babylonischen Stein-
schneider (§. 238. 240) aus einem rohen Einschneiden run-
der Hohlungen. zu sorgfaltiger Eingrabung der ganzen Figu-
ren in alterthumlich strengem Style.
± Von dem Versiegein der eafiiBia Boettiger Kunstmythol. S. 272
u. sonst. Ueber die alien Siegelringe aus Hetall Atejus Capito bei Macrob.
Sat VII, 13. Plin. XXXUI, 4. Von den ^Qino^qmxotq ^qmridioxotq (theUs
wirklich aus wurmstichigem Holz geinachten, theils dem nachgebildeten
Petschaflen) s. Salmas. Ezc. Plin. p. 653. b. Ob Polykrates Ring ge-
scfanitten gewesen, ist zweifelhaft; dafflr sprechen Strab. XIV. p. 638.
Paus. VIII, 14, 5. Clemens Protr. HI. p. 247. Sylb. — bestimmt dagegen
Plinius XXXVII, 4. vgl. Herod. Ill, 41. otpQriyt^ x^ooH^xog aiiaffdydov
Xt^ov; Theodoros hatte ibn gewiss nur gefasst [si fabuJa vera.] Nach
Diogen. Laert. I, 2. §. 57 war es ein Solonisches Gesetz: 8a%tvXioylvq>(j>
(171 i^slvai atpQayida (pvluTTUv tov nQa^ii^tos danxvXlov. Derselbe
nennt, nach Hermipp, Pythagoras Vater einen HuxxvXioyXvfpoq (VIII, 1).
3. S. (iber Scarabaeen (§.175. 230, 2) mil Figuren, die fast ganz
aus runden, roh nebeneinandergesetzten HOhlungen bestehn^ Meyer Eunst-
gesch. I. S. 10. Tf. 1. Eine treflliche Sammlung theils von dieser Art,
theils von sorgfaltiger alter Arbeit, meist aber Etruskische, geben die Im-
pronti gemmarie d. Inst. Cent. I, 1 — 50. Ill, 1—55. Sonst s. Lippert
Dactyl. Scr. I. P. II. n. 79. 496. II, I, 431. II, 103. Millin Pierres gravies
in6d. 6. 7. 13. 25. 26. 50. 51. Specimens p. LXXXI. Vgl. Lessing Antiq.
Briefe Th. 1. S. 155. Facius Miscellaneen zur Gesch. der Kunst im Alter-
thum rV, 2. S. 62 (wo auch die angeblichen aqp^ayti^eff der Mythologie
bemerkt sind). Gurlitt Ober die Gemmenkunde, Archaeol. Schiiften S. 97 ff.
Hirt Amalthea II. S. 12. D. A. K. Tf. 15.
98. Das gepragte Silbergeld war schon durch l
den Argivischen Konig Pheidon, um Olymp. 8, an die
Stelle des fruhern Stabgeldes getreten, Aegina die erste Of-
ficin des Munzpragens geworden. Aber lange begnugte man 2
sich mit den einfachsten Zeichen auf den convexen Vorder-
seiten der Munzen, mit roh angedeuteten Schildkroten (auf
Aegina), Schilden (in Boeotien), Bienen (Ephesos) u. dgl.;
auf dem flachen Re vers blieb der Eindruck eines die Munze
O. Mullet's Archaeoloffle. 4. Anfl. 6
82 Griechische Kunstgesch. Per. IL [98]
beim Pragen festhaltenden Vorsprungs (quadratum incusum).
3 Erst in dieser Periode treten Gotterkopfe und vollstandige
Figuren ein, und die vertieften Felder der Reverse fuUen
sich allmahlig mit immer kunstreichem Darstellungen; es ent-
wickeln sich verschiedene Schulen der Munzpragung, wie in
den charakteristisch, aber ohne Zierlichkeit gezeichneten numis
incusis (mit erhobenen und zugleich vertieften Figuren) Unter-
italiens, und den sehr scharf und in feinem Detail ausgefuhr-
ten Munzen Makedoniens und Chalkidike's
1. Ueber Pheidon un4 den alten Aeginetischen Miinzfuss des Yf]
Aeginet. p. 51. 88. [Boeckhs Metrologie S. 76.]
2. Die unf&rmlichsten x^Xtovia Aegina^s (in Mionnet^s Empreintes
n. 616 if.) gehen gewiss sehr hoch hinauf. Nahe kommen manche Ko-
rinthische mit dem Pegasos und Koppa, und Boeotische mit dem
Schilde. Levezow ilber mehrere iro Grossherz. Posen gef. uralte Griech.
MAnzen, B. 1834.
3. Auf den AttischenM. tritt an die Stelle des rohen Gorgoneions
(vgl. Cousinery Voy. d. la Mac^d. IL p. 119. pi. 4) der Minervenkopf mit
dem alterthCLmlich bizarren Profil (Mionnet Descr. pi. 41. 50. 54. Empr.
603. 4. 5) und der Eule auf dem Reverse, welcher Typus sich sehr lange
erh^t. MQnzen von Athen im kaiserl. Milnzcabinet , Wiener Jahrb. 1838.
LXXXn. S. 28. -— Die numi incusi (vgl. Stieglitz Archaeol. Unterhal-
tungen II. S. 54) von Sybaris, Siris, Poseidonia, Pandosia, Taras, Kaulonia,
Krolon, Metapont, Pyxoeis reichen etwa von 01. 60 bis 80. (Sybaris zer-
stOrt 67, 3. Pyxoeis gegrflndet 77, 2. Siris erobert g. 50, aber Siriten
existirten fort.) Mionnet Descr. pi. 58 — ^60. Micali Italia tv. 58. 60.
Millin Mag. encycl. 1814. T. II. p. 327. — MOnzen von Rhegion und
Mess an a mit dem Hasen und Maulthiergespann (Mionnet pi. 61, 5.
Combe M. Brit. tb. 3, 27) sind aus Anaxilas Zeit (70—76), Aristot. bei
Pollux V, 12, 75; andre von Messana haben die Typen der Samier, die
sich (70, 4) dort niedergelassen hatten. GStt. G. A. 1830. S. 380. Zierlicli
gearbeitete alte M. von Syrakus, Gel a. [Mflnzen mit dem Kopf des
Theron, wahrscheinlich lang nach 01. 77, Visconti Iconogr. Gr. II. p. 6 sq.]
— In strenger, aber sehr vortreffliclier Kunstweise sind die M. von Ale-
xander I. (01. 70 bis 79), die von den Bisalten nachgeahmt wurden;
sehr zierlich erscheint der alte Styl auf den M. von Akanthos, auch
von Mende. LCwe u. Stier auf M. von Akanthos, erklftrt aus Herod.
VII, 125 von Pinder p. 20. Aber der LOwe greift dort nur die Kameele
an. DieThasischenM. {®A) mit dem die Nymphe umarmenden Satyr
(auf andern, wahrscheinlich eben daher, verfolgt der Satyr die Nymphe)
1
[99] MOnzen. Malerei. 83
zeigen die Kunst von roher Garicatur (vgl. §. 75*) zu zlerlicber Ausbildung
forischreitend. Zu Lete in Mygdonien und Orrheskos in derselben Gregend
sind jene und and re alterthflmliche M. in barharischer Fabrik nacbgeahmt
worden (mit einem Kentaur statt des Sat\Ts). Mionnet Descr. pi. 40. 44. 50.
Suppl. IL p. 545. III. pi. 6. 8. Cadalv^ne Recueil de M^. p. 76. Gousinery
Voy, dans la Mac6d. T. I. pi. 6. 7. vgl. GOtt. G. A. 1833. S. 1270. —
Sehr alterthilmlich smd oft aucb besonders die Thierfiguren und Monstra
auf den alien Goldstateren Kleinasiens, von Phokaea, Elazomenae,
Samos, Lampsakos, Eyzikos. (Die Verbindung von LOwe und Slier auf
den Samischen Stateren erinnert sehr an orientaliscbe Gombinationen.)
S. Sestinl Descr. degli Stateri anticbi. Firenze 1817 und besonders Mionnet
Suppl. V. pi. 2. 3. Vgl. sonst Stieglitz Versuch einer Einrichtung anliker
MQnzsammlungen zur Erl^uterung der Geschichte der Eunst. Leipz. 1809.
D. A. E. Tf. 16. 17.
4. Malerei.
99. Die Malerkunst macht in dieser Periode, durch l
Kimon von Kleonae und Andre, besonders in perspektivischer
Auffassung der Gegenstande, diejenigenFortschritte, welche
sie in den Stand setzen, gleich beim Beginn der nachsten in
grosser VoUkommenheit aufzutreten. Beschrankter in ihren 2
Mitteln bleibt die Vasenmalerei , welche von ihren beiden
Metropolen, Korinth und Athen, sich nach Sicilien und
Italien verbreitet, so dass namentlich die Fabriken bei den
Chalkidischen Griechen in Unteritalien in Gegenstanden und
Formen Attische Muster zum Grunde legen. In der jetzt 3
vorherrschenden Gattung mit schwarzen Figuren auf rothgel-
bem Thon zeigen sich alle Eigenthumliehkeiten des alten Styls:
ubermassig hervortretende Hauptmuskein und Gelenke, steif
anliegende oder regelmassig gefaltete Gewander, steife Hal-
tung oder schroflfe B6wegungen des Korpers — dabei aber,
hervorgerufen durch die Leichtigkeit dieser Kunstubung, gar
mannigfaltige , einzelnen Fabrikorten angehorende Manieren,
ofl mit absichtlichem Streben nach dem Bizarren.
1. Eimon von Eleonae. Plin. XXXV, 34. Ael. V. H. VlII, 8 (da-
gegen bei Simonides, Anthol. Pal. IX, 758, auch wohl App. T. II. p. 648,
Mixmv zu schreiben ist) [der die Erfindung des Eumaros §. 74 ausbildete],
erfindet catagrapha, obliquas imagines, d. h. schrage Ansichten der Figuren
von der Seite, von oben, unten; und regt eine genauere Ausfiihrung des
84 Griechische Kunstgesch. Per. II. [99j
KOrpers unci der Draperie an. Ein grosses Bild war das von dem Bau-
meister Mandrokles in das Heraeon geweihte, die Brucke uber den Bosporos
und Dareios Uebergang (Herod. lY, 88). Grem^de in Phokaea gegen
01. 60. Herod. I, 164. Mimnes, von Hipponax 01. 60 erwldint, malt Trieren.
[Aglaophon;in Thasos, Polygnots and Aristophons Vater und Meister.]
2. Hier muss die Frage erwahnt werden, ob die grosse Masse der
Vasen von Volci (von deren Auffindung §. 257), die etwa aus der Zeit
von Olymp. 65 bis 95 stammt, und durch Gegenstande und Inschriflen
entschieden auf Athen zurQckweist, von Attiscben Colonisten oder Metoeken
in Volci gearbeitet, oder durch den Handel von Athen oder einer Chal-
kidischen Colonie Athens gekommen ist. Vgl. Millingen, Transact, of the
R. Soc. of Literal. II, 1. p. 76. Grerhard Rapporto int. i Vasi Volcenti,
Ann. d. Inst. HI. p. 1 (Mon. tv. 26. 27). Welcker Rhein. M. fdr Philol. I,
II. S. 301 (fQr die erstre Ansicht, welchem Gerhard beistimmt, Bull. 1834.
p. 7^). — R. Rochette Journ. des Sav. 1831. F6vr. Mars. Der Verf. in
Comment. Soc. Gotting. Vn. p. 77 (fur die zweite so wie Bunsen Annali VI.
p. 40. R. Rochette das. p. 285, Journ. des Sav. 1837. p. 486 fQr Impor-
tation. Gerhard gibt die Tyrrhenische Gattung als solche auf, Ann. IX.
p. 136, erkl^t sich aber fflr die Entstehung in Italien p. 140). Vgl. im
Folgenden Nr. 13. Von der Nachbildung Athenischer Vasenmalereien in
dem Chalkidischen Nola hat Boeckh, Prooem. lect. hiem. 1831, ein merk-
wdrdiges Beispiel' ans Licht gestellt.
3. Unter der grossen Menge alterthdmlicber Vasenbilder wahlen wir
hier einige besonders interessante, welche den verschiedenen Manieren, die
sich in Griecbenland selbst entwickelten, angehSren. Von den schatten-
rissartigen gibt eine ganze Reihe Stackelberg Tf. 10—15. [Die grdsste
und merkwurdigste aller Vasen der alteren Zeit ist die 1845 im Gebiet
von Chiusi durch Alessandro Francois entdeckte, jetzt eine Zierde der
Gallerie zu Florenz, von Klitias gemalt, von dem TOpfer Ergotimos, mit
einem vermuthlich unter bestimmtem Gesichtspunkt zusammengestellten
Cyclus bedeutender Compositionen, mit 115Namen dargestellter Personen.
Vorlaufige Nachricht geben E. Braun Allgem. Zeit. 1845. S. 1379. Bull.
1845. p. 113 und Gerhard das. p. 210 und Archaeol. Zeit. 1846. S. 319.]
N. 1. Die Attische Preisvase, TON AeENE€[E]N AS AON EMI,
bei Mr. Burgon (Millingen Un. Mon. S. I. pi. 1—3. vgl. C. I. n. 33 u.
p. 450), mit der Athena als Vorkampferin und einem Wagensieger mit
xivT^ov und fiacrt^. Eine Panathenaeiscbd Vase aus Aegina, Bull. 1830.
p. 193. 1831. p. 95, eine aus Kyrene Annali VI. p. 2873. [Eine Menge
solcher Vasen M. d. I. I. tv. 22. Gerhard Etr. u. Campanische Vasen
Tf. A. B.] In zierlicherem Style und offenbar nur Prunk vasen sind die
zahlreichen Amphoren derselben Art, mit verschiedenen gymnischen und
[99J Malerei. 85
Ross-Wettkampfen, auch einem Kitharsftnger, aus Void ^Gerhard Ann. d.
Inst. n. p. 209. Ambrosch ebd. V. p. 64. Mon. 21. 22), so wie einige in
Gross-Griechenland gefundene (die Kolkrsche in Berlin, bei Gerhard Ant.
Bildw. I. Tf. 5—7; Bytag «ypof^« vixs b. Stackelb. Tf. 25, das einzige
Beispiel aus Aiben; eigener Styl der Malei'ei, mit kurzen steifen Figuren,
von einem kleinen Athenischen Dreifuss. Die Lambergscbe in Wien, die
am wenigsten alterthflmliche , bei Laborde I, 73. 74; vgl. Panofka M.
Bartoldiano p. 65 sqq.). Ueber die Bestimmung dieser Vasen Broendsted
Transact, of the R. Soc. H, I. p. 102.
2. Vase mit der Erlegung des Minotaur, in alterthamlich steifem
Style, die weiblichen Figuren mit faltenlosen buntgegitterten GewUndern.
Werk des TOpfers Taleidas; in Sicilien gefunden: aber wahrscheinlich aus
Attischer Schule, da der Gegenstand auf einer Attischen Vase, bei Mr.
Burgon, grade ebenso dargestellt ist. Am genauesten bei Maisonneuve
Introduction pi. 88.
3. Geburt der Pallas, in sehr ^hnlicbem Style, wie die vorige Vase.
Aus Volci, wo sehr viele der Art. Micali Ant. popoli Italiani, Monum.
tv. 80, 2. [Gerhard Auserles. Vasen I. Tf. 1—4.]
4. Vase mit der Ebeijagd eines Heros Antiphatas, Preis fCLr einen
Sieg mit dem Rennpferde, aus einem Grabe bei Capua, mit Dorischen In-
schriften. Sehr symmetrische Anordnung der Figuren. Hancarville Antiqq.
Etr. Gr. et Rom. I. pi. 1—4. Maisonneuve Introd. pi. 27.
5. Hermes mit den drei Gdttinnen zu Paris eilend, wie auf dem
Kasten des Kypselos. Paus. V, 19, 1. Aehnlich wie die vorige Vase
parallele Richtung der Glieder; regelmftssig gefaltete Gewflnder, schlanke
Proportionen. Milliugen Coll. de Goghill pi. 34.
6. Herakles mit der Ldwenhaut, aber zugleich einem Boeotischen
Schilde, in gewaltigem Ansprunge gegen Kyknos (vgl. das Bild am Amykl.
Thron, Paus. Ill, 18) bei Millingen Un. Mon. S. I. pi. 38.
7. Achilleus, der den erlegten Hektor (in riesiger Gestalt) hinter dem
Wagen schleppt, Ofter auf Sicilischen Vasen, bei R. Rochette Mon. In. I.
pi. 17. 18. Auf einer ^nlichen in Canino ist die kleine geflflgelte Helden-
figur als Eidolon des Patroklos bezeichnet. R. Rochette p. 220.
8. Abschied der Eriphyle von Amphiaraos und Adrastos, zwei Gruppen
auf einer Grossgriechischen Vase. Scotti Illustrazioni di un vaso Italo-
Greco. N. 1811. 4. [Millingen Peint. de Vases pi. 20. 21. Des Vfs. D. A.
K. Denkm. I. Tf. 19, 98. Minervini im BuUett. Napol. H. p. 122. III. p. 48. 52.
O. Jahn Archaeol. Aufs. S. 139 f.]
9. Memnon von Achilleus erlegt und von Eos entfC&hrt, zwei Gruppen
einer Agrigentinischen Vase (aber mit Attischer Inschrift), von kr&ftiger
und ausgebildeter Zeichnung. Millingen Un. Mon. I. pi. 4. 5.
86 Griechische Kunstgesch. Per. U. [99]
10. Pyrrhos, welcher vor llions Mauern, am Altare des Thymbraeischen
Apollon, den kleinen Astyanax tOdtet, auf einer Vase von Volci. Mon.
d. Inst. I, 34. Ygl. Ambrosch Ann. III. p. 361 [den kleinen Troilos, Ann.
V. p. 251—54. 0. Jahn Telephos und Troilos S. 70].
11. Athena, kenntlich an Helm und Lanze, zur Rechten des Zeas,
mil dem Blitze, sitzend; vor ihnen zwei Horen, hinter dem Sitze Hermes
und Dionyso's, in ausgebildetem alten Style, wie er in Volci vorherrscht. In
Farben (mit aufgesetztem Roth und Weiss) copirt bei Micali tv. 81.
12. Dionysos auf dem Schiffe der Tyrrhenischen SeerSuher (eine
geistreiche und grossartige Composition), auf einer Schale von Volci, im
Innem. Am &ussefn Rande K&mpfe um zwei gefallene Helden. Inghirami
G. Omerica tv. 259. 260 [Gerhard Auserles. Vasen I. Tf. 49].
13. Athenische Jungfrauen, welche das br&utliche Bad aus der Fon-
taine Kallirrhoe {KAAIPE KFENE, lies KaXlif^^ ^QV^v) sch6pfen, aus
Void. Broendsted A brief descr. of thirty-two anc. Greek Vases n. 27.
Vgl. die Hochzeit- Vasen fur Lysippides und Rhodon, bei Pr. Lucian Mus§e
Etrusque n. 1547. 1548.
14. Eine Scene des Handels, Verkauf von Wolle [Silphion], unter
Aufsicht eines Magistrats, mit Dot ischen Inschriften ('JiigBallccg), auf einer
Vase aus Etrurien, in einem bizarren, nicht Attischen, Styl. Mon. d. Inst.
47. Ann. V. p. 56. Micali tv. 97. [Cab. Durand n. 422. Panofka Bilder
anliken Lebens Taf. XVI, 3. Inghirami Vasi fitt. tav. 250.]
Dritte Periode.
Von 01. 80 bis III. (460-336 v. Chr.)
Von Perikles bis auf Alexander.
1. Die Erei'i^isse nnd der Geist der Zeit in Beziehang
anf die Kanst.
100. Die Perserkriege weckten in Griechenland das schlum- i
memde Bewusstsein der Nationalkraft. Athen, durch die 2
Stammart seiner Bewohner ganz geeignet, Mittelpunkt der
Griecbischen Bildung zu werden, "bemachtigt sich der in den
Umstanden gegebnen Hulfsmittel mit grossem Geschick; wo- a
durch es schnell zu einer Hohe der Macht gelangt, wie sie
nur je eine Stadt besessen.
2. Die Attiker haben mit ihren Stammgenossen, den loniern Asiens,
das Empf^ngliche , Lebendige, Neuerungssflchtige gemein, aber verbinden
damit eine Energie, die dort frQh verschwunden. To dqucxriQtov, to dtivov.
3. Den Beginn des hOhem Aufschwungs in- Atben setzt Herod. V,
78 schon Olymp. 67, 4. Tbemistokles Volksbescbluss fiber Verwendung
des Snbers von Laurion fiir die Flotte g. 73. Schlacht yon Salamis 75, 1.
Die Hegemonie der Griecben, die unter dem KOnig gewesen waren, fQr
den Perserkrieg kommt an Athen, wahrscheinlich 77, 1. Aristides billige
Schatzang; das Schatzhaus auf Delos; die Summe der jMirlichen Tribute,
tpo^oi, 460 Talente (sp&ter 600 and 1200). Perikles vei-setzt den Schatz
nach Athen g. 79, 3. Die Bundesgenossen werden von da an meist
Unterthanen, der Bundesschatz Staatsschatz. Die hOchste Summe des
Schatzes vor dem Pelop. Kriege war 9700 Talente, die jfthrliche Einnahme
damals gegen 1000. Boeckh Staatshaush. I. S. 427 fT. 465.
101. Der grosse Reichthum, welcher Athen in dieser i
Zeit zufloss und nur ziun geringsten Theile von dem lassig
betriebenen Kriege mit Persien verzehrt wurde, wird im An-
fange besonders zur Befestigurig Athens verwandt; dann 2
88 Griechische Kunstgesch. Per. III. [101, 102J
aber zur grossartigsten Ausschmuckung derStadt mitTem-
peln imd Bauwerken fur die Spiele.
1. Der Mauerbau des Peiraeus begann durch Themistokles unler
dem Archon Kebris vor 01. 75 (nach Boeckh de ai'chont. pseudepon.
01. 72, 1), fortgesetzl 75, 3. Der Aufbau Athens und die Emeuening
der Mauern 75, 2. Gegen 78, 4 veranlasst Kimon die Befestigung der Siid-
seite der Akropolis (Plut. Kim. 13. Nepos Cim. 3), und die Grundlegung
der langen Uauern, die Perikles 01. 80, 3. 4 voUendete, aber sp&ter noch
eine Mauer hinzafdgte. Ueber die drei langen Mauern Leake's Topo-
graphie von Rienaecker, Nachtr. S. 467.
2. Das Theseion wird unter Kimon 01. 77, 4 begonnen. Gegen
01. 80, 3 tragen die Alhener auf gemeinsame Erneuerung der von den
Persern zerstOrten Heiligthiimer an; und in Attika werden um diese Zeit
viele Tempel gebaut. Parthenon 01. 85, 3 voUendet. Propylaeen 01. 85, 4
bis 87, 1 gebaut — Das steineme Theater wird (fiBta to necftv rot txgta)
70, 1 begonnen, aber in den obern Theilen erst unter Lykurg's Finanz-
verwaltung (109—112) vollendet. Die Peisianaktische Halle wird zur Ge-
m§ldegallerie, JToixUiy, eingerichtet, um 79, 3. Das Odeion baut Perikles,
fflr die Panathenaeen , vor 84, 1. S. des Verf. Gommentatt. de Phidia I.
§. 5. — Die Kosten dieser Geb^ude waren bedeutend, die Propylaeen
kosteten (nebst allem was dazu gehOrte) 2012 Talente (Harpokration)
gleich 2,766,500 Rthl., wogegen Thukyd. U, 13 niclit zeuget.
1 102. Indem sich an diesen Bauwerken ein Kunst-
geist entfaltete, der Majestat mit Anmuth auf die glucklichste
Weise vereinigt: erreicht die bildende Kunst, durch den
freien und lebendigen Geist des demokratischen Athens von
alien Fesseln alterthumlicher Steifheit gelost, und von dem
grossartigen und gewaltigen Sinne der Perikleischen Zeit durch-
2 drungen, durch Phidias denselben Gipfelpunkt. Jedoch sind,
dem Charakter der altern Hellenen gemass, noch immer ru-
hige Wiirde und eine leidenschaftslose Stille der Seele das
3 Geprage der bewunderten Hauptwerke der Zeit. Der Geist
der Athenischen Kunst macht sich schnell in Griechenland herr-
schend: obgleich auch im Peloponnes, namentlich unter den
demokratischen und industriosen Argivem, die Kunst in grosser
VoUkommenheit geubt wird.
3. Athenische Kiinstler arbeiten gegen 01. 83. (De Phidia I, 14)
far den Delphischen Tempel [N. Rhein. Mus. I. S. 18J, und die Phidias-
sische Schule schmQckt um 01. 86 Olympia und El is mit Bildwerken. —
Ueber Argos Zustand des Verf. Dorier II. S. 143.
[103] Allgemeines. g9
103. Der Peloponnesische Krieg, von Olymp. 87, i
1 ex. bis 93, 4, vernichtet erstens Athens Reichtlium dnrch
die das Maass der Einkiinfte uberwiegenden Kriegskosten, und
zerreisst zugleich das Band der Athenischen Kunstlerschule
niit den Peloponnesischen und andern. Tiefer greift die innre 2
Veranderung, welche im Peloponnesischen Kriege einlrat, nicht
ohne bedeutende Mitwirkung der grossen Seuche (01. 87, 3),
die das mannhafte Geschlecht der alten Athener hinwegraffte,
und ein schlechteres zuruckliess. Sinnlichkeit und Leidenschaft- 3
lichkeit auf der einen Seite, und eine sophistische Bildung
des Verstandes und der Rede auf der andern, treten an die
Stelle der festen und durch sichre Gefuhle geleileten Denk-
weise fruherer Zeiten; das Griechische Volk hat die Schranken
der alten National-Grundsatze gesprengt; und, wie im offent-
lichen Leben, so drangt sich auch in alien Kunsten Sucht
nach Genuss und Verlangen nach hefligern Aufregungen des
Gemuths mehr hervor.
1. Ueber die Kriegskosten s. Boeckh Staatshaush. 1. S. 311. Ueber
die Trenniing der Kunstschulen w&hrend des Krieges De Phidia I, 19.
2. n^mrov re i79£c xori ig rccXla r^ noXii inl nXiov dvofiiag ro
voaijfia — ori ds ijdrj re i^dv xai navraxo^sv to ig avzo nBgiaXiov^
rovTo xfiCi xttXov xal x9V^^f^ov xttriatrj, Thukyd. IJ, 53.
3. Im Offentlichen Leben tritt an die Stelle des durch die durch-
dringmde Kraft des Geistes herrschenden Olympics Perikles das Geschlecht
der Schmeichler des Demos, Kleon u. s. w.; auf das h^usHche Leben er-
halten die HetSren immer mehr Einwirkung; in der TragOdie gewinnt den
Geschmack des grossen Publikums der nad'rjTiTieaTaTog und diivotatog
Euripides; die Lyrik geht in den neuen zOgellosen und prunkvoUen
Dithyrambos fiber, dessen Meister (Melanippides , Kinesias, Philoxenos,
Telestes, Phrynis und Timotheos von Milet) von den Strengern als die
Verderber der Musik, besonders ihres ethischen Charakters, angesehn
wurden: wodurch zugleich die Rhythmik, um 01. 90, regelloser und schlaffer
Tvird. Die alte Redekunst ist auf einen symmetrischen Satzbau gegrfindet-,
und fordert die ruhigste Declamation; neben dieser tritt allm&hlig eine
aifektvolle, pathetische Redekunst hervor.
Besonders zu beachten ist hier die immer zunehmende Freiheit
und Heftigkeit im k^^rperlichen Ausdrucke der GemQths-
bewegungen. Der Spartanische JQngling bewegt nach Xenophon die
Augen nicht mehr als ein Erzbild (Dorier IL S. 268). In Athen bewahrt
noch Perikles die »festc Haltung des Gesichts, den ruhigen Gang, die bei
90 Griechische Kunstgesch. Per. III. [104]
keiner rednerischen Bewegung in Verwirrung gerathende Lage der 6e-
waader, den gleichniHssigen Ton der Stimme.« Plut. Perikl. 6. Vgl.
Siebelis zu Winckelm. W. VIII. S. 94. Durch Kleon kamen heflige und
freie Bewegungen (t6 ttjv jf r^a l|a) h^iv) auf der Rednerbflhne auf, und
die alte svxoofila der Redner verschwand. Plut. Nikias 8. Tih. Gracchus 2.
Aesohines g. Timarch §. 25 fif. Bekk. Demosth. n, naQang. p. 420. R.
Bei Demosthenes muss man sich das Hdchste affektvolier Bewegtheit
den ken; bei Aeschines elwas afiektiirt Steifes. Auf der BQhne beginnt
eine lebhafte, pathetische Gesticulation mil Eallippides, Alkibiades ZeiL-
genossen, welchen Myniskos, Aeschylos Schauspieler, deswegen nid'i]xos
nannte. Aristot. Poet. 26. cum Intpp. Xenoph. Sympos. 3, 11.
1 104. Mit diesem Zeitgeiste hangt die Richtung der
Kiinstler eng zusammen, durch welche die bildende Kunst nach
Olymp. 100 zu einer neuen Stufe sich erhebt, indem sich
in ihren Schopfungen, gegen die Werke der fruhem Gene-
ration gehalten, viel mehr Sinnlichkeit und Pathos, ein mehr
gestortes Gleichgewicht und ein unruhigeres Verlangen der
Seele kund giebt, wodurch freilich die Kunst sich wieder einer
2 ganz neuen Welt von Ideen bemachtiget. Zugleich verhindert
aber die Richtung auf augenblicklichen Genuss, in welcher
besonders das Athenische Volk befangen war, bedeutende
offentliche Unternehmen, und die Kunst bleibt (Konon's und
Lykurg's Unternehmungen abgerechnet) ohne die grosse offent-
liche Aufmunterung der Perikleischen Zeit, bis sie sich die
3 Gunst der Makedonischen Konige erwirbt. Dies Ver-
haltniss fuhrt Veranderungen im Geiste der Kunst herbei,
welche schon am Schlusse dieses Abschnitts, deuthcher im
folgenden, hervortreten.
2. Demosthenes* klagt bitter uber die Durftigkeit der Oflfentlichen und
die Pracht der Privatbaue seiner Zeit. Vgl. Boeckh Staatshaush. I. S. 220.
Von Konon's Werken Pans. I, 1, 3. I, 2. 2. Vgl. De Phidia I, 3. n. d.
und zur Bestfttigung, dass das Heiligthum des Zeus Soter von Konon er-
richtet worden, auch Isokr. Enagor. §. 57. Unter Lykurgos wurden be-
sonders friUiere Werke ausgebaut, aber auch einiges Neue. S. das Psephisma
bei Plutarch X. Orat. p. 279. H., wo wohl zu schreiben: ^fiitgya naga-
Jla|?cov TOVff TS VMrngoixovg %al xriv cmvo^rinriv xal to ^butqov to dtov.
^^Hgydcaxo nal insrilBaB, xecl to re aradiov to IJavad', xorl to yvfiva-
aiov to AvKBtov xatscmvaas, Vgl. p. 251. Pans. I, 29, 16. Doch bleibt
immer der edelste Privataufwand der auf Kampfrosse und Bilds^ulen, und
es ist ein barter Vorwurf fflr Dikaeogenes (I?aeof! von Dikaeoj?. Erbsoh. §. 44),
[105, 106] Architektonik ; Theater. 91
dass er die von seinem Erbksser fQr 3 Talente (4125 Rthlr.) an-
geschafften Weihgeschenke ungeweiht in den Bildbauerwerkstfitten herum-
liegen lasse.
2. Architektonik.
105, Das erste Erforderniss fur das Gedeihen der Bau-
kunst, das Aufbieten aller Krafle, um etwas Grosses zu
schaflfen, trilt schon an den Mauerbauen dieser Zeit hervor,
Yorzuglich den Mauem des Peiraeeus, die, an Colossalitat den
klykopischen ahnlich, zugleich durch die grosste Regelmassig-
keit der Ausfuhrung ausgezeichnet waren.
Der Mauerkreis des Peiraeeus mit Munychia mass 60 Stadien; die
H0he war 40 Gr. Ellen (Themistokles wollte die doppelte), die Breite die,
dass beim Bau zwei mit Steinen beladene Wagen nebeneinander vori:)ei
konnten; die Steine waren a/ia^ialoi, genau aneinander gefugt {iv roft^
iyydviotjt durch keinen MMel, sondem nur durch eiseme mit Blei ver-
gossene Klammem zusammengehalten. Eben so die Mauern des Parthe-
non; die CylinderblOcke der SHulen dagegen durch Mbel aus Holz
(Cypressenholz beim T. von Sunion, Bullet, d. Inst. 1832. p. 148) ver-
bunden. [Einer dieser Zapfen nebst Kapsel in MQncben.] Alles Technis<:lie
ist hier in hdchster Yollendung.
106. Ferner bewahrt sich in den Bauen von Theatern, i
Odeen und andern Gebauden ffir die Festspiele ein klarer
und durchdringender Verstand, welcher den Zweck des Baus
auf das Bestimnitesle auffasst, und auf dem nachsten Wege
zu erreichen weiss. Das Theatron ist, wie der alte Cho- 2
ros (§. 64, 1), noch immer der Hauptsache nach ein oflfener,
von beiden Seiten zuganglicher Tanzplatz (Orchestra), um
welchen sich die, moglichst viel Personen zu fassen, eingerich-
teten Sitze und das erhohte Buhnengerust erheben. Der
Theaterbau ging wahrscheinlich von Athen aus, aber verbrei-
tete sich schon in dieser Periode uber ganz Griechenland. Auch 3
das Odeion, ein kleineres und schirmformig bedecktes Thea-
ter, erhalt seine Form in Athen;' so wie wahrscheinlich einer 4
der Genossen des Phidias zuerst zu Olympia die kunstreiche
Form der . Schranken (aqsaig) eines Hippodrora
darstellte.
'2, Von dem Theater Athens §. 101. Anm. :2. Das Epidaurische,
92 Grieehische Kunstgesch. Per. III. [107]
•
ein Werk des Polykleitos (um 01. 90), war an SchOnheit und Ebenmaass
das erste; von den sehr zweckm^sig angelegten Stufen ist Einiges ubrig.
[Die Sitze sind noch fast vollstandig; die Herstellung mit den aus ihrer
Stelle gebrachlen Steinen selbst wurde leicht sein.] S. Glarke Travels II,
11. p. 60. Donaldson Antiq. of Athens, Suppl. p, 41. pi. 1. Das Syra-
kusische Theater (vgl. Houel T. III. pi. 187 sqq. Wilkins Magna Gr. ch. 2.
p. 6. pi. 7. Donaldson p. 48. pi. 4. 5). [Gavallari bei Serradifalco Antich.
d. Si cilia IV. tv. 17—22. p. 132.] baute Demokopos-Myrilla vor Sophron
(01. 90). Eustath. zur Od. Ill, 68. p. 1457. R. Vgl. §. 289.
3. Das Ode ion angeblich dem Zelte des Xerxes nachgeahmt, das
Dach sollte aus Persischen Hasten bestehn, daher audi Themistokles, statt
Perikles, als GrQnder genannt wird (Hirt Gesch. fl. S. 18). Aber auch
Attika lieferte fruher weit jungere Baume als spSter fur die Dachung
grosser Baue, Platon Kritias p. 111. Ueber die Anlage eines Odeions §. 289.
4. Ueber Kleoetas, Aristokles Sohn, Boeckh C. I. p. 39. 237 der
Verf. De Phidia I, 13; liber seine atpBatg ^irt Gesch. III. S. 148. Sie
erfiillte den Zweck, alle Wagen in gleiche Distanz von dem normalen
Anfangspunkte der Umlaufe um die Spina zu bringen.
1 107. Wahrscheinlich diente bei diesen Theater-Bauen
auch schon die, bei Tempeln in diesem Zeitraume noch nir-
gends als otwa beim Eleusinischen Megaron (§. 109, 5)
2 angewandte, Kunst zu wolben. Nach der Ueberlieferung
der Alten erfand diese Demokritos, ubertrug sie aber vielleicht
3 nur aus Italien (s. §. 168) nach Griechenland. Derselbe
Demokritos stellte mit Anaxagoras uber die perspektivi- .
sche Anlage und Ausfuhrung der Scene des Theaters For-
schungen an; er war es besonders, durch den ein philosophi-
scherUntersuchungsgeistdenKunsten Vorschub zu leisten anfmg.
2. Poseidon, bei Seneca Ep. 90 : Democr. dicitur invenisse fornicem
ut lapidum curvatura paulatim inclinatorum medio saxo (Scblussstein,
key-stone) alligaretur. Demokritos stirbt nach der wahrscheinlichsten An-
gabe 01. 94, 1 geg. 90 Jahr alt.
3. Vitruv Praef. VII. Namque prinium Agatharchus (§. 134) Athenis,
Aeschylo docente tragoediam, sceAam fecit et de ea comroentarium reliquit.
Ex eo moniti Democr. et Anax. de eadem re scripserunt, quemadmodum
oporteat ad aciem oculorura radiorumque extensionem, certo loco centro
constituto, ad lineas ratione natural] respondere etc. Die Sache gehOrt in
die letzten Zeiten des Aeschylos (gegen 01. 80), daher Aristot. Poet. 4, 16
die Skenograpliie oder perspektivische BCkhnenmalerei erst dem Sophokles
[108, 109J Gewdlbe; Saulenordnungen. 93
zuschreiht. Die Skenographie erscheint von nun an als eine besondre
Kunst; gegen 01. 90 treffen wir in Eretria einen Arcliitekten und Skeno-
graphen Kleisthenes (Diog. Laert. II, 125), spdter gab es deren mehrere,
wie Eudoros, Scrapion bei Plin. Arist. Poet. 4, 16. Auch ein pictor scae-
narius bei Gori Inscr. Etr. I. p. 390. Vgl, §. 324,
108. Von den Saulenordnungen wird in dieser l
Zeit die Dorische in Athen zu hohercr Anmuth ausgebildet,
ohne indess den vorherrschenden Charakter der Majestat zu
verlieren. Die lonische findet man in Athen in einer eigen- 2
thumlichen schmuckreichen Form, in lonien selbst in derjenigen,
welche sich hemach als die gesetzmassige, kanonische, erhallen
hat. Daneben erscheint iim 01. 85 das Korinthische Capi- 3
tal, welches sich durch eine sehr geistreiche Verbindung der
lonischen Volutenformen mit freieren und reicheren vegetabili-
schen Fornien entwickelt, aber erst allmahlig seine kanonische
Form erlangt. Auch findet es sich zuerst nur einzeln; dann 4
wiederholt, aber nur in untergeordneten Theilen des Gebau-
des; als Hauptgattung aber zuerst bei kleineren Ehrenmonu-
menten.
3. S. das Gescbichtchen von Kallimachos Erfindang I)ei Vitruv IV, 1.
4. S. §. 109. N. 5. 12. 13. 15. Durcbgdngig findet man es zuerst
an dem zierlichen, aber keineswegs durchaus musterbaflen Choregischen
Denkm^le des Lysikrates, 01. Ill, 2. Stuart I. ch. 4.
109. Wahrend die Tempel Athens in diesem Zeit-
raume den Charakter des reinsten Maasses, der gewahltesten
Formen, der vollkoramensten Harmonie tragen, und ein ahn-
licher Geist im Peloponnes sich zeigt : strebt man in der erst
spater eintretenden Bluthezeit loniens vorzugsweise nach Ele-
ganz imd Pracht, und baut daher fast nur ira lonischen
Styl (mit zwar eflfektvoller, aber nicht so sorgfaltiger Aus-
(uhrung im Detail); dagegen die Sicilischen Tempelgebaude,
^ aufalt-Dorischen Formen beharrend, durch riesenmassige Grosse
und Kuhnheit des Plans imponiren.
I. Attika.
1. [Massvei'gleichung von siebenzehn Tempeln bei Serradifalco Ant.
d. Sicilia II. p. 80, und Zusammenstellung von 21 Sicilischen Tempeln
94 Griecbische Kunstgesch. Per. III. [109]
im Grundriss v. tv. 43.] Theseion, von 01. 77, 4 (§. 101. Anm. 2>
bis uber 80 (§. 118). Peript. bexasl. in Dorischer Ordnung, 104 x 45 F.,
aus Pentelischem Marmor. Die S^ulenh5be dber 11, die intercolumnia 3
mod. Wobl erhalten, auch die sch^nen Deckenfelder. Stuart Antiqq. of
Atbens. III. cb. 1. Supplem. ch. 8. pi. 1. [L, Ross to. Grjatiov xal 6
vahg Tov *'jlQtog iv *A»rivaig 1838. 8. Arcbaeol. Zeitung 1844. S. 245.
Dagegen Ulrichs Annali d. Inst. XIII. p. 75. E. Curtius in Gerbards Ar-
cbaeol. Zeit. I. 8. 97.]
2. Partbenon oder Hekatompedon, 50 Fuss grdsser (linger)
als ein <eres, dessen Platz es einnabm, Hesycb. Gebaut von Iktinos und
Kallikrates, Scbrift darilber von Iktinos und Karpion. Peript. octast. bypae-
tbros, in Doriscber Ordnung, auf einer hoben Plattform, ganz aus Pentel.
Marmor. Unterbau, Ross Kunstbl. 1835. N. 31. Bestebt aus dem SHulen-
umgange; dem Vortempel (ngoviqiov) an beiden scbmalen Seiten, gebildet
durcb S^ulen mit Gittem dazwiscben; dem eigentlicben Hekatompedon,
d. b. der 100 Fuss langen Cella. [Vielmebr breiten, berecbnet nacb Stuart
p. 8 und le Roy p. 5 von Ideler in den Scbr. der Berl. Akad. 1812.
S. 186] mit 16 (oder 23?) 8Men um das Hypaetbron; dem eigentlicben
Partbenon oder Jungfrauengemacb , einem quadratiscben eingescblossenen
Raum um die BildsS,ule; dem gescblossenen Opistbodomos mit 4 SSulen,
nacb W. Die Vorderseite war 0. GesammtgrOsse 227 X 101 Engl. F.;
HObe 65 F. Die SaulenbObe 12 mod., die Intercol. fast 278; Veijungung
des Scbafts "/•<>; Scbwellung V**; EcksSulen 2 ZoU starker. Am Arcbitrav
hingen Scbilde; von dem Reicbtbum an Bildwerken §. 118. Der Triglypben-
i'ries sinnreicb zusammen gesetzt mit mOglicbster Ersparung von' Stein,
Klenze Apborist. Bern. S. 368. Tf. 1. Fig. 2. 8. Den reinen Glanz des
Marmors hob der an kleineren Streifen und Gliedern angebracbte Farben-
und Goldscbmuck. Der T. bat besondei's 1687 den 28. Sept. durcb die
Venetianer, neuerlicb durcb Elgin, gelitten : aber erregt nocb immer einen
wunderbaren Entbusiasmus. I. Spon (1675). Voy. de Grece. Stuart II.
ch. 1. Wilkins Atbeniensia p. 98. Leake Topogr. cb. 8. Boeckb C. I.
p. 177. Die neuen Herausg. Stuart's in der Deutscben Uebersetzung
(Darmstadt 1829) I. S. 293, wo auch S. 349 von den Spuren des alten
Parthenon Nacbricbt gegeben wrd. Gockerell's Plan bei Broendsted Voy.
dans la Grece II. pi. 38. Ueber Heger's Untersucbungen Gdtt. G. A. 1832.
S. 849. Das Parthenon neu gemessen von J. Hoffer, Wiener Bauzeit.
1838. N. 40 ff. [Ein 6V2 F. langes Modell des voUstandigen Parthenon
ist in der Gallerie der Bodlejana zu Oxford.]
3. Propylaeen, gebaut von Mnesikles. Sie bildeten den Zugang
zu der Burg als einem beiligen Tempelbofe, und standen mit einer vom
Markte ausgebenden Auffahrt in Verbindung. Fahr^'eg zuden Propylaeen
[109] Tempel-Ruinen. 95
aus Pentelischen Maimorplatten, L. Ross im Kunstbl. 1836. N. 60. Ein
Prachtthor, mil vier Nebenih^l^en, nach aussen eine loniache Vorhalle,
nach beiden Seiten Dorische Frontispice, deren Arcliiteklur mit der innem
lonischen sehr geschickt vereinig:! ist. Vgl. N. 5, c. An den Seiten springen
Flugelgeb&ude vor, wovon das ndrdliche als eine Poeidle diente; vor dem
sMlichen lag ein kleiner Tempel der Nike Apteros. Stuart II. di. 5.
Kinnard Antiqq. of Athens, Suppl. (fiber die Auffahrt). Leake Topogr.
ch. 8. p. 176. Le temple de la Victoire sans ailes. restaur^ par R. Kous-
min, d6crit par V. Ballanti. R. 1837 f. Bull. 1837. p. 218. [Kunstblatt
1835. N. 78 f. L. Ross u. £. Schaubert die Akropolis von Athen, 1. Ablh.
der Tempel der Nike Apteros. B. 1839 f.]
4. Tempel der Athena Poll as und des Poseidon Erechlheus. Ein
uraltes Heiligthum, welches nach dem Perserkriege erneuert, aber (zufolge
der Urkunde, C. I. n. 160) erst nach 92, 4 vollendet wurde, voll von
heiligen Denkm&lern, durch die der Plan des GebSudes eigne Bestimmungen
erhielt. Ein Doppeltempel {vaog dtnXovs) mit einem getrennten Gemach
gegen \V. (Pandroseion) , einem Prostyl gegen 0., und zwei Hallen
(icQoetdosts) an der NW. und SW. Ecke. Das GebSude lag auf zwei
verschiednen Boden, indem sich an der 0. und S. Seite eine Terrasse hin-
zog, welche gegen N. und W. aufhMe (nach welcher Seite der totxoe 6
ixTog in der Inschrift liegt). GrtJsse, ohne die Hallen, 73 X 37 F. Karya-
tiden (xogoiiy Attische Jungfrauen im vollen Panathenaischen Putze)
f§. 330, 5] um , die Halle an der SW. Ecke (worin der Erechtheische
Salzquell und der uralte Oelbaum gewesen zu sein scheinen) ; Fenster und
Halbsaulen am Pandroseion. Der Fries des Ganzen war. aus Eleusinischem
Kalkstein mit angesetzten (metallnen) ReUefs (i^a), [Siebenzehn Stucke
stehen im Erechtheion, verzeichnet Ann. d. I. XV. p. 309 f.] Die lonische
Architektur zeigt viel Eignes, besonders in den Capitalen (§. 276); die
Sorgfalt der Ausfflhrung ist unflbertrefflich. Stuart II. ch. 2. Wilkins
p. 75. Des Verf. Minervae Poliadis sacra et aedis. 1820. Rose Inscript.
Graecae vetustissimae p. 145. C. I. 1. p. 261. Neue Ausg. von Stuart
p. 482. Bruchstucke einer zweiten diesen Tempel angehenden Inschrift
Kunstbl. 1836. St. 60. [39 f. Vollstandig in der 'EtprjfitQlg dgxaioL
1837. p. 30 bei Rangabis Antiqu. Hell^n. p. 45 und Ann. d. I. XV.
p. 286—327, darin ein Architekt Archilochos von Agryle.] Inwood the
Erechtheion of Athens, ftagments of Athenian architecture and a few
remains in Attica, Hegara and Epirus. L. 1827. [v. Quast das Erechtheum
zu Athen nach dem Werk des Hr. Inwood. B. 1840. — Tempel der' Athene
Ergane auf der Akropolis s. Ulrichs in der 'A^tjvu 1841. 4. Juny und
in den Abhd. der Mdnchner Akad. philos. philol. Kl. Ill, 3. S. 627.]
5. E leu sis. Unedited Antiqq. of Attica ch. 1—5. (Traduct. par
M. Hittorff. Ann. d. Inst. IV. p. 345.) [Deutsch von G. Wagner Darmst.
96 Griecliische Kunstgesch. Per. III. [109]
1829. 8.] a. Der grosse Terapel (fiiycxQov, avaxropov), unter Leitung
des Iktinos von Koroebos, Metagenes, Xenokles gebaut, und fur die Feier
der Mysterien eingerichtet. Abweichung der Eleusinischen Geb§ude vom
reinen Styl, Kugler 8. 43. Eine grosse Gella mil vier quer dnrchlaufen-
den Dorischen SSluIenreihen in zwei Stockwerken; dazwischen eine grosse
LichtOlTnung, welcbe Xenokles wOlbte (ro onaiov ixogijtpmeB Plut Perikl.
13. ygl. Pollux II, 54), indem dieser Tempel kein Hypaethros sein durfte.
Vorhalle aus 12 Dor. Saiilen (von Philon unter Demetrios Phalereus), welche
schon dOnne Stege zwischen den Canneluren haben. 212. 10. 2 X 178.
6, das Innere □ 167 X 166. 6. Unter der Gella eine Krypte, unver-
jdngte Cylinder stQtzten den obem Boden. Das Material meist Eleusini-
scher Kalkstein, wenig Marmor. Die Grdsse des Ganzen 220 X 178 Fuss.
Etwas abweichende Angaben Ionian antiqq. ch. 6, 19—21 neue Ausg.
b. Die kleinern Propylaeen im innem Peribolos, mit rathselhafter
Einrichtung der Thiir. Hier kommt ein Pilaster-Capital mit Akanthus-
bl§ttern vor. e. Die gr5ssern im ^ussem. Ganz denen auf der Burg
gleich; nur ohne die SeltengebSude. Die von Pausanias dort gepriesene
Felderdecke {oQotpi}) ist hier deutlicher. (Ob Appii propylaeum, Cicero ad
Att. VJ, 1.?) d. Kleiner Tempel der Artemis Propylaea, ein templum
in antis, Dorisch. e. Kleiner Tempel auf dem Felsen ilber dem Megaron,
im innem Peribolos. — Keins derGebaude inEleusis ist ganz vollendet worden.
Andre Attische Tempel.
6. Zu Rhamnus. Der grSssre Tempel der Nemesis* hexast. peript.,
Dorisch, 71 X 33 F., wurde wahrscheinlich in Perikles Zeit begonnen
(vgl. §. 117), aber erst spSter vollendet (Stege der Cannelilren). Man be-
merkt reiche Malereien und Vergoldungen am Kranze nach aussen, und
dem Simse uber dem Friese im Innem, deren Umrisse eingeschnitten sind.
SchOne Felderdecke. Un. Antiqq. ch. 6.
7. Tempel der Pallas auf Sunion, hexast. peript., mit Propy-
laeen derselben, Dorischen, Ordnung. Auch aus Perikles Zeit. Ionian
Antiqq. II. ch. 5. pi. 9—14. Un. Antiqq. ch. 8.
8. StoazuThorikos(7 Saulen vorn, 15 an der Seite, vgl. §.80.
Anm. II, 3). Die Sftulen (11 mod. hoch) haben erst den Anfang der
Cannelilren. erhalten. Un. Antiqq. ch. 9.
II. Peloponnesische Haupttempel.
9. Tempel des Zeus zu Olympia, aus der Beute Pisa's
*
(welches .gegen Olymp. 50 fiel) von Libon dem Eleer gebaut, um
Olymp. 86 vollendet. Aus Porosstein. Hexast. peript. hypaethros. Der
Pronaos durch Gitterthiiren {d'VQai ;i;a>lxofr) zwischen S&ulen geschlossen,
eben sp der dem Pronaos entsprechende Opisthodomos; die Cell a ziem-
1109] Tempel-Ruinen. 97
Ikh eng, init obern Galierien (noul vnt^mot). GrOsse 230 X 95 Griecli.
F.; H5he 68. Ueber die Rainen besonden Stanhope*8 Olympia p. 9.
€k>ckerell Bibl. Italiana 1831. N. 191. p. 905. Ezp^ition scient. de la
Mor^ Livr. 11. pi. 62 ff. vgl. Yoelkers Nachlass I.
10. 11. T. der Hera von Argos, von Eapolemos naeh 01. 89, 2.
Das Oljmpieion zu Megara vor 87. KeineRuinen von diesen Tempeln.
[Entdeckung der Gnindlage, W. Mnre Ann. d Inst. X. p. 308. tav. H.
dessen Tour in Grreece II. p. 177.]
12. T. des Apollon Epikurios bei Phigalia von Iktinos dem
Athener (Eustath. zur Od. p. 1825. R.), also wohl vor 01. 87, 2 (nach
Pausanias Vermuthung nach der Pest, 88) gebaut. GrOsse 126 X 48 F.
Aussen ein Dorisches Pteroma; innen bilden lonische Sflulen Nischen
(wahrscheinlich fQr Donarien) and ein Hypaethron. Eine Korinlhische
Saole stand am Schlusse des Hypaethron hinter dem Bilde. Ueber die
Ruinen Combe Brit. M. IV. pi. 25—28. Stackelberg Apollotempel Tf. 1
bis 5. Donaldson Antiqq. of Athens, Supplem. p. 1. pi. 1 — 10.
13. T. der Athena Alea zu Tegea, von Skopas nach 01. 96
gebaut, der gT(to8te und schdnste des Peloponnes. Die Verbindung von
lonischen Sftulen nach aussen, Dorischen und Korinthischen dbereinander
im Innern, ist fOr die Geschichte der Baukunst wichtig. Paus. VIII, 45.
Gcrioge Ueberresta Dodwell Tour II. p. 419. Klenze Aphorist. Bemerk.
auf einer Raie nach Gtiecbenknd S. 647.
14. Die sehr schlanken (Qber 13 mod. hohen) Dorischen S&ulen des
Zeustempels zu Nemea scheinen dem Ende dieser Periode anzugehOren,
Ionian Antiqq. 11. ch. 6. pi. 15—18. Descr. de Hor^ III. pi. 72. TCiarke
Trav. 11, 2. ch. 18. p. 714 Quartausg.]
III. lonien [und Karien].
15. Didjmaeon zu Milet, nach der ZerstArung 01. 71 neu auf-
gehaut, besondefs durch Paeonios und Daphnis von Milet, aber nie ganz
Tollendet Dipteros decast. hypaethros, 163 F. breit, in prachtvoller
lonischer Gattung, mit Korinthischen Halbs&ulen im Pronaos. Die S&ulen
6 'A Fuss stark, 63 Vs hoch; schlanker als die in Ephesos, Samos, Sard is
{§. 54. 80), mit schwftch^em Gebillk. Ionian Antiqq. I. ch. 3. p. 27.
Choiseul Gouffier Voy. pittor. I. pi. 113. 114. Hirt Gesch. II. S. 62. Tf. 9. 11.
16. T. der Pallas Polias zu Priene, gebaut von dem gelehrten
Architekten Pytheus, um 01. 110. Alexander hatte, nach einer Inschr.,
den Ruhm, ihn zu weihen. C. I. n. 2904. Peript. hezast. in schOner
lonischer Ordnung, mit Propylaeen, die statt der lonischen S&ulen inwendig
Pilaster baben, deren Gapit&le mit Greifen in Relief geziert sind. Ionian
Antiqq. I. ch. 2 neue Ausg. Choiseul Gouffier pi. 116.
O. MaiUr'i Arehaeolofflt. 4. Anfl. 7
98. Griechische Kunstgesch. Per. III. [109}
17. T. des Dionysos zu Teos, von Hermogenes, wahrscheinlich
gegen Alexanders Zeit gebaut. Peript. hexast. und eustylos nach Vitruv
(der besonders Hermogenes folgt). Ionian Antiqq. I. ch. 1. Ghoiseul
Gk)ufr. pi. 124. Vgl. dazu Hirt Gesch. II. S. 66.
18. T. der Artemis Leukophryne zu Magnesia amMaeandros,
von Hermogenes gebaut, pseudodipteros nach Vitruv 198 X 106 F. Leake
Asia min.- p: 349. Dazu geh5rt der Aufriss Ionian Antiqq. I. ch. 1. pi. 2
erste Ausg. [R. Rochette nach der Arbeit des Architekten ^Glerges im
Joum. des 8av. 1845. Oct. Nov.
19. ' Trdmmer eines Apollotempels zu Delos in Dorischer
Ordnung (die SHulenhOhe 12 mod.). Stuart III. ch. 10. p. 57. [Von dem
Asklepiostempel, dem bedeutendsten in Kos, Friesplatten , s. Ross in
Gerhards Archaeol. Zeit. 1846. Tf. 42. S. 281. T. des Dionysos zu
Aphrodisias, octast. peripteros , vermuthlich von Hermogenes ; am
Architrav Panther und Krater abwechseind, Ion. Antiqu. m. ch. 2. pL 13 ff.
vgl. Fellows Lycia p. 33 und Texier. Der schOne lonische T. von Azani
in Phrygien bei Fellows Asia Minor p. 136. 141 und bei Texier.]
«
IV. S i c i 1 i e n.
20. 21. Akragas. Vgl. oben §. 80. Der grosse Dorische Tempel
des Zeus Olympios war unvoUendet, als Akragas 01* 98, 3 von den
Karthagern erobert wurde, und blieb es auch nach der Emeuerung der
Stadt. Diod. XUI, 82. GrOsse nach Diodor 340 X 160 F. (369 X 182
Engl. F. nach den neuesten Messungen). HOhe 120, ohne den Unterbau
(nQfiniSmfid). Die Gella hat nach innen Pilaster, 12 Fuss breit, nach
aussen Halbs^ulen, 20 F. im Umfang, aber Sftulenhallen an den schmalen
Seiten nach Diodor, nach Cockerell jedoch auch hier Halbsdulen und
Pilaster. Die S&ulen unter 10 mod. hoch. Im Innem standen fiber
SRulen Oder Pfeilem, als Trager der Decke, Gigantenfiguren, in alterthfim-
lich strengem Style. [§. 279.] Nic. Maggiore Opusc archeol. 1834. vgl.
Bullet. 1836. p. 62. Vieles an diesem T. ist noch dunkel. S. WDkins
Magna Gr. ch. 3. pi. 14-17. Hirt II. S. 90. Tf. 9, 12. Klenze T. des
Olymp. Jupiters 1821 und im Kunstblatt 1824. N. 36 (vgl. 28. d9). Cockerell
Antiqq. of Athens, Supplem. p. 1. pi. 1—8. Unweit davon der sog. T.
des Herakles. Cockerell pi. 9. Neuere Nachgrabungen bei dem [soge-
nannten] T. des Hercules, Bull. 1836. p. 97. 129, Therons Denkmal,
Pyramide eines Siegerrosses (Plin. VIII, 42), nach Goettling im Kunstbl. •
1836. N. 7.
22—24. Selinus. Vgl. §. 80. Seine grossen und reichen Tempel
werden bei Thuk. VI, 20 und bei der Karthagischen ZerstOrung (92, 4)
erwahnt. Der Dorische Haupttempel war damals noch unvollendet, da
erst die acht Saulen der Ostfronte (mit Stegen) canneh'rt, einige andere
[110, 111] Privatgebaude; Stadle. 99
angefangen waren. Dipteros nach Wilkins, pseudodipt. nach Hittorff und
Serradifalco, mit^ grossem Sftulen-Pronaos und Hypaethron. 331 X 161 F.
nach Wilkins, 367 X 161 nach Gk>elth'ng, im Hermes XXXm. S. 248.
Die S3,ulen gegen 10 mod. hoch. Siidlich von diesem, in demselben 5st-
lichen Theile der Stadt/ liegen zwei andere Tempel, alle zusammen i pih'eri
dei Gjganti genannt, 186 X 76 und 232 X 83 F. gross; beide hexastyli
peripteri, die im Ganzen derselben Zeit anzugehOren scheinen. Der mittiere,
kleinsLe T. ist fast eben so angelegt, wie der mittlere T. der Burg, jedoch
erst in spSterer Zeit, als schlankere (gegen 10 mod.) und dabei sehr stark
(um Vs mod.) verjClngte Sftulen in Sicilien aufgekommen waren; etwa um
Olymp. 80. VgL Ober die Bildwerke §. 90 u. 119. Wilkins ch. 4. pi. 1—11.
Hittorff und Zanth Archit. de la Sidle. Livr. 5. pi. 30 ff.
25. Egesta. Hexast. peript., 190 X 77 F., die Sftulen noch nicht
cannelirt. Wilkins ch. 5. Gaertner's Ansichten der Monumente Sicib'ens.
Hittorff pi. 2—6. [Syrakus. Hexast. peript. Serradifalco 1. tav. 3—8.
Ganina im BuUet. 1836. p. 91.] Die Gella 86, 6. X. 47, 4. Pahn, ganze
Unge 218, 2. P. Cavallari bei Serradifalco IV. tv. 5—8. p. 120. Korfu.
Ohnweit der Stadt Hexast peript. W. Railton §. 253. A. 1.)
110. Der Luxus in Privatbauen, Hausem, Denk-
malern, beginnt in Athen besonders erst gegen Ende dieser
Periode (§. 104, 2), fruher bei den reichen und ubennu-
thigen Agrigentinem , die, nach dem bekannten Ausspruch,
bauten als gedachten sie ewig zu leben.
S. die Wundergeschichten bei Diod. XIII, 81 von Gellias Pallast und
colossalem Weinkeller, der OffentlicheM Piscina, den Monumenten siegreicher
Rosse und LieblingsvOgel. Das sogenannte Grabmal des Theron
(Wilkins ch. 3. pi. 19) ist wegen der lonischen Halbsfiulen mit Dorischem
GebSLlk und des KreuzgewOlbes^ im Innem merkwilrdig. Aehnliche Mischung
ist an dem sog. Heroon des Empedokles auf der Burg von Selinus
wahrgenommen worden.
111. Auch die grosste Aufgabe des Architekten, die An- 1
lage ganzer Stadt e, wurde in dieser Periode besonders dem
Hippodamos von Milet zu Theil, welcher den Peiraeeus, den
Themistokles mehr zu einer Zuflucht in Kriegszeit bestimmt
hatte, zu einer herrlichen Stadt ausbaute, Thurioi (01. 83,
3) mit winkelrechten grossen Strassen aniegte, und Rhodos
(01. 93, 1), ebenfalls h6chst symmetrisch und regelmassig,
in einer theaterahnlichen Form aufbaute. Durch ihn, so wie 2
durch Meton, scheint die regehnassige (lonische) Bauweise
100 Griechische Kunstgesch. Per. 111. [112]
uber die altgriechische, winkliche und enge, Stadteanlage die
Oberhand gewonnen zu haben.
1. Ueber Hippodamos Anlagen vgl. Aristot. Pol. II, 5 mit
Schneider, VII, 10. Photios u. Hesych. s. v. 'iTcnodufiov vifiricig mil
Diod. XII, 10. Schol. Aristoph. Ritt. 327 (vgl. Meier zu den Scholien,
p. 457 Dindorf). Ueber Rhodes Strab. XIV, 654. Aristeides Rhodiakos.
Meurs. Rhodus I, 10. Aehnlich war*wohl die Anlage der sch5nen Stadt
Kos (103, 3), so wie des neuen Halikarnass (yon Mausolos; der Plan
bei Guper Apoth. Homeri p. 241 ist nicht ganz richtig). [Vitruv I, 7 de
electione loconim ad usum communem civitatis.]
2. Ueber Melon's (des Aslronomen und Hydraulikers) Pl§ne einer
Stadtanlage Arisloph. Voegel 995 u. Schol. Ueber allgriechische und
lonische St&dteanlagen vgl. Dorier Ed. II. S. 255. Die Sl&dte des Pelo-
ponnes, welche nach Sparla's Slurz erwuchsen, waren gewiss auch regel-
massiger, wie das neue Manlinea (01. 102, 2, s. Gell StUdtemauern
Tf. 35), Megalopolis (102, 2), Messene (01. 102, 4) mit gewaltigen
Quadermauem und schOnen Festungsthoren; die Dorische Architekter der
Porticus um das Stadium fallt indess schon in das Kleinliche. Leake
Morea T. I. p. 372. pi. 3. Gell Stadtemauem Tf. 36. Donaldson Antiqq.
of Ath. Suppl. p. 19. pL 1. 2. Exp^. scient. de la Moree pi. 24 sqq.
8. Bildende Knnst.
a. Die Zeit des Phidias und Polykleitos.
1 112. Die h5chste Bluthe der Kunst, welche in dieser
Periode im ganzen Griechenland , aber besonders in Athen
und Argos eifrig betrieben wird, bereiten die trefflichen Kiinst-
2 ler Kalamis und Pythagoras vor; von denen jener
zwar noch nicht von aller Harte des alten Styls frei war,
aber doch in den mannigfachsten Aufgaben, erhabnen Gotter-
bildem, zarten und anmuthreichen Frauen, feurigen Rossen,
3 Be\vunderungswurdiges leistete; dieser in lebensvoller Dar-
stellung der Muskeln und Adem, in genauer Kunde der
Proportionen , zugleich aber auch schon (was in dieser Zeit
seltener) in ergreifendem Ausdrucke, vortreflflich war.
1. Kalamis (von Athen?), Toreut [§. 85. A. 2], Erzgiesser und
Bildhauer. 01. 78—87. Pythagoras von Rhegion, Erzg., Schfller
des Klearch, Olymp. 75—87. Paus. VI, 6. VI, 13. vgl. Corsini Dissert.
[\V2] Biidende Kunst. Erste Epoche. 101
agon. p. 124. 130. Plin. XXXI V, 8. 19. Eukadmos von Athen, Bildh. 80.
Telephanes, der Phokeer, Erzg. (arbeitet fflir die Alenaden und Perser-
kdnige) urn 80. Polygnotos, Maler, auch Bildh., am 80. Ptoliehos von
Korkyra, Kritias SchOler, Erzg. 83. Skymnos und Dionjsodoros, Eng.
und Toreuten, Kritias SchOIer, 83. Akestor von Knoasos, Erzg. 83. [Ona-
tas Ton Aegina, 01. 78-83, and seine SchQler §. 82.] Pheidias, Char*
mides Sohn, von Athen, Ageladas SchQler, Maler, Erzgiesser, Toreiit, Bild-
haner, 01. 80—87, 1. Praxias von Athen, Kalamis SchQler, Bildh. 83.
Androsthenes von Athen, Eukadmos SchQler, Bildh. 83. Nesiotes, Mit-
arbeiter des Kritios, Ross im Kunstbl. 1836. N. 16. [R. Rochette Suppl^m.
au Catal. des arlistes p. 368.] Polykleitos, Sikyonier und Argeier,
Ageladas SchQler, Erzg., Toreut, Bildhauer and Architekt, etwa von S^-^QS.
Myron, ein Athener von Eleutherae, Ageladas SchQler, Erzg., Toreut,
Bildhauer, um dieselbe Zeit. Kallimachos, Erzgiesser und Toreut, um
85. Stypax von Kypros, Erzg. 85. Alkamenes von Athen, Phidias,
vielleicht auch Kritias, SchQler, Kleruch in Lemnos, Erzg., Bildh. und
Toreut, 83-94 (de Phidia I, 19), Kolotes, Phidias SchQler, Toreut 86.
Paeonios von liende, Bildh. 86. Kleoetas (von Athen?), Erzg. u. Architekt
(§. 106, 4) geg. 86. Agorakritos von Paros, Phidias SchQler, Erzg. u.
Bildh. 85—88. Phradmon von Argos, Erzg. um 87. Kallon von Elis,
Erzg. um 87. Gorgias von Lakedaemon, Erzg. 87. Ktesilaos, Erzg. 87.
Sokrates, Sophroniskos Sohn, von Athen, Bildh. g. 87. Polyklet's SQhne
als KQnstler um 87 erwSLhnt Platon Protag. p. 328. Theokosmos von
Megara, Phidias SchQler, Erzg. u. Toreut 87^95. Amphion von Knossos,
Akestor's Sohn, Ptoliehos SchQler, Erzg. 89. Sostratos von Rhegion, Pytha-
goras SchQler, gegen 89. Nikodamos, ein Maenalier, Erzg. 90. Therikles,
der Korinthische TQpfer {STjQiuXeia), gegen 90. Athenaeos XL p. 470 f.
Bentlei's Phalaridea. [Therikles der Thiermaler, von den mit Thierfiguren
verzierten Bechem abstrahirt, Rhein. Mus. VI. S. 404—20.] Kleiton von
Athen, Erzg. (dvdQiawonotog) g. 90. Nikeratos von Athen, Erzg. 90.
Apellas, Erzg. g. 90. Demetrios, Athener von Alopeke, g. 90. Er darf
wegen des Simon nicht zu sehr von dem 2^ita)ter des Maler Mikon ent-
femt werden, und ich halte daher die alte Pallas-Priesterin Lysimache,
die er bildete, fQr die Vorg&ngerin der bekannten Theano. Vgl. Lange
Anm. zu Lanzi S. 84. Sillig G. A. p. 180). Pyromachos g. 90. (Plin.
XXXIV, 19. 20.) N auk y des von Argos, Hothon's Sohn, Erzg. und
Toreut 90 — 95. Perikleitos, Naukydes Bruder, Polykleitos SchQler, um
dieselbe Zeit (Paus. II, 22. 8 ist vielleicht zu schr.: to filv noXvxXsiroSy
TO de n$ifixXiiTog ixoirjcs, to dl adsX(pbg UsgiiiXtlTov NavKv8r,s), Ly-
kios von Eleutherae, Myron*s Sohn und SchQler, Erzg. u. Toreut um 92.
Athenodoros und Demeas von Kleitor, SchQler des Polykleitos, Erzg. 94.
Asopodoros von Argos, Alexis, Phrynon, Deinon, Erzg., nebst Aristeides,.
102 Griechische Kunstgesch. Per/ III. [113]
Erzg. und Architekt, s&mmtlich Schiller des Polykleitos, um 94. Aristan-
dros von Faros, Erzg. 94. Aristokles, Kleoetas Sohn, Erzg. u. Toreut,
92—95 (ygl. Boeckh C. I. p. 237). Kanachos von Sikyon, der Jdngere,
Polykleitos SchtQer, Erzg. 95. Deinomenes, Erzg. 95. Patrokles, Erzg. 95.
Pison von Kalauria, Amphion's SchCUer, Erzg. '95. Alypos von Sikyon,
Naukydes Schuler, Erzg. 95. Tisandros, Erzg. 96. Sostratos von Chios, 95.
Archias von Athen, Toreut 95 (G. I. n. 150. §. 42). Antiphanes von
Argos, Perikleitos Schdler, Erzg. 95 — 102. Polykleitos d. j. von Argos,
Naukydes Schuler, Erzg. 95—101 (Pans. II, 22. Ill, 18. VI, 2, vgl. Gorsini
Diss. agon. p. 123. VI, 6). Mys, Toreut, 95. Daedal os von Sikyon,
Patrokles Schuler, Erzg. 96—104 (Pans. VI, 2. VI, 3, vgl. Gorsini Diss,
agon. p. 130. 133. X, 9). Kephisodotos von Athen, Erzg. 97—104 (er
arbeitete fOr Kononische Untemehmungen und fCbr Megalopolis. Des Vfs. Abh.
de Phidia p. 6). Pantias von Ghios, Sostratos SchCUer, Erzg. 100. Kalli-
kles von Megara, Theokosmos Sohn, Erzg. 100. [L. Stephani zur Attischen
Kunstgesch. im N. Rhein. Mus. IV. S. 1.]
•
2. Galamidos dui*a ilia quidem, sed tamen moUiora quam Ganachi,
Glcero. lam minus rigida Galamis Quintilian, oben §. 92. An seiner
Sosandra loct Lukian, Imagg. 6 to fieiSiafia Isnvov %al lelrid'og — %ccl
TO B^6TuXss 8s xal xoafitov rrjg ova^ol'^s, vgl. die Hetaerengespr. 3.
Sillig G. A. p. 115.
3. Hie primus (?) nervos et venas expressit, capillumque diligentius.
— Vicit Hyronem pancratiaste Delphis posito. — Syracusis (fecit) claudi-
cantem, cuius ulceris dolorem sentire etiam spectantes videntur, Plinius
XXXI V, 19. Ilvd'ayoifav nQmvov donovvva ^9'ftov %al cvn/iirglas
hcToxaud^cet Diog. L. VIII. Pyth. 25. Sillig G. A. p. 399 nebst Varro de
L. L. V. §. 31.
1 113. Nun tritt der Athener Phidias auf, ein Kunst-
ler, dessen Genius so machtig, und dessen Ruhm so aner-
kannt war, dass die,Werke der Perikleischen Zeit sammtlich
von ihm geleitet, und das ganze in Athen versammelte Heer
mannigfacher Kunstler nach seinen Ideen beschaftigt wurde.
2 Er selbst arbeitete besonders die aus Gold und Elfenbein zu-
sammengesetzten Golossalstatuen, zu deren vollkommnerer Aus-
fuhrung eine beispiellose Frelgebigkeit der Staaten, und eine
erweiterte Technik sich die Hand boten.
1. Phidias Lebensumst&nde nach des Verf. Gomm. de Phidiae Vita I.
(vgl. Em. David in der Biographie univers. XXXIV p. 27): Geboren g. 73.
Zuerst von einheimischen Meistem, wabrscheinlich Hegias, um 01. 80
[114] Bildende Kunst. Phidias. 103
auch von dem Argiver Agelac&s unterwiesen, leitet er die Perikleischen
Werke, von 82 oder 83 an, vollendet die Pallas im Parthenon 85, 3, den
Olympischen Jupiter nach 86. An^peUagt durch Gabale gegen Perikles
86, 4; stirbt im Gef&ngniss 87, 1. — Gegen die Meinung, dass er schon
um 73 als Kdnstler th&tig gewesen sei, spricht am besten die Vergleichung
^nes Zeitalters mit dem der VorgSnger, des Kritias, Pythagoras, Kalamis.
Unter Phidias Direction standen nach Plutarch Per. 12 rixrovc^,
^laerai, ;|^ttZxorv«oi , Xtd'ovgyol, ^atpsigy X9^^^'^ ftaXetnT^Qts xcrl iXi-
tpavrog (§. 312, 2), imy^atpoiy not%tXtcu^ tOQevtuL IlointXval sind
Buntweber, Sticker, deren Teppiche (naQantrdcfiora) man bei Vergegen-
wartigung des Gesammteindrucks jener Tempel und Elfenbeinbilder nicht
vergessen muss. Ob Akesas und He! ikon, die Salaminier aus Gypern,
die dem Delphischen Apoll (vgl. Eurip. Ion. 1158) und der Pallas so
prSchtige Teppiche gewebt, dieser Zeit angehOren? Athen II. p. 48 b.
Euet. zu Ckl. I, 131. p. 1400 Rom. (Gyprische noiHiXla vipan/idrmv) Plut.
Alex. 32. Apostol. II, 27. Zenob. I, 56. Dass die genannten Buntweber
nicht jdnger als Phidias, dafQr spricht, dass Plutarch Alex. 32 den Helikon
fur Alexandros Zeit „den alten*' nennt. Sein Werk war der Kriegsmantel
^ijcmoQnafia) des KOnigs, ein Geschenk der Stadt Rhodos. In Phoenikien,
Clypem, Karthago (Athen. XII. p. 541 b) war diese Kunst besonders
2U Hause.
2. Das abnehmbare Gewand der Pallas wog 44 Goldtalente nach
Philochoros, 786,500 Rtlil.; doch betrug die Dicke wenig fiber eine Linie.
Bredow zu Thukyd. II, 13. Einzelne Locken des Zeus wogen nach Lukian,
Zeus Trag. 25, 6 Minen, etwa 300 Louisd'or. — Ueber die technische
Beschaffenheit dieser Statuen §. 312, 2.
114. Zu diesen gehdrt unter andern das sechs und
zwanzig Griechische Ellen hohe Standbild der Pallas Par-
theYios, welches als ein Bild einer gerusteten, aber sieg-
reichen, in heitrer Majestat herrschenden G6tteijungfrau ge-
dacht war. Die grandiose Einfachheit der Hauptfigur war
hier, wie in andern Werken des Phidias, durch reichen
"Schmuck an der Basis, den Waflfen, selbst dem Sohlen-
Rande gehoben.
''AyaXiiu dg^op iv %ixmvi, nodiigii. Isokr. n, eivdiS, 2. ^Bidlag
6 TO T^g 'Adifjvag iSog igyaeafiBPog. Aegis mit Gorgoneion. Auf dem
Helme Sphinx (rund) und Greifen (in Relief). Lanze in der Hand, Schild
zu Fflssen; dieser stdtzte wahrscheinlich zugleich die Hand mit der Tier
Ellen hohen Nike. Die heilige Schlange (Erichthonios) neben der Lanze
.am Boden. Am Schilde nach innen die Gigantomachie, nach aussen
Amazonenschlacht (Perikles und Phidias kCinstlich angebrachte Portrftte).
104 Griechiscbe Kunstgesch. Per. III. l^^^l
Am Rande der Tyrrhenischen Sohlen die Kentauromachie. (Alle Bildwerke
sind Attische Nationalsujets.) Pandorae genesis an der Basis. Pau I,s»
24, 5->7 mit Siebelis Anm. Plin. XXXYI, 4, 4 (vgl. Ann. d. Inst. n.
p. 106). Maximus Tyr. diss. 14. T. I. p. 260 R. Boettiger Andeut. S. 86.
Am nSchsten steht der Parthenos des Phidias ohne Zweifel die in Y.
Albani (Gavaeeppi Racoolta I. t. 1), bei Hope (Specimens pi. 25) [u. IL
pi. 9], und in Neapel (M. Borb. IV, 7. Neapels Antiken S. 41) vorhandene
Pallas, welche auch Q. de Quincy (Jup. OL p. 226. Mon. et ouvrages
d'art ant. restitu^ T. I. p. 63) zum Grande gelegt H^ufig auf M. Asia-
tischer St&dte nacbgebildet, Eckhel Syll. 5, 10. M. S. Clement. 4, 74
5, 75. 21, 152. Mionnet SuppL VIII. pi. 14, 1. Antiochos IX.
1 115. Noch mehr err^te das Staunen und den Enthu-
siasmus der gesammten Hellenen der Olympische Zeus.
Hochster Reichthum der die einfach erhabne Gestalt umgeben-
den plastischen Zierden, tiefe Wissenschaft in der Anordnung
der Maasse der sehr colossalen Figur, und der erhabenste
Schwung des Geistes in der Auffassung des Zeusideals mach--
ten diese Statue zu einem Wunder der Welt. Die zum
Grunde liegende Vorstellung ist die des allmachtig herrschen-
den, uberall siegreichen Gottes in huldvoller Gewahrung,
gnadiger Erhorung nienschlicher Bitten. In ihm schauten die
Griechen den Zeus gegenwartig ; ihn zu sehen , war ein Ne-
penthes; ihn vor dem Tode nicht erblickt zu haben, beinahe
ein seiches Ungluck, wie in die Mysterien uneingeweiht zu
sterben.
1. Der Thron des Olymp. Zeus aus Cederiiolz mit Zierden und
Reliefs aus Gc^d, Elfenbein, Ebenholz, Steinen, auch Malerei. Der Scepter
aus alien Metallen zusammengesetzt; der Fo^sschemel reich geziert; die
Basis mit Bildwerken, aber wabrscheinlich nur in einem Streifen an der
Vorderseite, geschmClckt. Die Schranken hatte Panaenos gemalt (gegen
die HinterthQren waren sie biau angestrichen), so wie wahrscheinlich die
Blumen des Goldgewandes. — Die Figur, unter einem Theile des Daches
stehend, war auch fur den Tempel (§. 109, 7) colossal. Etwa 40 Fuss
boch auf einer Basis von 12. Sie schien nocb grdsser als sie war, Paus.
V, 12, 4. Beweise fdr die perspektivische Kenntniss: die Geschichte mit
dem Antlitz, Lukian pro mag. 14, der Streit mit Alkamenes, Tzetz. ChiL
VIII, 193 und die allgemeinen Zeugnisse §. 324.
2. In der Rechten hielt Zeus eine Nike (die wahrscheinlidi von
ihm ausging, wie bei dem Olympischen Zeus von Antiochien §. 100}^
[116] Phidias Werke. 105 '
in der L. das Skeptron mil dem Adier (v(^l. die Eleiscben Mtlnzen, Stan-
hope Olympia 10). Phidias fAhrt die Beschreihung des Z. xavtcvsvatv
U. I, 539 als sein Vorbild an. Et^rfinxoq xorl navxaxov nQ^og, Dio
Chrysost XII. (Oljmpikos) p. 215. Allgemeinere Ausdrflcke der Bewundrung
Uvius XXXXV, 28. Quintil. XII, 10. Dio Chrysost. Or. XIL p. 209 ff. A.
Unter den erhaltenen Werken sind am verwandtesten der Jupiter VeTosfH
und die Mediceische und Vatikanische Bflste, §. 349. Eleisclae Kaiser-
mOnzen mit dem Z. Olympios bei Q. de Quincy pi. 17. p. 312 und M.
Fontana 6, 1.
V5lkel Qber den grossen Tempel' und die Statue des Jupiter zu
Olympia. Lpz. 1794. Archaeol. Nachlass. 1831. S. 1. Siebenkees fiber den
Tempel und die Bilds&ule des Jupiter zu Olympia. NOmb. 1795. Boettiger
Andeutungen S. 93. (Marchese Haus) Saggio sul tempio e la statua di
Giove in Olimpia. Palermo 1814. Q. de Quincy Jup. Olympien p. 384.
Des Verf. Gomm. de Phidia II, 11. Rathgeber, Encyklop. Ill, III. S. 286.
116. Ausser diesen und andern Werken der Toreutik l
arbeitete Phidias zahlreiche Goiter- und Heroenstatuen aus
Erz und Marmor als Cultusbilder oder Weihgeschenke. Be- 2
senders aber war es die Vorstellung der Athena, welche er,
nach verschiednen Modifikationen, sinnreich entwickelte, indem
er sie fur Plataeae in einem Akrolith (§. 84) als Streitbare
(Areia), fur die Athener auf Lemnos dagegen besonders an-
muthig und in einem milden Charakter {KaXJJ/iOQq^og) dar-
stellte. Das colossalste Bild , die eherne Promachos , welche 3
zwischen den Propylaeen und dem Parthenon stehend, uber
beide emporragend, von den Schiffern schon aus grosser Feme
gesehen wurde, war, als Phidias starb, noch nicht fertig;
beinahe ein Menschenalter spater arbeitete Mys nach Parrha-
sios Zeichnungen die Kentauromachie am Schilde, so wie die
ubrigen Werke der Toreutik, womit das Gusswerk geschmuckt
wurde. •
1. Petersen Obserr. ad. Plin. XXXIV, 19, 1, ein Programm Havniae
1824. Sillig C A. p. 344. vgl. p. 288. Gomm. de Phidia I, 9.
2. Der Tempel der Athena Areia war nach der umst&ndlichen
Nachricht Plutarchs aus der Plataeischen Beute (Artstid. 20), wodurch die
Zeit des Werks aber wenig bestimmt wird. Ueber die Kallimorphos
Paus. 1, 28. 2. Lukian Imagg. 6. PUn. XXXIV, 19, 1. Himerios Or.
XXI, 4, [vgl. Preller in Gerhards Archaeol. Zeit. 1840. S. 264.]
106 . Griechische Kunstgesch. Per. III. [117, 118]
3. Der Platz der Proraachos wird durch Paus. I, 28, 2, vgl. mil
Herod. V, 77, bestimmt; hier zeigt sie auch die MQnze (Leake Topogr.
Vignette. Mionnet Suppl. III. pi. 18. Broendsted Reise IL Yign. 37).
' Sie hob den Schild (avixti rriv aanlSa) und fasste den Speer (olov toXg
intovciv ivlitTccc9'ai fiiXXovca, Zosimos V, 6, 2). Die Hdhe der Statue,
ohne die Basis, war wohl ilber 50 Fuss, aber unter 60, wie man aus
Strab. YI, p. 278 schliessen kann. Ueber die Zeit des Werkes Comm. de
Phidia I, 9. 10.
1 117. Auch Phidias Anhanger, besonders der dem Mei-
ster innig ergebne Agorakritos und der unabhangigere,
seinem Lehrer auch widerstrebende Alkamenes, wandten
2 ihre Kunst am meisten auf Gotterbilder. Eine voile
Bluthe der Schonheit, vereinigt mit einer milden ruhigen
Hoheit in den Zugen, charakterisirte ohne Zweifel die gott-
Uchen Frauenbilder, welche sie im Wetteifer mit einander ver-
fertigten: die Aphrodite in den Garten, von Alkamenes,
und die entsprechende Statue des Agorakritos, aus Parischem
Marmor, die, des Preises verlustig, mit hinzugefugten At-
tributen, als Nemesis in Rhamnus consecrirt wurde.
2. Vgl. ausser Andern Zo6gas Abhandlungen S. 56. 62. Welcker
ebd. 8. 417. De Phidia I, 20. Sillig p. 26 sqq. — Alkamenes sinnreich
gebildeter Hephaestos. Sillig p. 32.
1 118. Jetzt existiren als Werke dieser ersten aller Kunst-
schulen noch die architektonischen Sculpturen, womit
sie die Tempel Athens, ohne Zweifel unter Phidias unmittel-
2 barer Aufsicht und Leitung, ausgeschmuckt hat. Erhalten
hat sich erstens Einiges von den achtzehn sculpturirten Meto-
pen nebst dem Friese der schmalen Seiten der Cella vom
Theseus-Tempel, dessen Styl offenbar der Phidiassischen
Schule angehort; zweitens eine bedeutende Anzahl von den
sammtlich mit Hautrelief geschmuckten Metopen des jParthe-
non, so wie ein grosser Theil des Frieses von der Cella,
zugleich einige colossale Figuren und eine Masse von Bruch-
stucken von den beiden Giebeln desselben Tempels; an wel-
chen Giebelstatuen der Meister selbst am meisten Hand an-
3 gelegt zu haben scheint. In alien diesen Werken erscheint im
Ganzen derselbe Geist der Kunst ; nur dass bei den Metopen
bisweilen Kunstler der altem Schule, welche noch immer
fortbestand (§. 112 Anm. 1), gebraucht worden zu sein
[118] Phidias Schule. 107
scheinen, deren Arbeit minder rund und fliessend ist, und dass
bei dem Friese die gleichmassige Fullung des Raums, welche
die architektonische Decoration forderte, so wie das Gesetz der
Symmetrie und Eurhythmie, das Streben nach Natur und
Wahrheit in manchen Punkten bedingte. Abgesehn davon, 4
finden wir uberall eine Wahrheit in der Nachahmung der
Natur, welche, ohne Wesentliches (wie die von der An-
strengung schwellenden Adem) zu unterdrucken, ohne sich
irgend von der Natur losreissen zu woUen, den hochsten Adel
und die reinste SchSnheit errelcht ; ein Feuer und eine Lebendig-
keit der Bewegung, wo sie die Sache fordert, und eine Be-
haglichkeit und Bequemlichkeit der Ruhe, wo diese, wie be-
sonders bei Gottem, angemessen erschien ; die grosste Natur-
lichkeit und Leichtigkeit in der Behandlung der Gewander,
wo nicht Regelmassigkeit und eine gewisse Steifheit grade ei'-
forderlich ist, ein lichtvoUes Hervorheben der Hauptvorstellung
und eine FuUe sinnreich erfundner Motive in untergeordneten
Gruppen ; endlich eine naturliche Wurde und Anmuth vereint
mit edler Einfalt und Unbefangenheit, ohne alles Streben
nach Lockung der Sinne, gianzendem Eflfekt und Hervor-
hebung der eignen Meisterhaftigkeit, welche die besten Zeiten,
nicht bios der Kunst, sondem des Griechischen Lebens uber-
haupt charakterisirt.
2. Theseion. Die Statuen, die im 0. Giebel standen, sind ver-
schwunden. Ross Brjatlov p. 26. [Not. 63 behauptet, dass in beiden
Giebeln 6 oder 7 Statuen standen; Ulrichs stellte die im hinteren in Ab-
rede, indem keine Spuren der Aufstellung im Giebelfeld seien.] In den
zehn Metopen gegen 0. Thaten des Herakles; in den acht anstossenden
gegen N. u. 8. des Theseus. Im Friese vom ein Heldenkampf unter der
Leitung von GOttem, als Kampf des Theseus und der_Pallantiden £rkJl|r^>
Hyperbor. ROmische Studien I. S. 276 [eine Gigantomachie nach Dodwell
Trav. I. p. 362; nach Uhichs Ann. d. Inst. XIII. p. 74 die Herakliden
vertheidigt von Theseus gegen den Eurystheus, was K. F. Hermann Getting.
Anz. 1843. 8. 488 ff. bestreitet, E. Gurtius in Gerhards Arch. Zeit. 1843. [
8. 104 f. best&tigt, 0. Jahn Jen. L. Z. 1843. 8. 1167 »nicht unbedingt
Torzieh*n€ will]; hinten die Kentauromachie. Ailes gleich lebensvoll und
grossartig. Gypsabgiisse im Britischen Museum (R. XIV, 52—73). Stuart
m. ch. 1. Dodwell Tour I. p. 362, nebst Kupfer. Alcuni bassirilievi
tv. 5. D. A. K. Tf. 20—22.
Parthenon, a. Metopen, gegen 4 F. hoch, der Vorsprung der
108 Griechische Kunstgesch. Per. HI. [118]
Figuren bis 10 Zoll. Im Ganzen waren 92 Tafeln; 15 von der SQdseite
sind jetzt im Brit. Museum, 1 im Louvre (Glarac pi. 147), BruchstQcke in
Copenhagen (Broendsled Yoy. en Gr^ce II. pi. 43); 32 von der Sfldseile
sind von Carrey auf Befehl des Gr. Nointel 1674 (vgl. §. 109, 2) gezeichnet
(bei Broendsted mitgelbeill) , einige bei Stuart II. ch. 1. pi. 10—12. IV.
cb. 4. pi. 28 — 34 und im Museum Worsleyanum II. ch. 5. Nacbricbten
von andern in der neuen Ausgabe Stuart's, und in Leake's Topography
cb. 8. p. 226. Darnach siebt man, dass an der vordern, oder Cstlicben,
Seite besonders Pallas als GigantenkSmpferin und andre GOtterkampfe
(auch der um den Dreifuss) vorgestellt waren, an der sildlichen in der
Mitte Scenen aus der SLltem Attischen Mythologie. gegen die beiden Ecken
bin die Kentauromacbie (dieser gehOrt Alles besser Erbaltene an), an der
nOrdlicben unter andern der Amazonenkampf, an der westlicben abwecbselnd
KHmpfe von Reitem, und zu Fuss, wahrscheinlich gescbichtlicben Inhalts.
Vgl. Stuart's Altertb. Athens, in der Deutscben Ausg. II. 8. 658.
b. Fries der Cella, 3Vs Fuss boch, 528 lang ^wovon an 456 noch
genauer bekannt). Davon sind 53 Flatten, ausser den Gypsabgiissen der
ganzen Westseite, im Brit. Museum, 1 im Louvre n. 82 (Clarac pi. 211);
4 sind kQrzlicb (nebst einem StQck Metope) in Athen ausgegraben worden,
s. Hall. ALZ. 1833. Intell. 74; Vieles geben die in Paris aufbewabrten,
noch nicht edirten, Carreyscben Zeichnungen, Stuart II. pi. 13—30. IV.
pi. 6—28 und das M. Worsleyanum. Vgl. die Uebersicbl im Deutscben
Stuart II. S. 667. D. A. K. Tf. 23—25. Drei aufgefundene Friesstucke
im Kunstbl. 1835. N. 8, a. GefSsstrSger, b. Wagenfiibrer (aus der Tf. b.
Stuart II, 1, 18), c. drei Manner und zwei Kube; femer drei der zwOlf
sitzenden Gottbeiten (Poseidon, Theseus und Agraulos nach Visconti) Kunstbl.
1836. N. 60, vgl. Forcbhammer im Arcbaeol. Intell. Bl. 1833. N. 14.
Bull. 1833. p. 89. 137. 1835. p. 113—20. — Das Ganze stellt diePana-
thenaiscbe Pompa dar. Auf der W. Seite sah man die Vorbereitungen
des Reiterzugs; dann S. und N. in der ersten Haifte die Reiter Athens in
Gliedem galloppirend (inQufidoipoQovvTag); bierauf die Theilnebmer des
auf den Festzug folgenden Wagenkampfes, in der lebbaflen Bewegung der
auf- und abspringenden Apobaten (s. den Deutscben Stuart II. 8. 686),
neben ibnen KampfgOttinnen als Wagenlenkerinnen ; weiter alsdann in S.
die Greise und Greisinnen der Stadt, in N. Cb5re nebst Auleten und
Kitharisten, Askophoren, Skapbephoren , Hydriapboren; am meisten vorn
auf beiden Seiten die Opferkilhe nebst ibren Begleitern. Auf der O. Seite
sitzen, von Jungfrauen, welche die Weibgescbenke bringen, und den ord-
nenden Magistraten umgeben, 12 G Otter (Zeus, Hera nebst Iris oder Hebe,
Hephaestos [§. 366,5], Demeter, die Anakes, Hygieia, Asklepios, Poseidon,
Erecbtheus?, Peitho, Aphrodite nebst Eros nach dem Vf.), zwiscben denen
die Priesterin der Pallas Polias mit zwei Ersepboren und der Priester des
1
I
[118] Bildwerke des Paithenon. 109
Poseidon Erechtheus, der den Peplos einem Knaben ubergiebt, die Biittel-
grappe einnehmen. — An den Gew&ndem und Haaren sind Spuren von
Farbe und Gold; die ZQge], Stabe und dgl. waren aus Hetall, wie aucfa
im Giebeifdde das Gorgoneion und die Schlangen an der Aegis der
Pallas, und Andres.
c Giebelstatuen. (HOhe des Giebels IIV2 F.; Breite 94 P.;
Tiefe des untem Kranzes 2 F. 11 Vj Z.) Das Brit Mus. hat vom 0. Giebel
9 Figuren, vom W. Giebel 1 Figur und 5 bedeutende BruchstQcke, abge-
bildet in : Marbles of the Brit. M. P. VI. ; Carrey's Zeichnung (Stuart IV.
ch. 4. pi. 1—5) gibt den W. Giebel fast vollstSUidig, vom Ostlichen 1 Figur
(die Nike) weniger als im Brit. Mus. ist. D. A. K. Tf. 26. 27. [Bei den
durch L. Ross geleiteten Ausgrabungen sind mehrere BruchstCcke zum
Vorschein gekommen. Ein Kopf aus Venedig, jetzt in Paris, Kunstbl. 1824.
8. 92. 253. Das akad. Mus. in Bonn S. 86, als neue Entdeckung in Revue
archil. 1845. p. 832. vgl. 1846. p. 335.] Im Osten die erste Erscheinung
der Athena unter den GOttern (wie im Homer. Hymnus 28. aipag S^ Ije
ndvtag OQWvrag dd'avarovg — cv-^asv 6* ^TnsQlovog dyXahg vlog Tanovg
mxvnodag drjgov xQovov); im West en besiegt Pallas, um Athens Schutz-
herrschafl streltend, den Poseidon dadurch, dass sie die von ihm geschaffnen
Rosse den Erichthonioe anjochen lehrt So nach der Erkl&rung des Verf.
de Phidia Gomm. III. Andre davon veischiedene geben Visconti, Leake,
Q. de Quincy Mon. restitu^ T. I. p. 1. Broendsted Voy. enGr^ce IL p. X.
Cockerell in: Marbles of the Brit. Mus. P. VI. Vgl. Reuvens im Classical
Journal N. 53. 56. Antiquiteiten, een oudheidkundig Tijdschrift II, I.
8. 1. II. 8. 55, und Millingen Ann. d. Inst. IV. p. 197. [Nach Gerhard
Drei Vorles. Berlm 1844 die Geburt der Athene aus dem Haupt des Zeus,
nach Welcker in des Dr. L. Schmitz Classical Mus. L. 1845. VI. p. 367
bis 404 die Geburt der GOttin, die unmittelbar erwachsen ist, unter den
GOttem des Olymps mitten und Gdttem Attikas zu beiden Seiten; und
der Augenblick des ausgesprochenen Siegs der Athena, die sich zu ihrem
Wagen wendet, wflhrend Poseidon seinen Unmuth ausdrCLckt, mit den
beiden zugehcrigen GOttem auf den Seiten.] Im Allgemeinen : Memorandum
on the subject of the Earl of Elgin's Pursuits in Greece. 2 Ed. 1815.
Visconti Deux m^moires sur les ouvrages de sculpture di la collection
d'Elgin. 1816. Q. de Quincy Lettres k Mr. Canova sur les marbres d'Elgin.
1818. [Die Elginschen Marmorbilder in Umrissen nach der Londoner
Ansg. (des Stuart) vom J. 1816, Leipz. u. Darmst. f. mit dem Tempel 51 Tf.]
Spftter als diese Werke, aber doch in vieler Hinsicht verwandt, von
ungememer Energie und Lebhaftigkeit, sind die Rehefs vom T. der Nike
Apteros (§. 109. Anm. 3. vgl. Leake Topogr. p. 193) im Brit. Museum.
110 Griechische Kunstgesch. Per. III. [119]
R. XV. n. 257—260, bei Stuart U. ch. 5. pi. 12. 13, welche zum Theil
Kampfe von Griechen mit Persem, zum Theil von Griechen unter einander
darstellen. fBei Ross und Schaubert Tf. 11.' 12. Brit. Mus. IX. pi. 7—10.
p. 30, neue Anordnung, der zwischen London und Athen getheilten sehr
verstossnen Platten. Ob Perser oder Amazonen, die in einigen Figuren
unverkennbar scheinen, auch von Stuart, Viscontl und Le Has anerkannt
werden, und alsdann Scythen, ist wenigstens sehr zweifelhaft.] Die Ein-
wirkung des Phidiassischen Sty Is erkennt man auch in den Sepulcral-
Reliefs von Athen aus dieser und der nUchstfolgenden Zeit. Glarac M.
de sculpt pi. 154. 155 (vgl. pi. 152). D. A. K. Tf. 29. Stackelb. Graber
Tf. 1.- 2. Vielleicht wSre hier noch eine Zusammenstellung der sonst zer-
streuten Sculpturen an ihrem Platze, die den Geist der Phidiassischen
Schule an sich tragen, deren edle SimpliciUlt, frische NatQrlichkeit in den
Formen und behagliche Lfissigkeit in den Stellungen sie auf den ersten
Blick von alien andem unterscheidet. Vorl&ufig nenne ich hier das be-
ruhmte Relief des Wiedersehns der Eurydike §. 413. A. 4, das BruchstQck
eines Heldenkampfs von einem sehr grossen Friese in V. Albani, bei
Winck. M. I. I, 62. Zo6ga Bassir. I, 51, vgl. p. 247, und die §. 429. A. 3
erw^nten Darstellungen der Uebergabe der Braut; auch das Fragment
bei Zo^ga II, 103, welches 1822 sich im Hofe des Louvre befand.
4. Die Alten rflhmen an Phidias besonders rb fityaXBiov nal to
uTiQifihg Sfia, Demetr. de eloc. 14, vh CBfivov Ttul /isyaloTsxvov Hal cc^tm-
fiarixoVf Dionys. Hal. de Isocr. p. 542.
1 119. Der belebende und von alter Starrheit befreiende
Einfluss dieser Schule zeigt sich auch in andem Gegenden
Griechenlands bei der plastischen Ausschmuckung der Tempel,
aber auf merkwurdige Weise durch die Richtung und Sinnes-
2 art andrer Individuen und Kunstschulen modificirt. In
Olympia sind die herrlichen Gruppen in den Giebein des
Zeustempels , welche Alkamenes und Paeonios von Mende
arbeiteten, ganzlich verschwunden ; dagegen zeigen die Reste
der Metopen am Pronaos und Opisthodomos (vgl. §. 109.
II, 9), welche die Arbeiten des Herakles darstellten, eine
frische Naturwahrheit und naive Grazie, welche von den
Fesseln des alten Styls nichts mehr hat, aber auch der Gross-
artigkeit Phidiassischer Idealbildungen (namentlich in der Auf-
3 fassung des Herakles) noch fern bleibt. Die Reliefs von
Phigalia lassen in einzelnen Gruppen deutlich Athenische
Vorbilder erkennen, und zeigen in der Composition eine un-
ubertreffliche Erfindungsgabe und hochst lebendige Fhantasie;
[119J Bildwei'ke andrer Tempel. HI
auf der andern Seite erscheint in ihnen ein weit weniger
gelauterter Sinn fur Formen, ein Gefallen an ubertrieben
heftigen Bewegungen und beinahe verrenkten Stellungen, ein
Wurf der Gewander mit sonderbar straflFen, oder wie vom
Winde gekrauselten Falten, und auch in der Auflfassung des
Gegenstandes selbst ein grellerer Gharakter, als der Phidias-
sischen Schule zugeschrieben werden^kann. In Sicilien4
finden wir freilich in den Giganten des Agrigentinischen Zeus-
tempels, fur architektonische Zwecke, noch in dieser Zeit den
alien Styl in aller Strenge festgehalten ; aber sowohl die
Bruchstucke aus den Giebelfeldern dieses Heiligthums, als
auch die bei dem sudlichsten Tempel der Unterstadt von Se-
linus (vgl. §. 109. IV, 24) gefundenen Metopen zeigen,
dass auch hier in den nachsten Jahrzehenden nach dem Wir-
ken der Phidiassischen Schule von Athen aus eine freiere und
lebensvollere Behandlung Eingang gefunden hatte.
2. Olympia. Im 0. Giebel sab man, von Paeonjos gearbeitet, um
das Bild des Zeus auf der einen Seite Oenomaos mit seiner Frau 8terope,
auf der andern Pdops und Hippodameia, dann die Wagenlenker, Vier-
gespanne und Warter der Rosse, zuletzt die FlussgOtter Alpheos und
Kladeos in symmetrischer Anordnung; im W. Giebel, von Alkamenes, als
Mittelpunkt einer Kentaurenscblacht den Zeussobn Peiritboos, welcbem
Kaeneus die von Eurytion geraubte Frau wieder erobem bilfl, wftbrend
Theseus zwei Kentauren als M&dchen- und Knaben-R&uber zucbtigt. Paus.
V, 10, 2. Yon den zwOlf Arbeiten des Herakles aber (in deren Aufz^ung
bei Paus. V, 10, 2 wabrscheinlicb Kerberos ausgefallen ist) sind der Kampf
mit dem Knossiscben Stier, der erlegte und sterbende Ldwe, eine Local-
gOttin (vielleicbt die Stympbaliscbe Nympbe Metopa), ein Stflck von der
Hydra und yon der zu Boden liegenden Amazone am Opistbodom, Tbeile
von Diomed, Eber, Geryon am Pronaos nebst mebrern kleinem Fragmenten
im J. 1829 aufgefunden worden, und jetzt in Paris. Die Haare, unaus-
gearbeitet, wurden durcb Farben bezeicbnet. Exp4d. sdent. de la Mor^e
pL 74—78. Clarac M. d. Sculpt, pi. 195 "bis. D. A. K. Tf. 30. Vgl R.
Rocbette Joum. des Sav. 1831. p. 93. Rullet. d. Inst. 1832. p. 17. 33.
Ann. p. 212. Welcker's Rbein. M. I. IV. S. 503. Hall. Encyklop. HI. UI.
S. 243.
3* Phigalia. Der Fries des T. des ApoUon Epikurios (§. 109. II, 12),
welchen Linckb, von Haller, Gockerell, Foster u. A. aufgefunden, lief uber
den loniscben SSuIen um das Hypaetbron; er ist, ziemlicb voIlstSLndig
erbalten, im Britischen Museum. Er stellt, in Hautrelief, die Kentauren-
112 Griechische Kunstgesch. Per. 111. [12U]
und Amazonen-Scblacht, zwischen beiden Apollon und Artemis, als htilf-
reiche Gutter mit einem Hirschgespann herbeieilend, dar. Die Gruppe des
Kaeneus ist wie am Theseion, der Raub des M^dchens und Knaben wie
in dem Giebel zu Olympia behandelt. Bassirilievi della Grecia disegn. da
G..M. Wagner 1814. Marbles of Ibe Brit. M. P. IV. 0. M. Baron von
Stackelberg's Apollotempel zu Bassae in Arcadien und die daselbst ausgegr.
Bildwerke 1828.
4. Agrigent. Ueber die Giganten §. 109. IV, 20; mit ibnen haben
die Karyatiden vom T. der Atbena Polias (§. 109. I, 4) die feste und
grade Haltung gemein, obgleich sie sonst von einem g:anz andern Runst-
geiste beseelt sind. Die Giebelgruppen stellten in 0. die Qigantomachie, in
W. Troja's Einnahme dar; die geringen BruchstQcke davon gehoren dem
edelsten Style an. Gockerell, Antt. of Athens, Suppl. p. 4 frontisp.
Selinus. Stflcke von 5 Metopen vom Pronaos und Posticum des
dem Meere zun&chst gelegenen T.^ nach den Angaben von Angell im Jahr
1831 von dem Herzog Serradifalco und von Villareale hervorgezogen, jetzt
in Palermo. Aktaeon in eine Hirscbbaut gehdllt (wie bei Stesichoros),
Herakles mit der Amazonen-Ednigin, Pallas und Ares [ein Gigant], Apoll
und Daphne (?), [Hera vor Zeus auf dem Ida nach II. 14] glaubt man
darin zu erkennen. Die.KCrper aus Kalktuf, mit farbigem Anstrich; nur
die ExtremitMen nach Art der Akrohthen (§. 84) aus Harmor angefugt,
doch nur bei Frauen [wie in den VasengemSlden] weisse ExtremitSten.
Bullet, d. Inst. 1831. p. 177. Transact, of the R. 8oc. of Litter. II, I, VI.
Serradifalco Ant. d. Sicilia II. tav. 30-*34.]
1 120. Neben dieser Attischen Schule erhebt sich auch die
Sikyonisch-Argivische (vgl. §. 82) durch den grossen Poly-
2kleitos zu ihrem Gipfel. Obschon dieser Meister in sei-
nein Colossalbilde der Hera zu Argos nach Einigen die Kunst
der Toreutik noch vervoUkommnete : so stand er doch im Bil-
den von Gottern im Allgemeinen dem Phidias bei Weitem
3 nach. Dagegen schwang- sich durch ihn die im Peloponnes
vorwaltende Kunst, Erzstatuen von Athleten zu bilden, zur
vollkommensten Darstellung schoner gymnastischer Figuren em-
por, an denen zwar keineswegs ein eigenthumlicher Charakter
vermisst wurde, aber doch die Darstellung der reinsten For-
men und ebenmassigsten Verhaltnisse des jugendlichen Leibes
4 die Hauptsache war. Daher eine seiner Statuen, der Dory-
phoros, es sei nun nach der Absicht des Kiinstlers oder durch
[120] Polykleilos. 113
das Urtheil der Nacbwelt, ein Eanon der Proportionen
des menschlichen Korpers warde, welche ira Allgemeinen da-
mals noch kurzer und stammiger waren als spater. Ebenso 5
legte man ihm (nacb Plinius) die Durchfuhrung des Gnmd-
satzes bei, den Schwerpunkt des KSrpers haupts&chlich auf
den einen Fuss zu legen (ut uno cnire insisterent signa);
woraus der so anziehende und bedeutende Gegensatz der tra-
genden, gedrangteren, und der getragenen, mehr entwickelten,
Seite des menschlichen Korpers hervorgeht.
2. Von der Hera in dem Heiligthum bei Argos besonders Pans.
n, 17, Maximus Tyr. Diss. 14. p. 260 R. , Boeltiger Andeut S. 122, Q.
de Quincy p. 326. [Seine Nachbildung ist schlimmer ais eine Garicatur.]
Vgl. §. 353. Der Kopf der Statue ist auf spfttem MQnzen von Argos ab-
gebUdet (MiHingen Anc. Ck)ins pL 4. 19. Cadalvene Recueil pi. 3, 1.
v]gL die HPA APFEIA der Alexandrmischen M. von Nero, Eckhel D. N.
IV. p. 53), er ist mit demselben breiten Stephanos (vgl. §. 840) geschmQckt
wie die in <erm Styl dargestellte Hera Olympia auf den M. von £lis, die
Lakinische Hera auf M. von Pandosia und von Eroton (nach Eckhel; vos
Veseris nach Millingen Anc. Coins pi. 2, 8), auch die Plataeische, zusammen-
gesteUt in D. A. K. Tf. 30. Ta IIolvnXBltov |dava r^ rizvij KaAltara
rmv Mavtiov •— nach Strab. Vin. p. 372. Toreuticen sic erudisse, ut
Phidias aperuisse (iudieatur) Plin. XXXIV, 19, 2. [Vorhergeht von Phidias
primusque artem toreuticen aperuisse aique demonstrasse merito iudieatur,
an beiden Stellen in deutlicher Beziehung auf ihre Erzstatuen, so wie
noch einmal die toreutice der Malerei gegendbergestellt ist, XXXV, 36, 8, ,
als eigentliche plastice oder als PlasUk, Sculptur uberhaupL Dass Pliniue
die Bildnerei in Bronze iiberhaupt verstehe, bemerkt Schneider im WOrter-
buch: wie denn dessen Ausdruck an Seltsamkeiten, willkQrlichen und zu-
f&lligen Ungenauigkoiten aller Art leidet.] (Dagegen nach Quintil. Phidias
in ebore longe citra aemulum.) VgL im Allgemeinen die Urtbeile Gic
BrjatlS. Quintil. XII, 10. Schom Studien S. 282. Meyer Geschichte I. S. 69.
3. Diadumenum fecit moUiter puerum (eine dhuliche Statue aus
Villa Famese, Winckelm. W. VI. Tf. 2. Gerhard Ant. BUdw. 69). —
Doryphorum viriliter puerum [Gegenstucke mit Bezug auf Prodikos, siehe
Welcker Kl. Schr. II. S. 482] — destringentem se (ano^vo/isvov) et nudum
talo incessentem (d. h. nayx^ariaari^v dnont€ifvliovTaf s. Jacobs ad
Fhilostr. p. 435), duosque pueros item nudos talis ludentes acvQuyaXi-
tovtmg). Piin. a. 0. Sillig G. A. p. 364 sqq.
4. Vom Kan on Plin. a. 0. (Doryphorum, quem et canona artifices
O. M a n • r ' • Archaeoloflritt. 4. Anil. ^
114 Griechische Kunstgesch. Per. HI. [121J
vocant), Gic. Brut. 86. Oral. 2. Quintil. V, 12. Lukian de salt. 75. Hirt
Abh. der Berl. Akad. 1814. Hist CI. S. 19 [Thiersch Ep. S. 357 beseitigt
die {Emendation quern et f. et quern]. Als eine Schrift nur bei Galen
nsQl zav Ktt^' * InnoxQcmpf xal IlXdv. IV, 3. T. v. p. 449 Kiihn, u. sonst
Quadrata (rer^ayova) Polycl. signa esse tradit Varro et paene ad unum
exemplum, PUn. Genaueres §. 332 [vgl. §. 130, 2].
1 121. Mit diesem Charakter des Polykleitos slimmt es
sehr wohl uberein, dass er in einem Kunstler-Wettkampfe zu
• Ephesos mit seiner A m a z o n e den Phidias , Ktesilaos,
2 Phradmon und Kydon uberwand. Phidias an eine Lanze
gestutzte Amazone ist in der zum Sprunge sich bereitenden
im Vatican , Ktesilaos verwundete in • einer Capitolinischen
Statue wieder erkannt worden ; die Polykletische mussen wir
uns damach als das Hochste in der Darstellung dieser blu-
henden und kraftig ausgebildeten Frauengestalten denken. Auch
war Polykleitos wie Ktesilaos schon in Portratstatuen aus-
3 gezeichnet ; jener bildete den Artemon Periphoretos, dieser den
Perikles Olympics. *
2. Ueber die Amazone des Vatican (Raccolta 109. Piranesi
Stat. 37. M. Franq. HI, 14. Bouill. II, 10; eine eben so schOne ist im
Gapitol, andere Copieen desselben Originals hfiufig), der Verf. de Hyrina
Amazone, in Gommentat. Soc. Gott. rec. VII. p. 59. D. A. K. Tf. 31.
vgl. Gerhard Bull. d. Inst. 1830. p. 30. 273. Beschr. Roms I. S. 94.
Hirt Gesch. der Kunst S. 177. Pas akad. Mus. zu Bonn 1841. S. 63 fif.]
Ueber die verwundete Amazone (im Capitol M. Cap. HI. t. 46; im
Louvre n. 281, Bouill. E, 11; im Vatican Gerhard Beschr. Roms S. 95)
s. die Herausg. Winckelm. IV. S. 356. VI. S. 103. Meyer Gesch. S. 81.
Anm. 78. Von einer schOnen, aber fragmentirten, Statue derselben Art,
nur in etwas hartlichem Style, auf dem Schlosse zu WOrlitz, Hirt a. 0.
S. 160. Ein Torso im K. K. Antiken-Kabinet zu Wien, unter Menschen-
grOsse, ist dadurch sehr merkwilrdig, dass in den scharfen Zdgen des
links geneigten Kopfs, in den drahtartig angelegten Haaren um die Stim,
in dem steifgefalteten Ober- und Untergev^and (das letztere bedeckt auch
die rechte Brust) das Amazonen-Ideal erhalten ist, wie es die ECLnstler-
Generation vor Phidias und Ktesilaos bereits ausgebUdet hatte.
3. Artemon Periphoretos war der Maschinenbauer des Perikles im
Kriege gegen Samos (01. 84, 4); das angeblich Anakreontische Gtedicht
(Mehlhom Anacr. p. 224) auf ihn ohne Zweifel spatem Ursprungs. {Dsls
Gedicht ist sicher 5cht und der Artemon 7[fQt(p6Qrjos als Zeitgenoss des
[122] • Polykleitos. Myron. US
Anakreon und ein Weichling von dem Maschinenbauer Artemon zu unter-
scheiden ; der A. Periphoretos des Polyklet war ein Gegensttlck des Herakles
Ageter; wie im Rhein. Mus. Ill, 1. S. 155 ff., worauf der Verf. am Rande
selbst yerwiesen hat, gezeigt ist.] Die Statuen des Artemon und Perikles
erwSOmt Plin. Von der Sosandra §. 112. Kolotes, Phidias SchtUer, bildet
nach einer auffallenden Angabe des Plin. philosophos. Stypax bildet (zum
Scherz) einen Sklaven des Perikles als axXayxvonxrig, den Plin. mit dem
Arbeiter des Mnesikles (Pint. Perikl. 13) verwechselt zu haben scheint.
122. Noch kdrperlicher aussert sich die Eunst in My- i
ron dem Eleuthereer t^inem halben Boeoter), den seine In-
diyidualitat besonders dahin fuhrte, kraftiges Naturleben in
der ausgedehntesten Mannigfaltigkeit der Erscheinungen mit
der grossten Wahrheit mid Naivetat au&ufassen (primus hie
multiplicasse veritatem videtur). Seine Kuh, sein Hirnd, 2
seine Seemigeheuer waren hochst lebensvoUe Darstellungen 3
aus der Thierwelt; aus derselben Richtmig gingen sein Do-
lichodrom Ladas, der in der h5chsten mid letzten Anspannmig
vorgestellt war, sein Diskobol, der im Moment des Abschleu-
dems aufgefasst war, und durch zablreiche Nachbildungen sei-
nen Ruhm beweist, seine Pentathlen und Pankratiasten her-
vor. Von mythischen Gestalten sagte ihm besonders Hera- 4
kles zu, den er nebst der Athena und dem Zeus in einer
colossalen Gruppe fur Samos bildete. Doch blieb er in der 5
gleichgultigen , r^ungslosen Bildung des Gesichts, und in
der steifen Arbeit der Haare auf der Stufe der firiihem Erz-
giesser (der Aegineten besonders) stehn, von denen er sich
uberhaupt weniger unterschied, als Polyklet und Phidias.
1. Ueber Myron Boettiger Andeut. S. 144. Sillig G. A. p. 281.
Myron qni paene hominum animas ferarumque aere expresserat, Petron
88. Steht nicht im Widerspruch mit: corpormn tenus curiosus, animi
sensus non expressisse videtur, Plin. XXXTV, 19, 3. [Statins Silv. IV, 6,
25, quae docto multum vigilata Myroni Aera, von Sillig Qbersehen, mit
Ovids operosus susammentrefTend.]
2. Ueber die durch Epigramme (Anthol. Auson.) berdhmte Kuh,
mit strotzenden Eutem nach Tzetz, Ghil. VUI, 194, s. Goethe Kunst und
Alterthum U, p. 1. (Doch kann es aus mehrem Grflnden nicht die
l\Q Griechische Kunstgescb. Per. III. • • [123]
auf den Mdnzen von Epidamnos sein.) Vier andere Euhe des Myron,
Praperz II, 31, 7.
3. Von dem Lad as Anthol. Pal. T. II. p. 640. Plan. n. 53. 54.
Ueber zwei E^fig^uren in I^eapel alfi Nachbildungen (?) Schorn's Kunst-
blatt 1826. n. 45. vgl. M. Borb. Y, 54. Der Diskobol ein distortum et
elaboratum signum, Quintil. II, 13. Eine Ckxpie bescbreibt genau Lukian
Pbilops. 18 zov ininsKV^oza nova to oxfjiux, f^s aq>icemgy aitBCzgaH'
fiivov eig vrjv diCKOtpogoVf ^QSfia duXatovra za hzigo}, iotnoza ^vvava-
azrjaofiivqt fiBza z^g §oX^g. Sonst dber den Akt des Wurfes Ovid M. X,
177. Ibis 587. SUt. Theb. VI, 680. vgl. Welcker ad Pbilostr. p. 352.
Nachbildungen in Statuen: M. Gapit. Ill, 69; M. FranQ. I, 20. Bomll. II,
18 (im Vatican aos Hadrian's Villa); Piranesi Stat 6. Guattani M. I.
1784. Febr. p. IX (in Villa Massimi) Qetzt im Palast Masshni alle Colonne,
weit das fioli6nste Exemplar und eine der easten Statnen der Welt]; Speci-
mens ipL 29 (im Brit. Museum); und in Gemmen: M. PioCl. I. t agg. A.
D. 6. D. A. K. Tf, 32. Vgl. Franc GancoUieri del Discobolo scoperto
nella Villa Palombanu R. 1806. Welcker's Zeitsohr. I. 8. 267. Amaltbea
III. S. 243. [Meyer in den Propyl. II, 1. S. 35. Wagner im Eunstbl. 1830.
N. 54. Nachgebildet ist die Figur nicht bios in dem Pbilostratischen Ge-
mSlde, aucb in einem Relief mil Eampfspielen durch Kinder dargestellt
M. du Louvre pi. 187. n. 455. Zu den bekannten Wiederholungen der
Statue kommt eine in Turin, v^ozu Hillin Voy. au Pi^mont eine in Neapel
nennt, and eine im Vatican Beschr. Roms II, 2. S. 242. N. 10.]
4. Plin. a. 0, Gic. Verr. IV, 3, 5. Strabon XIV, 637 b.
o. Ueber die Arbdt der Uaare s. Plin. u. vgl. die Bemerkung der
Herausg. Winokekn. VI. S. 113 tlber zwei Gopieen des Diskobol. ~ Jtfyron
arbeitet aucb Scbalen u. dgl. (Martial VI, 92. VIII, 51), wie Polykleitos,
und Myron's Sohn Lykios (AvntovQYrj^h
1 123. AIs Abweichungen von dem herrschenden Geiste
und Sinne erscheinen die Bestrebungen des Kallimachos
und Demetrios. Ein sicli nie genugthuender Fleiss zeich-
nete Kallimachos Werke aus, aber verdarb sie aucb, und
verdiente ihm den Bebiamen Katatezitechnos, weil seine Eunst
im feinen Ausfiihren kleinlicher Einzelheiten gleichsam zusam-
2 menschwinde. Demetrios dagegen, der Athener, war der erste,
der in Nachbildungen von Individuen, besonders altem Leu-
ten, eine Treue erstrebte, welche auch das Zufallige, zur
Darstellung des Charakters Unwesentliche und Unschone, ge-
3 treu wiedergab. — Unter den Kunstlern, welche sich gegen
[124] Zweite Epodie. 117
Ende (wie Naukydes) und nach dem Ende des Pelop. Krle-
ges (wie Daedalos) auszeichneten, scheint, auch wenn sie iricht
selbst Schuler des Polyklet waren, doch besonders der Poly-
kletische Geist fortgelebt zu haben. Der Erzguss herrscht noch
iminer vor ; gymnastische Figuren, Athleten- und Ehrenstatuen,
beschaftigen die Eunstler am meisten.
1. Ueber Kallimachos s. Billig. G. A. p. 127 tind VoelkeFs Nachlass
&. 121. Ueber %eetaT7j^lT9zi^9 Tgl. auch ebd. 8. 152. Der hflafige 6e-
braucfa des Bohrers, dessen erste Anwendung auf Marmor ihm zugescfarieben
^*M (▼?!• §• ^* Amn. 2), das Korinthische Gapitftl (§. 108), der zierliche
Lydmos der PaDas Polias (wohl nach 01. 92 gearbeitet), die saltantes
• Lacaenae, emendatnm opus, sed in quo gratiam omnem diligentja abstulerit,
stinmien sehr gut mit diesem Beinamen Qberein.
2. Dem. nimius in veritate, Quintil. XII, 10. Sein Pelichos von
Korinth (vgl. Thuk. I, 28) war »^oya0ro>^, (pccXctprlccg , ^ftlyvfivog ttiv
avafiolrjVf rjvsiimfiivog tov ntaymvog rag xqlx«g ivlag, ini0fi/iog rag
fpUfiag, aHoavd-ifmn^ ofioiog, nach Lukian Philops. 18, wo Dem. av^^m-
no no log heisst. Ein signum Corintbium ganz derselben Runstart be-
schreibt Plin. Epist. Ill, 6.
3. S. besonders die Nachrichtai \lber die Weihgescbenke der Lake-
daemonier von Aegospotamoi (die meerblauen Nauarchen) Paus. X, 9, 4.
Plut Lysander 18 de Pyth. orac. 2. Vgl. Paus. VI, 2, 4. Eine ikonische
Statue Lysanders von Marmor in Delphi Plut. Lys. 1.
b. Die Zeit des Praxiteles und Lysippos.
124. Nach dem Peloponnesischen Kriege erhebt sich zu l
Athen und in der Umgegend eine neue, mit der vorigen durch
keine nachweisbare Succession znsammenMngende Kunstschule,
deren Eunstweise in gleichem Maasse dem Geiste des neuatti-
scben Lebens entspricht, wie die Phidiasische dem Gharakter
des aitern (§. 103). Besonders waren es Skopas , Ton 2
Paros, einer Athen stammverwandten und damals auch
unterworfenen Insel, geburtig, und Praxiteles, aus Athen
selbst, durch welche die Kunst zuerst die der damaligen Stim-
mung der Gemuther zusagende Neigung zu aufgeregteren
und weicheren Empfindungen erhalt, welche indess bei dies«i
Meistem noch mit einer edlen und grossartigen Auffassung
der Gegenst^nde aufs schonste vereinigt war.
118 Griechische Kunstgesch. Per. III. [125]
1. Bildende Kiinstler der Zeit: Mentor, Toreut, zwischen OL 90
(er ahmt Therikleische Becher in Silber nach) und 106 (wo Werke von
ihm im Ephesiscben Artemision untergehen. Kleon von Sikyon, Antiphanes
Schaier, 98—102. Skopas, der Parier, wahrscheinlich Sohn Aristanders
(§. 112. Boeckh C. I. 2285 b), Architekt, Bildhauer u. Erzg. 97—107. ,
Polykles von Athen, Stadieus Schuler (?), Erzg. 102. Damokritos von '
Sikyon, SchtUer Pison*s, Erzg. 102. Pausanias von Apollonia, Erzg. gegen
102. Samolas aus Arkadien, Erzg. gegen 102. Eukleides von Athen,
Bildh. geg. 102 (?). Leochares von Athen, Erzg. und Bildh. 102—111.
(Gegen 104 war er nach dem Ps. Platon. Brief XIII. p. 361 ein junger
und tre£flicher Bildner). Hypatodoros (Hekatodoros) und Aristogeiton von
Theben, Erzg. 102. Sostratos, Erzg. 102 — 114. Damophon aus Messenien,
Erzg. 103 ff. Xenophon von Athen, Erzg. 103. Kallistonikos von Theben, .
Erzg. 103. Strongylion, Erzg. geg. 103 (?). Olympiosthenes, Erzg. geg.
103 (?). Euphranor, der Isthmier, Maler, Bildh., Erzg. und Toreut
104 — 110. Praxiteles von Athen (C.I. 1604. Opera eius sunt Athenis
in Ceramico, Plin. N. H. XXXVI, 4, 5), Bildh. u. Erzg. 104—110. Echion
[oder Action], Erzg. und Maler 107. Therimachos, Erzg. und Maler 107
Timotheos, Bildh. u. Erzg. 107. Pythis, Bildh. 107. Br y axis von
Athen, Bildh. u. Erzg. 107—119. Herodotos von Olynth, g. 108. Hippias,
Erzg. 110. Lysippos von Sikyon, Erzg. 103—114 (zu Pans. VI, 4. vgl.
Gorsini Diss. Agon. p. 125), nach Athen. XL p. 784 noch 116, 1 (?).
Lysistratos, Lysippos Bruder, von Sikyon, Plastes 114. Si I anion von
Athen, ein Autodidakt. Sthenis, Euphronides, Ion, Apollodoros, Erzgiesser
114. Amphistratos, Bildh. 114. Hippias, Erzg. 114 (zu schliessen aus
Pans. VI, 13, 3). Menestratos, Bildh. urn 114 (?). Ehaereas, Erzg. gegen
114. Philon, Antipatros Sohn (?), Erzg. 114. Pamphilos, Praxiteles
Schdler, 114. Eephissodotos (oder -doros) und Timarchos, Praxiteles
SOhne, Erzg: 114—120.
1 125. Skopas, besonders Arbeiter in Marmor (dem
Produkt seiner Heimat), dessen milderes Licht ihm fur die
Gegenstande seiner Kmist ohne Zweifel geeigneter schien als
das strengere Erz, entlehnt seine liebsten Gegenstande aus
2 dem Kreise des Dionysos und der Aphrodite. In jenem
Kreise war er sicher einer der ersten, welcher den Bachischen
Enthusiasmus in voUig freier, fesselloser Gestalt zeigte (vgl.
3 §. 96. Anm. 21); seine Meisterschaft in diesem beweist
unter andem die Zusammenstellung der durch geringe Nuan-
cen unterschiedenen Wesen: Eros, Himeros und Pothos, in
4 einer Statuengruppe. Das Apollonideal verdankt ihm die
anmuthigere und lebensvoUere Form des Pjihischen Kitharoe-
[125] Skopas. 119
den ; er schuf sie, indem er der in der Kunst fruher herkSmm-
lichen Figur (§. 96. Anni. 17) mehr Ausdruck von Sch%vung
und Begeisterung verlieh. Eins seiner herrlichsten Werke war 5
die Gruppe der Meergottheiten, welche den Achilleus nach
der Insel Leuke fuhren: ein Gegenstand, in dem goltliche
Wurde, weiche Anmuth, Heldengrosse, trotzige Gewalt und
uppige Fulle eines naturkraftigen Lebens zu so wunderbarer
Hannonie vereinigt sind, dass auch schon der Versuch, die
Gruppe im Geiste der alten Kunst uns vorzustellen und
auszudenken, uns mit dem innigsten Wohlgefallen eriullen
muss. £s ist sehr wahrscheinlich, dass durch Skopas zuerst 6
der dem Bachischen Kreise eigene Charakter der Formen und
Bewegungen auf die Darstellung der Wesen des Meers uber-
tragen wurde, wonach die Tritonen sich als Satyrn, die
Nereiden als Maenaden der See gestalten, und der ganze
Zug wie von innrer LebensfuUe beseeligt und berauscht erscheint
(vgl. §. 402).
2. Dionysos zu Knidos von Marmor, Plin. XXXVI, 4, 5. Eine
Maenas mit flatterndem Haar als x^t^^'^Q^Vovog , aus Parischem Marmor,
KaUistralos 2. Anthol. Pal. IX, 774 u. Plan. IV, 60. (App. II. p. 642),
wahrscheinlich die auf dem Relief hei Zo§ga Bassir. II. tv. 84, die auch
auf den Reliefs ebd. 83. 106 , auf der Vase des Sosibios (Bouill. Ill, 79),
bei Gr. Landsdown und im Brit. Museum (R. VI. n. 17*) wiederkehrt.
Panisk, Cic. de divin. I, 13.
3. Zu Rom eine unbekleidete Venus Praxiteliam iUam antecedens
(der Zeit nach?) Plin. XXXVI, 4, 7. Venus, Pothos (und Phaethon?) zu
Samothrake, Plin. ebd. Eros, Himeros, Pothos zu Megara, Pans. I, 43, 6.
Skopas eheme Aphrodite Pandemos zu Elis, auf einem Bocke sitzend,
macht einen merkwQrdigen Gegensatz gegen Phidias benachbarte Urania
mit der SchildkrOte, Pans. VI, 25, 2. Chametaerae?
4. Der Apollon des Skopas war nach Plin. die Hauptstatue des
Tempels, durch den Augustus seinem Schutzgott fQr den Sieg von Actium
dankte, und erscheint daher auf ROmischen MQnzen seit Augustus mit
beiderlei Beischrift: Ap. Actius u. Palatinus. S. Eckhel D. N. VI. p. 94. 107.
VU. p. 124. vgl. Tacit. Ann. XIV, 14. Sueton Nero 25 (nebst Patinus
Anin.). Diesen beschreibt Properz II, 31, 15: Inter matrem (von Praxiteles,
Plin.) deus ipse interque sororem (von Timotheos, Plin.) Pythius in longa
carmina veste sonat. Eine Gopie dieses Palat. Apollon ist der mit
den Musen in der Vi}la des Gassius aufgefundene Vaticanische, s. M.
120 Griechische Kunstgesch. Per. III. [126]
PioGL I. tv. 16 (vgl. Visconti p. 29, welcher indess Timarchides Statue*
Plin. XXXVI, 4, 10, ftlr das Original faalten mOchte) M. Frani^. L pi. 5.
Bouill. I. pi. 33.
5. Sed in maxima dignatione, Cn. Domitii delubro in Circo Flaminio,
Neptnnus ipse et Thetis atqne Achilles, Nereides supra delphinas et cete
et hippocampos sedentes. Item Tritones, chorusque Phorci et pristes ac
multa alia marina omnia eiusdem manus, praeclarum opus etiamsi totius
vitae fuisset. Plin. Ueber den Mythus des Bildwerks besonders v. Koehler
M4m. sur les lies et la Course d'Achille. P^tersb. 1827. Sect. 1.
1 126. Ob die Gruppe der Niobe (welche in Rom
sich im Tempel des Apollo Sosianus befand) von Skopas
Oder Praxiteles sei, wussten die Romischen Kunstkenner, wie
2 bei einigen andem Mannorwerken, nicht zu entscheiden. Auf
jeden Fall zeugt die Gruppe fur eine Kunst, welche gern er-
greifende und erschuttemde Gegenstande darstellt, aber diese
zugleich mil der Massigung und edlen Zuruckbaltung behan*
delt, wie sie der Sinn der Hellenen in den besten Zeiten
3forderte. Der Kunstler bietet AUes auf, um unser Gemuth
fur die von den G5ttem gestrafte, getrofihe Familie zu ge-
winnen ; die edlen und grossartigen Formen der Gesichter, in
denen die Familienverwandtschaft sich ausspricht, erscheinen
nirgends durch korperiichen Schmerz und Furcht vor der drohen-
den Gefahr widrig verzogen; das Angesicht der Mutter, der
Gipfel der ganzen Darstellung, druckt die Verzweifelung der
4Mutterliebe in der reinsten und hochsten Gestalt aus. Das
Urtheil uber die Composition und die Motive, welche die
Gruppe in ihren Theilen belebten und zusammenhielten , ist
durch den Zustand, in dem sie auf uns gekommen, sehr er-
Jschwert. Doch liegt so viel am Tage, dass ausser der Mutter
auch unter den ubrigen Figuren mehrere zu kleineren Grup-
pen vereinigt waren, in denen das Bemuhen Andre zu schu-
tzen und ihnen zu helfen, die Reihe der Fliehenden und sich
Rettenden auf eine fiir Auge und Gemuth gleich wohlthatige
Weise unterbrachen.
1. Par haesitatio est in templo Apollinis Boeiani, Nioben cum
liberis morientem (oder Niobae liberos roorientes) Scopas an Praxiteles
fecerit, Plin. XXXVI, 4, 8. Die Epigramme (Anthol. Pal App. 11.
p. 664. Plan. IV, 129. Auson. Epit. Her. 28) stimmen fOr Praxiteles.
Der Tempel des Apollo Sosianus war wahrscheinlich von C. Sosius
[126J Niobe-Gruppe. 121
der unter Antonins in Syrien stand, gegrfindet worden (ygl. Dk> Cass.
XLIX, 22 mit Plin. XIII, 11). [Wagner S. 296.] Ueber die AufsteUung
in einem Giebel (nach Bartholdy^s Idee) s. Guattani Memorie endelop.
1817. p. 77 u. Le statue della favola di Niobe sit. nella prima loro dis-
posizione, da G. R. Cockerell. F. 1818, auch (Zannoni) Galena di Firenze,
Stat. P. II. tv. 76. [Wagner bestreitet,] Thiersch bezweifelt sie , aber gibt
doch die dreieckige Form und bilaterale Anordnnng der Gruppe zu. [Die
dreieckige Form nicht, S. 369. vgl. 273.]
4. Zu der Florentinischen Gruppe (1583 bei dem Thor S. Gio-
vanni in Rom gefunden) sind viele ungehOrige Figuren hinzu gekommen
(ein Diskoix)!, eine Psyche, eine Musenfigur, eine Nympbe, ein Pferd).
Auch die Gruppe jugendlicher Pankratiasten, obwohl dabei gefunden, fflgt
sich nicht wohl in das Ganze ein, sondem scheint nach dem Symplegma
von Eepbissodotos, Praxiteles Sohn, gearbeitet zu sein (digitis verius cor-
pori quam marroon impressis Plin.). [?] Aber auch die flbrigen Statuen
sind von ungleichem Werth, selbst von verschiednem Marmor. Von den
in Florenz befindlichen Niobiden werden ausser der Mutter mit der jdngsten
Tochter zehn Figuren fQr ftcht zu halten, und (nach Thorwaldsen's Be-
merkung) der sog. Narcissus (Galeria tv. 74) dazuzufdgen sein. Ob die
Florentinischen Figuren die im Alterthum berQhmten sind, ist noch sehr
zweifelhaft, da die Behandlung der KOrper, obwohl im Allgemeinen vor-
trefflich und grossartig, doch nicht die durchgangige Vollendung und die
lebendige Frische zeigt, wie die Werke des Griechischen Meissels aus der
besten Zeit. — Der lebendige Hauch Griechischer Kunst ist dagegen in
dem sog. Uioneus in der Glyptothek zu Mflnchen (n. 125) unverkennbar;
eines Skopas wurdig, kann er indess aus der Veii)indung mit den Niobiden
keine ganz befriedigende ErlHuterung erhalten. Vgl. Kunstblatt 1828. N. 45.
IHe sog. Niobide in Pans (L. 441. darac pi. 323) ist viel eher eint
Maenas, die sich einem Satyr entringt. Von den sicbem Figuren der
Gruppe kommen auaser Florenz am hftufigsten der erhabene Eopf der
Hutter (sehr sch5n in Sarskoselo und bei Lord Yarborough) und der
sterbende ausgestreckt liegende Sohn (auch in Dresden und Mdnchen) vor.
5. Ausser der Mutter sind folgende partielle Gruppirungen nach-
gewiesen: a. Der Paedagog (Gal. 15) war mit dem jdngsten Sohne (Gal.
11) so zusammengestellt, dass dieser sich an ihn von der linken Seite an-
dr^gte, und er ihn mit dem rechten Arme an sich zog, nach der bei
Soissons gefundenen Gruppe, welche (mit Verwechselung von rechts und
links) bei R. Rochette M. I. pi. 79. vgl. p. 427 abgebildet ist. b. Ein
Sohn (Gal. 9) stQtzte mit dem vorgestellten linken Fuss eine umsinkende
sterbende Schv^ester, welche in einer VaticanJschen Gruppe, Kephalos und
Prbkris genannt, erhalten ist, und suchte sie mit dem Qbeiigebreiteten Ge^^
wande zu schfitzen ; nach der Bemerkung von [Canova], Schlegel, Wagner,
122 Griechische Kunstgesch. Per. III. ^ [127]
Thiersch (Epochen S. 315). c. Eine Tochter (Gal. 3) suchte ebenfalls mil
ausgebreitetem Obergewande den auf das linke Knie gesunkenen Sohn
(Gal. 4. Race. 33) zu bedecken; eine Gruppe, die aus einer sp&tem
Gemmen-Arbeit (Impronti gemm. d. Inst. I, 74) mit Sicherheit erkannt
werden kann. Dieses Niobidenpaar, den Bruder, der von seiner Schwester
geschirmt wird (D. A. K. Taf. 33, d. e.) erkenne ich auch in der Gruppe
M. Gapit. Ill, 42 wieder, wo man nur genauere Angaben dber die Restau-
rationen wunschen muss, durch welche die Schwester aus der aufrechten
Stellung in diese zusammengebeugte gebracht zu sein scheint.
Fabroni Dissert, sulle' statue appartenenti alia favola di Niobe.
F. 1779 (mit unpassenden Erlauterungen aus Ovid). H. Meyer, Propylaeen
Ed. II. St. 2. 3 und Amaltbea I. S. 273 (Erganzungen). A. W. Schlegel
Bibliotbdque universelle 1816. Litt6r. T. III. p. 109. [Oeuvres T. 2.]
Welcker Zeitschrift I. S. 588 ff. Thiersch Epochen S. 315. 368. Wagner
im Kunstblatt 1830. N. 51 ff. [Welcker aber die Gruppirung der Niobe
und ihrer Kinder im Rhein. Mus. IV. S. 233. Feuerbach Vatic. Ap.
S. 250 ff. Guigniaut Religions de Tantiqu. pi. 215 bis, Explic. p. 331-33.
. Ed. Gerhard Drei Vorles. 1844. S. 49 ff. Ad. Trendelenburg Niobe, einige
Betrachtungen Ciber das SchOne und Erhabene. Berl. 1846.] Abbildungen
bei Fabroni, in der Gal^rie de Florence I . . IV. und der Galena di Firenze,
Stat. P. I. tv. 1 ff. D. A. K. Tf. 33. 34. Vgl. §. 417.
1 127. Auch Praxiteles arbeitete besonders in Marmor ,
und that sich selbst am meisten in Gegenstanden aus dem
Cyklus des Dionysos, der Demeter, der Aphrodite, des Eros
2 genug. In den zahlreichen Figuren , die er aus dem ersten
Kreise bildete, war der Ausdruck Bachischer Schwarmerei, so
wie schalkhaften Muthwillens mit hochster Anmuth und Lieb-
3 lichkeit vereinbart. Praxiteles war es, der in mehrern Muster-
bildern des Eros die voUendete Schonheit und Liebens-
wurdigkeit des Knabenalters darstellte, welches den Griechen
4 grade das reizendste schien ; der in der enthullten Aphrodite
die hochste smnliche Reizfulle mit einem geistigen Ausdrucke
vereinigte, in dem die Herrscherin der Liebe selbst als das
von innerer Sehnsucht erfuUte, der Liebe bedurftige Weib
5 erschien. So herrlich diese Werke waren: so tritt doch in
ihnen an die Stelle der gOttlichen Wurde und Herrschermacht,
welche die fruhem Bildner auch in den Gestalten dieses
Ereises auszudrucken gesucht batten, die Verehrung der sinnlich
6 reizenden Erscheinung fiir sich. Diese Richtung zu begunsti-
11271 Praxiteles. ~ 123
gen, dazu wirkte gewiss auch das Leben des Eiinstlers mit
den Hetaeren; manche unter diesen ganz Griechenland mit
ihrem Ruhrae erfuUenden Buhlerinnen erschien dem Kunstler
wirklich, und nicht ohne Griind, als eine in die Erscheinung
getretne Aphrodite. Auch in dem Kreise des ApoUon gefiel 7
es Praxiteles , Manches Umzubilden , wie er den jugendlichen
ApoUpn in einem seiner schonsten imd geistreichsten Werke in
Stellung und Figur den edlern Satyrgestalten nSher brachte,
als es ein fruherer Kunstler gethan haben wurde. Ueber- 8
haupt war Praxiteles, der Meister der jungern, wie Phidias
der allem AttiscHen Schule, fast ganz Gotterbildner; Heroen
bildete er selten, Athleten gar nicht.
1. Von Praxiteles als Marmor-Arbeiter Plin. XXXIV, 8, 19. XXXVI,
4, 5. Phaedr. V. Praef. Statius S. IV, 6, 26. 'O xaTu fii^txg axgcos roig
Xi^Lvoig i^yots ra rijg ipvx^s na^n, Diodor XXVI. Ed. 1. p. 512 Wess.
2. Cyclus der De meter, s. Preller Demeter u. Persephone S. 91.
Dionysos von Elis, Paus. VI, 26, 1, vielleicht der von Kallistratos 8 be-
schriebene, von Erz, ein reizender Jflngling, mit Epheu bekrtozt, mit einer
Nebris um^rtet, die Lyra (?) auf den Thyrsus Stiitzend, weich und
schw&rmerisch blickend. Neben dieser, damals erst aufgekommenen, jugend-
lichen Bildung stellte Prax. den Gott auch in ftlterer Weise, in reifem
Mannesalter, dar, wie in der Gruppe, welche Plin. XXXIV, 8, 19, 10 be-
schreibt: Liberum patrem et Ebrietatem nobilemque una Satyrum, quern
Graeci nsgt^oi^tov cognominant. Es ist nicht ausgemacht, oh der Satyr
der Tripodenstrasse (Paus. I, 20, 1. Athen. XIII, 591 b. vgl. Heyne Antiq.
Aufs. 11. S. 63) derselbe ist. Dieser wird fdr den fifter vorkommenden,
an einen Baumstamm gelehnten, vom Flfitenspiel ruhenden gehalten:
H. PioCl. II, 30. M. Gap. Ill, 32. M. Francj. II. pi! 12. Bouill. I, 55. vgl.
Winckelm. W. IV. S. 75. 277. VI. S. 142. Visconti PioCl. II. p. 60. Satyr
in Megara, Paus. I, 43, 5. Prax. bildete eine Gruppe von Maenaden,
Thyaden, Karyatischen T&nzerinnen (§. 365) und Silenen in rauschendem
Zuge, Plin. XXXVI, 4, 5, Anthol. Pal. IX, 756. Pan einen Schlauch
tragend, lachende Nymphen, eine Danae, aus Marmor, Anthol. Pal. VI,
317. App. T. II. p. 705. Plan. IV, 262. Hermes den kleinen Dionysos
tragend, von Marmor (Paus. V, 17, 1), wahrscheinlich copirt in dem Relief,
Zo€ga Bassir. I, 3, und auf dem GefSsse des Salpion. §. 384.
3. Eros. a. Zu Parion, aus Marmor, nackt, in der Biathe der
Jugend, Plin. XXXIV, 4, 5. b. Zu Thespiae, von Pentelischem Marmor,
mit vergoldeten Flugeln (Julian Or. II. p. 54 c Spanh.), ein Knabe in der
124 Griechische Kunstgesch. Per. III. [127]
Jugendbiathe (h mga)^ Lukian Amor. 11. 17. Paus. IX, 27. Von der
Phryne (oder Glykera) geweiht, von Caligula, dann wieder von Nero ge-
raubt, zu Plinius Zeit in Octaviae scholis (Manso Mythol. Abhandl. S. 361 fit.).
In Thespiae stand eine Copie des Menodoros, Paus. Von dem Thespischen
als einem ehemen spricht (aus Unkunde) Julian. Aegypt. Antbol. Pal. App.
II. p. 687. Plan. IV, 203. c. Der Eros aus Marmor im sacrarium des
Hejus zu Messana, dem Tbespischen ahnlich, Cic. Verr. I. FV. 2, 3. (Vgl.
Amalthea HI. S. 300. Wiener Jahrb. XXXIX. 8. 138). d. e. Zwei eheme
von Kallistratos 4. 11 beschriebene, einer ruhend (Jacobs p. 693), der
andre mit einem Bande die Haare umwindend. Der Parische oder Thespische
ist wahrscbein)icb nachgebildet in dem sch()nen Torso, mit schmacbtendem
Ausdrucke und jugendlichem Lockenputz (Krobylos) von Gentocelle, M.
PioCl. I, 12. Bouill. I, 15, der vollst&ndiger, mit FlQgelans&tzen, in Neapel
vorhanden ist, M. Borbon. VI, 25. Aehnlich, nur noch schlanker und
zarter, ist der Eros aus der Elginschen Sammlung im Brit. Museum R.
XV. n. 305.* D. A. K. Tf. 35. [Brit. Mus. T. IX.]
4i Aphrodite, a. Die von den Koern bestellte, velata specie, d. h.
ganz bekleidet, Plin. XXXIV, 4, 5. b. Die von den Knidiem gekaufle,
beim Tempel der Aphr. Euploea, in einer besonders dazu eingerichteten
Kapelle (aedicula quae tota aperitur, Plin., vtoog afi(pi9v^ogy Lukian Amor.
13 TtiQioxinTcp iv] x(OQ<p Antbol. Pal. App. T. II. p. 674. Plan. IV, 160)
aufgestellt; spftter nach Kedrenos in Byzanz. Aus Parischem Marmor; die
wesentlichen Zuge gibt Lukian Amor 13 f. Imagg. 6 so an: Zbctjqoti,
yiXmri fiixgov '6nofi$idi€ooa. — *0(pQV(ov to svyQVfifiov xai rdSv ocpdaX-
fimv TO vygov Sfia tm (pai6Q(5 nal xexccQiCfisvo). — Tlav dl to ndXlog
avt^g ccKdXvfCTov, ovdsfiioig ia9"^zog afinBxovarjgy yeyvfivatai, nXrjv o<ra
T^ hri^a z^''9^ ^1?*' cciSa XsXrjd'OTatg knixgvnTetv, — Tcov 8l tolg hxioig
ivsctpQaytOfiivav i| hxatigcov Tvncov ovx av ttnoi Tig t&g i^difg 6 yiXag,
Mrjifov Ts Hal HvrjfiTjg- in Bvd'v TSTOcfiivTjg cixQi nodog '^xgtpoofiivoi ^^-
fioL Hiernach und nach den Mflnzen von Knidos zu Ehren der Plautilla
erkennt man diese Aphr. in der Statue der Vaticanischen Garten (Perrier
n. 85. Episcopius n. 46. Race. 4), in der neudrapirten im PioGl. I, 11
und einer aus Palast Braschi nach Manchen (n. 135) gekommenen (FJax-
mann Lectures on sculpt, pi. 22), und damach auch in Bflsten (im L.
59. Bouill. I, 68), auch in Gemmen, Lippert Dactyl. I, I, 81. 'Die Nackt-
heit war bei ihr motivirt durch das Ablegen des Ge wands im Bade mit
der Linken, die Rechte deckte den Schooss. Die Formen waren grossartiger,
das Gesicht, bei einem schmachtendlSchelnden Ausdrucke, doch von er-
habenerm Charakter und runderer Form, als bei der Mediceiachen Venus,
das Haar durch ein einfaches Band zusammengehalten. Die Identitfit der
Knidischen und Mediceischen Venus behauptete A. Meyer, zu Winckelm.
[128J Praxiteles, Leochares, Polykles u. A. 125
W. VI, II. S. 143. Jenaer ALZ. 1606. Sept. 67. Gescb. der Kimst I.
& 113, gegen Heyne Ant Aufs. I. S. 123. Visconti M. PioQ. I. p. 18.
Leveaow Ob die Mediceische Venus ein Bild der KDidischen sei. B. 1808.
Thiersch Epochen S. 288. — c Eine eheme, Plin. d. Eine marmome in
Thespiae, Paus. IX, 27. e. Eine Aphr. des Prax. stand im Adonion zu
Alexandreia am Latmos, Steph. B. s. v. ' jUB^avdQeia, Peitho und Pare-
goros (nuQtpaoig Homer) neben der Aphr. Praxis in Megara. Paus. I, 43.
6. Prax. bildet nach Elem. Alex. Protr. p. 35. Sylb. Amob. adr.
gent. VI, 13 die Kratina in seiner Apbrodite nach; nach Andem die
Phryne, die auch von ihm in Marmor gebildet in TheB|»ae (Pane. IX, 27)
und vergoldet in Delphi stand (Athen. XIII. p. 591. Paus. X, 14, 5.
Plut. de Pyth. orac. 14. 15), das Tropaeon Hellenischer WoUust nach
Krates. VgL Jacobs in Wieland's Att. Museum Bd. IIL S. 24. 51. Nach
Strab. IX. p. 410 beschenkt er auch die Glykera. Er bildet nach Plin.
den Triumph einer heitem Hetaere uber eine Attische Hausfrau von trister
GemOtbsbeschaffenheit : signa flentis matronae et meretricis gaudentis (der
Phryne). VgL V. Murr »Die Mediceische Venus und Phryne.*
7. Fecit et (ex aere) puberem [Apollinem] subrepenti laoertae cominus
sagitta insidiantem, quern Sauroctonon vocant, Plin. vgl. Martial Epigr. XIV,
172. Dass dieser Eidechsentddter kein Apollon, behauptete Seitz, Mag.
encyclop. 1807. T. V. p. 259. Jetzt sieht man darin eine Andeutting
der Eidechsen-Weissagung (Weicker Akad. Kunstmus. zu Bonn 8. 71 ff.
A. Feuerhach Vatic Apoll S. 226), aber spielend behandelt. Naohbildungen,
▼on nairer Anmuth und Lieblidikeit, dem Satyr des Prax. auch in der
6tellung der FCisse sehr fthnhch, shod h&nfig (VilL Borgh. St 2. n. 5.
Winckelm. M. I. I. n. 40. M. Royal. I. pi. 16; M. PioGl. I, 13; eine
eheme in Villa Albani); auch auf Gemmen (Millin Pierr. gray. pi. 5 und
sonst). Auch werden ein Apollon mit Schwester und Mutter; Leto und
Artemis mehreremal (osculum quale Praxiteles habere Dianam credidit,
Petron), und zahlreiche andre GWJtterbilder von Prax. erwSLhnt. Sillig C.
A. p. 387. Ueber die enkaustische Behandlung der Statuen des Prax.
§. 310.
128.. Ein gleicher Geist der Kunst lebte in Leochares, i
dessen Ganymedes den vom Adler emporgetragenen Liebling
des Zeus eben so reizend wie edel auffasste, wiewohl der
Gegenstand immer eine sehr bedenkliche Seite batte. Noch 2
mehr uberwiegt das Streben nach sinnlichen Reizen in der
Kunstschopfung des Hermaphroditen , welche wahrscheinlich
dem Polykles verdankt wird. Das Streben nach dem 3
126 Griechjsche Kunstgesch. Per. III. [128}
Ruhrenden zeigt besonders Sil an ion's sterbende lokaste,
4 eine eheme Bildsaule , mit todtblassem Antlitz. Als Zeit-
und Kunstgenossen des Praxiteles erscheinen noch Timo-
theos (§. 125. Anm. 4) und Bryaxis; beide verzier-
ten mit Skopas und Leochares zusammen das Grabmal des
5 Mausolos , nach Olymp. 106, 4 (§. 149). Von Leochares
und Bryaxis hatte man auch Bildnissstatuen Makedonischer
Fursten, so wie in Athen selbst, [wo Demetrios Muster
aufstellte, §. 123, 2], die Ehrenstatuen viele Kunstler be-
6 schaftigten (vgl. §. 420). AUe die genannten Meister (nur
uber Timotheus mangeln die Nachrichten) waren Athener;
sie bilden mit Skopas und Praxiteles zusammen die neuere
Schule von Athen.
1. Leochares (fecit) aquilam sentientem quid rapiat in Ganymede,
et cui ferat, parcentemque un^ibus (tpsidofiivaig ovvxBoai Nonn. XV,
281) etiam per vestem, Plin. XXXI V, 19. 17. vgl. Straton Anthol. Pal.
XII, 221. Eine sicbere Nachbildung ist die Statue im PioCl. Ill, 49, welcbe
die Hingebung des geliebten Knaben an den Erasten in der andeutenden
Manier des Alterthums darstellt. Denn dass der Adler den Liebenden
selbst bedeutet, tritt z. 3. auf den Mtlnzen von Dardanos (Ghoiseul Gouffier
Voy. pitt. II. pi. 67, 28) deutlicher hervor, wo der Gegenstand frecher
bebandelt ist Ganymedes wird deswegen auch mit der Leda zusammen-
gestellt, wie an der B&ulenhalle von Tbessalonike (Stuart Ant of Athens
III. ch. 9. pi. 9. 11), als mascula und muliebris Venus. Dadurch wird es
wabrscbeinlich , dass auch diese Conception der alten Kunst (§. 351) der-
selben Zeit angeh()rt.
2. Polycles Hermaphr. nobilem fecit, Plin. Dass hier der ^tere
Polykles, aus dieser Zeit, gemeint sei, wird durch die Bemerkung noch
wahrscheinlicher, dass bei Plin. XXXIV, 19, 12 ff. die alphabetisch aufge-
z&hlten Plasten in jedem Buchstaben wieder so stehn, wie sie hinter ein-
ander in den historischen Quellen gefunden wurden (eine Hegel, die ziem-
lich ganz durchgeht, und wonach vielleicht das Zeitalter noch einiger
Kflnstler bestimmt werden kann) ; wonach dieser Polykles vor dem Schiller
des Lysippos, Phoenix, lebte. Ob sein Hermaphrodit ein stehender oder
liegender war (§. 392, 2), ist eine schwer zu beantwortende Frage.
3. Von der lokaste Plut. de aud. poSt 3. Quaest. symp. V, 1.
5. Von Leochares die Statuen des Amyntas, Philipp, Alexander,
Olympias und Eurydike aus Gold und Elfenbein, Paus. V, 20; des Isokrates,
Plut. Vitr. X. Oratt. Von Bryaxis ein KOnig Seleukos. Ob eine Ehren-
[128*] Praxiteles. 127
statae den Scbild, das AkrostoHon eines SchifTs, ein Buch erhalten, zu den
GSttem beten solle, fragt Polyeuktos gegen Demades bei Apsines Art.
rhetor, p. 708. [Longin de invent, ed. Walz T. IX. p. 545.]
6. Die Eunst in Athen zu dieser Zeit kOnnen auch die Reliefs am
Cboregischen Denkmal des Lysikrates (§. 108) — Dionysos und
seine Satym, welche die Tyrrhener b&ndigen — deatlicb macben; Anlage,
Zeichnung sind trefflicb, der Ausdruck im hOchsten Grade lebendig, die
Ausftlbrung indess schon minder sorgf<ig. Stuart I. cb. 4. Meyer Gescb.
Tf. 25—27. D. A. K. Tf. 27. vgl. §. 385.
128*. Hier ist die ausserste Grenze jenseit deren das
zweite grosse Denkmal von der Akropolis von Xanthos
nicht herabgesetzt werden kann. Erst bei seiner dritten Reise
entdeckte Hr. Fellows durch emsigste NacHgrabung und mit
vielem Gluck die weit umher zerstreuten Bestandtheile, wor-
aus er nachroals den unter dem Namen eines Mausoleum
Oder eines Ehrendenkmals des Harpagus bekannten Bau in
Zeichnung zu reconstruiren sinnreich versucht hat. Noch
kommt es darauf an, ob diese Herstellung des lonischen
Gebaudes voUig sicher stellen kann, dass die Statuen, die
uber Maenaden des Skopas in Eiihnheit mid Leichtigkeit
der Darstellung noch hinausgehn, zu dem Geb^ude gehort
haben, dessen meisterhafte Friese eher auf die Zeit derer von
Phigalia hindeuten.
Dieser Friese sind zwei, der eine 8 F. 4 Z., der andere 1 F. 11 Z.
bocb, der grSssere aus 16 Marmorplatten. Die Ck>mposition im Ganzen
nnd der Zusammenhang einzelner Theile bleibt ungewiss, da nur ein Tbeil
aufgefunden ist. Der grSssere Fries stellt eine Scblacht dar mit dem
Feuer und der Lebendigkeit der Darstellungen von Phigalia, aber eine
wirkliche Scblacbt und mit Nachahmung der Wirklichkeit auch in den
Riistungen der K&mpfer, nach welchen die beiden Seiten schwer zu unter-
scheiden sind. DeuUich sind langbekleidete lonische Hopliten, Lykier
Hhnlich wie Herodot (VII, 92) sie bescbreibt, Andre tragen Anaxyriden,
die Bogenschfltzen Lederhamische; zwei Arten von Helmen, das Laiselon
(Philostr. Imagg. p. 323). Auf fQnf Platten sind Hopliten gegen Reiter
im Gefecht, auf andem blosse Fussk&mpfer, die mannichfaltigsten Kampf-
gruppen. Die Lan^en, Schwerter und Bogen waren nicht ausgedrtlckt,
nur als Ausnahme von diesem Prindp findet sich ein Schaft in Marmor,
ein Loch zum Einstecken eines Schwerts in die Hand. Auf dem kleineren
Fries ist dargestellt die Einnahme einer Stadt, Niederlage aussen, welcher
128 Griechische Kunstgesch. Per. III. [128*]
die Belagerten von den Mauem zusehn, Angriff auf das Hauptthor, ein
Ausfall, Sturmleitem gegen dreifach Ciber einander ragende wohlbemannte
Mauem, Gesandte, welche die Stadt ubefgeben. Vor dem Sieger n&mlicb, mil
Phrygischer Mdtze und Mantel , welcher einen Thron einnimmt und Qber
welchen ein Sonnenschirm gehalten wird (Zeichen des hOchsten Rangs,
^ das von den Persem nach Aegypten Qberging und noch jetzt in Marokko
im Gebrauch ist; die Franzosen erbeuteten den des kaiserlichen Prinzen),
stehn zwei Greise sprechend, von fCinf Bewaffneten begleitet. Auf einem
Eckstein werden Gefangne mit auf den Rflcken gebnndnen HSnden abge-
fQhrt, die nicht Kriegsleute sind. Beschreibungen im Einzelnen geben Bam.
Birch Britannia XXX. p.l92— 202 (mit vorsichtig aufzunehmenden Deutungen)
und E. Braun im N. Rhein. Mas. III. S. 470, nachher aucfa erweitert in der
Archaeol. Zeit 1844. S. 358 ff. vgl. Bull. 1846. p. 70. Diese Scenen nun werden
auf die Eroberung von Xantfaos durch den Feldherrn des Kyros bezogen;
V darin stimmt man mit Sir Fellows (Xanthian Marbles 1842. p. 39) bis jetzt
iiberein. Col. Leake ninunt zwar an (Transact of the R. Soc of litter.
Second Series L p. 260 ss.), dass das Denkroal des Harpagos nicht bald
nach der Einnahme der Stadt (01. 58, 3), sondern erst gegen 01. 70, viel-
leicht von dem bei Herodot 01. 71, 4 vorkommenden Enkel des Harpagos
gesetzt worden sei, des Styls wegen; nach diesem werde man lieber noch
ein Jahrhundert (01. 95) heruntergehen wollen »oder zwei«: aber das er-
latibe die Geschichte Kleinasiens nach Alexander nicht. Doch wir ddrfen
nur bei dem einen Jahrhundert stehen bleiben, da wir ohnehin an die
Periode des Skopas und Praxiteles denken wtirden, und diese Elinwendang
der Geschichte gegen die Aussage des Styls tiber die Zeit ist gehoben: auch
setzt E. W. Head im Classical Museum N. II., obgleich sonst einverstanden
mit Leake (p. 224, 228), das Denkmal 01. 83 oder 96 oder noch sp&ter
(p. 230). Allein der Inhalt der Friese selbst ist der Annahme entgegen:
er ist nicht bios verschieden im Einzelnen von der Geschichte, wie Leake
entschuldigend annimmt, sondern im Ganzen und Wesenthchen, und sogar
gewissermassen das Gegentheil von ihr. Nachdem die Xanthier durch die
Massen des Harpagos in die Stadt zurttckgeschlagen worden waren, braditon
sie ihre Weiber und Kinder, Sklaven und andere Habe in der AkropoUs
zusammen, verbrannten sie und stOrzten slch dann, durch furchtbare Eide
verbunden, auf die Feinde und suchten im Gefecht den gemeinsamen Tod,
so dass Xanthos eine ganz neue Einwohnerschaft erhielt, mit Ausnahme
von achtzig Hausvfttern, die zur Zeit des Untergangs in der Fremde ge-
wesen waren. UnmOglich also konnte man die Perser, die dber Leicben
in die offen stehende Akropolis eingezogen waren, im heissen Kampf der
Besttlrmung und die Xanthier als unterhandelnd darstellen, zu derselben
Zeit ungeffthr, worin die wahre Geschichte, deren eigne Natur gegrOn-
deten Verdacht der Entstellung oder Uebertreibung nicht zul&sst und die
[128*] Praxiteles. 129
sich so weaig kOnstlerisch verdecken als im Allgem^nen vergesden liess,
Ton Herodot ensfifalt wurde, oder bald nacbhet'. Hierzu kommt, dass die
Friese keine Perser im Kainpfe zeigen, die im Heere dee Harpagos fiber
die loniwben und AeoKschen HiilfsTOtker hervorragen mOwten. Darum
nOtfaigt was eine so bedeutende histoHdche DMrstelltuif m einer andem
Aanabme. Die Xanthier. die ibre Stadt auch gegen Alexandw mit fthniicber
HoitBftckigkeit veribeidigteii and im Kviege des Bmtus und der Triumvirn
sich abermals mft Weibem und Kindem Temicbteten nacbdem durch List
der Feind eingedrungen war, kOnuten fi^httitig auch, wie die louier, eiaen
VersQch gemacbt baben sich der PersiscJien Oberherrschaft wieder zu
ent^dm, deasen Qblen Ausgang das Monmnent Siren Kindera triumphirend
and flboheod vor Augen stellte; doch wurde dies von Herodot vermuthliob
nicht dbeiiifangen worden sem. Oder die Darstellong der eroberten Stadt
beoieht sicb nicbt auf XaAtbos, s(Kidem auf aosw&rtige Thaten des Per-
siseban Gommissdrs in Xanthos, wie an der von Appian erw&bnten, jetzt
m London befindliehen, mit Lykischer Schrift flberdeekten Friedenssfiule
YOB Xantboft die Griechischen Verse Ton dem Sohn eines Harpagos ruhmen,
daas er als der beste in der Landscblacbt {z^ifci^ naki^v) unter alien Lykiern,
die demnach bier mit ihm, nicbt wider ibn stritten, Tiele Aluropolen zer-
stArte und seinen Verwalkdton einen Theil der Herrschaft (fAigog fia^iXiiagi)
zuwandfce (die ausw&rts «t)berten StAdte, unter oberlioheitlicber Geneh«
migung). Diess vermuthlich in dem Krieg des Euagoras, der auch Kiliiuen
zum Anfstand brachte und Ton den Persem 01. 98, 2 zur See und sechs
Jabre spftter in Gypem seU)st geschlagen ' wurde (Franz in der Archaeol.
Zeitung 1844. S. ^9). Die lonier sind akdann auch bier ohne Zwelfel
S&ldn» im Dienste des Artaxerxes, so wie auf der andem Seite vielleicht
Arkadier focbten, die Schweizer des Altertbums, wie aus der alten Komddie
bekannt ist Ton den beiden Giebeln haljen sich die Hatfle dea einen
mit dner Sehlacbtscene und Stdcke des andem mit zwei thronenden
€M)tt6m und stehendon Figuren erhalten, wahrscheinbch Dankopfer an die
G6Uat for den dieg und dies wohl auf der Vorderseite. Unter den meist
sebr onvoUsl&ndigen Statuen von Terschiedener Grdsse, die Sir Fellows
in den biteroolumnien des Vorder- und Hintergiebels und auf den Akro-
terien anbringt, setxen am meisten in Verwunderutig die weiblichen Figuren,
die naoh der rechten oder der linken Seite gewandt , in lebhaftester Be-
wegung, sum Tbeil sich unkschaoend, enteilen, wodurch sie in Linien des
EOrpers, dem auch das Gewand sich eng und wie durchsichtig anschmiegt,
und der fhegenden Gewandmassen , unter der so kQhnen als erfindungs-
reicben Hand des Werkmeisters, eine Fulle von SchOnbeiten entwickeln,
Qber welcbe, was in der raschen AusfClhrung unvollendet oder verfehlt
erscheint, leicht zu ubersehen ist. Von alterthflmlicher Harte mSchten
diese Eigenheiten der Behandlung zu unterscheiden sein. Auf den Plintheii
O. M81l6r*8 Arehaeolo^e. 4. Aufl. 9
130 Griechische Kunstgesch. Per. III. [129]
dieser Figiiren, zwischen den FQssen, findet sich ein Fisch, ein grOsserer
Fisch, ein Seekrebs, eine Schneckenmuschel, ein Vogel, der in dieser Ver-
bindung fClr einen Seevogel, nicht fur eine Taube zu nehmen ist: und
^hnliche Thiere sind nach diesen funf in den Zeichen dbereinstimmenden
Figuren auch in zwei andem fthnlicben und zugehOrigen vorauszusetzen,
wo sie mil dem grGsseren Theil des Ganzen feblen. Wenn nun diese
Symbole Nereiden deutlich anzeigen, so ist deren Flucht nur zu begreifen
aus St5rung in ibrem eignen Reiche durch eine Seeschlacht entweder,
wie die gegen Euagoras , oder durch einen Landsieg , welcher die Feinde
nOtbigte sich uber Hals und Kopf in die SchifTe zu werfen, wie z. B. bei
Herodot V, 116: und nur unter dieser Voraussetzung passen auch Nereiden
an ein Siegesdenkmal. Zugleich geben sie dann einen Beweis mehr ab,
dass in den Friesen nicbt die Einnahme von Xanthos durch den ersten
Harpagos, sondem ein sp&terer Sieg der Persischen Regierung CLber einen
Aufstand gegen sie dargestellt sei. Aber es scheint auch die unverkenn-
bare Beziehung dieser Nereiden auf einen Seesieg die architektonische
Combination, dass sie zu demselben Bau mit den Friesen gehOrt haben,
sehr zu beslStigen. Diese Vereinigung vom Getflmmel der Sclilacht und
(andeutend) zur See und dem Bild erstilrmter StUdte bringt eine gute
Totalwirkung hervor. Auf solche Art war bier dui'ch lonische Hand und
in rein Griechischer Weise der Assyrische und Persische Gebrauch Schlachten
Yorzustellen (§. ^5*. 248 A. 2) nachgeahmt.
Ausser diesem Monument sind aus der besten Kunstzeit aus Xanthos
nach London gebracht worden besonders zwei Ldwen, das nach dem
gefliSgelten Wagen^benannte Grab mit merkwfirdigen Vorstellungen (Asia
M. p. 228. Lycia p. 165), ein Fries von Wagen und Reitern (Lycia p. 173),
eine Jagd, vermuthlich von einem Grabe, so wie der Zug der Landleute,
die ihre Abgaben in Zucht- und Jagdthieren und andem Naturalien dem
Herrn entrichten (Lyda p. 176). Sehr gut scheinen auch die Fragmente
von Amazonengefecht und Festprocession das. p. 177, Bellerophon die
Chimaera bek&mpfend, p. 136, die in colossaler Figur von einem Grabe
ebenfalls versetzt worden ist, und nicht wenige unter den Reliefen von
Grabmaiern, die nur hausliche Scenen oder Krieg darstellen (nicht einmal
p. 209 scheint eine Ausnahme zu machen), enthalten sehr vorzilgliche und
eigenthdmliche Gompositionen, p. 116 (vgl. das Titelkupfer, wo MEZOSzu
schreiben ist), 118. 135. 141. 166. 178 197. 198. 200. 206. 207. 208].
1 129. Wie die Ersten dieser Schule iramer noch den
Geist des Phidias, nur in einer Verwandlung, in sich tra-
gen, und daher vorzugsweisc ein inneres, geistiges Leben in
G6ttem oder andem mystischen Gestalten auszudrucken be-
muht sind: so setzen dagegen besonders Euphranor und
[129] Euphranor und Lysippos. 131
Lysippos die Schule des Polyklet, die Argivisch-Sikyoni-
sche, fort, deren Augenmerk immer mehr auf kQrperliche
Wohlgestalt und die Darstellung athletischer und heroischer
Krafl gerichtet gewesen war. Unter den Heroen wurde von 2
Lysippos der Herakles-Charakter auf eine neue Weise ausge-
bildet, und das machtige Gebaude seiner durch Miihe und
Anstrengungen ausgearbeiteten Glieder (§. 410) zu dem Urn-
fange aufgethurmt , dem die Kunst der spatem Bildner alle-
zeit nachstrebte. Die Athletenbilder nahmen die Kunstler jetzt 3
nicht mehr so wie fruher in Anspruch, obgleich auch sechs
Statuen der Art als Werke des unglaublich thatigen Lysip-
pos angefuhrt werden; dagegen waren es besonders ideali-
sirte Portrate machtiger Fursten, welche die Zeit forderte.
In der Gestalt des Alexander wusste Lysippos selbst den 4
Fehlem Ausdruck zu verleihen, und, wie Plutarch sagt, al-
lein das Weiche in der Haltimg des Nackens und den Au-
gen mit dem Mannhaften und Lowenartigen, was in Ale-
xanders Mienen lag, gehorig zu verschmelzen. So waren 5
seine Portratstatuen uberhaupt immer lebensvoU und geist-
reich gedacht ; wahrend dagegen andre Kunstler der Zeit, wie
Lysistratos, Lysippos Bnider, der zuerst Gesichter in
Gyps abformte, sich bios die getreue Nachahmung der ausser-
lich vorhandenen Gestalt zum Ziele ihrer Kunst setzten.
1. Cicero Brut. 86, 296 (vgl. Petron Satyr. 88). Polycleti Dorypho-
rum sibi Lysippus magistnim fuisse aiebat. Grade, wie Polyklet §. 120,
bildet er nach Plin. destringentem se. Daher auch die Verwechselungen,
Sillijf C. A. p. 254. N. 7.
2. Euphranor (als Maler) primus videtur expressisse dignitates heroum,
Plin. XXXV, 40, 25. — Lysippische Heraklesstatuen, Sillig G. A.
p. 269. a. Der bei grosser Unternehmung^momentan rastende Herakles,
Farnesische Golossalstatue (MafTei Race. 49. Piranesi Statue 11. M.
Borb. in, 23. 24), in den Thermen des Caracalla gefunden, unter welchem
Kaiser die Statue wahrscheinlich nach Rom kam (Gerhai*d Neapels Bildw.
S. 32), von dem Athener Glykon einem Lysippischen Original nachge-
bildet, wie die Inschrifl einer schlechlern Copie beweist (Bianchini Palazzo
dei Gesari tv.-18). Die Hand mit den Aepfeln ist neu; die aditen Beine
sind 1787 an die Stelle der von Gul. della Porta gekommen. Eine ganz
^nliche Statue beschreibt Libanios [(Petersen de Libanio comment. II.
Havn. 1827) ; auch kommt die Figur sonst viel in Statuen, Gemmen und
auf Munzen vor (Petersen p. 22); den Kopf derselben ubertrifft vielleicht
132 Griechische Kunstgesch. Per. III. [12^]
«
der: Marbles of the Brit. M.J, 11, an efgreifendem Ausdnicke. -— Vgl.
Winckelm. W. VI. I. S. 169. U. S. 256. Meyer Gesch. S. 128. D. A. K.
Tf. 38. b. Der nach vollbrachten Arbeiten ausruhende Herakles, Coloss
zu Tarent, durch Fabius Hax. nach dem Capitol, spftter hach Byzanz ge-
bracht, Ton Niketas de statuis Constantinop. c. 5. p. 12. ed. Wilken.
[Pabr. Bibl. Gr. VI. ed. 1. p. 408] beschrieben. Er sass, sorgenvoU gebeugt,
auf einem Korbe (in Bezug auf Augeas Stallreinigiifig), wortUber die LOvren-
hatil lag, end stAtzte den L Arm auf das gebogene Knie, der r, lag aof
dem heiaibhaiigeiiden r. Beine. Offenbar ist dies die auf Genuncn so
bfiufige Figur, bei Lippert Doct. I, 285—87. II, 231. SuppL a44— 246.
c. Der von Eros Ifeicht niedeigebeugte , seiner Waffen beraubte Herakles
(Anthol. Pal. II. p. 655* Plan. IV, 103), wahrscbeinlich erhaken in einer
der vorigen ahnlich gebildeten Figur auf Gemmen. Lippert Dact I, 280.
281. n, 225—27. Suppl. 331. Gal. di Fir. v. tv. 6, 2. 3. d. Ein.kleiner
bronzener Herakles {inivQanitiog), den Statius S. IV, 6. Material IX, 44
beschreiben, von der grossartigsten BOdung und heiterm Ausdrucke, wie
bdm Gdtternrabl, auf einem mit der LOwenhaat bedeckten Steine sitzend,
in der r. Haoid den Beeher, die 1. an der Keule aasruhend. Offenbar
(oaeh Heyne) das Vorbild des Torso (§. 160 und 411). [An Lysipp
eriniert durch die SKdiknkeren Proportionen, den hfiheren, weniger dieken
Haifi, dureh seine VoczQglichkeit der H. aus vergoldeter Bronze im Caj^itol,
obgleich in der AjusfObning etWas Manier uAd Ueberladung hinzugekommen
ist, wie au andem meisteriichen Gompositionen in der Nachbildung: auch
kommt die Figur auf Mdnzen von Berytus (Rasche Suppl. I. p. 1361)
u. a. vor.]
3. Euphranor's Alexander et Philippus in quadrigis, Plin. Lysippus
fecit et Alexandrum Magnum multis operibus a pueritia eius orsus —
idem fedt Hepbaestionem -— Alesandri venationem — turmam Alexaudri,
in qua amicorum eius (htaiQoav) imagines summa omnium similitudine
expressit (Alexander, umber 25 Hetaeroi, die am Granikos gefallen,
9 Krieger zu Fuss, s. Plin. vgl. Vellej. Paterc. I, 11, 3. Arrian. I, 16, 7.
Plut. Alex. 16) — fecit et quadrigas multorum generum. Ueber Alexanders
Edikt Sillig a A. p. 66. N. 24.
4. Hauptstatue des Alex, von Lysipp, mit der Lanze (Plut. de Isid.
24) und der sp&tern Beiscbrift: AvSacovvn 8' iomsv 6 ;^a;ixcoe sis ^/a
Xevsaav, Fdv vn ifiol Tld^Bficci, Zbv, av d' "Olvfinov l;je (Plut. de
Alex. virt. U, 2. Alex. 4. Tzetz. Chil. VIH. V. 426 u. A.).. Eine Reiter-
statue Alexanders, des Grilnders (von Alexandrien, wie es scheint), hatte
strahlenffirmig wallendes Haupthaar. Libanios Ekphr. T. IV. p. 1120 R.
Von dem abereinstimmenden Gharakler der Alexanderbilder Appulej.
Florid, p. 118 Bip. Das von der Stiru emporgebogene Haupthaar (relicina
[130] Enphranor und L3rsippos. 13$
frons, ivaiftolrj v^g n^fii Phit. Pomp. 2) geh^rt immer eu den Himpft-
kenncachen. Von der Statne mit der Laaze ist auf den Mftnaen der
Makedoner aoB der Kaiseorzeit (Ckusinery Voyage dans la M ac^. T. L
pL 5. s. 3. 5. 8) der b^eimte, eigenthOraUch gewandte Kopf erhalian;
diesem entspricht die Gabinische Statue (Visconti Hon. Gab. ^), nnd doc
ahnliche Kopf der Statue im L. 684. Bouill. II, 21. Clarac pL 263.
Dagegen der von Manchen fCir Helios gehaltene Capitolinische Alexanders^
kopf (Winckehn. M. I. n. 175) von jener Reiterstatue genommen sein
kann. Die Rondaninische Statue in Mdnchen (n. 152. Guattani M. L
1787. Sett.) des zur Schlacht sich rflstenden Alex, hat wenig von Lysip-
pischem Cfaarakter, namentlich in den Proportionen. Vortrefflich ist die
Bronze des im Kampfgewfihl streitenden Alex. M. Borb. III. 43 b. vgl.
§. 163, 6. Ein Rftthsel der Archaeologie ist der Kopf des sterbenden Alex,
in Florenz. Morgfaen Principj del disegno tv. 4 h. Le Blond le vrai por-
trait d'Alexandre. H^m. de Tlnst. Nat. Beaux arts L p. 615. Als treues,
aber ohne Lysippos Geist gearbeitetes Portrftt gilt am meisten die Bilste
des Bitters Azani im L. 132. Visconti leonogr. Grecque pi. 39, 1. Meyer
Gesch. Tf. la 29. D. A. K. Tf. 39. 40. Ueber Alexander als Zeus-Sohn
und Herekles §. 158, 2.
5. Hominis autem imaginem gypso e fade ipsa primus omnium
expifisat oearaque in earn formam gypii infusa emendare institnit Ly8istrata&.
— Hie et similitudinem reddere instituit; ante eum quam pulcherrimas
facere studebant (dagegen §. 123). Plin. XXXV, 44.
130. Beobachlung der Natur und Studium der fru- l
hern Meister, welches Lysippos eng mit einander verband,
fuhrte den Kunstler noch zu .mancher Verfeinerung im Ein-
zelnen (ai^tiae operum); namentliGb legte Lysippos das
Haar naturUcher, wahrschelnlich mehr nach malerischen Ef-
fecten, an. Auch wandten diese Ktostler auf die Propor- 2
tionen des menschlichen K5rpers das angestrengteste Studium ;
dabei fuhrte sie das Bestreben, besonders Portratfiguren
darch eine ungewohnliche Schlankheit gleichsam fiber das
Menschenmaass hinauszuheben , zu eincm neuen System
schlankerer Proportionen , welches von Euphranor (in der
Malerei auch von Zeuxis) begonnen , von Lysippos aber
erst harmonisch durehgefuhrt, und in der Griechischen Kunst
hemach herrschend wurde. Es muss indess gestanden wer- 3
den, dass dieses System weniger aus einer warmen und in-
nigen Auffassung der Natur, welche namentlich in Griechen-
134 Griechische Kunstgesch. Per. III. [131]
land sich in gedrungenem Figuren sch5ner zeigt, als aus ei-
nem Beslreben, das Kunstwerk uber das Wirkliche zu er-
4 heben, hervorgegangen ist. Auch zeigt sich in den Werken
dieser Kunstler schon deutlich die vorwaltende Neigung zu
dem Colossalen, welche in der nachsten Periode herrschend
gefunden wird.
1. Propriae huius (Lysippi) videntur esse argutiae operum,
custoditae in minimis quoque rebus. Plin. XXXIV, 19, 6. Statuariae aril
plurimum traditur contulisse capillum exprimendo. Ebd. Vgl. Meyer Gescb.
S. 130. Die Veritas rtlhmt an ihm und Praxiteles besondera Quintil. XII,
10. — Lysipp und Apelles beurtheilen ihre Werke wecliselseitig, Synesios
Ep. 1. p. 160 Petav.
2. Euphr. — primus videtur usurpasse symmUriam, sed fuit in
universitate corporum exilior, capitibus articulisque grandior (grade dasselbe
von Zeuxis XXXV, 36, 2) : volumina quoque composuit de symmetria.
— Lys. stat. arti plur. trad. cont. capita minora faciendo quam antiqui,
corpora graciiiora siccioraque, per quae proceritas signorum maior videretur.
Non habet Latinum nomen symmetria, quam diligentissime custodivit,
nova intactaque ratione quadratas (§. 120) veterum staturas permutando.
Plin. XXXIV, 19, 6. XXXV, 40, 25. Vgl. unten §. 332. Ueber seinen
Grundsatz, darzustellen, quales viderentur homines, Wien. Jahrb. XXXIX.
S. 140.
4. Fecit et Colossos (Euphranor), Plin. XXXV, 40, 25. Lysippos
Jupiter zu Tarent war 40 cubita hoch; vgl. Sillig C. A. p. 257. 259.
Stein- and Stempelschneideknnst.
1 131. Der Luxus des Ringtragens hebt in dieser Periode
die Kunst des Daktylioglyphen zu der Hohe, welche
ihr im Verhaltniss zu den ubrigen Zweigen der bildenden
2 Kunst erreichbar ist ; obgleich die Nachrichten der Schriftsteller
keinen Namen eines einzelnen bemerklich machen , als den
8 des Pyrgoteles, der Alexanders Siegelringe schnitt. Auch
in den Gemmen kann man hin und wieder eine den Phi-
diassischen Bildwerken entsprechende Formenbehandlung und
Composition finden; weit haufiger aber sind Kunstwerke
dieses Faches, in welchen der Geist der Praxitelischen Schule
sich kund thut.
[132] Geschnitttene Steine und Munzen. 135
1. Ueber die Ringe der Kyrenaeer (Eupolis Marikas) und den in
Cypern gekauften Smaragd des Auleten Ismenias mit einer Amymone Aelian
V. H. XII, 30. Plin. XXXVII, 3. Die Musiker waren besonders reich
damit geziert (ctpQuyiSovvxciQYo^ofiiJTai) und schmdckten auch ihre In-
strumente so, vgl. Lukian adv. indoct. 8. Appulej. Florid, p. 114 Bip.
2. Ueber die angeblichen Gemmen des Pyrgoteles Winckelm. Bd. VI.
S. 107 fif. vgl. Fiprillo Kleine Sohriften II. S. 185. Ein von R. Rochette,
Lettre h Mr. Schorn p. 49, angefuhrtes Factum zeigt, dass schon im
AHerthum der Name dieses, wie andrer berQlunter KQnstler betrflgerisch
gebraucht wurde. Andre, nur 'durch Gemmen bekannte Namen dieser
Periode zuzueignen, bat man keinen Grund (s. v. Koehler in Boettiger's
Archaeol. u. Kunst 1. S. 12), doch sind wohl einige der berflhmteren Stein-
schneider nicbt viel jdnger.
132. Auch auf das Schneiden der Munzstempel wird i
in dieser Periode, oft in Gegenden und Orten, welche sonst
nicht als Silze von Kunstschulen bekannt sind, grosse Sorg-
falt verwandt; jedoch behalt in der erslen Halfte des Zeit-
raums die oft grossartige und charaktervoUe Zeichnung der
Munztypen meist noch eine gewisse Harte; dagegen in der ,
zweiten Abtheilung, besonders in den Stadten Siciliens, in
Schonheit des Geprages (oft bei auffallendem Ungeschick in
der Mechanik des Pragens) das Hoehste und Herrlichste, was
je geleistet worden ist, erreicht wird. Dabei wird die Kunst 2
sehr durch die Sitte gehoben, die an sich hochst mannigfachen
Typen der Munzen durch die Riicksicht auf Siege in heiligen
Spielen, Befreiung von Gefahren durch gottliche Hulfe, und
andre Begebenheiten, die eine mythologische Darstellung zu-
liessen, noch zu vermannigfaltigen ; und so stellt sich uns hier
oft, im kleinsten Raume, eine plastische Scene voll sinnreicher
Gedanken und Beziehungen dar.
1. Unter den Mflnzen gehfiren der ersten Halfte dieser Periode (vor
dem Ende des Pelop. Krieges) an, ausser denen von Athen, die- ihr alt-
vaterisches Geprage auch in der besten Zeit bebaupteten (s. Diog. L. VII,
1, 19), viele von Korinth, von Argos mit dem Wolf, auch die von Sikyon
Oder Sekyon (Ann. d. Inst. II. p. 336) mit der scharf gezeichneten Chimaera;
aus Sicilien die M. von Sclinus mit den Flussg6ttern SeHnos und Hypsas
(zw. 01. 80 und 94), die von Naxos mit dem edlen Kopfe des bftrtigen
Dionysos und der kecken Gestalt des alten Satyrs, auch die schOnen Agri-
gentinlschen mit den beiden Adlei-n auf dem Hasen (vor 01. 93, 3). —
Kach dem Pelop. Kriege, als Arkadien bereichert und durch die Poly-
136 Griechische Kunstgesch. Per. III. [132]
kletiache Scfaule gebildet war, werden die achOnen Silbersttlcke von Pheneos
und StymphaloB geschlagen sein; dann gegen 01. 104 die M. des AxkAr
dischen Bundes mit dem Zeuskopfe irnd dem Pan; von da beginnen die
meist geriogem M. von Megalopolis und Messene. Des Vfs. M^ailles de
TAjrcadie in den Annali d. Inst aicheol. VII. p. 167— 7S. Urn 01. 100,
da Olynth der Gbalkidischeu Confederation vorstand, war das Chalkidische
Silbergeld, mit dem ApoUokopf und der Kithar, dort gebr&ucblich (s. Ga^
dalvdne Recueil pi. 1, 28); die berrlichen M. von Opus sind der besteii
Zeit wiirdig, wie manche von Thessalien, Lesbos, Kos, Kreta. An die
von Philipp scbliessen sicb die von Philippi, doch von auffaUend barter
Zdcbnung, an. In Italien geb^ren viele von Tarent, Herakleia, Tburii,
Velia, Metapont dieser Periode; so wie die kOstlichen Meisterwerke von Sici-
liscben Graveurs (vgl. §. 317), die grossen Syrakusiscben Pentekontalitren
(Etnisker I. S. 327. Ann. d. Inst. II. p. 81) an der Spitze, einer Zeit,
der der beiden Dionysios (Payne Knight, Archaeol. Brit. XIX. p. 369), zu-
zuscfareiben sind, in der auch die von Karthago abh^ngigen Orte Siciliens
an demselben Kunsteifer Theil nahmen. Als aber Timoleon, 01. 109, 2,
die Golonialverbindung von Syrakus mit Korintb hersteilte, wurde wabiv
fcheinJich, mit geringerm Eifer fOr SchOnbeit, das viele in Sicilien von-
handene Geld mit dem Kc^intbischen Pallaskopfe und Pegasoe geschlagen,
welches auch in dan a^dern Golonien Korinths (mit andern Anfangsbuch*-
staben statt des KorinthLschen Koppa) damals gebrftucblich war (R. Rocbette
Ann. d. Inst. I. p. 311 ff.). Munzen der Gampanier in Sicilien von Due
de Luynes Annali d. Inst. I. p. 150. -r Fur die Kunstgeschichte brauch-
bare Abbildungen Griechischer M. in London's Numismatique du voy. du
j. Anacharsis. 2 Bde. 1818, in den neuem Werken von T. Gombe, Mionnet,
Millingen, R. Rocbette, Gadalv^ne, Gousinery u. A. ; sehr gl&nzende in den
Specimens of anc coins of M. Grecia and Sicily, sel. from the cabinet of
the L. Northwick, drawn by del Prate and engr. by H. Moses; the text
by G. H. Noehden. 1824 25. D. A. K. Tf. 41. 42. [Due de Luynes Ghoa
de m^ Girecques 1840 f. 17 T. Sammlung Prokesch in Gerbards Arch.
Zeit. Tf. 21. 22. 32. 41. 43. Akermann Ancient coins of cities and princes
L. 1844-46. P. 1-6. 8vo.]
2. Von Philipp sagt es Plut Alex. 4, dass er die Olympischen Siege
auf seine Mtlnzen setzta; von den Sicilischen beweist dasselbe der Augen-
schein. ~ Die Arkader bezeicbnen ihre Herrschaft fiber Olympia, aus
dessen Sch&tzen sie ihre Truppen besoldeten, dadurch, dass sie den Kopf
des Olympischen Zeus, und ihren Gott Pan, auf dem Felsen von Olympia
sitzend und den Adler des Zeus aussendend, abbildeten. Auf den M. von
SdiBUS sieht man Apollon und Artemis als Pestsendende QOtter heranr
Ziehen, aber zugleich auf der Rflckseite die Gutter der Flflsse, dur^ derea
Wasser Empedokles den Pesthauch der SQmpfe entfemt hatte, dem Asklepios
[138, 134] Malerei. 137
Ubirend. Die MQnzeii von Alexandria saben sehr gut aus ohne gut zu
sein im Gegensatz der Attischen Tetradracbmen , wie Zeno anfQiirt bei
Diogenes L. VII, 1, 18.
4. Malerei.
133. In dieser Periode erreicbt, in drei Hauptstufen, 1
die Malerei eine Vollkommenheit, welche sie, wenigsteos
nocli dem Urtheil der Alten, zu einer wurdigen Nebenbuhlerin
der Plastik maohte. Immer blieb indess die antike Malerei, 2
durch das Vorherrschen der Formen vor den Lichtwirknngen,
der Plastik naher, als es die neuere ist; Scharfe und Be-
stimmtheit der Zeichnung; ein Getrennthalten der verschiede-
nen Figuren, um ihre Unirisse nicht zu verwirren ; eine gleich-
massige Lichtvertheilung und durcbgangig klare Beleuchtung;
die Vermeidung starkerer Verkurzungen (ungeachtet der nicht
geringen Kenntniss der Linearperspektive) gehoren, wenn audi
nicht ohne Ausnahmen [§. 140, 2], doch im Ganxen immer
zu ihrem Charakter.
2. Artifices etiam quum plura in unam tabulam opera contulerunt,
^atiis distinguunt, ne umbrae in corpora cadant, Quintil. VIII, 5,
26. Der Schatten soUte bloss die kOrperliche Form jeder Figur fQr sicb
hervortreten lassen.
134. Der erste Maler von grossem Ruhm war Po- i
lygnotos, der Thasier, in Athen eingeburgert , Kimon's
Freund. Genaue Zeichnung und eine edle und scharfe Cha- 2
rakterisirung der verschiedensten mythologischen Gestalten war
sein Hauptverdienst ; auch seine Frauengestalten batten Reiz
und Anmuth. Seine grossen Tafelgemalde waren mit grosser 3
Kenntniss der Sagen und in emstem religiosem Geiste ge-
dacht, und nach architektonisch-symmetrischea Prinzipien an-
geoxdnet.
1. Polygnot, des Malers Aglaophon Sohn, wahrscbeinlicb in Athen
seit 79, 2. Malt fQr die Poekile, das Theseion, Anakeion, wohl auch die
Halle bei den Propylaeen, den Delphischen Tempel (Plin.), die Lesche der
Knidier, den T. der Athena in Plataeae, in Thespiae. Boettiger Archaeologie
der Mai. 1. S. 274. Sillig C. A. p. 22. 372. De Phidia I, 3.
138 Griechische Kunstgesch. Per/ III. [135]
2. 'Hd^oYQaq)og, ^d-ixog, d. b. der Maler edler CSharaktere, Aristot.
Poet. 6, 15. Pol. VIII, 5. vgl. Poet. 2, 2 u. §. 138. Instituit os aperire etc.
Plin. XXXV, 9, 35. Die schOnen Linien der Augenbraunen , sanfte R5tbe
der Wangen, einen leichten Wurf zarter Gewander (la^jfra ig to lento-
rarov ^sigyaafiivrjv) rubmt Lukian Imagg. 7. Primus mulieres lucida
veste pinxit, Plin. [vgl. Nouv. Ann. de la Section Fran<j. de Tlnst. arcb6ol.
II. p. 389 f., wo in der Vase mit Boreas und Oreithyia pi. 22. 23, jetzt in
Mdncben, Aehnlichkeit mit dem Polygnotiscben Styl gesucbt ist. Venvandt
sind Vases Luynes pi. 21. 22, der Abschied des Achilleus von Nereus pi.
28. Zeus das Bacchuskind den NaTaden ilbergebend, pi. 34 und in Ger-
hards Trinkschalen Tf. 9, Peleus und Thetis u. a.] Ueber das Technische
seiner Gemftlde vgl. §. 319. [135. A. 3.]
3. Ueber die Bilder in der Lesche, rechts das eroberte Ilion u. die
Abfahrt der Hellenen; links Odysseus Besuch in der Unterwelt, Pans. X,
25—31. Caylus Hist, de TAc. T. XXVU. p. 34. F. u. J. Riepenhausen
Gemalde des Polygn. in der Lesche zu Delphi. Th. I. 1805, mit Erlaute-
rungen von Chr. Schlosser (die ZerstOrung Ilion 's, vgl. dazu Meyer in der
Jen. ALZ. Juli 1805 u. Boettiger Archaeol. der Mai. S. 314). Peintures
de Polygn. k Delphes dessin^es et gravies d'apr^s la descr. de Pausanias
par F. et J. Riepenhausen. 1826. 1829 (Clber die Composition vgl. GGA.
1827. 8. 1309). [0. Jahn die Gemalde des Polygnot in der Lesche zu
Delphi. Kiel 1841.] Bei dem Gemalde der Unterwelt ist besonders auf die
Andeutungen der Mysterien zu achten , welche theils an den Ecken (die
Priesterin Kleoboea, Oknos, die Ungeweihten), theils in der Mitte angebracht
waren. Hier sass der Mystagog Orpheus in einem Kreise von SSngem und
Greisen, umgeben von fflnf Troischen und fiinf Griechischen Helden. Vgl.
Rathgeber in der Encykl. unter: Oknos. Bei dem Gemalde von Ilion
steht der unermCldliche Blutracher Neoptolemos (dessen Grab in der Nahe
war) mit dem sanften Menelaos, der nur die sch()ne Beute fortzubringen
sucht, in einem interessanten Grcgensatze. Mit diesem Bilde hat das, elwas
alterthiimlich gehaltene, Nolanische Vasenbild, Tischbein's Homer IX, 5. 6,
einige, doch nur wenige Zuge gemein. — Im Allgemeinen uber diese
Bilder Correspond, de Diderot. T. IIL p. 270 f. (6d. 1831). Goethe's W.
XLIV. S. 97.
1 135. Neben Polygnotos werden mehrere andre Maler
(grosstentheils Athener, aber auch Onatas der Aeginet)
2 mit Auszeichnung genannt ; welche meist mit grossen figuren-
reichen historischen Bildem, deren Gegenstand auch sehr gern
aus der Zeitgeschichte genommen wurde, Tempel und Hallen
3 schmuckten. Dionysos erreicht unter ihnen Polygnot's aus-
[136] Athenische Schule; Polygnotos. J 39
drucks voile und zierliche Zeichnung, aber ohne seine Gross-
artigkeit und Freiheit.
1. Iphion der Korintber bei Simonides CCXXI. Schneidew. Sillax
der Rheginer g. 75 bei demselben CGXXII. On at as auch Maler 78—83.
Hikon von Athen, Maler u. Erzg.; besonders in Rossen ausgezeichnet,
77—83. (Sillig C. A. p. 275. Vgl. oben §. 99, I. flei Simonides CCXIX.
und GGXX. ist bei Schneidewin MUav zu schreiben. Mixmv ist auch
Arrian Alex. VII, 13 zu restituiren). Dionysios Ton Kolophon, Hikon's
Zeitgenoss (vgl. Simonides §. 99. Anm. 1). Aristophon, Polygnot's Bnider.
Euripides (der Tragiker,' Eurip. Vita ed. Elmsleius) um dieselbe Zeit.
Timagoras von Chalk is 83. Panaenos von Athen, Phidias a^iXquiovq,
um 83—86. Agatharcbos, Bubnen- und Zimmer-Maler, etwa von 80
(so dass er fflr Aeschylos letzte Trilogie scenam fecit) bis 90 (vgl. Voelkel's
Nachlass S. 103. 149). Aglaophon, Aristophon's Sohn, wie es scbeint, 90
(vgl. ebd. 113). Kepbissodoros, Phrylos, Euenor von Ephesos, Demopbilos
von Himera, Neseas von Thasos, 90. Kleisthenes von Eretria (oben §. 107.
Anm. 3) um 90. Nikanor, Arkesilaos von Paros, enkaustische Maler, um
90 (?). Zeuxippos von Herakleia um 90 (vgl. Heindorf ad Plat. Protag.
p. 495). Kleagoras von Phlius 91 (Xen. Anab. VII, 8, 1). Apollodoros
Yon Athen, 93.
2. In der Poekile (braccatis illita Persis) befanden sich: 1. die Hara-
thonische Schlacht von Mikon (oder Panaenos, auch Polygnot); die Heer-
fuhrer beider Parteien ikonisch; die Plataeer mit Boeotischen LandHuten
(Demosth. g. Neaera p. 1377). GOtter und Heroen waren eingemischt;
mehrere Momente der Schlacht aufgefasst; ausserdem die Flucht zu den
Schiffen (Boettiger Archaeol. der Mai. S. 246). 2. Troja's Einnahme und
das Gericht uber Kassandra's Sch&ndung, von Polygnotos. 3. Kampf der
Athener und Amazonen, von Mikon. 4. Schlacht bei Oenoe. 8. Boettiger
S. 278. [0. Jahn Archaeol. Aufs. S. 16.] Platon Euthyphr. p. 6 spricht
auch von G5tterk&mpfen , mit denen die Tempel (?) bemalt waren. [Die-
selbe Erkl3rung ohne Bedenken §. 319. A. 5.]
3. Dionysios ahmte nach Aelian V. H. IV, 3 Polygnot 's Kunst
hinsichtlich der Darstellung des Cbarakters, der Affekte, der Gesten, der
zarten Gewander genau nach, aber ohne dessen Grossartigkeit, vgl. Aristot.
Poet. 2 und Plut. Timol. 36, der seine Werke gezmingen und mflhsam
nennt, wie Fronto ad Verum 1. non inlustria [geht auf die Stoffe]; bei
Plinius heisst er av^'^oaroy^a^off, Shnlich wie Demetrios §. 123.
136. Der Erste aber, welcher auf die Nuancen von 1
Licht und Schatten ein ticferes Studium richtete, und durch
140 Griechische Kunstgesch. Per. lU. [137]
diese wesentlichen Erforderaisse Epoche machte, war Apollo*
2 doros von Athen, der Skiagraph. Seine Knnst ging
ohne Zweifel von der perspektivischen Buhnenmalerei des
Agatharchos (§. 107. Anm. 3) aus, und war zunachst darauf
berechnet, die Aug en der Menge durch den Schein der
Wirklichkeit zu tauschen ; wobei auf sorgMtigere Zeichnung
verzichtet wurde (daher manche ungunstige Urtheile der
Alten uber die gesammte Skis^graphie) ; jedoch war sie auf
jeden Fall eine nothwendige Vorstufe fur die hShere Ent-
wickelung der Eunst.
1. Apollodor erfand tpd^oQav xal anoxQOiCiv aniag, Plut. de glor.
Athen. 2. Hesych. (Luminum umbrarujnque rationem invenisse Zeuxis
dicitur, Quintil. XII, 10). £r sagte von sich: Mtofn^asTal T19 fiaXXov ij
fufn^aerai, Neque ante eum tabula ullius ostenditur quae teneat oculos,
Plin. Aehnliche, eigentlich ungerecbte, Urtheile Quintil. XII, 10.
St. Apollodor war Skiagraph oder Skenograph nach Hesych. Udber
den engen Zusammenhang beider Schneider Eel. phys. Ann. p. 265. Von
der Bedtimmnng der Skiagraphie, in der Feme zu wirken y6%iaYifatpia
daaq>7ig xal dnaTTjXog Plato Eritias p. 107), Plat. Staat X. p. 601 vgL
Phaedon p. 69. Parmen. p. 165. Theaetet p. 208 mit Heindorf's Anm.
Arist. Rhet. III. c. 12.
1 137. Nun beginnt mit Zeuxis das zweite Zeitalter
der voUkommnern Malerei, in welchem die Kunst zu sinn-
2 licher Illusion und ausserem Reize gelangt war. Die Neu-
heit dleser Leistungen verleitet die Kunstler selbst zu einem,
unter den Arcfaitekten und bildenden Kunstlem unerh5rten,
3 Hochmutbe ; obgleieh ibre Kunst in Betracht des Emstes and
der Tiefe, womit die Gegenstande atrfgefeisst wurden, so wie
der sittlichen Strenge, gegen den Geist der fruhem Periode
4 schon entartet erscheint. In dieser Epoche herrscht die loni-
sche Schule der Malerei, welche deni Charakter des Stam-
mes gemass (§. 43) mehr Neigung zum Weichen und Uep*
pigen bat, als die alten Peloponnesischen und die zunacbst
vorbergegangene Attische Scbule.
1. S. die Geschichten von den Trauben des Zeuxis und Parrhasios
Leinwand u. dgl. [Hierauf deutet auch die Sage, dass Zeuxis sich flber
ein von ihm gemaltes altes Weib zu Tode gelaeht babe, Festi Sched.
[138] lonisdie Schule; Znixis. 141
p. 909, Moll.] Von der Illusion der Malerei Plat. Sophist p. 334. Staat
X. p. 598. Viele hielten dies ofTenbar ffir das HOchste, fthnlich wie die
tragisehe Kunst seit Euripides auf die dndtr] (frOher auf die Innlrjlii)
hinausging.
2. Apollodoros trug nach Po'serart [die ein Alkibiades und der
reiche Kallias nachahmten] eine hohe Tiare, Hesych. Zeuxis verschenkt
zuletzt seine Werke, weil unbezahlbar (Plin. XXXV, 36, 4), und nahm
dagegen Geld fQr das Sehenlassen der Helena (Ael. V. H. IV, 13). Parrha-
sios ist nadi Art ernes Satrapen stolz und schwelgeriseh, und bebauptet,
an den Grrenzen der Kunst zu stehn.
3. Parrhasius pinxit et minoribus tabellis libidines eo genere petu-
lantis ioci se refieiens. Ein Beispiel Sueton Tiber. 44. vgl. Eurip. Hippol.
1091. Klem. Atex. Protr. IV. p. 4a Ovid Trist. II, 524 Lobeck Aglaoph.
p* 606*
4. Ephesos war in Agesilaos Zeit (95, 4) roll von Malem, Xenoph.
R m, 4, 17. [Mehrere §. 138. A. 3.] -- Die Maler der Zeit: Zeuxis,
Ton Herakleia, oder Ephesos (nach dem HauptoHe der Schule, Toelken,
Amalth. m. S. 193), etwa um 90—100. (Plinms setzt ihn 95, 4; aber
er malte fQr 400 Minen den Pallast des Archdaos, der 95, 3 starb, Aelian
V. H. XIV, 7. vgl. Plin. XXXV, 36, 2. Einen rosenliekrRnrten Eros bei
Aristophanes Acham. 992. — Olymp. 88, 3 — schreibt der SchoL dem
Zeuxis zu. [Sillif G. A. p. 464 bezwdfelt die Riehtigkeit, R. Roohette
Peintures ant. inM. p. 170 widersprieht ihm], auch Thonbildner. Par-
rhasios, Euenor's Sohn und SchOler, von Ephesos, um 95 (Seneca Gon-
trov. V, 10 ist eine blosse Fiction). [Knnstbl. 1827. 8. 327. Feuerbachs
Vatic. Apollo S. 71.] Timanthes von Kythnos (Sikyon) und Kolotes
von Teos, gleichzeitig. Euxenidas 95. Idaeos (Agesilaos qpaAa^a, Xenoph.
H. IV, 1, 39) um dkselbe Zeit. Pauson, der Maler der HSsslichkeit
(Aristot), um 95 (s. indess Welcker im Kunstblatt 1827. S. 327. [Des
Vfs. ErkL ist bestritten Kunstbl. 1833. 8. 88.] Androkydes von Kyzikos
95—100. Eupompos von Sikyon 95—100. Brietes von Sikyon, um die-
selbe Zeit.
138. Zeuxis, welcher in der Skiagraphie Apollodoros 1
Entdeckungen. sich aneignete mid weiter bildete, und be-
senders gem einzehie Gdtter- und Heroenfiguren malte,
scheint in der Darstellung weiblichen Reizes (seine Helena zu
Eroton) und erhabner Wurde (sein Zeus auf dem Thron
von Gottern umgeben) gleich ausgezeichnet gewesen zu sein;
dock vermisst Aristoteles (§. 134. Anm. 2) in seinen Bildern
das Ethos. Parrhasios wusste seinen Bildern noch 2
mehr Roidung zu geben, und war viel reicher und mannig-
142 Griechische Kunstgesch. Per. III. [139]
faltiger in seinen Schopfungen; seine zahlreichen Gotter- und
Heroenbilder (wie sein Theseus) erlangten ein kanonisches
3 Ansehn in der Kunst. Ihn uberwand indess in einem Maler-
Wettkampf der geistreiche Timanthes, in dessen Iphi-
genien-Opfer die Alten die Steigerung des Schmerzes bis
auf den Grad, den die Kunst nur andeuten durfte, bewun-
derten.
1. Am genauesten bekaimt ist von Zeuxis die Kentaurenfamilie
(Lukian Zeuxis), eine reizende Zusammenste]lung , in der auch die Ver-
schmelzung von Mensch und Ross, und die Genauigkeit der Ausfuhrung
bewundert wurde. Vgl. die Gemme M. Florent I. tb. 92, 5.
2. Parrh. in lineis extremis palmam adeptus — ambire enim se
extremitas ipsa debet. Plin. ' Von ihm als Gesetzgeber der Kunst QuintiJ.
XII, 10. — Ueber seinen Demos der Athener, wo in einer Figur durch
KOrperbildung, Ausdruck, Gesten und Attribute sehr widersprechende Zuge
ausgedriickt waren, hat Q. de Quincy Mon. restitufe T. II. p. 71 ff. eine
sonderbare Hypothese aufgestellt (eine Eule mit andem ThierkOpfen).
Ueber die fraheni Meinungen G. A. Lange im Kunstblatt. 1820. N. 11.
[Lange Vermischte Schr. S. 277.]
3. Graphische Agonen bei Quintil. II, 13. Plin. XXXV, 35. 36, 3.
5, in Korinth Apostol. XV, 13, in Samos Aelian V. H. IX, 11. Athen.
XII, 543. Timagoras von Ghalkis hatte sich selbst ein Siegslied gedichtet.
Mit Timanthes Bild hat das Pompejanische (Zahn's WandgemMde 19.
R. Rochette M. 1. 1, 27. M. Borb. IV, 3. vgl. §. 415, 1) wenigstens den ver-
hflllten Agamemnon gemein. Vgl. Lange in Jahn's Jahrbdchem. 1828.
S. 316. [Verm. Schr. S. 163.] Biit seinem Marsyas religatus kann das
Gemalde Antich. di Ercolano II, 19 verglichen werden; [auch ein Vasen-
gemalde]. In unius huius operibus intelligitur plus semper quam pingitur
(wie in dem sehr artig erfiindenen Kyklopenbilde), Plin. XXXV, 36, 6.
1 139. Wahrend Zeuxis, Parrhasios und ihre Anhanger
unter dem allgemeinen Namen der Asiatischen Schule der
fruher bluhenden, besonders in Athen ansassigen, Griechischen
2 (Helladischen) Schule entgegengesetzt werden: erhebt sich
jetzt durch Pamphilos die Schule von Sikyon im Pelopon-
nes neben der lonischen und Attischen als eine dritte
3 wesentlich verschiedene. Ihre Hauptauszeichnung war wissen-
schaflliche Bildung, kunstlerisches Bewusstsein, und die hochste
* Genauigkeit und Leichtigkeit in der Zeichnung. In dieser
[139] Sikyonische Malerschule. 143
Zeit wurde auch durch Aristeides von Theben und Pausias
von Sikyon die enkaustische Malerei ausgebildet, die in-
dess (nach Plinius) schon von Polygnotos geubt worden war
(vgl. §. 320).
± Die Sikyoniscben Maler als eine Classe, Athen. V. p. 196 e.
Polemon (§. 35, 3) schrieb fiber die Poekile in Sikyon, gebaut um 01. 120.
Athen. VI, 253 b. XIII, 577 c. [In der ersten Ausg. folgte: »Daber Sicyon
Helladica, welcber Ausdruck spater Schriftsteller wolil nur aus der Spracbe
der Kunstgelebrten abgeleitet werden kann.« Und Aeginet. p. 156 ist die
Unterscheidung der Athenischen und der Helladischen Malerei im Gegen-
satze der Asiatiscben ricbtig abgeleitet. Suid. Zixvciv ^ vvv 'ElXdg.]
Beriihmte Maler der Zeit: Pampbilos von Amphipolis, Eupompos
Schuler (Sikyon. Scbule), 97—107. Aristeides von Tbeben, Euxenidas
ScbQler, etwa 102—112, auch enkaustischer Maler. Leontion, in ders.
Zeit [f^llt nach dem Cod. Bamberg, weg.] Pausias von Sikyon, Brietes
Sohn, Pampbilos ScbCQer, enkaust. Maler in ders. Zeit. Ephoros von
Ephesos, und Arkesilaos (lonische Scbule) geg. 103. Enphranor, Istbmier,
d. b. von Korinth (doch arbeitete er in Athen, und wird von Plutarch de
glor. Athen. 2 den Attikern zugezUhlt), Enkaust 104—110. Kydias von
Kythnos, Enk. 104. Pyrrhon von Elis, g. 105. Echion [wenn nicht
Aetion], Tberimacbos 107 (§. 124). Aristodemos 107. Antidotos, Eupbranor's
Sch., Enk. 108. Aristolaos, Pausias Sohn und Sch., Enk. 108. Mecho-
panes (?) [vielleicht MrjxoqiavTjg ; denn Nikopbanes liegt weit ab] 108.
Melanthios, Pampbilos Sch., etwa 104 — 112. Ktesidemos g. 108. Philo-
chares von Athen, Aescbines Bruder, 109. Glaukion von Korinth g. 1 10 (?).
Alkimacbos 110 (Pliji. vgl. Corsini Dissert. Agon. p. 128). Apelles von
Kolophon, der Scbule nach Ephesier (durch Ephoros u. Arkesilaos), aber
auch Sikyonier (durch Pampbilos), 106 — 118. vgl. Toelken, Amaltbea III.
S. 123). Nikomacbos, Aristodemos Sohn und Sch. (Sikyon. Scbule), 110 ff.
Nikias von Athen, Nikomedes Sohn, Antidotos Sch., Enk. (Praxiteles
hulfreich) 110—118. Amphion (?) [God. Bamb. Melanthio) 112. Asklepio-
doros von Athen 112. Theomnestos 112. Theon von Samos g. 112.
Karmanides, Euphranor's Sch. 112. Leonidas von Anthedon, Euphranor's
Sch. 112 (derselbe war Schriftsteller iiber Proportionen). Protogenes,
der Kaunier (auch Erzg.), 112 — 120. Athenion von Maroneia, Glaukion 's
Sch., Enk. g. 114 (?). Gryllon g. 114. Ismenias von Chalkis 114 (?).
3. Pampbilos praestantissimus rati one, Quintil. XII, 10. Er lebrt
fiir 1 Talent 10 Jahre. Fordert mathematische Vorkenntnisse. Die Zeich-
nung wird jetzt in den Kreis der liberalen Erziehung aufgenommen, Plin.
144 Griediische Konstgesch. Per. III. [140]
XXXV, 10. 40. TgL Aiistoteles Paedagogik ron Orelli, in den PhiloL Bei-
tr3gen aus der Schweiz 8. 95. [Teles bei Stobaeus XGVm, 7i nennt
iinter den Lduem der Epheben den Kaler luid den o^/iovixo^, der
Axiocfaos 7 und Eebes 13 dafur die nQirinovg.] Auf die Feinbeit und
Sidierheit der Umrisse geht die Geschichte bei PI in. XXXV. 36. 11, die
Qo. de Quincy Mem. de Tlnst Royal. T. V. p. 300 zu frei deutet; der
Ausdruck in ilia ipsa muss festgehalten trerden. Diesdbe Fignr wird in
demselben Ranm dreimal immer feiner nnd genauer umschiieben; der
ESne oorngirt dem Andem die Zeicbnung durcbgSngig. Vgl. Boettiger
ArcbaeoL der MaL 8. 154. Helanthios der Kaler in seinen BGchem von
der Xalerei bei Diog. L. IV, 3, 18. Stiv avd-adttaw rtva nai exlriQozrja
Toi9 l^yoiq ixtx(fi%u9y ouoiag 8s *av roig rfitaiv.
1 140. Auf der dritten Stufe der Malerei that sich
Arist aides von Theben durch Darstellungen der Leidenschaft
2 und des Ruhrenden hervor ; P a u s i a s durch Kinderfiguren,
Thier- und Blumenstucke, ron ihm beginnt die Malerei der
3 Felderdecken ; Euphranor war in Helden (Theseus) und
4 Gottem ausgezeichnet; Melanthios, einer der denkendsten
Eunstler der Sikyonischen Schule, nahm nach Apelles Urtheil
5 in der Anordnung (dispositio) den ersten Rang ein; Nik i as,
aus der neuem Attischen Schule, malte besonders grosse
Historienbilder, Seeschlachten und Reiterkampfe in hoher
Vorzuglichkeit.
1. (Aristides) primns animum pinxit et sensus hominum expressit,
qnae vocant Graeci ffir, fdagegen §. 133. Anm. 2). item perturbationes
(die nd^). Huius pictura oppido capto ad matris morientis ex vulnere
mammam adrepens infans: intelligiturqne sentire mater et timere. ne
emortuo lacte sanguinem lambat. Plin. XXXV. 36, 19. vgl. Aemilian.
Anthol. Pal. VR, 623.
2. Ueber Pausias schwarzen Stier (ein Meisterstuck der Verkurzung
und Schattirung) , und die liebliche Kranzflechterin Glykera Plin. XXXV,
40, 24. — Idem et lacunaria primus pingere instituit, nee cameras ante
eum taliter adomari mos fcdt; d. h. er fubrte die bemach gewdbnlicben
zierlicben Deckenbilder, aus einzelnen Figuren, Blumen, Arabesken be-
stebend, ein. Die Lakunarien mit gemalten Stemen u. dergl. zu rerzieren,
war scbon fruber in den Tempeln ublicb geivesen.
3. Eupbranor scbeint in den Zw6lfg6ltem, die er fur eine Halle
im Kerameikos malte, nacbdem er sich im Poseidon erschdpfl hatte,
fOr den Zeus sieb roit einer Copie des Pbidiassischen Werks begnugt
zu baben. Siebe die Stellen bei Sillig C. A. pag. 208 add. Scbol.
[1411 Apelles. 145
II. I, 528. — Von Echion*s nova nupta verecundia notabilis ist wohl
etwas in die sog. Aldobrandinische Hochzeit Qbergegangen, vgL §. 319.
141. Allen voran geht indess der grosse Apelles, der l
die Vorzuge seiner Heimat lonien — Anmuth, sinnlichen
Reiz, bluhendes Colorit — mit der wissenschaftlichen Strenge
der Sikyonischen Schule vereinigte. Seinem reichen Geiste 2
war zum Vereine aller ubrigen Gaben und Vermogen, deren
der Maler bedarf, als ein Vorzug, den er selbst als den
ihm eigenthumlichen anerkannte, die Charis ertheilt; wohl 3
keins seiner Bilder stellte diese so voUkommen dar, als die
vielgepriesene Anadyomene. Aber auch heroische Gegenstande 4
waren seinem Talent angemessen, besonders grossartig auf-
gefasste Portrate, wie die zahlreichen des Alexander, seines
Vaters und seiner Feldherm. Wie er Alexander mit dem
Blitz in der Hand (als HeQawotpogog) darstellte: so ver- 5
suchte er, der Meister in Licht und Farbe, selbst Gewitter
(/^QoyTJjVj daxQanriVy xiQavvo^oXlav) zu malen, wahrscheinlich
zugleich als Naturscenen und als mythologische Personi-
ficationen.
1. Parrhasios Theseus war nach Euphranor mit Rosen genahrt;
dagegen waren Antidolos, Athenion, und Pausias Schiiler Aristolaos und
Mechopanes [Mechophanes §. 139. A. 2] severi, duri in coloribus
{Mechopanes besonders durch das vielgebrauchte sil §. 319). Offenbar
herrschte in der lonischen Schule ein bliihender, in Sikyon ein emsterer
Farbenton vor.
3. Die Anadyomene befand sich in Kos im Asklepieion (ypcf/u/ua
Kmw Kaliim. Fragm. 254 Bentl.), und kam durch Atigust in den Tempel
des D. Julius zu Rom, wo sie al)er schon in Nero's Zeit verdorben war.
[Hdchst wahrscheinlich die, wovon Petron 84 sagt: quam Graeci Mono-
cnemon vocant, etiam adorant, s. Philostr. Imagg. p. LXI. Kunstbl. 1827.
S. 327 (gegen Sillig). So hiess ein Amazone von Strongylion svHvrj/iogt
und monocremon ist die verdorbene Lesart; s. §. 318.] Sie war nach
Einigen (Plin.) nach der Pankaste, nach Athen, nach der Phryne gemalt.
Epigramme von Leonidas von Tarent u. A. Ugen Opusc. I. p. 34. Jacobs
in Wieland's Att. Mus. UI. S. 50. Ein sp&teres Gem&lde der Anadyomene
Bartoli Pitt. I, 22. vgl. Anakreont. 51.
4. Ueber Alexanders vortretenden Arm mit dem Blitz Plin. XXXV,
36, 15. So wird an Nikias ut eminerent e tabulis picturae, an Euphranor
O. Hfiller*s Arohaeologie. 4. Aufl. 10
146 Griechische Kunstgesch. Per. III. [142, 143}
das i^ixov geruhmt. [Fr. Lindemaim de imagine Al. M. ab Ap. picla
Lips. l'820. 8.]
5. Vgl. Philostr. I, 14. Welcker p. 289. Plin. XXXV, 36, 17. Ueber
die Lasirung der Bilder des Apelles §. ^19, 5. — Arnaud sur la vie et
les ouvrages d'Apelle, M6m. de I'Ac. des Inscr. T. XLIX. 200. [Apelles
und Antiphilus von Toelken in Boettigers Amalthea III. S. 111—134.]
1 142. Neben ihm bliihte, ausser den Genannten, Pro-
to genes, welchen der durch sein Genie fiber jede niedrige
Gesinnung emporgestellte Apelles selbst beruhmt gemacht hatte :
ein Autodidakt, dessen, oft allzu sorgfaltiger, Fleiss und ge-
naues Naturstudium seine wenig zahlreichen Werke unschatz-
2 bar machten. Auch der durch die Lebendigkeit seiner Erfin-
dungen {cpavraalai, visiones) ausgezeichnete The on gehort
dieser schnell vorubergehenden Bluthezeit der Malerei an.
1. Protogenis nidimenta cum ipsius naturae veritate certantia non
sine quodam horrore tractavi , Petron 83. Sein berClhmtestes Bild war
der Stadt-Heros lalysos mit dem Hunde und dem ausruhenden Satyr, eine
mythische Darstellung der Stadt und Gegend, Qber der er 7 (oder nach
Fronto 11) Jahre gemalt hatte (01. 119). Fiorillo Kleine Schriften I.
S. 330 ff. Gic. Verr. IV, 60 nennt als eins der schOnsten Bilder Paralum
pictum (pictam), n&mlich das Schiflf Paralos, welches er nebst der Am-
monischen Triere in den Propylaeen der Burg Athens malte, und zwar
als einen Theil des GemSldes des Phaeaken-Eilands, wie man aus Plin.
XXXV, 36, 20. Pans. I, 22, 6 errHth. Meine, wenn auch noch nicht ganz
feste Meinung ist, dass bei Paus. I, 22, 6 (cf. Hermann de pict. parietum
p. 19, der die Sache nicht im Zusammenhang betrachtet) der Name des
Protogenes, als des Malers des Nausikaa-Gem&ldes in den Athenischen
Propylaeen, ausgefallen sei ; und Plinius XXXV, 36, 20 auf dasselbe Bild
ziele, welches zugleich' eine Darstellung eines Hafens enthalten habe, wobei
die Athenischen Prachtschiffe Ammonias und Paralos angebracht worden
seien, nach welchem letztern Cicero dajs ganze Bild benennt. [Das Letzte
aus den NachtrSgen S. 707. Am Rand ist spftter verwiesen auf Welcker's
ganz verschiedene Erklarung, zwei Gem&lde des Protogenes bei Plinius in
Zimmermanns Zeitschr. 1837. N. 83 f. Vgl. R. Rochette Lettres archtolog.
1840. I. p. 46—61. Westermann in den Jahrb. f. Philol. XXV. S. 480.]
a. Boettiger*s Furienmaske S. 75. Ueber den Muttermord des Orest
von Theon auch R. Rochette M. I. p. 177.
1 1 43. Die herrliche Kunst dieser Meist er ist , insofem sie sich
in der Beleuchtung, dem Farbenton, den Localfarben zeigte,
[143] Vasengemaide. 147
fur uns bis auf ziemlich dunkle Meldimgen und spatre Nach-
ahmimgen imtergegangen ; dagegen geben von den Fortschrit-
ten und Leistungen der Zeichnung in dieser Periode -die Va-
sengemaide (mit ausgesparten hellen Figuren), wenn man
von den Arbeiten gemeiner Handwerker auf die Werke der
ersten Kunstler zu schliessen wagt, die hSchste Vorstellung. Und 2
zwar enlhalten die Funde von Volci (§. 99, 2) besonders
viel Proben: 1) der zwar eleganten und edlen, aber noch
steifen, symmetrischen und uberzierlichen Zeichnung; aber auch
2) einer freien und dabei einfachen und grossartigen Zeich-
nung, wie man sie sich von Polygnot ausgehend denken
mag ; auch 3) ein sehr interessaHles Beispiel uberfleissiger und
kleinlicher Naturnachahmung , ungefahr auf Dionysios Weise
(§. 135, 3): dagegen in dem, der Masse nach jungeren
Va^nvorrath von Nola neben den alteren Manieren 4)
Muster von einer Leichtigkeit , Grazie und weichen Anmuth
wie sie erst von der lonischen Schule der Malerei aus-
gegangen sein kann, getroflfen werden.
± Proben von 1): Der Kampf fiber Patroklos Leichnam und die
VersOhnung mit Achill, auf einer Schale von Volci, Inghirami 6. Omer II
254. Peleus die Tbetis zur Grotte des Gheiron bringend, V. von Volci,
Ingh. ebd. 235. Vasi fittUi 77. Thetis unter den Nereiden geraubt, auf
dem Deckel einer V. von Nola, mehr in imitirter Weise, M. I. d. Inst. 37.
vgl. J. de Witte Ann. V. p. 90. Apollon und Idas um die Marpessa
kSmpfend (?), auf einer V. von Agrigent, M. I. d. Inst. 20. vgl. Ann. II
p. 194. IV. p. 393. Bullett. 1831. p. 132. Poseidon die Insel Nisvros »
fiber den Giganten Ephialtes sturzen<j, auf einer V. aus Sidlien, Hillingen '
Un. Mon. I, 7.
2) Athena das von der Erde hervorgelangte Kind Erichthonios
aufnehmend, in Gegenwart des Hephaestos, V. von Void. M. I. d. Inst. 10.
Ann. I. p. 292. Achill und Hektor zum Kampfe eilend; jener von Phoenix,
dieser von Priamos zurQckgehalten , V. von Volci. (Die Heldenfiguren
noch sehr alterthumlich.) H. I. d. Inst. 35. 36. vgl. Ann. ID. p. 380.
rV. p. 84. Tityos von Apollon erlegt, V. von Void (die Muskelzeichnung
auch hier in alterer Manier). Ml I. d. Inst. 23. vgL Ann. II. p. 225.
Apollon, nach seiner Meerfahrt in Delphinsgestalt, auf dem von Schwanen*
flilgeln umfassten Dreiftiss die Klthar scblagend, V. von Void. M. L d.
Inst. 46. Ann. IV. p. 333. Micali Hon. 94.
3) Schale des Sosias, deren inneres GemSlde den von Achill
verbundenen Patroklos darstellt, mit sorgflUtiger Angabe aller Details an
148 Griechische Runstgesch. Per. III. [143]
Kdrper und Bekleidung, die Aussenseite wahrscheinlich die bei Peleus
Hochzeit versammelten , Gliick verbeissenden G6tter, in einer <eren,
weniger studirten Hanier. M. I. d. Inst. 24. 25. Ann. 11. p. 232. III.
p. 424. IV. p. 397. [Jetzt in Berlin n. 1030. Gerhard Trinkschalen des
K. Mus. Taf. 6.]
4) Die Helden Aktaeon, Kastor, Theseus und Tydeus auf der Jagd
vereinigt, auf einer wahrscheinlich Nolanischen Y. von hdchst gracidser
Zeichnung, Millingen Un. Horn. I, 18. Raub der Thetis, geistreich, aber
nachl&ssiger behandelt, ebend. I, 10. Achilleus und Patroklos Abschied
von ihren VHtem, nebst andem Bildem, auf einer Prachtvase im Louvre,
vermuthlich von Lokri oder Eroton, von sehr sorgffiltiger, edier Zeichnung,
ebd. I, 21. — Vgl. D. A. K. Tf. 43—46. Frauen und zwei Eroten, in
bunten Farben und mit Vergoldung, h6chsi anmuthig, Stackelberg Gr&ber
Tf. 27. Vergoldungen, das. Tf. 17. 30. Polychrom. Attische Yasen, mit
Licht und Schatten, Stelen mit Spendenden, das. Tf. 44—46, [^nlich und
sehr schOn Gab. Pourtalds pi. 25], Charons Kahn, Hermes fClhrt eine Frau
zu ihm Tf. 47, ein Mann kommt bei ihm an 48 (von Stackelberg mythisch
erklflrt). pPolychrom. Lekythen, deren aus Athen jetzt viele verbreitet
sind, bei R. Rochette Peint. inM. pi. 9. 10. Eine in Athen vor einigen
Jahren gebildete Sammlung, worin mehrere ausgezeichnete Stflcke, ist jetzt
in Paris.]
. Vierte Periode.
Von Oi. Ill bis 158, 3. (336-146 v. Chr.)
Von Alexander bis zur ZerstOrung Korinths.
1. Ereignisse nnd Charakter der Zeit.
144. Dadurch, dass ein Griechischer Furst das Persische
Reich eroberte, seine Feldherm Dynastien grundeten: erhiel- i
ten die zeichnenden Kunste unerwartete und sehr mannigfache
Veranlassungen zu grossen Werken. Neue Stadte, nach
Griechischer Weise eingerichtet, entstanden mitten im Barbaren- 2
lande; die Griechischen Gotter erhielten neue Heiligthumer.
Die Hofe der Ptolemaeer , Seleukiden , Pergamenischen und 3
andrer Fursten gaben der Kunst fortwahrend eine reichliche 4
Beschaftigung.
2. Alexandreia bei Issos 01. Ill, 4?, in Aegypten 112, 1. (Ste
Croix Examen des hist. d'Alex. p. 286), in Ariadna und Arachotis 112, 3,
am Paropamisos 112, 4, am Akesines 112, 2 u. s. w. (70 Stadte in Indien?)
Raoul-Rochette Hist, de r^tabl. T. IV. p. 101 sqq. — Antigoneia (dann
Alexandreia genannt) in Troas, Philadelpheia, Stratonikeia, Dokimeia u. a.
St^ldte in Kleinasien ; Antigoneia 01. 118, 2, Antiocheia am Orontes 119, 4,
gleichzeitig Seleukeia am Tigris und viele StSdle in Syrien, — Kassandreia
116, 1, Thessalonike. Uranopolis auf dem Athos von Alexarchos, Kassander's
Bruder (Ghois. Gouff. Voy. pitt. II. pi. 15).
3. Ein Beispiel ist Daphne, Heiligthum des Pythischen ApoUon
und Lustort bei Antiocheia, seit 120 etwa, Gibbon Hist, of the Decline
etc ch. 23. T. II. p. 396 (1781). Die Seleukiden waren angeblich Ab-
kOmmlinge, und grosse Verehrer des Apollon (wie auch die V^eihgeschenke
nach dem Didymaeon und die Rilckgabe des Bildes von Kanachos beweisen ;
Apollon am Dreifuss und auf dem Omphalos sitzend auf ihren Milnzen).
S. Norisius Epochae Syro-Macedonum diss. 3. p. 150.
4. Die Ptolemaeer sind GOnner und BefSrderer der Kunst bis auf
den VII. (Physkon), unter diesem allgemeine Flucht der Kunstler und
150 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [145, 146]
Gelehrten, gegen 01. 162. Unter den Seleukiden Seleukos I. und II., An-
tiochos III. und IV. In Pergamon Attalos I. und Eumenes II. Ausser
diesen die Syrakusischen Tyrannen Agathokles und Hieron 11. Auch Pyr-
rhos von Epeiros, Agathokles Eidam, war ein Kunstfreund, s. fiber Am-
brakia's Kunslreichlbum Polyb. XXII, 13. Liv. XXX VIE, 9.
1 145. Unlaugbar wird dadurch zugleich der Gesichtskreis
der Griechischen Kunstler erweitert; sie werden durch die
Wunder des Morgenlands zum Wetteifer in Colossalitat und
2 Pracht angetrieben. Dass indessen keine eigentliche Vermi-
schung der Kunstweisen der verschiednen Volker eintrat, davon
liegt der Grund theils in der innerlich festen, aus eignem
Keim hervorgewachsenen und daher nach aussen abgeschlos-
3 senen Bildung der Nationen des Alterthums, namentlich der
Griechen ; zugleich aber auch in der scharfen Trennung, welche
lahge zwischen den erobernden und den einheimischen VSlkem
bestand; so dass die Stadte des Griechischen Kunstbetriebs
wie Inseln in fremdartigen Umgebungen mitten inne liegen.
3. Diese Trennung geht filr Aegypten, wo sie am schMsten war,
besonders aus den neuen Untersuchungen hervor (§. 217, 4). Die Ver-
waltung behielt bier ganz den Gbarakter der Einricbtung eines in einem
fremden Lande stebenden Heeres. Im Gultus kamen in Alexandreia der
Pontiscb-Aeg}'ptische Serapis und der Agatbodaemon-Enupbis zu den
Helleniscben Grdttem binzu; die Ptolemaeer-Miinzen zeigen indess bis auf
die letzten Zeiten von fremden GOttem nur den scbon lange helienisirten
Ammon (Eckbel D. N. I, IV. p. 28). Auch die Alexandrinischen Kaiser-
mQnzen baben nicbt viel Aegyptiscbe Gottheiten; dag^^en die Nomen-
Mtlnzen §. 232. Antiocbien hatte euien Griecbischen Demos mit Phylen
und Volksversammlungen im Tbeater, und einen Ratb aus altreicben
Familien. Alle seine Gutter sind Griecbisch, nur dass Isis unter Seleukos II.
einen Tempel erbielt, und die Gbaldaeische Astrologie zeitig Eingang fand.
Auf MQnzen Antiocbos des VII. kommen Aegyptiscbe Symbole, auf denen
des VIH/ein Zeus-Belos als Gestimgott vor. — Selten warei\ SUldte ge-
miscbter BevOlkerung, wie Antiocheia (ii^o^a^^ct^oq (sp&ter Edessa) in
Osroene. Mai alas T. 11. p. 50 Ven.
146. Auch bleiben die Stadte des alten Griechenlands
fortwyirend die Sitze des Kunstbetriebs; nur wenige Kunst-
ler gehen aus den Griechischen Anlagen im Orient hervor;
und nirgends knupft sich an einen der Hofe eine namhafte
Kunstschule an.
[147] Charakter der Zeit. 151
I
Vgl. §. 154. Ueber den Kunsthandel von Sikyon nach Alexandreia
Plut. Aral 13. Athen. V. p. 196 e. FQr Antiocheia arbeiten besonders
der Athener Bryaxis (§. 128, 5. 158, 1) und der Sikyoner Eutychides
(§. 158, 5).
147. Nun ist es keinem Zweifel uiiterworfen , dass die i
Kunstschulen Griechenlands , besonders im Anfange dieser
Periode, in einem bluhenden Zustande waren, und in einzel-
nen von den Mustern der besten Zeit genahrten Qemuthern
noch lange der reine Kunstsinn der fruhem Periode lebendig
blieb. Auf der andern Seite konnte es nicht ohne Einfluss 2
auf die Kunst bleiben, wenn die innige Verbindung, in der
sie mit dem politischen Leben freier Staaten stand, geschwacht,
und ihr dagegen die Verherrlichung und das Vergnugen
einzelner Personen als ein Hauptzweck vorgeschrieben wurde.
Es musste sie wohl auf mancherlei Abwege fuhren , wenn 3
ihr, bald die Schmeichelsucht knechtisch gesinnter Stadte, bald
die Launen von Glanz und Herrlichkeit ubersattigter Herr-
scher zu befriedigen und fur den Prunk von Hoffesten in
der Schnelligkeit viel Glanzendes herbeizuschafifen, aufgegeben
wurde.
2. Vgl. Qber die Verbindung der Kunst der republikaniscben Zeiten
mit dem 5fifenUicben Leben Heeren Ideen III, 1. S. 513. Dagegen fiber
den Geist dieser Periode Heyne de genio saeculi Ptolemaeorum , Opusc.
Acad. L p. 114.
3. Den Charakter dieser Hoffeste zeigen: die Beschreibung der in
Alexandreia, unter PtoL II, von der zweiten Arsinoe veranstalteten Adonis-
feier bei Theokrit XV, 112 ff. Aphrodite und Adonis auf Ruhebetten in
einer Laube, in der viel kleine Eroten umherfliegen, [automatisch wie an
dem Fest in Florenz im Weisskunig; Automate sind im Folgenden
mehrere erwahnt), zwei Adler den Ganyme^ emportragen u. dgl. AUes
aus Elfenbein, Ebenholz, Gold, prSlchtigen Teppichen, Laub, Blumen und
Frflchten zusammengesetzt. Vgl. Groddeck Antiq. Versuche I. S. 103 ff. —
Ferner die Beschreibung der von Ptol. II. alien GOttern, besonders Dionysos
und Alexander, aufgefOhrten Pompa, aus Kallixenos, bei Athen. V. p. 196 sqq.
Tausende von Bildem, auch colossale Automate, wie die neun Ellen
hohe Nysa. Ein (paXXog xQ'^'^ovg nri%mv Ixorov efxoac (wie im T. zu
Bambyke) diocYsyQaftfiivog xal dtadBds/isvog ctififiaci diaxQvaotgf ^x^"^
in axpov aariQa XQV^foyv ov 17V ^ ne^lfiSTQog nrjx^^ ?|. Vgl. §. 150.
Manso vermfschte Schriften 11. S. 336 u. 400. — Auch die Pompa Antiochos
des IV., wobei Bilder von alien GOttern, Daemonen und Heroen, von
152 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [148]
denen nur irgend eine Sage war, meist vergoldet, oder mit golddurch-
wirkten Eleidern angethan. Polyb. XXXI, 3, 13.
1 148. Zu diesen ausseni, durch den Gang des politi-
schen Lebens herbeigefuhrten Umstanden treten andere im
innern Leben der Kunst selbst gegebene hinzu. Die Kunst
scheint mit dem Ende der vorigen Periode den Kreis edler
und wurdiger Productionen, fur die sie als Hellenische Kunst
die Bestimmung in sich trug, im Ganzen durchlaufen zu
2 haben. Die schaffende Thatigkeit, der eigentliche Mittel-
punkt der gesammten Kunstthatigkeit, welche fur eigenthum-
liche Ideen eigenthumliche Gestalten bildet, musste, wenn
der naturliche Ideenkreis der Hellenen plastisch ausgebildet
war; in ihrem Schwunge ermatten, oder auf eine krankhafte
3 Weise zu abnormen Erflndungen getrieben werden. Wir
finden daher, dass die Kunst in dieser Periode sich bald nur
im grossten , bald im kleinsten Maass der Ausfuhrung, bald
in phantastischen, bald in weichlichen, nur auf Sinnenreiz
berechneten Kunstwerken gefallt. Und auch die bessern und
edlem Werke der Zeit unterscheidet doch im Ganzen etwas,
zwar wenig in die Augen fallendes, aber dem naturlichen
Sinne fuhlbares, von den fruhem, das Streben nach
Effect.
1. Hoc idem (eminentissima ingenia in idem artati temporis spatium
congregari) evenisse . . . plastis, pictoribus, scalptoribusque, si quis tempo-
rum institerit nolis, reperiet, et eminentia cuiusque operis artissimis tem-
porum claustris circumdata. Vellej. I, 17. Die Viscontische Lehre von
dem langen Bestande der Griechiscben Kunst in gleicher Trefiflichkeit,
sechs Jahrbunderte hindurch (F^tat stationnaire de la sculpture chez les
anciens depuis P6ricl6s jusqu'aux Antonins), welcbe in Frankreicb und
nun auch einigermassen in Deutschland Eingang gefunden, vertr9gt sich
schon mit der allgemeinen' Geschichte des menschlichen Geistes nicht.
[Koebler in Boettigers Archaeol. und K. I. S. 16.]
3. NCLtzlich ist auch bier die Vergleicbung mit der Geschichte der
andem KQnste, besonders der Redekunst (vgl. §. 103. Anm. 3), in welcber
in diesem Zeitraume, besonders durch den Einfluss der zu mehr Pathos,
Schwulst und Prunk von Natur geneigten Lyder und Phryger, die Asia-
tische Rhetorik, daneben die Rhodische aufkam.
[149] * Architektonik. 153
2. Arebitektonik.
149. Die Architektonik, welche fruher den Tempel zum l
Hauptgegenstande gehabt hatte, erscheint in dieser Periode
Yiel mehr thatig fur die Bequemlichkeit des Lebens, den
Luxus der Fursten und die glanzende Einrichtung der Stadte
im Ganzen. Unter diesen machte Alexandreia Epoche, 2
angelegt nach dem Plane des Architekten Deinokrates, dessen
gewaltiges Genie allein Alexanders Untemehmungsgeiste ge- 3
wachsen war; die Zweckmassigkeit und regelmassige Schonheit
dieses Plans, die Pracht und Colossalitat der 5flfentlichen,
und die Soliditat der Privatgebaude machten diese Stadt
zum Vorbild fur die ubrige Welt (vertex omnium civitatum
nach Ammian). Abgesehen aber von den grossartigen 4
Bauten, welche der Seehandel veranlasste, machte doch
wahrscheinlich Antiocheia, als es vollst&ndig ausgebaut
war, einen noch gianzendem und reizendem Eindruck; seine
Prachtanlagen blieben durch das Alterthum hindurch das
Muster fur alle ahnlichen Untemehmungen in diesen Gegenden
(§. 192).
2. Deinokrates (Deinocbares , Cheirokrates , Stasikrates, Timo-
cbares) war der Erbauer von Alexandreia, der Emeuerer des T. zu Ephesos ;
derselbe, der den AtbQs in eine knieende Figur umformen wollte. Nach
Plin. XXXIV, 42 soil er auch den magnetischen Tempel der zweiten Arsinoe
(01. 133) untemommen haben; von welchem durchaus mftrchenhaften
Bau der wirklicbe T. der Arsinoe-Aphrodite Zephyritis wobl zu unter-
scheiden ist (Valckenaer ad Theocr. Adon. p. 355 b). Auson. Mos. 311
bis 17. [Boecking in seiner Ausg. 1845 nimrot Verschiedenheit dieses
Dinocbares von dem Grunder Dinokrates an, mit Tross, welchen Osann in
den Hem. d. Inst. I. p. 341 ff. bestreitet. Die Abweicbung in den Namens-
formen ist berkOmmlich. Lobeck Aglaoph. p. 996.- 1301.] Den Bau
Alexandriens leitete Kleomenes von Naukratis (Justin XIII, 4. vgl. Fr.
Dilbner), neben dem als Architekten von Jul. Valerius (de R. G. Alex. I,
21. 23) Olynthios, Erateus, und Libios 86hne Heron und Epithermos (?)
genannt werden. In derselben Zeit lebte der Canalbauer K rates (Diog.
Laert. IV, 23. Strab. IX. p. 407. Steph. Byz. s. v. 'A&^vat); etwas jflnger
(01. 115) ist der Knidier Sostratos (von seiner schwebenden Halle Hirt
Geschichte 11. S. 160). Amphilochos, Lagos Sohn, ein berQhmter Architekt
von Rhodos, wohl auch aus dieser Periode (Inschrift bei Clarke Trav. II,
I. p. 228. G. I. n. 2545) Architekt Satyros, Phoenix der Maschinenbauer
154 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [150J
unter Ptolem. II. Plin. XXXVI, U, 3. Ktesibios unter Ptolem. Euergetes 11.
Beckers Callus L S. 187.
3. Ueber Alexandreia vgl. Hirt 11. S. 78. 166. Manner! Geogr.
X, I. S. 612. Die Stadt erstreckte sich in oblonger Gestalt, von zwei uber
100 F. bi'eiten Hauptstrassen im rechten Winkel durchschnitten, wo von
die llUigere sicb 30 Stadien von dem W. Thor, nach der Nekropolis, bis
zu dem 0. Thor, dem Kanobischen, erstreckte. Ziemlich ein Viertel des
Ganzen die Burg (Bruchion) in N.O., mit dem Pallast, dem Mausoleum
(ff<»/t*a), dem Museion, und Propylaeen (bestehend aus >ier Riesensaulen,
auf denen ein Rundtempel mit einer Kuppel sich erhob, nach der, indess
ziemlich dunkeln, Beschreibung in Aphtbonios Progymn. 12. p. 106 Walz).
[Ueber die Burg von Alexandria nach Aphthonius von Heffter. Ztschr. f.
A. W. 1839. n. 48. Ueber die sogenannte Pompejussaule s. §. 193 A.
•
Eine ahnliche Granit-Saule, >nach dieser die grOsste in der Welt,« ohne
Basis und Capital, 37 F. 8 Z. hoch, 5 F. 3 Z. im Durchmesser (die von
Alexandria hat 9 F. Durchmesser) und aus Einem StQck fand Clarke J)ei
Alexandreia Troas, auf einem HQgel uber der Stadt, und vermuthete daher,
dass beide bestimmt waren das Bild Alexanders zu tragen, Travels II, I.
p. 149 (III, p. 188 der Octavausg.). Dies ist irrig, da nicht weit davon
in den Steinbruchen selbst noch sieben andre genau von denselben Ver-
« haltnissen Uegen, und wie jene aus einem StQck, unzerbrochen und ohne
Spur eines Fussgestells. Ch. Fellows Asia minor p. 61 f. (Aehnliche
liegen viele in den Steinbruchen dber Karystos.) AbdoUatif sah in
Alexandreia 400 in zwei oder drei StQcke gebrochne S^ulen von demselben
Stein wie jene ungeheure und einem Dritlheil» oder Viertheil , wie es
scheine, der Gr5sse. Abdoll. traduit par Silv. de Sacy p. 282.]
4. Antiocheia bestand aus vier mit hesondern Mauern und einer
Hauptmauer eingeschlossenen Stadten. 1. und 2. waren unter Seleukos I.
gebaut, am S. Ufer des Orontes, die Mauern von dem Architekten Xenaeos.
3. unter Seleukos II. und Antiochos III., auf einer Flussinsel, sehr regel-
massig, mit rechtwinklig sich durchschneidenden S&ulenstrassen; im n6rd-
lichen Theile die grosse und prachtvoUe KOnigsburg, nach hinten mit
doppelten Saulengallerien fiber der Stadtmauer. 4. unter Antiochos IV.,
nach dem Berge Silpion hinauf; welcher Stadttheil die Akropolis und die
Felsengr&ber einschloss, zugleich im untern Theile die 36 Stadien lange
Hauptstrasse, von zwei bedeckten Saulenhallen eingefasst, und von einer
eben so angelegten rechtwinklig durchschnitten, mit Triumphalb5gen
(tBTQanvXotg) an alien Kreuzpunkten. Des Verf. Antiochenae dissertationes
(1834).
1 150. Gewiss ging die glanzendere , dem republikani-
schen Griechenland unbekannte, Zimniereinrichtung,
[151] Pallasle, Grabmaler. 155
wie wir sie hernach in Rom finden, und wie sie Vitruv
beschreibt, von diesem Zeitraume aus, wie man schon aus
den Namen der Kyzikenischen , Korinthischen und Aegj'pti-
schen Sale (oeci) abnehmen kann. Einen Begriflf davon 2
gibt die erfindungsreiche Pracht und Herrlichkeit, mit der
das Dy^nisische Zelt des zweiten und das Nilschiflf des vier-
ten Ptolemaeos — und doch nur fur einzelne Fest- und Lust-
parthieen — ausgestattet waren. Aber neben den Pallasten 3
der Herrscher -wurde auch fur die Volksmasse der Haupt-
stadte, durch Theater, wahrscheinlich auch durch Thermen
und Nymphaeen (§. 292, 1. 4), ffir das Leben der Literaten
durch Museen (§. 292, 5) gesoi^t.
2. Ueber das Dioiiysische Zelt fur die Pompa Ptol. des U. (§. 147,
4. 244, 5.) Kallixenos bei Athen. V. p. 196 f. Colossale SSulen von der
Form von Palmen und Thyrsen; aber den Architraven, unten der zu einer
Kuppel {ovQavlifnog) sich erbebenden Zeltdecke, Grotten, in denen lebendig
scheinende Personen der Trag5die, KomOdie und des Sat}Tdrama's bei
Tische sassen. Caylus M6m. de I'Ac. des Inscr. XXXI. p. 96. Hirt S. 170.
— Ueber die (vavg d'cclafiTjyog) Ptol. des IV., einen schwimmenden
Pallast, Kallixenos ebd. p. 204. Ein Oekos darin mit Korinthiscben Capi-
talen von Elfenbein und Gold, aber die elfenbeinemen Reliefs am goldnen
Friese waren docb nur von mittelm&ssiger Kunst; ein kuppelfdrmiger
Apliroditentempel (der Knidischen Capelle §. 127, 4 fthnlich) mit einem
Harmorbilde; ein Bachischer Saal mit einer Grotte; ein Speisesaal mit
Aegyptischen S&ulen und Vieles der Art. [Alexandrina belluata concbyliata
tapetia, neben peristromata picta Gampanica, Plautus Pseud. I, 2, 16.]
151. Gleich prachtvoU zeigt sich die Zeit in Grab- i
denkmalern, in welcher Galtung von Bauwerken das
Mausoleion der Karischen Konigin Artemisia, schon vor
Alexander, zum Wetteifer aufforderte. Selbst die zum Ver- 2
brennen bestimmten Scheitcrhaufen wurden in dieser Periode
bisweilen mit unsinnigem Aufwande an Kosten und Kunst
emporgethurmt.
1. Mausolos St. 106, 4. Pytheus (§. 109, III.) u. Satyros die Arclii-
tekten seines Denkmals. Ein fast quadratischer Bau (412 F.) mit einem
SSulenumgange (25 Ellen hoch) tr§lgt eine Pyramide von 24 Stufen; darauf
eine Quadriga, aere — vacuo pendentia Mausolea, Martialis de spectac. I.
GesammthOhe 104 F. Reliefs am Fries von Bryaxis, Leocbares, Skopas,
Timotheos [nach Vitruv Praxiteles], von denen walirscheinlich noch Reste
'
156 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [152J
auf der Burg von Budrun sind. (Von diesen Reliefs, zum Theil Amazonen-
kftmpfen, Einiges bei R. Dalton Antiq. and Views in Greece and Egypt.
L. 1791 Anhang; Ionian antiq. II. pi. 2. add. in der 2. Ausg. [Fdnf Stflcke
wurden 1846 nach London gebracht.] Ueber einen sch6nen Karyatiden-
Torso ebendaher Bullet, d. Inst. 1832. p. 168.) S. Gaylus M6m. de TAc.
XXVI. p. 321. Chois. Gouflf. Voy. pitt. I. pi. 98. Hirt S. 70. Tf. 10, 14.
Philo de septem orbis spectac. c. 4 u. in Orellis Ausg. p. 1271 Leonis
Allatii diatr. u. p. 133. Guper. de niunmo Mausoleum Artem. exhib. Quatre- .
m^re de Quincy Rec. de dissert. I. Aehnliches Grabmal in Mylasa,
R. Rochette im Joum. des Sav. 1837. p. 202. Diese Form von Denk-
mUlern findet sich in Syrien sebr verbreitet, §hnlieh war in Palaestina
das um 01. 160 von dem Hohenpriester Simon seinem Vater und seinen
BrQdern errichtete Grabmal, ein Grundbau, von S&ulen umgeben, mit 7
Pyramiden darOber, Josepb Ant. XIII, 6.
2. Das i^g. Denkmal des Hepbaestion war nur ein Scheiter-
baufen {nvQcc, Diod. XVII, 115), von Deinokrates geistreicb und pbantastisch
in pyramidalischen Terrassen construirt (fflr 12000 Tal.?J Aehnlich war
wabrscbeinlich die von Timaeos beschriebene Pyra des iQteni Dionysios
(Atben. V. p. 206) gewesen, so wie die rogi der Gaesaren auf Miinzen die-
selbe Grundform zeigen. Vgl. 294, 7. Ste Groix Examen p. 472. Gaylus
Hist, de TAc. des Inscr. XXXI. p. 76. Qu. de Quincy M^m. de Tlnst.
Royal IV. p. 395. Mon. restitu^s II. p. 105.
1 152. Die Lieblingswissenschaft der Zeit, die Mechanik,
zeigt sich indessen noch bewundemswurdiger in grossen,
kunstreich construirten Wagen, in kuhn erfundenen Kriegs-
maschinen; besonders Riesenschiflfen , mit denen die Fursten
2 Aegyptens und Siciliens sich zu uberbieten suchten; die
Hydraulik in vielfachen Wasserkunsten.
1. Ueber den Pracht wagen (aQflafict^a) fQr Alexanders Leichnam
Gaylus Hist, de TAc. des Inscr. XXXI. p. 86. Ste Groix p. 511. Qu. de
Quincy M6m. de Tlnst. Roy. IV. p. 315. Mon. restitu^s 11. p. 1. — Die
Belagerungsmascbine des Demetrios Poliorketes, Helepolis, gebaut von Epi-
machos, vereitelt von Diognetos, 01. 119, 1. Um dieselbe Zeit (Vitruv VII.
Praef.), indess wohl scbon unter Lykurgs Verwaltung, baut Philon den
Atbenem die grossen Schiffsb&user. Archimedes Maschinen zu Syrakus
01. 141, 3. Gleichzeitig der Tarentinische Maschinenbauer Herakleides,
Erfinder der Sambyke. Polyb. XIII, 4. Atben. XIV. p. 634. Polyaen. V,
17. — Ungebeures Seeschiff Ptol. des IV. mit 40 Ruderreihen. Hieron
des IL grosses Schiff, mit 3 Verdecken, 20 Ruderreihen, von Archias von
Korinth gebaut, von Archimedes ins Meer gefflbrt. -- Etwas Weniges zur
[153] Tempelgebaude. 157
Geschicbte der Mecbanik bei den Griecben (viel ist nicht bekannt) gibt
Kaestner Gescb. der Matbematik II. S. 99. vgl. Hirt 11. S. 259.
2. Ktesibios von Alexandreia, unter VII. Sein Ptol. BcbQler Heron,
der Hydrauliker.
153. Indess versteht sicb, dass aucb die Tempelbau- l
kunst in einer so bauhjstigen Zeit, welcbe noch dazu mil
Freigebigkeit gegen die G6tter prunkte, keineswegs vernach-
lassigt wurde. Die Eorinthische Ordnung wurde dabei immer 2
mebr die gewShnliche, und gelangte zu den festen und ge-
wahlten Formen, welche hernach die Romischen Baukunstler
festhielten. Aber alle Prachtbauten der Griechischen Herrscher 3
im Orient sind, \vie die Griechische Cultur selbst, fast spur*
los verschwunden ; nur A t h e n , welches jetzt wenig durch 4
eigne Anstrengung leistet, aber von fremden Monarchen wett-
eifernd gescbmuckt wird, hat noch Einiges davon erhalten.
2. An den Korintbiscben Gapitdlen liebte man in dieser Zeit den
BIStterscbmuck yon vergoldeter Bronze zu macben, wie am Museion zu
Alexandreia (Apbtbonios). Vgl. §. 150. Anm. 2.
3. Tempelgebftude der Zeit. T. des Apollon zu Daphne, in
Kaiser Julian's Zeit amphiprostylos, mit innem S&ulenreiben (Jo. Cbrysost.
de Babyla c. Julianum c. 17. 21). T. des Bel und der Atergatis (Zeus
u. Hera) zu Hierapolis oder Bambyke, gebaut von der Stratonike
(g. 123), das Vorbild von Palmyra. Ueber den Naos erbob sicb der
Tbalamos (das Gbor); WHnde und Decke waren ganz vergoldet. Lukian
de dea Syria.
Wabrscbeinlich geb6rt dieser Zeit aucb, was sicb in Kyzikos Grosses
fand, namentlicb der Tempel, nacb Dio Gass. LXX, 4 der grOsste und
scb6nste aller Tempel, mit monolithen (?) Saulen von 75 F. HObe, 24 F.
Peripberie. [Aehnlicbe Monolitbe §. 149. A. 3.] Dies ist wohl der prScbtige
T. des Zeus, dessen Marmor-Fugen durcb GoldHlden bezeichnet waren
(Plin. XXXVI, 22). Ein Erdbeben zerstOrte ihn unter Antoninus Pius, der
ibn zu Hadrian's Ehren berstellte. 8. Aristeides Paneg. Gyzic. I. p. 241.
Malalas p. 119. Yen. Den Tempel der Apollonis in Kyzikos baute
Attalos n., einer von ibren vier SObnen, nacb 01. 155, 3; vgl. §. 157, 2.
Sonst von Kyzikos Anlage (fihnlicb der von Rbodos, Massalia und Kartbago)
Plin. a. O. Strab. XII. p. 575. XIV. p. 658; die Ruinen (Renouard de
Buasi^res Lettres sur TOrient I. p. 165. pi. 11) sind noch nicht geb6rig
durchforscbt.
T. des Olymp. Zeus in Syrakus von Hieron II. gebaut, Diodor XVI,
83. Cic Verr. IV, 53. [Serradifalco IV. tv. 28 f. p .153.]
158 Griechische Kuntsgesch. Per. IV. [154]
Die Doriscbe Ruine in Halikarnass (Chois. Gouff. I. pi. 99 sq.),
wohl aus der Zeit nach Mausolos, zeigt die Gattung in ihrem Verfall; sie
wird charakterlos. [In Knidos ein Korinthischer pseudoperipteros prostylos,
Ion. Antiqu. III. ch. 1. pi. 5 ff. ein Doriscber, etwa 200 Jahre vor Ghristus
(p. 30) pi. 26; in Aphrodisias das. ch. 2 ein Korinthischer pi. 23. Ein
Korinthisdier Tempel in Labranda, Fellows Asia Minor p. 261, vielleicbt
spslter.]
4. In A then bauen die Kdnige (Gymnasion Ptol. des II. Porticus
des Eumenes, des Attalos, ein Odeion der Ptolemaeer?), vor alien Antiochos
Epiphanes, welcher den T. des Zeus Olympios (§. 80. I, 4) gegen 01. 153
durch einen R5mer Cossutius (G. I. 363. vgl. p. 433) Korinthisch umbauen
iSsst; jedoch vollendete ihn erst Hadrian. Stuart III. ch. 2. vgl. Ersch
Encykl. Attika S. 233. Sp&ter emeuerte Ariobarzanes II. von Cappadocien
das 173, 3 von Aristion verbrannte Odeion des Perikles durch die Architekten
G. u. M. Stallius u. Menalippos. G. I. 357. Noch geh5rt das achteckige
horologische Gehftude des Andronikos Kyrrhestes, mit eigenthQmlichen
Korinthischen S&ulen, in diese Zeit, Stuart I. ch. 3. Hirt S. 152. In Rom
hatte man eine Nachbildung davon, aber mit 12 Figuren der Winde.
S. Polenus Exerdt. Vitruv. II, 2. p. 179. [Prftchtige Gymnasien in Klein-
asien §. 292. A. 2.]
8. Bildende Knnst.
1 154. Im Anfange dieses Zeitraums, bis gegen Olymp.
120 und etwas weiter hinab, bluht, neben den nachsten
Schulem des Praxiteles, besonders die Sikyonische Schule,
in welcher der Erzguss in alter VoUkommenheit und edlem
Styl geubt wird, von Euthykrates sogar mit mehr Strenge
2 (austerius), als es der Geschmack der Zeit billigte. Hemach
verlor sich nach den ^eschichtlichen Nachrichten die Uebung
3 des Erzgusses (cessavit deinde ars); und obwohl in Elein-
asien eine Zeitlang noch sehr achtbare Bildner thatig waren,
kam der Erzguss und die Kunst uberhaupt doch sichtlich in
Abnahme, bis am Ende dieser Periode in A then durch
Studium der fruhem Werke eine Restauration der Kunst
bereitet wird, welche mit der Herrschaft des Griechischen
Geschmacks in Rom zusammenfallt.
Bildende KdnsUer der Periode, deren Zeit hekannt ist: Aristodemos,
Erzg. 118. Eutychides von Sikyon, Lysipp's Schfller, Erzgiesser und
Maler 120. Dahippos und Beda, Lysipp's S6hne und ScbCller, Euthy-
krates und Phdnix, Lysipp's Sch., Erzg. 120. Zeuxiades, Silanion's
Schaier, Erzgiesser 120 (vgl. Welcker im Kunstblatt 1827. N. 82).
[155] Bildende Kunst; Rhodische Kflnstler. 159
Daetondas von Sikyon, Erzg. 120. Polyeuktos, Erzg. in Athen, g. 120{?).
Chares von Lindos, Lysipp's SchQler, Erzg. 122—125. Praxiteles, der
jiSngere, Erzg. 123 (in Theophrast's Testament (?). Aetion (Eetion) von
Amphipolis, Bildschn. g. 124 (Theokr. Ep. 7. KaUimach. Ep. 25). Tisi-
krates von Sik., Euthykrates Sch., Bildh. 125. Piston, Erzg., Zeitgenoss
des Tisikrates (?). Kantharos von Sikyon, Eutychides Sch., Bildh. 1^5.
Hermokles von Rhodos, Erzg. 125. Pyromachos, Erzg. u. Maler, 125
(120 nach Plin.) bis 135 (vgl. §. 157*). Xenokrates, Tisikrates (oder
Euthykrates) Sch., Erzg. 130. Isigonos, Stratonikos. Antiochos, Erzg. gegen
135 und spater. Mikon, Nikeratos Sohn, von Syrakus, Erzg. 142. Aegi-
netes, ein Plaste 144. Stadieus 150. Alexandros, des KOnig Perseus Sohn,
Toreut 153 (Plutarch Paulus 37). Antheus, Kallistratos, Polykles, Athe-
naeos (?), Kallixenos, Pythokles, Pythias und Polykles SOhne, Timokles
und Timarchides (Pans. X, 34, 3. 4), Erzg., auch zum Theil Bildh. 155.
Timarchides SOhne, Bildh. 158. s. §. 159. [Eine Reihe Rhodischer Erz-
giesser entdeckte L. Ross auf der Akropolis von Lindos, zum Theil a us
Soli, Kalymna u. a. Orten, Archimenidas, Epicharmos, Vater und Sohn,
Zenon, Hnasitimos, Peithandros, Protos, Pythokritos, Sosipatros, die er
sdmmtlich vor die Zeiten der ROmischen Herrschaft.t;und zum gr5sseren
Theile selbst ziemlich weit zuruck in die Makedonischen setzt, N. Rhein.
Mus. IV. S. 161 f.]
155. Von der Lysippischen Schule zu Sikyon ging zu- l
nachst die Rhodische aus; Chares von Lindos, ein Schil-
ler des Lysippos, verfertigte den grSssten unter den hundert
Sonnencolossen zu Rhodos. Wie die Rhodische Beredsam- 2
keit prunkvoUer als die Attische und dem Geiste der Asiati-
schen verwandter war: so ist glaublich, dass auch die bildende
Kunst in Rhodos durch das Streben nach glanzendem Effekt
sich von der Attischen unterschieden habe. Rhodos bluhte am 3
meisten von der Zeit der Belagerung durch Demetrios (119,
1) bis zur Verheerung durch Cassius (184, 2); in dieser
Zeit mag wohl auch die Insel am meisten Mittelpunkt der
Eunste gewesen sein.
1. Der Coloss war 70 6r. Ellen hoch, in einzelnen Theilen gegossen,
angebUch aus dem Metall der Helepolis, von 12% A bis 125, 1 gearbeitet,
stand beim Hafen, aber nicht ilber dem Eingang, nur bis zu dem Erdbeben
139, 1. (So nach den Chronographen ; nach Polyb. V, 88 trifift aber das
Erdbeben vor 138, 2; dann muss auch die Yerfertigung etwas frdher ge-
setzt werden.) S. Plin. XXXIV, 7, 18. Phylon von Byzanz de VII. mundi
miraculis (offenbar ein spftteres Werk eines Rhetors) c. 4. p. 15 nebst
160 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [156]
Allatius und. Orelli's Anm. p. 97—109. Caylus M^m. de TAc. d. Inscr.
XXIV. p. 360. Von Hammer Topograph. Ansichten von Rhodos S. 64.
Ueber die andern Golosse Meurs. Rbod. I, 16. Lysipps Jupiter in Tarent,
40 Ellen hoch.
3. Der Rhodier Hermokles arbeitete die Erzstatue des Eunuchen
Kombabos; ob aber aucb die vielen andern Staiuen von Heroen und
ROnigen in dem T. zu Hierapolis, bleibt g9jizlich ungewiss.
1 156. Dieser Zeit gehort nun wahrscheinlich der Lao-
k con an: ein Wunder der Kunst in Betracht des feinen
und edlen Geschmacks in der Losung einer so schwierigen
Aufgabe, und der tiefen Wissenschaft in der AusfQhrung,
aber deutlich auf glanzenden Effekt und Darlegung der Mei-
sterhaftigkeit berechnet, und, verglichen mit den Werken
friiherer Zeiten, von einem gewissen theatralischen Charakter.
2 Zugleich erscheint in diesem Werke das Pathos so hoch ge-
gesteigert, als es nur immer der Sinn der antiken Welt und
das Wesen der bildenden Kunst zulasst, und viel hoher, als
es die Zeit des Phidias gestattet haben wurde
1. Plin. XXXVI, 4, 11: Laocoon, qui est in Titi Imp. domo, opus
omnibus et picturae et statuariae artis praeponendum (d. h. ein Bildfaauer-
werk von einer KCihnheit der Composition, wie sie der Erzguss und die
Malerei kaum erreicben). Ex uno lapide eum et liberos draconumque
mirabiles nexus de consilii sententia fecere summi artifices, Agesander et
Polydorus et Atbenodorus Rhodii (Athenodor war Agesander's Sohn, nacb
einer Inschr.). Similiter (n&mlich auch de consilii sententia) Palatinas
Caess. domos etc. 1506 in der Gegend der BSder des Titus wiedergefunden;
aus 6 Steinen ; der rechte Arm restaurirt nach Modellen von Giov. Agnolo.
Auch Einiges an den S6hnen ist neu. Race. 1. M. PioCl. II, 39. Piranesi
Statue. M. Franq. IV, 1. M. Bouill. II, 15. Eine pjframidale, nach einer
Verticalflache geordnete Gruppe. Die Nebenfiguren auch dem Maasse nach
snbordinirt, wie bei der Niobe. Drei Akte desselben Trauerspiels; im
Vater der mittelste, in welchem Energie und Pathos am hOchsten. Antike
KOpfe des Laokoon, in der Sammlung des Herzogs von Aremberg, und
zu Bologna [in der Villa Litta zu Lainata bei Mailand]. Winckelm. W.
YL. I. S. 101 flf. vgl. n. S. 203 ff. Heyne Antiq. Aufs. II. S. 1. Lessing's
Laokoon. Propylaeen Bd. 1. St. 1. Thiersch Epochen S. 322. Der Kopf
des Herzogs von Aremberg in Brilssel in den Mon. d. Inst. II, 41 b. vgl.
Schom Annali IX. p. 153, fiber den in Mailand p. 160. [Jener ist nicht
antik, das akad. Kunstmus. zu Bonn 1841. S. 14; der von Winckelmann
angeffihrte Famesische Kopf scheint den Kapaneus vorzustellen.]
[157, 157*] Rhodische KanaUer. 161
157. Auch scheint sich an die Rhodische Schule das 1
Werk Trallianischer Kunstler, welches von Rhodos nach Rom
gebracht wurde, der Farnesische Stier, anzuschliessen,
welches zwar sinnlich imposant, aber ohne einen befriedigen-
den geistigen Inhalt ist. Die Darstellung der Scene war da- 2
mals in Kleinasien beliebt, und genau dieselbe, wie an dem
Tempel der Apollonis zu Kyzikos (§. 153), dessen Reliefs,
welche in zahlreichen, mythologischen und historischen Gruppen
Beispiele von Pietat der Sohne gegen ihre Mutter darstellten,
als ein schongedachtes und sinnreich erfundenes Werk der
Kunst gegen Ende dieser Periode zu bemerken sind.
1. Plin. XXXVI, 4, 10: Zelhus et Amphion ac Dirce et taurus,
vinculumque, ex eodem lapide, Rhodo advecta opera ApoUonii et Tau-
riscl. Wahrscheinlich schon in Garacalla's Zeit, dann wieder in neuerer,
ergftnzt und mil ungehdrigen Figuren (wie der Antiope) Qberladen.
Piranesi Statue. Maffei Race. 48. Winekeim. W. VI, I. S. 128 ff.
(Ygl. n. S. 233). VU. S. 190. Heyne Antiq. Aufs. II. S. 182. Fr. Paga-
nuzzi sopra la mole scultoria volg. den. il Toro Famese. [Der Vf.
Annali XI. p. 287—92. Zwei Wandgem&lde und andere Monumente bei
AveUino Descriz. di una casa di Pompei 1843. p. 40.]
2. Dieselbe Gruppe auf einer Mflnze von Thyateira, Eckbel N.
aneod. lb. ^15, 1; und wahrscheinlicb auch in Antiochien, Malalas
p. 99. Ven. — Dieselbe beschreiben die Epigr. auf die Kyzikenischen
Reliefs AnthoL Pal. IH. (aye xal in ravgoio xa^anzets dinlaxa csiffi^v,
o9^tt difias <fyifV trjcde uccza ^vkoxov). Diese Reliefs {tftvlonivdniaj
deren Anbringung schwer zu beslinimen ist) stellten z. B. dar: Dionysos
die Semele zum Olymp filhrend, Telephos die Auge auffindend, den Pytbon
von Apoll und Artemis get5dtet, bis auf die Katanaeischen Bruder, Kleobis
und Biton und Romulus und Remus herab. Ueber die Gegenst&nde vgl.
besonders Polyb. XXIII, 18. Sonst Visconti Iscr. Triopee p. 122. Jacobs
Exerc. crit, in scriptt vet. IL p. 139. Animadv. ad Anth. Ill, III. p. 620.
[Hall. Litt. Zeit. 1836. Oct. S. 2262f. Letronne append, aux lettres d'un
antiqu. p. 85.]
157.* Fruher hatte in.Pergamon Pyromachos den 1
meisten Ruhm als Kunstler erworben, der Meister einer be-
ruhmten Statue des Asklepios in dem glanzenden Heiligthum
dieses Gottes bei Pergamon. Er war der erste unter den 2
Kunstlem, welche die Siege Attalos des L und Eumenes
des n. uber die Kelten durch Gruppen von Erzstatuen ver-
O. M a 1 1 e r * a Archaeologie. 4. Aufl. 11
162 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [157*J
herrlichten, denen einige beruhmte Statuen des Alterthuras,
welche sich durch eine ergreifende imd ruhrende Darstellung
3 auszeichnen, ihre erste Entstehung danken mogen. Gleich-
zeitig scheint in Ephesos, einer damals sehr reichen und
bluhenden Stadt, eine vorzugliche Kunstlerschule gebluht, und
ahnliche Kampfscenen dargestellt zu haben, wovon uns noch
ein vortreflfliches, Lysippischer Vorbilder wurdiges Werk er-
halten ist.
1. Von Pyromachos Pergamenischem Asklepios Polyb. XXXII^
25. Diodor Exc p. 588 nebst Valesius und Wesseling. Man erkennt die
Figur ziemlich sicher als die gew5hnliche Darstellung des Gottes auf zahl-
reichen Mflnzen von Pergamon wieder (Ghois. Gouff. Voy. pitt. II. pi. 5),
mit der am meisten die Statue Gal. di Fir. 27, und auch viele and ere,
aber minder genau, stimmen. Vgl. §. 394.
2. Von diesen Kelten-Schlachten Plin. XXXIV, 19. Auch die
von Attalos nach Athen geweihte Kelten-Niederlage war eine Gruppe von
Statuen (Pans. I, 25, 2. vgl. mit Plut. Anton. 60). R. Rochette sur les
repr^ent. d'Atlas p; 40 nimmt diese fQr Reliefs und unterscheidet davon
die Statuengruppe bei Plutarch. Hierzu gehOrt erstens aller Wahrschein-
lichkeit nach der sterbende Fechter, der zwar an Ktesilaos vulneratus
deficiens (Plin. XXXIV, 19, 14) erinnert, aber durch Schnurrbart, Haar-
tracht, Halskette und Anderes sich deutlich als Kelten erweist. Nibby
Osserv. sopra la statua volg. app. il Gladiator moribundo. R. 1821, gestQtzt
auf Propertius II, 31. Beschreibung der Palatinischen Elfenbein-ThQren,
brachte die Figur mit der Vernichtung der Gallier in Verbindung: aber
besser eignet sie sich noch zur Eckiigur einer der angefQhrten Schlacht-
scenen. S. R. Rochette im Bulletin universel, Set. VIL 1830. Aout. Welcker
Rhein. Mus. I. S. 529. [Das akad. Kunstmus. in Bonn. 2. Ausg. 8. 80.
Nach Goettling Thusnelda und Thumelicus S. 16 f. ein Gladiator in der
Stellung, worin er gefallen.] Im M. Gap. Ill, 67. Piranesi Stat. 36.
Maffei Race. 65. M. Fran<^. II, 22. Ein &hnlicher Torso in Dresden n. 298>
Leplat pi. 79. Ferner auch nach der Vermuthung R. Rochette's, die
Arria und Paetus genannte Gruppe der Villa Ludovisi, die einen Bar-
baren darstellt, der sein Weib und sich durch Mord der Gefangenschafl
entreisst. Piranesi 9. Maffei 60. 61. vgl. Heyne Vorlesungen S. 240.
3. Die drei Agasias von Ephesos (Agasias, Dositheos Sohn,
am Borgh. Fechter; Agasias, Menophilos S., etwa um 100 v. Chr. C. I.
2285 b; und Agasias als Vater des Herakleides auf einer Statue im L. 411
noch ziemlich deutlich zu erkennen) weisen deutlich darauf bin, dass der
Name Agasias entweder in einer Kunstlerfamilie von Ephesos gebrauchlich,
oder durch einen grossen Meister dort sehr berQhmt geworden war. Dei
[158 (159)] Pergamenische, Ephesische KQnstler. 163
Borghesische Fechter im L. 304 (nach einem Einfall Lessing's ein
Ghabrias, nach Mongez M^m. de I'lnst. Nat. Litt. II. p. 43 [p. 423—69]
ein Athlet, nach Gibelin ebd. IV. p. 492 uud Hirt ein Ballonschleuderer,
nach Qu. de Quincy M^m. de Tlnst. Roy. IV. p. 165 ein Hoplitodrom) ist
am, wahrscheinJidbsten ein Krieger, der mit Scbild and Lanze einen Reiter
abwefarte, welcben Agasias wabrscheinlich aus einer grOssem Schlachten-
gruppe nahm, urn ihn rait besondenn Raffinement der Kunst auszufdhren.
Maffei Race. 76. E^ranesi SUt. 13. M. Roy. I, 8. Glarac pi. 304. vgl.
§. 328, 4. Auch der sog. lason (§. 412) mtehte slch hier anschliessen.
158. (159.) In den Residenzstadten der Makedonischen l
Herrscher warden indess die Tempelstatuen mehr nach dem
Itfuster fruherer beruhmter Werke, als nach neuem Ideen
der Kunstler verfertigt. Dagegen veranlasste die damals den 2
Kunstlem am haufigsten gestellte Aufgat)e, die Herrscher durch
Bildnissstatuen zu verherrlichen, manche neue und geist-
reiche Produktionen, besonders da die Identificirung der Fur-
sten mit bestimmten Gottheiten durch Korperbildung, Gostum
und Attribute der kunstlerischen Phantasie einen grossen Spiel-
raum gewalirte. In den ersten Geschlechtem nach Alexander 3
traten ohne Zweifel noch manche in Lysippos edlem und
grossartigem Style aufgefasste Werke der Art hervor; wie
bald aber die Portratdarstellungen der Seleukiden, Ptoleraaeer
und der Eonige Makedoniens zu gemeinen und unbedeuten-
den Bildungen herabsanken, sieht man aus den Miinzen dieser
Dynastien mit grosser Deutlichkeit. Dabei gebot die bis 4
zum Unsinn getriebene Schmeichelei oft die ubereilteste An-
fertigung ; ja man begnugte sich bei vorhandenen Statuen bios
die Kopfe oder die Inschriften zu vertauschen. Mit den Bild- 5
nissen der Herrscher wurden oft auch Statuen der Stadte-
gottinnen (Tr^ja* noUotif) combinirt: eine Gattung von
Figuren, welche damals sehr beliebt wurden, und durch
Rucksicht auf Localitaten und Produkte auf eine interessante
Weise individualisirt warden konnten.
1. Der Daphnaeische Apollon des Bryaxis, ein colossaler Akrolith
(§. 84), war dem Palatinischen des Skopas sehr ahnlich, nur dass er mit
der R. aus einer Schale eine Libation ausgoss. Der Olympische Zeus,
den Antiochos FV. zu Daphne aufstellte, war in Stoff und Form ganz
eine Nachbildung des Phidiassischen. S. des Verf. Antiochenae dissert. I,
17, 24. Die Alexandrinische Hauptstatue des Serapis wird bei Klemens,
164 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [158 (159)]
Protr. p. 14 Sylb. (in sehr verwirrter Erzahlung), dem Bryaxis, von Jul.
Valerius I, 35 dem Architekten Parmenion zugeschrieben.
2. In dem Gdttercostiim der Herrscher ist Alexander das Vorbild
der Makedonischen Dynastien ; dieser Herrscher erschien selbst in seiner
sp&tem Zeit theils mil den GewSndem and H5mem des Zeus Ammon
geschmdckt, theils mit Herakles LOwenhaut und Keule (Athen. XII. p. 537),
und wollte auch in jener Tracht von den Bildnem dargestellt sein (Kle-
mens Protr. 4. p. 16 Sylb. vgl. Paus. V, 24, 3). Daher ich nichl zweifle,
dass 1) der Kopf mit dem Ammonshom und dem Diadem auf den
schOnen MQnzen des Lysimachos, welcher auf spfttem M. der Makedonischen
Nation aus der ROmerzeit mit der Beischrift 'Aks^avdQov vorkommt, und
2) der Kopf mit der LOwenhaut, mit mehr oder minder portrfttartigen
Z^en, w&hrend Alexanders Regierung auf den Munzen vieler St&dte
Asiens und einiger Europa's, spater auf denen der Makedonischen Nation
mit derselben Beischrift, und eben so auf spfttern Gontomialen (Eckhel
D. N. Vin. p. 289) abgebildet, den Alexander darstellen sollen. Eine
geisti'eiche Modification der letztem Vorstellung ist der Alex, mit der
Exuvie eines Elephanten auf einer M. ApoUonia's in Karien und PtoL des I.
(wie spater Demetrios von Indien). S. iiber diese Frage Eckhel D. N. II. p. 108
(mit ihm Ameth Wien. Jalirb. XLVII. S. 171 gegen den Alex, mit der
LOwenhaut), Visconti Iconogr. H. p. 43 (bedingt dafiir), Chois. Gouflf. Voy.
pitt. IL p. 41, Sti^litz Archaeol. Unterhalt. II. S. 107, besonders die neuem
Untersuchungen von Gadalv§ne Recueil des m4d. p. 107. 260 u. Gousin^ry
Voy. dans la Mac^. I. p. 229. pi. 3—5. vgl. Mionnet Suppl. II. pi. 8.
III. pL 10. D. A. K. Tf. 39. Nach Alexander wurde Demetrios Polior-
ketes, ein neuer Dionysos und Poseidon's Sohn, stlerh6mig und in der
Stellung des Meergottes gebildet (so in einer Herculanischen Bronze,
Visconti IL p. 58. pi. 40, 3. 4); eben so als rccvgonB^oas Seleukos I.
(Appian Syr. 57. Libanios T. I. p. 301. Reiske, auf MQnzen) und Attalos L
(Paus. X, 15, 2); mit Bockshdrnem, wegen der Sagen von Karanos,
manche Makedonische Herrscher (Vise. II. p. 61. 69. 341); mit den Strahlen
des Helios besonders die Epiphanes benannten FQrsten, aber auch andere
(Vise. II. p. 337). Lysimachos Bildung erschien ganz der des Herakles
gleich (Anthol. Pal. II. p. 654. Plan. IV, 100).
3. Ein Fragment einer Bdste von Demetrios Poliork. (dessen edles
und schdnes Ansehen nach Plut. Dem. 2 kein Kflnstler erreichen konnte)
in grossartigem Style im L. 680. Im Ganzen sind die Bflsten der Nach-
folger Alexanders selten; der Name Ptolemaeos wird oft mit Unrecht an-
gewandt; Visconti theilt nur zwei Herculanische Bronze-BQsten Ptol. dem L
und seiner Frau Berenike zu, pi. 52, 3. 4. 6. 7. Minder zuverUUsige
BQsten Antich. di Ercol. V. tv. 61 ff. M. Borb. VH, 12. Specimens of
anc. sculpt. II, 40. 41. Arsinoe. II, 39 Ptolemaeerin. Musa ^ea (H^ccvLa,
[159 (160)] Bildnissstatuen, SUdtefiguren. 165
Gattin Phraates IV, auf Mflnzen , R. Rochette deux. Suppl. k la Notice
sur quelques mM. 6r. de rois de la Bactriane et de Tlnde p. 51 ss.
i. Die 360 (oder nach Dion Cbrys. Or. 37. p. 122 gar 1500) Statuen
des Demetrios Phalereus sind bekannt Das fiBva^^v^^/iltsiv (welches
in der Kaiserzeit selbst an Gemalden von Apelles geubt wurde, Plin. XXXV,
36, 16) und (iBtayifatpBiv (Pausanias Aerger dariiber, 1, 2, 4. vgl.
Siebelis 18, 3. U, 9, 7. 17, 3) war in Athen wenigstens schon in Antonius
Zeit flblich (Plut. Anton, 60), besonders aber in Rhodos nach Dion Chrys.
Or. 31 CPodianog) p. 569 sqq. vgl. 37 (KoQtv^iaxog) p. 121. R. Koehler,
Munchn. Denkschr. VI. S. 207, Winckelm. W. VI, I. S. 285. Boettiger
Andeut. S. 212.
5. Die Tyche oder der weibliche Genius Antiochiens, von Euty-
chides gearbeitet, war eine reich bekleidete Frau mil einer Hauerkrone,
in nacbl3ssiger Stellung auf einem Felsen (dem Berge Silpion) sitzend,
Aehren, oder eine Palme in der R. haltend, vor deren FQssen sich in
JQnglingsfigur der FIuss Orontes mil halbem Leibe emporhob. Um sie
standen, sie kr3,nzend, Seleukos und Antiochos; innerhalb eines viersauligen
offenen Tempelcbens {ztTQaxinviov); Visconti PioCl. III. p. 72. tv. 46
[wovon eine kleinere Wiederholung ira Vatican, eine in der Vigna Cam-
pana in Rom und eine Miniaturcopie in Bronze im Collegium RomanuroJ.
Diss. Antioch. I, 14. Nach dieser wurden sehr viele StIidtegOttinnen Asiens
gebildet. — In dem Tychaeon von Alexandreia (wie es scheint) stand in
der Mitte die GldcksgOttin die Erde kr&nzend, diese den Alexander. Libanios
IV. p. 1113 Reiske. In dem von Ptol. IV. erbauten Homerstempel standen
um den Thron des SIbigers seine angeblichen Vaterstftdte [sieben an der
Zahl]. Aelian V. H. XIII, 21. vgl. §. 405.
159. (160.) Erstaunend viel wurde in denselben Resi- i
denzen in kunstreich getriebenen und ciselirten Gefassen
gearbeitet; Syrien, Kleinasien, auch Sicilien war veil sol-
cber Kunstschatze ; jedoch war die eigentliche Bluthe dieser
Kunst schon voruber, als die Romer den Orient eroberten.
Wahrscheinlich gehoren dieser Periode, die in so vielen Dingen 2
nach dem AufFallenden strebte, auch die sog. Kleinkunst-
ler {fiixgozex^oi) an, unter welchem Namen im Alterthum
immer die Toreuten Myrmekides von Athen, oder Milet,
und Kallikrates der Lakedaeraonier (der alte Theodoros von
Samos nur aus Miss verst and) angefuhrt werden.
1. Mentor zwar, der vortrefflichste caelator argenti (MsvtoQovgy^
noTiJQia)^ geh6rt der vorigen Periode (§. 124) an, und Boethos (wohl kein
166 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [160(158)]
Karchedonier, sondern Kalchedonier) [Wiener Jahrb. XXXIX, 149J scheint
sein Zeitgenoss; aber Akragas, Antipatros, Stratonikos, Tauriskos von
Kyzikos durften in diese Periode gehOren. Antiochos IV. verkehrt viel
mit Toreuten. Athen. V. p. 193 d. •
2. Die Hauptaufgabe ist immer ein Viergespann von Eisen (vgl.
§. 311, 5), das eine Fliege bedecken konnte. Die Elfenbeinarbeiten warden
nur sichtbar, wenn man schwarze Borsten dran hielt. S. die Stellen bei
Facius ad Plutarchi Exc. p. 217. Osann ad Appulei. de orthogr. p. 77.
Boeckh C. I. I. p. 872 sq.
1 160. (158.) Dass bei alien Anstrengungen des Luxus
doch schoii in der Zeit des Romerfeindes Philipp und An-
tiochos des Grossen die Kunst in der gesammten Griechisch
gebildeten Welt gesunken war, und von keinen grossen Ideen
bewegt auch in technischer VoUendung immer weiter zuruck-
2 blieb, ist mit Sicherheit anzunehmen. Aber ein halbes Jahr-
hundert spater traten besonders»in Athen Erzgiesser und zu-
gleich Bildhauer auf, die, wenn auch, nach Plinius, weit
unter den fruheren stehend, doch Vortreflfliches leisteten, in-
dem sie sich mit richtigem Sinne und feinem Geschmack an
die grossen Muster aus der wahren Biuthezeit der Kunst an-
3 schlossen. An diese Wiederhersteller der Kunst reihte sich der
Athenef Kleomenes an, der durch seine Aphrodite als ein
glucklicher Fortbilder des von Praxiteles geschaflfenen Ideals
4 hohe Bewunderung verdient; dessen Sohn Kleomenes, aus-
gezeichnet in weicher Behandlung des Marmors; auch wohl
in den folgenden Generationen die Athener Glykon (§. 129.
Anm. 2) und ApoUonios , Nestor's Sohn (§. 411, 3),
5 welche sich besonders an Lysippische Vorbilder hielten.
Die Reliefs am Monumente des Kyrrhestes (§. 153), so vor-
treflflich sie in der plastischen Verkorperung der darin vor-
gestellten acht Hauptwinde sind (§. 401), zeigen in der Aus-
fuhrung eine weit rohere Technik, als diesen Wiederherstellern
der bildenden Kunst zugeschrieben werden kann.
2. Unter den Erzgiesseni von 01. 155 stehen Polykles und Timokles;
wahrscheinlich die durch Pans. X, 34. vgl. VI, 12 bekanute AtUsche
KCinstler-Familie : Polykles mit zwei SOhnen, Timokles und Timarchides.
Damals baute Metellus mit Griechischen Baumeistem (§. 180) die gros^^e
Porticus mit den Tempeln des Jupiter und der Juno, und zog zu den
1160 (158)] Restauration der Kunst. 167
Sculpturwerken fOr diese offenbar mehrere damals lebende (daher zum
Theil von Plinius in seinen aus Griechischen Quellen stammenden chrono-
logLschen Listen nicht angefGbrte) KOnstler herbei; man kann aus Plin.
XXXVI, 4, 10 abnehmen, dass damals Polykles, Timarchides und dessen
S6hne in Rom waren, \vie auch Dionysios und Philiskos von Rho<los. In
Elatea war von Timokles und Timarchides ein b&rtiger Asklepios und eine
Athena Promachos, dereh Schild dem der Parthenos in Athen nachgebildet
war. Vgl. Hirt Gesch. der bild. Kunst S. 295, wo fQr die Gescbichte der
Restauration der Kunst das Wesentlichste geleistet ist; nur bedarf
die Stelle des Plin. wohl nicht der verlangten Aenderung. [L. v. Jan. Jen.
Litt.-Zeit. 1838. S. 256—58.]
3. Kleomenes, Apollodoros Sohn, von Athen, der Meister der
Mediceischen Venus, ist wahrscheinlich auch der der Thespiaden, die im
Besitze des Asinius Poilio waren (von denen die Thespiaden beim T. der
Felicitas zu unterscheiden sind). Vgl. uber ihn und seinen Sohn Visconti
Decade philos. et lit^r. an. X. n. 33. 34. VoelkeFs Nachlass S. 139. Die
Mediceische Venus ist aus elf Stilcken zusammengesetzt; nur die H&nde
und ein Theil der Arme fehlte. Die Ohren trugen Schmuck, die zierlich
geordneten Haare waren vergoldet. Sie ist aus der Knidischen Venus
hervorgegangen; nur bedurfte die Nacktheit jetzt keiner Motivirung durch das
Bad mehr (auch der Delphin ist nur StQtze und deutet auf keine Meer-
fahrt); und das Gesicht hat die schmdlem, feinem Formen der raffinirten
Kunst jener Zeit. M. Frang. II, 5. vgl. §. 377, 3.
4. Kleomenes, Kleomenes Sohn, ist nach der Inschrift Meister
der Statue im L. 712, gewOhnlich German icus genannt, nach ClaracMarius
Oratidianus (s. darQber Goett. G. A. 1823. 8. 1325), nach Thiersch Idee
Quinctius FJaminin (dessen Gesicht auf einem wahrscheinlich in Griechen-
land geschlagenen Stater, bei Mionnet Suppl. III. p. 260. Visconti Iconogr.
Rom. pi. 42, 2, von dieser Statue sehr verschieden ist); auf jeden Fall ein
R5mer oder Grieche spSterer Zeit, der durch das Costilm des Hermes und
durch die Geberde als Redner bezeichnet wird. Bei sehr vortrefllicher
Arbeit hat die Statue wenig Leben. Race. 69. M. Franq. IV, 19. Glarac pi. 318.
5. Derselbe Apollonios [Nestor's Sohn], welcher auf dem Torso, soil
auch auf einer Statue des Asklepios zu Rom genannt sein. Spon MiscelL-
«rud. antiq. p. 122 [und ist genannt an einem Satyr, Winckelm. Vorrede
der Kunstgeschichte S. Xm (1809), erwfihnt auch von Dati Vite de' pittori
p. 118]. In beiden Namen, Apollonios und Glykon, sind in die Gursiv-
schrift Qbergehende Zdge (o) zu bemerken, die in Steinschriften nicht viel
vor Chr. Geb. aufkamen.
168 Griechische Kunstgesch. Per. IV. ' [161]
Stein- nnd Stempelschneideknnst.
1 161. Der Luxus in geschnittenen Stein en wird beson-
ders durch den Gebrauch noch erhSht, der aus dem Orient
stammte, und jetzt vorzuglich von dem Hofe der Seleukiden
unterhalten wurde, auch Becher, Krateren, Leuchter und
andre Arbeiten aus edlen Metallen mit Gemmen zu zieren.
2 Zu diesem und anderm Behufe, wo das Bild des Edelsteins
bios schmucken, und nicht als Siegel abgedruckt werden soil,
schneidet man die Gemmen erhaben, als Cameen, zu
denen gem mehrfarbige Onyxe genommen werden (§. 313).
3 In diese Classe gehSren auch die in derselben Zeit aufkom-
menden, ganz aus edlen Steinen geschnittenen Becher und
4- Pateren (Onyxgefasse). In dieser Gattung werden in den
ersten Zeiten dieser Periode, in denen die Kunst noch von
einem hohem Geiste belebt war, wahre Wunder an Schon-
heit und technischer Vollendung geschaflfen.
1. In Alexanders Persischer Beute waren, nach Parmenion's Briefen
(Athen. XL p. 781), mit Gemmen besetzle Becher {non^gia Xid^oxokXrjva)
von 56 Babyl. Talenten, 34 Minen Gewicht. Theophrast's Bravazzo
(Char. 23) hat auch XtJ&oKollrjTa notiJQia von Alexanders Zuge heimge-
bracht, und halt darum die KflnsUer in Asien filr besser als die Euro-
pSischen. Ueber den Seleucidischen Luxus daiin Cic. Verr. IV, 27. 28.
Athen. V. p. 199 verglichen mit Virgil Aen. I, 729. Ein t^vxr^p pagPaQi-
Kog Xi^oHoXlog mit anderm Silbergeschirr von Seleukos II. an das Didy-
maeon geschenkt, Corp. Inscr. n. 2852, 48.
3. Mithridat, dessen Reich der grosse Stapelplatz des Handel s mit
Edelsteinen war, hatte nach Appian Mithr. 115 z%veitausend Becher von Onyx
■ mit goldenen Einfassungen. Bei Cic. Verr. IV, 27 vas vinarium ex una
gemma pergrandi, trulla excavata.
4. Das edelste Werk ist der Cameo-Gonzaga (jetzt im Besitze des
Russischen Kaisers) mit den K6pfen Ptol. des II. und der ersten Arsinoe
(nach Vise.), fast Vj Fuss lang, im sch6nsten und geistreichsten Slyl.
Visconti Iconogr. pi. 53. Eine trefifliche Arbeit, wenn auch minder gi-ofs-
artig, ist der Wiener mit den K5pfen desselben Ptol. und der zweiten
Arsinoe. Eckhel CSioix des pierres grav. pL 10. Derselbe Ptol. ist auf eine
geistreiche Weise costilmirt in einem Bruchstacke zu Berlin zu sehen. Beger
Thes. Brand, p. 202. SchOner Cameo mit den KOpfen Demetrios I. und der
Laodike von Syrien, bei Visconti pi. 46. Auch der Cameo bei Millin M. I, II.
pi, 15. p. 117 gehOrt dieser Zeit. Vgl. die Beschreibung des sehr kOnstlich
[
[162] Geschnittene Steine und MQnzen. 1^9
geschnittenen Achats, welcben Pyn*hos hatte, mit ApoU und den Musen,
bei Plin. XXXVII, 3. Nikomedes IV. von Bithynien, Impronte gemm. IV, 85.
162. In den Munzen thut sich deutlicher als anders- i
wo, und zugleich auf die sicherste und urkundlichste Weise,
das Sinken der Eunst in den Makedonischen Reichen kund.
In der ersten Halfte der Periode zeigen sie meist eine treflf- 2
liche Zeichnung und Ausfuhrung, wie die von Alexander
selbst, Philipp Arrhidaeos, Antigonos und Demetrius Polior-
ketes, von Lysimachos, von Seleukos Nikator, Antiochos
Soter und Tlieos, besonders die in Sicilien geschlagenen, in
zarter Behandlung unubertrefflichen, aber doch an Kraft und
Grossartigkeit fruhem Werken nachstehenden Munzen von
Agathokles, Hiketas und Pyrrhos. Viel geringer sind die 3
Makedonischen von Antigonos Gonatas, die Syrischen von
Antiochos III. an; auch die Sicilischen von Hieron 11. und
seiner Familie (Philistis, Gelon und Hieronymos) stehen
den fruhem nach. Ebenso zeichnen sich unter den Munzen
der Ptolemaeer, welche indess im AUgemeinen nicht vorzug-
lich sind , doch die aitern als die bessem aus. Unter den 4
Munzen aber, welche Griechische Staaten nach Alexanders
Zeiten geschlagen haben, wird man viele linden, die sich
durch leichte, eflfektvolle Behandlung auszeichnen, aber keine,
denen eigentliche Kunstvollendung nachzuruhmen ist.
2. 3. Mionnet's Abdrucke geben hinlangliche Beispiele; und die
von Alexander beginnende Sitte, Portrate der Fflrsten auf die Mflnzen zu
setzen, erleichtert die chronologische Anordnung sehr, wiewohl, besonders
bei den Ptolemaeern , wo bestimmte Beinamen fehlen, die Zutheilung der
HQnzen an die Regenten, die sie scblagen b'essen, ihre Scbwierigkeiten
hat. Vaillant*s Seleucidar. imperium u. Hist. Ptolemaeonim , FrOblich's
Ann. regum Syriae, P. van Damme Recueil de M6d. des rois Grecs.
4. Besonders wichtige Classen fdr die Kunstgescbicbte bilden das
Acbaeische Bundesgeld von 01. 133—158. (Cousin6ry Sur les monn. d'arg.
de la ligue Acheenne), die Kistopboren in dem vordem Kleinasien um
01. 130—140 geschlagen (Neumann N. V. II. p. 35. tb. 1), die grossen
Athenischen und Rhodischen Silbermunzen , welche man leicht von den
frdbem unterscheidet. Cavedoni Oss. sopra le antich. monete di Atene.
Modena 1836, Bullett. 1837. p. 142.
170 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [163]
4. Malerei.
163. Die Malerei wird besonders im Anfange dieses
Zertraums in den drei Schulen, welche in der vorigen Periode
bluhten, eifrig geubt; doch reicht keiner der Nachfolger nur
von fern an den Ruhm der grossen Meister der zunachst
2 vorhergegangenen Zeit. In Sikyon, wo am meisten Kunstler
vereinigt waren, wurden die Werke der fruhem um Olymp.
3 134 mehr bewundert, als durch ahnliche vermehrt. Die
Richtungen, welche dieser Zeit eigenthumlich waren, brachten
bald Gemalde, welche einer niedrigen Sinnlichkeit dienten,
bald durch LichtelBfekte anziehende Bilder, auch Caricaturen
4 und Travestirungen mythischer Gegenstande hervor. Das
Schnellmalen , welches besonders die Prachtaufzuge in den
Residenzen der Herrscher (§^. 147) nothig raachten, musste
5 manchen Kunstler verderben. Auch kam in dieser Zeit wohl
die Rhyparographie (sogenannte Stillleben) auf, und
die Skenographie wurde auf die Verzierung der Pallaste
6 der Grossen verwandt (§. 209). Indem die Prachtliebe
der Grossen nun auch von den Fussb5den den Schmuck der
Malerei verlangte, entstand die Mosaik, welche sich schnell
entwickelte, und grosse Heldenkampfe, sehr belebte Schlacht-
7 scenen darzustellen unternahih. Die fruher so beliebte Be-
malung irdener Gefasse verliert sich im Laufe dieses
Zeitrauras, fruher, so viel man bemerken kann, bei den
Griechen des Mutterlandes und der Golonien, als in manchen
nur oberflachlich hellenisirten Landschaften Unteritaliens,
wo diese Vasen als Luxusgegenstande langer in Schatzung
blieben, aber dadurch auch den Verfall der Zeichnung in
nachlassige Fabrikarbeit oder ein manierirtes und geputztes
Wesen recht deutlich vor Augen stellen.
1. Floruit circa Philippum et usque ad successores Alexandri pictura
praecipue, sed diversis virtutibus, Quintil. XII, 10. vgl. Plaut. Poenul V,
4, 103. Namhafte Kiinstler: Antiphiios aus Aegypten, Ktesidemos
Schuler, 112—116 (daraus, dass er Alexander als Knaben malte, folgt
wohl nicht nothwendig, dass er ihn als Knaben gesehn). Aristeides, Arist.
von Theben Sohn und Schaier, g. 113. Ktesilochos, Apelles Bruder u.
Sch. [lonische Schule), 115. Aristeides, Nikomachos Bruder u. Sch. (Sikyon.
Schule), g. 116. Nikophanes u. Pausanias (Sikyon.. Schule), gleichzeitig,
wie es scheint. Philoxenos von Eretria, und Korybas, Nikomachos Sch.
[163] Malerei. 1 7 1
(Sikyon. Scliule), g. 116. Helena, Timon's Tocbter, gleichzeitig. Aristokles,
Nikomachos S. u. 8ch. (Sikyon. Schule). geg. 116. Omphalion, Nikas Sch.
(Attiscbe Schule), g. 11& Nikei'os u. Ariston, Aristeides von Theiien S.
u. Sch., 118. Antorides u. Euphranor, Aristeides (Ariston s!?) Scli., 118.
Perseus, Apelles Sch. (lonische Schule), 118. Theodoros (Sillig C. A. p. 443)
118. Arkesilaos, Tisikrates S., geg. 119. Klesides 120 (?). Artemon
120 (?). Diogenes 120. .Olbiades (Pans. I, 3, 4) 125. Mydon von Soli
[Ck)d. Bambei^. Monac. Milon], Sch. des Erzg. Pyroroachos, 130. Nealkes
von Sikyon, 132. Leontiskos (Sikyon. Schule), g. 134. Timanthes. der
zweite, von Sikyon, 135 (wie es scheint). Erigonos, Nealkes Farbenreiber,
138. Anaxandra, Nealkes Tocbter, 138 (Klem. Alex. Strom. IV. p. 523).
Pasias, Erigonos Schdler (Sikyon. Schule), 144. Herakleides, aus Makedonien,
Schjffsmaler, Enkaust, 150. Metrodoros. in Atben, Philosopb und Maler, 150.
2. Ueber die Sikyon. Schule besonders Plut. Arat 13. Das ^na-
kreontische Gedicht (28), wo die Malerei die Rhodische Kunst heisst, ge-
h5rt schon deswegen in die Zeit nach Protogenes.
3. AJs «oQV0Y9u<poi nennt Ptolemou bei Athen. XIII. p. 567
den Aristeides (^vahrscbeinlich den von 01. 116) nebst Nikopbanes und'
Pausanias. Verwandt (wenn nicht einerlei) mit Nikophanes ist der >
Chaerephanes , der axoXdazovg ofiiXiccg yvyaixeov ngbs avdgas malte,
Plut. de aud. poSt. 3. Antiphilos feueranblasender Knal)e, Plin.; derselbe
malt zuerst gryllos (§. 435). Von Ktesilochos ein gebarender Zeus, [in
Vasen Parodieen auf Herakles den Kerkopenbandiger (d'Hancarville III, 88.
Saint Non Voy. pitt. T. 2. p. 243), auf das Parisurtheil u. a.] , Qber solche
parodische Mythenbehandlung s. Hirt Gesch. S. 265 unten §. 390, 6.
Galaton's speiender Homer war gewiss gegen die Alexandrinischen Dichter
gemeint.
4. Als Schnellmaler kommen schon Pausias (rjfitgiiciog niva^),
Nikomachos, besonders aber Philoxenos (hie celeritatem praeceptoris secutus,
breviores etiamnum quasdam picturae vias et compendiarias invenit), spater
die Lala vor. An Antiphilos rflhmt die facilitas Quintil. XII, 10. Rathsel-
haft ist die Stelle Petron 2: Pictura quoque non alium exitum fecit, post-
quam Aegyptiorum audacia tam magnae artis compendiariam invenit.
5. Pyreicus (aus unbekannter Zeit) — tonstrinas sutrinasque pinxit
et asellos et obsonia ac similia: ob hoc cognominatus rhyparographos, in
lis consummatae voluptatis. Quippe eae pluris veniere quam maximae
multoTum. Vgl. Philostratos I, 31. II, 26 (Xenia). Rhopographie da-
gegen, bei Cic. ad Att. XV, 16, bezeichnet die Darstellung beschrinkter
Naturscenen: ein Stiickchen Wald, ein Bach, dgl. Welcker ad Philostr.
172 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [163]
p. 397. ^Obsonia acsimilia, Fruchte und Blumen, §.211. A. 1. 434. A. 2,
sind nicht schmutzig, selbst Buden, beladene Esel, das Genre iiberhaupt
fasst der gesunde Sinn nicht von Seilen des etwa anklebenden Schmutzes
auf ; der Name wflrde nicht geringschatzig, sondern ein ekler Scheltname,
er kann nicht ein Griechischer Kunstausdruck sein. Ausser Cicero bezeugt
das Etym. M. ^tonoyQatpovg ^ von Buschwerk, ^mmg, vXtj. Der Beiname
des Pyreikos geht auf eine andre Art der ^anoy^acpiaj von ^oonog, bunte
Waare, die das Handelsschii! bringt (Aeschyl. fr. Hect. Bekker. Anecd.
p. 61). Solcher ^oonog stach in den Buden hervor, damit waren die Esel
beladen , auch Fische lassen sich darunter begreifen. Darauf bezieht sich
ein unklar gefasster Artikel bei Phot. Suid. und Zonaras und die Anspielung
des Leonidas Tar. ^mnixcc ygarpafiiva in witzigem Doppelsinn (Syll.
Epigr. Gr. p. 98). Hingegen beruht rhyparographus einzig auf der Stelle
des Plinius und auf Emendation darin, die auch von Passow und Pape
in jhren Worterbuchem verworfen wird. Die ErklSrung StilUeben rflgt,
wie der Vf. selbst anmerkte, A. W. Becker de com. Romanor. fsd). p. 43.
Fruchtstucke speciell heissen auch Xenia, Philostr. J, 31. Vitruv
VI, 7, 4: ideo pictores ea quae mittebantur hospitibus picturis imitantes
Xenia appellaverunt , wodurch die zum Philostr. vermuthete Erklarung
bestatigt wird.]
r
6. Die ersten Mosaiken, die erwahnt werden, sind Sosos, des
Pergameners, Kehrichtzimmer (olxog aacegcuTog aus Thonwilrfeln, Plin.
XXXVI, 60; den darin angebrachten Kantharus mit den trinkenden und
sich sonnenden Tauben ahmt, doch nur unvollkommen, die Mosaik aus
der Villa Hadrian's, M. Gap. IV, 69, nach, [die sich in Neapel 1833 voll-
standiger wiederholt gefunden hat.] Dann die Fussbftden mehrerer Sale
in Hieron's grossem Schiffe (§. 152, 1) aus Stein-Mosaik, welche den ganzen
Mythos von Ilion darstellte, [woran 300 Arbeiter ein Jahr lang arbeiteten.
Hieron 01. 127, 3 — 148.] Unter den erhaltenen verdient dieser Periode
am meisten die am 24. Okt. 1831 zu Pompeji im Hause del Fauno aus-
gegrabene, aus Marmorstflckchen [wie spatere Untersuchung gezeigt hat,
aus Glas] bestehende [jetzt im Museum zu Neapel im Saal der Flora],
zugeeignet zu werden, welche zugleich von der lebhaften, beinahe
tumultuarischen , von Griechischem Geschmacke merklich abweichenden,
Manier einen Begriff gibt, mit der Maler dieser Zeit Schlachtscenen auf-
fassten, unter denen Philoxenos eine Schlacht Alexanders mit Dareios^
Helena die Schlacht bei Issos malte. Die Mosaik stellt sicher eine
Alexandersschlacht dar, nach Quaranta's wahrscheinlichster Meinung die
von Issos (Curtius III, 27), die auch von Minutoli Notiz fiber den 1831
gefundenen Mosaik-Fussboden B. 1835, [von G. B. Baizini Due lettere,
Bergamo 1836, Heeren in den Goetting. Anz. 1837. N. 89, auch im Rhein.
Mus. IV. S. 506] angenommen wird, nach Avellino [und Janelli, Nuove
[164] Malerei. 173
rifless. sul gran mus. 1834] die am Granikos, nach Niccolini [und Roulez
Not sur la mos. de Pomp4i 1836] die yon Arbela, nach Hlrt die mit den
Mardem wegen des Bukephalos. M. Borb. VIII. tv. 36—45. Kunstblatt
1832. N. 100. Schulzeitung 1832. N. 33. Berlin. Jahrb. 1832. II, 12.
[Des Vfs. D. A. K. I. Taf. 55. Zahn Ornam. Neue Folge Taf. 91—93.
Irrthum von Schreiber, die Marcellusschlacht in Glastidium, Freiburg 1843. 4,
nicht wesentlich verbessert durch die Wendung, die ihm Bergk gibt Zeitschr.
f. A. W. 1844. N. 34 f.]
7. Wenn die durch Eleganz der Formen u. Zeichnung, schOnen
Fimiss und angenehme gelbrothe Farbe ausgezeichneten Nolanischen
Vasen aus der Zeit des Philipp und Alexander sein mOgen, wo die Nolaner
grosse Ffeunde alles Griechischen waren (Dionys. Hal. Exc. p. 2315.
Reiske): so werden dagegen die Vasen Apuliens (aus Barium, Rubi,
Ganusium), meist grosse, schlanke Geftee von gesuchten Formen und
manierirter Zeichnung, so ^vie die §hnlichen, welche im innern Lucanien
(Armento) gefunden werden, einer Periode angeh6ren, wo mit Griechischem
Luxus eine schon gesunkene Kunst sich zu den Sabellisch-Oskischen V5lkem
den Weg bahnte (etwa in Pyrrhos Zeit). Die bald auf luxurl5sen Lebens-
genuss, bald auf Bachus-Mysterien bezilglichen Gegenstfinde, die mit grosser
Willkur und Regellosigkeit behandelt sind, deuten auf den Zustand Unter-
italiens vor dem 8C. de Baccanalibus, 564 a. u. c. (vgl. Gerhard, Bullet,
d. Inst. 1832. p. 173). Grosse Vase von Ruvo mit einer Menge von
Vorstellungen, M. d. I. II, 30—32. E. Braun Annali VIII. p. 99. Eine
andre mil Reliefs an Hals und Henkeln, Malereien am Bauch, Hall.
L. Z. Intell. 1838. N. 91. Andre Apulische das. 1837. N. 30. Eben so
lasst sich der Verfall der Kunst in den Gampanischen Vasen verfolgen,
vgl. §. 257 und ilber die letzte Epoche der Vasenmalerei §. 177.
Plttndeningen and Yerheerangen Griechenlands.
164. Die Wegnahme von Kunst werken, welche als Raub i
von Heiligthumem schon in der mythologischen Zeit, als
eigentlicher Kunstraub in den Perserkriegen, als Werk der
Geldnoth besonders in dem Phokischen, [als Raub von Seiten
der Tyrannen hier und da] vorkommt, wurde nun durch die
R5mer zu einem regelmassigen Lohn, welchen sie sich selbst
fur ihre Siege nahmen. Indessen waren ihnen darin ihanche 2
unter den fruhem Makedonischen Fursten vorausgegangen,
die , ihre Residenzen schwerlich AUe durch Kauf geschmuckt
hatten; auch waren manche Denkmaler aus Tyrannenhass
(wie • von Arat) , zahlreiche Heiligthumer besonders von den
Aetolern aus Brutalitat zerstort worden.
174 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [165]
1. Hierher gehdren die Palladienraube u. dergl., so wie die deorum
evocationes. In Sophokles Xoanephoren trugen die Gutter ihre Bilder
selbst a us Uion. Aus FrGmmigkeit wurden auch spSlter noch Gfter Bild-
sSulen geraubt. S. die Beispiele bei Paus. VIII, 46. Gerhard's Prodromus
S. 142. Xerxes nahm den Apollo des Kanacbos (§. 86) und die Attischen
TyrannenmOrder (§. 88). Dann die Einscbmelzungen der Phoklschen
SCldner-Hauptleute (pQftog 'E(fiq)vX7}s; die goldnen Adler); und Dionysios
Tem pelberaubungen.
2. Die Aetoler verheeren im Bundesgenossenkriege, von 139, 4 an,
die T. von Dodona und Dion, des Poseidon auf Taenaron, der Artemis in
Lusoi, Hera bei Argos, Poseidon bei Mantinea, da.s Pamboeotion , Polyb.
IV, 18. 62. 67. V, 9. 11. IX, 34. 35; Philippos II. dagegen zweimal
Thermon, Pol. V, 9. XI, 4 (2000 avd^iavtss). Derselbe verheert g. 144
die Heiligthumer von Pergamon (Nikephorion), Pol. XVI, 1 ; spSter plflndert
Pnisias (156, 3) die Kunstschfttze von Pergamon, dem Artemision von
Hiera-Kome, dem T. des ApoUon Kynios bei Temjios. Pol. XXXII, 25.
1 165. Die Romischen Feldherrn rauben zuerst mit einer
gevvissen Massigung, wie Marcellus von Syrakus und Fabius
Maximus von Tarent, bios aus der Absicht, ihre Triumphe
2 und die oflfentlichen Gebaude zu schmucken. Besonders
fiillen die Triumphe fiber Philipp, Antiochus, die Aetoler,
die Gallier Asiens, Perseus, Pseudophilipp , am meisten
Korinths Eroberung, spater die Siege fiber Mithridat und
die Kleopatra die Romischen Hailen imd Tempel mit den
3 mannigfachsten Arten der Kunstwerke. Von dem Achaei-
schen Kriege an werden die Romer Kunstliebhaber; die Feld-
herrn rauben nun ffir sich ; zugleich nothigt das Streben nach
Militarherrschaft, wie bei Sulla, zur Einschmelzung kostbarer
4 Stficke. Immer weniger wird auch eigentlicher Tempelraub,
den frfiher das Collegium der Pontiflces zu verhfiten beauf-
tragt wurde, gescheut; von den Weihgeschenken geht man zu
5 den Cultusbildem. Die Statthalter der Provinzen (Verres
ist Einer von Vielen), und nach ihnen die Kaiser voUenden
das Werk der erobemden Imperatoren; und eine ungefahre
Berechnung der geraubten Statuen und Bilder ffihrt bald in
die Hunderttausend.
1. Die Imperatoren. Von Marcellus (01. 142, 1) M§ssigung
Cic. Verr. IV, 3, 52. Von Fabius (142, 4) Livius XXVII, 16; dagegen
aber Strab. VI, p. 278. Plut. Fabius 22. Marcellus beschenkte auch
[165] Plflnderungen Griechenlands. 175
Griechische T., wie Samothrake, Plut. Marc. 30. Von Capua's Kunst-
schfttzen (01. 142, 2) Liv. XXVI, 34.
2, T. QuincUus Flamininus Triumph Qber Philipp III. 01. 146, 3,
fOhrt aUerlei Kunstwerke aus den SUUlten der Makedoniscben Parthei auf.
L. Scipio Asiaticus Qber Antiochos III. 147, 4 (vasa caelaia, triclinia aerata,
vestes Atlalicae, s. besonders Plin. XXXIU, 53. XXXVII, 6. Liv. XXXIX, 6).
Fulvius Nobilior Triumph flber die Aetoler und Ambrakia (285 Erzbilder,
230 marmome, vgi. §. 144. 180) 148, 1. (VorwiSrfe wegen Beraubung der
Tempel Liv. XXXVIII, 44.) Cn. Manlius iiber die Asiatischen Gallier 148, 2
(auch besonders Gefftsse, triclinia aerata, abaci Plin. XXXIV, 8 und
XXXVII, 6). L. Aemilius Paulus fiber Perseus, 153, 2 (250 Wagen voll
Kunstwerke). Q. Gaecilius Metellus Macedonicus Qber Pseudophilipp 158, 2,
besonders Btatuen aus Dion. Zerstdrung Korinths durch Mum-
mius 158, 3. Ueber Mumroius Roheit (doch ohne Bdsartigkeit) Vellej.
I, 13. Dion Chrys. Or. 37. p. 137 sq. Rdmische Soldaten spielen auf
Aristeides Dionysos und leidendem Herakles WQrfel, Polyb. XL, 7. Von
nun an Geschmack fQr signa Corinthia und tabulae pictae in Rom, Plin.
XXXni, 53. XXXVn, 6. DocH kommt nicht AUes nach Rom, Vieles nach
Pergamon ; Viel wird auch verschleudert. Auch ander^ Gegienden Griechen-
lands damals beraubt. Vgl. Petersen £inleitung S. 296. Zugleich Karthago
zerstdrt; wo ' ebenfalls Griechische , Skalische Kunstwerke fPhalaris Stier,
Boeckh ad Pind. Schol. p. 310, der grosse Apollon, Plut. Flaminin 1). —
Etwas spfiter, 161, 3, bringt Attalos des III. VermUchtn]^ besonders
Attalica aulaea, peripetasmata nach Rom. - Sulla erobert und plQndert
im Mithridatischen Kriege Athen (173, 2) und Boeotien, und Islsst sich
die Tempelschfltze von Olympia, Delphi, Epidauros ausliefem. Das ganze
Heer raubte und stahl (vgl. Sallust Gatil. 11). Lucullus erwirbt, um
01. 177, viel SchOnes, aber meist fflr sich. — Die Seerauber plQndem,
vor 178, 2 die T. des Apollon in Klaros, bei Milet, auf Aktion, Leukas,
des Poseidon auf dem Isthmos, Taenaron, Kalauria. der Hera in Samos,
Argos, bei Kroton, der Demeter zu Hermione, des Asklepios zu Epidauros,
der Kabiren zu Samothrake, bis Pompejus sie besiegt. Plut. Pompej. 24.
— Pompejus Triumph flber Mithridat (179, 4) bringt besonders geschnittene
Steine (Mithridat's Daktyliothek), Bilder aus Gold, Perlen u. dgl. Kostbar-
keiten nach Rom ; victoria ilia Pompeii primum ad margaritas gemmasque
mores inclinavit. Plin. XXXVII, 6. Octavian schafift Kunstsch&tze aus
Alexandreia (187, 8), auch ^us Griechenland, nach Rom.
5. Die Statthalter. Verres systematischer Kunstraub in Achaia,
Asia, besonders Sidlien (01. 177) von Statuen, Gemftlden und vasis caelatis.
Fraguier sur la gal^rie de Verres, M^m. de TAc. des Inscr. IX. Facius
Miscellen S. 150. vgl. §. 1%, 2.* — Plena domus tunc omnis et ingens
176 Griechische Kunstgesch. Per. IV. [165]
stabal acervus numorum, Spartana chlamys, conchylia Goa, el cum Parr-
hasii tabulis signisque Myronis Phidiacum vivebat ebur, nee non Polycleti
multus ubique labor: rarae sine Mentore mensae. Inde Dolabellae atque
bine Antonius, inde sacrilegus Verres referebant navibus altis occulta spolia
et plures de pace triumphos, Juvenal VIII, 100. Cn. Dolabella, Cons. 671,
Proc. in Makedonien, und Gn. Dolabella, Praetor Giliciens (Verres sein
Quaestor), beide repetundarum belangt; Gn. Dolabella, Gicero's Eidam,
plandert die Tempel Asiens Gic. Phil. XI, 2. Ein Proconsul plClndert die
Athenische Poekile nach Synesios Ep. 135. p. 272. Petav. Boettiger
Archaeol. der Malerei. S. 280.
Die Kaiser. Besonders Galigula, Winckelm. W. VI, I. S. 235, Nero,
der die Siegerstatuen in Griechenland aus Eifersucht umstflrzte, von Delphi
500 Staluen, besonders fiir das goldne Haus, holte, u. s. w. Winckelm.
S. 257. Von Athens Verlusten Leake Topogr. XLIV ff. Und doch zahlt
Mudanus (Vespasian^ Freund) nach Plin. XXXIV, 17 noch 3000 Statuen
zu Rhodos; nicht weniger waren zu Delphi, zu Athen, zu Olympia. Vgl.
unten §. 252.
Im Allgemeinen : Voelkel uber die WegfQhrung der alten Kunstwerke
aus den eroberten Landem nach Rom 1798. Sickler's Gesch. der Weg-
nahme vorz. Kunstwerke aus den eroberten L^ndem in die Lender der
Sieger 1803 (minder genau). Petersen Einleitung S. 20 ff. [R. Rochette
Peintures ant. incites 1836.]
Episode.
Von der Griechischen Kunst bei den Italischen VSlkern vor
01. 158, 3 (v. Chr. 146, a. u. 606 nach Caton. Aera). *
1. Griecliisclier Urstamm.
166. £s kann keinem Zweifel unterliegen, dass die Be- 1
wohner des untem und mittlem Italiens im Ganzen den
Pelasgischen Griechen naher verwandt waren, als irgend einem
andem Indo-Germanischen Stamme. Daher auch die, nicht 2
bios aus aussem Bedingungen des Locals zu erklarende, auf-
fallende Aehnlichkeit der alten Stadtemauem in den ge-
birgigen Gegenden Mittelitaliens mit den altgriechischen; auch ^
sind wohl aus demselben V61ker- und Cultur-Zusammen-
hange manche iiltere Bauanlagen in Italien und den benach-
barten Inseln, namentlich den Griechischen Thesauren ahnliche
Rundgebaude, abzuleiten.
1. Daniber Ni^buhr Rdm. Gescb. I. S. 26 ff. (zw. Aufl.). Des Verf.
Etrusker I. S. 10 ff, Weitere Aufkl&nmg Ciber diesen Gegenstand hangt
ganz von den Untersuchungen viber die Lateinische Sprache und die Um-
brischen und Oskischen Spracbreste ab. [Grotefend Rudim. I. Umbricae
P. 1—8. 1836—39. 4. Rud. 1. Oscae 1839. 4. Th. Mommsen Oskische
Studien B. 1845. NachtrSge 1846.]
2 Die sog. Kyklopischen Mauern finden sicb besonders gedrSngt
in dem alten Lande der Aboriginer oder Gasker welches hemach die
Sabiner einnahmen (bier fand schon Vairo die 8t&dte-Ruinen und alter-
thQmlichen Grfiber sehr merkwtlrdig, Dionys. I, 14), bei den benachbarten
Marsem, Hemikem (hema Felsen), im OsUichen und sQdlichen Latium,
auch in Samnium. So in Lista, Batia, Trebula Suffena, Tiora; Alba
Fucentis, Atina; Alatrium, Anagnia, Signia, Praeneste; Sora, Norba, Cora,
Arpinum, Fundi, Circeji, Anxur; Bovianum, Calalia, Aesemia; vgl. §. 168.
^emlich alle aus Kalkstein, daher in der N&be des Apennin, aber doch
O. M fi 1 1 • r'« Arehaeologie. 4. Aufl. 12
178 Griechische Kunst in Italien. [166]
keineswegs in (^nz Italien, nur in dem Theile zwischen den FlQssen
Amus und Vulturous. Ofifenbar geh5ren diese Anlagen einem <ern
System an, und k5nnen auch in Signia und Norba schwerlich von
ROmischen Colonien abgeleitet werden; wiewohl der Bau aus grossen
polygonen Massen sich bei Untermauerungen , namentlich von Strassen,
viel langer erhielt. Die Mauern sind fast alle in der zweiten Kyklop.
Weise (§. 46), die Thore pyramidalisch , mit einem ungeheuern Stein als
Oberschwelle, oder nach oben ganz convergirend. Hin und wieder linden
sich Spuren eingehauener, phallischer Figuren daran, wie zu Alatrium
und ^Arpinum. [Vgl. mit den Thoren bei Dionigi tv. 54 die zu Chaeronea,
Thorikos, Missolongi, Daulis bei Dodwell Views pi. 16. 22. 27. 44 f. 28. 31.
Mehrere bei Abeken Mittelitalien Tf. 2.] Der Brief M. Aurel's an Fronto
(e cod. Vatic, ed. Mai. FV, 4) zeigt, wie voU diese Mauem von alterthiim-
lichen Anlagen waren, in Anagnia kein Winkel ohne ein Heiligthum;
eben so hat man in Norba zahlreiche Substructionen alter Gebaude aus
Polygonen gefunden. M. I. d. Inst. tv. 1. 2. Ann. I. p. 60 f. Sonst,
ausser der zu §. 46 angefCihrten Litteratur: Marianna Dionigi Viaggi in
alcune citta del Lazio. R. 1809 f. Middleton Grecian remains in Italy.
L. 1812 f. Micali Ant. Monumenti tv. 13. Gerhard, Ann. d. Inst. I.
p. 36 f. III. p. 408. Memorie I. p. 67. Dodwell, Bull. d. Inst. 1830.
p. 251. 1831. p. 43. 213. Petit-Radel auch in den Ann. d. Inst. IV. p. 1
u. 233 fit. IV. p. 350. Memorie I. p. 55. Bunsen Carta del sito dei pid
antichi stabilimenti Italici neir agro Reatino e le sue adjacenze, M. d. 1.
n, 1. Annali VI. p. 99—145. vgl. p. 35, [W. Abeken Mittelitalien vor
den Zeiten Rdmischer Herrschaft, nach s. Denkmalen dargestellt, mit
11 Taf. 1843, hist. Einieitung, Architektnr S. 121, Plastik und Malerei
S. 263, Uebersicht der KCinste in ihrer Technik und ihren Leistungen S. 355.]
3. In Norba theils viereckige, theils runde Kammern, mit zusammen-
tretenden Steinlagen statt einer W6lbung. Dasselbe System wird bei einer
alten Wasserleitung zu Tusculum wahrgenommen , Donaldson Antiq. of
Athens, Suppl. p. 31. pi. 2. [Ganina Tusculo tv. 14.] In Sardinien
gab es Im Alterthum, in den sogen. lolaischen Orten (Pans. X, 17, 4),
angeblich Daedalische Bauwerke (Diod. IV, 30), darunter gewdlbartige
Geb&ude {d-oXoi) nach althellenischer Weise, Ps. Aristot, mirab. ausc. 104.
Diese sind wiederentdeckt in den sog. Nuraghen, meist symmetrischen
€rruppen konischer, aus horizontalen Lagen, von ziemlich rohen Steinen,
ohne MOrtel, aufgeschichteter und nach Art der Thesauren gewdlbter
Monumente. Petit-Radel's Werk darflber, citirt zu §. 46. Bull. 1833.
p. 121. Aehnlich den Talajots in Majorca und Minorca, Bull. 1834. p. 68.
Arch. Inteli. 1834. St. (34) Phoenicisch? Micali Ant. Monum. tv. 71.
Hallische ALZ. 1833. InteU. p. 13 (101). Wahrscheinlich sind diese
indess erst aus der Etruskischen Zeit; vgl. des Verf. Etrusker IL S. 227
[167] Etrusker. 179
und §. 170, 3. In Si ci lien das Kyklopische Bauwerk von Gefalu (Kepha-
iDodion), s. besonders 6. F. Nott, Ann. d. Inst. III. p. 270. M. I. iv, 28. 29.
(Daedalos ist nacb Griechischer Sage auch in Sicilien Architekt colossaler
Mauem, vgl. §. 50. 81, namentlich am Eryx, zu Kamikos, Diod. IV, 78.
\ vgl. Paus. VIII, 46, 2.) Einige Aehnlichkeit mit den Nuraghen' scbeint
die torre de' Giganti auf Gozzo (Gaulos) zu haben. Bull. 1833. p. 85.
Houel Voy. pitt. T. IV. pi. 240*^251. Mazzera Temple antediluvien;
Kunstblatt 1829. N. 7. Cpt. W. H. Smyth Notice of some remains at
Gozzo near Malta, Archaeologia Vol. XXU. p. 294. pi. 26—28. Giant
Tower. Vier Abtheilungen des Terrains durch Mauern, zwei runde Celien
mit Terrassen und innern Einscbliessungen. (Soil unzuverlSssig sein.)
2. fitrnsker.
167. . Jedoch sehen wir das Streben nach Errichtung 1
machtiger und der Zeit trotzender Denkmaler, wie es in
altem Zeiten vorhanden gewesen sein muss, hemach bei den
Oskischen und Sabellischen Stammen (aus denen die R6mer
selbst erwuchsen) verschwinden, und die einheimischen V5lker
Mittel- und Unteritaliens verlieren fast alle Bedeutung fiir
die Kunstgeschichte. Dagegen verbreiten sich in Norditalien 2
bis zur Tiber hinab die Etrusker oder Rasener, ein Stamm,
der dem Zeugnisse der Sprache nach ursprunglich dem Grie-
chischen sehr fremd war, aber dessenungeachtet mehr, als
irgend ein andrer ungriechischer in diesen fruhern Zeiten, von
Hellenischer Bildung und Kunst angenommen hat. Der 3
Hauptgrund lag wahrscheinlich in der Colonie der aus dem
sudlichen Lydien (Torrhebis) verdrangten Pelasger-Tyr-
r h e n e r , welche sich besonders um Caere (Agylla) und Tar-
quinii (Tarchonion) festsetzte. Letztere Stadt behauptete eine
Zeitlang das Ansehen eines Vorortes in dem Stadtebund
Etruriens, und bheb immer der Hauptausgangspunkt Grie-
chischer Cultur fur das iibrige Land. [Verbindung mit Ko-
rinth um 01. 30. §. 75.] Doch empfingen die Etrusker auch 4
sehr viel Hellenisches durch den Verkehr mit den unter-
italischen Colonien, besonders als sie sich selbst in Vultur-
num (Capua) und Nola niedergelassen batten ; so wie hernach
durch den Handel mit Phokaea und Korinth.
Ein Auszug der in des Verf. Etruskern, in der Einleitung, entwickelten
Ansichten. Bei Niebuhr sind diese Pelasger-Tyrrhener ureinwohnende
180 Griechische Kunst in Ilalien. [168]
Sikeler; bei Andern (wie bei Raoul-Rochette) die Etrusker uberhaupt ein
Peiasgischer Stamm.
1 168. Die Etrusker erscheinen nun im Allgemeinen als
ein industrioses Volk (cpdorsxvov 'i&vos)^ von einem kuh-
nen, grossartigen Untemehniungsgeiste , welcher durch ihre
priesterlich aristokratische Verfassung sehr begunstigt wurde.
2 Gewaltige Mauern, meist aus unregelrnassigen Quadem,
3 umgeben ihre St&dte (nicht bios die Akropolen) ; die Kunst,
durch Kanalbau und Seeableitungen Gegenden vor
Ueberschwemmungen zu sichem, wurde von ihnen sehr eifrig
4 betrieben. Tarquinische Fursten legten in Rom zur Ent-
sumpfung der niedrigen Gegend und Abfuhrung des Unraths
die Cloak en, besontlers fur das Forum die Cloaca Maxima,
an: ungeheure Werke, bei denen, schon vor Demokrit (§. 107),
die Kunst des Wolbens durch den Keilschnitt auf eine vollig
5 zweckmassige und treflfliche Weise angewandt worden ist. Die
Italische Hauseranlage, mit einem Hauptzimmer in der
Mitte , nach welchem der Tropfenfall des umliegenden Daches
gerichtet ist, ging auch von den Etruskem aus, oder erhielt
6 wenigstens durch sie eine feste Form. In den Anlagen
von St ad ten und La gem, wie in alien Abmarkungen,
zeigt sich ein durch die disciplina Etrusca befestigter Sinn
fur regelmassige und stets gleichbleibende Formen.
2. Auf Etruskische Weise ummauert sind Volaterrae (dessen Bogen-
thor indess als R5mische Restauration nachgewiesen ist, Bull. d. Inst. 1831.
p. 51), Vetulonium, Rusellae, Faesulae, Populonia, Cortona, Penisia, Veji
(W. Gell Memorie d. Inst. I). Aus Polygonen bestehen die Mauem von
Saturnia (Aurinia), Cosa, Falerii (Winckelm. W. Bd. III. S. 167); so wie
die Umbrischen von Ameria, Spoletium und sonst. Micali tv. 2—12.
3. Die Kan^ie des Padus leiteten ihn in die alten Lagunen von
Adha, die Septem maria, ab. Aehnlicbe gab es an den MQndungen des
Amus. Etrusker I. S. 213. 224. Der Emissar des Albanisdien See's,
durch einen Etruskischen Haruspex veranlasst, wohl auch geleitet, war
durch hartes vulcanisches Gestein gebrochen, 7500 F. lang, 7 hoch, 5 breit.
Sickler, Almanach aus Rom I. S. 13. Tf. 2. Hirt Gesch. der Baukunst II.
S. 105 if. Niebuhr R. G. II. S. 570. Ueber ahnliche in Sfldetrurien
Niebuhr I. S. 136.
4. Zur Beseitigung der Zweifel von Hirt an dem Alter der Cloaca,
[169] Etruskische Baukunst Igl
Gesch. I. S. 242. vgl. Bunsen Beschreibung der Stadt Rom I. S. 151.
Ann. d. Inst. I. p. 44, Qbereinstimmend mit Piranesi Magnificenza de'
Romani t. 3.
5. Das cavaedium heisst mit einem Tuskischen Worte atrium;
dessen Mitte ist das impluvium und compluvium. Das einfachste Cavae-
dium in Rom hiess Tuscanicum, dann tetrastylum, Ghorinlium. Varro de
L. L. V, 33. §. 161. .Vitruv VI, 10. Diod. V, 40.
169. Der Tuscanische Tempelbau ging von dem 1
Dorischen aus, jedoch nicht ohne bedeutende Abweichungen.
Die Saulen, mit Basen versehen, waren schlanker (14 mo-
duli nach Vitruv) und standen weiter auseinander (araeosty-
lum), indem sie nur .ein holzernes Gebalk trugen, mit vor-
tretenden Balkenkopfen (mutuli) fiber dem Architrav', weit
vorspringendem Sims (grunda), und hohem Giebel. Der Plan 2
des Tempels erhielt durch die Rficksicht auf den gevveihten
Bezirk der Auspicien-Beobachtung das Augural -Templum,
Modificationen ; die Grundflache wurde einem Quadrat ahn.
licher, die Cella, oder mehrere Cellen, wurden in den Hinter-
theil (die postica) gebracht, Saulenreihen fuUten die vordere
Halfte (antica), so dass die Hauptthur gerade in die Mitte
des Gebaudes fiel. Nach dieser Kegel war der Capitoli- 3
nische Tempel, mit drei Cellen, von den Tarquinischen
Fursten gebaut vvorden. Obgleich in der Ausfuhrung zierlich
und reich, hat diese Baukunst nie das Emste und Maje-
statische der Dorischen erreicht, sondem immer etwas Breites
und Schwerfalliges gehabt. Reste derselben existiren nicht 4
mehr ; die Etruskischen Aschenkisten zeigen in den architekto-
nischen Verzierungen einen verdorbnen Griechischen Geschmack
spaterer Zeiten.
1. Vitruv III, 3, 5. Ueber die Tuscanische SSulenordnung Marquez
Ricerche deir ordine Dorico p. 109 sqq. Stieglitz Archaeol. der Baukunst
n, I. S.^14. Hirt Gesch. I. S. 251 ff. Klenze Versuch der Wiederher-
»
stellung des Toscanischen Tempels. Miinchen 1821. Inghirami Mon.
Etr. IV. p. 1. tv. 5. 6. [Memorie per le belle arti T. 3. p. CCLXX.]
Erhalten ist davon nichts als etwa zwei Sftulenstucke in Volci und Bo-
marzo M. I. d. Inst. tv. 41 , 2 c. Ann. IV. p. ^69. Ueber die mutuli
besonders die Puteolanische Inschrift Piranesi Magnific. tv. 37. Scbeppig
liber GapitSler von besonderer Form in Volci, Toscanella u. s. w. Annali
d. Inst. VII. p. 187. Monum. II, 20.
182 Griechische Kunst in Italien. [170]
2. Vgl. hierzu des Verf. Etrusker II. S. 132 fif. und Tf. 1.
3. Der Capitolin. T., gross 207 Va X 192 Va F., enthielt drei Cellen,
des Jupiter, der Juno und Minerva; der vordere Raum heisst ante cellas.
Vovirt und gebaut etwa von 150 Roms an ; dedicirt 245. Stieglitz Archaeol.
der Baukunst II, I. S. 16. Hirt Abh. der Berl. Akad. 1813. Gesch. L
S. 245. Tf. 8, 1. Vgl. Etrusker II. S. 232. Die gewaltigen Substructionen
Piranesi Magnific. tv. 1. Derselbe Styl zeigt sich auch in der Mauer des
Periboios des Jupiter Latiaris auf dem Albanischen Berge.
1 170. Auch in den Gebauden fur Spiele finden
wir Griechische Grundformen , wie die Spiele selbst zum
2 grossen Theile Griechisch waren. Die Grabmaler, auf
welche die Etrusker mehr Aufmerksamkeit verwandten als die
altern Griechen, sind grosstentheils Excavationen im Gestein
des Bodens, deren Anlage durch die Beschaffenheit des Bo-
dens bestimmt wird, unterirdisch, wo Ebenen sich ausbreiten^
uber der Flache des Bodens, wo Felswande sich darbieten.
Ueber den excavirten Grabkammern erheben sich haufig
Hugel, welche mitunter untermauert, und in grossen Dimen-
sionen aufgefuhrt, an die Monuniente Lydischer Herrscher
3 erinnern (§. 241*). Bei den ganz gemauerten Denkmalem
war die Form konischer Thurme beliebt, welche Theils Grab-
kammern enthielten (wie die Sardinischen Nuraghen), theils
nur zur Zierde auf einen viereckigen Unterbau gestellt waren ;
die letztere Form erscheint in den Sagen von Porsena's
Mausoleum auf eine ganz phantastische Weise ausgebildet.
1. Die Circi (in Rom unter Tarquin I.) entsprechen den Hippo-
dromen. Theater-Ruinen in Faesulae, Adria am Po, Arretium, Falerii
(Bull. d. Inst. 1829. p. 72). Amphitheater, fur Gladiatoren, vielleicht
Tuskischen Ursprungs; mehrere Roinen. Ein Etr. Brunnen in Fiesole
entdeckt, Ann. VII. p. 8.
2. a. Unlerirdische Graber, im Tuf unter Ebenen, mit herabfQhren-
den Treppen oder Gangen und einem Vestibul ; oft aus mehrern symmetrisch
gestellten Kammern bestebend; bisweilen stOtzende Pfeiler daijn stehen
gelassen ; die Decke horizontal, aber auch giebelfSrmig ansteigend. So die
Graber von Volci (s. besonders Fossati Ann. d. Inst. I. p. 120. Lenoir
4ind Knapp IV. p. 254 ff. M. I. tv. 40. 41), fthnliche in Clusium, Vola-
terrae und sonst. Gori M. Etr. III. cl. 2. tb. 6 ff. b. Unterirdische GrSber
im Tuf und Tumuli darQber; mit horizontalen Gftngen, aber auch Treppen
meist einzelne kleine Kammern, sonst ^nlich wie nach der ersten Art.
So die meisten von Tarquinii, in denen die Leichen auf Steinbetten
[170] Etruskische Grabanlagen. 183
liegend gefunden werden (s. G. Avvolta Ann. d. InsL I. p. 91. tv. B.
Lenoir und Knapp a. 0. Inghirami tv. :22. Micali tv. 64. Millingen*
Transact, of the R. Society of Literal. II, I. p. 77). c. Grabkammei-n.
tiber denen kQnstlich ummauerte Hdgel, mit thurmartigem Gemftuer darin
emporsteigen , wie die sogen. Gocumella bei Volci, deren Durchmesser
aber 200 F. isl ^Micali tv. 62, 1). Aehnliche aufgemauerte HQgel bei
Tarquinii und Viterbo. d. In senkrechte FelswSnde eingehauene Kammern,
mit einfachem, oder verziertem Eingange zu dem Innern, bei Tuscania^
Oder Toscanella (Micali tv. 63) und Bomarzo (Ann. d. Inst IV. p. 267.
281. 284). e. In eben solche Felsw&nde eingehauene Kammern mit
Fa<^aden aber dem mehr versteckt liegenden Eingange, welche theils blosse
Thurverzierungen darstellen, wie in dem Tarquinischen Orte Axia, theils
Dorische Tempel-Frontons , in Etruskischem Gesohmacke verschnOrkelt^
wie in Orchia. Orioli, Opuscoli Lett, di Bologna I. p. 36. II. p. 261. 309.
[Ders. Ann. V. p. 18—56 zu Mon. d. I. I, 48 u. 60, GrSber Norchia und
Castel d'Asso, Castellaccio.] Bei Inghir. IV. p. 149. 176. Ann. d. Inst. V.
p. 18. vgl. Ann. FV. p. 289. M. I. tv. 48.
3. [Fr. Orioli dei sepolcrali edifizi dell' Etr. media e in generale
deir archit. Tuscanica, Poligrafia Fiesol. 1826. 4.] Aufgemauerte Grab-
kammern, z. B. bei Cortona (sog. Grotte des Pythagoras), bisweilen auch
gewOlbt, Gori M. Etr. III. d. 2. tb. 1. 2. p. 74. Inghirami IV. tv. 11.
Graber bei Cervetri (Caere) M. d. L II, 19. Ann. VII. p. 177. Vgl. Hall.
A. L. Z. 1834. Int. Bl. N. 38. 1836. Int. Bl. N. 6. Graber in Caere mit
Spitzbogen, das. 1836. N. (30). Bull. 1836. p. 56. [Heideloff Ober die Spitz-
bogen der Alten 1843. 4. vgl. Edinb. Rev. CLVI. p. 449. P. E. Visconti Mon.
sepolcrali di Ceri, R. 1836 f. Cantna Descriz. di Cere ant. R. 1838 f. vgl.
Bull. 1838. p. 169. Kunstbl. 1839. N. 40. Das grosse und besonders
reiche Grab Mus. Gregor. II. tv. 107. GrSber von Caere und Monterone
Micali M. I. 1844. tv. 55—57. p. 355.] Ein Grab bei Perugia, publicirt
von Speroni, Bull. 1834. p. 191. Vermiglioli il sep. de' Volumni scop,
in Perugia nel 1840. Perugia 1840. 4, sehr ausgezeichnet. Cavedoni
Osserv. sopra un sepolcreto Etrusco nella coUina Modenese; Mod. 1842. 8.
vgl. Bull. 1841. p. 75. Grabmonumente zu Sovana M. d. I. Ill, 55—57.
Ann. XV. p. 223. 233. vgl. Bull. 1843. p. 155.] Den Nuraghen ahnliche
Grabm^er von konischer Form bei Volaterrae, Inghirami Ann. d. Inst. IV.
p. 20. tv. A. Ronische Spitzsaulen auf einem cubischen Unterbau an dem
sogen. Grabmal der Horatier bei Albano, Bartoli Sepolcri ant tv. 2.
Inghir. VI. tv. F6, und auf Etruskischen Umen (bei der decursio funebris)
R. Rochette M. 1. 1, pi. 21. 2. Ueber Porsena's Grabmal Plin. XXXVI, 19, 4,
mtere Abhandlungen von Cortenovis, Tramonlani, Orsini, neuere von Qu.
de Quincy Mon. restitu^s I. p. 125, Due de Luynes Ann. d. Inst. I. p. 304
(M. I. tv. 13), Letronne ebd. p. 386. [E. Braun il laberinto di Porsenna
184 Griechische Kunst in Italian. [171]
«
comparato coi sep. di Poggio^Gojella ultimamente dissotterrati nel agro
Clusino, R. 1840 f. Vgl. BuU. 1840. p. 147. 1841. p. 6.]
1 171. Unter den Zweigen der bildenden Kunst
bliihte in Etrurien besonders die Arbeit von Fictilien.
2 Gefasse aus Then wurden in Etruskischen Stadten in sehr
verschiedner Art, zum Theil mehr nach Griechischer , zum
Theil nach abweichenden, einheimischen Manieren, verfertigt;
bei den letztem ist uberall die Vorliebe fur plastische Ziera-
3 then bemerkbar. Eben sq waren Tempelzierden (antefixa),
ReHefs oder Statuen in den Giebelfeldern , Statuen auf den
Akroterien und in den Tempeln aus Then in Italien gebrauch-
Uch; wovon das thSneme Viergespann uber, und der an
Festen bemennigte Jupiter von Thon in dem Capitolinischen
Tempel Beispiele sind. Jenes war in Veji, dieser von einem
Volsker, Turrianus von Fregellae, gearbeitet.
I
1. £laborata haec ars Italiae et maxime Etruriae, Plin. N. H. XXXV, 45.
^r Tuscum fictile, catinum, bei Persius und Juvenal. Man unter-
scheidet folgende Hauptclassen : 1. Auf Griechische Weise fabricirte und
bemalte Gefasse, s. §. 177. 2. Schwslrzliche , meist ungebrannte, Vasen,
von schwerfalliger, auch kanobusartiger Form, theils mit einzelnen Relief-
figuren an FQssen und Henkeln, theils mit umlaufenden Reihen stumpf
eingedruckter Figiirchen von Menschen, Thieren, Ungeheuem: eine alter-
thumliche Arabeske, wobei auch orientalische Gompositionen f§. 178), und
mitunter Griechische Mythen, namentlich der von den Gorgonen, benutzt
sind; besonders in Glusium einheimisch. Dorow Notizie int alcuni vasi
Etruschi, in den Memorie Rom. IV. p. 135 und zu Pesaro 1828. Voy.
arch^ologique dans Fane. Etrurie. P. 1829. p. 31 f. Bull. d. Inst. 1830.
p. 63. Micali tv. 14—27. [Mon. ined. 1844. tv. 27—34.] M. Etrusco
Chiusino. F. 1830 flf. (vgl. Bull. d. Inst. 1830. p. 37. ^831. p. 52. 1832.
p. 142). Ueber die Schw^rzung der GefHsse in Cliiusi Bullett. 1837. p. 28.
[Ausser in Ghiusi sind deren besonders viele im Museum zu Florenz.]
3. Gl&nzend schwarze GeflLsse, mit Zierathen in Relief von sch()ner
Griechischer Z^ichnung, bei Volaterrae gefunden. 4. Arretinische
Gef&sse, noch in der Eaiserzeit gearbeitet, corallenroth, mit Zierathen und
Figuren in Relief. Plinius, Martial, Isidor. Inghir. V. tv. 1. Ausgrabungen Bull.
^S34. p. 102. 1837. p. 105. BruchstQcke vonModenesischen GefSssen Bull.
[172] Etruskische Plastik. 185
1837. p. 10. [A. Fabbroni Storia degli anl. V. fill. Aretini cong. tav.
Arezzo 1841. 8.]
3. Die Belege, Etrusker 11. 8. ^46. Die Existenz und Heimat des
Turrianus h^gt freilich sehr von einzelnen Handschriflen des Plinius ab.
[Der Gegensatz von Veji und den Volskem ist nach den nicht interpolirten
Handschriflen nicht begrundet, L. v. Jan Jen. Litt. Zeit. 1838. S. 258.]
Aus dem Volsker-Lande stammen indess auch die sehr alterthQmlichen
gemalten Reliefs: Bassirilievi Volski in terra cotta dipinti a vari colori
trovati nella cittk di Velletri da M. Carloni (Text von Bechetti). R. 1785.
M. Borb. X, 9—12. Inghir. VI. tv. T 4. X 4. vgl. Micali tv. 61. Sie
stellen Scenen aus dem Leben, meist Agonen, dar. Sonst ist nicht viel
von diesem Kunstzweige , als Aschenkisten (von Glusium) ubrig, wovon
§. 174. Vgl. (Jerhard, Hyperb. R6m. Studien S. 206.
172. An die Plastik im ursprunglichsten Sinne schliessl i
sich auch bei den Tuskem der Erzguss an. Erzbilder
waren in Etrurien sehr zahlreich; Volsinii hatte deren im J. 2
der St. 487 gegen zweitausend; vergoldete Bronzestatuen
schmuckten auch die Giebel; es gab Colosse und Statuetten,
von welchen letztern sich noch am meisten erhalten hat. Nur 3
ist es oft schwer, das acht-Etruskische unter der Masse
spaterer Roraischer Arbeiten herauszuscheiden.
2. Metrodor liei Plin. XXXIV, 16. Vitruv. Ill, 2. Tuscanicus Apollo
L pedum a pollice, dubium aere mirabilior, an pulcritudine, Plin. XXXIV
18. Tyrrhena sigilla Horaz.
3. Beriihmte Werke sind: a. die Chimaera von Arretiura in Florenz
(sehr kraflig und lebensvoll), Dempster Etr. Reg. 1. tb. 22. Inghir. III. t. 21.
Hicali Mon. tv. 42, 2. b. die WOlfin auf dem Capitol, wahrscheinlich die
von Dionys. I, 79 u. Liv. X, 23 envahnte, welche, im J. der Stadt 458
geweiht, am Ruminalischen Feigenbaum stand, von steifer Zeichnung der
Haare, aber krifligem Ausdruck; Winckelm. W. VII. Tf. 3 c. Micali tv. 42. 1.
[Urlichs de lupa aenea im N. Rhein. Mus. IV. p. 519. L. Byron Child
Harold zu IV, 25.] c. der Aule Meteli, genannt Arringatore oder Haruspex,
in Florenz, ein sorgfSltig, aber ohne sonderlichen Geist behandeltes Portrat,
Dempster I. tb. 40. d. die Minerva von Arezzo in Florenz, eine anmuthige
Cestalt der schon verweichlichten Kunst, Gori M. Flor. III. tb. 7. M. Etr.
T. I. tb. 28. e. der Apollon in altgriechischer Bildung mit Etrusk. Hals-
kette und Beschuhung, M. Etr. I. tb. 32. Einer in Paris, Joum. des Sav.
1834. p. 285. f. der stehende Knabe mit der Gans, eine Figur von an-
muthigem naivem Charakter, im Mus. von Leyden, Micali tv. 43. g. Der
|gg Griechische Kunst in Italien. [173]
Mars von Lodi^ Bull. 1837. p. 26. Int. Bl. der A. L. Z. 1836. N. 6.
Kunstbl. 1838. N. 65 ; ein unbekannter K&mpfer ganz ahnlich in England,
Specimens of anc. sculpt. II, 4 [und im Mus. zu Florenz, Micali Mon. 1833.
tv. 39. Abbildung des Kriegers von Todi Mus. Chiaram. II. tv. B. M.
Gregor. I. tv. 44. 45]. Vgl. noch ausser, Gori M. Etr. I., Micali tv. 29-
32—39. 42—44, namentlich 32, 2. 6 u. 33 als Beispiele der unfi!^rmlichen,
bizarren Art ; 29, 2. 3 orientalisirende Flflgelfiguren (aus einem Grabe von
Perusia); 39, eine altgriechische Heldenfigur, aber mit Etruskischen
Besonderheiten im Costiim; 35, 14 (Hercules), 36, 5 (Pallas), 38, 1 (ein
Held) altgriechischen Shnlicb, aber plumper und ungeschickter; 38, 5 als
Beispiel Etruskiscber Uebertreibung im Gewaltsamen ; 44, 1 der Knabe
von Tarquinii in einem spttern Style, doch noch barter als der oben f.
bezeichnete. Am meisten Bronzefiguren liefert Perugia, Gerhard, Hyperb.
ROm. Studien S. 202. Elf Figiirchen Mon. d. Inst. U, 29. Annali VIII.
p. 52. [Das Slteste von Allem eine weibliche Buste aus der sogenannten
grotta Egizia bei der PoUedrara zu Vulci, in Brauns Besitz, BuU. 1844.
p. 106. Vgl. Micali Mon. ined. 1844. tv. 4-8 das. tv. 11—16. Erzfiguren
und Gerftth aus Falterona im Jahr 1838. tv. 17—19 andre Erzfiguren und
Reliefe. Aus Vulci ist auch eine der schOnsten Erzstatuen, Griechischer
Art aus der Kaiserzeit, irrthilmlich nach einem zugleicb gefundnen Helm,
da der Kopf angesetzt gewesen war und fehlte, fOr Pallas Ergane ge-
nommen, in Mflnchen. Bull. 1835. p. 11. 120. 1836. p. 145. Kunstbl. 1838.
S. 78. 349. Ztschr. f. AW. 1839. S. 192. M. Chiaram. U. tv. A.]
1 173. Besonders geschatzt war ferner in Etrurien die
Arbeit des Toreuten (des ciseleur, graveur, orfevre), ja
Tyrrhenische aus Gold getriebne Schalen und allerlei Bronze-
arbeiten, wie Candolaber, wurden selbst in Athen, und noch
in der Zeit der hochsten Kunstbildung gesucht; eben so
wurden silbeme Becher, Throne von Elfenbein und edlem
Metall, wie die Curulsessel, Bekleidungen von Prachtwagen
(currus triumphales, thensae) mit Erz, Silber, Gold, und
reich verzierte Waffenstucke in Menge und Vorzuglichkeit ver-
2 fertigt. Auch hat sich in Grabem noch manche getriebene
Arbeit, welche zur Zierde solcher Gerathe diente, von alter-
3 thiinilich zierlicher und sorgfaltiger Behandlung erhalten. In
dicse Classe gehOren auch die auf der Ruckseite gravirten
Bronze-Spiegel (eheraals Pateren genannt), nebst den
sogenannten mystischen Cisten, welche letztem zwar
aus Latium stammen, aber aus einer Zeit, in der Etruskische
Kunstmanieren dort noch die herrschenden waren.
[173] Elruskische Toreutik. 187
1. Ueber Elruskische Gerftihe aus Bronze und edlen Metallen Athen.
I, 28 b. XV, 700 c. und die AuMblung in des Verf. Etruskem 11. S. 253.
Von den Triumphal wa^n und Tbensen I. S. 371. II. S. 199. Henkel
von einem Etruskischen ErzgerAth in phantastischem 8tyl, Gerhard Ant.
BUdw. CI.
2. Eine Sammlung Tyrrhenischer Candelaber, welche eine kflhne
Erfindungsgabe, besonders in animalischen, auch monstrOsen Verzierungen
zeigt, bei Micali tv. 40. Bei Perusia sind im J. 1812 in einem Grabe,
ausser verschiedenen runden Figuren, mehrere Bronzeplatten gefunden
worden, welche einen Wagen verzierten, und theiJs am Orte geblieben,
theils nach MQnehen (n. 32—38) gekommen sind; sie stellen, in getriebenem
Relief mil gravirten Linien, und in rohem Tuskanischen Style, Ungeheuer,
Gorgonen, Monstra aus Fischen und Menschen oder Pferden, auch eine
Eberjagd vor. Vermiglioli Saggio di bronzi Etr. trovati neir agro Perugino
1813. Inghir. III. tv. 18. 23 sqq. Ragion. 9. Micali tv. 28. [Ein Bronze-
wagen aus Vulci, sehr zusammengestdckelt und mit wenigen Flflgelgestalten,
als BelegstQcken, die zwei Rftder sehr gross, der Deichselkopf ein schOner
Widderkopf, bei dem Pr. von Mussignano in Rom. SchOner Dreifuss von
Vulci, M. d. I. Ill, 43. Ann. XIV. p. 62. Drei andre Mon. II, 42.
Annali IX. p. 161. Ein unvergleichlicher Gandelaber aus Vulci §. 63. A. 1.
BronzegerSth alter Art, auch mit Bildwerk, aus den Gr&hern von Caere.
Vulci, Bomarzo Mus. Gregor. I. tv. 1—21. 38—42. 46—75. II. tv. 101—106.
(Statuetten nur I, 43. II, 103. L. Grifi Monum. di Cere ant. R. 1841 f.
12 Kpfl. hOchst alterthQmlich und zum Theil rob.] Aus Perugia stammen
auch drei andre Flatten, welche den Fuss eines Candelabers bildeten, mit
GMterfiguren in Relief (Juno Sospita, Hercules, Hebe?), in Miirichen
(n. 47) u. Perugia Inghir. IIL tv. 7. 8. Ragion. 3. Micali tv. 29. Femer
die fragmentirlen Bronzeplatten von ausgezeichneter Sorgfall in der alter-
thQmlichen Bebandlung, welche einen Streitwagen, und, wie es scheinl (?),
einen Amazonen-Kampf darstellen (Bficali tv. 30), nebst andem interessanten
Sttlcken fthnlicher Art. Ueberdies getriebene Silberplatten, mit aufgenieteten
Zierden von Gold (also Werken der Empaestik, §. 59), welche eine Reiter-
schlacht und einen Kampf wilder Thiere vorstellen, jetzt im Brit. Museum.
Millingen Un. Mon. II, 14, Micali tv. 45. In einem Tarquinischen Grabe
sind 1829 elf Bronzeschilde gefunden worden, mit getriebenen KSpfen von
LOwen und Panthem, und Stieren mit Menschengesicht, in alterlhiimlicher
Arbeit; die Augen mit Emailfarben. Bull. d. Inst. 1829. p. 150. Micali
tv. 41, 1—3. Andre Schilde mit Streifen von Menschen- und Thierfiguren,
s. Ann. I. p. 97. Silbergefass von Clusium mit der Darstellung einer
Pompa im alien Styl, Dempster I. lb. 78. Inghir. III. tv. 19. 20. Ein
Etr. Spiegelhalter in arabeskenartiger Weise, Specimens II, 6. Goldfibuln
Micali tv. 45, 3. Gerhard Bull. 18.30. p. 4 — 9. fEins der merkwurdigsten
t
188 Griechische Kunst in Italien. fl73]
Etr. Werke die grosse 1741 gefundne Grablampe (Xvxvog) aus der Nahe
von Crotona, aufgestellt im CfTentlichen Museum daselbst Bull. 1840. p. 164.
Mem. de I. Ill, 41. 42. Ann. XIV. p. 53. Micali M. I. 1844. tv. 9. 10
auf dem Boden eine Medusa, umher sechszehn Lichter und eben so viele
Figuren, Satym und Sirenen abwechselnd; das Gewicht 170 Toscanische
Pfunde.]
3. Von den sog. Pateren als mystischen Spiegein handeln
am ausfflhrlichsten Inghir. II. p. 7 flf. R. Rochetle M. I. p. 187; doch
ist immer der Gebrauch der Spiegel in Mysterien der Etrusker noch nicht
nachgewiesen ; der Verf. halt sie fur Spiegel (xaXHce honxQu), welche unler
andern Geralhen und Schatzen des Lebens (xrc^/tf/torra) den Todten mit
ins Grab gegeben wurden. Goett. G.A. 1828. S. 870. 1830. 8. 953. [Niemand
zweifelt mehr, dass es Spiegel seien, und die Unterscheidung in hauslicbe
und mystische wird sich auch nicht halten. Nur Micali T. 3. p. 84 s.
vertheidigte die Pateren und h§.lt sie selbst in seinem neuesten Werk fest,
so wie es Thiersch Jahresberichte dei- k. Bayr. Akad. von 1829—31 VII.
S. 53 f. that. Spiegel erkannten L. Vescovali und Inghirami , und man
findet sie ahnlich oft abgebildet auf Vasen, z. B. mit Parisurthellen , und
n Wandgemalden (Pitt. d'Ercol III, 26). Zahn Neue Folge II, 10.] Auch
Spiegeldecken ahnlicher Art sind vorhanden {lofpsiov (rr^oyyvAoi^, Aristoph.
Nub. 751 X6q>iov Hesych.). Die Bilder der Ruckseiten sind meist nur
Umrisslinien, selten in Relief, meist aus einem spStern, theils venveich-
lichten, theils caridrten Style; die Gegenst^de mythologisch und zum
grossen Theil erotisch, oft aber auch nur als ein gleichgQl tiger Zierath
behandelt. Viele bei Lanzi Saggio II. p. 191. tv. 6 ff. Bjanconi de patens
antiquis. Bon. 1814. Borgia'sche, Townley'sche sind auf einzelnen Blattem
gestochen. Inghir. II. P. I. u. II. Micali tv. 36. 47. 49. 50. Das schOnste
StQck [von rein Griechischer Kunst] ist der in Volci gefundene Spiegel im
Besitze Gerhard's, wo in einer Zeichnung voU Seele und Anmuth Dionysos
die aus der Untei-welt emporgefiihrte Semele in Gegenwart des Pythischen
Apollon umarmt. S. Grerhard Dionysos u. Semele. B. 1833. Ueber andre
s. §. 351, 3. 367, 3. 371, 2. 384, 2. 396, 2. 410, 4^ 413, 2. 414, 2. 4. 415, 1.
430, 1 und sonst. [Gerhard Etr. Spiegel 1. 2. Th. GOtterbilder, 2. Th.
Heroenbilder 1843. 1845. 4. 240 Taf. E. Braun Tages u. des Hercules u.
der Minerva heilige Hochzeit. Mtinchen 1830. fol. vgl. N. Rhein. Mus. 1.-
S. 98. Mus. Gregor. I. tv. 22—36].
Diese Spiegel findet man in den Grabern bisweilen mit anderm
Schmuck- und Badegerath (wie man nach Plin. XXXVI, 27 specula et strigiles
in die Graber nahm) in runden Kfistchen aus getriebner Bronze, die man
nun auch cistae mysticae nennt. S. besonders Lami sopra le ciste mistiche,
u. Inghir. II. p. 47. tv. 3. [Plautus Mostell. I, 3, 91 cum ornamentis arcula.]
Auf dem Deckel derselben stehen Figuren als Griff; Thierklauen bilden.
t
[174] Etruskische Toreutik. 189
die Fflsse; gravirte Zeichnungen verzieren Gefass und Deckel. Die meisten
stammen von Praenesle, wo sie zum Theil als Weibgeschenke von Frauen
im Tempel der Fortuna aufbewahrt worden zu sein scheinen. Die be-
kanntesten sind : 1. Die mit scbdnen und interessanten Darstellungen aus
dem Argonauten-Mytbos (Landung in Bitbynien, Amykos und Polydeukes)
gescbmuckte , mit der Inscbi*. Novios Plautos med Romaj fecid, Dindia
Macolnia filea dedit; wonacb die Arbeit etwa um 500 a. u. zu setzen ist.
H. Kircberiani Aerea. I. Die Magulnii, Plautii sind Praenestiner, Grotefend
A.L.Z. 1834. N. 34. [Der Novios *aber, der das Werk zu Rom ausfObrte,
war ein Osker aus Capua, vgl. Mommsen Oskische Studien S. 72. Eine
Zeichnung in Gerbards Spiegein I, 2. Eine des grossen Kunstlers wtlrdige
wird Pater Marcbi berausgeben. Ygl. Heyne Ant. Aufs. I, 48. M. PioCI. I.
p. 81. Das Coll. Rom. besitzt zwei andre Werke von Oskiscben Kflnstlein,
einen Jupiter mit C. POMPONIO QVIRINA (die Tribus) FECID und eine
scbdne Medusa mit G. OPIOS FEGID. Ein Oskiscber Vasenmaler ist Pupidiis
Stenis, Bui]. 1846. p. 98.] 2. Die 1826 gefundne, wo Ciste, Deckel und
Spiegel mit Acbilleus-Mytben geziert ist, bei R. Rocbette M. I. pi. 202. p. 90.
Stackelberg, Kunstbl. 1827. St 32. 33. [47. Gal. Omer. 167.] 3. Die 1786
gefundne im Brit. Mus., mit dem Opfer der Polyxena und zugleicb des
Astyanax, bei R. Rocbette pi. 58. Dagegen Welcker im Rhein. Hus. III.
S. 605. [Gerbard Etr. Spiegel Tf. 15. 16, als Leicbenopfer Acbills fOr
Patroklos.] Ueber die Broendsted^scbe und neun andre bekannt gewordne
Cisten Gerhard, Hyperb. ROm. Studien S. 90. R. Rocbette p. 331. Eine
Cista mit Patera 1794 in Palestrina gefunden bescbreibt Uhden, s. Gerhai'd
arcbaeol. IntelLBl. 1836. S. 35. Broendsted de cista aenea Praenestina
Havn. 1834. Darin ein Spiegel mit Aurora. [Im Jabr 1817 wurde in
Praeneste die fClnfte gefunden, Mem. suUe belle ai'ti R. 1817. Apr. p. 65.
Fr. Peter in den Ann. d. Acad, di Lucca, Kunstbl. 1818. N. 2. Auch in
Vulci wurden solcbe Cisten gefunden; eine bei Baseggio in Rom. . Die
scb()ne Cista aus der Akaderoie von S. Lucas ist jetzt im Mus. Gregor. I, 87.]
174. Weniger wird in Etrurien der Bildschnitzerei i
(thonerne Bilder ersetzten die ^oava Griechenlands) und der
Sculptur in Stein gedacht; nur wenige Steinbilder zeigen 2
durch eine sorgfaltige und strenge Behandlung, dass sie
aus der Zeit der bluhenden Kunst Etruriens stammen; die 3
gewohnlich bemalten, mitunter vergoldeten, Has- und Haut-
reliefs der Aschenkisten, welche aus zusammengezogenen
Steinsargen hervoi^egangen sind, gehoren mit geringen
Ausnahmen einer handwerksmassigen Technik spaterer
190 Griechische Kunst in Ilalien. [174]
Zeiten, zuni grossen Theil wahrscheinlich der R5inischen
Herrschaff, an.
1. Plin. XIV, 2. XXXVI, 99. [? XXXIV, 16. XXXV, 45.] Vitruv.
II, 7. Der Marnior von Luna blieb fflr Sculptur unbenutzt. S. Quintino
Mem. deUa R. Ace. di Torino T. XXVII. p. 211 sq.
2. So die Reliefs von Cippen und Sfiulenbasen bei Gori M. Etr. L
tb. 160. III. cl. 4. tb. 18. 20. 21, bei Inghir. VI. tv. A. (Mi Afiles Titesetc.)
C. D. E 1. P 5. z. a. Micali tv. 51, 1. 2. 52-56 (bei Clusium und in
der Nfthe ausgegrabene Reliefs, welche meist Funeral-Gebr&ucbe darstellen,
und einen einfach alterthunUichen Charakter haben; vgl. Dorow Voy.
arch6ol. pi. 10, 3. 12, 2). [Micali M. ined. 1844. tv. 22 aus der Gegend
von Chiusi viereckte Basis mit Todtenlager, Leichenzug, Mabl und Spielen,
jetzt in Berlin; flhnlich tv. 23—26. Grabreliefe tv. 48. 49, Gorgonen-
masken 50. 51.] Rohgearbeitete und obsc5ne Reliefs an einer Pelswand
von Cometo, Joum. des Sav. 1829. Mars. Hierher gehOren auch die alter-
tbflmlichen Tbier-, Sphinx- und Menscbenfiguren, die sich attf der Gocumella
und an den Eing&ngen der Grflber von Volci aus einer Art von Peperino
ausgehauen finden. M. I. d. Inst. tv. 41, 9. 12. Micali tv. 57, 7.
3. Die Todtenkisten aus Alabaster (Volaterrae), Kalktuf, Travertin,
sehr oft auch aus gebrannter Erde (Clusium j. Die Sujets: 1. aus der
Griechischen, meist aus der tragischen Mytbologie, mit \ieler Beziehung
auf Tod und Unterwelt; dabei Etniskische Figuren der Mania, d^ Mantus
(Charun) mit dem Hammer, der Furien. Ambrosch de Charonte Etr.
Vratisl. 1837. 4. E. Braun Ann. IX. p. 253. [Charon XAPV, auf einer
Etrurischen Vase neben dem Tod des Ajas u. neben Penthesilea Mon. de
I. II, 9. Ann. VI. p. 274.] 2. GlSnzende Scenen aus dem Leben: Trlumph-
zQge, Pompen, Mahlzeiten. 3. Darstellungen des Todes und jenseitigen L^bens:
Abschiede; Sterbe^cenen ; Reisen zu Ross, auf Seeungeheuem. 4. Phan-
tastische Bilder und blosse Verzierungen. Die Composition meist geschickt ;
die Ausfdhnmg roh. Dieselben Gruppen wiederholen sich in verschiedener
Bedeutung. Die oben liegenden (accumbentes) Gestalten slnd oft Portrfits,
daher die unverhftltnissmfissige Gr5sse der K6pfe. Der Bachische Cultus
war in der Zeit dieser Arbeiten schon aus Italien verdr&ngt ; nur ein <erer
Sarkophag von Tarquinii (Micali tv. 59, 1) hat die Figur eines Bachus-
priesters auf dem Deckel. Die Inschriften enthalten meist nur die Namen
des Verstorbnen, in spftterer Schriflart. (Die Etniskische Sprache und
Schrifl ging nach August, vor Julianus, unter.) Uhden, Abhandl. der
Akad. von Berlin vom J. 1816. S. 25. 1818. 8. 1. 1827. 8. 201. 1828.
8. 233. 1829. 8. 67. Inghir. I. u. \l. V 2. Micali tv. 59. 60. 104—112.
Mehrere von ZoSga (Bassir. t. IV. 38-40), R. Rochette, Glarac u. A.
[175] Etruskiscbe Sculpturen, Gemmen. 191
publiciri. Einzehie Beispiele §. 397. 412, 2. 416, 2. 431 u. sonst. [Umen
aus Caere, Bomarzo u. s. w. zum Theil aus Thon, Mus. Gregor. L tv. 92—97.
Die eines Grabes, in Perugia, mit Inschriften, Bull. 1845. p. 106.]
175. Die Etrusker, bemuhl den Korper auf alle Weise l
zu schmucken, daher auch grosse Freunde von Ringen,
schnitten zeitig in Edelsteinen; mehrere Scarabaeen des 2
aitesten Styls sind der Schrift und den Fundorten nach ent-
schieden Etruskisch. Die Stufen, in denen die Technik fort- 3
schritt, sind schon oben (§. 97) angegeben worden; auf der
hSchsten, welche die Etrusker erreichten, verbindet sich eine
bewundernswurdige Feinheit der Ausfuhrung mit der Vorliebe
fur gewaltsanie Stellungen und ubertriebene Bezeichnung der
Musculatur, wodurch selbst die Wahl der Gegenstande meist
bestimmt wird. Auch goldne Ringplatten mit gravirten oder 4
auch gepressten arabeskenartigen Figuren hat man bei den
neuesten Nachgrabungen gefunden, durch die uberhaupt der
durch die Alten bekannte Reichthum der Etrusker an Schmuck*
gerathen eine merkwurdige Bestatigung erhalten hat.
2. FQr den Etrusklschen Urspnmg Vermiglioli Lezioni de Aixheol. I.
p. 202. Etrusker II. S. 257. vgl. auch R. Rochette's Ck)urs p. 138. [Skara-
baeus mil Griechischer Inschrift in Aegina, u. a. in Griechenland gefundne,
Finlay im Bull. 1840. p. 140. Seitdem sind dort viele zum Vorschein
gekommen.] Zu den Mher bekannten Meisterwerken , der Gemme mit
den fiinf Helden gegen Theben (bei Perugia gefunden), dem Theseus in
der Unterwelt, dem Tydeus ccno^vofisvog, dem Peleus, der das nasse Haar
ausdrackt (Winckelm. M. I. 11. n. 101. 105. 106. 107. 125. Werke VII.
Tf. 2 eine &hnliche Figur Bficali tv. 116, 13), kommen jetzt der Herakles,
der den Kyknos niederstCsst (Impronti d. Inst. I, 22. Micali tv. 116, 1),
der kummervoll nachsinnende Herakles (Micali tv. 116, 5), der das Pass
des Pholos OfTnende Herakles (Micali tv. 116, 7) u. andre, besonders in
Volci und Clusium gefundne. [Der s. g. Etruskiscbe Genimenrand.]
4. Von diesen Graffito's in Goldringen sind mehrere in den Impronti
d. Inst. 1. 57-62, III, 58—62, sehr Phoenicisch, und bei Micali tv. 46,
19—23 mitgetbeilt; in ^Uen zeigt sich ein Streben nach monstrosen
Gombinationen, welches besonders von Babylonisch-Phoenikischen Arbeiten
der Art Vortbeil zog. Eine Zusammenstellung von in Volci gefundenen
goldenen Schnallen (eine sehr grosse in rohem Greschmack zusammengesetzt,
192 Griechische Kunst in Italien. [176]
und mit gravirten KSmpfern, Ldwen, V()geln Yon unfbrmlicher Zeichnung
geschmuckt) und Fibeln (die zuih Theil sehr schOn mit Sphinxen, Ldwen
geschmiickt sind), Halsketten und Gehenken (darunter Aegyptische Phthas-
idole aus emaillii*ter Terracotta, in Etruskischer Fassung), Diademen, Ketten,
Ringen und andem Schmucksachen bei Micali tv. 45. 46. vgl. Gerhard,
Hyperbor. R5m. Studien S. 240. Ein Halsschmuck Mon. d. Inst. 11, 7.
Annali VI. p. 243. Funde in Caere Bull. 1836. p. 60. 1839. p. 19. 72 (diess
letzte iQinlich wie Micali 45, 3). [Die verschiedenen Kronen und KriUize,
priesterlichen Brustschilde, die Hals- und Armbllnder, Ringe und Spangen
u. s. w. der neuen papstlichen Sammlung, Mus. Gregor. 1. tv. 67—91.
Grifi Mon. di Gere tv. 1. 2. P. Secchi Tesoretto di Etr. arredi in oro del
Cav. Gampana, Bull. 1846. p. 3. Die Sammlung Gampana ist uberhaupt
reich an den auserlesensten und nicht bios an Etrurischen StQcken, von
einer jetzt unerreichbaren Feinbeit und Kunst der Arbeit, wenn sie auch
ah Zahl der des Mus. Gregorianum nachsteht. Das Armband weist als
Italischen Nationalschmuck nach K. F. Hermann Goett. Gel. Anz. 1843
S. 1158. 1844 S. 504. Schiassi sopra una armilla d'oro del M. di Bologna.
Bol. 1815. 8.]
1 176. In den Munzen batten die Etrusker erstens
ihr einheimisches System; gegossene, vielleicht zuerst viereckige,
Kupfer-Stucke , welche das Pfund mit seinen Theilen dar-
2 stellten. Die Typen sind zum Theil sehr roh, doch zeigen
sie Bekanntschaft mit Griechischen Muntbildem von Aegina,
Korinth und andern Orten (Schildkrote , Pegasos, Muschel
3 u. dgl.), manche auch einen edlen Griechischen Styl. Enger
schloss sich Etrurien an Griechenland in seinen Silber- und
Goldmunzen an, dergleichen aber nur wenige Stadte ge-
schlagen haben.
1. A es grave gibt es von Volaterrae, Kamars, Telamon, Tuder,
Vettona und Iguvium, Pisaurum und Hadria (in Picenum), Rom (seit
Servius), und vielen unbenannten Orten. Der As, ursprflnglich der libra
(UxQa) gleich, wird durcb I oder L, der Decussis durch X, der Semissis
dureb G, die Uncia durch 0 (globulus) bezeichnet. Fortwfihrende Reductionen
wegen des steigenden Kupferpreises (ursprflnglich die Libra = Obolos,
!268: 1), daher das Alter der Asse ungeffthr nach dem Gewicht bestimmt
werden kann. Von 200 (Servius) bis 487 a. u. c. sinkt der As von 12
auf 2 Uncien. Die viereckten StQcke mit einem Rinde sind VotiymQnzen
nach Passed. ~ Passeri Paralipomena in Dempst. p. 147. Eckhel
D. N. I, I. p. 89 sq. Lanzi Saggio T. II. Niebuhr R. G. I. S. 474 ff.
Etrusker I. Seite 304—342. Abbildungen besonders bei Dempster,
[177] Etruskische Malerei. 193
Guarnacci, Arigoni, Zelada; Schwefelabgusse von Mionnet [Jos. Marchi
und P. Tessieri L'aes grave del M. Kircheriano ovvero le monete primi-
tive de' popoli dell' Italia media. Rom. 1839. 4. mit 40 Taf. Querf. Da-
gegen mit der gesundesten Krilik J. Blillingen Consider, sur la numism.
de Tancienne Italie. Florence 1841. Supplement. Flor. 1844. Gennarelli
la moneta primitiva e i mon. deir Italia ant. R. 1845. 4. Lepsius aber
die Tyrrhen. Pelasger in Etrurien und Qber.die Yerbreitung des Italischen
Milnzsjrstems von Etrurien aus. Leipz. 1842.]
2. Manche von Tuder z. 6., mit Wolf und Kitharai sind in einem
guten Griechischen Styl. Der Janus von Yolaterrae und Rom ist meist
roh gezeichnet, ohne Griechisches Yorbild.
3. SilbermiLnzen von Populonia (Pupluna. X. XX), den Kama-
rinaeischen fthnlich, wohl meist aus dem fdnften Jahrh. Roms. Gold
von Populonia und Yolsinii (Felsune). In Rom beginnen die Denare
(V«4 Pfund) a. u. 483.
177. Die Etruskische Malerei ist ebenfalls nur ein l
Zweig der Griechischen; doch scheint fruher, als wir in
Griechenland davon h6ren, hier die Wandmalerei geubt
worden zu sein. Zahlreiche Grabkammern, besonders 2
bei Tarquinii, sind mit Figuren in bunten Farben bemalt,
die ohne viel Streben nach Naturwahrheit , mehr mit Ruck-
sicht auf eine harraonische Farbenwirkung, ziemlich rein und
ungemischt auf den Stucco gesetzt sind, mit dem der Tuf
dieser Grotten uberzogen ist. Der Stji der Zeichnung geht 3
von einer den alten Griechischen Werken verwandten Strenge
und Sorgfalt in die fluchtigen und caricaturartigen Manie-
ren uber, welche in der spatem Kunst der Etrusker herrsch-
ten. Auch sind nach Plinius in Italien (Caere, Lanuvium,
Ardea) Wandgemalde von ausgezeichneter Schonheit verfertigt
worden, aber naturlich erst nach Zeuxis und Apelles Zeiten.
Die Griechische Vasenmalerei wurde den Etruskem 4
fruhzeitig bekannt (§. 75); indessen mussen die Etrusker es
in der Kegel vortheilhafter gefunden haben, sich Griechischer
Fabricate zif bedienen, diese mogen nun durch den Handel
uber Tarquinii, Adria und andre Kustenorte eingefuhrt, oder
von Griechischen Kunstlem im Lande gearbeitet worden sein
(vgl. §. 99, 2. 257). Nur die verhaltnissmassig wenigen 5
und an Kunstwerth geringeren Vasen, welche mit Etruski-
O. M filler's Arehneologie. 4. Aufl. 13
194 * Griechische Kunsl in Italien. [177]
scher Schrift verseheYi sind, konnen einen sichern Anhalts-
punkt geben, um Etruskisches und Griechisch^s zu scheiden.
2. 3. Die Etruskischen Sepulcralgem&lde zerfallen in z\yei Classen.
1. Die <em, dem altgriechischen Style mehr nahe stehend, halten sich
auch In den Gregenst&nden an Griechische Sitten und Ideen. Hierher ge-
hOrt a. die Grotte del fondo Querciola in Tarquinii (1831 entdeckt), von
besonders reiner, einfacher Zeichnung; Mahle der Seligen; ein Zug nach
dem mit dbereinandergestellten Yasen angefQllten Grabe. M. I. de Inst,
tv. 33. b. Die Grotte del f. Marzi (1830); der Styl der Zeichnung
Etruskisch caricirt, Mahle und T&nze der Seligen in Weinlauben und
(jfirten, wie bei Pindar, nach Orphischen Quellen. M. I. d. Inst. tv. 32.
c. d. e. Die dr'ei 1827 gedfiEheten und von Baron v. Stackelberg und Kestner
gezeichneten Gr§.ber, vorldufig bekannt gemacht [bei Ck)tta liegen die
Zeichnungen gestochen seit Jahren] von Micali tv. 67. 68. Die Inschriften
Bullet, d. Inst. 1833 fol. 4. Mahle (der Seligen oder Todtenfeiernden),
Zug zu dem Grabmal, gymnische Spiele, Wagenrennen mit Zuscbauem
auf Gerdsten. Die am wenigsten sorgl^tig ausgemalte Grotte zeichnet sich
durch Etruskische Personen-Namen aber den Figuren der das Todtenfest
Feiemden aus. vgl. R. Rochette Joum. des Savans 1828. p. 3. 80. Kestner
Ann* d. Inst. L p. 101. Stackelberg in Jahn's Jahrb. I. S. 220. [Hypo-
gaei or sep. caverns of Tarquinii by the 1. Byres edit, by Frank Howard.
L. 1842 f. Die Gem&lde der Tarquinischen Grotten auch im.Mus. Gregor. I.
tv. 99—104, nach den Abbildungen an den Wanden des Museums, wie
auch in Mflnchen.] f^ Grotte von Clusium (auch 1827), mit Wagenrennen
imd gymnischen Spielen, die auf den Tuf selbst in einem nachlftssigen,
aber kecken Style gemalt sind. Ueber die zuletzt gefundenen unterirdiscben
Gemalde in Grabem von Chiusi, Annali VII. p. 19. 2. Die neuem, die
nichts von der Strenge des alten Sty Is haben, sondem eine leichte, zum
Theil durch Qberm^sige Dehnung der Figuren caricirte Zeichnung; hier
sind auch die Gegenst&nde mehr aus Etruskischem Glauben, wohl aus den
Acheruntlschen Bflchem des Tages, genommen. Hierher das Tarquinische
Grab, in welchem weisse und schwarze, mit H^Unmem gerustete, Genien
den Todten sich streitig machen. S. Wilcox, Philos. Transact. LIII.
tv. 7—9. Agincourt Hist, de I'Archit. pi. 10, 1. 2. Inghir. IV. tv. 25—27
u. VI. tv. G 3. Micali tv. 65. Ein anderes Grab (Dempster II. tb. 88.
Aginc. pi. 11, 5. Inghir. tv. 24) zeigt die Verdammten aufgehangt, und
mit Feuer und Marterinstrumenten gequSlt. Die altern Nachrichen flber
Etruriens bemalte Hypogeen stellt Inghir. IV. p. 111—144 zusammen;
vgl. C. Avvolta Ann. d. Inst. p. 91. Bull. 1831. p. 81. Gerhard Hyperb.
R6m. Studien S. 129. vgl. p. 2.34. Ueber drei neu entdeckte Tarquinische
Graber mit trefflichen Gemftlden Bullet. 1832. p. 213. [Kestner flber
zwei in Vulci bei Ponte della Badia entdeckte Graber Bull. 1833. p. 73.
[177] EtruskJsche Grabgemftlde. J95
M. d. L II, :2— 5. Orioli Ann. VI. p. Ia3->190. WandgemAIde eines
Grabes in Veji, atbletisch decorativ, bei Micali M. I. 1844. It. 58; eine^
mit Sphinxen, Pferden, Panthern in dem Styl der Therikleen s. Bull. 1843.
p. 99 ff. Noch andere Grftber in |Yeji sind seitdem durch Campana
gedffnet worden.]
5. Unler den Vasen von Void and nur drei, welche Etruskiscbe
Inschriften haben, die sich auf die gemalten GegensUnde beziehen [eine
ist bei E. Braun mit einem Spruch in Etr. Schrifl; der Prinz Borgbese
fand in Bomarzo im Frflbjahr 1845 ein kleines Gefltes mit dem voll-
stftndigen Eti*. Alphabet, vgl. Mus. Gregor. 11. tv. 103, zwei Schalen aus
Bomarzo mit Namen Bull. 1846. p. 105] ; auf einigen andem, yon rohester
Arbeit, sind Etruskiscbe Personen-Namen gemalt (kale Mukathesa), nach
Gerhard Ann. d. Inst. III. p. 73. 175. Micali ty. 101. Spftter sind bei
Nachgrabungen, die Baron Beugnot bei Volci angestellt, noch zwei Bilder
einer Vase gefunden worden, die durch die Einmischung Etruskischer
Genien und die Beischriften (Aivas, Gharu; Turms, Pentasila) grosse
Aehnlichkeit mit Aschenkisten erbalten. Hallische ALZ. 1833. Intell. 46.
M. d. I. II, 8. Aivas sich in sein Schwert stilrzend. Ataiun von Hunden
angefallen n, 9. A. Aivas, von einem andem erstochen, Gladiatorwitz,
dabei Cham. B. Eine Frau (HIN9U), Charon (TVPMVCAS), eine
Frau {IIENTASILA), gelbe Figuren, hSchst robe Zeichnung. Ann. VI.
p. 264. Vase von Perugia Ann. IV. tv. G. vgl. V. p. 346. [Meleager
und Atalanta nach Zannoni in der Antologia di Firenze], Spiegel mit
vielen Inschriften, Bull. 1835. p. 122. 158. Eine bei Clusium gefundene
Schale hat ein Crorgoneion mit Etruskischer Umschrift. Micali tv. 102, 5.
Ein Fragment einer Vase, von besserer Arbeit scheint es, mit Etmskischer
Inschr. (Tritun, Alacca) bei Inghir. V. tv. 55, 8. Auch ist bei Volci eine
Schale mit Odysseus Fahrt bei der Sirenen-Insel und der Inschrift Fecetiai
pocolom gefunden worden (ALZ. a. 0.), wie bei Tarquinii ein GefSss mit
einer Ei-os-Figur in spllterm Style und den Worten Volcani pocolom,
Levezow Berl. V. n. 909; in Orte zwei Trinkschalen mit rohen Figuren,
Lavemae poculum. Salutes poculum. Bull. 1837. p. 130, Beweise, dass
auch noch in dem den ROmern unterworfenen Etmrien, im sechsten Jahr-
hundert der Stadt, gemalte Vasen fabridrt wurden. [Millingen besass
zuletzt die beiden Durandschen Schalen, nicht Fecetiai, sondem Aeoetiae
pocolom, so dass Secchi (irrig) Egeriae las, und Belolai pocolom. Im
Gregor. Mus. Lavemae pocolom und Keri pocolom (d. i. Ceri Mani).
Etmrische Vasen bei Micali M. ined. 1844. tv. 35 — 47, in Berlin nach
Gerhards Neuerworbenen Denkm. n. 1620—29. 1790—95. Von jenen
Schalen sind nach Millingens Angabe etwa sechs mit Etr. Schrift, noch
eine mit Schrift ohne Figuren betannt.]
196 Griechische Kunst in Italien. [178]
1 178. Was mm, theils aus der Betrachtung dieser ein-
zelnen Gattungen der Kunst imd Classen von Monumenten,
theils aus einigen Andeutungen der Alten, sich fur das Ganze
der Kunstentwickelung in Etrurien ergiebt, ist ungefahr dies :
2 dass der zwar kraftige, aber zugleich dustre und strenge Geist
der Etruskischen Nation, welcher der freien schOpferischen
Phantasie der Griechen entbehrte, sich in der Kunst viel mehr
receptiv als productiv zeigte, indem er, bei fruhzeitiger Be-
kanntschaft mit den Werken Griechischer , besonders Pelo-
ponnesicher Kiinstler, sich deren Weise getreulich aneignete und
3 sie Jahrhunderte lang festhielt; doch nicht ohne dass zugleich
fur verzierende Bildwerke die unverstSndlichen , aber die
Phantasie urn desto mehr anregenden Bildungen in Anspruch
genonmien wurden, die der Handel aus dem Orient herbei-
fuhrte, und zugleich der dem Etruskischen Stamme einge-
pflanzte Geschmack fur bizzare Compositionen und verzerrte
Bildungen sich hier und da auf verschiedene Weise in aller-
4 lei Gattungen von Werken zeigte; dass aber, als die Kunst
in Griechenland die hSchste Stufe erstieg, theils der Ver-
kehr der beiden VSlker durch allerlei Ereignisse — nament-
lich Campaniens Samnitische Eroberung, um das J. 332
Roms — zu beschrankt, theils die Etruskische Nation selbst
schon zu gebrochen, zu entartet und innerlich verfallen war
und am Ende auch nicht Kunstgeist genug besass, um sich
die vervoUkommnete Kunst in gleichem Maasse aneignen zu
5 konnen : daher ungeachtet mancher einzelnen treflf lichen Lei-
stungen doch die Kunst der Etrusker im Ganzen in ein hand-
werksmassiges, auf Griechische Eleganz und Schonheit keinen
6 Anspruch mehr machendes Treiben verfiel. Immer war hier-
nach die zeichnende Kunst in Etrurien ein fremdes Gewachs,
fremd den Formen, fremd dem Stoflfe nach, welchen sie
fast durchaus nicht aus der nationalen Superstition, die
sich wenig zu Kimstdarstellimgen eignete, sondem aus den
G5tter- und Heroen-Mythen der Griechen entlehnte.
2—5. Hiemach zerfallen die Etruskischen Runstwerke in fOnf Classen:
1. Die eigentlichen Tuscanica Quintil. XII, 10. Tu^^Tjviiiic Strab. XVII.
p. 806 a, Arbeiten, die den ftltesten Griechischen beigesetzt werden. Schwer-
fftlligere Formen, und Detaib des Costdms, auch die bei den Etruskischen
Kunstwerken fast allgemeine Bartlosigkeit machen den Unterschied. Hier-
[178J Entwickelung der Kunst. 197
ber gehdren viele Bronzen und selieirte Arbeiten, einige Steinbi]der, viele
Gemmen, einige Pateren, die ftlteren Wandgemftlde. 2. Imitationen orien-
taliseher, besonders Babylonischer Figuren, die durcb Teppicbe und ge-
schnjttene Steine sicb verbreitet batten; immer nur bei deoorirenden,
grossartigen Bildwerken. So auf den Clusinischen GefSssen, deren Figuren
5fler auf Persisch-Babyloniscben Steinen wiederkebren (wie die zwei Lfiwen
baltende Frau bei Dorow Voy. arcbtol. pi. 2, 1 b, der bei Ousely Travels I.
pi. 21, 16 sehr abnlidb ist) und zugleicb mit denen auf den sog. Aegyptiscfaen
Geflssen (§. 75) (^ grosse Aebnlichkeit baben (wie z. B. ganz dieselbe
zwei Ginse erwflrgende weiblicbe Figur auf beiden yorkommt) Hicali
tT. 17, 5. 73, 1); und auf geschnittenen Steinen, wo besonders Thier-
compositionen (ygl. §. 175) und TbierkAmpfe, den Persepolitaniscben Abnlicb,
Yorkommen. Dass den Etruskem die Griecbiscben Monstra nocb nicbt
genCigten, zeigt auch die Figur des Scarabaeus bei Micali tv. 46, 17: ein
Kentaur der alterthilmlicben Form, mit Gorgonenkopf, SchulterflOgeln,
und Yorderfussen iron einem Adler. 3. Absichtlich verzerrte Bildungen,
besonders in Bronzen (§. 172) und in Spiegelzeichnungen. Vgl. Gerbard
Sformate immagini di bronzo, Bullet, d. Inst. 1830. p« 11. Aucb die
spatem Wandmalereien (§. 177) gebOren hierber. 4. Arbeiten in schOnem
Griecbiscben Styl, sebr selten, nur einige Spiegelzeichnungen und Bronzen.
5. Werke des spatem bandwerksm&ssigen Betriebes der Kunst, der ziem-
lich in alien Ascbenkisten wabrzunebmen ist Ueber das eigentbQmlich
Etruskiscbe Profil in alten Steinarbeiten und seine Verscbiedenbeit von
Aegyptiscben Lenoir, Ann. d. Inst. IV. p. 270. [Epocben der Etr. Kunst
nacb Micali, AnnaU XV. p. 352 s. On Etruscan antiquities, Quarterly
Rev. 1845. N. GLI, von einem nambaflen Kenner.]
Litteratur der Etruskischen Kunstaltertbdmer . Thomas Dempster's
(1619 gescbriebene) De Etruria regali 1. VIII. ed. Tb. Coke. F. 1723.
2 Bde. f. Die Abbildungen von Kunstwerken und Erlduterungen sind von
Ph. Buonarotti hinzugefiigt. A. F. Gori Museum Etruscum 1737^43 (mit
Passeri*s Dissert.). Dess. Musei Guamacci Ant. Mon. Etrusca 1744 f.
Saggi di Dissertazioni delF Acad. Etrusca di Cortona von 1742 an.
9 Bde. 4. Museum Gortonense a Fr. Valesio, A. F. Gorio et Rod. Venuti
illustr. 1750 f. Scipione Maffei Osservazioni letterarj. T. IV. p. 1—243.
V. p. 255—395. VI. p. 1—178. J. B. Passeri In Dempsteri libros de
E. R. Paralipomena. 1767 f. Guamacci Origini Italicbe. 1767—72. 3 Bde. f.
Heyne's Abbandlungen in den Nov. Commentarr. Gott. T. III. V. VI. VI.
Opusc Acadd. T. V. p. 392. Luigi Lanzi Saggio di lingua Etrusca. 1789.
3 Bde. (welcher nacb Winckelmann's und Heyne's Vorgang das vorber
ganz verworrene Feld einigermassen gereinigt). Franc. Ingbirami Monu-
menti Etruscbi o di Etrusco nome. 7 Bde. Text in 4, 6 Bde. Kupfer
f. 1821— 1826. Micali Storia degli antichi popoli Italiani. 1832. 3 Bde.
198 Griechische Kunst in Italien. [179, 180]
eine neue Bearbeitung des Werkes Italia avanti il dominio de' Romani,
deren Atlas, Antichi Monumenti betitelt/ den frflhern an Reichhaltigkeit
und Wichtigkeit der mitgetheilten Monumente weit abertrifft, und daher
•hier allein benutzt ist. [Nicht minder reichhaltig die letzte Sammlung,
Mon. ined. a iUustraz. della storia d. ant. pop. Ital. Firenze 1844. 2 Vol. f.
vgl. Annali XV. p. 346. R. Rochette Joum. des Sav. 1845. p. 349. tJave-
doni Oss. crit. sopra i mon. Etr. del Micaii, Modena 1844. 8.] Etr. Museo
Ghiusino dai suoi possessor] pubbl. con brevi espos. del Gav. Fr. Inghirami
P. I. 1833. P. n. 1832 (sic). [Musei Etrusci quod GregOrius XVI. in aedd.
VaUc. constituit P. 1. U. 1842. 2 Vol. fol.l Kleinere Schriften von
Vermiglioli, Orioli, Gardinali u. A.
8. Rom vor dem J. der Stadt 606. (01. 158, 8.)
1 179. Rom, vor der Herrschaft der Etruskischen Konige
ein unansehnlicher Ort, hatte durch diese die Anlagen, deren
ein Etruskischer Hauptort bedurfte, und zugleich einen sehr
bedeutenden Umfang (von etwa sieben Millien) erhalten.
2 Auch waren nun seine Heiligthumer mit Bildsaulen versehn,
3 deren Rom fruher ganz entbehrt haben soil; lange bleiben
inde.ss Roms Gotter holzeme und thoneme, Werke Tuskischer
Kunstler oder Handwerker.
1. Dazu gehOren die grosse Gloaca (§. 168), die Einricihtung des
Forum und Gomitium, der Gircus (§. 170), der Gapitolinische Tempel
(§. 169), das aus den Latomien des Gapitolinischen Berges entstandene
Gef^ngniss (robur Tullianum, S. Pietro in Garcere), der T. der Diana auf
dem Aventin, der Wall des'Tarquinius oder Servius (Niebuhr I. S. 107)
und die Servianischen Mauem (Bunsen Beschreibung Roms I. S. 623).
Ueber die Substructionen der Via Appia im Tbal von Aricia u. das Grab
der Horatier und Guriatier, M. d. I. II, 39. Ganina, Ann. IX. p. 10.
2. ' Ueber den bildlosen Gultus in Rom vor dem ersten Tarquin
ZoSga de Obel. p. 225.'
3. Vgl. Varro \m Plin. XXXV, 45 mit Plin. XXXIV, 16.'
1 180. In der Zeit der Republik trieb die Romer ihr
praktischer, auf das Gemeinwohl gerichteter Sinn viel weni-
ger zur sogenannten schQnen Architektur, als zur Anlage
[180] Das aitere Rom; Bauwerke. 199
grossaxtiger Werke der W a s s e r- und Strassenbaukunst;
jedoch kommen die mit Kies unterbauten, aus grossen Stei-
nen zusammengesetzten Heerstrassen erst im sechsten Jahr-
hundert, die ausgedehnten Bogen werke der Aquaeducte erst mit
dem Anfange des siebenten auf. Tempel wurden zwar sehr 2
viele, fruhzeitig auch all^orischen Gottheiten, gelobt und
geweiht; aber wenige waren vor denen des Metellus durch
Material, Grosse oder Kunst ausgezeichnet. Noch geringer, 3
als die Gotter, wohnten naturlich die Menschen; auch an
grossen 5ffentlichen Hallen und Salen fehlte es lange; und
die Gebaude fur die Spiele wurden nur fur den voruber-
gehenden Zweck leicht construirt. Indess war doch unter den 4
zeichnenden Kunsten die Architektonik noch am meisten den
Romischen Sitten imd Lebensansichten angemessen; ein
R5mer Cossutius baute gegen 590 in Athen fur Antiochos
(§. 153. Anm. 4), Wie Griechische Formcn und Verzierungen 5
uberall Eingang fanden, zeigen die Steinsarge der Scipionen
aber auch, wie sie ohne Rucksicht auf Bestimmung und
Charakter, nach Etruskischem Vorgange, combinirt und ver-
mischt wurden.
1. Die Sorge der HOmer fOr Strassenbau, Wasserleitungen und
Abfdhrung des Unraths stellt Strabo V. p. 235 in Gegensatz mit der
Oleichgilltigkeit der Griechen fCkr diese Dinge. Ableitung des Alblanischen
See's g. 359 (§. 168), des Velinus durch Curias 462. (Niebuhr 10. S. 486.)
Wasserleitungen: Aqua Appia (10 Ifillien unterirdisch, 300 F. auf Bogen)
442, Anio vetus 481, Marcia 608, sp&ter die Tepula 627, die lulia von
Agrippa 719. (Frontinus de aquaeduct. 1.) Neue Cloaken 568. 719.
Austrocknung der Pomptinischen SClmpfe 592 (dann unter Caesar und
August). Strassen: Via Appia 442 (zuerst ungepflastert; 460 wurden
10 Millien von der Stadt und mit Basaltlava gepflastert) ; Flaminia 532.
565; Verbesserung des Strassenbau's in der Censur des Fulvius Flaccus 578 ;
trefriicbe Strassen des C. Gracchus g. 630. Tiberbrflcken Vgl. Hirt
Geschichte der Baukunst II. S. 184 fT.
2. Bemerkenswerth der vom Dictator Postumius gelobte, von Sp.
Cassius 261 geweihte T. der Ceres, des Liber und der Libera beim Circus
Maximus, Vitruv's Muster der Tuscanischen Gattung, der erste, nach Plin.,
welchen Griechen, Damophilos und Gorgasos, als Maler und Thonbildner
verzierten. T. der Virtus und des Honor, von M. Marcellus 547 dedicirt
und mit Griech. Kunstwerken geschmilckt. T. der Fortuna Equestris, 578
200 Griechiscbe Kunst in Italien. [181]
von Q. Fulvius Flaccus erbaut, systylos nach Vitruv III, 3; die Halfte der
Marmoraiegel von der Hera Lakinia sollte das Dach bilden. Liv. XLU, 3.
T. des Hercules Musarum am Circus Flaminius, von M. Fulvius Nobilior,
dem Freunde des Ennius, 573 gebaut, und mit ehemen Musenstatuen von
Ambrakia geschmuckt S. Plin. XXXV, 36, 4, nebst Harduin, Eumenius
' pro restaur, scbol. c. 7. 8, und die Mdnzen des Pomponius Musa. Q. Me-
tellus Macedonicus errichtet 605 aus der Beute des Maked. Kriegs zwei T.,
des Jupiter Stafor und der Juno, wobei zuerst Marmor vorkam, von einer
grossen Porticus (722 nach der Octavia genannt) umgeben. Jupiters T.
peripteros, der Juno prostylos, nach Yitruv und dem Gapitolin. Plane Roms.
Jenen baut Hermodor von Salamis, nach Yitruv; die S&ulen arbeiten,
nach Plinius, Sauras und Batrachos von Lakedaemon (lacerta atque rana
in columnarum spiris; vgl. Winckelm. W. I. S. 379. Fea S. 459). Vgl.
Sachse Gesch. der Stadt Rom I. S. 537. Ueber die Statuen darin §. 160, 2.
Hermodor von Salamis baut aucb den T. des Mars am Circus Flaminius
nach 614. Hirt II. S. 212.
3. Roher Auf bau der Stadt aus ungebrannten Zieg^ln 365. Die erste
nambafte Basilika {§ciotUxi^ 6Tod) von Cato 568 ; frflher dienten die Janus
als Versammlungsorte. Anlagen des Censor Fulvius Kobilior 573 fdr den
Yerkehr. Senatusconsult gegen stehende Theater (theatruro perpetuum)
597. vgl. Lipsius ad Tac. Ann. XIY, 20. Die columna rostrata des Duilius
im ersten Pun. Kriege. Yon andem Ehrensaulen Plin. XXXI Y, 11.
5. S. besonders den Sarkophag des Cornelius Lucius Scipio Barbatus
Gnaiivod patre prognatus etc. (Consul 454) bei Piranesi Monumenti degli
Scipioni t. 3. 4. Winckelm. W. I. Tf. 12. Hirt Tf. 11. F. 28. Ueber
die geringen Reste des republicanischen Roms Bunsen I. S. 161, Qber die
Gr&ber der Sciplonen Gerhard Beschr. Roms II, 2. S. 121.
»
1 181. Die bildende Kunst, anfangs unter den R6-
mern sehr wenig geubt, ward ihnen allmahlig durch den
2 politischen Ehrgeiz. wichtig. Senat und Volk, dankbare Staa-
ten des Auslands , und zwar zuerst die Thuriner, errichteten
verdienten Mannem Erzstatuen auf dem Forum und sonst;
manche auch sich selbst, wie nach Plinius schon Spurius
3 Cassius g. 268. Die Bilder der Vorfahren in Atrium da-
gegen waren keine Statuen, sondern Wachsmasken, be-
stimmt, bei Aufeugen die Verstorbenen darzustellen. Das
4 erste Erzbild einer Gottheit war nach Plinius eine Ceres,
die aus dem eingezogenen Vermogen des Spurius Cassius
gegossen wurde. Seit der Zeit der Samnitischen- Kriege,
[181] Aeltere Bildwerke in Rom. 201
als Roms Herrscbaft sich uber Grossgriechenland zu verbreiten
anfing, wiurden auch nach Griecbischer Art aus der Kriegs-
beute Statuen und Colosse den GSttern als Weibgeschenke
aufgestellt.
1. Plin. XXXrV, 11 flf. gibl zwar viele Erzstatuen fOr Werke der
KOnigszeit und frtlhern Republik aus, und glauht sogar an Statuen aus
Euander's Zeit, und an die Weihung eines Janus durch Numa, der die
Zahl 355, auf die Weise Griecbischer Mathematiker, durch Verbiegung der
Finger anzeigte. Aber das mdste von ihm AngefOhrte gehdrt offenbar
sp&terer Zeit an. Die Statuen des Romulus und Camillus waren in
heroischer Nacktheit ganz gegen Rdmische Sitte; wenn nicht Ph'nius (ex
his Romuli est sine tunica, sicut et Gamilli in Rostris) zu erkl&ren ist aus
Asconius in Scaur, p. 30. Orell. Romuh et Tatii statuae in Gapitolio et
Gamilli in rostris togatae sine tunicis. Romulus war eine Idealbildung,
deren Kopf auf MQnzen des Memmischen Ge^chlechts erhalten ist; eben
so Numa (Visconti Iconogr. Rom. pi. 1); dagegen Ancus Marcius ein
Familiengesicht der Marcier erhalten zu haben scbeint Aechtere Werke
der fruhem Zeit sind der Attus Navius (vgl. mit PUn. Gic. de div. I, 11),
der Minucius vom J. 316 und die wahrscheinlich Griechischen Statuen des
Pythagoras und Alkibiades (um 440 gesetzt) und des Herroodor von Ephesos,
Theilnehmers an der Decemviralgesetzgebung. Vg]. Hirt Gesch. der Bild.
Kunst S. 271. Rdmer-Statuen vor Pyrrhus (454), Gicero Gael. §. 39
c. intpp.
2. S. Plin. XXXIV, 14. Im J. 593 nahmen die Gensoren P. Gorn.
Scipio und M. Popilius alle Statuen von Magistraten um das Forum weg,
die nicht vom Volk oder Senat gestellt waren. Eine Statue der Gornelia,
der Mutter der Gracchen, stand in der Porticus des Metell.
3. Ueber die Imagines maiorum Polyb. VI, 53 mit Schweighauser's
Note. Lessing Sammti. Schriften Bd. X. S. 290. Eichstaedt III. Prolusiones.
Qu. de Quincy Jup. Olymp. p. 14. 36. Hugo*s Rechtsgesch. (elfte) 8. 334.
Bilder seiner Voi*faliren auf Schilden (vgl. §. 345*) weihte zuerst Appius
Glaudius in den 456 (nicht 259) vovirten T. der Bellona, Plin. XXXV, 3.
5. Merkwtbrdig ist der 448 auf dem Gapitol geweibte Hercules (Liv.
IX, 44); und der von Sp. Garvilius nach 459 dedicirte Jupiter-Goloss auf
dem Gapitol, sichtbar vom Jupiter Latiaris aus, aus den prftchtigen WafTen
der heiligen Legion der Samniter (vgl. Liv. IX, 40. X, 38) gegossen; vor
den FQssen befand sich das aus den FeilspSnen (reliquiis limae) gegossene
Bild des Garvilius. Plin. XXXIV, 18. Novius Plautius, Erzarbeiter in Rom,
um 500. §. 173. Anro. 4.
202 Griechische Kunst in Ilalien. [182]
1 182. In den Consular- und Fam nienmiinzen
(so nennt man die mit dem Namen der Aufseher des Munz-
wesens, besonders der tresviri monetales, bezeichneten) zeigt
sich wahrend des ersten Jahrhunderts , nachdem man ange-
fahgen Silber zu pragen (483), die Kunst sehr roh; das
GeprSge ist flach, die Figuren plump, der Romakopf un-
schon. Auch da die mannigfaltigem Familien-Typen auf-
kommen, bleibt die Kunst noch lange roh und unvoUkommen.
2 Auffallend ist die , mit den sonst bekannten Sitten Roms
contrastirende, fruhzeitige Beschaftigung mit der Malerei,
3 besonders bei Fabius Pictor. Doch tragt auch die Anwendung
der Malerei zur Verewigung kriegerischer Grossthaten und
zum Schmuck der Triumphe dazu bei, ihr Ehre bei den
Romern zu verschaffen.
1. Die ^testen GonsuIar-MQnzen haben vom den Kopf mit dem
geflugelten Helm (Roma, nach andern Pallas); auf dem Revers die Dios-
kuren, wofQr aber bald ein Rossegespann eintritt (bigati, serrati). Die
Familien-Milnzen haben zuerst die allgemeinen ROmischen Embleme der
Gonsular-Mdnzen; nur bildet man auf den Gespannen verschiedne GOtter
ab; hemach treten verschiedene Typen, in Bezug auf Cultus und Geschichte
der Geschlechter, ein. Interessant ist der Denar des Pompejisclien Ge-
schlechts mit der WClfin, den Kindern und dem FosUus. Die WOlfin ist
gut, wahrscheinlich nach der Etruskischen (§. 172j, gezeichnet, alles Andre
noch schlecht und roh. Hauptwerke aber diesen Theil der MCinzkunde
von Car. Patin, Vaillant, Morelli und Havercamp. Eckhel D. N. II, V.
p. 53 ff., besonders 111. Stieglitz Distributio numorum familiarum Roman,
ad typos accommodata (ein lehrreiches Buch) Lips. 1830. B. Borghesi ai)er
Familien-MQnzen , in Giomale Arcad. T. LXIV. LXV. Gavedoni Monete
ant. italiche impresse per la guerra civile, BuUett. 1837. p. 199.
2. Fabius Pictor malt den T. der. Salus, u. zwar meisterhafl, 451
Liv. X, 1. Plin. XXXV, 7. Val. Max. VIII. 14, 6. Dion. Hal. Fragm.
von Mai XVI, 6. Letronne Lettres d'un antiquaire p. 412. Appendice
p. 82 Iflugnet, dass die Stelle des Dionysius auf den Fabius sich beziehe.
M. Pacuvius voh Rudiae, der Tragiker (ein Halbgrieche), malt den T. des
Hercules am Forum Boarium, g. 560. Postea non est spectata (haec ars)
honestis manibus, Plin. Ein Maler Theodotos, bei Naevius (Festus p. 204.
Lindem.) [Panofka im N. Rhein. Mus. IV. S. 133 ff.], um 530 ist deut-
lich ein Grieche, so wie der TOixoYQ(xq>os Demetrios 590, Diodor Exc. Vat.
XXXI, 8. vgl. Osann, Kunstblatt 1832. N. 74. [ToixoyQatpog ist nur
[182] Aeltere Bildwerke in Rom. S03
Osanns Vermuthung fQi* ronoy^a^og, wahrscheinlicher ist TontoyQti(pogf
in dem aus Vitru? bekannten Sinn von topi a; R. Rocbette Suppl. au
catal. des artistes p. 271 ff. will rovoYQa^Qg, obgleich vonog fdr Land-
schaft nicht nachweislich ist.]
3. Beispiele bei Plin. XXXV, 7, besonders M. Valerius Mesala
Schlacht gegen die Karthager in Sicilien 489, L. Scipio's Sieg Qber An-
tiochos g. 564. L. Hostilius Hancinus erkldrt 606 selbst dem Volke ein
Gemfllde von Karthago's Eroberung. Die Triumphe macbten GemSlde
nOthig (Petersen Einl. S. 58); dafflr liess Aemilius Paulus den Metrodor
Ton Athen kommen (ad excolendum triumpbum), Plin. XXXV, 40, 30.
Fftnfte Periode.
Von 606 der St. (01. 158, 3) bis zum Mittelalter.
1. AUgemeines ttber den Charakter und Geist der Zeit.
1 183. Wie die gesammte Geschichte des gebildeten
MenschengescMechts (mit Ausnahme Indiens): s* concentrirt
sich auch jetzt die Kunstgeschichte in Rom. Aber nur durch
die politische Uebermaeht, nicht durch kunstlerische Talente
der Romer. Die Romer, obgleich nach der einen Seite bin
den Griechen innig verwandt, waren doch als Ganzes aus einem
2 derberen, minder fein organisirten Stofife. Ihr Geist blieb
den aussern Verhaltnissen der Menschen untereinander, durch
welche deren Thatigkeit im Allgemeinen bedingt und bestimmt
wird, (dem praktischen Leben) zugekehrt; zuerst mehr den
auf die Gesammtheit beziiglichen (politischen), dann, als die
Freiheit sich uberlebt hatte, denen der Einzelnen unterein-
ander (Pri vatleben) , besonders den durch die Beziehung der
3 Menschen zu den aussern Gutem gegebenen. Die res fami-
liaris zu erhalten, zu mehren, zu schutzen, wurde nirgends
4 so sehr wie hier als Pflicht angesehen. Die sorglose Unbe-
fangenheit und spielende Freiheit des Geistes, welche, innem
Trieben sich rucksichtslos hingebend, die Kunste erzeugt, war
den R5mern fremd; auch die Religion, in Griechenland die
Mutter der Kunst, \Yar bei den Romern sowohl in ihrer
fruhem Gestalt, als Ausfluss der Etruskischen Disciplin, als
auch in ihrer spatem, wo die Vergotterung ethisch-politischer
5 Begrifife vorherrscht, absichtlich praktisch. Doch war diese
praktische Richtung bei den Romern mit einem grossartigen
Sinne verbunden, der das Halbe und Kleinliche scheute , der
jedem Bedurfniss des Lebens auf eine umfassende, durch-
greifende Weise durch grosse Untemehmungen genugte, und da-
durch unter den Kunsten wenigstens die Architektur emporhielt.
1184] Charakter der Periode. 205
3. Vgl. Clber diesen Punkt (einen Hauptgrund der grossen Ausbildung
des Privati-echts) Hugo's Rechtsgeschicfate elfte Aufl. S. 76. Juvenal XIV.
zeigt, wie die avaritia der Jugend als gute Wirtfaschaft eingeimpfl wurde.
Horaz stellt 6fter, wie A. P. 323, die Okonomisch-praktiscbe Bildung der
R5mer der ideellem Hellenischen entgegen. Omnibus, diis hominibusque,
formosior videtur massa auri, quam quidquid Apelles Phidiasque, Graeculi
delirantes, fecerunt. Petron 88.
184. Der Charakter der Romischen Welt in Bezug auf l
die Kunst, diese Periode hindurch, lasst sich am besten in
vierfacher Gestalt fassen: I. Von der Eroberung Ko- 2
rinths bis auf August. Das Streben der Vomehmen,
durch Pracht bei Triumphen, durch unerhSrt glanzende Spiele
zu imponiren, das Volk zu gewinnen, zieht Kunstler und
Kunstwerke nach Rom. Bei Einzelnen entsteht achter Ge- 3
schmack fur die Kunst, meist freilich mit grossem Luxus ver-
bunden, nach Art der Kunstliebe Makedonischer Fursten. Der 4
Reiz dieser Genusse wird durch das Widerstreben einer alt-
rSmisch gesinnten Partei fur das Privatleben nur erhSht,
wenn diese auch im dffentlichen Leben scheinbar die Oberhand
hat. Rom ist daher ein Sammelplatz der Griechischen Kunst- 5
ler, imter denen sich sehr vorzugliche Nacheiferer der Alten
befanden; Kunstgelehrsamkeit und Kennerschaft schlagen hier 6
ihren Sitz auf.
2. 8. §. 182, 3. M. Aemilius Scaurus, SuUae privignus, fflhrle 694
als Aedil ftlr seine Spiele die verpf^deten Bilder Sikyons nacb Rom, Plin.
XXXV, 40, 24. XXXVI, 24, 7. Durch Ungeschicklichkeit verdarben auch
Bilder beim Reinigen fdr solche Zwecke, XXXV, 36, 19. In Cicero's Zeit
iiehen die Magistrate die Kunstwerke sich oft weither zusammen, Gic.
Verr. IV, 3. Ftlr die Spiele brauchte man auch skenographische Bilder,
wo niusion das hflchste Ziel war. Plin. XXXV, 7.
4. S. Cato's Rede (557) Liv. XXXIV, 4. Plin. XXXFV, 14. Cicero
scheut sich, von den Richtem fdr einen Kunstkenner gehalten zu werden :
nimirum didici etiam dum in istum inquiro artificum nomina. Verr. IV,
2. 7. Cicero's Kunstliebe war indess immer m&ssig, s. Epp. ad div. VII, 23.
Parad. 5, 2. Anders der Damasippus, Epp. a. 0. Horat. Sat. II, 3, 64.
6. Die intelligentes stehen den Idicitccig gegentlber, Cicero a. 0. Aber
auch Petron's (52) Trimalchio sagt bei den lacherlichsten Kunsterklarungen :
206 Griechische Kunstgesch. Per. V. [185, 186J
Meum enim inteHigere nulla pecunia vendo. Wichtige Stellen uher die
Kunstkennerschaft Dionys. de Dinarcho p. 644. de vi Dem. p. 1108. [Juv.
I, 56 doctus spectare lacunar.] Die Probe war : non inscriptis auctorem
reddere signis, Statius Silv. IV, 6, 2^4. Die Idioten wurden dagegen viel
mit berdhmten Namen betrogen. Beck de nomin. artif. in monum. artis
interpolatis. 1832.
1 185. II. Die Zeit der Julier und Flavier,
723 bis 848 (96 n. Ghr.). Kluge Fursten wlssen dem
RSmischen Volke durch grossartige Bauunteraehmungen, die
avich dem gemeinen Mann ausserordentliche Bequemlichkeiten
und Genusse verschafifen, alles politische Leben in Vergessen-
heit zu bringen ; halbwahnsinnige Nachfolger geben durch die
riesenhaften Plane ihres Uebermuths doch den Kunsten voile
2 Beschaftigung. Wie weit auch in solchen Zeiten die Kunst
von der Wahrheit und Einfalt der besten Zeiten Griechen-
lands entfernt sein musste: zeigt sie doch in diesem Jahr-
hundert noch uberall Geist und Schwung; das Sinken des
Geschmacks ist noch wenig merkbar.
1. August's Wort: er hinterlasse die Stadt marmorea, die er lateritla
empfangen. Nero's Brand und Neubau.
1 186. ni. Von Nerva bis zu den sog. Tri-
g i n t a t y r a n n i , 96 bis g. 260 n. Ghr. Lange Ruhe
im R5mischen Reiche; glanzende Unternehmungen auch in
den Provinzen ; ein vorubergehendes Aufleuchten der Kunst in
Griechenland selbst durch Hadrian; Prachtbauten im Orient.
2 Bei so eifrigem und ausgedehntem Betriebe der Kunst zeigt
sich doch, von den Antoninen an, immer deutlicher der
Mangel ah innerm Geist und Leben neben dem Streben nach
ausserem Prunk; Niichternheit und Schwulst vereinigt, wie
3 in den Redekunsten. Die Kraft des Geistes der Griechisch-
RSmischen Bildung war durch das Eindringen fremder Denk-
weisen gebrochen; das allgemeine Ungenugen an den vater-
lichen Religionen, die Vermischung verschiedenartigen Aber-
glaubens musste der Kunst in vieler Beziehung verderblich sein.
4 Bedeutende Einwirkung hatte der Umstand, dass ein Syrisches
Priestergeschlecht eine Zeitlang denRSmischenKaiserthron inne
5 hatte. Syrien, Kleinasien waren damals die bluhendsten
Provinzen, und ein von ihnen ausgehender Asiatischer Cha-
[I87J
Cfaarakter der Periode.
207
rakter wird, wie er in der Schriftstellerei herrscht, auch in
dei^ zeichnenden Kun&ten deutlich wahrgenommen.
3. Der Isisdienst, der um 700 der 8t. mit Gewalt eingedrungen
war, und oft zum Deckmantel der Ausschweiftingen gedient hatte, wurde
allm^lig so herrschend, dass Ck>mniodus und Garacalla dffenUich daran
Theil nahmen. — Der Mithrasdienst, ein Gemisch Assyrischer und
Persischer Religion, wurde durch die SeerHuber, vor Pompejus, zuerst in
der Rdmischen Welt bekannt, in Rom seit DomiUanus, besonders seit
Gommodus Zeit einheimisch. — Syrischer Gultus war schon unter
Nero beliebt, aber besonders seit Septimius Severus herrschend. — Dazu
die Cbaldaejsche Genethliologie; Magische Amulete, §. !206; theurgische
Philolbphie. Vgl. Heyne Alexandn Sev. Imp. religiones miscellas probantis
iudicium, besonders Epim. VI.: de artis. fingendi et sculpendi corruptelis
ex religionibus peregrinis et superstitionibus profectis, Opuscc. Acadd. VI.
p. 273.
4. Auch fQr die Kunstgesofaichte ist die Genealogie *wichtig:
Bassianus
Sonnenpriester zu Emesa
Julia Domna
Septim. Severs Gemahlin
Julia Maesa
Bassianus Septimius Soaemias Julia Mammaea
Garacalla Geta v. einem ROm. Senator v. einem Syrer
Elagabal
Severus Alexander
187. IV. Von den Trig, tyranni bis in die l
Byzantinische Zeit. Die antike Welt verfallt, mit ihr
die Kunst. Der altromische Patriotismus verliert durch die 2
politischen Veranderungen und die innere Kraftlosigkeit des
Reichs den Halt, welchen ihm das Kaiserthum noch gelassen
hatte. Der lebendige Glaube an die G6tter des Heidenthums 3
verschwindet ; Versuche, ihn zu halten, geben fur personliche
Wesen nur allgemeine Begriflfe. Zugleich verliert sich uber-
haupt die Betrachtungsweise der Dinge, welcher die Kunst
ihr Dasein verdankt, die warme und lebendige Auffassung
der leiblichen Natur, die innige Verbindung der korperlichen
Formen mit dem Geiste. Ein todtes Formenwesen erstickt
die Regungen freierer Lebenskraft, die Kunste selbst werden
208 Griechische Kunstgesch. Per. V. [188]
von einem geschmacklosen , halborientalischen Hofprunk in
Dienst genommen. Ehe noch von aussen die Axt an den
Baum gelegt wird, sind bereits im Innern die Lebenssafte
vertrocknet.
2. Architektonik.
1 188. Schon vor den Kaisern hatte Rom alle Arten
von Gebauden erhalten, welche eine grosse Stadt nach der
Weise der Makedonischen Aniagen zu schmucken nothig
2 schienen; zierlich gebaute Tempel, obgleich keinen von bedluten-
8 dem Umfange; Curien und Basiliken, welche als Versamm-
lungs- und Geschaftorte den Romem immer nSthiger wur-
den, so wie mil Saulenhallen und Sfifentlichen Gebauden
4 umgebne Markte (fora); auch Geb^ude fur die Spiele, welche
das Romische Volk fruher, wenn auch prachlig, doch nur fur
kurzen Bestand construirt zu sehen gewohnt war, wurden jetzt
5 von Stein und in riesenhaften Maassen gebaut. Eben so
nahm der Luxus der Privatgebaude , nachdem er schuchtem
und z5gernd die ersten Schritte gethan hatte, bald reissend
6 und auf eine niegesehene Weise uberhand; zugleich fuUten
Monumente die Strassen, und prachtige Villen verschlangen
den Platz zum Ackerbau.
2. Tempel des Honor und der Virtus, von dem Architekten
G. Mutius fQr Marius gebaut nach Hirt II. S. 213; Andre (wie Sach^ I.
S. 450) halten ihn fOr den Marcellischen. §. 180. Anm. 2. Das neue
Gapitol des Sulla u. Gatulus, mit unver&ndertem Plan, 674 geweiht. T. der
Venus Genitrix auf dem Forum Julium 706 ^lobt. T. des Divus Julius,
begonnen 710.
3. Die Guria des Pompejus 697 ; die prachtvoUe Qasilica des Aemilius
Paulus, des Consuls von 702, mit Phrygischen SHulen (basilica Aemilia et
Fulvia, Varro de L. L. VI. §. 4). Die Basilica Julia, welche August
vollendete und dann emeuerte, an der SW.Ecke des Palatin. S. Gerhard
della basilica Giuila. R. 1823. Daran stiess das neue Forum Julium, von
Augustus voUendet. Ueber die Einrichtung eines Forum §. 295.
4. Im J. 694 zierte M. Aemil. Scaurus als Aedil ein hOlzernes
Theater prSchtig aus; die Bdhnenwand bestand aus drei Stock-
werken von Saulen (episcenia), hinter denen die Wand unten aus
Marmor, dann aus Glas, dann aus vergoldeten Tafeln war. 3000
[189] Bauwerke der letzten Zeit der Republik. 209
eherae Bildsftulen, viele Gem&lde und Teppiche. Curio's, des Tribunen
(702), zwei Holztheater vereinigen sich zu einem Amphitheater. Pompejus
Theater (697), das erste steineme, fdr 40,000 Zuschauer, dem Mitylenaeischen
nachgeahmt; auf dem obern Umgange stand ein T. der Venus Victrix.
Hirt III. S. 98. [Canina sul teatro di Pon^>eo, in den Mem. d. acad
archeol. 1833.] Das erste Amphitheater von Stein von Statilius Taurus
unter August errichtet. Der Circus Max. unter Caesar fQr 150,000 Menschen
eingerichtet.
5. Den Censor, L. Crassus, traf um 650 wegen seines Hauses mit
sechs kleinen Sftulen aus Hymettischem Marmor viel Qble Nachrede. Das
erste mit Marmor bekleidete (ein Luxus, der jetzt einreisst) hatte Mamurra,
698; aber auch Cicero wohnte far LLSXXXV, d. h. 175,000 Rthlr. Mazois
Palais de Scaurus, fragm. d*un voyage fait k Rome vers la fin de la
r^publ. par M^rovir prince des Su^ves. Deutsch mit Anm. von den Brfldern
Wustemann. Gotha 18-20.
6. Lucullus Villen, Petersen Einl. p. 71. Varro's Ornithon (nach
dem Windthurm in Athen, de R. R. Ill, 3). Monument der Caecilia
Metella, der Gemahlin des Crassus, beinahe die einzige Ruine aus dieser
Zeit. — Architekten aus Cicero's Zeit Hirt II. S. 257. Cyrus in Cicero's Briefen.
189. In der ersten Kaiserzeit bildet die Romische Archi- i
teklur an oflfentlichen GeMuden den prSLchtigen und grossen
Charakter aus, welcher den Verhaitnissen und Ideen eines
weltherrschenden Volks sicher der angemessenste war. Die 2
Pfeiler und Bogen tret en an den ansehnlichsten Gebauden
als eine Hauptform neben die Saulen und das Saulengebalk,
indem dabei das Grundgesetz beobachtet wird, dass beide
Formen, jede nur sich fortsetzend, nebeneinander hergehen,
so dass die Bogen die innere Construction des Gebaudes,
die Saulen die aussere Fronte bilden, und da, wo kein
Dach auf ihrem Gebalke liegt, als Trager von Bildsaulen
ihren Zweck erfuUen. Indess finden sich doch strengere Schu- 3
ler der Griechischen Meister, \vie Vitruvius, schon jetzt ge-
drungen, uber Vermischung heterogener Formen zu klagen:
welcher Vorwurf in der That auch das , erst nach Vitruv 4
aufgekommene, sogenannte Romische Capital treffen muss.
Die Reinheit der Baukunst musste auch damals schon
an den Gebauden des Griechischen Mutterlands und loniens
gelernt werden.
3. S. Vitruv I, 2. IV, 2 flber die Vermischung des lonischen
O. Mailer's Archaeolofle. 4. And. 14
210 Griechische Kunstgesch. Per. V. [190]
Zahnschnitts und der Doriscben Triglyphen. Sie findet z. B. am Theater
des Marcellus statt. Mehr klagt Vitruv Qber die aller Architektonik
spottende Skenographie, §, 209.
4. Das Rdmische oder composite Capital setzt das lonische
Eckcapitdl vollstflndig fiber die untem zwei Drittel des Korinthischen , in
welches jenes doch schon auf die angemessenste Weise aufgenommen war;
es verliert dadurch alle Einheit des Gharakters. Die Sflulen erhalten
9 bis 9V2 Diameter HOhe. Zuerst am Bogen des Titus.
1 190. Augustus umfasste alle Zweige einer RSmischen
Bauordnung mit wahrhaft furstlichem Sinne: er fand das
Marsfeld noch grosstentheils frei, iind machte es, nebst
Agrippa und Andem, zu einer yon Hainen und grunen
Flachen angenehm unterbrochenen Prachtstadt, von welcher
2 die ganze ubrige Stadt verdunkelt wurde. Die nachfolgenden
Kaiser drangen sicb mit ihren Bauen mehr um den Palatin
und die Sacra- Via; ein ungeheures GebSude erhebt sich
3 bier auf den Trummem des andem. Die Flavier setzen an
die Stelle der Riesenbauten Nero's, welche nur der Schwel-
gerei und Eitelkeit des Erbauers dienten, gemeinnutzige und
populare Gebaude; in ihrer Zeit tritt indess schon ein merk-
4 liches Nachlassen des guten Geschmackes ein. Eui schreckliches
Ereigniss imter Titus erhalt der Nachwelt die lebendigste An-
schauung des Ganzen einer Romischen Landstadt, in welcher
bei der sparsamsten Raumbenutzung und einer im Ganzen
leichten und wohlfeilen Bauweise, doch ziemlich alle Arten
5flFentlicher Gebaude, die eine Hauptstadt hatte, vorkommen,
und Sinn fur elegante Form und gefalligen Schmuck sich
uberall verbreitet zeigt.
1. Unter August (Monum. Ancyranum):
T. In Rom. a. Vom Kaiser fgebaut. T. des Apollo Pala-
tinus, 724 vollendet, aus Cararischem, die S&ulenhallen umber aus
Puniscbem Marmor; Bibliotbeken darin. Sacbse II. S. 10. Petersen EinL
S. 87. T. des Jupiter Tonans, jetzt des Satumus (drei Korinthische
S&ulen nebst Gebalk am Gapitolinischen Berge sind von einer Restauration
abrig, Desgodetz Les edifices antiques de Rome cb. 10); des Quirinus,
ein Dipteros; des Mars Ultor auf dem Capitol, ein kleiner Monopteros,
den man noch auf Mdnzen sieht, und auf dem Forum des Augustus, ein
grosser T., wovon noch drei Sftulen iibrig sihd, Piale Atti dell* Ac. Archeoi.
Rom. II. p. 69. Die ROmischen fora nach Bunsen, Mon. d. InsN II, 33. 34.
Theater des Marcellus, in den Pallast Orsini verbaut, 378 F. im Durch-
[190 J Bauwerke des August. 211
messer (s. Guattani M. I. 1689. Genn. Febr. Piranesi Antichit^ Rom.
T. IV. t. 25—37. Desgodetz ch. 23). Porticus der Octavia (frflher des
Metell), nebst einer Curia, Schola, Bibliothek and Tempeln, eine grosse
Anlage. Einige Korinthische Sftulen davon flbrig, wie man glaubt (vgl.
Petersen Ein). S. 97 if.). Augustus Mausoleum nebst dem Bustum, auf
dem Marsfelde an der Tiber; Reste davon. Aquae. Viae.
b. Baue andrer Grossen (Sueton August 29). Von
M. Agrippa grosse Hafen- und Gloakenbaue; die Porticus des Neptun
Oder der Argonauten; die Septa Julia und das Diribitorium mit ungeheurem
Dache (Plin. XVI, 76 und XXXVI, 24, 1 e cod. Bamberg. Dio Cass. LV, 8);
die grossen Thermen. Einen Vorbau bildete das Pantheon (727), ein
Rundgebftude, 132 F. hoch und im Inn em breit, mit einer Vorhalle a us
16 Kor. Granits&ulen; die WSnde mit Marmor belegt, die Lacunarien mit
vergoldeten Rosetten. Eheme Balken trugen das Dach der Vorhalle, die
Ziegel waren vergoldet. Geweiht den G6ttem des Julischen Geschlechts
(Jupiter als Ultor, Mars, Venus, D. Julius u. drei andern), deren Colosse
in Nischen standen. [Statt der Worte Pantheon lovi Ultori in der zweiten
St. des Plin. hat der God. Bamb. vidit orbis: non et tectum diribitorii?
Der Nischen sind nur sechs.] Andere Statuen in Tabernakeln, die Karya-
tiden des Diogenes auf Sftulen. Colosse des August und Agrippa in der
Vorhalle. Restaurirt 202 n. Chr. S. Maria Rotonda. Desgodetz ch. 1.
Hirt im Museum der AlterthumsW. Bd. I. S. 148. Guattani 1789. Sett.
Mem. encycl. 1817. p. 48. [Beschr. Roms lU, 3. S. 339-59.] Vier
[Process-] Schriflen von Fea 1806 u. 1807, [Qber die Wegrftumung der
anstossenden Hfluser.] Wiebeking Bargerl. Baukunst Tf. 24. Rosini's
Vedute. Von Asinius Pollio das Atrium der Libertas mit einer Biblio-
thek und Schriftsteller-Busten. S. Reuvens bei Thorbecke de Asinio Pollione.
Cornelius Balbus Theater. — Pyramide des Cestius.
Von der pittoresken Ansicht (Skenographie) des Campus Martius in
dieser Zeit Strab. V. p. 256. Vgl. Piranesi's phantasiereiches Gesammtbild :
Campus Martius R. 1762.
n. Ausser Rom. In It a lien die Ehrenbogen August's zu
Rimini (Werk von Bnganti), Aosta und Susa (Maflei Mus. Veron. p. 234.
Werk von Massazza), welche noch stehen. Strasse durch den Berg von
Posilippo gebrochen von T. Coccejus Auctus. R. Rochette Lettre k Mr.
Schorn p. 92. In den Provinzen mehrere T. des August u. der Roma;
Trimmer zu Pola. Die Stoa der Athena Archegetis am neuen Markt zu
Athen ' mit einer Reiterstatue des L. Caesar (schlanke Dorische Saulen)
g. 750. C. I. n. 342. 477. Stuart I. ch. 1. Von einem kleinen Rund-
tempel des August (C. I. 478) sind neuerlich Reste aufgefunden. Nikopolis
bei Aktium, und bei Alexandreia von August gebaut. Ara maxima dem
212 Griechische Kunstgesch. Per. V. [190]
August 744 gebaut von den Vdlkern Galliens, in einer Inschrifl bei Osann
in der Zeitschr. f. A. W. 1837. S. 387. Prachtbaue Herodes des Gr. in
Judaea (Hirt in den Schriften der Berl. Akad. 1816); der neue Tempel
suchte den alten Salomonischen mit dem jetzt herrschenden Griechiscben
Geschmack der Architektur in Uebereinstimmung zu bringen. T. des G.
und L. Caesar zu Nemausus, Nismes, ein zierlicher Korinthischer prostyios
pseudopeript., gebaut 752 (In. Chr.). Glerisseau Antiquit^s de Nismes.
Vgl. §. 262, 2.
2. Die Claudier. Fur Tiber ist das Lager der Praetorianer
(22 n. Chr.); fflr Caligula die strassenartige Schififbrflcke fiber den
Busen von Bajae (Mannert Geogr. IX, 1. 8. 731) bezeichnend. Claudius
grosser Hafen von Ostia mit Riesenmolo*s und einem Pharus auf einer
kilnstlichen Insel, spater durch Trajan noch verbessert (Schdl. Juven.
XII, 76); seine Wasserleitungen (aqua Claudia et Anio novus) u. Ableitung
des Fuciner See's [voUendet durch Hadrian, Martiniere Geogr. Lex. IV.
S. 1973 f.]. Bunsen Annali d. Inst. VI. p. 24. tav. d'agg. A, B. [L. Canina
suUa stagione delle navi di Ostia, sul porto di Claudio 1838, Atti deir
acad. pontef.] Claudius Triuraphbogen an der Flaminischen Strasse (auf
MGnzen, Pedrusi VI. tb. 6, 2), verschattete Reste davon. Bullet, d. Inst. 1830.
p. 81. Palatinische Kaiserpallaste. Del pallazzo de' Cesari opera postuma
da Franc. Bianchini. Ver. 1738. Aus Nero's Brande (65) ersteht ein
neues, regelmftssiges Rom.. Das goldene Haus (an der Stelle der transi-
toria) reichte vom Palatin nach Esquilin und Caehus hindber, mit Millien
langen Porticus und grossen Parkanlagen im Innern, und unsaglicher
Pracht besonders der SpeisesHle. Die Architekten waren Celer und Severus.
Die Flavier zerstOrten das Meiste; zahlreiche (Semacher haben sich hinter
den Substructions-Maueni der Thermen des Titus am Esquilin erhalten.
S. Ant. de Romanis Le antiche Camere Esquiline 1822 und Canina
Memorie Rom. II. p. 119. vgl. §. 210. Neronische Thermen auf dem
Campus. [L. Canina sul porto Neroniano di Ostia R. 1837 aus dem Atti
d. acad. pontef.]
3. Die Flavier. Von Vespasian das dritte Capitol, hOher als
die frCihem (auf Mtlnzen, Eckhel D. N. IV. p. 327); das (vierte von Do-
mitian, immer lioch nach demselben Grundplan, aber mit Korinth. Saulen
aus Pentelischem Marmor, inwendig reich vergoldet (Eckhel p. 377).
T. der Pax von Vespasian (Eckhel p. 334); grosse Ruinen an der Via
Sacra; die KreuzwOlbung des Mittelschiffs stfltzt sich auf 8 Korinth. Saulen;
zu jeder Seite 3 Nebenrftume. Bramante entnimmt davon die Idee der
Peterskirche. Nach Andem zu einer Basilica des Constantin geh6rig (Nibby
del tempio d. Pace et della has. di Constant 1819. La has. di Constant
sbandita della via sacra per lett del Av. Fea. 1819). Desgodetz ch. 7.
[190] Bauwerke der Glaudier, der Flavier. Pompeji. 213
V^l. Garistie Plan et Coupe du Forum et de la Voie sacree. Amphi-
theatrum Flavium (Coliseum) von Titus 80 dedieirt und zugleich als
Naumachie benutzt. Die H6he 158 Par. F., die kleine Achse 156 (Arena)
und 2 X 156 (SiUe), die grosse 264 und 2 X 156. Desgodetz cb. 21.
Guattani 1789. Febr. Marzo. Ffinf kleine Abhandlungen von Fea. Wagner
de Flav. Ampb. commentationes. Marburgi 1829—1831. vgl. §. 290, 3. 4.
Titus Pallast und Tbermen. Domitian baut viel Pracbtiges, wovon
Martial, Statius Silv. rv\ 2, 48. Grosser Kuppelsaal auf dem Palatium,
von Rabirius. Albaniscbe Burg (Piranesi Anticfaitk d'Albano). Forum
Palladium des Domitian oder Nerva, mit reicbverzierter Architektur;
cannelirte Kranzleisten; Kragsteine und Zabnschnitte zusammen, s. Horeau
Fragmens d'Architecture pi. 7. 8. 11. 12. 13. 14. 17. 18. Guattani 1789.
Ottobre. Bogen des Titus an der Via Sacra, die Architektur etwas
aberladen, der Kranzleisten cannelirt. Bartoli Vet. Arcus August, cum
notis 1. P. Bellorii ed. lac. de Rubeis. 1690. Desgodetz ch. 17. vgl. §. 294, 9.
[Gius. Valadier Narraz. artist, deir operato nel ristauro delP arco di Tito.
In Roma 1822. 4.]
4. Unter Titus (79 n. Chr.) Verschfittung von Pompeji, Hercu-
lanum, Stabiae, Wiederentdeckungsgeschichte §. 260. Pompeji ist als
Miniaturbild Roms hOcbst interessant. In dem often gelegten Drittel der
Stadt liegt ein Haupt-Forum, mit dem Jupiters-T. (?), einer Basilica, dem
Chalcidicum und der Krypta der Eumacbia, und dem Collegium der
Augustales (?}, das forum rerum venalium, zwei Tbeater (das unbedeckte
von Antonius Primus gebaut, M. Borbon. I, 38), Tbermen, zablreiche meist
kleine Tempel, darunter ein Iseum, viele Privatgebaude , zum Theil recbt
stattlicbe, mit Atrium und Peristyl versebene Wobnungen, wie das sog.
Haus des Arrius Diomedes, das des Sallust, des Pansa, und die vom
tragischen PoSten und Faun benannten, vor dem Tbore nacb Herculanum
die Gr&bei-strasse; davon getrennt in 0. das Amphitheater. Fast Alles in
kleinem Maassstabe, die Hauser niedrig (aucb wegen der Erdbeben), aber
nett, reinlicb, freundlicb; leicbt aus Bruchsteinen gebaut, aber mit vor-
trefflicfaem Anwurf; scbdne FussbOden aus buntem Marmor und Mosaik.
Die S^ulen meist Doriscber Art, mit dOnnen Scb&ften, aber auch lonische,
mit sonderbaren Abweichungen von der regelm^sigen Form und farbigem
Anstrich (Mazois Livr. 25), und Korintbische. Das alterthOmlichste Ge-
bSude ist der sog. T. des Hercules. Vieles war seit dem Erdbeben,
63 n. Chr., nocb nicbt restaurirt.
Hauptbflcher : Antiquit^s de la Grande Grece, grav. par Fr. Piranesi
d'apr^s les desseins de J. B. Piranesi et expl. par A. J. Guattani. P. 1804.
3 Bde. f. Mazois Prachtwerk: Antiquit4s de Pomp^i, 1812 begonnen, seit
1827 von Gau fortgesetzt, [voUendet mit dem 4. Th. 1838]. W. Gell und
Gandy Pompejana or Observations on the Topography, edifices and
214 Griechische Kunstgesch. Per. V. [191]
ornaments of Pompeji. L. 1817. New Series 1830 in 8. Goro von Agyag-
falva's Wanderungen durch Pompeji. Wien 1825. R. Rocheite und Bouchet
Pomp^i. Ghoix d'edifices in^dits, begonnen P. 1828 [enthftlt Maison du
po^te trag. abgebrochen mil der 3. Lieferung, 22 Tf.]. Gockbums und
Donaldson Pompeji illustrated with picturesque views. 2 Bde. f. W. Clarke's
Pompeji, ilbersetzt zu Leipzig 1834. M. Borbonico. Vgl. §. 260, 2. Letzte
Ausgrabungen, Bullet. 1837. p. 182. [Engelhardt Bescbr. der in Pompeji
ausgegrabenen Geb&ude, Berlin 1843. 4 (aus Grelles Journal f. d. Baukunst).
The library of entertaining knowledge. Pompei. 2 Vol. 2 ed. Lond. 1833.
L. Rossini Le antichitk di Pompei delin. suUe scoperte fatte sino Taiino
1830. R. f. max. 75 tav.].
1 191. Trajanus gewaltige Bauten und Hadrianus mil
allem Fruhern wetteifemde Anlagen, auch einzelne unter den
Antoninen gefuhrte Bauwerke, zeigen die Architektur in ihrer
letzten Bluthezeit, im Ganzen noch eben so edel und gross,
wie reich und geschmuckt, obgleich in einzelnen Werken das
Ueberladene und Gehaufte der Verzierungen , wohin die Zeit
2 sich neigt, schon sehr fuhlbar wird. Auch findet man seit
Domitian schon die aus fortlaufenden Postamenten (Stereo-
baten) entstandenen einzelnen Fussgestelle der Saulen (Sty-
lobaten), welche keinen Grund und Zweck haben, als das
Bestreben nach schlanken Fomien und moglichst vieler Ilnter-
brechung und Zusammensetzung.
1. Trajan's Forum, das Erstaunenswdrdigste in ganz Rom nach
Ammian XVI, 10, mit einem ehemen Dache, das durchbrochen sein musste
(Paus. V, 12, 4. X, 5, 5 gigantei contextus Ammian); neuerlich viel
Granits&ulen und Fragmente dort gefunden. In der Mitte die S^ule
(113 n. Ghr.) mit dem Erzbilde des Kaisers (St. Peter). Piedestal 17 F.,
Basis, Schaft, Capit&l u. Fussgestell der Statue 100 F. Der Schaft unten
11, oben 10 F. stark. Aus Gylindern weissen Marmors; mit einer Treppe
im Innern. Das Band mit den Reliefs wird oben breiter, welches die
scheinbare H6he verringert. Bartoli's Golumna Traiana. [1673. Col.
Trai. 134. aen. tabulis insc. quae olim Mutianus incidi cur. cum expl.
Giacconi, nunc a G. Losi reperta imprimitur. .R. 1773.] Prachtwerk von
Piranesi 1770. Rapb. Fabretti De Golumna Traiani. R. 1683. Gegen die
Spuren von Farben, die Semper u. A. behaupteten, Morey im Bullett. 1836.
p. 39. Die Basilica Ulpia mit zahlreichen Statuen besetzt, auf Bronze-
Mflnzen (Pedrusi VI. tb. 25). Sehr viel Bauwerke, Thermen, Odeion,
[191] Bauien Trajans, Hadrians, der Antonine. 215
Hafen, Aquaedukt (auf Mdnzen). Traianus herba parietaria. Fast Alles
von Apollodor, Dio Cass. LXIX, 4, yxie auch die DonaubrGcke, 105 n. Clir.
V^l. Eckhel D. N. VI. p. 419. Bogen des Trajan existiren in Ancona (sehr
schOn, aus grossen Steinniassen) und in Benevent, von fast Palmyrenisoher
Architektur. Ueber diesen Werke von Giov. di Nicastro und Carlo Noli.
Der Bri^wechsel mit dem j. Flinius zeigt des Kaisers Kenntniss und An-
theil an den Bauen in alien Pravinzen. Plinius Villen (Architekt Mustius),
Scbriften darflber von Marquez und Carlo Fea.
Hadrianus, selbst Architekt, t6dtet Apoliodor aus Hass und Eifer-
sucht. T. der Venus und Roma, pseudodipt. decast., in einem Vorhof
mit einer doppelten S^ulenhalle, zum grossen Theil aus Mannor, mit
Korintbischen SSulen, grossen Nischen fOr die Bildsftulen, schOnen Lacu-
narien und ehernem Dacb. S. Caristie Plan et Coupe n. 4. Die Vorder-
anstcht (Romulus Gesehicbte im Giebel) auf dem Basrelief bei R. Rochette
M. I. I. pi. 8. Gi-abmal jenseits der Tiber, bescbrieben von Procop, Bell.
Goth. I, 22. Jetzt Castell S. Angelo, Piranesi Antichit^ IV. t. 4—12.
Restaurationen Hirt Gesch. Tf. 13, 3. 4. 30, 23. Bunsen (nach Major
Bavari^s Nachforscbungen) Bescbr. Roms II. S. 404. Ein quadratiscber
Unterbau trug einen Rundbau, der sich wabrscheinlicb in drei Ab^tzen
verjQngte. [Circus in der N&be des Mausoleum, darQber Abhdl. von
Canina 1839, in den Mem. d. Acad. Rom. di Archeol.] Tiburtiniscbe
Villa, voll Nachahmungen Griecbischer und Aegyptiscber Gebflude, Lyceum,
Academia, Prytaneum, Canopus, Poecile, Tenipe [Lesebe, grossentbeils
erhalten], ein Labyrinth von Ruinen, 7 Millien im Umfang, und eine sehr
reiche Fundgrube von Statuen und Mosaiken. Pianta delta villa Tiburt.
di Adriano von Pirro Ligorio und Franc. Contini. R. 1751. Winckelm.
VI, 1. S. 291. Als Euerget Griecbischer Stftdte vollendet Hadrian das
Olympieion in Athen (01. 227, 3. vgl. C. L n. 331) und baut eine neue
Hadrians-Stadt , wozu der Bogen des Eingangs noch steht. Heraeon,
Pantheon, Panhellenion daselbst, mit vielen Phrygischen und Libyschen
Saulen. Wahrscbeinlich ist auch die sehr groase Halle, 376 X 252 Fuss,
n5rdlich von der Burg, mit Stylobaten, ein Hadrianiscber Bau. Stuart I.
ch. 5 (der sie fClr die Poekile hielt), Leake Topogr. p. 120. Zu den
Attiscben Monumenten der Zeit gehOrt auch das Denkmal des in die
Burgerschaft von Athen eingetretenen Seleukiden Philopappos, g. 114
unter Trajan auf dem Museion errichtet. Stuart III. ch. 5. Grandes Vues
de Cassas et Bence pi. 3. Boeckh C. I. 362. In Aegypten Antinoe
(Besa), auf Griecbische Weise schOn und regelmSssig angelegt; mit SSulen
Korinthischer Ordnung, doch von freien Formen. Description de TEgypte
T. IV. pi. 53 sqq. Decrianus, Architekt und Mecbaniker, §. 197.
Unter Antoninus Pius derT. des Antonin u. der Faustina, zuerst
wahrscbeinlich nur dieser bestimmt, ein Prostyles mit schOnen Korinth.
216 Griechische Kunstgesch. Per. V. [192]
GapitSlen, das Gesims scbon sehr uberladen. Desgodetz 8. Moreau pi. 23. 24.
Villa des Kaisers zu Lanuvium. Von M. Aurelius und L. Verus die
Ehrens&ule des Anton. Pius errichtet, eine blosse Granits^ule, von der
nur noch das marmorne Postament in dem Vaticanischen Garten vorhanden
ist, §. 204, 4. Vignola de col. Antonini. R. 1705. [Seconda lett. del Sgr.
M. A. de la Ghausse sopra la col. d. apoth. di A. P. Nap. 1805.] Sllule
des M. Aurel, weniger imposant als die Trajanische (die Basreliefstreifen
bleiben gleich hoch). [Moreaurelss&ule nacb P. 8. Bartolis Zeichnungen
von Bellori 1704.] Zugleicb ein Triumpbbogen an der Flaminischen
Strasse gebaut, wovon noch die Reliefs im Pallast der Gonservatoren er-
balten sind. Herodes Atticus, Lehrer des M. Aurel und L. Verus (vgl.
Fiorillo und Visconti fiber seine Inschriften) , sorgt fQr Athen, durch
VerschOnerung des Stadion und ein Odeion. Theater in Neu-Korinth.
[Tempel, vermuthlich unter den Antoninen erbaut zu Jaeckly bei Mylasa,
Ion. Antiqu. Vol. I. ch. 4.] "
1 192. Nach der Zeit von Marc Aurel tritt, obgleich
die Baulust nicht auf hort, doch im Geschmack der Architekten
2 ein schneller Verfall ein. Man hauft die Verzierungen der-
massen, dass alle Klarheit der Auflfassung verloren geht, und
legt uberall zwischen die wesentlichen Theile so viel vermit-
telnde Glieder, dass die Hauptformen, namentlich der Kranz-
leisten, ihren bestimmten und entschiedenen Charakter voUig
3 verlieren. Indem man jede einfache Form zu vermannig-
faltigen sucht, die Saulenreihen nebst dem Gebalk durch
haufiges Vor- und Zm'ucktreten unterbricht, Halbsaulen an
Pilaster klebt und einen Pilaster aus dem andem vorspringen
lasst, die Verticallinie der Saulenschafte durch Consolen zur
Aufstellung von Statuen unterbricht, den Fries bauchig her-
vortreten lasst, die Wande mit zahlreichen Nischen und Fronti-
spizen anfullt: raubt man der Saule, dem Pfeiler, dem Ge-
balke, der Wand und jedem andern Theile seine Bedeutung
und eigenthumliche Physiognomie, und bewirkt mit einer ver-
wirrenden Mannigfaltigkeit zugleich eine hSchst ermiidende
4 Eintonigkeil. Obgleich die technische Construction im Ganzen
treflflich, so wird doch die Arbeit im Einzelnen immer schwer- .
falliger, und die Sorgfalt in der Ausfuhrung der verzierten
Theile in demselben Maasse geringer, in welchem sie gehauft
5 werden. Oflfenbar hatte der Geschmack der Volker Syrien^
und Kleinasiens den gr5ssten Einfluss auf diese Richtung
der Architektur ; auch finden sich hier die ausgezeichnetsten
[91 3J Architektur in Syrien. 217
Beispiele dieser liixuriosen und prunkvoUen Bauart. Auche
einheimische Bauwerke des Orients mogen nicht ohne Ein-
fluss geblieben sein; die Vennischungen Griechischer mil ein-
heimischen Formen in barbarischen Landem, welche man
nachweisen kann, scheinen meist in diese Zeit zu fallen.
1. Unter Com mod us der T. des M. Aurel mit convexem Friese
(in die Dogana verbaut). Septimius Severus Bogen, in der Anlage
missverstanden (die mittleren Sftulen treten zwecklos heraus), mit Schnitz-
werk, von roher Arbeit, Qberladen. [Suaresius Arcus Sept. Sev. R. 1676 f.]
Ein andrer Bogen, von den Argentarii errichtet. Desgodetz ch. 8. 19.
Bellori. Septizonium im 16. Jahrb. ganz abgetragen. Ein Labyrinthos als
Anlage zum VergnQgen des Volks gebaut von Qu. Julius Miletus. Welcker
Sylloge p. XVII. Caracalla*s Thermen, eine ungeheure Anlage mit
trefQichem Mauerwerk; leicbte GewOlbe aus Gusswerk von Bimsstein, von
grosser Spannung, besonders in der cella solearis (einem Schwimmbade
g. 0.), vgl. Spartian Garac. 9. (Die Hauptfundgrube der Famesischen
Staluen, alterer von vorzflglicher, neuerer von gemeiner Arbeit.) A. Blouet's
Restauration des Thermes d'Ant. Caracalla. Von neuen Ausgrabungen
Gerhard, Hyperb. ROm. Studien S. 142. Sogenannter Circus des Caracalla
(wahrscheinlicb des Maxentius; doch entscbeidet die Inschrift nicht ganz),
vor der Porta Gapena, schlecht gebaut. Neuerlich aufgedeckt; Unter-
suchungen von Nibby darul)er; Kunstbl. 1825. N. 22. 50. 1826. N. 69.
Heliogabalus weiht seinem gleichnamigen Gotte einen T. auf dem
Palatium. Severus Alexander Thermen und and re Badeanstalten ;
viele fruhere Gebllude wurden damals wiederhergestellt. Aus der Zeit des
Schwulstes in der Architektur existirt in Rom noch sonst Manches, wie
die sog. T. des Jupiter Stator, der Fortuna Virilis (Maria Egiziana), der
Concordia (sp§tre Restauration eines T. des Divus Vespasianus, nach Fea).
5. In Syrien wurde Antiochien fast von jedem Kaiser mit Bau-
werken, besonders Aquaeducten, Thermen, Nymphaeen, Basiliken, Xysten
und Anlagen Mr Spiele geschmQckt, und die alten Herrlichkeiten (§. 149)
6fieT nach Erdbeben wieder hergestellt. Zu Heliopolis (Baaibeck) der
grosse T. des Baal, unter Antoninus Pius gebaut (Malalas p. 119. Ven.),
peript. decast. 280 X 155 Par. F., mit einem viereckten und sechseckigen
Vorhofe; ein kleinerer T. peript. hexast mit einem Thalamos (vgl. §. 153.
Anm. 3); ein seltsam augelegter Tholos. R. Wood The ruins of
Balbeck otherwise Heliopolis. L. 1757. Cassas Voy. pittor. en Syrie. II.
pi. 3—57. Souvenirs pendant un voy. en Orient (1832. 33) par M. Alph.
de Lamartine. P. 1835. T. III. p. 15 sqq. Prfichtige Schilderung. Ueber
den Tempel des Sol Angaben von Russ^gger im Bullett. 1837. p. 94 f.
Palmyra (Tadmor) hebt sich im ersten Jahrh. n. Chr. als Handelsort in
218 Griechische Kunstgesch. Per. V. [192]
der Wuste, und bluht, von Hadrian hergestellt, in der Friedeilszeil der
Antoninen, dann als Residenz des Odenat und der Zenobia, bis zu Aurelian's
Eroberung. S. Heeren Commentatt. Soc. Gotl. rec. VII. p. 39. Auch
Diocletian liess dort bauen, und Justinian erneuerte (nach Prokop und
Malalas) Kirchen und Bader. T. des Helios (Baal) octast. pseudodipt.
185 X97F., mit Saulen, deren Laubwerk aus Metall angefflgt war, in
einem grossen Hofe {700 F. lang u. breit) mit Propylaeen, in 0. Kleiner
T. prost. hexast., in W. Dazwischen 8fiulenstrasse, 3500 F. lang, eine
Nachbildung der in Antiocbeia. Umber TrQmmer eines Pallasts, Basiliken,
oCTne S§ulenhallen, MSrkte, Aquaedukte, Ehrendenkm^ler, Grabm^ler (des
Jamblichos vom J. 103 n. Chr. von sehr merkwtirdiger Architektur); fur
Spiele nur ein kleines Stadion. Wood The ruins of Palmyra oth. Tedmor.
1753. Gassas I. pi. 26 ff. In Hbnlichem Style waren die Stadte der
Dekapolis, 0, vom Jordan, besonders Gerasa (wovon Burckhardt Trav.
in Syria p. 253 und ausfdhrlicher Buckingham Trav. in Palestina p. 353 ff.,
mit mehreren Planen und Rissen, handelt) u. Gadara (Gamala bei Bucking-
ham p. 44), angelegt. Dieselbe prunkvolle und aberladne Architektur
herrschte in Kleinasien, wie der Tempel zu Labranda (Kiselgick, nach
Andem Euromos, Choiseul GoufT. Voy. pitt I. pi. 122. Ionian ant. I.
ch. 4), das Monument von Mylasa, mit im Durchschnitt elliptischen Saulen
(Ion. ant ch. 7. pi. 24 f. Ghois. pi. 85 f.) , die Trimmer eines T. zu
Ephesos (Ion. ant. pi. 44. 45. Ghois. pi. 122) zeigen; auch die Sfiulenhalle
von Thessalonike (Stuart III. ch. 9) gehSrt dieser Zeit an. In den Felsen-
grabern bei Jerusalem, namentlich den sog. Grftbem der KOnige, deren
Zeit sich sehr wenig bestimmen iSsst (Hunter Antiqu. Abhandl. S. 95 f.
Raumer Palaestina S. 212. 216), erscheinen einfachere Griechische
Architekturformen; nur der Charakter der Zierathen (Trauben, Palmen
u. dergl.) ist orientalisch. Gassas III. pi. 19—41. Forbin Voy. d. le
Levant, pi. 38.
6. In den merkwdrdigen Ruinen von Petra, der von Felsen ein-
gefassten, schwerzuginglichen Stadt der Nabataeer, welche durch den
Handel vom Rothen Meere aus reich \Mirde, findet man Felsentempel mit
Kuppeln, Theater, Grabmaler, Triimmer von Paliasten; auch colossale
Statuen; im Ganzen Griechische Formen, aber willkfirlich zusammengesetzt,
und durch Lust an phantastischer Mannigfaltigkeit der Formen entstellt.
S. besonders Burckhardt Trav. in Syria p. 421. Leon de Laborde und
Linant Voy. de TArabie Petr^. Livr. 2 ff. Wie im Sassaniden-Reiche
(§. 248): so findet man auch im Reiche Me roe, besonders an dem
Tempelchen bei Naga (GaiUiaud Voy. k M6ro6 I. pi. 13), eine interessante
Vermischung spStrOmiscber mit einheimischen Formen.
(193] Bauten des sinkenden Reichs. 219
193. Von dem Zeitalter der dreissig Tyrannen, l
noch mehr von Diocletian an, geht die Ueppigkeit ganz in
Rohheit uber, welche die Orundformen und Prinzipien der
alten Architektur vernachl&ssigt. Die S&ulenbaukunst wird 2
mil der Bogenarchitektur so verbimden, dass die Bogen zu-
erst auf dem Saulengebalk ruhen, dann aber auch so, dass
sie unmittelbar von der Platte des Capitals emporsteigen,
gegen die Gesetze der Statik, welche unverjungte und eckige
Pfeiler unter dem Bogen fordert; auch iSisst man die 6e-
balke selbst, sammt Zahnschnitt und Eragsteinen die Bogen-
form annehmen. Man setzt Saulen imd Pilaster auf Con- 3
solen, welche aus den Wanden vortreten, um Bogen oder
Giebel zu tragen; man fangt an, den Saulen schrauben-
formig geriefte und sonst verschnSrkelte Formen der Soh§fte
zu geben. Deckende Glieder werden wegen der Mannig- 4
faltigkeit der Theile als Hauptsache betrachtet, und belasten
hochst schwerfallig die darunter liegenden, wie das Gcsims
das Gebalk im Oanzen und in den einzelnen untergeordneten
Theilen. Die Ausfuhrung ist uberall mager, platt und roh, 5
ohne Rundung und Effekt : doch bleibt als ein Ueberrest des
Romischen Sinns eine gewisse Grossartigkeit in der Anlage,
und im Mechanischen wird noch immer Bewundemswurdiges
geleistet. Die neue Einrichtung des Reichs beAvirkt, dass 6
in Rom selbst weniger Neues unternommen wird; dagegen,
besonders seit Diocletian, sich Provinzialstadte mit neuem 7
Glanze erheben ; am meisten schadet Rom die Versetzung 8
des Throns nach Constantinopel (330).
6. Gal lien us Bogen aus Travertin, von kunstloser Einfachheit.
Unter Aurelian die en>-eiterten Mauern Roms; die Sorge fflr Sicherheit
beginnt. (Nibby's Angaben Mura di Roma 1821 nicht uberall richtig,
s. Slef. Piale in den Dissert. delP Ace. Archeol. II. p. 95.) Grosser Doppel-
tempel des Bel und Helios. Besoldete Lehrer der Architektur. Diocletian's
Thermen ziemlicb erhalten; aus dem Ringsaal in der Mitte, dessen Kreuz-
gewOlb 8 Granitsftulen stutzen, hat M. Angelo 1560 die schfine Kirche
S. Maria degli Angeli gemacht. Desgodetz 24. Le Terme Diocl. misur.
e disegn. da 8eb. Oya. R. 1558. Festes Schloss und Villa des Exkaisers
bei Salona (zu Spalatro) in Dalmatien, 705 Fus:* lang und breit. Adam's
Ruins of the Palace of Diocletian at Spalatro. 1764 f. Die Diocletianische
Ehren-Sftule in Alexandreia (sonst Pompejus-Sfiule) ist zwar sehr gross
220 Griechische Kunstgesch. Per. V. [193]
88 V2 Par. F.)» aber in schlechtem Geschmack. Descr. de I'Egypte T. V.
pi. 34. Antiquiles T. II. ch. 26. Appendice, Norry Descr. de la colonne
de Pomp6e. Hamilton Aegyptiaca pi. 18. Cassas III. pi. 58. [(§. 149. A. 2.)
Clarke Travels II, 2 als Tilelkupfer, Dalton Mus. Gr. et Aeg. or Antiquities
from drawings pi. 43. Der Schaft ist von gutem, Capital und Basis von
schlechtem Styl, weshalb Norry, Leake im Classical Journal Vol. 13. p. 153
und Wilkinson Topogr. of Thebes 1835 sie fOr ein Griechisches Werk aus
der Glanzzeit von Alexandreia ansehen und nach der von Villoison und
Leake hergestellten , 20 F. hoch stehenden Inschrift annehmen, dass sie
erst zuletzt dem Diocletian ge^vidmet worden sei. J. WTiite Aegyptiaca
Oxf. 1801 glaubte, schon Ptolem. Philad. habe sie seinem Vater gesetzt.
Nur Zo§ga ha| de Obel. p. 607 nachgewiesen, dass Aphthonius in der Be-
schreibung der Akropolis von Alexandreia Prog}inn. 12 von dieser Saule
als dem weit her in die Augen fallenden Mittelpunkte der von den Ptole-
maeern hen*iihrenden Bauten der Akropolis spricht {aQX''^^ ^^ ^^^ ovtmv
t^ zrjg %i6vog xo^vqp^ nsgitati^'Kccai) und dass der Ort audi ihrer jetzigen
Aufstellung hiermit ubereinstimmt. Diess Zeugniss ist unerschOtterlich,
wenn gleich die von Cyriacus raitgetheilte Inschrift, welche die Sftule durch
Deinokrates von Alexander dem Makedonier errichten ISsst und welche
Fr. Osann in den Memorie d. Inst, archeol. III. p. 329 vertheidigt, nicht
ftcht sein kann. Demnach ist die S^ule nicht erst in den Jahren 205 — 209
aus den Granitbrflchen von Syene hervorgegangen , me Letronne Rech.
pour servir k Thist. de TEg. p. 367, und Joum. de Sav. 1836. p. 593 bei-
beh<, und auch der Vf. hat in der Hallischen ALZ. 1835. Jun. S. 245
nachgegeben, dass der Schaft von jener S^ule herriihren kdnne, die in
AlMcanders oder der Ptolemaeer Zeit auf derselben Stelle errichtet worden
war.] Constan tin's Bogen, mit Dacischen Siegen von Trajan's Bogen
geschmdckt, die ueuen Arbeiten ganz ungestalt. Constantinische Thermen.
Grabmal der Constantia, Constantin's Tochter, (sogen. T. Bachi, Desgodetz
ch. 2) neben der Kirche der H. Agnes; und der Helena, der Gemahlin
des Julian, ein Tholus nach Art des Pantheon, an der Via Nomentaua.
Noch deuthcher als in Ruinen erscheint der verdorbne Baustyl der Zeit
mit seinen gewundenen und verschnOrkelten Sfiulen in Sarkophagen (z. B.
dem des Probus Anicius, g. 390, Battelli's Dissertation daruber. R. 1705),
auch auf Munzen von Kleinasien, wie von Blaundos unter Philippus
Arabs.
7. Neben Rom waren ansehnlich: Mediolanum, von dessen Bau-
werken Ausonius (st. 392) Clarae Urbes 5; Verona, mit dem colossalen
Amphitheater, und den 265 gebauten Thoren, in drei Stockwerken, mit
schraubenfdrmig cannelirten Saulen, und Pilastern auf Consolenj [Graf
Orti Manara delle due antichissime porte esist. in Verona ai tempi de'
Romani, Verona 1840 f.] Treveri, wo viele TrGmmer, die Porta Nigra
[194] Christliche Architektur. 221
ein gewaltiges, obgleich im Einzelnen rohes Werk. vgl. §. 264; Narbo;
Carthago.
8. In Byzanz hatte schon Septimius Severus viel gebaut; jetzt
wurde die Stadt schnell mil Gebfiuden fQr die Bedflrfnisse des Volks und
Hofs versorgt. Ein Fonim August's, andre fora, Senatus, Regia, das
Palatium, B§der, wie das Zeuxippeion, der Hippodrom (Atmeidan), mit
dem von Theodoslus aufgerichteten Obelisk, und dem angeblich Ddphischen
Schlangen-Dreifuss. Zuerst wurden auch Tempel der Roma und Cybele .
geweibt Tbeodosius baute das Lauseion und Thermen. Ein merkwflrdiges
Denkmal (dem Athenischen Thurm der Winde zu vgl.) war das Ane-
modulion, s. Niketas Akom. Narratio de statuis ant. quas Franci destruxerunt,
ed. Wilken p. 6. Ueberhaupt Zosimos, Malalas und audre Chronisten,
Prokop de aedif. Justiniani, Godinus und ein Anonymus Autiqq. Cpoli-
lanae, Gyllius (st. 1555). Topogr. Cpoleos, Banduri Imperium orientale,
Heyne Serioris artis opera quae sub Imper. Byzant. facta memorantur,
Comment. Soc. Grott. XI. p. 39. Noch sind vorhanden der Obelisk des
Tbeodosius; die 100 Fuss hohe Porphyrsiiule auf dem alten Forum, worauf
C«onstantin's , dann Tbeodosius Bilds^ule stand, emeuert von Man. Com-
nenus; die 91 F. hohe marroome Spitzs^ule, welche Constantin Porphyrog.,
oder dessen Enkel, mit vergoldeter Bronze dberziehen liess; das Fussgestell
der Theodosiscben SHule (§. 207 j, und einiges weniger Bedeutende.
S. Carbognano Descr. topograf. della stato presente di Cpoli. 1794. Pertusier
Pi*omen. pittoresques dans Cple. 1815. V. Hammer Cpolis und der Bos-
porus. 2 Bde. 1822. Raczynski's Malerische Reise S. 42 ff. Hauptbauten
waren die Aquaeducte (wie der des Valens) und die Cisternen, grosse,
aber im Ganzen kleinliche Bauwerke, die auch sonst im Orient sebr beliebt
waren (z. B. in Alexandreia, Descript. de TEg. T. V. pi. 36. 37) und Vor-
bilder Arabiscber Baue wurden. In Byzanz sind acht, tbeils offen, theils
mit kleinen Kuppeln QberwOlbt; nur eine noch benutzt, die beim Hippo-
drom, 190 X 166 F. gross, in drei Stockwerken, wovon jedes aus 16 X 14
Saulen besteht. Die S&ulen meist Korinthisch, aber auch mit andem,
ganz abnormen Gapitdlem. Walsh Journey from Cple to England, ed. 2.
1828. Graf Andreossy Cple et le Bosphore. P. 1828. L. III. ch. 5. 8.
194. In dieser Zeit entwickelt sich der Christliche l
Kirchenbau, nicht aus dem Griechischen Tempel, sondem, den
Bedurfriissen des neuen Cultus gemass, aus der Basilica,
indem theils alte Basiliken dazu eingerichtet , theils neue,
aber nach Constantin meist mit geraubten Architekturstucken,
erbaut werden. Eine Vorhalle (Pronaos, Narthex); das 2
Innre ganz bedeckt; mehrere Schifife, das mittlere hoher
Griechische Kunstgesch. Per. V. [194]
Oder alle gleich hoch; hinten in einem runden Ausschnitt
(Concha, Sanctuarium) die erhohte Tribune. Indem diese
verlangert, und Seitenhallen zugefugt werden, entsteht die
3 spatre Form der Basilica Italiens. Daneben hatte man in
Rom zu Baptisterien besondre Rundgebaude, deren Form
und Einrichtung von den Badesalen der ROmer (§. 292, 1)
ausging; aber im Orient baute man schon in Constantin*s
Zeit auch Kirchen von runder Form mit weit gewOlbten
4 Kuppeln. Diese Form wurde im Ganzen sehr grossartig,
wenn auch in den einzelnen Parthien mit kleinlichem Ge-
schmack, in der unter Justinian erbauten Sophien-Kirche
ausgebildet; sie herrscht hernach im orientalischen Reiche, und
noch die spatern Griechischen Kirchen mit ihren Haupt- und
5 Nebenkuppeln huldigen diesem Geschmacke. Die Gebaude
der Ostgothischen Zeit, besonders von der Amalasuntha an,
sind wahrscheinlich nicht ohne Einwirkung Byzantinischer
Architekten entstanden.
1. Kirche der H. Agnes, von Constantia, Gonstantinus Tochter, an-
gelegt, eine dreischiffige Basilica mit z\vei S&ulenstellungen Qbereinan'der.
FQnfschiffige Basilica des H. Paulus ausser den Mauern, nach Einigen von
Gonstantin, die Sftulen verscbiedenartig, wie auch bei Johann im Lateran^
das kunstreiche Zimmerwerk ursprunglich mit Gold belegt; neuerlich ab-
gebrannt (Rossini's Vedute). N.M. Nicolai Delia Basilica di S. Paolo.
R. 1815 f. Die fQnfschiffige Basilica St. Peter auf dem Vatican (Bunsen
Beschreibung von Rom II. S. 50 f.) , durch Portiken mit der Tiberbrucke,
wie St. Paul mit der Stadt verbunden. St. Glemens, ein Muster der alten
Einrichtung der Basiliken. Nibby Diss. Ace. Rom. II. p. 401. Gutensohn
u. Knapp Monumenti della Rel. Gristiana. R. 1822 begonnen. Sonst
Agincourt Hist, de TArt. par les monumens depuis sa decadence. T. IV.
pi. 4—16. 64. Platner, Beschreibung Roms, I. S. 417. Diesen ROmischen
Basiliken, besonders der ersten, entspricht in alien Hauptpunkten die Be-
schreibung der von Gonstantin zu Jerusalem erbauten Kirche bei Euseb.
V. Gonst. Ill, 25—40; eben so die von Gonstantin u. Helena gebaute
Apostelkirche zu Byzanz, Banduri T. II. p. 807. Par.
3. Ein solcher Rundbau ist das sog. Baptisterium des Gonstantin,
Giambini 0pp. T. II. tb. 8. Ueber das Baptisterium bei St. Peter Bunsen II.
S. 83. Besonders interessant ist die Beschreibung eines Rhetors (Walz
Rhetores I. p. 638) von einem Baptisterion {Zifiv^lov Banriatov) mit
reichen Mosaiken an der Kuppel fiber dem Badebassin. Von runden
Kirchen ist das ^teste Beispiel die auch von Gonstantin gebaute Haupt-
[195] ClirisUiche Arcbitektur. 223
kircbe von Antiochien, von acfateckigem Plan, in der Aniage der Kirche
S. Vitale (Anm. 5) ^nlich, mit sehr hoher und weiter Kuppel, Euseb.
Ill, 50. Dronke und Lassaulx Mattbiaskapelle bei Kobern S. 51. Yerzeicb-
niss von 61 Rund- und Polygonkircben.
4. Die Kirche der H. Sopbia wurde vor 537 von Isidor von Milet
und Antbemios von Tralles neu gebaut; das auf vier Pfeilern rubende
Rundgewdlbe (rpovllog) erneuerte nacb einem Erdbeben 554 der jCingere
Isidor, dauerbafter, aber minder effektvoll. Unter dem GewOlbe das leQa-
tsiovy in den Ausbauten an den Seiten die Plfttze fflr M^ner und Frauen,
vom die Narthex. Prokop. I, 1. Agatbias V, 9. Malalas p. 81. Yen.
Kedrenos p. 386. Anonym, bei Banduri Imp. Or. I. p. 65. cf. II. p. 744.
— Andre Baumeister und fiijxcivoxoioi der Zeit : Ghryses von Alexandrien,
Joannes aus Byzanz.
5. In Ravenna ist die Kircbe S. Yitale, welcbe nacb acbteckiger
Grundform ganz peripberisch angelegt ist, mit roben Formen der Sfiulen-
capit^er, ein Bau der letzten Gotbiscben Zeit; Justinian liess ibn dufcb
Julianus Argentarius musiviscb auszieren und mit einer Nartbex verseben
(Rumobr Ital. Forscbungen III. S. 200). Agincourt lY. pi. 18. 23. Tbeo-
doriebs Mausoleum (wenigstens ein Werk der Zeit), jetzt S. Maria Rotonda,
ist ein aus sehr grossen Werkstucken zusammengesetzter Bau von ein-
fachen, wiewobl scbwerHUligen Formen. Smirke, Arcbaeologia XXIII. p. 323.
Ygl. Schorn Reisen in Italien S. 398 f., und Ober Tbeodorich's Baue in
Rom, Ravenna, Ticinum, [auf der HObe bei Terracina] Manso's Gescb. des
O.Gotbiscben Reichs 8. 124. 396 f. Gegen die Ableitung Italianiscber
Bauten aus Byzanz spricbt Rumobr S. 198 ff. Arcbitekt Aloisius in Rom
um 500. Cassiodor Yar. II, 39. — Bellermann die Idtesten christheben
BegrSbm'ssstellen, im Besondem die Katacomben zu Neapel mit den Wand-
gemalden, Hamb. 1839. 4.
In Rom ist nur noch die S&ule des Kaisers Phokas (F. A. Yisconti
Lett, sopra la col. delP Imp. Foca. 1813), um 600 errichtet, einem altern
Denkmal geraubt, zu erwftbnen.
195. Duich die neuen Aufgaben eines neuen Cultus i
und den frischen Geist, den die Umkehrung aller Verhalt-
nisse dem gealterten Geschlechte wenigstens bin und wieder
einhaucht, erhalt auch die Arcbitektur einen neuen Lebens-
funken. Zwar bleiben die Formen im Einzelnen rob, ja
sie werden fortwabrend plumper und ungestalter; aber dabei
zeigen docb die Werke der Justinianiscben und Ostgotbiscben
Zeit einen freiern und eigentbumlicbern Sinn, der die Be-
deutung des Gebaudes im Ganzen beller fasst, als es bei
den letzten Romiscben Arcbitekten der Fall war; und die
224 Griechische Kunstgesch. Per. V. [196]
vasten Raume der Basiliken wirken mit ihren einfachen,
durch die musivische Arbeit nicht gestorten Linien und Flachen
2 machtiger, als die uberreiche Palmyrenische Architektur. Die-
ser fur neue Zwecke neu belebte (Vorgothische, Byzantinische)
Architekturstyl, welcher sich immer noch fast in alien einzel-
nen Formen an den spatrSmischen anschliesst, herrscht in der
ersten Halfte des Mittelalters, durch die aus dem Romischen
Alterthum fortbestehenden, auch wohl mit Griechenland fort-
wahrend zusammenhangenden Baucorporationen gepflegt und
3 ausgebildet, im ganzen Christlichen Europa; er herrscht so
lange, bis im dreizehnten Jahrhundert der Gennanische
Geist, den des Europaischen Suden uberflugelnd , die Romi-
schen Formen nach einem ganz neuen System, eignen Grund-
ideen und Gefuhlen gemass, durchgangig umzuschaflfen be-
4 ginnt. Der spitze Giebel und Bogen und die moglichst un-
unterbrochene Fortsetzung der Verticallinien bezeichnen die
aussern, klimatischen , und die innern, aus dem Gemuthe
stammenden Grundrichtungen dieser der antiken scharf ent-
gegengesetzten Baukunst, welche aber in Italien nie ganz ein-
heimisch, und darum auch im fiinfeehnten Jahrhundert sehr
schnell durch die eraeuerte Baukunst der Romischen Kaiser-
zeit verdrangt wurde.
2. Stellen, wo im 10. u. 11. Jahrhundert Bauwerke durch more
Graecorum, ad consueludinem Graecorum hezeichnet werden, auch von
Griechischen Werkmeislem die Rede ist, bei Slieglitz Qber die Golhische
Baukunst 8. 57. Generalversammlung der Bauleute zu York 926.?
3. Opus Teutonicum und ahnlich heisst die sog. Gothisehe Architektur
in Italien und England, s. Fiorilio Gesch. der Eunst in Deutschland Bd. II.
S. 269 fl. Vasari nennt sie bald stilo tedesco, bald gotico.
8. Bildende Knnst.
1 196. Die Kuntler Ziehen sich aus den eroberten Landem
immer mehr nach Rom ; in der Zeit des Sulla, des Pompejus,
des Octavian findet man, was es damals von vorzuglichen
Toreuten, Erzgiessern, Bildhauern gab, ziemlich in Rom
2 vereinigt. Pasiteles zeichnet sich als ein sehr fleissiger
und sorgfaltiger Kunstler aus, der nie anders als nach
[196] Bildende Kunst am Ende der Repiiblik. ggS
genau vollendeten Modellen arbeitete; Arkesilaos Modelle
wurden fur sich hdher geschatzt, als Statuen andrer Kunstler ;
Decius wagt es, sich im Erzguss mit Chares zu messen;
und es zeigt sich iiberall die Wirkung der durch Studium
der besten Muster bewirkten Restauration der Kunst, die
besonders von Athen ausging. Auch fehlt es nicht an Ar^ 3
beitem in Gefassen, obgleich keiner an die fruhem reicht,
daher argentum vetus mit schon gearbeitetem gleichbedeuten4
gebraucht wird. In den Munzen beginnt das beste Zeitalter 4
erst 700; aus dieser Zeit haben wir Denare, welche mit
Pyrrbos und Agathokles Munzen an Feinheit der Arbeit
und SchQnheit der Zeichnung wetteifem ; obgleich freihch der
grossartige Schwung alterer Griechischer Munzen doch auch
in diesen nicht gefunden wird.
2. Pas i teles aus Gross^echenland , Toreut u. Erzg., Givis Rom.
662, arbeitete wohl einige Zeit frflber die Statue fQr den Jupiters- und
Juno-T. des HeteU, Plin. XXXVI, 4, 10. 12. vgl. indess Sillig Amaltb.
in, 294. Kolotes, Pasiteles Sch., Toreut, g. 670(?). Stephanos, Pasiteles
Sch., Bildh. (Thiersch Epochen S. 295) g. 670. Tlepolemos, Wachsbildner,
u. Hieron, Maler, Brdder von Kibyra, Verres canes venatici, um 680.
Arkesilaos, Plastes, Erzg. u. Bildh., 680—708. (Venus (Senitrix fQr
Caesar's Forum.) Posis, Plastes, 690. Goponius, Erzg. 690. Menelaos,
Stephanos Sch., Bildh. g. 690 (§. 416). Decius, Erzg. g. 695. Praxi-
teles, Poseidonios, Leostratides, Zopyros, Toreuten, Arbeiter von Gref&ssen,
g. 695. (Durch Praxiteles kommeu siibeme Spiegel in die Mode, derselbe
bildet den Knaben Roscius, Gic. de div. I, 36.) Aulanios Euandros, von
Athen, Toreut u. Plastes, 710—724. Lysias, Bildh. g. 724. Diogenes,
von Athen, Bildh. 727. Kephisodoros , in Athen, g. 730 (?). G. I. 364.
Eumnestos, Sosikratides Sohn, in Athen, g. 730. G. I. 359 Add. Pytheas,
Teucer, Toreuten um dlese Zeit. Maecenas Freigelassener Junius Thaletio,
flaturarius sigillarius, Gruter Thes. Inscr. 638, 6 (§. 306). Goldarbeiter
der Livia, in den Inschr. des Golumbarium. [In Athen Eubulides und
Eucheir drei Grenerationen abwechselnd. C. I. n. 916. R. Rochette Suppl.
au Gatal. des Artistes p. 306.]
3. Zopyros Urtheil des Orest vor dem Areopag glaubt man auf
einem im Hafen von Antium gefundenen Becher, Winckelm. M. I. n. 151,
Werke VH. Tf. 7, zu erkennen. Subito ars haec ita exolevit, ut sola
iam vetustate censeatur, Plin. XXXIII, 55.
4. So ist z. B. an dem Denar des L. Hanlius mit Sulla auf dem
O. Mailer's Arehaeologie. 4. Aafl. 15
226 Griechiscbe Kunstgesch. Per. V. [197]
Triumphwagen besonders der Revers noch sehr dCirftig behandelt. Viel
besser der Denar des A. Plautius init dem Judaeer Bachius aus der
Zeit der Asiatischen Kriege des Pompejus. Sehr vorzOglich der des
Nerius mil dem Jupiterkopf von 703. Eben so schOn der des Gornu-
ficius mit dem Ammon (den Revers erkl&re ich so: Juno Sospita hat
dem auspicirenden Gornuficius ein glQckliches Zeichen gesandi, daher sie
die Krfthe auf ihrem Schilde trfigt, und kr&nzt ihn nun als Sieger). Auch
der des Sext. Pompejus, mit dem Kopfe seines Vaters, und auf dem
Revers den Gatana^schen Briidern (vgl. §. 157. Anm. 2) und dem Neptun
als Seeherrscher, oBgleich dieser eine gewisse Trockenheit des Styls zeigt.
Ausserordentlich schOn der des Lentulus Gossus (nach 729) mit dem
feinen* Augustus- und wackern Agrippa-Gesicht.
1 197. In der Kaiserzeit erscheinen die Kunste dem all-
gemeinen Urtheil nach zu Dienerinnen des Luxus und der
Launen der Herrscher entwurdigt. Die Schlaflfheit der Zeit,
sagt Plinius, hat die Kunste vernichtet, und weil man keine
Geister mehr darzustellen hat, vemachlEssigt man auch die
2 K5rper. Indessen gab es geistreiche und treflfliche Bildhauer,
welche die Pallaste der Caesaren mit ausgezeichnet schonen
3 Gruppen anfuUten; und in Nero's Zeit erhebt sich Zeno-
doros, zuerst in Gallien, dann in Rom, als ein grosser
Erzgiesser, der den Auftrag erfullte, den Kaiser als Helios
4 in einem Goloss von 110 Fuss Hohe darzustellen. So nahe
er in der Geschicklichkeit des Modellirens und Ciselirens den
Alten gekommen sein soil (er bildete auch Becher des Kala-
mis tauschend nach): so wenig konnte er, bei den grSssten
aussern Vortheilen, die verloren gegangene feinere Technik
des Erzgusses wieder emeuem.
1. Luxuriae ministri, Seneca Epist. 88. — Plin. XXXV, 2.
2. Similiter Palatinas domos Gaesarum replevere probatissimis signis
Graterus cum Pythodoro, Polydectes cum Hermolao, Pythodorus alius cum
Artemone; et singularis Aphrodisius TraUianus, Plin. XXXVI, 4, 11.
[Diess sind altere KQnsUer, deren Werke den Pallast erfCUlten.] Sonst
sind keine Bildhauer der Zeit sicher bekannt, als ein Julius Ghimarus,
welcher dem Germanicus Statuen gearbeitet, nach einer Inschrift [statuas
et aediculam effecit, sedes marmoreas posuit, geweihtj; und Menodoros
(unter Galigula?) bei Pausan. [A. Pantulejus von Ephesus macht in
Athen die Statue Hadrians G. I. n. 339. M. Gossutius Kerdon arbeitete
fCir die Villa Antonins des Frommen bei Lanuvium.] Nero selbst legte
[198, 199] Zeit des Jul. und Flav. Geschlechte. 227
sich auf Toreutik und Malerei. Demetrios, Goldschmjed in Ephesos,
Apostelgesch. Die Kanstlernamen bei Virgil scheinen sich auf keine
wirklichen Personen zu beziehen.
3. Der C!oloss sollte ein Nero werden, aber wuide, 75 nach Ghr.,
als Sol dedicirt £r hatte 7 Strahlen um das Haupt; wie Nero auch in
der BQste im Louvre (n. 334) und sons! Strahlen um das Haupt hat.
Der Goloss stand Tor der Fronte des goldenen Hauses, auf dem Platze
des nachmaligen T. der Venus und Roma, und wurde desswegen von
Decrianus mit HOlfe von 24 Elephanten translocirt. Spartian Hadr. 19.
vgl. Eckhel D. N. VI. p. 335. Spftter wurde er zum Gommodus gemacht,
Herodian I, 15.
198. Die sichersten Quellen der Kunstgeschichte der Zeit l
sind erstens die Bildwerke an den offentlichen
Denkmalern, deren sich aber erst, bei dem Untergange 2
der fruhem, unter den Flaviem finden. Die Reliefs am
Trimnphbogen des Titus, die Apotheose des Kaisers mid
den Triumph uber Judaea darstellend, sind gut erfunden,
geschmackvoU angeordnet, aber in der Ausarbeitimg vernach-
lassigt; und an denen vom Pallas-Tempel auf dem Forum 3
des Domitian ist auch mehr die Zeichnung im Ganzen, als
die Ausfuhnmg, am wenigsten der Draperien, zu loben.
2. Bartoli u. Bellori Admiranda Romae tb. 1—9. Arcus, I. Vgl.
die Milnzen mit der Judaea capta, Pedrusi VL tb. 12. H. Reland de
spoliis templi Hierosolymitani in arcu Titiano. Traiect 1716.
3. Man sieht bier Pallas Frauen in hftuslichen Arbeiten unterrichtend.
Bartoli tb. 35—42 (63—70). Vgl. die Herausg. Winckelm. VI, H. S. 334.
199. Zweitens die Statuen und Busten der i
Kaiser, welche wenigstens dem Originale nach auf die Zeit
ihrer Regierung zuruckgehen. Sie zerfallen in verschiedene
Classen, welche auch durch das Costum, und dadurch am
sichersten, unterschieden werden: 1. Solche, welche die In- 2
dividualitat ohne Erhohung derselben wiedergeben, und da-
her auch das Costum des Lebens beibehalten, entweder die
Friedenstracht der Toga, in Beziehung auf Priesterthum uber
den Kopf gezogen; oder die Rustung des Krieges, wobei die 3
Stellung gem die der Anrede der Armeen (allocutio) ist;
in beiderlei Art giebt es gute Statuen der Zeit. Auch ge- 4
horen zu dieser Gattung die Statuen zu Pferde und auf
228 Griechische Kunstgesch. Per. V. [199]
Triumphalwagen , welche ursprunglich wirklich Auszuge an
der Spitze eines Heers und Triumphe, oder bedeutende Er-
oberungen vom Feinde bezeichnen , aber bald aus Schmei-
5 chelei und Eitelkeit bei jeder Gelegenheit gesetzt werden.
2. Solche, welche das Individuum in einem erhohten, heroi-
sirten oder vergottlichten Charakter zeigen soUen, wohin die
seit August gewohnlichen Statuen ohne Bekleidung und mit
Lanzen in den Handen gehoren, die man, nach Plinius,
6 Achilleische Statuen nannte; so wie die sitzenden mit nacktem
Oberkleide und einem Pallium um die Huften, wobei ge-
wohnlich an Jupiter gedacht wird; iiberhaupt dauert der
Gebrauch der Verschmelzung von Individuen mit GQttern
fort, und die Kunst, Portrate zu einem ideellen Charakter
zu erheben, wurde damals noch mit eben so viel Geist ge-
ubt, wie die, den wirklichen Charakter auf eine einfache und I
7 lebendige Weise darzustellen. Auch die Statuen von Frauen
aus der herrschenden Familie zerfallen in die beiden angege-
8 benen Classen. Dagegen ist zu merken , dass die solenne
Vorstellung des Divus, des vom Senat consecrirten Kaisers,
kein ideelles Costum, sondern eine sitzende Figur in der
Toga (die oft auch das Haupt umzieht), mit dem Sceptrum
9 in der Hand, und der Strahlen-Krone, verlangt. Wie in
Makedonischer Zeit, werden auch jetzt Statuen von Stad-
ten und Provinzen oft mit Denkmalern der Herrscher
combinirt, und diese Gattung von Figuren iiberhaupt von
ausgezeichneten Kiinstlem behandelt, wovon auch die Munzen
Zeugniss geben.
2. Simalacrum aureum Galigulae i con i cum, Saeton 22. Statuae
civili habitu (Orelli Inscr. n. 1139. 3186) oder togatae, z. B. der Tibe-
rius mit sch5ner Toga von Capri, im L. HI. M. de Bouillon II, 34. In
Priestertracht August aus der Basilica von Otricoli PioGl. II, 46. Kopf
des Augustus aus Basalt, gef. bei Ganopus 1780, Specim. of anc. sculpt.
U, 46, Statue des August im Capitol Race 16, des Jul. Caesar daselbst
Race 15. Drusus aus Herculanum Ant. di Ere. VI, 79. M. Borb. VII, 43.
[Bei Gervetri ausgegraben sieben yortrefTliche colossale Statuen, jetzt er-
ganzt von de Fabris, im Lateran, Germ aniens, Drusus, Tiberius, Caligula,
Claudius, Agrippina u. eine andere weibliche, nebst dem Kopf des Augustus,
Bull. 1840. p. 5. So wurden im alten Priyemum trefifliche Golossalbilder,
vermuthlich aus der Curia oder dem Augusteum der Stadt, gefunden,
welche Augustus, Tiberius und Claudius von neuem erhoben batten; der
[199] Statuen des Jul. und Flav. Geschlechts. 229
Kopf des Claudius Mus. Ghiaramonti 11. tv. 32. So setzte Veji dem
August und Tiberius Colossalstatuen, das. Not 3. Das. t7. 31. Claudius
aus Pallast Ruspoli; tv. 31. Titus mit Julia, gefunden 1828.J
3. Statuae pedestres habitu militari (Capitolin, Macrin 6) oder
thoracatae, z. B. der <x>lossale Augustus im Pallast Grimani, s. Thiersch
Reisen I. S. 250 ff. Drusus, Tiberius Sohn, im L. bei Mongez Iconogr.
Romaine pi. 23, 1. Titus im L. 29. pi. 33, 1. 34, 1. 2. Bouill. II, 41.
Domitian und Marc Aurel aus Pallast Giustiniani Race. 89. 90. [Der
Domitian M. Ghiaramonti II, 36.] Domitian aus Pallast Giustiniani
M. Chiar. II. tv. 36.
4. Die statua equestris des August auf der Tiberbriicke (siehe
Dio Lin, 22 u. die Denare des L. Vinicius) deutete wenigstens auf kriege-
rische Pl§ne. Domitian's colossale Reiterstatue auf dem Forum (Statins
S. I, 1. Fr. Schmieder, Programm 1820) stellte ihn als Germaniens Sieger
dar, den Rheinstrom unter den VorderfQssen des Pferdes; die L. trug
eine Pallas mit vorgehaltenem Gorgoneion, die R. gebot Frieden (vgl. §. 335).
Domitian mit Pallasbflste auf der Schulter, Relief bei Vaillant de Canopo
p. 11; angebliche st. equestris des Augustus Race. 52. [Die Reiterstatue
Theodorichs vor dem Pallast Karls des, Grossen zu Aachen von Bock
Jahrb. des Rhein. Alterth. Vereins V. S. 1.] In quadrigis, auf einem
Triumphbogen, von zwei Parthern umgeben, erscbeint August nach
Wiedergewinnung der Feldzeichen des Grassus, Eckhel D. N. VI. p. 101.
Statuen in bigis setzte man zuerst Magistraten wegen der Pom pa im
Circus, bald wurden Yiergespanne (auch Sechsgespanne , die in Rom seit
Augustus aufkamen) ohne Riicksicht auf Triumphe und Pompen und
Ritterstatuen selbst in den Hftusem von Sachwaltem, errichtet. Martial
IX, 69. Tacit, de orat 8. 11. Juvenal. VII, 126. Appulej. Flor. p. 136 Bip.
Den Kaisem wurden dagegen Elephanten-Wagen gesetzt, s. Plin. XXXIV, 10
und die MQnzen mit dem Bilde des Divus Vespasianus, vgl. Capitolin,
Maximin 26.
5. Statuae Achilleae, Plin. XXXIV, 10. Dazu scheint [der herr-
liche Pompejus im Pallast Spada], der colossale Agrippa (der Delphin ist
restaurirt) im Pall. Grimani, angeblich aus dem Pantheon, zu gehOren.
Pococke Trav. II. pi. 97. Visconti Icon. Rom. pi. 8. August im Hause
Rondanini, Winckelm. VU. S. 217. Claudius, Ant. di Ercol. VI, 78.
Domitian, Guattani M. I. 1786. p. XVI. Vgl. die Beispiele bei Levezow
Antinous S. 51. Oft liegt ein Pallium um den Leib, wie bei dem sonst
Achilleischen Germanicus aus der Basilica von Gabii im L. 141. Mongez
pi. 24, 3, dem Nero L. 32. Clarac pi. 322.
6. In Caesarea errichtet Herodes Colossalstatuen des Augustus-
Jupiter u. der Roma. Joseph B. I. I, 21. vgl. §. 203. Jupiters-Costum
hinsichtlich der Bekleidung haben die sitzenden Colossalfiguren des August
230 Griechische Kunstgesch. Per. V. [199]
und Claudius aus Herculanum, M. Borb. IV, 36. 37. Als stehender
Jupiter mil Blitz ein Augustus von Bronze, Ant. di Ercol. VI, 77. Die
schOne Augustusbiiste in MQnchen 227 u. im L. 278, Mongez pi. 18, hat
zwar den Eichenkranz, aber sonst ganz Portr&tzuge. Jupiters-Ck>8tam hat
die sitzende Statue des Tiber von Pipemo, das scheussliche Gesicht m5g-
lichst veredelt, Mongez pi. 22. Vgl. die Vejentische Statue, Guattani Mem.
encicl. 1819. p. 74, und den beniichen Kopf von Gabii, Bouill. II, 75.
Caligula wollte selbst den Zeus zu Olympia zu seinem Bilde machen.
Einen Claudius als Gott stellt die herrliche ColossalbQste in Spanien dar,
Admir. Romae 80. Mongez pi. 27, 3, 4, der aber auch vergQttert ein
bl5ds]nniges Ansehen behfllt. Grossartig behandelter Colossalkopf des
Vitellius in Wien. — August als Apollo §. 362, 2.
7. Portratstatuen: Livia als Priesterin des August, aus Pompeji,
M. Borb. Ill, 37. Avellino, Atti d. Accad, Ercol. II. p. 1. Die erste
Agrippina im Capitol, herrlidi in der Anordnung der ganzen Figur,
weniger in der Draperie zu loben, M. Cap. T. III. t. 53. Mongez pi. 24*, 1. 2.
Aebnlich in Florenz, Wicar III, 4. Famesisdie Statue der zweiten (?)
Agrippina, grossartig b^Handelt, Mongez pi. 27, 6. 7. M. Borb. Ill, 22. —
Livia als Ceres (L. 622. Bouill. II, 54. vgl. R. Rochette, Ann. d. Inst. I.
p. 149 (iber dies Costflm), Magna Mater (§. 200), Vesta (auf MQnzen
Eckhel VI. p. 156). Julia, Augustus Tochter, als Kora, L. 77. Bouill. n, 53.
Agrippina, Drusilla und Julia, Caligula's Schwestern, auf Mflnzen, als
Securitas, Pietas und Fortuna, Eckhel VL p. 219. [Zwei Julia, Tochter
des Titus M. Chiaram. II, 34. 35.] — Zu den vortrefiflichsten Portrat-
statuen gehOren die Matrone u. Jungfrau (die letztere zugleich in einer
Copie gefunden) aus Herculanum zu Dresden n. 272—274. Becker August
19—24. vgl. Race. 91, von Hirt fflr Caligula's Mutter und zwei Schwestern
gehalten. Familie des M. Nonius Balbus von Herculanum, zwei Reiter-
statuen (§. 434) aus der Basilica, sieben zu Fuss aus dem Theater, n&m-
lich Balbus nebst Vater, Mutter und vier T5chtern. Neapels Ant. S. 17 ff.
8. &o z. B. Divus Julius auf dem Cameo §. 200, 2 b, Divus
Augustus auf Munzen Tiber's u. a. m. Nero war der erste, der lebend
(als Phoebos) die corona radiata nahm, Eckhel VI. p. 269. Mongez
pi. 30, 3. 4. Bouill. II, 76. §. 197, 3. Vgl. Schoepflin de apotheosi. 1730.
9. Coponius hatte 14 von Pompejus tiberwundene Nationen fQr die
Porticus ad nationes beim Pompejus-Theater gearbeitet; eine andere Reihe
scheint Augustus dazugestellt zu haben. Schneider ad Van*. R. R. IL
p. 221. Thiersch Epochen S. 296. Dies waren gewiss Statuen: dagegen
8 Stadtefiguren in Relief zu Rom und Neapel existirend (Visconti M.
PioCl. III. p. 61. M. Borb. Ill, 57. 58) besser der Attica der Porticus
[200] Statuen des Jul. und Flav. Geschlechts. 231
des Agrippa zugeschrieben werden. An dem grossen Altar des Augustus
bei Lugdunum (durch Mflnzen bekannt) waren Figuren von 60 Gallischen
VClkeracbaften. Strab. lY. p. 19S. — Ton der Statue des Tib^r, welcbe
die urbes restitutae aufstellen liessen, ist zu Puteoli das Fussgestell Qbrig,
mit den Figuren von 14 Kleinasiatischen Stftdten, die sehr cbarakteristiscb
gebildet sind. S. L. Th. Gronov, Thes. Ant. 6r. VII. p. 432. Belley,
M6m. de FAc des Inscr. XXIV. p. 128. Eckhel D. N. VI. p. 193. Vgl. §. 405.
200. Gleich wichtigen Stoflf liefern die Gemmen der l
Kunstgeschichte. Dioskorides, welcher den Augustus-Kopf
schnitt, mil welchem der Kaiser selbst siegelte, war der aus-
gezeichnelste Arbeiter der Zeit in Intaglio's. Aber noch wich- 2
tiger, als die unler seinem Namen erhaltenen Sleine, ist
eine Reihe von Cameen, welche das JuUsche und Claudische
Oeschlecht in bestimmten Epochen darstellen, und ausser der
Herrlichkeit des Materials und der geschickten Benutzung auch
durch vieles Andere Bewunderung verdienen. In alien Haupt- 3
werken der Art herrscht dasselbe System der Darstellung
jener Fursten als weltbeherrschender und segensreich waltender
Wesen, als gegenwartiger Erscheinungen der hochsten GStter.
Die Zeichnung ist ausdrucksvoU und sorgf<ig, wenn auch 4
der Geist der Behandlung und der Adel der Formen, wie
in den Ptolemaeer-Gemmen (§. 161), nicht mehr gefunden
wird, vielmehr hier, wie in den Reliefs der Triumphbogen und
manchen Kaiserstatuen, eine eigenthQmlich R5mische Korper-
bildung zum Vorschein kommt, welche sich durch eine ge-
wisse Schwerfalligkeit von der Griechischen bedeutend unter-
scheidet.
1. Man hat 7 Gemmen des Diosk. bis jetzt fflr ftcht gelialten, zwei
mit Augustus Eopf, einen sog. Maecen. einen Demostbenes, zwei Hercure,
einen Palladienraub (Stoscb Pierres grav. pi. 25 sqq. Bracci Mem. degli
Incis. tb. 57. 58. Winckelm. W. VI. Tf. 8 b): aber aucb hieritber sind
noch genauere Untersuchungen zu erwarten. Augustus Impr. gemm. IV, 93.
[Onyx-Camee, Augustus im grdnen GewOlbe zu Dresden.] Dioskorides
SOhne, Erophilos (Herausg. Winckelm. VI, 2. S. 301), Eutyches (R. Rochette
Lettre k Mr. Scfaom p. 42). Gleichzeitig Agathangelos (Kopf des Sextus
Pompejus?), Satuminus und Pergamos, ein Kleinasiatiscber Gemmenarbeiter,
R. Rochette p. 51. 47. vgl. p. 48. Auch Solon, Gnaeos, Aulos, Admon
werden dieser Zeit zugeeignet Aelius unter Tiber, Euodos unter Titus
(Julia, Titus Tochter, auf einem Beryll zu Florenz. Lippert I, II, 349).
232 Griechische Kunstgesch. Per. V. [900}
2. Gameen. Die drei grOssten: a. Der Wiener, die Gemma
Augustea, von der sorgf^tigsteu Arbeit, 9X8 Zoll gross. Eekbel Pierres
gray. pi. 1. Koebler uber zwei Gemmen der E. K. Sammlung zu Wien*
Tf. 2. [vgl. Morgensterns Denkschr. auf Koehler S. 16 f.] Millin G. M. 179, 677.
Mongez pi. 19*. Arneth, Beitrfige zur Gesch. von Oesterreich II. S. 118*
Darstellung der Augustischen Familie im J. 12. August (neben ihm sein
Horoskop, ygl. Eckhel D. N. VI. p. 109), mit dem Lituus als Zeicben der
Auspicien, tbront als. siegreicber Jupiter mit Roma zusammen; Terra,
Oceanus, Abundantia umgeben den Tbron und kranzen ibn. Tiber, fiber
die Pannonier triumpbirend , steigt vom Wagen, den eine Victoria fdhrt,
um sicb vor August zu prostemiren. Germanicus bat zugleich bonores
triumpbales erbalten. Unten wird von R6miscben Legionaren und Auxi-
liaren ein Tropaeon erricbtet (wobei der Scorpion auf einem Scbilde
vielleicbt auf Tiberius Horoskop gebt). Sueton Tib. 20. Zur Erkllb-ung
hat zuletzt Passow beigetragen, in Zimmermann's Zeitschrift fftr Altcr-
tbumsw. 1834. N. 1. 2 [nacb Thiersch Epocben S. 305].
b. Der Pariser, durch Balduin den II. aus Byzanz an
St. Louis; de la Ste Chapelle (dort Josephs Traum genannt), jetzt im
Cabinet du Roi. Le Roy Achates Tiberianus. 1683. Millin G. M. 181, 676.
Mongez pi. 26. Der grOsste von alien, 13 X H Z.; ein Sardonyx aus
fQnf Lagen [der gewGbnlich fdr ein Werk der Augusteiscben Zeit genommen,
von Andem eher in das dritte Jabrbuiklert gesetzt wird]. Die Augustische
Famib'e einige Zeit nacb August's Tode. Ob en: August im Himmel be-
willkommuet' von Aeneas, Divus Julius und Drusus. Mitten: Tiberius
als Jupiter Aegiocbos neben Livia-Ceres, unter dessen Auspicien Germanicus
im J. 17 nacb dem Orient gebt. Umber die ^Itere Agrippina, Caligula
(comitatus patrem et in Syriaca expeditione. Suet. Calig. 10. vgl. M.
Borbon. V, 36), Drusus II., ein Arsaciden-Prinz?, Klio, Polymnia. Unten:
Die Nationen Germaniens und des Orients Qberwunden. Aebnlicb erklftren
Eckhel, Visconti, Mongez, Iconographie und M^m. de Tlnst. Roy. VIIL
p. 370 (sacerdoce de la famiUe de Tib^re pour le culte d'Auguste), besonders
Thiersch Epocben S. 305. Dagegen Hirt, Analekten I, II. S. 332: Nero's
Aufnabme in das Julische Geschlecht, womit die Ankunft gefangener
Bosporan^r gleichzeitig fiel. Fleck Wissenscb. Reise durch das sudliche
Deutschland, Italien u. s. w. I, 1. S. 172. [Die Apotheose des Augustus
in einem Relief in der Sacristei von S. Vitale in Ravenna, mit Roma,
Claudius, Jul. Caesar, Livia als Juno, Augustus als Jupiter.]
c. Der NiederllLndische (de Jonge Notice sur le Cab.
des MMailles du Roi des Pays-Bas, I Suppl. 1824. p. 14), ein Sardonyx
von 3 Lagen, 10 Zoll boch, trefflich entworfen, aber viel schlecbter,
als die andern, ausgefahrt. Millin G. M. 177, 678. Mongez pi. 29.
Claudius, als triumpbirender Jupiter (nacb dem Britannischen Siege),
[201] Gescbnittene Steine; MQnzen. 233
Messalina, Octavia und Britannicus auf einem Wagen, welchen Centauren
als Tropaeenir§ger fOhren; Victoria voranfliegend.
In demselben Geiste sinnreicher Schmeicbelei ist die Darstellung
entworfen: Germanicus u. Agrippina, als Triptolemos u. Demeter Thesmo-
phoros (mit der Rolle) durch die L&nder fahrend, auf einem schSnen
Pariser Cameo. M4m. de TAc des Inscr. I. p. 276. Millin G. H. 48, 220.
Mongez pi. 24*, 3. — Eine ahnliche, trefflich gezeichnete, Composition
zeigt eine in Aquileja gefundene silbeme Srhale in dem KK. Antiken-Cabinet.
In Relief (die GewlUider vergoldet) ist, unter Jupiter und Cei-es, Proserpina
und Hekate im obem Felde, Germanicus, wie es scheint, dargestellt.im
BegrifTe an einem Altare jenen Gottheiten zu opfern, um dann — als
neuer Triptolemos — den Drachenwagen zu besteigen; unten liegt die
Erdgflttin. [Edirt von dem Vf. Mon. d. I. III. tv. 4. Ann. XL p. 78.]
Andre Werke dieser an sch5nen Cameen sehr fruchtbaren Zeit, bei
Mongez pi. 24*, 5. 29, 3 und Eckhel pi. 2. 5. 7—12. August und Livia,
Impr. deU' Inst. II, 79. Livia als Magna-Mater eine Bflste des Div. Augustus
haltend. Kohler a. 0. Kopf des Agrippa von ausgezeichneter SchOnheit
auf einem Niccolo zu Wien. [Der Stein Carpegna, jetzt im Vatican, bei
Buonarotti Medaglioni p. 427, nebst einem andem.]
4. Durchgangig beinahe findet man, dass der Leib Im VerblUtniss
gegen die Beine verlftngert ist; dass dies zur R5miscben Nationalbildung
geh5re, bemerkt v. Rumohr Ital. Forscfaungen I. S. 78.
201. In den Munzen, besonders den vom Senat 1
geschlagnen Bronze-Medaillen, der Kaiser des Julischen und
Flavischen Geschlechts erscheint die Kunst auf gleicher Hohe
bleibend; die Kopfe sind durchaus lebensvoll, charakteristisch 2
und edel aufgefasst, die Reverse seltner, aber doch auch bis-
"weilen, besonders auf Neronischen Bronzen, von voUkomm-
ner Ausfuhrung. Die mythisch-allegorischen Compositionen 3
derselben, welche die Lage des Reichs und Kaiser-Hauses
darzustellen bestimmt sind (§. 406), sind sehr sinnreich und
geistvoU erfunden, wenn auch die Figuren auf eine herkomm-
liche, fluchlige Weise behandelt werden.
1. Die Abbildungen bei Mediobarbus, Strada sind, wie die vemifnen
Golzischen, unzuverlfissig ; nach Eckhel's Angabe aucb die schOnen Dar-
stellungen in Gori's M. Florentinum. Zuverllssigere in den Werken aber
Kaisermilnzen von Patinus, Pedrusi, Banduri (von Decius an), Morelli.
Bossi^re M^aiUons du Cab. du Roi. Lenormant Tr^sor de Glyptique.
234 Griechische Kunstgesch. Per. V. [202]
1 202. Unler Trajanus sind die Reliefs der Saule ge-
2 arbeitet, welche seinen Sieg uber die Dacier feiem. Kraftige
Gestalten in naturlichen angemessenen Slellungen, Charakter
un(i Ausdruck in den Gesichtern, sinnreiche Motive, um die
Monotonie militarischer Anordnung zu verringern, Gefuhl und
Innigkeit in der Darstellung gemuthlicher Scenen, wie der
um Gnade flehenden Frauen und Kinder, geben diesen
Arbeiten bei manchem Fehler in der Behandlung des Nackten,
3 der Draperieen , einen hohen Werlh. — Die Statuen der
Kaiser, wie ihre Abbildungen auf Munzen und Cameen, sind
in dieser Zeit kaum geringer, als in der nachslvorhergehen-
4 den ; doch wurde es ubereilt sein, aus deren Trefflichkeit auf
gleiche Leistungen in andem Gegenstanden zu schliessen.
2. S. die Herausg. Winckelm. VI, 2. S. 345. Ueber das Historische,
ausser Bellori, Heyne de Col. Trai. bei Engel's Commentatio de eipeditione
Traiani. Hierher gehOren auch die Bildwerke am Bogen des Constantin,
wo neben Trajan auch Hadrian mit Antinoos erscbeint, Admir. Rom.
tb. 10—27; die Tropaeen des Partbischen Feldzugs von dem castellum
aquae Marciae, jetzi auf dem Capitol ; und andre Reliefs mit Kriegern von
einem Monumente Trajan's, welcbe Winckelm. VI, 1. S. 283 bescbreibt.
Verwandte Darstellungen auf Mfinzen, z. B. rex Partborum victus, Pednisi
VI, 26, 7 rex Parthis datus, regna assignata. [Das trefflicbe Hochrelief
von Trajan aus Pallast Aldobrandini in den sale Borgia des Vatican ist
vermuthlicb vom Forum Trajan's, so wie viele Monumente dieses Hauses,
vielleicht aucb die ftusserst lebendigen Ringer (Dares u. Entellus genannt),
die jetzt cben dort sind, M. Ghiaramonti II, 21. 22; wo aucb tv. 49—51
berrliche Friesstficke von der Basilica und der Bibliotheca Ulpia.]
3. ScbOne Golossalstatue des Nerva im Vatican, PioGI. Ill, 6. Mongez
pi. 36, 1. 2. Von Trajan eine scb5ne statua tboracata im L. 42. (Clarac
pi. 837), colossaler Kopf 14. Mongez pi. 36, 3. 4. Grosse Bronzebdste
Hadrian's im Capitol. Mus. Mongez pi. 38. «Von andem Winckelm. VI, I.
S. 306. Statue Race. 104. Statuen Hadrian's wurden von alien Griecb.
8t&dten gesetzt, C. I. 321 ff. Auf den numis aeneis maximi moduli, welcbe
mit Hadrian beginnen, ist der Kopf dieses Kaisers sebr geistreicb und
glCicklicb bebandelt, aucb scb5pe Reverse. Auf Cameen Hadrian kriegeriscb,
Eckbel Pierres gr. pi. 8. Apotbeose, Mongez pi. 38, 7. Sabina, Race. 107.
Impr. gemm. IV, 99.
4. Dion Cbr}'sost. Or. 21. p. 273 erklftrt di^ Atbleten-Statuen in
Olympia fCir um so scblecbter, je spftter, die ndvv naXaiovs naidag fdr
die besten.
[303] Bildwerke aus Hadrian^s Zeit. 235
203. Durch Hadrianus, wenn auch immer zum i
grossen Theile aflfektirte, Kunstliebe erhielt die Kunst, welche
bisher immer mehr zm* Darstellerin der aussem Wirklichkeit
geworden war, einen h6hern Flug. Die Gegenden, welche 2
damals von neuem gehoben warden, Griechenland und beson-
ders das vordere Eleinasien, erzeugten Eunstler, welche, fur
die Wunsche und Neigungen des Kaisers, die Kunst neu zu
beleben verstanden. Dies zeigen besonders die Statuen des 3
Antinoos, welche in dieser Zeit und in den genannten
Gegenden gearbeitet worden sind. Am bewundemswurdig- 4
sten erscheint die Sicherheit, womit dieser Charakter von den
Kunstlem einerseits nach verschiednen Stufen, als Mensch,
Heros, Gott, modificirt, andrerseits aber doch in seinem
eigenthumlichen Wesen festgehalten und durchgefuhrt worden
ist. Uebrigens ist Hadrian's Zeit grade auch die , wo am 5
meisten theils in strengerem, theils in gemildertem Aegypti-
schem StyJe gearbeitet wurde, wie Statuen der Art aus
der Villa Tiburtina und eine eigne Glasse der Antinoos-Bilder
beweisen. Meist sind sie aus schwarzen Steinen, sogenannten 6
Basalten: wie iiberhaupt in dieser Zeit der Geschmack fur
die Pracht farbiger Bteine auch in die bildende Kunst sehr
eingedrungen war (vgl. §. 309).
1. Hadrianus war selbst ein Polyklet oder Euphranor nach Victor.
Kflnstler der Zeit: Papias u. Aristeas von Aphrodisias , welche sich
als Arbeiter zweier Eentauren von marmo blgio aas der Tiburtinischen
Villa nennen (M. Cap. IV, 32); einer davon ist dem berdhmten Borghesi-
schen Kentauren (§. 389) ahnlich. Winckelm. VI, I. S. 300. Auch ein
Zenon in mehrem Inschriflen, Grater p. 1021, 1. Winckelm. VI. 1. S. 278.
2. S. 341. R. Rochette Lettre k M. Schorn p. 91, u. der Attib'anus (Atti-
kion?) auf einer Musenstatue in Florenz, beide ebendaher, fOhrten Winckel-
mann auf die Annahme einer Aphrodisischen 8chule. Ein Ephesischer
ttvdQtavTonoiog A. Pantulejus, G. I. 339. Xenophantos von Thasos, 336.
3. Antinoos, aus Glaudiopolis in Bithynien, in praedagogiis
Caesaris, ertrinkt bei Besa (§. 191} im Nil, oder Hlllt als Opfer eines
dilstem Aberglaubens (eine durchaus rtthselhafte Geschichte) g. 130 n. Ghr.
Die Griechen apotheosiren ihn Hadrian zu Gefallen, Spartian 14; sein
Cultus in Bithynien u. Mantinea (weil man die Bithynier mythisch von
Mantinea herleitete. Pans. Mil, 9). Zahlreiche Statuen und Darstellungen
auf Reliefs u. Milnzen. 8. Levezow Qber den Antinous. B. 1808. Petit-
Radel M. Napol. III. p. 91—113. Mongez T. m. p. 52. Antinoos als
236 Griechiscfae Kanstgesch. Per. V. [S04]
Ganymed, Specim. of anc. sculpt. II, 52? Eckhel D. N. VI. p. 528. Kennl-
lich an dem Haarwuchse, den Augenbrauen, dem vollen Munde, der etwas
DQstres hat, der breiten, starkgewdlbten Brust u. s. w. — A Is neuer Dio-
nysos zu Mantinea verehrt (auch auf MQnzen als Dionysos, Jakchos, Pan
mit allerlei Bachischen Insignien). Yon dieser Art sind die colossale
Statue von Palestrina im Pallast Braschi [jetzt im Lateran], Levezow
Ts. 7. 8 (ahnlich die Dresdner 401. August. 18) [eine gute Statue des
Antinous-Bachus auch in Villa GasaliJ; die herrliche BQste in Villa Mondra-
gone, jetzt im L. 126, ehemals sanft gefHrbt [aus Marmor von hellrOth-
licber Farbe], die Augen aus Edelstein, Trauben und Pinienfrucht aus^
Metall, der Charakter emst und streng aufgefasst, Bouill. II, 82. Levezow 10
(eine Wiederholung in Berlin 141); der Gameo mit Antinooskopf, dem
eine Silenus-Maske als Eopfbedeckung dient, Eckhel Pierr. gr. 9. Als
Agathodaemon (das FQlIhom aus einem Elepbanten-Russel gebildet) in
Berlin 140. Bouill. II, 51. M. Roy. II, 1. Als Hermes auf Alexandrinischen
Munzen, Kopf mit Flugeln in Berlin 142. Als Herakles im L. 234. Glarac
pi. 267. Bouill. II, 50. Als Aristaeos im L. 258. Bouill. IT, 48. Als
neuer Pythios auf MClnzen. Ein Antinoos-ApoUo aus Marmor bei Lyko-
polis gefunden, in der Drovetti'schen Sammlung. — Heroisch (mit kurz-
gelocktem Haupthaar und von kr&ftiger Bildung) der Gapitolinische Anti-
noos, M. Gap. Ill, 56. Bouill. II, 49. Levezow 3. 4. Aehnlich in Berlin
134. 'AvTivoog '^gmg ayad^og auf MQnzen. Aber auch als Heros wird er
mitunter Bachisch gebildet, auf dem Panther sitzend, wie auf Milnzen von
Tios. — Mehr individuell unter andem in dem Brustbild im L. 49.
Hongez pi. 39, 3. PioGl. VI, 47. Race. 121. < SchOnes Brustbild auf
Bilhynischen MQnzen, Mionnet Suppl. V. pi. 1, 1. — Die bedihmte Gruppe
von ndefonso ist von Visconti su due musaici p. 31, Mongez (T. III. p. 55.
pi. 39) und Andem auf Antinoos bezogen worden, wegen der Aehnlichkeit
des Eopfes der einen Figur, den indess Andre fOr der Figur fremd halten ;
der andre Jflngling wird dann am besten fflr Hadrian's Lebens-Ddmon
genommen. Hypnos und Thanatos, nach Lessing, Gerhard Venere Pros,
p. 49, R. Rochette M. L p. 176. 218, Welcker Akadem. Kunstmuseum S. 53.
6. Ueber den Aegyptischen Antinoos Winckelm. VI, 1. S. 299 f,
2, 357. VII, 36. Bouill. II, 47. Levez. 11. 12. Sonst vgl. §. 408.
1 204. Wahrend der langen Regierung der An to nine
ruhte die ermallete Romische Welt aus, ohne die alten Krafte
wiedererlangen zu konnen. Wie in der Redekunst Asiatischer
Bombast auf der einen, trockne Nuchtemheit auf der andem
Seite immer mehr uberhandnehmen : so scheinen sich auch in
2 den bildenden Kiinsten beide Richtungen gezeigt zu haben. Ja
[204] Die Antonine. 237
geMrissermassen zeigen sich in den oft sehr fleissig gearbeite-
ten Brustbildem der Kaiser beide zugleich, indem das Haar
des Hauptes und Bartes in einer ubertriebenen LockenfQUe
wuchert, und in allem andem ZubehSr eine studirte Eleganz
stattfindet; wahrend die Zuge des Gesichts mit einer unver-
kennbaren Trivialitat aufgefasst und wiedergegeben sind. Auch 3
die Munzen werden an Kunst geringer, obgleich die in Rom
geschlagnen immer noch, besonders in der AuHassung der
Physiognomie des Kaisers, viel besser sind, als die damals in
grosser Anzahl in den Stadten Kleinasiens und Thrakiens
gepragten Bronzemedaillen , auf denen die Stadte, mit der
Eitelkeit sophistischer Prunkredner, ihre Gotterbilder, Heilig-
thumer, Localmythen und Kunstwerke zur Schau stellen, ohne
indessen selbst beachtungswerthe Kunstwerke dabei zu produ-
ciren. Eben so sehr muss das Lob kunstlerischer Vollendung 4 ,
bei andern Werken dieser Periode bedingt werden ; Pausanias
halt die Meister derselben im Ganzen kaum der Nennung werth. 5
2. S. besonders die beiden colossalen Bilsten des M. Aurel a.
L. Verus im L. 138. 140 (ViUa Borgh. St. 5, 20, 21. BouUl. II, 85),
von Acqua Traversa bei Rom, wo von besonders die letztre (auch bei
Mongez pi. 43, 1. 2) ein Meisterstilck inihrerArt ist. Schdne Famesiscbe
Statue des L. Verus im M. Borbon. X, 27. Race. 106 dem M. Aurel und
der Faustina wurden silbeme Statuen gesetzt im Venustempel, eine goldne
von ihr ins Theater gebracht, wenn sie erschien, Dio Cassius LXXI, 31.
Ueber die bei Marathon (Herodes Atticus) gefundnen BOsten des Sokrates,
M. Aurel u. A. s. Dubois Gatal. d'Antiq. de Ghoiseul-Gouff. p. 21. Der
M. Aurel im L. 26 (Glarac pi. 314) ist, bei sehr fleissiger Ausfdhrung des
Thorax, ein geringes Werk. — An jenen BQsten ist das Haar sehr mfih-
sam ausgearbeitet und mit dem Bohrer unterh(}hlt. Die Augenlider liegen
lederartig an, der Mund ist zugedrCkckt; die Hautfalten um Auge und Mund
stark markirt. Die Bezeichnung der Augensterne und Brauen ist auch
bei Bflsten des Antinoos zu finden. [Die Bflste angebli^h des Herodes
Atticus aus einem Grabe bei Marathon im Gab. Pourtal^s pi. 37.] — An
den Bflsten vomehmer Frauen (wie schon der Plotina, Marciana und
Matidia in Trajanus Zeit) gaben sich die Bildhauer die h^hste Mdhe, den
geschmacklosen Kopfputz getren wiederzugeben. In den Draperieen macht
sich eine gedunsene,'8chwtUstige Behandlung der Falten bemerklich.
3. Manche grosse Bronzemflnzen von Antoninus Pius stehen den
besten Hadrianischen fast gleich, obgleich das Gesicht immer auf eine
minder geistvoUe Weise behandelt ist: besonders die, welche auf dem
238 Griechische Kunstgesch. Per. V. [905]
Revers Darstellungen aus der Urzeit Roms und dem damals emeuerteD
Pallantion in Arkadien enthalten (wordber Eckhel VII, p. 29 f.). Besonders
sch6n ist die, mit der Umschrift um Antoninus Brastbild : Antoninus Aug.
Pius P. P. Tr. P. Cos. III.; auf dem Revers: Hercules, welcher seinen
Sohn Telephos an der Hirschkuh saugend wiederfindet. Die Mdnzen
M. AureFs sind durchgfingig geringer. Von den 8t&dtemflnzen unten:
Local, §. 255. — Race. 105. [Die runde Basis mit Antonin, der von
Lanuvium war, seinen beiden S5hnen, Juno Lanuvina, Victoria, Roma,
Mars, Venus, in Villa Pamfili ist aus der Nachbarschaft dahin gebracht,
wo Antonin GOter hatte.]
4. Die Reiterstatue M. AureKs auf dem Platze des Capitols (frQher
vor S. Giovanni im Lateran) aus vergoldetem Erz ist ein achtungswerthes
Werk, aber Ross und Mann unendlich weit von einem Lysippischen Werke
entfemt. Perrier tb. 11. Sandrart II, 1. Falconet sur la statue de
M.-Aur61e. Amst 1781. Race 14. Cicognara 8tor. della Scultura IIL tv. 23.
Mongez pi. 41, 6. 7. Antike Base der Reiterstatue Bullett. 1834. p. 112.
Verg5tterung des Antonin und der ftltern Faustina an der
Basis der Granitsftule §. 191, ein schSnes Relief; die decursio funebris an
den Nebenseiten viel geringer. PioCl. V, 28—30. [Jetzt ist die ganze
Basis restaurirt, de Fabris il piedistallo d. col. Antonina collocato nel
giardino della pigna R. 1846. 4.] Auf Antonin beziehen sich auch die
Reliefs an der Attica des Constantin-Bogens. Die Sftuie M. AureTs ist
der Scenen aus dem Maroomannen-Kriege wegen interessant (zu der Dar-
stellung des Ungewitters, Bellori tb. 15, vgl. Kaestner's Agape S. 463—490) ;
die Arbeit iet viel geringer als an der Trajanischen. Apotheose der jdngern
Faustina vom Bogen M. AureFs, H. Cap. IV, 12.
5. Pausanias Ausdruck: ayaZ/ttcrra Te;uvi;s v^s itp' ritimv VI, 21 ist
unm5glich ehrend. Die Bilds&ule von Gold und Elfenbein im Athenischen
Olympieion lobt er »wenn man auf den Eindruck des grossen Ganzen siehtc
I, 18, 6. Von KQnstlem nennt er ilberhaupt nach 01. 120 nur zwei oder
drei sichre Namen. Ob Kriton und Nikolaos, die Arbeiter der an der Via
Appia bei Rom gefundnen Earyatiden [in Villa Albani, nach "Winckelmann
aus Ciceros Zeit], in diese Zeit geh5ren? Guattani M. I. 1788. p. LXX.
Ein geschickter Holzschnitzer Satumin zu Oea in Africa, Appulej. de magia
p. 66. Bip. Ueber Kunst werke, welche Herodes veranlasste, Winckelm*
VI, 1. S. 319.
1 205. Die unnihigere Zeit des Commodus, der nach-
sten Nachfolger des Septimius Severus und seiner
Familie halt in der Kunst den Styl fest, welcher sich in der
der Antonine gebildet; doch mit immer entschiedenem
2 Zeichen des Verfalls. Die besten Werke der Zeit sind Kaiser-
[205] Gommodus, Septimius, Caracalla's Zdt. 239
busten, deren Verfertigung der sklavische Sinn des Senats
sehr beforderie; doch zeigen grade die am sorgfalllgsten ge-
arbeiteten am meisten Schwulst und Manier in der Behand-
Imig. Aufgesetzte Perrucken , Gewander aus bunten Steinen 3
entsprechen dem Geschmack, worin das Ganze behandelt ist.
Mit den Busten hangen die Brustbilder der Bronze-Medaillen 4
und Gameen nahe zusammen; noch immer bringt auch hier
die Vermischung der Individuen mit idealen Gestalten
manches interessante Werk hervor, obgleich sie aufgehort hat,
eine so innige Verschmelzung zu sein, wie in fruherer Zeit.
In Caracalla's Zeit sind viel Statuen, besonders von Ale- 5
xander dem Makedonier, gearbeitet worden; auch war Seve-
rus Alexander ein besonderer Freund von Bildsaulen, inso-
fem er sie als Denkmaler vortrefFIicher Menschen betrachten
konnte. Die erhobenen Arbeiten an den Triumphbogen des 6
Septimius, besonders an dem kleinem, sind handwerksmassig
ausgefuhrt.
2. Gommodus erscheint bald jung (einem Gladiator fihn]ich),.bald
in reiferen Jahren. Auf Bronze-Medaillen sieht man sein Brustbild in
jugendlicher Gestalt, mit athletischem KSrper, mit dem Lorbeerkranz und
der Aegis. SchOner Kopf im Gapitol. Gute BClste des Pertinax aus
Velletri im Vatican, Gardinali Mem. Romane tb. I, III. p. 83. Gescbnittene
Steine, Lippert I, II, 415. Grispina, Maffei 108. Septim Sever, nach
L. Verus am hilufigsten in Bdsten. PioCl. YI, 53 (mit Gorgoneion auf
der Brust); aus Gabii im L. 99. Mon. Gab. n. 37. Mongez pi. 47, 1. 2.
Die Arbeit ist indess noch trockner, als bei den Antoninen. Bronzestatue
des Sever, [im Pallast Barberini, jetzt in Sciarra], Maffei Race. 92; be-
sonders in Nebenwerken sehr sorgf<ig gearbeitet. Von Caracalla vor-
zilgliche Biisten mit einem affektirten Ausdrucke von Wuth, in Neapel
(M. Borbon. HI, 25), im PioGl. (VI, 55), Capitol, Louvre (68. Mongez
pi. 49, 1). S. die Herausg. Winckelm. VI. S. 383. Vgl. die fleissig, aber
geistlos gearbeitete Gemme, Lippert I, II, 430. Jugendliche Reiterstatue
im Pallast Famese zu Rom, Race 54. Von Heliogabal werden einige
Bdsten wegen feiner Arbeit gesch&tzt, in Mflnchen 216, im L. 83. Mongez
pi. 51, 1. 2; PioQ. VI, 56. Mit Severus Alexander kommen die kurz-
geschnittenen Haare und der rasirte Bart wieder auf. — Von Kflnstlem
kennen wir Attikus aus Gommodus Zeit, G. L p. 399, Zenas durch eine
Bflste des Glodius Albinus im Gapitol.
3. Bei den Eaiserinnen wird die Haartracht immer abgeschmack-
ter; bei der Julia Domna, Soaemias, Mammaea, Plautilla (Garacalla's Ge-
240 Griechische Kunstgesch. Per. V. [906]
mahlin) sind es deutlich Perrucken, galeri, galericula, sutilia, textilia
capillamenta. Ein Kopf der Lucilla roil einer abnehmbaren aus
schwarzem Marmor, Winckelm. V. S. 51. vgl. 0ber fthnliche die Herausg.
8. 360 nach Visconti und Boettiger. Fr. Nicolai dber den Gebrauch der
falscben Haare und Perrdcken S. 36 Julia Mammaea im Capitol Race. 18.
4. Gommodus erhielt nach Lamprid. 9 Statuen in Hercules Habitus,
dergleichen noch vorhanden sind. Epigramm darauf bei Dio Cass, in
Mai's Nova Coll. U. p. 225. Kopf des Hercules-Commodus auf Gemmen,
Lippert I, n, 410. Eine sch5ne Medaille zeigt auf der einen Seite das
Brustbild des Hercules-Commodus, auf der andern, wie er als Hercules
nach Etruskischem Ritus Rom (als Gommodus-Colonie) neu grfindet; Here.
Rom. conditori P. M. Tr. P. XVIII. Cos. VII. P. P. Eckhel VII. p. 131.
vgl. p. 122. Nach spfttem Chronographen setzte Comm. auch dem von
Vespasian (oder Hadrian) neu aufgestellten Eoloss von Rhodos sein Haupt
auf: Allatius zu Philon p. 107. Orelli. Septim Sever mit seinen Jl^iden
S0hnen (?) als Jupiter, Hercules und Bachus bei Luna (Fanti scritti di
Carrara), Gius. A. Guattani in den Dissert, dell' Ace Rom. di Arch. T. I.
p. 321. Noch Gallienus woUte als Sol dargestellt werden und erschien
bei Aufzdgen radiatus. Ti-ebell. 16. 18.
Die Kaiserinhen mit geringer Bekleidung als Venus darzustellen,
war in dieser Zeit sehr gewGhnlich. Der nflchterne Portrat-Charakter,
auch oft der Haarputz der Zeit, bildet mit der Vorstellung dann gewOhn-
lich einen schneidenden Contrast. , So Marciana, Trajan's Schwester, fit. di
S. Marco II, 20. Winckelm. VI, 284. vgl. V, 275; Julia Soaemias (mit
beweglichem Haarputz), PioCl. II, 51; Sallustia, Sever Alexander's Frau,
Veneri felici sacrum, PioCl. II, 52. Edler war die Darstellung der beiden
Faustinen als Ceres und Proserpina, R. Rochette Ann. d. Inst. I. p. 147.
5. Caracal la's NachftfTung Alexander's brachte flberall Statuen
des Makedoniers hervor, auch Janusbilder des Caracalla und Alex., Herodian
IV, 8. Aus dieser Zeit der Tumulus des Festus bei Ilion (doch kOnnte es
auch das Grab des Musonius unter Valens sein, s. Eunapius b. Mai Vet.
scr. nova coll. T. I. p. 171), Choiseul Gouflf. Voy. pitt. T. II. pi. 30. Ueber
Bev. Alex., der Qberall Kdnstler zusammentrieb und viele Statuen errichtete,
Lamprid. 25.
6. Siege des Septim Sever aber die Parther, Araber, Adiabener.
Ai*cus Sept. Sev. anaglypha cum explic. Suaresii. R. 1676 f. An dem
Bogen der Argentarii opfcrnde Figuren des Kaisers, der J. Domna, des Geta
(zerstOrt) und Caracalla.
1 206. Jedoch ist auch das Jahrhimdert der Antoninen
und ihrer Nachfolger von eigenthumlicher Produktivitat noch
nicht verlassen, welche der Reihe der Entwickelungen der alten
[S06J Neue GegensUnde der Bildnerei. 241
Kunstwelt neue Glieder zufugt. Die erhobenen Arbeiten an 2
den Sarkophagen, welche uberhaupt erst in dieser Zeit
durch Einwirkung ungriechischer Ideen gewohnlich werden,
behandeln Gegenstande aus dem Kreise der Demeter, des
Dionysos, auch aus der heroischen Mythologie so, dass da-
durch auf mannigfache Weise die Hoflfnung einer Palingenesie
und Befreiung der Seele ausgedruckt wird. Auch die Fabel 3
von Eros und Psyche wird oft zu diesem Behufe ange-
wandt, welche unleugbar die Schmerzen der von dem himm-
lischen Eros getrennten Seele darstellt : nach den schriftlichen
Erwahnungen des Mythus zu urtheilen, werden auch die
geistreich componirten, wiewohl nicht vorzuglich ausgefuhrten
Gruppen von Eros und Psyche kaum uber das Zeitalter des
Hadrian hinaufgehen. Zugleich muht sich die Eunst immer 4
mehr, die Ideen eingedrungener orientalischer Cultur zu ge-
slalten, und, nachdem sie im zwelten Jahrhundert in den
von Griechischem Geist umgebildeten Aegyptischen Gotter-
figuren manches Ausgezeichnete geschaffen, wendet sie sich,
jetzt schon roher und un vermogender, dem Mithrasdienst'e
zu, unter dessen Bildwerken, etwa zwei Statuen Mithrischer
Fackeltrager ausgenommen, nichts Vorzugliches vorhanden ist
(§. 408 , 7). In den Bildern der dreigestalten H e k a t e 5
(§. 397, 4), in den vielen Pantheis signis (§. 408, 8)
zeigt sich ein Ungenugen an den feslen Formen der alien
Hellenischen Gdttergebilde, eine Sehnsucht nach umfassendem,
universellem Ausdrucken, welche nothwendig in Unformen aus-
schweifen musste, Der eklektische Aberglaube der Zeit braucht 6
Gemmen als magische Amulete gegen Krankheiten und
damonische Einwirkungen (§. 433), setzt gunstige und heilvoUe
Constellation en auf Ringsteine und Munzen (§. 400, 3),
und bringt durch Vermischung Aegyptischen, Syrischen und
Hellenischen Glaubens, besonders in Alexandrien, die pan-
theistische Figur des Jao-Abraxas mit allerei verwandten
Gestalten der sogenannten Abraxas-Gem men hervor
(§. 408, 8).
2. Von dem Aufkommen der Sarkophage Visconti PioCl. IV. p. IX.
Ueber die Tendenz der dargestellten Mythen Gerhard, Beschr. Roms
S. 320 f., unlen §. 358, 1. 397, 2. Ans. Feuerbach der Vatic. Apollo
8. 317: „£in ganzes FCUlhoni poetischer Blumen ist noch an Rdmiscben
O. HaiUr'i ArefaMologie. 4. Anfl. 16
242 Griechische Kunstgesch. Per. V. [207]
Sarkophagen fiber die RuhestHtte der Todten ausgegossen , ein wahrhaft
unersck5pflicher Reichthum feinsinniger Anspielungen. Die bunte Reihe
mystischer Bilder, welche hier durch den Ort selbst, zu dessen Schmuck
sie dienen, eine neue und tiefere Bedeutung gewannen, lassen sicb
M&rcben vergleichen, womit ein gemQthvoUer Dichter die Slunden des
Trdbsinns wegzutSuschen weiss.** Die Beziehung auf den Bestatteten ist
z. B. da recht deutlicb, wo der Kopf eines Bachiscben Eros, der trunken
vom Gastmabl binweggefQbrt wird (von dem Gastmabl des Lebens, wovon
er genug genossen), nocb nicht ausgefQhrt ist, weil er (durcb Sculptur
oder aucb Malerei) die ZOge dessen erhalten soUte, der in den Sarkopbag
gelegt wurde. M. PioCl. V, 13. Gerbard in der Beschr. Roms II » 2.
S. 146. — Griecbische Stelen in sp&terein St^l Annali d. Inst I. p. 143.
3. Eine Mfinze von Nikomedien, geschlagen um 236, bei Mionnet
Suppl. V. pi. 1, 3, zeigt Psyclie fussf&llig den Amor anflebend. Sonst
s. §. 391, 8. Jedocb kommen Eroten und Psycben Blumen fiechtend auf
einem Pompejaniscben GemSlde vor. M. Borbon. IV, 47. Gerbard AnU
Bildw. IV, 62, 2.
1 207. Allmahlig geht der Schvvulst und Luxus der Kunst
2 immer mehr in Durfligkeit und Amiuth uber. Auf den
Munzen, welche uns am sichersten leiten, werden die Kopfe
zusammengezogen, um mehr von der Figur und den Beiwer-
3 ken anbringen zu konnen; mit dem Ende des dritten Jahr-
hunderts aber verlieren pl5tzlich die Brustbilder alles Relief,
die Zeichnung wird auf eine schulerhafte Weise unrichtig, die
ganze Darstellung platt, charakterlos und so unbezeichnend,
dass auch die verschiedenen Personen nur durch die Umschriften
unterscheidbar sind, und bald trill der vollig leblose Styl ein,
4 in welchem die Byzantinischen Munzen gearbeitet sind. Die
Elemente der Kunst gehen auf eine merkwurdig schnelle Weise
verloren; die nicht geraubten Bildwerke am Bogen des Gon-
stantin sind roh und unbeholfen; die an der Theodosischen
Saule, so wie am Fussgestell des Obelisk, den Theodosius
5 im Hippodrom zu Byzanz aufgestellt , kaum geringer. In
den Sarkophagen tritt , nach den schwulstigen , mit stark-
erhobenen Figuren, meist in lebhafter Bewegung, uberfullten
Werken der spatem Romerzeit, an christlichen Denkmalem
eine monotone, oft architektonisch bedingte, Anordnung und
6 die trockenste, durftigste Arbeit ein. Die chrislliche Welt macht
von Anfang an von der Plastik weit weniger Gebrauch, als
[207] Die Zeit Constantin's und der SpStern. S43
von der Malerei; indessen uberdauert die Ehre der Statuen
das Leben der Kunst in den verschiedenen Theilen des Romi-
schen Reiches, besonders in Byzanz, sehr lange ; ja man geizt
nach dieser Auszeichnung, bei der man freilich viel mehr auf
gehorige Bezeichnmig des Ranges durch Platz und Kleidimg
achtet, als auf die Darstellung von Gharakter und Indivi-
dualitat; wie uberhaupt alles Leben der Zeit in der Masse
leerer Fonnen ersticken muss. Prunkgerathe aus edlem Me- 7
tall und geschnittenen Steinen, ein Luxus, in dem die spate
Romerzeit das Hochste erreichte, werden noch immer mit
einem gewissen Geschick verfertigt; auch auf die elfenbeinemen
Schreibtafelchen oder Diptycha — eine dem sinkenden Rom
eigenthumliche Art von Arbeiten — wird viel Muhe verwandt
(§. 312, 3); und so uberdauert in mehrfacher Weise technische
und mechanische Eunstlichkeit das Leben der Kunst selbst.
2. So be! Gordianus Pius, Gallienus, Probus, Garus, Numerianus,
Carinus, Maximianus. Auch in den Btisten zeigt sich dies Bestreben,
mehr vom Brustbilde zu geben. So der Gordianus Pius von Gabii im
L. 2, bei Mongez pL 54, 1. 2.
3. Den bezeichneten Styl zeigen die Miinzen von Gonstantinus an;
die Byzantinische Manier beginnt mit Theodosius Nachfolgern (Du Gange,
Banduri). — Den Yerfall der Kunst zeigen auch die Gonsecrations-Mtlnzen
(unter Gallien), so wie die bei OfTentlichen Spielen ausgetheilten Gon-
tomiaten. — Statuen der Zeit: Gonstantin im Lateran, wird bei plumpen
Gliederformen wegen natdrlicher Anlage geiobt. Winckehn. VI, 1. S. 339, 2.
S. 394. Mongez pi. 61, 1. 2. Gonstantinus IL (?) auf dem Gapitol,
Mongez pi. 62, 1—3. Julianus im L. 301. Mongez pi. 63, 1 — 3, eine
sehr leblose Figur. Vgl. Seroux d'Agincourt Hist, de TArt lY, II. pi. 3.
— Die Arbeit der Haare macht man sich in dieser Zeit immer leichter,
indem man in die dicke Steinmasse nur einzelne L()cher einbohrt.
4. Gonstantin's Bogen (die Streifen fiber den kleinem Saitenbogen
beziehen sich auf Maxentius Besiegung u. Roms Einnahme) bei Bellori,
Ygl. Agincourt pi. 2. Hirt Mus. der Alterthumsw. I. S. 266. Die Theo-
dosische S&ule scheint Arcadius dem Theodosius (nach Andem Theodosius II.
dem Arcadius) zu Ehren erbaut zu haben; sie war von Marmor, mit
einer Treppe inwendig, eine Nachbildung der Trajanischen ; jetzt steht nur
noch das Fussgestell in Gonstantinopel. Gol. Theod. quam vulgo historia-
tam Yocant, ah Arcadio Imp. Gpoli erecta in honorem Imp. Theodosii a
Gent. Bellino delineata nunc primum aere sculpta (Text von Benetreius)
P. -1702. Agincourt pi. 11. Reliefs vom Fussgestell des Obelisken,
244 Griechische Kunstgesch. Per. V. [907]
Montfaucon Ant. expl. Ill, 187. Agincourt pi. 10. Vgl. Fiorillo Gesch.
der Kunst in Italien S. 18. — Ein rundes steinemes Bild umgedreht von
zwei gefldgelten Jahreszeiten beschreibt Max. Planudes b. Boissouade
Anecd. Gr. II. p. 320.
5. S. besonders den Sarkophag mit Ghristus, den Aposteln,
Evangelisten, Elias, im L. 764. 76. 77 bei Bouillon III. pi." 65 (Clarac pi. 227)
und Tgl. die n^chstfolgenden Tafeln. Viele aus den Katakomben in
ROmisclien Museen, [besonders in der Vaticanbibliotbek , auch im Late-
raniscben Museum, in Pisa u. a. Orten] , bei Aringhi und Aginc. pi. 4—6.
Gerh. Ant. Bildw. 75, 2. v^. Sickler, Almanach I. S. 173. Ein Bildhauer
Daniel hatte unter Tbeodorich ein Privilegium fQr Sarkophagen aus
Marmor, Cassiodor Var. Ill, 19. Ein ahnlicher KQnstler Eutropos, Fabretti
Inscr. V, 102. Ghristliche Kdnstler unter den Mftrtyrem (Baronius Ann.
ad a. 303). Ein christl. artifex signarius Muratori p. 963, 4.
6. Ueber die Ehre der Statuen im sp&tern Rom die Herausg.
Winckelm. (nach Fea) YI. S. 410 ff., unter den Ostgothen Manso Gescb.
des Ostgoth. Reichs S. 403. Als Dicbterbelohnung bei Merobaudes, siebe
Niebubr Merob. p. VII. (1^24); in Byzanz erhielten aucb T&nzerinnen
Statuen. Antb. Planud. IV, 283 ff. — Justinian's Reiterstalue auf dem
Augudtaeoi] (welche nacb Malalas frulier den Arkadios dargestellt batte)
war in heroiscbem Gostilim, was damals schon auffiel, aber trug in der
L. die Weltkugel mit dem Kreuz, nach Procop de aedif. lust. I, 2. Rhetor,
ed. Walz. I. p. 578. Pracbtgem&lde der Kaiser mit der Weltkugel in der
Hand, Basilius b. Vales, ad Ammian. XXV, 10, 2. Ueber den Bronze-
coloss zu Barletta in Apulien (bei Fea Storia della Arte IL tv. 11) eine
Schrift von Marulli; nach Visconti (Icon. Rom. IV. p. 165) ist es Heraklius,
[nach Marulli 11 colosso di bronzo esistente nella cittk di Barletta. Nap.
1816. 8. Theodosius.] — In dem proj'ektirlen Vertrage zwischen Justinian
und Theodat, bei Prokop, wird gehOrig ausgemacht, dass der GothenkOnig
keine Statue ohne den Kaiser haben, und immer links stehen solle. —
Auch jetzt war das fietay^aq>siv sehr gewOhnlich, Herausg. Winckelm. VI.
S. 405. vgl. §. 158. A. 4. — Eine richtige Schilderung des Geistes der
Zeit gibt P. fir. Mflller de genio aevi Theodos. p. 161 sqq.
7. Der Gebrauch der Gem men, meist wohl Cameen, an Gefftssen
(dergleichen Gallienus seibst machte, Trebell. 16), am balteus, den fibulae,
caligae und socci (Heliogabal trug Gemmen der ersten KCLnstler an den
Fassen, Lamprid. 23), war in dieser sp&tem Kaiserzeit sehr verbreitet.
Der Sieger der Zenobia weihte in den Sonnentempel aus Gemmen zu-
sammengefQgte Kleider, Vopisc Aurel. 28, Honorius mit Amethysten und
Hyacintben prangendes Staatskleid beschreibt Glaudian; gewisse Arbeiten
der Art durften, nach Kaiser Leo (Codex XI, 11), nur die Palatini artifices
machen. — Daher die sorgfSLltige Gameen- und Gremmen-Arbeit bis in die
[208] Ghristliche, Byzantinische Bildwerke. 245
sp^te Zeit. Ein Sardonyx im Cabinet du Roi zu Paris: Gonstantin zu
Pferde seinen Gegner niederschlagend; ein Sardonyx in Petersburg: Gon-
stantin u. Fausta, Mongez pi. 61, 5; Gonstantinus 11. auf einem grossen
Achatonyx, Lippert III, II, 460; ein Sapphir zu Florenz: eine Jagd des
Kaisers Gonstantius zu Gaesarea in Gappadocien, Freher Sapphirus Gon-
stantii Imp. Banduri Numism. Suppl. tb. 12 — werden gerCbmt. In
Byzanz wurden besonders Gameen aus Blutjaspis sorgfUtig gearbeitetj
mehrere der Art mit christlicben GegenstHnden im Antiken-Gabinet zu
Wien. — Helias argentarius st. 405. Gruter p. 1053, 4.
Heyne Artes ex Gpoli nunquam prorsus exulantes. Gommentat.
Gott. III. p. 3.
4. M a 1 e r e i.
208. Die Malerei erscheint in der Zeit Caesar's in einer 1
Nachbluthe , welche bald verbluht. Gegenstande des hdch- 2
sten tragischen Pathos, der tiefgekrankte, uber seinem Zome
brutende Aias, Medea vor dem Kindermorde voll Wuth und
Mitleid zugleich in den weinenden Augen, schienen damals
dem ausgezeichnetsien Geiste ein besonders trefflicher StoflF.
Daneben ist die Portratmalerei beliebt ; Lala malt besonders 3
Frauen, auch ihr eigenes Spiegelbild.
1. Timomachos von Byzanz g. 660 (Zunu)t ad Gic. Yerr. IV, 60).
Lala von Kyzikos — damals ein Hauptsitz der Malerei — g. 670 (et
penicillo pinxit et cestro in ebore). Sopolis, Dionysios, Zeitgenossen.
Arellius g. 710. Der stumme Knabe Pedius um 720. Der Griechische
Maler des Junotempels zu Ardea lebte wohl um 650 - 700. Vgl. Sillig
G. A. p. 246 und des Verf. Etrusker II. S. 258.
2. Timomachos Aias u. Medea, berflhmte, viel in Epigrammen
gepriesene Bilder, von Caesar fdr 80 Tal. gekauil (wahrscheinlich von
den Kyzikenem, Gic a. 0. vgl. Plin. XXXV, 9) und in den T. der Venus
Genitrix geweiht. Boettiger Vasengem^de II. S. 188. Sillig G. A. p. 450.
Die Medea wird nach den Epigrammen der Anthologie in einer Hercu-
lanischen Figur (Ant« di Ercol. I, 13, H. Borbon. X, 21) und einem
Pompejaniscben Gem^lde (M. Borb. V, 33) und in Gemmen (Lippert,
Suppl. 1. 93 u. a.) erkannt. Panofka, Ann. d. Inst. I. p. 243. Von dem
Aias Welcker, Rhein. Mus. Ill, I. S. 82. Auch Timomachos Orestes und
Iphigeneia in Taurien (wie bei Plin. XXXV, 40, 30 zu verbinden ist)
waren aus der TragOdie. [Ein Diogenes Albinus pictor in Grallien wird
246 Griechische Kunstgesch. Per. V. [209]
nach den Zugen der Lateinischen Inschrifl in das £nde des ersten Jahr-
hunderts gesetzt, Revue arch^ol. III. p. 511. 583.]
1 209. In der Kaiserzeit finden wir die Staflfelei-Malerei,
welche allein als walire Kunst, wenigstens als der Haupt-
zweig derselben, gait, vernachlassigt , und die Wandmalerei
2 als Dienerin des Luxus vorzugsweise geubt. Plinius unter
Vespasian betrachtet die Malerei als eine untergehende Kunst;
er klagt, dass man mit den herrlichsten Farben nichts hervor-
3 bringe, was der Rede werth sei. Die Skenographie, welche
besonders in Kleinasien eine phantastische Richtung genommen
hatte, in der sie alien Regeln der Architektonik Hohn sprach,
wurde nun, auf die Zimmerverzierung ubergetragen, wo mog-
lich noch willkurlicher ausgebildet; man gefiel sich, eine durch-
sichtige und luftige Architektur in vegetabilische und seltsam
4 zusammengesetzte Formen hiniiberzuspielen. Zugleieh wird in
Augustus Zeit die Landschaftsmalerei von Ludius, auf eine
eigenthumliche Weise gefasst, zu einer besondern Gattung
ausgebildet; Ludius matt als Zimmerverzierung Villen und
Hallen, Kunstgarten (topiaria opera). Parks, Strome, Ca-
nale, Hafenstadte, Meeransichten; belebt durch Personen bei
landlichen Geschaften und in allerlei komischen Lagen: sehr
5 heitere und wohlgefallige Bilder. Auch in allerlei Spielereien
gefallt sich die Zeit; in Nero's goldnem Hause bewunderte
man eine Pallas des FabuUus, die Jeden ansah, der nach ihr
hinsah. Nero's 120 Fuss hohes Bild auf Leinwand wird
von Plinius mit Recht zu den Tollheiten der Zeit gerechnet.
1. Haler der Zeit. Ludius g. 730. Antistius Labeo, [die Hand-
schriflen Titedius, Titidius] vir praetorius, um 40 u. Ohr. Turpilius Labeo
£q. Rom. um 50. Dorotheos 60. FabuUus (Amulius), der Maler des
goldenen Hauses (der Kerker seiner Kunst) 60. Cornelius Pinus, Accius
Priscus, Wandmaler des T. des Honos u. der Virtus 70. Artemidorus 80.
Publius, Thiermaler g. 90. Martial I, 110. Mosaikarbeiter in Pompeji:
Dioskurides von Samos, M. Borb. IV, 34. Herakleitos, Hall. A.L.Z. 1833.
Intell. 57. BuUett. 1833. p. 81 ff. vgl. §. 210, 6.
2. S. Plin. XXXV, 1. 2. 11. 37. Vgl. das spfttere Zeugniss des
Petronius c. 88. [Philostr. Imag. ed. Jacobs p. LIX f.] Ueber den ftussern
Luxus Plin. XXXV, 32 und Vitruv VTI, 5. Quam subtilitas artificis adiiciebat
operibus auctoritatem, nunc dominicus sumptus efficit ne desideretur.
[210] Halerei der ersten Eaiserzeit. 247
3. 8. Vitniv's, VII, 5, Nachrichten von einer Scene, welche Apaturios
Yon Alabanda in einem kleinen Theater zu Tralles eingerichtet und gemalt.
Ein Mathematiker Licinius veranlasste die Vertoderung des Alabandischen
Werks; Vitruv wQnscht seiner Zeit einen flhnlichen. Pinguntur tectoriis
monstra potius quam ex rebus finitis imagines certae. Pro columnis enim
statuuntur calami, pro fastigiis harpaginetuli ^striati cum crispis foliis et
volutis; item candelabra aedicularum sustinentia figuras etc.
4. Plin. XXXV, 87. — Vitruv spricht dberhaupt Ton folgenden Classen
von Wandmalereien: 1. von Nachbildungen architektonischer Glieder,
Marmorgetafel u. dgl. in Zimmem, als der ursprdnglichsten Decoration in
Farben; 2. von architektonischen Ansichten im Ganzen, nach der
skenographischen Weise; 3. von den tragiscben, komischen und
satyrischen Scenen [BdhnenJ in grOssern S§len (exedris); 4. land-
sch a ft lichen Bildern (varietates topiorum) in den ambulationes;
5. historischen Bildern (megalographia) , GCttergestalten , mytholo-
gischen Scenen; auch mit Landschaften (topiis) dabei.
5. Plin. a. 0. Vgl. Lukian de dea Syr. 32.
210. Diesem Charakter der Kunst, wie er den Zeug- 1
nissen der alten Schriflsteller entnommen werden kann, ent-
sprechen vQllig die sehr zahlreichen Denkmaler der Wand-
malerei, welche mit ziemlich gleichem Werthe sich von der Zeit
des Augustus bis zu der der Antonine hindurchziehen : die
Gemalde im Grabmal des Cestius (§. 190, 1), die in den 2
Gemachern des Neronischen Hauses (§. 190, 2), welche be-
sonders glanzend und sorgfaltig ausgeziert waren; der grosse
und bestandig wachsende Vorrath von Mauergemalden aus 3
Herculanum , Pompeji und Stabiae ; so wie die im Grabmal 4
der Nasonier, und zahlreiche andere in antiken Gebauden hier
und da gefundene, in denen alien auch die entartetft Kunst eine
unerschopfliche Erfindungsgabe und Productivitat zeigt. Die 5
Mume auf das GeschmackvoUste vertheilt und disponirt; Ara-
besken von bewundernswurdigem Reichthum der Phantasie;
Skenographieen ganz in jenem spielenden und leichten Archi-
tekturstyl ; die Decken nach Art von Lauben mit herabhangen-
den Guirlanden und dazwischen flatteniden Flugelgestalten ;
Landschaften in Ludius Manier meist nur leicht angedeutet;
femer Gotterfiguren und mythologische Scenen, manche sorg- 6
faltig, die meisten fluchtig gezeichnet, aber haufig von einem
unnachahmlichen Reize (besonders die in der Mitte von
248 Griechische Eunstgesch. Per. V. [210]
grossem Feldern freischwebenden Figuren) : dies und Andres in
lebhaften Farben und einfacher Beleuchtung, heiter und wohl-
gefallig, mit viel Sinn fur Harmonic der Farben und eine
7 architektonische Total wirkung, angeordnet und ausgefuhrt.
Viel ist gewiss hiervon Copie fruherer Bilder, da sogar das
ganze Studium mancher Maler darin bestand, dass sie alte
Bilder aufs Genaueste wiedergaben.
. 2. Histoire critique de la Pyramide de C. Gestius par TAbb^ Rive
(mit Abbildungen nach Zeichnungen M. Carloni's). P. 1787. — Description
des Bains de Titus — sous la direction de Ponce. P. 1787. 3 Livraisons.
Terme di Tito, grosses Kupfei*werk nach Zeichnungen von Smugliewicz^
Stich von M. Carloni. Sickler's Almanach 11. Tf. 1—7. S. 1.
3. Antichita di Ercolano, I— IV. VU. Pitture antiche. N. 1757 ff.
65. 79. Gli ornati delle pareti ed i pavimenti delie stanze deir antica
Pompeii incisi in raroe. N. 1808. 2 Bde. f. Zahn, Neuentdeckte Wand-
gemftlde in Pompeji in 40 Steinabdrdcken. Derselbe, Die schdnsten
Omamenie und merkwilrdigsten Gemftlde aus Pomp., Here. u. Stabiae,
[1828. 100 Taf. Zweite Folge 1842. 1844. 100 Taf. Real Museo Borbon.
R. Rochette Peintures de Pomp^e seit 1844 3 Lieferungen. Wandgem.
aus Pompeji und Herculanum von W. Ternile, Berlin b. Reimer 3 Lief,
u. bei Reimarus bis jetzt 3 Lief. Text des ersten Hefles von K. 0. MQller,
seitdem von Welcker]. Manches bei Mazois, Gell, Goro, R. Rochette (siehe
§. 190, 4). [Pianta de' scavi della Villa Giulia (?) fra Ercolano ed Oplonti
Nap. n. 24. 27.]
4. P. S. Bartoli: Gli antichi sepolcri. R. 1797. (Vetenim sepulcra,
Thes. Antiqq. Gr. XII.) Desselben: Le pitture ant. delle grotte di Roma
e del sepolcro dei Nasoni (1675 entdeckt aus der Zeit der Antonine).
R. 1706. 1721 f. mit Erlfiuterungen von Bellori und Causeus (auch
lateinisch R. 1738) [u. im Thes. Ant. Rom. Thes. T. XII]. Bartoli Recueil
de Peintures antiques T. I. II. Sec. ed. P. 1783. Collection de Peintures
antiques, qui ornaient les Palais, Thermes etc. des Emp. Tite, Trajan,
Adrien et Constantin. R. 1781. [Ponce Bains de Titus P. 1786 f.
Gemmen aus den Therm en des Titus, Sickler Almanach aus Rom II.
Tf. 1 — 7. Landon Ghoiz des plus eel. peint. P. 1820. 4.] Arabesques
antiques des Bains de Li vie et de la Ville Adrienne nach Raphael
gestochen von Ponce. P. 1789. Pitture antiche ritrov. nello scavo aperto
1780 incise e pubbl. da G. M. Cassini. 1783. Cabott Stucchi figurati
essist. in un antico sepolcro fuori delle mura di Roma. R. 1795.
Parietinas Picturas inter Esqu. et Viminalem coUem super anno detectas
in ruderibus privatae domus, D. Antonini Pii aevo depictas (zwei
[311] Erhaltne GemSlde der Zeit. 349
Bilder in den Peintures qui ornaient — n. 4, wenn dasseibe Bild,
entsprechen ganx der Vorsteliung der MQnze der Lucilla, Num. Mus. Pisani
tb. 25, 3) in tabuiis ezpressas ed. G. Buti Archit. Rapb. Hengs del. Campa-
roUi sc. 1778. 7 sebr scbOne Blatter (Pitture anticbe della villa Negroni).
[Die Gem&lde im Vatican aus Torre Marancia in den Hon. Amaranziani
R. 1843. Wandmalereien eines Wohnbauses in Cantania Ann. d. Inst. IX.
p. 60. 177, eines andem in Anapbe, Ross in den Abhdl. der Muncbner
Akad. 11. Tf. 3 A. S. 449, eines Grabes in Apulien, Arcbaeol. Int. Bl. 1835.
S. 11, vgl. 1837. S. 49, andre in Kyrene bei Pacho. Vgl. die Stellen von
Aristides ilber Korintb , von Dio und Tbemistius bei R. Rochette Peint.
ant. p. 198, Clem. Alex. Protr. p. 52 s. Pott Sidonius Apollinaris Epist.
II, 11.] Im Allgemeinen vgl. Winckelm. V. S. 156 flf.
6. Ausser diesen schwebenden Gestalten von TSnzerinnen, Kentauren
und Bacbanten, Pitt Ere. I, 25—28, riUimt Winckelmann am meisten die
vier Bilder, IV, 41 — 44. Zeichnungen (retoucbirte?) von Alexander von
Atben auf Marmor, I, 1—4, [welcbe H. Meyer zu Winckelmann V. S. 473
besser wurdigt als W. selbst.] Unter den historiscben Bildern von Pompeji
wird besonders gerCbmt die Wegfflbrung der Briseis von Acbill (R. Rocbette
M. I. I, 19. Gell New. S. 39. 40. Zabn Wandgem. 7) [so wie die Gbryseis
und der Besucb der Here bei Zeus auf dem Ida aus demselben s. g.
Homeriscben Hause]; von Andem das durcb die Bebandlung des Lichts
ausgezeicbnete Bild bei R. Rocbette M. I. 1, 9. Gell 83. (Hypnos und
Pasithea nacb Hirt, Mars und Ilia nacb R. Rocbette, Dionysos und Aura
nach Lenormant, D. u. Ariadne nacb Guarini, 2iephyros und Flora nacb
Janeili und Andem, s. Bull. d. Inst. 1834. S. 186 f.); auch das r&thsel-
bafte Bild, Cell. 48. Zabn 20. R. Rocbette Pomp^i pi. 15, die Geburt
der Leda, oder ein Nest mit Eroten (Hirt Ann. d. Inst. I. p. 251) darstellend
[sicber das Erste, mit Bezug auf die Sage in den Kyprien]. Andre im
II. Tb. Ueber die Stilcke der Rbyparograpbie [Rbopograpbie] Welcker
ad Pbilostr. p. 397. Die aus bJossen Farbenkleksen bestebenden, nur in
der Feme erkennbaren Bilder (Gell p. 165) erinnern an die compend. via
§. 163.
7. [Diese Gem^lde bilden zwei Klassen, Nacbbildungen ftlterer Werke
aller Art, und neue, ROmiscbe. Bull. 1841. p. 107.] Quintil. X, 2 ut
describei^ tabulas mensuris ac lineis sciant. Lukian Zeuxis 3. r^g tUovog
tavrrjg iivxiy^afpoq icri vvv 'yi^T^vrjct ngog avr^v indvrjv anQifiii xij
OTd^fiff fiftiVTjvcy/Asvr}, [exemplar quod apographon vocant, Plin. XXXV,
40, 23. fiifiVf^f^ Pausan. VIII, 9, 4 cf. Siebelis.]
211. Im Zeit alter Hadrian's muss, neben andem l
Kunsten, auch die Malerei sich noch einmal erhoben haben.
Dun gehort Aetion an, den Lukian den ersten Meistern an
250 Griechische Kunstgesch. Per. V. [21 2J
die Seite stellt, und dessen reizendes Bild — Alexander
und Roxane, und Eroten mit ihnen und des Konigs Waflfen
2 beschaftigt — er nicht genug preisen kann.. Im Ganzen
sinkt indess dennoch die Malerei immer mehr zu einer
Farbensudelei herab; und es war gemeiniglich ein Geschaft
von Sklaven, die Wande nach Lust und Laune ihrer Herm
auf s Eiligste mit Bildem anzufiillen.
1. Aetion wird sonst in Alexander's Zeit gesetzt (auch von Hirt
Gescfa. der bild. Kiinste S. 265), aber Lukian sagt bestiromt, dass er nlcht
in alten Zeiten, sondem ganz kurzlich gelebt babe (ra rsXevvala xavza
Herod. 4), also wohl in Hadrian's und der Antoninen Zeitalter. Vgl. sonst
Imagg. 7. Hadrian selbst war Rhyparograph [§. 168 A. 5]; Apollodor
sagte ibm : "AntXd^s xal tag xoXonvvd'ag ygatpB. Dio G. LXIX, 4. Suidas
s. V. *AdQutv6g, Gegen 140 auch Diognetos. Eumelos (malt eine Helena)
um 190. Aristodemos aus Earien, Schdler des Eumelos (?), Gastfreund
des S^ltern Philc^tratos , auch Schriftsteller uber die Geschichte der Kunst,
um 210. — Spater, 370 n. Chr., ein Maler Hilarius aus Bithynien in Atben.
In Trimalchio's Hause (Petron 29) waren Trimalchio als Mercur und
seine ganze Garriere, dann die Uias und Odyssee, und Laenatis gladiatorium
gemalt. Bilder von Gladiatoren, von deren Anfang PI in. XXXV. 33 spricht,
und andem Spielen werden jetzt sehr beliebt. Gapit. Gord. 3. Vopisc
Garin. 18. §. 424. Gladiatoren — Mosaik 1834 in Torrenuova gefunden,
ahnlich wie Winck. M. ined. tv. 197. 198, Kellermann Hall. A.L.Z. 1834.
Int.Bl. n. 69. [W. Henzen Explic. musivi in Villa Burghesia asservat# quo
certamina amphitheatri repraesentata extant, praemio donata. Rom. 1845. 4.
U musaico Antoniniano rappr. la scuola degli atleti, trasferito al pal.
Lateranese, Roma 1843, von J. P. Secchi, Prof, am Goll. Rom.] Bei Juven.
IX, 145 wQnscht sich Einer unter seinem Gesinde einen curvus caelator
et alter, qui multas facies pingat cito. Malende Sklaven kommen
auch in juristischen Quellen vor, s. Fea's Note in Winckelm. W. V. 8. 496.
1 212. Hernach ist der Verfall der Malerei um desto
sichtbarer; der fruhere Luxus der Arabesken und architektoni-
schen Verzierungen verschwindet; plumpe Einfachheit tritt an
dessen Stelle, wie ziemlich in alien Gemalden aus der Zeit
2 des Constantin. An diese schliessen sich die altesten christ-
lichen Bilder in den Katakomben an, welche immer noch viel
3 von der Weise der fruhem Kaiserzeit behalten; so wie die
[212] Halereien der sp&tem Kaiserzeit. 251
Miniaturmalereien einiger heidnischen und christlichen Hand-
schriften, von denen die besten fur die Auffassung der
Gegenstande in der alten Kunst sehr lehrreich sind. Obgleich 4
die enkaustische Malerei auch noch in Byzanz sehr geubt
wurde (§. 320): so wurde doch jetzt bei der Verzienmg
der Kirchen, wie der Pallaste, vorzugsweise von der Mosaik
Gebrauch gemacht, einem Kunstzweige, welcher in dieser
Zeit sehr im Ansehn stieg, und durch das ganze Mittelalter
hindurch in Byzanz, und von den Byzantinem auch in
Italien, haufig betrieben wurde.
1. Die Halereien aus den Thermen des Ck)nstantin [im Pallast
Rospigliosi] , Bartoli pi. 42 sq. Agincourt T. V. pi. 4. Ob das Bild der
Boma im Pallast Barberini wirklich der Zeit Gonstantin's angehdrt?
S. Winckeka. W. V. S. 159. Hirt Gesch. der Baukunst II. S. 440.
Sickler's und Reinbart's Alroanach Bd. I. S. 1. Tf. 1. Halerei P. £. Mailer
de genio aeyi Theodos. p. 161.
2. Von den Katakomben: Sosio Roma sotterranea. R. 1632. (Stiche
von Cherubin Alberti). Aringhi Roma subterranea novissima. R. 1651.
Bottari Sculture e pitture sagre estratte dai Qmiteij di Roma. 1737—54.
Artaud Voy. dans les Catac. de Rome. P. 1810. 8. Bartoli's Werk §. 210, 4.
Agincourt pi. 6—12. Roestell, Beschr. Roms I. S. 410. [Das von Pater
Harchi nach grossen Untersuchungen begonnene Werk, wovon viele
Lieferungen bereits ei*schienen sind.]
3. Die Ambrosianische llias (Mai Iliad. Fragm. antiquiss. c. picturis.
Med. 1819), deren Bilder dem classischen Alterthum am n&chsten stebn
[auch Rom 1835 kl. f. Homed Iliados picturae ant. ex God. Mediol.
Das. 1835 Virgilii picturae ant. ex Godd. Vaticanis]. Der Vaticanische
Virgil (aus dem 4. oder 5. Jahrh.?). S. Bartoli Figurae antiquae e God.
Virg. Vatic. (verschOnert). Agincourt 20—25. Millin G. M. pi. 175 b. ff.
Beschr. Roms II, 2. S. 345. Der Vaticanische Terenz mit Scenen aus der
Kom5die, Berger de personis. 1723. Beschr. Roms das. S. 346. Die
Vatican. Hand sehr. des Kosmas Indopleustes. Die altesten Miniaturen zu
biblischen Biichem, besonders die Vaticanischen zum Josua, schliessen sich
in Costum und Composition an jene Homerischen an.
4. 8. Cassiodor Var. I, 5. VII, 5. Symmachus Ep. VI, 49. VIII, 42.
Justinian*s Ghalke enthielt grosse Mosaikgem^de seiner Kriegsthaten.
Prokop de aed. Justin. I, 10. Von einem Wandbilde des Theodorich aus
Mosaik Prokop B. Goth. T, 24, Rumohr Ital. Forschungen I. S. 183, minder
richtig Manso S. 403. Vgl. MQller de genio aevi Theod. p. 168. Nach-
richten von den nie fehlenden Mosaiken der Basiliken : Sartorius Regierung
252 Griechische Kunstgesch. Per. V. [213]
der Ostgothen S. 317. N. 21. — Proben geben u. A. Giampini Opera. R.
1747. Furietti de Musi vis. R. 1752. Agincourt V. pi. 14 sqq. Gutensohn
und Knapp (§. 194). Vgl. §. 322. Zwei Bilder in der Bibl. Goisliniana,
Nicephorus Botoniates mit einem Hdnch und Kaiser und Kaiserin, fiber
denen Christus schwebt beide Kronen anfassend.
1 213. Bei dem Verschwinden alles lebendigen Studiums
der Natur, und dem Untergange aller hShem technischen
Fertigkeiten , h^lt indess eine von neuem handwerksmassig
gcwordne Praktik des Malens und Bildens immer noch sehr
Viel von den Grundsatzen und Formen der alten Kunst
2 fest. Die christliche Religion eignet sich zuerst zur Verzierung
von Kirchen, Grabem, Siegelringen nicht bloss viele Formen
und auch einige Gegenstande der antiken Kunst an, sondem
gestaltet auch theils aus geschichtlichem , theils aus alle-
gorischem Stoffe nicht ohne kunstlerischen Sinn einen
eignen Bilderkreis; nur widerstreitet sie, in reinerer und
strengerer Auffassung, aller Verehrung bildlicher Gestalten.
3 So bilden sich in der christlichen Kirche fur die heiligen Per-
sonen um so mehr stehende und feste Formen, da man durch
das Zuruckgehn auf die altesten Bilder, die man hatte, die
4 wirkliche Gestalt derselben festzuhalten glaubte. Die Gesich-
ter wurden dabei nach einer idealen, wenn auch immer roh
behandelten, Grundform gebildet; das Costum war in der
Hauptsache ein Griechisches, und der Faltenwurf wurde auf
5 antike Weise in gro^sen Massen angelegt. Das Mittelaltrige
drangt sich in Tracht und Geberde erst allmahlig in die
Welt des Alterthums hinein, mehr bei neuhinzukommenden,
6 als alten traditionellen Figuren. Ueberall in jener Zeit
Spuren einer alten Schule, nirgends eine eigne lebendige
Auffassung der Natur, von deren emeuertem Studium im
dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert der frische Auf-
schwung der Kunst und die Befreiimg von jenen typischen
und leblosen Formen ausging, welche in der Griechischen
Kirche als der letzte Rest einer untergegangenen Kunstwelt
noch heutzutage fortbestehen.
1. God. Theodos. XIII, 4 de excusationibus artificum.
2. Die christlichen Katakomben zeigen, wie auch heidnische Gegen-
st&nde (besonders Orpheus) in die christliche Allegoric aufgenommen
wurden. Weinlese, Gerhard Beschr. Roms II, 2. S. 234. Die Porphyrurne
[213] Aelteste christlicbe Kunst. 253
der Gonstantia ist mit Bachiscben Soenen geschmilckt, Winckelm. Yf, 1.
S. 342; ein Flussgott auf dem Sarkophag Bouill. III. pi. 65. Die ersten
cbrisU. Kaiser haben auf den Mdnzen persOnlicbe Darstellungen der SUdte,
und andere in das Heidenthum hinein streifende Gegenstflnde. Gonstantin
irSgt das Labarum und den Phoenix (felicium iemporum repaiatio), Gon-
stantius wird, das Labarum haltend, von einer Victoria gekr&nzt. R. Walsh
Essay on ancient coins, medals and ^ms as iUustr. the progress of
Christianity p. 81 ff. R. Rochette Premier M^m. sur les antiqu. chr4-
tiennes. Peintures des catacombes. P. 1836. Deux. H^m. Pierres s^pulcr.
1836. [Trois. If 4m. objets d^pos^ dans les tombeaux ant. qui se retrou-
vent en tout ou en partie dans les cimeti^res Chretiens. 1838.] Aber
auch neu gebildete Gegenstdnde, wie der gute Hirte, erscheinen in dieser
Zeit auf kunstgemftsse Weise aufgefasst. Eine verdienstliche Statue des
guten Hirten in Rom beschreibt Rumohr Ital. Forsch. L S. 168, eine
gute Figur der Art an einem Sarkophag im L. 772. Clarac p). 122.
Ueber die gemma pastoralis s. Thes. gemm. astrif. III. p. 82. Gonstantin
hatte den guten Hirten, so wie viele Soenen des N. u. A. T. bilden lassen
(Euseb. V. Gonst. IV, 49), unter den letztem Daniel, der nebst Jonas der
typischen Bildnerei am willkommensten war. In den Sinnbildern der
ftltesten Ghristen (MCLnter, Sinnbilder und Kunstvorstellungen der alten
Ghristen. 1825) ist freilich, zum Theil aus dem oft empfohlenen Bestreben,
auch in den Siegelringen alles GOtzenbildartige zu vermeiden, viel Klein-
liches und Spielendes (wie im Fische, IXSYZ); doch sind andere (das
Lamm, der dQrstende Hirsch, die Taube mit dem Oelzweig) auch von
Seite der Kunst gldcklich erfunden. Die Meinungen der nachdenkenden
Christen waren yon Anfang an sehr getheilt, in Rom im Ganzen mehr
fur die Kunst, in Africa streuger. TertuUian, Augustin, auch Klemens von
Alexandreia sprechen mit BJkrte gegen alle Ausilbung der Plastik und
Malerei. Die Goncilien, unter denen sich das von liliberis g. 300 zuerst
damit beschllftigte , waren im Ganzen mehr gegen plastische, als gemalte
Bilder. Vgl. Neander K.Gesch. IL S. 616. Jacobs Acad. Reden I. S. 547 f.
OrQneisen fiber die Ursachen und Grenzen des Kunsthasses in den drei
ersten Jahrh. n. Ghr., Kunstbl. 1831. N. 29. Bei P. £. Mailer de genio
aevi Theodos. p. 267 sq. Stellen Yon Ghrysostomus u. a. Qber den
Stand der Kunst.
4. Gbristus-Bilder gab es schon ziemlich fruh, da Severus-Alexander
Ghristus in seinem Lararium hatte ; dann batten die Karpokratianer solche
Bilder, mit denen in Aegypten auch heidnischer Aberglaube getrieben
wurde (Reuvens Lettres k Mr. Letronne L p. 25). Dagegen ist das Bild
von Edessa eine Erfiiidung, und die Statue von Paneas, mit der Sama-
riterin, wahrscheinlich eine missverstandene, antike Gruppe (Hadrian und
Judaea nach Iken). Das Christusideal bildete sich im Ganzen weit weniger
254 Griechische Kunstgesch. Per. V. [214]
durch die Sculptur, als durch Mosaikeu und Malereien aus. Einem christ-
lichen Maler, der es in das Jupiterideal ummodeln wollte, yerdorrte die
Hand, nach Eedren p. 348. Par. Theodoret Exc. hist, ecdes. I, 15.
[Ueber die Entstehung der christl. Kunst und ibrer Religionsideale , nach
der Ansicht der ^testen Werke der christl. Sculptur u. der neugriech.
Malerei in Sickler's u. Reinhart's Almanach aus Rom I. S. 153—196.] —
Wie die christliche Kunst lange, nur in den Gegenstftnden anders gewandt,
in Technik und Formen eine antike bleibt, zeigt besonders Rumohr Ital.
Forscfaungen I. S. 157 ff. Uebereinstimmend mit dem bier Gesagten,
meist aus Rumobr's Tortrefflicbem Bucb Entlebnten, fahrt R. Rochette
Discours sur Torigine, le d^veloppement et le caract^re des types imitatifs
qui constituent Tart du Cbristianisme. P. 1834, aus, wie sich, nach den
ersten, noch unbestimmten und cbarakterlosen Versuchen, unter dem
Einfluss der antiken Kunst zeitig gewisse ideale Typen des Heilands, der
Jungffau und der Apostel bildeten; die dem Alterthum fremdartigem
GegenstSnde aber — die Darstellungen beiliger Schmerzen — der Ge-
kreuzigte u. die Martyrien, erst im siebenten, achten Jahrhundert in diese
Kunstwelt eingetreten seien.
Die Zerstttrnngen.
1 214. Es ist nach allem Diesem nicht zu leugnen, dass
fur die Kunste in Italian die Versetzung der Residenz nach
2 Byzanz; fiir die antike Kunst im Allgemeinen das Chri-
stenthum, sowohl nach seiner innerlichen Richtung, als
auch durch die natiirliche und nothwendige Feindseligkeit der
3 aussern Stellung; endlich die EinSlle und Eroberungen
der Germanischen Stamme verderblich gewirkt haben,
weniger indess durch absichtliche Zertrummerung, als durch
die naturlichen Folgen von Durchziigen, Belagerungen und
Eroberungen, indem namentlich den ehrlichen und fur Bil-
dung empfanglichen Gothen kaum irgendwo ein freventliches
Zerstoren von Kunstwerken nach historischen Zeugnissen vor-
4 geworfen werden kann. Gewiss ist die unubersehbare Masse
von Kriegs- und Hungersnoth, Pest und aller Art von
Leiden, welche Rom im sechsten und siebenten Jahrhunderte
traf, bei der Qeschichte des Untergangs der alten Kunst wohl
in Rechnung zu bringen; dazwischen liegende Zeiten von
Prosperitat waren den alten Bauwerken, die nun zu neuen
5 benutzt wurden , nur um so gefahrlicher. Und doch waren
es nicht diese aussern Ereignisse, welche hauptsachlich das
[214J ZerstOrungen antiker Bildwerke. ^55
Vei^ehen der antiken Kunst, das stufenweise schon lange vor
ihrem Beginn eingetreten war, herbeifuhrten und verschul-
deten; es war die innere Erschopfung und Schwachung des
menschlichen Geistes, der Verfall alles antiken Sinnes, kurz
der in innem Lebensgesetzen begrundete Untergang der ge-
sammten geistigen Welt, aus welcher die Kunst selbst hervor-
gegangen war. Das Gebaude der antiken Kunst musste, auch
obne diese aussem Anst5sse, in sich selbst zusammensinken.
1. B. Heyne: Priscae artis opera quae Cpoli exstitisse memorantur,
Goromentat. Gott. XI. p. 3. De interitu operum turn antiquae turn serioris
artis quae Cpoli fuisse memorantur , ebd. XIL p. 273. Petersen Eiu-
leitung B. 120.
Const an tin fuhrt Bilder von Rom, Griechenland, besonders aus Klein-
asien nach Byzanz. Ueber die Statuen von GOttern, Heroen, historischen Per-
sonen im Bade des Zeuzippos, welches Severus angelegt, Constantin ver-
schOnert hatte, Christodor Anthol. Palat. II. Kedren p. 369. Die Erzstatuen,
mit denen Constantin die Hauptstrasse geschmilckt, wurden fOr Anastasios
Coloss , auf dem forum Tauri , eingescfamolzen. Malalas XV. p. 42. Auf
dem Platze der Sophienkirche standen vor Justinian 427 Statuen Slterer
EQnstler. Auch von ungeheuren Colossen der Hera, des Herakles hOrt
man bei der Geschichte der Fr^kischen Yerwdstung (Niketas). Im
Einzelnen Iftsst sich aber wenig Sicheres sagen; die Byzantiner nennen
gem jedes Gdtterbild nach dem Hauptort des Cultus (Samische Hera,
Enidische Aphrodite, Olympischer Zeus). — Rom wurde auch durch das
Ezarchat noch beraubt, besonders 663 unter Constans II., sogar der
Bronzeziegel des Pantheon.
In Byzanz zerstOrten FeuersbrClnste, besonders 404. 475 (das Lau-
seion), 532 (das Bad des Zeuxipp) u. s. w.; dann die Ikonoklasten (von
728 an); die Kreuzfahrer (1203 u. 1204), wobei zwei ungeheure BrILnde
bei weitem den meisten Scbaden thaten. Damals erwarb Yenedig Mancherlei
(unten §. 261, 2). Zugleich litt Griechenland viel durch die Franken und
Seerftuber. Hemacb durch die Tdrken; jetzt durch die Truppen der
grossen Mftchte.
2. Ueber Constantin's spatere Yerwiistungen von Tempeln Herausg.
Winckelm. YI, 2. S. 403. MOller de genio aevi Theodos. p. 169 f. Libanios
Klagen sind wohl Qbertrieben. Das Serapeion in Alexandreia, der erste
Tempel nach dem Capitol, wurde durch den Bischof Theophilos 389 zer-
st5rt Wyttenbach ad Eunap. p. 153. Direkte Befehle, Tempel zu zerstdren,
beginnen erst mit Theodosius Sdhnen. Mailer de genio aevi Theod. p. 172.
Petersen p. 122. Man zerstOrte zuerst besonders Sitze eines frechen, oder
mystischen Cultus, Mithi'ashOhlen u. dgl., dann auch andere Tempelbilder.
Man freut sich, dem Yolke das staubige Innere der chryselephantinen
256 Griechische Eunstgesch. Per. V. [214]
Golosse zu zeigen, Euseb. V. Const. Ill, 54. Eunapios klagt die Mfinche
an, Alarich's Heer zur Zerstfirung des Tempels von Eleusis gefQhrt zu
haben. Dagegen aber immer auch wieder Bemilhungen , die Denkm&ler
des Altertburos zu erhalten. Zum Scbutze der Kunstwerke gab es in Rom
einen centurio, dann tribunus, comes, rerum nitentium. Vales, ad Ammian.
XVI, 6. Kflnstler werden im God. Theodos. XHl. t. 4 geehrt. Auch die
fruhern P^pste batten mitunter Sinn fQr den Glanz, den die Reste des
Alterthums ihrer Sta^t verliehen, namentlich der von Fea gerechtfertigte
Gregor der Grosse.
3. Griechenland wird schon sehr zeitig verwQstet; die sog.
Sky then durcbzogen es mehreremal unter Gal lien, sie plQnderten auch
den Ephesischen Tempel ', in Attika schlug sie Dexippos bei der Piandenmg
der Stadt, Trebelhus Gallien 6. 13. (vgl. C. I. n. 380). 395 bedrohte
Alarich Athen; doch wandte nach Zosimos Athena Promachos die Zer-
stoning ab (und grade in Athen bestand das Alterthum in Monumenten,
Glaube und Sitte am Itogsten ungefSbrdet). Rom wird 408 von Alarich
belagert, und viele Statuen aus edlem Metall eingeschmolzen, um ihn zu
befriedigen , 410 von ihm erobert und geplQndert. Schrecklicber war die
Pliinderung durch Genserich den Vandalen 455. Die Kunstschatze des
Capitols nach Africa gefiihrt. Der in Byzanz gebildete Theodorich
schQtzt das Alterthum und die Kuust mit Sorgfalt. Herstellung des
Pompejus-Tbeater's. Theodericus rex Roma felix auf Ziegeln aus den
Thermen des Caracalla. Vgl. die Vertheidigung der Gothen bei Sartorius
S. 191 fg. Wittig belagert Rom 537; die Griechen vertheidigen Hadrian's
Mausoleum mit Statuen. Totila*s Verwustungsplan 546. Kriege der Longo-
barden und Griechen. Vgl. im Allgemeinen Gibbon ch. 71, Winckelm.
VI, 1. S. 349 ff. nebst den Anm., Fea suUe rovine di Roma in der Ital.
Uebers. Winckelmann's, Hobbouse Anm. zu Byron's Childe Harold, Petersen
Einl. S. 124 flf., Niebubr's Kl. Schriflen I, S. 423 flf. — Umstande, welche
aufein plOtzliches Stocken in Kunstunternehmungen schliessen lassen,
fahrt Winckelm. VI, 1. S. 337 an, so wie die Herausg. S. 390.
Anhang.
Die nn^iechischen Vdlker.
„Chinetitche , Inditehe, Aegjptische AUertbOmer siad
immer nor Curiosititeo ; es itt tchr wohl getfaan sich
and die Welt damit bekannt xn machen; sn sittlicber
vnd iathetiieher Bildon; aber werden sle nor weni;
frnehten.*' Goethe Werke XXIII. 8. 278.
I. A e g y p t i e r.
1. Allgemeinea.
215. Die Aegyptier sind ein durchaus eigenthumlicher 1
Zweig der Gaucasischen Menschenra?e im weitem Sinne
dieses Worts. Ihr Korperbau war zierlich, schmachtig, mehr 2
fur ausdauernde Arbeit, standhaftes Erdulden, als heroische
Kraftausserung geschafifen. Ihre Sprache, 'in der Koptischen 3
erkennbar, steht in ihrem Baue den Seniitischen nahe', aber
beruht noch mehr auf ausserlicher Anreihung, und entfemt
sich um desto weiter von dem innem organischen Reichthum
der Griechischen. Dieser Volksstamm findet sich seit Urzeiten 4
in der ganzen Ausdehnung des Nilthals; die Aethiopen des
Reiches Meroe waren, zwar selten politisch, aber durch uber-
einstimmende Sitte, Religion, Kunst, uberhaupt Nationali-
tat , mit den Aegyptiem vereinigt. So wie dieses Strom- 5
land, besonders in Aegypten, durch die scharfe Abgrenzung,
die jahrliche grosse Ueberschwemmung, einen sehr bestimmten
und festen Charakter, etwas Abgeschlossenes und Einformiges
hat: so finden wir hier auch das gesammte Leben seit uralten
Zeiten sehr geregelt, und gleichsam erstarrt. Die Religion, 6
ein Naturcult, durch Priesterwissenschaft ausgebildet, war zu
einem sehr weitlaufigen Caremoniendienst geworden; ein com-
plicirtes System der Hierarchie und des Kastenwesens wand
sich durch alle Zweige oflfentlicher Thatigkeit, wie des Hand-
werks und der Kunst hindurch ; jegliches Geschaft hatte seine
erblich darauf angewiesenen Leute.
O. Mllller*t Arohaeoloffie. 4. Anfl. 17
258 Ae^ptische Kunst. [216]
1. Die Aegyptier waren keine Neger, obgleich ihnen unter den
Caucasiern am n^chsten stehend. Die Lippen stfirker. Nase aufgeworfener^
als bei den Griechen. Ygl. mil den alien Bildwerken die ROpfe von
Kopten, Denon Voy. T. I. p. 136. 8. Gau's Antiq. de la Nubie pi. 16.
2. Plerique subfusculi sunt et atrati (es gab Unterscbiede , durcb
fiBldyxQ^£ u. (iMxQtoq bezeichnet, wie in der Yerkaufsurkunde des
Pamontbes), magisque maestiores, gracilenti et aridi, Ammian XXII,
16, 23. Ein imbelle et inutile vulgus nacb Juvenal XV, 126, aber auf
der Folter nicbt zu bezwingen, Ammian und Aelian Y. H. VII, 18-
S. Herod. Ill, 10. 11. 77 von den Hirnschgdeln zu Pelusium.
3. [Bunsen Aegyptens Stelle in der Weltgescbichte 1845. B. 1.
Abscbn. 4. 5 uber die Sprach- und die Scbriftbildung der Aegypter.]
4. Die Bildwerke Ober-Nubiens zeigeii dieselben Formen und Farbe
der KOrper, wie die Aegyptischen. — Eine politische Einbeit fand nur
unter Sesostris (1500 v. Chr.) und Sabakon (800) statt. — Ygl. Heeren
Ideen II, 2 (1826) Abscbn. I. Ansioht des Landes und Volkes.
1 216. Wie dieses Volk durch seine Stille und ernste Nalur
sehr viele Zweige der Industrie und der mechanischen Kunste
friihzeitig zu einer bewundernswurdigen Hohe gebracht hat:
so finden wir hier aueh schon in uralter Zeit eine ausge-
2 bildete und viel gebrauchte Sehrift. Und zwar unterscheidet
man die Hieroglyph en als eine eigentlich monumentale
Sehrift, welche, von direkter Abbildung und tropischer Be-
zeichnung ausgehend, sich in einzelnen Theilen einer alpha-
betischen Sehrift nahert, wie besonders in den Namenschildern ;
3 die hieratische Sehrift, welehe bei der Uebertragung der
Hieroglyphik, besonders (Jes phonetisehen Theils derselben,
auf Papyrus dureh Abkurzung und Vereinfaehung der Zeichen
4 entstanden zu sein scheint; endlich die demotisehe, sich
wieder an diese anschliessende , welche in ihrer Natur noeh
mehr alphabetisch, und in der Form der Zeichen am meisten
simplificirt ist.
2. Die Entdeckung der phonetisehen Hieroglyphen beruhte
zuerst auf der Vergleichung des Namens Ptoleniaeos auf dem Rosettaslein
(§. 217, 4) mit dem Nam en Kleopatra an dem Obelisken zu Philae. An-
geregt von Young: Encyclopaedia Britannica. Supplement, Artikel Egypt.
1819. Account of some recent discoveries in Hieroglyphical Literature and
Egyptian Antiquities. 1823. Vollstandiger entwickelt von Champollion
[217] Aegyptiscfae Schrilt. 259
le jeune. Lettre k H. Dacier relative k Talphabet des hi^roglyphes
phon^tiques. 1S22. Pr^is du syst^me hi^n^Iyphique des anciens Egyptiens.
1824. BestStigt durch H. Salt's Essay on Dr. Young's and Mr. Cham-
pollion's Phonetic system of Hieroglyphics. Richtiges Urtheil fiber Gham-
pollion's Leistungen von Kosegarten in den Berl. Jahrb. 1831. N. 94 ff.
Ein entgegengesetztes, jetzt aufgegebenes System in Seyffarth's Rudimenta
Hieroglyphices. 1826. Lepsius sur Talphabet hi^rogl. Annali d. Inst IX.
p. 1. tav. d'agg. A. B.
bei Klemens. Auf Papyrus-Rollen , we] she liturgischer Art zu sein und
Hymnen zu enthalten scheinen. Dieselbe Schrift enthalten BruchstQcke
gefalteien Papyrus (vgl. Herod. II, 100) mit Namen und Regierung^ahren
der KOnige in der Turiner Sammlung. S. Quintino Lezioni intomo a
diversi argomenti d'Archeologia. 1825. Meist hieratische Stucke verzeichuet
der Gatalogo de' papiri Egiziani deUa bibl. Vaticana von Mai. 1825. 4.
4. *EnietoXoyQa(pi%r] fiid'oSog bei Klemens, dfjfiottna, drjfuodij
YQ. bei Herod. Diodor (iyxmQW ist allgemeiner). Auf Papyrus, fur Ur-
kunden, Briefe, aUerlei weltlicbe Aufzeichnungen gebraucht. Urkunden
und Akten einer Gholchyten- oder Mumienbekleider-Familie zu Theben,
theils demotisch, theils Griechisch, zum Theil sich entsprechend. Einzelnes
herausgegeben von Boeekh (Erkl&rung einer Aegypt. Urkunde. B. 1821)
und Buttmann (Erkl. der Griech. Beischrift. 1824), von Petrettini (Papiri
Greco-Egizj. 1826), von Peyron (Papyri Graeci R. Taurinensis Musei Aegyptii^
besonders die Processakte von 117 v. Ghr.), in Young's Account und
Hieroglyphics, bei Mai a. 0., und Kosegarten de prisca Aegyptiorum litte-
ratinra Gomm. I. 1828. Die Urkunden und der Rosettastein haben zur
Bestimmung einer Anzahl von Buchstaben, die in Griechischen Namen
vorkommen, der Zahlzeichen und anderer Siglen gefQhrt, besonders durch
Young, Ghampollion, Kosegaiien. Ueber Spohn's Arbeit (de Lingua et
Literis veterum Aegyptiorum, ed. et absolvit G. Seyffarth) vgl. u. a. Goett. .
G. A. 1825. St. 123.
Das beste Material dieser Foi'schungen geben die: Hieroglyphics
collected by the Egyptian Society arranged by Th. Young. 2 Bde. G. Yorke
und M. Leake Transaction of the R. Soc. of Literat. I, I. p. 203. Bun sen
Obss. generates sur T^tat actuel de nos connaissances relativement k Vkge
des mon. de TEg. Annali d.. Inst. VI. p. 87.
217. Durch die neuerlich gewonnene Kenntniss dieser i
Schriftarlen, namenllich der ersten, und eine dadurch veran-
lasste grossere Beachtung des Manethon haben wir zugleich
feste Bestimmungen uber das Alter vieler Monumente
erlangt, welche, bei der schon von Platon geriihraten Unver-
260- Aegyptische Kunst. [217]
anderlichkeit der Kunst in Aegypten Jahrtausende hindurch,
unmittelbar aus dem Styl der Denkmaler kaum gewonnen
werden konnten. Wir unterscheiden nun:
2 I. Die Periode vor der Syriseh-Arabischen Eroberung der
Hyksos Oder Hirtenkonige (sechszehn Dynastieen bei Manethon),
in der This und Memphis besonders bluhten. Niehts ent-
ging am Ende derselben der Zerstorung, als die Pyraraiden
von Memphis, Werke der vierlen Dynastie. Aber auch Tempel-
fragmente der fruhern Zeit finden sich hier und da spateren
Werken eingebaut; sie zeigen genau dieselbe Kunstart,
wie die spatem. Wie diese nationale Kunstweise sich ge-
bildet, slufenweise zu verfolgen, hat besonders eben die un-
geheure Verwustung der Hyksos, der Schluss dieser Periode,
unmoglich gemacht.
3 n. Der Stamm einheimischer Fursten, der auch unter
den Hyksos nicht erloschen war, aber sich in die entfemtesten
G^enden zuruckgezogen hatte, erobert, von den Sud-Grenzen
Aegyptens ausgehend (die achtzehnte, Thebaeische, Dynastie
bei Manethon) allmahlig das Reich wieder, und erhebt es
zu neuem Glanze, der unter Ramses dem Grossen, Sethos
bei Manethon , sonst Sesostris genannt (dem ersten der
Fursten der neunzehnten Dynastie, 1473 v. Chr.), seinen
Gipfel erreicht. Sein Name und die mehrerer anderer Ram-
ses , Amenophis , Thutmosis , stehen auf zahllosen Tempeln
und andern Monumenten, auch in Unter -Nubien. Theben
ist der Mittelpimkt Aegyptens, und erhebt sich zur hochsten
Bluthe. Auch die nachfolgenden Dynastieen, selbst die, den
Aegyptiern verwandten, Aethiopischen Eroberer, lassen in
gleicher Kunstweise Denkmaler ihres Namens zuruck: und
unter den philhellenischen Herrschem von Sais ist in der Kunst
noch niehts von Griechischem Einflusse zu bemerken.
4 in. Aegypten befindet sich unter fremder Herrschaft,
zuerst Persischer, dann Griechischer, darauf RSmischer, ohne
dass indess das Leben im Innern des Landes dadurch sehr
verandert wurde. Die alte Kasteneinrichtung, die Hierarchie
im Verhaltniss zur Nation besteht fort; alle Geschafte des
Lebens und Zweige der Kunst werden nach der alten Weise
geubt. Die K6nige und Kaiser werden von der Priester-
[217] Perioden der Aegypt. Kunstgesch. 261
schaft der verschiedenen Dislrikte in Titeln und Darstellungs-
weise ganz nach der Art der alten Pharaonen behandelt.
Erst das Christenthum vernichtet durch ausserliche Zerslorung
diese mumienartig in sich aufgelrocknete und darum unver-
wesbare Aegyptische Well.
1. Manethon (260 v. Ghr.) steht, abgesehen von den Ck)rruptionen
des Texts, so hoch an Zuverl9ssigkeit tlber den eigentlichen historischen
Nachrichten Herodot's, als authentische Aufzeichnungen, von einem kundigen
Eingebomen benutzt, Ober mttndlichen ErzUhlungen zweideutiger Mittels-
personen an einen Fremden. Unter solchen Aufzeichnungen , welche
Manethon benutzen konnte, ist die Genealogie Ramses des Grossen merk-
wdrdig, welche die Tafel von Abydos gibt (am genauesten Hierogl. 47).
Wenigstens stimmt hier die Folge, Thiitmosis, Amenophis, Horns , mit
Manethon Qberein. [Boeckh Manethon u. die Hundsternspenode, ein Bei-
trag zur Geschichte dei- Pharaonen B. 1845.]
2. Die Pyramiden-Erbauer, Suphis I. (Cheops Herod.), ein
Ckitterverachter, Suphis H. (Chephren), Mencheres (Mykerinos), KOnige^der
IV. Dynastie, sind von den Priestem, die Herodot hOile, aus theokratischen
GrOnden in die Zei^ des Verfalls hinabgeschoben. Vgl. Heeren Ideen, 2.
S. 198 mit Ghampollion Lettres a M. le Due de Blacas II; und den
Letztern flber die Bruchstucke fruherer Geb^ude, die man im Ammons-
tempel und Pallast bei Karnak in den Ruinen Thebens findet.
3. Die XVIII. Dynastie nach Ghampollion: Amnoftep, Thoytmos,
Amnmai, Thoytmos II., Amuof, Thoytmos III., Amnof II. (Phamenophis,
Oder Memnon), Honis, Ramses I., Ousirei, Manduei, Ramses II. III. IV.
(Mei-Amn) V. Die XIX.: Amn-mai Ramses VI., Ramses VII., Amnoftep XL,
Ramses VIII. IX., Amenme, Ramses X. GhampoUion's Annahmen bestreiten
in mehrem Punkten Burton Excerpta hierogl. Qahira 1828—30 u. Wil-
kinson Materia hieroglypbica. Malta 1828. (vgl. Bull. d. Inst. 1832. p. 221);
Rosellini Monumenti deir Egitto e della Nubia dis. dalla spedizioue
scientifico-letteraria Toscana in Egitto P. I. Mon. storici 1832, 33. (vgl.
Goetting. Gel. Anz. 1833. St. 200) ordnet die Folge so: XVIII.: Amenof I.,
Thutmes I. II. III., die KOnigin Amense, Thutmes IV., Amenof II., Thut-
mes v., Amenof HI. (Memnon), Horus, Tmauhmot, Ramses I., Menepbtah I.,
Ramses II. III. (Amn-mai Ramses oder Sesostris), Menephtah II. III., Uerri.
Die XIX. beginnt: Ramses Mai-Amn (audi Sethos oder Aegyptos — eine
sehr unkritische Combination). Von den Folgenden glaubt man auf Monu-
nienten zu finden: Manduftep (Smendes, XXI.), Scheschon, Osorchon,
Takelothe(XXII.); Sabaco und Tirraka (XXV., diese Salt), Psemteg (Psam-
metichos, XXXI.), Naiphroue, Hakr (Nepbereus und Akoris, von der
Dyn.XIXJX a. d. Perserzeit).
262 Ae^-ptische Kunst. [218]
4. Hauptstdtzen dieser in neueren 2^iten gewonnenen Ansicht sind:
1. der Rosettastein , ein Dankdecret, in hieroglyphischer, demotischer und
Oriechischei' Schrift, der in Memphis versammelten Priester an Ptolemaeos V.,
•der sich nach Pharaoaen-Weise hatte inauguriren lassen, besonders dafQr,
dass er die Priesterschaft von manchen Lasten befreite. Zuletzt erklart
Ton Druroann, 1823. Dergleichen Dank- und Lob-Decrete gab es viele;
noch Nero's Tugenden wurden von den Einwohnern von Busiris in
Hieroglyphen gepriesen. 2. Die Griechischen Inschr. an den Tempelw&nden,
meist des Inhalts, dass Ptolemaeer und Imperatoren , oder die Landes-
einwohner fflr das Heil dieser Herrscher (vir^^ avrtov)^ den LandesgGttern
Tempel, oder neue Tbeile derselben, weihen; sie reichen bis in die Zeit
der Antonine hinab Letronne Recherches pour servir k Thistoire de
FEgypte pendant la domination des Grecs et des Romains. 1823. 3. Die
hieroglyphischen Inschr. mit Namen von Ptolemaeern und ROmischen
Kaisern bei Darstellungen, die dem Inhalt und der Form nach rein
Aegyptisch sind ; sie reichen nach RoseUiui bis auf Caracalla. 4. Noch
tiefer in das Privatleben hinein fdhren die Urkunden der Cholchyten,
§. 216, 4. Vgl. Goett. G. A. 1827. St. 154—156. Man sieht daraus,
das*ganze heilige Recht der Aegyptier, und was gehOrte bier nicht dazu,
bestand in der spStern Ptolemaeerzeit noch ziemlicli ungefSlhrdet.
1 218. Dem Local nach zerfallen die ' Monumente der
Aegyptischen Kunstweise:
I. In die Ober-Nubischen. Hier lag das, wenigstens
schon vor Herodot bluhende Reich, Me roe, in dem die
Priesterherrschaft des Ergamenes (um 270 v. Chr.) noch
strenger, priesterlicher Kenntniss noch allgemeiner verbreitet
^ar. Auf dieser sogenannten Insel flndet man jetzt noch
bedeutende Gruppen von Ruinen, welche indessen meist den
Aegyptischen Styl nur in einer spatem Ausartung zeigen.
Am nordlichen Ende derselben, schon ausserhalb der Insel,
finden sich ahnliche Ueberreste von Napata, der Residenz der
Koniginnen Kandake; auch zeigen sich Bauwerke verwandter
Art an mehrem Orten Abessyniens.
2 n. Die Unter-Nubischen, durch einen grossen
Raum von jenen getrennten, sich an Ober-Aegypten an-
schliessenden. Dass sie meist die Gestalt von Hohlenanlagen
tragen, hat wohl zum Theil die geringere Ausdehnung des
Nilthals bewirkt, welches keine hinlangliche Flache zu andem
Constructionen darbot; den hieroglyphischen Inschriften nach
stammen die hSher gelegenen aus der bluhenden Zeit Thebens,
Jie im Grenzlande aus spatern Perioden. Der unfertige
[218] Local der Aegypt. Kunst. 263
Zustand der meisten beweist, dass die Verhaltnisse , aus
denen sie hervorgingen, vorubergehend waren.
ni. Die Ober-Aegyptischen, theils oberhalb The- 3
bens, theils in Theben selbsl, theils unterhalb bis Hermo-
polis. Die Monumente von Theben, bei weitem die colos-
salsten unter alien, danken meist einer und derselben Zeit,
der achtzehnten und neunzehnten Dynastie, ihre Entstehung,
und slellen daher einen und denselben machtigen und gran-
diosen Styl dar.
IV. Die Mittel-Aegyptischen und V. die Unter- 4
Aegyptischen, urspriinglich nicht minder zahlreichen,
aber durch die haufigern V5lkerzuge und Verheerungen in
diesen Gegenden, so wie durch die Entstehung neuer bedeu-
tender Stadte in der Nachbarschaft zum grossen Theil ver-
tilgt. VI. 0 a s e n.
1. Das Reich Hero e ist beinahe eine Flussinsel, durch Nil und
Astaboras gebildet, das Yom Gihon umflossene Kuscfa. Ruinen am Nil,
um Schendy, 17 nOrdl. Breite. Hier liegen Gurkab, wo 43 Pyramideiij
Assur, wo 80. Sfldlich von Schendy, vom Nil entfernter, Hec^aurah mit
einem labyrintliisch angelegten Heiligthnm (dem Orakeltenipel nach Heeren)
und Naga, wo ein T. des Ammon mit Widderalleen. Unterhalb der Ver-
einigung der StrOnie die Ruinen am Berge Barkal und bei Merawe, ehe-
mals N a pat a. Zum Theil sind diese Bauwerke von Aegyptischen Herrschern
(der <este Name ist Amenophis II.) angelegt, zum Theil viel spSter,
daher nicht im strengen Styl Aegyptischer Bau- und Bildkunst; die
KOniginnen, welche, bald mit einem KOnig, bald allein, in kriegerischen
wie in priesterlichen Akten vorkommen, gehOren wahrscheinlich zu den
Kandake's, welche von der Makedonischen Zeit bis ins 4. Jahrh. n. Chr.
hier herrschten, und ausser Napata auch Meroe inne batten (Plin. YI, 35).
S. Burckhardt's Travels in Nubia. G. A. Hoskins Travels in Ethiopia
1835. 4. (Goett. G. Anz. 1836. St. 166. 167.) Caillaud's Voyage a M^ro^ etc.
2 Bde. Kupfer, 3 Bde. Text. Nachrichten von Rdppel, 'Lord Prudhon
und Major Felix (Bull. d. Inst. 1829. p. 100). Rarte von Bitter im zweiten
Heft der Karten und Plane.
In Habesch Axum (nach Hannert durch die Auswanderung der
Aegyptischen Kriegerkaste gegHindet) um 500 n. Chr. ein machtiges Reich.
Obelisken, abweichender Art, ohne Hieroglyphen. Nachrichten von Bruce,
Salt, Lord Valencia Travels T. IIL Aehnliche im Hafen Azah und wohl
auch in Adule.
2. Die Monumente Unter-Nubiens, von Sesce an, sind durch eine
leere Strecke von 30 Meilen von Meroe getrennt. T. von Soleb (Reliefs
264 Aegyptische Kunst. [^^^l
Von Amenophis II.); Aamara; Semne; Wady-Halfa; Ibsambul [Kerkis],
zwei Felstempel mit Golossen, der grOssere ist das Ehi*enmonument Ramses
^es 6r.; Derri; Hasseya; Amada; Wady-Sebua, T. und Sphinxreihen ;
Moharraka [Hierosykaminon] ; Korti [Gorte] ; Dakke [Pselkis] , T. des
Hermes Pautnuphis; Gyrsche [Tulzis] mit einer sehr grossen Tempelgrotte^
stfltzenden Golossen, besonders alt ; Dondur ; Kalabsche [Talmis] mit einem
T. u. einem Felsendenkmal ; Tafa [Taphis]; Kardassy [Tzitzi]; Debod mit
der Insel Berembre [Parembole]. Bis Sykaminon reichen die Monumente
der Ptolemaeer und ROmer (so weit reichte die awoQia des Reichs vor
Diocletian); dann beginnen.<ere. Berenike am rothen Heer mit einem
kl. T. Hauptquellen die Reisen Burckhardt's, Ligtb's, fdr Ibsambul Belzom' :
Narrative of the operation and rec. discoveries within the pyramids,
temples, tombs and excavations in Egypt and Nubia. Sec. ed. 1821, be-
sonders Gau's Antiquity de la Nubie. 13 Livr. Kupfer nebst Text.
P. 1822, auch Leljegreen aus dem Schwedischen in Schorn's Kunstblatt
1827. N. 13 ff., und die Karte von A. v. Prokesch, aufgenommen 1827.
3. In Ober-Aegypten, an der Grenze die Insel der Isis Philae
mit einem grossen T. (Viel von Ptolem. Euerg. II. gebaut, das Heiligthum
bestand noch in Narses Zeit), Parthey de Philis ins. eiusque monum.
B. 1830; Elephantine (Denkm&ler von Amenophis II.); Syene^fj. AssuanJ;
Omboi [Koum Ombo]; Silsilis; Gross- Apollinopol is [Edfu] mit einem pracht-
voUen T. nebst Typhonion, aus der Ptolemaeerzeit; Eilethyia [El Kab}
mit vielen und schOnen Katakomben ; Latopohs [Esneh] mit einem i^rossen
sehr mslchtig construirten, und einem kleinen, sp&t und schlecht gebauten^
Tempel; Aphroditopolis [EddeirJ; Hermonthis [Erment].
Dann The ben, dessen TrQmmer im Ganzen an 5 geogr. Heilen im
Umfang haben. 1. Die eigentliche Stadt auf der Ostseite. T. und Pallast
bei Luksor (Amenophis II.), durch eine uber 6000 F. lange Sphinx- Allee
verbunden mit dem T. (von Amenophis I. u. andern Herrschem) und
Pallast (Ramses der Gr.) bei Kamak. Kleiner Hippodrom. 2. Die Mem-
noneia, d. h. die Stadt der Mausoleen, besonders in der Gegend von
Kurnah. Hier lag, wo jetzt das Feld der Colosse, das Hemnoneion (bei
Strabon) oder Amenophion (in Papyrus-Schriften), wahrscheinlich dasselbe,
welches Diodor als Osymandyeion beschreibt. S. Goett. G. A. 1833. St. 36.
[Dagegen Letronne im Journ. des Sav. 1836. p. 239.] Ferner das Rames-
seion (das Osymandeion der Descript.) mit der Sphinx- Allee, das Meneph-
theion (Pallast bei Kurnah), und noch in Ptolem. I. Zeit 14 andere
Monumente. Umber Grotten und Syringen. Ueber dem Memnoneion (nach
Strabo) lagen gegen 40 in den Felsen gehauene herrliche KOnigsgrgber, von
denen 16 im Felsenthale Biban-el-Maluk aufgefunden sind. Stidlicher, bei
Medinet-Abu, ein Pallast (von Ramses Meiamun) und Pavilion (nach den Verf.
der Descript.) in zwei Stockwerken, bei dem grossen Hippodrom (6000 x 2000 F.),
[218] Nubien» Ober-Aegypten. 265
Yiv. Denon's Voy. dans la haute et basse Egypte pendant les camp, du
G^n. Bonaparte. 1802. Description de TEgypte, Antiquit^s V. I. U. III.
Hamilton Remarks on several parts of Turkey. I. Aegyptiaca. Wilkinson
Topogr. of Thebes and general View of Egypt. L. 1835. Quarterly Rev.
1835. CV. p. 103. Journ. des Sav. 1836. p. 271. Wilkinson p. 80 ein
Bogen von 154 a. G. Grotte von Brei-Hassan, Dorischer Architektur &hn-
lich. GewOlbe alt. Horkier Voy. en Enthiopie p. 352. 353. HolzdQbel.
Reise zum T. des Jupiter Ammon in der Libyschen Wtlste und nach
Ober-Aegypten von H. Freiherrn v. Minutoli, herausg. von Toelken. 1824.
Minutoli's Nachtrag. 1827. Champollion Lettres ecrites d'Egypte et de
Nubie. P. 1833.
Weiterhinab: Klein- Apollinopolis [Kous]; Koptos [Kuft]; Tenlyra mit
einem schOnen T. , der nach den Namenschildern von Kleopatra und
Ptolemaeos Caesar begonnen, von den Kaisern fortgebaut worden ist;
Klein-Diospolis; Abydos [El Arabat]; This [bei Girgehe]; Ghemmis [Eckh-
min]; Antaeopolis [Kan el KebirJ; Lykopolis [Es Syut].
4. In Mittel-Aegypten: Hermopolis [Benisour]; Kynopolis (?)
[Nesle Sheik Hassan]; Aphroditopolis [Doulab el Halfeh]; daneben die
Landschaft des See's Moeris [Fayoum] mit dem Labyrinth und
Pyramiden, auch einem muthmasslichen T. des Ammon in der Nfihe, und
der Stadt Krokodilopolis (Arsinoe). Descr. T. IV. pi. 69 sqq. Memphis;
das A$v7i6v tbXxos, welches ohne Zweifel die KOnigsburg enthielt, lag hoch,
und schloss sich wahrscheinlich hinten an die Pyramiden von Sakkarah
als Nekropolis an. Die Pyramiden von Ghizeh, die hOchsten, liegen 40
Stadien nOrdlich von der Stadt; die von Dashonr sQdlich davon. Der
Boden voll Syringen (Grfiber von Beni-Hassan). Vom T. des Phthas nebst
der flfvij} des Apis keine Spur. Descr. T. V.
In Unter-Aegypten: Busiris (Ruinen bei el Bahbeyt); Heliopolis
oder On [bei Matarieh], nur ein Obelisk noch vorhanden; Tanis [San], ein
Dromos von Granits^ulen ; Sais [Sa el Haggar], bedeutende Ruinen, he-
sonders der Nekropolis; Taposins [Abusir]. Descr. T. Y.
Oasen. Ammonische Oase [Siwah], Ruinen des Ammonstempels
(zu Omm-Beydab), der k5nigl. Burg, Katakomben. Reise von Minutoh.
Voy. a rOase de Syouah, redig^ par Jomard d'apr^s les materiaux recueillis
par Drovetti et Gailliaud. NOrdliche Oase von Aegypten [El Wah oder
EI-KassarJ, mit ausgedehnten Ruinen, von Belzoni besucht. Sudliche Oasis
[El Khargeh und El Dakel] mit Aegyptischen T. und spfttern GebSuden,
von Gailliaud genau beschrieben. Gailliaud Voy. a TOasis de Thebes et
dans les deserts situ^s k TOrient et a TOcc. de la Th6baide, redig6 par
Jomard. ^ Aegyptisch-Griechische Gebaude im Smaragdgebirge zu Sekket,
266 Aegyptische Kunst. [219, 2^]
Cailliaud pi. 5 sqq. — Hieroglyphische Steine auch in Arabia Petraea. —
Denkm§ler des Sesostris bei Berytos (Gassas II. pi. 78), s. Journ. des Sav.
1834 p. 527. Bull. 1834 p. 20. 151. 1835 p. 20. 1837 p. 134. *145.
[Lepsius Monum. de Beirut, M. d. I. II, 51. Annali X. p. 12—19. Ver-
schiedenheit zwischen Herodots Bericht fiber die Denkmaler des Herodot
und diesen, Bull. 1842 p. 184.]
2. Architektonik.
1 219. Die Architektonik Aegyptens hat nicht, wie die
Griechische, ihre Formen auf eine augenfallige Weise durch
den Holzbau erhalten; im Gegentheil hat der Mangel an
Holz die Aegyptier genothigt, zeitig ihr reiches Felsenmaterial
zu benutzen, und ein troglodytisches Hineingraben in dasselbe
fand wenigstens neben dem Aufhaufen von Steinmassen
2 auf der Erde seit uralten Zeiten statt. Eben so wenig
konnten diese Formen durch die Rucksicht auf Ableitung
des Regens bestimmt werden (daher nirgends Giebeldacher);
nur das Streben nach Schatten und nach eineni kuhlen
Luftzuge kann man als die klimatischen Bedingungen an-
geben, mit denen sich priesteriiche Grundsatze und das be-
sondre Kunstgefuhl der Nation vereinten, um diesen eigen-
thumhchen, einfach grandiosen, Architekturstyl hervorzubringen.
Quatr. de Quincy's und Gius. del Rosso'h Werke fiber die Aegyptische
Baukunst sind jetzt wenig mehr zu brauchen. Dagegen Hirt Gescb. der
Baukunst I, S. 1—112.
1 220. In der Anlage sind die Tempelgeba ude
ohne die innre Einheit der Griechischen: vielmehr Aggregate,
die ins Unendliche vermehrt werden konnten, wie auch die
Geschichte, z. B. des Phthas-Tempels in Memphis bei Hero-
2 dot, lehrt. Alleen von Widder- oder Sphinx-Colossen, oder
auch Colonnaden bilden den Zugang oder Dromos; bisweilen
findet man davor kleine Vortempel beigeordneter Gottheiten
(namentlich Typhonien). Vor der Hauptmasse der Gebaude
stehen gem zwei Obelisken als Denkpfeiler der Weihung.
Die Richtung der ganzen Anlage folgt nicht noth\vendig
derselben graden Linie. Die Hauptgebaude beginnen mit
einem Pylon, d. h. pyramidaHschen Doppelthurmen oder
Fliigelgebauden (Strabon's Ptera), welche die Thure ein-
[221] Tempelgebftude. 267
fassen, deren Bestimmung aber noch sehr dunkel ist (sie
konnten als BoUwerk des Eingangs, aber auch zu Himmels-
beobachtimgen dienen). Dann folgt gewohnlich ein Vorhof, 4
von Sauleng^ngen , Nebentempeln, Priesterwohnungen um-
geben (ein Propylon oder Propylaeon; zugleich ein Peristylon). 5
Ein zweiter Pylon (die Zahl kann auch vemiehrt werden) fuhrt
nun erst in den vordersten und ansehnlichsten Theil des eigent-
lichen Tempelgebaudes, eine von Mauern eingeschlossene Sau-
lenhalle, welche nur durch kleine Fenster im Gebalk oder
Oeffnungen im Dache Licht erhalt (der Pronaos, ein hypo-
styler Saal). Hieran schliesst sich die Cella des Tempels (der 6
Naos oder Sekos), ohne Saulen, niedriger, meist von meh-
rern Mauern eingefasst, oft in verschiedne kleine Gemacher
oder Krypten abgelheilt, mil monolithen Behaltern fur Idole
oder Thiermumien , dem Anblicke nach der unansehnliehste
Theil des Ganzen.
1. llenes baute diesen T., Sesostris machle einen Anbau aus un-
geheuren Steinen und setzte 6 Bildsflulen seiner Familie fainein, Rhampsinit
bante Propylaeen gegen W. mit 2 Statuen, Asychis Propylaeen g^^n 0.,
Psammetich gegen 8. und gegentlber eine dvXij fur Apis, Aroasis setzte
einen Goloss davor.
2. 8. Strabon XVII. p. 805. c. Plutarct de Is. 20 und vg!. zu den
AusdrQcken Diod. I; 47. 48. Von einzelnen Tempeln s. besonders den T.
des Ammon bei Kamak, Descr. III., den von Philae, Descr. I., den von
Soleb, Cailllaud II. pi. 13, von 6. Barkal, L pi. 64.
3. FQr die letztre Bestimmung des Pylon spricht, dass nach
Olympiodor Claudius Ptolemaeus 40 J., Sterne observirend, in den nzfQois
xov Kavdpov wohnte. nrsQa xcrl dqofiot vnai^Qioi der Tempel, dagegen
%(fvnTu mit unterirdiscben aroXtaTrJQia^ Plutarcb de Is. 20. 8. Buttmann
im Museum der Alterthumsw. II. S. 489 ff. Die einzelnen Flugel sind
entweder nacb einem Quadrat (in Edfu von 96, in Philae von 54 F.) be-
schrieben, oder hOher als breit, welches die jflngere Bauweise scheint. Die
innem Seitenlinien dieser FlQgel fallen, bis auf den Boden verl&ngert, auf
die ftussersten Punkte der ThQrGfTnung. Ueber die Verzierung mit Masten
und Flaggen an Festen die Reliefs Descr. III. pi. 57, 3. Cailliaud Voy.
a M^roe II. pi. 74.
221. Diese Anlage kann eben so zusamraengezogen wie l
ausgedehnt werden, auch so, dass das Haupttempelgebaude
mit saulen eingefasst wird. Dabei herrscht aber durchgangig 2
die Regel, dass die Saulen zwar innerhalb von Mauern, aber
268 Aegyptische Kunst. [n% 223]
nicht aussen um die Mauer utnher stehen konnen, sondem,
wo sie nach aussen angebracht sind, mit steinemen Brustun-
gen (plutei) verbunden eine Mauer vertreten, daher auch an
den Ecken gewohnlieh Mauem fur die Saulen eintreten.
Auch sind dann die Thurpfosten an die Schafte der mittelsten
3 Saulen angebaut , ahnlich wie sonst an Pylonen. Mit an-
dem Worten: die Aegyptier kennen keinen Peripteral-Tempel;
die Saulenreihe ist ihnen nicht, wie den Griechen, freie Er-
weiterung des Tempels, sie ist nur die durchbrochne Mauer.
2. S. z. B. den T. von Tentyra, der, obgleich spat, die Aegyptische
Architektur in grosser Vollkommenheit zeigt. (Die Sculptur ist schlecht.)
Dass die Ruine bei Meqaurafa eine Porticus um die Celle des Tempels
zeigt, GaiHiaud I. pi. 29. vgl. 13, ist hiemach ein Beweis spStem Ursprungs.
1 222. Die aus Quadern, meist von Sandstein, zusammen-
gesetzten Mauem sind nur nach innen senkrecht, nach
aussen geboscht, wodurch die untere Starke derselben bisweilen
auf 24 Fuss steigt, und die Gebaude im Ganzen eine Pyra-
midalform — die Grundform der Aegyptischen Architektur
2 — erhalten. Die ebne Flache der Mauem nach aussen wird
bei alien Arten von Gebauden von eineni Rundstab, rahmen-
3 artig, eingefasst. Uebdr diesem Rundstab erhebt sich uber-
all der Sims mit einem, doch nicht bedeutend, vorsprin-
genden platten Kranzleisten und einer Hohlkehle darunter, die
uber den Eingangen jedesmal mit der geflugelten Kugel ver-
4 ziert ist. Oefter ist der Kranzleisten auch doppelt vorhanden;
die Flache zwischen dem obern und untern ist dann regel-
massig in der Form von kleinen Schlangen (PaadlaKoi, uraei)
5 zugehauen. Das Gesims bildet zugleich eine Brustung gegen
die Flache der Decke, welche sehr einfach aus quer uberge-
legten Steinbalken und eingefugten Platten (oft von gewalti-
ger Ausdehnung) besteht.
1. Die Mauem isodom oder pseudisodom, Ofter auch mit scfarSgen
Fugen. Dass die Quadern meist erst, wenn sie aufgesetzt waren, nach
aussen bearbeilet und geschlifTen wurden, sieht man an unvollendeten
Theilen. Dasselbe gilt von den S^ulenknaufen.
1 223. Die Saulen sind in der Regel etwas schlanker
als die alteren Dorischen; sie sind eng gestellt, mit Basen
aus kreisformigen Platten, oft mit abgeschragten Ecken^ ver-
%
[933] Architektur. Mauem, Saulen. 269
«
sehn, der Schaft entweder gradlinig verjdngt oder ausgebaucht,
haufig mit senkrechlen und querlaufenden Furchen verziert,
aber nicht eigentlich cannelirt. Die Capitale zerfallen in zwei 2
Hauptordnungen : 1. kelchformige , mit allerlei Blatterwerk
geschmuckte, mit schmaleren, aber oft sehr hohen Flatten;
2. unten ausgebauchte und nach oben sich verengende, mit
vortretenden , aber niedrigen Flatten. Eine seltsame Natur- 3
form ist die Zusammensetzung von vier Masken (der Arthor
zu Tentyra), und Facjaden von Tempeln daruber, welehe
sowohl als Verzierung der Flatte, als auch des ganzen Ca-
pitals vorkommt. Diese Gnmdformen der Capitale erhalten 4
durch einen verschwenderisehen Reichthum von Sculptur-Ver-
zierungen, welehe fast immer en die Vegetation des Landes,
besonders die Nilpflanzen, erinnern, selbst in einer und der-
selben Tempelhalle die mannigfachsten Modificationen. Ausser 5
Saulen sind auch Ffeiler gewohnlich, an denen haufig
Figuren angelehnt stehn, die aber nur selten wirkliche Trager
eines Theils des Gebalks sind. Ueber den Saulen liegt das 6
Architrav mit dem Rundstab, durch welehe Theile die Ein-
heit mit den Mauem hergestellt, und AUes gleichmassig dem
Sims, der'uberall derselbe bleibt, untergeordnet wird.
1. Die ache der S&ulen ist nach der Descr. bei dem T. zu Luxor
und dem sog. Osymandyeion 5V« mal der sUlrkste Durchmesser. Lepsius
in den Annali d. Inst. IX, 2. p. 65. 99. tav. d'agg. (vor den Hyksos?),
Mon. II, 45, Clber ursprflngliche Aehnlichkeit der Dorischen mit der
Aegyptischen S&ule, mit wenig Verstand von Architektur. [Auch in
Indischer Architektur ein cannelirter PfeiJer §. 249.]
2. Athenaeos V. p. 906 (vgl. §. 150. 2) beschreibt die erste Art sehr
genau: Ol yaQ ysyovong avto^i xCovsg av-qyovzo cx^oyyvXoi, dcalXar-
Tovreg roXg 6itavdvXoig (Gylindem), rov fihv fiiXavog xov d\ Xevxov,
naifttXXTiXa tii^i/iivatv, Elel d* crvrov %al etl n^tpaXal tip 6xri(iati
nBQUpBffBig f iv ^ y,\v oXri nsQiyffaipij nuQanXrjala ^oSoig inl fimQOV
avanBmtxfiivoig iatlv, ntQl d^ xov nQogayoQBvofifvov %dXa4^ov ovx
FXixsff, xa^'aniQ inl tav ^EXXrivinmv^ xcrl (pvXXa x^(it%ia flre^ixeirai,
Xmrnv d\ natafilmv naXvmg nal ipotvlyiatv aQTipXacrmv nccffnog*
icti d' ore xai nXiiovmv aXXmv dv&iav yiyXvnrai yirrj, to f 'dno trjv
^ll^ttVy o dri tw awdmovTi nQog tr}v ritipaXijv inlnsitai avovivXaty
xiptOQltav dv^BOi %ttl fpvXXoig maavtl xavaitBnXByfiivoig 6/ioiav slxt trjv
HtMtOiv. — Das Capital der zweiten Art ist nach Hitter, Erdkunde I.
S. 715, eine Nachbildung der Lotos-Frucht.
270 Aegyptiscfae Kunst. [224]
3. Interessant ist der Aegyptische Aufriss eines solchen Gapitfils,
durch ein Nelz entworfen, Descr. IV. pi. 62.
m
5. S. solche Atlanten, die indess nichts tragen, Descr. III. pi. 29.
Bekoni pL 43. Diodor beschreibt solche, nicht genau, durch: vnrjQtla&cti
d* awl toiv Hiovmv tfpdux nyixmv hxKaldsxa (lovoXid'a, I, 47. Nur bei
dem Berge Barkal, Gailliaud I. pi. 67 sq., kommen einmal Zwergfiguren
vor, welche wirklich einen Theil des Pfeilers tragen.
1 224. Als ein Zubehor der Tempelarchitektur sind die
Obelisken zu betrachten: vierseitige, auf eine niedrige
Basis gestellte, Pfeiler, die sich nach oben verjungen, und
2 mit einem Pyramidion schliessen ; gewohnlich aus Granit, .dem
pyrrhopoecilus oder Syenites der Alten, mit vortrefflich ein-
3 gegrabenen Bildwerken und. Hieroglyphen. Der Gebrauch
des Obelisks als eines Gnomon ist, so wie die Stellung auf
einer hohen Basis inmitten freier Platze, erst bei der Ver-
4 setzung einzelner nach Rom aufgekommen; in Aegypten ge-
hdrten sie zur Glasse der Stelen (Denkpfeiler) , und gaben
an, welche Ehren und Titel der Konig, der einen Tempel
erbaut, erweitert, reich beschenkt hatte , dafur von der Prie-
sterschaft empfangen babe, dass z. B. Ramesses als Aroeris,
5 welchen Re und alle Gotter lieben , geehrt werde. Die be-
ruhmtesten Obelisken waren in Heliopolis und Theben; von
da sind auch die ansehnlichsten der in Rom befindlichen.
1. Die VerjdnguDg betrdgt gewOhnlich Vs; das Verh<niss der untern
Breite zur H5he 1 : 9 bis 12.
2. Das Verfahren des Aushebens der Obelisken ist in den Stein-
brQchen von Syene noch deutlich zu seben. Rozi^re Descr. I. App. I.
Hittorf Precis sur les pyramidions en bronze dor^, employ^ par les anc.
Eg. comme couronnement de quelques uns de leurs ob^Iisques P. 1836.
4. Die Interpretation eines Obelisken von Hermapion bei Ammian
XVII, 4 (eins der schatzbarsten Fragmente des ganzen Aegyptischen Alter-
thums), welche leider durch die excerpireitde Hand Ammian's sehr gelitten
hat, muss wohl ungef&hr so in Ordnung gebracht werden:
'Aqx^'" ^^^ ^ov POTiov SifQfirjvbVfiiva l;|;ei or/;i;off9Epeorog ra^E'
AiyBi^HXio^ (n^atos?) Paetlsl^Pa/iiaTtj' SeSmQijusd'a sot naactv oUov-
fiiwiv fiita x^if^S paaiXsvBiVy ov "HXioq tpiXhl. Dies stand nlUnlich oben
Qber den drei Golumnen, welche mit den Sperbern, oder Falken, beginnen,
durch die auf vielen Obelisken Aroeris tlber jeder Reihe bezeichnet ist.
'AnoXXiovxQcixsqb^ (piXaXtfirig vlog "Hgmvogy ^Boyivvrirog xrictriS
TTJ^oiKOVfiivTjgy ov "HXiog ngoinQiyBV' aXxifiog ''AQtmg fiaeiXsifg^ Pafiiatrjgy
[224] Obelisken. 271
at naact V90titaxtai 7} y^ fitta dXyiijs xal 9'aifCovg' fiactXshg ^Pafiicrrjg
' Hliov natg ttiwv6§ios.
Zxixog SBvreifog, *j4»6llmv uQunQog 6 itgrmg in alri-
%tLag Bkcnotng Stctdijfuitog y tijv Afyvntov So^dsag xcxrijiuifog, uylao-
noiycag * Hliov noXiVy %ttl nrlaag rrfv lomrjv oixovftivipff noXvrifijjcag
tovg iv * Hliov noln d'sovg dvi^QV/isvovg, ov "Hltog ipilii.
Sxixog rgirog. 'Jnollav xQatBQog * Hliov naig nafufptyyrjg,
ov "Hliog MQoixQivsv f xai ^/tQtjg aXxifiog idrnQijacno, ov tic aya^-it iv
nccvxl Suifniv$t xaf^o' [fiaailevg] dv*Afi/imv ayan^ \^PafiioTfjg] nlrjQmaag
tov vBtov rov ^ivixog aya^dv [Pacilsifg ^Puniotrig] m ol ^sol t^irjg
XQovov idoiQijecivto. Die durch Klammern bezeichneten Erg&nzungen
fordert die symmetrische Einrichtung aller Obelisken.
['£<p' -^liov dvofimv,]
[Zrixog xQioTog,] Die Uebersclirift aller drei Golumnen: "Hliog
(^Bog (liyng dEOnovjjg ovqovov {^aailBi *Pa/i4otij]. dtdnffi^fiai tfof §iov
ctftQooKOQov. Steht jetzt am falschen Orte.
'AnolXmv nQatiQ 6g [tpilalij^g] vlbg^ "HQmvog, fiactlivg oinov-
liivrig 'PafiioTrig, og i<pvla^€v Atyvnxo9 xovg itllo$%'viXg viwjoagy ov
Hltog qttlii, i nolvv XQOVov ttorjg idtt^iftfavro d^tol, diOitOTr^g oinov*
HSVfjg ^Pa/iiarrjg aitovofiiog.
Stixog dtvTiQog. 'Anollav KQaviQog xvQtog diudi^fiaTog
dvBinaOTogf [og rmv 9b]iov avdQidvtag dve9ijxtv iv x^de xy paoilBi^,
SscnoxJig AlyvmoVy xal inoOfirfCkv * Hliov noliv o/ioimg nal ainov" Hliov
dBanoxTfv ovQavov' 6vvexelevxri0Bv igyov dyad'ov *^liov nalg fiacilsvg
ait9v6§iog,
[Zxixog Xifixog.] Fehlt.
[To §6qhov.]
[Sxlxog nQcoxog.] Allgemeine Ueberschrifl. "Hltog dtcnoxfjg
ovQavov ^Pttfiiax^ paotlBV SBdmQijfiai coi x6 xQoxog xai xijv xaxa ndv-
xmv i^ovciav. Die erste Golumne fehlt.
[Sxixog devTcpo;.] Fehlt.
Zxixog xQixog. 'Anollav [xQaxegog] tpilali^^rig dBcnoxrjg
XQOvmVy [ov] xal "Hqfaioxog 6 xSv ^tav naxriQ nQoixQivev Sici xov "Agia*
§a6iltvg ^PecfiioTfig] nayxocgrjg * Hliov nalg xai i^ico * Hliov tpilovfisvog'
[fiaotlivg ^Pafiioxfjg ]
*A(prjlicix7jg.
Zxixog itQioxog, Ueberschrifl: 'O dtp' * Hliov noUtog fieyag^Bog
ivovgdviog [^Pafiiatrj fiaailti' 8td<6Qi]fiai eoi ]
'Anollmv xQaxBQOg [(pi,lalTJ^g]''HQ<ovog vlog^ ov''Hliog 1770)-
yrjatv, ov ol d'sol ixifiJjaaVj 6 ndarjg yrjg §aatUvmv, ov^Hliog ngoi-
xQtviv 6 dlntfiog dice xov "AQsa §aailevg, ov 'Afifimv tpilu ( Pccfiiaxrjg]'
xai 6 nafitpiyyrjg avyxgivag aimviov fiaotlia
272 Aegj'ptische Kunst. [224]
[Zvixog diVTBifog.] Fehlt.
[Srixos T Q IT og.] Fehlt.
KQrzer wird die Dedications-Inschrift eines Obelisken, den Sesonchosis
dem Serapis weihte, von Jul. Valerius de r. g. Alex. I. 31 angegeben. Vgl.
sonst Zogga de Ob. p. 593, Heeren Ideen U, 2. S. 415. GbampoUion
Precis p. 146 fif.
5. Manche der Obelisken in Rom sind spater, in einem rohen und
nachgemachten Style, gearbeitet, wie der Pamphilius, Barberinus, Sallustius
nach ZoSga. Unter den alten, echtSgyptischen , sind besonders wichtig:
a. Der von Thutmosis geweihte, aus Theben nach Alexandreia
und durch Gonstantius n. nach Rom gebracht und im Circus aufgestellt,
hier der grOsste von alien (sonst 148, jetzt 144 Palmen), 1587 unter
Sixtus V. von Fontana vor dem Lateran aufgestellt. Abgebildet bei Kircher.
b. Der von Seraenpserteus (nach Plinius, wobei man aber eine
A'^erwechslung mit dem folgenden annehmen muss) d. h. Psammetich, dessen
Namen man noch daran liest, in Heliopolis aufgestellte , von August im
Campus als Gnomon errichtete, 72 od. 76 Fgss nach den Alten, 9472
Palmen nach Neuem hohe, von Pius VI. auf Monte Citorio von neuem
aufgestellte. (Dieser hat nur 2, nicht 3 Golumnen.) Abgebildet bei ZoSga.
Bandini Gomm. de obelisco Augusti. 1750 f.
c. Der von Sesostris oder Ramesses dem Grossen (nach der
Voraussetzung der Verwechslung) zu Heliopolis geweihte, von August im
Circus, 1589 von Fontana an der Porta del Popolo (daher Flaminius auf-
gestellte, nach den. Alten 85, 87 oder 88 Fuss, jetzt 107 (vorher 110)
Palmen. Bei Kircher. Nach Ammian kdnnte nur dieser der von Hermapion
erklMe sein; auch findet sich richtig stets in der ersten und dritten
Golumne Ramesses Name; aber in der zweiten stets ein andrer, Manduei
nach (^ampollion, welcher deswegen eine vOllige Verschiedenheit der beiden
behauptet. (Wenn nicht etwa dies Schild nur die Bezeichnung von
Heliopolis ist?).
d. Der Obelisk zu Gonstantinopel, §. 193, 4, dessen Aufrichtung
an der Basis desselben abgebildet ist.
e. f. Die zwei schOnsten in Aegypten waren die Thebaeischen, bei
Luxor, 110 Palmen hoch, deren Hieroglyphen auf dieselbe Art, wie bei
Hermapion, angeordnet sind. Descr. III. pi. 2. MinutoU Tf. 16 — 19. Einer
davon ist neuerlich nach Paris gebracht. Andre in Theben, auch in Helio-
polis. Obelisk in Luxor Annali d. I. V. p. 299.
g. Der in Alexandreia, die sogen. Nadel der Kleopatra. — Die
Alten sprechen von noch grOssem, als die vorhandnen; Diodor von einem
des Sesostris, 120 Aegypt. Ellen hoch.
Mich. Mercati degli Obelisci di Roma. R. 1589. 4. Athan.
Kircher Oedipus Aegyptiacus. R. 1652—54. 3 Bde. f. Desselben
'*
[225] Pall&ste, Mausoleen, Pyramiden. 273
Obeliscus Pamphilius. 1650. Obelisci Aegytiad praeterito anno inter rudera
templi Minervae effossi interpretatio. 1666. ZoSga De origine et usu
Obeliscorum. R. 1797. Cipriani sui dodici Ob. Eg. che adomano la citta di
Roma. R. 1623. Rondelet Tart de Mtir. T. I. pi. 1. [Ungarelli Inter-
pretatio obeliscorum urbis ad Gregorium XVI. R. 1842. fol. vgl. Bullett.
1834. p. 159.]
225. Die P alias te der Konige in Aegypten sind ent- 1
schiedene Nachbildungen der Tempel, wie die KSnigsstatuen
der Gotterbilder, und der Hauptunterscliied ist, was die Ar-
chitektur anlangt, nur der, dass die Raume, besonders die
hyposlylen Sale, noch grosser (wie besonders bei dem colos-
salen Pallast von Karnak), und die hinteren, eigentlich be-
wohnbaren, Gemacher ausgedehnler und mannigfalliger sind.
Auch die Anlage der Itfausoleen ist, nach Diodor's Be- 2
schreibung des Osymandyeion , nicht wesentlich verschieden.
An die Hofe und Saulenhallen schliessen sich hier Speisesale,
auch eine Bibliothek; als Schluss des Ganzen erhebt sich,
am hochsten gelegen, das Grabmal, welches der Fiirst sich
selbst bei Lebzeiten errichtet.
1. Bei dem Pallast von Karnak folgen sich vier Pylonen; ein
Hypostyl von 318 X 159 F., mit 134 Saalen, die hOchsten 70 Fuss
hoch. Descr. III.
Ein Gesammtpallast vieler Herrscher (nach Herodot von den Dode-
karchen, nach Strabon's Meinung von Ismandes, nach Manethon von
Lachares (Laboris, Sesostris Nachfolger, von der zw5lften Dynastie), nach ..
Diodor von Mendes gebaut) war der Labyrinthos; die Pyramide als
Schluss vertritt den ra^og des Osymandyeion. Ueber die Anlage des
Ganzen vgl. Letronne zur G^gr. de Strabon T. V. p. 407 und in Malte-
b run's N. Annales des Vqy. T. VI. p. 133.
2. Die Ruinen (Descr. II. pi. 27 ff.), welche JoUois und Devilliers
fiir das von Hekataeos von Abdera beschriebene Osymandyeion hielten,
sind zwar lange nicht so grossartig, wie dieses war, aber zeigen doch
grosse Uebereinstimmung des aligemeinen Plans beider Mausoleen. Letronne
M^m. sur le Mon. d'Osymandyas, bezweifelt die Existenz des Osym. des
Hekataeos; Gail Philologue XIII und M^m. de Tlnst. Roy. VIII. p. 131
vertheidigt die Meinung der Verf. der Descr. Osyraandyas oder Ismandes
war kein geschichtlicher KOnigs-Name, nur ein Beiname, wahrscheinlich
von Erbauern grosser Denkm&ler; besonders hiess nach Strabo so der
Amenophis-Memnon (XVII. p. 813. vgl. 811). Vgl. §. 218. Anm. 3.
O. VfllUr't Areha«o]ogl«. 4. Anil. 18
274 Aegyptische Kunst. [226]
1 226. Die ubrigen Grabmonumente zerfallen in zwei
Classen. I. Die Pyramiden, viereckige und rechtwinklige
tumuli (eine Form von Grabhugeln, die auch sonst im Orient
gefunden wird), zu den ungeheuersten Gebauden ausgedehnt.
2 Die ansehnlichsten Pyramiden liegen auf Plateaus der Liby-
schen Bergkette, um Memphis herum, in mehrem zum Theil
symmetrischen Gruppen, von Kunststrassen, Dammen, Gra-
ben und Hypogeen umgeben. Die Grundflache, ein Quadrat,
3 ist nach den Himmelsgegenden orientirt. Sie wurden zuerst
in grossen Terrassen aus Ealkstein (nur kleinere aus Back-
steinen) emporgethurmt, und dann erst die Terrassen ausge-
fullt; die Bekleidung geschah mit Steinen, welche Politur an-
nahmen, und auch mit Sculpturen verziert wurden ; sie ist jetzt
4 meist weggenommen. Der Eingang zum Innern, den ein ein-
ziger herausnehmbarer Stein verschloss, ist schwer zu finden ;
durch ihn gelangt man zunachst in schmalere und breitere
Gauge, welche am Ende in eine oder mehrere Kammern fuhren ;
die ansehnlichste enthalt den Sarkophag des Konigs. Nir-
5 gends findet sich eine Spur von Wolbung. Senkrechte
Schachte (einen solchen hat man in der Pyramide des Cheops
entdeckt) fuhrten wahrscheinlich zu dem Nilcanal im Grund-
felsen, von welchem Herodot spricht.
2. [Zofiga de Obel. p. 379—414.] Die Pyramide des Cheops, die
grGsste von alien, bei Ghizeh, ist nach Grobert (Descript. des Pyr. de
Ghiz^) an jeder Seite 728 Par. F. lang, nach Jomard (Descr. T. II. ch. 18
und die damit verbundenen M^moires T. II. p. 163) 699, nach Goutelle
{M6m. II. p. 39) 716Va; die verticale HOhe 448 oder 422 oder 428V4 F.
Der zweiten des Chephren gibt Belzoni (der sie gedfTnet) 663 Engl. F.
Breite, 437 Vs H5he. An jener arbeiteten nach Herodot 100,000 Menschen
40 J. lang; man z&hlt 203 Steinlagen, die einzelnen von 19 ZoU bis 4 F.
4 ZoU HOhe.
Die Nubischen Pyramiden sind viel kleiner, von schlankerer
Form, mit vorspringenden StAben an alien Ecken, meist aus Backsteinen.
Nicht selten haben sie Vorhallen mit Pylonen und Sculpturen und Hiero-
glyphen darauf. Cailliaud I. pi. 40 sqq.
3. S. liber den Bau Plin. XXXVI, 17. Herod. II, 125. Meister de
pyramidum Aegypt. fabrica et fine. K Comtr. Soc. Gott. V. cl. phys.
p. 192, besonders Hirt Von den Pyramiden. B. 1815. Der Bau mit Back-
steinen w4r sonst in Aegypten sehr gewdhnlich; Privatgebaude bestanden
wohl meist daraus; vgl. Aristoph. VOgel 1133. vgl. Rosellini II, II.
[227] Hypogeen. 275
Reliefe der Backsteinbereitung durch die Juden pi. 49. Sculpturen an
Pyramiden erwahnt Herod. II, 148; sie sind mil der Bekleidung verloren-
Im Innem der Pyr. hat man nur bei der neuerOfifneten von Sakkarah an
einer Thur Hieroglyphen gefunden. Minutoli Tf. 28, 4 a.
4. Tbeils liegen liber den G&ngen lange SteinblOcke queriiber; auch
treten die W&nde der breitem Gallerien nach oben zusammen; theils sind
die Steine giebelf&rmig gegen einander gestQtzt; im Hauptgemach der
Pyramide des Cheops findet sich ein doppelter Plafond. Dies Gemach ist
18 F. hoch, 3:2 lang, 16 breit, von Granitquadem nmgeben, ohne alle
Verzierung. In das Innere dieser Pyramide, des Cheops, ist neuerlich
besonders Caviglia weit vorgedrungen.
Yon frdhem Schriflstellern ilber Pyramiden sind de Sacy zu Abdallatif,
Langlte zu Nordens Voy. T. Ill , Beck, Anleitung zur Kenntniss der Welt-
gesch. I. S. 705 ff., lebrreich. Sylv. de Sacy sur les noms des pyramides
im Mag. encycl. a. VI. N. VI. p. 419. [J. J. Ampere Voyage et recherches
en Eg. et en Nubie, III. Pyramides, in der Revue des deux mondes
T. XVI. p. 660-89.]
227. II. Unterirdische in den Felsen gehauene An- 1
lagen, Hypogeen. Diese liegen den Nil entlang uberall
an der Libyschen Bergkette und unter den angrenzenden Sand-
feldem. Die ansehnlichsten haben vorn einen Vorhof unter 2
freiem Himmel, einen bogenformigen Eingang (Bogen aus
keUforniigen Steinen construirt gehoren sonder Zweifel saramt-
lich in das Griechische Zeilalter); dann folgen Gange, Kam- 3
mern, Sale, Nebengange mit Schachten oder Gruben, in
denen Mumien liegen ; als Schluss 5fter Estraden mit Nischen,
in denen Gotterfiguren in Hautrelief sitzen. Die Grosse der
Gange und Karamem ist sehr mannigfach (oft verstatteten
Mumien kaum den Durchgang), die Disposition hochst laby-
rinthisch. Die Griechen nannten sie Syringen, Hohlengange.
In grosserem Maassstab sind die Graber der Konige in 4-
dem Thale oberhalb der Nekropolis von Theben; die Gange,
welche sich gewohnlich in die Tiefle senken, breiter; die Kam-
mem grosser und mit Pfeilem, welche die Decke stutzen, ver-
sehn. In dem von Belzoni entdeckten Grabe ist der Haupt-
saal gewolbartig ausgehauen, sehr gross und in hohein Grade
prachtig geschmuckt; in ihm stand ein sehr dunn gearbeiteter
Alabaster-Sarkophag , welcher ohne Zweifel in einen noch
colossaleren eingeschlossen, selbst wieder viele andere schach-
telformig einfasste.
276 Aegyptische Kunst. [228]
1. Jollois und Jomard uber die hypog^s, Descr. T. I. ch. 9, 5. 10,
Unter den Alten besonders Heliodor Aeth. 11, 27. Ammian XXQ, 15.
2. Das Gesagte gilt von dem bei Belzoni pi. 44. n. 2 abgebildeten
Bo gen (der andere dort mitgetbeilte ist kein eigentlicher). Ygl. Gailliaud
Voy. k M6ro6 11. pi. 33.
4. S. Costaz, Descr. T. I. cb. 9, 5. 11. Belzoni pi. 39. 40. Belzoni
hat auch ein Modell dieses Grabes zu London und Paris ausgestellt.
Description of the Eg. Tomb dlicovered by G. Belzoni. L. 1822. Sicher
gehdrt es einem Thebaeischen Kdnig, nach Ghampollion dem Ousirei-
Akencheres I., von der XVIII. Dynastie, dem Menephthah I., Vater des
Rhamses-Sesostris, nach der Beschr. Roms II, 2. S. 439. Die dritte Grotte
an der Wesiseite des Thais hiess nach Griechischen Inschr. die Memnonische
Syrinx, Transact, of the R. Soc. of Liter. I, I. p. 227. II, I. p. 70.
Die Unter-Nubischen Mo nam en te, deren Bestimmung meist
sehr ungewiss ist, mOchten zum Theil blosse Ehrendenkmftler, Keno-
taphien, Aegyptischer KOnige sein. Die Slteren im Thai gegen Westen.
So ist offenbar die groese Grotte von Ibsambul ein Denkmal Ramses des
Grossen, dessen Bilder die Golosse am Eingange sind, und der in der
Statuengruppe der innersten Nische unter die Gutter recipirt dargestellt
wird. Die kleinere Grotte daneben ist ein Denkmal seiner frommen Yer-
ehrung der Gutter, namentlich der Athor.
8. Bildende Kttnste und Malerei.
a. Technik und Behandlung der Formen.
1 228. Die Aegyptier waren besonders gross in der Stein-
sculptur. In StoflF und Form tragi bei ihnen die bildende
2 Kunst einen architektonischen Charakter. Ihre Statuen,
oft aus den h^rtesten Steinen, aus Granit, Syenit, Por-
phyr, Basanit, meist aus feinkornigem Sandstein, und in
kleinerem Maassstab aus Haematit, Serpentin, Alabaster mit
meisterhafter Sicherheit gehauen, sind in der Kegel bestimmt,
sich an Pfeiler, Wande, Pylonen zu lehnen und Arehitektur-
flachen zu schmueken. Bei sitzenden herrscht daher die volligste
Ruhe und Regelmassigkeit der Stellimg; stehende schreiten
3 auf eine steife Weise; die Arme liegen dem Korper an. Die
Gi-osse ist oft sehr colossal; auch der Transport dieser Ciolosse
4 war eine schwierige Aufgabe. Die Behandlung der Form
geht stets in's Allgemeine ; sie hat darin eine gewisse Richtig-
1228J Steinsculptur. 277
keit, und macht durch den einfachen Schwung der Hauptlinien
einen grossen Eindruck; aber die Formen sind mehr geome-
trische, als organische, und durchaus mangelt das Leben und
die Warme in der Aufifassung des Einzelnen. Die einzelnen 5
Theile des KSrpers sind nach einem nationalen Grundtypus
gebildet; auch folgten die Aegyptischen Kunsller einem festen
System der Proportionen. Doch werden auch Abweichungen 6
in den Verhaltnissen imd Formen bemerkt, die von der Ver-
schiedenheit der Gegenden und Zeiten abhangen. Die Formen 7
der Geschlechter werden gut unterschieden ; dagegen hat sich
von Charakteristik verschiedenartiger Personen durch Modi-
fication der Gestalt, von einer bestimmten Unterscheidung in
der Bildung der Gotter und Konige, bis jetzt noch nichts
Sicheres nachweisen lassen. Die Aegyptische Eunst unter- 8
scheidet die Personen durch Farbe, durch Bekleidung, welche
mit Sorgfalt, aber Steifheit behandelt ist, besonders durch die
mannigfachen Arten des Kopfputzes, endlich durch Anfugung
von Thier-KSpfen , Flugeln und andem Theilen. Lebendiger 9
und tiefer als die Menschengestalt ist die Thiergestalt auf-
gefasst, zu deren bev7underungs voUer Beobachtung die Aegyptier
ihre natiirliche Neigung von Anfang an hintrieb, wie ihre Reli-
gion beweist; auch die Verschmelzungen verschiedner Thier-
figuren sind oft sehr glucklich, oft freilich auch im hochsten
Grade phantastisch und bizarr.
3. Der Cbloss von Ramesseion (dem sogen. Osymandyeion) wird
aus den Fragmenten auf 53 Par. Fuss 10 ZoU berechnet; der Osymandyas
des Diodor war gegen 60 Fuss hoch. Ueber die Art der Forth ringung
belehrt das Thebaeische Relief bei Minutoli Tf. 13.
5. Nacb Diodor I, 98 theilten die Aeg. KiinsUer den menschlichen
KOrper, d. h. die L^ge, in 21 V* Theile; wobei vielleicht die NasenlSnge
die Einheit hildet Die Brust im Ganzen breit; der Leih nach unten
schmaler; der Hals kufz; die Fusse, besonders Zehen, lang; die Kniee
scharfgezeichnet, oft mit besonderer Sorgfalt und Pracision behandelt.
Die Nase breit und rund ; die Augen (welche bisweilen eingesetzt wurden)
vorgewOlbt; der Stimbogen ohne Scharfe; Augen- und Mundwinkel etwas
nach oben gerichtet; der Mund breit und die Lippen stark; das Kinn
meist kleinlich; die Ohren lang und hochsitzend. Das Letzte ist Eigen-
thumlichkeit der Ra<^e, nach Dureau de la Malle, Anii. des Sciences natur.
1832. Avnl. Der Bart erscheint als ein kunsUicher Ansatz, dessen Binder
man oft deutlich lUngs den Wangen wahmimmt. Vom Kopfhaare sieht
278 Aegyptische Kunst. [228]
man nur bei Phthas eine Flechte hervorkommen. S. besonders den colos-
salen Granitkopf des grossen Ramses aus dem Ramesseion, jetzt im Brit.
Museom. Descr. 11. pi. 32, besser bei Noehden, Amaltbea II. S. 127.
Specimens n, I. Hierogl. pi. 10.
6. Hauptabweichungen scheinen : 1. die sanfteren, dem Griechischen
Ideal mehr genSherten Formen mancher, besonders kleinerer, Figuren aus
spS.terer Zeit. 2. die plumperen Proportionen und Formen, die besonders
in Ober-Nubien gefunden werden. Frauen mit dicken Leibern und h^gen-
den Brilsten (Gailliaud I. pi. 20. vgl. Juven. XIII, 163). Sonst ist im
Allgemeinen strengere Zeicbnung und* sch^rfere, muhsamere Arbeit In-
dieium des hGhern Alterthums; die Sculpturen der spSltem Ptolemaeer-
und ROmerzeit machen sich durch Nachl§ssigkeit und Gharakterlosigkeit
kenntlich. Rosselini II, 11. 8teigen Ton Seiten des Fleisses, vor Ramesses V.
(Sesostris) an Sinken ; aber unter den folgenden KOnigen der grSsste Fleiss.
Unter den Ptolemaeem gute Rundung und Musculatur der Figuren.
Minutoli Einige Worte uber die Verschiedenheit des Styls in den Aeg.
Kunstdenkm. , so wie tLber ibre Aehnlichkeit und scheinbare Stammver-
wandtschaft mit denen anderer VOlkerschaften. B. 1835. Heidelb. Jahrb.
1835. S. 37 fg,
7. Portratgemalde, Amasis, Herod. II, 182.
8. Die Haupttracht der Aegyptier waren baumwollene Ghitonen
(pvaaivai italaaiQisg); bei M^nnem oft nur urn die Lenden geschlagene
Tucher (unter der Brust gegflrtete giv66vbSj Diod. I, 72). Obwohl sehr
diinn und zart, bilden sie doch, gesteift, gradlinige und vortretende Falten.
Die Streifen des Zeugs werden durch Sculptur, oft auch durch Farbe
bezeichnet. Brustscbilder waren ein Hauptschmuck. Eine enganscliliessende
Haube, die allgemeine Nationaltracht, wird zur Bezeichnung priesterlicher
Wurde mannigfach erhdht und geschmQckt. Dahin geh5ren die paailttai
(vgl. Diod. I, 47) mit nanlSeg und (pvXaxTr,Qia in der Inschr. von Rosette;
darunter das na%%vT, flber dessen Gestalt Champollion und Young differiren.
30 coeffures hieroglyphiques stellt Denon pi. 115 zusammen.
9. Am haufigsten sind Widder (aber meist mit LOwenklauen und
Schwanz), LOwen, die wilden Hunde oder Schakals, allerlei Afifenai'ten
(xvvoxaqpaiot) , Ibisse u. s. w. Vortreffliche Abbildungen beinahe aller
Quadrupeden und Vogel Aegyptens sind gesammelt in Rosellini's Monum.
deir Eg. Atlas I. Granit-Lfiwe, Specimens II, 2. — Sphinxe oder Andro-
sphinxe (d. h. Menschensphinxe) sind LOwen mit ifenschenkOpfen. Die
ungeheure von Ghizeh, welche Gaviglia ofFen gelegt, ist aus dem Felsen
gehauen, mit Ausnahme der Yordertatzen, zwischen denen ein Tempelchen
lag. Hierogl. pi. 80. Andere Compositionen : L(5wen-Sperber; LOwen-
Uraeus mit FlQgeln; Schlangen-Geyer ; Schlange mit Menschenbeinen u. dgl.
Wahrend die Griechen in ihren Combinationen der Art von Menschen den
Kopf am meisten festhalten, opferten die Aegyptier diesen am ersten auf'
[229, 230] Arbeit in Reliefs. 279
229. Weit weniger, als die runde Statue, gelang den l
Aegyptiem die Aufgabe, das optische Bild des menschlichen
KSrpers auf die Flache zu ubertragen, in Relief darzu-
stellen. Das der unmundigen Kunst natflrliche Bestreben, 2
jeden Theil des KSrpers in einer moglichst deutlichen und
leicht zu fassenden Gestalt darzustellen, wirkt hier uberall be-
stimmend und behindernd ein. Fur die Vorstellungen aus 3
dem Cultus bildete sich eine feste typische Darstellungsweise
der Korper und ihrer Bewegung; mehr Naturlichkeit herrscht
in der Auffassung hauslicher Scenen; wo aber die Eunst
kriegerische Begebenheiten von grossem Umfange schildem
will, tritt bei dem Streben nach Mannigfaltigkeit der Hand-
lungen und Bewegungen das Ungeschick der Kunstler am deut-
lichsten hervor; auch sind solche nachlassiger behandelt. Die 4
Reliefs der Aegyptier sind seltner eigentliche Basreliefs, der-
gleichen man mil sehr geringer Erhebung von der Flache
auf Steintafein, Stelen flndet; gewohnlicher sogenannte
Koilanaglyphen, basreliefs en creux, bei denen die
Gestalten sich in einer eingeschnittenen Vertiefung erheben.
Das mattbehandelte Relief sondert sich dabei angenehm von 5
der polirten Flache umber ab, ohne den architektonischen
Eindruck unangenehm zu unterbrechen. Die Scharfe und 6
Pracision in der Arbeit der oft ziemlich tief eingeschnittenen
Figuren ist bewundernswurdig. Doch hat man sich, beson-
ders an ausseren Wanden, auch oft begnugt, blosse Umriss-
linien einzugraben.
2. Daher die Brust von vorn, HQften und Beine von der Seite,
Kopf von der Seite (KOpfe von vorn kommen oft in Hieroglyphen » aucb
bisweilen in freieren Darstellungen, wie Schlachtstilcken, aber hOcbst selten
in Cultusdarstellungen vor, s. das Gem&Ide bei Minutoli Tf. 21, 3), und
doch die Augen von vorn; die Schultem und Arme sehr eckig; sehr oft
sind auch die HlUide beide rechte oder linke.
230. Auch in gebrannter Erde wurde Vorzugliches 1
gearbeitet, theils Geschirre, zu denen auch die sogenannten
Kanoben zu rechnen sind; theils kleine Figuren von Gottern
mit blauer und gruner Schmelzfarbe, meist recht kraftig
entworfen, und zu vielen Tausenden fabrikmassig gearbeitet.
Auch die Scarabaen sind noch ofter aus gebrannter Erde 2
als aus Stein (Amethyst, Jaspis, Agath, Gomalin, Lapis-
280 A^yptische Eunst. [280]
lazuli u. a. m.), obgleich auch die Glyptik, selbst in
3 Aelhiopien , friihzeitig zu Hause war. Kunstwerke aus
Me tall waren viel seltner; und hier haben die Aegyp-
tier den Griechen die Haupterfindungen ubrig gelassen,
wShrend sie in der Steinsculptur ihre Vorganger waren.
4Auf Me tall zu malen, war wenigstens in spaterer
Alexandrinischer Zeit eine Aegyptische Kunst; auch die
Fabrication von buntfarbigen Glaswaaren bluhte in Ale-
xandreia, und wahrscheinlich schon bei den alten Aegyptiern.
5 Die Holzschnitzerei war zwar in Aegypten durch den
Mangel an Material beschrankt, doch gab es holzeme Bilder
von Gottem und Menschen in grosser Anzahl; die wir uns
nach den Deckeln der Mumien vorstellen kOnnen.
1. Aegyptische TOpfe Descriptio II. pi. 87 ff. V. pi. 75. Kanobos
ist eigentlich wirkliche Benennung eines Gottes §. 220, 3), und zwar des
Agathodaemon Enuph, der als ein Krug zum Durchseihen des Nilwassers
(Suidas s. Y.) mit einem Menschenkopfe dargestellt wui'de. Hemach
nennt man alle ahnliche TOpfe — von sehr verschiedenem Umfang und
Stoff — Kanoben. Die Kanoben bei den Mumien, mit den vier Kdpfen
(§. 232, 3), sind oft mit Emailfiguren gefuUt, oft auch massiv. Viel solche
Terracotta - Figuren Descr. V. pL 67 fif. Ghinesische Vasen in alten
Aegyptischen Grilbem, J. F. Davis in den Annali d. Inst. IX. p. 321.
[Ein Amerikaner, der lange in Ghina gelebt, versicherte dergleichen Vasen,
die er in Aegypten bei dem Englischen General-Gonsul fand, sogleich als
Ghinesisch erkannt zu haben. Auch in der Aegyptischen Sammlung zu
Florenz befinden sich mehrere.]
2. Die Aegyptier brauchten viel Siegelringe; selbst Opfer werden
von dem Sphragisten besiegelt. Von den aqppaytdes der Aethiopen, die
sie mit einem scharfen Steine gruben, Herod. VII, 69. Die Scarabaeen
finden sich bei Mumien, an Schnuren auf der Brust, gewdhnlicher lose
zwischen den Mumien-Bandagen ; theils grdssere, offenbar Amulete, theils
kleinere, an Faden zu reihen, in ungeheurer Anzahl, oft mit Kdnigsnamen.
Unter 1700 in Turin sind 172 mit Thutmosis-Namen. S. Quintlno's
(Lezioni int. a div. argom. d'archeol. V[) Ansicht: diese letztern seien
Scheidemiinze , wird durch den Ps. Platon. Eryxias p. 400 einigermassen
bestatigt. Abbildungen Descr. V. pi. 79 ff. Steihbuchel Scarab^es Egypt,
figures du Mus^ des Ant. de S. M. TEmpereur. Wien 1824. Bellermann
Qber die Scarabaeen-Gemmen. B. 1820. 21. — Auch Halsketten und anderer
Schmuck aus Schmelz ist an Mumien nicht seiten. Unendlich viel davon
ist in England, [Italien, Deutschland, Holland] und Franki^ich in dffent-
lichen und Privatsammlungen aufgehauft. Vasen, Flaschen von Gold und
[290] GlypUk, Malerei. 281
Silber, Glas u. a. Material, Edinb. New philos. Journ. 1838. Apr. Jul.
p. 101, aus Wilkinson. [Wilkinson Manners and customs of the anc.
Eg. Vol. 2. ch. 7. p. 342 sq. 2. ed. Ueber Kunst und Kunstwerke Qber-
haupt Vol. 3. ch. 10. p. 264 sq.]
3. Von ehernen Bilds^ulen in Aegypten scbeint keine Nach-
richt zu sein; einer goldenen gedenkt Herod. II, 172. Die goldenen und
silbemen Weibgeschenke bei Diodor beweisen nichts fCir Bildwerke. In
Sammlungen aus Aegypten finden sich oft kleine Bronze-Figuren von
GGttern und heiligen Thieren, nett und scharf bearbeitet. Auch die rftthsel-
hafle Figur des Honis?, welcher, auf Krokodilen stehend, Scorpionen und
wilde Thiere mit den Handen zusammendriickt, kommt hftufig in Bronze,
wie in Stein und Terra-Gotta, vor; sie trSgt aber immer ein spates Ansehn.
Goldne BlSttchen niit dem Auge, dem Uraeus, dienten als Amulete.
4. Von Malerei auf Silber bei den Aegyptiem Plin. XXXIII, 46.
Ganz genau entspricht den Ton Plinius erwfthnten Vasen (tingit et Aegyptus
argentum, ut in vasis Anubem suum spectet etc.) die Kanne, welche im
October 1831 bei dem Dorfe Egyed im Oedenburger Comitat in Ungarn
gefunden worden. Sie besteht aus Kupfer, welches aber uberall mit Silber-
blech liberzogen ist, darauf sind Aegyptische GOtterfiguren und entsprechende
Verzierungen aus GoldfSden und Silberplfittchen gelOthet, der ubrige Grund
aber ganz mit einem braunrothen Lack t&berzogen, wahrscheinlich dem-
selben, dessen Bereitung Plinius lehrt. Eine unvollst&ndige Mittheilung
darQber von Rosellini, Ann. d. Inst. V. p. 179. M. I. tv. 56; eine genauere
von Jankowich Mikl6st61, s. A. Magyar Tud6s Tacsas^ Evkoenyvei T. I.
p. 354 und die lieigefCigten drei Kupfertafeln, deren Mittheilung mit genauer
Nachbildung der Farben ich Herm Petrowich aus Ungarn verdanke. Hofr.
Hausmann theilte mir folgende Bemerkungen mit: >Die naturliche Ver-
bindung von Silber, Kupfer und Schwefel hat ein ganz anderes \'erhaitniss
als Plinius fQr die Mischung angibt. Darin mag vielleicht die Verschieden-
heit der Farbe liegen, die bei jener zwar etwas in das Rdthliche oder
Violette sticht, aber doch nicht braunroth ist. Mit der Angabe des Plinius
aber stimmt die in Prechtls Technologiscber Encyklopadie Bd. 5 angegebene
Verfertigungsait des Niello grdsstentheils Clberein: nur das Blei erwShnt er
nicht. Die Arbeit der Isistafel zu Turin kommt doch nach dem, was ich
mir dariiber notirte, nicht ganz mit der an dem Gef^ss von Egyed liberein.
Die Isistafel besteht aus Kupfer mit eingelegter Arbeit von Silber. Man
erkennt deutlich, dass das Kupfer auegegraben und das Silber eingelassen
worden. Drei Reihen Figuren rings umber, die durch Silber dargestellten
Umrisse oft sebr fein. Von einem Lack babe ich nichts wahi-genommen.*
[Fein mit Silber eingelegt sind auch manche der zierlichen antiken Bronze-
figurchen in Neapel und anderwarts.] Verwandter Art ist die tabula
282 Aefi^ptische Eunst. [231]
Bembinaf in Rofci gefunden, jetzt in Turin, ein Emailgemitde auf Bronze,
die Umrisse mil Silberf&den ausgeleg^, wahrscheinlich fdr R5mischen Isis-
dienst bestimmt. Bei Montfaucon, Caylus Rec. T. VII, Pigiiori Mensa
Isiaca. R. 1 605. Lessings Fragmente ilber die Isiscbe Tafel, Verm. Schriften
X. S. 827 fr. Boettiger Archaeol. der Malerei S. 36. Oberlin Orbis ant.
p. 267. Ueber die Glasarbeiten Boudet sur Tart de la verrerie n4 en
Egypte, M6m. T. II. p. 17. Vgl. Minutoli Tf. 21.
6. S. Herodot. II, 130 von den Kebsweiberh des Mykerinos, c. 143
von den 345 Oberpriestem in Theben in hdlzernen Golossen, auch c. 182.
HOlzeme Figuren im Osymandeion, die ein Gericbt darstellen, nach Diodor.
Die Mumiens&rge sind den Bildem des Osiris and der Isis nacligebildet ;
oft mit vergoldeten Gesicbtem. HOlzerne Figuren, auch Reliefs, bemalt,
sihd in Museen nicht selten. Alles aus Sykomorholz, dessen hohen Preis
die sorgsame Zusammenleimung mancher Mumienkaslen aus kleinen Sp^nen
beweist. — Von elfenbeinernen Arbeiten Diod. I, 46.
1 231. Die Malerei geht von der Farbung von Statuen
und Reliefs aus, welche in Aethiopien wieder eng mit
2 dem Farben der lebenden Korper zusammenhing. Sie ver-
andert ihren Charakter nicht durch Uebertragung auf eine
Flfiche, es sei nun an den Wanden der Hypogeen, oder
auf und in den Mumienkasten, oder unmittelbar auf den
Byssusdecken der Mumien, oder auch auf Papyrus-Rollen.
3 Die Farben werden, mit Leim oder Wachs gebunden, auf
den Stein, den Anwurf von Stucco, oder bei Mumienkasten
auf eine dunne Gypslage, ohne Rucksicht auf Licht und
Schatten, ohne Mischung und Nuancirung, rein aufgetragen.
4 Dieselben einfachen Farbenmateriale werden, mit einiger doch
geringer Rucksicht auf die Lokalfarben der Natur, uberall
auf gleiche Weise angewandt, bisweilen scheint eine sym-
5 bolische Bedeutung dabei bezweckt zu sein. Ueberall aber,
auch wo blosse Federumrisse an die Stelle von Malereien
treten, herrscht das bestimmte, scharf ausgesprochne System
der Aegyptischen Zeichnung.
1. Nach Plin. XXXIII, 36 wurden die Vomehmen und die Gdtter
bei den Aeihiopen mit Minium bemalt; nach Herodot VII, 69 waren die
Aethiopischen Krieger balb mit Gyps, halb mit Minium gef^rbt.
2. Die Wdnde der Hypogeen sind mit rahmenartig eingefassten
Bildem geschmQckt, von deren Kunstweise und Gegenstdnden §. 233, 4.
[232] GegensUlnde. 283
Die Holzfutterale oder Kasten der Mumien sind von aussen mit
religUysen Gegenstftnden bemalt und beschrieben, und enthalten ein Todten-
Ritual, wie sonst die Papyrusrollen. (Daher, wo Holzfutterale der Mumien,
keine Papyrusrollen.) Die vollstfindigste Vorstellung geben Guigniaut Rel.
de rant. pL 45. Minutoli Tf. 36. 37. Im Innem des Kastens findet
sich unter der Mumie Gfter eine lebensgrosse Figur, die bei sp&tem Mumien
aus ROmischer Zeit einem Byzantinischen Bilde sebr fibnlich sieht. Gailliaud
II. pi. 66 sqq. Mumie des Pet-Mant-Icb-Mes im Museum der Insel Jersey,
Pettigrew Archaeol. Britann. XXVII. p. 262. — Ausfuhrlicbe Beschreibungen
der gemalten Mumiendecken und Kasten zu Miinchen gibt Wagen,
Denkschriflen der Muncbner Acad. 1820. Die sp^teste Art der Malerei
auf Mumiendecken zeigen die eben dadurch interessanten Dresdner Mumien
(Becker August T. I.) Enkaustische Malerei der Aegypter nach Rosellini
II, 11. Bemalte Humienrollen besonders bei Denon pi. 136 sqq.,
Descr. Y. pi. 44 sqq., Mai Catal. (§. 216, 3), Cadet Copie figure d'un
rouleau de papyrus tr. k Tb^bes dans les tomb, des Rois. 1805.
4. M&nner rOtblich (eine eigentbiimliche Fleischfarbe), Frauen gelb-
licher; Quadrupeden in der Regel rotb, VOgel meist griin oder blau, eben
so das Wasser, daher auch Ammon. Blau wird durch Kupfer-, Braun
durcb Eisen-Oxyd gewonnen. Ck)staz sur la peinture des Egyptiens, M^m.
T. III. p. 134. Boettiger Archaeol. der Mai. S. 25—100. Creuzer Com-
mentationes Herodoteae p. 385. John, Beilagen zu Minutoli's Reise 3. 4. 5.
Minutoli's Abhandlungen verm. Inhalts, zweiter Cyklus, I. S. 49. Baillif
und Merim^ in Passalacqua's Catalogue p. 242. 258.
b. Gegenstdnde.
232. Der Grundgedanke, welcher aus den neuen Ent- i
deckimgen uber die Bedeutung Aegyptischer Kunstwerke von
selbst hervorlritt, und von nun als Basis festgehalten werden
muss, ist der: die Aegyptier waren voUig ohne den Grie-
chischen DarstelUingstrieb , welcher das die Seele innerlich
ErfuUende und Bewegende darzustellen nQthigt, well es
schon und erhebend ist [§. 233 , 6]. Ihre Darstellung wird 2
uberall durch ausserliche Zwecke geleitet ; sie will bestimmte
Begebenheiten, Akte, Verdienste beurkunden; sie ist durchaus
historischer , monumentaler Art, gleichsam eine ausgeffihrte
Denkschrift. Schrift und Bild sind hier gleichsam noch un-
geschieden und zusammengewachsen ; daher auch das Bild-
werk ziemlich uberall von Hieroglyphenschrift begleitet wird,
284 Aegyptiscbe Kunst. [232]
deren Inhalt Bas erstre nur in grosserem Maassstabe ausfuhrt
3 und veranschaulicht. Die Cotter werden nicht an sich vor-
gestellt, sondem nur in Bezug auf ihre Feier; es giebt daher
keine rein mythologische Scenen ; sondem immer ist die Absicht,
die Huldigungen anzugeben, welche die Gottheit in einer ge-
4 wissen Modification oder Situation empfangt. AUe Cultus-
Scenen der Aegyptischen Kunst sind bestimmte Huldigungs-
akte bestimrater Individuen, Erinnerungsdenkmale an die der
Gottheit geleisteten Dienste. Mit Scrupulositat werden hier
unzahlige Arten von Darbringungen und Weisen, seine From-
5 migkeit zu bezeigen, unterschieden. Eben so wird das Leben
der Unterwelt stets als das Schicksal eines Einzelnen, als das
6 Todtengericht uber ihn, dargestellt. Endlich sind auch die
vermeinten rein wissenschafllichen Darstellungen des Himmels
zu Horoskopen einzelner Individuen aus spaterer Zeit herab-
gesunken.
3. Ueber Darstellungen aus Aegyptischem GOtterglauben und
Gultus: Hirt liber die Bildung der Aegyptischen Gottheiten 1821 (nach
Griechiscben Nachrichten). GhampoIIion's Pantheon Egyptien (nach hiero-
glyphischen und andern Beischriften). Kupfer zu Creuzer's Symbolik, be-
sonders zu Guigniaut's Bearbeitung (Religions de TAntiquit^, Planches, I.
Cah.). fK. Schwenck die Mythol. der Aegypter mit 13 b'thogr. Tafeln 1846
mit eindringendem Scharfsinn und grosser mythologischer Einsicht durch-
gefiihrt.] — Eine sebr wichtige Quelle der Aegyptischen Symbolik, sAich
wegen eigenthamlicher Verschmelzungen interessant, sind die Ton Trajan
bis M. Aurel als Caesar reichenden Nomen-Miihzen. S. Zo€ga Numi
Aeg. imper. R. 1786. Tochon d'Annecy Rech. sur les m6d. des nomes
de TEgypte. P. 1822. 4. Descr. V. pi. 58.
Sichere Personen der Aegyptischen Kunstmythologie scheinen
A. unter den GGttern:
I. Phthas, die Beischrift in pbonet. Hierogl.J^tah, in enganliegen*
dem Kleide, mit geschlossenen FQssen, an das aus vier Stufen bestehende
GerQst gelehnt (welches tcc xixzaffa &efitlia genannt wird, und wohl die
Elemente bedeutet, Reuvens Lettres a Mr. Letronne, I. p. 28 f.). Auch
zwergartig und ithypballisch , wie im T. zu Memphis, vgl. Toelken zu
Minutoli S. 426. Auch mit einem Skarabaeus als Eopf, Beischrift Ptah-
Tore (^(OQtly Reuvens a. 0. p. 14). Der Affe Kynokephalos sein Symbol
II. Ammon, Beischr. Amn, mit Widder- oder Menschenkopf, eine
doppelte, verschiedenfarbige Feder darauf, mit kClnstlichem Barte und dem
Scepter. Modificationen 1 ithyphallisch , die Geissel schwingend, mit
[232] GOttergestalten, Gultus-Scenen. 285
verbundenen Fflssen, mil Beischnft Aroni wird fdr deif Pan-Mendes
Yon Chemmis gehalten, der in seiner von Herodot erwShnten Bocksgestalt
noch nicht nachgewiesen ist. 2. als Aromon-Chnubis oder Knuphis (vgl.
Toelken zu Minutoli S. 374), Beischnft Nef, Nuf (mil gutturalem n, daher
Griechiscb Kvovtptg, aber in Zusammensetzung nsTevvovcpig), roit Bocks-
hOmem. Auch in Scblangengestalt , von den Griechen Agathodaemon
genannt. A)s Nilkrug in Kanobos §. 230, 1. 3. Mit der Sonne vereinigt,
als Amonra, Amonrasonter. HI. Der Sonnengott, Re, Phre genannt,
sperberkApfig {isQaxofiogtpog Horapollon) mil der Sonnenscheibe, woran ein
Uraeos. Verwandt scheint der Mandu, MavSovUs in einer Inschrift
von Talmis, dessen Bild oft ausgekratzt ist. IV. Thoyt, der IbiskOpflge,
als Grammateus unter den G5ttern dargestellt. Auch sperberkOpfig nach
Champ, als Hermes-Trismegistos, sein Emblem der gefiOgelte Discus (Tat).
y. Sochos oder Suchos, Souk, mit Krokodilkopfe ; auch durch ein Krokodil
mit umgebogenem Schwanze bezeichnet, auf MQnzen des Nomos von
Omboi. Zoega 10. Tochon d'Ann. p. 130. VI. Der Mondgott, Pooh
oder Pioh (p ist der Artikel), mit geschlossenen Fiissen, einer Haarflechte,
Mondsichel. Auch mannweiblich , den Aether besamend. VII. Osiris,
Ousri, menschlich mit Krummstab und Geissel (s. Macrob. Sat. I, 23),
besonders an seinem hohen Hute kenntlich. Das Auge ein Hauptsymbol,
VIII. Aroeris, Horus, Harpokrates, Arori, oft als Knabe, mit einer
einzigen Haarflechte, an der Isis saugend, auf Lotos sitzend. Auch sperber-
k5pfig. Den Sperber als Sfiugling der Isis zeigt ein Basalt-Torso der
Borgiaschen Sammlung, voll interessanter, aber im h5chsten Grade phan-
tastischer und monstrOser Vorstellungen. IX. Anubis, Anbo, mit dem
Kopfe des wilden Hundes (Schakals?). X. Bebon, Babys oder Seth
(gew5hnlich Typhon), mit Nilpferdleib , Krokodilenkopf, einem Schwert in
Handen. Als Gestim des grossen BSlren im Thierkreise von Tentyra.
B. Von den GOttinnen:
L Neith, der Geyer bezeichnet sie. Mit Menschen- oder Geyer-
oder Ldwenkopfe (dann ■ mit der Beischnft Tafnet). Auch mannweiblich
nach Horapollon. Vgl. W. von Humboldt in den Schriften der Bert.
Acad. 1825. S. 145. II. Athor ('J(pqo81t7j), die GOttin von Tentyra,
auch zu Philae, mit Euhkopf, aber auch menschlich, mit einem Geyer als
Kopfputz. Ihr hieroglyphischer Name: ein Sperber in einem Quadrat,
m. Isis, menschlich, mit Kuhh^^rnem und einem Discus dazwischen, oft
schwer von Athor zu unterscheiden. Die Figur mit der Feder, die Gham-
poUion sonst Hera-Sate nannte, wird jetzt von ihm, wie von Toelken, fQr
die Aletheia oder Wahrheit (bei Aegyptischen Todtengerichten) ang^hen.
Die vier Genien des Amenthes, der Menschen-, Schakal-, Affen- und
Sperberk5pflge, stehen oft in mumienartigen Gestalten, oder als Kanoben,
zusammen.
286 Aegyptische Kunst. [232J
4. Haufige Scenen des Cult us sind: Opfer; das Thier zerstQckelt;
Thierschenkel, Gefliige], mil FrQchten uud Blumen auf den Opfertisch ge-
legt; RauchgefHsse auf kunstlichen H&nden hingereicht; ganse Reihen von
Opferthieren Tom K^^nige den 6()ttem zugeFQbrt. Hierogl. pi. 61. Adorationen
von GOttern und heiligen Tbieren (z. B. einer heiligen Kuh, Hinutoli Tf.
30, 2). Weibungen von Pharaonen durch Begiessung mit beiligem Wasser,
durch Aufsetzung heiliger HQte. Processionen (wie sie Appulej. Met. XL
bescbreibt), wobei auch der Gott umhergetragen wird (vehitur ferculo,
Macrob. Sat. I, 23), in einem Tempelcben (naarog, vaog xQv^ovs), wie sie
nocb sp&t von Pbilae nacb Nubien gebolt wurden (Letronne Christ, en
Egypte p. 77). Namentlich die grosse Procession oder na/taala mit dem
AmmonsschifF nacb den Memnonien auf der Libyschen Seite binOber
(Peyron, Mem. di Torino XXXI. p. 48). S. das Relief von Kamak,
Descr. III. pi. 32. 33, vgl. das von Pbilae, I. pL 11. Minutoli Tf.20u.A.
— Oft sind sebr zablreiche GrOtterversammlungen voigestellt, wie Hierogl.
pi. 66. 67. — Dabei sind nun durcbaus die anbetenden, opfemden Personen
conventionelle Portr&te, und bezeichnen bestimmte historische Personen.
Daber z. B. in einem T. von Elein-Diospolis, welchen Kleopatra als Yor-
mund des mindeijfthrigen Ptolem. V. geweibt, in diesen Reliefs die KOnigin
stets dem KOnig vorantritt (Salt Essay p. 7). Nicht immer betreffen diese
Oblationen dfe Consecration des Tempels, sondem sind meist blosse Akte
der Huldigung {ngosHvvijfAaTa in zahlreicben Aegyptiscben und Nubischen
Inscbr., s. Niebuhr u. Letronne im Anbange zu Gau's Antiq. de la Nubie),
wobei man fQr Opfer und Gaben Priestertitel empfllngt (s. besonders die
Inscbr. von Gartasse, Niebubr p. 13), welche in den Bildwerken obne
Zweifel besonders durcb den Eopfscbmuck der Darbringer bezeicbnet werden.
8. Heeren Ideen II, 1. S. 388.
Eine mytbologische Scene scbeint das berdhmte Relief von Kamak
(Descr. III. pL 64, Hirt Tf. 8, 61, Guigniaut pi. 32), wo dem Osiris das
von Typbon entrissene Glied durcb Ammon zurflckgebracht , und Typbon
zugleich durcb Horus fClr die Entreissung gestraft wird: aber auch bier
ist ein Pbarao mit Darbringungen dabei. Vgl. die Darstellung aus Pbilae,
Hierogl. 68. Ebenso, wenn die den Horus s&ugende Isis, wenn Horus oder
sein Sperber auf der Lotosblume zwiscben dem feindlichen Typbon und
scbGtzenden Knepb vorgestellt wird, gescbieht dies gewiss immer deswegen,
weil Isis grade als Mutter, Horus grade als angegrififen und vertheidigt
Gegenstand einer Adoration und Darbringung sind.
5. Zum Todtenscbicksal gebOren: Die Einbalsamirung durcb
Anubis. Der Transport der Mumie nacb der Todtenstadt am jenseitigen
Nilufer zu ScbifTe (bdlzerne Modelle solcher Scliiffe in dem Grabe, welcbes
Passalacqua geOffnet, jetzt in Berlin). Vielerlei, zum Tbeil scbwer zu er-
kl&rende, Consecrationen der Mumie. Das Todtengericbt und die Seelen-
[233] Steinsculptur. 287
wagung; Aroeris und Anubis w^en die guten Handlungen, Thoyt be-
zeichnet eine Zahl am Jabresscepter (nach Guigniaut), etwa die der Jabre
der Seelenwandening; dem Osiris als Herrscher der Unterwelt (Peteni-
pamentes in der Inscbr. von Pbilae) wird ein Suhnopfer gebracht; dabei
sitzen 42 oder 43 Todtenricbter armlos, wie -in den Tbebaeiscben Richter-
statuen (Plut. de Is. 10), mit dem Zeichen der Wabrheit. Diese Vor-
stellungen sind auf Stelen (die interessanteste die zu Carpentras mit der
Phoenikiscben, oder Aramaeiscben, Untei-^brift, an den Wanden der Grab-
denkm&ler, Descr. II. pi. 35, und besonders auf Mumienrollen sebr h&ufig
(Descr. II. pi. 60. 64. 67. 72; Hieroglyph, pi. 5; Fundgruben des Orients
V. 8. 273; Mai Gatalogo, Todtenritual des Nesimandu). Todtenopfer;
eine priesterlicbe Familie bringt dem gestorbenen Vater Ptahmes Ob-
lationen, auf einer Stele in Florenz, Rosellini Di un basso -rilievo Egiz.
F. 1826. Wie der apotbeosirte Kdnig von den GOttem empfangen wird,
sie umarmt, Gescbenke erh^t, stellen besonders die Reliefs des Kdnigs-
grabes bei Belzoni pi. 5. 18 sqq. dar. Wie die GOtter Ramses des Gr.
Namen auf die Blatter der Persea schreiben, sieht man im Ramesseion.
Cailliaud II. pi. 72. Minutoli Tf. 22, 2.
6. Sog. astronomiscbe Dorstellungen , nacb den Verf. der Descr.
JoUois, Devilliers, Jomard, Fourier: das Planispbaerium von Tent3rra, jetzt
in Paris (wabrscbeinlich aus der Zeit Nero's, der Zodiacus von Tentyra
(aus der Zeit Tiber's), zwei zu Esneb, eine zu Hermontbis, eine zu Theben.
Nirgends bildet bier der Zodiacus einen Kreis, immer entweder eine Spi-
rale oder Parallelen; so dass immer ein Zeicben die Reibe anfQhrt. Bei
der Mumie des Petemenon aus dem Hypogeum einer graecisirenden Familie
bei Kumah (s. S. Quintino Lezioni V. und Mem. d. Ace. di Torino XXIX.
p. 255), abgebildet bei Cailliaud II. pi. 69, tritt der Steinbock, unter dem
Petemenon (am 2. Juni 116 n. Gbr.) geboren, ganz aus der Reibe beraus.
S. Letronne Observations critiques et arcb^ologiques sur Tobjet des repre-
sentations Zodiacales. 1824. Docb Iftsst sich diese Erkl&rung auf eine
andre Mumie derselben Familie nicbt anwenden. Reuvens Lettres k
Mr. Letr. II, 2. Die Zodiacalbilder sind offenbar ursprQnglich der Aegyp-
tiscben Mytbologie und Wissenscbaft fremd; sie scbeiden sicb als ganz
verschiedenartig aus den Qbrigen, wirklich einbeimiscben Gestirnbezeicb-
nungen beraus.
233. Eine Heroenmythologie , dieser grosse Hebel der i
Griechischen Kunst, mangelte, nach Herodot, Aegypten durch-
aus; Gotter und menschliche Furslen grenzen hier unmiltel-
bar aneinander. Seit uralten Zeiten wurden Konige und 2
Priester durch Statuen geehrt, die von denen der Gotter
kaum durch ein allgemeines Kennzeichen zu unterscheiden
sind; und die Pylonen und Wande der Pallaste, die Konigs- 3
288 Aegyptische Kunst. [233]
Graber und Monuraente verewigen in zahllosen Bildem die
Hauptthaten des ofifentlichen, kriegerischen und politischen
4 Lebens der Herrscher. Eben so bezeugen die Wande der Graber
des Volkes durch Gemalde uberall das besondere Geschaft
und den speciellen Beruf derer, die sie inne haben. Bei
6 diesem engen Verhaltniss der Kunst zur Wirklichkeit darf
es auch nicht befremden, wenn die Aegyptischen Kunstler
schon sehr fruhzeitig den Abbildungen der Konige eine Art
6 von Portratahnlichkeit zu geben bemiiht waren. Ueberall
herrscht in dieser Kunst die Absicht vor, das Gedachtniss
bestimmter Begebenheiten und Zustande zu erhalten, so sehr,
dass auch das speciellste Detail, die Zahl erschlagner Feinde,
gefangener Fische und VQgel, mit in die Kunstdarstellung
aufgenommen wird, und sie selbst die Stelle eines Registers
7 daruber vertritt. — Und so baut sich, wie im ganzen Aegyp-
tischen Leben, so auch in der bildenden Kunst, auf dem
Fundament einer wunderbaren Natur- und Weltanschauung,
welche in der Religion ausgepragt war, ein nuchternes und
kaltes Verstandesleben auf, welches jene seltsamen Symbole,
die die Phantasie fruherer Zeiten hervorgebracht, wie ge-
gebene Formeln anwendet, um damit die zahlreichen Distin-
ctionen eines kunstlich ausgebildeten burgerlichen Zustandes
und einer priesterlichen Wissenschaft zu bezeichnen, auch da-
durch einen grossen Reichthuin von bildlichen Darstellungen
gewinnt, aber dabei von jener Warme und Lebendigkeit der
Anschauung, der die eigentliche Bedeutung der Naturformen
deutlich wird, von jener gesunden Mitte von Gemuthsleben
und Sinnlichkeit, aus der allein die wahre Kunst hervorgeht,
himmelweit entfernt bleibt.
2. Statuen der Kdnige, besonders colossale, sind zahlreicher als
die der GOtter. Der an 50 F. hohe, aus einer granltShnlichen Breccia ge-
hauene sogen. Memnon (den bloss die Griechen, wie es scheint, wegen des
zuflUligen Klingens beim Sonnenanfgang, mit dem Namen dieses Sohnes der
HorgenrOthe benannten), Descr. 11. pi. 2:2. Hierogl. 13, ist Amenophis II.;
es ist die Statue, die frflhzeitig zur Ruine geworden, und noch in Hadrian's
Zeit (Juven. XV, 5) halb abgebrochen war und erst hemach restaurirt
wurde, wodurch wahrscheinlich das Klingen des Steins aufhOrte; daneben
steht der vollst&ndigere Goloss Ramses des 6r. Ygl. Jacobs uber die Mem-
nonien, Leben und Kunst der Alten III, I., und dber die Geschicbte der
[233] KOnigsstatuen, Kriegsthaten. 289
Statue besonders Letronne la statue vocale de Memnon. P. 1833. (Der
klingende Stein, den Wilkinson darin gefunden, ist wohl ei-st nach Auf-
hOren des natdrlichen Klingens eingefugt worden. Letronne in dem Archiv
f. die Philol. Leipz. 1834. HI. S. 254 — 57 sur les moyens artificiels
employes pour produire la voix de Memnon selon Mr. Wilkinson. L. nimmt
an, dass der erklingende Stein ein restaurirter Theil sei. Wilkinson in
den Schriften der Society of Litter. II, 2. p. 451. S. iiber die zahlreichen
Statuen der Amenophis, Thutmosis, Ramses im Turiner Museum Gham-
pollions Lettres k Blacas, C!ost. Gazzera Descr. dei monumenti Egizj del
R. Museo Egizio. Tor. 1824. mit 12 lithogr. Tafeln. [Der Ramses das
schOnste Werk der Aegypt. Kunst.] Ueber den sehr alterthdmlichen Goloss
des Ptah men Manduei (nach Champollion Figeac 2272 v. Chr.?) auch
8. Quintino Lezioni III. Mem. d. Ace. di Torino XXIX. p. 230. Lepsius
CLber die Statuen der Mutter des Ramses Sesostris und die des Amasis.
Mon. d. I. II, 40. Annali IX. p. 167. Uebrigens errichtete Aegypten
solche Ehi*enstatuen spSter nicht bloss fremden KOnigen, sondern audi
andern angesehenen Mannern, wie dem Kalli machos unter der Kleo-
patra nach dem Decret der The])aeiscben Priester des Amonrasonter zu
Turin.
3. Die Thateii der KOnige findet man jetzt auf den Monumenten
so wieder, wie sie dem Germanicus nach Tacit. Ann. II, 60 ausgelegt
wurden: Manebant structis molibus litterae Aegyptiae, priorem opulentiam
complexae: iussusque e senioribus sacerdotum, patrium sermonem inter-
pretai'i, referebat: habitasse quondam DCC milia aetate militari, atque eo
cum exercitu regem Rhamsen Libya, Aethiopia, Medlsque et Persis et
Bactriano ac Scytha potitum etc. Legebantur et indicta gentibus tributa,
pondus argenti et auri, numerus armorum equorumque, et dona templis,
ebur atque odores, quasque copias frumenti et omnium utensilium quaeque
natio penderet. Col. Mure sopra i popoli stranien introdotti nelle rappr.
storiche dei mon. egiz. Annali d. I. VIII. p. 333. Lands chlach ten auf
den Pall^ten zu Medinet-Abu, von Ramses Meiamun; zu Eamak (Denon
pi. 133) von Ramses dem Gr.; im Ramesseion von demsdben (Descr. 11.
pi. 32); zu Luxor, von Amenophis IL und Ramses dem Gr. E robe rung
einer Feste, am Ramesseion, durch Ramses den Gr., Descr. II. pi. 31.
Hamilton pi. 9. Gailliaud II. pi. 73. Vgl. Dureau de la Malle Poliorc^tique
des Anciens avec un Atlas de 7 planches. Kampf der Heerfflhrer,
des Aegyptiers mit dem Hyksos?, Descr. III. pi. 38. Hamilton pi. 8. Ueber
den Gebrauch der Streitwagen dabei Minutoli Abhandl. zw. Gyklus, I.
S. 128. Seeschlachten, meist zugleich Landschlachten, wahrscheinlich
an den KCksten des Erytliraeischen Meers geliefert, zu Karnak und Medinet-
Abu, Descr. 11. pi. 10. Hamilton pi. 9. Dass die Gegner der Aegyptier
O. Mailer's Arohaeolo^e. 4. Anil. 19
• 290 Aegyptische Kunst. Privatleben. [233]
in die^n Seeschlachten die Aethlopen von Meroe sind, dafQr spricht
der scheinbar aus emporstehenden Federn bestehende Kopfputz, in dem
ich wiederzuerkennen glaube, was Lukian de salt. 18 von den Aethiopen
angiebl : sie brauchen ihren Kopf als KGcher, indem sie die Pfeile strablen-
fbrmig herambinden. Doch s. jetzt Rosellini. Triumph des Siegers,
sich in eine heilige Procession des Ammon-Mendes verwandelnd, wobei
der KOnig auch als erster Ackersmann erscheint, im Innem des Pallastes
von Medinet-AbUi Descr. II. pi. 11. Aufschattung der abgehauenen H&nde,
um die Todten zu zfthlen, vor dem 8iegswagen des Herrschers, Descr. II.
pi. 12. Ham. pi. 8. ZC&ge von Gefangnen von den Triumphwagen des
KOnigs, im PaUast zu Medinet-Abu, im Ramesseion, Descr. II. pi. 12.
Hierogl. 15. ' Darbringung der Aethiopischen Beute vor den Thron Ramses
des Gr. in dem Felsendenkmal zu Talmis, Gau Tf. 14. 15. Gesandt-
schaflen der unterworfenen VOlker (Neger, Libyer, Syrer?) in sehr charak-
teristischer Darstellung an den Herrscher, in dem KOnigsgrabe des Aken-
chei-es, Belzoni pi. 6. 7. 8. Minutoli Nachtr. Tf. 3. Hinrichtungen oder
0()ferungen (?) schwarzer Menschen in den EOnigsgriLbern , Descr. II.
pi. 86. Der Herrscher, viele Personen, zum Theil ofTenbar Nicht-Aegyptier,
mitnnter aber auch Frauen, am Schopfe fassend und tOdtend (opfemd,
hinrichtend ?) , in vielen Bildwerken. Aehnlich die KOnigin in Meroe,
Gailliaud I. pi. 46. Mon. dell* Egitto e delle Nubie disegnati dalla
spedizione scientifico - letter. Toscanica, distrib. in ordine di materie,
interpretati ed illuustr. dal Dott. Ippol. Rosellini. P. II. mon. civili
T. I. 1834.
4. Das Privatleben ist besonders in den Katakomben, nament-
lich zu Eleithyia, dargestellt (Costaz, M^m. T. I, p. 49), Scenen des
Ackerbau's, Pfldgen, Emdten des Getreides, Erndte eines Nelumbo-
feldes, Weinlese und Eeltem, Oelpressen (?), Hanfschlagen , Descr. I.
pi. 68-71. II. pi. 90. V. pi. 17. 18. Hamilton pi. 23. vgl. Mongez
Sur les instrumens d'agric. chez les anciens, M4m. de Tlnst. roy. T. II.
p. 616. III. p. 1. Ein Hirte, der sein Vieh z^lt, in den Katakomben
von Memphis, Gailliaud II. pi. 73. Weberei (Minutoli pi. 24, 2), Schiff-
fahrt (Descr. pi. I. 68 sqq. Hamilt. 23). Handel und Verkehr, Wilgen der
Waaren u. dgl. Wafifen- und Ringiibungen (Descr. IV. pi. 66, ungewiss
aus welcher 2ieit). Gastm&hler, Tanz und Musik (herrlich geschmdckte
Instrumente in der sogen. Harfengrotte , Descr. II. pi. 91). Die inter-
essanteste Darstellung sind die VergnQgungen des KOnigs auf der Jagd,
dem Entenfange (Falkenbeize ?) , der Fischerei, aus den Hypogeen bei
Kurnah. Auch hier wird alles Erlegte gleich einregistrirt. Gailliaud II.
74. 75. L5wenjagd des K., Descr. II. pi. 9. Hamilton pi. 8. [Wilkinson
§. 230. A. 3.]
[233] KOnigssUtuen, Kriegsthaten. 291
5. Eine Ikonographie der Herrscher Aegyptens von Amenophis I.
an, in Rosellini's Monuro. dell' Eg., Atlas I. Bedenken erregt indess der
Umstand, dass diese PortrSLte grade da aufhOren, wo man sie durch Ver-
gleichung controliren kOnnte. Denn bei den Plolemfieem ist kaum eine
Aebnlichkeit mil den Griechischen MOnzbildern wahrzunehmen , bei den
Eaisern, aucb nach Roselllni, gar keine. Vgl. Rosell. T. 1. p. 461 ff.
Besonders fst der Sesostris tv. VI. f. 22 dem young Memnon des Briti-
scben Museums un&hnlich. Gegen Rosellini's Ikonogr. B. Rochette Joum.
des Sav. 1834. p. 457. 521. Roeellini P. I. T. 1. 2. Mon. storici 1832.
33. Untersuchungen uber Gbronol. u. Geschichte. KOpfe von Amenopb I.,
Haupt der 18. Dynastie bis zu den Ptolemaeem.
. * Die Syrischen Stimme.
234. Die Syrischen oder sogenannten Semitischen Na-
tionen, welclie fast das ganze Vorderasien zwischen Halys
und Tigris, Armenien und dem Erjrthraeischen Meere be-
wohnten, und eben so, wie die Aegyptier, ge\\isse Grundzuge
des nationalen Charakters in Religion, Verfassung und Sitte
zeigen, haben besonders in zwei Stammen Kunstwerke eigen-
thumlicher Art hervorgebracht , von denen wir noch Ge-
naueres wissen, in Babylon und in Phoenikien. Ab-
hangig davon erscheint Klein asien, welches, zur einen
Halfte von Semiten bewohnt, auch in der andern durch die
uralte Herrschaft der Assyrier iiber Lydien die fruhzeitig
entwickelte Cultur dieses Stammes uberkam.
A. Babylonier.
1. Architektonik.
1 235. Die Babylonier, durch einen innern Trieb,
wie andre Volker dieser Gegend, fruhzeitig in grosse Massen
zusammengedrangt , womit die Entwickelung einer strengen
Monarchie zusammenhangt, und zugleich durch die Lage ihres
niedrigen Flusslandes zu schutzenden Bau-Unternehmungen
hingetrieben , untemahmen schon in uralten Zeiten grosse
2 Werke; wozu als Material wenig Holz (fast nur Palmstamme)
und Stein (der weit aus Armenien kommen musste) gebraucht
3 werden konnte; dagegen aus dem feinen Thon des Bodens
die treflflichsten Backsteine, fur die innem Theile der Gebaude
an der Sonne getrocknete, fur die aussem gebrannte, ver-
fertigt, und durch Asphalt (der von Is, jetzt Hit, am Euphrat
kam) und Gyps mit dazwischen tretenden Rohrlagen zu einer
4 fest zusammenhangenden Masse vereinigt wurden. Leider
hat aber auch diese Wahl des Materials, zumal da immer
neue grosse Stadte, namentlich das zur Vernichtung Babylons
angelegte ungeheure Seleucien, hier ihren Baustoflf suchten, be-
wirkt, dass es bis jezt noch unmoglich gewesen, aus den
[236] Babylonische Architektonik. 293
unfonnlichen Trunimerhaufen die bestimmten Formen der
Babylonischen Architektur herauszuerkennen.
1. Canale des Euphrats; Damme gegen den Strom; Ableitungs-Seen
mit steiiiemen Mauern eingefasst; Schleusswerke des Canals Pallakopas.
2. Niir die grosse Euphratbrucke von Babylon bestand nach Hero-
dot 1, 186. Diodor IT, 8. Curlius V, 4 aus Steinquadern, die mit eisernen
Klammern und Blei verbunden waren, und gegen den Strom spitzwinklige
Pfeiler bildeten. Ueber diese waren, schnel! wegnehmbar, Balken von
Palmbaumen, Cedern, Gypressen gelegt. — Der fal^lhafte tunnel wird
zwar von Diodor als ein Gew6lbe aus Backsteinen rait sehr vielem As-
phalt geschildert: aber in den Ruinen ist, nach Rich und Porter, keine
Spur von WOlbung.
3. Kal iytviTO avroig t] nXiv%oq ilq Xid^ov xal aafpaXrog ^v '
avToig 6 7tr]X6sf Genesis II, 3. Das Genauere Herodot I, 179. Ktesias bei
Diodor II, 7. 10. Berosos bei Joseph g. Apion I, 19. vgl. auch Phlegon
de mulieribus, Gotlinger Bibl. St. VI. Ined. p. 10. Schol. Arist. Vdgel 5.52.
Die Ruinen von Ninive aus eben solchen Backsteinhaufen wie Babylon,
A. J. Rich Narrative of a residence in Koordistan and of the site of ancient
Nineveh II Vol. 1836. 8.
236. Die Babylonischen Bauwerke zerfallen in zwei 1
Classen. Erstens altere der einheimischen Dynastien. Dazu 2
gehoren die Anlagen der westlichen Seite, wo sich Alt-Ba-
bylon mit unabsehbar langen sich rechtwinklich durchschnei-
denden Strassen ausbreitete, wo die altere Konigsburg
noch in einer Anhohe von Backsteinen erkennbar ist, und
wo auch der grosse Terapel des Baal, der Thurm zu Babel,
lag, der in Birs Nimrod durch dessen Grosse und terrassen-
fonnige Anlage mit Sicherheit erkannt wird. Zweitens 3
die Werke der Ghaldaeischen Fursten (von 6:27 v. Chr.), be-
sonders des Nabuchodonosor, welcher der alten Stadt, im
Westen des Euphrat, eine neue, ostlich vom Stronie, zum
Schutz dieser Seite hinzufugte, beide mit mehrern Befesti-
gungslinien umgab, und besonders die Neustadt mit herrlichen
Werken schmiickte; unter denen eine Nachahmung eines Per- 5
sischen Gebirg-Parks uns am genauesten bekannt ist.
2. Birs Nimrod, 1*2 Deutsche Meilen vom Euphrat, und doch
nach Herodot und Diodor mitten in der Stadt. Unten ein ungeheures
Ibqov, 1200 F. im [j, welches aber nicht als znsammenhangendes Gebaude
zu denken ist; mitten darin der T. des Baal mit. der goldnen Bildsaule,
294 Kunst der Syrischen Stamme. [236]
von einem runden Thurm eingeschlossen , der, unten 600 F. im Durch-
messer, sich in 8 Terrassen erhob. Im obersten Stockwerke der heiligste
T. ohne Bild; nur mit einem goldnen Tisch und Ruhebett fQr den Gott.
Herodot I, 181 ff. Der Thurm 600 F. hoch nach Strabon.
3. Wir Ziehen entschieden Berosos von Josephus erhaltene Archiv-
nachrichten ilber den Ursprung dieser Anlagen (Berosi quae supersunt,
ed. Richler p. 65), mit denen sich auch Herodot wohl vereinigen lasst,
den Fabeln bei Ktesias und Diodor vor, welche zum Theil auf der volks-
massigen Benennung: Semiramische Werke, fiir alle grossen Werke im
Orient benihen. Wie vortrefiflich Berosos Angaben mit den vorhandnen
TrQmmem stimmen, hat Heeren gezeigt, Ideen I, 2. S. 172 ff.
4. Ueber die Mauern Babylons, Erbauer, GrOsse u. s. w. die Com-
mentatoren zu Diodor II, 7, besonders Tzetzes Chil. IX, 568.
5. Nahuch. baut nach Berosos diesen kflnstlichen Paradeisos
fQr seine Medische Gemahlin Amuhia (Nitokris? vgl. Niebuhr Kleine
Schriften S. 208 f.). Nach Diodor II, 10 lasst sich ein vSllig genauer
Plan davon machen; Strab. XVI. p. 738, welcher von GewOlben spricht,
ist ungenauer. Der ganze Bau mass 400 F. im [J', und bestand aus
22 F. stark^n paralellen Backsteinmauern, getrennt durch G&nge {cvQiyYBg)
von 10 F. (Bei Curtius V, 5 schreibe: quippe XX. pedes lali parietes
sustinent, XI. pedum intervallo distantes; denn der Mauern konnten nur
13 sein, Syringen 12). Steinbalken, 16 F. lang, (weil 2 X 16 = 22 + 10),
lagen daruber; alsdann 4 Lagen: Rohr in Asphalt, Backsteine in Gyps,
Blei, Gartenerde; deren untere das Durchdringen der N^sse und das
Zersprengen des GemSuers durch die Kraft der Vegetation bezweckten.
Die hSchste Terrasse, 50 F. hoch, war dem Euphrat am nSchsten; in
der ersten Syrinx war ein Pumpwerk. Noch sieht man in den Ruinen-
haufen el Eha^ parallele Mauern und G^nge dazwischen, die mit Sand-
steinblOcken uberlegt sind.
Ruinen von Babylon. Quellen: Niebuhr Reisebeschreibung
nach Arabien Bd. II. S. 290. Maurice Rich Memoir on the Ruins
of Babylon, in v. Hammer's Fundgruben Bd. Ill, und dann beson-
ders zu L. 8. Von Demselben: Observ. on the Ruins of Bab.
L. 1816 u. On the Topography of anc. Bab. in der Archaeol. Britann.
T. XVIII. 243. Gap. Keppel's Reise von Indien nach England, s. Kunstbl.
1827. N. 43. Robert Ker Porter's Travels in Georgia, Persia, Armenia
V. II. pi. 69 — 76. Bearbeiter: Rennell Geogr. System of Herodotus,
im Auszug in Bredow's Ustersuchungen Qber die alte Gesch. 11. S. 533.
Ste Croix sur les ruines de Bab., M6m. de 1 Ac des Inscr. T. XLVIII. p. 1.
[237] Babylonische Gmterbilder. 295
Beauchanip M4m. sur les antiqu. Babyloniennes, Journal des Sav. 1790.
p. 797 fr. Heeren Ideen I, 2. S. 157 ff. nebst Plan.
2. Bildende Knnst.
237. Die bildende Kunst zeigte sich theils in Reliefs, 1
welche in die noch ungebrannlen Backsteine eingedruckt und
mit einera bunt en Firniss uberstrichen wurden; theils in 2
Gotterstatuen und Colossen, welche aus einem holzemen
Kem bestandeU; uber den geschlagenes Metall, Gold oder
Silber, gezogen wurde (vgl. §. 71. 84), und denen zur Er-
hohung des Glanzes aus Edelsteinen zusammengesetzte Attri-
bute angefugt wurden; auch kostliche Gewander, in deren
Verfertigung und Farbung die Babylonier besonders ausge- 3
zeichriet waren, dienten diesen Bildsaulen zu einem die Augen
blendenden und durch wundersame Figuren die Phantasie
beschaftigenden Schmucke.
1. Von den Reliefs an der innersten und zweiten Mauer der west-
lichen KOnigsburg, welche allerlei Thiere und kOnlgliche Jagden darsteliten,
sagt Diodor: *Ev dfiaiq In xalq nXlv^oiq diBttTvnmro &fj{flu
navtodana t^ tcov xgrnfiavrnv €piXoTi%via xiiv uli^siav anofiifioVfiBva,
Vgl. Hesekiel 4, 1 ; auch die gemalten Gbaldaeer mit bunten R5cken und
HQten, Hesekiel 13, 14, waren wohl solche Arbeiten. Noch findet man
Backsteine mit Keilscbrift an der untem, und eingedrQckten Thierfiguren
an der vordem Seite in Babylon.
2. S. Herodot I, 183 liber das Bild des Belos, sammt Tisch, Thron
und Fussschemel aus Gold (800 Talente), und einer andem goldenen
Statue von 12 Ellen HOhe, die aber der Schriftsteller selbst nicht sah.
Fabelhafteres Diodor II, 9 uber die goldenen, getriebenen Bilder des Zeus,
der Hera u. Rhea; dabei ein aus edlen Steinen zusammengefdgler Scepter,
cxrjnTifov Xid-oxolXrjtov. (So weihte Milto in Asien neben einer goldenen
Venus-Mylitta eine neXftag Xi^oxoXXrjros^ Aelian, V. H. XII , 1.) Ueber
die Verfertigung der Bilder besonders der Brief Jeremias I, 7: yXoodtfa
yoQ avTtov iarl Kavf^vafiivr] vnb rixtovog (Berosos zu Athen inaurata
lingua Plin. VIE, 37), avra dl nsQlxQvea %cel niQidgyvga — %al
maufQ nagd'svip (piXoyioafiCo Xttfifavovxtg %QVciov naTetaiitvd^ovoi oze-
qftivovg ini rorf iietpciXag xtov d^smv avzmv u. s. w., besonders V. 54. 56. 57.
Vgl. Daniel 3. Zngaz'^QOij nach Berosos bei Hesych, die noafnJTQia der
Babylonischen Hera. Von ehernen Statuen alter K6nige in Babylon
Diodor 11, 8. Steinerne Bilder kommen nur bei Daniel 5, 4. 23 vor.
Vgl. Mttnter Rel. der Babylonier S. 59 ff.
^96 Kunst der Syrischen Stamme. [238]
3. Von Babylonischen ZeUgen und Teppichen mit eingewebten
Wunderthieren (S<oa rsQar^Sr} Philostr. Imagg. II, 32. vgl. II, 5), Boetliger
Vasengemalde 1, III. S. 105 sqq. Heeren I, 2. S. 205. MQnter S. 64.
Die Medischen und Persischen waren gewiss nur Nachahmungen, an diesen
rilhmt Athen. V. p. 197 b. schflne und genaue Zeichnung der Figuren.
Solche pciQ§d^(ov vq>oiiSficcTa brachten rpayeXaqpove und InnaXsnrffvovas
(Arisloph.) und (it^od-rjQag (ptozag (Eurip. Ion 1176) nach Griechenland,
und batten besonders auf die Etruskische Kunst Einfluss (§. 178, 3).
Diese Wunderthiere waren gewiss zum Theil Nachbildungen der im T.
des Baal dai'gestellten, von Berosos p. 49 beschriebenen.
1 238. Jetzt konnen uns nur noch einige Reste von Stein-
bildern einen Begriflf von dem Kunsstyl der Babylonier
2 geben; in viel reicherer Masse aber ihre geschnittenen
Steine (jeder Babylonier hatte nach Herodot ein Petschaft),
besonders die grosstentheils in der Gegend von Babylon (am
meisten zu Borsippa, wo noch spat eine beruhmte Ghaldaeer-
Schule existirte) gefundenen, aus harten und edlen Steinen
3 (Chalcedon, Haematit, Agat) bestehenden Cylinder; welche,
wenn sich ihr Gebrauch auch von den Chaldaeern zu den
Magern, von der Baalsreligion zu dem Ormuzd-Dienste, fort-
pflanzte, doch besonders aus Babylonischen Sitten und Ge-
4 brauchen abzuleiten und zu erklaren sein mochten. Auf ihnen
erkennt man auch noch muthmasslich einige der Haupt-
g otter des Babylonischen Cultus, der uns indess in seinem
inneren Zusammenhange zu vvenig bekannt ist, um durch-
5 gefuhrte Erklarungen zu versuchen. Die Arbeit dieser Cylin-
der ist von selir verschiedenem Verdienst, oft fast ganz aus
runden Hohlungen bestehend, bisweilen sehr sorgfaltig und
zierlich; der Styl der Zeichnung stimmt im Ganzen sehr mit
den Jlonumenten von Persepolis uberein.
1. S. Miinter a.'0. S. 63 uber einen Granitl5wen aus Babylons
Ruinen. Besonders . wichtig ist der Block aus grauem Granit von Rich,
Fundgruben III. S. 199. Tf. II, 1, mitgetheilt, und der I'a Fuss lange,
bei Tak-Khesra am Tigris gefundene Marmorblock (im Pariser Cabinet)
mit Figuren von Tbieren, AltSren, Sternen, wohl aus Cbaldaeischer Astro-
logie. Millin M. I. T. I. p. 58. ])], 8. 9. Hager lUustrazione di uno zodiaco
orientale. Mil. 1811. Mflnter S. 102. Tf. 3.
2. Abbildungen und Bescbreibungen von Cylindem und Baby-
loniscben Siegelsteinen in Gaylus Recueil, bei Herder's Vorwelt, S5mmtl.
[239] Phoenicische Architektonik. 297
Werke bei Cotta Bd. L S. 346; bei Tassie Catal. de pierres grav.
pi. 9—11; in den Fundgruben HI. S. 199. Taf. 2. IV. S. 86. Tf. S. 156.
Tf.; bei Ousely's Travels T. I. pi. 21. III. pi. 59; Porter a. O, pi. 79. 80;
Dubois Pierres grav. Egypt, et Persannes Dorow's Morgenl. Alterthumer
H. 1. T. 1 ; J. Landseer's Sabaean Researches. L. 1823; Guigniaut
pi. 21—24. Zur Erkiarung, neben Grotefend (§. 248, 4), MQnter S. 95. 135.
Von Cvlindern aus Terracotta mit Keilschrift ders. S. 94.
3. Wenn die Cylinder Amulete sind, wofur auch die durch-
gaiigige Durchbohrung spricht: so bangen sie gewiss mit dem Glauben
an die wunderbaren Ki'ftfte der Steine zusammen, den Plin. XXXVI, 34,
XXXVII , 14 sqq. den Magern beilpgt (vgl. die Orphischen Atfixd 691)
uiid Schriften des Zoroaster, aber zugleich des Babylonier Zachalias
darOber anfilbrt. Auch fOhren die Namen der Steine: Belus-Auge
(Plin. XXXVII, 55), Belus-Stein (auch Eumithres, superstition ibus grata,
ebd. 58), Adadunephros (eiusdem oculus ac digitus dei: et hie colitura
Syris, ebd. 71 ; die Gottheit Adad Macrob. I, 23) darauf, dass dieser Glaube
besonders in Assyrien zu Hause war. Bei den Magem war auch A'on In-
schriften und Bildern auf Steinen die Rede, Plin. XXXVII. 40, welcher
XXXVII, 37 diesen Gebrauch der Amulet e dem ganzen Orient zuschreibt.
4. Baal mit der Tiara oder Kidaris (vgl. flber diese Kopftracht
Hoeck Vet. Mediae mon. p. 42) und einer Strahlenkrone , einen Kranz
in der Hand, auf einem Thron nebst Fussschemel, Miinler Tf. 1. 3.
Mylitta (Astarte) mit den Fussen auf einem Ldwen (Macrob. Sat. I, 23),
Hunde am Thron, uber den Schultern ragen Waflfen hervor, Mflnter 1, 5.
Atergatis den Baal fflr ihre Fische um Schonung flehend (?), auf dem
Cyhnder bei Munter 1,8, vgl. Lukian dea Syr. 47. San don (Herakles)
auf einem gehOrnten LOwen stehend (wie auf Tarsischen Munzen, worauf
dieser Assyrische Gott auf seinem Bogus vorgestellt wird, s. Niebuhr's
Rhein. Museum Bd. III. S. 22, vgl. Visconti PioCl. II. p. 107), auf einem
Cylinder bei Herder Tf. 1. Ungeheuer, wie sie Berosos beschreibt,
Munter 2, 15. 18. 19 u. sonst. Die vierflugligen Menschen findet man
z. B. auf dem Dorowschen Cylinder wieder.
B. Phoenicier and benachbarte Stamme.
1. Architektonik.
239. Das erwerbthatige Volk der Phoenicier war 1
offenbar weniger auf Colossa^litat und Unzerstorbarkeit bei Bau-
unteiTiehmungen bedacht, als auf eine glanzende Auszierung.
Die Tempel scheinen klein gewesen zu sein, wie der der Astarte 2
298 Kunst der Syrischen Staihme. [239]
3 zu Paphos auf Kypros; ihre eigenthumliche Aniage kann
wohl am besten aus dem Temp el des Jehova zu Jeru-
salem beurtheilt werden, auf den oflfenbar die Phoenicische
Kunst mehr eingewirkt, als die entfemter stehende Aegyptische.
4 Ueberall, an der Bundeslade, der alten Stiftshutte und in
dem Salomonisehen Tempel, finden wir den fur diese Volker
charakteristischen Gebrauch wieder, Bretterwande oder das 6e-
5 tafel an Steinvvanden mit Goldblech zu uberziehen. Auch
Elfenbein zur Verzierung von Architektur-Theilen , wie zur
Auszierung von Thronen und andern Gerathen, zu brauchen,
war bei den Syrischen Stammen gewohnlich: dieser Luxus
breitete sich uber Kleinasien fruhzeitig nach dem Westen aus
(§. 47. 56).
2. Phoenicische Haupttempel : des Melkarth zu Tyrus und zu Gades,
der Astarte auf der Burg von Karthago. Den ersten soil nebst dem des
Zeus Olympics (Bel-Samen) und der Astarte der KOnig Hiram gebaut,
Gedem dazu vom Libanon gehauen, auch goldne Saulen hineingestellt
haben. Dios und Menandros bei Joseph g. Apion I, 17. 18. Von keinem
weiss man iiidess etwas Genaueres ; dagegen ist der T. zu Paphos durch
Ruinen (beschrieben von Ali-Bey und von Hammer) und Abbildungen
auf Gemmen und Miinzen einigermassen bekannt. S. Gemmae astriferae
I, 16. 77. 78, auch die Darstellung von Paphos, Pitt, di Ercol. Ill, 52.
Lenz die Gdttin von Paphos. 1808. MOnter Der T. der himmlischen
GOttin von Paphos; zweite Beilage zur Rel. der Karthager. Der Tempel-
hof 150 X 100 Schritt; in zwei H^ften getheilt, in deren einer das kleine
Tempelgeb^ude. Zwei Pfeiler oder Obelisken standen davor, durch eine
Kette verbunden. Ein halbkreisfOrmiges GelSnder umgab einen Vorhof
(Taubengehege). Der mittlere Theil erhob sich bedeutend iiber die Neben-
hallen. Im Adyton stand die GOttin als Spitzs&ule von Gandelabern um-
geben. Von einem uralten T. des Apollo aus (iedem in Utica Plin. XVJ, 79«
Tempel von Byblos mit Meta darin, colossal. Mionnet Suppl. VIII.
pi. 17, 2. Meta von Byblos, R. Rochette Mon. in6d. p. 410. Vign. Tempel
auf dem Berg Garitzin Mionnet Suppl. VIII. pi. 18, 2.
3. Der T. auf Moriah trat an die Stelle des alten Hirtentempels
aus beweglichen Bretterwanden mit einem Ueberhange aus Teppichen,
der die Bundeslade mit ihren Cherubim einschloss. — Grosse Sub-
structionen fuUten ein Thai, 600 Fuss tief, aus. Der eigentliche T. war
60 Ellen laug (20 davon das Chor), 20 breit (ohne die Kammem),
30 hoch. Die steinernen Mauern wurden nach oben schwacher, wie
in Aegypten, an ihnen lagen zun^chst in drei Stockwerken Reihen
kleiner Kammern, mit Fenstem, far allerlei Zwecke. Vor dem Eingange
[240] • Bildwerke der Phoenicier. 299
ein thurmartiges GebHude (Ulam), fthnlich wie in Papbos, 20 Ellen breit,
10 dick, 120 (?) hodi. Davor zwei inSchtige Erzsilulen (Jacbin und Boas)
rait scbGn verzierten Gapitfilern, welche nichts zu tragen batten, 40 Ellen
boch. Diese arbeitete Hiram Abif aus Tyrus. Das Dacb und die inner n
WSlnde des Tempels und Gbors (Dabir) waren aus Gedembolz, mit Scbnitz-
werk von Cberubim, Palmen und Guirlanden, welcbes sicb durcb den
dunnen TJeberzug von Gold ausdrQckte. Ein doppelter Vorbof, der Priester
und des Yolks, zu welcbem erst Herodes (§. 190, 1, II.) den fiussem
dritten Vorbof der Heiden binzufQgte. Von eigentlicben S&ulenhallen ist
dabei im A. T. nicbt die Rede; docb komroen bei Salomon's Pallaste drei
Hallen, jede mit 15 Sfiulen, vor. — S. die Literatur in Fabricius Bibliogr.
antiq. p. 38S u. in Beck's Grundriss S. 30. Ugolini Thes. Antiqq. Hebr.
T. IX -XL Hirt Der Tempel Salomons. B. 1809. De W^ette Hebr. Jfldiscbe
Archaeologie. §. 224. 225. Kunstblatt 1831. St. 74 ff. Ueber den 2. Tempel
von Jerusalem, Stieglitz Beitr. S. 63, besonders nach Meyer und GrQneisen.
Tempel von Samaria Mionnet Suppl. VIII. pi. 18, 2. [W. Kraft Topograpbie
von Jems. 1846. S. 52 flf. 98 ff.]
.5. S. EOnige, B. I, 22, 39 von Abab's elfenbeinemem Hause (vgl.
Amos 3, 15). Ebd. 10, 18 von Salomon's ^govog x^vffclcqpcryrivoff mit
LOwen an beiden Lebnen (wie in Aegypten) und an den Seiten der secbs
Stufen. Von Tyrus sagt Hesek. 27, 6 nacb den LXX : ra Ugd aov inolrjcav
2. Bildende Knnst.
240. Derselbe Geschmack durchdringt die bildende Kunst. 1
Abgesehn von den alien Baetylien-Bildern des einfachsten
Idolen-Cultus , waren Steinbilder ofifenbar seiten. Dagegen 2
batten die Phoenncier und Cananaeer, wie die stammverwandten
Babylonier, gewohnlich Holzbilder, uber die gehammertes
Metallblech gebeftet wurde; fur welche Art Arbeit sich eine
sehr regelmassige und sorgfaltige Technik ausgebildet zu haben
scheint. Gegossene Statuen lassen sich dagegen nicht mit 3
Sicherheit nachweisen, obgleich das Verfahren, Metallmassen
in irdenen Formen eine bestimmte Gestalt zu geben, den
Phoeniciern nicht ganz unbekannt war. Auch Gefasse von 4
zierlicher, oft colossaler Form, wurden viel hier verfertigt. 5
Mit der Arbeit in edlen Metallen vereinigte sich, auch in den-
selben Individuen, die Kunst, Edelsteine zu graben und zu
fassen, so wie Gewander und Vorhange (welche oft auch eine
300 Kunst der Syrischen StSmme.* [240]
6 bunte Zeichnung hatten) zu weben Auch das einheimische
Glas wurde gebraucht, mit buntem Schimmer Wande und
Decken zu schmiicken. Ueberall Neigung zu Putz und Glanz,
welche indess echtem Kunstsinne oft mehr den Weg vertritt,
als die Bahn oflfnet. [Wandgemalde kommen bei Ezechiel vor.]
1. Hierher gehfirt Beth-El in Jakob's Cteschichte, und der Gott
Baetylos bei Sanchuniatbon. Schwarze Steine (Meteorsteine) zu Heliopolis
Emesa, auch im Phrygischen Pessinus. Ueber die Spitzsaule in Paphos
§. 239. Der Syrische Zeus Kasios erscbeint auf Munzen als rober Stein-
baufe (doch gab es bier auch einen dem Apollo abnlichen Zeus, mit einem
Granatapfel in der Hand, Achill. Tat. Ill, 6). Vgl. Falconet M6m. de TAc
des Inscr. VI. p. 513. Munter Antiq. Abhandl. S. 257. Von Dalberg
Ueber Meteorcultus im Altertlium. 1811. De Wette Archaeol. §. 192.
2. S. Deuteron. 7, 25, b^sonders Jerem. 10, 3. ^vXov iarlv ix tov
dQVftov ixyiexofiftsvov , l^yov rtxrovog , xal %(oviVfia , aQYVgics) ytal
XQVGifo TtsyKxllcoTtLefiivoc iv acpvgaig xai jjloig iarfgioDaav ccvrd x. r. A.,
Jesaias 40, 19. (lij hincva iTtotrjas rcxTtov rj (xor/?) xQ^^oxoog x^vsvcag
X^veiov nfQisxQ''''^^^^'*^ avzov — |vAov yocg aOTjmov ixAey^^*^* tsxzcov
X. r. i. , auch 44, 13 ff. , wo die Arbeit des zinrcov mit Schnur und
ROtbel beschrieben wird, womit er »eine scbOne Menschengestalt* hervor-
bringt. Auch das goldene Kalb (nach Michaelis) und die Cherubim des
Allerheiligslen waren aus Holz und mit Goldblech iiberzogen. — Ein ver-
goldeter Apollo in einer goldgetriebeneu Kapelle zu Karthago, Appian
Pun. 127. Das Gefallen an Zusammensetzung von Metallen nimmt man
• besonders aus Daniel 2, 31 ab. Vgl. Sickler My thus des Aesculapius.
1819. Zvveiter Anbang.
3. Die ehernen Saulen am Tempel und die Gefasse wurden nach
dem 1. B. der KOnige 7, 46 in dicker Erde, d. h. wohl in starken irdenen
Formen, gegossen. Vgl. De Wette Archaeol. §. 100.
4. Mannigfache Gefasse im T. zu Jerusalem, besonders das eber^e
Meer von zwOlf Rindern getragen. BeilSufig ist dabei das eifOrmige
Riesengefass aus Stein, 30 F. im Umfang, mit vier Henkeln und einem
Stier als Zierde, zu erwahnen, welches bei Amathus (Lemisso) auf Cypern
liegt. J. Landseer Sabaean Researches p. 81. Punische Silber- und
Goldschilde mit Bildern Liv. XXV, 24. Plin. XXXV, 4. Vgl. oben §. 58. 1.
5. Hiram, KOnige B. I, 7 bios Erzkunstler, versteht nach Paralip.
II, 2, 14 zu arbeiten iv X9'^<^^^ "^"^ ^'*' X^^"^^ x<^f iv aiSi^go) xcci iv
Xid'oig 'Kcd ^vXotg xul vcpaivtiv iv trj nogtpvga xai iv rrj vccHlvd^co xcrl
iv xij ^vaaa) xai iv rta xoKnivcp xo(l ylvil^oci yXvtpdc. Reiche Zusammen-
setzungen von Edelsteinen in Tyrus, Hesekiel 28, 13 u. sonst. Obelisk von
Smaragd, wabrscheinlicb Plasma di Smeraldo, im T. des Melcarth daselbst.
[^41] Phoenicische GOtterbilder. 301
Theophrast de lapid. 25. Arbeiten in Bernstein Od. XV, 459. Vgl. Eich-
horn de gemmis scalptis Hebr., Comment. Soc. Gott. rec. T. IL p. 18.
Hartmann Hebraeerin am Putztisch Th. JII. S. 84. — Sidonische Ge-
wander komroen bei Homer vor. Hiram's Vorhang vor dem Aller-
heiligsten, mit Cherubim darin. Aehnliche ai'beiteten Kyprier far Grie-
chische T. §. 113. A. 1.
6. Ueber das Glas bei Phoeniciem und Hebraeem Hamberger und
Michaelis, Commentar. Soc. Gott. T. IV. Heeren Ideen I, 2. S. 94.
[E^ech. 23, 14. xat ttdtv avd^ccs iitDYQtit(p7j(isvovg inl xov rolxoVy
ziKOVctg XaXdaieov, i^G)YQotq>i]fiivovg iv ygufplSt, cf. 15. Hieron. ad
Ezech. 8, 20: aed et omnes templi parietes diversis idolorum imaginibus
pingebantur, ut nulJa esset bestia, quam non parietis pictura monstraret:
augefuhrt von Winckelmann.]
241. In wie fern die Bilder der 66tter bei diesen 1
Volkerschaften durch charakleristische und bedeutsame Bil-
dung einen angebornen Kunstsinn bethatigten, ist bei dem
Mangel von Monumenten der Art schwer zu sagen: soviel 2
•
geht sicher aus den Nachrichten der Alten hervor, dass sie
viel Corabinationen der Menschenfigur mit Thieren batten,
theils halbthierische, theils auf Thieren sitzende und stehende 3
Gestalten; auch auf ihren geschnittenen Steinen spielten mit
Ungeheuem combinirte Figuren eine grosse^oUe, und ver-
breiteten sich durch solche Werke fruhzeitig nach dem Occi- 4
dent. Auch durch ungestalte und zwergartige, oder durch
formlose und seltsara verhullte Figuren deuteten die Phoenicier
gem das wunderbare Wesen der Gottheit an ; und dem Cba-
rakter ihres wilden und lasciven Naturdienstes gemass spielte
die Bezeichnung des Geschlechts, auch der Doppelgeschlechtig-
keit, an ihren Bildern eine grosse Rolle. Wenn solcher Greuel 5
dtra Volke Gottes in der Kegel fremd blieb : so ist die Phantasie
desselben doch auch von dem Gefallen an seltsamen Thier-
compositfonen fruhzeitig ergriffen worden ; bei Gebilden der poe-
tischen Phantasie aber zeigen seine Sanger mehr Neigung zu
wundersamer Verknupfung bedeutungsvoller und imposanter Ge-
stalten, als plastische Form und Rucksicht auf Ausfiihrbarkeit.
2. Dagon (Odakon) von Asdod, Atergatis in Askalon, Oannes
in Babylon , waren alle balb Fisch balb Menscb. Auf KaisermQnzen von
Askalon erscheint Atergatis (nach Andem Semiramis) als Weib auf einem
Triton, oder Schiff, oder Dracben, stehend, auf der R. eine Taube, in der
L. eine Blumenranke haltend, auch mit der Thurmkrone oder einem
302 Kunst der Syrischen StSmxne. [241]
Halbmond auf dem Kopfe. S. Norisus Ann. Syromaced. p. 503 r. In
Lukian's Zeit (dea Syria 31. vgl. 14) war die Syrische GOttin ein
auf Ldwen sitzendes (wie Juno-Caelestis auf den Mdnzen von Karthago)
Frauenbild mit vielen Attribulen, eine Art von Pahtheum. Vgl. Creuzer
Symb. IL S. 67. So thront sie mit zwei Lflwen, Boissard IV, 95. Zeus
(Baal) sass auf Stieren, wie der Jupiter Dolichenus von Gommagene
auf einem Stier steht. Marini Atti del frat. Arv. IL p. 539. Boettiger
Kunstmyth. I. S. 308. 313. 330. Tf. 4. MQnzen von Hierapolis (Neu-
mann Numi Vet. II. tb. 3, 2) zeigen beide, den Gott auf einem Stier-,
die Got tin auf einem LOwenpaar sitzend; eine Carneol des Wiener Cabinets
giebt dieselbe Gruppe mit merkwfirdigen Beiwerken. Von einem Syrischen
Apolion mit Bart, einem Brustpanzer, einem Kalathos auf dem Kopfe,
in Hierapolis, Lukian 35 u. Macrob. I, 17. Macrob. beschreibt auchi, 23
das Aegyptisirende Bild des (xottes von Heliopolis. Die Atergatis von
Aphaka nach Macrob. I, 21 capite obnupto, specie tristi.
3. Die Figur, welche Ldwen an den Schwanzen emporhdlt, auf der
(Etruskischen?) Gemme, Impronti d. Inst. I, 16, kommt auf einer Munze
mit Pboeniciscber Schrift sehr ahnlich vor, Dutens M6d. Grecques et
Phonic, pi. 2, 10, wie R. Rochette bemerkt Journal des Sav. 1834. p. 282.
Die mitten zusammengefCigten Vordertheile von Thieren auf altgiiechischen
MQnzen, besonders von Samos, mOgen durch Vorderasiatische Bildwerke
mit den Persepolitianischen (§. 244. A. 6) in Verbindung stehn. Donaldson
Antiqq. of Athens, Supplem. p. 26. •
4. Von den Phoenicischen Pataeken Herod. Ill, 37. Adonis in
4
Gypem, nach Hesych. Uvyfialeov. Von einem spannenlangen alterthflm-
lichen Aphroditenbilde aus Cypern (01. 23). Athen. XV. p. 675. — Astarte
als G5ttin von Sidon auf Kaisermunzen , eine verhdllte halbe Figur in
einem Tempel auf einem Wagen (yaog ivYO(poQovfisvog), Norisius p. 417,
M. S. Clement, tv. 11, 108. 109. 37, 34. [Lenz die GOttin von Paphos.
Gotha 1808. 4.] In einer mumienartig eingewickelten Frauenfigur zu
Palermo erkannte Hirt (Berliner Kunstbl. II. S. 75) ein Karthagisches
Idol. — Der doppelgeschlechtliche Aphroditos in Amathus. Baal-Peor
in Moab war wahrscheinlich priapisch. Im Vorhofe zu Hierapolis zwei
180 F. hohe Phallen (Lukian 16. 28); ahnliche in andern Syrischen und
Babylonischen Heiligthumeni. Ein Karthagisches Idol scheint die Iside
bei Serradifalco Cenni sugli avanzi d. ant. Solunto, Palermo 1831. tv. 6.
Sopra alcune monete Fenicie delle isole Baleari von della Marmora,
Welcker im Rhein. M. III. S. 504. Milnien von Melite Torremuzza tv. 92,
vierfldglicher Osiris, von Gaulos tv. 93, behelmter Kopf, darunter Halb-
mond, von Kossura tv. 96 mit phoenicischer, mit lateiuischer Schrift, Gdtze
mit Schlangen, Neumann T. IL tb. IV, 10 — 14. Sardische Idole, Archaeol.
IntelL Bl. 1834. n. 34. [Bei della Marmora Voy. de la Sardaigne pi. 34,
[241*] Kunst in Kleinasien. 303
bei dem in Turin die Sammlung auch in AbgQssen ist. Fr. Mtlnter
Sendsclireiben Hher einige Sardiscbe Idole. Kopenh. 1822. 4.]
5. Die Cherubim in Genesis 3, 24 und im Dabir scheinen ganz
menschliche und nur gefldgelte Figuren, in andem Stellen treten groteskere
Vorstelhmgen hervor. F. J. Zflllig Der Cherubim -Wagen. 1832, u. GrOn-
eisen im Kunstblatt 1834. St. 1 f.
G. Kleinasien.
241.* Von Bauwerken Kleinasiatischer Volker, bevor 1
Griechischer Geschmack ihre Formen bestimmte, wie bei dem
Tempel der Kybebe zu Sardis (§. 80), sind nur Grab-
denkmaler uns bekannt geworden. Die Monumente der 2
Lydischen Konige, unter denen das Grab des Halyattes das
colossalste, waren sehr hohe Tumuli auf Unterbauten aus
grossen Steinen. In Phrygien finden wir an dem Grabe 3
des Konigs Midas die im Orient so verbreitete Form einer
in eine senkrechte Felswand gehauenen Facade. Sonst 4
waren unterirdische Wohnungen und Sanctuarien des Attis-
Gultus bei diesem Volksstamme in Qebrauch (§. 48. A. 2).
In Metallarbeiten, in Webereien und Farbereien werden 5
die Lyder friihzeitig die Leistungen der Semitischen Stamme
sich angeeignet haben, und auf diesem Wege wird manche
technische Fertigkeit zu den Griechen gekommen sein (vgl.
§. 71, 1. 73, 3).
1. S. Herod. I, 93 mit Creuzer's Excurs in Baehr's Ausgabe. Tliiersch
Mflnchner Abhdl. Philol. CI. I. S. 395. Vergleichung mit Porsenas Denkmal,
Lydischer Ursprung, Lyder und Tyrrhener zu trennen (gewiss nicht).
Ueber die Reste Leake Asia minor p. 265. Prokesch Reisen IIL 8. 162.
Die schr§ge HOhe dessen, was man von dem Tumulus sieht, betragt 648 F. ;
oben stand ein colossaler Phallus. Vgl. §. 170. — Phrygische Tumuli
§. 50. A. 2. — Eine ungeheure dreieckige Pyramide bei den Sakem be-
schreibt Ktesias Pers. 27. p. 117. Lion.
3. Das Grab des Midas im Tbale Doganlu beim alten Nakoleia in
Nord-Phrygien, aus rothem Sandstein gehauen; die Facade g. 80 F. hoch,
60 breit; oben eine Art Fronton mit grossen Voluten geschmQckt. Leake
in Walpole's Travels p. 207. Asia minor p. 26. Hamilton Aegypt p. 418.
Ueber die Inschrift {MIJAI . . FANAKTEI) Osann Midas 1830.
Grotefend, Transact, of the R. Asiat. Soc. V. IH. P. U. p. 317. In der
Nachbarscbaft sieht man, nach Leake, Faqaden, die aus ein em Prostyl
304 Kunst in Kleinasien. [241*]
von zwei Saulen mit Architrav, Zahnschnitt und Kranzleisten be-
stehen: die Gestalt, welche in der Nekropolis von Telmissos so viel
vorkommt, und dort schon mehr die Formen der lonischen Ordnung
tragt. Ghoiseul-Gouff. T. I. p. 118. pi. 67. 68. [Nach J. R. Steuart Descr.
of some anc. mon. with inscriptions still existing in Lydia and Phrygia,
several of which are supposed to be tombs of the early kings L. 1842
ist die Inschrift voUstandiger ATES APKIAEFAIS 'AKENANOrAPOZ
(der Name des Vaters im Gen.) MIJAI AAPAPTAEI (Xaigzrj^ wie Xdayog^
Aayos, AaaxTTjg) FANAKTEI E J AE£ {YennuihWch l^iyxc), vgl. Bull.
1843. p. 64. Sieben GrabmSQer des Thais Doganlu mit derselben Schrift
sind abgebildet, nebst mehreren andern merkwflrdigen Denkmalern. Eherne
Jungfrau auf dem Grab des Midas, Hom. epigr. 3.J
[5. Sculptur an einer Felswand des Sipylos §. 64. A. 2. Auf dem
Tumulus des Alyattes, der von den -flunderten der Sardischen Nekropolis,
jenseits des Hermos, in Gruppen und einzeln ilber einen erhOhten weiten
Raum ausgestreut, weil der grOsste ist (Herod. I, 93), liegt von einem
Phallus der Kopf, 40 F. im^Umfang, 12 F. Durchmesser, von sehr guter
Arbeit. Lykien §. 90. 128*.]
III. VSlker vom Arischen Stamme.
242. So wesentlich verschieden auch der Volkerstamm l
der Arier (oder Iranier), welcher, von Ariana ausgehend,
die alten Bewohner Baktriens, Mediens, Persiens in sich
begreift, in Sprache, Nationalsitten und Religion von dera
Syrischen war: so schloss sich doch die Eunstweise dieser
Volker ziemlich eng an die an, welche wir in Babylon
kennen gelemt haben; und wir sind gedrungen, die Eunst,
welche in d^m grossen Persischen Reiche bluhte, nur als eine
weitere Entwicklung der alten Assyrischen anzusehen. Hier- 2
von liegt der Grund theils darin, dass das grosse Assyrische
Reich, wie es, auch Babylon in sich fassend, vor 750 be-
stand, sich uber den grossten Theil von Iran, selbst Bak-
trien eingeschlossen, ausdehnte, und, als hemach der Medische
Thron aufgerichtet wurde, die Hofsitten und der Luxus
der firuheren Dynastien in Assyrien und Babylon ganz
naturlich darauf ubergingen, so wie spfiter Susa und Per-
sepolis wieder eine Nachahmung von Ekbatana waren : theils 3
darin, dass die alte Nationalreligion der Arier, ein dualisti-
scher Dienst des Lichts, fur sich keine Antriebe zur bildlichen
Darstellung der Gotter enthielt, sondem vielmehr das Ge-
muth da von abwandte: daher, als Hofprunk und Luxus
spater das Bedurfniss einer Eunst fuhlbar machten, sie von
aussen und woher sonst, als von den seit alter Zeit culti-
virten Syrischen Stamraen, hereingeholt werden musste.
1. Arier, als allgemeiner National - Name bei Herod. VII, 52.
Strab. XV. p. 724, Eudemoe bei Damaskios de princ. p. 384. Kopp, in
Sassaniden-Inschriften.
2. Der viel verbreitete Cultus der weiblicfaen Naturgottheit,
der Venus unter den Planeten (Mitra bei den Persem, Anabid in Medien,
Elymais, Armenien), h&ngt gewiss mil dieser alten Assyrischen Herrschaft
zusammen; es sind die ZQge der Semiramis-Derketo, die in diesem Sinne
von Kleinasien bis Baktrien reichen.
3. Ibre G^^tter waren nicbt menschengestaltig (ay^poicoqovic;, Hero-
dot I, J31),. wodurch Thiersymbole nicbt gelaugnet werden.
O. Mailer's Arehaeologie. 4. Anfl. « 20
306 Kunst des Arischen Stammes. [243, 244}
1. Architektonik.
1 243. So flnden wir schon die Burg von Ekbatana
(715 V. Chr.) in einem Syrisch-Babylonischen Geschmack
auf einer Anhohe terrassenformig angelegt : die uber einander
hervorragenden Mauerzinnen mit sieben Hauptfarben glan-
zend angestrichen (ohne Zweifel aus bunten Backsteinen) ;
oben Pallast 'und Tempel der Anahid, die'Saulen, Balken,
Lacunarien aus Cedern- und Gypressenholz mit Gold und
Silberblech uberzogen, die Dachziegel ganz aus Silber.
2 Beim Tempel und Pallast der Persischen Konigsburg in
Susa, welche die Griechen Memnonia nannten, wissen
wir aus bestimmten Nachrichten der Alten, mit denen die
Trummer wohl ubereinstimmen , dass die Bauart die Baby-
lonische war.
1. [Ninive §. 245. Eugen Flandin TArchitectare Assyrienne in
der Revue des deux mondes 1845. T. X. 6 livr.] S. Herodot I, 98
(die unterste Mauer der Burg war gleich der Ringmauer Athens, d. b.
gegeh 50 Stadien; die viel grOssere Stadt war ^flfen). Polyb. X, 27.
Diod. XVII, 110. Die iiberzogenen Balken u. s. w. wurden von Anti-
gonos und Seleukos Nikator geschalt, ilsnlad^. Jetzt Ham ad an; Trum-
mer grosser Substructionen, Canal der Semiramis, Chausee. Im Einzelnen
findet man namentlich in einer S&ulenbasis ganz den Styl von Persepolis
wieder. Olivier Voy.. dans Tempire Ottoman. III. p. 30. Morier Second
Journey thr. Persia p. 264 fif. Porter II. p. 90 ff.
2. Ueber die Wunderwerke des angeblichen Mem no n (welches
mag der einheimische Name gewesen sein?), Burg, K6nigsstrasse und
KOnigsgrab von Susa, Jacobs in den Denkschr. der Mfinchner Acad.
1810. 11. Vermischte Schr. Th. IV. S. 4. To d\ tslxog duoSofirito rrjg
noXsmg xal Isffoc xal (ictaLXua naffanXrjalmg mansg ror rmv Bapvlonvlmv
J| OTtT^^s nXivd'ov xal daq)dlT0Vy Strab. XV. p. 728. In Schus, wahr^
scheinlich Susa, findet sich auch jetzt nichts als Haufen von Backsteinen,
mltunter gef^bten. Kinneir Geogr. Memoir of the Pers. empire p. 100 L
Porter II. p. 410. Hoeck Vet. Mediae et Persiae Mon. p. 95.
1 244. Der alte Stammsitz der Persischen Herrscher war
in Pasargadae, einer Flussebne im innem Persis, d\6
selbst von dem ersten und koniglichen Stamme des Volks^
2 nach Herodot, den Namen hatte. Dieser dadurch geheiligte
District, gleichsam die Metropole, aus der das weitherr-
schende KQnigsgeschlecht hervorgegangen war, erhielt in der
Bluthezeit des Persischen Reichs eine lange Strecke von An-
[244] Architektonik der Meder und Perser. 307
lagen", und darunter einen altera Eonigssitz apx«^« Paa{'
ifift) , mit Kyros Grabmal , und eine neuere Residenz,
welche die Griechen Persepolis nannten, wahrend sie
jener vorzugsweise den Namen Pasargadae gaben. Dieser 3
neuere Konigspallast wird mit Sicherheit in den Ruinen
Tschihninar oder Tacht Dschjemschid erkannt. Das Mate- 4
rial, der harte schwarzgraue Marmor des Gebirges Rachmed,
auf dessen Absenkung mit Hulfe machtiger Substructionen
diese K5nigsburg enrichtet war, hat hier die Zerstorung der
Architekturformen verhutet, obgleich auch nur Wande und
Saulen^ aus Stein, alles Gebalk und Dachwerk dagegen
ohne Zweifel aus uberzogenem Cedernholz war, womit
die enorme Schlankheit der Saulen zusammenhangt. Die
Anlage steigt terrassenformig empor; starke Pforten, grosse 5
Hofe mit Nebengebauden , prachtige Saulenhallen fuhrten zu
den am hochsten gelegenen inneren Gemslchern des Pallastes.
Das Detail der Architektur zeigt eine Kunst, die sich eines 6
reichen Vorraths von Formen decorirender Art bemachtigt
hat, aber nicht sonderlich damit haushalt: man fuidet die
wahrscheinlich in Asien fruhzeitig verbreiteten (§. 54) Glieder
und Zierathen der lonischen Ordnung wieder, aber durch
Ueberhaufung und seltsame Verbindung eines grossen Theils
ihrer Reize beraubt.
2. S. die Schriftsteller fiber Alexander, welche zuerst Persepolis
erwahnen, besonders Arrian VI, 29 ff. Strabon XV, 729. Diodor XVII, 71.
Curtius V, 7. Pasargadae umfasste wahrscheinlich die Geb§ude bei Murghab
und Nakschi-Rustan, §. 245.
3. S. die Abbildungen bei den Reisen von Chardin (neu herausgeg.
mit Zusfltzen von Langl^, P. 1812), K^mpfer, Cornells de Bru3rn; ge-
nauere bei G. Niebuhr Reise nach Arabien II. S. 121. Morier Journey
thr. Persia T. I. p. 129—137. Sec. Journey p. 75. Ouaely Travels in
var. countries of the £ast. V. 11. pi. 40 sqq. Porter I. p. 580 sqq. Edw.
Alexander Travels to India pi. 10. Buckingham's Trav. in Assyria, Media
and Persia, ch. 17. Caylus, Hist, de TAc. d. I. T. XXIX. p. 118. Herder:
Persepolis eine Muthmassung. Persepolitanische Briefe. Heeren Ideen I.
8. 194. Mongez, M6m. de Tlnst nation. Litt. T. HI. p. 212. Hirt in den
Abhandl. der Berliner Acad. 1820. S. 40. [Voy. en Perse de M. Flandin,
peintre, et de M. Coste, architecte. P. 1845. Die Zeichnungen sind
nach Hr. Steuart, der viele Jahre in Persien lebte, vorzaglich treu im
Charakter.]
308 Kunst des Arischen Stsonmes. [245]
5. Eine breite Doppeltreppe fufarte zu drei aneinanderstossenden
Thoren; diese zu den Doppelpfeilern mit den colossalen Hautreliefs von
Wunderthieren. Eine zweite Treppe stieg man zu dam eigentlichen Pallast.
Drei S&ulenhallen umgaben eine grOssre, ohne Trennung durch Mauern; «.
wahrscheinlich waren sie nur durch Teppiche abgesondert (Esther I, 6),
die, wie bei Alexander's Prachtzelt (Aelian V. H. IX, 3) und dem Diony-
sischen Zelt Ptolemaeos des II. (§. 150, 2), an Sfiulen ausgespannt waren.
Die innern Gemacher und Sale liegen jetzt davon getrennt auf der hOch-
sten Terrasse; auch bier SSluIen in dem Hauptsaale. Diese Gem&cber
bildeten indess gewiss einst mit jenen Siulenhallen ein zusammenhSngendes
Gebaude. Niedrigere Nebengebftude, daninter ein ziemllch ausgedehntes.
Umfang des Ganzen 1400 X 900 F. Den Eindruck, den das Ganze machen
musste, giebt am beslen die treffliche Schilderung einer Persischen Resi-
denz bei Appulejus de mundo p. 270 Bip. (der falsche Aristoteles de
mundo c. 6); besonders: (Rex) circumseptus admirabili regia, cuius tecta
fulgerent eboris nive, argenti (§. 243) luce, flammea auri vel electri clari-
tate: limina vero alia prae aliis erant, interiores fores, exteriores ianuae
muniebant portaeque ferratae et muri adamantina firmitate.
6. Die Saul en (s. besonders Porter pi. 45) der grossen Balle,
55 F. hoch, unten gegen 4 F. stark, mit loniscben Cannelilren und hohen
Basen von eigenthfimlicher Form; die CapitSler theils aus Vordertheilen
von Einhdmem zusammengesetzt, theils aus sehr mannigfachen StQcken
(ein umgestilrzter Krater, darauf ein aufrecht stehender, darauf ein hoher
Wilrfel mit zwei Reihen von RoUen nach alien vier Seiten) seltsam com-
binirt. Dabei Verzierungen von Blatterwerk, Rosen, Voluten, Perlenst&ben.
An den EOnigsgrabern kommen auch der Zahnschnitt, eine Art von Eiem
und Schlangenzungen , und das dreitheilige Architrav vor. Die Gesimse
uber den Thiiren haben Aehnlichkeit mit den Aegyptischen (§. 222). Man
bewundert die trefflich bebauenen und sehr genau zusammengefQgtenQuadem
und Sfiulenstflcke. Spuren von Wasserleitungen durch die Hallen und Sale.
Von rathselhaften unterirdiscben Gangen melden Ghardin und Morier.
1 245. Zugleich lagen in diesem Stammsitze des 6e-
schlechts der Achaemeniden dieGrabmonumente derselben.
2 Dies waren seltner freistehende Gebaude, wie das des Kyros
3 beschrieben wird ; gewohnlicher in den Felsen gehauene
Fa(jaden mit verborgnen unzuganglichen Kammem dahinter,
dergleichen theils an der Felswand oberhalb des beschriebenen
Pallastes von Persepolis, theils nordlich davon bei Nakschi-
4 Rustan liegen. Die Architektur zeigt dieselben Formen, wie
in Persepolis; die durchherrschende Darstellung ist die eines
Gerustes, auf dem der K6nig in religiSser Handlung er-
[245*] Bildwerke von Persepolis. 309
scheint, fiber einem Fries und Architrav, welches von Saulen
mil Einhorn-Capitaiern getragen wird.
2. Das Grab des Kyros im Paradeisos von Pasargadae Arrian
VI, 29. Strabon XY, 730. firvpyo? ov fiiy^S, ndva fihv ffre^coff, ava
dl cziyriv Ixtav %aX arjnov arevr^v tsXimg l;|rovra rijv tftfodov.] Ein
nvffyog; unten eine Basis aus Quadern, darauf ein Bau aus einem oder
mehrern Stockwerken, oben ein 6r,x6g mit einer ganz engen ThQr; darin
ein goldner Saiig mit dem Leicbnam, ein Sopha mit noSfs zpv<ror cfpvgi^
Xaxoiy auf diesem ein Babylonischer Teppich, Gew&nder, Scbmuck, Waffen.
Ob das Denkmal in Murghab? Ousely II. pi. 53. Porter I. pi. 14. p. 498.
Heeren S. 276. .
3. Eins der Grftber am Berge Racbmed (400 F. vom eigentlichen
Pallaste) muss nach Diodor XVII, 71 (vgl. Rtesias Pers. 15) das des
Dareios sein, womit Grotefend's Entzifferung der Keilinschriften von Perse-
polis trefflich flberelnstimmt. Ghardin, pi. 67. 68.- — Nakschi-Rustan,
ebend. pi. 74. Ousely 11. pi. 41. Porter pi. 17. Ziemlich mit den Perse-
politanischen Qbereinstimmende Grabm&ler hat man in Medieu, zu Bisutun
und Hamadan, gefanden.
2. Bildende Kiinst.
[§. 245*. Die Assyrische Kunsl wird kunftig durch
die Entdeckungen in Ninive durch den franzSsischen Consul
Botta in Mossul bekannt werden. Die Hauptfigur auf den
meisten Reliefen ist ein Konig oder Held in reichverbramter
Tunica mit Oberkleid und mit einer Tiara, welcher kampft,
Feinde vor sich hertreibt, Gefesselte und Gnadeflehende vor
sich sieht, beim Mahle sitzt, im festlichen Zug einen Wagen
mir vier neben einander gespannten Pferden lenkt. In seiner
Nahe gewohnlich ein bartloser Mann, vermilthlich Eunuche,
ofters mit einem Streitkolben. Unter den vielen Figuren von
Kampfem wiederholt sich ein Schildtrager, unter dessen Schutz
ein Anderer seinen Bogen spannt oder den Wurfspiess schwingt.
Eine Gestalt, vermuthlich ein Gott, halt in der rechten Hand
eine schlangenformig gekriimmte Waffe und zieht mit der
linken einen Lowen zu sich herauf. Keine weibliche Figuren
ausser einer, die ein Kind am Arm in die Hohe halt. Stiere
16 F. hoch, mit Menschengesichtern , wurden erst 6, dann
noch 120 entdeckt, alle in Hochrelief. Ein Bild stellt vier
Vornehme vor , sitzend auf Stuhlen , welchen Eunuchen ein-
schenken, diese schopfen aus einem Gefass in ein Rhyton mit
310 Kunst des Arischen Stammes. [245*]
Lowenkopf: mehrere stellen Belagerungen dar. Das herr-
schende Princip ist Ireue Nachahmung der Natur 'und des
Lebens, bei massigem Gebrauch symbolischer , besonders ge-
fliigelter Figuren. Das Verdienst der Zeichnung in den Kor-
pem, besonders des LSwen, des Stiers, in den menschlichen
Gesichtszugen und in der Ausfiihrung der Haare wird hoch-
lich geruhmt.
Die Ausgrabungen fanden nicht in dem Umfang der alten Stadt
Oder wie nun angenommen wird, der officiellen Residenz der KOnige bei
Mossul jenseits des Tigris statt, sondem fQnf Garavanenstunden davon
(so lang war also die Stadt) , . wo auf einem hundert Fuss hohen Hflgel,
gegen 300 Meter lang, 150 breit, das DOrfchen Ehorsabad liegt. In diesem
HQgel wurden funfzehn grosse Sale er5fifnet, darunter einer von 120 F.
L^nge, fast Qberall bedeckt, so wie auch die vier Fa^aden, mit Reliefen
und Keilschrift in einer »Art von transparentein Marmor,« zum Theil »auf
Alabasterplatten« oder »in einer sicb leicht erweicbenden Tunche* Lettres
de M. Botta sur ses d4couvertes a Khorsabad pr^ de Ninive publi^es par
M. J. Mohl P. 1845, aus dem Journal Asiat. vom Mai 1843 bis Febr. 1845
abgedruckt, mit 55 Kpft. worunter 33 Bildwerke enthalten. Damnter zeigen
Tf. 22 Farbenschmuck, die Kopf- und Bartbaare braun, Tiare und Kopf-
binde roth, Tf. 30 rotheSandalen bander; viel soil blau vorkommen. Tf. 17
ein Zwiegespann , worauf der K6nig , fiber wclchen ein Sonnenschirm ge-
halten wird , hinter ihm ein Reiter mit Lanze und Kocher, wie Tf. 19.
Tf. 25 Belagerung, Tf. 21 ein naturwahrer ausdnicksvoller Kopf mit Pickel-
haube. Die fpaXaga der Pferde sind Qberladen, [scbwerfailig. Tf. 38, 50
eine mannlicbe geflugelte Figur mit Adlerkopf, die Hand krallend. Aus
dem Princip selbst erklart sicb eine gewisse Uebereinstimmung mit den
Statuen von Aegina, namentlicb in Stellungen in dem gekrauselten Haar,
in der dichtanliegenden Gewandung z. B. des Bogenschiltzen Tf. 2, wo
auch der den Schfftzen deckende Schild durch die fiinf Kreise herumlau-
fender Verzierungen an die so natfirliche Anordnung der Homerischen und
Hesiodiscben Schildcompositionen erinnert. Auch die Architravreliefe von
Assos §. 255. A. 2, das alte Grabmal von Xanthos §. 90* und zunachst
die Bildhauereien von Persepolis sind zu vergleichen. In wie weit die
Griechische Kunst von Assyrien und Medien her zunachst in Kleinasien An-
regungen erhalten und Anlasse genommen habe und wie selbstandig und frei
dabei ihre innere, die eigentlich kfinstlerischeEntwicklungerfolgt sei, wird sicb
allmaiig deutlicher herausstellen. Grosse Massen der Monumente von Ninive
sind bereits i n Paris angekommen. Die Herausgabe eines Werkes von 405 Kpft.
und 100 Bogen Text in 90 monatlichen Lieferungen hat im Nov. 1846 be-
gonnen; dieZeichnungenvon deminPersieneingeCLbtenMalerEugenFlandin.
Die nachgezeichneten Keilschriften nehmen eine Lange von 2500 Meter ein.
{246] Bildwerke des Pei-sepolis. 311
Kiepert in Schmidts Jahrb. f. Gescb. 1844. I. S. 95 denkt daran, dass
diese Sculpturen nicht der alten Assyrischeu Kunst angeh^Jren, sondem aus
«iner spateren Persischen Zeit sein m(^bten, da Xenopbon paailBuc zu Ninive
€rwahnt, obgleich die alte Stadt seit der Medischen Eroberung zerst5rt
gelegen. Leo vermuthet, dass das Assyriscbe Reich mit Sardanapals Tode
(890), nachdem nun Babylon Sitz der Herrscbaft geworden, nicbt aufge-
hOrt, sondem unter eigenen K6nigen fortbestanden babe, Lebrb. der
Universalgesch. I. S. 118. Die Inschriflen werden zu Hiilfe kommen.]
246. Dieselben Ruinen von Persepolis zelgen eine Fulle 1
von Sculptur mit der Architektur verbunden. Wunderthiere, 2
symbolischer Art, stehen in halbrunder Gestalt als Reichs-
wappenam Eingange; ahnliche sind auch fur architektonische
Zwecke kaufig angewandt. Gruppen, in welchen ein niytho- 3
logischer Held ein Unthier der Art durchbohrt, sind in Relief
an den Pforten des Nebenhauses angebracht. Man sieht 4
den Konig mit Begleitem einherschreitend ; seinen Thron, den
€in Baldachin bedeckt, von den Reprasentanten der Haupt-
stamme des Reiches getragen; den darauf sitzenden Fursten
als Richter, an verschiedenen Wanden und Pfeilem. Die 5
Leibwache des Fursten, seine Hofleute in zwei verschiednen
r^elmassig abwechselnden Trachten, der Medischen Stola und
der Kandys, und die interessanteste Darstellung, die Provin-
zen, welche die jahrlichen Ehrengeschenke (ddHQa) bringen,^
schmucken die Prachttreppe , . welche zu der grossen Saulen-
halle hinauffuhrt.
2. Hauptfiguren sind das geflCigelte oder ungefiQgelte Einborn, das
ratbselhafte Tbier mit dem kOniglicb gescbmuckten Menschenbaupte (Mar-
tichoras? Kaiomorts?), der Greif, der LOwe. [Fel. Lajard Recb. sur le
culte, les symboles, les attribuls et les mon. fig. de Venus en Orient et
en Occident 1. 2 livr. P. 1837 f. unterbrocben.]
3. Der Ansicbt, welche in diesem Helden den Stammberos des bier
einbeimischen Gescbleebts. Achaemenes (Dschjemschid?), sieht, kommt
zu Hulfe, dass nach Aelian H. A. XII, 21 Achaemenes wirklicb eine
wunderbare Fabelperson war, ein ZOgling eines Adlers, wie bei Firdusi
der Vogel Simurg die jungen Helden erzieht.
5. Diese doppelte Tracht ist durchgflngig leicht zu unterscbeiden.
Die vomehmere, die der Kdnig selbst tr>, ist das Hedische Gewand,
ihr war auch die Magische Stola fthnlich (s. Lukian Nekyom. 8). Zu der
andern Tracht gebdrt der Ueberrock mit den leeren Aermeln oder xo^aig
(Kolchische, Amazonische, Ungarische Tracht, s. Amaltbea I. S. 169.
312 Kunst des Arischen Stammes. [^7}
II. S. XII), dies ist die Persische Raiidys {xtxcav ov ifinogtcovvtai^ fibulis
annectunt, ol 6TQUTimtciij Hesych. Pollux VII, 58). Ueber die Persischen
Gew&nder vgl. Voss Mythol. Briefe. III. 8. 367. Mongez sur les costumes
des Perses, M4m. de Tlnst. nat. Litt. IV. p. 22 sq. Xenophon Cyrop. 1, 3, 2
sagt: ravta navxa (PerQcken und Schminke) Mj^^ixa i<STt^ nal oi noq-
(pVQol ;|^iT(Dveff xal ol navdvsg xal ol CTQBieTol ns(fl r^ ^^QV *^^ ^^
TffiXXia nsQi vatv x^Qolv iv UsQCaig 8h toig ofnoi xal vvv hi noXv xal
iad-^Ttg q>avX6tBQcci rial dlairai ivtsXioteQai. Die Tiara mil den Seiten-
Mndern {naQayvae'Cdss Strabon XV. p. 734 fila tjarae Ammian XXX, 8),
die Kidaris und Kyrbasia sind schwer von einander zu unterscheiden,
vgl. Niccolini M. Borb. VIII. p. 17 fif., auch Demetr. de eloc. 161. Die
Peitsche oder Geissel, welcbe an mancben Figuren von Kriegem deutlich
binter dem KOcber auf dem Rilcken h^gend angebracbt ist, bezeichnet
die Persiscben Mastigopboren. — Fflr die statistische Erklarung der Pro-
vinzen verweise icb ganz auf Heeren, Ideen II, 1. S. 213 ff.
1 247. Nirgends erscheint die bildende Kunst in ihren
G^enstanden auf einen so bestimmten Kreis beschrankt wie
hier. Die Gottheit, der reine Omiuzd, ursprunglich undar-
stellbar, wird als Gegenstand der Anbetung des Konigs durch
eine in der Hohe schwebende, nach unten in Flugel endende
Halbfigur nur angedeutet ; sonst gehoren nur die symbolischen
Thiere der Mythologie, alles Andre der geschichtlichen Gegen-
2 wart an. ' Der strenge Anstand , das steife Ceremoniel ge-
bieten uberall sorgfaltige Bekleidung und feierliche Bewegung^
selbst der Kampf mit Ungeheuem stort keins von Beiden;
3 die vollige Entfernung der Frauen hat denselben Grund. In
dem sehr minutios ausgefuhrten Haarputz {xonat noog&e-
rot), den regelmassigen Falten, den Spuren der Anfiagung
goldner Eetten und Zierden an den Handgelenken^ dem Halse
und der Tiara des Herrschers, erkennt man uberall die Ein-
wirkung des Hofprunks und den Zwang eines aussem Ge-
4 setzes. Doch zeigt sich die Kunst nirgends als ein roher Ver-
such; vielmehr hat die Zeichnung einen festen, sichern Styl;
die Gesichtsformen tragen neben dem Stempel der Nationali-
tat das Geprage von Wurde; in der Darstellung der Pro-
vinzen ist feine Charakteristik , in der der Hofleute gefallige
Abwechslung in Stellung und Geberde ; die Thiei^estalten sind
mit einer eigenthiimlichen Kraftigkeit und Grossheit entworfen ;
5 auch ist die Arbeit in dem harten Steine durchaus sauber,
6 die Behandlung des Reliefs eigenthiimlich : so dass man, wenn
[248] Bildwerke Persiens und Hediens. 313
auch iinmer Aegyptische, so wie Griechische Kunstler fur den
Grosskonig arbeiteten, doch eine einheimische, durch lange Jahr-
hunderte gereifte Kunst in diesen Werken anerkennen muss, die
den Persem sender Zweifel von Ekbatana in Medien, den Medern
aber, wie wir meinen, in der Hauptsache von Babylon kam.
3. 6 fiiyccg Pacilsvs — nofi^, Aristoph. Plut. 171. [xo/uort itQog-
^CToi, falsches Haar, Perilcken, welche die Griecben der fAreng aristo-
kratischen Zeit vermuthlich von dorther angenommen haben.] Die Perser
ziehn die Adlemase vor, weil Cyrus ygvitog gewesen aei. Plutarch, reip.
ger. praec. 28.
5. Das Relief hebt sich mil einer feinen Linie allmftlig vom Grunde
ab, ganz anders als das Ghriechische und Aegyptische. Fragmente im
Brit. Museum (R. VI. n. 100—103) und bei Sir Gore Ousely; genaue Al)-
bildungen bei Morier Sec. Journey pi. 1 , Ousely II. pi. 43—45. und Ker
Porter. [Eine der ausffihrlichsten Abbildungen Archaeol. Britann. XIV.
p. 283, Kopf eines Blinden mit einer Binde um das Haupt, Haar und
Bart gelockt, Shnlicb wie der sog. Indische Bachus. — Ammiauus
M. XXIV, 6, die Perser seien in den bildenden RQnsten etwas zurQckge-
blieben, weil sie nur Schlacbtsttlcke machten.]
6. Von den Aegyptischen Kilnstlern, die fur die Persiscben KOnige
arbeiteten, erzUhlt Diodor I, 46. Von Telepbanes (§. 112, 1) Arbeiten
fOr die Perser Plin. XXXIV, 19, 9.
248. Mit dieser Annahme stimmt auch die grosse Aus- 1
dehnung, in welcher dieser Styl nicht bloss in Persien, auch
in Medien gefunden wird. Die Reliefs von Bisutun (Ba- 2
gistanon) zwischen Ekbatana und dem Tigris, die unter an-
dem einen Konig als Ueberwinder seiner Feinde darstellen,
zeigen diesen Styl vielleicht in einer alteren Periode als die
Persepolitanischen ; die Alten scheinen Werke der Semiramis
hier gesehn zu haben. Wahrscheinlich werden auch die be- 3
deutenden Ruinen der Armenischen Stadt Van nicht bloss In-
schriften, sondern auch Architekturformen nach Art der Perse-
politanischen ergeben. Auch die Babylonisch-Medischen Cy- 4
Under schliessen sich, wenn auch oft nachlassig und schlecht
gearbeitet, an diesen Kunststyl an; ein Theil derselben wird
sicher mit Recht aus Persischem Ritus und Glauben gedeutet;
manche gehoren auch einer Combination Magischen und Chal- 5
daeischen Glaubens an. Noch sind die Dariken zu erwahnen, 6
bei denen die Vorstellung — der Konig selbst als. Bogen-
schutz — so wie die Zeichnung sehr mit den Monumenten
314 Kunst des Arischen Stammes. [MS]
7 von Persepolis ubereinstimmt. In der Zeit der Arsakiden
herrschte am Hofe ein von den Makedonischen Eroberem er-
erbter Griechischer Geschmack, doch hat sich ausser Munzen
8 nichts Sicheres erhalten; die Sassaniden, in vielen Stucken
Wiederhersteller vaterlicher Sitte und Religion, zeigen in ihren
Kunst werken einen aus dem spatromischen entstandenen, auf
orientalisches Costiim angewandten, schwulstigen und ge-
schmacklosen Styl.
1 . Ruinen im Persepolit."8lyl am Persischen Meerbusen, Morier L S. 51 .
Von Ekbatana oben §. 243. Von Bisutun besonders Porter II. p. 154. pi. 60.
Vgl.Hist. de I'Ac. des Inscr. XXVII. p. 159. Hoeck p. 22. 29. 73 sqq.
2. Die Identit&t von Bagistanon bei Diod. II, 13, Baptana bei Isidor
und Bisutun halte ich mit Hoeck p. 116, Mannert V, 2. S. 165 u. Andem
far einleuchtend. Die Vorstellung der Seniiramis mit 100 Trabanten er-
innert sehr an Persepolitaniscbe. Die Syrischen Buchstaben bei Diodor
sind wohl Assyrische; diese 'Aaavgia y^ifi^txza aber, die Persische Reichs-
schrift besonders fdr Monumente, kdnnen nur Keilschrift gewesen sein.
[Das Denkmal bei Behistun, .auf dem Wege yon Bagdad und Hamadan
ist nfther bekannt geworden durch Abbildungen und Erl^uterungen des
Major Rawlinson, Joum. of the R. Asiatic Soc Vol. X. P. 1. L. 1846. Es
stellt in einem dem Persepolitanischen ^hnlichen Styl dar Darius Hystaspis,
welchem die verschiedenen w&hrend der ersten Jalire seiner Regierung in
ganz Oberasien aufgestandenen Rebellen gegenubersteben und wird durch
zahlreiche Keilschriften , in Uebereinstimmung mit eiuer Andeutung
Herodots, erlfiutert. Tiefer unten Werke aus der Sassanidenzeit.]
3. Van heisst Schamiramakert , Semiramocerta, bei Armenischen
Schriflstellern, welche \on SSulen, Statuen, Felsengrotten daselbst sprechen.
St. Martin Notice sur le Voy. litt. en Orient de M. Schulz, Joum. des Sav.
1828. p. 451. Grotefend in Seebode's Krit. BibUothek 1829. Bd. I. N. 30.
Kunstblatt 1829. N. 32. Die bekanntgewordenen KeilschrifLen geben nach
Grotefend 's, von St. Martin adoptirter, EntzifTerungsmanier Xerxes Namen;
indess hindert dies nicht, dass nicht auch hier die PerserkOnige alte Semi-
ramische Werke (d. h. uberhaupt Werke Assyrischer Dynastien) vorgefunden
haben kOnnten. Burnouf findet ahura mazda, Ormuzd, extrait d'un mem.
sur deux inscr. cun4i formes trouv^s pr^s d'Hamadan, Journal des Sav.
1836. p. 283. 321.
4. S. besonders Grotefend's Erklarungen, Amalthea I. 8. 93. \\ S. 65.
5. IZeitig kommen Magier in Babylon, Ghaldaeer in Persien vor; und
schon bei Berosus erscheint Chaldaismus und Magismus so vermischt, dass
der Babylonische Kronos (El) fflr Zeruane gesetzt, und Aramazdes Vater
genannt wird. Persisch-Ghaldaeisch ist wohl auch der Babylonische Cylinder
bei Porter II. pi. 80. n. 1, welcher den Ormuzd in der H6he, und damnter
I
•
[248] Andre DenkmSQer Persiens. 315
drei Figuren, woTon zwei offenbar gOttiicher Natur, darstellt; die ane
fOhrt ein Beil (wie Zeus Labrandeus in Karien, und Sandon in Lydien)
und steht auf dem Einbom; sie bat einen Hond Ciber sich, wie die gegen-
fiberstebende einen Stern. — Die Vermiscbung Persischer und Aegyptiscber
Symbole [gleicb der der Rdmi^^chen und Gailischen], die der, Amaltb. I.
S. 93 behandelte Cylinder zeigt, ist aucb auf dem bei Susa gefundenen
Stein, der eine Art Persiscbe Hieroglypbik entbail (Walpole Trav. p. 420
u. A.), und dem vierflQglicben Mann mit dem Aegyptiscben Kopfputz bei
Murgbab, Porter I. pi. 13, wabrzunebmen. Rhodogune mit fliegenden
Haaren nacb einer scbdnen Legende das Persiscbe Reicbssiegel, Polyaen VIII,
27.* Persepolitanische Fragmente in Aegypten, Descr. de TEg. T. V. pi. 29.
^. Von den Dariken Eckbel D. N. I, III. 551 sqq. Gute Abbildungen
Landon Numism. I, 2. Mionnet Descr. pi. 36, 1. Suppl. VIII. pi. 19,
sebr interessant. [Von Persiscben gescbnittnen Steinen besltzt Hr. Lajard
die reicbste Sammlung, die man in Europa kennt, Joum. des Sav. 1819.
p. 424.]
7. Die Arsakiden, obgleicb nacb Lukian de domo 5 ol tptl6%aXoi,
bdrten docb bekanntlich an ihrem Hofe Griechische Poesieen; und von
ibren Mfinzen schliessen sicb besonders die Sltem nabe an die Make-
donischen an. Aucb die Tetradrachmen mit Griechiscben allegoriscben
Figuren scbeint mir Eckbel I, III. p. 549 den Arsakiden nocb nicbt mit
Recbt abzusprechen. Von Bildwerken ist sebr wenig bekannt. Hoeck
«
p. 141. Von einer Gemme mit Pacorus Bilde, Plin. Ep. X, 16. Solcbe
Gemmen, wie sie Plinius erwSbnt, existiren nocb, Tassie pi. 12,673—67^.
8. Derselbe plumpe und scbwtllstige Cbarakter berrscbt in den
Sassaniden-Milnzen und den Bildwerken von Nakschi-Rustan (Sapor I),
Scbapur (Valerianus Unterwerfung), Takt-Bostan (Sapor II. III). S. fiber
diese Hoeck ^p. 47. 126 f. und die trefflicben Abbildungen bei Porter
pi. 19 f. 62 ff. ScbOner Helm bei A. d'Olenine sur le costume et les
armes des gladiateurs, Petersb. 1835. pi. 15. das. pi. 14 eine ciselirte
Silberscbale , die der Vf. fdr Sassanidiscb b^lt, ein Reiter, der rQckw^rts
einen LOwen schiesst, dem Styl nacb auf b6beres Alterthum deutend.
[Grosse Silberscbale des Due de Luynes mit einer Jagd M. d. I. Ill, 51.
Ann. XV. p. 98. A. de Longperier.] AHegoriscbe Figuren sind bier oft
ganz sp&teren Rdmiscben gleicb; sonst ist auf die Costdme und Zierden
am meisten Fleiss. verwandt. Die Kugeln auf den K6pfen der KOnige
sind Weltkugeln mit dem Zodiacus, den man auf den Mflnzen oft deutlicb
siebt, und stellen sie als Weltberrscber dar. Ueber Arsakiden -Munzen
Tycbsen in den Commentat. Soc. Gott. rec. V. I; iiber Sassanidiscbe V. II,
— Mani, ein Ketzer, der von dem neuerweckten Magismus ausging, ver-
sinnlicbt seine Lebre (unter Scbapur 1. und Hormisdas I.) durcb ein aus-
gemaltes Evangelium.
IV. Inder.
1 249. Das Indische Volk, das Sstlichste Glied des Kau-
kasischen Menschenstammes, welcher hier schon sehr gemischt
erscheint, ein Volk von grossen geistigen Anlagen, welche sich
in einer feinen Ausbildung der Sprache, efcer sehr alten
speculativen Theologie, und einer phantasievoUen Poesie zeigen,
war doch sehr wenig ^eeignet , die bildenden Kiinste auf
2 eine originale Weise auszubilden. Die stille Beschaulichkeit
fruherer, die gluhende und schwelgerische Phantasie spaterer
Zeiten fanden in dem Reiche der naturlichen Gestalten und
gegebnen Naturformen keinen Ausdruck, in dessen consequenter
3 Fortbildung sie sich genugen konnten; ui;d wenn die hie-
rarchische Verfassung und die grosse Ausdauer Indischer Ar-
beiter in der Aushohlung der Grottentempel und dem
Aushauen ganzer Gebirge Bewundernswiirdiges geleistet haben:
so vermissl man doch ganz den ordnenden Geist, der diesen
Fleiss und Kraftaufwand ohne Beispiel fur grosse architek-
ttJnische Zwecke benutzt und zu beherrschen gewusst hatte.
4 Wir sehen hier vielmehr eine Kunst, die in einer FuUe von
Formen unstat umherschweift, und, wenn ihr fast zufallig das
Einfache und Grandiose gelingt, es nicht zu einer festcn,
wiederkehrenden und durchgefuhrten Kunstform zu nutzen
5 weiss: so dass man den Gedanken schwer aufgeben kann,
dass vielerlei Anregungen und Mittheilungen von aussen (wahr-
scheinlich auch von den Griechen oder Yavana's) in Indien
erst den architektonischen und plastischen Sinn erweckt, und
ihm eine Nahrung dargeboton haben, die er doch nicht recht
zu verarbeiten wusste ; indem dadurch der Contrast der clas-
sischen Eleganz einzelner decorirender Theile mit der bar-
barischen Geschmacklosigkeit in der Verknupfung derselben zu
architektonischen Ganzen wohl allein auf eine befriedigende
Weise erklart werden kann.
3. HOhlentempel des Siwa auf Eiephante unweit Bombay.
Mehrere auf Salsette, die grOsslen bei Kenneri. Grotte zu Carli.
Das uugeheure Pantheon zu El lor a in den Ghautgebirgen , zugleich zur
[349]
HChlentempel.
317
Aafnahme von Handerttausenden von Wallfabrern bestimmt. Buddbistische
Grotten in Berar, bei Adschunta und Baug, von einfacbern, aber plumpen
Architekturformen , ohne Zierathen, dagegen mit Malereien auf Stucco.
Hfiblentempel von Radschastan, welcbe griechiscbem Stile nflber stehen
sollen. — Mabamalaipur (Mafaabalipur im Mahabarata, Maliarpha bei
Ptolem.), ein Felsengebirge dber der Erde in ein Labyrinth von Monumenten
verwandeit, an der Kuste von CoromandeL Pyramidaliscbe Pagoden zu
Deogur (Tagara, eine Hauptmesse in der Zeit des Peripl. mar. Ind.), Rami-
seram. Felsentempel auf Geylon. Ueber die Felsenkammem von Bamian
(Alexandreia am Kauiasos, nach Ritter) Hoeck Monum. vet. Med. p. 176 sqq.
4. Einen grandiosen Eindruck macben z. B. die Grotte von Garli,
und der Tempel des Visvakucma zu Ellora, wo die Decken in Rundbogen
ausgehauen sind. Was die Details anlangt, so ist folgende Pfeilerforra
noch die am h&ufigsten wiederkehrende und am regelmflssigsten gebildete:
eine Basis aus mehreren Platten und Wellen,' dardber ein kurzer, loniscb
cannelirter Pfeiler, dann ein umgesturztes Akanthus-Capitfil , oben zusani-
mengezogen, CLber diesem eingezogenen Halse ein grosser PfQhl, daruber
die Platte mit VerllUigerungen in der Richtung des dardberliegenden Haupt-
balkens, welcher die Decke trSgt. H&ufig kommen als Yerzierung der
Pfeiler umgesturzte Antefixa oder Eckverzierungen antiker Sarkophage vor.
Die Dicke dieser StQtzen (in deren Gestalt indess keine Spur eines Nach-
denkens fiber statische Gesetze wahrzunehmen ist) ist nur Werk der Noth ;
als Zierath von der Aussenseite von Felsentempeln hat die Indische Archi-
tektur aucb sehr schlanke S§ulen.
5. Eine Ghronologie giebt es leider bier nicht, aber nach den festen
Punkten, die wir haben, scheint es nicht nOthig, diese Kunstbldthe Indiens
(wenn man so sagen darf) ^ter zu setzen als ^ie BlQthe der dramatischen
Poesie in Indien (unter dem Rayah Vi«ramaditya , der nach gewdhnlicher
Annahme 56 v. Ghr. starb). Beide setzen n^mlich die episcbe Poesie
voraus, und schliessen sich an sie an. Aucb existirte in der Zteli dieser
Bauwerke der Buddhismus schon (aucb Salsette, Garli und der T. des
Visvakurma sind Buddhistisch), den man nun wohl von etwa 500 v. Ghr.
datirt Das §lteste Zeugniss far die Existenz solcher Bauwerke ist Barde-
sanes (200 n. Ghr.) Beschreibung einer Indischen TempelhOhle eines andro-
gynen Gottes. Porphyr. bei Stobaeos Eel. Phys. I. p. 144. Heeren. Die
grUuelvolle Ausgelassenheit der Darstellungen in Elephante (Proben der
Art sind aus der Townley'schen Sammlung in das Brit. Museum aberge-
gangen) deutet auch auf Zeiten des innern Verfalls. 0. Frank uber das
Bild des Weltbaumeisters Yisvakarman in den MQnchner Abhandlungen
Philol CI. I. S. 765.
Demetrlos, Euthydemos Sobn, und andre Baktrische Prinzen grfin-
deten um 200 v. Ghr. Griechische Reiche im Indus-Lande, welche sich in
318 Indiscbe Kunst. [250]
verschiedner Geetalt bis zur Invasion der Mogolischen Skytben oder Sakae
(136 V. Gbr.) erbielten, von deuen Vicramaditya Indien befreite. Ygl.
Lassen de Pentapotamia p. 42 ff. In der Reibe in Indien g^dndener
Mdnzen, welche J. Todd, Transact, of tbe R. Asiat. See. I. p. 313. pi. 12
zusammenstellt, zeigen die Indo-Skythischen (naroentlich die BL des fittei-
Isig pacilimv (Edobigris) aatrjQ tiiyas, mit Siwa auf seinem Stier als
Revers) eine interessante Vermischung Griechischer und Indischer Elemente;
und auch die fleissiger gearbeiteten Indiscben lassen wohl etwas von der
Einwirkung Griecbischer Darstellungsweise spClren. Vgl. Scblegel, Joum.
Asiat. II. p. 321. St. Martin, IX. p. 280. Die Indiscbe Gemme, mit der
Herkules-Figur, welche J. Todd UI, I. p. 139 mittbeilt (D. A. K. Tf. 53),
ist deutlicb eine Imitation von den Mdnzen des Indiscben KOnigs Demetrios
(Tycbsen Gomm. Soc. Grott rec. YI. p. 3. Koebler Mem. Romane IV. p. 82).
In Barygaza (Baroandscb) cursirten MQnzen der Baktro-Indischen K5nige,
nacb dem Peripl. mar. Ind. [Cbr. Lassen Zur Gescbicbte der Griech. und
der Indoskytbiscben K5nige in Baktrien, Kabul und Indien durch Ent-
zifferung der altkabuliscben Legenden auf ihren MOnzen. Bonn 1838.]
1 ^50. In den Sculpturen Indiens, den Haut- und
Basreliefs, welche die Wande dieser Felsentempel schmucken,
und ausser den Wesen des Cultus auch Scenen aus den
grossen Indischen Epopoeen darstellen, vermisst man ebenfialls
durchgangig dieses feste System, welches eine aus eignen
Wurzeln erwachsene durch lange Generationen gepflegte Kunst
^ uberall charakterisirt. Eben deswegen stehen die Indischen
Bildwerke den Aegyptischen zwar an Naturlichkeit der Bil-
dungen, Mannigfaltigkbit der Stellungen und Bewegungen
voran; aber es mangelt auch vdllig die Strenge der Zeich-
nung und das Gesetzmassige in der Anordnung der Figuren.
Auch wirken bei der Sculptur wie bei der Architektur die
Bedingungen des Platzes und Materials auf eine sehr hinder-
3 liche Weise ein. Von charakteristischen Unterschieden der
Korperbildung bei verschiedenen Personen scheint noch nicht
viel nachgewiesen zu sein; auch hier geben Attribute, Klei-
dung, Farbung, monstrose Zusatze und die Handluug selbst,
4 die Bedeutung an. Indess erscheint in der Haufung der Attri-
bute, der Combination vielgliedriger Gestalten, der Ver-
schrankung der Stellungen und dem Streben nach Schmuck
die altindische Kunst der Tempelgrotten im Ganzen noch sehr
massig und gen^sam gegen die Monstrositat vieler neu-
indischen Gdtzenbilder und Malereien.
[250] Indische Sculpturen. 319
1. Epische Soenen, z. 6. der Kampf von Rama und Ravuna, aus
dem Ramajana, in Ellora. Ardscbuna, der von Siwa und den Welt-
bOtem die himmlischen Wafifen erbalt, ' in Mabamalaipur. Vishnu als
Grishna unter den Gropi*s ebenda. Beides aus dem Mababarata.
4. Nur dass die Bilder der Buddbisten und der Jainas absicfatlich
einfach gehalten werden. Die letztem sind aus scbwarzem blankpolirtem
Stein, krausbaarig, mit einer Art von Negergesicht.
Indiscbe Idole in East-India Company-House zu London; Javanische
Steinbilder in Leyden, von Reuvens beschrieben.
Litteratur. Niebubr's Reise II. S. 31 ff. Tf. 5 ft. W. Hodges
Select Views of Antiq. in India N. 1—12. Pracbtwerke der Gebrdder
Danieil, The Excavations of Ellora und andre, im Ganzen 54 Bl&tter.
Zum Grunde gelegt bei Langl^ Monumens anciens et modemes de
THindostan en 150 planches. P. 1812. Macneil in der Arcbaeol. Britann.
V. VIII. p. 251. Malet in den Asiatic Researches, VI. p. 382. L. Valencia
Travels V. II. p. 151 ff. pi. 8 f. Maria Graham Journal p. 122 sqq.
J. RafH^es History of lava. Davy On the Interior of Ceylon. J. Todd's
Annals and Antiq. of Rajast'han p. 671. Seely Wonders of Elora (vgl.
Classical Journal T. XXX.). Abbandlungen in den Transactions of the
Bombay Society (Erskine iiber Elephante I. p. 198, Salt Qber Salsette I.
p. 41, Bykes aber Elora III. p. 265. pi. 1-13, Dangerfield aber die Bud-
dbistischen Grotten von Bang II. S. 194, Crawfurd aber Boro-Budor in
Java II. p. 154. vgl. Erskine III. p. 494) und den Trans, of the R. Asiat.
Soc. (Grindlay und Todd uber Ellora II. p. 326, 487, mit acht sehr
weich gebaltenen Abbildungen , Babington aber Mabamalaipur II. p. 258.
pi. 1—12. 16, Edw. Alexander aber Adscbunta II. p. 362. pi. 1).
Herder's Denkm^ler der Vorwelt. ^Heeren Ideen Th. I. Abth. 3. S. 11 ff.
(1824). Greuzer Symbolik I. S. 562 ff. Boblen Indien und Aegypten IT.
S. 76. [0. Frank aber Indische Denkmaler zur genaueren Kenntniss
Indischer Kunstwerke, Manchner Gel. Anz. 1836. n. 126 ff. gegen die
Chronologic u. den Hellenismus des Vfs. Vgl. Jen. A.L.Z. 1836. Jun.
8. 368.]
Systematische Behandlnng der antiken Ennst.
Propaedeutischer Abschnitt.
Greographie der alien Kunstdenkmaler.
1. Allgemeines.
1 251. Wie die Geschichte der alten Kunst- im Allge-
meinen die Z e i t der Entstehung der alten Kunstwerke lehrt :
so bedarf es auch einer Kunde der Orte, an welchen sie
theils ursprunglich standen, theils neu aufgefunden worden
sind, theils sich jetzo befinden; und eine Herumfuhrung an
diese Orte ist die nothwendige Einleitung des archaeologischen
2 Studiums. Fur die an den Erdboden gebundne Architektur
fallen, wenn die Denkmaier uberhaupt noch vorhanden sind,
die drei Arten von Localen zusammen; fur die beweglichen
Hervorbringungen der bildenden Kunst und Malerei dagegen
sondem sich damach: 1. Kunsttopographie des Alterthums
(die i^iiytiatg oder nfQirfyriotg der Kunst, §. 35, 3), 2. Lehre
3 von den Fundorten , 3. Museographie. Obgleich nun dieser
ganze geographische Abschnitt fur sich eines wissenschaft-
lichen Zusammenhangs entbehrt, well ohne Kenntniss der
politischen und Bildungsgeschichte die Ortsveranderungen
der Kunstwerke als etwas Zufalliges erscheinen: so ist doch
die Museographie dem Lemenden als ein Wegweiser, die
Topographie der Kunst aber und die Lehre von den Fund-
orten dem Forscher als ein Hauptmittel der Kritik und
4 Hermeneutik (§. 39) von der grossten Wichtigkeit. Die erste,
wie die dritte Disciplin wird durch die zahlreichen Ver-
setzungen verwickelter, welche die Kunstwerke schon im Alter-
thum (§. 165. 214), und nicht minder in neuerer Zeit
5 erfuhren. Dort ging der Zug aus Griechenland nach Rom
(251] Allgemeines dber Local der A. K. 321
Tind dann zum Tbeil nach Byzanz, aus den Republiken in
die Residenzen, aus den Tempelh5fen nach den 5flfentlichen
Hallen und Theatern, dann nach den Pallasten, Villen und
Thennen; indem eigentliche Kunst-Museen , d. h. bloss zur
Kunstbeschauung bestimmte Gebaude, dem Alterthum, wo die
Kunst innig mit dem ubrigen Leben verwachsen war, fast
ganz unbekannt blieben. Hier fuhren alle Schritte aus 6
Griechenland und Italien heraus nach dem ubrigen cultivirten
Europa, doch so, dass in diesem Lande noch immer, und
hoffentlich bald auch in jenem, der Abgang nach aussen
durch den steten Zufluss nach innen uberwogen wird; und
das allgemeine Streben der Gegenwart ist Vereinigung in
grossen Museen der Herrscher und Nationen.
5. In spdtern Inschr. kommen vor signa translata ex abditis locis
in celebritatem thermarum; vgl. Gerhard, Beschr. Roms S. 320 f. Agrippa
wdnschte 6ffenUiche Aufstellong aller Statuen und Gemftlde, Plin. XXXV, 9.
AnnSherungen an Museen im Alterthum waren: 1. Die Tempelwinkel
und Spelunken, in welchen abgHngig gewordene GOtterbilder aufbewahrt
wurden. S. besonders Ovid Met. X, 691. Eine solcbe Sammlung war im
Argivischen Heraeon. In Italien dienten die favissae zur Bewalming alten
Tempel-Hausraths. 2. Die grossen Sammlungen von Kunst werken, die
sich von selbst in den Hofen und Hallen von Heiligthiimern bilden, wie
in dem Ephesischen Tempel, dem Samiscben Heraeon, dem Milesischen
Didymaeon, an den Orakel- und Agonen-Orten, wie in Olympia. Hier
waren auch im Heraeon viele chryselephantine Statuen mit Absicht zu-
sammengestellt Aehnliche Statuensammlungen hemach in Rom in den
Hallen der Octavia §. 180. A. 2. 190. A. 1. I, a. 3. Die Sammlungen von
Gelehrtenbilsten in 5ffentlichen Museen, §. 420, 4. 4. Gem&ldehallen, wie
die Poekile in Athen (§. 101. A. 2), die Halle bei den Propylaeen (§. 109.
A. I, 3), Lesche der Knidier (§. 134. A. 3), auch eine Poekile in Olympia,
eine zu Sparta (Pausanias). Doch war auch hier ursprQnglich die Be-
stimmung eine andere; die Poekile Athens, die Lesche waren zun&cbst
Gonversations-S&le. In Strabon^s Zeit (XIV. p. 637) war der grosse T. zu
Samos eine Pinakothek geworden, auch gab es andere in der N^he; und
in R5mischer Zeit waren allerdings besonders dazu eingerichtete Pinako-
theken keine Seltenheit (Varro, Plinius, besonders Vitruv VI, 5), wie die von
Petronius und die von Philostratos beschriebene zu Neapel. Vgl. Jacobs
Verm. Schriflen III. S. 469. 5. Daktyliotheken , wie die des Mitbridat
§. 165. A. 2, die von Scaurus, Sulla's Stiefsohn, angelegte, die von Jul.
Gaesar in den T. der Venus Genitrix geweihte. [Ueber die Versetzung von
Kunstwerken nach Konstantinopel Boettiger ArchaeoL der Malerei S. 231.]
O. M a 1 1 • r*B Archaeologi*. 4. Anil. 21
322 Geo^. der alten Kunst. [252]
Fdr die Kunst topograph ie ist Jer. Jac. Oberlin Orbis antiqui
monumentis suds illustrati primae lineae, 1776 und 1790, eine nOtzliche,
nur jetzt y5llig veraltete, Arbeit. Zur VervollstAndigung der Litteratur
leistet der Abschnitt in Reuss Repertor. Commentationum T. VIIL p. 27»
Hon. vet. popul. wichtige Dienste. Zur Museologie Boettiger Ueber
Museen und Antikensammlungen 1808. 8. Der Katalog bei Meusel, Neue
Misc. artist. Inb. St. 9. S. 3 ff. Beck's Grundriss S. 3 ff. Register zu
Winckelmann's W. VII. S. 321.
2. Griechenland.
1 252. Die FuUe der in Griechenland vereinigten Kunst-
werke kann man sich nicht gross, nicht unubersehbar genug
2 denken. Eine Periegese des Landes muss bei jedem kleinen
3 Orte stillhalten; Hauptorte, in denen der Archaeolog topo-
graphisch genau orientirt sein muss, sind vor alien an-
dem Athen, Korinth nebst dem Isthmos, Olympia, Delphi;
hier ist auch von localen Nachforschungen am meisten zu er-
warten.
*
1. Jacobs Ueber den Reichthum der Griechen an plastischen Kunst-
werken, Verm. Schriflen III. S. 415. Ein merkwflrdiges Beispiel ist das
wenig bekannte Insielchen Bachion bei Phokaea, welches doch aucb mit
Tempeln und Statuen auf das herrlichste geziert war, Liv. XXXVII, 21.
2. Gute AnflLnge einer Periegese bei Jacobs a. 0. S. 424 ff., und
Meyer Geschichte der Kunst S. 209 ff., wo aber immer noch viel nach-
zutragen bleibt.
3. Athen zerf&llt in die Burg, die Altstadt gegen SQden mit dem
grossen Bezirk des Dionysos (Theater, Odeion, Propylaeen des Dionysos) und
andern alten Tempeln; in die nOrdlichen Quartiere, auf dem friihem Boden
der Demen Kerameikos, Kolonos, Melite, Kollytos, mit weniger alten
Tempeln. Neu ausgebaut wurde in 8. die Hadriansstadt , durch ein Thor
und Reste alter Mauem getrennt (§. 191). S. besonders Meursius Gompi-
lationen. Fanelli Atene Attiche 1704. Stuart's Antiquities, nebst dem
Supplement von Gockerell, Kinnard, Donaldson, Jenkins, Railton. L. 1830.
Barbie du Bocage*s Plan bei Barthelemy's Anacharsis. Wilkins Atheniensia.
L. 1804. [1816.] Hawkins in Walpole's Memoirs p. 480. Ersch Encyklo-
paedie. Art. Attika. Leake's Topography of Athens. L. 1821, Deutsch, mit
Zusatzen, zu Halle 1829. [sec. ed. L. 1841. 2 VoIL] Kruse's Hellas II, 1.
S. 70. Vgl. auch Hirt's Plan des Athen. Markts, Geschichte der Bauk.
Tf. 23, wo nur der [von Andern sehr bestrittene] Unterschied zwischen
Alter und Neuer Agora nicht gehOrig wahrgenomroen ist. Ansichten von
[^2] Griech. Kunsttopographie. 323
Thtlnner, Hdbsch, Heger. [Ulrichs Topogr* der Hafen von Athen, Abhdl.
der Muncbner Akad. Ill, 3. S. 645. Ein von dem Baudirector Schaubert
in Atfaen vor Jahren entworfener Plan der Stadt ist leider noch nicht
ver6ffentlicht.]
Eorinth kann nur als die erste Golonia Julia, welche Hadrian ver-
sch5nerte, topographisch genau erforscht werden. Zur Restauration helfen
Mdnzen, z. B. die Akrokorinth darstellenden, von Hadrian und den Anto-
ninen (Millingen MM. inM. pi. % 20 et SI. Hionnet Suppl. IV. pi. 3. 6, 4),
mit dem Aphroditentempel, dem Pegasos an der Quelle Peirene, und andem
HeiligthQmem (vgl. die Vase von Bemay, Journ. des Sav. 1830. p. 460); und
die den Hafen Kenchreae auf interessante Weise abbildende (Millingen 2, 19)
mit den SchifiTsbftusem, dem T. der Aphrodite an der einen, des Asklepios
an der andern Ecke, und dem colossalen Poseidon mit Dreizack und Delphin
auf einem Molo (x'^f'°^) mitten im Hafen, grade wie ihn Paus. II, % 3
beschreibt. Triumpbbogen Hadrian*s auf Milnzen. Ueber die Lage des
Isthmischen Heiligthums vergleiche das Dorier II. S. 430 Angefuhrte;
fiber die HeiligthQmer im Einzelnen mit Pausanias die Inschrift G. I. 1104.
Den Isthmos stellt sehr interessant die Gemme dar, Eckhel Pierres grav. 14 :
in der Mitte Poseidon, darflber links ein Meergott den Palaemon tragend,
rechts Apbrodite Euploea, oben auf einer SSule Eros, neben Poseidon Rosse,
die zum Agon kommen. Das Palaemonion (Paus. H, 2, 1 und die Inschr.)
sieht man auf Mflnzen als einen Tholus, von leichten lonischen S^ulen
getragen, mit Delphinen als Akroterien; mitten drin als Gultusbild einen
Knaben auf einem Delphin liegend, dahinter eine Pinie. Unter dem Tholus
liegt der Untertempel (advrov bei Paus., ivayiax'^Qiov in der Inschr.) mit
seiner Pforte {%a^odog '^noyems Paus., U^a ttgoSog in der Inschr.), zu
welcher eben eine Opferprocession mit dem Widder heranzieht. — Auch T.
von Troezen und Patrae lemt man durch MQnzen kennen.
Olympiads heiliger Bezirk, Altis, enthielt mehrere Tempel, den
Hochaltar, ein Theater, Buleuterion, Prytaneion, Stadion, Gymnasion, viele
Thesauren und mehrere Hallen, und zahllose aYdlftaTa,'^dvdQidvTeg, dvcc-
d^i^fiata; der Hippodrom lag ausserhalb. Fur die Localitat: J. Spencer
Stanhope Olympia or Topogr. illustrative of the actual state of the Plain
of Olympia. L. 1824. Leake Morea V. I. ch. 1. Expedition scientif. de la
Mor4e. Archit. Livr. 10—13. Pindari Garm. illustr. L. Dissenius. Sect. II. p.
630. Encyklopaedie, Art. Olympia. [tie Bas, Mon. de Tantiqu. fig. recueillis
en Gr^ce par la commission de Moree. 1. cah. BasreL de Phigalie, 2. cab.
Argolide und Laconie. P. 1835. 37. 8.]
Delphi war ein theaterf5rmiger Ort; auf der obersten Terrasse Pytho,
das Temenos mit dem Tempel (auf Reliefs und Mfinzen, Millingen MM.
inM. pi. 2, 12), Hochaltar, Erdheiligthum, Buleuterion, mehrere Hallen, den
3S4 Geogr. der alten Kunst. [^3]
Thesauren. Darunter die Miltelstadt und Unterstadt. Der Ort der Agonen
lag unterhalb der Stadt gegen die Ebne und Eirrha. Pindari G. p. 628.
(Ueber die Kun3tsch3.tze vgl. Sainte Croix Gouvern. fdderatifs p. 274.)
[Grundriss von Ulrichs in s. Reisen in Griechenland 1840. Ders. Topographie
vonTlie<)en. AbhdL der Hdnchner Akad. III. 2. S. 413. J. Spencer Stanhope
Topographical sketches of Megalopolis, Tanagra, Aulis and Eretria. L. 1831 f.
Karthaea bei Broendsted Reisen Th. 1. Argos bei Gell.]
1 253. So bedeutend auch jetzt die Anzahl der uber
Griechenlands Landschaften zerstreuten Trummer von Tem-
peln und andern Bauwerken ist: so ist docb zu hoffen, dass
unter gunstigen Verhaltnissen mit Bedacht und Sorgfalt an-
gestellte Nachgrabungen den Plan und die architektonische
Ausfuhrung einer ungleich gr5sseren Menge ans Licht bringen
2 werden. Auch die Nachforschungen nach Sculpturen finden
hier, ungeachtet der Venetianer und der neuesten Erwerbun-
gen, in manchen Gegenden einen noch fast jungfraulichen
3 Boden; und man darf einer Zeit entgegensehen , wo einhei-
mische Museen an echten Resten Griechischer Kunst alle
ausser Griechenland ubertreflfen werden.
1. Bautrfimmer, welche im Histor. Theil erwShnt sind : zu Tiryns
§. 45. Hykenae 45. 49. Argos 45. Epidauros 106. Korinth 53. Nemea 109.
Phigalial09. Tegeal09. MantinealU. Lykosura45. 01ympial09. Messene
111, bei Amyklae 48, auf Aegina 80, zu Athen 80. 101. 109. 153. 190. 191,
inAttika 53. 109, auf Delos 109, vgl. 279, auf Euboae 53, im Orchomenos 48.
Delphi 80, auf Ithaka 47. Ephyra u. andre Kyklop. Mauem in Epeiros 45.
Eigenthdmlich gebaute Dorische T. zu Gardacchio auf Gorfu, Railton Antiq.
of Athen. Suppl. Theater-Ruinen §. 289.
2. In Griechenland gefundne und gesammelte Bildwerke: Vene-
tianische Erwerbungen aus dem Peloponnes und von Gorfu, besonders
von Antonio und Paolo Nani (um 1700) und Sp&teren desselben Hauses
gesammelt (§. 261, 2). Paciaudi Hon. Peloponnesiaca 1761. Manches ist
durch Horosini (1687) von Athen nach Venedig gekommen, wie die beiden
Uiwen vor dem Arsenal (mit Rimenschrift). §. 434. Elginsche Sammlung,
von Athen, aber auch von andern Orten zusammengebracht , im Brit.
Museum; der Phigalische Fund (§. 119, 3) ebenda; die Aeginetischen
Statuen (§. 90, 3) in MQnchen. Nachgrabungen auf Keos, Broendsted
Voyages et Recherches dans la Gr^ce. Livr. I. 1826. Manches durch Glarke
in Gambridge (Glarke Greek Marbles, vgl. 357), im M. Worsleyanum,
[253] Fundorte, Museen in Griechenland. 325
im M. Royal in Paris (durch Ghoiseul Gouffier und Forbin), besonders die
aus der Umgebung des Theaters von Milo erbeutete Venus, neuerlich die
Bruchstiicke von Olympia §. 119 und das Messenische Basrelief (Leake
Morea I. p. 879. Ann. d. Inst. I. p. 131. IV. p. 1S4). Nachgprabungen
von Veli-Pascha bei Argos, Magazin encycl. 1811. II. p. 142. Zablreiche
Sculpturfragmente bei Luku (Tbyrea). Leake II. p. 488. Ann. I. p. 133.
Gerhard sur les monumens figures existant actuellement en Gr^ce, Annali
deir Inst. IX, 2. p. 103 — 150, Statuen, Basreliefe, Terracotten, gemalte
Vasen, Bronzen, Spiegel, Skarabaeen. Ueber Vasen und Reliefe als das
Museum noch in Aegina war, Biblioth. Ital. XLI. p. 105. (1838.) Bas-
relief. Ein Bacchischer Sarkophag von Mistra - Descr. 4e la Mor^. pi. 43.
fig. 1. 2. 3.
3. Eine Sammlung Athenischer Kunstreste [ehemals] in Fauvel's
Consulatgeb&ude; sp&ter eine andre von dem Athetier Psyllas (nach Stai^-
hope's Briefen) angelegt; wahrscheinlich wieder zerstreut. Nationalmuseum
in Aegina, meist aus Vasen, Bronzearbeiten , Inschriften bestehend, unter
Mustoxydi. (Nach Athen versetzt, wo das Museum bis jetzt im Theseion,
in der Stoa Hadrians, in den Propylaeen u. a. R&umen der Akropolis ver-
theilt ist. Athens Antikensammlung in A. Schoells Archaeolog. Mittheilungen
aus Griechenland nach K. 0. MQller's hinterlassenen Papieren, Frankf. 1843,
n^ht wenige sind gestochen in Pittakis 'E<pijfi6Qlg ap;|ra<o/loyixr/ atpogcaaa
tag ivTog rrjg *EXl, avtVQian, aQx^^otrjragj '/IQijvrjci 1837 — 41. 2 Bde. 4
F. de Saulcy Musee d'Athenes in der Revue archil. 11. p. 257—77,] Auf
Corfu Museum des Signor Prossalendi.
Ffir Archaeologie der Kunst wichtige Reisebeschreibungen, nach
Cyriacus von Ancona (§. 46), besonders Spon und Wheler, Chandler,
Choiseul Gouffier Voy. pittor. de la Gr^ce, Dodwell*s Classical and topo-
graphical Tour, wozu Pomardi^s Viaggio nella Grecia hier und da ver-
glichen werden kann, W. Gell's Itinerary of Greece (1818 in 4, bloss
I. Argolis), Itin. of the Morea. 1817. 8. [Pelc^nnesiaca, a Supplem. to
Trav. in the Morea. L. 1846],^ Itin. of Greece 1819. 8, Narrative of a
Journey in the Morea. 1823. 8, die in Walpole's Memoirs und Travels ver-
einigten ArtikeU Hobhouse, Holland, Hughes, Bartholdy, Pouqueville. Leake
Travels in the Morea. 3 Bde. L. 1830. Schamhorst fiber Aegina, Ann.
d. Inst. I. p. 201. [Broendsteds Reise i Graekenland i Aarene 1810—13.
1. 2. Deel. Ki5benh. 1844. 1. Th. Grossgriechenland, Epirus. 2. Th. Boeotien,
Thessalien, Kleinasien, Aegina, Keos, Peloponnes, Vorlesungen unter frischen
Eindrficken nicht fliichtig niedergeschrieben. Christoph Words^worth Resi-
dence at Athens and Attica L. 1836 (viele Stellen der Autoren fein er-
l&utert durch die Oertlichkeiten) und Greece pictorial, descriptive and
historical 1839. 2. A. 1844. Klenze Aphorist. Bem. gesammelt auf einer
Reise nach Griechenland B. 1838. f. Aldenhoven Itin^raire descriptif de
326 Geogr. der alien Kunst. [254]
FAttique et du Peloponn^se avec cartes et plans topogr. Ath^nes 1S41.
Goi. W. Mure of Caldwell Journal of a tour in Greece and the Ionian
Islands in 2 Vol. Edinb. and L. 1842, voll Kenntniss und Einsicht. Ulrichs
Reisen in Griechenland 1. Th. Reise fiber Delphi bis Theben. Bremen 1840.
Aus dessen Papiei-en durch Henzen Via^i ed investigazioni nella Grecia,
Anhali XVIII. p. 1 und ilber Euboea im N. Rhein. Mus. Bd. 5. L. Ross
Reisen durch Griechenland 1. Th. Peloponnes B. 1841 und Reisen auf
den Griech. Inseln 1. 2. Bd. 1841. 43. Rob. Pashley Travels in Crete in
2 Vol. Cambr. and L. ^837, sehr gelehrt und genau. Henzen dber den
gegenwartigen Zustand der AlterthOmer in Griechenland Allgem. Zeit. 1843.
N. 28 ff. E. Curtlus die neueren Nachgrabungen in Griechenland, Preuss.
. Staatszeit. 1843. 9. Jan.] Die architektonischen Werke Le Roy's
(wenig brauchbar), Stuart's (copirt in Le Grand's Mon. de la Gr^ce P. 1808),
der Dilettanten-Gesellschaft. (Sorgf^ltige Nachstiche dieser Engl. Werke,
nebst Deutschem Text, Darmstadt bei Leske.) Exp^. de la Mor^e §. 352.
La Gr6ce ; vues pittor. et topogr. dess. par 0. M. Bar. de Stackelberg P. 1832.
1 254. Die Makedonischen , Thrakischen und Illyrischen
Lander erscheinen sehr arm an Bautrummern und Fundorten
Griechischer Kunst; nur aus spatromischer Zeit finden sich
2 hier Reste. . Dagegen sind die Stadte-Ruinen langs der
Nordkuste des schwarzen Meers sehr wichtige Denkmaler
Griechischer Cultur, uber die man mit Begierde zusammen-
hangenderen Mittheilungen entgegensehen muss.
1. Halle (vom Circus?) in Thessalonike §. 192. A. 5. Byzanz 193.
A. 8; von der Col. istor. daselbst, der Guglia giroglifica u. s. w. sind
Zeichnungen im Cabinet d'estampes zu Paris. Constantin des Gr. Marmor-
sHule auf dem Vorgeb. des Bosporus. Sogenannte Pompejuss^ule am
schwarzen Meere. Voy. pitt. de Cple et des rives du Bosphore d'apres
les dessins de Mr. Melling. P. 1807. f. Choiseul Voy. T. D. P. IV. Reste
in Salona 193. A. 6. (auch von Amphitheatern und Thermen); Jadera
(Thor Oder Bogen); Pola §. 190. (T. August's Amphitheater, Bogen der
Sergier), Stuart Ant. IV, 1—3. Allason Pictur. Views of the Antiq. of
Pola. L. 1819. f. Deir amfiteatro di Pola — e di alcum* epigrafi e figu-
line inedite deir Istria con VIL tav. saggio del Can. P. Stamowich,
Venezia 1802. 8. Gianrinaldo Carli Antichita di Capodistria im Archeo-
grafo triestino Vol. III. Trieste 1831. Cassas Voy. pitt. de Tlstrie et de
la Dalmatie. P. 1797 sqq. Rubbi Antichita Rom. dell' Istria. 4.
2. Die meisten Verhandlungen (von Koehler, R. Rochette und
Stempowsky, P. v. Koeppen, v. Blaremberg, vgl. C. I. IL p« 80.) betrefifen
{^55] Ruinen Kleinasiens. 327
Inschriften und Mtlnzen. Waxel Recueil de qudques antiquity trouvto
sur les bords de la Mer-Noire. B. 1803. 4. Reisen von Pallas, Clarke u. A.
Sammlungen: Museum zu Odessa, worin schOne Sculpturen you
Kertsch (Pantikapaeon) . Cabinet von Blaremberg u. Stempowsky ebenda;
andere zu Nikolaef, Kertsch und Theodosia Notice sur un tombeau d^uvert
aux environs de Kertsch, Tanc. Panticap^e (1830), im Joum. des Sav. 1835.
p. 333. [Funde in Kertsch Bull. 1830. p. 255. 1841. p. 109. 1842. p. 164.
1844. p. 82. Annali XII. p. 5—22. Voyage au Gaucase — et en Crim^e
par Fr. Dubois de Montp^reux IV. Sect. P. et Neuchatel 1843.]
8. Asien nnd Afrika.
255. Klein asien war seit alten Zeiten an den west- i
lichen Eusten, seit der Makedonischen Zeit auch in einzelnen
Strichen tief ins Land hinein mit Werken Griechischer Kunst
so angefullt, wie Griechenland selbst; und ist auch jetzt an 2
Trummem, besonders in manchen Gattungen, fast reicher
(wie man die Theater in Griechenland mehr zerstort und
unkenntlich gemacht fmdet, als in Kleinasien und Sicilien).
1. Ueber den Reichthum der Kleinasiatischen KQste, besonders
loniens, an Kunstwerken Jacobs S. 424. Meyer 8. 209 ff. Von Ephesos
Kunstwerken Einiges im Zusanimenhang Tzetz. Chil. VIII, 198; auch
Aspendos war voU trefflicher Bildwerke, Cic. Verr. II, 1, 20. Ueber
Oilicische Kunstwerke, nach MQnzen, Toelken Kunstbl. I. H. 6. Viele
Tempelanlagen lemt man durch Kaisermiinzen kennen, nach denen besonders
Belley uber die Monumente von Pergamon, Ankyra, Tarsos, Caesarea in
dappadocien handelt, Mem. de TAc. des Inscr. XXXII— XL.
2. Bautriimmer oben erwfthnt: zu Sipylos §. 42. Sardis 80. 241.*
Teos 109. Ephesos 192. Magnesia am Maeander 109. Samos 80. Priene 109.
Milet 109. Labranda 192. Halikarnassos 111. 151. 153. Kyzikos 153. Mylasa
192. Telmissos 245. Nakoleia 245. Vide Theater (§. 289), auch Aquae-
ducte und Thermen aus ROmischer Zeit Manche Reste auch zu Neu-
Dion, Alexandreia Troas (viele TrCLmmer in Bogenconstruction) , Assos
(wo die ganze Stadt noch zu erkennen ist, und merkwurdige Metopen-Reliefs
in altgriechischem Styl, mit Sphinxen, wilden Thieren und Kentauren, [seit
1838 in Paris, M. d. I. Ill, 34. Annali XIII. p. 317: ausser den hier
abgebildeten StOcken gibt Prokesch Wiener Jahrb. 1832. II. S. 59 des
Anzeigers noch einen sitzenden Amor an, der die Hand auf den Bogen
stQtzt: sie sind in Granit. Texier Voy. en Asie Mineure. pi. 112] und
schOne Sarkophagen gefunden werden), Kyme, Smyrna, Herakleia am
328 Geogr. der alten Kunst. [256)
Latmischen See (TrOmmer vieler Gebftude auf interessante Weise zwischen
Feisen liegend, Theater in Herakleia, Beda ap. Philon. Orellii p. 149),
Myndos, Myus, Knidos (wo sehr bedeutende Ruinen, besonders Dorischer
Architektur; durch eine Mission der Dilettanten erforscht), Xanthos, Phaselis,
Perge, Klaudiopolis, Kelenderis, und in andern StUdten der SfldkQste; im
Innern besonders Tiiimmer von den SULdten im Flussthale des Maeander
and Laodikeia Katakekaumene; auf Kypros von Kition.
Re is en von P. Lticas, Tournefort, Pococke, Dallaway, Chandler,
Choiseul Gouffier, Kinneir, fdr die SOdkQste Beaufort's Karamania, fQr
einige Nordgegenden v. Hammers Umblick auf einer Reise von Gpel nach
Brussa, Pesth 1818, und far das Ganze W. M. Leake Journal of a Tour
in Asia Minor, with comparative remarks on the anc. and mod. geogr.
of that country. L. 1824. 8, mit einer Karte, welche eine vortrefiliche
Uebersicht der frflhern Reisen gibt. A. v. Prokesch Erinnerungen aus
Aegypten und Kleinasien. III. B. 271 f. vgl. Wiener Jahrb. LVIII. LIX. Anz.
Die Ant. of Ionia sind in der neuen Ausgabe mit treCflichen Plftnen (von
Priene, dem Maeanderthale, der Gegend des Didymaeon, der Stadt Samos)
und architektonischen Riasen bereichert. SchOne Zeichnungen von Huyot
befinden sich noch im Portefeuille. Entdeckungen von Texier in Klein-
asien, Azani (Tschafder), grosser Griechischer Tempel, Theater, Basreliefs
(Bull. 1834. p. 238), Pessinus, Synnada, zwischen Synnada und Ancyra
Phrygische Nekropolis mit Griechischen u. Phr^g. Inschriften. Amasia,
zehn St. vom Halys, auf der Grenze von Galatien, Ryklopische Stadt, voll
herrlicher Werke, Thor mit L5wenk5pfen. Tavia? Feisen -Relief der
Persischen und der Paphlagonischen K5nige. Phrygische Entdeckungen^
Archaeol. Intell.-Bl. 1835. n. 20. Joum. des Sav. 1835. p. 365. Reisen
der Englftnder in Kleinasien und Syrien, Berghaus Annalen 1835. n. 123.
S. 245. Prokesch aber das alte Smyrna, Wiener Jahrb. 1834. IV. S. 55
der Anzeigen, und fiber eine Nekropole ohnfern Thyatira und die SItesten
Bergwerke des Ida Ann. d. I. VI. p. 192. Phrygische DenkmSIer bei
Steuart §. 341*. A. 3, zum Theil zuerst gezeichnet, 17 Taf. [Ch. Fellows
A Journal written during an excursion in Asia minor. L. 1839 u. An
account on discoveries in Lycia during a second excursion. L. 1841.
Vgl. Joum. des Sav. 1842. p. 366. 385. W. Hamilton Researches in Asia
Minor, Pontus and Armenia, with some account on the Antiqu. and
Geology. L. 1842. 2 Vol. Spratt und Forbes Travels in Lycia, Milyas and
the Cibyrate. L. 1846. 2 Vol. Col. Rottiers Descr. des mon. de Rhodes 1828. 4.]
1 256. Syrien und Arabian scheinen von Denkma-
lem Griechischer Kunst nur Bauwerke • des luxuriosen Rotni-
schen Styls oder eines gemischten Griechisch-Orientalischen
2 zu besitzen. Denkmaler dieser spatern Zeit Ziehen sich auch
3 durch Aegypten, das Reich Meroe, die Oasen* Im ubrigen
[256] Afrika. 329
Afrika sind die Stadte Eyrenaika's neuerlich ziemlich genau
bekannt geworden, und besonders der Plan Kyrene's liegt
deutlich vor Augen; doch ist im Einzelnen dabei sehr wenig
aus alter echthellenischer Zeit zum Vorschein gekommen.
Im wesllichen Afrika sind zahlreiche und ansehnliche Trum- 4
mer Romischer Anlagen vorhanden.
1. Vorhandene Denkmftler von Antiocheia §. 149. 192 (Justinians
Mauern; Triumphbogen auf dem Weg nach Haleb, Gassas I, 15), Sidon
(Felsengprab Gassas II, 82), Tyrus (Aquaeduct, ebd. 85), [Aquaeduct bei
Beirut, Revue arch^ol. III. pi. 57. p. 489] zwischen Tyrus und Ftolemais
(lonischer T. ebd. 87), zu Jerusalem §. 192, Emesa (Kenotaph des G. Gaesar,
Gassas I, 21), Heliopolis, Palmyra, Gerasa, Gadara (die StSdte des Basalt-
landes Trachonitis, Worin seit Salomon viel gebaut ist. Hitter Erdk. II. S. 362)
u. Petra §. 192. Von Seleukeia am Tigris (oder Ktesiophon) Ruinen eines
Pallastes aus R5mischer Zeit, nach della Vall^. Gassas Voy. pittor.
de la Syrie, de la Phoenicle, de la Palaestine et de la basse Aegypte,
P. an VII (unvollendet). Fruhere Reisen von Belon, Maundrell, della Vall^,
Pococke. Burkhardt Travels in Syria and the holy land. L. 1822. Trav.
in Arabia. L. 1829. Buckingham Trav. among the Arabian tribes. L. 1825.
0. Fr. V. Richter Wallfahrten im Morgenlande. B. 1822. Graf Bertou Voy.
dans les plaines du Haouran en Syrie im Bull. II. 1837. p. 161—171. Denk-
mlUer von Beirut, Hon. d. I. II. tv. 51. Ann. X. p. 12.
2. Alexandreia §. 149. 193. 224. Antinoe §. 191. ROmische Thdrme
und Mauern bei Taposiris, zu Babylon bei Gairo, zu Syene. Griechisch-
Aegyptiscbe Geb^ude in Meroe §. 192, auf der Oase des Ammon bei Zeytun
(Gailliaud pi. 3. 5. 6). ROmisch-Ghristliche Gebaude in Unter-Nubien , auf
der ndrdlichen und sQdlichen Oase von Aegypten (auf dieser sind Grab-
monumente mit Bogen auf S§ulen sehr h&ufig, Gailliaud pi. 21. vgl. §. 218).
Kosmas Indopleustes beschreibt den Marmor-Thron des Ares bei Adule, mit
der Inscbrift eines Aethiopischen K5nigs (des Zoskales nach Niebuhr), in
sp&trOmischem Styl, auf einer gewundnen S&ule ruhend.
3. Betr^chtliche Ueberreste von Ptolemais (ein Amphitheater, zwei
Theater); zu Kyrene (ein Amphith., zwei Theater, geringe TrClmmer von
zwei T., zahllose Graber an den Strassen, tbeils im Felsen, tbeils aufge-
baut, mit Frontispicien, zum Theil aupgemalt); Einiges in Naustathmos,
Apollonia, und an verschiednen Orten weiter Ostlich. Della Gella Viaggio
da Tripoli alle frontieri occidental! deir Egitto. Gen. 1819. F. W. u. H. W.
Beechy Proceedings of the expedition to explore the N. coast of Africa
from Tripoli eastward in 1821 and 1822. 1828. 4. Pacho Relation d'un
330 Geo|^. der alien Eunst. [257]
voy. dans la Marmarique , la Gyrenaique et les Oases d'Audelah et de
Macadeh. 1827. 1828. 4 u. f. Vgl. aber Kyrene's Plan GOtt. G.A. 1829. St. 42.
4. Amphitheater zu Tripolis (j. Zavia), mai'momer Triumphbogen
des M. Aur^ u. L. Yenis zu Garapha (j. Tripoli). Graf Gastiglioni M^m.
g^ogr. sur la partie orientale de la Barbarie. Milan 1826. Gross^ Amphi-
theater 429x368 f. Arena 238x182, H5he 96, zu Thysderad el Deschemm.
Sir Harville Tempels Reise in das Baylik Tunis, Ausland 1835. n. 102.
Ruinen von Leptis Myra von Delaporte. Joum. Asiat. III. S. T. I. n. 4. p. 315.
Gistemen vonKarthago, trefifliches GussgewOlbe, Semilassos Africa 111. S. 214.
[Falbe, Rech. surl'emplacement de Garthage, s. Letronne, J. des Sav. 1837.
p. 641.] Nachgrabungen von Grenville Temple u. Falbe Ztschr. A. W. 1839.
S. 7 f. Aquaeduct bei Tunis, Amphitheater zu Tisdra (el Jemme}, Ruinen
von Cirta oder Gonstantina (Vestiges d'un anc. tombeau dans le roy. d'Algier
aupr^s de Gonstantine, dess. par Bellicard), von Lambesa, Sufetula und
sonst. Shaw Trav. of Barbary and the LevanL Hebenstreit De antiq.
Rom. per Africam repertis. 1733. 4.
4. I t a 1 i e n.
1 257. Italien vereinigt auf die interessanteste Weise
in sich die verschiedenartigsten Distrikte fiir die Kunsttopo-
2 graphie. I. Den Distrikt einer durch Colonieen in Italien
einheimisch gewordnen Griechischen Kunstwelt. Dazu geh5ren
die Kustenstriche Unteritaliens und Siciliens, auch manche
3 Theile des Innem dieser Lander. Die Herrlichkeit der Kunst
in diesen Landem zeigt sich in den eigenthumlichen Bau-
4 werken; von Bildwerken in Erz und Marmor wird verhalt-
nissmassig weniger, doch manches Ausgezeichnete im reinsten
5 und schonsten Griechischen Style gefunden; dagegen sind die
Nekropolen der Griechischen und halbgriechischen Stadte dieser
Gegend die Hauptftindgruben der verschiednen Gattungen
Griechischer Vasen, an deren mehr oder minder geschmack-
voUer Form und eleganter Malerei man den Grad ziemlich
sicher messen kann, bis zu welchem Griechische Bildung auch
bei den Landeseinwohnern Campaniens, Lucaniens und Ap-
puliens eingedrungen war (§. 163, 7), und dabei auch
manchen Ort als hellenisirt und kunstliebend kennen lemt,
6 von dem man es sonst nicht erwartet hatte. 11. Den Bezirk
inlandischer Volker, welche die Griechische Kunst durch
[257] Italien. 331
eigne Thatigkeit bei sich einheimisch gemacht batten. Dazu
gehSrt vomehmlich das Land der Etrusker von Pisae bis
Caere, nebst Felsina und Adria ; auch das Volskische Velitrae
.und das Latinische Praeneste schliessen sich wegen einzelner
Denkmaler oder Classen derselben (Terracotta-Reliefs, Spiegel)
daran an, so wie ein Theil Umbriens. Die Fundorte der 7
Vasengemalde beschranken sich auf den sudlichsten Theil
Etruriens, besonders den dem Griechischen Handel geoffneten
Eustenstrich, und das grosse Emporion am oberen Meere,
Adria (vgl. §. 99. 143. 177). Der Reichthum dieser Gegend 8
an einheimischen Monumenten hat in zahlreichen Samm-
lungen im Lande eine bleibende Statte gefunden.
1. Allgem. HCUfsmittel zur Kunsttopographie Italiens: Bern. Mont-
faucon Diarjum Italicum. P. 1702. 4. Reisen besonders von Don Juan
Andres, de la Lande u. Volkman, Eeyssler, Petit-Radel, Eustace u. Colt
Hoare, Fr. v, der Recke (herausgegeben von Boetliger), Morgenstem,
Kephalides, v. d. Hagen, Thiersch und Schom, K. Fr. Scholler. (Baudelot
de Dairval De FutiliW des voyages.) Neigebauer's Handbuch fiir Reisende
in Italien. Hase Nachweisungen fur Reisende in Italien. Lpz. 1821.
Fr. Blume Iter Italicum Bd. l— III. 1824—1830 gibt beilaufig auch flber
Museen griindliche Notizen. Ghr. Kopp Italien. 1837.
3. Reste von Bauwerken in Grossgriechenland: Poseidonia
§. 80. Geringe Trfimmer von Elea (MQnter's Velia. 1818). Dorische
Ruinen eines hexastylen T. u. sch5ne Terracotta-Fragmente in Metapont,
Herzog von Luynes Metapontum. 1833. Von alien Griechischen Bau-
werken in Tarent, Thurioi, Kroton (Paw M6m. concemant le t. de Junon
Lacinienne, M^m. de la Soc de Cassel p. 67) ist fast nichts Qbrig. Ueber
einige Reste von Lokri Luynes, Ann. d. Inst. II. p. 3. [Velia ders.
Annali I. p. 381—86.] Ughelli Italia Sacra IX gibt Einiges fiber die
Ruinen dieser Stadte. Ueber Reste der St&dte in Basilicata Lombard],
Bull. d. Inst. 1830. p. 17. D. A. Lombardi sulla topogr. e sugli avanzi
delle ant. cittk Italo-gi-eche , Lucane, Daune e Peucezie dell' odierna Basi-
licata, Memorie deir Inst, archeol. III. p. 195. Siciliens Tempelruinen :
Syrakus §. 80 (zwei SHulen des Olympieions standen noch bis auf neuere
Zeit). Akragas u. Selinus 80. 109. Egesta 109. [Gela, von einem T.
noch eine grosse Saule, Pizolanti Mem. istor. dell' ant. cittk di Gela, in
Palermo 1753. 4. Romano Antichitk Jermitane (Himera), Palermo 1838. 8.]
Katana, Ruinen eines T., zweier Theater, .eines Amphith., Circus. Zu
Solus, bei Panormos, interessante Architekturfragmente u. Sculpturen.
Herz V. Serradifalco Genni su gli avanzi dell' ant. Solunto. Pal. 1831.
332 Geogr. der alten Kunst. [257]
vgl. Bull. d. Inst. 1830. p. 229. 1831. p. 171. Theaterruinen §. 289.
Vito Gapialbi sulle mura d'Hipponio, Mem. d. Inst, archeol. IL p. 159.
tav. 4. 5. [Grundriss von Selinus von Goettling im Hermes XXXIII, 2
und die Hauptst^te der Insel bei Serradifalco.] Kyklop. Bauwerke von
Gefalu §. 166. A. 3. Katakomhen von Syrakus. — Von Sardinien (auch
Felsengraber) u. Gozzo §. 166. A. 3. [Onor. Bres Malta illustr. co' Monum. 181 7.]
4. Das TaufgefSss in Ga6ta (jetzt in Neapel) von Salpion, Welcker
Zeitschr. S. 500. Die herrlichen Scbulterblatter einer RQstung mit Ama-
zonenkampfen von Locri, in Broendsted's Besitz [jetzt im Brittischen
Museum; der Fundort ist erdichtet, wie der Verkaufer in Neapel selbst
eingesteht. P. 0. Broendsted die Bronzen von Siris, Kopenb. 1837. 4.]
Der schOne Sarkophag in der Kathedrale von Agrigent (Pigonati tb. 47.
Houel IV. pi. 238. St. Non IV. p. 82. Gypsabguss im Brit. Museum).
Mehrere in Kirchen Sidliens. Hirt, Berl. Kunstblatt II. S. 73. In Syrakus
hat Landolina manches trefifliche Stdck ausgegraben.
5. Jorio's Metodo per invenire e frugare i sepolcri degli antichi.
N. 1824, im Auszuge Kunstbl. 1826. N. 46—53. Man bemerkt, dass die
Nekropolen der Griechischen Stfidte durcbg9ngig gegen Norden liegen.
Vasen-Fundorte in Grossgriechenland (s. besonders Gerhard's Cenni
topogr. BuUett. 1829. p. 161): In Gampanien Nola (sch6ne Vasen in
Firniss und 2^icbnung; auch alterthilmliche der hellgelben Art), Gumae
(noch zu wenig erforscht), Avella (Vasen von blasser Farbe), Gapua
(matter Firniss; auch alterthumliche), Nocera (Nolanische), Eboli (mehr in
Lucanisch-Apulischer Manier; vgl. Ann. III. p. 406. IV. p. 295); in Sam-
nium, besonders Agata de Goti im Beneventanischen (vernachlSssigte
Zeichnung, rothe und weisse Farbe); in Lucanien Paestum (schOne Vasen
in der besten Art, Graber von Paestum, Bull. 1834. p. 50), Gastelluccio,
Anzi [Antia, nicht wenige Vasen von einem eigenthQmlich grossartigen
Styl und ansgesuchten My then, die grosse Mehrzahl gewdhnlich Bachisch,
Oder sog. Toiletten vasen, 1842 am Ort eine Sammlung Fattibaldi von
400 Stfick] u. Armento im innem Basilicata (Fundorte der schlank ge-
formten und mit mythologischen Scenen reichgeschmfickten Prunkvasen in*
Firniss u. Farben schlecht, die Zeichnung manierirt); Busten, Basen,,eherne
ROstungen, Galateo, Japygia p. 97 ed. Basil, in Apullen Bari, Ruvo,
Geglia, Ganosa (wo neben der Landessprache ein corruptes Griechlsch ge-
sprochen wurde, Horaz S. 1, 10, 30. §. 163. 7) Ruvo, Bull. 1834. p. 36. 164. 228.
[GioNT. Jatta suir ant. citta di Ruvo, in Nap. 1844. 4. S. 56 ff. seine
grossen Nachgrabungen und Vasensammlung; angehftngt Avellinos Ruba-
stinorum numorum catal. Graber von Ruvo Bull. 1836. p. 69. 113.
1837. p. 81. 97 J; in Bruttii Locri (Vasen alterthflmlicher Art, andere von
ausgesuchter SchOnheit). In Si ci 1 i e n besonders Agrigent (alterthQmlicbe der
[257J Reste der Griech. Colonieen u. Etrusker. 333
rothgelben Art, aber auch sehr sch6n und grandios gezeichnete der voll-
komranem Technik; Sammlung Panettieri; kleine Schriften von Raff.
Politi); im innern Lande Akrae, j. Palazzuola, reich an Gcabern, Vasen,
Terracotta's. Le antich. di Acre scoprrte, descritte ed illustr. dal Bar.
G. Judica. Messina 1819. f. Vgl. Gerhard und Panofka Hyperb. ROroische
Btudien S. 155 fT. (Kunstblatt 1825. 26) und die Vorrede zu Neapels
Antiken [auch Bibl. Ilaliana 1820. Febr. S. 222 ff.] Gr§ber in Palermo,
Bull. 1834. p. 209.
Martorelli Antichit^ Neapolitane. Reisen von Riedesel, Swinburne
u. A.. De St. Non Voy. pitloresque de Naples et def Sicile. Mflnter Nach-
richten von Neapel und Sicilien. 1790. Bartels Briefe aber Calabrien u.
Sicilien. 1791-93. — Fazellus de rebus Siculis. 1558. f. Andr. Pigonati
Stato presente degli ant. monument! Siciliani, a. 1767. Viaggio per tutte
le antich. della Sicilia descr. da Ign. Paterno Pr. dl Biscari. N. 1781. 4.
Houel Voy. pitt. des iles de Sicile, de Malthe et de Lipari. P. 1782. 4 Bde. f.
Bern. Olivieri Yedute degli avanzi dei mon. antichi delle due Sicilie. R. 1795.
Pancrazi, d'Orville, Wilkins, Hittorf (s. §. 80. 109.). Raf. Politi II viag-
giatore di Girgenti e il Cicerone de piazza owero guida agli avanzi di
Agrigento, Girgenti 1826. [1842. dess. Antichitli e mon. per servire air
opera intit. il viagg. 40. tav. 8.]
6. Ueber Etruriens Eunstdenkmfiler im Ganzen §.168 bis 178.
Volaterrae §. 168. 70. 71. 74. 76. Pyrgos, Cyklopische Fundamente des
Tempels der Eileithyia, J. MellingenJLrchaeol. lutell. Bl. 1836. N. 11. [Ganina
Annali d. Jnst XII. p. 34. ant. castello di Pirgi.] Faesulae 168. 70. Ar-
retium 170. 71. 72. Vetulonium 168. Inghirami Memorie d. Inst. II. p. 95.
Ambrosch p. 137. Rusellae 168. Populonia 168. 76. Gosa 168. Telamon
176. Gortona 168. 70. Perusia 168. 73. 74. 75. Satumia 168. Volci
169. 70. 73. 74. 75. 77. Bullet. 1835. p. 177. . Clusium 170. 71. 73. 74.
75. 76. 77. 78. Falerii 168. 70. Tarquinii 170. 72. 73. 74. 77. Axia 170.
Orchia 170. Bomarzo 169. 70. Viterbo 170. Tuscania 170. Veji 168.
Adria am Po 170. 77. Praeneste 173. Alba Longa 168. 70. Velitrae 171.
Umbrien 176. Ameria 168. Spoletium 168.
7. Vasen-Fundorte in Etrurien: Nekropolis von Volci, am
Flusse Arminia (Fiora) bei Ponte della Badia; Nachgrabungen seit 1828
auf den Gdtem des Prinzen Lucian von Ganino, der Candelori u. Feoli.
Dorow-Magnus'sche Sammlung im K. Mus. zu Berlin. Ueber die Gattungen
der Vasen §. 99, 2. 143, 2. Ueber das Local Westphal Topogr. dei cont.
di Tarquinii e Vulci, Ann. d. Inst. II. p. 12. tv. a|^. a. b. Lenoir,
Ann. IV. p. 254. M. I. 40. Werke des Pr. Lucian: Museum Etrusque de
L. Bonaparte. 1829. Caialogo di scelte antichitk (Estratto, Ann. I. p. 188).
334 Geogr. der alten Kunst. [257]
Vases Etrusques de L. Bonaparte. Livr. I. II. . Bullet. 1830. p. 143.
Candelori'sche Vaoen: Bull. d. Inst. 1829. p. 75 ff. Die herrliche Samm-
lung bescbr. .von Second. Gainpanari Rom 1837, ders. intorno i vasi fitt.
rinvenuti ne' sep. d'Etruria R. 1836. 4. Broendsted A brief descr. of 32
anc. 6r. vases lately found by Mr. Gampanari L. 1832. G. Fea Storia
de' vasi dip. che da quattro anni si trovano R. 1832. Nekropolis von
Tarquinii, meist Vasen der aiterthOmlichen Arten, s. Gerhard, Hyp. ROmische
Studien S. 134. Gaere, vielversprechender Vasen -Fundort. Bull. 1834.
p. 49. 97. 1836. p. 159. Bomarzo, schOne Vasen und BroDzeir. Glusium,
manche alterthamliche Vasen. Bull. 1837. p. 192. [Grosse Menge nur
hier und in der Umgegend vorkommender , sehr vielgestaltiger schwarzer
GefHsse mit Verzierungen und Figuren in Relief.] Adria am Po, Vasen-
fragmente in der GrUberstatte am Tartaro gefunden, in Formen, Halereien
u. Inschriften denen von Void auffallend ahnlich, auch Terracotta's Mo-
saiken, Marmorfragmente und Intaglio's, gesammelt im Mus. Bocchi.
S. Filiasi, Giorn. dell' Ital. letter. Padova. T. XIV. p. 253. Handschrift-
liches Werk im Wiener Antiken-Gieddinet , SteinbCLchel Wiener Jahrb.
1830. n. 8. 182 u. a. a. O. Welcker im Bullet. 1834. p. 134 (vgl. Hall.
A.L.Z. 1834, Jun.). R. Rochette Annali VI. p. 292. Den Maler Euthy-
mides finde ich in den Inschr. dieser Scberben zweimal, wie auch in Volci.
Der grosse Handel des Alterthums mit Thongeschirr umfasste gewiss
auch gemalte .Gefllsse ; daher erklSrt sich das Vorkommen sehr (iberein-
stimmender Arbeiten in entlegenen Gegenden, wie z. B. die TOdtung des
Minotaur auf einer Attiscben Vase , bei Burgon in London [jetzt im Brit-
tischen Museum], gerade so gezeichnet ist, wie auf der berCihmten Si-
cilischen des Taleides bei Hope.
Die ersten im Sabinerland, in Summavilla gefundnen Vasen,
Bull. 1837. p. 65. 70. (Maler Hieron) 207. [Die Vase mit dem Sonnen-
auf- u. Untergang Mon. d. Inst. II, b5. Annali X. p. 266. XIV. p. 210.
Eine andre ebendaher ist edirt von L. Grifi als il ratto del Palladio,
Roma 1845, eine r&thselhafte Darstellung. Eine in Berlin, Gerhard Neu-
er^orbene Denkm. N. 1789.]
8. Etruskische Museen: Das Guamacci'sche, hernach Grund-
lage des Offentlichen, zu Volterra [in sieben Zimmem an 500 Etr. Aschen-
kasten] ; ebenda das der Franceschini, der Gini. Antiken im Gampo Santo
zu Pisa, seit 1810 daselbst aufgestellt (Lasinio Sculture del Gampo ^anto
[ROmisch, nicht Etrurisch.] Biblioteca publica [das Museum seit 1810, ein
Werk des D. Ant. Fabroni] u. Mus. Bacci zu Arezzo. Accademia Etrusca
u. Mus. Venuti zu Gortona (M. Gortonense §. 178); die Bronzen-Sammlung
Gorazzi ist nach Holland verkauft. Sammlungen Ansidei, Oddi u. a. zu
Perugia (s. Lanzi's Register, vgl. Blume II. S. 210), Offentliches Gabinet
daselbst. [Indie, antiqu. per il gabinetto archeol. di propriety del magistrato
di Perugia 1830. 8. von Vermiglioli zum Theil aus dem Haus Oddi.]^
[258] Reste der Eunst der Etrusker. 335
Buccelli zu Montepu]ciano. Gasuccini, Paolozzi zu Ghiusi, il Girco dasdbst
Etrusco Mus. Chiusino dai suoi possessor! pubbl. con brevi espos. del cav.
Inghirami P. I. II. Poligrafia Fiesolana 1834. Ruggieri in Viterbo. Kleine
Sammlung Gervelli zu Orvieto, u. a. m.
Ausser den allgemeinen Reisewerken fQr Etrurien Targ. Tozzetti's
schatzbares Werk: Relazioni d'alcuni viaggiJatti in Toscana.
258. Aber bei weitem am ausgedehntesten und er- 1
giebigsten ist III. das Reich der den R 5 m e r n dienstbar ge-
wordnen, zur Verschonerung RSmischer Anlagen gebrauchten
Griechischen Kunst. Rom ist schon durch die Menge der 2
vorhandnen Bautrummer, an welche sich zum Theil sehr
ergiebige Funddrte der Statuen anknupfen, die Hauptstadt
der antiken Kunstwelt , und migeachtet es im Alterthum so
wenige Kunstler hervorgebracht, der wichtigste Bleck Erde fur
den Archaeologen , Roms Topographie bildet einen ansehn- a
lichen Zweig des Stadiums. Die noch vorbandenen Monu- 4
mente und Trummer drangen sich am meisten um den
altesten tmd politisch wichtigsten Theil des alten Roms, das
Forum Romanum und die Via Sacra ; ohne Zweifel auch
deswegen, weil die Bevdlkerung sich im Mittelalter zeitig aus
diesen Gegenden weggezogen und sie der Vergangenhelt uber-
lassen hat; wahrend der Campus Martins, in der Kaiserzeit
eine Stadt von Prachtbauten, deswegen weil das neue Leben
sich hier besonders angesiedelt, wenige und meist nur solche
Denkmaler zeigt, welche den Bedurfnissen und Zwecken dieser
Zeit selbst angepasst werden konnten. Die weitlaufligen
Garten, welche den Suden und Osten Roms einnehmen^
sind daher reich an Fundgruben, und haben ganze Museen
gefullt; die Geschichte ihrer Besitzer ist mit der Museographie
eng verknupft.
2. Ueber Mhere Aus'grabungen giebt es wenig zusammenhftngende
Berichtei wie Flam. Vacca Notizie antiquarie. a. 1594 (bei Fea Misceil.
filolog. T. I); liber den Ertrag neuerer Nachforschungen unterrlchlete frClher
Guattani f§. 38. A. 2), dann durch zahlreiche kleine Schriften Fea (Pro«
dromo di nuove osservaz. e scoperte fatte nelle ant. di R. 1816), nebst den
Artikeln von Gerhard im Kunstbl. 1823—26 (jelzt Hyperb. R6m. Studien
S. 87 ff.) >R6mische Ausgrabungen«. Memorie Romane di Antichitk e di
belle Arti, von 1824 an, 1827. T. 4. Entdeckungen von 1823 an, Atti d.
Accademia Rom. di Ardieol. II. p. 639. Instituto di corr. arch, von 1829,.
336 Geogr. der alien Kunst. [258]
besonders die rivista generale del Bullet. Ghronologische Uebersicht der
Nachgrabungen auf dem Forum seit 1802 von Bunsen, Bullet, d. Inst. 1829.
p. 32, dann Annali VI. p. 13. VU. p. 53. Bull. 1834. p. 225. 1835.
p. 33. 65.
3. Die Fragmente des antiken Plans, aus dem T. des Romulus und
Remus, sind von Bellori (Thes. Ant. Rom. IV), Amaduzzi, Piranesi (Antich.
Rom. I), herausgegeben. Topographen: Flav. Biondo 1449, bedeutender
Andr. Fulvio 1527 , Bartliol. Marliani Topographia Romae. R. 1544 und
1588. Panvini 1558. Boissard §. 37. A. 3. Nicht wesentlich fftrdem die
Forschung Donati Roma vetus et I'ecens. 1638 u. Nardini Roma antica.
1666. (Thes. Ant. Rom. IV), vierte Ausg. 1818 von Nibby. Fr. Ficoroni
Vestigi e Raritk di R. ant R. 1744 (bei Fea T. I). Adler's Beschreibung
der Stadt Rom. Guattanl R. antica. 1793, neu 1805. Venuti Descr. topogr.
delle antichita di R. 2. ed. R. 1803, neu herausg. v. Stef. Piali. R. 1824.
Fea N. descrizione di R. antica e moderna. R. 1821. 3 Bde. 8. Ders. sulle
Rovine di R. (Storia deir Art! T. III). Edw. Burton Description of the
Antiq. and other Curiosities of R. L. 1821. (Deutsch von Sickler 1823.)
C. Sachse Gescb. und Beschreibung der alten Stadt R. 2 Bde. , 1824 und
(nach dem Tode des Verf.) 1828. Beschreibung der Stadt R. von E. Platner,
G. Bunsen ^ E. Gerhard und W. Roestell I. (allgem. Theil) 1830. II, (Vatican)
I. 1832. [2. 1834. Ill, 1. 2. 3. 1837. 38.* 42. Auszug daraus von Platner
und Urlichs. L. Ganina Indicaz. topografica di Roma ant. 3. ed. 1841, mit
eiifem grossen Plan. Ders. Espos. stor. e topogr. del foro Rom. e sue adja-
cenze ed. 2. R. 1845, mit 14 Taf. Ders. sul clivo, sulla posizione e suir
archit. del tempio di Giove Gapit. in den Mem. d. Ac Rom. di Archeol.
T. VI. Steph. Piale sopra alcuni monum. di Roma Dissertazioni R. 2 T.
1833. 24. 4.] W. Gell Topogr. of Rome. Plan von NoUi 1748; ein Auszug
bei Monaldini 1818, ein vollst&ndigerer bei Bunsen. Vasi^s Itinerario, von
Nibby emeuert. — Die wichtigsten Kupferwerke sind §. 37. A. 3 und zu
§. 190 angefOhrt. Piranesi's Hauptwerke sind Delia magnific. ed architett.
de' Rom. R. 1761 u. Antichitk Rom. R. 1748—56. 4 Bde. f. Veduten von
Piranesi, Domen. Pronti, Glerisseau und Gunego, Rosini. Ansichten aller
sieben Htlgel in Gassas und Bence's Grandes Vues.
4. Hier ein Ueberblick der §. 1 79. 180. 1 90 —95 genannten Baureste
(mit einigen ZusAtzen) nach den Augustischen Regionen, innerhalb der Aure-
lianischen Mauern. 1. Porta Gapena. Grabmal der Scipionen. 2. Caeli-
montana. S. Stefano Rotondo (sog. T. des Faunus, ein Geb^ude aus dem
spMern Alterthum). S. Giovanni in Laterano, Obelisk, Baptisterium des
Gonstantin. 3. Isis et Serapis (der sildliche Theil der Esquilien). Goliseo.
Thermen des Titus. Pallast des Titus (sette scale). Nero's Haus zum Theil
[S58] Reste der ROmischen Periode in Rom. 337
{Gamere Esquiline). Basilica S. Elemente. 4. Via sacra (Nibby del foro
R., della via sacra, dell' anfitealro FJavio e de luoghi adjacent!. R. 1819.
Deutsch von Chr. MuUer. Stuttgart 1824). Titus Bogen (neben dem Fahr-
wege der Via sacra. Bullet d. Inst. 1829. p. 56). Meta Sudans. T. Urbis.
T. der Pax. T. des Antonin und der Faustina (S. Lorenzo in Miranda).
5. Esquilina. Agger des Tarquinis. Praetorische Gastra. Amphitheatrum
Castiense. ^ Nymphaeum des Severus Alex. Tempel der Minerva-Medica.
Gallienus Bogen. Ausgemaltes Haus (der Lucilla?) §. 210. A. 4. 6. Alta
Semita (Quirinal und Viminal). Thermen des Diodetian und Gonstantin.
Monte-Gayallo. 7. Via lata (in W. vom Quirinal). 8. Forum Romanum
(Ueber die Lage und Ausdehnnng des Forum Sachse I. S. 698 und der
Plan von Hirt, Gesch. der Baukunst Tf. 23). Bunsen les forums de Rome
Mon. d. I. II , 33. 34. Annal. VIII. p. 207-281. IX. p. 12-50. [Ders.
Herstellung des Rdm. Forums u. der Prachtforen Gaesars u. der Kaiser,
Beschr. Roms III, 2. S. 1—188.] T. des Jupiter Tonans, nach Niebuhr
des Satumus, von Bunsep begrdndet. Sog. T. der Goncordia, jetzt Vespa-
sians, und Reste des wahren T. der Goncordia, welchen wahrscheinlich
Septim Sever und seine S6hne restituerunt. Bogen des Septim. Sfiule
des Phocas. Sog. T. des Jupiter Stator. Basilica Julia. [Gerhard della
Bas. Giulia ed alcuni siti del foro Rom. estratt. dalle Effemer. letter. R.
1823. 8. Die Ansicht besUtigt durch eine Inschrift, Bull. 1835. p. 33.]
Sog. T. des Gastor (drei S&ulen vor Maria Liber). Garcer Mamertinus
(robur Tullianum, Leon. Adami's Ricerche. R. 1804. 4). Gapitolium (Zo€ga
Abhandl. S. 331) und Arx (der sQdliche Gipfel des Hugels, vgl. Dureau
de la Malle in Millin's Ann. encycl. IX. p. 17). Arco di Giano. Kleiner
Bogen des Sever. Sog. T. d. Vesta (S. Stefano an der Tiber, ein tholus
peripteros). Sog. T. der Fortuna Virilis. MQndung der grossen Gloaca.
Forum des August (nach Hirt, Niebuhr u. A.; Sachse nennt dies falsch-
lich das Forum Nervals); T. des Mars Ultor (Sachse nimmt nur einen
T. des Namens an). Forum des Nerva ; T. der Pallas. Forum des Trajan
Golonna; Basilica Ulpia. 9. Gircus Flaminius (der grOsste Theil des Gam-
pus Martins). Die saepta richtig aufgefasst (in Verbindung mit der Ab-
^(timmung so vieler Genturien zugleich) von Peter Ztschr. f. AW. 1839.
S. 137. Theater des Marcellus, neben welchem ehemals (Ant. Labacco
Alcune notabili antiqu. di Roma. V. 1584) ein Donscher Peripteral -T.
lag. Porticus der Octavia. Theater des Pompejus. Thermen des Agrippa;
Pantheon. Bogen des Glaudius. SSule u. T. des M. Aurel. Obelisk auf
M. Gitorio. Mausoleum des August. Obelisk an der P. del Popolo.
10. Palatium. Palatinische Kaiserpallfiste (Scavo Rancurelliano, Guattani
M. I. 1785. Genn. Ott.). Septizonium. Bogen des Gonstantinus. 11. Gircus
maximus. Gircus (Bianchini Girci max. iconographia. R. 1728. f.). 12. Piscina
publica (Fortsetzung des Aventin). Thermae Antoninianae. 13. Aven-
O. Mllller'fl ArchAeoIofie. 4. Aafl. 22
338 Geogr. der alien Kunst. [259]
tinus. Pyramide des Ceslius (Falconieri Thes. Ant. Rom. IV. p. 1461).
[Piranesi Mon. de* Sdpioni 1785 f. m.] 14. Transtiberina (Janiculum).
Ausser den vierzehn Regionen: Campus Vaticanus. Hadrian's Mauso-
leum. Basilica des h. Petrus. An der Via Ostiensis: Basilica S. Paolo.
An der V. Appia (Labruzzi Via Appia illustr.) : Monument der Caecilia
Metella. Grab der Claudia Semne (Uhden in Wolfs und Buttmann's
Museum I. B. 534) u. viele andre. [Di due sep. Rom. del secolo di Augusto
scov. presso la tomba de* Scipioni dal Cav. G. P. Campana. R. 1840.
fol. Grifi Sepolcro nella vigna Lozano. R. 1840. 4.] Columbarium der
Freigelassenen der LiYia tWerke von Bianchini, Gori, de Rossi). Kata-
komben der Christen. Circus des Caracalla (Bianooni Descr. dei Gird.
R. 1789. f.). Quelle der Egeria (Wagner de fonte et specu Egeriae. 4).
An der V. Nomentana: Basilica der h. Agnes. GrabmSler der Constantia
und Helena. An der V. Flaminia: Grabmal der Nasonier §. 210. A. 4v
An der V. Aurelia: ausgemalte Grabmonumente der Villa Corsini (bei
Bartoli), [der Villa Pamfili, wovon Zeichnungen zur Herausgabe genommen
und Copieen in Farben in Mdnchen in den vereinten Sammlungen,
P. Secchi Mon. ined. di un sepolcro di famiglia greca scop, in Roma sulla
via Latina. R. 1843. fol. Die Gem&lde bei Cav. Campana.]
5. Besondei-s zu merken: Villa Mattel auf Berg Caelius; V. Giusti-
niani, jetzt Massimi, Ostlich vom Caelius; V. Negroni und Altieri hinter
B. Esquilin ; V. Barberini hinter B. Quirinal ; V. Ludovisi auf BL Pincio
collis hortulorum (bier lagen die grossen Sallustischen G&rten, Gerhard't^
Abhandlung bei Gerlach's Ausg. des Sallust), V. Medicis; V. Famese und
Spada auf B. Palatin; V. C^orsini zwischen Janiculum u. Vatican; V. Albani
vor der Porta Nomentana; V. Borghese vor der Porta Flaminia u. Pinciana.
259. In der Umgegend Roms, in Latium, sind be-
senders die Orte, welche von Kaisem zu landlichem Aufent-
halt erkoren waren, wie das glanzende Antium, Tibur, auch
Lavinium (Alba Longa nicht so, wie man es von Domitian's
Prachtliebe erwarten sollte), ergiebige Quellen fur Kunst-
werke, ohne es ausschliesslich zu sein.
Latium. Kircher's Latium f. 1761. Vet. Latii antiqua vestigia.
R. 1751, erweitert: Vet. Latii antiquitatum ampliss. collectio. R. 1771,
wenig brauchbar: Bon^tetten Voy. sur la sc^ne des dix dern. livres de
TEn^ide. P. 1805. Sickler Plan topogr. de la Campagne de R. , nebst
Text in 8. Weimar 1811. R. 1818. Nibby Viaggio antiq. ne' contomi di
R. R. 1819. 2 Bde. 8. Sickler's u. Reinhardt's Almanach aus Rom IL
S. 182. Tf. 13 ff. J. H. Westphal Die R6m. Kampagne. B. 1829. 4, nebst
[260] Bautrammer in Latium. 339
zwei Karten. W. tSell Essai topogr. des environs de R. (siehe Ann. d.
Inst. II. p. 113).
Im ESinzdnen: Gabii, Forum §. 295. [Tempel von Gabii u. Aricia,
Annali XII. tv. D. p. 23.] SUtuen in der V. Borghese §. 261. Alba
Long a (Piranesi*s Antich. di Alb. e di Cast. Gandolfo), Emissar §. 168. A. 3.
Grabmal §. 170. A. 3. Sonderbare Urnen (Tambroui und Aless. Visconti
in den Atti dell' Ace. Arch. Rom. II. p. 257. 317). Lanuvium §. 191.
Praeneste, Suaresi Praeneste antiqua. R. 1655. T. der Fortuna.
n tempio deUa Fortuna Prenestina ristaur. da Const. Thon, descr. da
A. Nibby. R. 1825. 8. Tibur, sog. T. der Vesta (Desgodetz ch. 5), der
Sibylla, della Tosse. Angebliche Villa Maeoens. Ant. del R^ Deir anti-
chitk Tiburtina. R. 1611. Stef. Cabral u. Fausto del R^ Delle ville e
monumenti ant. della diik e del territorio di Tivoli. R. 1779. Villa
Hadrian's §. 191. Sabinisches Landbaus des Horaz. Capmartin de Cbaupy
D^couverte de la maison de campagne d'Horace. 3 Bde. 8. Nibby Viaggio
antiqu. alia villa di Orazio, a Subiaco e Trevi, Mem. Rom. IV. p. 3—81.
Le antichitk di Alba Fucense negli Equi, misurate e descritte dair arcbit.
Carlo Promis. Roma 1836. 8. BuUett. 1836. p. 76. (Weg von Rom, die
Befestigung, Steinarten, Tempel, Tuscanische Basilica.) Tusculum, Kata-
komben, Grab der Fam. Furia. Bedeutende neue Nacbgrabungen , durch
Lucian Bonaparte. Vgl. Kunstbl. 1826. N. 3. [Canina Descrizione del
antico Tusculo 1841. f.] Cora, Dorischer T. des Hercules. G. Antolini
Opere T. I, 1. Piranesi Antichitk di Coro. R. 1761. f. Ostia, Lucatelli
Diss. Corton VI. Hafen §. 190. A. 2. Fea Relazione di un viaggio ad
Ostia. Ders. Alcune osserv. sopra gli ant. porti d'Ostia. Sickler's Alma-
nacb I. 8. 284. II. S. 231. 244. Nacbgrabungen , Bull. 1834. p. 129.
Arcbaeol. Intell. Bl. 1834. N. 61. Antium, unter Caligula u. andern
Caesaren aus Augustus Hause sehr versch5nert; Theater u. andere Reste.
Fundort sehr vorz^licher Statuen, s. besonders Winckelm. W. VI, 1.
S. 259 u. Fea ebd. 2. S. 320. Phil, a Turre Mon. vet. AntiL R. 1700.
Fea Bull. d. Inst. 1832. p. 145. Aphrodisium in der NlUie, wo 1794
23 Statuen gefunden wurden. Terracina, Ruinen auf der HOhe. —
Eyklopische Mauern §. 166. G. A. Guattani Mon. Sabini. V. I. R. 1827. 8.
260. In Unteritalien geben die Gegenden um den 1
Puteolanischen Meerbusen nicht bios von der fruliern Helle-
nischen Cultur, sondern auch von der Pracht und dem Luxus
der Romer Kunde. Wie die Romer selbst in Neapolis den
Genuss eines fireien und behaglichen Hellenischen Lebens
suchten, und die Reste desselben gem fortbestehen liessen : so
beruhren sich hier auch in den Trummern und Grabern beide
340 Geogr. der alten Kunst. [260]
2 Kunstwelten. Aber die deutlichste Anschauung alter Kunst-
cultur im ersten Jahrhundert n. Ghr. geben die vom Vesuvius
verschutteten Stadte. Wenn hier auch manche Abweichung
aus fruheren Hellenischen Umgebungen und noch fortbestehen-
der Oskischer Nationalitat abgeleitet werden kann: so finden
wir doch in der Hauptsache AUes dem Geschmack der RQmi-
schen Hauptstadt analog, und k5nnen uns, wenn wir die
Zuge, welche Rom im Grossen, aber verwischter, darbietet,
nach der Detailanschauung Pompeji's auszeichnen und ver-
voUstandigen , das Leben jener Zeit sehr genau und lebendig
3 emeuem. — Das nordliche Italien bietet eine Menge
zerstreuter Trummer und Fundorte von Statuen ; am meisten
vereint sich in Verona.
1. Rhefues GemSlde von Neapel und seinen Umgebungen. 3 Th. 1808.
Mormile Descr. della cittli di Nap. e dell' antichitk di Pozzuolo con le
figure degli edificj e con gli epitafj che vi sono. N. 1670. Pozzuoli
(Dikaearchia , Puteoli) reich an Alterthiimem. Franc. Villamena Ager
Puteolanus s. prospectus eiusdem insigniores. R. 1620. 4. P. Ant. Paoli
Avanzi delle antich. esist. in Pozzuoli , Guma e Bajae. N. 1768 f. Le
antich. di Pozz., Bajae e Guma inc. in rami da F. Morghen. N. 1769 f.
Jorio Guida di Pozzuoli. Serapeum, ein Monopteros mit Heilquellen und
vielen Gellen fur Incubation, wahrscheinlich dem Eanobischen nachgebildet
(auch in Memphis war das Serapeum zngleich Heilanstalt, Reuvens Lettres
k Mr. Letr. III. p. 83, wie zu St. Ganuart in Sfldfrankreidi), nach Andr.
de Jorio's Schrift tlber den Serapistempel. Kunstbl. 18S4. N. 19. Aelterer
Plan von E^rdmannsdorf. Amphitheater, Aquaedukt, Piscina, Gr&ber.
Sog. T. der Venus u. Diana (wahrscheinlich BadesMe), piscina admirabilis
und Andres in Bajae. [In der wenig bekannten Grilberstrasse von Puteoli
warden in den letzten Jahren manche mit schOnen Wandgem&lden, andere
durch Bau und Einrichtung merkwdrdige aufgedeckt.] Theater zu M i se n um.
Gircus Oder Amphitheater von Gumae. Grab mit den angeblichen Skelets
(§. 432). Ueber die Sibyllengrotte von Gumae besonders Jorio Viaggio di Enea
air Inferno. [Die allgemeine Meinung setzt sie, wie es scheint, falsch ; sie
ist dicht bei der Akropolis des ^Itesten Gumae, gerHumig, mit einer hohen
Treppe ausgehOhlt in der Seitenwand hinauf, die zu einem schmalen Sitz aus-
Iftufl; auf einer Felsenspitze in der N&he stand vermuthlich der Apollotempel.]
Stollen im Posilippo §. 190. A. 1. II. Rob. Paolini Mem. sui monument!
di antich. e di belle arti ch'esist. in Miseno, in Baoli, in Baja, in Guma,
in Gapua ant., in Ercolano, in Pompeji ed in Pesfo. N. 1812. 4. Capua,
Amphitheater. [Rucca Gapua vetere o sia descr. di tutti i mon. di G.
ant. e particol. del suo amfit. Nap. 1828.]
[260] Bautrdmmer in Unteritalien. 341
Ueber die Entdeckungen auf Capri Hadrava Ragguagli di vaij scavi
e scoperte di antich. fatte nell* isola di Capri. N. 1793. 8. [1794. 4.]
Gori's Symbolae litter. Decad. Rom. V. III. p. 1. (Flor. 1748. Vol. L)
Ruinen eines T. (?) auf Pa n da tar i a.
2. Die ersten Entdeckungen, welche auf die verschtltteten Stfldte
hinwiesen, waren: die Auffindung der berCihmten Frauenstatuen (§. 199.
A. 7) auf dem Gute des Pr. Elbeuf Emanuel (von Lothringen) im Raum
des Theaters von Herculanum, g. 1711; die Auffindung des sog. Hauses
des Arrius Diomedes an der Grftberstrasse von Pomeji bei Grabung eines
Brunnens 1721; dann die folgenreichem Entdeckungen in Herculanum
bei dem Erbau eines Lustscblosses Carl III. 1736. Das tiefverschflttete
Herculanum, dessen Markt unter Resina liegt, kann nur, wie ein Bei^werk,
durch Schachte genutzt, das leicbtbedeckte Pompeji dagegen ganz offen
gelegt werden. Doch ist es eben deswegen, besonders nach der ersten
Bedeckung mit Asche, von den frflhem Einwohnern selbst durch Nach-
grabung der kostbarem Gegenstftnde meist beraubt worden. In der
FranzOsischen Zeit ist der fast eingeschlafene Eifer neu belebt, und das
Forum auszugraben angefangen worden. Die neuen Nachgrabungen be*
gannen, nachdem das Forum offen gelegt, von dem Bogen beim Jupiters-T.
am Forum, und jerfolgen die von da nach N. gehende Strasse (T. der
Fortuna, Thermen, Fullonia, Haus des tragischen Dichters, Haus des Faun).
Neuere Werke §. 190. A. 4. 210. A. 3. Ausser diesen dber Hercu-
lanum: Venuti Descr. delle prime scoperte deir ant. citta di Ercolano.
1748. Berichterstattende Werke von C^ochin u. Beliicard, de Correvou,
Ant. Fr. Gori, Winckelmann, Cramer. (Rosini) Dissertat. Isagog. ad Hercul.
Volum. explanationem. Bayardi Prodromo delle antich. d*Erc. N. 1752.
Le antich. di Ercolano. N. 1757—92. MV. VII. Pitture, V. VI. Bronzi, VIII.
Lucerne etc. (Deutscher Auszug von Murr mit Umrissen von Kilian).
Antiq|>it6s d'Herculanum, grav. par Th. Piroli et publ. par F. et P. Pira-
nesi. P. 1804—6. 6 Bde. 4. Ueber Pompeji: ein interessantes Register
von Weber, 1757, Ann. d. Inst. II. p. 42. M. I. 16. Martini das gleich-
sam wieder auflebende Pompeji. Leipz. 1779. 8. Gaetano Prospetto del
scavi di Pompei. 8. Millin Descr. des Tombeauz, qui ont ^t^ d^ouv. k
Pomp Ta. 1812. Romanelli Viaggio da Pomp, a Pesto. N. 1817. 2 Bde. 8.
Choulant de locis Pompei. ad rem medicam facient. Lips. 1823. Cockbum
Pomp. L. 1818. Prachtwerk von Goldicutt. L. 1825. Bonucci Pompei
decrite. N. 1828. Die neueren Nachrichten in Niccolini's M. Borbon., bei
Jorio sugli scavi di Ercolano. N. 1827, und in den Berichten in Scliom's
Kunstblatt 1825. N. 36. 1827. N. 26. [in den jahrlichen ragguagli de'
lavori della r. Accad. Ercol. von Avellino seit 1833.] Jorio Plan de Pomp,
et Remarques sur les 6dif. N. 1828. Grosse Karte von Bibent. Guarini
342 Geogr. der alten Kunst. [260]
liber einlge Monumente Pompeji^s. Verzeichniss der Schriften Gber Here. u.
Pomp, im M. Borbon. I. p. 1. [Nachgrabungen Bull. 1834. p. 145; von
1835— 38f von H. W. Schulz Annali d. Inst. X. p. 148, fortgesetzt im
Bull. 1841. 42. R. Rochette L^ttre k Mr. Salvandy P. 1841.]
Beneventum, Triumpbbogen §. 191. A. 1. Vita Thes. Antiqu.
Beneventanarum. R. 1754. T. I. (R5mische Alterthilmei').
3. In Umbrien: Ocriculum, sehr bedeutende Ruinen; Brflcke,
Theater, Amphitheater, mehrere Tempel. Nachgrabungen 1777. Guattani
M. I. 1784. p. 1 fif. Narnia, schdne BrQcke aus August's Zeit Asi-
sium, alter T., Maria della Minerva, Korinthisch, von zierlicher Einrichtung.
G. Antolini Opere T. I, 2. Guattani 1786. p. XX. Goethe Werke XXVII.
8. 186. Theater, Amphith., Rundtempel. Angeblicher T. des Chtumnus.
Schorn's Reise 8. 462. R. Venuti Osserv. sopra il fiume Glitumno etc
R. 1753. 4. Ferento, im Gebiet von Viterbo, Thor von der Art der
oxttiffi, Annali d. Inst. IX, 2. p. 62. Tuder, sog. Mars-T. Schriften von
Agretti u. Andem, Giorn. Arcad. 1819. III. p. 3. Fulginium. Pontano
Disc, sopra Tantichitk della dttk di Foligno. Per. 1618. 4. Fanum,
Triumphbogen des August, und ein zweiter des Constantin. Ariminum
§. 190. A. 1. I. SchGne BrQcke. Thorn. Temanza Antichitk di Rimini.
V. 1740. f. In Etrurien wenig Bedeutendes aus ROmitcher Zeit. Amphi-
theater zu Arretium (Lor. Guazzesi in den Diss, deir Ace di Cort.
T. II. p. 93) und andem Orten. In Picenum: A neon a §. 191. A. 1.
Peruzzi Diss. Anconitane. Bol. 1818. 4. Amphitheater von Faleria, Giom.
Arcad. LV. p. 160. Theater von Fallerone in der Mark Fermo Bull.
1836. p. 131.
In Ober-Ialien: Ravenna, §. 194. A. 5. Patavium, Ruinen
eines Korjnthischen T. (Ant. Noale Deir antichissimo t. scoperto in Pad.
negli anni 1812 e 1819. Pad. 1827). Verona, das ungeheure Amphi-
theater. Maffei degli Amfiteatri. Desgodetz Les Mif. ch. 22. JJebej neue
escavamenti Giulari Relazione degli escavamenti etc. V. 1818. 8. Arcus Gavii
et Gaviae. Viel andre ROmische GebHude. §. 193. A. 7. Ausgrabung
Bull. X837. p. 173, in der Nachbarschaft ein T. der Minerva u. s. w.
das. p. 137. [Modena u. Umgegend Bull. 1846. p. 23. 1842. p. 145.
1843. p. 151. 1844. p. 178.] Brixia. Ottavio Rossi Le memorie Bres-
ciane. Br. 1693. 4. Neue Entdeckung eines T. und grosser Bronzefiguren.
Dr. Labus, Antologia 1824. n. 43. [Labus intorno vari ant. mon scop,
in Brescia, Relaz. del prof. R. Vantini, Brescia 1823. 4. Fort Benigni
Lettera sui scavi fatti nel circondario dell' antica Treja, Macerata
1812. 4. 12 tav. Im Rathhaus zu Macerata zwei Reihen von 8tatuen,
togati, eine in Foligno, Aesculap genannt, und in den meisten St&dten
iigend etwas aus dem Alterthum. Vari mon. dell' Italia (Mailand, Brescia,
(261] Bautrflmmer Oberitaliens. Museen in Rom. 343
Verona, Vicenza), Annali XL p. 181.] Monti Escav. Bresciane. Velleja,
Forum. Antolini Le rovine di Velleja misurate e disegn. Mil. 1819. f.
Amalthea I. S. 331. Die Denkm&ler sind meist nach Pai-ma gebracht.
[Ausgrabungen Bull. 1842. p. 175. 1843. p. 161.] Mediolanum. P. Gra-
tidius De praeclaris Medio! ani aedificiis quae Aenobarbi cladem (1162)
antecesserunt. Med. 1735. 4. Ueber die 16 SAulen bei S. Lorenz Schrift
von Grillon 1812. Amati Les antiq. de la ville de Milan. Mil. 1821
u. Succinte Mem. intomo le sedici ant. col. Mil. 1831. foL [Von einem
Badesaal, Archaeolog. ^it. 1846. S. 389.] Aosta §. 190. A. 1. II.
Susa ebd. Millin's Voy. en Savoie, en Piemont, k Nice et k G^nes.
P. 1816. Desselben Voy. dans le Milanois, Plaisance, Pann^ etc. P. 1817.
Aquileja. Bertoli de' signori di Bribir Le antich. d'Aquileja profane
e sagre. Ven. 1739. f. [Die drei letzten B&nde mit den Zeichnungen
liegen ungedruckt in Venedig bei einem Privatmann; es ist darunter das
Yollstftndige Silbergeschirr der Faroilie der Eusebier in Gonstantins Zeit.]
Forum Julii, Museum aus einheimischen Sacben. [Nachgrabungen
Bullett. 1835. p. 213. Antiquities of Pola, Amphitheater, T. der Roma
u. des Augustus, Bogen der Sergii in den Antiq. of Athens Vol. IV.
Stancovich dello anfiteatro di Pola. Venez. 1822. 8. Alason Pictures
and views of the antiquities of Pola 1819. f.]
261. Die museographischen Nachrichten, welche 1
wir auf die topographischen folgen lassen, beginnen billig mit
Rom. Rom hat, bei dem ungeheuren Reichthum seines
Bodens, besonders durch die weisa Verfugung, nach der kelne
Eunstwerke des Alterthums ohne Erlaubniss der Regierung
aus Rom fortgebracht werden durfen, 5flfentliche Museen er-
halien, mit denen [so reich auch an vortrefflichen und aus-
gesuchten Werken aus Rom Munchen und das Brittische
Museum sind], noch lange keine andem an FuUe vorzuglicher
und wohl erhaltener Gegenstande werden wetteifem konnen,
einer Fulle, gegen die alle Bekanntmachung unvoUst&ndig
zurucktritt, und oft grade das Interessanteste zu ubergehen in
Gefahr gerath. Die schone Zeit der Privatsammlungen da-
gegen ist voruber, die ausgezeichnetsten sind erne Zierde theils
Italianischer, theils fremder Residenzen geworden. Im nQrd- 2
licheren Italien ist F lorenz durch die Villa Medicis und
Etrurien, Venedig besonders aus Griechenland , aber auch
aus der Umgegend und aus Rom reich geworden; alien an-
dem Sammlungen hat es an solchen Quellen gefehlt. Nea-
p e I aber hat [zu den Famesischen Sammlungen] uberschweng-
344 Geogr. der alten Kunst. [261]
liche einheimische Schatze, welche sich ganz von selbst hier
concentriren , und dieser Residenz neben Rom eine unab-
hangige Wichtigkeit und ein Interesse, das keine andre Samm-
lung ersetzen kann, zusichem.
1. Man hat von 60,000, ja Lanzi von 170,000 Statuen oder Antiken
in Rom gesprochen. Oberlin p. 127. Jacobs a. O. S. 516. — Die all-
gemeinen Werke fiber Antiken in Rom von (^valeriis u. A. s. §. 37.
Minder bedeutend: Borioni Collectanea Antiq. Rom., mit Erklarungen
von Rod. Venuti. 1735, roeist Bronzen. Antiquitatis Monumenta Rom.
collecta et iMustr. a Conyers Middleton. L. 1745. — Ramdohr Ueber
Malerei u. Bildhauerarbeit in Rom. 1787. 3 Thle. 8. Lumisden Remarks
on the Antiq. of Rome. 1797. 4. Gerhard, Roms antike Bildwerke, in
der Beschreibung Roms I. S. 277—355.
Statuen in Rom auf Offentlichen Pl&tzen : vor dem Capitol M. Aurel,
die beiden BasaltlOwen, die Dioskuren (nicht vorzilglich) ; die Rossebllndiger
auf M. Cavallo; Marforio und Pasquino (ein Flussgott und Aias mit
Patroklos; Notizie di due famose statue di un fiume e di Patroclo.
R. 1789). [Bonada Anthol. Diss. I, 1, simulacrorum in urbe antiquitas.]
Sammlungen.
I. Oeffentliche.
a. Auf dem Capitol:
Museum Capitolinum; begrundet von Clemens XII., vermehrt von
Benedict XIV. und andern PUpsten. Hauptwerk §. 38. Reich an Hermen
von Philosophen u. dgl. — M. Eircherianum im Collegium Romanum,
herausgegeben von Bonnani. R. 1709. f. M. Kirch. Aerea illustr. notis
Contucci. R. 1763—65. 2 Bde. f. — Pallast der Consei-vatoren. [Plainer
in der Beschr. Roms III, 1. S. 107 ff. das Capit. M. S. 137—258. Ferd.
Mori Sculture del M. Capitol. 2. T. R. 1806. 7. 4.]
b. Auf dem Vatican:
M. Pio-Clementinum ; erdffnet von Clemens XIV. durch seinen teso-
riero Braschi, der es als Pius VI. sehr vergrOsserte. Hauptwerk §. 38. Vgl.
Zogga's Bemerkungen in Welcker's Zeitschr. I. S. 310. 373 ff. M. Chiara-
monti von Pius VII. hinzugefugt. §. 38. Eine femere Erweiterung bildet der
Nuovo braccio, vgl. Kunstbl. 1825. N. 32. (Eine der neuesten Erwerbungen
ist die Sammlung der Herzogin von Chablais, mit Bacchischen Bildwerken
von Tor Marancia an der Via Appia, Gerhai-d, Hyperb. R6m. Studien 8. 101).
[L. Biondi I. mon. Amaranziani 1843. f. 50 tav. 142 S. — Zuwachs,
[261] Museen in Rom. 345
s. Gerhard im Kunstbl. 1825. S. 127 f.] Auch die Magazine des Vatican
enthalten Bedeutendes, [was jetzt grossentheils in das neue Lateranische
Museum gebracht ist. Diess Museum herauszugeben war dem Pater
Seochi CLbertragen.] Fea Nuova descr. de' mon. ant ed oggetti d'arte nel
Vaticano e nel CSampidoglio. R. 1819. 12. [Gerhard u. Platner das Vatic
M. in der Beschr. Roms II, 2. S. 1—283. Musei Etrusci quod Gregor. XVI.
in Aed. Vat constiluit mon. P. 1. 2. R. 1842. f. m. vgl. G. Brunn im
Kunstbl. 1844. N. 75 ff. Darin die Sammlung des Generals Galeassi,
eine der reiehsten Sammlungen von Goldschmuck, Bronzen, Thonfiguren,
besonders die gemalten Vasen. Im Casino desi. Gartens ist die d'Agin-
courtsche Sammlung von Terracotten und eine Menge ROmischer Sculpturen.]
II. Pri Y atsam mlnngen (vgl. Vasi und das Register zu Winckelm.
Werken Bd. VII). [Das Museum des Coll. Rom. besonders reich in kleinen
Bronzen, in aes grave.]
Albani, Pallast und Villa (§. 258. A. 5), welche der Card. Alex.
Albani mit Kunstsch&tzen geftlllt, und Winckelmann (M. I.) und Zo^a
(Bassir.) besonders benutzt haben. Ein Catalog ist vorhanden. Schriften
von Raffei; Marini's Inscr. Villae AJban. Jetzt ist Viel davon in Paris
und Milnchen, Manches noch vorhanden. [Noch immer eins der reiehsten
Museen der Welt imd das schOnste von alien. Indicazione antiquaria
per la V. Albani ed. 2. in Roma 1803, von Fea. Beschr. Roms III, 2.
S. 455—565.]
Borghese, Pallast und Villa. Die Sch&tze der Villa sind von
Napoleon durch Kauf erworben, und darum in Paris verblieben: doch
sammeln sich auch dort wieder neue. Sculture del palazzo della villa
Borghese detta Pinciana. R. 1796. 2 Bde. 8. Mon. Gabini della villa
Pinciana descr. da Visconti. R. 1797 in 8. Visconti*s Illustrazioni di Mon.
scelti Borghesiuni, herausg. von Gher. de Rossi u. Stef. Piale. 1821.
2 Bde. gr. f. [Beschr. Roms III, 3. S. 230—57 (Canina) Indicaz. delle
opere ant. di scolt esist. nella V. Borgh. R. 1840. Beschr. Roms III, 3.
1842. 8. 230—57, die neu vereinigte und vermehrte Sammlung. A. Nibby
Mon. scelti d. V. Borghese. R. 1832. 8 maj.]
Barberini, Pallast. Viel ist nach England, das Meiste nach
Mflnchen gekommen. .Tetii Aedes Barberinae. R. 1647. f. Anderes jetzt
im Pallaste Sciarra [in Magazinen]. Gerhard Prodromus S. XV. Einiges
ist noch vorhanden.
Mattei, Pallast und Villa. Mon. Mattheiani ill. a Rud. Venuti
cur. I. Gph. Amadutio. R. 1776—79. 3 Bde. f. Das Beste dftvon im Vatican.
[Mehrere Statuen, BQsten und Basreliefe, die nebst den zwei Friesen aus
Pallast S. Groce und zweien aus Pallast Della Valle, marmomen Stflhlen
u. s. w. an den Cardinal Fesch gekommen, wurden in Paris im Juni 1816
versteigert.]
346 ^^irJ*- <3er alten Eunst. , [261 1
Giustiniani, Pallast, die Antiken sind meist zerstreut Galeria
Giustiniana. R. 1631. 2 Bde. f. [Die erste Sammlung. in Rom, aus der
ein Theil Offentlicb versteigert wurde.]
Farnese, Pallast; Villa auf dem Palatin; Famesina in Trastevere.
Alle Antiken jetzt in Neapel. [Eine gute Anzahl, worunter bedeutende,
ist im Pallast zurCickgeblieben.]
Ludovisif die vorzCiglichen Bildwerke dieser Villa scbeinen noch
vorhanden zu sein. [Noch alle. Beschr. Roms III, 2. S. 577—91.
Gapranesi Descr. des sculpt, anc. de la V. Ludovisi, Rome 1842. S^mmt^
liche Monum. sind von iRiepenhausen fCLr E. Braun trefflich gezeichnet.]
Mcdicis, Villa. Das Yorztlgliehste ist um 1770 nacfa Florenz
gefQhrt worden.
[Colonna, Beschr. Roms ID, 3. S. 170 ff.]
Negroni, Villa; die Antiken aufgekauft von dem berdhmten Kunst-
hSndler Jenkins; das Beste im Vatican.
Aldobrandini, Villa, j. Hiollis. [Indice d. sculture e dellagalleiia
— MioUis 1814. 4.] Werk von A. Visconti.
[Gorsini, Beschr. Roms m, 3. 8. 604 fif. Rospigliosi.]
Panfili, Villa; Statuen und Btlsten. Villa Pamphilia dusque
palatium. R. f. Manches [sehr viel] ist noch vorhanden. Auch im
Gasino Panfili.
[Torlonia. P. Vitali Marmi scolpiti esistenti nel pal. di Giov.
Torlonia Duca di Bracciano. 3 T. Rom. 8. Beschr. Roms III, 3. S. 155 f.]
Villa Altieri, Casali, Strozzi, [Massimo] und viele andere. Pallast
Braschi, Rondanini, Ruspoli (Viel aus diesen in Miinchen). Sammlungen
von Thorwaldson, Eestner, Vollard u. A. Magazine von Vescovali u. A.
[Die Sammlung Rondanini wurde unter die Erben vertheilt, aus Braschi
aUes Gute verkauft, zum Theil in das Lateranische Museum, einige gute
Werke im Pallast Massimi alle Gollonne, Ghigi, Spada, die acht Basr. in
E. Braun's Zw6lf Basr. R. 1845. f. Die neueste bedeutende Sammlung
ist die des Gav. Gampana. an Goldsachen und Terracotten die reichste
von alien, reich auch an ausgesuchten Vasen, Bronzen u. s. w. Marmor-
werke im Gartenhaus in der Nfthe des Laterans.]
In der Umgegend Roms: Villa Mondragone in Frascati (enth<
wahrscheinlich nicht mehr Viel). Pallast Colonna bei Palestrina [nichts
mehr]. Des Gardinals Borgia Museum zu Velletri (Heeren in der Amal-
thea I. S. 311. Et. Borson Lettre, R. 1796. [Vitee synopsis Stephani
Borgiae cura P. Paol. a St. Bartbolomaeo. Rom. 1805. 4. c. 5. 7.]
Borgiana (auf einzelnen Kupferblftttern auf der Goett. [und Bonner]
Bibliothek) ist grOsstentheils nach Neapel Qbergegangen. [Ein Museum
Ostiense hat der Gardinal Paoca aus den neueren Nachgrabungen in
Rom gebildet]
[261] Museen in Rom u. Oberitalien. 347
2. Florenz, Grossherzogliche Gallerie, reich an Statuen (aus
Villa Medicis), Vasen Bronsen, Etruskischen AlterthQmem. Gori g. 37.
[Lanzi im Giorn. de* letter. Pisa 1782. T. 47. p. 1—212, auch hesonders
als r. gall, di Fir.] Reale Galleria di Fir. incisa a contorni sotto la dir.
del S. Pietro Benvenuti, ed illustr. dai SS. Zannoni, Montaivii Bargigli e
Giampi. F. 1812. 8. Vgl. H. Meyer, Amaltheal. S. 271. U. S. 191. lU. S.200.
Pallast Pitti, Tableaux, statues etc de la Gal. de Flor. et du Palais Pitti,
dessin^ par Wicar (mit Erl&uterungen von Hongez). P. 1789. f. Garten
Boboli. Pallast Riccardi. [Einiges in den Pall&sten Corsini, Rinucdni,
Nicolini, in den H&usem Guicciardini, Orlandini.]
ILucca, Osservazioni sopra alcuni ant. mon. di b. arte nelio stato
Lucdiese. Lucca 1815. 8. Pisa, P. Lusinio Race, di sarcofagi, ume e
altri mondi scoltura del canipo s. di Pisa, Pisa 1824. 4. Ein Ver-
zeichniss auch in (Giov. Rosini) Descr. delle pitture del campo s. Pisa
1810. 4. 1837.8. Fermo, Mus. de Hinicis, s. Giorn. scientif. di Perugia
1840 III, 175. 1842 IV, 347; in Ascoli, dui-ch Msgr. Odoai-di seit Ende
des 18. Jahrhundeils.]
Pesaro, Marmora Pisaurensia illustr. ab Ant. Oliverio. Pis. 1738.
Lucemae fictiles M. Passerii cum prolegg. et notis. Pis. 1739—51. 3 Bde. f.
[In Onesimo Antiken im Stadthaus.]
Ravenna, Museo Lapidario im Erzbischdflichen Pallast, Bronzen
auf der Offentl. Bibliotbek. Vieles ist in Eirchen zerstreut. [Archaeolog.
IntelLBl. 1833. S. 101.]
Bologna, Anliquarium auf der Bibliotbek (Malvasia Marmora Fel-
sinea), vermehrt durch das bunt gemischte Museo Cospiano (Descrizione
di Lorenzo Legati. Bol. 1677) u. neuere Auffindungen. Einiges im Pallast
Zambeccari. Tbierscb S. 366. [(Schiassi) Guida al Mus. delle anticb. d.
reg. Univ. di Bol. 1814.]
Ferrara, Studio publico, einige Alterthiimer. Reste des M Estense,
bei dessen Sammlung Pirro Ligorio thsltig war. [G. Pancaldi la statua
ed altri mon. ant. scavati a Macaretolo tra Ferrera e Bologna 1839. 8.]
Scbloss Gat a jo, Sammlung des March. Obizzi. Thiersch Reise
8. 302—11. Descr. del Catajo fatta de Betussi. Ferr. 1669. 4. [Gel.
Cavedoni Indie, dei principali mon. ant. del. r. Museo Estense del Gatajo,
Modena 1842. 8. G. Malmusi Mus. lapidario Modenese. Mod. 1830. 4.]
Quirini'sche Sammlung in Villa Alticchiero bei Padua. Alticchiero
per Mad. L W. C. D. R(osenberg). Pad. 1787. 4. Kunstbl. 1829. N. 61 f.
Venedig, Ofl^ntliche Sammlung im Vorsaal der Marcusbibliothek.
S. §. 37. Bull. 1835. p. 159. Mus. Nani (dessen Bronzen Gr. Pourtal^s-
Gorgier gekauft hat), oben §. 253. A. 2. Mon. Gr. ex M. Jac. Nanii ill.
a Glem. Biagio. R. 1785. 4. Dess. Mon. Gr. et Lat. ex M Nanii. R. 1787. 4.
348 ^^^- ^^^ ^^^^ Kunst. [261]
Gollezione di tutte le antichita — nel M. Naniano. V. 1815. f. Mus.
Grimani, vom Cardinal Domen. Grimani 1497 begrOndet, viel in Adrla
Gefuudenes enthaltend, jelzt grossentheils in das OffenUiche Museum Qber-
gegangen (Millins Orest^ide). [Die Reliefe mit Iphigenia jetzt in Weimar.]
Auch die Sammlung Contarini ist Offentlich geworden. Ueber die Samm-
lungen [Nam] im Haus Tiepolo (dessen MCinzen in das Wiener Antiken-
Cabinet Qbergegangen) , Giustiniani alia Zecchere, bei Weber s. Thiersch
Reisen in Italien I. S. 2^ ff. Ueber Venedig*s Sammlungen fiberhaupt,
besonders die Grimani'sche u. Weber 'sche, Rink, Kunstbl. 1829. N. 41 — 44.
60 f. [Collez. di tutte le antich. del Mus. Naniano 1815. fol. 46 Taf. nur
in 50 Exempl. Ant. statue che in Yen. si trovano. Yen. 1740. 8.] Fruher
gl&nzten Trevisani, Morosini und andere H§user. Fiorillo Gesch. der
Malerei in Ital. 11. S. 52 ff. Neue Sammlungen aus den TrOmmern der
alten Bullet, d. Inst. 1832. p. 205. Ueberall begegnet dem Suchenden in
Yenedig Griechiscbes. Die vier Erzrosse von St. Marcus sollen im J. 1204
aus dem Hippodrom von Cpel weggebracht worden sein. Ueber diese
Mustoxidi sui quattro cavalli della basil, di S. Marco in Yen. 1816. 8;
Abhandlungen von Cicognara, Dandolo und A. W. Schlegel; Petersen
Einl. 146. 325.
Yerona, OfTentliche Sammlung von Sc. Maffei veranstaltet , in
welcher allerlei AlterthCimer, Griechische von Yenedig her, auch Etruskische,
zusaihmenstehen. Maffei M. Yeronense s. antiq. inscript. et anagl. collectio.
Yer. 1749. Sammlung des March. Muselli. Antiquit. reliquiae a March.
Zac Musellio coUectae. Yer. 1756. f. Museum Bevilaqua, Brustbilder und
Reliefs (zum Theil in Miinchen). [Cavaceppi Race. T. II. prefaz.] Ehe-
maliges Museum des Gr. Moscardo, aus Allem gemischt (Note overo
memorie del M. etc. Yer. 1672). Sc. Maffei Yerona illustrata. Yer. 1731.
Graf Orti di Manara Gli mon. Graeci e Rom. — de' Conti GiustI, Yerona
1835. 4. Bull. 1835. p. 206.
Mantua, Bottani M. della R. Accad. di Mantova. Mant. 1790. 8.
Das Museum von Mantua, welches 1631 verwflstet, 1773 hergestellt worden
ist, enthalt viel Marmorwerke, Statuen, Biisten, Reliefs. D. G. Labus M.
della R. Accad. di Mantova. Mant. 1830—33. T. I. II. vgl. Bullet. 1833.
p. 117. [T. III. 1837.J Journ. des Sav. 1835. p. 396.
Mo den a, 5ffentliche Sammlung von Bronzen, MQnzen, Inschrlften
[Sarkophagen. Auch in Reggio ein paar Statuen].
Cremona, Isidor Bismchi Marmi Cremonesi. Mi). 1792. 8.
Brescia, Mazzuchellianum M. a Com. Gaetano et atque iilustr.
Y. 1761—63. 2 Bde. f. Eine Sammlung im Ra^im des T. §. 260. A. 3
ist im Werke. [Museo Bresciano illustrato. Brescia 1838. fol. (von Labus)].
[S61J Jtfuseen in Ober- u. Unteritalien. 349
Parmaf die ehemaligen Famesischen Kunstscfaatze sind 1736 nach
Neapel gewandert; neue herzogliche Sammlung, meist aus Velleja. Berliner
Kunstbl. IL S. 14 f. [Antolini Le rovine di Velleja P. 1. tav. 9» acht
grosse Statuen. In neuei*er Zeit vermehrt sich das Museum fortwfthrend
mil scbOnen Vasen, Bronzen, Goldsachen, Mdnzen. Bronzen M. d. I. Ill,
15. 16. Annali XII. p. 105. De Lama Guida al ducal M. die Parma.]
Mai land, K.K. MQnzcabinet (darin die Sanjclementinische Samm-
lung). Antiken-Sammlungen von Pelagio Palagi u. Nizzoli, Bull. d. Inst.
1832. p. 202.
Pavia, Sammlung der Universit&t (einige Statuen, Anticaglien,
MQnzen). Reiterstatue des M. Aurel (Regisole). [P. V. Aldini Sulle ant.
lapidi Ticinesi. Pa via 1831. 8, und Gli ant. marmi Gomensi figurati e
letterati. Pavia 1834. 8.]
Tortona, M. del S. Manfr. Settale. Tort. 1666. 4.
Turin, M. Taurinense, benutzt in MafTei's (der die Stiflung veran-
lasst) M. Veron. (Ant. Rivautellae et lo. Paulli Ricolvi) marroora Tauri*
nensia. 1743. 47. 2 Bde. 4. Ueber den jetzigen Zustand der K. Sardinischen
Sammlung s. Schorn, Amalthea III. S. 457. [Millin Voy. en Savoie, en Pi^-
mont 1816. I. p. 253 ff. Die grosse Aegyptische Sammlung des Consuls
Drovetti 1822 angekauft.]
In Illyrien: Triest, Offentliches Museum fgebildet 1834], Samml.
des verstorb. C. Ott. Fontana, MCinzen u. Apulische Vasen.
Fiume, Sammlung von Bildwerken (meist aus Mintuma) bei General
Nugent Bull. d. Inst. 1831. p. 65.
3. Neapel, Real Museo Borbonico negli Studj, enthSlt die Fame-
siscben ScbStze, vermehrt aus den verschutteten Stadten, Puteoli und dem
GrossgriecMschen Kunstbezirk, auch durch das Museo Boi*gia, Vivenzio u. a.
Schfine Marmorwerke, aber besonders Gem&lde, Vasen, Bronzen, Glaswaaren,
Preziosen, geschnittene Steine. Das sebr umfassende R. M. Borbonico von
Niccolini, Finati u. A., von 1824 [bis 45 bereits 14 Bde. 4.] Gargiulo
Raccolta de' mon. piu Interessanti di R. M. Borb. Neapels Antike Bild-
werke, beschrieben von E. Gerhard und Th. Panofka. Th. I. 1828. Cataloge
von Jorio filr die Vasen, alten Gemftlde Finati il r. Mus. Borbon. 1817
— 23. 3 T. [2. ediz. 1842. Aegypt. Mon., Erz- und Marmorarbeiten und
Galerie des petits bronzes 1843. Die erotischen und die obscdnen Gegen-
stdnde des geheimen Cabinets sind zu Paris 1886. 4 und von H. Roux
und Barr^ 1840. 8 herausgegeben.] Museum zu Portici, das erste
Reservoir, in welches die Kunstschfltze aus den verschGtteten StUdten ihren
Weg nehmen. Sammlung des Prinzen S. Giorgio Spinelli zu Neapel (be-
sonders Terracotta's aus Gr. Grilbem Gerh. Prodr. p. XIV.) [Des EngL
Gesandten Temple Vasensammlung, nebst vielen Bronzen u. s. w. aus
Pompeji, Nooera; Santangelo, eine der bedeutendsten; des Advocaten
350 Geogr. der alten Kunst. [262]
Tomisio-, besonders NolanischeJ u. andre. Vasenmagazine (Gargiulo, de
Grescenzis, Pacileo [besonders Barone.] Reliefs in Sorrent [an vielen
Sarkophagen im bischdflichen Pallast.J
In Sicilien: Palermo, Mus. des Prinzen Gastello di Torremuzza.
Ein andres im ehemaligen Jesuiter Collegium (?). Vasensammlung von
Ciccio Garelli. Hirt, Berlin. Eunstbl. II. S. 71, 1829. Gatania, Mus.
des Prinzen Biscari (Vasen, Mannors, HQnzenV Hirt, S. 67. Sestini
Descr. del M. del Pr. di Biscari. F. 1776 und 1787. [Mflnter Neapel und
Sicilien S. 421 ff. Mus. der Benedictiner S. 410.] Sammlung des Gan.
Spoto. Hirt S. 59 (auch fiber andre Sicilische Sammlungen). Palazzuola
§. 256. A. 5. [Syrakus, Bartels Reise m. S. 275. 617. Hughes Trav.
in Sicily, Greece I. p. 48 ff. Yasen, Terracotten, Mfinzen u. s. w. findet
man an vielen Orten Siciliens von Einem und dem Andem gesammelt,
wie in Lentini, Gastelvetrano , Girgenti, Goutorbi, Sciacca. In Palermo
besteht allerdings noch das Museum der Jesuiten, Bronzegerftthe, VaseUy
Terracotten, ROmische Sculpturen, imd ein fihnliches in dem Benedictiner^
kloster zu St. Martino in der Nftbe. Das Offentliche Museum ist besonders
durch die Metopen von Selinunt imd eine kleine Anzahl bedeatender
Vasen ausgezeichnet und w&chst an. Yasen bei dem Prinzen Trabia, dem
Herzog Serradifalco. Sammlungen GareUi und Torremuzza sind schwer-
licb noch vorhanden.]
5. Der Westen Enropa's.
*
1 262. Frankreich liat unter den ubrigen Landern Eu-
ropa's noch am meisten einheimische Kunstwerke des Alter-
thums. Denn abgesehn von den Denkmalem der Kelten,
welche auch einen gewissen Untemehmungsgeist und ein Auf-
2 bieten grosser Erafte fur hierarchische Zwecke l)eweisen: ist
besonders der Suden Frankreichs reich an Resten Romischer
Civilisation und Kunstliebe, wozu sehr vorzQgliche Werke
der Architektur, auch manche gute Sculptur gehOren; rohere
Arbeiten, Bronzen, Terracotta's, Mosaiken, Gefasse, wie
sie jeder Winkel des Romischen Reichs hervorbrachte, sind
3 naturlich auch in ganz Frankreich zu finden. Wahrend die
hier gefundnen Alterthumer in den Stadten der Provinz
Museen bilden: hat allein die Hauptstadt des Reiches sich
einer aus den Hauptlandem der Kunst zusanunengebrachten
Sanunlung zu erfreun, die nach Wiedererstattung des 6e-
raubten auch bei rechllichem Besitze immer noch sehr glanzend
4 ist. Von Spanien sind weder die einheimischen Ruinen
[262] Frankreich, locale AlterthOmer, Museen. 351
und Reste, noch die aus der Fremde erworbenen Eunstschatze
so vollig bekannt, als sie es zu verdienen scheinen.
1. Die Druidischen Grotten, AlUUre (dolmens) » Tumuli, Obelisken
(peulvans), pierres branlantes, Steins&rge, Steinkreise (chromlecks). Das
umfassendste Denkmal sind der Steinkreis und die Alleen zu Garnac bei
Quiberon in Bretagne. Bretagne und die umliegenden Inseln sind als die
letzten Sitze Keltischer ReligionsCibung darin am reichsten. 8. besonders
Gambry Mon. GelUques ou recherches sur le culte des pierres, Gaylus im
Recueil, besonders T. Y., und das fabelhafte Buch: Antiquity de Y^sone
cit6 Gauloise par M. le Gte Wlgrin de TaiUefer. 1821.
Dieselben Honumente kehren in England, besonders Wales, wieder
(cairns, menhirs, rocking-stones und kistvaens, den deutschen HQnenbetten
flhnlich), wo Ptonehenge einen wirklich imposanten Eindruck macht.
2. 8. besonders Millin's Yoy. dans les d^partements du Midi de la
France. P. 1807. 3 Bde. 8. [FioriUo El. Schr. 11. S. 242 ff.]; auch Mont-
faucon Mon. de la monarchie Fran^ise. P. 1729. 5 Bde. Maffei Gralliae
antiqu. quaedam selectae. P. 1733. 4. Ders. De amphith. et theatris
Galliae. Gaylus Recueil. Pownall Notices and descriptions of antiqu. of
the Provincia Romana of Gaul. L. 1788. De la Bauvag^re, Grivaud de la
Yincelle. Lenoir Mus^ des mon. Franqais. I Partie. Denkm&ler der
ROmer im mittfigl. Fi-ankreich von G. L. Ring. Garlsr. 1812. 4. M^moires
de la Soc. des AnUquaires de Normandie, und flhnliche Samrolungen.
Nachrichten aus neuern Zeiten giebt Ferussac's Bulletin, Sect YII. 1824—
1833 [und der Grieche Ann. d. Inst. Yol. X. p. 88 von Autun, Lyon,
Orange, Yienne, Garpentras, Rimes, Aries, St Remy. Ausgezeichnet die
Monumens du Midi de la France par Grangent, Durand et Durant P. 1819
royal f. 44 Tf.]
Massilia, Grosson Recueil des antiqq. et monumens Marseillois.
Mars. 1773. [Notice des mon. ant. conserves dans le M. de Mars. 1803.
28 B. Nach ider Revol. wieder gesammelt, Notice 1840. 8.] Notice des
tableaux et monumens antiques qui composent la collection du M. de
Marseille. 1825. Nemausus (Nismes), oben §. 190. A. 1. II. Maison
carr^e. Amphitheater, Fontd.ne, sog. Dianen-T., MusivfussbOden. Ausser
Glerisseau [u. mehreren Aelteren] Ml^nard, Hist, des Antiquit^s de la ville
de Nismes et de ses environs. Nismes 1825. Neue Ausg. v. Perrot 1829
(mit einem Plan der neuentdeckten Porticus um die maison carr^e).
[1840. Notice du Mus. de Nismes 1841.] Annali d. I. YII. p. 195.
Grenoble, Ghampollion - Figeac Antiq. de Grenoble. 1807. Tolosa,
Mto. de TAc. de Toul. T. I. [Du Mege Descr. du Mus^ des antiquity
de Toulouse. Toul. 1835. 8. A r el as, Tempelruinen , Amphitheater.
352 Geogr. der alten Kunst. [262]
•
Aegfuin Antiq. d'Arles. 1687. (V^nus d'Arles). Uckert Geo^. II. 2. B.
434. [H. Clair les mon. d'Arles ant. mod. Aries 1837. 8. Theater vor
wenigen Jahren aufgedeckt, merkwurdig. Bull. 1835. p. 135. Yeran
Notice des anc. mon. d 'Aries. P. Text 4 Kpf. f. Estrangin Tamphith.
k Aries, Marseille 1836. 8.] Arausio (Orange), Triumphbogen, Theater,
Amphitheater, Aquaedukte. Gasparin Hist de la v. d'Orange. Or. 1815.
u. A. Vienna, Notice du H. d' Antiq. de la ville de Vienne par le Sieur
Schneyder, fondateur et conaervateur. Lugdunum, Spon Recherches
des antiq. de Lyon. L. 1675. 8. F. Artaud (Antiquaire de la ville)
Description des antiq. et des tableaux dans le M. de Lyon, [Gab. des
Antiques du M. de Lyon 1816, nicht vollst&ndig] und andre Schriften.
Ara Augusti §. 199. A. 9. Bibracte (Autun), Thomas Bibracte s. Augu-
stoduni mon. Lugd. 1650. Alterthdmer von Santones (Saintes), herausg.
von Chaudruc de Crazannes. Antiqq. Divionenses von Jo. Richard.
P. 1585. Vesunna (in Petrocoriis) A. 1. Nerac, Annali d. I. v. p. 327.
Bordeaux, Lacour Antiqu. Bordelaises. Bord. 1806. (Sarkophage). Paris,
ROmisches Bad. Strombeck, Berl. Monatsschr. XIV. S. 81. Thermen des
Julian, Berl. Mus. 1837. n. 41 f. nach Quatrem^re de Quincy. Kata-
komb^n. 1710 wurde hier das Relief mit den Keltischen (Esus und Cer-
nunnos) und Griechischen GOttem entdeckt Baudelot Descr. des basr^
trouv^s depuis peu dans Feglise catli^r. de Paris. P. 1711, und Hist, de
TAc des Inscr. IIL p. 242. Montfaucon M^m. de TAc. XVII. p. 429 u. A.
Soissons (Augusta Suessonum) ist neuerdings als Fundort interessanter
Statuen merkwurdig geworden, §. 126. A. 5. BulL d. Inst. 1833. p. 105.
Juliobona (Lillebonne), Theater, neuerlich aufgedeckt. Fund von Statuen.
Knnstbl. 1824. N. 36. Bull, des scienc. histor. 1828. Mars p. 245. Nov.
p. 370. 1829. Sept. p. 54. Ann. d. Inst. H. p. 51. tv. agg. c. Bernay
(Eure-Departement) , Silbergef&sse eines Mercur-T. §.311. Bethouville
in der Normandie, Thongef^sse mit Reliefs aus Homer, neuerdings ge-
funden und herausgegeben von Le Prevost.
Elsass. SchOpflin Alsatia illustraU. 1751. 2 Bde. f. Das Schdpf-
lin'sche Museum (Oberlin Schdpfl. M. 1773. 4) gehOrt jetzt der Stadt.
[Schweighaeuser fils M^m. sur les antiqu. Rom. de la ville de Strassbourg. 8.
und Enumeration des mon. les plus remarquables du Bas Rhin et des
contr^s adjointes, Strasb. 1842. 8. Golbery und Schweigh. Antiquit^s de
TAlsace 1828. fol.] Brocomagus (Brumzt, R6m, BSder), Niederbronn,
Bersch (Heidenmauer) , Ell, Ittenswiller sind Fundorte von Alt&ren, Ge-
fSssen u. dgl.
3. Die Hauptperioden dieser Sammlung sind: 1. die Zeit vor
der Revolution, die Kunstschatze in Paris und Versailles zerstreut*
[Franz I. kaufte 1531, 120 Stack Antiken, Vasari VI.^ p. 405. In der
Abtei gingen 1795 im Brande mehrere von Montfaucon beschriebene
[262] Frankreich, locale AlterthOmer, Museen. 353
Werke zu Grande.] Claude Mellan und Etienne Baudet Recueil dee
statuees et des bustes du Cabinet du Roi. P. 2 Bde. f. (auch Manches,
was jetzt nicht im Loure). Besondre Cabinette de St. D^njs, de St. Gene*
vfeve (Felibien Mon antiques. P. 1690. 4.) — 2. Die Zeit der Yereinig^ung
der schOnsten Statuen aus ganz Italien, im Louvre. Ausser den §. 38
genannten Werken: Lenoir Descr. histor. et chronol. des mon. anciens
de sculpture deposes au M. de Paris. 4 Bde. 8. Legrand Galeries des
Antiques. P. 1803. 8. Landon Annales du Mus^. 1800—1809. 17 Bde. 8.
Seconde collection. 1810 — 21. 4 Bde. [Filbol Galerie du BL Nap., redigee
par Jos. Lavall^ 1804—15, 10 Bde., kl. 4. 120 Lieferungen Ton je filnf
Gem&lden und einem BCarmorwerk.] Beeonders nutzlich: Mon. ant. du
M. Napolton dessin^ par Piroli, publ. par Piranesi (mit Erklllrungen von
Schweigh&user d. j. [unter Beirath Visconti's], dann von Petit -Radel).
P. 1804. 4 Bde. 4. — 3. Die Penode seit der Rdckgabe. Der alte Besitz ;
die Borghesischen Sacben; viele Albaniscbe; die Choiseul-Gouffierschen
[wovon der Katalog von Dubois 1818]; Mancbes aus Griecbenland §. 253.
A. 2. Neu erflffnetes Aegyptiscbes Museum, die zweite Drovettische Samm-
lung enthaltend. Descr. (\es Antiques du M. Royal, commence par —
Yisconti, conUnuee par M. le Cte Clarac. P. 1820, neue Ausg. 1830.
Clarac's Mus^ de Sculpture antique et moderne, wird ausser dem Louvre
eine sehr umfassende Statuen- und BQstensammlung entbalten. [Die
Statuen der Museen Europa's von Taf. 395 im 3. bis 991 im 5. Bande
der Kupfertafeln, wo die Iconogr. Egypt., Gr. et Rom. beginnt. Vom
Text ist der 3. Bd. nur zur H&lfte erschienen. Waagen Kunstw. u.
Kdnstler in Paris. B. 1839, die Sculpturen des Louvre in cbronologischer
Folge beurtbeilt. Im Mus. Kai*rs X. die Vasen.]
Ausser dem Louvre enth^lt das Cabinet des m^ailles neben
dem herrlichen Munzenscbatze 'aucb Gemmen , Cameen , Bronzen und
andere Anticaglien, zum Tbeil von Caylus und Millin bescbriebene
Sacben. Notice des mon. exposes dans le Cab. des m^ailles et antiques
de la Bibliotb. du Roi. Nouv. 6d. accomp. d'un recueil de planches.
P. 1822. 8.
Unter den Privatsammlungen sind die vom Herzog von Blacas
(die Gemmen aus der Barth'schen Sammlung, Panofka's M. Blacas. Vases
peints. Cab. 1—4. f.), vom Grafen Pourtales (§. 261. A. 2), Panofka Anti-
ques du cabinet du C. Pourtales -Gorgier P. 1834. 41 pi. Bull. 1835.
p. 97. [Collections de Mr. le C. Pourt. G. Antiquit^s P. 1844. 8.], von
Durand (Vasen und Bronzen; die frflbere Sammlung ist der kOniglichen
einverleibt) , vom Baron Beugnot (Vasen, Bronzen), von R4vil (Bronzen,
Mflnzen und Gemmen) die bedeutendsten. [Kataloge von de Witte, Cab.
Durand 1836, zum Verkauf, Vases peints et bronzes (des Pr. von Ganino)
P. 1837 (zum Verkauf), — desgl. de Mr. de M(agnoncourt) P. 1839 (aucb '
O. M a 1 1 • r'l *rtriia«oh>8rie. 4. Anfl. 23
354 Geogr. der alten Kunst. [263]
verkauft 1841), und de M. le Vic. Beugnot P. 1840.] Die sehr bunt zu-
samniengesetzte Sammlung von Denon [in einem grossen Prachtwerk
edirt] ist jetzt zerstreut. Dumersan Descr. des H^ailles ant. du Gab. de
feu M. AUier de Hauteroche. 1829. 4.
4. Spanien.' Reisen von Pluer, Swinburne, Dillon. Bourgoing's
Tableau de TEspagne. Florez Esp. Sagra. Laborde Voy. pitioresque et
histor. de TEspagne. P. 1806 und 12. 2 Bde. f. Vgl. die litter. Notizen
bei Westendorp und Reuvens, Antiquiteiten II, II. S. 274. [In Madrid
Apollo und die neun Musen Descripzion y breve expl. de las estatuas —
de los r. jardines de S. Ildefonso 1803. p. 41, bei Laborde I, Taf. 11.
Barcellona, m. Taf. 59. Tarragona, drei Torsi in Valencia, Mosaique
d'ltalica pi. 22.]
Ruinen von Barcino (sog. T. des Hercules); Tarraco (eine Art
kyklopischer Mauem, A(nphith., Aquaeduct, Pallast); Galagurris(Llorente
Mon. Romano descubierto en Galahorra. Madr. 1789); Saguntum
(Theater, Circus, Scbrift von Palos y Novarro); Valencia (Sammlung
von Alterthdmem aus der Gegend, im ErzbischOfl. Pallast. Tychsen,
Biblioth. der alten Litt. und Kunst. I. S. 100); Segovia (Aquaed.); bei
Augustobriga (Talavera la Vieja); Capara (Triumphbogen) ; Norba
Caesarea (? Alcantara; Brucke, Tempel); E merit a (mehrere Tempel,
Theater, Amphith., Aquaeducte, Gisterne); Italica (Laborde Descr. d'un
pav6 en mosaique d^. dans Tanc. ville d Italica. P. 1802. Descubrimento
de los pavimentos de Rielves f. Arabesken, Maeander u. dgl. ohne
Figuren. [P. Amal iiber die Mosaike von Rielves und Jumilla. Ivo de la
Cortina Antiguidades de Italica, Sevilla 1840. 8, mit 5 Taf.] In Portu-
gal ROm. Theater zu Olisipo (Schrifl von Azevedo).
Antike Statuen in Ildefonso und den Garten von Aranjuez. MQnzen
und Gemmen auf der KOnigl. Bibllothek. Privatsamfnlung von Statuen
des Herzogs von Medina -Celi. Die Sammlung Odescalchi ist durch die
Kdnigin Christine gesammelt und nach Spanien gekommen, s. Anm. zu
Winckelmann. M. Odescalcum. R. 1747. 1751 f. gest. von P. B. Bartoli,
Text von Nic. Galeotto (enthalt Tiuch die frflher herausgekommenen Gemme
d'Odescalchi f.). M^dailles du Cabinet de la R. Christine, k la Haye
1742 f. — Tychsen a. O. S. 90 ff.
1 263. England besitzt ebenfalls viele zerstreute Reste
Romischer Bildung, welche hier sehr bald, und sehr tief
2 einwurzelte ; in einem grossen Nationalmuseum aber die be-
deutendste Sammlung von echtgriechischen Sculpturen, welche
existirt, mit vielen Erwerbungen aus Rom und Unteritalien
3 vereinigt. Die zahlreichen Sammlungen, welche im Lande
umher zerstreut sind, wenige genau, manche fast gar nicht
[263] Spanien, England. 355
bekannt, sind zum grossten Theil aus Roniischem Kunst-
handel (namentlich von Jenkins) und Restaurationswerk-
statten (besonders Cavaceppi) hervorgegangen. Interessanter 4 •
in wissenschaftlichem Betracht sind manche, wenn auch weniger
ausgedehnte, Sammlungen, welche in neuerer Zeit durch Rei-
sende in Griechenland selbst zusammengebracht worden sind.
1. Cambden Britannia. L. 1607 f. Gordon Jliner. Septentr. L. 1727.
Horsley's Britannia Romana. L. 1732 t. W. Roy The military antiqu. of
the Romans in Britain. L. 1793 f. W. Musgrave Antiqq. Britanno-Belgicae.
Lysons Reliquiae Brit. Romanae L. 1813 f. Die Archaeologia Britannica
in zahlreichen Aufsfitzen (s. Reuss Repert. p. 39). Das fdnfte Zimmer des
Bht. Mus. enthfilt Roman sepulchral antiquities.
Spuren von Tempeln, Amphitheatefn, Thermen, Gastelien, Strassen,
Grabem, WohnhHusem (MosaikfiissbOden) an verschiednen Orten. Auch
in London sind unter der Bank, und dem Ostindischen Gompany-Hause
Mosaiken gefunden worden. Rutupiae (Richborough in Kent), Jo. Battely
Antiqu. Rutupinae. Oxf. 1745. Anderida (bei Beachy Head) in Sussex.
Aquae Galidae, Lysons Remains of two temples at Bath and other
Rom. Antiqu. discov. L. 1802 f. Lysons Figures of mosaik pavements
disc, at Horkston in Lincolnshire. L. 1801 f. Ders. Account of Rom.
Antiqu. discov. at Woodchester in the county of Glocester. 1796 f.
2. Hauptbestandtheile des Britischen Museums sind: 1. Eine
alte Sammlung, von Hans von Sloane begrtindet. 2. Die eine Hamilton'sche
Sammlung von Vasen, nebst Bronzen und GerSthen aus Uuteritalien.
3. Die Aegypt. Monumente, meist von Nelson gekapert. Engravings with
a descript. account of Egyptian mon. in the British M. collected by the
French Institute in Egypt and suiTendered to the British forces (die Zeich-
nungen von W. Alexander). 4. Die Townley'sche Sammlungen von Marmor-
werken und Terracotta's [seit 1810; dber diese Sammlung G. Forster's
Ansichten von England S. 181 ff.]. 5. Die Elgin'sche Sammlung (§. 253.
A. 2) nebst andern neuen Ank&ufen, namentlich den Phigalischen Reliefs.
6. Die Paine - Knight'sche Sammlung von Bronzen, Gemmen, Miinzen
(Numi vet. M. R. P. K. asservati. 1830, vgl. Ann. d. Inst. IV. p. 353).
Dadurch ist auch der grosse Schatz alter Mdnzen (Haym, Combe) durch
sehr seltene und vorzQgliche Stilcke vermehit worden. Das Hauptwerk
§. 38. Descr. of the collection of anc. terracotta's in the Brit. M. L. 1818.
Synopsis of the Brit. M. [47. Ausg. 1844. Das Lykische Museum §. 90*.]
3. In 0 X f o rd die marmora Pomfretiana , die Arundeliana (meist
Inschriften), das Ashmolean M. (eihheimische Alterthilmer). Einiges in
Ratcliffs library und Christ-Church college. (Browne und Chandler) Marmora
356 ^^!«o?r* <^er alien Kunst. [263]
Oxoniensia. Ox. 1 7 63 f. Zu Cambridge Einiges in Trinity-College; die
Glarke^sche Sammlung im Vestlbul der public library (oben §. 253. A. 2).
Lord Pembroke's Sammlung zu Wilton bei Salisbury, sehr an-
sehnlicb, reicb an (meist falsch benannten) BQsten. Darilber zwei Schriften
Ton Kennedy u. Richardson Aedes Pembrokianae 1788. 8. L. Egremont's
Sammlung zu Petworth, Amalthea III. S. 249. Ueber die Blundell'sche
zu Inee bei Liverpool, wovon ein Kupferwerk, 2 Bde. f., existirt, ebd.
S. 48. Sammlung des Herz. v. Bedford in Bedfordshire, Outline,
engravings and descriptions of the Wobum Abbey marbles. [1822. 48 Tf.]
Goett. 6. A. 1827. N. 185. Die Gemmensammlung des Herz. v. Marl-
borough zu Blenheim bei Oxford. In London die Landsdown^sche,
wo sehr vorzugliche Sachen (Amaltb. III. S. 241), und die Hope'sche
(welche ausser Statuen die zweite Hamilton'sche Vasensammlung enth<).
Viel aus diesen Sammlungen enthalten (Payne-Knight's) Specimens §. 38.
Ueber Sammlungen fniherer Zeit: M. Meadianum. L. 1755. (Ainsworth)
Mon: Kempiana. L. 1720. 8. Middletonianae Antiqu. cum diss. Conyers
Hiddl. Cant. 1745. 4. [Sam. Lysons die Mosaike in England.]
4. Von dieser Art ist die Worsley*sche Sammlung zu Appuldur- .
* combe auf der Insel Wight. M. Worsleyanum (Text von. Yisoonti).
2 Bde. f. L. 1794 [in Darmstadt herausgegeben von W. Eberhard und
H. Schaeffer, 6 Liefer, f. Mus. Worsleyano, Milano 1834. 8. 2 Bde.]. Das
Haus von L. Guilford (Fr. North) enthielt (ob jetzt noch?) manches
Wichtige aus Griechenland. Die kleinen Privatsammlungen von Leake,
Hawkins, Burgon, Fiott Lee (goldener Schmuck aus Grftbem von Ithaka),
Rogers, [Sir John Sloane, edirt L. fol. Die Burgon'sche Sammlung, vor-
zuglich von Terracotten imd Vasen aus Griechenland, jetzt im Britt. Mus.
Dagegen ist jetzt nicht unbetr&chtlich die des Hrn. Tli. Blayds zu Engle-
field Green ohnweit Windsor, worin die Pizzati'schen Vasen aus Florenz,
die des Lord Northampton. Die Coghiirschen Vasen wurden 1843 in
London verkauft]. MQnzsammlung von L. Northwick, §. 123. A. 1, von
Thomas [durch Auction verkauft 1844]. Aegyptisches bei L. Belmore,
Bankes u. A. [Geschn. Steine bei Sir R. Worsley, Herzog von Devonshire.
C. Carlisle, Jos. Smith.]
J. Dallaway Anecdotes of the Arts in England. L. 1800, franz6sisch
mit Anmerk. von Millin, Paris 1807, enth< nichts als roh und unkritisch
angefertigte Kataloge. Goede England, Wales, Irland und Schottland.
1805. 5 Bde. Spiker, Reise durch England, Wales und Schottland. 1818.
2 Bde. [Waagen Kunstwerke und Kflnstler in England. B. 1837.]
[264] Deutschland, Huseen. 357
6. Dentschland und der Norden.
264. In Deutschland, wo man nun auch ange- 1
fangen hat, die Museen als oflFentliche und ofi&ie.Institute der
Nationalbildung zu betrachten, haben sich in neuester Zeit,
neben der Dresdner Statuensammlung , welche lange Zeit
mit grossem Ruhme der Hauptmittelpunkt archaeologischer
Studien fur unser Vaterland gewesen, und dem in geschnit-
tenen Steinen und Munzen mit Paris wetteifernden Wiener
Cabinet, zwei neue Sammlungen zum ersten Range erhoben,
wovon die eine durch die schone historische Folge statua-
rischer Denkmaler, die andre durch ihre Ausdehnung fiber
die verschiedensten Classen antiker Kunstprodukte das archaeo-
logische Material auf die erwunsehteste Weise erganzen und
vervollstandigen. Die einheimischen Reste Romischer Cultur 2
in den Provinzen jenseits der Donau, und den .agri decu-
mates diesseits der Donau und des Rheins erregen, so hi-
storisch wichtig sie sind, doch nur selten ein Kunstinteresse.
1. Zur Gesch. der Sammlungen fur Wiss. und Kunst in Deutsdiland
V. G. Klemm, Zerbst 1837, fflr flussere Nachrichten recht voUslandig. In
Dresden ist die Hauptmasse der Antiken von den Prinzen Gbigi 1725
angekauft, hemach Manclies aus der Sammlung Albani; die Hercula-
nerinnen^ (§. 260. A. 2) von Eugen von Savoyen. Kupferwerke §. 37. 38.
Sonst J. Casanova Abh. iiber alte Denkmaler der Kunst, besonders zu
Dresden. Leipzig 1771. 8. Beschreibung der Chf. AnUken-Gallerie in
Dresden, von J. Fr. Wacker und J. G. Lipsius. Dresden 1798. 4. (Hase)
Verzeichniss der alten u. neuen Bildwerke in den Sftlen der KdnigL Anti-
kensammlung zu Dresden. Dr. 1833 [1839. 5. Aufl.] in 12 (mit manchen
riehtigeren Bestimmungen). [Bemerkungen im Kunstbl. 1827. N. 11.]
H. Hase bei WiedererOffnung der k. Antiken-Samml. zu Dresden im Mai
1836. Nachrichten zu ihrer Geschichte. Hirt, Kunst bemerkungen auf einer
Reise nach Dresden und Prag. 1830. S. 128. [Ders. im artist. Notizenblatt
der Abendzeit. 1830. N. 22.
Das Wiener K. K. Antiken -Cabinet enth< ausser der grossen
Munzensammlung (EckheFs Cat. H. Caesareb-Vindobonensis 1779. Numi
anecd. Syll. J. 1786. Grosses handschriftliches Werk von Neumann),
welche durch Funde aus dem ganzen Reiche (goldne Medaillen aus Con-
stantin's Zeit, Steinbiichel Not. sur les m^aillons Rom. en or du M. I.
R. 1826. 4) und Ankftufe ivgl. §. 261. A. 2) fortwShrend vermehrt wird,
und dem herrlichen Schatze von Cameen, Intaglio's und Fasten (Eckhel
Cboix des pierres grav^ du Cab. Imp. des ant representees en 40 pi.
1788. f.), mehrere antike GefHsse aus Siiber (§. 200. A. 2) u. Gold (grosse
358 Geogr. der alten Kunst. [264]
Byzantinisch-Blavische Goldge^se aus Ungam), schdne Bronzen und
Terracotta's, eine bedeutende Yasensammlung, in welche die Gr. Lam-
berg*3che fiber^egangen ist (Al. de Laborde Coll. des Vases Grecs de Mr.
le Cte de Lamberg 1813. 1825. 2 Bde. f.), und mebrere interessante
SUtuen und BOsten (§. 121. A. 2. 199. A. 6. 380). EinigessUmmt aus
der Sainmlung des treffiichen Kunstkenners Barth. Ausserdem Sammlung
ROmischer BOsten , Altare , Grabsteine im Souterrain des Theseus-T. im
Volksgarten (Steinbdchel Beschr. des Theseums 1829), und Aegyptiscber
Alterthamer (Steinbflchel Beschr. 1826. Scarabaeen §. 230. A. 2). Emjge
antike Sculpturen u. Bronzen in der Ambraser- Sammlung. FrQher das
M. Francianum (meist Gemmen), 2 Bde. 8, mit Vorrede von Wolfg. Reiz.
Die Sammlung im Stifle S. Florian, einst die des Apostolo Zeno, Ameth
in den Wiener Jahrb. 1838. 8. Anz. S. 40. [J. Arnetb das K. K. MCinz-
cabinet Wien 1845. (Verzeiebniss der Vasen, Bronzen, Gold- und Silber-
^fSisse, geschn. St.) Beschr. der im Gab. zur Schau ausgelegten MOnzen
u. Medaillen, 1845. Beschr. der zum — Cab. geh5rigen Statuen, BOsten,
Relief, Inschr. , Mosaiken 1845. 8.] — Ehemalige Sammlung Kaiser
'Rudolph II. in Prag.
In Munch en ist die Glyptothek gebildet aus neuem Ank&ufen der
Aeginetischen Statuen, trefQicher Sculpturen aus ROmischen Villen (§. 261.
A. 1) und der Barth'schen Sammlung, auch . Etruskischer (§. 173. A. 2)
und Aegyptiscber Werke. Kunstblatt 1827. N. 58. 1828. N. 33—48. 1830.
N. 1. 3. 4. Klenze und Schorn Qeschr. der Glyptothek. 1830. Antiquarium
in der Residenz, aus ROmischen Busten und Bronzen bestehend, [grOssten-
theils modem.] Ygl. Kunstbl. 1826. N. 12. Jahresberichte der K. Bayer 'schen
Akademie. MOnz-Gabinet im Akademie-Gebdude, durch die Cousin^ry'sche
Sammlung vermehrt. Eine schfine Vasensammlung, in welche die der
Madame Murat, die Panettieri'sche von Agrigent, die Feoli'sche aus Volci
Obergegangen sein soUen, ist noch nlcht zu benutzen, [jetzt in fOnf SSQen
aufgestellt. Noch wurden aus den hundert zuletzt aufgesuchten Vasen
des Pr. von Ganino 60 angekauft, worunter hOchst merkwOrdige. Die sg.
Vereinigten Sammlungen in der alten Gallerie im Hofgarten, worin Merk-
wOrdigkeiten aus Griechenland , eine Terracottensammlung aus Sicilien
(Centorbo), die Fagelberg'sche aus Rom, an 500 StOck, Bronzen u. a.
Gegen^nde. Katalog, Munchen 1845.]
In Berlin waren fruher vorhanden: 1. die Kunstkammei* auf dem
Kgl. Schlosse, mit Bronzen, Gemmen, MOnzen (die auch neuerdings ver-
mehrt worden), zum Theil aus der Palatinischen Sammlung (Laur. Beger
Thesaurus Palatinus. Heidelb. 1685. Thos. Brandenburgicus. B. 1696).
Hier befand sich auch 2. die von Friedrich II. angekaufte Baron Stoscfa'sche
Daktyliothek (Gemmae ant. artificum nominibus insignitae cum expos. Stoschii.
Amst. 1724. f. Wuickelmann Descr. des pierres graves du B. de Stosch. F.
[^64] Deutschland, locale AlterthOmer. 359
1760. 4. Choix de pierres (^v. de la coll. du B. de Stosch accomp. de
liotes par Schlichtegroll. NCirnb. 1798, auch deutsch. Viel Abdrdcke daraus
bei Lippert u. Tassie, uiid in einer neuen Sammlung. Yerzeichniss der
geschn. Steine in dem K. Mus. 1827. Goethe, Werke XLIV. 8. 72).
3. Statuen in den ScblOssern von Berlin, Potsdam, Sanssouci, namentlich
die sog. FamiJie des Lykomedes, aus Cardinal Polignac's Nachlass (Recueil
de Sculpt, ant. Gr. et Rom. [1753. 8.] 1754. 4) von Friedr. 11. gekauft
(Levezow flber die Fam. des Lykomedes, P. 1804). Oesterreich Descr. des
deux Palais a Sans-Souci. 1774. 8. KrQger Antiqu. du Hoi de Prusse a
Sans-Souci. B. 1769. f. Dazu sind in neuern Zeiten gekommen 4. die
grosse Roller 'sche Sammlung von Vasen aus Gampanien, Lucanien, Apu-
lien, auch Terracotta's, Bronzen, GlSsem. Levezow im Berl. Kunstbl. L
S. 341. II. S. 4; 5. das M. Bartoldiano (descr. dal D. T. Panofka.
B. 1827. 8), aus Bronzen, Vassn, Terracotta's, Glassachen und Pasten.
Berl. Kunstbl. L S. 315; 6. melirere kleinere Vasensammlungen (Gr. Ingen-
heim, auch Statuen; Henin); 7. cine Anzahl in Italien neuerlich angekaufler
Statuen; 8. die Dorow'sche (Magnus'sche) Samoilung von Vasen, haupt-
sHchlich aus Volci (R. Rochette, Journ. des Sav. 1829. p. 131. Dorow
EinfQhrung in eine Abtbeilung der Vasens. des K. Mus. M. 1833). Alles
dies bildet jetzt das grosse Kfinigl. Museum. Vgl. Levezow Amaith. IL ^
B. 337. III. S. 213. Vei-zeichnisse von L. Tieck u. Levezow. Gfitt. G. A.
1830. N. 202 [von Gerhard Berlins Ant. Bildwerke Beschr. B. 1836. 1. Tb.
Sculpturen und Vasen. Neuerworbene Ant. Denkm. 1—3. Heft 1836. 40.
46, Vasen bis N. 1922. Vasenwerke §. 321. A. 5. Von Levezow die
Vasen 1834, von Toelken die vertiefl geschn. Steine 1835. Die Terracotten
edirt von Panofka 4. B.- 1842.] Getrennt davon bleibt eine bedeutende
Sammlung Aegyptischer Alterthtimer , zusammengebracht durch Freib.
V. Minutoli (Hirt Zur Wiirdigung der von dem Gen. Freih. v. Minutoli
eingebrachten Sammlung. B. 1823), Gr. v. Sack, Passalacqua (Gatal. rai-
sonn^ et historique des antiqu. d^ouv. en Egypte par M. J. Pass. 1826. 8).
— Privatsammlung W. v. Humboldt's (Sculpturen) zu Tegel.
Gassel, Mus. Fridericianum enth^t mebrere vorzQglicbe Statuen,
viele Gemmen, einige schOne Bronzen. Manche Anticaglien sind aus
Attika um 1687 erworlien. Diet. Tiedemann Dissert. III. Cass. 1778 sqq. 4.
Voelkel in Welcker's Zeitschr. 1, 1 . S. 151 . [Stuhl Uebersicht des Mus. zu Kassel.]
Braunschweig, Herzogl. Museum, Marmorbfisten, Bronzen, das
Mantuanische GefSiss, [seit der Flucht des vorletzten Herzogs vermisst, der
es indessen Uugnet mitgenommen zu haben; der Kaufwerth ist ein unge-
heurer.] Montfaucon Ant. expl. II, 78. Eggeling Mysteria Gereris et Bacchi.
1682. Meurs. Eleusin. II. p. 525. Vase d'onix antique .... dessin^ par
P. G. Oeding, grav6 par M. Tyroff. [Niedmann im Anhang zu Denk-
wtirdigkeiten u. Reisen des Obr. v. Nordenfels 1830.] Vgl. §. 358, 4.
360 <^?r* <)ef al^^ Kunst. [264]
Hannover, Gr&flich Wallmodeu'sche Sammlung. [Nachr. von dner
Knnstsamml. in Hannover 1781. 78 S.] KaiserkGpfe im Garten zu
Herrnhausen.
Arolsen, reiche Sammlung von Bronzen und Milnzen auf dem
Schlosse des FOrsten von Waldeck. Gerhard, Kunslbl. 1827. N. 87 ff.
[Ueber die Marmore dieser SammL Jahrb. des Alterthumsvereins zu Bonn
V. S. 348. Woerlitz, seit 1806, Apollo und die Musen, Statuen aus
Herculanum, Basreliefe, gemalte Vasen u. s. w.]
Gotba, grosse Manzsammlung. Liebe Gotba numaria. Amst. 1730. f.
[bedeutende neuere Ankflufe. Katalog von der Hand von Fr. Jacobs.]
Die GrUfl. Erbach^sche Sammlung zu Erbach im Odenwalde.
Darmstadt, einige BQsten u. Anticaglien auf dem Schlosse. Goethe,
Werke XLIII. S. 389. [Ph. Walther des GH. Mus. zu D. der Antiken-
saal. 1841. 8.]
2. Vgl. Oberlin Orb. ant. p. 62. SchweighSuser im Kunstbl. 1826.
N. 86 ff. Von Trier's Ruinen §. 193. A. 7. Porta Nigra, Amphith.,
Bftder, MoselbrCicke , R5mische Mauern (sogen. Helenen-Pallast) in der
Domkirche, Heidenthurm. Antikensammlungen im Gymnasium u. in der
Porta Nigra. Brower Antiqu. et Annales Trevirenses. Ool. 1626. Alter-
thQmer u. Naturansichten im Hoselthale bei Trier, gez. v. Ramboux^
erkl. von Wyltenbach, 4 Liefer. Trier u. Mdnchen. [Wyttenb. Neue
Forschungen, Trier 1835. 2. Ausg. 1844, Qber das Alter der Hoselbriicke
1826. 4. Gh. W. Schmidt R5m. Byzant. u. German. Baudenkm&ler in
Trier 1. Lief.] Stelninger die Ruinen am Altthor zu Trier 1835. Theater?
Quednow Trierer Alterthflmer. 1820. Th. v. Haupt Panorama von Trier.
1834. Monument dei* Secundini zu Igel, Abbildung von Hawich, mit
erlautemdem Text von Neurohr. Trier 1826. Schrift von G. Osterwald.
Gobi. 1829. [von L. Schorn in den Abb. der K. Bayerischen Akad. der
W. philos. Kl. L 8. 257. 1835.] Goethe XLIV. S. 180 f. Aachen, ROmi-
sche S&ulen in Bauten Earls des Gr. Sarkophag mit dem Raub der Pro-
serpina. Gdln, ROm. Thurme*in der Stadtmauer. Antiken-Gabinet von
Wallraf (Goethe XLIIL S. 315) und im Jesuiten- Collegium. [Xanten,
Fiedler ROmische Antiquit&ten des Notars Houben zu Xanten, Denkmaler
von Castra Vetera u. Col. TrSijana, Xanten 1839 f. Antike erotische
Bildw. 1839 f. (derselben Sammlung). Dess. Geschichten u. Alterth. des
untem Germaniens L Essen 1824. 8. Die zu Gleve gesammelten Alterth.
B. 1795, 8.] Bonn, Sammlung der Universitat ; Blanches aus der ROmi-
schen Station beim Wichelshof. Dorow Denkmale Geimanischer und
ROm. Zeit in den Rheinisch-Westphal. Provinzen. 1823. 4. ROm. Bader
zu Andernach. Sayn, Antiqu. Saynenses a L. Ph. de Reyffenberg.
a. 1684. coll., ed. 1830. Sammlung in Neuwied, Dorow ROm.
[264] Deutscfaland, locale AlterthQmer. 361
AlterthQmer bei Neuwied. 1827. Goblenz, Samtnlung von Bronzea und
andem AlterthClmern des 6r. Rainesse. R5m. Thurm zu Aadesheim*
Wiesbaden, Alterthumssammlung des Nassau*schen Vereins. Annalen
des Vereins fdr Nassauische Alterthumskunde uhd Geschichtsforschung
Hft. 1. 1827. Dorow Opferst&tten und GrabhQgel der Germ, und ROiner
am Rhein. 1819. 20. Heddernheim, Ruinen eines Standlagers. Habel,
Annalen I. S. 45. Vgl. §. 408. [JahrbQcher des Vereins yon Alterthums-
freunden im Rhein-Lande, Bonn 1842—47, zehn Hefte.]
Mainz, Eichelstein auf der Oitadelle; andere Baui-este (auf dem
Kestrich). R5ro. Wasserleitung bei Zablbacb. Sammlung auf der Bibliothek,
worin auch ein composites. Capital von Ingelheim (vgl. Aacben). Privat-
sammlung von Emele, Beschreibung Mainz 1825 [mil 34 Taf. Malten Aus-
grabungen in und bei Mainz 1842. 8. Das Mainzer Mus. Alth. Verein zu
Bonn II. S. 50]. Auffindungen in Ascbaf fen burg (Hein). Knapp R5m.
Denkmfiler des 0 d en w aides. 1813. Albert!, v. Wanstadt, Mayer, Eisen-
herz, Graff uber R6m. Alterthilmer am oberh Rhein, Heidelberger Jahrb.
1838. S. 1125 von Wilhelmi. [Pauli die ROmischen und Deutschen Alterth.
am Rhein. I. Rheinhessen, Mainz 1820.] Mannheim, AlterthOmer aus
Mainz, von Godramstein, Neuburg an der Donau und sonst. [Graeff das
Antiquarium in Mannheim 1839. I. II.] Speyer, Gffentliche Sammlung.
Beschr. von J. M. Kdnig. 1832. Karlsruhe, Sammlung von Bronzefiguren
u. dgl. [Urlichs Alterth. Verein in Bonn. II. S. 55—66. Creuzer Zui:
Gallerie der alten Dramatiker. Griech. ThongefHsse der Grossherz. Badischen
Sammlung. 1839. Miinzen in der Bibliothek.] Durlach, Altare und
andre Steinbildwerke im Schlossgarten. Baden, ROm. Bad. Baden -
weiler, ROm. Bftder, beinahe die am besten erhaltene und am meisten
unterrichtende Ruine der Art (Weinbrenner Entwiirfe I, 3). Stuttgart,
ROm. AlterthQmer bei der Bibliothek, Aegyptische Anticaglien beim
Naturalien-Cabinet. Im Allgemeinen Wielandt Beitr. zur altesten Gesch.
des Landstrichs am r. Rheinufer von Basel bis Bruchsal. Karlsr. 1811.
Ueber den Bildungszustand der agri decumates besonders grdndlich
Leichtlen: Schwaben unter den ROmem (Forschungen im Gebiet der Gesch.
Deutschl. IV.). Creuzer Zur Gesch. altrOm. Cultur am Oberrhein und
Neckar. 1833, 8. 44 ff. Sulle antjch. rom. trov. in Suevia, Ann. d. Inst.
I. p. 214. [v. Jaumann Colonia Sumlocenna, Rottenbui-g am Neckar, unter
den ROmern. 1840. 8.]
In Rhaetien: Augsburg, Antiquarium. W. Raiser Die R5m.
AlterthOmer zu Augsburg, mit 13 Kupfert. Augsb. 1820. 4. [u. das R5m.
Antiquarium zu Augsb. 1823. 4.] Von Demselben: Der Ober-Donaukreis,
drei Abbandl. 1830—32 u. Antiqu. Reise von Augusta nach Viaca (Mem-
mingen). 1829. Guntia, GQnzbiirg. Sammlung ROm. DenkmSJer in
Baiem. Heft 1. 2. MQncfaen 1808. 4 u. f. ROm. Lager zu Obemdorf
362 Geogr. der alien Kunst. [265]
•
bei Donauw(^rth, Hist. Abth. der MQnchner Akad. 6d. V. [F. A. Mayer
tkber verscb. im Kfinigr. Baiern gefundne ROm. Alterth. Mfinchen 1840. 8.]
In Noricutn: besonders Salzburg (Mosaik §.412. A. 1). Ueber Oester-
reichische Funde das Anzeigebl. der Wiener Jahrb. , besonders von Stein-
bCichel, Bd. XLV-XLVIII. Muchar das R(^m. Noricum. Grfiz 1825. In
Panonien: die Ruinen von Carnuntum bei Petronell; Cilly (Celeja).
[v. Hobenbausen die Altertb. Daciens im beutigen Siebenbflrgen,
Wien 1775. 4.J
1 265. Die westlichen Nachbarlander Deutschlands
theilen mit den Rheingegenden den Reichthum und die Art
R5mischer Kunstreste; in Holland mangelt es auch nicht
an Sammlungen von vorzugllcheren Kunst werken; weit mehr
2 in Belgien. Der Nor den, welcher keine einheimischen
Alterthumer als die des Germanischen Heidenthums besitzt
(denn die Slavischen Volker scheinen noch weniger als die
Germanen auf Errichtung dauerader Denkmaler bedacht ge-
wesen zu sein), hat auch keine bedeutenden Sammlungen von
grossem Kunstwerken des Alterthums, als die Koniglich Schwe-
dische (der indess mancher glanzende Besitz wieder entgangen
ist §. 262. A. 4) und die immer mehr anwachsende Kaiserlich
3 Russische. Das alte Dacien steht in Hinsicht auf Rdmische
Reste nicht sehr hinter dem Westen Europa*s zuruck; und
das neuerwachte Nationalgefuhl der Magyaren sucht sie mog-
lichst in den Grenzen der Heimat zu concentriren.
1. Schweiz. Aventicum, Amphitheater (Mus. Aventicinum zu
Avanche), v. Schmidt Antiqu. d'Avencbes et de Culm. Bernae 1760. 4
(besonders Mosaiken). Ritter M^m. et recueil de qqs. antiq. de la Suisse.
B. 1788. 4. Augusta Raurac. (Augst), Ampitbeater. SchOpflin Al-
satia p. 160. Werk von Jacob. Cantonalmuseum zu Lausanne. [In
ZCiricb Antiquarium in der 'Stadtbibliothek.]
Holland. Cabinet im Haag von MQnzen und Gemmen, welcbem
auch Fr. Hemsterbuis bekannte Sammlung einverleibt ist (Jenaer LZ.
1807. Progr. Werke. XXX. S. 260. XXXIX. S. 313). Notice sur le Cab.
des m^ailles et des pierres grav. de S. M. le Roi des Pays-Bas par J. C.
de Jonge Dir. A la Haye. 1823. [Premier 8uppl. 1824. Dess. Catal.
d'empreintes du Cab. des p. gr. 1837. 8.] UniversitSts-Museum zu Ley den,
gebildet aus der Papenbroek'scben Sammlung (Oudendorp Descr. legati
Papenbroekiani. L. B. 1746. 4.) und neu herbeigescbafften Kunst-
gegenstdnden , zum Theil aus Griechenland durch Col. Rottiers [1819]
[965] Schweiz, Holland, Scandinavien, Russland. 3g3
und aus Afrika durch Humbert. S. Antiquitdten , een oudheidkundig
Tijdschrift bezorgd door Nic. Westendorp • en G. J. G. Reuvens. II. 1.
S. 171. % S. 259. Amalthea III. S. 422 ff. [Honumens Egyptiens du
Mqs^ d*antiqu. des Pay»-Bas par G. Lemans, Leide 1839. Janseen de
Grieske, Rom. en Etr. Monumenten van bet Musemn te Leyden 1S43.]
In frdherer Zeit M. Wildianum descr. a Sig. Havercamp. Amst. 1741.
Cabinet de Tboms, theils nacb Paris, theils nach dem Haag verkauft.
Recueil de planches du Gab. de Thorns. — Gabinet von Herry in Ant-
werpen (Vasen aus Griechenland).
Betr^chtlicbe Altertbflmer von Nimwegen (Neomagus). Smetius,
Antiquitates Neomagenses. Noviom. 1678. 4 und andere Schriften. Briefe
von Gisb. Ouper, J. Fr. Gronov u. A. Antiquiteiten II, 2. S. 206. Graf
Wassenaer Catal. statuarum cet. Hagae Gomit. 1750. 8. P. Petau Antiqu.
recueillies k Amsterdam 1757. 4. Sallengre Nov. Thes. Ant. T. II. Samm-
lung Guyot in Nimwegen, Jahrb. des Vereins "Bonn VIL S. 56. zu
Utrecht IX. S. 17.] Nic. Chevalier Recb^che curieuse d'Antiquit^. Utr. f.
Forum Hadriani bei Haag, Nacbgrabungen seit 1827. Reuvens Notice
et Plan des constructions Rom. trouv^ sur Templac. pr^sum^ de Forum
Hadr. f. [Nach Brussel ist die Dodwell'scbe Sammlung gekommen.
M. Notice sur le Mus^e Dodwell et Catal. rais. des objets qu'il contient,
Borne 1837. 8.1
2. KOnigl. Museum in Copenhagen, enth< einige Aegyptische
AUertbdmer, die Fragmente vom Parthenon §. 118. A. 2, einige ROmische
Busten und Anticagb'en, besonders GefSsse, Lampen, Glftser aus der Gegend
^ von Carthago (wovon m der Bchrift von Falbe Sur Templacement de
Carthage Einiges mitgetheilt wird), auch geschnittene Steine. S. v. Ram-
dohr Studien I. S. 139 ff. Das polit. Joum. 1817. Sept. Oct KGnigl.
Mfinz-Cabinet, C. Ramus Catal. 1815. 3 Bde. 4. Yon besonderm Interesse
ist gegenw^rtig die Sammlung des Prinzen Christian, welche Miinzen,
besonders Grossgriechische und Sicilische, Vasen aus Grossgriechenland,
auch aus Volci, uod einige Marmors enthSlt; Vieles da von ist aus der
Sammlung des Erzbischofs von Tarent, Capece-Latro, erkauft. Sestini
Descr. d'alcune med. Greche del M. di sua A. R. Msg. Christiano Federigo
princ. ered. di Danimarca. F. 1821. Einige Altertht&mer, aus Aegypten
und Italien, hat Bischof HQnter in der bisch5flichen Residenz in die
W§nde einfugen lassen; seine Mdnzsammlung wird verkauft werden.
K5nigl. Schwedisches Museum in Stockholm. E. M. R. Sueciae
antiqu. statuarum series ace. C. F. F. (Fredenheim) 1794. f. [Graf, Die
neun Musen, Endymion, von dem ein Abguss in Berlin.]
Russland. Das Schloss Sarskoselo bei Petersburg enthftlt einiges
sebr Ausgezeichnete an Bildhauerarbeit; Statuen in der Eremitage beim
Winterpalais. Das Kais. Russische Cabinet von gescbnittenen Steinen zu
364 Geogr. der alten Kunst. Ungarn. [265'\
Petersburg, aus der Natter^schen Sammlung entstanden, yermehrt in der
Revolutionszeit dur(ih die Orleans^scbe Sammlung (Werke von La Ghau
und Le Blond. 1780. 84),. 1802 durch die Sammlung Strozzi von Florenz,
vereinigt viel SchOnes. Koehler Bemerkungen fiber die R. Kais. Sammlung
von geschn. Steinen 1794. 4 und in verschiedenen Monographieen ilber
Griemmen dieser Sammlung. Unbedeutendea Werk von Miliotti. 1803 f.
In Petersburg seit 1834 auch eine Pizzatische Sammlung von Vascn,
Bronzen, Terracotten. Dorpater Jahrb. 11, 1. S. 87. Universit^tssammlung
zu Dorpat, durch Kichter's Reise nach dem Orient bereichert, unbedeutend.
[Moxigenstem Prolusio continens recensionem numorum familiarum Rom.
qui in Museo acad. continentur P. 1. 2. 1817. 18. XXX. numorum Graec.
argent. 1820 — numorum imperatoriorum 1820. 1834. foL] In Polerb
Aegyptisches Cabinet. Von der Kuste des schwarzen Meers §. 254. A. 2.
3. Ungarn und Siebenbt&rgen. Severini Pannonia vetus monum.
illustr. Lips. 1771. 8. V. Hohenhausen AlterthQmer Daciens. Wien 1775. 4.
Ruinen von Babaria (Stein an^ Anger), Garyopbilus de thermis Hercu-
lanis nuper in Dacia detectis. Mantua 1739. 4. Schoenwlsner de ruderibus
Laconici etc. in solo Budensi. Budae 1778. f. Kunstbl. 1824. N. 59. Neue
Ausgrabungen in Hermannstadt (Walsh Journey). — Ungarische National-
museum zu Pesth, 1807 gestiftet. Nachricht bei Gattaneo, Equejade.
Milano I8I9. 4. Prefaz.; und in den Actis M. Nat. Hungar. T. I. Samm-
lung des Grafen Wiczay auf Schloss Hedervar bei Raab (Gemmen, Bronzen,
besouders Mflnzen). Ueber die Wiczay*scbe Sammlung und Bestinis Scbriflen
daraber H. Hase, Zeitgenossen dritte Reihe N. XIX. 9. 79 ff. M. Heder-
varii numos ant. descr. G. Mich, a Wiczay. Vindob. 1814. 2 Bde. 4. [Die
Ungrischen Museen haben viel erhalten von einem Anticaglienh&ndler
Ehrenreich, Gattaneo Oss. sopra un framm. ant. di bronzo, Milano 1810. p. 2.]
Erster Hauptabschnitt.
T e k t 0 n i k.
266. Wir unterscheiden (nach §. 22) unter den im 1
Raum darstellenden Kunsten zuerst die an ein zweckerfuUen-
des Thun gebundnen, welche Gerathe,- Gefasse, GebSude
einerseits den Bedurfnissen und Zwecken des aussem Lebens
gemass, andrerseits aber auch nach innern Forderungen des
menschlichen Geistes erschaffen und darstellen. Das Letztre 2
macht sie zur Kunst, und muss hier besonders ins Auge ge-
fasst werden.
•
I. Geb&nde.
A r c h i t e k t 0 n i k.
267. Die unendliche Mannigfaltigkeit an Bauanlagen 1
kann nuv in dem Begriffe zusammengefasst werden, dass
durch Stoffe lebloser Natur unorganische Formen dargestellt
werden, welche, auf unmittelbare Weise den Raum der
Erde beselzend, bezeichnend oder abgrenzend, einen Gharakter
von Festigkeit und Starrheit in sich tragen. Ueberall wird 2
man hier unterscheiden konnen: 1. den StofiF der Natur und
die Art seiner Benutzung ; 2. die Formen, welche die mensch-
liche Hand ihm einpragt; und 3. die besondem Zwecke und
Veranlassungen der Einrichtung, welche die besondem Arten
von Gebauden bestimmen.
9 •
1. Giebt es eine andere Begriffsbestimmung, welche auch Tumuli,
Ghromlecks, Chausseen, Aquaeducte, Syringen, endlich SchifTe (Gebftude.
welche die unfeste FlSche, wie sie es leidet, zu occupiren bestimmt sind)
nicht ausschliesst? Gewiss dflrfen die Begriffe: Wohnung, Denkmal,
Aufenthaltsort u. dgl. noch nicht hereingenommen werden.
2. Im Folgenden kann die compendiarische Darstellung meist nur
Nomenclatur sein, zu der der Voilrag die Anschauungen zu geben hat.
Dabei sind zu benutzen die zahlr^chen Gommentatoren Vitruv's, beson-
ders Schneider, nebst den Kupfem zu Vitr. Bauk. von A. Rhode. B. 1801 ;
366 • Architektonik. [268]
C. L. Stieglitz Baukunst der Alten. Leipz. 1796. 8, mit 11 Kupfert.
Desfien Archaeol. der Baukunst der Griechen u. ROmer. 2 Thle. 1801. 8,
nebst Kupfem u. Vigrnetten, u. Gesch. d. Bauk. NQrnb. 1827; dessen
Beitr. zur Gesch. der Ausbildung der Baukunst. Th. 1. Leipz. 1834, mit
25 SteindrQcken ; besonders A. Hirt Baukunst nacb den GrundsStzen der
Alten. B. 1809. f.; in der letztem Thl. 3 die Lebre von den Geb&uden;
auch Wiebeking biSrgerl. Baukunst. 1821. HAbsch Ober Gr. Archit. 1822.
2. Ausg. mit Vertheidigung gegen Hirt. 1824. Durand Recueil et paral-
l^les d'^ftces de tout genre (Text von Le Grand). P. a. VIII. Rondelet
L'Art de b&tir. 1802—17. 4 Bde. 4. Le Brun Thtorie de Tarchitecture
Grecque et Rom. P. 1807 f. Canina TArchitettura [antica descritta e
dimostr. coi mon. Opera divisa in tre sezioni riguardanti la storia, la teoria
e le pratiche deir archit. Egiz. Greca e Rom. R. 1839—44. 6 Vol. f.
K. Boetticher, die Tektonik der Hellenen. Einleitung und Dorika, mit
21 Kpft. Potsdam 1844. 4 u. f.]
1. Baumaterialien.
m
1 268. Erstens: Steine. In Griechenland wurde viel
Manner aus den Steinbriichen vom Hymettos, Pentelikon,
auf Paros , bei Ephesos , in Prokonnesos , aber auch Kalk-
tufs der verschiednen Gegenden zur Architektur gebraucht.
2 In Rom ursprunglich besonders der vulcanische Tuf von
grauer Farbe, lapis Albanus, jetzt Peperino genannt; dann
der hartere Kalktuf oder Sinter von Tibur, lapis Tiburti-
3 nus, jetzt Travertino; bis die Liebe zum Marmor immer
mehr zunahm , und ausser dem weissen , aus Griechenland
Oder von Luna (Carara), die grunen, gelben und bunten
Arten mit Vorliebe angewandt wurden.
1. Aug 1st gewOhnlicher Feldstein, Xl^og eine bessere Steinart.
Marmor lid'og iBvnog, seltener fiaQfiagtvog, Tldogog, nrngivog Xi^og
poms lapis bei Plin. ist ein leichter, aber fester Kalktuf, der beim Del-
phischen und Olympischen T. gebraucht wurde. Manche sprechen mit
Unrecht von einem marmo porino. 'Koyxirrig li^og, Muschel-Kalk oder
Marmor (lumachella bianca antica) war in Megara besonders gewOhnlich,
Pans. I, 44, 9; Xenoph. Anab. Ill, 4, 10 scheint ihn %oy%vlidzrig zu nennen.
2. • Dem lapis Albanus &hnlich ist der Gabinus, Fidenas und der
hfirtere Volsiniensis. Weniger brauchbar ist der erdige Tuf (lapis ruber
bei Vitruv). Man unterscheidet structurae molles (1. Albanus), tempe-
ratae (1. Tiburtinus), durae (sUex, wozu besonders auch Basalt).
[269] Baamatenalien. 367
3. Vgl. unten §. 309 besonders Qber weissen Marmor. Von dem
spfttern Aufkommen des bunten Marmors (Menander etiaro diligentissiinus
luxuriae interpres primus et raro attigit) Plin. XXXVI, 5. Die beliebtesten
farbigen Marmors der R5mischen Architektur waren: Numidicum, giallo
antico, goldgelb roil rOthlichen Adern ; rosso antico, von hochrotber Farbe
(der alte Name ist unbekannt); Phrygium s. Synnadicum, weiss mil blut-
rothen Streifen, paonazzo (die SteinbrQche Synnada's hat Leake wieder
aufgefunden, Asia minor p. 36. 54); Garystium, undulirt, mil Venen von
grOnem Talk (cipollino) ; Proconnesium, welches fQr bianco e nero gehalten
wird; LucuUeum und Alabandicum, nero antico; Ghium, buntgefleckt, marmo
Africano. Aie§iog Xl^og xatrjfprig xal fiilaSf Philostratus V. Soph. II, 8.
Isidor XV, 8, 13 bases (wohl basanites) nomen est petrae fortisslmae
Syro sermone. Der Aegyptische Basalt ist in der Regel eine dem heutigen
Syenit verwandte Mischung. Das Lacedaemonium marmor ist (nach Corsi)
ein grdner Porphyr, den die Harmorarbeiter Serpeatin nennen: der lapis
ophites ein eigentlicher Serpentin, verde ranocchia genannt. Der hell-
durchsichtige Phengites, aus dem Nero einen T. haute, scheint noch nicht
richtig bestimmt. Ausserdem sind Breccien, Porphyrarten , Basalte (lapis
basanites, vgl. Buttmann, Mus. der Althertbums-W. II. S. 57 f.), Granite
(von II va und Igilium; auch bei Philae brach man noch um iOO n. Ghr.
viel davon, Letronne Recherches p. 360) auch in Rom zur Arcliltektur
viel verwandt woi*den. [Gatalogo della ooUezione di pietre usate degli ant.
per costruire ed adornare le loro fabbriche dell' Aw. Fr. Belli. R.
1842. 8.]
269. Die Behandlung dieses Materials ist im Ganzen i
dreifach. 1. Der gewachsene Felsboden wird behauen, bei
den Griechen und Romem nur zu Katakomben, und hier
und da zu Paneen und Nymphaeen. 2. Einzelne abgeloste 2
Steine werden, wie sie sich finden oder wie sie gebrochen
worden sind, zusammengesetzt und verbunden (Xoyddeg Xi-
^01, caementa, opus incertum). 3. Die Steine werden be- 3
hauen, entweder in unregelmassigen und polygonen Formen,
wie bei den Mykenaeischen und andem Mauem und der Ap-
pischen Strasse; oder rechtwinklig und regelmassig {ovwofioi
ki^oty itkiv^oi), woraus das isodomum, pseudisodomum und
reticulatum opus {dixrvo&irov , mit durchlaufenden diago-
nalen Linien) hervorgehn. Die altere Architektur verkehrt 4
gern mit grossen Massen, und braucht auch ein edles Ma-
terial, wo es ihr zu Gebot steht, durchgangig; die spatre
incrustirt in der Regel Werke aus Back- und Bruchsteinen
368 Architektonik. [269]
5 mit Scheiben kostbaren Marmors. Die altre verbindet gar
nicht durch aussere Miltel, oder nur durch hQlzerne D5bel
und eiseme Klammern und Schwalbenschwanze; die spatre
6 wendet zur Verbindung Mortel in reichem Maasse an. Ne-
ben dem gewohnlichen Behauen des Steins kfimmt schon in
fruhen Zeiten das besonders bei weicherem Material anwend-
bare Drehen von Saulencylindern (turbines) auf einer Art
von Drehbank vor; auch sagte man Marmor mit Naxischem
(§. 314) oder Aethiopischem Sande.
2. Diese XCd'ovg Xoyadag^ wovon After bei Thukyd., sammein die
Xid-oloyoi (Valcken. Opusc. T. U. p. 288. Ruhnken ad Tim. p. 175). Im
weitesten Sinne umfasst das opus inceilum den Kyklopischen Urban, §. 45.
Vgl. Klenze, Amalthea III. S. 104 flf.
3. Ucber nXlv^og besonders die Inscbrift aus dem T. der Polias,
Boeckh C. T. I. p. 273. Isodomum erkl&rt sich durch die Bedeutung von
dofiog, corium, eine horizontale Steinlage. Das emplectum ist eine Ver-
bindung des isodomum, in den frontes und diatoni (Stim- und Binde-
mauem), mit dem incertum als Fiillung.
4. S. oben §. 46. 49. 80. 153. Die Architravsteine am T. der Kybebe
in Sardis sind 17V« F. bis 23 Vs F* lftng» ^4Vs F. hoch. Leake Asia min.
p. 344 f. An den Propylaeen von Athen Steinbalken von 17 und von
22 F. Lange. Topogr. of Ath. p. 180 f. Oberschwelle der Thure des
Opisthodomos des Parthenon 25 F. 6 Z. Ein dfia^uitog Ud'og §.105
{laag ana^onlTjd-rjg Eur. PhGn. 1175) fQllt einen ganzen Lastwagen. Auch
in Rdmischen Bauen, Brflcken, Bogen erscheinen oft die einzeinen Steine
als machtige, bedeutungsvolle Glieder des KOrpers* Yon dem Trilithon
in Baalbeck sind Steine bis 60 F. lang zu sehen. Richter Wallfahrten
8. 87. — Mausolos Pallast war nach Plin. XXXVI, 6 das erste Beispiel
eines mit Marmorscheiben incnistirten Backsteinbaues.
5. S. oben §. 46. 105. Klammern und Schwalbenschw§nze heissen
zoQfioi (Erkl&rer Diodor's 11, 7) oder yofttpoi; und kommen auch noch in
Rom 6fter vor. Vom Modell einer Mauer, exempla, Vitruv X, 22.
6. Von dem Drehen Klenze Amalth. III. S. 72. Das S^en (Plin.
XXXVI, 9) war bei der Verfertigung der Marmorziegel , §. 53, 2, von
grossem Nutzen; darum erfand diese ein Naxier.
1 270. Zweitens: Holz. Das am leichtesten zu gewin-
nende und zu bearbeitende Material, daher von solchem Ein-
fluss auf die Gestaltung der altesten Tempelbaukunst , zieht
sich in der offentlichen Baukunst immer mehr in die Decke
(und an den Athenischen Tempeln war auch diese in der
[271J Stein, Holz, wekbe Massen. 369
Regel von Stein) und uber diese in das Sparrenwerk des
Daches zuruck, bis es durch das Vorherrschen des Gewolbes
auch hieraus vertrieben wird. Dagegen blieb Fachwerk in 2
Athen (nicht so in Alexandreia §. 149), die gewShnliche
Constructionsweise der minder ansehnlichen Privatgebaude.
1. S. §. 52 und ygl. den Tuscanischen T. 169. Im T. von Ephesos
war das Dach aus Gedernbolz (Plin. XVI, 79), die Felderdecke aus Cy-
pressen, Vitruv II, 9. Daher der Brand §. 80. I, 1.
Hauptstflcke des Sparrenwerks: tigna, Hauptbalken; columen
s. culmen, Giebelsftule; cantherii, Sparren; templa, Fetten; asseres, Latten
(deliciae Festus; deliciae wolil cantherii angulares). Poll. X, 157. doxol,
doHidfs, ixQioCy orpoiT^peg, xaXvfifiatitt — i%Qi(OTrJQis,
Vom Bauholz (materia) Vitruv II, 8. Pallad. XII, 15. Abies,
quercus, esculus, cupressus, larix, alnus etc.
271. Drittens: Von weichen Massen, welche i
man plastisch behandelt, diente der Lehm, zu Backsteinen
geformt und entweder an der Luft getrocknet, oder am Feuer
gebrannt, besonders in Lydien wie in Aegypten und Baby-
lon, aber auch in Griechenland, so wie hernach in Rom,,
zu offentlichen Gebauden. Der geloschte Ealk , mil Sand 2
oder in Italien mil der vulcanischen Puzzolan-Erde (Puteo-
lanus pulvis) verbunden, wurde als Mortel zur Verbindung
der Steine, auch zur Bereitung eines Estrichs und ahnlichen 3
Zwecken; Ealk, Gyps, Marmorstaub und dergleichen zum
Anwurf (tectorium, xor/rtfr/ir), in dessen Bereitung die Alten
hochst kundig und sorgfaltig waren, zu Stuccaturarbeiten
(albarium opus) u. dgl. gebraucht.
1. Aus Backsteinen waren die Mauem von Mantineia (auf steinernem
Sockel, Xen. Hell. V, 2, 5); die alte SQdmauer von Athen (Hall. ALZ*
1829. N. 126); mehrere Geb&ude in Olympia (Backstein-Ruinen); allerlei
kleine T. bei Paus.; Kroesos Pallast zu Sardis, der Attalische zu Tralles,
der desHausolos zu Halikarnass. Ziegel IVsFuss lang, 1 F. breit, hiessen
Lydion, gewiss weil sie in Lydien gebr&uchlich. Ziegel streichen heisst
nlivd'ovf ilavvBtv. Es kam von Babylon nacli Lydien. Die alten Ziegel
sind im Ganzen breiter und verb<nissmdssig niedriger als unsre. Poll.
X, 157 ualvnzffQsg Koqiv9iovqy^Is. X, 182. xigafiog CTByoccti^g,
In Italien alte Backsteinmauem in Arretium, einer Metropolis der
Plastik, und Mevania. Im alten Rom haute man gewOhnlicb mit Back-
steinmauem auf $teinemem Sockel, Varro bei Non. s. v. suffundatum.
Hernach erschienen die wegen Raumbeschrftnkung dflnnen Mauem von
O. MfiUerU Aroh««olofle. 4. Anil. 24
370 Architektonik. [272, 273]
Privatgeb&aden , wenn sie aus Bucksteinen, zu schwach. um die vielen
Stockwerke zu tragen. Vitruv II, 8. LandgeMude macbte man aus un-
^brannten Backsteinen und Lehm. Agathias II, 16. Auch Wftnde aus
gestampftem Lehm (pise) nahmen die Rdmer von Karthago an.
2. Die Puzzolanerde (eine eitjige Tuffwacke) war auch bei Grdndungen,
besonders im Wasser, und bei GussgewOlben , wie in den Thermen, von
grosser Wichtigkeit. Aber auch bei Griechischen Wasserbauten , wie bei
der Hafenmauer von Klazomenae, erscheint der M5rtel sehr fest, wie Ober-
glast. De la Faye Recherches sur la preparation que les Rom. donnaient
a la chaux. P. 1777. Alte Untersuchungen von Vicat, Rech. exp^ri-
mentalls sur les chaux. Auch schlechter MOrtel kommt vor.
3. Bruchstein-Mauern, aber mit hOchst sorgf<igem Anwurf, sind in
Pompeji das GewOhnliche, §. 190. A. 4. Bei dem Hause des Faun liegen
zwischen der Mauer und dem Anwurf Bleiplatten. Aehnliche Mauern in
Griechenland , z. B. ein T. des Poseidon zu Antikyra, loydcup ^nodofirj-
(livog Ud-oig, nBxovlarai 6l xct ivrog Pans. X, 36, 4.
1 272. Viertens: Met all. In altgriechischen Zeiten be-
sonders zur Ausschmuckung und Bekleidung, aber, wie es
scheint, auch zur innem Construction von Gebauden ange-
wandt, verschwindet es hernach aus den wesentlichen Theilen
2 der Architektur; bis es in Romischer Zeit wieder mehr zu
Dachwerken, besonders zU Wolbungen von grossem Umfange,
gebraucht wurde.
1. Oben §. 47—49. Prisci limina etiam ac valvas ex aere in templis
factitavere, Plin. XXXIV, 7. ApoUon. Rh. Ill, 217. f^giy^og iipvntQ^s
Sofioio latvsog jj^ailxci^tfiy inl yXvq>l8scotv (Triglyphen) dgi^QBt.
Von Korinihischen GapiUQen aus Gold und Elfenbein §. 153. A. 2.
vgl. 192. A. 5. Bronzene aus Syrakus im Pantheon, und der Korinthische
Porticus des Cn. Octavius. Plin. a. 0.
2. S. vom Pantheon, dem T. der Roma, dem Forum Trajan's
S. 190. A. 1. I. b. 191. Eine concameratio ferrea in einer Inschr. aus
Trajan's Zeit, Orelli Inscr. n. 1596. 2518. Erz tig to atgafia tov vb»
zov 'AnoXlavog G. I. n. 2266. I. 24. Ges^t?
2, Die einfachen geometrischen Grnndformen.
1 273. Hauptformen. Erstens die gerade Linie und
ebne Flache, welche theils aufsteigend, theils liegend,
theils schr^g geneigt erscheint ; die letztre nahert sich efttweder
[274] Einfacfae geometrische GrunJformen. 371
der Horizontalflache an, wie im Dach, oder der Vertical-
fl§che, wie in den Seitenpfosten pyramidalischer Thuren und
Fenster : eine in der Mitle stehende schrage Flache wird von
der sch5nen Architektur nicht gebilligt. Zweitens diekrurame2
Linie und Fl&che, welche theils aufsteigende gerade Linien,
eylindrisch oder konisch , einfasst , wie in den S&ulen ; theils 3
liegende Ebnen dnrch halbkugelformige oder elliptische oder
verwandte Formen der Wolbung vertritt (§. 285). Die 4
Dimensionen dieser Flachen, so wie ihre Verhallnisse gegen
einander, erhalten durch statische iind &sthetische Gesetze (ein-
fache Zahlenverhaltnisse , symmetrisches Entsprechen, Vor-
herrschen gewisser Hauptlinien) ihre Bestimmung, welche die
Oriechen praktisch auf das feinste beobachteten.
1. Solche Fenster hat z. B. der T. auf Ocha, das Erechthdon, der
T. zu Cora (§. 259) ; und Thflren der Art schreibt Vitruv nach Griechischen
ArcMtekten vor.
2. Eigentliche Cylinder koinmen nur in Krypten oder Souterrains,
wie zu Eleusis §. 109. A. 5 und in ROmischen BlUiem, vor. Die gew5hn-
liche Sftule wftre ein oben abgeschnittener Gonus, ohne die Entasis.
274. Untergeordnete, abbrechende, tren- \
nende, vorbereitende Formen oder Glieder. Erstens
gradlinige: 1. fascia, Streifen; 2. taenia, Band, 3. quadra,
Platte, auch Plattlein, Riemlein (listello); 4. supercilium,
Ueberschlag; 5. schrager Ab- und Anlauf. Zweitens krumm- 2
linige: 1. torus, Pfuhl, Rundstab, auch Wulst (toro); 2. echi-
nus, Wulst, Viertelstab (ovalo), a. nach oben, b. nach
unten; 3. astragalus, Rundstab, Stablein, Ring (tondino);
4. striae, striges, Hohlkehlen, Canneluren; 5. cymatium
Doricum , Hohlleisten , Hohlkehle , Viertelkehle (sguscio),
a. nach oben, aufrechte, b. nach unten, umge^turzte; 6. tro*
chilus, Einziehung, Hohlkehle, aus zwei ungleichen Qua-
dranten (scotia); 7. apophygis, apo thesis, Anlauf oder Ab-
lauf in einer gebogenen Linie; 8. cymatium Lesbium, Welle,
Kamies; a. rechter Kamies (gola dritta, der untre Qua-
drant auswarts), «. steigend (sima) , p. fallend ; b. verkehrter 3
Earnies (gola rovescia), a. steigend, ]?. fallend. Mehrere
dieser Glieder gestatten eine Unterhohlung , die im Aufrisse
der Gesammtilache nicht sichtbar ist, aber fur den Anblick
372 Architeklonik. [275]
von unten eine wohlthatige Absonderung und Schattirung
hervorbringt.
2. Der Gegensatz von Doricum und Lesbium cymatium h&n^ damit
zusammen, dass die Dorier die einfachsten Glieder, z. B. den einfachen
Quadranten, anwandten; die Lesbier dagegen in die'Kunst mehr Ab-
wechselung zu bringen suchten, daher ibre oUodo/iiij nach Aristot. Etb.
Nik. V, 10, 7 und Michael Ephes. zur Stelle, einen beweglichen navoiv
erforderte.
Die Verzierungen, 'die sich an diese Glieder anschliessen , kommen
meist frQher gem all vor, ebe sie in Marmor ausgefiihi-t warden. Der
Torus erhalt Canneluren oder ein Geflecht von Bandem, der Astragalus
die Perlen (astrag. Lesbius Perlenstab, Paternoster), der Echinus die Eier
und Schlangenzungen (ovi, ovali), das Lesbische G3rmatiuni Bl&tter (oder
lieber Muscheln, xdlzcct in der Inschr. vom Erechtheion G. I. p. 282), die
Taenia die Maeander-Verzierung & la Grecque. Der sog. Adierschnabel,
d. h. ein nach unten gekehrter Wulst mit einer UnterhOhlung , erscheint
bei bemalten Tempeln als Ueberschlag von Schilf bl&ttem , die darauf an-
gegeben sind und unter demselben fortlaufen. Der Echinus mit dem
Astragalus heisst als ein besonders eingefQgter Stein in der erw&hnten
Inschr. yoyyvlog Xld-og, In Griechenland sind die architektonischen Ver-
zierungen mehr aus freier Hand , bei den ROmem auf mechanische Weise
gezeicbnet worden.
3. Die Griechen liebten in der besten Kunstzeit diese UnterhOhlungen
sehr; sie finden sich unter den Kranzleisten, und an Gesimsen der Gebalke
und Pilaster unter dem Wulst.
8. Die Architektnrstiicke.
1 275. Die Architekturstucke sind Zusamraensetzungen
geometrischer Formen, welche schon die bestimmte Richtung
auf architektonische Zwecke in sich tragen, aber diese doch
in der Regel erst erfullen, wenn sie zu einem grossem Ganzen
vereinigt werden. Sie zerfallen in tragende, getragne und in
2 der Mitte stehcnde. Unter den tragenden ist die Saule
die natiirlich gegebne Form, wo eihzelne Punkte auf mog-
lichst sichre und dauerhafte Weise zu unterstutzen sind, von
denen alsdann durch die Cohaerenz der Masse das Dazwi-
schenliegende gehalten und getragen wird. Die S&ule ist
ein vollig in sich geschlossener , eine verticale Achse um-
schliessender, tragender K5rper, welcher einerseits durch die
conische Form, oder Verjungung (contractura) , seine eigne
Festigkeit sichert, andererseits durch die viereckige Platte der
[276] ArchiteklurstOcke. S^iJen. 373
Gestalt des Gebalks sich annahert. Die besondere Form der 3
Saule hangt hauptstchlich von der Art ab, wie diese tra-
gende Platte mit dem obem Ende des Schaftes verbunden
und vermittelt wird, was in der Dorischen Saule (§. 52),
welche die Bestimmung der Saule am klarsten und reinsten
ausspricht, auf die einfachste Weise durch eine anschwellende
Ausbreitung geschieht,. womit die lonische (§. 54) uber-
hangende und sich gleichsam elastisch vordrangende Zierathen
verbindet, bis die Eorinthische an die Stelle der ein-
fachen Anschwellung der Dorischen Gattung einen sich all-
mahlig erweitemden, mit Vegetation reich umwachsenen
schlank emporstrebenden K5rper setzt. Dabei nimmt das
lonische Capital das Dorische, das Korinthische die charak-
terischen Formen des lonischen in sich auf, nach dem durch-
gangigen Bestreben der Griechischen Kunst, bei neuer Entwicke-
lung von der fruhem Form nichts ohne Grund aufisuopfem.
2. Marquez Deir ordine Dorico. R. 1803. 8. [Antolini Tord. Dorico
ossia il tempio d'EreoIe a Cori. R. 1785 f] Normand Nouv. purall^le
des ordres d'architecture , fortgesetzt von J. M. Mauch. 6. 1832. G. A.
Rosenthal Von der Entstehung und Bedeutung der archit. Formen der
Griechen (aus Crelle's Joarnal.fiir Baukunst III.) B. 1830. (Geistreiche
Bemerkungen ilber die ersten beiden Ordnungen, uugerechte, wie mir
scheint, ilber die Korinthische.) J. H. Wolff Belr. zur Aesthetik der Bau-
kunst oder die Grundsdtze der plastischen Formen nachgewiesen an den
Haupttheilen der Griechischen Archit. Mit 28 Kpftf. 1834. (Jen. L.Zeit.
1835. N. 39.) Kugler Polychromie S. 36 ff. *
276. Fur jede Saulenordnung muss man verschiedne 1
Perioden der Entwickelung und Gestaltung unterscheiden. Fur
die Dorische: 1. die alte stammige Saule des Peloponnes
und Siciliens (§. 53. 80. A. 11.) ; 2. die spater in Sicilien
ubliche, etwas schlankere und sehr stark verjungte (§. 109.
A. IV.); 3. die erhaben graciose des Perikleischen Athen
(§. 109. A. I.); 4. die verlangerte und geschwachte der Make-
donischen und Romischen Zeit (§. 109. A. 14. 153. A. 3. 190.
A. 1, II. 259); 5. die Versuche, ihr einen reicheren Charakter
zu geben, besonders an Ehrensaulen (§. 191. A. 1). Fur die 2
lonische: 1. die in lonien ausgebildete einfache Form,
theils mit gradlinigem, theils mit ausgebogenem Canal (§. 109.
A. III.); 2. die reichere und zusammengesetztere am Tempel
374 Architektonik. [277]
der Polias (g. 109. A. 4), und andre Nebenformen in ver-
schiednen Griechischen Stadten; 3. manche in Romischer
Zeit gemachte Versuche , ihr abwechselnderen Schmuck von
3 Sculptur zu geben (§. 190. A. 4). Fur die Korinthische:
1. die noch schwankenden oder willkurlich abweichenden,
zum Theil dem lonischen Capital noch sehr nahe stehenden
Formen in Phigalia, am Didymaeon, am Denkmal des Lysi-
krates und Thurm des Kyrrhestes, auch in Pompeji (§. 108.
A. 4. 109. A. 12. 15. 153. A. 4); 2. die festen Formen
der ausgebildeten Ordnung (§. 153. 190—192); 3. die uber-
ladne Nebenform des compositen Capit&ls (§. 189. A. 4);
4. Variationen durch Zufugung von Figuren, z. B. Victorien,
Trophaen, Flugelpferden, Delphinen, Adlem: Vorspiele man-
cher roh phantastischen vorgothischen Formen.
1. Dabei ist aber auch zu bemerken, dass inan der Dorischen Ord-
nung leicbtere Verhftltnisse gab in Sftulenhallen als an Tempeln, wie
VitruY V, 9 und die Porticus von Messene und Solus zeigen. Das Maass
der S&ule ist der untre Diameter, oder, bei stftrkem S&ulen, der halbe
Diameter, modulus.
2. Der mit Blumenwerk geschmflckte Hals der Ion. Sfiulen am T.
der Polias (av^ifiiov in der Inschr.) flndet sich ^bnlich in Laodikeia am
Theater wieder. Ion. Ant. ch. 7. pi. 50. Eine Nebenform bilden die Ion. .
Gapitftle an Gr&bem von Kyrene, mit einem Blatt unter dem Canal, unter
einem Dorischen Gesimse. Pacho pi. 43.
3. Kyrene's Ruinen fiberzeugeu wieder, wie zahlreiche Modiiicationen
sich ' die Griechischen Baumeister heim Korinthischen Capit&l erlaubten.
Pacho pi. 27.
1 277. Die drei Haupttheile der Saule sind: I. Spira,
Fuss oder Basis. Diese giebt der Saule ausser einer brei-
teren viereckten Grundlage eine Art von Gurtung am un-
teren Schaftende, sie ist daher fur schlankere und mehr ent-
wickelte Saulenformen zweckmassig, wahrend die Dorischen
Saulen der drei ersten Arten unmittelbar von der Grund-
2 flache aufsteigen. Hauptarten , neben denen theils Verein-
fachungen, theils weitere Combinationen stattfinden : A. Atti-
curges; 1. plinthus oder Platte; 2. torus; 3. scotia s. tro-
3 chilus; 4. ein zweiter oberer torus. B. lonica; L plinthus;
2. trochilus; 3. ein oberer trochilus; 4. torus; wobei vor^
bereitende und trennende Leistchen nicht gerechnet sind.
4II. Scapus, Schaft. Dieser ist in der Regel cannelirt
[277J Theile der SAulen. 375
(^a^danog), wobei die Saule durch die verticalen Streifen an
scheinbarer Hohe, und durch das lebendigere Spiel von
Licht und Schatten an Reiz gewinnt. Dadurch zerfillt die
Aussenflache der Saule entweder in blosse Hohlkehlen oder
Canneluren (striatura Dorici generis), oder in Canneluren
und Siege (striae et striges). Bei dem Schaft beobachtet 5
man an den jungem Dorischen und andem Saulen die
adieclio , ivmatg oder Schwellung. III. C a p i t u 1 u m , xio- 6
KQavofy inittgaifov, xaqpaAi}, Capital. A. Doricum, zerfallt
in: hypotrachelium , Hals, mit den Einschnitten als Abson-
derung vom Schaft; 2. echinus, mit den annuli o^ev Ringen
(ursprunglich wohl Metallreifen um das holzerna Capital);
3. plinthus s. abacus (bei Vitruv und an R5mischen 6e-
bauden mit einem cymatium). B. lonicum: 1. hypotrache- 7
lium (nur in der zweiten Gattung); 2. echinus mit einem
astragalus Lesbius darunter (einem torus daruber nur in
der zweiten Gattung); 3. canalis, der Canal, und die vo-
lutae, Schnecken, mit den oculi et axes, Augen und Sau-
men , an zwel Seiten ; an den beiden andem die pulvini,
Polster, mit den baltei, Gurten (welche Seiten beim ge-
wohnlichen Capital mit jenen beiden abwechseln, beim Eck-
capital aber aneinanderstossen) ; 4. abacus et cymatium.
C. Corinthiurges. Zwei Haupttheile: 1. calathus, der Kelch 8
des Capitals; dessen Ornamente sich in drei Streifen er-
heben: a. acht Akanthusblatter; b. acht Akantbusblatter mit
Stengeln (cauliculi) dazwischen ; c. vier Schnecken , und vier
Schndrkel (helices), mit Akanthus-i^nospen und Blattem.
S. abacus, aus cymatium und sima, oder auch anders zu-
sammengesetzt, mit vorspiingenden Ecken, an den eingebognen
Stellen mit Blumen verziert.
3. Diese Basis faerrscht wirklich in lonien durch; doeh findet sich
in den TrQmmem des Heraeons auf Samoa eine einfachere Form, aus einer
mit vielen BSUidern gleichsam zusammengeschnfirten Kehle und einem PfQhl.
5. Sehr zu unterscheiden ist die bauchige Schwellung, wovon §. 80.
A. II, 1—4, und die graci5se, §. 109. A. 2. Genaue Messungen daraber
giebt Jenkins Antiq. of Ath. Suppl. pi. 4. 5. 8 FXtl i) eivaylvtpri itaga
Toig a9;i;ircxro0i. Hesych. Dorische GapiUUe auf Delos mit Band statt
des Rings. Kunslbl. 1836. N. 17. ^
Halbsaulen, welche strenggenommen gegen das Prinzip der Sftule
376 Architektonik. (278J
slreiten , aber besonders durch das Beddrfniss der Fenster gerechtfertfyi
werden kOiinen, finden sjjch wenigstens schon 01. 90. S. §. 109. A. 4. vgl.
15. 20. Die Pbigalischen, §. 109. A. 12, sind mehr als Halbsfluleu.
1 278. Von der Saule unterscheidet sich der Pfeiler,
pila, durch die engere Beziehung, in der er zur Mauer steht,
um derentwillen er in der strengen Architektur immer
2 als ein Stuck Mauer behandelt wird. Indess wird er auf
der andem Seite doch auch zugleich von der Sftule, mit
der er oft in gemeinschaftlicher Reihe zu stfltzen und zu
tragen bestimral ist, angezogen, und entlehnt von ihr theils
Verzierungen , besonders des Capitals, theils auch bisweilen
3 die Verjungung der Starke, selbst die Entasis. Hauptarten
der Pfeiler sind: 1. abgesondert stehende Pfeiler oder Slan-
der, zum Beispiel bei einer aus Teppichen gebildeten Wand,
pilae, (jra&fAoi\ oQ^oardrai; 2. Pfeiler, welche den Schluss
einer Wand verstarken, Eckwandpfeiler, antae, nagaarndfc,
(fXtca; 3. Pfeiler, welche die Wand gegen die Thure ab-
grenzen, Thurpfosten, postes, ara&fioi, :raQaarddeg; 4. Pfeiler,
welche aus einer Wand hervortreten , es sei um eine
sich anschliessende Saulenreihe vorzubereiten und ihr als
Stutze zu entsprechen, oder im Geist der spatem Archi-
tektur aus dem blosseri Streben nach Unterbrechung,
4 Wandpfeiler, Pilaster, naQaardrai, oQ^ooTarai; 5. Strebe-
pfeiler, anterides. Endlich gehoren hierher auch kurzere
und abgebrochne Pfeiler, sie mogen als Postaraente fur
5 Saulen (stylobatae) , oder fur andre Zwecke dienen. Die
Haupttheile des Pfeilers sind: 1. der Fuss, spira, mehr bei
der lonischen als der Dorischen Ordnung ; 2. der Schaft oder
Wurfel, truncus; 3. das Capital, smxQarov, pt^Tionovy welches
immer leichter als bei den Saulen ist, und entweder gesims-
artig aus einfachen Gliedem (z. B. Band mit Ringen, Welle,
Wulst, Kehle, Platte) zusammengesetzt , oder nach Analogie
des Saulencapitals geschmuckt wird.
3. Die Ausdrdcke ffir Pfeiler und Pilaster sind ^hr schwankend.
^Ogd'oaraTai sind abgesonderte Slander Eurip. Ion. 1148, SSluIen Eurip.
Ras. Herakl. 975, Strebepfeiler Vitruv II, 8; Anlen u. Pilaster in der hier
oft beriicksichtigten Inschr. C. I. n. 160. IJttQaozdg ist, abgesehen von
den Fallen, wo es^ so wie ^rpoarag, von einer ganzen Halle steht, eine
Anta (Schneider ad Vitr. VI, 7, 1); heisst aber auch die Thurwand, der
[279] Pfeiler. 377
Thflrpfeiler, Eurip. Phoen. 426. Pollux I, 76. X, 25, vgl. Eur. Androm.
1126 und dieselbe Inschr. p. 280; bei Athen. V, p. 196 scheint es ein
ft'eistebender Pfeiler, bei Hesych. eine Halbsfiule. Parastatae sind bei
Yitruv Pilaster, auch freistehende, wie bei seiner basilica Col. lul. Fanestri.
Parastaticae bei Plin. und in Inscbr. sind Pfeiler. Die qiliai xtov
v€iov, woran die nQo^tviai angescbrieben (Polyb. XII, 12, 2), werden be-
sonders durcb die Vergleichung der Stelle, wo an dem T. in Keos (Broend-
sted Voy. I. p. 19) fibnliche Decrete standen, deutlich; in demselben Zu-
sammenhange kotnmt naQaatng bei Cbandler I, o9, 1 vor. Bei Plinius
XXXVI, 56 beisst ein Pfeiler auch columna Allica, vgl. Nonius p. 30.
5. Am Parthenon ist das gesimsartige Pilastercapit^ besonders reich
zusammengesetzt ; es hat einen obem unterhOhlten Echinus, und einen
untern mit der Eierverzierung. Am T. der Polias nimmt es die Blumen-
Ornamenle des Halses {dv9i/iiov) vom Ion. Capital. Die Zierden des
lonischen CapjtSls, nur recht leicht und schmal gehalten, mit arabesken-
ai-tigen Sculpturen, zeigtdas Antencapitalam Didymaeon und den Propylaeen
von Priene, §. 109. A. 15. 16. Korinthische Pilastercapit&Ie §. 109. A. 5. b
und sonst.
279. Einzeln stehende Pfeiler oder Pilaster vertretende
Bildsaulen, welche Atlanten, Telamonen, Karyatiden
heissen, wendet die Griechische Architektur sehr massig und
nie ohne eine besondre Beziehung auf den Zweck und die
Bedeutung des Gebaudes an: viel haufiger waren solche
Stutzen bei Dreifussen, Kesseln, Thronen, Fussschemeln und
andern Gerathen.
Vgl. §. 109. A. 4. 20, uber die Jungfraun der Pallas Polias und die
Giganten des Giganten • Ueberwinders Zeus. "AtXuvtss schmilcken die
Aussenseite des Schiffes des Hieron, Athen. V, 208. b. vgl. Naevius bei
Prlscian VI. p. 679. Atlantes gibbosi, Servius zu Aen. I, 746. Martial
Epigr. VI, 77. {Thermen von Pompeji, Grab zu Tarquinii.) Die RSmer
nannten solche Figuren Telamones (C. I. II. p. 76. 79. n. 2053*'. 2056.
R. Rocbette Atlas p. 62. 78) und, was frQher xogai hiess, Caryatides.
Vitr. VI, 10. S. Hirt, Mus. der Allerthums-W. I. 8. 271. Boettiger, Amalth.
III. S. 37. Vgl. Stuart in der neuen (Deutschen) Ausg. 1. S. 488 ff. [Preller
de causa nominis Caryatidum Annali d. Inst. a. XV. p 396—406.] — Die
Figuren an den obern Pfeilern. der Halle von Thessalonike (§. 192. A. 5),
Incantada genannt, sind keine Atlanten, sondem blosse Reliefs an den
Pfeilern einer oberen Sloa. — In Delos fmden sich auch Vordertheile von
Rindem als Pfeilercapital und als Verzierungen von Triglyphen angebracht
(ahnlich wie in Persepolis). Kinnard Antiqq. of Athens, Suppl. pi. 5.
378 AKhitektonik. [S80]
1 280. Die Mauer (miirus, ntiog) oder Wand (paries,
roTxog) ist die Fortsetzung des Pfeilers, welche aber zugleich
die Analogie der S&ule vollst&idiger verlasst, indem bei der
S^ule das Stutzen als alleiniger, bei der Wand neben dem Stutzen
2 das Einschliessen als hauptsachlicher Zweck hervortritt. Sie er-
halt indess oft nach Art der Pilaster drei Theile, den Fuss,
den Wurfel, und eine Art Capital oder Sims, welche Begriflfe
bier zusammenfallen {ittUqavov^ ^gtr^^og). Als Capital erscheint
dieser Theil mehr, wenn ein Gebalk uber der Mauer liegt;
als Sims, wenn die Mauer fiir sich allein als eine Ein-
fassung ihren Zweck erfullt, in welchem Fall sie von dem
deckenden und schutzenden Sims, ^Qiy^togy selbst den Namen
3 erh<. Niedrige Mauem kommen erstens unabhangig fur
sich als Umz&unungen vor (maceria, (dfiaaia)\ dann aber
als Untersitze der Hauptwande, um diese uber den ge-
wOhnlichen Boden zu erheben und schon den Fuss derselben
4 sichtbar zu machen. Solche Untermauem , welche wenig
vor der Hauptwand vortraten, mit oder ohne Stufen,
heissen ligrinUitg, crepidines, Sockel; hdhere und zierlicher
behandelte Unters&tze oder Postamente von SHulenbauten
heissen stereobatae, stylobatae (bei Vitruv), podia; sie haben
einen Fuss (quadra, spira), Wurfel (truncus) und Sims
5 (corona). Auch die Stufen dienen oft hauptslichlich zu hdherer
Erhebung eines Gebfiudes uber den Boden; dann werden
durch eingelegte Zwischenstufen Treppen und Zugange ge-
wonnen. Zu den niedern Mauem gehort auch eine zwischen
Pfeilern oder Saulen eingefugte steineme oder hSlzeme Brust-
lehne (pluteus oder pluteum), an deren Stelle auch metallne
Gitter (datri, cancelli, reticula) treten kdnnen.
2. Diese ^ifiyxol bildeten als Einfassungen von Tempein und Pal-
Iftsten, mit grossen Hoflhilren (tt^Ulois ^vQaig) in der Mitte, und dem
Prospekt des HauptgebAudes darQber, den gewOhnlichen Haupttheil der
tragischen Scene.
4. Die zahlmchen Uutersuchungen aber die scamilli impares des
Vitruv am Stereobat und GebAlk (s. u. A. Meister, N. Commentar. Soc.
GotU VI. p. 171. Guattani Mem. encid. 1817. p. 109. Hirt Baukunst
S. 57. Stieglitz Archaeol. Unterh. I. S. 48) scbeinen darauf zu f&hroi, dass
sie gar kein wahrnehmbares Giied der Architektur, sondem nur eine beim Bau
gebrauchte Vorrichtung beieichnen, um dem Stylobat und Gebftlk die (nach
[281] Mauern, ThQren, Fenster. 379
Titruy) optnch nothwendige Ausbauchung zu geben. Die zweiinal fiber der
€oronadnes kunenPfeilerserwftbnte lysis istwahrscbeinlichein kleinerWulst
Ueber Theaterstufen §. 289. A. 6. Von Treppen bandelt Stieglitz
ArclL Unt. I. S. 121. Graecae scalae . . . omni ex parte tabularum com-
pagine daosae. Serv. zur Aen. IV, 646. Gellius N. A. X, 15, 29.
6. Ueber die plulei besonders Vitruv IV, 5. vgl. V, 1. 7. 10. Oefter
bilden solche Bnlstungen oder Gitter, indem sie zwischen Anten und
S&ulen eingefQgt sind, und eine M aner vertreten, einen Pronaos wie §. 109.
A. 1. 9. Beim Palmyreniscben T. §. 192. A. 5 ist wegen der* plutei die
TbOre zwischen die Sftulenreihe gelegt, wie in Aegypten. §. 221. Gitter
und Gitterthdren (%iynXl9tg G. I. 481, datri, datratae fores) zwisdien den
Sftulen eines tholus monopteros und peripteros sieht man auf dem Rdief
bei Winckelm. W. I. T. 15. 16. H5lzeme Versdilftge, d^tpantoty waren
in Athen als Einz&unungen von VorhOfen gewOhnlich, s. besonders Schol.
Aristopb. Wesp. 405.
281. Die Wand wird, in ihrer Bestimmung einzu- 1
schliessen, modiflcirt durch das Bedur&iiss des Einganges, so-
wohl von Menschen, wie von Luft und Licht. Daraus ent-
stehen Thuren und Fenster. Die Formen der Thur-
einfassung ahmen die des Gebalks in den verschiedenen
Ordnuhgen (§. S82). nach. Man unterscheidet: A. Dorische 2
Thuren; diese bestehen aus 1. antepag mentis, Verkleidungen,
welche, zusammen mit dem 2. supercilium, der Oberschwelle
Oder dem Sturz (Cvya), die ThurSfifnung (lumen ostii) ein-
schiiessen, und mit Cymatien und Astragalen eingefasst
werden. Dazu tritt uber dem Sturz 3. das hyperthyrum,
Thurgesims, bestehend aus Cymatien, Astragalen und dem
schiitzend vortretenden Kranzleisten , corona. B. lonische
Thuren; auch hier 1. antepagmenta {ngoarofiiaTa?) und 3
2. supercilium, welche beide nach Art des lonischen Archi-
travs in Streifen, corsae, mit Astragalen getheilt wer-
den; 3. das hyperthyrum, an welchem rechts und links
4. die ancones oder parotides (oSra in Athen genannt),
die Kragsteine oder SeitenroUen, h&ngen. G. Attische 4
Thur, Atticurges, der Dorischen ahnlich, nur dass sie von*
der lonischen die Streifen entnimmt. Aehnliche, nur ein- 5
fachere Einfassungen batten die Fenster, ^giSeg. — Bei
beiden , besonders den Thuren , trug die F u 1 1 u n g sehr 6
viel zum Glanz der alten Tempel bei, und muss, bei
380 Architektonik. [288]
Restaurationsversuchen, als ein fur den Gesammteindrack
sehr wesentliches Stuck mil aufgenommen werden.
1. Vitruv hat indess hierbei keinen dem Fries entspiechenden
Theil; indem das supercilium dem Architrav, das hyperthyrum dem Ge-
sims fthnlich ist. Doch finden sich auch Friese an den Tbaren, tbeils
ganz umherlaufend wie an der Prachthflre des T. der Polias, theils nur
unter dem Thflrgesims wie an ROmischen Gebduden. Die zahlreichen
ThQren der Grftber von Kyrene haben imroer nur Stui-z und Gesims, dabei
Ankonen Von einfacher, aber sehr eigenthjimlicher Form. Die Schatten
gebende otpQvg aber einer HausthOre bei Liban. Antioch. 8. 239. R. ist
mehr hyperthyrum als sapercilium. [Donaldson a collection of the most
approved examples of doorways. L. 1833. 4. Einer aus der Zeit der
Grftber von Bournabat bei Smyrna.]
6. Die ThQrflflgel (valvae, mit sea pi, Schenkein, impages, Leisten,
und tympana, FQllungen) waren oft' vergoldet {^vgacat xQ^oalai d^ffaig
Aristoph. YOgel 613), oft auch chryselephantin, wie die hochberQhmten
Thflreh im Pallas-T. zu Syrakus (Cic. Verr. IV, 56), wo die Grorgonen-
k^pfe, aus der Mythologie der Pallas, far die sonst vorkommenden LOwen-
k5pfe gebraucht sind. Aehnliche Thdren beschreiben Properz 11, 31, 11.
Vii-gil G. Ill, 26. Wegen der Anstalten zum Verschliessen s. besonders
Salmas. Exerc. Plin. p. 649 sq. Boettiger Kunstmythologie S. 258. Becker
Gallus II. S. 253. Dass die Angeln, wie an den kyklopischen ThAren §. 46.
A. 2, auch spftter noch in der ThClrschwelle sassen, dient zur Erklftrung
von Soph. Oed. Tyr. 1261. Eurip. Ras. Herakles 1002. Theokr. 24, 15.
Die Fenster-Verschliessung geschah theils durch Laden (vgl.
die angustae rimae bei Pers. HI, 2), theils durchsichtige StofTe, lapis spe
cularis Oder Marienglas, lapis phengites (besonders seit Nero; man wandelte
darin tanquam inclusa luce, non transmissa), Glas vitrum, (vaXog), ent-
weder candidum (IcvxiJ), oder varium, auch versicolor {ccllacaovccc},
Vgl. Hirt, Gesch. der Baukunst III. S. 66. §. 316.
1 282. Das Gebalk, derjenige Theil des Gebaudes,
welcher die eigentlich stulzenden Glieder mit den unmittelbar
deckenden vermittelt, zerfallt naturlich in drei Theile: 1. in
den die Stiitzen zu Reihen vereinigenden , das Architrav;
2. in den die dadurch gebildeten Wande zusammenspannen-
den, den Fries, der wenigstens ursprunglich dieser Bestimmung
geniass aufgefasst wurde; 3. in den schon dem Dache ange-
2 hSrigen vorliegenden und deckenden Theil, Gesims. I. Ar-
chitrav, epistylium, Hauptbalken, Unterbalken. A. Dori-
sches, glatt, mit der taenia daruber, an welcher unter den
[282] Gebfilk. 381
Triglyphen, die regula, das Riemlein, mit den guttae,
Tropfen , sitzt. B. lonisches , bestehend aus zwei oder ge- 3
wohnlich drei fasciae, und dem cymatium cum astragalo
et quadra daruber. Dasselbe wird auch uber Eorinthische
Saulen gelegt. 11. Fries, ioivrj , dtdCojfia. A. Dorischer : 4
1. triglyphi, Dreischlilze, uber • alien Sftulen und Inter-
columnien (nach Eustratius zu Aristoteles Ethik ad Nicom.
X, 4, 2. Zell. /JLovxXov), woran die femora (m»/4»o^, Stege),
canaliculi (Schlitze), semicanaliculi und ein capitulum zu
unterscheiden sind ; 2. metopae, Metopen. B. lonischer und 5
Korinthischer, welcher von den an der glatten Flache desselben
aus Metall oder Stein angebrachten Reliefs (Figurenreihen,
Bukranien mit Blumengewinden , oder andem arabesken-
artigen Verzierungen) zophorus heisst, mit einem cymatium
daruber. Der Dorische Fries erinnert durch seine Zusammen- 6
setzung an die ursprungliche Bestimmung des Frieses (§. 52) ;
zugleich setzen die Triglyphen durch aufrechte Stellung
und verticale Theilung das Emporstreben der Saulen fort,
und bringen einen belebenden Gegensatz in das Gebalk,
der erst im Gesims sich vollig in horizontale Erstreckung
auflost. In der lonischen Architektur ist der Fries mehr
ein Ornament des Gebaudes ohne die wesentliche Bedeutung
des Dorischen. III. Gesims. A. Dorisches: 1. cymatium
Dor.; 2. corona, yeiaov, der nach alien Seiten schrag vor- 7
hangende, aber senkrecht abgeschnittene Kranzleisten , dar-
unter, uber alien Triglyphen und Metopen, die Dielenkopfe
(mutuli), woran die Tropfen sitzen; 3. ein zweites cymatium;
4. sima, der Rinnleisten, mit den Lowenkopfen uber den
Saulen. B. lonisches: 1. denticuli, Zahnschnitte, nebst der 8
intersectio, ft«Toxr/, den Ausschnitten ; 2. ein cymatium;
3. corona, mit i-undem Ausschnitt des untem Profils; 4. cy-
matium; 5. sima. C. Korinthisches, dem lonischen ahnlich,
nur dass unter dem Kranzleisten die Kragsteine, ancones
s. mutuli, deren Form aus Voluten und Akanthusblattern
^usammengesetzt ist, als Trager vortreten. Bei jeder Gattung 9
ist verhaltnissmassige Hohe, Starke und Einfachheit Zeichen
des fruhem Alterthums; Zusammenziehung der glatten
Flachen, schmalere und dunnere Gestalt, so wie reichere Ver-
^ierung Kriterion des spatem.
382 Architektonik. [283]
2. Tropfen in fortlaufender Reihe ohne Triglyphen sind im A]ter-
thum nicht ganz selten, am Pronaos von Rhamnus, Thurm des Kyrrhestes,
Kyrenaeischen 6r&bem (Pacho pi. 19. 40. 46).
4. Triglyphen wurden auch zum Schmucke von Burg-Mauern, wie
an der Akropolis von Athen, und Privath&usem angewandt, s. §. 52. A. 3.
272. A. 1. u. Epicharm bei Aihep. VI. p. 236 b. Wenn sie fiber Sftulen
liegen, muss die Eck-Triglyphe fiber die Axe der S&ule hinausgeriickt
werden: eine Unregelm&ssigkeit, die duich die statisch und optisch be-
grdndete Verengerung des letzten Intercolumnium gr5sstentheils aufgehoben
wird, aber bei manchen ROmischen Architekten zur Verwerfung der ganzen
Ordnung benutzt wurde. Fruher erhielten die Triglyphen immer eine
blaue Farbe (caeruiea cent Vilruv). Broendsted Voy. II. p. 145.
5. Die <este lonische Architektur, hatte gewiss gleich fiber dem
Architrav den Zahnschnitt, indem fiber die dfinnei'en Sdulen auch nur
leichte Latten statt der schweren Queerbalken des Dorischen Daches gelegt
wurden , welche nach aussen den Zahnschnitt bilden. Diese Einrichtung
findet man auch erstens in der orientalischen Form der lonischen Bau-
kunst (vgl. §. 54. 244), in Persepolis, in Telmissos, in Phrygien (§. 241*.
A. 3), und dann in der Earyatidenhalle zu Ath6n. 'EniarvXiov xai 6
in ttirov xoCfAog, besonders geweiht G. I. n. 2751. 52. 53.
7. 8. Vitruv leitet die DielenkOpfe von dem Vorsprung der Sparren,
den Zahnschnitt von dem Vortreten der Latten des Daches (vgl. §. 270)
her, wogegen mit Recht Ofter gesprochen worden ist. Die mutuli bei der
Korinthischen Gattung scheinen bei ihm schon eine Art Kragsteine zu
sein.? Sebr passend heissen die Kragsteine n^ofiox^-oi C. I. 2297.
1 283. Die einfachste Decke, ein querubergelegter Stein,
kommt nur bei Monumenten der anspruchlosesten Art vor.
Tempel und andre Prachtgebaude batten Felderdecken, lacu-
naria, (farvoifiam, welche aus der Holzs^rbeit, die man auch
mit Gold und Elfenbein auslegte, in Stein ubertragen wur-
2 den (§. 53). Die Alten unterscheiden : 1. die zunachst (iber den
Architraven liegenden Balken (doxoi, dovQodoxot) ; 2. die uber-
gelegten schmaleren und ineinandergreifenden Holzer (im All-
gemeinen GrgtatTigegy einzeln wahrscheinlich gqrixiaxoi und
ifjiawreg genannt); 3. die die Oefifnungen fiillenden Decken
Oder Kappen, xalv/Jtfidria: welche Theile auch im Steinbau
nachgebildet , aber dann gewohnlich mehr im Ganzen ge-
arbeitet wurden.
1. 'OQOtprj (parvais dictyByXvfifUvTf Diodor I, 66. Chryselephantine
[284] Decke, Dach. 383
Lacanarien rechnet Ennius, Androm. p. 35. Bolhe, schon zur alten K6nig8-
pracbt. Bei Diodor III, 47 sind als eine Zierde der Felderdecken ipialui
ili&oxdXli^rot erwfthnt. Laquearii als eigene KOnstler im Theodos. Cod.
XIII. i. 4. 2. - Der Rauih zwischen den Lacunarien und dem Dache
komint 6fter als Versteck vor. Ygl. Appian de B. C. lY, 44. Tacit. A. IV, 69.
Valer. Max. VI, 7, 2.
2. S. besonders Politu X, 173 und die Untersuchungen bei Boeckh
C. I. p. 281, Tgl. p. 341. Damit ist die genauere Anscbauung, welcbe die
lined, antiq. of Attica von den Lacunarien Attiscber T. geben, zusammen-
^halten. Bei den Eleusinischen Propylaeen liegen die donoi Hher dem
loniscben Architrav des Inneru, in diese greifen gleich die Steinplatten
mit den vertieflen Feldern ein. In Rbamnus und Bunion sind aber diese
Steinplatten wieder so ausgescbnitten, dass sie quadratiscbe LOcber lassen,
in welcbe die xalvfifinTta , welcbe die innem Felder darstellen, eingefugt
sind. Eben so bei dem Selinuntiscben T., dessen Lacunarien mit ibrem
Farbenscbmuck Hittorf pi. 40 mittbeilt.
284. Das Dach war bei Privatgebauden entweder l
flach (d. h. mit geringer Senkung), oder nach alien Seiten
gesenkt, abseitig, angelegt; an offentlichen dagegen^ beson-
ders Tempeln, mit Giebeln nach den schmalen Seiten ver-
sehen, welche bei den Griechen ungef&hr ein Achtel der Hdhe
in der Breite zu halten pflegen, bei den Romern hSher an-
steigen. Zu dem Giebel oder Fronton j fastigium, dtrog, 2
dirtofia (vgl. §. 53) gehSren : 1 . tympanum, das innre Giebel-
feld; 2. corona et sima uber dem Tympaniun; 3. antefixa,
Zierden an den Ecken und uber der Spitze; 4. acroteria,
angularia et medianum, Postamente fur Bildsaulen, an den
Ecken und in der Mitte. Die schr&ge Dachseite besteht aus 3
tegulae, Plattziegel, xaXvnrijQigy und 2. imbrices, Hohlziegel
— aus Marmor, Thon oder Bronze — , welche kunstreich
in einander gefugt sind. Die Reihe der letztem schliesst mit
aufrechtstehenden, zierlich geschmuckten Frontziegeln, frontati,
imbrices, extremi, welche an Griechischen Tempeln nicht
bios uber dem Eranze, sondem auch auf der H5he des
Firstes sich als ein sch5ner Putz hinziehen.
1. Bei ^Q(6otg (auf Vasengem&lden) verwandelt sich der astog der
ItQa (vgl. Aristoph. Vdgel 1109.) gern in einen niedrigen Bogen, den auf-
gesteckte Fleurons scbmQcken. Yielleicbt sind dies Vitruv's semifastigia.
2. Der Rinnleistenf wie der scbrSgvorbAngende Kranzleisten, passen
nach ibrer Bestimmung nicbt fdr die Giebelseite, aber sind, wegen der
384 Architektonik. [285]
Uebereinstimmung der Formen, ilberall angebracht. An dem kleinen T.
der Artemis zu Eleusis, wo der Rinnleisten ein sehr scbdnes Profil hat,
steht er iiber dem Fronton mebr gerade, und neigt sich uber den Seiten-
wftnden mehr vor, was eben so zweckm&ssig wie wohlgelUllig ist SchjJnes
Aetom an einem Grabdenkmal bei Epidauros, mit zwei verschiedenen
Arten von Stirnziegeln, in Marmor gebauen. Stackelberg Gr^er Tf. 4.
Die Antefixen (des Verf. Etrusker II. S. 247) lemt man besonders
durch Vasengem^de kennen, wo T. und Heroa selten ibrer entbebi'en.
Z. 6. Millingen Vases de div. coll. pi. 12. 19. Millin Vases II. pi. 32. 33.
Tombeaux de Canosa pi. 3. 4. 7. 8. 11. 14. Stimziegel&hnliche Antefixen
Yon Stelen, mit der gew6hn1icben Blumenverzierung , Stackelberg Gr&ber
Tf. 3. 4. Niedlicbe Stele des Theron mit gemaltem Antefix darauf, in
Attika, das. Tf. 6, 2. Gemalte Sargziegel das. 5, 2. 6, 1.
Die Akroterien waren in Griechenland meist scbm^er als in Rom,
wo die Giebel der T. oft mit einer Fiille von Biidsflulen von oben besetzt
wurden. S. z. B. die MQnze des Tiber mit dem T. der Concordia, Pedrusi
VI, 4, 1. G. I. n. 2388, 5. nal vrjov 6' inl ^Qati fiezi^oQ aydXficiTa ^^xav
xQiccu, dvo NUag, (liaea 8h TliQaBtpovrjv, Der Gonflikt, in den die
Frontziegel tlber dem Kranze mit dejn Rinnleisten kommen, wurde von
den Attischen Baumeistem roeist so beseitigt, dass sie nur ein StQck der
sima, mit eii\em LOwenkopfe, an der Ecke neben dem acroterium an-
brachten; seltner so, dass die Frontziegel, wie bei dem T. der Artemis in
Eleusis, hinter die sima weiter zurQckgestellt , oder auch ganz weggelassen
wurden.
285. Die GewSlbe zerfielen, nach der Ausbildung,
welche dieser Theil der Architektur besonders in Make-
donischer und Romischer Zeit erhielt (vgl. §. 48. 49. 107.
109. A. 5. 110. 149. A. 3. 168. 170. A. 3. 190 ff.), in die
Hauptarten, welche in der Natur der Sache liegen; nur dass
der Spitzbogen der antiken Baukunst fremd bleiben musste
(§. 195), deren Charakter nicht thurmartiges Empor-
streben und Gegeneinanderkampfen von Strebepfeilem,
Strebebogen und GewSlben, sondern vorherrschend horizon-
tale Ausbreitung, sicheres Aufliegen auf dera raumigen Bo-
den verlangt.
Grewdlbe heissen fornicationes (cuneorum divisionibus), concamerationes
(hypogeorum), Vitruv VI, 11. . Bei den Griecben «t^/s, "ipallg Ttafitpd-Bica
(vgl. Wessel. zu Diodor II, 9), Sophokles Lacaen. aTsvrfv d' fdvfitv ipctXiBa
xovx a§6Q§oifov, Orientaliscbe Art von GewGlb? xufiaga, oinog xexor/uor-
Qcsfiivog (G.I.n. 1104), cxsyV xa^crporif, aTiyrj ntQKpsifijgj Demetr. de eloc. 13.
(286] Arten der Gebaude. 385
Der Scblassstein des Gewdlbes heisst bei Ps. Aristot. de mundo 6 . 6fi(pal6g,
aucb if(prv, tboli conclusura, Lobeck Aglaoph. p. 1003 s. Hauptarten
iiachFestus: tectum pectinatum (in duas partes devexum), Tonnengewdlbe;
und testudinatum (in quatuor), Kreuz- oder Walmgew5lbe. Eine Kuppel
ov(f(xvlaxog §. 150. A. % rgovllog §. 194. A. 4. Ein Gewdlbe von geringer
-Curve und weiter Spannung hiess wabrscbeinlicb solea. Hirt, Mus. der
Alterthums-W. I. S. 279. Geradliniges GewOlb, s. Philo p. 87. [Merk-
TvQrdig sind die gewOlbten Hallen an dem Theater zu Sikyon, die gegen
den dritten Theil der HOhe der Sitze durch die Seitenbauten gefQbrt sind,
-urn einen Theil der Zuscbauer gieich von aussen in der Hohe, die sie
suchten, einzulassen. Sie sind 4 Schritte breit, 22 lang, und liber
4 Sohichten von geradaufsteigenden Quadem bildeu 5 andere die Wdlbung.
An einem Grabmal in Phrygien hei Afghan Khia fand Steuart einen
weiten sch5nen Bogen aus grossen Steinen gefugt, die indess weniger
.gross sind als die an jenem Theater.]
4. Arten der Gebftnde.
286. Bei der Aufzahlung der verschiednen Gattungen 1
der Gebaude kommt es besonders darauf an, auf die ein-
fache Zweckmassigkeit und charakteristi^che Bedeutsamkeit
hinzudeuten, mit der die mannigfachen Zwecke und Seiten
•des Lebens architektonisch befriedigt und ausgesprochen wurden.
Die erste Classe von Bauwerken bilden die, bei denen cs 2
bios auf die aussere Flache ankommt; sie zerfallen in
"zwei Arten, indem sie theils fur sich bestehend (oft mit Hiilfe
von Schrift und Bild) den Zweck eines Denkmals erfullen,
theils ein andres bedeutungsvolleres Kunstwerk zu tragen,
oder auch einer Handlung des Lebens eine emporragende
•Grundlage zu verschaffen bestimmt sind. Die einfachsten 3
Denkmaler jener ersten Art fiihren an den Punkt zuruck, wo
Architektur und Plastik in einer Wurzel zusammentreffen,
wie bei den Hermaeen, dem Agyieus, dem Hades-Steine auf
dem Grabe (§. 66. A. 1). Daran reihen sich konische, aus 4
Erde oder Steinen aufgeschichtete Grabhiigel xoloHvai^ tumuli);
Grabpfeiler (cTTiJ^a*, cippi, columellae) von zierlichen archi-
tektonischen Formen, mit Inschriften und oft auch Reliefs
(§. 431); und die liegenden Grabsteine, die man TQcine^ai
(mensae) nannte. Zur andern Art gehoren die einzelnen 5
Saulen, welche schon in den altesten Griechischen Tempeln,
bei der Kleinheit der meisten alten Schnitzbilder, gebraiicht
O. Mailer*! Arobaeolofle. 4. Aufl. 25
386 Architektonik. [286J
wurden, um die Gottergestalten uber die Schaar ihrer Ver-
ehrer eraporzuheben: woraus die Ehrensaulen spaterer
Romischer Zeiten erwuchsen; nebst den Pfeilem oder
auch Saulen, welche Kessel, Dreifusse und andere Ana-
themen, wie selbst dies Wort andeutet, aufzunehmen be-
stimmt waren: wovon mehr in Reliefs und Gemalden, als
6 in architektonischen Resten vorliegt. Zu derselben rechnen
wir den Herd (ifft/a), die Statte des Feuers und dadurch
Mittelpunkt menschlicher Wohnung, an den die Griechen die
Vorstellung des Festgegrundeten und Unverruekbaren an-
knupften, wodurch ein bewegtes Leben einen dauemden Halt
7 gewinnt. Der Herd wird in gottesdienstlicher Beziehung und
Anwendung zum Altar, der, wenn er nicht eine blosse nie-
drige Feuerstelle {^iSxdQn) war, die naturliche Form eines
abgekurzten Pfeilers oder eines Saulenstucks mit Fuss und
8 Sims erhielt; doch auch nicht selten in Griechenland zu
9 grossen und weitlauftigen Bauen ausgebildet wurde. Andre
Bauwerke der Art dienen der lebendigen Menschengestalt
selbst zum Boden, indem sie den zur Leitung von Volks-
versammlungen oder Kriegsheeren Berufenen uber die Kopfe
der Menge emporheben, wie das Bema, das Tribunal des
Praetor und Feldherrn, die Rostra.
4. Eine Uebersicht von Stelen, einfacheren Griechischen , und mehr
geschniQckten R6mischen, Bouill. UI, 84 ff. Glarac pi. 249 ff. Piranesi
Vasi, Candelabri, Cippi. 1778. 2 Bde. f. Die tgccnsiai dienen zu Spen-
dungen und Wassergiissen, daher Cicero de legg. II, 26 neben der mensa
das labellum (Waschgef^) auf den Attischen Gr^bern erw^nt. Inschriften
darauf, Plut. X. Or. Isocr. p. 241. H. Etwas fthnlicbes sind die txQiUy
als Zeichen des Kenotapbion, Marcellin V. Thuc. 31. Vgl. §. 54. 174. A. 2.
[5. Sehr alte Beispiele von S&ulen,'die G5tterbilder tragen, Welcker
Syll. Epigr. Graec. n. 119. 120. Andere Pausan. V, 24, 1. 26, 1 (Zeus,
Nike) und hSuilg in Reliefen und Vasengemalden (Apollon Pythios, Agyieus,
Pallas, Artemis), eben so S&ulen (xtov^g), worauf Weibgeschenke, Adler,
Eulen, Sirenen, s. L. Ross in den Annali d. I. a. XIII. p. 25. tv. B. vgl.
ZoSga de Obel. p. 228. Auch Bildnisse wurden so aufgestellt. Aemilius
Paullus liess nach Plutarch in Delphi auf eine grosse S&ule, die e)n&
goldene Statue KOnigs Perseus aufnehmen soUte, seine eigene setzen.
Das Bild des Polybius stand auf einer S^ule im Asklepieion zu Mantinea.
Pausan. VIII, 9, 1. Ueberreste einer grossen Ehrens&ule fiir eine Statue
[287, 288] Alt&re. Tempel. 387
daranf glaubt man in Lodi enideckt zu haben. Hall. LZ. IntBl. 1836.
N. 29. Eine Ehrens&ule war die ungeheure grosse zu Alexandreia §. 193 a. 6.]
7. B^iyxoofiata sind die Simse der Altdre, Eur. Iph. Taur. 73.
Auf Reliefs sieht man bisweilen (Bouill. Ill, 33, 1) einen zierlich geformten
runden Altar auf einem viereckigen einfach gestalteten stehen. Alt&re
zusammengestellt bei Hoses Collect, of anc. Vases, Altars etc. pi. 51 — 63.
Clarac pi. 249 flf.
8. So der grosse Altar von Olympia, dessen Unterbau ngo^etg
125 F. im Umfang, das €ranze 2^ F. H6he hatte; der Altar von Parion,
ein Stadion im Quadrat (Hirt Gesch. II. S. 59); der gleich grosse in Syrakus
(II. S. 179); der 40 F. hohe marmome mit einer Gigantomachie in Sculptur
zu Pergamon, Ampelius c. 8.
9. Die Rostra, zwischen Gomitium und Forum gelegen, waren zum i
Hin- und Herwandeln eingericfatet, daher in die Lfinge gestreckt. Man
sieht sie auf den MQnzen der LoUia gens.
287. Den Gegensatz gegen diese Classe bilden die Ein- 2
schliessungen aller Art, wie die Mauern ganzer Burgen
und Stadte, welche oft auch architektonische Formen und
Zierden erhielten, mit ihren meist iiberwolbten Thoren; die
Einhegungen heiliger Bezirke {^neQl^oXoi) oder oflfentlicher
Versammlungsorte (septa), welche als nicht unbedeutende
Bauuntemehmungen vorkommen.
2. Septa des Gomitium von Tullus Hostilius, Gic. de R. P. II, 17.
Septa Julia §. 190. A. 1. I b. In Athen waren solche Umhegungen meist
nur leicht aus Flechtwerk (die yi^^a der Ekklesia), oder gezogenen Seilen
(nsQioxoiviafia des Rathes). Statuen umgab man mit Rohr, xdvvtng, gegen
Besudelung Arist. Wesp. 405; S3ulen mit reticulis, Digest XIX, 1, 17. §.4.
288. Indem zu dieser Einschliessung das Dach hinzu- 1
tritt, entsteht das Ha us. Das einfachste Haus war der
Tempel {vaog^ aedis), zunachst nichts als ein Ort, wo
ein Cultusbild auf eine sichre Weise aufgehoben und geschutzt
ist, welcher indess selbst durch feierliche Wahl und Grundung
(idQvatg in Griechenland , inauguratio, dedicatio und con-
secratio in Rom) geheiligt wird. Das Verschlossne , Ge- 2
heimnissvoUe bleibt immer der Gharakter des eigentlichen
y«otf, der darum niemals Fenster erhalt; damit vereinigt sich
indess bald ein freies und offnes, und zugleich Schatten und
Schutz darbietendes Aeussere, indem der Tempel Vorhallen
und Umgange von Saulen erhalt (laxamentum). Spater er- 3
halt auch das Innere des Terapels durch die Hypaethral-Ein-
388 Architektonik. [288]
richtung ein helleres und geraumigeres Ansehn; sonst ge-
4 wahrte die sehr grosse Thur das einzige Tageslicht. Die Tempel
zerfallen nun in folgende A r t e n : a. hinsichtlich der
Saulenstellung umher, in: 1. aedis in antis, vahc h cT«c)rt-
ardaiv, mit Eckwaridpfeilem unter dem Giebel; 2. prostyles,
mit Saulenhallen an der Vorderseite, und 3. amphiprostylos,
an beiden schmalen Seiten ; 4. peripteros, mit S§,ulenumgangen;
5. pseudoperipteros , mit Halbsaulen umher; 6. dipteros,
mit doppeltem Saulenumgang ; 7. pseudodipteros , mit
einem Umgange von doppelter Breite; 8. den nach Tus-
canischem Plan (§. 169); 9. nach einem gemischten Grie-
chisch-Tuscanischen Plan angelegten Tempel. b. hinsicht-
lich der Saulenzahl (der Vorderseite) in den tetrastylos,
hexastylos, octastylos, decastylos, dodecastylos. c. hin-
sichtlich der Weite der Intercolumnien in: 1. den pycno-
, stylos (3 mod.); 2. systylos (4); 3. eustylos (4^'i);
5 4. diastylos (6) ; 5. araeostylos (mehr als 6). Eine Neben-
art, die Rundtempel, zerfallt in: 1. den monopteros (wo
bios Briistungen oder Gitter die Intercolumnien ver-
schliessen) ; 2. peripteros ; 3. pseudoperipteros ; 4. Rundtempel
6 mit einer Vorhalle, einem prostylum. Was aber die Theile
des Tempels anlangt , so unterscheidet man in grosseren
Tempelgebauden folgende: 1. den Grundbau mit den Stufen,
suggestus, HQTinlg oder xgri'iTldoDfta; 2. das eigentliche Tem-
pelhaus , vaog, (Ttyxdg, cella, bisweilen in demselben Ge-
7 baude doppelt ; dazu gehoren : a. to fSog, der oft. mit einer
Brustwehr oder Qittem eingefasste Ort der Bildsaule (§. 68.
A. 1), b. vnai^Qov, der mittlere Platz unter freieqi Him-
mel, c. (TTOrt/, die Saulenhallen umher, auch vittQipoi, hohere
Gallerien (§. 109. A. 9), d. bisweilen ein n^vrov^ das
8 Allerheiligste ; 3. das Vorhaus , izQovaog ; 4. die Nachzelle,
o'jia&odofiog (§. 109. A. 2); 5. den Saulenumgang nx^Qwiia,
alae, die prostyla inbegreifend ; 6. angebaute Saulen-
hallen, '^TQoardaetg, nur in besondem Fallen (§. 109. A. 4).
9 Wie sehr die alte Architektonik sich bei den Tempelgebauden,
ungeachtet der allgemeinen Regelmassigkeit, dem jedesmaligen
Bedurfniss des besondem Cultus anzuschliessen wusste, wird
man um so mehr bewundem miissen, je genauer man die
vorhandenen Reste studirt.
[288] Arteh und Theile der Tempel. 389
2. Ueber die Beleuchtung der T. stellt Quatr. de Quincy (M^m.
de rinst. Roy. T. III.) [Jup. Olymp. p. 262] einige unhaltbare Behaup*
tungen auf. Vitruv*s Ansdruck (III, 1. vgl. I, 2) von dem medium sub
divo sine tecto zwischen den doppelten SSuIengallerien bescbreibt die
Hypaethral-Einricbtung deutlich genug. Ygl. §. 80. 109. A. I, 5. [Ein
Hypaethron der alte Tempel auf dem Ocba §. 53. A. 2, der zu Phigalia,
§. 119. A. 3, der zu Delphi §. 80. I, 5, wo die Stelle Eurip. Ion. zu tilgen
ist, an deren Stelle Wieseler ein andres Zeugniss beibringen wird, vgl.
Ulrichs Reisen S. 83 f. Ueber die schwierige Frage Qber die partielle
Deckung der Hypaethraltempel s. Stuart Antiqu. of Ath. a new ed. U.
p. 33. not. c K. F. Hermann, die Hypaethraltempel des Alterthums, GOt-
tingen 1844 (vgl. Bullet. 1845. p. 98), widerlegt die Meinung, dass diese
Gattung vorzugsweise nur den Cult des Zeus angehe und nimmt eine
»eigentllche« Hypaethralconstruktion an, welche die Cella ganz unbedeckt
lasse, nicht des Licbts wegen sei, aber verbunden mit einem Altar in der
Mitte. Dagegen C. W. in der Allgem. Zeit. 1846. Beil. N. 213 und beson-
ders L. Ross Hellenika 1846. St. 1. Dieser leugnet diese Bauform, hin-
sichtlich deren auch in der Hall. ALZ. 1831. Int.Bl. N. 71 Zweifel geaussert
sind, gftnzlich. Boetticher Der Hypaethralbau auf Grund des Yitruvischen
Zeugnisses gegen Prof. Ross erwiesen, Potsdam 1846. 4. vgl. Archaeol.
Zeit. 1846. S. 359. Diesen Erweis fuhrt auch sehr ausfiihrlich R. Rochette
im Journal des Savans 1846. p. 669. 721.] Die Thflr des T. legt Vitruv
iV, 5, '1 (emendirt Min. Pol. p. 27) nach W., aber nicht bios die Atheni-
schen, auch die lonischen und 8icilischen T. pflegen sie nach 0. zu haben.
4. T. mit ungraden Zahlen der vordem Sflulen erw&hnen die Alten
nicht; eine solche S&uleiizabl, wie eine Sflulenreihe, welche die Cella der
LSnge nach theilt, fuhrt auf eine Stoa, §. 80. A. 11, 3. 109. A. 8. Doch
hat auch der sog. T. des Hercules zu Pompeji eine ungrade Sslulenzahl.
5. Rundtempel besonders zusammengestellt in Piranesi*s Raccolta
dei Tempi antichi. Den Vesta-T. lernt man durch Hunzen kennen. Vgl.
280. A. 6. Heratempel in Plataea hxatofinodos , Thucyd. Ill, 68, gewiss
nicht Quadrat.
6. T. mit doppelten Gellen [vaog dtnlovg) batten gewOhnlich die
Hauptthflren nach den entgegengesetzten schmalen Seiten, doch kommt
auch vor, dass man durch einen in den andern geht. Pans. VI, 20, 2.
Hirt Gesch. III. S. 35. Von zwei T. als Stockwerken flber einander kennt
Paus. ein Beispiel, IV, 15. Den grossen T. zu Kyzikos, §. 153. A. 3,
theilt Aristeides in den Kavdykios , ^icog und vn^gtoog] Oberall liefen
Gallerien, Sgofioiy durch denselben. R^^mische T. auf MClnzen haben oft
mehrere Stockwerke von Saulenhallen nach aussen. Ueber basilikenartige
T., wie den T. der Pax, Hirt HI. S 36.
7. 'iHQia nsQl TO idogy in der Inschr. Aegin. p. 160, i^vftara
390 Architektonik. [289]
um den Tliron zu Olympia, Paus. V, 11, 2; fthnliche wohl im Parthenon «
§. 109. A. 2. [In den dort angefiifarten Gdtting. Anz. sind Bedenken fiber
den Standort des Kolossalbildes im Parthenon erOrtert, welche wegfallen
durch die Bemerkung von Ulrichs a. a. O. S. 84, dass in der Mitte der Gella
unter dem Hypaethron ein Altar stand. Nach der Wegr&omung der zum
Theil von selbst eingestilrzten Moschee sind die Spuren der viereekten
Basis dieses Altars noch deutlicher geworden. Dass hier nicht die Statue
gestanden habe, wie Gockerell und Dodwell meinten, sondem an der
Hinterwand der Gella, wie in Olympia und dberall, wie auch Stuart annahm,
ist klar.j Der Demeter-T. zu Paestuni, §. 80. A. II, 1, hat eine innere
Aedicula Mr das mystische Bild. Der Pompejanische T. der Fortuna ein
Tribunal mit einem Prostyl in einer Nische, M. Borb. II. tv. B. Von ahn-
Hcher Art der Thalamos in Asiatischen T. §. 153. A. 3. 192. A. 5.
1 289. Eine sehr ausgedehnte Classe von Gebauden bil-
den bei den Alten die zum Zuschauen eines Kampfspieles
bestiramten , fur musische , gymnische und andre A g o n e n
2 eingerichteten. Ein offner Raum, geebnet und nach den
Forderungen des Agon abgesteckt und eingetheilt, bildet den
ersten und wesentlichen Theil; daruber mussen sich, um
moglichst Viele zuschauen zu lassen, terrassenformige Flachen
und Stufen erheben, welche indessen oft, besonders bei Stadien
und Hippodromen, auf eine naturliche Weise durch Benutzung
3 der umliegenden H6hen gewonnen wurden. Beim Theater
tritt zu dem ebnen Tanzplatz, dem ursprfinglichen Choros
(§. 64. A. 1), noch ein Gerust mit seiner Ruckwand hinzu,
welches einzelne Personen uber die Menge emporzuheben
und in einer fremden, dichterischen Welt zu zeigen bestimmt
4 war. Daraus ergeben sich die Theile : A. Orchestra , mit
der Thymele (dem Dionysos- Altar) in der Mitte, und den
offnen Zugangen (dQOfjLog?) an der Seite (deren Raum
5 Andre der Buhne zutheilen). B. Scenengebaude , bestehend
aus 1. der Scenenwand (ay,rivrj), mit ihrer festen Decora-
tion, die sich in mehrern Stockwerken (episcenia) erhebt, und
aus Saulen, Zwischenwanden und Gebalk zusammengesetzt
ist; 2. den vortretenden Seitenwanden oder Flugeln (wa^a-
axj^fiay versurae procurrentes); 3. dem Raum von der
Scenenwand zwischen den Flugeln {ngoffifi^vtov) ^ welcher
durch ein hSlzemes Gerust (oxnipng, Xoyetov) erhoht ist;
4. der Fronte dieses Geriistes gegen die Zuschauer und dem
6 dadurch bedeckten Raume {vnoaxfjviov). C. Der Schauplatz
392 Architektonik. [289}
pi. 4 ff. zu Knidos cb. 1. das obere pi. 3. 24 f. das niedere pi. 22 f. 32].
In Syrien, besonders die Theater von Gerasa, eins mil offner Scene aus
Sfiulen, eins mil geschlossner. Buckingham Trav. in Palest, p. 362. 386.
In Sicilien, Syrakus (§. 106. A. 2), Tauromenium, Catana, Himera, Egesta
(Hittorf pi 7—9). Das zu Egesta Bull. 1833. p. 169. [Theater und
Odeon von Catania, Serradifalco T. V. tv. 1—6, das von Tauromenium
das. tv. 20—25, von Tyndaris tv. 31.] In Etrurien §. 170. A. 1. Die
Menge dieser Ruinen, und die Vollst&ndigkeit mancher l&sst hoffen, dass
wir, nacb den neuem Arbeiten von Groddeck, Genelli, Kanngiesser, Meineke,
Stieglitz, Hirt, Donaldson, Cockerel), den Herausgebem Vitruv's, nocb eine
auf vollstftndige architektonische Benutzung des Material.^* gegrOndete Dar-
stellung des alten Theaters erhalten werden. Stieghtz Beitr. S. 174 unter-
scheidet pulpitum und proscenium. MerkwQrdig ist der Unterschied der
Theater in Kleinasien, auch des Syrakusischen, mit stumpfwinklig schliessen-
den Sitzplatzen, und der in Griechenland vorhandnen mit rechtwinklig
abgeschnittenen. [J. H. Strack das altgr. Theater, Potsdam 1843 f. Manche
Nachweisungen in F. G. Welckers Griech. Trag. S. 925. 1295 ff.)
Das ROmische Theater (§. 188. A. 4. 190. A. 1, I. a. b. A. 4.
vgl. §. 256. 259. A.) ist nur eine modificirte Form des Griechischen mit
anderer Benutzung der Orchestra. Seine Einrichtung wurde hernach
wieder auf Recitationss§le Qbertragen. Giulio Ferrara Storia e descr. de
princip. teatri ant. e moderni. Milano 1830. 8. [Vollstandig erhalten ist
das ROmische Theater zu Falerona (selbst von den Periakten die Unter-
lage), wovon man zu Rom Modelle hat. In Vicenza wurde eines entdeckt
1839, durch den Architekten Mighiranza. das nach der GrOsse, dem Reich-
thum der Mat'morverzierungen und Statuen aus der Zeit des Augustus zu
sein scheint. Das zu Parma wurde 1844 tiefer unter dem Boden auf-
gefunden und ist ebenfalls wohl erhalten. Ueberreste ausserdem in Bres-
cia, Assisi, Teoni, in Nora in Sardinien (della Marmora voy. de la
Sardaigne T. II. pi. 37, 2), in Sagunt (Schiassii de lipo ligneo theatri
Saguntini, Bononiae 1836, cf. Bullett. 1837. p. 376.)]
6. Die raumersparende und elegante Form der Sitzstufen lernt man
an den Ruinen besonders kennen. Die ieise Neigung der horizontalen
Flachen nach hinten, die in Epidauros statt findet, sichert SiLz und Schritt
[Man findet diess Ofters, z. B. an dem kleineren Theater zu Melos.] Der
Raum fQr die Filsse ist, gegen den zum Sitzen bestimmten, eingesenkt;
nur beim Theater von Tauromenium und sog. Odeum von Catania sind
(nach Hittor£f) besondre Stufen fQr die FQsse, andre Mr den Sitz bestimmt.
Ueber die die Platze trennenden lineae (die man im Amphitheater von
Pola noch sieht) Forcellini s. v.
7. Ueber diesen Saulengang besonders Appulej. Melam. III. p. 49.
Bip. ; derselbe spricht Florid, p. 141 von der pavimenti marmoratio,
[290] Stadien, Hippodromen, Amphitheater. 393
proscenil contabulatio, scenae columnatio, der culminum eminentia und
lacunariam refulgentia. Diesen SSulengang unterbrachen mitunter Tempel
wie bei dem Theater des Pompejus, §. 188. A. 4, auch bei dem Amphi-
theater von Herakleia, nach der Mflnze, Buonaroti Medagl. tb. 4, 7. vgl.
p. 275 f. Das Proskenion zu Antiocheia enthielt ein Nymphaeon. —
Gegen die alte Meinung von der Yerst&rkung des Schalls durch die ein-
gesetzten Gef^se und die Form der Masken spricht Ghladni, Caecilia H. 22;
doch soil Banks Spuren von Schallkammern zu Skythopolis entdeckt haben.
8. Die Odeen waren Theatem ahnlich (^-far^octd^s ^dflov, Inschr.
aus Arabia Petraea bei Letronne Analyse du recueil d. Inscr. de Vidua
p. 24), mit grossem kreisf&rmigem Dache §. 106. A. 3, vgl. das Epigr. in
Welcker's Syll. p. 44), welches auf sehr vielen Saulen ruhte (Diodor I, 48.
Theophr. Char. 3 u. A.). Die Buhne musste in der Mitle sein. Die
Iheatra tecta dagegen, wie das von Valerius, Plin. XXXVI, 24, und das
Pompejaniscbe, batten eine gew5hnliche Bflhne. Martini von den Odeen.
[Klausen in der Encyklop. von Ersch und Gruber, C. Rose Ciber die Odeen
in Athen, Rom u. Karthago, Soest 1831. 4. Odeum in Laodikeia, Ion.
Antiqu. II. ch. 6 in Smyrna, Aristides Rhod. L p. 630, in Catania u. s. w.]
290. Die Stadien erhalten ihre Form hauptsachlich 1
durch die Bestimmung fur den Lauf, worauf sich die
Schranken [pd^U und vcnlrii) und die Zielsaule (r^Qfia,
meta), so wie die Lange der Bahn beziehn; doch wird dabei
auch in der Nahe der Zielsaule fiir den Raum des Ring-
und Faustkampfs und anderer Uebungen gesorgl : dieser Theil
des Stadions {a(fepd6vrj genannt) hat diirch abgerundete
Fomi und Sitzstufen Aehnlichkeit mit einem Theater. Der 2
Hippodrom war zuerst eine sehr einfache Anlage; bei
den Griechen wurde besonders die zweckmassige Anlage der
Schranken {Sqieaig mit dem sfi^oXov) ein Qegenstand feiner
Berechnung (§. 106. A. 4); die R6mer machten aus ihrem
Circus ein grosses Prachtgebaude, als dessen Haupttheile
unterschieden werden : das Vordergebaude (oppidum) mit den
Schranken (carceres , wahdatrat iitnaqiiaetg) und dem
Thore fur die Circus -Pompa; die Rennbahn mit der von
zwei Spitzsaulen (metae, vvaaat, xa/iitrr^Qsg) begrenzten
Spina , und dem Euripus umher ; die Mauer umher mit
den Sitzreihen (podium et sedilia) und Prachtlogen (sugge-
stus et cubicula); wozu tiach aussen noch ein Porticus mit
Tabemen hinzukommt. Die Amphitheater, obgleich erst 3
394 Architektonik. [290]
in Italien aufgekommen , sind durchaus in dem einfachen
und grossartigen Sinne der Hellenischen Archltekten gedacht ;
auch war die Aufgabe hier leichter als bei dem Theater. Die
elliptische Form, welche die Arena durchgangig erhielt, gab
den Vortheil einer langeren Linie fQr andringende und ver-
folgende Bevvegungen; das Local verlor dadurch die Einfbr-
migkeit der uberall gleiche Vortheile darbietenden Kreisflache.
4 Theile des Amphitheaters sind: 1. die Arena mit den unter-
irdischen Gangen und den fur das einzelne Spiel bestimmten
Ausriistungen ; 2. die Grundmauer der Sitze (podium); 3.
die verschiedenen Stockwerke (maeniana) der Sitzreihen (gra-
dationes) mit ihren Treppen; 4. die verschiedenen Umgange
zwischen den Maenianen (praecinctiones) mit den Pforten
imter den Sitzen (vomitoria); 5. die hoheren und niedern
Gewolbo und Arkaden (fornices, concamerationes) iiber- und
nebeneinander , die den ganzen Raum unter den Sitzen ein-
nahmen; 6. die Stockwerke der Saulenarchitektur nach aussen;
7. die Porticus urn das ganze Amphitheater iiber dem hoch-
sten maenianum; 8. der hochste Umgang mit den Balken,
von denen vermittelst eines ungeheuern Tauwerks die
5 Segeltucher (vela) ausgespannt wiirden. Wie Amphitheater
bisweilen mit Wasser gefullt und die Arena in ein* Bassin
verwandelt wurde: so entstanden in Rom durch die uner-
sattliche Sucht nach Offentlichen Volksergotzungen auch als
besondre Art von Gebauden die N a u m a c h i e n , welche
grossere Flachen im Innern fur Seegefechte darboten.
1. Diese Sphendone (Malalas p. 307 ed. Bonn.) sieht man sehr
deutlich an dem Epbesischen St&dion, wo sie zugleich durch einige vor-
springende Sitze von der Qbrigen Rennbahn abgesondert ist. Das Messe-
nische Stadlon, welches von Golonnaden umgeben ist, hat 16 Sitzreihen
in der Sphendone. Exp^. d. la Mor^e p. 27. pi. 24 ft. Beim Pythischen
Stadion (welches Gyriacus Inscr. p. XXYIL beschreibt) nennt Heliodor
IV, 1 dies ein daorrpov. Mehrere Stadien in Kleinasien (Magnesia, Tralles,
Sardis,Pergamon) sind an beidenEndenabgerundet. Leake Asiamin. p. 244.
2. [Der Hippodrom zu Aphrodisias Ion. Antiqu. III. ch. 2. pi. 10 ff.
Wohl erhalten ist auch der in Perga. Ueber die phiale (der Brunnen)
des Hippodroms zu Gonstantinopd , Texier Revue arch6ol. II. p. 142.]
Die Zierden der Spina des ROmischen Circus, u. a. das pulvlnar, die
Grerilste mit Elem und Delphinen, konische Pyramiden auf einer Basis,
sind zum Theil von decursiones funebres, auch vom Poseidonsdienst
[291] Hdlen. 395
hergenommen. [Das pulvinar ffir die ausgezeichneten Personen, das
maeDianum, eine Treppe der verschiedenen Etagen; der Euripus wehrte
den Rennem sich dem Podium zn nfthern.] Der Euripus, so wie
das Bassin (lacus) der Spina (deutlich am Circus des Garacatla und auf
Mosaiken) dienten dazu, den Sand zu feuchten. — Roms Circus Max.
war 2100 Fuss lang, 400 breit, und von Gallerien in drei Stockwerken
{oTQais Tpc«r€yoiffi Dion. Hal.) amgeben, wovon die untem steinerne, die
obem h()lzerne Sitzreiben batten; er fasste in Trajan's Zeit gegen 300,000
Zuscbauer. 6. L. Bianconi's Werk §. 258. A. 4. Mosaiken §. 424. A. 2.
» 3. Die Griecben verwandelten bisweilen Stadien in Amphitbeater,
Hirt Gescb. II. S. 345. Lipsius de amphitb., Thes. Ant. Rom. IX. p. 1269.
Maffei degli Amfiteatri. Carli d. Anfiteatri (das Flavium, das von Italica
und von Pola). Mil. 1788. FiMitana Anfit. Flavio (§. 190. A. 3). 1725. f.
Ampbitbeater-Ruinen in Italien §. 258. 260. A. Bibliot. Ital. XLL p. 100.
Vgl. §. 254. 256. 262.
4. Die unterirdiscben Gftnge der Arena baben die neuern Aus-
grabungen des Coliseo gezeigt. S. Lor. Re, Atti d. Ace. arcbeol. II. p. 125
(for Bianchi, gegen Fea). [Das Ampbitheater von Syrakus, Cavallari b.
Serradifalco IV. tv. 13—15, von Catania V. tv. 7—9; fiber das von Capua
ist ein grosses Werk vorbereitet.] Die Schau der ampbitheatraliscben
Spiele kann man sicb in ibren seltsamen Combinationen nicbt wunder-
bar, aufr^end und uberrascbend genug vorstellen. Die glftnzende Aus-
sebmQckung, die beweglicben elfehbeinemen Cylinder und Goldnetze zum
Scbutze des Podium, die Gemmen am Balteus, d. b. den Praecinctionen, und
die Vergoldung der Porticus scbildert besonders Calpumius Eel. VII, 47 ft.
5. Bei Augustus Naumacbie betrug die l&ngere Acbse 1800 (Bassin)
und 100 F. (Sitze), die kiirzere 1200 u. 100 F.
291. Eine andre Classe von Gebauden bilden die zu 1
ofiFentlich-geselligem Verkehr, wie ihn die Alten sehr liebten,
zu Handel und Wandel und allerlei Versammlungen be-
stimmten Hall en, bei denen ein auf Saulen ruhendes,
Sehutz gegen Sonne und Regen darbietendes Dach eben so
die Hauptsache ist, wie es bei den Tempeln bios ausserlich
hinzutritt. Hierher gehSren erstens ganz offne Hallen von 2
zwei Oder mehrem Saulenreihen (tetrastichoe, pentastichoe),
de'rgleichen bald strassenartig die Stadte durchschnitten , wie
die grossen Saulenalleen der Syrischen Stadte (§. 149. A. 4.
192. A. 5), bald viereckige Markte oder andre Platze um-
gaben; auch bildeten sie bisweilen eigne Gebaude fur sich.
Dann treten aber auch zu den Saulenreihen Wande an einer 3
Oder an beiden Seiten hinzu, und es bilden sich die Hallen
396 Architektonik. [291]
aus, die aus Griechenland nach Rom unter dem Namen
Basiliken kamen {nroai ^aaiXinai §. 180. A. 3. 188.
4 A. 3. 191. A. 1. 194). Man unterscheidet hier: drei oder
fiinf nebeneinander her laufende SchiflfC; nebst den Gall^rien
uber den Seitenschiflfen , welche durch doppelte Saulenstel-
lungen gebildet werden; das Chalcidicum vorn, und das Tri-
bunal im hintern Theil des Gebaudes, oft in einem halb-
5 kreisformigen Ausschnitt {aoyxn)' — Andre ofifentliche Ge-
baude begnugen wir uns nur zu erwahnen, da uber ihre
Einrichtung kaum etwas Allgemeines gesagt werden kann,
wie die Buleuterien oder Curien; die Prytaneia der
Griechen mit den T hoi en oder Rundgebauden , welche fur
Staatsopfer der Prytanen bestimmt waren; [die Schiffs-
hauser, vfcoVim (Boeckh Urkunden des Attischen Seewesens
S. 64 flf.) und Skeuotheken, die beruhmte des Philon ira
Peiraeeus Olymp. 112 (das. S. 71)]; die oft sehr festen und
Burgverliessen ahnlichen Gefangnisse; die Thesauren
(aeraria), wobei unterirdische kellerartige GewSlbe auch noch
6 spater als Hauptsache vorkoranien.[?] Die zahlreichen Gruppen
von Thesauren, welche auf Platformen (xcj)jirr<5«4?) bei den
Tempeln von Delphi und Olympia standen , waren wohl
auch meist Rundgebaude.
2. So lagen z. 6. m Athen nach Paus. I, 2, 4 mehrere T., ein
Gymnasion und Polylion's Haus in einer Stoa, d. h. in einem von ihr
eingeschlossnen Viereck. Von derselben Art war die Porticus des Metell,
§. 180. A. 2. 190. A. 1, I. Die Halle von Thorjkos (§. 109. A. 8) zeigt
keine Spur von Mauem, und war also wohl ein blosses Saulengebaude ;
so auch grOsstentheils die Portikus des Diocletian zu Palmyra, Cassas I.
pi. 93 flf. - Vgl. Hill Gesch. HI. S. 265.
3. Die Korkyraeische Halle zu Elis enlhielt eine Mauer zwischen
zwei SHulenreifaen, Paus. VI, 24, 4. Eine Crypto porticus hat an beiden
Seiten WSnde mit Fenstern, und wahrscheinlich nur Hhlbsaulen dazwischen.
Ueber schwebende Hallen §. 149. A. 2. vgl. §. 279. A. Forcellini s. v.
maenianum. solaria, Maeniana, TjXiccatjjgia, Salmasius Hist. Aug. I. p. 676.
[Halle der Agora zu Aphrodisias, Ion. ^nt. III. ch. 2. pi. 6 ff.]
4. Die Basiliken lernt man besonders aus der des Vitruvius zu
Fanum (deren Beschreibuhg indess noch manche Dunkelheit hat), der
Pompejanischen (Mazois III. pi. 15 flf. Gell Pomp. New Ser. ch. 2), der
zu Ocriculum und den Ghristlichen kennen. Ueber den Vorsaal, welcher
[292] Ba^iliken, Thesauren. Gy.
Chalcidicumhiess,alsoaus Chalkia stammte. s. Hirt IT. 8. 266. Sachse'a
Stadt Kom II. 3. 7. Das Pompejanisrlie Chakidicum indess bildete ein
besondi'es Peristal mil etiipr Ciyptoporticus dahinter. Becchi del Calcidico
398 Architektonik. [292]
8. bedeckte Bahnen. (Ivaroi', in Rom porticus stadiatae,
stadia tecta), 9. ofifne Bahnen {itsQidgoftldsg , in Rom
3 hypaethrae ambulationes oder xysti); B. als umgebende
Theile: allerlei Zimmer (oeci), oSne Sale (exedrae), Saulen-
hallen (porticus, auch cryptoporticus), durch welche das
Gymnasium zugleich der Tummelplatz einer geistigen Gym-
4 nastik zu werden geeignet war. Aehnlicti unterscheiden wir
nun bei den Thermen: A. das Hauptgebaude , darin:
1. das Ephebeum, den ganzen Ringsaal in der Mitte des
Ganzen, 2. das kalte Bad (balneum frigidarium), 8. das
laue (tepidarum), 4. das heisse (caldarium), 5. die damit
oft vereinigte Schwizstube (Laconicum s. sudatio concamerata,
darin der clypeus und das labrum, darunter das hypocaustum
mit der suspensura), 6. das Salbziromer (unctuarium),
7. Sphaeristerium oder Coryceum, 8. Apodyterium, 9. Elaeo-
thesium, 10. Gonisterium, 11. den Schwimmteich (piscina),
12. Xysten, 13. allerlei Zimmer fur Aufwarter, 14. das
' Vestibulum (alle diese Stucke, das Vestibulum, Ephebeum
und die Piscina ausgenommen, pflegen doppelt vorhanden
5 zu sein); B. umgebende und einfassende Anlagen, wie sie
sonst den Museen besonders zukommen, Porticus, Exedren,
Zimmer zur gelehrten Unterhaltung (scholae) und Bibliotheken,
auch theaterformige Baue.
2. Die am besten erhaltenen Ruinen von Gymnasien finden sich
in Ephesos (das pr^chtigste in Asien, erbaut von Hadrian, Philostr. Vit.
Soph. I. Polemo),' Alexandreia Troas und Hierapolis (die letzten hat Gockerell
gezeichnet). Zur AusfQhrung der obigen Angaben aus Vitruv s. Hirt III.
S. 233 ff. Kruse Theagenes S. 131 ff. [Plan der Palaestra, Leake Tour in
Asia minor, Zusatznote 3.]
4. Im Sltern Griecbenland und Rom waren die Bfider, paXavBloc^
geringfQgige Geb&ude, und wahrscheinlich in der Regel Privatunter-
nehmungen. (Oeffentliche kovvQavag erw&hnt indess Xenoph. RP. Alh.
% 10.) Dabei war eine runde und gewOlbte Form schon in Alhen die
gebr&uchliche, Athen. XL p. 501. Diese Form blieb aber immer fOr die
Bades≤ grosse Fenster im Gewdlbe fingen die Sonne ein. Vgl. Lukian's
Hippias 5. Seneca Ep. 86. Statius Silv. I, 5, 45. Plin. Ep. II, 17. Sueton
de ill. gramm. 9. 11. Vgl. §. 194. A. 3. [Bader in Knidos Ion. Ant. III.
ch. 1. pi. 12 fif.]
Die Einrichtung der Bader und Thermen kennen wir besonders durch das
Bild aus den Thermen des Titus (Winckelm. W. II. Tf. 4. Hirt Tf . 24. 2),
[293] Thermen, Museeii, PrivathSuser. 399
die auf die nGthigen Theile beschr^nkten Tliermen von Badenweiler
(§. 264. A. 2) und Pompeji (M. Borb. II, 49 flf. Gell Pomp. New S. I,
pi. 23 fit.), und Palladio's freilich nicht ganz zuverl&saige Risse der Thermen
des Agrippa, der Neronisch-Alexandrinischen, der des Titus (oder Trajan?),
des Caracalla, Philippus (?), Diocletian und Gonstantin, welche die lavacra
in modum provinciarum exstructa (Ammian) im Allgemeinen sehr deutlich
machen. Terme del Bacucco zu Viterbo und Montefiascone Annali d. I. a.
VII. p. 1-7. tv. A. Palladio Terme de' Rom. dis. con giunte di Ott.
Barotti Scamozzi. Vic. 1783 f. [Vicence 1797. 4.] Ch. Cameron the
baths of the Romans. L. 1772 f. vgl. §. 192. A. 1. 193. A. 6. Becker
Callus II. S. 19. Das Goryceum unterscheidet vom Sphaeristerium Kruse
Theagenes S. 138. - Den Badern verwandt waren die Nymphaeen,
Sale mit bohen Kuppeln und Springhrunnen (Dissert. Antioch. I, 22).
5. Das Alexandrinische Museum (§. 149. A. 3) war ein grosses
Peiistyl mit Bibliotheks- und andern Zimraern dahinter, mil einem grossen
Speisesaal. Slrab. XVII. p. 793. Aphthonios p. 106. ed. Walz. Vgl.
J. Fr. Gronov und Neocorus Thes. Ant. Graec. VIII. p. 2742 ff. Ueber die
mit Stoen verbundnen Exedren der Museen Gothoft>ed. ad Theod. Cod. XV,
1, 53. Aber auch kiinstliche Tropfsteingrotten hiessen Museen, Plin. XXXVI,
42! vgl. Malalas p. 282. ed. Bonn. [Auf Gffentliche Speicher deuten grosse
Ruinen in Sardes.]
293. Die Anlage der Privathauser war natiirlich 1
zu jeder Zeit von den mancherlei Bedurfhissen verschiedner
Stande und Gewerbe, wie von den besondern Neigungen der*
Eigenthumer , abhangig, und daher weniger nach durch-
gehenden Normen geregelt, als die ofifentlichen Bauten; in-
dess giebt es doch auch hier gewisse leicht unterscheidbare
Hauptfonnen. I. Das altgriechische Anaktenhaus (§. 47), 2
dem die Hauseranlagen bei denjenigen Stammen Griechen-
lands, welche die alien Sitten treuer bewahrten, im All-
gemeinen auch spater entsprochen haben mogen. II. Die wahr- 3
scheinlich von- den loniem ausgegangne und in den Alexan-
drinischen Zeiten ausgebildete Hauseranlage , welche Vitru-
vius beschreibt. A. Vorflur des Thurhuters {»v{)a)Qstov).
B. Manner-Abtheilung {dfdQ(oviTig), ein Peristyl (mit der-
Rhodischen Stoa gegen Mittag), umgeben von allerlei
Zimmern, Speisesalen, Salen fiir Manner -Mahlzeiten (av-
dgdveg), Exedren, Bibliothekszimmern , Cellen fur Sklaven,
Pferdestallen. C. Frauen-Abtheilung {yvvMxoyptrtg) ^ auch 4
400 Architektonik. [293J
in Zusammenhang mil dem Vorflur, mit einem eignen kleinen
Prostyl und daranstossendep Flur ^Qoardi^ oder naQaoTdg),
allerlei Zimmern, Schlafgemachem (dem ^aXauo^ mid awg;*-
&d)Mnoq) /ZeWen u. s. w. D. Gastgemacher {U'^mvfc^ hospi-
talia) als abgesonderte Wohnungen; ZwischenhSfe (u^aavloi)
5 trennten sie vom Hauptgebaude. III. Das Romische Haus,
eine Vereinigung des spatern Griechischen mit dem alt-
ilalischen (§. 168. A. 5), welches in den Wohnungen
schlichter Burger iramer noch ziemlich festgehalten wurde;
seine Theile: 1. Vestibulmn; 2. Atrium oder Cavaedium,
entweder Tuscanisch (ohne SSulen), oder tetrastyl, oder
Korinthisch, oder uberwSlbt (testudinatum); 3. Neben-
zimmer des Atrium (alae, tablina, fauces); 4. das Peristyl;
5. Speisezimmer (triclinia, coenationes, aestivae hibemae);
6. Sale (oeci, tetrastyli, Corinthii, Aegyptii, Cyziceni);
7. Conversations -Sale (exedrae); 8. Pinakotheken und
Bibliotheken ; 9. das Bad mit der Palaestra; 10. Cabinets,
Schlafzimmer (conclavia, cubicula, dormitoria); 11. Vor-
raths- und Arbeitskammem der Sklaven (cellae familiae);
12. der Oberstock, coenacula genannt; 13. Keller (hypogea
concamerata); 14. Gartenanlagen (viridaria, ambulationes).
6 Zum Charakter des antiken Hauses uberhaupt gehort die
Abgeschlossenheit nach aussen (daher wenige und hohe Fen-
* ster) und die ofifhe Verbindung der Hausraume untereinander
da sie um innre Hofe herumgebaut von da unmittelbar zu-
ganglich, oft nur durch die oflfnen Thuren erleuchtet, zum
Theil nur durch bewegliche Bretterwande (daher das tabli-
7 num) oder Vorhange (vela) geschieden waren. Von den
Landhausern genugt es anzumerken, dass sie in villae
rusticae, wirklich zum Leben eines Landmanns eingerichtete,
und in urbanae, welche die luxuriose Einrichtung der Stadt
in landliche Umgebungen ubertragen (von solchen mangelt es
nicht an genauen Beschreibungen), zerfallen.
1. Ein Hauptumstand bei der Erkl&rung dieser Aniagen ist das
geringere Beddrfniss der AbfQhning des Rauches; daber der Mangel der
Schomsteine. Ueber die Ersatzmittel vgl. Stieglitz Arch. I. S. 124. Reste
■
alter Kamine Fea zu Winckelm. W. II. S. 347, am gewOhidichsten waren
solcbe in Gallien. Sonst war Heizung durch R()hren in Wand und Boden
sehr beliebi.
[294] Grabmonumente. 401
2. Vgl. Dorier II. 8. 254. In Atfaen war eine avXij vor dem Hause
auch sp&ter noch gewGhnlich; Frauen wohnten meist im Oberstocki vivf-
ef>ov, dtijifig (Lysias v. Eratosth. Mord 9), M9gde in nvpyoig (Demosth.
g. Eueiig. p. 1156). Daher die 9icxeym auf der BQhne, Pollux IV, 127,
Antigone erscfaeint auf dem SOlIer fiber dem Parthenon In der dictfyUx.
Die Vitruvischen Angaben sind bier offenbar im Ganzen nicht anwendbar.
Vgl. Schneider Epim. ad Xen. M. S. Ill, 8. ad Vitruv. VI, 7.
5. Diese Angaben Vitruv's stimmen im Ganzen trefiflich mit den
stattlicheren H&usem in Pompeji (§. 190. A. 4) und auf dem Capitol.
Plane Roms. Mazois Essai sur les habitations des anc. Romains, Ruines
de Pomp^i. P. II. p. 3 sqq. [Ein Denkmal der Wissenschaft errichtet.
Das Genauesfe und Vollsttodigste Descriz. di una casa Pompejana Nap.
1837. 4, ein zweites 1840, ein drittes 1843 von Avellino, der fibrigens
versicherte, dass er unsern Winckehnann in nichts mehr bewundere als
wegen seiner Nacbricbten yon Pompeji, da er so viel Torausgesehn , was
die spStere Entdeckung best&tigte. P. Marquez delle case di cittk d ant.
Roman! secondo la dottrina di Vitr. R. 1795. 8. F.^ Schiassi deglf edifizi
di R. ant. Bologna 1817. 8. G. G. Zumpt fiber die bauliche Einrichtung
des ROm. Wohnhauses. B. 1844. 8.]
7. Plinius Beschreibung seines Laurentinum und Tuscum, Statins
Silv. I, 3 sind Hauptquellen; [Felibien des Avaux les plans et les descr.
de deux maisons de camp, de Pline. L. 1707. 8.] von Neuem Scamozzi,
Felibien, Rob. Castell The Villa's of the Andens illustr. L. 1728. f. Die
Pl&ne der Villa Hadrian's von Ligorio, Peyre, Piranesi sind meist Phan-
tasie. — Von Wirthshftusern kennen wir besonders das grosse, einer
Karavanserei fthnliche naxuyaytov von Plataeae, Thukyd. Ill, 68.
294. In den Grftberanlagen herrscht von zwei l
Zwecken gremeiniglich der eine vor, entweder der: eine Eam-
mer zur Beisetzung des Leichnams oder der Asche des Todten
zu haben, oder der: ein Denkmal der Erinnerung an ihn
oflfentlich hinzustellen (vgl. §. 286). Jener Zweck ist der 2
einzige bei unterirdisch angelegten oder in den Fels gehauenen
Grabkammern, wenn nicht auch hier ein Frontispitz an der
Felsenwand die Lage einer Grabkammer ankundigt (§. 170, 2.
241*, 3, 256. A. 3). In Griechischen Gegenden, -wie bei 3
den unteritalischen Colonieen, herrscht die an das ursprung-
liche Begraben der Leichname erinnemde Form sargahnlicher
Eammem oder Steinbehalter. Auch waren labyrinthische 4
Kammem und G&nge im Gestein des Bodens eine seit Ur-
zeiten beliebte Form einer Nekropole (§. 50. A. 2). Der 5
andre Zweck dagegen mischt sich bei Monumenten, welche
O. M a 1 1 • r ' • Areh««oloKitt. 4. Auil. 26
402 Architektonik. [294]
uber die Erde hervoilreten , noth\vendig ein, obgleich diese
immer auch eine Kammer enthalten mussen, in welcher der
unmittelbare Behalter der Reste des Todten beigesetzt ist.
Eine gewolbte Eammer, mit Nischen fur die verschiednen
Umen, wenn das Grabmal (als columbarium) fur Mehrere
dienen soil, befriedigt dies Bedurfniss am einfachsten; dieser
• entspricht auf eine naturliche Weise nach aussen die Form
eines runden thurmartigen Gebaudes, welche bei Rom und
6 Pompeji haufig vorkommt. Andre Fonnen entstehen , indem
die alten Tumuli (xw>aT«, xoXdjvm §. 50, 2) theils kreisKrmig
untermauert (§. 170, 2. 241*, 2), theils viereckig gestaltet
werden, woraus einePyramide hervorgeht; welche dannwieder
auf einen cubischen Untersatz gestellt die weitverbreitete
7 Form des Mausoleion (§. 151. A. 1) giebt. Die Terrassen-
form der Grabmaler Romischer Kaiser (§. 190. A. 1. 191.
A. 1. 192. A. 1) dankt wohl der Analogie mit dem Rogus,
8 wo sie die naturlichste ist, ihren Ursprung. Andre Gestalten
bringt die Analogie mit Altaren hervor, auf welchen den
Todten gespendet wird; so wie die mit Tempeln, womit die
Grabmonumente um so naher zusammenhangen, da sie selbst
9 als Heroon's betrachtet wurden. — Hiermit verwandt sind
die Ehrendenkmaler, welche in gar keinem Bezuge auf
Beherbergung des Todten stehn, und Ehrenbildem theils unter
einem Saulendach (wie die Tetrakionien §. 158. A. 5) , theils
in Nischen eine Stelle verschaifen (wie das Denkmal des
Philopappos §. 192). Die Triumphbogen vereinigen auf
eine geistreiche Weise die doppelte Bestimmung, an einen
siegreichen Heimzug zu erinnem, und Curulstatuen hoch uber
den Boden emporzuheben.
3. In Attika findet man 6fter Steins&rge in den Felsen gehauen
und mit einer Sleinplatte bedeckt (Leake Topogr. p. 318); ahnliche auf
dem Wege nach Delphi. Annali d. I. VII. p. 186. Ueber die Attischen
Gr&ber {^rjxai) Cic. de legg. U, 26. Ziegelsarg (•ntQufieog aoQog) Stackel-
berg GrUber Tf. 7, irdener Sarg das. 8. Steinsarge in Felsennischen finden
sich bei Ephesos, auf Melos u. sonst. [EigenthQmlich und mannigfaltig die
auf dem sanft ansteigenden Felsenboden eingehauenen Gr^ber bei Ghalkis.
Grabkammer in Melos Ross Hall. A. L. Z. 1838. N. 40. Grftber von Thera
derselbe Annali d. I. XIII. p. 13.] Zu Assos, Thasos und an andern Orten
stehen viele grosse Sarkophage auf E^edestalen frei da [auch vor dem Thor
[294] Grabmonumente. 403
von Plataeae die Sirasse nach Theben hin]. Ueber die Graber von Rfaenea
Bull. d. Inst. 1830. p. 9. Kunstbl. 1836. N. 17. In Grossgriechenland
berrschen nach lorio (§. 257. A. 5) aus grossen SteinblOcken zusammen-
gesetztei mit kleinen Steinen oder Erde bedeckte GrUber vor (s. das Titel-
kapfer vor Tischbein*s Vasengemftlden) , daneben findet man Grftber im
Tuf ausgehGhlt, oder auch in der blossen Erde. Besonders die Tuf-Gr3,ber
sind oft mit Malerei, Stuccatur, Reliefs reich verziert Ein zierliches Grab
von Ganosa, 1826 entdeckt. M. I. d. Inst. 43. Lombard!, Ann. IV. p. 285.
Vgl. Gerhard, Bull. 1829. p. 181. TodtenbesUttung Becker Gallus II.
S. 271. 291.
4. Die Grotten bei Gortyna giebt Lapie's Karte von Ereta. Unregel-
mftssig angelegte Eatakomben in Rom, Neapel, Paris; planm&ssigere zu
Syrakus, Wilkins M. Gr. p. 50. Hirt II. S. 88. Diesen sind die Alexan-
drinischen (Minutoli Abhandl. verm. Inhalts, zw. Gycl. I. 8. 1) und die
Kyrenaeischen (Pacho pi. 61) ahnlich. [E. Braun il laberinto di Porsenna
comparato coi sepolcri di Poggio-Gozella neir agro Glusino. R. 1840 f.]
5. [In Lykien vier Arten von sepulcral^ Architektur, Fellows Lyda
p. 104. 128, eine mit Gothischem Bogen im Dach, vgl. p. 112. 142. 186.
Asia Minor, (desselben) p. 219. 231. 228; andre ahmen die Holzconstmc-
tion im Felsen nach , besonders bei Xanthos, Telmessos, Pinara, vgl. Asia
Minor p. 228; ein Gedanke, der sich auch in mehreren der Fagaden von
Phrygischen Gr&bem verrSth. Kein Theil Kleinasiens ist so reich an
Grftbern als Lykien. Grab zu Mylasa mit einer auf 12 Eorintbischen
Sfiulen ruhenden offenen Eammer fiber der Grabkammer, Fellows Lycia
p. 76. Merkwtlrdige tumuli, innen ausgemauert in Eertsch (Pantikapaeon).
Dubois Yoy. en Grim^e IV. Sect. pi. 18. Grftber in Phrygien bei Steuart
Descr. of some anc. mon. with inscriptions, still existing in Lydia and
Pfarygia L. 1842. vgl. Bullett. 1843. p. 64. GrlLber an der Nordspitze der
Burg von Smyrna (eines des Tantalos, nach der falschen Annahme der
Stadt Sipylos an dieser Stelle), Hamilton Researches in Asia Minor I.
p. 47|ff. vgl. Prokesch Wiener Jahrb. 1834. IV. S. 55 der Anzeigen, Grftber
aus dem Felsen gehauen, zum Theil mit Sftuienfa^aden in Sardinien in
Gagliari, s. della Marmora Voy. de la Sardaigne.] Vgl. die ROm. Grftber
bei Bartoli §. 210. A. 4), H. Moses Collection of ant Vases pi. 110—118
u. Andem. [Uhden in Wolfs und Buttmanns' Mus. I. S. 586 ff. fiber
Todtentempd mit Gftrten, Lauben, Gapellen, worin die Portrfttstatuen in
GOttergestalten. Eins der schOnsten Grabmftler das zu Weyden bei G5ln,
Alterth. Verein zu Bonn III. Tf. 5—8. S. 134.] Sehr eigenthtlmlich sind
die Palmyrenischen Monumente, viereckte ThQrme mit Balcons, auf denen
die Inhaber des Denkmals ruhend dargestellt sind.
6. Ein pyramid a lisches Denkmal bei Argos erwfihnt Paus. II.
25, 6, ein fthnliches, aus polygonen Steinen aber mit MOrtel, mit einer
404 Architektonik. [295]
Sepulcralkammer , sieht man am Fluss Pontinos bei M^os Leake Morea
n. p. 339. Mit dem Mausoleion ist das Denkmal von Gonstantina zu ver-
gleichen, wo eine Pyramide sich uber dem Geblllk eines von S&ulen iim-
gebnen Rundbaues erhebt, §. 256. A. 4. fVgl. §. 48. A. 3.]
7. Hephaestion's Pyra (§. 151. A. 2) war wobl selbsl wieder eine
Nachbildung dlterer Babyloniscber , wie der Sardanapalischen. Die Pyra
auf den Tarsiscben MGlnzen, auf welcben Herakles-Sandon verbrannt wird
(§. 238. A. 4), bat die Form einer Pyramide auf einem cubiscben Unterbau.
8. Bafiosidrig rirqpoff, Paus.; pmfiol auf Gr&bem, Welcker Syll.
Epigr. p. 45. Zu dieser Classe gebOren die Pompejaniscben Grabmonu-
mente, welcbe aus einem niedrigen Pfeiler mit einem Sims und loniscben
Polster-Verzierungen bestehn. — Tempelartig waren die Sikyoniscben
GrabmSler uacb Paus. 11, 7, 3. vgl. Leake Morea IIL p. 358. Restauration
eines solchen bei Epidauros gefundnen Actos. Stackelb. Gr&ber Tf. 4.
Kleinasiatische Grabdenkm&ler G. L n. 2824 o nXdzag (bypobatbrum),
darauf fivrjfislov = pa/iogt darin aoQog und tiatSarmf columbaria, sido-
fpoQos zwischen dem §afi6g und Sarkopbag, mit dem Bilde. Die Vasen,
besonders die Lucanischen und Apulischen, aucb die Thonlampen (Passeri
III, 44) geben viele Abbildungen von Grabtempeln. Nicbts gewObnlicber
als HalbsHulen, Tempelfrontons und Antefixen an Gr£Q>em und cippis.
S. die Beispiele bei Hirt Tf. 40, 5. 6. 8. 9 und das Mylaseniscbe Grabmal
n. 24. Antefixen §. 284. A. 2.
9. Die eine Bestimmung der Triumpbbogen bezeicbnet Plin.
XXXIY, 12: Golumnarum ratio erat attolli supra ceteros mortales, quod
et arcus significent, novitio invento (docb kommen bei Liv. XXXIII, 27
schon im J. d. 8t. 556 fomices und signa aurata darauf vor). L. Rossini
gli arcbi trionfali onorarii e funebri degli ant. Rom. sparsi per tutta Tltalia
R. f. max. Bull. 1837. p. 30. Den Triumpbbogen abnlicb waren die
Tetrapyla zu Antiocbien (§. 149. A. 4), Gaesarea, Palmyra, Gonstanti-
nopel, womit besonders Ei^uzpunkte von S&ulenstrassen uberwOlbt wurden.
In einem Gymnasium zu Apbrodisias Xsviiolid^oi. naffa^vdSig xerl to xar*
a^r<0v stlrifia (isrcc vfjg yXvif^g avtav nal ^loveg fitta rmv §afio-
aitsiQmv (Stylobaten) nul neipaliiv, G. I. n. 2782.
1 295. Von diesen einzelnftn Gebauden dehnen wir nun-
mehr unsern Blick auf solche Anlagen au$, welche mehrere
fiir verschiedne Zwecke bestimmte Gebaude enthalten, aber
auch wieder als Ganze gedacht und auf eine architektonische
2 Wirkung berechnet sind. Hierher gehdren schon die Heilig-
thumer (Uqo) der Griechen, welche mit Hochaltaren, Tem-
[S95] HeUigthOmer, Mftrkte, SUdte. 405
peln and Heroon's, Prytaneen, Theatern, Stadien und Hippo-
dromen, heiligen Hainen, Quellen und Grotten als hochst
mannigfaltige , auf eine bald mehr emste, bald mehr an-
muthige Wirkung berechnete Anlagen zu denken sind (vgl.
§. 252. A. 3). Ferner die Markte {dyoQal, fora), deren 3
regelmassige Anlage von lonien ausging (§. Ill, 2), und
heraach in Rom sehr ausgebildet wurde : von oflfhen SSulen-
ballen, dabinter Tempeln, Basiliken, Gurien, Ehrenbogen und
andern Ehrendenkmalem , auch Buden und Laden umgebne
Platze, auf denen vor allem der Geist des politischen Lebens
vorwalten, und Erinnerungen patriotischer Art rege erhalten
werden sollten; wahrend dagegen andre Arten von MSirkten
(fora olitoria und macella) fur die Nahrung und Nothdurfl
des Lebens zu sorgen die Bestimmung batten. Endlicb die
ausgedehnteste Aufgabe, die Anlage ganzer Stadte, die seit 4
Hippodamos (§. Ill, 1) in Griechenland ausgezeichneten
Architekten 5Pter geboten wurde. Wie scbon die altesten
Stadte- und Colonieengriinder Griechenlands belobt jvurden,
dass sie den Platz der Stadt rait Rucksicht auf reizende Aus-
sicht wahlten, und in der Tbat viele Griechische Stadte, be-
sonders von den Theatern aus, binreissend schone Fem-
sichten bieten: so wurden auch die spatem Architekten von
dem Streben nach Regelmassigkeit nicht so gefangen ge-
nommen, dass sie nicht iiberall die Vortheile einer pittoresken
Lage mit feinem Sinne wabrgenommen und benutzt batten.
Besonders beliebt war die theaterformige Anlage, die bei dem
felsenumschlossnen Delphi einen schaurigerbabnen , bei See-
stadten, wie Rhodos und Halikamass, einen heitern und
glanzenden Eindruck hervorbringen rausste. Diese Stadte be-
sonders, mit ihren grossen offentlichen Gebauden und wohl-
vertheilten Colossen, mussten dem Reisenden scbon aus der
Feme wie herrlich ausgeschmuckte Theater entgegentreten.
3. Die Einrichtung eines Forums machen besonders das Gabinische,
1792 aufgedeckt (Visconti Mon. Gab. tv. 1), und das Pompejanische (s. die
gl&nzende Restauration bei Gell Pomp. 1)1. 48. 51) deutlich. — Ein be-
decktes Forum §. 191. A. 1.
4. Ueber die schdne Lage Griechischer Stftdte Strabon V. p. 235.
Ein flauptbeispiel ist Assos in Kleinasien, Ghoiseul GoufT. Voy. pitt. II.
pi. 10. Dabei war aber seit alten Zeilen kluge Benutzung und Abbaltung
406 Architektonik. [296]
von Wind und Sonne ein Hauptaugenmerk der St&dtegriinder. Arist.
Polit VII, 10. Vitruv 1,4. 6. Von den Griechischen Stftdten ist uns,
ausser Athen, wohl Syrakus seinem Plane nach am genauesten bekannt;
auch hier waren die neueren Tbeile regelm&ssiger als die alien. Plan bei
Levesque, Goeller, Letronne. Die VerschOnerungen von Ephesus durch
Damianos, Philostr. V. Soph. II, 23.
1 296. Da die Architektur eben so wenig eine Seite des
menschlichen Lebens als unkunstlerischer Formen unfahig von
sich stosst, wie sie sich Formen anders als aus den Bedurf-
nissen des Lebens zu erfassen verinag : so darf hier auch die
Erwahnung der Land- . und Wasserbaue nicht fehlen , durch
welche das Volk seinen Wohnsitz auf eine feste und sichre
Weise mit andem in Verbindung setzt, nothwendlge Lebens-
bedurfnisse aus der Feme sich zufuhrt, Unzutraglichesdagegen
2 hinwegfuhrt. Wir deuten hier erstens auf die Strassen,
in derenBau die Romer so ausgezeichnet waren (§. 180. A. 1),
um derentwillen Felsen durchbrochen und weite Niederungen
3 und Sqpipfe durch lange Bogen uberbruckt wurden; dann
auf die machtigen Brucken, Canale, See-Emissarien,
4 Cloaken desselben Volkes; femer auf das ganze grossartige
System der Wasserversorgung Roms, welches Fron-
tinus nicht ohne Grund uber die Pyramiden Aegyptens und
andre Weltwunder setzt, und wozu ausser Can&len, Aquae-
dukten und Rohrenleitungen , Wassercastelle, Brunnen und
Springbrunnen gehorten, die mit Saulen, Becken und Sta-
5 tuen verziert in Rom seit Agrippa sehr rahlreich waren.
Wenn auch freilich die hohen Arkaden der Aquaedukte zum
Theil durch wohlfeilere Vorkehrungen erspart werden konnten:
so hat doch die Alten, ausser andem Rucksichten, ihr archi-
tektonischer Sinn bestimmt, diese machtigen Bogenreihen, welche
von den Bergen her uber Thai und Ebne der wohlbev51kerten
Stadt zueilen, und sie schon aus der Feme ankundigen,
6 jenen unscheinbaren Vorrichtungen vorzuziehen, Eben so
waren zwar die Hafen der Alten bedeutend kleiner als die
unsrigen, aber boten dafur.mit ihren Molo's, Pharus, ausseren
Buchten und inneren Bassins, SchiflFhausem , Werften und
Docken, nebst einfassenden Kai's und Saulenhallen , Tem-
pehi und Bildsaulen, einen ungleich uberschaulicheren und be-
deutungsvolleren Gesammteindruck; und auch hier vermischt
[296] Strassen- und Wagserbauten. 407
und durchdringt sich mit der Erfullung des aussern Zwecks
architektonischer Sinn. Selbst das Schiff, das runde und 7
schwerfalligere des Kaufmanns, wie das leichte und drohende '
der Kriegsflotten, welches selbst vielmehr ein gewandter Krieger
als ein schwimmendes Bollwerk war, stellte sich bedeutsam
ijnd mit eigenthumlicher Physiognomie dar; und in Ale-
xandrinischer Zeit wurden auch SchiflF und Wagen (§. 150.
152) colossale Prachtbauten. Nur wo die Mechanik ein Ge- 8
baude so in Beschlag nimmt, dass die complicirte Zweck-
massigkeit desselben sich nicht in zusammenhangender An-
schauung darstellt, weicht die Architektur als Kunst einer
bios berechnenden, aber von keinem Gefuhl erwarraten und
belebten Verstandesthatigkeit.
2. Die ROmischen Strassen waren tbeils silice stratae (am treff-
lichsten die Appische), theils glarea. Der Fusspfad daneben lapide, mil
weicberen Steinen. Auf alien Hauptstrassen Meilenzeiger (vgl. §. 67).
Bei*gier Hist, des grands cbemins de Temp. Remain (Thes. Ant. Rom. X.).
Hirt II. S. 198. III. S. 407. In Griecbenland sorgte man besonders fdr
Strassen der FestzClge, beim Didymaeon, bei Hylasa. Ueber die axygmza
686g in Kyrene Boeckh ad Find. P. V. p. 191.
4. Eine Kaiie der rOmiscben Aquaedukte bei Piranesi Antich. Rom.
tv. 38. Fabretti im Tbes. Ant. Rom. IV. p. 1677. Als Brunnenbecken
sind die berrlichen, selbst 20—30 Fuss im Durchmesser haltenden, mono-
lithen Schalen aus Porphyr, Granit, Uarmor u. s. w. meist anzusebn,
welche die Museen zieren. Hirt III. S. 401. Die berQhmtesten Font&nen
(xgrjvcctf Vgl. Leake Morea H. p. 373) von Griecbenland §. 81. A. 1. vgl.
99. A. 3, 13. Byzanz Cistemen §. 193. A. 8.
6. Ein Hauptstiick der alten Hdfen sind die Ark ad en in den
Molo's, welcbe Reinigung des Innem durcb die Str6mung des Wassers be-
2wecken. Man findet sie auf Wandgem^den (Pitt, di Ercol. II, 55. Gell
Pomp, New S. pi. 57) u. in Ruinen. Giuliano de Fazio intomo il miglior
sistema di costruzione dei porti, Napoli 1828 und vermehrt Obss. sur les
proc^d^s architect, des anciens dans la constr. des ports 1832 (die H&fen
mit Arcaden, damit die courants litoraux durcbgehn) Bullett. 1833. p. 28.
Ueber den Hafen in Kenchreae oben §. 252. A. 3. Audi der Earthagische
war mit lonischen Saulen eingefasst, hinter denen die vedsoixoi lagen.
Appian VIII, 96. Pharos §. 149. A. 3. 190. A. 2. — Scbiffe, s. unten.
Stieglitz Beitrage S. 205.
II. Gerathe und Oefasse.
1 297. So sehr sich der bevvegliche Hausrath von den
Gebauden durch das Verhaltniss zum Boden der Erde unter-
scheidet: so verwandt ist er hinsichtlich der Vereinigung von
Zweckmassigkeit und Schonheit, welche der Griechische Sinn
uberall auf gleiche Weise und auf dem kurzesten Wege zu
erreich'en wusste, und der geometrischen Formen, welche er
2 dabei als die Hauptformen anwendet. Nur lassen Gerathe
und Gefasse, eben weil sie bewegliche Gegenstande sind, in
ihren Stutzen, Fiissen, Henkeln und decorirenden Theilen
nicht bios die Formen des vegetabilischen, sondern auch des
animalischen Lebens in viel grosserem Umfange zu, als es
die starre Architektur vertragt: wie man z. B. an Thronen
3 und andem Arten von Sesseln sieht. Diese viel erwahnten
Arten (§. 56. A. 2. 85. A. 2. 115. A. 1. 239. A. 5) von
Gerathen, so wie die ebenfalls aus Holz gearbeiteten Laden
ixv^oi, Idgvaxig, §. 56. 57), Kasten und Kastchen (x<j3wto/,
xi^oirta)^ Tische und Speisesofa's der Alten sind wegen der
Verganglichkeit ilires Materials uns im Ganzen nur mittel-
bar bekannt, nur dass es auch marmorne Thronsessel giebt,
die mit grossem Geschmack decorirt sind (vgl. §. 358. g.
Ende).
1. Vgl. Winckelm. W. 11. 8. 93 Mit Recht wendet daher Wein-
brenner, Architekt. Lehrbuch Th. III. S. 29, die antiken Gefassformen zur
Uebung des architektonischen Sinns an.
3. Die xi^mzoL sieht man als Kleiderbehalter (Pollux X, 137) oR
deutlich auf VasengemUlden, Millingen Un. Hon. 35. V. de Cogh. 30. Div.
coll. 18. Aehnliche Kasten kommen aber auch mit OelflSschchen gefQUt vor,
Div. coll. 17. 58, so wie bei Opfern, 51. Auf Vasen sieht man oft sehr
zierliche Opfertische, tqan^iai (Polyb. IV, 35, Osann Syll. I, 74. C. I.
p. 751), z. 6. Millingen Div. coll. 58. Tqamiai fiir die Kampfpreise (ein
chryselephantiner in Olympia, Q. de Quincy p. 360) sind viel auf Munzen
zu finden. HHufig waren auch Tische aus Bronze; die Tische von Rhenea
(Athen XI, 486 e.) h&ngen mit den tricliniis aeratis von Delos (Plin.
XXXIV, 4. XXXIII, 51) u. den Schmausereien der baucbdienerischen Delier
(Athen. IX, 172) zusammen.
[2d8] Holzgerftthe. 409
298. Genauer bekannt und fur die Eenntniss der alten l
Eunst wichtiger sind die Gef&sse fur Flussigkeiten.
AIs Material kommt Holz nur fur landlichen Gebrauch vor;
die gew5hnlichsten waren gebrannte Erde und Metall (Ko-
rinthisches Erz, calirtes Silber), welche oft nach dem Maasse
des Verm5gens bei demselben Gefasse stellvertretend ab-
wechselten. Die Formen werden durch don besondern Zweck 2
des GefSsses gegeben; wir unterscheiden folgende Hauptbe-
stimmungen. 1. Gefasse, welche fur kurze Zeit bedeutende
Quantitaten aufhehmen soUen, die man daraus im Kleinen
schopfen will, eingerichtet im Mittelpunkt eines Gastmahls
festzustehn; woraus sich cKe hohe; raumige, oben weit ge-
5frnete Qestalt des Mischkessels, x^arif^, ergiebt. 2. Eleine
Gefasse zum SchSpfen aus dem Erater in den Becher, aus
Schalchen mit langen Griffen bestehend, Schopfkellen , ge-
nannt dgvanxoi;, dgyratva, dQvarrjg, xva-d'og, ahnlich dem alt-
italischen simpulum, auch trulla. 3. Eannchen zum Ein-
giessen, mit schmalem Hals, weitem Henkel, spitzem Schnabel,
itgoxovg, ^Qoxvrrig. 4. Henkellose GefSsse, bald langlicher,
bald runder, immer aber mit dunnem Halse, um Oel oder
eine ahnliche Flussigkeit heraustropfen zu lassen, Iijxv^oq,
okity, aldpaarnov, ampulla, guttus. 5. Flache schildahnliche
Schalen, besonders um daraus unmittelbar zu libiren, qndXri
{dgyvQfg, XQvaig) y patera (zu unterscheiden von der Ess-
schussel patina, patella), yavUgy offenbar rund und flach;
capis, capedo, wahrscheinlich eine patella mit einer ansa,
cf. Fest. V. patella.
1. Tberikles (§. 112. A. 1) drechselte auch Becher aus Terpentin-
holz, Athen. XI, 470. Plin. XVI, 76. Theokrit I, 27 beschrdbt einen
Schnitzbecher (miccv§iov\ mit zwei Henkeln, am obem Rande mit einem
Kranz von Epheu und Helichrysos, unten mit Akanthos umgeben, da-
zwischen Reliefs von artiger Composition (?gl. Ann. d. Inst. II. p. 88). —
In alten Zeiten sch&tzte man die Krateren von Kolias-Erde (§. 63), spHter
nur silberne und mit Edelsteinen besetzte, Athen. V, 199. XI, 482. Was
Athenaeos beschreibt, sind in der Regel silberne und goldne Gef&sse. Yasa
opens antiqui zu Tegea gefunden, Sueton Vespas. 7. [Silbergef&sse
S. 311. A. 5.]
2. N. 1. Argolische Krateren Herodot IT, 152, Lesbische IV, 61,
Lakonische und Korinthiscbe Athen. V, 199. Auf drei Fdasen, Athen. II, 37
auf, tragenden Giganten, Her. IV, 152, auf Hypokreteridien , §. 61. G. I.
410 Ger&the und Gefasse. [298J
p. 20. Bfit Henkeln an beiden Seiten (Xafial afitplnxofioi) Sophokl. Oed.
Kol. 473. Meist sitzen die Henkel am .untem Rande des Bauchs ilber dem
Fass, mehr zum RQcken, als zum Tragen. Unz&hlige Krateren auf Reliefs.
Sebr schdne aus Marmor bei Bouill. IH, 77. 78. 80. Moses Vases pi. 36.
40. 41. Besonders berQhmt sind die beiden aus der ViUa Hadrian's, in
Warwick Castle (Moses pi. 37) und in Woburn Abbey (Wob. Marbles).
Sopra il vaso app. Cratere, Diss, dal Conte Floridi p. 565.
2. Athen. X, 423, Schol. Arist, Wesp. 887. Festus s. v. simp.
Nach Varro L. L. V. §. 124 gehOrt das Simpulum den Opfem, der Gyathus
Gastm^ern an. Die Figur des Simpulum mit emporstehendem Griffe
sieht man auf ROm. MQnzen und unter den OpfergerMhen des Frieses,
Bouill. Ill, 83. Causeus de insign. pontif. tb. 2. (Thes. Antt. Rom. V.).
Vielleicht gehOrt auch das axdtpiov hierher, C. I. 1570 b. Cic. Verr. IV, 17.
Die trulla war mitunter von Silber mit Reliefs. Orelli Inscr. 3838.
3. Aus dem Procbus giesst Iris das Styxwasser zur Libation,
Hesiod Th. 785, Antigone die Ghoen des Bmders, Soph*. Ant. 426. Das
hohe Emporhalten des Procbus {ccQdrjv) zeigt sich oft bei solchen, die zur
Libation einschenken. S. die Reliefs §. 96. N. 17. 18 und u. a. die
Vasengem. Millingen Un. Mom. I, 34. Gogb. 23. 28. Oft sieht man
Procbus und Phiale zusammen. Unter den gemalten Vasen ist er haufig,
z. B. Laborde U, 41. Dasselbe GefSss ist der ngoxvvrjg bei Heroen Spirit,
p. 163. (Vet. Mathera. Paris.); lUbnlich wohl das anovdtlov p. 175. Die
fCQoxotg Oder inlxvaig (Bekker Anecd. p. 294), auch guttus genannt
(Varro L. L. V. §. 124), hat nicht einen Schnabel, sondern eine ROhre
Oder Dille (adXlcxog) zur MQndung nach den Scholien zu Klemeiis p. 122.
ed. Klotz.
4. Bei ampulla wird besonders an eine recht bauchige Form ge-
daclit, s. Appulej. Flor. II, 9. Oefter waren diese Gefasse nur von Leder,
sonst von Thon oder Metall; die aldfiaarQa fflr Salben (von deren Form
Plin. IX, 56) li^uiig aus dem Slein, der von ihnen den Namen hat. Bis-
weilen flndet man in Vasen dieser Form (balsamario, unguentario, lagri-
male) hoch BalsamOl ; zur Ersparung des BalsamOls ist mitunter die innere
HOhlung nur sebr kurz. Auf Vasen sieht man die Xijxvd'ot viel mit
Striegeln und Schwflmmen verbunden als Badeger&th (^vargoXijitvd'iov),
5. Macrob. V, 21. Athen. XI, 501 auch (iber die ofttpaXoi darin.
Sind unter Vasen sebr h&ufig, z. B. Moses, pi. 68. 69 (eine fiscofKpaXog,
nach Panofka's Erkl^rung) ff. Die patinae (natavai) sind Ess-, besonders
Fischschiisseln; solche, mit vielerlei Fischen bemalt, sind unter den
KoUer'schen Vasen viele. Patella ist nur Deminutiv von patina, besonders
die Fleischschilssel der Laren. Auch patellae cum sigillis bei Gic. Verr.
IV, 21. ;i:vr9a mit Eule, Aristoph Av. 357, zur ErklSrung der kleinen
XVTQai von Nola und Volci [auch in Sicilien sebr h&ufig.]
[299] GefHsse far FlCissigkeiten. 41 1
299. Die mannigfaltigsten Formen haben 6. die un-
mittelbar zum Trinken bestimmten Gefasse. Von archaeo-
logischem Interesse sind besonders folgende : a. xcLQirfaiovy ein
hoher Becher in der Mitte zusammengezogen, mit Henkeln
vom obern bis zum untem Rande; b. xtip&agog, ein grosser
weiter Becher mit einem Deckel und einer Mundung an der
Seite zum Trinken; c. xoi^wy, ein Becher mit engem Halse
und einer Erhohung auf dem Boden; d. anvqiog, ein grosser,
runder, Kentaurischer und Herakleischer Becher, mit kleinen
Henkeln oder Handhaben; e. xvXi^, eine Schale mit einem
Fuss und kurzen Handhaben (ajxa); dazu geh5rt der Theri-
kleische Becher; f. tpvxri;^, ein cylinderformiges Gefass,
mit einem saulenfSrmigen Fuss auf einer scheibenfBrmigen
Basis aufsitzend; g. d^vPalXog^ beutelformige, nach oben
engere Becher; h. xorvlri, ein kleines Becherchen, Spitz-
glas; ahnlich die kreiselformige 'ftlrifioxori; i. rifjikofiog, wahr-
scheinlich ein halbeiformiges Becherchen; k. ^vrov, rhytium,
ein homformiges Gefass, nicht zum Hinstellen hestimmt,
ausgenommen wenn ein bestimmtes Gestell dafur da ist, mit
einer verschliessbaren Oeffnung im untem spitzen Ende,
durch welche der oben hineingegossene Wein herausfloss ; von
sehr mannigfaltigen , oft grotesken Formen; 1. yigag^ das
eigentliche Trinkhom. Eine andre Classe von Gefassen sind:
7. solche, die zum Einschopfen in Masse und Forttragen (auch
auf dem Kopfe) bestimmt sind, xaA^rTy, vdglay xgcjaaog, urna,
geraumig, bauchig, nach oben schmal, mit einem Fusse und
zwei Henkeln {diotzog) versehn. 8. Aehnliche Gefasse zum
Forttragen und zugleich zum Aufbewahren, mit engem und
verschliessbarem Halse, xddo^;, dfjiq}ogevgy amphora. 9. In
der Kegel unbewegliche Gefasse, Fasser, meist auch von
Thdn, itf^og, dolium. 10. Becken zum Handwaschen, x^gvi^p^
XfQovm'cgov, polobrum, trulla, trua (Forcellini) , aquiminale.
Aehnlich die Sprenggefasse , dno^^avrrigiov ^ ^rcBgi^gavt^gtov
(auch der Sprengwedel hiess so), dgddviop, xvfA^alov^
praefericulum. 11. Kessel zum Kochen, U^rig^ pelvis,
ahenum, naturlich nur dann zierlicher gearbeitet, wenn
sie nicht selbst zum Kochen gebraucht werden sollen.
Die beliebteste Art des Lebes ist in beiden Fallen, be-
sonders im letztem, der Dreifuss {yfirie, rgi^ovg, ifinv-
412 Gerftthe und Gefasse. [299]
QtPrjrrig oder anvQog), das vielgepriesene Meisterstuck alter
Erzhammerer.
N. 6. a. Athen. XI, 474 e. Macrob. V, 21. Dionysos anivdav i%
%aq%riaLov Athen. V, 198 c. Das Earchesion ist oft auf Vasengemfilden
zu sehn, Millingen Gogh. 23. 26. 31. 44. 45. 51. Millin I, 9. 30. Oft
erscheint es ebenfalls mit dem Prochus verbunden, Millingen Un. Mon.
I, 34. Weniger bestimmt ist die Form auf den Reliefs, Zo^a Bassir. 77.
Bouill. Ill, 70. Ist unter den Vasen nicht selten, Gogh. 32.
b. Athen. p. 473. Macrob. a. 0. Schol. zu Klemens p. 121. In
den H&nden der Kentauren bei Athen., des Dionysos nach Plin. XXXIII, 53.
Macr. Gniter Inscr. p. 67, 2. Vgl. §. 163. A. 6 und Lenoimant, Ann.
d. Inst. IV. p. 311.
c. Athen. p. 483. Plut. Lyk. 9. Pollux X, 66. Vf, 96. 97 u. A.
Bei Athen. halt ein Satyr xaj^ova iiovmtov ^afiimxov, ncod'tov arsipavxrjv,
cf. Liebel ad Archil, p. 142.
d. S. Athen. p. 498 sq., besonders Stesichoros daselbst, Macr.
V, 21 und die bekannten Stellen ROm. Dichter. Ueber den Herakleischen
Skyphos Athen. 469; man erkennt ihn in dem weiten GefSss, mit der
Inschr. vixa 'HQuxlrig, Maisonneuve pi. 50, und auf den Reliefs, Zo§ga
67. 68. 70. 72. 'Sloaxvtpia sind zwei halbeifOrmige Becher mit den Spitzen
aneinander. Athen. p. 503.
e. Von der Therikl. Kylix Athen. p. 470. Schol. Klemens p. 121.
Larcher M4m. de TAc. d. I. XLIII. p. 196. Sonst umfasst der Name
Kylix sehr viel.
f. Dieser Psykter (s. die Schol. zu Klem. p. 122) hat von dem
Kdhlkessel den Namen, der auch in Vasengemfilden nachgewiesen wird.
Letronne Journ. des Say. 1833. p. 612.
g. Den Aryballos vergleicht Athen. p. 783 bios des Namens wegen
mit aQvarixog. Ob vaso a otre?
h. Athen. p. 478. Der Kotyliskos war nach Athen. besonders in
den Mysterien gebr&uchlich. Von der Plemochoe p. 496. Pollux X, 74.
i. Athen. p. 470.
k. *Pvt6v von der ^vatg, Athen, p. 497 rhytium, Martialis II, 35.
Die Oeftnung hiess xgovvog, Hydraulische ^vvv des Ktesibios, Athen. a. 0.
und Heron p. 172. 203. 216. Das Rhyton giebt einen malerischen Anblick,
wenn daraus getrunken wird. In der Hand einer Art Hebe, Athen. X. p. 425,
on Satym, Maenaden (Athen. X, 445), Zechern, auch Opferdienem. S. Ant.
Ere. I, 14. Ill, 33. Gell Pomp. pi. 30. Als FOllhorn gebraucht, Athen. XI,
497. Unter den Vasen kommt es mit sehr verschiednen ThierkOpfen vor,
bicchiere a testa di mulo-grifo-cavallo-pantera. Tischb. II, 3. Millin I, 32.
n, 1. Von Stein BouiD. Ill, 76.
1. Kigata besonders in aiteren Zeiten, aber auch spater in Athen,
mit Gestellen (nsQiaxBligy Boeckh Staatsh. II. S. 320. R. Rochette Journ.
[399] Trinkgeftsse. 413
des Say. 1830. p. 472), oft in den H&nden des alien Dionysos, Laborde
U, 19. Ueber dUcQag §. 433.
Ich Qbergebe mehrere Namen, die im Allgemeinen deutlich sind, wie
Xonag, HVfi^lov, yavlog, oivoxoTjj lotyiyvov, o^v^atpov, acetabulum, aucb
Mass, Panofka Recberches pi. 6 n. 8. p. 20; auch die filtem nur in der
Poesie erbaltenen Namen: dinag, ainaoif, montllov (afupinvmlXov); auch
die eigentlich R5miscben : sini, capulae, die in Varro's Zeit durch Griechiscbe
Formen verdrftngt waren. L. L. IX. §. 21.
7. Wie nahe diese Art von Gef&ssen mit der folgenden verwandt
ist, sieht man besonders an den Panathenaischen Preisgeftssen (§. 62. 99.
A. 3. N. 1), welche meist nava^rpfainol afKpoQttg (Athen. V, 199), aber
auch ndlni9eg (Eallim.) und vdgiai (Schol. Pind. N. X, 64) heissen. Die
Korinth. Hydrien batten zwei Ifenkel oben und zwei kleinere mitten am
Bauche, Athen. p. 488, wie viele Vasen. Langella. [Erinna epigr. 2
niv^-iftog ngmacog. So auch Hegesipp ep. 6. Moschos lY, 34 iva x(fvcsiov
ig ocxiu xgaaaov anavrov Ae^avrtg. In Attika h&ufig marmome ngmaaol
der Art mit Inschriflen und zuweilen auch Figuren. Hesychius ngaacog^
Xi^nvd'og, daher Letronne im Joum. des Say. 1830. p. 308, beide auch fQr
eins, als vase fun^raire erklftrt. Aber Xrjnv9'og ist nicht Wasserge^ss, wie
xpotfffoff, nach Dichtem und Graromatikem, die Letronne anfQhrt; die
Xifxvd'og mdchte bier und da x(fmaa6g genannt werden, aber der Aschen-
krug (ngmaaog) niemals Xificvdog, da diese nur WohlgerQche enthielt.]
8. Die Amphoren sind oft unten spitz, und konnten dann nur in
Lfichem feststehn, wie die Herculanischen (Winckelm. 11. S. 70) und die
von Leptis im Brit. Mus., welche zum Theil noch den Namen des Con-
suls tragen. Solche Amphoren mit Unters&tzen auch in Canino. Eben so
die xBQafuu XUt auf den MQnzen von Chios. Aehnliche tragen Satym,
Terrac. Brit. M. 13. Millin Yas. I, 53. Das Gestell dafQr war die incitega
(Jyyvdi^xi?, ayyo^ifxij), Festus s. v. Athen. Y, 210 c So aXafiacvQo^iJKrj,
Mdwerk, an den iyy^V^fii^^' Bekker Anecd. L p. 245, 29. Daaselbe
scheinen die in^aaBig (Cod. Flor.) Korinthischer Gef&sse, Dig. XXXII, 100.
Die Panathenaeischen Amphoren dagegen haben Basen; ihre Gestalt ist in
<em Exemplaren kdrzer und bauchiger, hemach (wie auf den spfttem
Manzen Athens) schlanker.
10. S. Nonius p. 544. Zu Aporrhanterien dienten auch Phialen.
C. I. 138. 1. 6. 142. L 5. Festus : Nassitema est genus vasi aquari ansati
et pat^itis, quale est quo equi perfundi solent; Plautus — Gato.
1 1 . Dass beim D r e i f u s s die Bestimmung zerhacktes Fleisch auf-
zunehmen zum Grunde liegt (des Yerf. De Tripode Delph. diss.), beweist
auch der Gebrauch zum xifLvziv etpdyia beim 09110s Eurip. *I%re. 1202,
414 GerStfae und Geftsse. [300, 301]
darnach erkl&rt sich Sopb. Oed. Kol. 1593). Ueber die Gestalt s. die Ver-
handlungen Amalth. I. 8. 120 ff. II. S. X. III. 8. 21 ff. [Boettiger Archaeol.
u. K. I. S. 154. Passow S. XXIII. (Boettiger)]. Broendsted Voy. I. p. 115 sqq.
Gdtt. GA. 1826. N. 178. Da die Scbeibenform des Holmos erwiesen ist,
und die sog. Cortina jetzt als Omphalos (§. 361) erkannt worden ist: so
ist das Wesentlicbe der Dreifussform nun im Klaren. Der Ring, worin
der Kessel b&ngt, hiess atsqxivrjy die Querst^be der Fdsse ^a^doty s. Euseb.
c Marcell. I. p. 15 d. ed. Col. Dreifflsse aus Metapont, Gab. Pourtal^s
pi. 13, aus Yolci bei Durand.
300. Unter den Gefassen fur andem Gebrauch sind
besonders die Opfergerathe fur die Kunst von Wichtig-
keit, namentlich folgende: 1. Eorbchen, geflochten, aber auch
von Thon oder Metall, worih Messer, Salzmehl und Kr&nze
geborgen wurden, genannt xavovv, canislrum. 2. Die
Schwinge des Cerealischen Gultus, lixvov, vannus. 3. Breite
Schusseln mit vielen darauf befestigten Becherchen {xoxvKaxoi)
voll verschiedner Fruchte, x^gvog, 4. Rauchergefasse (&v/iia-
TiJQiov, Xt^avwrQig, acerra , turibulum) und Pannen ver-
schiedner Art.
N« 1. Da das xavovv nicht leicht bei einem Opfer fehlen darf
{ivrJQKvai Tcc Huva): so erkennt man es ziemlich sicber in den flachen
KOrbchen mit allerlei ^li^fiaaiv auf den Yasen, z. B. Millin I, 8. 9.
ETlixro xavovVf Eurip. Ras. Her. 921. 944, wird durch das Vasengem.
I, 51 a. erklart. Vgl. Annali d. I. a. IX, 2. p. 203 not.
2. Ein Liknon z. B. bei dem Iflndlicben Opfer. Bouill. Ill, 58.
3. Atben. XI, 476. 478 u. -A. Besonders im Phrygischen Gultus;
daher xBQvag eine Art Gallus in dem Epigr. auf Alkman. Vielleicht auf
Vasengem. Laborde I, 12. Millin I, 64. In den Vasensammlungen , wie
in Berlin, sind Hhnlicbe Tischaufsfttze nicbt selten.
4. Acerrae, z. B. auf dem Relief Bouill. Ill; 61, unter den Opfer-
gerathen III, 83. Glarac pi. 220, 252. Sehr zierlich sind oft die Ranch-
opferaltftrchen auf Reliefs und Yasengemfllden.
1 301. Die reichen Zusammenslellungen von Thonge-
f as sen, welche man von den mannigfaltigsten und zier-
lichsten Formen in Griechischen Grabern findet, miissen
wohl zunachst als Gefasse des Todtencultus gefasst werden,
welche als Symbole oder Pfander fortdauernder Waschungen
und Einsalbungen des Grabsteins, so wie alljahrlicher Spenden
und Choen auf das Grab, mitgegeben wurden; bei Schrift-
2 stellern wird nur die Hydria oder Ume als Aschenbehalter
und der, besonders zu diesera Behufe gemahlte, Lekythos er-
[301] Opfergef&sse. Gr&ber-Vasen. 415
wahnt. Dabei konnten aber sehr wohl Gefilsse, welche an 3
wichtige Momente des Lebens (Siege in Agonen, Auszeich-
nung in den Gymnasien, Theilnahme am Bacchischen Thia-
sos, Empfang des mannlichen Himations [Hochzeit, Reise])
erinnerten, und dabei als Angebinde gegeben worden waren
(anders kann man wohl das haufige xnlog, 6 flr«rtf y.aX6g,
xaXh Italy xaXbg «?, y.alTj doxiTg u. dgl. nicht erklSren) hin-
zugestellt werden: da es unleugbar, dass solche Gefasse
auch im Leben gebraucht und als eine Auszierung der
Zimmer aufgestellt wurden. — Wahrend bei den Hydrien 4
der Gebrauch, die Asche des Todten zu bergen, nur hinzu-
tritt: stamnit der Sarkophag {(^ogog, ^tjxiy, Xdgva^, nveXog,
solium, loculus) aus der, auch in Griechenland alteren,
Sitte des vollstandigen Begrabens, erh^lt sich indess (in
Etrurien zur Aschenkiste verkleinert, §. 174, 3) durch alle
Zeiten, und wird im spatern Rom, zugleich mit dem Be-
graben, wieder gewohnlicher (§. 206, 2). Aus Holz, ge- 5
brannter Erde oder Stein (Xi&og aagxocpdyogy sarcophagus)
gearbeitet, entlehnt er die verzierenden Formen zum Theil
vom Hause, wie die Thuren und Thurgriflfe, zum Theil
aber auch von Wasserbehaltem oder Keltergefassen , wie die
Lowenkopfe.
1. Ueber die Vasenformen Dubois Maisonneuve Introduction a T^tude
des Vases ant.' accompagn^e d*une collection des plus belles formes. 1817.
13 Livr. Gargiulo GoUez. delle diverse forme de* vasi Italo-Gred. N. 1822.
Die ersten Bl&tter bei Tiscbbein und Millin. Millingen Div. pi. A. B. G.
Ck)gh. 32 fif. Inghirami Mon. Etr. S. V. pi. 47—54, viele bei Hancarville
und Laborde. Panofka*s sehr ausgedehnte Griechisebe Nomenclatur (Rech.
sur les v6rit. noms des vases Grecs. P. 1829) wird von Letronne (Joum.
des Savans. 1833. Mai— D^.) sebr beschr&nkt. Vgl. Gerhard Neapels
Bildw. S. XXVIII. u. Ann. d. Inst. III. p. 221 ff. Berl. Kunstbl. 1828.
Dec [Gerhard Berlins Ant. Bildw. I. S. 342 u. Annali VIII. p. 147—59,
vgl. Letronne J. des Sav. 1837. p. 683. vgl. 751.] ThongefSsse mit Bild-
werken Stackelberg Gr&ber Tf. 49—52 [und in alien grOssern Vasensamm-
lungen]. Besonders mannigfaltig und zierlich geformt sind die Henkel
(vasi a volute, oolonnette etc.). Die Mannigfaltigkeit der oft sehr selt-
samen Vasenformen ist durch keine Terminologie zu erschOpfen. Auch
crepitacula kommen darunter vor, R. Rochette M. I. p. 197. Die GrOsse
der Vasen steigt, bei den KoUerschen in Berlin, bis 3 F. 6 ZoU HOhe. —
Vasen als HViQiafiava auf der Archemorosvase.
416 Ger&the und Ge^bae. [301]
2. Merkwflrdig und wohl nicht bedeatungslos ist es, dass der
Wasserkrug die vom Feuer abriggelaasene Aache aufnimmt Die urna
feraljs ist bekaunt; eben so kommen Hydria, Kalpe, Krossos vor. Plut.
Marcell. 30. Orelli Inscr. 4546. 47. Moschos IV, 34. DafOr aucfa Am-
phoren (schon 11. 24, 76), auch fusslose in Golambarien. Vgl. Boettiger
Amaltb. III. S. 1 78 ff. Aber aucb der Lebes dient als Aschenkrug, Aesch.
Agam. 432. Ghoeph. 675. Soph. El. 1393. — Todtenumen in Relief auf
Gippen, Bouill. IH 84. 85, SUckelb. Grftber Tf. 3, 1, auf Thonlampen,
Passeri HI, 46, in Vasengem., Milling. Div. 14. Gogb. 45. Mannorvasen
der Art z. B. Moses pi. 28 sq. Bouill. Ill, 78. 79. 80, Stackelb. Tf. 3. 3;
die gr5ssem sind fdr vasa disoma, trisoma zu nehmen. — Vom Malen
der Oelflftschchen far den Todten Aristopb. Ekkl. 996. ~ Ueber die Ge-
flisse des Todtencult s. unter andem Virgil Aen. m, 66. V, 77. 91.
Sebr interessant ist die Zusammenstellung von Vasen, einem Krater,
zwei Amphoren, vielen Schalen, in verschiedenen FSchem untor einer
Tiscbpiatte, in dem Gem&lde der Grotte del f. Querciola (§. 177. A. 2).
Nabe verwandt ist die Vorstellung auf den Lampen, bei Bellori t. 16 und
bes. Passeri III, 51, wo ein Repositorium mil der urna, umber amphorae,
ampullae, gutti, auf dem obem Fache simpulum, acerra secespitae und
ein sog. aspergillum, aucb ein Weissagehuhn, darunter Symbole der suo-
vetaurilia, darflber ein lectistemium zu sehen sind. [Ein Schenktisch,
nvXixftov, aus gebrannter Erde, aus Neapel, mit verschiednen Gef^ssen
darauf, Stackelberg Graber 8. 42.]
3. Boettiger Ideen zur Archaeol. der Malerei S. 173—234. Dess.
VasengemSlde, drei Hefte 1797—1800, an verscbiednen Stellen. Ein
Vasengem&lde (Brocchi's Bibiiot Ital. Milan. XVU. p. 228) zeigt eine
Reihe gemolter Gefftsse in einem Hochzeitzimmer. Ueber Pi-eisgef^se
Panofka Vasi di premio. F. 1826; fiber ein Eleusinisches derselbe. Hall.
ALZ. 1833. Intell. 101. [Gegen das haufige ncciog ist eine Beltenbeit
das Lob der Ebrlicbkeit, NtxaQx<»v xa^ra Blxaioe, de Witte Vases
de Mr. M*** p. 60 s.] rgafifiatiMv innmfia bei Athen. p. 466
ist ein Metallbrecher mit eingelegten, z. B. goldnen, Inschriften. Bei
Plautus Rud. II , 5 , 22 urna literata ab se cantat c u j a sit.
novi^Qia ygafifitniKa Beckers Gallus I. S. 143. — Ueber Vasen-
malerei §. 321.
4. 5. Gedems&rge, Eur. Troad. 1150. Fictilia solia, Plin. XXXV, 46.
Steineme bei Bouillon, Piranesi, Moses. Vgl. §. 294, 3. Bekannt sind
die LOwenkOpfe als Mdndungen des Wassers; bei KeltergeAssen {XipfoC)
lief der Wein durch solcbe ab. Boissonade Anecd. 1. p. 425.
Werke fiber Gef&sse, Gerfttbe: Lor. Fil. de Rossi Raccolta di
vasi diversi. 1713. G. B. Piranesi Vasi, candelabri, cippi, sar-
cofagi, tripodi, lucerne ed omamenti ant. 1778. 2 Bde. f. H.
[302] Lampen, Gandelaber. 417
Moses Collection of ant. vases, altars, paterae, tripods, candelabra, sarco-
phagi from various Museums engr. on 150 pi. L. 1814 [meist aus der
Hope*8chen Sammlung]. Gauseus, Gayhis, Barbault und andre allgemeine
Sammlungen PGL. VII, 34 sqq. Ygl. Laz. Baifius de vasculis, Thes.
Ant. 6r. IX, 177. De la Ghausse de vasis etc. Thes. Rom. XII, 949.
Gaylus M^m. de TAc. des Inscr. XXX. p. 344. Yerroiglioli del vasellame
•degli antichi. Lezioni II, 231. [G. Antonini Manuale di vari omamenti
component! la serie de' vasi ant. si die marmo che di bronzo esistenti in
Roma e fuori. Vol. I. i vasi esist. nel M. Pioclem. e Ghiaramonti. R. 1821 f.
71 tav.]
302. Nachst den Gefassen sind es die zur Erleuchtung l
bestimmten Gerathe, welche auch vorzugliche Kunstler im
Alterthum am meisten beschaftigt haben; theils einfache
Lampen {^vxvot, Ivx^ia), welche, zum Theil aus Bronze, 2
meist aus Terracotta, mit ihrer anspruehslos zierlichen Form
und ihren sinnigen Omamenten und Reliefs einen bedeuten-
den Zweig der alten Kunstdenkmaler bilden ; theils G a n d e- 3
laber (Ivxi^etn, ^-vxrovxot), welche zum Theil aus gebrannter
Erde, in der Bluthe der Kunst sehr zierlich aus Bronze,
spater oft aus edlen Metallen und Gemmen, aber auch
aus Marmor gefertigt wurden, wovon sich manches fast
allzu reich und phantastisch geschmuckte Werk erhalten hat.
Auch die Spiegel, welche. gewohnlich nur runde Hand- 4
Spiegel mit Griffen waren, sind mit Kunstgeist gestaltet und
geziert worden, ehe die Kostbarkeit des Stoffes als die Haupt-
sache dabei gait.
2. Die Lampen haben ein Loch fdr das Eingiessen, 6fifpccX6e bei
Heron, eins fdr den Docht, atofia, und ein kleines fdr die heraufstochemde *
l^adel. Heron p. 187 beschreibt, unter andem Eunststflcken , eine den
Docht selbst heraufstossende Lampe. Oft mit mehrem Dochten, lucerna
dimyxos, trimyxos. Die Lampen liefem fdr sich eine beinahe vollstftndige
Kiinstmythologie , und viele Yorstellungen, die sich auf menschliches -
Schicksal und jenseitiges Leben beziehen. Licetus de Lucemis ant. re-
-conditis 1. VI. 1652. Bartoli's und Bellori's Lucernae sepulcrales. 1691.
(in Deutschland von Beger neu herausgegeben). Lucernae fictiles M.
Passerii. Pisaur. 1739. 3 Bde. Montfaucon Ant. expl. T. V. Ant. di Er-
colano T. VIII. Moses pi. 78 sq. Dissertationen von De la Ghausse u.
Ferrarius, Thes. Ant. Rom. T. XII. Beckers Gallus IL S. 302. [Boettigers
Amalthea UL S. 168 ff. und Eleine Schr. IIL S. 307 £f.]
O. M a 1 1 • r*f Archaeologi*. 4. Aafl. 27
418 Gerathe und Gemsse. [302]
3. Namen von Candelabem, Athen. XV, 699 f. Tarentlniscbe,
Aeginetische, Tyrrhenische Plin. XXXIV, 6. §. 173, 1. 2. Candelabrarii in
Inschriflen. Die Theile des Gandelabers sind Fuss, fiaaig, Schaft, xavlog,
und Knauf, xala^og. Heron p. 222. Den Kalathos trfigt ein Amor bei
zwei Bronze-Gandelabern (ceriolaria), Gruter Inscr. p. 175, 4. Vielarmige
im Tempel des Ismenischen Apoll, hemach in Kyme, Plin. XXXIV. 8, im
Prytaneion zu Tarent (Athen. 700 d.), vgl. Kallim. Epigr. 59. PracblvoUe
marmome, PCI. IV, 1. 5. VII, 37 sqq. Bouill. III. pi. 72. 73 (die auf
pi. 74 baben zum Tbeil mehr von der schlanken und einfacben Gestalt
Griecbiscber) und Clarac pi. 142. 257; bronzene und marmome hei Moses
pi. 83—93, vgl. 301. Ai^onoXXrjToi §. 161, 1. [Trapezopboren , Beckers
Gallus II. S. 113.] Marmome Tbronsitze, der Samotbrakiscbe mil sehr
altem Relief, die der Tbemis und Nemesis im Tempel zu Rbamnus, des
Dionysos und der Demeter , des Poseidon u. s. w. Des Attiscfaen Prytanen
Boetbos, Stackelb. Gr&ber S. 33 f. (Vign.).
4. Spiegel waren aus Bronze § 173, 3, Silber 196, 2, Gold, Eurip.
Troad. 1114. ;fpV(foJ» xaronrQav noQivd'iovQyis , Aelian V. H. XII, 58,
bei Nero von Smaragd; beliebte Geschenke fQr T. (Venereum speculum.
Grater p. 5, 6 (Orelli n. 1279) und in Grfiber. Von Spiegel- und Putz-
kastcben §. 173, 3. Guattani M. I. 1787. p. XXV. Ein ebemer Spiegel
aus Atljen Stackelb. Gr&ber Tf. 74.
420 Technik der bildenden Kunst. [305]
mit Rucksichl auf dessen Eigenschaften, durch Anfugen oder
Wegnehmen, durch Auftragen oder Verandern der Oberflache
hei^vorgebracht wird: welches hier mechanische Technik
genannt wird. Dem allgemeinen Gange dieser Betrachtung
gemass, welche mit dem Sinnlichslen und Greiflichsten be-
ginnt, wird der zuletzt genannte Abschnitt dem zuerst an-
gefuhrten vorausgeschickt.
I. Mechanische Technik.
1 A. Der Plastik im weitern Sinne. (§. 25, 1.)
1. Die eigentliche Plastik oder Bildnerei in weichen oder
erweichten Massen.
a. Arbeit in Thon und ^nlichen Stoffen.
2 305. Aus der Hand des ursprungUch dem T6pfer eng-
verwandten Thonbildners (§. 63) gingen Henkel und Zie-
ralhen der Gefasse, wobei die Topferscheibe nicht gebraucht
werden konnle, aber auch Reliefs (tvVo*) und ganze Fi-
3 guren (§. 72. 171) hervor. Ueberall war dabei Arbeit aus
freier Hand alter als die Anwendung mechanischer und
fabrikmassiger Vorrichtungen , und das plastische Genie der
Griechen zeigt sich schon in manchen Terracotta-Figurchen
4 und Rehefs in seiner ganzen Herrlichkeit. Ausser Thon wurde
viel Gyps {yvwog, pldtre) und Stucco gebraucht; auch Wachs-
bilder waren besonders als Spielsachen h§,ufig; alien solchen
unedleren Stoflfen gab man gern durch Farben einen h5hern
Reiz, und brachte es in der Nachahmung niederer Natur-
5 gegenstande bis zur Illusion. Wichtiger ward indess diese
Kunstgattung als die Vorbereiterin anderer (mater statuariae,
sculpturae et caelaturae nach Plinius) , indem durch sie die
andem Zweige der Eunst Modelle und Formen erhielten.
6 Auch das Abforraen von Gliedem und Abgiessen von Sta-
tuen war dem Alterthum nicht imbekannt, vgl. §. 129, 5,
7 Bei grosseren Figuren wurde der Thon fiber einen skelet-
artigen Kern von Holz gezogen; man arbeitete das Grdbere
mit dem Modellirstecken, das Feinere mit dem Finger und
Nagel aus. Das Brennen von Fignren sowohl wie von 8
GeSssen wurde mit grosser Soi^alt betrieben ; ein schwacher
422 Technik der bildenden Kunst. [305]
ebauchirt (solche hat man aus der Villa Hadrian*s), oft mit Farben auf
der Flflche fortgesetzt. Ob die tabula Uiaca und die Apotheose des Herakles
aus Stucco sind, ist noch streitig. Wachsbilder §. 129, 5. 181, 3, G5tter-
bilder, Plin. Ep. YII, 9, der Laren. Juv. XII, 88, als Kinderspiel bei Lukian
Somnium 2 u. sonst. Puppen, xo^oxoa^tor, aus Wachs und Gyps, Schol.
zu Klemens p. 117. VgL fiber die alteii xr^Qonldd'oi Boettiger's Sabina
8. 260. 270. Bunte Puppen aus ^n^iloff Lukian Lexiph. 22, ol nlattovTsg
rove nrjllvovg, Demosth. Phil. I. p. 47 , xogonXa^ot , Isokrates de antid
§. 2, solche Statuen in Neapel. Vgl. Sibyllin. III. p. 449 Gall. Von Posis
(§. 196. A. 2) tftuschenden Fruchtschasseln Plin. XXXV, 45. Auch ver-
goldete Terracotta's giebt es, von delicater Griechischer Arbeit, gemalte
aus Athen, Gab. Pourtal^ pi. 2. vgl. pi. 31 [die sch5nste aus Athen in
MOnchen, andre hier und da].
5. IJQovlaafia als ein Modell im Kleinen })ei Cic. ad Att. XII, 41,
vgl. §. 196, 2. Hippokr. de victus rat. p. 346. Foes.
6. Dass der Gyps zum Abformen (nQog afcofidyficita) viel gebraucht
werde, sagt Theophrast de lapid. §. 67. Die Athen. Kunstler brauchten
beim Abformen des Hermes Agoraeos (§. 92. A. 3) auch Pech. vgl. Lukian
Lexiph. 11. (Mouler k bon creux, k creux perdu; plcLtre; coutures des
moules k bon creux; parties qui ne sont pas de depouille, aus mastic).
7. Diese gleichsam noch fleischlose Holzfigur hiess xlvvaPog,
Hcevapog (canevas); ahnliche dienten auch den Plasten und Malem als
anatomisches Studium. S. Arist. H. an. Ill, 5 de gen. an. II, 6. Pollux
VII, 164. X, 189. Suidas und Hesych s. v. cum Intpp. Apostol. Ill, 82.
Bekker's Anecd. p. 416. Darauf gehen die parvi admodum siu-culi, quod
primum operis inslar fuit, Plin. XXXIV, 18. — Der Modellirstecken in
Prometheus Hand, ASmir. Rom. 80. Ficoroni Gem. II, 4, 5, vgl. 5, 1.
Impr. gemm. del Inst. IV, 75? und das Relief bei 2^5ga Bassir. 23. Die
Arbeit wird aber nach Polyklet am schwersten otav iv ovvxt 6 itijXog
yiyvrixat. Winckelm. V. S. 93. 387. Wyttenbach zu Plut. de prof. virt.
p. 86 a. Police ducere ( ceram) Juven. VII, 232. Pers. V, 40 , vgl. Statins
Achill. I, 332.
8. Ueber die Einrichtung der Oefen zum Brennen R5m. Gefasse
hat Schweighftuser d. j. nach Ausgrabungen im EJsass Untersuchungen
angestellt; auf dem Museum in Strassburg ist ein Modell davon. Archaeo-
logia XXII. pi. 36. p. 413. Remains of a Roman kiln or furnace for
pottery. Von den Griechischen Gefaseen §. 321. Die grosse Ddnnheit und
Leichtigkeit alter GefSlsse (Plin. XXXV; 46) bezeichnet Lukian im Lexiph. 7
durch dvBfioqfogrira und vfitvoargaxa.
b. Metallguss (statuaria ars).
306. Beim alten Efz^uss kommt Zweierlei in Be- i
424 Technik der bildenden Kunst. [306}
aeris (Piin. Ep. III. 6). Geschfltzt war das ^ntcTi^oVf und die Athleten-
farbe, Dio Ghrysost. Or. 28 in. Meerblaue Seehelden in Delphi §. 123.
A. «). Die Bereitung von ;i;orixoff xQ^^^f^VS erwIUint unter vielen andern
Metallbereitungen der Papyrus aus Aegypten, Reuvens Lettres a Letr. III.
p. 66. Ueber die Patina der alien Bronze, welche bios durch Oxidirung
enUteht, L. Bossi Opuscoli soeiti T. XV. p. 217. Mil. 1792. 4, von Fiorillo
ausgezogen im Kunsiblatt 1832. N. 97 ff.
3. Ueber Vielfarbigkeit der Bronzestatuen kOnnten Kaliistratos An-
gaben rhetorische Phrasen sein (Welcker zu 5. p. 701); auch beziehen
sicb diese meist auf pieces k rapport, wie die durch Bfischung von Blei
mit Kyprischem Erz purpurfarbnen Praetexten, Plin. c. 20. Aber merk-
wdrdig sind Silanion's Jokaste mit todtblassem Gesicht, durch Silber-
mischung (Plut. de aud. po6t. 3. Qu. Symp. V, 1. vgl. de Pyth. or. 2), und
Aristonidas schamrother Athamas, durch Eisenbeimischung (Piin. 40). da
doch Eisen sich sonst mit Eupfer nicht mischen iasst. Auch Appul. Flor.
pi. 128 beschreibt an einer Erzstatue tunicam picturis variegatam. [Qua-
trem^re de Qu. Jup, Olymp. p. 55^64 de Tart des alliages dans son
rapport avec la m^thode de teinter les ouvrages en m^tal et de Tusage
dMntroduire des couleurs dans les statues de bronze, Feuerbach Yatic.
Apollo S. 211, Petersen de Libanio Prol. 2. Havn. 1827. p. 9 und schon
Figrelius de statuis 14. p. 126. R5the in die Wangen gab nach Himeriu»
Or. XXI, 4. Phidias der Lemnischen Athene. Merkwtirdig ist der Kunst-
ausdruck pdipig xalxov nal ciSi^qov bei Pollux VII, 169 aus Antiphon,.
XalHov ficcfpai bei Aeschylus Agam. 624 (597), s. Nachtr. zur Tril. S. 42 f.
wozu Klausen in seiner Ausg. bemerkt, dass vielleicht durch die Neuheit
dieser Kunstfertigkeit die Vergleichung noch mehr Reiz erhielt. Das Tref-
fende der versteckten Vergleichung mit dem Ehebruch und der Aeschy-
lische Witz darin ist nicht zu verkennen. 6. Hermann widersprach, indem
er ;i^aixov §a(pdg mit Schiitz u. A. auf Blut und Wunden bezog und als
eine doppelsinnige Andeutung des vorhabenden Hordes der Klytaemnestra
nahm. So schon W. Humboldt, und was blieb Qbrig, ehe der buchstlUs-
liche Sinn berQcksichtigt war? Der andre aenigmatische aber ist fQr den
Charakter der Rede zerstArend und zu unmenschlich an dieser Stelle auch
far Klytaemnestra. Letronne Peint. murales p. 517 stellte sich auf Hermanns
Seite, Franz ilbersetzt richtig »Erzes F9rbung.« — Kunst der Galiier dem Erz.
im Fiuss Farben (durch andre Metalle) einzuschmelzen, Philostr. Imag. I, 28.
p. 44, 24. vgl. Jacobs. Auch die Ghinesen geben den Bronzen Farben.}
4. Die Mischung des Zinns zum Erze (schon in den NSgeln vom
Schatzhause des Atreus §. 49) '*/% und 24 auf 100. An den Rossen von
S. Marco (aus sp&terer Zeit) iindet sich am wenigsten Zinn, s. Klaproth,
Mag. encycl. 1808. III. p. 309. Mongez (sur le bronze des anciens,.
M6m. de I'lnst. Nat. V. p. 187. 496. Inst. Roy. VIII. p. 363) leitet
[306] Erzguss. 425
die Hdrte der Bronze ganz von dieser Mlschung und der AbkQhlung in
der Luft her, und laugnet, nach neuem Erfahrungen, die trempe durch
Wasser, auch gegen Prokl. zu Hesiod T. u. W. 142. Eust. zur II. I, 236,
deren Zeugnisse Graulhi^, sur les dges d'or et d'argent, d'airain et de fer,
Mag. enc. 1809. D4c. 1810. Janv., hervorgezogen. [Vgl. Journal of
Science and arts XLIT. p. 313.] — Xalnhg x^^osy sprOde, iXarog, rvniag
(ductilis), weich. Pollux VII, 105.
5. Die Kunstausdriicke sind: ror nlaa^kvta ni^Qiva' XiydoSi 70
8. Pollux X, 189, Photios Xlydog, Eustath. zur II. XXL. p. 1229, zur Od.
XXII. p. 1926. R. Schneider u. Xiydogy xoavri, Diogenes L. V, 1, 33.
fog iv x<p HTjQtp 6 ^EQfiijg iniTrjSsioTrjTa J^xmv iniSi^aif^at tovg ;i;apax-
trJQag xal 6 h rco ;|;aAxflo avSQidg. [Sophokles AixfiocXmr. aanlg fikv
rifiiXiydog &g nvxv 6 ft fiat tl vgl. F. G. Welcker Griech. Trag. S. 172.]
Auch MQnzen wurden bisweilen im Ligdos gegossen. Seiz sur Tart de
fonle des anciens, Mag. encycl. 1806. VI. p. 280, Clarac M. de sculpt. II.
p. 9 fir. Ob man auch, wie jetzt, die moule k bon creux Qber dasModell
machte, und die StQcke derselben dann inwendig mit Wachs garnirte,
und hierauf den Kern, noyau, hineingoss, ist zu zweifeln. Massiv war
eine Statue des Onassimedes, Paus. IX, 12; kleinere Bronzen sind es ge-
w()hnlich. Ein dvdQidg kostete in der Zeit des Gynikers Diogenes 3000
Drachmen (V* Talent, ungefShr 700 Thaler) Diog. Laert. VI, % 35. [Eine
Erzgiesserei ist an einer merkwurdigen Eylix dargestellt, Gerhard Neuer-
worbne Denkmaler N. 1608 und Trinkschalen Tf. 12, womit E. Braun im
Bullet. 1835. p. 167 die in der Aeschyl. Trilogie erkifirte Vase verglich,
in welcher nachmals Feuerbach im Kunstbl. 1844. N. 87 Kern und Mantel
eines Gussmodells nachwies. Zu vergleichen ist ausserdem eine archaistische
Vase mit einer Erzschmiede bei Campanari in London, die edirt werden
wird. Bullett. 1846. p. 67. Von der Vase in der Tril. giebt Bergk eine
andre ErklSrung, Archaeolog. Zeit. 1847. S. 48. Ueber den geringen Preis
der Erzstatuen s. Koehler Ehre des Bildnisses S. 127.]
6. Von theilweisem Gusse bei Golossen Philo VII. mir. 4; auch die
Rosse von S. Marco sind wahischeinlich jedes in zwei Formen gegossen,
Vom Lothen §.61. Femiminatio per eandem materiam facit confusionem,
plumbatura non idem efficit. Digest. VI, 1, 23. S. indess Plin. XXXIII,
29 f. AngelOthete Haarlocken , Winckelm. W. V. S. 133. Von dem Ein-
setzen der Augen ebend. V. S. 138. 435 f. Boettiger's Andeutungen S. 87,
YgL auch Gori M. E. IL p* 208. Man bezieht darauf den faber oculariarius
in Inschr. s. Forcellini. Die schOne Nike von Brescia (§. 260. A. 3) hat
eine silberne Kopfbinde, ein BacchUs nach einer Inschiift bei Gruter
p. 67, 2 war cum redimiculo aurific. et thyrso et cantharo arg.
426 Technik der bildenden Kunst. [307]
Erhaltene Bronzen §. 127. A. 7. 172. A. 3. 204. A. 4. 205.
A. 2. 207. A. 6. 261. A. 2. 380. 385. 422. 423. 427. Die meisten aus
Herculaneum. Golossal-Kopf nebst Hand auf dem Capitol. [Die sch6ne
Statue aus Yulci in MQnchen, Kunstbl. 1838. St. 86.]
1 307. Die vor der Samischen Schule herrschende Weise
der Verfertigung von Statuen durch das Schlagen und Treiben
(§. 59. 60. 71, vgl. 237, 2. 240, 2) blieb auch spater bei
2 Gold und Silber die gew5hnliche; doch sagten Statuen,
besonders grossere, aus den edlen Metallen mehr dem
3 Asiatischen als dem Griechischen Geschmacke zu. Auch die
Vei-goldung ganzer Statuen wurde erst dann beliebt, als
man dem Erz durch Mischung eine schone Farbe zu geben
verlernt hatte; in der alten Kunst zeichnete man einzelne
Theile auch am nackten Korper durch Vergoldung oder Ver-
4 silberung aus. Mit Eisen machte man mehr Versuche, als
dass man es mit Erfolg und dauernd zu Werken der bil-
denden Kunst angewandt hatte, da das fur den Guss geeig-
5 nete Roheisen im Alterthttm ungewohnlich war. Aus Blei
kommen von Arbeiten, welche Kunstwerke genannt werden
konnen, Marken fur offentliche Spiele und Komaustheilungen,
Etiketten zum Anhangen an Gerathe, siegelahnliche Zeichen
an Bausteinen, Bullen, Amulette und dgl. vor, manches da-
von ist deutlich in Formen gegossen.
1' Die goldne Pallas von Aristodikos war ein 6(pvQi^laTov, Brunck's
Anal. II. p. 488; auch die silbemen Figuren von Bemay (vgl. §.311. A. 5)
sind durchaus getrieben, die einzelnen Theile mit Blei sehr fern geldthet,
Oder mit Schwalbenschw&nzen zusammengefQgt.
2. Silbeme Statuen bei den Pontischen KOnigen, Plin. XXXIII, 54;
goldne besonders bei Barbarischen 66ttem, Lukian Z. rgay, Statt der
angeblichen goldnen Statue des Gorgias, sah Paus. nur eine vergoldete.
Der avdQioig XQ^^^'^S ctSQsog^ solidus, steht Qbrigens nur dem plattirten,
inlxQV0og, inauratus, oder leicht vergoldeten, xaxaxQvaog ^ subauratus,
entgegen; jedoch bezeichnet holosphyraton bei Plin. XXXIII, 24 ein ganz
massives Werk. Xgvabg Sit£(p^og s. v. a. aurum obryzum. [Schweig-
hftuser zu Herod. 1, 50. cenVQogf avxofiaxog^ avroqpvif;, Lennep ad
Phalar. p. 365.J
3. Gold wurde auf Erz meist mit Quecksilber und in starken Bl&ttem,
auch mit Haife von Kerben, aufgesetzt (Plin. XXXIII, 20. XXXIY, 19), auf
Marmor mit Eiweiss. Winckelm. W. V. 8. 135. 432. M' Adlius Glabrio
setzte in Rom die erste statua aurata, Liv. XL, 34. Spuren von
[308] Slatuen von Gold und Silber. 427
Vergoldung an den Rossen von Venedig, M. Aurel, einer Quadriga des
Herculan. Theaters, der sch4nen Statue von Lillebonne, §. 262. A. 2 [am
meisten des berflhmten Hercules im Capitol]. Ein alterthtimlicher Athleten-
kopf in MQnchen n. 296 hat vergoldete Lippen , [der Orpheus des Kalli-
stratus 7 mit einem goldnen Riemen den Chiton gebunden], der alt-
griechische Lampadephor, §. 421 , nach R. Rochette die Lippen, Brust-
warzen und Augenbrauen ilbersilbert, [nicht Obersilbert, sondem mit Kupfer
eingesetzt, s. Letronne in den Anuali d. I. VI. p. 230. Des eben erwahnten
Orpheus Tiare ist xqv6^ naTaarixTog, Sehr schOn ist die eingelegte Arbeit
in Silber an ErzfigQrchen des Museums zu Neapel, Augen und allerlei
Verzierungen; ein Gefilss aus Herculanum in silbereingelegter Arbeit be-
scbreibt Martorelli de the calam. vgl. Fea zum Horaz T. 11. Epist. ad
Pis. 435 u. a.]
4. Eiseme Bilds&ulen des Theodoros von Samos (§. 60) Pans. Ill, 12.
Herakles Schlangenkampf von Tisagoras, X, 18. Alkon's eiserner Herakles,
Plin. XXXIV, 40. Die Griinde der Seltenheit des Eisengusses im Alter-
thum entwickelt Hausmann Commenlat. Soc. Gott. rec. IV. p. 51. Die
Stahlung, ero/imeigy des Eisens (durch Wasser, Homer Od. .IX, 393.)
[Sophokles Aj. 650. og xa deiv' ixixQtsQow tots (iatprj aidrjQog mg, vgl.
§. 311. A. 2.] fflr schneidende Werkzeuge war am Pontes, in Lydien und
Lakonika zu Hause. Eust. zur II. II. p. 294, 6. R., vgl. Hausmann p. 45
sqq. MagnetgewOlbe? §. 149. A. 2.
5. Ficoroni Piombi antichi. R. 1740. 4. Stieglitz Archaeol. Unterh.
n. S. 133.
2. Die Arbeit in harten Itfassen.
a. Holzschnitzerei.
308. Das Holzschnitzen wird durch ^htv und yXv(fBiv i
bezeichnet, wovon jenes ein flacheres, dies ein tieferes Ar-
beiten mit scharfen und spitzigen Werkzeugen anzeigt ; friiher
ein Hauptzweig der Tempelbildnerei (§. 68. 84), wurde es 2
besonders zu den Bildem der Feld- und GartengStter alle
Zeit hindurch angewandt. Wahrend man dazu die ge- 3
eigneten Holzarten des einheimischen Bodens, oft mit einiger
Rucksicht auf die Bedeutung des Bildes , benutzte : wurden 4
auslandische H51zer, besonders das fur unverwustlich ge-
haltene Gedemholz, noch in spatem Zeiten auch von vorzug-
lichen Kunstlem zu Bildwerken gebraucht. Die Arbeit des 5
Drechselns war fur Gefasse und Gerathe von Holz wichtiger.
428 Technik der bildenden Kunst. [309]
1. Beide AusdrClcke kommen von Holz und Stein vor. Siuv ist
scalpere, davon ^vijXrjy ^otg {noifisvixi^) , soalprum, ein Schnitzmesser.
rivfpBtv, sculpere. steht dem caelare, toqbvuv, nfther. Instrumente,
ylvfpavov, vogog, caelum, Meissel, Grabstichel. Zum ^isiv dient auch die
ofilX'ny %' 70, 3. Ygl. §. 56, 2. Quinctil. I, 21, 9. sculptura etiam lignum,
ebur, marmor, vitrum, gemmas, praeter ea quae supra dixi, complectitur.
2. Auf Psyttaleia fTavog tog ixaarov hvxs ^occvce nBnoiTjfiivaj
Paus. I, 36, 2. Ein Pan aus Buchenholz mit der Rinde Antb. Pal. VI, 99.
Dionysosbilder, Priape aus Feigenholz.
3. Cypresse, in Ereta hfiufig, u. von den dortigen Daedaliden be-
nutzt (vgl. Hermipp, Atben. I. p. 27), Buchsbaum (<T^Ua£), Eiche, Bim-
baum, Ahorn, Weinrebe, Olivenholz u. a. Paus. VIII, 17, 2. Qu. de
Quincy Jup. 01. p. 25 sq. Clarac p. 41. Populus utraque et salix et
tilia in scalpturis necessariae, Palladius de R. R. Xll, 15.
4. Von auslSiidischen HOlzem Ebenholz (§. 84. A. 2. 147. A. 3),
Citrus {^ov? Mongez Hist, de I'lnst. roy. III. p. 31. Thyon nebst Cy-
pressen an Phidias Olympischem Zeus, inwendig oder am Thron, Die Chrys.
XII. p. 39^ R.), Lotos, besonders Cedemholz (vgl. §. 52. A. 2. 57. A. 2).
Von Cedemholz war der Apollo des Sosius aus Seleucien, Plin. XIII, 11,
auch der Asklepios von Eetion Antb. Pal. VI, 337. Von Dontas werden
xsSqov ioiSta XQ^^9 8irjv^ia(i6va als runde Figuren beschrieben, Paus.
VI, 19, 9. Mehr s. bei Siebelis zu Paus. V, 17, 2. Amalth. II. S. 259.
5. Vgl. §. 298. A. 2. Voss zu Virgil Bd. II. S. 84. 443. Vom
Drechseln in Holz toqvcvsiv, toqvovv^ tornare s. Schneider u. ropsi/o.
Tomus, TOQVBVTT^Qiovy das Dreheisen, von Theodoros erfunden, §. 60.
b. Bildhauerei (sculptura).
1 309. Als das eigentliche Material fur die Sculptur
wurde fruhzeitig der feste und politurfahige Kalkstein, wel-
chen man eben von diesem Glanze Marmor (jiaQfiaQov von
fiaQfjLaif)m) nannte, und zwar der weisse anerkannt und in
ganz Griechenland vor alien andem der Parische, \vie her-
. 2 nach in Rom der von Luna gesucht. Indess wurden fur
Werke minder sorgfaltiger Kunst in Griechenland wie in
3 Italien auch allerlei Tuflfe angewandt: dagegen farbige Mar-
mors, so wie andre colorirte Steinarten, erst im Romischen
* Kaiserreiche, besonders fur die Darstellung Aegyptischer Gott-
heiten und Barbarischer Konige, auch fiir angefugte Har-
4 nische und Bekleidungen u. dgl. beliebt wurden. Bewundems-
[309] Bildhauerei. 429
wurdig ist die VoUendung der Arbeit an den harten nnd
sproden Massen des Porphyrs, Basalts und Granits, wo vom
zugespitzte und immer neu gescharfte Pinkeisen den Stein
bis zur erforderlichen Tiefe wegbohren, und hernach muh-
sames Reiben und Schleifen die glatte Flache sehr allmahlig
zu Wege bringen musste.
1. Garyophilus de maimoribus antiquis ist wenig brauchbar, mehr
Ferber Lettres min^ralogiques sur Tltalie, Mongez, Dictionn. de Tantiquit^
de TEncyclop^ie, besonders Faustino Gorsi Delle pieire antiche, ed. sec.
R. 1833. Vgl. Hirt, Amalth. I. S. 225. Clarac p. 165. Plainer Beschr.
Roms 8. 335. Der Marmor ist entweder kOrniger; dahin gehOrt der
Parische Xid'og ndQiog^, IvySivog), der meist in kleinen BlOcken, zum
Theil in HOhlengftngen (Ivxvlrrjg) gebrochen wurde, von einem grossen
[salzahnlich] glflnzenden Kom, marmo Greco dure, auch saline genannt;
so wie auch der Gararische, marmor Lunense (§. 174. A. 1 fiber sein
Alter des Vfs. Etrusker), feinem Zucker fthnlicb, oft blaulich gefleckt: oder
schiefriger, mit Talk durchzogen, wie der Pentelische mil grfinlichen
Streifen (Doloroieu bei Millin M. I. U. p. 44) und der weniger edle Hymet-
tische, marmo cipolla [oder cipollino]. Andre bekannte Arten statuarischen
Marmors i^ind der Thasische, von einem biassen Weiss, von Gousinery an
Ort und Stelle aufgefunden, [so wie der verde antico in Macedonien], der
Lesbische, von mehr gelblicber Farbe, der dem Elfenbein Shnliche Gora-
litische, aus Klein asien, marmo Palombino. De marmore viridi, Tafel
in der Mfincbner Abh. philol. Gl. U. S. 131. Auch der Megadsche §. 268.
A. 1) wurde zu Statuen verwandt, Gic. ad Att. 1, 8. Der lapis onyx oder
alabastrites der Alten, genannt nach den Geflissen §. 298, ist ein fasriger
Ealksinter (alb^tre calcaire oriental), der aus Arabien und Oberftgypten
kam, Salmas. Exerc. Plin. p. 293. Von dem Yolaterram'schen §. 174. A. 3.
Yon Marmor in Galabrien berichtete Rumohr.
2. Ein Silen von Poros (§. 268. A. 1) in Athen. In Peperin manche
Municipal -Ehrenstatuen; ffinf statuae togatae der Art in Dresden. In
Kalkstein wurde Viel in den Provinzen, in Deutschland, gearbeitet. Etrus-
kische Sarkophage aus Kalktuf §. 174. A. 3.
3. Aus schwarzem Marmor, nero antico, sind viele Isisbilder, der
African. Fischer, die beiden Kentauren des Eapitol, der Nil, vgl. Pausan.
Vni, 24, 6. Aus rothem, rosso antico, der in der Architektur selten war,
manches gute Bildwerk, namentlich Bacchusk()pfe, SatyiTi, welche roth-
gef^bte Schnitzbilder (§. 69) nachahmen; sonst Becken, Badewannen.
Auch Statuen aus buntem Marmor kommen vor, Caylus, Hist, de TAc. des
Inscr. XXXIV. p. 39. Porphyrstatuen findet man seit Glaudius in )\om,
vgl. Visconti PCI. VI. p. 73, Porphyrstatuen mit bronzenen Extremitftten
Race. 53. Basalt wird zu Serapisbfisten, auch Granit und Syenit (den aber
430 Technik der bildenden Kunst. [310]
die Neuem nicht zum Syenit rechnen) zu Bildwerken in Aegyptischem
Styl gebi-aucht. Vgl. §. 2^. 268. A. 3.
4. Der Bohrer an zwei Z&umen gefQhrt, Euripides Gycl. 461.
1 310. Der Marmor dagegen vertragt den Angriflf sehr
verschiedner Instnimente , der SSgen, Bohrer, Feilen, Ras-
peln, welche mit dem vom Schlagel getriebenen Meissel zu-
2 sammen das Meiste und Beste thun mussen. Wenn der
Kunstler, was keineswegs immer geschah, nach einem genauen
Modell arbeitete: so bediente er sich, wie der neuere, der
Punkte, welche die Dimensionen nach alien Seiten und Rich-
tungen darstellen, und im Fortschritt der Arbeit bestandig er-
3 neuert werden mussen. Zum Abreiben der Statuen wandte
man den Staub vom Naxischen Schleifstein, den Bimsstein
und andre Mittel an ; doch kommt das dem £indrucke schad-
hche Glanzendschleifen erst spater vor; und an einigen vor-
trefflichen Statuen sieht man noch ganz die Zuge des Eisens.
* Dagegen erhohte man das Weiche und Fettige , welches die
Oberflache des Marmors oft schon an sich hat, durch Ein-
reibung mit geschmolzenem Wachs, besonders mit Punischem
{xavatg), womit man leicht einen geeigneten Farbenton
5 (circumlitio) verband. Farbimg des Marmors, im alten und
archaisirenden Styl mit grellen, hernach mit sanfteren Farben,
so wie Hinzufugung metallner Attribute, und Vergoldung
einzelner Theile erhielt sich das ganze Alterthum hindurch;
in R5mischer Zeit ersetzt man indess gem die aufge-
tragne Farbe durch Vielfarbigkeit des Steins (vgl. §. 309).
6 Die Zusammenfugung verschiedner Blocke geschah so geschickt,
dass der Wunsch monolither Colossalslatuen ofter wenigsten&
dem Scheine nach befriedigt wurde.
1. Alte Bildwerke, welche Steinarbeiter darstellen: die Reliefs bei
Winckelm. W. 1. Tf. 11. M. Borb. I. 83, 3 nebst dem Grabstein des Euti-o-
pos bei Fabretti Inscr. V, 102, und die geschnittenen Steine, Ficoroni
Gemmae II, 5, 6 u. Lippert Suppl. II. 388. Alte Instnimente auf ver-
schjedenen Denkmfllem (bei Muratori p. 1335, 1, verschiedne Girkel u. andre);
auch in Pompeji gefunden; die jetzt gebr&uchlichen bei Glarac pi. 1. Von
der Sdge §. 269, 6, dem Bohrer §. 123, 1. [An den Statuen von Aegina
erkamite Wagner, dass ganz die jetzt dblichen Werkzeuge, Bohrer, Spitz-
eisen, Zahneisen, Flacheisen und Feile, Bimsstein gebraucht seien.]
2. Von Pasiteles ist es etwas Besonderes, dass er nihil unquam fecit
[310] Bildhauerei. 431
ante quam iinxit; und a us dem freien und kQhnen Yerfahren der Alien
erklflren sich mancbe Unregelmftssigkeiten. Ueber die Punkte s. Clarac
p. 144; daher die warzenf&rmigen Erh6hungen an manchen alien Statuen,
s. Weber fiber die Colosse von M. Gavallo im Kunstbl. 1824. S. 374 und
den Diskobol bei GuatUni M. I. 1784. p. 9. [BuUett. 1841. p. 1^.]
3. Ueber die Naxiae cotes Dissen zu Pindar J'. 5, 70, vgi. Hoeck
Kreta I. S. 417, wo Naios auf Ereta roit Recht als eine Eriindung darge-
stellt wird. Man nannte die Steine, woher sie sonst auch kamen, von
Kreta, Kypros u. sonst, Naxiscbe. SfirjxBiv, aril^ovv dvdQictvtag, *Eni-
Xfaivsiv nal yf^vovv ra nXriyivxct xal nsQinoffivra tmv ayaXfittttoVf Plut.
de adul. 52.
4. Qu. de Quincy Jup. 01. p. 44. Hirt 8. 236. Voelkel Archaeol.
Nachlass I. S. 79. Aus dem Wacbsdberzuge, den nach Vitruv VII, 9 signa
marmorea nuda erhielten, bildet sicb die Epidermis der alten Statuen.
[Hirt in Boettigers Amalthea I. 8. 237 bemerkt, dieser Ueberzug sei so
dunn gewesen, dass nur darum keine Spuren davon anzutreffen seien. Fea
fand viele, Miscell. filol. T. I. p. GG. Aber nicht circumlitio ist Fai'ben-
ton Oder ,ein Bobnen des Marmors mit Wacbs, welcbes der OberflSche
mehr scheinbare Weichheit und vielleicht auch einen sanften Schimmer
von Farbe mittheilte", wie der Verf. in den Wiener JahrbQcheni 1827.
III. 8. 139 behauptet, eine Befimissung (des Nikias) nach Hirt a. a. 0.
auf den er sich nicht selten zu viel verliess. Auch ist circumlitio nicht
eine Bemalung des Grundes der Statuen in verschiednen Tinten, Licht
und Schatten u. s. w. wie nach Visconti Pioci. II, 38. Ill, 5 und Quatre-
m^re ausser Voelkel auch Letronne Peint. mur. p. 28. 491 , R. Rochette
Peint. ant. p. 286 und Giarac Mus. du Louvre I. p. 156—60 annehmen.
Weder die allgemeine Wabrscheinlichkeit, noch etwas von den Nachrichten
Oder in den Ueberresten echter Kunst ^richt dafdr und der Name selbtt
steht entgegen. Denn dieser drilckt aus ein Umstreichen, Ummalen {neQi-
XQi'(tts)y Einfassen der Gewandr&nder , des Haars, etwa auch des K6rpers
mit einem KOcherband u. dgl. und diese Einfassungen konnten sehr zier-
lich und mannigfaltig ausgefQhrt sein; die archaistische schOne kleine
Diana im Museum zu Neapel ist davon ein schStzbares Beispiel. So ist
in der Malerei circumlitio eine FSrbung des Grundes um die figuren
her, um sie hervorzuheben und abzusondem, wie Quintilian VIII, 5, 26 zeigt,
eine circumductio colorum in extremitatibus figurarum, qua ipsae Figurae
aptius finiuntur et eminentius extant, contorno, profilo (Forcellini)
daher derselbe XII, 9, 8 vom Inhalt von Reden sagt: extrinsecus adductis
ea rebus circumlinere (verbr&men), und I, 11, 6 simplicem vocis naturam
pleniore quodam sono circumlinere. Im Begrif! der circumlitio liegt prae-
texere. Seneca Epist. 86: nisi Alezandrina marmora illis (Numidicis cru-
stis) undique operosa et in picturae modum variata circumlitio praetexitur.
432 Technik der bildenden Kunst. [31 1]
Das Bohnen ist ydvmaig dyalfithmvy Plut. Quaest. Rom. 98, wonaeh bei
Vitruv Vn, 9, 4 aus gnosis zu machen ist ganosis, nicht %ovlaai£f die
etwas ganz anders ist, noch iyxavcig.- Yitruv sagt: ita signa marmorea
nuda ciirantur, nemlich weisses mil Oel geschmolznes Wachs wurde mil
einem dicken Pinsel Qberstrichen und dann trocken abgerieben. Plin.
XXXin, 40 sicut et marmora nitescunt, Juvenal XII, 88 fragili simulacra
nitentia cera, vgl. die Anm. von Heinrich. Ganova versuchte in den spHtem
Zeiten nach dem Vorgang der Alien durch Einreiben einer aus Wachs und
Seife bereiteten Salbe den Marmor weicher und milder im Ton zu machen ;
aber die eingeriebenen Stoffe zersetzten sich, wie Thiei'sch Reisen in Italien
I, 142 berichtet, und wechselten die Farbe.]
5. Yon gemalten Statuen und Reliefs §. 69. 90. A. 118. A. 2 b
119. A. 2. 4. 203. A. 3. In Virgil's Gatal. , Aeneid. dedic, wird ein
marmomer Amor mil buntem Flugelpaar und K6cher beschrieben.
Praxiteles schdnsten Statuen gab der grosse Enkaust Nikias jene TeintQre.
Plin. XXXV, 40, 28. Aber die Rnidische Venus farbios. Lukian de
imagg. Feuerbach Vatic. ApolL S. 212. * AyuXiiatiov iyaavaTai kccI
XQvamtal xorl patpslg, Plut. de glor. Ath. 6. Mit Wachs gefSrbte Haare einer
BildsHule erw&hnt deutiich Ghaeremon bei Athen. XIII. p. 608. Gemalte
Reliefs sind yQantol xvnot^ dergleichen in Frontons Eurip. Hypsip. fragm. 11.
edit. Matth, erwahnt: vgl. Welcker Syll. Epigr. p. 161. [R. Rochette
Peint. ant. p. 289, Letronne Lettres d'un antiqu. p. 339, Boeckh G. L II.
p. 662], aber auch §. 323. A. Nach neueren Untersuchungen hoben sich
auch an der Trajanss&ule die Figvuren golden ab auf azumem Hintergrunde.
G. Semper aber vielfarbige Archit. und Sculptur S. 37 [hat sich nicht
best&tigt]. Von Anfugungen aus Metall und Vergoldung (besonders v^ar
die der Haare sehr gewOhnlich) §. 84. 90. A. 117. 118. A. 2 b. 127. A. 3.
158. A. 3. 203. A.. 3. Den alten Akrolitben §. 84 sind Statuen aus
schwarzem Marmor, mit den Extr^mit^ten aus weissem, nachgebildet, wie
sie aus spHterer Zeit, z. B. von Isispriesterinnen, sicher vorkommen.
6. S. oben §. 156. 157 und die Inschr. G. I. 10. xavrov XVd'ov fifcp
avigiag xorl to CfpiXag, Stefaen gelassene Marmorstilcke als Stiltzen
(puntelli) findet man am meisten bei Nachbildungen von Erzstatuen.
c. Arbeit in Metall (toqbvt ixi^y caelatura) und Elfenbein.
1 311. Die Bearbeitung der Metalle mit scharfen In-
strumenten, die Scuptur in Metall, ist es, was die Alten
Toreutik nennen ; womit sich, nach Erfordemiss der Aufgabe,
auch ein theilweises Giessen in Formen, besonders aber das
2 Herausschlagen oder Treiben mit Bunzen vereinigt. So
1311] Toreutik. 433
wurde vorzugsweise das Silber schon in den schonsten Zeiten
•der Griechischen Kunst bearbeitet, aber auch Gold, Bronze,
in manchen Gegenden auch das Eisen. Man wandte diese 3
Technik bei WaflFenstucken, namentlich Schilden an; ausser
der getriebenen Arbeit diente solehen eine goldne Zeichnung
zum Schmuck, die wahrscheinlich der neuem Tauschier-Arbeit
{tausia, lavoro all' agemina) ahnlich war; sonst wurden
besonders Wagen gem rait getriebenem Silber verziert. Die 4
Gefasse wurden theils nur mil Zierden vegetabilischer Form
versehen, wie besonders die grossen Silberschusseln ; theils
mit mythischen Darstellungen in Relief geschmuckt (anaglypta),
welche in spMem Zeiten oft beweglich waren, und zum
Schmucke verschiedner , auch goldner, Becher angewandt
werden konnten (emblemata , crustae). Der Ruhm der 5
Meister in diesem Fache, die leidenschaftliche Begier der
Romer nach solchem Besitz wird uns durch einzelne Reste
begreiflich. Auch fur Schmuckger^the wurde die Kunst des 6
Toreuten in Anspruch genommen; und die Kunst des Gold-
arbeiters, welche hauptsachlich in Treiben von Goldblattem
und Auflegen von Golddraht bestand, hangt mit diesem Kunst-
zweige nahe zusammen.
1. Die Toptvnxij (§. 85) entspricht ganz der caelatura (Plin. XXXIII.
Salmas. Exerc. Plin. p. 737), welche Quintil. II, 21 auf die Metalle be-
^hr&nkt, wfthrend die Sculptur ausserdem Holz, Eifenbein, Marmor, Glas,
Geromen befasse. [Die Throne von Elfenbein soil ten daher §. 173, 1 nicht
•eingemischt sein.] Das Treiben ist ilavvtiv (Greuzer Gomm. Herod, p. 302),
innQovsiv §. 59. A. 2, ;|railx€v£ii^, excudere (Quint, a. 0.). Isidor Origg.
XX, 4. Gaelata vasa signis eminentibus intus extrave expressis a caelo
quod est genus ferramenti. quod vulgo cilionem vocant. Auch tritor argen-
tarius (Spon Misc. p. 219), tritum argentum (Horaz A. 1, 3, 91. Phaedr.
V, 1, 7) scheint von Treiben zu verstehen zu sein. Terere ist vo^tlv,
2. Ygl. A. 3. 4. An Glaukos eisernem Untergestell (§. 61) waren
Figuren, Insekten, Bl&tterwerk c^irt. Zu Kibyra in Kleinasien cftlirte man
das Eisen mit Leichtigkeit ; Strab. XIII, 631. Alexanders Eisenhelm, ein
Werk des Theophilos, strahlte wie Silber, Plut. 32. Dahin gehOrt pafprj
atdiJQav bei Sophokles Aj. 661. vgl. Lobeck, vom Erweichen [Getting. Anz.
1838. S. 1111: »Allein es muss ein fthnliches, nur weniger bekanntes Ver-
fahren gegeben haben, wodurch das Eisen fOr das Treiben und Giseliren
geeignet gemacht wurde. — Die fidlaiig des Glaukos war dia nvffbg uai ^
O. MS 1 1 • r*i Arohaeolofi*. 4. Aail. 28
434 Technik der bildenden Kanst. [311}
udatog fiatpi^Vf wovon man freilich eher das Cregentheil erwarten solIte.c
(Freilich.) Auch in der Hall. ALZ. 1837. Apr. S. 534 f. wird i^^lvv^rjv
mit Patpy 6iS7]Qog mg verbunden. Die Beziebung dieser Worte auf ixap-
TEQovv ist vorzuziehn; denn dass die liOschung in Oel das Eisen weich
macbe, wird nicfat gesagt, sondern nur dass sie das Springen verhindere.}
3. Ueber kunstliche Waffenarbeit §. 58. 59. 116, 3. 117, 2. 240.
A. 4. Bronzene Panzer und Helme, auf Korinthische Weise c&lirt, erw&bnt
Gic. Verr. IV, 44. Die yQanxa iv onXm iyxqvom tixav (Inschr. von Kyme,
Gaylus Rec. H, 57. Tgl. Osann Syl. p. S44. G. I. n. 124) balte ich fQr
einerlei mit dem scutum cfarysographatum (Trebeil. Glaud. 14). Bezieht
sich wohl die xi^ooyifatpia des Aegyptischen Papyrus, Reuvens Lettres a
Letr. III. p. 66, hierauf? [Dagegen Letronne Letti'es d'un antiqu. p. 517.}
BUatv yi^anzrj s. G. I. Gr. II. p. 662 s., (U6vmv ivoxXoig inixQVOoig
dvd^saig, ib. n. 2771. [Eingegrabene Arbeit Gerhard Etr. Spiegel S. 80.
Not. 63.] Die barbaricarii des sp&tern Alterthums beschftftigten sich auch
damit, F&den von Gold und andern Metallen in Metal> einzulegen, s. Lebeau
M^m. de TAc. des Inscr. XXXIX. p. 444. Yon erhaltenen WafTenstucken
mit Reliefs sind die Panzerbl&tter von Locri §. 257. A. 4, und die Bronzen-
helme (mit militfirischen Darstellungen) und Beinschienen von Pompeji
bemerkenswerth. Votivschild (?) der Familie Ardaburia, s. §. 424. A. 2.
Massieu Sur les boucliers votifs, M^m. de TAc. des Inscr. L p. 177. Ueber
Arbeit an Wagen §. 173, 2. Garrucae ex argento caelatae, Plin. XXXIII^
49. Vopisc Aurel. 46. [Ueber Bronzereliefe als Bekleidung hOlzemer
Kasten u. s. w. Avellino Descriz. di una casa Pompejana 1837. p. 57 ff.]
4. Zur ersten Art geh5ren die lances filicatae Gic, disci corymbiati,
lances pampinatae, patinae, bederatae, TrebeU. Glaud. 17. Auch an den
Korinthischen Erzvasen, scheint es, waren wohl ThierkOpfe, Masken,
Kr^nze u. dgl. , aber keine historischen Reliefs angebracht. Die goldnen
ii(fat^Qig KoQiv^iovQyBig aber, bei Athen. V, 199 e., batten runde Figuren,
i^a nsQi€pav7J TsroQBVfiiva, auf dem Rande sitzend (ahnliche an Tripoden^
Amalth. III. S. 29), imd Reliefs an Hals und Bauch. — Gic. Verr. IV, 23
unterscheidet an Silbergef&ssen die crustae aut emblemata. Der caelator
anaglyptarius in Inschriften macht in sp&tem Zeiten bios die Reliefs, der
Tascularius das Gef&ss, das punim argentum. Sehr beliebt waren Homerische
Gegenst&nde, wie Mys (§.112. A. 1. 116, 3) auf einem Herakleotischen
Skyphos die Eroberung Ilions nach Parrhasios Zeichnung darstellt [da&
Epigramm bei Athenaeus nennt Ihiffdaiogy vgl. Meineke Spec. alt. p. 20.
Sillig Gatal. artif. p. 288}; daher die scyphi Homerici, Sueton Nero 47.
Eine SchQssel mit grossen geschichtlichen Darstellungen, Trebeil. Trig. 32»
Meister in Gefassarbeiten §. 60. 122. A. 5. 124. A. 1. 159. 196, 3. vgL
Athen. VI, 781 f.
[311] Toreutik. 435
5. Die bedeutendsten Silbergefftsse sind jetzt: der zu Antium gefundne
Becher der Sainmlung Gorsini §. 196. A. 3: das GefSss mit der Apotheose
Homers in Neapel, Millingen Un. Mon. II, 13. [Milljn Gal. mythol. pi. 149],
SilbergeHisse in Pompeji gefunden, 14 Stdck Archaeol. Intell. Bl. Hall.
1835. N. 6; der sog. Schild des Sdpio (RQckgabe der Briseis), 1656
bei Avignon gefunden, im K. Cabinet zu Paris, Montfauoon IV, 23.
Millin M. I. I; 10. [A. 6. Lange in Welcker's Zeitschr. f. a. K. Tf. YI, 22.
S. 490]; die in Permien gefundne Schale in der Sammlung v. Strogano*v's,
der Streit um die Waffen Achiirs, s. Koehler, Mag. encydop. 1803. V.
p. 372. [Archaeol. Zeit. von Gerhard I. Tf. 10. S. 101]; die Schale von
Aquileja in Wien §. 200. A. 2. vgl. 264. A. 1 ; die Gef^sse (mit Pflanzen-
venderungen) von Falerii, Al. Visconti Diss. d. Ace. Rom. I, II. p. 303 ff.,
besonders der reiche Schatz an GeAssen eines Hercur-T., gefunden zu
Bemay. Die erhabenen Arbeiten sind hier durchaus getrieben, und innere
Trinkschalen eingesetzt; Gew&nder und Waffen durch Vergoldung gehoben,
wie auch sonst oft; fiber die Homerischen DarsteUungen §. 415. R. Rochette
Joum. des Savans. 1830. Jul. Aug. p. 417. Lenormant, Bull. d. Inst. 1830.
p. 97. Auch die sog. Disci sind meist nur die inner n Fl&chen von Schalen.
Ein silbemer Discus, Eleopatra mit ihren Frauen (?), aus Pompeji, Ant
Ercol. V. p. 267. Ein andrer, bei Genf gefunden, mit Figuren zur Ver-
herrlichung Valentinian's, Montfauc. Suppl. VI. pi. 28. Ueber einen Christ-
lichen Fontunini Discus argent. R. 1727. [Einer aus einem Grabe bei
Kertsch in halb barbarischer, halb noch Griechischer Zeichnung in Gerhard's
Archaeol. Zeit. I. Taf. 10. S. IGl.] In Bronze ist nichts sch()ner, als der
bei Paramythia in Epeiros gefundne Discus in Hawkin's Besitz, stark
herausgetriebene Figuren mit silbemen Zierathen ausgelegt, den Besuch
der Aphrodite bei Anchises vorstellend, Tischbein Hom. VII, 3. Millingen
Un. Mon. II, 12. [Specim. II, 20.] Ueber den ganzen Fund G^^tt. GA.
1801. S. 1800.
6. Silbemes Schmuckk&stchen, mit einem ansehnlichen Silberschatz
gejfunden zu Rom 1794, aus der letzten Kunstzeit, in der Sammlung
Schellersheim (jetzt Blacas), Mag. enc. 1796. I. p. 357. E. Q. Visconti
Lettera intomo ad una ant. supelletile d'argento. Sec. ed. 1827. Von
goldnem Schmuck (wohin die alt-Attischen Cicaden geh6ren) sind auf
Ithaka bedeutende Funde gemacht worden (Hughes I. p. 16t); zu Rom
unter andem 1824. (G. Melchiorri, Mem. Rom. III. p. 131); zu Parma
(Diss. d. Ace. Rom. II. p. 3); zu Canosa (reicher Goldkranz, Gerhard, Ant.
Bildw. 60. Avellino, Mem. d. Ace. Ercol. I.) [jetzt in Mfinchen]; in
Pantikapaeon, aus dtlnnen Goldbl&ttchen getriebene Masken und Medallions
(R. Rochette Joum. des Sav. 1832. p. 45) [andre Goldsachen ebendaher
Dubois de Montpereux Voy. en Gaucase cet. pi. 20. 21, und Silbergeflisse
pi. 23. 24, auch Vasen von Elektrum pi. 22.] Solche Medallions liebte
436 Technik der bildenden Kunst. f3t2]
noch das spHtre Alterthum (s. das des Tetricus, Mongez Icon. Rom.
pi. 58, 6); dergleichen arbeiteten wohl die bractearii aurifices. Ueber die
aurifices aberhaupt (Son CSolumb. Liv. n. 114 ff. [Goldsachen aus einem
reichen Grab in Melos, L. Ross Insekeise III. S. 18. Einer der schOnsten
Goldkrflnze 1845 bei Barone in Neapel, neolich in Fasano gefunden. In
den Inschriften sind goldne Ehrenkrinze von 100 GoldstOcken, 500 Drach-
men u. s. w. und flberbaupt in unglaublicher Menge erwShnt , ausser den
zuerkannten in Tenipeln geweihte , Kronen z. B. in dem des Jupiter bei
Plautus Menaechm. V, 5, 38, sehr viele nur Oellaub vorstellend. Etrurische
Goldsachen §. 175. A. 4.] Vase von Blei mil Bacchus, Silen und den vier
Jahrszeiten, Gerhards Ant. Bildw. I, 87.
1 312. Mit der Toreutik hing in den Werkstatten der
Alten auch die Arbeit in Elfenbein zusammen, welches
man das ganze Alterthum hindurch in Statuen, so wie an
2 allerlei Gerathen, mit Gold zu verbinden liebte. Die Alten
erhielten aus Indien, besonders aus Africa, Elephantenzahne
von bedeutender Grosse, durch deren Spaltung und Biegung,
eine verlorne aber im Alterthum sicher vorhandne Kunst, sie
Flatten von 12 bis 20 ZoU Breite gewinnen konnten. Nach-
dem nun bei der Arbeit einer Statue die Oberflache des
Modells so eingetheilt war, wie sie am besten in diesen
Flatten wiedergegeben werden konnte, wurden die einzelnen
Theile durch das Sagen, Schaben und Feilen des Elfenbeins (nur
fiir die Bearbeitimg mit dem Meissel ist dieser StoflF zu ela-
stisch) genau dargestellt, und hemach uber einen Kern von
Holz und Metallstaben , besonders mit Hiilfe von Hausen-
blase, zusammengefugt. Doch bedurfte das Zusammenhalten
der Elfenbeinstucke bestandiger Sorgfalt ; das Anfeuchten mit
Oel (besonders oleum pissinum) trug am meisten zur Con-
servirung bei. Das Gold, welches Gewand und Haar dar-
stellte, wurde getrieben und in dunnen Flatten aufgesetzt.
3 Auf unsre Zeiten ist von Elfenbein , ausser einigen Reliefs,
Figurchen, kleinen Gerathen und Marken, besonders die Classe
der Diptych a (Schreibtafeln mit Reliefs an der aussern
Seite), aus dem spatem Romischen Reiche, gekommen; welche
man in die Consularischen , von Magistraten beim Antritt
des Amts verschenkten, und die Kirchlichen eintheilt.
1. Gegen den von Quatr. de Quincy eingefClhrten Sprachgebrauch
bemerkt Welcker mit Recht, dass toQtvTtnij bei den Alten nur caelatura
bezeichnet ; wir finden das Wort nirgends ausdrCkcklich von chryselephantinen
[312] Arbeit in Elfenbein. 437
Statuen gebraucht: da indess das Treiben des Gk>ldes bierbei dne Haupt-
sache, und die ersten Meister dieser CSdosse, Phidias u. Polyklet, nach
Plin. aucb die bedeutendsten Toreuten waren [§. 120. A. 2]: so darf man
den oben angedeuteten Zusammenhang wohl festbalten. Von chrysele-
phantinen Werken s. oben §. 85. 113---1J5. 120, 2. 158. A. 1. 204. A. 5.
ygl. 23l 240. XQVCBlitpavxiiXtxtQot a^xlBig in Syrakus, Pint Timol. 31 ;
an den ThOren des Pallas-T. ebenda (§. 281. A. 6) waren die ar^^umenta
Oder Darstellungen von Begebenheiten aus Elfenbein, das Andi*e aus Gold.
Oefter waren Lyi*en aus Elf^ibein und Gold, so wie Kr&nze aus Elfenbein,
Gold und Corallen, Pindar N. VII, 78. Dissen bei Boeckh p. 435. Elfen-
beinemes Gesicht auf einem Schild. Diogen. VIII, 1, 5. Signa ebumea in
Sicilien, Cic. Verr. IV, 1, in Rom bei den Circensen, Tac. Ann. II, 83.
2. Die obigen Satze geben die wahrscfaeinlichste Vorstellungsweise
Qu. de Quincy*s p. 393 f. wieder. Vgl. Heyne Antiq. Aufs. II, 8. 149, in
der N. Biblioth. der schOnen Wiss. XV., und N. Commentar. Soc. Gott.
I, II. p. 96. 111. Von dem Elfenbein-Handel Sclilegel Indische Biblioth. I.
5. 134 ff. In Phidias Zeit besonders aus Libyen, Hermipp bei Athen. I.
p. 27, wie spater von Adule, Plin. VI, 34. Das Erweichen des Elfonbeins
soil Demokritos erfunden haben, Seneca Ep. 90. Qu. de Quincy p. 416.
Vgl. §.113. A. 1. Bei der Bearbeitung unterscheidet Lukian de conscr.
hist. 52 das nluTTetv (des Modells), das ngisiv^ ^hiv (radere Statins 6. IV,
6, 27), xoXXavy ^v^ftiinv des ESfenbeins, und das inotv^l^ttv ttp X9'^^9^
Zur Verbindung der Theile, die Damophon bei dem Olymp. Zeus erneuerte,
diente Hausenblase, Aelian V. H. XVII, 32. Von dem Oel unter Andern
Methodios bei Photios G. 234. p. 293. Bekk. Ueber den Kern der Bilder,
besonders nriXosy Lukian Somn. s. Gallus 24. Amob. VI, 16. §.214. A. 2.
Ueber die Anfilgung des Goldes §. 113. A. 2, der Augen aus edlen Steinen
Platon Hipp. I. p. 290.
Am meisten Reliefs und FigQrchen von Elfenbein bei Buonarroti
Medagl. antichi. [Rnebel de signo eburneo nuper effosso. Duisburg 1844. 4.
Ein Heros eine Leiche tragend.] Es gibt auch altgriechische Arbeiten der
Art. Die ^Kpai^TovQyoi , eborarii, machten nach Themistius p. 273, 20
Dind. besonders diXvovSy libros elephantinos (Vopisc. Tac. 8) oder pugil-
lares membranaceos operculis eboreis (Inschr.). Die diptycha consularia
sind mit Bildem von Consuln bei der pompa circensis, den missiones,
u. dgl., die ecclesiastica mit biblischen Gegenstdnden geschmilckt. Ausser
den elfenbeinernen gab es auch hdlzeme, aucb argentea caelata, wovon
einige Reste. Auch triptycha, pentaptycha etc. Schriflen von [M. Chladni,
J. A. Schmidt, Negelein] Salig u. Leich de diptychis, Donati de' dittici.
Goste sur Torigine des Diptyques consulaires, Mag. enc. 1802. IV. p. 444.
1803. V. p. 419. Hauptwerk: Gori Thesaurus vett. Diptychorum consularium
et ecdesiasticorum, opus posth. cum add. I. B. Passeri. F. 1759. 3 Bde. f.
438 Technik der bildenden Kunst. [313]
Einzelne von Fil. Buonarroti, Chph. Saxe Dipt, magni consulis 1757],
Hagenbuch, [de dipt. Brixiano, 1799 f.] Mautour (Hist, de TAc. des Inscr.
V. p. 300) u. A. beschrieben. [De dipt. Quirini Card. Lips. 1743. 4.] Das
Paradies auf einer ElfenbeintafeU Grivaud de la Vine. Ant. Gaul. pi. 28.
Yon der gewShnliehen Byzantinischen Trockenheit unterscfaeidet sich durch
geistreicbere Arbeit das Wiczay'scbe Diptycbon, von R. Morghen gestoch^n,
mit den Figuren von Asklepios u. Telesphoros, Hygieia und Eros.
Anstatt Elfenbeins dienten auch Hippopotamos-Zfthne, Paus.
VIII, 46, 2. Schildpatt (chelyon) wurde besonders zu Leyem, Speise-
sofa's und andern Ger^then gebraucbt; es kam auch zum Theil von Adule,
Plin. VI, 34. Reliefe aus Thierknochen. Perlemutter-Arbeiten, Sueton
Nero 31. In Bernstein (§. 56. A. 2) hatte man Statuetten, Paus. V,
12, .6. Plin. XXXVII, 12, besonders aber GefSsse, Martial IV, 31. VI, 59.]
Heliadum crustas (Juv. V, 40), wohin die in Silber gefassten electrina vasa,
Dig. XXXIV, 2, 32, und die electrina patera mit Alexander's Medaillon u.
Geschichte, Trebell. Trig. 14, wohl besser als zur Metallmischung gerechnet
werden. [Andre Fabrikate aus Bernstein, Dilthey de Electro et Eridano,
Darmstad. 1824. p. 13 f.] Auch die '^dyjva fjlixTQivT^ in einer fibula,
Heliodor III, 3, passt zum Gebrauch des Bemsteins [schwerlich, vgl. Dilthey
p. 7— 9]; man hat noch antike Bemstein-Buckeln mit Gorgoneen (in
Berlin); auch alt-Griechische und Etruskische Bildwerke daraus, Micali
Ant. Mon. tv. 118. Clarac p. 82. Cab. Pourtal^s pi. 20. p. 24. [Samm-
lung des Duca S. Giorgio Spinelli und des Hr. Temple in Neapel, einzelne
StQcke nicht selten. D. Schulz ilber Ambraarbeiten im Bull. 1842. p. 38.]
d. Arbeit in Edelsteinen (scalptura).
1 313. Die Arbeit in Edelsteinen ist entweder vertieft
(intaglio), oder erhaben (ectypa scalptura bei Plin., came-
huia, camayeu, cameo). Bei jener wiegt der Zweck des
Abdrucks {6qiQay\g) vor; hier herrscht allein der zu schmucken.
2 Fur j e n e nahm man einfarbige, durchsichtige , aber auch
fleckige, wolkige Steine, von eigentlichen Edelsteinen fast
nur Amethyst und Hyacinth, dagegen viele halbedle Steine,
besonders die mannigfachen Achate, darunter den sehr be-
liebten Carneol, den Chalcedon, auch das Plasma di Smeraldo.
3 Fiir diese mehrfarbige Steine, wie die aus rauchbraunen
und milchweissen Lagen (zonae) bestehenden Onyxe, und die
eine dritte Lage von Carneol hinzufugenden, haufig auch durch
{313J Artwit in Edelstdnen. 439
Betrugr hervoi^ebrachten Sardonyxe, nebst ahnlkhen Stein-
arten, welche der Orientalische und Africanische Handel den
440 Technik der bildenden Kunst. [314]
Hyacinthe, Smaragde, welche Aegyptier, hider, Aethiopen, Meder, Armenier
und Babylonier dahin bringen.
1 314. Was nunmehr die Art der Arbeit anlangt: so
wissen wir aus dem Alterthum nur so vie], dass zuerst der
Schleifer (politor) dem Stein eine ebne oder convexe Form»
2 die man zu Siegelringen besonders liebte, gab; alsdann der
Steinschneider (scalptor, cavarius) ihn theils mit eisemen
Instrumenten, welche mit Naxischem oder anderm Schmirgel
und Oel bestrichen wurden, bald mit runden, bald mit spitzen
und bohrerartigen , theils aber auch mit der in Eisen ge«
^ fassten Diamantenspitze angriflf. Die Vorrichtung des Rades,
wodurch die Instrumente in Bewegung gesetzt werden, wah-
rend der Stein an sie angehalten wird, war wahrscheinlich
4 im Alterthum ahnlich wie jetzt. Eine Hauptsorge der alten
Steinschneider^ und dadurch ein Kriterion der Aechtheit,.
war die sorgfaltige Politur aller Theile der eingeschnittenen
Figuren.
1. Ai^otQi^iyLri und XL^ovqyiKti , Kunst des politor und scalptor
bci Lysias Fragm. ubqI tov tvnov. Ueber die Lateinischen Namen Salmas.
Exerc. Plin. p. 736 vgl. Sillig C. A. p. VIII. Die vielen Facetten der
neuern Kunst finden wir bei den Alten nicht ; fflr Schmuck waren Sechs-
ecke u. Cylinder beliebt.
2. Plin. XXXVII, 76. Tanta differentia est, ut aliae, ferro scalpi
non possint, aliae non nisi retuso, verum omnes adamante: pluiimum
vero in bis terebrarum proficit fervor. Das femim retusum ist der
Knopf, bouterolle, dessen runde Hdhlungen in den roheren Arbeiten das.
Meiste thun. §. 97, 3. Von caelum und marculus Fronto Ep. IV, 3, von
der lima auch Isidor Origg. XIX, 32, 6. Der Naxische Staub, §. 310, 3,
diente far das Schneiden und Schleifen nach Plin. XXXV J, 10, vgl.
Theopbr. 44. Von der ofivgtg, Schmirgel, Dioskorid. V, 166. [Hesych.
V. 0fiv^i£, Isid. XVI, 4, 27. smir, Jerem. XVII, 1. Ostrakit als Nagemittel,
Veltheim aber Memnons Bilds. S. 40 ff.J Schneider ad Eel. Phys. p. 120
und im Lex. Plin. XXX VII, 15: Adamantem cum feliciter rumpere contigit,
in tam parvas frangitur crustas, ut cemi vlx possint: expetuntur a scalp-
toribus, ferroque induduntur, nullam non duritiam ex facili cavantes,
spricht deutiich von der Diamantspitze. Pinder de ad am. p. 63. Vgl.
aber die Splitter der ostracitis Plin. 65. Veltheim Aufs&tze II. S. 141.
Ueber die Technik der alten Steinschneider: Mariette Traits des
pierres gravies. P. 1750. f. Natter Traits de la m^thode ant. de graver
en pierres fines compart avec la m^th. modeme. L. 1754. Lessing in den
Antiq. Briefen I. S. 103 ff. [Br. 27. S. 209 ff.] und in den Kollektaneen
[315] Arbeit in Edelsteinen. 441
lur Literatur. Bd..I. II. Ramus von geschnittenen Steinen u. der Eunst
selbige zu graiiren. Kopenh. 1600. Gurlitt Gemmenkunde, Arcbaeot.
442 Technik der bildenden Kunst. [315]
Admon (AAAION), vgl. Joura. des Sav. 1833. p. 753 f. Aus Plin, kennen
wir, ausser den oben genannten, noch Apollonides und Kronios; von jenem
hat man vielleicht noch ein Fragment. Der von Adaeos, Bnmck Anal. II,
S42, geriihmte Tryphon ist wobl derselbe, dessen Name auf einigen schOnen
Steinen steht; doch ist auch Adaeos Zeit ungewiss.
3. S. fiber die Staatssiegel Facius Miscellen S. 72. Ueber die Kaiser-
siegel Sueton Aug. 50. Spartian Hadr. 26. U. Fr. Kopp Qber Entstehung
der Wappen. 1831.
4. S. §.161, 1. 207, 7 auch 298. A. 1. Gemmata potoria Plin. XXXVJI, 6.
[vasa ex auro et gemmis XXXYU, 63, gemmata vasa des Agathokles, Auson.
ep. 8.] Juvenal X, 27, woraus auch Juv. V, 43 u. Martial XIV, 109 zu erkl&ren.
WvxzrJQBg dtdXid^oi Plut. VIII. p. 154 H. lances, phialae mit gemmis inclusis.
Dig. XXXIV, 2, 19. Vgl. Meurs. de luxu Rom. c. 8. T. V. p. 18. [Die Xi»o-
Hollriva §. 161. A. 1 waren schon Babylonischer Gebrauch §. 237. A. 2, so wie
auch bei den Indem goldne mit Edelsteinen besetzte Gef^e vorkommen
Bhartriharis Sententiae ed. Bohlen II, 98. Auch bei den Sabaeern ThQren,
Wande, Decken mit Gold, Silber und Edelsteinen, Strab. XVI. p. 778.
Steine "aus Baktriana, die zu den Xi^oKoXJLrjta gebraucht werden, Theo-
phrast n. lid; §. 35. Am Persischen Hofe nXivai Zi^oxdlZi/roi xal
6l6%Qveoi^ Philon b. Euseb. Pr. ev. VIII. p. 389 a. EineTaube At^ox. bei
Cyrus, A*e]ian V. H. XII, 1. tpoXlg Xid'ox. an dem Leichenwagen Alexanders
Diodor XVIII, 26, bei einem Symposion, das Kleopatra dem Antonius gab,
navra ;i;pv(ica xal X. nsQiTtcis i^higyaafiiva raig rixvatg, Athen IV.
p. 147 f. Eine Ibqcc cpidXrj in xQ^^^^ dBxazctXavvog dtdXid'og fiir Paul
Aemils Triumph 'gemacht. Plut. Aem. P. 33 , Pompejus triumphirte auf
einem a^/icc 1. Appian B. Mithrid. 117. Demselben fieleu in Talaura,
Mithridats Kunstkammer, (raftietov v^g xaraaxfvrjg) ausser 2000 Onyx-
gef^ssen in die HSnde (ptdXat xal 'tpvxr'^Qsg noXXoi xal ^vtu xal xXivai
xal ^Qovoi Kardxoafiot xal Tnncav x^^^^oi xal ngoCTtQviBta xal inat/il-'
dia^ nuvra ufioiatg didXid'a xal xardxQvaa, die zur Ablieferung 30 Tage
erforderten, theils aus der Herrschaft des Darius Hystaspis, theils aus der
der Ptolemaeer, was Kleopatra bei den Koern niedergelegt und diese aus-
geliefert batten, theils von ihm selbst eifrig gesammelt, ib. 115. Die
ixnci/iaza didXt^a bei Mithridats Mahlen werden von Plut. Lucull. 37 er-
wahnt, und d-vgeog rig dtdXtd^og von ihm, der Luculls Triumph schmQckte,
ib. 40. Einen xgarrJQa Xi&ox. erwfihnt Eratosthenes bei Macrob. Sat. V, 21,
XQvaovv X. Menander iv Uaidfa), lxna>[ia X, Poll. X, 187, Phialen Athe-
naeus II. p. 48 f. und Agatharch bei Phot. p. 459. Bekk. mQLavxivia Z.
Hehodor VIT, 27, Halsbander ;ri«*®*'«ff i. Diodor XVIU, 27, xQ^^ovv xal
X, xoapLov iv nXoxioig xal nsQiSsQuioig Plut. Phoc. 19 u. Eunapios Aedes.
p. 30 Wyttenb. ;i;tr(ovaff (I. ;|rZfd(Dvae) Siaxgvaovg X, rmv noXwifn^rcDV
KoUtxenoa b. Athen. V. p. 900b, eine Maake diiixptiiT<n> xal I. Lukjan
Tim. 27, Degengetaenk und goldne KrSnze Heliodor IX. 93. X, 39. E^inius
XXXni, 2 turba gemmonim poUmus et smaragdis teximus calicea. Juvenal
444 Tecbnik der bildenden Kunst. [31 5J
der RQckseite: ii^aeeig iv ayad'olg, <plXv yor^ el ^ivoig , iccumr di fu
dtipavTa nitiVj als ein Geschenk an eiue Hetaei'e. Der Vers aus Anakreon
Fr. 56. ed. Beigk. [Arneth Erkl9rung der zw6lf gW^ssten geschnittenen
Steine des k. k. MQnzcabinets, Wiener Jahrb. 1839. I. Anz. S. 28. Die
Gemmen mit Germanicus und Agrippina Getting. Anz. 1847. 8. 456.]
Grosse Gameen §. 161, 4. 300, 2. 907, 7. Nocfa grosser als der Pariser
ist der Yaticanische aus vier Lagen, Dionysos und Kora von 4 Kentauren
gezogen. Buonarroti Medagl. p. 427. vgl. Hirt a. 0. S. 342. — - Statue des
Nero aus Jaspis, der Arsinoe aus Smaragd, Plin.; FigQrchen aus Plasma di
Smeraldo finden sich noch Ofler.
Die Litteratur der Glyptographie geben Millin Introd. (sefar unvoll-
st^ndig) und Murr Biblioth. Dactyliograph. Dresd. 1804. 8. AUgemeine
Gemmensammlungen von Domen. de Rubeis (Aeneas Vicus inc.), Pet.
Stepbanonius (1627), Agostini (1657, 69), de la Ghausse (1700), [Rom 1805
in 2 Bd. 8] P. A. Maflfei und Domen. de Rossi (1707-9. 4 Bde,), [Nov.
Tbesaur. vet. gemmarum 4 Vo). f.] Gravelle (1732, 37), Ogle (1741), Wor-
lidge (1778), Monaldini und Gassini (1781-97, 4 Bde. f.), Spilsbury (1785),
Rapoui (1786) u. A. Besondre Gabinette von Gorlaeus (zuerst 1601),
Wilde (1703), Ebermayer (1720-22), Marlboi-ough (1730) [Ghoix de pierres
ant. gr. du Gab. du Due de Marlborough f. 2 Bde., jeder von 50 Taf.,
sebr seiten], Odescalchi §. 262. A. 4, Stosch §. 264. A. 1, Zanetti (herausg.
von A. Fr. Gori. 1750), Smith (Dactyliotheca Smithiana) mit Gommentar
von Gori. V. 1767. 2 Bde. f. Aus dem Gabinet du Roi Claylus Recueil
de 300 t^tes und Mariette's Recueil 1750, vgl. §. 262. A. 3. Die Floren-
tinischen bei (Son, Wicar, Zannoni $. 261. A. 2. Die Wiener §. 264. A. 1.
Die Kaiserl. Russiscben §. 265. A. 2. Die Niederl&ndischen §. 265. A. 1.
[Die KOn. zu Neapel.] G a t a 1 o g e der Grozat'schen Sammlung (von
Hariette 1741 ; sie ist mit der Orleans'schen nach Russland gekommen),
der de France'schen §. 264, 1, der Praun*schen zu NQrnbeig (von Murr,
1797) [jetzt im Besitz der Frau Mertens-Schaafbausen in Bonn], der Samm-
lung des Pr. Stanislas Poniatowski, die voll BetrOgereien ist [Gatal. des
p. gr. ant. du prince Stan. Poniatowski. 4. Firenze 1831.] L. Rossi
Spiegaz. di una race, di^gemme Vol. I. Mil. 1795. 8. [Dubois Descr. des
p. gr. ant. et mod. de feu ^1. Grivaud de la Yincelle. P. 1820.] Greuzer
zur Gemmenkunde; ant. geschn. St vom Grabmal der h. Elisabeth 1834.
vgl. Feuerbach im KunstbL Visconti Esposiz. delle impronte di ant.
gemme raccolte per uso del Princ. Ghigi in seinen Op. div. T. 2, seine
wicbtigste Arbeit Qber geschn. Steine. Sclilichtegrolls Auswahl 1798. 4.]
Vlvenzio Gremme antiche inedite. R. 1809. 4. Millin Pierres gravto in^.
(ein opus postumum). P. 1817. 8. Abdrflcke von Lippert in einer eignen
Masse (zwei Sammlungen, zur ersten ein Latein. Yerzeichniss von Ghrist
und Lippert, zur zweiten ein Deutsches von Thierbach); von Dehn, in
1316] Arbeit in Edelaleinen. 445
Schwefel, besohr. von Fr. M. Dolce (E. Qu. Viscont?) 1772; von Tassie,
emailartig (Catalogue des empreiQtes de Tassie von Ra.''))«, 1T9S); der
Berliner SarnmlunB S. 964. A 1: Imnronte eemniarie dell' Instituto. vbI.
44f6 Technik der bUdenden Kunst. [316]
kdnnen nur als Luxus-Artikel , nicht als Kimstarbeiten in
Betracht kommen.
1. £q)QaYi9sg vdXivat in Athen, um 01. 95. G. I. n. 150. Vitreae
gemmae ex vnlgi annulis, Plin. vgl. Salmas. Exerc. Plin. p. 769. Als 6e-
Irug bei Trebell. Gallien. 12 und bei Plin. ofl. Vgl. §. 313. A. 3. Die
grdsste Glaspaste ist (Winck. W. III. S. 44 ff.) der, 16 X 10 Zoll grosse
Cameo auf dem Vatican, Dionysos im Schoosse der Ariadne liegend.
Buonarroti Medagl. p. 437.
2. Plin. XXXVI, 66. Toreumata vitri, Martial XII, 74. XIV, 94.
*Yalorl}6g oder vaXi'^rjg, vitri coctor, s. Stephani Lex. ed. Brit.; opifex
artis vitriae, ]>onati Inscr. II, 335, 2 [vBltvonoiog, Spartiscbe Inscfar.
Bullett. d. Inst 1844. p. 149 s. vaXoTsxvr,g, vaXovgyog. Achilles Tat. II, 3.
HQax^ifa — vdXov filv to ndv f^yov SgrngvyfiivTig y KVxXm 61 avrop
afintXoi negiiaTftpov. Appulej. Metamorph. IT. vitrum fabre sigillatum.]
Die Barberinische, jetzt Portlands- Vase, im Brit. Museum ausgestellt, [im
Jahr 1845 muthwillig zerschlagen und gldcklich wiederhergestellt], aus dem
sog. Grabmal des Sever- Alex., besteht aus einem blauen, durchsichtigen,
und dardber einem weissen, opaken, Glasfluss, wovon der obere c&lirt ist.
Gr. Veltbeim AuMtze 1. S. 175. Wedgwood Descr. du Vase de Barberini.
L. 1790. Archaeol. Brit. VIII. p. 307. 316. Millingen Un. Mon. I. p. 27.
[St. Piale Dissert. T. I. Der Millingenschen Erkl&nmg steht entgegen, dass
die Nymphe mit dem Drachen den Gott nicht abzuwehren, sondem an sicfa
zu Ziehen scheint Die schOne Amphore aus Pompeji von gleicher Kunst-
art, M. d. L III, 5. Annali XI. p. 84, und eine Patera, M. Borbon. XI.
tv. 28. 29.]
3. Einige Gl&ser in Stackelbergs Grftb. Tf. 55. Sch(}ne reine Glas-
scheiben in Velleja und Pompeji gefunden, nach Hirt auch specularia ge-
nabut, Gesch. III. S. 74. Von bunten Fenstem §. 281. A. 5. Wfinde
wurden vitreis quadraturis bekleidet, Vopiscus Firm. 3. Bunte Glassiegel
schon in Athen. SchiUemdes Glas, dXXdaaovj s. Hadrian bei Vopiscus
Saturn. 8. Die Alexandrinischen Glasfabriken, §. 230, 4, waren in der
Kaiserzeit sehr berflhrnt Vgl. §. 240, 6. Ueber alte Glasf&rberei Beck-
mann Beitr. zur Gesch. der Erfind. I. S. 373 ff. Glasarbeiten Becker
Gallus I. 8. 145.
4. Lesbische Becher aus purpurnem Glase, Athen. XI, 486. Lesbium
vas caelatum Fest. * YaXiva 8idx(fvaa V, 199. Vasa vitrea diatreta (durch-
brochen) Salmas. ad Vop. 1. 1.; solche arbeiteten die diatretarii. SchOne
Schale aus dem Novaresischen, von. schillernder Farbe, mit einem himmel-
blauen Netz umspannt, mit einer Inschr. aus grunem Glase. Winck. W.
m. S. 293 [bei dem Marchese Trivuizi in Mailand; von vollkommenster
Technik]. Ein Sihnliches Trinkglas des K. Maximian, weiss in einem Purpur-
netz, in Strassburg gefunden. Kunstbl. 1826. S. 358. [Zwei andre in GOln,
[317] Arbeit in G)ae. 447
Jahrlv dea Alteith.-Veretns in Bonn Tf. 11. 12. S. 377 von Crlichs.
Ueb«r ein Gefass von Populonia, worauf ejne vilta maritima vorgestetlt,
448 Technik der bildenden Kunst. [317]
3 Verfahren des Pragens besser anzuordnen blieb. Obgleich
nicht bios im alten Italien das Giessen der Munzen erwahnt
wird (§. 176 u. 306. A. 5): so war doch das Pragen in
Griechenland und dem spatem Rom das Gewohnliche; doch
so, dass man die SchrStlinge, d. h. die zum Auspragen be;
stimmten Metallstucke, in Formen goss: gewohnlich linsen-
formig, damit sie das oft sehr tief gravirte Geprage desto
besser tragen konnten. Die Stempel wurden bis auf Gon-
stantin's Zeit aus gehartetem Era verfertigt, dann von Stahl.
4 Eigentliche Medaillen, die nicht als Geld cursiren sollten, hat
man aus der Griechischen Eunstzeit nicht; dagegen durfen
die grossen Goldstucke der Constantinischen Zeit dafur an-
gesehen werden.
1. Eckhel D. N. Prolegg. I. Hirt Amalthea 11. S. 18. Stieg-
litz Einr. ant. MQnzsamml. S. 13. 23. Archaeol. Unterhalt. II. S. 47.
Mongez, M^m. de Tlnst. Roy. T. IX. Die Stempelschneider der Kaiserl.
MQnzen heissen sp&ter scalptores sacrae monetae, Marini Iscr. Alb. p. 109.
S. Ausser in Monogrammen nennen sich besonders nur die Gra-
veurs Siciliscber M., wie Kimon und Eukleidas auf M. von Syrakus,
Euaenetos von Syrakus und Katana; auch Kleudoroe auf M. von Velia,
Neuantos von Kydonia. S. R. Rochette Lettre k Mr. le Due de Luynes. 1831.
[Supplement au Gatal. des artistes p. 83 ff. vgl. 475, sind 28 Namen
aufgefdhrt, daninter besonders auch der schSne Apollon auf Mtinzen der
Klazoroenier mit 0EOJOTO£ EFFOJEI^ deren ausser den bekannten
zwei in der Sammlung Garriri in Smyrna vorkommen, s. N. Rhein. Mus. VI.
St 2] und Streber, Kunstblatt 1832. N.41. 42. Dass Athens M. so kunstlos,
wUhrend die Makedoniscben Alexanders so elegant, fanden auch die Alten
merkwiirdig. Diogen. VII, 1, 19.
3. Tresviri A. A. A. flando feriundo. Den Hauptapparat des PrUgens
sieht man auf einem Denar des Carisius, Ambos, Hammer, Zange. Die
matrix war ursprQnglich am Hammer und Ambos (quadr. incusum).
AlySoi (§. 306, 5) von Thon und Stein haben sidi noch gefunden.
4. Als solche sind diese GroIdstQcke oft auch gefasst, und BQsten
von Kriegsobersten auf Denkm&lern damit geschmQckt. S. Steinbflchel
Notice sur les M^ailles Rom. en or du H. Imp. et Roy., trouv^es en
Hungrie dans les ann. 1797 et 1805. 1826.
[318, 319] Stempelschneidekunst. 449
B. Zeichnung auf ebner Flslche.
1. Darch Anftrag von Farbestoffen weicher und flOssiger Art.
a. Einfarbige Zeichnung und Halerei.
318. Die Alten waren im hSchsten Grade auf zarte
und fein abgewogene Umrisszeichnung bedacht, und in ihren
Schulen (§. 139, 3) wurden lange Vorubungen mit dem
Grififel (graphis) auf Wachstafeln, und mit dem Pinsel
(penicillus) und einer Farbe auf Buchsbaumtafeln , bald mit
schwarzer Farbe auf weisse, bald mit weisser auf schwarz-
gefarbte, fur nSthig gehalten, ehe der Schuler den Pinsel in
mehrere Farben tauchen durfte.
S. Boettiger Archaeol. der Bfalerei S. 145 ff. Blosse Umrisse sind
fiovoyQafifi^a (dergleichen hatte man von Parrbasios); einfarbige Bilder auf
einem verschiedenfarbigen Grund fiovoxQfofiara. AfvuoyQatpiiv fixova,
Arist. Poet. 6, bezeichnet monochromata ex albo, wie von Zeuxis, Plin.
(vgl. Apellis monochromon? Petron 84. [vielmehr monocnemon, §. 141.
A. 3; gerade Zeuxis geht bei Petronius vorber, von Apelles aber sind
Monochrome sonsther nicht bekannt. Fronto ad Venim I: quid si quis
Parrhasium versicolora pingere iuberet, aut Apellen unicolora?]) : eine Art
camayeu, vgl. Boettiger S. 170. Lucil bei Nonius p. 37 nennt bios
schattirte Figuren monogrammi, vgl. Philostr. Apoll. II, 22, Oben §. 210, 6.
b. Malerei mit Wasserfarben.
319. Bei dem Vonvalten der Zeichnung herrscht im 1
Alterthum lange Zeit eine grosse Bescheidenheit im Farben-
gebrauch, und grade in um so hoherm Maasse, je scharfer
und genauer die Zeichnung war. Selbst die ein bluhendes 2
Colorit liebende lonische Schule (§. 137. 141, 1) hielt bis
auf Apelles herab die sogenannten vier Farben fest; das
heisst, vier Haupt-Farbenmateriale, welche aber so wohl -selbst
naturliche Varietaten batten, als auch durch Mischung solche
hervorbrachten ; indem ein reiner Auftrag weniger Farben nur
der unvoUkommnen Malerei der Bauwerke Aegyptens (§. 231),
der Etruskischen /Hypogeen (§. 177, 4) und der Griechischen
Thongeschirre angehort. Neben diesen Hauptfarben, welche 3
einem sp§.teren Zeitalter als streng und herb erschienen (colo-
res austeri), kamen allmahlig immer mehr glanzende und
theuere Farbenmateriale (col. floridi) auf. Diese Farben zer- 4
liess man in Wasser, mit einem Zusatz von Liim oder Gummi
O. Mfll'ldr*! ArchMologie. 4. Anfl. 29
450 Technik der bildeuden Kunst. [319]
(weder die Anwendung von Eiweiss noch Oel ist bei alien
Gemalden nachweisbar) , um sie von der Palette niit dem
5 Pinsel aufzutragen. Malerei auf Tafeln (am liebsten von
Lerchenholz) wurde in der Bluthezeit der Kunst nach Plin»
vomehnilich geschSltzt, jedoch fuhrte der uralte Gebraucli^
die Tempel mit Omamenten zu bemalen (§. 274. A. 2)^
naturlich auch zur eigentlichen Wandmalerei , die auch an
Griechischen Tempeln und Grabem, wie in Italien, ange-
wandt wurde, besonders aber seit Agatharch (§. 135) zur
Zimmerverzierung benutzt, in Rdmischer Zeit die ganze Kunst
6 aufzuzehren schien (§. 209). Man bereitete dafur den An-
wurf auf das sorgfaltigste, und kannte die Vortheile des Auf-
trags auf die frische Tunche (a fresco) sehr wohl. Auch
7 Leinwandgemalde kommen in RSmischer Zeit vor. Wie die
Alten die harmonischen Verhaltnisse der Farben (harmoge)
herauszufinden und zu beobachten sehr bestrebt waren: so
batten sie fur das Maass des Lichtes, welches das Bild im
Ganzen festhalten soUte, fur die Einheit der gesammten Licht-^
wirkung, ein feines Auge; dies war der rovog oder splen-
dor, welchen Apelles durch einen zugleich schutzenden und
den scharferen Farbenreiz mildemden Ueberzug einer dunn
zerlassenen Schwarze (tenue atramentum) , also eine Lasur-
8 farbe, befDrderte. Im Ganzen wirkten Klima und Lebens-
ansichten gleichmassig dahin, den Alten ein heiteres Colorit^
mit entschiedenen Farbentonen, die sich in einem freundlichen
Grundton aufl5sten, lieb zu machen.
1. Dies Wagschalen-Verh^tniss giebt Dionys. de Isaeo 4 bestimmt
~ an; die filter en Bilder sind x^tofiaai ^\v sl^yaa/iivai anlmg nal ovSsfilav
hf roiff filyfiaatv ix^vaai, notxtXiav, axQifiBis 8^ raig yifafi.[iaig u. s. w.;
die spatern sind ivyqctfLfiot ulv i^rrov, aber haben Mannigfaltigkeit in
Licfat und Schatten, und iy too nkri^Bi tav fiiyfidrmv t^v tcxyv, Doch
deJine man das Erste nicbt zu weit aus; in Empedokles, also Polygnot*Sr
Zeit war die Farbenmischung schon sehr ausgebildet. S. Simplikios zu
Aristot. Phys. I. f. 34 a.
2. Die vier Farben (nach Plin. XXXV, 32. Plut. de def. orac. 47
vgl. Cic. Brut. 18, 70): 1. Weiss, die Erde von Melos, Mrjlidig, Seltner Blei-
weiss, cerussa. In Wandgemftlden besonders das Paraetonium. 2. Roth, die
rubrica aus Cappadocien, Xivaoniq genannt, MUrog, minium, hat mannig-
fache Bedeutungen. MiXzog aus verbrannter axQ'^ soil, nach Theophr. de
lap. 53, Kydias, 01. 104, zufailig entdeckl, nach Plin. 20, der sie usta nennt^
[319] Malerei mit Wasserfarben. 45 1
Nikias g. 01. 115 zuerst gebraucht haben. 3. Geib, sil, <»;t9a, aas
Attischen Silberbergwerken (Boeckb, Schriften der Berl. Akad. 1815. $. 99),
sp&ter besonders zii Lichtern gebraucbt. Daneben das rOthlichgelbe auri-
pigmentum, ctiviaQdnrj , arsenikalisches Ei*z. 4. Schwarz (nebst Blau),
atramenta, ftiiav, aus verbrannten Pflanzeo, z. B. das XQvyivov aus Wein-
trebern. Elepbantinon aus verbranntem Elfenbein brauchle Apelles.
3. Col. floridi (yon den Bestellern der GemSJde geliefert, und von
den Malem oft gestohlen, Plin. XXXV, 12) waren: chrysocoUa, Griln aus
Kupferbergwerken; purpurissum, ein§ Kreide mit dem Saft der Purpur-
scbnecke gemiscbt; Indicum, Indigo, seit der Kaiserzeit in Rom bekannt
(Beckmann Beitrftge zur Cresch. der Erfind. IV. St. 4). Das caeruleum,
die blaue Schmalte, aus Sand, Salpeter und Kupfer (?), wurde in Alexandreia
erfunden. Ginnabari (im Sanscrit cblnavarl) bedeutet wirklicben, theils
natfirlichen, theils kilnstlichen , Zinnober (Boeckh a. 0. S. 97), aber auch
eine andre Indische Waare, wahrscheinlich aus Drachenblut. Den kflnst-
lichen bereitete zuerst der Athener Kallias um 01. 93, 4. — Ueber die
Farbenmateriale: Hirt (§. 74) M^m. IV. 1801. p. 171. Landerer ilber die
Farben der Alten in Buchner's Repertorium f. Pharmacie Bd. 16. 1839.
S. 204 ygaipigtix^onolla beim Vergolden S. 210. Goethe Farbenlehre, II.
S. 54 iiber die alten Farbenbenennungen ; S. 69 fit. hypothetische Ge-
schichte des Golorits von H. M. Davy (cfaemische Untersuchungen) Transact,
of the R. Society, 1815, im Auszug in Gilbert's Annalen der Physik, 1816.
St. 1, 1. Stieglitz Arch. Unterhaltungen St. 1. Minutoli in Erdmann's
Joum. fflr Chemie VIII, 2. Abhandlungen, zw. Cykl. I. S. 49. J. F. John
die Malerei der Alten , B. 1836. 8. s. Knierim die Harzmalerei der Alten,
Lpz. 1839. [Ders. die endlich entdeckte wahre Malertechnik des Alterth.
u. des Mittelalters 1845. Roux die Farben, ein Versuch fiber Technik
alter und neuer Malerei, Heidelb. 1824.]
4. Eine Malerin mit Palette u. Pinsel, welche eine Dionysos-^erme
copirt, M. Borb. VII, 3. vgL die Figur der Malerei in Pompeji, worflber
Welcker Hyp. Rdm. Studien S. 307. [ESn Maler am Bildniss einer vor
ihm sitzenden Person arbeitend, in scherzhafter Behandlung. Archaeol.
Zeit IV. S. 312, schon abgebildet als Vignette Mazois R. de P. II. p. 63.
Die Staffelei oxQifiagf xilXipag.
5. Ueber die Tafelgemfllde, auch auf ganzen Reiben von Tafeln (his
interiores templi parietes vestiebantur, Cic Verr. IV, 55 tabulae pictae pro
tectorio induduntur, Digest XIX, 1, 17, 3. vgl. Plin. XXXV, 9. 10. Jacobs
zu Philostr. p. 198), Boettiger S. 280 und fiber das Vorherrschen derselben
R. Rochette Joum. des Say. 1833. p. 368 ff. 6. Hermann de pictura
parietum, Opusc. V. p. 207. Letronne Lettres d'un Antiquaire sur Temploi
de la peinture hist, murale P. 1836. 8. Appendice aux Lettres d'un
452 Technik der bildenden Kunst. [319]
Antiqu. 1837. R. Rochette Peintures ant. pr^cMees de rech. sur Temploi
de la peint dans la decoration des ^ifices P. 1836. 4. Wdcker in der
Hall. Litt. Zeit. 1836. N. 173 ff. [R. Rochette Lettres archeol. sur la
peint des Grecs I. P. 1840. 8.] Doch ist der Stucco im Innem des The-
seion eine sichre Sache (Semper Ueber vielfarb. Arch. S. 47); auf diesem
mQssen sich die Schlachtenbilder Blikon's befunden haben. £ben so malte
Panaenos ohne Zweifel auf das von ihm aufgetra^e tectorium im T. der
Pallas zu His. Plin. XXXVI, 55. vgl. XXXV, 49. Solches sind Tempel,
welche inh tdv aya^mv YQa<pEmv xccTantnolmXTeti ^ Platon Euthvphr.
p. 6. vgl. Lukian de conscr. hist. '29. [Dass das Zeugnlss des Lukian
hierher nicht gehOrt, bemerkt R. Rochette Peint. inM. p. 198.]
Gr&ber verbot schpn Solon (Cic. de legg. II, 26) opere tectorio
exornari, d. h. offenbar, auszumalen. Ein von Nikias bemaltes Grab,
Paus. Vn, 22, 4. vgl. 25, 7. 11,' 7, 4. WandgemSlde von Polygnot und
Pausias zu Thespiae, Plin. XXXV, 40. Ueber die Wandmalereien in
Italien §. 177, 3; diese Qbten die Griechen Damopbilos u. Gorgasos am T.
der Geres, so wie Fabius am T. der Salus (oben §« 182. A. 2. vgl. Niebuhr
R. G. in. S. 415).
6. In Herculanum ist gewdhnlich die Gmndfarbe a fresco, die
ilbrigen a tempera. Ueber jene Art zu malen (i^* vygoTg) Piut. Amator. 16.
Letronne Peint. mur. p. 373. Vitruv VII, 3. Plin. XXXV, 31. Pictura in
textili, Cic Verr. IV, 1. vgl. §. 209, 5. Technik der Waudmalerei in
Pompeji, G. Bevilacquk Aldobrandini, Progresso della scienze VII. p. 279 ff.
(nicht enkaustisch, Wasserfarben auf gegUlttetem Bewurf, keine thlerischen
u. Pflanzenfarben, bios in gouache). R. Wi^mann die Malerei der Alten
in ihrer Anwendung und Technik. Hannover 1836. 8. vgl. Klenze Aphorist.
Hem. auf einer Reise nach Griechenland 1838. S. 586 ft. (nur die erste
All a fresco, Auftrag auf der fertigen Tdnche, im Alterthum gebraucht,
nie die zweite, Benetzen mit Kalkwasser, u. die dritte, theilweiser Auflrag
des obersten Ealkgrundes).
7. Plin. XXXV, 11. 36, 18. Ueber die Lasurfarbe (aus Asphalt?)
Goethe's FarbenL II. S. 87. Im Malen des Lichts sind den Alten weder
kraflige Feuerscenen (wie der Brand des Skamandros, Philostr. I, 1) [die
Blitzgeburt der Semele I, 14] , noch mildere Efifekte abzustreiten (wie z. B.
das Pompej. Bild, bei R. Rochette M. I. I, 9, ein angenehmes Dimmer-
licht im Hintergrunde zeigt). Doch ist dergleichen auf alten Bildem selten.
Am genauesten analysirt ist die sog. Aldobrandinische Hochzeit
(§. 140. A. 3), 1606 auf dem Esquilin ausgegraben, leichtund ddnn, aber
mit sehr feinem Sinne fdr Harmonie und Bedeutung der Farben gemalt,
jetzt im Vaticanischen Museum. — Die Aldobrandinische Hochzeit, von
Boettiger (antiquarisch) u. H. Meyer (artistisch). Dresden 1810. L. Biondi,
Diss, dell' Acc« Rom. I, p. 133. G. A. Guattani I piu celebri quadri
[320] Enkaustigche Malerei. 453
riuniti neir apartem. Borgia del Vaticano. R. 1820. f. [It. 1 mit eiDigen
Verschiedenheiten von Meyer.] Gerhard, Beschr. Roms II, II. S. 11. Zur
Literatur der alten Malerei: Dali della pittura ant. F. 1667. 4. Jo. ScheJffer
Graphice. Norimb. 1669. H. Junius de pictura yeterum. Roterod. 1694. f.
und die §. 74. A. genannten Schriften. Ddrand, TumbuU [a treatise of
anc. painting L. 1740 f. wegen der achtzehn gezeichneten, jetzt meist un*
bekannten Gem&Ide wichtig], Requeno. Riem. [G. Schoeler die Malerei be^
den Griechen, Lissa 1842. 4. Ders. Qber Farbenanstrich und Farbigkeit
plastischer Bildw. Danzig 1826. 4, voll Einsicht. Fr. Portal des couleurs
symboliques dans Tantiqu., le moyen ftge et les tems mod. P. 1837.]
c. Enkaustische Malerei.
320. Ein sehr ausgebreiteter und besonders fur Thier- l
und Bluraenstucke [?] , wo Illusion mehr Hauptsache war als
bei Gotter- und Heroengemalden , angewandter Zweig der
alten Malerei (§. 139. 140) war die Enkaustik oder ein-
gebrannte Malerei. Man unterschied drei Arten : 1 . Das 2
blosse Einbrennen von Umrissen auf Elfenbeintafeln mit dem
Griflfel, 2. Das Auftragen von farbigem Wachs , welches 3
man von aller Art in Kastchen geordnet hatte, gewohnlicji
auf holzeme Tafeln (aber auch auf gebrannten Thon), mit
Hulfe glflhender Stifle, worauf ein Vertreiben und volliges
Einschmelzen derselben folgte (ceris pingere et picturam inu-
rere). 3. Das Bemalen der Schiflfe rait Pinseln , die in 4
flussiges, mit einer Art Pech vermischtes Wachs getaucht
wurden, welches der Aussenflache der Schiife nicht bios einen
Schmuck, sondem zugleich einen Schutz gegen das Meer-
wasser verschaflfen sollte. Mit diesem geringen Ergebnisse aus 5
den Stellen der Alten mussen wir uns begnugen, da die
Versuche, die verlome Kunst der Enkaustik zu emeuem, bis
jetzt noch kein ganz befriedigendes R'esultat gewahrt zu haben
scheinen. [Eine sehr wichtige Anwendung der Malerei war 6
seit alter Zeit die, wofur in der neuesten der Ausdruck
Lithochromie gebildet warden ist, die zu den Verzienmgen
der architektonischen Glieder in verschiedenen , aber stets
ungemischten Farben diente, und entweder auf den Marmor
oder auf den ubertunchten Kalkstein, Poros oder X(^og ^dgivog
angebracht wurden. Ein besonderer Zweig davon war die
454 Technik der bildenden Kunst. [320]
arr,XoYQaq:la (wie roiinyimtpia, nicht vom Schreiben zu ver-
stehn); auch die d),a,;^a(rrQoynnqeTg schliessen sich an.]
2. Encausla pingendi duo fuisse genera antiquitus constat , cera, et
in ebore (also ohne cera)[?] cestro i. e. veruculo, donee classes pingi
coepere. Plin. XXXV, 41. Letronne Journ. des Sav. 1835. p. 540 ver-
blndet cera, et in ebore cestro (vericulo), nicht richtig; wenn cera nicht
cestro ist, so fehlt der Gegensatz gegen das Folgende.
3. Enkaustisch geroalt werden Tafeln, wie die des Pausias, auch
Tharen (C. I. 2297, dagegen Wftnde und Decken auf andre Weise), Tri-
glyphen, nftmlich hdlzeme (cera caerulea Vitruv IV, 2), Lacunarien, frdher
wohl mit einfachen Ornamenten (wie in den Athenischen Tempeln), seit
Pausias mit Figuren, Plin. XXXV, 40 (solche Gem&lde novQccq^ iynov^as,
Hesycb, vgl. 8almas. ad Vopisc. Aur. 46). Figlinum opus encausto pictum.
Plin. XXXVI, 64. Ueber die loculatae arculae, ubi discobres sunt cerae,
Varro de R. R. Ill, 17, das iafidiov didnvQov Plut. de num. vind. 22,
y.avTiJQiov Digest. XXXIII, 7, 17. TerluU. adv. Herm. 1. X^aivtiv ist
nach Timaeos Lex. Plat, das Auftragen, anoxQccivtiv das Vertreiben der
Farben; doch bedeutet bei Platon, Staat IX. p. 586, dnoxQceiveiv viel-
mehr die Farbenreflexe anf den Kdrpern. '£yxav,acrra ivfnnXvrov
yQctiprigy Plat. Tim. p. 26. Ktjqoxvtos YQcupi^ nocli im Byzant. Reiohe,
Du Gange Lex. Graec. p. 647 f., vgl. Euseb. V.' Const. Ill, 3. G. Hermann
nimmt mit Letronne an, dass nach Plinius die Enkaustik ohne Pinsel war.
yQu<pttv diet nvffog, colores urere. Nach Letronne Letti'es d'un Antiqu.
p. 385 ^apSiov Pinsel, didnvQov, wegen der Hdlle, wo es bei Plutarch
vorkommt; offenbar falsch. [Vgl. auch Appendice aux Lettre? d'un ant.
p. 104 ff. Die Schneidersche Erkl&rung dagegen vertheidigt auch G. Jahn
Acta Societ. Graec. I. p. 341.] Derselbe gegen Welcker's Enkaustik in Ger-
hard*s Hyperbor. Studien S. 307. Enkaustik mit dem Pinsel nach Klenze
Aphorist. Bern. S. 606; often bar falsch, gegen die Gcschichte von Pausias
in Thespiae. [Den letzten dieser schriftllchen Zusdtze h§tte der Verf. Ijei
tifiherer PrQfung schwerlich stehn gelassen. Was Klenze hier behauptet
ist nicht anders zu denken und die Geschichte von Pausias l&sst sich so
erkl&ren, dass sie damit sich vertrftgt. Die hohere Art der Enkaustik,
weiche Polygnot, Nikanor, Archelaos neben ihrer Hauptgattung und aus-
schUessend eine Reihe von berQhmten KQnstlern iibte, die Plinius von den
grossen Temperamalern absondert, urn dann die geringeren Meister in
beiden Arten gemischt zu verzeichnen, war, wie in der Hall. A. L. Z. 18.36.
Oct. S. 149—160, wenn die Uebereinstimraung aller Textstellen nach un*
befangner Auslegung etwas beweist, allerdings gezeigt ist, Pinselmalerei
mit nassen, kallen, in vielen kleinen Fftchem eines grossen Hastens ge-
lialtnen Farben, bei deren Ansetzung Wachs, unbekannt in welcher auf-
Idsenden oligen Verbindung, gebraucht wurde, worauf das Einbrennen
[320] Vasenmalerei. 455
und damit die Verschmelzung der Farben, das xqaiv^iv %a\ dnoxQctivnvy
die Erli6hung und Abschw&chung des Tons, das Regeln der hellen und
dunkein Tone vermittelst eines dberbin gehaltenen und gefCihrten, unten
angeglQhten Stftbchens (iiapdiov didnvgov, Huvn^Qiov) erfolgte. Tim.
Lex. V. xQttiviiv — TO ;f9cot«iv 6icl tov ^ccpSiov. Zum Auftragen der
Farben konnte doch ein Glflhstab nicht dienen, und das cestram, wekliea
Hirt einmischte, gieng nur das Elfenbein an. So wurde durch die anf das
Jffalen selbst (wie das Giseliren d^r Toreuten auf das Treiben oder Gieseen
der Figuren) folgende enkaustiscbe Yerfahren Schmelz, Transparenz, Tiefe
der Schatten befbrdert und auf Effect und Illusion hingewirkt. Im Groben
dasselbe Verfahren, wenn man sich der Wacliskeraen bediente zum Ueber-
arbeiten und Ausgleichen des an den Wanden und den nackten Marraor-
statuen mil dickeli Pinseln ubergestrichenen geschmolznen Wachses,
Piin. XXXm, 40.]
4. Schiffsmalerei. §. 73. Inceramenta 'navium Liv. XXVIII, 45.
KfjQOs unter den Mittetn zum Schiffbau, Xenopb. RP. Athen. % 11. Yondem
Pech Plin. XVI, 23. KriQOYQottpitt an dem Seeschiff Ptolemaeoe des lY., Athan.
V. p. 204. [Aeschylus in den Myrmidonen vermuthlich vom Hippalektry^n
am Schiffe des Hektor %riQo[xQio]9ivTt»v (puQftdxmv IJoXvg novo^^ wie
%rjQ9XV^^^- So Hipponax vom Schiffsmaler Mimnes: in§ita ftdlftfi tifv
TQoniv nuQaxQ i cag,] — Malerei auf Goldgrund aus dem Aiterthum Leironne
p. 556. Navis extrinsecus eleganter depicta, Appulej. Flor. p. 149. Yon
den Flotten Piin. XXXVI, 31. Dieselben cerae, aber die Art anders.
5. Caylus Mem. de TAc. *des Inscr. XXVIII. p. 179. Walter Die
wiederhei'gestellte Malerkunst der Alten. Die Farben, ein Yersuch fiber
Technik alter und neuer Malerei, von Roux. Heidelb. 1824. 8, vgl. Kimst-
blatt 1831. N. 69 f. Montabert Ti-ait^ complet de la peinture. P. 1829.
T. vni.
[6. Einiges fiber die Art der Farben und ihres Auftrags bei Yoelkel
Archaol. Nachl. S. 81 f. Hall. L. Z. a. a. 0. S. 150. Klenze Aphorist.
Bemerk. S. 556. 560. 587. In der 1836 gefundnen Inschrift in Betreff der
Arbeiten am Tempel der Polias in Athen : ivxccvty to xvfitiTtov ivx^apti
TO ini Tip iniarvXitp rflo ivTlg x. r. X, An Metopen und Friesen wurden so auch
Figuren gemalt und solclie, nicht marmorne, scheint dieselbe Inschrifl von
dem Fries des Erechtlieum zu meinen: 6 * EXivcivianh^ Xl^og nQog m ra
Cttce (obgleich {oov keineswegs ein Gemftlde gewOhnlich oder vorzugs-
weise bedeutet), vgl. Wiegmann die Malerei der Alten S. 134 ff. Letronnt
im Journ. des Sav. 1837. p. 369. Gemalte Stelen bei Stackelberg €hr&b«r
Tf. 5. 6, drei aus dem Peiraeus abgebildet im Kunstbl. 1838. N. 59. Auf
einer Vase aus Yulci ist eine Stele, woran der Maler gelbliche Palmetten
auf weissen Grund malt, Gerhard Festgedanken an Winckelmann B. 1841.
Tf. II, 1 und Mus. Gregor. II, 16, 1.]
456 Technik der bildenden Kunst. [321]
d. Vasenmalerei.
1 321. Die eigenthumliche Technik der Gefassmalerei,
welche mit Griechischen Sitten und Gebrauchen so eng zu-
sammenhing, dass sie auf die Rdmische Welt nicht uber-
gehen konnte, gait doch bei den Griechen selbst kaum fur
einen eignen Kunstzweig, da von Vasenmalern nirgends mit
Auszeichnung eines Einzelnen die Rede ist, aber setzt nur
um desto mehr den Kunstgeist der Griechischen Nation ins
Licht, der auch an so geringen Waaren seine Herrlichkeit
2 entfaltet. Bei dieser Gefassmalerei verfuhr man, wenn man
sorgfaltiger verfuhr, so, dass man die schon einmal leicht ge-
brannten Gefasse mit der gevvdhnlich angewandten sdiwarz-
braunen Farbe mit raschen Pinselstrichen uberfuhr, und dann
3 noch einmal in eine gelinde Hitze brachte. Diese schwar^
braune, scbwach spiegelnde Hauptfarbe scheint aus Eisenoxyd
bereitet worden zu sein; eine dunnere Aufl5sung desselben
Stoflfs ergab, wie es scheint, den mattglanzenden rSthlichgelben
Firniss, der an den nichtbemalten, oder ausgesparten, Stellen
allein die Farbe des Thons uberzieht. Bunte Farben, an ge-
gitterten Gewandern, Blumenarabesken u. dgl., sind erst nach
4 VoUendung des Brennens als Dockfarben aufgesetzt worden.
Dies schien den Griechen die fur GefSlssmalerei zvveckmassigste
Technik; das rohere Verfahren bei den sogenannten Aegyp-
tischen Vasen hielt sich nur als Antiquitat; und das Auf-
setzen der schwarzen Figuren auf einen weissen Grund (solche
Gefasse finden sich hin und wieder in Griechenland, auch in
5 Volci) scheint nur kurze Zeit Mode gewesen zu sein. Auch
findet man hin und wieder, besonders in Attica, Gefasse, welche,
ganz nach Art der WSnde, mit bunten Farben auf einer
weissen Unterlage gemalt sind, und andre, die auf demselben
Grunde blosse Umrlsslinien zeigen.
1. 8. hierzu oben §. 75. 99. 143. 163. 177. 257. Dass auch GefAsse
fur den Gebrauch bemalt wurden» sieht man aus VasengemAlden selbst,
ivo gemalte Krateren und KrQge getragen werden (vgl. Alkaeos fragm. 31
nvXixvtti noiniXcHf Demosthenes de f. leg. p. 464. Bekk. o{ tag aXafacxgo-
d"q%ug yQd<povTeg)f allm&hlig scheint ihr Gebrauch indess auf Preise, Ge-
schenke, Zimmerschmuck und Grftber (§. 301) beschrftnkt worden zu sein.
Der Kreis der Gegenstftnde zieht sich darum auch in Unteritalien immer
mehr auf Bacchische zusammen. S. Lanzi De' vasi ant. dipinti diss. 3,
Qber die Baccbanale die nveite, Opuscoli raccoltj <la Accad. ttaliatii. [. F.
1606. — Ein Verzeichniss too Maler-Namen Ton den Tat«ti (besondere
458 Technik der bildenden Kunst. -[322]
gingen 1843 durch H. Steuart nacb London nebst einer Anzabl zur Tisch-
beinschen Odyssee bereits gestocbner Tafeln.] Manche einzelne Better
Oder kleinere Sammlungen von Tischbein (Reiner's Vasen). Peintures de
vases ant. vulg. app. Etrusques tir^ de difif. collections et grav. par
A. Glener, ace. d'expl. par A. L. Millin, publ. par Dubois Maisonneuve.
P. 1808. 2 Bde. f. Descr. des tombeaux de Canosa par Millin. P. 1816. f.
MiUingen Peintures ant. et in^d. de vases Grecs tiroes de di verses col-
lections. R. 1813. Dess. Peint. ant. de V. 6r. de la coll. de Sir J. Coghill.
R. 1817. Al. de Laborde §. 264. A. 1. Ck>ll. of fine Gr. vases of James
Edwards. 1815. 8. [Moses] Vases from the coll. of Sir H. Englefteld. L.
1819. 4. Inghirami Hon. Etr. (§. 178) Ser. V. Vasi fittili. [4 Vol. 1837,
400 StQck.] G. H. Rossi Vasi Greci nella copiosa raccolta di — Duca di
Blacas d*Aulps, descr. e brevemente illustr. R. 1823. Panofka §. 262. A. 3.
Werk von Stackelberg dber Aitische Vasen verheissen, [in die Grftber der
Hellenen dbeigegangen.) Einzelnes berausgegeben von Reniondini, Arditi,
Visconti u. A. [Vases Etr. du prince de Ganino R. 1830. f. m. 5 Tf. Mus.
Gregor. II. tv. 1 — 100. Raf. Politi Esposiz. di sette vasi Sicoli-Agrigent.
Palermo 1832. 8, Cinque vasi di premio — nel Mus. di Palermo 1841. 4,
u. eine Reihe einzeln in Girgenti, Palermo herausgegebener Vasen, N. Maggiore
Mon. Sicil. ined. fasc. 1. 1833 f. Gerhard Auserlesene Griech. Vasenbilder,
haupts&chlich aus Etrurien.I. Bd. Gdtterbilder 1840. II. Heroenbilder 1843.
IV. noch unvollendet. Trinkschalen des K. Museums 1840. Mysterien-
vasen 1839. Etr. u. Campan. Vasen des k. Mus. 1843. Apulische Vasen-
bilder des k. Mus. zu B. 1845. f. m. Vases peints du Due de Luynes. P.
1840. f. (Ann. d. Inst. XII. p. 247.) Le Normant u. de Witte Elite des
mon. €^ramographiques P. seit 1844. T. I. II. III. 0. Jahn Vasenbilder
Hamburg 1839. 4. Vom Prof. Roulez in Gent seit 1840' Melanges de phi-
lol. d'hist. et d*antiquit^, meist Vasen, aus den Bulletins de TAcad. de
Bruxelles T. V-XIII. ausgezogen, fasc. 2—5 bis 1846. Descr. dei vasi rin-
venuti nelle escavaz. fatte nelF Isola Farnese per ordine di S. M. Maria
Cristina — di Second. Gampanari. R. 1839. 4, Bull. 1840. p. 12. Vasen
aus den Grftbem von Pantikapaeon (Kertsch) in Dubois Voy. en Grim^e
IV. Sect. pi. 7-15, eine mit SENO^ANTO£ EUOIHZEN A9HN.
(Bull. 1841. p. 109) und eine pi. 13 mit dem Fackellauf urn einen Altar,
also wohl KtQafios jimKogJ]
2. Zeichnang durch Zasammenflignng fester Stoffe,
Mosaik.
1 322. Mosaik, ira weitesten Sinne des Worts jede Arbeit,
welche durch Aneinanderfugung von harten Korpern eine
[322] Mosaik. 459
Zeichnung oder Malerei auf einer Flache hervorbringt , um-
fasst folgende Arten: 1. FussbSden, welche aus geomelrisch
zugeachnittenen und verkitteten Scheiben verschiedenfarbiger
Steine gebildet werden, pavimenta sectilia. 2. Fenster aus f
verschiedenfarbigen Glasscheiben , welche wenigstens dem
gpalern Alterthum bekannt gevvesen zu sein scheinen. 3. Fuss- 3
b5den, welche mil kleinen Wurfeln aus Steinen, die eine
farbige Zeichnung bilden, Belegt sind, dergleichen im Alter-
thum nicht bios in Zimmern, auch in Hofen und Terrassen
anstatt des Pflasters gebrauchlich waren, pav. tesselata, litho-
strota, diiitfda ir a^axiaxotg. 4. Die feinere Mosaik, welche*
eigentlichen Gemalden mog^ichst nahe zu kommen sucht, und
gew5hnlich gefSrbte Stifte aus Thon oder lieber Glas, in
prachtigern Werken jedoch auch das, wo es Nachahmung viel-
facher Localfarben gait, sehr kostbare Material wirklicher
Steine anwendet, crustae vermiculatae, auch lithostrota ge-
nannt. Sowohl aus Stein- als Thon wurfeln wurden schon
in Alexandrinischer Zeit herrliche Werke der Art gearbeitet
(§. 163, 6). Anwendung von Glas wurfeln zur Zimmer-
verzierung kommt erst in der Kaiserzeit vor, in welcher diese
Mosaik immer mehr gesucht (§. 190. A. 4. 212, 4), auch
auf Wande und Decken ubertragen, und in alien Provinzen
geubt wurde (§. 262, 2. 263, 1), daher es auch jetzt an
Denkmalern dieser Gattung, unter denen einige vortreflflich
zu nennen sind, keineswegs mangelt. 5. Zusammengeschmol- 5
zene Glasfaden, welche im Durchschnitt immer dasselbe hochst
zarte und glanzende Bild geben. 6. In Metall oder einem 6
andem harten Stoffe werden Umrisse und vertiefte Flachen
eingeschnitten , und ein andres Metall oder Email hineinge-
schmolzen, so dass Bilder daraus hervorgehn, das sogenannte
Niello. Wie diese Arbeit zunSchst auf den Kupferstich fuhrt: 7
so scheint auch eine gewisse Art dessclben, ein leicht verviel-
faltigter Abdruck von Figuren, als eine voriibergehende Er-
scheinung dem Alterthum nicht unbekannt geblieben zu sein.
1. Ueber das pictum de musivo (der Name, von Museen enUehnt,
zuerst bei Spartian Pescenn. 6. Trebell. Trig. 25). vgl. Gurlitt S. 162 flf.
Giampini, Furietti (§. 212. A. 4), Paeiaudi De sacris Christian, balneis,
Cam. Spreti Gompendio istor. deir arte di comporre i musaici. Rav. 1804.
L. Bossi Lett, sui cubi di vetro opalizzanti degli ant. musaici. Mil. 1809.
460 Tecbnik der bildenden Kunst. [322]
Vemiglioli Lezionil. p. 107. II p. 280. Gurlitt Uebcr die Mosaik (1798)
Archaeol. Schr. S. 159. Hirt, Mem. de Berlin 1801. p. 151.
Zur ersten Art gehOren auch die Lacedaemonii orbes, auf welche der
ubermQthige Reiche den gekosteten Wein spritzt. Juv. XI, 172, die parietes
pretiosis orbibus refulgentes, Seneca Ep. 86 und dfter, die gegen die Natur
des Steins eingesetzten maculae, PI in. XXXV, 1. Wabrscheinlicb geh5rt
das Alexandrinum marmorandi genus hierher, Lamprid. Al. Sev. 25. Die
pav. sectilia waren oft der neuem Flor^tiniscben Mosaik, lavoro di com-
messo, fthnlich.
■
2. Prudent. Peristeph. hymn. 12, 45. Doch ist die Stelle nicht
ganz klar. Vgt. A. 4.
[3. Eine Backsteins&ule mit farbiger Glasmosaik Qberzogen wurde
1837 In Pompeji gefunden, s. Zahn's Ornamente alter class. Kunstepocben
Tf. 60.]
4. Alles geht hier von Fussbdden aus, daber die Nacbbildungen des
Kebricbt (asaroti oeci, §. 163, 6, vgl. Statins S. I, 3, 55; asarotici lapiUi,
Sidon. Apoll. C. XXIII, 57; ein scb^nes asarotum, von Herakleitos, 1833
in Rom gefunden, §. 209. A. 1); die aus Haeander-Verzierungen hervor-
gebenden Labyrinihe (Salzburger Mosaik §. 412. A. 1) u. dgl. 'Av^iva
tmv idoKpciv im Pallast Demetrios des Pbalereers, Atben. XII, 542. Die
Mosaik aus Glaswilrfeln bezeichnet Plin. XXXVI, 64 durcb vitreae camerae;
darauf geht Statius 8. I, 5, 42: effulgent camerae vario fastigia vitro, vgl.
Seneca Ep. 90. Bekannte Mosaikarbeiter (musivarii; im Theodos.
codex von den tesselariis geschieden) ausser Sosos, Dioskurides und Hera*
kleitos, (§. 209. A. 1) [auf dem feinen Asaroton aus Villa Lupi im
Lateran .... irog rjgycccccTOy und der andre Theil des Namens soil noch
bei dem Ergftnzer sein, §. 209. A. 1], Proklos und J. Soler (Welcker
Rhein. Mus. fQr Phil. I, 2. S. 289), Fuscue in -Smyrna (?Marm. Oxon.
II, 48), Proftatios? (Schpidt Antiq. d« la Suisse p. 19). Berilhmte
Mosaiken ausser den §. 163 genannten: 1. die Praenestinische, von einem
Tribunal (vgl. Johannes Ev. 19, 13), schwerlich di^ SuUanische (Plin.
XXXVI, 64), eine naturbistorische und ethnographische Darstellung Aegyptens.
Del. Jos. Sincerus, sc. Hieron. Frezza 1721. Bartoli Peint. ant. 34. vgl. M6m.
de TAc. des Inscr. XXVIII. p. 591. XXX. p. 503. L. Cecconi Del pavimento
in mus. rinv. nel tempio d. Fortuna Prenest. R. 1827, dagegen C. Fea L'Egitto
conquistato dalF Imp. Gesare Ott. Aug. sopra Cleopatra e M. Ant. rappr. nel
musaico di Palestrina. [R. 1828. 4. Treflfende Erklarung, die sich von alien
Seiten bestlitigt. So ist in Pompejaniscben GemJUden §. 351. A. 4 die
Aufnahme der lo von Aegypten dargestellt. Den Octavian als Eroberer
Aegyptens vermuthete auch Visconti M. Piocl. VII. p. 92, ders. bei Laborde
[322] Mosaik. 461
Hos. dUtalica p. 90. Die beste Abbildung in Farben ist die von Bar-
ibelemy in der 2. Ausg. seiner Abhandlung, die nur in dreiissig Ex. ge-
druckt wurde; eine neue ist fQr die Geschicbte de^ Halerei BedQrfniss.
Eine antike Gopie eines kleinen Theiis ist in Berlin, nach Uhden in den
Schriften der B. Akad. far 1S25. S. 70 f.] Vgl. §. 436. 2. Die Capito-
linische Mosaik mit dem spinnenden Herakles von Antium, M. Gap. IV, 19.
3. Die in der Villa Albani, besonders fein ausgefQhrt, Herakles als Be-
freier der Hesione/ Winck. M. I. 66. 4. Die aus der Tiburtinischen Villa
Hadrian's mit dem Panther- und Kentaurenkampf, in aed. M. Marefusci,
Savorelli del. Gapellani sc. [in der AusfQbrung das schOnste von alien, jetzt
in Berlin, Bull. 1845. p. 225; es ist in den M. d. L far 1847 erschienen.
Aus Villa Hadriana auch zwei bedeutende Stflcke im Quurinalpallast, ein
kolossaler jugendlicher Kopf und eine Menge VOgel, durch Gerank ge-
sondert.] 5. Die aus Praeneste in Villa Barberini, die Entfuhrung der
Europa, Agincourt Peint. pi. 13, 8. 6. Die grosse Mosaik von Otricoli,
aus verschiedenen Feldem (Medusenkopf, Kentauren, Nereiden u. dgl.),
pa. VII, 46 (andre 47—50). 7. Die Scenen der TragOdie und des Drama
Satyr, im PioGlem. Millin Dsscr. d'une mosaique antique du M. PGl. 1819. f.
8. Die grosse Mosaik von Italica (38 X 27 Vs F., Musenk^pfe u. Gircus-
spiele) von Laborde, §. 262. A. 4, besonders genau bekannt gemacht. Vgl.
§. 424. A. 2. Mosaik von Toulouse §. 402. A. 3. Theseus u. Minotaur u. a. in
Pompeji, Bull. 1836. p. 7. ^hobene Mosaikarbeit, Welcker Zeitschr. far a. K.
S. 290 fif. [Das bier Nr. I angefahrle Pembroksche Mosaikrelief (Winckelm. W. 3.
S. XXXIII) beschreibt und lobt Waagen Kunstw. in England II. S. 279 f. Die
Hesperide fehlt bei dem Hercules nicht R. Rochette.Peint. in6d. p. 393—96.
427—30, wo die Spes pi. 12 abgebildet ist. Ausser der Wiederholung von
dieser bei Gaylus sab ich von einer andem den oberen Theil im Museum
zu Lyon 1841. An den beiden Figuren ehmals bei dem Erzbischoff von
Tarent, jetzt in der Sammlung Sant Angelo in Neapel aus Metapont sind
Pasten und Steine verbunden, vgl. Luynes Metaponte p. 37. Im Museum
zu Neapel sind jetzt von kleineren Mosaiken 28 Stack aufgeh≯ mehrere
solche sind im Vatican in Appartam. Borgia, eins der besten in S. Maria
in Trastevere, ein paar Enten u. a. WasservOgel eins in Wien, gegen
2 F. hoch, funf Krieger, wo von der vorderste eine Fackel schleudert, das
Kriegszeichen (Eurip. Phoen. 1386. c. Schol.), als nvQtpoqo^j Arneth Be-
schreibung der zum k. k. Antiken-Gab. geharigen Statuen u. s.'w. S. 15.
Die FussbOden im Vatican in 9 Bl. fol. m. von verschiednen Zeichnern
und Kupferstechem; einer aus Sentino in MOnchen im hintersten Saal
der Vasen, Apollo im ovalen Thierkreis, unten die vier Jahrszeiten;
Mosaik Lupi, Bull. 1833. p. 81. Achilles den Hektor schleifend, 1845 in
Rom vor porta S. Lorenzo mit einem andem Fussboden gefunden, ganz
aus Steinchen; Poseidon und Amphitrite von Seerossen gezogen in Algier,
462 Tecbnik der bildenden Kunst. [323]
Bull. 1846. p. 69. Artaud Hist, abreg^e de la peint. en mosaique Lyon
1835. 4 ^ebt ein Verzeichniss der Mosaike in Lyon u. im sQdlJchen Frank-
reich; die von Avenches in Scbmitt Rec. d*antiquit^ de la Suisse 1771. 4.
Secchi il Mus. Antoniano rappres. la scuola degli Atleti R. 1843. 4 (im
Lateran); W. Henzen Explic. musivi in villa Burgbesia asaervati, quo
cei*taniina aniphitheatri repraesentantur, R. 1845. 4, bei Tusculum 1834
entdeckt. Auf einem in London gefundnen Fussboden im Eastindiahouse
Baccbus auf dem Pantber, feine Arbeit. Ein grosser Fussboden in Goln,
1844 gefunden, sieben Brustbilder von Weisen, worunter Sokrates und
Sophokles, in der Mitte Diogenes, s. Urlichs im N. Rbein. Mus. IV. S. 611.
Juvaviensische Antiken, Salzburg 1816. 4. In Salzburg Theseus und
Minotaur, der Ofter in spftteren Mosaiken vorkommt, s. 0. Jahn Archaeolog.
Beitr. S. 268 f. ^ Statins Silv. I, 3, 55. -* varias ubi picta per artes
Gaudet humus superare novis asarota figuris.]
5. Winck W. U. S. 40. Klaproth u. Minutoli aber antike Glas-
mosaik. B. 1815.
6. Ueber Aegyptische Metallmalem g. 230, 4. An Gewtodem von
Statuen §. 115. A. 2. 306. A. 3. BronzeUfeln mit Gem&lden in ver-
schiedenen Metallen in Indien? Philoetr. V. Apoll. n, 20. Reste alter
Schmelzarbcit, VoelkeFs Nachlass S. 33. Ueber Niello- Arbeiten (fiilaPy
Ducange p. 898) Fiorillo, Kunstbl 1825. N. 85 ff. Boettiger Archaeol.
der Mai. S. 35. [Greuzer, Zeitschr. f. AW. 1843. S. 1076, in seinen
Schriften zur Archaeologie III. S. 552. 556. ff.] Ueber die Agemina- Arbeit
der barbaricarii (weldie sonst Gew&nder aus Grold oder mit Gold ver-
fertigten) §. 311. A. 3. Ant. di ErcoL VIII. p. 324 [alia gemina oder da-
mascbina das sogenannte Gef&ss des Mitbridates im Capitol.]
7. Kaum erlaubt Plinius vielbesprochene Stelle XXXV, 2 von Varro's
bildlich vervielffiltigter, Qberallhin versandter Ikonographie (munus etiam
diis invidiosum) an etwas Anders zu denken, als an abgedruckte Figuren.
Vgl. Martial XIV, 186. Becker's Gallus I. S. 192 ff. [vgl. §. 421. A. 4.
Kunstmus. zu Bonn S. 8 oder 2. Ausg. S. 5 f. Greuzer in der Zeitschr.
f. AW. 1843. N. 133 ff.]
ii. Optische Technik.
1 323. Der Kunstler strebt, durch Formung des gegebenen
Stoflfes oder durch Auftragung von Farben dem Auge und
dem Geiste des Beschauers den Schein und die Vorstellung
[323] Optiscbe Technik, Perspektive. 463
•
von Korpern zu gewahren, wie sie wirklich und naturlich
vorhanden sind. Am einfachsten erreicht er dies durch eine 2
v6llige Nachbildung des Korpers in runder Form (rondo
bosso): zugleich mit dem grossen Vortheil, dass das Auge
nicht ein , sondern v i e 1 e Bilder oder Ansichten zu geniessen
erhalt, unter welchen Bildern dem Kunstler jedoch immer,
und zwar noch mehr bei Gruppen, als einzelnen Statuen,
eins das wichtigste sein vvird. Hierbei werden jedoch schon, 3
theils cjurch hohe Aufstellung, theils durch Golossalitat des
Bildwerks, Veranderungen der Form nothig gemacht, welche
der Standpunkt des Beschauers bedingt, dessen Auge den
Eindruck einer naturlichen und wohlgestalteten Form er-
halten soil. Verwickelter wird die Aufgabe, wenn die Natur- 4
formen, gleichsam auf eine Flache zusammengedruckt (welches
Verfahren immer in einer Unterordnung der Plastik unter
tektonische Zwecke seinen Grund hat), sich in einem schw&-
cheren Spiele von Licht und Schatten zeigen sollen, als es
die runde Arbeit gew^hrt; wie solches in den verschiedenen
Arten des Reliefs der Fall ist. Ein vollig optisches 5
Problem aber wird die Aufgabe, wenn durch Farbenauftrag
auf einer ebnen Flache eine Anschauung des Gegenatandes
erreicht werden soil, indem nur durch Darstellung der Flachen
des KOrpers, wie sie von einem bestimmten Standpunkt,
gr5sstentheils verkurzt und verschoben, erscheinen, und haupt-
sachlich durch Nachahmung der Lichterscheinungen an den-
selben, d. h. nur durch Beobachtung der perspektivischen
und optischen Gesetze, der Eindruck der Wirklichkeit her-
vorgebracht werden kann.
4. Die Alten scheinen in dex Benennung der verschiedenen Arten
Relief (§. 27) keine ganz fesle Terminologie gehabt zu haben. Zaov
iiberhaupt Bildwerk, Figur; s. z. B. Platon Pol. p. 277. Vgl. Walpole
Memoirs p. 601. Zc5a vsQitptep^ bedeutet bei Athen. V, 199 e. deutUch
runde Figuren (ahnlich ivXa 9i(^fp«»^ Klem. Protr. p. 13) j dagegen bei
demselben V, 205 c. n8(fi(poivrj iciduc Hautreliefs sind. IlQOTvncc {nQostvna
Athen. V, 199 e.) ^nrvna stehen sich bei Plin. XXXV, 43 als Hautrdief
u. Basrelief entgegen, doch ist Ixrvjra bei Plin. XXXVH, 63 u. Seneca
de benef. Ill, 26 aberhaupt Relief, [bei Plin. haben bessere Handschr.
prostypa als Relief aberhaupt oder flacher als ectypon.] Sonst sind rimog,
dicctSTvnoifiBvtt §. 237. A. 1, ixTExvmofiiva inl fsn^Xfj Paus. VIII, 48, 3
464 Technik der bildenden Kunst. [3U]
m
und intiQycc6uiva abliche AusdrQcke fur Relief. Vorspringende ThierkOpfe
sind ngoxQoeaoiy ngorofiai, Ygl. §. 324. A. 2.
1 324. Wenn nun auch die alte Eunst nichl von der
Auffassung des einzelnen optischen Bildes, vielmehr durchaus
von korperlicher Nachbildung ausging, und diese immer ihr
Prinzip blieb, so dass das Relief statuarisch, und die Malerei
zum grossen Theile reliefartig behandelt wurde: so mangelte
doch der Periode ihrer Vollendung die Beobachtung der per-
spektivischen Gesetze keineswegs ; welche schon bei C o 1 o s s a 1-
2 statu en sehr in Anspruch genommen wurde. Helm Re-
lie f befolgt die Kunst ursprunglich das Prinzip, jeden Theil
des Korpers in moglichst voller und breiter Ansicht darzu-
stellen; die Entwickelung der Kunst fuhrt indess mannig-
faltigere Aiisichten, und einen in der Regel massigen Gebrauch
3 von Vetkurzungen herbei. Wichtiger war, seit den Zeiten
des alten Kimon (§. 99, 1), die Perspektive fur die Malerei,
wodurch sich sogar ein besondrer Zweig perspektivischer
Malerei die Skenographie oder Skiagraphie, ausblldete, bei
welcher, trotz des Widerstrebens eines gelauterten Kunst-
urtheils, der Erreichung tauschender Eflfekte fur fernstehende
und wenig kunstverstandige Betrachter die sorgfaltigere und
4r feinere Zeichnung aufgeopfert wurde. Im AUgemeinen aber
gait den Alten immer die vollige Darstellung der Formen in
ihrer Schonheit und Bedeutsamkeit hoher, als die aus per-
spektivisch genauer Verkurzung und Verschrankung der Fi-
guren hervorgehende Illusion, und der 'herrsch^de Geschmack
bedingte und beschrankte die Ausubung und EntwickeluAg
jener optischen Kenntnisse und Kunstfertigkeiten , zwar nach
Kunstzweigen und Zeiten verschieden, in Stafeleibildem
weniger als in Reliefs und Vasen-Monochromen, in einem
spatem luxuriirenden Zeitalter weniger als in friihern Zeiten,
aber im Ganzen doch in einem weit hohern Grade, als in
der neuern, den umgekehrten Weg nehmenden Kunstentwicke-
5 lung. Aus jenem Formensinne, welcher die Eurhythmie und
abgewogne Wohlgestalt mit Klarheit zu erkennen und in ihren
Feinheiten zu geniessen verlangt, folgt auch die, wenigstens
den erhaltenen Wandmalereien nach, geringe Rucksicht der
Alten auf Luftperspektive, d. h. auf die durch die
grossere oder geringere Schicht von Luft, welche das optische
[324] Optische Technik, Perspektive. 465
Bild des Gegenstandes durchmisst , hervorgebrachte Ver-'
wischung der Umrisse und Verschmelzung der Farben, indem die
alten Maler offenbar die Gegenst&nde im Ganzen dem Auge
nahe zu halten oder einen klaren Aether als Medium zu denken
gewohnt waren. Daher auch Schatten und Licht im Ganzen 6
den alten Malem mehr zum Modelliren der einzelnen Figuren,
als zu Contrasten der Massen und Shnlichen Totaleffekten
bestimmt zu sein schienen.
1. Ein Hauptbeispiel ist Phidias 01. Zeus §. 115, 1. All^^emeine
Zeugnisse Platon Sophist, p. 235 f. (welcher desswegen die Golossalbildung
2ur ipavtccoTiHi^, nicht zur kinactt%i^ rechnet). Tzetz. Ghil. XI, 391. Tgl.
Xeister de optice fictorum. N. Ck>mment. Soc. Gott rec. VI. d. phys. p. 154.
2. Das angegebene Prinzip bewirkt die sonderbare. Stellung der
Aegyptischen f§. 229), so wie der Sclinuntischen Relieffiguren (§. 90), nur
dass &ier die KOpfe von vorn, dort im Profll erscheinen. Dagegen die
Relieffiguren auf den Attischen Grabsteinen (o2 iv tccig atrjXaig xaxa
y^ttiprjv ixttrvnafiivoi J Platon Symp. p. 193) ganz im Profil, wie durch
die Nase mitten durchgesSgt, erscheinen. (Hier ist y^aqnj ein zartes Relief;
denn uttrayQafpi^v zu verbinden, ist schon desswegen unstatthaft, weil
catagrapha bei Plin. XXXV, 34 gerade das Gegentheil, nflmlich Ver-
ktirzungen, beze\chnet.) Auch in den Basreliefs am Parthenon erscheinen
noch bei weitem die meisten Figui'en im Profil; gewaltsamere Verkurzungen
sind vermieden, und auch manche Verkurzung, welche uns nothwendig
scheint, z. B. an den Schenkeln reitender Figuren, dem Streben nach
Eurhythmie der Gestalten aufgeopfert, §. 118, 3. Dagegen in den Haut-
reliefs von Phigalia sehr starke VerkQrzungen gewagt sind, vgl. §. 119, 3.
— In der Malerei habet speciem tota facies. Quint. II, 13, vgl. Plin.
XXXV, 36, 14.
3. Ueber Skeno- und Skiagraphie §. 107, 3. 136, 2. 163, 5. 184.
A. 2. 209, 3. Ueber Perspektive der Alten uberhaupt Heliodor Optik I, 14
{welcher schon das aKi^voyQatpixov als dritten Theil der Optrk bezeichnet,
dessen die Architekten und Golossalbildner nicht entralhen kOnnten), von
den Neuern Sallier sur la perspect. de Tanc. peinture ou sculpt., M^m. de
I'Ac. des Inscr. VIH. p. 97 (gegen Perrault) , Caylus , ebd. XXIII. p. 320.
Meister de optice vet. pictor., N. Commentr. Soc. Gott. V. cl. phys. p. 175
(in manchen Punklen ungerecht), Schneider Eclog. phys. p. 407. Ann. p. 262.
Boettiger Archaeol. der Malerei S. 310. Dass die architektonischen An-
sichten der Herculanischen Mauergem§.lde Fehler enthalten (Meister p. 162),
beweist fast Nichts gegen die Studien wirklicher Kunstler.
«
5. In der Tafelmalerei war Vieles anders. Hier zeigte sich, seit
O. MQlUr's Arehfteologie. 4. Aafl. 30
466 Technik der bildenden Kunst. . \3U]
Parrhasios, das ambire se der Umrisse. Dies bezeichnet wahrscheinlich
das Schwimmende und Flimmernde der Contoaren, welches 'in der Natur
durch die wellenartige und streifige Natur des Lichts (oder durch die
Augenparallaxe? Berlin. Kunstbl. II. S. 94 fT.) entsteht.
6. S. oben §. 133. A. % aber aucb 319. A. 7. Die Feinheit der
Bezeicbnung des Schattens bei den Alten (lenis, levis u. dgl.) bemerkt
Beckmaim, Vorratb n. A. I. S. 245. Mof^ct cxidg bezeichnet wohl Hell-
dunkel; anozQcoaig axias Schlagschatten, §. 136. A. 1. — Man hielt auch
im Alterthum viel auf richtiges AufhSngen der Bildep (tabulas bene pictas
collocare in bono lumine, Cic. Brut. 75, 261) und richtigen Stand punkt
des Beschauers (der Haler selbst tritt beim Arbeiten oft zurflck, Eurip.
Hek. 809| vgl. Schaefer). Horaz Epist. ad Pis. 361 ff.
468 Formen der bildenden Kunst. [326]
3 dieser Art. Bis in die spateste Zeit, selbst bis in die, wo
eine fremdartige Religion der friihem Weltanschauung v6llig
ein Ende gemacht hatte (§. 213.. A. 2), blieb es Grundsatz
und Charakter der Griechischen Kunst, den Ort einer Hand-
lung, die innern Antriebe, die befordemden und hemmenden
VerhSLltnisse , personlich in menschlicher Gestalt hinzustellen,
und dagegen die aussere Naturerscheinung mSglichst zusammen-
gezogen, fast nur als Attribut dieser Gestalten, zu behandeln.
1. Der Griechische. Geist kennt nicht das sentimentale Verweilen
bei derNatur im Allgemeinen, die.romantische Auffassung der Landschaft
(§. 436); er dr&ngt un^^uldig zum Gipfel der kOrperlichen Bildung, zur
menschlichen Gestalt. Scliiller Clber naive und sentimentalische Dichtung,
Werke Bd. XVIII. S. 232.
1 326. Wird dies, wie es die Natur des Factums fordert,
nicht als eine einzelne Aushulfe des Kunstlers, sonderh
als ein allgemeiner und dui*chgangiger Grundsatz der antiken
Eunst gefasst : so konnen wir schon daraus das Hauptprinzip
der Griechischen Kunst und eigentliche Grundgesetz der kunst-
2 lerischen Thatigkeit im Alterthum kennen lemen. Gewiss war
dies nicht ein Wiedergeben und unmittelbares Nachahmen
des ausserlich Erfahrenen, Geschauten, des sogenannten Rea-
len; sondem ein Schaffen von inneh heraus, ein Erfassen
des geistigen Lebens, und Abdrucken desselben in der damit
3 naturlich verbundenen Form. [§. 3. 419, 1.] Naturlich
kann auch dies nicht stattfinden ohne liebevoUe Nachahmung
des sinnlich Ersctieinenden ; ja eben nur der innigsten und
feurigsten AuflFassung dieser Form, des menschlichen Korpers,
erscheint sie als der allgemeine und erhabne Ausdruck eines
Alles durchdringenden Lebens. Aber das Ziel dieser Nach-
ahmung war nicht das Wiedergeben der einzelnen in die
Erfahrung getretenen Erscheinung, sondern der Ausdruck von
4 innerer Lebenskraft und geistigem Wesen. Eben deswegen
tragen .die Bildungen der Griechischen Kunst von Anfang an
den Charakter einer gewissen AUgemeinheit, und das eigent-
liche Portrat tritt erst verhaltnissmassig spat ein.
4. Hierin ist der Orient ganz unter demselben Gesetz begriffen, wie
das Griechische Alterthum, und die Kunst steht hier von individueller
. Nachahmung noch femer, der Charakter der Formen ist ein noch allge-
meinerer, mehr architektonischer.
[327] IJealformen. 469
327. So wenig nun die Griechische Kunst in ihren l
470 Formen der bildenden Kunst. [328]
scheint nach einigen Fragmenten, dass in Bronze die Alten mehr von den
Adem und andern leisen Hebungen und Senkungen der OberflSche angaben
als im Marmor.
2. Charakter und SchOnheit der einzelnen Formen.
a. Studien der alten Kunstler. ,
1 328. Obgleich in Griechenland selbst die Aerzte, wie
viel mehr die Kunstler, von Leichensectionen dureh eine un-
2 uberwindliche Scheu zuruckgehalten wurden ; so eigneten sich
dagegen die Griechischen Kunstler, durch die Gelegenheiten,
welche das gew5hnliche Leben, besonders durch die gymnasti-
schen Schulen und Spiele, darbot (und auch eigentliche Mo-
delle fehlten ihnen nicht), bei einem hervorstechenden Talente
der Auffassung, welches durch Uebung zu einem wunderbaren
Grade gesteigert wurde, die lebendige, bewegte oder auf Be-
wegung hindeutende Menschengestalt unendlich genauer an,
als es jemals durch anatomische Studien geschehen kann.
3 Und wenn im Einzelnen einige Unregelmassigkeiten in ihren
Arbeiten wahrzunehmen sind: so sind doch im Ganzen die
Werke der Griechischen Kunst in demselben Grade genauer
und treuer in der Darstellung der Natur, als sie den best en
4 Zeiten naher stehn. Die Statuen vom Parthenon zeigen
darin die hochste Vollkommenheit, aber alles echt-Griechische
hat an dieser frischen Naturlichkeit seinen Antheil ; vvahrend
in manchen Werken Alexandrinischer Zeit die Kunst schon
• prunkend und gewissermassen zudringlich vvird, und bei Ro-
mischen marmorariis eine gewisse Schule, die sich nur an das
Allgemeine halt, die Warme und Unmittelbarkeit eigner Natur-
5 studien ersetzt. Jene Meisterwerke zu wurdigen, voUkommen
zu verstehen, ist auch das genaueste Studium der anatomischen
Wissenschaft zu schwach, well ihm die Anschauung des in
der Fulle des Lebens und dem Feuer der Bevvegung seine
Herrlichkeit entfaltenden Korpers immer entgehn muss.
1. Kurt Sprengel, Gesch. der Arzneikunde I. S. 456 (1821), vermuthet
bei Aristoteles die ersten Zergliederungsversuche, und nimmt, S. 524, der-
glejcben unter den Ptolemaeern als sicher an. Nach Andern secirte selbst
Galen nur Affen und Hunde, und schloss daraus auf Mensclien (nach
Yesalius Bemerkung Qb«r das os intermaxillare). Vgl. Blumenbach's
1329] Naturstudien der Kunstler. 471
Vorlesung de veterum artificum anatomicae peritiae laude limitanda, cele-
branda vero eorum in charactere gentilitio exprimendo accuratione, Goett.
G.A. 1823. 8. 1241. Dagegen sucht Hirt, Schriften der BerL Akad. 1820.
Hist. CI. S. 296, ein synchronistisches Verhaltniss der Ausbildung der
Zergliederungskunst (seit Alkmaeon 01. 70?) und de^ plastischen darzuthun.
Sludien der Alten in der Osteologie, Olfei-s uber ein Grab bei Kumae S. 43.
2. Von den Agrigentinischen Jungfrauen (Kratoniatischen , sagen
Andere, weil das Bild sich bei Kroton befand) als Modellen der Helena
des Zeuxis erzShlen Viele. (Das Vereinigen getrennter Schflnheiten scbien
den alten Kunstrichtern etwas keineswegs UnmOgliches, s. Xenoph. M.
Socr. m, 10. Arist. Pol. Ill, 6. Cic. de inv. II, 1.) Von der Tbeodote,
^ to xdlXog havtrjs iniSii^fv [und von den Ifalem in die Wette gemalt
wurde], Xenoph. Ill, 11. Der Busen der Lais wurde von den Malem
<opirt, Athen. XIII, 588 d. vgl. Aristaenet. I, 1. Auch die Stelle Plut.
Perikl. 13 deutet auf weiblicke Modelle, die Phidias brauchte. M&nn-
liche kommen wohl nie vor; die Gymnastik gewShrte natiirlich viel
9ch5nere Entwickelungen mUnnllcher Kraft und 8ch5nheit, als die steifen
Akte einer Akademie. Sammlung von Stellen der Allen 0ber die SchOn-
heit b. Junius de pict. vet. Ill, 9, wenig zu brauchen.
3. Ueber die Lebhaftigkeit und Begeisterung, mil der die Griechen
kOrperliehe Wohlgestalt aufTassten, und diesem Genusse nachtrachteten,
hat Winckelmann IV. S. 7 ff. die HauptzQge aus den Alten gesammelt;
wobei einige Verseben leicht zu beriehtigen sind.
5. Das dem Archaeologen Wesentlichste aus der Osteologie und
Myologie bequem mitzutheilen , ist kein Buck geeigneter, als Jean-Galbert
Salvage's Anatomie du Gladiateur combattant. P. 1812. f. Am meisten
\ommen bei der Charakterisirung u. detaillirten Beschreibung von Statuen
in Betracht, am Rumpfe die Formen des musculus magnus pectoralis,
ectus ventris, der m. serrati (dentel^s), magni obliqui, magni dorsales, .
rhomboides, magni und medii glutaei; am Halse und den Schultem der
sterno-cfeido-mastoides (Kopfnicker) u. trapezii, am Arme des deltoides,
biceps, triceps, longus supinator; am Beine des rectus anterior, internus
«t extemus femoralis, biceps, der gemelli und des tendo Achillis.
b. Behandlung des Gesichts.
329. Der Grundsatz der alten Kunst, die Umriss-Linien l
in einem moglichst einfachen Schwunge fortzufuhren, wodurch
jene hohe Einfalt und Grossheit entsteht, welche der alten
Kunst besonders angehdrt, zeigt sich ara deutlichsten in dem
Griechischen Profil der Gotter- und Heroengestalten,
472 Forxnen der bildenden Kunst. [329]
durch den ununterbrochenen Zug der Stirn- und Nasenlinie
und die dagegen stark zuruckweichende Flache, welche sich von
dem Kinn iiber die Wangen in einfacher und sanfter Rundung
1 fortzieht. Wenn dieses Profil sicher der schSnen Natur ent-
nommen, und keine willkiirliche Erfindung oder Zusamraen-
fiigung verschiedenartiger Bestandtheile ist: so ist doch auch
nicht zu laugnen, dass plastische Bedurfnisse bei dessen Auf-
nahme und Ausbildung einwirkten; indem namentlich der
scharfe Superciliarbogen und das starke Zurucktreten der
Augen und Wangen, welches in der Alexandrinischen Periode
oft ubertrieben wurde, dazu da ist, eine das Leben des Auges
3 ersetzende Lichtwirkung hervorzubringen. Der Stirn, welche
in einem ununterbrochenen Bogen von den Haaren eingefasst
wird, misst der Griechische Nationalgeschmack eine geringe
Hohe zu, daher sie oft auch durch Binden absichtlich ver-
kurzt wird; in der Kegel in einer sanften W6lbung vor-
tretend, schwillt sie nur bei Charakteren von ausnehmender
KraftfuUe in machtigen Protuberanzen fiber dem innern Augen-
winkel empor. Der feinabgewogene Schwung des Super-
ciliarbogens druckt auch an den Statuen, bei denen keine
Augenbrauen angegeben wurden, die schone Form derselben
4 aus. Die Normal-Nase, welche jene grade Richtung
und gewohnlich einen scharf bezeichneten flachen Rucken
hat, liegt in der Mitte zwischen der Adlersnase, dem ygvitov,
und der aufgestulpten, gepletschten Nase, dem aifjiov. Letzteres
gait zwar im Ganzen als hasslich, und wurde zu einer
barbarischen Bildung gerechnet; wie es indessen die Griechen
auch als allgemeine Eigenschaft der Kinder anerkannten, glaub-
ten sie darin eine naive Grazie und eine muthwillige* Schalk-
heit wahrzunehmen ; das Geschlecht der Satyrn und Silenen
zeigt daher diese Nase bald In anmuthiger, bald auch in ca-
5 ricirter Ausbildung. Den Augen, diesem Lichtpunkte des
Gesichts, vermochten die alten Kunstler durch einen scharfen
Vorsprung des obern Augenlides und eine starke Vertiefung
des innem Augenwirbels ein lebendiges Lichtspiel, durch
starkere Oeflfhung und WSlbung Grossheit, durch mehr aufge-
zogene und eigengeformte Augenlider das Schmachtende und
6 Zartliche, welches gew6hnlich vygov heisst, zu geben. Wir
bemerken noch die Kurze der Oberlippe, die feine Bildung
[329] Formen des Gesichts. 473
derselben, die sanfte Oeffiiung des Mundes, welche bei
alien Gotterbildem der voUendeten Eunst durch einen kraf-
tigen Schatten das Gesicht belebt, und oft sebr ausdrucksvoll
wird ; vor alien aber das wesentlichste Merkmal echt-Griechischer
Bildung, das runde und grossartig gefonnte Einn, welchem
ein Grubchen nur sehr selten einen untergeordneten Reiz
mittheilt. Die schdne und feine Bildung der Ohren findet 7
uberall statt, wo sie nicht, wie bei Athleten, von haufigen
Faustschlagen verschwollen {ira natiayaig) gebildet werden.
1. 8. Winckelm. W. IV. S. 182. Dagegen Lavater (damals nicht
ohne Grund) seine Freunde bat, »den sog. Griechischen Prolilen gfinzlich
abzusterben, sie machten alle Gesichter dummc u. s. w. Meusel Hiscell.
XDL S. 568.
2. Ueber das Verh^tniss des Griech. Profils (besonders des sog.
angults facialis) zur Natur P. Camper Ueber den natQrl. Unterschied der
Gesichtsziige des Henschen S. 63, welcher die Realit&t jenes Profils Iftugnet.
Dagegen Em^ric David Recherches p. 469. Blumenbach Specimen historiae
nat. ant. artis opp. illustratae, Gommentt. Soc Gott XVI. p. 179. Gh. Bell
Essays on the anatomy and philosophy of expression. 2 ed. (1824) Ess. 7.
Paester Versuch einer Griechen*Symmetrie des menschl. Angesichts in Daubs
und Greuzers Studien II. S. 359. — Die Hauptstelle fiber die Griech.
Nationalbildung, in welcher man aucb das Griech. Profit erkennt, ist
Adamantios Pbysiogn. c 24. p. 412. Franz: Ei di tiOi to 'Ellipnyiov
Ttal ' loavixov yivog itpvldx^T} na^aQtag^ ovtoi itaiv a^zaQxmg (icyaXoi
avdQts, SVQVT6Q01, oif^toi, evnaysig, XivxoreQOi rrjv Z9^^^9 ^ttvitot'
aaQxog XQaciv txortig (itxffiav^ s^onaysctsifav, axilrj dff^ii, auQa fvtpvrj'
HtfpaXr^v fiicTjv to (liyBitog, n$ifuxyfj' tQuxTjlov evi^actov' tf^ixm/ia vno-
^civ%ov, analati^ov, ovlov nQamg* ngocnnov tstQayavov, x^^^^
Xenta^ ^Iva oq^i^v otpd'ttXfiovg vyffovgy ^j^cr^oirov;, yoQyovg, (pmg
noXv l;i;otrraff iv avtolg' evotpd'aXfiotatov yccif ndvtmv i^vav to
'EXXfjvtxov (die hXUmneg 'Axaioi Homer*s). Unter neuern Reisenden^
welche die 8ch5nheit der Griechen preisen, zeigt sich enthusiastischer als
Andre Castellan Lettres sur la Mor^ III. p. 266. [Stackelberg in der
Vorr. zu seinen Griech. Trachten.]
3. Frons tenuis, brevis, minima, Winck. ebd. S. 183 ff. '0(p^vnv
to BvyQa/tfiov §. 127. A. 4. Die SchOnheit des avpo(pQv wird sich in der
Kunst nicht nachweisen lassen. [celsae frontis honos, 8tatius Sylv. I, 2, 113.]
4. 'Pig tvittitty Hfifistifog, cvfjLfntifog y titQayavog (Philostrat
Her. 2, 2. 10, 9. [cf. Annali d. I. VI. p. 208. Aristaenet I, 1. p. 216
Boisson.], s. Siebelis zu Winck. VIII, 185. 'Pig naQBxpf§rj%vta tijv
474 Forme n der bildenden Kunst. [330]
€v9^rrjta rijv xccKUarrjVf itgbg to y^vnbv tj to ciuov. Arist. Polit. V, 7.
Die Aristotelische Physiogn. p. 120 Fr. vergleicht das ygvnov mil dem
Profil des Adlers, das inly^vnov mit dem des Raben. Eben so ver-
halten sich eifide (repandus^ supinus resimus) und inioifios. Die
aifioTSQui, dvaaifioi, stehen den csfivocts entgegen, Aristoph. Ekkl. 617. 938.
Der Neger sima nare, Martial. Die Kinder, Arist. Problem. 34. Die
Maske des Landmanns, Pollux IV, 147. Sifia yslccvj schalkhaft, Winck. V.
S. 581. Zifios hat dieselbe Wurzel mit ciXog, eiXXoe, ZiXrjvSg, Simula
ZiXtjvi] ac ZaroQcc est, Lucrez IV, 1165. Der Liebende nennt nach
Platon (Plutarch, Aristaenetos) den cifibg ini%aQi%, wie den yifvnbg
ficcciXiKog. Als den Satj'rn fthnlich sind die cifiol auch Xayvoiy Arist.
Physiogn. p. 123. Vgl. Winck. V. S. 251. 579. VII. S. 93.
5. [Sch5nheit verbundener Augenbrauen, Jacobs zu Philostr. Im.
p. 60, 29. Blaue Augen (yXavxoC) h&sslich, Lukian Dial, meretr. 2.]
Ueber das vyQov Winck. IV. S. 114. VU. S. 120. Aphrodite hat es, §. 127.
A. 4; aber auch Alexander, s. §. 129, 4, auch Plut. Pompej. 9* Die
R5mer setzen paetus, suppaetulus dafClr, wo von strabus, schielend, das
Uebermaass ist< Bei der sp^tem Arbeit der Augen (§. 204. A. 2.
Winck. IV. S. 201) werden die wahren GrundsSltze der Plastik einer
trivialen Nachbildung der Natur aufgeopfert.
6. Den x^^^V ^^^^^ steht das n^ozfiXov entgegen, welches mit dem
cifiov verbunden zu sein pflegte. Die sanfte OefTnung, x^^^V V9^f^^ ^^17-
ifTjfiivcc, gait auch in der Wirklichkeit fiir schdn. [zftXrj dirjQTjftivttf
Aristaen. p. 213, ngoxftXldia Poll. II, fCQoxBiXog, labrosus, XeitToxuXog,]
Ueber die vvfKprj im Kinn Winck. IV. S. 208. Varro Tlanlag nunnog
p. 297. Bip. und Appulej. Flor. p. 128 i-flhmen die modica mento lacuna
als Sch5nheit. Auch der gelasinus in den Wangen ziemt nur satyresken
SchOnheiten. ^
7. Daruber hat Winck. II. S. 432. IV. S. 210. M. I. n. 62 zuerst
Licht verbreitet, vgl. Visconti PCI. IV. tv. 11. p. 20. Vgl. die Abbildung
solcher Ohren von einer Herakles-BQste im M. Napoleon IV, 70, und in
den Kupfern zu Winck. IV. Tf. D. *Aroxara|(g, taTo^Xccdiag, xXaarSg
(Reuvens Lettres a Letr. III. p. 6).
1 330. Auch das Haar ist in der Griechischen Kunst
charakteristisch und bedeutungsvoU. Denn wenn ein voiles
langgelocktes Haar in Griechenland (seit den Zeiten der
»hauptumlockten Achaeer*) das gewohnliche war: so herrschte
dagegen bei gymnastischen Epheben und Athleten die Sitte,
es kurzabgeschnitten zu tragen, und ein anliegendes, wenig
gekraustes Lockenhaar bezeichnet in der Kunst Figuren dieser
[330] . Behandlung des Haars. 475
Art. Bei sehr mannlichen und kraftvollen Gestalten nimmt 2
dies kurze Lockenhaar eine straflfere und krausere Gestalt an;
dagegen ein sich mehr ausdehnendes , in langen Bogenlinien 3
an Wangen und Nacken herabringelndes Haar als Zeichen
eines weicheren und zarteren Charakters gait. Ein erhabnes 4-
und stolzes Selbstgefiihl scheint bei den Griechen zum Merk-
mal einen Haarwuchs zu haben, der sich von dem Mitt el
der Stirn gleichsam emporbaumt, und in machtigen Bogen
und Wellen nach beiden Seiten herabfallt. Die besondere 5
Haartracht einzelner Gotter und Heroen, welche im Ganzen
sehr einfach ist, wird mitunter durch das Costum verschiedener
Volkerschaften , Alter und Stande bestiramt; immer aber ist
in echt-Griechischer Zeit das Haar, wenn auch mit Sorgfalt
und Zierlichkeit, doch auf eine einfach gefallige Weise geord-
net. Das Abscheeren des Bartes, das erst zu Alexanders 6
Zeit. aufkam und auch da vielen Widerspruch fand, unter-
scheidet sehr bestinunt spat ere Bildnisse von fruheren. Die 7
kunstlerische Behandlung des Haars, welche in der Sculptur
immer etwas Conventionelles hat, geht fruher von dem all-
gemeinen Bemuhen nach Regelraassigkeit und Zierlichkeit,
spater von dem Streben aus, durch scharfe Absonderung der
Massen ahnliche Lichtwirkungen , wie am wirklichen Haare,
hervorzubringen.
1. Das kurze Ephebenhaar bat darin'seinen natOrlichen Grund,
dass das im Knabenalter genahrte Haar eben erst (oft zur Ehre von
G^ttern, Fldssen) abgeschnitten ist. SymboHk des Haarabschneidens
Sophokles Aj. 1179 (1158). Es tritt 'dann an die Stelle der zierlichen
ZOpfe [xovvog axoXlvg, im Ganzen if^nog) die einfache Haartracht axacpiov
(vgl. Lukian Lexiph. 5 mit Tbuk. II, 62. Scbol. Arist. Vogel 806. Athen.
XI, 494). Dazu kommen die gymnastischen Vortheile des kurzen Haars,
dalier die Palaestra bei Philostr. Imagg. II, 32 kurzes Haar hat. Vgl.
§. 380 (Hermes). 'Ev XQ^P dnontxaQfiipog SantQ oi ctpodga nvdgoydtig
T(ov dd'lrjTciv, Lukian Dial. mer. 5, 3.
2. Oilog, pioavgbg to ndog, Pollux IV, 136. Vgl. §. 372 (Ares).
^10 (Herakles).
3. S. §. 383 (Dionysos). Besonders Eurip. Bacch. 448: nXoxa/iog
re ydg aov ravabg ov nalrjg vno (nicht der Ringkampf hat es so lang
und schlaff gemacht), yivvv nag a^rijv xfxvftsvog , no^ov nUoag,
TgixiUffi'CiTiov (laXanov als Zeichen des buXog, Arist. Physiogn. 3. p. 38.
(p. 807. Bekker). T^tuvo^qi^.
476 Formen der bildenden Kunst. . [331]
4. So bei Zeus, §. 349. Solches Haar heisst dvacifiov oder dva-
atXlov TQixnfta, Pollux IV, 138. Schneider Lex. s. v. [Hemsterh. Anecd.
p. 206], und gehfirt zura Ansehen des LOwen, Arist. Physiogn. 5. p. 81;
bei dem Menschen bezeichnet es das iUv^igiov, ebd. 6. p. 151. Von
dem avaxcitTiistv ttjv xofiriv Poll. II, 25 und unten §. 413 (Achill).
Von Alexander §. 129. A. 4. Das Gegentheil ist inicHarog, wie der
Thraso nach Poll. IV, 147.
5. Der alt-Ioniscbe Haarputz des noQVfi^og^ HQcttfivlog oder cnoifnlog
(Winck. VII. S. 129. Naeke Choeril. p. 74. Thiersch Act. phil. Hon. Ill, 2
p. 273. Goettling Arist. Pol. p. 326) war eine iiber der Stim aufgesteckte
Haarschleife, die man wohl an der alterthdmlichen Haartracht der xogai
am T. der Polias (§. 109. A. 4) am deutlichsten sieht. Bei den Slteren
Athenern allgemein ilblich, und auch an mannlichen Statuen beliebt
(s. §. 421. A. 1 und Serv. zur Aen. X, 832), erhielt sie sich sp&ter be-
sonders bei der Jugend, daher sie in der Kunst bei Apollon, Artemis,
Eros gefunden wird. Die Lockenreihen uber der Stim in Statuen alten
Styls scheinen die, wahrscheinlich Dorische, x^oxorra, Pollux 11, 29.
Photios s. V. [§6aTQvxoif Ann. d. Inst. VI. p. 205.] Uet)er den Dorischen
Haarbusch auf dem Scheitel des Verf. Dorier II. S. 270. Das Hektorische
Haar war vorn reichlich u. fiel in den Nacken (Poll, ebd.); das Theseische
oder Abantische war vorn kurz abgeschnitten, Plut. Thes. 5. Schol. II. II, 11.
Auf Sicilischen Mdnzen erscheinen oft sehr kunstreiche Haargeflechte an
Frauenkdpfen. Von spSterer Geschmacklosigkeit §. 204, 2. 205, 3. Hadr.
Junius de coma. Roterod. 1708.
[6; Plutarch Lysand. 1. ^voavdgov 8b iaztv tixovmog, tv fiala
no/ifovTog fd'tt va ncclatm Hal ncoytova nad'Btfiivov yBvvaiov,]
7. S. besonders Winckelmann W. IV. S. 219.
c. Behandlung des Qbrigen KOrpers.
1 331. Von dem Kopf abwarts sind Hals, Nacken
und Schultern besonders geeignet, kraftige Bildungen und
gymnastisch ausgearbeitete Gestalten von weichlichern zu
2 unterscheiden ; bei jenen sind der sternocleidomastoides, trape-
zius und deltoides musculus von bedeutendem Umfang und einer
schwellenden Fonn, wie ganz besonders bei dem stiemackigen
Herakles,- bei den letztern dagegen ist der Hals langer, schmach-
3 tiger und von einer gewissen schlaflfen Beweglichkeit. Die
mannliche Brust ist an den alten Statuen im Ganzen nicht
besonders breit; in der Bildung der weiblichen unterscheidet
man, abgesehn von den Formen verschiedener Alter und
Charaktere, die jugendlich kraftige mehr zugespitzte als ausge-
[83 1] Formen des Qbrigen KOrpers. 477
dehnte Form der friihern Kunst von der rundern nnd mehr
geblahten, die spater allgemein wurde. Die drei Einschnitte 4
des musculus rectus am Bauche sind, so wie die Huftlinie,
unterhalb des rectus ventris und der magni obliqui, bei
mannlichen Figuren gem mit einer besondem Scharfe be-
zeichnet. Bei der ausnehmenden GrSsse der musculi glutaei 5
in alt-Griechischen Reliefs, [besonders in den altesten Me-
topen von Selinunt] und Vasengemalden wird man an Aristo-
phanes Darstellung der Junglinge von altem Schrot und Korn
erinnert. Wie uberall die grpssen Hauptmuskeln besonders 6
hervorgehoben imd in ihrer Machtigkeit dargestellt sind: so
zeigt sich dies auch ai^dem magnus intemus {imyovfiq) der
Schenkel, dessen hervortretende Form Tur mannliche Bil-
dungen charakteristisch ist. In den Knieen zeiget sich be- 7
sonders das Vermogen, zwischen zu scharfer Bezeichnung der
einzebien Knochen.und Theile und einer oberflachlichen und
unkundigen Behandlung derselben die rechte Mitte zu finden.
1. Yortreffliche Bemerkun^fen fQr die Diagnose der Kunst, welche
den Charakter aus den einzelnen Muskeln herausliest, geben die alten
Physiognomiker, besonders die Aristotelische, obgleich nicht ganz Aristo-
telische, Schrift. Trefflich ist im avdQhlo^ p. 35 Herakles geschildert:
tQiXafia cxXrjQOv (§. 330, 2) — mfionXccTat nXaTsiat xccl dtBCtrjxvlixi,
Tifaxv^og if^nfiivog, ov 6(p6dQa accffxmdTjg, to cvij&og aaifxoidsg rs Hal
nXoTV (vgl. ano cxiqvmv nXazvg rJQOig Theokr. 24, 78). iaxlov nQog-
iCvaXfiivov yaCT(foiivfjpiitti (musculi gemelli) xdrm n^ogeanaafiivdr
ofifia x^Qonbv ovts Xluv avtnrvyfiivov, ovtt itavtdnccai cvfiftvov, Auch
die Yon Neuem nicht ohne Witz versuchte Vergleichung verschiedner Gharak-
tere mit Thieren (Zeus LOwe, Herakles Stier u. s. w.) ist hier schon rait
feinem Sinne durchgefCihrt.
2. Vom palaestrischen Nacken Philostr. Heroika 19, 9. Den cervicibus
Herculis setzt das longum invalidi collum entgegen Juv. Ill, 88. Ein solcher
Hals ist gew5hnlich zu beweglich, wodurch der Weichling bezeichnet wird ;
der TQaxfj^og inmsxXccapLivog (Lukian), wovon xXaaavxivliBivPhii. Allah, 1.
Der bOchste Grad dieser laxa cervix (Pers. 1, 98. vgl. Casaub.) ist das capita iactare
der Maenaden. Entgegen stehn die cervices rigidae, das caput obstipum (Suet.
Tib. 68. Pers. Ill, 80), welches einen dQstem und trotzigen Sinn malt.
[3. ogd'OTlT&iog, Terenz Eunuch. II, 3, 21. Hand similis virgo est
virginum nostrarum, quas matres student Demissis humeris esse, vincto
pectore, graciles ut flant.
4. Bildung des Bauches T. H. Anecd. p. 168.]
478 Formen der bildenden Kunst. [339}
5. Aristoph. Wolken 1011. i^ttg asl etrj^^og Xtitagbv, X9^^^^
IccfiTCQciv, afiovg (liy^Xovg, nvyriv fiBydlr^v,
6. Die iitiyoovlgy welche Pollux [I, 189 und Apollonius Lex.
genau bescbreiben, ist schon in der Odysse Kriterion einer kraftigen Mus-
culatur, weil sie. bei hober Schdrzung des Gewandes in ihrer Rundung
hervortrat, wie besonders der von Schneider angefiihrte Heliodor zeigt.
7. Von schdnen Handen und Fiissen Winck. IV. S. 223 ff. XBigeg
ang'at xcci nodBg za Xctfinga rov xdllovg yveoQiafiocva Aristaen. I, 6.
[SchOnheit der Hande, Isis von Oken 182-i. S. 236.]
d. Proportionen.
1 332. Die Grundsatze, welche Se Alien in Betreff der
m
Proportionen (Qv&fxog, symmetria, numerus) befolgten — und
wir wissen, dass dies ein Hauptgegenstand des kunstlerischen
Studiums war (§. 120. 130) — sind naturlich bei den mannig-
fachen Modificationen , welche die Anwendung auf die ver-
schiedenen Alter, Geschlechter, Charaktere herbeifuhrte, schwer
2 aufzufinden und zu bestimmen. Auch ist es voUig unmog-
lich, die alten Kanones wieder aufzufinden, wenn man nicht
die kiirzeren, nach antikem Ausdruck quadratischen Pro-
portionen der fruhern Kunst, welche mehr aus der Griechi-
schen Nationalbildung (§. 329. A. 2) geschopft waren, von
den svelteren der spatem Kunst, mehr aus kunstlerischen
Prinzipien und Absichten hervorgegangenen , unterscheidet,
und auch die dazwischenstehenden Mittelstufen (§. 130, 2)
3 nicht unberucksichtigt lasst. Wahrend die Neueren die Kopf-
hohe als Einheit zum Grunde legen, war bei den Alten die
Fusslange das ubliche Mass ; dessen Verhaltniss zur Gesammt-
hohe im Ganzen festgehalten wurde.
2. Ueber den Rhythmus der bildenden Kunst Lange zu Lanzi
S. 44 f. Schriften S. 281. Messungen nach Statuen, von Sandrart II , 1,
Audran Les proportions du corps bumain. P. 1683. Morghen und Vol-
pato Principj del disegno, besonders Glarac (nach 42 Hauptstatuen),
Musee de Sculpt, p. 194 ff. Man nimmt dabei den Kopf als Einheit,
und theilt ihn in Viertel: a, vom Scheitel bis zu den Haarwurzeln ubsr
der Stim; b, bis zu der Nasenwurzel; c, bis zu der Oberlippe; d, bis zum
Ende des Kinns. Aber a und besonders b sind schwacher (vorziiglich im
alteren Styl) als c und d. Vitruv, III, 1, erkennt a, b, c, als gleich an,
d ist bei ihm etwas geringer. Vgl. Winck. IV. S. 167, welcher Mengs
[332] Proportionen. 479
■
Ansicbten mittheilt. Jedes Viertel theilt man bernach wieder in 12
Minuten. Die §ltern Proportionen zeigen z. B. die Aeginetischen Sta*
tuen, unter denen n. 64 zur GesaramthOhe hat 6, 1, 12, n. 60 (die Pallas)
7, 0, 5; der Achill Borghese (ein Werk nach Polykletiscber Art) 7, 1, lU
Apollon Sauroktonos 7, 0, 9 und der Gapitolinische Faun (Praxitelische
Werke) 7, 3, 6; ein Niobide (einer der schlanksten) 8, 1, 6. Nacb
Lysippos Kanon richten sicb z. B. der Dioskur von M. Cavallo 8, 2, 6;
der Fam. Hercules 8, 2, 5; Laokoon 8, 3, 5. Hinsicbtlicb der einzelnen
Theile pflegen drei Distanzen sicb ungefUbr gleicb zu sem : a, die von dem
obem Anfang des Bnistbeins bis zum £nde des abdomen; &, die vom
Nabel bis zum obem Anfang der Kniescbeibe; c, die von da bis auf die
Soblen. Doch bemerkt man darin folgenden Unterscbied. Bei der Aegi-
netiscben Statue n. <^4 wacbsen sie in dieser Reibe: a (1, 3), b (1, 3, 4)i
c (2, 0, 4); beim Acbill Borgh. sind sicb a und b gleicb (2, 1, 7], c be*
deutend kleiner (2, 0, 9); beim Gap. Faun und dem Dioskuren ist b be-
deutend grosser als a, und c dagegen gleich a. (Beim Faun ist a 2, 1, 9,
b 2, 2, 9, c % 1, 9; beim Dioskur a % % 5, b 2, % 11, c 2, 2, 5).
Beim Farn. Hercules wird c gleicb b (a 2, 2, 5, b % % 9, c 2, 2, 9);
beim Belveder. Apoll. steigt o Ober b, so dass die Propoilionen in der
Folge a, b, c, wacbsen. (a % 1, 4, b % 1, 5, c 2, 1, 9.) Man kann
daraus Folgendes schliessen. Die Aeginetiscbe Scbule gab den m^nnlicben
Figuren (wie aucb die Kdnstler von Pbigalia den Amazonen) kurze Leiber
und bobe Beine; im Polykletiscben Kanon aber berrscben die obern Theile
ein wenig vor; die weitere Entwickelung der Kunst dagegen fQhrt wieder
ein Vorwalten der untem, tragenden Theile herbei. Bei Kindem bleibt
aber a immer bedeutend grosser als b. Bemerkenswertb ist ferner, dass
die alt em Statuen die L&nge des Stemon, cr, grosser balten, als die Distanz
vom Stemon bis zum Nabel, § (die Aegin. Statue hat or 0, 2, 11, ^ 0, 2, 9;
der sog. Theseus vom Partb. a 0, 3, 3, fi 0, 3, 1 ; der Acbill cc 0, 3, 5,
^0, 3, 3); die sp&teren dagegen das umgekehrte Verb<niss beobacfaten
(beim Farn. Here, ist a 0, 3, 6, /3 0, 3, 6V2; beim Pariser Faun a 0, 3, 2,
/J 0, 3, 4; Dioskuren a 0, 3, 1, /J 0, 3, 10; Belv. Apoll. a 0, 3, 0
(3 0, 3, 9; ApoUino a 0, 2, 8, § 0, 3, 8). Man siebt, die Brust verkQrzt
sicb immer mehr gegen den Leib. Die grOssere Breite der Brust, vom
Stemon bis zum ftussera Theil der Schulter gemessen, charakterisirt Helden,.
wie den Fara. Here. (1, 1, 6) und den Dioskuren (1, 1, 1), gegen un-
gymnastische Figuren , wie den Par. Faun (0, 3, 8) , und Frauen (Medic.
Venus 1, 0, 0, Gapitolinische 0, 3, 4). Vgl. §. 331. A. 1.
3. Winckelmann's Behauptung, dass der Fuss, bei schlankeren eben
so wie bei gedrungenen (jestalten, immer im Ganzen Ve der Gresammtbdhe
Weibe (IV. S. 173. vgl. Vitruv IH, 1. IV, 1), bestatigt sicb in den meisten
Fallen; wenigstens wird der Fuss gegen den Kopf grosser, wenn die Figur
480 Formen der bildenden Kunst. [333, 334]
schlanker. Der Fuss ist daher bei dem Achill 1, 0, 9; dem Niobiden
1, 1, 2; dem Dioskuren 1, 1, 3; Farn. Here. 1, 1, 6 — im Ganzen bleibt
er zwischen \'t und Vi. Die Proportionen bei Vitruv III, 1 halte ich
scbon fur sp&ter als die Polykletiscben. Nach Yitruv ist die HOhe des
Oesichts bis zu den Haarwurzeln Vj, der GesammthObe (eben so viel die
palma); die HOhe des ganzen Kopfs von dem Kinn oder Genick an '/s;
die HGhe vom obern Ende des Stemon bis zu den Haarwurzeln Vr, bis
2um Scheitel Ve (wie Hirt scbreibt); der Fuss V«; die BrustbOhe V«; der
cubitus V«> Der Nabel kommt in das Centrum eines Kreises, welcher die
Spitzen der ausgestreckten Fusse und Hfinde umschreibt.
e. Golorit.
1 333. Auch durch das Colorit unterscheiden die Alten
sehr bestimmt athletische Gestalten, welche mit Erzbildsaulen
in der Farbe grosse Aehnlichkeit batten, und zartere weib-
liche, Oder auch jugendliche Bildungen des mannlichen Ge-
schlechts. Weisse Haut und blondes Lockenhaar kommt
JugendgOttem zu; jedoch fand man, dass das letztre in der
3 Malerei keine gute Wirkung thue. Die rothe Farbe deutet
Fulle von Saften an, in welchem Slnne sie auch symbolisch
angewandt wurde.
1. Ueber die Athletenfarbe §. 306. A. 2. Graeci colorati, Manil.
rV, 720.
2. S. Pollux IV, 136. Die weissen sind bei Platon Staat V. p. 474.
GflttersOhne, die (liXavsg mannhafl. Von der dazwischenliegenden Haut-
farbe fisXlxQcas Jacobs zu Philostr. I, 4. Ueber Haarfarbe Winck. V.
S. 179; das Altertbum liebt im Schatten schwarze, im Lichte hellergULnzende
{^Itmcai) Haare (Boissonade ad. Eunap. p. 185); nocb mehr aber ein
krftftiges Blond (daber die Vergoldung); und doch gaben die Maler auch
dem goldlockigen ApoU schwarzes Haar, Athen. Xm. p. 604.
3. Oben §. 69. A. 309. A. 3. Daher ist die dem Hermes nach-
gebildete Maske des ctprjvonciymv bei Pollux IV, 138 roth, von bluhendem
Ansehn.
f. Vermischung menschlicher Bildung mit andern Formen.
1 334. Die Verbindung der menschlichen Gestalt mit
thierischen Theilen beruhte — di^ Gattung der Arabeske aus-
genommen, in denen eine fessellose Phantasie im Reiche der
[334] Yerbindung von Henschen- und Thiergestalten. 481
Gestalten frei umher spielt — bei den Griechen durchauS
auf nationalen Vorstellungen ; indem der Kunstler nichts that,
als dass er das noch unbestimmte, schwankende, mehr eine
dunkle Idee ausdruckende, als ausserlich zu einer festen Form
entwickelte Fantasiebild des Volkes auf eine bestimmte Weise
auspragte und fortbildete. Dabei finden wir naturlich die
der menschlichen Form in ihrer Bedeutungsfulle noch nicht
machtig gewordne Kunst der fruhern Zeiten am meisten ge-
neigt, Flugel anzufiigen, und sonst die Menschengestalt sym-
bolisch zu verbilden (wie der Kasten des Kypselos und die
Etruskischen Kunstwerke beweisen), obgleich manche Combi-
nationen auch erst in spatern Zeiten beliebt wurden, wie die
von den Kunstlern sehr weit ausgedehnte Beflugelung alle-
gorischer Figuren. Immer erscheint in einer combinirten 3
Gestalt der menschliche Theil als der Vornehmere ; und auch
wo Sage und Fabel ganz thierische Gestalten nennen, be-
gnugt sich die Kunst oft, durch geringe Anffigungen auf die
Thiergestalt hinzudeuten.
1. Man thut gewiss Unrecht, wenn man hier die Kunstler, wie
Voss in den Mythol. Briefen durchaus, als Neuerer ansieht; nur muss
man tiberall darauf RQcksicht nehmen, dass, wo der Dichter Handlung,
Thfttigkeit beschreibt, der auf das R^umliche beschrftnkte Kdnstler ein
sichtliches Mittel der Bezeichnung braucht (IJerder Kritische Walder I), und
dass, wo die Volksvorstellung unbestimmt und sicb selbst dunkel ist, die
Kunst durchaus eine feste klarbezeichnete Gestalt verlangt. Aber weder
die Kentauren ifprjgtg ogsaxmoi) sind durch die Kunstler thierischer
(eher menschlicher) geworden; noch sind die Harpyien (die Raffenden,
welche wie Windbraus erscheinen und verschwinden) je sebOne Jungfrauen
gewesen. Am seltsamsten ist die Annahme, dass Iris, die GOttin des
Regenbogens, nur bildlich, wegen der Eilfertigkeit ihres Ganges, goldgeflCigelt
heisse (Voss Brief 22).
2. Ich erinnere an die gerade in der altesten Kunst beliebten ithy-
phallischen GCtter, die GorgokOpfe, den lOwenkOpfigen Phobos (§. 65), den
vierh&ndigen Apollon Lakedaemons u. dgl. Artemis beflQgelt am Kasten
des Kypselos, §. 363. Die geflugelte Athena-Nike auf der Burg von Athen,
§. 370, war auch wahrscheinlich vorphidiassisch; man findet sie besonders
auf Etruskischen Spiegeln wieder. Nach den Schol. Arist. Voeg. 574 be-
flflgelte Archennos (01. 55) zuerst die Nike — fruhere Nachrichten konnte
man nicht wohl haben. [Eros s. §. 391. A. 1. Dionysos §. 383. A. 9.]
Doch ist im Ganzen die Befldgelung solcher Daemonen jilnger. Panofka,
Hyperb. R5m. Studien S. 254. Vgl. Doering Comment, de alatis imagi-
O. M fl 1 1 e r * I ArohAeoIogie. 4. Aufl. 31
482 Formen der bildenden Kunst. [335J
nibus, und Voss Myth. Br. II, welcher die FlQgelfiguren eintheilt in solche^
die es durch kdrperliche Gewandtheit, durch sittliche Flfichtigkeit, und
durch Geisieserhebung sind, wozu noch die Reit- und Zugthiere der GOtter
kommen. [Zo§ga Qber die gefl. Gottheiten im Rhein. Mus. 1839. VI.
S. 579-91. Gerhard ilber die FlOgelgestalten der a. K. 1840, in den
Schr. der Berl. Akad.] Ueber FlQgelwagen R. Rochette M. I. p. 215-
Ueber Hermes FlQgelschuhe §. 379. — Bei den Giganten ist sicher die
heroische Bildung die ftltere, die durch die schlangenfiissige fast verdr&ngt
worden ist. *
3. In Sage und Poesie sind die Satyrn (nVvpot, Tgayoi) oft ganz
BAcke, Dionysos und die 6tr6me ganz Stier, Jo ganz Kuh, Aktaeon
Hirsch u. s. w. ; die Kunst begntlgt sich meist mit Anfugung von Hirsch-
und Kubhdrnem. In gleichem Sinn werden bei Philostratos die Aesopischen
Fabeln als Kinder mit Andeutungen der darin handelnden Thiere darge-
stellt, 'fhiersch, Kunstbl. 1827. N. 19. Thierkdpfe auf Menschenleibern,
wie beim Minotaur, liebt die Griecbische Kunst nicht, vgl. §. 228. A. 9.
— Von den wunderbaren Tbiergestalten §. 435.
g. Der KOrper und die Gesichtszuge in Bewegung.
1 335. Eben so wichtig, wie die bleibenden Formen, welche
den Gharakter bestimmen, ist es naturlich, die voruber-
gehenden Mienen und Geberden, welche den Ausdruck
hervorbringen, in ihrer Bedeutung kennen zu lernen. Wenn
hierin Vieles allgemein fnenschlich ist und uns nothwendig
erscheint : so ist Andres dagegen positiver Art, das heisst aus
den besondern Ansichteh und Sitten der Nation abgeleitet.
Hier ist unendlich Viel, wie fur den Kunstler am Leben, sa
nun wieder fur die Wissenschaft an den Kunstwerken, zu
2 lernen, zu errattien. Im Gesicht schienen den Alten, ausser
den Augen, die Brauen, durch welche gewahrt, aber auch
vereint wird {xarafeverai, draveverai, aimuitur, renuitur),
besonders fur Ernst und Stolz, die Nase fur Zom imd
3 Hohn bezeichnend. Die Lage des Arms iiber dem Kopf be-
zeichnet Ruhe, noch vollstandiger, wenn beide fiber den Kopf
geschlagen sind; das Aufstutzen des Kopfes auf die Hand
4 ruhiges , emstes Nachsinnen. Eine gewisse Art den rechten
Arm auszustrecken und zu erheben, bezeichnet im Allgemeinen
den Redner; auch der Adorirende, der Supplicirende, der
heftig Trauernde {xortTofuvog ^ plangens) sind durch Arm-
5 und Handbewegung kenntlich. Das Ineinandergreifen der
[335] GesichtszOge, Geberden. 4g3
Hande uber dem Knie druckt, in Verbindung mit der an-
gemessenen Hallung des ubrigen Korpers, dustre Niederge-
schlagenheit aus. Das Ausstrecken der Hand mit nach oben 6
gerichteter, innerer Flache {x^\q inrloi) [beim Beten] ist die
Bewegung des Empfangens; mit umgedrehter des Schutzens
{iitiQlslQioq)', ahnlich ist die beruhigende, gleichsam nieder-
druckende Armbewegung. Das Wolben der Hand uber den 7
Augen, eine in der alten Tanzkmist und Plastik sehr beliebte
Geberde, bezeichnet den Hinausschauenden oder eifrig Zu-
schauenden. Das Uebereinanderschlagen der Fusse bei einer 8
stehenden und gestutzten Lage scheint im Ganzen Ruhe und
Festigkeit zu bezeichnen. Den Schutzflehenden und Demu-
thigen bezeichnet nicht bios das Niederwerfen , sondern auch
schon ein halbes Knieen. Selbst die oft unanstandigen und 9
obsconen Hohngeberden (sannae) , an denen der Suden im
Alterthum eben so reich war, wie in neuerer Zeit, sind fur
das Verstandniss von Kunstwerken oft sehr wichtig.
1. Festigkeit des Ausdrucks. Daher das Ueberwiegen der Plastik
die M6glichkeit der Masken. (Feuerbach Vatic. Apoll. S. 342.)
% Von den Augenbrauen Quintil. XI, 3: ira contractis, tristitia
deductis, hilaritas remissis ostenditur. Auf mtlrrischen Stolz deutet der
Sprachgebrauch von supercilium selbst, sowie von ofpQvovo^au Stolz
bezeichnet besonders das ava^navj dvdyBiv, (Eurip. Iphig. Aul. 379.
Xiav avm §li(paQCc nQog ravBtdhg ayaycoy); das ovvaystv den (pQOVtiazijgy
Pollux II, 49. Winck. IV. S. 404. Von der Nase Arist. Phys. p. 124,
olg oi fivnr^Qig avaxEntafiBvoi (wie ein wenig bei Apoll von Belvedere) :
^vfimSsig. Aehnlich Polemon p. 299. Wird die Kase emporgerichtet und
geriimpft, so erscheint sie als otfii^ und bekonunt dadurch den Ausdruck
von Muthvvillen (§. 329. A. 4); daher das diaoifiovv, atllocivnv ^ der
nasus aduncus, excussus, nares uncae bei Horaz und Persius (Heindorf ad
Hor. S. I, 6, 5). Das Hindurchpressen des Athems durch die zusammen-
gezogene Nase, fivx^lisiVf (iVKtrjglisiv, bezeichnet den argsten Hohn, mit
Wuth verbunden; es ist die sanna qua aSr sorbetur, bei Juven. VI, 306.
(vgl. Ruperti), die rugosa sanna Pers. V, 91. (vgl. Plum. Persius als
Nachahmer von Sophron ist reich an solchen ZCigen, und will mit areta-
logischer mimicry vorgetragen werden.) Pan's Ziegennase ist der Sitz des
Xolog, s. besonders Theokr. I, 18. ol dsl diftfLBia z^^^ noxl ^ivl Ka^i^rai,
und Philostr. II, 11. Der nasus ist tlberhaupt das kritische Glied. Das
ZurQckziehen der Lip pen, wodurch die Zahne sichtbar werden, ist atarj'
Qbvaij in geringerm Maasse Zeichen von Freundlichkeit (§. 375. Wiiste-
mann zu Theokr. VII, 19), in st^rkerem des Hohns, A. 9.
484 Formen der bildenden Kunst. [335]
3. Beispiele der Geberde der Ruhe §. 356 (Zeus), 361 (Apollon),
383 (Dionysos), 388 (Ariadne), 397 (Hypnos), 406 (Securitas), 411 (Herakles),
u. sonst. Die Geberde des Nachdenkens, welche Polymnia (§. 393) zeigt,
bescbreibt Plautus Mil. glor. II, % 54 columnam mento suffulsit suo, vgl.
Terenz cod. Vatic, fig. 4. Yerwandt ist das Schmiegen des Kinns in die
Hand, Geberde der Bekdmmemiss z. B. bei der verlassenen Ariadne
(§. 388), wie bei Waltber von der Vogelweide 8, 4. Lacbmann, die der
aequitas, deformata manus sinistra porrecta palmula, Appul. Metam. XI.
p. 775. ed. Oudendorp.
4. S. den sog. Germanicus §. 160. A. 4 u. die Darstellungen der
allocutio auf Miinzen und in Statuen §. 199, 3. Manus leviter pandata
voventium Quintil. a. 0. Atnaffslv ywociHOfilfioig vntuxcfiaaiv Aeschyl.
5. Ueber dies cxtitici dvtmgiivov (Paus. X, 31, 2) [cf. Siebelis p. 272].
R. Rochette M. I. p. 59. 277. 414. vgL Letronne, Joum. des Sav. 1829.
p. 531. Das Ineinandergreifen der Finger bezeichnet ausser dem Schtnerze
auch ein magisches Fesseln, Boettiger Uilhyia S. 38.
6. Aristoph. Ekkles. 782 von der erstem Geberde bei den G()tter-
bildem. XsU^ce vnBifixfiv II. IX, 419. Tbeogn7 757. Hera Hypercheiria
Paus. Ill, 13, 6. So erscbeinen auf Vasen ApoU u. Athena als vnBi^x^CQioL
far Orest — Der pacificator gestus, welchen Statins S. I, 1, 37 an
Domitian durch dextra vetat pugnas (vgl. §. 199. A. 4. Schmieder p. 7),
Persius IV, 8 durch maiestas manus, Quintilian a. 0. (wo fiber die Bered-
samkeit der H^de viel Merkwfirdiges steht) genauer durch: inclinato in
humerum dextrum capite, brachio ab aure protenso, manum infesto pollioe
(nach unten gestreckt) extendere, bescbreibt, ist wohl an der Reiterstatue
M. Aurel's wahrzunehmen. Visconti M. PioCl. III. p. 31. R. Rocbette
M. I. p. 119.
7. Ueber das anoaxdnsvBtv, den visus umbratus (besonders bei
Sat3rm, Panen) Boettiger Archaeol. der Mai. S. 202. Welcker Zeitschr. I, 32.
Zu Zoega's Abh. S. 257. Nachtrag zur Tril. S. 141. s. unten §. 385. A. 4.
R. Rochette im Journ. des Sav. 1837. p. 516, dass <rxo)t^, OTicofisvfia als
Vogel u. Tanz (b. Eustath. p. 1523 f.) von dem Tanz cyionog durchaus
zu unterscheiden sei. — Abhandlung von den Fingem, deren Verrichtung
und symbolischer Bedeutung. Leipz. 1757. Concrepare digitis. Satyr in
Neapel, Mus. Borbon. H, 21, Sardanapal.
8. Diese Stellung daher bei der Providentia, Securitas, Pax, Augusta,
Lessing Collect. I. S. 408. Herausg. Winck. IV. S. 368. Ueber das
Kreuzen der Beine im Sitzen (Zeichen der Niedergeschlagenbeit , sonst un-
ziemlich) dieselben nach Fea, S. 366. Ueber die Stellung des Uitrig
Thorlacius de vasculo ant. Havniae 1826. p. 15.
486 Formen der bildenden Kunst. [336]
von hier wurde sie mit Leichtigkeit auf die mannlichen
G6ttergestalten, welche die Frommigkeit fruherer Zeiten sehr
zierllch und weitlaufig bekleidet hatte, und auf Heroen, welche
die aitere Kunst in voUstandiger Rustung zeigte, ubertragen,
indem hier die edelste Darstellung als die naturliche erschien.
5 Unterkleider, welche die Gestalt am meisten verdecken, wurden
hier durchgangig entfemt, was um so leichter anging, da
nach alterer Griechischer Sitte Manner von gesundem und
kraftigem K6rper im blossen Oberkleid ohne Chiton auszugehn
pflegten: 66tter und Heroen in Chitonen sind daher in der
6 ausgebildeten Griechischen Kunst hdchst selten zu finden. Das
Obergewand aber wird in der Kunst, wie im gewohnlichen
Leben, bei jeder lebendigeren Thatigkeit und Arbeit hinweg-
gcthan; stehende Gottergestalten, welche man sich hulfreich
herbeikommend, kampfend oder sonst wirksam dachte, konnten
hiemach' ganz ohne HuUe erscheinen. Dagegen wird bei
sitzenden Statuen das Obergewand selten weggelassen, welches
sich dann um die Huften zu legen pflegt; so bezeichnet es
Ruhe und Entfernung von angestrengter Thatigkeit. Auf
diese Weise wird das Gewand bei ideellen Figuren selbst be-
deutsam und ein inhaltreiches Attribut. Dabei liebt die alte
Kunst eine zusammengezogene und andeutende Behandlung;
der Helm bedeutet die ganze Rustung, ein Stuck Chlamjrs
7 die ganze Bekleidung des Epheben. Kinder nackt darzustellen,
war in alien Zeiten gewohnlich ; dagegen war die Entkleidung
des ausgebildeten weiblichen K5rpers in der Kunst lange
unerhSrt, und bedurfle, als sie aufkam (§. 125. A. 3. 127.
A. 4), doch zuerst auch einer Anknupfung an das Leben;
man dachte stets dabei an das Bad , bis sich die Augen ge-
w5hnten, die Vorstellung auch ohne diese Rechtfertigung hin-
S zunehmen. Die Portr§tstatue behalt die Tracht des Lebens,
wenn sie nicht, durch Heroisirung oder Vergottlichung der
Gestalt, auch hierin uber das gemeine. Bedurfniss hinaus-
gehoben wird.
1. Dieser Paragraph behandelt denselben Gegenstand, wie Hirt's
Abhandlung >Ueber die Bildung des Nacklen bei den AJtenc Schriften
der Berl. Akad. 18S0; aber yersucht die Aufgabe anders zu Idsen.
2. Die vdllige Nacktheit kam zuerst bei den g}'mnischen Uebungen
in Ereta und Lakedaemon auf. Olympias 15 verliert Orsippos von Megara
{337] All^'emeines. 487
ixn Stadion zu Olympia den Schurz durch Zufall und >vird dadurch Sieger ;
Akanthos von Lakedaemon tritt nun im Diaulos gleich vom Anfaag nackt
auf, und fQr die L&ufer ward es seitdem Gesetz. Bei andem Athleten
aber war die v5llige Nacktheit noch nicht lange vor Thukydides aufge-
kommen. S. Boeckh G. I. I. p. 554. Bei den Barbaren, besonders Asiens,
blieb der Schurz; hier war es auch filr MSlnner schimpflich, nackt gesehen
zu werden (Herod. I, 10); wovon man noch die Spur in den GOtterbildem
der Kleinasiatischen KaisermClnzen sieht, welehe nieist stftrker bekleidet
sind, als die Griechischen.
3. Die BQhnentracht geht, wie Pollux und die PioGlementinische
MoBaik zeigt, von den hunten-ROcken {nomlloig vgl. Wicker ad Theogn.
p. LXXXIX) der Dionysischen ZOge aus; wonach Dionysos selbst, in ge-
w6hnlicher Volksvorstellung, nicht leicht ohne Safrangewand und Purpur-
mantel gedacht wurde. Unter den Bildwerken haben nur manche Yasen-
gem&lde, besonders Apulisch-Lucanische, wegen ihrer Beziehung auf
Bacchische Ztlge, einen bdhnenartigen Styl in den Gewfindem. Vgl.
Feuerbach Vatic. Apoll S. 354 f. und §. 345.
5. Wie im Leben jeder bloss mit dem Chiton bekleidete yvfivog
hiess: so stellte die Kunst, welehe den Chiton mit Idealgestalten nicht
vereinigen konnte, einen solchen wirklich als yvfivog dar.
7. Die bekleideten Chariten des Sokrates sind oft besprochen worden ;
sie waren in Relief an der Wand hinter der Athene nach Schol. Aristoph.
Nuh. 771, auf der Akropolis sagt Diogenes L. II, 19, nach Einigen von
Sokrates. Ob aber wohl diese, nach Plin. XXXVI, 4, 10 zu den ersten
Werken der Sculptur gehOrende Gruppe wirklich von Sophroniskos Sohn
herrdhrte, der es doch schwerlich so weit in der Kunst gebracht? Dem
Pausanias sagten es die Athener so; Plinius weiss aber offenbar davon Nichts.
2. Griechisclie MIfcnnerkleider.
337. Das Griechische Volk charakterisirt sich, im Gegen- i
satz mit alien alien mid neuen Barbaren, als das eigentliche
Kunstvolk auch durch die grosse Einfachheit und edle Sim-
plicitat der Gewander. AUes zerfallt in ivBvfiaruj uberzogene,
und ^m^X^fiara, umgelegte Gewander. Der mannliche Chiton 2
ist ein woUenes, ursprunglich armelloses Hemde; nur der
lonische, der vor der Zeit des Peloponnesischen Krieges
auch in Athen getragen wurde, war von Leinwand, falten-
reich und lang; er bildete den Uebergang zu den Lydischen
Gewandem, welehe zu dem Dionysichen FestgeprSnge gehorten.
Verschiedene Stande haben den Chiton von verschiedenem 3
488 Formen der bildenden Kunst. [337}
Zuschnitt; seinen Charakter erhalt er aber am meisten durch
4 die Art der Gurtung. Das Himation ist ein viereckiges
grosses Tuch, welches regelmassig von dem linken Arme aus,
der es festhalt, uber den Rucken, und alsdann uber den rech-
ten Arm hinweg, oder auch unter demselben durch, nach dem
5 linken Arme bin henimgezogen wird. Noch mehr, als an
der Gurtmig des Chiton, erkannte man an der Art des Um-
legens des Himations die gute Erziehmig des Freigebomen
6 mid die mannigfachen Gharaktere des Lebens. Wesentlich
verschieden von beiden Eleidungsstucken ist die Chlamys,
auch die Thessalischen Fittige genannt, die Nationaltracht des
niyrischen und benachbarten Nordens, welche in Griechenland
besonders von Reitem und Epheben angenommen wurde:
ein Mantelkragen, der mit einer Schnalle oder Spange (^tgoi^ri^
^oQitri) uber der rechten Schulter befestigt wurde, und mit
zwei verlangerten Zipfeln langs der Schenkel herabfiel, haufig
mit Purpur und Gold auf eine reiche mid glanzende Weise
ausgestattet.
1. Hauptquellen uber das alte Gostdm: Pollux IV. VII; Varro de
L. L. V. Nonius de vestimentis. Neuere Behandlungen : Octav. Ferrarius
und Rubenius de re vesliaria (Thes. Ant. Rom. VI) und Ricdus de vete-
rum vestibus reliquoque corporis ornatu (ohne viel Rdcksicbt auf die
Kunst). Montfaucon Ant. expl. Ill, 1. (Sammlung ohne richtig^ Prinzipe),
Winckelm. W. V, 1 ff. Hauptverdienste hat Boettiger ( Vasengcmalde ;
Raub der Cassandra; Furienmaske; Archaeologie . der Malerei S. 210 ff.,-
Sabina). Mongez sur les v^temens des anciens, M4m. de Tlnstitut Roy. IV f.
Qarac Mus^ de sculpt. II. p. 49. Die Werke tiber dfl^ Gosttim von
Dandr^ Bardon Costume des anc. peuples. P. 177S. 3 Bde. 4, Lens Le
costume de plus, peuples de Tantiqu. Li^ 1776. 4. (Deutsch von Martini.
1784), Rocheggiani Raccolta di costumi. R. 1804. f. 2 Bde. querfolio»
Malliot Rech. sur les costumes des anc. peuples pupl. par Martin. P. 1804.
3 Bde. 4, Willemin, Rob. von Spalart, Dom. Pronti, sind sftmmtlich un-
zuverlftssig, und wenig fCir wissenscbaftliche Zwecke ge^rbeitet. Die m&nn-
liche Kleidung, Beckers Gallus II. S. 77.
2. Das Geschichtliche fiber den lonischen Chiton des Verf. Minerva
Pol. p. 41. Der Lydische Chiton noSiigin ist die ^accaqtt nach Pollux,
vgl. §. 383. Btttsodqai der Thrakischen Bacchen nofniXoi %al nodriQBis
Bekker Anecd. p. 222. [Die lonier sind iXnix^tavss in der Schlacht
auf dem Fries von Xanthos §. 128*.] Die Pythische Stola hat
mit der Dionysischen Tracht Tiel Aehnliches; ohne Zweifel wirkten
[337] Griechische Hftnnerkleider. 489
Asiatische Jlusiker, wie Olympos, auf die Auebildung dieser Tracht dn.
Dazu (rehOren u. a. die inflSts, Aermel, mit dem Randatr«iten Si9oi$ot
490 Formen der bildenden Kunst. [338]
der Parasit braucht ampullam, strigilem, scaphium, soccos, pallium,
' marsupium, Pers. I, 3, 44.
5. Die Hellenen ccfinicz''^ovvtcci inl Ss^ici, d. h. auf die im Text
beschriebene Weise, die Thraker in aQicffQcc, Arist. Voegel 1568 mit den
Schol. Das Letztre wird auch von den Parasiten gesagt, s. Beck zur Slelle.
' Av€(§alXso^eci iittdilioc i Xtv^Bif itogFlsiion Theaetel p. 165 e. Athen. I.
p. 21. Das Gewand muss dabei wenigstens von der Brust bis zum Knie
reichenj dies gehOrt zur Bvoxrifioavvri der cvafioXj^y worQber besonders
Boettiger Arch, der Malerej S. Sll. Vasengemftlde I, 2. S. 52 ff. Nur bei
eiliger Bewegung nimrot man es hOher auf (pallium in collum coniicere,
Flaut. Capt. lY, 1, 12). Von der Dorischen, auch alt-ROmischen Sitte des
cohibere bracchia bei den jungen Mftnnern (die Mantelfiguren der Yasen-
gemillde) s. auch Dorier II. S. 268, vgl. Suidas s. V, ^(prjPo^, Ueber die
Redner §. 103. A. 3. [Auch der Italiener und Spanier setzen nicht wenig
darin den Mantel gut zu bandhaben.j
6. Ueber die Herkunftder Ghlamys, aXlrj^, allicula, Dorier II.' 6. 266.
Boissonade zu Philostr. Her. p. 381. Eine Zubeh5r derselben ist die arcpovij,
fibula, mit einer oder zwei Spitzen oder Nadeln {dipoXoe, Anth. Pal. VI,
282). Eigentlich ist mgovTi die Nadel selbst, nognri der Ring, mit dem
jene zusammen die Schnalle bildet Wird die negotn] gelCst, so legt sich
die Chlamys natarlich ganz um den linken Arm, wie so oft bei Hermes
(§. 380). Auch kann sie diesem als eine Art Schild dienen, wie Poseidon
auf alten Munzen (§. 355) chlamyde clupeat brachium (Pacuvius. vgl.
Caesar B. G. I, 75). Auf diese Art trugen Jfiger auf der BQhne die itpav-
rig, nacb Pollux IV, 18, 116, vgl. V,- 3, 18; auch findet man dies JSger-
GostQm auf Vasengem&lden.
1 338. Hute gehdrten im Alterthum nicht zu der ge-
wOhnlichen Tracht des Lebens in den Stadten; «ie bezeichnen
landliche, ritteriiche, mitunter kriegerische Beschiftigungen ;
wie die xvf/ij, die in Boeotien eine tannzapfenformige , in
Thessalien eine mehr schirmfSnnige Gestalt hatte; der Ar-
kadische Hut mit sehr grosser flacher Krampe; der besonders
von Reitem und Epheben zur Chlamys getragne Petasos von
der Form einef umgekehrten Doldenblume ; die Kausia, welche
eine sehr breite Krampe und einen sehr niedrigen Kopf hatte,
und zur Makedonischen , Aetolischen Illyrischen, auch wohl
2 Thessalischen Tracht gehorte. Noch bemerken wir die halb-
eifSrmige, in Samothrake bedeutungsvoU gedeutete, Schiflfer-
mutze; auch kommt die Phrygische Mutze in einfacherer so
wie in mehr zusanunengesetzter Form nicht selten in der
3 Griechischen Kunst vor. KopfbedeckungenundFussbekleidungen
[338] Griechische HiSnuerkleider und HOle. 491
(die indess in den Griechischen Kunstwerken meist als sehr ein-
fache Riemen-Sohlen, xQriirdit, erscheinen, wenn sie uberhaupt
bezeichnet werden) bestimmlen in Griechenland ganz vorzug- *
lich die verschiedne Nationaltracht (ayiiua\. deren Niiancen zu
492 Fonnen der bildenden Kunst. [339]
^IVf^"^ 'Attmliov \vird ebd. I, 16 (bei D&dalos) ein tpaioq xQifimv und
die avvnodfjaia gerechnet, vgl. II, 31. Von der Makedonischen und
Thessalischen Tracht (§. 387, 6. 338, 1. Zur Aetolischen geh()ren
nach dem Gostam der Aetolia selbst (§. 405. A. 1) hohe Schuhe, den
Kqtjtixois mdiXoig ahnlich, die Kausia, eine hochgeschtlrzte Exomis, und
eine um den linken Arm gewickelte Ghlamys (itpanrlg §. 337). Nach der
Vase, Millingen Div. coll. 33, scheinen enge Ghitonen aud Fellen hier ge-
wOhnlich gewesen zu sein. Die Thessalische, auch Armenische Trachb
ein tiefherabreicheuder Chiton, der in der TragOdie der Aetolische heisst,
ein Gdrtel um die Brust und eine ifpcentig, welche die Trag6die ebenfalls
aufnimmt. Strabo XI. p. 530.
8. Franengewftnder.
1 339. Unter den Ghitonen der Frauen unterscheidet
man bestimmt den Dorischen und lonischen. Der
erst re, der alt-Hellenische , besteht aus einem nicht sehr
grossen Stuck Wollentuch, welches ohne Aermel durch Spangen
auf den Schultem festgehalten wird, und an der linken Seite
gewohnlich in der Mitte zusammengenaht , nach unten aber
nach acht-Dorischem Brauche (als ciiarog iixdv) offen ge-
lassen ist, so dass die beiden Zipfel {"nx^Qvyfg) entweder, durch
Nadeln zusammengehalten, ineinanderliegen , oder auch, zu
2 freier Bewegung aufgesteckt, auseinanderschlagen. Der andre
dagegen, welchen die lonier von den Karem und von jenen
wieder die Athener uberkamen, war von Linnen, ganz genaht,
mit Aermeln {xoQai) versehen, sehr lang und faltenreich.
Beide sind in Eunstwerken haufig und leicht zu erkennen*
3 Bei beiden ist fur das gew5hnliche Costum der G u r t e 1
(fcJyt;) wesentlich, welcher um die Huften liegt und durch
das Heraufnehmen des Gewandes den Bausch (xoA^rotf) biidet*
Er ist wohl zu unterscheiden von der gewohnlich unter dem
Kleide, bisweilen aber auch daruber liegenden Brustbinde,
so wie von dem breitem, besonders bei kriegerischen Gestalten
4 vorkommenden Gurte unter der Brust {^owriiQ). Ein D op-
pel chit on entsteht am einfachsten, wenn der obere Theil
des Zeuges, welches den C4hiton bilden soil, ubergeschlagen
wird , so dass dieser Ueberschlag. mit seinem Saum bis uber
den Busen und gegen die Huften herabreicht, wo er in den
Werken der altern Griechischen Kunst mit dem vorhin er^
%
4
[339] Griechische Frauengewftnder. 493
wahnten Bausche einen parallelen Bogen zu beschreiben pflegt.
Indem das Zeugstuck auf der linken Seite weiter reicht als 5
an der rechten, entsteht hier ein Ueberhang und Faltenschlag
(dnonrvyfjia) , welcher als eine Hauptzierde der Griechischen
Frauenkleidung von der alterthumlichen Kunst eben so zierlich
und regelmassig, wie von der ausgebildeten anmuthig und
gefallig gebildet worden ist.
1. Die weibliche.Kleidung, Beckers Callus I. S. 318. Ueber den
Unterschied der beiden Ghitonen Boettiger Raub der Kassandra S. 60.
Des Yerf. Aeginetica p. 72. Doner II. 8. 262. Den Dorischen findet
man in der Kunst h&ufig (Schol. zu Rlem. p. 129), bei der Artemis, der
Nike, Hebe, Iris (des Parthenon), den Mftnaden. Die Spartanischen Jung-
frauen waren, zum Unterschiede von den Frauen, gewOhnlich fiovoxitfovii
(Dorier S. 265, auch Plut. Pyrrh. 17), und dienten in diesem leichten
Kleide als Mundschenken (Pythaenetos u. A. ebd.); damach ist die Hebe
gebildet. Darum waren auch die Bilder der Mundschenkin Kleino in
Alexandreia (Athen X. p. 425) fiovoxiravBg, ^vtbv mfatovvtss iv tatg x^qciv,
2. Die lonische Tracht sieht man besonders an den Musen; an den
Attischen Jungfrauen vom Parthenon erscheint sie nicht ganz rein; diese
haben meist HaMrmel mit Spangen (vgl, Aelian V. H. I, 18). Der ;ifir(Di/
etoXiBmxoq hat einen zusammengefalteten Besatz, F^lbeln; avQfia^
cvifTosy ist das tragische Kleid der Buhnen-Kdniginnen, mit dem naQanrjxv,
Yortretenden Aermeln von andrer Farbe, und Schleppen die im Alterthum
vielfach, besonders mit GoldblSttchen, verziert wurden.
3. Zt6vr], auch mqiimficty neifiimatQu Pollux. Ueber icivfjv Xvaai
Scfarader zu Mu'saeos V. 272. Der grosse nolnog ist bei Homer fClr
Asiatische Frauen {PaO"v%oXnoi) ^ spater fQr die lonische Tracht charak-
teristisch. Der BusengQrtel heisst otnodiCfioay futCTodna^ filvQce firjlovxos
6zrj&6dBafiogj cxqotpoc, exqo^og^ tftQoqtiov, taivla, xvttviSwv^ meist in der
Anthologie, vgl. Aeschylos Sieben 853. '/xsr. 460. mit Stanley und SchQtz.
Auch der xctfrd^, der gestickte, ist ein Busenband, Antb. Pal. VI, 88,
vgl. §. 377. A. 5; Winck. V. 8. 24 verwechselt ibn mit der Zone.
Aeschylus Sept. c. Theb. 571 ooai <rr^dqpov iad'ijciv ns(fi§dXlopTixi,
4. Diese Tracht sieht man ausser an den Bildwerben des Par-
thenon am schOnsten an dem Torso von Keos, Broendsted Voy. I. pi. 9,
dann [an der Geres Borghese n. 3 bei Bouillon Musee des Ant. n. 6],
an den fdnf M&dchen unter den Herculan. Bronzen, deren eins eben das
Gewand anlegt, Ant Ere. VI, 70—76, M. Borb. II, 4—7 auch auf den
Vasengem. Maisonn* pi. 16, 5. Dieser halbe' Oberchiton ist offenbar das
Attische '^fiidinXotdiov y xgonatidiov (itQOTiattov dtnXovv G. I. 155.
p. 249), ^yxvxXov (l/xvxlov TtomiXov G. I. a. 0.), welche AusdrQcke als
494 Foi'ioen der biidenden Kunst. [340]
ziemlich identisch in Aristoph. Ekkles. vorkommen. Vgl. Boettiger Furlen-
muske 8. 124. Wiener Jahrb. XLIX. Anz. S. 4. 'Etko/u/s (Eurjp. Hek.. 558.
Athen. XIII. p. COS) scheint nur der Zipfel dieses Gewands, welcher an
der Schulter mit einer fibula festgehalten wird. Vgl. indess Boettiger
Vasengemalde 1, 2. S. 89. Wie das chlamysartige Gewand heisst, das bei
Apollo Pythlos, den Musen und den Karyatiden des Erechtheion bios auf
den Riicken herabhangt, bleibt dann unentschieden.
5. Dies ist ganz deutlich das unonzvyfia, welches mit zwei n^Qovottg
und dem nodi^Qri^ xixtov als drittes Stilck {!^vfi6q\ einer goldnen Nike an-
gegeben wird. G. I. 150. p. 235. Eine schdn bekleidete Frau geht noXXa
Tco^Aaxc? iff 6q%-bv ofifiaat axonovfitvrj, Eurip. Med. 1166. cf. Baccb. -895 f.
(935.) Sappho slxrjv inl atpvgSv, — Reich an Namen fflr Frauenkleider
ist die angefuhrte Inschr. G. I. 155. Der Far be nach, scheint es, sind
hier die Gewander nvgymtoi (wohl gestreift, vgl. Athen. V. p. 196 e,),
auch mit bunten S^umen, nXcttvaXovgyBiqj nsginoiitiXoiy was beides auf
Vasengemalden sehr hSufig ist. *Efi nXaiaim geht wohl auf den scutu-
latus textus (Drell) bei Plinius.
1 340. Das Himation der Fraueni {ifidnov ywaiHetoy)
hat im Ganzen dieselbe Form, wie das mannliche, daher auch
ein gemeinsamer Gebrauch stattfinden konnte; auch folgt die
Art des Umwurfs meist derselben Grundregel; nur ist die
Umhiillung in den meisten Fallen voUstandiger , und der
2 Faltenwurf reichlicher. Der in fruheren Zeiten sehr gebrauch-
liche Pep Ids, welcher im Leben in der bluhenden Zeit
Athens abgekommen war und nur auf der tragischen Buhiie
gesehen wurde, wird mit Sicherheit an den Pallas-Statuen
des altem Styls als ein regelmassig gefaltetes, ziemlich eng
3 anliegendes Obergewand erkannt (§. 96. N. 7); aus andern
Werken der alt-Griechischen Kunst, wo keine Aegis den obern
Theil verdeckt , sieht man , dass er mit dem Obertheile quer
um die Brust gewunden und hier zusammengesteckt wurde;
oft hat er auch einen Ueberschlag nach Art des Diploidion.
4 Frauen , fiir welche uberhaupt das Himation wesentlicher ist
als fur Jungfrauen, Ziehen es haufig auch uber den Kopf:
obgleich es auch besondre Schleiertiicher fur den Kopf
giebt {(pdgiov, xalvnrgay xgifdefiifov, rica), SO wie mannigfache
Arten von Kopfbinden (fikga, argoquovy dvad^afirfy vitta)
und Haarnetzen {icexgvqiaXog, reticulum). *
1. *lfiaTiov ist fast weniger gewOhnlich, als inipXrificif mgi^Xrjfia,
und besonders dfinexovri^ ufinexoviovy daher dvctfinixovoq s. v. a. fiovoxltcav.
496 Fonnen der bildeuden Kunst. [341J
weibliche G()tterbilder fast durchgftngig schmflckte, Hail. Encykl. Ill, IL
S. 133 u. s. w. Th. Bartholinus de armillls veterum 1675, Gasp. Bartbo-
linus de inauribus. Scbeffer de torquibus, Thes. Ant. Rom. XII, 901.
4. RSmische Tracht.
1 341. Die Romische Nationaitracht, welche nur in Por-
tratfiguren und einigen Wesen des Italischen Glaubens (wie
bei den Laren und Genien) vorkommt, geht von derselben
2 Grundlage aus wie die Griechische. Die Tunica ist sehr
wenig von Chiton verschieden, und die Toga (rri ^ewog)
eine Etruskische Form des Himation, welche bei den Romem
immer weitl&uftiger, feierlicher, aber auch schwerfalliger aus-
gebildet wurde. Fur die Erscheinung im oflfentlichen Leben
von Anfang an bestimmt, verlor sie mil demselben ihre Be-
deutung, und musste allerlei bequemeren Griechischen Ge-
wandern (laena, paenula) weichen, welche aber fur die Kunst
3 nur geringe Bedeutung haben. Die Toga unterscheidet sich
vom Himation durch den halbrunden Zuschnitt und die grossre
Lange, welche bewirkt, dass die Enden derselben in be-
deutenden Massen (tubulata) zu beiden Seiten bis zur Erde
fallen. Der Ueberhang der weitlauftigeren Toga unter dem
rechten Arme ist der Busen, sinus, der Toga; an demselben
wird ein Bausch, umbo, durch besondre Kunst (forcipibus)
4 hervorgebracht. Zu diesGr. Tracht gehort der den Fuss voll-
5 standig einschliessende Halbstiefel, c alee us. Dieselbe Tracht
war friiher auch Kriegstracht , wobei der Toga durch die
Gabinische Gurtung am Korper festgemacht wurde; dagegen
hemach das der Chlamys ahnliche Sagum (nebst der sago-
6 chlamys) und Paludamentum eintrat. Sie war auch Frauen-
tracht, was sie aber nur beim niedern Volke blieb, wahrend
bei den Vomehmeren eine der lonischen ahnliche Bekleidung
sich bildete, wozu die Stola, aus einer Tunica mit breitem
Besatz (instita) bestehend, die Pall a, eine Art Ober-Tunica,
und das oft selir reiche, auch mit Frangen besetzte Ami-
culum gehSren, von welchem das Ricinium die bei den §.ltem
Romerinnen gebrauchliche Art war.
1. Zur Geschichte der ROmischen Tracbt des Verf. Etrusker I. 8. 261;
das Clber den cinctus Gabinus Gesagte fdbrt Thiersch, Berichte der Munchner
Akad. L, nicht richtig an.
498 Formen der bildenden Kunst. [342J
besetzte Lederstreifen (nrigvyeg) zweckmassig veilangert.
5 Anch die aus elastischem Zinn geschlagenen Beinschienen
{xvrifit^tg ^ ocreae), welche unten durch den KnSchelring
(iitiGcpvQiov) gehalten werden, waren oft von zierlicher
6 und sorgfaitiger Arbeit. Der grOsse Erzschild der Griechen
(dam'gy clypeus), sehr bestimmt unterschieden von dem vier-
eckigen scutum (^vgeog) der Romer, ist entweder ganz
kreisfonnig, wie der Argolische, oder mit Einschnitten zuiii
Durchstecken und Auflegen der Lanzen versehen, wie der
Boeotische. Die Homerischen geflttigten Tartschen (Xaiaijia
nrsgoiPTo) werden durch Vasengemalde anschaulich, welche
auch die Einrichtung der Handhaben (oxdvai) deutlich er-
kennen lassen.
1. Die Homerischen (pakoi (vgL Buttmann Lexil. II. S. 240) kOnneii
wohl in den aufrechtstehenden Scbildchen erkannt werden, die auf Vasen-
gem. auf den Helmen so viel vorkommen. Ueber die Theile des alten
Helms Olenin Observations sur une note de Millin. Petersb. 1808. Ueber
die vei'schiedenen Arten der Helme Al. d^Olenine Essai sur le costume et
les amies des gladiateurs. St Petersb. 1834. 4.
3. Den Korinthiscben Helm iindet man gewSlmlicb auf Vasengem.
des alten Styls, z. B. Millin J, 19. 33, [Gall. Omer. II, 130], an den Aeginet.
Statuen, an der Korinthiscben Pallas. §. 369. A. 4. Poll. I, 149 x^cevo^
Boimrov^Y^S vorzClglich, wie andre Waffenstflcke von andern Orten.
4. Panzer von zierlicher Arbeit aus den Gr&bern von Ganosa (Millin)^
Helme, Beinschienen und andre Waffenstflcke mit Bildwerken (§.311. A. 3),
Neapels Ant. S. 213 IT. M. Borbon. Ill, 60. [Die yvaXa, Brust- und
Rfickenstilcke, sind die ftltere Art des Panzers, Pausan. X, 26, 2 ; Boettiger
Vasengem. II. S. 73. Hr. Rittmeister Maler in Baden besitzt ein Paar iii
seiner merkwQrdigen Sammlung alter Wafien.] Zierliche WaffenstQcke von
Statuen Glarac Musee pi. 35&. 356. — Ueber Zoma, Mitra und Zoster be-
sonders 11. IV, 134 nebst Aristarch; flber die ntiifVYtg Xenoph. de re
equ. 12. Die Einrichtung der ganzen Rustung in Slteren Zeiten machen
besonders die Vasengem. deutlich, Tischb. I, 4. IV, 20. Millin I, 39.
6. Aata, msQ. z. B. Tischb. IV, 51. Millingen Gogh. 10. fWelcker
ad Philostr. p. 323. 756. Wenn die Beziehung dieses Schildanhangsels-
auf das laiaijCov richtig ist, so inen Millingen, S. Birch u. A., dass dasselbe
nirgends erwfihnt werde. Etwas anders sind die Decken bei Aristophanes
Ach. 1136. tec arfftofiat to nai drjcov in trjg aanidog. Das laicij't'ov
haben drei Giganten in der Schlacht bei Luynes Vases pi. 19, ein Trompeter
d*Hancarville IV, 33. Pariser Ausg., Theseus in Millingens Anc. uned^
500 Formen der bildenden Kunst. [344]
Gestaltc Goetbe. Auch die vestes lucidae der alien Maler (oben §. 134.
A. 2) gpehoren hierher. Die kleinen Gewichte sieht man selbst auf MQnzen,
Mionnet Descr. PL 65, 7.
5. Yom <eren Draperie-Styl §. 93; vom vollkommenen 118, 4; vom
sp&tern 204. A. 2. Die starren und tiefen Falten an den Gewftndem der
Giustin. Vesta, des Barberinischen Apollon, der Musen von Venedig m5chten,
wie §. 96. N. 11 angedeutet, aus arcbitektonisclien Bedingungen abzu-
leiten sein.
C. Von den Attributen und attributiven Handlungen.
1 344. Unter Attributen versteht man untergeordnete
Wesen der Natur, oder Produkte menschlicher Arbeit, welche
zur Bezeichnung des Charakters und der Thatigkeit von
2 Hauptfiguren dienen. Wesen und Dinge dieser Art hangen
nicht auf eine so innige und natflrliche Weise mit geistigem
Leben und Charakter zusammen wie der menschliche Korper ;
daher Glauben, Sitte, uberhaupt positive Einrichtungen von
der Kunst dabei nothwendig zum Grunde gelegt werden
3 mussen. Jedoch kam auch von dieser Seite der der
Griechischen Nation eingeborne Sinn fur edle und einfache
Form und die grosse Simplicitat des Lebens der Kunst sehr
zu Hulfe; jede Beschaftigung , Lage und Bestrebung des
Lebens fand in gewissen der Natur entnommenen oder durch
Menschenhand geschaflfenen Gegenstanden eine charakteristische
4 und uberall leicht wiederzuerkennende Bezeichnung. Auch
in der Schopfung der Symbole, wozu die den Gottem ge-
heiligten Thiere eben so, wie die Gerathe und Waflfen der
G5tter gehoren, hatte sich, neben einer religiosen Phantasie
und einer kindlichen Naivetat des Denkens, welcher viel
kuhnere Verknupfungen frei standen, als der spatern Re-
flexion (§. 32), doch auch schon ein keimender Sinn fur
passende und in gewissem Sinne kunstmassige Formen oflFenbart.
5 Wenn nun die altre Kunst ihre Figuren hauptsachlich durch
die, oft sehr gehauften Attribute unterschied {§. 68): so
war doch auch fiir die gereifte Kunstzeit das Attribut eine
sehr erwunschte Erganzung jund nahere Bestimmung der
durch die menschliche Gestalt im AUgemeinen ausgedriickten
Idee; und die allegorische Bildnerei (§. 406) fand hier
6 manchen willkommnen Ausdruck fur abstrakte Begriflfe. Oft
[Ui\ Attribute. 50J
vereinigt sich mit demAttributHindeutungaiifeiiie bestiinmte,
502 Formen der bildenden Kunst. [345]
Licht, fur die Freunde des Oris, die andre auf den Feuerbrand des Un-
gldcks fur desscn Widersacher bezogen) ; Lanze; Pfeil, Bogen (femwirkende
Gewalt) und E(^cher (Gegensatz des ofTnen und geschlossenen §. 364);
Tropaeon; Ruder (Schifffahrt; mehr allegorisch Lenkung Clberhaapt);
Aplustrum (Scbifffahrl).
Rad (schnelle Bewegung, Veranderung) j Wage (§. 406).
Kithar (friedliche Heiterkeit, Gegensatz mit dem Bogen §. 359, 4);
Fl5te (Baccbiscbe Lust); Syrinx (Landleben); Kymbeln, Krotalen u. s. w.
Spiegel (weiblicher Schmuck, aber aucb, allegorisch, Zeichen der
Erinnerung §. 398), Fftcher, Scbmuckk&stchen; Badegef&sse; Strigiln.
FQllhorn §. 433; Aegis (Zeus-^bnlicbe Herrschaft fiber feindliche
Elemente); Gorgoneion §. 65, 3; Blitz (weltbeberrschende Macbt); Strahlen-
kranz (erscheinende Gottheit, Apotheose).
Adler (Augurium des Siegs, der Macht, Apotheose); Stier (segens-
reiche Naturkraft); Schlange (heilende und verjiingende Kraft der Natnr,
furchtbare Gewalt Chthonischer Dftmonen); Panther (Bacchisches Toben);
Taube (Vermahlung), u. dgl. mehr.
Greif (verderbende GOttergewalt) ; Sphinx (geheimnissTolle Natur).
Den meisten StofT fQr die Lehre von den Attributen enthait Winckel-
mann's Versuch einer Allegorie, Werke 11. S. 427.
Sprechende Erableme, z. B. Namen von MagistratspersonendurchGStter-
symbole angezeigt, Visconti im Cabinet Pourtal^s p. 17. [Namen durch gleich-
lautende Dinge, Thiere, Pflanzen u. s. w. angedeutet, Welcker's Syll. Epigr. Gr.
p. 135 s. Annali del Inst. XIV. p. 214. Auf die Namen von Magistraten spielen
Thiefean, Bullet. 1841. p. 187,aufDemetriosaufseinenMilnzenDemeteru.s.w.]
II. Von der Kunst geschaffene Formen.
1 345. Die Conceptionen der antiken Kunst in ihrer
Bluthezeit stehen im engsten Zusammenhange mit dem Raura,
den sie einnehmen und anfuUen soUen, und machen daher
meist schon, ehe das Auge ihren innern Zusammenhang auf-
fassen kann, durch die allgemeinen Umrisslinien , gleichsam
2 durch ihre Architektonik, einen befriedigenden Eindruck. Die
einzelne Bildsaule entwickelt sich geschichtlich aus dem Pfeiler;
als Mittelstufe bleibt die Herme stehen , die einen merisch-
lichen Kopf auf einen Pfeiler setzt, der die Proportion der
Menschengestait hat. Indem das Leben sich weiter erstreckt,
gliedert sich die Gestalt bis zu den Hiiften : eine Darstellungs-
weise, die besonders bei Holzbildem von Landgottheiten ublich
[435] Herme, BQste, Statue, Gnippe. 503
war, aber sich auch in Stein 5fler erhalten hat. Die Buste, 3
504 Fonnen der bildenden Kunst. [345}
Stuck des Raums unausgefullt lassen, aber eben so wenig
sich mit den Gliedern decken.
1. Der sinnvolle Ausspruch: Tout veritable ouvrai^e de Tart nalt
avec son cadre, gilt von der antik^i Kunst besonders. Ueber die schOne
RaumerfiilJung der alien Kunstwerke Goethe Werke XXXVIII, S. 38. XLIV.
S. 155.
^* ^9^' I* ^7. £s gab audi Hermen mit Bronze-KOpfen auf Marmor-
pfeilem, Gic. ad AiU I, 8. Hermathene, Henneros, Hennerakles bezeichnet
zun&chst eine Herme dieser Crottheiten, wobei aber aucb der ^opf des
Hermes mit dem der andem Gottheit vereinigt sein konnte. So bei den
Hermathenen Cicero's ad Att. I, 4 und der im Capitol, Arditi Mem. d. Ace.
Ercol. I. p. 1, und den Hermeraklen (Aristides I. p. 35 Jebb.) PCI. VI^
13, 2 u. auf M. der g. Rubria, Morelli n. 8. Ein Verzeichniss von Doppel-
Hermen giebt Gurlitt Archaeol. Schr. S. 218. [Ein andres Vinet Ueber
den Ursprung der doppelkOpiigen Bildung Revue archil. 1846. III. p. 314.
Es gab aber aucb Doppel-Hermen mit demselben Kopf nach beiden Seiten,
Lukian de Jove trag. 43.] — Der Hermes Trikepfaalos im Vatican, mit
den Kdpfen des alten Dionysos, des jugendlichen Hermes, der Hekate, und
den in Relief angefOgten Bildchen des Eros, Apoll und der Aphrodite
(Gerhard Ant. Bildw. Ill, 41), bezieht sich wohl auf die Sitte, Hermen zu-
gleicb als SchrSnke fiir schdnere Gdtterbilder zu brauchen, Etym. M. p. 146.
[Eine dreifache Herme in Villa Altieri in Rom und eine weiblicbe im
Museum zu Venedig, die drei KOpfe gleich, archaistiscfa, mit langen
Flechten, um die Herme ein Horentanz.] Die Dionysos-Hermen batten oft
Arme, um Thyrsen, Becher zu halten. Die hOlzemen Priaps-Bilder pflegten
bis zum Phallos menschlich gebildet zu sein. Vg]. §. 383. A. 3.
3. BQsten heissen nQotofiai, atrj^^dgtaf thoraces, busti (in mittel-
altrigem Ausdruck, von den bustis als Grabdenkm^em). MOglich, dass
die Imp. Caes. Nervae Traiani — imagines argent, parastaticae cum
suis omamentis et regulis et concameratione ferrea (Orelli Inecr. 1 596. 2518)
an Pilastem angebrachte Bflsten waren. Biisten sind am gewdhnlichsten
von Kaisem, Philosophen (§. 420, 4), aber auch von GOttem, besonders
Aegyptischen. S. Gurlitt Bflstenkunde, Archaeol. Schr. S. 189. A. Wendt,
Hall. Encyklopftdie XIII. p. 389.
4. Es scheint, diCss hierauf auch der Gegensatz der agxciux ^oava
und der anoXioi ^(^yo^ ^^ der vielbesprochenen Stelle Strab. XIV. p. 640
zuruckzufQhren ist. Aehnlich Broendsted Voy. II. p. 163 N. [Tyrwhitts Emen-
dation Snona ist von F. Jacobs Vermischte Schr. V. S. 465 ff. und im Rhein.
Mus. 1835. III. S. 351 f. bestfltigt.] Bei Cultusbildem ist eine Hauptsache, dass
sie der Adoration bequem stehen oder sitzen (evtSgoi liToiictAeach, Sieben 301).
[345 'J Maske. Clypeus, Belief-Formen. 505
Daher auch die hingehallenen Pateren (vgl. Arisloph. Ekkl. T82 mit Cic
de N. D. in, 34), die ein wenig geneigten Hfiupter.
506 Formen der bildenden Kunst. [345'"]
6 pirung daraus zu gewinnen. So bei den run den Flachen
von Spiegeln, Pateren, die in der Plastik und Malerei fiir
gymnastische Stellungen, am liebsten aber fxir Gruppen sitzen-
der Oder gelehnter Figuren benutzt werden, wobei die vor-
springenden Rander ohne Scheu als Stutz- und Anlehnungs-
Punkte in Anspruch genonimen werden. Noch mehr Einfluss
batten die quadratischen Felder, welche Melopen, Grab-
pfeiler, auch Votivtafeln, und die langgezogenen Streifen,
welche Friese, Thronsitze, Sarkophage darboten. Daraus
entwickelt sich ein symmetrisches Gegenuberstellen und An-
einanderreihen von Figuren (§. 93), welches erst in Phidias
Zeit einer mannigfachern Figurenstellung weicht, inimer
aber mit grosser Rucksicht auf gleichmJlssige Raumbenutzung
(§. 118), und auch spater oft noch mit genauem Entsprechen
der beiden Seiten der Darstellung (wie am Denkmale des
8 Lysikrates §. 128. A. 6). Ein dichtes, schwer zu entwirrendes
Gedrange vieler in mehrere Grunde vertheilten Figuren
kommt erst auf den Sarkophagen des spatern R5mischen
Styls vor (§. 207 , 5) , wahrend die Malerei, durch
ibre Mittel besser in den Stand gesetzt, die Entfernungen
zu unterscheiden , wenigstens schon in Makedonischer Zeit
die Gruppen oft mehr zusammenschiebt , wiewohl auch bier
eine vom Basrelief nicht sehr verschiedene Composition immer
die gewohnliche blieb.
1. Ueber die Masken Boettiger, N. Deutscher Mercur. 1795. St. 4.
S. 337. V. Koehler, Masken, ihr Ursprung u. neue Auslegung einiger der
merkwilrdigsten. Petersb. 1833 (M^m. de TAcad. Imp. des Sciences T. II).
Bei den hier sinnreich behandelten Bacchischen Masken rait dem Bart
aus BlAttern der ngogmnig und andrer Pflanzen ist auch die Abrundung
des Ovals dadurch in Betracht zu Ziehen. Feuerbach Vatic. Apollo S. 351.
[Serie di mascheroni cavati dal antico la prima volta R. 1781. 4. Sechs
Masken in gebrannter Erde, M. Borbon. VII, 44.]
3. Von einem Bilde des Dionysischen Akratos zu Athen Paus. I, % 4.
ngogatnov ictiv ol fiSifOv ivmxodofirjfiivov toiim, Eine Dionysos-Maske
hielt man filr Peisistratos Bild, Athen. XU, 533 c. In Naxos ein nqog,
des Dion. Bakcheus aus Reben, des Meilichios aus Feigenholz, Athen. Ill, 78 c.
Eine solche Maske als Bacchisches Idol auf dem Sarkophag PioCl. V, 18.
4. Clypei des Appius §. 181. A. 3. Man trug sie von Staatsm^nnem
auch auf Litteratoren fiber, Tacit. A. II, 83; daher solche in Marmor-
[Mb**] Composition. 507
nachbildung nicht bloss von Cicero (Visconii Ic. Rom. pi. 12) und Clau-
dius (L. 274. Glarac pi. 162), sondern auch von Demosthenes u. Aeschines
Vise. Ic Gr. pL 30), so wie Sophokles und Menander vorkommen, Vise,
pi. 4. 6. vgl. T, I. p. 13. Die alten Clypei waren von Metall, namentlich
argentei cum imagine aurea (Marini Atti II. p. 408), aber dabei yganroly
picti (Macrob. Sat. H, 3), nach obiger Vermuth ung §. 311, 3 in Tausia.
Der jfixilxsoff ^co^cel des Timomachos, auch Znlov genannt, der an den
Hyakinthien ausgestellt wurde, war wohl ein solches Schildbild, Aristot.
Scbol. Find. I. 6, 18. VgL Gurlitt, ArchaeoL Schr. S. 199.
8. Vgl. Goethe XLIV. S. 154. Toelken Ueber das Basrelief und
den Unterschied der malerischen und plastischen Composition. B. 1815.
345.** Die innem Prinzipe der Composition sind unter l
alien Theilen der Kunst am wenigsten leicht auszusprechen,
da sie mit der eigenthumlichen Idee jedes Kunstwerks aufs
engste zusammenhangen. Sicher ist, dass die BedeutungsfuUe
der mythischen Gestalten, die Leichtigkeit sie durch Personifi-
cationen zu erganzen, die Menge und Einfachheit attributiver
Bezeichnungen und die feste und precise Bedeutung der Stel-
lungen und Geste der alten Kunst die Fahigkeit verliehen,
durch wenige und einfach gruppirte Figuren Viel zu sagen.
Indem AUes in dieser Kunstwelt in nienschlicher Gestalt seine 2
Reprasentation und in leichtfasslicher Bewegung seinen ein-
fachen Ausdruck findet, bedarf die alte Kunst, insbesondere die
Plastik, gar nicht der Darstellung von Menschen-Massen;
auch in Schlachtengemalden der Makedonischen , und in
Triumphalreliefs der RQmischen Zeit stehen wenige Figuren
fur grosse Heere. Eben so werden (wie in Aeschylischen 3
Trilogien) grosse Entfernungen in Ort und Zeit fur die Be-
trachtung zusammengezogen, und die weitentlegenen Haupt-
momente einer Kotte von Ereignissen ohne aussere Scheidung
in ein en Rahmen gefasst. So ist die antike Kunst zwischen 4
die hieroglyphische Bilderschrift des Orients und die neuere
auf unmittelbares Wiedergeben der wirklichen Erscheinung
gerichlete Kunst in eine gluckliche Mitte gestellt; so aber, dass
manche ihrer Erzeugnisse, aus der Makedonisch-Rdmischen
Zeit, sich dem letztem Bestreben schon bedeutend nahern.
Was aber die allgemeinen Mittel anlangt, wodurch das 5
menschliche Gefuhl in eine woblthatige Spannung versetzt und
diese in einem befriedigenden Abschlusse zur rechten Stimmung
508 Formen der biJdenden Kunst. [345**]
der Seele zuruckgefuhrt werden kann : so hat die Griechische
Kunst von fruhen Zeiten an sich dieser bemachtigt, und
namentlich den Reiz des Contrasts, fruher durch blosse
Nebeneinanderstellung, hemach durch naturliche Entwickelung
der Grundidee, wohl zu benutzen verstanden.
1. 2. Vgl. Winckelmann W. IV. S. 178 f. [Rhein. Mas, J834. H.
S. 462 f. 465 f. H. Brunn aber den Parallelismus der Ck>mpos. alt-
Griechischer Kunstwerke, Neues Rhein. Mus. V. 8. 321.]
2. S. hierilber, ausser vielen archaeologischen Bemerkungen zu alien
Sarkophagen u. zu Phllostratos Gem&lden, Thiersch, Kunstblatt. 1827. N. 18.
Toelken Ueber das verschiedene Verh9ltniss der ant und modemen Malerei
zur Poesie. B. 1821. Schom Umriss S. 26 tSber Pelops und Hippodamia
nach der Beschreibung des ApoUonius mil der Bemerkung des Scholiasten.
5. Schorn die fflnf Streifen am Kasten des K3rpselos (§. 57) sind
nach solchen Motiven mit mythischen Gruppen ausgefQllt; namentlich
wechseln im vierien (welcher mit Ausnahme des Dionysos 12 Gruppen
enti]9lt, wie der zweite) immer KampfSsicenen mit Gruppen von Liebenden
Oder fihnlichen GegenstSnden. Und wenn man den Schild des Herakles
bei Hesiod recht anordnet (im innersten Kreise das Drachenbild; im
zweiten schmalen Streifen die Eber und LOwen; im dritten Kentauren-
schlacbt, GOtterchor, Hafen und Fischfang, Perseus und die Gorgonen; im
vierten Streifen Qber den Gorgonen die Kriegsstadt, gegenflber, also Qber
dem Gbor, die Friedensstadt ; als Rand der Ocean): so sieht man, dass
die beiden Hauptstreifen in eine Halfle mit friedlichen und eine mit
kriegerischen Darstellungen zerfallen, die in einen schOnen Contrast mit
einander gebracht sInd. Vgl. ilber Polygnot's Bilder §. 134. A. 3.
510 Mythologische Gegenstande der b. K. {346]
Walten von universellen Natunnachten in oft absichtlich selt-
samen und formlosen Bildern malen, waren den Griechen
schon in Homerischer Zeit zum grSssten Theile bedeutungslos
geworden; die Festgebrauche, welche auf diesem Grunde wur-
zelten, wurden als alte Caremonien nach vaterlicher Weise
fortgeubt ; die Poesie aber verfolgte den ihr nothwendigen
Weg, Alles immer mehr nach der Analogie des menschliehen
Lebens durchzubilden, womit eine heitre und zntrauliche Fr5ni- .
migkeit, welche den Gott als menschliehen Schutzer und Be-
rather, als Vater und Freund in aller Noth fasste, sich sehr
4 wohl vertragen konnte. Die« Sanger , welche selbst nur Or-
gane der allgeraeinen Stimmung waren, bildeten die Vor-
stellungen immer individueller und* fester aus, wenn auch
freilich Homer auf diesem Wege noch nicht zu der sinnlichen
Bestimmtheit gelangt ist, welche in den Zeiten der Bluthe
5 der plastischen Kunst stattfand (§. 65). Als nun ihrerseits
die Plastik dahin gediehen war, die aussern Formen des
Lebens in ihrer Wahrheit und Bedeutungsfulle zu fassen, kam
es nur darauf an, jene schon individualisirten Vorstellungen
in entsprechenden grossartigen Formen auszupragen. Wenn
auch dies nie ohne eine ganz eigenthumliche Auffassung, ohne
Begeisterung und einen Akt des Genie's von Seiten der Kunst-
ler geschehen konnte : so war doch die allgemeine Vorstellung
der Nation von dem Gotte da, urn als Prufstein der Richtig-
6 keit der Darstellung zu dienen. Fuhlte sich nun diese feste
und bestimmte Vorstellung von dem Gotte, in Verbindung
mit dem feinen Sinne der Griechen fiir den Charakter der
Formen, vollig befriedigt: so erwuchsen Normalbilder, an
welche sich die darauf folgenden Kunstler, mit jenem Sinne
der Hellenischen Nation, welcher von orientalischer Starrheit
wie von moderner Eigensucht gleich entfernt war, mit leben-
diger Freiheit anschlossen ; es entstanden Bildungen der Gotter
und Heroen, die nicht weniger innere Wahrheit und Festig-
keit batten, als wenn die Gotter den Kunstlern selbst ge-
7 sessen batten. Alles dies konnte nur bei den Griechen auf
solche Weise sich ereignen, weil nur in Griechenland die
Kunst in dem Maasse Nationalthatigkeit, nur die Griechische
Nation im Ganzen eine grbsse Kunstlerin war.
3. So erschienen den Griechen die GOtlerbilder wie eine eigene edler
512 Mytholc^ische Gegenstande der b. K. [349]
kritisch gefertigten Sammlungen von mythologischen Bildern, mit denen
das Publicum immer auf s Neue get&uscht wird, abergehen wir.
3. Gruppen der Zw5lf-G6tter des Olympos (nicht immer derselben)
im alten Styl, sind oben §. 96. N. 16 genannt worden; das wichtigste
Denkmal ist die Borghesische Ara. Eine Borghes. Vase (Mon. Gab. 16. 17;
jetzt im L. 381. Glarac. pi. 171) zeigt die KOpfe der ZwOlf-G^tter , wiU-
kflrlich geordnet wie es scheint, und ihre Attribute als Monatszeichen mit
Zodiacalgestimen combinirt. Aphrodite April, Apollon Mai, Hermes Juni,
Zeus Jul], Demeter August, Hephaestos Sept., Ares Oct., Artemis Nov.,
Hestia Dec., Hera Jan., Poseidon Febr., Athena M^Lrz. Elf Gutter um Zeus
versammelt, Relief M. Gap. IV, 8. G. M. pi. 5, 19. [vgl. Lersch, Jahrb.
des Vereins im Rheinlande IV. S. 150.] Pompejanisches Gem&lde der
Zwfllf-G5tter , in einer Reihe, Gber zwei Greniis loci, Gell pi. 76. Kdpfe
vieler G6tter in Medaglions, Pitt. Ere. Ill, 50. [Gerhard fiber die zw6lf
GOtter Griechenlands mit .4 Kpft. B. 1842.]
f A. Die Olympischen Zw(Jlfg6tter.
1. Zens.
1 349. Der Himmelsgott Zeus gait den altesten Griechen
als der Vater alles Lebens in der Natur. Im warmen Frdh-
lingsregen feiert er nacli der Sage der Argiver die heilige
Hochzeit mit der Hera; die nahrende Eiche und die frucht-
bare Taube bezeichneten ihn in Dodona als Segensgott;
und in Kreta erzahlte man seine Jugendgeschichte ziemlich
2 so wie an andem Orten die des Bakchos. Alte symbolische
Vorstellungen deuteten ihn als einen zugleich in drei Reichen,
im Himmel, auf Erden und unter der Erde waltenden Gott.
Seine Kunstform erhielt indess Zeus nicht als Naturgott,
sondem in ethischer Ausbildung als der eben so huld- wie
machtvoUe Herrscher und Lenker der Gotter- und Menschen-
3 welt. Diese Vereinigung der .Eigenschaften hatte — nach
manchen weniger tiefgefassten Vorstellungen der altern Kunst
4 — schon Phidias zur innigsten Verschraelzung erhoben (§. 115),
und gewisg war er es auch, der die aussem Zuge aufstellte,
welche alle nachfolgenden Kunstler, nach dem Maasse ihres
Kunst vermogens , wiederzugeben suchten (vgl. §. 140. A. 3.
5 158. A. 1). Dazu gehorte der von dem Mittel der Stim
emporstrebende , dann mahnenartig zu beiden Seiten herab-
{349] Zeus, ZQge seiner Bildung. 513
fallende Haarwurf (§. 330, 4), die oben klare und helle,
nach unten aber sich machtig vorwolbende Stirn, die zwar
stark zuruckliegenden , aber weit geoflfneten und gerundeten
Augen, die feinen, milden Zuge um Oberlippe und Wangen,
der reiche, voile, in machtigen Locken grade herabwallende
Bart, die edel und breitgeformte ofl&ie Brust, so wie eine
kraftige aber nicht ubermassig anschwellende Musculatur des
ganzen Korpers. Von diesem Gharakter, welcher den raeisten 6
und besten Zeus-Bildern eingepragt ist, weicht auf der
einen Seite eine mehr jugendliche und sanfte Bildung ab,
mit weniger Bart und mannlicher Kraft im Gesicht, welche
man gemeiniglich , doch ohne sichern Grund, Zeus Meilichios
nennt; auf der andern kommen Zeuskopfe vor, die in dem 7
heftigeren Lockenwallen und den bewegteren Ziigen einen
gewissen, obgleich immer sehr gemilderten, Ausdruck von
Zom und kriegerischer Heftigkeit tragen, und den kampfen-
den, rachenden, strafenden Gott darstellen. Am furchtbarsten
erschien, nach Pausanias, in Olympia Zeus Horkios, der
Eidracher, mit einem Blitz in jeder Hand.
1. S^im AUgemeinen Boettigex!a Kupstmithologie S. 290 fL und die
weitre Fortsetzung in dem nur als Manuscript fdr Freunde mitgetheUten
Grundrisse. Von dem Isgog ydfAog der Argiver Welcker, Anhang zu
Schwenck's EtymoL-Mythol. Andeutungen S. 267. Von dem Dodonaeischen
Z. besonders Voelcker Mythol. des Japet. Geschlechts S. 83 ff., von dem
Kretischen Hoeck's Kreta I. S. 234 fT.
2. Von dem alien Z. tQiotp^aXfiog Paus. II, 24, 5, der ihn gewiss
richlig erklftrt. Der Triopas, der so bedeutungsvoll im Cultus der Chlho-
nischen Gdtter vorkommt, ist wahrscheinlich eben dieser Zeus [von diesem
Zeus abstrahirt].
3. Des Ageladas Z. von Ithome vermuthet Millingen (Anc. coins
4, 20, vgl. Mionnet Suppl. IV. pi. 6, 22) in der stehenden, nackten Z.-Figur,
mit dem Blitz in der R., dem Adler auf der L., auf Messenischen M. Im
Borgbesischen Relief erscheint Z. mit Scepter und Blitz, das zierlicb ge-
faitelte Himation um Brust und Leib geworfen, der Bart spitz, Flecbten
auf den Schultem. Auf dem altertbamlichen Relief in Wiltonhouse (Mura-
tori Inscr. L p. 35. Boeckb C. I. 34) trSgt Z. sitzend und halbbekleidet
einen Adler auf der L. Im alten Vasenstyl, sitzend, spitzbartig, mit Blitz,
z. B. §. 99. A. 3, 11, vgl. die Geburt der Pallas §. 371, des Dionysos 384.
5. Die bedeutendste Statue, doch kein Werk ersten Ranges, der
J. Verospi Race. 135. PCI. I, 1 [neuer Artikel in den Opere div. II.
0. Mailer*t Arohaeolofie. 4. Aufl. 33
514 Mythologische GegenstSnde der b. K. [350]
p. 423—25.] vgl. Gerhard, Beschr. Roms II, II, S. 193. |Der Verospische
Z. wird nach Payne Knight weit ubertroffen durch eine Statue des Hr.
Of Smith Barry in Marhrook Hall in pheshire.] Coloss zu Ildefonso unbekannt.
Colossale Biiste voa^ Qtricolij auf Unteransicht berechnet. PCI. VI, 1.
M. Franq. Ill, 1. Noch erhabner die colossale, aber sehr zerstAckte im
Garten Boboli zu Florenz, Winck. IV. Tf. 1 a. Eine andere in der Floren-
tinischen Galerie, Winck. IV. S. 316. Eine schSne BQste in Neapel.
M. Borb. V, 9. 'Schdne Maske des Zeus, Bouillon I. pi. 67. Zeus-Statuen
Clarac pi. 665 - 694. ^~~
6. Eine schdne Biiste der Art aus der Townley^schen Sammlung in^
Britischen Museum, Specimens I._31. Auch der schOne Kopf, der auf einem
zusanunengestilckten Run\pfe sitzt, zu Dresden 142, Augusteum 39, zeigt
ahnliche jugendliche Formen.
7. So der Torso, der vorher Medioeisch, seit Ludwig XIV. in Paris
ist. L. 682. [p. 3.] M. Nap. I, 3. Bouill. I, 1. Clarac pi. 31g, [Ein
Torso im Mus. del princ. Biscari p. 5 wird von Sestini ausgezeichnet^
Bartels Br. tiber Sicilien 11, S. 135. KOrper eines colossalen Jupiter ohne
Kopf, Millin Voy. au midi de la Fr. pi. 69, U. Colossale Herme des Z.
aus der Kaiserzeit, in Sarskoezelo, Koehler im Journal von Russland L
S. 342. Obere Halbfigur des Zeus, Mus. Brescian. tv. 35.] Der berCihmte,
aber aucb bezweifelte, Cameo in der Marcus-Bibl. mit dem Kopfe des Z.
Aegiochos (Schriften von Visconti und Bianconi, G. M. 11, 36) zeigt eine
schdne Mischung von Kampflust, Siegstolz und Milde. Zeus Aegiochos
lebensgrosse Statue in Leiden, Archaeol. Intell. Bl. 1836. N. 47. Einen
ahnlichen kdhnen Lockenwurf zeigt der Kopf des Z. Zrpari^yo; von Ama-
stris, Combe N. M. Brit. 9, 9. 10. Ueber Abweichungen in der Haar- und
Bartbildung des Z. Visconti PCI. VI. p. 1.2^
1 350. Die sitzende Stellung der Zeusbilder, bei welcher
das bis auf die Huften herabgesunkene Himation die ge-
wohnliche Bekleidung ist, hangt mit der Vorstellung von
2 ruhiger Macht, siegreicher Ruhe zusammen; die stehende
(ay«>lf*«T« op^a% wobei das Himation oft ganz entfemt ist,
Oder nm* die Ruckseite bedeckt, fiuhrt den Gedanken von
Thatigkeit mit sich, Zeus wird dann als Schutzer, Vorsteher
politischer Thatigkeit, oder auch als der durch Blitze strafende
3 und schutzende Gott gedacht. Bisweilen findet hier auch
eine ganz jugendliche Bildung statt, wobei man an den noch
kampfenden und noch nicht zur Herrschaft der Welt ge-
langten Zeus denken muss. Doch ist auch in den stehenden
Zeusfiguren immer noch viel Ruhe; ein heftiges Aus-
schreiten ist der Bildung dieses Gottes nicht angemessen*
[350] Zeus, verschiedene Darslellungen. 515
Die Patere als Zeichen des Cultus, der Scepter als Symbol 4
der Herrschaft, die Siegesgottin auf der Hand, der Adler,
der Bote des Zeus, und der Blitz, seine Waffe, die Haupt-
attribute. Der Kranz des wilden Oelbaums (xouvog) unter- 5
scheidet den Olympischen Jupiter von dem Dodonaenischen,
der den Eichenkranz, und auch sonst viel Eigenthumliches
im Haarwurf und der Bildung hat. Darstellungen, bet 6
welchen die Naturbedeutung, eine mystische Beziehung oder
das Verhaltniss zum Weltsystem hervorgehoben werden,
sind verhaltnissmassig selten, meist erst aus den Zeiten
der sinkenden Kunst oder aus Asiatischen Gegenden. Wesent-
liche Abweichungen bieten die barbarischen Gottheiten dar, 7
die nur als Zeus hellenisirt sind.
1. Sitzend Z. zu Olympia, wie auch sonst als Ni%ri<p6Qoq, Victor
(Combe N. Brit. 6, 24. G. M. 10, 43. 177 b, 673); marmome Statuette
in Lyon, Z. als Olympios, Glaracj>l. 397. .rL...S6&* [Annali d. Inst. XIII.
p. 52. tv. D.]; Z. Ephesios, Mionnet Suppl. VI. pi. 4. n. 1. vgl. T. III.
p. 98. n. 282. Z. Idaeos, mit Pallas auf der L., auf M. von Ilion, M. I. d.
Inst. 57; ferner der Z. mit dem Adler auf der Hand, der nach den Hfiuzen
einem Makedonischen Heiligthum (wahrscbeinlich Dion) angeh5i*t; auch
der Gapitolinische mit dem Blitz in der R., die L. am Scepter, Morelli
N. Fam. Inc. tb. 1, 1. Impp. Vitell. tb. 2, 8. Oefter hat der Sitzende
als beruhigter Donnerer den Blitz auf dem Schooss, Tassie Cat. T. p. 86. 87.
n. 941. 942, auch einen Siegerkranz, 6. M. 9, 44. Ein thronender Z.,
welcher auch durch ^as Stiitzen der rechten Hand gegen den Kopf Ruhe
ausdriickt, in einem Pompej. Bilde, Zahn 26. Gell N. Pomp. pl^66,
M. Borb. VI^_52. Ganz bekleidet die Colossalstatue des Zeus aus Solus,
mit zierlichem Fussschemel, Serradifalco Cenni sugli avanzi di Sol unto
tv. 3. [Antich. d. Sicilia T. V, tv. 38]; Z. auf dem Adler sitzend, Bronze
von Oberndorf, hist. Abhdl. der MOncKner Akad. Bd. V. Tf. 7.
2. Stehend Twie der Z. Nemeios, Paus. II, 20, 3) und vom Himation
umgeben z. B. der von Laodikeia, der das Skeptron in der L., den Adler
auf der R. hat, auf Eintrachts-M. Minder eingehtlllt die Jupiterstatuen,
M. Cap. Ill, 2. 3. Bouill. Ill, 1, 1. Clarac pi. 311. Das hierat. Relief
PCI. IV, 2. Zeus Aetnaeos auf Manzen, Bull. d. Inst. 1831. p. 199.
Ganz unbekleidet der stehende Z. Homagyrios der Achaeer, mit einer
Nike auf der R., dem Scepter in der L. N. M. Brit. 7, 15. 8, 6. Stehender
Jupiter, wenig bekleidet, mit Blitz und Scepter, Bronze von Besanqon.
Cab. Pourtal^s pl. 3. Von vom unbekleidet oft auf ROmischen Milnzen ;
516 Mythologische Gegenstande der b. K. [350]
als J. Stator; als Conservator blitzwerfend , mit Scepter G. M. 9, 45.
J. Imperator, mit der R. auf eine Lanze gestfltzt, in der L. den Blitz, den
1. Fuss hdher stellend, auf M. des Commodus, Pedrusi Y, 17 (vgl. indess
Levezow Jupiter Imper. B. 1826. S. 13). [J. Imperator oder Urios auf
einer MOnze von Syrakus und in einer Statue von Tyndaris, Abeken in
den Annali XL tv. A. p. 62. vgl. 0. Jahn Archaeol. Aufs. S. 31. Cave-
doni Bull. 1840. p. 69. 110.] Auf der Gemme des angeblichen Onesimos,
Millin P. gr. 2, mit Scepter, Patere, einen Adler neben sicb, der einen
Kranz im Schnabel trftgt. Schdne Bronze von Paramytkia, ganz ohne
Draperie, mit Patere, Spec. I, 32; [eine andre eben daher, auch nackt,
doch mit Gblamys auf dem Arm das. 52. 53] solche Bronzefiguren sind
h§ufig, der Blitz ist gewOhnlicher als die Patere, Ant. Ere. VI, 1, 2.
Athenischtf M., wo Z., mit Blitz und Patere, ein wenig vorscbreitet,
N. Brit. 7, 1. Statue M. Cap. Ill, 4. Bouill. IE, 1, 3.
3. Ein unb&rtiger stebender Z. mit Blitz und Aegis um den
linken Arm gewickelt, mit der Beiscbrift Naiaov, Gemme SehlichtegroU
Pierr. gi-av. 20. G. M. 11, 38, vgl. Winck. W. V. S. 213. Ein jugendlicher
Z. (Tinia) mit dem Blitz auf dem Ficoronischen Etruskiscben Spiegel,
Etrusker 11. S. 44. Unbartige Z. Bilder bei Paus. VII, 24. V, 24. Z. Hellenios
bartlos auf Syrakus. Miinzen; auf ROmiscben (Stieglitz Distr. num. fam.
p. 35); Gemmen der Art, Tassie p. 84. n. 886.
4. Auf M. von Elis (Millingen Anc. coins pi. 4, 21) l^sst Z. den
Adler als sein Augurium fliegen. Auf Gemmen (Lippert II, 4. 5. Tassie I.
p. 87), welcbe den Gegenstand spielend bebandeln, erbalt der Adler von
Z. den Kranz, den er einem Begiinstigten bringen soil ; man siebt ibn aucb
mit Kranz oder Palme im Scbnabel den Blitz trilgen. Der Adler den
Hasen, die Scblange erlegend, auf Gemmen und MQnzen, ist ein altes
Siegs- Augurium. Den Blitz hSli Z. als nazaipaTrjg in der R., auf einem
Felsen sitzend, den Adler zu Fdssen, auf M. der Kyrrhester, aus der Zeit
der Antoninen, Mionnet Descr. V. p. 135 f. Burmann de Jove •Kottai^utTi.
Auf M. von Seleukia in Syrien liegt der Blitz als Cultus-Idol auf einem
Tbron, vgl. Norisius Ann. Syromac. p. 267. Meist wird der Blitz als
TUBqccvvo^ aixfidtaq, oft aucb geflugelt gebildet.
5. Auf Eleiscben MQnzen der Kopf des Z. Olympjos mit dem
Kotinos-Kranz , auf dem Revers der Adler mit der Scblange oder dem
Hasen. N. Brit. 7, 17 flf. Stanbope Olympia pi. 17. Descr. de TEgypte V.
pi. 59. Der Olympiscbe Z. wird auch durch die Spbinxe der Tbrookhne
(Paus. V, 11, 2) bezeichnet, am Parthenon, in dem Relief bei Zo^ga, Bass.
1, 1. Hirt Bild. IL S. 121. Tf. 14, 1. (Zeus, Alpbeios als Mann, Aelian
V. H. II, 33, Olympias, Poseidon, Istbmias).
[350] Zeus, verschiedene Darstellungen. 517
•
Der Dodonaeische auf Mflnzen des Pyrrhos bei Mionnet Descr.
PI. 71, 8; [diesen erkennt E. Braun Dekaden I, 4 in einer mil Eichenlaub
gekranzten Herme zu Berlin]; die thronende Frau mit Polos und Scepter,
welchedas Gewand nach Art der Aphrodite flber die Schulter zieht, ist gewiss
die Dodonaeische Dione. Auf M. der Epiroten sieht man die KOpfe des Z.
und der Dione zusammen ; hinten einen Epirotischen §ovg ^ovgiog lagivos,
N. Brit. 5, 14, vgl. 15. Mionnet SuppL IIL pi. 13. AUier de Hauieroche 5, IS.
Der Gapitolinische J. ist auf den Denaren der g. Petilia ohne Kranz.
6. Z. 0iliog, als Dionysos, aber mit dem Adler auf dem Thyrsos,
von Polyklet gebildet, Paus. VIII, 31, 2. Auf M von Tarsos mit Scepter
Oder Blitz in der R., Aehren und Trauben oder Becher in der L. Toelken.
Berl. Kunstbl. I. S* 175. Auf Pergamenischen, unter diesem Namen, mit
einer Schale in der R., Scepter in der L. Eckhel Sylloge p. 36. Z. ithyph.
Boissard VI, 127. Glarac pi. 404. n. 692 c; Z. mit Fruhlingsblumei^ im
Kranze, Panofka Z. und Aegina S. 6. Z. 'Ofifigtog aus einem FfUIhom die
Erde beregnend auf einer Ephes. M. von Antonin Pius, Seguin Sel. Num.
p. 154, Eckhel D. N. II. p. 514. J. Pluvius von der Gol. Anton. 6. M. 9, 41.
Z. mit Fdllhorn oft auf sp&tem MCinzen. Der Z. Apomyios auf Gemmen
(Winck. M. I. n. 13) ist jetzt durch Koehler, Masken S. 13, richtiger erkl&rt.
Z. als Mittelpunkt des Weltalls, sitzend mit dem Blitz, von
Sonne und Mond, Erde und Meer und dem Zodiacus umgeben, schdne
M. max. mod. von Nikaea, unter Antonin Pius, Mionnet Suppl. V. p. 78.
Aehnliche H. von Sever Alex. Pedrusi V, 21, 1. Z. Serapis von Planeten
und dem Zodiacus umgeben, auf Aegypt. M. unter Antonin Pius, M4m.
de TAc. des Inscr. XLI. p. 522. pi. 1, 11. Gemme bei Lippert I, 5. Von
Z. als Planet §. 399.
J. exsuperantius reich bekleidet, mit FQllhorn und Patere auf
spMen Reliefs; auf einer Gemme des archaisirenden Styls Millin Pien*e
grav. 3. Hier sitzt auf der Patere ein Schmetterling. Vgl. Winck. V.
S. 229. Verschleiert (als verboi-gner Gott?) in der Samischen Terracotta,
Gerhard Ant. Bildw. I, 1; PCI. V, 2; Lippert I, 9; Schale von Aquileja;
zugleich mit Eichenkranz und geflQgeltem Blitz? M. Odesc 33. Ge-
fiagelt Winck. III. S. 180. Von Z. Hades §. 397. Z. Areios, ganz als
Hoplit, auf Munzen von Jasos, Mdnchner Denkschr. f. Philol. I. Tf. 4, 5.
[Z. slxavog auf MCinzen von Phaestos in Kreta, nackt, sitzend, eine Taube
haltend. Pater Sechi Giove PEAXAN02^ e Toracolo suo nel antro Ideo
R. 1840 in den Atti d. Accad. Rom. di archeol.]
7. Z. ZtQoiziog, Aapgavdsvg, von Mylasa und den Nachbar-
st&dten, ein alterthumliches Idol mit Doppelbeil und Lanze, ganz bekleidet,
s. z. B. Buonarroti Medagl. tv. 10, 10. Z. Ammon auf M. von Kjrrene,
Aphytisund andem Griechischen St&dten, Alexandreia, Rom, auf Gemmen.
Sehr schOner Kopf, M. von Kyrene, mit Silphium, Mionnet T. IX. pi. 7.
518 Mythologische GegensUUide der b. K. [351 J
•
[Schfiner Kopf, M. PioCl. V, 6.] J. Axur oder Anxur von Terracina,
uub&rtig, strahlenbekrHnzt, thronend, auf M. G. M. pi. 9 — 11. J. Doli-
chenus §. 241. A. 2. Z. Kasios §. 240. A. 1. [KOpfe des Zeus von
MQnzen sind zusammengestellt von Glarac pi. 1001. 1002, wo ein l6blicher
Anfang gemacht ist, die Gesichtsbildungen der Gutter von den MCinzen zu-
sammenzustellen.]
1 351. In grOssern Compositionen erscheint Zeus theils
als Kind dargestellt, nach dem Kretischen Mythus, den schon
Hesiod mit den gewQhnlichen Vorstellungen verschmolzen und
2 ausgeglichen l^tte ; theils als der durch den Kampf mit den
• Giganten (der viel eher und viel mehr besungne Titanenkrieg
war kein Gegenstand fur die Plastik) , die er gewohnlich
vom Streitwagen herab niederblitzt, die HeiTschaft der Welt
3 sich Sichemde. Indem nun aber Zeus als der zur Herr-
schaft gelangte Gott selten unmittelbar in die Verwirrungen
des Lebens eingreift: so bleiben als grossere Darstellungen
hier nur seine Buhlschaften ubrig, die zum grossen
4 Theil aus alter Naturreligion hervorgegangen sind. Bei
der Jo, die bald als Kuh, bald als Jungfrau mit Kuh-
homem erscheint, und bei der vom Stier getragenen,
vom Gewande bogenffirmig umflatteften Gestalt der Europa
h< sich die Kunst ziemlich treu an die alten symbolischen
Vorstellungen ; doch bringt sie die Europa zum .Zeus als
Adler schon in ein lasciveres Verhaltniss, da bei der Liebe
des Zeus als Schwan zur Leda (einem Lieblings^egenstande
der uppig gewordenen Kunst in Makedonisch-Romischer Zeit)
zu einer wenig verhehlten Darstellung trunkener WoUust
5 wird. Auch zu possenspielartigen Darstellungen gaben Lieb-
c schaften des Zeus der Poesie und Malerei Stoff. Der
Raub des schonen Knaben Ganymedes bildet eine Art Gegen-
7 stuck zur Geschichte der Leda. — Unter den aus dem
Cultus genommenen Zusammenstellungen des Zeus mit an-
dem Gottheiten ist die Capitolinische Gruppe, Juno links
8 und Minerva rechts von Jupiter, besonders wichtig. Figuren
von Niken, Moeren, Chariten, Horen, als Parerga von Zeus-
bildern, sind gleichsam Auslegungen seiner erhabenen Eigen-
schaften und der verschiedenen Seiten seines Wesens.
1. Das Zeus kind unter der Ziege Amaltheia, Hbea dabei, die
Kureten iSimend, auf dem vierseitigen Altar M. Cap. IV, 7. G. M. 5, 17.
1351] Zeus in Gnippirungen. ' 519
[Das Kind auf dem Schoos der Nymphe, und das Kind auf dem Boden
liegend zwischen und unter den larmenden Kurelen M. d. I. Ill, 17.
Ann. Xn. tv. k. p. 141 und Campana Opere di piastica tv. I. 2.] Das
Kind neben der Mutter in einer Grotle, Kureten (Koiybanten) umher, auf
M. von Apameia, Mionnet n. 270. (Bossiere M6d. du Roi pi. 29); das
Kind von larmenden Kureten umgeben auf Kaiser-M. von Magnesia und
Maeonia (Mon. d. Inst. 49 A 2; vgl. §. 395). J. Crescens auf der Amal-
theia G. M. 10, 18. J. und Juno als SSuglinge der Fortuna zu Praeneste,
Cic. de div. II, 41. vgl. Gerhard Ant. Bildw. Tf. 2. Z. als Knabe zu Aegion.
2. Z. Gigantomachos zu Wagen, auf dem berijhniten Cameo des
Athenion, in der K. Saramlung zu Neapel (Bracci Mem. degli ant. Incisori
I, 30. Tassie pi. 19, 986. Lipp. Ill, 10. M. Borb. I, 53, 1. , G. M. 9, 33),
wovon eine Nachbildung in Wien (Etkhel Pierr. grav. 13, vgl. Lipp. 1, 13);
auf einer M. des Cornelius Sisenna (Moreili Cprn. tb. 5, 6); in einem
schQnen Vasengemalde Tischb. I» 31. [felite c6ramogr. I, 13; Z. einen
Sperber auf der Linken , geht mit dem BRt^ in der erhobenen Rechten
gerad an gegen Porphyrion, Vase vonrVulci^, abgebildet in Dubois Anti;
quit^s de KJe_C. Fourtales n^23. p.-27]; am Peplos der Dresdner
P3Ias. Z. mit einem Giganten handgemein, auf einer Paste, Schlichte-
groU 23; fihnlich auf einer M. Diocletians, Walsh Essdy on anc. coins
p. 87. n. 19. Ueber die Giganten, von denen Typhoeus kaum zu unter-
scheiden, vgl. § 396. " ~ -----
4. Z. Liebe zur Jo, der Argivischen Herapriesterin und ursprClnglich
MondgOttin, interessant dargestellt in dem Vasenbilde, Millingen Coll. de
Cogh. pi. 46; man sieht das Holzbild der Hera, Jo als nag^ivoq fiovKBgrng
(Herodot II, 41), Z. n6ch bartlos, mit dem Adlerscepter. Vgl. §. 363, 2.
Die Jo-Kuh von Argos bewacht, auf Gemmen, M. Flor. I, 57, 3. Lipp.
II, 18. Schlichtegroll 30. vgl. Moschos II, 44 und §. 381. Interessantes
Wandgemalde aus Pompeji, M. Borbon. X, 2. Jo (als nuQ^svog Povyttgrng,
vom Nil getragen und von Aegypten, welches die Uraeusschlange in der
Hand halt, und Aegyptiern, welche Sistra schwingen, begrdsst. Der neu-
geborne Epaphos sitzt als Horus dabei [nach Quaranta Harpokrates. Die-
selbe Vorstellung ist nochmals dort.] Interessantes Apulisches Vasen-
gemalde, Argos mit Augen fiber den ganzen Kdrper bedeckt. [Jetzt bei
Panofka Argos Panoptes B. 1835. Tf. 3. Grosses Vasengemalde aus Ruvo,
mit vielen andem Honumenten. M. d. I. II, 59. Ann. X. p. 253— 66 von
Cav. Gargallo Griraaldi, nebst Verzeichniss der einschlfigigen Monumente
p. 328, vgl. auch p. 312 ss. und Minervini im Bull. Napol. III. p. 42—46,
der auch p. 73. tv. 4 einen Argus bifrons, der nur aus dem Aegimios
bekannt war, mit Augen am ganzen KOrper, bekannt macht. Zweimal
diese Erscheinung an archaischen Vasen in der Revue arcbtol. 1846. III.
mit Eiklarung von Vinet p. 309—20. * Die Tddtung des Argos auch auf
5S0 Mythologische Gegenst^de der b. K. [351]
einem Teller jetzt in England, Gerhard Archaeol. Zeit. 1847. Tf. 2. S. 18.
S. §. 381. A. 7.]
Liebe zur Europa, einer Kretischen Nacht- und Mondg5ttin (Boettiger
Kunstmythol. S. 328. Hoeck Kreta I. S. 83. Welcker Kret. Kolonie S. 1 ff.)
Europa auf dem Z. Slier, alte Bronzestatue des Pythagoras (Varro de L.
L. V, 6. §. 31). A.uf M. von Gortyna sieht man Eur. vom Stier getragen
(N. Brit. 8, 12. Boettiger Tf. 4, 8), dann auf der Platane am Lethaeos
sitzend, welche aus dQrren Zweigen sich frisch zu belauben scheint, Z. als
Adler neben ihr (N. Brit. 8, 10. 11); auch schmiegt sich der Adler ihrem
Schoosse an (Mionnet Suppl. IV. pi. 10, 1): woraus wohl auch die sog.
Hebe, Lippert II, 16. Schlichtegroll 38, zu erkl^en ist. E. den Stier
streichelnd, alte M. von Phaestos, Streber MQnchner Denkschr. Philol. I.
Tf. 2, 5; E. auf der Platane M. von Myrine (V. M.), Streber das. 6. 7.
Auf dem Stier, mit flattemdem Gewand, sieht man sie auch auf sp^tem
M. von Sidon (SanCJem. 15, 152. 153. 36, 6. 7. N. Brit. 12, 6), und
Denaren der g. Volteia, Morelli n. 6. Vgl. das fgedichtete] GemSlde
(Achill. Tatius I, 1) im Grabmal der Nasonier, bel Bartoli 17; die Vasen-
gem. Millingen Div. coll. 25 [Elite c^ramogr. I, 27; ein unedirtes das.
pi. 28]; Millin Vas. II, 6; Ann. d. Inst. III. p. 142. [Gerhard Auserl.
Vas. II, 90, Vasi Feoli n. 3. E. auf dem Stier wiederholt auf beiden
Seiten, eine aus Aegina, jetzt in Munchen, eine Amphora aus Ruvo sehr
schOn, Bull. 1844. p. 94. Das Barberinische Mosaik bei TumbuU. Tf. 11
und bei d'Agincourt pi. 13, 8, eines von Luceria, Finati M. Borbon. p. 334.
Die Vaticanische Gruppe bei Glarac pi. 406. n. 695 ist eine Nike fiov^'v-
tovacc, E. auf dem Stier, Eros krftnzt sie, ein Htlndchen springt vor ihr,
ein Jtlngling mit einem Kranz, einer mit einer Lanze und je ein Satyr zu
beiden Seiten. Kleine Amphora bei E. Braun. Bei Turnbull a Treatise
on anc. painting 1740. pi. 8 ein Gemdlde in grossem Styl, E. geraubt mit
acfat Zuschauem, meist Madchen.] Gemmen, Beger Thes. Brand, p. 195;
Lipp. I, 14 (15?); Schlichtegroll 29.
Z. als Schwan die Led a umarmend. C. Fca Osserv. sulla
Leda. 1802; [ed. 2. 1821], wo sechs &hnliche Statuen abgebildet warden.
M. Flor. Ill, 3, 4. [Millin Mag. encycl. 1803. Y. p. 404.] Der Schwan ist
bei diesen Statuen oft einer Gans ghnlicher, vielleicht nicht ohne Hindeutung
auf Priapische sacra (Boettiger Here, in bivio p. 48). Ad. Fabroni deutete
deswegen diese Statuen auf die von einer Gans geliebte Lamia Glaucia.
Grossartig erfundene Gruppe St. di S. Marco II, 5; ein ganz fihnliches
Relief, aus Argos, wird im Brit Museum aufbewahrt. [0. Jahn Archaeol.
Beitr. Tf. 1. S. 6. Zu den Statuen der Leda mit dem Schwan das. 8. 2
kommen noch drei hinzu, ein ziemlich gutes Exemplar in London in
Landsdownehouse in der Statuengallerie, ein andres in Oxford, eines aus
Spanien Antiqu. Pourtal^ n. 37.] Glarac pK 411—13. [Die schOnste
[351 J Zeus in Gruppirungen. 5^1
Composition enthdlt ein beschSdigter Mosaikfussboden in Xanthos, wovon
die Zeicbnung bei Sir Fellows, Leda steht uberrascht von GfefQhl und Scham,
die Anne von sich streckend, an ihrem blauen Peplos pick! der Schwan.]
Auf Gemmen in sebr verschiedenen §tellungen (Veneris figuris) Tassie pi. 21 ;
Lipp. I, 16 £f. II, 8 ff. ; Eckhel P. gi\ 34. — Pitt. Ere. Ill, 89. M. Borbon. X, 3.
Z. die Antiope umfangend, auf einem Etruskischen Spiegel, Ingliir.
II, 17; der Satyr, in dessen Gestalt er sie beschlich, steht daneben. Z. selbst
als Satyr dabei, auf Gemmen, Lipp. I, 11. 12. Z. als Adler die Aegina (?)
raubend, Vaseng. Tischb. I, 26. Pan'ofka Zeus und Aegina B. 1836. An
der Berliner Vase Tf. I, 1 [Elite c^ramogr. I, 17] wird Aegina mit Hebe
Ganymeda vemiischt und kosmisch gedeutet, ganz ohne Grund. Tf. II, 6.
[Elite I, 16] aus Tiscbbein I, 26. Panofka bezieht darauf auch die am
Boden sitzende Figur mit einem Adler, >Sonnen- und Feuer-Adler,« dar-
Qber; diese Gemmen sind aus der letzten Zeit des Alterthums, eher die
kdrperldsende Psyche; aber s. Tf. II, 4; die Europa auf Milnzen von
Gortys D.A.K. I, 41, 186 sei Thalia-Aegina, lauter Spielereien. [Vase im
Mus. Gregor. mit den Namen von Melchiorri in den Atti deir Accad. Rom.
di Archeol. VIII. p. 389—434, auch bei E. Braun, Ant. Marmorwerke I, 6,
nebst einer &hnlichen aus der Durandschen Sammlung. Zeus in Person,
und nebst dem Bruchstuck eines Reliefs eigenthCimlicher Composition.]
Der goldne Regen der Danae in einem Pompej. Gem&lde, Zahn 68.
M. Borb. II, 36. [Vase des Cav. Campana aus Caere, von grossartiger Zeich-
nung, Danae unter dem Goldregen, Rv. D. in dem Hasten eingeschlossen,
ibr Kind auf dem Schooss, Diktys und Polydektes vor ihr stehend, zu
denen sie von dem Gefflhl einer Mutter spriclit in einem Bruchstiick des
Euripides. Bull. 1845. p. 214—18.] Ueber die Semele §. 384.
5. Z. und Hermes bei der Alkmene einsteigend, nach einer unter-
italischen Farce auf einer Vase, Winck. M. I. 190. Hancarville IV, 105.
Vgl. des Verf. Dorier II. S. 356. Dieselbe Scene, aber ohne die Attribute
der GrOtter, auf der bunten Vase M. Pourtales pi. 10, Z. auf der Leiter
hinansteigend. Auf dem Kasten des Kypselos sah man die Gewinnung
der Alkmene durch einen Becher.
6. Ueber jG any medes §. 128, 1. Einzelne Statuen PCI. II, 35.
Piranesi 21; M. Flor. 5 (sehr ergftnzt). Der Raub St. di S. Marco II, 7.
Caylus 11, 47, 3. Schlichtegroll Pierr. grav. 31. Den Adler trftnkend,
PCI. V, 16, oft auf Gemmen. Lipp. I, 21 fif. Thes. Ant. Gr. I, V. Zeus
den Gan. kdssend auf einem Herculanischen (oder von Mengs unterge-
schobnen) WandgemSlde, Winck. V. Tf. 7, vgl. Lukian Dial. Deor. 5.
Gan. Unterweisung durch Aphrodite, G. M. 146, 533. Clarac pi. 107—110.
M. Borbon. V, 37. Impr. d. Inst. Cent. Ill, 4. [0. Jahn Archaeol. Beitr.
S. 12—45. Statue des Ganymed oder Paris, angelehnt, mit dickem Slab,
Bouillon II, 13. Der raubende Adler von colossaler GrOsEe, d'Agincouft
522 Mythologische GegensUnde der b. K. [352J
fragm. en t. cuite pi. 6. Vasengem^lde, M. Gregor. II, 14, 2 aus Passeii
in der filite c6ramogr. I, 18, 6. mil Trochos, wie in dem schOnen Paris-
urtheil einer Amphora in Berlin und an der Vase mit Pelops und Oeno-
maos in Neapel, welchem Zeus nachlSuft; Bull. Napol. V. tv. 2. p. 17.
Vase von Gnathia, Z. den G. mit Ti-ochos erfassend. Eros, Henries, die
ungeflugelte Nike kr&nzend; noch andre Vasengem^lde werden liier ange-
fflhrt; Gerhard Auserles. Vas. I, 7. G. geflugelt schenkt ein, Z. und Here
thronend, Athene, Poseidon, Hermes; Bull. 1847. p. 90 an einer Kylix G.
als Mundschenk dienend. An einer 'grossen und sch()nen Amphora des
Baron Lotzbeck hat Zeus, der dem G. nachschreitende, wie ein Asiatischer
Monarch, Scepter und einen breiten prftctitigen Talar, G. mit Trochos und
einem Lieblingsvogel unter dem Mantel halb versteckt, ist nach einer
andem Vase erg&nzt. An einem grossen Krater in Rom der Knabe fliehend,
ein Schwan gierig ihm nAchlaufend, gegenQber der Vater mit wamendem
Finger; dardber Zeus, Eros, Aphrodite (Rv. Dionysos). Ein kleines Frag-
ment enthalt VANYMHJHZ und einen SchwanenhalsJ
7. Die drei Cap. Gutter auf M. Trajan^s, Vaillant M^d. de Camps
p. 13. In einem Fronton (nach einem Relief?) Piranesi Magnificenza
p. GXGVIII. Auf Lampen bei Bartoli II, 9 (wo die Capitol. Gutter als
Beheri-scher des Universums gefasst sind); Passeri I, 29. Gemmen bei
Tassie L p. 83. Das Relief Bouill. Ill, 62 zeigt ein Opfer vor dem
Capitolinischen Tempel, nach seiner spHtern Korinthischen Architektur.
Die Symbole der drei Gdtter znsaromen auf einer Gemme, Impr.
d. Inst. II, 66.
8. Den Thron.des Olympischen Z. stiitzen Niken, das huldvolie
Haupt umgeben auf der RGcklehne die Chariteu und Horen; ebenda
standen bei dem Megarischen Z. (Paus. I, 40, 3) die Horen und Moeren.
[Z. u. Nike Stackelb. Gr&ber Tf. 18. Elite c^ramogr. I, 15. 23, oderHebe
20. 21. Z. und Hera thronend, Hermes und Dionysos hinter, Hestia und
Ariadne vor ihnen stehend, da& pi. 22.]
2. Hera.
1 352. Hera war in mehrern ' Heiligthumem Griechen-
lands, welche indess alle von Argos abzustammen scheinen,
das dem Zeus entsprechende weibliche Wesen, die Frau^des
2 Himmelsgottes. Die E h e mit ihm , welche die Quelle des
Natursegens ist, macht ihr Wesen aus; in Bezug auf diese
wird Hera in den Sagen auf verschiednen Stufen als Jung-
frau, Braut, Eheweib, auch vom Gemahl getrennt und
ihm widerstrebend gefasst; die Qottin selbst wird dadurch
3 zur EhegSttin. Als echte Ehefrau {xovgidiri aioxog) im Gegen-
[352] Hera. 323
satze der Concubinen, zugleich als m&chtige GdtterfQrstin,
524 Mythologische GegenstHnde der b. K. [352]
dem kavov mit der icivTj noch besonders das Argivische Idol §. 68. A. 2.
351. A. 3 und das weisse sonnenlicbte Krederanon der Hera. Von der
Samischen H. des Smilis §. 69; nach alt-6riecbischer Biidung ist H. eine
wobleingehiillte Figur, deren Himation zugleich den Kopf bedeckt und mil
den H^nden zierlich festgehalten und angezogen wjrd. So auch im
hieratischen Styl (mit Zeus und Aphi*odite) auf dem Relief im L. 324.
M. Franq. II, 1. ^ M. Nap. I, 4. Clarac pi. 200. Von dem Schleier einer
H.-Statue spricht auch Libanios "Exqpp. 22 (vgl. Petersen De Libanio II.
p. 8) in Bezug auf die EhegOttin [Die H. des Capitolinischen Brunnens
mit den zwfilf GOttem, Mus. Capit. IV, 22. Meyer und Winckelm. W. III.
Tf. 4.] Die Sirenen, die das alte Herabild von Koronea, von Pythodoros,
auf der Hand hielt (Paus. IX, 34, 2), deuteten wohl auch auf den Hyme-
naeos. Einen LOwen tragt H. auf der Hand , wahrscheinlich nach einem
Gultusbild, auf einer Nolanischen Vase, Gerhard Ant. Bildw. I, 33. Sonst
hat sie einen Apfel oder eine Granate in der Hand (auf Vasen von Volci,
Ann. d. Inst. III. p. 147), auch auf dem Scepter, auf der Vase g. 99. N. 5.
5. Die Stephane der H., Athen. V, 201 c; davon wohl Bvatitpavog
bei Tyrtaeos; fiber die Form vgl. oben §. 340. A. 4. Sie hat immer
Aehnlichkeit mit dem Stimschilde des Helms, welches auch so hiess. Der
Polos in dem Samischen Terracottabilde bei Gerhard Ant. Bildw. I, 1.
Von dem Stephanos der Polykletischen H. §. 120. A. 2.
6. Hierbei liegt besonders der colossale Kopf des Hauses Ludovisi
zum Grunde; s. Winck. W. IV, Tf. 7 b. Meyer Tf. 20. Hirt 2, 5. Aehn-
lich die Bflste von Versailles M. Nap. T. 1. pi. 5. Kopf im anmuthigeren
Styl aus Pallast Pontini jetzt im Vatican M. d. Inst. 11. tav. 52. Abeken,
Ann. X. p. 20. In strengerer Weise (fflr eine feme Ansicht wahrschein-
lich) mit starkvortretenden, scharfkantigen Augenlidern ein Golossalkopf
in Florenz, Winck. IV. S. 336. Die Stephane hat bier die runden Aus-
schnitte und KnOpfe auf den Spitzen, vne oft; sie ist mit Rosen geschmilckt.
Herakopf von Praeneste mit hoher Stephane, dem Polos ahnlich, bei
GuattaAi M. I. 1787. p. XXXIII. Zwei schOne Busten in Neapel, M. Borb.
V, 9. [Ueber die eine, von der merkwflrdigsten SchOnheit, s. H. Brunn
im Bullett. 1846. p. 122—28.] BQste in Sarsko-Selo, [colossal, wird flber
die Ludovisische erhoben von Koehler im Journal von Russland I. S. 342 f.
vermuthlich der Kopf, der in Pantanello gefunden nach Russland ging,
Dallaway Anecdotes of the arts in Engl. p. 370. Noch zwei andre K3pfe
in Villa Ludovisi, Meyer zu Winckelm, IV. S. 334. Einer mit der Sphen-
done. Specimens I, 24, in der prelimin. dissert. §. 73 fClr Atys genommen.
KOpfe der Hera von Munzen Clarac pi. 1002.]
7. Von Statuen keine der aller^'orzQglichsten. Bei Clarac pi. 414
bis 423 viel nicht dahin GehOriges. Die Barberinische, PGl. I, 2. [Opere
[353] Hera, Italische Formen, Gruppirungen. 525
div. II. p. 426.] Piranesi Statue 22 (der Kopf bei Morghen tv. 2, 3), hat
einen milden Ausdruck und eine auffallende Freiheit des Costiims. Aehn-
Uch die von Otricoli PCI. II, 20. Aus den Ruinen von Lorium, mil
Stephane und Schleier PCI. I, 3. M. Chiaramonti I, 7, mit Stirnkrone,
Schleiergewand nach hinten. Ein Kopf Impr. gemmar. Cent. IV, 5. Die
Gapitolinische, nicbt vdllig sichere, aus dem Hause Cesi, bei Maffei Race
129. M. Cap. Ill, 8. M. Franq. II, 3. Bouill. I, 2. Die Farnesische
M. Borb. II, 61. [Mit dieser ganz ubereinstimniend eine in -der Gegend
von Ephesus gefundene, nicht ganz erhaltne colossale Statue, die nach
Wien gebracht worden, Kunstbl. 1838. N. 35.] Die im M. Flor. Ill, 2 ist
sehr erg&nzt. Bronzefigur mit dem Granatapfel und der ausgezackten
Stephane, Ant. Ere. VI, 3 (n. 67 ist schwerlich Juno). Relief-Figur von
edlem Styl PCI. IV, 3. Sitzende Juno auf M. von Chalcis unter L. Verus,
HPA. Eckhel N. Anecd. tb. X, 20.
353. Sehr selten ist die Darstellung einer IVfutter- i
pflichten ubenden Hera; die konigliche Idatrone hat die
Itfutter in der Vorstellung der Gottin verdrangt. In Italien 2
geht die Vorstellung der Juno in die des Genius weiblicher
Personen uber, welcher auch Juno hiess. Ueberhaupt war 3
die Juno eine Hauptperson der Italischen Theologie; eine
ganz eigenthiimliche Darstellungsweise derselben, die Lanu-
vinische oder Sospita, konnte auch bei den Romern nicht
durch Griechische Kunst und lifythologie verdrangt werden.
In Darstellungen des menschlichen Lebens eingreifend erscheint 4
Hera stets als die Vorsteherin des Ehebundes, als Zeuxia
Oder Pronuba das Weib dem Manne iibergebend.
1. Eine s&ugende H. (sie wird an der Stephane erkannt) bei Winck.
M. I. 14. PCI. I, 4; ihr SHugling ist nach Vwconti Mars, wie auf einer M.
der Julia Mammaea. [Vase mit Hera den Herakles saugend. Bull. Napol.
I. p. 6.]
2. So scheinl die Bronze Ant. Ere. VI, 4 mit hoher Stephane, Patere
und Fruchthom, von einem gewissen individuellen Ausdruck, die Juno
einer bestimmten Matrone darzustellen. Deswegen hebt auch der Pfau,
der wohl in Samos der H. zuerst geheiligt wurde, auf Rdm. Kaiser-M. die
Kaiserinnen (Juno Augustae) zum Himmel, wie der Adier die Kaiser.
3. Das Costtlm der J. Sospita ist ein Ziegenfell um den Leib, eine
doppelte Tunica, calceoli repandi, Lanze und Schild. Die Gestalt war den
R5mem sehr bekannt , Cic. N. D. I, 29, und ist auf Familien-M. h&ufig,
s. oben §. 196. A. 4 u. Stieglitz N. fam. Rom. p. 39, Gfter mit der die
Lanuvinische Schlange fCittemden Jungfrau. Statue PCI. II, 21. 6. M.
12, 50. ygl. Gerhard Beschr. Roms II, U. S. 229. [Mus. Capit. Ill, 5,
526 Mytbologische Gegenstinde der b. K. [354]
Lor. R^ scult. del Mus. Capit. scala tv. 2. T. I. p. 207, wo die von Bottari
weggelassene Inscfarift am Sockel und das Ton diesem in einen Schleier
verwandelte Ziegenfell hei'gestellt sind. Auch an der grossen runden Ara
in Villa Pamfili, Winckelm. W. V. S. 283.] Kopf der J. Monet a, mit
den Instiumenten zum MQnzprSgen auf dem Re vers, auf Denaren der g.
Carisia. — H. als Himmelskdnigin, von Stemen umgeben, thronend,
Lipp. I, 25. Tassie pL 21. Sogen. Junok5pfe auf Gemmen sind es selten
wirklich.
4. H. als HochzeitsgGttin auf Vasen von Volci, Ann. d. Inst. IIL
p. 38. Auf R6m. Denkmaiern steht J. Pronuba Ofter im Hintergnind
zwischen Braut und BrSutigara, sie zusammenfflhrend, §. 429. Gruppirungen
mit andem Gftttem: Sch5nes Relief von Chios, welches Zeus und H.
tbronend, nebst einer dritten Figur (Semele?), darstellt, Ant. of Ionia I.
p. IV. Mit Zeus und Athena §. 351. A. 7. Mythische Zusammenstellungen
§. 367. A. 3. 378. A. 4. Dione, die G<)ttin von Dodona,? Specim. 11,23,
Bronzeiigur, mit einem Vogel der eher einer Namidischen Henne als einer
Taube gleicht, auf dem Kopfe.
8. Poseidon.
1 354. Poseidon war ursprunglich der Gott des Wassers
im Allgemeinen, insofem dasselbe als ein manniich wirk-
sames Princip gedacht werden konnte; er war auch Fluss-
und Quellengott, und eben deswegen das Ross, welches seit
uralter Zeit bei den Griechen in enger Beziehung zu den
2 Quellen stand, sein Symbol. Diese Vorstellung 4es Gottes
ist indess, wenn sie auch einzelne Kunstdarstellungen ver-
anlasste, doch nicht die Grundlage der Kunstform des Po-
3 seidon im Ganzen geworden; indem schon in der Homeri-
schen Poesie bei Poseidon die Vorstellung des Meergottes,
und eben darum die eines Gottes vorherrscht, der, wenn
auch erhaben und gewaltig, doch ohne die ruhige Majestat
des Zeus ist, vielmehr in kSrperlicher und Gemuthsbewegung
etwas Heftiges und Rauhes hat, und einen gewissen Trotz
und Unmuth zu zeigen gewohnt ist, der in seinen Sohnen
(Neptuni filii) zum Theil in Roheit und Wuth ausartet.
4 Die Kunst musste indess , nach ihrem Zusammenhange mit
dem Gottesdienst, nothwendig auf den gemeinsamen Grund-
charakter aller Gotter zuruckgehn, und die dichterische
Vorstellung damach mildem und mllssigen ; besonders in
[354] Poseidon; verschiedene Formen. 527
fruhern Zeiten ist auch Poseidon meist in erhabner Ruhe,
und selbst im Kampfe in sorgfSltiger Bekleidung dargestellt
worden, wiewohl er doch auch damals schon ganz nackt und
in heftiger Bewegung gebildet wurde. Die Bluthezeit der 5
Griechischen Kunst hat das Ideal charakteristischer entwickelt
(durch welche KQnstler, ist unbekannt, wahrscheinlich be-
sonders in Korinth); sie giebt dem Poseidon bei einem etwas 6
schlankem E3rperbau derbere Musculatur als dem Zeus,
welche durch die Stellung meist sehr hervorgehoben wird,
und dem Gesichte eckigere Formen und weniger Elarheit und
Ruhe in den Zugen, auch ein weniger fliessendes und ge-
ordnetes, mehr gestraubtes und durcheinandergeworfenes
Haupthaar, fur welches der Fichtenkranz eine passende,
wenn auch nicht haufig gebrauchte Zierde ist. Die dunkel- 7
blaue, schwarzliche Farbe (das xvdfeov) wird gew5hnlich dem
Haupthaar, oft auch der ganzen Gestalt des Poseidon zuge-
schrieben.
2. Ein Poseidon y£o>9/o$, mit einem Pfluge, Joch, und Prora stehend,
in einem Gem^de bei Philostr. H, 17.
4. P. bekleidel, dem Zeus sehr dhnlich, am ZvvOlfgOtter- Altar; auf ^
der Vase von Volci §. 356. A. 4; auch beim Kampf mit Ephialles
(§. 143, 1); nackt dagegen der von Poseidonia (§. 355, 3).
5. Aus Phidias Werkstatt die grossartige Figur in dem W. Giebel
des Parthenon, nach Carrey's Zeichnung mit ausgespreizten Filssen stehend,
mit schwellenden Adem an der Brust, §. 118. [Marbr. du C. Elgin p. 20 f.]
Von zwei Korinthischen P.-Bildem , auf dem Istbmos und zu Kenchreae,
§. 252. A. 3. Ein P. nebst einer Hera zu Korinth gefunden, Winck. VI.
S. 199, in Udefonso nach Heyne's Vorles. S. 202. In Tenos neun Ellen
hohe Statuen des P. und der Amphitrite von Telesias dem Athener, nach
Philochoros p. 96.
6. Ein P.-Kopf, der das durcheinandei-geworfene Haar zeigt, vielleicht
von Ostia, M. Chiar. 24. Ausgezeichnet der am Bogen des Augustus zu
Ariminum (§. 190, 1, II.). Sehr gestrSubtes und wild geworfenes Haar
hat die Bronze eines stehenden und sich an einen Kontos lehnenden P.
▼on besonders rauhem Ansehn, Ant. Ere. VI, 9. Einen trotzigen Gharaktei* ^
auch der Sopf einer Mediceischen Statue, Winck. W. IV. S. 324. Tf. 8 a.
Einen milderen dagegen (placidum caput in der sinnvollen Stelle Virgil s)
die meisten K5pfe auf M., z. B. auf der der Bruttier (Noehden 1), wo P.
ein Diadem hat, wie 6fter (Tassie p. 180). [Das Meer Qberschauend auf
MQnzen von SoluntJ Die erhabenste Bildung bat der Kopf auf den M.
528 Mytholog^ische Gegenstande der b. K. [355]
des Antigouos, D. A. K. 52, 231. [Clarac pi. 1002. n. 2723. Eine Maske
in buntem Alabaster in Parma, zeus&hnlich, trotzig, mit Rohrbl&ttem im
Haar, M. d. I. III. tv. 15, 4. Ann. Xtl. p. 120. Kopf des P. d*Agincourt
fragm. en terre cuite pi. 3, Guattani 1784. p. XIV. tv. 8. Eine Henne
des M. Borl)onico Clarac pi. 749. B.]
355. Doch sind grade bei Poseidon die Modiflcationen
des Grundcharakters auch schon in Werken der altgriechischen
Kunst so bedeutend, dass man das AUgemeine nicht immer
leichl festhalten kann. Sie hangen eng mit den verschiede-
nen Stellungen des Korpers zusammen. Hauptformen sind,
ausser den allgemeinen und bei alien 65ttem gewohnlichen
Stellungen, 1) des grade stehenden und 2) des thronenden
Gottes, 3) der nackte, heftig scbreitende, den Dreizack
schwingende Poseidon, der Felsenspalter und Erderschutterer,
hroaiyntoq, astaix^wv; 4) der bekleidete, und schnell aber
sanft uber die Meeresflache hinschreitende, ein friedlicher Be-
herrscher des Wellenreichs; 5) der, nackt, das rechte Bein
auf einen Fels, eine Prora, oder einen Delphin setzende, sich
darauf lehnende und daruber hinausschauende, ein Sieger im
Karapf und Beherrscher des Unterworfenen; 6) der, halb-
bekleidet, mit geringerer Erhebung des Fusses, ein vvenig
zm*uckgelehnt in ruhiger Wurde stehende, wohl ein Befestiger
und Beruhiger, daqjdhog.
1) Ein P. ogd'og war der von Kenchreae mit dem Delphin
in der R., Dreizack in der L., und der P. Helikonios mit dem Hippokampon
in der R., Strabon VIII. p. 384. Statue PCI. I, 32, G. M. 91 nicht vflllig
sicher restaurirt. [Clarac pi. 743. n. 17%. Ein andrer der Sammlung
Coke pi. 744. n. 1796. A. pi. 749 B. aus den bronzi d'Ercol.]
2) P. sitzend, auf M. der Boeoter, mit Delphin auf der R.,
Triaena in der L., bekranzt, Mionnet PI. 72, 7. Meyer Tf. 30 D. Auch
auf M. des Demetrios Pol. mit Aplustre, Mionn. PI. 70, 9.
3) *P^'i«4 yovv 6 71. TjJ TQialvfj ra 0917, Philostr. II, 14.
>Die rechte Seite war dabei zugleich eingezogen und vorgeschoben ; nicht
bios die Hand, auch der ganze K5rper drohte den Stoss.« Die Sprengung
der Berge war, nach dem Geiste der alten Kunst, auf diesenf Gemftlde
anticipirt. Vgl. Glaudian R. P. II, 179. Eben so ersclieint Poseidon,
alterthdmlich , auf den numis incusis von Poseidonia, Paoli R. di Pesto
tv. 58—62. G. M. 62, 293.
4) P. so wandelnd, mit Dreizack und Delphin in den
[356] Poseidon; seine Umgebung. 529
Hfinden, an der Candelaberbasis » in hieratischem Styl, PGl. lY, 32.
'6. M. 62, 297. (Aehnlich in andem hieratischen Werken Winckelm.
M. I. n. 6.) [Den Dreizack auf der Schulter, Hon. Matth. Ill tv. 10, 1.]
Vielleicht der 77. *En6ntrj£, den Paus. erwfthnt.
5) P. das j^ Bein. 8u£ eineii Fels stellend, kleine Statue bei
L. Guilford; in Dresden 312. Aug. 47 [auf einen Delphin, eine andere
Leplat 61, August. 40, bei Clarac pi. 743, 1798. 1795, u. im Vatican
pi. 744, 1797]; in dem Relief, 2iOega 1; auf den M. des Demetrios,
Mionnet PL 70, 10; oft auf Gemmen (Tassie 2540 ff. Lipp. I, 119). Auf
eine Prora, auf R5mischen M. z. B. des Sextus Pompejus (§. 196. A. 4),
wo er das Aplustre in der R. h^t; auch auf Gemmen. Auf einer M. des
Titus, G. M. 56, 296, bat P. als Weltherrscher den Globus zur Unterlage.
Auch das Bild von Antikyra hatte diese Stellung; bier ruhte der Fuss
auf dem Delphin; die andere Hand bielt die Triaena, Paus. X, 36, 4.
Endlich hatte auch das Isthmische Hauptbild (Eckhel P. gr. 14) diese
Stellung; bier hebt P. mit der L. ein GewandstQck , welches auf den
1. Schenkel fSillt; aus dem Felsen rinnt eine Quelle.
6) Ein solcber P. mit einem Zeus-IQinlichen Gharakter,
zwar spslt, aber nacb einem guten Vorbilde gearbeitet, in Dresden 135.
Aug. 40. P. mit Hippokampen in stolzer Stellung angreifend. MQnzen
Morelli N. Cons. tb. 24, 14. P. Kopf mit zierlich geflochtenem Barte,
ebend. — Eine orientaliscbe Figur war der P. Satrapes der Eleer, Paus.
VI, 25, 6; vielleicht einerlei mit dem Helios-Satrapes , Libanios p. 293. R.
356. Poseidon hat seinen eignen Kreis von Wesen, l
seinen Olynip, um sich, in dessen Mitte er sich befindel,
wie Dionysos in der der Satyrn und Maenaden, Zeus in
der der gesammten liohern Gotterwelt (vgl. §. 402). Man 2
sah ibn in Statuengruppen, und sieht ihn jetzt besonders
auf kleinem Kunst werken, mit der Amphitrite, seiner Ge-
mahlin, fur das Wasserreich (denn seine eigentliche Ehe hat
er nach altera Glauben mit dem Erdreich goschlossen) , und
seinem ganzen keck und phantastisch gebildeten Chor. Die 3
Geliebte des Poseidon, welche zu den schonsten Kunstvor-
stellungen Anlass gegeben, ist die Argivische Danaos-Tochter
und Quelbiymphe Amymone, durch welche der Gott das
durstende Argos zum wasserreichen macht. Bei dem Kampf 4
mit den Giganten zeigt er die erderschutternde und umwal*
zende Macht seiner Triaena; welche ursprunglich nichts als 5
eine Harpune fur den Thunfischfang , einen fur Griechenland
sehr bedeutenden Nahrungszweig, gewesen zu sein scheint.
0. H a 1 1 e r * • Archaaologie. 4. Anil. 34
530 - Mythologische Gegenst^nde der b. K. [356}
2. Werk des Skopas zu Eorinth §. 125, 5. Grosse Gruppe im
Istbmiscben T., von Herodes geweihl, P. u. Amphitrite im Chor der
Seedaemonen, Pau9. II, 1. Qu. de Quincy Jup. 01. p. 372. P. mil Ain<^
pbitrite auf dem Hippokampen-Wagen, von Tritonen begleitet, auf Bronze-M.
von Korintb. P. und die Amph. auf einem Tritonen-Wagen ; die Okeanine
Doris mit Hocbzeitfackebi und Nereiden mit weiblichem ScbmuckgerStb.
kommen ibnen entgegen: schOnes Relief in Mfincben 116. Amph. sitzt
am Giebel des Parthenon binter P. ; auf der Scbale des Sosias (§. 143, 3)
neben ibm, mit einem Scepter mit Seegras. Ibr Kopf mit nackter Scbulter
und losgebundenen Haaren (auf dem Revers Neptun mit Hippokampen
fabrend) auf Denaren der g. Crepereia, Patin p. 95, welchen Gemmen
entsprecben, M. Flor. I, 85, 1—4. Aucb am Bogen zu Ariminum. P. auf
einem Hippokampen -Wagen, von Tritonen umgeben, oft auf Gemmen
(viele neu), Lipp. I, 120—122. Tassie I, p. 182. Hirt Tf. 2. P. auf seineni
Meergespann, berrlicber Stein, Semilasso in Afrika III. S. 213. Ueber die
Hippokampen Voss Mytbol. Br. II. S. 184. 221 flf. — Eine sebr scbOne
Bronze des P. bei L. Egremont scbien mir in der L. den Trident, in der
R. den ZCIgel gebalten zu baben. Anialth. III. S. 259. [P. und Aphrodite
mit den Namen auf einer Quadriga, Elite c^ramogr. Ill, 15 ; P. FlQgelrosse
fabrend, Hermes, eine G5ttin, Gerhard Auserles. Vas. I, 10, Elite III, 16;
P. auf einer Quadriga, umber Tritonen, Nereiden, Eroten auf Seerossen
und Delphinen, Hosaikfussbod^n , Montfaucon Suppl^m. I, 27; P. und
Amphitrite, Zo?ga Bassir. tv. 1; P. mit Dreizack und einem Fisch, Ger-
hard a. a. 0. Tf. 11. Elite III, 4, P. eben so, Athene, Hermes UI, 13,-
P. den Fisch hinreicbend einem Junghng (Pelops?) Elite HI, 6. 7. 8.
P. Amphitrite, mit Namen, und . • . SINH, auf einer Vase sitzend, eine
Nymphe, das. pi. 27. P. mit Dreizack und Fisch und Dionysos, beide
reitend auf Stieren, Gerhard Tf. 47.]
3. P^ u. Amymone, Statuengruppe in Byzanz, Ghristod. 65, wo
Amym. sass und P. ibr als Brautgabe den Delpbin, das Wassersymbol,
darreicbte. Gem§lde« Pbilostr. I, 8, wo P. auf Hippokampen beranfabrend
sie Qberrascht, fthnlich wie auf Gemmen, Bracci tv. 100. vgl. Welcker
p. 251. Auf andern verleibt P. ibr eben die Felsenquelle, Impr. del
rinst. 1, 64. Auf dem Wandgem. M. Borb. \T, 18 flflcbtet sich Amym.,
vom Satyr erscbreckt, in die Arme des P. Anders wieder auf Vasengem.,
Millin H, 20. G. M. 62, 294; Boettiger Amalth. H. S. 286; Laborde I, 25;
[M. d. I. IV, 14. 15, Cav. Gargallo-Grimaldi Ann. XVn. p. 38. P. Amy-
mone verfolgend Gerhard Auserles. Vas. I, 11, 3. 65, 2. Elite c^ramogr.
in, 20—22. P. stebt vor ibr und halt ibr einen Fisch bin 25, sie hat
ibn angenommen 23. 24, er spricht zu ihr, die auf einer Vase sitzt 26.
P. Amymone, Aphrodite, . Eros mit Namen 27. Zwei Vasen mit P. die
Amymone v^i*folgend bei Barone in Neapel beschreibt Minervini Bull.
[356J * Poseidon; seine Umgebung. • 531
Napol. II. p. 61. Das. ist p. 57. tv. 3 eine merkwtirdige Vase aus Basi
licata edirt, P. und Amymone wie thronend unter einem WassergewOlbe,
ein Thalamos wie Philostratus Im. II, 8 einen beschreibt. P. und Amy-
mone Gerhard Etr. Spiegel I, 64.] Amym. mit Dreizaek und Krug, Gemme
bei Wicar G. de Flor. I, 91. Als Jungfrauenrguber erscheint P. aucli auf
M. von Eyme (Cab. d'Allier de Hauteroche pi. 13, 27) u. Adramyttion
(Eekbel Syll. tb. 4, 3). [P. verfolgt AIBPA, die einen Korb bait, M.
Gregor. II, 14, 1. Gerhard Auserles. Vas. I, 12, l^ite III, 5; das. pi. 19
der Korb auf dem Boden stehend; sie wird bei der hSuslichen Arbeit
Qberrascht.]
4. P/s Kampf mit Ephialtes (§. 143, 1). [Die Vase bei Millingent
Anc. mon. I, 7. 8 auch D. A^K, I, 44,^08. Elite c^ramogr. I, 5. Eine'
andere bei Millingen pi. 9.^ Elite I^ 6.] Neptun, NEQVNVS, Berge'
spaltend , Gamiol aus Vulci, Gent. Ill ,3. P. zu Rosse mit dem Giganten '
Pojybotes kSlmpfend , Pans. I, 2, 4. P. den Laomedon verfolgend, Etrusk. j
Bronzearbeit , Inghir. Mon. Etr. IB. t. 17. Ragion. 5. — P. als Nebenfigur
bei Eiuropa (§. 351. G. 3) und Perseus Gorgonen-T5dtung (§. 414). Kampf
mit Pallas §. 371. P. in seinem Reiche thronend uilO den Theseus
bewillkommnend, dem Amphitr. einen Kranz reicht (Pans. I, 17, 3), Vase
von Void, M. I. de Inst. 52. Eben so erklftrt nach Broendsted, Ann. V.
p. 363. Panofka. [Luynes Vases p. 21. 22. vgl. Ann. XII. p. 253. Ab-
schied des Achilleus von seinem Grossvater Nereus. Elite c^ramogr.
Ill, 9. 10.] Beim Kampfe mit Pityokamptes §. 412.
5. Ueber die Triaena, fuscina, Boettiger Amalth. II. S. 306. Xoyzf^s
in Sophron's Thynnotheras Etym. M. p. 572. Die Triaena erscheint auf
M. von Tarent (R. Rochette Lettre k Luynes pi. 4, 37) als Thunfisch-
Harpune. P. als Thunfischw^chter auf einem Felsen sitzend, auf Byzant. M.
P., Herakles, Hermes als Vorsteher einer Thunfischwarte in dem alter-
thQmlichen Vasenbilde bei Christie Gr. Vases pi. 12. p. 81. [G. M. n. 466.
Elite c^ramogr. I, 14. Rathgeber in der Zeitschr. f. A.W. 1839. S. 333 ff.
weist den sitzenden Hermes in Mflnzen der Seestadt Carteia nach. Hr. de
Witte sah in Athen an einer Vase des Hrn. Edm. Lyons einen angelnden
Hermes und versicherte noch eine andere Vase mit dieser Vorstellung zu
kennen. Seltsam ist ein Sardonyx in den Engravings of the principal
statues, busts etc. of H. Blundell II. pi. 151 mit der Unterschrift Mercurius
piscator manium. Der angeblicbe Mercur, nackt, mit Chlamys, ohne alle
Attribute, h< an einem Band um den ausgestreckten Arm einen halb
aus dem Grand hervorragenden Mann von gleicher Gr<)sse; eine andere
ahnliche Flgur steigt aus dem Grand auf.] Den Thunfisch, den P. bier
in H&nden h<, reichte er in einem fdten Gemfllde im T. der Artemis
Alpheioa in Pisatis, dem die Athena gebSrenden Zeus dar, Athen. VIII.
p. 346, vgl. mit Strab. VIII. p. 343. — Thron des P. auf einem Relief
532 * Mythologische Gegenstande der b. K. [357]
in S. Vitale zu Ravenna, Schrift von Belgrado, Gesena 1766. Montf.
Suppl. I, 26. 6. M. 73, 295.
4. D e m e t e r.
1 357. Demeter, welche in dem hier befolgten Zwolf-
gotter-System , wie in mehrern mystischen Culten, mit dem
Poseidon verbunden wird, ist die nahrende Natur als Mutter
2 gefasst. Dies ist der wesentliche Grundzug ihres Cultus
und Mythus, dass sie ira Verhaltniss zu einem Kinde gedacht
wird, dessen Verlust und Wiedergewinnung ganz geeignet ist,
3 alle Seiten des inutterlichen Geffihls zu entfalten. Diesen
Charakter und dies Verhaltniss, auf rein menschliche Weise
gefasst, legt die ausgebildete Kunst ihren Darstellungen zum
Grunde, nachdem die friihere versucht hatte, mystische Vor-
stellungen von Naturverhaltnissen in zum Theil sehr seltsamen
4 Bildern auszudriicken. Obgleich auch in Sicilien beruhmte
Bilder der Gottin waren, gebuhrt doch die Ausbildung des
Ideals der Mutter und der Tochter wohl grosstentheils der
5 Attischen, zum Theil erst der Praxitelischen Kunstschule. Im
Weihetempel von Eleusis war wahrscheinlich eine chrysele-
6 phantine Statue der erstern Gottin. Demeter erscheint matro-
naler und miitterlicher als Hera, der Ausdruck des Gesichts,
welches nach hinten das Oberkleid oder ein Schleier verhuUt,
7 ist weicher und milder; die Gestalt erscheint, in vollst&ndig
umhuUender Kleidung, breiter und roller, wie esj der All-
mutter {'rrafifiTjTujQ , nayyBvireiQo) ziemt. Der Aehrenkranz,
Mohn und Aehren in den Handen, die Fackeln, der Frucht-
korb, auch das Schwein neben ihr sind die sichersten Kenn-
8 zeichen. Nicht seiten sieht man die Gottheit allein oder mit
ihrer Tochter thronen; doch ist man eben so gewohnt, die
fruchtspendende Gottin uber die Erde hiii schreiten zu sehn.
1. Greuzer Symbolik Th. IV. Der grosse Gegensatz in der Griechischen Re-
Ijgionsgeschichte, zwischen dem Gult der Ghythonischen und der Olympiscben
Gutter, ist in der plastischen Kunst so ausgeglichen, dass die eigenthumlichen
Empfindungen des erstern keinen rechten Ausdruck darin gefunden haben.
3. Von der schwarzen D. zu Phigalia g. 83. A. 3. Anstreifende
altere Darstellungen : D. (oder Kora ?) mit Zeus als Schlange, auf M. yon
534 Mythologische GegensUlnde der b. K. [358]
auf M. von Segeste, Noehden 8, mit dem Haametz um das Hinterhaupt
und der Aehre. [Clarac pi. 1002. 1003. n. 2725—2736.]
7. [Theokrit YII, 157 dgayiicctCL xa2 fidxavag iv ufiipoTiifrjciv
ixoicaJ] Clarac pL 424^438. Interessant die Petersburger Statue pi. 431, 779.
Kora? Sichere Statuen der D. sind selten. Eine colossale mit erg^nzten
Attribute!! PCI. II, 27. M. FraiKj. IV, 11. Bouill. I, 3. M. Nap. I, 69.
Hirt 3,6. Sehr erg^zt die M. Gap. Ill, 9, so wie 6. Giust. I, 29. 30.
Sicber, aber wohl Portrat, die im L. 235. Perrier 70. Borgb. St. 9, 10.
Bouill. I, 6. Clarac pL 279. Zwei andere Borghes. Bouill. 4. 5. vgl.
in, 5, 5. Statue in Berlin, Cavac. Race. I, 53. Axnaltb. II. S. 357. In
Neapel, Gerbard N. Ant. S. 28. R5merinnen als D. u. Kora §. 199. A. 7.
205. A. 4. Eine stebende D. von edler Form, auf M. von Sardis, N. Brit,
n, 10. — In Terracotta's aus Grossgriecbenland, namentlicb zu Berlin,
bat D. den Modius auf dem Kopfe, die verbQlIte Cista in der L., ein
Sebweincben in der R., zum Tbeil aucb einen Bauscb des Gewandes, wie
Uriptolemos. Vgl. Goetbe XLIV. S.< 211. R. Rocbette M. L p. 336.
D. in pr&cbtigem CostQm, stebend, mit grosser Fackel und Frucbtkorb.
Wandgemftlde, Iff. Borbon. IX, 35.
8. D. tbronend, mit Scblange zu Fussen. Fackel und Aebren in
der Hand, auf einem Denar des Memmius Quirinus, der die Graeca sacra
Cereris in Rom einfQbrte. D. tbronend mit kleiner Fackel u. Aebren,
wenn nicbt Erg&nzung, Guattani 1787, Clarac pl. 433. n. 786. Relief im
M. Pourtal^ pl. 18. Procession zu D. mit Modius und berabrollendem
Haar und Kora mit aufgebundenem Haar. Mit Attributen reicb ausge-
stattet ist die tbronende I), eines Pompej. Gem^des, Zabn 25. M. Borb.
YI, 54. D. mit Aebren, Scblange, Ameise, Mond, tbronend, Gori Gremmae
astrif. I, 109. vgl. 107. Statue der D. tbronend, mit Scbwein und Kub,
Mon. Mattb. I, 71. Terracottabilder der beiden GCttinnen (ro ^ea>), aucb
mit dem Jakcbos in der Mitte, aus Praeneste,' l>ei Gerbard Bildw. 2 — 4.
D. scbreitend, zwei Fackeln vor sicb binbaltend, mit bewegtem Ge-
wande, auf Kaisermunzen von Kyzikos. Eben so auf Denaren der g. Vibia,
mit 'der Sau neben ibr. D. mit Fackeln und Aebren ^von einem Stier
schnell dabin getragen, Lippert Suppl. 68.
[JEMETEP auf einer Quadriga, geleitet von ApoUon und Artemis,
Hermes und vielleicht Atbene, nacb einer nocb nicbt aufgeklSrten Art
mannigfaltiger Darstellungen , mebr auf den Cultus als den Mytbus, wie
es scbeint. bezflglich, Vase von Volci, Gterbards Auserles. Vas. I, 40.
Aehnlicb Tf. 53, far Kora genommen, und Tf. 76.]
1 358. Die weitere Entwickelung des Charakters der
Demeter hangt , wie im Cultus , $o in der Kunst , von dem
[358] Demeter; Kora; grftssere Compositionen. 535
Verhaitnisse ab, in dem sie zu ihrer Tochter gedacht wird.
Beim Raube der Kora wird sie als eine erziimte , schwer
gekrankte Gottheit gefasst, welche den Rauber mit Fackeln
in den Handen, das Gewand fliegend, auf einem seltner mit
Rossen, gewohnlicher mit Drachen bespannten Wagen verfolgt.
Von diesem gewaltsamen Raube ist die alljahrlich sich er- 2
jieuernde Herabfuhrung der Persephone und ihr Abschied von
der Mutter zu unterscheiden. Gegenuber steht diesen Scenen 3
das Emporsteigen der Kora aus der Erde und ihre Hinauf-
fiihrung zum Olymp, gemeiniglich in Begleitung der Fruh-
lings -Hora. Mit dem Emporsteigen der Kora wird die *
Ertheilung der Segnungen der Demeter als gleichzeitig und
engverbunden gedacht; Triptolemos ist es, der sie von
der nun versohnten und huldreichen Gottin empfangt und auf
seinem Drachenwagen durch die Lander verbreitet. Auch ein 5
dem Triptolemos nah verwandter Heros des Ackerbau's, Bu-
zyges, erscheint in Verbindung mit der GSttin. Die Tochter 6
der Demeter, Kora, hat wenig Individualitat in der Kunst
erlangt, sondern wird grossentheils durch die scharfer charakte-
risirten Wesen bestimmt, mit denen sie in Verbindung steht.
Einerseits ist sie eine nur jugendlich zarte und jungfraulich 7
bekleidete Demeter; andererseits ist sie •als Hades Gemahlin
die strenge Herrscherin der Unterwelt, eine Stygische Hera;
nach ihrer Ruckkehr aber zur Oberwelt in mystischer Religion
die Braut des Dionysos (Liber et Libera), von dem die Be-
kranzung mit Epheu und die Bacchische Begleitung auf sie
ubergeht. Der mystische Jakchos, das Kmd von dunkler 8
Herkunfl, an der Brust der Demeter, war eine seltene Vor-
stellung der alten Kunst.
1. Zahlreiche Sarkophagen (wo der Oegenstand als eine HofTnung
der Unsterblichkeit genommen wird) zeigen, entweder in drei Gnippen
die Blumensammlung, den Raub und die Yerfolgung, oder bloss zwei
davon. S. Welcker Zeitschr. I, 1 nebst dem Nachtrage, Ann d. Inst. V.
p. 146. Sarkophag in Barcelona, Laborde Voy. pitt. T. I, 2. Welcker
Tf.' I, 1. !2. 3. In Mazzara ein schCner Sarkophag der Art, bei Houel I.
pi. 14 (auch Buzyges als Pfltiger dabei). PCI. V, 5. G. M. 86, 339 (viel
€rganzt); M. Cap. IV, 55. Hirt 9,5; ZoSga Bass. 97. Creuzer Tf. 12;
O. Giust. II, 79. 106. 118; Bouill. HI, 35. Clarac pi. 214 aus V. Borgh.
^D. sitzt hier auf dem Stein Agelastos); Amalth. III. S. 247. [Der Sarko-
phag in Aachen Jahrb. des Alterthumsvereins in Bonn V. Tf. 9. Urlichs
536 Mythologiscbe GegensUlnde der b. K. [358}
S. 378; der in GatUijo in E. Brauns Ant. Marmorwerken II, 4. Einer ist
auch in Rafifadale, acht Miglien Ton Girgenti, in der Hauptkirche; eine
Yorderseite an dem Pallast der V. Massimo bei dem Lateran vorn mit
andem Reliefen eingezogen, und eine andere in London bei dem Archi-
tekten Soane, Descr. of the house and museum — of Sir J. Soane, L. p. 43.
Von gemalten Vasen stellen den Gegenstand dar die Hopesche bei Millingen
Anc. uned. mon. pi. 16, Dubois Maisonn. pi. 20, Obereinstimmend , wenn
nicht eins, mit Tischbein III, 1; eine des M. Etr. du Prince de Canino-
n. 1690. (Pluton entraffl Persephone, Rv. Herakles); die Kylix aus Vulci
M. Gregor. II, 83, 2, die EntfiShrung inwendig, mit Pluton auf beiden
Seiten aussen, dem von einem JQngling eine Granatblflthe hier, eine
Granate dort gereicht wird, Ann. XVI. p. 141; an zwei Vasen sah die
Entfuhrung Cav. Gargallo 1842 in Anzi in Basilicata, hinter dem Pluton
Demeter mit der oben gekreuzten Fackel, neben ihm ein gefliigelter Wagen-
lenker. Pluton verfolgt drei GOttinnen an einer Vase Biscari, Berliner
Kunstbl. 1829. S. 68. An einer Etruskischen Vase die Entfiihrung und
Unterweltsscenen, Archaeolog. Zeit. 1846. S. 350.] Der Homerische Hymnus,
welcher die Eleusinische Sage darstellt, liegt zum grossen Theil zura
Grande; NebenroUen spielen Pallas und Artemis (V. 426), Hekate, Helios,
Hermes, die Nymphe der naclXixogog nrjYVt ^^s (pgiaq avd'ivov (Kyane
aus Sicilien nach Andern), Gaea, Styx, Acheron, verschiedene Eroten
(nach andern Hesperos und Phosphoros). Auf M. von Enna {HENNA ION)
sieht man D. die Fackel zdnden, und dann auf einem Wagen mit Rossen
(die mtere Vorstellung) den Hades verfolgen N. Brit. pi. 4, 5. Die ver-
folgende, fackeltragende D. auf dem Drachenwagen sieht man auf M. von
Athen, Stuart Ant. II, 2 vign., Kaiserm. von Kyzikos, Nikaea, Magnesia
(wo D. in sehr wilder Bewegung); auch auf Denaren der g. Vibia und
Volteia. In einer Statue Borghese (?) Clarac pi. 433. n. 787. Der Hades
und die sich strftubende Kora auf dem Viergespann, eine Schlange au»
dem Boden zdngelnd, auf Kaiser-M. von Sardls und andern Asiat. StSdten*
Gem&lde der Hinabfahrt, Baitoli Nason. 12.
2. Nach Plln. bildete Prax. Proserpinae raptum, item Gatagusam,.
d. h. die die Perseph. nach der Unterwelt geleitende, entlassende D. [Die
ihre Tochter zurCickfClhrende, so dass kein anderer Unterschied ist al&
zwischen Mythus und Bedeutung.] So offenbar in dem Vasengem&lde bei
Tischb. Ill, 1, vollstandiger Millingen Un. Mon. I, 16, wo der Abschied
v<)llig ruhig und freundlich ist.
3. Auf dem Relief Bartoli Adro. 53 (zweite Ausg.). Hirt 9, 6.
G. M. 87, 341 steht die Abrafung aus dem Hades dem Raube gegendber
als Anfang der avodos; die Hora des Frdhlings ist dabei, denn es
ist die Zeit der ' Av^^atriQut, [Dasselbe M. di Mantova I. tv. 3. vgl.
G. Brunn im N. Rhein. Mus. IX. S. 471 ff.] So ist auch, auf der Pracht-
vase A. 4, die Hora bei Persephone in der avodog. Auf einer M. von
\
[358J Demeter; Kora. 537
Lampsakos erbebt sich Kora aus der Erde, mil Aehren und Weinlaub
bekrftnzt, Millingen Anc. coins 5, 7; eben so steigt sie empor, in Gegen-
wart von Hekate, Hermes u. Demeter, deren Namen dabei stehn, auf einer
Vase in Neapel, Millingen p. 70. Reliefs, welche die RQckfQhrung der
Kora vorstellen (?), Gerhard Ant Bildw. I, 13. Neapels Bildw. S. 110.
[Die Reliefe gewiss nicht; Tielleicbt das archaische Gemftlde. Gerhard
Anserles. Vas. I, 73, und das neuere I, 76, zu dem aber als RQckseite
nicht Triptolemus I, 75 geh(^rt, sondern Herakles von Nike bekr§nzt,
Roulez Melanges IV, 7. p. 572.] Voicentische Vasengem. Gerhard Ann.
d. Inst. III. p. 37. Wiedervereinigung der beiden Gottheiten auf der
M. von Anton. Pius (Laetitia) G. M. 48, 340.'
4. Triptoleraos Aussendung erscheint besonders schOn [in einer •'
Metope des Parthenon nach Carreys Zeichnung. Broendsted Reise II. S. 209.
Tf. 47, 13], auf der Poniatowsky'schen Vase, s. Visconti Le pitture di un
antico vaso. 1794. Millin Vases II, 31. G. M. 52, 219. Greuzer Tf. 13.
Boettiger Vasengem. VIII. u. IX.: zu oberst Zeus, dem Hermes die Vol-
lendung der Begebenheit meldet; dann Kora in der avoSog; unten die
segenspendende D., Tript. dem Dionysos fthnlich u. die T5chter des Keleos.
Andre Vasengem. stellen Tript. Zug einfacher dar (wobei oft die Attribute
mehr auf ApoUon's RQckkehr von den Hyperboreem deuten) [dem wider-
spricht mit Recht Panofka Cab. Pourtal^s p. 86]. S. Tischb. I, 8. 9. IV,
8. 9. Hancarv. Ill, 128. Laborde 31. 40. 63. Millingen Un. Mon. I, 24.
Panofka M. Bartold. p. 131. Besonders die Nolanische Vase, M. I. d. Inst.
I, 4. Ann. I. p. 261 mit den Namen JrjfnjTjjQ, TQinroXsfioSj 'Exarrj,
und die Voicentische, Inghir. Pitt, di vasi fittili 35, mit JsfisTBQj Tgi-
nTolBfiO£f neQO(pavcc (d. i. UfQaifparttt), Zu den prachtvoUen Triptolemos-
vasen gehOren die im M. Pourtal§s von S. Agata de' Goti pi. 16, Demeter,
Tript. Kora, Artemis und Hekate, nach Panofka Phoebe, Hilaira, Rv. Dio-
nysos [wie Oflers], die Vase Gualtieri im Louvre, Tr. Rehjagd, Kampf des
Erechtheus u. Eumolp?, ein Oxybaphon von Amientum in Neapel. [Vol-
centervasen bei Gerhard Auserl. Vas. 1, 45. Tr. allein, Tf. 46. 75 zwischen
Demeter, Kora, Dionysos -Hades, in schwarzen Figuren Tf. 41. Tr. von
Hermes gefdhrt, Tf. 42. 44 mit Dem. Kora, Hades, Tf. 43 zwischen zwei
Stefblichen. Unter den umgebenden GOttinnen vielleicht hier und da
solche wie Theoria, Mystis, Telete u. s. w. Eine schdne Triptolemosvase
auch Vasi Feoli n. 1.] Sehr einfach, aber sinnreich, ist die Ertheilung des
Getreides an Tript. (der hier eine Art Hermes ist) unter Zeus Obwalten
gefasst, an der runden Ara aus Pall. Colonna, Welcker Zeitsclir. I, 1.
Tf. 2, 1. S. 96 ff. Creuzer Tf. 37 nebst der abweichenden Erkfarung S. 16.
[Guigniaut R61. de Tantiqu. pi. 84. n. 551 b. Explic. p. 226.] Tript, mit
dem Petasos des Hermes, auf dem Drachenwagen fahrend, M. von Athen,
N. Brit. pi. 7, 3. vgl, Haym. I, 21. Tript. auf dem Fiageldrachen-Wagen,
538 Mylhologische GegensUlnde der b. K. [358]
Korn aus der Chlamys streuend, auf Kaiser-M. von Nikaea (sclidii Descr.
n. 233). Hunter tb. 9, 4. Dieselbe Figur erscheint, als ein Lydischer
Heros Tylos auf M. von Sardis, Ann. d. Inst. II, p. 157 (bei Xanthus Thylo
vom Drachen getodtet, durch ein Kraut hergestellt. Plin. XXV, 5); wie
auch ein Tript. mit Punischer Umschrift auf einer Gemme, Impr. d. Inst.
II, 37, vorkommt. D. thronend.. Tript. auf dem Drachenwagen abfahrend,
Lipp. I, 111. Das Mantuanische GefSss (§. 246. A. 1) stellt D. als Gott-
heit der Fruchtbarkeit mit Kora aus einer Grotte hervortretend, dann mit
Tript. auf dem Wagen, und von den Horen begrusst vor. [H.R.G. im
Kunstbl. 1827. S. 375.] - Ueber Germanicus- Tript. §. 200. A. 2, c.
[Broendsted Reise II. S. 212.]
5. D. und Buzyges (oder auch Triptolemos) auf einer Paste, Schlichte-
gi-oU 39. D. Kopf, auf der Rflckseite ein Gespann Och'sen, auf Denaren
der g. Cassia.
6. 7. K6pfe der Kora §. 357. A. 6. [Kora scheint die colossale
sitzende Figur mit dem Modius auf dem Haupt, aus schwarzem Marmor,
in Villa Pamfili, bekannt als Kybele, von der sie nicht das mindeste
Zeichen hat. Kora sitzend, lebensgross, Granatapfel in der Linken, in
der Rechten eine Blume, Wandgem&lde aus einem Grab in Nola, durch
D. Schuiz nach Berlin befSrdert. K6pfe von Mflnzen Clarac pi. 1003.
n. 2737—2747. Unter den kleinen Thonfiguren aus Grabern, als Pallas,
Aphrodite, Demeter, ist haufig auch Kora, einen Apfel auf die Brust
haltend oder sitzend mit einer Schale, worauf Aepfel liegen, z. B. in der
sch5nen Sammlung des Duca di Sperlinga in Neapel. Vgl. Gerhard Ant.
Bildw. Tf. 96—99.] Persephone neben Hades §. 397. M^t Dionysos in
Doppelhermen §. 383. A. 3. Auf einer Homonoeen-M. von Kyzikos mit
Smyrna, Mionnet Descr. 195, Kora, mit Epheu bekr3.nzt, eine Fackel
haltend, auf einem Kentauren- Wagen in Bacchischem Zuge. Auch der
grosse Vatic. Cameo (§. 315. A. 5) stellt Kora, mit Epheukranz und
Aehren, neben Dionysos auf dem Kentauren -Wagen dar. Eine Vase von
Volci stellt Dionysos alterthdmlich, zwischen zwei brennenden Alt^ren,
neben denen D. libirend und Kora mit Fackeln stehn, dar, Inghir. Pitt,
di vasi fitt. 37. Eine andre, Micali tv. 86, 4, Kora mit Epheu bekrftnzt,
zu Wagen, von Hermes geleitet, Dionysos voran, ausgelassene Satym
umher. Der Athenische Sarkophag, Montf. I, 45, 1, zeigt D. sitzend zwi-
schen Dionysos und der zurdckgekehrten Kora und die gleichzeitige Ab-
fahrt des Triptolemos [von de Boze in den M6m. de TAcad. des Inscr. IV.
p. 608, jetzt in Wiltonhouse Gerhard Ant. Bildw. Tf. 310, 1. Rdckkehr
der Kora Xsvmnnos das. Tf. 316. 317.] ' Vgl. §. 384. A. 3. Die Horen
sind der Persephone Gespielinnen , wenn die Moeren und Chariten sie
herauffQhren. Orph. Hymn. 43 (42), 5.
8. D. mit einem Kinde, Jakchos oder Demophon, an der Brust,
[359] ApoUon, Charakter in der ftltern Kunst. 539
Athenische M. N. Brit. 7, 7, vgl. Gerhard Prodr. S. 80. Jakchos als Knabe
neben ibr §. 357. A. 8. [Demeter, Kora und Jakchos im hinteren Giebel-
felde des Parthenon. Jakchos als Knabe Gerhard Tf. 312, als JOngling
T. 313.]
D. Symbole, Fackel u. Aehren, artig verbunden auf M. von Theben,
N. Brit. pi. 6, 9. Ueber die QuerhGlzer der Fackel Avellino Ann. d. Inst.
I. p. 255. Schlangenumwundne Fackeln auf M. Ton Kyzikos G. M. 106,
421. Gesenkte und erhobne Fackel im Dienste der D., auf M. der Faustina L
Vaillant De Camps p. 29. Throne der D. u. des Dionysos Bouill. Ill, 75.
[M. Piocl. VII, 45, 44.]
5, Apollon.'
359. Phoebos Apollon war, dem Grundgedanken seines 1
Wesens nach, ein Gott des Heils und der Ordnung, der
im Gegensatz mit einer feindlichen Natur und Welt gefasst
wurde. In Beziehung auf die Natur 1st er der den Winter
mit seinen Schrecken vertreibende Gott der heitem Jahres-
zeit ; im menschlichen Leben ein Gott, der den Uebermuthigen
vemichtet, den Guten schutzt; er wurde durch Suhnopfer
reinigend, durch Itfusik das Gemuth beruhigend, durch Weis-
sagungen auf eine hohere Ordnung der Dinge hinweisend ge-
dacht. In altester Zeit genugte, um an die schutzende und 2
heilbringende Macht des Gottes zu erinpern, ein konischer
Pfeiler, auf die Strasse gestellt und Apollon Agyieus genannt
(§. 66. A. 1). Eine sinnvoUe Symbolik, die besonders 3
auf dem Gegensatze der Waffen und der Kithar , welche bei
den Griechen an eine friedliche Stimmung der Seele er-
innerte, und unter den Waffen wieder besonders des gespann-
ten und des schlaffen Bogens, des offnen und geschlossenen
K5chers beruhte, machte es schon der werdenden Kunst
moglich, die verschiedenen Seiten der Vorstellung des Apol-
lon auszudrucken. Rustete man ein alterthumliches Pfeiler- 4
bild mit Waffen aus, wie es imgefahr am Amyklaeischen
Apollon geschah (§. 67): so ubervvog die Vorstellung des
furchtbaren, strafenden, rachenden Gottes, welches in mehrem
alten Idolen der Fall war ; gewiss wurde aber auch fruhzei- 5
tig die Kithar, als Sinnbild des beruhigten und beruhigen-
den Gottes, an alte Holzbilder angehangt; und aus der
Kretischen Schule, welche slch besonders durch Darstellungen
540 Mytbologische Gegenstftnde der b. K. [359]
des Apollon beruhmt machte, ging der Delische ApoUoncoloss
hervor, der die Chariten mit musischen Instrumenten , Lyra,
6 F15te und Syrinx , auf der Hand trug. Apollon war ein
Lieblingsgegenstand der grossen Kiinstler, welche Phidias zu-
nachst vorhergingen, unter denen Onatas den Gott als einen
zum Jungling reifenden Knaben von grossartiger Schonheit
7 darstellte. Im Ganzen wurde indess Apollon damals reifer,
mannlicher gebildet, als spater, die Glieder starker, breiter,
das Gesicht runder, kurzer; der Ausdruck mehr ernst und
streng, als lieblich und reizend; meist unbekleidet, wenn er
nicht als der Pythische Kitharod gefasst wurde. So zeigen
ihn zahlreiche Statuen, die Reliefs des Dreifussraubes, viele
8 Vasengemalde , auch Munzen. Auf diesen fmdet man die
altre Fomi des ApoUonkopfes, oft sehr anmuthig ausgebildet,
aber im Ganzen als dieselbe, bis auf Philipps Zeiten herab.
Der Lorbeerkranz , und das gescheitelte, langs der Stim zur
Seite gestrichne, gewohnlich im Nacken herab wallende, bis-
weilen indess auch aufgenommene und zusammengesteckte
Haar {dxeQceHonrig) ^ dienen hier besonders zur Bezeichnung
des Gottes.
1. Hiebei liegen des Verf. Dorier B. II. zum Grunde, nach sp&tem
Untersuchungen wenig modificirt. [Ein grosses, wenig geordnetes Material
and nach einer eignen , ErklSrungsmethode bietet fast der ganze 2. Bd.
der Elite c^ramographique. A. pi. 1^6, 29, mit Artemis 10—14. 25. 28.
31—35, mit Artemis u. Leto 23 B. 26. 27. 29. 36, mit andem G^ttem,
Dionysos, Athene, Poseidon, Hermes bis 97, wobei manches Fremdartige
unterlauft. In Gerhards Auserles. V. I, 20-30. 80. A. Art Leto, 13—17.
68. A. mit andem Gdttern. In Gerhards Etr. Spiegeln I, 78. A. Art.
Leto, 77 dieselben u. Moira. Glarac pi. 475—496. 544.]
3. Von dem Gegensatze des Bogens und der Kithar Horaz C. II,
10, 13. Paneg. in Pison. 130. Serv. ad Aen. Ill, 138. Pausias
Qbertrug ihn auf Eros, Paus. II, 27, 3. Ueber die condita tela,
Carm. sec. 34, und den geschlossenen Richer vgl. Ant. di Ere. II.
p. 107.
4. A. bei den Laked&moniem vierarmig (vgl. Libanios p. 340 R.);
in Tenedos mit dem DoppelbeiJ (so hSufig auf Kleinasiat. MQnzen);
mit goldnen Wafifen, igvcamg^ bei Homer. Dorier I. S. 358. — A. bSrtig,
auf einer Vase von Tarquinii, Ann. d. Inst. III. p. 146, auf M. von
Alaesa, Torrem. tb. 12. [Die Vase ist abgebildet in Gerhards Trink-
schalen Tf. 4. 5. BSrtig ist A. auch bei e'ner Geburt der Athene in
[359J Apollon, verscliiedeue Darstellungsweben. 54]
(lessen Auserl. Vas. I. I. vgl, S. 117. AniD. 64, wo noch zwei andre
Beispiele angefQhrt sind; der Bart de^ A. jedoch kleiner als der des Zeua,
542 Mytbolo^sche GegensUnde der B. K. [360]
Empr. 248) mil flber den Nacken aufgebundenen Haarflechten. Mit herab-
wallendem Haar und Lorbeerkranz , in einer sich sehr gleichbleibenden
Form, erscheint der Kopf auf M. von Cbalkis §. 132. A. 1, Mionnet Suppl.
ni. pi. 5, 8 Empr. 709 sq. Landon I, 11, von Gales, Nola, Suessa,
Pella, Leucas, N. Brit. 2, 7. 3,4. 6. 5, 1. 22, von Megara, Mitylene,
Kroton, Land. 7. 35. 80, von Syrakus, Noehden 16. Aehnliche Gremmen-
kOpfe Lipp. I, 49. Mit aufgebundenem Haar auf M. von Katana, Noehden 9.
Die Phokischen M., Empr. 577. Land. I, 14, wahrscheinlich aus der letzten
Zeit vor der ZerstOmng, zeigen schon mehr die sp&ter gewdhnlichen
Formen, wie auch die meisten Gemmen. Vgl. die Argivische M. N. Brit
8, 2. Der von vom sichtbare Kopf mit den wallenden Haaren auf M.
von Amphipolis (die Fackel bezieht sich auf Lampadedromien) hat einen
zOmenden Ausdruck, Mionn. Suppl. IIL pi. 5, 1. Land. I, 20; auch der
^nliche Kopf auf M. von Katana, Noehden 10. Empr. 226. Hier kommt
A. auch mit Eichenlauh gekr&nzt vor, auf einer schOnen M. des KK. Cabi-
nets zu Wien. [Specim. IL p. LIII. ist unterschieden A. nach alten
Makedonischen MOnzen, schdner auf vielen spftteren, der auf Rhodischen
M. mit Adlernase, vielleicht nach dem Goloss, der Belvederische u. fthn-
liche. Clarac pi. 1006. n. 2776-2785.]
Buste des A. von runden Formen, manchen KOpfen auf M. sehr
&hnlich, L. 133 [verschieden von der colossalen n. 135, mit der gewdhn-
lichen Physiognomie des A.]. Mehrere der Art Bouill. Ill, 23. Auch der
Kopf Ghiaram I, 10 scheint ein Apoll.
1 360. Den schlankeren Wuchs, das langlichere Oval des
Kopfs und den belebteren Ausdruck erhielt Apollon ohne
Zweifel besonders durch die jiingere Attische Schule, die ihn
sehr oft bildete, und zvvar so, dass sich Skopas kitharspielen-
der und langbekleideter Apollon noch mehr an die altem
Formen hielt, aber doch schon den Uebergang zu der hemach
2 herrschenden Darstellungsweise bildete. Der Gptt wird jetzt
durchaus junger gefasst, ohne Zeichen mannlicher Reife, als
ein noch nicht zum Manne ausgebildeter Jungling (fieiQcixior),
in dessen Formen indess die Zartheit der Jugend wunder-
bar mit einer gediegenen Kraft verschmolzen erscheint.
3 Das langlich ovale Gesicht, welches der Krobylos (§. 330.
A. 5) uber der Stim hauflg noch verlangert und der ganzen
hochstrebenden Gestalt ziun Gipfel dient, hat dabei eine
Sjanfte FuUe und gediegene Festigkeit; in alien Zugen ver-
kundet sich ein erhabner, stolzer und klarer Sinn, wie auch
immer die Modificationen sein mogen. Die Formen des
[361] Apollon, verschiedene Darstellungsweisen. 543
Korpers sind schlank und svelt; die Huften hoch, die Schenkel
langlich; die Muskeln, ohne einzeln hervorzutreten , viel-
mehr ineinandergegossen , sind doch so bezeichnet, dass das
Rasche, Hurtige der Gestalt, das Kraftige der Bewegung ein-
leuchtet. Jedoch schwankt die Bildung hierin bald mehr 4
zu der gymnastischen Kraftigkeit des Hermes, bald zu der
weichen Fiille des Dionysos hinuber.
1. Von Skopas A. §. 125, 4. Von Praxit. A. Bildern 127, 7. Ein
A. Kitharodos von Timarcliides (Plin.). A. von Leochares (Paus.). Kunstler,
die den A. gebildet, Feuerbach Vatic. A. S. 414 f.
2. Sch5n beschreibt ihn Max. Tyr. diss. 14. p. 261. R. als ein
fiBiQaxiov yvfivov in ;|(Za/uvdeov (d. h. so dass die Chlamys zurflck-
schlagt, wie beim A. von Belvedere) Tojoriyg, diaptprjKcos rolg noolv
&qnBQ dftotr. A. war als der hurtige Gott auch Vorstand der L^ufer,
ii^ofialoq in Kreta und Sparta, Plut Qu. Symp. VIII, 4. [Sehr jugend-
lich, mit etwas m&dchenhaftem Gesicht der bogenspannende A. Erziigurchen
aus Epirus, Specim. I, 43. vgl. 64.]
3. S. Hirt Tf. 3. Die Mosaik, PCI. VII, 49, giebt bei einer ApoUons-
und Dionysos-Maske den Unterschied der Haare sehr gut an. Vgl. Passeri
Luc. I, 69 sqq. Chiistodor 73 erwahnt einen A., der das Haar sisojilam
C(piy^ag hat, wie die Statue §. 361. A. 5. Das auf die Schultern herab-
wallende Haar [stxB yocQ d/Kpovigoiai TtofiT^g /isfiegiafiivov ca/ioig §6'
CTQVxov avvoiliHtov, ebd. 268 u. 284), geh<5rt mehr Sltem Bildern. [Tibull
II, 3, 25. Quisquis inornatumque caput crinesque solutos Adspiceret,
Phoebi quaereret ille comas.]
361. Ganz dem urspriinglichen Wesen des Apollon ge- 1
mass zerfallen auch die Kunstdarstellungen des Gottes, welche
eine eigenthumliche Bedeutung in der Kunst haben, in Dar-
stellungen des kampfenden und in solche des besanftigten
und ruhenden Gottes, Wir unterscheiden : 1) einen ApoUon-
Kallinikos, der mit noch nicht ^anz besanftigtem Kampfzom
und edlem Siegerstolz von dem uberwundenen Gegner (Py-
thon, Tityos Oder sonst wem) hinwegschreitet; 2) den vom 2
Kampfe ausruhenden, welcher den reehten Arm uber das
Haupt schlagt, und den Kocher mit zugemachtem Deckel
neben sich hangen hat. Indem dieser die Kithar, das Symbol
friedlicher Heiterkeit, schon in die Linke genommen, wahrend
die Rechte noch vom Bogen iiber dem Haupte ausruht:
fuhrt diese Classe von Apollonbildern von selbst hinuber zu :
544 Mytbologische Gegenst&nde der b. K. [361]
3 3) dem kitharspielenden ApoUon, welcher mannigfach costu-
mirt erscheint ; doch herrscht hier eine voUstandige Umhullung
4 mit der Chlamys vor. In dem (4) Pythischen Agonisten
wird diese Bekleidung zu dem feierlich prachtigen Costum der
Pythischen Stola vervollstandigt ; zugleich war hier eine be-
sonders weiche, rundliche, fast weibliche Bildung ublich, welche
es mdglich machte, solche ApoUonbilder fur einen Bathyll,
Oder eine Muse zu nehmen; seit Skopas vereinte die Kunst
damit eine schwarmerische Begeisterung im Gesicht und eine
tanzartige Bewegung der Gestalt. Andre Stellungen des
Apollon haben weniger Bedeutsames imd Charakteristisches
und uben eben darum weniger Einfluss auf die Bildung der
ganzen Figur aus.
1. A. im Ck>rtile di Belvedere, Zeichnung M. Anton's von Agostino
Veneto gestochen. Race. 2. PGl. I. t. 14. 15. M. Franq. IV, 6. Bouill.
I, 17. Beim Hafen von Antinm (vgl. §. 259) entdeckt. Ob aus Marmor
von Luna? Nacb Dolomieu, M. Nap. I. p. 44, ist er's; Visconti aussert
sicb anders im PGl., anders })ei Bouillon. Nach Hirt und Wagner zu
den Niobiden gehOrig; nacb Visconti Nacbbildung d^s A. Alexikakos von
Kalamis in Athen; nach Winck. der Erleger des Python; nacb Missirini
(Diss. d. Ace. Rom. IL p. 201) e|n Apollo- Augustus ; nach A. Feuerbacb
(Der Vaticanische Apollo. Nurnb^rg 1833) der die Erinnyen hinwegtreibende
A. Sicher ist, dass er von einer Si^^that hinwegschreitet , und sein
Kampfzorn (vgl. §. 335. A. 2) eben in selige Heiterkeit ilbergeht. Wahr-
scbeinlich Nacbbildung eines Gusswerks; die Ghlamys ist entscbieden fflr
ein Erzbild angelegt. Doch war auch das Original gewiss nicht vorlysip-
pisch, s. §. 332. A. 2. Winckelmann's Liehe zu der Statue spricht sicb
am lebhaftesten W. VI, 1. 8. 259 aus. Ergftnzt ist (von Montorsoli) der
1. Arm fast bis zum Ellenbogen, die Finger des r. ; andres war gebrochen,
daber einige Stellen an den Beinen ungeschickt erscheinen. — Von einer
bei Argos gefundenen Bronze in der Stellung und Bildung des Belv. A.
Pouqueville Voy. IV. p. 161. KOpfe derselben Art, zum Tbeil nocb gross-
artiger und geistreicher gebildet, in Venedig (nach Vise.); im Hause Giu-
stiniani (Hirt 4, 1), jetzt bei Gr. Pourtal6s M. Pourt. pi. 14 (sebr edel und
geistreich im Ausdmck); [Bdste im M. Chiaram. II, 6] bei Fflrst Ponia-
towsky. — In Neapel ein jugendlicber A. aus Bronze von Herculanum,
welcher die Sehne des Bogens anzieht, von grosser Anmuth und Naivetat
der Bildung, abgebildet M. Borbon. VIII, 60.
2. Hierher der A. im Lykeion bei Athen, der die R. tlber das
Haupt schlagend, in der L. den Bogen niederhielt und sich bn eine
Sfiule lehnte, Lukian Anach. 7; daher diese Figur A. Lycien ge-
[361] ApoUon, verschiedene Darstellungsweisen. 545
nannt wird. Aber dieselbe kommt auf MClnzen von Thessalonike als
Pythios vor, Doner I. 8. 363. Statuen der Art: der Apollino in Florenz,
schlank aber weich von Formen, welches mit der Yorstellung der Rube
wohl zusammenstimmt. Maffei Race. 39. Piranesi St. 1. Morghen Princ.
del disegno tv. 12—17. Die Statue im L. 188. (M. Nap. 1, 16. Franq. IV, 13.
Bouill. I, 18. vgl. Ill, 3, 1) und die hfirter gearbeitete n. 1^7 zeigen breite
kraflige Formen. Aehnlich eine Statue aus der Giustinianischen Samm-
lung in Wiltonhouse (Greed 36); St. di 8. Marco H, 22; Mafifei Race. 102
[auch Villa Borgh. IX, 6, Maffei St. di Roma 39.] — Die Eithar h<, bei
abergescfalagner R. , in der L. der mftchtig und gewaltig gebildete A.
M. Gap. Ill, 13. M. Nap. I, 17. Bouill. Ill, 3, 2, welcher den Greif neben
sich hat. Auf Gremmen sttltzt er, die R. iiber den Kopf schlagend, die
L., die eine Kithar h<, auf einen Pfeiler , oder an dessen Statt auf eine
kleine alterthOmliche Bilds&ule zweifelhafter Deutung (Nike, Moera,
'AtpQodizTj dffxaLal), Caylus Rec. V, 52, 1. 56, 1. Lipp. I, 55. 57. Eben
so in dem Gemfilde Gell N. Pomp. pi. 72. Das AufstCltzen der Eithar auf
einen Pfeiler oder Baum bezeichnet wohl, nach der Inschr. des Reliefs
bei Stuart I. p. 25. G. I. 465, den Agyieus und Prostaterios, den
friedlichen SchCltzer. — Auch das Senken des Pfeils bei dem A. auf den
M. der Seleukiden scheint ein Zeichen des beruhigten Zoms. Eine antike
Gemme, die sonst den Reliquienkasten der H. Elisabeth schmilckte, zeigt
einen lorbeerbekr&nzten ApoUokopf, mit einem Lorbeerzweig davor und
einem Schwftnchen dahinter, nebst der Aufschrift TIAIAN, die den sieg-
reichen und beruhigten Gott bezeichnet. S. Creuzer zur Gemmenkunde;
Ant. geschn. Steine vom Grabmal der H. Elisabeth zu Marb. Leipz. 1834.
S. 105. Tf. 5, 31.
3. Zart und anmuthig gebildet mit seelenvollen ZGgen, die Haare
fast auf weibliche Weise geordnet, ist der kitharspielende A., [nach Pytha-
goras und Timarchides], mit dem Schwan , M. Gap. Ill, 15. Die Ghlamys
ist bier, wie es scheint, von der rechten Schulter gelGst, am linken Arm
hinabgefallen , und bedeckte einen Stamm oder Pfeiler, auf den A. die
Eithar stfltzte. Drei fihnliche Medic Statuen, Winck. W. IV. S. 307;
eine andre M. Borb IV, 22. In eine lange stattliche Ghlamys gehQllt
(nicht yvfivog ix x^f^f^vdlov) ist der A. Eitharodos der Delphischen M.,
MUlingen M^d. in4d. pi. 2, 10. 11, grade so in der trefflichen Statue bei
L. Egremont, Spec I, 62.11, 45. vgl. Gavaler. II, 35. Das Gesicht ist hier
emst und nachsinnend, nicht begeistert. A. sitzend, lautespielend, in der
Pythischen Stola, altgriech. Statue des Vaticanischen Museums. Gerhard
Ant. Bildw. I, 84. A. leierspielend mit den Musen, Stackelb. Grfiber Tf. 19.
A. wettkflmpfend, Tf. 20, Vasen aus Athen.
4. A. in der Pythischen Stola (ima videbatur talis illudere palla.
Tibull. Ill, 4, 35) : 1. In der filtem ruhigen Weise, der sog. Bathyllos von
O. Mllller't ArdMfloloffie. 4. Anfl. 35
546 Mythologische Gegenstande der b. K. [361]
Samos, §. 96. N. 23, und die ebenda genannten anathematischen Reliefs.
Sehr ahnlich, nur grossartiger behandelt, die sog. Barberin. Muse, jetzt
als ein A. Kitharodos anerkannt, dessen nicht ausgearbeitete Hiickseite auf
ein Tempelbild deutet, in MQnchen^82. Bracci Mem. I, 24. Winck. W. VII.
5 A. 2. In der bewegteren, lebendigeren Weise, deren Muster Skopas in
dem A. aufstellte, der spater als Palatinus verehrt wurde, s. §. 125, 4.
(Auf den Munzen des Gommodus lehnt indess der A. Palat. die Eithar
auf einen Pfeiler oder eiue Victoria). Nachbildung im Vatican, s. §. 125.
A. 4. Aebnlich der A. der Stockbolmer Musengruppe, Guatani M. I. 1784.
p. XLIX. A. Kitharodos in stola Pytbia vor dem Dreifuss sitzend, Impr.
Gent. IV, 21. 3. In flbertriebener Bewegung der Berliner Musaget (Levezow
Fam. des Lykom. Tf. 1) und die ganz entsprecbende als Dionysos ergsinzte
Figur PCI. Vll , 2. Dapbnaeiscber A. §. 158. A. 1 ; dieser heissl auf M,
von Antiocbien auch A. Sanctus. Mionnet Descr. V. p. 214.
5. A. beim Paean schreitend (wie im Horn. Hymn, apf den
Pythischen A.) m<5cbte ich die Statue PCI. VII, 1 nennen. A. im
Pytbidcben CostQm sitzend , Porphyrstatue M. Borb. Ill , 8. A. mit der
Kithar sitzend, schlecht erg&nzt, im Hause Mattel. A. sitzend, M. von
Kolophon, Rv. Artemis und Nemesis (?), Streber, Mfinchner Denkscbr.
Philol. I. Tf. 3, 10. A- die Kitbar auf das 1. Knie sttltzend, St. di S.
Marco II, 12. A. mit der Kitbar, hingelehnt, sebr anmutbiges GemS,lde,
Gell N. Pomp. 1. p. 130. A. mit der Syrinx (?), ebemals in V. Medicis. A. um
den Dreifuss tanzend, M. von Kos. Monnet Suppl. VI. pi. 8. n. 2. Kuret?
HoraxoQBvaig nach Broendsted Reise IL S. 315. Vign. 56. Streber,
Mflncbner Denkscbr. Philol. I. Tf. 4, 7. Cavedoni Ann. VII. p. 259.
A. als Inbaber des Pythischen Dreifusses (§. 299), zwiscben den cora
sitzend, in einem Vasengem. von Volci (§. 143, 2). Eben so sitzt er, R.
Rochette M. I. 35. vgl. 37. A. auf dem Dreifuss und mit den FQssen auf
dem Omphalos sitzend, (iber beide ist eine Opferhaut gebreitet, in einer
Statue, Raffei Ricerche sopra un Apolline de V. Albani. 1772. f. Ville de
Rome I. pi. 49. [D.A.K. II. n. 137.] Derselbe, scheint es, (lerh. Neapels
Ant. S. 29. [Clarac pi. 485. n. 937, woraus die Verschiedenheit beider
Statuen sich ei-giebt. Jene ist noch in V. Albani.] A. stellt die Kithar auf
den Omphalos, M. Borbon. X, 20. A. auf dem Omphalos sitzend, auf M.
der Seleukiden. A. auf dem Omphalos, die Kithar spielend, M. von
Ghersonesos in Kreta, Landon 65. Ueber den Omphalos Broendsted
Voy. I. p. 120. Passow Archaeol. und Kunst S. 158. R. Rochette M. I.
p. 188. Zander, Encyklop. I, XXXIII. p. 401. Des Verf. Eumen. 8. 101.
Er ist meist mit einem Netz aus Infuln, wohl dem ayQ-qvov, umwunden.
Gerhard Ant. Bilder I, 84, 3. Auf Etr. Sarkophagen (Gori M. I. 170) sieht
man ihn, von einer Schlange umwunden, im Pythischen Adyton. A. neben
dem Dreifuss stehend, die Hand auf die Huften stutzend, Lipp. I, 54.
548 Mythologische GegenstAnde der b. K. [862]
Drachen Python, die indess viel weniger behandelt worden
sind, als der so fruh von den bildenden Kiinstlern aufge-
3 suchte Gegenstand des Streits um den Dreifuss. An -diese
reihen sich die Suhnungen, bei denen der Lorbeer, der ur-
sprunglich durchaus Zeichen von Siihne und Reinigung war,
nicht fehlen darf; Apollon erscheint dabei in besonders wur-
diger und feierlicher Haltung, den Oberleib frei, den untem
4 Theil des Korpers in ein Himation gehiillt. Die musische
Meisterschaft des Gottes verherrlicht sein Kampf mil Mar-
sjras, eigentlich nichts Anderes als ein Wettkampf des Helle-
nischen Kitha^gesanges mit dem Phrygischen Flotenspiel. Beim
Kampfe selbst sieht man ihn auf Vasengemalden im Costum
des Pythischen Agonisten oder auch unbekleidet ; als strenger
Sieger und Bestrafer erscheint er auf Gemmen in stolzer
Haltung, den schonen Korper aus dem Gewande hervortreten
lassend, das Knie von dem es zu umfassen bemuhten, de-
muthig furbittenden Olympos wegwendend. Aehnlich stellen ihn
mehrere Basreliefs dar, die selbst wenig vorzuglich sind, aber
die Fragmente einer ausgezeichneten, wenn auch erst in
Alexandrinischer Zeit hervorgebrachten Statuengruppe auf-
flnden gelehrt haben, in der die Vorbereitungen zu Marsyas
Schindung nach Apollons Anordnung dargestellt waren.
1. Apollons iTcidrifiiai, knitpavnoti (iiber die Istros schrieb). Nach
Delphi kehrt er von den Hyperboreem zurClck, beim Be^n der Emdte,
daher mit der Aehre (%ifV9ovv d^sgos auf MClnzen von Metapont) in der
Hand. Auf Vasengem. s. §. 358, 5, besonders Tischb. IV, 8, wo der Drei-
fuss auf die sen Gegenstand hinweist. Neben den Hyperboreem wohnen
die Arimaspen, die, in Skytho-Phrygischem Gostdm, mit den Greifen um
das Gold k&mpfen (Tischb. II, 9. Millin M. L II. p. 129. Gombe Terrac.
4. 6. d'Agincourt Fragm. en terre cuite pi. 11, 2. vgl. Boettiger N. Teutscher
Merkur 1792. II, VL S. 143), und von denen einer den A. Daphnephoros
geleitet, Millin Vases, I, 46. Arimaspenkampf ; Gemme, Impr. d. Inst. 1, 13.
Epiphanie in Delos, auf dem Schwan {inivsvasv 6 dijUog i/dv ti
fpotvi^ 'E^anlvTjg, 6 81 nvxvog iv '^sqi TiaXov dslSsi, Kallim. auf ApoU. 4)
Tischb. II, 12. A. auf Schwan, auch auf Greif ruhend und fliegend, auf M.
von Chalkedon. Vgl. Laborde Vases II, 26. Ann. d. Inst. III. p. 149.
2. Kampf mit Python. Zuerst Leto mit den beiden Kindem vor
Python fliehend, der aus seiner HOhle (Eleaich bei Athen. XV, 701.
Schol. Eur. Phoen. 239) in der Delphischen vdnij hervorbricht. Die
[362] Apollon in grdssem Compositionen. 549
Mutter mit den Kindem in einer Erzgruppe in Delphi (Klearch); auf
Mflnzen von Ephesos, Neumann N. V. II. tb. 1, 14, Streber, Mflncfaner
Denkschr. f. Philol. I. Tf. 3, 12. Tripolis in Karien, Mionn. Descr. n. 540;
die ganze Scene Tischb. Ill, 4. Die TOdtung des Python beim Dreifuss
auf einer MOnze von Eroton , am besten M. Borb. VI, 32, 6. Das Relief
bei Fredenheim M. Sueciae (wenn echt) stellt den August als einen Apollo
dar, der den Bruti Genius besiegt, vgl. Schol. Horaz £p. I, 3, 17. Properz
II, 23, 5. A. den Tit y OS tOdtend, Vase von Volci, M. L d. Inst. 23.
Ann. n. p. 225, von Agrigent, tv. agg. h. [filite c^ramogr. 11, 55—58.]
A. als Greif mit Giganten kampfend.. Gemme G. M. 20, 52. P. gr. 8.
[oder Apollons Greif, und §. 365. A. 5 Apollons Hirsch (st A. als Hirsch)
ihm beistehend.] Niobiden §. 126. 417. Kampf mit Herakles in
alten Statuengruppen (§. 89. A. 3) und in erhaltenen Reliefs, Gemmen
u. Vasengem. des alterthflmlichen Styls, §. 96. N. 14. vgl. 99. N. 6, auch
auf Volcentischen (Micali tv. 88, 8) u. sp^tem Vasengem. M. I. d. Inst. 9.
Ann. II. p. 205. Die VersOhnung auf dem Korinthischen Reb'ef §. 96.
N. 15. Millmgen Gogh. 11.
3. A. als Reiniger, auf M. von Chalkedon, Perinth, einen Lorbeer
Clber einem Altar sengend. Den Lorbeer pflanzend (?) auf M. von Meta-
pont, N. Brit. 3, 14. Auf M. von Myrina mit einem Himation um die
HQften, einen Lorbeerzweig mit Wollebinden in der Hand. Silhnung des
Orestes, der am Omphalos sitzt, Vasengem. bei Tischb. II, 16; Millin
Vases II, 68. M. I. I, 29. G. M. 171, 623; ein drittes herausg. von
Thorlacius, Progi'amm von Kopenhagen, 1826; ein viertes von R. Rochette
M. I. pi. 35 (auf der Vase pi. 37 sitzt A. selbst auf dem Omphalos, und
die Pythia auf dem Dreifuss).
4. Apollons Kampf mit Marsyas (Maaarjgy Maavrjg), einem
Phrygischen DSmon (Seilenos bei Herodot), dessen Symbol ein Schlauch
(aaxoff) war, den die Hellen. Sage in eine Trophaee des Siegs der
Kitharodik verwandelt. Vgl. Boettiger, Att. Museum I. S. 285, und
Millin Vases I. zu pi. 6. Der Wettkampf auf Vasengem., Tischb. I, 33
(in Delphi); HI, 5. (A. in der Pythischen Stola) 12; Millingen Gogh. 4;
Gerh. Ant. Bildw. 27, 2. [Das letzte ist das Urtheil oder die Strafe.]
Bei Tischb. I, 33 [tWie II, -62, Inghirami tv. 327J heisst der FlOtenspieler
Molxogy wie bei Plut. Qu. Gr. 28 ein feindseliger Aulete Molpos vor-
kommt; vgl. Welcker Ann. IV. p. 390. Die Strafe schon von Zeunis
gemalt; Marsyas religatus Plin. , vgl. Philostr. d. j. 2. Darnach vielleicht
das Gemalde Ant. di Ercol. II, 19. M. Borbon. VIII, 19. [Temite 1.
Taf. 7; ein andres Bull. 1841. p. 106; ein merkwurdiges bei Turnbull
a treat, on anc. painting pi. 18. Ap. sitzend mit der Laute auf einem
Felsen, vor ihm der Ueberwundene knieend um Gnade, ein Diener zieht
550 Mythologische GegensUnde der b. E. [362]
ibn am Halse zurQck, ein andrer steht bereit u. zuletzt steht der Scythe
mit dem Messer, der Entscbeidung gewSrtig. Vasen von Palermo u. von
Malta 6erb« Arcbaeol. Zeit. III. S. 87 — 93. Vasengemalde bei Inghirami
Vasi fitti lY, 325—31 . wovon 326—329 aus Tischbein, 330 aus Millingen
Peint. de V. 4, und in der Elite c6ramogr. II, 62. 63. 65—71 der Wett-
streit, 64 u. 75 die Strafe. Darunter ist unedirt die secchia pi. 63, wo
M. dem Ap. zuh5rt, welchen Nike kranzt; oben sitzt Artemis u. hinter
dem Ap. Olympos, betrflbt. (Rv. Silen SchlauchtrSger, ein Thyi*sus-
schwinger und eine Baccha). Der Text ist noch zurilck. An einer Vase
aus Ruvo im Bourbonlschen Museum (Rv. Raub des Palladiums), er-
wahnt Bull. 1841. p. 107 und im Arcbaeol. Intell. Bl. 1837. S. 52. f.
Oberhalb Zeus thronend, Artemis, langbekleidet mit Bogen u. zwei
Speeren stebend neben ihm. Dem unten sitzenden Apollon schwebt ein
Genius mit Kranz zu, begleitet von einer weiblichen Figur mit Patera.
MAPZYAZ stiitzt sich das Haupt, indem eine Muse ibm das Urtheil
vorliest; zwei andre Musen mit'Fl5ten u. Lyra; ein Jungling mit einem
Bock. Eine Vase Santangelo aus Gntmentum in der Rev. arcbMog. 1845. 11.
p. 631. pi. 42. Nike reicht dem Ap. den Kranz, Marsyas sitzt. Eine
kleine Nike kranzt den siegenden Gott im Kitharoedengewand auch
Elite pi. 65, u. eine grOssere pi. 63. In der j^lite I. p. 95 ist eine Vase
mit Ap., Marsyas, Nike und Midas citirt. Rv. Hera durcb Hephaestos
befreit.] Auch auf Vasengem. A. als lortor, Tischb. IV, 6. G. M. 26, 79.
Haufig auf Gemmen Lipp. I, 66. II, 51—53. Ill, 48. Gemmae Flor. 1.
tb. 66, 9. Wicar II, 7. M. Antonins des Frommen von Alexandria* Apollon
auf einem Felsen sitzend, Marsyas hSngend, Olymp oder der Scythe
knieend, Mionnet Suppl. T. IX. zu p. 24. Ueberladne Sarkopbag-Vor-
stellungen, aus Villa Borgh. L. 769 b. Winck. M. I. 42. Bouill. Ill, 34.
Chirac pi. 123. p. 273. G. M. 25, 78. [D.A.K. II. n. 152] (ahnlicbes
Fragment, R. Rochette M. I. 47, 3); auf dem neuentdeckten Sarkophag
der Sammlung Doria, Gerh. Hyp. ROm. Studien S. 110 u. Ant. Bildw.
Tf. 85, 1 ; einfacher aus S. Paola fuora di mura (Heeren in Welcker*s
Zeitschr. I. S. 137. Historische Werke III. S. 185). Sarkophag Barberini
bei Gerh. A. B. Tf. 85, 2. Cardinali in den Mem. Rom. di antich.
Vol. I. p. 401 (49), Minerva sich spiegelnd und M. zum Schinden ge-
bunden. [Thongefcs aus Armento mit Relief, wichiige Vorstellung,
Bull. 1842. p. 34. Bull. Napol. 1844. p. 75. Grobes Fragment im M.
Chiaramonti, Gerh. Vatican S. 64. EigenthGmliche Behandlung in einem
Relief des Museum zu Aries.] Abweichend die Vorstellung auf einer
Candelaber-Basis PGl. V, 4. Nach jenen Reliefs erkennt man die Stiicke
einer grossen Statuen-Gruppe , vielleicht derselben, die das ROmische
forum zierte (Marsyas causidicus, A. iuris peritus bei Horaz, Martial,
Juvenal; ob derselbe tortor?). Dazu geh<5ren der an die Fichte gehSngte
Marsyas, ein anatomisches Studium, zweimal in Florenz (M. Flor. Ill, 13.
[362J Apollon in grSssern Compositionen. 551
Maffei Race. 31. G. di Fir. IV, 35. 36. Wicar lY, 17) u. sonst (im
552 Mythologische GegenstAnde der b. K. [363]
Baum, balb noch Mftdchen wurde Daphne gemalt nach Lukian Ver. hist. 1, 8.
A. Idas u. Marpessa, Gerhard Etr. Spiegel I. 80, mit den Namen. Idas filhrt
Marpessa davon, A. entfemt sich, Gerhard Auserles. Y. I, 46, erkanni von
Ed. Jahn. Archaeol. Aufs. S. 54, derauch S. 47 ff. auf der berOhmten Agrigenter
Vase in MQnchen mit dem Yf. §. 143. A. % wiewohl dieser auch Ann. lY.
p. 393 diese Erkl&rung nur als zweifelhaft anfQhrt, den Streit zwischen A. u.
Idas u. dessen Schlichtung vermuthet. Thiersch fiber die bemalten Yasen,
MQnchner Denkschr. PhiloK lY. 1. S. 41 zieht die Erk]§rung vor, die nach
Pindar den Streit des Herakles gegen Apollon u. zwei andre GOtter annimmt.]
6. Artemis.
1 363. Das Wesen der Artemis hat, wie das ihres Bru-
ders Apollon, zwei Seiten, indem sie bald mehr als eine
kampfende, erlegende Gottheit gedacht wird, welche Thatigkeit
indess in der gewShnlichen Auffassung immer mehr auf das
Geschaft der Jagd beschrankt wnrde; bald mehr als eine
Leben gebende und Licht bringende Gottin (Vorstellungen, die
in Griechischer Symbolik sehr eng zusammenhangen), als eine
Spenderin von frischem, bliihendem Naturleben fur Vieh
und Menschen : auf welche Grundvorstellung schon der Name
'2 der Gottin hindeutet. Bogen und Fackel, das Symbol von Licht
und Leben, waren daher schon bei den altesten Cultusbildern
3 die gewohnlichen Attribute. Bei weiterer Entwickelung des
Artemis-Ideals legt die Kunst die Vorstellung jugendlieher
Kraftigkeit und Lebensfrische zum Grunde, und in dem altem
Style, wo Artemis durchgangig lang und zierlich bekleidet
(in stola) erscheint, geht ^as Streben besonders dahin, auch
durch das Gewand die vollen, bluhenden und kraftigen For-
4 men hindurchscheinen zu lassen. Spater, als Skopas, Praxi-
teles, Timotheos und Andre das Ideal ausgebildet hatten,
wird Artemis, wie Apollon, schlank und leichtfussig gebildet,
Huften und Brust ohne weibliche Fulle; die noch unent-
wickelten Formen beider Geschlechter vor der Pubertat er-
scheinen hier gleichsam festgehalten und nur zu grosserem Um-
5 fang ausgebildet. Das Gesicht ist das des Apollon, nur von
weniger vortretenden Formen, zarter und ruhdlicher; das
Haar ist haufig uber der Stirn zu einem Korymbos (Kro-
bylos) aufgebunden , noch ofter aber am Hinterkopf oder auf
[363] Artemis, Mteres und spaterea Ideal. 553
dem Wirbel nach einer Weise, die besonders bei den Doriem
ffebrauchlich war. in einem Busch zusammen£refas.^t : nicht
554 Mythologische Gegenstfinde der b. K. [364]
Stfttue) Aen. I, 320. Grispatur gemino vestis Goi'tynia cinclu poplite fusa
tenus Claudian Rapt. Pros. II, 33. vgl. Cons. Stil. Ill, 247. 'Eg yow
fiilQi xitoiva ^oivvvs^ai Aeyvoirov, Kail. Art. 11. Vgl. Christodor 308.
Die Anth. Plan. IV, 253 (App. Palat.) erwlUint die Avuaarfiav ivSgofiig
ccQ§vXld(ov (die Kf^rixmcL nidiXa) und den 9rp6cr cchqtjv lyvvrjv tpoivi^
itinXog hXtaaofievog, 'EvdgofiiSfg der A. Pollux. [Bis zii den Fflssen
bekleidet, den KOcher QbergehSiigt, A. icvvrjYSTig uach der Beischrift, Relief
bei Paciaudi Mon. Peloponn. I. p. 163, wie die spSteren Statuen Glarac
pi. 571, 1220. 572, 1222 u. a.)
*l 364. Artemis die Jagerin {dyiwr^Qn)^ welche aber oft
mit gleichem Rechte als eine kampfende Gottheit gedacht
werden kann, wird in vorziigllchen Statuen theik in deni
Moment, den Pfeil aus dem Kocher zu nehmen, um ihn .
abzusenden, theils auf dem Punkte ihn abzuschiess*, in be-
2 senders lebhafter Bewegung, dargestellt. Wenn sie im langen
Gewande die Hand nach dem Kocher bewegt, ohne Zeichen
von heftiger Bewegung, sanfte Anmuth in den Mienen, liegt
die Vorstellung naher, dass sie ihn schliessen, als dass sie
ihn ofiFnen wolle, und man darf wahrscheinlich den Namen
3 loneina auf eine solche Artemis anwenden. Geschlossen
sieht man den Kocher und den Bogen auf den Rucken
zuruckgeworfen in Reliefs, wo Artemis als lebenverleihende
Lichtgottin (als cfiugqaoogy ashigcfiOQog) mit den Fackein in
beiden Handen einherschreitet, welche auch vielen mangelhaft
erhalienen Statuen durch Restauration wiederzugeben sein
4 mochten. In Tempelbildern trug niclit selten Artemis sowohl
den Bogen als die Fackel in der Hand, Licht und Tod gebend
5 zugleich. Die Jagerin Artemis ist zugleich eine Hegerin und
Pflegerin des Wildes; oft erscheint sie eine heilige Hirsch-
kuh an sich heranziehend; auch ist in einem interessanten
6 Bilde ihre Krone aus Rehbocken gebildet. Nur in kleinen
Kunstwerken lassen sich nachweisen : die Artemis Upis, eine
Opfer und Suhnlieder fordernde Gotthert, welche durch die
7 Geberde der Nemesis, bezeichnet wird; und die Syrakusische
Potamia, die vom Alpheios herubergebrachte Flussgottin,
welche durch das Schilf in den Haaren und die Fische, die
8 sie umgeben, ihre Verbindung mit dem Wasser anzeigt. Die
meerbeherrschende Artemis ist wenigstens in der Gestalt, die
sie in Leukadien hatte, bekannt.
[3M] ' Artemis, verschiedene DanrtellungsneiBen. 555
1. Der erste Moment in der A. von Versailles, L. 178. Sehr
Bchluik und lierlich, aher doch krUtig gebaut Nebett ibr die tnupot
556 Myihologische GegensUUide der b. K. [364]
Matth. 1, 44. A. aus Pall. Golonna in Berlin 31 mil schdnem Kopf,
wafarscheinlich mit Fackeln in beiden H§nden, schnell herbeieilend. Auch
die angebliche Terpsichore, Clarac pi. 354. Die sog. Zingaiella im L. 462.
(Winck. W. ffl, XLV. Race. 79, V. Borgh. 8, 5. Bouill. Ill, 5, 4. Qarac
pi. 287) und die sich eine Art von Peplos umlegende Statue aus Gabii im L.
(Mon. Gab. 32. M. Roy. II, 17. Bouill. 1, 21. Qarac pL 285) halte ich
fur Nymphen der A.
4. Mit Fackel und Bogen die hochgeschOrzte A. Laphria auf M.
N. Brit 5, 23. (Dieselbe, aber als JSgerin ohne Fackel auf H. Domitian's,
Morelli tb. 20, 7.) Eben so die A. von Segesta, cum stola Gic. Verr. IV, 34.
A. mit zwei Fackeln als Sceptern, den EOcher auf dem Rucken, lang
bekleidet, Morelli G. Giaudia tb. 2, 1.
5.. So an der archaisirenden Statue von Gabii, in MQnchen 85.
Sickler's Almanach H. S. 141. Tf. 12. Garac pi. 566. n. 124. [Die
Krone aus Hirschen und EOchem abwechselnd, wie die der G^^ttin von
Rhamnus aus Hirschen und Victorien, Paus. I, 33, 3, der Kranz der
Pandora aus allerlei Thieren, Theogon. 578, der der Here aus Horen und
Cbariten Paus. 11, 17, 4.] A. als Gultusbild mit einem Reh auf der Schulter
und Rehfell auf dem Relief bei Gerh. Ant. Bildw. I, 42, 1. Oft hlUt A.
einen Hirsch bei den H()rnem oder Vorderfiissen , auf M. und Gemmen,
z. B. der altertbGmlichen Lipp. I, 70. HI, 59 s. II, 60; auf dem Relief
bei Bartoli Adm. 33 (mit Hippolyt) und andem, §. 363. A. 3. Auf der
Hirschkuh knieend, M. von Ephesos, SGlem. 23, 193, Chersonesos Taur.,
Allier de Haut. 2, 3 — 9. Auf einem Wagen mit Hirschen, Glaudian Gons.
Stil. ni, 286, auf Denaren der g. Aelia u. Axsia, vgl. §. 119. A. 2. A. mit
Fackeln, von einem Hirsch getragen, M. der Faustina, Pedrusi V, 13, 3.
Vaillant De Gamps p. 35. Auf den Denaren der g. Hostilia, mit Strahlen-
haupt, in der R. einen Hirsch, in der L. einen Speer haltend. Diana
Planciana, Eckhel D. N. V, 275, mit einem Hute; eine Gemse auf dem
Revers. Kopf der A., von Bdcken umgeben, silbernes MedaiUon von
Herculanum. M. I. de Inst. 14 a. Ann. H. p. 176.
6. So erklare ich die Gemme Millin P. gr. 11. Vgl. Hirt, Tf. 12, 10.
7. Far A. Potamia halte ich auf den Syr. Medaghoni (§. 132. A. 1)
den Kopf mit schilfdurchflochtenem , hinten aufgestecktem , einfach geord-
netem Haar, von Fischen umgeben (Noehden Frontisp., vgl. 13. Mionn.
Descr. PL 67, 3. 5. Empr. 317. 318), und unterscheide davon den eben-
falls von Fischen umgebnen mit dem Haametz und dem kunstlich geord-
neten Haar, von minder edlen und gOttlichen Gesichtsformen , den roan
bald von der Seite (Empr. 316), bald von vom (302. 303) sieht, wo die
Aufschrift Aqk^ooa (Descr. Pi. 67, 4) keinen Zweifel Clber die Bedeutung
ArUmis, Kebenformen, (rruppirungen. 557
- Diese A. Potamia vrai, wie alle Wassergottheiten , aucb Rosse-
558 Mythologische GregensUnde der b. K. [365]
Oithischen Artemis, dasselbe, welches die Spartanische Prie-
sterin bei der Knabengeisselung auf der Hand trug, erscheint
im Mythus der Iphigeneia (§. 416. A.) in der Form eines
gewohnlichen alterthumlichen Idols ; abweichender stellt
5 sich die von einem Stier getragene Tauropolos dar. In
grosserer Verbindimg ist man gewohnt, Artemis mit Mutter
und Bruder zu sehen, an dessen Musikliebe sie auch Theil
nimmt, dann im Eampfe mit Giganten, auch in der Dar-
stellung des Mythus von Aktaeon, den indess erst die spatere
Kunst zu einer Badescene benutzte.
1. S. das Vasengera. Millin Vases II, 25. M. G. 136, 499, wo
Athena und Herakles mit Apollon und Artemis flber das Ephesische
Heiligthum einen Vertrag zu schliessen scheinen (Paus. VII, % 5). [Eben
so auf einer Vase mit ApoUon, Hermes und einem Jdngling mit Lanze,
Elite c^ramogr. II. pi. 88. A.] A. Phrygisch costflmirt auf der Vase
Tischb. IV, 6 [mit Marsyas u. Apollon].
2. Oben §. 69. A. Menetreius Diana Ephesia. PGl. I, 32. M. Borb.
VII, 11. G. M. 30, 108. 109. 111. [August. I, 13. Clarac pi. 561. 562 B.
563. 564 C] Lipp. II, 62-68. Impr. d. Inst. II, 1. 2. Oft auf Homo-
noeen-M. und Lampen. Auch auf M. Syriens sind diese der Ephesischen
A. Hhnlichen Figuren zu finden; auf den M. von Demetrios III. mit
Aehren urogeben. — Leucophryne G. M. 112.
3.. Von der A. Priapine auf Kilikischen M. von Mallos Toelken,
Kunstbl. I. S. 174.
4 S. §. 416. A. 2. Die TavQonoXog auf M. von Ikaria und Amphi-
polls (wo sie mit Modius und einem Halbmond hinter dem Kopfe erscheint,
Sestini Fontana tv. 2, 11), Boettiger Kunstmythol. S. 330. Tf. 4. Diptycha
G.M. 34, 121. A. mit Rindern fahrend, Tassie pi. 28, 2039. Vgl. Voss S. 56.
5. A. giesst ihrem Bruder eine Libation ein, Vasengem. Gerh. Ant.
Bildw. 1,9. A. mit der Kithar auf Vasen von Volci, M. I. d. Inst. 24,
unii 6fter als Theihiehmerin am Hymenaeos. Vgl. Ann. V. p. 149.
Artemis und Ap. bei der Zufdhrung der Braut, Vasengem. Panofka sur
les v^iit. noms des vases pi. 8. n. 1. Die Delische A. steht, die (xeschosse
auf dem Riicken , mit Phiale u. Prochus , neben ApoU , auf dem schOnen
Vaseng. Gerh. Ant. Bildw. 59. vgl. §. 384. A. Angelos? Ann. V. p. 172.
— A. alsffirsch^ mit Giganten kampfend , Lipp. II, 111. G. M. 20, 114.
Als Bogenschutzin , Hekate zugleich mit Fackeln , Relief M. Chiar. Ji J7.
Mon. Matth. Ill, 19. G. M. 35, 113. — Aktaeon, Metope von Selinus,
§. 119. A. 4. Vasen von Volci, Micali tv. 100, 1, und Eboli, Ann. d.
Inst. in. p. 407. tv. agg. d. A. von den Hunden gefressen, Vasengem.
560 Mythologische GegensUlnde der b. K. [367]
gung, grade das Urgewaltige im Bilde zwergartig zu fassen.
4 Ausgebildet indess begnugte sie sich, einen kraftigen, werk-
thatigen Mann hinzustellen, der, umgekehrt wie andre Gotter,
in der fniheren Zeit meist jugendlich, spater in der Kegel
5 als bartiger und gereifter Mann gefasst wurde. Doch
vereint sich damit bisweilen, wie in Alkamenes beruhmtem
Bilde, eine Andeutung der Lahmhelt, welche die kraftige
Figur nicht entstellte, sondem nur interessanter machte.
6 Deutlicher erkennt man ihn in den wenigen Kunstwerken,
welche von ihm ubrig sind, an der Handwerker-Exomis
(§. 337. A. 3), der halbeiforniigen Mutze, welche er wahr-
scheinlich in Lemnos erhalten (§. 338. A. 2), und dem
Schmiedegerath.
1. Ueber den Attisch-Lemnischen Feuerdienst Welcker Pi-ometh.
S. 277 ff.
3. Vgl. Schelling Gottheiten von Samothrace S. 33. 93.
4. H. bartlos auf M. von Lemnos, Lipara, Aesemia (VOLKANOMf
M. SGI. 6, 5), auf dem Eapitolin. Puteal, auf Etruskischen Pateren und
einem Relief bei Athena's Geburt, und Yasengem&lden. Gruppirt mit
Hermes? §. 381. 6d.rtig indess schon auf Vaeen von Volci, wie auf
den §. 367. A. 3 aufgefQhrten , selbst auf archaistischen. So an einem
Hermenkopf, Gerhard Ant. Bildw. Tf. I, 81, 3. Auf den M. der g. Aurelia
der Kof meist b&rtig, Morelli 3, doch auch unbftrtig, ebd. 4.
5. Von Alk. H., in quo stante in utroque vestigio atque vestito
leviter apparet daudicatio non deformis, Gic N. D. I, 30. Yal. Max.
yni, 11. ext. 3. Auch am Fries des Parthenon glaube ich H. (vgl. §. 118,
2 b.) an dem Halten und Stdtzen des Knie's durch das Skeptron zu er-
kennen. Euphranor's H. ohne Lahmheit Dion Ghrys. Or. 37. p. 566 c.
Mor. 125. R. aQtinovg.
6. Bronze bei Hirt 6, 1. 2; Borghesische Statue. Gemme bei Millin
P. gr. 48. Auch auf M. von Methana, wegen Yulcanit&t der Haibinsel.
[M. Yon Lipari und Aesernia. Erzfigurchen, wenn nicht Odysseus, Speci-
mens I, 47.]
1 367. In grosserer Verbindung sieht man ihn unter
andern in seiner Schmiede auf Gemmen, wo ihn Aphro-
dite besucht, und mit den Kyklopen zusammen auf Reliefs,
2 wo er Prometheus Fesseln schmiedet. Als gekrankten Ehe-
mann sieht man ihn bei dem Ehebruch der Aphrodite und
3 des Ares seine Schande selbst aufdecken. Besonders artige
[367] Hephaestos, Bilduagsweise. 5gl
Kunstwerke, wovon aber nur Vasengemalde erhalten sind,
hat der Mythus hervorgebracht , wie Ares den Hephaestos
wegen der listigen Fesselung der Hera bekftmpft, und Dio-
nysos den vom Olymp Geflohenen im Triumph wieder zu-
Tuckholt. Zum Theil schliessen sich diese Darstellungen eng
an Scenen der Sieilischen KomSdie an.
1. Vulcans Fall, Relief im M. zu Berlin, Gerhards Ant. Bildw. I,
^1, 6. [H., eine ftbrenbekrftnzte Gdttin, Dreizack, rathselhaftes Bruchstdck,
M. Piocl. IV, 11. Kunstmuseum zu Bonn S. 119.] Lipp. I, 73. 74. n,
71. 72. Inghir. G. Omer. 161. Bei Lipp. I, 75 versieht H. alle Gutter
mit seinen Arbeiten. — M. Gap. IV, 25. Hirt 6, 3. G. M. 93, 383; V.
Boigh. 1, 17 im L. 433, vgl. Winck. W. H. S. 506. 693. Das Relief
L. 239. Glarac pi. 181. Schmiede des H. ist in dem Geiste des Satyr-
drama's aufgefasst. Welcker Ann. d. Inst V. p. 154. ~ H. den Schild
4er Athena arbeitend, Millin P. gr. 49. H. den Schild des Achill jPAr
Thetis arbeitend, Capitol. Relief, Inghir. G. Omer 159. 163. H. die Pan-
dora bildend?, Relief im L. 215. Winck. M. L 82. Glarac pi. 215, vgl.
Welcker p. 145. Thetis in kummervoller Stellung bei H., der die Waffeh
-des Achill arbeitet, Fama in die Trompete blasend (wie bei den TOchtem
des Lykomed), Pompej. Gemmen H. Borb. X, 18. [Vulcan der Venus und
zwei Amoren Wa£fen schmiedend, ein Wandc^mfilde in lebensgrossen Figuren
von trefOichem Styl in Villa Altieri in Rom, aus dem Grab der Nasonen.]
2. Winck. M. I. 27. (aus V. Albani) G. M. 38, 168.* Hirt 7, 5.
Sehr sinnreich ist dieser Mythus auf der Ara des T. Claudius Faventinus
dargestellt, Bartoli Adm. 3.
3. Ueber den Zusammenhang des Epicharmischen Stocks '^Jqfctiatog
kul ol Kn/utctal Dorier H. S. 354. Ueber Achaeos Hephaestos Welcker
Nachtrag S. 300. — Erste Scene, Daedalos, fi&r Hephaestos, und Eneualios
im Kampfe vor der an den Thron gefesselten Hera, Vase von Bari im
Brit. Mus. Mazocchi Tb. fieracl. ad p. 138. Hauc. HI. pi. 108. G. M.
13, 48. [ii^Ute c^rambgr. I, 36.] (Dahin deutet aucb Sappho Fr. 88
Keue: o d* 'Agivg tptxlg ^ %bv "Jtpaictov aysiv §1^). Zwelte: Dio-
nysos den Hephaestos im Thiasos (wobei auch Marsyas u. die Eomodia)
zurflckfOhrend. Gemfilde im Anthesterien-T. Pans. I, 20, 2. Tischb. Ill,
9; IV, 38; Millin Vases I, 9. G. M. 83, 336. Hillingen Cogh. 6;
Hillin n, 66. G. M. te, 388; M. Borb. HI, 53; Laborde I, 52.
Stackelb. Griber, Taf. 40, erhaben. [Welcker Kl. Schr. I. S. 294.
Eine erhabene Darstellung auch auf einer Vase des Hauses Santangelo
in Neapel, eine an einer Kylix mit dem ausgesOhnten Prometheus auf
dem Boden, Bull. 1846. p. 116. Elite c^ramogr. I, 41—49 A. Aucb
H. mit Hammer und Kantharos auf einem geflilgelten Wagen, in einer
O. M 0 1 1 • r ' ■ ArehMologie. 4. Anfl. 36
562 Mythologische GegensUUide der b. K. [368)
Kylix von Volci, das. Tf. SS^aus Gerhaixis Auserles. V. I, 57, 1 schliesst
sicb an diese Darstellungen an.] Auf einem Etr. Spiegel umannt H. den
Dionysos (Phuphluns), Dorow Voy. pi. 15. In Void H. jnit einem Becher
auf einem Flflgelwagen, Ann. Ill, p. 142. — Dritte: H. die Mutter
I5send im T. der Chalkioekos, Paus. Ill, 17, 3. Auch das Capitol. Puteal,
§. 96. N. 16, stellt eine RuckfQhrung und Vers5hnung des H. dar, aber
durch Poseidon. — Vgl. sonst §. 371. (Athena) 412. 413. (Erichthonios^
Hochzeit des Kadmos und Peleus.)
8. Pallas Athena.
1 368. Das schwer zu ergrundende Wesen der Pallas
Athena hat besonders darin seinen Mittelpunkt, dass sie als^
ein dem Himmelsgotte engverwandtes reines und erhabnes
Wesen, als eine Jungfrau aus atherischer H5he gedacht
wird, welche in dieser Welt bald Licht und Warme und ge-
deihliches Leben verbreitend eintritt, bald aber auch feind-
selige Wesen (namentlich die wunderbar mit ihr zusammen-
2 hangende Gorgo) vemichtet. Wenn aber schon in dieser
altesten Anschauungsweise Physisches und Geistiges eng ver-
bunden, und diese atherische Jungfrau zugleich als Zeus
Verstand, als die in Zeus aufgenonimene und wiedergeborne
Metis (nach Hesiod), gedacht wurde: so uberwog, dem all-
gemeinen Entwickelungsgesetze des Griechischen Lebens ge»
miss, in der Homerischen Zeit durchaus die letztre Vor-
stellung; und Athena war die Gottin kraftigen Wirkens^
hellen Geistes geworden, eine Beschutzerin jedes Standes und
jedes Menschen, der Tucbtiges mit Besonnenheit angreift und
3 voUbringt. Die Kunst, welche in fruheren Zeiten die Pal-t
las fast vor alien andem Gottheiten ins Auge gefasst
hatte, stellte in den alten Palladien (§. 68), welche mit
erhobenem Schilde und gezucktem Wurfspeer gebildet wur-
den, besonders die vorkampfende Gottheit (dXaXxvfi^vri) dar;
4 doch gab es auch Bilder in ruhiger und sitzender Stellung,
und neben den Wafifen wurde ihr, zur Bezeichnung fried -
lichen Wirkens, auch Rocken und Spindel in die Hand gu-
geben; auch die Lampe scheint ein altes Attribut der Gott-
5 heit. In den Statuen der vorgeschrittenen alt - Griechischen
Kunst erscheint Athena immer in kampfrustiger Stellung^
[368] Athena; ftltere Bildung. 563
mehr oder weniger vorschreitend , uber dem Chiton mit
einem steifgefalteten Peplos und einer grossen Aegis bekleidet,
die bisweilen auch als Schild dienend uber dem linken Arme
lag, oder ausser der Brust auch den ganzen Rucken bedeckte :
dagegen sie spater immer mehr zusaramengezogen wird. Die 6
Umrisse des Korpers haben in Huften und Brust wenig von
weiblicher Fulle, zugleich sind die Form en der Beine, Arme,
des Ruckens mehr auf mannliche Weise ausgebildet. Das 7
Gesicht hat bereits die eigenthumliche Form, welche die ver-
vollkommnete Kunst weiter entwickelte, aber dabei sehr herbe
und anmuthlose Ziige.
I. Vgl. Cieuzer's Symbol. II, 640. Des Verf. Minervae Poliad.
aed. p. 1 sqq. Welcker's Prometheus S. 277. Gerhard's Prodrom. 8. 121.
143. Heffter GOtterdiensta auf Rhodos 11. E. RQckert Dienst der Athena.
[Gerhard Minervenidole B. 1844 mit 5 Kpfrn. in den Schriflen der Aka-
demie. Elite c^ramograph. I, 54—90.]
3. Ueber das Troische (auch in dem Gemfllde Ant. Ere HI, 40) und
das Athenische Palladion §. 68. A. 1. Das ROmische Palladion beschreibt
nach einem Relief im T. der Fortuna sehr genau Procop B. Goth. I, 13;
im langen Chiton, die Lanze zilckend, mit alterthilmlicher, angeblich
Aegyptischer, Gesichtsbildung. Fast hermenartig erscheint ein Laked^mo-
nisches Palladion auf M. Gallienus, Cadalv§ne Recueil pi. 2, 35 (mit einem
oeyiivJimtop anovxiov), Ausgebildeter sieht man die A. GhalkiOkos, von
Dorischen Madchen umtanzt, als Verzierung von Panzern und auf der
Terracotta, d'Agincourt Fragm. en terre cuite pi. 12, 9. Dan&ber Papaz-
zurri Lettera. R. 1794. 4. Aristophanes Lys. 1300. Mda Aa%uiva —
xkBmct XttXniomov 'Acdvav,
4. Sitzbilder der A. von Endoeos zu Athen u. Erythrae (§. 70*
A. 2), dies hielt nach Pans, mit beiden Hflnden den Rocken, auf dem
Kopfe den Polos. Rocken und Spindel^'hielt neben der Lanze das Troische
Palladion nach §. 68. A. 1 und halte nach Eustathius p. 627, 6 einen nUog
auf. [Marmome Sitzbilder in Athen §. 96. N. 9. Sueton Galig. 25 infan-
tem autem — Minervae gremio imposuit] Das alte Holzbild der A. Polias
zeigen die §. 96. N. 24 genannten Denkm^er als eine ruhig stehende Figur
im Peplos, die Lanze als Skeptron in der R. haltend. Ob den Schild
emporhaltend , wie es nach Winck. H. I. 120 scheint, ist nach der
Gemme, H. Odesc. 16, zweifelhaft Die A. Ilias hat die Lanze auf der
Schulter und eine Lampe in der Hand; so sieht man sie, hermen-
artig, ein Rindsopfer empfangend, auf H., Cab. d'Allier de Haut. pi. 13, 9,
in ausgebildeter Form auf andem, Ghois. Gouff. IL pi. 38. Die Lampe
564 Mytholo^^sche GegensUnde der b. K. [369]
in den HSLnden der A. auch Od. XIX, 34. Zu vergl. ist der Halbmond
auf den alien M. Athens.
5. A.-Bilder des alt-Griechischen Styls §. 90. A. 3. 96. N. 11.
13. 14. In Reliefs §. 96. N. 21. 22. Auf den Preisvasen §. 99, 3. N. 1.
vgL N. 3. 5. 11. Oft in alten Vasengem. bei Herakles. Etruskische §. 172.
A. 3. Auf ein altes Gultusbild weisen auch die M. des Antigonos Gon-
natas bin (Empr. 489. 490): A., mil dem Peplos bekleidet, dessen oberer
Tbeil in zwei Zipfeln fiber die Arme fftllt, hebt in der L. den Schild und
schwingt mit der R. den Blitz. Die Aegis entspricht besonders an der
Herculanischen Statue der Homerischen Vorstellung, sie wird um die
Schulter geworfen und mit den Hftnden emporgehoben und geschAttelt.
Die Schlangen stellen die d'vctcpoi der Aegis vor, Herod. IV, 189. Nach
hinten hflngt sie oft sehr weit herab, Millin P. gr. 13. Impr. d. Inst I, 2.
Aegis mit Gorgoneion auf M. der g. Ck)rdia. Vgl. Facius Ck)Ilektaneen
S. 124. Buttmann Ueber die Stemen-Namen S. 22. R. Rochette M. L
p. 191. pi. 35. Des Verf. Eumen. S. 112.
7. Den KOpfen auf den filtesten M. Athens entspricht der Cameo
Bfillin P. gr. 14. Von strengerhabner Bildung ist der Florentinische Kopf,
Winck. W. V. S. 527. Meyer Gesch. Anm. S. 32.
1 369. Seit Phidias das Ideal der Athena voUendet
(§. 114. 116), sind ruhiger Ernst, selbstbewusste Kraft und
Elarheit des Geistes immer der Grundcharakter der Pallas
geblieben. Dire Jungfraulichkeit ist Nichts als die Er-
hebung uber alle weibliehe Schw&che, sie ist selbst zu sehr
Mann, um sich dem Manne hingeben zu konnen. Die reine
2 Stim, die lang und feingebildete Nase, der etwas strenge
Zug des Mundes und der Wangen (torva genis), das starke
und fast eckig geformte Einn, die nicht weit ge5ffneten und
mehr nach unten gerichteten Augen , das kunstlos langs der
Stim zuruckgestrichne und in den Nacken herabwallende
Haar, Alles ZGge, in denen die fruhere Schroffheit zur
Grossheit umgebildet erscheint, stimmen ganz mit dem Cha-
3 rakter dieser wunderbaren idealen Schopfung uberein. Spa-
tere Versuche, diesen Ernst vollig in Anmuth aufzul5sen,
4 konnten nur in das Charakterlose fallen. Der Helm ist
. Hauptkennzeichen fur den Ursprung der Pallasstatuen, indem
man mit Hulfe der Munzen leicht den hohen Korinthischen
.(§. 342, 3) und den anliegenden Attischen Helm unter-
scheidet.
2. Vgl. Winck. W. IV. S. 116. VII. S. 119 f. Der Beschreibung
[370] Athena; vollendetes Ideal. 565
des Textes liegt besonders zum Grunde die Albanische BQste in MQnchen
84, Millin M. I. II, U. p. 196. M. Nap. I, 8. Meyer Tf. 20 A. Aehiilich
in der trefflichen, wiewohl zweifelhaften Gemme des Onesimos/ Millin P.
gr. 58. vgl. Lipp. I, 34. Von etwas hftrterem Ausdruck scheint die Bflste
mil den WidderkOpfen am Helm , auch an einem Bronzekopf Specimens
II, 47 (die hier wohl auf Poliorcetik gehn) aus dem Grabmal Hadrian*s,
PG1. VI, 2. M. Nap. 1, 13. Hirt 6, 5. Einen wilden Ausdruck hat die
BCLste M. Ghiar. I, 15. Gerhard, Beschr. Roms S. 53. Die BCLste im Brit.
Mus. Spec. I, 22 von erhabner Bildung ist wegen der hohlen Augen, und
Erzlocken, welche angefOgt waren, interessant. Erhabner Ck)los9aIkopf der
A.*unter den Mengs'schen GypsabgClssen; Tgl. Winck. Y. S. 562. YI. S. 75
der Anm. Meyer Tf. 21 E. [MQnzen Glarac pi. 1005. N. 2764—2775.]
3. So auf M. Yon Pyrrhos, Empr. 545, von Agathokles, 331. Gemme
des Aspasios, den sp&tem Athenischen M. (und dadurch der A. Parthenos)
ahnlich, nur noch reicher geschmQckt, Bracd I, 29. Stosch P. gr. Eckhel
P. gr. 18. G. M. 37, 132. Hirt, 6, 6. vgl. Lipp. I, 29. 30. 31. II, 27.
[Die Albanische A. »des hohen Styls«, Cavaceppi Race, .di statue tv. 1.
Fea's Winckelmann I. tv. 13, der Kopf in Winckelmanns W. lY. Tf. 6 A.]
4. Den hohen Yisirhelm haben die M. von Korinth u. seinen Colonien
(§. 132. A. 1) mit dem Pegasos (in Bezug auf A. Chalinitis), auch Syrakus
(mit wenigen Ausnahmen), Ton Agathokles, Alexander, Pyrrhos. Dagegen
haben die M. Athens fast in alien Formen (vgl. M. Hunter, tb. 8—10.
Tychsen Gommentt rec. Gott. Y. tb. 2), so wie die von Yelia, Thurii u.
andern Orten, den niedrigen anschliessenden Helm, mit einem blossen
Schirm. Daraus darf man schliessen, dass die Albanische BtLste und
Yelletrische Statue nicht zun&chst Copieen nach Phidias sein kOnnen.
370. Die Modificationen dieser Gestalt hangen eng 1
mit der Bekleidung. zusammen. Athena hat namlich erstens
in vielen Statuen des ausgebildeten Styls ein Himation
umgeworfen, entweder so, dass es vom uberfallend bless um
den untem Theil des Leibes liegt und so den majestatischen
Eindnick der Gestalt erhoht, oder so, dass es auch den lin-
ken Arm und einen Theil der Aegis verhullt , wodurch die
Gottin einen besonders friedlichen Charakter erhait. Diese 2
Athena hat stets den Schild am Boden stehend oder erman-
gelt dessen ganz; sie wird demgemass als eine siegreiche (da-
her auch die Nike auf der Hand) und ruhig herrschende
Gottin gedacht. Dieser entgegen stehen die Pallasbilder im 3
Dorischen Chiton mit dem Ueberschlag (Hemidiploidion),
566 Mythologische GegenstAnde der b. K. [370]
aber ohne Hiraation: eine Tracht, die unmittelbar fur den
Kampf geeignet ist, zu dessen Behuf auch bei Homer das
Obergewand, es sei Chlaena oder Peplos, stets hinweg ge-
4 than wird. Mit solcher Bekleidung stimmt sehr gut ein auf-
gehobner SchUd, der die Pallas Promachos des Phidias
charakterisirte (§. 116. A. 3), und wahrscheinlich mehrern,
nach einem erhabnen Muster gefertigten Pallasbildem zu re-
stituiren ist, welche in dem kuhnen Wurfe der Aegis und in
der ganzen Haltung des Eorpers etwas mehr Kampfbewe-
gung zeigen als gewohnlich, und sich durch besonders maeh-
5 tige und athletische GHederformen auszeichnen. Wo daher
auf kleinern Kunstwerken Athena zum Kampfe eilend oder
schon am Kampfe Theil nehmend, die Lanze erhebend oder
auch den Blitz schleudernd, erscheint, hat sie iramer diese
6 Bekleidung. Indess kommt Athena doch auch in derselben
Tracht als eine politisch thatige , als eine rednerische (dyo"
J C«'«)» und ohne Helm oder Aegis, als eine Frieden stif-
tende Gottin vor ; und auf Munzen findet sich auch diese
leichter bekleidele Athena mit herabgesetztem Schild und einer
Patere in der Hand, besonders in Bezug auf eben erfoch-
tene Siege.
1. Athene -Statuen Glarac pi. 457—474. Das zurdckgeschlagene
Himation haben die wahrscheinlich en Nachbildunge/i der A. Parthenos,
mit Attischem Helm, §. 114. A. A. Parthenos aufM. von Antiochns YII,
Mionnet Suppl. T. VIII. pi. 14, 1. Aehnlich drapirt die M. Fran^. IV, 5.
Nap. I, 11. Bouill. Ill, 3, 2. Glarac pi. 320. Auch die bei Velletri, 1797
gefundne erhabne Statue, 9Vs F. hoch, jetzt im L. 310. Millin M. I. II, 23.
p. 189. M. Fran<2. II, 2. Nap. I, 7. Bouill. I, 23. Clarac pi. 320.
Meyer Tf. 21 c. Auch die PCl. I, 9; August. 98. Vgl. Liban.
"Entpg, 30. Das den Arm verhtlllende Himation hat die A. mit der
Schlange, G. Giust. 3. vgl. Meyer in den Horen 8t. 11. S. 42, im Braccio
nuovo des Vaticans ; eine ganz &hnliche, von Velletri, gegenQber. Gerhard,
Beschr. Horns II, II. 8. 91. 104. [M. Ghiaramonti II. tv. 4. 5.] Die BAste
dieser A. auf Gemmen, Lipp. II, 31 von Eutyches, Stosch P. gr. pi. 34. —
A. mit eng eingewickeltem 1. Arm , in mehrern Statuen , Bracci II. tv.
agg. 9. Gerh. Ant. Bildw. I, 8 (wo sie Alea heisst). [Die stenibesfiete
Aegis ist das Charakteristische , der Name Alea nicht nachweislich.
Zu den vier Wiederholungen ist eine fOnfte gekommen. Bull. 1842.
p. 169. A. mit sternbesdetem Gewand, kleine Bronze in Wien,
Arneth Beschreibung des k. Mdnzcabinets S. 33, was man auch
568 Mythologiscbe Gegenstftnde der b. K. [370}
Antiochos von Athen in Villa Ludovisi, H. d. I. Ill, 27, Ann. XIII. p. 54«
Die als Agoraea edirte im Palast Stoppani-Vidoni in Rom, £. Braun Ant»
Ant. Marmorwerke I, 1. Aehnlich die Gassier D.A.K. II, 90, 210. A. mit
kleiner schmaler Aegis, Mannor, Specim. n, 38. Kleine BronzebQste von
einer ganzen Figur, aus der Kaiserzeit, friedlicher Ausdruck, das. n, 48.)
Die Paciflca (vgl. Lukian de dome 27) bezeicbnet der Mangel des Helms,
M. Ghiar. I, 12, ^p wie der Aegis, ebd. 12, 14, auch die umgedrehte Packet
M. Nanian. 18. 6. M. 37, 137. vgl. 138. [Stat. reg. Suec. tb. 1.] Auf
alteren Reliefs (§. 96. N. 14. Winck. W, V. 8. 527) and Vasengem., wie
in dem §. 365. A. 1 erw&hnten, b< A. als Friedenstifterin den Helm in
der Hand. Die schOne Btiste der A. mit entblOsster r. Schulter, die von
der Aegis bless die Schlangen u. von dem Helm bless den Buscb hat, auf
eineqgL Sardonyx in Flerenz, Gori II, 55, 1. Tassie pi. 25, 1647, erinnert
an die furchtbare Lieblichkeit mancher Gergoneen.
7. A. im Chiton mit herabgesetztem Schilde u. Patere auf M. von
Kyme N. Brit. 9, 20, ebenso mit einer Nike auf der Hand; 10, 21. 12, 12.
Horelli Dem. 9, 22. 32. Lipp. U, 33. Suppl. 95. Als NinjjtpoQog im
Doppelchiton , mit niedergesetztem Schild, Schlange daneben , auf M. von
Athen, Stuart II, 1. vign., vgl. die Yictrix 6. H. 36, 135. [Hesiodus
Scut. 339 NUrjp dd'avaxfig z^9^^^ ^z^vccc. Die Hepesche A. mit Nike
auf der Rechten Specimens I, 25, Glai'ac pi. 459 n. 850, der Helm nach
Phidias.]
A. Nike, geflflgelt, Ulpian zu Demoslh. g. Tim. p. 738. G. L 150.
Eurip. Jon 460. 1545. vgl. Cic. N. D. HI, 23 und §. 334, 2, findet sich
auch auf alten Etrusk. Gemmen Impr. d. Inst. I, 1, 4, auch auf M.
Domitian*s, Morelli tb. 7, 37. Nach Heliodor, bei Photies Lex,, war das
Holzbild der A. Nike ungefldgelt und hielt in der R. einen Granatapfel,
in der L. einen Helm (schr. ngdvog). A. als Herrscherin ajif eine Kugel
tretend, Bronze bei Grivaud de la Vine. Ant Gaul. 24. A. als SchifiEs-
gOttin die Aegis zum Segel ausspannend, auf M. von Phaselis, Eckhel Syll.
4, 11. A. auf- Quadriga, M. der g. Yibia u. a. A. Archegetis (von
Athen), mit dem K&uzchen in der Hand, Schol. Arist. VOgel 515, wie in
einer Bronze in Wien, auch Ant. Ercol. VI, 7, 8. vgL If. Ghiar. p. 38.
So auch die Attische A. auf Vasen, Tischb. Ill, 33. A. als Ergane mit
der Eule auf der Hand, von einem Widder getragen, Millin P. gr. 18.
Tassie pi. 26, 1762. [D.A.K. II, 21, 223.] Impr. d. Inst U, 6. Pallas
mit einem Bocke neben sich, in eigenthamlicher Weise, auf M. des Kleo*
menes von Lakedaemon, Mionnet Suppl. lY. pi. 6. 3. [Erzfigur 8 Z. hoch
in Florenz, der Helm platt, statt der Aegis wie ein Brusttuch mit
Lederpl&ttchen , in beiden HlUiden eine Art Schiffchen und Strange
von Welle, als Ei-gane erklSbrt auch von Wicar Gal. de Florence Gab. X.
Die drei Ghariten von A. fdr Kyzikes gemacht als erstes Kunstwerk
[371] Athena; gr58sere Gompoaitionen. 569
nach einem Epigramm 8. N. Rhein. Mus. III. p. 273. Ergane baut das
erste Scfaiff §. 371. A. 6, hilft dem Daedalos FlOgel, dem Epeios das Ross
machen.] Mil Panther, Reh, auf Yasen von Void. A. Polias ihre heilige
Scblange fatternd, in dem Reb'ef FQ. IV, 6. Hirt, 6, 9. 6. M. 36, 134.
.A. Hygieia (zweifelhaft). G. M. 36, 140. Paciaudi Mon. Pelop. II, 155.
[A. Hygieia hatte einep Tempd in der Akropolis von Atben. A. Paeonia
Pans. I, 2, 4. 34, 2.] A. Yerbdllt in einer kleinen Statue der Villa Albani,
wie an einem Tage der Plynterien in Atben da^ Bild der StadtgOttin ver-
hOUt wurde, Glarac pi. 457 n. 903.
371. Mehrere Mythen der Pallas haben die angehende i
Kunst mehr beschaftigt, als sich in den vorhandnen Werken
der spatem nachweisen lasst. Das Hervorgehn der ge-
harnischten Jungfrau aus dem Haupte des Zeus muss ein
beliebter Gegenstand der Sllem Eunst gewesen sein, deren
Statuengruppen man sich nach Vasengem&lden und einer
Etruskischen Spiegelzeichnung vorstellen kann. Eine An- 3
schauung des am Panathenaischen Peplos dargestellten Gi-
gantenkampfs , wobei die G5ttin auf dem von ihr erfundnen
Viergespann fuhr, so wie des Streits der Athena mit Po-
seidon um die Schutzherrschaft von Athen, geben jetzt fast
nur Munzen imd Gemmen. Durch das mystische Verhaltniss 4
zum Erichthonios erhalt die G5ttin einen Zug von mfltter-
lichem Wesen, welcher mit ihrer jungfraulichen Strenge eine
sehr interessante und reizende Mischung bildet; wahrschein-
lich liegen dem, was sich davon in Eunstwerken erhalten
hat, geniale Schopfungen eines Athenischen Eunstlers zum
Gnmde. Wie Athena durch Perseus , einen engverbundnen 5
Daemon, ihr grauen voiles Gegenbild, die Gorgo, erlegt,
gehdrt zu den ersten mythischen Gegenstanden , an denen
sich die noch rohe und am Frazzenhaften Qefallen findende
Eunst versuchte; weniger leicht liess sich die Gabe Gorgoni-
scher Locken oder Blutstropfen , durch die Athena ihren
Schutzlingen Erafte des Heils und Verderbens mittheilte,
plastisch ausdrucken. HSufiger sieht man Athena bei Hand- 6
lungen, wo sie personlich weniger betheiligt ist, als Ergane
bei Schiflfsbau und anderen architektonischen Untemeh-
mungen, so wie bei weiblichen Arbeiten rathend und
helfend ; auch die Erfindung, wie die Verschmahung der F16te
ist Gegenstand sinniger Compositionen. Als die allgemeine 7
570 Mythologische Gegenst&nde der b. K. [371]
Helferin der Heroen hat sie in den Darstellungen aus diesen
S Mythenkreisen uberall ihre Stelle. Als Gegenstand des Cul-
tus kommt, ausser der vielgefeierten Attischen Athena, be-
sonders die Athena Chryse, eine Lemnisch-Dardanische Got tin,
vor, welche auch eine Schlange zur Bewahrung ihres Heilig-
thums hat, wie die Gottin von Athen. * Wichtiger indess,
^ als diese Schlangen, ^sind fur die Kunstsymbolik Eule und
Hahn, wovon jene, abgesehn von der ursprunglichen Natur-
beziehung, das ernste Nachdenken, dieser die rege Thatigkeit
und Kampfrustigkeit der G&ttin bezeichnet.
2. Gebart der A. Ueber die alten Runstwerke der *A^r/vicg yoval
Welcker ad Philostr. II, 27. p. 543. [Yasengemftlde M. d. I. Ill, 44. 45.
Anik XIV. p. 90—103 von W. Henzen. Gerhard Auserles. V. I, 1—4.
Elite c^ramogr. I, 54—66, wo p. 222 auch ein zweiter Spiegel beschrieben
ist, erw&hnt Bull. 1841. p. 177], Gruppe auf der Akropolis von Athen,
Paus. I, 34, 2, walirscheinlich alterthumlich. Vgl. §. 118. A. 2 c. Sehr
rohe Darstellung auf ein em Clusinischen Gef^, Dorow Notizie tv. 10.
Micali tv. 79. Volcentiscbes §. 99. N. 3. Die kleine A. auf den Enieen
des Zeus, Micali tv. 80. Ganz &hnlich bei Laborde pi. 83. Etrusk. Patere
bei Schiassi De patera Gospiana. R. 1818 und Inghir. 11, 10 mit Zeus
(Tina), Hepbaestos (Sethlans), Aphrodite (?Thalna), und Eileilbyia. (Thana
scheint mir bier fOr A^-ava zu stehn, doch erklSren Andre anders.) [Ger-
hard Etr. Spiegel I, 66.] Gemme Millin P. gr. 56. Lampe Passeri I, 52.
Rondaninisches Relief Winckelm. M. I. II. vign. G. M. 36, 125. Gem&lde
des Kleanthes von Korinth, §. 356. A. 5. Grosses historisches Tableau,
Philostr. II, 27. [Philodem tcsqI s^atpdag: nai rmv agxaitov xivlg
SrjfiiovQytov tovrov (tov ^Egfiijv) nagignovTa rco dit noiovaiv nilsxvv
^Xovta nad'dnsQ iv rco Trjg Xalmoixov (von Gitiadas) bei Avellino Casa
Pompejana 1837. p. 58, der p. 78 auch die Berliner Vase n. 586 anfflhrt,
wo hinter dem sitzenden Zeus Gerhard zwar den Hepbaestos, Levezow aber
den Hermes mit Petasus, Caduceus und Ghlamys erblickt.]
3. Gigantenkaropf der A. an der Dresdner Statue §. 96. N. 7.
vgl. Schol. Aristid. p. 115 Fr. Relief des Bronzehelms M. Borb. X, 31.
Gemme Millin P. gr. 19. G. M. 36, 128; Tassie pi. 26. n. 1753. M. von
Seleukeia in Gilicien G. M. 37, 129. Statuette mit dem uberwundnen
Giganten am Fuss, M. Fran<j. IV, 8. Bouill. Ill, 3, 7. [M. Nap. I, 12.
I §. 396. A. 1- Pallas einen Giganten niederstossend , Stackelberg Tf. 13.
A. u. Typhoeus, Gruppe des Franz. M. Visconti Op. var. IV. p. 14. A. u.
Enkelados mit den Namen, Elite c^ramogr. pi. 8, dieselben pi. 9 u. Ofter,
auch Antiquity Pourtal6s n. 131, A. gegen zwei Giganten das. n. 132. 133.
[371] Athena; gr6saere Compositionen. , 571
Judica Antich. d. Acre tv: 22. Elite pi. 11. A. .u. Enkelados Gerhard
Etr. Spiegel I, 67. A. u. Akraos tf. 68. — Auch Kampf der A. mit
Marsyas das. Tf. 69. 70. A. und Enkelados mit drei Namen, Amphora
von Vulci, Gerhard Auserl. Vas- I, 6. Elite c^ramogr. I, 8. Andre Vor-
stellung das. 9. A. gegen zwei Gig. 10, zu Wagen gegen einen 11.]
Kampf mit Poseidon §. 118. A. 2 c. Die Statuengruppe in Athen,
Pans. I, 24, 8, findet man wahrscheinlich auf M. von Athen wieder,
Stuart il, 2 vign. G. H. 37, 127. N. Brit. 6, 11. Cameo m Paris, Ca-
binet pi. 15, in Neapel, Tassie pi. 26. 1768. Relief einer Fibula von
Pompeji, M. Borb. VII, 48. Der heilige Oelbaum (ilala jtdyiivtpog) N.
Brit. 6, 12. 13. 15.
4. A. den HephaestDs abwehrend, Fragment einer gemalten Thon-
platte aus Athen, Broendsted Yoy. II. p. 299. pi. 62. vgl. Lukian de domo
27 (anders erkl&rt von Panofka, Ann. d. Inst. I. p. 292). A. den kleinen
Erichthonios, welchen Gaea emporhftlt, in die Aegis aufnehmend, Hephae-
stos dabeistehend, Vasengem. von Volci, M. I. d. Inst. 10. fZwei von
Clusium, M. d. I. IIL 30. Ann. XIII. p. 91 und Gerhard Auserles. V. lU,
151, Elite c^ramogr. I, 85 mit interessanten Verschiedenheiten. 0. Jahn
Archaeolog. Aufs. S. 60 ff.] Reliefdarstellungen desselben Gegenstandes ?
M. I. 12. Ann. I. p. 298. vgl. Clarac Melanges p. 43. Statue der A. mit
dem Erichth. in der Aegis, in Berlin, Rot. 12. S. Lange Ilgenio. 1831.
[Hirts Bilderbuch Tf. ' 22. n. 236. Clarac pi. 462. Gn. 888 E. Boettigers
Amalthea III, 367.] Erichthonios mit dem Schilde der A. auf M. von
Magnesia M. d. I. I. pi. 49 A. n. 1. R. Rochette, Tantalos nach Panofka.
Ann. V. p. 117—125.
5. Ueber die Gorgoneia §. 397, 6. Perseus §. 414. A. 2. A. dem
Kepheus die schtltzende Locke der Gorgo dbergeher.d , .welche Kepheus
Tochter Sterope in einem Gef&ss auff&ngt (s. Paus. YIII, 47, 4. Apollo-
dor II, 7, 3), auf M. von Tegea, Mionnet Empr. 666. M. SCIem. 12, 120.
Millingen M^d. In. 3, 9. vgl. Cadalv^ne Rec. p. 209. Richtig erkl^rt in
Eckhels N. V. annecd. p. 142 D. N. II, 298. Millingen bezieht die Dar-
stellung auf A. und Orest.
6. A. helm Bau der Argo, Winck. M. I. vign. G. M. 130. 417; Terrac.
of the Br. M. 16; G. M. 105, 418. [D.A.K. II, 21, 238. Campana Ant.
opere di plastica tv. 5, welcher A. Ergane versteht als Erfinderin des
SchifiGs bei der Reise des Danaos Marm. Par. ep. 9. Plin. Epist. YII, 56.
Hyg. 168.] Bei dem Bau des Theaters von Capua, Winck. W. I. Tf. 11.
Bei Hephaestos §. 367. G. M. 82, 338**, Daedalos §. 418. Als Vorsteherin
weiblicher Arbeit, am forum Nervae §. 198. A. 3. FlOtenerfindung , Ge-
malde, Winck. M. 1. 18. G. M. 83, 130. Myron fecit Satyrum admirantem tibias
et Minervam, Plin. vgl. Paus. I, 24, 1. Damit stimmt das Relief bei
Stuart II, 3. vign. und die Athen. M., Broendsted Yoy. II. p. 189.
572 Mytbblogische Gegenstfinde der b. K. [371]
7. A. mil Ares kampfend? Vasengem. Inghir. 6. Omer. 197. Oefter
neben Helden auf dem Wagen, oder bei der RQstung, Aim. d, InsL III.
p. 135. A. bei Herakles §. 410. 411, Theseus 412, Bellerophon 414.
(G. M. 9% 393), dem Amazonenkampf 417, vor Paris 378, bei den Uiscfaen
K&mpfen 415, Odysseus, Orestes 416 (auf Asiatischen M. ist die den Stimm-
stein zulegende A. Zeichen des %otvoPotiUov , Heyne Virg. T. VI. p. 785
(1800); auch beim Raube der Kora 358, der Strafe des Marsyas 36S, Kad-
mos und Peleus Hochzeit 412. 413; bei Prometheus als den Menschen be*
seelend 396.
8. A. Cbryse, durch ihren oixovQog 6q>ig Philoktetes hindemd, Troja
vor der Zeit einzunehmen (ein Grundgedanke von Sophokl. Philoktet) auf
dem Vasengem. Millingen Div. pi. 50. vgl. Philostr. d. j. 17. Frdheres
Opfer der Argonauten ebd. pi. 51. Laborde pi. 23. t'gl. Ukden in den
Schr. der Berl. Akad. 1815. Phil. Gl. S. 63. Welcker bei Dissen Expl.
Find. p. 512. [Opfer der Gdttin Chryse, vier Vasenbilder, Gerbards
Archaeol. Zeit. III. Tf. 35.] Panathenaeische Opfer auf Vasen von Volci,
Levezow Verz. 626. Scenen aus Attischem Pallas-Cultus an Metopen des
Parthenon, wie es scheint. Kuhopfer der Pallas auf Vasen von Volci, auch
Zage von Kitharoden und Auleten, Gerhard Ann. d. Inst. III. p. 134. vgl.
Prodr. S. 137. A. den Peplos empfangend [wie in Troja bei Homer], auf
M. von Tegea, wie auf Vasen von Volci nach Gerhard Ann. d. Inst III.
p. 134. Die tgdnsia mit den Preisen der Panathenaeen , H. bei Stuart
II, 1. vign. An dem Sessel III, 3. Noch sind zu erwahnen A. I ton i a,
neben Hades sitzend (Strab: IX, 411), Florent. Gemiue bei Gori II, 72, 1.
Wicar IV, 3. Die Capitoliiiische Minerva §. 351. A. 7. Verbindung der
. A. mit Hermes §. 345. A. 2.
9. Minervens, Eule (strix passerina, Blumenbach Specim. I. p. 20.
Boettiger Amalth. III. S. 263), das alte Sinnbild der riccvyimnigy auch
von Phidias ihr nebst der Schlange beigegeben (worauf auch Demosthenes
Witzwort bei Plut. 26 sich bezieht, s. indess Gerh. Prodr. S. 147), bisweilen
auf Minervens Helm (auf Denaren des Gordius), so wie in ihrer Hand
§. 370. A. 7 auf der Deichsel ihres Wagens M. Borbon. VIII, 14. Ueber
die Eule als M&usetOdterin (vgl. Batrachomyom. 185 ff.) Boettiger Amalth.
III. 8. 260. Goett. G.A. 1831. S. 554. vgl. Tassie pi. 23, 1585. Oft auf
Gemmen (M. Odesc. 30, Tassie p. 137) die Eule selbst mit Hinervenkopf
•u. Attributen; auch A. von Eulen gefahren (Tassie pi. 2, 1756). Der
Hahn, als Sinnbild ehrgeizigen Kampfes, iindet sich und zwar in der
Doppelzahl, fast immejr auf den Attischen Preisvasen, §. 99. N. 1. Auch
auf M. von Himera, Gales, Suessa. Vgl. Pans. VI, 26, 2. [EigenthOm-
lich den Werken der Kunst ist ein Liebesverh^tniss der A. zu dem
Herakles, welches sich imroer nach und nach deutlicher heraus-
gestellt hat. Rhein. Mus. IV. S. 479. E. Braun Tages und des
[373] Athena; ^ssere Compositiorien. 573
Herakles und der Minerva heilige Hochzeit, MOnchen 1839 f. Gerhard
Trinkschalen 8. 11. 30. Tf. C, besonders die Fontanasche Vase €rerh*
Auserles. Y. II, 149. S. 182. 0. Jahn Archaeol. Aufs. S. 83-127.
H. Brunn Berl. Jahrb. 1845. I. S. 692—96. Ein dem Fauvelschen Kannchoi
bei Stackelberg Grftber Tf. 13, 2. 3 vOUig &hnliches ist im Brittischen
Museam in der Burgonischen Sammlung aus A then, wenn nicht 'dasselbe,
was nur nach der Form der Oeffnuhg nicht der Fall zu seih scheint.]
9. Ares. .
372. Ares, der Gott des Streites, welcher im Zw6lf- i
gottersystem auf bedeutungsvoUe Weise mit Aphrodite zu-
sammengestellt wird, war doch seinem Wesen nach zu sehr
blosser Begriff, urn em Hauptgegenstand der plastischen Kimst
zu werden. Auch verehrte ihn kein Hellenischer Staat als
einen Haupt- und Schutzgott , wie er es spater von Rom
wurde. Daher kommt es, dass, obgleich einige ausgezeichnete 2
Statuen des Gottes, von Alkamenes und Skopas, erwahnt
werden, doch uber den plastischen Charakter des Gottes
noch jetzt manche Zweifel obwalten.' Jedoch scheinen durch- 3
gangig eine derbe und kr^ftige Musculatur, ein starker
fleischiger Nacken, und ein kurzgelocktes und gestraubtes Haar
(§. 330, 2) zur Vorstellung des Gottes zu gehoren. Ares
hat kleinere Augen, eine etwas starker gedflfnete Nase
(§, 335, 2), eine weniger heitre Stirn, als andre ZeussShne.
Dem Alter nach erscheint er mannlicher als Apollon , der 4
Mellepheb, und selbst als Hermes, der Epheb unter den
G5ttem, als ein jugendlicher Mann; den die altere Kunst,
wie fast alle Heroen, bartig, die ausgebildete dagegen lieber
ohne Bart bildete; doch wurde auch jene Bildung noch in
manchen Gegenden und fiir manche Zwecke beibehalteh. Die 5
Bekleidung des Ares ist, wo er nicht ganz unbekleidet er-
scheint , eine Chlamys (ein Sagum). Auf Reliefs des alten
Styls erscheint er gehamischt, spater behalt er gewShnlich
nur den Helm. Gewohnlich steht er; ein lebhafler Schritt 6
bezeichnet auf Romischen Munzen den Gradivus ; der Legions-
adler und andre Signa den Stator und Ultor (der sie wieder-
gewonnen); Victorien, Trophaeen, der Oelzweig den Victor
und Pacifer. Einen sitzenden Ares bildete Skopas; ohne
574 Mythblo^he GegensUnde der b. K. [37:2]
Z^eifel wurde er als ausruhend, in milder Stimmung ge-
dacht, welches auch der Sinn einer noch vorhandnen Haupt-
statue zu sein scheint, in der nns vielleicht eine Copie nach
Skopas erhalten ist.
3. . 4. SchOner Kopf des A. auf der Gemme, Millin P. gr. 20.
Lipp. I, 32. BGste aus, Basalt in V. Giustiniani, s. Hirt S. 52. Auf M.
wird Ares ofl ohne Gnind angenommen ; namentlich ist der behelmte und
b^ige Kopf auf M. von Hetapont (G. M. 40, 150. Magnani Misc. Num.
in, 25—28) oach einer Beischrift Leukippos, ein Achaeischer Grander der
Stadt (Strabon). §. 418 A. 2. [M. von Metapont u. eine Gampaniscbe,
Qiarac pi. 1007. n. 2795. 2796. Mars b&rtig auf MQnzen der Rdmer in
Sicilien, Neumann N. ined. I. p. 67 ss. tb. 2, 12.] Auf den M. der Ma-
mertiner hat ein unb&rtiger lorbeerbekr^nzter Kopf die Beischrift
jQBogf Torremuzza 48, 12—14. Ein bfirtiger A.-Kopf auf M. der Bruttier,
Magnani II, 4—10, wenn es nicht auch ein Stammheros ist. Unbfirtig
erscheint A. Kopf auf den Rfimischen M. , nur auf denen der g. Fonteia
und Junia mit keimendem Barthaar, Patinus p. 114. 144. [Eckhel,
D. N. I, 224.] A. bfirtig, von einer Nike bekrftnzt, dabei Aphrodite mit
Eros auf der Schulter, an dem entsprechenden Altar die drei Ghariten?
Serradifalco gli avanzi dell' a. Solunt. tv. 4.
5. A. b&rtig und geharnischt am Borghesischen Altar. A. als
jugendlicher Mann, mit der Ghlamys, in dem Relief PCI. IV, 7; [mit
Harnisch, Helm und Schild an der Capitoliniscben Ara, Winckelmann
Mon. ined. Tf. 5.] Bftrtig und geharnischt unter den acht GOttem der
Ara, M. Ghiar. 19. Ein bftrtiger Mars-Hadrianus, Statue des M. Gap. Ill, 21.
Andre Statuen, wie die im M. Gap. in, 48, Race. 130. vgl. Glarac pi. 636.
n. 1440 au9 M. Borbon., welche Manche A. nennen, sind mehr als zweifel-
haft. Auch die Statue des Herakleides (§. 157*. A. 3) und Harmatios,
Bouill. I, 7, ist nur durch Restauration ein A. Von dem Mars Borghese
§. 413 (Achill); eine bei Ostia 1800 gefUndne Statue mit der Unterschrift
Marti soil dieser sehr fthnlich sehen. Hirt S. 52. Acht Statuen Glarac 634
A. 635. [Einen Mars 15 P. hoch, nach Villa d'Este in Tivoli gehracht,
erwSimt Flam. Vacca b. Fea Miscell. p. 56.]
6. S. die Zusammenstellung ' bei Millin G. M. pi. 39. 40. Sehr
charakteristisch erscheint M. Ultor, Morelli N. Impp. 4, 18. SchOner A.
mit Nike und Lorbeerzweig, BfiUin P. gr. 21. Als Poliorket G. M. 39, 152.
Passeri Luc. II, 29. [Mars Gradivus Tropaeen auf der Schulter tragend,
Hirt Bilderb. 8. 50.]
7. Mars Ludovisi, Perrier 38. Maffei Race. 66. 67. Piranesi
Stat. 10. R. Rochette M. L pi. 11. R. R. p. 37. 413 ein trauemder
Achill; nach Hirt Bilderbuch S. 51 ein Heros, [Qber den Kanon S. 31,
Theseus.] ViTenn ein A., ist es ein friedlich ausruhender, worin die
[373] Ares; -Charakter seiner Bildung. 575
Stellung, der Mangel des Helms, der Amor unter den FQssen CUierein-
stimmen. [Nach Spuren von etwas Abgebrochenem auf der linken Schulter
scheint eine Figur daneben gestanden zu haben, Meyer zu Winckelm. IV.
S. 301.]
373. In Gruppiningen erscheint der Kriegsgott selten 1
als Kampfer; eben well er selbst nichts als Krieg und
Streit ist, gab er keine Gelegenheit, einzelne Heldenthaten
von ihm zu preisen. Nur als GigantentSdter komrat er auf
Gemmen vor. Dagegen sieht man ihn mit Aphrodite zu- 2
sammen in Statuengruppen , die in Stellung der Korper
und Wurf der Bekleidung auf ein beruhmtes Original zu-
ruckweisen. Indem diese Verbindimg des Kriegs und der
Liebe nicht immer als frivoler Ehebruch, sondem auch im
ernsteren Sinne genommen wurde, konnte man durch solche
Qruppen auch, in Statuen und IVIunzen, RSmische Herr-
scherpaare verherrlichen. Die Romer sahen gem die Liebe ^
des Ares zur Dia oder Rea Silvia vorgestellt; man legte
bei der Behandlung oft Griechische Darstellungen, nament-
lich die Ueberraschung der Ariadne durch Dionysos, zum
Grunde.
1. A. Gigantomachos, Jtillin, JL,g. 22. G. M. 36, 143. [Elite
c^mogr. I, 7y Vase des Prinzen von Ganino.]
2. A. und Aphrodite, Statuengruppe M. Flor. Ill, 36. Wicar III, 12.
Qarac V^nus de Milo pi. 2. Bekleidet, mit den Kdpfen von M. Aurel (?)
und Faustina d. j. im L. 272. V. Bocgh. 6, 3. Bouill. 1, 8. Glarac pi. 326.
Aehnliche Gruppe M. Cap. Ill, 20. Reliefs, R. Rochette, M. I. 7, 2. G. Giust.!!,
103. Gemmen auch in altem Styl, Millin P. gr. 24 flf. Lipp. I, 89. 91.
n, 79. Pompej. Gem^lde, M. Borb. Ill, 35. (A. im Himation); M. Borb.
IX, 9; Gell N. Pomp. pi. 82. (Eros nimmt ihm den Helm ab.) Die
Ueberraschung der Li&benden durch Hephaestos §. 367. A. 2. Ein A. im
Netz, das Schwert zdckend, auf einer MQnze alten Styls, Winck. M. I.
166. Raponi ^1, 15. 36, 1. Tassie pi. 53, 10127. A. als Vertheidiger der
Hera gegen Hephaestos §. 367. A. 3.
3. Mars zu Rea Silvia uiedersteigend (pendens wie bei Juvenal)
im Giebel des T. Urbis, §. 191. A. 1. Aehnlich das Gemfilde, Terme di
Tito 31. Mars der Ilia erscheinend , Impr. d. Inst. IV, 87. Auch die Ara
des Claudius Faventinus, genannt Casali, Bartoli Adm. 5, 1 . Vase in Bonn.
[Erater aus Bronze, in der Nfthe gefiinden, vom besten Styl; auf derRflck-
seite Mara gegen Hercules tlber der Leiche des Cycnus kftmpfend, Alter*
576 Mythologische GcgensUnde der b. K. [374]
thumsverein Bonn I. Tf. 1. S. 45. Wiesder Ztschr. t A.W. 1843. S. 484 fL]
Die beiden Hauptfigaren in dem Relief bei R. Rocheite M. L 7, 2 u. auf
einer Rfim. Vase, 6. M. 178, 653, aucfa Ficoroni Gemmae 3, 6. Mars die
Rea als seine Braut fiihrend, ganz bekleidet, Relief Pd. V, 25. 6. M.
180, 654. Auch das Relief, Gerhard Ant Bildw. 40, scheint A. und Rea
der Selene mil Endymion gegenflberzustellen. [Wieseler die Ara Gasaii
1844. S. 57 f. Bei Gaatani 1788. Febr. tv. 2.]
A. Thron, Ant Ere. I, 29. 6. M. 42, 147. A. Waffen von Knaben
getragen, auf einer dreiseitigen Ara S. Marco II, 33. M. Nap. IV, 15.
G. M. 40, einer sehr fthnliehen Brit. M. I. 6 und andem entsprechenden.
10. Apbrodite.
1 374. Der Syrische Cultus der Astarte scheint, indem
er in Griechenland einheimischen Anfangen beg^inete, den
weit verbreiteten und angesehenen Cultus der Aphrodite her-
2 Yorgebracht zu haben. Die Grundvorstellung der grossen
NaturgSttin verlor sich nie ganz; das feuchte Element, im
Orient das eigne Reich jener Gottheit (§. 241. A. 2),
blieb immer unter dem Obwalten dieser an Kusten und
Hftfen verehrten Oottheit; besonders das windstille und im
glatten Wogenspiegel den Himmel abbildende Meer schien ein
3 Ausdruck ihrer Natur. Als die Kunst im Ereise der Aphro-
dite uber die rohen Steine und formlosen Idole hinweg war,
bewegte sie die Idee einer uberall waltenden, machtig herr-
schenden GSttin; man stellte sie gem thronend dar, mit
Symbolen bluhender Natur imd uppiger Fruchtbarkeit in
4 den Handen; die Bekleidung vollstandig, nur dass etwa der
Chiton die linke Brust zum Theil frei liess, und zierlich, in-
dem grade bei der Aphrodite eine afTectirte Grazie in Dra-
5 perie und Bewegung zum Charakter gehorte. Auch die
Kunst der Phidiassischen Zeit stellt in Aphrodite das Ge-
schlechtsverhaltniss in seiner Heiligkeit und Ehrwurdigkeit dar,
und denkt dabei mehr an dauemde, fur die Zwecke des
allgemeinen Wohls, als an vorubergehende , fur sinnlichen
« Genuss geschlossene Verbindungen. Erst die neuere Attische
Kunst (§, 127) behandelt die Vorstellung der Aphrodite
mit einem rein sinnlichen Enthusiasmus, und vergSttert in
ihr nicht mehr eine weltbeherrschende Macht, sondem die in-
[375] Aphrodite; Gharakter ihrer Bildung. 575
dividuelle Erscheinung der reizendsten Weiblichkeit; ja sie setzt
dies Ton ethischen Beziehungen gel5ste Ideal auch selbst in
einen entschiedenen Gegensatz damit.
1. Vgl. Larcher H^m. sur V^nus. P. 1775. Manso Versuche flber
einige GegensULnde der MytboL Leipz. 1794. De la Ghau Sur les Attributs
de V^nuB. P. 1776. Heyne Antiq. Anfs. I. S. 115 ff. [Gerhard Venus-
idole B. 1845 mil 5 Tf. in den Schriften der Akad.] — Ueber den
Paphischen Dienst §. 239. A. % 240. A. 1.
3. Xoanon dner A.- Hera in Sparta, der die Matter bei der Yer-
heirathung der TOcbter opferten. A. aus Gold und Elfenbein in Sikyon
von Kanachos, tbronend, mit Polos, Hohnstengel und Apfel. A. auf Eryx,
thronend, mit Taube, Eros daneben, auf M. G. M. 44, 181. vgl. 47, 182.
A. tbronend, mit einem Hasen unter dem Sitz, Eros neben ihr, auf H.
von Nagidos, Neumann N. V. II, tb. 2, 8. N. Brit 10, 16. Sehr fthnlich
bei ZoSga Bass. II, 112. .— A. stehend, mit einer Taube auf der Hand,
auf der Borgh. Ara, mit einer. Blume (sp&ter als Spes benutzt §. 406. A. 5).
M. Cap. IV, 22; PCI. IV, 8; Chiar. I, 20. Aehnlich auf Vasen von Void.
Alterthdmlich eine Muscbel in der Hand, in dem Relief M. Borb. VI, 10.
A. roil Proserpina als Stdtze (nach Gerhard), kleine Marmorstatue aus
Pompeji, H. Borb. IV, 54. Eine alterthGmlicho A. , der ein fliegender Eros
lias Haar ordnet, unter Maenaden, M. Chiar. I, 36. Gerhard, Venere
Proserpina. 1826. 8 (vgl. Kunstbl. 1825. N. 16 ff. 1827. N. 42 f.) nennt
mit diesem Namen das After, besonders als Stdtze, vorkommende alter-
thQmliche Idol mit dem Modius, die eine Hand an der Brust, mit der
andern das Gewand aufnehmend. Maffei Race. 121. vgl. 134, oben §.361. A.
4. Schon Apollon. Rh. I, 743 beschreibt dies als Hauptzug bei
einer Aphrodite, und Visconti, PCI. III. p. 7, hat es als ein wichtiges
Eriterion von Venusbildern geltend gemacht. So hat in dem schOnen
Relief von Neapel §. 378. A. 4. A. einen Schleier fiber den Kopf und
doch die eine Briist frei.
5. 6. Phidias A. Urania zu Elis, mit dem Fuss auf der Schildkr5te,
als oUovQog nach Plutarch; u. A. Urania zu Athen. Von Alkamenes A.
§. 117. Skopas Aphroditen, darunter die Pandemos auf dem Bocke
§. 125. A. 3. Praxiteles 127, 4. Andere von Kephissodor, Praxiteles S.,
von Pbiliskos u. a. Von Apelles A. Anadyomene §. 141, 3.
375. Die Formen, welche die ausgebildete Kunst der l
Aphrodite gab, sind am meisten die naturlichen des Geschlechts.
Aphrodite ist ganz Weib, in viel vollerem Sinne des Worts,
als Athena und Artemis. Die reife Bluthe der Jungfrau
ist, bei manchen Modificationen, die Stufe der physischen
Entwickelung, welche in den Formen des K5rpers festgehal-
O. Mflller*! Archaeologfie. 4. Anfl. 37
576 Mytholo^sche GegensULndc der b. K. [376}
2 ten wird. Die Schultem sind schraal, der Busen jungfrau^
lich ausgebildet, die FuUe der Huften lauft in zierlich ge-
formten Fussen aus, welche, wenig zu festem Stand und
Tritt gemacbt, einen fluchtigen und weichen Gang {afigov
3 pddtafia) zu verrathen scheinen. Das Gesicht, in den al*
teren Darstellungen von einer Junonischen Fiiile und gross*
artigen Ausbildung der Zuge, erscheint hernach zarter und
langlicher; das Schmachtende der Augen (to vygov §. 329,
6) und das Lachebide des Mundes (ro tncriQivai §. 335.
A. 2) veremt sich zu dem allgemeinen Ausdrucke von An-
4 muth und Wonne. Die Haare sind mit Zierlichkeit geord-
net, bei den alteren Darstellungen gewohnlich durch ein Dia-
dem zusammengehalten und in dasselbe hineingesteckt , bei
* den entkleideten Venusbildem der jungem Kunst aber zum
Erobylos zusammengeknupft.
3. Den grossartigem Charakter zeigen nicht weni^ der dnzeln var-
kommenden BCisten. So die BV6Tiq>ccvog im L. 221. Y. Borgh. 5, 17.
Bouill. I, 69, 2; der Kopf bei Egremont, Spedm. I, 45. 46; der Dresdner
Kopf (Wacker S. 163; auch der S. 203 nach den Herausg. Winck. IV.
S. 332). Uebef einen Mantuanischen u. Gassier Kopf Winck. IV. S. 331.
332. 439. Der sch6ne Kopf, M. Chiar. I, 27. Sickler Alman. II. Tf. 11,
ist dem spatem Ideal gem&ss. Auf M. ist der Kopf der A. oft schwer zu
erkennen; sicher ist der weibliche Kopf auf den M. von Knidos eine A.,
er hat ein Band um die Haare geschlungen, eben so wie die Nachbildungen
der Praxitelischen Statue §. 127. A. 4. Auf M. der g. Gonsidia (wo der
Eryx auf dem Rev.) hat der Kopf der A. einen Lorbeerkranz Qber dem
Diadem, wohl als victrix. Morelli Gons. 5. vgl. Vibia 2.
1 376. Auch hier hangen die wesentlichen Modificationen
2 der Bildung eng mit der Bekleidung zusammen. Die ganz
bekleidete Aphrodite, welche indess meist nur einen dunnen
und den Korper wenig verbergenden Chiton tragt, und das
hinten herabfallende Obergewand nur ein wenig mit einer
anmuthigen Bewegung des rechten Arms vom Rucken her-
uberzieht, stammt von der Urania der altem Kunstler her;
sie wurde in Rdmischen Zeiten als Mutter-Aphrodite,.
Venus genitrix, verehrt, und theils als die Stammmutter des
Julischen Geschlechts, theils als die Gottin einer ehelichen
und gesetzlichen, auf Verlangen nach Nachkommenschaft ge*
griindeten Liebe in Zeiten, in denen solche Mahnung Noth
3 that , durch zahlreiche Abbildungen gefeiert. Der Styl der
[3761 Aphrodite, Genitrix, Victrix. 577
Kunstperiode , aus welcher diese Darstellungsweise stammt,
und die Aufgabe selbst vereinen sich, dieser Glasse von Aphro-
ditenbildern rundere und starkere Formen, kurzere Verhalt-
nisse der Gestalt, und einen mehr frauenartigen Gharakter
zu geben , als sonst bei der Aphrodite gewohnlich ist. Sehr 4
bestimmt unterscheidet sich von diesen eine zweite Glasse von
Venusbildem, welche, ohne Ghiton, nur ein Obergewand
um den untern Theil des Korpers geschlagen haben, und sich
zugleich durch das Emporstellen und Aufstutzen des einen Fus-
ses auf eine kleine Erh5hung auszeichnen. In diesen steht 5
die Gottin an Bildung einer Heroine nahe; die Korperfor-
men sind besonders fest und kraftig schlank, der Busen von
weniger Rundung als bei andern, das mit starker vortreten-
den Zugen ausgestattete Antlitz nicht ohne den Ausdruck von
Stolz und Selbstbewusstsein. Wie schon alte Holzbilder in 6
Sparta die Aphrodite geharnischt als eine uber alle Macht
und Starke triumphirende Gottheit vorstellten : so muss man
in dieser Bilderclasse eine siegreiche Aphrodite sehn,
es sei nun, dass sie den Ares selbst umfasste, od$r Ares Helm
und Schild, oder eine Palme, oder auch das Siegszeichen
des Apfels [?] in den Handen hielt.
1. Clarac pi. 591-632 H. 634. 634 B. 640.
2. Die Bewegung des r. Arms wird wohl bei Aristaenet I, 15 durch
rrjg d/inexovTjg uxQOtg daxtvloig iq>anro(iiv7i zoov xgoaaeov bezeichnet,
und als Zeichen der Schairi angegeben.
3. Wahrscheinlich war von dieser Art Arkesilaos (§. 196. A. 2)
Venus Genitrix auf dem Forum Caesar's. A. mit der angegebnen Gewand-
haltung auf M. der Sabina, Pedrusi VI, 29, 6. vgl. PCI. Ill, 8. Auf andem
M. reicher bekleidet, mit Scepter und Kugel, ein Kind vor ihr, mit Um-
schrift. G. M. 44, 185. V. felix in gleichem Costum, ein Kind auf dem
Arme, 186; doch erscheint sie auch halbbekleidet , sich den Cestus um-
legend, auf M. Domilian's, Pedrusi VII, 27, 4. [A. sich den Cestus um-
legend, sch6ne kleine Bronze Ann. d. I. XIV. tv. F. p. 50. Die V. genitrix
Xvovea i6vav Pindar 0. VI, 39, (lit^v ayotXv^rat, Kallim. in Delum 222.]
Sie tragt oft auch den Apfel, auch einen Speer, als R5mer-Mutter, und
eine Victoria, wo sie in die victrix ilbergeht. Dieselben Attribute hat aber
auch die V. caelestis der M., s. die Beispiele aus Gessner und Pedrusi bei
Gerh. Neap. Ant. S. 5 ff. 'Aip^, navdya^eg bekleidet Boissard IV, 116.
Statu en: die Versailler im L. 46, Proportionen , Haar- und Gewand-
Behandlung alterthflmlich , mit durchbohrten Ohren. M. Franq. 11, 6.
578 Mythologische Gegenstande der b. E. [376]
Bouill. I, 12. M. Nap. I, 61. Glarac pi. 339. Im L. 185 mil einem
dunnen Chiton mit Zone bekleidet, ein Amor neben ihr, sonst stand
Praxiteles daran. M. Nap. I, 62. Bouill. m, 7, 3. Glarac pi. 341. In
Florenz, Galleria IV, 1, 18. Glarac pi. 592, 1288, gleich der Giustiniani-
schen 594, 1288 A., der Gokeschen 594, 1449 A., der Pioclementinischen
592, 1289. Bei L. Egremont, zweifelhafl, Gavac I, 5. Winck. W. IV.
S. 115. V. S. 24. Tanzend und mit Epheu bekrSUizt, PGl. Ill, 30 (nach
Hirt). [Gerhard Vat. Mus. S. 203.] Im L. 420. V. Borgh. 4, 1. M. Roy.
I, 18. Bouill. Ill, 8, 3. In England, Specimens II. pi. 54. Deren Gegen-
stQck ihre Feindin, die liederliche abortirende, L. 427. V. Borgh. 4, 13.
Bouill. m, 8, 1. aarac pi. 341. [Visconti Mon. scelti Borghes. 1821.
tv. 30, als Peribasia, sehr irrig gedeutet von Zannoni im Giom. de' lette-
rati, Pisa 1823. IV. p. 19. Ovid Amor. II, 14.] Die statuetta zu Dresden
119, Aug. 66, neben dem Priap scheint ein ex voto far Fruchtbarkeit der
Ehe; immer bleibt bei solchen Beziehungen das Gewand. Bei Lipp. II, 94
lehnt sich A. auf eine SSule, worauf ein Priap, und sengt zugleich einen
8chmetterling mit der dem Amor genommenen Fackel, also eine Lebens-
und TodesgOttin, V. Libitina. Vgl. Gerhard Ueber Venus Libitina auf
Gemmen u. Giaspasten, Kunstbl. 1827. N. 69 f. A. im Koischen Gewand,
in Dresden 245. Aug. 105; Harm. Oxon. 5. AlterthClmlich Venus und
Juno, dazwischen Fama? Gollect. de peintures ant. qui omaient le
palais etc. 1781. pi. 10. — Auf Vasengem. erscheint A. in Volci (Ann. III.
p. 44) u. auch sonst wohl immer bekleidet, da nackte Figuren, wie bei
Hancarv. III. pL 123 nur far badende Frauen gelten k5nnen. Oil auch
sitzend, mit dem Spiegel, das Gewand aber die Schulter ziehend, Millingen
Un. Mon. I, 10. Vgl. §. 374. A. 3. — Die Etrusk. Spiegelzeichnungen
dagegen stellen die A. unter dem Namen Turan nackt dar, Dempster Etr.
reg. 4, aber auch halbbekleidet, M. I. d. Inst. II, 6, auch bekleidet, Inghir.
Etr. Mon. II, 15 s. 47. Auf einem unedirten Spiegel umarmt Tui*an, un-
bekleidet, den Eros als einen Jungling. Auch die Thalna, welche, Inghir.
n, 10, halbnackt u. mit einer Taube erscheint, war wohl der A. verwandt
4. Eine solche A. von Erz, der marmomen Ton Aries ahnlich, das
<paQog um die Schenkel, XQvaiLfi nloxa/iidag '&no6(piy^aaa rtaXvnrQy,
beschreibt Ghristodor V, 78; die Art der Bekleidung auch Artemidor
On. II, 37.
5. 6. Von der gehamischten A. Pausan. Plut. Nonnos u. A. Eine
siegreich und martialisch blickende A., ein Weihgeschenk des Sophisten
Herodes, beschreibt Damaskios bei Photios 242. p. 342. Bekk.; |eine sich
in Ares Schilde spiegelnde Apollon Rh. I, 745. Eine solche Figur findet
man auf den M. der Golonie Korinth, wahrscheinlich aus Julius Gaesar^s
Zeit, der die V. Tictnx verehrte. Damit stimmt die Statue aus dem
Amphitheater von Gapua genau aberein, welche den linken Fuss auf einen
580 Mythologische Gegenst&nde der h. K. [377]
Bade dargestellt , den Schooss mit einera Stiicke des hinten
herumliegenden Gewandes bedecken ; eine beruhmte der AM,
im Alterthum Qfter nachgebildete, war in Alexandreia Troas.
2 Absichtliche Uebenveichheit und Flussigkeit der Formen wird
bei dem Hetaerenbilde der Aphrodite Kallipygos wahrgenom-
3 men. Dagegen fand sich die alte Kunst zu der reinsten
Maasshaltung , zu der tadellosesteri Darstellung schoner For-
men aufgefordert , wenn die Gottin vollig enthuUt erschien;
die unberuhrte Bluthe der jungfraulichen Formen halt dann
die vollkommne Mitte zwischen den mehr frauenartigen For-
men der raatronalen, und den etwas strengeren und krafti-
gem Umrissen der Siegerin Aphrodite; die Kunst erreicht
hier in der Darstellung weiblicher Sch5nheit das hdchste und
4 letzte Ziel. Wenn auch das Bad ursprunglich als die Ver-
anlassung dieser EnthuUung gedacht wird: so verschwindet
doch hier alle Rucksicht auf Handlung; die Statue wird
ganz Symbol des weiblichen Liebreizes, der durch die Aeus-
serung naturlicher Schamhaftigkeit erhoht wird, und der
5 WeibUchkeit iiberhaupt. Andere Stellungen, welche mehr
Bewegung und Handlung anzeigen, haben ungeachtet der
besondern Reize, die sie entfalten, nicht diese durchganglge
und uberall gleiche Fiille der Schonheit, wie die vorher be-
zeichneten Hauptbilder. Hierher gehoren die im Bade kau-
ernde, die sich den Kestos umbindende, ein Wehrgehenk an-
legende, sich beschuhende. Die Anadyomene, in eigentlichem
Sinn, ist kein Gegenstand fur Plastik.
1. Eine den Schooss bedeckende A. im Pall. Chigi, gefunden zu Rom
auf dem Caelius, an welcher Augen, Stim, der Ansatz der Haare be-
sonders schon sind, hat die Inschr. : ano Trjg iv TQmadi 'Aq)Qo8iTTjg
MrjvocpciVToq inoLSi. M. Cap. IV. p. 352 nebst Kupfer. Winck. W. IV.
S. 329. Mit dieser stimmt die im L. 190 aus der Gal. de Versailles.
M. Roy. I, 11. Nap. I, 57. Bouill. Ill, 6, 4. Clarac pi. 343. Vgl. Bouill.
Ill, 7. Clarac pi. 344. Die Dresdner mit einem Badetuch, Maffei Race
144, Le Plat 133, der Kopf Aug. 61. Die schOne A. M. Chiar. I, 26.
Clarac pi. 610, 1356, mit fremdem Kopf, hat das Gewand unter dem
Schooss zusammengeknupfl. [Eine Wiederholung steht im Hinterh6fchen
des Palasts Borghese in Rom. Dieselbe Composition in Erz, Antich.
d'Ercol. VI, 17. Eigentlich eine Anadyomene, s. A. 5. Uebereinstimmend
die im Mus. Borb. Clarac pi. 600, 1323, die Haare sich auswindend.
Aehnlich Lalb bekleidet, aber die Arme nach unten die in Syrakus,
582 Mythologische Gegenstftnde der b. K. [377|
5. Die kauemde A., Y^nus aocroupie, vieileicbt nach Polychannos
y. lavans se, Glarac pi. 627 — 631 ist am schdnsten PCI. I. 10. Piranesi
St. 28. M. Nap. I, 58. M. Roy. 11, 13. BovnaXog hfoiti auf der dabei
gefundnen Basis, vgl. Archaeol. u. Kuiist S. 169. Eine andre L. 681»
V. Borgh. 2, 4. M. Nap. I, 59. Roy. II, 10. Bouill. lU, 7, 2. Qarac
pi. 345, mit erhobnem recbten Arme, zur Artemis restaurirt. Eine andre
ebd. n. 698. Glarac pi. 345; 6, Giust I, 38. Hit Eros binter ihr, Guat-
tani M. I. 1788. p. 57. — Aehnlieb auf Gemmen ein Eros sie abtrocknend,
ein anderer sie immer wieder begiessend, Impr. d. Inst. Gent. IV, 22 das
Gewand dberziebend, Lipp. I, 82—86; auf Vasen, von binten mit Wasser
begossen (wenn es bier A. ist).
Den Kestos, §. 339. A. 3, legt bei Gbristodor 99. eine nackte, u. 28a
eine um den Scbooss verbQllte A. um die Brust {inl exiovmr^ apivpi
(iatois). So die Bronze Ant Ere VI, 17, 3. G. di Fir. Stat. 27. Wicar
I, 65. Gl. pi. 626, 1207. [A. mit dem Kestos um, sitzend, als Hetaere,
zierlicbe kleine Bronze in Holland. Jalu-b. des Alterth.Vereins in Bonn
VIII. Tf. 1. S. 140. Auf einem Basrelief Lancelotti . bait Amor den Gestus
in H&nden neben der Venus.]
A. sicb beschubend auf Gemmen und in anmutbigen Bronzen : Ant.
Ere. VI, 14 (mit t^eXZtor und ntQiantXidsg) ^ eine besonders schOne war
bei Payne Knigbt. Die bei Glarac pi. 610 n. 1354 (Odescalcbi) ist der
Herculaniscben ursprQnglicb gleicb gewesen. A. sicb bescbubend im
Sitzeu, Glarac pi. 604, 1320. Eine andre graci5se Figur bei Borioni tb. 7.
M. Odesc 35. In &bnlicber Handlung ein sebr anmuthiger kleiner Torsa
im Brit. Mus. R. X. n. 5. Die sitzend sicb bescbubende, M. Flor. Ill, 33,
ist stark erg§nzt.
A. nackt, sicb mit Ares Waffen rflstend; Eros mit dem scbweren
Helme scberzend, neben ibr. Von starken runden Gliedmassen. L. 180.
V. Borgb. 5, 7. Bouill. I, 16. Glarac pi. 343.
A. Anadyomene §. 141, 3. Eine Bronzeiigur Millin M. I. II, 28.
[Magaz. encycl. 1803. IV. p. 240]; G. di Fir. 8t. 89. Glar. pi. 626, 1408.
[nobile signum, Nuda Venus madidas exprimit imbre comas. Ovid A. A.
Ill, 223. Han denkt an Nacbabmung der Anadyomene des Apelles. Eine
vollkommen erbaltene Anadyomene in Syrakus gefunden, Mag. encyclop.
1805. II. p. 167.] Ein Relief der Art in Wiltonbouse. Statue des Hauses
Golonna, Winck. W. VI, 2. S. 216. Gemmen, Lipp. I, 89. 90. In Terra-
cotta kniet oft A. unbekleidet vor einer Muschel, die gleichsam ibre Fittige
bildet. Glarac pi. 605 n. 1343. [Dubois Voy. en Grim^e IV. pi. 16, wo
auch eine stebende u. eine sitzende A. in Terracotta.] Die Purpurmuscbel
murex war der A. in Knidos beilig, Plin. IX, 41.
Nackte A. mit einer Blume, im Ungariscben Museum. Galtaneo
Osservazioni sopra un frammento ant. di bronzo rappr. Venere, Milano 1819.
A.-Hermen Pans. I, 19, 2. Ob die verscbleierten sogen. Aspasia-
[378J Aphrodite In verschiedenen Handlungen. 583
bilder solche sind, wie Payne Knight meint? Ygl. Amalth. III. S. 364.
Die Verschleierang der A. (Morpho) bewdtt Paus. Ill, 15, 8, aber die
Architis (Atergatis?) Aasyriens, Macrob I, 21, gehOrt nicbt hierher. Die
angebliche V. Archytis im Britt. Mus. Ill, 30 ist nach Glarac pi. 591,
1286 ein junger Hercules oder Theseus.
378. In Gruppirungen erscheint Aphrodite mil ihrem 1
Einde Eros haufig in tandelnden Darstellungen , nach Art
der spatem erotischen Poesie; mit den Chariten, wenn sie
von ihnen geschmuckt wird, nach alter Dichtervorstellung.
Bedeutungsvoller sind die zahlreichen Darstellungen der Aphro- 2
dite als SeegSttin, in denen die schSnste Geburt der feuchten
Tiefe gem mit den grotesken Wesen verbunden und in Con-
trast gestellt wird, welche die wilde und wechselvolle Natur
des Meers auszudrucken bestimmt sind. Unter den eigenen 3
Liebesverbindungen der Aphrodite (die mit Ares ist schon er-
wahnt §. 373. A. 2) hat die Sage von Adonis, welche
immer viel von der fremdartigen Farbe ihres Ursprungs ' be-
hielt, die Griechische Kunst der guten Zeit wenig beschafligt.
Mehr Kunst werke kniipfen sich an den Troischen My thus an; 4
die Bewerbung um den Preis der Schonheit hat die Kiinst-
ler der verschiedensten Gattungen zu mannigfachen Darstellun-
gen, selten indess zu lusternen, veranlasst. Ein sehr vorzug-
liches Bildwerk, Aphrodite die Helena beredend, ihr Verspre-
chen dem Paris zu erfuUen, liegt raehreren erhaltenen Reliefs
zum Grunde. Liebenden beistehend, wie dem Peleus zur Er- 5
langung der Thetis, erscheint die GQttin besonders haufig auf
Vasengemalden, thronend oder stehend, immer aber vollstan-
dig bekleidet, da die huUenlose Aphrodite der spatern Kunst
dem Vasenstyl fremd ist, Nur die Zierlichkeit der Bekleidung 6
und Haltung des Gewandes, so wie die Attribute (Taube,
Jynx, Hase, Spiegel, Blume) machen sie hier kenntlich.
1. A. gruppirt mit Eros §. 376. 377. [Terracotta, wahrscheinlich
A. mit Eros auf dem Arm, Gerhard Ant. Bildw. I, 20.] A. u. zwei Eroten,
Clarac pi. 620, 1406. Von Eroten durch die Lufle getragen, auf Vasen,
Millingen Un. Hon. I, 13. Amorn die Waffen nehmend, oft auf Gemmen,
M. Flor. I, 73, 1. Mit Eros und Psyche, in einer Gruppe. Aug. 62. A. von
den Chariten geschmuckt, berilhmte Gemme, M. Flor. I, 82, 3. Eine
andre, Winckelm. M. I. 31. Als eine bSusliche Scene stellt diese SchmOckung,
wohl Brautschmuckung , im Geschmacke der sinkenden Kunst, der Cameo
584 Mythologische GregensUnde der b, K. [378]
bei Lipp. Suppl. 140. Tassie 6i24 dar. Eine herrliche [noch nicht wohl
erklftrte] Vorstellung ist ^Aphrodite mil Eros im Kreise von Eleopatra,
Eunomia, Paidia, Peitho und Eudaimonia, Stackelb. Tf. 29, an einer
Athenischen Vase.
2. Die meerge borne A. als MSdchen von der Thalassa empor-
gehalten, in einem Relief bei Paus. II, 1, 7. Von Tritonen emporgehalten,
auf Gemmen, Hirt 7, 10. Auf einem Seestier unter Eroten, Cameo des
Glykon, G. M. 42, 177. Auf einem Seerosse, bekleidet, nebst Eros, M. der
Bruttier, Noehden 1. Auf Trilohenwagen, M. der Agrippina, G. M. 43, 178.
A. Poseidon's Wagen fflhrend, Vasengem. von Volci, Ann. d. Inst. IV.
p. 375. Als Mittelpunkt eines Ghors von Nereiden u. Tritonen, V. Borgh.
I, 12. G. M. 42, 147. Clarac pi. 224. Auf SchmuckkSstchen, §. 311.
A. 6. (Zur Erklftrung besonders Claudian Nupt. Hon. 144.) Unter Nereiden
in einer Muschei von Tritonen gehalten, L. 384. Bouill. Ill, 33, 1
(vgl. 2). Clarac pi. 224. A. als Euploea auf einem Stuhl mit vor ilir
aufgespanntem Segel, das sie fortzieht, Vasengem. b. Stackelb. Tf. 28.
A. in einer Muschei auf dem Meere, Facber in der Hand, Wandgemfilde,
M. Borbon. V, 33. A. als Fischerin mit Eros, Pompej. Gemaide, M. Borbon. II,
18 u. IV, 4. Zabn 18. Gell N. Pompej. 42. Gemme, Tassie pi. 41. 6316.
H^ufig findet sich in der alten Kunst eine von einem Scbwan
durch die LQfle, flber Gewftsser, getragne Frau. Auf VasengemSLlden,
Millin II, 54; Inghir. Mon. Etr. V, 38; Millingen Gogh. 21; Laborde I, 27
(in Delphi, wie der Omphalos zeigt), besonders schOn bei Gr. Ingenheim,
Gerh. Ant. Bildw. 44; Terracotta's, Combe 72. [Boettiger Kl. Schr. 11.
S. 184. Tf. 3] (eine ahnliche in Berlin, wo Amor neben der A.); Spiegeln,
Inghir. 11, 32; Gemmen, Bracchi II, 84. Stosch Gemmae 43. Tassie pi. 21,
1187. A. nach Creuzer Abbild. S. 23 A.; eine Kora-A. nach Gerhard,
Kunstbl. 1825. S. 66. Prodrom. S. 93; nach Andern Leda, auch Kyrene,
[die nach Afrika entfuhrt wird, wie Aegina durch den Adler, Europa durch
den Stier, Rbein. Mus. 1834. S. 498. vgl. 0. Jahn Ann. d. I. XVII.
p. 363—372. 404] eine der vielen Weisen, eine schSne Fran zu ehren,
nach Boettiger (Urania 1824). Eine A. mit blossem Busen , sonst ver-
hullt, auf einen Scbwan tretend, giebt Clarac pi. 345 aus dem L. 415, 4.
A. mit einem Schwan auf dem Schoos, auf Vasengemalden , z. B. M.
Blacas pi. 7.
3. A. in . Verhaltniss zu Ares u. Hephaestos §. 367. 2. 372, 2.
Adonis Zug auf die Jagd, Gemalde Terme di Tito 43. Tom Eber zu
Boden geworfen und in den Schenkel verwundet, deutlich in den Reliefs
G. Giust. II, 116; L. 424. BouUl. Ill, 51, 3. Clarac pi. 116. vgl. Wdcker
Ann. d. Inst. V. p. 155. In A. Armen sterbend, Gemalde bei Mengs,
§. 210. A. 4. G. M. 49, 170; M. Borb. IV, 17 (mit zwei weinenden
Eroten). M. Borb. IX, 37. Statue des verwundeten Adonis? PCI. II, 31.
[378] Aphrodite, Gruppirungen. 585
[§. 391. A. 1. O. Jahn u. de Witte dber die Vorstellungen des A. Ann. XVII.
p. 347. 387. M. d. I. IV, S3. 24 bis. A. u. Adonis Gerhard Etr. Spiegel
I, 111 — 117. Der tOdtlich verwundete Adonis E. Braun Zwfllf Basrel. aus
Palast Spada Tf. 2, BuU. 1846. p. 56.] SchOne Terracotta aus einem
Grab in Nisyros, A. u. Adonis (?), A. mit Phrygiscber Mutze u. Gewand
fiber den RQcken. Thiersch Vet. artif. op. veterum poet, carmin. optime
explicari 1835. tb. 5. Besuch der A. bei Anchises, Relief von Paramythia,
§. 311. A. 5 (nach Andern A. u. Paris). Auf M. von Ilion, Pterin Rec.
Ill, 134, 7. In einem Gemalde von Pompeji, Zahn Ornara. 28.
4. Ueber den Wettkampf vor Paris R. Rochette M. I. p. 260.
Die drei GCttinnen bei Hermes, Schale von Volci, R. Rochette pi. 49, h
Der Zug nach dem Ida auf alterthumlichen Vasen, §. 99. N. 5, von Volci
Ann. d. Inst. III. p. 143. 153; das Urtheil auf neuem (in Volci mit bei-
geschriebenen Namen), Gerh. Ant. Bildw. I, 25 (auch R. Rochette pi.
49, 2. A. mit Jynx u. Taube), 32. (vgl. Hyperb. R6m. Studien S. 155.)
33. (A. mit Schleier u. Eros), gewiss auch 43. Ann. d. Inst. V. tv. E.
Der Gegenstand verliert sich auf Vasen Unteritaliens ganz in's Unbestimmte
und Willkurliche, G6tt. G. A. 1830. S. 2020. 1831. S. 1483. Auch die
Vase M. I. d. Inst. 57 A. gehOrt hierher (Artemis Astratia u. ApoUon
Amazonios nach Ann. V. p. 255, wo auch p. 339 zu tav. d'agg. E. F.
wunderliche ErklSrungen). Mitunter stellt sich nur A. dem Paris dar, wie
Millingen Un. Mon. I, 17. Das Urtheil des Paris in Wandgem. G. M.
147, 537 ; Etrusk. Sarkophagen, Inghir. G. Omer. 9 [ist von der ROmischen
Ara des Faventius; an Etr. Sarkophagen ist kein Beispiel] und andern
Reliefs, L. 506. Clarac pi. 214; R. Rochette pi. 50, 1; Bartoli Adm. 4;
Etrusk. Spiegeln, Gori II, 129?; Ann. d. Inst. V. tv. F.; Lampen, Passeri
II, 17; M. von Alexandreia, G. M. 151, 538; Gemmen, G. di Fir. Int. 22,
1. 2 (wo der Gegenstand travestirend behandelt ist). [Vase mit der Zu-
rtlstung der GOttinnen zum Gericht im Bull. Napol. I. tv. 5. 6 u. in den
Mon. d. I. IV, 18. 19, Ann. XVII. p. 132—215, wo 68 Vasen, zusammen
116 Monumente beschrieben sind. Gerhard Etr. Spiegel II, 182—222.]
A. (nebst Peitho) Paris und Helena vereinigend auf dem schOnen
Relief des Duca die Caraffa-Npja, jetzt im K. Museum zu Neapel, Winckelm.
M. I. 115. W. II. S. 520. VII. S. 417. G. M. 173, 540. Neap. Bildw.
S. 69. M. Borb. Ill, 40. Inghir. G. Omer. 10. Entsprechend das ex hortis
Asinii Poll, im Vatican (mit der Apollon-Statue) bei Guattani M. I. 1785.
p. XLl. Zum Theil auch das Vasenrelief, wo nur die den Hymenaeos auf-
fiihrenden Musen zugefugt sind, (Jenkins) Le nozzi di Paride ed Elena.
R. 1775. Tischb. Homer V. S. 11. [Specimens II, 16.]
5. S. Welcker ad Philostr. p. 622, besonders Millingen Un. Mon. I,
10 u. A. 1 auch hier mit Peitho zusammen).
586 Mythologische GegensUnde der b. K. [379]
6. Thron der A., mil ihren Attributen (auch der Spindel) artig
gesehmQckt, Gemfllde AnU Ere. I, 29.
U. Hermes.
379. Hermes stand in der Religion der Urbewohner
1 Griechenlands in dem Kreise der Chthonischen Gotter, der
aus der Tiefe Fruchte und Seegen heraufsendenden Gewal-
ten; diesen Heilsgott setzte das alte Griechenland als den Ge-
ber alles Guten {dcirwg idav, igiovviog, axaxi/Ti/?) auf
alle Strassen und Wege, auf Aecker und in Garten, in der
Form eines mit einem bartigen Kopfe und einem Phallos
2 versehenen Pfahles. Allmahlig ward aber der tellurische See-
gensgott immer mehr zu einem okonomischen und merkantili-
schen Gotte des Gewinns und Verkehrs {^i^g^cpog); vor alien
verehrten ihn nun die den Verkehr der Vorwelt vermitteln-
den und in mannigfachen Lebensgeschaften gewandten Herolde.
3 Durch diese erhielt er die Gestalt , in der man ihn sich im
Ganzen auch in der altera Poesie denken muss: eines tuchti-
gen, kraftigen Mannes mit starkem spitzen Barte, langen
Haarflechten, in einer zuruckgeschlagenen Chlamys, dem fur
rasche Bewegung geeignetsten Kleide, mit einem Reisehut,
Fussflugeln, in der Hand das oft einem Scepter ahnliche
4 Kerykeion (caduceus). So zeigen ihn die alteren Kunstwerke
durchgangig.
1. Oben §. 67. A. 345. A. 2. Wahrscbeinlich ist die Pfeilerbildung
des H. so alt wie der Gott selbst, dsi* Egfirjg deutlich mit F^/ta, ig/ia^ zu-
sammenh&ngt: woraas erhellt, dass die . UrsprCinge der Religion und der
Bildkunst hier ganz zusammentreffen. Phallische Hermen von einfachster
Art; oft vor Demeter stehend; dann mit dem Hermes mit Caduceus u.
Petasus auf M. von Sestos 2HZTI, ZH, SA Schreiber Mflnchner Abhdl.
Phiiol. I. Tf. 1, 5—14. p. 105. Tyrrheni Pelasgi (RR.). Der grOsste Theil der
jetzt meist dem alten Bacchus zugetheilten Hermen muss (nach Zo§ga de
obel. p. 221 und Millingen Un. Mon. II, 11. p. 18) dem Hermes zurflck-
gegeben werden [vgl. Visconti M. PioGl. VII. p. 101]; z. B. der Kopf M.
Nap. 1, 6, wo weder gi'osse Fdlle weicher Haare, noch eine Kopfbinde, noch ein
Epheukranz den Dionysos charakterisiren, der Kopf mit dem Keilbart und der
athletisclien Binde, Guattani Menh Y. p. 139, der Brit. M. II, 19. Opfer eines
Bockes vor einer solchen Herme, Vasengem. von Volci, Micali 96, 2. [Herme
des H. Dolios, bartig, mit dem Hut, Pans. VII, 27, 1.] Eine Herme auf einen
[380] Hernies, Sltere und jOngere DilduDg. 587
Thmn irMt&lll M. vnn Aonna Alliar An Hunt, nl ». 3 (nii4it riehlifr or.
588 Mythologische Gcgenst&nde der b. K. [380]
Haar nach der Sitte der Junglinge in diesem Alter kurz
abgeschnitten und wenig gelockt erscheint (<Ty€L(piop §. 330, 1).
4 Die Zuge des Gesichts geben einen nihigen und*feinen Ver-
standundeinfreundliches WohlwoUen kund, welches sichauch in
der leisen Neigung des Hauptes ausspricht ; sie erstreben nicht
das Edle und Stolze des Apollon, aber haben, bei breiteren
und flacheren Formen, doch etwas ungemein Feines und An-
5 muthiges. Unter den Statuen unterscheidet man erstens eine
Classe, in welcher das Hermes-Ideal sich oflfenbar am hoch-
sten steigerl; reife Junglingsgestalten , voll gediegner Kraft,
deren Ausdruck im Gesicht mit einem sanften Lacheln zusam-
menschmilzt, in fester ruhiger Stellung, die Chlamys von
dem Prachtbau der Glieder zuruckgeworfen und um den lin-
ken Arm gewickelt; wo Hermes oflfenbar als Vorsteher gym-
nischer Uebungen und Ertheiler leiblicher Kraft gefasst ward,
6 wie auch der Palmbaum daneben andeutet. Daran schliessen
sich ahnlich bekleidete Statuen, wo indess der Gestus des er-
hobnen rechten Arms zeigt, dass Hermes als Gott der Rede-
gewandtheit, als Hermes Logics, zu fassen sei: eine Vor-
stellung, die sich aus der des Gewinngottes und des G5tter-
7 herolds sehr leicht und naturlich hervorbildete. Als Ausrichter
der Befehle des Zeus sieht man ihn halb sitzend- und halb
schon wieder aufspringend imi davon zu eilen; bisweilen in
Bronzen sich keck durch die Lufte schwingend ; auch. von langer
Reise ausruhend, wobei er aber den Arm nur auf einen
Pfeiler stutzt, nicht uber das Haupt schlagt : eine Bewegung,
die fur Hermes zu weich und nachlassig ware. Der Beutel
war in der spatem Zeit unlaugbar ein Hauptattribut des
Hermes ; wenn auch bei Statuen meist erganzt, findet er sich
doch an Bronzen, die besonders aus den Lararien Romischer
Kaufleute und aus dem in Gallien und dem benachbarten
Zehentlande sehr verbreiteten Cult des Gottes slammen mo-
gen, sehr haufig.
1. Hermen in Palaestren PCI. V. 35. 36 u. oft. Gymnastische In-
schrHten daher h&ufig auf Hermen. Jugendliche Hermen balten auch die
regula, vcnlrj^, im Hippodrom, Anth. Pal. VI, 259. Cassiod. Var. HI, 51.
Schol. Juven. VIII, 53. Suidas s. v. vanX. Mosaik bei Laborde, Mos.
dltal. pi. 9. 15, 7. Zwei b&rtige Hermen in Berlin scheinen eben diese
Bestimmung gehabt zu haben. Statuen Glarac pi. 656 — 666.
590 Mythologische GegensUlnde der b. K. [380]
Wiener Cabinets, aus Klagenfurt, in heroischer GrOsse, der zwar ohne
Attribute ist (die yielleicht aus Silber angefSgt waren), aber ganz die
Bildung des Gottes. Vgl. die Herausg. Winck. Y. S. 451. Auf Gemmen
hebt H. oft die Hand bedeutungsroU gegen das Gesicbt, M. Flor. I, 70, 2.
Lipp. I, 134. Aucfa h^t er eine RoUe, M. Flor. I, 69, 4.
•
7. Von der erstem Art ist die vortreffliche Bronzestatue , Ant Ere
YI, 29—32. M. Borb. Ul 41. G. M. 51, 207, mit sehr langen Schenk^ln,
wie wohl im Cranzen ol dQopuxol xmv *E(fpLav (Philostr. Her. II, 2) ge-
bildet wurden. Aehnlich sitzt H. oft in Bronzen, wie um eben aufzu-
springen, [vgl. Facius Collect. S. 183. Die schGne Statue auch b. Piroli
y. 14. 15. Clarac pi. 665, 1522. D. A. K. II. Tf. 28 (>in Erwartung eines
Auflragsc), Winckelm. W. V. S. 142. Hathgeber Notte Napolit. Gotba 1842
beziebt die Statue auf Fischfang wie an der Vase §. 356. A. 5 , was 0.
Jahn Ztscbr. f. AW. 1844. S. 183 zu mstfi zugiebt Die Bewegung beider
ffinde hat den Ausdriick der Ruhe, nicht des Angelns; u. die Composition
wiedeiholt sich Ofter wie in dem Erzfigilrchen von Paramythia Specimens
II, 21, in einem des Collegium Romanum in Rom, in einem mit Attributen
Bull. Napol. 1844. p. 121 , wobei Minervini die Ratfagebrische Erklftrung
ablebnt, in einem im Hus. Bresc tv. 41, 1. p. 142 s. aucfa in geschnittenen
Steinen, z. B. dreien des Hr. Herz in London. An einer Vase in MQnchen
empf&ngt H. sitzend den Trunk , als eiliger Bote.] H. sitzend auf einem
Felsen, mit seinen gewobnten Attributen, neben ibm ein Ziegenbock u. ein
Schafbock mit einem gefldgelten Genius darauf, der eine Traube bait, einer
Schildkr5te u. einer Eidechse, Traumgott; Erzfigilrchen edirt von Orti,
Verona 1834. Bull. 1835. p. 13. Christodor 297 beschreibt einen H. mit b^^her
gesetztem r. Fuss, an dem er mit der R. den Schuh heraufziebt, w§hrend
die L. sich auf das Knie stCltzt, den Blick nach oben gerichtet, um die Be-
fehle von Zeus entgegenzunehmen ; also ganz in der Stellung des sogen. Jason.
Ein sich durch die Luft schwingender, sehr .schlanker H. von selt-
samer Art bei Dorow Denkm. der Rheinisch-Weslph. Pr. 7. Ein laufender
sehr vollstandig bekleideter H. als Diener der Forluna, Wandgem. H. Borb.
VI, 2. vgl. Petron. 29. Ein ausruhender; mit ilbereinander geschlagnen
Beinen stehender und sich aufstfitzender H. von zarter Gestalt, M. Flor.
III, 38. Galler. 130. Amalth. III. S. 206. Thiersch Vet. artif. opera cet.
tb. 6. p. 28, ein schGner Satyr Ampelos, der Hut ist neu. H. in derselben
Stellung, knabenurtig, im Magazin des L. Clarac pi. 349.
8. S. Ant. Ere. VI, 33. 34 und besonders die wunderscbGne
(doch wohl sicher echte) Bronze, mit der an der L. herabh&ngenden
Chlamys, bei Payne Knight, Spec. I, 33. [Hirt bezweifelte nur,
dass sie bis in^ Polykletische Zeitalter hinaufreiche.] Statue im L.
263. V. Borgh. I, 2. Qarac pi. 317. Lipp. I, 135. II, 123.
[381] Hermes in verschiedener Th&tigkeit. 591^
124. H. dem Poseidon &hnUch auf einer Prora stehend, Lipp. II, 125.
126. Suppl. 200, isi wohl Gott des Seehandels.
381. Hermes, den Opferanrichter (auch das gehdrt zu i
dem alien Amte der Keryken); den Beschutzer des Viehes, 2
besonders der Schafheerden , welcher mlt jenem eng zusam-
menhangt; den Leier-Erfinder , dem darum die Schildkrote 3
heilig* ist ; endlieh den Seelenfuhrer und Wiederbeleber der 4
Todten, sieht man meist in Kunstwerken von geringerem Um-
fange. Den kleinen Rinderdieb aber hat ein Bildhauer mil 5
derselben Schalkheit und schelmischen Freude an eigner Schlau-
heit auszustatten gewusst, die der Homerische Hymnus so un-
ubertrefflich schildert. In seinen Liebesverhaltnissen, wovon 6
einige ausgezeichnele aber schwer zu erklarende Darstellungen
auf uns gekommen sind, zeigt Hermes viel von der derb-
sinnlichen Art, die ihm von jeher eigen war. Ueberall zu 7
brauchen und stets dienstgefallig, ist Hermes auch in grossem
Oompositionen , so selten er eine HauptroUe spielt, als Fuh-
rer, Geleitsmann, Ueberbringer (besonders von Sauglingen
an ihre Nahrerinnen), mitunter auch als scherzhafter und
possierlicher Gesell, eine sehr gewohnliche und immer ange-
nehme Erscheinung.
1. H. als Opferanrichter, den Widder faeri)eifafarend, mit Hindeutung
auf den '£. HQiofpogog, zugleich eine Patere haltend (me bei Aristoph.
Frieden 431 u. Gic. de div. I, 23 als cnivSmv) , Relief PCI. IV, 4. Der
Obertheil dieser Figur in lapis lazuli mit der Umschr. bonus Eventus, im
Munzcabinet des Brit Mus. (ob antik?). Aehnlich gedacht ist das Yasen-
gem. Millin Vases I, 51 a, G. M. 50, 212. vgl. §. 300. N. 1. H. mit
Gaduceus und einem Reh? Skarabaeus, Impr. d. Inst. Gent, m, 6. Einen
Widder fuhrt H. aucb an dem Gapitolinischen Puteal, Winck. M. I. 5, er
trSlgt ihn auf der Schale des Sosias, §. 143, 3). SehOner H., einen Widder-
kopf auf einer Schale tragend, Lipp. II, 122. Als Opfergott tritt H. in
den Reliefs bei Zo^d II, 100. M. Gap. IV, 56. Bouill. Ill, 79 den ZUgen
andrer GrOtter voraus, und steht dem Altar zunftchst. Bei Opfem auch auf
den Vasen von Volci, Ann. II. p. 140.
2. H. auf einem Widder sitzend, sch5ne Statue, Guattani M. 1. 1786.
p. XLV. Glarac pi. 656, 1529; Lipp. I, 140. M. Flor. I, 71, 8 (wo Aehren
sich vor H. erheben). Mit Widdem fahrend, Lipp. I, 139. H. liegend,
einen Widder zu Fdssen, auf Vasen von Volci, Ann. III. p. 147. H. mit
BockshOmem, ein Bock neben ihm, in einer Silberarbeit, Dorow ROm.
Denkm. von Neuwied Tf. 14.
3. Die Leier einrichtend auf einem Bronzespiegel, Mazois Pompej. II.
O. M a 1 1 e r ' • Arehaeologle. 4. Anfl. 38
592 Mythologische GegeDsUnde der b. K. [381 J
p. 2. Mil der Scbildkr5te, als Leier-Crfinder. M. Nap. I, 54. Mercur als
Erfinder der Lyra, Stalue, sitzend, mit Laute und Plektrum, Nibby Mod.
sceiti d. V. Boigb. tv. 38. p. 1S8. Zweifelhaft? Die ScbildkrOte auf einer
Patere tragend, P. M. Paciaudi, Ueber eine statuetta im Cabinet des
Marchese deir Ospital. N. 1747; Impr. d. Inst. II, 11. Streit mit Apoll
Qber die Lyra?, Vasengem. Panofka Ann. II. p. 185. [H. mit Laute und
ein Satyr 'O^Biftaxos, Amphora aus Void, Gerhard Etr. u. Camj^. Y.
Tf. 8. H. lautespielend zwischen tanzenden Panen, M. d. I. iV, 34. vgL
Ann. XYIII. tv. N. Kylix. H. mit der f^ute das. tv. 33 mit tv. d'agg. L. M.
H. lautespielend, Temite Poropej. Gem. bei Reimer Heft 3. Tf. 3.]
4. Psychopompos, die Psyche Qber die Styx tragend, Millin P. gr. 30.
6. M. 51, 211, und aus der Unterwelt heraufholend, Winck. M. I. 39 (wo
eine SchildkrOte den Petasos bildet), auch M. Flor. I, 69, 1; H. einen
Schatten evocirend Impr. d. Inst. Ill, 7. 8; mil dem aus der Erde oder
einer Ume hervorkommenden Gerippe, Impr. d. Inst. I, 12. 36. Lipp.
Suppl. 204-6. Wicar G. de Flor. II, 19. M. Flor. I, 70, 6. Tassie pi. 30,
2398—2402. Ygl. G. M. 343. 561. Eine eigenthOmliche Darstellung des
Hermes Psychopompos ist die auf einer Griechischen Grab-Stele, M. Yeron.
51, 9, wo EPMHZ der verhullten Figur der FH den Beutel — bier als
Symbol der Lebenskraft genommen — Qbergiht. Ganz dieselbe Handlung
stellt das Pompej. GemSlde dar, M. Borbon. IX, 38. H. gibt der Fortuna
den Beutel (L M. I. r. d. I. lY, 14. cf. Petron. 2 a.); 3hnlich ein Hermes-
Beutel, Panofka M. Blacas p. 77. Die Persephone fQhrend, §. 358. Bei den
UnterweltsgGttem, §. 397. Bei der Darstellung der Menschenschicksale, §. 396.
5. Sch0n entworfne, minder gut ausgefOhrte Statue des H. als Knaben,
PCI. I, 5. Clarac pi. 655, 1507. Eine Wiederholung L. 284. V. Borgh.
Port. 7. Clarac pi. 317. Aehnlich auf einer Gemme, Lipp. Suppl. I, 186.
Zur Erkl^rung Philostr. I, 26. [H. als Kind in die Windeln eingeraantelt,
wegen des Diebstahls sich vertheidigend , nach dem H. in Mercur. 305,
Statue im Palast Spada zu Rom. H. als Rinderdieb in der Wiege, Kylix
ira Mus. Gregor. II, 81, 1. 2. Gerhard Archaeol. Zeit IB. Tf. 20.] H. mit
Maia auf einer Yase von Volci, Ann. HI. p. 143.
6. H. in der angedeuteten Manier ein junges M&dchen (wohl Herse)
liebkosend, schOne Statuengruppe, Cavaler. 11, 30. Guattani Mem. V. p. 65.
vgl. Winck. IV. S. 84. Die Gruppe bei Clarac pi. 667, 1545 A. stellt
schwerlich H. vor. H. einem halbnackten MUdchen bei einer Priapus-
Herme nabend, Pompej. Gemalde, M. Borb. I, 32. (Mercurio e Yenere.)
H. ein MlUlchen verfolgend, auf Yasen, Millin Vases I, 70, auch von Volci,
Ann. III. p. 143. Ygl. das Relief L. 338. Qarac pi. 202.
7. H. gruppirt mit Hephaestos (nach Yisconti) L. 488. V. Borgh.
6, 6. Bouill. I, 22. Clarac pi. 317. G. M. 84, 338*. Sehr zweifelhaft;
594 Mythologische Gegenst^de der b. K. [383]
Gerhard A. Bildw. I, 81, 1. 2. An der Schale des Sosias S- 1^3 sitzt sie
Terschleiert neben Amphitrite; sonst in Volci, Ann. III. p. 141. Auf
R6m. M. mit Palladion und simpulum. Pednisi VI, 29, 7. 8. Hirt 8, 11. 12.
Eben so wird auch die YESTALIS Claudia dargestellt, Morelli Claud. 3.
Kopf der Vesta auf M. der g. Cassia, Morelli 1. 3 ft. 6. M. 334, u. a.
Tempel 335.
B. Die ubrigen Gottheiten.
1. Dionysischer Kreis.
a. Dionysos.
1 383. Der Cultus des Dionysos hat mehr als die bis-
her genannten den Charakter eines Nalurdienstes und zwar
eines orgiastischen behalten (§. 389, 1). Es ist die das
menschliche Gemuth uberwaltigende, und aus der Ruhe eines
klaren Selbstbewusstseins herausreissende Natur (deren vofl-
kommenstes Symbol der Wein ist), welche alien Dionysischen
2 Bildungen zum Grunde liegt. Der Kreis der Dionysischen
Gestalten, welche gleichsam einen eignen abgesonderten Olymp
bilden, stellt dies Naturleben mit seinen Wirkungen auf den
menschlichen Geist, auf verschiedenen Stufen gefasst, bald in
edleren bald unedleren Formen vor; ira Dionysos selbst ent-
faltet sich die reinste Bluthe, verbunden mit einem afflatus,
der das Gemuth beseeligt, ohne das ruhige Wallen der Em-
3 pfindungen zu vemichten. Die alteste Griechenwelt begnugte
sich auch bei der Darstellung dieses Naturgottes mit einer
phallischen Herme ; und Dionysoskopfe oder auch blosse Mas-
ken (§. 345*, 3.) abgesondert aufeustellen, blieb in der Grie-
4 chischen Kunst immer Sitte. Daraus entwickelt sich die statt-
liche und majestatische Gestalt des alten Dionysos mit der
prachtigen FuUe der Hauptlocken, welche durch die Mitra zu-
sammengehalten werden, imd des sanftfliessenden Barthaars,
den klaren und bluhenden Zugen des Antlitzes, und dem
orientalischen Reichthum einer fast weiblichen Bekleidung, da-
bei in den Handen gewohnlich das Trinkhom oder Karchesion
5 und eine Weinranke. Erst spater, in Praxiteles Zeitalter
(§. 125, 2. 127, 2), geht daraus der jugendliche, im Alter
r
[383] Dionysischer Kreis. Dionysos Bildung. 595
des Epheben oder Mellepheben gefasste Dionysos heryor, bei
Korperformen , welche ohne ausgearbeitete Musculatur weich
ineinander fliessen, die halbweibliche Natur des Gottes an-
kundigen, iind die Zuge des Antlitzes ein eigenthumliches
Gemisch einer seeligen Berauschung und einer unbestimmten
. und dunkeln Sehnsucht zeigen, in welchem die Bacchische 6e-
fuhlsstimmung in ihrer gelautertsten Form erscheint. Jedoch
lassen auch diese Fonnen und Zuge des Gesichts eine gross-
artige, machtig ergreifende Ausbildung zu, in welcher Dio-
nysos sich als Sohn des Blitzes, als der Gott unwider-
stehlicher Kraftfulle kund thut. Die Mitra um die Stirn 6
(§. 340. A. 4) und der von oben hereinschallende Weinlaub-
oder Epheukranz wirken fiir den Bacchischen Ausdruck sehr
vortheilhaft ; das Haar fliesst weich und in langen Ringeln
auf die Schultem herab; der Korper ist, ein umgeworfries
Rehfellchen {^^^qIq) ausgenommen , gew5hnlich ganz nackt;
nur die Fusse sind oft mit hohen Prachtschuhen, den Diony-
sischen Kothurnen, angethan; als stutzender Scepter dient
der leichte epheuumrankte Stab mit dem Pinien-Konus (Nar-
thex, Thyrsos). Doch ist auch ein bis auf die Lenden her-
abfallendes Himation dem Charakter des Dionysos angemes-
sen; bisweilen ist er auch noch in der spatern Kunst voll-
standig auf weibliche Weise bekleidet. Die Stellung der Dio- 7
nysosstatuen ist meist bequem angelehnt, oder gelagert, selten
thronend; auf Gemmen und in Gemalden sieht man ihn
mit trunknen Schritten wandelnd , und auf seinen Lieblings-
thieren reitend oder von ihnen gezogen. Ein begunstigter 8
Satyr ist ihm gem zur Stutze beigegeben ; seinen Mundschenk
macht Methe. Der Stier-Dionysos hat die bildende Kunst 9
naturlich weniger, als die mystischen Religionen beschaftigt.
[Sehr reichhaltig die Auswahl von Bildwerken des Dionysischen
Ki'eises in Wieselers Fortselz. der D.A.K. II. Heft 3. Tf. 31—45. Gerhard
Auserles. V. I, 31—39. 47—60 s. 67, 77. Glarac pi. 673—740. Eine
Reihe der lebenvoUsten Bacchischen Reliefe, Gampana Opere di plastica
tv. 26-54; u. so von Gem&lden in Ternites Pompejanischen WandgemHiden
Heft 2 u. 3 der ersten Reihe bei Reimer.]
3. Vom D. Phallen s. §. 67. vgl. §. 345. A. 2. Aus diesen aberall
in Gftrten u. auf Aeckem aufgestellten Holzbildern (ay^ofxxxov ayaXfia)
geht der Phales (^vyHoyfios Baxxlov Aristoph.) als eine besondere Grottheit
596 Mythologische Gegenst&nde der b. K. [383]
hervor, s. besonders Sophron Fragm. 11^ Blomf. Columella X, 31. Zoega
de obel. p. 213. Boettiger Archaeol. der Malerei S. 186. Aufstellung u.
Abwaschung eines solchen D. Phales in dem Relief M. Worsley. I, 15.
AusschmQckung eines Dionysos-Klotzes, trophaeenartig, durch eine Maenas
dISlNHy Panofka Recberch. sur les v^ritables noms des vases pi. 7, 2.
Eine Malerin copirt eine D.-Herme, Pompej. GemSlde, M. Borb. VII, 3.
D. Hermen u. a. Bouill. I, 70. M. Nap. II, 5, 7; Spec. I, 39. [vielleicht
die von Winckelm. K.6. V, % 25 belobte bei Gavaceppi; andre Specim. I,
8. 16]. M. Borb. Ill, 39; Combe Terrac* 75. vgl. Impr. d. Inst. II, 18.
Liber cum Libera (oder Hermes und Hekate) Brit. M. II, 17. Ghiaram.
I, 32 u. sonst [vgl. §. 379. A. 1].
4. So wird D. am Kasten des Eypselos von Paus. V, 19, 1 be-
scbrieben: iv avTQm HaTcmsifisvog yivtia ixo>v xal Jsanrnfta jj^pvaovy
iv8edv%<og no8vQ7i %tx(ova. In dieser tfroXif (PaaaaQa §. 337. A. 2) er-
schien D. auf dem Theater, z. B. in Aeschylos Lykurgeia in der Hand
einen Tbyrsos oder Weinranken; solche TtldSoi hiessen pdaxoi nach SchoL
Aristoph. Equ. 406. Lobeck Aglaoph. p. 308, dardber trfigt er den pur-
pumen Peplos (von den Chariten auf Naxos gewebt, ApoUon. IV, 424.
vgl. Athen. V, 198 c). Von einer D.-Statue, die fiber dem purpumen
Peplos eine Nebriden-Chlamys hatte, Proklos, Brunck Anal. II. p. 446.
J, nmytovitTjgj nccvanwymv bei Diodor, Briseus, Bassareus, Hebon bei
Macrob, riXsiog Ath. XI, 484, auf einer Vase in Berlin als''/ax;i^off. Schdne
KGpfe dieses D. anf M. von Naxos, N. Brit 4, 8 (sehr spitzbftrtig, Torrem.
53, 10. 11), Theben, Mionnet Suppl. III. pi. 17, 3, Thasos, Mionnet Descr.
PI. 55, 5. [Meyer zu Winckelm. IV. Tf. 4 C. S. 436J, auf Gemmen,
M. Flor. I, 84, 11. Thronend, mit Scepter u. Becher, auf Athenischen,
N. Brit. 7, 8; stehend auf M. von Galarina, 4, 6, Nagidos, 10, 16; auf
Gemmen, Tassie pi. 37, 4193. 4202. Auf einem Esel ruhend, mit Trink-
hom, auf den alten M. von Mende, Mionnet, Empr. 446 c. , imd Nakoleia,
Suppl. I. pi. 11, 1. Eine Hauptstatue der sog. CAPdANAUAAAOC,
PCI. n, 41. M. Franq. Ill, 8. Nap. II, 4. Bouill. I, 28, vgl. Gerhard,
Beschr. Roms II, 11. S. 239. Zoega in Welckers Zeitschr. f. a. K. S. 343.
[Fea zu Winckelmann III. p. 512. tv. 21. Cavac. Race III, 27.] Auf
Reliefs bei Ikarios, PGl. IV, 25; M. Nap. H, 3. Bouill. Ill, 38, 1. 2. Glarac
pi. 133 (L. 121); Brit. M. II, 4. Ueber die sepulcrale Beziehung, Gerhard
a. 0. S. 98. Auf Vasengemilden bei Hepbaestos Heimffihrung (§. 367.
A. 3), im %€»(iog, Millin I, 7, u. sonst hftufig; in Volci mit geringen Aus-
nahmen immer bartig, Ann. m. p. 146. Auch in Gultusbildern blieb
dieser alte D. immer gewOhnlich, s. Pitt. Ere. Ill, 36, 1. 38, und das
Iftndliche Bocksopfer auf der artigen Gemme, M. Worsl. II, 22, auch PGl.
y, 8. Jedoch dient in Reliefs, auch -wohl in spitem Statuen (Munchen
57. Sickler Alman. II. S. 131. Tf. 9. 10) eine solche alterthfimliche , be-
Dionjrsos Bildung. 597
598 Mythologische Gegenstfinde der b. K. [383)
II, 42. Auf einer von Panthern gezognen Hamaxa fahrend, auf IL Ton
Katana, Torrem. 22, 7. 8; mil Panther und Bock auf M. von Tralles,
Mionn. 1114.
8. D. auf einen Satyr gestfltzt, &hnlicb wie in der Giuppe der
Ariadne, §. ^84. PGK I, 42. Gruppe in V. Borghese Salone n. U. [Canina
Tantica citt4 di Veji 1847. tv. 43. p. 94, der Gott unterhalb bekleidetj
Mehr schreitend und vom Satyr gezogen, in der Gruppe des Pall. Matteu
Cavaleriis I, 74. vg}. M. Flor. I, 88, 8. Dieselbe Gruppe ziemlich, bei
Megara ausgegraben, im Besitze eines Privatmannes in Cambridge, hat
eineL liegende Ariadne in Relief am Sockel (vgl. Welcker ad Philostr. p. 297).
Aehnlich, St. di S. Marco 11, 26; M. Flor. IH, 48. Galler. St. 41. Kleine
Bronzegruppe, D. u. Pan. M. Pourtal^s. pi. 19. Wandgem., GJell N. Pomp,
pi. 78. Impr. IV, 38. — Auf den in einen Weinstock sich verwandelnden
Ampelos gelehnt, Brit. M. Ill, 11. Specim. II, 50. Bacchus Trauben in
ein Gefass druckend, sehr elegant. W. Gell N. Pompej. I, p. 191 Vign.
Auf einen Silen mit einer Lyra gestfltzt, M. Borb. II, 35, eine Leyer haltend,
•
auf der Archemorosvase vgl. Gerhard S. 8, mit einem Kruge, im L. 326^
Clarac pi. 274. [Gruppe in Berlin gebildet von D., einem Satyr u. einem
Pan, M. d. I. IV, 35. Ann. XVIII. tv. K. Ganina Tusculo tv. 34.] Mit
Eros gruppirt, bei Hope in London ; in Neapel, M. Borb. V, 8. Gerh. Ant.
Bildw. 19. Mit einem Bacchischen Eros, wie es scheint, M. Worsl. I, III, 1.
Mit einem alterthiimlich bekleideten Idol einer GOttin neben sich, im Chiton
und Kothumen, Guattani M. L 1785. p. LXXI. Rac<f. 134 [auch bei
Montfauc. I, 2, 151, jetzt bei Hope Specim. If, 53, Ganina Tusculo tv. 35.
D.A.K. II, 33, 372. vgl. Rhein. Mus. 1836. IV. S. 460, eine gleiche Gruppe
in Sarskoe Selo, Koehler Journal von Russland II. S. 5.1 Auf eine Kitha-
ristria (wenn zusammengeh5rend) gelehnt, M. Ghiar. 29. Ein D., dem die
Me the aus einem Rhyton in seinen Becher schenkt (s. C. I. I. p. 248)
L. 285. Bouill. Ill, 70. Clarac pi. 134. 135. Aehnlich das Athenische
Relief, Stuart Ant. II, 2. vign. Bacchus mit Amor und der Muse, sch6nes
nmdes Erzrelief in Berlin, Gerhard Ant. Bildw. Tf. 88. 8.
9. KBQutoipvijg (Athen. XI, 476. Tibull II, 1. 3), mit einer Mitra
um die Haare, dn Kopf von fast satyrartigen Zdgen, PCI. YI, 6, 1. Hirt
10, 3. vgl. die Vign. 23, 2 u. die M. von Nikaea in Creuzer's Dion. 3, 2.
[§. 388. A. 1. Herme eihes jugendlichen gehOmten D. M. PioCl. VI, 6, 1.
Beschr. des Vatican S. 282. N. 65.] TavQ6ftoQq>og (in Kyzikos nach Athen.,
hftufig Plut. Is. 35), mit Epheu umwunden auf Gemmen, Lipp. I, 23 L
G. M. 256; aber Lipp. Suppl. 285 ist bloss ein vom Oestros gejagter Stier.
Vgl. unten §. 403. (FlussgOtter) u. §. 399. A. 2 (Frflblingsstier). [Kunst-
vorstellungen des ge flag el ten Dionysos von E. Braun Mflnchen 1839 f.
Rhein. Mus. VI. S. 592 fT. Seitdem sind noch mehrere Vorstellungen zum
600 Mythologische Gegenstande der b. K. . [384]
p. 327. tv. 13. Gerh. Hyperb. R6m. Stud. S. 105 f. vgl. Philoslr. I, 14.
Der Untergang der 8emele, die Geburt des D. aus der Hufle des Zeus, und
Hermes ihn aufnebmend, an einem Sarkopbage in Yenedig, M. I. d. InsL
I, 45. Bull. 1831. p. 67. Ann. V. p. 210. Die Geburt aus der Hufle an
dem Etr. Spiegel, Inghir. H, 1. 16. [Etr. Sp. I, 82], mit dem aufnehmen-
den Hermes u. drei GOttinnen (Eileithyia, Themis?, Demeter), PGl. IV, 19.
G. M. 222. 223. Fragment, Welcker Kunstmus. S. 102. [115. Eileithyia
geflQgelt entbindet den Zeus auch in dem Relief zu Yenedig Bull. 1831.
p. 67, M. d. I. I. 45 a. D. A. K. II, 34, 392. Auf zwei Goldplattchen
Cab. Durand n. 2165 f. Nouv. Ann. de VI 1837. pi. A. vertritt Pallas die
Stelle, auf dem einen geflOgelt und, wie de Witte p. 370 erkennt, mit dem
Gorgoneion versehen und eine Flamme aus dem Haupt spnibend. Das
^teste Zeugniss fflr diesen Mythus uberhaupt ist das &usserst merkwurdige
uralte, wenigstens mOglichst robe YasengemlUde des Hr. Ton Prokesch in
Athen bei R. Rocbette Peint. de Pomp^i p. 73. vgl. p. 76.] Hermes den
kleinen D. tragend (nach Praxiteles) in scb5nen Reliefs u. Gemmen, Milliu
6. M. 226; [D. A. K. II, 34, 396.] P. gr. 31, ihn den Nymphen (Nysa,
Hyaden) oder Kadmostdchtern (Ino) Qbergebend, in dem schOnen Krater
des Salpion, §. 257. A. 4. Neapels Bildw. S. 76 auf Yasen, G. M. 227.
228. Gab. Pourtal^ pi. 27. Zeus, ein Kind haltend, mit einer Ziege, auf
M. von Laodikeia, G. M. 225. Die Gaea, welche den kleinen D. aufhimmt
(Erichthonios? §.371. A. 4), M. Nap. I, 75. G. M. 224; M. Chiai-. 1,44.
[M. d. I. I, 12, 2. Das reichhaltige Vasengemftlde, M. d. I. IH, 30. Ann.
Xni. p. 91 stellt entscbieden die Geburt des Erichthonios dar, auf welche
Gerhard auch ein andres bezieht, Auserles. Y. Ill, 51. D. A. K. II, 34, 401,
nebst mehreren Monumenten, wahrend 0. Jahn Arcbaeolog. Aufs. S. 60 ff.
Athene Kurotrophos, Erichthonios, Dionysos, das letztere und demnach
auch M. d.' I. I, 10 auf Dionysos- Jacchos deutet.] Ino-Leukothea mit
dem kleinen D. auf den Armen, treffliche Albanische Statue in Mdnchen 97.
Winck. M. I. 54. M. FranQ. II, 9. Bouill. II, 5. [Cavaceppi Race I, 2.]
Erziehung und Jugendspiele des D. , M. Cap. lY, 60; Winck. M. I. 52.
G. M. 229 (in Milnchen 117). Unter Leitung des Seilenos, Gem&lde Ant.
Ere. II, 12. [Temite Pompej. Wandgem. bei Reimer HI, 3, wo viele
Monumente aufgefOhrt sind.] Hermes den kleinen Dionysos der APIAFNE
Qbergebend, Yase von Agrigent M. d. I. II, 17. Ann. YII. p. 82. Impr.
d. I. lY, 37. Silen den kleinen D. schwankend, dem eine Nymphe eine
Traube reicht. H. Borbon. X, 25. [An der schOnen Yase von Agrigent
Yases Luynes pi. 28. Nouv. Ann. de TI. I, 9. T. I. p. 357 Obergibt Zeus
selbst der Nymphe das Kind. Im Mus. Gregor. U, 26, 1. D. A. K. II, 34,
397, an einem kleinen Krater von Yolci im feinsten Styl, die Figuren mit
Schatten und Licht auf weisslichem Grunde, was sonst nicht vorkommt,
tlbergibt Hermes das Bacchuskind dem Silen, dabei zwei Nymphen, Rv. drei
[384] Dionysos Leben. 601
Musen, die eine mil der Laute, wie auf dem Wandgemfilde Mercur sie spielt
und dabei das neugebome Kind sofort seinen Eunstgeist zeigt. An einer
Vase im Museum zu Palermo gibt Hermes das Kind einer Manaede mit
Thyrsus und Panther, sie reicht ihm einen Kranz, wonach es langt, ein
Altar zwischen ihnen, die Gottheit des Kindes anzudeuten; dann eine
Baccha, ein Satyr, Rv. Midas. An einem noch unedirten sch5nen Puteal
aus S. Gallisto in Rom in der W. Humboldtischen Sammlung in Tegel
Hermes als Kindertrflger zwischen drei Satyrn, der mittlere einem Wein-
gefSiss, die andem mit Thyrsus und auf der andem Seite einer Maenas
inmitten eines Satyrs auf Schlauch und Fackeln und eines flOtblasenden.]
D. Liiknites von einem Satyr und einer Nymphe in der mystischen Schwinge
geschwenict (Plut. Is. 35. Nonnos 48, 959.) Winck. M. I. 53. G. M. 232;
Combe Terrac. 44. Baochuskind von Korybanten umtanzt, Pan mit einem
Fusse die Gista Gffnend, Silen. Relief im Vatican Gerhard Ant. Bildw.
Tf. 104, 1. [Guigniaut Tf. 148, 554. D. A. K. H, 35, 412.] Bacchische
Kindespflege, Relief im Vatican Gerh. Tf. 104, 2. SchGner Kopf des Kindes
Bacchus im Museum Chiaramonti, §hnlich in Pompeji gefunden Bull. 1837.
p. 183. [Kind Zagreus von Titanen getOdtet ZoSga Bass. 81.
3. D. der verlassnen Ariadne nahend. Eine Hauptgruppe auf M. von
Perinth unter Severus Alexander, welcher die sogen. Kleopatra des Vatican
(PCI, n, 44. Race. 8. Piranesi St. 33. M. Fran<j. Ill, 9. Nap. II, 8. Bouill. II, 9.)
angehGrte, wie Jacobs, Munchner Denkschr. V. Phil. Verm. Schriften V.
S. 403 gezeigt hat, wodurch alle Zweifel (Gerh. Beschr. Roms II, II. S. 174)
beseitigt werden. [Dieselbe Figur auf einem verschieden componirten
Relief, jetzt im Vatican, de Fabris Intorno ad un bassor. rappr. Arianna
abbandonata R. 1845. 4. Gruppe eines jungen Dionysos, der den einen
Arm auf die Schultern eines Satyrs, den andem auf den eigenen Kopf
legt, mit einer schlafenden Ariadne am Fussgestell in Relief, von Megara
nach England gebracht, Hughes Trav. I. p. 224.] Anthol. Pal. IV, 145.
Reliefs PCI. V, 8. G. M. 241 . Beschreib. Roms II, 2. S. 262. Bacchanal
und die schlafende Ariadne, sehr reich, aus dem Vatican, Gerhard Tf.
110, 2; L. 421. Clarac pi. 127. Bouill. Ill, 38, 3. 39, 1. Fragment einer
irdenen Schale aus Athen, Broendsted Voy. II. p. 276. pi. 60. Pitt. Ere.
II, 16. vgl. Philostr. I, 15. Gemmen, M. Flor. I, 92, 1. 93, 3. Man-
tuanischer Cameo, M. Worsl. II, 1. — D. im Schooss der Ariadne auf
hochzeitlichem Wagen, von Ajjhrodile (?) Semele? gefQhrt, PCI. IV, 24.
G. M. 244. vgl. Gerhard, Beschr. Roms II, II. S. 128; &hnlich, nur dass D.
bftrtig und Ariadne in seinem Schooss, in Mdnchen 101. Sickler Alman.
II. S. 107. Tf. 8. D. Ariadne, Hermes u. s. w. Vase von Caere, Bull.
1835. p. 150. [Der Gegensatz in der verlassenen Hypsipyle scheint nur
eingebildet.] D. u. Ariadne mit Kentaurengespannen einander entgegen-
fahrend, L. 4. Bouill. 39, 2. Clarac pi. 124; mit Kentauren unter Kithar-
602 Mythologische Gegenstftnde der b. K. [384]
musik bei Zephyros Wehen tlber den sommerlich heitern von der Galene
gegl&tteten Ocean (ygl. Addaeos, Brunck Anal. II, 242) dahinfahrend,
G. M. 245, unvollstandiger, M. Flor. I, 92, 2. Eora (mit Aehren) an der-
selben Stelle, §. 358. A. 6; auch der schOne Gasalische Sarkophag, PCI.
V. c. G. M. 242. D. A. K. II, 37, 432, scheint D. mit Kora vereint vor-
zustellen, wegen Hermes Anwesenheit (nach Vise Semele von D. aus der
Unterwelt emporgefQhrt). Welcker Zeitschr. f. a. K. S. 475. [E. Braun
in der Beschr. Roma III, 1, 683.]
4. Des D. und der Ariadne U^og yafiog nach Naxischem Gultus in
heiliger Laube stellt das Vasengem. Millingen Un. Mon. 26 dar (nach der,
Unterschrifl). Naxischer Gull, Ruckseite der Vase Pourtal^s mit Demeter
pi. 16, M. Pourt. pi. 17, D. Ariadne, Eros, mit Hephaestos, Komos, Marsyas.
D. in Naxischer Grotte, mit Ariadne, daneben Eros und Bacchische Nymphen
(Chryse, Philomele), auf der andem Seite Apollon nebst Artemis i^nd
Leto bei dem Delischen Palmbaum und von Delischen Jungfrauen gefeiert:
schOnes Yasengemftlde in Palermo, Gerh. Ant. Bildw. 59 (vgl. Philostratos
n, 17. p. 80 unten §. 436). Impr. IV, 46. Ueber die Bacchische
Grotte §. 390. A. 5. — Dionysischer Zug, in der alten Weise, Stackelb.
Tf. 12.
5. D. die Semele herauffCihrend , Epigr. Gyzic. 1. D. die herauf-
gefuhrte Semele bei Apollon umarmend, in Beziehung auf das Delphische
Fest Herois, in der Spiegelzeichnung §. 173. A. 3. [Gerhard Etr. Spiegel
I, 83.] Hiemach ist die weibliche Figur, welche D. ruckwarts gelehnt
umarmt, in Vasengem. (Millin Vases II, 49. G. M. 60, 233) wohl auch
Semele. Ebenso liegt D. auf dem Glas Cameo, Buonarroti Med. p. 437,
im Schoosse einer Frau von Satym umgeben. [Einfiihrung der S. unter
die G6tter, 0. Jahn Vasenbilder Tf. 3. Rhein. Mus. VI. S. 634.] Auch
Eckhel P. gr. 23 scheint D. neben seiner Mutter zu thronen; ein alter-
thumlicher D. ^eht als Gultusbild dabei. M. von Smyrna, D. u. Semele
thronend, dieser gelehnt an den Busen jener, ein altes Dionysos-Idol da-
neben. Richtig erklSrt von Streber MOnchner Abhdl. Philol. I. Tf. 4, 3.
6. Kampfe des D. mit Pent^heus,^Philostr. I, 18. G. Giust. II, 104.
G. M. 235;"lBiriingen Div. 5; auch R. Roch. M. I. 4, 1. (Pentheus wird
durch den Boeotischen Hut bezeichnet) 0. Jahn Pentheus und die Maenaden
Kiel 1841. 4.] Mit Lykurgos, Borghesisches Relief, Zo^gas's Abb. I.
vgl. Welcker S. 353 (dabei, nach Zo^ga, die von Lykurgos ebenfalls miss-
handelten Musen, nach Welcker die Moeren). [D. A. K. II. 37. 441.]
Gorsinischer Krater, [jetzt im Palast Gorsini in Florenz] Zannoni Illustr.
di un ant. vaso in marmo. F. 1826, berichtigt durch Welcker in Schom's
Kunstbl. 1829. N. 15. Vasengem. Vases de Canosa 13; Millingen Div. 1;
Maisonneuve 53, auch Neapels Ant. S. 347. [M. Borb. XIII, 29. Grosse
[385] Satym. 603
Vase von Ruvo, M. d. I. IV, 16. 17. Roulez Ann. XVII. p. 111. Ein
Krater von Ruvo Bull. 1846. p. 88. Eine Kylix Lykui-gos init Schwert,
gedrilngt von drei Maenaden. eine niit Schwert, zwei mil Thyrsen; gegen-
fiber Siegesfeier, Dionysos umgeben vom Thiasos. An einern grossen Krater
bei E. Braun, Lykurgos, der eine Nympbe getOdtet hat, eine andre vrird
von zwei Fersonen todt weggetragen, ein JOngling u. sein Paedagog stehn
erschreckt. Rv. Pelops u. Myrtilos.] Mosaik, Neapels Ant. 8. 143. Mit
Perseus (Deriades), Hirt 8. 83. Millingen Un. Mon. I, 25. Mit den
Tyrrbenern §.99. N. 12. 128. A. 6. Philostr. I, 19, daher aufGemmen
Delpbine mit Thyrsen, Impr. d. Inst. II, 17. D. mit dem Panther auf dem
Arm angreifend , . Vase von Volci, M. I. d. Inst 27, 35. — Siegespompa,
Thriambos, des D. uber den Orient, Zo§ga 7. 8. 76; PCI. I, 34. IV, 23;
Cap. IV, 63; L. 362. Bouill. Ill, 37, 3. Clarac pi. 126; L. 725. Bouill.
38, 1. Clarac pi. 144. Sarkopbag aus Kreta, jetzt in Cambridge^ Waagen
Kunstw. in England II. 8. 529. [Pashley Travels in Crete II. p. 7 flf.'
mit Abbild. Triumphzug. £in Abguss ist in der Akad. der Kdnste in
Berlin.] D. als Besieger Indiens, vom Thron richtend, der beschildete Pan
neben ibm, Sarkopbag im M. Chiaramonti und ^nlich im Dom zu Salerno,
Gerhard Ant Bildw. Tf. 109, 1. 2. Zur ErklSrung besonders Lukian's
Dionys. 1—4. D. in orientalischer Tracht und Umgebung, auf einem
Dromedar, triumphirend , Vagengem. M. I. d. Inst. 50. Ann. V. p. 99.
[Gerhard Archaeol. Zeit. II. Tf. 24, 1. S. 395, wo eine nSchtliche musika-
lische Procession des KOnigd Midas nach Polyaen VII, 5 angenomraen ist.]
— D. mit Pantherfell gerdstet in einem GOtterzuge, Winck. M. I. 6. D. mit
Pfeilen bewaflfnet, auf M. von Maroneia, mit einem Pfeilbdndel bewaffnet
und von der Pallas gekranzt, auf M. des Cornelius Blasius, Morelli Com.
I, 1, und auf einer Gemme, Eckhel P. gr. 19. Bacchischer Kdcher auf
den Eistophoren. [D. mit Giganten k^Lmpfend, in den Gigantomachieen
§. 396, 4 und in elhzelnen Gruppen wie in Gerhards Auserl. V. I, 64, '
(Durand n. 121), an einer Volcenter Amphora Bull. 1847. p. 102; Millingen .'
^ Uned. mon. pi. 25, wo dieser den Eurytos mit Recht an die Stelle des '
Deriades setzt. Dem Orakel, dass der Gigantenkampf durch Herakles ;
voUendeL werden mOsse bei Pindar N. I, 100, setzt der Scholiast den D. ^
hinzu.] [UnerscliOpflich ist der Vorralh der Bildwerke» die den D. u. sein
Gefolge darstellen in Verbindung mit Apollon (N. Rhein. Mus. I. 8. 3 ff.),
mit Poseidon (Panofka Poseidon u. D. B. 1845 mit 2 Kpftf. nach Vasen),
Hephaestos (§. 367. A. 3), Aphrodite, Kybele, Herakles u. s. w. Bacchus
setzt die Kom6die ein, Ternites Pompej. Wandgem. 1. Reihe bei Reimer
Tf. 2.]
b. Satyrn.
385. Das Naturleben, dessen reinste Bluthe wir in i
604 Mythologische Gegenst&nde der b. K. [385]
Dionysos gewahren, erscheint nun in niedem Kreisen beson-
ders in dem Geschlechte der „nichtsnutzigen und leichtfertigen
Satym" (HdzvQoi, TixvQoi) , wie sie Hesiod nannte.
2 Kraftige, aber durch keine Gymnastik veredelte Gliederfonnen,
bald schwammiger, bald derber; stumpfhasige und sonst un-
edel gebildete Gesichter, mit gespitzten ziegenartigen Ohren;
mitunter auch KnoUen {(ptJQea) am Halse und bei ftlteren
Figuren ein kahles Vorhaupt; das Haar borstiger Art und
haufig emporgestraubt; dazu Schwanzchen, und bisweilen
thierisch geformte Abzeichen des Geschlechts, bezeichnen, aber
in sehr mannigfachen Stufenfolgen, die Figuren, welche die
achte Sprache der Griechischen Poesie und Kunst, von der
erst RSmische Dichter sich Ausnahmen erlaubten, Satyrn
3 nannte. Bisweilen erheben sich indessen die Satym zu sehr
edlen schlanken Gestalten, welche etwa nur die gespitzten Oh-
ren als solche verrathen; man kann hier den Namen Ampe-
4 los, Dionysos Mundschenk, passend finden. Die entschied-
neren Satyrgestalten kann man etwa so classiiiciren : a. Die
anmuthig hingelehnten Flotenspieler , Indolenz, einen leisen
Zug von Muthwillen, aber ohne Rohheit, in den Mienen.
b. Die derbe und lustige Figur des Kymbalisten. c. Tanzer.
d. Wild enthusiastische Bakchos-Begeisterte. e. Schlank und
kraftig gebaute Jager. f. Behaglich ausruhende Satym,
manchmal mit dem Anspruch auf voUbrachte grosse Arbeit,
g. Bequem, auch roh und ungeberdig hingestreckte Schlafer,
den Weindunst ausathmend. h. Ueppige Satyrn, Bacchan-
tinnen, auch Hermaphroditen, die Gewander vom Leibe zie-
hend, mit ihnen ringend. i. Mit den Arbeiten der Wein-
bereitung, nach der altesten und einfachsten Manier, beschaf-
tigte, ihre robe Anstrengung mit einem gewissen Stolz zur
Schau stellende, wobei Gestalten sehr mannigfacher Art zum
Vorschein kommen. Jc. Zechende, sich Wein eingiessende Fi-
guren. 1. Die Bekampfer der Tyrrhener, durch deren Wild-
5 heit nicht minder eii^e ubermuthige Lustigkeit durchblinkt. Das
fruhere Alterthum bildete die Satym mehr als Schreckge-
stalten und Caricaturen des bartigen Dionysos, und stellte
sie gem als Nymphenrauber dar; auch hielt die Kunst in
ihrer Vollendung eine Zeitlang diese bartigen imd reifen
Satyrgestalten fest, welche besonders die Munzen von Naxos
L
[385] Satyrn. 605
in Sicilien mit grossartiger Keckheit darstellen; die zarteren
jugendlichen Gestalten, in denen sich mit dem Satyrcharakter eine
moglichst anmuthige Bildung und eine liebenswurdige Schalk-
heit vereint, kommen erst durch die neuere Attische Schule auf.
Auch derbe runde Satyrkinder, in denen die Natur durch eine 6
gewaltige Trinklust sich ankundigt, sind gem gebildet und
sogar zum Mittelpunkt einer beruhmten Composition gemacht
worden. AUerlei specielle Benennungen, welche auf Vasen- 7
gemalden bei einzelnen Satyrfiguren vorkommen (Schwar-
mer, Stumpfnas, Susswein), in weiterm Kreise anzuwen-
den, ist bis jetzt noch ein missliches Untemehmen.
1. Gesner de Sileno et Silenis, Commentar. Gott. IV. p. 35. Heyne
Antiq. Aufs. II. Voss Mylliol. Br. II, 30-32. Lanzi §. 301, 3. Welcker
Nachtrag zur Trilogie S. 211 — 219. Gerhard Del dio Pauno e de suoi
seguaci. N. 1825. Kunstblatt 1825. N. 104.
2. Die Kdrperbekleidung beschreibt sehr gut Philostr. I, 22 {xoiloi
to ioxiov), Der schOnste Kopf ist der aus der V. Albani in Miinchen 100.
Faune k la tache, ob ftcht, wird gezweifelt. Bouill. I, 72. M. Nap. II, 18.
ganz ahnlich Lipp. I, 204. Tassie pi. 39, 4510. Ein schGner Bronzekopf
mit hohlen Augen in Miinchen 294. Ein recht deutlicher (pQiioxofirjg oder
6Q»b»9ii (Etym. M. p. 764 j Bouill. Ill, 59, 11. vgl. Winck. IV. 8. 220.
Doppelherme eines Satyrs und einer Satyra, sie langhaarig, er kurzhaarig,
sie mit Epheukranz, er mit Fichtenkranz und Ziegenhdmchen , beide mit
Spitzohren. M. Borb. X, 13.
3. Solcher Gestalt die vortreffliche Statue in Dresden 219. (Gopieen
162. 178. 193.) Aug. 25. 26. Dieselbe Stellung des oivozoog hat eine
anmuthige Figur bei L. Egremont, wo aber der Schvvanz nicht fehlt
(^j^Tcollcoviog inoiBi), S. auch den Satyr des Cossiitius, Brit M. II, 43.
Ampelos intonsus Ovid F. Ill, 49. Ampelos, Creuzer zur Gemmenkunde
8. 125. [§. 383. A. 8.]
4. a. Hierher der vermuthliche 8. des Praxiteles §. 127. A. 2 und
der eben so oft vorkommende knabenhafte, Maff. 80. V. Borgh. 5, 8.
Bouill. I, 53; M. Cap. Ill, 31; Lipp. I, 212, vgl. Agathias Anthol. PaL
Plan. 244. [Der schOne Satyr aus Erz im M. Biscari, der die Hande zum
Blasen der Doppelfldte halt.] Eine Muse lehrt einen Satyr die Syrinx
blasen, Impr. fi, Inst. II, 21. Satyr ruhig sitzend, mit FlGten zwischen
den Knieen, Denare der g. Petronia MoreUi tb. 2, 4. Greschn. Steine Lipp.
Ill, 182. Stosch P. gr. b. M. Flor. Ill, 58 (mit ergftnztem Kopfe) = MaflFei
Race. 35. vgl. Winck. W. IV. 8. 281. Im L. 383 aus V. Borgh. 2, 8.
M. Roy. 1, 17. Lipp. I, 211. c Von grOsster Schdnheit der kleine tanzende
gOg Mythologische Gegenstande der b. K. [385]
Satyr aus Bronze aus der casa del Fauno von Pompeji. Bull. d. Inst.
1831. p. 19, abgebildet M. Borb. IX, 42. [Bull. 1831. p. 19. Finati
M. Borb. p. 154. Der tanzende alte Satyr der V. Borghese M. d. L m, 59.
Bull. 1845. p. 105. Indicaz. d. V. Borghese VIII, 1. p. ^4. Ein andrer
viel kleinerer tanzender Satyr unter den Bronzen aus PompejL] d. Ant.
Ere. VI, 38. 39. Lipp. I, 185 ff. Suppl. 246. Besonders schOn auf der
Gemme des Pergamos, Stosch 49. Wicar III, 35. e. S. mit Syrinx -und
Pedum, Statue im Brit. M. Spedmens II, pi. 26. Der das Hflschen dem
Panther hinhahende und ibn neckende Satyr (vgl. Lukian de dome 24),
herrliches Relief L. 477. Bouill. I, 79. M. Frani^. II, 13. Glarac pi. 178.
Der ein Reh (oder eine Ziege) auf den Schultem tragende Satyr, schOne
Statue in Ddefonso, llafFei Race. 122. f. ScfaGner sitzender und das Einn
auf die Hand sttltzender Satyr, auf Gemmen, Stosch 44. Lipp. Ill, 182.
Ein Satyr, der den ermddeten Herakles §. 129. A. 2 nachahmt, M. Flor.
I, 92, 8. Lachender S. eingem&ntelt , Bronzehemie Bedford aus Pompeji,
Specim. II, 28. g. Satyrus somno gravatus von Stratonikos, Plin. vgl.
Anthol. Pal. VI, 56. Plan. 248. Der Barberinische, eine der grossartigsten
Statuen, in MCLnchen 96, Piranesi St. 5. Race. 94. [Tetii Aedes Barber.
215. Montfauc I, 147. Le Ghausse I, 2, 6.] Morghen Princ. 27. Der
bronzene. Ant. Ere. VI, 40. M. Borb. II, 21. GuatUni M. I. 1787. p. LVI.)
h. Vgl. Plin. XXXV, 36, 22. Nonn. XII, 82. Relief, Brit. M. II, 1, M. Borb.
V, 53. Gemmen, M. Flor. I, 89, 8. Lasdve Wandgem. Pitt, di Ere I, 15. 16.
Satyrn mit Hermaphroditen auf Gemmen; Statuengruppe in Dresden 317.
Au^. 95 u. sonst Boett. Archaeol. u. Eunst. I. S. 165. In der Gruppe
in Berlin 88 neckt der Hermapbrodit den Satyr. Gruppen in Dresden u.
bei Blundell. Glarac pi. 672. Hermapbrodit und Satyr, Gruppe in Florenz,
das. pi. 670, 1550, Pan u. Hermaphr. Die Lflstemheit der Satyrn drQckt
auch das dnooxonsvfiv aus, Plin. XXXV, 40, 32, ein solcher auf dem
Relief PGl. V. c. vgl. §. 335, 7. Auf einer Vase de Witte Collect, de
vases p. 1837. n. 96. ^KOnA[s, Satyr in der Rechten eine Eeule, macht
mit der Linken un geste de moquerie, c%t6i^, [vgl. 0. Jahn Vasenbilder
S. 24. Das ccTtociionBVhLv beschreibt Silius XIII, 341 s.] i. G. M. 269.
271. St. di S. Marco II, 31. Nichts schdner als das Relief iti Neapel
Welcker Zeitschr. S. 523. M. Borb. II, 11. Neapels Ant. S. 88, welchem
das Relief der Vase in England (? Piranesi Vasi 55. 56) entspricht. k S.
scyphum tenens PL XXXV, 36, 23. ZizvQo^ tpala^ghq iv r^ ^f£^
yLtD^mva xqcctcov, bei Athen. XI, 484 ganz wie auf Vasengem&lden. Satyrn
in mannigfaltigen Stellungen des Weinschenkens u. Trinkens, Arabesken
M. Borb. VII, 50—52. 1. S. §. 128. A. 6. Ein alter Satyr Beinschienen
aniegend, behelmt M. Pourtal^s pi. 9. cf. R. Rochette M. in6d. p. 94.
Vasengem&lde.
5. S. die Gruppen auf den Thasischen Munzen §. 98. A. 3,
[386] Silene. 609
u. Ygl. die Vasengem. Millingen Gogh. 1, 16. 18, die Gemme Impr. d.
Inst. I, 10. Satyr, lebhaft bewegt, Bacchantin ruhig, mit dem Reh iind
TtQoxoog, zusammengehdrige Statuen, im Kunsthandel, Gerhard Ant Bildw.
Tf. 102, 1. 2. Zwei Hermen, Satyr und Bacchante, G^enstucke das. 3. 4.
Satyr und Satyrkind, schdne Gruppen zu Rom und Neapel das. 103, 1. 2.
[Die zu Neapel, Satyr mit dem Bacchuskind, eine Traube in der Hand, im
Nacken sitzend auch in V. Albani p. 10. n. 94 der Indicazione.] Satyr
und Bacchantin, reizende Gruppe im Vatican, Gerhard Tf. 103, 3. Der
Satyr wird zum Kentauren auf den M. der Thrakischen Orte, Lete u.
Orrheskos, §. 98. A. 3. '^Innovgtg heisst der Satyrnschwanz nach Bekk.
An. Gr. p. 44. vgl. Welcker a. O., S. 217. Der Naxische Satyr, N. Brit.
4, 8. Eben so Tassie pi. 38, 4649. Nur b&rtige Salym auf den Vasen
von Volci, Ann. d. Inst. III. p. 41. Solche altere Satyrn sind der yBvumv und
TTOiltog bei Pollux IV, 142. [Hochzeiten von Satyrn oder Silenen und Nymphen.]
5. PCI. IV, 31; Ant. Ere. VI. p. 47. Ein Satyrknabe, den D., auf
Ariadne gestfltzt, trinken lasst, Zahn Wandgem. 35. Die Aufziehung eines
kleinen Satyrn, in dem vielbesprochenen Giustinianischen Relief, Amalth.
I, 1 [III. S. VI. D.A.K. II, 40, 482]; die Satyrohren des Knaben scheinen
nicht mehr.iweifelhaft. Visconti PCI. IV. p. 61. n. 6. vgl. Gerhard, Beschr.
Roms II, II. Beil. 1. Lange Schriften I. S. 282. fM. Chiaram. II, 2 als
Zeus von Amalthea genahrt, grundfalsche ErklSrung. E. Braun, der die
Satyrohren ebenfalls bezeugt, vergleicht einen Carniol Vidoni von ganz
ahnlicher Vorstellung, Ant. Marmorwerke I. S. 7. Das Trinkhorn, woraus
das Satyrkind getr^nkt wird, ist ausser allem Verhaltniss zur Amalthea.
Es ist ein Genrebild aus dem mythischen Waldleben.] Auch der Kopf
Lipp. I, 203.
7. Kmfiog (Dor. Kafiog, mit der Lyra M. Borb. II, 45), Olvog,
*H6voLvo9y Zlfiog, als Satyrn, Tischb. II, 44; Laborde 65. Mais. 22;
Lab. 64. Mais. 33; M. Borb. II, 45; Millingen Cogh. 19. R. Rochette
dourn. des Sav. 1826. p. 89. Neapels Ant. S. 254. Welcker ad PhUostr.
p. 214. Ann. d. Inst. I. p. 398—407. ^i&vQafi^os kitharspielend , tv. E,
3, Kmfiog, Kiaaog, Xogog, XoQlytctig, Bgiaxog auf den Vasen von Volci.
Vom Akratos §. 345*. A. 3. Zo6ga Bass. I. p. 32 ff. Abhandl. S. 26 f.
[0. Jahn Vasenbilder 1839. S. 17 fif. Bull. 1836. p."122,]
c. Silene.
386. Jene alteren und bartigen Satyrn werden auch, l
wenn von Kunstwerken die Rede ist, ofter Silene (Stumpf-
nasige) genannt, so dass ein fester und sichrer Unterschied
Beider fur die Kunst kaiini nachzuweisen ist. Doch haftet
dieser Name besonders an e i n e r altern Satyrgestalt, 2
O. Mail«r*8 Arohaeologie. 4. Aafl. 39
610 Mythologische Gegenslande der b. K. [386]
welche, gem niit dem Weinschlauch verbunden, selbst etwas
Schlauchartiges hat (daher sie auch gern zur Decoration
von Wasserkunsten angevvandt wurde), und in trunkener
Fiille mehr als andre Begleiter des Gottes einer Lehne
3 und Stiitze bedarf. Diese wird ihm bald durch einen tra-
genden Esel, bald durch eifrig um ihn bemuhte Satyrknaben
4 zu Theil. Doch ist dieser seelige Damon in einer tiefern Den-
kungsweise, die besonders durch die Orphiker ausgebildet
wurde, zugleich einer Weisheit voU, der all das rastlose Men-
schentreiben als Thorheit erscheint; auch die bildende Kunst
stellt ihp in edleren und grossartigem Formen als den Pfle-
5 ger und Lehrer des Dionysoskindes dar. Papposilene nannte
man unter den Figuren des alten Satyrdrama's die ganz
behaarten und bartigen Satyrgestalten.
2. S. Heyne Commentalt. Soc. Gott. X. p. 88. Impr. d. Inst. Cent.
IV, 39—45. 56. Auf M. von Himera oder Thermae, Torrera. 35, 2—6, so
wie auf der Bronzekiste des Novius, §. 173. A. 3, steht oder sitzt Silen
bei einer durch einen LCwenkopf bezeichneten Quelle. Auch Heron, Spirit,
p. 190. 205, erwahnt Satyrisken mit Schlauchen bei WasserkQnsten, so wie
Panisken als scheuchende Figuren, p. 183 (vgl. Torr. 35, 1J. Nurdeswegen,
denke ich, hiessen in Rom (von dem Dorischen Sicilien her) Fontaenen Si 1 ani.
3. Solche Schlauchsilene, stehend in Dresden 122. Aug. 71 [wo S. 71
drei Klassen von Silensstatuen aufgefuhrt werden]; in Mflnchen 99; liegend
der Ludovisische, Perrier 99. Auf dem Schlauch reitend, Ant. Ere. VI, 44.
M. Borb. Ill, 28. Auf dem Weinkruge, als Lampe, Amalth. Ill, 168. Eine
Traube ausdruckend, PCI. I, 46 [vor sich haltend, IV, 26], Auf dem Esel
gelagert, auch einem bockenden, ofl auf Gemmen und Reliefs. An einen
Bock sich hangend, Impr. d. Inst. I, 9. Der trunkene S. von Satym ge-
stutzt, PGl. IV, 28; Zoega 4; Guattani 1786. p. XXIV (wenn nicht Herakles);
von Eros, Zoega 79. Combe Terrac. 5. Eroten unterhalten Silen auch
mit Musik, Bracci II, 71; auf einem Carneol des Wiczay'schen Cabinets
wird Silen, kitharspielend, von Eros auf einem RoUwagen gestossen. Kithar-
spielend, hftufig in Volci. Als Kordaxtanzer schildert den S. Lukian
Ikaromenipp 27. vgl. Hirt 22, 7. Millin Vases I, 5. Ktofiog von Silenen
§. 127. A. 2. Ueber den Silen Ma rsy as §. 362. A. 4. 367. A. 3. Dieser
Marsyas mit Schlauch auf der I. Schulter, die r. Hand erhebend, auf M.
ROmischer Stadte als Zeichen der libertas; vgl. Serv. Aen. Ill, 20. IV, 58.
(Zwergsilen als Pfeifer bei den Dianennymphen. Zo6ga Bassir. tv. 120.)
4. [Silen gebunden vor KOnig Midas, Vasen, M. d. I. IV, 10.
Ann. XVI. tv. D. H. p. 200, Vase in Palermo, tv. D. H., andre im M.
[387] Pane. 611
Gregor. u. aus Chiusi; zur ersten vgl. Minervini im Bull. Napol. IV. p. 135 s.]
Silen sitzt mit dem kleinen Bacchus spielend auf M. von Sardis, Mflnchner
Denkschr. Philol. I. Tf. 4,8. S. mit dem Bacchuskinde in der vortreff-
lichen Borghes. Statue L. 709. Maffei Race. 77. Piranesi St. 15. M. Roy.
II, 9. Clarac pi. 333. Vgl. besonders Calpurnius Ekl. 10, 27. Von zwei
ahnlichen in Rom sprechen Maffei und Winck., eine ist im Braccio nuovo
des Vatican, eine in Mflnchen 115; eine Wiederholung (wovon in GOttingen
ein Gypsabguss) hat die Inschrift : bella manu pacemque gero ; mox, praescius
aevi Te duce venturi, fatorum. arcana recludam, aus Orphischer Lehre,
in der Dionysos das letzte glQckliche Zeitalter herbeifiihrt , welches der
weise Seilenos verkiSndet. Kraflige Silensfiguren M. Ghiar. 40. 41. Mensch-
liche Ohren (Gerhard, Beschr. Roms II, II. S, 193) sind bei Silen nicht
selten. [Mischung von Silen, Dionysos, Satyr, mit willkurlicher Behand-
lung von Haar, Bart, Ohren-, Bekranzung in spSteren, oft vorzuglichen
Werken, z. B. Beckers August. Tf. 25. 26, ein trefflicher in Colchester
gefundner Kopf aus Bronze archaeologia L. XXXI. pi. 13. p. 444;]
o. IlccnnoaeUrjvog rijv idiav d'rjQiatdsaTtgog Pollux IV, 142. Statue
dieses behaarten S. Ficoroni Gemmae tb. 26 f. In dem Graffito Gerh. Ant.
Bildw. 56, 2. 3, am Boden kriechend. [Statue Gentili Gerhard Tf. 105, 3.
Eine im Pallast Giustiniani in Venedig, einige Spannen hoch, Thiersch
Reisen in Italien I, 258. Eine mit dem Dionysosknaben , der die Maske
h^t, auf der Schulter wurde in Athen in der Nahe des Theaters im
April 1840 ausgegraben, abgebildet in A., Schoell's Archaeol. Mittheilungen
aus Griechenl. Tf. 5, 10. Ein Papposilen auf einer Vase M. Borb. IX,tt9.
0. Jahn Vasengem. Tf. 1.] Auf Vasen bei Dionysos, Laborde II, 39.
Hirt 22, 2; hier trSgt er deutlich den ;jropratos jfircDv dacvg er Silene^
Pollux IV, 118. vgl. Etrusker II. S. 215. Auch die vs^Qig fiaXXolg avegtofiivrf,
ein mit WoUenbuscheln besetztes Rehfell, erkennt man auf den Vasen.
Ueber die afitpLfiaXXoi (Aelian V. H. Ill, 40) und ^aXlmtol xirrnvsg der
Bacchischen Zfige Boettiger Archaeol. der Mahl. S. 200. Welcker Zeitschr.
f. a. K. S. 634 f. [Proleg. ad Theogn. p. XC. Bernhardy ad Dionys. Per.
p. 715. Silen xoQtopdfitov Toup Ep, crit, p. 54. Gerhard del Dio fauno
p. 46. not. 98.]
d. Pane.
387. Weiter in die Thierwelt hinab steigt das die ge- i
heime Lust und das dunkle Grauen wilder Waldeinsamkeit
darstellende Geschlecht des Pan, der Pane, Panisken. Zwar 2
kommt auch hier, und zwar grade im heimathlichen Arkadien,
eine menschliche Bildung vor, welche nur durch die Hirten-
612 Mythologjpche Gegenstande der b. K. [387]
pfeife ( avQty^ ) , den Hirtenstab {layioPolov , xnlnv()ow)^
das gestrSLubte Haar und etwa auch keimende Homchen
3 als Pan bezeichnet wird. Diese ist auf Munzen und
Vasengemalden der best en Kunstzeit die gewohnliche; jedoch
ward hernach — wahrscheinlich durch die Pcaxitelische Kunst-
schule — die ziegenfussige , gehornte und krummnasige Bil-
4 dung die Kegel. In dieser erscheint Pan als munterer Sprin-
ger und Tanzer (cxiQrriTijg) , als der possierliche Lustig-
macher im Kreise des Dionysos, der ungesturae Liebhaber
von Nymphen, aber auch als der Lehrer des jungen Olym-
pos auf der S3rrinx — Zusammenstellungen zarter Jugend-
schSnheit mit dem rauhen und herben Waldwesen, fur welche
5 die Griechische Kunst eine besondre Liebe hegt. Im h5chsten
Grade naiv sind die Grappen gedacht, in welchen ein gut-
muthiger Panisk einem Satyr (deren Geschlecht als hoher
geartet sich mit den Panen allerlei Scherze erlaubt) den Dom
6 aus dem Fusse zieht. Pan ist aber auch, als Damon eines
dunkeln Grauns und panischen Schreckens, ein tapfrer und
siegreicher Feindebezwinger ; in Athen gab die Marathonische
Schlacht besonderen Anlass, ihn mit Tropaeen darzustellen.
7 Als friedlicher Syrinxblaser bewohnt er die ihm geheiligten
F|lsgrotten (Paneen), wo nicht selten seine Figur unter an-
muthigen Nymphen in das lebendige Gestein eingehauen ge-
S.funden wird. Erst spaterer Missverstand , der indess sehr
verbreitet war, verwandelte den alten Weidegott (^aoir, pastor)
in einen All-Damon, und sein anspruchloses Syrinx-Floten
in Spharen-Harmonie.
[1. Hier und da findet sich ein Panskopf von erschrecktem , ver-
wirrtem Anblick, wodurch man vielleicht, wie Togga bemerkt, statt des Pans
den panischen Schrecken ausdriicken wollte. So Gemm. Flor. 11, 9.
CKYAAKO, StoschGemm. sculpt, tb. 58. vgl. Cavaceppi Race. 11, 10.]
2. S. die Arkadische M. bei Pellerin Rec. 1. pi. 21. Landon pi. 43.
G. M. 286. §. 132. A. 2. Aehnliche Figur auf M. von Pandosia, N. Brit.
Ill, 26, Messana (mit deni Hasen),, Eckhd Syll. I. tb. 2, 10, auch Pella
SGlem. 30, 321. Auch auf M. von Paneas ist Pan in Menschengestalt, als
Fldtenblftser dargestellt. Der Kopf auf M. von Antigonos Gonnatas und
Pantikapaeon ist zwar schon caricirter, aber auch noch jugendlicb. Vasengem.
in Walpole's Trav. pi. 8. Ifillingen Un. Mon. L pi. A. [und sehr viele
stellen den menschlichen Pan mit kleinen Hdmchen dar.]
[387] Pan, Panisken. 613
3. Statuen L. 506. [M. Capit. HI, 35.] V. Borgh. Port. 1. Bouill.
I, 53, 1. Clarac pi. 325; Wicar HI, 40; im Brit. Mus. u. sonst. P. als
Telamon Race. 140. [Der Pan des Grafen von Leicester in Holkham die
* schOnste Statue in England, wie zu Spedm. I, 40 bemerkt ist. Ein Paar,
zweimal LebensgrOsse, gefunden bei der Kirche in Pane e Pema, Fl. Vacca,
bei Fea Miscell. I. p. 56. Eine schOne Herme bei Spanheim de usu et
pr. n. I. p. 396. Eine M. Flor. II. Terracottas of the Brit. M. 45. 46.
Auf Vasen ist Pan in Apulien und Lucanien haufig, in Volci hOchst selten.
Grossartige Masken des b^rtigen Pan in Terracotta u. Marmor. Pansmaske
Impr. d. I. IV, 56.]
4, Als Tanzer (xoQivtijg TsXsooxaTog d^sdov Pindar Fr. 67 Bh.) zeigt
er sich After in Bacchanalen, wo sein Fuss die mystische Gista aufschlSgt,
PCI. IV, 22. V, 7; L..421. Clarac pi. 128; Amalth. III. S. 247 (damach
ist das Fragment bei R. Rocbeite M. I. XA. zu ergS.nzen). Ein Satyr
thut dasselbe Bouili. Ill, 70. [Tanzende Pane zur Laute des Hermes, M.
d. I. IV. 34.] Pan einer Nymphe, oder einem Hermaphroditen (wie in
einer Gruppe der V. Aldobrandini) das Gewand abreissend, PGl. I, 50.
Gerhard, Beschr. Roms II. II. S. 168. Aehnliche Gruppen, aber mit einem
SUen, Bull. d. Inst. 1830. S. 76. Pan kitharspielend vor einer Herme,
auf einer Silberplatte,' Ant. Ere. V. p. 269. Die Nympben den stierbeinig
gebildeten Pan neckend (Homer H. 19), Relief Gerb. Ant. Bildw. 45. M.
Borb. VII, 9. [D.A.K. II, 44, 549. Pan u. Echo §. 401. A. 3.] Der
ziegenbeim'ge Pan mit einer Nymphe tanzend, allerliebstes Vasenbild, M.
Blacas pi. 23. Pan mit Olympos (Plin. XXXVI, 4, 8) in der Ludo-
visischen Gruppe, Maff. Race. 64, der Florentinischen , G. di Fir. St. 12.
vgl. 73, einer Albanischen und andern; auch Aug. 81 ist damach zu
restauriren. Wandgem. Pitt Ere. Ill, 19. In einem andern, 1, 8. 9, ist
Olympos u. Marsyas (vgl. §. 362. A. 4. Pans. X, 30) mit A chill und Chiron
zusammengestellt , wie in der unschatzbaren Statuengruppe Plin. XXXVI,
4, 8, jiur dass bier Pan der eine Lehrer ist. [Auch in dem ersten Ge-
maide Marsyas, nicht Pan; Marsyas aber hat im ersten, auch M. Borb. X, 22
HGrnchen; das andre ist auch M. Borb. X, 4. Pan u. Olympos, kleine
Erzgnippe aus Pompeji in Arolsen, Olympps mit einer Haarschleife auf
der Stim.] Ueber Olympos Philostr. 1, 20. 21. [Schfines Apulisches
Vasengemalde M. d. I. II, 37. Inghirami Vasi fitt IV, 332. tliie c^ramogr.
n, 75. (Rv. Raub des Palladium), MAPSYAZm. OAOMPOZ, Unterricht
des Olympos un Eitharspiel im Kreise von lauschenden Satym und Mae-
naden, sehr edel aufgefasst; als Wettstreit genommen, obgleich Marsyas
nicht einmal ein Instrument hat, Ann. VIII. p. 295. Bull. 1843. p. 39.]
Pan mit Olympos ringend, Symplegma von Heliodor, Plin. Stosskampf
mit einer Ziege, Pitt. Ere. 11, 42; Gemmen, M. Flor. I, 89, 1-3. Be-
gattung mit einer solchen in einer Marmorgruppe, Neapels Ant. S. 461.
614 " Mythologische Gegenslande der b. K. [388]
5. Gruppe des L. 290. V. Borgh. 4, 12. Clarac pi. 297; Millin
P. gr. 37. Vgl. die Gruppe PQ. I, 49, Theokril IV, 54 u. das Epigramm
auf den jammeraden Satyr, Brunck Anal. IIL p. 106i Scherze der Satym
mil den Panen, Guattani M. I. 1786. p. XXXII.
6. Pan als TropaeentrSger (Anthol. Plan. 259), in einer kleinen zu
Athen gefundenen Statue, in Bezug auf die Marathon. Schlacht, Wilkins
M. Graecia c V. vign. [p. 71. Mit der Trophaee restaurirt von Flaxmann;
nachher fand man, dass ahnliche Statuen Trauben trugen, Clarke Greek
Marbles p. 9.] Als vnaanieTrjg des Dion. 2^^a 75.
7. Pan mit Syrinx und Rhyton flber seiner Grotte sitzend, vor
welcher Kekrops und seine Tflchter (oder Hermes und die Nymphen einen
Opferzug empfangen, Athenisches Relief, M. Worsl. I, 9. Verwandtes
Relief von Athen , Paciaudi Mon. Pel. I. p. 207. G. M. 327. C. I. 455,
mit Pan und den Nymphen, welche ein Jungling fdhrt, darunter die
Eleusinischen GOttinnen und der Bereiter Simon (nach Hirt Gesch. der
Kunst S. 191). Pan menschenbeinig, mit der Syrinx, flber einer Grotte
sitzend, in der die Grosse Mutter und die Nymphen (vgl. Pind. P. Ill, 78)
ebenfalls eine Pompa annehmen, auf dem Parischen Relief, Stuart IV, 6, 5
(vgl. L. Ross, Kunstbl. 1836. N. 13.) [Reisen auf den Griech. Inseln I
S. 50. D.A.K. II, 44, 555.] — Panisken als Opferdiener, Tischb. II, 40. —
[Pan opfernd, zwei Basreliefe des Museums zu Padua, Roulez Bull, de
TAcad. de Bruxelles T. XIII. n. 7. (Faune fondateur du culte r^ligieux.)
Opfer von Pan . und Satyren auf der bekannten Mantuanischen Gemme.]
8. Gemme bei Hirt, 21, 5. M. Flor. U, 80, 2.
e. Weibliche Figuren.
1 388. Weniger inannigfaltig erscheinen die weiblichen
Gesialten, deren Gipfel die anmuthvoUe, bluhende, epheube-
Icranzte, oft reichverhullte Ariadne ist, die uberall von Kora
2 zu unterscheiden, nicht leicht sein mochte. Von den Nym-
phen, deren Wesen nichts Aufgeregtes zeigt, und den selten
vorkomrnenden Satyrinnen, unterscheiden sich durch scliwar-
merische Begeisterung, gelostes Haar, zuruckgeworfenen Kopf
die ]tfaenaden (Thyaden, Klodonen, lilimallonen , Bassa-
riden, schwer zu scheidende Classen) , mit Thyrsen, Schwer-
tern, Schlangen, zerrissnen Rehkalbem, Tympanen, flattern-
den und gelosten Gewandern. Auch hier wiederholt die Kunst
1388] Maenaden. 615
gem einmal festgestellte und beliebt gewordene Gestalten, unter
denen man die Schopfungen der besten Zeit der Griechischen
Kunst leicht von den spalern noch durchsichtiger bekleideten
und uppiger sich bewegenden unterscheiden kann. Bisweilen 4
sieht man auch Maenaden von der Bacchischen Wuth erschopft
und, von Schlangen umwunden, in sorglosen Schlummer
gesunken. Sehr schwer ist es, die eigentlichen Maenaden von 5
den Person ificationen Bacchischer Festlust, Heiterkeit, Musik
und Poesie zu unterscheiden, welche man auf Vasengemalden
durch beigeschriebne Namen kennen lemt ; und am Ende will
auch die Griechische Kunst, in welcher die Erscheinung ganz
zur leiblichen Darstellung einer damonischen Welt wird, gar
nicht, dass wir hier durchw^g reale und ideale Figuren schei-
den sollen.
1. Obeu §. 384. A. 3. Ob die Statue Pa. I, 45, und der schGne
Kopf auf dem Capitol, Winck. M. I. 55. (Leukothea nach Winck., ein
Bacchuskopf nach Yisconti und den Herausg. Winck. IV. S. 308. 435),
der Ariadne gehOrt? [Gewiss nicht, obgleich er noch bei Bouillon pi. 77
u. in der Beschr. Roms III. S. 255 so heisst. S. Kunstmus. zu Bonn
S. 73. Als m&nnlich ist das Bild auch durch den Hals kenntlich.] —
Verlassne Ariadne §. 412. A. 1. Ariadne neben D. an der Halle von
Thessalonike, Stuart III, 9, 11.
2. Nymphen §« 403. Satyra et Silena (ein StumpfnSschen) Lucrez.
SchOner Kopf einer Satyra (?) St. di 8. Marco II, 30 [voll sprechenden
Ausdrucks ; ein Ab^uss im Museum zu Bonn] ; lachende Gesichter auf Gemmen
h&ufig. Eine Satyra mit einem Satyrkinde spielend, M. Flor. I, 90 , 2. [Ein
Satyrm&dchen bei der Einsetzung der KomOdie durch Bacchus, Ternite
Pompeji. Gemm. b. Reimer Heft 2. Taf. 2.] Pan in flfitespielend , M. I,
93, 1 ; mit Priapos [oder Pansherme] auf einer Gemme Lipp. Suppl. 291. Hirt
21. 3, deren obscGne Vorstellung auf einem Bacchischen Sarkophag, Neapels
Ant. S. 459, Gerhard Ant. Bildw. Tf. Ill, 2. 3. 4], wiederkehrt. Bronze, Gori
M. Etr. I, 64. fPanin in Wolfshaut gekleidet, die Tibia blasend (Satiressa),
Indicaz. per la Y. Albani p. 27. n. 242 ; eine Panin in Bronze in Florenz im
Cabinet der Mdnzen. Zierlich verschr^nkte Gruppe, einst in Florenz, wovon
Zeichnungen vorhanden sind, eine Panin, die an einem Baumstamm kniet
u. sich anhlUigt, mit drei jungen Panchen, eines auf der Schulter, das
zugleich in einem Geflecht voll Blumen sitzt, eins an ihren Rnieen h&ngend,
und eins unten an den Stamm gelehnt, das weiblich ist. Das erste scheint
sie sich eben anzuhangen in einer Art von Tragkorb.]
3. Schdner Bacchantinkopf Eckhel P. gr. 25 und sonst auf manchen
. Gemmen. Oft wiederholte Figuren, welche aus der sch5nsten, echt-
616 Mythologische GegensUnde der b. K. [388]
griechischen Kunstzeit stammen, sind die ;i;i/ciat9o^oyoff §. 125. A. 2.
(Skopas), u. die entsprecbende Figur im L. 283. Glarac pi. 135; vgl.' da-
mit V. Borgh. 2, 14. M. Flor. III. 56; M. Gbiar. 36 {§. 374. A. 3); die
§. 365. S. 531 erw&bnten Thiades et Caryatides; die Gemmen Lipp. I, 184
u. a. Bin Tanz von Maenaden kilbn und scbCn, in Attischen Styl an der
Vase b. Stackelberg Tf. 24 (ygl die allerliebsten schwebenden TSnzerinnen
an der von Aegina Taf. 23). Ueppiger behandelt, als halbnackte Tflnzerinnen,
in dem Relief L. 381. [Glarac pi. 140, welches den Hercul. Gemalden
§. 210. A. 6 sehr &hnelt, u. an manchen Sarkophagen, §. 390. A. 2. In
Bacchischer Wuth verwunden sich Maenaden selbst; eine solche Figur auf
Gemmen heisst bei Lippert u. Tassie KallirrhoS. Sehr hftufig kehrt die auf
einem Altar in Ekstase knieende halbnackte Maenade, die eine flOtenspielende
Athena (?) emporhSlt, wieder, auf dem Relief des L. 200. Bouill. I, 75.
Glarac pi. 135 u. in Gemmen, Lipp. 1, 194 flf. Suppl. 242. 277. M. Flor.
I, 88, 7. 9; auch sieht man eine ruhige Bacchante, Lipp. II, 152, mit
demselben Idol in der Hand. [Kunstmus. in Bonn S. 116 f. 2. Ausg.]
Maenade auf einem Panther mit Dion., auf einem Esel von Silen gefuhrt,
M. Flor. I, 91. Auf einem Baccliischen Stier flber das Meer schwimmende
Maenaden, G. di Fir. Gemme 9, 2 u. oft. Auf einen See-Panther gelehnt,
Pitt. Ere. Ill, 17.
4. ErschOpft ausruhende Maenade (vgl. Plut. Mul. virt. 0mxi8ig)
als schlafende Nymphe erklftrt PGl. Ill, 43. G. M. 56, 325. [Daher sprich-
wQrtWch' BdxxTjs tQonov, inl vmv ctmnrjXtav, nagooov al Baxx^*^ ciyciau
Diogenian.] Eine fthnliche Figur einer Maenade in dem Relief G. Giust.
II, 104; auch wohl die bei Raoul-Rochette M. I. 5. (Thetis nach R. R.)^
obgleich auch unter den Orest umgebenden und in Schlaf gesunkenen
Erinnyen eine ganz fthnliche Figur vorkommt. Auf Gemmen ist eine
liegende Figur beliebt , die man halb von hinten , bis auf die Beine ent-
htillt, mit hOchst anmuthiger Wendung des hiegsamen RQckens sieht^
z. B. Guatt. M. I. 1785. p. LXXIII. Lipp. I, 183. M. Flor. I, 92, 6. Impr.
d. Inst. IV, 49. 52. Eine solche Maenade M. Worsl. IL p. 49. 50. Diese
Figur kommt auch einen Luchs sSugeiid vor (Marlbor. 50), welches Sdjet
Eurip. Bacch. 692 erklftrt. Auch drflcken Maenaden die Milch der
strotzenden Brust in Bacchische TrinkhOmer, M. Flor. I, 48, 10. Lipp.
III, 165.
5. Als Bacchische Frauen erscbeinen Galicc, raXi^vrj, Evdia (die
fiilLTOBCoa evdia Pindars, welche ich der Evola Visconti*s Hist, de Tlnst III.
p. 41 vorziehen m6chte), Eigi^vTjf 'OnoiQcc (mitObsl), Oivovorj; s. Tischb. 11,44
(vgl. 50) ; Millingen Gogh. 19; Laborde 65 (vgl. Milhn Vases I, 5). Vgl. Welcker
ad Philostr. p. 213. Xogaias, Neapels Ant. S. 365. Paus. II, 20. Jioavrj als
Dionysos-Priesterin, Neap. Ant. S. 363, neben einer Maivds, Kam^lrj,
der Virgilischen copa fthnlich, von trinklustigen Satym angefallen, Laborde 64.
[389] Kentauren. 617
R. Rochette Journ. des Sav. 1826. p. 95 ff. Auf Yasen von Volci auch
^avoTf^y 'EQttpvXlig als Maenaden-Namen. So rsQiftxoQi] {TEPSIXOMH)
M. Pourtal^s pi. 29. [0. Jahn Vasengem. S. 28.] Die Kcapupdia als Komos-
gesang §. 367. A3; als KomOdie von Dion, mil einer Maske, von einem Satyr
mil Socken angethan, Pompej. Gemftlde M. Borb. Ill, 4 vgl. Becchi. Die
TgaytpSia auf einer Vase, s. Gerhard, Hyp. R6m. Studien S. 193. Welcker
Nachtrag S. 236 vgl. R. Rochette Joum. des Sav. 1826. p. 89 - 100. Gerhard
Auserl. Vasen I, 56. Die Lesart TPAFOIAIA ist flber alien Zweifel u. R.
Rochette wird selbst nicht mehr auf Threnodie bestehen wie im J. des Sav.
p. 98 u. Mon. in^d. p. 255.] Eine Bacchante mit Krotalen klappernd, Creuzer
Ein allathenisches Geflbs 1832. Aehnlich die bemalte Terracotta, mit
Bacchischen Abzeichen, alterthumUchen Styls, AI. Pourtai^s pi. 28. Auch
Telete (neben Orpheus, Paus. IX, 30, 3) darf man hier vermuthen, sie
kommt auf einem Relief von Astron in Lakonika vor. Ann. d. Inst. I. p. 132.
tv. c, 1 vgl. III. p. 144. Aber die geflOgelte Jungfrau mit dem Heroldstab in
Bacchischer Umgebung, Gerh. Ant. Bildw. 48, oder mit Weinranken, Impr. d.
Inst. II, 14, kann nach Eurip. Bacch. 367 besser Hosia genannt werden. Von
derMethe§. 389. Welcker ad Philostr. p. 212. Mystis, Zeitschr.I.S. 508.
Thalia, 8ocU ^nleicc, Theoris, Welcker Griech. Trag. S. 304.J
f. Kentauren.
389. In die Reihe dieser Wesen durfen wir auch die 1
Kentauren einfugen, da sie durch die ungebundne Rohheit,
in welcher sich ein thierisches Naturleben in ihnen aussert,
dem Dionysischen Kreise sich anzuschliessen ganz geeignet wa-
ren, und auch die RoUe, welche sie in der Heroenmythologie
spielen, ihnen besonders durch ihre Liebe zum Wein ange-
wiesen wird. Fruher stellte man sie vorn ganz als Manner 2
dar, denen nach hinten ein Rossleib anwachst ; hemach aber,
etwa seit Phidias, verschmolz man die Gestalten viel gluck-
licher, indem man auf den Bauch und die Brust des Rosses
einen menschlichenOberleib fugte, dessen Gesichtsformen, spitze
Ohren und borstiges Haar die Verwandtschaft mit dem Sa-
tyr verrathen ; dagegen in weiblichen Gestalten (Kentauriden)
der menschliche Oberleib mehr dem Kreise der Nymphenbil-
dungen entnommen wurde, und sehr reizende Formen zeigen
konnte. So stellen sich diese, ursprunglich bizarren, hernach 3
zur voUkommensten Formeneinheit ausgebildeten Gestalten in
einer Reihe vortreflflicher Kunstwerke dar, bald im Gegen-
618 Mythologische Gegenstande der b. K. [389]
«
satze edler Heroenkraft, bald als bezwungene Unterthanen der
Macht des Bacchos, meist leidend und misshandelt, aber in
dem Heldenlehrer Gheiron auch mit einem ehrwurdigen An-
sehen begabt.
1. Die Eentauren sind hauptsSchlich alte Bufifel-J§ger der Pelas-
gischen. Vorzeit (die Thessalischen Tavpoxa^at^a geben die Deutung des
Mythus); aber dam it vermiscbt sich Erinnerung an die Wirkungen der
Weineinfuhrung. Kentauren als Dionysische Thiasoten, Boettiger Vasengem.
I, 3. S. 87, Ein Kent. trSgt auf einer .Vase einen Baum mit Taenien u.
Tafeln mit Menschenbildern, eine Art oclooQa, oscilla, Tischb. I, 42. Oft
bei Dionysischen Pompen, besonders als Zugtbiere, PCI. V, 11.
2. Die ftltre Gestalt (die aucb der Ausonische Mares hatte, Aelian
V. H. IX,- 16) auf dem Kasten des Kypselos (Pans. V-, 19, 2), Clusinischen
Vasen (Dorow Voy. pi. 1. 4), den Reliefs von Assos, §. 255*. A. 2, wo
die Kentauren Stiere jagen; der Bronze bei Gori, M. Etr. I, 65, 3, in den
Vasen von Volci bestSndig, Micali tv. 95, aucb Gemmen, M. Flor. II, 39, 1,
Kentauren der alteren Form von Bronze, nakter menschlicher VorderkSrper,
kleines Pferd hinten, unter dem Bauscbutt des Partbenon hervorgezogen,
Ross KunstW. 1836 ^N. 24. Die spatre bescbreibt Kallistr. 12; Lukian
Zeuxis (§. 138. A. 1) bemerkt besonders die mza earvgoidrj der Kent.
— Saugende Kentauriden, wie bei Zeuxis imd in dem ailigen Gem9lde
Pbilostr. II, 3, auf Bacchischen Reliefs, BouiU. Ill, 39, 1. 43, 2. 4. (L.
472. 765. Clarac pi. 150. 147), Gemmen, M. Flor. I, 92, 5. Zwei Ken-
tauren und eine schlafende Kentauris, St. di S. Marco II, 32. [Kentaur
den Tod seines Weibes an L5we und Panther rachend, Mosaik §. 322.
A. 4 n. 4. Ghirons Kentaurenweib , den kleinen Achilles auf dem Arm,
Apollon I, 557], Kentauren von Satym im Bacchischen Zuge uberfallen,
PCI. IV, 21. Gerhard, Beschr. Roms II, 6. S. 199. Kentauren mit Maenaden,
Kentauriden mit Bacchanten in reizenden Gnippen, unter den Herculanischen
Gemfilden §. 210, 6. M. Borb. III. 20. 21. Bacchischer geflQgelter Kentaur,
Impr. d. Inst. Ill, 52. ,
3. Borgbesischer Kent, im L. 134, uberaus sorgfaitig vollendet ider
Kopf Laokoon' ahnlich), mit einem Bacchischen Eros auf dem Rdcken.
Race. 72-74. (Clarac pi. 737-740.) V. Borgh. 9, 1. M. Roy. II, 11.
BouiU. I, 64. Clarac pi. 266. Dieser Kent, entspricht dem altern der beiden
Kent, des Aristeas u. Papias, §. 203. A. 1.
Kentauren bei der Hochzeit des Peirithoos (Gem Side von Hippys,
Atlien. XI, 474) am Theseion, Parthenon, in Phigalia §. 118. 119. Vasengem.
Hancarv. Ill, 81. Tischb. I, 11. MUlingen Cofifh. 35. 40. Div. 8. (Kaeneus
Erlegung, vgl. §. 119. A. 3.) Pitt. Ere. I, 2. M. Borb. V, 4. (Kaeneus den
Eurytion zOchtigend, ahnlich wie am T. von Olympia §. 119. A. 2).
Kampfe mit Herakles §. 410.
620 Mythologische Gegenstande der b. K. [390]
8 Scenen travestiren, wodurch uns die ganze Gestalt der al-
testen Komodie deutlich vor Augen gebracht wird. Doch sind
Masken nicht uberall, wo sie in Bacchischen Bildwerken vor-
kommen, Andeutungen des Drama's, sondem oft auch deut-
lich Gegenstande der Verehrung, gleichsam abbrevirte Dar-
stellungen des Gottes und aller seiner Begleiter, und mit
den mystischen Cisten, die mit einer geheimen Scheu betrach-
tet wurden, die bedeutungsvollsten Gerathe des Cultus.
2. Macr. S. I, 18. Solcbe Darstellungen in Reliefs, auf mehi-em
Umen, wie der herrlichen Borghesischen L. 711. V. Borgh. 2, 10. Bouill.
I, 76. Glarac pi. 131 (Qber die ricbtige Anordnung Welcker Ann. d. Inst.
V. p. 159); PCI. IV, 19 ff., auch 29 (nach Zoega Bacchisch eingekleidete
Bild^r steigender Liebe); Cap. IV, 58; M. Borb. Ill, 40; VII, 24; Zogga 83.
84; Biit. M. 1, 7. Satym mit Kureten zusammen tanzen, Gerhard a. Bildw.
Tf. 106, 4. [Tympanistria mit zwei Satyrn mit DoppelflOte u. Panther
Specim. II, 25.]
3. 01 ayovzsg {zov d,) inl r^g afid^Tjg 'Sia fiiarjg z^g dyogag
oivfofiivov, Ath. X, 428 e. "Slonsg Jiovvaloiatv ovnl zmv ^vlmvj Hermipp
bei den Schol. Aristoph. VOgel 1563 vgl. §. 383. A. 7. Ein Kahn auf einen
Wagen gesetzt, darauf der alte D. mit FlOtenspielerinnen u. Satym, Panofka
Vast di premio 4 b. Bei der Pompa Ptolemaeos des II. (§. 147. A. 3) sah
man Silene, Satym in grosser Menge, den Eniautos, die Penteteris, Horen,
Dionysos unter einer Laube oder axiag (wie auch in Athen, Photios s. V.).
Mimallonen, Bassarae, Lydae,Nysa,Semele*sBrautgemach, Nymphen, Hermes,
Dionysos auf Elephanten als Sieger Indiens mit einem Satyriskos als Lenker
des Thiers, Dionysos Kriegszug, Inderinnen, Aethiopische Tributbringer, dann
D. Yon der Rhea gegen Hera geschutzt, Priap neben ihm u. s. w. Vgl. Schwarz
ilber eine Bacchische Pompa, Opuscula p. 95. Bin schOner Sklav stellt in
Athen den D. dar, Plut. Nik. 3^ Bacchus mit winzemden Eroten, Pan mit
Canopuskrug?, Gerhard Bildw. Tf. 88, 1. Bacchanal von einem Sarkophag
in Sparta Tf. 106, 1. Heimbringung des Schlauchs auf Stangen Tf. 107.
Bacchischer Komos, sehr sch6n, von einer runden Ara im Vatican Tf. 108, 1.
Bacchisches Symposion, Kinder dazwischen, aqs V. PamfiliTf. 108, 2. Grosses
Bacchanal aus Palast Gentili, ob alt? Tf. 110, 1. Famesischer Sarkophag in
Neapel, D. von Eentauren gezogen, Herakles, Pan, Eros, PhaUophorie, Tf.
112. 1. Sarkophag vom Markt von Bolsena, wildes Bacchanal » Ariadne
schlafend, Herakles trunken. Phallus ausder Kiste vorschauend, Tf. 112. 2. 3.
4. Weihe eines Kindes in die Bacchischen ztXiTal, Aufnahme zum
^rar^p atp kaxlag (in Eleusis C. I. 393), vielleicht in dem Vasengem. Gerh.
Ant. Bildw. 51 dargestellt. Welcker Syll. Epigr. Gr. p. 86. Bacchische
[390] Dionysos Thiasos. 621
Opfer, besonders von Ziegen, auf Gemmen, M. Flor. I, 89, 9. Lflndliche
Ziegenopfer an D.-Phales, Pitt, di Ere. IV, 45 ff. M. Borb. VIII, 18.
5. 8. pa. IV, 22. V, 7 (mit der Komodia auf dem Karren, vgl.
indess Gerhard, Besclnr. Roms II, II. S. 152); Cap. IV, 47. 63; Cavaceppi
Race. II, 58 (bei Landsdo^vn), Woburn Marb. 12. M. Chiaramonti, I, 35.
Gerhard Vatic. S. 84. [Fries eines Marmorsarkophags, vier Stucke b. Cayl.
III. pi. 56—59. Wagen mit D. u. Ariadne, Karren mit Silen, mit Masken,
Kamele, Elephanten, Seherze.] Ueber die Glocken, mit denen Baeehanten
oft ganz behangen sind (PCI. IV, 20. Cap. IV, 49), s. u. a. Catull 64, 262.
— Die grOsseren Bacchanale auf Gemmen sind meist neue ^rbeit, wie le
cachet de Michel-Ange (Mariette II, 47. Lipp. I, 350. Hist, de TAc. des
Inscr. I. p. 370) wahrscbeinlich von Maria da Pescia; gleichartig ist das
Relief L. 763. Glarac pi. 138. Der Schlauchtanz der Askolien auf Gemmen,
Raponi tv. 11. 14. Tassie pi. 29. 4867. KOhler Deser. d'un Camee du
Gab. Famese. 1810. Omophagien, eine Bacchische Telete, an einer Vase
M. Blacas pi. 13—15, der Altar kommt in die Mitte. D. zerreisst den
Bock, ayfftvmv atfict tQayoiiTovoVf (ofiotpdyov xolqiv, die Uebrigen fliehen,
Yoll heiligen Schreckens yom Altar weg. Bacchischer Tanz um einen
4Itar Impr. d. I. IV, 51, Oeffnung der Cista mystica IV, 47.
6. KmfioLiovxiq Tisehb. I, 50. II, 41. Ill, 17. IV, 33. Millin I, 17.
27. n, 42. Laborde I, 32. Die Vasen von Volci bezeichnen solche Ko-
masten n§her als Kcofiagxogy Tslrjg (vgl. Phanes, Paus. II, 7, 6), 'EUdi]fiog
(vgl. Androdamas, Paus. a. 0.) Bacchische Convivien, Winck. M. I. 200.
Millin I, 38. Boettiger Aehrenlese 38. BekrHnzung des besten Trinkers
Tisehb. II, 33. Costflmirung zu Satym Tisehb. I, 37. 39. 40. 41. Millin,
n, 17. Gerhard A. Bildw. Tf. 72 vgl. Dionys.JIal. VII, 72. D. als Theil-
nehmer des Zugs Tisehb. I, 36; (auf Esel) II, 42. D. thronend von Satyrn u,
Bacchen umtanzt, Tisehb. II, 46. Maisonn. 22. (§. 388. A. 5). Dionysisches
avTQovy Tisehb. I, 32 vgl. Porphyr. de antro Nymph. 20.. Greuzer Symb. Tf. 8
(wo der Hase als Aphrodisisches Thier zu deuten ist). Liebe des D. u. der
Ariadne, Gegenstand eines Syrakusisehen Ballets in Xenophon's Symposion 9.
7. Ein solcher Phlyax als Bacchischer Kanephor, Tisehb. I, 41.
Darstellung des Zeus bei der Alkmene §. 351. A. 5, des Daedalos und
Ares §. 367. A. 3, des Prokrustes, Millingen Div. 46, des Taras oder
Anon, Tisehb. IV, 57, des HerakJes u. der Kerkopen §. 41 1 vgl. Boettiger,
Ideen zur Archaeol. S. 190 ff. Grysar de Dor. comoedia p. 45 sqq. Man
kann diese Histrionen auch gerrones nennen, vrelche wahrscbeinlich von
ihren Phallen, den yif^ois Na^loig bei Epicharm (Schafer Appar. in
Demosth. V. p. 579), den Namen haben.
8. Die reichste Zusammeiistellung Bacchischer Gergthe u. Masken
giebt die sog. Coupe des Ptolem^s §. 315. A. 5. G. M. 273.
622 Mythologische Gegenstande der b. K. [391]
Clarac ))1. 127. Masken, tragische u. satyriscbe, an AltHren liegend, an
der Silberschale von Bologna, M. I. d. Inst. 45. Ann. IV. p. 304 vgl.
§.'345.* A. 3. Ausserordentlich schone Masken an grossen Krateren §. 298.
A. % 1. Zoega Bass. 17. Impr. d. I. Ill, 57. 58. Cisiae, plenae tacita
formidine TValer. Fl. II. 267), besonders auf den Kistophoren, vgl. Stieglitz
Arch. Unterh. II. S. 197. Bacchische Symbole, Schwinge, 2Segenkopf,
Phallus, Basrelief, Gerhard Bildw. Tf. Ill, 1.
2. Kreis des Eros.
^ 391. Wenn Eros in Tempelbildern als ein Knabe von
entwickelter Schonheit iind sanfler Anmuth der Geberde dar-
gestellt wurde (§. 127, 3.), und diese Darstellungsweise in
2 den einzelnen noch vorhandnen Statuen des Gottes durchaus
vorherrscht: so zog dbch eine jungere Kunst, welche mit der
tandelnden Poesie spaterer Anakreontika und den epigramma-
tischen Schierzen der Anthologie verwandt war, zu solchen
3 Zwecken die Kindergestalt vor. Als ein unentwickelter schlan-
ker Knabe, voll Miinterkeit und Beweglichkeit , zeigt er sich
in den Nachahmungen eines ausgezeichneten Originals eifrig
4 bemuht, die Sehne an den Bogen zu fugen; in ahnlicher
Figur kommt er auf Vasengemalden uberall zur Bezeich-
5 nung des Liebesverhaltnisses vor. In bluhender, aber nie
unangenehm weichgeformter Kindergestalt sieht man Eros, und
hauflger Eroten, in zahllosen Reliefs und Gemmen die In-
signien aller Gotter fortschleppen , zerbrechen, die wildesten
Thiere schmeicheind bezwingen und zu Reit- und Zugthieren
machen, unter Seeungeheuern keck und muthwillig umher-
schwarmen, und alle moglichen Geschafte der Menschen scher-
zend nachahmen, wobei die Kunst ara Ende ganz in ein
Spiel ausartet und alle Bedeutung vollig aufgiebt: eine un-
6 ubersehliche Zahl von Bildwerken, welche dadurch noch ver-
mehrt wird, dass auch wirkliche Kinder gem als Eroten dar-
7 gestellt wurden. Als Modificationen derselben Idee sind Po-
t h o s und H i m e r o s , Sehnsucht und Liebreiz , in ahnlichen
Figuren dargestellt, auch mit Eros geistreich gruppirf wor-
8 den. Noch bedeutungsvoUer wird Eros mit Anteros zu-
sammengestellt, einem Damon, der Gegenliebe gebietet, ver-
9 schmahte Liebe racht. Dann in einer sehr zahlreichen und
wichtigen Classe von Bildwerken (welche einer ihren ersten
[391] [Eros, Pothos, Himeros, Antheros. ^ 623
Anfangen nach wahrscheinlich aus Orphischen Mysterien her-
vorgegangenen allegorischen Fabel angehoren) mit Psyche,
der Seele, die als Jungfrau mit Schmetterlingsflugeln oder
gleichsam abjDrevirt als Schmetterling erscheint. Die Kunst-
werke scheinen diese Fabel in den Hauptzugen noch ursprung-
' licher und sinnvoUer darzustellen, als es die zum Milesischen
Mahrchen aiisgesponnene Erzahlung des Appulejus tliut; wie
ihnen auch sonst die Idee eines die Seele zu hoherer See-
ligkeit emporzieh^nden, durch Leben und Tod geleitenden Eros
nicht fremd ist.
1. [Properz II, 12. Quicunque ille fuit, puerum qui pinxit Amorem
cet. ■ Eubulos bei Athen. XIII. p. 562. Wer dem Eros zuerst Fliigel gab,
s. Rhein. Mus. 1839. VI. S. 585, Gerhard Fiugelgestalten S. 6.] Der Amor
in Neapel u. Torso von Gentocelle §. 127. A. 3 vgl. Gerhard Beschr. Roms
II, II. S. 167. Ein E. auch der sog. Genius V. Borgh. 9, 11. Bouill. Ill,
10, 2. vgl. Winck. (der ihn zu hoch hielt) W. IT, 81. 141. Ob auch der
sog. Adonis (Apoll)? PGl. II, 32. M. Fran(:. Ill, 3. Bouill. II, 12. [Ann.
d. I. XVII. p. 348.] — Ein wesentliches Erfarderniss des E. sind die
Fliigel, welche er schon vor Anakreon (Fr. 107. Voss Mythol. Br. II, IV.)
erhalten. Ein Eros mit Delphin u. Blume in H^nden, Palladas Anth. ed.
Jacobs II. p. 688.
2. Eine reiche Uebersicht solcher Tandeleien bielet Klotz Ueber den
Nutzen u. s. w. S. 198. Clarac pi. 641—651. Nach Epigrammen der
Anthologie Heyne Commentatt. Soc. Goti. X. p. 92. Alkibiades hatte einen
blitzschleudernden E. auf seinem Schilde, Athen. XII, 534. — Ein ge-
flQgelter Kopf des kleinen E. auf M. von Antiochos dem VII. Mionnet
Descr. V, p. 75. Aehnlich auf M. der g. Egnatia.
3. Bogenspannender E. M. Cap, III, 24. Nap. I, 63. Bouill. I, 19.
Franq. II, 7. Winck. W. VI, 6; G. Giust. 27—28; M. Worsl. I, HI, 13;
Bouill. Ill, 11, 1. 3; in Petersburg Clarac pi. 646, 1471; Sammlung
Demidoff pi. 650. n. 1491; Pembroke pi. 650, 1495. Nach Lysippos? Ganz
anders die Statue St. di S. Marco II, 21, Clarac pi. 651, 1481.
4. In Vasengem. sieht man E. mit einem Lekythos z. B. die lo mit
Huld betraufend (XagizBg yXvxif j^evori' ^Xaiov Brunck Anal. I. p. 480),
Millingen Cogh. 46 vgl. Div. 42, gew6hnlicher mit einer Taenia als Aus-
zeichnung eines TiaXog^ §. 340. A. 4. (Mysterienbinde nach Gerh. Ant.
Bildw..55, 3. 4), auch mit dem Reifen, xQixog, rgoxog^ u. Stecken als
Kinderspiel, z. B. an der Vase §. 363. A. 2. R. Rochette M. I. pi. 44, 1
(wie Ganymedes Maisonn. 30); oft auch mit der Lyra. [E. lOst der
Andromeda die Bande, gefldgelt, veavlag 8h naff o ti^m&e, Philostr. I, 29.]
624 Mythologische Gegenstftnde der b. K. [391]
5. Eroten-Scherze, n(xiiovTBg''EQtoztg Xenoph. Eph. I, 10. Mit
GOtter-Insigiiien M. Cap. IV, 30. (Anthol. Plan. 214 sq.). Zeus Blitz zer-
brechendt Gemmen Wicar IV, 48. Mit Zeus Scepter u. Ares Schwerdt,
schOnes Relief in S. Maria de Miracoli zu Venedig, sonst in Ravenna.
Vgi. §. 356. A. 5. (Thron des Poseidon) , 395. A. 1 (des Kronos) , 369.
A. 6 (der Aphrodite), 410. A. 7. (Herakles). Eros auf einer Ziege, wie dor
kleine Zeus, M. der g. Fonteia. Amor in einen Delphi n verflochten, M.
Borb. n. 428, Glarac pi. 646, 1468 schlafend auf einem Delphin (Meli-
certes) pi. 647, ohne Fittige, A. als Hercules, in Wien, pi. 647. 1480
[eingewickelt mit der Keule des H. etwa der kleine Hermes, der diese
entwandt hat?], als Gefangner, im Vatican, pi. 648, 1481. Den Ldwen
durch Kitharspiel bes&nftigend , Gemme mit dem Namen des Protarchos,
G. di Fir. Gemme 2, 1; mit dem Namen des Trypbon, Jonge Notice
d. 148. Vgl. die M. von Tomi M. I. d. Inst. 57. B. 9. Arkesilaos
marmorea leaena aligerique ludentes cum ea Gupidines Plin.; in Dresden
272. Aug. 73. Scherze Impr. d. I. IV, 25-36. Sch6ner Erotenscherz
mit einem Hflndchen, Descr. de Mor^e III. pi. ,49. Verschiedne Vor-
stellungen Gerh. A. Bildw. I, 88—92. Eroten in einer Felsengegend Ldwen
bindend, Mosaik M. Borb. VII, 61, zum Theil der M. Cap. IV, 19 ent-
sprechend. Eros auf einem Adler, Impr. d. Inst. II, 47. E. in der
Purpurrauschel , Millin M. I. II,. 18 vgl. §. 378. A. 2; auf Hippokampen,
M. Kirker. II, 13. E. mit dem Dreizack auf einem Delphin, Figur eines
Gemaldes, Zahn Wandgem. 8. vgl. §. 378. A. 2. Bacchische Eroten,
PCI. V, 1-3. vgl. §. 206. A. 2. Bacchischer Eros mit grossem Skyphos auf
einem L6wen, Mosaik M. Borb. VI, 62. Auf einem Kentaur §. 389. A. 3.
E. vom Gastmal kommend, ein andrer als Fackel-, ein dritter als Lampen-
tr&ger (asroxexvqpeoff mantg lvxvoq>og(ov Aristoph. Lys. 1003), Gemme,
Winck. M: I. 33 vgl. Christie Paint. Vas. 3. Eroten mit Bechem u. dgl.
tanzend, Pitt. Ill, 34. 35. E. von der TlaiSid geschaukelt, Vasjengem.
Bull. d. Inst. 1829. p. 78. '£. naiimv ngoamntiov ' HgaKXiovs nafiiiBya
ri Titavog rcfpixsifisvog , Lukian, dies letztre vielleicht M. Cap. Ill, 40.
Aehnliches oft in Gemmen. Eroten u. Psyche stellen die Heimbringung
von Hektor's Leichnam dar, Relief L. 429. Bouill. Ill, 4o, 3. Clarac
pi. 190. E. als Ganymedes Ueberwinder im KnGcbelspiel, Apollon Rh.
Ill, 111. Philostr. d. j. 8, in einer Statue zu Berlin, Hirt S. 219.
Levezow Amalth. I. S. 175 [zwei andre Gruppen das. S. 182 f. 189 f.],
auch nach Hirt Aug. 72. Eroten als FrQchtesammler , Philostr. I, 6, in
geistreich componirten Reliefs G. Giust. II, 128. Zo6ga 90. Bouill. IH, 46,
u. Gemmen, Welcker ad Philostr. p. 238. Als Handwerker, Pitt. Ere. I,
34-36. Jagend, Pitt. Ere. I, 37. H, 43. V, 59; Rdiefs, Bouili;ilI, 46.
Besonders Hasen u. Kaninchen als Aphrodisische Thiere, Vasengem.
Gerh. Ant. Bildw. 56. R. Rochette M. I. pi. 42, 1 vgl. Philostr.
[391] Eros, Pothos, Himeros, Anteros. ,625
I, 6. p. 12. E. einen Hasen haltend, auf M. von Kyzikos, M. I. d. Inst.
57. B. 5. Ann. V. p. 272. Eros auf einem Rehbock reilend, Vase aus
Atben. Stackelb. Tf. 28 [will ein Madcben verfQhren, oder die Braut ent-
kleiden, Kylix das. Tf. 31, gewiss umfasst nicht Eros die Kniee der Aphro-
dite.] Gircuskampfer, PGl. V, 38—40; Cap. IV, 48; G. Giust. H, 109;
M. Borbon. VIU, 28; L. 449. 463. BouiU. HI, 45. Clarac pi. 190. vgl.
Sparlian Ad. Ver. 5 und die Agones §. 406. Mit Gazellen, Kamelen, Ebern
fahrend, Relief L. 225. 332. Clarac pi. 162. Mit UJwen, Pantbern,
Scbwanen u. dgl., Wandgero. M. Borb. VII, 5. vgl. VIII, 48. 49. Gegen
die Benennung Genien fflr solcbe Flflgelknaben spricbt mit vollem Recbt
Zogga Bass. II. p. 184. Ein Eroten-Nest §. 210. A. 6. ^Wer kauft Liebes-
gGtter« (Goethe) Pitt. Ere. Ill, 7. Neapels Ant. S. 425. E. von der TbQre
des Geliebten ausgescblossen und dbel behandelt, Millin P. gr. 62. Stackel-
berg GrSber Tf. 30, M. Pourt. pi. 33. Eroten aus Kafigen bervorkommend,
Lekytbion, ebemals bei Fauvel; nach Stackelb. Korbarbeit, Adonis darzu-
briugen. [Eroten verkauf Zahn Pompej. Gemalde II, 18. 24. 0. Jafan Arch.
Beitr. S. 211.]
6. S. Suet. Calig. 7. Hierher gehOren wahrscbeinlich besonders die
schlafenden Eroten, wie der auf der LOwenbaut, mit den abgelegten Waffen,
der Eidechse, [Erdratte], auch Schmetterlingen, MohnkOpfen, PCI. Ill, 44.
Race. 151; BouiU. Ill, 11, 2; G. di Fir. St. 63—66; Gerh. Ant. Bildw. 77, 2
[Stat, di S. Marco II, 30. Clarac pi. 761. 761 B. 762.]
7. E,, Pothos u. Himeros von Skopas §. 125, 3. In Bacchischer
XJmgebung Himeros mit einem Kranze, Maisonn. 22, und Pothos, sinnreich
dargestellt als FlStenbJSser, Tischb. II, 44. Himeros, mit Taenia, und zwei
Eroten, mit Kranz und Kaninchen, Qber das Meer fliegend, Vasengem. von
Volci, M. I. d. Inst. 9. [0. Jabn Peitho, die GOttin der Ueberredung.
Greifswald 1846.]
8. E. mit Anteros (jener goldlockig und dieser schwarzlockig nach
Eunap Jambl. p. 15. Boiss.) um die Palme k&mpfend, Pans. VI, 23, 4 in
dem Relief in Neapel Hirt 31, 3, [ahnlich in einem des Palasts Colonna,
E. Braun A. Marmorwerke II, 5. 5 a.] Ofter in Gemmen, z. B. Impr. d. Inst.
II, 54, wo eine Nike dabei (zwei Niken u. achtzehn Eroten zu Tralles,
Class. Journ. IV. p. 88). E. oder Anteros mit einem Kampfhahne, Tassie
6952 ff., bei einer gymnastiscben Herme, M. Worsl. II, 7. Vgl. Boettiger
vor der ALZ. 1803. IV., Schneider u. Passow im Lexikon. E. neben
Aphrodite §. 376. 377, mit Silen 386. A. 3, mit Pan kftmpfend, Welcker
Zeitschr. S. 475t Eros ermCldet den Kranz fassend; Anteros? unterstQtzt
den z&rteren Knaben, allerliel-stes Relief. Stackelb. GrSber Tf. I, 1.
[R. Rochette M. I. pi. 42. A. 2. E. u. Anteros, beide trauemd auf die
Fackel gestutzt und einen Schmetterhng haltend mit Bezug auf die Caeremonie
eines Paares an einem Altar.]
O. Hailer*s Arohseolofrie. ' 4. Aufl. 40
626 Mythologische Gegenstande der b. K. [391]
9. Fabel von Amor u. Psyche, Platonischer Mythus, nach Baum-
garten Grusius, Programm der Meissner Schula Archaeologische Beiiage
von Boettiger (nichts Neues.). [0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 121—97 fiber
Eros u. Psyche, Psyche als ttSmlov, als itfvxv^ Schmetterling, u. Madchen
mit SchmetterlingsflCgeln u. in beiden Gestalten init Amor in Bezug ge-
setzt S. 137 ff. ; das M^rchen des Appulejus nicbt in Kunstwerken S. 127,
nur in einigen wenigen Monumenten S. 196. Die Gruppe der Umarmung
S. 161 fif. dieselbe an Gerathen, Schmucksachen, Ringen, besonders Sarko-
phagen S. 163 ff. Yermfihlung S. 173 f. Eros als Peiniger S. 177, Amor
u. Psyche andre Mythen als Maske darsteilend S. 192 fT. Psyche am Boden
liegend, die ein Amor mit Fussen tritt, Gruppe im Lateran.] Der Fabel
von E. u. Psyche liegt deutlich die Orphische Idee zum Grunde, dass der
KOrper ein Kerker der Seele, dass die Seele hier auf Erden in der Erinne-
rung an ein gluckseliges Zusammensein mit Eros in fruhem Aeonen, aber
verstossen von ihm und voll fruchtloser Sehnsucht ihr Leben hinbringt,
bis der Tod sie wieder vereinigt. (Auf Mysterien deutet auch bei Appulej.
VI. p. 130 der Oknos mit dem lahmen Esel [VJ in der Unterwelt §. 397.)
Dabei ist es nicht nOthig, einen Gegensatz zwei sich bek&mpfender Eroten
anzunehmen; derselbe E. erscheint qu^lend und beseeligend, die mildere
Natur bezeichnete schon Pausias durch die Lyra fQr den Bogen, Paus. 11,
27, 3. Nur wo Psyche gequalt oder gelautert wird, kommen zwei sich
entsprechende Eroten vor, indem die Eroten, wie sonst in heiteren Spielen,
auch als quSlende Geister sich vervielfachen kOunen. Ygl. Thorlacius
Prolus. I, 20. Hirt, Scbriflen der Berl. Akad. 1812. S. 1. Lange Schriften
S. 131. Die Kunstwerke, welche erst in ROmischer Zeit beginnen (§. 206, 3),
zeigen in langer Folge Psyche von E. misshandelt, als Schmetterling ge-
sengt, zu muhsamer Arbeit verurtheilt, in einer Fussangel gefangen (Tassie
pi. 42, 7170), gebrannt mit der Fackel von einem, mit siedendem Oel
ubergossen von einem andem Amor in einem Wandgemalde, Hall. L. Z.
1835. Intel}. S. 478. [Archaeol. Int. Bl. S. 73 f.], das Wasser der Styx
schOpfend, im Stygischen Schlafe (bei Hirt 32, 6), durch Musik von E.
daraus erweckt, durch Hermes Psychopompos und den gefesselten E. be-
flQgelt, mit Aphrodite versdhnt, beim Hochzeitmahl und brautlichen Torus
(Gemme des Tryphon Marlbor. I, 50), Sarkophag Brit. Mus. V, 9 von E.
umarmt in der sehr geistreich gedachten und vortrefitlich angeordneten
Gruppe (M. Cap. Ill, 22. Fran?. I, 4. Bouill. I, 32; Flor. 43. 44. Wicar
II, 13; in Dresden 218. 254. Aug. 64. 65. [Qarac pi. 652; London 653;
in Emkendorf bei Graf Reventlow], vgl. Tassie pi. 43, 7181). S. Hirt a. O.
u. Bilderbuch Tf. 32. Creuzer Abbild. zur Symb. S. 24 ff. Ps. neben E.
knieend, Gruppe L. 496. V. Borgh. 9, 9. Bouill. Ill, 10, 5. Qarac pi. 265.
Knieende Ps. L. 387. V. Borgh. 3, 4. Bouill. Ui, 11, 4. M. Roy. I, 13.
Clarac pi. 331 ; in Florenz (§. 126. A. 4). [0. Jahn 8. 178. Psyche den
[392] Psyche, Hyiiienaeos, Komos, Hermaphrodit. 627
fjiehenden Eros zuruckhaltend Mionnet Suppl. Y, 1, 3.] E. nach dem
Schmetterling schlagend (joueur de ballon), Bouill. Ill, 10, 6 (darnach ist
auch wohl ein Torso in Wien zu erganzen); wohl auch Race. 40 orti
Medicei; Gemmen Impr. d. Inst. II, 45. vgl. 55. Tassie pi. 43, 7064. Amor
mil einera Schmetterling spielend, in Rom bei Vescovali, eigenthClmlich,
Glarac pi. 647, 1473. Amor weint flber den Schmetterling, Impr. d. Inst.
IV, 32. A. u. Psyche IV, 34. Ehe IV, 35. E. mit Schmetterlingen
pflQgend , Tassie pi. 43, 7132, auf einem Wagen von Schmetterlingen ge-
zogen (Gori Gremmae astr. I, 122), wie sonst Aphr. u. E. von Psychen,
M. Borb. IV, 39. Tassie pi. 35, 3116. Ariadne [vorher Aphrodite nach
derselben Gemme] von Psychen gezogen, M. Flor. I, 93, 2. Wicar II, 12.
M. Borb. rv, 39. Psyche unter den Theilnehmem des Bacchischen
Zuges, Sarkophagrelief, s. Hall. ALZ. 1833. Intell. N. 5. vgl. §. 397. A. 2.
Psyche-Nemesis §. 398. [Proraetheussarkophage §. 396. A. 3. Psyche als
Eidolon §. 397. A. 3.]
Eros fShrt auf seinem Richer oder der Todtenurne als einem Segel-
schiff nach Elysion hinuber, Christie Paint. Vas. 7. Lipp. Suppl. 439.
Tassie pi. 42, wohl zu Anakreontisch gefasst Amalth. III. S. 182. Eros
als Todesgenius Glarac pi. 495. n. 964 aus M. Gbiaramonti. Der himm-
lische Eros als Flotenspieler (oft auf Gemmen) auf dem Mon. MarceUinae
ed. C. Patin. Patav. 1688. 4, wie G. Giust. II, 107. Zogga Abhandl.
Tf. 4, 12. E.-Horus §. 408, Monument von Smyrna, Maffei M. Veron. XL VII, 5.
392. Wir verknupfen mit Eros die Gottheit, welche i
auf Verbindung der Geschlechter und eheliches Leben Beziehung
haben, wie Hymenaeos, der als ein ernsthafter und gro-
sserer Eros erscheint, und zugleich mit Komos, dem Fuhrer
des lustigen Fes tsch warms , in Verbindung steht. Ein Lieb- 2
lingsgegenstand der spatern verweichlichten und uppig ge-
wordnon Kunst war der Hermapihrodit — der im Ganzen
hier nicht als Natursymbol, sondem als Kunstlerphantasie zu
fassen ist, obgleich es auch Gultusbilder von ihm gab — in
beruhmten Kunstwerken bald sich unruhig im Schlafe dehnend,
bald stehend und fiber seine eigne rathselhafte Natur erstaunt,
bald von Eroten im Schlafe gefachelt, oder von verwun-
derten Satyrn und Panen belauscht, auch im frechen Sym-
plegma mit einem Satyr, der ihn fur eine Nymphe genom-
men und erhascht hat. Die Ghariten sind, als der Aphro- 3
dite verwandte Gottheiten der Geselligkeit, fruher in zierlicher
Bildung, dann leichtbekleidet oder gewohnlich ganz unver-
huUt gebildet worden, wechselseitiges Handegeben oder Umar-
628 Mythologische Gegcnst&nde der b. K. [302]
4 men charakterisirt sie. Eileithyia kommt bei Geburten oft
als helfende Figur vor, doch ist eine feste Bildungsweise
dieser Gottin nicht bekannt.
1. Hymenaeos bei Ares Ehebruch, in den Reliefs §. 377. A. 2.
Bei der Hochzeit der Ariadne §. 384. A. 3. Wohl auch der Eros-Shnliche
JQngling bei Paris §. 378. A. 4. Hym. in einer Bronzefigur, mit Rosen
um den Hals u. Fackel in der R., aus Sardis, Bull. d. Inst. 1832. p. 170.
[Bei AufzQgen auch auf Gemmen.] Eomos, ein Nachtstiick bei Philostr.
I, 2 (zur Erkiarung Pers. V, 177), auch I, 25. Nach Zogga auch Bass. 92.
vgl. Hirt S. 224, Dagegen Welcker ad Philostr. p. 202—215. Oben
§. 385. A. 6.
2. Polykles Hcnnaphrodit §. 128, 2. Heinrich Comm. de Henna-
phroditis. Hamb. 1805. Boettiger Amalth. I. S. 352. [Glarac pL 666
A. 667 — 72.J Liegende Statuen, auf einer L6wenhaut M. Flor. Ill, 40.
Wicar II, 49 (so auch auf Lampen, Bartoli Lucemae I, 8. Passeri I, 8,
wo Andere die Nacht oder die Omphale sehn; auch in einer Silberai'beit
von Bernay); auf Bernini'schen Polstern L. 527, Race. 78. V. Borgh. 6, 7.
Piranesi St. 14. Bouill. I, 63. Glarac pi. 303; auf antikem matelas L. 461.
A. Fran<:. IV, 4. Bouill. Ill, 15. Glarac pi. 303. Stehender H. (Ghristo-
dor 102), schOner Torso in V. Pamfili; mit einem Tuch um den Kopf,
Statue in Berlin 111. Gaylus III, 28—30. Kunstbl. 1824. N. 77. Mit
einem Qber den Kopf fallenden Tuche, einem F^her in der L. , Zahn
Omam. 100. Aehnlich in dem merkwilrdigen Relief des Pall. Golonna,
Gerhard Ant. Bildw. 42, 1. Stehender H. aus Pompeji mit Satyrohren,
Neap. Bildw. S. 118. (Ein Ginaede tr^t einen Kekrypbalos, Lukian de
mere. cond. 33). Osann Amalth. I. S. 342. Auch einer bei Hope.
Sitzend auf Gemmen Tassie pi. 31, 2509. Impr. d. Inst. II, 26. Wicar
U, 24, der im Schlafe flberraschten Ariadne ^hnlich, Welcker ad Philostr.
p. 297. S. auch ZoSga Bass. 72; Pitt. Ere. V, 32-34. Der H. an einen
Baum gebunden Guatt. M. I. 1785. p. LXIX. Symplegma §. 385. A, 4f.;
ein Hermaphrodit von einem solchen in Yenedig. Ein H., LQchse an den
^-Qsten (wie die Haenaden §. 388. A. 4) in der Blundeirschen Sammlung.
H. Greif und Panther lenkend, Eros voran, Tischb. Ill, 21. Eros als
Hermaphrodit Ofter auf Apulischen u. Lucanischen Yasen. Hermaphrodit?
von Bernay, Ann. Yl. p. 249 ff.
3. Ueber die Bekleidung der Ghariten §. 336. A. 7. Aeltere Vor-
stellungen §. 96. R. 15. 16. vgl. §. 359. A. 5. In leichter Bekleidung
(solutis zonis Mitscherlich zu Horaz G. I, 30, 5) in einem Gem&lde nach
Ogle Gemmae p. 167. Die XaQireg a^aqhq (Euphorion Frgm. 66. Meineke)
in Statuen L. 470. Y. Borgh. 4, 14. Bouill. I, 22. Qarac pi. 301; im
Vatican Guattani Mem. Y. p. 113. Beschr. Roms II, II. S. 97. [Die Gruppe
Ruspoli jetzt im Vatican, in den Magazinen, die in Siena in einem Baal
[393] Chariten, Eileithyia. Musen, Sirenen. 6^9
der Sakristei des Doms. Uralt in Kyzikos §. 370. A. 7.] Wandgem&lde
in Catania M. d. L II, 47. E. Braun Ann. IX. p. 177, Pitt d'Ercol. Ill, 11.
[M. Borb. VIII, 3.] Als blosse Personificaiion des Danks kommen sie so
6fter auf Votivtafeln vor, §. 394. Force]lini Lex. s. V. Gratiae. Oft auf
Gemmen, M. Worsl. 11, 5. (Aglaia mil dem Hut des Hephaestos.) Als
Jahresg5ttinnen mit Mohn, Blumen, Aehren auf einem Cameo in Russland,
Koebler Descr. d'un Cam6e. 1810. pi. 1. (vgl. M. Borb. VIII, 3.) Die
Chariten unter Hera, Athena und Tyche, ebd. pi. 2. vgl. §. 399. A. 2.
4. Eileithyia bei der Geburt der Athena §. 371. A. 2, des Dionysos
§. 384. A. 2. Als GebSrerin auf den Knieen, Statue aus Mykonos? M. I.
d. Inst. 1, 44, nach Welcker in Hecker's Annalen XXVII. S. 132. [Nicht
Eileithyia, sondern Leto.] Die Figur mit blossem Busen, eine Fackel
haltend, herbeikommend, aus V. Albani bei Clarac pi. 415. n. 719. 719 A.
ist wohl Eileithyia, vgl. M. Borb. V, 22. [Hier ist die Fackel moderner
Zusatz u. die gegen den Wind heraneilende Figur mit einem Bogen des
Peplos uber dem Haupt gewiss nicht Eileithyia.] In Aegion als Fackel-
trSgerin, nach Paus. u. Munzen. Eine die Geburt hemmende Pharmakis
auf einer Gemme bei Maffei, §. 335. A. 5. Boettiger Uithyia oder die Hexe.
Haufig Reliefdarstellungen einer 9sa novgorgofpog y welcher Kinder uher-
geben werden, wie das Albanische §. 96. N. 19, das Sigeische Ghois. Gouff.
Voy. pitt II, 38.
3. ]N[ n s e n.
393. Die Musen liatten altre Kunstler sich begnugt, 1
in der Dreizahl darzustellen , und unter sie die Hauptinstru-
rnente der JMusik zu vertheilen; erst als das jungere Ideal 2
des Apollon Musagetes in dem Gewande der Pythischen Mu-
siker ausgebUdet war, wurde die Neunzahl dieser eben falls
meist in Buhnengewander gekleideten Jungfraun, mit feinen
sinnvollen Gesichtem, durch Ausdruck, Attribute, zum Theil
auch durch die Stellung fein unterschieden, von mehrem be-
ruhmten Kiinstlem aufgestellt. Besonders scheint es zwei, 3
von einander unabhangige, Hauptgruppen gegeben zu haben,
da bei mehrem Figuren, wie sie in Statuen, Reliefs und Ge-
malden vorkommen, zwei Hauptvorstellungsarten sich schei-
den lassen, doch waren auch diese nicht so allgemein anerkannt,
imd uberhaupt die Rollen der einzelnen Musen nicht so fest-
bestimmt, dass nicht auch daneben zahlreiche Abweichungen vor-
konimen konnten. Die Fedem auf den Hauptem der Musen 4
g30 Mythologische GegensUnde der b. K. [393]
werden aus dem Siege uber die Siren en erklart, welche
selten ganz menschlich, meist als Jungfrauen mit Vogelbeinen
und Flugeln, biswcilen auch als Vogel mit jungfrauenkopfen
gebildet und mit verschiedenen musischen Instrumenten aus-
gerustet werden, und, wegen ihrer Beziehung zur Untenvelt,
gem an Grabmalem erscheinen.
1. Musengruppe des Ageladas, Kanachos, Aristokles mit FlOte, Leier,
Barbiton, nach Antipatros (Anth. Pal. Plan. 220) das Diatonon, Chroma
und Enbarmonion darstellend. Eine Muse mil der Sambyke in Mitylene
von Lesbotbemis. AlterthQmliche .Musen aus Athen in Venedig, Thiersch
Epocheti S. 135.
2. [Neun M. des Praxias im Giebelfelde des Delphischen Tempels],
Musen des Lysippos [?, neun] des Strongylion nebst Eephisodotos und
Olympioslhenes (Paus.), des Philiskos (?) Plin. Eine Hauptgruppe war die
aus Ambrakia im T. des Hercules Mu&ageta, §. 180. A. 2 (vielleicht von
Polykles 01. 102), deren Figuren man sammtlich aus den MQnzen kennt.
Stieglitz N. fam. Rom. p. 66 f. (wo aber mehrere Figuren nicht richtig
bestimmt zu sein scheinen). Eine andre die Musen im porticus Metelli
(Octaviae), deren Cicero ad fam. VII, 23 u. Plinius XXXVI, 4, 10 [als von
Philiscus] erwilbnen. Musenbildung, Stieglitz Beitr£lge S. 142. Wenig
Neues uber die M. der gens Pomponia 8. 163. [Beger Thes. Brandenb.
p. 576.]
Erhaltene Statuen-Gruppen: 1. die aus der Villa des Cassius zu Tivoli,
zusammengefunden mit dem Apollon, §. 125. A. 4, und einer Mnemosyne,
aber ohne die, hinzugefugte, Euterpe u. Urania; Visconti halt sie fOr eine
Copie der Musen des Philiskos. PCI. I, 17—27. M. FrauQ. I, 6—14.
Bouill. I, 34-42. Beschr. Roms II, II. 8. 213. 2. eine ahnliche Reihe
1826 auf M. Calvo in der Sabina gefunden, Gerhard, Hyp. R5m. 8tudien
S. 148. [V. Borghese, Zimmer der Musen.] 3. die der K. Christina in
Udefonso. Race. 112—119, alle sitzend gleich den sitzenden im Vatican;
^bei Clarac, der pi. 497—538 viele Musen nebst angeblichen Mnemosynen
gibt, die Spanischen nach de Rossi. 4. die in Stockholm (seit Gustav IIL),
s. Fredenheim §. 265. A. '2. Guattani M. I. 1784. Aug. flf. 5. die sog.
TOchter des Lykomedes §. 264. A. 1. [5. Apollo u. die Musen in WOrlitz,
gegen 1806 dahin gebracht. Der Schlaf zu den Musen gesellt, M. PioCl.
I, 28. M. Napol. I, 42. Doch s. Zo^ Bassir. II, p. 212.] — Sehr
restaurirte Musen des Tuilerien- Gartens Clarac pi. 352 — 354. Sieben
Musen mit Namen, Vase von Nola, M. Blacas pi. 4, andre auch von Nola
mit dreien, auch mit Namen, das. p. 18. [In den Terracottas of tbe Brit.
Mus. n. 1. 38. 40, 76 vermuthlich Musen.] Acht Figuren in Hercul. Ge-
malden (Euterpe fehlt) mit Unterschriften , Pitt. Ere. II, 2—9. Unter den
Reliefs besonders das berQhmte, ehemals im Pall. Colonna, jetzt im Brit
(393] Musen, Sirenen. 631
Mus. (Guper Apotheosis Horn. 1683. Schott Ekplic nouv. de Tapoth. d'Hom.
1714. PCI. I. tv. B.), welches Homer's gOtlliche Verehrung unter Be-
giinstigung des Zeus, Apollon Pythios und aller Musen darstellt. [6. M.
pi. 148, Hirl Tf. 28. Bull. 1844. p. 199 ff. Drei Musen bei Helena u.
Paris in dem Basrelief Jenkins 6. M. 551.] Dann die Sarkophage, PGl.
IV, 14. [Beschr. Roms H, II. S. 127, andre 8. 123. 140); Cap. IV, 26.
PCI. I. tv. B. (jetzt im L. 307. Bull. I, 77. Clarac pi. 205); Cap. IV.
p. 127 vign.; Mon. Matth. Ill, 16, 49, 1. 2; G. Giust. II, 90. 114. 140;
Montfaucon I, 60, 1. 2; Bouill. Ill, 40; G. M. 64 (Brit. Mus.); Cavac.
Race. II, 58 (Landsdown) ; Wobum Marb. 5 einer auch in Wien. Knaben
die Musen darstellend, an dem Sarkopbage PCI. IV, 15. G. M. 76. Beschr.
Roms II, II. S. 244. [Einer in Berlin und einer in Neapel, Archaeol. Zeit.
I. Tf. 6. 7. S. 129. 298 f. 802. Zwei Sarkophagseiten im Garten der V.
Borghese, Meyer zu Winckelmann V. S. 613 f. u. unz^hlige andra] Einzelne
Statuen bei Bouill. Ill, 11. 12.
3. Polymnia wickelt in der Ambrakischen Gruppe stehend den
r. Arm in den Mantel, wie im PCI. I., Guatt.; sonst stfltzt sie mit der-
selben Gewandhaltung den Ellenbogen aiif den Felsen, wie im L. 306.
(V. Borgh. 7, 12. Bouill. Ill, 12, 5. M. Roy. I, 2. Clarac pi. 327), in
Berlin, der Apoth. Homer's, PCI. IV, Cap. IV. (Meyer Tf. 12. B.) u. sonst;
auch findet man sie sitzend in derselben Draperie, in den Tuilerien, Clarac
pi. 329. [Polyhymnia aus Theben, Brit. M. IX, 4.] Melpomene stand
in Ambrakia in breiter Stellung mit Keule in der R., Maske in der L.,
ahnlich wie in der erhabnen Colossalstatue L. 348. Bouill. I, 43. M. Frang.
IV, 2 (die Gestalt wird durch den hochsitzenden, breiten Cartel, fiaaxaXiati^Q,
und die langen Falten des Gewandes noch vergrOssert) , und PCI. U, 26,
auch PCI. IV, Ant. Ere; ohne aber den Fuss emporzustellen, wie PCI. I,
Guatt., Cap. IV. Den Aufsatz Onkos (Pollux IV, 133. Winck. M. I. II.
p. 250) sieht man PCI. IV. u. an den BClsten VI, 10. Gehamischt ist
Melp. G. Giust., Montf. I, 61, Cap. p. 127. Euterpe sieht man mit
Fl5ten sitzend, stehend, in Ambrakia sich auflehnend; aber auch tanzend
(bei Guatt. sehr fibnlich wie in der Ap. Homer's). Die Eut. Borghese,
Bouill. I, 44. M. Roy. I, 4, ist eine adorans; sehr zweifelhaft M. Roy. I,
10. 12. [Eine schflne Euterpe mit zwei Fl5ten im Antikencabinet zu Wien.J
Thalia (Statue? Brit. M. Ill, 5. Gem. M. Borb. VIII, .30) erscheint ganz
abweichend, als Bacchante, halbnackt, auf Gemmen, Agostini II, 8. Montf.
61. Millin P. gr. 9. Lipp. Ill, 305. M. Flor. I, 44, 1. 2. 4.
4. Die Musen mit Federn M. Cap. IV. p. 127 u. sonst. Kampf der
Musen mit den Sirenen G. M. 63; Winck. M. I. 46; Gori Inscr. III.
tb. 33. Millingen Un. Mon. II, 15 (Sarkophag in Florenz). — Eine Siren e
an Sopbokles Grabe nach der Vita Soph., wo Andre eine ;i^£lidcDv (oder
lieber %7ili]6<ov) sahen, auch an dem des Isokrates, Plut. V. Isocr. Philostr.
632 Mythologische Ge^nst&nde der b. K. [394]
V. Soph. I, 17, auf Hephaestion's Pyra §. 151. A. 2. ygl. Jacobs Anim.
Antbol. I. p. 187. Ueber ihre Beziehung auf Tod und Yerwesung
R. Rochette M. I. p. 283. Klausen Abentb. des Odyss. S. 47. Ueber
ibre Gestalt: (Nicaise) Les Sir^nes. P. 1691. 4. Schorn zu Tischb. VIII.
Voss Antisymb. II. (wo entscbiedne Sirenen fiir Harpyien erkl&rt werden).
Scborn Eunsthl. 1824. N. 102. 103. Zweiter Jahresber. der Akad. S. 62.
Laglandi^re Ann. d. Inst. I. p. 286. Sirenen als V5gel mit Frauen-
kOpfen, bei Odysseus, in einem Vasengem. von Volci, M. I. d. Inst. 8
(fthnlich noch in Pompeji), und sonst auf Vasen, Tiscbb. I, 26 (mit einem
Tympanum), aucb in einer Terracotta zu Berlin. Mit Vogelbeinen auf
Gemmen, bei Odysseus, G. M. 638. Tischb. Homer VIII, 2; M. Pourtal^
pi. 2. 23. 24; Stackelberg Tf. 16. (Der Komiker Anaxilas nennt die
Buhlerin Theano eine gerupfte Sirene mit Schenkeln einer Drossel). 8. mit
Schwerdt Impr. d. I. Ill, 51. 8. mit Fackel u. Aschenkrug 6. M. 312.
Christie Paint. Vases 2; von einem Grabmal, die Haare raufend, M. WorsL
I, 7, vgl. L. 769. Clarac pi. 349; auf M. der g. Petronia mit FlOten
(Morelli 1. vgl. Spanheim De usu num. I. p. 251); in einem Wandgem.
emporfliegend mit FlOten, M. Borb. VII, 52. Als Frauengestalten,
bei Odysseus, an einem Etrusk. Sarkophage. Tischb. Horn. II, 6. ZtiQTiv
agyvQa Athen. XI, 480, Sirenen als goldner Schmuck, sehr zierlich ge-
arbeitet, in Grabern von Ithaka gefunden. Vgl. §. 352. A. 4, Ann. d.
Inst. VI. p. 245. Sirene mit vier Flugelu an einem Etr. Henkel. Sirene
Ligea u. Sirene Parthenope auf Munzen von Terine u. Neapel, eiti weib-
liclier Kopf, sehr Slbnlich nach Eckhel.
Die Keledonen der Lokrischen Vase beruhen auf falscher Lesart;
in Delphi waren es Vflgel. Vgl. Amalth. I. S. 122. II. S. 274.
4. Heilg5tter.
J 394. Asklepios, im Gultus ein Gott, obgleich in
der Poesie ein Heros , erhielt die in der Kunst herrschende
Form — eines reifen Mannes von Zeus-ahnlichem, nur
weniger erhabnem Antlitz, mit mildem, freundlichem Aus-
drucke, das voile Haar mit einer Binde umwunden, in ste-
bender, zur Hulfe bereiter Stellung, das Himation um den
linken Arm unter der Brust umhergenommen mid straff an-
gezogen, den von einer Schlange umwmidenen Stab in der
rechten Hand — besonders in dem Pergamenischen Heilig-
2 thum durch Pyromachos (01. 130.). Daneben erhielten sich
indess auch andre Vorstellmigen , auch die eines jugendlich
mibartigen Asklepios, die fruher gewohnlicher gewesen war.
[394] Asklepios, Hygieia; Telesphoros. 633
Mit ihm wird Hygieia, eine Jungfrau von b^sonders blii- 3
henden Formen, welche meistens eine Schlange aus einer
Partere in ihrer Linken trinken lasst, und der kleine ver-
niummte Daemon verborgener Lebenskraft, Telesphoros,
gruppirt.
1. Vgl. Kallistralos 10. Retorto Paeoniura in morem succinctus
amiclu Virg. Aen. XII, 400. vgl. Statius S. I, 4, 107. [Panof ka Asklepios
u. die Asklepiaden B. 1846 in den Schr. der Akad. mit 8 Kpft. und iiber
die HeiJgCtler (Dftmonen und Heroen) 1845 mil 2 Kpft. Die Epidaurische
Statue auf Milnzen von Argos, Streber Num. Munchner Akad. 1835.]
Glarac pi. 545—552. Von Pyromachos Askl. §. 157*. A. 1. Etwas ab-
weichend ist die Figur auf einer Pergamenischen M. des Aurel. Verus,
Mionnet n. 591 , wo das Gewand weiter herabfiQlt, und die R. den Stab
wie einen Scepter fasst, nicht abwarts, sondern aufw^rts. Auch gab es
zu Pergamon eine thronende Figur, wie die Epidaurische, Pans. 11, 27, 2,
die die R. auf den Kopf der Schlange legt. Statuen (nach der Perga-
menischen) in Florenz, GaUeria 27, eben so M. Cap. Ill, 28, im Magazin
des L. Glarac pi. 346, Sihnlich Aug. I, 16, in Berlin Cavac. I, 34. Mit
Telesphoros zusammen [u. hinter ihm einem T&felchen und RoUe, auf
die Antworten des Gottes bezOglich] M. Frang. Ill, 6. Bouill. Ill, 12, 6.
[Mus. Nap. I, 48]. Abweichender G. Fir. 26. vgl. 22: Die [Albanische]
Statue L. 233. M. Frang. II, 15. Nap. I, 46. Bouill. I, 47 zeichnet sich
durch das welt herahhangende Gewand, den grossen Drachen zu Fdssen
und die turbanartige Kopfbinde {d'SQiazQiov"^) aus, die auch die Bdsten
S. Marco II, 3. M. Worsl. 9 haben. [Statue, stehend, b. Guattani 1784.
Nov. tv. 2; eine aus Epidauros, Brit. Mus. IX, 5. Visconti M. PioCl. VII.
p. 97 von der Albanischen Statue, der besten, palliolo, rica o theristrion,
welches den Aerzten eigen sei; ? Hercules bibax hat es, z, B. Specimens
of anc. sc. II, 31.] Askl. Terracotta, zeusartig, M. Borb. VIII, 29. Der
Askl. von Thrasymedes auf M. von Epidauros nachgebildet, Stfeber
Munchner Denkschr. Philol. I. S. 160. Tf. 2, 4. Askl. auf M. von Trikka
der Schlange einen Vogel gebend, Fontana tv. X, 11. Schdne colossale
Ba*Jte L. 15. M. Nap. I, 47. Bouill. I, 71. Erhalmer Colossalkopf des
Askl. zu Melos gefunden, Ann. d. Inst. I. p. 341 [im M. Blacas, s. Gab.
Pourtal^s p. 51]. Ein herrlicher Kopf Descr. de la Mor^ III. pi. 29.
Auf M. von Nikaea, Mionn. Bith. 226. Vgl. Sprengel Gesch. der Medicin I.
S. 205. Askl. hat in einem Pompejanischen GemSlde, M. Borbon. IX, 47,
auch den Omphalos (vgl. §. 361. A. 5) neben sich, der mit dem be-
kannten Netz aus avinfiata (aiyidsg za ^k tcov avsfifidzoov SiTitva
Harpokr.) umwunden ist. Man siefat daraus, dass dies Symbol von Apollon
auch auf seinen Sohn dbertragen worden ist. Auch auf den M. der
G. Rubria, Morelli I, 7. 8, ist es nicht ein Ei (wie gewOhnlich angegeben
634 Mytholog^ische Gegenstfinde der b. K. [395]
wird), sondem der Omphalos, welcher auf einem runden Altar stehend
Ton der Asklepios-Schlange umwunden wird. Dass die Schlange des
Genius loci sich um einen Omphalos windet (M. Borbon. IX, SO), ist eine
andre Uebertragung vun der Pythischen Schlange auf lialische Cultuswesen.
2. So zu Sikyou von Kanachos, in Gortys von Skopas, u. in Phlius,
nach Pausan. u. den M. Sch5ne Statue der Art bei Guatt. Mem. VI.
p. 137. [Mus. Ghiaram. II, 9. Clarac pi. 549, 1159; in Rom bei Vesco-
vali das. pi. 545, 1145.] Eine Vase in Berlin zeigt A. jugendlich neben
Hygieia.
3. SchOne Statue der Hyg. bei Hope Spec. 26 [aus Ostia 1797].
Hyg. zu Gassel, Ton Ostia, Bouill. I, 48. Welcker's Zeitschr. 8. .172. Im
L. 84. M. FranQ. I, 15. Bouill. Ill, 13, 2. Hyg. Domitia, nach visconti,
aus Berhn, M. Roy. II, 2. Bouill. II, 57; G. di Fir. 28; Bouill. Ill, 13, 3;
8. Marco 11, 15. 16. [Clarac pi. 552—559, sehr viel falsch. Hygieia iSsst
die Schlange aus einem Krater trinken, Impr. d. I. IV, 19. 0. Jahn
Beitr. S. 221.]
Dieselbe Gruppe von Askl. u. Hyg. findet sich auf Kaiser-M. von
Saraos (n. 267) mit, u. Odessa (230) ohne Telesphoros. Askl. u. Hyg.
in Relief, grosse Schlangen n&hrend, im L. 254 aus V. Borgh. Bouill. Ill, 41.
Clarac pi. 177. [M. PioCl. II, 3, Clarac pi. 546, 1151 B. in Gruppe.]
SchOne Figuren auf dem Diptychon §. 312. A. 3. Aehnlich m der Silber-
arbeit Ant. Ere. V. p. 271. Askl. sitzend , Hyg. stehend M. Cap. IV, 41.
Beide als Mittelpunkt des Weltsystems auf einer Gemme, Guatt M. I. 1787.
p. LVII. Askl. gelagert, in einem schOnen Relief, St. di S. Marco II, 17.
Dank des Genesenen an Askl., durch die Gratien ausgedrQckt, PCI. IV, 12.
Supplication einer Familie an Askl. u. Hyg., Votivtafel, Beschr. Roms II, D.
S. 183. Aehnlich Gerhard Ant. Bildw. 113, 4. Opfer an Hyg. M. Cap.
IV, 42. Oft auf Gemmen, Tassie n. 41 il ff. [A. u. H. vom Thierkreis
umgeben, Carniol, Guattani 1787. p. 56.] Telesphoros L. 510. Bouill.
in, 13, 1. Clarac pi. 334. Koronis, Asklepios Mutter, auf M. von
Perg'amon, erne ganz verhailte Figur. Vaillant N. Imp. Gr. p. 301. Auf
M. von Epidauros, unter Caracalla (in Wien), sieht man den kleinen Askl.
unter der Ziege am Berge Myrtion und den herbeieilenden Hirten Arestha-
nas. Pans. II, 26. Auf R6m. M. derxg. Rubria Askl. als Schlange um
ein Ei gewickelt. Die Ankunft dieser Askl.- Schlange auf Bronze-M. mas.
mod. von Antoninus.
5. Urwelt; IklenschenschOpf^ng.
1 395. Die Griechische Kunst konnte es sich nicht zum
Ziele setzen, die Vorstellungen alterer dem dunkeln Ursprunge
der Dinge naher stehender Gottheiten zu gestalten; Uranos,
[395] Gaea, Kronos, Rhea, Atys, Kabiren. 635
Gaea und das von ihnen entsprossene 'Htanengeschlecht
kommen nie fur sich als bedeutende Kunstwerke vor, wenn
auch besonders die ErdgSttin in Gruppen |und Reliefdarstel-
lungen ihre Stelle findet. Bedeutender tritt Kronos her- 2
vor, welchen die Verdeckung des Haupts, oft auch das ge-
rade herabhangende Haar, und seine Waflfe, die sichelfor-
mige Harpe, bezeichnet. Rhea erhielt eine gr5ssere Bedeu- 3
tung durch die Vermischung mit der MuttergSttin des
Phrygischen Dienstes; schon Phidias bildete diese fur ein
Athenisches Metroon; die Thurmkrone, die Handpauke als
Zeichen ihres enthusiastischen Dienstes, das L5wengespann
machen sie kenntlich. Mehr orientalisch ist die Geslalt und 4
das Gostum des wenig in Hellas eingeburgerten Atys ge-
blieben. Die Kabiren sind nur als Localdaemonen in ei- 5
nige Kunstdarstellungen gekommen.
1. Gaea bei Erichthonios Geburt §.371. A. 4. Gaea-Kybele thronend,
M. Borbon. IX, 21. Gaea mit Stier, Schale von Aquileja [M. d. I. II[, 4].
Die Erde oft als eine an einen Globus gelehnte Figur mit FQllhorn, die
vier Jahreszeiten herankommend , auf Gemmen, Lipp. Suppi. 66,' u. M.
(Tellus stabilita), Vaillant De Camps p. 49. Aehnlich in geschnittenen
Steinen. — Titanen - Maske §. 391. A. 5. Die Titanen u. Zagreus Zo^ga
Bass. 81.
2. Kronos mit verhfllltem Hinterhaupt und ocQnrjj Wandgem. Gell
N. Pomp. pi. 74. M. Borb. IX, 26, auf Gemmen G. M. I. Sein Kopf auf
ROm. Denaren mit der Harpe (vgl. Passeri Luc I, 9), die oft auch gezahnt
ist. Auf Aegypt. Munzen hat sie eine gerade und eine krumme Spitze,
Boettiger Kunstmythol. 8. 230. Bflste PCI. VI, 2, 1. Kronos verhflllter
Thron, L. 156. G. M. 2. Clarac pi. 218. Die M. G. M. 3 zeigt Kronos-
Suchos, §. 232. A. Rhea dem Kronos am Phrygischen Ida zugefflhrt, als
Zuschauer in drei kleinen Figuren die Kabiren (Bull. d. Inst. 1822. p. 189),
Oder als Torgreifende Andeutung die drei Kroniden (Schelling. Kunstbl.
1833. N. 66), Pompej. Wandgem. M. Borb. II, 59, Gell N. Pomp. pi. 41.
Inghir. G. Omer. 131. [Vielmehr der Besuch der Hera bei Zeus auf dem
Ida, R. Hochette Peint. de Pomp^i pi. 1, Temite Pompej. Wandgem. bei
Reimer Heft 3. Tf. 22.] Verschlingung der Kinder M. Cap. IV, 5. 6. G. M. 7. 16.
3. Thronende Statue der Kybele. PQ. I, 40. Stehende, 8. Marco II, 2.
Clarac pi. 395—396 C. 396 E. 410 C. Kyb. thronend, ein Korybant
tanzend. Relief bei Gerhard Ant. Bildw. 22. (Korybanten-Tanz, Relief
PCI. IV, 9. Beschr. Roms H, II. 8. 211. vgl. 351. A. 1.) Kyb. thronend,
mit LOwen neben sich, sch6ne Figur auf M. von Laodikeia, Mionnet n. 701.
636 Mythologische Gegenst&ide der b. K. [396]
Kyb. thronendf einen Zweig in der Hand, von L5wen amgeben, daneben
Atys u. eine Fichte, M. der Faustina, Pednisi Y, 13, 2. Ygl. Boissaid
ni, 133. Kyb. auf LOwen reilend, in einem Gemalde des Nikomacbos,
und auf der spina Girci. [Villa Pamfili tb. 35 auf einer Gemme, Hirt I, 4.
Stehend zwiscben zwei schmeichebiden LOwen, Bruchstiick einer kleinen
Statue , d*Agincourt fragra. en ten-e cuite pi. 21 , 7. Thronend zwiscben
LOwen in Statuetten und Reliefen unzSbligemal in Athen.] Hit LOwen-
gespann auf M. der g. Tolteia u. a. — Taurobolien- u. Kriobolien-Altdre,
de Boze Ac. des Inscr. II. p. 475. Zo^ga Bassir. 13. 14. Boissard III, 47.
Y, 33. 34. Passed Luc. I, 19. Widderopfer an Kyb., Relief L. 551.
Glarac pi. 214. ygl. Welcker Ann. d. Inst. Y. p. 161. Einige andere
Monumente des Dienstes G. M. 9 - 15. Livia als Magna mater §. 200. A. 2.
Die grosse Mutter mit Pan, oben §. 387, 7.
4. Atys, SUtue Altieri Guatt. M. I. 1785. Marzo. tv. 3. M. Flor.
m, 80. Atys mit der Pinie, Passeri Luc I, 17. Atys mit Pedum und
Syrinx auf einem Widder zu einer Pinie getragen , Buonarr. Med. p. 375.
Atys sich verschneidend und andere Darstellungen des Dienstes auf den
contomiatis, die fQr ludi (Megalesii) geschlagen wurden. Ygl. Thes. Ant
Gr. I, 5. Archigallus (gemalt von Parrhasios nacb Plin.), Relief des
M. Cap. lY, 16. Gt. M. 15*. Abbandlung dartlber von Domen. G«orgius.
Rom 1737. Herausg. Winck. IV. 8. 269 acrr^ayorilcor^ fidari^, womit die
Ckdlen iv toic Mtftgipoii gezQcbtigt wurden. Plut. adv. Colot. 33.
5. Kabiren sicber auf M. von Tbessalonike (Kyl^ele auf der andem
Seite) mit dem Rhyton in der R., dem Hammer in der L. N. Brit. ,5, 3.
Gousin^ry Mac6d. I. pi. 1 , 3—6. Welcker Prometh. zu 8. 261. Auf M.
von Syros (nach Sestini) ganz Dioskurenartig, Mionnet Suppl. lY. pi. 12, 2.
p. 404. [Die Sicilischen Pa liken, Yase jetzt im MQnzcabinet zu Paris,
Ann. d. I. II. tv. I. p. 245—57, auch im GHorn. d. scienze 1. ed. a Pa-
lermo 1831. XXX Y. p. 82, Zeitscbr. fflr die A.W. 1838. 8. 235. Feuer-
bacb's Erkl&rung von der Werkstatt eines Bildgiessei's Kunstbl. 1845. N. 37
scheint bei dieser Vorstellung nicbt zulfissig.]
1 396. Der Titanische Himmelstrager Atlas wird auf
Vasengemalden fast scherzhafl dargestellt, in spaterer Zeit
2 als Trager von astronomischen Globen gebraucht. Prome-
theus sinnvoUe Fabel reizte schon an sich zur Darstellung,
3 besonders des angeschmiedeten und befreiten Titanen ; in den
spatem Zeiten des Heidenthums wurde sie rait der Fabel
von Eros und Psyche, den Moeren und manchen Sagen des
Heroenthums zusammen zu grossen allegorischen Darstellun-
gen des Menschenlebens an Sarkophagen gebraucht. Die
Giganten, die als Gegner vieler Gotter, besonders aber
r
[396] Atlas, Promelheus. 637
des Zeus und der Athena erscheinen, fasst die altre Kunst,
der alten poetischcn Vorstellung gemass, als ein riesenhaftes
Heldengeschlecht, erst die spatere, in Beziehung auf ihre Erd-
geburt, als felsenschleudemde Schlangenfussler.
1. Atlas mit Herakles am Kasten des Kypselos, vgl. Philostr. II, 20.
Inghir. Mon. Etr. V, 17. Passeri Pict. HI, 249. Hamilton III, 94 (68).
Aehnlich in der Spiegelzeichnung Micali 36, 3. [M. Gregor. I, 36, 2, Grer-
hard Etr. Spiegel II, 137], (wo nur ein Segment des Himmels angegeben
ist). — Der Farnesische Atlas, Gori Gem. astrif. T. III. P. I. lb. 1 — 6.
M. Borb. 5, 52. Hirt 15 a. b. 16, 1. Als TrSger des 2k)diacus in der
Statue, Guattani M. I. 1786. p. 52. Zogga Bass. 108. Vgl. Letronne
Ann. d. Inst. II. p. 161. [Atlas als HimmelstrSger, s. Gerhard Arcbemoros
und die Hesperiden B. 1838. Tf. 2. S. 32 vor der Sphinx, Bull. Napol. IV.
Tf. 5. S. 105. Atlas thronend nach einer Apulischen Scherpe, Gerhard
EOnig Atlas u. die Hesperiden B. 1841.] Atlas den Zodiakus observirend als
Astronom, Gontorniat bei Patin Thes. p. 104. Atlas Bronze von Obem-
dorf in Munchen. [Der angebliche Atlas in Marseille bei Millin Voy. au
midi de la France pi. 36, 2 scheint nur ein Trager mit einem Schlauch
auf den Schultern.] Die Bildwerke der Gandelaber- Basis, tv. agg. £.,
mOchten sich ganz auf die PaUas beziehen (Eule, Helm und Gi^ant^ ofifen-
bar, Tgl. die kleine Statue §. 371. A. 3, nicht Erichthonios, wie Gerhard
Arcbemoros S. 38 erkl&rt.) R. Rochette M^m. sur les repr^s. fig. du
personnage d' Atlas 1835.\8. p. 63 ff. Gt, Hermann de Atlante, Lips. 1836. 4.]
2. Prometheus, Feuer bringend, Bartoli Luc. 2. Gemme, Broendsted
Voy. 11. pi. 45. p. 306. Strafe, Liban. 'Eqpp. p. 1116, Epigr. von Julian
in der AntboL, Bartoli Luc. 3. Befreiung durch Herakles, von Euanthes
gemalt, Achill. Tat. HI, 8 (ahnlich me auf dem Capitol. Sarkophag).
[M. Gapit. IV, 25.] Prometheus (Prumathe) befreit von Herakles und
Kastor (Galanice d. i. KalllviKog, CasturO, Relief eines Etr. Spiegels,
Micali 50. — Prom, den Menschen bildend, welchen Athena durch den
Schmetterling belebt, L. 322. Glarac pi. 215; G. M. 381 ; Bartoli Luc. 1;
Broendsted a. 0. [Prometheus am Felsen von Panaenos; erdichtete
Anekdote uber Parrhasios in dieser Beziehung Trilog. S. 46. Archaische
Kylix, der angefiesselte Pr. vom Geier verzehrt und Tityos, Gerhard
Auserl. V. U, 86. M. Gregor. II, 67, 3. Basrelief aus V. Altieri in Rom,
Engravings of the statues cet. of H. Blundell pi. 108. Schneidewin*s
Pbilologus I. S. 348. Herakles erschiesst den Geier, Vase von Ghiusi in
Berlin N. 1837, Bull. 1835. p. 41. 1840. p. 148. 0. Jahn Archaeolog.
Beitr. Tf. 8. 8. 229 ; auf einem Wandgemtlde Zahn II, 30, 0. Jahn S. 226.
Pr. befreit von Herakles und Kastor, Spiegel Micali Storia tv. 50, 1,
638 Mythologische GegenstSlnde der b. K. [396]
(Gerhard Spiegel II, 138, von Her. und ApoHon II, 139. Prom, erscheint
♦
versflhnt vor Here, sehr schdnes Vasengem&lde Bull. 1846. p. 114.
Archaeolog. Zeit. IV. 8. 287.]
3. Die Darstellung des Sarkophags Admir. Bom. 66. 67. M. Gap.
lY, 25. 6. M. 383 reiht, von der L. zur B. laufend, aneinander die
Trennung der Beeie von Eros, Bildung des MenschenkOrpers durch Prom,
aus den Elementen, Belebung-.tlurch Athena, Tod und HeimfQhrung der
Seele durch Hermes, u. fCigt als Schlusspunkte daran, zur B. die Schmiedung
der Fesseln des Prom., zur L. die Befreiung durch Herakles, offenbar in
Orphischem Sinne. [0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 169 f.] Verwandte Vor-
stellungen PCI. IV, 34. G. M. 382 ; Beschr. Boms II, II. S. 189 ; L. 433.
V. Borgh. I, 17. M. Nap. I, 15. Bouill. Ill, 41, 2. Glarac pi. 215; L. 768.
Millin Voy. dans le midi III. p. 544. Bouill. 41, 1. Glarac pi. 216; Gerh.
Ant. Bildw. 61. Neapels Ant. S. 52. (Wie in dem ersten Bildwerke das
Ghaldaeische in der das Horoskop aufzeigenden Parze bemerklich wird:
so scheint auch die alttestamentliche Sage von Adam und Eva und der
Schlange hier aufgenommen zu sein, nach Boettiger, Tagebuch der Fr. v.
d. Becke IV. S. 32; nach Panofka Ann. IV. p. 80 fT. sind es Deukalion
und Pyrrha.)
4. Giganten als Biesen in Agrigent §. 109. N. 20. Heldepartig in
Selinus §. 90. A. 2, Ephialt §. 143. A. 1), an dem Peplo.*( der Pallas .
§. 96. N. 7. Schlangenfassig mit SchuppenkOrpem und zugleich geflClgelt
auf Vasen von Volci, M. Etr. p. 53. n. 530. Sclilangenfussig , bei Zeus
§. 351. A. 2. Apoll §. 362. A. 2. Artemis §. 365. A. 5. Athena §. 371.
A. 3. [Poseidon §. 356. A. 4. Dionysos §. 384. A. 6.] Ai-es §. 373, A. 1.
Am Boden sich walzend und baumend in dem BeFief PGl. IV, 10. vgl.
Impr. d. Inst. I, 63. Ein bronzeues Bildwerk zu Byzanz st elite die
schlangenfQssigen Giganten gegen alle Gdtter mit Felsen und Eichb&umen
kSmpfend vor, nur der dem Eros entgegengestellte zieht sich freiwillig
zuruck. Themist. p. 177. Pet. Schlangenfussige Giganten als Telamonen
in einem Etr. Grabe, M. I. d. Inst. II, 4. Gigantomachie an der sQdliehen
Mauer der Akropolis in Athen Paus. I, 25, 2. vgl. Plut. Anton. 60; am
Schilde der Pallus von Phidias; auf einer Vase von Volci in Berlin,
Levezow Verz. N. 1002 [Gerhard Trinkschalen Tf. 10. 11]; an einer Agri-
genter Vase, Baff. Politi la pugna de' Giganti, Palermo 1828 [ist die Vase
M. d. I. 1,^0; am Peplos der Dresdner Pallasstatue. Amphora zu Florenz,
Zeus mit Herakles auf dem Wagen, Athene, Ares und zwei Giganten,
Gerhard Auserl. V. I, 5. Elite I, 1. Inghirami V. fittili I, 75. Archaische
Kylix, Kampf zu Wagen und zu J'uss, Gerh. Auserl. V^I^ 61. 62; das. 63
CKgantenkSmpfe von Athene u. Dionysos angefQhrt; u. II, 84. 85 Kylix ''^
mit rothen Figuren, worin Herakles u. AY A 10 Z Hauptrollen spielen;
Fries einer Hydria, schwarze Figuren, £lite I, 2; eine archaisch-Oriechische
[397] Hades, Schattenreich, Giganten. 639
•
'^ Amphora bei Micali M. ined. 1844. tv. 37, die Erkiarung berichtigt von
Cavedoni Osserv. cr. sopra i Mon. ined. Modena 1844. p. 23. Fries einer
Hydria mil rothen Figuren Elite I, 3, Kyiix, I, 4, aus M. Chiusino 171,
Poseidon u. fQnf andere Figuren. Eine zweite grosse Kylix des Berliner
Museums N. 1756 Archaeol. Zeit. II. S. 264 ff. von dem Maler Aristophanes,
TOpfer Erginos, mit den Namen der Streiter. Wie auf der Kylix N. 1002_
Zeus zu Wagen, Herakies, Athene und Hermes, Poseidon, Hephaestos je
einem Giganten gegenuberstehen und an einer des Due de Luynes (vorher
Beugnot), Vases Luynes pi. 19. 20. Ann. XII. p. 251. Gerh. Trinkschalen
Tf. A. B^ Hephaestos, auf den Klytios zwei in der Zange gefasste Gliib-
massen schleudert, Poseidon die Insel Nisyros auf den Polybotes wirft,
Artemis ihren Gegner mit Bogen und Speer angeht (wie Miliingen Uned.
Mon. 9), und ApoUon xQ'^^f'^^^Q (dieser scheint gemeint) den Ephialtes
mit dem Schwerte niederhaut, Dionysos seinen Gegner mit Weinreben
verstrickt, Athene den Enkeiados durchbohrt, so ist hier ^hnliche Anord-
nung. Ganz eigenthfimlich ist die grandiose Composition einer grossen
Vase von Ruvo im Besitz des Baron Lotzbeck, die zugleich den Archemoros
und den Orestes enthglt, Zeus mit Nike in der Quadriga (wie an der
Tischbeinschen Vase §. 351. A. 2), Athene u. Artemis aus gleicher HOhe,
Herakies unten kampfend, Minervini im Bull. Napol. II. p. 105. tv. ^, III,
p. 60, E. Braun im Bull. d. I. 1845. p. 100—104. Eins der ersten Denk-
m&ler hinsichtlich der Kunst ist ein Bruchstflck eines sehr grossen Kraters
aus Ruvo von der schOnsten Nolanischen Fabrik, von sehr geistreicher
Composition und Erfindung, die Kampfer nicht paarweise, Ares, Hephaestos,
Satyr und Maenas, ein Satyr in kriegerischer Rflstung, Apollon auf einem
Viergespaim, die Sonne vorauf, die Giganten in Thierhauten, darunter
ENKEAAdOZ, Vermuthlich ist in die Gigantomachieen der Vasen viel
flbergegangen von dem Peplos der Panathenaeen, Procl. in Tim. p. 26 extr.]
6. Unterwelt und Tod.
397. Der Herrscher des Schattenreiches , Hades, uii- 1
terscheidet sich durch starkere Bekleidung, ausgenommen
wenn er als Rauber der Kora in rascher Thatigkeit erscheint,
durch das in die Stim hereinhangende Haar und sein dust-
res Ansehn genug von seinen Briidern, neben ihm thront,
mit entsprechendem Charakter, Persephone als Stygische
Hera. Darstellungen dieser Gottheiten und der gesammten 2
Unterwelt sind indess auf Vasen, Todtenurnen und Sarko-
phagen nicht so haufig, als man erwarten soUte; das Alter-
thum liebt durch Scenen aus ganz andem Mythenkreisen
heitere Vorstellungen vam jenseitigen Leben und Hofifhungen
640 Mythologische GegensULnde der b. K. [397]
einer Palingenesie zu erwecken, und benutzt dazu besonders
den Bacchischen in der durch die Orphiker gegebnen Auflfas-
3 sung. Die freundliche Ansicht von Grab und Tod, welche
sich das Alterthum zu erhalten suchte, bewirkt auch, dass
wir Schlaf und Tod in seinen Kunstwerken nicht zu unter-
scheiden vennogen, wenn nicht uberhaupt der scheinbare To-
desgenius immer bios ein Schlafgott ist, und die eigentliche
4 Darstellung des Thanatos eine ganz andre ist. Die zaube-
rische und gespenstische H e k a t e ist bin und wieder fur Cul-
tusbedarf , und zwar schon seit Alkamens mit drei Korpem,
dargestellt worden, aber jetzt fast nur in kleineren Bronzen
5 erhalten. Das alteste Bild, in welchem eine durch Entsetzen
todtende daemonische Gewalt von den Griechen verkSrpert
wurde, das Gorgoneion, behalt in der sicher erst seit
Praxiteles zu erhabner Schonheit umgebildeten Form nur
. einen unter Anmuth und Lust tiefverborgenen Ausdruck von
vernichtender Todesangst.
1. Fur den einzigen echten Kopf des Hades hall Visconti eine
treffliche BQste des Princ. Ghigi PCI. II, A. 9. [vgl. Meyer zu Winckelm.
IV, 317.] Doch ist wohl auch der Basallkopf VI, 14 mehr Hades als
Serapis Statue (Serapis nach Zo€ga) PCl. II, I. [In Villa Ludovisi sleht
hinten an der Mauer ein Pluto, der Kopf erganzt nach dem zu seinen
Fiissen liegenden Widderkopfe. In derselben Villa eine Bilste des Pluton
mit breitem Band urn das Haar. Vielleicht auch August. Tf. 39. Ein
thronender Pluton aus der Zeit der Antonine, Nibby M. scelti d. V. Borgh.
tv. 39. p. 127. Einer, halb lebensgross, in den Thermen des Titus 1811
gefunden und in das Capitol gebracht, F. Schlegel Deutsch. Mus. 1812.
S. 458. Wandgemalde aus einem Grab in Vulci M. d. I. II, 54. Ann. X.
p. 249.] H. thronend auf Kaiser-M. von Kyzikos, auf Lampen, Passeri
III, 73. 74. Bartoh II, 6. 8, kaum von Serapis zu scheiden. Ein Zeus-H.
auf der Bentinckschen Gemme, Cannegieter de Gemma Bent. Traj. ad
Rb. 1764. SchOnes Relief PCI. [Beschr. des Vatican S. 122] (wo neben dem
Doppelthron Eros u. Psyche, oder ein weiblicher Schatten, stehn). H., Eora,
Hermes an einer Ara, G. Giust. II, 126, 3. Gemalde G. M. 343. Die vollst&n-
digste Darstellung der Unterwelt, H. als Zeus der Unterwelt, Kora mit Fackel,
die Todtenrichter, die seligen Heroen, Tantalos, Sisypbos, Orpheus, Herakles
als Besucher des Schattenreichs, Vases de Canosa 3. cf. M. d. I. II, 49. 50.
Ann. X. p. 19. Vase mit Orpheus und Bellerophon. Aehnlich die ebenfalls
Apulische Vase bei R. Rochette M. I. pi. 45. p. 179, wo die Unterwelt und
die Feier des Todten durch Darbringungen in ein Ganzes zusammengezogen
[397] Schallenreich. 641
sind (oben die Qnal des Ixion). Landung in der Unterwelt, die Mdren,
Lethe den Trank reichend, G. Giust. H, 126, 2. PQ. IV, 35. [Reich-
haltige Vorstellung der Unterwelt an einer Vase in Carlsruhe M. d. I. II,
49, Archaeolog. Zeit. I. Tf. 1; hier Tf. 12 die Vase von Canosa, II. Tf. 13
eine Vase zu Neapel, Tf. 14 die aus M. Blacas pi. 7, Tf. 15 eine aus
Ruvo mit Theseus u. Pirithous; III. Tf. 25 eine Etrurische Todtenkiste;
zwei andere sind beschrieben I. S. 191.] Charon auf einer Vase von
Aegina, von den Seelen als kleinen Fltlgelfigiiren umgeben, Mag. encycl.
1811. II. p. 140. [Stackelb. GrSber Tf. 47. 48.] Bezahlung des Obolus
an Charon, Bartoli Luc. I, 12. Charon die Urne mit einer Klepsydra
Qberfahrend , Gemine bei Christie, Paint. Vases 5. Wiedererkennung in
Elysion, Bartoli Pitt, del Sep. dei Nasoni 7. Danaiden und Oknos,
Symbole des thorichlen und trSgen Sinnes, \ye\ Polygnot §. 134. A. 3.
(vgl. liber Oknos Kratinos bei Suidas s. v. ovov nonai, Diod. I, 97. §. 391.
A. 9). Beide nach Vise, in dem Relief PCI. IV, 36. |Vier Danaiden ge-
fldgelt (als Seelen) schdpfen Wasser in ein Fass, Sisyphos w&lzt den Stein,
Etr. Vase, Inghirami Vasi fitt. II, 135. Oknos und eine Danaide an dem
Fries eines Grabes, Campana due sepolcri R. 1840. tv. II C. und VII B..
p. 10. Oknos in den noch unedirten WandgemS.lden eines Columbarium
der V. Pamfilit wovon Copieen in Munchen sind.] Andre Slrafen der
Unterwelt PCI. V, 19. (Tantalos, Sisyphos, Ixion) ; Bartoli Sepj 56. (Ixion,
Tantales, Atlas). [Der Sarkophag bei Bartoli ist derselbe wie der im PCI.
V, 19, und die das einemal Atlas genannte Figur ist Sisyphos, &hnlirh wie
bei Gerhard Auserl. V. II, 86. Sisyphos das. auch Tf. 87. 0. Jahn
Archaeol. Heitr. S. 230. Tantalos nach Wasser schnappend, Gernme bei
Micali Storia tv. 116, 9.] Der Stromgott Acheron Bartoli Sep. 57.
•
2. Namentlich durch den Raub der Kora (xd^oSog u. avoSog); die
Dioskuren (Weclisel zwischen Licht und Grab; darum neben Hades auf
der Lampe, Bellori II, 8. vgl. §. 414); Endymion (susser Schlaf, dabei
erscheint Luna im Zeichen des Krebses, in Bezug auf die Sterbezeit, an
dem Sarkophag in Munchen 197. Gerh. Ant. Bildw. I, 37, auch trogen
die Personen BildnisskOpfe, Gerh., Beschr. Roms I. S. 329); Eros u. Psyche
(endliche Beseligung); das Schicksal des Protesilaos, der Alkestis und des
Hippolytos (Riickkehr in's Leben und Palingenesie) ; Nereidenztlge (die
Reise nach den seligen Inseln, wohin Thetis den Achill gefuhrt); Herakles
^en Kerberos aus der Unterwelt heraufholend (Besuch der Unterwelt und
Ruckkehr). Schon die Etrusk. Urnen spielen manche dieser Mythen ah-
sichtlich in's AUgemein-Menschliche hinQber. Das Relief, G. di Fir. St.
153, zeigt zugleich die Kora von Hermes und Alkestis von Herakles
empoi-gefahrt, beide mit der Hora (vgl. §. 358. A. 3 und die Orph.
Hymn. 43, 6 ff.); auch dem Todten wird seine mga zu Theil werden.
Das Bacchische waltet an den Sarkophagen, die zum Theil auch aus
O. MO 11 • r't Archaeologie. 4. Aafl. 41
642 Mythologische GegensULnde der b. K. [397f
Keltergefassen hervorgegangen (Visconti PCI. IV. p. 57. §. 301. A. 5). be-
sonders vor, vgl. 206. A. 2. Der Mythus des Protesilaos, welcher Wieder-
vereinigung der Geliebten verheisst, ist in dem Relief PGl. V, 18 enl-
schieden Orphisch behandelt worden; indem die von Protesilaos besucbte
Laodameia als eine Theilnehmerin Bacchischer Orgien bezeicbnet wird,
vgl. §. 345*. A. 3, ganz wie die Charite Appulej. Mel. VIII. p. 169. Bip.
An der Ara PCJ. IV. 25. Zo€ga Abbandl. Tf. 3. 4. Beschr. Roms II, 11.
S. 98 (T. werden das Mabl des Ikarios und KentaurenzQge mil der L&u-
terung der Psyche verbunden; vgl. §. 391. A. 9. Andre Lieblingsvorstel-
lungen slnd Reisen zu Lande oder zu Wasser (Passeri de animarum
transvectione , Thes. Gemm. astrif. III. p. 113), oft bocbst sinnreicb aus-
gebildet, z. B. wenn die Urne von einem Delphin nach den Inseln der
Seligen getragen wird, Lipp. Suppl. 465. Vgl. §. 431.
3. Lessing Wie die Alien den Tod gebildet haben (als Genius roit
der Fackel). Herder Wie die A. d. T. g., in den Zerslreulen Blattern
(mittelbar durcb den Scblaf). Ein Jilngling mlt geneigtem Haupte schla-
fend PCI. I, 29. Mit den Armen uber dem Kopfe, an eine Cypresse ge-
lehnt (Thanatos nach Vise., Hypnos nach Zo6ga), schOne Figur im L. 22.
M. FranQ. I, 16. Bouill. I, 19. Clarac pi. 300; ebenso PCI. VH, 13;
[in einer schOnen Bronze zu Florenz, Wicar I. pi. 85] beim Raube der
Kora, Welcker Zeitschr. S. 38. 461. Mehr knabenartig, gefliigelt, auf die
Fackel gestdtzt und die H^nde darQber gekreuzt Bouill. Ill, 15, 4; Zo6ga
Bass. 15. Hirt 27, 5 (mit der Beischrift Somnus) u. oft. Todesgenius
mit der gesenkten Fackel, Gerhard A. Bildw. I, 83. vgl. Narciss. Auf
die Fackel gestfltzt, die Hand an der Wange, daneben ein Schmetterling,
R. Rochette M. I. 42 A. [Gruppe von S. Ddefonso.] Ein Sarkophag im
Vatican stellt zusanrmen die Genien mit den Armen iiber dem Haupt und
Flugelknaben mit Fackeln, die auf Masken hinweisen. Beschr. Roms II, II.
Beil. S. 4. Die sclilafenden Eroten §. 391. A. 6.
Morpheus als Greis, geflugelt, aus einem Horn soporiferum odorem
ausgiessend, auf den End ym ion-Reliefs. Aehnlich die Figur Zofiga Bass. 93.
Morpbeus-KopfV PCI. VI, 11; Gemme I. tv. A, 5. G. M. 352. SchOne
kleine Bronzefigur, mit Kopfflugeln, nackt, ein Horn ausleerend, Somnus
nach Zannoni Gal. di Firenze Statue III, 138, nicht Merkur. "OvsiQogj
geflugelt, eine Frau verfolgend, auf emer Vase, Ann. d. Inst. II. p. 323
Vermahlung des Hypnos mit der Pasithea? §. 210. A. 6.
Thanatos, als Opferpriester , Eurip. Alk. 74. Serv. ad Aen.
jV , 689 , auf Etrusk. Umen. Schwarzgeflflgelt , Schol. Eur. Alkest
843. B&rtig und gefli&gelt, auf Vasen, eine Frau raubend (vgl. Boreas),
R. Rochette M. I. pi. 44 A. B. p. 217. [ist Boreas; Thanatos mit aus-
gebreiteten FlQgeln, gegen ihm liber Nike, auf der schSnen Cista mit
dem Kampf zwischen Amykos und Polydeukes an der Cista des CoUeg.
[397] Schaltenreich, Schlaf und Tod, Hekate. 643
Romanum. Thanatos ein Weib um den Leib umfassend, Add. XV. p. 393.
tv. 0. n. S.] Mit Keule und Wage auf geflflgelten Radern, Fragment
einer Mosaik R. Rochette pi. 43, 2. Thanatos als Kind mit verdrehten
Fussen nehen Hypnos am Kasten des Kypselos. Keren, wiedererkannt
in Figuren auf Vasen (Tischb. II, 20. MiUin G. M. 120, 459), welche die
GetMteten auszustrecken scheinen (x'^gfs tccvtjXbysos d'avdroio), R. Ro-
chette M. I. p. 229. Welcker Rhein. Mus. II. S. 461. Der Etr. Mantus
mit dem Hammer. Auch Manner oder Junglinge, welche kleinere Figuren
auf den Schultem tragen (nach R. Rochette die Dioskuren, welche die
Leukippiden rauben), kommen auf Etr. und R5mischen Sarkophagen als
Todesgenien vor. M. Cap. IV, 44. R. Rochette JM. I. pi. 74, 1. 2. 75.
Fragment eines Todesgenius, der auf eine Psyche tritt, im Vatican, Gerh.
Ant. Bildw. 77, 3. R. Rochette pi. 77, 3. (welcher p. 424 damit Winck.
M. I. p. 152 verbindet).
Die Psyche oder das Eidolon erscheint von Sterhenden hinweg-
schwebend auf der Vase Ann. d. Inst. V. tv. agg. d. 2, bei der Psycho-
stasie G. M. 597; flugeHos auf der Gemme G. M. 602; als kleine gehar-
nischte Fliigelfigur auf der Vase §. 99. N. 7 ; als Vogel mit Menschenkopf
bei dem Tode der Prokris, Millingen Un. Mon. I, 14. Hermes Psychopompos
trflgt sie bald als kleine Menschenfigur , bald als weibliche Figur mit
Schmetlerlingsflugeln, §. 381. A. 4. vergl. 391, 9.
4. Hekate auf Vasen als eine Artemis Phosphoros, §. 358. A. 4.
R. Rochette M. I. p. 136. Hecate triformis im Mus. von Hermanstadt,
mit Reliefdarstellungen eines mystischen Sgyptisirenden Dienstes. P. v. KOp-
pen Die dreigestaltete Hecate. Wien 1823. 4. [Die in Leiden, Archaeol.
Zeit. I. Tf. 8. S. 132, die des M. Chiaramonti, Clarac pi. 563; die im
Brittischen Mus. Clarac pi. 558 B. n. 1201 C] Sonst St. di S. Marco
II, 8. Causseus Rom. M. II, 20—22. [Clarac pi. 564 B.] Passeri Luc.
ni, 76—78. Bei Passeri Luc. I, 97 als einzelne Figur neben Artemis
und Selene. Hekate in der Figur von Kertsch? Vgl. §. 311. A. 6. Luynes
Etudes numism. 1 835, besonders flber Gorgo u. Hekate. [Gerhard A. Bildw.
Tf. 314, 1—10.]
5. Von den alten Gorgoneen §. 65. A. 3. Der Verf. fiber Levezows
Gorgonenfdeal, GOtting. Anz. 1835. S. 122 ff. B()ttiger Furien-Maske S. 13.
107 fir. Auf alten M. oft sehr grass, Mionnet Suppl. UI, pi. 7, 5. »Auf
den M. von Koroneia , MiUingen Anc. coins 4 , 8 in Beziehung auf den
Mythus von der Jodama, Pans. IX, 34, 1. Die Gorgoneia der Phidias-
sischen Kunstperiode sind im Wesen die ursprunglichen, nur mit gemassig-
tem ZugenJ D&s grosse Gorgoneion der Burg, Hunter tb. 9, 19. Das
Gorgonis os pulcherrimum (Cic. Verr. IV, 56) ist jetzt die Rondaninische
Maske in MQnchen 133 mit Kopfflfigeln, Guattani M. I. 1788. p. 35.
544 Mythologische Gegenstande der b. K. [398]
(GOthe Werke XXVII. S. 24i. XXIX. S. 40. 328). Noch reicher umwaUt
ist das Gorg. der Fames. Onyxschale, Millingen Un. Mon. U, 17. Profil-
kopf auf der Strozzischen Gemme mil Solon's Namen, M. Flor. II, 7, 1.
Wicar IV, 38. Mit gebrochnen Augen, auf der Gemme des Sokles, Stosch 65.
vgl M. Borb. IV, 39. Tassie pi. 50. Eckhel P. gr. 31. Lipp. I. II, 70—77.
Schi5ne Terracotta (mit liervorspriessenden Hdmern) aus Athen, BrOndsted
Voy. IL p. 133. Grossartiges Wandgem. von Stabiae, Zabu Omam. 58.
[Temite, zweite Reihe Tf. 9. vgl. 10. 11.] Vgl. §. 414 (Perseus).
7. Schicksal nnd WeltordDuVis.
1 398. Die Schiclcsalsgottheiten boten der Plastik wenig
Stoflf dar. Bei den emsten Moren begnugte man sich fru-
her mit einer allgemeinen Andeutung der Herrscliaft; hemach
2 scheidet man sie durch allegorische Bezeichnungen. Bei der
Tyche wird durch Attribute entweder lenltende Gewalt, oder
3 Fluchtigkeit, oder Reichthum an Gaben hervorgehoben ; die
Romer, bei denen der Dienst der Fortuna alt und sehr aus-
gedehnt war, haufen alle Attribute auf eine Figur, doch so,
4 dass im Ganzen die emstere Ansicht vorherrscht. Bei der
Nemesis ist die Aphroditen-ahnliche Darstellung alter Zeit
von der allegorischen Figur der spatem Sinnbildnerei zu
scheiden. Bei den Erin n yen sind die Gorgonen-ahnlichen
Grauengestalten der Aeschylischen Buhne der bildenden Kunst
5 fremd geblieben, welche sich begnugt, in Vasengemalden imd
auf Etruskischen Sarkophagen die Vorstellung der raschen
hochgeschurzten Jagerinnen hervorzuheben.
1. MOren als Matronen mit Sceptem am Borghes. Altar, §. 96.
N. 22. Etr. Atropos (Athrpa) geflugelt, einen Nagel einschlagend, in der
Spiegelzeichnung §. 413 (Meleagros). Die hSlufigen Schicksalsgottbeiten
der Etr. Spiegel [Gerhard Etr. 8p. Tf. 31—36] pflegen den Griflfel und
eine Art Lekytbos zu haben. Sp&ter wird die Klotho als spinnend, die
Lachesis als das Geschick am Globus bezeichnend, die Athropos scbneidend
dargestellt. So in dem Humboldtschen Relief, Welcker Zeitschr. Tf. 3, 10.
[Schincke Leben u. Tod oder die SchicksalsgOttinnen mit dem Hum-
boldtischen Parzenmarmor 1825. Der obere von Raucb restaurirte Theil
ist wieder aufgefunden worden, R. Rochette M. in^. p. 44], und fthnlich
zum Theil in den Prometheus -Reliefs §. 396. N. 3. Lachesis findet man
auch schrelbend oder eine RoUe haltend, Atropos die Stunde an einer
Sonnenuhr zeigend, oder die Wage haltend, M. Gap. IV, 29. (Aber Gap.
IV, 25 zeigt die Lesende wohl das Todtengericht an). S. Welcker S. 197 ff.
[vgl. 0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 170 f. Die drei Mdren auf einer Vase
[398] Gorgoneia. MOren, Tyche, Nemesis, Erinnyen. 645
von Kertsch, R. Rochette Peint. ant. in^. p. 431. 452; anf einer Jatta-
schen Vase von Nola, Avellino BuD. Napol. III. p. 17—26. tv. 1. vgl.
H. Brunn Berl. Jahrb. 1846. I. 8. 630 f. 734. Klotho , sitzend in der
Mitte, spinnt, die zwei cvvsSqoi umstehn sie, Lachesis auf den WoUkorb
gerichtet, wie es scheint, als ob sie die Fortdauer des Fadenziehens be-
stimvite, die andre aber ist nicht des Abreissens gew&rtig, indem sie beide
Hande nicht frei hat. Auch die zwei Figuren, welche dem Zeus u. der
Hera bei der Tddtung des Argos M. d. I. II, 59 die Hand auf die Schulter
legen, als ob sie Gewalt flber sie h&tten, nimmt Avellino fiSr Mdren, vgl.
Minervini Bull. Napol. III. p. 43 f. Auch unter den vielen Figuren einer
schwerverstandlichen Vase Vases Lamberg II, 4. p. 7 sind die drei Parzen
nicht ohne einigen Schein vermuthet worden. Auf einem Gamiol die
spinnende stehend, eine sitzende lUsst den Faden durch die Finger laufen,
die drilte halt wie einen Stab auf der Schulter, zu den Fussen Plutus,
ein Knabchen mit FuUhom. Bull. 1847. p. 89.]
2. Zoega Tyche u. Nemesis, Abhandl. S. 32. Bei der Tyche unter-
scheidet Artemidor II, 37 die Vorstellung mit dem Steuerruder (dann ist
sie mehr Providentia) und auf dem Rade, xvXivSqos (als Zufall). Den
Polos u. das FQllhorn erhielt sie in Smyrna von Bupalos, Pans. IV, 30.
Auch Praxiteles stellle eine *Aya%ri '^'^ZV und einen '/lya^og dcclficov dar
(so ist wohl Bona Fortuna u. Bonus Eventus bei Plin. zu fassen), diesen
auch Euphranor. Ueber dessen Vorstellung, dem Triptolemos und Hermes
ahnlich, mit der Patere in der R., Aehren und Mohn in der L., oft auf
Gemmen, B()ttiger Vasengem. I. 8. 211. Dieselbe Gestalt fdhrt auf M. der
Salonina die Beischrifl to dya»6v 'Etpsaicov. Vgl. §. 381. N. 1. 359. N. 7.
3. Ueber die ROmischen Fortunen Gerhard Ant. Bildw. Tf. 4. For-
tuna als Weltbeherrscherin im Sternen- Mantel, gekrOnt, mit Scepter u«
Ruder, Wandgem. M. Borb. VIII, 34. [Aehnlich XI, 38, beide mit einem
dritten Gemalde u. einem Gamiol M. d. I. Ill, 6. Ann. XI, 101, mit einem
Genius (Zwriy^?) neben der Fortuna.] Statue PCI. II, 12. Haufig in
Bronzen (Causseus II, 27 ff. Ant. Ere. VI, 24 fT.), auch Isisartig, und in
Panthea ubergehend. Mit Fullhorn und Ruder thronend, Bartoli Luc
II, 46. Drei Fortunen, mit Wagen, oft auf M. Auch Passed Luc. I, 41.
Die zwei Antiatischen Fortunen haben als Meerbeherrscherinnen auch
Delphine. Fort. P. R., ein Haupt mit einem Diadem, auf M. der g. Arria
u. Sicinia. Tychen der Stadte §. 405. Tyche mit Greif , Coll. Pourtal^s,
Clarac pi. 450. n. 841 A, andre pi. 454 — 56. Fortuna mit Justitia auf
der Hand, Impr. d. I. IV, 10. Sehr viele angebliche Abundantiae, Clarac
pi. 451—453. Sors, Frauenkopf mit einem Hasten fflr die Loose, M. der
g. Plaetoria. Morelli 1.
4. Von der Rhamnusischen Nemesis §. 117. Die auf M. sehr
haufigen Smymaischen haben theils die spater charakteristische Haltung
646 Mythologische GegensUlnde der b. K. [399]
des r. Arms, wodurch der nrjxvg als Maass (Mrjdlv vnlg to fiir^ov) her-
Yorgehoben wird, theils fufaren sie Schwerter. G. M. 347 — 350; sie fahren
auf Wagen mil Greifen, Creuzer Abbild. zur Symb. Tf. 4, 5. Das Had
der Nem. (s. Mesomedes Hymnus, vgl. Kopp PalaeogH III, p. 260. R. Ro-
cbette M. I. p. 214) liegt vor ihren FQssen auf M. von Tios (Nifiictg
Tiuvdv). YgL die M. von Side Buonarr. Med. tv. 12, 3. p. 241. In BrQnzen
h< Nein. auch den Finger an den Mund, CSaylus IV, 72, 2. 3, in Dres-
den 411 (nach Hase). Nem. mit Attributen der Tyche, Hirt S. 98; einen
Zweig emporhaltend, Impr. d. I. lY, 18. Die Statue L. 318. M. Roy. II, 20.
Glarac pi. 322 ist sehr zweifelhaft Nem. und Elpis einander gegendber
(wie in einem Epigramm Anal. III. p. 173. n. 117) auf der Ara im Florent
Museum, welcbe Uhden, Mus. der AlterthumsW. I. 8. 552, beschreibt, und
dem Krater-Relief, welches auf der einen Seite sinnliche Freuden, auf der
andem die Prufungen der Seele ausdrOckt, Guattani M. I. 1784. p. XXV.
Zoega's Abhandl. Tf. 5, 13. [0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 149 flf.] Psyche
mit dem Gest der Nemesis (als Ausdruck der Selbstbeschrtokung) dfter auf
Gemmen; mit einem gebundenen Amor, M. Flor. 1, 76. ZoSga Abhandl.' S. 45.
5. S. Lessing's Laokoon, Werke IX. S. 30. 158. BOttiger's Furien-
maske. Weimar 1801. S. 67 ff. MiUin's Orest^ide pi. 1. 2. [Winckehn.
M. ined. 149. M. PioGlem. V, 22. Millin Mon. in6d. I, 29. Vasengemfllde.]
Merkwflrdig ist der Spiegel, als Symbol der Erinnerung, den die Erinnys
in einem Vasengem. dem Orest vorhait, R. Rochette M. I. p. 187. vgl.
§. 416. Das Vasengem. Tischb. I, 48 scheint die Erinnyen als die §^o-
zo6x6noi Maivttdes (Aescbylos) darzustellen. Ob nicht manche sogen.
MedusenkOpfe die Eumeniden oder Athenischen Semnae darstellen soUen?
8. Zeit.
1 399. Die Damonen der Zeit ermangein, je mehr der
nackte Begriff der Zeit erfasst werden soil, um so mehr der
Darstellbarkeit. Bei den H o r e n , welche in der Kunst meist
ihre physische Bedeutung festhalten, ist die Folge von Blu-
2 hen und Reifen das Charakteristische. Ausser ihnen werden
die Jahreszeiten auch durch mannliche Figuren, bald Knaben
3 bald Junglinge, bezeichnet. Aber auch Tage und Jahre
und Pentaeteriden lind Jahrhunderte wurden gebil-
det, jedoch nur als durch besondre Zwecke bedingte, und mit
diesen wieder verschwindende Schopfungen.
1. Auf Kunstwerken lassen sich eben so die drei Horen, die indess
nicht eigentlich Jahreszeiten sind, denn der Winter war nie eine Hora,
nachweisen (§. 96. N. 16. ZoSga Bass. 96), als eine Vierzahl, welche
den gewOhnlichen Jahreszeiten entspricht, Zo^a 94. Gombe Terrac. 23. 51 ;
{400] Horen, Zeitgotlheiten. 647
mil vier mannliohen Figuren verbunden im Grabmal der Nasonier, Hirt
14, 5. Vgl. Zoega II. p. 218. Drei Horen urn eine SHule sich drehend,
ohne Attribute, im Vatican, Glarac pi. 446. n. 815. Quatuor anni tem-
pera, Bellori Arcus 14, unten vom Bogen des Sept. Severus. Die zwei
Attischen Horen, Thallo u. Karpo, an der Schale des Sosias? §. 143. 3).
FrQhlingshoren Gerhard A. Bildw. I, 87. Es gab balletartige Horen-, wie
Gbariten-, Nymphen- und Bacchentanze, welche auf Kunstdarstellungen
eingewirkt zu haben scheinen (Xeiioph. Symp. 7, 5. Philostr. Apoll. IV, 21).
Eine tanzende Hora im leichten Chiton, Impr. d. Inst. II, 31. Allein
kommt die FrQlilings-Hora, die mga vorzugsweise , mit dem Schurz voll
Blumen, iJfler vor, oben §. 358. A. 3. u. 397. A. 2. vgl. Neapels Antiken
S. ± Statuen H. Flor. III. 63; Guattani M. I. 1788. p. 46; Glarac pi. 299.
Pompej. Gemalde M. Borb. VII, 40. Zeus Offnet den Horen das Olympische
Thor, M. des Gommodus M. Flor. IV, 41. [Die vier Horen dem Peleiis
Geschenke zur Hochzeit bringend, Gampana Op. di plastica tv. 61. 62.
vgl. ^§ga Bassir. tv. 52.]
2. Vgl. Ovid. M. II, 27. Den Dionysos umgebend, auf manchen
Sarkophagen, wie G. Giust. II, 120; L. 770; Bouill. Ill, 37, 1. Glarac
pi. 146; in Gassel (Bouill. Ill, 37. 2?) In der Umgebung der Erde §. 395*
A. 1. Ein Herbstgenius, mit dem Schurze des Saemannes und reicher
Jagdbeute, Gemme, M. Worsl. II, 12; Ant. Ere. VI, 37? Ein schOnes
Oemmenbild ist der FrQhlingsstier , welcher mit den Gbariten auf dem
Haupte das Jahr erOffnet, KOhler Descript. d'un Gam^e. 1810. pi. 3. Hirt
16, 4. Er scheint aus dem Dionysos-Stier, den die Eleischen Frauen riefen
mit den Ghariten herbeizukomroen, Plut. Qu. Gr. 36, hervorgegangen zu sein.
3. Hirt 8. 119. Die Pompen des Ptolemaeos und Antiochos waren
reich an solchen Figuren, §. 390. A. 3. Den Eniautos meint Hirt in dem
Alpheios, §. 350. A. 5, zu erkennen. Der Aeon sp&ter Supei-stition (eine
der beiden Statuen des Vatican ist unter Gommodus verfertigt) PGl. II, 19.
^o6ga Bass. 41. Bdttiger Kunstmythol. S. 267. Ghronos auf der Apotheose
Homer's. A^om Kairos Hirt Bilderb. S. 107. Welcker zu Gallistratus VI.
Dass scbon Phidias Occasio, u. Metanoea gebildet (Auson Epigr. 12), scheint
mir zweifelhaft; es ist wohl nur eine Verwechselung mit Lysipp.
9. Lichtwesen.
400. Der Sonnengott war, abgesehn von dem Sol i
Phoebus der Romischen Zeiten, nur in Rhodos ein bedeu-
tender Gegenstand der Bildnerei, wo die Munzen seinen Kopf
meist von voiii mit runden Formen und strahlenfSrmig flie-
genden Haaren zeigen. In ganzer Figur erscheint er meist
gekleidet, auf seinem Wagen, die Rosse mit der Peitsche re-
648 ' Mythologische GegensULnde der b. K. [400}
2 gierend. Selene, in ihrcr gew5hnlichen Bildung von der
Artemis nur durch vollstandigere Bekleidung und ein bogen-
formiges Schleiergewand uber dem Haupte unterschieden, ist
3 besonders durch die Endymion-Reliefs bekannt. Eos er-
scheint entweder selbst auf einem Viergespann in prachtiger
4 Gestalt, Oder als Fiihrerin der Sonnenrosse. Unter den
Gestimen hatte der Hund Sir i us, als vermeinter Urheber
der Glut des Sommers, und die Boten des Tages und der
Nacht, Phosphoros und Hesperos, am moisten Bedeu-
5 tung im Griechischen Cultus und Mythus. [Dioskuren §.
414,5.] Aber eine sehr bedeutende Classe bilden unter den spa-
tern Kunstwerken, auf Gemmen und Munzen die astrologi-
schen Darstellungen, Horoskope und schutzende Zeichen von
Personen, Stadten, Landern, welche aus Zusammenstellungen
der Zeichen des Zodiacus und der Planeten zu bestehn pfle-
gen. Fur diesen Zweck begniigt man sich, den Gotterfiguren,
6 zur Unterscheidung, einen Stern beizufugen. Iri^ ist aus
einer Lichterscheinung des Himmels ganz zur leichtbeschwingten
Gotterbotin geworden.
1. [Gerhard aber die Lichtgottheiten nach Denkmglern B. 1840.
4 Kpfst] Auf den M. von- Rhodes bei Mionn. PI. 52, 1. 2 sieht man
den Kopf des Helios auch von der Seite, mil der corona radiata; &hnh*ch
auf Rdm. M. der g. Aquillia. Den grossen Kopf im Gapit. Mus., Bouili.
I, 71, sprechen Visconti und Hirt dem Sol zu, die Herausg. Winck. VI.
S. 200 ab. Deutlich Helios ist das von Gl. Biagi Sopra una antica stafua
singolarissima. R. 1772 edirle Bildwerk; am Kopfe sieht man die LOcher
fQr die Strahleii krone. Statue L. 406. V. Borgh. st. 2, 3. Glarac pi. 334.
[Visconti sopra la statua del sole 1771. Buste mit sieben Strahlen, Ge-
sieht u. Haar dem ApoUon Hhnlich, dem Englischen Gonsul in Livomo
gehdrig, bei Guasco de Tusage des statues pi. ,3. p. 44.] Helios-Torso rait
Zodiacus am Kficherriemeu , R. Rochette M. I. pi. 46 , 3. Helios nackt
mit Strahlenkranz, der Peitsche, und einer Kugel in der Hand, Wandgem.
M. Borb. VII, 55. Ein Sol -Apollo bogenschiessend , M. von Philadelphia,
x\. Brit. 11, 7.
Sonnenaufgang, am Parthenon §. 118. A. SchOnes Vasengem
(Helios auf der Quadriga, Eros vorausgehend und den Orion (nach Andern
den Kephalosj verfolgend, die Sterne in Knabengestalt versinkend, Pan den
Morgen verkflndigend, Selene auf einem Einzelross untergehend) Panofka lie
lever du Soleil. P. 1833. M. Blacas pi. 17. 18. R. Rochette M. I. pi. 73.
vgl. Welcker Rhein. Mus. II, I. S. 133. [Elite c^ramogr. II, 111. 112. vgl. 112 A
[400] Helios, Selene, Men. 649
u. 113 Helios mit Quadriga.] R. Roch. M. 1. pi. 72. A. 2, Helios auf-
Selene niedergebend , dazwischen die drei Gapitolinischen Gutter u. die
Dioskuren, Basrelif. Helios u. Eos [Selene], von Pan-Phosphoros gefflhrt,
erbeben sich mil ibrem Gespann von einem SchifTe, Passed Pict. Etr. Ill,
269. Maisonn. 1. [Winckelm. M. ined. 22. Gerh. Licbtgottbeiten Tf. 3, 2.
S. 8. Elite II, 114. Sonnenauf- und Untergang, Sabinervase M. d. I. II,
55. E. Braun Ann. X. p. 266. Welcker XIV. p. 210. Elite c^ramograpb.
n, 59.] Die Sonnenpferde aus dem Meere taucbend, Millin, II, 49. Helios
Hanpt aufw&rts gericbtet, Mond li. Sterne auf dem Rev., Morelli N. Gon-
sui. tb. 32, 24. Helios u. Selene auf Zwei- und Yiergespann, Fibula von
Pomp. M. Borb. VII, 48. Helios und Selene als Einfassung von GOtter-
reiben, von Phidias, Paus. V, 11, 3; so die Gapitoliniscben GOtter u.
Dioskuren einscbliessend , in den Reliefs PPl. IV, 18; R. Rochette M. I.
pi. 72, 1. — Kindbeit des Helios u. der Selene als Bildwerk, Glaudian de
raptu Pros. II, 44.' ANATOAH und ^YZIZ Medaillen von Damascus,
Steinbuchel Notice sur les med. Rom. en or tb. 2 f. d. p. 23.
Phaethon'sFall, Pbilostr. I, 11, in Reliefs L. 766 b. Bouill. HI,
49. Clarac pL 210; G. di Fir. St. 97; in Gemmen Wicar II, 8. Die
Heliaden in Pappeln verwandelt, auf einem Denar der g. Aecoleja.
2. Sarkopbage mit .Endymion M. Gap. IV, 24. 29; PCI. IV, 16.
Bescbr. Roms II, II. S. 275; G. Giust. 11, 110. 236. L. 437. 438. Bouill.
Ill, 34. 35. Clarac pi. 165. 170; Woburn Marb. 9; Gerbard Ant. Bildw.
36-40. Sehr einfacb das Relief von Cilli, Wiener Jabrb. XL VIII. S. 101.
Tf. 1, 2. [Die scb5ne Diana vor dem Endyraion M. Cbiarara. II, 7.]
Luna in mulo, Fest. p. 172. — Pitt. Ercol. Ill, 3. M. Borb. IX, 40,
Selene, fast nackt, mit Hesperos, zu Endymion. [Aebnlicbes Wandgenialde
M. Borb. XIV, 3.] Endymions-Statue? Guatt. M. I. 1784. p. VI. [Jetzt
im Mus. R. Suec. Stat. 14, die Erkiarung unzweifelbaft.] — Luna unter-
gebend am Triumpbbogen Constantin's Bellori Arcus 41. Am Himmel
scbWebend, Gemme bei Hirt 16, 3 — Selene mit Rindern fahrend. Statue
zu Antiocbien, Malalas p. 261, wie in dem Relief Clarac pi. 166. vgl.
§. 365. A, 4. Statue der Selene? M. Borb. V, 22 wobi Ilitbyia. Artemis-
Selene im Ziegenfell, wie Juno-Lanuvina, Passeri Luc. I, 94.
Deus Lunus oder Mrjv viel aufM. in Pbrygiscber Tracbt mit Halb-
mond hinter den Scbultem, M. SClem. 21, 146. Hirt 11, 8. 9. Deus
Lunus zu Pferd, ein Altar von zwei FackeltrSgem wie die der Mitbraeen
umgeben, auf M. von Trapezus, Mflncbner Denkscbr. Pbilol. I. Tf. 2, 10.
Der verwandte Pbarnakes erscbeint wabrscbeinlicb auf IL von Pbarnakes
als ein Hermes-Bakcbos mit Sonne, Mond und Blitz. Ein Palmyreniscber
Mondgott Aglibul M. Cap. IV, 18.
g50 Mythologiscfae GegensULnde der b. K. [400]
3. Eos zu Wagen, Inghir. Mon. Etr. I, 5. Millin Vases de Ganosa 5.
Vases 1, 15. II, 37; (vgl. A. 1. [Gerh. Auserles. Vasen II. 79. Elite II
109 A., M. Gregor. II, 18, 2, HEO£ eine Quadriga bei einem Dreiruss
vorbeilenkend; Gerb. Tf. 80, Elite pi. 109. Gab. Durand n. 231, HEO£
ungeflQgelt lenkt zwei FlQgelrosse; Elite pi. 109 B. 110 vielleiclit Eos; un-
geflagelt, mit einer ungeflOgelten Quadriga pi. 108 A. AOS KAVE, aus
Millingen Anc mon. pi. 6, schwebt mit einer Kanne sch()pfend, mit der
andem ausgiessend. Eos den Kephalos verfolgend, Gerh. Etr. Spiegel II,
179. Kephalos im Arm der Eos das. 180. M. Gregor. I, 32. 1 u. M. d. I.
Ill, 23, Ann. XII. p. 149, wo 9hnliche Vorstellungen.] Eos (Beischrifl)
mit der Fackel u. bogenf^rmigem Gewande ein Ross Pegasos? fOhrend,
auf M. von Alexandrien, Eckhel Syll. 7, 3. Schol. II. VI, 155. Scliol.
Eurip. Or. 1004. fiov6%(oXog * A(0£, Vier Helios-Rosse fiihrend auf M. der
g. Plautia. Schdne Gemme mit der die Rosse anspannenden Eos, Cab.
d'Orl^ans I. pi. 45. Vgl. §. 413 (Kephalos), 415 (Memnon). Eos empor-
fahrend auf Etr. Spiegeln, R. Rochette M. I pi. 72 A. p. 398. 400. not. 1.
4. Sirius als Stemenhund auf M. von Keos (Broendsted Voy. I.
pi. 27), auf Gemmen, Bracci I. t 45. Phosphoros (bonus puer Phos-
phorus in ROm. Inschr.) und Hesperos als Knaben mit Fackeln herauf-
u. herabtliegend A. 1. Hesperos vorreitend der Selene (Nyx), nach
Braun, an der Archemorosvase , welche Gerhard S. 21 ganz falsch fur
Phosphoros und Helios nimmt. [Phosphoros und Hespei-os an der Ara
Mon. ined. 21, von Winckelmann nicht richtig genommen.] In Brust-
bildern §. 365. A. 5. Untergehende Sterne A. 1. Sog. Orion §. 97.
A. 3. Ann. d. Inst. 1835. p. 250. Der angebliche Krater mit Dionysos
u. den Pleiaden ira L. 783 ist als nichtantik anerkannt. Von den tlbrigen
Stern hi Idem, welche kaum in diesen Kreis gehdren, Hirt S. 135.
Die ursprungliche ' Volksvorstellung entwickelt oft mit GlQck Buttmann
Ueber die Entstehung der Sternbilder, Berl. Akad. 1826.
5. Vgl. §. 206, 6. Hirt Tf. 16. Gori Thes. gemm. aslriferarum,
mit Gomm. von I. B. Passeri. F. 1750. 3 Bde. f. August hat den
Gapricornus. Landschaflen oder St&dbe haben auf H. das Zeichen, unter
dessen besonderem Einiluss sie liegen, wie Antiochien den Widder,
Kommagene den Skorpion. Ueber die Alexandrinischen M., welche den
Stand der Planeten im Anfang einer Sothischen Periode angeben,
Barth^lemy M^m. de TAc des Inscr. XLI. p. 501. Saturn mit Sichel auf
einem von Schlangen gezognen Wagen u. die Zeichen des Capricorn und
Aquarius, Impr. d. I. IV, 1. Amphitrite? auf dem Seebock, wohl astro-
logisch? VI, 11. vgl. 12. Ein Borghes. Altar verbindet die Planeten Jupiter,
Mars u. Venus mit den Zodiacalzeichen der Herbstmonate (Wage, Skorpion,
Schatze), Winck. M. I. 11. Bouill. Ill, 67. Glarac pi. 201. 202. vgl.
T. II. p. 186 (die Wage von einer Jungfrau gehalten, der Skorpion als
[400] Eos, Sterne, Iris. 651
eine Art Seeungeheuer, wie der Krebs in einem Gem&lde von Portici, de
Schfitze als Kentaur). Die scliOne Mosaik von Poligny, weiche Bniand
1816 herausgegeben, ist ein Horoskop. Eine Astrologische Gemme des
Cabinets Pontchartrain , die Baudelot 1710 edirt und schlecbt erklfirt
(vgl. Ac. des Inscr. I. p. 279), vereinigt die fflnf Planeten mit dem Stem-
bilde des Scbfitzen (Kentauren). Astrologiscbe Gemmen, Kopp. Palaeogr.
m. p. 325.
Atlas mit Globus §. 396. A. 1. Zeus im Zodiac auf Atlas,
Albanischer Marmor, Guattani M. I. 1786. p. 53. vgl. §. 350, 6. Planisphar
im L. nebst den Planeten und 36 Decanen, von Bianchini herausgegeben,
nach Letronne aus dem 2ten Jahrh. n. Chr. Clarac pi. 248 b. Thierkreis
nebst den Planeten, im Pronaos des T. zu Palmyra, Wood pi. 19 A. Der
Zodiacus auf dem Gal. rusticum, M. Borb. II, 44. Die einzelnen Zeichen
oft auf Gemmen , wie Impr. d. Inst. II, 7 der SchCltze , II , 8 der Wasser-
mann (dessen schOne Figur mit dem Cbemmitischen Perseus-Ganymedes
des Herod. II, 91 und Pindar Fr. inc. 110, dessen Fusstritt den Nil
schwellen macht, zusammenzub&ngen scheint). Skorpion, Fische u. Krebs,
III, 96, der Widder III, 97. Die acht GOtter der Wochentage an
einem bei Mainz gefundenen Altar, Schrift von Fuchs. Mainz 1773.
Ideler Handb. der Gbronol. II. S. 183. 623. [Der planetafische GOtter-
kreis von L. Lersch Jahrb. des Vei*eins von Alterthumsfreunden im Rhein-
lande IV. S. 147. Tf. 3, 5. V. S. 298. VIII. S. 145.)
6. ^iQig als Botin von Patroklos Tode an Achill, geflugelt mit einem
Caduceus u. einer Blume, Vasengem. von Volci, Inghir. G. Omer. 256.
Iris (?) die Waffenflberbringerin , Tischb. I, 4. Boettiger Vasengem. I, 2.
S. 68. Mit dem ngoxovg (wie bei Hesiod. Tbeog. 784) auf Gemmen,
Hirt 12, 2. Einem Apollon Ritbarodos die Libation einschenkend,
Vasengem. Ann. d. Inst. V. tv. B. [Nike. — Hirts Bilderbuch I. S. 93.
0. Jahn Telepbos S. 79. Iris bei Apollon, Idas und Marpessa, Gerhard
Auserl. V. I, 46. Dieselbe mit Kei7keion und dem ngoxoog entschwebend,
das. II, 82. Mit dem Namen bei der Botschaft des Nestor und Antilochos
an Achilleus Vases de Luc. Bonaparte pi. 11. Die Here begleitet sie bei
dem Besudi des Zeus auf den Ida §. 395. A. 2, die Thetis als sie ihr
Kind in den Styx taucht, W. Gell Pompej. II. pi. 73, hinter der ver-
lassenen Ariadne steht sie Pitt. d'Ercol. II, 15, Boettigers Archaeol.
Hefte I, 1.]
Hemera u. Nyx sind noch nirgends mit Sicherbeit nachgewiesen,
obgleich die letztre im Alterthum, besonders grade im fruheren, dfter ge-
bildet worden ist. Hirt S. 196. [Nocturnus, nach K. F. Hermann statt
Uranos, M. PioCl. IV, 18 u. Winckelm. 43, ArcbaeoL Zeitung V. S. 95.]
652 Mythologische QegensUnde der b. K. [401]
10. Winde.
1 401. In den Gestalten der Winde, besonders am Mo-
numente des Adronikos Kyrrhestes (§. 160, 5.), zeigt die
alte Kunst ihr Vermogen, fein und sicher zu charakterisiren,
2 auf eine vorzugliche Weise. Von einzelnen lasst sich sonst
nur Boreas, als Rauber der Oreithyia, mit einiger Si-
3 cherheit nachweisen. Die im Windsgebraus dahinrafifenden
Harpyien (gefahrliche Windstosse, welche allein von dem
Geschlechte des luflreinigenden Nordwinds uberwunden wer-
den k5nnen) erscheinen bald als geflugelte Weiber, bald mehr
V6geln ahnlich gebildet, da die alte Sage ihre Gestalt sehr
unbestimmt liess. [Echo §. 403 A. 4.]
1. Boreas (raub), Kaekias (Hagel bringend), Apeliotes (wanne Luft),
Euros (Qewitter), Notos (laDgen Regen), Lips (Hitze, die Schiffe in den
Hafen), Zephyros (schOnes Fruhlingswetter), Skiron (Kalte).
2. Boreas dabei mit SchlangenfQssen am Kasten des Kypselos, ,'
Pans. V, 19, 1. Als doppelt geflugelter Mann, Tischb. IH, 31. vgl. §. 397. •
A. 3. [Die 'scbOnste Darstellung an einer Vase jetzt in Mtlnchen, Welcker
Nouv. Ann. de la Sect. Franq. de 11. archil, pi. 22. 23. Vol. U. p. 358-396,
eine sebr bedeutende in Berlin das. pi. H. u. in Gerhards Etr. u. Campan.
Vasen Tf. 26 flf. S. 38, zwei andre in dessen Auserles. V. Ill, 152.
S. 8—15 und eine Nolaniscbe in der Archaeol. Zeit III. Tf. 31. Allein
das Museo Borbonico besitzt diese Vorstellung, nicht zwei- sondem drei-
mal.] Chloris durch Zephyros geraubt? Hirt 18, 1. [Das vielbesprochne
Pompejanische Bild Ann. 1829 tv. D. 1830. p. 347. Bull. 1832. p. 186,
in den D.A.K. I. Tf. 73, 424 gewiss nicht richtig als Hypnos u. Pasithea
erklftrt, ist als Gbloris u. Zephyros anerkannt, wie von Hirt, Welcker,
E. Braun, so von Avellino, Janelli, Minervini, Quaranta u. A. Zephyros
die Chloris mit Kranz verfolgend, Vasengem. Bull. 1844. p. 99. Zephyros
die Thyia mit bedecktem Haupt verfolgend, wie Boreas die Oreithyia,
Vasengem. Archaeol. Zeit. III. Tf. 31. S. 97. Die gleiche Figur, jugendlich,
nackt, beflfigelt, welche Hirt Bilderbuch 18, 1. .S. 148 fur Zephyros, die
Chloris Yerfolgend, nimmt, braucht daher nicht mit Gerhard S. 98. Not. 5
fQr Amor genommen zu werden.] Die Aurae velificantes sua veste,
Phn. XXXVI, 4, 8, bleiben noch nachzuweisen. [Gerhard vermuthet an
einer Vase Campanarl Aura, welche dem Bacchus die beideh Zwillinge
reiche, Bull. 1834. p. 178. Apoll u. Thyia, Panofka Antikenkranz 1845.
S. 9. 12. Oreithyia und Thyia Gerhard Arch. Zeit III. S. 97 f. Tf. 31.] .
Typhoeus als gefldgelter Gigant auf einer Paste, Hirt 18, 4. §. 351. /
A. 2. Ueber Bronte und Astrape §. 141, 5. *
[402] Winde, Harpyien. Thetis, Tritonen, Nereiden. 653
3. Das Vasengem. Millingen Un. Mon. 1, 15 stimmt ganz mil Aeschylos
Eum. 50 aberein. Ueber die Vogelgestalt Boettiger's Furienmaske S. 112.
vgl. §. 334. A. 1. Die von Heyne Virg. Aen. III. Exc. VII. aufgez^Iten
Harpyien-DenkmOler sind meist zweifelhaft. [M. d. L III, 49. Ann. XVII.
p. 1^12. Due de Luynes. Harpyien an dem Qrabmonument von Xanthos
in London §. 90*. Creuzer zur Archaeol. III. S. 241 erklfirt die von den
gefldgelten Juugfrauen getragenen Kinder auch fCir geflflgelt. Die Ab-
bildungen enthalten bei diesen keine Spur von FlQgeln.]
IL Das Blement des Wassers.
402. Die Damonen des Meeres gehen von der erhab- l
nen Gewalt des Poseidon, der Schdnheit der Amphitrite und
Thetis, durch mancherlei Mittelstufen in die phantastisch ge-
formten Ungeheuer der See uber, Einen schonen Contrast 2
bilden auf der einen Seite die fischgeschwanzten , oft mit
Seepflanzen uberwachsenen , Satyr- und Kentaurenartigen
Tritonen (denen Aegaon, Glaukos, Nereus, Phor-
kys, Proteus ahnllch sind) ; auf der andern die meist mensch- 3
lich gebildeten Nereiden, in dfer fruhern Kunst leicht beklei-
dete, dann gewohnlich unbekleidete , sehr anmuthige Mad-
chengestalten, deren geschmeidiger Korperbau sich in mannig-
fachen Lagen und Windungen reizend entfaltet: ein Tiaiasos
des Meeres, der auch durch die Umbildung der dem Dio-
nysos geweihten Thiere zu Seeungeheuern ein ganz Bacchi-
sches Ansehn gewinnt, und besonders in Beziehung auf Achil-
leus Bewaflfnung und (nach Skopas Vorgange §. 125, 5.)
seine Heimfuhrung nach Leuke gedacht wurde. Unter den 4
ubrigen zahlreichen Personen der See sind ohne Zweifel noch
Entdeckungen zu machen, da die Feinheit der Bezeichnung
der alten Kunst von der Kunsterklarung noch keineswegs er-
reicht ist.
1. S. oben §. 125, 5. 356, 1. 2. Thetis KaQxlvoig ttjv yit(paX7]v
diaSTsqnig, Schol. Aristid. bei Mai Coll. I, 3. p. 42. Solche Kdpfe auf M.,
z. B. der Bruttier, Beger Thes. Brand. I. p. 340. Scb5ne Statue der
Thetis (? nach Andern der Aphrodite Euploea) L. 120. Bouill. I, 47.
Clarac pi. 336. Winckelm. W. VI. S. 312. Auch die sogen. Aphrodite
Anadyomene M. Borb. VII, 26 kdnnte wohl eine Thetis sein. Vgl. A. 3.
u. §. 413. (Peleus). [Thetis auf einem Seepferd im Vatican Clarac pi. 747,
1805, schdner in Neapei nach einem neueren Fund; in Florenz pi. 746,
1804. Daselbst zwei andre SeegOttinnen.]
654 Mythologiscbe GegensUlnde der b. K. [40iS]
2. Die Tritonen erkennt man am sichersten, wo sie cum
buccinis sind, wie im Giebel des Saturnusteropels, Macrob S. 1,8. (vgl.
Virg. Aen. X, 209. Ovid M. II, 8), wobei sie seltener jugendlich (Tritun,
Inghir. Mon. Etr. V, 55, 8) als b&rtig erscheinen, Bartoli Luc 1, 5.
[Auf dem Windethurm in Athen ein blasender Triton, nacb Yitruv,
Stuart I. ch. 3. pi. 3. Eine sehr schOne Erzstatoe Tor Jabren bei Cav.
Maglia in Wien.] Ein Triton als ein jugendlicber See-Satyr PGl. I, 35.
[Glarac pi, 745, 1808. Gruppe, T. eine Nymphe raubend das. 34. Triton
Halbfiscb, einen Fiscb baltend, Gerh. Auserles. Y. f, 9.] Neben den fiscb-
schwSnzigen scheint es auch menscbenbeinige zu geben (Voss Hytb. Br.
II, 23); die mit Vorderbeinen eines Pferdes kommen bei Dichtern und in
Kunstw^rken 5ft er vor, Bouill. 11, 42. (Krebscbeeren im Haar) 43. [vgK
die ErzbOste Specimens I, 55. Ein Tritonskopf zwiscben zwei Eroten auf
Delpbinen. Terracottas of the Brit. Mus. pi. 4. Ein Wassergott, Wasser-
pflanzen und Delphine statt Haare, einen Fischerkorb auf dem Kopf,
Millin P. gr. pi. 44.] Tritonen-Familie (Triton u. Kymotboe de nupt
Hon. 144), berrlicher Amethyst in Florenz. Wicar 11, 34. Meyer Tf. 29.
Lipp. I, 123. Triton-Maske bei Wasserkdnsten , Properz II, 32, 16. Vise
PGl. VI, 5. Aegaeon auf M. von Cumae (Solin 16), Millingen H^. in
I, 3. Glaukos als ein gehamischter Triton auf M. von Herakleia, N.
Brit. 3, 13. Millingen Anc. coins I, 20, von Syrakus, Torrem. 72, 9, u.
Etrusk. Gemmen (Lanzi Sagg. II, 4, 3). Von Gl. im Meere verkommner
Gestalt Philostr. II, 15. Der Fiscbscbwanz fehlte selbst beim tanzenden
Gl. nicht. Vgl. Voss II, 24. [01. Fiscb mit Menscbengesicbt , s. Grosson
Antiquity de Marseille 4.] Seine Liebe zur menschlicben Skylla, Her^
culan. Gemftlde, M. Worsl. I. p. 103. Ein ^bnliches Ungeheuer auf M.
von Itanos, Allier de Haut, 7, 3. [E. Vinet le mythe de Glaucus et de
Scylla, M. d. I. Ill, 52. 53, Annali XV. p. 144.] N ere us mit Herakles
auf alten Vasengem., Millingen Div. 32. Un. Mon. I, 11; auf einer Vase
von Volci stebt HEPAKAEOZ u. TPITONOZ dabei. f§. 410. A. 5.]
Nereus in Tritonengestalt, aber bekleidet, bei dem Raube der Thetis,
M. I. d. Inst. 37. Ner6us? in Tritonengestalt M. Pourt. pi. 15, Nereus?
in Tritonengestalt mit Trident M. Blacas pi. 20 [so mit einem Delpbin,
was keinen Unterschied macbt, Gerh. Auserles. V. I, 9, in Berlin n.
1586; Nereus in menschlicher Grestalt, mit weissem Bart und dem
Dreizack reitend auf einem Seepferd, Gerhard Tf. 8. Cab. Durand n. 209
Elite c^ramogr. Ill, 2. (pi. 1 ist §.hnlich wie M. Blacas 20.] Auf Vasen
von Volci auch in ganz menschlicher Figur bei dem Kampf mit Herakles,
Ann. d. Inst. III. p. 145; [als Grossvater des Achilleus, §. 356, 4.] Von
Phorkys Scbol. Apoll. IV, 1610. Proteus als Hirt der See, Pitt. Ere
II, 39. Okeanos (oder Pontos?) [oder Triton] Riesenhaupt auf Nereiden-
Reliefs, Glarac pi. 267. [Gerh. A. Bildw. C, 4.] Die Artemis-Phos
[402] Thetis, Tritonen, Nereiden. 655
Oder Selene stfltzend §. 365. A. 5. Auf geschnittenen Stein Rath-
geber, Hall. Encykl. Ill, II. S. 352. [Kopf an der Ara Mc::. ined. 21.
Okeanoskoloss M. Ghiaram. II, 1, sonst Marforio §. 26J« 1, M. Capit.
Ill, 1. Lor. R6 scult. I. p. .33, 1. Statue Famese MoiKLmc. I, 6. O. im
Vatican Clarac pi. 745, 1800, der Capitolinische n. 1801. pi. 749 B, zwei
in Neapel und ein dritter. An Sarkophagen 0. gegendber der Tellus
G. M. 383. Gerh..BiIdw. Tf. 36. 39. 40.]
3. Die Nereiden nsQl xvfiaoif paxxsvovaai, bei Orpheus vgl.
Visconti M. Piocl. IV, 33. Feuerbach Apoll. S. 161. Schildtragende
Nereide auf einem Triton M. Borb. X, 7. Nereiden mit WafFen [fflr
Achill): auf M. von Lampsakos (Chois. Gouff. Voy. pitt. II, 67, 33);
Reliefs (unbekleidet) PCI. V, 20; [Gampana Op. di plastica tv. 9. 10,
mit Eroten]; der Praenestinischen Giste bei R. Rochette M. I, I. pl. 20.
vgl. Kunstbl. 1827, N. 32; Gemmen {meist halbbekleidet , auf Tritonen,
oft flppig behandelt), Inghir. G. Omer. 165. Eckhel P. gr. 15. Wicar III,
25 (als Andeutung siegreicher Rustung); Vasengem. (bekleidet), Hancarv.
Ill, 118. Maisonn. 36. M. Pourtal^ 41. vgl. Millin I, 14. Auch die
sogen. Dam arete (Hemsterhuis Lettre sur une p. grav. du Gab. de
Smeth) auf der Gemme des Dalion ist wohl eine auf einen Hippokampen
sicli schwingende Nereide mit Waffen. Eine Nereide auf einem Hippo-
kampen, Florent. Marmorgruppe, Wicar III, 25. Meyer Tf. 10, a; [vor-
zOglich schoh eine im Mus. zu Neapel, 1843 gefunden, womit ein Bruch-
stuck im Vatican in der oflfnen runden Gallerie ubereinstimmt.] Bartoli
Luc. I, 4; Gemmen, M. Flor. II, 48. Wicar IV, 5; auf See-Widdern,
BOcken, Stieren, in Reliefs; einem See-Panther, Pitt. Ere. Ill, 17; einem
Seegreif M. Borb. X, 19. Nereiden auf Tritonen u. Seestieren mit Venus
in der Muschel in der Mitte, Gerhard Ant. Bildw. Tf. 100, 1. N. auf
Tritonen mit der Maske eines Flussgotts in der Mitte, Tf. 100, 2,
Sarkophagreliefe in Rom. Eine Nereide von einem Triton geraubt, sch6ne
Gruppe des PCI. I, 34; von ihm umarmt, in einem Deckenrelief von
Palmyra, Cassas I. pl. 91, auf Gemmen, Tassie pl. 31, 2633. Tritonen
u. Nereiden in heiterem Schwarm, oft mit Musik, ilber das Meer zieliend
(nach den seeligen Inseln §. 397. A. 2), M. Cap. IV, 62. Bouill. I, 78.
M. Franq. IV, 10 ; G. Giust. II, 98, 102. 144. 146. 148 ; BouUl. Ill, 42. 43.
Clarac pl. 206—209. PrSchtige Zflge von Tritonen, ytTjrrj, Wandgemalde,
M. Borb. VIII, 10. Nereiden bei dem Raube der Thetis (Kymothoe,
Psamathe, Speo, Kymatolege u. a. in Volci) §. 402. A. 2. [Statuen flilch-
tender Nereiden zwischen den Sftulen des Siegsdenkmals in Xanthos
§. 128*.] Auch fischgeschwanzte Nereiden sind nach Schriftstellern (von
Plin. IX, 4 an, vgl. Voss II, 26) nicht zu laugnen; doch wird man solche
Figuren in Reliefs, G. Giust. H, 142, u. sonst nach A. 2 besser Tritonen-
Frauen nennen. Alterthumliche Tritoniden auf Etrusk. Bronzereliefs,
656 M)i,hologische Gegenstande der b. K. [403]
ygl. M. I. d. Inst. pi. 18, 1. Laglandiere Aim. II. p. 63. FQnf Okea-
niden, mil Okeanos, Thetis, Palaemon, Ino u. einem Triton mit bei-
geschrieben Namen, auf einer in Frankreich (Dep. Haute Garonne) ge-
fundenen Mosaik. Mosaiques de St. Rustice pres Toulouse Bull. 1834.
p. 157. Hannov. Zeitung vom 10. Oct. 1833.
4. Von Melikertes-Palaemon §. 252. A. 3 [auf dem Delphin,
Muncben Glyptoth. 112. Glarac pi. 749 A. n. 1841.] Philostr. II, 16.
G. M. 401. 402. Palaemon? mit Symbolen, schOner Cameo, Impr. d. I.
'V, 13. Auf der M. 404 stebt neben Palaemon ein siegreicher Isthmischer
Athlet. Blanche auf Delphinen ruhende Knaben gehOren hierher; auf
dem Delphin reitend, in Muncben 112. [Bei Pacetti nach M. PioGlem.
VII. p' 100, der Kopf II. tv. A. n. 13 mit der Kopfhaut eines Seethiers 11.
tv. A. n. 13.] Palaemon-Kopf, nach Vise. M. Franq. Ill, 12. Ino-Leukothea
hat das Kredemnon (das feste Kennzeichen, Klemens Protr. p. 96) dreimal um
den Leib gewunden, in einer Mosaik im Vatican, Gerhard, Beschr. Roms II, II.
S. 89. Ihr Sprung auf M., dabei der Daemon des Felsen Moluris und der
Delphin, welcher den Knaben aufnehmen ^vill, G. M. 400. Morelli Domit. 16, 3
vgl. Thes. Ant. Gr. T, Aa. Galene in Korinth (Pans.), auf der Gemme
§. 384. A. 3 durcb das zusammengesunkne Segel und die Lage auf ebner
FlSche charakterisirt, s. Toelken Kuiistbl. I. S. 8 vgl. Addaeos Anthol. Pal.
IX, 544. [Sie glattet mit der Hand den Wasserspiegel auf einem Cammee
G. mytli. n. 245.] Euploea? geflflgelte Figur mit Aplustre, Millingen
Un. Mon. I, 29, nach Welcker Ann. d. Inst. III. p. 420. (Berl. Vasen n*
835, wo Levezow und mit ihm Gerhard eine Victoria mit Aplustre er-
kennen. Eine solche ist in einem Basrelief bei Avellino Casa di Pompei
1840, der p. 64 f. an der Euploea der Vase nicht zweifelt,*so wenig als
0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 377. Not. 51.] — Skylla auf M. von Agrigent,
von Cumae (Millingen Med. in. I, 4 abweichend), der g. Pompeja.
[von Lipari, (mit Hephaestos) reitend auf zwei Seehunden, ganz menscb-
lich gebildet, die Rechte ausstreckend , mit der Linken in die Saiten
einer Lyra greifend, Sestini Descriz. d'alcune med. Grech. del Principe
Christ. Feder. di. Danimarca p. 11. Skylla, oiiginell und sinnig, an einem
Rhyton der Sammlung Jatta, Revue archeol.? Ann^e II. pi. 36.
p. 418—20.] Tischb. Homer IV, 6. G. M. 638*. Gori M. Etr.
1, 148.
•
1 403. Die Flussgotter werden, je nach der physi-
schen Grosse und der poetischen Wurde des Stroms, bald als
greise Itfanner bald als Junglinge, mit Umen, Fullhom,
2 Sehilf gebildet; und an die rein menschliche Bildung reiht
sich besonders in den alteren Bildungsweisen, mit mannigfal-
tigen Abwechselungen oft bei demselben Flusse, die Stierge-
[403] Flussg6tter, Acheloos, Nil, Tiber. 657
stalt, theils durch blosse H5mer, theils durch einen Stierleib
mit Menschenhaupt, theils durch vollige Stierbildung an. Die
Natur des Landes, die Schicksale des Volkes, welches dem
Flusse anwohnte, bestimmt Bildung und Attribute genauer,
wie bei der grossartigen Statue des Seegenspenders Neilos,
welchen die Damonen der Niluberschwemmung nach ihren
sechzehn verschiedenen Graden (nrjxsig, Cubiti) umspielen,
iind des machtvoll gebietenden Tiber is, den die Wolfin
mit den Zwillingen bezeichnet. Den Nereiden . des Meeres *
entsprechen dieNaiaden des Landes, die als halbbekleidete
Madchen, haufig grosse Muscheln vorhaltend, oft auch mit
Pan zusammen^ und in Beziehung auf warme Quellen mit
dem Athleten Herakles verbunden dargestellt werden.
1. Ueber die Bildung der Fldsse Aelian V. H. II, ^3. Facius
Gollectaneen. S. 186. Voss II, 34. Fest taurorunii cf. intpp. Wie man
in Delphi Akragas als einen Knaben von Elfenbein sah, wie Meles
nach Philostr. II, 8 als Epheb gemalt war (so auf M. von Amastris
N. Brit. 9, 8): so erscbeinen jugendlich Kydnos auf M. von Tarsos
(G. M. 307), Orontes von Antiocheia (6. M. 369), Hermos auf M. von
Sardes, Temnos, KadoS (N. Brit. 11. 16), Pyramos von Hierapolis (Mil-
lingen M4d. in. 4, 4), Billaeos u. Sardo, dieser weiblich , auf M. von
Tios, und so viele andre auf Kleinasiatischen u. Syriscben Kaisermflnzen,
s. Vaillant N. Imp. 6r. p. 342. ed. sec, auch Hypsas und Selinos von
Selinus §. 132. A. 2. Torrem..65, Ilissos am Parthenon (§. 118. A. 2),
und Inopos (?) von Delos im L., Bouill. Ill, 24, 8. Rhyndakos auf
einer M. von Apollonia, Mionnel Suppl. V. p. 292. n. 76. Hip par is auf
M. von Kamarina (Noehden 4) ist ein JGngling mit keimenden HOrnem,
wie Aesaros auf Krotoniatischen (vgl. Millingen Anc. Coins I, 25) und
Gelas, Torrem. 33, 12. 13. Als Greis sieht man Ismenos, auf einer
Vase, Millingen Un. Mon. 1, 27, Alpheios §. 350. A. 5, Rhenus, Istros
Oder Danubius auf M. (0. M. 309. 310. Col. Traiani), [Rhenus Span-
heim de usu et pr. n. 1. p. 359. Statue im Vatican]. Skamandros
auf Ilischen (Chois. Qouflf. II. pi. 38, 7) wie in den Miniaturen zu U. XXI,
Rhodios auf Dardanischen M. (pL 67, 27), Keteios u. Selinus auf
Pergameniscben (pi. 5, 19), Marsyas auf M. von Apameia u. a. m. Der
Umbrische Clitumnus stand in einer Praetexta in seinem T., Plin.
Ep. VIII, 8. Ueber den Chrysas von Assoros Eckhel D. N. I. p. 198.
[stehend mit Stierhaupt. Tempel u. Statue, Cic. Verr. II. 41. 44. Euro-
tas von Eutychides Plin. XXXIV, 8, 19. Flflsse auf Mflnzen mit Namen
Mionnet IX. p. 169]. Die beiden Fliisse Lykos u. Kapros bei Laodikea
O. M a 1 1 e r ' • Arehaeolo^e. 4. Aufl. 42
658 Mythologische G-egenstSnde der b. K. [403]
bezeichnet durch Wolf u. Eber, Streber Munchner Denkschr. f. PhUol. L
Tf. 4, 10.
2. Als gebOmter Greis mit Schilf und Patere erscheint Acheloos
auf einer Silber-M. des von Urspning halb-Aetolischen Metapont, die zu
dem Preise eines ayatv taXavtuxioq gebarte {ABAON AXEAOIO, *A%i-
Xfloov) , Millingen , Trans, of the Roy. Soc. of Litterat. I. p. 142.
Anc. Coins I, 21. vgl. Osann, Kunstbl. 1831. N. 16. 17. [Er meint
mit Millingen, die eine Mdnze sei der Preis. Acheloos auf Akarnan. und
Ambrak. H. theils als Stier, theils meuschlich mit Hdmern, Strab. X.
p. 458.] Dagegen erscheint Acheloos auf den H. von Akamania und
Oeniadae (z. B. Sestini Med. del M. Fontana 4, 9. 10, 12. Mionnet
Suppl. Uf. pi. 14) und einem Vasengem. von Oirgenti (Trans. R. Soc. II, K
p. 95) in der Gestalt eines Stiers mit einem Mannesantlitz und langem,
benetztem Barte (Soph. Trach. 13). Auch die ganz ahnliche Figur des
sog. Hebon, auf den M. Campaniens und Siciliens, kann als Flussgott
kaum verkannt werden, z. B. als Gel as auf denen von Gela. S. Mil-
lingens Auseinandersetzung, M^d. in. p. 6. Trans. R. Soc. I. p. 142 fif.,
wogegen Avellino's (Opuscoli div. I. p. 81). Einwurfe wohl zu beseitigen
sind, vgl. Rathgeber Hall. Encykl. Ill, II. S. 94. Munchner Gel. Anz.
1836. N. 96. 97. Vorlesung von Streber Qber den Stier-Dionjrsos (den
Stier mit Mannesantlitz). Auch Alpheros bei Eurip. Ipbig. Aul. 276
ist so zu denken, und die Gemme Millin P. gr. 46 darnach zu erklSren.
Ganz als Stier wird wohl Kephissos bei Eurip. Jon 1276 gedacht, wie
Gel as nach Schol. Pind. P. I, 185 [u. Akragas nach einem Bruchstuck
des Timaeos. FlussgOtter mit HOmem M. Hunter tv. 26, 19. Torremuzza
tv. 32, 13—16 Oder Stierhaupt Zogga N. Alex. p. 204].
3. Von den Urixn^ Philostr. I, 5. vgl. Welcker p. 234. Statue des
Nil im T. Pacis, aus Basanit; entsprechende aus weissem Marmor, PGl.
I, 38. Bouill. I, 61. vgl. St. Victor im Gomm. [Die Vaticanische Glarac
pi. 748, 1811; mit Kindem auch n. 1813 aus dem M. Worsley u. pi. 745,
1812 Giustiniani; ohne nrn^iq der Nil R^ Scult. Gapit. I, 11, eine Pam-
filische Statue Glarac pi. 749 A. n. 1817 u. eine Gokesche pi. 749. n. 1814 A.
Aehnliche Statnen von andern Flussen pi. 745, 1823. 748. 749. 749 A.
n. 1821 G. 749 B. n. 1821 D. 751. n. 1825.] Aehnlich auch auf M.,
Eckhel N. anecd. 16, 1. Pedrusi VI, 28, 8. Zogga N. Aeg. Imp. 16, 7.
Anders PGl. Ill, 47. [Nil, Re Scult. Gapit. I, 11.] Homonoea des Nil
und Tiber, auf M. des Antoninus Pius, Eckhel Syll. VII, 1. Tiber PGL
I, 39; L. 249. Bouill. 62. M. Roy. I, 20; [R6 Scult. Gapit. I, 12. Glarac
pi. 749, 18.19]. Tigris? PGl. I, 37. Marforio §. 261. A. 1. SchOner Kopf
eines Flussgottes (oder des Okeanos) mit kurzen H5rnem, Delphinen im
Bart, Trauben im Haar, PGl. VI, 5. Bouill. I, 65. vgl. 73. Zwei K5pfe
junger FlussgOtter M. Borb. Ill, 56. Bartiger, IV, 52.
[404] Naiaden, Quellnymphen. Silyan, Flora, Priap. 659
4. Naiaden bisweilen ganz bekleidet, in Athen §. 387. A. 7. 6. M. 327,
auch 328, meist nur mil einem kurzen Gewand um die Lenden {idfiaTcc
Longos p. 7. Sch.) und Muscheln vor den Schooss haltend, 6. M. 329.
476. 530; L. 354; Clarac pi. 209. vgl. Hirt Tf. 20. Statue der Art PGl,
I, 36. Die Quellnymphe Arethusa auf M. von Syrakus §. 364. A. 7«
[Die Quelle Kyane, AeL V. H. II, 33. Eine Quellnymphe ZoSga Bassir.
It. 74, Dirke b. Eurip. Bacch. 519.] Die Seenymphe Kamarina auf
If., Noehden 4. Die unbekannten Nymphen Ismene, Kykais, Eranno,
Telonnesos mit den Ghariten zusammengestellt in einem Relief M. Borb.
V. 39. Die Aqua Virgo auf einer Gemme, die Ghiiletius edirt bat.
Schlafende Nymphe in Relief Boissard M, 25; Statue L. 491. Qarac
pi. 324, wabrscheinlich von einem Nympbaeon. [Nymphen, Glarac pi. 749 A.
bis 754. G^nies des fontaines pi. 755. 756.] Vgl. 388. A. 4 (schlafende
Maenade). Auch §. 414 (Danaiden), 413 (Andromache), 417 (Hylas). Die
im Alterthum Ofter gebildete Nymphe Echo (Anthol. Pal. Plan. 153 flf.)
ist noch nachzuweisen. Echo, Panofka M. Blacas, zu pi. 23. Aber
nirgends sicher. [Echo an einem Puteal in die Darstellung des Narkissos
und Hylas gezogen, zu Philostr. Imag. p. 344, welches nebst zwei Wand-
gem^den M. Borb. I, 4. VII, 4 abgebildet und erkI9.rt ist in Wieselers Pro-
gramm die Nymphe Echo, Goettingen 1844, wo auch flber Pan u. Echo.]
12. Die Vegetation des Landes.
404. Unter den Gottem von Wald, Wiese, Feld und l
Garten sind Silvanus und Vertumnus erst Italischer
Herkunft; jener ist an den Werkzeugen des Baumpflegers
kenntlich, dieser noch nirgends 'mit Wahrscheinlichkeit erkannt
worden. Ihre Flora scheinen die Romer nicht sowohl aus 2
der Chloris, welche in der Eunst nicht nachweisbar ist [§.
401. A. 2.], als aus der Friihlingshora (§. 399.), Po-
mona (vielleicht) aus einer Herbsthora gebildet zu haben.
Der Land- und Gartenbeschutzer Priap ist nur eine in 3
Lampsakos ublich gewordne Form des alten Dionysos-Phal-
len (§. 383. A. 3.). Ueberhaupt ersetzt in Griechenland der
Kreis des Dionysos und der Demeter diese Felddamonen
vollig. Die Gebirge kommen, abgesehn von ihren Ge- 4
wassern und der Vegetation, bios als Bezeichnungen des
Locals genommen, nur als Nebenfiguren in Compositionen
der alten Kunst vor.
1. Silvan mit Gartenmesser, jungem Baumstamm u. Fichtenkranz
in Relief G. M. 289 [jetzt in einem Palast auf Platz Navona in Rom, an
ggO Mytbologische GegensUnde der b. K. [404]
der Treppe, mit deatlichen Spuren rothen Anstrichs]; L. 453. Oarac
pi. 224; aucb wohl L. 293. Clarac pi. 164. Daroach ist auch die Statue
L. 466. Bouill. I, 58. Qarac pi. 345. (6. M. 291 als Vertumnus) ein
Silvan. In Gemmen, Tassie pi. 15, 776. Ara des Silvanus u. Hercules,
der Fortuna u. Spes, Diana u. ApolL Mars u. Mercur, M. Ghiar. 18 — 21.
Silvan als rothe Satyrfigur, M. Kirker. II, 6. Panartig mit einer Muse
(ohne Bekleidung?), Boissard YI, 30. vgl. IV, 134 [ithypballisch u. mit
Hippe, Bartoli Luoem. 2, 26. Panartig mit Pinienkranz, Fell auf der
Brust geknQpft, vorzQgliche Statue, Speeim. II, 27.] — Vertumnus war
vielleicht nur eine Etrusk. Urbildung des Dionysos, s. Etrusker I. AfL II. S. 52.
[Vert Frtkcbte im Schooss Mus. des Ant I, 58. August II, 82. Aed.
Pembn)cL Guattani 1787. p. 48—54. tv. 2.] Qarac pi. 446 ff.
2. Kopf der Flora, blumenbekranzt, auf M. der g. Servilia u. Claudia.
Die Famesische Flora (?), ein colossaler sch6n drapirter Sturz, Kopf,
Extremit&ten und Attribute ergHnzt, Race. 51. Piranesi St 12. M. Bort>.
n, 20. Neapels Ant S. 63. [Hebe, N. Rbein. Mus. III. S. 461.] Ron-
daninische Statue, Guattani M. I. 1788. p. 46. [Borgbesische, Stanza VI, 5.
Gapitoliniscbe, im Mus. Fran<2. u. Mus. des Ant wo Visconti, der sie ebe-
mals mit Winckelmann und Meyer zu Winckelm. W. IV. S. 347 fur eine
Muse nabm, anfObrt, dass sie nach Fiqoronis Zeugniss Blumen in H&nden
gehabt babe.] Angebliche Floren Race 133. Clarac pi. 439—441. 450.
[1004. n. 2748—2750.] — Herme der Pomona (?) M. Kirker. Aenea II, 9.
Pomona Clarac pi. 441. n. 804. 442. n. 806. Deutlich Herbstbora pi. 450.
[Die Figuren an den Ecken vieler Sarkopbage, vgl. M. Gapit III, 36.]
Aucb die facta agresti lignea falce Pales, Tibull II, 5, 28, ist noch
nirgends nacbgewiesen.
3. Priapos-Hermen sind auf M., Vasen, Reliefs zur Bezeichnung
eines itodlichen Locals bHufig; gewObnlicb fSlngt aber die Herme erst
outer dem Pballus an. Der Oberleib bat die Stellung der loifdmaig, so
dass man aucb den Namen Lor don brauchen kann, M. Flor. I, 95, 1 — 3.
Oefter auch mit einem Mantel (wie auch Hermen §. 67. A.), ftBlayx^f'^^^s
bei Moscbos. Herme mit turban&hnlichem Kopfputz, Gerhard A. Bildw.
Tf. 102, 6. Inscbrift von Ostia, ArchaeoL IntelL Bl. 1834. n. 9; Hortorum
custos pene destiicto deus Priapus ego sum: mortis et vitae locus. [Priap
als StQtze einer Venusstatue, August II, 66. S. 61. Kleine von Erz unter
den Herculanischen AltertbQmem und sonst. Eine Statue im Museum zu
Aix, aucb zwei Inscbriften. Ternite Pompej. Wandgem. bei Reimer H, 4 b.]
Als Gartengott bat er einen Frucbtschurz wie Flora, PCI. I, 51. Gal.
myth. n. 288. vgl. Petron 60. Priapus-Opfer, oft von nackten Frauen
verricbtet, auf Gemmen, Caylus III, 50, 5. Bracci I. tv. agg. 22, 1.
M. Flor. I, 95, 4—8. Priaps Geburt und Erziebung, s. Hirt S. 173.
ZoSga Bass. 80. p. 167. Auf M. von Nikaea stebt Pan mit einem Pileus,
[405] Berge, Stftdte und H&user. 661
eine Opferkeule in der L., eine Pflanze, wie es scheint, in der R. haltend,
neben einer Uenne des Priap (eines Bithynischen Hauptgottes) , Cab.
d'Allier de Haul. pi. 11, 5. P. Knight On the worship of Priapus. L. 1786.
Noch sind unter dlesen h&uslich-landlichen GOtiern zu erw^ien:
der Hermen-fthnliche Terminus auf Denaren; die in den Stallen gemalte
(Juven. 8, 157. Appulej. IIL p. 66. Bip.) -Epona (von epus, equus) bei
Bianconi CIrehi 16, Bronzebild im Ungarischen Museum, Gattaneo Equejade
§. 265. A. 3. Acta Mus. Hungar. I; der MQhlendtoon Eunostos, auf
einer Gemme bei Gori, 8oc. Golumbar. II. p. 205. Aristaeos kommt
nur im Anlinoos- Aristaeos, §. 203. A. ^, als Arkadischer Landmann vor.
Wohl auch Race. 12^. Aristaeuskopf, 9hnlich dem Aesculap, Stosch P. gr.
U, 77, nach Toelken Verzeichniss S. XLVf f.
4. Berge in menschlicher Form, wie Kithaeron bei Philostr. I, 14,
aind auf M. nicht selten; z. B. Haemos im JSger-GostOm, M. BGlem. 27, 269,
Rhodope als Nymphe auf M. von Philippopolis, Tmolos u. Sipylos auf
Lydischen. [Visconti zu M. PioGl. IVf 16. V, 16.J
13. Land, Stadt mid Hans.
405. Die Griechische Kunst gestaltete, weit fiber das 1
in Cullus und Poesie Gegebhe, nach einer ihr eigenthumlich
zustehenden Befugniss (§. 325.) Lander, Stadte, Vol-
ker als menschliche Individuen: viel haufiger freilich in der
Makedonischen und R5mischen Periode (§. 158. A. 5. 199.
A. 9.), als in der alteren republicanischen Zeit. Indem
man in den nach Alexander gegrundeten Stadten eine solche
Stadtegottin eigentlich als ein heilbringendes mit der Stadt
gebomes damonisches Wesen, als eine Tyche, betrachtete,
wurde dabei auch die entsprechende Vorstellung einer reichbe-
kleideten Frau mit einer Thurmkrone, einem FuUhom imd
dergleichen Attributen des Heils und Seegens die gew5hn-
liche : jedoch findet bei mythischer Begrundung oder besonders 2
hervorstechendem Gharakter der dargestellten Collectivperson
auch oft eine eigenthumlichere Darstellung statt ; wie unter
vielen andern die besonders scharf ausgepragte Bildimg der
Pallas-ahnlichen, nur minder jungfraulichen Roma. Grup- 3
pen, worin eine Stadt die andre, eine Stadt einen Konig,
Oder Arete und ahnliche allegorische Figuren die Stadt kran-
zen, waren im Alterthum haufig. Auch wurden Dem en 4
ggg Mythologische Gegenst&nde der b. K. [404]
5 (Burgschaften) , naturlich als Manner, Senafte und der-
gleichen Versammlungen bildlich vorgestellt. Besonders war
viel Anlass, die Gottheiten der Agonen-Orte, oder auch
der Agonen- Versammlungen selbst, als Frauen mit Palmen
und Kranzen darzustellen*^ gewiss sind auf diese Weise zahl-
lose kranzende oder Tanien umlegende Figuren auf Vasen zu
6 erklaren. Die Rdmischen Genii locorura erscheinen als
Schlangen, welche hingelegte Fruchte verzehren, wahrend
der einer Person zugehorige Genius — eine rein Italische
Vorstellimg, die in der neuern Eunstsprache missbrauchlich
auf Griechische Kunstau^gaben ubertragen worden ist —
meistentheils als eine Figur in der Toga mit verhulltem
Haupte, FuUhom und Patere in den Handen, gedacht und
7 abgebildet wird. Die Laren des Romischen Cultus erschei-
nen als Opferdiener ; die P e n a t e n als den Dioskuren ver-
8 wandte Wesen. Selbst Platze, wie der Campus Martius,
Strassen, wie die via Appia, werden in der Alles personi-
^ ficirenden Kunst zu Menschenfiguren.
1. 8. Hirl Tf. 25. 26. 8. 176-194. G. M. 364-380. Sparta
[in Amyklae Paus. II, 16, 3], als Frau mit der Leier, um Olymp. 94 auf-
geste]lt, Paus. Ill, 18, 5. Kopf der Pelorias auf M. von Messana,
Torrem. 50, 5. 6. Gab. d*Ailier de Haut. pi. 1, 18; wonach der &hnliche
Kopf der Artemis, §. 364. A. 7, von Manchen Sikelia genamit wird.
0^§Tj mit Mauerkrone u. Scbleier, Vasengem. Millingen Un. Mon. 27.
IXQVoaanig, Pind. 1. 1, 1, svaQpuxze xQvooxltmv, IsQciTaxov ayalfuc fr. 207,
auch in Olympia Paus. V, 22, 5 u. Korkyra.) — Aetolia, in der §. 338.
A. 4 beschriebenen Tracht, auf erbeuteten 8childen sitzend, N. Brit.
5, 23-25. Millingen MM. in. 2, 9. p. 39. [In Delphi Aetolia als be-
wafTnetes Weib Paus. X, 18, 7. Aetolia auf dem Basr. mit Meleager in
v. Pamfili.] Aehnlich die Amazonenartige Bithynia auf M. Nikomedes I.
Vise. Icon. Gr. pi. 43, 1. (Artemis nach Froehlich u. Visconti.) Ueber
die Tyche Antiocheia^s §. 158. A. 5; so trug nocfa Gonstantin in einer
Statue die Tyche von Gpel, Anthusa genannt, auf der Hand, Malalas
p. 322 b. Eine besondre Tyche des Hippodrom von Gpel scheint Niketas
c. 10 zu beschreiben. — Italia, behelmte Frau mit einem 8tiere, auf
den M. der Italiker, Millingen MM. in. I, 19. p. 31, als Frau mit Fullhom
auf M. der g. Fusia et Mucia mit der Roma Bund schliessend. Viel solche
Gestalten kamen bei Leichenzflgen u. Triumphen der ROmer vor, noch in
der Kaiserzeit (Walch zu Tac. Agr. 13). S. die Figuren Europa's und
Asiens, Phrygiens, Armeniens, Africa's (mit einem Elephanten-
helm, 8korpion u. Aehren, Pedrusi Vf, 29, 1, einen Kaiser bekrftnzend in
{4*05] Demen, Agonen-Orte, Genien, Laren. 663
dem Trivulziscben Cameo, s. Mazzuchelli's Corippus Titelvign., ihr Kopf
xnit Ammonkopf auf Gemmen vereint, P. Knight Priap. 12, 7), u. andrer
Provinzen, von R6m. M. meist aus Hadrian's Zeit, G. M. 364—380.
Pedrusi VI, 28. 29. Nicht bei Millin Mauretania, Pedr. VI, 29, 2. 3.
Dacia VI, 29, 6. [Gavaceppi Race. 49. Africa, Btlste.] Berdhmter Kopf
der Hispania (? vgl. Pedrusi VI, 28, 5) auf dem Borghes. Relief L. 40.
Bouill. I, 74. Glarac pi. 255. In den alien Bildern bei der Notitia digni-
tatum erscheinen die R5m. Provinzen als Frauen mit Schusseln voll von
Ooldsttlcken. — Kleinasiatische StUdte (zum Theil Amazonenartig,
wie Smyrna auf M.) an der Basis von Puteoli; andre von der Porticus
des Agrippa §. 199. A. 9. [Die zwOlf Etrurischen St^dte von der Basifi
einer Statue, wovon eine 8eite in Caere gefunden wurde, Vetulonenses,
Vulcentani, Tarquinienses, Annali XIV. tv. C. p. 37, Bull. 1840. p. 92,
jetzt im Lateran. Zwei in m&nnlichen Figuren, nach dem Genus der
Stadt, die mittlere weiblich. Vgl. auch §. 199. A. 9. Auf einer H. des
Sept. Sev. von Tarsus, Isauria, Karia, Lykaonia mlt Thurmkronen, wovon
eine den Demos der Stadt kr9.nzt, Rascbe II, 2. p. 1902. Flehende Vfilker
vor Luc. Verus, grosses Relief Marmi Torlonia II, 12.] ScbOne Figuren
Orientalischer Stfidte, Relief des L. 179. Bouill.* I, 106. Alexandreia
mit Aehren, Caduceus, Scbiff auf H. der g. Caecilia und spSteren. Die
StAdte, welche das Neokorat eines Heiligthums baben, pflegen ein Idol oder
den T. in der Hand zu halten. Vgl. N. Brit. 9, 24. 25. 10, 3. 12. 19.
[Hellas u. Salamis von Panaenos, letztere mit dem Apluslre, auf die
grosse Schlacht deutend. Die Lindier weihen der Atbana u. dem Zeus
tiiv kafinQOTazrjv naxQiBa zrjv naliiv 'PodoVy Inschr. N. Rhein. Mus. IV.
S. 189. Rhodos, welcher Artemisia Brand male aufdrflckt, Vitruv II, 8.
Magnesia schmQckt ihren Kitbaroeden mit dem Purpur des Zeus
Strab. XIV. p. 648. Ortygia Strab. XIV. p. 639 f. Lydia mit goldnem
Gewand, der alten ReichthQmer des Landes wegen, Philostr. Im. II, 9,
Thessalia mit Oelkranz, Aehren u. Fohlen II, 14, Oropos als JQngling
von Seenymphen umgeben I, 27, Isthmos, wie auch Lechaeon, als
Jtlngling II, 16, des genus wegen, wesshalb Tischbein I, 17 eine bfirtige
Figur mit Sdiilfrohr in der Linken nicht den »Genius des Peloponnes«
bedeulen kann, Skyros di|nkelblau, als Insel, mit Binsenkranz, Oel- und
Weinzweig Philostr. d. j. 1. Kalydon mit qpi/yoff (quercus escul.) ge-
krftnzt ders. 4, Ark ad i a mit Eichenlaubkranz u. langem Knotenstab
Pitt. d'Ercol. I, 6. Nysa in der grossen Dionysischen Procession zu Ale-
xandria bei Athenaeus, Europa u. Asia auf dem Ghigischen Relief mit
der Schlacht bei Arbela, Troja als Gefangne sitzend Libanius IV. p. 1093.
Statue einer Stadt Clarac pi. 762 c n. 1906 c. Von den allegorischen
Personen der Art, fiber welche Toelken vom Unterschiede der ant.
und mod. Malerei am lesenswerthesten , sind die mythischen, damo-
464 Mythologische Gegenstande der b. K. [405]
nischen zu unterscheiden , wie eine Kamarina, Kyrene, Ortygia u. 'a.
bei Pindar, Messene, die Tochter des Triopas, wdche Tempel u. Statue
hat, Paus. IV, 3t, 9, Aegina geweiht in Delphi X, 13, 3, oder Nemea
unter den andern TOchtem des Asopos V, ^, 5, wfthrend z. B. bei
Aeschylus Nemea als Mutter des Archemoros allegorisch zu verstehen ist.
Vgl. auch R. Rochette sur quelques objets en or im J. des Sav. 1832 Janv.
nach Avellino.]
2. Roma (Tempel §. 190. A. 1. II), nach Amazonenart costiimirt,
exerta mamma (Goripp laud. lustin. I, 287) in der Statue PGI. II, 15.
[Qarac pi. 767, 1905], in Reliefs, Hirt 16, 2. 25, 16. Vollstandig bekleidet
in dem berQhmten Barberinischen GemSQde, SicUer's Alman. I, 1. 8. 241.
[Boeltiger Kl. Schr. D. Tf. 6. S. 236.J Roma? Pal. Giustiniani. Race. 84.
[Colossale Bflste V. Borgh. st; V, 27]; Crozat Recueil d'estampes. P. 1729.
I, 2. Statue im Pallast der Gonservatoren. [Glarac pl. 768, 1904.] Mil
August, Eckhel P. gr. 2. vgl. §. 200. A. 2. Auf Spolien sitzend, Zo6ga
Bass. 31. Auf Denaren der g. Fabia den apex der Pontifices haltend.
Andere M. N. Brit. 1, 24. 11, 11. G. M. 662. 663. Roma und Gon-
stantinopel auf einem interessanten Diptychon (jetzt in Wien, die
Inschr. gewiss spater) bei Gori II, p. 177. tb. 3. p. 253. tb. 9.
3. Hellas von Arete gekranzt, Gruppe von Euphranor; der Demos
der Rhodier von dem Demos der Syrakusier, Polyb. V, 88; der D. der
Athener von dem D. der Byzantiner und Perinthier, Demosth. de cor.
p. 256. [Dissen zu seiner Ausg. p. 255]; die Tyche Antiochiens von
Seleukos und Antiochos §. 158. A. 5. Roma gekranzt von der IJiatig
AoHQcov auf M. Ann. d. Inst. II. p. 11.
4. Der Demos u. die Demokratie von Athen, Paus. I, 3, 2. vgl.
§. 138. A. 2. Demen G. M. 363. N. Brit 10, 2. 24. 11, 6. 14. 16. Zeus
u. Demos von Euphranor, Paus. I, 1, 3. Demen von Attika, dafQr Heroen,
Marathon von Mikon. [Demos der Athener auch von Parrhasios, Aristo-
laos, Leochares, Lyson. JHMOS AAQJIKESIN Mionnet IV. p. 316.]
Die Uqa ovyiiXriTog auf M. von Gumae, ebd. 9, 20. 23, von Lamia
M. I. d. Inst. 57, B 1. Vom Senatus Dio Gass. 68, 5.
5. Olympja erscheint, mit dieser Umschfift, die nicht die Gommdne,
welche die M. schlagen lies, anzeigen kann, da es keine Olympier gab,
als Pnofilkopf auf Eleischen M., Stanhope Olympia pl. 17. Auch in ganzer
Figur auf diesen M., als geflOgelte Jungfrau, sitzend oder eilend (Allier de
Hauteroche pL 6, 16), mit einem Stabe oder Kranze. 8. Goett. G. A. 1827.
S. 167. [Hellas u. Elis, jene den Antigonos Doson und Philipp III, diese den
Demetrios Poliorketes u. Ptolem. I. kranzend. Paus. VI, 16, 8.] Olympias,
Isthmias §. 350. A. 5. Aglaophon malte den Alkibiades auf dem Schoosse
der Nemea, uod von Olympias und Pythias bekranzt, Athen. XII. p. 534 d.
[406] Demen, Agonen-Orte, Genien, Laren. 665
Nemea, Hirt 25, 14. [An dem Albanischeii MarmorgeflUs mil den Tbateu
des Herakles, das fihnliche Figtiren mehr hat, Neroea mil der Palme, den
Fuss auf einen Felsen setzend, von Nikias Nemea mil der Palme auf einem
LOwen, adstante cum baculo sene, n&mlich pastore, auf den Namen, vifiea^
anspielend.] Eine Asiatische AgonengOttin, Gemmae Flor. II, 52.
6. Genii locorum, Pitt. Ere. IV, 13. Gell Pompej. 13. 76. Winclt.
W. I. Tf. 11. Auch auf Gontomiaten, Eckhel VIII. p. 306. Vgl. Visconti
PCI. V. p. 56. Ueber die Darstellung des Genius publicus Amraian XXV, 2.
So in Statuen, Bronzen, MQnzen, Ant. Ere. VI, 53. 55. 56. Gori M. Etr.
I, 49. Der Genius Romae sehr verschieden, Stieglitz Arcbaeol. Unterb. If.
S. 156 ; sicber ist das bSrtige Haupt mit der Stirnhinde (G. P. R.) auf M.
der g. Cornelia. Oft mit dem Kaiser identificirt, Eckhel V. p. 87. Genius
Augusti PCI. Ill, 2. Galbae G. M. 670. Doch auch der genius Aug. als
Scblange, Boissard IV, 137. Besondre Arljeiter, geniarii, in Inscbr.
7. Die Lares (cinctu Gabino, Schol. zu Pers. V, 31, bullati Petron)
in hochgescburzten Tuniken, m\l ^vroig, §. 299. N. 7 k., und Sclialen oder
Kannen, um einen Altar, Bartoli Luc I, 13. 14. Ant. Ere. VI, 52. 54. 57.
Gori M. Etr. I. 96. Ill, 4, 1. Gerhard Ant. Bildw. 64. So die Lares
Augusti, Boissard IV, 68. Pta. IV, 45. [Guattani 1785. p. 33. Middleton
Ant. Mon. tv. 9. Caussei M. R. I, 2, 48. Hirt Tf. 26, 12. Mbntf. Ill,
1, 59. 60. Rasche II, 2. S. 1495.] G. di Fir. St. 144. vgl. 145-149. Die
Kinder mit der bulla gehen sie nichts an. Ueber die Pen at en Dionys.
I, 68 ; als bekrtnzte, bisweilen mit Dioskurenbilten vei^sehene Jiinglingsk()pfe
(D. PP.) auf vielen Familien-M.; auf den Denaren der g. Caesia sitzende
Junglingsfiguren mit Speeren, ein Hund neben ihnen, daniber Vulcans-
haupt (nacb Andern die Lares). Vgl. [Rasche III, 2. S. 825], Gerhard
Prodr. S. 40 fT.
8. S. Hirt S. 186. Tf. 16, 2. 26, 5 10. 26, 6. (Circus.) Visconti
PCI. V. p. 56. Der Isthmos wird sinnreich durch Ruder zu beiden
Seiten auf M. bezeichnet, Millingen Anc. Coins, pi. 4, 15.
le.
14. Menscbliche Thtttigkeiten und Znstftnd<
406. Unubersehlich ist die Classe der an die All^orie l
anstreifenden Personificationen menschlicher Eigenschaften und
Verhaltnisse; auch die Erfinder Romischer ]Munztypen, welche
die meisten darbieten, bedienten sich nur der Kunst von
jeher zustehenden Befugniss. Bei den Griechen ist vor alien 2
die der Athena verwandte und dadurch am meisten person-
Hche Nike , dann Hebe , Arete , Eirene (mit dem Plu-
666 Mythologische GegensUnde der b. K. [406]
tos), Eleutheria, Eunomia, Euthenia und verwandte See-
genswesen , Limos , Momos , Pone , Oestros , Palastra,
Agon, Polemos, Deimos und Phobos und andre gebildet
worden: doch mehr als den Hauptgedanken des Kunstlers
eriautemde Nebenfiguren in grosseren Darstellungen , und
weniger unabhangig fur sich, als in der Romischen Sinn-
3 bildnerei. [§. 385. A. 7. 388. A. 5.] Neben der allgemei-
nen Auffassung von Honor, Virtus, Concordia,- Fides, Ae-
quitas, Pudicitia, Victoria, Spes, Salus, Libertas, Pax,
schienen auch die besondern Beziehungen Constantia und Pro-
videntia Augusti, Concordia exercituum, Fides cohortium,
Spes Augusta, Securitas Augusta, Gloria exercitus, sae-
* culi, Romanorum u. dgl. darstellbar. Die Attribute sind
bier meist leicht zu deuten; das Fiillhom wird den meisten
Figuren der Art gegeben, indem alle guten Eigenschaften
dem Menschen zura Seegen gereichen; bestiramte Korperfor-
men und Stellungen charakterisiren nur wenige; bisweilen
werden auch alte Darstellungsweisen Griechischer Gotter sol-
5 chen allegorischen Figuren zum Grunde gelegt. Von durch-
gebildeter Gestaltung dieser [so wie auch der Griechischen]
begriflfsartigen Figuren zu festen Kunstformen lasst sich eben
deswegen, weil der blosse Begriff den Keim einer vollstan-
digen Anschauung nicht enthalt, wenig nachweisen: doch ist
die geschickte und geschmackvolle Anwendung der meist aus
fruher Zeit iiberlieferten symbolischen Ausdrucke immer noch
sehr zu preisen.
1. Hirt Tf. 12. 13. S. 103 ff. G. M. 355-362. Eckhel D. N. V.
p. 87 fif.
2. Ueber die i^ ike (besonders die scbOne Gassier Bronze) Boettiger
HaU. LZ. 1803. April. [Bbett. Kl. Schr. II. S. 173. Tf. 2.] Frflher flOgel-
los §. 334. A. 2, so auf M. von Terina, Millingen Anc. Goins pi. 2, 2.
ygl. p. 23. [Auch in Vasengem&lden hSufig ohne FlCigel. Ann. XYII.
p. 174.] Zahllose Niken mit Tropaeen, Schilden, Gandelabern, KrSLnzen,
Palmen, auf M., Lampen, in Pompej. Gem&lden; oft setzen sie Inschriften
auf Helme oder SchUde (Mionn. Descr. pi. 68, 3, auch Tischb. IV, 21).
Nike als Tropaeophor, PGl. II, 11. Ant. Ere. IV, 50. VI, 10. Oft auf
Wagen, Siegem die Zilgel filhrend. Nike pov&vrovaa in Gemmen Tassie
pi. 45, in Reliefs in MOnchen 214; Zo^a Bass. 60; L. 223. Bouill. Ill,
47, 2. Glarac pi. 224; Gomhe Terrac. pi. 24. 26. Statuen in Berlin;
L. 485. Glarac pi. 349. 636—638. Victoria von Mantua in Mailand aus-
[406] Nike, Hebe, Arete etc. 667
gestellt, Rumohr Reise in der Lombardei S. 137. Impr. d. I. lY, 7 — 9.
NIKH dem Zeus aber dem Alter libirend, Steckelberg Tf. 18. [Nike mit
Kerykeion dem Apollon Kitharodos eingiessend, Luynes Vases pi. 26, Ann.
XII. p. 257. NIKH mit Kerykeion, einem Krieger eingiessend, der zu seinem
alten Vater heimgekehrt ist, Gerhard Auserles. V. II. 150. £lite c^ranio-
graph. I, 91. NIKH einen Dreifuss krSlnzend, aus M. Pourtal^s pi. 6,
vgl. M. Blacas pi. 1; 92 N. libirend auf einen Alter, aus V. Goghill pi.
22, 2; 93 dessgleichen , ein Thymiaterion in der andern Hand; 94 eine
Tropaee errichtend , ^us Tischbein IV, 21 ; 95 dasselbe Elrurisch ; 97 N.
auf Quadriga vor einem Dreifuss, Plutos, Chrysos, eine weibliche Figur,
aus ^tackelb. Grab. Tf. 17; 98. 99. FlOgelfigur mit Kithar aus Laborde
II, 37 u. Tischbein III, 7 (37), zweifelhafl, so wie auch 100 u. noch mehr 96.
Die hen'liche Victoria des Mus. Brescian. tv. 38-40. Joum. des Sav.
1845. p. 533 fif. 6 F. boch, es fehlen nur drei Finger der linken Hand,
ehmals vergoldet nach einer Spur an der Hand, ein Olivenkranz war von
Silber eingesetzt, sie ist schreibend, wie die an der Tr^janssftule, die Stellung
bequem, das feinfaltige Gewand fast nachlfissig, die Leichtigkeit und Natflr-
licbkeit roeisterhaft, die Scbwingen gross. Die vergoldete Bronzestatue
gegen 4 F. hoch, auf der Mantuanischen Grenze 1830 gelunden, in Berlin,
woran LOcher zum Einsetzen der FlQgel spftter entdeckt wurden, Ann. XI.
tv. B, Urlichs p. 73.] Hebe bekleidet u. beflflgelt auf der Schale des
Sosias; bekleidet, mit Zweig in der L., mit der R. dem Zeus eingiessend,
Tassie pi. 22, 1306; sonst fast unbekleidet, mit Schale. Vgl. §. 351. A. 4.
(Europa), 411 (Herakles). Die Heben bei Hirt S. 92 sind wohl Niken.
Gegen die Fltlgel der Hebe Panofka M. Blacas p. 80. [Hebe geflClgelt den
Adler liebkosend, Schlichtegroll Gemmen Tf. 33. Winckelmann Kunstgesch.
IX, 3, 7 fObrt zwei Stoschische Steine und einen andern an, Hebe nackt
mit der Schale. Die Statue des Naukydes neben der Hera. Eris, Gerhard
Flflgelgestalten Tf. 2, 1—6. 8. 17 f.] Arete, s. §. 405. A. 3 und 411
(Herakles). Welcker Ann. d. Inst. IV. p. 385. nQoamnov *j1qbt^s an
einem Goldkranze, Athen. V. p. 211 b. Limos Athen. X. p. 452. Momos
als entkrSfleter Greis, Anthol. Pal. Plan. 265. Phthonos Tischb. 1, 57
(52 nach Welcker N. Rhein. Mus. I, 413. Evd^vfilag ayalfia in Hera-
klea von Dionysios, Memnon c. 5 Eirene von Kimon oder Timotheos
zuerst errichtet, nach Plut. u. Nepos. [Statue der Eirene mit Plutos im
Arm von Kephissodot in Athen. Paus. IX, 16, 1. Eirene geflflgelt, mit
Kerykeion, den kleinen Plutos tragend, Gerhard Auserles. V. II, 83. S. 15.
Das Kerykeion hat auch Eigijvr] Aoxgrnv auf M. der Epizephyrischen Lokrer,
80 wie auch Felicitas, Buonaroti Hedagl. tv. 18. p. 308. So auch Eirene
an einer Vasenzeichnung, die von Aristophanes auszugehn scheint (wie
eine andre von den Wespen, Bull. 1847. p. 103, und Xanthias vor Herakles
Gab. l^ourtal^s pi. 9 von den FrOschen), Vases Luynes pi. 30. Ann. XII.
668 Mytfaologische Gegenstande der b. K. [406]
p. 258. Die Eintracht (Horn on oi a) und die Freundschafl inalte Habron.
'Elev^fQia mit einem Kranze auf Gold-M. von Kyzikos, M. I. d. Inst I,
57 B 4. vgl. Ann. V. p. 279. Panofka, mit wunderlichster Beziehung auf
Liber. Evvofiia rflmanf, ein Demeter-fthnlicher Frauenkopf, Millingen
Anc. Coins 2, 10. Ann. d. Inst. II. p. 313. Ev^rjwia erne hingelehnte
Frau, auf eine Sphinx gestdtzt, Hohn u. Aehren in der R., auf M. von
AlexandrieUf ZoSga N. Aegypt. 10, 1. G. M. 379, als eine Frauenfigur mit
einer grossen Schale auf dem Relief von Thyrea, Ann. d. Inst. I. tv. C. 1.
ZmalnoXtg als Frauenfigur, den Gelas krflnzend, auf if. von Gela, Torrem.
32, 2. vgl. 31, 1, als ra&nnlicher Genius in Elis, Paus. VI, 20.25. Host a
§. 388. A. 5. Paedia §. 391. A. 5. Poene, Paus. I, 43, 7. vgl. X, 28, 2,
vielleicht bei Lykurgos §. 384. A. 6. Oestros Vases de Ganosa 7.
Palaestra Philostr. II, 32. "Aymv^q oder TlalalafutTa, Philostr. II, 32,
scbeinen die JQnglinge mit Karopfpreisen auf dem Relief bei Stuart Ant.
II, 4 vign., auch die in der Regel flOgellosen Knaben, welche die ver-
schiedenen Kampfarten zeigen, L. 455. Bouill. Ill, 45, Glarac pi. 187;
G. di Fir. 120; G. Giust. II, 124, und mit Kampfh^hnen sich vergnugen,
L. 392. Clarac pi. 200. vgl. 349. "Enctivoi als Flflgelknaben , Lukian
Rhet. Praec. 6.- Pbobos §. 65. Panofka Hyp. R3m. Studien 8. 245.
Deimos u. Phobos, in Rom Pallor u. Pavor, jener mit herabhftngendem,
dieser mit gestr^lubtem Haar, auf Denaren der g. Hostilia, G. M. 158. 159.
Polemos malte schon Apelles mit auf den Rucken gebundnen Hfinden.
Enyo (Beliona) auf M. der Bruttier u. Hamertiner, Magnani II, 4 ff.
rV, 36. Fama auf M. des Demetrios Poliork. mit Trompete und Lanze^
Eckhel N. anecd. 6, 9. Trompetenblasend. Stuart III, 9, 13.
3—5. Fides u. Honor (auf Familien-M.) haben den Lorbeerkranz,
Libertas denselben, auch den Hut, Virtus hat den Helm (Virtus Augusta
ein Amazonenartiges Gosttim), Triumpus auf M. der g. Papia Lorbeerkranz
u. Tropaeon, Pietas den Slorch (Pietas Augusta mit Kindern , die sich an
sie dr^ngen, aber auch, in anderer Bedeutung, als betende Frau); Pudicitia
(auch Concordia) den Schleier, Pax den Oelzweig (auch zQndet sie Waffen
an), Providentia deorum einen Auguiien-Vogel (Pedrusi VI, 36, 4), Aeter-
nitas hat Sol und Luna in den Hftnden (Morelli Vesp. 5, 31), Hilaritas
P. R. auf Hadrian's M. FGllhorn, Palme, Kinder umher (Pedrusi VI, 35, 4).
Die Annona wird sinnreich mit einem Kala(hos mid einem Getreideschiff
versehen, und trfigt die Roma auf der Hand, Pedrusi VI, 16, 2. Aequitas
u. Moneta haben, aus verschiednen Grflnden, die Wage. (Am Himmel ist
die Wage bloss als Attribut der Jungfrau als Dike und Zeichen des
Acquinoctiums in den Thierkreis gekommen, da lange die Scheeren des
Skorpions die Stelle ausfdllten. Umgekehrt stellt die Sache Hirt vor,
S. 112.) Die Securitas stfltzt sich auf eine Sllule oder schlSgt den Arm
[407] Alt-Italische Gutter. 669
Qber das Haupt (Zeichen der Sicherheit u. Ruhe). — Die Spes, verschieden
yon der El pis §. 398, 4, leise schreitend, mit der Blume in der Hand, im
alien Venus-GostQm, findet sich auf den M. seit Claudius (als Spes Augusta),
Pedrusi VI, 6, 16. Eckhel VI. p. 238. M. Ghiar. I, 20. [Eine ahnliche
Figur ist die Hesperide einer Metope des Theseion, Stuart III. ch. 1. pi. 14.
n. 18.] Anders ist die Spes in dem Relief Boissard IV, 130 als Verkunderin
rdcher Ernten gefasst, vgl. TibuU I, 1, 9. Die Salus u. Valetudo (auf M.
der g. Acilia) ist der Hygieia nachgebildet. Mitunter stehen aucb mehrere
Personen fiir eine Figur, wie die Temporum felicitas durch vier Knaben
mit den FrOchten verschiedner Jahrszeiten dargestellt wird, Buonarr. Med.
tv. 7, 9. Bossi^re M^d. du Roi pi. 15. Abundantia Race. 723. [§. 398.
A. 3.] Die sog. Mediceiscbe Statue des Scbweigens wird von Mongez,
M4m. de Tlnst. Nat. V. p. 150, mit Recht fQr eine Nation von einem
Tropaeon erklart.
16. AlMtalische Gutter.
407. Die den Italischen Volkem eigenthuralichen Got- i
terdienste enthalten sehr wenige Gestalten, welche original
Italisch sind und sich zugleich in plastischer Bestimmtheit den
Griechischen nahern. Wo dies den Schein hat, findet man 2
doch meist eine Griechische Kunstform zum Gninde liegend,
wie beim Janus uud Vejovis.
1. S. an andem Stellen Jupiter Anxur, Juno Lanuvina, SaAurnus,
Fortuna, Mantus, Silvan us, Vertumnus, Flora, Genius, Lar.
2. Janus auf M. von Voiaterrae mit zwei bSurtigen, aber auch jugend-
lichen KOpfen, und von Rom, mit zwei bartigen (auf den M. der g. Fonteja
mit keimendebi Barte), erst sp§t einem b&rtigen und einem jugendlichen
Gesicht. Janusherme, Impr. d. I. IV, 86. [Forchbammer in der Zeitschr.
f. die AW. 1844. S. 1074—77. Die Doppelherme in E. Brauns Ant.
Marmorwerken I, 3 erklart aucb K. F. Hermann Goetting. Anz. 1844.
S. 344 fur Janus.] Er ist Griechischen Doppelhermen nachgebildet, der-
gleichen man auf vielen M. Hellenischer StSdte findet, Athen. XV, 692.
vgl. Stieglitz N. famil. p. 30. VierkOpfig auf M. Hadrian's. S. Boettiger
Kunstmyth. 8. 257, besonders Qber den Schlussel des Jaiius. Vejovis
(Apollo nachgebildet) auf M. der g. Gaesia und Licinia, Stieglitz p. 36.
Etrusker I. Afl. II. S. 60.
Die angeblich Etruskischen Gottheiten bei Gori sind durehaus
unzuverl9ssig. Dea Vacuna Sabinoram, bei Guattani Mem. enc. VI. p. 29.
[Gerhard Ober die Gottheiten der Etrusker B. 1847 mit 7 Kpftf.]
670 Mythologische Gegenstande der b. K. [408}
16. Fremde, orientalische GOtter.
1 408. Die Masse der in den Griechisch-Romischen Cul-
tus aufgenommenen fremden G6tter hat, je nachdem die Pe-
node der Aufhahme fruher oder spater war, vorzuglichere
2 oder schlechtere Kunstwerke Griechischen Styls erzeugt. Die
besten wohl, nach dem Kyrenaischen Zeus Ammon, der Ale-
xandrinische Sera pis, ein Unterwelts- und Sonnengott^
dessen Bildung, ein undurchdringliches Gemisch von anzie-
hender Milde und einer geheimnissvoll schreckenden Gewalt,
3 den Charakter spaterer Religiositat sch5n reprasentirt. Die
Isisstatuen in dem Costum Romischer Isisdienerinnen,
mit der steifgefalteten Tunica, dem gefranzten und auf
der Brust geknoteten Obergewande und der Lotosblume, sind
4 selten vorzugliche Werke; die Horbs- oder Harpokrates-
Knaben, mit dem Zeigefinger auf dem Munde, dem Full-
5 horn im Arme, meist kleine Bronzen, Amulete. Die Sy-
rische Gottin, der Phrygischen Grossen Mutter ahnlich,
erscheint bisweilen in Statuen aus der Zeit der Syrischen
Kaiserinnen; andere Wesen des Naturdienstes der Semiti-
schen* Volker, die ihrer nationellen Abenteuerlichkeit nicht so
entkleidet sind, lassen sich nur in einigen imtergeordneten
6 Kunstwerken wiedererkennen. Der fur Asiatische Religions-
geschichte noch nicht ausgenutzte Schatz der Stadtemunzen
lasst auch die Hauptgotter Kappadokiens in hellenisirter
7 Form erkennen. Der Bilderkreis des Mithras enthalt
ausser der hundertfach wiederholten, den Phrygischen Tauro-
bolien naheverwandten Hauptvorstellung des Stieropfers noch
manche dunklere Darstellungen theils aus der mystischen
Geschichte des Gottes, theils aus dem mit Gebrauchen sehr
uberladnen Cultus, im Ganzen von der rohesten Ausfiih-
8 rung. Den Schluss bilden Compositionen , in denen der
Glaube der alten Welt seine Schranken zu sprengen sucht,
und dabei nothwendig aller gesunden Form entsagt, woraus
in Alexandrien die Abraxas-Steine, Denkmaler der pan-
9 theistischen Jao- Religion , in Rom die Panthea hervor-
gehen, in denen meist der BegrilBf einer weltherrscnenden For-
tuna die Vorstellungen aller andem Gottheiten verschlingt.
1. Hirt Tf. 11. S. 87.
2. Vgl. §. 158. A. I. Sch6ne SerapiskOpfe PGl. VI, 15. Bouill. I, 66.
[408] Aegyptische, Syrische, Kappadokische GOtter. Mithriaca. 671
mil Modius und sieben Strahlen; Bouill. I, 67 auf Gameen, M. Borb. IV, 39.
Serapis als ein Hades iiuf einem Krokodil, Passeri Luc. Ill, 73. Schlangen-
Serapis III, 70. Vgl. Guigniaut Le dieu Serapis p. 9. [Stehend Mas. Veron.
p. LXXV, 5. Sitzend, Erzfigdrcben aus Epirus, Specimens of anc. sculpt. I.
pi. 63. Zwei K6pfe Winckelm. W. IV. Tf. 5. 8. 437. Montf. II, 121.
Suppl. II, 42.]
3. Isisstatuen der Art, Montfaucon Suppl. II, 40. M. Nap. IV, 51. Glarac
pi. 307. 308. [986—994.] Isis mit dem Flflgelrock um die Lenden, L. 375.
GJarac pi. 306. Buste, PCI. VI, 16. Portratfiguren , M. Gap. HI, 81.
Barberinische Gruppe von Isis und Horus, jetzt in MQnchen 130, Hirt 11, 10.
Isiscult PGl. VII, 19. Pitt Ere. II, 59. vgl. Boettiger Isisvesper, Minerva,
Taschenbuch fdr 1809. ROm. Isispriesterin, mit nacktem Busen, in Gem-
men, Wicar IV, 6. Zahlreiche Beziehungen auf Isis- u. Serapis-Cult auf
ROm. M., besonders in Gommodus u. Garacallas Zeit, Eckbel D. N. VII.
p. 128. 213 ff. Vota pubiica aus Julian's und anderer Kaiser Zeit, mit
einem Julianus-Serapis , einer Isis-Helena, Eckbel VIII. p. 136. Isis sitzt
bier h^ufig auf dem Sirius, welcber nach Griecbischer Manier als Hund
(Aegyptiscb als Kuh) dargestellt wird; als Faria b^f sie Ofler ein Segel^
der Pbarus steht dabei. Der Kopfaufsatz der Isis kommt scbon auf M.
der Seleuciden von Antiocbos-Sidetes vor (Vandamme pi. 47). Vgl. §. 232. A. 3.
4. Harpokrates Montf. II, 105. 123. M. Gap. Ill, 74. Guper's Harpo-
crates. Besonders viel als Amulet, Montf. II, 105. 123. Mit Keule, Herakles
abnlicb, als Sempbukrates, z. B. Zoega N. Aeg. Impp. tb. 9, 4. Impr.
d. I. IV, 20. vgl. §. 436. A. 3. Horus-Eros in Gemmen. Impr. d. Inst.
II, 44. Auch Horus-Eros-Herakles trifft man vereinigt. A nub is Montf.
II, 128. Boissard VI, 78. Ganopus M. Gap. I, 82; G. di Fir. St. 57.
5. S. §. 241. A. 2. Ein Zeus-Belo^ auf M. Antiocbos des VIII.
Die sog. Buste des Hebon auf Gemmen, Millin P. gr. 45. Tassie pi. 36,
4179, ist gewiss eine Form des Baal. Aus der Babyloniscben Mythologie
stammt wobl die mit einer Fischhaut Qberzogne, einen Korb tragende
Figur auf einer Gemme (Wiener Jabrb. ABl. XXIV. S. 25. N. 5) und in
einem Relief des Wiener Antiken-Gabinets (Oannes?).
6. Die Enyo von Komana auf M. mit Strablenkranz, Scbild u. Keule,
Millingen Anc. Goins 5, 4. vgl. Gab. d'AUier de Haut. pi. 8, 4. Men
§. 400. A. 2. Auch Alexanders des Pseudomantis neuer Gott Glykon
ist durcb M. von Abonoteichos genau bekawit, Eckbel n. p. 383. vgl. die
M. von Nikomedien, Gab. d'Allier de Haut. pi. 11, 10.
7. Unter den zabllosen Scbriften fiber dieMitbriaca, nach Philipp
a Turre Monum. vet. Antii, gehOrt besonders hierher Zoega. Ueber die
den Dienst des Mithras betreffenden Kunstdenkm&ler, Abhandl. S. 89-^211,
g72 Mythologische Gegenstande der b. K. [408J
nebst Welcker's Anm. S. 394. Vgl. Creuzer Symbol. I. S. 728.' Tf. 3. 36,
bei Guigniaut pi. 26. 27. 27 b. Eichhorn,, Comment. Soc. Gott rec. 1814.
1815. Seel Mithrageheimnisse. 1823. Niklas Muller Mithras. Wisb. 1833.
V. Hammer Mithriaca. P. 1833. Glarac pi. 538 A.— 560. Das berflhmteste
dieser Bildwerke ist das im L. 76. Montfaucon Ant. expl. 1. pi. 217, 1.
Bouill. Ill, 47. Glarac pi. 204 mit der Inschrift va/icc espeaiov, aus dem
Gapitolinischen Spelaeon, demselben wabrscheinlich , welches 377 zerstOrt
wurde. Vgl. F. Lajard. Noav. Observations sur le gr. basr. Mithr. P. 1828.
[Ders. Sur deux basr. M. qui ont 6t6 decouverts en Transylvanie P. 1840. 4
mit 6 Tf. vorher zum Theil gedruckt in den Nouv. Ann. publ. par ia
Section Frang. de Tlnst. archil. T. II. p. 1. Sur une ume cin4r. du
Hus^ de Rouen das. II. p. 397—445 u. Sur un basr. Mithr. qui a ^t^
d^couv. k Vienne Ann. d. I. XIII. p. 170. tv. 36. Die demn&chst er-
scheinenden Recherches sur Mithra werden auf 105 Kpftf. gegen 800
Monumente enthalten.] Glarac Melanges p. 45. Andre PGI. VII, 7. Bouill.
Ill, 48. Glarac pi. 203. 204. Die Zahl derselben ist sehr gross, auch SQd-
deutschland, Frankreich, England, Ungam, Slebenbdrgen liefem deren
viele. Mithras Felsengeburt (Greuzer L S. 773.) Montf. I, 218. G. Giust
II, 62 u. in den Bildwerken des Mithraeon von Heddemheim, welche den
voIlstSndigsten Gyklus Mithrischer Bildwerke gew&hren, s. Habel, Annalen
des Vereins (§. 264. A. 2.) H. I. II. HI. [Greuzer das Mithreum von
Neuenheim bei Heidelberg 1838, auch in dessen deutschen Schr. 2. Abth. III.
S. 277. vgl. 526. J Die Bussungen und Prdfungen in den Seitenfeldem des
Heddemheimer und eines Tyroler Mitbi'as-Opfers. — Statuen Mithrischer
FackeltrSger, PGI. Ill, 21. VoUstandige Symbole des Gultus, Gemmae
Flor. II, 78.
8. Ueber die Abraxas-Gemmen besonders Macarii Abraxas — cum
comm. Jo. Ghifletii. Antverp. 1657. Prodromus iconicus sculptilium gem-
marum Basilid. de Musaeo Ant. Gapello. V. 1702. Passeri Thes. gemmanim
astrifer. T. II. p. 221. Bellermann drei Programme uber die Abraxas-
Gemmen. B. 1820. Dorow, Kunstblatt 1824. N. 105. Matter Hist. crit.
du Gnosticism e. Kopp's Palaeogr. T. III. Yon den eigentlichen Abraxas,
welche den Gott der uiiter Trajan und Hadrian entstandenen Sekte der
Basilidianer vorstellen (obgleich auch dies noch zu bezweifeln ist), unter-
scheidet Bellermann Abraxoiden unci Abraxaster, welche verwandte DSmonen-
Figuren und Vermischungen mit andern Gottheiten (Priap, Anubis) dar-
stellen. FClr den Zusammenhang der Abraxas-Gem men mit der Alexandrini-
schen Theurgie ist besonders die Stelle des Papyrus beweisend bei Reuvens
Lettfes k Mr. Ijetr. I. p. 24. [Morgenstem Qber eine noch nicht bekannt
gemachte Abraxas-Gemme, Dorpat 1843. Programm.]
^. Ein Pantheon (phallisch) schon auf M. Demetrios II.
[409] Abraxas und Panthea. Heroen. 673
von Syrien, Mipnnet V. p. 58; aucli auf M. der g. Plaetoria u. lulia.
Minerva Pantheos, Millin P. gr. 57. Bacchus Pantheus, in Inschriflen und
Auson. Epigr. 30. Tyche Pantheos oft auf Gemmen, vgl. Orelli Inscr.
21113. Auch die [wunderliche] im Grabe des Festus (§. 205. A. 5) ge-
fundne Bronze scheint eine solche. [Hirt Bilderb. II. S. 116. Tf. 13, 20,
Fortuna aus dem M. Rom. I, 31. 32. Brunck. Anal. II, 90, 28 Pan nach
dem Kopf, Herakles nach Brust u. Leib, Hermes nach unten (FussflQgel)
in Einem Leib.]
C. Heroen.
409. Die Festigkeit und Bestimmtheit individueller Cha- 1
rakteristik, wie sie an den Hauptgottern der Griechischen
Kunst wahrgenommen wird, erstreckte sich aucli uber die
Hauptlieroen. Wir vvissen, dass man auch diese in Griechi-
schen Kunstwerken nicht bios durch Attribute und Handlung,
sondem schon an der Gestalt und Bildung des K6rpers er-
kannte. Jetzt kennen wir indess nur sehr wenige Heroen, 2
fast keinen ausser Herakles, auf eine so bestimmt6 Weise,
und konnen auch kaum zu einer genaueren Kenntniss gelan-
gen, da statt der zahlreichen Bronzestatuen und Gruppen,
Werke der vorzuglichsten Kunstler, welche das Alterthum be-
sas&, nur Reliefs, und meist von Sarkophagen, wo der My-
thus mit besonderer Rucksicht auf den Anlass des Bildwerks
behandelt wird, und Vasengemalde uns vorliegen, deren
leichte und freie Zeichnung wenig von jener Charakteristik
zulasst. Man pflegt daher in der Regel nur nach dem In- 3
halt der Handlung, welche vorgestellt wird, zu deuten, wo-
bei oft die Wahl zwischen sehr verschiednen Heroenkreisen
bleibt. Die allgemeinen Veranderungen im Geiste der alten 4
Kunst ergriflfen auch die Heroenbildung ; namentlich wurden
die bartigen und gewohnlich voUstandig gehamischten Figuren
der alteren Bildner und Maler meistentheils durch jugend-
liche Bildungen, mit geringer Andeutung der Bewaflfnung,
verdrangt.
1. Hdchst wichtig und belehrend ist die Stelie in Plutarch Arat 3.
Kanonische Bildungen von Parrhasios §. 138, 2, und Euphranor §. 129.
A. 2, qui primus videtur expressisse dignitates heroum. Bei Philostratos,
Heroika, erscheinen die Heroengestalten durchaus bis in die feinsten
Zflge charakterislisch, vgl. §. 415. A. Auch gehen wohl die Signalemenls,
O. M a 1 1 e r 's Archaeolojrie. 4. Anfl. ' 43
674 Mythologische GegensUUide der b. K. [410|
welcbe die spHteren Pragmatlker, Dares, Diktys, Halalas, von den Heroen
geben, zuin Theil auf Biids&ulen zuruck.
% S. z. B. die vielen Heroenstatuen aus Bronze, welche Ghristodor
beschreibt; eine Anzahl davon scheinen zosammen eine grosse Gnippe
zu biiden.
4. Hyakintfaos am Amyklaeiscben Throne bMig, bei Nikias sehr
jugendlich, Pans. Ill, 19, 4. Eben so unterscheiden sich die Vasengem&lde
altem und spfitem Styls; die Volcentiscben haben meist bftrtige Heroen,
Ann. d. Inst III. p. 146. Ueber die vollstandige Rustung der alterthflm-
lichen Vasengem&lde Ann. d. Inst. III. p. 49.
1. Herakles.
1 410. In der hSchsten Potenz erscheint das Heroen-
Ideal ausgepragt in Herakles, der vor alien Hellenischer
Nationalheld war. Durch Anstrengung gestahlte und be-
wahrte Kraft ist der Hauptzug, den bereits die alt-Griechische
Kunst in ihren Bildungen andeutete, aber besonders Myron
und Lysippos zu einer Form entwickelten, die nicht mehr
2 iiberboten werden konnte. Schon in den oft iiberaus edlen
und anmuthigen Bildungen des jugendlichen Herakles meldet
sich dlese zusammengedrangte Energie in der gewaltigen Starke
der Nackenmuskeln (§. 331, 2), den dichten kurzen Locken
des kleinen Hauptes (§. 330, 2), den verhaltnissmassig klei-
nen Augen, der vorgedrangten machtigen Unterstim, und der
3 Form sammtlicher Gliedmassen.' Deutlicher aber tritt der
Charakter des Vollenders ungeheurer Kampfe, des muhbe-
ladnen (aerumnosus) litopriQoraTog xai aotarog] Heros in
^er gereiften Gestalt hervor, wie sie Lysippos (§. 129 A. 2)
mit besondrer Liebe ausbildete, in den aufgehugelten durch
unendliche Arbeit hervorgetriebenen Muskel-Lagen, den mach-
tigen Schenkeln, Schullem, Armen, Brust und Riicken, so wie
in den ernsten Ziigen des zusammengedrangten Antlitzes,
in denen der Eindruck, welchen Miihe und Arbeit gemacht,
auch durch eine voriibergehende Ruhe nicht aufgehoben wird.
4 Beide Gestalten lassen sich nun in einem fast unubersehbaren
Cyklus von Abenteuem und Kampfen nachweisen, und die
Entwickelung des Heros von dem schlangenbandigenden Kinde
aus durch alle Ereignisse des Lebens hindurch verfolgen. Fur
die besonders viel gebildeten Zwolfkampfe, deren Bestand
[410] Herakles. 675
und Folge sich zwar nie vollig gleichmassig feststellten, aber
doch eine gewisse fruh sanctionirte Ordnung durchblicken
lassen, bildeten sich zeitig gewisse b^iebte Darstellungsweisen,
doch fur manche auch mehrere, die nach Gegenden und Zei-
ten verschieden gebraucht wurden. Von der Unzahl andererp 1
Thaten findet man die Giganten-Erlegung besonders aufi '^
Vasen alten Styls; von dem mehrfach wiederkehrenden Ken-
taurenkampf kommen hier auch weniger bekannte Sagenge-
stalten vor. Die eigentlichen Kriegsthaten wurden weniger 6
Gegenstand der bildenden Kunst als der altern Poesie ; daher
auch nur in der altesten Kunst Herakles das gewohnliche
Heldencostiim trug, wie er es bei Hesiod hat, und dkgegen
schon seit fruhen Zeiten LQwenhaut, Keule, Bogen als" die
gewohnliche Bewaflfnung des Helden vorkommen. Andre 7
Seiten des Gharakters enthullt das Verhaltniss zur Omphale,
der Held im weiblichen , rothlich durchscheinenden Gewande
spinnend, die uppige Frau in heroischer Naktheit mit Keule
und Lowenhaut ; heitre Spiele von Eroten knupfen sich daran
an. Dann das vaterliche Verhaltniss zu dem von der Hin- 8
din gesaugten, wiederaufgefundenen Sohne Telephos, wobei
die Kunst, die den Gegenstand besonders in der Zeit der
Antonine behandelte, zum Theil andem Quellen gefolgt sein
muss, als der gewohnlichen mythologischen Erzahlung. Rei- 9
nigungen und Suhnungen, deren der leicht in Wuth gesetzte
Heros viel bedurfte, konnten nur angedeutet werden; es ist
aber wahrscheinlich , dass der kitharspielende Herakles aus
der Vorstellung des gesuhnten und besanftigten hervorging
(vgl. §. 359, 361).
1. Beger's Hercules ex antiquitatis reliq. delin. 1705 ist wenig zu
brauchen. GOthe Kunst u. Alterth. II, 1. S. 107—143. Gurlitt's Frag-
ment einer archaeol. Abhandlung fiber H., Archaeol. Scbr. S. 343. [Com-
ment. Societ. philol. Lips. II. p. 58—64.] Zur Kunstgeschichte des H. §. 57.
A. 2. 90. A. 2. 96. N. 14. 15. 19. 99. A. 6. 118. A. 2. 119, 2. 122, 4.
129, 2. — In Etr. Spiegelzeichnungen heisst H. (sonst Hercle genannt) Cala-
nice, d. I KaXXlvixog, Micali 36, 3. 50, 1. [Gerb. Etr. Spiegel II, 138. Sta-
tuen bei Clarac pi. 781— 804 B., KOpfe nacb MOnzen pi. 1007. n. 2798—2810.]
2. Junger H. des Ageladas, Paus. YII, 24, 2. ScbOne Statue
bei Landsdown Spec. 40. Kopf Brit. M. I, 46. [Specimens II, 42, colossal,
einer der besten]; mit zerschlagnen Obren Brit. M. II, 46. PCI. VI, 12;
g76 Mythologische Gegenstftnde der b. K. [410]
fihnlich M. Ghiar. 43. M. Nap. II, 32. IV, 70, zugleich mit einem mit einer
Tanie umwundenen Pappelkranz. Herrliche KOpfe auf Gemmen (H. Strozzi)
Braoci tv. 49. Lipp. I, S40. hnpr. d. Inst. I, 67. vgl. §. 412. A. 1. (The-
seus) ; auch auf H., wie auf denen von Kroton» wo er (§. 329. A. 7) auch
belorbeert (wie auf den Bruttischen, N. Brit. 3, 23) und fast nur durch
das kurze Haar und den Stiemacken von ApoUon verschieden erscheint.
H. jugendlich beim Dreifussraub , §. 362. A. 2 ; auf dem Relief 6. di Fir.
St. 104 beim LOwen, der Hyder» dem Eber, der Hirschkuh, dann bSrtig;
oft indess auch bei den Hesperiden, wie ihn Christodor 137 beschreibt.
Bronze des Brittischen Mus. H. jung mit Hesperidenflpfeln, Specim. II, 29.
H. ipifi^odQi^y vBViftSSfis, Clem. Al. p. 26. Pott, ctigva t'dneeyrj v. r. L
Phiiostr. V. S. D, 4.
. 4. H. Geburt? PCI. IV, 37. G. M. 429. H. von Hermes getragen
§. 381. A. 7. Die Saugung durch Hera, in Etrusk. Pateren, Bianconi
tv. 10. Erziehung PQ. IV, 38. 39. G. M. 431. 432. Der Schlangen-
kampf (Brunck. III. p. 209) in Statuen, worunter eine Florentinische
ausgezeichnet. Herausg. Winck. IV. S. 303. Meyer Tf. 23. vgl. Bouill.
HI, 16, 4. M. Borb. I, 8; eine Dresdner 250. Aug. 89 (nach Haae);
auf H. von Theben, Tarent (Millingen M6d. In. 1, 13. 2, 15) u. sonst;
in Gem&lden von Zeuxis, Plin. XXXV, 36, Phiiostr. d. j. 5. Ant. Ere.
I, 7. G. M. 430. M. Borb. IX, 54. Die Kftmpfe, i^loi^ im T. der
Athena GhaUdoekos, am Theseion §. 118. A. 2, am Olympischen T.
§. 119. A. 2, im Giebel des Herakleion zu Theben von Praxiteles, zu
AJyzia 'von Lysipp, auch in Pergamos, Brunck III. p. 209. Eine sehr
vollst9nd)ge Reihe der Heraklesk&mpfe geben die Vasen von Volci, Ann
d. Inst. III. p. 47. [Sehr viele in Gerhards Auserles. V. U, 93—148.
Ill, 183. 192. J. J. Dubois Catal. de la coll. Pancoucke 1835. Hera-
cl6ide n. 58—79. De Witte Catal. Durand 1836. n. 264, 332 (aus-
gew§hlte Vasen) und sp&tere Kataloge der Art. Gerh. Etr. Spieg. II,
125—168.] Zusammenstellungen M. Gap. IV, 61. Meyer Tf. 6 (in
Myron's Styl?); PGl. IV, 40. 41. 42; M. Borb. I, 8. 9; Zofiga Bass.
61—63; G. di Fir, St. 104; L. 469. 499. Bouill. HI, 50, 1. 2. Qarac
pi. 196; G. Giust. H, 135; Puranesi Vasi II, 75. vgl. G. M. 433-446.
453. Statuen von Ostia, H. mit Diomedes, Geryon, Eerberos und dem
Eber (nicht dem Dreifusse), PGl. H, 5—8. E. A. Hagen de Herculis labo-
ribus. Regim. 1827. [Vier unedirte Monumente mit den Tbaten des H. sind
Ann. XVI. p. 179 angemerkt, zwei Sai'kophage, eine Ara, von P. Decimius
Lucrio geweiht, u. ein BruchstQck jetzt im Lateran. Hierzu kommt noch
eine Sarkophagseite in V. Ludovisi mit neun Thaten und ein Sarkophag mi^
zehn Athleten u. Nebenseiten in den Marmi — nel paL Torlonia II, 2.] Die
gewOhnUchste Folge scheint ungeOhr (G. M. 453. Cap. PGL 42. L. 469):
L6we, Hydra, Eber, Hindin, Stymphaliden, Augeas, Stier u. Rosse, Geryoneus
[410] Herakles Gestalt^ KSmpfe. 677
u. Amazonen, Hesperiden u. Kerberos, womit die in Olympia u. am The-
seion (hier, wie es scheint, LOwe, Hydra, Hindin, Eber, Rosse, Eerberos,
Kyknos?, Amazonen, Geryoneos, Hesperiden) in den meisten Punkten \lber-
einstimmen. Vgl. Welcker Rhdn. Mus. I. S. 507. [Kleine Schr. I. 8. 83.]
Ueber den Lfiwen hergeworfen, auf alien Yasen, besonders M. Blacas
pi. 27. Micali tv. 89; [diese alte Composition der Tasen ist spftt Qber-
getragen in lebensgrosses Relief, in S. Maria sopra Minerva in Rom, E. Braun
A. Marmorw. II, 7; eben so in einer Eirche hinter dem Hymettus; von
gleicber GrOsse ist H. Isowoipovog an der Gartenseite des Palasts der
V. Medici;] ihn stehend erwurgend, altertfadmlich Gori M. E. I, 73, in
schOnem Styl am Theseion, in Statuen, M. Flor. Ill, 65, auf M. von
Herakleia, der g. Poblicia und sonst; uber ihm stehend u. ausruhend, in
Olympia. [I^we, Hydra, Stier, in schOnen Gompositionen, Gampana Opere
di plastica tv. 22—24, wovon mehrere Wiederfaolungen vorhanden sind.]
Die Hydra bek&mpft er mit der Keule, Pfeilen (s. Hagen), auch mit einer
Harpe, in den Metopen des Delphischen T. (Eurip. Jon 158. vgl. G^tt.
G. A. 1828. S. 1078), wie bei Millin Vases H. 75, wahrend Jolaos den
Krebs tOdtet. [Alte Vasen M. d. I. Ill, 46. Ann. XIV. p. 103. Eine auch
in der Bibliothek der Dominicaner zu Girgenti; von einem Fries in ge-
brannter Erde im M. Gregorianum zu Rom, in geschnittnen Steinen, die
Hydra, sechs-sieben-zehnkOpfig, nach alten Zeichnungen der Bibl. Cappon,
im Vatican n. 3103. fol. 7. 70. 72. Den Eber auf den Schultern tragend.
theils ohne Eurystheus (Liban. Ekphr. 12. Petersen de Lib. III.), theils
mit dem im Fasse steckenden Eurystheus (§. 48. A. 3), an Vasen, s. Mai-
sonneuve 66; Campanari Mem. Rom. II. p. 155. Panofka M. Bartold.
p. 69 f. Micali tv. 92; ebd. tv. 85. M. Pourt. 12; R. Rochette J. des
Sav. 1835. p. 217 f; in Wandgem. Pitt. Ere. Ill, 47, 1; in Reliefs
Qarac pi. 196, wo der Kopf des Eurystheus als eine Altar- Flamme ver-
zeichnet ist, auch am Theseion, wie es scheint. Auf der Arkadischen
Hindin knieend, §. %. N. 25. Die Stymphaliden (von deren Gestalt
Voss Myth. Br. 1 , 32) veijagt H. bald knieend (auf M. von Stymphalos,
Gab. d'Allier de Haut. pi. 6, 22), bald stehend (auch auf diesen M.)
mit Bogen, aber auch Keule. Den Diomedes erschlfigt er mit der Keule,
M. Antonins des Frommen von Alexandria, Mionn. Suppl. IX. pi. 8.
p. 24. H. Btierb&ndiger. Stackelb. Graber Tf. 14. (Theseus naoh
Stackelb.). Mit Geryoneus {lAPYFONEZ auf einer Vase von Volci,
Ann. d. Inst. V. p. 231) als dreifachem Hopliten kampfend. [De Witte
M4m. sur H. et Geryon. Nouv. Ann. de la sect Franq. de Tlnst.
archil. 1838. 1839. p. 107. 270.] Auf die AmazonenkOnigin den
Fuss setzend, am Theseion, auch in Olympia, wie es scheint. [Der
Augenschein lehrt, dass H. die auf den Leib geworfne Amazone unter
den Achseln mit den angeklemmten Beinen festhielt; das Fragment aber
678 Mythologische Gegenstftnde der b. K. [410J
ist missverstanden worden u. war 1841 in Paris im Abguss mit einem
andern falsch zusammengesetzt. Kunstmus. zu Bonn S. 160—162.] Mit
einer berittenen Amazone kampfend, auf Kaiser-M. Herakleias, Pedrusi
Vn, 32, 6. Auf Vasen von Volci kfimpfend H. besonders mit der Amaz.
Andromache. Den Kerberos zieht H. meist nach sich; anders an den
Vasen von Volci, R. Rochett'e M. I. pi. 49a. Die Hesperiden-Aepfel
von einer Jungfrau empfangend oder selbst abpflQckend , Vase des Asteas
von Paestum, Millin I, 3, eine and re von Bern. Quaranta herausgegeben,
Kunstbl. 1824. N. 6. vgl. auch Hancarv. I, 98. Auf Gemmen erschlSgt
H. den Drachen, die Hesperiden fliehn, M. Borb. VII, 47. Das Hesperiden-
and Atlas -Abenteuer verknQpfte der Kasten des Kypselos u. die Gruppe
des Theokles, Pans. VI, 19, 1. vgl. V, 17, 1, ahnlich wie Pherekydes.
Ueber Atlas §. 396. Atlas und die Hesperiden an einer grossen Apu-
lischen Vase, Gerhard Archemoros Tf. 2, andre Hesperidendenkm. S. 41.
[H. bdckt sich mit einem Kfirbchen vor dem Baume erwartend, dass ihm
die Aepfel hineingelesen werden; Hermes, Jolaos; Amphora bei E. Braun;
Gerhard le vase de Midias B. 1840. pi. 2. S. 41. 76. Zo6ga Bassiril. IL
tv. 64. Mosaik §. 322. A. 4.] H. mit Antaeos, Bruiick III. p. 210.\/\/
Gruppe in Florenz, Mafifei Race. 43, Fragment von Aquileja, Wiener Jahrb.
XLVm. S. 101. Tf. I, 1, in Volci M. I. d. Inst. I, 26, 2. [? Mus. Gregor.
II, 16, 2a. Antaeos, ehemals »Gacus<.] Grem&lde, Nasou. 13, Gemmen.
besonders viel Kfimpfe auf M. von Perinthos; auch (n. 273. Mionn.) der
mit der Echidna, vgl. Zo^ga 65. • *
5. GigantenkampF auf dem Kasten des Kypselos, Paus. Ill, I
18, 7. Alkyoneus Tod §. 397. UTS, 15. H.' 458. 459. IClIingen Div. 31.
Ann. d. Inst. V. p. 308. Kentaurenk&mpfe in Statuengruppen , M.
Flor. Ill, 00, auf Vasen von Volci, Micali tv. 95, und andern, G. M. 438;
Hancarv. II, 124; Millin I, 68: Moses I; Millingen Div. 38, woDexamenos
gegen die gewdhnliche Fabel ein feindlicher Kentaur ist. H. tOdtet einen
Kentauren Inipr. d. I. Ill, 66. Die Geschicbte mit Nessos, in ^Itester
Malerei, H. et Nessus, peint. d'uu VaSe de Ten6e, Progr. Athen. 1835. 4.
Zeitschr. f. AW. 1836. S. 1157. Philostr. d. j. 16, eigen behandelt in
einem Pompej. Gem&lde, M. Borb. VI, 36; die geraubte Deianeira auf
Vasen, G. M. 456, Reliefs, Bnt. M. 11, 15; Deianeira von H. getragen,
Etr. Spiegel G. M. 457. [Gerhard Etr. Spiegel II, 159. vgl. 160. Volcenter
Vasen Gerhard Auserles. V. If, 117, 1. Cab. Durand n. 321; Gerh. II, 3,
auch bei Micali tv. 75-78; Deianeira den kleinen HYAAOS auf dem
Arm, Herakles, Athene u. Oeneus. Gerh. Tf. 116.] H. das Fass des
Pholos 6ffliend, auf der Vase G. M. 439. vgl. Micali tv. 99, 6; SUckelb.
Graber Tf. 41; [drei andre VasengemSlde, Gerh. Auserles. V. If, 119. 120]
auf Gemmen, ebd. tv. 116, 7, unter den Kenlauren trunken, in Volci.
Kampf mit Ache loos (Gruppe des Dontas, Paus. V, 17, 1. VI, 19, 9)
^410] Herakles Abenieuer. g7g
•
% 403. A. 2- Millin Vases II, 10. vgl. Philostr. d. j. 4. [Vase von Gir-
genti §. 403. A. 2. Eine von Sam. Birch in den Transact, of the Soc.
of litter. Sec. Series I, 1843. p. 100-107 u. von Gerh. Auserles. V. II,
115 edirte Vase hielt Millingen fClr einen Betrug. Mit dem Leih eines
Triton ist ein Menschenkopf mit einem Horn als Acheloos verbunden.l
Mil Triton kfimpfend, auf Vasen von Volci, Welcker a. 0. S. 521.
vgl. §. 402. A. 2. H. eine Meergottheit, Nereus oder Proteus befragend
vor dem Raub der Aepfel, Impr. d. I. HI, 17. [Bull. 1833. p. 88.
Herakles u. Triton V^elcker Kl. Schr. I. S. 84. M. Gregor. II, 44, 2,
Vase von Vulci 1835; Gerh. Auserles. V. II , 111, Gab. Dur. n. 302,
jetzt Cab. Pourtal^s n. 196; Hydria Pizzati, Bull, de TAcad. de Bruxelles
XI. p. 407 edirt von Roulez; Lekythos aus Agrigent. 1833 gefunden,
Politi Lettera al Sgr. Hillingen Palermo 1834; bei Baseggio in Rom 1841.
IL u. Triton, Rv. zwei Nymphen je mit eineija Delphin; bei demselben
•Rv. Dionysos u. Ariadne, Apollon, Artemis, Hermei^; u. noch grandioser
H. Triton, Athene u. a. Figuren; ein schOnes Exemplar bei Gav. Gam-
pana in Rom 1845; eines im Museum zu Neapel, der Seegott in zwei
Schlangen u. zwei Hunde ausgehend, von dem beschildeten und be-
schirmten Herakles angefallen, darClber Daedalos u. Ikaros, Rv. Perseus;
eines in Wien , Arneth das k. ' Milnz- u. Antiken-Cab. S. 14. n. 77. •
Auch NEPEYS heisst der mit HEPAKAEZ ringende Gott, dabei steht
Proteus Oder Poseidon mit Scepter u. weissem Haar u. AM^ITPITE. '
Notice d'une coll. de vases peints — de feu le Pr. de Canino P. 1845.
p. 7. n. 11; fthnlich n. 8, u. halb Mensch, halb Fisch, wie Triton, ist
NEPE auch allem, M. Blacas pi. 20 u. mit den Nereiden M. d. I. I, 38.
vgl. 0. Jahn Archaeol. Aufs. S. 64 f. Minervini Bull. Napol. IV. p. 88.
113. Einschlagige Vasen verzeichnet Gerhard Auserles. V. II. S. 95.
Not. 12. Nereus in menschlicher Gestalt mit H. ringend, Gerh. Tf. 112.
113. S. 99, Gab. Durand n. 304. 305. H. den Seegott bewaltigend in
den Friesen von Assos M. d. I. Ill, 34, auch in Fellows Asia Minor
p. 48.] Mit dem Seeungeheuer der Hesione §. 322. A. 4. Mit den
Hippokontiden (Ligurem nach Zo6ga) PCI. V, 15. Vor Ilion §. 90.
A. 3. Mit Kyknos §. 99. N. 6. 175. A. 2. Vase von Vulci Bull. 1835.
p. 163. [Gerh. Auserles. V. II, 121, zugleich mit einer andem]; Bull.
1837. p. 89, [die eine der bier beschriebenen bei Gerh. Tf. 122. 123;
«ine Nolanische Tf. 124. Andre im Museum Gregorianum, in dem zu
Syrakus u. an vielen andem Orten. Eine Sammlung von Zeichnungen
bei E. Braun.] Mit Bus iris (im Geist des Drama Satyrikon) Millingen
Div. 28, mit vortrefiflicher Zeichnung der Aegyptier an einer Volcen-
tidchen Vase, Micali tv. 90; von zwei andem Vasengem. Panofka Hyp.
ROm. Studien S. 296. [Berl. Vasen n. 1763 u. a.] H. Buzyges,
Erbachsche Vase Ann. VII. p. 93. tv. C2 (Creuzer). H. u. Pallas
ggO Mythologische Gegenstfinde der b. K. [410]
beim Ungeheuer, Helios nach Stackelberg, Gr&ber Tf. 15. H. voran, Pallas
zu Wagen, bei einem Dreifuss [wie Eos §. 400. A. 3], das. Tf. 15, Rack-
gabe des Dreifusses nach Stackelberg??. H. vor dem Lustralbrunnen
Impr. d. I. Ill, 19. 20. [H. treibt einen Slier indem er ibn mil einem
Pfeilbundel schlSgt wie Eros bei Tbeokrit 29 den Eber, em Baum, Vasen-
gemalde BuU. 1842. p. 187. An einer schOnen Kylix des Hr. Joly de Bam-
meviUe in Paris H. der die Weinreben packt, mil solcher Gewalt, dass
sie die Warzeln nach ohen kehren, gegenCiber H. der den Syleus wfirgt.
Auf dem Boden eine Dime mil Kanne u. Schale vor einem Altar.
6. In alten Holzbildern erschien H. gehamischt, Strabon XV, 688.
vgl. §. 77. A. 1. Am Kasten des Kypselos erkannte man ibn an seinem
gewOhnlichen <fx^t^'''i §• ^7. A. % womit auch das Schwert, Pans. V, 18, 1
nicht streitet, das in mancben Vasengem. (M. I. d. Inst. I, 26, 10. Tischb.
II, 20.) [Micali Iv. 90. 100, 2. 3. Laborde II, 22. Politi sulla tazza dell'
amicizia, 1834] mil dem sonst gewfihnlichen GostCim verbunden ist, wie
auch der Boeotische Schild §. 99. N. 6. Der Bogen des H. ist der doppelt
ausgebogene, Skythische (die naXlvrova To|a Aeschyl. Ghoeph. 159),
Passow in Bdttiger's Arch. u. Kunsl S. 150. Die LOwenhaut ist besonders
in Etr. Bronzen nicht bios mit den Vordertatzen flber der Brust, sondem
•auch mit einer Schnalle Clber dem I^eib "befestigt, Hicali tv. 35, 6. 14.
7. H. u. Omphale, Farnesische Gruppe, Neapels Ant. I. S. 24.
Gerhard's Ant. Bildw. I, 29. M. Borb. IX, 27. Relief G. M. 453. Der
spinnende H. in der lAosaik §. 322. A. 4. G. M. 454; von ahnlichen
Gem^den spricht Lukian de hist, consa-. 10. Ueber die Gassier Statue
Bouill. II, 8. V6lkel in Welcker's Zeitschr. S. 177. 'h. von Omphale
gekammt, G. M. 453**. Omphale im Costflm des H. auf M. von Sardis,
in Gemmen. Julia Domna als Omphale, Guattani Mem. enc. V. p. 120.
[Grosse Statue der Omphale in diesem Costum bei Vescovali in Rom.]
Kopf der Omphale? L. 193. M. Frang. Ill, 11, auf vielen Gemmen, s. be-
sonders G. di Fir. V. tv. 27. H. u. lole? beruhmte Gemme des Teu-
kros, M. Flor. II, 5. G. di Fir. V, 26^ 1. G. M. 455. [Jul. Minervini
il mito di Ercole e di loIe Nap. 1842. 4. vermuthet in einem Pompej.
(Jemalde. R. Rochette Peint. de Pomp. pi. 7. p. 91—107. Gavedoni im
Bull. Napol. II. p. 53. E. Braun Bull. 1842. p. 185. Auge versteht mit
Panofka 0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 233.] H. von Eros geb^ndigt,
§. 129. A. 2. Alterthumlicher behandelt, Lipp. I, 282. G. di Fir. V,
6, 4. Wicar II, 23. H. bringt Eros (Epeur) gefangen vor den Thron des
Zeus, Etr. Spiegelzeichnung, M. I. d. Inst. II, 6. Eroteh mit H. WafTen
spielend, G. M. 472* u. oft. Eros-Herakles L. 265. 297. Bouill. Ilf,
10, 1. 3. Clarac pi. 282. Millin G. M. 482**. Der §og. Ptolemaeosr
Auletes, ein Herakles zu Kos, in weiblichem GostQm, nach K5hler Descr.
d'une am^thysle. 1792.
[411] Herakles Abenteaer. ggl
8. H. u. Telephos (nacb Visconti, Alas nach Winck.) in der
sch6neu Gruppe Race. 5. PGl. n, 9. BouiU. II, 3. Qarac pi. 302. ygl.
Bescfar. Roms II, II. S. !227. [Das. S. 154] und Gerhard A. Bildw.
Tf. 113, 1 in Basr. H. mil Telephos auf dem Arm u. Bacchus. Andre
Gruppen L. 450. Bouiil. II, 2. Guattani M. L 1788. p. XXIX. [H. mil
dem kleinen Telephos auf der Hand, u. der Hirschkuh zu seinen Fussen;
fthnlich eine ganz kleine Statue im Antikenkabinet zu Wien.] Gaetano
d'Ancora Illustraz. del gruppo di Ercole colla Genra scoperta^in Pompei
nel 1805. An einem Athenischen Denkmal, M. Nan. 190. vgl. Paciaudi
Hon. Pelop. Epim. §. 3. Eckhel P. gr. 26. 27. 8ch5nes Gemftlde der
Wiederauffindung des Tel. Pitt. Ere. I, 6. G. M. 451. M. Borb. IX, 5.
▼gl. VIII, 50. M. von Pergamos, Chois. Gouif. Yoy. pitt. II, 5, 3, Midaeon,
Yaillant De Camps p. 63, Tarsos, G. M. 450, des Antonin Pius §. 204.
A. 3. Antonini Imp. Ill, 67. Der Adler dabei wie in dem Wandgem^de.
Telephos allein als Kind unter der Hirschkuh, auf H. von Tegea, Gab.
d^Allier de Haut. pi. 7, 2; als Jtlngling, Dioskurenartig, mit der Hirsch-
kuh an der Halle von Thessalonike. Auffindung, M. von Gorme, MQnchner
DenkschT f. Philol. I. Tf. 3, 2. [0. Jahn Telephos u. Tioilos, Kiel 1841.'8
und Archaeol. Au&. 8. 160—180. Telephos an der Hirschkuh u. H.
Gampana Opere di plastica tv. 25. Da in dem schOnen Relief Visconti
Mon. scelti Borghes. II, 9. 0. Jahn S. 62 eine Dienerin das eingewickelte
Kind der Auge auf den Schooss legt, so kann dahin auch das GemlUde
der Titusbftder bei Thiersch Veterum artif. op. tb. 1 gedeutet werden
nach Panofka Hall. LZ. 1836. Aug. S. 490-92, wo Auge als Priesterin
bekr^nzt ist, obwohl das Motiv des Schwungs, den die Magd sich giebt,
dunkel bleibt. Auge in Mysien, Auge, Tbeuthras, Aphrodite, Gerhard
Etr. Spiegel II, 169 u. s. w.] H. Sohn, Glenos, auf einer Vase von
Volci, s. Gommentat. Soc Gott. rec. VII. p. 102.
9. Auf den M. von Kroton sieht man H. sich expiirend, und beim
Wein ausruhend, s. Dorier II. S. 449. H. in reuiger Trauer wegen der
Raserei, Gemftlde des Nikaearch, Plin. XXXV, 40, 36. In Delphi ge*
sQhnt? Laborde Vases I, 34. Auf der alten Vase Lab. II, 7 hat Athena
dem H. die Keule genommen, und er steigt kitharspielend eine Stufe
hinan. H. Kitharodos, oft in Volci, mit Athena, auch Hermes und
Dionysos, Micali tv. 99, 8. Ann. d. Inst. III. p. 135. Auch Passeri Luc.
II, 6, auf Gemmen M. Flor. II, 44, 2. Lipp. Sappl. 335. 336, und unter
den Musen von Ambrakia, §. 393. A. 2. G. M. 473. *HpaKl^ toj Mov-
tfayeriy, Relief, Boissard IV, 63. [Im Gymnasium H. und die Musen
verehrt nach Inschriften.]
411. Eine neue Reihe von Herakles- Vorstellungen er- i
offnet der Oetaische Scheiterhanfen (dessen Leiden gewiss hochst
682 Mythologische GegensUnde der b. K. [411]
selten zur Darstellung kamen) und die Apotheose. Man sieht
den Helden in schonen Vasenbildem durch die ihn beschutzen-
den Goiter auf einer Quadriga vom Scheilerhaufen empor
nach dem Olympos gefuhrl, gewohnlich jugendlich, indem
die Verjungung zugleich mit der Apotheose eintritt, und im
2 Olympos mit der Jugendgottin, Hebe, selbst vermahlt. Eine
andre Vorsteliungsweise lasst Herakles zunachst in den Thia-
sos der Bacehischen Begleiter eintreten, und scherzl mit dem
Gegensatze des gewaltigen und ungefugen Heros, und seiner
3 muthwilligen Gesellen. Einen solchen im behaglichen Zwi-
schenzustande ausruhenden Herakles stellte auch das beruhmte
Meisterwerk dar, der Torso von Belvedere, dessen Stellung
ganz mit der des unter den Satyrn ruhenden Helden uber-
ein kommt. Herakles ruhte hier auf dem rechten Arme,
worin er wahrscheinlich den Skyphos (§. 299. N. 7 d.)
hielt, imd hatte den linken uber das Haupt geschlag^n; ein
seeliges Behagen hat sich uber die Muskeln des erhabnen
Korpers ergossen, ohne das Geprage der hSchsten Kraftfulle
4 zu verwischen. Den Spielen Dionysischer Festlust folgend,
behandelte auch die Kunst den Herakles gern komisch ; seine
Abenteuer mit Pygmaen und Kerkopen gaben dazu die beste
5 Gelegenheit. Den Gultus des Kerakles bezeichnen sein Opfer-
thier, der Eber, auch der Herakleische Skyphos, in gewisser
Beziehung kommt ihm auch das Fullhom zu. Dabei wird
er gern mit niedern Land- und Feldgottem zjisammengestellt
(§. 402, 403, 1), denen er auch in einer niedern Form
seiner Bildung, wobei das Derbe und Rauhe seines Wesens
6 hervortritt , ziemlich nahe steht. Die allegorische Fabel von
Herakles am Scheidewege ist dagegen fur die Kunst nur von
geringem Belange.
1. Ein leidender H. (H. babitu Oetaeo?) [solo eo habitu Romae]
soil im Barberinischen Pallaste sein; ein Kopf von solchem Ausdrucke in
Oemmen, Spenoe Polyro. pi. 19, 3. Lipp. Suppl. II, 491. [SchOne jugend-
Ijche BOste mit leidendem Ausdruck Galer. di Firenze III. tv. 117.] Ueber
die Apotheose Boettiger Hercules in bivio p. 37. Relief am Amyklaeischen
Thron, Pans. III. 18, 7. Gemalde Artemon's, Plin. XXXV, 40. SchOnes
Vasengem. bei Gerhard, Ant. Bildw. 31. vgl. Welcker, Hyp. ROm. Studien
S. 301, Nike kutschirt, Hermes leitet, Apollon bewillkommnet, Poeas
nimmt den KOcher hinweg, eine Nymphe lOscht die Pyra, wie sonst der
[411] Herakles in gfittiicher Gestalt 683
Bach Dyras. H. auf Athena's Viergespann emporf ahrend , auf mefareren
Vasen von Void, Ann. III. p. 151; sonst Millingen Div. 36; G. M« 462;
Moses pi. 69; [de Witte Vases peinls de TEtrarie n. 96, darunter der Scheiter-
haufen, den die nuQd^ivoi 6ft§QO(p6QOL Arethusa u. IIPEMNOZIA aus-
Idschen.] H. jugendlich den Trank von Hebe eropfangend, Relief Guattani
M. I. 1787. p. 47. H. im Kreise mehrerer GOtter der Hebe vorgestellt,
auf Etr. Spiegeln, z. B. Micali tv. 49. Hebe mil Hera u. Athena der
Quadriga des H. entgegenkommend, in Volci, Ann. III. p. 152. Olympische
Hochzeit des H. und der Hebe (aber mit der rUthselhaften Inschr. 10 AB
R. Rochette M. I. p. 271), herrliches Gem^de eines grossen Krater von
Nola in Berlin. [Apotheose des H. Berliner Vasen n. 1031, Kylix
von Tarquinii, Gerhard Trinkschalen Tf. 5. u. n. 1708—1711.
Amphoren; Dubois Vases PaRcoucke n. 79; Auswahl Lucian Bona-
partischer Vasen Archaeologia L. XXIII, Nike zur Rechten des H.
unter einer S^ulenhalle, der Pforte des Olymp, ihm einen Kranz reichend,
links Zeus mit geflugeltem Blitz, Rv. Quadriga von einem gekr^nzten
Weibe gelenkt, ein andres mit Becher und Laute; im Museum zu
Neapel aus Ruvo. H. auf der Quadriga in den Olymp gefilhrt, Rv.
Gefecht; Vasi Feoli n. 18. H. mit Athene auf der Quadriga, geleitet
von ApoUon mit der Hindin, ohne Bogen, Rv. Dionysos mit zwei Satym;
n. 19. Amphora aus Vulci, dasselbe nebst einer dem ApoUon entgegen-
tretenden Figur; Mus. Etr. n. 1635, Micali Storia tv. 89 zu den FQssen
des gelagerten H. (im Olymp) AAKMENE, Alkmene im Olymp Gerhard
Studien I. B. 304. Not. 6. Sehr zweifelhaft scheint Gerh. Trinkschalen
Tf. 5. Alkmene und dass sie, die vom Sohn eingefQhrt werden mOsste,
den Zeus um dessen Aufnahme bitte. Vase des Python Nouv. Ann. de
ri. Millingen T. I. p. 487. pi. 10, Alkmene auf dem Scheiterhaufen , an
welchen Amphitryih u. Antenor Fakeln anlegen, oben in Halbfigur Zeus
u. Aos, diese alle mit Namen, u. zwei Hyaden, die aus ihren KrQgen
Strdme ausgiessend die Flammen auslOschen, w^hrend zwei Blitze auf den
Boden gefahren sind von Zeus, der so Alknienen der Unsterblichkeit be»
stimmt, wie er sie auch durch Hermes aus dem Grabe stehlen lllsst.
Drum streckt sie ihre Rechte nach oben empor. Rv. Dionysos zwischen
zwei Maenaden und Semele zwischen Satyr u. Silen.J
2. So das Farnesische Relief (2k)§ga 70.' Corsini Herculis quies et
expiatio in Fames, marmore expressa), dessen Sinn offenbar der ist: Im
58. Jahre der Hera-Priesterin Admete wird H. apotheosirt; er empf^ngt
durch die Priesterin aus Hebe's Hand den Trank der Unsterblichkeit (auf
diesen Trank ist auch Gerh. Ant. Bildw. I, 47 zu beziehn), und gelangt
nun als nvanavofihvog zunflchst in die Kreise der Bacchischen Damonen.
Sonst sleht man H. im Bacchischen Thiasos *schon auf den Vasen von
Volci, wie an der Tazza bei Zo€ga 71, 72. In Bacchischer Pompa neben
584 Mythologische Gegenstande der b. K. [^^U
Dionysos auf dem Wagen, PCI. IV, 26. Woburn Marbl. 6. Unter
Satym flOtenspielend, Laborde II, 11. Bei Gastmal mit Dion, und Ariadne.
Hillin Vases I, 37. Trinkkampf mit Dion, auf einer goldnen Schale des
Gab. du Roi, G. M. 469. Zechend ZoSga 68. PGl. V, 14. M. Worsl. I, 2,
in altertbamlichen Gemmen, Impr. d. Inlt. I, 17 ff. Ill, 2t ff. Segel dabei
(Andeutung der Fahrt fiber den Okeanos?) Trunken (Brunck Anal. III.
p. 210), Impr. d. Inst. II, 29; hinsinkend, Zo6ga 67. Gerh. Ant. Bildw.
I. 30. vgl. Neapels Ant. S. 59. Statuette von Velleja, M. I, ,d. Inst I, 44 c
vgl. Lopez, Ann. IV. p. 71. Auch Pitt. d. V. Negrani. vgl. §. 386. A. 3.
H. Kopf mit Epheu bekrSnzt, G. M. 470 [mit Weinlaub, Herme, Brit.
Mus. II, 46.] Als der gastliche Heros die Recbte hinbaltend, Se^iovfisvog,
in vielen Bronzen, G. di Fir. St. 113. 114. Ant. Ere VI, 20. H. trunken.
Bronze aus A^tolien Spec. II, 31. 32. H. mit einem Heros auf einem Etr.
Spiegel, Iscr. Perug. T, I. tv. 5. n. 1, Bull. 1830 p. 163. 1836 p. 41.
3. Rube des H. schon auf Vasen von Void, Ann. III. p. 152.
Man sieht ibn hier beim Mahle liegend von Athena beki-SUizt, Hermes und
Alkmene dabei , Micali tv. 89. Die Stellung auf dem EUenbogen schreibt
Lukian Lapith. 13. 14. dem H. bei Pholos zu. — Torso PGl. II, 10.
Bouill. II, 4. Race. 9. vgl. Winckelm. I. S. 267. Beschr. Roms II, D.
S. 119. Zur Zeit Julius II., im Gampo del Fiore, wo das Theater des
Pompejus stand, gefunden. Ueber die Inschr. u. den Meister §. 160.
A. 5. [R. Rochette in den M^m. de TA. des insc. XV, 1 und in seinen
M6m. de Numism. et d'Antiqu. 1840. p. 120—166. Conjectures sur le
groupe ant. dont faisait partie le torse de Belved. nimmt Auge als zu-
geh5rige Figur an, vgl. 0. Jahn Ztschr. f. AW. 1843. 8. 857. Far H.
und lole nimmt Minervini die Gemme des Teukros, mito di E. ed lole
p. 32 — 36. Der Bildhauer Jerichau, der vor wenigen Jahren einen
ahnlicben H. arbeitete, behauptet, gewisse Muskeln eriauben nicht einen
erhobenen Arm und also eine Gruppe anzunehmen. Dies kommt der
Vermuthung Heynes zu Statten §. 129.. A. 2, d.] Von' dieser • ewigen
Rube unterscheidet sich sehr die unmittelbar nach der Arbeit, §. 129.
A. 2. — Aehnlich der H. invictus, Bojssard 111, 103. Jene gOttliche
Klarheit charakterisirt auch mancbe K5pfe, besonders die mit derge-
wundenen Haarbinde, wie den Bouill. I, 71. (Here, victor genannt).
Grandioser H.-Kopf Lipp. .1, 247. Suppl. 312. Zeusartige Statue des
Herakles, Bronze, die Augen von Silber, in Bavay gefunden, s. Qu. de*
Quincy, Ann. d. Inst II. p. 59. M. I. I, 17. Specim. II, 33.
4. H. unter Pygmaeen, Philostr. II, 22. Zo6ga 69. Selbst
Pygmaee (Sophron's "HQvXlog) und mit Kranichen kampfend. Tischb.
II, 18 vgl. 7. MiUin I, 63. 72. M. Pourtal^s 8. Pygmaeen-Kampfe
oft auf Vasen , auch von .Volci und Tarquinii. Die Pygmaeen wei'den
auf den Vasen genau so wie bei Ktesias Ind. 11 dargestellt. Kerkopen-
1412] Herakles in g6ttl. Gest. Attische Heroen, Theseus. gg5
Abenteuer §. 90. A. 2. [Drei Vasengemalde s. Ober den epischen Gyclus
^. 409 f. Ein andres Cab. Durand n. 315 bei Gerhard Auserles.
V. U, 110; ein neuesftes Bull. 1843. p. 65. Sdiwarze Figuren auf gelbem
Orund, die Kerkopen lang u. schmftchtig, die Haare h&ngen lang nach
nach unlen.] Millingen Div. 35. [?] Tischb. HI, 37. [?] Durch Phlyaken
dargestellt, Hancarv. Ill, 88. (Doner IL S. 457.) Vgl. Boeltiger Amalth.
in. S. 318.
5. H. mit Zeichen seines Dienstes, PGl. IV, 43. G. M. 480. (Fronton
eines kl. T. bei Tibur); Ghiar. I, 21. Altar mit Attributen des H. Gerh.
A. Bildw. Tf. 114, 1—4, H. ruhend an Saulencapitaiern IW, 5. 6,
Hermes bringt dem H. und der Athena eine Sau zum Opfer. Das. Tf.
86, 1. Unter LandgOtlern Bouill. Ill, 70, 1. H. als Aufseher yon Rinder-
heerden, Winck. M. I. 67. Hercules Placidus mit dem Fullhorn (vgl.
Photios Bibl. Coisl. XVH. p. 347), Pan neben ihm, Boissard IV, 71. Mit
Fallhom, PCI. II, 4, es Zeus reichend, G. M. 467. Zeus [Pluton] mit
FQllhom tragend 468. Ihn fiber das Wasser tragend, von Hermes ge-
ffihrt, Gori M. Etr. II, 159. Christie Paint. Vases 15. Millingen Div. 35;
■eine, auch nach den Erklfirungen von Boettiger arehaeol. Aehrenl. I, S. 4.
Millin Vases II, 10. [G. M. 468.] Millingen Div. p. 56. Gerhard, Kunstbl.
1823. S. 205, noch rathselhafte Darstellung. — Hermherakles Bouill. Ill,
1 7, 3. 4. Clarac pi. 347 ; nebet Hermathene PaSseri Luc. II, 8. Poseidon,
Herakles, Hermes fischend, G. M. 466, von 0. Jahn Zeitschr. f. AW. 1838.
S. 319 unwahrsch. auf die Eomddie Hebes Hochzeit bezogen.
6. Eine sicbere Darstellung giebt allein die Groldmflnze Hadrian's,
von Gades, Eckhel D. N. VI, 506. Ann. d. Inst. IV. tf. F, 2. Millingen
Ann. VI. p. 332. Von Vasengem. mGchte ich G. M. 460 lieber hierher
rechnen (Millin's Ceres-Priesterin ais Arete nehmend), als Maisonn. pi. 4.
Ann. tv. F, 1. Bflttiger Hercules in bivio. Lips. 1829. Welcker Ann. IV.
p. 379. Schulzeit. 18^1. N. 84. [Eine sichre Darstellung giebt die un-
gemein gelungne Composition der Vase aus Dubois Maisonneuve Ann. FV.
tv. F, vgl. in Bezug auf Millingens unbedeutende Zweifel Rhein. Mus. IV,
S. 479 f. vgl. V, S. 137. VI, S. 610, auch Feuerbach Ann. XV. p. 248,
Gerhard Apulische Vasenbilder Tf. 12. Not. 12. 13, der nun die Hedone
auch Tf. 14 bei H. und Omphale annimmt.]
2. Die flbrigen Heroenkreise.
412. Theseus Heroengestalt wurde, wie in der My- l
thologie, so auch plastisch schon von der Phidiassischen Schide
der des Herakles nachgebildet : er erhielt indess einen minder
gedrungenen, besonders auf Gewandtheit im Ringen hindeu-
ggg Mythologiscbe Gegenstande der b. K. [412]
tenden Korperbau, eine weniger zusammengedrangte , anmu-
Ihigere Gesichtsbildung, und kurzgelockte, aber weniger krause
Haare; sein Costum ist, mit Ausnahme der die allgemeine
Heroentracht festhaltenden Vasengemalde, gewohnlich Lowen-
haut und Keule, bisweilen auch Ghlamys und Petasos nach
2 Art Attischer Epheben. Ungleich spater wurde, nach den
Schilderungen der Tragodie,' die schlanke und edle, der Ar-
temis verwandte, Bildung des Hippolytos von der Kunst
3 festgestellt. Die Bootischen Helden werden ofter durch
die in ihrem Lande ubliche Kopftracht {yvvtj Boitarla
§. 338) A. 1) bezeichnet; sonst ist von charakteristischen und
ausdrucksvollen Bildungen aus dem reichen Thebanischen
Mythenkreise nichts auf uns gekommen, das ungleichartige
* Bruderpaar Amphion und Zethos ausgenommen. la-
s on 's erhabne und anmuthvolle Heldengestalt kann schwerlich
in der sonst trefflichen, aber Nichts von heroischer GrOsse
darstellenden Statue ties Sandalenbinders , dessen Stellung
sonst bei Hermes vorkommt (§. 380, A. 7), erkannt wer-
den nach alten Schilderungen scheint ein Pardel- oder Lo-
wenfell zu seinem vollstandigen Coslum zu gehoren, doch be-
zeichnet ihn auf Vasengemalden auch die Thessalische Tracht
5 des Petasos und der Chlamys. Medeia erschemt theils in
einfachem Griechischen Goitum, theils mit orientalischen Ge-
wandem, besonders in dem ubergehangten Aennelrocke Kan-
dys (§. 246. A. 5), in Bewegung und Miene die zusammenge-
drangte Leidenschaftlichkeit ihres Gemuthes aussprechend.
1. Attischer Mythus. Erechtheus die Chthonia opfemd? an
dem Marmorsitz in Stackelbergs Grabern S. 33. Kekrops und seine
TOchter §. 387. A. 7. Herse mit Hermes §. 381. A. 6. Erichthonios
Geburt §. 371. A. 4. vgl. §. 384. A. 2. Erziehung? (Hephaestos mit Hera
nach Vise., mit Thetis nach Zogga) PCI, IV, 11. Panofka Ann. d. InsL
I. p. 303. vgl Glarac Melanges p. 44. Beschr. Roms II, II. S. 228.
Wagenlenkend §. 118, A. 2. Oreithyia §. 401. A. 2. [Alope u. Kerkyon,
* Winckelm. Mon. ined. 92. Nouv. Annales de I'lnst. arch^ol. I. p. 149—60.
pi. G. Bruchstuck, Indicaz. dei mon. del M. Estense di Gatajo p. 92. n.
1151.] Tereus und Progne, an einer Vase von Volci, Ann. III. p. 152
[an yeiner von Ruvo im Burbonischen Museum, Roulez in den Nouv. Ann.
de rinst, arch^ol. U. p. 261. pi. 21. vgl. Minervini, Avellino, Welcker im
Bull. Napolet II. p. 12. 81. Aegeus die auf dem Dreifuss sitzende
Themis fragend, Kylix in Gerhards Winckelmanns-Programm 1846.]
[412] Attische Heroen, Theseus. 687
Theseus, Statue, mit behelmtem Kopf, die Deutung zweifelhaft, Speci-
mens II, 19, [eben so die eines Athenischen Reliefs, wo Theseus ver-
ehrt wird (vormals in Ainpelokipos bei Athen) M. d. I. lY, 22 B. Ann.
XVII. p. 234, Archaeol. Zeit. III. Tf. 33, Clarac II. pi. 224 A. Bull. 1845.
p. 3.] Aethra von Poseidon geraubt, in Volci, Gommentat. Soc Gott.
rec. VII. p. 103. Theseus des Aegeus Wafifen unter dem Stein hervor-
holend, hftufig in Volci, Ann. III. p. 47, auf M. von Athen (nach der
Gruppe Paus. I, 27, 8.) N. Brit 6, 16; Impr. d. Inst. I, 6§; Winck.
M. I. 96; Zo^a Bass. 48; ^11 N. Pomp. pi. 16. M. Borb. II, 12. Von
Aethra sich trennend, auf M. von Troezen, Millingen Anc coins 4, 22.
fGerhard Auserles. V. Ill, 158.] Acht-£&ropfe des Thes. am Theseion
§. 118. A. 2, n^mlich die Krommyonische Sau [auch auf M., N. Bril. 6,
23), Skiron. Kerkyon (dargestellt wie Antaeos, s. Platon Gesetze VII, 795),
Periphetes?, Sinis?, Pityokamptes (auch Tischb. I, 6. Millin Vases I, 34.
Boettiger Vasengem. 11. S. 134), der Marathoniscbe Stier (vgl. G. M.
485; M. Borb. VIII, 13), Minotaur. Der Kampf mit Prokrustes in
Vasengem., Millingen Div. 9. 10. (Thes. im leichten Chiton), als Possen-
spiel dargestellt, ebenda 46. Der Tod des Skiron u. des Patroclus,
Vasenbild des k. Mus. von Panofka, mit 4 Tf. B. 1836. 4. Darauf
Vasen in Etrurien gefunden Annali VIII. p. 313 [eine edirt M. d. I. IB,
47. Ann. XIV. p. 113.] Thes. durch Aegeus von Medeens Gifltrank
zurClckgehalten, Winck. M. I. 127. Combe Terrac. 20. (Machaon nach
A.) Thes. den Minotaur bezwingend, auf einer sehr alten Gemme,
R. Soc of Litt. II, 1. p. 95, wo Millingen den Acheloos sieht, sonst
Stosch Gemmae 51. Eckhel P. gr. 32; N. Brit. 6, 18—20; Hancai-v. Ill,
86. G. M. 490. 491. §. 99. N. 2. Lanzi De' vasi ant. diss. Ill; Gori M.
Etr. I, 122. Thes., Minos, Ariadne u. Minotauros (Tcevgos), Vasengem.
von Volci, BuU. d. Inst. 1830. p. 4. Der Minotaur, Scarabee u. Carniol
Impr. d. I. cent. Ill, 11, 12, als Eentaur im Labyrinth, Gemme, M.
Flor. n, 35, 1. [Det Kampf zwischen Th. u. M. von L. Stephani Leipz.
1842 fol. Statue des Theseus, den Minotaur bekiimpfend, sehr wohl
erhalten, 1740 zu Genzano gefunden', C. Fea, Miscell. I. p. 152. Th.
den Minotaur bezwingend an einem Sarkophag in Coin, Verein
der Alterthumsfreunde Bonn VII. Tf. 3. S. 115; sehr hSufig in Mosaik-
fussb6den, in Pavia in der Kirche S. Michael, in Orbe, Sunstbl. 1845.
S. 383, in Aix, Salzburg, Gaeta, Neapel.] Thes. unter den dankenden
Knaben und M&dcnen Athens, Mosaik aus dem Lande der Marrucini,.
AUegranza Opusc. erud. pi. IV. n. 5. p. 232. Wandgem. Pitt. Ere.
I. ^. Thes. bei Poseidon, §. 356. A. 4. [Die Thaten des Theseus, in
Attischer Ephebentracht,' sieben, fQnf, sechs, vier, zwei, sind sehr
h^ufig an Trinkschalen , in rothen Figuren, deren mehrere verzeichnet
sind in Gerhards Auserles. V. III. S. 33. Not. 9. Davon ist a. von
ggg Mythologische GegejistSnde der b. K. [412]
der seltensten SchOnheit, s. Bull. 1846. p. 106, Archaeolog. Zeit. IT.
S. 288 und jetzt bei E. Braun, b. mit sechs Thaten de Wiite Gab. Etr.
p. 65 bei dem Due de Luynes, c. mit fQnf, Gab. Durand n. 348 nun im
Britiischen Museum, d. hier abgebildet Tf. 234, nach dem Umschlag
des Hefles aus der Durandschen Sammlung ins Brittische Museum ver-
setzt. Wenn dies richtig wftre, so mGsste dieselbe Yorsiellung wiederholt
dabin gekommen sein aus Siena 1843, wo sie sich, vGllig Qbereinstimmend,
an einer Kylix unter n. 183 unter den hundert von dort an das Brittische
Museum Qbergegangenen Yasen befand. In einir kleineren damals zugleich
in Siena befindlichen Sammlung eines von Lucian Bonaparte pensionirten
Malers, waren an einer kleinen schOnen Kylix innen u. aussen wieder-
holt (wie in a.) Prokrustes auf dem Bett, Th. mit dem Hammer auf
ihn zuschlagend, Kerkyon, die Sau nebst ihrer Nymphe Phaea, welche
abwehrt, Sinis, ein Bftrtiger, auf welchen Th. ein Gef&ss schlSgt, der
Stier: aussen ist der Ringkampf ausgelassen. Femer ist e., aus der
R^rve Etr. n. 3 jetzt in Munchen, nun bei Gferhard Tf. 232. 233.
f. Stier, Sinis, Sau, Periphetes; innen Th. und Antiope, g. Sinis, Sau,
innen paliUstrig. h. eine Amphora bei Gardinal Fesch mit Proki*ustes und
Stier. Einzelne Thaten bei Gerhard Tf. 159. Prokrustes und Sinis vgl.
S. 35. Not. 16. 18. Tf. 160. 161. Minotaur 162, 1. SUer 162, 3. Sau.
An einer Kylix im M. Gregor. II, 82, 3 a. b. der Kampf mit dem Stier,
dazu Athene und ein Waffengenosse , gegenQber ein Grefecht von fQnf
Eriegem; innen ein Kentaur. Stier und Kentaur Gampana Op. di
plastica tv. 64. 65.] Ariadne entfdhrend und verlassend: diesen Gyklus
giebt die Salzburger Mosaik in Wien, Wiener Zeitschr. 1817. N. 74.
Greuzer Abbild. zur Symb. Tf. 55, 1, die Verlassung die Pompej. GemSlde
bei Zahn 17. 21.* GeU N. Pomp. pi. 43. 49; Pitt. Ere. H, 15. M. Borb.
VIII, 4. Impr. d. I. in. 68. Ariadne nachschauend , Dresdner Statue
402. Aug. 17; dieselbe Figur in Venedig, Bull. d. Inst. 1831. p. 61.
vgl. Gavaler. 50. G. Giust. 142. Thes. von Athena gefClhrt und Dionysos
Ariadne umarmend, zusammen auf einer Vase von Void. Yerz. von
Levezow n. 844. [Gerh. Etr. u. Gampan. Yas. Tf. 6. 7. Thes. und
Ariadne 0. Jahns Archaeol. Beitr. S. 251 — 300.) Thes. im Eentauren-
kampf, am Phigalischen Friese kenntlich, Stackelberg Tf. 29, wie beim
Amazonenkalnpf, Tf. 14. vgl. S. 53. Thes. Eampf und Liebe mit der
Amaz. Antiope, auf Vasen von Yolci, Ann. III. p. 152; er entfdhrt sie
mit HQlfe von Phorbas (nach Pherekydes, vgl. Comment, p. 103) und
Peirithous, M. I. d. Inst. 55. Thes. von Antiope gefahrt, Millingen Un.
Mon. 1, 19, nach Welcker Hyp. Rfim. Studien S. 305. Thes. mit der Amaz.
Hippolyte kftmpfend, G. M. 495; Yase im M. Pourtal^s pi. 35. 36 mit Er-
kiarung von Yisconti p. 1. [Millin Yases I, 10. Rhein. Mus. 1835. III. S.
489—494.] Th. und Hippolyte Welcker Bonner Kunstmus. S. 17.
{412] Attische Heroen, Theseus, Hippolytos. « gg9
A. 3. [S. 36.1 Impr. d. I. I, 86. [Th. u. Hippolyte (nicht Antiope)
k&mpfend Gerh. III. Tf. 163. 164. 165. 168, besonders die prflchtige Yase
Ton Ruvo, Quaranta Annali civili del re^o delle due Sicilie, Luglio e
Agosto 1842. p. 129. Th. und HippoL, sie zu Pferd, der Heros zu Fuss,
oben Hermes, Athena, Aphrodite; M. d. I. II, 13. Ann. VII. p. 66. Hoch-
zeit des Th. und der Amazone Antiope in Athen, in Gegenwart des Aegeus,
, Ann. d., I. XVIII. Eine Amazone Loxias (vgl. die Hyperboreerin Loxo)
neben Thes. Wagen, Vasengem., Ann. d. Inst. V. tv. A. Thes. Liebe zur
Helena, an einer pr&chtigen Vase von Volci. [Die EntfQhrung am
Amykl. Thron, die Befreiung durch die Dioskurenjam Kasten des Kypselos,
wo Helena die Aethra misshandelt. Das Erste an der von dem Verf.
gemeinten Vase aus Volci, Mus. Etr. 1941. Gerhard Auserl. V. UI, 168.
(Rv. Theseus und Antiope.) QESEVZ trftgt HEAENE davon. 77EPJ-
TOVZ schaut sich nach Verfolgem um, eine stattliche Figur, HEPEZ
will die Entfuhrung hindem — Here, zur Andeutung, dass ihrem Sinn die
That entgegen sei — und KOPONE, Namen ohne Figur, die meisten
andem an falscher Stelle geschrieben. Dasselbe archaisch Gerhard Tf. 167,
auch Vases Lu3mes pi. 9. 10. Gab. Durand n. 383, wo der Wagen bereit
halt und mit Peirithoos noch Phorbas zur Abwehr riickwarts gewandt ist
(Ry. Achilles und Memnon, nicht die Apharetiden). Das Andre Helena
von den Dioskuren wiedererobert de Witte Cab. Durand. n. 361. (Rv.
Eaeneus) 362. 471, desselben V. peints (de Luc. Bonap. n. 118. Br5ndsted
Thirty-two Vases (Campanari) [pi. 12. Bull. 1832. p. 114 und M. Blacas
pi. 31 gehdren nicht hierher.] Thes. in der Unterwelt festsitzend, Etr.
Gemme, G. M. 494. Opfer an Thes., wie es scheint, St. di S. Marco I, 49.
Thes. Kopf auf M., N. Brit. 6, 22. 23, damach auch auf Gemmen von
Herakles zu unterscheiden, Lipp. 1, 239. 41. 45. 46. Ill, 205. Stuart IV. p. 10.
Mit der LOwenhaut darilber, auf M. von Nikaea {SriOBci Ni^aitis)- Vgl.
das Vasengem. Millingen Un. Mon. I, 18. Menestheus auf M. vonElaea
als Grander, Eckhel N. anecd. p. 203. Akamas und Demophon, mit
ihreu Pferden Phalios und Kalliphora, Vase des Exekias, Berliner Vasen
n. 651 [wo den [JE]MO<^ON Levezow und Gerhard Sophon, Panofka
Ann. VII. p. 231 Mophon lesen. Akamas die Polyxena zum Opfer fuhrend
iin einer Kylix mit der Iliupersis mit beigeschriebenen Namen. Bull. 1843.
p. 71. Akamas u. Demophon die Aethra zurCickfCihrend M. d. I, II, 25.
Ann. VII. p. 292. Kodros in einer Kylix vom sch6nsten Attischen Styl
bei Hr. Palagi in Mailand, KOJPOS u. AiNETOZy auf dem Boden,
umber Athenaia zwischen Lykos, Ajas, Menestheus Melite und Medeia
zwischen Aegeus, Theseus, Phorbas und Aethra. E. Braun Teseo, Ajace
« Ck>dro R. 1843 und minder prachtvoU Grotha 1843. Die Schale des
Kodros und far deren Erkl. auch H. Brunn Berl. Jahrb. 1845. 1. S. 701—3.
O. M a 1 1 er *8 ArehMologie. 4. Anfl. 44
690 Mythologische Gegenstftnde der b. K. [412]
Anders 0. Jahn Archaeologische Aufs&tze 181. Th. Bergk Zdtschr. f. AW.
1844. St. 107 f.]
2. Die Fabel von Phaedra und Hippolyt ist vOllig deutlich auf
dem Agrigentinischen Sarkophag §. 25. A. 47. [Leop. Schmidt in Gerb.
Archaeol. Zeit. 1847. S. 5 Tf. 5. 6]; vorn erh< Hipp, in der Miite seines
Jagdzugs den Brief der Ph., hinten siehl man ihn bei der Eberjagd, rechts
und links die liebekranke Ph. und den vom Wagen herabgestflrzten Hipp.
Damach erkennt man dieselbe Fabel bei Zogga 49. (50 ist zweifelhaft),
auch G. di Fir. St. 91; L. 16. Clarac pi. 213; Gerb. Ant. Bildw. 26; Wobum
Marb. 13; auch Eckbel P. gr. 33; Terme di Tito 43. (Thiersch diss. vet.
artif. opera vet. poet. carm. optime ezplicari tb. 4. p. 21); Pitt. d'Erc. HI, 15.
Gell N.'Pompej. pi. 77. M. Borb. YIII, 52. Einige dieser Reliefs haben
eine historische Beziehung, Roma fCLhrt das Pferd des jagenden Kaisers;
vgl. §. 427. A. 1. Hipp, tauro emisso expavescens von Antiphilos bach Plin.,
auf Etr. Umen. Micali 32. 33. (nach der <em Ausg.) vergl. Philostr. II, 5.
Hippolyt und Yirbius §. 364. A. 5. 8. Hippolyt als Orphiker M. Blacas
pi. 7. vgl. GOtting. Anz. 1835. St. 176. Theseus u. Phaedra, vor Apollon
Daphnephoros M. d. I. II. 16. Ann. VII, p. 70, sehr zweifelhaft. [Phaedra
leidend, Etr. Spiegel Memorie per le belle art! R. 1805. p. 149; nicht bei
Gerhard. Hippol. und Phaedra 0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 300—330,
FEDRA unter den sechs tragischen Heldinnen aus Tor Haranciano im
Vatican, den Strick in der Hand haltend. R. Rochette Peint. Ant. pi. 5.
Phaedra, die Amme und eine Dienerin, nach dem Theater, Pitt. d*Ercol. I, 4,
nach Feuerbach Vatic. Apollo S. 386 f. sehr wahrscheinlich.]
3. Thebanischer M. Kadmos vom Schiffe ans Land tretend,
bewaffnet, M. von Theben, Millingen Anc. coins 4, 12, mit der Kuh als
Grander Thebens, M., G. M. 396. Drachenkampf auf M. von Tyrus,
Gemmen bei Millin Vases p. 1. M. Flor. H, IV, 32. Vasengem. Millin
M. I. n, 26; R. Rochette M. I. pi. 4, 2; Millingen Un. Mon. I, 27 ganz
wie bei Eurip. Phoen. 673, die Boeotische %vvri bezeichnet Kadmos, wie
Pentheus bei Millingen Div. 5. Hochzeit mit Harmonia [sch6ne Vase
aus der Guccumella in Berlin Bull. 1841. p. 177—183. Gerhard Etr.
und Campan. Vasen Tf. C. SchOne Vase mit dieser Hochzeit 1828 bei
Ruvo mit 21 andem in demselben Grabe gefunden. Gran musaico Pompej.
Tombe di Ruvo, Nap. 1836. p. 4.] (mit Beziehung auf Mjrsterienlehren),
ZoSga Bass. 2. G. M. 397. Semele §. 384. A. 1. Aktaeon §. 365. A. 5.
Lai OS den Chrysipp zu Wagen entfilhrend (ApoUod. Ill, 5, 5), auf
einer grossen Vase zu Berlin [n. 1010. Gerhard Apulische Vas. Tf. 5.
Ueber eine andre aus Ruvo wird Avellino schreiben.] Oedipus als Kind
dem Hirten Euphorbos Qbergeben, in Vasen von Void. M. d. I, U, 14.
[412] Boeotiscfae Heroen, Zug der Sieben. 691
Ann. Vn. p. 78. Die Sphinx Thebanische JQnglinge niedertretend , auf
vielen Qemmen, ude am Thron zu Olympia. [0. Jahn Archaeol. Beitr.
S. 112 ff.J Oedipus den Laios tOdtend, Inghir. Mon. Etr. I, 66. [Toelken
Gemmen IV, 1. n. 12]. Oedipus mit der Sphinx oft auf Geznmen 6. M.
502—5 und Vasen, Tischb. m, 34; Passeri Luc. II, 104; Bartoli Nason. 19.
(Bei Inghir. I, 67 erscheint die Sphinx wohl als geflugdte Kentaurin). Oed.
erh< Teiresias Yerkilndigung seines Untergangs (nach Sophokles), Yasengem.
bei R. Rochette M. I. pi. 78 (eine Einweihungs-Scene nach R. Rochette),'
[der seine Erklfirung vertheidigt Nouy. Ann. de 11. p. 183.] Oed. Blendung
(nach der Erzfthlung in Euripides Oedipus), Inghir. Mon. Etr. 1, 71. Giamb.
Zannoni Illustr. die due Ume Etr. F. 1812 vgl. Rathgeber, Hall. Encykl.
Ill, n. S. 394. Oed. ausgestossen? G. M. 506. Guattani M. L 1788
p. XXY. tv. 2. [Zo€ga dachte bei Mon. ined. 103 (G. M. 506) an Teiresias,
der im Krieg der Epigonen mit Manto und andem Thebem fliehe. Dass
Winckelmann den Sinn verfehlte, bemerken Visconti und MiUingen Div.
p. 43.] Oed. mit Antigone auswandemd? Millingen Diy. 23. [Atreus
und Thyestes , Welcker Griech. Trag. S. 683.] Oed. auf Kolonos? Relief,
Winek. M. I. 104. M. Borb. Y, 23. [Zwei verschiedne sehr fthnliche
Reliefe, Neapels A. Bildw. S. 130. Nach H. Brunn Jen LZ. 1846. S. 963.]
Pitt. d'Ercol. I, 3. Aber s. Welcker Hall. LZ. 1836 Apr. S. 590. Panofka
das. Aug. S. 493. Attische JClnglinge bei Oedipus GrabstHtte {'Ev vmtto
fiolappf T8 xal aatpodBXbv noXvQiiov, xoXnqi ^ OiSinoSav Acctov vlov
ixm) Millingen Un. Mon. I, 36. M. Borb. IX, 28. Zug der Sieben:
Adrastosu. Amphiaros, i^elaaitt, Hauptthema der Thebais, auf der
Yase §. 99. N. 8, auch bei Millingen Div. 20. 21. Fanf der sieben Helden
berathend §. 175. A. 2. Zusammenfassende Darstellung der ganzen
Expedition , in dem Panfilischen Relief, R. Rochette M. L pi. 67 A. 426.
[Tydeus u. Polynikes vor Adrastos, Nolanische Yase ftltester Zeichnung,
Ann. XI. ty. p. 255 Abeken. Adrast, Amphiaraos, Tydei^s mit den Namen
Ann. XY. p. 215. tv. F. Gerhard Etr. Sp. II, 178. Amphiaraos Ab-
schied nehmend von Eriphylen, Yasengem. M. d. I. Ill, 54. Ann. XY.
p. 206. tv. F Spiegel. Des A. Abfahrt Amphora aus Caere 1836 Mus.
Gr^r. II, 48, 2 a. karzer Gerhard Auserles. Y. II, 91. Nolanische Hydria
b. Baseggio Ann. XI. p. 261. not. 7. A. reicht gerustet Eriphylen die
Hand, 9hnlich eine kleine Yase aus Caere Bull. 1844. p. 35. Die Erzfigur
in TObingen §. 96. n. 3. Baton, Jahrb. des Alterthumsvereins des Rhein-
landes X. S. 74. Relief von Oropos aus der besten Zeit, des A. Nieder-
fahrt M. d. I. lY, 5, copirt in einer Zeichnung auf Marmor aus Herculanum
Zahn n, 1. Ann. XYL tv. E. p. 166. Einige andre Monumente 0. Jahn
Archaeol. Aufs. S. 152—159.] Archemoros TOdtung durch die Schlange,
Boissard, I, 78. 81. Millingen Anc coins pi. 4, 14. Adrast die Schlange
erlegend, Winck. M. L 83. G. M. 511. Tod des Archemoros, Yase des
692 Mythologische GegensUUide der b. K. [412]
Bourbonischen Museums, E. Braun Bull. 1835. p. 193. [Gerhard Arcbem.
u. die Hesperiden B. 1838. Tf. 1. S. 28, auch Nouv. Ann. de 11. pi. 5. 6,
des Archem. T^o^scig. Grosse Vase von Ruyo, die Leiche des Arcbem.
Die Helden t5dten den Drachen, Bull. Napol, II. tv. Y. p. 90. III. p. 60.
Arcbaeol. Zeit 11. S. 378. Opbeltes vom Dracben umwunden Hus.
Gregor. II, 62. 79. Das Winckdm. Relief bei Braun ZwOlf Basrel. Tf. 6,
nebst einer Vase des Baron Lotzberg als Vignette. Ampbora aus Ruto
im Museum zu Neapel, Hyps, um Gnade bittend vor Eurydike, Helden,
Gerbard Apul. Vasen Tf. E, 10. Hypsip. den Lykurg flebend, Helden
Ingbir. Ume tv. 80, das Kind von der gefiflgelten Scblange umscblungen
tv. 79. Pitt. d'Ercol. IV, 64 zwei Elbnipfer gegen den Dracben, Hyps, in
Verzweiflung, das Wass^^fSss, vom Kinde nur der Kopf ubrig. Das
Kind Yon der Scblange umringelt Afters auf rOmischen Grabcippen.] Is-
mene von Tydeus get5dtet, auf Vasengem., Tischb. IV, 18. (Maisonn. 51).
Millingen Div. 22 nacb Welcker, Scbulzeit 1832. S. 144. [Gerb. Vas. II, 92]
Tydeus verwimdet, Etr. Qemme, G. M. 508. 509. Micali tv. 116, 3.
Eapaneus vom Blitze die Treppe berabgestflrzt, loft auf Gemmen,
Cassini IV, 29. Gaylus III, 86. G. M. 510. Micali tv. 116. 10. 11 berab-
gestarzt Impr. m, 27, cf. 28, emporsteigend HI, 69 [herabgeblitzt V, 32.
Toelken II, 2, 142. IV, 1. 32. 33]; Winck. M. 1. 109. Zo6ga Bass. 47. Kampf
vor Tbebens Tboren, Ingbir. 1, 87. 88. 90. Micali tv. 108. Bruderk^mpf
(Liban. 'Exqp^. p. 1119), G. M. 512. Die Brdder an den Alt&ren der
Erinnyen sterbend, Oedipus Gestalt steigt den Flucb wiederbolend aus dem
Boden, Ingbir. I, 93. vgl. 94. [Der Bruderkampf von Pythagoras von
Rbegium, von Onatas. Haufig in VasengemSlden, wie G. M. 568, u. Etr.
Umen, Mus. Gregor. I, 93, 2. 4. M. Ghiusino tv. 189. 190, in Leiden
n. 15. 16. 17. Ingbirami Ume tv. 92 aus Gori I, 33. An dem langen
Sarkophag aus Tarqiiinii M. Gregor. I, 96, 3 zur recbten Sdte des Bruder-
kampfs Eteokles die Herrschaft zurQckfordemd von Polynikes, zur linken
Oedipus. Toelken Gemmen II, 1, 46. IV, 1, 30. 31.] Ampbiaraos,
(dessen Asklepiosfthnlicher Kopf mit Lorbeerkranz auf M. von Oropos.
Gadalvdne Rec. p. 168) binabgerissen, Ingbir. I, 84. Alkmaeon^sRacbe,
an Etr. Umen. Man to nacb Delphi geweibt, Gerhard Ant. Bildw. 21,
auch wobl M. Borb, VU, 19. — Zetbos u. Amphion, die Thebanischen
Dioskuren als zwei Jdnglinge, die sich die Anne auf die Schultern legen,
der eine hat die Kithar, der andre die Keule, auf einer Gemme des Wiener
Cabinets, die Dirke strafend §. 157. A. 1. 2, auch auf Gontomiaten, dem
Etr. Sarkophag, Dorow Voy. pi. 14, u. a. Ueber den ungleicbartigen
Gharakter der Beiden s. Denkmftler, Text N. 215. [Die Brflder im GesprSch,
mit Bezug auf eine berCLhmte Scene der Antiope des Euripides, E. Braun
Zwfilf Basrel. Tf. 3. In der Vignette dazu das Relief des Pariser Museums
mit ZETVS, ANTIOPA, AMPHION , das mit andem Namen in
[412] Boeotische Heroen, Zug der Argonauien. 693
Neapel, ohiie Namen in V. Albani wiederholt ist. Die Mutter zwischen
den SOhnen anch an einem Spiegel, Roulez Amphion et Z^thus, Lidge 1842
(nicht bei Gerhard). An einer Etr. Ume M. Gregor. I, 9B, 2, wo der eine
ein Schwert hat, liegt Dirke niedergeworfen, wenn dies nicht Klytaeninestra
mit Orestes u. Pylades sein soil.)
Thespischer M. Narkissos an der Quelle verschmachtend,
sich hineinstQrzend , Pitt. Ere. V, 28—31. M. Borb. 1,4. II, 18. (Eros
Fackel ^rird dabei zur Todesfackel); Lipp. I, II, 63. M. Flor. II, 36, 2.
Impr. d. Inst. I, 73 (die Blume Narcissus dabei). [S. zu Philostr. Imag.
I, 23. Erzfigur der k. Bibl. in Paris, Clarac pi. 590. n. 1281. Barberin.
Statue Gaussei Rom. Mus. I, 2, 53.]
Orchomenischer M. Athamas opfert eines seiner Kinder auf
einem grossen niedrigen Altar (G. M. 610; bisher anders erkl&rt). Ath.
selbst geopfert, Yasengem., R. Roch. M. I, 28 (nach R. Rochette der Mord
Agamemnon's). Ath. die Ino verfolgend, Kallistr. 14, oben §. 402. A. 4.
Ein reuiger Ath. von Aristonidas. Phrixos u. Helle fliehend, Pitt.
Ere. ni, 23. M. Borb. II, 19; VI, 19. Zahn's Wandgem. 11. HeUe allein.
Gab. d'Allier de Haut. pi. 4, 1. Tischb. Vasen III, 2. Phrixos vom
Widder gelragen u. ihn opfemd, auf M. von Gela, Torrem. 33, 3—6.
6 inl Dslitx aya>y, Peleus u. Atalanta ringend (Apollod. Ill, 9, 2) auf
Etr. Spiegeln u. sonst. E. Braun Bull. 1837. p. 213. [Gerhard Auserles.
V. Ill, 177. Etr. Spiegel II, 224. M. Gregor. I, 35, 1.]
4. lolkischer M. Neleus u. Pelias ibre misshandelte Mutter
Tyro auffindend, Epigr. Cyzic. 9. Etr. Spiegel, Inghir. II, 76. G. M. 415*.
Jason, alte Schilderungen , Pind. P. 4, 79. Philostr. d. j. 7. Der sog.
Gincinnatus, nach Winckelm. XI, 2, 4 ein Jason, im L. 710. Maffei
Race. 70. Bouill. II, 6. M. Francj. HI, 15. Clarac pi. 309 (mit neuem
Kopf) [nach Visconti M. PioCl. VII. p. 101 f. Der Kopf von anderm
Marmor, aber antik]; Wiederholung aus Hadrian's Villa bei Tibur, in
Manchen 150 [auch in England, Boettiger Amalthea III. S. 242, in Sheln-
bumhouse, Goede Reise nach England IV. S. 43, auch im Landsdownehouse
in London , s. auch M. Capit. Ill , 51 , die- einfache Beschuhung ist Kenn-
zeicben, Philostr. Epist. 22. Visconti im Mus. Fran<;. bemerkt dieselbe
Stellung in zwei Figuren des Parthenonfrieses Stuart II, ch. 1. pi. 30 A.]
Aehnlich die statuetta PCI. lU, 48 u. M. Franq. IV, 20. Qarac pi. 814.
vgl. §. 157*. A. 3. Argofahrt, Flangini L'Argonautica di ApoUonio
Rodio T. I. II. Vignetlen. Bau der Argo, G. M. 417. 18 auch Zogga Bass. 45.
[Campana Op. di plastica tv. 5.] Argos das SchifT bauend Impr. d. I. Ill, 64.
Jas. (Easun) als Baumeister, Etr. Qemme, Micali 116, 2. Die fabrende
Argo, G. M. 419. 420. Millingen Div. 52. Kampf des Polydeukes und
Amykos §. 173. A. 8. G. M. 422. 22*. [DAK. I, 61, 309. Der Spiegel
694 Mythologische Gegenstftnde der b. K. [412]
in der Gista, die nun aach durch E. Braan herausgegeben wird, 310.
Gerhard Etr. Spiegel 11, 171.] Phineus und die Harpyien, Atheniache
Vase Millingen Anc uned. mon. pi. 15, und bei Stackelb. Tt 38, der
[irrig] als Agamemnons Tod erklfirt [Grosses Vasengemfilde M. d. L III, 49.
Ann. XV. p. 1.] Opfer der Ghryse §. 371. A. 8. (Jas. dabei im Thessa-
lischen Costtlm §. 338. A. 1.) Aigonauten?, Vase von Void, Bull. 1835.
p. 183. [Archaeol. Zeit III. Tf. 35. S. 161. Gerhard Vasen II, 155, wo
der APXENAVTHZ als Herakles gedeutet und das Opfer an Chryse
auch Ton andem Vasen abgebildet ist.] Ankunft der Argonauten bei
Aeetes, einer bringt ihm eine gastiiche Tessera von Sisyphos (in Bezug
auf Aeetes Korinthische Herkunft) Jas. und Medeia schliessen ihr Liebes-
bOndniss, Maisonn. 44. Jas. erh< die Jynx durch Hermes, Combe
Terrac. 53. Jas. die Stiere bfindigend und sich mit Medeia verlobend, L. 373.
Bouill. Ill, 51, 1. Glarac pi. 199; die Stiere bSndigend und den Drachen
mit Medeens HOlfe tOdtend, Relief in Wien. [In Villa LudoTisi in Rom
Jason gegen den Drachen anstfirmend, welchen Medea durch einen runden
Kuchen einzuschlflfem bedacht ist. Jason gegen den Drachen ausfallend
und drei unthfttige Nebenfiguren, Campana Opere di plastica tv. 63, woro
das fehlende StQck sich im Brittischen Museo befindet] Das StClck der
Stierbfindigung auch Flang. 11, 199. Gavaler. II, 1 IL Veron. 223, .5.
G. M. 424 vgl. die M. Nero's, Pedrusi V, 3, 6. Jas. helm Altar des Laphy-
stischen Zeus, wo das Haupt und Fell des Widders, Flang. I, 434
G. M. 424^ Vgl. Gerhard Jason des Drachen Beute B. 1835, S. 6. Diese
Kylix aus Caere stellt ftcht den vom Drachen Terschlungenen und aus-
gespieenen Jason dar, Welcker Bhein. Mus. Ill, 503 , auch ist er nachher
in den M. d. I. II, 35. Ann. VUL p. 289 als campato dal dragone ge-
geben. [Eine Vase in Perugia stellt den Jason den DrachentOdter vor,
der sich mit gezogenem Schwerdt und Tor das Gesicht gezogenem Mantel
in den offnen Rachen des Ungeheuers stQrzt , so wie er dort sich Tor-
sichtig wieder herrorwindet, nachdem er es von innen getOdtet hat, weH
es von aussen undurchdringlich war. Bull. 1846. p. 87.] Jas. an einer
S&ule, um die sich der Drache windet, den der Vogel Jynix? bek&mpft,
dabei das Widderfell, Impr. d. Inst. I, 75. 76. Medeia bes^nftigt den
Drachen, Combe Terrac. 52. Jas. tOdtet den Drachen (in Thessalischem
GostQm), Millingen Div. 6. Jas. als DrachentOdter , Medeia, die Boreaden
und andere Argonauten dabei, Maisonn. 44. Jas. das Vliess herabnehmend,
Flang. II, 430. Jas. bringt Pelias das Vliess, Medeia neben ihm, der
Dreifuss der VerjQngung im Hintergrunde , Millingen Div. 7. [Tod des
Talos, dbereinstimmend mit ApoUonius, Vase von Ruvo, eins der merk-
wQrdigsten Gemftlde aus dem Alterthum, die Argo, Kirke, Medea, Poseidon,
Amphitrite, die Dioskuren zwiefach, Bull. Napol. III. tv. 2. 6. IV. tv. 6.
p. 137. Gerhard Archaeol. Zeit. IV. Tf. 44. 45 unvoUstindig.]
[413] Peleus, AcfaiUeus. 695
5. Med e ens Schicksale. Boettiger Vasengem. I, 2. S. 164. Ueber-
redang der Peliaden, G. M. 425. Amalthea I» 161 ff. Gescfaenke von
Kreusa, PGl. VII, 16. Die tragischen Scenen aus Euripides Medeia, nach
demselben Original, in drei Reliefs: zu Mantua, Garli [Dissert, due, suU*
impresa degli Argon, e] Sopra un ant. bassor. rappr. la Medea d'Eurip. 1785.
G. M. 426; L. 478. Admir. 55. Bouill. Ill, 50. 3. Glarac pi. 204; noch
vollst&ndiger in dem Lancelottischen Relief, jetzt im Vatican, Winck.
M. I. 90. 91. Das Relief bei Beger Spicil. p. 118—131 (nach Pigbius) ver-
bindet damit die obigen Scenen der Stierb&ndigung, Drachentddtung und
Verlobung, die auch ursprQnglich zu demselben Granzen gehOren. Das
Schlusssttlck, Medeia mit den Kinderleichen auf dem Drachenwagen, auch
Gori, Inscr. Etr. III. 1. tb. 13. vgl. R. Rocbette Joum. des Say. 1834. p« 76.
Der Untergang Kreusa's in pr&cbtigem Vasenstyl behandelt, Vases de
Ganose 7. [Archaeolog. Zeit 1847. Tf. 3. 0. Jahn S. 33-42. Medea
den Widder kochend Gerh. Vasen II, 157, zwei Vorstellungen ; Kylix des
Mus. Gregor. H, 82, 1. Gerh. Archaeol. Zeit IV, 40. S. 249, zwei Scenen.
Das scfaOne Relief im Pallast der Maltheser in Rom, Boettiger Amaltbea I.
S. 161. Tf. 4.] Med. als KindermOrderin in der Gruppe von Arl^, G. M. 427;
[die Kinder verkriechen sich vor dem Scbwert, womit die gutter sie
vorher scfaon geschreckt bat, und diese starrt zOgemd im Augenblick der
AusfCihrung zur Sejte: mit Unrecbt erkl&ren die Ktlnstler des Orts die
Statue fOr eine Mutter, die ibre Kinder bescbatze], Abnlicbe scheinen
Libanios 'EntpQ. p. 1090 u. Kallistr. 13 zu beschreiben. Timomachos Ge-
m&lde §. 208. A. 2. vgl. auch M. Flor. II , 34 , 3. Impr. d. Inst. 1 , 77.
[Ann. 1829. tv. D 3. p. 245. not. 7J und das Gem&ide bei Lukian de
domo 31. Med. von den Dracben davon getragen, R. Rocbette M. I. pi. 6,
413. Unter den Thassalischen Heroen ist Peleus in 1
der Eunst nur durch sein Verhaltniss zu der Nereide Thetis
merkwurdig, die sich nieist g^en ihren Rauber straubt und
ihn durch Ungeheuer von sich abzuwehren sucht. Zum 2
Achilleischen Charakter gehoren nach alien Zeugnissen,
mil denen unter den Monumenten wenigstens die sichem und
sorgfaltiger behandelten einstimmig sind, die mahnenartig
«inporgebaumten Haare, auch die von Muth und Stolz
geblahten Nasenflugel (f«rxTij^f*?) , ein schlanker steiler Na-
cken, und durchaus edle und gewaltige Korperformen ; auch
eine. gewisse heldenmassige Stellung, wobei das eine Bein
lebhaft vorgesetzt wird, und das Himation nachl§,ssig uber
den Schenkel dieses Beins fallt, wird wenigstens haufig bei
Achilleus angebracht ; wenn er sitzt, ist das Himation ahnlich
696 Mythologische Gegenstande der b. K. [413}
3 wie bei Zeus um die untern Theile der Figur gezogen. Me-
leagros erscheint in einer beruhmten Statue als ein schlan-^
ker, kraftiger Jungling mit breiter Brust, hurtigen Schen-
keln, krausem Haare und einer zuruckgeschlagenen und nach
Art der Jager (§. 337. A. 6) und Aetoler '(§. 338. A. 4)
um den linken Arm gewickelten Chlamys; er ist der Jager
unter den Heroen; der Eberkopf, auf den er sich stiitzt, be-
zeichnet ihn unverkennbar. Mit ihm kommt Atalante vor
in Artemisahnlichem Gostum, das Haar auf dem Scheitel
einen Busch bildend. Der Thrakische Orpheus erscheint
als begeisterter Eitharode von einer gewissen Weichheit der
Bildung, friiher in zieralich rein Hellenischem Gostum, erst
in spaterm Zeitalter erhalt er Phrygisbhe Tracht.
1. Pheraeischer M. Schicksale der Alkestis, G. M. 428. Gerhard
Ant. Bildw. 28 (Alk. ist Portrat). vgl. Hyp. ROm. Studien S. 150. Bartoli
Nason. 10. [Vase, Yermiglioli le ierogamie di Adm. e di Ale. Perugia
1831. 4.]
Itonischer M. Protesilaos n. Laodameia, auf Sarkophagen (§. 397.
A. 2), Bartoli Adm. 75-77. Winck. M. I. 123. PCI. A^ 18. 19. G. M. 561.
vgl. Beschr. Horns II, II. S. 255. [Sarkophag in 8. Chiara in Neapel
M. d. I. Ill, 40. A. Ann. XIV. p. 32.] Auf Etr. Sarkophagen, Inghir. I, 19
u. oft, aber wenig bestimmt bezeichnet. [Nach Grauer M. d. h III, 49 B.
Ann. XIV. p. 40 der Tod der Alkestis. M. Gregor. I, 94, 1. Laodamia
auf dem Lager, welchem der Schatten naht.] Eckhel P. gr. 36 auf freche
Weise dargestellt (zweifelhaft ob alt).
Phthiotischer M. R. Rochette M. I. I. Achill6ide. Peleus
Ratib der Thetis, am Kasten des Kypselos, an dem Barberinischen Gefto
§. 316. A. 2. vgl. Millingen Memoirs of the Soc. of Litter. II. p. 99, in den
Vasengem., Walpole Trav. p. 410 aus Athen), vielen aus Volci (Ann. III.
p. 153), besonders dem schOnen M. I. d. Inst. I, 38 mit den Nereiden-
Namen; sonst M. I. d. Inst. 37. §. 143, 1 (zur Erkl^rung I. de Witte
Ann. V. p. 90 ff., der dabeistehende Gheiron vvin(psvcs Nrj^iog Qvyatga
Pind. N. 3, 57); Millingen Un. Mon. I, 10. Div. 4. (Peleus mit Thessa-
lischem Hut); Maisonneuve 70. R. Rochette pi. 1; Vase von Volci Levezow
Verz. 1005; [Vases du due de Luynes pi. 34; Gerh. Auserles. V. Ill,
178 — 182] auf einem Etr. Spiegel, Dempster II, 81, und den Reliefs Mon.
Matth. Ill, 32. 33. Winck. M. I, 110, Bildwerken, welehe eine vomehme
Hochzeil feiern sollen; daher Hera Zygia zu oberst thront, und das Zeichen
der Wage (vestra aequali suspendit tempora libra, Pers. 5, 47) emporge-
halten wird. Pel. aus dem Wasser zuruckkehrend, Etr. Gemmen §. 175. A. 2.
[413] Peleus, AchiUeus. 697
Impr. d. L III, 30. Pel. bringt die Thetis zu Gheiron §. 143, 1). Die
Goiter bei seiner Hochzeit §. 143. A. 3). Hochzeitgeschenke, 6. M. 551.
(Eris wird hinausgestossen.)
2. Achilleus Leben, G^ M. 552. Bad in der Styx, Gell K. Pomp.
T. II. p. 42. 74. R. Rochette pi. 48. Uebergabe an Gheiron, Vase von
Void, MicaH Iv. 87. M. I. d. Inst. 27, 40. Erziehung bei Gheiron, [Pindar
N. 3, 43], Philostr. II, 2, besonders im Kithars^piel. [Peleus dbergibt das
Kind dem Ghiron, Mus. Etr. p. 46. n. 314. Gerhard Auserles. V. Ill, 183.
Hydria bei Baseggio in Rom 1841, Pel. Qbergibt das Kind dem Kentauren,
Thetis steht hinter dem Peleus, der von einem Hunde begleitet ist; viel-
leicht dasselbe GefHss. Achilleus nimmt Abschied von Nereus §. 402. A. 2,
der eben so auf seinem Thron sitzt, einen Fisch in der Hand, wo die
Schwestem ihn bitten der Entfuhrung der Thetis durch Peleus beizustim-
raen, Gerhard Vasen III, 178. 182.] Ach. in Skyros auf dem Sarkophag
von los, s. Fiorillo und Heyne Das vermeinte Grabmal Homer's, auch
Pitt. Ere. I, 8, G. M. 553; M. PGl. V, 17. G. M. 555; bei R. Rochette
M. I. 12. [Gal. Om. 180]; Wobum Marb. 7; Sarkophag von Barile,
R. Rochette Ann. d. Inst. IV. p. 320. tv. D. E. Gem§lde des Athenion,
Plinius XXXV, 40, 29. vgl. Philostr. d. j. 1; in Pompeji, Gell N. Pomp,
pi. 69. M. Borb. IX, 6. Der sog. Glodius der Villa Panfili ein verkleideter
Achill, Herausg. Winck. VI. S. 309; ein Achill mit Ohrringen stand zu
Sigeion, Serv. ad Aen. I, 34. vgl. Tertull. de pall. 4. Die Darstellungen
auf dem sog. Sarkophag des Severus Alex., herausgegeben von Rid. Venuti
1765. M. Gap. IV, 1. Bartoli Sepolcri 80. Inghir. G. Omer. 22 (als Streit
der Fdrsten), und das entsprechende Relief L. 117. Winck. M. I. 124.
Bouill. m, 13, 2. Glarac pi. 111. G. Omer. 23 vereinigen Achillas Auszug
von Skyros mit dem aus der Heimat zu dem allgemeinen Bilde eines sich
losreissenden , in den Kampf stflrzenden Kriegers; die Greise scheinen
Peleus u. Menoetios, wie auf dem Vasengem. §. 143, 4). Achillas femere
Thaten §. 415. — Zu AchiUeus Gharakter gehOrt das xo^av, &va%aLtiiutv
VTfv Hofiijv nach Philostr. II, 7, d. j. 1. Libanios 'E%q>Q. 6. Heliodor
Aethiop. II, 35 (die Hauptstelle). 'AvlovXog war Ach. in einer Statue bei
Ghristodor 261, doch wohl nicht durchg&ngig. Vgl. auch Philostr. Her. 19, 5.
Gharakteristisch ist die Stellung und Lage der Draperie, G. M. 555. M. Gap.
IV, 1, und die Zeusfihniiche Bekleidung in dem Bilde bei Zahn 7, so wie
in der Ambrosianischen Ilias durchweg, besonders tv. 47. Ob der Achill.
Borghese (V. Borgh. I, 9. Bouill. II, 14. [Visconti M. soelti Borghes.
I, 5], (durch Polykletische Proportionen [?] und eine gewisse H&rle der Be-
handlung kunsthistorisch interessant) wirklich Achill sei, ist noch zweifel-
haft; Haltung und Alter entspricht den statuis Achilleis bei Plinius XXXIV,
10, und das iniotpvQiov ist wohl Andeutung der Panzerung. Die BQsten
in Dresden 386. Aug. 35, in Munchen 83. M. Nap. II, 59, M. Worsl. I, 7,
698 Mytholo^sche GegensULnde der b. E. [413]
Tischb. H. I, 5 [ist von der Borghesiscben Statue] u. p. 40, hftngen anf
jeden Fall mtt der Statue zusammen und fordem gleiche Deotmig; in alien
ist ein gewisser sanfter und melanchollscher Zug, der fOr Ares am wenig-
sten passt, aber dem Achill wohl von einem Eilnstler gegeben sein kOnnte.
Von einer Reiterstatue dee Achill, Malchos p. 273. ed. Bonn. Pharsalisches
Weibegeschenk: Achilleus zu Ross, Patroklos nebenherschreitend (Paus. X,
13, 3. Ck>d. Mosc.); damach ist der Reiter auf den M. der Stadt zu be-
nennen. Achillas Kopf auf M. des Pyrrhos und spSLtem Thessalischen,
R. Rochette p. 245. 415. vign. 15. Gab. d'Allier de Haut. 5, 17.
3. Aetolischer M. Meleagros Statue, Race 141. PGl. II, 34.
Piran. St. 9. M. Nap. II, 56. Bouill. II, 7 (von dem Jagdspiess, den die
1. Hand hielt, sind Spuren am Postament). [Die schOnste Statue, 1838
bei MarineUa gefunden, jetzt in Berlin, M. d. I. Ill, 58. Ann. XV.
p. 237—265. A. Feuerbacb. 8. auch TOb. Kunstbl. 1838. N. 60. Vor-
zflglich schOn auch die mit Mercur verwechselte Statue Specim. Q, 37
nicht bei Qarac pi. 805—7. 809. 1811 A. 812 B. Eine auch in V. Borghese
Salone n. 8 der neuen Sammlung.] Meleagros,? M. von Ephesos, Mthichner
Denkschr. f. Philol. I. Tf. 3, 11. Auch der Heros auf M. Aetoliens, mit
der um den 1. Arm gewickelten Chlamys, die Kausia am Nacken hAngend,
an einen langen Knotenstock gelehnt (Landon I, 34), ist wohl Meleagros.
Kalydonische Eberjagd (Philostr. d. j. 15), auf Vasen von Volci, mit vielen
Heroen-Namen, Bull. d. Inst 1830. p. 4. Ann. III. p. 154; mit Namen
auch Levezow Verz. N. 524. [Gerhard Etr. u. 'Campan. Vasenbilder
Tf. 10, 1. 2, wo zugleich 3. 4 eine andre ohne Namen. Gerb. Apuliscfae
V. Tf. 9. Berliner Vasen n. 1022.] Kalyd. Jagd? M. Pourtalte pi. 11 in
Reliefs, 6. M. 411—13. M. Gap. IV, 50. Wobum Marb. 8. 10 (wo MeL
auch die zurQckgeschlagne Chlamys hat) u. oft, auch an Etr. Umen. Mel.
vor dem Schweinskopfe stehend, Gemmen, M. Flor. 11, 36, 3. Impr. d. Inst
I, 17. Kalyd. Jagd, Artemis dabei sitzend, Sarkophag in Salerno, Gerhard
A. Bildw. Tf. 116, 1—3. Meleager den Bruder der Althaea tOdtend, Relief
in V. Pamfili, das. 116, 4. Mel. u. Atalanta nach Zannoni auf einer Vase
von Perugia Ann. VI. tv. G. Erklftrung Ann. V. p. 346. [Sarkophag der
Villa Pamfili, vom die Jagd, am Deckel die Bestattung, auf den Seiten
der Streit mit den Oheimen, fthnlich wie bei Gerhard 116, 4, u. Atalanta,
£. Braun Ant. Marmorw. II, 6a.b. 0. Jahn Bull. 1846. p. 131. Spiegel-
zeichnungen, wo Mel. der Atal. den Eberkopf Qbergibt, Gori M. Etr. 1, 126.
Inghu*. II, 61. [Gerh. Etr. Spiegel II, 175. Zwei andre 174. 176.] Mosaik
von Lyon, G. M. 413*. Kampf mit den Mutterbrddem und Tod des MeL,
M. Gap. IV, 35. G. M. 415; L. 270. V. Borgh. 3, 12. Bouill. Ill, 51, 2;
Qarac pi. 201; Zo^ Bass. 46 (fihnlich Bouill. 51, 3); bloss der Tod,
L. 256. Glarac pi. 201. Interessante Spiegelzeicbnung, Vermiglioli Iscr.
Perug. tv. 1. Inghir. II, 62. vgl. §• 398. A. Verbrennung des Leichhams
[413] Melea|;ro8, Kephalos, Orpheus. 699
tt. fSelbstmord der Althaea, Barberinisches Relief, Admir. Rom. 70. 71, ein
andres fragmentirtes, M. Gap. IV, 40, fthnlich auch Winck. M. I. 88.
O. M. 414. [Idas u. Marpessa §. 362. A. 2.]
Lokrischer M. Der anipreifende Held auf den schdnen M. von
Opus ist wahrscbeinlich Aias, Oileus Sohn, der ^idich von Ghristodor
209 beschneben wird (Rathgeber, Hall. EncykL III, IV. 8. 288). Ein fthn-
licher auf denen TX>n Trikka, N. Brit. 5, 11.
Kepballenisch-Attischer M. Bosset Essai sur les m^ailles de
Gephalonie pi. 1. n. 1—5. Kephalos bei der getOdteten Prokris, MiUingen
Un. Mon. I, 14. [Inghirami V. fitt. IH, 205.] vgl. §. 397. A. 3. Kepb.
mit herabbdngenden Haaren (avzft-fiQog als MordflQchtiger) auf M. von
Pale, N. Brit. 7, 22. 23. Keph. von Eos geraubt, oft auf Nolanischen
Vasen, Tischb. n, 61. IV, 12. Millin n, 34. 35 (mit Beischrift). Millingen
Gogh. 14. Kylix des Hieron M. d. I. II, 38. E. Braun Ann. IX, 209.
[Gerhard Auserles. Vas. III. S. 39. 0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 93 ff.]
4. Thrakischer M. Lykurgos §. 384. A. 6. Orpheus in
Hellenischer Tracht, Paus. X, 30, 3; in der Pythischen Stola, Virgil. Aen.
VI, 645. Vases de Ganosa 3 (wo nur eine Phrygisch-Thrakische Tiare
dazukommt, wie bei Kallistratos 7. ygl. den j. Pbiloetr. 6); in einer sich
dieser annflhemden, aber doch eigenthdmlichen Tracht, in der sch6nen
&eht-Grieehiscfaen Reliefgruppe mit Eurydike und Hermes, (in Neapel, mit
Griechischen Beiscfariften, Neap. Antik. S. 67; in V. Albani, ZoSga 42; in
V. Borghese, L. 212. Winckelm. M. I. 85. Ghurac pi. 116, in Latein.
Beischrift irrig Amphion, Zethus u. Antiopa benannt). Aebnlich als
ThierbezShmer (worQber Welcker ad Philostr. p. 611), in der Mosaik Ton
Grandson, G. M. 423, eine fihnliche schtoe Mosaik ist neuerlich bei Rott-
weil gefunden worden, [ROm. Alterth. in der Umgegend Ton Rottweil
Stuttg. 1831 S. 62 fif. mit Abbild. Eins aus Gagliari ist in Turin Acad,
des s6. de T. XIII. p. 13, della Marmora Voy. de Sardaigne II. p. 521
eine b. Jul. Val. res g. Alex. I, 57.] 0. unter den Thieren auch auf einei;
BL Aurels von Alexandrien, Mionn. Suppl. IX. pi. zu p. 24. Orpheus in
Phrygischem Anzug mtt Musen, Vase, Neapels Ant. Bildw. S. 379. N. 2004;
Gerhards Mysterienyasen. 0. fast nackt, Lautespielend , auf jeder Seit#
ein Thraker mit Mantel u. Stachelmfltze, in kOniglicher Wflrde zuhdrend,
Vase bei Barone in Neapel 1845. 0. &hnlich gekleidet M. Blacas pi. 7,
wo er in der Unterwelt den Kerberos h<.] Spftter in derselben Hand-
lung in Phrygischem Gostdm mit Anaxyriden, im Vatican. Virgil und
Katakomben-Bildem ; vgl. Gaylus HI, 13, 1. IV, 48, 1. Als Kerberos-
Besftnfliger, unbekleidet, Gemme bei Agostini II, 8 im Himation auf der
Vase mit Hippolyt, oben. Von einer Maenas umgebracht, Vasengem.
700 Mythologische Gegenst&nde der b. K. [414]
M. I. d. Inst. 5, 2. Relief in der Sammlung des K. von Sardinien, heraus-
gegeben in Shelstrate's Virgil, ed. 1750. tb. 18. ad 6. IV, 522. [vgL
0. Jahn Pentheus 8. 19. Orpheus jung, nur mit einer Ghlamys auf dem
Arm, Qberw^ltigt von drei Thrakerinnen in langen Gewftndem, zwei welche
Steine schleudem, mne zu Pferd mit Lanze, er auf ein Knie nieder-
gesunken, erhebt zur Wehr nur seine Laute. Amphora bei E. Braun.
Bull. 1846. p. 86. An einer Vase Mus. Gregor. II, 60, 1 schlagt ein Weib
in langem Gewand, nicht eine Baecha, mit dem Beil nach Orpheus mit
der Laute, der ihr in den Arm f^Ilt. M. d. I. I, 5,. 2 ist die Frau an den
Armen taetowirt u. hat ein Schwert, an andern Vasen anders, 0. Jahn
Archaeol Beitr. 8. 101.] Thamyras M. d. I. II, 23. Ann. VII. p. 231.
Vm. p. 326. [Bull. 1884. p. 202. Mus. Gregor. H, 13; Millingen Ck)ghill
pi. 42 verfolgt die Muse geflilgelt den Thamyras, der fliehend die Laute
fiber dem Haupt erhoben halt, zur Wehre, nicht um sie zu zerschlagen
(Feuerbach Apollo 8. 272), wie nach der Statue auf dem Helikon u.
Polygnots Gemalde, wie der Orpheus M. d. I. I, 5, 2. Die geflugelle den
Thamyras schwebend verfolgende Figur M. d. I. I, 5, 3 nennt Millingen
Ann. I. p. 270. Nemesis. Warum nicht auch Muse? So deutete Zo^
die ahnliche Vorstellung d*Hancarville IV, 61.] Angeblicher Thamyras
eines Etr. Spiegels M. d. I. II, 28. Ann. VIA. p. 282. AINOZ Levezows
Verz. n. 855. O AINOS M. Etr. de Luc. Bonap. n. 1434. [Musaeos,
der Athenische, als Schtller der Terpsichore u. der Meledosa, sehr schOnes
Vasengemalde , Bull. 1845. p. 219—223. Und dieser vielleicht eher als
,Thamyris zu verstehn Bull. 1840. p. 54, Rv. ApoUon. Ob der Thrakische
Sanger mit zuhOrenden Musen im Museum zu Neapel Orpheus oder nach
Ann. VII. p. 232 ThalTTyras sei, ist ungewiss, da das Gemalde mit den
Namen M. d. I. II, 23 noch dunkel bleibt.]
1 414. Unter den Peloponnesischen Helden kennt man
Bellerophon durch den Zusammenhang mit Pegasos und
2 Chimara. Die Dan aid en von Argos stellt die Kunst, ganz
,der ursprunglichen Intention des Mythus gemass, als eine
3 Art Nymphen mit Wassergefassen dar. Perseus erscheint
in Korperbildung und Costum dem Hermes sehr ahnlich;
eine spatre asiatische Kunst suchte ihn durch eine ihehr orien-
4 talische Tracht ihrer Heimath zu vindiciren. Pelops hat
eine Lydo-Phrygische Tracht und die weichen Formen, die
5 damit verbunden zu sein pflegen. Den Dioskuren, die
immer sehr viel von ihrer gottlichen Natur behalten haben,
kommt eine vollig tadellose Jugendschonheit, ein eben so
schlanker wie kraftiger Wuchs, und als ein fast nie fehlendes
{414] Bellerophon, Danaiden, Perseus. 701
Attribut die Halbeiform der Hutte, oder wenigstens ein auf
dem Hinterhaupt anliegendes, um Stim und Schlafe mit
starken Locken hervortretendes Haar zu, wie es an der Co-
lossalgruppe auf Monte -Cavallo" wahrgenommen wird. Die
Unterscheidung des Faustkampfers Polydeukes und des Kastor
im ritterlichen Gostum findet sich nur wo sie in heroischer
Umgebung nicht wo sie als Gegenstande des Cultus , als
die Athenischen Anakes und als Genien des Lichts in seinem
Auf- und Untergange (wodurch sie auch eine Beziehung auf
menschliche Lebensschicksale erhalten), dargestellt werden.
1. Korinthischer M. Medeia §. 4/1% 5. Bellerophon den
Pegasos rejtend, Gemme bei Hase Leo Diacon. p. 271, blUidigend, Tischb.
lU, 38, [G. M. 392] auf Korinthischen Kupfer-M. und Denaren der g. Tadja,
G. M. 390; ihn tr^nkeud, G. M. 391, auf Gemmen, Stuart III. p, 43; den
nlvec^ nrvxTos des Proetos dem Jobates bringend, Maisonn. pi. 69. vgl.
G. M. 392; auf dem Pegasos die Gbimaera bezwingend, in dem Melischen
Relief §. 96. N. 29, Vasengem., G. M. 393; Eorintiiiscben M., Hillingen
MM. in 2, 18, Sardonix von Yolci Impr. d. I. Ill, 9. M« der g. Gossutia;
abgeworfen, der Pegasos fliegt zu den Olympischen HOhen, G. M. 394.
{Guigniaut pi. 170, 618.] Boettiger Vasengem. I. S. 101. [Guigniaut Rel.
de Tantiqu. pi. 157. 170-176. — 1) B. nimmt Abschied von Proetos, von
dem er den Brief empfangt, die KOnigin, die den B. liebt, sitzt gegenfiber
gedankenvoU , eine Zofe hSJt einen Schirm fiber sie, Vase im Museum zu
Neapel M. d. I. IV, 21, Longperier Ann. XVn. p. 227; an einer andem
desselben Museums (Ser. 4. n. 582), wo B. den Brief empfangen hat, steht
Stheneboea hinter dem Gemahl mit zartlichem Glilckwunsch auf die Reise,
indem sie die Arme uber die Brust legt, so dass sie mit einem Finger
den Hals beriihrt, darunter Junglinge und Madchen, zwOlf Figuren, Rv.
Scenen unter M&nnem u. Frauen; das Erste ist gerade so bei Dubois
Maisonn. pi. 69 (nicht B. den Brief ilbergebend dem Jobates), wo uber
die Vase u. den Ort nichts bemerkt ist; an einem Erater aus Apulien,
aber mit Nolanischer Zeichnung, bei dem Englischen Gesandten Temple
in Neapel, gibt 6. das Ross, wie immer, neben sich, dem mit Vogelscepter
thronenden K5nig die Hand, Stheneboea stehend de^l B. den Abschieds**
trank, an der Kanne ist eine Figur gemalt, Rv. Amazonenkampf; abge-
kiirzt reicht nur Proetos dem B. zum Abschied die Hand, der Brief ist
ausgelassen, Tischb. Ill, 38. G. M. 392 (weder BUndigung des Pegasos,
noch Abschied von Jobates.) 2) B. von Pegasos begleitet, begrOsst den
Jobates, zwei Frauen, von denen eine eine Gista u. eine Lanze tr§gt,.be-
tracbten ihn mit Erstaunen, Vase von trefflicher Zeichnung im Bourboni-
schen Museum; Bull. 1836. p. 117, wenn nicht vielleicht auch hier der
702 Mythologische GegensUnde der b. K. [414J
Abschied yon Proetos dch herausstellt. Tgl. Gab. Durand n. 247. Rv.
(die andre Seite, so wie n. 246. 250. 317 Rv., wo der Pegasos feblt,
scheinen anderswohin zu gebOren.) 3) B. bekflmpft die Ghimaera am
Amykl. Thron, am Tfaron des Asklepios in Epidauros, an Metopen des
Delpbiscben Tempels«u. der Nordseite des Parthenon, an Vasen, arcbaiscfa
angebljcfa an zweien des Prinzen von Gam'no, Gerhards Rapporto not 41 9*,
woTon die eine jetzt im Pariser Moseum, Dubois Mais. 34, sehr plmnp,
nor den B. dsyrstellt den Pegasos treibend; in rothen Figuren Tiscbb. 1, 1.
6. H. 393, Guigniaut pi. 157, 617, nur Jobates u. Athene zugegen; bei
Sant-Angelo in Neapd nur Athene u. ein Krieger; in einer Zeichnung
E. Brauns B. zwischen der sit^enden Athene u. dem stehenden Poseidon,
blickt auf die Ghimaera herab u. hilt noch die Lanze zum Stiche; an
einer Vase im Burbonischen Museum (Ser. 6. n. 1342) hfilt er die Lanze
gegen die Ghimaera, hier mit L()wen- und Ziegenkopf, neben einem Baum,
die einen gesunknen Krieger mit den LOwentatzen fasst, wfihrend fCLnf
andre zu beiden Beiten gegen sie kimpfen, Ry. Tier nackte Jflnglinge,
Neapels A. Bildw. 8. 264; Gab. Durand n. 248 an einer Sabinischen Vase
ist B. auf dem Pegasos mit Strahlen umgeben und eine Dioskurenmfltze
ist aufgehfingt, wie auch M. d. I. IV, 21, von der Ghimaera sind nur der
LOwen- und der Ziegenkopf sicbtbar, Rv. Sphinx zwischen zwei Satym
Ann. d. I. X. p. 274. Figurenreiche Gompositionen an der Vase Lamberti,
jetzt in Garlsruhe, M. d. I. II, 50, Ann. IX. p. 219, wo die Ghimaera drei
KOpfe hat, u. an der in Berlin n. 1022, Gerh. Apul. Vasen Tf. 8, Relief
an einem Grab in Hos §. 128^ 4) Gegen die Feinde des Jobates ficht B. '
an einem nur halb erhaltnen hohen schmalen Krater auf weissem FlQgel-
ross mit Bchild u. Lanze, yon den fdnf Kriegem erreicht einer unter ihm
gebdckt den Bug des Thiers, wahrend ihn ein andrer mit seinem Bcbilde
deckt, (kber diesem bedroht ein andrer den B. mit dem Schwert, die zwei
auf der rechten Seite fehlen, ein Schwan beisst bei der Hand in die Lanze,
unten ein Panther, Rv. Kimpfer. Kampf gegen die Bolymer auch Gab.
Durand n. 249. 1374? 5) B. nach Argos zurClckgekehrt , Krater im Bur-
bonischen Museum, mit zwei Lanzen bewaffnet, ist vor der ThQre, worin
Stheneboea steht, einen Spiegel in der Hand; diess das Wiedersehn nach
Euripides, Griech. TragOdien S. 780 f. Tischbein III, 39, ROckseite des
Abschieds des B. von Proetos Tf. 38, Stheneboea erhebt in Verwundrung
die H&nde, da der JLflngling wieder vor ihr steht, eine S&ule drClckt den
Palast, ein zielender Eros die Liebe der Stheneboea aus. Boettiger KL
Schr. II, 256 versteht die frdhere erste Ankunft des B., aber fflr die ihm
noch fremde Frau ist der Empfang des Gastes weniger geeignet. 6) B. hat
auf dem Pegasos die Liebende entfdhrt, um seine Tugend noch b6her als
die alte Fabel that zu treiben, die Liebe zu ihm zu strafen mit Ers&ufen,
der alten Strafe untreuer Weiber; kopfunter ist sie schon hinabgesttirzt
[414] Bellerophon, Danaiden, Perseus. 703
I
und der Ritter h<, auch er aelbst nicht ongeruhrt, die Hand vor die
Augen. Die in Grossgriechenland gefundne, wahrscheinlich Lucanische
Vase ist Tielfarbig, wie der Flammentod der Alkmene §. 411. A. 2, zwei
Kalydonische Jagden u. s. w. und gehM dem Marchese Rinuccini, Inghirami
Tasi fitt. I, 3. Gr. Trag. 8. 783. 7) B. trftnkt den Pegasos an einer
Quelle, nach deren Auffindung, wie Hygin P. A. II, 18 sagt, er sich in
den Himmel erheben wollte, (es muss ihm der Wahn mitgetheilt worden
sein, dass eine gewisse Quelle die Kraft habe, so wunderbar zu st&rken,
TgL Griech. Trag. 8. 787). E. Braun Zw6lf Basrelief Tf. 1. 8) B. vom
Pegasos abgeworfen, auf dem oben angefOhrten geschnittenen 8tein, nicht
aber Gab. Durand n. 249 Rv. da das Pferd nothwendig geflflgelt sein
mflsste. 9. Megapenthes, der Sohn der Stheneboea will den vom Pegasos
auf der Fabrt in den Himmel herabgesttlrzten B. ermorden und dieser
wird von seinem Sohn Glaukos gerettet. Eins der Basreliefe am Tempel
in Kyzikos Antliol. Pal. p. 63. n. 15.] Pegasos von den Nymphen ge-
pflegt, auf Korintbischen M. und Gemmen, Thorlacius de Pegasi mythol.
1819. Bartoli Nason. 20. vgl. R. Rochette Ann. d. Inst I. p. 320, auch
§. 252. A. 3. Chimaera, Etruskiscbe §. 172. A. 3. M. von Sikyon
§. 132. A. 1. [Auf einigen hundert Denkmfilem, bemerkt Yisconti bei
Clavier Apollod. II. p. 522, von der ehemen in Florenz an, geht durch-
gftngig der Kopf der Ziege aus dem RQcken des Thiers hervor: anders die
Dichter, s. Heyne ad Apollod. p. 114.]
2. Argivischer M. Jo §. 351. A. 4. Jo auf M. Ton Jotape
Bull. 1835. p. 188. Die Berliner Vase mit Zeus und Jo Gerhard A. Bildw.
Tf. 115. Jo und Epaphos, sehr zweifelhaft, M. Borb. IX, 48. Statuen
der Danaiden und Aegyptiaden auf dem Palatin, Petersen Einleitung
S. 97. Schol. Pers. II, 56. [0. Jahn Archaeol. Aufs. S. 22—30.] Danaide
aus den Thermen des Agrippa in Berlin , mit orientalisirender Haartracht
und schmerzhchem Ausdruck ; sie hielt ein GefSss vor den Schooss. Aehn-
lich PCI. H, 2. Zu jener Gruppe gehSrte wahrscheinlich auch die
Anchirrhoe (wahrscheinlich Name einer Argivischen Quelle am Erasinos)
der Blundeirschen Sammlung ; PCI. III. tv. agg. A, 9. p. 73 [Glarac pi. 750.
n. 1828], welcher die Statue L. 73. Bouill. I, 87. Glarac pi. 324 sehr
fihnlich ist, und manche andre. [Kunstbl. 1839. S. 211, in V. Albani,
Indicaz. n. 434; im Palast Altieri in Rom, lebensgross, in Tegel bei
Berlin.] Wagenkampf um die Danaiden? G. M. 385. Vgl. Gerhard
Archemoros S. 47 f. [und Notice sur le yase de Midias an Mus. Brit. B.
1840. 4. und in den Transact of the Soc. of litter. Sec. Series I. p. 192.
Der Name des Malers ist n^lmlich zum Vorschein gekommen.] Proetiden
§. 363. A. 2. Danae §. 351. A. 4.
3. Perseus, von Pythagoras mit FlQgelschuhen gebildet, wie auf
dem Hesiod. Schilde. Auf Gemmen dem Belved. Hermes §. 380, 5 sehr
704 Mythologische Gegenst&nde der b. K. [414]
ahnlich, Lipp. I, 52—54. Sehr vollsUUidig costjimirt auf Pontischen IL,
z. B. Ton Amasia, M. SCIem. 25, 236. Sich beflQgelnd auf dem Scarabaeus,
6. M. 386. Kopf mit der Medusa als Helm, Hochrelief, Spedm. II, 44.
Ygl. Hunter N. vett. tb. Ill, 9. Perseuskopf mit Vogelkopf als Helm Impr.
d. I. Ill, 63. [Kopf des P. auf M. von Siphnos Mionnet pi. LI, 6.] Le?e£ow
das Crorgonenideal B. 1833. Der Gorgonenkampf, immer als KOpfung,
in alten und hieratischen Reliefs §. 90. A. 2. 96. N. 29; auf Vasen, be-
sonders altertbumlichen, Micali tv. 88, 5. Ann. d. Inst. lU. p. 154 ; [zwei aus
Vulci bei Gerhard Auserles. V. II, 88. 89, 3. 4 u. eine Nolaniscbe Tf. 89, 1. 2]
an Glusinischen Thongef&ssen, Micali tv. 22; in einer Etr. Bronze, Gori M.
Etr. I, 145; an einem Dreifuss (vgl §. 361. A. 5) in DQrand^s Sammlung.
Oft siefat man dabei den spiegelnden Schild der Athena (wie in dem GemlUde
Lukian de domo 25. vgl. Apollod. II, 4, 2), Gombe Terrac 13, auch 71 [?]
Gori M. Etr. 1, 31 . G. di Fir. Intagl. 15, 3. G. M. 386*** ff. Asiatische Darstellungs-
weisen auf M. von Sinope (Pers. Ober der Medusa stehend. Rev. Pallas mit
dem Gorgoneion auf dem Helm, Neumann N. V. II. tb. 1, 1), Kabera (auf
beiden Pers. mit Phrygischer MQtze und langer Ghlamys) und Tarsos (Pers.
nackt). Pers. von den Gorgonen verfolgt, am Kasten des Eypselos und in
alten Vasengem., Levezow Gorgonen-Ideal Tf. 2, 24. Daher die alterthum-
liche Bronze, Perseus vierflflglich, arabeskenartig, M. Pourtalte 40. (Ker nach
Panofka.) Pers. mit der Harpe laufend, auf dem Rev. des Gorgoneion, auf
M. von Seriphos, Gadalv^ne Recuell pi. 4, 27. Perseus das Gorgoneion mit
Pallas durchstechend, Etr. Spiegel, G. M. 386*, [Gerhard Etr. Spiegel 11, 1^
wo auch 121 Perseus allein mit Harpe u. Eibisis, 122 P. mit Menerva, Aplu
u. vermuthlich seiner Schwester, 124 P. u. Menerva mit Inschriflen], und
dabei rClckwarts gewandt, Gemme, M. Flor. 34, 5. Pers. der PaUas das
Gorgoneion ilbergebend, Inghir. Mon. Etr. I, 55; Perseus die Gegnerin
haltend, Impr. d. I. Ill, 15. [P. mit dem Gorgoneion in der Hand, Gampana
Opere di plastica tv. 56; das Ungeheuer bekftmpfend tv. 57.] Vasengem.
M. Borb. V, 51, Maisonn. 46. Pers. Polydektes das Haupt bringend, wie
in dem GemSlIde Pans. I, 22, 6, nach der andem Seite die verfolgenden
Gorgonen und Poseidon, Millin Vases II, 3. 4. vgl. Millingen Div. 3. [Eine
eigenthflmliche Yorstellung an einer archaischen Vase ist beschrieben im
Archaeol. Intell.Bl. 1837. S. 52.] Pers. Andromeda vom Felsen herab-
fdhrend, schOnes Relief des M. Gap. IV, 52, wie in dem Epigr. bei BruncL
II. p. 172, 13 und bei Lucian Dial. D. marin. 14. Statuengruppe in
Hannover (vgl. GdttGA. 1830. S. 2013), ganz der auf M. von Deultum
Gab. d'Allier pi. 3, 10 entsprechend, Gruppe in Ikonium, Petersen Einleit
S. 129. [P. der A. das Gorgoneion im Spiegel der Quelle zeigend,
viermal Pitt. d'Ercol. Ill, 12. M. Borb. IX, 39. XII, 49—51,
von Guattani: Memorie V. p. 67 Hermes und Nymphen genannt;
vgl. Temite zweile Reihe Heft 2. Tf. 11. Not. 1.] Pers. Dazwischen-
[414] Pelops, Dioskuren. 705
schenkunft, Gori M. Etr. I, 123. Inghir. Mon. Etr. I» 55. i6. Gemalde
von Euanthes, Achill. Tat. Ill, 7. 8. vgl. Lukian de domo 22, Philostr. I, 29
und Pitt. Ere IV, 7, 61. M. Borb. V, 32. VI, 50. IX, 39. Gell Pompq.
pi. 42. N'. Pomp. pi. 67; Vasengem. R. Rochette M. I. pi. 41. Pers.
Schwerdt, die Harpe, hat auf den M. von Tarsos und manchen Gemmen
eine grade und eine krumme Spitze.
4. PisatischerM. Pelops von Poseidon mit dem Viergespanne
beschenkt, Philostr. I, 30. Vielleicht auch auf dem Velletrischen Relief
§. 171. A. 3. Pel. ein Pferd fQhrend, auf M. von Elis, M. SGlm. 9, 127,
seine Pferde tr&nkend, auf dem schOnen Cameo, Millin M. I. I, 1. Vor-
bereitungen zum Wettkampf mit Oenomaos am Olympischen T., Pans. V, 10.
Oenomaos vor dem Wettkampf der Artemis Alpheioa opfemd, interessantes
Vasengem., Maisonn. 30. Inghir. Mon. Etr. V, 15. Neapels Ant. S. 342.
vgl. d. j. Philostr. 9. Pel. neben Hippodameia auf dem Wagen, (eine
Prolepsis?) Combe Terrac. 34, so den Oenomaos besiegend, Philostr. I, 17.
Pel. u. Oenom. Apul. Vase, Gerh. Archem. Tf. 3. [Grosse Vase von Ruvo
Ann. d. I. a. XII. tv. N. 0. p. 171 von Ritschl. Bull. 1846. p. 56. Vaso
di Pelope e Mistilo M. d. I. IV, 30. H. Brunn Ann. XVIII.] Pel. und
Oenomaos Wettkampf in Etr. Reliefs, Uhden, Schr. der Berl. Akad. 1827.
S. 211. [Mus. Gregor. I, 95, 1]; als Circusrennen gefasst an einem R6m.
Sarkophag im Vatican, Guattani M. I. 1785. p. IX. G. M. 521*. Relief
des L. 783. Clarac pi. 210. Oenomaos TOdtung durch Pelops, an Etr.
Umen, Micali tv. 105. 106. vgl. Uhden ebd. 1828. 8. 233. Rathgeljer,
Hall. Encykl. HI, II. S. 99 ff. Atreus und Thyestes, Vatic. Vase bei
Millingen Div. pi. 23. Welcker Zeitschr. fOr AW. 1838. S. 233. Molio-
niden? Bull. 1834. p. 46.
Arkadischer M. Kepheus §. 371. A. 5. Telephos §. 410, 8
(Herakles) und §.415 (Troischer Krieg). A ta I ant a und Hippomenes?
Gruppe, Maflfei Race 96.
[Messenischer M. Merope, die gegen ihren nicht erkannten
Sohn Aepytos das Bell schwingt, zurGckgehalten von dem Alten, nach
Euripides im Kresphontes. G. M. 614. 615. Griech. TragOdien S. 835.]
5. Amylclaeischer M. Leda§. 351. A. 4. Geburt der Dioskuren,
G. M. 522. Raub der Leukippiden, die Apharetiaden widerstehend, PCI.
IV, 44. [G. M. 523. G. Giust. H, 438. vgl. Boettig. Archaeol. der Mai. S. 291 ff.
[Gampana Opere di plastica tv. 55.] Das Forttragen der Leukippiden
Ofter auf Etr. Umen, in Bezug auf Tod, R. Rochette M. I. pi. 75. Figuren
der Diosk., ihi*e K6pfe, Sternenhflte u. dgl. von M., G. M. 524—2?).
BchSner Dioskurenkopf, Impr. d. Inst. I, 8. Als Reiter auf vielen M.,
Palmen haltend, mit Beischrift, auf M. von Tarent, Millingen, Anc. coins
I) 12. Audi auf R6m. Denaren gem als Reiter, neben- oder auseinander
O. M Q 1 1 • r*s Archaeologi*. 4. Anfl . ^5
706 Mythologische Gegenst&nde der b. K. [^1^1
reitend (ihr Loos fOhrt sie nach entgegengesetzten Seiten). Die beiden
PferdebSUidiger Znnoig^itaQ/iaiQowSt Ipbig. Aul. 1154 von M. Gavallo —
18 Fu9s bocb, herrUche Figuren in Lysippiscben Proportionen [?] in Rom,
wabrscheinlich nach Augustus, nach Griechischen Ori^inalen ' gearbeiteL,
die Inschriflen ohne Bedeutung, die Rosse als Parerga behandelt; Qber
die Aufstellung Lettere von Ganova und P. Vivenzio, Sickler Alman. II.
S. 247. Tf. 19. 20; sonst Race. 11-13. Piranesi Stet. 4. Morghen
Princ. 25. 26. Herausg. Winck. V. 8. 463. VI, IF. S. 73. Meyer Horen
I, II. S. 42. Wagner Kunstbl. 1824. N. 93 ff. — werden besonders an der
Haarbildung als Dioskuren erkannt; [Kunstmus. zu Bonn 8. 133 — 150.
Fogelberg Ann. XIV. p. 194. Ruhl Pferdebildung antiker Plastik 1846.
S. 33. 46. Der Schwede Fogelberg so wie Tieck in Kuglers Museum
B. 1836. St 6 setzt die Kolosse unter Tiberius; des Phidias alter colossicus
nudus war in Rom]. Sehr fthnliche Figuren auf Gemmen, Raponi P. gr.
t. 5, 9 und in Reliefs, z. B. R. Rochette M. I. pi. 72. Die Gapitolinischen
Rossebtodiger sind minder vorzuglich; Polydeukes wird bier durch Zeus
Lockenbaar und Pankratiasten-Obren unters6hieden. Die RossefQhrenden
Diosk. in dem Relief M. Chiar. 9 haben fast Phrygiscbe Mutzen, vgl.
G. di Fir. 98 und das Wandgem. M. Borb. IX, 36. [Gabolt Stucchi figur.
tv. 2, stebend neben den Pferden, ilber ibnen Genien mit erbobener und
gesenkter Fackel.] Die Atbenischen Anakes als speerbewaf&iete Junglinge
um einen Altar stebend, Cayl. VI, 47. Gatal. de Cbois. GoufT. p. 34. vgl.
G. I. n. 489. Aehnlich M. Nan. 234, wo ein Halbmond ilber ibrem Altar.
In Ghlamyden mit Parazonien, auf einem Sardonyx als Amulet, Eckbel
P. gr. 28. Als bewaflhete Jilnglinge oft auf Etr. Spiegeln; in der Heroen-
gesellscbaft , Inghir. II, 48. G. M. 409*, unterscbeidet sich Kastor durch
ritterlicben Scbmuck von dem n§ckten Faustkftmpfer Polydeukes (vgl.
§. 412. A. 1. Statue des faustkftmpfenden Pol.? Bouill. 1, 1) Polydeukes
als Faustkampfer, Bronze von Paramytbia, P. Knight Spedm. 11, 22.
Gastur mit Grabume, Skarab. Impr. d. I. Ill, 5. In Etr. Bronzen z. B.
Micali tv. 35, 13 mit Scbwanenk5pfen tlber den HQten (so zeigt sie, mit
Beischriflen, ein Etr. Spiegel nach Gerhard's Mittheilung). [I^oskuren
Gerh. Etr. Spiegel I, 45—54. 58. 59.] Auf Lampen die Diosk. neben
Hades (§. 407. A. 2), Bartoli II, 8; bei Darstellungen der Menschenscbick-
sale als Bezeicbnungen von Auf- und Untergang, §. 397. A. 2 und 3.
§. 400. A. 1. Als Symbole der Diosk. zwei scblangenumwundene Umen
auf LakedlUnoniscben M., N. Brit 8, 1. Dank eines der Seegefahr Ent-
ronnenen bei einem Anakeion, auf einem Relief ausgedrflckt, welches
1710 bei Este gefunden, jetzt in Verona (aus dem Museum Silvestrium)
ist, wo die Diosk. durch Jiinglinge mit Elibflten und zwei Dioten bezeich-
net werden. Gom. Gam. Silvestrii Rhodigini in anaglyphum Gr. inter-
pretatio posthuma. R. 1720. Vgl. Thiersch Reisen S. 70. Die sogen.
[415] Trojanischer Heldenkreis. 707
Kabiren, steife Figuren mit Eihiiten, nennt man auch besser Anakten,
Ant. Ere. VI, 23.
415. Besonders beliebt war in der alien Eunst der l
Mythenkreis des Trojanischen Krieges, und grSssere
Zusammenfassungen kamen selbst an Fussboden, an Pokalen,
an Waflfen , wie spater auf Relieftafeln , die mit ihren klei-
nen Figuren und beigeschriebenen Namen eine Art antiker .
Bilderflbel vorstellten, vor. Die Kyklischen Dichter, welche
die Bias einleiteten und fortsetzten, wurden dabei eben so
benutzt wie Homer selbst. Die alte Kunst charakterisirte ei- 2
nen jeden Hauptheldefn , indem sie die Zuge der Epik mit
der Freiheit und Sicherheit, die ihr eigen war, in eine Ge-
stalt zusammendrangte, jetzt erkennt man an solchen charakte-
ristischen Zugen, ausser dem Achill, besonders noch den Te-
lamonischen Aias; und doch konnte grade in einer schon im
Alterthum oft wiederholten , hochst bewundemswiirdigen
Hauptgruppe der ISwenartige, gew^ltig zumende Aias mit
dem ungleich sanfteren und schwacheren Menelaos verwechselt
werden. Bei Diomedes ist frische aber wenig veredelte
Heldenkraft, bei Agamemnon ein wurdevoUer koniglicher
Charakter zu erwarten. Unter den Troem sind Hektor
und Priamos weniger nach ihrer plastischen Ausbildung
bekannt, als Paris; zu dessen weicher Bildung auch eine
schmuckreiche Phrygische Kleidung passend gefunden wurde,
wahrend sonst nur untergeordnete Figuren diese Asiatische
Tracht, die Haupthelden dagegen durchaus das allgemeine
Heroen-Costiim tragen. Von den JPrauen dieses Mythen-
kreises sind Helena, die Aphrodite unter den Heroinen,
und Hekabe vozugliche Gegenstande der bildenden Kunst
geworden, deren von Kummer tiefgefurchtes Gesicht doch die
angeborne Heftigkeit und Leidenschaftlichkeit des Gemiiths
nicht verlaugnet.
1. S. von der Mosaik in Hieron's SchiflFe §. 163. A. 6. Scyphi
Homerici Sueton Nero 47, dahin gebOren die von Bemay §.311. A. 5.
Theodores (gegen 01. 120) bellum Diacum pluribus tabulis Plin. Ent-
sprecbende Gem^de aus dem sogen. T. der Venus von Pompeji, SteinbQcbel
Atlas Tf. VIII. B. C. D. [Das Haus des tragischen Dicbters, scbicklicher
das Homeriscbe, s. Temite zweite Reibe Heft 3. Tf. 22.]
Troiscber Krieg. Tiscbbein's Homer nacb Antiken gezeicbnet;
708 M}'thologische Gegenstande der b. K. [415J
sechs Hefte von Heyne, drei von Schorn commentirt. Fr. Inghirami
6. Omerica. 1827. 2 Bde. — Antehom erica. Paris Hirtenleben,
Ifillingen Div. 43. Paris und Oenone, Terrac. bei Millingen Un. Mon. II, 18.
Paris Kampf mil den Brildem und Wiedererkennung durch Kassandra
(nach Sophokles und Ennius Alexander) auf Etr. Sarkoph. Uhden,
Schr. der Berl. Akad. 1828. S. 237. R. Rocbette M. I. pi. 51. p. 256.
[0. Jahn Telephos und Troilos 1841. Mus. Gregor. I, 95, 4.] Hermes
*bei Paris, Spiegelzeichnung (in Berjin), 6. M. 535. Die drei Gdttinnen
vor Paris §. 378. A. 4. Menelaos wirbt urn Helena, Spiegelzeichnung,
Inghir. II, 47. [Gerhard Etr. Spiegel II, 197.] Agamemnon und Menelaos
nehmen Abschied von Helena, bei der Paris eingekehrt ist, Etr. Spiegel,
M. I. d. Inst. II, 6. [Ann. VI. p. 183. 241. Gerh. Etr. Spiegel II, 181.
N. Rhein. Mus. I. S. 416—420.] Paris gastliche Aufhahme bei Helena,
und die HeimfQhrung der Helena durch Paris in Priamos Haus, Rv.
Der gleichzeitige Kampf der Dioskuren mit den Apharetiaden , M. Blacas
pi. 30. 31, Goetting. Anzeig. 1835. S. 1754. [Wie die Braut dem K6nig
von zwei Lanznern, so wird der Brfiutigam, gefolgt von seinen Rossen,
von der K5nigin empfangen. In den Eyprien feierte Paris nach der An-
kunft in Troja seine Hochzeit; wohl mOglich, dass dies gemeint ist. Ein
ydfiog des Theseus und der Antiope in Athen wurde oben bemerkt]
Paris kommt zu Helena, Vasengem., Gerh. Ant. Bildw. 34. (Protesilaos
nach Gerh.) Eros gewinnt Helena fflr Paris, Millingen Div. 42. Helena's
Raub, auf Yasen von Volci, Ann. d. Inst. III. p. 153, an Etr. Umen
hftufig. Tischb. I, 4. VermSlhlung §. 378. A. 4. Odysseus und Palamedes
Ann. d. I. VII. p. 249. Iphigeneia^s Opfer, Uhden, Schr. der BerL
Akad. 1811. S. 74. Timanthes Bild*§. 138. A. 3. Gell N. Pompej. pi. 46.
[M. Borb. IV. 3. Zahn I, 19. DAK. I, 44, 206]; Ara in Florenz (KUo-
(levrjg inoisi), wo Kalchas ihr die Haare abschneidet, Agamemnon sich
•verhtlllt abwendet, Lanzi Op. post. I. p. 330 f. R. Rochette M. I. tv. 26, 1.
p. 129 (anders erkl^t: L'ara d'Alceste, P. Pisani incise. 1780); Mediceische
Vase, Tischb. V, 3. G. di Fir. St. 156. 157; Etr^ Umen, Micali 70. 71
(der frdhem Ausgabe), R. Rochette pi. 26, 2 (dabei der Schlangenumwundne
Omphalos); [Braun im Giom. scientif. di Perugia 1840. I. p. 50— 65;
Antiquarium zu Mannheim II. S. 8; Mus. Gregor. I, 94, 5; an dem grossen
Sarkophag von Tarquinii das. 96, 2, wo doch eher das Opfer der Poly-
xena anzunehmen ist, neben dem Tode des Astyanax 96, 1.] Vasengem.,
wo die Stellvertretung der Hirschkuh 8ch5n ausgedrQckt ist, R. Rochette
pi. 26 b. [Wandgemalde Tf. 27. 0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 378—398.
Ein 1835 entdecktes Bildchen bei Zahn II, 61 stellt Iph. dar, welcher
Kalchas die Spitze einer Haarflechte abschneidet; vor dem Thalamos sitzt
Achilles in Betrubniss, unbllrtig, mit der Lanze, in den Mantel geschlagen,
abgewandt und vielleicht Eros, abgewandt von ihm, entgegenstrebendy
[415] Ereignisse des Trojanischen Rriegs. 709
den Arm wie zu den Gdttem erhebend.] Alas und Teukros Ab-
schied von dem Greise Telamon, Yasengeni., R. Rochette pi. 71, 2.
Telephos Kampf mit Achill, Millingen Un. Mon. I, 22? Tel. mit
Achiirs Lanzenrost geheilt, Geimne bei Raponi 36, 3. Spiegel bei Bian-
coni 1. Ingbir. IT, 39. [Nach den Inschriften Phi'Ioktet und Machaon,
w^rend andere Spiegel die Heilung des Teleph. darstellen. O. Jahn
Teleph. un* Troilos S. 8 f. und Arcbaeol. Aufs. S. 179 f. Gerhard
Etr. Spiegel II, 229. Thaten des Telephos 0. Jahn A. Aufs. S. 164 ff.
Telephos in Aulis erkannt ergreift den kldnen Orestes und rettet sich
auf den Altar, an Etr. AltSren, O. Jahn Teleph. und Troilos 1841, und
an gemalten Vasen, A. Aufs. S. 172 ff. Ailge, Teuthras, Aphrodite.]
Patroklos von Achill verbunden §. 143. A. 3. Protesilaos Tod §. 143.
A. 1. Palamedes und Protesilaos? wdrfelspielend (Eur. Iph. Aul. 109),
Yasengem., s. Panofka, Hyp. ROm. Studien S. 165. vgl. Ann. d. Inst. III.
p. 133. Bull. 1832. p. 70. Aias und Achilleus M.'d. I. II, 22. Ann. TIL
p. 228. Welcker Rhein. Mus. III. S. 600. Monomachie des Achill
und Hektor (nach den Kyprien?) §• l^^* A. 2, vgl. Welcker Ann. V.
p. 219. [Aiax und Hektor? Grotefend Ann. VII. p. 220. Achill und
Hektor eilen nicht zum Zweikampf, sondem sie scheiden daraus, noch
• nachdem er aufgehoben ist, unwiUig. Sie k&oapfen aber nicht dber
die Leiche des Troilos (0. Jahn Telephos und Troilos S. 90 f.), die nicht
da ist und was dberhaupt kein Zweikampf w&re, sondem um, statt
durch eine Schlacht, den Krieg zu entscheiden, was nur in die Kyprien
passt. Tod des Troilos, worauf mehrere unten auf Astyanax bezogene
Monumente zu deuten sind, 0. Jahn Telephos und Troilos S. 70 ff. In
den VasengemSlden ist zu unterscheiden Yerfoigung des Tr., welche an-
fangend mit der figuren- und namenreichen Vase des Klitias und Ergo-
timos, wenigstens fQnfzehn, Ermordung, welche wenigstens drei, und
Kampf um die Leiche des Troilos, welche zwei Vasen darbieten. D&s
Erste ist abgebildet in Gerhards Vasen des k.^us. Tf. 13, 6. 14. 20.
E, 1. 3. 7. 10. Auserles. Vas. I, 14. Ill, 185. Das Andere M. d. I, 34
(von ^em Vf. handschriftlich als Tod des Achill bemerkt nach Gampanari
Bull. 1834. p. 234 flf. , doch mit Verweisung auf Rhein. Mus. III.
8. 627); 0. Jahn Telephos und Troilos Tf. 2, Gerhard Vasen des k. Mus.
Tf. E, 5; Auserles. Vas. HI, 224—26; das Dritte Gerhard III, 223.
Das Erste auch an Etr. Um. Mus. Chius. tv. 25. 147; Inghirami M. Etr.
I, 83; Vermiglioli Iscriz. Perug. I. p. 166; Gori 1, 134. Dempster I, 68.
Gavedoni Indicaz. per 11 Mus. di Catajo p. 16. n. 1. p. 84. n. 859; Bull.
1846. p. 163, wo der Sinn verfehlt ist; auch im Museum zu Florenz
und an einer Camee in Mantua, M. Worst, tv. 30, 14 (Mail&nder Ausg.)]
Tod des Palamedes von einem Vasengem&lde Welcker Tril. S. 469.
Ztschr. f. AW. 1838. S. 218. Palamedes leSMJAH und Philoktetes?
710 Mylhologische Gegenstilnde der b. K. [415]
Impr. d. I. Ill, 32. [Die Heilung des Philoktet ist spater als der Tod des
Palamedes.]
«
Horn erica. Homeriscfae Scenen, Er^r^nzung von Inghirami Gal.
Omer. Welcker Hall. ALZ. 1836. n. 75 ff. [jetzt wieder vielfach zu er-
g^nzen auf vielen Punkten]. Ilische Tafel im IC. Gap. lY, 68. G. M. 558.
Tischb. VII, 2: die Begebenheiten der llias und die folgeHdeu bis zur
Auswandenmg des Aeneas, in Bezug auf Eom als Neu-Troja. Zur Er-
klftrung Beger's Bell. Trojanum. 1699. Welcker Ann. d. Inst I. p. 227.
Ein Stilck einer ganz fthnlichen Tafel bei Ghois. Gouff. Voy. pitt. II.
p. 346. Inghirami G. Omer. 5; anders das bei Montfaucon Suppl. I.
pi. 37 , 2. Maffei M. Veron. p. 468. Inghir. 6. vgl. Goett. GA. 1834.
St. 93 auch §. 416. A. 1. Miniaturen der Ambrosian. Handschr. §. 212.
A. 3, wozu Goethe Kunst und Alt. II, 3. 8. 99. Casalische Ara des T.
Claudius von Faventia, mit Reliefs aus dem Trojan. Kriege und Roms
Urgeschichte , Bartoli Admir. tb. 4. Or. Orlandi Ragg. sopra un' antica
ara. [F. Wieseler die Ara Gasali Goett. 1844. H. Brunn Berl. Jahrb.
1845. I. S. 71 f.] Yignetten in Heyne's llias. — [Kalchas, geflugelt,
Eingeweide beschauend, H. Gregor. I, 29, 5. Gerhard Etr. Spieg. II; 223.]
Abholung der Briseis §. 210. A. 6. M. Borb. II, 58. [Briseis und %
Achilleus, mit den Namen Gerh. Yasen HI, 181. 184.] Rilckfahrung der
Ghryseis zum Gbryses, Pompej. Gem&lde, M. Borb. II, 57. [R. Rochette
M. I. pi. 15.] G. Omer. 21. Gesandtschaft zu Achill, R. Rochette M. I.
pi. 13. M. Borb. IX, 12. Neapels Antiken S. 242. Der kitharspielende
Achill, schOne geschnittene Steine, Bracci II, 90. G. M. 567. G. Om^.
99; 100. Dolon's (im Wolfsfell) Erlegung und Erbeutung der Roase
des Rhesos auf Gemmen, Tischb. ill. G. M. 570—74. Impr. d. Inst*
I, 80. 81 (wenn nicht Tydeus mit Melanippoe Haupt); III, 35. 36 auch
wohl Tischb., IX, 5 (vgl. G. I. 5). An dem GefSss von Bemay, R. Rochette
pL 52. vgl. p. 284. Lenrevost M^m. sur la coll. de Yases ant. de Bemay.
Dolon im Wolfsfell von dlOMEJEZ und OAYTEY Qberrascht, Kylix
Ton Euphronios M. d. I. II, 10. Ann. VI. p. 295. [Here besucht.den
Zeus auf dem Ida, Metope von Selinunt, Seradifalco II, 33. GemSlde
M. Borb. n, 59. Temite, zweite Reihe HI, 22. Leiche des Sarpedon,
von Tod und' Schlaf entfOhrt Gerhard Vasen IH, 221.] Hektor die
SchifTe stdrmend, auf Gemmen, Impr. d. Inst. I, 82, mit Fackel,
G. Omer. 137; Aias Verthddigung 136. 138. G. M. 575. 576. Odys-
seus unter Aias Schilde, Tischbein V. Kampf um Patroklos Leich-
nam §. 90. A. 3, Vasengemfilde G. M. 580, M. der Dier, n. 237. Mionnet.
Kampf um Patroklos Leichnam und Vers0hnung des Achill §. 143. A. 1).
[Gerhard Vasen HI, 190.] Antilochos Botschaft, sch5ner Gameo,
Tischbein IX, 4. G. M. 584. G. Omer. 157. vgl. 31 naeh Welcker
Orest und Pylades in Taurien, naeh dem Ba^relief Grimani; G. M. 584.
[415] Ereignisse des Tiojanischen Kriegs. 711
Mon. Matth.111, 34. G. Omer. 158. Der trauemde Achiil, auf Gemiiien,
M. Flor. n, 25, 3. Wicar III, 33. G. M. 566; R. Rochette vign. 15, 1;
Impr. d. InsL I, 78. Ill, 37. 38. 39. 72. vgl. §. 372. A. 7. RQckgabe
der Briseis, G. J£. 587. §. 311. A. 5 (die Wegfaolung der Briseis, nach
Lange in Welcker's Zeitschr. S. 490). AchilFs Bewaffhung durch Thetis
§. 402. A. 3. Acliill sich die Beinscliienen aniegend, Etr. Gem me,
G. (Ihner. 183. Impr. Ill, 73. ApoUon am Skaeischen Thore die Troer
rettend, auf Gemmen, Gaylus V, 53. Natter Traits 34. 6. Omer 73.
Acbill zu Wagen in Skamandros Wellen wQthend, an einer Etr. Ume,
wo Skamandros als efn kleiner Triton erscheint; an einem Sarkophag
von Sparta, R. Rochette M. I. pi. 59? Hektor's Abschied von Andro-
mache, in Volci. Aias, Hektor, Aeneas, k&mpfend M. d. I. II, 38, Vase
ans Caere mit Namen, Ann.. YIII. p. 306. [Hektor zwischen Priamos und
Hekabe, die ihm den Helm aufsetzt; der Maler Euthymides HOTIOAIO,
Gerhard Vasen III, 188, Hektors Abschied, dieselben Personen, auch hier
mit den Namen, Tf. 189; Hektor und Acbill im Kampf, zwischen ihnen
Athene Tf. 201 , Kampf derselben vor der Mauer und dem Skaeischen
Thor Tf. 203, zwischen Athene und Apollon Tf. 202 dreimal und Tf. 204.
Kampf bei den Schiffen Tf. 197, 1. Des Patroklos Schatten Qber einem
Schiff erscheinend Tf. 198, 1.] SeelenwSgung dber Hektor und Achill,
Etr. Spiegel, Winckelm. M. I. 133. Hektor's Sctileifung §. 99. N. 7.
Bartoli Admir. 4, auf Gemmen (um die Stadt), M. Flor. II, 25, 1.
G. Omer. 204. 205. Infpr. d. Inst. I, 85; Bartoli Luc. Ill, 9; Vase von
Bernay, R. Rochette pi. 53. Andromache's Trauer, schOne Gemmen,
G. M. 609. G. Omer. 246. Patroklos Leichenopfer auf der Ciste §. 173.
A. 3. [Rennspiel um sein Grab Gerh. Vasen III, 198, 1.] Hektor's
L()sung, Vase von Volci, (Acbill bMig auf dem Ruhebette), G. Omer. 238;
[Achill auf dem Sessel, bftrtig bei rothen Figuren, Gerh. IN, 197]. Relief
von Ephesos, G. Omer. 212; andere M. Cap. IV, 4. G. M. 589, ent-
sprechend L. 206. Bouill. Ill, 53, 3. Clarac pi. Ill; auch ziemlich
L. 418. G. M. 590. Bouill. HI, 54, 3. Clarac pi. 194; Gemme, Guat-
tani 1786. p. LXV; Priamos zu Achilles Fflssen Impr. HI, 76. 77. Mosaik,
1823 zu Varhely im Hunyader Gomitat entdeckt (TlQiMttoq, ^AxiXX^v^y
AvTOfiidtov), s. Abbildung von zwei alten Mosaiken* 1825. Die Phryger
mit Krateren, zwei Farnesische Statuen, und eine Slhnliclie PCI. VII, 8
sind vielleicht aus einer solchen Gruppe [knieend um eine Last zu Ciber-
geben?] Aufwfigung von Hektor's Leichnam (nach Aeschylos Phrygem,
Schol. II. XXII, 351) an dem Silbergef^ss von Bernay, R. Rochette M. I.
pi. 52. [Hektors Bestattung, Winckelmann M. I. 136, dazu das fehlende
Stflck in Palast Colonna, E. Braun A. Marmorw. I, 9 a. b.]
Posthomerica. Die Amazonen nach Hektor's Tode zu
Priamos kommend, daher in den Reliefs Winckelm. M. I. 137. G. M. 592,
712 Mythologische GegensUUide der b. K. [41^]
und Winckelm. 138. G. Omer. 244. Andromache mil der Ume dabeisitzt.
[So an einer Amphora von Yulci mit der SchleiAing des Hektor auf der
andem Seite die Ankonft der Amazonen, Gerhard Auserles. Was. Ill, 199.]
Verbindung der Uias und Aethiopis. Cameo, G. M. 591. Schlacht,
G. M. 580. Penthesileia's Tod {'Azaisifg dvizov ovt^, Pans. V, 11, 2),
in Gemmen, M. Flor. U, 33, 2. 3. Impr. d. Inst. I, 86; an Sarkophagen,
pa. V, 21. Winckelm. M. I. 139. G. M. 595; Bouill. UI, 52. Glarac
pi. 112; R. Rochette 24 (mit sepncraler Beziehung); Bellori Luc. Ill, 7. 8;
Tischbein Vasen U, 5; M. d. I. II, 11. Penthesileas Tod? Spiegel mit
den Namen, Archaeolog. Intell.-Bl. 1835. N. 2. [£. Braun. Beide
KSmpfer eiaenbekleidet, SUmlich im Styl der Gruppe auf dem Boden der
Scbale des Sosias. Gerhard Etr. Spiegel II, 233. Ach. zdckt hier das
Schwert auf P. wie er sie in der Kylix M. d. I. II, 11 mit dem Speer
durchbohrt. Eben so Gerh. Vasen III, 206, wo die Namen beigescbrieben
sind. Das. Tf. 205 k&inpfen sie CLber einer gesunkenen Amazone] auf
Gontomiaten mit Beischrift. Memnon kommt nach Dion, Millingen
Un. Mon. I, 40. Priamos [eber Memnons] Wagen, von einem Aethiopen
gefQbrt, Relief, M. Borb. VI, 23. Antilochos todt auf Nestor's Wagen
gehoben,' Etr. Ume, Tischbein Homer I, 6. a. M. 596. vgl. Philostr. II, 7.
Kampf Memnon's mit Achill, in Yolci (uber Antilochos Leichnam, Eos und
Thetis dabei); Ann. Ill, p. 154; §. 99. N. 9; G. M. 597 (die Psychostasie) ;
Millingen Div. 49; Zo^ Bass. 55 (wo Eos sie trennen will). Psycho-
stasie auf Yasen H. d. I. II, 10 b. Zeus, Hermes wSgend, eine G6ltin,
[Ach. und Memnon k&mpfend, Thetis, Eos, mit den Namen Gerhard
Yasen UI, 205, 3 u. 204 , auf der ersten Qber der Leiche des Antilochos,
auf der andem ohne diese; ohne die Leiche, mit den Gdttinen und je
einem Kampfgenossen 211; dber der Leiche zwischen Sphinxen 220;
vielleicht auch an der Amphora aus Yeji, Ganina Tant. Yeji tv. 36. 37,
Kafmpf Qber einer Leiche. zwischen zwei weiblichen Figuren, die eine mit
einem rothen, die andre mit einem schwarzen Ringel, nach p. 78 Krftnze
den Sieger zu kr&nzen, Rv. ein Kriegswagen, vier Paare Mann und Frau.
Thetis und Eos flehen den Zeus, mit den Namen, Vase, R. Rochetto
Peint. de Pomp. p. 5, ohne die Namen, mit Athene, Spiegel Mus. Gregor.
I, 31, 1. Doch fdr die Poesie, wie ftir den ganzen Troischen Kreis sind die
seither bekannt gewordenen Denkm&ler zu zahlreich, als dass sie fflglich
einzeln nachzutragen w&ren.] Troilos von Achill beim Altar desThym-
hraeischen Apoll get6dtet, Ann. III. p. 153, im Tempel, Maisonn. 14. Die
Troaden, dem Troilos Leiclienopfer bringend, Millingen Div. 17. [Troilos zu
den Antehom.] Uluche und Achle, Skarab. vgl. Welcker Zeitschr. f. AW.
1836. N. 12. [Der Streit zwischen beiden nach Odyss. VIII, 72.] Achil-
leus in die Ferse verwundet, Impr. d. Inst I, 87 (alterthOmlich) 88 — 91.
Ill, 40. 78. G. M. 601, an einem Silbergefasse, R. Rochette pi. 53; von Aias
[4i5] Ereignisse des Trojanischen Krieges. 713
beschfltzt, Impr. 84, von Aias weggetragen, Etr. Gemme, 6. Omer. 13.
6. M. 602. Vase von Yolci. R. PLOchette M. I. pi. 68, 1. Kampf dber
Achillas Leichnam, Yolcent. Vasengem., M. I. d. Inst. I, 51. vgl. Hirt,
Ann. V. p. 225; Gemme, 6. M. 581 (wo der Leichnam eben so an einem
Sell gezogen wird). Acfaill's Tod, im Beisein des Neoptolemos, Vasengem.
von Void, Ann. III. p. 154. Achillas Zug nach den seligen Inseln §. 402.
Ach. u. Helena von den MOren vermfihlt, Gruppe auf der Insei Leuke,
Philostr. Her. 16. Streit urn die Waffen §. 311. A. 5. G. M. 629. G.
Omer. 110. ROmisches Basrelief .M. d. I. II, 21. K. Meyer Ann. VIII.
p. 22. Andre Denkmaler p. 25. 26. Odysseus mit Achills Waffen Impr.
d. I. Ill, 42. Od. VAIZ bewaffhet III, 43. Der zornige Aias von Timo-
machos §. 208. A. 2, Tab. Iliaca, Paste bei Tiscbb. VII, 6. vgl. Libanios
IV. p. 1091 , Erzstatue des wahnsinnigen Aias. Aias Selbstmord M. d. I.
II, 9. Ann. VI. p. 272. Philoktetes in Lemnos verlassen, ZoSga Bass.
54, die Wande mit einem Geierfldgel mchelnd, Gemme {BOH0OY)
G. Omer. 51. G. M. 604; Impr. d. I. Ill, 83, mit Odysseus u. Neoptolem
(nach Sophokles) auf Etr. Umen, R. Rocbette pi. 54. 55. G. Omer. 49.
Palladienraub. Levezow dber den Raub des Pall. 1801. Millin Enleve-
ment du Pall. 1812. G. M. 562-65*. Er findet sich in alien M!omenten,
auch des Streites mit Odysseus, auf Gemmen; noch zu erkl^en ist die
Vorstellung M. Flor. II, 31, 1. G. di Fir. Int. 25, 2 (s. indess R. Rocbette
M. I. p. 200); auf Vasen, Hillin I, 14 (wo der Raub der Fahrt nach
Leuke gleicbzeitig gesetzt wird) und Millingen Un. Hon. I, 28 (wo Diomed
und Odyss. z^vei Palladien rauben, wie auf einem Terracotta -Relief in
Berlin, und nach Ptolem. Heph. bei Photius p. 148 B.); Ann. d. Inst. II.
p. 95. tv. d.?; R. Rocbette M. I. pi. 53. 56? Palladienraub auf Vasen
von Ruvo, Intel], der Hall. LZ. 1837. n. 30. Od. bei dem Palladienraub
Impr. d. I. ni, 80. Od. und Diomedes? Ill, 79. Diomeds Palladienraub
und Od. mit Namen bei Helena EA. Vasengem. M. d. I. II, 36. Ann.
VIII. p. 295. [Griech. Trag. I. S. 147 f. 0. Jahn in Scbneidewins Philo-
logus I. S. 55. Eine Vor- oder Zwischenscene stellt eine Vase vor in
0. Jahn's Vasenbildern Tf. 3.]
Ilion's Untergang §. 134. A. 3. GemOlde beschrieben von
Petron. 89. Hauptgruppen an einem Helm, Neapels Ant. S. 216. Sinn-
reich in der Figur einer Trojanerin dargestellt, Libanios p. 1093.
Epeios nebst Hephaestos arbeitet das Trojan. Pferd, Etr. Spiegel, Micali
tv. 48. Einbringung des hdlzemen Pferdes, an einer Vase von VoIci, in
Reliefs, 3farm. Oxon. I, 147; an Etrusk. Umen, R. Rocbette pi. 57,
1. 2; Pitt Ere. Ill, 40. vgl. §. 335. A. 9. Die aussteigenden Helden,
6. M. 606. Laokoon §. 156. Der Frevel an Kassandra, auf Vasen
(BOttiger und Meyer dber den Raub der Kassandra. 1794j, besonders
Laborde II, 24. Maisonn. pi. 15. R. Rocbette pi. 60. 66 (zugleich andre
714 Mythologiscbe Gegenstdnde der b. K. [415]
fluchteode Frauen und Greise); auf Spiegeln, bei R. Rochette SO. vgl.
p. 321; Gemmen, M. Worsl. lY, 23. Impr. d. Inst. I, 92. (Kassandra
nach der Entehrung, M. Flor. II, 31, 2); Reliefs, L. 288. Winck. M. L
141. Glaracpl. 117. (vgl. Ann. d. Inst. V. p. 158), Gerhard Ant. Bildw. 27
(ahnlich der knieenden Maenade §. 388. A. 3). Priamos Tddtung Mon.
de' conti Giusti, Verona tv. 3. [Gerhard Vasen III, 213. u. Pyrrhos
scbleudert gegen ihn den getOdteten Astyanax Tf. 214.] Astyanax am
Altar des Thimbraeischen Appollon getOdtet, Vase von Yolci, M. I. d.
Inst. 34. vgl. Ambrosch Ann. III. p. 36J. (Troflos Tod? Welcker Ann. V.
p. 2.53.) [§. 99. A. 3, 10]. Fames. Statuengnippe (sog. Gommodus),
Cavaler. I, 29. R. Rochette pi. 79. Hektor, der dem Acliill die Leicbe
des Troilos entrissen, nach Welcker Zeitschr. f. Alterth. 1834. S. 54).
Mosaik von Tivoli, R. Rochette p. 325. Astyanax Bestattung? G. M. 611.
Hekabe (des Euripides) u. Polymestor M. d. I. II, 12. Ann. TIL p. 222.
[Auswandrung des Aeneas Gerhard Vasen UI, 21.5 — 217 u. sebr oft auf
Vasen.] Polyxena's Opfer, Ofter gemaU, Paus. X, 25. Auf der Ciste
von Praeneste, wo zugleich Astyanax geopfert wird, §. 173. A. 3. Statuen-
gruppe, Libanios p. 1088. Walz Rhet. I. p. 395. Stoschische Gemme
(Psyche des Achill dabei), Winck. M. 1. 144. Menelaos mit der Hdena
versOhnt, Tischb. V. (Vasen IV, 50) ifnd Millingen Un. Mon. I, 32.
•Aias des Lokrers Untergang, ein Gewittei'gemfllde, vielleicht nach
Apollodoros, Philostr. II, 13. Andromache als Gefangne Wassw
tragend (nach IL XI, 457), auf M. von Larissa, bei Leake. Aethra §. 412.
A. 1. Streit der Atriden? MiUingen Vases I, 66. Welcjker Zeitschr. f. AW.
1836. n. 29.
2. Im Altertbum kannte man Odysseus anh rov CTQv<pvov xal
iyfffjyoQotoSy Menelaos tov i^/ti^ov, Agamemnon vov iydcov, Tydeus
durch die iktvd-SQla, Aias Tel. das filocvifovy Aias Oileus S. das
hoifiov, Philostr. II, 7. — Die erw&hnte Gruppe des Aias u. Patroklos
existirt als Pasquino in Rom (anonyme Abhandlung von Gancellieri ilber
Marforio und Pasquino, Fiorillo im Kunstbl. 1824. N. 47), zu Florenz im
Pallast Pitti und auf Ponte Vecchio (Maffei Race 42. Tischb. Horn. V.)
[Glarac pL 825. n. 2Q84] treSliche Fragmente aus Hadrian^s Villa bei
Tibur im Vatican, PCL VI, 18. 19, nftmlich Aias Kopf und Patroklos
Beine und Schulter mit der Speerwunde. Ein ganz fthnlicher Kopf bei
Egremont Spec. 54, auch Brit. M. 2, 23. vgl. Morghen Princ 5. Was
he\ Tischb. I. V. als Agamemnons- und Menelaos-Kopf abgebildet ist, ist
eigentlich derselbe. Die Gruppe auch auf einer Gemme bei Mariette,
Millin Vases I, 72, 4. vgl. G. Omer. 150. Der den Leichnam rettende
Held entspricht nur dem Telamonischcn Aias, und die Handlung ist den
Bedingungen der plastischen Kunst gemSss mehr concentrirt als bei
Homer; derselbe Held schdtzt und tr> fort. Aias und Patroklos?
[415] Ereignisse u. Hauptfig^ren des Trojanischen Krieges. 715
Vasengemaide M. d. L II, 11. [Gewiss Aias und Achilles, wie auch
Ann. VI. p. 297 erkl^rt ist. Und diese stellt auch die berdhmle Marmor-
gruppe dar, s. Kunstmuseum zu Bonn 1841. 8. 75—80. Gerhard (uber
dies Buch Preuss. Staatszeit. 1841), indem er uhrigens Yon diesem Aus-
weg angesprochen wurde, fand nur noch in der Yerwuudung des Achilleus
am KnOchel Schwieiigkeit. Allein diese beruht nicht auf alter Erfindung,
und war darum nicht allgemein zu berdcksichtigen. Auf M. BPETTISIN'
ist derselbe schOne Kopf. Rv. Athene, Nike und eine Tropaee u. a.]
Diomedes Kopf, Tischh. III. aus dem PGl., ist zweifelhaft. Im Britt.
Museum, Spedm. II, 30. Auf den Gemmen hat er die Chlamys fast
immer auf Aetolische Art, §. 338. A. 4, urn den 1. Arm gewickelt.
Hektor auf Ilischen M., N. Brit 9, 18. 19. Chois. Goufif. Voy. pitt. IL
pi. 38. Pedrusi V, 17, 3. Mionnet Suppl. V. pi. 5, 1, auf einem Vjer-
gespann, Nike auf der Hand, vgl. Philostr. Her. % 10; als Hoplit auf M.
von Ophryneion, Gab. d'Allier pi. 13, 12; sein bartiger, behelmter Kopf,
pi. 13, 11. Priamos thronend, M. von Uion, Gab. d'Allier pi. 13. 8;
mit seinem Namen, Maisonn. Vases 63. GemmenkOpfe, Lipp. I, II, 1 — 3.
Paris am T. von Aegina §. 90. A. 3. im Phrygischen GostQm (seine
weiten und bunten Beinkleider und goldnen Halsschmuck erwahnt schon
Eurip. Kykl. 182^ mit dem Apfel in der Hand, sitzend. PCI. II. 37. Race.
124. Altemps, Piran. 24; stehend, Guatt. M. I. 1787. p. 37 (aber PGl.
Ill, 21 als Mithrischer Dieuer erklart). Kassler Statue (Atys, Ganymed?),
Welcker's Zeitschr. 8. 181. SchOne Paris-Bflsten in Walpole Travels
(von Tyrus); Guattani 1784. p. 76; M. Nap. II, 57. [Parisstatue aus
Guattani Glarac pi. 827. n. 2085, die Vaticanische sitzende pi. 829. n.
2078, eine schOne stehende bei Smith Barry pi. 833. n. 2077 A., eine
ahnliche im Museum zu Neapel pi. 833 G. n. 2081 B. , die in Dresden
pi. 828. n. 2076, eine sitzende in Berlin pi 833. n. 2082, die der Samm-
lung Torlonia II, 45. pi. 827. n. 2077, eine stehende derselben, I, 38.
pi. 828. n. 2079, drei andre pi. 830. Stehend ist Paris auch im Pallast
Landsdowne in London, die rechte Hand auf die Stdtze, die linke unter
der Hiifte aufgesetzt, das rechte Bein flbergeschlagen , sinnend seitwirts
blickend, fein aufgefasst KQpfe sind haufig, Specimens 11, 17, mehrere
in England. Die schOne Gemme, welche Natter besass, Winckelm. N. 42
ist nacli 25o6ga Bass. I. p. 98. u. Visconti M. PioCl. VII. p. 99. Attys,
nach R. Rochette I. des Sav. 1831. p. 340 von Natter selbst, YdPOTy
wie bei einer Wiederholung desselben Werks beigefdgt sei. Bkarabaeus
AFlZy den Bogen spannend, Guattani 1784. p. 88. tv. 3. Kopf des
Aeneas auf einer Makedonischen M. des Franz5sischen Cabinets, R.
Rochette Nouv. Ann. I. Lettre k Mr. Grotefend p. 36.] Helena; Erz-
statue, die Haare bis zu den Huften wallend, Niketas de stat. 9; im
dilnnen Chiton der Aphrodite, mit flattemdem Obergcwande an der Halle
716 Mytbologische GegensUlnde der b. K. [416J
Yon Thessalonike, Stuart III, 9, 7. ELINA jn altetruskischem Styl
geflQgelt, Eckhel P. gr. 40. Toilette der Helena (bei Polygnot) auf Vasen,
R. Rochette M. I. pi. 49 A. Die Troischen Greise, welche die Helena an-
staunen, II. Ill, 154, Relief in Mdnchen, s. Thiersch, Jahresber. der Akad.
II. 8. 60. Hekabe, Statue, M. Gap. HI, 62, nach Winck und R. Rochette
p. 312 [vielleicht eine klagende BarbarenfQrstin; eine ^nliche Figur ist
an dem Sarkopbag Amendola im GapitoL] BQste in V. Albani pi. 57 A.
Agrigent. Vase ebend., Hekabe in die Gefangenschaft gefuhrt. Vgl. BartuU
Pitt. 27.
1 416. Besonders fein hat die alte Eunst den Charakter
des Odysseus ausgebildet, jedoch in der Gestalt, in wel-
cher wir ihn kennen, wahrscheinlich erst zu Alexander's Zei-
ten; die konische Mutze und der hochgeschurzte Chiton,
welche zur Schiflfertracht gehorten, so wie der mehr kraftige
als svelte Gliederbau geben ihm ein Ansehn von entschiedener
Tuchtigkeit und reger Gewandtheit ; naturlicher Verstand und
gereifte Erfahrung sprechen aus den Zugen des Gesichts.
2 Orestes, welcher ohne Zweifel in Hauptwerken der alten
Kunst durch das verdusterte Ansehn des fluchtigen M5rders
scharf charakterisirt wurde, wird in den Kunstdarstellungen,
welche wir besitzen, nur an den aussem Attributen des Blut-
befleckten und Schutzflehenden erkannt.
1. Odysseus Tracht, R. Rochette M. I. III. Odyss^ide, namentlich
das niXiov (§. 338. A. 2. Gato beim Polyb. XXXV, 6) soil ihm erst
durch Nikomachos (§. 139) um 01. 110 gegeben sein, Plin. XXXV, 36,
22 ; andre Nachrichten (Eustath. u. Schol. zu U. X, 265) nennen ApoIIodor,
01. 93, als den Erfinder des Odysseus-Hutes; sicher ist, dass die Vasen-
gemfilde ihn im Ganzen nicht kennen. Eine Ausnahme bei R. Rochette
pi. 64. Dagegen erscheint Od. wenigstens mit einem fihnUchen Hute auf
der ziemlich alten Etr. Gemme, Ingh. G. Omer. 176. Auf Denaren der
g. Mamilia Od. in seinem gewOhnlichen CostQm mit dem Himde Argos,
Eckhel D. N. V. p. 242. Morelli Mam. 1. 2. SchOne BOste bei Lord
Bristol, Tischb. II, 1. Auf einem Gameo , Millin M. I. I, 22. Auf M. von
Ithaka, bei Bosket (G. M. 639*), u. Gumae, bei R. Rochette p. 253. — Die
Scenen der Odyssce ziemlich vollst&ndig, Tischb. II. IV. VI. VIII. G. M.
627 — 42. Fragment einer Tafel, wie die tab. IHaca (Od. bei der Kirke),
G. M. 635. — Od. affektirte Raserei, Lukian de domo 30. Od. Abenteuer
zur See, Mosaik Ibi braccio nuovo des Vatican, Beschr. Roms II, II.
S. 89. Polyphem mit einem Genossen des Od. unter den Filssen,
Gruppe im Capitol, [Glarac pi. 835. n. 2091] fthnliche Bronze bei Gr.
Pourtal^s, R. Rochette pj. 62, 2. Od. Polyphem den Becher reichend.
[416] Odyssee, Orestee. 717
Mich. Arditi Ulisse che — si studia d'imbriacar Polifemo, illustr. di un
bassor. in marmo del H. Borbonico. N. 1817. Derselbe Gegenstand
L. 451. Qarac pi. 223. [833 A..n. 2087 A. Odysseus unter dem Widder,
Statuen in V. Pamfili u. V. Albani 833 A. n. 2087 B. 833 G. n. 2027 C.
Statue des 0. in Wien pi. 832, in Venedig, der dem Rhesos im Dunkel
entgegen schreitende pi. 831. n. 2088.] Etr. Urae. R. Rochetle pi. 62, 1.
Impr. d. I. Ill, 85. Polyphem's Blendung, altes Vasengeni., M. I. d. Inst,
7, 1. vgl. Ann. I. p. 278. vgl. Cent. Ill, 44. Etr. Ume, N. Rochette pi.
62, 3. Basrelief zu Catania, pi. 63. 2. Od. unter dem Widder ent-
rinnend, in Yasengem. M. I. d. Inst 7, 2. 3; oft auch in Etr.
Bronzen. Polyphem seine Liebe singend, Zo6ga 57. Pitt. Ere. I, 10.
Philostr. II, 18. (Ueber das Mattei'sche Relief bei R. Rochette M. I. 7, 1.
vgl. das p. 412 angefdhrte Zeugniss, wonach man es nicht mehr zur
Fabel des Polyphem redmen darf). Od. mit Aeolos Winden im Schlauch,
auch Passeri Luc. II, 100. Kirke, welche einem Grenossen des Od. den
Becher reicht, im Costdm eines sp&tem Jongleiurs, Wandgem., Cell N.
Pomp. pi. 72. Die Verwandlung Ofler auf Etr. Umen, R. Rochette pi.
61, 2. Od. mit dem Kraut Moly, 6. M. 636. Od. Nekyomantie, Vase von
Nola, R. Rochette pi. 64. H. Pourtal^ pi. 22; nach Panofka la Terre et
le fossoyeur. Od. bei Teiresias, schOnes Relief des L. 298. Clarac pi.
223. G. M. 637. -Etr. Spiegel, Od. vor Teiresias Schatten, erkiart von
P. Secchi Bull. 1836. p. 81 (nichts Ueberzeugendes.) [M. d. I. II, 29.
Ann. VIII. p. 65. 170. 1840. p. 58. M. Gregor. I, 33. 1. Gerh. Etr. Sp.
II, 240. Das meisterhafte Gem&lde an dem Krater aus Pisticci mit dem
Parisurtheil M. d. I. IV, 19. Ann. XVII. p. 210.] Od. bei den Sirenen,
§. 393. A. 4. Mit Weglassung der Sirenen, Bellori Luc. Ill, 11. Vgl.
Beger Ulysses Sirenes praetervehens. Skylla, §. 402. A. 4. Od. ein Schiff
bauend, Impr. d. Inst. 1, 95. Od. als Bettler sinnend. III, 85. fOd. u.
Nausikaa bei der W&sche, Gerhard Vasen III, 218.] Od. von Alkinoos
Abschied nehmend, G. M. 639. Die Hirten dem Od. ein Mahl bereitend,
Tischb. VIII, 8. Od. mit dem ,Hunde Argos, G. M. 640. Tischb.
VIII, 3 — 5. Od. als Bettler bei der Penelope, Wandgem., Gell
N. Pomp. pi. 15. Die bekdmmerte Penelope, §..96. A. 12. [Clarac pi.
834, 2090. R. Rochette M. I. p. 162 f.] Homer u. Penelope R. Rochette
M. I. pi. 71, I. Welcker Rhein. Mus. III. S. 620. Pussbad der Eurykleia,
G. M. 642. — Od. (ohne Pilion) an Telemachos Grabe (TtaXog Trjltfiaxos)
nach einem dunkeln Mythus, bei Maisonn. 72. Od. aiiapd-onXi]^'^ Welcker
Bull. d. Inst. 1833. p. 116. [Inghirami Vasi fitt. H, 116. 117. Die Be-
deutung ist einleuchtend. Ein Bruchstuck mit THAEVONOZ KIPKH
Bull. 1843. p. 82 von Baron Giudica in Palazzuolo, jetzt in Rom.]
2. R. Rochette M. I. II. Orest^ide. Orestes von Rathgeber in der
Encyklop. v. Ersch u. Gruber HI, V. S. 104. Mythus, Kunstwerke.
718 Mythologische Gegenstande der b. K. [416]
Agamemnon's Mord, auf Vasen, M. I. 614. 15. (nach Toelken's Kunst-
blatt 11. S. 70, Merope, die den Aepytos mcnrden will). Yaiyindung
Aegisth's mil Klytaemnefltra, Millingen Div. 15. Elektra mit Orest's
Aschenkruge, auf Vasen, Millingen Div. 16; Laborde I, 8; R. Rochetie
pi. 31. Orest u. £1. an Ag. Grabe, Qarke Trav. II, III. pi. 1; Millingen
Div. 14; R. Rochelte pL 34. Or. u. El. (nach Winck.) in der Gruppe
von Menelaos (§. 196. A. 2), Maffei 62. 63. [Qarac pi. 836. n. i2094],
wahrscheinlicher in der etwas alterthGmlichen Gruppe, M. Borb. IV, 8.
R. Rochette pi. 33, 1. [Glarac pi. 836. n. 2093.] TOdlung der Klytaem-
nestra und des Aegisth (auf Agamemnon's Thron), M. PCI. A 5. G. M.
618. T5dtung des Aegisth, [sehr altes Relief §. 364. A. 8.] Geroalde,
Lukian de domo 23, an einer Vase von Volci, Ann. d. Inst. III. p. 154.
[^n dem beim Opfer der Iphigenia erwSbnten Sarkophag von Tarquinii
n. 4. die Leiche der Klytaemnestra ausgelegt in der Mitte, unter der
Elektra trauernd sitzt, rechts die des Aegistbos u. Pylades, links t)restes
u. zwei Furien. Orest den Aegistbos durchbohrend , Klytaemnestra mit
dem Beil heispringend, mit den Namen, Gerhard Vasen des Berliner Mus.
(n. 1007.) Tf. 24.] Or. mit Aegisth's Haupt auf Etr. Umen (Eurip. El.
860) erklart von Uhden u. R. Rochette. Die TOdtung der Klyt. und
Verfolgung des Or. durch die Erinnyen nach Delphi in dem Vaticanischen
Relief, Heeren Hist. Werke III. S. 121. PCI. V, 22. .G. M. 619, ganz
Hbnlich G. Giust. 130. Barbaull Mon. ant. pt. 56, 3, mehr zusammen-
gezogen in dem Relief des Mus. Ghiaramonti, R. Rochette M. I. pi. 52, 2;
die Mittelgruppe, Eckhel P. gr. 20. v^. Welcker Zeitschr. S. 433. Ver-
wandt das Relief L. 388. Bouill. Ill, 56. Glarac pi. 202, vgL des Verf.
Eumen. 8. 111. Deiselbe Gegenstand Etruskisch behandelt, Micali 109.
vgl. Orioli Ann. d. I. VI. p. 164. Orest von den Erinnyen verfolgt
(§. 398. A. 5), oft auf Etrusk. Umen u. Vasen, Tischb. Ill, 32. liillingen
Gogh. 29. Or. von Pylades gehalten, in den Accorambonischen u. ahn-
lichen Reliefs und der Praenestinischen Gista, Guattani M. I. 1787.
p. XXV; von Elektra, auf geschnittenen Steinen. Orest in Delphi, an
Vasen, §. 362. A. 3; auf einer Lampe, R. Rochette p. 155; dem Diomedes
mit dem Palladion h6chst ILhnlich in dem Relief N. Borb. IV, 9. R.
Rochette pi. 32, 2. p. 198; vor der Athena, G. M. 622 [von Dubois unter-
geschoben, um Millin zu t&uschen] Orest in Elektras Armen, G. M. 621.
0. bei dem Dreifuss Impr. d. I. Ill, 25; von der Ath. Archegetis (§. 370.
A. 7) heschirmt, Tischb. Ill, 33. Die Scenen in Delphi u. Athen ver-
einigt, auf der Vaticanischen Vase, Diss. Ace Rom. H. p. 601. R. Rochette
pi. 38. Calculus Minervae, G. M. 624. (§. 196. A. 3); G. Giust. U, 132;
Bellori Luc II, 40. Eckhel P. gr. 21. Iphigeneia in Tauris, Bild von
Timomachos, Plin. XXXV, 40, 30. Taurisches Opfer, in dem Accoram-
bonischen Relief, jetzt in MOnchen 230, Winck. M. I. 149. G. M. 626,
[41 7 J Kleinasiatische Heroen, Amazonen. 719
genauer bei Uhden, Schr. der Berl. Akad. 1812. 13. S. 85. Mehr zu-
sammengezogen in den Reliefs L. 219. Glarac pi. 199; Zo€ga Bass. 56.
Zwei Grimanische Reliefs bei Millin, TOrest^ide pi. 3. 4. vgl. Schorn's
Kunstbl. 1828. 8. 169. Welcker Rhein. Mus. TV. S. 602. [ariech.
TragOd. III. S. 1164—1176. (Die Basreliefe Grimani auch Mon. dell
Mus. Grimani public, neir anno 1831 Venezia.) Das Relief zu Berlin
S. tl74 in Gerhards Arch. Zeit. U. Tf. 23. S. 367. Das zu Bonn S. 1175.
Jahrb. des Yereins der Alterthumsfreunde zu Bonn I. Tf. 3, 3. 8. 61
Yon Urlichs, vgl. Wieseler Ztschr. f. AW. 1843. 8. 483.] Or. u. Pylades
als Opfer knieend, Impr. d. Inst. I, 96. Ill, 70. 71?? Zum Opfer gefQhrt,
Lucanische Vase, R. Rochette M. I. pi. 41, Gera^de, Pitt. Ere I, 12.
(vgl. tv. 11. Ann. d. Inst. II. p. 134). Or. u. Pylades nebst Iphigeneia
unter dem Beistande der Tauriscben Artemis (in halb-Phrygiscbem GostQm,
mit Lanze u. Bogen) entfliehend, Maisonn. pi. 59. Laborde I. p. 15;
Iphigenia in Tauris, Amphora von Ruvo M. d. I. II, 43. Ann. DC. p. 198.
[Eine unter fflufVasen, den einzigen von Misarra in Apulien, in der
Samnilung 8antangelo zu Neapel enth^t sehr schdn die beiden Gefangnen
vor Iph. vorgefQhrt.] Ermordung des Pyrrhos in Delphi, Etr. Ume, R*
Rochette pi. 39. Wicar IV, 24. (Das Rad, welches Pyrrhos halt, ist
nach R. Rochette der ytvnXog des Dreifhsses, nach Greuzer, Wiener Jahrb.
LIV. S. 157, das Rad der Nemesis). Or. u. Neoptolemos auf Nolanischer
Vase? R. Rochette pi. 40. Orest u. Neopt. in Delphi (Or. u. Machaei-eus
nach Panofka.) Rv. Orest vor der SIhtj des Areopags nach Panofka, M.
Pourtal^s pi. 7.
417. Abgesehn von diesem Helden-Cyklus erscheint i
Asien auch in mythologischer Hinsicht meist als die Heimat
weichlicher Figuren, wie der Lieblingsknaben des Zeus und
Herakles; auch die Amazonen stellen sich in den Vasen- 2
gemalden dem Costum und der Bewaflfhung nach als Asia-
tinnen, und mit einer gewissen Weichheit der Formen dar,
obgleich die Staluen und Reliefs zum grossten Theil die ein-
fache und leichte Tracht, und die kraftig runden Formen der
Glieder festhalten, die ihnen die Polykletische Periode gegeben.
1. Von Troja sind noch die mythischen Figuren zu bemerken:
Dardanos, auch Anchises, auf M. von Ilion, R. Rochette M. I. p. 246.
Elektra, Dardanos Gemahlin, mit Phrygischer MQtze, sitzend, das
Palladion flUlt vom Himmel, auf einem geschnittnen Stein des Wiener
Gabinets. Laomedon von Poseidon verfolgt, Etrusk. Bronzearbeit, Inghir.
m, 17. Anchises u. Aphr. §. 378. A. 3. Telamon die Hesione rettend.
Winck. M. I. 66. vgl. Pitt. Ere IV, 62. Ganymedes, §. 351. A. 6. —
Hylas von den Nymphen geraubt, G. M. 420*. (M. Borb. I^ 6) 475
720 Mythologische Gegenstande der b. K. [^17]
Hon. Matth. Ill, 31; Paciaudi Hon. Pelop. Ep. 2. Mil Narkissos zu-
sammen, an dem Puteal, Guattani M. I. 1805. p. XXXIX.
2. Sprungferlige Araazone des Phidias, verwundete des Ktesilaos
§. 121, 2. [Die Amazone mil Gber den Kopf erhobenem linken Arm,
mehrmals im Vatican u. im Capitol, in Rom in den PalSLsten Pacetti
Clarac pi. 813. n. 2034 u. Giustiniani n. 2037, Torlonia pi. 812 B. n.
2032 B. auch im Palast Golonna, bei Lord Egremont CI. pi. 808, 2031
und Landsdowne pi. 833 B. n. 2032 G. ; auch war sie aus Y. Aldobrandini
an Gamuccini gekommen. Eine kleine Bronze des Florent. Museums
wiederholt diese merkwflrdige Composition authentischer als die Marmor-
statuen, Visconti im Cab. Pourtal^s p. 11. not. 39. Auch Clarac pi. 567.
n. 1208 B. aus V. Pamfili ist nicht Diana, sondern diese Amazone.] Zu
Ross, in Bronzen, Ant. Ere. VI, 63. 64. Amaz. vom Rosse sinkend. Mar-
morstatue, M. Borb. IV, 21. [Clarac pi. 810 B., 2028 B.; eine andre im
Hof des Palasts Borghese in Rom.J Amazbnen in voUer Rustung
Griechischer Helden, auf einer Vase von Volci, M. I. d. Inst. I, 27, 24;
eine darunter blast in eine Trompete (in Bezug auf deren Lydo-Tyrrheni-
schen Ursprung), wie die Phrygisch bekleidete Amaz., Micali tv. 108.
[Am. zu Pferd u. zwei Feinde, M. Gregor, II, 18, 1.] Kampfe mit Herakles
§. 410. A. 4. Boettiger Vasengem. III. S. 163. [S. 170 fif. Reihe der
Amazonenbildungen] , Theseus §. 412. A. 1, um Troja §. 415. A. 1.
(Priamos zu Pferd e gegen die Amazonen ziehend, auf einer alten Vase,
s. Millin M. I. II. p. 78), beim Ephes. Tempel §. 365. A. 1. [Amazone
Kyme auf M. Mdnchner Denkschr. Philol. I. Tf. 3, 8. Amazonenschlachten,
sehr haufig auf Vasen, Hancarv. II, 65. 126. Tischb. 11 , 1, 8. 10.
Millin I, 10. 23. Tomb, de Canosa 9. Millingen Div. 37. Un. Mon. I. 38.
Laborde I, 20. In Gerhards Auserles. V. U, 103 RQstung. 102 Zug. 104
Kampf.] In Reliefs in Phigalia §. 119. A. 3, in Halikarnass §. 151.
A. 1, am T. der Artemis Leukophryne in Magnesia, [jetzt in Paris,
Clarac pi. 117 C. — 117 I. vgl. L. Ross Hellenika I. S. 57.] Besonders
schftn ist der Sarkophag (aus Lakonika) in Wien, Bouill. II, 93. Moses
pi. 133, wo die Amazonen R5cke mit leeren Aermeln tragen, §. 246. A. 5.
Von einem andem Sarkophag in Sparta, Abercromby Trant Narrative of
a journey thr. Greece. L. 1830. [?] Sarkophag von Mazara, Houel I.
pi. 15; M. Cap. IV, 23. Pompejan. Wandgem. von Zahn 12. 13. Vgl.
Boettiger ArchaeoL der Mai. S. 256.
r
Niobe §. 126. Reliefs, PCI. IV, 17. Fabroni tv. 16; in Mflnchen 213.
V. Borgh. 1, 16. Ein minder umfassendes, aber sehr ausgezeichnetes PCI. IV,
1, 17. vgl. WelckerZeitschr. S. 591 ff. FamilienbesuchbeiderLeto (AcevA %al
Nio^ec fiaXa filv tplXui ^accv kraiQcii Sappho), die Techier spielen mit Astra-
galen, G. M. 515. Die Statuen Clarac pi. 581 —590. Basreliefe zu den in der
Zeitschrift zusammengestellten u. dem 1824 gefundnen Sarkophag in Mdnchen
[418] Mythen der Inseln, Golonieen, Rom's. 721
das sch5ne Bruchstuck in Bologna Thiersch Reisen nach Italien S. 361;
der jetzt im Lateran befindliche, L. Grifi intomo ad un sepolcro disso-
terrato nella vigna Lozano R. 1840 tv. (aus den Atii dell' Acad. Rom.).
Kunstbl. 1839. N. 34. H. Brunn Kunstbl. 1844. S. 322 f. BuU. 1839.
p. 3. 39; ein Etrurischer in Toscanella, Garten Gampanari, mit darauf
liegender m^nnlicher Portraitfigur, Bull. 1839. p. 25. Ein Vasengem&lde
Gab. Durand n. 19, R. Rochette Mon. in^d. letzte Seite, ein andres von
Ruvo Bull. Napol. 1843. tv. 3. p. 71. cf. p. Ill ; eines mit ApoUon, einem
Niobiden, Artemis und dem P&dagogen, de Witte V. peints de Mr. M*.
p. 9; ein Wandgem&lde in dem Golumbarium der V. Pamfili, Bull. 1838.
p. 4, 1839. p. 38. Niobe im Augenblick ihres Todes, Stackelb. GrSlber
Tf. 64. Welcker Griech. Trag. I. S. 295. Terracotten einer Gruppe der
Niobiden in Fasano gefunden, Bull. Napol. V. (1847) p. 41. tv. 3.]
418. Die Inseln, das altberuhmte Kreta ausgenom- 1
menp sind wie alle diejenigen Gegenden, welche die Hellenen
nicht seit Urzeiten bewohnt haben, arm an Mythen und
darum an Gegenstanden fur die Kunst. Golonieen ver- 2
herrlichten bisweilen in Statuen und auf Munzen ihre ersten
Urheber, welche, wenn nicht selbst mythologische Personen,
doch ihnen zunachst standen. Rom's Macht verschaflft der 3
Geschichte des Aeneas manche bildliche Darstellung, und er-
wirbt den Grundungssagen der Stadt einen Platz neben den
Griechischen Mythen; doch kann man nur der Gruppe der
Zwillinge unter der Wolfin ein wahrhaft plastisches Leben
nachruhmen. '
•
1. Kretischer Mythus. Europa §. 351. A. 4. Talos (mit
Beischrift) auf M. von Pliaestos, Gab. d'AUier pi. 7, 5. vgl. Ann. d. I. VII.
p. 154. Minotaur u. Ariadne §. 412. A. 1. 384. A. 3. Daedalos
u. Pasiphae, L. 71. Winck. M. I. 93. Bouill. Ill, 52. Glarac pi. 164.
G. M. 487. vgl. 486; OemSlde, M. Borb. YII, 55; h&ufiger Gegenstand
der Kunst, Virg. Aen. VI, 24. Petron. 52. Philostr. I, 16. [Gampana
Opere di plasUca tv. 59. 0. Jahn Archaeol. Beitr. S. 241. Pasiphae mit
dem kleinen Minotaur auf dem Schooss, Kylix von Vulci Bull. 1847.
p. 128. Reliefe 0. Jahn S. 239 ff. Wandgem&lde D. der thronenden
Pasiphae den Stier vorfflhrend (gegeniLber Ariadne dem Theseus den
Knauel reichend). Mas. Borbon. XIV, 1. Zahn II, 60.] Ikaros Be-
flflgelung, Sarkophag in Messina, Houel II. pi. 75. Hirt, Toelken's
Kunstbl. II. S. 73; Zo^ Bass. 44. Winckelm. M. ined. 95; Orti Mon.
Giusti tv. 1, 2 Bruchstdck. [Das Exemplar der V. Albani auch bei
£. Braun zw6lf Basrel. Tf. 12; wo noch ein zweites derselben Villa
O. M a 1 1 e r '• Arehaeologle. 4. Anfl. 46
722 Mythologische Gegenslande der b. K. [418]
abgebildet ist ; ein andres nach Petersburg gekommen. VasengemSlde M. Borb.
JCIII, 57. Daedalos stehend befestigt die Flflgel unter dem Beistande der Athene.
Darunter Proteus und Menelaos, Rv. Perseus u. die Gorgonen.] Cameo,
M. Borb. II, 28. (K ret a in leichter JSgertracht dabei sitzend). [Auf
der andem Seite arbeitet eine weibliche Figur mit Hammer, la Scultura?,
an einem Ende des Fldgels. Daedalos h< daliei den mit ausgebreiteten
FlClgeln erh^ht gestellten Ikaros am Arm zurdck; der Augenblick scheint
gemeint, wo an die Schwingen die letzte Hand gelegt winl u. Ikaros sich
eben aufschwingen soil.] Der Flug, G. M. 489, aus Pitt. d'Ercol. IV, 63.
2. Tar as u. Phalanth in einer Statuengruppe , Paus. X, 13.
Taras auf Delphin auf Tarentinischen , s. besonders Probus ad Yirg.
Georg. n, 176. Byzas auf Byzantinischen M. vgl. Millin P. gr. 47.
Kydon auf M. von Kydonia. Tios auf Tianischen, Vise. Icon. Gr.
pi. 43, 16; Adramyttos?) ebd. pi. 43, 15. Kyzikos auf M. der gleich-
namigen Stadt, G. M. 421. Eurypylos, Kdnig der Keteer, auf M. von
Pergamos, Mionnet Suppl. V. pi. 4. 1. Pergamos xvlaTtjg ebenda,
Monomachie auf M. Gavedoni Ann. 1835. p. 269. Athymbros auf M.
von Nikaea, Midas mit Phrygiscber Miltze auf M. von Midaion u.
Prymnessos. Von Leukippos §. 372. A. '3. Avellino, Opusc. div. I.
p. 199. Auf Syrakus. M. Leukaspis, Torrem. tv. 78. 11—14, auf
Messanischen Pheraemon, ebd. 50, 6, M. von Tyndaris Agathyrnos,
s. Due de Luynes, Ann. d. Inst. II. p. 308 ff. Millingen Anc. Coins 2, 9.
Ein reisiger Heros auf M. von Segesta, wahrscheinlich Egestes von
Troja, NOkden 8. Dagegen Millingen Anc. coins p. 8. Epidius
Nuncionus auf M. von Noceria (nach Avellino), Millingen M^. In. pi. 1»
7. p. 14. So noch historische Stfldtegrdnder, wie Gorgos, Periander's
Bruder, auf M. von Ambrakia, R. Rochette Ann. d. Inst. I. p. 312. M. L
pi. 14, Dokimos auf M. -Dokimeia's. Vgl. Vaillant N. Imp. Gr. ed. sec
p. 305. R. Rochette p. 245.
3. Aeneis, Cod. Virg. G. M. 645—652. Shelstrate's VirgiL
L. 1750. Heyne's Virgil, besonders in der zweiten Ausg. Aeneas
Anchises tragend, auf Ilischen, Segestanischen (Torrem. tv. 64, 2 ff.) u.
ROmischen Mflnzen, Gontomiaten, Lampen (Bellori III, 10), Gemmen,
M. Flor. II, 30, 23. Impr. d. Inst II, 62, Vasengem., Micali, tv. 88, 6.
R. Rochette pi. 68, 2. 3, [u. unz^lige andre.] Marmor von Turin
pi. 76, 4; auf einem Herculanischen GemSlde durch Affen dargestellt^
Pitt. Ere. IV. p. 312. Aeneas bei Dido mit einer interessanten Dar-
stellung Carthago's u. seiner SchutzgQtter, in einem spatrGmischen Relief,
PCI. VII, 17. vgl. Beschr. Roms II, II. Beil. S. 9. Barberinische u. Vati-
canlsche Statue der sich ermordenden Dido, PCI. II, 40. B, 10. Ganz
anders die Statue Anthol. Pal. Plan. IV, 151. Vpjl. ilber die Bildungen der
Dido Heyne Virg. T. VI. p. 762. Dido von dem hinwegsegelnden Aeneas
[418] Mythen der Inseln, Colonieen, Rom's. 723
verlassen, nel^en ihr dienende Frauen und die Figur der Africa, Pompej.
GemlUde, M. Borb. IX, 4. (Cleopatra nach Girillo). Rom's Ur-
sprdnge an der Ara des Claudius §. 415. A. 1, und der Statue des
Tiber §. 403. A. 3. Clarac pi. 17(3. Sarkophag im Dom zu Amalfi,
Mars zur Ilia; alle GK^tter dabei, auch die aus der Unterwelt; auf einer
Seite die WOliin mit den Zwillingen. Aeneas und die Sau von Alba, auf
dem Vaticanischen Altar (des Augustus), R. Rochette pi. 69. Die Sau
mit den dreissig Ferkeln, auf Gemmen; auch wohl PCl. VII, 32. Aeneas,
im Costilm eines spttem Imperator, die Sau opfernd, Relief, G. di Fir.
Ill, 119 (nach dem Herausgeber). Rea Silvia §. 373. A. 3. Romulus
u. Remus unter der WOlfin (lupa tereti cervice refleza, Yirg. Aen. VIII),
633), auf H. von Rom u. Ilion, N. Brit. I, 19. 9, 18. §. 182. A. 1; auf
Gemmen, G. M. 655. Impr. d. Inst. 11, 64. 65 (der Hirt Faustulus in
der Sisyra u. Roma dabei); Relief, G. M. 657; Statue §. 172. A. 1. Die
M. von Capua, N. Brit 2, 14. deuten auf eine ^hnliche dortige Localsage.
Die lauschenden Hirten, G. di Fir. Intagl. 36, 1. Passeri Luc. Ill, 1. 2.
Romulus spolia opima, G. M. 658. Die Tarpeja von den Sabinem mit
Schilden GbersehQttet, auf M. der g. Tituria. Sabinerinnen-Raub auf
xH., G. M. 658*. M. des Constantius, M. Flor. IV, 100.
II. Gegenstftnde des Menschenlebens.
A. Individueller Ai*!.
1. Historische Darstellnngen.
1 419. Die Griechische Kunst in ihrem Wesen so sehr
eine aus dem Innem hervorgehende Produktion, und hangt
in ihrer geschichtlichen Entwickelung so sehr mit Religion,
Mythologie und Poesie zusammen, dass die Darstellung des
aussern erfahrungsmassigen Lebens immer nur eine untei^e-
ordnete Stelle in ihr einnehmen konnte. Und auch, wo &u-
ssere Erfahrung dem Kunstler Stoff giM, sind Darstellungen
bestimmter einzekier Fakta viel seltner, als eine Auffassung
2 der Erscheinung in ihren allgemeinen Zugen. In Griechen-
land nahm indess die Malerei durch das Zusammenfallen
ihrer Entwickelung mit den Perserkriegen, und den geringeren
Zusammenhang ihrer Werke mit dem Cultus (§. 73, 1.)
dfter als die Plastik ihre Richtung auf Verherrlichung histori-
scher Begebenheiten, siegreicher Kampfe der Gegenwart [§. 99.
A. 1. 109. A. 3. T. der Nike Apteros.] (§. 135, 2. 140, 5.
163, 6.); auch das Leben der Weisen und Dichter wurde in
3 diesen Kreis gezogen. In plastichen Kunstwerken sind, wenn
man von der Andeutung geschichtlicher Ereignisse durch die
Wahl der Mythen (§. 89, 3. 90, 3.) absieht, historische Dar-
4 stellungen vor Alexander sehr selten. Doch giebt es eine
gewisse Zahl auffallender und wunderbarer Geschichten von
grosser Pietat, Liebe und dergleichen, wie die von den Kata-
naeischen Brudem, Hero und Leandros und einige andre,
welche in der bildenden Kunst, wie auch in der Poesie, fast
5 die Rechte von Mythen erworben haben. Haufiger wurden
eigentlich historische Darstellungen bei den Romern, wo an
Triumphb5gen und Ehrensaulen grosse Eriegszuge der Kaiser*
zeit vollstandig entwickelt, und auch auf den Munzen manche
Ereignisse, fruher als Auszeichnungen einzelner Geschlechter,
dann als Ehrenthaten der Kaiser, nicht bios raythisch ange-
[419] Historische Begebenheiten. 725
deutet, sondem auch immittelbar vorgestellt wurden; doch 6
finden sich auch in Rom historische Gegenstande ausser diesem 7
Kreise von Denkmalern selten. Die Apotheosen kann man
kaum zu den historischen Begebenheiten rechnen , sie bilden
wenigstens den Uebergang von der sinnlichen Erscheinungs-
welt zu einer geglaubten gottlichen. — Wie bei den Kriegs- 8
darstellungen jener Ehrenmonumente auch den Germanen,
Daciern, Sarmaten ihr nationaler Charakter gegeben wird:
so muss an dieser Stelle bemerkt werden, dass auch in der
Bezeichnung fremder Rassen die alte-Eunst viel Sinn fur
genaue Auffassung eigenthumlicher Bildung zeigt.
1. Diese Einsicht wird grOsslentheils Winckelmann verdankt, welcber
die Herakliden-Wanderung als den jQngsten Oegenstand der bildenden
Kunst betrachtete. Und auch hier kann man zweifeln, ob die drei
Helden bei der Ume, auf Gemmen, die loosenden Herakliden sind. Winck.
W. III. S, XXVII.
2. Bei Philostratos kommen Panthia, Rhodogune, Themistokles in
Persien, Pindar als Knabe, auch Sophokles, als Gegenst&nde von Ge-
mUlden vor. Nach Lukian de morte Peregr. 37 wurde Sokrates Ge-
spr§ch mit seinen Freunden im Kerker oft gemalt. Sokrates u. Alkibiades?
Impr. d. I. IV, 83. [Sokrates den Giftbecher leerend, vermuthete in dem
Relief Mon. de' Gonti Giusti Verona tv. 1, 1 der Verf. Goetting. Anz. 1837.
S. 1956, so wie auch der Herausg., obwohl des Soki'ates PortrS.t nicht
ausgedrQckt ist u. also ein Arzt gemeint sein kOnnte. Sokrates auch an
Sarkophagen mit den Musen. 0. Jahns Deutung eines Bronzereliefs auf
Sokrates und Diotima Ann. XIIT. p. 272 wird mit Recht bestrltten von
Avellino Bull. Napol. II. S. 27 flf. u. R, Rochette Peint. de Pomp^i I. p.
105 f. So ist auch sicher das Grabrelief M. di Mantova III, 16 nicht
Aristoteles mit dem kleinen Alexander. In einer Wiederholung dieser
Vorstellung im Museum zu Brescia, wo man^ ebenfalls sagt Aristotele e
suo scolare, bat der Kleine die Formen eines Ausgewachsenen u. scheint
daher eher ein Sklave zu sein.] Hochzeit de^ Masinissau. der Sophonisbe,
Herculan. Wandgem. Vise Icon. Rom. pi. 56. M. Borb. I, 34. Alexan-
der's Hochzeit §. 211, 1. — Kroesos auf dem Scheiterhaufen (den
Gfittern vertrauend, die den Brand Idschen werden), Vas^ngem. von
Volci (das einzige der Art), M. I. d. Inst. 54. Welcker Rhein. Mus. II.
S. 501. Arkesilaos §. 427. A. 6.
3. Geschichtliche Gruppen und Reliefs §. 118. A. 2, a. u. am
Ende, §. 129. A. 3. 157*, 2. 3. Othryades auf Gemmen, wenn ^ es
ist (VIC), Lipp. I, II, 66. 67. u. sonst. Die Argivische Dichterin Tele-
si 1 1 a sich riSstend, Paus. II, 20, 7. Die Deutung der Etruskischen Reliefs
726 Ge^ensUUide des Menschen-Lebens. [^l^J
[Zo^ Bassir. tv. 40.] IngL Mon. Etr. I, 63, 64, auf den Marathonischen
Ecfaetlos ist sehr zweifelhaft. Ariou rait der Laute auf dem Delphin
M. Borb. X, 7 (wie Taras), als SeitenstCick einer Nereide auf dem Triton.
[Diltrephes .von Pfeilen durchbohrt, Paus. I, 23, 4» Den Timotheos
malten die Maler scfaerzhaft schlafend im Zelt u. Tyche fiber ihm die
St&dte in einem Netz fangend, Aelian V. H. XIII, 43. Suid. Plut. Apophth.]
Harmodios u. Aristogeiton, Gruppe auf Athenischen Mflnzen u. an
dem Thronsitze Stackelberg Grftber S. 33 Vign. nur nicht die yon
Pk'axiteles, wenn es die von Xerxes geraubte und von Alexander, Seleukos
Oder Antiochos zurQckgegebene war, sondern es muss die ftlteste der drei
in Athen gearbeiteten, die von Antenor gewesen sein. [§. 88, oder wenn
nicht die zurQckgegebene, dann die von Kritios oder die von Praxiteles.
Eine dieser Gruppen auf der Agora Aristoph. Eccles. 713, Aristot. Rhet.
I, 9. Der marmome Thron ist obne Zweifel derselbe, welcben Stuart II.
eh. 4, die deutsche Uebersetzung II. S. 438 aus dem Memorandum ilber
Lord Elgin erw^hnt, indem nur das Opfer der Erechtbeustochter Tod der
Leaena genannt wird.] Elektron-Schale (§. 312. A. 3) mit Alexander's
ganzer Geschichte. Relief aus giallo antico von Laurentum mit einer
Andeutung der Scblacht von Arbela, Fea zu Winck. Ill, 441. G. M. 564.
Alexander und Diogenes, ZoSga Bass. vgl. 30. uuch Boissard I. tb. 81.
Diogenes in der "f onne Impr. d. I. IV, 82. Demosthenes am Altar von
Kalauria, Terracotta-Relief, Fea zu Winck. 11. p. 256. [Die Reiterschlacht
des Agathokles herrlich auf Tafeln gemalt, Gic. Verr. lY, 2, 55.]
4. Die Katanaeischen BrQder am T. der Apollonis §. 157.
A. 2; auf M. von Katana (Torrem. tb. 23) und des Sextus Pompejus.
Statuen besingt Claudian Eidyll. VII. [Kleobis u. Biton in Aigos
mit der rijptvvog angethan. Poll. VII, 61, das Ziehn der Mutter
nach dem Tempel dargestellt in Argos, Pausan. n, 20, 2, in Delphi
Herod. I, 31 u. Kyzikos in einem der Stylopinakien des Tempels der
Apollonis n. 18 der Epigramme. Ein Basrelief, ehemals im Pallast
Sacchetti scheint modern, so wie ein and res von andrer Composition bei
einem ROmischen AntikenhUndler 1845. Ein Stein s. Toelken geschn.
Steine S. 312, 7. Das von Beger Spicil. p. 146 u. Montf. I, 24 edirte
Relief, jetzt in der Marcusbibliothek in Venedig ist zum Theil dunkel,
aber nicht auf irgend eine andre Geschichte zu beziehn, wie Boettiger
Kunstmyth. II. S. 282 meint.] Der von der Pero- gesftugte Kim on,
Valer. Max. V. 4. ex. 1 (der huius facti pictam imaginem envSihnt),
Wandgem. M. Borb. I, 5. [Ternite Pompej. Wendgem. 2. Reihe I, 8.]
Die Geschichte von Hero u. Leandros findet sich auf M. von Bestos
(Mionn. Sappl. I. pi. 8) u. Abydos V. pi. 5, 3, Gemmen (Lipp. I, II, 62)
u. Contomiaten auf dieselbe einfache Weise vorgestellt. [Auch in einem
Pompej. Gemftlde, Journ. des Sav. 1845. Febr. Bull. Napol. I. p. 20.]
[419] Hislorische Begebenheiten. 727
5. S. §. 198, 2. 202, 2. 204. A. 4. 205. 6. 207. A. 4. Fragment
eines Kampfes von ROmern mil Daciem, wie es scheint, L. 349. Glarac
pL 144. GrOssere Stflcke aus ahnllchen Kriegscenen, G. Giust. 11, 71.* 72.
Kampf von R5mern u. Marcomannen, (Blackie Ann. d. Inst. III. p. 287.
[Nibby sarcofago scoperto entro la vigna Amendola R. 1839.] Perga-
menern u. Galliern nach R. Rochette, Bullet univ. Set. VII. 1830. p. 368)
an dem Sarkophag der Vigna Ammendola, M. I. d. Inst. 30. 31. — Auf .
Denaren der Republik kOnnen nur Andeutungen geschichtlicher Fakta
Platz habeu, wie Aemilius Lepidus, der Rolem. V. das Diadem aufsetzt
(Morelli g. Aemilia 8), der gebundne Jugurtba (g. Cornelia), die Unter-
werfung des K5nig Aretas u. des Judaer Bacchius in Arabien (g. Plautia
et Aemilia), Stieglitz p. 97 ff. Auf KaisermCinzen wird besonders das
Ged&chtniss der munera congiaria und opera publica gefeiert; aber auch
andre Unternehraungen der Kaiser, Trajan's Heerzflge, Hadrian's Reisen.
— Alimentariae Faustinianae, ZoSga Bass. 32. 33. Die Mithridatischen
Kriege geroalt, Sidon ApoU. carm. 22. V. 158.
0. Der Gurtius, V. Borgb. st. I, 18, Maffei 83, ist von Berniiii; nur
das Pferd antik. Die geschnittenen Steine mit Codes, M. Scaevola,
Curtius M. Flor. II, 56 sind offenbar neu; die mit Kleopatra's Tod (vgl.
§. 311. A. 5) zweifelhaft der mit Caesar's firmordung, Lipp. I, II, 279,
gewiss nicht antik. Auf Sulla's Siegelring war die Auslieferung Jugurtlia's
vorgestellt, Plut. Sulla 3. Roscius, wie er als Knabe von einer Scblange
umwunden wurde, war aus Silber caelirt, Cic de div. I, 36. Domitian's
Bedrangniss durch die Vitellianer, in einem Relief dargestellt, Tac H. UI,
74. AVG als hewaffneter Heros mit dem R5mischen Adler u. dem Palla-
dium, Impr. d. I. Ill, 89. Commodus Isis Cult, in einer Mosaik portr&t-
ar^g dargestellt, Spartian Pescenn. 6. Ebenso Elagabal's Gfitterdienst, in
einem Gemalde, Herodian V, 5. — Interessant ist die zusammengedr&ngte
Darstellung der Schicksale der Leg. XI. CI. P. F. auf einer Gemme, M.
Flor. II, 19. Lipp. I, II, 451. — Die mitunler schOnen Statuen Barbariscber
KOnige als Gefangner (z. B. Mafifei Race. 56 vom forum Traiani, vgl.
Montf. IV, 148. Clarac pi. 330) waren wolil immer Nebenfiguren an
Ehrenraonumenten [Clarac pi. 852— 854 C] Tiridat? L. 446. Clarac pi.
336. Vgl. §. 406. A. 5. (Silence).
7. Ueber die Consecrationen der Kaiser stellt die G. M. 671—684
die Hauptdenkmftler zusaromen ; die Kaiser tr> ein Adler, die Kaiserinnen
ein Pfau gen Hiramel; Hadrianus erhalt in dem Relief PCI. V. 26 (wie
Herakles) iie ' Unsterblichkeit in einer Schale. Auf M. des M. Aurel
bedeutet ein Juno-Thron die Consecration der Faustina, Pedrusi Vlli,
18, 5. Auf eine sp&tre Apotheose, nieht die des Romulus, bezieht
sich auch das Diptychon G. M. 659. Auf der ara Augustea zu Ravenna
(Gori Gemmae astrif. III. p. 137) scheint Claudius unter die GOtter des
728 GegensUUide des Mensehen-Lebens. [4^]
Juliscben Geschlechts aofgenommen zu werden. vgl. §. 199. A. 6. 8.
200. A. 2. 204. A. 4.
8. S. darOber Blumenbach Gommentatt. Soc. Gott. XVI. p. 175.
Sehr vortrefiflich sind die Ae gyp tier schon auf einer Vase von Void,
Micali tv. 90, gezeichnet. Die Statue des trunkenen Inders, Kallistr. 3,
war etwas mohrenartig; vgl. Philostr. Apollon II, 22. In einem Kyre-
naeischen Sepulcralgemfilde wird der Lebenslauf einer Negersklavin
dargestellt. Pacho pi. 54. Neger (durch Restauration) L. 354. Glarac
pi. 322. Aethiopischer Badeknecht, PCI. Ill, 35. Negerin, Kopf von
Bronze M. Pourtal^s pi. 19. Hingeknieter Mohr als Larope das. 30.
2. Portrfttbildnngen.
1 420. Die Portratbilder (dvdgidvreg)^ aus dem Be-
streben, Sieger in heiligen Spielen zu ehren, hervorgegan-
gen, also ursprunglich ebenso wie andre Bilder mit dem
Dienste der G6tter in Verbindung stehend, wurden, bei dem
Verschwinden des achten Republicanismus, durch den politi-
schen Ehrgeiz und die Sehmeichelei spaterer Zeiten zu unge-
heurer Zahl vermehrt (s. §. 87. 88. 121, 3. 128, 5. 1^9, 3.
2 158. 181, 2. 199 flf.). Meist waren sie aus Erz, weniger
aus Marmor; neben der ganzen Figur wird die Form der
Buste und des Schildbildes gebrauchlich , besonders fur Auf-
stellung in grosseren Reihen; Malerei, gew5hnlicher fur
Privatbestellung, ist doch nicht ohne Beispiel bei oflfentlichen
3 Ehrenbildem. Ursprunglich freiere Darstellungen des korper-
lichen und geistigen Charakters der Individuen, kommen ei-
gentliche Portratstatuen erst sehr allmahlich auf (§. 87.
4 123, 2. 129, 5.). Zugleich wurden von Mannem fi-uherer
Zeiten, auf eine ahnliche Weise wie von Heroen, aus
ihrem bekannten Charakter, ihren Spruchen, Poesieen her-
aus, Portratbilder erschaflfen, wie der im hochsten Sinn ge-
dachte Homeroskopf, die Statuen der sieben Weisen und der,
nach Platon's Symposion, aus dem Silen geschaffne heitre
5 Sokrate^opf. In der Zeit der gelehrten Studien Griechen-
lands bildeten die Portrate der Schriftsteller , besonders der
Philosophen, einen sehr bedeutenden Zweig der Eunst, auf
den manchc Kunstler sich fast ausschliesslich legten, besonders
weil man in Museerr und Bibliotheken m5glichst vollstandige
[420] .Portrfttbildungen der Griechischen Kunst. 729
Reihen davon zu bilden bestrebt war ; auch zeigten die Kunst-
ler dabei ein bewundernswurdiges Talent, das eigenthumliche
Studium imd den litterarischen Charakter dieser Manner bis
in die Fingerspitzen hinein auszudrucken. Auch von den ^
ausgezeichneten Staatsmannem Athens ist uns manche sichre
Buste erhalten; dagegen von den im Alterthum so viel ge-
bildeten und auf alien Stufen idealisirter und gewohnlicher
Menschengestalt (§. 158. 199.) dai-gestellten Fursten, den
grossen Alexander ausgenoramen, sehr wenig ubrig ist, haupt-
sachlich, well man in R5mischer Zeit keine Sammlungen
davon machte. Dagegen geben die Munzen, von Alexander 7
abwarts, eine reiche Uebersicht der aus Griechischem Stamme
hervorgegangenen Dynastieen sowohl, wie der orientalischen,
welche sich jenen in ihren Sitten zu nahern suchten.
1. MerkwGrdig ist, dass auch nach Hygin f. 104. Laodameia, um
ein Bild des Protesiiaos bei sich zu haben, einen Grottesdienst simulirt,
vgl. Ovid Her. 13, 152. Bilder als Ersatz entfernter Greiiebten setzen die
Tragiker in die beroische Zeit, Aesch. Ag. 405. Eur. Alk. 349. [Dikaeo-
genes in den Kypriem, Aristot. Poet. 16. Welcker Griech. Trag. S. 204],
vgl. Visconti I. p. 2. Lobeck Aglaoph. 1002 u. 1007. (Dass die "Egfia-
<p^69iTot, Theophr. Char. 16, maiorum utriusque sexus effigies cubiculares
sub specie Hermarum biformium consecratae gewesen, ist wenig wahr-
scheinlicb). — In Athen wurde Demosth. zufolge nach den Tyrannen-
mdrdern, §. 88, zuerst Konon aufgestellt; dann Chabrias (ausser Nepos
Ghabr. 1. s. Aristot. Rhet. HI, 10), Timotheos und viele andre. Iphikrates
Rede gegen Harmodios, einen Nachkommen des TyrannenmOrders, (Aristot.
Rhet. n, 23, 6. 8) scheint dadurch veranlasst worden zu sein , dass Tiieser
jenem die Ehre der Statue bestritt, die nur ihrem Geschlecht gebflhre,
vgl. Demosth. g. LepL p. 462. Sonst A. Westermann de publ. Ath. honor.
p. 14 fl ttvd^iavxa^^nat, G. I. n. 2749.
2. Daher av$(ficcvvonoiol, statuarii, fQr Erzgiesser steht. Was man
aus Marmor hat, ist meist ROmische Nachbildung. Yon den Edsten
S. 345, 3, den Schildbildem §. 311. A. 3. 345^ 4. Portrfttgemfilde als
Ehrenbilder, besonders in Eleinasien, wie das des Kitharoeden Anaxenor
im Purpurmantel des Zeus Sosipolis zu Magnesia, Strab. XIV, 648. Vgl.
§. 208, 3.
3. Die berflhmte Vorschrift, dass die Athletenstatuen nicht grosser
als im Leben sein durften (s. u. a. Lukian pro imag. 11) sollte einen
durchg&ngigen Unterschied gegen die gewOhnlich grOsser gebildeten Jleroen
setzen. Die iaofiixqTiroi dvd^idvttg im Schwur der Attischen Archonten
hSngen auch damit zusammen. Davon sind aber die st. iconicae bestimmt
730 .OegensUlnde des Menschen-Lebens. [420]
zu scheiden, geuaue Portratstatuen, die man naturlich erst nach Lysistratos,
di-eimaligen Siegem setzte, §. 87. A. 2.
4. Pariunt desideria non traditi [traditos] vultus, sicut in
Homero evenit, Plin. XXXV, 2. Dei- lierrliche Famesische Kopf des
Homer (Tischb. Horn. I, 1) zeigt das ylvKjf y^gag, Christodor 322; die
Capitoliniscben bei Vise. 1, 1 sind des Heros Homer weniger werth. Doch
geben auch die M. von Amastris (M. SGlem. tb. 6, 9) und Jos, und die
Conlorniaten verscbiedene KCpfe. Die Homerischen DenkmSler oben
§.311, 5. 393. A. 2. G. M. 543—549. Einige zweifelhafle Bildwerke,
R. Rocbette M. I. pi. 70 (Dank einer Familie an Asklepios und Hygieia?)
und 71, 1. p. 4^. Dann gehOren zu den non traditi vultus obne Zweifel
Lysippos Sieben Weisen und Aesop (Anth. Pal. Plan. 332), wonach
die Hermen aus der Villa des Gassius, mit Unterscbrifl , und der Aesop
der V. Albani, obne solche, verfertigt sein mOgen. Aucb Solon's Bild
in Salamis, welches Aeschines fQr sebr alt ausgab, war nocb nioht
50 Jabr vor Demosthenes gesetzt, de falsa leg. p. 420. Von Lysippos
So k rates, Diog. L. 11, 43. vgl. Visconti pi. 18. (Ueber die meist alle-
gorischen oder grillenhaften Sokrates-Geinmen Chifflet's Socrates.) Den
Reichthum der Giiechen auch an Statuen dieser frilhern Zeiten zeigt be-
sonders Christodor und die Aufzahlung von Frauenstatuen Griechischer
Meister bei Tatian adv. Gr. 52. p. 168.
5. Ueber Gelehrten-Bildner Plin. XXXV, 2. XXXIV, 19, 26 ff. vgl.
§. 121. A. 3. Gelehrten-Bilslen als Scbmucl^ der Museen, wahrscheinlich
schon in Alexandreia und Pergamon, wie in dem des Asinius Pollio, dann
auch in Privatsammlungen, Pers. Prol. 5. Juv. II, 4. VII, 29. Lipsius
de bibliolh. 9. Gurlitt S. 240. vgl. §. 305. A. 4. — Ueber die feine Auf-
fassung des Gharakters s. besonders Sidon. ApoUin. Epist. IX, 9. Der
Geometer Euklid wurde mit auseinander gebogenen, der fingerrechnende
Ghr}'sipp mit zusammengeknlmmten Fingern, Arat als Sanger der Gestime
(obzwar nur nach BQchem) mit dbergebogenem Nacken gebildet. Die
beiden letztem sieht man so auf M. von Soli (Vise. pi. 57, 1), den Ghrysipp
erkennt Vise, damach in einer BQste der V. Albani.
Von Philosophen kennt man durcfa M. PyUiagoras (ZTvdayo^i^^
Zctfiimvy Gab. d'Allier pi. 16, 16. vgl. §. 181. A. 1), Heraklit und Anaxa-
goras (Vise. pi. A, 2), durch sichere BQsten Sokrates, Platon, Kameades,
Theon von Smyrna, Aristoteles (Statue im Pall. Spada), Theophrast,
Antisthenes, Diogenes (interessante Statue in V. Albani), Zenon den
Stoiker, (dessen BQste in Neapel Vise. fOr den Eleaten nimmt, und dem
Stoiker eine andere unbegrGndete giebt; [Leukippos, Avellino Opusc. I.
p. 198J die treffliche Statue eines aitem Mannes im Tribon, M. Cap. I, 90.
Bouill. il, 26, geh5rt keinem von beiden), Ghrysipp, Poseidon ios, Epikur
und Metrodor, Hermarch.
[420] PWlosophen, Dichter, Redner. 731
Von Dichtern findet man auf M. Alkaeos, Sappho (die BQsten
sind uQsicher, und die von Steinbiichel Wien 1821, Millingen Un. 33. 34.
Maisonneuve 81 herausgegebene Vase in Wien, wenn die Inschrifl edit,
[ein Thonrelief von Melos im Brittischen Museum stellt dieselbe Scene
dar], doch fdr kein Porlr&t zu achten, welches dagegen die von Allier de
Hauteroche, Notizie intorno a SafTo di Ereso. 1822, herausgegebne Bronze-
mflnze liefert, vgl. Plehn Lesbiaca p. 189 ff. Gerhard KunstbJ. 1825.
N. 4. 5. Broendsted Voy. II. p. 281), Anakreon, Slesichoros (genau nach
der von Gic. Verr. II, 35 erw&hnten Statue). [Anakreon mit seinera
HQndchen, Vase im Britt. Mus. Sam. Birch, Ardiaeologia L. XXXI. p. 256.
Wiederholung in Rom, Bull. 1846. p. 81. Kydias, mit einer Laute.
XAIPE XAITE KYdIAZ, an einer Vase Catal, Magnoncour, vgl. Goetting.
Anz. 1840. S. 597 IT. Zwei Statuen um Montecalvo 1836 gefunden und
wahrscheinlich zu den neun Musen gebOrig sind Anakreon und wahr-
scheinlich Tyrtaeus, beide im neuen Borghesischen Museum. Angebliche
BQste des Anakreon Neapels Ant Bildw. 8. 100. n. 343. Eine andere
M. Worsl. Ill, 3.] In Marmorwerken Sophokles (aus dem Prytaneion von
Athen? M. Worsl. I, 2, 1), [die herrliche Statue im Lateran und Bilder
M. d. I. IV, 27. 28. Ann. XVIII. tv. E p. Seitdem soil 1846 eine SUtue
des S. in Athen fdr das Franz. Mus. erworhen worden sein]. Euripides
(litterarisch wichtige statuetta L. 65. Winck. M. I. 168. Glarac pi. 294).
[Statue stehend Ghiaram. II, 23, sitzend in Dresden, Leplat pi. III. Glarac
pi. 841. n. 2098 D, viele BCisten, mehrmais ist Euripides auch in Doppel-
bfisten mit Sophokles vereint; auch in Relief in einer Trinkschale aus
Athen Bull. 1842. p. 172.] Menandros und Poseidippos (Statuen voll
Lelien und Wahrheit, aber einer gewissen Weichlichkeit und SchlafTheit,
PCI. Ill, 15. 16. Bouill. II, 24. 25. [Glarac pi. 841.] Schlegel Dramat
Poesie I. am Schluss), Moschion. [Clarac pi. 840 D. n. 2122 A.]
Von Redner n BQsten des Isokrates, Lysias, Demosthenes und
Aeschines (auch bei Miltingen Un. Mon. II, 9; Statue des Demosthenes,
jelzt im Vatican, G. M. Wagner Ann. d. 1. VIII. d. 159. JM. Ghiaram.
II, 24. Ueber eine BQste Avellino 1841. vgl. N. Rhein. Mus. III. p. 274.
Schroeder fiber die Abbild. des Demosth. Braunschweig 1842], man erkennt
in ihm eben so rov %KXbv cevdQiavra, wie in Demosthenes den feurig
bewegten Patrioten), Ijeodamafi. Historiker: Herodot und Thukydides.
Rhetoren: Epaphroditos, Aelius, Aristides. (Ueber die Vaticanische
Statue des APISTIJEZ SMYPNEOE s. Mai script, vet. nova coll. I.
p. LI. Gerhard, Beschreib. Roms II, H. S. 330.) Ein siegreicher Rhetor
von Alexandria, Amaltb. III. Tf. 8. Herodes Att von Marathon,
M. Pourtal^s pi. ^37. Aerzte: Hippokrates, Asklepiades und Andre (be-
sonders in Miniaturen). Der Astronom Hipparchos auf BL von Nikaea.
mit dem Globus, Mionnet Suppl.^ V. p. 91. [Visconti Iconogr. Gr. pi. 26.
732 Gegenstande des Menschen-Lebens. [420]
«
Mit dem Cirkel auf dem mit den Kreisen der Ekliptik und des Aequators
versehenen Globus messend, Urlichs dreizehn Gemmen aus der Sammlung
der Frau Hertens-Schaafhausen, Bonn 1846. n. 8.]
6. Unter den Athenischen Staatsmannern giebt es sichere
Portrate von Miltiades (vgl. Pans. X, 10), Themistokles (doch ist, was
Yisconti beibringt, noch zweifelbaft ; Ehrenstatue eines Staatsmanns, sitzend,
bei L. Egremont, Specim. II, 7, dagegen auf Stateren von Lampsakos ein
bartiger Kopf mit S<;hifTermtltze Und Lorbeerkranz, von individuellen
ZQgen, ohne Zweifel Themistokles ist, der ehemalige Herr von Lampsakos),
Perikles (nach Ktesilaos §. 121, der Helm bedeckt den Spitzkopf, eine Buste
in Muncben 186 zeigt aucb noch die loniscbe Haartracbt der altern
Athener), der in seiner Zeit viel gebildete Alkibiades, dessen Herme,
PCI. Ill, 31, dera Ruhm seiner SchOnheit wenig entspricht, vgl. Welcker
Zeitschr. S. 457. Aspasia ist die erste Frau, von der eine sichere Ab-
bildung in einer BQste des PCI. VI, 30 vorhanden. Die edle Figur
H. Borb. I, 50. Neapels Ant. 8. 105 wird willkurlich Aristeides genannt.
Es ist Aeschines, s. Yescovali im Bull. 1835. p. 47. Die Deutung der
sch^nen Statue PGl. II, 43. Bouill. II, 23 auf Phokion hat Yisconti selbst
aufgegeben, vgl. YII. p. 100. — Die Statue des Spartanischen Lykurg
PGl. Ill, 13 ist sehr zweifelbaft. Ueber Alexander §. 129, 4.- 158, 2.
[Glarac pi. 837—840 A.] Alexanders Bild wurde selbst als Amulet viel
getragen, Trebell. Trig. 14. Kapsel mit Alex. Kopf in Dessau (mit Widder-
h5rnern und Diadem), Kunstbl. 1830. N. 47. Die Gontomiaten stellen
auch seine Zeugung durch den Drachen dar.
7. Die M. von Gelon u. Hieron sind entweder spater zur Ehre der
alten Tyrannen gepragt worden (nach Yisc), oder gehOren ganz Hieron II.
u. Gelon H., dem Sohne Hieron's II. ; die dem Theron zugeschriebenen sind
theils verfalscht, theils falsch erklart Avellino Opuscoli 1, III. Die Bilder
der Makedonischen KOnige vor Alexander laugnet Ylsc TI. p. 79 wohl
mit Recht; er erklart, was man daf0r hielt, fQr Heroenk5pfe. — FGr die
Kfipfe der Kdnige Makedoniens, Thrakiens (erst aus der letzten Zeit der
Unabfaangigkeit, denn der angebliche Lysimachos ist Alexander), Epirus,
niyriens, der Paeoner, der Sicilischen Tyrannen (Sparta lasse ich aus, da
der Kopf des Kleomenes sehr nnsicher ist) , der Fflrsten von Pergamon,
Bithynien (darunter der unbekannten K5niginnen Orodalis und Musa-
Orsobaris), der Kappadokischen, Pontischen (von 268 vor bis 40 n. Ghr.),
Bosporanischen (von 289 v. bis 320 n. Ghr.) u. Armenischen Kfinige, so
wie einiger kleinen Dynasten in Kilikien, der Seleudden, so wie der
spatern K5nige von Kommagene und andern Syri^hen Landscbaften, von
Osroene, ]|jesopotamien und Gharakene, der Herodiaden, der Arsakiden,
der Griechischen KOnige von Baktriana, der Indo-Hellenischen und Indo*
Skythischen Herrscber (s. Todd Trans, ^f the Asiatic Soc !« II. p. 313.
[42i] ROmische Portratbildungeu. 733
Tychsen Gommentat. rec. Soc. Gott. YI. p. 3. Koehier M^. grecques de
rois de la Bactnane. Pet 1822. SuppL 1823. Mem. Rom. IV. p. 82.
Schlegel N. Journ. Asiatique 1828. p. 321. R. Rochette Journ. des Sav.
1834 Juin, Juill. 1836 Fevr. Hars. Notice sur quelques m^. Grecques
in6d. de la Bactriane P. 1834. Suppl. u. deuxieme Suppl. extrait du Journ.
des Sav. 1836 [3 Suppl. Fevr. 1839. 1844. p. 108] vgl. Grotefend Zeitschr.
f. AW. 1835. S. 836. Al. Bumes Travels in Bokhara Vol. II. p. 457.
pi. 3. 4. Erl&uteningen von Wilson und Prinsep, Goetting. Anz. 1835.
S. 397 ff. HannOversche Blfttter f. MQnzkunde 1834. n. 11 [1836. n. 26].
Munzen des Kadfises BulL 1834. p. 240. Ueber die Mflnzen des Generals
Allard Journ. Asiat. Ill, 5. T. I. N. 2. p. 122), der Ptolemaeer, und
sp&tern Kyrenaeischen und Hauretanischen Ftlrsten verweise ich ganz auf
Visoonti*s Hauptwerk. [Bel Glarac, der daraus pi. 1023—1028 die andem
KOpfe berQhmter Griechen mittheilt, und 1078—1081, sind die KOnige
pi. 1029—1042, die Arsaciden pi. 1043—45, die Sassaniden 1046-51.
Lenormant sur le dassement des m^aiUes qui peuvent appartenir aux
treize premiers Arsacides Nouv. Annales de Tlnst. II. p. 191—236.]
Antiochus VIII. und Kleopatra seine Mutter auf einem Onyx des Mus.
Francianum, Froehlich tb. 1.] Der Vf. sui ritratti del 1 e 2. Ptolomeo
in monete e cammei Ann. XII. p. 262. Arsinoe Philadelphia nach dem
Due de Luynes, Marmorkopf des Grafen Pourtal^ aus Alexandria, M. d. I.
Ill, 33. Ann. XIIL p. 296. Birch. Unedit. coin of Demetrius II. Numism.
Ghron. Vol. pi. 5. p. 78.]
421. In Rom mSgen die Abbildungen von Konigen 1
und Mannem aus der fruhem Republik nach den Wachs-
bildem in Atrium entworfen sein ; welche selbst wieder theils
reine Idealbildungen, wie bei den ersten Konigen, theils
von den Familienzugen der Nachkommen abstrahirt sind.
Sichre Busten von ^inem entschiedenen Portratcharakter
scheint man zuerst von Scipio AMcanus dem alteren zu
haben. Auf die Munzen wurde bei Lebzeiten zuerst Casar's
Bild gesetzt, besonders in den Provinzen; diesem Beispiele
folgen die Morder Caesar's und die Triumvirn. Die Ikono- 2
graphie der RSmischen Kaiserzeit ist als Hauptquelle der
Kunstgeschichte der Zeit oben (§. 199 S.) berucksichtigt wor-
den, sie liegt in grosser Vollstandigkeit vor; wahrend Busten 3
Romiseher Dichter und Gelehrten in viel geringerer Anzahl
erhalten sind, als von den Griechen. Wie zahlreiche Ehren- 4
statuen und wie vortreflfliche darunter — unter vielen Fa-
brikarbeiten — auch ROmische IMiunicipien, errichteten, leluren
die Herkulanischen Entdeckungen.
734 GegensUlnde des Menschen-Lebens. [421]
1. Auf den M. der Geschleehter K5pfe des Romulus, Tatius, Numa
(auch eine BQste) und Ancus, bei Vise, vgl. Stieglitz N. fam. Rom. p. 96.
§. 181. A. 1. Dann Junius Brutus, Postumius RegOlensis u. A. Scipio's
BQsten kennt man an der kreuzf5nnigen Schramme auf der Stim. Hanni-
bal, Vise. Icon. Gr. pi. 55. 6. 7. Impr. d. I. Ill, 86 ? Quinctius Flaminiu
§. 160. A. 4. Auch Sulla kommt nur auf M. des Q. Pompejus Rufus,
Pompejus auf denen seiner S()hne vor. M. Anton der Triumvir Impr. d. I.
ly, 91. Pompejus heroische Statue im Pall. Spada, MafTei Race. 127.
[Qarac pi. 911], bestritten von G. Fea, Osserv. 1812, vertheidigt von
6. A. Guattani 1813, auch von Vise. I. p. 118. Von Caesar besonders
eine Famesische und eine Capitolinische BQste, [eine in Berlin und eine
im Pallast Gasali in Rom, Statue des Agrippa in Venedig im Pallast
Grimani]. — Edm. Figrelius de statuls illustr. Romanorum. Holmiae 1656.
2. In den Suiten der Kaiser strebte man wahrscheinlich schon im
Alterthum nach VoUstflndigkeit, so dass auch von Domitian, von dem
nur ein Bild der ZerstOrung entgangen sein soil (Procop. hist, arc 9.
p. 296), doch bald wieder mehrere existirten. Vgl. §. 199. A. 4. 5.
Vitellius Biisten sind nach Visconti aus dem sechszehnten Jalu*h., doch
wird die im Mus. von Mantua fdr echt gehalten, auch wohl die Eolossal-
bOste zu Wien. [Kaiserstatuen von Caesar bis auf Constantin, Clarac
pi. 911-980. K5pfe pi. 1054 ff.J
3. Sichere, aber wenig genaue, Bilder von Terenz [nach dem Con-
torniaten in Gotha], Accius, Salust, Horaz, Apollonius von Tyana, Appu-
lejus geben die Contomiaten; von Virgil nur die Mhiiaturen der Vatican,
und Wiener Handschr. vgl. Beschr. Roms II, 11. S. 347 (die Bdste in
Mantua, M. Nap. IV, 73, ist unecht). BQsten von Terenz [ein Terentiiis,
mit einer komischen Maske auf der rechten Arrabiegung ist 1839 in das
Capitolinische Museum gekommen, Annali XII. tv. G. p. 97. Kolossale
Buste des Maecenas in einem Privathaus zu Rom, in Marmor copirt im
Museum zu Neapel, Di un busto di G. C. Mecenate, Parigi 1837], Q. Hor-
tensius, Cicero (sehr viel falsche, die im Hause Mattel, jetzt Wellington,
vertheidigt Vise, gegen S. Clemente, eine fthnliche ist in MOncben 224^
vgl. Beschr. Roms. II, II. S. 8), Jun. Rusticus dem jungeren. Seneca
CMaffei 128) ist sicher bekannt durch die in V. Mattel gefundene Doppel-
herme. Lor. R^ Seneca e Socrate. 1816 und in den Atti d. Ace Arch. II.
p. 157. Eine Gemme giebt den Itbpf des Lucrez (LVCR.), Impr. d. Inst. II, 78.
4. Familie des Balbus §. 199. A. 6. M. Borb. II, 38—43. Hercu-
lanerinnen §. 189. A. 7. Das Costdm der lUtem kehrt genau so an der
Julia Domna, M. FrauQ. Ill, 18, wieder; die andere wird nach altem
Kunstgebrauch (Pans. X, 25, 2. Valer. Maxim. VI, 3, 10) durch den
unverhtlllten Kopf als Jnngfrau bezeichnet. OrdinSre Municipalstatuen
in vielen Museen, z. B. Clarac pi. 351 [pi. 891—910]. Statuen von
[42!2] AUgemeinere Darstellungeii, Cultusliandlungen. 735
^Utagspersonen waren nicht so selten, als Manche annehmen (Beschr.
Roms I. S. 332); Jedem stand dasselbe frei, wie dem Herodes Atticus,
der seine ZGglinge als Jftger in zahlreichen Statuen auf seinen Landgutem
aufstellte, Philostr. V. Soph. II, 1, 10. — Arminius oder Decebalus
Specimens II, 49, [nach Goettling Thusnelda und Thumelicus, Jena 1843 f.
Der Sohn des Arminius und seine Gat tin die col. Statue in der loggia
de' lanzi zu Florenz].
Z^f Litteratur der Ikonographieen. Die aJtesten waren die Var-
ronische, §. 322, 7 (sie bestand aus 100 Hebdomaden, jedem Bilde scbeint
ein Epigramm beigegeben gewesen zu sein), und die Mmlich eingerichtete
des Atticus, Plin. Nepos Att. 18. Ulustrium imagines ex ant. marmoribus
e bibliotheca Fulvii Ursini. 15^9. 70. Illustr. virorum ut exstant in urbe
expressi vultus caelo Augustini Veneti. R. 1569. Illustr. Imag. del. Th.
Gallaeus. 1598. (Vermehrung des ersten Werks.) Gommentar von Jo.
Faber dazu. 1606. Iconografia — da G. A. Ganini, ed. M. A. Ganini.
B. 1669 (sehr unkritisch). Illustr. vet. philosopborum , poStarum etc.
imagines cum exp. I. P. Bellori. R. 1685. Gronov's Thes. Ant. Or.
T. I. II. III. (wenig brauchbar). £: Q. Visconti Iconograj^ie Grecque.
P. 1811. 2 Bde. 4. Icon. Romaine. P. 1817. T. I, fortgesetzt von Mongez
T. II. 1821. HI. 1826. IV. 1829. Gurlitt's Versuch Ober die Bflstenkunde
(1800), Archaeol. Schr. 8. 189 (der Gatalog der erhaltenen Portrate ist jetzt
sehr zu lichten). Hirt iiber das Bildniss der Alten, Schr. der Berl. Akad.
1814. S. 1. [Gnechenlands Schriflsteller und a. merkw. M&nner nach
Antiken gezeichnet 1—4 Lief. Leipz. 1828. 29. 4. unwissenschaftlich.]
Darstellungen aus dem Leben auf Vasen , mit bedeutungsvollen Namen
auf Vasen, M. d. I. II, 44, E. Braun Ann. IX. p. 189.
B. Darstellungen allgeraeiner Art.
1. Cnltnshandlnngeii.
422. Unter den aus dem gewohnlichen Leben genom- 1
menen, aber allgemein gehaltenen, Bildwerken beziehen sich
aus Grunden, welche in der Geschichte der Kunst liegen, bei
weitem die meisten auf den Dienst der Gotter und auf die an
diesen Dienst sich anschliessenden Handlungen und Spiele. —
Cultusfeierlichkeiten werden auf Griechischen Reliefs einfach 2
und zusammengezogen , auf Roraischen Bildwerken ausfuhr-.
Ucher und mit mehr Bezeichnung des Details vorgestellt. In 3
Vasengemalden werden besonders Libationen, Darbringungen
aller Art und die Umwindung und Schmuckung von Gotter-
736 Gegenstftnde des Menschen-Lebens. [422]
bildem, immer aber mit Griechischer Freiheit in der B#>
4 handlung des wirkliclien Vorganges , vorgestellt. Besonders
oft finden sich hier die meist verkannten Todtenopfer;
indem Cippen (§. 286.), oft mit Namen beschrieben, mit
Helmen, Gefassen besetzt, auch Saulen oder ganze tempd-
artige Heroa (§. 294, 8.), in denen Waffen Mngen, Gefasse
stehn, Zweige aufgesteckt sind, und oft auch die Gestalt des
Hingeschiednen leibhaft vorhanden ist, dm-ch Taenifen-Um-
windmig, Oel-Betraufung , Weinspenden aus Phialen und
Karchesien (§. 298. 299.), und Darbringungen aus Korb-
chen {xava §. 300.) und Kastchen (xi/Jwria §. 297.), be-
sonders von den Frauen der Familie , sorgfaltig geehrt wer-
5 den. Die Darstellung des Verstorbenen als Heros , mit At-
tributen aus dem gymnastischen und Jager-Leben, wie sie
auf Vasengemalden gew5hnlich ist, kommt auch an Grab-
pfeilem schon in Reliefs des alt-Griechischen Styls vor.
6 Interessant ist auch , die Aufstellung {idQv6tg) von Hermen
und Bilds&ulen in alten Eunstwerken, namentlich Gremmen,
7 veranschaulicht zu sehen. Personen, welche beim Opferdienste
thatig waren, wurden, besonders wenn ihr Geschaft eine be-
deutsam gefallige Stellung herbeifuhrte, auch in Statuen zeitig
dargestellt, oft in einem festen dafur bestimmten Style,
wie die Eanephoren und andre in Heiligthumem fungu^nde
Madchen.
2. Beispiele bei Athena, Dionysos, Pan, Priap. (Dahin gehOren
auch die Gemmen, worauf eine Frau mit nacktem Bchoosse Tauben dar-
bringt, Wicar lU, 40.) Sehr naiv dargestellt sind die Iftndlichen Opfer im
L. 163. 762. Bouill. Ill, B8, 4. 97, 1. Qarac pi. 217. 223; M. Worsl. U, 22.
Landliches Opfer an Herakles u. Priap. (§. 411. A. 5) von grosser Wahr-
heit, aus Pall. Rondanini in Munchen 131. Winck. M. L 67. Guattani
1788. p. III. Bacchus-Opfer §. 390. A. 4. Opfer an Libera, schdnes
Relief, L. 159. Clarac pi. 217, SchOne Reliefs, Frauen einen Opfer-
stier fahrend (wie in Hermione) PCI. V, 9; Wicar IV, 29. vgl. das
Vasengem. Gori M. Etr. I, 163. Hftufig sieht man auf Griechischen Reliefs
Zflge von Henschen, welche die Arme einwickeln und an den K5rper drQcken,
die Oottheiten, welche sie empfangen, erschemen riesengross. M. Worsl.
I, 1. 9. 10. 11; L. 261. BouiU. lU, 57, 2. Clarac pL 212. Vide Opfer-
vorstellungen auf Gemmen , Lippert I. 8. 313—344. Suppl. S. 100—108.
M. Flor. II, 72—77. ROmische suovetaurilia an der coL Traiani; St, S.
{422] Allgemeinere Darslellungen, Gultushandlungei!. 737
Marco I, 50; L. 176. 751. Bouill. U, 97. Ill, 63, 2, Clarac pi. 219. 221.
Gapitolinisches Opfer, L. 41. Bouill. Ill, 62, 1. Clarac pi. 151. Opfer
als Yota publica auf M. z. B. Vaillant De Gamps p. 43. VollsUlndiges
ROmisches Opfer, Passed Luc. I, 35. 36. Strues et ferctum auf einem
Tische vor Jupiter, ebd. I, '31. Haruspicin, Winck. M. I. 183. L. 439.
BouiU. Ill, 60, 3. CUarac pi. 195. vgl. PCI. VII, 33. Auspicien, Relief,
G. di Fir. St. 142. Boissard IV, 68, vgl. des Verf. Etrusker II. S. 125.
Oefter auf R5m. Familieu-M. Ueber den Lituus Clarke Arcbaeol. Brit.
XIX. p. 386. Das angeblich Dodonaeiscbe Opfer, L. 551. Clarac pi. 214,
ist ein Eriobolion des Phrygischen Cultus (die am Bauni h^ngenden
<jlocken stimmen damit dberein), vgl. §. 395. A. 3. Scenen des Aegyp ti-
sche n Gdtterdienstes an R5m. Alt^ren, M. PCI. VII, 14, und in V^and-
gemfilden, u. a. M. Borb. X, 24.
3. Wenn auf Vasengem." eine weijsgefarbte Figur von andern auch
weiblichen gewOhnllcher Farbe umtanzt und geschmuckt wird (z. B.
Laborde I, 9): so ist dies gewiss ein Elfenbeinbild, wie bei Philostr.
II, 1 eine elfenbeineme Aphrodite in Myrthen-Lauben von ihren Hierodulen
gefeiert wird. So ist auch wohl Maisonn. 23 eine elfenbeineme Aphrodite
von Hierodulen umgeben zu erkennen; vor ihr ein Bassin mit einer Gans.
Bei 31 illingen Div. 41 macht sich eine Tempelstatue der Aphrodite durch
den reichen Schmuck an Thron und Gewand und ^ das vor ihr stehende
ThymiateriCn kenntlich. — Lustrationen §. 362. A. 3. Amphidroroien
(Lustration eines Eindes um den brennenden Herd) auf Yasen von Volci,
Ann. III. p. 155. Der Damon Amphidromos in Etr. Bronzen, nach
R. Rocbette M. L 42, 2. p. 229. [Panathenaeischer Festzug, archaisch,
Gerhard Etr. u. Campan. Vasenbilder Tf. 2. 3.]
4. S. z. B. Tischb. II, 15. 30. Ill, 40, Mil)ingen Cogh. 26. 45. 49.
Div. 14. 16. 17. 18. 19. 39. 48. 58. Un. Mon. 37. Millin I, 16, 21. Laborde
I, 13. Auf der Vase bei Millin II, 38 (der hier Mysterien des Jasion sieht,
wie auch U, 32) steht ein ij^ag der Art im Tempelchen, welchem Fftcher,
Spiegel, KleiderkSstchen gebracht werden, ohne Zweifel seine Freude als
* er lebte. Tomb, de Canosa pi. 4 sitzt der Heros mit einem Stabe in der
Hand in seinem Tempelchen; ein JQngling tritt mit Phiale und Pi-ochus
(§. 298. A. 2. 3) hinein um zu libiren; Andre bringen die nreQlafiara
von aussen herzu. R. Rocbette M. I. pi. 30: ein Heroon mit pyramidali-
schem Dache, darin die Stele, Vasen von schwarzer Farbe dabei, Personen
mit Darbringungen umher. Vgl. pi. 45. §. 397. A. 1. Maisonn. pi. 10
sitzt der Todte bei einer lonischen Grabs^ule, §. 54. A. 3, und empfangt
Libationen. Heroon eines Kitharoden, Maisonn. 39. Auf dem Gefasse. von
der Gestalt einer Hochzeit-Vase. M. Borb. VII, 23. Inghir. Vasi fitt. 42,
steht die Todte als Aphrodite bei einer Vase von genau derselben Gestalt
in einem Heroon (wahrscheinlich ein als Braut gestorbenes Madchen) ; auf
O. Mailer* • Arehaeolorie. 4. Aufl. 47
738 • GegenstHnde des Menschen-Lebens. [422]
dem Revers ein Cippus, umher Darbringungen. Heroa auf Lampen, Paseri
m, 44. Leichenopfer durch Knaben vorgestellt, dabei HahnenkS^pfe, auf
einem Sarkophage, Bouill. Ill, 44, 4.
5. Zu den ftltesten Darstellungen eines Yerstorbenen als ijQiog ge-
h^ren die beiden, auffallend ubereinstimmenden Stelen eines Orcbomeniers^
Dodwell Tour I. p. 243, und eines Campaniscfaen Meddix [die Inschrift
gebOrt nicbt zu der Stele und ist jetzt davon getrennt], R. Rochette M. I.
pi. 63 ^(als Odysseus), wo der auf einem Stabe ruhenden Figur des Yer-
storbenen gymnastische Attribute und ein Hund beigegeben sind, oben
§, 96. N. 22..
6. Solche oonsecrationes (vgl. §. 66, 2. 383. A. 3), Raponi P. gr.
5, 5. Bartoli Luc. II, 28. Die Frau, welcbe eine Blume mit Tftenien um-
windet, Tiscbb. Yasen III, 49, ist aus Tbeokr. 18, 48 zu erklfiren: 'EUvag
ipvxov ilfii, Ygl. Gerbard Ant.^ Bildw. 57, 2. Yon mantischen Ge-
br&uchen war die Weissagung aus Tbrien (Lobeck de Thriis, jetzl Aglaoph*
p. 814) besonders darstellbar, Hillingen Div. 29. Die Pythia §. 362. A. 3.
7. Kanephoren des Polyklet, Amalth. III. S. 164. An der Y. Appia
gefundene, von Kriton und Nikolaos von Atben, in Yilla Albani, Winck. W.
VI, 1. S. 202. Drei in Y. Albani, Gerhard A. Bildw. Tf. 94. Clarac
pi. 442. 443. Andre das. u. 444. Yon andem bei Fitiscati gefundenen
(Cavaceppi HI, 28), ebd. Y. S. 21. 332 u. sonst Im Brit. Museum Terrac
pi. 29. In Mtlnchen 166 ff. Jungfrauen aus Bronze, in Scfct-Attiscl er
Tracht (§. 339. A. 4) und in dem Style von §. 96. N. 11, mit der den
Karyatiden §. 365. A. 5) eigenen Handbewegung nach dem Eopfe und
^nlicben auf Gultus bezfiglicben. M. Borb. II, 4—7. MSdchen, von der-
selben Tracht und Bildung, auf ein Heiligthum zugehend, in dem Relief
G. Giust II, 64. Zu einer ^hnlichen Procession gehOrt das alterthOmliche
Relief, Cavaceppi m, 13. Panathenaische Jungfrauen am T. der Polias
§. 109. A. 4; eine davon im Yatican? Beschrdbung Roms II, IL S. 105.
[M. Ghiaram. 11, 44. Dass diese nicbt vom Pandroseum hemlhre, hat
sich an Ort und Stelle ergeben. Eine gute flhnliche Statue steht Qbersehea
im Hof des Pallasts Giustiniani in Rom.] — Bronzestatue, 1812 bei '
Piombino gefunden, aus alter Peloponnesischer Kunstschule (Lippen, Augen-
brauen und Brustwarzen waren versilbert) [s. §. 306. A. 3J, von grosser
Naturwahrheit und Individualit&t, einLampadephor nach R. Rochette,.
Ann. d. Inst. Y. p. 193 ff. 323. M. d. I. I, 58. 59. [Clarac pl. 482 A.
Bull. 1832. p. 196. Der Yerf. in der jHall. A.L.Z. 1835. Jun. S. 186.
Inschr, auf dem Fuss ^A^-etvaa 9enatav. Nach Letronne Apollon Philesio^
Ann. YI. p. 198—236, Patroos nach Panofka das. p. 233, fthnliche Statuen
tv. d'agg. D. £. Letronne Explication d'line inscription trouv^e dans
rint^rieur d'une st. ant. en bronze P. 1843. 1845. 4. R. Rochette Questions
de rhist. de Tart. 1846. p. 191—210, streitet gegeii Apollon, indem er
[422] Personeii des Cultus. 739
einen jungen Sieger in den Spielen annimrot, und fur alte, nicht arcbaistische
Arbeit, so wie fur das dieser gleicbzeitige Altertbum der Inscbrifti worin
doch mehreres auf spatere Zeit, bis zum ersten Jahrhundert vor Ghr. be-
stimmt genug zu deuten scheint. Zwei lange Locken sind allerdings zu
einem herrscbenden Kennzeicben des Apollon geworden (191—201); docb
ist die ganze Stellong der scbOnen Statue mit dem Milesiscben Apollon
Specimens I, 12, MQller D.A.K. I, 4, 21. Clarac pi. 483. n. 930 zu aber-
einstimmend, um an Apollon zu zweifeln. Aucb sind diese langen Haar-
flechten nicbts ausscbliessend Bezeicbnendes und feblen an dem Apollon
Nani Oder Pourtal^, an dem in den Specimens 1, 5, Brit. Mus. Ill, 4.
D.A.K. I, 4, 22 und an dem Milesiscben Apollon das. Tf. 15, 61, Millin P.
gr. pi. 6, an der Statue im Brittischen Museum, Specim. II, 5. Aucb der
Koloss des Apollo in Delos batte die Fulle des im Nacken berabb9.ngenden
Haars und die Einfassung der L()ckcben vom, lange uber die Brust berab-
bangende Locken scbwerlicb. Die aus dem Auge der Statue gezogene
Bleiinschrifl,. zwei Rbodisclie Kflnstlemamen unvollst5ndig entbaltend, die
man Anfangs als einen Betrug des Hrn. Dubois verdScbtigte, gebflren rwar
mOglicherweise, doch nicht wahrscheinlich einer spateren Zeit als das Werk
selbst an. Fi1r nachgeahmt alten Styl zeugt aucii E. Curtius im Kunstblatt
1845. S. 166, vorzQglicb nacb der im Vergleich der ahsicbtlicb vemach-
Iftssigten Vorderseite trefflicn modellirten RQckseite, die nacb Letronne den
Einfluss der Schulen des Praxiteles und Lysipp zeigt.] Eine Daduchos
(lieber Selene) M. Borb. Y, 22. -^ Statue eines die Eingeweide des Opfers
hratenden Sklaven §. 121. A. 3; derselbe Gegenstand in einem Yasengem.
von Micali tv.*97, % vgl. 96, 2. — Priesterin der Geres, PCI. ID, 20.
Opferdiener der Ceres, mit einem Scbweinchen (iber den Scbultern, bei
L. Egremont, Spec. 68. Eine Frau bringt Raucbopfer auf einem ^vfiutzrj'
Qiov dar, Eros [hermaphroditiscb, wie der sogen. Mysteriengenius] bringt
eine Taenia. Stackelb. Tf. 35. Helleniscbe Weise den Opferstier zu
bandigen, Eurip. Hel. 1582 (1561) ff. tccvgov dgrccfitlv El. 821. [Baubo,
Millingen Annali XV. tv. E. p. 72.] Camillus im Pal. der Conservatoren
eine anmuthige Figur von Bronze, Maffei Race 24; 9linlicbe, L. 739. 740.
M. Borb. YI, 8. Yestalinnen sind an der vitta zu erkennen, 6. M. 332,
33. vgl. Yisc. PCI. III. p. 26. Kopf eines Priesters mit der Mdtze Apex,
in MQncben 193. Fecial&n auf M. des Italiscben Reicbs, Micali tv. 115,
15, von Capua, N. Brit. 2, 9, u. Rom, aucb auf gescbnittenen Steinen,
namentlicb einem in Samnium gefundenen, wahrscheinlich aus dem Ringe
eines Anfabrers der Italiker, Micali tv. 117, 16, vgl. Impr. d. Inst. II, 67.
Ancilia, Wicar III, 22. Arcbigallus §. 395. A. 4. Priesterin der Kybele,
mit Inschr. PCI. VII, 18. Isis-Priester , wie bei Appulejus, PCI. YII, 19.
Mon. Matth. Ill, 24, ROmische Damen oft im Costdm von las-Priesterinnen,
aucb mit beweglichem Haarputz, PCI. YI, 16. Maff. 93. Sch?ne Statue
740 GegensUlnde des Menschen-Lebens. 1^33]
einer adorans femina (Plinius) mil eigenthfimliohem Gewandwurf, PQ.
II, 47 (Pietas), Bouill. II, 29 und oben §. 393. A. 3. Bronze, Ant. Ere.
VI, 83. M. Borb. V, 21, vgl. Boettiger Kunstmylhologie S. 51. Zur Ge-
schichte des Weihrauchs Hase Palaeologus S. 76. [Statuen von Priestem
Clarac pi. 768 B, Priesterinnen pi. 762 C]
2. A g o n e n. •
1 423. Die Seite des Griechischen Lebens, welche wegen
der naturlichen Verwandtschaft in der sie zur plastischen
Eunst steht, sich am vollstandigsten in der Eunst abspiegelt,
ist die Gymnastik. Zwar ist die vollkommenste Ueber-
tra^ng gymnastischer Gestalten auf die Stoffe der bildenden
Eunst, jener Wald von Erzbilds&ulen der Sieger in den Tempel-
hofen Olympia's und Pytho's, uns verloren gegangen, und nur
einige treflfliche Reste der Art geblieben ; indess lasst sich aus
Marmor - Copieen , Reliefis, Vasengemalden und Gemmen
noch ein sehr vollstandiger Gyklus von Vorstellungen zusam-
mensetzen, und auch in die Eunde der gxw^tu oder Weisen
und Handgriffe der alien Leibesubungen gewiss noch tiefei:
2 eindringen als bisher geschehn. EurzgelocktesHaar, tuchtige
Glieder, eine kraftige Ausbildung der Gestalt un^ verhaltniss-
massig kleine Eopfe charakterisiren die ganze Gattung von
Figuren; die zerschlagnen Ohren (§. 329, 7.) und die hervor-
getriebnen Muskeln insbesondere die Faustkampfer und Pan-
3 kratiasten. Die besondere Eorperbildung und die charakteristi-
schen Bewegungen der Eampfarten, die oft auch in den
Ehrenstatuen der Sieger angedeutet wurden (§. 87, 3.), mil
vollkommner Wahrheit darzustellen , war eine Hauptaufgabe
4 der alten Eunst ; eben so haufig aber werden die Athleten auch
in Handlungen, welche alien gemein sind, wie bei dem Ein-
salben des E5rpers, dem Gebet um Sieg, der Umwindung
des Haupts mit der Siegsbinde, und sehr haufig in ganz
5 einfacher, ruhig fester Stellung gebildet; meist hielten wohl
diese fruher oft falsch benannten Bilder (z. B. Genius prae-
stes) Eranze in den Handen; auch Palmstamme dienen, wie
6 bei Hermes , als Hinweisung auf ihre Bedeutung. Unter
den zahlreichen Figuren, welche als Vorsteher der Uebungen,
besonders auf Vasengemalden, vorkommen, darf man am
[423] Gymnastische Handlungen. 74j[
melsten erwarten, die Alipten oder Lehrer der Gymnastik zu
finden, deren Ruhm mit dem ihrer Zoglinge innig verbunden war.
■
1. Mercurialis de arte gymnastica giht von alten Denkm&lem wenig
ZuverUssiges. [Krause Gymnastik und Agonistik der Hellenen aus den
Schriflen und Bildwerken 1. 2. Th. 1841 mit 28 KpfLf. Ders. die Pythien,
Nemeen und Isthmien aus den Schriften und Bildw. 1841 mit Kpf. Die
Olympien 1838 ohne Bildwerke.]
3. [Athleten CSarac pi. 854 Dff.] Laufer §. 122, 3. Ant. Ere VI,
58. 59. M. Borb. V, 54 (nach Andem Ringer oder Diskobole). Auf den
Vasen von Volci laufen die Stadiodromen zu vier nach 'der Rechten , die
Diaulodromen zu drei oder fdnf ebenso, die Dolichodromen dagegen nach
der Ldnken, Ambrosch Ann. d. Inst. Y. p. 64. Der Lauf wird dabei mebr
conventionell als naturtreu bezeichnet. Die Statue PGl. Ill, 27 ist wohl
eher einer Wettrennerin aus Domitian's Zeit (Dio Cass. LXVII, 8), als
einer Spartanerin gesetzt worden. Springer auf Yasen, Tischb. IV, 43.
M. Borb. Ill, 13. Gerhard Ant. Bildw. 67 (mit Springgewichten und Spring-
stangen, die Andre fflr Wurfspiesse nehmen). Gemmen, Tassie pi. 46,
7978. Caylus III, 21, 4. Micali tv. 116, 16. Ueber die alr^Qsg Welcker
Zeitschr. I. S. 238, und den Sprung mit der Lanze §. 121. A. 2. Sprung
durch das Seil, Grivaud Antiq. Gaul. pi. 23. Sprung flber Andre hinweg,
Gemme, Caylus HI, 86. Tassie tv. 46, 7980. Sprung fiber PfShle, mit
Halteren, ebd. 46, 7978. Das eigentliche aanmUaistv , axalopccTltsiVf
Epicharm. Diskobolen: der werfende des Myron §. 122. A. 3, vgl
Nonnus XXXVn, 682 fif. [in der Sammlung Landsdowne Clarac pi. 829.
n. 2085 A., im Britt. M. 859, 2194 b., im Haus Massimi 863, 2194 a.] der
sich zum Kampf anschickende, auch in mehrern Exemplaren, PCl. Ill, 26.
Bouill. II, 17; Borgh. 7, 9 im L. 704. Bouill. Ill, 17, 5; bei Mr. Buncombe
in Yorkshire. Impr. d. Inst. IV, 69. Auf Gemmen, Impr. d. Inst. II, 87.
Wandgem. M. Borb. IX, 52. Auf Vasen meist antretend, Tischb. I, 54.
IV, 44. Maisonn. 25; im Anfange der Wurfbewegung, Gerhard Ant. Bildw.
68, 1. Siegreicher Diskobol mit alien Zeichen des Siegs, Gemme, M. Flor.
n, 17, 2. Ueber das Pentathlon auf den Vasen von Volci (durch
Sprung, Wurfspiess und Diskos dargestellt) , Ambrosch p. 84, Die Jtlng-
linge mit Hackeni welche bei den Uebungen des Pentathlons vorkommen,
z. B. Maisonn. 25, Festus s. V. rutrum tenentis, beziehen sich auf die
fiof^QOt des anafifia fur die Springer (s. Dissen ad Pind. N. V, 20, etwas
verschieden deutet sie Welcker, Zeitschr. S. 257. Rhein. Mus. I. 8. 77).
Ringer axgoxeiQito/iivoi auf M. von Selge, Mlonnet Descr. pi. 57, 3. 6,
Vasen, Tischb. IV, 46, Basreliefs, Guatt. 1785. p. LIII. Vise PCI. VI, 37.
Bouill. in, 46, 9. Ringergruppen in Bronze von einem Wagen, Gerhard
Ant. Bildw. Tf. 119, 1—3. Ringende Knaben, Pan oben. Impr. d. Inst.
rV, 65. Ringer k la Antaeus, Grivaud Antiq. Gaul. pi. 20. 21. Ringkampf
742 Gegenstande des Menschen-Lebens. . [4-23J
eines nackten Hannes und einer Frau (mil Schamgurtel) , auf Vasen von
Volci, Ambroach p. 78. Die Statue eines Ringers im hOhem Mannesalter
von gevvaltiger Musculatur beschreibt Ghristodor 228. Pankratiasten-
Knaben in dem berflhmten Symplegma in Florenz, 6. di Fir. St. 121. 122.
Maffei Race 29. §. 126. A. 4 (keine ftalaiczai , bei denen das Nieder-
werfen entscbeidet, (vgl. das Ringen des Bacchos und Ampelos b. Nonnus
X, 365 fr.)i die Pankratiasten aber ringen bauptsSlchlich am Boden). Eine
&hnliche Anaklinopale auf den H. des Gonstantin, Pedrusi V, 26, 5.
Polyklet's unonrkQviitov, §. 120. A. 3, ist nach Stuart I. ch. 4. pi. 13 und
III. cb. 13. pi. }1 zu denken. Ueber andre axr^iiata nalrn Ambrosch
a. 0. S. 76. Faustk&mpfer, SUtuen, Bouill. Ill, 19, 2. 3. Caestuarius
im Pallast Gentili in Rom, Gerhard 68, 3; in Dresden 295. Aug, 109
(aus grilitiem Marmor); Torso*s 1739 auf dem Quirinal gefunden, be-
schrieben von Ficoroni. Arme, Ant. Ere. VI. p. 1. vigu. Reliefs^
L. 736. Clarac pi. ?00; PGl. Y, 36, wo sie das Haar im Scbopf gebunden
haben, wie die 'Aytoveg §. 406. A. 2. Vasen, Tischb. I, 55. 56. Denk-
mal eines Gaestuskampfers, bei Montf. Ill, 168 nach Fabretti. Lampade-
dromie, mit Tellem an den Fackeln, wie auf M. von Amphipolis (Mionnet
Descr. pi. 49, 6), Vasengem., Tischb. II, 25. Ill, 48. [Dubois Voy. en
Grim^e IV S^rie pi. 13, Vase von Pantikapaeon , ner Jdnglinge, zwei mit
Fackeln, wovon einer von Nike gekrfinzt wird:] Lampadisten im Gym-
nasium zu Elis von PyiThon gemalt, Diogenes L. IX, 11, 62. Reliefs mit
Inschriften, Vargas-Macciucca Bpiegazione di un raro mai*mo Gr. 1791.
G. I, 287; Gaylus Recueil I. p. XVII. 117. G. 1. 242. Mosaik, Gerhaid
Ant. Bildw. 63, 1. Glaspaste mit einem XaftnadiaSf Broendsted Voy. IL
vign. 36. Vase Gab. Pourtal^ pi. 5. p. 28. Lampadedromie zu Pferde,
an der Pergamenischen Vase, Ghoiseul-Gouff. Voy. II. pL 4 [jetzt in
Paris. Antike Paste, Fackellllufer, Broendsted Reise II. S. 289j. Hadrian
als Sphaerist in zwei Gruppen (nach Base's Deutung), in Dresden
364—67. Aug. 57. 108. Statuen von Sphaeristen Vitr. VII, 5. M. Borb.
VII, 47, 8. Gemme mit einem Sphaeristen. Olenine Essai sur le costume
et les armes des gladiateurs Article IV. [Statuen von Sphaeristen GibeLin
in den Mem. de llnst. Nat. IV, 492 ff.] Weiblicher Kftmpfer mit einer
FlOtenspielerin, sp&te Athenische Hydria, [seltsamer Bcherz], Btackelh.
Tf. 22. Hahnenk&mpfe, in Reliefs, L. 392. Clarac pi. 200, Vasengem.
(in Wien) u. (lemmen, §. 391. A. 8. (Eros), Impr. d. Inst. IV, 16. vgl.
§. 381. A. 7 (Hermes). H&hne als Symbole der KHmpfe oft auf Vasen
von Tolci ; auch ein Hahn als Herold, Ann. III. p. 158. Koehier L'alectryo-
phore, descr. d'une statue ant Petersbourg 1835. [Hahnenkfimpfe, O. Jahn
Archaeol. Beitr. S. 437.]
4. Sicb sal bender Athlet, treffliche Statue in Dresden 400. Aug.
37. 38. Aehnlich auf Gremmen, Natter pi. 25. Tassie tv. 47, 7933. Raponi
{4'24] , Athleten-Bildungen. 743
49, 3. Bracci I, 51. 52, vgl. die Statuen tv. agg. ^. Bouiil. Ill, 19, 4.
*il«o|va^svo£ §. 120. A. 3. 129. A. 1. 175. A. 2. MUlingen Gogh. 15.
JCbaglinge mit BadegeWLtheo, oft auf Gemmen (Impr. d. Inst I, 42) und
Vasen, vgl. §. 298. A. 2, 4. Urn Sieg fU bender Athleten-Knabe (vgl.
§. 87. A. 3) au9 Bronze, in Berlin. Levezow de iuvenis adorantis signo.
Bouiil. 11, .19. M. Fran<j, IV, 12. Taenien-Darreichung, oft auf
Vasen, Laborde 6. Die Frauen, welcbe sie umbinden, sind wohl oft als
die Orte des Spiels zu erklftren, vgl. oben g. 405. A. 5. Bekr&nzung eine^
Athleten, Staekelb. Tf. 12. Polyklet's Diadumenos $. 120. A. 3.
Guattani Mem. enc. V. p. 81. Die Preisvasen sind oft deutlich zu sehn,
auf Vasengem. Laborde I, 8, Gemm^, M. Flor. II, 85, 2. Raponi 59, 4,
Lampen, Passei^II, 98. 99, MOnzen, wo sie auf den Tischen der Agonen
stehn. Ueberwundener Eflmpfer, Impr. d. Inst. lY, 71. Sieger 72. Opfer
pom pa eines Siegers im 'tuiXn^ sebr unterrichtend. Sarkopbagdeckel im
Palast Gaetani, Gerhard Ant. Bildw. Tf. 119, 4.
5. Ruhig stebende Athleten, G. di Fir. St 93, 124—129. Bouil).
Ill, 19, 5. Hierher geh(^ren besonders mancbe alterthCimliche Statuen, wie
der Capitolinische junge Athlete Winck. W. V. S. 550, der bronzene und
marmome des Florent. Museums, Herausg. S. 446. 566 (beide dber Lebens-
gr5sse), der sog. Genius von Pesaro, M. Flor. 45. 46. Winck. W. III. 8. 189. 393
u. a. m. Schreitender Atlilet? Statue, M. Borb. VII, 42. Zwei Athleten-Statuen,
als Gladiatoren erg&nzt, M. Borb. VIII, 7. 8, von einer gewissen Myronischen
AlterthCimlichkeit. SchOner Bronzekopf eines Athleten mit einer Taenie um
das Haar (Augen hohl, Lippen vergoldet), in Munchen 296. M« Nap. IV, 74.
6. Jflnglinge mit Kosmeten, Sophronisten, Bidyern, oder wie man
sie nennen mag, auf Yasengem., Boettiger Hercules in bivio p. 42. Stele
von Krisso [X^v^o) mit einem Agonotheten, sitzend, eine Rolle in der
Hand, Kithara vor ihm, darilber aufgehftngt ein Kranz, Strigel mit Leky-
thos, Sphaera umflocbten (?), Stackelb. Gr&ber Tf. 2, 3. [Denkmal eines
JOnglings, der geistig und in der Palaestra sich ausgezeichnet , oder der
als Kitharoede gesiegt hatte und frCiher auch im Athletischen ausgezeichnet
gewesen, wie Platon u. A.] Uebungen in Gegenwart der Alipten, Vasen
von Volci, Ann. III. p. 157. Ueber den Unterschied zwischen Agonotheten
(in ruhiger Haltung) und Mastigophoren (heber Alipten, in mannigfacher
Th&tigkeit), Ambrosch S. 80 ff. Die Zeus-9hnlichen Figuren, mit Eothumen,
auf M. der Makedonischen Zeit (z. B. den Bithynischen, Visconti Icon. Gr.
pi. 43, 3*8), scheinen Alytarchen, weldie in Antiochien in diesem Costum
auftraten, Malalas p. 286. 310. ed. Bonn. — Gyronastische ZQchtigungen
auf Vasen, auch Oemmen , z. B. Tassie tv. 46, 8031. Doppelruthe. Arzt
Jason einen Eranken befQhlend, M. Pourtal^s pi. 26. G. I. n. 606.
424. Mit den gymnischen Agonen wurden die Spiele i
mit Ross en seit alter Zeit gleicher Ehre gewurdigt, und von
744 GegenstlUide des Menschen-Lebens. [4S4)
2 Griechischen Kunstlern mit Geist und Leben dargestellt. Die
R5mer sahen ihre Circusspiele gem aiich gebildet und
gemalt, besonders in Mosaik; die begunstigten Eutscher der
Factionen erhielten auch, ungeaehtet des widerstrebenden
Costums, Ehrenstatuen ; und es giebt manche Werke der Art
noch aus dem spatesten Alterthum und im allerrohesten Styl.
3 Die Kampfe der Gladiatoren, obgleich auch deren Gostum
Griechischem Kunstsinne wenig zusagen konnte, gaben doch
wenigstens untergeordneten Kunstlem, welche Wande be-
ihalten und Grabmaler verzierten, zu thun; man darf an-
nehmen, dass solche an Grabem ausgehauene «ler auf Grab-
lampen ausgedruckte Gladiatorkampfe mitunter die wirklichen
vertrelen, und anstatt der vollen Todten-Ehre dem Gestorbnen
ein Scheinbild derselben gewahren sollten.
1. Alte Pferdegebisse M. Borbon. VIII, 3:2. Olenine [Essai sur le
costume et les armes des Oladiateurs] Article V. p. 27, eines aus It alien
pi. 12. Cavedoni dber einige MQnzen, die sich auf Olympische Siege be-
Ziehen, Bull. 1837. p. 154. Ueber Dressurpferde und Kunstreiterei bei den
Alten, Hase Palaeologus 8. 53. Passgang S. 64. KelrjTliovT€g auf M.
von Kelenderis und Vasen, Tischb. I, 52. IF, 26. Der Lauf der xccXjctj,
scheint es, ebd. I, 53. Das Wettrennen der Apobaten §. 118, 2 b. Zwei-
gespanne, Vierges panne oft auf M. (uberaus herrlich) und Vasen,
besonders Preisvasen. Auf beiden siebt man besonders den wichtigen
Moment, wo die Meta umbogen wird, wobei der den vveitesten Kreis be-
schreibende dB^tooBiffos, das wildeste Ross, schdn in die Augen f^lt. Auf
Vasen von Volci steht auch Athena, den Wagen schfltzend, dabei. Die
Einrichtung des xivr^ov und der fiaati^ mit den Klapperblechen (vgl.
Sophokl. El. 727. Anth. Pal. VI, 246) siebt man bei Millingen Un. Mon.
1,2; das Zeug der Pferde besonders deutlich, ebd. 21. Theile des Wagens,
auf Vasengem. , Ambrosch a. 0. S. 73. Vgl. das nur zu vveitschichtige
Werk von Ginzroth Die Wagen und Fahrwerke der Griechen und ROmer.
1817. 4 besonders S. 111. Die Pferde in Agonen haben auf Vasen h&ufig
Zeichen, in Volci ein Keles ein Z (accfiq>6gccs). Das Striegeln und Be-
schlagen der Pferde ist, wie es scheint (ungeaehtet Beckmann und Andre
ein solches Alter des letztem Gebrauchs laugnen), auf einem alten Attischen
Vasengem. abgebildet, WaJpole Mem. p. 321. pi. 3. Vgl. Classical
Joum. T. XXXIV. p. 206. Ancient horsemanship. Tarentinische Mttnze
138. Ueber die aufgebundnen Pferdeschwanze Olenine pi. 16. p. 38. Das
Aufsteigen mit dem Bflgel an der Lanze, auf einer Gemme (Winck. H. I.
202. Tassie tv. 44, 7585), ist offenbar ein anderer und spftterer Gebraudi
als der vonXenophon beschriebne, wo die Lanze nur als Voltigierstangediente.
[424] Gladiatoren. 745
— Tav(fOHa^drt>ta zu Pferde, Relief, Marm. Oxon. II, 58. Gemme
(soviel zu erkennen), Impr. d. Inst. II, 76; zu Fuss, auf M. von Larissa^
Mionn. Suppl. III. pi. 12, % von Krannon? M. I. d. Inst. 49, A 5.
•
2. S. Montfaucon III, 161 ff. Die Contorniaten geben decursiones^
venationes, pugilatus, scenica, mit vielen interessanten Details, Eckhel VIIL
p. 292 ff.»Ueber die statuae aurigarum s. Anthol. Plan. V, Winck. VI, 1.
S. 321. 373. PCI. lU, 31. Ein siegreicher, triumphirender Auriga in dem
Relief Winck. M. I. 203 ; andere auf M. des sinkenden Reichs und Gemmen
der sp&testen Kunst, 6. di Fir. 24, 3. Die MaiV-hen Miniaturen der Ilias
stellen die Wagenrenner hei Patroklos Leichenspielen in den gegitterten
Gewandern, mit* den engen Mfitzen und breiten Gurten der Circusfahrer
dar, tb. 55, vgl. p. 23. Die pompa Gircensis auf -einer M. des Gordianus
Pius, Buonarr. Med. 14, 5. Ponipa des Kaisers als Alytarchen, auf einer
Perintbischen M. des Caracalla, ebd. 9, 5, (processus consularis nach
p. 185). Circensischer Festzug, Sarkophagdeckel in S. Lorenzo vor den
Tboren, Wagen mit Elephanten, auf Tragbahren Kybele, Victoria, Gerhard
A. Bildw. Tf. 120, 1. Maximinus bei Gircusspielen, der Circus sehr genau^
aber abscheuliche Perspective, lehrreich fdr Kunstgeschicbte , Sarkophag-
relief, Gerhard Tf. 120, 2. Circusrennen in Reliefs, G. Giust. II, 94; G. di Fir
St. 99 mit beigeschnebenen Namen; Gemmen, M. Flor. II, 79. Lipp. I, lU
472. 73; Terracotta des Brit Mus. 60; Lampen bei Bartoli t. 27. Passeri
III, 26 (sehr genau) ; Mosaiken, Laborde Mos. d'ltalica p. 27 ff. bes. pi. 18.
Artaud Descr. d'une mosaique repr^s. des jeux du Cirque, d^couv. kLyon. 1806.
Amores circenses §. 391. A. 5. Das mappam mittere sieht man deutlich
bei D. A. Braci Diss, sopra un clipeo votivo spett. alia famiglia Ardaburia,.
trov. 1769. nelle vie. d'OrbeteUo. Lucco 1771. Die Meta eines kleinen
Circus, mit ihren Zierden, 2k)5ga Bass. 34.
3. S. §. 211. A. 2. Pompejanisches Gem., wo ein Kreis fQr das
Crefecht umschrieben wird, (jell Pomp. pi. 75. Kyrenaeisches, Pacho pi. 53, 1.
Aber besonders genau ist die Hosaik Winck. M. I. 197. 198, vgl. Fabretti
0)l. Trai. p. 256 sqq. Auch das Relief an einem Pompej. Grabmal des
Castricius Scaurus (Mirmillones, Secutores, Thraces, Retiarii, auch gladiatores
equites), Mazois I, 32. SteinbQchel Atlas 17. 18. Gladiatoren (wie be-
stiarii, ludii, aurigae) bftufig auf Grablampen, Passeri III, 8, und Gemmen,
Lipp. I, II, 475. Zwei verwundete und fallende Gladiatoren? Statuen,
M. Borb. V, 7. VII, 25. [Clarac pi. 854 C. D. 865-72 cestiarii pi. 856. 858.
Gladiatorenrelief aus Pompeji, das wichtigste von alien. Bull. Napol. III.
p. 86 fif. IV. tv. 1 , vgl. Henzen Bull d. I. 1846, p. 89. H. Brunn Berl.
Jahrb. 1846. I. S. 724 ff. Mosaike §. 322 a. 4. Kampf mit wilden
Thieren, grosses Basrelief, M. d. I, III, 38. Henzen Ann. XIV. p. 12.]
Gladiatoren-CostQm Olenine pi. 1. 10, uber M. Borb. VII, 25. p. 14.
746 GegenstHnde des Menschen-Lebens. [425]
Harte Arbeit. — Auch auf Etr. Urnen sind Kampfe bei Grabdenkmalem
als Bezeichnung der ludi funebres zu nehmen. Wabrscbeinlich kommen
sie auch scbon auf Griech. Vasen, nach Gampanischer Sitie vor, z. B.
Maisonn. 23. •
1 425. Die nahe Verbindung, in welcher Tanzkunst
und Plastik ehemals standen (§, 77, 2), ist im Einzelnen
noch wenig mit Sicherheit nachgewiesen worden; manche
alte Tanzweisen lassen sich indess auf Vasengemalden ziem-
2 lich wiedererkennen. Musische Wettstreite, so wie thea-
tralische Darstellungen reizten*in den guten Zeiten der
Kunst nicht eben zur Nachahmung, da das Costum derselben
in der R^el eben so prunkvoll und weitlauftig war, wie die
bildende Kunst es einfach und naturlich fordert (§. 336, 3).
Nur solche Zweige der Kunst, welche von den strengeren
Grundsatzen nachlassend das Leben in grosserer Ausdehnung
nachahmen, wie Vasengemalde , Miniaturen, Mosaiken, ge-
wahren Scenen der Buhne in bedeutender Anzahl.
t. Man ei*kennt auf Vasen unge(%hr yon den Tftnzen bei Athenaeos
die xBQvofpo^g, Sv^sfia, nixXcc^iCfiog ^ x^^^Q ^''f^V (Laborde I, 78), axeifff
Oder anonog (§. 385. A. 4 h.), Ko>atf| (Laborde, I, 68. §. 386. A. 3).
Die Kernophoros auch auf Wandgemdiden, nach den Herausg. der Pitt
Ere. III. p. 154. Kv§i<ftrjT^QBg in Bronzen, Micali tv. 56, 2—5 l<ere
Ausg.; weibliche auf Vasen , Tischb. I. am Ende. Die sog. Horen, L. 90.
V. Borgfa. I, 14. Bouiil. II, 95. Glarac pi. 163, sind tanzende Dorierinnen,
mit aufgehfikeltem Ghiton, §. 339. 1. Ein Chortanz, wobei ein HeiligUium
geschmdckt wird, L. 21. Glarac pi. 163. Ein junges M^dchen, welches
im^leichten Kleide tanzt und Gastagnetten schl9gt, Vasengem., Gerhard
Antike Bildw. 66. TSlnzerin, OPXHCIC aus der Vatican. Handschrift
des Kosmas in Winckelmanns W. VII. Tf. 8 G. [Tanzerinnen in Terracotta
Glarac pi. 776.] —Tanzende (Ghinesen fthnliche) 6 alii, kleine Eymbalen
und Tympanen schlagend, Mosaik von Dioskurides, M. Borb. IV, 34.
2. Siegreiche Kitharoden oft auf Yasen, z. 6. Gerhard Ant. Bildw. 58,
vgl. §. 96. N. 17, auch 99. N. 1. Herrliche Figur eines die Kitbar
spannenden M&dchens, auf der Gemme des Onesas, Wicar II, 43. Kitharoede
vor einem Grabe, Impr. d. I. lY, 80. Garicatur eines infibulirten Kitharoden,
Bronze, Winck. M. I. 188. Musische Virtuosin auf einem steheuden und
liegenden Saiteninstrument zugleich spielend, M. Borb. I, 30. SdiOnes
Vasenbild einer Versammlung von FlOten-, Gither- und Trigonen-Spiele-
rinnen nebst fi&ngerinnen (vom Blatt),* Maisonn. 43. Eine Fl5ten- und
f425] T&nze, rausikal. u. dramat. Spiele. 747
efne Kitharspielerin vor einera Athlotheten, Laborda I, 11. Einen doppelten
Agon von Auleten und Ritharoden im vollen GostQm zeigt das sehr
interessante GemSlde aus der Nekropolis von Kyrene, Pacbo pi. 49. 50.
Die drei Figuren auf Vasen mit hoher Stephane (oyxoff ?) scheinen Statuen
im Buhnen-CostQm von Herakles, Hermes und einem Dritten. Vergl.
damit Pitt. Ere. IV, 42. M. Borh. I, 31, besondei*s den treu dargestellten
Fldtenspieler. Das Panaiische Relief bei Winck. M. I. 189 deutet die bei
einer Leichenfeier von Valerianus Paterculus gegebnen BGhnenspiele unter
andem durcb einen Herakles im BQhnencostiSm an.
Eine Scene des Attischen* Tbeaters stellt mit dem Theater selbst die
bei Aulis gefundne Vase dar, Millin II, 55. 56. Das tragische CostGm
lemt man sonst aus der §. 322. A. 4. Nr. 7 erwldinten Mosaik am besten
kennen. Tragische Scene, Gell N. Pomp. 75. Untei-italische Far q en,
§. 390. A. 7; Gerhard Ant Bildvv. 73. [Schauspieler Clarac pi. 873—874 D.]
Komische Histrionen in Statuen, PCI. Ill, 28. 29, in Etruskischen Bronzen,
Gori M. Etr. I, 186, auf Grablampen, Bartoli 34 f. Passed III, 21. Impr.
d. I. IV, 59. 60. 61 ? Ein Xanthias vor Herakles, nach den FrOschen des
Aristophanes, Etrurisch [OscischJ, H. Pourtal^s pi. 9. Scenen der sp&tern
KomOdie,'Pitt. Ere. IV, 33. 34. M. Borb. IV, 33. VB, 21. Gell N. Pomp,
pi. 76. Aus Terenz g. 212, 2. Zahn Wandgem. 31. M. Borb. IV, 18,
etwa Terenz Eunuch, ill, 2. [Eine Sammlung wird von Wieseler erwartet.]
Ficoroni de larvis scenicis et figuris comicis. R. 1754. ed. 2. Scenen des
tragisehen, komiachen and Satyr-Drama's als Zimmerverzierung §. 150.
A. 2. 209. A. 4. GostQmirung der Schauspieler zu einem tragisehen und
satyrischen Agon, unter Aufsicht eines alten Didaskalen, Mosaik von Pompep,
M. Borb. II, 56. [ZurCtstung zu eiuem Batyrdrama, Vase des M. Borbonico ersten
Rangs,M.d.I.IlI,31. Ann. XIII. p. 303. Bull. 1837. p. 97. 0. Jahn. Archaeol.
Auis. S. 143 ff.] Gell N. Pomp. 45, vgl. Bull. d. Inst. 1833. p. 21. Bacchus,
von seinen Thiasoten umgeben, unter denen Komodia mit Maske und
Soccus costdmirt wird, M. Borb. Ill, 4. Das Relief, Buonarr. Medagl.
p. 447, zeigt einen tragisehen Schauspieler in Dionysischer Tracht auf der
Bahne sitzend, einen kleinen FK^tenbl&ser und eine Victoria, wie es scheint,
neben ihm. M. Pourtal^s pi. 38, ROmische Sculptur, nach Panofka ein
dramatischer Dichter und ;(opodidatf xa)loff , vergl. Visconti M. Piocl. I,
tv. 6. Dramatische Dichter werden oft liasken betrachtend dargestellt,
in Reliefs, Winck. M. I. 192, und Gemmen, M. Flor. I, 44, 8. Dichter der
KomMie mit Maske, Pedum, Scrinium, Thalia neben ihm, Gell N. Pomp. 17.
Ein tragischer Dichter, der den Anschlag seines Stfickes macht. Pro-
tagonist, Pitt. Ere. IV, 41. Philosoph vor der Sonnenuhr Impr. d. I.
IV, 81.
Ein mathematisch-musischer Unterricht, Tischb. IV, 69. Eine Schule
748 GegensUnde des Meiiscben-Lebens. [426]
matbemaiischer Philosophen, Mosaik bei Winck. M. I. 185. Darstellungeii
arbeitender KQnsUer §• 305. A. 7. 310. A. 1. 319. A. 4.
3. K r i e g.
1 426. Darstellungen des Kriegs hangen naturlich am
meisten mit historischen Begebenheiten zusammen, besonders
in der Kunst der Romischen Zeit , wenn auch namentlich
Scenen, die sich auf Kriegsgluck beziehen, oft in allgemei-
nerer Beziehung, mehr als Verheissung denn als Geschiehte,
dargestellt wnrden. Kaum aber kami es fur eine anschauliche
Kenntniss der Romischen Legionen, Praetorischen mid Auxi-
liar-Kohorten nach Tracht, Bewafl&iung und Feldzeichen eine
2 wichtigere Quelle geben, als die Triumphaldenkmaler. Selbst
Seeschlachten liessen sich bei dem Prinzip der Alten, die
menschlichen Figuren hervorzuheben, die leblosen Massen als
Nebenwerk unterzuordnen , plastisch in geringem Raume auf
3 anziehende Weise behandeln. Statuen von Kampfem in in-
teressanten Stellungen mogen auch meist ursprunglich in
grosseren historischen Gruppen ihre Bestimmung erfullt haben,
dann aber auch als besondere Leistung aufgestellt worden
4 sein. Anders ist es mit den zahlreichen Scenen auf Vasen-
gemalden, welcbe dem Kampfe vorhei^ehn, ihn begleiten
Oder ihm folgen, ^-obei man schwerlich uberall an Begeben-
heiten der heroischen Zeit denken, aber auch keine speciell
historischen Ereignisse voraussetzen darf.
1. Montfaucon IV, I. Oben §. 419. A. 5. — Tropaeon-Errichtung,
Pitt. Ere. III. 39; an dem grossen Bronzehelm, M. Borb. X, 31. Ein
ROmischer Krieger ein Tropaeon tragend, von einer Nike bekrSnzt, Pompej.
Gemftlde, M. Borb. IV, 19. Ein ROm. Feldherr, vor den Gefangene ge-
bracbt warden, Sarkophag-Relief, PCI. V, 31. Triumphe auf Etr. Umen,
Gori I, 178. 179, Kaisermtinzen max. moduli, an den Thriumphbdgen,
vergl. das Fragment bei Hase Leo Diac. p. XX. — ROmische Soldalen,
welche den Legions-Adler adoriren (die Signa waren eine Art Gottbeiten),
Impr. d. Inst. II. 68. — Ferentarii equites (mit Wurfwaflfen), Gem&lde,
Varro L. L. VII. §. 57. Praetorianer? L. 752. CHarac pi. 216. Ein
Punischer ElepbantenfQbrer, Mionnet T. IX. pi. 9. n. 5.*
2. Montf. IV, II. ScbOnes Bruchstdck einer Seeschlacht, S. Marco
II, 50. [Davon ein Abguss in Bonn n. 385 d, erkl&rt als die Flucht der
Acbaeer aus Mysien. Durchaus Hbnlicb ist ein andres BruchstQck M. Bres-
ciano tv. 51 irrig als 8cblacht von Maratbon erklftrt, von einem Sarkophag,
|427] Landleben, Jagd. Krieg. 749
nicht Fries, hergeleitet.] GrOssere Darstellungen in dem Relief, Montfaucon
lb. 142. Kriegsschiffe auf Dariken, in genauer Abbildang Mionn. Suppl. VHI.
pi. 19, 3. M. von Gadara, Tripolls und andern St&dten in Phoenizien
(M. SGlem. 28, 275. 284 ff.)t Byzanz (Gab. d'Allier pi. 3, 7), Kyzikos (aus
ROmischer Zeit); Vasen von Yolci, Micali iv. 103. ROmische Kriegsschiffe
mit den Zeichen der Gohorten darauf, auf Gemmen, M. Flor. II, 49 f.
Die genaueste Darstellung eines Schiffs giebt das Praenestin. Relief mit
einer Bireme, Winck. M. L 207. Beschr. Roms II. II. Beil. S. 11. Dazu
Le Roy Mto. de llnst. Nat Litt. III. p. 152. Fur die Rudereinrichtung
ist das Relief M. Borb. Ill, 44 wichtig; das vela contrahere kann das
Pompej. Relief, Mazois I. pi. 22, 2. Goro 6, 2, nebst Bartoli Luc. Ill, 12
besonders deutlich machen. Schiffe Impr. d. Inst. IV, 77. 78. Einrichtung
der alten Ruderschiffe Antichitii di Ercolano.
3. Borghesischer Fechter §. 157 , 3. Sterbender Fechter §. 157 , 2.
Ein gebundner Gallier von einer Trophaee, eine trefTlicbe Bronze, bd
Grivaud Ant. Gaul. pi. 23. Ein stOrzender EHmpfer, mit Phrygiscfaer
Mdtze, PGl. m, 50. Bouill. Ill, 17, 6. K&mpfer, der auf ein Rnie gesunken
fortkflmpft, M. Flor. Ill, 77 ; L. 50. Clarac pi. 280. Sterbender Barbarischer
Kampfer, M. Borb. VI, 24.
4. Auf Vasen: RQstung (MiUin I, 39), Abschied und Libation dabei
(Millin I, 13. 41, vergl. das schOne Griech. Relief, St. di S. Marco I, 48)
Zug in's Feld zu Wa^n und sonst, K&mpfe von Kriegem (mit dabei
stehenden Keryken), Krieger mit der Nike auf dem Viergespann .(Millin, I, 24
u. dgl. Hopliten-Reihen im AngrifT, auf Vasen von Volci, Micali tv. 96, 1.
Renter auf einer Stele; ftir den ZQgel aus Bronze LOcher zur Befestigung.
Stackelberg Gr&ber Tf. II, 1. — Uebung im Pfeilschiessen nach einem
Hahn, Vasengem. M. Borb. VII, 41. Olenine Article III. p. 16 s. pi. 10.
11. 13. Schleuderer im Act des Schleuderns, sehr^genau auf M. von Selge,
Mionnet Descr. PL 47, 3. 6. Aenianische Schleudern auf M. Broensted
Voy. II. Vign. 48. p. 303 ff. missilibus den linken Fuss vor. Veget. de re
milit. p. 29 ed. Schwebel.
Grerichtshandlungen (wie auf Achillas Schilde) kommen hemach kaum
vor; die Provocation wird auf M. der g. Porcia angedeutet. Stieglitz
N. fam. p. 107.
4. Jagd, Landleben, Wirthscliaftliches.
427. Jagden sind ia alten Eunstwerken ziemlich haufig l
vorgestellt worden, besonders die dem Eriege an Gefahrlich-
keit nahestehenden Saujagden und der besondre Behendigkeit
und Geschicklichkeit erfordemde Hasenfang. Die Geschafte des 2
landlichen Lebens werden selten durch unmittelbare Nach-
750 Get^ens^tande des Menscben-Lebens. [4:27]
ahmung der Wirklichkeit YOi^estellt, da ein so mannigfaltiger
mythischer Ausdruck dafur im Cyklus der Demeter und des
Dionysos gegeben war; wenigstens mischt die Kimst gem
Satym, Eroten und andre mythische Figuren als dabei thaiige
3 Personen ein. Landliche Einfalt und Derbheit lag indess
nicht ausser dem Kreise der alten Kunst ; auch die kurze Statur,
das Vierschrotige, das alteren Figuren der Art gegeben Avird,
ist der Darstellung eines schlichten baurischen Wesens forder-
4 lich. In jugendlichen Gestalten gewinnt dieser landliche Cha-
5 rakter den Ausdruck harmloser Unschuld und Naivetat. So
war auch ein von langer Arbeit in der See abgemagerter,
sonnverbrannter, alter Fischer ein Gregenstand, welchen. plasti-
sche Kunstler, wie Dichter, des Alterthums mit grosser Natui>
6 wahrheit a^fuhrten. Zu mannigfachen Darstellungen von
Handwerken und Handel gaben Reliefs und Gemftlde 6e-
legenheit, welche die Beschafligung der Hausbewohner an-
kundigen sollten.
1. Montfaucon *III , 165 ff, Philostratos beschrdbt 1 , 28 ein Bild,
ZvoiHJQcti, Pbil. d. j. ein andres, Kvviiyitai. Statue eines JSgers, in
Rock und Ghlamys von Fellen, mit gefangnera GeflQgel und Hasen,
H. Borb. VII, 10. Schlummernder JSger, sehr schOnes Relief des
M. Gap. lY, 53. Auf Yasen alten Styls kommen Ofter Saujagden vor,
zum Tbeil in Bezug auf dunkle mythische Geschicbten, §. 75. A. 2. 99.
N. 4, vgl Paus. I, 27, 7. Welcker, Jahn's Jahrb. 1829. I. 8. 254. Ein
Wildschwein zurGck gebracht. Millin Yases I, 18. Gerh. Ant Bildw. 70.
Hasenjagd, schOn auf Yasengem., Millingen Un. Hon. 18. Die LOwenjagd
der Reliefs: G. Giust. II, 136; Hon. Matth. ID, 40, 1. 2; Gaylus lY, 119;
Guattani Mem. enc. YU. p. 12; L. 423. Bouill. Ill, 64, 4; [LOwen-, Hirsch-
und Ebeijagd, Sarkophag, Neapels A. Bildw. n. 185.] Yerkfiufer erlegten
Gefldgels, Impr. d. Inst. Ill, 49. Glarac pi. 151, mischt unter historisclie
Figuren eine Roma, wie bei Triumphzugen. Ygl. 412. A. 2. Ldwen-
jagden, oft auf sp^tem Eaiser-M. u. Gemmen, vergl. §. 207. A. 7. Jdger,
welche den Tigem ihre Jungen abjagen, Bartoli Nason. 15. Ludi funebres,
Tiger, LOwen mit bestellten K&mpferu, Mazois Pompej. 31. 32. Bartoli
Nason. 27. Luc. 31. Montfauc. Ill, 165. Herodes Att. setzte in WSldem
und Feldem Statuen seiner PflegesOhne iit allerlei Stellungen des JSgers.
Philostr. Y. §. II, 1, 10. [Die Genrebildnerei in Statuen und Reliefen
muss dberhaupt nach den vielen Ueberresten derselben in Rom, Neapel
u. a. 0. in spSteren Zeiten in hohem Grade beliebt und ausgebreitet
gewesen sein. Auch in Wandgemftlden fehlt es nicht an Proben dieses
[427] Jagd, Landleben. 75 J
Kunstzweigs, der in den Vasengemftlden einer fruheren Periode ebenfalls
eine nicht ganz unansebnliche SteDe einnimmt.]
2. 3« Eln Pfltlger mit fdem alterthtkmlichen Hakenpfluge, Etr. Bronze,
Micali 114. [Vasengemftlde des Nikosthenes, in Berlin n. 1596.] Auf einer
Gemme, M. Flor. II, 4% 3. PfitSge von Schmetterlingen, Bienen gezogen,
auf Geminen. Vgl. Ginzroth Wfigen und Fahrwerke Tf. I B. Arbeiten der
Weinerndte (Stampfen der Trauben mit den FQssen, Giessen des Host's in
die Winter^sser) , ZoSga 26. Clarac pi. 136. (L. 478). Passerie Luc. 11,
48. 49. Gartner, welche Oliven vom Baume schlagen, Vasengem., Micali
tv. 92, 2. Olivenerndte, Vase aus Caere Mon. d. I. II, 44, b, Ritschl
Annali IX. p. 183 vgl. G. Hermann Zeitschrift fflr AW. 1837. n. 103. Bin
G^pr§ch, wie bier, auch auf der Vase mit der Wiederkehr der Schwalbe,
M. d. I. II, 24. Ann. VII. p. 238. [Olivenemdte von sieben Frauen an
einer Ampbora der Mdncbner Sammlung. Traubenlesen , Vasengemftlde
Bull. 1843. p. 80. Zwei Manner scblagen die Frucbte ein^p Oelbaunis ab,
die in einen Korb von einem Knaben gesammell werden, Berl. Vasen n. 633.]
Rinderheerde unter dem Schutze von LandgGtteni, Basrelief Rondinini
Guattani 1788 Jan. tv. 3, jetzt in Mdncfaen [Mon. ined. 67, E. Braun,
Zwolf Basr. zu Tf. 7.] Melken einer Kuh, Relief. PCI. VII, 23 (nach Vise,
ffir priesterlichen Gebraucb). Ein Bauer ein geschlacbtetes Tbier aus-
weidend, treffliche Figur, L. 340. Bouill. Ill, 19. 6. Clarac pi. 287. Eine
landlicbe Scene, Bauern die einen Wagen beladen, bescbreibt Libanios
p. 1048 R. eine abnliche en thai ten die Terme di Tito.. Ein alter Bauer,
G. Giust. II, 45. Ein Hirt in einer Exomis von Fell, PCI. Ill, 34. Ein
Bauer, der eine iSndlicbe Scbdne mit einer um seinen Stab gewundenen
Natter scbreckt, idyllisches Grem&lde en camayeu, M. Borb, IX, 49.
4. Eine Darstellung aus dem Landleben von wabrbaft rQhrender
Einfalt ist der Domausziehende Knabe, der sogen. Spinarius im Capitol,
aus Bronze, Mafifei Race. 23. FranQ. Ill, 21. Oft wiederholt. Auch die
mit Gftnsen ringenden Knaben (nach Boethos infans anserem strangulans,
von Bronze), namentlich der Capitol iuische, Morghen Princ. 10. Bouill. II,
30, 1. M. Franq. 22, gehOren bierher. — Knaben mit Amphoren auf den
Schultem als Brunnenstficke.
5. Der sog. Seneca L. 595 aus schwarzem Marmor, sehr ergftnzt,
ist nach Vise, ein Afrikanischer (?) Fischer, Sandrart II, L 8. V. Borgb.
3, 10. Bouill n, 65. Clarac pi. 325. Vgl. den yginsvg, dXhgvTog yigmv
Theokr. I, 39. Aehnliche Figuren, PGl. Ill, 32. L. 611. Bouill. Ill, 19, 7.
Clarac pi. 325. Ein junger Fischer von Bronze, M. Borb. IV, 55. Schlum-
memder Fischerknabe, PCI. Ill, 33. [Fischer Clarac pi. 881. 882. Ein
Fischer und ein Knabe mit einer Enle bei Gargiulo Race. tv. 50. Hirlen
Clarac pi. 741, 742.]
6. Wild-Markt, G. Giust. 11, 112. Buden der Wild-Verkauferin. des
752 Gegenstande des Menschen-Lebens. [^28]
-Garkochs, Zo§ga 27, 28. Wein-Verkauf (er wird aus grossen Schl&ucben
auf dem Wagen in die Amphoren eingefflllt), M. Borb. IV, A. T, 48.
Oell N. Pomp. 81. Verkauf-Markt, ganz wie der Pompejanische, in einem
VVandgem., Zahn Omam. Tf. 42. WoUen-Verkauf, unter Aufsicht eines
Magistrals, Arkesilas (nach Andem der Silphion-Handel von Kyrene),
Vasengem. von Volci, M. I. d. Inst. 47. Ann. V. p. 56, [Rhein. Mus. V.
S. 140. Panofka Bilder aniiken Lebens Tf. 16, 3. Micali M. ined. tv. 97.
Inghirami Vasi filt. Ill, 250.] — Geschafte des Fullo, Wandgem. aus der
FuUonica von Pompeji, M. Borb. IV, 49 f. Gell N. Pomp. 51. — Die
scb5ne Spinnerin, Boettiger Vasengem. IIL S. 37. Stickerin, Vasengem.
M. Pourtal^s pi. 34. V^eberinuen? 33. Die Kunst der Blumenflechter
(fiorari) durch gefldgelte Kinder dargestelit, Wandgem&lde M. Borb. IV, 47. •—
Bauersmann der seine Produkte auf den Markt bringt. Relief, H. d. I. II, 27.
I. M. Wagner Ann. FV. p. 47. — Schweineschlachten Impr. d. L IV, 53.
Muhle mil Eseln IV, 79. [Schweinesieden, Gruppe, Neapels Ant. Bildw. n. 26.
Des Frachtschifiers Heimkebr, E. Braun Ant. Marmorw. I, 10. vgl. Glarac
pi. 192. n. 352. Grab des Backers Eurysaces M. d. I. II, 58. 0. Jahn
Ann. X. p. 231. An einem Sarkophag in V. Medicis eine MQhle von einem
Pferd gedreht, so an einem grossen Basrelief im M. Gbiaramonti, an einem
andem ein Esel die Mdhle drehend. Erzgiesserei §. 306. A. 5. vgl. Bull.
1835. p. 166. Ann. IX. p. 184. Ein Vasenfabricant §. 321. A. 3. Werk-
st&tte eines Bildhauers, Bruchstflck eines Basreliefs Riccardi in Florenz,
Roulez Bulletins de TAcad. r. de Belgique T. 13. n. 9. Malerin Pitt.
d'Ercol. I, 5; eine andre unlangst entdeckt. Bull. Nap. 1846 p. 12.]
5. Hansliches und eheliches Leben.
1 428. Haufiger sind Darstellungen von geselligen M ab-
le n, da der festliche Charakter derselben sie besonders fur
Kunstdarstellung eignete; es fehlt dabei nicht an musikalischen
und orchestischen Erg5tzlichkeiten (tixgodfiara) und durch-
2 sichtig bekleideten Hetaeren. Wie aber die einfachen Familien-
mahle auf Griechischen Leichensteinen deutlich als Mahle der
Todten, die dabei selbst als Unterweltsgottheilen erscheinen,
gefasst werden : so sollen auch jene Festgelage auf den Aschen-
kisten und Vasen Italiens wohl zum grossen Theile das
seelige Loos der Gestorbenen ausdrucken, welches Griechische
Hymnendichter durch ein unausgesetztes Schmausen an voll-
3 besetzten Tafeln und eine ewige Trunkenheit bezeichneten. Bel
so sinnlicher Ausmalung des Looses der Seeligen wurden
selbst die Freiheiten, welche die Gaste dieser Mahle sich mit
[728] Hausliches Leben. 753
buhlerischen FlSlenspielerinnen (Griechischen Huri's), nehmen,
nicht upziemlich erscheinen durfen.
[Boettiger Kl. Sclir. II. 8. 308—341. Tf. 7 das Menschenleben.
1. Erzeugung und Geburt. 2. Sehnsucht. 3. Weigerung und Scham.
4. Beseelung. 5. Geburtsstunde. 6. Guter und b5ser Genius. Panofka
Bilder antiken Lebens mil 20 Epftf. B. 1843. * 1. Erziehung. 2. Gym-
nastische Spiele. 3. Wettrennen. 4. Musik. 5. Jagd. 6. Krieg. 7. Heil-
kunde. 8. Bildende Kunst. 9. Tanz. 10. Spiele. 11. Hochzeit. 12. Ge-
lage. 13. Opfer. 14. Landleben. 15. Beeleben. 16. Handel und Gewerbe.
17. Hftusliches Leben. 18. 19. Frauenleben. 20. Lebensende. Ders.
Oriechinnen und Griechen B. 1844. 3 Epftf. Statuen von Kindem Glarac
pi. 875—881. 883. 884.]
1. Solche Gelage auf Etr. Urnen, Micali tv. 107. Vasengem. , Han-
«ary. Ill, 62; Tischb. I, am Ende (wo ein Hoplomach u. ein weiblicher
Kybisteter dabei sind); II, 55 (mit einem Kymbalisten und einer Fl5ten-
spielerin); III, 10 (die halbnackten Frauen sind Hetaeren); Millingen
Gogh. 8 (die Flfltenspielerin ist, wie die Attischen, zugleich Hetaere);
Laborde I, 62 (die FlOtenspielerin erscheint im durchsichtigen Gewande);
Haisonn. 45. Auf einer Vase aus Agrigent, Gerh. Ant. Bildw. 71 , haben
die Zecher und die FlOtenspielerin beigeschriebene Namen. Ein schOnes
Vasengemaide mit einem solchen Hetaeren-Mahl wird in Neapels Ant.
5. 341 sehr lebendig beschrieben; abgehildet M. Borb. V, 51. Die durch-
sichtigen Gew&nder charakterisiren Madchen, wie die Rhodischen Samby-
kistrien, Athen. IV, 129. Eine Hetaere in einem solcl^n Gewande und
Haametz, mit Eros dabei, in dem Wandgem. M. Borb. VIII, 5, vgl. I, 23
und die Statue zu Dresden 245. [Kylix im Gregor. II. tv. 81 a. b. Gelag
umher, und einer, dem ein W^ib den Kopf h^t, Qbergiebt sich; er hfilt
die Finger als ob er sie eben zuvor in den Hals gesteckt h&tte. Eine
andere Kylix desselben Museums ist nur angefflhrt, nicht abgehildet, von
Epiktetos, wo eine Medicin nach beiden Seiten wirkt, und der Kranke mit
Widerstreben Pillen zu handhaben scheint. Vgl. Bullett. 1841. p. 137.]
2. Familien-Mahle der Art bei Maffei M. Veron. .49, 1; Winck.
M. I. 19. 20; Zo6ga 11; Hobhouse Travels pi. 1; M. Worsl. I, 12; Glarac
pi. 155 IT.; Wiener Jahrb. XL VII. Tf. 2; Gerh. Ant. Bildw. 76, 2. Be-
sonders M. Oxon. I. tb. 51, 135—140. Basrelief zu Merbeka in der Ebene
vor Argos Exped. de la 3for^ IL pi. 62. [Le Bas Mon. d'antiqu. fig. 2.
Cah. P. 1837. pi. 85—245 , Letronne L. a Mr. Le Bas sur les sujets
fun^raires qu'on croit Stre des repas fun^raires et des scenes d'adieu,
Revue arch^ol. Ill, 1846. p. 214 s. p. 85. Gerhard A. Bildw. Tf. 315, 1—6,
auf 2 und 4 mit Darstellungen aus der Unterwelt, vgl. Beschr. Roms I.
S. 323.] Der Mann liegt, die Frau sitzt auf der nXlvri und hat ein
^(favlov (vgl. R. Rochette M. I. p. 145) unter den Fussen, ein ministrirender
O. M fi 1 1 e r * • ArohMOIofle. 4. Avfl . 48
/
754 Gegenst^nde des Menschen-Lebens. [^^^1
Knabe steht hlUifig dabei. Durch ein Fenster siebt man einen Pferdekopf
(der Tod als Reise, vg). R. Rocbette p. 96); eine Scblange trinkt bie und
da aus der dargehaltenen Schale (Oxoo. I, 135. II, 67); und wenn, wie
Ofler, der Mann einen Modius aof dem Kopfe hat, so siebt man deutlich^
dass das Mabl des Hades und der Persephone nacbgebildet wird. Auch
nahet After ein Zug von Retenden, bisweilen mit einem Opferscbwein
Oder Schafe, z. B. MafTei 3f. Veron. 139, 6. G. Giust. 11, 93. Bei Caylus
n, 74, wo die Namen darOber steben, werden die Speisenden bekr&nzU
Am einfachsten und alterthamlicbsten ist die Yorstellung Ingbir. M. Men.
Etr. VI. tv. c flf.
3. So ist z. B. das Vasengem., Tiscbb. II, 5^, wobl ein Todten*
mahl; die Essenden geniessen die Eier der gewObnlichen coenae ferales;.
und docb ist auch bier eine nackte FlOtenspielerin dabei.
1 %29. Unter den Scenen des ehelichen Lebens liebt
die Griechische Kunst der Vasengem&lde besonders die Her-
beiholung des brautlichen Bades und die Heimfubning der
Braut zu Wagen als Bezeichniing einer Hochzeit zu gebrau*
2 chen. Eine auf Vasengemalden sehr hilufige Vorstellung
eines Epheben, der ein Madchen verfolgt, mSchte auf die
weitverbreitete Sitte des virginem rapere zu deuten sein.
3 Aber auch die Uebergabe der Braut durch die Ehegottin Hera
liegt in verschiedenen Kunstwerken so vor, wie sie ein Kunst-
4 ler der besteii Griechischen Zeit gebildet haben muss. Auf
ahnliche Weise, durch die die Gatten vereinigende Juno Pro-
nuba, stellen auch Rdmische Sarkophage die Ehe dar; sonst
werden Aphrodite und Peitho, upd im spatem Alterthum
5 Eros und Psyche, als Nebenpersonen eingefuhrt. Weiter fehlt
es nicht an Bildwerken, welche das Leben des Kindes durch
die Periode der Erziehung und des Junglings bis zum mfinn-
lichen Alter in den Hauptmomenten andeuten. *
1. Attische Mftdchen das Brautbad von der Kalirrho6 holend, auf
Vasen von Void, §. 99. N. 13 (deren richtige E^kUning schon Goett.
6A. 1831. S. 1331 gegeben war, und bemach durch die Inscbrift Jt^/-
PEKPENE bestfttigt wurde), auch auf Gemmen, Lipp. HI, 388. 89.
Jtlngling im Bade, alt-Griech. berrliche Arbeit, aus Told, Impr. d. Inst,
m, 46. Der Brautzug zu Wagen, wie ihn Homer und Hedod bescbreiben,
nebst dem durch ApoUon als Kitharoden daiigestellten Hymenaeos, vereint
mit dem Komos des Dionysos — auf vielen alten Vasengem. (ein SicOisches
herausgegeben von Maggiore) [1832], besonders von Void, Ann. IIL p. 162.
BrantfQhrung nach dem Hause des Brftutigams, Apollon und Artemis voraD
Stackelb. Tf. 32 (auch bei Millingen Peint. de V. 43). Hymenaeos sehr
[429] Eheliches Leben. 755
▼ollstandig b. Slackelb. Tf. 42. [Poll. Ill, 40. Hesych. ayori-] Ueber
andere hochzeitlkhe G«genstSlnde dieser Tasen (Ktlsse, Geschenke, Kithar-
spiel) Ann. III. p. 58. Die Gampanischen und Apulischen Hochzeitvasen
stellen besonders die SchmQckung der Braut unter Aphrodite's Walten
dar. Die Griechisehe Braut im Putzgemach, Boettiger Vaseiigem. I. S. 139.
2. Mehrere Vasen der Art giebt R. Rochette M. I. I. als Raub der
Thetis. Junglinge, welche Mftdchen auf Wagen entfQhren, Millingen
Gogh. 1 ft. Vgl. Gerhard Prodr. S. 76.
3. Die Uebergabe der Braut, in echt-Attischem Style, Lipp.
Suppl. 394; damit weist das Relief Adm. 57 auf dasselbe Original zurdck;
in dem bei Guattani 1785. p. XXXI ist Hera weggelassen, aber Ueber-
bringer von Hochzeitgaben sind, aus Griechischen Gompositionen, hinzu-
gefilgt. Hochzeitgaben, schdnes Relief bei Guattani p. LXL [R. Gironi
Le nozze de* Gred, Hilano 1819. Vasenbild, auch in der Bibl. Ital. 1819
MSrz (wo 1820 Febr. S. 228 ein anderes mit Hochzeitsc&remonien bei
Santangelo in Neapel beschrieben ist); der Paranympbos fdhrt die Braut
an der Hand, die von der Pronuba dem mit Lanze bewebrten Gatten zu*
gedrftngt wird; Apollon mit Lorberast, Artemis mit Bogen und KOcber,
und ein Weib, die zu dem Bespeerten spricht, vielleicht die Mutter der Braut.]
3. ROmische Reliefs, auf denen Juno Pronuba die Gatten zusammen
fOhrt Oder halt, Admir. Rom. 56. 65, wie Gommodus und Grispina auf M.,
Vaillant De Gamps p. 45, 1. Eben so an einem grossen Vatican.. Sarko-
phag, Gerh. Ant. Bildw. 74. [Grosser Sarkophag von Monticelli M. d. I.
IV, 9, Ann. XVI. p. 186 E. Braun.] Vermahlung aus spater ROm. Zeit
(dabei ein Knabe mit einem Fruchtschurz) , L. 492. Glarac pi. 203.
Hochzeitliches Opfer mit glflcklichen Zeichen, Adm. 58. Wicar III, 16
Fussbad der Braut (nach wahrscheinlicher Deutung), Adm. 59. Zo€ga
Bass. 12; L. 766. Qarac pi. 203. Die Aldobrandinische Hochzeit (§.319*
A. 7) vereint die Braut im Thalamos, welche Gharis gesalbt hat und
Aphrodite (Peitho (beredet, mit der Zurichtung des Bades u. der Vorbe*
reitungkzum Hymenaeos. Vgl. §. 378. A. 4. Die Niederkunft, Adm. 65.
Geburt eines Kindes, die Parzen stellen das Horoskop, L. 459. Glarac
pi. 159 [vgl. die Niederkunft der Alkmene, der Leda in Basreliefen]. —
Zwet Nester mit Kindem auf einem Baum, PGl. Vlf, 9; Wandgem. in
Pompeji, W. Gell N. Pomp. 48, ein Idyll nach Hirt, Ann. d. Inst. I. p. 251.
— Eros und Psyche auch auf dem Sardonyz-Gei^ss §. 315. A. 5. vgl.
§. 391. A. 9. — Kadmos u. Peleus Hochzeiten dienen als mythologische
ReprHsentanten wirkhcher bistorischer. [ZoSga Bassur. I. p. 252.]
5. Thorn. Bartholini Antiqu. vet. puerperii 1675. Darbringung de&
Kindes an eine nov^tgotpog 9'ia §. 96. N. 13. Basrelief von Sigeion^
Ion. antiq. I. vign. 2; von Troas, im L. 521, Panofka Ann. d. Inst. I.
p. 395. tv. 9. Glarac pi. 203; Sarkophagrelief im Gampo Santo zu Pisa,
756 Gregenstande des Menschen-Lebeiis. [430]
Rossellini Ann. VI. p. 236. tv. d*agg. F. Ehe u. Kinderzucht auf dem
Sarkophag, Guattani 1784. p. XLIII, vgl. R. Rochette M. I. p. 406. Lebens-
lauf eines Kindes, R. Rochette pi. 77, 1. 2. Erziehung und Unterricht,
Winck. M. L 184. Jdnglinge in das m&nulidie Himation gefaQllt, Ruck-
seite vieler Vasengem., Boettiger Yasengem. II. S. 37. §. 337. A. 5. Auch
mit Waffen, auf Yasen von Volci, Ann. III. p. 156, in Beziehung auf die
solenne Waffennahme der Epheben. Ein ROm. Jdngling bekommt die
toga pura, scheint es, in dem Relief Wicar lY, 16. Soenen im ^rauen-
gemacb, Stickrahmen, Laute, Spiegel, Spinnen Stackelb. Tf. 33. 34. Frauen-
bad, Douche Tf. 36. [Dame und Zofe, Temite Pompej. Wandgem. 2. Reihe
Tf. 3, ein dichtendes Mftdchen Tf. 1 u. s. w. Panofka Griechinnen und
Griechen. Griech. Frauenleben mit 56 bildl. Darstell. B. 1844. 4.]
Liebeszauber, Tischb. IT, 44. — Anhangsweise muss bier auch der
grossen Anzahl obscOner Vorstellungen (besonders der Veneris figurae,
auf Gemftlden, Gemmen, Munzen, lasciva numismata Martial VIII, 78)
gedacht werden, zu denen auch die Mythologie viel Gelegenheit gal),
s. §. 137. A. 3. Merkwurdig, dass die Yasra von Yolci obscene Gegen-
sttode gerade im ftltesten Style darzOstellen pflegen. Yon den Porao-
graphen der sp&tem Zeit §. 163, 4.
1 430. Aber auch andre Scenen des hauslichen Lebens,
wie das Bad, welches der uppigeren Kunst der spatern
Vasen und Etruskischen Spiegel besonders zusagt, so wie allerlei
Spiele und ErgStzlichkeiten liegen, besonders wenn sie einer
eigenthumlichen Entwickelung menschlicher Charaktere Raum
2 gestatten, nicht ausserhalb des Kreises der alt en Kunst; welche
dann freilich ganz aus ihrer Bestimmung heraustritt, wenn
sie — wie in pompejanischen Gemalden — die in der Wirk-
lichkeit fehlen den Bibliotheken, leckern Gerichte, den Haushund,
an die Wand malt, und so zu einem blossen Surrogat der
Realitat herabsinkt. •
1. Enaben, welche in einem dffentlichen Bade, JHMOSIA, baden,
Tischb. I, 58. Ein Privatbad wird auf dner andern Vase eben so durch
Ij^IA bezeichnet, R. Rochette M. I. p. 236. Bad u. Palaestra sind an
den Yasen dfter yerbunden. Badende Frauen, Tischb. Ill, 35 und oft,
auch mit dienenden Eroten, in Yasengem., wie in Spiegelzeichnungen. In
Yasengemftlden was Archilochos sagt fr. 7 : Ixovca ^aXXov (iVQelvrjg irip-
ffsro, ^odrjs TB naXbv av^og, Knabe im Bade im dicken Mantel, Impr. d. I.
IV, 73. Die Leiter, welche bier und oft in den H&nden badender und sich
schmQckender Frauen vorkommt, ist wohl nur ein Gerftth Binder aufzube-
wahren oder etwas Aehnliches. Douche-Bad, Yasengem. von Void. ROmische
[431] Bader, Spiele. Tod. 757
Bader §. 292. A. 4. Das Anpinseln des Gesichts, Tischb. II, 58. Maisonn.
pi. 16. — Das Madchen beim KnOchelspiel , eine aaTQayaXliovaa (vergl.
§. 120. A. 3. 417. A. 2), ist in mehrern Exemplaren, im Brit. Museum
[II, 28, Glarac pi. 578, in Berlin das. Gerh. Berlins A. Denkm. n. 59],
Paris L. 686, Dresden [August Tf. 106], der Wallmodenschen Sammlung,
vorhanden. Bouill. n, 30, 2. M. Francj. IV, 9. Clarac pi. 323. [Eins
im Palast Colonna, schdne Arbeit, die linke Hand aufgestdtzt, die rechte
erhoben als ob sie eben geworfen hfitte; sehr hubsch ist das Hemdchen
gearbeitet. Das altere Griechische Vorbild aus Tyndaris in Neapel, Bull.
1843. p. 60. Serradifalco Antich. d. Sicilia V. p. 52. So spielt Ame auf
M. von Kierion Hillingen Anc. Coins pi. 3, 12, 13. Ficoroni dei tali d.
Antichi R. 1734.] Der kleine Bogen an der Plinthe (nach Andem eine
Schlang^ soil wohl eine der jungeren Nymphen der Artemis bezeichnen.
Vgl. Becker August. Th. III. 8. 21. Levezow, Amalth. I. S. 193. Bret-
schaukel, auf Yasen, Gerh. Ant. Bildw. Ill, 53; Strickschaukel,
ebend. 54; Sitzschaukel, 55. Millingen Un. Hon. I, 30. Ygl.
Tiber diese aldqai, oscilla, v. KOhler Masken S. 16. Spiel mit dem
Trochos, Winck. M. I. 194—195. Tassie tv. 47, 7981. 84. vgl. R. Rochette
M. I. p. 233, §. 391. A. 4. (Eros?); [auf Vasen eigen dem Ganymedes]
mit grossen Ballons, Tischb. II, 61. 62. Cottabus, Jacobs Verm. Schr.
VI. S. 106, in Kunstwerken noch zu suchen. [Vermuthlich Mon. ined.
200. Welcker Kl. Schr. II. S. 225.] Das Spiel Enkotyle (aber doch nicht
genau dargestellt auf Vasen,) M. I. d. Inst. 47 B. Ann. IV. p. 336.
Kinderspiele'der Batumalien, nach Melchiorri, auf einem Vatic. Relief,
Diss. d. Ace. Rom. II. p. 147. Gerh. Ant. Bildw. 65.
Zwerge als ROmische Luxusartlkel, in Bronzen, Ant. Ere. VI, 91. 92.
Gori M. Etr. I, 76. Pitt Ere. V, 56 sqq. (als Pygmaeen).
6. Tod.
431. Directe Darstellungen des Todes und der dabei 1
beobachteten Gebrauche sind in der Griechischen Kunst selten ;
der todte Leib h6rt auf, Ausdruck des Lebens, und eben da-
durch, Gegenstand der Kunst zu sein. Zu den andeutenden 2
Vorstelhingen gehort, ausser vielen schon erwahnten, tlieils
aus der Mythologie (§. 397. A. 2) theils aus dem Leben
(§. 428. A. 2) genommenen, das einfache Bild eines AbschiedS;
einer Reise ohne weitere Bezeichnung des unbelcannten Ortes,
wohin sie gerichtet ist.
1. Conclamatio Relief, L. 182 (eine Imitation der Antike. Caylus
III, 73. Bouill. Ill, 60, 1. Clarac pi. 154. Planctus L. 459. Bouill. 60, 2.
758 GegensUnde des Menscben-Lebens. l^^]
Glarac pi. 153; Urnen von ausium §. 174. A. % vgl. Gori M. Etr. Ill, 3.
t 20—23. Austragung der Leicbe, sonderbares Gemftlde, beschrieben von
Gell N. Pomp. II. p. 48. Beilegimg des Todten im Orabe, Stackelberg
Tf. 38. [Besonders wichtig die drei Athenischen Vasen M. d. I. Ill, 60l
Ann. XV. p. 276. W. Henzen. Berl. Vasen nach Gerhard n. 1847—49.
Aehnlich auf einem Kantharos von Void, Bull. 1844. p. 33.]
2. Ueber die Vorstellungen, meist Abschiede, und den schOnen
Sty] Griecbischer Grab-Stelen, E. Wolff u. Geriiard Ann. d. Inst. L
p. 134 ff. SchOne Stele Stackelberg Grftber Tf. 1. S. die Marathonischen
Vasen L. 705 fif. Glarac pL 152 f. und M. Worsl. I, 6. 14. Caylus VI,
49 ff. Dabei ist richtig bemerkt worden, dass nicht die stehende, son-
dem die sitzende Person der Todte sei (Rinck, Kunstblatt 1828. N.
42, 7), s. auch M. Veron. 49, 2. 51, 11. Descr. de la Moree III. pi. 16.
Gastroal, der Mann liegt, er ist der Gestorbne, die Frau giebt ihm die
Hand. Vgl. pi. 14. 18, 2. 19, 1. 20, 2, der Sitzende der Todte. [Vgl.
Roulez Basr. fun^r. d^Arezzo p. 13. not. 1. Le Bas Mon. d'antiqu. fig.
p, 142 s.] Oft ist auch ein Pferd dabei, L. 695. Glarac pi. 152; R.
Rochette H. I. 46, 1. p. 126. Harm. Oion. II. n. 63 (ein Attischer Gippus,
oben eine Sirene §. 393. 4). Hierher gehOrt auch das Relief Winck.
M. I. 72 roit der Schlange hinter dem Abschied nehmenden Jflngling,
vgl. Gerhard, Beschr. Roms II, II. S. 6. [Kunstmus. zu Bonn 1841
S. 122 l^chlange urn den Baum G. I. If. n. 3366 und n. 2322 I) 86 und
b 94.] Der ijifeog reitet auch selbst auf einen von der Schlange urn-
wundenen Hesperiden-Baum (Symbol einer in Dunkel und Schrecken ge-
hallten Seeligkeit) mit einem Altare zu, Maffei M. Veron. 49, 8. Doch
verwirft dies Symbol Gerhard Archemoros S. 68. Der ^geag in seinem
• Heroon auf Vasen, gerade wie er an Stelen erscheint s. Stackelberg zu
Tf. 2, 2. Nach den Reliefs mfissen die Abschiedsscenen auf Vasen wohl
auch grOsstentheils gefasst werden. Auf Etr. Aschenkisten geht der Ab-
schied oft vor einer Grabs&ule, mit einer Pinien-Frucht, gewdhnlich vor
einer TbQr vor; der Mantus oder Orcus haut zu. Auch hier ist der
Abschiednehmende Ofter zu Pferd; eine Aniphore liegt am Boden, eine
Schlange kommt hervor; Genien der Unterwelt fQhren das Pferd. Vgl.
§. 174. A. 3. — Frauen, welche die rechte Hand an das Kinn, die linke
an die Brust legen (wie bei den ROmern Gefangne dargestellt werden),
scheinen den ewigen Abschied (Padieu supreme) zu bezeichnen. R. Ro-
chette p. 132 und besonders die Stele im L. pi. 46, 3 und das sch5ne
Brustbild von einem Grabdenkmal bei Stackelb. Grftber 1 Abth. S. 44
Schlussvignette.
Die Lutrophoros auf Attischen Grftbem von unvartieirathet Oe-
storbnen, Statue in Berlin, GOtt GA. 1830. S. 2016. Eine Lutrophoros
M. Ghiaram. I, 11. Glarac pi. 407. n. 703. 9AIJIM0E [low^otpo^og
{43'2, 433] Darstellungen des Todes, Skelette. 759
naig s. G. Hermann de duahus inscr Gr. 1835. p. 13.] — Grab eines
J&gers (ein Hirsch yerzehrt did hingelegten FrQchte), Relief von Megara
in Wien, Wiener Zeitschr. 1832. N. 144.
432. Skelette ((tx«a«toi, larvae), wonmter bei den 1
Alten im Ganzen nur fleiscMose, zu Haut und Knochen zu-
sammengeschrumpfte Gestalten zu verstehen sind, kommen, so
wie Todtenkopfe, erst in spatern Zeiten und auf kunstlerisch
unbedeutenden Denkmalern als Bezeiehnung des Todes vor.
Ein silberaes Geripp mahnt bei Trimalchio's Mahl an Le- 2
bensgenuss, und Appulejus wurde beschuldigt, eine Larve (lar-
valis imago, seeletus) als Amulet oder Zaubermittel bei sich
zu tragen.
1. Mehreres stellt Welcker Sylloge p. 98 zusammeu. Der Grabst^n
mit der dort angefOhrten Inschr. u. einer larva darunter war 1822 in den
Souterrains des Brit. Museums zu sehn. Auf einem Grabmal von Pompeji
ein Relief mit einem Skelett, das eine Frau mit B&ndern schmtickt, Mazois
Pomp. I, 29. Cippus in Neapel, mit einem Skelett, dessen Munde ein
Schmetterling entscbwebt, Neapels Ant. S. 61. Ein Skelett aus der Urne
entfliebend (ilber Skelette in Amphoren ygl. Steinbuchel Alterth. 8. 67)»
indem Eros hineinleuchtet, Impr. d. Inst. II, 58. Ein Skelett tanzt nach
Silen*s FlOte, Wicar III, 28. 8. auch Gori Inscr. I. p. 455 und die
Oemmen bei Christie Painted Vases 4. 6. (Oerippe mit Laternen). Ueber
die Skelette von Kuma (§. 260. A. 1.) Schriften von Jorio, Sickler,
Blumenbach, Gm. GA. 1823. S. 1243. Goethe Werke XLIV. S. 194. Olfers,
Schriften der Berl. Akad. 1830. 8. 1. Tf. 1—4. fStackelberg Grai>er
8. 16: »keine tanzenden Oerippe, sondem hagre ddrre Menschenkfirper.c ?
Die Schatten verlassen die Grfiber larval! habitu, nudis ossihus cobaerente,
Seneca Ep. 24 ossea forma, Ovid lb. 146. So die zwei Figuren an einer
Yase, Mus. Ghiusino II. tv. 168.] Verzeichniss der Skelette in der alten
Kunst ebd. S. 30 ff. Tf. 5. Eine larva, aus Haut und Knochen bestehend,
aus Erz, soUte Hippokrates nach Delphi geweiht haben, Paus. X, 2, 4.
2. Die larva argentea bei Petron. 34, sic apta, ut articuli eius verte-
braeque laxatae in omnem partem flecterentur, war hiemach ein fSrmliches
Oerippe. Ein Skelett bei einem Feste auch auf dem Relief im L. 25. —
Appulej. de magia p. 68. Bip.
III. Gegenstftnde aus der Obrlgen Natur.
1. Thiere nnd Pflanzen.
433. (434). Die Meisterhaftigkeit der Alten in der Dar- l
stellung der edleren Thierarten geht aus ihrem feinen Sinne
fur charakteristisehe Form hervor. Das Pferd schloss sich in
760 GegenstHnde aus der Qhrigen Natur. [^3]
Griechischen Siegerstatuen und R5mischen statuae equestres
zunachst an die Menschengestalt an; obzwar selten schlank
und hochgebaut, sind die Rosse Griechischer Kunstwerke doch
sehr feurig und lebensvoll, die R5mischen schwerfalliger und
massiver ; ihr Schritt ist haufig der kunstlich ihnen eingelemle,
3 schaukelnde Zelt oder Pass (ambling, tolulim). Fur einen
seine Wunde leckenden Hund auf dem Capitol cavirten die
tutelarii nach Plinius mit dem Leben, well er unscbatzbar^
noch giebt es ausgezeichnet schone Thiere der Art; so wie
Wolfe, Stiere, Widder, Eber, L5wen, Panther, in denen
zum Theil die Formen dieser Thiere eben so grossartig ent-
wickelt sind, wie die menschlichen in GQttem und Heroen^
4 Kraftig entworfene wilde Thiere, besonders im Kampfe mit
einander, darzustellen, war eine der ersten Aufgaben der alt-
Griechischen Kunst.
I. Winckelmann W. IV. 8. 23G.
^2. Ikonische Rosse, Aelian V. H. IX, 32. Kalamis Pferde, §. 112, 2.
Marcel de Serres Ueber die Thiere der alien Kunst, Bibl. univ. 1834.
Mars. p. :231 fl., unterscheidet vier Pferde-Rassen, die Afncanische, Appulische,
Thessalische, Sicilische. Derselbe zuletzt Qber die Thiere der Mosaik von
Pallstrina, Froriep Notizen 1834. N. 922 if. Yiei Yerkehrtes im Ganzen.
BerQhmt sind die K5pfe vom Parthenon §. 118, 2, c., die Venetianischen
Pferde (mit jenen verglichen von Haydon, L. 1818. u. Goethe Werke L.
S. 118.) St. di S. Marco I, 43 IT. §. 261. A. 2, die von M. Gavallo
§. 414. A. 4, das von M. Aurel §. 204. A. 4. Falconet Oeuvres II. p. 1.,
vgl. I. p. 157, die der Nonier §. 421. A. 4, eins ins Fiorenz, Gall. 8t. 80.
(vgl. 81—86). Herculanischis Quadriga von Bronze, Ant. Ere. VI, 66.
Pferdekopf vom Pallast Golombrano in Neapel, Goethe W. XXYIU. S. 34.
M. Borb. Ill, 10. [Gicognara Storia d. scult. III. tv. 19.] Scbdner Pferde-
kopf aus Bronze, vergoldet, in Augsburg (Raiser §. 264. A. 2). Wunder-
Pferd (PifOTonovg) auf M. von Nikaea), Mionn. Suppl. V. tb. 1, 2. p. 148.
n. 861., vgl. Sueton Gaes. 61. Sehr sch6ne auf Thessalischen und 8i-
cilischen M. Die Begriffe der Alten von Pferdeschdnheit lemt man aus
Xenophon, Yirgil, Golumella, Oppian. Erkl&rung der Muskein und der
Basreliefs an E. E. Matthaei's Pferderaodelle von Seiler und Boetttiger
Dr. 1823. Ygl. oben §. 424, 1. [Ruhl dber die Auffassung der Natur in der
Pferdebildung antiker Plastik, Gassel 1846. 4.] Maul thiere besonders
auf Sicilischen H. [Eutychos mit seinem Esel Nikon, die Octavian in
Nikopohs zum Andenken gldcklicher Yorbedeutung durch ihre Begegnung
in Erz bilden liess, Plut. Anton. 66 in den Hippodrom in Constantinopel versetzt
nach einem Schol. der Pf51zischen Handschr. Creuzer zur ArchaeoL I. S. 47.}
[433] Thiere. 761
3. Ein vortrefiQicher Hund, der sich am Ohre krazt, in NeapeL
Herrliche Molosser, Cavac. I, 6. Mon. Gab. 43. Wolf von Belvedere, ein
riesenmassiges Thier. Myron's Kuh §. 122, 2. vgl. PCI. VII, 31. Tora
Famese §. 157, Bronze in Venedig, S. Marco I, 47. Bronze in Dresden
(nach StrongylionV) Meyer Gesch. Tf. 9 c SchOne Stiere auf M. von
Epeiros, Gortyna, §. 350. A. 5. 351. A. 4. Stiere, die gleich den Kameelen
xafindg auf dem Rtlcken haben, Aristot. H. A. VIII, 29, gibberes, wie die
Kyprischen, Serv. Georg. I, 138, 8yrischen, Karischen, Plin. VIII, 45,
'deformis scapulis torus eminet, Galpumius VII, 61, vgl. eine MiQnze des
Oordian zu Ephesus b. Tristan T. II. Der Bock, der in der Makedoni-
schen Urgeschichte vorkommt, .ist auf M. pr^chtig dargestellt, Mionnet
Suppl. III. pi. 9, 4—6. Giustinianischer Bock. SchOne Bronze einer
Gems, M. Borb. I, 51. Eheme Widder zu Palermo, Goethe W. XXVIII.
S. 121 [beide aus Syrakus, vOllig gleich und zwei ^nliche sollen nach
Spanien geschickt worden sein, in der Zeit der Spanischen Regierung].
Ueber den aries gutturatus, in Florenz und Rom, eine Schrift von
Ad. Fabroni. Kalydonischer Eber, in Byzanz von Niketas p. 357 erwlUint,
vgl. Anth. Pal. XV, 51 ; ein sehr schOner, M. Flor. ill, 69. SchOne Wild-
schweine auf M. von Glusium , Aetolien , N. Brit. 5, 25. Eine saugende
Sau, PGl. VII, 32, vgl. §. 418. A. 3. SSue, den Chinesischen ahnlich,
auf Gemmen, Impr. d. Inst. I, 51. 52. Sau mit Jungen, das. Ill, 55.
L5wen zu Venedig vom Peiraeus Athens, S. Marco II, 48. 49. §. 253.
A. 2. Farnesischer, M. Borb. IX. front Herrliche Figuren auf M. und
Gemmen. *Vgl. Jen.L.Z. Erg. 1815. S. 290. Aus dem Felsen gehauener
L5we in Keos, Broendsted Voy. I. pi. 11. Aehnliche hie und da in
Griechenland. Auf Heldengrilbem (Ptolem. Hephaest. p. 147. Bekker),
z. B. des Hektor in der tab. Iliaca und des Leonidas zn Thermopylae.
Lowe auf M. von Milet. Ximv yiyag. Anthol. Pal. VI, 256. J. de Witte
Ann. VI. p. 343. LOwiu mit einem Jungen Impr. Ill, 54. Ueber die
Bildung des LOwen (von Syrischer Basse), Stiers (bos urus), Ebers (sus
Aethiopicus) am T. von Olympia, Geofifroy St. Hilaire Rech. au sujet de
quelques fragm. P. 1833. [Schwiiideleien ; s. Bonner Kunstmus. 2. Ausg.
S. 168.] Golossaler LOvve zu Ghaeroneia, Dupr6 Voy. pi. 17. L3we von
Plataeae, L. 708 b. Bacchische Panther auf M. mit Thyrsen oder Lanzen
im Rachen. LOwen- und Pantherkampf, krSiftig gezeichnet, Laborde Vases
II, 21. Vgl. oben §. 322. A. 4. 427. A. 1. Tiger sind seltner als
Panther u. Leoparden. Elephantenals Fackeltrfiger auf M. der Seleuciden,
vgl. Sueton Gaes. 37. K am eel mit Filllen, von Elfenbein, Buonarr. Medagl.
p. 365. [Neapels Ant. Bildw. Marmore n. 499. Nash or n das. n. 509.]
Eine Sammlung von Thieren antiker Kunst, auch Adiern, Pfauen, StOrchen,
PGl. VII, 26—34. Bouill. Ill, 95. Glarac pi. 350. Ein A die r mit einer
Schlange, Niketas de stat. c. 8. Iktinos Nachteule, Lobeck Aglaoph. p. 973.
762 GegensUnde aus der abrigen Natur. [434. (435.)J
SchOner junger Hirsch aus Bronze, M. Pourtal^s p. 20, aus der Gegend
Yon Sybaris, der Guss mangelhafU [Ein lebensgrosser aus schwarzem
Marmor im Lateranischen Museum.]
4. Die Homeriscben und Hesiodischen Schilderungen, die alterthOm-
lichen Yasen und Giusinischen Gefasse, die Etr. Bronzen, die ftiteren Manzen
und geschnittenen Steine zeigen den vorberrschenden Geschmack an K&mpfen
wilder Tbiere. (Die sogen. aegyptisirenden Yasen begnQgen sich mit blossen
Zusammengtellungen). Die Art, sie anzubringen, ist oft ganz arabeskenartig.
1 434. (435). Niedere Thierarten, Seethiere, Polypeiv
werden meist in einem Styl behandelt, welcher naehr die kuh-
nen und grotesken Formen solcher Naturgegenstande uberhaupt,
als die genaue Beschaffenheit der einzelnen Gattung darzu-
^ stellen strebt. Eben so darf man wohl sagen, dass in den
Pflanzengewinden der Vasengemalde , wie in den Kran-
zen und Festons der zierenden Archilektur und Gefassarbeit,
bei niannigfachen Abweichungen von den nachgebiideten Ge-
genstanden im Einzelnen, doch der Geist und Charakter der
3 Vegetation oft tief ergrififen ist. Besonders aber zeigt sich in
alien Compositionen verschiedner Thiergestalten, welche
zum Theil durch den Orient angeregt, aber in acht Helleni-
schem Sinne ausgebildet vvorden sind, ein Geist, welcher das
Naturleben in seiner schopferiscben Kraftfulle mit eben so viel
Wahrheit als Kuhnheit auffasst; daher uns solche Gest alien
4 wie wahre und wirklich vorhandene entgegen treten. Ein ganz
andrer Geist, als dieses naive Naturgefuhl, spricht uns aus
den spatem Gryllen auf Gemmen an; Witz im Zusammen-
fugen des Verschiedenartigsten, oft auch eine allegorisch aus-
gedruckte Reflexion liegen hier zum Grande.
1. S. die Seethiere auf Yasen (di^ oft ganz damit beroalt sind). z. B.
Millingen Un. Hon. 10. Docb gab es auch selbst unter Phidias Nanien die
genauesten Nacbbildungen von Bienen, Fliegen, Gicaden (vgl. §. 159. A. 2), und
auch seltene Thierarten werden oft in Anticaglien getreu dai*gesteilt, Bluroen-
bacbtk)mmentatt. Soc. GottXYI. p. 184. GemalteSpinngewebe,Pbilostr.II,28.
2. S. von Griechiscben Yasen Millin I, 15. 22. II, 32. 39; R6uui-die
Arbeiten im Gavaceppi, Piranesi Yasi und sonst. Wie schwer verschiedene
Pflanzenarten auf alten Kunstwerken zu untei'scheiden sind, bemerkt Sprengel
Hist, rei herbariae I. p. 29. Nacbbildungen von Frtlchten in Wachs, §. 305.
A. 4, und in der Rhyparographie [Rhopograpbie] §. 163. A. 5. 210
A. 6. 211. A. 1. Ant. Ere. I, 9. 11. 45. 47 u. oft.
3. Marcel de Serres Ueber die Wundertbiere der alten Knnst, Bibl.
(435. (436.)] Thiercompositionen, Gryllen. Arabeske, Landsichaft. 703-
univ. 1834. F^vr. p. 160 findet auch in diesen phantastisehen Zusammen-
setzungen viel Naturwabrfaeit. — Die Sphinx auf den H. von Chios so
wie Gergis, Btreber MQndiner Denkschr. Philol. I. S. 200 (eine Andeutung
der Sibylla) ist die Aegyptische, nur scblanker, und geflugelt [wie bei
Eurip. Phoeniss. 809.] Greifen §. 361 am Ende. Tragelaphen u. andre
groteske Tbierfiguren auf den Vasen §. 75. A. 2. 171. A. 2, vgl. 238. A. 4.
Aehnlioh liebte man an Silbergef^ssen iv ngotoiirj^ Juven. I, 7. Boeckb
Staatsh. II. S. 305. Ueber die Zusammensetzung der Protomae verschiedner
Thiere auf M. u. Gemmen (LOwe u. Stier, Stier u. Bock u. dgl., oft mil
FlQgeln) §. 241. A. 3. Die geflugelte Sau der Volkssage von Klazomenae
(Aelian H. A. XII, 38) findel sich schon auf sebr alten Goldmdnzen der Stadt,
M< Brit. 13, 23. Ein schOner geflflgelter und geh5mter Panther, der einen
Hirsch tOdlet, Wobum M. 11. Zwei Greife Qber einem Hirsch, Irapr. d. Inst.
UI, 91. — Das Monstrum an den Mauern von AmphipoliSi Cousin^ry Voy.
pi. 8, ist dem auf denM. von Alexandrien, EckhelSyll.tb. 6, 15,ziem]ich fthnlich.
4. Die Gryllen (§. 163. A. 3) meist in Jaspis, Lipp. ], II, 517 ff. Suppl.
II, 413—428. Raponi tv. 52. Tassie p. 70<). Impr. d. Inst. Ill, 48. IV, 67. 68.
Man findet sie auch auf M. , namentlich von Signia, Steinbuchel Alterth.
S. 78. 144. 244. Zum Theil entstehen sie durch Zusammenfflgimg Baccbischer
Masken mit andem Gesichtern. — Die Darstellungen von Thieren, besonders
Insekten, in menschlicher Handlung, in Wandg^m. u. Gemmen, sind nicht
im Geiste der Thierfabel, sondern auch nur als Scherze zu nehroen.
2. Arabeske, Landschaft.
435. (436). So sehr sich die lebendige und geniale i
Auflfassung der Natur, welche die alte Kunst durchdringt, fur
die Arabeske (§. 24 A. 2) eignet, deren Alter in der Grie-
chischen Kunst sehr weit zuruckgeht: so wenig war die Land-
schaft, im modemen Sinne, der antiken Kunstweise ange-
messcn; wir finden sie erst in einer spatem Periode, und in
geringer Ausdehnung. Die Griechische Kunst verlangt von 2
ihren Gegenstanden ein nahes Verhaltniss, einen engen Zu-
sammenhang des Lebens und der Form, des Geistes und der
Erscheinung ; Alles erhalt eben dadurch in ihr einen entschied-
nen Charakter, eine deutllche Physiognomie. Der ahndungs-
voUe Dammerschein des Geistes, mit welchem die Landschaft
uns anspricht, musste den Alten nach ihrer Geistesrichtung
kuhstlerischer Ausbildung unfahig scheinen; ihre Landschaften
waren daher meist mehr scherzhaft als mit Ernst und Gefuhl
entworfen; das Ergdtzende mannigfaltiger Bauten und An-
lagen und zahlreicher Figuren wird in den Herculanischen
• 764 Gegensiande aus der flbrigen Natur. [435. (436.)]
Bildern dem Ergreifenden einsamer Naturscenen uberall vor-
3 gezogen. Oft bescMftigten auch ihre Nalurbilder durch eine
landkartenahnliche Uebersicht ausgedehnter G^enden eine
wissenschaflliche Aufmerksamkeit, und gaben eine Chorographie
iind Ethnographie in Bjldem.
1. Das Alter der Arabeske (uv^$fia bei Homer, sp&ter fvca^ia
und tioSagia genannt) beweisen besoDders die Yasen; ziemlich dieselben
Arabesken in Vaseogemalden , wie H. Blacas pi. 25, Spiele der Laune,
wobei jede Deulung bedenklicb ist, u. in Terracottas of the Brit. Hus.
tv. 14, "I'l, 18, 31 ibre spSltere reiche Ausbildung ROmische Wandmalereien,
§. 210 ff., Gandelaber, §. 302. A. 3, und andre GefSsse. Zur Gescb. der
Arabesken H. Hase Palaeologus 8. 90. [Gruber Description of the plates
of fresco decorations and stuccos in — Italy with an essay on the Arabesques
of the Ancients as compared with those of Raphael and his school by Uittorf
L. 1844.]
"2. S. §. 2C9 4. Landschaftlicher Art ist das: Vetus pictum
Nympbaeum exhibens ed. L. Holstenius (ex aed. Barberinis). R. 1676.
Hafen, §. 296. A. 6. Labyrintbus, Maeander, Fest. Non. Villen im Meer,.
Gell N. Pomp. vign. 9. Das Gem&lde, Winck. M. I. 208, ist ein Beispid,
wie viel Menschenwerk und Henschenleben die Alten fQr die Landschaft
fordem. Doch wissen bisweilen die Alten auch in einem kleinen Relief
durch ein Paar nur angedeutete Bourne und Felsen, einige klettemde Ziegen,
einen recht Iftndlichen und einsamen Eindruck hervorzubringen, z. B. L. 387.
Bouill. HI, 57, 9. Clarac pi. 144, vgl. die Athenische Reliefplatte Walpole
Trav. letzte Tf.; solche Bildchen erinnern an die alte Rhopographie
§. 163. A. 5. Darstellung einer gewfihnlichen Stimmung des Gemiiths-
lebens (Sinn durch die Nachbildung einer entsprechenden Stimmung des
Naturlebens (Wahrheit), Hauptaufgabe landschaftlicher Eunst, Cams Briefe
uber Landschaftnialerei Lpz. 1835. 2. Aufl. Br. 3. S. 41.
3. 8. bei Philostratos die Gem&lde der Sumpfgegend I, 9, das hdchst
si^nreich gedachte des Bosporus I, 12. 13, der Inseln H, 17, unter denen
sich die Kykladen Keos, Tenos, Delos und Rheneia, Helos, Siphnos, Naxos
erkennen laasen, vgl. §. 384. A. 4. Gewiss hatten diese grosse Aehnlichkeit
mit der Mosaik von Palestrina §. 322. A. 4. Eine andre mehr mytho-
logische Darstellung von Aegypten, auf der Famesischen Schale §.315. A. 5.
Visconti PCI. III. tv. c. Andre mehr komische, Brit. M. Terrac. 36.
Aegyptische Landschaften waren in Rom, besonders in Mosaiken, sehr
beliebt, etwa wie heutzutage Chinesische. PCI. I. p. 14. n. GrSrten des
Alklnoos auf M. von Korkyra. Abhandl. von Clel. Cavedoni.
Nach Eustath. zu Dion. P. 87 gaben Maler den Bergen gem Formen
von L^wen und andem Thieren. Bei Antiochien war ein sog. Charonisches
Haupt aus dem Felsen gehauen, Kalalas p. 205. Tzetz. Chil. II, 920.
(436. (433.)] Amufele, Symbole. 765
3. Amulete, Symbole.
436. (433). Zum Schlusse eine fluchlige Erwahnung 1
der Amulete des Alterthums, welche ihrer Natur nach uberall
die Granzen der Kunst uberscTireiten , ja dem Kunstsinne
gradezu widersprechen. Die gefurchtele invidia wird nach dem
Glauben des Alterthums um so sichrer abgewehrt, je widriger,
ja ekelhafter der Anblick ist, welchen man sich vorhalt ; und
die zahllosen phallischen Bronzen batten, wenn auch ur-
sprunglich Symbole der lebenschaffenden Natur, spater doch
nur diesen Sinn und Z week. In symbolischer und abei^laubischer 2
Bed6utung kommen das Auge, der Fuss, die Hand in verschie-
dener Anwendung vor ; ohne besondre Bedeutung bildete man
alle Glieder des menschlichen Korpers al^ Weihgeschenke an
Asklepios fur gliickliche Heilung. Sonst sind Figuren der 3
Aegyptischen Religion und des Alexandrinischen Eklekticismus
auf den Amulefsteinen bei weiten am gewShnlichsten. — ^
Lebensfulle, Gesundheit und Bluthe deutet der spatem Kunstzeit
am gewohnlichsten das Full horn an, welches als fur sich
bestehendes Symbol auch verdoppelt wird. Wo mathemati-5
schen Linien und Figuren ein geheimer Sinn, willkuhrlich
Oder aus philosophischen Grillen, beigelegt \vird, verschwindet
mit der naturlichen Einheit. des Aeussern und Inner n alle
Kunstthatigkeit voUig.
1. Bekannt ist der Phallus an Pompejanischen Hftusem mit der Bei-
schrift: hie habitat felicitas. Wohl das SLlteste Amulet der Art sieht man
an den Mauern Alatriums, Dodwell Views pi. 92. [Der Herausg. fand ein
^nliches an einer Mauer der Homerischen Stadt Antheia.] Als Zeichen
der Tyche wahrscheinlich ist ein ithyphallisches Bild Tychon genannt
worden. Wahrscheinlich war dies auch das gewOhnliche §oc6%dviov, fas-
cinum, vor Werkstatten, PoUui VII, 108. (yeXota riva, turpicula res). Vgl.
Boettiger Amalth. III. S. 340. Arditi II fascino e Tamuleto contro del
fascino presso gli antichi. N. 1825. 4. n fico wird oft mit Phallen als
Amulet verbunden, Ant. Ere VI, 99 Phalli alati. Aber auch todten-
Hhnliche Bilder erreichen diesen Zweck, und eine Art Heuschrecke,
-die als larvalis imago angesehen werden konnte, soil von Peisi^tratos als
ncevaxipfri, fascinum, vor der' Akropolis aufgestellt worden sein. Hesych,
vgl. Lobeck Aglaoi)h. p. 970. Daher die Heuschrecke in allerlei mensch-
lichen Th&tigkeiten auf Gemmen, Impr. d. Inst. II, 93. 95.
2. Der malus oculus wird am interessantesten in dem Relief
Woburn Marbles 14, vgl. Millingen Archaeol. Brit. XIX. p. 70, dargestellt,
766 Gegenstande aus der atrigen Natur. [436. (433.)J
wo ibm alle radgliche ^hmach und ordure widerfUhrt. Aehnlich sielit man
ihn von vielerlei Tbieren angegriffen auf Gemmen (Lippert Suppl. II, 466.
CSaylus V, 57. VI, 38. Kopp Palaeogr. UL 604 u. Expl. inscr. obsc in
amuleto. Heidelb. 1832), welche alle darauf, nicht auf Augenheilkunde, zQ
beziehen sind. Pedes votivi, von Scblangen umwunden, mil dem Steinbock
als giQcklicbem Zeicben darauf, und der Insobr. faustos redire, Passerie Luc
fict.II, 73. Ftisse alsZeieben der Anwesenbeit an Wallfabrtsorten. Amuleten-
Hftndebei Gayluslll, 63. Gausseus M. Rom. VI, ll-^U etc. Goncordien-
HSnde, dextrae, Gaylus, V, 55, 4. Montf. Ill, p. 197. Verscblungene, oft auf
M. u. Gemmen. Komftbren daraus wacbsend, Tropaeen dabei. Ueber Glieder
als Weibgeschenke fflr Heilung, G. I. 497 ff. 1570. Einige der Art im
Brit. Museum. Einer wird am Obr gezupft mit der Inscbrift fivTjfiovBvi^
auf Gemmen und Mdnzen. Boettigers Opusc p. 116 f.
3. Ueber Amulete Scbriften vou Gaffarell; Arpe und A. Selbst
Aerzte, wie Alexander von Tralles, empfeblen medicas gemmas. Serapis
Figur war ein gewObnlicbes Pbylakterion. Eine der besten Arbeiten der
Art ist der Stein mit Horus-Harpokrates auf beiden Seiten und der In-
scbrift: Msyag *SlQog ^AnolXav * AffnoHffatrjg sviXarog ra> qpopovrri,
Eckhel Pierr. grav. pi. 30. Impr. d. I. HI, 99. 100. Abraxas §. 408, 8.
4. Fall horn, mit Scblangen umwunden, auf M. der Byllionen,
vielleicbt in Bezug auf Kadmos. N. Brit. 5, 12. Das Doppelhom, welches so
oft auf M. mit KnabenkOpfen vorkommt (mit den KOpfen von Epiphanes
und Kallinikos auf M. von Kommagene), hiess dixs^g, Athen. V, 20Sc
Kramer ilber den Styl der gemalten Thongef^sse S. 127. Lippert SuppL
II, 398. Nach Athen. XI, 783 c hiess das FQUhom aucfa 'Evutvtog; vgL
indess V, 198 a.
5. Ueber das Pentalpha besonders Lange in Boett. Arcbaeol. und
Kunst I. S. 56. — Die Hysterientypen aiif altgriech. Milnzen, wovon
Stieglitz Archaeol. Unterh. II. 8. 17, sind es zum geringsten Theil wirklich.
Das Bild der drei sich umschwingenden FClsse, welches sonst fdr ein
Symbol der Trinakria Sicilien gait, wird in viel ausgeaehnterem Kreise,
namentlich auch auf M. von Gilicien, Pamphylien u. Gypem, und auf
Panathenaischen Vasen gefbnden, und scheint noch nicht befiriedigend
erklSbi. Auf Mdnzen von Panormos die drei Beine, in der Mitte Medusen-
haupt, dazwischen Aehren. Torremuzza Siciliae numi tb. 58. 59.
Verzeichniss
der KUnstler und Kunstschulen.
(Die Zahlen beseichneii die PsMgnpben; A. bedeutet Anmerknng.)
A.
Accius Priscus 209. A. 1.
Admon 200. A. 1. 815. A. 2.
Aeginetes 154. A.
Aelius 200. A. 1.
Aetion v. Aniphipob's, Bildscfan. 154.
A. 379. A 4.
Aetion, Maler 211, 1. u. A. 1.
Agasias, Dositheos S. 157*. A. 8.
— Menophilos S. 157*, A. 8.
Agathangelos 200. A. 1.
Agatharcbos 185. A. 1. 186, 2.
Ageladas 82. A. 118. A. 1. 898. A. 1.
410. A. 5.
Agesandros 156. A. 1.
Aginetische Schule 882. A. 2.
Aglaophon 184. A. 1. 185. A. 1.
405. A. 5.
Agorakritos 112. A. 1. 117.
Agrolas 62. A.
Akesas 113. A. 1.
Akestor 112. A. 1.
Akragas 159. A. 1.
Alexander v. Athen 210. A. 6.
AJexandros, des K5nigs Perseus S.
154. A.
Alexis 112. A. 1.
Alkamenes 112. A. 1. 117. 119, 2.
366, 5. u. A. 5. 872, 2.
Alkimachos 139. A. 2.
Alkon 807. A. 4.
Aloisius 194. A. 5.
Alypos 112. A. 1.
Amphiluchus 149. A. 2.
Amphion (V) 189. A. 2.
— V. Knossos 112. A. 1.
Amphistratos 124. A. 1.
Amykiaos 82. A. 89. A. 8.
Anaxagoras v. Aegina 82. A.
Anaxandra 168. A. 1.
Andiokydes 187. A. 4
Andronikos Kyrrhestes 153. A. 4*.
160, 5.
Androstheues 112. A. 1.
Angelion 82. A. 86. A.
Antenor 82. A. 88. A.
Anthemios 194. A. 4.
Anthermos 82. A.
Antheus 154. A.
Antidotos 189. A. 2. 141. A. I.
Antigonos 85. A. 1.
Antimachides 80. A. I, 4.
Antiochos 154. A.
Antipatros 159. A. 1.
Antiphanes 112. A. 1.
Antipbilos 168. A. 1.3.4. 412. A. 2.
Antistates 80. A. I, 4.
Antistius Labeo 209. A. 1.
Antorides 163. A. 1.
Apaturios 209. A. 8.
Apellas 112. A. 1.
Apelles 85. A. 1. 180. A. 1. 141.
142, 1. 819, 7. u^ A. 2. 406.
A. 2. a. E.
— V. Kolophon 189. A. 2.
Aphrodisiscbe Scbule 208. A. 1.
Aphrodisius v. Tralles 197. A. 2.
768
Verzeichniss
ApoUodor 191. A. 1. bis.
Apollodoros, Erzg. 124. A. 1.
— V. Atben, Skiagraph 135. A. 1.
136. 137. A. 2. 415. A. 1. a. E.
416. A. 1.
ApoUonides 815. A. 2.
Apollonfos 885. A. 3.
— Nestor's S. 160, 4. u. A. 5.
— V. Tralles 157. A. 1.
Archennos 82. A. 334. A. 2.
Archias t. Atben 112. A. 1.
— V. Korintb 152. A. 1.
Archimedes 152. A. 1. bis.
Ardikes 74. A.
Arellius 208. A. 1.
Aristandros 112. A. 1.
Aristeas 203. A. 1.
Aristeides, Erzg. u. Archit. 112. A. 1.
— V. Theben, Maler 189, 4. u.
A. 2. 140, 1. u. A. 1. 165. A. 2.
Aristeides, Aristeides S. 163. A. 1.
— Nikomachos Bruder 163. A. 1.8.
Aristodemos, Maler 189. A. 2.
— Erzg. 154. A.
— aus Karien 211. A. 2.
Aristodikos 807. A. 1.
Aristogeiton 124. A. 1.
Aristokles, Nikomachos S. 168. A. 1.
— KleOtas S. 112. A. 1.
— V. Kydonia 82. A.
— V. Sikyon 82. A. 393. A. 1.
Aristolaos 189. A. 2. 141. A. 1.
Aristomedes 82. A.
Aristomedon 82. A. 88. A.
Ariston 168. A. 1.
Aristonidas 306. A. 8. 412. A. 8.
S. 693.
Aristopbon 185. A. 1.
Arkesilaos 376. A. 3. 891. A. 6.
— Tisikrates S., Maler 168. A. 1.
— Plaste, Erzg. u. Bildh. 196. A. 2.
— Aristodikos S. 82. A.
— V. Paros 135. A. 1.
Arrhachion 87. A. 1.
Artemidorus 209. A. 1.
Artemon 411. A. 1.
— Maler 163. A. 1.
— Bildh. 197. A. 2.
— Periphoretos 121. A. 8.
Askaros 82. A.
Asklepiodoros 139. A. 2.
Asopodoros 112. A. 1.
Asteas 410. A. 4. S. 678.
AthenSos 154. A.
Athenion 189. A. 2. 141. A. 1.
361. A. 2. 413. A. 2.
Athenis 82. A.
Athenische Malerschule 185.
Athenodor, Agesanders S. 156. A. 1.
Athenodoros, Erzg. 112. A. 1.
Attikion 203. A. 1.
Attikus 205. A. 2.
Attilianus 203. A. 1.
Attische Scbule, jQngere 360, 1.
Attische Thonbildner 72.
Aulanios Euandros 196. A. 2.
Aulos 200. A. 1.
B.
Batbykles 85. A. 2.
Batrachos 180. A. 2.
Beda 154. A.
Boethos 159. A. 1. 415. A. 1. S. 718.
Brietes 137. A. 4.
Bryaxis (v. Atben, Bildh. u. Erzg.)
124. A. 1. 128. 4. 5. u. A. 5.
146. A. 151. A. 1. 158. A. 1. bis.
Bularchos 74. A.
Bupalos 82. A.
Byzes 58.
c.
Celer 190. A. 2.
Chalkosthenes 72. A. 2.
GhSreas 124. A. 1.
ChSrepbanes 163. A. 3.
Chares 154. A. 155, 1.
Gharmadas li. A.
Chartas 82. A.
Gheirisopbos 859. A. 5.
Cheirokrates 149. A. 2.
Chersiphron v. Knossos*35. A. 1
80. A. I, 1.
Cbimarus, s. Julius.
Gbionis 82. A. 89. A. 3.
Chryses 194. A. 4.
Chrysothemis 82. A.
Goccejus, T. Auctus 190. A. 1. n.
Goponius 196. A. 2. 199. A. 9.
Gossutius 153. A. 4. 180, 4.
D.
Dadaliden 70. A. 2.
D&dalos 68. A. 2. 8. 70. 81. A.
— V. Sikyon 112. A. 1. 123, 8.
Dahippos 154. A.
Dalion 815. A. 2. 402. A. 8.
der Ktlnstler und Kunstschulen.
769
Dameas 82. A. 87. A. 1.
Damokritos 124. A. 1.
Damophilos 82. A. 180. A. 2. 319.
A 5.
Damophon 124. A. 1. 812. A. 2.
Daniel 207. A. 6.
Daphnis 109. A. Ill, 15.
D§tondas 154. A.
Decius 196. A. 2.
Decrianus 191. A. 1. S. 215. 197.
A. 3.
Deinias 74. A.
Deinochares 149. A. 2.
Deinokrates 80. A. I, 1. 149. u. A. 2.
151. A. 2.
Deinomenes 112. A. 1.
Deinon 112. A. 1.
Dcmeas 112. A. I.
Demetrios von Athen 112. A. 1.
123. u. A. 2. 135. A. 8.
— V. Ephesos 80. A. I, 1.
— Goldschmied in Ephesos 197.
A. 2.
— ToixoyQciipos 182. A. 2.
Demokopos-Myrilla 106. A. 2.
Demokntos 107. u. A. 2.
Demophilos 135. A. 1.
Diagoras 87. A. 3.
Dibutades 53. A. 1. 62. A. 63. A.
72. A. 2.
Diogenes 168. A. 1.
— V. Athen 196. A. 2.
Diognetos 211. A. 1.
Dionysios, Maler 208. A. 1.
— V. Arcos 82. A.
•— V. Kolophon 185, 8. u. A. 1. 3.
— Bildh. 160. A. 2.
Dionysodoros 112. A. 1.
Dioskurides 209. A. 1. 425. A. 1.
DipOnos 70. A. 2. 82. A. 84. A. 2.
359. A. 5.
Diyllos 82. A. 89. A. 3.
Dontas 82. A. 308. A. 3. 410.
Dorotheos 209. A. 1.
Dorykleidas 82. A. 85. A. 1.
E.
Echion 124. A. 1. 139. A. 2. 140.
A. 3.
£etion'l54. A. 308. A. 3.
EndOos 70. A. 2. 82. A. 368. A. 4.
Epeios 70. A. 4.
Ephesische KClnstler 157*. A. 3.
Ephoros 139. A. 2.
O. Mailer's Arobaeologie. 4. Aufl.
Epimachos 152. A. 1.
Epithermos 149. A. 2.
Erateus 149. A. 2.
Erigonos 163. A. 1.
Erophilos 200. A. 1.
Euanetos 317. A. 2.
Euanthes 396. A. 2. 414. A. 3.
S. 705.
Eucheir 75. A. 1.
Eucheiros 82. A.
Eudoros 107. A. 3.
Euenor 135. A. 1.
Eugrammos 75. A. 1.
Eukadmos 112. A. 1.
Eukleidas 124. A. 1. 317. A. 2.
Eumaros 74. A.
Eumelos 211. A. 1.
Eumnestos 196. A. 2.
Euodos 200. A. 1.
Eupalinos 81. A.
Euphranor, Aristeides (Arislon's)
SchQler 163. A. 1.
— 35. A. 1. bis. 124. A. 1. 129, 1.
u. A. 2. 3. 130. u. A. 2. 4. 139.
A. 2. 140, 3. u. A. 3. 141. A. 4.
366. A. 5. 398. A. 2. 405. A. 3.
409. A. 1.
Eopbronides 124. A. 1.
Euphronios S. 710.
Eupolemos 109. A. IT, 10. 11.
Eupompos 137. A. 4.
Euripides 135. A. 1.
Euryalos 62. A.
Eutelidas 82. A. 87. A. 1.
Eulhykrales 154, 1. u. A.
Euthymides 257. A. 7.
Eutropos 207. A. 5.
Eutyches 200. A. 1.
Eutychides 146. A. 154. A. 158.
A. 5.
Euxenidas 137. A. 4.
P.
Fabius Pictor 182, 2. u. A. 2.
A. 5.
Fabullus 209, 5. u. A. 1.
Fuscus 322. A. 4.
319.
G.
Galaton 163. A. 3.
Gallienus 207. A. 7i
Gitiadas 82. A. 89. A. 2.
49
110
Verseich niss
Glaukias 82. A. 87. A. 3.
Glaukion 139. A. 2.
Glaukos V. Argos 82. A.
— V. Chios 61. 311. A. 2.
Glykon 129. A. 2. 160, 4. u. A. 5.
Gnaos 200. A. 1.
Gorgdsos 82. A. 180. A. 2. 819.
A. 5.
Gorgias 112. A. 1.
E
Hadrianus 191. A. 1. 208. A. 1.
211. A. 1.
Harmatios 372. A. 5.
Harmonides 56^ A.
Hegesias 82. A.
Hegias 82. A. 113. A. 1.
Hekatodoros 134. A. 1.
Helena 168. A. 1. 6.
Helias 207. A. 7.
Helikon 113. A. 1.
Heph^tos 58.
Heraklcides v. Bphesos 157*. A. 3.
872. A. 5.
— V. Tarent IM. A. 1.
— aus Makedonien 163. A. 1.
Herakleito^ 209. A. 1. 822. A. 4.
Herraodor 180. A. 2. bis.
Hermogenes 109. A. HI, 17. 18.
Hermokles 154. A. 155. A. 8.
Hermplaus 197. A. 2.
Heron, Libios S; 149. A« 2.
— der Hydraaliker 152. A. 2.
Herodotos 124. A. 1.
Hieron 196. A. 2.
Hflarius 211. A. 1.
Hippias, um 01. 110. 124. A. 1.
— um 01. 114. 124. A. 1.
Hippodamos 111. u. A. 1.
Hippys 389. A. 3.
Hiram Abif 239. A. 8. 240. A. 6. bis.
Hygiemon 74. A.
Hypatodoros 124. A. 1. 370. A. 4.
Hyperbios 62. A,
I. (J.)
Id^os 137. A. 4.
Ikmalios 56. A.
Iktinos 85. A. 1. 109. A. I, "2. bis.
5. II, 12. 483i A. 3.
Joannes v. Byzanz 194. A. 4.
Jon 124. A. I.
Isidor V. Milet 194. A. 1.
— der jdngere 1-94. A. 1.
Isigonos 154. A.
Ismenias v. Chalkis 139. A. 2.
Julianus Arg«ntaiius 194. A. &.
Julius Ghimarus 197. A. 2.
— Miletus, Qu. 192. A. 1.
K.
Kalamis 112, 1. u. A. 1. 2. 197, 4.
359. A. 6. 438. A. 2.
KallHschros 80. A. I, 4.
KalUkles 112. A. 1.
Kallikrates 109. A. I, 2.
— der Lakedftmonier 159. 2.
Kalllmachos Katatexitechnos IM. A*
3. 112. A. 1. 123. u. A. 1.
KallistonikDs. Id4. A. 1.
Kallistratos 154. A.
Kalliieles 82. A.
Kallixeno» 154. A.
Kallon Y. Aegina 82. A. 89. A. 2.
^ V. EUs 112. A. 1.
Kalynthos 82. A.
Kanachos v. Sikyon 83. A. 86. A. 1 .
86. A. 184. A. 1. 374. A. 3.
393. A. 1. 394. A. 2.
— V. Sikyon, dei* jflngere 112. A* 1.
Kantharos 154. A.
Karmanides 139. A. 2.
Karpion 85.. A. 1. 109. I, 2.
Kepbisodoros 196. A. 2.
KephisodotOB 112. A. 1. 9^, A. 2. '
Kepbissodoros 124^ A* 1 . 185. A. 1 .
874. A. 5. 6.
Keplnssodotos 124. A. 1. 12&. A. 4.
Kimon 99« u. A. 1.
— Graveur 817. A. 2.
Kleagoras 135. A. 1.
Kleanthes 74. A.
Klearchos 82. A.
Kleistbenes 107. A. 3. 185. A. I.
KleitoR 112. A. 1.
Kleomenes v. Naukratis 149. A. 2.
— Apollodoros S. 160, 3. A. 3.
— Kleomenes S. 160, 4. u. A. 4.
KlsofiBVfjg 415. A^ 1. 8. 708.
Kleon 124. A. 1.
IQeopbantos 74. A. t5< A* 1.
KleOtas 106. A. 4. 112. A. 1.
Klesides 163. A. f.
Rleodoros 317. A. 3.
Kolotes, Phidias ScbOler 112. A. 1.
131. A. 3.
— Pasiteles Scheler 19^. A. 3.
der Kflnstler und Kuustschulen.
771
Kolotes Y. Teos 187. A. 4.
KorObos, TOpfer 02. A.
— Architekt lOd. A. I, 6.
Korybas 168. A. 1.
Krateros 197. A. 8.
Krates 149. A. 2.
Kretische Schule 859, 5.
Kritias 82. A. 88. A.
Kriton 204. A. 5. 422. A. 7.
Kronios 315. A. 2.
Ktesibios 152. A. 299. S. 412. k.
KtesidemDs 189. A. 2«
KlfisUaofi 112. A. 1. 121* 157*.
A. 2.
Ktafeilocbos 168. A. I. 8.
Kydias 189. A. 2. 319. A. 2.
Kydon 121.
Laerkfis 58. A. 3. ,
Lala 168. A 4. 208, 3. u. A. 1.
Learchos 70. A. 21. 71.
Leochares 124. A. 1. 128, 1. 4.
5. u. A. 1. 5. 151. Jl 1. 660.
A. 1.
Leonidas 139. A. 2.
Leontion 189. A. 2.
Leontiskos 163. A« 1.
Leoetvatidas 196. A. 2.
Liiion 109. A. II, 9.
Ludius 209, 4. u. A. 1.
Lykios Ton EleuiherU 112. A. 1.
122. A. 5. 345. A. 9.
Lysias 196. A. 2.
Lysikrates 108. A- 4. 845*, 7.
Lysippos 124. A. 1. 129. u. A. 180.
u. A. 1. 2. 4. 382. A. 2. 398.
A. 2. 399. A. 3. 410. 1. 8. a.
A. 4. 420. A. 4. bisu
LysistratoB 124. A. 1. 129, i^. u. A*4.
Menestratos 124. A- 1.
Menodoros 127. A. 8. 197. A. 2.
Menophantos 377. A* 1*
Mentor 124. A. I. 159. A. 1.
Metagenes 85. A. 1. 80. A. I, 1.
109. A. I, 5.
Melon 111, 2. ii. A. 2.
Metrodor, Maler 168. A. 1. 182.
A. 3. «
— Bn». 172. A. ?.
Mikkiades 82. A.
Mikon T. Atben 185. A. 1. 2. biB.
819. A. 5.
— V. Syrakus 154. A.
Mnesikles 109. A. I, 3. 121. A. 3.
Mustius 191. A. 1.
Mutius 188«A. 2.
Mydon 163. A. 1. -
Myrmekides 159, 2.
Myron 112. A. 1. 122. 4M^. A. 6.
410, 1.
Mys 112, A. 1. 116, 8. 811. A.I.
N.
Naukydes 112. A. 1. 128, 3.
Nealkes 163. A. h
Nero 197. A- 2.
Neuanto3 817. A« 2.
KikflQftb 410. A. 9.
Nikanor 135. A. 1.
Nikeratos 112. A. 1.
Nikeros 163. A. 1.
Nikias 139. A. 9. 140, 5 Ul.
A. 4. 310. A. 5. 819. A. 2. 5.
409. A. 8.
Nikodamos 112. A. 1.
Nikolaos 204. A- .5. 422. A. 7.
Nikomachos 189. A. 2. 16$. A. 4.
895. A. 2. 416. A. 1.
Nikopbanes 163. A. 1. 3.
Novius Plautius 181. A. 5.
Mahus 32. A.
Mandrokles 99* A. 1.
Mani 248. A. 8.
Mecbopanes 139. A. 2, 141. A. 1.
Medon B2. A. 85. A. 1.
Helantbios 139. A. 2. 140, 4.
Menftchmos 85. A. 1. 82. A. 85.
A. 1.
Menalippos 158. A. 4.
Menelaos 196. A. 2.
0.
Olbiades 163. A. 1.
Olympiostbenes 124. A. 1. 398.
A- 2.
Olyi^os 149. A. 2.
Omphfdion 163. A. 1.
Onassimedes 306. A. 5.
Onatas 82. A. 83. A. 8. a5. A. 4.
89. A. 3. 112. A. 1. 135. u. A. 1.
359, 6. u. A. 6.
772
Verzeichnisb
Onesas 425. A. 1.
Onesimos 369. A. 2.
Orsipp 77. A. 2.
P.
Pacuvius, M. 183. A. 2.
Pamphilos, Praxiteles Schiller 124.
A. 1.
Pamphilos, £upompos SchQler 139,
2. u. A. 2. 3.
Pan^nos 115. A. 1. 186. A. 1. 2.
319. A. 1.
Pantias 112. A. 1.
Panlulejus 203. A. 1. •
P&onios V. Ephesos 80. A. I, 1.
109. A. Ill, 15.
— V. Mende 112. A. 1. 119, 2.U.A.2.
Papias 203. A. 1.
Parmenion 158. A. 1.
Parrhasios 35. A. 1. 116, 8. 137.
A. 1. 2. 3. 4. 138, 2. u. A. 2.
139. 1. 141. A. 1. 818. A. ^395.
A. 8. 409. A. 1. •
Pasias 163. A. 1.
Pasiteles85.A.l. 196. A. 2. 310. A. 2.
Patroklos 112. A. 1.
Pausanias 163. A. 1. 8.
— V. ApoUonia 124. A. 1.
Pausias 139, 4. u. A. 2. 140, 2. u.
A. 2. 163. A. 4. 319. A. 5. 820.
A. 2.
Pausoii 137. A. 4.
Pedius 208. A. 1.
Peirasos 68. A. 2.
Perdix 70. A. 2.
Pergamenische KQnstler 157*.
Pergamos 200. A. 1. 315. A. 2.
Perikleitos 112. A. 1.
Perilaos 82. A. .
Pernios 82. A.
Perseus 163. A. 1.
Pheidias 102. 112. A. 1. 113 fT.
u. A. 118. u. A. 4. 121. 122,5.
308. A. 8. 312. A. 1. 324. A. 1.
328. A. 2. 352, 4. 354. A. 5.
374. A. 5. 6. 399. A. 8. 400. A. 1.
434. A. 1.
Pheidon 98. u. A. 1.
Philiskos 160. A. 2. 393. A. 2. bis.
Philochares 139. A. 2. •
Philon, Architekt 35. A. 1. 109. A.
I, 5. 152. A. 1.
— Erzg. 124. A. 1.
Philoxenos 16B. A. 1. 4. 6.
PhOnix 154. A.
Phi-admon 112. A. 1. 121.
Phrylis 135. A. 1.
Phrynon 112. A. 1.
Pinus, Corn. 209. A. 1.
Pison 112. A. 1.
Piston 154. A.
Pixodaxos 80. A. I, 1.
Polycharmos 877. A. 5.
Polydektes 197. A. 2.
Polydorus 156. A. 1.
Polyeuktos 154. A.
Polygnotos 112. A. 1. 184. 135.
A. 2. bis. 3. 189, 4. 319. A. 5.
415. A. 2. a. E.
Polykleitos 106. A. 2. 112. A. K
120. 121. 122, 5. u. A. 5. 312.
A. 1. 850. A. 6. 852, 5. 6. 422.
A. 7. 423. A. 8. 8. 742.
— der jflngere 112. A. 1.
— SOhne 112. A. 1.
Polykles der altei-e 124. A. 1. 128^
2. u. A. 2. 393. A. 2.
— der junggre 154. A. 160. A. 2^
— S6hne 154. A.
Porinos 80. A. I, 4.
Poseidonios 196. A. 2.
Posis 196. A. 2. 305. A. 4.
Pratinas . 865. A. 5.
Pra}{ias 112. A. 1.
Praxidamas 87. A. I.
Praxiteles 124. u. A. 1. 125. A. 4.
126, 1. 127. 128, 6. 180. A. 1.
151. A. 1. 357. A. 4. 858. A. 2.
365. A. 5. 381. A. 2. 898. A. 2.
410. A. 4.
— der jungere 154. A.
— Arbeiter in Gefflssen 196. A. 2.
Proklos 322. A. 4.
Prostatios 822. A. 4.
Protarchos 391. A. 5.
Protoffenes 139. A. 2. 142.
Ptolic^os V. Aegina 82.
— V. Korkyra 112. A. 1.
Publius 209. A. 1.
Pyreicus 163. A. 5.
Pyrgoteles 131, 2. u. A. 2.
Pyromachos 112. A. 1. 154. A. 157*.
894, 1. u. A.
Pythagoras 112, 1. 8. u. A. 1. 8»
851. A. 4. 414. A. 8.
— Vater 97. A. 2.
Pytheas 196. A. 2.
Pytheus 109. A. Ill, 16. 151. A. 1.
Pythias 154. A.
Pythis 124. A. 1.
Pythodoros 197. A. 2. 352. A, 4.
— alius 197. A. 2.
Pythokles 154. A.
der Eiinstler und Kunstschulen.
773
R.
Rabirius 190. A. 3.
Rbexibios 87. A. 1.
Rhodische Kdnstler 155 ff.
RhOkos 60. u. A. 71. A. 1.
Strongylion 124. A. 1. 806. A. 1.
398. A. 2. 438. A. 8.
Stypax 112. A. 1. 121. A. 8.
Syadras 82. A.
Synnoon 82. A.
s.
Samische Kunstlerschule 60. 71.
Samolas 124. A. 1.
Satuminus 200. A. 1. 204. A. 5.
Satyros 151. A. 1.
Sauras 180. A. 2.
Serapion 107. A. 3.
Severus 190. A. 2.
SikyonJsche KvlnsUerschule 74. 82.
168. A. 2.
Silanion 85. A. 1. 124. A. 1. 128, 8.
806. A. 8.
Sillax 185. A. 1.
Simon 82. A. 185. A. 1.
Skopas 109. A. II, 13. 124. 125.
126, 1. u. A. 4. 128, 4* 6. 151.
A. 1. 158. A. 1. 860, 1. 864.
A. 4. 872, 7. 894. A. 2.
Skyllis 70. A. 2. 82. A. 84. A. 2.
859. A. 5.
Skymnos 112. A. 1.
Smilis 70.
Soidas 82. A. 85. A. 1.
Sokrates v. Athen 70. A. 2. 112.
A. 1.
— V. Theben 82. A.
Solon 200. A. 1.
Sopolis 208. A. 1.
Sosias 148. A. 8.
Sosibios 868. A. 8. 379. A. 4.
So^us 308. A. 3.
Sosokles 897. A. 5.
Sosos 163. A. 6.
Sostratos v. Chios 112. A. 1.
— V. Knidos 149. A. 2. 8.
— V. Rbegion 112. A. 1.
— Erzff. 124. A. 1.
Soter, Jul. 322. A. 4.
Spintbaros 80. A. I, 5.
Stadieus 112. A. 1.
Stallius 158. A. 4.
Stasikrates 149. A. 2.
Statilius Taurus 188. A. 4.
Stephanos 196. A. 2.
Stbenis 124. A. 1.
. Stomios 82. A.
Stratonikos 154. A. 159. A. 1.
384. A. 4. ^.
T.
Taleidas 99. A. 3. N. 2.
Talos 70. A. 2.
Tauriskos 157. A. 1. 159. A. 1.
Tektflos 82. A. 86. A.
Telcbinen 70.
Telekles 60. A. 70. A. 4.
Telephanes v. Sikyon 74. A.
— der Phokeer 112. A. 1. 247.
A. 6.
Telesarchjdes 67. A.
Teucer 196. A. 2.
Teukros 410. A. 7.
Thaletio, Junius 196. A. 2.
Theodoros (verscbiedene) 85. A. 1.
55. A. 60. u. A. 70. A. 4. 80.
A. I, 1. 97. A. 2. 169, 2. 291.
A. 5. bis. 807. A. 4. 806. A. 5.
415. A. 1.
— (01. 118.) 168. A. 8.
Theodotos 182. A. 2.
Theokles 82. A. 85. A. 1. 410.
A. 4. S. 678.
Tbeokosmos 112. A. 1.
Theomnestos 139. A. 2.
Theon 189. A. 2. 142, 2.
Theophilos 811. A. 2.
Therikles 112. A. 1. 298. A. 1.
Therimachd6 124. A. 1. 189. A. 2.
Timagoras 135. A. 1. 188. A. 8.
Timanthes 137. A. 4. 138, 8. u. A. 8.
— der 2te 168. A. 1.
Timarchides 125. A. 4. 154. A. 160.
A. 2. ter. 860. A. 1.
~- SOhne 154. A.
Timarchos 124. A. 1. 345*. A. 4.
Timokles 154. A. 160. A. 2. ter.
Timomacbos 207. A. 1. 2. bis. 412.
A. 5. a. £. 416. A. 1. S. 718.
416. A. 2. S. 718. a. £.
Timotbeos 124. A. 1. 125. A. 4.
128, 4. 6. 151. A. 1.
Tisagoras 307. A. 4.
Tisandros 112. A. 1.
Tisikrates 154. A.
Tlepolemos*196. A. 2.
Tbrypbon 315. A. 2. 391. A. 5. 9.
Turpibanus Labeo 209. A. 1.
Turrianus 171, 8. u. A. 8.
774
Verzeichniss der Kflns.Uer und Kunstschulen.
V.
VitmviuB 85. A, 1. 189. 8.
X.
Xen§os 149. A. 4.
Xenokles 109. A. I, 5. bis.
Xenokrates 86. A. 1. 154. A.
XenophantoB SOS. A. 1.
.Xenophon 1241 A. 1.
z.
Zenas 205. A. 2.
Zenodoros 197. ^. 4.
Zenon 206. A. 1.
Zenxiades 154. A.
Zeuxippos 185. A. 1.
Zeuxis 180, 2. 186. A. 1. 187. u.
A. 4. 188, 1. A. 1. 189, 1. 818. A.
862. A. 4. 416. A. 4.
Zopyros 196. A. 2.
Bemerk. Die in den Zus&tzen des Herm fleraas|^ebers sich finden-
den KfUisUeraamen sind in das Yerzeichniss von mir nicht eingetragea,
weil ich keinen Aoftrag dazu erhalten habe.
' A. L.
Z u s a t z e.
S. 28. Z. 4 V. u. Th. 3. 1847.
— 64. — 22. P. Osann Revision der Ansichteu tiber Ursprung u.
Herknnft dev gemaltBn Gr. Yasen. Glessen 1847, aus den Denkschr.
der dortigen Ges. f. Wissensch. u. £.
— 77. — 13. Die schOne Terracotta mit vier Figuren Canina
Tusculo tv. 3.
— 96.-9 V. u. Die Stoa von Thorikos hatte 14 Sftulen an der
Seite.
— 114. — 3. vgl. Creuzer zur ArchSol. I. S. 38.
— 122. — 10. j,8chwerlich haltbar," 0. Jahn Archftol. Beitr.
8. 178.
— 127. Wattkis Lloyd Xanthian Marbles: the Nereid Monument,
an historical and mythol. essay L. 1845. 8. enth< nichts, das
die arch&ologisch^ Frage angienge.
— 131. — 3 V, u. Der Hercules mit dem Namen des Lysippos
ist iih Palast Pitti, eine zweite Gopie mit dem Namen rAYK9,N
in Yolterra im Hanse Guamaeoi. Der Farnesische in Feas
Winckelmann II. tv. 7. lU. p. 459., «ine kleinere Nachbildung
in Marmor Gal. di FireuKe Stat. T. III. tv. lOB., kleine in Erz
110. 111. p. 25 ff. In Erzfig&rchen linden sich unz&hlige^ wie
kaum von einem andem berthmton Original. Ueber den Bezng
der Statne s. Zodga Bassir. II. p. 86., 0. Jahn Telephos xi. Troi-
loB S. B8.
— 168. — 22. ist nach 28 znzusetzen 32.
— 188. — 6. Plin. XXXIV, 8. |Klacnere et lyclinuchi pensiles in
delnbris. Ein Dreifuss aus Ynlci Luynes Nouv. Ann. II, p. 237.
pi. 24 u. pi. C, wo 51 Dreif&see znsammengestellt sind. Z. 12
T. n. die palfistrische Oista aus & Lnca jetzt im M. Gregor. I, 37.
— 189. — 18. Oskische Scbalen in Berlin N. 1613—1618 der
Yasen.
— 190. — 28. Auf einer Asohenkiste aus Erde Charun mit Ham-
j»er u. Buder, welches Ambrosch l&ngnete, die Todtenpforte mit
Thiersch&deln umkrftnEt; Gharons Hammer Archaeolog. Zeit. 1846.
S. 350.
776 Zusaize.
S. 191. Z. 10 V. u. zu tv. 116, 1. vgl. Bull. 1836. p. 43.
— 192. — 13. Kunstbl. 1838. N. 62.
— 195. — 5. Das Grab Campana in Yeji mit phantastisch |^e-
stalteten and bnnt gemalten Thieren ist abgebildet in Oaninas
Antich. di Veji tv. 31. p. 75., wichtig fftr die Kuustalterthumer,
80 wie die in Yeji gefandnen Yasen mit Thieren tv. 34. 35. p. 76,
ans dem zwoiten Jahrhnndert Koms, von Korinthischer Abstammung
nach p. 80. f. Z. 9. BnH. 1847. p. 82. Z. 5. v. u. M. Gre-
gor. II, 88, 2. Etr. Yasenbilder Archaeol. Zeit. 1846. S. 350,
Raub der Proserpina n. Alkestis.
— 229. Z. 2. Ygl. Canina Antich. di Yeji p. 83 f. Mit den
Kolossalstatnen des Tiberius u. Germanicus wurden von Augustus
u. Tiberius kolossale KOpfe 1824 gefunden. Z. 7. Tiberius Ca-
nina Tusculo tv. 29. SchOne fiflste des Caligula, gefunden zu
Colchester Archaeologia L. XXXI. pi. 15. p. 446; ahnlich Cay-
Ins I. pi. 65, unter.dem Namen Claudius.
— 232. — 3. Clarac pi. 1053. Z. 21. ders. pi. 1052. Z. 4. v. u..
ders. pi. 1054, Claudius u. seine Familie, Germanicus u. Agrip-
pina pi. 1055—1057.
— 326. — 9. 1. 1. 2. 3.
— 339. — 3. Yeji. Canina Descr. delP ant. citt4 di Yeji B.
1847 opera edita in pocchi esemplari da distribuirsi in dono foL
p. 83 ff. Yerz. der 1824 dort gefundnen von der Regierung an-
gekauften (175) Sculpturwerke u. Bruchstucke.
— 345. — 16 V. u. yon Yiscontis M. Borghes. eine kleine~Ausg.
von Labus, Mailand 1827. 8.
— 359. — 1 V. u. BOttiger Kl. Schr. II. S. 306. Tf. 4. Gerhard
Ant. Bildw. Tf. 310, 2. S. 73 f. Kunstbl. 1827. S. 375 ff.
— 416. — 13 V. u. Einmal auch xaUwros, HIUOKPITOS
KAAIZTOS, an einer Kylix aus Yulci Bull. 1847. p. 125.
— 421. — 10 V. u. Lebensgrosse Statue des Hermes u. . Stticke
von zwei lebensgrossen Gewandstatuen im Gregorianischen Mu-
seum zu Bom.
— 432. — 8. Arrian Diss. Epictet. U, 8, 25. rovi del^a vfitv to
— 435. — 16 V. u. argenti, M. Gregor. I, 62—66.
— 436. — 5. Der Eranz von Fasano Oder Gnathia. Beschrieben
von Avellino Bull. Napol. Ill, p. 129.
— 444. — 2 V. u. Gemme incise dal Cav. Gius. Girometti, publ.
con le illustr, di P. E. Yisconti R. 1836 fol. 10 Tff.* Ausg. von
nur 100 Ex.
— 453. — 12. Die Ilias roth gemalt, die Odyssee seefarb, Eustath.
ad L. V, 9.^
— 461. — 11 V. u. gestochen bei Guattani 1784. p. XXXIII. tv. 3.
— 537. — 8 V. u. Second. Campanari Descriz. dei vasi rinvenuti
neir isola Famese (ant. Yeji) 1839. tv. 4. p. 25. Yor dem
Tempel von Eleusis, angedeutet durch zwei Dorische B&ulen,
giesst Demeter, vier Mohnstengel haltend, dem Tr. der sechs
Aehren empfangen hat, einen Abschiedstrank ein; der Wagen
geflflgelt, die Figuren schOn bekleidet, Tr. von weiblicher An-
muth, die Zeichnung von seltner SchOnheit. Eine schSne Tripto-
Zusatze. 777
lemosvase ist in der Sammlung Campana in Kom, vielleicht die-
selbe. Bei Baseggio (1847) eine archaische. Tr. mit einer
Aehre steht zwischen Demeter and Kora* beide mit einer Bltltbe.
Campana Op. di plastica tv. 17., DeQieter sitzend, mit Scblange,
Fackel, Cista, Eora nnd Tr. stebend, beide mit Fackel.
S. 541. Z. 2 V. u. Die Deatung der kleinen Figur auf dem Arm
des Apollon auf den MUnzen Yon Kaulonia als Anion wird von
Panofka seltsam vertbeidigt Arcbaeol. Zeit. lY. S. 812. Nicbt
glticklicher waren die von Bathgeber (Annali 1846.) als Deimos
nnd die von Minervini Bull. Napol. IV. p. 130. Cav^doni n. Bircb
rietben auf Hermes Binderdieb , da das FigQrcben in einigen
Exemplaren Talarien babe.
— 639. — 24. nacb „Buyo'' 1. im Museum zu Neapel.
-«- 640. — 21. Pluton ist wahrscbeinlich aucb ein Kopf im M.
Cbiaramonti, den man wegen struppiger Locken auf der Stirne
Neptun genannt bat (A. 606.).
— .640. — 8 v. u. An einer Vase bei Baseggio Pluton u. Per-
sepbone, sie mit einer Blume, rubig zusebend dem Herakles, der
den Eerberos entf&brt.
— 659. — 4. Aktaon, Etrurische Ume M. Gregor. I, 94, 2. Terra-
cotta Campana Op. di plast. tv. 5.
— 678. — 2. auf sebr komiscbe Weise falscb.
— 689. — 23. Vase bei Baseggio, Arcbaeol. Zeit. 1847. Beil. S. 24*
ELENA ZU TVNJAFEOZ, zurflckgebracht durcb KA2T0P u.
nOLVJEVKEESy beide zu Ross, zuletzt 0[N]ET0PKAL02:.
-ciOiio-*^
Vertag von Albert Heitz in Stuttoart.
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Solon. Einleitung uber dieGemmen mit den Namen
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V. Herakles^ der Dreifussrauber. Von Prof. Pas sow. —
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