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Full text of "Handbuch der archaeologie der kunst"

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Handbucli 


der 


Archaeologie  der  Kunst 


von 


K.  O.  Miiller. 


Dritte,  nach  dem  Handexemplar  des  Verfassers   verbesserte, 

berichtigte  und  vermehrte  Auflage 


von 


Dr.  Fr.  Q-.  "Weleker. 


Zvvejter  Abdruck. 


STUTTGART. 

Verlag.von   Albert    Heitz. 

1878. 


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Druck  Ton  Knrl  Eirn  in  Stuttgnrt. 


Vorrede  zur  zweiten  Ausgabe. 


Da  das  Bucfi^  welches  ich  dem  Publicum  hiermit  zura 
zweitenmal  ubergeb^,\in  seiner  fruhem  Gestalt  brauchbar 
gefunden  worden  ist :  so  Jiabe  ich  diese  im  Ganzen  unver- 
andert  bestehen  lassen,  und  aiich  einige  neu  hinzugekonimene 
Paragraphen  (§.  75*.  157*.  :241*.  324*.  345*.  345**.)  so  be- 
zeichnet,  dass  die  bisherige  Reihenfolge  dadurch  nicht  gestort 
wird.  Ich  bin  freilich  gewahr,  dass  in  einem  Handbuche  der 
Archaeologie  noch  manche  andre  Mittheilungen  iiber  Inschriften, 
Munzen  und  die  topographischen  Beziehungen  der  Denkmaler 
erwartet  werden  konnten:  aber  ich  musste  nach  meinem 
Plane  Alles  ausschliessen,  wodurch  unsre  Kenntniss  der  bil- 
denden  Kunst  im  Alterthum  nicht  unmittelbar  gefordert  wird, 
und  durfte  also  z.  B.  auch  die  Munzen  nur  als  hochstbedeu- 
tende  Reste  der  alten  Kunst,  nicht  aber  als  Denkmaler  des 
politischen  Lebens  und  Handelsverkehrs  der  Alten  —  die  noch 
zu  wenig  hervorgehobne  Hauptrucksicht  bei  diesem  Studium 
—  in  Betracht  Ziehen.  Auf  der  andem  Seite  bin  ich  eben 
so  uberzeugt,  dass  auch  in  der  Darlegung  der  innern  Prin- 
zipien  der  alten  Kunst,  von  denen  die  Kunstler  bewusst  oder 
unbewusst  bei  der  Entwickelung  ihrer  Ideen  geleitet  wurden, 
bei  weitem  mehr  geleistet  werden  kann,  als  dies  Handbuch 
angiebt,  jedoch  hielt  ich  auch  bei  dieser  neuen  Bearbeitung 
den  Gedanken  fest,  dass  es  doch  nur  bestimmt  sein  konne, 
die  Summe  aus  der  bisherigen  Bearbeitung  der  Wissenschaft 


IV 

zu  Ziehen,  und  daher  nur  die  sicherslen  und  einleuchtendsten 
Bemerkungen  uber  diese  im  hohern  Zusammenhange  noch 
zu  wenig  verhandelten  Fragen  milzutheilen  habe.  Eine  ahn- 
liche  Entsagung  musste  ich  mir  in  Betreff  der  Kunstmythologie 
zur  Pflicht  machen,  uber  welche^meine  Ansichten  noch  immer 
von  denen  sehr  abweichen,  welche  die  jetzige  Generation 
archaeologischer  Forscher  grossentheils  bekennt.  Wenn  nach 
dieser  die  Bildner  des  Alterthums  gewisse  Grundideen  des 
Heidenthums  mit  Bewusstsein  und  Absicht  in  ihren  Werken 
auszudrucken  suehten,  die  daher  gleichsam  wie  Hieroglyphen 
einer  physischen  Theologie  zu  deuten  seien:  so  ist,  nach 
meiner  Ueberzeugung ,  von  dem  Kunstler  der  Bluthezeit  der 
alten  Kunst  im  Ganzen  nur  so  viel  Kenntniss  des  vaterlichen 
Glaubens  zu  erwarten,  wie  von  jedem  Manne  aus  dem  Volke; 
alles  Andre  aber  war  bei  den  schopferischen  Geislem  unter. 
den  Kunstlem  eine  eben  so  freie  und  ihnen  eigenlhumliche 
und  nur  von  den  Forderungen  ihrer  Kunst  abhangige  Thatig- 
keit,  wie  die  Ausbildung  irgend  eines  Mythus  zu  einer  So- 
phokleischen  Tragodie.  Wie  aber  auch  diese  Frage,  die  in 
unsrer  Zeit  eine  grundliche  Erorterung  verdiente,  entschieden 
werden  mag:  so  wird  es  doch  diesem  Handbuch  von  den 
Anhangem  jener  Lehre  nicht  zum  Vorwurfe  gemacht  werden 
kOnnen,  dass  es  von  einer  antiken  Theologie,  die  aus  den 
Kunstwerken  allein  zu  schSpfen  sei ,  bis  jetzt  nur  Wejiiges 
zu  melden  hat. 

Um  desto  mehr  bin  ich  bemuht  gewesen,  die  in  mein 
Buch  aufzunehmenden. Facta,  innerhalb  der  Granzen  meines 
Plans,  zu  vervoUstandigen,  scharfer  zu  bestimmen  und  ge- 
nauer  zu  ordnen.  Man  wird  die  grossen  Erweiterungen,  die 
die  Kenntniss  dei^  alten  Kunst  in  den  letzten  Jahren  erhalten 
hat,  nicht  nach  fluchtig  zusammengerafften  Notizen  ausser- 
lich  angeschoben,  sondern  durch  fortgesetzte  Aufmerksarakeit 
in  das  Ganze  verwebt  linden.  Die  zahlreichen  Beurtheilungen, 
die  dem  Werke  von  gelehrten  Archaeologen  zu  Theil  ge- 
worden,  sind  sorgfaltig  benutzt  worden.  Ueberhaupt  aber. 
darf  ich  sagen,  dass  die  Arbeit  dieser  zweiten  Ausgabe  kaum 


V 

geringer  gewesen  ist,  als  die,  welche  ich  zuerst  auf  das  Buch 
uberhaupt  gewandt  habe. 

Zwischen  dem  Zuwenig  und  Zuviel  des  mitgetheilten 
Stoffes  uberall  die  recbte  Mitle  getroffen  zu  haben,  darf  ich 
mir  freilich  nicht  einbilden.  Die  fasten  Grundsatze,  die  ich  mir 
uber  die  aufzunehmenden  Fakta  und  Denkmaler  gebildct,  wird 
der  Eenner  der  Sache  leicht  berausfinden :  aber  in  sehr  vielen 
Fallen  konnte  doch  nur  ein  subjectives,  oft  nor  ein  monien- 
tanes  Gefuhl  leiten.  Meine  Aufgabe  wurde  dadurch  erschwert, 
dass  ich  mein  Buch  zugleich  zur  Grundlage  vori  mundlichen 
Vbrtragen  un<f  zum  Handbuche  ffir  das  Privatsfudium  be- 
stimmte,  indem  eine  Absonderung  des  einen  Zwecks  von 
dem  andem  in  der  gegenwartigen  Lage  unsrer  Studien  nicht 
rathsam  sein  mochte.  Daher  ist  denn  in  diesem  Buche  viel 
mehr  Stoff  gegeben,  als  ein  akademisches  Collegium  etwa  in 
hundert  Stunden  verarbeiten  und  entwickeln  kann ;  und  wenn 
es  auch  vielleicht  archaeologischen  Vorlesungen  von  sehr  ver- 
schiedner  Art  zum  Gnmde  gelegt  werden*  konnte,  wird  die 
Benutzung  desselben  doch  immer  eine  freie  und  eigenthum- 
liche  sein  mussen:  wie  der  Verfasser  selbst  nach  langerer 
Erfahrung  es  in  der  letzten  Zeit  am  zweckmassigsten  gefunden 
hat,  schon  in  den  ersten  oder  geschichtlichen  Theil  das  Wissens- 
\vurdigste  uber  Tochnik,  Fortnenbildung  und  Gegenstande 
der  alten  Kunst  heruber  zu  nehmen,  ohne  darum  weniger 
uberzeugt  zu  sein,  dass  die  systematische  Disposition  des 
zweiten  Theils  fur  das  Studium  wesentliche  Vortheile  ge- 
wahrt. 

Dem  von  mehreren  Seiten  geausserlen  Bedurfniss  eines 
Registers  hat  Herr  Dr.  A.  Lion,  welcher  auch  die  Gorrectur 
dieser  Ausgabe  hauptsachlich  besorgt  hat,  wenigstens  in  den 
Punkten  entsprochen,  zu  deren  AufiBndung  die  Kenntniss  der 
Anordnung  des  Buches  nicht  schon  hinreicht.  Ein  Alles  um- 
fassendes  Register  wurde  den  Umfang  des  Werks  zu  sehr 
ausgedehnt  haben. 

Auch  die  Nachtrage  habe  ich  auf  das  Wichtigste  be- 
schrankt;  weil,  wenn  ich  die  Notizen,   Avelche  ich  aus  den 


VI 

wahrend  des  Druckes  erschienenen  Werken,  ganz  so  wie  aus 
den  friiher  herausgekommenen ,  ausgezogen,  dafur  hatte  be- 
nutzen  wollen,  der  Gebrauch  des  Buches  sehr  unbequem  ge- 
worden  ware.  Irgend  eine  Granze  muss  doch  hier  angenommen 
werden,  und  so  kann  im  Ganzen  das  Ende  des  J.  1833  als 
der  Zeitpunkt  betrachtet  werden,  bis  zu  welchem  die  arehaeo- 
logisehe  Literatur,  soweit  sie  nach  GOttingen  gelangt  war, 
fur  dies  Handbuch  mit  einer  gewissen  systematischen  Gleich- 
formigkeit  benutzt  worden  ist. 


Gottingen,  im  Januar  1835. 


Vorrede  des  Herausgebers. 


Die  neue  Ausgabe  dieses  Buclies  ubernahm  ich  nach 
dem  dringenden  Wunsche  der  hochachtbaren .  hinterlassenen 
Gattin  des  Verfassers  und  seiner  nachsten  Freunde.  Wie  das- 
selbe  bisher  dem  Studium  der  alten  Kunst  und  ihrer  Denkmaler 
anerkannt  sehr  forderlich  gewesen  ist,  so  wird  es  ihm  ohne 
Zweifel  auch  kunftig  gute  Dienste  thun,  und  wenn  es  zuerst 
nach  seiner  ganzen  Einrichtung  unvermeidlich  bei  Manehen 
auch  einen  Irrthura  veranlasst  haben  mag,  die  Vorstellung 
namlich,  dass  die  Kenntniss  der  alten  Kunst  eine  ziemlich 
leichte  und  beilaufig  zu  erlangen  sei,  so  muss  gerade  die 
Ausbreitung  des  Studiuras  selbst,  die  durch  das  zweckmassig 
und  geschickt  ausgefuhrte  Compendium  und  Repertorium  ver- 
mehrt  wird,  auch  beitragen  zu  der  Vertiefung  in  den  Gegen- 
stand  zu  veranlassen.  Denn  wie  verschieden  ein  oberflach- 
liches  leichtes  Wissen  von  der  Kenntniss  der  Kunstgegenstande 
selbst  und  ihres  Zusammenhangs  sei,  muss  fur  AUe  oflfenbar 
werden,  sobald  sich  erst  Viele  mit  ihnen  beschaftigen ,  und 
gar  Manche  werden  dann  bald  gewahr  werden,  wie  viel 
mehr  dazu  gehore  nur  ein  einziges  Monument  richtig  auf- 
zufassen,  zu  beurtheilen  oder  griindlich  und  sicher  zu  erklaren, 
als  alle  die  vielen  in  dem  Buch  zusammengedrangten  Monu- 
mente,  Namen,  Zahlen,  Stellen  und  Citate  mit  dem  Gedachtniss 
oder  mit  matten  unbestimmten  und  unfruchtbaren  Vorstel- 
lungen  zu  umfassen. 

Der  Verfasser  hatte  bis  zu  seiner  Reise  nach  Griechenland, 
von  der  er  nicht  heimgekehrl  ist,  aus  alien  neu  erschienenen 


VIII 

Schriften  alles  in  den  Plan  seines  Buches  Einschlagende  in 
einem  mit  weissem  Papier  durchschossenen  Exemplar  sehr 
fleissig  eingetragen,  nachdem  er  es  vorher  auf  kleinen  an 
Ort  und  Stelle  leicht  unterzubringenden  Zetteln  ausgezogen 
hatte.  Von  diesen  Zetteln  waren  eine  betrachtliche  Menge 
noch  unubertragen  zwischen  den  Blattern  eingelegt,  zum 
Theil  auch  noch  unvertheilt  an  ihren  Stellen  haufenweise 
liegen  geblieben.  Die  eingeschriebenen  finden  sich  zwar  un- 
gefahr  in  der  Gegend  der  Seiten,  wohin  sie  gehoren,  doch 
war  die  genawere  Stelle,  die  sie  am  fQglichsten  einnehmen 
konnten,  meistentheils  erst*  noch  zu  bestimmen.  Diese  Zu- 
satze  sind  ausserst  fluchtig  geschrieben  und  so  schwer  zu 
lesen,  dass  sie  ohne  Aufsuchen  der  Stellen  in  Buchem  und 
der  Monumente,  worauf  sie  sich  beziehen,  meistentheils  gar 
nicht  zu  entziffem  und  zu  benutzen  gewes^i  sein  wurden. 
Dies  Nachschlagen  wurde  ich  zwar  auch  ausserdem  aus  an- 
dem  Griinden  fast  in  alien  Fallen  nothwendig  gefunden  haben. 
Und  so  gross  ist  die  Anz^hl  dieser  Zusatze,  dass  ich  nicht 
weiss,  ob  ich  dem  Geschafle  mieh  zu  unterziehon  Entsclilusg 
gefasst  haben  wurde,  wenn  ich  sie  im  voraus  gekannt  hatte. 

Berichtigungen  oder  Abanderungen  hat  der  Verfasser 
nur  seiten  vorgenpmmai  oder  angedeutet.  Hatte  er  selbst 
von  seinem  Werk  eine  neue  Ausgabe  raacben  konnen,  so 
wurden  sie  vermuthlich  nicht  seltener  als  in  der  zweiten 
vorkommen.  Dann  hatte  er  wahrscheinlich  auch  von  den 
friiher  niedergeschriebenen  Zusatzen,  nachdan  unterdessen 
imjner  mehr  Neues  hinzugekommen  ware,  g^r  manche  unter- 
druckt,  um  das  Glachmass,  worauf  er  ini  Ganzen  sorgfaltig 
bedacht  war,  zu  erhalten.  Dem  £ren)den  Herausgeber  schien 
es  mir  nicht  zuzukommen  eine  strenge  Auswahl  unter  diesen 
Zusatzen  zu  treflfen,  sondem  eher  im  Beibehalten  etwas  zu 
weit  zu  gehen  und  nur  diejenigen  auszuschliessen ,  die  ihm 
entschieden  entbehrlich  geworden  oder  zur  Au&ahnie  uni- 
niittelbar  nicht  bestimmt  g^wesen  zu  sein  schienen. 

Der  andre  Theil  meiner  Arbeit  besteht  in  Erweiterung  und 
Fortsetzung  des  Werks  bis  auf  die  neueste  Zeit  nach  dessen 
eigenexi  Flan  und  Charakter.  Aus  Rucksicht  auf  diese  musste 
ich  es  ungleich  mehr  darauf  absehn,  das  Buch  mit  dem 
Wichtigsten   der   seit   Jahren   hinzugekommenen   Denkmaler 


IX 

imd  gelehrten  Arbeiten  oder  audi  mit  vielen  von  dem  Ver* 
fasser  nur  ubersehenen  Nachweisungen  von  alteren  Monu- 
menten,  alterer  Litteratur  zu  bereidiern,  als  mir  fur  eig^ie 
Ansichlen  und  Bemerkuijgen  geeignele  Stellen  aufzusachen. 
Insbesondere  habe  ich  vermieden  durch  hauflge  Ein^chiebsel 
in  dem  Zusammenhang  der  Kunstgeschichte  sowohl  als  des 
theoretischen  Theils  etwas  Fremdartiges ,  einen  merklichen 
Bestandtheil  einer  neuen  Arbeit  in  die  sdte  einzumischen. 
Nur  die  wichtigsten  neueren  Entdeckungen  mussten  noth- 
wendig  in  die  Geschichte  aufgenommen,  und  uber  einige 
wichtigere  Punkte  der  Technik  durften  abweichende  Ansichten 
nicht  unlerdruckt  werden.  J^mehr  meine  Zusatze  sich  an 
das  Einzelne  hielten  ohne  in  das  Allgemeine  und  das  Innere 
einzugreifen,  um  so  angemessener  schienen  sie  mir  dem  Zwecke 
zu  sein.  Daher  fallen  sie  hauptsachlieh  in  die  Uebersicht  der 
Gegenst&ade  der  alien  Kunst,  ob^iph  ich  die  vorliegend^ 
kmistmytliologische  Darstellung  der  G&ttier  nicht  durtbgangig 
fur  die  einfachste,  oder  die  richtigste,  oder  die  erscbopfendste 
ausgeben  will  und  in  den  Heroenmythen  die  £}inthei}ung  der 
Monumente,  eben  so  wie  auch  der  episChen  Sagen  selbst 
nach  den  Stammen  fur  nachtheilig  halte.  Von  Kunstwerken 
war  der  Zuwachs  so  sehr  gross;  dass  weder  alle  grOssem 
Kupferwerke,  noch  die  Schriften  des  archaeologischen  Instituts 
in  Rom  und  andere  Zeitsehriften ,  worin  fortwahrend  eine 
Menge  von  Denkmalem  erwahnt,  beschrieben  und  besprochen 
werden,  eben  so  stark  als  mit  fruheren  von  dem  Verfasser 
geschehn  ist,  ausgebeutet  werden  durften.  Noch  weniger 
konnte  ich  daran  denken ,  aus  der  Fulle  von  nicht  offentlich 
bekannt  gemachten  Denkmalern,  die  ich  in  meinen  Papieren 
aus  den  Zeiten  eines  mehrmaligen  Aufenthalts  in  Italien  in 
den  letzten  Jahren,  so  wie  von  Reisen  in  Griechenland  und 
Sicilien,  Deutschland,  Holland,  Frankreich  und  England  her 
aus  oflfentlichen  imd  Pri  vatsammlungen  verzeichnet  auf  bewahre» 
einen  andern  als  sehr  beschrankten  Gebrauch  zu  machen^ 
da  sie  sich  nicht  ohne  mehr  Worte  batten  anfiihren  lassen. 
Manche  Werke  zu  sonsther  angefuhrten  Monumenten  durch- 
gangig  mitzucitiren  nach  der  Weise  des  Verfassers,  wie  z.  B. 
Pistolesi  Vaticano,  den  er  fur  die  folgende  Auflage  ausgezogen 
hatte,  Inghirami's  Vasi  fittili  u.  a.,  schien  mir  uberflussig. 


X 

Von  den  Gemmenabdrucken  des  archaeologischen  Instituts 
sind  die  5.  und  6.  Genturie  (Bullet.  1839.  p.  97)  nicht  gleich 
den  vter  eusten  eingetragen  worden.  Von  Gerhards  aus- 
erlesenen  Vasen  war  der  3.  Band  nur  bis  Taf.  234  in  meinen 
Handen,  von  der  filite  ceramographique  ein  noch  kleinerer 

• 

Anfang  des  3.,  von  dem  Museo  Borbonico  erst  die  Halfte  des 
14.  Bandes.  Je  sparsamer  der  Raum  zu  benutzen  war,  urn 
so  mehr  habe  ich.gesucht  mich  auf  das  Wichtigere  und  das 
Verstecktere ,  das  Vereinzelte  im  Anfuhren  und  Beifiigen  zu 
beschranken ,  und  die  auf  diesem  Gebiet  wohl  bewandert 
sind,  werden  aus  dem  Ganzen  zu  entschuldigen  wissen,  wenn 
der  Tact  der  wunschenswurdigsten  Auswahl  nach  ihrer  nahem 
Erfahrung  in  besondern  Kreisen  mich  im  Drang  andrer  Ge- 
schafte  und  selbst  des  Drucks  hier  und  da  verlassen  hat 
Oder  das  Rechte  mir  nicht  zu  rechter  Zdt  gegenwartig  ge- 
wesen  ist.  Meine  Zusatze  sind  sammtlich  durch  Klammem 
abgesondert  worden,  um  auch  von  der  Seite  den  Grundsatz, 
das  Werk  in  seiner  VoUstandigkeit  bis  auf  den  letzten  Buch- 
staben  und  voUig  unverandert  dem  Publikum  von  neuem  zu 
ubergeben,  auch  von  dieser  Seite  aufrecht  zu  halten. 


Bonn  d.  15.  August  1847. 


F.  G.  Welcker. 


Vorbemerkung  zur  vierten  Aufiage. 


i 


l/as  vorliegende  Handbuch  ist  seit  einer  Heihe  von  Jahren 
vei^iflfen.  Vielfache  Beniuhungen  der  unterzeichneten  Ver- 
lagsbuchhandlung  es  in  einer  neuen,  dem  jetzigen  Stande  der 
Wissenschaft  entsprechenden  Gestalt  vorzulegen  sind  daran 
gescheitert,  dass  samnitliche  deshalb  befragte  Gelehrte  er- 
klarten,  dies  lasse  sich  nur  durch  eine  voUige  Umarbeitung 
grosser  Theile  des  Werkes  erreichen;  eine  Schonung  des  ur- 
sprunglichen  Textes,  wie  sie  Welcker  vor  dreissig  Jahren 
uben  konnte,  wurde  heutzutage  namentlich  in  den  kunsl- 
geschichllichen  Abschnitten  unmoglich  sein,  die  wunschens- 
werthe  Umarbeitung  aber  wurde  aus  K.  O.  Miillers  Handbuch 
das  Werk  eines  Andern  machen.  Ueberdies  wollte  sich 
niemand  bereit  erklaren  den  grossen  Aufwand  von  Zeit  und 
Muhe  an  eine  solche  Umarbeitung  zu  wenden.  Da  nun  ebenso 
wenig  der  Ersatz  des  vorliegenden  Buches  durch  ein  ganz 
neues  Handbuch  furs  Erste  zu  erwarten  stQ^t,  so  ist  es  zweck- 
massig  erschienen  dem  unleugbaren  Bedurftiiss,  wie  es  sich 
in  der  staten  Nachfrage  kund  gibt,  durch  einen  unveranderten 
Wiederabdruck  einstweilen  abzuhelfen.  Der  Wiederabdruck 
erfolgt  Seite   auf  Seite  nach   der  dritten  Aufiage.    Die  An- 


XII 

wendung  lateinischer  Lettem  und  die  Bezeichnung  der  Para- 
graphen  am  oberen  Rande  der  Seite  werden  der  Brauch- 
barkeit  zu  Statten  kommen. 

So  lasst  sich  hoffen,  dass  der  neue  Abdruck  sich  den 
jetzl  so  lebhaft  betriebenen  archaeologischen  Studien  nutzlich 
erweisen  werde,  bis  das  ganze  Buch  einmal  durch  ein  neues 
ersetzt  sein  wird,  welches  mit  dem  hier  in  raustergiltiger 
Weise  erreichten  Vorzug  sachkundiger  Kiirze  den  weiteren 
Vortheil  verbindet,  die  Fortschritte  der  archaeologischen 
Wissenschaft  in  den  letzten  Jahrzehnten  in  sich  verarbeitet 
zu  haben. 

Die  Yerlagsbnclihaiidliiiig. 


N  oti  z 

tber  die  Abkurzungen  nnd  AnMliniDgs-Arten. 


C  A.  bedeulet  Catalogus  artificum  (von  Sillig). 

C.  I.    —  Corpus  Inscriptionum  Graecarum  (von  Boeckh). 

D.  N.  —  Doctrina  numorum  (von  Eckhel). 

*  D.  A.  K.  —  DenkmSler  der  alien  Kunst,  s.  S.  23. 

G.  —  Gal^rie,  Galena.    G.  M.  —  Gal^rie  mythologique  (von  Blillin). 

g.  —  gens  (bei  den  sog.  Familien-MQnzen).    g.  —  gegen. 

Inst.  —  Instituto  die  corrispondenza  archeologica,  s.  S.  22. 

M.  —  Museum,  Musee,  Museo. 

M.  I.    Hon.  In.  —  Monument!  inediti,  Monumens  in^dits. 

M.  —  MQnzen. 

N.  —  Numi.    N.  Brit.  —  Veterum  popul.  et  regum  numi  qui  in  Museo 
Britannico  asservantur  (von  T.  Combe). 

N.  H.  —  Naturalis  historia  (von  Plinius). 

K.  Pomp.  —  Pompejana,  new  series  (von  W.  Gell). 

N.  —  Norden.    0.  —  Osten.    S.  —  SQden.    W.  —  Westen. 

N.  ^  Nummer  (bei  Aufzfthlungen  von  DenkmSllem). 

01.  —  Olympiade. 

P.  gr.  —  Pierres  gravees. 
^    PCI.    M.  PGl.  —  II  Museo  Pio-Clementino,  s.  S.  21. 

r.,  1.,  die  R.,  die  L.  —  rechts,  links,  die  Rechte,  die  Linke. 

S.  —  Sohn.    st.  —  stirbt. 

T.  —  Tempel. 

V.  —  Villa. 

X  verbindet  die  Zahlen  der  LiUige  und  Breite  eines  Rechtecks. 

In  Bflchertiteln  bedeutet  B.  Beriin,  F.  Firenze,  L.  London,  N. 
Napoli,  P.  Paris,  R.  Roma,  V.  Yenezia. 

In  dem  kunstmythologischen  Abschnitt  bezeichnen  die  einzelnen  An- 
fangsbuchstaben  stets  die  Gottheit,  die  in  der  Ueberschrift  und  dem 
Columnentilel  genannt  ist. 


XIV 

Die  Ziilern  b<*i  L.  bezeiclmen  die  Nunimern,  welche  die  Antiken  des 
Musee  Royal  im  Louvre  nacli  der  Description  von  lb30  (s.  S.  353)  haben, 
bei  den  Antiken  in  Dresden  die  des  Verzeichnisses  von  1833  (s.  S.  357), 
bei  denen  in  MQnchen  die  der  Beschreibung  der  Glyptotbek  von  Klenze  und 
Schorn,  welche  in  der  neuern  Ausgabe  von  1833  dieselben  geblieben  sind. 
Die  Antiken  des  Britischen  Museums  sind  einigemal  nach  den  Nummern 
ani^efuhrt,  die  sie  im  Jahre  18:22  batten. 

A.  mit  einer  Ziffer  citirt  die  Aumerkung  des  Paragraphen;  die  blosse 
ZilTer  den  Abschnitt  des  §.  selbst.  Die  Anmerkungen  gehOren  stets  zu 
dem  Abschnitt  des  §.,  der  die  entsprechende  Zahl  am  Rande  hat. 

BouilL,  das  Werk  des  Malers  Bouillon  (s.  S.  22)  ist  um  der  KCirze 
willen  immer  so  citirt  worden,  dass  die  Kupfertafeln  vom  Anfange  bis  zum 
Ende  jedes  Bandes  diirchgezahlt  worden  sind. 

Micali's  Kupferwerk  (s.  S.  198)  wird  immer  in  der  neuen  erweiterten 
Gestalt  angefuhrt,  wenn  die  §ltere  Ausgabe  nicbt  ausdriicklich  genannt  ist. 

Mionnet's  Empr.  bezieht  sich  auf  die  in  dem  Catalogue  d'une  collection 
d'erapreintes.  P.  an  8.  verzeichneten  MQnzabdrQcke ,  welche  die  hiesige 
archaologische  Sammlung  mit  einem  ^rossen  Zuwachs  yon  spatern  Ab- 
drucken  aus  derselben  Hand  besitzt  Die  letzteren  sind  nach  der  Nummer, 
welche  sie  in  Mionnet's  Description  de  MedaiUes  antiques  Grecques  et  Ro- 
maines  tragen,  angefflhrt.  Mionnet  PI.  bezeichnet  den  der  Description 
beigegebenen  Band  mit  Kupfern. 

Bei  der  Aufzahlung  von  Denkmalem  einer  Art  bezeichnet  ein  Semicolon 
zwischen  den  Anfuhrungen  die  Verschiedenbeit  des  Denkmals.  Z.  B.  werden 
durch  M.  PCI.  II,  30;  M.  Cap.  Ill,  32  zwei  verschjedene  Statuen,  durch 
M.  PCI.  I,  12;  Bouill.  I,  15  eine  und  dieselbe  angezeigt. 

Das'Zeichen  []  fflr  Bucher,  die  der  Verf.  ohne  eigene  Ansicht  an- 
fQlirte,  ist  in  der  zweiten  Ausgabe  verschwunden ,  weil  der  Verf.  ausser 
der  hiesigen  Universitats-Bibliothek  fCir  die  Zwecke  dieses  Handbuchs  auch 
(im  Herbst  1830)  die  KSnigl.  Bibliothek  in  Berlin  und  (im  Herbst  1833) 
die  mit  dem  K.  K.  Antiken -Cabinet  in  Wien  verbundene  archaologische 
BGchersammlung  durchgesehen. 


Inhalts-Anzeige. 


Einleitung. 

A.  Theor  etische. 

1.  Zergliederung  des  Begriffes  Kunst.   §.  Iff.  S.  1  ff. 

2.  Die  einfachsten  und  allgemeinsteu  Gesetze  der  Kunst.  §.9.      4 

3.  Eintheilung  der  Kunst.    §.  16.  6 

4.  Allgemeines  nber  die  geschichtliche  Erscheinung  der  Kunst, 
insonderheit  der  bildenden.   §.  29.  14 

B.  Litterarische.    §.  35.  16 


GescMchte  der  Ennst  im  Alterthum. 

Die  Griechen. 

Erste  Periode  bis  gegen  01.  50. 

1.  Allgemeine  Bedingungen  und  Hauptzilge  der  Kunstentwicke- 
lung.   §.  iO.  24 

2.  Architektonik.   §.  45.  ^  26 

3.  Die  tibrige  Tektonik.    §.  56.  36 

4.  BUdende  Kunst.    §.  64.  42 

5.  Anfange  der  Malerei.   §.  73.  51 

Zweite  Periode.     Von  0).  50  bis  80. 

1.  Der  Charakter  der  Periode  im  Allgemeinen.   §.  76.  55 

2.  Architektonik.    §.  80.  57 

3.  Bildende  Kunst. 

a.  Verbreitung  derselbeu.   §.  82.  61 

b.  Cultusbilder.    §:  83.  63 

c.  Ehrenbildsaulen.    §.  87.  '  66 

d.  Mythologische  Figuren  als  Weibgeschenke   §.  89.  67 

e.  Tempelsculpturen.   §.90.  68 

f.  Styl  der  bUdenden  Ktmst.   §.  91.  72 

g.  Ueberreste  der  bildenden  Kunst.    §.  96.  75 
Stein-  und  Stempelschneideknnst.   §.  97.  80 

4.  Malerei.   §.  99.  83 


XVI 

Dritte  Periode.     Von   01.  80  bis  111. 

1.  Die  Ereignisse  und  der  Geist  der  Zeit  in  Beziehung  auf 

die  Kuust.    §.  100.  .       S.  87 

2.  Architektonik.    §.  1Q5.  91 

3.  Bildende  Kunst. 

a.  Die  Zeit  des  Phidias  und  Polykleitos. '  §.  11^.  100 

b.  Die  Zeit  des  Praxiteles  und  Lysippos.   §.  124.  117 
Stein-  und  Stempelschneidekunst.    §.  131.  134 

4.  Malerei.   §.  133.  137 

Vierte  Periode.     Von  01.  111.  bis   158,  3. 

1.  Ereignisse  und  Charakter  der  Zeit.    §.  144.  149 

2.  Architektonik.   §.  149.  153 

3.  Bildende  Kunst.   §.  154.  158 
Stein-  und  Stempelschneidekunst.   §.  161.  168 

4.  Malerei   §.  163.  170 
Plflnderungen  und  Verheerungen  Griechenlands.  §.  164.      173 

Episode. 

Von  der  Griechlsclien  Kunst  bei  den  Italischen  Volkern 

vor   01.   158,    3. 

1.  Griechischer  Urstamm   §.  166.  177 

2.  Etrusker.   §.  167.  179 

3.  Rom  vor  dem  J.  d.  St.  606.    §.  179.  198 

Ftlnfte  Periode.     Von  606  der  Stadt 
(01.  158,  3.)  bis  zum  fiittelalter. 

1.  Allgemeines  aber  den  Charakter  und  Geist  der  Zeit.  §.  183.  204 

2.  Architektonik   §.  188.  208 

3.  Bildende  Kunst.    §.  196.  224 
*4.  Malerei.    §.  208.                                                      *  245 

Die  ZerstSrungen    §.  214.  254 

Anhang. 

Die  ungriechischen  Volker. 

I.  Aegyptier. 

1.  Allgemeines   §.  215.  257 

2.  Architektonik   §.  219.  266 

3.  Bildende  Kfluste  und  Malerei. 

a.  Technik  und  Behandlung  der  Formen.    §.  228.  276 

b,  Gegenstande.    §.  232.  283 

II.  Die   Syrischen  St^mme.    §.  234.  292 
A.    Babylonier. 

1.  Architektonik.   §.  235.  292 

2.  Bildende  Kunst.   §.  237.  295 


XVII 

B.  PhOuicier  und  benachbarte  Stamme. 

1.  Architektonik.    §.  239.  S.  297 

2.  Bildeude  Kimst.    §.  240.  299 

C.  Eleinasien.    §.  241*.  303 

III.  VOlker  vom  Arischen  Stamme.    §.  242.  305 

1.  Architektonik.    §.  243.  306 

2.  Bildende  Kunst.    g.  245*.  309 

IV.  Inder.    §.  249.  316 


Systematische  Behandlnng  der  antiken  Kimst. 

Propftdeutischer  Abschnitt. 
Geographie  der  alien  KunstdenkmiUer. 

1.  Allf^emeines.    §.  251.  320 

2.  Griechenland.    §.  252.  322 

3.  Asien  und  Africa.    §.  255.  327 
4.'    ItalioD.    §.  257.  330 

5.  Der  Westen  Europa's.    §.  262.  350 

6.  Deutschland  und  der  Norden.    §.  264.  357 

Erster  Hauptabschnitt, 

Tektonik.    §.  266.  365 

I.    Gebande.    Architektonik.    §.  267.  365 

1.  Baumaterialien.    §.  268.  366 

2.  Die  einfachen  geometrischen  Grundformen.    §.  273.  370 

3.  •  Die  Architekturstflcke.    §.  275.  372 

4.  Arten  der  Gebaude.    §.  286.  385 

n.    Gerathe  und  Gef^sse.    §.  297.  408 

Zweiter  Hauptabschnitt. 

Bildende  Knnst  (nebst  Halerei).    §.  303.  419 

Erster  Theil. 

Von  der  Technik  der  alten  Eimflt.    §.  304.  419 

I.    Mechanische  Technik. 

A.    Der  Plastik  im  weitern  Sinne. 

1.     Die  Bildnerei  in  weichen  oder  erweichten  Massen. 

a,  Arbeit  in  Then  Oder  ahnlichen  Stoffen.    §.  306.  420 

6.  MetaUgrnse.    §.  306.  423 

O.  MB  Her*!  ArehMOlogie.    4.  Aufl.  11 


xvm 

2.    Die  Arbeit  in  harten  Massen. 

a,  Holzschnitzerei.    §.  308.  '  S.  427 

b.  Bildhauerel    §.  309.  428 
0.  Arbeit  in  Metall  and  Elfenbein.     §.  311.  432 

d.  Arbeit  in  Edelsteinen.    §.  313.  438 

e.  Arbeit  in  Glas.    g.  316.  445 

f.  Stempelschneidekunst.    §.  317.  447 

B.    Zeichnung*  anf  ebner  Flache. 

1.  Durch  Auftrag  von  Farbestoffen  weicher  nnd  flflssiger  Art. 

a,  Einfarbige  Zeichnung  nnd  Malerei.    §.  318.  449 

h.  Malerei  mit  Wasserfarben.    §.  319.  449 

0.  Enkaustische  Malerei.    §.  320.  453 

d.  Yasenmalerei.    §.  321.  456 

2.  Dnrch  ZnsammenfQgang  fester  Stoffe,  Mosaik.    §.  322.  458 

II.    Op.tische  Technik.    §.  323.  462 


Zweiter  Theil. 
Von  den  Formen  der  bildenden  Eunst.    §.  324*. 

I.  Formen  der  Natnr  und  des.  Lebens. 

A.  Vom  menschlichen  KOrper. 

1.  AUgemeine  Grunds&tze.    §.  325.  467 

2.  Charakter  nnd  SchCnheit  der  einzelneu  Formen. 

a.  Stndien  der  alten  Kflnstler.    §.  328.  470 

b.  Behandlnng  des  Gesichts.    §.  329.  471 

c.  Behandlnng  des  tlbrigen  KOrpers.    §.  331.  476 

d.  Proportionen.    §.  332.  478 

e.  Colorit.    §.  333.  480 

f.  Vermischung  menschlicher  Bildung  mit  andern  For- 
men.   §.  334.  480 

g.  Der   KOrper   und   die  Gesichtszflge    in   Bewegung. 

§.  335.  482 

B.  Bekleidung  des  KOrpers. 

1.  Allgemeine  Grnnds&tze.    §.  336.  465 

2.  Griechische  Mannerkleider.    §.  337.  ^       487 

3.  Franengewander.    §.  339.  492 

4.  BOmische  Tracht.    §.  341.  496 

5.  Waffentracht.    §.  342.  497 

6.  Behandlnng  der  Draperie.    §.  343.  499 

C.  Von  den  Attributen  nnd  attribntiven 

Handlungen.    §.  344. 

II.  Von  der  Kunst  geschaffne  Formen.   §.345.    502 


XIX 

Dritter  Theil. 

Von  den  (jegenstanden  der  bildenden  Ennst.  §.  346.    S.  509 

T.    Mythologische  Gegenstande.  §.  347.                509 

A.  Die  Olympischen  Zw6lfg5tter. 

1.  Zeus.    §.  349.  512 

2.  Hera.    §.  352.  522 

3.  Poseidon.    §.  354.  526 

4.  Demeter.    §.  357.  532 

5.  ApoUon.    §.  359.  539 

6.  Artemis.    §.  363.  552 

7.  Heph&stos.    §.  366.  559 

8.  Pallas  Athena.    §.  368.  562 

9.  Ares.  §.  372.  573 

10.  Aphrodite.    §.  374.  576 

11.  Hermes.    §.  379.  586 

12.  Hestia.    §.  382.  593 

B.  Die  tibrigen  Gottheiten. 

1.  Dionjsischer  Kreis. 

a.  Dionysos.    §.  383.  594 

h.  Satyrn.    §.  385.  603 

c.  Silene.    §.  386.  609 

d.  Pane.    §.  387.  611 

e.  Weibliche  Figuren.    §.  388.  614 

f.  Kentauren.    §.  889.  617 

g.  Dionysos  Thiasos  im  Ganzen.    §.  390.                          619 

2.  Kreis  des  Eros.    §.  391.  622 

3.  Musen.    §.  393.  629 

4.  HeUgOtter.    §.  394.  632 

5.  Urwelt,  MenschenschOpfung.    §.  395.  634 

6.  TJnterwelt  nnd  Tod.    §.  397.  639 

7.  Schicksal  und  Weltordnnng.    §.  398.  644 

8.  Zeit.    §.  399.  646 

9.  Lichtwesen.    §.  400.  647 

10.  Winde.    §.  401.  652 

11.  Das  Element  des  Wassers.    §.  402.  653 

12.  Die  Vegetation  des  Landes.    §.  404.  659 

13.  Land,  Stadt  und  Haus.    §.  405.  661 

14.  Menschliche  Th&tigkeiten  und  Zustande.  §.  406.                665 

15.  Alt-Italische  GGtter.    §.  407.  669 

16.  Fremde,  orientalische  GOtter.    §•  408.  .    670 

C.  Hero  en.    §.  409.  ^                                6T3 

1.  Herakles.    §.  410.  674 

2.  Die  tibrigen  Heroenkreise  (nach  geogra^hischer  Ordnung). 

§.  412.  685 


XX 

II.  Gegenstande  des  Menschen -Lebens. 

A.  Iiidividueller  Art. 

1.  Historische  BBrstellungen.    §.  419.  .  S.  724 

2.  Portratbildungen.    g.  420.  728 

B.  Allgemeiner  Art. 

1.  Cnltushandlnngen.    §.  422.  735 

2.  Agonen.    §.  423.  740 

3.  Krieg.    §.  426.  748 

4.  Jagd,  Landleben,  Wirthschaftliches.  §.  427.                         749 

5.  H&usliches  und  eheliches  Leben.    §.  428.                              7&2 

6.  Tod.    §.431.  757 

III.  Gegenstande  aus  der  Qbrigen  Natur. 

1.  Thiere  und  Pflauzen.    §.  433.  759 

2.  Arabeske,  Landschaft.    §.  435.  765 

3.  Amulete,  Symbole.    §.  436.  765 


Einleitung. 


A.  Theoretische. 


1.    ZergliedenmK  des  Begriffes  Kunst. 

§.  1.    Die  Kunst   ist   eine   Darstellung,   d.  h.   eine  i 
Thatigkeit,   durch  welche  ein  Innerliches,    Geistiges  in  die 
Erscheinung  tritt.  —  Sie  will  nichts  als  darstellen,  und  unter-  2 
scheidet  sich  dadurch,  dass  sie  sich  darin  geniigt,  von  alien 
praklischen,  auf  einen  besondem  Zweck  des  aussem  Lebens 
gerichteten  Thatigkeiten. 

2.  Weil  die  Kunstfibung  zwecklos  ist,  heisst  sie  oft,  besonders  bei 
praitiflch  gesinnten  VOikem,  ein  Spiel,  lud us.  Nfltzliche  Kunst  im 
Oegensatz  der  schOnen  ist  nichts  als  Handwerk. 


2.  Die  nahere  Bestimmung  wird  besonders  durch  die  1 
Art  des    Zusammenhangs    zwischen    dem    Innern 
und  Aeussern,  Darstellenden  und  Dargestellten ,  in  der 
Kunst  gegeben.     Dieser  Zusammenhang  muss  durchaus  ein  2 
in  der  Natur  des  Menschen  mit  Nothwendigkeit 
gegeben er,  nicht  durch  willkurliche  Satzung  angenoramener 
sein.    Er  ist  kein  Gegenstand  des  Erlernens,  wenn  er  auch  3 
auf  verschiedene  Naturen,  verschiedene  Bildungsstufen  starker 
Oder  schwacher  wirken  kann; 

3.  Die  geistige  Bedeutung  einer  Reihe  von  TOnen,  der  Gharakter 
und  Ausdruck  eines  Gesicbts  wird  nicht  erlernt,  obgleich  von  dem  Einen 
st&rker  und  feiner  empfunden  als  vom  Andem.     Die  Natur  selbst  hat 

0.  M  a  1 1  e  r'  •  Arohaeologle.     4.  Anfl.  ^ 


2  Einleitung.  [3,  4,  5] 

diese  Sympathie  unseres  Gemflthes  mit  den  sinnlichen  Formen  gegrundet, 
auf  welcher  alle  Kunst  beruht. 

1  3.  Zugleich  ist  dieser  Zusammenhang  in  der  Kunst  ein 
so  enger  und  inniger,  dass  das  innere  oder  geistige  Mo- 
ment unraittelbar  zur  aussem  Darstellung  antreibt,  und  sich 
selbst  erst  im  Geiste  durch  die  Darstellung  vollstandig  ent- 

2  wickelt.  —  Daher  die  Kunstthatigkeit  gleich  von  Anfang  in 
der  Seele  auf  das  aussere  Darstellen  gerichtet  ist,  und  die 
Kunst  uberall  als  ein  Maehen,  Schaffen  (Kunst,  r^x^ri) 
angesehen  wird. 

1.  Die  Kunstdarstelliing  ist  nach  Kant,  Kritik  der  Urtheilskrafl 
S.  251,  eine  eigentlicbe  Darstellung,  vnorvntoaig ^  exhibltio,  kein 
Gharakterismus,  wie  die  Sprache,  welche  nur  Mittel  zur  Reproduction 
der  Begriflfe  ist,  nicht  die  Begriffe  unmittelbar  darstellt. 


1  4.    Das  Aeussere  oder  Darstellende  in  der  Kunst  ist 

2  eine  sinnliche  Form.  Entweder  kann  nun  die  sinnliche  Form, 
welche  ein  inneres  Leben  auszusprechen  vermag,  durch  die 
Phantasie  geschaflfen  werden,  oder  auch  den  aussern  Sinnen 

3  in  der  Erscheinungswelt  entgegentreten.  Da  aber  schon  das 
gemeine  Sehen,  noch  viel  mehr  aber  jedes  kiinstlerische,  zu- 
gleich eine  Thatigkeit  der  Phantasie  ist:  so  muss  die  Formen 
bildende  Phantasie  uberhaupt  als  das  Haupt-Vermogen 
der  Kunst  darstellung  bezeichnet  werden. 

3.  »Der  Maler  malt  eigentlich  mit  dem  Auge;  seine  Kunst  ist  die 
Kunst  regelmSssig  und  scbOn  zu  seben.  Seben  ist  bier  ganz  aktiv,  durcb- 
aus  bildende  ThatigkeiLc  Novalis  II.  S.  127.  --  Der  Unterschied  der 
nachabmenden  und  der  freiscbaffenden  Kunst  ist  daber  nicbt  so 
scharf  als  es  scbeinen  kann. 

5i  Der  Schopfung  oder  phantasievollen  Auffassung  der 
Kunstform  schliesst  sich  als  eine  untergeordnete,  aber  doch  mit 
jener  nahe  zusammenhangende  Thatigkeit  die  Darstellung  der 
Form  im  Stofife  an,  welche  wir*die  Ausfuhrung  nennen. 

Z.  B.  die  Darstellung  des  musikalischen  Tons  durch  den  Gesang 
oder  Instrumente,  der  Form  eines  organischen  KOrpers  in  Stein  oder 
durch  Farben.    Je  weniger  die  Kunstthatigkeit  entwickeit  ist,  um  desto 


[6,  7,  8]  Zur  Theorie  der  Kunst.  3 

weniger  trennt  sich  die  Ausfahrung  von  der  Schdpfung  der  Kunslform, 
und  das  Bilden  im  Stoffe  scheint  das  Erste,  UrsprQngliche  zu  sein. 


6.  Das  Inn  ere  oder  Dargestellte  in  der  Kunst,  das 
geistige  Leben,  dessen  entsprechender  und  befriedigender  Aus- 
druck  die  Kunstform  ist,  die  Seele  dieses  Korpers,  nennen 
wir  die  Kunstidee;  wir  verstehen  darunter  ganz  allgemein 
die  Stimmung  und  Thatigkeit  des  Geistes,  aus  welcher  die 
Auffassung  der  bestimmten  Form  hervorgeht. 

Auch  ein  der  Natur  nachgebildetes  Kunstwerk  hat  doch  immer  sein 
inneres  Leben  in  der  Kunstidee,  das  heisst  in  der  geistigen  Bewegung,  zu 
welcher  die  Anschauung  des  Gegenstandes  anregte. 

7.  Die  Kunstidee  ist  niemals  ein  Beg  riff,  indem  der 
Begriff  ein  Fach  ist,  in  welches  verschiedene  Erscheinungen 
hineinpassen ,  die  Kunstidee  aber  mit  der  ganz  besondern 
Form  des  Kunstwerks  in  der  innigsten  Uebereinstimmung 
stehen  (§.  3),  also  selbst  ein  ganz  Besonderes  sein  muss; 
daher  auch  die  Idee  eines  Kunstwerks  durch  die  Sprache,  als 
den  Ausdruck  von  Begriflfen,  niemals  auf  eine  ganz  geniigende 
Weise  bezeichnet  werden  kann. 

Diese  Idee  hat  keinen  Ausdruck  als  das  Kunstwerk  selbst.  Dar- 
stellungen  von  BegrifTen  in  der  Kunst  (z.  B.  der  Wahrheit)  sind  nur 
scheinbar.  Nicht  ein  Begriff  wird  durch  das  Kunstwerk  dargestellt,  son- 
dem  eine  Summe  ihm  zu  Grunde  liegender  concreter  Vorstellungen  und 
Eindrucke.  Die  Allegorie,  welche  Begriffe  durch  aussere  Gestalten, 
mit  dem  Bewusstsein  ihrer  Verschiedenheit,  andeutet,  ist  ein  Spiel  des 
Verstandes,  welches  nicht  im  Kreise  der  eigentlichen  KunstthHtigkeit  liegt. 

8.  Vielmehr  ist  die  Kunstidee  eine  Vorstellung  l 
eigenthumlicher,  individueller  Art,  welche  zugleich  mit 
einer  starken  und  lebhaften  Empfindung  der  Seele  ver- 
bunden  ist,  so  dass.  bald  Vorstellung  und  Empfindung  in  2 
einem  geistigen  Zustande  (einer  dunkeln  Stimmung)  vereinigt 
liegen,  bald  die  Vorstellung  gesonderter  hervortritt,  aber  doch 
immer  bei  der  Erschaflfung,  wie  bei  dem  Aufnehmen  der 
Kunstform,  die  Empfindung  vorherrschend  bleibt. 

1.     Interessant  redet  von  der  dunkeln  Totalidee,  welche   der 


4  Einleitung.  [9,  10,  11] 

HeiTorbrini^ng  eines  Kunstwerks,  wie  der  Keim  der  Pflanze,  vorausgehl, 
Schiller  in  dem  Briefwechsel  mit  Goethe,  Bd.  VI.  Br.  784.  S.  34. 
Schiller s  auserlesene  Briefe  III.  S.  228. 

2.  Man  vergleiche  die  Kunstidee  einer  einfachen  Melodie,  welche  eine 
gewisse  Stimme  der  Seele  ausdrOckt,  mit  der  eines  verwandten  plastischen 
Kunstwerks.  Die  Musik  eines  Dithyrambus  und  eine  Bacchische  Gruppe 
haben  eng  verwandte  Kunstideen  darzustellen ,  aber  die  Gruppe  stellt  die 
ziim  Grunde  liegende  Idee,  auch  abgesehen  von  dem  festeren  sinnlicben 
Eindruck  der  Kunstformen,  zu  hOherer  Bestimmtheit  der  Vorstellung  aus- 
gebildet  und  entwickelt  dar. 


2.    Die  einfachsten  UDd  aUgemeinsten  Gesetze  der  Knnst. 

1  9.  Die  Gesetze  der  Kunst  sind  nichts  Anders  als  die 
Bedingungen,  unter  welchen  allein  das  Empfindungsleben  der 
menschlichen  Seele  durch  aussere  Formen  in  eine  ihm  vvohl- 

2  thatige  Bewegung  gesetzt  werden  kann;  sie  bestimmen  die 
Kunstform  nach  den  Forderungen  des  Empfindungslebens, 
und  haben  also  in  der  Beschaflfenheit  des  Empfindungs- 
vermogens  ihren  Grund. 

2.  Diese  Beschaffenheit  wu*d  hier  nur  an  den  Aeusserungen  erkannt, 
die  Erforschung  derselben  gehSrt  der  Psychologie. 

10.  Zuerst  muss  die  Kunstform,  um  das  Empfindungs- 
vermogen  in  eine  zusammenhangende  Bewegung  zu  versetzen, 
eine  allgemeine  Gesetzmassigkeit  haben,  die  als  Beob- 
achtung  mathematischer  Verhaltnisse  oder  oi'ganischer  Lebens- 
formen  erscheint;  ohne  diese  Gesetzmassigkeit  hort  sie  auf 
Kunstform  zu  sein. 

Die  Musik  wirkt  nur  dadurch,  dass  sie  sich  mathematischen  Verh&lt- 
nissen,  die  Plastik  dadurch,  dass  sie  sich  den  organischen  Naturformen 
einverleibt;  reisst  sie  sich  von  dieser  los,  so  verliert  sie  den  Boden,  auf 
dem  sie  sich  unserm  Geiste  ann^hern  kann. 

11.  Diese  Gesetzmassigkeit  ist  aber  an  sich  noch  nicht 
f^hig,  ein  inneres  Leben  auszudrucken ;  sie  ist  nur  Bedingung 
der  Darstellung,  Schranke  der  sich  innerhalb  hin  und  her 
bewegenden,  die  Gesetzmassigkeit  modificirenden ,  im  Ganzen 
aber  bewahrenden  Kunstformen. 


[1^,  13,  14]  Zur  Theorie  der  KunsL  5 

Dies  ist  das  Verh^tniss  der  harmonischen  Gesetze  zur  Melodie,  des 
Gesetzes  des  Gleichgewichts  im  Rhythmus  zur  Mannigfaltigkeit  der  Rhyth- 
men,  der  oiganischen  Grundform  zu  den  besondern  Gestaltungen  der 
Plastik:  dass  nftmlich  diese  Gesetze  die  Darstellung  zwar  bedingen,  aber 
fQr  sich  noch  keine  Darstellung  enthalten. 


12.  Wahrend  diese  Gesetzmassigkeit  erste  Forderung  an 
die  Kunstform  uberhaupt:  ist  die  SchSnheit  ein  naheres 
Pradikat  der  Kunstform  in  Bezug  auf  das  Empfindungsleben. 
Schon  nennen  wir  diejenigen  Formen,  welche  die  Seele  auf 
eine  ihrer  Natur  durchaus  angemessene,  wohlthatige ,  wahr- 
haft  gesunde  Weise  zu  erapfinden  veranlassen,  gleichsam  in 
Schwingungen  setzen,  die  ihrer  innersten  Structur  gemass  sind. 

Obzwar  die  Theorie  der  Kunst  durch  eine  solche  Definition  die  weitere 
Frage  nach  der  Natur  des  SchOnen  an  die  Aesthetik  als  einen  Theil  der 
Psychologie  abgiebt:  so  sieht  man  doch  auch  scbon  aus  dem  Gegebenen, 
wie  das  Schdne  sich  von  dem  sondert,  was  bios  den  Sinnen  gefSQlt ;  auch, 
warum  Begierde,  pei-sdnliches  Interesse  von  dem  Genusse  des  Schdnen 
ausgeschlossen  sind.  »M5chte  es  doch  einmal  einer  wagen,  den  Begriff 
und  selbst  das  Wort  Schdnheit  —  aus  dem  Umlauf  zu  bringen  und  wie 
billig  die  Wahrheit  in  ihrem  vollstandigsten  Sinn  an  ihre  Stella  zu  setzen. « 
Schiller  Briefwechsel  II.  S.  293. 

13.  Da  die  Seele   naturlich  dieser  gesunden  und  wohl-  1 
thatigen  Bewegung  des  Empfindungslebens  nachstrebt :  so  ist 
das  Schone  allerdings  Prinzip  der  Kunst,  ohne  indess  jemals 

^an  sich  Gegenstand  der  Darstellung,  Kunstidee  im  obigen  Sinne, 
zu   sein,    da  diese    (§.   7)   eine   ganz  besondere  Vorstellung 
und  Empfindung   ist.     Im  Gegentheil  befindet  sich  auch  die  2 
Schonheit,  auf  den  hochsten  Punkt  gefuhrt,  im  Gegensatze 
mit  jedem  Bestreben  etwas  Besonderes  darzustellen. 

2.  Daher  der  tiefe  Ausspruch  Winckelmann's  (VII.  S.  76),  dass  die 
vdllige  Schdnheit  unbezeichnend  sein  musse,  gleich  dem  reinsten 
Wasser.  Man  hat  gestritten,  ob  das  SchOne  oder  das  Gharakteristische, 
Bedeutende  Prinzip  der  Kunst  sei.  Eine  durchgangige  Aufhebung  der 
Schdnheit  und  Gesetzmassigkeit  durch  grelle  Charakterisirung  ist  Cari- 
catur;  dagegen  eine  theilweise,  im  Ganzen  sich  auflOsende  Aufhebung 
(Dissonanz,  Arrhythmie,  scheinbare  Verhaltnisswidrigkeit  in  der  Architektur) 
ein  wichtiges  Mittel  der  Darstellung  werden  kann. 

14.  Als  entgegengesetzte  Punkte  in  der  Reihe  von  Em- 


6  Einleitung.  [15,  16,  17] 

pfindungen,  die  man  durch  das  Schone  bezeichnet,  kann 
man  das  Erhabene  und  Anmuthige  betrachten,  wovon 
jenes  der  Seele  eine  bis  an  die  Granzen  ihrer  Kraft  gestei- 
gerte  Energie  der  Empfindungen  zumuthet,  dieses  sie  von 
selbst,  ohne  Steigerung  ihrer  Kraft,  in  einen  Kreis  wohl- 
thatiger  Empfindungen  hineinzieht. 

15,  Es  liegt  im  Begriflfe  eines  Kunslwerks  als  einer 
innigen  Verbindung  einer  Kunstidee  mit  ausseren  Formen, 
dass  es  eine  Einheit  haben  muss,  auf  welche  AUes  im 
Kunstwerke  sich  zuruckbezieht,  und  durch  welche  die  verschie- 
denen,  successiv  oder  nebeneinander  existirenden,  Theile  so 
zusammengehalten  werden,  dass  der  eine  den  andern  gleich- 
sam  fordert  und  nothwendig  macht.  Das  Kunstwerk  muss 
ein  Eines  und  Ganzes  sein. 


3.    Eintheilnng  der  Knnst. 

1  16.  Die  Eintheilung  der  Kunst  wird  besonders  durch 
die  Beschaffenheit  der  Formen  gegeben,  durch  welche  sie 
darstellt :  obgleich  nicht  zu  zweifeln  ist,  dass  auch  die  Kunst- 
ideen,  in  inniger  Uebereinstimmung  mit  den  Kunstformen,  in 
verschiedenen  Kiinsten  schon  in  ihrem  ersten  Beginnen  ver- 

2  schiedenartig  sind.  —  Nun  sind  alle  Formen,  welchen  eine 
bestimmte  Gesetzmassigkeit  zukommt,  geeignet  Kunstformen  zu 
werden,  namentlich  die  mathematischen  Formen  und 
Verhaltnisse ,  von  den  en  in  der  Natur  die  Gestalt  der  Welt- 
korper  und  ihrer  Systeme  und  die  Bildung  der  Mineralkorper 
abhangt,  und  die  organischen  Gestaltungen,  in  denen  das 
Leben  auf  unserer  Erde  sich  weiter  und  hoher  entwickelt. 
Auf  diese  Weise  erscheint  die  Kunst  gleichsam  als  eine  zweite 
Nalur,  welche  den  Gang  derselben  wiederholt  und  emeuert. 

1  17.  Hiebei  beobachten  wir  den  Umstand,  dass,  je 
dunkler  und  unentwickelter  die  in  der  Kunstidee  enthaltene  Vor- 
stellung  ist,  um  desto  mehr  die  mathematischen  Verhalt- 
nisse  zur  Darstellung  genugen ;  je  klarer,  bestinmiter  aber  jene 
Vorstellung  wird,  um  desto  mehr  die  Formen  der  hohern, 
weiter  entwickelten,  organischen  Natur  entnommen  werden. 

2  Wie  nun  aber  der  wissenschaftliche  Verstand  nur  jene  mathe- 


[18J  Zur  Theorie  der  Kunst.  7 

niatischen  Verhaltnisse  vollig  durchdringt,  das  organische  Leben 
dagegen  nie  in  dem  Grade  in  den  Begriff  aufldsen  kann: 
so  erscheint  auch  die  kunstlerische  Phantasie  nur  in  jenen 
Forraen  frei  schaffend,  von  der  aussem  Natur  unabhangig, 
in  diesen  dagegen  gebundener  und  durchaus  auf  Beobach- 
tung  des  §,usserlich  Vorhandenen  angewiesen. 

1.  Rhythmik,  Musik,  Architektur,  welche  durch  mathematische  Ver- 
hftitnisse  wirken,  stellen  Vorstellungen  dunkler  Art  dar,  welche  weniger 
entwickelt  und  gegliedert  sind.  Fonnen  derselben  Art  sind  in  Raum  und 
Zeit  die  Grundformen  des  Universums,  aber  keines  individuellen  Lebens. 
Die  Fonnen  des  vegetativen  Lebens  (Landscbaftsmalerei)  gestatten  schon 
mehr  Bestimmtheit  der  Vorstellungen;  am  meisten  die  des  bOchsten  ani- 
malischen  (bistorische  Malerei,  Plastik).  Von  dem  Gefallen  an  Kunstformen 
der  erstem  Art  finden  wir  auch  die  Thierwelt  nicht  ganz  ausgeschlossen ; 
es  giebt  musikalische,  architektonische  Instinkte,  keinen  plastiscben.  Jede 
Kunst  feblt,  indem  sie  ihre  Formen  anders  als  ihrer  Bestimmung  gem&ss 
brauchen  will;  die  Musik  z.  B.,  wenn  sie  malt. 


18.  Jede  Form  setzt  eine  Gross e  voraus,  die  entweder  i 
in  der  Zeit  oder  im  Raume,  in  der  Succession  oder  Coexi- 
stenz,  gegeben  sein  kann.  Die  Zeit  wird  nur  durch  Bewe- 
gung  zur  Erscheinung  gebracht,  und  zur  besondem  messbaren 
Grosse.  Und  zwar  ist  die  Bewegung  um  so  mehr  als  reine 
Zeitgrosse  anzusehen,  je  weniger  dabei  das  Raumliche,  der 
sich  bewegende  Korper  und  die  Linie  der  Bewegung  in  Betracht 
kommt.  Eine  solche  reine  Zeitgrosse  ist  in  Wirklichkeit  der  2 
musikalische  Ton,  welcher,  als  solcher,  ganz  und  gar 
auf  dem  Maasse  der  Geschwindigkeit  der  regelmassigen  Schwin- 
gungen  des  tonenden  Eorpers  beruht..  Die  Musik  ist  es, 
welche  aus  der  Folge  und  Verbindung  dieser  schnellern  oder 
langsamem  Schwingungen  den  vollkommensten  Ausdruck  von 
Kunstideen  gewinnt. 

3.  Musice  est  exercitium  arithmeticae  occultum  nescientis  se  nu- 
merare  animi,  Leibniz.  Kant  S.  117  beschrinkt  diese  ricbtige  Be- 
merkung  zu  sebr,  indem  er  bebauptet,  dass  die  Mathematik  bios  die 
conditio' sine  qua  non  des  musikalischen  Eindrucks  sei,  aber  »an  den 
Reizen  und  Gemdthsbewegungen ,  welche  die  Musik  hervorbringt ,  nicht 
den  mindesten  Antheil  habe.«  Zum  musikalischen  Ton,  der  far 
sich  allein  nicht  erscheinen  kann,  kommt  in  der  AusfOhiung  nothwendig 
der  Laut  hinzu,  d.  h.  die  an  das  Ohr  schlagende  Tonwelle,  die  ofTen- 


8  Einleitung.  [19,  20] 

barfbei  verschiedenen  InstiTtmenten  Terschieden  gestaltet,  und  nlcht  rein 
quantitativer,  messbarer  Art,  sondem  wirklich  qaalitativ  bestimmt  ist. 

1  19.  Der  musikalische  Ton  kann  eine  verhullte  Zeit- 
grosse  genannt  werden,  indem  der  eigentlich  nur  quantitative 
Unterschied  der  Tone  durch  die  Beschaffenheit  unsers  Sinhs 
in  einen  scheinbar  qualitativen  verwandelt  zmn  Geiste  gelangt. 

2  Dagegen  werden  die  T5ne  wieder  in  ihrer  Dauer  durch  eine 
andere  Gattung  von  Kunstformen  bestimmt,  in  welcher  das 
Quantitative,  das  Messen  einer  ZeitgrSsse,  dem  Geiste  deutlich 
entgegentritt,  in  welcher  man  mit  Bewusstsein  misst  und  zahlt. 

3  Die  Kunst,  welche  durch  diese  Gattung  von  Maassen  ihre 
Ideen  ausdruckt,  ist  die  Rhythmik,  welche  als  Kunst  nie 
fur  sich  allein  auftreten,  aber  sich  mit  alien  durch  die  Bewe- 
gung  darstellenden  Kunsten  verbinden  kann. 

3.  Die  Rhythmik  misst  TOne,  und  Bewegungen  von  Kfirpern.  Ueber- 
dies  findet  der  Begriff  des  Rhythmus  auch  in  den  rHumlich  darstellenden 
KCnsten  seine  Anwendung,  und  bedeutet  hier  ein  einfaches,  leichtfassliches 
VerhUltniss  der  GrOssen  zu  einander.  Die  Rhythmik  auf  die  Sprache  an- 
gewandt  und  durch  diesen  Stoffbedingt  ist  die  Metrik. 


1  !20.  Eine  andere  Reihe  von  Kunsten  nimmt  zur  Zeit 
den  Raum,  zu  dem  Maasse  der  Bewegung  die  Qualitat  oder 
Art  und  Weise  derselben,  hinzu.  Eine  solche  Darstellung  in 
Raum  und  Zeit  zugleich  kann  der  Mensch  nur  dui'ch  Bewe- 

2  gung  seines  eigenen  Korpers  moglich  machen.  Diese  Reihe 
von  Kunsten  erreicht  ihr  HSchstes  in  der  mimischen  Ore  be- 
st ik,  einer  ausdrucksvollen  Tanzkunst,  in  der  ausser  dem 
Rhythmus  der  Bewegung  die  Art  derselben,  die  schone  und 

3  bedeutungsvolle  Geberde,  Kunstform  ist.  Aber  Aeusserungen 
einer  solchen  Kunstthatigkeit  durchdringen,  in  hoherem  oder 
geringerem  Maasse,  nach  den  Anlagen  von  Individuen  und 
Nationen,  das  ganze  Leben,  und  verbinden  sich  mit  verschie- 
denen Kunsten. 

• 

!2.  Die  Mimik  an  sich  mit  den  redenden  Ednsten  verbund^,  heisst 
Declamation,  bei  den  Griechen  arjfislct,  axi^fiata. 

3.  Umvillkflrlich  spricht  jede  Bewegung  und  Geberde  an  uns; 
ohne  Absicht  stellen  \vir  best&ndig  geistiges  Leben  dar.  Diese  unwill- 
kOrliche   Darstellung  zu    regeln,    war  Hauptsache   der   Griechischen 


[21,  22]  Zur  Theorie  der  Kunst.  -•  9 

Erziehang.  Man  erwartete,  dass  Qewdhnung  an  gussere  Wilrde  und 
edlen  Anstand  auch  das  GemQth  zur  amtpgoavvi]  und  xaXoxoycrd^a  stim- 
men  wurde.  Auch  die  Gymnastik  erschien,  besonders  in  der  Uebung  des 
Pentathlon,  als  eine  kunstmftssige,  der  Orchestik  verwandte  Darstellung. 
—  Die  Kunste,  wobei  der  Mensch  durcb  Bewegung  und  Stimme  han- 
delnd  auftritt,  finden  wir  im  Ganzen  viel  Mber  entwickelt  als  die 
werkthatigen,  welche  eines  ftussern  Stofifes  bedflrfen.  Nur  jene  ge- 
hOrten  daher  in  Griechenland  zur  allgemelnen  liberalen  Erziehung,  nicht 
diese.  Vgl.  Wachsmuth  Hellen.  Alterthumskunde ,  II,  II.  S.  311  ff.  Die 
lebendige  Plastik  aber  der  gymnischen  Spiele  und  Ghortftnze  hat  hemach 
die  Bildner  in  Stein  und  Erz  erstaunend  gehoben  und  gef^rdert. 

21.  Die  allein  im  Raum  darstellenden  (zeichnen-  l 
den)  Kunste  konnen  nicht  durch  die  reine  (arithmetische) 
Grosse,  das  bios  Quantitative,  darstellen,  wie  die  Musik, 
indem  das  Raumliche  iminer  zugleich  als  Figur,  also  quali- 
tativ,  bestimmt  werdeit  rauss.  Sie  haben  nur  zwei  Mittel  2 
darzustellen,  die  geometrisch  bestimmbare  und  die  or- 
ganische,  mit  der  Vorstellung  des  Lebens  eng  verbundene 
KSrperform. 

1.  Die  Zeit  entspricht  der  Linie  im  Raum,  abgesehen  von  deren 
besonderer  Richtung  und  Wendung,  also  einem  ausserlich  Undarstellbaren, 
nirgends  Vorhandenen. 

2.  Unter  dem  Organischen  im  weitem  Sinne  wird  das  Vegetative 
mitbegriffen. 

22.  Die  geometrischen   Formen   konnen  unlaugbar  1 
auch  an  sich  nach  Kunstgesetzen  ausgebildet  und  zur  Kunst- 
form  werden;  indess  erscheint  diese  Gattung  von  Kunstfornien 
aus  Grunden,   die  im   Verhaltniss  der  Kunst   zum  ubrigen 
Leben  der  Menschen  und  Volker  liegen,  fast  nie  unabhangig 
und  rein  darstellend,  sondern  in  der  Kegel  an  ein  zwecker- 
fiillendes  (§.  1,  2)  einem  bestimmten  Lebensbedurfnisse  ge- 
nugendes  Schaflfen  gebunden.     Aus  dieser  Verbindung  geht  2 
eine   Reihe   von  Kunsten  hervor,  welche  Gerathe,  Gefasse, 
Wohnimgen  und  Versammlungsorte  der  Menschen  zwar  einer- 
seits  nach  ihrer  Zweckbestimmung,  aber  andrerseits  in  Gemass- 
heit  von  Gefuhlen  und  Kunstideen,  gestalten  und  ausbilden. 
Wir  nennen  diese  Reihe  gemischter  Thatigkeiten  Tektonik;  3 
ihr  Hochstes  ist  die  Architektonik,  welche  am  meisten  vom 


10  Einleitung.  [23,24] 

Bedurfniss  sich  emporschwingen ,  und  zu  einer  machtvollen 
Darslellung  tiefer  Empfindungen  werden  kann. 

3.  Den  Ausdruck  Tektonik  habe  ich  hier  zur  Bezeichnung  eines 
wissenschaftlichen  BegrifFs,  den  man  schwerlich  entbehren  kann,  einzu- 
fQhren  gesucht,  indem  ich  dabei  nicht  Qbersah,  dass  bei  den  Alten 
xiKTovs^  in  speciellem  Gebraucb  Bauleute  und  Schreiner,  nicht  aber  Thon- 
und  Metallarbeiter  heissen,  aber  dabei  zugleich.den  allgemeinen  Sinn 
berflcksichtigte,  der  in  der  Etymologie  des  Worts  liegt.  Vgl.  Welcker 
Rhein.  Mus.  C  Philol.  Bd.  II.  S.  453.  [E.  Gurtius  im  Gottaischen  Kunstbl. 
1845.  S.  4t.]  —  Die  Architektur  zeigt  deutlich,  welche  Herrschaft  aber 
das  menschliche  GemOth  geometriscbe  Formen  und  Maassverhfiltnisse  aus- 
aben  kdnnen.  Sobald  sie  aber  die  geometrisch  construirbare  Figur  verlfisst, 
eignet  sie  sich  schon  eine  fremde  Kunst  an,  wie  in  vegetabilischen  und 
animalischen  Zierathen.  Die  letztern  hat  das  Alterthum  mit  richtigem 
Sinn  an  portativen  Gerathen,  Kesseln,  Thronen  und  dgl.  am  ehesten 
zugelassen.  —  Die  Gartenkunst  kann  man  eine  Anwendung  der  Archi- 
tektur auf  das  vegetabilische  Leben  nennen.* 

1  23.  Der  eigenthumliche  Charakter  dieser  Kunste  beruht 
auf  der  Vereinigung  der  Zweckraassigkeit  mit  der  kiinst- 
lerischen  Darstellung,  zweier  Prinzipien,  die  in  den 
einfachsten  Werken  der  Art  noch  wenig  unterschieden  sind, 
aber  in  den  hoheren  Aufgaben  immer  weiter  auseinandertreten, 
ohne  doch  je  ihren  nothwendigen  Zusammenhang  zu  verlieren. 

2  Das  Hauptgesetz  dieser  Kunste  ist  daher,  dass  die  Kunstidee 
des  Werks  aus  seiner  Zweckbestimmung  fur  ein  lebendig  und 
tief  auffassendes  Gefiihl  naturlich  hervorgehen  musse. 

1.  Ein  GefSLss  fClr  einen  einfachen  Zweck  wird  meist  schon  dadurch 
schOn  sein,  dass  es  zweckm^sig  ist.  Und  wie  innig  auch  in  der  Archi- 
tektur die  utilitas  mit  der  venustas  und  dignitas  zusammenhange,  fuhrt 
schon  Gicero  de  Or.  Ill,  46  schOn  aus.  Doch  trennt  sich  naturlich  in  den 
Crebrauchen  fiir  den  Gultus  zuerst  die  Kunstidee  von  der  Husseren  Zweck- 
mfissigkeit.  Die  Gothische  Kirche  hat  ihre  H5he,  das  Emporstreben  aller 
Theile  nicht  der  Zweckmassigkeit  zu  verdanken.  Oft  giebt  hier  das  Be- 
diirfhiss  nur  den  Aniass,  und'  die  Phantasie  erscheint  in  der  Zusammen- 
setzung  geometrischer  Formen  fast  freischaffend. 


1  24.    Diejenigen  Kunste,  welche  durch  aus  dem  Leben 

hervorgegangene ,  organische  Naturformen  darstellen, 
sind  (§.  17,  2)  wesentlich  nachahmend,  und  beruhen  auf 
kunstlerischem  Naturstudium,  indem  nur  die  wirkliche  orga- 
nischse  Naturform  in  jenem  nothwendigen  und  innigen  Zusam- 


[25]  Zur  Theorie  der  Kunst.  1 1 

menhange  zum  geistigen  Leben  steht  (§.  2,  3.),  jene  durchgan- 
gige  Bedeulsamkeit  hat,  von  welcher  die  Kunst  ausgeht    Aber  2 
der  Kunstler  vermag  eine  Vorstellung  der  organischen  Form 
zu  erreichen,  welche  uber  der  einzelnen  Erfahrung  steht,  und 
in  dieser  die  Grundform  fur  die  erhabensten  Ideen  zu  linden. 

2.  Die  voUkommen  entwickelte  organische  Form  ist  eben  so  wenig 
in  der  Erfahrung  gegeben,  wie  ein  reines  roathematisches  Verh&ltniss, 
aber  sie  kann  aus  dem  Erfahrenen  herausgefdhlt  und  in  der  Begeisterung 
ergriffen  werden.  Auf  dem  Streben  nach  einer  solchen  Auffassung  des 
Organismus  beruht  die  wahre  und  &chte  IdealitSLt  der  besten  griechischen 
Kunst.  Ueber  die  verkehrten  Richtungen  der  Idealisten  und  Realisten  in 
Kunst  und  Theorie  spricht  sehr  einsichtsvoll  G.  F.  von  Rumohr,  Italienische 
Forschungen  I.  S.  1—157.  ["Briefe  von  F.  Thiersch  und  Rumohr  bei  Greuzer 
Zur  Archaeol.  E.  S.  82-^99.  und  Greuzer  I.  8.  59  ff.  treffend  gegen  Rumohr.] 
—  Die  Verbindungen  niedrer  Naturformen  untereinander  und  mil  der 
menschlichen  (Greifen,  Kentauren,  FlQgelfiguren)  werden  theUs  durch  den 
Glauben  gerechtfertigt,  theils  gehOrten  sie  in  den  besten  Zciten  mehr  der 
schmikckenden  Bildnerei  an.  In  der  Arabeske  werden  mathematische 
Grundlinien  von  Grebfluden  und  Gerftthen  auf  eine  freie  Weise  zum  Behufe 
der  Yerzierung  in  vegetabillsche  und  selbst  animalische  Form  en  hindber- 
gespielt.  »Eine  Gattung  der  Malerei,  die  sich  aller  natdrlichen  Gestalten 
in  phantaslischer  Zusammensetzung  und  Vermischung  bedient,  nur  an- 
deutimgsweise  allegorische  Gestalten  auszusprechen:  dies  ist  die  Arabeske.« 
Schom  Umriss  einer  Theorie  der  bild.  Kunst  1835  S.  38. 

25.    Diese  Kunste  werden  nun  dadurch  unter  einander  i 
unterschieden ,   dass  die  eine,  die  Bildnerei  oder  Plastik, 
die  organischen  Formen  selbst  korperlich  hinstellt  (nur  dass 
die  Verschiedenheit  des  Stofifes  oft  Ver§,nderungen  der  Form  2 
nothig  macht,  um  einen  ahnlichen  Eindruck  zu  erreichen) :  die 
andere,  die  Zeichnung  oder  Graphik,  durch  Licht  und  3 
Schatten  auf  einer  Flache  bios  den  Schein  der  KQrper  her- 
vorbringt,  indera  nur  durch  Licht  und  Schatten  unser  Auge 
Korperformen  wahmimmt. 

1.  nXaartxi^,  ursprQnglich  in  engerm  Sinne  gebraucht  (s.  unten 
§•  305),  hat  diese  weitere  Bedeutung  schon  bei  spateren  Rhetoren  und 
Sophisten.    Jakobs  und  Welcker  ad  Philostr.  p.  195. 

2.  VOllig  treue  stereometrische  Darstellung  verbletet  der  wesent- 
lich  verschiedene  Eindruck  des  lebendigen  und  ieblosen  Kdrpers;  verscbie- 
dene  Stoffe  gestatten  indess  hierin  verschiedene  Grade  der  Annliherung. 


1:2  Einleilung.  [26,  27] 

3.  Die  Zeichnung  nennt  Kant  gut  die  Kunst  des  Sinnenscheins; 
doch  verwandelt  das  Auge  auch  jedes  plastische  Werk  in  ein  Gem&lde, 
indem  es  dasselbe-  von  einem  bestimmten  Standpunkt  aus  betrachtet. 

1  26.  Die  Farbe  ist  zwar  der  aussem  Moglichkeit  nach 
rait  beiden  Kunsten  vereinbar,  aber  wirkt  in  der  Plastik  um 
so  weniger  vortheilhafi ,  je  mehr  sie  der  Natur  nahekommen 
\vill,  well  bei  solchem  Bestreben,  den  Korper  vollig  wiederzu- 
geben,  der  Mangel  des  Lebens  um  so  unangenehmer  aufiallt; 

2  dagegen  verbindet  sie  sich  ganz  naturlieh  mit  der  an  sich  un- 
voUkommener  darstellenden  Zeichnung,  welche  nicht  die  K5r- 
per,  sondern  die  Wirkungen  des  Lichts  auf  ihnen  darstellt, 
wozu  die  Farbe  selbst  gehort,  und  erhebt  diese  zu  der  Kunst 

:i  der  Malerei.  Die  Farbe  hat  in  ihrer  Natur,  ihren  Wir- 
kungejn  und  Gesetzen  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  Tone. 

1.  Daher  das  Widerwartige  der  Wachsfiguren;  die  bezweckte  Illusion 
ist  grade  hier  das  Abstossende.  Die  gemalten  Holzbilder  der  Slteren 
Griechischen  Kunst  gingen  nicht  auf  diese  getreue  Nachahmung  der  lokalen 
Farben  aus. 

3.  Auch  die  Farben  sind  wabrscheinlich  nur  quantitativ  (nach 
Euler  durch  die  Zahl  der  Schwingungen  des  Lichtathers)  verschieden.  Sie 
bilden  eine  Art  Octave,  consoniren  und  dissoniren,  erwecken  ahnliche 
Empfindungen  wie  TOne.  —  Vgl.  Goethe's  Farbenlehre,  besonders  Abschn.  6: 
•Sinnlich-sittliche  Wirkung  der  Farben. « 

1  27.  Hierdurch  wird  das  Verhaltniss  der  Plastik 
und   Malerei,   ihrem    Vermogen    und    ihrer    Bestiramung 

2  nach,  schon  in  den  Hauptzugen  bestimmt.  Die  Plastik  stellt 
die  organische  Form  in  hochster  Vollkommenheit  dar,  und 
halt  sich  mit  Recht  an  den  Gipfel  derselben,  die  Menschen- 
gestalt;  sie  muss  uberall  vollig  und  rund  darstellen  und  darf 
nichts  unbestimmt  lassen;  eine  gewisse  Beschranktheit  in  den 
Gegenstanden,  aber  grosse  Klarheit  auf  der  andern  Seite  ge- 

3  h5rt  zu  ihrem  Charakter.  Die  Malerei,  welche  zunachst 
das  Licht  darstellt  (in  dessen  Wundem  sie  recht  ihre  Grosse 
zeigt),  und  dafur  in  der  Korperform  mit  dem  dadurch  her- 
vorgebrachten  Schein  zufrieden  ist,  vermag  viel  mehr  in  ihren 
Kreis  zu  ziehen  und  die  ganze  Natur  zur  Darstellung  ihrer 
Kunstideen  zu  machen;  sie  ist  andeutungsvoller,  aber  minder 

4  scharfbezeichnend.    Die  Plastik  ist  ihrer  Natur  nach  mehr  auf 


[28]  Zur  Theorie  der  Kunst.  13 

das  Ruhige,  Feste  gerichtet,  die  Malerei  mehr  auf  das 
Vorubergehende ;  diese  kann  auch  dadurch,  dass  sie  Femes 
und  Nahes  verbindet,  mehr  Bewegung  in  sich  aufhehmen 
als  jene;  die  Plastik  ist  daher  mehr  fur  die  Darstellung  des 
Charakters  {v^og)^  die  Malerei  fur  den  Ausdruck 
{ra  nd^ri)  geeignet.  Die  Plastik  ist  uberall  an  eine  strengere  5 
Gcsetzroassigkeit,  an  ein  einfacheres  Schonheitsgesetz,  gebun- 
den;  die  Malerei  darf  eine  grossere  scheinbare  Stoning  im 
Einzelnen  (§.  13.  Anm.)  wagen,  weil  sie  reichere  Mittel  hat, 
sie  im  Ganzen  wieder  aufzuheben. 

5.  Das  Malerische  wird  von  Neuern  5fler  dem  SchOnen  entgegen- 
gesetzt,  das  Plastische  niemals. 

Das  Basrelief  (Basso-,  Mezzo-,  Altorilievo),  dessen  Gesetze  schwer 
zu  bestimmen  sind,  schwankt  zwischen  beiden  Kunsten;  das  Alterthum 
hat  es  mehr  plastiscfa ,  die  neuere  Zeit ,  in  der  die  Malerei  vorherrscht, 
oft  malerisch  behandelt.  TOlken  tkber  das  Basrelief.  Berlin  1815.  Die 
Scalpiur  (Stein-  und  Stempelschneidekunst)  ist  in  der  Kegel  nichts  als 
die  Kunst,  ein  Relief  im  Kleinen  mittelbar  hervorzubringen. 


28.  Die  redenden  Kunste  haben  in  ihren  Darstel-  1 
lungsformen  von  den  andem  viel  mehr  Abweichendes  als 
diese  untereinander.  Auch  sie  stellen  ausserlich,  sinnlich  dar, 
und  folgen  ausserlichen  Formgesetzen  (der  Euphonie,  der  Rhyth- 
mik),  aber  diese  aussere  Darstellung  (der  das  Ohr  beruh- 
rende  Laut)  ist  so  vvenig  wesentlich  und  nothwendig,  dass 
der  Genuss  des  Kunstwerks  auch  ohne  sie  moglich  ist.  Ge-  2 
wiss  ist  die  Thatigkeit  des  Dichters  viel  complicirter  als  die 
der  andem  Kunstler,  und  macht  gewissermassen  den  doppelten 
Weg,  indem  aus  dem  geistigen  Grunde,  der  Kunstidee,  ge- 
wisse  Reihen  von  geistigen  Anschauungen,  von  Phantasiebil- 
dem  erwachsen,  welche  die  Sprache  alsdann  durch  Begrifife 
zu  erfassen,  zu  beschreiben  und- mitzutheilen  sucht. 

2.  Auch  kann  man  nicht  iSugnen,  dass  eine  jede  Rede,  welqhe 
Empfindungen  auf  eine  befriedigende  und  wohlthuende  Weise  anregt, 
einem  Kiinstwerke  verwandt  sei;  dies  findet  aber  nicht  bios  bei  der  eigent- 
licben  Beredsamkeit ,  sondern  auch  z.  B.  beim  klaren  philosophischen 
Yortrage  statt.  Darum  ist  ein  solcher  aber  noch  nicht  eigentlich  ein 
Kunstwerk  zu  nennen. 


14  Einleitung.  [29,  30,  31] 

4.    Allgemeines  fiber  die  geschichtliche  Erscheinnng  der 
Knnst,  insonderheit  der  bildenden. 

1  29.  Die  gesanunte  Kunstthatigkeit,  insofem  sie  von  dem 
geistigen  Leben  und  den  Gewohnungen  einer  einzelnen  Person 
abhangt,  wird  eine  individuelle;   von  dem  einer  Nation, 

2  eine  nation  ale.  Sie  wird  durch  Beides  eben  so  in  den 
Kunstideen  als  in  der  Auflfassung  der  Formen  bestimmt,  und 
nach  der  Wandelbarkeit  des  Lebens  von  Individuen  und  Na- 
tionen  in  verschiedenen  Zeiten  und  Entwickelungsstufen ,  auf 

3  verschiedene  Weise  bestimmt.  Diese  Bestimmung,  welche  die 
Kunst  dadurch  erhalt,  nennen  wir  den  Styl. 

3.  Z.  B.  den  Aegyptischen,  den  Griechischen ;  den  Styl  der  Griechi- 
schen  Kunst  in  besohdem  Zeiten ;  den  des  Pliidias ,  des  Praxiteles.  Nur 
der  hat  einen  Styl,  dessen  Eigenthamlicbkeit  mfichtig  genug  ist,  seine  ganze 
Kunstthatigkeit  durchgreifend  zu  bestimmen.  Der  Stjl  bedingt  auch  die 
Auffassung  der  Idee,  nicht  bios  dqr  Formen,  obglelch  man  neuerlich  ihn 
ganz  auf  die  ErfQlIung  der  Bedingungen  des  Stoffs  (§.  25,  2)  hat  ein- 
schranken  wollen.  Schom  Umriss  S.  40  deftnlrt  Styl:  gesetzmassige 
Sch5nheit,  das  musikalische  oder  rhythmische  Element  der  Gestaltenbildung. 
Dagegen  ist  Manier  ein  falsches  Einmischen  des  PersOnlichen  in  die 
Kunstthatigkeit  nach  trSgen  GewOhnungen  oder  krankhaften  Richtungen 
der  Empfindung,  wodurch  die  Form  ohne  RQcksicht  auf  die  Forderung 
des  Gegenstandes  immer  auf  Hhnliche  Weise  modificirt  wird. 

1  30.  Das  geistige  Leben,  welches  sich  in  der  Kunst 
aussert,  hangt  mit  dem  gesammten  Geistesleben  auf  s  engste 
zusammen ;  nur  der  bestandig  wirksame  Trieb  zur  Darstellung 

2  macht  den  Kunstler.  Jedoch  steht  die  Kunst  uberall  ganz 
besonders  mit  dem  religiosen  Leben,  mit  den  Vorstellun- 
gen  von  der  Gottheit,  in  Verbindung;  indem  die  Religion 
dem  Menschen  eine  geistige  Welt  oflfhet,  welche  in  der  Er- 
fahnmg  nicht  ausserlich  erscheint,  und  doch  eine  aussere  Dar- 
stellung verlangt,  die  sie  nach  der  verschiedenen  Richtung 
der  Volker  mehr  oder  minder  in  der  Kunst  findet. 

2.  So  schliesst  sich  in  Griechenland  an  den  Gultus  durch  Tempel, 
Bild,  Hymnus,  Chor,  Pompen,  Agonen,  die  Uebung  der  Architektur,  Plastik, 
Musik,  Poesie,  Orchestik,  Gymnastik  an. 

I  31.    Die  Religion  wird   um  so  mehr  kunstlerisch  und 

besonders  plastisch  sein ,  je   mehr  ihre  Vorstellungen  in  den 


[32,  3.'5]  Zur  Theorie  der  Kunst.  15 

Formen  der  organischen  Welt  auf  adaequate  Weise  darstell- 
bar  sind.  Eine  Religion,  in  welcher  das  Leben  der  Golt-  2 
heit  mit  dem  in  der  Natur  vorhandenen,  im  Menschen 
sich  vollendenden,  verschmolzen  wird  (wie  die  Griechische  war), 
ist  ohne  Zweifel  besonders  der  plastischen  Kunst  forderlich. 
Indess  erkennt  auch  eine  solche  Religion  in  der  Gottheit  zu-  3 
gleich  immer  ein  Undarstellbares,  jenen  Fonnen  nicht  Adaequa- 
tes,  an;  und  nicht  alle  Theile  und  Seiten  derselben  geben 
sich  der  Kimstdafstellung  auf  gleiche  Weise  hin. 

3.  Das  religiose  Geftlhl,  welches  adaequate  Fonnen  zu  finden 
verzichtet,  nennen  wir  ein  mystisches;  wenn  es  ftussere  Zeichen  sucht, 
so  sind  es  meist  absichtlich  unf^rmliche,  seltsame. 

32.  Wahrend  die  eigentliche  Kunstfonn  ein  vSlliges 
Entsprechen  und  inniges  Durchdringen  der  geistigen  Bedeu- 
tung  und  aussern  Darstellung  fordert,  beruht  das  Symbol 
auf  einer  kuhn6m  Verknupfung  der  Vorstellungen  von  gott- 
lichen  Wesen  mit  aussem  Gegenstanden,  die  nur  durch  den 
Drang  des  religiosen  Gefiihls,  aussere  Hulfsmittel  und  Stutz- 
punkte  fur  den  Aufschwung  des  Geistes  zu  gewinnen,  erklart 
werden  kann. 

Solcher  Art  sind  die  Thiersymbole  Griechischer  Gfltter;  nur  der 
von  dem  bestimmten  GefQhl  und  Glaoben  Durchdrun^ne  sieht  das 
gOttb'che  Leben  in  dem  Thiere.  Der  eigentliche  Gultus  ist  symbolisch; 
die  Kunst  kndpft  sich  nur  daran  an,  und  das  Symbolische  wird  in 
ihr  untergeordnet,  je  mehr  sie  sich  entwickelt. 


33.  Indem  die  Kunstideen  aus  Vorstellungen,  die  sich  ^ 
bei  den  Volkem  auf  geschichtliche  Weise  gebildet  und  festgestellt 
haben,  erwachsen,  sind  sie  posit iver  Art;  doch  wurde 
aUes  eigenthumliche  Kunstleben  aufhoren,  wenn  sie  vollig  po- 
sitiv  waren,  womit  die  Feststellung  ganz  bestimmter,  sich 
immer  nur  wiederholender  Formen  nothwendig  zusammen- 
hangen  musste  (§.  3 ,  7).  Solche  durch  Satzung  oder  Ge-  2 
wohnheit  festgestelllen  Formen,  welche  der  freien  Kunstthatig- 
keit  Schranken  setzen,  nennt  man  Typus. 

2.  Ein  Typus  wird  in  der  Nachbildung  festgehalten ,  ohne  aus  dem 
Geiste  des  KiQnstlers  als  die  angemessenste  Form  von  selbst  hervorzugehen. 
Die  sogenannten  Ideale  der  Griechischen  G5tter  sind  keineTypen; 


16  Einleitung.  [34,  35] 

sie  schliessen  die  Freiheit  des  ECnstlers  nicht  aus;  vielmehr  enthalten  sie 
den  st&rksten  Antrieb  zu  neuen,  genialen  SchSpfungen. 


34.  Aus  AUem  erhellt ,  dass  ein  Volk  und  eine  Zeit, 
in  denen  ein  tiefes  und  zugleich  regsames  Leben,  welches 
durch  das  Positive  des  Glaubens  und  der  Sitte  mehr  unter- 
stiitzt  als  gefesselt  wird,  mit  einer  lebendigen  und  begeister- 
ten  Auflfassung  der  Naturformen ,  und  rail  der  nothigen 
Herrschaft  uber  den  Stoflf  zusammentrififl,  fur  die  Ausbildung 
der  Kunst  besonders  glucklich  sein  wird. 


B.    Litterarische  Einleitung. 

35.  Schon  das  Alterthum  hatte  die  zeichnenden 
Kunste  zum  Gegenstande  von  Gelehrsamkeit  und  Wissenschaft 
gemacht,  wenn  auch  nie  in  dem  allgemeinen  Zusammenhange, 
wie  man  es  jetzt  versucht.  Wir  unterscheiden  hier  folgende 
Classen  von  Schriftstellem:  1)  Kunstler,  welche  Regeln 
ihrer  Kunst  und  Betrachtungen  uber  vorzugliche  Werke  mit- 
theilen.  2)  Historische  Forscher  uber  die  Kunstlerge- 
schichte.  3)  Periegetische  Schriftsteller,  welche  dieMerk- 
wurdigkeiten  kunstberuhmter  Orte  schildern.  4)  Sophisten, 
welche  von  Kunstwerken  Gelegenheit  zu  rhetorischen  Compo- 
sitionen  nehmen.    5)  Gelehrte  Sammler. 

1)  Alle  Schriften,  commentarii ,  der  Architekten  uber  einzelne  Ge- 
bSude  derselben,  wohl  entstanden  aus  Rechenschaften  (vgl.  Corp.  Inscr. 
n.  160),  hatte  man  von  Theodores  v.  Samos  (?)  um  01.  45,  Ghersiphron 
und  Metagenes  (?)  um  55,  Iklinos  und  Karpion,  85,  Philon,  115  und 
A.  bei  Vitruv  VU.  Praef.  Die  Nem  nolrjaig,  welche  dem  alten  Theo- 
dores Oder  Philon  beigeschrieben  wurde,  war  nach  einem  Fragment 
(bei  Pollux  X,  52,  188.  ygl.  Hemsterh.)  eine  allgemeine  Unterweisung  im 
Tempelbau ;  onXo&i^xr]  des  Philo.  M.  Vitruvius  Pollio,  Ingenieur 
unter  Caesar  und  August:  de  Architectura  libri  X.  Ausg.  von  L.  Marini 
1837,  Annali  d.  1st.  archeol.  VUI.  p.  130.  Bullett.  1837,  p.  188.  Die 
Kiinstler  Antigohos,  Menaechmos,  Xenokrates,  nach  Alexander,  u.  A.  de 
toreutice,  Plin.  Elench.  auctor.  XXXfll.  Pasiteles  (a.  u.  700)  schrieb 
mjrabilia  opera.  Wissenschaftliche  Maler,  Parrhasios  (01.  95),  Euphranor 
(107),  Apelles  (112)  u.  A.,  schreiben  Qber  ihre  Kunst  (PI.  El.  XXXV.). 
Schriften  von  Malern  und  Sculptoren,  Euphranor,  Silanion  (114),  Ober 


[361  Litteratur.  17 

Symmetrie,   Plin.   XXXV,   40,   25.     Vitruv  VH.  Pr.     Laas  ntQi  Xi&tov 
ylvqt^'gy  Bekker  Anecd.  6r.  p.  1182. 

2)  Oi  noXvitQttyfiovijattvTes  enov8-g  za  ig  tovg  nXccazccg  Paus.  Y, 
20,  1.  Aus  solchen  fClhren  die  Historiker  bei  bestimmten  Epochen  die 
gleichzeitigen  Kiinstler  an.  Ueber  die  Kunstkennerscbaft  der  Alten  s. 
§.  184,  6. 

.  3)  Die  erste  Quelle  and  die  Ciceroni,  ^gi^yyijral,  sre^ii^yi^ral, 
/ivaraycD/ol,  oi  inl  ^ccvfiaaiv  (s.  Gic  Verr.  IV,  59.  mystagogi  lovis 
Olympiae  et  Minervae  Atbenis,  Varro  ap.  Non.  p.  419),  welcbe  von 
Mythen  und  Kunstanekdoteu  lebten  (Lukian  Philops.  4).  Vgl.  Facius 
GoUectaneen  S.  198.  Thorlacius  de  gustu  Graecorum  antiquitatis  am- 
bitioso.  1797.  BOttiger  Arcbaeol.  der  Malerei  S.  299.  —  Periegetiscbe 
Schriftsteller :  der  grQndliche  und  umfassende  Polemon,  6  nsQirjyrjTfigj 
CTTiloxonag^  um  01.  138,  Heliodor  fiber  Athen,  Hegesandros,  Alketas 
ilber  Delphi  und  zahllose  andre,  s.  L.  Preller  Polemonis  Perieg.  fragmenta, 
Lpz.  1838.  Pausanias  der  Lyder,  unter  Hadrian  und  den  Antoninen, 
ein  genauer  und  sehr  kundiger  Schriftsteller,  der  aber  ganz  als  Periegei 
zu  fassen  ist,  *EXlcidog  ntf^trjY^<fff»g  ^.  /. 

4)  Die  Gem&ldebeschreibungen  des  Rhetor  Philostratos  (um 
220  p.  G.)  und  seines  Tochtersohns,  des  jflngern  Philostr.  Gegen  Welcker 
Passow  Zschr.  f.  A.  W.  1836.  S.  571,  aus  Unkunde  der  alten  Kunst. 
[Kayser  in  seiner  Ausg.  des  Philostr.  1844  im  Prooemium  zu  den  6e- 
inalden.]  Libanios  (314—390)  und  andrer  Rhetoren  ix(p(fd6Btg.  Vgl. 
Petersen  vier  Pi-ogramme  de  Libanio.  Havniae  1827.  28.  Das  geistreichste 
der  Art  sind  einige  Schriften  Lukian s.  Vei-wandter  Natur  sind  die 
meisten  Epigramme  auf  Kunstwerke ;  wordber  Heyne,  Gommentatt.  Soc. 
Gott.  X.  p.  80  sqq. 

5)  M.  Terentius  Varro  de  novem  disciplinis,  darunter  de  archi- 
tectura.  Plinius  Nat.  Hist.  XXXIII— XXXVII  (Cod.  Bamberg.  Schorn^s 
Kunstblatt  1833.  N.  32—51).  J.  Chr.  Elster  Proleg.  ad  exc.  Pliniana 
ex.  1.  XXXV.  Programra  von  HelmstSdt  1838. 

36.     Die  neuere   Behandlung   der  alten  Kunst,   seit  i 
der  wiedererwachten  Liebe  zum  classischen  Alterthuin,  kann 
man  nach  drei  Perioden  unterscheiden. 

I.  Die  kunstlerische,  etwa  von  1450  bis  1600.  2 
Die  Kunstwerke  des  Alterthums  werden  mit  Freude  und  Liebe 
aufgefasst,  und  mit  Eifer  gesammelt.  Ein  edler  Wetteifer 
entzundet  sich  daran.  Das  Interesse  am  Kunstwerke  als  einem 
historischen  Denkmal  ist  gering,  man  will  geniessen.  Daher 
die  Restaurationen  der  Kunstwerke. 

0.  Muller^t  A rchft«ologie ,   8.  Aufl.  2 


18  Einleitung.  [37] 

'-2.  Henrici  Gommentatt.  VII.  de  statuis  ant.  tnutilatis  recentiori' 
manu  refectis.  Viteb.  1803  sqq.  4.  Die  Werke  der  alien  Kunst  'wai'en 
im  Mittelalter  zu  keiner  Zeit  ganz  unbeachtet  geblieben;  Nicola  Pisano 
(st.  1273)  studirte  alte  Sarkophagen  (Cicognara  Storia  della  Sciilt.  I. 
p.  355):  indessen  wurde  nichts  fOr  Erhaltung  und  Aufbewahning  gethan. 
Die  ZerstOrungsgeschichte  des  alten  Roms  schliesst  selbst  noch  nicht 
init  Sixtus  IV.  (st.  J 484;  vgl.  Niebuhr's  KI.  Schriflen  Bd.  I,  S.  433), 
doch  verffthrt  man  immer  schonender.  Gibbon's  71stes  Kap.  Prospect 
of  the  Ruins  of  Rome  in  the  fifteenth  century.  Sammlungen  beginnen 
schon  mit  Kola  Rienzi,  dem  Nach^ffer  des  Alterthums  (1347),  mit  Petrarca 
(st.  1374;  MGnzen);  bedeutendere  mit  Lorenz  Medicis  (1472—92;  Statuen, 
Busten,  besonders  aber  Gemmen,  s.  Heeren  Gesch.  der  classischen  Litteratur, 
11.  S.  68);  schon  friiher  in  Rom,  wie  von  Eliano  Spinola  unter  Paul  li. 
Poggius  (st.  1459.)  kannte  etwa  nur  fOnf  Statuen  in  Rom;  nach  seinem 
Werke  de  fortunae  varietate  urbis  Romae,  herausg.  von  Dom.  Georgi  1723. 
Ueber  Poggius  Florent.  de  varietate  fortunae  s.  Heumann  Poecile  T.  II. 
p.  45  sq.  Eifer  der  PSQ)ste  Julius  II.,  Leo  X.  Raphael's  grossartiger 
Plan,  das  alte  Rom  offen  zu  legen.  (Raphael's  Brief  an  Leo  X.  bei 
Bunsen  Beschreibung  der  Stadt  Rom,  I.  S.  266.  Leo's  Auftrag  an 
Raphael,  P.  Bembo  Epistolae  n.  21.)  Michel  Angelo's,  Benvenuto- 
Gellini's  Enthusiasmus  fQr  die  Antike.  Bei  weitem  die  meisten  Antiken, 
besonders  Statuen,  sind  zwischen  1450  und  1550  gefunden.  Haupt- 
restaurator  (am  Apollo  vom  Belvedere,  Laokoon)  Giovanni  Angelo  Mon- 
torsoli  um  1532.  Zahlreiche  Palldste  fuUen  sich  damit  (vgl.  Fiorillo 
Gesch.  der  Malerel,  I.  S.- 125  ff.  II.  S.  52  ft).  Ostentation  tritt  an  die 
Stelle  ^chter  Kunstliebe.    Die  Restauration  wird  handwerksmlLssig  besorgt. 

1  37.  II.  Die  antiquarische,  von  1600  etwa  bis 
1750.  Der  Antiquar,  welcher  ursprunglich  besonders  als 
Nomenclator  der  aufzustellenden  Statuen  gebraucht  wurde, 
erlangt  nach  und  nach  mehr  Wichtigkeit,  ohne  dass  indess  die 
ausgezeichnetern  Kenner  des  Alterthums  sich  viel  um  die  Kunst 

2  bekummem.  Die  Bemuhungen,  die  alten  Kunstwerke  zu  er- 
lautem,  obgleich  nicht  ohne  Verdienst,  sind  meist  zu  sehr 
auf  das  Aeussere  und  Kleinliche  gerichtet,  und,  weil  sie  von 
keiner  genauen Kenntniss  des  Griechischen  Lebens  ausgehn, 

3  in  falschen  Richtungen  befangen.  Dieselbe  Zeit  sorgt  auch 
ffir  Bekanntmachung  der  Sammlungen,  zuerst  nachlassiger, 
allmahlig  mit  mehr  Sorgfalt  und  Geschick. 

2.  Rom  war  Mittelpunkt  dieser  Studien,  daher  der  frtlhe  Eifer 
ffir  Roms  Topographie  (von  Fl.  Biondo  1449  an;  vgl.  §.  258,  3); 
daher  aber  auch  die  Sucht,  die  alten  Kunstwerke   immer  aus  der  RO- 


[37]  Lilteratur.  1 9 

mischen  Geschichte  zu  deuten.  —  Andr.  Fulvius,  Raphael's  Zeitgenoss, 
nannte  sich  zuerst  Antiquar.  —  Hadr.  Junius  (1511—1575).  Fulv.  Ursi- 
nus  (1529—1600).  Jacques  Spon  (1675  mit  Wehler  in  Griechenl.)  theilt 
den  gesammten  Stoff  auf  eine  rohe  Weise  in  Numismato  -  Epigrammato- 
Architektono  -  Ikono  •  Glypto  -  Toreumato  -  Biblio-Angeiographie.  Miscellanea 
antiquit.  Lugd.  Bat.  1685.  Recherches  curieuses  d*Antlquit6  contenues  en 
plusieurs  dissertations  —  par  Mr.  Spon.  Lyon  1683.  Eine  fthnliche  Be- 
handlung  herrscht  in  den  Schriflen  Laur.  Beger*s,  Thesaurus  Brandeburg. 
Berl.  1696.  In  Montfaucon's  Antiquity  expliqu^  et  repr^sent^re  en  figu- 
res. 1.  Ablh.  1719.  2.  Ausg.  1722,  5  Bde.  f.  (Supplement  in  5  Bdn.  1724.) 
wird  die  Kunst  nur  gebraucht,  Aeusserlichkeiten  des  alten  Lebens  an- 
schaullch  zu  machen.  In  Emesti's  Archaeologia  literaria  (ed.  alt.  von  6. 
H.  Martini.  Lpz.  1790),  und  Christ's  Abhandlungen  dber  die  Litteratur 
and  Kunstwerke,  vomehmlich  des  Alterthums  (herausg.  von  Zeune.  Lpz. 
1776.),  herrscht  auch  noch  dieser  antiquarische  Geist.  Man  betrachtet 
die  Kunstwerke  nur  als  Denkmaler  der  Erinnerung,  wie  die  Inschriften. 
Notizen  von  Entdeckungen  aus  einer  Handschrifl  des  Ghibroti,  Bullett. 
d.  Inst.  1837  p.  67. 

3.  Die  frflheren  Kupferwerke  uber  Statuen  sind  heutzutage  meist 
nur  noch  fur  die  Geschichte  der  Aufbewahrung  und  ErgSlnzung  derselben 
wichtig.  Zuerst  waren  besonders  Insignium  virorum  imagines  (nach 
Miinzen  und  Busten)  beliebt.  Wichtiger  sind  Kupferstiche  von  Agostino 
Veneto  (de'  Musis)  nach  Marc  Antonschen  Zeichnungen,  Bartsch  Peintre 
graveur  XIV.  p.  176.  Lafrerii  Speculum  Rom.  magnitudinis  Romae  [einzeln 
von  1544—75.  gestochene  Blotter,  Aldroandi  statue  di  Roma  1556].  Ant. 
statuarum  urbis  Romae  icones.  R.  ex  typis  Laur.  Vaccarii  1584.  T.  II. 
1621  ex  typis  Gott.  de  Scaichis.  Gavalerii's  Antiquae  statuae  urbis  Horoae 
(1585),  Boissard's  Antiqu.  Romanae,  6  Bde.  f.  1597—1627.  Franc.  Perrier's 
Segmenta  nobil.  signorum  et  statuarum  (1638),  und  Icones  et  segmenta 
illustr.  e  marmore  tabularum  (1645).  Insigniorum  statuarum  urbis  Romae 
icones  von  lo.  lac.  de  Rubeis  (1645).  Signorum  vet.  icones  von  Episcopius 
(Jan  de  Bischop).  Gio.  Batt.  Rossi  Antiq.  statuarum  urbis  Romae  I.  et  11. 
liber.  1668  f.  Sandrart  »Teutsche  Academie  der  Bau-  Bild-  und  Malerei- 
kunstc  4  Bde.  f.  Nflmberg  1675.  76.  Epoche  machen  Pietro  Santi 
Bartoli's  2feichnungen  und  Stiche,  meist  vereint  mit  Erkl^ungen  von  G.P. 
Bellori,  die  Columnae,  Lucemae,  Pitture,  die  Admiranda  Romanorum  an- 
tiquitatis  (eine  treffliche  Sammlung  von  Reliefs,  erste  Ausg.  von  Jac.  de 
Rubeis,  zweite  von  Domen.  de  Rubeis,  R.  1693  besonders  werthvoll  (u.  a. 
Raccolta  di  statue  antiche  da  Domen.  de  Rossi,  illustr.  di  Paolo  Aless. 
Maffei.  R.  1704.  Statuae  insigniores  von  Preisler  1734.  Ant.  Franc.  Gori 
(des  Etruskischen  Antiquars)  Museum  Florentinum  6  Bde.  f,  1731—1742. 
Recueil  des  Mai-bres  antiques  —  k  Dresde  von  le  Plat.   1733.  (schlecht). 


20  Einleitung.  [38] 

Antiche  statue,  che  nelV  antisala  della  libieiia  di  S.  Marco  e  in  altri  luoghi 
pubblici  di  Venezia  si  trovano,  Ton  den  beiden  Zanetti's,  2  Bde.  f.  1740.  43. 
Mich.  Ang.  Gausei  (de  la  Ghausse)  Romanum  Museum.  R.  1746,  eine 
bunte  antiquariscbe  Sammlung.  (Graevii  Thesaur.  T.  V.  XII.)  [Prange 
Magazin  der  Alterth.  Halle  1783  f.]  Von  den  Werken  Ober  Architektur- 
Reste  besonders:  Les  restes  de  Taocienne  Rome,  gez.  und  gest.  von  Bo- 
navent.  d'Overbeke.    Amsterd.  1709.    3  Thle.  f.  ' 

1  38.  .ni.  Die  wissenschaftliche  1750.  —  Dies  Zeitalter 
hat  sich  der  grossten  aussem  Hulfsquellen  zu  erfreuen,  wozu 
die  Aufgrabung  der  verschutteten  Stadte  am  Vesuv,  die  ge- 
nauere  Kenntniss  der  Baudenkmaler  und  Localitaten  Griechen- 
landS;  und  die  Entdeckung  und  Erwerbung  der  wichtigsten 
Bildwerke  von  griechischen  Tempeln,  auch  die  uber  Aegj^pten 
und  den  Orient  weiter  ausgebreitete  Kunde  und  —  das  Aller- 
neueste  —  die  unerwartet  grossen  Funde  Etruskischer  Graber 

2  gehSren.  Auf  der  andem  Seite  wird  diesem  Zeitalter  der  Ent- 
wurf  einer  alten  Kunstgeschichte  terdankt,  der  aus  Wi  nek  el- 
ma  nn's  grossem  Geiste  hervorgegangen;  so  wie  mancher 
Versuch,  die  Kunst  der  Griechen  philosophisch  und  historisch 
tiefer  zu  ergrunden;  auch  eine  auf  richtigere  Basen  gebaute 
und  umsichtigere  Kunsterklarung. 

1.  Die  Ausgrabung  Hercu  Ian  urn's  1711  angeregt,  aber  erst  1736 
von  neuem  vorgaiommen.  —  Stuart's  (1751  in  Atben)  und  Revett's 
Antiquities  of  Athens,  der  erste  Bd.  Lond.  1762.  Unternehmungen  der 
1734  gestifleten  Society  of  Dilettanti  (Ionian  antiquities  1769.  97.  Uned. 
antiq.  of  Attica  1817).  Untersuchungen  Englischer,  Franz,  und  andrer 
Reisenden:  Ghandler,  Ghoiseul  Gouffier,  Gockerell,  W.  Gell,  Leake,  Dodwell, 
Pouqueville,  v.  Stackelberg,  BrOndsted;  die  Franz.  Expedition  nach  Morea. 
—  Entdeckung  in  Aegina  1811  in  Phigalia  1812.  Erwerbung  der  Elgin- 
schen  Saramlung  (1801)  fQr  das  Britische  Museum  1816.  —  Die  Aegyp- 
tische  Expedition  1798.  —  Die  Graber  von  Vulci  1828. 

2.  Winckelmann  geb.  1717,  gest.  1768,  1755  von  Dresden  nach 
Rom.  Antiquario  della  camera  apostolica.  Filr  die  archaeol.  Hermeneutik 
machen  die  Monumenti  inediti  1767.  Epoche.  Die  Kunstgesch.  1764.  Haupt- 
ausgabe  seiner  Deutscben  Werke  zu  Dresden  1808—1820.  8  Bde.  (von 
Fernow,  H.  Meyer,  Schulze,  Siebelis).  Noten  von  G.  Fea.  [Neue  Ausg.  Dres- 
den 2  Bde.  4.  1829.  1847.]  —  Gleichzeitig  der  Graf  Gay  1  us,  durch  tecbniscbe 
Kenntnisse  und  Geschmack  ausgezeichnet ,  Recueil  d 'Antiq.  Eg}'ptiennes, 
Etrusques,  Grecques  et  Romaines  1752—67.  7  Bde.  4.  Les  sing  (1729—81.) 
sucht  das  Eigenthumliche  der  Griech.  Kunst  auf  scharfe  Begriffe,  mitunter 


[38]  Litleratur.  21 

einseitige  ,^zun}ckzufubren.  Laokoon  oder  fiber  die  GrSnzen  der  Malerei 
und  Poesie  1766.  Heyne  (1729—1812)  ergtnzt  Winckelmann's  Werk 
besonders  im  chronologischen  Theile  (Antiquar.  Abhandl.;  Gommentt. 
Soc.  Gott ,  Opusc.  Acadexn.)  und  macbt  die  Archaeologie,  nach  Versuchen 
von  Christ  (st.  1756)  zum  philologischen  Unterrichtsgegenstand.  Academ. 
Vorlesangen  ilber  die  Archaeol.  der  Kunst.  Braunschweig  1822.  Ennio 
Quirino  Visconti,  gelehrter  und  geschmackvoUer  Kunsterkl&rer,  besonders 
im  Museum  Pio-Glem.  Sein  Wirken  in  Frankreich  und  England.  Ausg. 
seiner  Werke  in  Mailand  1818.  19.  Kleinere  Schriflen  von  Labus  ge- 
sammelt  und  herausgegeben.  Zo^ga,  durch  Tiefe  und  GrQndlichkeit  aus- 
gezeicbnet.  Ba.«»sirilievi  antichi.  1807  fif.  Millin's  Schriften  fur  Ver- 
breitung  der  Kunde  von  Kuustwerken  und  Popularisirung  dieser  Kenntnisse 
unschStzbar.  GOthe^n  Wirken  ffir  Erhaltung  einer  Schten  Liebe  zur 
antiken  Kunst.  Propylften;  Kunst  und  Aiterthum.  66ttiger*s  Verdienste 
um  gelehrte  Archaeologie,  Hirt's  ganz  besonders,  aber  nicht  bloss,  fOr 
Architektur,  Welcker's,  Milligen's  und  Andrer  fur  KunsterklSrung.  Sym- 
lK)lische  Erklarungsweise  (Payne  Knight,  Christie,  Creuzer).  H.  Meyer's 
(W.  K.  F.)  Geschichte  der  biidenden  Kunste  bei  den  Griechen  von  ihrem 
ersten  Ursprunge  bis  zum  hochsten  Fior  1824  [mit  Abbildungen  1825, 
und  einer  Uebersicht  in  Tabellen  1826  foL],  eine  weitere  Ausbildung  der 
Winckeimannschen  Ansichten.  [3.  Th.  herausgeg.  von  Riemer  1836.]  Ein 
Versuch  eines  neuen  Systems:  Thiersch,  flber  die  Epochen  der  biiden- 
den Kunst  unter  den  Griechen  (2te  Ausg.  1829).  Vgl.  Wiener  Jahrb. 
XXXVI— XXXVIII.  —  Die  Geschichte  der  biidenden  Kdnste  bei  den  Alten 
von  A.  Hirt.    Ber.  1833. 

Die  Mittheilungen  von  Antiken  einzelner  oder  verschiedener  Museen 
durch  Kupferwerke  gehen  fort  und  werden  vollkommener.  Museum  Ca- 
pitolinum  T.  I— III,  1748-55,  von  Joh.  Bottari,  T.  IV.  von  Nic.  Foggini. 
Galena  Giustiniana.  R.  1631.  2  Bde.  f.  Barbault  les  plus  beaux  Monu- 
mens  de  Rome  ancienne.  R.  1761  f.  und  andere  Werke  Desselben. 
Giambatt.  Piranesi's  (bis  1784)  und  des  Sohnes  Francesco  Prachtwerke 
uber  R6m.  Architektur.  Raccolla  d'antiche  Statue,  Busti,  Bassirilievi  ed 
altre  sculture  restaurate  da  Bartol.  Cavaceppi.  R.  3  Bde.  1768—72.  Monum. 
Matthaeiana  (schlechte  Kupfer)  3  Bde.  f.  1779,  mit  Erkl.  von,  Rudolph 
Venuti  und  Jo.  Chr.  Amaduzzi.  11  Museo  Pio-Clementino  descritto  da 
Giambatt.  Visconti  T.  I.  1782,  da  Enn.  Quir.  Vise.  T.  II— VII.  1784— 
1807.  Museo  Chiaramonti  von  FiJ.  Aur.'  Visconti  ^y.  Gius.  Ant.  Guattani. 
T.  I.  1808.  LT.  II.  von  A.  Nibby  1837 ,  in  f.  und  4]  Gualtani's  Monurh. 
inediti  (1784—89.  1805,  in  4)  und  Memorie  enciclopediche  Romane 
1806 — 17.  4.  Augusleum ;  Dresdens  an  tike  Denkmaler  von  W.  G.  Becker. 
3  Bde.  f.  1804—1811.  [W.  A.  Becker  Berichtigungen  und  Nachtrage 
1837.  8.]     Hauptwerke  fiber   die  in   Paris   durch   Napoleon   vereinigten 


Einleitung.  [39] 

Antiken:  Mus^e  Francois  publ.  par  Robillard-P^ronville  et  P.  Laurent.  P. 
1803 — 11.  Text  von  Groze-Magnan,  Visconti  und  Emm.  David.  Als  Fort- 
setzung  Mus^  Royal  publ.  par  H.  Laurent  [immer  eine  Antike  mit  drei 
Gem&lden  verbunden].  Mus^  des  Antiques  dessin^  et  grav^  pai*  6. 
Bouillon  peintre  avec  des  notices  explicatives  par  J.  B.  de  Saint  Victor. 
P.  3  T.  1812—1817.  —  Specimens  of  ancient  Sculpture,  von  der  Gesellsch. 
der  Dilettanti.  Lond.  1809.  [Vol.  II.  1835.]  Ancient  Marbles  of  the 
British  Museum  von  Taylor  Combe.  6  Theile.  1812—1830.  [7.  8.  1839.] 
Ancient  unedited  monuments  von  James  Millingen.  1822  (ein  Musterwerk). 
Monumens  in^dits  d'Antiquit^  figur^e  recueilli»  et  public  par  Raoul-Ro- 
chette.  2  Vol.  f.  1828.  1829.  Antike  Bildwerke  zum  erstenmale  bekannt 
gemacht  von  Eduard  Gerhard,  begonnen  1827  [geendigt  1839.  E.  Braun 
Ant.  Marmor^verke  zum  erstenmal  bekannt  gemacht  1.  2.  Decade  Leipz. 
1843  f.  Ders.  Zwdlf  Basreliefs  aus  Pa)a.st  Spada  u.  s.  w.  Rom  1845  f. 
vgl.  BuUett.  1846.  p.  54].  Epoche  macht  ffir  den  raschen  Umschwung 
archaeologischer  Notizen  und  Ideen  die  Grundung  des  Istituto  di  corri- 
spondenza  archeologica.  (Gerhard,  Panofka,  der  Herzog  von  Luynes.) 
"  Monumenti  inediti,  Annali  und  BuUettini  deir  Istituto  von  1829  an; 
[1846  achtzehn  Bftnde  der  Ann.  und  eben  so  viele  des  Bull.  Dazu  Nou- 
velles  Annales  de  la  Section  FrauQaise  1836.  1838.  2  Vol.  8  mit  24  Kupfert. 
fol.J.  Memorife  deir  1st.  fasc.  1.  1832.  [2.  3.  Bullettino  Napoletano  seit 
1842 ,  ganz  Avellinos  Werk ,  in  4  auf  die  Denkmaler  des  KOnigreichs  be- 
schrankt;  Gerhards  Archaeol.  Zeit.  4  seit  1843,  Revue  arch§ol.  P.  1844 
bis  jetzt  3  Bde.  8.] 

39.  Dieses  Handbuch  liat  besonders  die  Absiclit,  den 
Stoff,  welcher  in  der  archaeologischen  Litteratur  enttialten, 
und  durch.  specielle  Untersuchungen  tiinlanglich  aufgeklai-t  isl, 
mit  genauerBescbrankung  auf  die  zeichnendenKunste  der  Alten, 
in  wissenschafllicher  Anordnung  zur  Uebersicht  zu  bringen. 

And  ere  Hulfsbflcher.  Millin  Introduction  a  Mude  des  monu- 
mens antiques.  1796  u.  1826.  Gurlitt  AUg.  Einleitung,  in  seinen  archaeol. 
Schriften,  herausg.  von  Cora.  Muller.  S.  1—72.  Job.  Phil.  Siebenkees 
Handbuch  der  Archaeologie.  NQrnberg  1799.  2  Bde.  (wenig  kritisch).  Chr. 
Dan.  Beck  Grundriss  der  Archaeologie.  Lpz.  1816  (unvollendet).  BOtliger 
Andeutungen  zu  vierundzwanzig  Vorlesungen  flb.  die  Archaeologie.  Dresd. 
1806.  Gio  Batt.  Vermiglioli  Lezioni  elementari  di  Archeologia.  T.  1.  2. 
Milano  1824.  (Archaeologie  als  Denkmaierkunde.)  N.  Schow  Laerebog  i 
Archaeologia.  Kiohenh.  1825.  Champollion  Figeac  Resume  complet  de 
TArcheologie.  2  Bde.  P.  1826.  (Deutsch  von  Mor.  Fritsch.  Lpz.  1828.) 
Nibby  Element!  di  Archeologia  R.  1828  (meist  Topographie).  R.  Rochette 
Cours  d'Arclieologie.  P.  1828  (zw6lf  Vorlesungen).    Fr.  C.  Petersen  Allgem. 


{93]  Litteratur.  23 

Einleitung  in  das  Studium  der  Archaeol.  ^Aus  dem.Danischen  Qbersetzt 
¥on  Friedrichsen.  Lpz.  1829.  A.  v.  SteinbOcbel  Abriss  der  Alterthums- 
kunde.  Wien  1829  (auch  Mytbologie  und  eine  geo^^apbische  Mfinzkunde), 
nebst  einem  grossen  antiquariscben  Atlas.  [A.  W.  Schlegd  Leqons  sur 
rhist.  et  la  tbtorie  des -.beaux  arts  trad,  par  Couturier,  P.  1830.]  Levezow 
flber  arcbaeol.  Kritik  und  Hermeneutik,  Abhandl.  in  der  Berliner  Akad. 
der  Wiss.  1833,  B.  1834.  —  Mit  dies  em  Handbuche  steben  in  Verbindung 
die:  Denkm&ler  der  alteu  Kunst  von  K.  0.  MilUer  und  K.  Oesterley  (aucb 
mit  franzfisischem  Texte),  1832  angefangen  [seit  Bd.  II.  Heft  2  fortges. 
von  Wieseler,  Heft  3.  1846.  Das  Handbuch  ist  ins  FranzGsische  Qber- 
setzt  u.  auch  benuizt  von  L.  Ross  in  seinem  *  Eyz^^Q^^^^  ^V^  ecQxoctoloylag 
rmv  T^x^civy  Biuvofiij  nQtorrj.  'A^ijvjjci  1841.  1.  Abtb.  A,  BOttigers  Kl. 
Schriften  archaeol.  u.  antiq.  Inhalts,  gesammelt  von  Sillig.  3  Bde.  1837.  38. 
Fr.  Creuzers  deutsche  Schr.  2.  Abtb.  Zur  Archaeol.  oder  zur  Gescb.  u. 
Erkl.  der  a.  K.  1.  2.  Th.  1846.  Th.  3.  1847.  HeyA  Akademische  Vor- 
lesungen  fiber  die  Archaeol.  der  Kunst  des  Alterth.  Braunschweig  1822 
(meist  Kunstmythologie  enthaltend)  batten  nicht  noch  split  herausgegeben 
werden  sollen]. 


Geschichte  der  Kunst  im  Alterthnm. 


Die  Griechen. 


Erste  Periode,  bis  gegen  Olympias  50.    (580  v.  Chr.) 


].    AUgeiyine  Bedingungen  nnd  Hauptzflge  der 

Kunstentwickelmig. 

40.  Die  Griechen  sind  unter  alien  Zweigen  des  Indo- 
Germanischen  Stammes  derjenige,  in  welchem  sich  sinnliches 
und  geistiges,  innerliches  und  ausserliches  Leben  in  dem  schon- 
sten  Gleichgewicht  befand ;  daher  sie  von  Anfang  zur  selbstan- 
digen  Ausbildung  von  Kunstfornien  recht  eigentlieh  bestimmt 
gewesen  zu  sein  scheinen ;  wiewohl  es  einer  langen  Entwicke- 
lung  und  vieler  gunstigen  Umstande  bedurfle,  ehe  dieser 
Kunstsinn,  der  in  der  Mythologie  und  Poesie  sich  so  fruh- 
zeitig  regte,  auch  auf  die  ausseren  StoflFe  ubertragen,  und  zur 
bildenden  Kunst  werden  konnte. 

41.  Dies  Volk  wohnte  seit  uralter  Zeit  in  dem  eigent- 
lichen  Griechenland,  in  Unteritalien,  auch  theilweise  an  der 
Kiiste  Kleinasiens,  als  eine  ansassige,  ackerbauende ,  feste 
Wohnsitze  mit  Heiligthumem  und  Burgen  (izoXeig)  grundende 
Nation.  Diese  Grundungen  gehoren  grosstentheils  dem  Ur- 
stamme  der  Pelasger  an. 

''j^Qyog,  Name  mehrerer  Pelasgischen  Lander;  Aaqi^ca  (auch  Aaca 
nach  Hesych,  von  lag),  Name  von  Burgen.  roqxvg  in  Krela  {xniioBCca 
II.  II,  646)  heisst  auch  Larissa  und  KQTjfivta.  Die  Burg  von  Mykenae 
gegen  1000  Fuss,  die  von  Tiryns  220  Ellen  lang  nach  W.  Gell. 

42.  Schon  in  der  heroischen  Zeit,  welche  auf  der 
Herrschaft  von  Hellenenstammen ,  vorzugsweise  kriegerischer 
Art,  beruht,  entfaltet  sich  in  den  Hausem  der  Anakten  eine 


[43,  44]  Dorische  uild  lonische  Tempelbaukunst.  25 

gewisse  Pracht  des  Lebens;  welche  zum  Theil  auf  dem  engen  2 
Zusammenhange  mil  Kleinasien,  und  dadurch  mit  dem  feme- 
ren   Orient,   beruht.     Sie   zeigt   sich  bei   der  Anlage   ihrer  3 
Wohnungen  und  der  Arbeit  ihrer  Gerathe  in  einer  nach  dem 
Glanzenden  strebenden  Tektonik  und  Architektonik  (§.  22). 

2.  Die  Stadt  Sipylos  (kyklopiscfae  Ruinen  ,  Millin's  Magas.  ency- 
clop.  1810.  T.  V.  p.  349,  R.  Rochette  Hist,  de  T^tabliss.  des  colon. 
Grecques.  T.  lY.  p.  384),  der  alte  Sitz  der  Tantaliden.  Die  Herakliden 
(eigentlich  Sandoniden)  von  Lydien  waren  eine  Assyrische  Dynastie.  6old> 
Silber,  Elfenbein,  Pontische  Metalle  (Alybe)  kamen  fiiJhzeitig:  nach  Griechen- 
land.  Phoenicischer  Handel.  Das  goldreiche  Mykene  und  Orchomenos 
Minycios  (11.  IX,  381.    Minyas,  Sohn  des  Chryses). 

43.  Durch  die  sogenannte  Ruckkehr  der  Heraklideii  wer-  l 
den  die  Dorier,  aus  den  Gebirgen  Nordgriechenlands  herab- 
kommend,    der    machtigste    Stamm    in    Griechenland,    ein 
Staram,  in  dem  der  Hellenische  Sinn  fur  strenge  Ordnung 
und  Ebenmaass  am  meisten  ausgebildet  erscheint,  mit  vorwal- 
tender  Neigung  zu  dem  Ernsthaften,  Wurdigen  und  Feierliclien; 
Aus  dieser  Sinnesart  geht ,  als  eine  Lauterung  und  Verede-  2 
lung  fruherer  architektonischer  Unternehmungen ,  die  Dori- 
sche Tempelbaukunst  hervor,  in  vQlligem  Einklange  mit 
dem  Dorischen  Staatsleben,  der  Dorischen  Tonart,  den  Dori- 
schen  Festtanzen  und  Liedern.    Erst  gegen  Ende  der  Periode  3 
entfaltet  sich  neben  ihr  die  reichere  und  frShlichere  lonische, 
welche  eben  so  dem  weicheren,  beweglichem,  und  dem  Ein- 
flusse  orientalischer  Sitte  und  Kunst  oflfener  stehenden  Sinne 
des  lonischen  Stammes  entspricht. 

1.    Die  Dorische  Wanderung  80  n.  Troja,  328  vor  01.  I.    Die  lonische 
nach  Asien  140,  268. 

44.  Dagegen  erscheint  in  dieser  ganzen  Zeit  die  bildende  l 
Kunst  nur  beschaftigt,  theils  Gerathe  zu  schmucken  {daUid).- 
Afir),  theils  Hole  fur  den  Cultus  zu  fabriciren,  wobei  es 
nicht  darauf  ankommt,  die  dem  Kunstler  vorschwebende  Vor- 
stellung  von  der  Gottheit  ausserlich  darzustellen,  sondern  nur 
eine  herkommliche  Figur  von  neuem  herbeizuschafifen.  So  2 
bleibt  fortwahrend  die  bildende  Kunst  einem  auf  Erfullung 
ausserer  Zwecke  gerichteten,  handwerksmassigen  Thun  und 


26  Griecbische  Kunstgesch.*    Per.  1.  [45,  46] 

Treiben  untergeordnet;  und  der  eigentliche  Geist  der  bilden- 
3  den  Kunst  ist  nur  im  Keime  vorhanden.  Der  tief  in  dem 
Griechischen  Geiste  wurzelnde  Sinn  fur  das  BedeutungsvoUe 
und  Schone  der  menschlichen  Gestalt  findet  seine  Befriedigung 
in  der  Nahrung,  welche  ihm  die  orchestischen  Kunste  (§.  20. 
Anm.)  gewahren.  Die  Zeichnung  bleibt  daher  lange  roh  und 
unlBrnilich. 


2.  Architektonik. 

1  45.    Als  alteste  Werke  Griechischer  Hande  mussen  die 

Riesenmauern  der  Akropolen  angesehen  werden,  welche 
Yon  der  Nachwelt,  die  sie  als  Menschenwcrke  nicht  begreifen 

2'konnte,  in  Argolis  Kyklopen-Mauern  genannt  wurden, 
aber  ohne  Zweifel  zum  grossten  Theile  von  den  ureinwoh- 
nenden,  hemach  unterworfenen  Pelasgern  errichtet  sind,  da- 
her sie  sich  auch  in  Arkadien  und  Epeiros,  Hauptlandern  der 
Pelasger,  zahlreich  finden. 

1.  Tigws  Tstxiosaaa  IL  II,  559.  inixQrjfivov  TBixog  Pherekydes 
Schol.  Od.  XXI,  32.  Tigvv^iov  nXivd'svfia  Hesych.  Fa  KvuXcomia 
Argolis  bei  Eurip.  Orest  953.  KvviXmnua  odgdvia  rslxrj  Elektra  1167. 
Kvuloinav  d'VfiiXat  Iph.  Aul.  152.  KvxXoanioe  ngod-vga  Evgvad-iog 
Pindar  Fr.  inc.  151.  KvuXmntiov  tqo%6v  Sophokles  bei  Hesych  s.  v. 
%v%Xovg,  Turres  Cyclopes  inven.  Arist.  bei  Plin.  VII,  57.  Ueber  deren 
angebliche  Herkunft  (aus  Kuretis,  Thrake,  Lykien):  ad  Apollod.  II,  2,  1. 
'Hyvyia  itQxaXa  rslxr]  Hesych. 

2.  UkXoiisyi'Kov  oder  JTfAcifpyixov  rhlxog  in  Alhen.  [G6 tiling  ira 
Rhein.  Mus.  f.  Philologie  1843.  IV.  S.  321.  480.  Ders.  die  Gallerien  und 
die  Stoa  von  Tirynth  ArchaeoL  Zeil.  1845.  N.  26.  Taf.  26.  Exp6d.  de  la 
Mor6e  II.  pi.  72.]  In  Argolis  CAgyog  IlsXaayov)  zehn  Kyklopiscbe  Ruinen. 
Ueber  das  Alter  und  die  Befestigung  Lykosura's  in  Arkadien  Pausan.  VIII,  38. 
Dodwell  II.  p.  395.  W.  Gell  Stadtemauem  Tf.  11.  Von  den  sehr  zahl- 
reichen  Epeirotischen  Mauem  (Ephyra)  Pouqueville  Voyage  dans  la  Grece 
T.  I.  p.  464  ff.  und  sonst,  Hughes  Travels  IL  p.  313. 

.  1  46.    Die  ungeheuem,  unregelmassig  und  vieleckig  gefomi- 

ten  und  durch  kein  ausseres  Mittel  verbundenen  Blocke  dieser 
Mauern  sind  nach  der  altesten  und  rohesten  Weise  *ganz  un- 
behauen  («(??' ^O?  ^^^  Lucken  mit  kleinen  Steinen  ausgefullt 
(in  Tiryns);  nach  der  vervollkommnetern  dagegen  mit  Ge- 


[4(5]  Architektonik ;  Kyklopische.  27 

Schick  behauen  und  mit  grosser  Genauigkeit  in  einander  gefugt 
(in  Argos  und  znm  Theil  in  Mykenae),  woraus  die  aller- 
unverwustlichsten  Mauern  hervorgehen.  Die  Thore  sind  meist  2 
pyramidalisch-;  regelmassige  Thurme  konnten  nicht  mit  Leich- 
tigkeit  angebracht  werden.  Dieser  Bau  geht  durch  allerlei  3 
Mittelstufen  in  den  Quaderbau  uber,  der  spater  der  herr- 
schende  ist,  obwohl  nicht  zu  laugnen,  dass  polygone  Blocke 
zu  alien  Zeiten  hin  und  wieder  zu  Unterbauen  gebraucht 
worden  sind. 

1.  Bei  der  ersten,  roheren  Aii  ist  das  Brechen  und  Bewegen  der 
Steine  mil  HebebSumen  {uox^Bvetv  jtirQovg  Eurip.  Kykl.  241.  vgl.  Od.  IX, 
240)  die  Hauptsaclie.  Die  Kyklopen-Mauern  von  Mykenae  dagegen  sind 
nach  Euripides  Ras.  Herakl.  948  (Nonnus  XLI ,  269)  mil  Messschnur 
und  Steinaxt  bearbeitet,  cpotvcxt  xccvovi  xal  tvhois  ^Qfioa/nivee,  Die 
Steine  sind  grOsser  als  afia^ialot,  Mauern  von  Tiryns  zwischen  20  und 
24V2  Fuss  dick. 

2.  An  den  Thoren  sind  Pfosten  und  Oberschwelle  meist  einzelne 
Bl5cke,  die  SteinthGr  war  in  der  Mitle  eingezapfl.  Von  Thurmen  kommt 
ein  eckiger  als  Scliluss  einer  Mauer  in  Mykenae,  ein  halbrunder  angeblich 
in  Sipylos  vor.  In  den  Mauern  von  Mykenae,  Larissa,  besonders  in  Tiryns 
(auch  in  Italien),  finden  sich  giebelfiQrmige  G^nge  aus  gegeneinander- 
gestutzten  BlOcken  gebildet.  [Gflttling  dasThor  von  Mykenae,  N.  Rhein. 
Mus.  I.  S.  161.  Der  im  Jahr  1842  aufgerSumte  Thorweg  von  Mykenae 
ist  fflnf  Schritt  breit  und  verhaltnissmassig  lang;  Fahrgleisen  sind  auf 
den  grossen  Flatten  des  Bodens  sichtbar.]  Auch  hat  die  Aufschichtung 
der  Steine  5fter  etwas  Bogenartiges.  Bei  Nauplia  gab  es  anijXaia  %ttl  iv 
avroig  oiKodo/iTjTol  Xa^vgiv^oi,  Kyklopeia  genannt,  Strab.  VUI.  p.  369. 
373.    Wahrscheinlich  Steinbrilche,  als  GrabstStten  benutzt. 

Gyriacus  von  Ancona  (1435)  Inscriptiones  sen  Epigr.  Graeca  et 
Lat.  reperta  per  Ulyricum  etc.  Romae  1747  (Mspt.  auf  der  Barber.  Biblio- 
thek).  Winckelmann  Anmerk.  uber  die  Baukunst.  Th.  I.  S.  357.  535. 
Petit-Radel  im  Magasin  encyclop.  1804.  T.  V.  p.  446.  1806.  T.  VI. 
p.  168.  1807.  T.  V.  p.  425.  1810.  T.  V.  p.  340.  (Streit  mit  Sickler,  Mag. 
enc.  1810.  T.  L  p.  242.  T.  HI.  p.  342.  1811.  T.  II.  p.  49.  301)  im  Moni- 
teur  1810.  2.  Jun.  1812.  no.  110,  im  Mus6e-Napol6on  T.  IV.  p.  15,  in 
Voyage  dans  les  principales  villes  de  Tltalie.  P.  1815  und  den  Ann.  deir 
Ist  I.  p.  345,  vgl.  M§moires  de  Tlnstitut  Royal  T.  II.  Classe  d'hist.  p.  1, 
bei  Raoul-Rochette  Hist,  de  Tetabl.  des  col.  Gr.  T.  IV.  p.  379  sqq.  und 
Notice  sur  les  Nuraghes  de  la  Sardaigne.  Paris  1826.  Rapport  de  la  3e 
classe  de  Tlnstitut  an  1809.  Rapport  fait  a  la  Gl.  des  Beaux  Arts  14. 
Aout  1811.     W.  Gell   Argolis.   L.   1810.    Probestucke  von  Stadtemauern 


28  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [47] 

des  alten  Griechenlands.  MQnchen  1831.  Dodwell's  Classical  Tour.  Dess. 
Views  and  descr.  of  Gycl.  or  Pelasgic  remains  in  Greece  and  Italy,  with 
constructions  of  a  later  period.  L.  1834  f.  131  Tf.  [Petit-Radel  les  murs 
pelasg.  de  Tit.  in  den  Memorie  d.  1st.  archeol.  I.  p.  53.  Rech.  sur  les 
mon.  Gycl.  et  descr.  de  la  coll.  des  modMes  en  relief  composant  la  galerie 
Pelasg.  de  la  bibl.  Mazarine  par  Petit-Radel,  publiees  d'apr^s  les  mss.  de 
I'auteur  P.  1841.  8.]  Squire  in  Walpole's  Memoirs  p.  315.  Leake  Morea. 
T.  II.  p.  349.  368.  I.  p.  377  u.  sonst.  Hirt  in  Wolfs  Analekten  Bd.  1. 
S.  153.  Gesch.  der  Baukunst.  Bd.  1.  S.  195.  Tf.  7.  —  Von  den  Italianischen 
unten  §.  166.  Heiligkeit  des  Baues  aus  agyolg  Xid-oi^  bei  Altaren.  Eben 
so  Moses  Exod.  20,  25.    Deuter.  27,  5. 


1  47.  Der  grossartige  Sinn,  der  in  der  Errichtung  dieser 
Mauern,    welche   meist   nur  Burgen,    seltener   ganze  Stadte 

2  schirmten,  hervortritt,  zeigte  sich  auch  in  der  Anlage  der  meist 
auf  den  Burgen  gelegenen,    ausgedehnten   und  geraumigen 

3  Herrenhauser  der  Fursten  heroischer  Zeit  IPaaiXeta  bei 
Pausanias];  er  vereinte  sich  hier  mit  grossem  Gefallen  an 
metalliscken  und  glanzenden  Zierathen,  welches  fur  die  Archi- 
tektonik  der  heroischen  Zeiten  charakt^ristisch  ist. 

2.  Homer's  Schilderung  des  Odysseus-Palastes  ist  als  allgemeines 
poetiscbes  Bild  gewiss  richtig.  Vgl.  Voss  Homer  Bd.  IV.  Taf.  1 ,  Hirt  I. 
S.  209.  Tf.  7.  "Eqkos,  avXrj  mit  Altar  des  Zevg  *Epxf«>s,  Saulengange, 
aH&ovca  gegen  das  Haus,  ngo^v^ov,  grosses  fiiyaqov  mit  S&ttlenreihen, 
d'dXafiot  Oder  verborgnere  Zimmer.  Das  Oberhaus  der  Frauen,  die  vnfQma, 
reichte  nicht  nach  Art  unsrer  Stockwerke  uber  den  ganzen  Unterstock. 
Das  Odysseus-Haus  auf  der  Akropolis  von  Ithaka  von  Gell  entdeckt  (Ithaca 
p.  50  f.),  Groodisson  findet  indess  nichts  wieder.  Dabei  viel  isolirte  Baue. 
In  Priamos  Hause  funfzig  d'dXafioi  ^sctolo  Xi^oio  der  Sdhne,  gegenuber 
in  der  Aule  zwQlf  xiyBbi  Q^aX,  |.  X,  der  Eidame  nebeneinander.  II.  VI,  243, 
[nicht  weniger  freie  Dichtung,  schon  nach  den  raythischen  Zahlen,  als  im 
Palaste  des  Alkinoos.] 

3.  ToXq  d*  r^v  %dX%Ba  fi\v  revxecCf  ;|fa/li(£oc  Si  tb  olxoi  Hesiod 
E.  152.  XaXxov  ts  aTSQoniiv  Had  dmfiata  TJxTJsvra  jpvtfov  r  tiXs- 
HTQOV  re  nal  d^yvgov  ^^  iXitpavtoq,  Od.  IV,  82.  XdX%BOi  (ikv 
ydg  totxoi  iXi^Xddat  iv^a  xai  sv^a  ig  /ivxov  i£  o'ddov*  negl  dh 
d'QiyxQg  Kvdvoio.  ;i;pv(yEuxi  .  d£  ^vgat  nvKivov  86(iov  ivvog  hg- 
yov*  agyvgsoi  81  atud'/iol  iv  x^^^^9  ?<fta6av  o'dd^,  dgyvgBOv 
d*  itp'  vnsg^vgiov,    Z^^^^^    ^^    Hogoivr^,    im   Feenpallast    des   Al- 


148 J  Architektonik;  Thesauren.  29 

kinoos,  0(i.  VII,  86.  ilffpotvTodcToi  86/101  in  Asien,  Eurip.  Ipb.  Aul.  583. 
Vgl.  §.  48.  Anna.  2.  3.  §.  49,  2. 

48.    Der  merkwurdigste  Theil  dieser  furstlichen  Anlagen  l 
aus  der  heroischen  Zeit  sind  die  Thesauren,  Dom-artige 
GeMude,  welche  zur  Aufbevvahrung  kostbarer  Waffenstucke, 
Becher    und    andrer    Haus-    und    Erbguter    (xnfirjXta)   be- 
stimmt  gewesen  zu  sein  scheinen.  Aehnlich  diesen  meist  unter-  2 
irdischen  Bauen    waren  die   Ovdo\  mancher    alten  Tempel- 
gebaude,  kellerartige  und  sehr  massive  Anlagen,  welche  eben- 
falls  besonders  zur  Aufbewahrung  von  Kostbarkeiten  dienten. 
Entsprechende  Formen  hatten  endlich  nicht  selten  die  Thalamoi,  3 
verborgene  Frauengemacher,  und  selbst  die  Geiangnisse  jener 
Vorzeit. 

1.  Thesauros  des  Minyas  (Pans.  IX,  38.  Squire  in  Walpole's 
Memoirs  p.  336.  Dodwell  I.  p.  227)  aus  weissem  Marmor,  70  F.  Durch- 
messer.  Views  pi.  13.  —  Des  At  re  us  und  seiner  SChne  zu  Mykenae 
(Paus.  II,  16),  von  denen  Lord  Elgin  einen  geOffnet  (s.  GeJl.  Argolis  I. 
4—6.  Squire  p.  552.  Dodwell  11.  p.  236.  Views  pi.  9.  10.  Descr.  de 
Mor^  II.  66  ff.  Pouqueville  IV.  p.  152,  besonders  Donaldson  Anliq.  of 
Athens.  Supplement,  p.  25).  Durchmesser  und  H6he  gegen  48  F.  Von 
drei  andern  sieht  man  TrQmmer  daselhst.  Leake  Morea  T.  II.  p.  382  flf. 
Views  pi.  11.  [Vgl.  §.  291  A.  5  u.  hierzu  Col.  W.  Mure  fiber  die  kOnig- 
lichen  Grabm&ler  des  heroischen  Zeitalters  ira  Rhein.  Mus.  1838  VI.  S.  240, 
welcher  das  Verliess  der  Antigone  bei  Sophokles,  ein  fivTjfifiav  xaTaytiov 
nach  Aristophanes  von  Byzanz  im  Inhalt,  trefifend  vergleicht.  Es  wider- 
spricht  ihm  Col.  Leake  Peloponnesiaca ,  a  supplem.  1846.  p.  258.  Eine 
grosse  BestStigung  aber  giebt  ein  Grab  zu  Caere,  mit  welchem  auch  Canina 
Cere  ant.  tv.  3-5.  9  das  Mykenische  zusammen  abbildet,  s.  p.  94,  auch 
Em.  Braun  Bull.  1836.  p.  57.  .58.  1838.  p.  173  und  Abeken  Bull.  1841 
p.  41  und  Mittelitalien  S.  234.]  —  Des  Hyrieus  und  Augeas,  gebaut  von 
den  Myniern  Trophonios  und  Agamedes  (Orchomenos  S.  95.  vgl.  den 
Kykliker  Eugammon  bei  Proklos).  —  Thesauros  (des  Menelaos)  von  Gropius 
unfem  Amiklae  gefunden  [W.  Mure  Tour  in  Greece  II.  p.  246,  Grab  des 
Menelaos,  der  nach  der  Sage  in  Amyklae  begraben  war,  oder  des  Amyklas, 
der  alten  Amykaeischen  KOnige) ;  Spur  bei  Pharsalos.  Autolykos,  Daedalions 
(des  Kunstreichen)  Sohn,  TcXeiara  %Xinxtov  i^rjcavQiiiVf  Pherekyd.  Fragm. 
18.  St.  Od.  XIX,  410. 

2.  Oidos,  Fundament,  Sockel,  daher  Schwelle,  aber  auch  unter- 
irdischer  Beh&lter;  der  kdivo^  ovdos  zu  Delphi  war  ein  Tliesauros, 
n.    IX,  404,    den   die  Minyeischen    Baumeister   aus  •  kyklopischen   Fels- 


30  Griechische  Kunstgescb.  Per.  I.  [49] 

massen  errichtet  haben  sollten  (Hymn,  auf  Ap.  Pyth.  1J5.  Stepfa.  B.  s.  v. 
Jslcpoi).  [Dass  diess  unrichtig  sei,  ist  von  andem  und  von  L.  Ross  '£y;^£i- 
^iStov  §.67,  2  errinnert  worden.]  Auch  der  ;i;aZx£o;  ov66g  von  Kolonos 
bei  Sophokles  wird  als  Ausmauerung  eines  Abgrunds  gedacht  (vgl.  II. 
VIII,  15.  Theogon.  811)  dofioio  xQslg  advToi  mit  Schatzen,  H.  in  Merc.  247. 
Der  vip6QO(pog  &dl(Xfiogj  in  der  Tiefe  gelegiin  und  mil  allerlei  Gutem 
gefulll,  bei  Odysseus,  Menelaos,  Prianios  (Od.  II,  337.  XV,  98.  XXI,  8.  11. 
VI,  288) ,  ist  auch  eine  Art  Thesauros.  Einen  Schatzbehalter  in  Ilion  er- 
kannte  man  nach  Eurip.  Hekabe  1010  an  einem  schwarzen  Stein  fiber 
der  Erde.  Unterirdische  Behalter  von  Friichten  und  andem  Dingen  waren 
fast  dberall  gewOhnlich  wie  die  csi^oi  fur  Getreide  in  Thrake,  Philo,  Mathem. 
vett.  p.  88,  die  favissae  in  Italien,  die  Xcckxoi  fur  Fruchte,  Wein,  Oel  in 
Athen,  die  Germanischen  Keller,  Tacit.  Germ.  16.  Phiyger  und  Armenier 
wohnen  auch  unterirdisch  (Vitniv  II,  1,  5.  vgl.  Schol.  Nikand.  Alexiph.  7. 
Xenoph.  Anah.  IV,  5,  25  u.  A.) 

3.  Hierher  gehOren  der  pyramidale  Thalamos  der  Kassandra  (Ly- 
kophr.  350),  der  eh  erne  der  Danae,  der  der  Alkmene,  der  Proetiden  Paus. 
oxvQol  nuQd'BvoavEs  Eurip.  Iph.  Aul.  738.  [Die  Pyramide  ohnweit  des 
Erasinos  u.  Lernae  abgebildet  von  Mure  Tour  in  Greece  II.  p.  195,  als 
Denkmal  des  heroischen  2^italters,  gleich  einer  andem  in  Argolis  bei  Gell 
p.  102  und  der  von  Pausanias  II,  36  erwfthnten.  Vgl.  L.  Ross  Reisen  im 
Peloponnes  S.  142.  Stackelberg  La  Gr^ce  P.  1829.  Titel vignette,  vgl. 
§.  294  A.  6.]  —  Als  eine  Art  von  Geb^uden  wiixl  auch  das  eherne  Pass 
der  Aloiden  (II.  V,  387)  und  des  Eurystheus.  (ApoUod.  II,  5,  1)  gedacht. 
[Welcker  Kl.  Schriften  Bd.  11.  S.  CXV.]  Als  GefSngniss  dient  auch  spater 
in  Messene  (Li v.  XXXIX,  50.  Plut.  Philopoemen  19)  ein  thesauras  publicus 
suh  terra,  saxo  quadrato  septus.  Saxum  ingens,  quo  operitur,  machina 
superimpositum  est. 

1  49.  Das  Mykenaeische  Schatzhaus,  das  am  besten 
erhaltene  Muster  dieser  so  weit  verbreiteten  und  oft  ange- 
wandten  Gattung  von  Bauwerken,  ist  aus  horizontalen ,  all- 
mahlig  zusammentretenden ,  in  einem  Schlussstein  {aofiovia 
Tov  navTog)  sich  vereinigenden  Steinlagen  errichtet  und  mit 

2  einer  pyramidalen,  kunstreich  iiberdeckten  Pforte  versehen ;  es 
war  inwendig  wahrscheinlich,  wie  manche  ahnliche  Gebaude, 
mit  Erzplatten  bekleidet,  wovon  [in  horizontalen  Reihen  die 
Locher  der]  Nagel  noch  sichtbar  sind,  aber  an  der  Fronte 
mit  Halbsaulen  und  Tafeln  aus  rothem,  grunem,  weissem 
Marmor,  welche  in  einem  ganz  eigenthumlichen  Styl  gear- 
beitet  ,und  mit  Spiralen  und  Zikzaks  verziert  sind,  auf  das 
reichste  decorirt. 


[50]  Tempelanlagen ;  Grabmaler  u.  s   w.  31 

1.  Die  Pforte  18  F.  hoch,  unten  11  F.  breit,  die  Oberschwelle  ein 
Stein,  27  F.  lang,  16  breit  (22  und  20  nach  Haller  bei  Pouquev.).  Ueber 
die  Keile  zwischen  den  einzelnen  Steinen  einer  Lage  Ck)ckerell  bei  Leake 
Morea  II.  p.  373.  Donaldson  pi.  2. 

2.  Ueber  die  Fragmente  der  BeUeidung,  wovon  zwei  Tafeln  im  Brit. 
Hoseum  sind,  Wiener  Jahrbucher  XXXVf.  S.  1Q6.  Donaldson  pi.  4.  5. 
[Diese  in  der  Nahe,  ungewiss  in  welcher,  gefundnen  StQcke  werden  von 
Andem  an  den  Wanden  des  Thurwegs  angebracht.  W.  Mure  Tour  in  Greece 
II.  p.  167.  Stackelberg  La  Gr^e  setzt  sie  an  das  Portal.  Drei  Bnichstilcke 
dieser  Ornamente  auch  in  Munchen  in  den  Vereinigten  Sammlungen.] 


50.  In  derselben  kraftvollen  Weise  haben  sich  die  alten 
Griechen  der  mythischen  Vorzeit,  ohne  Zweifel  auch  fruhzeitig 
in  Tempelanlagen  (1),  Grabmalern  (2),  auch  Seeabzugen 
und  Canalen  (3),  selbst  Hafenbauen  (4)  versucht. 

1.  Vom  Delphischen  Tern  pel  erzSLhlen  Pans.  u.  A.  viele  Sagen,  der 
eheme  ist  wahrscheinlich  einerlei  mit  dem  ov86s  (§.  48,  2).  [Der  kleine 
Tempel  auf  der  Spitze  des  Ocha  fiber  Karystos  §.  53  A.  2  geh5rt  hierher.] 

2.  Die  Grabmaler  der  heroischen  Zeit  batten  meist  die  Form 
coniscber  HQgel  (tumuli,  %oloovai).  Phrygische  (Atben.  XIY.  p.  625), 
Amazonen-Gr^ber  (Plut.  Tbeseus  26).  Alte  Grabbfigel,  Stieglitz  Beitr.  S.  17. 
[Lelegien ,  Grabhugel  so  wie  Bergfesten ,  der  Leleger  in  Karien  und  um 
Milet,  bei  Strabo.]  Griechenland  ist  noch  voll  solcher  Grabbflgel.  —  Zu 
den  Grabm§lem  gehOren  wabrscheinlich  auch  [Pyramiden  §.  48  A.  3,  und] 
die  Labyrinthe  zu  Nauplia  (§.  46.  Anm.  2),  bei  Knossos  (ein  6n7jXalov 
avTQmdss  nacb  Etym.  M.),  auf  Lemnos  (mit  150  Sftulen ;  ezstant  reliquiae, 
Plin.),  da  Grabkammem  in  Felsen  tine  uralte  Sitte  dieses  Volkes  waren. 
Steinbnlche  gaben  Gelegenheit.  Accfivifivd'os  ist  ftcht  griechisch  und  b&ngt 
mit  kavQa  zusammen.  Daedalos  als  Archilekt  in  Kreta  und  den  West- 
landem  §.  166. 

3.  Die  unterirdischen  AbzQge  des  Kopaischen  Sees  (Katabothra), 
die  SchlClnde  (^i^e^pa)  von  Stympbalos  und  Pbeneos,  wo  auch  ein  Canal 
des  Qerakles,  scheinen  von  Menschenhanden  wenigstens  vervollkommnet 
worden  zu  sein.    [Vgl,  §.  168  A.  3.] 

4.  Der  a^vros  Xifiijv  von  Kyzikos  ein  Werk  der  Giganten  (Encheiro- 
gastoren)  oder  der  Pelasger,  ScholL'Apoll.  I,  987. 


32  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [51,  52] 

51.  Der  Dorische  Tempelbau  dagegen  hangt  in 
seinen  Ursprungen  deutlich  niit  der  Einwanderung  der  Dorier 
zusammen.  In  ihm  kehren  die  schon  mehr  auf  Glanz  und 
Reichthum  gerichteten  Bestrebungen  der  fruliern  Z6it  wieder 
zur  Einfachheit  zuruck,  und  die  Kunst  gewinnt  dadurch  feste 
Grundformen,  die  fur  die  weitere  Entwickelung  unschatzbar 
waren. 

An^blich  hatte  Doros  selbst  das  Heraeon  bei  Argos  gebaut.  Vitruv 
IV,  1. 

1  52.  In  dieser  Bauweise  ist  AUes  zweckraassig,  in  sich 
ubereinstiramend,  und  eben  dadurch  edel  und  gross ;  nur  hat 

2  der  Steinbau  manche  Formen  dem  fruhern  Holzbau  abgeborgt, 
der  sich  besonders  im  Gebalk  lange  erhielt.    Aus  dem  Holz- 

3  bau  erklaren  sich  namlich  die  den  Fries  bildenden  Triglyphen 
(als  Balkenkopfe)  und  Metopen  (als  Zwischenofl&iungen) ;  so 
wie  auch  die  Tropfen  unter  den  Triglyphen  und  an  den  Die- 

4  lenkopfen  des  Daches  darauf  bezogen  werden.  Die  grosse 
Starke  der  Saulen,  und  die  starke  Verjungung,  so  wie  die 
enge  Zusammenstelhing  derselben,  bezwecken  Festigkeit  und 
Soliditat;  mit  der  Starke  dieser  Stutzen  ist  aber  auch  die 
darauf  ruhende  Last  im  rechten  Verhaltnisse,  indem  das  Ge- 
balke  bei  den  allern  Bauwerken  von  sehr  bedeutender  Hohe 

5  (*/7  der  Saulenhohe)  und  Schwere  ist.  Die  weite  Ausla- 
dung  des  Capitals  und  der  starke  Vorsprung  des  Kranzleistens, 
welcher  die  Bestimmung  des  Daches,  sich  schutzend  auszu- 
breiten,  deutlich  ausspricht,  zeigen  das  Streben  nach  entschie- 
denem  Gharakter  der  Formen ;  noch  sucht  die  Architektur  nicht, 
schroflfe  Uebergange  durch  Zwischenglieder  zu  mildern.     Die 

6  Verhaltnisse  sind  einfach,  und  die  Gleichheit  der  Dimensionen, 
die  in  den  einzelnen  Theilen  ofter  wahrgenommen  wird,  be- 
friedigt  das  Auge;  im  Ganzen  aber  herrschen  uber  die  ^er- 
ticalen  Linien  der  Saulen  und  Triglyphen,  welche  durch  die 
Canneluren  noch  mehr  hervorgehoben  werden,  die  grossen 
horizontalen  Hauptlinien  des  Architravs  und  Krauzes.     Die 

7  imposante  Einfachheit  der  Hauptformen  wird  durch  wenige 
und  kleine  zierende  Glieder  (Einschnitte ,  Ringe,  Tropfen, 
Nagelkopfe  nach  neueren  Architekten)  angenehm  unterbrochen. 

8  Ueberall  sind  die  Formen  geometrischer  Art,  meist  aus  graden 


(52]  Architektonik;  Dorische.  33 

Linien  gebildet ;  jedoch  tritt  in  Farben,  die  das  fruhere  Alter- 
thum  lobhaft  und  grell  liebte,  auch  vegetabilischer  Schmuck 
hinzu. 

2.  HOlzerner  Teropel  des  Poseidon  Hippios  bei  flfantinea,  Paus.  VIII. 
10,  2.  Metaponti  templam  Junonis  vitigineis  columnis  stetit.  Plin.  XIV,  2. 
OiwoiMiwf  %Lm9  Paus.  V,  20,  3.  Eichene  Sftule  im  Heraeon,  V,  16.  —  Die 
<einfachsten  Tempel  (017x0/)  der  tVorzeit  waren  wohl  eigentlich  hohle 
BHume,  in  welcbe  Bilder  hineingestellt  wurden,  wie  in  Dodona  {yuUv 
f  iv  ffv^ptivi  9i7yo«,  Hesdod.  Schol.  Sophokl.  Trach.  1169.  Fragm.  64. 
CkSttling.),  in  Ephesos  (in^ov  nQtfivip  ipi  nnlifjs  Dionys.  Per.  829.  vgl. 
KaUim.  auf  Art.  237),  und  die  Artemis  Kedreatis  in  Arkadien  (Paus.  VHI, 
13).  Artemis  auf  dem  Baume  (Garyatis)  Relief,  Annali  d.  I.  I.  tv.  c.  1. 
Die  Sfiule  entwickelt  sich  aus  dem  Baumstamm ;  der  vierkantige  Stein  ist 
dazu  viel  unvortheilhafter;  nur  die  unverletzten  Kreise  machen  dieStftrke 
■aus.  Klenze  Aphorist.  Bemerkungen  S.  57  if.  ist  gegen  die  Herleitung 
des  Dorischen  Tempelbaues  vom  Holzbau.  Aber  das  Gesims  und  die 
DielenkOpfe  weisen  darauf  bin.    Also  das  Princip  ist  gesichert. 

3.  Eurip.  Iphig.  Taur.  113  (sfcro  TQiyXvq>tov  onot  nsvov)  setzt 
BalkenkOpfe  mit  ZwischenOfTnungen  voraus.  Eben  so  Orest  1366  nitpivyce  — 
xidQtora  nccorddav  vnhg  rigtfAPa  doQtxdq  re  tqiyXvipov^.  HOlzeriie 
Triglypben  sind  auch  Bakch.  1216  anzunehmen. 

3—7.  Vgl.  §.  275-277.  282.  288.  Das  Verbaltniss  1 : 1  Itost  sich 
in  der  Sftulenstellung  und  in  den  Theilen  des  Geb&lkes  nachweisen. 

8.  Hittorff  de  Tarchitecture  polychrdme  chez  les  Grecs.  Ann.  d. 
Ist.  n.  p.  263.  vgl.  §.  80.  274.  Ueber  die  Bemalung  der  T.  sind  die 
Untersuchungen  des  Herzogs  von  Luynes  M^taponte  P.  1833  f.  (Annali 
V.  p.  292),  nach  gemalten  Terracotta-Fragmenten,  und  die  das  ganze 
Alterthum  umfassenden  Angaben  von  Semper:  Vorl&ufige  Bemerkungen 
dber  bemalte  Architektur  und  Plastik  bei  den  Alten  1834  (vgl.  G.  A. 
S.  1389),  zu  berucksichtigen.  Kugler  Ober  die  Polychromie  der  Gr.  Archit. 
und  Sculptur  und  ihre  Grenzen  B.  1835  (sehr  Obereinstimmend  mit  GOtt. 
Anz.).  H.  Bermann  Bem.  fiber  die  antiken  Decorationsmalereien  an  den  T. 
zu  Athen  in  Allgem.  Bauzeitung  Wien  1836.  N.  11.  Einige  Ornamente 
zum  Theil  gemalt,  gezeichnet  in  Athen  1835,  das.  1837.  N.  15.  Bl.  GXVIII. 
Blaue  Triglypben,  wohl  erhalten ,  auf  der  Akropolis  gefunden  (Triglypben 
auch  an  den  Propylaeen  u.  in  Aegina  blau),  u.  a.  farbige  Architekturstdcke, 
Kunstbl.  1836.  N.  16.  Terracotten,  Stimziegel,  Binnleisten  u.  Gesimsstdcke 
gemalt,  das.  N.  24  von  Ross.  Ders.  fiber  Lithochromie  Kunstbl.  1837. 
N.  15.  vgl.  Stackelberg  Tf.  5.  6.  [Auch  die  Schriftstelen,  wenigstens  alle, 
die  mit  einem  ACtom  gekrfint  waren,  Ross  Hall.  A.  L.  Z.  1834.    Intell. 

O.  M(lll«r*t  Archaeologi*.    4.  Anil.  3 


34  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [53} 

S.  322.]  Klenze  Aphorist.  Bern,  auf  einer  Reise  in  Griechenland  S.  548  ff. 
[Gegen  Uebertreibungen  fflhrt  Ulrichs  Reisen  in  Griechenland  S.  72  f. 
viele  Stellen  der  Alten  an,] 

1  53.  Der  Grund  zu  einer  reichern  Ausbildung  des  Do- 
rischen  Tempelbaues  wurde  in  dem  durch  Land-  und  See- 
handel  friihzeitig  bluhenden  Korihth  gelegt;  von  hier  ging 
die  Ausschmuckung  der  Giebel  durch  Reliefs  aus  Thon  (an 
deren  Stelle  hemach  Statuengnippen  treten),  so  wie  der 
Stimziegel  durch  bildliche  Zierathen,  spater  auch  die  zierliche 

2  Form  der  Felderdecken  (qparyai^aTrt,  lacunaria) ,  aus.  Byzes 
von  Naxos  erfindet  um  01.  50  den  kunstreichen  Schnitt  der 
Marmorziegel. 

1.  Pindar  01.  13,  21  nebst  Boeckh's  Expl.  p.  213  aber  den  Adler 
im  asTmfia.  (Vgl.  auch  die  Mflnze  von  Pei:ge,  Mionnet  Descr.  HI.  p.  463.) 
Welcker  Rhein.  Mus.  II.  S.  482  gegen  den  Adler.  —  Ueber  die  Felderdecken 
§.  283.  In  Bezug  darauf  fragt  der  Spartiat  den  Korinthier:  Wachsen  bei 
each  die  HGlzer  viereckig?    Plut.  Lyk.  13. 

2.  Von  Byzes  Pans.  V,  10.  Ueber  die  kflnstliche  Verbindung  der 
Ziegel  vgl.  Liv.  XLII,  2. 

Wichtige  Monumente  der  DoHschen  Gattung  aus  dieser  Zeit 
waren  dasHeraeon  von  Olympia  (Hirt  1.  S.  228),  angeblich acht  Jalire 
vor  Oxylos  gebaut  (Pans.  V,  16.  vgl.  Photios  Lex.  p.  194),  und  das 
Epoche  machende  Heraeon  von  Samos,  von  Rhoekos  und  Theodoros^ 
um  01.  40,  angelegt.    Vitruv  VII.  Praef.  vgl.  §.  80.  Anm.  1.  3. 

Ruin  en.  Der  kleine  Tempel  auf  Berg  Ocha,  aus  grossen  BlOcken, 
mil  pyramidalischem  Thor,  ohne  S&ulen,  Hawkins  in  Walpole*8  Travels. 
[M.  d.  I.  m,  37.  AnnaU  XIV.  p.  5.  Bull.  1842.  p.  169.  Rhein.  Mus.  IL 
S.  481.  Ein  Hypaethron,  im  Dach  aus  von  alien  Seiten  fiber  einander  ge* 
schobenen  grossen  Steinplatten  ein  Einschnitt.  E.  Dodwell  entdeckte  in 
Gyklopischen  Anlagen  Italiens  melir  als  ein  Hieron,  namenilich  in  Cigliano» 
50  F.  lang,  aus  wohlgeschnittnen  unregelmfissigen  Polygonen,  in  Marcellina, 
in  Golle  Malatiscolo,  Universel  P.  1829.  N.  170.  Andere  spater  im  Lande 
der  Aequicoler  Bull.  1831.  p.  45  ff.]  —  Die  Ruinen  des  Tempels  (der- Pallas 
Ghalinitis?)  zu  Korinth,  die  monolithen  S&ulen  aus  Kalkstein,  7^3  moduli 
hoch.  Le  Roy  Mon.  de  la  Gr^ce  P.  I.  p.  42.  pi.  25.  Stuart  Antiq.  of 
Athens  V.  III.  ch.  6.  pi.  2.  vgl.  Leake  Moroa  T.  III.  p.  246.  268.  Descr. 
^e  Mor^  III.  pi.  77.  78.  Ein  Theil  der  Tempel  in  Selinunt  scheint 
noch  dieser  Periode  anzugehOren,  Thiersch  Epochen  S.  422  f.J  —  Der 


[54]  lonische  Baukunst.  35 

kleine  Dorische  Tempel  der  Nemesis  zu  Rhamnus  wird  hier  besonders 
der  Mauem  aos  polygonen  BlOcken  wegen  erwfthnt  Uned.  Antiq.  of 
Attica,  ch.  7. 

54.    Neben  diese  dorische  Bauart  tritt,  nicht  allmahlig  1 
durch  vermittelnde  Uebergange,  sondem  gleieh  als  wesentlich 
verschieden,   die   lonische.     Die   S&ulen    haben   hier   von  2 
Anfang  an  viel  schlankere  und  sich  yeniger  verjungende  Schfifte, 
welche  durch  Basen  emporgehoben  werden.  Die  geschmuckte  3 
und  rait  vorhangenden  Theilen  (den  Voluten)  versehene  Form 
der  Capitale  kann  nicht  bloss  aus  dem  Nothwendigen  und 
Zweckmassigen  abgeleitet  werden.    Das  Gebalk  behalt  vom  4 
Dorischen  nur  die  allgemeinen  Abtheilungen ,  aber  giebt  die 
naheren  Beziehungen  auf  den  Hokbau  auf ;  es  ist  den  schlan- 
kem  und  weiter  gestellten  Stutzen  gemass  viel  leichter,  und 
bietet  weniger  einfache  Massen  dar  als  das  Dorische.  Ueberall  5 
herrschen  mehr  rundliche  und  gleichsam  elastische  Formen  (wie 
in  den  Basen  und  Polstern),   mehr  sanfte  Uebergange  (wie 
zwischen  Fries  und  Kranz),  wodurch  die  Gattung  eine  heitere 
Anmuth  erhalt,  ohne  das  Charakteristische  der  Formen  zu 
veriieren.   Die  Verzierungen  einzelner  Glieder  finden  sich  meist  6 
in   Persepolis  wieder    (§.  244,  6)   [282  A.  5],    und  waren 
vielleicht  in  Asien  fruhzeitig  weitverbreitet. 

2.  Die  SHulen  am  Tempel  von  Ephesos  waren  8  Diameter  hoch, 
Vitruv  IV,  1.   2—4.  8.  §.  275-277. 

3.  Das  lonische  Capit&l  ist  ein  verziertes  Dorisches,  fiber  dessen 
Echinus  ein  Aufsatz  aus  Voluten,  Canal  und  Polstern  gelegt  ist,  welcher* 
auf  ShnlJche  Weise  am  obem  Rande  von  Alt&ren,  Gippen,  Monumenten 
vorkommt,  und  wohl  aus  angeh&ngten  WidderhOrnern  hervorgegangen 
ist.  Vgl.  Hesych.  s.  v.  nQiog  —  fiigog  xi  xov  Kogiv^lov  nlovos  (wahr- 
scheinlich  die  Voluten  dai*an).  Da  der  Widder  ein  gewOhnliches  Todten- 
opfer  war,  so  stimmt  dies  mit  der  Ableitung  der  lonischen  Ordnung  aus 
Grabs^ulen,  bei  Stackelberg  Apollot.  S.  40  ff.  R.  Rochette  M.  I.  I. 
p.  141.  304,  sehr  Qbertrieben  von  Garelli,  Diss.  eseg.  int.  all'  origine  ed 
at  sistema  della  sacra  Archit.  presso  i  Greci.  N.  1831.  Voluten  -  CapitSl, 
a7iSLQO}i6q>ttXov  Marm.  Oxon.  II,  48,  19.  Daher  vielleicht  bei  Plinius  in 
spin's  columnarum  auf  die  Voluten  zu  beziehen.  Beispiel  einer  lonischen 
S^ule  als  Grabstele  auf  Attischen  Vasen,  M.  Pourtal^s  pi.  25.  Voluten- 
Altar  z.  B.  Stackelberg  GrSber  Taf.  18.  Altionische  Base  verwandt  der 
Pelasgischen  und  Persischen.  Kugler  S.  26.  [E.  Guhl  Versuch  dber  das 
lonische  Gapit&l,  Berl.  1845  aus  Grelles  Journal  ftlr  die  Baukunst.] 


36  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [55,  56] 

55.  Die  Anfange  dieser  Architektur  liegen  wahrscheinlich 
schon  in  firuhen  Zeiten,  da  sie  bereits  an  dem  bald  nach 
Olymp.  33  gebauten  Schatzhause  des  Sikyonischen  Tyran- 
nen  Myron  zu  Olympia,  ausserhalb  loniens,  gefunden  wurde, 
und  sich  gleich  beim  Beginn  der  folgenden  Periode  am  Hei- 
ligthum  der  Artemis  von  Ephesos  in  voller  Herrlichkeit  ent- 
faltete. 

In  diesem  Thesauros  waren  zwei  Thalamoi,  der  eine  Doiisch,  der 
andere  lonisch  gebaut,  und  mil  Erz  wenigstens  bekleidet,  Paus.  VI,  19,  1 . 

Ab  eins  der  merkwflrdigem  Gebaude  der  Zeit  verdient  hier  noch 
Erw&hnung  Theodoroe  des  Samiers  kuppelfOrmige  Skias  zu  Sparta, 
Paus.  ni,  12,  8.  Etym.  M.  s.  v.  Zniag, 


8.   Die  ftbrige  Tektonik. 

1  56.  Schon  die  von  Homer  geschilderte  Zeit  legt  grosses 
Gewicht  auf  die  zierliche  mid  reiche  Arbeit  von  Gerathen: 
Sessebi,  fiettstellen,  Laden,  Bechem,  Kessebi,  Waflfenstueken. 

2  Was  danmter  die  holzernen  Gerathe  anlangt:  so  wer- 
den  diese  mit  dem  Beile  aus  dem  Groben  gehauen  (rexrat- 
vBiVy  orel^xarf),  dann  sorgfaltiger  mit  feinem  Instnimen- 
ten  bearbeitet  (l^*^*'),  imd  hierauf  in  vertiefte,  eingebohrte 
Stellen    Schmuck    aus   Gold,   Silber,    Elfenbein,    Bernstein 

eingelegt  {divovv  ilit^avti    xa>  ^QYvgip,  daiddlXeiv),     [dtvovv  ist 

drecbseln,  das  Bunte  entsteht  durch  aufgeheftete  gedrechselte 
Stucke.] 

2.  S.  die  Beschreibung  des  Belles  des  Odysseus,  Od.  XXm,  195 
(vgl.  IL  III,  391),  des  Sessels,  den  der  vixrav  Ikmalios  der  Penelope  ge- 
macht,  Od.  XIX,  56,  auch  der  ZV^^S  xalrj,  dctidaXirj  im  Zelte  des  Achill, 
n.  XVI,  221,  und  der,  welche  Arete  dem  Odysseus  giebt,  Od.  Vm,  424. 
TexTcclvBiv  auch  von  Schiffen,  fiber  deren  Arbeit  Od.  V,  244  zu  vgl.; 
der  Troische  xixxmv  ^AQfiovldrjg  ist  darin  ausgezeichnet  (D.  V,  60).  Jipovv 
bedeutet  rundarbeiten,  wie  xo^ovv,  v^.  Schneider  im  Lex.  s.  v.  ro^evoi. 
Instrumente  bei  Homer:  nilmv^j  axtnagyovy  ailvrj,  r^^crpa,  TQvnavov 
mit  Riemen  Od.  IX,   383.    Eurip.  Kykl.  460),   avd^nrj,  —  Elfenbein 


[57,  58]  Tektonik;  Holzarbeiien.  37 

kommt  an  SchliisselD,  ZQgeln,  Scfawertscheiden  {xoUos  vz^ni^iaxov 
ilitpavTog,  Od.  Vm,  404.  Tgl.  n^unov  ilitpoptos  Od.  XVIII,  195. 
XIX,  564)  vor;  so  wie  Elektron  (Bernstein,  Buttmann  in  den  Schr.  der 
Beri.  Akademie  1818.  19.  Hist  Q.  S.  38)  [Myihologus  Bd.  U.  S.  337] 
an  Wanden  und  Gerftthen.    [Vgl.  die  PhOnicische  Kunst  §.  239.] 

57.  Diese  eingelegte  Arbeit  in  Holz  wurde  auch  noch  1 
in  nachhomerischer  Zeit  mit  Vorliebe  fortgesetzt,  und  anstatt 
blosser  Zierathen  figurenreiche  Compositionen  an   h5lzemen 
Gerathen    gebildet.      So    verziert   war    die    Lade    QJgvaiy  2 
xv\pf^rf)y  welche  die  Kypseliden  als  Tyrannen  des  reichen 
Korinthos  nach  Olympia  geweiht  batten. 

2.  Dio  Ghrysost  XL  p.  325.  Reisk.  as  avrog  haifanAg  efj^v  iv 
'Olvfinia  iw  Tip  6nia^od6ii^qi  rov  9io»  xrn^H^ag  vxofiprjfut  rrjg 
&Q7tay^g  intlvrjs,  iv  vj  ^vXlrg  nifitoz^  tf  avaxB^UcQ  vno  KvipiXlov. 
Sie  stand  im  Heraeon  zu  Olympia,  war  aus  Gedemholz,  ?on  bedeutendem 
Umfange,  wahrscheinlich  elliptisch,  da  Pausanias  keine  verschiedenen 
Seiten  erw&hnt,  und  la^pa^  von  Deukalion^s  und  andern  Schiffen  ge- 
braucht  an  eine  solcbe  Form  zu  denken  gestattet.  Die  Figuren  waren 
theils  aus  dem  Hoize  hervorgearbeitet,  theils  aus  Gold  and  Elfenbein  ein- 
gdegt,  in  fllnf  Obereinanderliegenden  Streifen  (z'^9^^)i  ^^^  Paus.  berum- 
gebend,  die  erste,  dritte  und  fQnfte  von  der  Rechten  zur  Linken,  die 
zweite  und  vierte  Ton  der  L.  zur  R.  gehend  beschreibt.  Sie  enthalten 
Soenen  aus  den  heroischen  Mythen,  zum  Theil  auf  die  Ahnen  des  Kypselos, 
der  aus  Tbessalien  stammte,  bezuglich.  Vgl.  §.  (>5,  3.  Pausanias,  weicher 
die  von  dieser  Lade  erz&blten  Fabeln  glaubt,  denkt  sie  sicb  um  Olymp.  10 
verfertigt,  und  den  Eumelos  als  Urbeber  der  Aufschriften:  aber  Herakles 
hatte  darauf  schon  seine  gewdhnlicbe  Tracht  (Paus.  V,  17  ex.),  die  er  erst 
nach  OL  30  erhielt,  §.  77,  1.  Ueber  die  Inschriften  VOlkel  ArchaeoL 
Nachlass  L  S.  158.  —  Heyne  fiber  den  Kasten  des  Kypselos;  eine  Vor- 
lesung  1770.  Descrizione  deUa  cassa  di  Gipselo  da  Seb.  Giampi.  Pisa  1814. 
Quatrem^re-de-Quincy  Jup.  Oljrmp.  p.  124.  Welcker's  Zeitschrift  fQr  Gesch. 
und  Ausleg.  der  Kunst.  Th.  1.  S.  270  ff.  536.  Sieb^lis,  Amalthea  IL  S.  257. 
Thiersch  Epochen.  S.  169.  (1829.)  [0.  Jahn  Archaeol.  Aufs.  S.  3.  H.  Brunn 
im  N.  Rhein.  Mus.  V.  S.  321.  335  ff.] 

58.  Von  raetallnen  Gerathen,  wie   sie  in  hochster  i 
Vollkommenheit  Hephaestos,  'der   Vorstand    aller   Schmiede 
(X^hcitg)^    verfertigt,   ruhmt  Homer  Kessel,    Schalen,  Drei- 
fusse,  Becher,  Panzer,  Schilde,  zum  Theil  als  einheimische. 


38  Griechische  Kunstgesch.     Per.  I.  [59] 

2  zum  Theil  als  auslandische  Arbeiten.  An  diesen  kommen 
eine  grosse  Menge  metallischer  und  andrer  glanzender  Stoffe 
vor,  welche  man  auf  eine  effektvolle  Weise  zusammrazustellen 
liebte. 

1.  Dreifusse  des  Hephaestos,  II.  XVIII,  374  und  sonst.  Nestor's 
Becber  mil  zwei  BQden  und  vier  Henkeln  (o^oercr),  an  denen  goldene 
Tauben  gebildet,  AsUepiades  ns^l  Ntcrofidogf  Amalthea  ni.  S.  25.  Der 
Kyprische  Panzer  (daran  xvavtoi  dgaxowtg  fyiaoiv  ioixoxBg),  der  Schiid 
mil  einem  Gorgoneion,  und  die  tibrige  RCLstung  des  Agamemnon,  11.  XI, 
17  ff.  Schiid  des  Aeneas,  II.  XX,  270.  Ein  Aegyptischer  Spinnkorb,  Od.  IV, 
125.  Sidoniscbe  Krateren,  II.  XXIII,  743.  Od.  IV,  616.  [vgl.  §.  240,  4.]  Ein 
Xal^ivs  und  xQvaoxoog  Laerkes  vergoldet  die  HOrnerder  Stiere,  Od.  Ill,  425. 

2.  Met  a  lie.  Erz,  auch  Eisen  ('idaroc  Jaxwloi  tigov  iv  ovQBiyci 
vanaig  iotvta  aldrjQOV,  ig  nvQ  x  '^vsynccv  xal  iQinQBnhg  igy^''^  idsi^aVy 
Phoronis) ,  Gold ,  Silber ,  xacaitsffog  (wahrscheinlich  Zinn ,  Latein. 
plumbum  album,  Beckmann  Gesch.  der  Erfindungen  lY.  S.  327  fif.),  Blei, 
xvavog  (ein  metallischer  Stoff  von  schwarzblauer  Farbe),  titavog  (Gyps) 
am  Schilde  des  Herakles  bei  Hesiod.  Vgl.  MiUm  Min^ralogie  Hom^rique 
(2  ^.  1816)  p.  65  seq.  EOpke  Eriegswesen  der  Griecfaen  im  heroischen 
Zeitalter  S.  39.  Ueber  die  Instrumente  &xftav  {axfio^srov) ,  ^txi^tTJ^, 
otpvQOL,  nvQtiyifcc,  die  tpvaai  (axgorpvaiov) ,  xoava  Hillin  p.  85.  Clarac 
Mus^  de  Sculpt.  I.  p.  6  seq. 

1  59.  An  einem  dieser  Kimstwerke,  dem  Hephaestischen 
Schilde  des  Achilleus,  schildert  Homer  auch  grosse  Composi- 
tionen  aus  zahlreichen  Figuren :  aber  grade  die  grosse  Fulle 
und  Ausdehnung  dieser  Darstellungen  und  die  geringe  Ruck- 
sicht ,  welche  dabei  auf  das  wirklich  Darstellbare  genommen 
wird,  entfemen  den  Gedanken  an  menschliche  Arbeiten  von 
ahnlichem  Umfang,  wenn  man  auch  wohl  zugeben  muss,  dass 
im  Eleinen   Figuren    auf  Metallplatten    anzubringen  nichts 

2  Unerh5rtes  war.  Man  kann  dabei  nicht  anders  verfahren 
sein,  als  dass  man  das  erweichte  und  zu  Flatten  geschlagene 
Metall  mit  scharfen  Instrumenten  zuschnitt,  und  mit  Nageln, 
Stiften  u.  dgl.  auf  den  Grund  befestigte. 

1.  Am  Schilde  des  Achilleus  haben  Restaurationsversucbe  angesteUt 
frQher  Boivin  u.  Caylus,  neuerlich  Quaterm^re-de-Quincy  Jupiter  Olymp. 
p.  64.    M6m.  de  Tlnstitut  royal.  T.  IV.  p.  102,  [Recueil  de  Dissert.  1817] 


[60]  Metallgerftthe.  39 

und  Flaxmaon  fQr  eine  neue  Silberarbeit.  Vgl.  Welcker  Zeitschr.  I.  S.  553 
ad  Philostr.  p.  631.  [Nauwerk  der  Schild  des  Acb.  in  neun  Darstell.  Berlin 
1840.  Proipranune  Qber  dens,  von  D.  Lucas,  Emmerich  1842,  Marx  in 
Coesfeld  1843.  Clemens  in  Bonn  1844.  Vgl.  H.  Brunn  im  N.  Rhein  M. 
V.  S.  340.  Ueber  den  Hesiod.  Schild  K.  Lehrs  in  Jahns  Jahrb.  1840. 
S.  269  flf.] 

2.  Ueber  das  Schmelzen  des  Metalls  11.  XVni,  468.  Hes.  Theog. 
862.  vgl.  Schneider  s.  V.  xoivri,  Gusswerke  aber  sind  spftter,  so  wie  die 
Kunst  des  LGthens.  Alle  SUteien  Werke  sind  mit  dem  Hammer  getrieben 
{sfpvQiiXaxa)  u.  die  Zusammenfdgang  geschieht  durch  mechanische 
Mittel,  dhOiMi  (II.  XVIII,  379)  ^loi  (II.  XI,  634),  n^Qovai,  TtivxQa  (Pans.  X, 
16,  1).  Aeschylos  Sieben  525  ft,  h  jj^aXxi^Xar^  adxfi  —  S^piyy  (Ofiocirop 
n(fogftiti7ix€[vsfiir7iv  yofiqpotg  —  lafAngov  ixngovsTov  Sifiag.  Das  Befestigen 
von  Metallzierathen  auf  einen  Grund  (z.  B.  auch  das  Verzieren  von  Sceptern 
mit  goldnen  NSgeln)  ist  die  if^naictinrj  rtxvri,  S.  Lobeck  zu  Soph. 
Aias  V,  846.  S.  357.  Athenaeus  XIL  p.  543  f.  axlnmvi  xQvccig  ilt%ag 
ifiTiBnaiCfiiva, 

60.  Sehr  vervoUkommnet  wurde  nach  den  Homerischen 
Zeiten  die  Arbeit  an  Gefassen  durch  zwei  grosse  Erfindungen, 
erstens  die  des  Gusses  in  Formen,  welche  einem  Sami- 
schen  Meister  Rhoekos,  Phileas  Sohn,  und  seinem  Sohne 
Theodoros  zugeschrieben  wird,  [nicht  nachweislich  bei  den 
Phoeniciern,  §.  240,  3],  und  ohne  Zweifel  auch  bei  der  Ver- 
fertigung  von  Krateren  und  andern  Gefassen,  in  denen  diese 
Kunstler  sich  auszeichneten,  ihnen  grossen  Vorschub  leistete. 

Die  Geschichte  der  alten  Samischen  Kilnstler-Schule  ist  sehr 
schwierig,  auch  nach  Thiersch  Epochen  S.  181  (der  zwei  Theodoros  und 
zwei  Telekles  unterscheidet) ,  Hirt  Amalth.  I.  S.  266  (der  beide  Unter- 
scheidungen  verwirft),  Meyer  Kunstgesch.  Anm.  S.  26,  Sillig  im  Cat. 
Art.  s.  w.  Rhoecus,  Telecles,  Theodoras,  Panofka  Sam.  p.  51,  mit  dem 
das  Folgende  am  besten  stimmt.  Hierin  vereinigen  sich  die  Zeugnisse: 
Herod.  I,  51.  ffl,  41.. 60.  Diodor  I,  98.  Vitrav  Praef.  VII.  Plin.  Vn,  57. 
XXXIV,  8,  19,  22.  XXXV,  12,  43.  XXXM,  13,  19,  3.  Pans,  ffl,  12,  8.  VTO, 
14,  5.  X,  38,  3.  Amyntas  bei  Athen.  XII,  514  F.  Diogen.  L.  II,  8,  19; 
nur  dass,  mit  Einigen  bei  Plinius  den  Rhoekos  und  Theodoros  lange  vor 
01.  30  zu  setzen,  die  Geschichte  des  Ephesischen  Tempels,  §.  80  A.  1, 
nicht  duldet.    Die  mOglichste  Dehnung  der  Genealogie  ist  diese: 

Olymp.  35.  Rhoekos,  Phileas  Sohn,  der  erste  Architekt  des  un- 
geheuern  Heraeons  (Samos  also  schon  sehr  reich  und  mUchtig;  es  erhielL 


40  Griechlsche  Kiinstgesch.    Per.  I.  [61) 

01.  18  die  ersten  Trieren;  seine  Macht  scheint  besonders  um  01.  30  zuzu- 
nehmen),  am  Lemnischen  Labyrinth  thfitig.    Erfindet  den  Erzguss. 


01.45.      Theodoros  am  Beraeon      Telekles  arbeitet 
thatigv  so  wiebeim  Labyrinth,      mit    dem    Bruder 
Erbauer  der  Skias,  legt  die      zusammen. 
Fundamente  des  Ephesischen 
Artemision.    Erfindet  angeb- 
lich  normam,  libellam,  tor- 
num,  clavem.   Giesst  Statuen  ' 

atis  Eisen.  ' 

01.  55.  Theodoros,   nicht  mehr  Architekt, 

bloss  Metallarbeiter,  arbeitet  fQr  Kroesos 
(zwiscben  55  u.  58)  einen  grossen  silbemen 
Krater,  fasst  den  Ring  des  Polykrates,  und 
macht  einen  goldenen  Krater,  den  man 
im  Palast  der  Perser-KOnige  sah. 

Wahrscheinlich  gehOrte  zu  den  Werken  dieser  Schule  schon  der  eheme 
Kessel,  welcben  die  von  Tartessos  heimkehrenden  Samier  (um  01.  37)  ins 
Heraeon  weihten,  mit  GreifenkOpfen  in  Hautrelief  am  Rande,  und  drei 
knieenden,  7  Ellen  hohen  Figuren  als  Ffissen.    Herod.  IV,  152. 

61.  Zweitens  durch  die  Kunsi  des  L5thens  (der  j«A- 
Xrioig,  ferruniinatio) ,  d.  h.  einer  chemischen  Verbindung  von 
Metallen,  in  der  Glaukos  von  Chios,  ein  Zeitgenoss  des 
Halyattes  (40,  4—55,  1),  und  wahrscheinlich  Zogling  der 
Samischen  Erzgiesser,  sich  Ruhm  erwarb,  und  seine  Eunst 
ebenfalls  durch  kunstliche  Gerathe,  besonders  den  Untersatz 
eines  Kraters  zu  Delphi,  bewahrte. 

Von  Chios  nach  Herod.,  Pans.  u.  A.,  von  Samos  nach  Steph.  Byz. 
s.  V.  Ji^cclT}.  S.  Sillig  s.  V.  Glaucus,  nebst  den  Scholien  zu  Platon 
Phaed.  p.  108,  18.  Bekk.  und  Heindorf  p.  225.  Besonders  wird  die 
HO  111]  o  ig  6  i8i]  gov  als  seine  ausschliessliche'  Erfindung  genannt; 
dass  es  LOthung  ist,  llbst  sich  nach  Paus.  X,  16,  1  sehr  deutlicher  Be- 
schreibung  des  vnoHQjjTrjQidtov  nicht  bezweifeln.  Zugleich  wurde  aber 
Glaucos  auch  wegen  der  Kunst,  das  Eisen  zu  h&rten  und  zu  erwelchen 
(aidi^ffov  CTOfiooaig  xal  (idlce^ig),  bewundert  (Plutarch  de  def.  or.  47). 
Vgl.  Ramshom  de  statuar.  in  Graecia  multitud.  p.  19  sqq.  Ueber  die  Art 
des  LOthens  Fea  zu  Winckelm.  Th.  V.  S.  429.  Dresden.  'EnlxTjnrog  ngazTjif 
C.  I.  I.  p.  236. 


[62,  63J  TOpferarbeit.  41 

62.  Ein  drittes  Handwerk,  welches  wegen  der  unschein- 
baren  Gerathe,  die  es,  fur  sich  genommen,  liefert,  weniger 
erwahnt  wird,  als  es  seines  Zusammenhanges  wegen  mit  der 
plastischen  Kunst  verdiente,  ist  dieTSpferkunst,  xt^a- 
fiivTtxtj.  Sie  bluht  als  ein  sehr  ansehnliches  Gewerk  be- 
sonders  zu  Korinth,  Aegina,  Samos  und  Athen,  wo  die 
Topfer  seit  alten  Zeiten  einen  bedeutenden  Theil  der  Bevol- 
kerung  ausmachten. 

Homer  beschieibt  li.  XVni,  600  die  TOpferscheibe,  das  niedliche 
Gedicht  Kdfiivos  rj  Ksifccfiig  den  Ofen,  den  Athena  beschiltzt ,  aber  viele 
feindliche  D^monen  bedrohen.  Tqoxos  von  Talos.  Das  Handwerk  wird 
zeitig  in  K or i nth  ausgebildet  (Hyperbios,  Dibutades,  s.  Boeckh  ad.  Find. 
01.  Xm,  27 J;  auf  Aegina  (Aeginet.  p.  79,  auch  Pollux  VII,  197.  Hesyth 
u.  Phot.  s.  v.  'Hz^  ntTQatcc);  in  Samos  (Samia  terra,  vasa,  Panofka 
Sam.  p.  16);  in  Athen  (Kerameikos  Stadtquartier  und  Vorstadt;  Athena, 
Hephaestos  und  Prometheus  Vorsteher  des  Gewerks;  Koroebos  soUte  die 
ersten  TOpferwerkst&tten,  Hyperbios  und  Euryalos  (Agrolas  bei  Pans.)  nach 
Plin.  die  ersten  Backstein-Mauem  errichtet  haben;  die  Erde  der  Kolias 
war  ein  trefHiches  Material;  OelkrCige  Preise  an  den  Panathenaeen,  daher 
die  Amphora  auf  Milnzen;  Topfmarkt  besonders  am  Feste  des  WeinfQllens, 
iv  roi$  Xovai;  Phoenikier  fQhrten  nach  Skylax  p.  54,  Huds.  Attische  Ge- 
schirre  bis  nach  Kerne.  Vgl.  Valkenaer  ad  Herod.  V,  88  u.  Wien.  Jahrb. 
XXXVffl.  p.  272). 

63.  So  wie  die  Topfer  in  diesen  Werkstatten  ihr  Ma-  l 
terial,  welches  die  Natur  treflflich  darbot,  zu  verfeinern  und 
ihm  durch  Mischungen,  besonders  mit  Rothel-Erde,  mehr 
Reiz  zu  geben  suchten:  so  linden  sich  auch  schon  an  den  alte-  2 
sten  Gefassen  Griechischer  Werkstatten  zierliche  Formen,  und 
in  Henkeln,  Ghffen  und  andem  aus  freier  Hand  zugefugten 
Theilen  tritt  die  Kunstfertigkeit  des  Plasten  im  ursprunglich- 
sten  Sinne  hervor. 

r 

Ueber  den  feinen  mit  Sand  gemischten  Thon,  der  sich  in  Griechenland 
findet.  Due  de  Luynes  de  la  poterie  antique.  Ann.  d.  Inst.  T.  IV.  p.  138. 
Dibutadis  inventum  est,  rubricam  addere,  aut  ex  rubrica  cretam  fingere, 
[Cod.  Bamberg  und  Isidor  XX,  4,  3  ex  rubra  creta]  Plin.  Die  Erde  von 
Kolias  mischte  sich  trefflich  mit  fitXtog,  Suidas  s.  v.  KatXiddog  %t(fcifirjsg. 


42  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [64] 

4.    Bildende  Knnst. 

1  64.  Die  Homerischen  Gedichte  und  die  auf  anderm 
Wege  uns  zugekommenen  mythischenNachrichten  stimmendarin 
uberein,  dass  das  fruhere  Griechenland  ausser  Gotterbildem 

2  keine  Bildsaulen  kannte.  Und  wenn  aucti  zum  Schmuck  von 
Gerathen  dienende  oder  an  Baudenkmalem  angebrachte  Bild- 
werke  schon  fruhzeitig.  vorkommen :  so  scheint  ein  rundes,  fur 
sich  stehendes  Bild,  welches  kein  Tempelidol  war,  in  Grie- 
chenland lange  Zeit  etwas  UnerhSrtes  gewesen  zu  sein. 

1.  Die  goldenen  Dienerinnen  des  Uephaestos,  die  goldnen  Fackeltr^er 
und  goldnen  und  silbernen  Hunde,  die  Hephaestos  dem  Alkinoos  zu  Wach> 
tern  des  Uauses  gegeben,  deuten  schwerlich  auf  etwas  Wirkliches.  [Ein 
goldner  Hund  im  Temenos  des  Zeus  in  Kreta,  Anton.  Lib.  36,  Nacbahmung 
der  wirklichen  Bewachung  der  Pforten  der  Tempel  z.  B.  auf  dem  Eryx, 
auf  dem  Capitol;  die  goldnen  Lychnuchen  abnien  die  wirklichen  Odyss. 
VII,  91  nach,  die  einfachste  Erfindung  fdr  Gandelaber,  die  sich  wiederholt 
in  Engeln  als  Fackelhaltem,  von  einem  Zeitgenossen  des  Lor.  Ghiberti  (Bois- 
sere  Gresch.  des  Doms  zu  Coin  S.  13)  und  angeblich  des  Michel  Angelo, 
einem  sebr  schOnen  Werke  in  einer  Kirche  zu  Florenz.  Nach  derselben 
Idee  ist  der  Candelaber  sehr  alten  Sty  Is  aus  Vulci,  Cab.  Pourtal^  pi.  40, 
p.  112.]  Die  Stelle  der  U.  XVIU,  59()  ist  mit  einigen  alten  ErklHrem  so 
zu  verstehn:  dass  Hephaestos  einen  Tanzplatz,  eine  Orchestra,  an  dem 
Schilde  bildet,  jenem  ahnlich,  den  Daedalos  in  Knossos  fQr  die  Ariadne 
eingerichtet  (die  nach  Kretischer  Sitte  mit  JOnglingen  tanzt).  Dies  ist  die 
Grundbedeutung  von  xoQos^  vgl.  U.  HI,  394.  Od.  VIII,  260,  nebst  Eust., 
ihre  Festhaltung  entfemt  alle  Schwierigkeiten.  Die  spatem  Kreter  ver- 
standen  die  Stelle  freilich  anders,  Pans.  IX,  40;  auch  d.  j.  Philostr.  10 
[Die  alte  Vase  des  Klitias  in  Florenz  (BuUett.  1845.  N.  7)  stellt  den  Chor 
des  Daedalos  in  sieben  Paaren  dar,  gewiss  nach  dem  Sinn  des  Dichters, 
s.  Rhein.  Mus.  II.  S.  484]. 

2.  Ein  sehr  merkwdrdiges  architektonisches  Bildwerk  sind  die  Ky- 
klopischen  LOwen  auf  dem  Thor  von  Mykenae  aus  grdnem  Mannor, 
Dodwell  II.  p.  239  (vgl.  die  Sage  von  den  Mauem  von  Sardis  Herod.  I,  84) 
in  einem  zwar  rohen,  aber  natilrlich  einfachen  Styl.  Pans.  II,  16.  4.  W.  Gell 
Argol.  pi.  8—10.  D.  A.  K.  Tf.  1,  1.  Specimens  II,  3.  Descr.  de  la  Mor6e 
II,  60.  Aehnlich  die  Aegyptischen ,  Klense  Aphorist.  Bem.  S.  536.  Eher 
nach  Persien,  Phoenikien  und  Lydien  hinweisend.  [Der  grune  Marmor  ist 
nur  der  Aegyptischen  Hypothese  zu  Liebe  angenommen,  sehr  kecklich, 
denn  der  Stein  ist  derselbe,  der  ganz  in  der  Nahe  gebrodien  wurde,  nur 
ausgesucht.     Uebrigens  s.  auch  Goettling  das  Thor  von  Mykenae   im  N. 


[65]  BUdende  Kunst.  43 

Rhein.  Mus.  I.  S.  161.  W.  Mure  Tour  in  Grece  II.  p.  167  ff.  Annali  d.  I. 
archeol.  XYII.  p.  168.  Merkwilrdlg  genug  ist  aach  die  am  Sipylos,  zwei 
Stunden  von  Magnesia,  in  vertieftem  Grand  aus  dem  Felsen  in  Hochrelief 
ausgehauene  Figur,  die  schon  Chishull  als  Niobe  erkannte  and  als  solche 
3teuart  Tf.  I.  (§.  341*  A.  3)  bekannt  gemacht  bat.  Auch  Mac  Parian 
Constantinople  in  1828  L.  1829  gab  eine  schattenartige  Zeicbnung  p.  317, 
dachte  aber  an  Cybele,  was  ein  Irrtlium  ist,  s.  Bull.  1843,  p.  65.  Pausanias 
besuchte  diese  Niobe  1 ,  21 ,  5  und  gedenkt  VIII,  %  3  der  Sage ,  dass  sie 
im  Sommer  weine,  welche  scbon  die  Ilias  kennt  XXTV,  615.  Von  der 
nicht  ganz  perpendicullUren  Felsenwand  rinnt  von  einem  grossen  Einschnitt 
uber  der  Figur  Wasser  herab.  Sie  ist  abrigens  sitzend,  hat  die  Hande 
uber  einander  geschlagen  und  den  Kopf  ein  wenig  auf  die  Seite  genei^t, 
beides  passend  zum  Ausdruck  der  Trauer.  Hr.  Steuart  bestStigte  mQnd- 
lich,  was  Pausanias  andeutet,  dass  man  in  der  N&he,  wenn  man  hinauf 
gestiegen  ist,  keinen  Meisel  erkennt,  w&hrend  man  von  unten,  wie  Mac 
Farlan  angiebt,  aus  betr&chtlicher  Entfemung,  bei  einer  H5he  von  etwa 
200  F.  das  Bild,  das  die  dreifache  natdrliche  GrOsse  haben  soil,  deutlich 
erblickt]  Der  Geschmack  an  Thierfiguren,  auch  monstrOsen,  zur  Ver- 
ziening  zeigt  sich  sehr  frdh  in  den  verschiedensten  Arten  von  Kunstwerken. 
VgL  §.  75,  2.  434.,  1. 

65.  Abgesehen  von  den  aussern,  in  dem  Mangel  der  l 
Technik  liegenden  Umstanden,  welche  der  Entwickelung  der 
bildenden  Kunst  grosse  Hindemisse  in  den  Weg  legten ,  war 
es  der  ganze  Charakter  der  Phantasie,  insofem  sie  sich  mil 
dem  Leben  der  Gotter  und  Heroen  beschaftigte ,  welcher  in 
jener  Zeit  bei  den  Griechen  die  Ausbildung  der  Plastik  noch 
zuruckhielt.  EHe  Phantasie  der  Griechen,  wie  sie  in  der  epi-  2 
schen  Poesie  hervortritt,  ist  noch  zu  sehr  mit  der  Ausmalung 
des  Wunderbaren  imd  Uebergewaltigen  beschaftigt,  die  Vor- 
stellungen  von  den  Gottem  haben  noch  zu  wenig  sinnliche 
Bestimmtheit  erlangt,  als  dass  die  Poesie  nicht  weit  besser 
zu  ihrer  Darstellung  sich  geeignet  haben  sollte  als  die  Plastik. 
In  der  bildenden  Kunst  dieser  Zeit  nehmen  grelle  Darstellun-  3 
gen  von  Schreckgestalten  (wie  das  Gorgoneion)  einen  bedeu- 
tenden  Platz  ein;  durch  solche  vermochte  die  noch  rohe  Kunst 
zuerst  Interesse  zu  erregen. 

2.  Allerdings  ist  schon  bei  Homer  das  plastisohe,  feste  Gestalten 
bildende.  Talent  nicht  zu  verkennen,  aber  es  bildet  sich  erst  durch  die 
epische  Poesie  allmahlig  aus.  —  Die  Gestalten  der  GOtter  sind  gigantisch ; 
Unre  Erseheinungen  nicht  selten  geisterhaft,  die  Formen,  in  denen  sie  er- 
scheinen,  lassen  sich  oft  wenig  bestimmt   denken.     Die  BeiwOrter  sind 


44  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [66] 

meist  weniger  plastisch  als  bedeutungsvoU.  Bei  der  ^Bffotpottig  'E^ivvg^ 
bei  den  im  Winde  dahinfahrenden  Harpyien  darf  man  sich  nicht  spftlere 
Kunstgestalten  vorstellen.  Audi  die  Thaten  der  Heroen  sind  oft  unplastisch, 
die  des  Achilleus  am  meisten.  Homer  hat  keine  von  Bildwerken  entlehnten 
ZCige,  wie  sp&tere  Dichter. 

Darin  liegt  wohl  der  Grund  der  auffallenden  Erscheinung,  warum 
die  schmQckenden  Bildwerkeam  Schilde  des  Achill  u.  sonst  bei  Homer 
nie  mythische  Gegenstdnde,  sondem  aus  dem  bflrgerlichen  und  Landleben 
genommene  enthalten  (was  die  ubersahen,  die  die  beiden  SUldte  fflr  Eleusis 
a.  Athen  erkl&rten),  auijgenommen  etwa  die  fiber  das  Yolk  vorragenden 
ganz  goldenen  Figuren  des  Ares  und  der  Athena  (denn  Eris,  Kydoimos 
haben  sich  in  Menschen  verwandelt).  Der  Schilddes  Herakles,  wenn 
auch  zum  Theil  roher  gedacht  und  phantastischer  ausgeschmdckt,  stelit  doch 
in  vielenStilcken  den  wirklichen  Kunstwerken,namentlich  den  altesten  Vasen- 
gemSQden,  so  wie  dem  Kasten  des  Kypselos,  weit  ndher,  wie  in  dem  Drachen- 
bilde  der  Mitte,  der  Ker,  der  Kentaurenschlacht,  Perseus  und  den  Gorgonen, 
den  Ebern  und  LOwen.  Die  weitere  AusfQhrung  des  fiber  den  Schild  des 
Herakles  Gesagten  babe  ich  in  Zimmermanns  Zeitschr.  f.  Alterthumswiss. 
1834.  N.  110  ff.  gegeben.    Vgl.  §.  3.46  **  A.  5. 

3.  Die  Gorgo-Maske  schwebt  schon  Homer  und  Hesiod  aus  Bil- 
dem  vor,  wie  das  Kyklopische  Gorgoneion  bei  Argos  (Paus.  II,  20,  5) 
war,dem  manche  Abbildung  auf  alten  Mfinzen,  Vasen,  Reliefs  ziemlich 
nahe  stehen  mag.  S.  Levezow  fiber  die  Entwickelung  des  Gorgonen-Ideals. 
B.  1833.  S.  25  f.  §.  397,  5,  bestritten  von  Due  de  Luynes  Ann.  d.  Inst. 
VI.  p.  311.  Aehnlicher  Art  war  das  Graunbild  des  Drachen  (fiQaxovrog 
qpo^off)  auf  dem  Herakles-Schilde  (Hesiod  144)  und  der  lOwenkdpfige  Phobos 
des  Agamemnon-Schildes  auf  dem  Kasten  des  Kypselos  (Paus.  V,  19,  1. 
vgl.  n.  XI,  37),  auf  dem  uberhaupt  ein  greUe  Symbolik  herrschte,  wie  in 
der  Lahmheit  von  Tod  und  Schlaf,  der  grausigen  Ker  (Paus.  V,  19,  1, 
vgl.  mit  Schild  156,  248),  der  seltsamen  Artemis-Figur  §.  363.  Stimziegel 
mit  Gorgonenmasken  geschmfickt  in  Selinus  u.  a.  Orten.  Dibutades  war 
nach  Plinius  XXXIV,  12,  43  der  Plastes,  qui  primus  personas  tegularum 
extremis  imbricibus  imposuit,  vgl.  Hirts  Gesch.  der  Baukunst  I.  S.  227. 
L.  Ross  im  Kunstblatt  1836.  N.  57. 

1  66.    Was  nun  aber  das  Gotterbild  betriflft,  so  macht 

dies  von  Anfang  an  durchaus  nicht  den  Anspruch,  ein  Bild 
(iincir)  des  Gottes  zu  sein,  sondern  ist  nur  ein  syinbolisches* 
Zeichen  (§.  32)  seiner  Gegenwart,  wozu  die  Frommigkeit 
alter  Zeiten  um  so  weniger  Aeusseres  bedarf,  je  mehr  sie  in- 
nerlich  von  dem  Glauben  an  diese  Gegenwart  erfullt  ist: 
daher   nichts    gewShnlicher ,    als   rohe  Steine,    Steinpfeiler, 


[66J  Aelteste  Idole.  45 

Holzp&hle   u.   dgl.    als    Gultusbilder    aufgestellt    zu   finden. 
Zum  Gegenstande  der  Verehning  wird    alles   dies  weniger  2 
durch  die  Form  als  durch  die  Consecration  {HQvatgy    Wird  3 
das  Zeichen   zur  Ehre  des  Gottes  kostbarer  und  zierlicher 
ausgebildet,    so   heisst   es   ein    ayaXfia^  wie   auch   Kessel, 
Dreifusse  und  andere  Zierden  der  Tempel. 

1.  'Aqyot  Xi&oi  besonders  bei  grossen  NaturgQttem,  Eros  von 
Tbespiae,  Ghariten  in  Orchomenos.  Paus.  IX,  27. 1,  35,  1.  vgl.  VII,  22,  3. 

"Egftccia  Steinhaufen,  durch  welche  man  zugleich  die  Wege  reinigt, 
wobei  die  naive  FrOmmigkeit  der  Vorzeit  zwei  Zwecke  zugleich  erfdllt. 
Eustath.  zur  Od.  XYI,  471.  Suidas  "EQfiaiov.  £.  Otto  de  diis  vialibus^ 
c.  7.  p.  112  sq.  Mit  Od  begossene  Steine  an  den  Dreiwegen,  Theophrast. 
Char.  16.  vgL  Gasaub.  Der  Zsvt  nanndTctg  in  Lakonien,  Paus.  Ill,  22. 
Jupiter  lapis  als  ROmischer  Schwurgott. 

Die  dreissig  Pfeiler  zu  Pharae  als  Bilds&ulen  eben  so  vieler  Gdtter 
Paus.  Vn,  22,  3.  Mehr  von  solchen  Steinpfeilem  Zo^  de  Obeliscis 
p.  225  ff. 

Im  Tempel  der  Ghariten  von  Kyzikos  war  ein  dreieckfger  Pfeiler, 
den  Athena  selbst  als  erstes  Kunstwerk  geschenkt,  Jacobs  Anthol.  Pal.  1. 
p.  297.  n.  342.    Boeckh  Expl.  Pind.  p.  172. 

Apollon  Agyieus  x/oov  xmvondi^g  be!  den  Doriem,  in  Delphi 
und  Athen.  Dorier  I.  p.  299.  Kommt  auf  Mflnzen  von  Ambrakia,  und 
Apollonia  und  Orikos  in  Illyrien  vor.  Millingen  Ancient  coins  1831 .  pi.  3. 
19.  20.  D.  A.  K.  1,  2.  'Ayvtsv^  nach  Manchen  dem  Dionysos  gehOrig. 
Harpokr.  v.  ayviag.    Artemis  Patroa,  Paus.  II,  9,  6. 

Die  Stele  auf  dem  Grabe,  ein  ^earog  nir(fog,  ist  ein  ayalfi*  'Atdcc, 
Pind.  N.  X,  67.  Das  Tropaeon  ein  Pffhccg  dtxtg  rgonalov,  Eurip.  Welcker 
Sylloge  Epigr.  p.  3. 

Lanzen  als  alte  G(^tterbilds&ulen  (Kaeneus,  Parthenopaeos  bei  Ae- 
schylos)  Juftin  XLIII,  3.  Agamemnon's  Skeptron  oder  doffv  in  Ghae- 
ronea  verehrt,  Paus.  IX,  40,  6.  So  stellt  der  Dreizack  den  Poseidon 
(Boettiger  Amalth.  II.  S.  810),  das  nti^xsiov  den  Hermes  dar;  solche 
aydlfuxTce  muss  man  sich  auf  der  xo^vopa/iia  bei  Aeschilos  */xst.  219 
denken. 

Die  Hera  zu  Argos  ein  xltov,  Phoronis  bei  Klem.  Strom.  1.  p.  418, 
zu  Sam  OS  cavig  (Kallimachos  bei  Euseb.  Praep.  Ey.  Ill,  8),  so  wie  die 
Athena  zu  Lindos  ein'lsiov  Sdog,  d.  h.  ein  unbearbeiteter,  glatter  Balken. 
Nach  Tertuilian  Apolog.  16  die  Pallas  Attica  u.  Geres  Raria  ein  rudis  palus. 
Dionysos  (m^iuioviog)  zu  Theben  eine  Sftule  mit  Epheu  umrankt,  Klem. 
Sir.  1.  p.  348.  Sylb.    Hermes-Phallus  in  Eyllene.    Paus.  VI,  26,  3.  vgl. 


46  Griechische  Eunstgesch.   Per.  I.  [67J 

Artemidor  I,  45.  Reiff  p.  257.  Die  Dioskuren  in  Sparta  zwei  Balken  mit 
zwei  QuerhOlzem  {doxava),  Plut  de  frat.  am.  1.  p.  36.  Die  Ikarische 
Artemis  ein  lignum  indolatum,  Amob.  adv.  gentes  VI,  11  u.  s.  w.  Vgl. 
unten  Phoenikier  §•  240. 

2.  Ueber  das  Idgvia^oti  (aufrichten,  mit  Woile  umwinden,  salben, 
dabei  eine  Oblation  oder  Opfer)  Vandale  de  oraculis  p.  624.  Vgl.  §.68,  1. 
83,  2.  422,  6. 

3.  Ueber  iiyaXyLa  Ruhnken  ad  Timaeum,  2   (Koch  Obs.   p.  1). 
Siebelis  Pans.  T.  1.  p.  XLl.    Barker^s  Stephan.  s.  v. 

67.  Um  das  Zeichen  in  nahere  Beziehung  zur  Gottheit 
zu  setzen,  fugt  man  einzelne  besonders  bezeichnende  Theile 
hinzu,  Kopfe  von  charakteristicher  Form,  Arme  welche  die 
Attribute  halten,  Phallen  bei  den  erzeugenden  Gottheiten. 
Hierdurch  entstand  die  Herme,  welche  sehr  lange  Zeit  das 
Hauptwerk  der  Sculptnr  in  Stein  blieb. 

Die  Pfeilerbildung  (rer^ayovoff  igyacla)  der  Hermen  war  wohl, 
wie  der  Hermesdienst,  in  Arkadien  zu  Hause  (Paus.  Vni,  31,  4.  39,  4.  48,  4. 
nBQtaacig  yag  dij  xi  rm  a%7jiiazi  xovxm  vpaivo^xai  fioi  xaiguv  oi  'i^pxadeg); 
aber  wurde  zeitig  von  den  verwandten  Athenem  cultivirt  (Thuk.  VI,  27), 
von  wo  Pausan.  (I,  24.  IV  33)  die  viereckten  Hermen  ableiteU  'Equo- 
ylvcpsia  in  Athen  das  Quartier  der  Steinarbeiter(>l (^o£6oi  Lukian's  Traum7). 
Der  Kopf  keilblUlig  (afprjvoncSyoov ,  Artemidor  II,  37);  statt  der  Arme 
(axoXoi,  trunci)  hOcbstens  Vorsprunge  zum  KranzaufhdJigen  (D.  A.  K". 
1,  3);  der  Phallus  darf  nicht  fehlen  (den  die  * EQfioxonldai  niQiiuoJlfttVy 
vgl.  besonders  Aristoph.  Lysistr.  1093;  Plutarch  an  seni  28)  dfter  ein 
Mantel  umher  (Paus.  VIII,  39,  4.  Diogen.  L.  V,  82).  Sie  stehen  auf 
den  Strassen,  an  Kreuzwegen,  daher  mit  mehreren  KGpfen  (z.  B.  der  drei- 
kGpfige  Hermes  des  Prokleides  zu  Ankyle,  von  Aristoph.  TQicpalrjg  genannt, 
Philochoros  p.  45.  Siebelis;  der  vierkdpfige  von  Telesarchides  im  Kera- 
meikos,  Eust  zur  II.  XXIV,  333.  Hesych  s.  v.  'Egfi^g),  auch  als  Weg- 
weiser,  mit  Stadienbezeichnung  (zum  0.  I.  n.  12.  vgl.  Anthon  Pal.  T.  11. 
p.  702.  Planud.  II,  254).  Vgl.  Sluider  Lectt.  Andocid.  c.  2.  p.  32  sq. 
Gurlitt  Archaeol.  Schriflen  S.  193,  214  unten  §.  379,  2. 

Eine  Shnliche  Darstellungsweise  kam  frdh  beim  Dionysos  auf, 
wie  in  dem  Lesbischen  Jiov.  ^alXijv  von  Olivenholz  (Paus.  X,  19. 
Euseb.  Praep.  Ev.  V,  36.  Lobeck  Agl.  p.  1086).  Dionysos-Hermen  §.  383, 
3.  D.  A.  K.  1,  5.  So  bildete  sich  auch  die  ErzsAule  des  Amyklaeischen 
A  poll  mit  behelmtem  Kopfe  und  bewaffiieten  B&nden.  Als  Kopfbilder 
sind  noch  die  IlQa^tBlxac  9 sal  zu  merken  (6erhard*s  Bildw.  Pro- 
dromus  S.  64.  107).  [Dionysos  als  Maskenkopf  §.  345*  3.  383,  3,  und 
so  andre  Bakchische  Dftmonen  Zoega  Bass.  16.] 


[68]  Schnitzbilder.  47 

68.    Die  Holzschnitzer  dagegen  wagten  zeitig,  beson-  i 
ders   bei  Gottern,   deren  Attribute   eine   vollstandige  Figur 
zur  Grundlage  forderten,  wie  bei  der  Pallas,  ganze  Bilder 
{^oara)  zu  verfertigen.    Solche  Bilder  galten  noch  spater  als 
die  heiligsten;   zahllose  Wundersagen   erkl&rten   h&ufig  nur 
ihre  Gestalt,  z.  B.  die  gezuckte  Lanze,  die  knieende  Stellung, 
die  halbgeschlossenen  Atigen.    Ihr  Ansehen  war  oft,  besonders  2 
wegen  Ueberladtmg  mit  Attributen,  seltsam  und  lacherlich. 
Die  Fusse  wurden  nach  der  einfachsten  Weise  nicht  getreimt,  3 
die  Augen  dorch  einen  Strich  bezeichnet;  hemach  gab  man 
ihnen  eine  schreitende  Stellung  mit  wenig  geoffheten  Augen. 
Die  Hande  liegen,  wenn  sie  nichts  tragen,  am  Leibe. 

1.  S6tcv9P  Siebelis  Puua.  T.  I.  p.  XLII.  "Edogy  ein  Tempelbild, 
ein  iSQVfiivov  (Im  engem  Sinn  eln  sitzendes.  G.  I.  I.  p.  S48.  905). 
Welcker  Sylloge  p.  3.  to  tijs  *Ad^vciq  Sdog  Isokr.  de  antid.  2,  Pallas 
Parthenon    'Edo^oiivy  Rohnken  ad  Tim.  p.  93.    (Kocb  Obs.  p.  16.) 

Das  Troisdie  Pal  lad  ion,  ein  dumtig  nach  Appollod.  Ill,  12.  3. 

(vgL  Diod.  Frgro.  n.  14.  p.  640.  Wess.),  schwang  in  der  R.  die  Lanze, 

und  hielt  in  der  L.  Rocken'und  Spindel.    Doch  dachte  man  sons!  bei 

Palladion  nur  an  die  Scbild  und  Speer  erhebende,  mit  der  Aegis  geschirmte 

Pallas,  wie  sie  bei  dem  Raube  des  Diomedes,  dem  Frevel  an  Kassandra 

und  sonst  (§.  415.  D.  A.  K.  1,  5—7)  immer  vorkommt.    Besonders  alter- 

thilmlich  auf  der  Vase  bei  R.  Rocfaette  M.  I.  pi.  60.    Ygl.  Millingen  Anc. 

Un.  Hon.  Ser.  II.  p.  13.    Auch  in  Athen  heisst  nicht  das  Bild  der  Athena 

Polias  auf  der  Burg,  sondem  nur  das  angeblich  von  Troja  stammende 

Bild   im  SQden  der  Stadt  Palladion.    S.  Aeschylos  Eumeniden,  mit  erl. 

Ahhandl.  S.  155.     Sitzende  Athenabilder   werden  davon   unterschieden; 

ein  solches  war  auch  in  Troja  nach  U.  VI,  92.   vgl.  Strab.  XIII.  p.  601. 

Eust.  zur  n.  a.  0.  / 

2.  Vgif  die  Sagen  von  der  Iftcherlichen  Figur  der  Delischen  Leto 
(Athen.  XFV,  614)  und  dem  von  den  Proetiden  verspotteten  Herabilde  (Aku- 
sil.  bei  Apollod.  II,  2,  2),  wahrscheinlich  dem  von  Peirasos  aus  wildem 
Bimbaum  gescfanitzten  (Thiersch  Epochen  S.  20).  Von  Daedalos  Bildem 
Paos.  II,  4:  dvonmtt^  filv  trjv  o'^tv,  iniKQinsi  dh  Sfitog  xi  nal  iv&tov 

TOVTOig, 

3.  Snilfj  avfi§f§i]x6ttty  avfinoda  der  alten  Bilder  Apollod.  a.  0. 
Aeginet.  p.  110;  daher  die  diapt^iiiinxa  des  Daedalos  lebendig  schienen. 
Gedike  zu  Platon*s  Menon  p.  76.  Buttmann.  —  X%Iq$9  TtaQarstafidvai 
Diod.  I,  98.  Ktt^Bifiivai  %al  vatg  nlivgatg  nexoXXrjfiivat  IV,  76.  —  Die 
oftfutva  tiifivnota^  die  Daedalos  OfiFnet  (Diod.  IV,  76.   Suidas  s.  v.  JaidaXov 


48  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [69] 

noii^fioevce.  Schol.  zu  Platon  p.  367.  Bekk.)>  werden  oft  durch  Frevel  er- 
kl&rt,  die  die  Gottheit  nicht  habe  seben  wollen,  wie  die  Pallas  zu  Siris, 
Lykophr.  988.  Strab.  VI.  p.  264.  vgl.  Plul.  Camill  6. 

69.  Die  Hauptsache  aber  war  bei  diesen  Bildem,  dass 
sie  Gelegenheit  gaben,  die  Gottheit  nach  menschlicher  Weise 
vielfach  zu  bedienen  und  zu  besorgen.  Diese  Holzbilder  wer- 
den gewaschen,  gebohnt,  angestrichen,  gekleidet,  frisirt;  mit 
Eranzen  und  Diademen,  Halsketten  und  Ohi^ehangen  aus- 
geschmuckt;  sie  haben  ihre  Garderobe  und  Toilette,  und  in 
ihrem  ganzen  Wesen  entschieden  mehr  Aehnlichkeit  mit  Pup- 
pen  (manequins) ,  als  mit  den  Werken  der  ausgebildeten 
plastischen  Kunst. 

Die  Sitle,  die  Gfltter  auf  solche  Weise  zu  putzen,  reicht  von  Babylon 
bis  Italien.  Die  Capitoliniscben  Gatter  batten  eine  fdrmlicbe  Dienerscbafl 
zu  solchen  Zwecken  (Augustin  de  C.  D.  VI,  10).  Die  Farben  der 
Holzbilder  sind  grell,  oft  bedeutsam.  Kugler  Polychrom.  Sculptur  S.  51. 
Klenze  Apborist.  Bemerk.  S.  235  gemalte  Terracotten  des  Baron  Haller, 
S.  257.  Plutarch  Qu.  Rom.  98  to  fiMtivov,  co  ror  naXaia  rmv  ayalnartov 
ixQtoiov,  Dionysos  wie  seine  Bakchanten,  ilermes  und  Pan  werden  roth 
gefarbt  (Paus.  II,  2,  5.  VII,  26,  4.  VIH,  39,  4.  Voss  zu  Virgil  Bd.  II. 
p.  514),  Athena  Skiras  weiss  (^A&.  Skiqccs  Xsvh^  ;|r^/eTat,  Schol.  Arist. 
Wesp.  961).  .In  Rom  wurde  Jupiter  von  den  Gensoren  rainiandus  locirt 
(Plin.  VII,  36;).  Die  Gesichter  oft  vergoldet,  wie  der  Amyklaeische  ApoUon 
mit  Kroesos  Golde.   Vgl.  Paus.  III.  10,  10  mit  Siebelis  Anm. 

Ueber  die  bekleideten  Tempelbilder  Quatr.  -  de  -  Quincy  Jup. 
01.  p.  8  sq.  Peplen  hatte  Pallas  in  Troja,  in  Athen,  in  Tegea  (nach 
Milnzen),  Hera  zu  Elis,  Asklepios  und  Hygieia  zu  Titane.  Paus.  II, 
11,  6.  Urkunde  flber  die  Garderobe  der  Artemis  Brauronia  zu  Athen 
(01.  107,  4 — 109,  1)  C.  I.  n.  155.  xtrioira  itfiogyivov  nBQi  rm  E8bi  — 
Ifuitiov  Isvxov  ncegaXovgysg,  tovro  to  Xid'ivov  Edog  dfinix^Tai  —  dfini- 
%ovovy  APTEMIdOS  lEPON  imyiyQOcntat,  nsgl  vm  idsi  rfl»  uif%alm 
u.  s.  w.  Noch  in  spftter  Eaiserzeit  hingen  Purpurm&ntel  um  die  Bilds&ulen 
Vopisc  Probus  10.  Satumin  9.  Libanios  T.  I.  p.  324.  R.  Plynteria  in 
Athen.  das  Fest  des  Kleiderwaschens  der  Athena,  den  25sten  Thargelion 
{Jlqa^iB^ylicti).  Kallynteria  das  Fest  des  Abputzens  der  Bilds&ule,  den 
19.  (Vgl.  Bekker's  Anecd.  I.  p.  270,  wo  KuXXvyzru^ia  einzufilgen.) 
Dabei  waren  th&tig  die  XovxqldBq  und  nXvytgiShq  (vgl.  Alberti  zu 
Hesych  Th.  n.  S.  498)  und  der  ncnavlnvrjs ,  Etym.  M.  Aowgd  der 
Pallas  zu  Argos  nur  mit  Oel  ohne  Salben  und  Spiegel 
(Eallim.  Hymnus  13  ff.  mit  Spanheim,  und  du  Theil  M4m.  de  TAc.  des 


[70]  Schnitzbilder.  49 

IiuMT.  XXXIX.  p.  237).  Die  *HQt<fi8ti  waren  die  lovvffotpo^oi  der  Hera 
zu  Argos  (Etym.  M.,  Hesycb),  ihr  Ankleidefest  hiess  'EvSvfititui  (Plut 
de  mu&  9),  das  Gewand  narog,  Hesych. 

Ein  Beispiel  einer  vollsUUidig  drapirten  Statue  ist  die  Samische 
Hera,  als  Zeusbraut  nubentis  habitu  dar^^estellt  (Varro  bei  Lactanz 
Inst.  I,  17),  verua  unter  den  Hfinden,  auf  MQnzen  (D.  A.  K.  2,  8)  und 
in  einer  Terracotta,  die  ein  Privatmann  zu  Cambridge  besitzt.  Wahr- 
scheinlich  das  Werk  des  Smilis  §.  70. 

Andre  Gultusbilder  (D.  A.  K.  10—14):  die  Hera  als  EbegOttin  auf 
dem  Fries  von  Phigalia,  die  GOttin  Ghryse  von  Lemnos  bei  Millingen 
Pelnt.  de  div.  coU.  50.  51,  Artemis-Lusia  ebd.  pi.  52,  Artemis - 
Alpheioa  Maisonneuve  Introd.  a  T^tude  des  Vases  pi.  30.  vgl.  §.  414,  3, 
die  Lydisch-Griecbiscben  Artemis-Biider  von  Epbesos  (uber  die  Holzart, 
Vitruv.  n,  9.  Plin.  XVI,  79),  von  Magnesia  und  andern  St&dten,  mit 
den  Staben  unter  den  H&nden  (Holstenius  Epist.  de  fulcris  s.  verubus 
Dianae  Epbesiae).  Vgl.  §.  365,  2.  Elne  steineme  Nachbildung  des  Xoa- 
non  der  Nemesis  zu  Rhamnus  gefunden,  im  Brit.  Museum  (XV,  307. 
1821).    Uned.  Antiq.  of  Att.  ch.  7.  pi.  2. 

70.    Die  Holzschnitzer  ubten  ihre  Kunst,  wie  das  fruhere  i 
Alterthum  auch  die  moisten  andern,  in  Familien  und  Geschlech- 
tem  nach  der  Weise  der  Vater  mit  schlichtem  und  anspruch- 
losem  Sinne:  daher  sehr  wenige  individuelle  Namen  hervor- 
treten.    Der  Name  Daedalos  bezeichnet  die  Thatigkeit  der  2 
Attischen  und  Kretischen;    der  Name  Smilis  die  der  Aegi-  3 
netischen  Bildner.   Noch  mythischer  und  dunkler  ist  der  Name  4- 
der  Telchinen. 

2.  JaidaXos  (§.  50.  64.  68),  mytbiscber  Abnherr  des  Daedaliden- 
geschlecbts  (vgl.  die  Hephaestiaden)  zu  Athen,  zu  denen  auch  Sokriates 
gehOrte.  SoLn  des  MrjTitoVj  Evndlafiog,  JZaAa/uaov.  Zugleich  Vater  der 
Kretiscben  Kunst.  Von  seinen  Hoizbildem  besonders  Paus.  IX,  40,  2; 
Sdiol.  Eurip.  Hec.  838  (821);  mehrere  davon  waren  in  Kreta  (Kqtjtixcc 
^oava,  Paus.  I,  18,  5).  Angebliche  Arbeiten  des  Daedalos  in  Libyen 
(Skylax  p.  53  Huds.).  Seine  Erfindungen  der  Sage  nach  sind  Ijesonders 
Instrumente  der  Holzarbeit  (vgl.  §.  56,  2):  serra,  ascia,  perpend iculum, 
terebra,  ichthyocolla,  so  wie  malus  antennaeque  in  navibus  Plin.  VII,  57. 
Daedal  id  en:  (ausser  Talos  und  Perdix)  Endoeos  von  Athen,  Verfertiger 
eines  sitzenden  Holzbildes  der  Athena  zu  Erythrae,  eines  andern  von 
Kallias  geweihten  zu  Athen,  eines  elfeubeinernen  zu  Tegea,  wabrscheinlich 
erst  um  01.  55.  Vgl.  Welcker  Kunstblatt  1830.  St.  49.  Inschrift  mit 
"Evdoios  inolrjoB^  gefunden  in  Athen,  Bullett.  1835.  p.  212.  [R.  Rochette 

O.  M  fi  U  •  r'8  Archaeologie.    4.  Anfl.  4 


50  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  '  [71] 

Supplement  au  Catal.  des  artistes  p.  203.]  Learchos  von  Rhegion  (also 
nach  01.  14),  dessen  eherner  Zeus  zu  Sparta  aus  geh&mmerten  Stucken 
zusammengenietet  war,  Paus.  Ill,  17.    Dipoenos  und  Skyllis  §.  82. 

3.  Zfillig  (von  e/iUrj)  erscheint  unter  Prokles  (140  n.  Tr.)  in 
Samos  arbeitend,  um  01.  40  in  Lemnos  am  Labyrinth  mit  Rhoekos  und 
Theodoros.    Besonders  Herabilder.  Aeginet.  p.  97. 

4.  Als  eine  alte  Schmiede-  und  Bildner-Innung  erscheinen  auch  die 
TaXxf^vsg  (Mulciber)  zu  Sikyon,  Kreta  und  Rhodes,  von  denen  Gdtter- 
waffen  und  Bilder  (Zeus,  Hera,  ApoUon  Telchinios  in  Rhodos)  hergeleitet 
werden.  Auf  das  Daedalische  Leben  ihrer  Bilder  und  den  b5sen  Ruf 
ihrer  Zauberkflnste  deutet  Pindar  01.  Vli,  50.  vgl.  Boeckh  und  Dissen. 
Welcker  Prometh.  S.  182.  Hoeck  Kreta  'I.  S.  345.  Lobeck  Aglaoph. 
p.  1181.  Alle  diese  Innungen  und  Geschlechter  erscheinen  in  der  Sage 
nicht  selten  als  bOsartlge  Zauberer. 

Auch  dem  Epeios  von  Panopeus  (einer  Minyerstadt),  dem  Meister 
des  SovQsiog  Tnnog,  wurden  einige  Schnitzbilder  beigelegt.  —  Die  Sami- 
schen  Bruder  Telekles  und  Theodores  verfertigten  ein  Schnitzbild  des 
ApoUon  Pythaeus  zu  Samos  aus  zwei  Scheiten,  angeblich  von  einander 
getrennt,  woraus  man  auf  einen  festen  Aegyptischen  Kanon  schloss. 
Diodor  I,  98. 

1  71.  In  dem  letzten  Jahrhundert  dieser  Periode  finden 
sich  auch,  wahrscheinlich  nicht  ohne  Anregung  von  Kleinasien 
her,  Gotterbildsaulen  aus  Itfetall,  wie  der  Zeus 
des  Daedaliden  Learchos  (§.  70.  Anm.  2),  einige  wenige  Bil- 

2  der  der  Samischen  Schule;  besonders  der  von  Kypselos  oder 
Periander  (etwa  01.  38)  nach  Olympia  geweihte  aus  Gold 
geschlagene  Zeus  von  colossaler  Grosse,  fur  den  die  Reichen 
Korinths  einen  bedeutenden  Theil  ihres  Vermogens  opfem 
mussten  [wenn  dies  nicht  erdichtete  Sage  ist]. 

1.  Auf  dem  Grabe  eines  Phrygischen  K5nigs  lag  eine  eherne  Jung* 
frau.  Epigr.  Homer.  3.  Vgl.  §.  240.  —  Von  der  Samischen  Schule 
konnte  Pausanias  aus  Erz  nur  eine  Statue  der  Nacht  zu  Ephesos  von 
Rhoekos,  ein  sehr  rohes  Werk,  ausfindig  machen.  X,  38,  3. 

2.  Das  Kypseliden-Werk  heisst  noXocaog,  B'&fisyi^g  avdifiagj 
ayccXfuCy  Ztvg,  zif^^^^St  tfqpv^iyiaTog,  oloatpvQog  (nicht  plattirt).  Besonders 
belehrende  Stellen  sind  Strab.  VIII.  p.  353.  378,  die  Schriftsteller  bei 
Photios  und  Suidas  s.  v.  Kv^sXtSmv,  die  Schol.  Platon  Phaedr.  p.  20,  1. 
Bekk.    Vgl.  Schneider  Epim.  ad  Xen.  Anab.  p.  473. 


[72,  73]  MetaU-  und  ThonhUder.  51 

72.  Auch  aus  den  Werkstatten  der  Topfer  gingen  G6t-  l 
terbilder  hervor,  wenn  auch  weniger  fur  den  Tempeldienst, 
als  fiir  den  hauslichen  Cultus  und  die  Bestattung:  derglei- 
chen  noch,  Werke  der  Attischen  Thonbildner  (wijloT?.rt^o«), 
Ton  grosser  Slmplicitat  und  Roheit,  haufig  in  Attischen 
Grabem  gefunden  werden.  Auch  zum  Schmuck  von  Hausem 
und  Hallen  werden  zeitig,  besonders  in  Korinth  und  im  Atti-  2 
schen  Eerameikos,  Figuren  und  Reliefs  von  Erde  gemacht. 
[Gepragtes  Silbergeld  fiihrt  Pheidon  ein,  §.  98.] 

1.  TIi^Xivoi  d€o2,  besonders  Hephaestos,  Scbol.  Arist.  VOgel  436. 
Juven.  X,  132.  Attische  Sigillarien,  Walpole's  Memoirs  p.  324.  pL  2. 
[D.  A.  E.  I.  Tf.  2.  n.  15.]  Zeus  und  Hera  von  Samos,  Gerhard  Ant. 
Bildw.  I,  1.  Vgl.  Hirt  Gesch.  der  bild.  Kunst  bei  den  Alten  S.  92. 
Vier  bemalte  Thonbilder  der  Gaea  Olympia  in  einer  Todtenlade  zu 
Athen,  SUckelb.  GriLber  Taf.  8.  Aehnlich  Kunstbl.  1836  n.  24.  Gerhard 
Ant  Bildw.  95—99.  [Die  ungestalten  Thonbilder  aus  Athen,  Samos, 
womit  rohe  Marmorfigdrchen  aus  GrUbem  auf  Paros,  Jos,  Naxos,  Thera 
zu  vergleichen  sind ,  kOnnen  von  Karem  und  andem  vorhdlenischen 
Bewohnem,  zum  Theil  nach  ihrer  Aehnlichkeit  mil  den  Sardischen  Idolen 
wie  das  Walpolescbe,  von  den  Phoeniziem  herrCLhren,  auf  die  auch  die 
Thierfiguren  der  schOneren  nl&oi  in  den  GrSlbem  von  Thera,  Melos  u.  s.  w. 
fainweisen.  Vgl.  L.  Ross  Qber  Anaphe  in  den  Schr.  der  Bair.  Akad.  Philos. 
Kl.  n,  2.  S.  408.] 

2.  Sage  von  dem  ersten  thOnernen  Relief  (rvnog)  des  Dibutades, 
Plin.  XXXV,  43.  Protypa  [prostypa],  ectypa  Bas-  und  Hautrellefs.  Chal- 
kosthenes  macht  am  Kerameikos  von  Athen  ungebrannte  Bild  werke  (cruda 
opera,  Plin.  45);  ebenda  sah  Paus.  auf  dem  Dache  der  Kdnigshalle  ayaX- 


5.    AnfttDge  der  Malerei. 

73.    Die  Malerei  ward  in  Griechenland  noch  spater,  als  1 
die  Plaslik,   eine  unabhangige  Kunst,   zum  Theil  deswegen, 
well  der  Griechische  Cultus  ihrer  wenig  bedurfte.     Obgleich 
Homer  mehreremal  Gewander  mit  eingewebten  Figuren  er-  2 
wahnt :    spricht  er  doch  von   keiner  Art   von  Malereien   als  3 
den  „rothwangigen  MeerschilBFen"  und   einem  elfenbeinemen 
Pferdeschmuck,  den  eine  Maeonerin  oder  Karerin  mit  Purpur 
farbt.     Lange  bestand   alles  Malen   im  Coloriren   von   Bil-  4 
dem  und  Reliefs  aus  Thon  und  Holz. 


52  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [74} 

1.  Gegen  Ansaldus  de  sacro  ap.  ethnicos  pictar.  tabular,  cultu. 
Yen.  1 753.  s.  Boettiger  Archaeol. '  der  Malerei  S.  1 19.  Empedokles  von 
Aphrodite  p.  309.  ttjv  oTy  fdofpiBOOiv  aycclfiactv  UairxQvra^,  yQunvotg 
Tt  ttooict.  vgl.  Boeckhs  G.  I.  II.  p.  663.  —  Ulvansg  werden  als  Votivtafela 
an  GOtterbilds^ulen  gehUngt,  Aescbyl.  7x£r  466,  eben  so  an  heilige  Bftume^ 
Ovid.  Met.  VIII,  744.  vgl.  Tischbein's  Vaseng.  I,  42.  Millin  Mon.  in6d.  I,  29^ 
[an  Bninnen,  M.'d.I.  IV.  tav.  18].   Maler  solcher  mvaxia.    Isocr.  de  antid.  2.. 

2.  Die  Diplax  der  Helene  mit  den  Kftmpfen  der  Troer  und  Achaeer 
am  sie,  II.  Ill,  126.  Die  Gblaena  des  Odysseus  mit  einem  Hund  umJi 
Rehe  (doch  sind  diese  vielmehr  als  Zierathen  der  nBQovrj  zu  denken) 
Od.  XIX,  225. 

3.  Dem  II.  IV,  141  geschllderten  Tnnov  nagi^iov  entsprechen  die 
in  Ephesos  gemalten  tpala(fa  des  Agesilaos,  Xen.  Hell.  Ill,  4,  17.  IV,  1,  39. 
£}phesos  war  immer  halb-Lydisch  (Aristoph.  Wolken  600). 

74.  Die  ersten  Fortschritte  in  der  Malerei  schreiben  die 
Griechischen  Kunsttraditionen  den  Korinthiem  und  Sikyoniern 
zu;  und  nennen  sogar,  doch  ohne  grosse  Beglaubigung,  die 
einzelnen  Erftnder  der  Umrisszeichnung  und  monochromen  Ge- 
malde  mit  Namen. 

Plin.  XXXV,  5.  11.  34.  Linearis  pictura  von  Kleanthes  von  Ko- 
rinth.  [Eucheir,  Boeckb  Metro!.  S.  208.]  Spargere  lineas  intus,  Ardikes 
V.  Kor.  Telepbanes  v.  Sik.  Monochromen  malt  Kleophant  v.  Kor. 
Hygiemon,  Deinias,  Cbarmadas,  Eumaros  von  Athen,  qui  primus  in 
pictura  marem  feminamque  discrevit  [figuras  omnes  imitari  ausus]  (durch 
helleres  Golorit). 

Bularcbos  von  Kandaules  (f  01.  16,  1)  mit  Gold  aufgewogenes 
Magnetum  excidium  (VII,  39),  Magrietum  proelium  (XXXV,  34),  muss 
um  so  mehr  als  Missverstand  des  Plin.  (Gandaules  z.  B.  des  Xantbus 
Vater)  verworfen  werden,  da  die  von  Archilochos  erw&hnle  ZerstOrung 
Magnesias  durch  die  Trerer  (die  einzige  bekannte)  erst  unter  Ardys,  nach 
01.  26,  fallt.  Vgl.  Heyne  Artium  lempora,  Opusc.  Acadd.  V.  p.  349. 
Antiq.  Aufs.  I.  S.  114.    [Welcker  Kl.  Schr.  I.  S.  439.] 

Zur  Geschichte  der  Malerei  Caylus  M6moires  de  TAc.  des  Inscr.. 
T.  XIX.  p.  250.  Hirt  sur  la  peinture  des  anciens,  M^m.  V.  Memoires  de 
Berlin  1803.  p.  149.  Levesque  sur  les  progr^s  successifs  de  la  peinture 
chez  les  Grecs.  M^m..  de  Tlnst.  Nat.  Litt^rat.  T.  T.  p.  374.     J.  J.  Grund 


175,  75*]  Malerei.  53 

Malerei  der  Griechen  6d.  I.  S.  72  ff.  234  ff.    Boeltiger  Ideen  zur  Archaeol. 
der  Malerei  Bd.  I.  Dresden  1811.  Meyer's  Kunstgeschichte  S.  37. 

75.  Hier  in  Korinth,  der  Topferstadt  (§.  62),  trat  i 
auch  die  Malerei  zeitig  in  Verbindung  mit  der  Arbeit  von 
Gefissen,  so  dass  die  nach  der  Erzahlung  von  Demarat  schon 
Olymp.  30  bestehende  Verbindung  Korinths  mit  Tarquinii 
in  Etrurien  auch  die  alterthumliche  Gefassmalerei  hin- 
uberfuhren  konnte.  Die  Vasen- Fabrication  zerfallt  schon  ^ 
fmhzeitig  in  zwei  Hauptzweige:  die  hellgelben  glanzlosen  6e- 
fasse  von  breiteren  und  gedruckteren  For  men  mit  rothen,  brau- 
nen,  violetten  Figuren,  welche  meist  arabeskenartige  Thier- 
gestalten  darstellen ;  und  die  rothgelben  besser  gefimisst'en  Vasen 
von  geschmackvollerer  Form  mit  schwarzen  Figuren  meist 
mythologischer  Art:  beide  wurden  eben  so  in  Griechenland, 
wie  in  Italien  verfertigt.  Die  altesten  dieser  bemalten  Ge-  3 
fasse  geben  durch  die  Roheit  und  Plumpheit  ihrer  Figuren 
den  deutlichsten  B^riflf  von  den  Stufen,  welche  die  Kunst 
der  Zeichnung  durchlaufen  musste,  ehe  sie  zu  einem  festen 
und  geregelten  Nationalstyl  gelangte.      / 

1.  Die  Sll teste  Farbe  nach  Plin.  XXXV,  5  testa  trita.  Den  Demarat 
begleiten  nach  Plin.  Kleophantos,  oder  Eucheir  und  Eugrammos  (TOpfer 
und  Topfmaler).  Kunstbl.  1835.  St.  88.  Graber  von  Phaneromeni  bei 
Korinth,  alterthdmliche  Vasen,  schwarze  Figuren  auf  rothem  Grunde; 
Herakles  Kentaurenkampf,  DeYanira. 

S.  Zu  der  ersten  Gattung,  welche  man  auch  missbrSluchlich  Aegj^p- 
tische  Vasen  nennt,  gehSrt  das  bei  Korinth  gefundene  GefUss  (Dodwell 
Class.  Tour.  11^  p.  197.  Maisonneuve  Introd.  pi.  56.  D.  A,  K.  3,  18), 
welches  man  nach  der  Schrift  (C.  I.  n.  7)  gegen  01.  50  setzen  kann;  hier 
ist  ausser  monstr5sen  Thierfiguren  eine  Eberjagd  von  Heroen  gemalt. 
Vgl.  §.  321. 

3.  Einige  Beispiele  der  schwarzen  Figuren  von 'unfflrmlicher  Art: 
der  in  den  Erieg  ziehende  E&mpfer,  Millingen  Collect,  de  Coghill  pi.  36; 
der  Dionysos  mit  zwei  Satyrn  und  Apollon  mit  zwei  Hoi-en,  pi.  37  (D.  A. 
K.  3,  16,  17);  Dionysos,  Hermes  und  die  Horen  auf  StQhlen  sitzend,  j^l.  38. 

75.*  Dabei  verdient  besondere  Aufraerksamkeit  der  grelle 
Charakter  in  Formen  und  Bewegungen,  welche  an  Gegen- 
standen  aus  dem  Dionysischen  Kreise,   die  einen  grossen 


54  Griechische  Kunstgesch.    Per.  I.  [75* J 

Theil  der  alten  Vasenmalerei  einnehmen,  hervortritt.  Aus  den 
eigenthumlichen  Empfindungen ,  die  mit  diesem  Gottesdienste 
verbunden  waren,  sind  in  den  bildenden  wie  in  den  musischen 
Kunsten  einerseits  erhabene  und  schwungvoUej  andererseits 
groteske,  caricaturartige  Productionen  hervorgegangen.  Die 
letztere  Gattung  kam  in  der  Kindheit  der  Kunst  naturlich  zu- 
erst  in  Aufnahme;  sie  hat  indess  wahrscheinlich  nicht  wenig 
zu  einer  freieren  und  kuhnern  Bewegung  in  der  Kunst  bei« 
getragen. 


Zweite  Periode. 

Von  01.  50  bis  80.    (580-460  v.  Chr.) 


1.    Der  Charakter  der  Periode  im  Allgemeineii. 

76.    Urn  die  funfzigste  Olympiade  treten  mehrere  aussere  i 
Umstande  ein,  welche  der  Kunst  vortheilhaft  waren;  starkerer 
Verkehr  mit  den  Herrschern  und  Volkem  Asiens  und  Aegyptens ; 
grosserer  Handelsreichthum  [§.  98] ;  das  Bestreben  der  Tyran-  2 
nen,  durch  glanzende  Werke  die  Aufmerksamkeit,  die  Hande  3 
und  das  Verm5gen  ihrer  Unterthanen  zu  beschaftigen. 

1.  Eroesos  01.  55,  l-~58,  3»  seine  Weihgeschenke  in  Delphi.  Griechen 
dienen  bei  Nebucadnezar,  dem  Chaldaeer  01. 44.  Psammetichos  KOnig  durch 
HQife  der  loner  u.  Rarer  27,  2.  Amasis  der  Philhellene  52,  3—63,  3. 
Naukratis,  Hellenion. 

2.  Bldhender  Handel  von  Korinth,  Aegina,  Samos,  Milet,  Fhokaea. 
Das  in  Griechenland  seitne  Gold  wird  jetzt  allm&hlig  hflufiger.  Athenaeos  VI. 
p.  231  ff.    Boeckh  Staatshaush.  I.  S.  6  ff. 

3.  Kypseliden  01.  30,  3  -  49,  3.  Theagenes  von  Megara  um  01.  40. 
Polykrates  53,  3  bis  ungef^hr  64,  1.  Egya  TIolvxQaTBta  Arist  Pol.  V,  9,  4. 
Peisistratos  55,  1—63,  2 ;  seine  SOhne  bis  67,  3. 


77.  Tiefere  Grunde  liegen  im  Entwickelungsgange  des  l 
Griechischen  Lebens  selbst.  Die  epische  Poesie,  welche  das 
Feld  der  Mythologie  fur  die  Plastik  urbar  macht,  hat  um 
Ol.  50  ziemlich  ihren  Gegenstand  erschopfl ;  aus  ihr  wachsen 
neben  der  Plastik  die  Lyrik  und  Dramatik  hervor.  Die  mit  2 
dem  grossten  Eifer  betriebene  Gymnastik  und  Orchestik,  Kunste, 
welche  die  Homerische  Zeit  noch  nicht  in  der  Ausbildung 
kannte,   die  ihnen  besonders  der  Dorische  Stamm  gab,  hat- 


56  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [781 

ten  um  Olymp.  50  ziemlich  ihren  Gipfel  erreicht;  sie  hin- 
terliessen  einerseits  eine  lebhafte  Begeisterung  fur  das  Schone 
und  Bedeutungsvolle  der  menschlichen  Gestalt,  und  erweckten 
anderersejts  den  Wiinsch,  besonders  das  Andenken  an  die  Kraft 
und  Tuchtigkeit  siegreicherKampfer  durchStatuen  zubefestigen. 

1.  Die  Hesiodiscben  Sanger  reichen  etwa  bis  01.  40.  Peisandros 
01.  33—40  schafll  den  Herakles  mil  LOwenhaut  und  Keule,  wie  ihn  her- 
nach  die  bUdende  Eunst  darstellt.  Doner  IL  Si  444.  Durch  Stesicboros 
(50).wird  der  epische  Stoff  scbon  lyriscb  umgebildet. 

2.  Die  Hellenische  Nacktbeit  beginnt  zu  Olympia  im  Lauf  (im  Ring- 
kampf  sp&ter)  mit  Orsipp  dem  Megarer  01.  15.  G.  I.  I.  p.  553 ;  sie  ging 
aber  besonders  von  Kreta  und  Sparta  aus.  *j1y(ovts  cvttpavXrui  (bei 
Homer  giebt  es  bloss  ;|r^i7/uartra<)  [dies  Wort  allgemein  verstanden]  in 
Olympia  seit  01.  7.  Die  Gymnastik  blQbt  besonders  in  Sparta  (am  meisten 
20—50),  in  Aegina  (45—80),  hOchst  glfinzend  in  Kroton  (50—75). 

In  der  Zeit  des  Tbaletas,  Sakadas  u.  A.  (01.  40—50)  waren  die 
gymnopaedische,  hyporcbematiscbe  und  andere  Gattungen  der  Or  chest  ik 
scbon  sehr  kunstmSssig  ausgebildet;  die  Sltesten  Tragiker  von  Thespis  an 
(01.  61)  waren  besonders  Tanzmeister.  Die  Werke  der  alten  Kflnstler 
enthielten  nach  Athen.  XIV.  p.  629b  vie!  aus  der  alten' Tanzkunst  Ge- 
nommenes. 

1  78.     Durch   die   Bildung   von   Athleten   wird   nun    die 

Kunst  zuerst  auf  ein  genaueres  Studium  der  Natur  hinge- 
lenkt,  von  dem  sie  indess  auch  sehr  bald  in  den  Darstellungen 

^  von  Gottern  und  Heroen  Vortheil  zieht.  LebensvoUe  Gestal- 
ten  treten  als  Weihgeschenke  in  den  Tempeln  der  Gotter  an 
die  Stelle   der  Kessel,   DreifiisSe  u.  dgl. ,   welche  fruher   die 

3  hauptsachlichsten  Anatheme  gewesen  waren.  Doch  tragi  die 
Nachbildung  der  Naturformen,  wie  in  jeder  Kunst,  die  mit 
Fleiss  und  Liebe  begiiint,  einen  strengen  Charakter,  und  der 
Zusammenhang  mit  den  Holzbildern  der  fruheren  Zeit  hemmt 
in  vielen  Stucken  das  Streben  nach  Natur  und  Wahrheit. 

1.  Ueber  das  Naturstudium  als  Basis  der  Entwickelung  der  eigent- 
licben  Kunst  Scbom  Studien  der  Griecb.  Kdnstler  p.  174,  welcber  mit 
Recbt  bier  die  Grenze  zwischen  Kunst  und  Handwerk  ziebt. 

• 

2,  Der  Delphiscbe  Tempel  war  nach  Theopomp,  Athen.  VI.  p.  231, 
efaemals  nur  mit  ehernen  Weihgescbenken  geschmQckt,  nicht  BildsSulen, 
sondern  Kesseln  und  DreifClssen  von  Erz. 


[79,  80]  Architeklonik;  Tempelbau.  57 

79.  Dessenungeachtet  ist  es  diese  Periode,  in  welcher  die 
Kunst,  wenn  man  mehr  auf  das  innere  Walten  des  Kunst- 
geistes  als  auf  die  einzelnen  Erscheinungen ,  welche  sichtlich 
hervortreten,  sieht,  am  mUchtigsten  erscheint  mid  das  Grosste 
leistet.  Die  scharfe  Auspragung  idealer  Charaktere,  die- 
ser  Hauptvorzug  der  Griechischen  Kunst  vor  jeder  andern, 
wird  hauptsachlich  dieser  Periode  verdankt,  und  wurde  von 
ihr  mit  desto  grosserer  Sicherheit  en^icht,  je  mehr  der  Aus- 
druck  voriibergehender  Bewegungen  ihr  noch  entfernt  lag 
(vgl.  §.  27).  Die  Gotter  und  Heroen  werden  nun  eben  so 
bestimmte  plastische  Gestalten,  wie  sie  vorher  poetische  Indi- 
viduen  gewesen  waren,  und  die  nachste  Periode  konnte,  auch 
wo  sie  d^n  Forderungen  ihres  Geistes  gemass  umbildete,  doch 
uberall  schon  entwickelte  Formen  zmn  Grunde  legen. 


2.  Architektonik. 

80.  Die  Tempelbaukunst  hat  in  dieser  Periode  durch  die 
ausserordentlichsten  Anstrengungen  der  Griechischen  Staaten 
Gebaude  ausgefuhrt,  welche  nie  eigentlich  ubertrofifen  worden 
sind,  und  beide  Style,  den  Dorischen  und  lonischen,  ihrer 
eigenthumlichen  Bestimmung  gemass  jenen  zu  grossartiger 
Wurde,  diesen  zu  glanzender  Eleganz  ausgebildet.  Die  Tempel 
erweiterten  sich  auf  die  einzige  Art,  wie  es  moglich  war, 
durch  Saulenstellungen  im  Innern,  womit  meist  die  Durch- 
brechung  der  Decke  durch  eine  weite  Oefihung  (Hypaethron) 
verbunden  war. 

I.     Die  berdhmlesten   (verscbwundenen)   Bauwerke  der  Zeit. 

1.  Tempel  der  Artemis  von  Ephesos.  Kroesos  (Herod.  I,  92) 
und  Eleinasiens  andere  KOnige  und  Stadle  contribuiren  (Plin.  XVI,  79 
XXXVI,  21.  Liv.  1,  45.  Dionys.  IV,  25).  Theodores,  Rhoekos  Sohn 
(Ol.  45),  fflllt  den  Sumpfgrund  mit  Kohien;  Ghersiphron  von  Knossos 
stellt  die  60  Fuss  hohen,  zum  Theil  monolithen  lonischen  Saulen  (unter 
Kroesos  Herod,  a.  0.),  sein  Sohn  Metagenes  legt,  mit  Hulfe  von  Sand- 
sacken,  die  30  und  mehr  Fuss  langen  Architrave  daruber  (Plin.  Vitruv). 
Ein  anderer  Architekt  vergrOssert  ihn  nach  Strab.  XIV,  640;  erst  Demetrios 
und  Paeonios  von  Ephesos  (etwa  01.  90—100)  vollendeten  ihn.  Octastylos, 
dipteros,  diastylos,  hypaethros,  425  X  220  Fuss,  auf  10  Stufen.  Aus 
weissem  Marmor,   dessen  Bruche,   nur  8  m.  p.  entfernt,  von  Pixodaros 


58  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [80] 

entdeckl  waren.  Herostrat  verwflstet,  Deinokrates  emeuert  das  Weltwunder. 
Epigramme,  Munzen,  bei  Menetreius  Symbol,  Dianae  Ephesiae  statua.  R.  1688. 
Forster  M6moires  de  Cassel  p.  187.  Hirt  Tempel  der  Diana  von  Ephesus. 
Bed.  1809.  Gesch.  der  Baukunst  I.  S.  232.  Abweichend  die  [Herausg. 
von  Stuart's  Antiqq.  of  Athens.  V.  1.  p.  332  der  Deutschen  Uebers, 

2.  Tempel  der  Kybebe  in  Sardis,  ein  Werk  der  Lydischen 
Dynastie,  von  den  loniern  01.  69,  3  zerstOrt,  dann  emeuert.  Einige 
Trimmer  der  lonischen  Gattung.  Octastylos,  dipteros.  GrOsse  261  X  144  F. 
Gockerell  bei  Leake  Asia  minor  p.  344.  A.  v.  Prokesch  Erinnerungen  aus 
Aegypten  und  Kleinasien  III.^S.  143.  [Didymaeon  zu  Milet,  zerstOrt 
01.  71.  §.  109,  15.] 

3.  HeraeoninSamos,  wovon  noch  einige  Trdmraer  der  lonischen 
Gattung,  346  X  189  F.  (Bedford  bei  Leake  Asia  min.  p.  348.  Ionian 
Ant.  T.  I.  ch.  5).  Es  muss  an  die  Stelle  des  iQtem  Dorischen  (§.  53) 
getreten  sein,  wahrscheinlich  in  Polykrates  Zeit.  Es  war  *der  grOsste 
Tempel,  den  Herodot  kannte,  indem  das  Artemi^on  wohl  nocb  nicht  die 
nachmalige  GrOsse  erreicht  hatte.    Herod.  II,  U8.*  Ill,  60. 

4.  Tempel  des  Olympischen  Zeus  zu  Athen,  unter  Peisistratos 
und  seinen  SChnen  von  Antistates,  Eallaeschros,  Antimachides  und  Porinos 
gebaut,  aber  unvoUendet,  ein  colossaler  Bau  der  Dorischen  Gattung.  Nach 
den  Ruinen  des  spStem  Umbaus  war  die  GrOsse  372  X  167  F.  (Stuait), 
Oder  354  X  171  (Leake).  'Olvfimov  ri/iiTsllg  filv,  TtaTocnXr^^tv  8'  Ixov 
T7JV  T^g  olxodofilotg  vnoygccfpijv,  y$v6fisvov  6*  av  pilTtarov  etnsf^ 
awstiXic^rj,  Dikaearch  p.  8.  Huds.  Vgl.  Hallische  Encykl.  Athen  p.  233 
Hirt  Gesch.  I.  S.  225.  —  Das  Pythion  der  Peisistratiden.  Vielleicht 
auch  der  filtere  Parthenon. 

5.  Tempel  von  Delphi  nach  dem  Brande  01.  58,  1  von  Spintharos 
dem  Korinthier  gebaut.  (Die  Amphiktyonen  verdingen  den  Bau;  wozu  die 
Delpher  ein  Viertel  geben  und  Qberall  dafdr  sammeln;  die  Alkmaeoniden 
unternehmen  ihn  fflr  300  Talente,  aber  fflhren  ihn  viel  herrlicber  aus, 
Herod.  II,  180.  V,  62  u.  A.;  jedoch  wurde  er  erst  nach  01.  75  vollendet. 
Aeschin.  g.  Ktes.  §.116.  Bekk.)  Aus  Porosstein,  der  Pronaos  aus  Parischem 
Marmor.  Pronaos,  Naos  mit  dem  Hypaethron  (darauf  deuten  Justin 
XXIV,  8.  Eurip.  Ion  1568)  und  Adyton.  Ein  knazofinBdog  vaog  nach 
Philostrat  ApoUon.  Tyan.  VI,  11.  Fragmente  altdorischer  Saulen  (6  Fuss 
dick)  in  Castri,  Dodwell  L  p.  174.    Cell  Itin.  in  Greece  p.  189. 

6.  Das  eherne  Haus  der  Pallas  in  der  Polis  zu  Sparta,  um  01.  60 
gebaut,  inwendig  mit  ehemen  Reliefs  verziert.  Paus.  Ill,  17.  X,  5.  [Der 
Tempel  zu  Assos  §.  255.  A.  2.] 

IL    Erhaltene  Geb^ude. 
1--4.    Paestum  (Poseidonia),  die  Troezenisch-Sybaritische  Colonie. 
Der  grosse  Tempel  (des  Poseidon),  peripteros,  hexastylos,  pycnostylos, 


[80]  Tempel-Ruinen.  59 

hypaetbroe  mil  einer  Niscfae  fOr  das  Bild,  gross  195  X  79  Engl.  Fuss,  die 
Doriscben  S&ulen  8  moduli,  in  ungetrubter  Strenge  und  Einfachbeit  des 
altdoriscben  Sty  Is.  Der  viel  jQngere  kleine  T.  (der  Demeter,  das  Bild 
stand  in  einem  innern  Tbalamos)  peript.  bexast.  107  x  ^7  F.  Der  kleine  T. 
Maucb  Supplem.  zu  Normand  Taf.  1.  Die  Sftulen  sind  nicbt  scblanker, 
aber  baben  eine  sebr  starke  Scbwellung,  einen  eingesogenen  Hals,  in  der 
Vorzelle  Basen,  aucb  steben  bier  scbon  Halbsftulen.  An  die  Ecke  des  Ge- 
bSlks  ist  eine  balbe  Metope  gestellt.  Eine  Stoa,  deren  Sftulenumgang  9 
Sftulen  an  den  scbmalen,  18  an  den  langen  Seiten  bat  Im  Innern  Iftuft 
eine  Sftulenreibe  durcb.  Der  Fries  ohne  Triglypben-Eintbeilung.  177  x  75  F. 
Das  Material  dieser  Gebftude  ist  ein  fester,  dem  Travertin  ftbnlicber  Tuf 
von  weissgelblicber  Farbe,  Die  Arbeit  ist  bOcbst  sorgfftltig.  —  [Tbe  ruins 
of  Paestum  by  Tb.  Major,  L.  1768  f.  m.  Qbers.  von  Baumgaertner,  WQrzb. 
1781  f.J  Paoli  Rovine  di  Pesto  1784.  Delagardette  Les  mines  de  Paestum. 
P.  an  2.  [Paris  1840  fol.  maj.]  Wilkins  Magna  Graecia,  cb.  6  (nicbt 
ganz  zuverlftssig).  Winckelmann's  Worke  I.  S.  288.  Stieglitz  Arcbaeol.  der 
Baukunst  Tb.  II.  Abscbn.  1.  Hirt  Gescbicbte  I.  S.  236.  [Merc.  Ferrara 
Descr.  di  un  viaggio  a  Pesto,  in  Napoli  1827.  4,  mit  5  Kpft.]  —  Ein 
neuentdeckter  Tempel  (beim  Ampbitbeater)  zeigt  sonderbare  Capitftle 
aus  spftter  Zeit  des  Verfalls,  auf  die  ein  altdoriscbes  Gebfilk  mit  Bildwerken 
in  den  Metopen  gesetzt  worden  ist  Moniteur  1830.  7.  Juill.  Preuss. 
Staatsz.  1830.  13.  u.  17.  Jul.  Bullet,  d.  Inst  1830.  p.  135.  226.  Mon. 
d.  Inst.  T.  II.  tav.  20  figurirte  Capitftler.  Hittorff  Joum.  des  Sav.  1835. 
p.  303.  cf.  p.  309.  Hosking,  Arcbaeol.  Brit.  XXIII.  p.  85.  Maucb  Supple- 
ment zu  Normand.  1831.  Tf.  15. 

5.  Metapont  Der  T.,  wovon  15  Sftulen  nocb  steben,  ein  bexast. 
peript  ist  nacb  den  Verhftltnissen  der  Sftulen  (10  mod.)  bedeutend  junger, 
als  der  grosse  T.  von  Paestum.  Ein  anderer  liegt  ganz  in  Trilmmern,  in 
denen  sebr  interessante  Fragraente  des  Rinnleistens  und  der  Deckenver- 
zieiimg,  aus  gebrannter  Erde  und  bemalt,  gefunden  worden  sind.  Meta- 
ponte,  par  le  Due  de  Luynes  et  F.  J.  Debacq  P.  1833. 

6—11.  [B.  Olivieri  Vedute  d.  avanzi  dei  mon.  ant  delle  due  Sicilie. 
R.  1794  f.]  Die  ftltem  Siciliscben  Tempel  sind  nicbt  mit  Sicberbeit  zu 
bestimmen,  da  die  schwerern  Verhftllnisse  sicb  bier  sebr  lange  erbielten. 
Wabn«cbeinlicb  gfebOren  dazu: 

Syrakus  (01.  5,  3),  T.  der  Athena  auf  Ortygia  (D'Orville  Sicula 
p.  195),  die  Sftulen  nocb  nicbt  9  mod.  (6V2  F.  Diam.;  28*/»  H6be).  Peript 
hexast.  Basen  im  Pronaos.  Wilkins  cb.  2.  Wobl  aus  Hieron's  Zeit. 
[Cavallari  bei  Serradifalco  anticb.  d.  Siciba  IV.  tv.  9.  p.  120.] 

Akragas  (43,4),  besonders  unter  Theron  (73,  1  bis  76,4)  biabend. 
Damals  grosse  Tempel  gebaut,  mit  Kartbagiscben  Gefangnen  (Diod.  XI,  25). 


60  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [81] 

Viele  Tempelruinen ;  die  zwei  voHst&ndigsten  heissen  ganz  willkflrlich 
(D'Orville  p.  95  sq.)  T.  der  Concordia  (128  X  50  F.)  und  T.  der  Juno 
(124  >^  54  F.);  besonders  hat  sich  der  erste  als  christliche  Kirche  wohl 
erhalten.  Die  Sfiulen  9  bis  lO  mod.  Das  Material  ist  ein  brftunlicb-gelber 
Kalkstein  rait  versteinerten  Muscheln.  Houel  Voyage  pittor.  T.  IV.  pi.  218. 
221.  Pancrazi  Anlichitk  Siciliane  T.  11.  p.  86.  Wilkins  cb.  3.  Fr.  Gaertner's 
Ansichten  der  am  meisten  erhaltenen  Honumente  Siciliens  Tf.  1  ff.  Baltaro 
Restauration  du  temple  de  la  Concorde  k  Girgenti  Bullett.  1837.  p.  49. 

Selinus  (38,  1).  Die  ftlteren  Tempel  sind  die  drei  auf  der  Burg,  ^ 
der  nOrdliche  171  X  73  F.,  der  mittlere  197  X  72,  dersQdlicbe  116  X  51 
(nacb  Hittorff)*  AUe  drei  bexast.  ])eript.,  aber  besonders  der  mittlere, 
wabrscbeinlich  iQteste,  sebr  eigentbdmlicb,  mit  schmaler  Cella,  breitem 
S&ulenumgange,  doppeltem  Prostyl,  durcb  Mauem  umscblossenem  Pronaos 
und  Opistbodom.  Die  Sftulen  9  mod.,  bei  dem  diitten  T.  9'/$;  bei  dem 
ersten  am  meisten  (um  Vis  mod.)  venQngt.  S.  Houel  I.  p.  24.  pi.  16  ff. 
de  St.  Non  Voy.  pitt.  IV.  p.  184.  D'Orville  p.  60  sqq.  Hittorff  u.  Zanth 
Architecture  antique  de  la  Sicile  pi.  10—29.  vgl.  Beinganum  Selinus 
S.  78.  Goettling  im  Hermes  XXXIII.  S.  235.  HittorfT  bebauptet  das 
loniscbe  CapitSi  bei  dorischem  Gebftlk  am  [angeblicben]  Empedokleum. 
Joum.  des  Sav.  1835.  p.  298.  Beispiele  dieser  Verbindung  p.  302  (Tberons 
Denkmal,  Cyrene,  Jerusalem,  Petra). 

12.  Aegina,  T.  des  Hellenischen  Zeus  (vgl.  Ann.  d.  Inst  I.  p.  342) 
oder  [vielmebr]  der  Minerva  (Stackelberg  Apollotempel  zu  Bassae  Beil.  3. 
Ann.  d.  Inst.  II.  p.  319),  wabrscbeinlich  nach  dem  Siege  fiber  die  Perser 
gebaut,  01.  75  [?J  daher  er  dem  Theseustempel  (01.  78)  schon  sebr  abn- 
licb  ist.  Peript.  bexast.  hyp.  Die  Siulen  10  Vs  mod.  94  X  45  Fuss.  Aus 
gelblicbem  Sandstein,  Dach  und  Kranz  von  Marmor.  Die  Cella  war  roth 
angestricben,  das  Tympanum  himmelblau,  am  Arcbitrav  gelbes  und  grClnes 
Laubwerk,  Triglypben  blau,  eben  so  der  I^eisten  mit  den  Tropfen,  das 
Band  dardber  roth;  die  Marmorziegel  mit  einer  Blume.  Ionian  Antiq.  II. 
ch.  6  sq.  Wagner  Aeginet.  Bildw.  S.  217.  Cockerell  im  Journal  of  Science 
and  the  Arts  V.  VI.  n.  12.  L.  1819.  Descr.  de  Moree  III.  pi.  53.  'I6v 
*Av%oXoy.  Heft  1  gegen  den  Zeus  Panhellenios.  Kunstbl.  1836.  St.  41 
verfehlt.    Klenze  Aphor.  Bemerk.  S.  159.  Taf.  I,  1. 

■ 

1  81.  Zugleich  geschah,  besonders  durch  die  Tyrannen, 
Bewundemswiirdiges  im  Bau  von  Wasserleitungen ,  Canalen, 
Fontancn  und  ahnlichen  zum  Nutzen  der  Gemeinden  dienen- 

2  den  Werken.  Fur  die  Schau  der  Spiele  indess  behalf  man 
sich  noch  mit  einfachen  und  kunstlosen  Anlagen;  und  von  herr- 


[83]  Bildende  Kunst;  Kunstschulen.  Ql 

lichen  Theatern,   Hippodromen ,  Stadien  ist  noch  nirgends 
die  Rede. 

1.  Die  Enneakrunos  (Kallirrhoe)  der  Peisistratiden.  Die  Fontane 
des  Theagenes.  Die  Wasserleilung  in  Samos,  sieben  Stadien  weit  durcli 
den  Berg,  von  Eupalinos  dem  Megarer  gefOhrt,  und  der  Molo  des  Hafens, 
wahrscheinlich  l^ya  TToXvxQttTtta,  Kloaken  (vsrovo/uoc)  von  Akragas, 
^alamg;  ein  grosses  Badebassin  (xoXvfjpi^iftt).  Diodor  XI,  26,  bei  01. 
75.  1.  (Solcbe  Kolymbethren  soUte  schon  Daedalos  in  Sicilien  gebaut 
haben,  z.  B.  bei  dem  Megarischen  Gebiet;  so  wie  ihm  auch  die  Einrichtung 
eines  nattlrlicben  Schwilzbades  zugeschrieben  wurde,  Diod.  IV,  78.) 


3.   Bildende  Knnst. 

a.    Verbreitung  derselben. 

82.  Die  bildende  Eunst  erhebt  sich  nach  Olymp.  50  mit 
ungemeiner  Kraft  in  den  verschiedensten  Gegenden  Grieehen- 
lands,  und  statt  des  einformigen  Wirkens  von  Geschlechtern 
treten  kunstbegable,  von  ihrem  Talent  zur  Kunst  getriebene 
Individuen  in  grosser  Anzahl  hervor.  Die  Sculptur  in  Mar- 
mor  erhalt  durch  Dipoenos  und  Skyllis  von  Kreta  die  erste 
Vervollkommnung;  Schuler  dieser  Meister  finden  sich  in  Sparta 
und  andern  Orten.  Der  Erzguss  wird  besonders  auf  Aegina, 
welches  Eiland  mit  Samos  in  enger  Verbindung  stand,  und 
zu  Argos  von  zahlreichen  Meistern  zu  Athleten-,  Heroen- 
und  Gotterbildern  angewandt;  eben  so  besteht  eine  mit  der 
Argivischen  verbundne  ausgezeichnete  Kunst  lerschule  zu  Sikyon. 
Gegen  Ende  des  Zeitraums  erhebt  sich  die  Plastik  auch  in 
Athen  zu  grosserer  Auszeichnung. 

[In  Chios  geht  die  Sculptur  in  der  Familie  des  Bupalos  bis  auf  den 

Anfang  der  Olympiaden  zurflck.]    Namhafle  Kunstler  dieser  Zeit  sind:  die 

Daedaiiden  Dipoenos  und  Skyllis  (mannore  sculpendo  primi  omnium 

indaruerunt)  01.  50  nach  Plin.    Sie  arbeiten  auch  in  Holz  und  Elfenbein, 

an  verschiedenen  Orten  in  Qriechenland  (Sikyon,  Ai-gos,  Kleopae,  Ambrakia?). 

[Ihre  Artemis,  Herakles  und  Athene  erscheinen  durch  Cyrus,  als  er  gegen 

Kroesus  kriegte,  nach  Asien  versetzt,  in  Armenieil,  nach  Moses  von  Chorene, 

wie  der  Vf.  Ztschr.  f.  d.  A.  W.  1835.  N.  110  ausfuhrt.    Hatte  also  vorher 

Kroesus  sie  von  den  Sikyoniern  erworben  ?]    Tektaeus  und  Angelion,  ihre 

ScMler,  gegen  55.  Pans.  II,  32.  Dorykleidas,  Don  las  (oder  Medon),  Theokles 

von  Lakedaemon,  Holzschnitzer  und  Toreuten,  Schiller  des  Dipoenos  und 


6S  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [82] 

Skyllis  g.  55.  Paus.  V,  17.  VI,  19.  Endoeos  (§.  70.  Anm.  2)  um  55. 
Perillos  oder  Perilaos,  Erzgiesser  (Stier  des  Pfaalaris)  55.  Bupalos  und 
A  t  h e  n  1  s,  Hippohax  Feinde  (01. 60),  Bildhauer  aus  emem  KQnstlergeschlecht 
von  Chios,  Sdhne  des  Anthermos  (Arcbennus),  des  8.  Mikkiades,  des  S. 
Malas  (gegen  40),  nach  Plin.  Welcker  Hipponax.  p«  9.  [Thiersch  Epocfaen 
S.  192.  Bion  von  Klazomenae  oder  Chios,  iiyaXiiettonoiogy  bei  Hipponax 
nach  Diogenes  IV,  58,  von  Sillig  in  Hippokmles  verwandelt]  Kallon 
von  Aegina,  SchQler  von  Tektaeos  und  Angelion,  Erzgiesser  (Aegi- 
netica  aeris  temperatura  Plin.)  um  01.  60—65,  wiewohl  man  die  von 
ihm  und  Gitiadas  gearbeiteten  Dreifilsse  mit  dem  Messenischen  Kriege  in 
Verbindung  brachte  (Paus.  Ill,  18,  5.  IV,  14,  2).  Gitiadas  von  Lake- 
daemon,  sehr  wahrscheinlich  sein  Zeitgenoss  (dagegen  Welcker  Hyperb. 
R5mische  Studien  S.  262),  Erzarbeiter  (zugleich  Dorischer  Dichter).  Syadras 
und  Chartas  von  Lakedaemon,  Erzgiesser  01.  60.  (Sparta  schickt  01.  58 
dem  Eroesos  einen  grossen  Kessel  mit  Figiiren,  t<o9ioig,  am  Rande. 
Herod.  I,  70.)  Dameas  von  Kroton,  Erzg.  65.  Eucheiros  von  Korinth, 
Schiller  von  Syadras  und  Chartas,  Erzg.  66.  Kanachos  von  Sikyon, 
Holzschnitzer,  Toreut  und  Erzgiesser,  01.  67—73.  (Schom  Studien  8.  199. 
Eunstblatt  1821.  n.  16.  Thiersch  Epochen  S.  142.  vgl.  unten  §.  86.) 
Aristokles  sein  Bruder,  Erzg.  (Sicyon  diu  fUit  ofAcinarum  omnlimi 
metallorum  patria  Plin.)  Aristokles  von  Kydonia  vor  01.  71.  (Paus.  V, 
25, 6.)  Eutelidas  und  Chrysothemis  von  Argos  {rexvav  tiSovBg  in  nQOTtgatv), 
Erzg.  70.  Antenor,  Kuphranor's  S.  (C.  I.  II.  p.  340)  von  Athen,  Erzg.  70. 
Arkesilaos,  Aristodikos  8ohn,  um  70.  Stomios,  Erzg.  72.  Damophilos  und 
Gorgasos,  Thonbildner  und  Haler  in  Italien,  72.  Synnoon  von  Aegina, 
BchQler  des  Aristokles  von  Sikyon,  .Erzg.  72.  Elearchos  von  Rhegion, 
Erzg.  72.  Glaukias  von  Aegina,  Erzg.  73—75.  Askaros  von  Theben, 
Erzg.  vor  75,  nach  Paus.  Meinung.  Ageladas  von  Argos,  Erzgiesser 
01.  68-81  (des  Verf.  Commentatt.  de  Phidia  I.  §.  6—8.  Welcker  im 
Kunstblatt  1827.  N.  81),  arbeitet  mit  Kanachos  und  Aristokles  drei  Musen 
(Anthol.  Pal.  IT.  p.  692.  Planud.  n.  220).  Anaxagoras  von  Aegina,  Erzg.  75. 
Diyllos,  Amyklaeos,  Chionis,  Korinthier,  Erzg.,  nicht  lange  vor  75.  Aristo- 
medon  von  Argos,  Erzg.  um  dieselbe  Zeit.  Aristomedes  und  Sokrates  von 
Theben,  Harmorarbeiter  75.  Menaechmos  und  Soidas  von  Naupaktos, 
Toreuten  um  75.  Kritias  von  Athen,  Erzgiesser  75—83.  Hegias 
(Hegesias)  von  Athen,  Erzg.  aus  derselben  ZeiL  Glaukos  von  Argos, 
Erzg.  77.  Dioriysios  von  Argos,  Erzg.  77.  Simon  von  Aegina,  Erzg.  77. 
Ptolichos  von  Aegina,  Sobn  und  SchCiler  des  Synnoon,  Erzg.  78.  On  at  as 
von  Aegina,  Erzg.  78—83,  auch  Maler,  Rathgeber  dber  Onatas  in  der 
Encykl.  von  Ersch  u.  Gruber,  im  Allgemeinen  richtig,  der  Herakles  des 
Onatas  auf  MQnzen  unglaubhaft.  Kalynthos  von  Aegina,  Erzg.  80.  Kalli- 
teles  von  Aegina,  Onatas  SchQler,  Erzg.  83.  FQr  dieKiinstlergeschichte 


[83,  84]  Gultusbilder.  63 

verweise  ich  uberhaupt  auf  Franc.  Junius  filtem  und  J.  Billig's  ungleich 
vollkommnern  Catalogfus  artificum.  Dresd.  1827,  wozu  Welcker  (Kunst- 
blait  1827.  S.  321.  333  f.  1828.  8.  36),  J.  M.  Schultz  (Jahns  Jabrb.  1829. 
m,  1),  Osann  (Kunslbl.  1830.  S.  330.  1832.  S.  293)  und  R.  Rochette 
(Lettre  a  M.  Schom.  P.  1832)  [erweitert  als  Supplement  au  Gatal.  des 
artistes  1845.  Graf  Glarac  Gatal.  des  art.  de  Tantiqu.  1844,  Emeric  David 
Essai  sur  le  classement  chronol.  des  sculpteurs  Grecs  les  plus  c^lebres.  P. 
1807. 8,  nacb  den  Ansicbten  des  Bildbauers  Giraud.  wie  Gr.  Glarac  bezeugt), 
H.  Brunn  Artificum  liberae  Graeciae  tempora,  Bonnae  1843]  mancben 
Nachtrag  geliefert  baben.  Wo  Abweicbung  davon  n6tbjg  scbien,  sind  die 
Grunde  zum  Tbeil  scbon  aus  der  Zusammenstellung  des  Ganzen,  zum 
Theil  aus  dem  Folgenden  zu  ersebn.  , 


b.    Gultusbilder  (a/ffZ/uara). 

83.  Wie  es  nicht  die  Gultusbilder  waren,    von  denen  1 
eine  freiere  Ausbildung  der  Kunst  ausging:   so  entzogen  sie 
sich,  durch  die  Pielat,   mit  der  die  alte  Form  festgehalten 
wurde,  auch  noch  in  dieser  Periode  und  spater  dieser  Ausbil- 
dung sehr  haufig.    Man  gab  in  Colonieen  getreu  die  Gestalt  2 
der  Bilder  der  IJIetropolis  wieder;  und  man  ahmte  nicht  sel-  3 
ten,  wenn  man  ein  neues  Bild  bedurfle,   die  Figur  des  alten 
genau  nach. 

2.  Solcbe  Bilder  beissen  atptdgvitaru  (Wesseling  zu  Diod.  XV,  49), 
die  namentlicb  bei  der  Artemis  Epbesia  viel  vorkommen  (Dionys.  II,  22. 
Ygl.  VIII,  56).  In  Massalia  (01.  45  oder  60)  und  seinen  Golonieen  bewabrte 
man  dieselbe  Form  des  alten  Scbnitzbildes,  Strab.  IV,  p.  179.  Die  atpiSQvonq 
der  Tempel,  wie  in  der  Gescbicbte  von  Helike,  Olymp.  101,  4  bei  Diod. 
a.  O.  Strab.  VIII.  p.  385,  in  der  von  Selinunt,  umfassen  die  Nacbabmung 
des  Cultusbildes. 

3.  Onatas  abmt  das  alte  verbrannte  Scbnitzbild  der  Demeter  Melaena 
von  Phigalia,  mit  Pferdekopf,  aus  dem  Dracben  und  andere  Tbiere  bervor- 
wucbsen,  Delpbin  und  Taube  auf  der  Hand,  der  Traditionr  folgend,  in  Erz 
nacb,  Paus.  VIII,  42.  Vgl.  die  Gescbicbte  von  der  Leukippiden-Priesterin 
zu  Sparta,  Paus.  Ill,  16. 

84.  Auch  im  Stoffe  entfemt  man  sich  nur  allmahlig  l 
von  dem  fruher  gebrauchlichen  Holze.    Man  setzt  an  die  be- 
kleideten  odar  auch  vergoldeten  Korper  von  Holz  Kopfe,  Arme, 
Fusse    von  Stein    {ioii^oU^oi) ;    man    fugt'  dem    Holz    auch  2 
Slfenbein  an;  oder  man  belegt  es  ganz  mit  Gold.  3 


64  Griechische  Kunstgescb.    Per.  II.  [85] 

[ApoUon  von  Kanachos  in  Theben  aus  Gedemholz,  ein  Alhlet  aus 
Feigenbolz  §.  87,  1,  der  Sosianische  Apollon  aus  Gedern,  Plin.  XIII,  11. 
Hekate  von  Myron  zu  Aegina,  die  ersten  Olympiasieger  01.  59.  61.  Fans. 
VI,  18, 5.]  'ylxQoXi^oi  Fans.  II,  4,  1.  VI,  25,  4.  VII,  21,  4.  23,  5.  VIII,  85, 4. 
31, 1.  3.  IX,  4, 1.  Ein  Beispiel  ist  das  Standbild  des  ApoUon  bei  Fbigalia. 
Stackelberg  ApoUotempel  S.  98. 

2.  Die  Dioskuren  mil  Fraaen,  Kindern  und  Rossen  zu  Argos,  von 
Dipoenos  und  Skyllis,  aus  Ebenholz;  an  den  Rossen  Einiges  aus  Elfenbein, 
Pans.  II,  22,  6. 

3.  Xifvoimv  ^oavtDv  rvnoi  Eurip.  Troad.  1081. 

1  85.  Hieraus  entwickeln  sich  die  in  dieser  Periode  sehr 
beliebten  Gotterbilder,    in   welchen  ein  Kern  von  Holz  mit 

2  Elfenbein  und  Gold  uberzogen  wird.  Man  rechnet  diese  Ar- 
beit, welche  schon  fruher  auf  ahnliche  Weise  bei  Gerathen 
angewandt   worden  war   (§.  56),  zum  Kreise   der  Toreu- 

3  tik,  worunter  Sculptur  in  Metallen  (die  Kunst  des  ciseleur),. 
aber  auch  diese  Combination  von  Metall  mit  andem  Stoffen 

4  verstanden  wird.  Indess  wird  jetzt  auch  der  Erzguss  haufiger 
auf  die  Darstellung  der  Gotter  in  ihren  Tempeln  verwandt.. 

» 

1.  Solche  ji^^vacilcqpQvrtyor  ccyalfiarcc  ezistiilen  von  Dorykleides,  Theo- 
kles,  Medon  (im  Heraeon  zu  Olympia),  von  Kanachos  (die  Aphrodite  zu 
Sikyon),  Menaechmos  und  Soidas. 

2.  Wahrscheinlich  war  ein  Werk  der  Toreutik  auch  der  Thron 
des  Amyklaeischen  Apollon,  den  Batbykles  der  Magnesier  baute 
wohl  in  KroeFos  Zeit,  wo  die  Spartaner  zuerst  auf  kostbare  ava^rumta 
bedacht  gewesen  zu  sein  scbeinen,  vgl.  §.  69.  82.  Den  Thron  schmuckten 
Reliefs  in  42  Feldem;  an  den  FQs^en  waren  stQtzende  Bildsaulen,  zwei 
Chariten,  zwei  Horen,  Echidna  und  Typhoeus,  Tritonen.  Faus.  Ill,  18.  19. 
Heyne  Anliquar.  Aufs.  St.  1.  8.  1.  Quatr.-de-Quincy  Jup.  01.  p.  196,  wo 
aber  eine  uniichtige  Vorstellung  der  xa^i&Qai  und  hVQVxtofflai  gegeben 
wird,  Welcker  Zeitschrift  I.  II.  S.  280  ff. 

3.  Ueber  die  Toreutik  Heyne  Antiq.  Aufs.  8t.  2.  S.  127.  Schneider 
Lex.  s.  V.  xoQBvBiv.  Quatr.-de-Quincy  a.  0.  S.  75  ff.  [Wenn  man  die 
Toreutik,  w^ie  sie  §.  173.  311  ricbtig  erkl&rt  ist,  die  mebr  oder  weniger 
im  Kleinen  und  Feinen  auf  der  JPl^che  arbeitet,  mit  dem  Aufbau  von 
Kolossen  und  Thronen  zusammenwirfl,  so  ist  es  in  Folge  einer  Deduction 
von  Quatremere,  die  an  Unriehtigkeit  kaum  seinem  Attischen  Demos  etwas 
nachgiebt,  dennoch  wunderbarerweise  ganz  allgemein  Eingang  gefunden 
bat.    So  auch  bier  und  §.  120,  2.  312.  A.  1  u.  s.  w.    Bei  den  Kanstlem 


[86]  Gultusbilder.  65 

schwankt  daher  die  Bezeichnung  Toreut  zwischen  caelator  oder  Giselirer 
und  GoldelfenbeinkCinstler,  Meister  von  Golossen,  wie  z.  B.  in  den  Ver- 
zeichnissen  §.  112.  124.  196.  Man  wird  nicht  Statuen  in  Marroor  und 
in  Erzguss  (sculptura  und  statuaria)  oder  beide  und  Glyphik  (in  Edel- 
steinen)  oder  anaglypha  und  Gameen  unter  denselben  Namen  vereinigen 
wollen:  warum  also  in  Widerspruch  mit  einem  bei  den  Allen  unendlich 
yerbreiteten  Sprachgebrauch  Toreutik  und  Goldelfenbeinarbeit?] 

4.    Eheme  Gultusbilder  z.  B.   der  Apollon  Philesios  des   Kanachos 
im  Dldymaeon,  die  §.  S3,  3  erwdbnte  Demjeter  des  Onatas  u.  a. 

86.    Die  DarsteDung   der   Gotter    selbst  geht   in   dieser  l 
Periode  durchaus  von  einem  frommen,    von  Ehrfiircht   und 
Scheu  vor  der  Gottheit  durchdrungenen  Gemuthe  aus.    Die  2 
Gottheiten   werden   gem  thronend  (sv^govoi)   oder   in  ruhi- 
gejn,  festem  Stande  dargestellt ;  sinnlicher  Liebreiz  wird  noch 
bei  keiner  hervorgehoben ;   wie  die  Glieder  gewaltige  Kraft: 
so  zeigen  die  Mienen  einen  starren   und  unbewegten  Ernst. 
Colossalbildern  werden  sehr  haufig  kleinere  Figuren  untergeord-  3 
neter  Gottheiten,  die  ihren  Charakter  bezeichnen,  oder  heilige 
Thiere  auf  die  ausgestreckte  Hand  gestellt. 

2.  3.  Vgl.  unten  die  einzeUien  Gdtter  im  z^veiten  Haupttheil.  Haupt- 
beispiele  sind  der  Delische  Apollon  des  Tektaeos  und  Angelion 
mit  den  Ghariten  auf  der  Hand  (Plutarcb  de  mus.  14.  Paus.  IX,  35,  1), 
wiedererkannt  in  der  Gemme  G.  M.  33,  474;  auch  auf  dem  M.  von  Athen, 
Gombe  N.  M.  Br.  7,  9.  Pellerin  Med.  des  peuples  pi.  23,  19.  M.  punter. 
11,  14.  [Sestini  Descr.  d'alc.  med.  Gr.  del  Princ  di  Danimarca  Fir.  1821. 
tav.  2.  n.  6.]  vgl.  des  Verf.  Dorier  I.  S.  353,  unten  §.  359,  5.  [Die  Hera 
des  Pythodoros  mit  den  Sirenen,  der  Zeus  des  Pbidias  mit  der  Nike  auf 
der  Hand.]  Dann  der  Apollon  Philesios  als  Tempelbild  im  Didymaeon 
aufgestellt  (so  sieht  man  ihn  auf  den  MQnzen),  von  Kanachos  nach  der 
PlOnderung  und  Anzflndung  des  Hieron  01.  71 ,  1  (wobei  der  Erzcoloss 
gewiss  nicht  ausgedauert  hatte)  und  vor  75,  2  (wo  ihn  Xerxes  fortfQhrte) 
gearbeitet  —  in  steifer  Stellung,  sehr  musculds  und  vierschr6tig,  auf  der 
ausgestreckten  R.  ein  Hirschkalb,  in  der  gesenkteren  L.  einen  Bogen 
haltend.  (Von  dem  Hirscb  auf  der  Hand  ist  der  automatisch  gearbeitete 
cervus,  besser  corvus,  bei  Plin.  XXXIV,  19,  14  zu  unterscheiden.)  [Der 
eervus  aller  Handschriften  wird  vertheidigt  von  Soldan  Zeitschr.  f.  A.  W. 
1841.  S.  579 — 83  (welcher  den  jQngeren  Kanachos  ohne  Grund  in  Frage 
bringt)  und  von  Jan  Jen.  L.  Z.  1838.  Febr.  S.  254  f.  Dieser  von  dem 
Standbild  der  Inschriften  verschiedene  Apollon,  mit  dem  der  desselben  Kana- 
dios  in  Theben  nach  Paus.  IX,  10,  2  genau  dbereinstimmte,  kam  in  der 
Stellung   der  Hindin   vor   dem  Gott   aberein   mit    dem   zu   Delphi    bei 

O.  X  fi  1 1 6  r '  I  Arehaaologia.    4.  Anfl.  5 


66  Griechische  Kunstgesch.   Per.  II.  [87J 

Paus.  X,  13,  3,  auf  einem  geschn.  St.  in  den  D.  A.  K.  I.  Tf.  15.  n.  61, 
und  so  wird  zugleich  die  Art  des  Automats  und  das  Motiv  es  anzubringen, 
was  auch  spMer  geschehen  sein  kann,  klar.]  Die  GesichtszQge  streng  und 
archaistisch  (§.  94),  die  Haare  gescheitelt,  mit  Drahtldckchen  uber  der 
Stim.  Zusammenzusetzen  aus  den  Milesischen  MQnzen  (Seleukos  Nikator 
gab  das  Bild  zuriick),  der  Bronze  im  Brit.  Mus.  Specimens  of  ancient 
sculpture  pi.  12,  dem  Kopfe  ebenda  Spec.  pi.  5,  und  manchen  Marmor- 
bildem  (Bonus  Eventus).  Voelkel  in  Welcker's  Zeitschr.  I,  1.  S.  162. 
Schorn's  Kunstbl.  1821.  N.  16.  D.  A.  K.  4,  19—23.  [vgl.  die  Statue  des 
Mus.  Gbiaramonti  in  Gerhards  Ant.  Bildw.  I,  11.    Eckhel  D.  N.  11.  p.  531.] 


c.    Ehrenbilds&ulen  (avSQidvvssy 

1  87.  Die  Athletenbilder,  welche  die  Kunst  auf  das 
Leben  hinwiesen,  beginnen  nach  den  vorhandenen  Nachrichten 
mit  Olymp.  58;  aber  werden  sogleich  sehr  zahlreich  und  be- 

2  schaftigen  die  vorziiglichsten  Kunstler.  Obgleich  in  der  Kegel 
keineswegs  eigentliche  Portratstatuen,  waren  sie  doch  bestimmt, 
die  korperliche  Tiichtigkeit  und  Ausbildung  der  Athleten  im 

3  Andenken  zu  erhalten;  sie  deuteten  oft  auch  durch  Stellung 
und  Bewegung  die  *  eigenthumliche  Kunst  des  Kampfers  an. 
Zur  Menschenfigur  gesellt  sich  in  diesen  Anathemen  das  Ross. 

1.  Paus.  VI,  18,  5  nennt  als  die  ersten  nach  Olympia  geweihten 
Athleten;  Praxidamas  von  Aegina  01.  58  (von  Cypressen),  Rheribios  von 
Opus  01.  61  (von  Feigenholz).  Also  ist  Eutelidas  Statue  (Paus.  VI,  15,  4, 
sicher  junger  als  01.  58.  Aelter  war  indessen  doch  die  alterthumlich 
steife  Bildsaule  (01.  53)  des  Arrhachion  von  Phigalia,  der  als  Todter  zu 
Olympia  gekranzt  worden  war.  Sehr  alterthumlich  war  noch  die  um 
01.  65  von  Dameas  fflr  Olympia  gearbeitete  Statue  des  grossen  Milon, 
mit  geschlossenen  Fussen,  und  sehr  steif  gebildeter  Hand  (Philostr.  Apoll. 
Tyan.  IV,  28),  aus  deren  Haltung  das  MSrchen  bei  Paus.  VI,  14,  2  am 
Ende,  entsta^den  zu  sein  scheint. 

2.  Olympiae  omnium  qui  vicissent  staluas  dicari  mos  erat.  Eorum 
vero  qui  ter  ibi  superavissent,  ex  membns  ipsonim  similitudine  expressa, 
quas  iconic  as  vocant,  Plin.  XXXIV,  9. 

3.  Glaukos  der  Karystier,  ausgezeichnet  in  den  Handbewegungen 
des  Faustkampfs,  war  von  Glaukias  von  Aegina  praeludirend  (emafiaxoov) 
dargestellt,  Paus.  VI,  10,  3.  Diagoras  und  seine  Familie  erhoben  die 
Rechte  betend,  und  hielten  die  Linke  zum  Faustkampfe  und  Pankration 
bereit.  Schol.  Pind.  0.  7,  in.  und  vgl.  Nepos  Ghabrias  1  (mit  Beseitigung 
des  Anachronismus).    Xenoph.  Memor.  Ill,  10.  "On  (aIv,  i<p7j,  d  KXflzmv, 


[88,  S9J  EhrenbildsSulen.  67 

aXXowvg  (vgl.  Sympos.  %  17)  noi^lg  dQOfUti  n  %ai  nuXaiotaQ  nal  Mvn- 
zag  %ttl  nayKQUXia^Tag,  6^  re  xal  oJiu. 

88.  Ausser  diesen  Siegern  in  heiligen  Wettkampfen  wa- 
ren  Bildsaulen  von  Individuen  in  dieser  Zeit  noch  sehr  sel- 
ten;  ihre  Weihung  setA  immer  ganz  besondere  Veranlassungen 
voraus;    das    x"^*®^"    ^^'^     att]aai    war    zuerst    eine    fast 

Dies  gilt  von  den  Bildem  der  Argiver  Kleobis  und  Biton  in  Delphi, 
Herod.  1,  31,  gegen  01.  50;  [des  Baihyllos  von  Polykrates  in  Samos  ge- 
weiht,  §.  96.  N.  17,  wenn  nicht  die  Worte:  qua  nihil  videor  effectius 
cognovisse,  Verdacht  erregten,  dass  im  Heraeon  einem  reizenden  und 
lebensvoU  ausgefOhrten  Erzbild  spftterer  Zeit  eine  falsche  Inschrift  gegeben 
worden  sei]  der  Freiheitshelden  Harmodios  und  Aristogeiton  von  Athen 
(die  ersten  machte  Antenor  67,  4,  die  zweiten  Kritios  01.  75,  4.  Boeckh 
C.  I.  II.  p.  320.  340.  Stackelberg  GrSber,  Vign.  S.  33.  Welcker  Rhein. 
Mus.  IV.  S.  472.  M.  Hunter,  tab.  9.  n.  4.  [R.  Rochette  sur  le  torse  du 
Belvedere  p.  29.  Suppl.  au  catal.  des  artistes  p.  204];  der  Phokeischen 
Heerfahrer  in  d^m  furchtbaren  Kriege  gegen  die  Thessaler,  Werken  des 
Aristomedon  gegen  01.  74.  Pans.  X,  1,  4;  auch  den  ifdmXoig  der  im 
Kriege  gefallnen  Fdrsten  Sparta's,  Herod.  VI,  58.  Hipponax  Bild  (§.  82) 
war  nichts  weniger  als  ein  Efarenbild.  Vgl.  §.  420,  1.  Koehler  dber  die 
Ehre  der  Bilds&ulen,  Schriflen  der  Hiinchner  Akademie  Bd.  VI.  S.  67. 
Hirt  Schr.  der  Berl.  Akad.  1814.  15.  Hist.  Gl.  S.  6.  Boeckh  0.  1.  I. 
p.  18  sq.  872  sq.  (zur  Sigeischen  Inschrift). 


d.   Mythologische  Figuren  als  Weihgeschenke  (uva^iifjutTa). 

89.     Vid  haufigere  Weihgeschenke   waren  jetzt  Figuren  1 
Oder  auch  ganze  Gruppen,   meist  von  Erz,    aus   der  Gotter- 
und  Heroensage.      Zur  Erinnerung  an  die  fruher  allgemeine  2 
Art  der  Weihgeschenke   (§.  78)   werden   auch  mitunter  Sta- 
tuen  unter  Dreifusse  gestellt,    die  ihnen  als  Einfassung  und 
Dach  dienen.     Die  Mythologie   wird  in  diesen  Weihgeschen-  3 
ken  auf  eine  ganz  ahnliche  Weise,  wie  in  der  Lyrik  und  von 
Aeschylos  im  Drama,   gebraucht,   um   der  Gegenwart   eine 
hohere  Bedeutung  zu  verleihen. 

2.  DreifiJsse  in  Amyklae  von  Kallon  und  Gitiadas  mit  6(^ttinnen 
darunter,  Paus.  Ill,  18.  Vgl.  Amalthea  III.  S.  30  f.  Noch  die  Weihge- 
schenke fur  den  Perserkrieg  u.  die  Siege  der  Sicil.  Tyrannen  dber  Karthago 
waren  zum  grosaen  Theil  DreifQsse.    Ebd.  S.  27. 


68  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [90] 

3.  Die  Phokeer  weihten,  fih*  den  Sieg  dber  die  Thessaler  am  Parnass, 
den  Dreifussraub  des  Herakles:  Leto,  Artemis,  Apollon  uuf  der  einen 
Seite,  Herakles,  Athena  gegentlber.  Die  Idee  dabei  war,  die  Phokeer  als 
Beschirmer  des  Delphischen  Dreifusses  darzustellen ;  die  Thessaler-Fdrsten 
waren  Herakliden,  ihr  Feldgeschrei  Athena  Itpnia.  Die  Heister  waren 
Chionis,  DiylloB,  Amyklaeos.  Herod.  VIII,  27.  Pans.  X,  13,  4.  vgl.  X,  1,  4. 
—  £in  Sieg  Tarents  iiber  die  Peuketier  wird  durch  eine  Gruppe  des  Onatas 
gefeiert,  worin  Taras  und  Phalanthos.    Pans.  X,  13,  5. 


e.    Tempelsculpturen. 

1  90.  Auf  eine  ahnliche  Weise  warden  mythologische  Grup- 
pen  fur  die  in  dieser  Periode  gewQhnlich  gewordene  Ausschmu- 
ckung  der  Temp  el  durch  Steinbildwerke ,  in  den  Metopen, 
an  dem  Friese,  auf  den  Giebeln  und  Akroterien,  gewahlt, 
indem  auch  hier  AUes  in  Bezug  gesetzt  wurde  auf  die  Goit- 

2  heit,  die  Weihenden,  die  Umstande  der  Weihung.  Zwei 
Werke  der  architektonischen  Sculptur  bezeichnen  ziemlich  die 
Grenzen    dieser   Periode,    die   Selinuntischen    Metopenreliefs 

3  und  die  Aeginetischen  Giebelstatuen.  Von  diesen  sind  die  letz- 
tern  besonders  geeignet,  auch  jene  Kunst  in  der  Wahl  und 
Behandlung  des  mythologischen  Gegenstandes  deutlich  zu 
machen. 

2.  Die  auf  der  Burg  von  Selinus  be!  dem  mittlem  Tempel  im 
J.  1823  von  W.  Harris  und  Sam.  Angell  entdeckten  und  zusammenge- 
setzten,  in  Palermo  aufbewahrten  Metopen-Tafeln  (4  F.  9V2  Z.  x  3  F. 
6V2  Z.)  aus  Ealktuff  sind  mit  Reliefs  geschmQckt,  welche  bemalt  waren, 
und  die  Kunst  noch  ganz  in  ihrer  Kindheit  zeigen  (etwa  am  01.  50  [oder 
5 — 10  01.  frflher]).  a.  Herakles  nackt  (die  L6wentiaut  wohl  von  ver- 
goldeter  Bronze)  die  Kerkopen  tragend.  b.  Perseus  mit  dem  Hute  (nvv^) 
des  Hermes  (vgl.  die  Miinzen  von  Aenos,  Mionnet  Descr.  PI.  49,  3)  und 
den  Fldgelschuhen ,  Athena  in  Peplos,  Medusa  mit  dem  Pegasos.  Bedeu- 
tend  sp&ter  ist  das  eben  daher  stammende  Relief  mit  dem  Yiergespann, 
so  wie  die  Metopen-Reliefs  von  deth  mittiem  Tempel  der  Unterstadt,  ob- 
gleich  diese,  welche  einejeinen  Helden  oder  Giganten  niederstossende  GOttin, 
und  den  Torso  eines  sterbenden  K&mpfers  zeigen,  besonders  der  letzte, 
in  einem  alterthtlmlich  harten  Style  gearbeitet  sind,  der  etwa  dem  Ende 
dieser  Periode  angeh6rt.    Vgl.  §.  119.    Beide  Tempel  hatten  nur  an  der 

Ostfronte  Metopen. 

P.  Pisani  Memorie  sulle  opere  di  scultura  in  Selinunte  scoperte. 
Palermo  1823.  V.  Klenze  im  Kunstblatt  1824.  N.  8.  vgl.  N.  28. 39. 69.  78. 1825. 


[90]  Tempelsculpturen.  gg 

N.  45.  1826.  N.  98.  Boettiger's  Amalthea  m.  S.  307  ff.  Sculptured  Me- 
topes discovered  amongst  the  ruins  of  Selinus  —  descr.  by  S.  Angell  and 
Th.  Evans.  1826  f.  Hittorff  Archit.  ant.  de  la  Sicile  pi.  U.  25.  49.  (Fr. 
Inghirami)  Osservazioni  sulle  antich.  di  Selinunte  illustr.  del  S.  P.  Pisani 
1825.  Honum.  Etruschi  Ser.  VI.  t.  y.  5.  Thiersch  Epochen  S.  404  ff. 
Tf.  1  (mit  Zeichnungen  von  Klenze).  R.  Rochette  Joum.  des  Sav.  1829. 
p.  387.    Broensted  Voy.  en  Gr^ce  II.  p.  149.    D.  A.  K.  Tf.  4,  24.  5,  25—27. 

Von  den  Metopen  des  Tempels  von  Paestum  (s.  §.  80. 11^  4),  deren 
Styl  den  Aeginetischen  Bildwerken  verwandt,  ist  nur  wenig  (Phrixos  auf 
dem  Widder)  zu  erkennen;  die  zu  Assos  (§.  255,  2)  sind  noch  nicht 
hinl^nglich  bekannt. 

3.    Die  Aeginetischen  Bildwerke,  1811  von  mehrern  Deutschen, 

D&nen  uud  EnglUndern  (Broendsted,  Koes,   Gockerell,  Foster,   von  Haller, 

Lankh,  von  Stackelberg)  gefunden,   sind  von  Thorwaldsen  restaurirt  und 

nach  Munchen  (Glyptothek  n.  55—78)  gebracht  worden.    Sie  bildeten  zwei 

einander  entsprechende  Gruppen  in  den  Giebelfeldeioi  des  Minerventempels 

(§•  80),   wovon   die   westliche   ^oUstandiger ,    die  Gstlichen  Figuren  aber 

gr5sser  und  besser  gearbeitet  sind.    Athena  leitet  die  K&mpfe  der  Aeakiden 

oder  Aeginetischen  Helden  gegen  Troja,   im  W.  den  Kampf  um  Patroklos 

Leichnam  (nach  Andern,  um  Achilleus,  s.  Welcker,  Rhein.  M.  Ill,  1.  S.  50), 

in  0.  um  Oikles,   der  als  Streitgenoss  des  Herakles  gegen  Laomedon  von 

den  Troern  erschlagen  wurde  (vgl.  GOtt.  G.  A.  1832.   S.  1139).    Herakles 

steht  in  0.  zum  Aeakiden  Telamon  im  Verhftltniss  des  BogenschQtzen  zum 

Schwerbewaffneten   (vgl.  Pind.  I.  V,  27,   auch  Eurip.  Ras.  Herakl.  158), 

wie  Teukros  zu  Aias  in  W. ;   GostCim  und  Gestalt  des  Herakles  entspricht 

der  auf  den  Thasischen  MQnzen.    Wie   die  Aeakiden   hier  die  Barbaren 

Asiens  schlagen,   und  ihre  Landsleute  aus  grosser  Noth  retten,   so  batten 

sie  neuerlich  bei  Salamis,  dem  Glauben  nach,    mitgefochten  (Herod.  VIII, 

64  A.),   und  ihre  Nachkommen,   die  Aegineten,   zur  Rettung  von  Hellas 

das  Ihrige  beigetragen.     Auf  diese  Parallele  [?]  deutet  besonders  das  Per- 

sische  Bogenschfltzen-Costiim   des  Paris,    der   Lederhabit,    die  gebogene 

Matze  u.  Andres  (Herod.  I,  71.  V,  49.  VII,  61).    Vase  in  altem  Styl,  wie 

Manier,  Bewaffhung  von  Helden.    darunter  einer  dem  Parb  sehr  &hnlich, 

M.  Pourtal^   pi.  8,   auch  in  Stackelbergs  Grabern  Tf.  10.    Damach   ge- 

hdren  die  Gruppen  sicher  in  01.  75  ff.  [?].    Dem  Marmor  war  vergoldete 

Bronze  angefQgt   (viele  LOcher   lassen    den  Platz   von  Waffenstilcken   er- 

rathen),   auch  die  Locken  zum  Theil  aus  Draht   angesetzt.     Spuren  von 

Farbe  an  Waffen,  Klejdem,  Augipfeln,  Lippen,    nicht  am  Fleische.    Die 

Anordnung  der  Gruppen  ist   einfach   und   regelmassig    [architektonisch- 

symmetrisch] ;    vom  Styl  der  Arbeit  §.  92.    Auf  den  Akroterien  standen 

weibliehe    Figuren    in    alterthQmlicher    Draperie   und    Haltung    (Moeren> 

Niken,  Keren?). 


70  Griechische  Kunstgesch.    Per.  11.  [90*J 

Wagner's  Bericfat  flber  die  aegin.  Bildw.  mil  kunstgeschichtl.  Anm. 
von  Schelling  von  1817.  Hirt  in  Wolfs  Anaiekten  H.  III.  S.  167  (wo  Wr 
Erkl&rung  und  Zeitbestimmung  das  Meiste  geleistet).  [vgl.  Gdtting.  Anz. 
1818.  St.  115  ff.]  Cockerel]  $.  80.  Anm.  II,  c.  Leake  Morea  II.  p.  467. 
Thiersch  Amalthea  I.  S.  137  ff.  Goethe's  Kunst  u.  Alterthum  III.  S.  116  ff. 
D.  A.  K.  Tf.  6—8.  B.  Edw.  Lyon  Outlines  of  the  Egina  Marbles.  Liver- 
pool 1829. 

[90*.  Wurdig  neben  den  Statuen  von  Aegina  zu  ste- 
hen  sind  die  Reliefe  des  alteren  grossen  Denkmals  von  X  a  n- 
thos  in  Lykien,  das  nicht  nach  der  Einnahme  der  Stadt 
durch  Harpagos  01.  58,  3,  ungefahr  die  Zeit,  in  welcher  jene 
entstanden  sein  mSchten,  errichtet  sein  kann.  Denn  bei  dieser 
gingen  alle  Xanthier  bis  auf  die  abwesenden  Familienvater 
unter  (Herod.  I,  176),  und  nachher  als  Lykien  tributpflich- 
tig  war  und,  bei  eigner  Verwaitung  der  Stadte  und  vermuth- 
lich  schon  damals  einer  Confederation,  doch  einen  Persischen 
Agenten  in  der  Hauptstadt  Xanttios  hatte,  wurde  ein  so 
ansehnliches  Grabmal  gewiss  keinem  der  Unterworfnen  erbaut. 
Auch  lasst  bei  aller  Verschiedenheit  der  Figuren  der  alterthum- 
lich  strenge,  doch  schon  von  Anmuth  leis  umflossene  Styl, 
die  bewundernswurdige  Einfalt,  Wahrheit  und  bereits  erwor- 
bene  Sicherheit  und  Feinheit  der  Arbeit  mit  WahrscheinUchkeit 
annehmen,  dass  das  Lykische  Werk  ungefahr  in  der  gleichen 
Zeit  entstanden  sei,  als  das  andre  in  Aegina :  ob  aus  einhei- 
mischer  Schule  oder  unter  dem  Einfluss  der  zur  Zeit  hoch- 
beruhmten  Werkstatte  von  Chios  oder  der  Schiller  des  Dipoe- 
nos  und  Skyllis,  dies  wird  nie  auszumachen  sein.  Auf  die- 
ser Stufe  kann  die  Kunst,  wie  das  neuere  Italien  lehrt,  auf 
den  verschiedensten  Punkten,  bei  geringer  Verbindung  unter 
einander  von  innen  heraus  die  wunderbare  Uebereinstimmung 
entwickebi,  worin  wir  diese  Lykisch-Griechischen  Werke  mit 
den  sonsther  bekannten  Griechischen  Denkmalem  erblicken. 
Wie  weit  stehen  hinter  diesem  Denkmal  die  Friesstucke  von 

Assos  zuruck. 

Hr.  Karl  Fellows,  dem  wir  die  dberraschende  Erweiterung  der 
Kunstgeschichte  durch  das  Lykische  Alterthum  verdanken,  fQr  dessen  im 
Lande  gesammelte  und  dem  Natidkialmuseum  geschenkte  Denkmfiler  dieses 
ein  besondres  grosses  Qebftude  errichtet  hat,  machte  diese  Entdeckung 
auf  seiner  ersten  Reise  1838.  The  Xanthian  Marbles,  their  acquisition 
cet.  L.  1843.    Abbildung  der  Reliefe  s.  in  Fellows  Journal  written  during 


[90*]  Tempelsculpturen.  71 

an  excursion  in  Asia  Minor  L.  1839.  p.  231  und  eine  bessere  in  seinem 
Account  of  discoveries  in  Lycia  L.  1841.  p.  170,   wiederholl  in  Gerfaards 
Archaeologischer  Zeitung  1843.  Tf.  4.  S.  49,   noch  sehr  berichti^   und 
verbessert  H.  d.  I.  IV.  tv.  3,   womit  zu  vcrbinden  die  sehr   eindringende 
Beschreibung  und  Erklai'ung  von  E.  Braun  Ann.  XVI,  p.  133.  Bull.  1845. 
p.  14   und  im  N.  Rhein.  Mus.  1844.  S.  481—490.   vgl.  Gerhard  Archaeol. 
Zeit  1845.  S.  69.    Das  Grabmal  ist,  wie  noch  vier  andre,  meist  in  Xan- 
thos  selbst  gefunden,  ein  viereckter  Thurm  aus  Kalkstein  in  einero  einzigen 
Stflcke  auf  einer  Basis,    so   dass   der  Fries  uber   20  F.   vom  Boden  war, 
Ober  dem   Fries  ein   starker  Karniess   mit  Abacus   darauf.    Die  Figuren 
sind  ungef^r  wie  am  Fries  des  Parthenon,  3  F.  6  Z.  hoch,  und  vertheilt 
auf  je  drei  weissen  Harmorplatten  auf  jeder  Seite ;  die  Ost-  und  Westseite 
8  F.  4  Z. ,    die  beiden   andern   etwas   weniger   lang.     M.  d.  I.  IV.  tv.  2. 
Auf  der   westlichen  als  der  Hauptseite   ist   der  Fries   durch   eine   kleine 
ThiirOffnung,  worQber  eine  saugende  Kuh,  wie  flber  einer  fthnlichen  (Fel- 
lows Asia  M.  p.  226)  ein  L5we  ist,   durcbbrochen;   diese  ThQre  fflhrt  in 
eine  achthalb  Fuss  hohe  Kammer  und  ist  sehr  unbequem  um  einzusteigen. 
wohl   eher  zum   Hineinscbieben  elnes  Aschenkastens   oder   von  Spend  en 
bestimmt     Diese  Einrichtung  hat  Aehnlichkeit  mit  dem  Grabe  des  Kyros 
§.  245.  A.  2.    Die  Kunst   hingegen  erscheint   nicbt  nur   im  Ganzen   rein 
Giiechisch,  sondem  es  trefifen  noch  ilberraschender  einzelne  Figuren  uberein, 
die  tbronenden  GOttinnen  mit  der  Leukothea  Albani,   von  der  darum  ein 
Abguss  genommen   und   neben   der  Grabkammer  aufgeslelU   worden   ist, 
nach  dem  Anzug  uberhaupt   die   weiblichon  Figuren   mit  der  den  Wagen 
besteigenden  GOttin  und  der  gewappnete  Mann  mit  dem  Aristion  der  Stele 
in  Athen  (§.  96.  n.  19).    Um  so  auffallender  ist  das  Fremdartige,  Eigen- 
thdmliche  in   den  dargestellten  Religionsgebriluchen,    GOttcm   und   deren 
Attributen.  Die  Gompositioneu  der  vier  Seiten  sind  deutlich  in  einheitlichem 
Zusammenhang  und  engerm  Bczug  unter  einander.    Auf  der  Seite  mit  der 
Grabespforte  sind  allerdings  Demeter  und  iKora,  jene  mit  einer  Patera,  die 
jiingere  Figur  mit  Granal-Frucht  und  Bluthe ,   nebst  den  drei  Horen  oder 
Chariten,   die  mittleren  mit  Granat-Apfel-  und  BlQthe,   die   hintere    mit 
einem  Ei,   mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  zu  erkennen;   und  da   auf  den 
drei   andern  Seiten   die  Mitte   eingenommen   wird    von   drei    tbronenden 
Gattem,  mit  Staben,  in  weiten  Aermeigewandern  und  Hanteln,  zwei  bartig, 
der  dritte  ohne  Bart  ohne  jQnger  zu  sein,   so  dringt  sich  der  Gedanke  an 
die  drei  Zeus  von  selbst  auf  (nur  dass  dann  Poseidon  nicht  aus   diesem 
Bezug  heraus  auch  mit  der  Demeter  als  Phytalmios  insbesondere  zu  ver- 
binden  ist),    Doch  wird  diese  Annahme  durch  ein  dem  BSren  am  meisten 
Shnliches  Thier  unter  dem  Stub!  des  einen,  einen  Triton   als  Ornament 
unter  der  Sluhllehne  und  eine  Granatblume  in  der  Hand  des  andern  und 
GranatHpfel  in  beiden  Handen  des  dritlen  nicht  unterstOtzt.    Diesen  drei 
Gdttem  scheint  eine  Familie  Geschenke  zu  weihen,  der  gehamischte  Mann 


i 

• 


72  Griechische  Kunstgesch.    Per.  n.  [91} 

seinen  Helm,  die  Frau  eine  Taube,  ein  Kind  einen  Hahn  und  einen  Granat- 
apfel.  Dies  Kind  isl  auf  der  andem  hreiteren,  der  mit  der  Thtkre  und 
den  zwei  G6ttinnen  gegendber  liegenden  Seite,  welche  an  den  Enden  noch 
zwei  und  eine  stebende,  gleich  den  Horen  gegenAber  untergeordnete  Figuren 
hat|  wogegen  die  Enden  der  zwei  schm&leren  Seiten  von  vier  sehr  schOnen 
mftdchenraubenden  Harpyien  eingenommen  werden.  So  passend  und  ver- 
st&ndlich  bei  einer  Grabvorstellung  dies  Beiwerk  ist,  worauf  man  anfangs 
auf  mancberlei  Weise  spielend  die  Figuren  der  Hauptvorstellung  bezog^ 
so  wenig  Ifisst  diese  selbst  sich  im  Besondem  und  aus  den  kdnstlicb  ber- 
beizuziehenden,  meist  selbst  seltenen  oder  nach  ihren  BezQgen,  nach  Zeit 
und  Ort  mehrdeutigen  und  v6llig  zusammenhangslosen  Einzelheiten  ein- 
heimischer  Griechischer  Mythologie  und  Symbolik  bestimmter  erklSUren. 
Von  iarbigen  Omamenten  erkennt  man  Spuren  ausser  dem  Blau  des 
Grundes  in  der  rothen  Helmspitze  und  dass  die  Leisten  der  Plintben  und 
an  den  Thronen  bei  ihrem  niedrigem  Relief  bemalt  gewesen  sind. 

Proben  weit  fWiherer  Kunst  und  in  rauherem  Stein  aus  Xantbos 
sind  in  London  eine  Stele  mit  zwei  L6wen  darauf,  mebrere  Tbiere  aus  einer 
ziu*  Zeit  der  R6mer  gebauten  Mauer,  zum  Theil  abgebildet  Lycia  p.  174. 
Sebr  alt  sind  auch  Stilcke  eines  Frieses  ^nlicb  dem  von  Assos,  ein  B&r, 
ein  Hircb,  ein  L6we  einen  Hirsch  zerfleischend ,  ein  laufender  Satyr  mit 
einem  Baumzweig;  ein  schmalerer  Fries  mit  fechtenden  Habnen  und  andem 
V6geln,  vier  geflflgelte  Sphinxe  von  einem  Grab  und  eine  kauernde  Sphinx 
von  vollendeter  Arbeit  im  strengen  Styl  u.  s.  w.  L6we  und  Stier  sind 
vorherrschende  Gegenstflnde  in  der  Lykischen  Sculptur  (Lycia  p.  173),  und 
L6wen  sollen  noch  in  den  Lykischen  Bergen  leben  (p.  182).  Uebrigens 
sind  alle  Monumente  des  neuen  Lykischen  Museums  aus  Xantbos;  von 
andem  StSdten,  Tlos,  Telmessos,  Pinara,  Myra,  Kadyanda,  hat  Hr.  FeUows 
nur  Zeichnungen  und  einige  Abgtisse  mitgebracht.] 


f.    Styl  der  bildeuden  Kunst. 

1  91.  So  wenig  zu  erwarten  ist,  dass  in  einer  Zeit  eines 
so  angestrengten  Strebens,  bei  der  grossen  Ausdehnung  des 
Kunstbetriebs,  dem  verschiedenen  Siammcharakter  der  Dprier 
und  lonier ,  dem  Mangel  eines  Mittelpunkts ,  die  Kunst 
uberall  auf  gleiche  Weise  fortgeschritten  sei :  so  bemerkt  man 
doch  gewlsse  durchgangige  und  in  dem  Gange  der  Helleni- 
schen  Kunstentwickelung  mit  Nothwendigkeit  gegebene  Veran- 

2  derungen.  Sie  bestehen  hauptsachlich  darin,  dass  die  Formen 
aus  der  ursprunglichen  unbezeichnenden  Roheit  in  ein  Ueber- 
maass  der  Bezeichnung,  einerseits  von  Kraft,  Energie,  Tuch- 
tigkeit,  andererseits  von  Zierlichkeit,  welche  fur  diese  Zeit  die 


[92J  Styl  der  bildenden  Kunk.  73 

Anmuth  vertreten  musste,  ubergehen.   Die  dieser  Richtung  an-  3 
gehorenden  Bildwerke  nennt    man    »im   altgriechischen 
Style*    gearbeitet:   wofur   fruher  missbrauchlich  immer  der 
Etruskische  genannt  wurde. 

3.  Nach  Winckelmann  erkannte  das  richtige  Verhfillniss  dieser  Style 
noch  deutlicher  L.  Lanzi  Notizie  della  scultura  degli  antichi  e  del  vari 
suoi  stili  (Sec.  ed.  1824.  Deutsch  von  Lange.  L.  1816).  c.  2.  dello  stilo 
Etrusco.  [Zoega  Bassir.  n.  p.  57.  de  Oliel.  p.  222,  von  dem  auch  der 
bezeicbnende  Name  hieratisch  herrflhrt.] 

92.    Die  Formen  des  Korpers  sind  an  diesen  fiildwer-  l 
ken  ubermassig  muskulos ;  Gelenke,  Sehnen  sehr  stark  hervor- 
gehoben,  und  eben  dadurch  alle  Umrisse  hart  und  schnefflend. 
Solche  Harte    wird   in   hobem   Maasse   von   Kallon,    schon  2 
weniger  von  Kanachos  ausgesagt,  aber  auch  dem  Styl  der 
Attischen  Meister  mn  01.  75  noch  zu  scharfe  Muskelbezeich- 
nmig  vorgeworfen.    Indess   fuhrte   grade    diese  Strenge  der  3 
21eichnimg  zu  der  Naturwahrheit,  welche  an  den  Aeginetischen 
Statuen,  in  den  meisten  Stucken,  so  sehr  bewundert  wird. 
—  Mit  dieser  Kraftigkeit  der  Zeichnung  verbinden  sich  ge-  4 
wohnlich  kurze  und  gedrungene  Proportionen,  obgleich  auch 
ein  ubermassiges  in  die  Lange  Ziehen  der  Figuren  nicht  selten, 
doch  mehr  in  Malereien  als  Sculpturen,  gefunden  wird.  — 
Die  Bewegungen  haben  oft  etwas  Gewaltsames  (was  durch  5 
die  haufige  Darstellung  mythologischer  Kampfscenen  sehr  be- 
gunstigt  wird),    aber  auch  bei  grosser  Lebendigkeit  immer 
eine  gewisse  Steifheit,  etwas  Schroffes  und  Eckiges. 

2.  Duriora  et  Tuscanicis  proxima  Gallon  atque  Hegesias,  Quintil. 
Inst.  XU,  10.  Canachi  rigidiora  quam  ut  imitentur  veritatem,  Gic.  Brut. 
18,  70.  Ola  za  zrjg  naXaiag  ^Qyaciag  icxl  *  Hyrjaiov  xal  ttov  dfifpl 
Xgirlav  rbv  NrjaioivTiVy  dnsatpiyniva  (adstricta)  nal  vbvqio8tj  xal  anlrjQa 
xal  dniftpmg  dnoxivafiiva  xaXg  yffccfifialg,  Lukian  praec.  rhet.  9.  Demetr. 
de  elocut.  §.14  sagt,  der  filtere  rhetorische  Styl  sei  unperiodisch ,  aber 
ntQte^iefiivog,  wie  die  alfen  aYdlftataf  deren  tiz^V  ovoroXri  xai  iaxvotijg, 

3.  In  den  Aeginetischen  Statuen  verbindet  sich  mit  einer 
Naturwahrheit,  die  in  Erstaunen  versetzt,  manche  Sonderbarkeit,  wie  das 
Starke  Angeben  des  Brustknorpels ,  die  eigene  Abtheilung  des  musculus 
rectus,  und  die  spitze  Form  auch  stark  gebogner  Kniee.  Wagner  (§.  90) 
S.  96.  —  Gleiches  Verdienst  der  Naturtreue  scheint  der  um  01.  64  aufge- 


74  Griechiische  Kunstgesch.    Per.  II.  [93,  94] 

stellte  Hermes  ayoifaiog  gehabt  zu  haben,  noch  in  Lukian's  Zeil  (Zeus 
Tragod.  33)  ein  Studium  der  Erzgiesser.   Wiener  Jahrb.  XXXVIII.  S.  282. 

4.  Kurze  Proportionen  besonders  in  den  Selinuntischen  Me  to  pen 
(deren  Zeichnung  auch  durch  das  Bestreben,  jeden  KOrpertheil  in  ni5g- 
lichster  Breite  zu  zeigen,  bestimmt  wird).  In  den  Aeginetischen 
Statuen  sind  die  K5pfe,  besonders  in  den  untern  Tbeilen,  gross,  die  Brust 
lang  und  breit,  der  Leib  verh^tnissmassig  kurz,  die  Schenkel  kurz  gegen 
die  Schienbeine.  Andre  Beispiele  kurzer  Proportionen  §.  96.  N.  4.  5.  6.  10. 
12.  16.  19.  Vgl.  §.  99.  N.  1.  2.  3.  6.  Beispiele  der  scblanken  §.  96.  N.  20. 
21.  23.    Vgl.  §.  99.  N.  4.  5,  auch  9.  10. 

1  93.  Jene  alterthumliche  Zierlichkeit  aber  zeigt  sich  in 
den  sauber  und  regelmassig  gefaltelten  Gewandem  (vgl.  §.  69); 

2  den  zierlich  geflochtenen  oder  drahtformig  gelockten  und  sym- 

3  metrisch  angeordneten  Haaren ;  dann  in  der  eignen  Haltung 
der  Finger,  die  beim  Anfassen  von  Sceptern,  Staben  u.  dergl., 
an  weiblichen  Figuren  auch  beim  Aufnehmen  der  Gewander, 

4  immer  wiederkehrt;  in  dem  schwebenden  Gauge  auf  den  Fuss- 

5  spitzen  und  zahlreichen  andem  Einzelheiten.  Verwandter  Art 
ist  die  Forderung  des  Parallelismus  und  der  Symmetrie  bei 
der  Gruppirung  mehrerer  Figuren. 

1.  S.  §.  96.  N.  5.  6.  7.  13.  14. 16.  17.  Ausser  den  gesteiften  und  ge- 
plSltteten  Tempelgew^dem,  muss  hier  der  Gescbmack  der  Zeit  fur  zier- 
liche,  faltenreiche  Gewandung  in  Anschlag  gebracht  werden,  der  besonders 
in  lonien  herrsclite,  und  sich  in  Athen  mit  der  Zeit  des  Perikles  verlor. 
TBTTiyotpoQoi,  a^xciiip  axvficcri  lafiUQoL  Des  Verf.  Minervae  Poliadis 
aedis  p.  41. 

2.  So  bei  den  Aegin.  Statuen  (auch  an  der  pubes),  vgl.  §.  96.  N.  1. 
7.  12.  14.  16.  17.  Auch  dies  stammt  aus  der  Sitte  des  feineren  und  vor- 
nehmeren  Lebens  damaliger  Zeit,  die  besonders  an  Festen  hervortrat  und 
sich  erhielt.  Asios  bei  Athen.  XII,  525  F.  BaSlj^siv  'Hgalov  ^(inEnXiyfiivov, 
' AQ^riva  naganinXiyiiivTi^  Pollux.  II,  35. 

3.  S.  N.  14.  15.  16.  17.  21.  Primore  digito  in  erectum  poliicem 
residente  adorirte  man,  Appulej.  Met.  IV.  p.  90.  Bip.  Mit  drei  Fingem 
legt  man  Opferfladen,  Weihrauch  u.  dgl.  Aristoph.  Wesp.  95.  Porphyr. 
de  abstin.  II,  15.    Ovid  F.  II,  573.    Lactant.  Inst.  V,  19. 

1  94.    In    der  Bildung   der  Kopfe    herrschen  in  der  alt- 

griechisehen  Kunst  gewisse  Grundformen ,  welche,  theils  aus 
alter  Unvollkommenheit  der  Kunst,  theils  aus  einer  unschonen 


[95,  96]  Erhaltene  Bildwerke.  75 

Auffassung  nationaler  Ziige  hervorgegangen ,  durch  haufige 
Anwendung  in  beriahmten  Kunstschulen  ein  beinahe  typisches 
Ansehen  erlangt  halten,  und  daher  auch  dann  noch  beibehalten 
wurdeti,  als  die  Kunst  in  der  Bildung  des  ubrigen  KOrpers 
schon  sehr  weit  vorgeschritten  war.  Dazu  gehoren  im  Gan-  2 
zen  eine  zuriickliegende  Stim,  spitze  Nase,  eingezogener  Mund 
mit  emporgerichteten  Winkeln,  flache  langgezogene  Augen, 
starkes  eckiges  Kinn,  flache  Wangen,  hochsitzende  Ohren. 

1.  Vultum  ab  antiquo  rigore  variare,  war  Verdienst  des  Polygnot 
in  der  Malerei.    Plin.  XXXV,  35. 

±  Vgl.  den  Apoilon  des  Kanachos  §.  86  mit  den  Aegin.  Statuen, 
u.  §.  96.  N.  5.  12.  13.  14.  16  nebst  den  HQnzen  §.  98. 

95.  Das  Eigenthumliche  des  Aeginetischen  Styls 
scheint  den  Andeutungen  bei  den  alten  Schriftstellern  und  dem 
Charakter  der  erhaltenen  Werke  (§.  90,  3  u.  96.  N.  3) 
znfolge,  theils  in  strenger  Festhaltung  des  Alterthumlichen, 
theils  in  sehr  genauer  und  emsiger  Nachahmung  der  Natur, 
somit  (dem  Stammcharakter  der  Dorier  gemass)  in  einer  sehr 
gewissenhaflen,  aber  wenig  freien  Art,  die  Kunst  zu  treiben, 
bestanden  zu  haben. 

Tifonos  trjs  i^yaclag  6  Alyivutoq,  nXaoxmii  17  Aiyivaia  u.  dergl. 
Fans.  I,  42.  II,  30,  3.  VII,  5.  VIII,  53,  5.  X,  36,  3,  welcher  rmv  'Arrtiiciv 
Tcc  apjortorara,  so  wie  die  Alyvnxia  davon  genau  unterscheidet,  VII,  5. 
Hesych:  AiyivrjviKa  S(fya  rovg  avfifisPrjKOtag  (vgl.  §.  68.  Anm.  3)  dvSQidvzag, 

g.    Ueberreste  der  bildenden  Kunst  (D.  A.  K.  Tf.  9— 14). 

9G.  Die  Reste  des  altgriechischen  Styls  bestimmt 
zu  bezeichnen  ist  deswegen  schwierig,  weil,  abgesehn  von  dem 
langen  Bestande  desselben  in  Etrurien,  auch  in  Griechenland 
zu  alien  Zeiten  besonders  Weihgeschenke  fur  Tempel  in  einem 
absichtlich  steifen  und  uberzierlichen  Styl  gearbeitet  worden 
sind.  Man  nennt  diesen  den  hieratischen  oder  archai- 
stischen  Styl.  Von  den  Holzstatuen  dieser  Periode  hat 
sich  nichts,  von  Erzbildern,  ausser  analogen  Werken  in 
Etrurien,  nur  eine  sehr  alterthumliche  steife  Bronzefigur  er- 
halten. 


76  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [96] 

N.  1.  Die  Figur  diente  als  Fuss  eines  Ger&ths.  Inschrift  (G.  I.  n.  6): 
TIoXvnQavss  ave^exs.  [den  berOhroten  Samier  zu  verstehen,  ist  viel  ge- 
wagt.]  Bei  Paciaudi  Mon.  Pelop.  II.  p.  51.  Collectio  Antiqq.  Hus.  N^an. 
n.  ^.  276.  Die  Aechtheit  bezweifelt  Graf  Clarac  Melanges  d'Antiq.  p.  24. 
Panofka  Cab.  Pourtal^s  pi.  13.  p.  42. 

2.  Ein  Meisterwerk  allpeloponnesischer  Kunstschulen  der  Lampa- 
dephor  §.  422.   A.  7. 

3.  Altgriechiscbe  Bronze  in  Tdbingen,  gegen  6  ZoU  hoch,  s.  Gruen- 
eisen  im  Kunstbl.  1835.  N.  6  fT.  aucb  besonders  gedr.  8.  Aeginetischer 
Styl,  doch  die  GesichtszOge  mehr  natilrlich,  auch  schlankere  Figur.  Des 
Amphiaraos  i^skaala?  Pandaros  nach  Thiersch;  aber  deutlich  ein  Wagen- 
lenker,  antreibend  und  zugleich  zuriickhaltend. 

4.  Bronzene  Minerva  von  Besanqon,  hieratisch,  der  Kopf  schdn, 
pieces  de  rapport  von  Silher. 

5.  Kentauren  in  Bronzen  §.  389.  A.  2. 

Von  einer  alten  Kimstarbeit  In  demselben  Stoflfe,  gra- 
virten  Zeichnungen,  haben  sich  sehr  alterthumliche  Ar- 
belt  en,  und  ein  vortreffliches  Denkmal  aus  der  Aeginetischen 
Schule  erhalten. 

6.  Graffito  in  Bronze,  ein  von  zwei  LOwen  zerfleischter  Hirsch,  in  ur- 
altem  Style.  Als  Beispiel  vieler  ahnlichen  Arbeiten  im  &ltern  Griechenland 
zu  betrachten.    Gerhard  Ant.  Bildwerke  Cent.  I.    Tf.  80,  1. 

7.  Sehr  dClnne  Bronzeplatte  mit  getriebenen  Figuren,  sehr  alterthflm- 
lich,  die  Augen  aus  Kugelchen,  funf  Manner,  vier  Frauen;  ich  erklSre  die 
Argonauten  u.  Lemnierinnen.    Cab.  Pourtal^s,  Titelvign. 

8.  Bronzener  Discus  aus  Aegina,  mit  zwei  auf  das  Pentathlon  be- 
ziiglichen  Figuren,  einem  Springer  mit  Springgewichten  und  einem  Wurf- 
spiesswerfer  (mit  dem  ayKvltDrbv  aiiovziov)^  von  sehr  naturtreuer,  sorg- 
faitiger  Zeichnung.    E.  Wolf,  Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  75.  tv.  B. 

Die  genauer  bekannt  gewordenen  Stein bilder  des  alten 
Styls  mochten  sich,  ausser  den  schon  §.  86.  90  erwahnten, 
nach  ihrem  Style,  ungefahr  so  stellen  lassen. 

9.  Apollo,  Coloss,  erst  angelegt.  Ross  im  Kunstblatt  1836.  N.  12, 
^nliche  kleinere  Statue  in  Thera,  Ross  Kunstbl.  1836.  N.  18.  [Dessen 
Inselreise  I.  S.  34.  81],  L6ckchen  aus  Stein,  Flechten  auf  den  Schultern, 
Brust  voll  und  breit,  athletisch,  etwas  schreitend  mit  dem  linken  Bein. 
wie  in  dem  Coloss  von  Naxos  und  den  Bruchstucken  des  Delischen 
[reichen  diese  letzteren  zu,  um  dies  zu  bestimmen?  Der  Theraeische 
Apollon,  eins  der  merkwClrdigsten  Denkm&ler  ^Iterer  Zeit,  jetzt  im  Theseion 
in  Athen,  gestochen  in  A.  Schoells  Mittheilungen  Tf.  IV,  8,  vgl.  Sehneide- 


[96]  Erhaltene  Bildwerke.  77 

wins  Philologus  I.  S.  344.  Nicht  minder  wichtig  die  Statue  der  sitzenden 
Athena  auf  der  Akropolis,  A.  Schoell,  Tf.  I,  womit  eine  kJeinere  auch  auf 
der  Akropolis  ergftnzend  zusammentrififl.    Vgl.  Bull.  1842.  p.  186.] 

10.  Statuen  am  heiligen  Wege  der  Branchiden.  Ungeachtet  der 
hdchsten  SimplfcitSt  und  Roheit  reichen  sie  nach  den  Inscbriften  bis 
Olymp.  80.  Ionian  Ant.  T.  1.  n.  Ausg.  Amaltbea  in.  8.  40.  G.  I.  n.  39 
und  p.  XXVI. 

11.  Pallas  der  Villa  Albani.  Winckelm.  Mon.  Ined.  P.  I.  p.  18.  n. 
17.    Werke  VII.  Tf.  4. 

12.  Penelope  im  Museum  Pio-Glementinum ,  und  Ghiaramonti,  be- 
kannt  gemacht  von  Thiersch  Kunstblatt  1824.  St  68  ff.,  Epochen  S.  426 
und  R.  Rochette  Mon.  In.  pl.  32,  1.  33,  3.  vgl.  p.  102.  420. 

13.  Dresdner  Pallas  (n.  150).  'Ev  nQo^olfj,  Nachbildung  eines 
bekleideten  Holzbilds  mit  Bezug  auf  den  Panathenaischen  Peplos  (dber 
den  Boeckh  tragic,  princ^p.  192,  des  Verf.  Minervae  Poliadis  aedis  p.  26). 
Das  Reb'ef,  welches  den  hineingestickten  Gi^ntenkampf  darstellt,  ist  mit 
gutem  Grunde  im  vervoUkommneten  Style  gehalten.  Augusteum  9.  10. 
Boettiger's  Andeutungen  S.  57.  Schom,  Amaltbea  11.  S.  207.  Meyer's 
Gesch.  Tf.  5  A. 

14.  Herculanische  Pallas  in  hieratisehem  Styl,  vergoldet  und  bemalt. 
Milb'ngen  Un.  Mon.  Ser.  I.   pl.  7.   p.  13.   vgl.  §.  368,  5. 

15.  Artemis  aus  Pompeji  in  flhnlichem,  sich  zu  Etruskischem  Gre- 
schmacke  neigendem  Styl,  aus  Marmor  und  bemalt,  4  Palmen  hoch. 
Winckelm.  W.  V.   S.  20.  44.  200.    M.  Borbon.  II.  tv.  8.  vgl.  §.  363. 

16.  Unter  den  archaistischen  ApoUobildem  ist  besonders  merkwQrdig 
ein  Apollon  i^A^v^q  von  Argos?)  im  Mus.  Ghiaramonti.  Gerhard  Ant. 
Bildwerke  I.   Tf!  11. 

17.  Giustinianische  Vesta,  merkwflrdig  durch  die  saulenartige  Figur 
und  die  cannelQi'enartigen  Falten,  wahrscheinlich  durch  architektonische 
Zwecke  bedingt.  Ob  aus  Athen,  ist  zweifelhaft.  Raccolta  87.  Winckelm. 
W.  Vn.  Tf.  4.  Hirt  Gesch.  der  bild.  Kunst  S.  125.  Thiersch  Epochen 
S.  134.  Mit  der  Giustinismischen  Vesta  sind  durch  kurze  Proportionen, 
grosse  K5pfe,  gradlim'ge  Falten  des  Doppelchiton  und  eine  eigenthdmliche 
Mittelstufe  zwischen  alterthumhcher  Herbigkeit  und  naiver  Grazie  ver- 
schiedene  Figuren  verwandt,  welche  alle  Attische  MSldchen  in  Procession 
Oder  dazu  sich  kostumirend  vorzustellen  scheinen,  besonders  die  Hercula- 
nischen  Bronzefiguren  M.  Borbon.  II,  4—7  und  die  andern  damit  §.  422. 
A.  7  zusammengestellten. 

Die  Reliefs  in  Stein  konnen  etwa  so  gestellt  werden 
(wobei  indess  zu  bemerken,  dass  nur  wenige  sicher  der  Zeit 
zugeeignet  werden  konnen,  deren  Kunst  sie  unge&hr  darstellen). 


78  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [96] 

18.  Samothrakisches  Relief,  mit  Agamemnon,  Talthybios,  Epeios. 
Von  einem  richterlichen  Sitze  nach  Stackelberg,  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  220. 
Nach  01.  70  (wegen  des  Sly  G.  I.  n.  40.  Glarac  H^anges  p.  19) ,  aber 
in  sehr  alter  Weise  gearbeitet.  Tischbein's  und  Schom's  Homer  nach 
Antiken  H.  IX.  Tf.  1.  Millingen  Un.  Hon.  Ser.  II.  pi.  1\  Amalthea  III. 
S.  35.    Glarac  M.  de  Sculpt,  pi.  116.    Vgl.  VodkeFs  Nachlass  S.  171. 

19.  Sogen.  Relief  der  Leukothea;  eine  Mutter,  die  ihr  Kind  einer 
kindern^Uirenden  Gottheit  {%ov(fOTQ6q>og  ^sd)  darbringt.  Winckelm.  Mon. 
In.  P.  I.  p.  67.  n.  56.  Zo6ga  Bassir.  1.  tv.  41.  Winckelm.  W.  III.  Tf.  3. 
Vgl.  Panofka  Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  217  (Geburt  der  Hera).  [Die  Stele 
des  Aristion,  igyov  'jlQiaroxXiovgf  trefTliches  Bild  eines  Marathonomachos, 
mit  Spuren  von  Farben,  im  Theseion,  *E<p7jfiSQts  ccQxcitoXoy,  Tf.  75.  I. 
S.  127  f.  N.  Rhein.  Mus.  IV.  S.  4.  Tf.  1,  Scboell  Mitthejl.  Tf.  1.  Bei 
Schoell  Tf.  %  4  ist  auch  das  grosse  Relief  einer  den  Wagen  besteigenden 
weiblichen  Figur  auf  der  Akropolis,  worin  mit  AlterthCkmlichkeit  sich  An- 
muth  roerkwurdig  verbindet.  Weit  alterthOmlicher  ist  das  Basrelief  Des- 
puiges  §.  364.   A.  8.] 

20.  Dreifussraub.  Ein  zeitig  gebildetes  Sujet  (§.  89.  Anm.  3), 
wahrscheinlich  bei  Weihung  von  Tripoden  viel  gebraucht,  die  in  Delphi, 
Tbeben,  Atben  sehr  h&ufig.  Die  Basis  zu  Dresden  n.  99  (August  5—7) 
l^st  sich  am  besten  erklaren  als  Untersatz  eines  Dreifusses,  der  in  einem 
aydav  XafinaBovxog  als  Preis  gewonnen.  Auf  dasselbe  Original  fdhren 
zurQck  die  Reliefs  bei  Paciaudi  Mon.  Pelop.  1.  p.  114  {slus  Lakonika; 
Mon.  du  M.  Napol.  II.  pi.  35  (im  L.  n.  168.  Glarac  pi.  119);  Zoega  II. 
tv.  66.  (Villa  Albani).  Auf  alten  Vasengem^den  wird  der  Gegenstand 
schon  freier  und  lebendiger  bebandelt.  Vgl.  besonders  Fr.  Passow  in 
Boettiger's  Archaeol.  und  Kunst  I.  S.  125.  [Auf  einem  einzigen:  so  auch 
nur  in  einem  Relief,  an  einem  Sarkophag  in  GOln,  Verein  der  Alteilhums- 
freunde,  Bonn  1845.  VII.  S.  94,  wo  46  Mon.  zusammengestellt  sind,  zu 
denen  noch  andre  hinzukommen.J 

21.  Vers6hnung  des  Herakles,  dem  Athena  (die  Gottheit  dem  Heros) 
vorausschreitet,  Alkmena  (?)  folgt,  mit  den  GQltern  von  Delphi,  auf  die 
Hermes  und  die  Ghariten  als  Friedens-  und  FreundschaftsgOtter  folgen, 
von  einem  Korinthischen  Tempelbrunnen  (nsgiarofiiov  puteal  sigillatum) 
bei  L.  Guilford.  Dodwell  Alcuni  bassir.  2 — 4.  Tour  II.  p.  201.  vgl.  Leake 
Morea  III.  p.  246.  Gerb.  Ant.  Bildwerke  I.  Tf.  14—16  (Zug  der  neu- 
gebomen  Aphrodite  nach  dem  Olymp,  auch  Welcker,  Ann.  d.  Inst.  II. 
p.  328).  Panofka  Ann.  If.  tv.  F.  p.  145  (Hochzeit  des  Herakles  und 
der  Hebe).  Am  ausfilhrlichsten  K.  W.  Bouterweck  in  Schorns  Kunstblatt 
1833.  N.  96—99,  welcher  auch  des  Herakles  EinfQhrung  in  den  Olymp 
und  Verm&hlung  mit  Hebe  darin  nachzuweisen  sucht.  [Der  Verf.  wieder- 
holt  seine  obige  Erklfirung  auch.Dorer  I,  431  u.  D.  A.  K.  XI,  42,  Gerhard 


[96]  Erhaltene  BUdwerke.  79 

die  seinige  im  Text  zu  den  Ant  Bildw.  2.  Lief.  1844.  S.  194—307. 
Auch  E.  Braun  nimmt  die  Vorstellung  fiir  hochzeitlich,  aber  als  Her.  n, 
Hebe,  in  seinem  Tages  S.  10,  u.  0.  Jahn  stimmt  ihm  bei  Archaeol.  Aafs. 
S.  108,  110—113.] 

22.  Altar  der  ZwOlfgQtter  aus  Villa  Borghese  im  Louvre  n.  378, 
ein  trefilicbes  Werk,  edel  gedacht  und  dberaus  fleissig  gearbdtet.  Unter- 
haib  der  ZwOlfgOtter  die  Chariten,  Horen  und  Moeren.  Vielleicfat  eine 
Nachbildung  des  fiafiog  J(o6%xn  ^imv  der  Pisistratiden,  um  01.  64.  Visconti 
Mon.  Gabinl  tv.  agg.  a.  b.  c.  Winckelm.  W.  HI.  Tf.  7.  8.  M.  Bouill. 
ni,  66.-  Clarac  pi.  173.  174.  Aehnlicbe  Zusammenstellungen:  das  Capitol. 
Puteal  mit  zwdlf  GOttern,  Winckelm.  Mon.  In.  n.  5.  M.  Cap.  IV.  tb.  22. 
Winckelm.  W.  III.  Tf.  4.  Die  ara  tonda  des  Capitols  mit  Apoll,  Artemis, 
Hermes,  M.  Cap.  IV.  tb.  56.  Winckelm.  W.  IIL  Tf.  5.  Eine  andre  aus 
dem  Mus.  Cavaceppi's  mit  Zeus,  Atbena,  Hera,  -Welcker's  Zeitschr.  I,  II. 
Tt  3.  n.  11.    Zo5ga  Bassir.  II.  tv.  100.  101. 

23.  Anathemen  fQr  Siege  in  musischen  Spielen,  im  zierlichsten 
hierati«;ben  Style.  ApoUon,  b&ufig  begleitet  von  Leto  und  Artemis,  als 
Pythischer  KitbarsHnger ,  nach  dem  Siege  libirend ;  eine  SiegsgOttin  ein- 
schenkend.  Zo^  Bassir.  II.  tv.  99;  Mon.  du  BL  Napol.  IV.  pi.  7.  9.  10 
(Qarac  pi.  120.  122);  Marbles  of  the  Brit.  M.  II.  pi.  13;  Fragment  aus 
der  Elginschen  Sammlung  im  Brit.  M.  R.  XV.  103;  aus  Capri  bei  Hadrava 
tv.  4.  Als  Friedensverzierung  in  Terracotta,  Brit.  M.  n.  18.  —  ApoIIon 
in  demselben  Costflm  einen  Paean  zur  Kithar  singend,  deren  Saiten  er  mit 
der  Linken  greift  (tpaXlet)  und  zugleich  mit  dem  Plektron  in  der  R.  schlSgt 
(%Qi*si)y  Mon.  du  M.  Napol.  IV.  pi.  8;  ganz  wie  das  Samische  Erzbild 
des  Bathyllos  im  Apollon-Costilm.  Appulej.  Florid,  p.  128.  Bip.  Anakreont. 
29,  43.  —  Vgl.  Welcker,  Ann.  d.  Inst.  v.  p.  147.    [§.  361,  4.J 

24.  Siegsopfer  fflr  Athena-Polias,  die  man  an  der  hfltenden  Schlange, 
oiHovQog  oq>igy  deutlich  erkennt,  in  mebreren  Reliefs,  die  —  mit  einer 
nicht  seltenen  Ausdebnung  der  ursprQnglichen  Bedeutung  —  an  Grab- 
pfeilern  von  Kriegern  angebracht  wurden.  Mon.  du  M.  Napol.  IV.  pi.  11, 
Clarac  M.  du  Louvre  pi.  223.  n.  175.  Amalthea  III.  S.  48.  Vgl.  R.  Rochette 
Mon.  In.  L  p.  288.  426.  Welcker,  Ann.  d.  Inst.  v.  p.  162.  Diese  Vor- 
stellung auch  auf  einem  Marmordiscus  M.  Borbon.  X,  11.  Die  Stele  hat 
das  Aphlaston.  [Avellino  Casa  di  Pompeji  1840.  tav.  4.  p.  57—80,  wo 
der  Salaminische  Sieg  des  Aias  nachgewiesen  ist.  Vgl.  Annali  d.  Inst.  V. 
p.  162.    K.  Rochette  Mon.  ined.  p.  288.  426.J 

Den  Uebergang  des  altgriechischen  Styls  zu  dem  voU- 
endeten  der  folgenden  Periode  konnen  besonders  folgende 
Reliefs  anschaulicher  zu  machen  dienen. 

25.  Herakles   auf  der   Hindin   knieend   (necvvcc  vev(f»Srj),    Combe 


80  Griechische  Kunstgesch.     Per.  II.  [97] 

Marbles  of  the  Brit.  M.  II.  pi.  7.  Specimens  pi.  11.  Die  Stellung  blieb 
auch  in  der  spfttem  Kunst  fast  dieselbe;  s.  Anthol.  Pal.  II.  p.  653.  Plan.  96. 
[Die  schOne  in  Pompeji  gefandene  Gruppe,  edirt  von  Gaet.  d'Ancora, 
Neapel  1805.  4  und  in  den  M.  d.  I.  IV,  6  mit  einer  fthnlichen  aus  Marmor, 
Annali  XVI.  p.  175  von  H.  Keil.] 

26.  Kastor  als  Rosseb&ndiger  mit  dem  Kastorischen  Hunde,  aus  der 
Tiburtinischen  Villa  des  Hadrian.    Combe  II.  pi.  6.    Specimens  pi.  14. 

27.  Festzag  eines  Satyr  und  dreier  Maenaden  in  alter  Feierlichkeit, 
Inschrift:  KaXXifiaxog  inoiBi.    M.  Cap.  IV.  tb.  43. 

28.  Grabpfeiler  mit  der  Figur  des  Gestorbenen  (als  ?^a>ff),  auf  einen 
Stab  gestQtzt,  einem  Hunde  eine  Heuschrecke  reichend,  bei  Orchomenos. 
Clarke  Travels  HI.  p.  148.  Dodwell  Tour  I.  p.  243.  Sehr  ahnlicb  ist  die 
Figur  eines  Reliefs  in  Neapel,  von  dem  Grabe  eines  Campaiiischen  Meddix 
nach  der  Inschrift  [die  Inschrift  gehOrt  nicht  zu  der  Stele  und  ist  jetzt 
auch  davon  getrennt],  nur  kC&rzer  bekleidet,  und  mit  einem  am  Handgelenk 
hftngenden  Oelgef9^s  {XiqTiv^og)  als  Zeichen  der  Gymnastik.  R.  Rochette 
Hon.  In.  I.  pi.  63.  p.  251.  Odysseus  mit  dem  Huiid  Argos  auch  nach 
Welcker  (wie  nach  R.  Rochette  und  dem  Catal.  del  Mus.  Borbon.)  Rhein. 
Mus.  Ill,  4.  S.  611  [was  indessen  ein  Irrthum  ist.    Mus.  Borbon.  XFV,  10]. 

Auch  in  Terracotta  sind  Arbeiten  des  hieratischen 
Styls  viel  gewohnlicher,  als  unbezweifelt  achte  Werke  dieser 
Periode. 

29.  Aecht  alterthflmlich  sind  die  auf  Melos  gefundnen  ReliefSguren, 
ohne  Unterlage,  wahrscheinlich  von  einem  Votivschilde,  Perseus  als  Gorgo- 
tOdter  und  Bellerophon  als  Sieger  der  Chimaera  darstellend.  Hillingen 
Un.  Mon.  Ser.  II.  pi.  2.  3.  [Auch  Alkaeos  und  Sappho,  im  Britischen 
Museum  noch  unedirt] 

30.  Terracottarelief  von  Aegina,  die  Hyperboreische  Artemis  mit 
Eros  auf  einem  Greifenwagen  fahrend.  Welcker,  Mon.  In.  d.  Inst.  tv.  18  b. 
Ann.  II.  p.  65. 


Stein-  und  Stempelschneideknnst. 

1  97.  Als  geringere  und  unbeachtetere  Zweige  der  Plastik, 
in  die  erst  spat  das  Leben  aus  den  Hauptasten  sich  verbrei- 
tet,  erhob  sich  allmahlig  die  Kunst,  Edelsteine  zu  graviren, 
und  die,  Munzstempel  zu  stechen.     Beide  dienen  zunHchst 

2  den  Zwecken  der  Oekonomie  und  des  Verkehrs.  Die  Stein- 
schneidekunst  sorgt  fur  Siegelringe,  aqigaytdeg,  deren 
Bedurfniss  durch  das  im  Alterthum  gew5hnliche  Versiegeln 


[97,  98]  Geschnittene  Steine  u.  Manzen.  gl 

von  Vorraihen  und  Schatzen  noch  sehr  vermehrt  wurde,  aber 
eben  so  gut  durch  metallne  (ja  holzeme)  Petschafte  mit  be- 
deutungslosen  Kennzeichen  befriedigt  wurde.  Doch  entwickelte  3 
sich  schon  sehr  fruh  die  Arbeit  in  harten  und  edlen  Steinen, 
nach  dem  Vorgange  der  Phonikisch-Babylonischen  Stein- 
schneider  (§.  238.  240)  aus  einem  rohen  Einschneiden  run- 
der  Hohlungen.  zu  sorgfaltiger  Eingrabung  der  ganzen  Figu- 
ren  in  alterthumlich  strengem  Style. 

±  Von  dem  Versiegein  der  eafiiBia  Boettiger  Kunstmythol.  S.  272 
u.  sonst.  Ueber  die  alien  Siegelringe  aus  Hetall  Atejus  Capito  bei  Macrob. 
Sat  VII,  13.  Plin.  XXXUI,  4.  Von  den  ^Qino^qmxotq  ^qmridioxotq  (theUs 
wirklich  aus  wurmstichigem  Holz  geinachten,  theils  dem  nachgebildeten 
Petschaflen)  s.  Salmas.  Ezc.  Plin.  p.  653.  b.  Ob  Polykrates  Ring  ge- 
scfanitten  gewesen,  ist  zweifelhaft;  dafflr  sprechen  Strab.  XIV.  p.  638. 
Paus.  VIII,  14,  5.  Clemens  Protr.  HI.  p.  247.  Sylb.  —  bestimmt  dagegen 
Plinius  XXXVII,  4.  vgl.  Herod.  Ill,  41.  otpQriyt^  x^ooH^xog  aiiaffdydov 
Xt^ov;  Theodoros  hatte  ibn  gewiss  nur  gefasst  [si  fabuJa  vera.]  Nach 
Diogen.  Laert.  I,  2.  §.  57  war  es  ein  Solonisches  Gesetz:  8a%tvXioylvq>(j> 
(171  i^slvai  atpQayida  (pvluTTUv  tov  nQa^ii^tos  danxvXlov.  Derselbe 
nennt,  nach  Hermipp,  Pythagoras  Vater  einen  HuxxvXioyXvfpoq  (VIII,  1). 

3.  S.  (iber  Scarabaeen  (§.175.  230,  2)  mil  Figuren,  die  fast  ganz 
aus  runden,  roh  nebeneinandergesetzten  HOhlungen  bestehn^  Meyer  Eunst- 
gesch.  I.  S.  10.  Tf.  1.  Eine  treflliche  Sammlung  theils  von  dieser  Art, 
theils  von  sorgfaltiger  alter  Arbeit,  meist  aber  Etruskische,  geben  die  Im- 
pronti  gemmarie  d.  Inst.  Cent.  I,  1 — 50.  Ill,  1—55.  Sonst  s.  Lippert 
Dactyl.  Scr.  I.  P.  II.  n.  79.  496.  II,  I,  431.  II,  103.  Millin  Pierres  gravies 
in6d.  6.  7.  13.  25.  26.  50.  51.  Specimens  p.  LXXXI.  Vgl.  Lessing  Antiq. 
Briefe  Th.  1.  S.  155.  Facius  Miscellaneen  zur  Gesch.  der  Kunst  im  Alter- 
thum  rV,  2.  S.  62  (wo  auch  die  angeblichen  aqp^ayti^eff  der  Mythologie 
bemerkt  sind).  Gurlitt  Ober  die  Gemmenkunde,  Archaeol.  Schiiften  S.  97  ff. 
Hirt  Amalthea  II.  S.  12.    D.  A.  K.  Tf.  15. 

98.  Das  gepragte  Silbergeld  war  schon  durch  l 
den  Argivischen  Konig  Pheidon,  um  Olymp.  8,  an  die 
Stelle  des  fruhern  Stabgeldes  getreten,  Aegina  die  erste  Of- 
ficin  des  Munzpragens  geworden.  Aber  lange  begnugte  man  2 
sich  mit  den  einfachsten  Zeichen  auf  den  convexen  Vorder- 
seiten  der  Munzen,  mit  roh  angedeuteten  Schildkroten  (auf 
Aegina),  Schilden  (in  Boeotien),  Bienen  (Ephesos)  u.  dgl.; 
auf  dem  flachen  Re  vers  blieb  der  Eindruck  eines  die  Munze 

O.  Mullet's  Archaeoloffle.    4.  Anfl.  6 


82  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IL  [98] 

beim  Pragen  festhaltenden  Vorsprungs  (quadratum  incusum). 
3  Erst  in  dieser  Periode  treten  Gotterkopfe  und  vollstandige 
Figuren  ein,  und  die  vertieften  Felder  der  Reverse  fuUen 
sich  allmahlig  mit  immer  kunstreichem  Darstellungen;  es  ent- 
wickeln  sich  verschiedene  Schulen  der  Munzpragung,  wie  in 
den  charakteristisch,  aber  ohne  Zierlichkeit  gezeichneten  numis 
incusis  (mit  erhobenen  und  zugleich  vertieften  Figuren)  Unter- 
italiens,  und  den  sehr  scharf  und  in  feinem  Detail  ausgefuhr- 
ten  Munzen  Makedoniens  und  Chalkidike's 

1.  Ueber  Pheidon  un4  den  alten  Aeginetischen  Miinzfuss  des  Yf] 
Aeginet.  p.  51.  88.    [Boeckhs  Metrologie  S.  76.] 

2.  Die  unf&rmlichsten  x^Xtovia  Aegina^s  (in  Mionnet^s  Empreintes 
n.  616  if.)  gehen  gewiss  sehr  hoch  hinauf.  Nahe  kommen  manche  Ko- 
rinthische  mit  dem  Pegasos  und  Koppa,  und  Boeotische  mit  dem 
Schilde.  Levezow  ilber  mehrere  iro  Grossherz.  Posen  gef.  uralte  Griech. 
MAnzen,  B.  1834. 

3.  Auf  den  AttischenM.  tritt  an  die  Stelle  des  rohen  Gorgoneions 
(vgl.  Cousinery  Voy.  d.  la  Mac^d.  IL  p.  119.  pi.  4)  der  Minervenkopf  mit 
dem  alterthCLmlich  bizarren  Profil  (Mionnet  Descr.  pi.  41.  50.  54.  Empr. 
603.  4.  5)  und  der  Eule  auf  dem  Reverse,  welcher  Typus  sich  sehr  lange 
erh^t.  MQnzen  von  Athen  im  kaiserl.  Milnzcabinet ,  Wiener  Jahrb.  1838. 
LXXXn.  S.  28.  -—  Die  numi  incusi  (vgl.  Stieglitz  Archaeol.  Unterhal- 
tungen  II.  S.  54)  von  Sybaris,  Siris,  Poseidonia,  Pandosia,  Taras,  Kaulonia, 
Krolon,  Metapont,  Pyxoeis  reichen  etwa  von  01.  60  bis  80.  (Sybaris  zer- 
stOrt  67,  3.  Pyxoeis  gegrflndet  77,  2.  Siris  erobert  g.  50,  aber  Siriten 
existirten  fort.)  Mionnet  Descr.  pi.  58 — ^60.  Micali  Italia  tv.  58.  60. 
Millin  Mag.  encycl.  1814.  T.  II.  p.  327.  —  MOnzen  von  Rhegion  und 
Mess  an  a  mit  dem  Hasen  und  Maulthiergespann  (Mionnet  pi.  61,  5. 
Combe  M.  Brit.  tb.  3,  27)  sind  aus  Anaxilas  Zeit  (70—76),  Aristot.  bei 
Pollux  V,  12,  75;  andre  von  Messana  haben  die  Typen  der  Samier,  die 
sich  (70,  4)  dort  niedergelassen  hatten.  GStt.  G.  A.  1830.  S.  380.  Zierlicli 
gearbeitete  alte  M.  von  Syrakus,  Gel  a.  [Mflnzen  mit  dem  Kopf  des 
Theron,  wahrscheinlich  lang  nach  01.  77,  Visconti  Iconogr.  Gr.  II.  p.  6  sq.] 
—  In  strenger,  aber  sehr  vortreffliclier  Kunstweise  sind  die  M.  von  Ale- 
xander I.  (01.  70  bis  79),  die  von  den  Bisalten  nachgeahmt  wurden; 
sehr  zierlich  erscheint  der  alte  Styl  auf  den  M.  von  Akanthos,  auch 
von  Mende.  LCwe  u.  Stier  auf  M.  von  Akanthos,  erklftrt  aus  Herod. 
VII,  125  von  Pinder  p.  20.  Aber  der  LOwe  greift  dort  nur  die  Kameele 
an.  DieThasischenM.  {®A)  mit  dem  die  Nymphe  umarmenden  Satyr 
(auf  andern,   wahrscheinlich  eben  daher,    verfolgt  der  Satyr  die  Nymphe) 


1 


[99]  MOnzen.    Malerei.  83 

zeigen  die  Kunst  von  roher  Garicatur  (vgl.  §.  75*)  zu  zlerlicber  Ausbildung 
forischreitend.  Zu  Lete  in  Mygdonien  und  Orrheskos  in  derselben  Gregend 
sind  jene  und  and  re  alterthflmliche  M.  in  barharischer  Fabrik  nacbgeahmt 
worden  (mit  einem  Kentaur  statt  des  Sat\Ts).  Mionnet  Descr.  pi.  40.  44.  50. 
Suppl.  IL  p.  545.  III.  pi.  6.  8.  Cadalv^ne  Recueil  de  M^.  p.  76.  Gousinery 
Voy,  dans  la  Mac6d.  T.  I.  pi.  6.  7.  vgl.  GOtt.  G.  A.  1833.  S.  1270.  — 
Sehr  alterthilmlich  smd  oft  aucb  besonders  die  Thierfiguren  und  Monstra 
auf  den  alien  Goldstateren  Kleinasiens,  von  Phokaea,  Elazomenae, 
Samos,  Lampsakos,  Eyzikos.  (Die  Verbindung  von  LOwe  und  Slier  auf 
den  Samischen  Stateren  erinnert  sehr  an  orientaliscbe  Gombinationen.) 
S.  Sestinl  Descr.  degli  Stateri  anticbi.  Firenze  1817  und  besonders  Mionnet 
Suppl.  V.  pi.  2.  3.  Vgl.  sonst  Stieglitz  Versuch  einer  Einrichtung  anliker 
MQnzsammlungen  zur  Erl^uterung  der  Geschichte  der  Eunst.  Leipz.  1809. 
D.  A.  E.  Tf.  16.  17. 


4.     Malerei. 

99.    Die  Malerkunst    macht   in   dieser  Periode,    durch  l 
Kimon  von  Kleonae  und  Andre,  besonders  in  perspektivischer 
Auffassung  der  Gegenstande,  diejenigenFortschritte,   welche 
sie  in  den  Stand  setzen,  gleich  beim  Beginn  der  nachsten  in 
grosser  VoUkommenheit  aufzutreten.     Beschrankter  in  ihren  2 
Mitteln   bleibt  die  Vasenmalerei ,   welche   von   ihren   beiden 
Metropolen,    Korinth    und    Athen,    sich   nach   Sicilien    und 
Italien  verbreitet,   so  dass  namentlich  die  Fabriken  bei  den 
Chalkidischen  Griechen  in  Unteritalien  in  Gegenstanden  und 
Formen  Attische  Muster   zum  Grunde  legen.     In    der  jetzt  3 
vorherrschenden  Gattung  mit  schwarzen  Figuren  auf  rothgel- 
bem  Thon  zeigen  sich  alle  Eigenthumliehkeiten  des  alten  Styls: 
ubermassig  hervortretende  Hauptmuskein  und  Gelenke,   steif 
anliegende  oder  regelmassig  gefaltete  Gewander,    steife  Hal- 
tung  oder  schroflfe  B6wegungen  des  Korpers   —   dabei  aber, 
hervorgerufen  durch  die  Leichtigkeit  dieser  Kunstubung,  gar 
mannigfaltige ,   einzelnen  Fabrikorten  angehorende  Manieren, 
ofl  mit  absichtlichem  Streben  nach  dem  Bizarren. 

1.  Eimon  von  Eleonae.  Plin.  XXXV,  34.  Ael.  V.  H.  VlII,  8  (da- 
gegen  bei  Simonides,  Anthol.  Pal.  IX,  758,  auch  wohl  App.  T.  II.  p.  648, 
Mixmv  zu  schreiben  ist)  [der  die  Erfindung  des  Eumaros  §.  74  ausbildete], 
erfindet  catagrapha,  obliquas  imagines,  d.  h.  schrage  Ansichten  der  Figuren 
von  der  Seite,  von  oben,  unten;   und  regt  eine  genauere  Ausfiihrung  des 


84  Griechische  Kunstgesch.    Per.  II.  [99j 

KOrpers  unci  der  Draperie  an.  Ein  grosses  Bild  war  das  von  dem  Bau- 
meister  Mandrokles  in  das  Heraeon  geweihte,  die  Brucke  uber  den  Bosporos 
und  Dareios  Uebergang  (Herod.  lY,  88).  Grem^de  in  Phokaea  gegen 
01.  60.  Herod.  I,  164.  Mimnes,  von  Hipponax  01.  60  erwldint,  malt  Trieren. 
[Aglaophon;in  Thasos,  Polygnots  and  Aristophons  Vater  und  Meister.] 

2.  Hier  muss  die  Frage  erwahnt  werden,  ob  die  grosse  Masse  der 
Vasen  von  Volci  (von  deren  Auffindung  §.  257),  die  etwa  aus  der  Zeit 
von  Olymp.  65  bis  95  stammt,  und  durch  Gegenstande  und  Inschriflen 
entschieden  auf  Athen  zurQckweist,  von  Attiscben  Colonisten  oder  Metoeken 
in  Volci  gearbeitet,  oder  durch  den  Handel  von  Athen  oder  einer  Chal- 
kidischen  Colonie  Athens  gekommen  ist.  Vgl.  Millingen,  Transact,  of  the 
R.  Soc.  of  Literal.  II,  1.  p.  76.  Grerhard  Rapporto  int.  i  Vasi  Volcenti, 
Ann.  d.  Inst.  HI.  p.  1  (Mon.  tv.  26.  27).  Welcker  Rhein.  M.  fdr  Philol.  I, 
II.  S.  301  (fQr  die  erstre  Ansicht,  welchem  Gerhard  beistimmt,  Bull.  1834. 
p.  7^).  —  R.  Rochette  Journ.  des  Sav.  1831.  F6vr.  Mars.  Der  Verf.  in 
Comment.  Soc.  Gotting.  Vn.  p.  77  (fur  die  zweite  so  wie  Bunsen  Annali  VI. 
p.  40.  R.  Rochette  das.  p.  285,  Journ.  des  Sav.  1837.  p.  486  fQr  Impor- 
tation. Gerhard  gibt  die  Tyrrhenische  Gattung  als  solche  auf,  Ann.  IX. 
p.  136,  erkl^t  sich  aber  fflr  die  Entstehung  in  Italien  p.  140).  Vgl.  im 
Folgenden  Nr.  13.  Von  der  Nachbildung  Athenischer  Vasenmalereien  in 
dem  Chalkidischen  Nola  hat  Boeckh,  Prooem.  lect.  hiem.  1831,  ein  merk- 
wdrdiges  Beispiel'  ans  Licht  gestellt. 

3.  Unter  der  grossen  Menge  alterthdmlicber  Vasenbilder  wahlen  wir 
hier  einige  besonders  interessante,  welche  den  verschiedenen  Manieren,  die 
sich  in  Griecbenland  selbst  entwickelten,  angehSren.  Von  den  schatten- 
rissartigen  gibt  eine  ganze  Reihe  Stackelberg  Tf.  10—15.  [Die  grdsste 
und  merkwurdigste  aller  Vasen  der  alteren  Zeit  ist  die  1845  im  Gebiet 
von  Chiusi  durch  Alessandro  Francois  entdeckte,  jetzt  eine  Zierde  der 
Gallerie  zu  Florenz,  von  Klitias  gemalt,  von  dem  TOpfer  Ergotimos,  mit 
einem  vermuthlich  unter  bestimmtem  Gesichtspunkt  zusammengestellten 
Cyclus  bedeutender  Compositionen,  mit  115Namen  dargestellter  Personen. 
Vorlaufige  Nachricht  geben  E.  Braun  Allgem.  Zeit.  1845.  S.  1379.  Bull. 
1845.  p.  113  und  Gerhard  das.  p.  210  und  Archaeol.  Zeit.  1846.  S.  319.] 

N.  1.  Die  Attische  Preisvase,  TON  AeENE€[E]N  AS  AON  EMI, 
bei  Mr.  Burgon  (Millingen  Un.  Mon.  S.  I.  pi.  1—3.  vgl.  C.  I.  n.  33  u. 
p.  450),  mit  der  Athena  als  Vorkampferin  und  einem  Wagensieger  mit 
xivT^ov  und  fiacrt^.  Eine  Panathenaeiscbd  Vase  aus  Aegina,  Bull.  1830. 
p.  193.  1831.  p.  95,  eine  aus  Kyrene  Annali  VI.  p.  2873.  [Eine  Menge 
solcher  Vasen  M.  d.  I.  I.  tv.  22.  Gerhard  Etr.  u.  Campanische  Vasen 
Tf.  A.  B.]  In  zierlicherem  Style  und  offenbar  nur  Prunk vasen  sind  die 
zahlreichen  Amphoren  derselben  Art,  mit  verschiedenen  gymnischen  und 


[99J  Malerei.  85 

Ross-Wettkampfen,  auch  einem  Kitharsftnger,  aus  Void  ^Gerhard  Ann.  d. 
Inst.  n.  p.  209.  Ambrosch  ebd.  V.  p.  64.  Mon.  21.  22),  so  wie  einige  in 
Gross-Griechenland  gefundene  (die  Kolkrsche  in  Berlin,  bei  Gerhard  Ant. 
Bildw.  I.  Tf.  5—7;  Bytag  «ypof^«  vixs  b.  Stackelb.  Tf.  25,  das  einzige 
Beispiel  aus  Aiben;  eigener  Styl  der  Malei'ei,  mit  kurzen  steifen  Figuren, 
von  einem  kleinen  Athenischen  Dreifuss.  Die  Lambergscbe  in  Wien,  die 
am  wenigsten  alterthflmliche ,  bei  Laborde  I,  73.  74;  vgl.  Panofka  M. 
Bartoldiano  p.  65  sqq.).  Ueber  die  Bestimmung  dieser  Vasen  Broendsted 
Transact,  of  the  R.  Soc.  H,  I.  p.  102. 

2.  Vase  mit  der  Erlegung  des  Minotaur,  in  alterthamlich  steifem 
Style,  die  weiblichen  Figuren  mit  faltenlosen  buntgegitterten  GewUndern. 
Werk  des  TOpfers  Taleidas;  in  Sicilien  gefunden:  aber  wahrscheinlich  aus 
Attischer  Schule,  da  der  Gegenstand  auf  einer  Attischen  Vase,  bei  Mr. 
Burgon,  grade  ebenso  dargestellt  ist.  Am  genauesten  bei  Maisonneuve 
Introduction  pi.  88. 

3.  Geburt  der  Pallas,  in  sehr  ^hnlicbem  Style,  wie  die  vorige  Vase. 
Aus  Volci,  wo  sehr  viele  der  Art.  Micali  Ant.  popoli  Italiani,  Monum. 
tv.  80,  2.    [Gerhard  Auserles.  Vasen  I.  Tf.  1—4.] 

4.  Vase  mit  der  Ebeijagd  eines  Heros  Antiphatas,  Preis  fCLr  einen 
Sieg  mit  dem  Rennpferde,  aus  einem  Grabe  bei  Capua,  mit  Dorischen  In- 
schriften.  Sehr  symmetrische  Anordnung  der  Figuren.  Hancarville  Antiqq. 
Etr.  Gr.  et  Rom.  I.  pi.  1—4.    Maisonneuve  Introd.  pi.  27. 

5.  Hermes  mit  den  drei  Gdttinnen  zu  Paris  eilend,  wie  auf  dem 
Kasten  des  Kypselos.  Paus.  V,  19,  1.  Aehnlich  wie  die  vorige  Vase 
parallele  Richtung  der  Glieder;  regelmftssig  gefaltete  Gewflnder,  schlanke 
Proportionen.    Milliugen  Coll.  de  Goghill  pi.  34. 

6.  Herakles  mit  der  Ldwenhaut,  aber  zugleich  einem  Boeotischen 
Schilde,  in  gewaltigem  Ansprunge  gegen  Kyknos  (vgl.  das  Bild  am  Amykl. 
Thron,  Paus.  Ill,  18)  bei  Millingen  Un.  Mon.  S.  I.  pi.  38. 

7.  Achilleus,  der  den  erlegten  Hektor  (in  riesiger  Gestalt)  hinter  dem 
Wagen  schleppt,  Ofter  auf  Sicilischen  Vasen,  bei  R.  Rochette  Mon.  In.  I. 
pi.  17. 18.  Auf  einer  ^nlichen  in  Canino  ist  die  kleine  geflflgelte  Helden- 
figur  als  Eidolon  des  Patroklos  bezeichnet.    R.  Rochette  p.  220. 

8.  Abschied  der  Eriphyle  von  Amphiaraos  und  Adrastos,  zwei  Gruppen 
auf  einer  Grossgriechischen  Vase.  Scotti  Illustrazioni  di  un  vaso  Italo- 
Greco.  N.  1811.  4.  [Millingen  Peint.  de  Vases  pi.  20.  21.  Des  Vfs.  D.  A. 
K.  Denkm.  I.  Tf.  19,  98.  Minervini  im  BuUett.  Napol.  H.  p.  122.  III.  p.  48. 52. 
O.  Jahn  Archaeol.  Aufs.  S.  139  f.] 

9.  Memnon  von  Achilleus  erlegt  und  von  Eos  entfC&hrt,  zwei  Gruppen 
einer  Agrigentinischen  Vase  (aber  mit  Attischer  Inschrift),  von  kr&ftiger 
und  ausgebildeter  Zeichnung.    Millingen  Un.  Mon.  I.  pi.  4.  5. 


86  Griechische  Kunstgesch.    Per.  U.  [99] 

10.  Pyrrhos,  welcher  vor  llions  Mauern,  am  Altare  des  Thymbraeischen 
Apollon,  den  kleinen  Astyanax  tOdtet,  auf  einer  Vase  von  Volci.  Mon. 
d.  Inst.  I,  34.  Ygl.  Ambrosch  Ann.  III.  p.  361  [den  kleinen  Troilos,  Ann. 
V.  p.  251—54.  0.  Jahn  Telephos  und  Troilos  S.  70]. 

11.  Athena,  kenntlich  an  Helm  und  Lanze,  zur  Rechten  des  Zeas, 
mil  dem  Blitze,  sitzend;  vor  ihnen  zwei  Horen,  hinter  dem  Sitze  Hermes 
und  Dionyso's,  in  ausgebildetem  alten  Style,  wie  er  in  Volci  vorherrscht.  In 
Farben  (mit  aufgesetztem  Roth  und  Weiss)  copirt  bei  Micali  tv.  81. 

12.  Dionysos  auf  dem  Schiffe  der  Tyrrhenischen  SeerSuher  (eine 
geistreiche  und  grossartige  Composition),  auf  einer  Schale  von  Volci,  im 
Innem.  Am  &ussefn  Rande  K&mpfe  um  zwei  gefallene  Helden.  Inghirami 
G.  Omerica  tv.  259.  260  [Gerhard  Auserles.  Vasen  I.  Tf.  49]. 

13.  Athenische  Jungfrauen,  welche  das  br&utliche  Bad  aus  der  Fon- 
taine Kallirrhoe  {KAAIPE  KFENE,  lies  KaXlif^^  ^QV^v)  sch6pfen,  aus 
Void.  Broendsted  A  brief  descr.  of  thirty-two  anc.  Greek  Vases  n.  27. 
Vgl.  die  Hochzeit- Vasen  fur  Lysippides  und  Rhodon,  bei  Pr.  Lucian  Mus§e 
Etrusque  n.  1547.  1548. 

14.  Eine  Scene  des  Handels,  Verkauf  von  Wolle  [Silphion],  unter 
Aufsicht  eines  Magistrats,  mit  Dot  ischen  Inschriften  ('JiigBallccg),  auf  einer 
Vase  aus  Etrurien,  in  einem  bizarren,  nicht  Attischen,  Styl.  Mon.  d.  Inst. 
47.  Ann.  V.  p.  56.  Micali  tv.  97.  [Cab.  Durand  n.  422.  Panofka  Bilder 
anliken  Lebens  Taf.  XVI,  3.    Inghirami  Vasi  fitt.  tav.  250.] 


Dritte  Periode. 

Von  01.  80  bis  III.    (460-336  v.  Chr.) 

Von  Perikles  bis  auf  Alexander. 


1.    Die  Erei'i^isse  nnd  der  Geist  der  Zeit  in  Beziehang 

anf  die  Kanst. 

100.  Die  Perserkriege  weckten  in  Griechenland  das  schlum-  i 
memde   Bewusstsein  der  Nationalkraft.     Athen,   durch  die  2 
Stammart  seiner  Bewohner  ganz  geeignet,   Mittelpunkt  der 
Griecbischen  Bildung  zu  werden,  "bemachtigt  sich  der  in  den 
Umstanden  gegebnen  Hulfsmittel  mit  grossem  Geschick;  wo-  a 
durch  es  schnell  zu  einer  Hohe  der  Macht  gelangt,   wie  sie 
nur  je  eine  Stadt  besessen. 

2.  Die  Attiker  haben  mit  ihren  Stammgenossen,  den  loniern  Asiens, 
das  Empf^ngliche ,  Lebendige,  Neuerungssflchtige  gemein,  aber  verbinden 
damit  eine  Energie,  die  dort  frQh  verschwunden.    To  dqucxriQtov,  to  dtivov. 

3.  Den  Beginn  des  hOhem  Aufschwungs  in-  Atben  setzt  Herod.  V, 
78  schon  Olymp.  67,  4.  Tbemistokles  Volksbescbluss  fiber  Verwendung 
des  Snbers  von  Laurion  fiir  die  Flotte  g.  73.  Schlacht  yon  Salamis  75,  1. 
Die  Hegemonie  der  Griecben,  die  unter  dem  KOnig  gewesen  waren,  fQr 
den  Perserkrieg  kommt  an  Athen,  wahrscheinlich  77,  1.  Aristides  billige 
Schatzang;  das  Schatzhaus  auf  Delos;  die  Summe  der  jMirlichen  Tribute, 
tpo^oi,  460  Talente  (sp&ter  600  and  1200).  Perikles  vei-setzt  den  Schatz 
nach  Athen  g.  79,  3.  Die  Bundesgenossen  werden  von  da  an  meist 
Unterthanen,  der  Bundesschatz  Staatsschatz.  Die  hOchste  Summe  des 
Schatzes  vor  dem  Pelop.  Kriege  war  9700  Talente,  die  jfthrliche  Einnahme 
damals  gegen  1000.    Boeckh  Staatshaush.  I.  S.  427  fT.  465. 

101.  Der  grosse  Reichthum,   welcher  Athen  in   dieser  i 
Zeit  zufloss  und  nur  ziun  geringsten  Theile  von  dem  lassig 
betriebenen  Kriege  mit  Persien  verzehrt  wurde,  wird  im  An- 
fange  besonders  zur  Befestigurig  Athens  verwandt;   dann  2 


88  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [101,  102J 

aber  zur  grossartigsten  Ausschmuckung  derStadt  mitTem- 
peln  imd  Bauwerken  fur  die  Spiele. 

1.  Der  Mauerbau  des  Peiraeus  begann  durch  Themistokles  unler 
dem  Archon  Kebris  vor  01.  75  (nach  Boeckh  de  ai'chont.  pseudepon. 
01.  72,  1),  fortgesetzl  75,  3.  Der  Aufbau  Athens  und  die  Emeuening 
der  Mauern  75,  2.  Gegen  78,  4  veranlasst  Kimon  die  Befestigung  der  Siid- 
seite  der  Akropolis  (Plut.  Kim.  13.  Nepos  Cim.  3),  und  die  Grundlegung 
der  langen  Uauern,  die  Perikles  01.  80,  3.  4  voUendete,  aber  sp&ter  noch 
eine  Mauer  hinzafdgte.  Ueber  die  drei  langen  Mauern  Leake's  Topo- 
graphie  von  Rienaecker,  Nachtr.  S.  467. 

2.  Das  Theseion  wird  unter  Kimon  01.  77,  4  begonnen.  Gegen 
01.  80,  3  tragen  die  Alhener  auf  gemeinsame  Erneuerung  der  von  den 
Persern  zerstOrten  Heiligthiimer  an;  und  in  Attika  werden  um  diese  Zeit 
viele  Tempel  gebaut.  Parthenon  01.  85,  3  voUendet.  Propylaeen  01.  85,  4 
bis  87,  1  gebaut  —  Das  steineme  Theater  wird  (fiBta  to  necftv  rot  txgta) 
70,  1  begonnen,  aber  in  den  obern  Theilen  erst  unter  Lykurg's  Finanz- 
verwaltung  (109—112)  vollendet.  Die  Peisianaktische  Halle  wird  zur  Ge- 
m§ldegallerie,  JToixUiy,  eingerichtet,  um  79,  3.  Das  Odeion  baut  Perikles, 
fflr  die  Panathenaeen ,  vor  84,  1.  S.  des  Verf.  Gommentatt.  de  Phidia  I. 
§.  5.  —  Die  Kosten  dieser  Geb^ude  waren  bedeutend,  die  Propylaeen 
kosteten  (nebst  allem  was  dazu  gehOrte)  2012  Talente  (Harpokration) 
gleich  2,766,500  Rthl.,  wogegen  Thukyd.  U,  13  niclit  zeuget. 

1  102.  Indem  sich  an  diesen  Bauwerken  ein  Kunst- 
geist  entfaltete,  der  Majestat  mit  Anmuth  auf  die  glucklichste 
Weise  vereinigt:  erreicht  die  bildende  Kunst,  durch  den 
freien  und  lebendigen  Geist  des  demokratischen  Athens  von 
alien  Fesseln  alterthumlicher  Steifheit  gelost,  und  von  dem 
grossartigen  und  gewaltigen  Sinne  der  Perikleischen  Zeit  durch- 

2  drungen,  durch  Phidias  denselben  Gipfelpunkt.  Jedoch  sind, 
dem  Charakter  der  altern  Hellenen  gemass,  noch  immer  ru- 
hige  Wiirde  und  eine  leidenschaftslose  Stille  der  Seele  das 

3  Geprage  der  bewunderten  Hauptwerke  der  Zeit.  Der  Geist 
der  Athenischen  Kunst  macht  sich  schnell  in  Griechenland  herr- 
schend:  obgleich  auch  im  Peloponnes,  namentlich  unter  den 
demokratischen  und  industriosen  Argivem,  die  Kunst  in  grosser 
VoUkommenheit  geubt  wird. 

3.  Athenische  Kiinstler  arbeiten  gegen  01.  83.  (De  Phidia  I,  14) 
far  den  Delphischen  Tempel  [N.  Rhein.  Mus.  I.  S.  18J,  und  die  Phidias- 
sische  Schule  schmQckt  um  01.  86  Olympia  und  El  is  mit  Bildwerken.  — 
Ueber  Argos  Zustand  des  Verf.  Dorier  II.  S.  143. 


[103]  Allgemeines.  g9 

103.  Der  Peloponnesische  Krieg,  von  Olymp.  87,  i 
1  ex.  bis  93,  4,  vernichtet  erstens  Athens  Reichtlium  dnrch 
die  das  Maass  der  Einkiinfte  uberwiegenden  Kriegskosten,  und 
zerreisst  zugleich  das  Band  der  Athenischen  Kunstlerschule 
niit  den  Peloponnesischen  und  andern.  Tiefer  greift  die  innre  2 
Veranderung,  welche  im  Peloponnesischen  Kriege  einlrat,  nicht 
ohne  bedeutende  Mitwirkung  der  grossen  Seuche  (01.  87,  3), 
die  das  mannhafte  Geschlecht  der  alten  Athener  hinwegraffte, 
und  ein  schlechteres  zuruckliess.  Sinnlichkeit  und  Leidenschaft-  3 
lichkeit  auf  der  einen  Seite,  und  eine  sophistische  Bildung 
des  Verstandes  und  der  Rede  auf  der  andern,  treten  an  die 
Stelle  der  festen  und  durch  sichre  Gefuhle  geleileten  Denk- 
weise  fruherer  Zeiten;  das  Griechische  Volk  hat  die  Schranken 
der  alten  National-Grundsatze  gesprengt;  und,  wie  im  offent- 
lichen  Leben,  so  drangt  sich  auch  in  alien  Kunsten  Sucht 
nach  Genuss  und  Verlangen  nach  hefligern  Aufregungen  des 
Gemuths  mehr  hervor. 

1.  Ueber  die  Kriegskosten  s.  Boeckh  Staatshaush.  1.  S.  311.  Ueber 
die  Trenniing  der  Kunstschulen  w&hrend  des  Krieges  De  Phidia  I,  19. 

2.  n^mrov  re  i79£c  xori  ig  rccXla  r^  noXii  inl  nXiov  dvofiiag  ro 
voaijfia  —  ori  ds  ijdrj  re  i^dv  xai  navraxo^sv  to  ig  avzo  nBgiaXiov^ 
rovTo  xfiCi  xttXov  xal  x9V^^f^ov  xttriatrj,    Thukyd.  IJ,  53. 

3.  Im  Offentlichen  Leben  tritt  an  die  Stelle  des  durch  die  durch- 
dringmde  Kraft  des  Geistes  herrschenden  Olympics  Perikles  das  Geschlecht 
der  Schmeichler  des  Demos,  Kleon  u.  s.  w.;  auf  das  h^usHche  Leben  er- 
halten  die  HetSren  immer  mehr  Einwirkung;  in  der  TragOdie  gewinnt  den 
Geschmack  des  grossen  Publikums  der  nad'rjTiTieaTaTog  und  diivotatog 
Euripides;  die  Lyrik  geht  in  den  neuen  zOgellosen  und  prunkvoUen 
Dithyrambos  fiber,  dessen  Meister  (Melanippides ,  Kinesias,  Philoxenos, 
Telestes,  Phrynis  und  Timotheos  von  Milet)  von  den  Strengern  als  die 
Verderber  der  Musik,  besonders  ihres  ethischen  Charakters,  angesehn 
wurden:  wodurch  zugleich  die  Rhythmik,  um  01.  90,  regelloser  und  schlaffer 
Tvird.  Die  alte  Redekunst  ist  auf  einen  symmetrischen  Satzbau  gegrfindet-, 
und  fordert  die  ruhigste  Declamation;  neben  dieser  tritt  allm&hlig  eine 
aifektvolle,  pathetische  Redekunst  hervor. 

Besonders  zu  beachten  ist  hier  die  immer  zunehmende  Freiheit 
und  Heftigkeit  im  k^^rperlichen  Ausdrucke  der  GemQths- 
bewegungen.  Der  Spartanische  JQngling  bewegt  nach  Xenophon  die 
Augen  nicht  mehr  als  ein  Erzbild  (Dorier  IL  S.  268).  In  Athen  bewahrt 
noch  Perikles  die  »festc  Haltung  des  Gesichts,  den  ruhigen  Gang,  die  bei 


90  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [104] 

keiner  rednerischen  Bewegung  in  Verwirrung  gerathende  Lage  der  6e- 
waader,  den  gleichniHssigen  Ton  der  Stimme.«  Plut.  Perikl.  6.  Vgl. 
Siebelis  zu  Winckelm.  W.  VIII.  S.  94.  Durch  Kleon  kamen  heflige  und 
freie  Bewegungen  (t6  ttjv  jf  r^a  l|a)  h^iv)  auf  der  Rednerbflhne  auf,  und 
die  alte  svxoofila  der  Redner  verschwand.  Plut.  Nikias  8.  Tih.  Gracchus  2. 
Aesohines  g.  Timarch  §.  25  fif.  Bekk.  Demosth.  n,  naQang.  p.  420.  R. 
Bei  Demosthenes  muss  man  sich  das  Hdchste  affektvolier  Bewegtheit 
den  ken;  bei  Aeschines  elwas  afiektiirt  Steifes.  Auf  der  BQhne  beginnt 
eine  lebhafte,  pathetische  Gesticulation  mil  Eallippides,  Alkibiades  ZeiL- 
genossen,  welchen  Myniskos,  Aeschylos  Schauspieler,  deswegen  nid'i]xos 
nannte.    Aristot.  Poet.  26.  cum  Intpp.    Xenoph.  Sympos.  3,  11. 

1  104.  Mit  diesem  Zeitgeiste  hangt  die  Richtung  der 
Kiinstler  eng  zusammen,  durch  welche  die  bildende  Kunst  nach 
Olymp.  100  zu  einer  neuen  Stufe  sich  erhebt,  indem  sich 
in  ihren  Schopfungen,  gegen  die  Werke  der  fruhem  Gene- 
ration gehalten,  viel  mehr  Sinnlichkeit  und  Pathos,  ein  mehr 
gestortes  Gleichgewicht  und  ein  unruhigeres  Verlangen  der 
Seele  kund  giebt,  wodurch  freilich  die  Kunst  sich  wieder  einer 

2  ganz  neuen  Welt  von  Ideen  bemachtiget.  Zugleich  verhindert 
aber  die  Richtung  auf  augenblicklichen  Genuss,  in  welcher 
besonders  das  Athenische  Volk  befangen  war,  bedeutende 
offentliche  Unternehmen,  und  die  Kunst  bleibt  (Konon's  und 
Lykurg's  Unternehmungen  abgerechnet)  ohne  die  grosse  offent- 
liche Aufmunterung  der  Perikleischen  Zeit,  bis   sie  sich  die 

3  Gunst  der  Makedonischen  Konige  erwirbt.  Dies  Ver- 
haltniss  fuhrt  Veranderungen  im  Geiste  der  Kunst  herbei, 
welche  schon  am  Schlusse  dieses  Abschnitts,  deuthcher  im 
folgenden,  hervortreten. 

2.  Demosthenes*  klagt  bitter  uber  die  Durftigkeit  der  Oflfentlichen  und 
die  Pracht  der  Privatbaue  seiner  Zeit.  Vgl.  Boeckh  Staatshaush.  I.  S.  220. 
Von  Konon's  Werken  Pans.  I,  1,  3.  I,  2.  2.  Vgl.  De  Phidia  I,  3.  n.  d. 
und  zur  Bestfttigung,  dass  das  Heiligthum  des  Zeus  Soter  von  Konon  er- 
richtet  worden,  auch  Isokr.  Enagor.  §.  57.  Unter  Lykurgos  wurden  be- 
sonders  friUiere  Werke  ausgebaut,  aber  auch  einiges  Neue.  S.  das  Psephisma 
bei  Plutarch  X.  Orat.  p.  279.  H.,  wo  wohl  zu  schreiben:  ^fiitgya  naga- 
Jla|?cov  TOVff  TS  VMrngoixovg  %al  xriv  cmvo^rinriv  xal  to  ^butqov  to  dtov. 
^^Hgydcaxo  nal  insrilBaB,  xecl  to  re  aradiov  to  IJavad',  xorl  to  yvfiva- 
aiov  to  AvKBtov  xatscmvaas,  Vgl.  p.  251.  Pans.  I,  29,  16.  Doch  bleibt 
immer  der  edelste  Privataufwand  der  auf  Kampfrosse  und  Bilds^ulen,  und 
es  ist  ein  barter  Vorwurf  fflr  Dikaeogenes  (I?aeof!  von  Dikaeoj?.  Erbsoh.  §.  44), 


[105,  106]  Architektonik ;  Theater.  91 

dass  er  die  von  seinem  Erbksser  fQr  3  Talente  (4125  Rthlr.)  an- 
geschafften  Weihgeschenke  ungeweiht  in  den  Bildbauerwerkstfitten  herum- 
liegen  lasse. 


2.   Architektonik. 

105,  Das  erste  Erforderniss  fur  das  Gedeihen  der  Bau- 
kunst,  das  Aufbieten  aller  Krafle,  um  etwas  Grosses  zu 
schaflfen,  trilt  schon  an  den  Mauerbauen  dieser  Zeit  hervor, 
Yorzuglich  den  Mauem  des  Peiraeeus,  die,  an  Colossalitat  den 
klykopischen  ahnlich,  zugleich  durch  die  grosste  Regelmassig- 
keit  der  Ausfuhrung  ausgezeichnet  waren. 

Der  Mauerkreis  des  Peiraeeus  mit  Munychia  mass  60  Stadien;  die 
H0he  war  40  Gr.  Ellen  (Themistokles  wollte  die  doppelte),  die  Breite  die, 
dass  beim  Bau  zwei  mit  Steinen  beladene  Wagen  nebeneinander  vori:)ei 
konnten;  die  Steine  waren  a/ia^ialoi,  genau  aneinander  gefugt  {iv  roft^ 
iyydviotjt  durch  keinen  MMel,  sondem  nur  durch  eiseme  mit  Blei  ver- 
gossene  Klammem  zusammengehalten.  Eben  so  die  Mauern  des  Parthe- 
non; die  CylinderblOcke  der  SHulen  dagegen  durch  Mbel  aus  Holz 
(Cypressenholz  beim  T.  von  Sunion,  Bullet,  d.  Inst.  1832.  p.  148)  ver- 
bunden.  [Einer  dieser  Zapfen  nebst  Kapsel  in  MQncben.]  Alles  Technis<:lie 
ist  hier  in  hdchster  Yollendung. 

106.  Ferner  bewahrt  sich  in  den  Bauen  von  Theatern,  i 
Odeen  und  andern  Gebauden   ffir  die  Festspiele  ein  klarer 
und  durchdringender  Verstand,  welcher  den  Zweck  des  Baus 
auf  das  Bestimnitesle  auffasst,  und  auf  dem  nachsten  Wege 
zu  erreichen  weiss.    Das  Theatron  ist,  wie  der  alte  Cho-  2 
ros  (§.  64,  1),  noch  immer  der  Hauptsache  nach  ein  oflfener, 
von   beiden  Seiten  zuganglicher  Tanzplatz  (Orchestra),   um 
welchen  sich  die,  moglichst  viel  Personen  zu  fassen,  eingerich- 
teten  Sitze   und   das   erhohte   Buhnengerust   erheben.     Der 
Theaterbau  ging  wahrscheinlich  von  Athen  aus,  aber  verbrei- 
tete  sich  schon  in  dieser  Periode  uber  ganz  Griechenland.  Auch  3 
das  Odeion,  ein  kleineres  und  schirmformig  bedecktes  Thea- 
ter, erhalt  seine  Form  in  Athen;' so  wie  wahrscheinlich  einer  4 
der  Genossen  des  Phidias  zuerst  zu  Olympia  die  kunstreiche 
Form     der .  Schranken     (aqsaig)     eines    Hippodrora 
darstellte. 

'2,    Von  dem  Theater  Athens  §.  101.  Anm.  :2.    Das  Epidaurische, 


92  Grieehische  Kunstgesch.     Per.  III.  [107] 

• 

ein  Werk  des  Polykleitos  (um  01.  90),  war  an  SchOnheit  und  Ebenmaass 
das  erste;  von  den  sehr  zweckm^sig  angelegten  Stufen  ist  Einiges  ubrig. 
[Die  Sitze  sind  noch  fast  vollstandig;  die  Herstellung  mit  den  aus  ihrer 
Stelle  gebrachlen  Steinen  selbst  wurde  leicht  sein.]  S.  Glarke  Travels  II, 
11.  p.  60.  Donaldson  Antiq.  of  Athens,  Suppl.  p,  41.  pi.  1.  Das  Syra- 
kusische  Theater  (vgl.  Houel  T.  III.  pi.  187  sqq.  Wilkins  Magna  Gr.  ch.  2. 
p.  6.  pi.  7.  Donaldson  p.  48.  pi.  4.  5).  [Gavallari  bei  Serradifalco  Antich. 
d.  Si  cilia  IV.  tv.  17—22.  p.  132.]  baute  Demokopos-Myrilla  vor  Sophron 
(01.  90).    Eustath.  zur  Od.  Ill,  68.   p.  1457.  R.    Vgl.  §.  289. 

3.  Das  Ode  ion  angeblich  dem  Zelte  des  Xerxes  nachgeahmt,  das 
Dach  sollte  aus  Persischen  Hasten  bestehn,  daher  audi  Themistokles,  statt 
Perikles,  als  GrQnder  genannt  wird  (Hirt  Gesch.  fl.  S.  18).  Aber  auch 
Attika  lieferte  fruher  weit  jungere  Baume  als  spSter  fur  die  Dachung 
grosser  Baue,  Platon  Kritias  p.  111.   Ueber  die  Anlage  eines  Odeions  §.  289. 

4.  Ueber  Kleoetas,  Aristokles  Sohn,  Boeckh  C.  I.  p.  39.  237  der 
Verf.  De  Phidia  I,  13;  liber  seine  atpBatg  ^irt  Gesch.  III.  S.  148.  Sie 
erfiillte  den  Zweck,  alle  Wagen  in  gleiche  Distanz  von  dem  normalen 
Anfangspunkte  der  Umlaufe  um  die  Spina  zu  bringen. 

1  107.  Wahrscheinlich  diente  bei  diesen  Theater-Bauen 
auch  schon  die,  bei  Tempeln  in  diesem  Zeitraume  noch  nir- 
gends    als    otwa    beim    Eleusinischen    Megaron    (§.  109,  5) 

2  angewandte,  Kunst  zu  wolben.  Nach  der  Ueberlieferung 
der  Alten  erfand  diese  Demokritos,  ubertrug  sie  aber  vielleicht 

3  nur    aus   Italien    (s.  §.   168)    nach    Griechenland.    Derselbe 
Demokritos  stellte  mit  Anaxagoras  uber  die  perspektivi- . 
sche  Anlage  und  Ausfuhrung  der  Scene  des  Theaters  For- 
schungen  an;  er  war  es  besonders,  durch  den  ein  philosophi- 
scherUntersuchungsgeistdenKunsten  Vorschub  zu  leisten  anfmg. 

2.  Poseidon,  bei  Seneca  Ep.  90 :  Democr.  dicitur  invenisse  fornicem 
ut  lapidum  curvatura  paulatim  inclinatorum  medio  saxo  (Scblussstein, 
key-stone)  alligaretur.  Demokritos  stirbt  nach  der  wahrscheinlichsten  An- 
gabe  01.  94,  1  geg.  90  Jahr  alt. 

3.  Vitruv  Praef.  VII.  Namque  prinium  Agatharchus  (§.  134)  Athenis, 
Aeschylo  docente  tragoediam,  sceAam  fecit  et  de  ea  comroentarium  reliquit. 
Ex  eo  moniti  Democr.  et  Anax.  de  eadem  re  scripserunt,  quemadmodum 
oporteat  ad  aciem  oculorura  radiorumque  extensionem,  certo  loco  centro 
constituto,  ad  lineas  ratione  natural]  respondere  etc.  Die  Sache  gehOrt  in 
die  letzten  Zeiten  des  Aeschylos  (gegen  01.  80),  daher  Aristot.  Poet.  4,  16 
die  Skenograpliie  oder  perspektivische  BCkhnenmalerei  erst  dem  Sophokles 


[108,  109J  Gewdlbe;  Saulenordnungen.  93 

zuschreiht.  Die  Skenographie  erscheint  von  nun  an  als  eine  besondre 
Kunst;  gegen  01.  90  treffen  wir  in  Eretria  einen  Arcliitekten  und  Skeno- 
graphen  Kleisthenes  (Diog.  Laert.  II,  125),  spdter  gab  es  deren  mehrere, 
wie  Eudoros,  Scrapion  bei  Plin.  Arist.  Poet.  4,  16.  Auch  ein  pictor  scae- 
narius  bei  Gori  Inscr.  Etr.  I.   p.  390.    Vgl,  §.  324, 

108.  Von    den    Saulenordnungen    wird    in    dieser  l 
Zeit  die  Dorische  in  Athen  zu  hohercr  Anmuth  ausgebildet, 
ohne  indess  den  vorherrschenden  Charakter  der  Majestat  zu 
verlieren.    Die  lonische  findet  man  in  Athen  in  einer  eigen-  2 
thumlichen  schmuckreichen  Form,  in  lonien  selbst  in  derjenigen, 
welche  sich  hemach  als  die  gesetzmassige,  kanonische,  erhallen 
hat.    Daneben  erscheint  iim  01.  85   das  Korinthische  Capi-  3 
tal,   welches  sich  durch  eine  sehr  geistreiche  Verbindung  der 
lonischen  Volutenformen  mit  freieren  und  reicheren  vegetabili- 
schen  Fornien  entwickelt,  aber  erst  allmahlig  seine  kanonische 
Form  erlangt.    Auch  findet  es  sich  zuerst  nur  einzeln;  dann  4 
wiederholt,  aber  nur  in  untergeordneten  Theilen  des  Gebau- 
des;  als  Hauptgattung  aber  zuerst  bei  kleineren  Ehrenmonu- 
menten. 

3.  S.  das  Gescbichtchen  von  Kallimachos  Erfindang  I)ei  Vitruv  IV,  1. 

4.  S.  §.  109.  N.  5.  12.  13.  15.  Durcbgdngig  findet  man  es  zuerst 
an  dem  zierlichen,  aber  keineswegs  durchaus  musterbaflen  Choregischen 
Denkm^le  des  Lysikrates,  01.  Ill,  2.   Stuart  I.  ch.  4. 

109.  Wahrend  die  Tempel  Athens  in  diesem  Zeit- 
raume  den  Charakter  des  reinsten  Maasses,  der  gewahltesten 
Formen,  der  vollkoramensten  Harmonie  tragen,  und  ein  ahn- 
licher  Geist  im  Peloponnes  sich  zeigt :  strebt  man  in  der  erst 
spater  eintretenden  Bluthezeit  loniens  vorzugsweise  nach  Ele- 
ganz  imd  Pracht,  und  baut  daher  fast  nur  ira  lonischen 
Styl  (mit  zwar  eflfektvoller,  aber  nicht  so  sorgfaltiger  Aus- 
(uhrung  im  Detail);   dagegen  die  Sicilischen  Tempelgebaude, 

^  aufalt-Dorischen  Formen  beharrend,  durch  riesenmassige  Grosse 
und  Kuhnheit  des  Plans  imponiren. 

I.    Attika. 

1.  [Massvei'gleichung  von  siebenzehn  Tempeln  bei  Serradifalco  Ant. 
d.  Sicilia  II.   p.  80,  und  Zusammenstellung   von   21   Sicilischen   Tempeln 


94  Griecbische  Kunstgesch.    Per.  III.  [109] 

im  Grundriss  v.  tv.  43.]  Theseion,  von  01.  77,  4  (§.  101.  Anm.  2> 
bis  uber  80  (§.  118).  Peript.  bexasl.  in  Dorischer  Ordnung,  104  x  45  F., 
aus  Pentelischem  Marmor.  Die  S^ulenh5be  dber  11,  die  intercolumnia  3 
mod.  Wobl  erhalten,  auch  die  sch^nen  Deckenfelder.  Stuart  Antiqq.  of 
Atbens.  III.  cb.  1.  Supplem.  ch.  8.  pi.  1.  [L,  Ross  to.  Grjatiov  xal  6 
vahg  Tov  *'jlQtog  iv  *A»rivaig  1838.  8.  Arcbaeol.  Zeitung  1844.  S.  245. 
Dagegen  Ulrichs  Annali  d.  Inst.  XIII.  p.  75.  E.  Curtius  in  Gerbards  Ar- 
cbaeol. Zeit.  I.    8.  97.] 

2.  Partbenon  oder  Hekatompedon,   50  Fuss  grdsser  (linger) 
als  ein  &lteres,  dessen  Platz  es  einnabm,  Hesycb.  Gebaut  von  Iktinos  und 
Kallikrates,  Scbrift  darilber  von  Iktinos  und  Karpion.  Peript.  octast.  bypae- 
tbros,  in  Doriscber  Ordnung,  auf  einer  hoben  Plattform,  ganz  aus  Pentel. 
Marmor.  Unterbau,  Ross  Kunstbl.  1835.  N.  31.   Bestebt  aus  dem  SHulen- 
umgange;  dem  Vortempel  (ngoviqiov)  an  beiden  scbmalen  Seiten,  gebildet 
durcb  S^ulen  mit  Gittem  dazwiscben;   dem  eigentlicben  Hekatompedon, 
d.  b.  der  100  Fuss  langen  Cella.   [Vielmebr  breiten,  berecbnet  nacb  Stuart 
p.  8  und   le  Roy  p.  5  von  Ideler  in  den   Scbr.   der   Berl.  Akad.  1812. 
S.  186]  mit  16  (oder  23?)  8Men  um  das  Hypaetbron;  dem  eigentlicben 
Partbenon  oder  Jungfrauengemacb ,  einem  quadratiscben  eingescblossenen 
Raum  um  die  BildsS,ule;  dem  gescblossenen  Opistbodomos  mit  4  SSulen, 
nacb  W.    Die  Vorderseite  war  0.    GesammtgrOsse  227  X  101  Engl.  F.; 
HObe  65  F.    Die  SaulenbObe  12  mod.,  die  Intercol.  fast  278;   Veijungung 
des  Scbafts  "/•<>;  Scbwellung  V**;  EcksSulen  2  ZoU  starker.  Am  Arcbitrav 
hingen  Scbilde;  von  dem  Reicbtbum  an  Bildwerken  §.  118.  Der  Triglypben- 
i'ries  sinnreicb   zusammen  gesetzt  mit  mOglicbster  Ersparung  von'  Stein, 
Klenze  Apborist.    Bern.  S.  368.   Tf.  1.    Fig.  2.  8.    Den  reinen  Glanz  des 
Marmors  hob  der  an  kleineren  Streifen  und  Gliedern  angebracbte  Farben- 
und  Goldscbmuck.    Der  T.  bat  besondei's  1687  den  28.  Sept.  durcb  die 
Venetianer,  neuerlicb  durcb  Elgin,  gelitten :  aber  erregt  nocb  immer  einen 
wunderbaren  Entbusiasmus.    I.  Spon  (1675).    Voy.  de  Grece.    Stuart  II. 
ch.  1.    Wilkins  Atbeniensia  p.  98.    Leake  Topogr.  cb.  8.    Boeckb  C.  I. 
p.  177.    Die    neuen   Herausg.   Stuart's   in    der    Deutscben   Uebersetzung 
(Darmstadt  1829)  I.  S.  293,  wo  auch  S.  349  von  den  Spuren  des  alten 
Parthenon  Nacbricbt  gegeben  wrd.    Gockerell's  Plan  bei  Broendsted  Voy. 
dans  la  Grece  II.  pi.  38.  Ueber  Heger's  Untersucbungen  Gdtt.  G.  A.  1832. 
S.  849.    Das  Parthenon   neu  gemessen   von  J.  Hoffer,   Wiener  Bauzeit. 
1838.    N.  40  ff.     [Ein  6V2  F.  langes  Modell  des  voUstandigen  Parthenon 
ist  in  der  Gallerie  der  Bodlejana  zu  Oxford.] 

3.  Propylaeen,  gebaut  von  Mnesikles.  Sie  bildeten  den  Zugang 
zu  der  Burg  als  einem  beiligen  Tempelbofe,  und  standen  mit  einer  vom 
Markte  ausgebenden  Auffahrt  in  Verbindung.  Fahr^'eg  zuden  Propylaeen 


[109]  Tempel-Ruinen.  95 

aus  Pentelischen  Maimorplatten,  L.  Ross  im  Kunstbl.  1836.  N.  60.  Ein 
Prachtthor,  mil  vier  Nebenih^l^en,  nach  aussen  eine  loniache  Vorhalle, 
nach  beiden  Seiten  Dorische  Frontispice,  deren  Arcliiteklur  mit  der  innem 
lonischen  sehr  geschickt  vereinig:!  ist.  Vgl.  N.  5,  c.  An  den  Seiten  springen 
Flugelgeb&ude  vor,  wovon  das  ndrdliche  als  eine  Poeidle  diente;  vor  dem 
sMlichen  lag  ein  kleiner  Tempel  der  Nike  Apteros.  Stuart  II.  di.  5. 
Kinnard  Antiqq.  of  Athens,  Suppl.  (fiber  die  Auffahrt).  Leake  Topogr. 
ch.  8.  p.  176.  Le  temple  de  la  Victoire  sans  ailes.  restaur^  par  R.  Kous- 
min,  d6crit  par  V.  Ballanti.  R.  1837  f.  Bull.  1837.  p.  218.  [Kunstblatt 
1835.  N.  78  f.  L.  Ross  u.  £.  Schaubert  die  Akropolis  von  Athen,  1.  Ablh. 
der  Tempel  der  Nike  Apteros.    B.  1839  f.] 

4.    Tempel  der  Athena  Poll  as  und  des  Poseidon  Erechlheus.    Ein 
uraltes  Heiligthum,  welches  nach  dem  Perserkriege  erneuert,  aber  (zufolge 
der  Urkunde,  C.  I.   n.  160)   erst  nach  92,  4   vollendet  wurde,    voll  von 
heiligen  Denkm&lern,  durch  die  der  Plan  des  GebSudes  eigne  Bestimmungen 
erhielt.    Ein  Doppeltempel  {vaog  dtnXovs)  mit  einem  getrennten  Gemach 
gegen   \V.    (Pandroseion) ,    einem    Prostyl    gegen   0.,    und   zwei   Hallen 
(icQoetdosts)   an  der  NW.   und  SW.  Ecke.    Das  GebSude   lag   auf  zwei 
verschiednen  Boden,  indem  sich  an  der  0.  und  S.  Seite  eine  Terrasse  hin- 
zog,  welche  gegen  N.  und  W.  aufhMe  (nach  welcher  Seite  der  totxoe  6 
ixTog  in  der  Inschrift  liegt).    GrtJsse,  ohne  die  Hallen,  73  X  37  F.  Karya- 
tiden    (xogoiiy    Attische    Jungfrauen    im    vollen    Panathenaischen   Putze) 
f§.  330,  5]   um ,  die   Halle    an  der  SW.  Ecke   (worin   der  Erechtheische 
Salzquell  und  der  uralte  Oelbaum  gewesen  zu  sein  scheinen) ;  Fenster  und 
Halbsaulen  am  Pandroseion.  Der  Fries  des  Ganzen  war.  aus  Eleusinischem 
Kalkstein  mit  angesetzten  (metallnen)  ReUefs  (i^a),    [Siebenzehn  Stucke 
stehen  im  Erechtheion,  verzeichnet  Ann.  d.  I.  XV.  p.  309  f.]   Die  lonische 
Architektur  zeigt  viel  Eignes,   besonders  in  den  Capitalen  (§.  276);   die 
Sorgfalt   der  Ausfflhrung   ist  unflbertrefflich.    Stuart  II.  ch.  2.    Wilkins 
p.  75.    Des  Verf.  Minervae  Poliadis  sacra  et  aedis.    1820.    Rose  Inscript. 
Graecae  vetustissimae  p.  145.    C.  I.  1.    p.  261.    Neue  Ausg.  von  Stuart 
p.  482.    Bruchstucke  einer  zweiten  diesen  Tempel  angehenden  Inschrift 
Kunstbl.   1836.     St.  60.     [39  f.    Vollstandig    in   der  'EtprjfitQlg   dgxaioL 
1837.   p.  30    bei    Rangabis    Antiqu.    Hell^n.   p.  45  und  Ann.  d.  I.  XV. 
p.  286—327,   darin  ein  Architekt  Archilochos   von  Agryle.]    Inwood  the 
Erechtheion   of  Athens,   ftagments   of  Athenian   architecture  and  a  few 
remains  in  Attica,  Hegara  and  Epirus.  L.  1827.  [v.  Quast  das  Erechtheum 
zu  Athen  nach  dem  Werk  des  Hr.  Inwood.  B.  1840.  —  Tempel  der' Athene 
Ergane  auf  der  Akropolis  s.  Ulrichs  in  der  'A^tjvu  1841.    4.  Juny  und 
in  den  Abhd.  der  Mdnchner  Akad.  philos.  philol.  Kl.  Ill,  3.   S.  627.] 

5.    E  leu  sis.    Unedited  Antiqq.  of  Attica  ch.  1—5.    (Traduct.  par 
M.  Hittorff.    Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  345.)    [Deutsch  von  G.  Wagner  Darmst. 


96  Griecliische  Kunstgesch.    Per.  III.  [109] 

1829.  8.]    a.  Der  grosse  Terapel  (fiiycxQov,  avaxropov),  unter  Leitung 
des  Iktinos  von  Koroebos,  Metagenes,  Xenokles  gebaut,  und  fur  die  Feier 
der  Mysterien  eingerichtet.    Abweichung  der  Eleusinischen  Geb§ude  vom 
reinen  Styl,  Kugler  8.  43.    Eine  grosse  Gella  mil  vier  quer  dnrchlaufen- 
den  Dorischen  SSluIenreihen  in  zwei  Stockwerken;  dazwischen  eine  grosse 
LichtOlTnung,  welcbe  Xenokles  wOlbte  (ro  onaiov  ixogijtpmeB  Plut  Perikl. 
13.  ygl.  Pollux  II,  54),  indem  dieser  Tempel  kein  Hypaethros  sein  durfte. 
Vorhalle  aus  12  Dor.  Saiilen  (von  Philon  unter  Demetrios  Phalereus),  welche 
schon  dOnne  Stege  zwischen  den  Canneluren  haben.    212.  10.  2  X  178. 
6,  das  Innere  □  167  X  166.  6.    Unter  der  Gella  eine  Krypte,  unver- 
jdngte  Cylinder  stQtzten  den  obem  Boden.    Das  Material  meist  Eleusini- 
scher  Kalkstein,  wenig  Marmor.    Die  Grdsse  des  Ganzen  220  X  178  Fuss. 
Etwas   abweichende  Angaben    Ionian   antiqq.   ch.  6,   19—21    neue  Ausg. 
b.    Die  kleinern  Propylaeen    im  innem  Peribolos,  mit  rathselhafter 
Einrichtung  der  Thiir.    Hier   kommt  ein  Pilaster-Capital  mit  Akanthus- 
bl§ttern  vor.    e.    Die  gr5ssern  im  ^ussem.    Ganz  denen  auf  der  Burg 
gleich;  nur  ohne  die  SeltengebSude.    Die  von  Pausanias  dort  gepriesene 
Felderdecke  {oQotpi})  ist  hier  deutlicher.    (Ob  Appii  propylaeum,  Cicero  ad 
Att.  VJ,  1.?)    d.   Kleiner  Tempel  der  Artemis  Propylaea,  ein  templum 
in  antis,  Dorisch.    e.  Kleiner  Tempel  auf  dem  Felsen  ilber  dem  Megaron, 
im  innem  Peribolos.  —  Keins  derGebaude  inEleusis  ist  ganz  vollendet  worden. 

Andre  Attische  Tempel. 

6.  Zu  Rhamnus.  Der  grSssre  Tempel  der  Nemesis*  hexast.  peript., 
Dorisch,  71  X  33  F.,  wurde  wahrscheinlich  in  Perikles  Zeit  begonnen 
(vgl.  §.  117),  aber  erst  spSter  vollendet  (Stege  der  Cannelilren).  Man  be- 
merkt  reiche  Malereien  und  Vergoldungen  am  Kranze  nach  aussen,  und 
dem  Simse  uber  dem  Friese  im  Innem,  deren  Umrisse  eingeschnitten  sind. 
SchOne  Felderdecke.    Un.  Antiqq.   ch.  6. 

7.  Tempel  der  Pallas  auf  Sunion,  hexast.  peript.,  mit  Propy- 
laeen derselben,  Dorischen,  Ordnung.  Auch  aus  Perikles  Zeit.  Ionian 
Antiqq.  II.  ch.  5.  pi.  9—14.    Un.  Antiqq.   ch.  8. 

8.  StoazuThorikos(7  Saulen  vorn,  15  an  der  Seite,  vgl.  §.80. 
Anm.  II,  3).  Die  Sftulen  (11  mod.  hoch)  haben  erst  den  Anfang  der 
Cannelilren. erhalten.    Un.  Antiqq.  ch.  9. 

II.    Peloponnesische  Haupttempel. 

9.  Tempel   des   Zeus    zu    Olympia,    aus    der   Beute   Pisa's 

*  

(welches  .gegen  Olymp.  50  fiel)  von  Libon  dem  Eleer  gebaut,  um 
Olymp.  86  vollendet.  Aus  Porosstein.  Hexast.  peript.  hypaethros.  Der 
Pronaos  durch  Gitterthiiren  {d'VQai  ;i;a>lxofr)  zwischen  S&ulen  geschlossen, 
eben  sp  der  dem  Pronaos  entsprechende  Opisthodomos;   die  Cell  a  ziem- 


1109]  Tempel-Ruinen.  97 

Ikh  eng,  init  obern  Galierien  (noul  vnt^mot).  GrOsse  230  X  95  Griecli. 
F.;  H5he  68.  Ueber  die  Rainen  besonden  Stanhope*8  Olympia  p.  9. 
€k>ckerell  Bibl.  Italiana  1831.  N.  191.  p.  905.  Ezp^ition  scient.  de  la 
Mor^  Livr.  11.  pi.  62  ff.  vgl.  Yoelkers  Nachlass  I. 

10.  11.  T.  der  Hera  von  Argos,  von  Eapolemos  naeh  01.  89,  2. 
Das  Oljmpieion  zu  Megara  vor  87.  KeineRuinen  von  diesen  Tempeln. 
[Entdeckung  der  Gnindlage,  W.  Mnre  Ann.  d  Inst.  X.  p.  308.  tav.  H. 
dessen  Tour  in  Grreece  II.  p.  177.] 

12.  T.  des  Apollon  Epikurios  bei  Phigalia  von  Iktinos  dem 
Athener  (Eustath.  zur  Od.  p.  1825.  R.),  also  wohl  vor  01.  87,  2  (nach 
Pausanias  Vermuthung  nach  der  Pest,  88)  gebaut.  GrOsse  126  X  48  F. 
Aussen  ein  Dorisches  Pteroma;  innen  bilden  lonische  Sflulen  Nischen 
(wahrscheinlich  fQr  Donarien)  and  ein  Hypaethron.  Eine  Korinlhische 
Saole  stand  am  Schlusse  des  Hypaethron  hinter  dem  Bilde.  Ueber  die 
Ruinen  Combe  Brit.  M.  IV.  pi.  25—28.  Stackelberg  Apollotempel  Tf.  1 
bis  5.    Donaldson  Antiqq.  of  Athens,  Supplem.  p.  1.  pi.  1 — 10. 

13.  T.  der  Athena  Alea  zu  Tegea,  von  Skopas  nach  01.  96 
gebaut,  der  gT(to8te  und  schdnste  des  Peloponnes.  Die  Verbindung  von 
lonischen  Sftulen  nach  aussen,  Dorischen  und  Korinthischen  dbereinander 
im  Innern,  ist  fOr  die  Geschichte  der  Baukunst  wichtig.  Paus.  VIII,  45. 
Gcrioge  Ueberresta  Dodwell  Tour  II.  p.  419.  Klenze  Aphorist.  Bemerk. 
auf  einer  Raie  nach  Gtiecbenknd  S.  647. 

14.  Die  sehr  schlanken  (Qber  13  mod.  hohen)  Dorischen  S&ulen  des 
Zeustempels  zu  Nemea  scheinen  dem  Ende  dieser  Periode  anzugehOren, 
Ionian  Antiqq.  11.  ch.  6.  pi.  15—18.  Descr.  de  Hor^  III.  pi.  72.  TCiarke 
Trav.  11,  2.  ch.  18.  p.  714  Quartausg.] 

III.    lonien  [und  Karien]. 

15.  Didjmaeon  zu  Milet,  nach  der  ZerstArung  01.  71  neu  auf- 
gehaut,  besondefs  durch  Paeonios  und  Daphnis  von  Milet,  aber  nie  ganz 
Tollendet  Dipteros  decast.  hypaethros,  163  F.  breit,  in  prachtvoller 
lonischer  Gattung,  mit  Korinthischen  Halbs&ulen  im  Pronaos.  Die  S&ulen 
6 'A  Fuss  stark,  63  Vs  hoch;  schlanker  als  die  in  Ephesos,  Samos,  Sard  is 
{§.  54.  80),  mit  schwftch^em  Gebillk.  Ionian  Antiqq.  I.  ch.  3.  p.  27. 
Choiseul  Gouffier  Voy.  pittor.  I.  pi.  113. 114.    Hirt  Gesch.  II.  S.  62.  Tf.  9.  11. 

16.  T.  der  Pallas  Polias  zu  Priene,  gebaut  von  dem  gelehrten 
Architekten  Pytheus,  um  01.  110.  Alexander  hatte,  nach  einer  Inschr., 
den  Ruhm,  ihn  zu  weihen.  C.  I.  n.  2904.  Peript.  hezast.  in  schOner 
lonischer  Ordnung,  mit  Propylaeen,  die  statt  der  lonischen  S&ulen  inwendig 
Pilaster  baben,  deren  Gapit&le  mit  Greifen  in  Relief  geziert  sind.  Ionian 
Antiqq.  I.  ch.  2  neue  Ausg.    Choiseul  Gouffier  pi.  116. 

O.  MaiUr'i  Arehaeolofflt.    4.  Anfl.  7 


98.  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [109} 

17.  T.  des  Dionysos  zu  Teos,  von  Hermogenes,  wahrscheinlich 
gegen  Alexanders  Zeit  gebaut.  Peript.  hexast.  und  eustylos  nach  Vitruv 
(der  besonders  Hermogenes  folgt).  Ionian  Antiqq.  I.  ch.  1.  Ghoiseul 
Gk)ufr.  pi.  124.    Vgl.  dazu  Hirt  Gesch.  II.  S.  66. 

18.  T.  der  Artemis  Leukophryne  zu  Magnesia  amMaeandros, 
von  Hermogenes  gebaut,  pseudodipteros  nach  Vitruv  198  X  106  F.  Leake 
Asia  min.-  p:  349.  Dazu  geh5rt  der  Aufriss  Ionian  Antiqq.  I.  ch.  1.  pi.  2 
erste  Ausg.  [R.  Rochette  nach  der  Arbeit  des  Architekten  ^Glerges  im 
Joum.  des  8av.  1845.  Oct.  Nov. 

19.  '  Trdmmer  eines  Apollotempels  zu  Delos  in  Dorischer 
Ordnung  (die  SHulenhOhe  12  mod.).  Stuart  III.  ch.  10.  p.  57.  [Von  dem 
Asklepiostempel,  dem  bedeutendsten  in  Kos,  Friesplatten ,  s.  Ross  in 
Gerhards  Archaeol.  Zeit.  1846.  Tf.  42.  S.  281.  T.  des  Dionysos  zu 
Aphrodisias,  octast.  peripteros ,  vermuthlich  von  Hermogenes ;  am 
Architrav  Panther  und  Krater  abwechseind,  Ion.  Antiqu.  m.  ch.  2.  pL  13  ff. 
vgl.  Fellows  Lycia  p.  33  und  Texier.  Der  schOne  lonische  T.  von  Azani 
in  Phrygien  bei  Fellows  Asia  Minor  p.  136.  141  und  bei  Texier.] 

« 

IV.    S  i  c  i  1  i  e  n. 

20.  21.  Akragas.  Vgl.  oben  §.  80.  Der  grosse  Dorische  Tempel 
des  Zeus  Olympios  war  unvoUendet,  als  Akragas  01*  98,  3  von  den 
Karthagern  erobert  wurde,  und  blieb  es  auch  nach  der  Emeuerung  der 
Stadt.  Diod.  XUI,  82.  GrOsse  nach  Diodor  340  X  160  F.  (369  X  182 
Engl.  F.  nach  den  neuesten  Messungen).  HOhe  120,  ohne  den  Unterbau 
(nQfiniSmfid).  Die  Gella  hat  nach  innen  Pilaster,  12  Fuss  breit,  nach 
aussen  Halbs^ulen,  20  F.  im  Umfang,  aber  Sftulenhallen  an  den  schmalen 
Seiten  nach  Diodor,  nach  Cockerell  jedoch  auch  hier  Halbsdulen  und 
Pilaster.  Die  S&ulen  unter  10  mod.  hoch.  Im  Innem  standen  fiber 
SRulen  Oder  Pfeilem,  als  Trager  der  Decke,  Gigantenfiguren,  in  alterthfim- 
lich  strengem  Style.  [§.  279.]  Nic.  Maggiore  Opusc  archeol.  1834.  vgl. 
Bullet.  1836.  p.  62.  Vieles  an  diesem  T.  ist  noch  dunkel.  S.  WDkins 
Magna  Gr.  ch.  3.  pi.  14-17.  Hirt  II.  S.  90.  Tf.  9,  12.  Klenze  T.  des 
Olymp.  Jupiters  1821  und  im  Kunstblatt  1824.  N.  36  (vgl.  28.  d9).  Cockerell 
Antiqq.  of  Athens,  Supplem.  p.  1.  pi.  1—8.  Unweit  davon  der  sog.  T. 
des  Herakles.  Cockerell  pi.  9.  Neuere  Nachgrabungen  bei  dem  [soge- 
nannten]  T.  des  Hercules,  Bull.  1836.  p.  97.  129,  Therons  Denkmal, 
Pyramide  eines  Siegerrosses  (Plin.  VIII,  42),  nach  Goettling  im  Kunstbl.  • 
1836.  N.  7. 

22—24.  Selinus.  Vgl.  §.  80.  Seine  grossen  und  reichen  Tempel 
werden  bei  Thuk.  VI,  20  und  bei  der  Karthagischen  ZerstOrung  (92,  4) 
erwahnt.  Der  Dorische  Haupttempel  war  damals  noch  unvollendet,  da 
erst  die  acht  Saulen  der  Ostfronte  (mit  Stegen)  canneh'rt,   einige   andere 


[110,  111]  Privatgebaude;  Stadle.  99 

angefangen  waren.  Dipteros  nach  Wilkins,  pseudodipt.  nach  Hittorff  und 
Serradifalco,  mit^  grossem  Sftulen-Pronaos  und  Hypaethron.  331  X  161  F. 
nach  Wilkins,  367  X  161  nach  Gk>elth'ng,  im  Hermes  XXXm.  S.  248. 
Die  S3,ulen  gegen  10  mod.  hoch.  Siidlich  von  diesem,  in  demselben  5st- 
lichen  Theile  der  Stadt/  liegen  zwei  andere  Tempel,  alle  zusammen  i  pih'eri 
dei  Gjganti  genannt,  186  X  76  und  232  X  83  F.  gross;  beide  hexastyli 
peripteri,  die  im  Ganzen  derselben  Zeit  anzugehOren  scheinen.  Der  mittiere, 
kleinsLe  T.  ist  fast  eben  so  angelegt,  wie  der  mittlere  T.  der  Burg,  jedoch 
erst  in  spSterer  Zeit,  als  schlankere  (gegen  10  mod.)  und  dabei  sehr  stark 
(um  Vs  mod.)  verjClngte  Sftulen  in  Sicilien  aufgekommen  waren;  etwa  um 
Olymp.  80.  VgL  Ober  die  Bildwerke  §.  90  u.  119.  Wilkins  ch.  4.  pi.  1—11. 
Hittorff  und  Zanth  Archit.  de  la  Sidle.  Livr.  5.  pi.  30  ff. 

25.  Egesta.  Hexast.  peript.,  190  X  77  F.,  die  Sftulen  noch  nicht 
cannelirt.  Wilkins  ch.  5.  Gaertner's  Ansichten  der  Monumente  Sicib'ens. 
Hittorff  pi.  2—6.  [Syrakus.  Hexast.  peript.  Serradifalco  1.  tav.  3—8. 
Ganina  im  BuUet.  1836.  p.  91.]  Die  Gella  86,  6.  X.  47,  4.  Pahn,  ganze 
Unge  218,  2.  P.  Cavallari  bei  Serradifalco  IV.  tv.  5—8.  p.  120.  Korfu. 
Ohnweit  der  Stadt  Hexast  peript.    W.  Railton  §.  253.  A.  1.) 

110.  Der  Luxus  in  Privatbauen,  Hausem,  Denk- 
malern,  beginnt  in  Athen  besonders  erst  gegen  Ende  dieser 
Periode  (§.  104,  2),  fruher  bei  den  reichen  und  ubennu- 
thigen  Agrigentinem ,  die,  nach  dem  bekannten  Ausspruch, 
bauten  als  gedachten  sie  ewig  zu  leben. 

S.  die  Wundergeschichten  bei  Diod.  XIII,  81  von  Gellias  Pallast  und 
colossalem  Weinkeller,  der  OffentlicheM  Piscina,  den  Monumenten  siegreicher 
Rosse  und  LieblingsvOgel.  Das  sogenannte  Grabmal  des  Theron 
(Wilkins  ch.  3.  pi.  19)  ist  wegen  der  lonischen  Halbsfiulen  mit  Dorischem 
GebSLlk  und  des  KreuzgewOlbes^  im  Innem  merkwilrdig.  Aehnliche  Mischung 
ist  an  dem  sog.  Heroon  des  Empedokles  auf  der  Burg  von  Selinus 
wahrgenommen  worden. 

111.  Auch  die  grosste  Aufgabe  des  Architekten,  die  An-  1 
lage  ganzer  Stadt  e,  wurde  in  dieser  Periode  besonders  dem 
Hippodamos  von  Milet  zu  Theil,  welcher  den  Peiraeeus,  den 
Themistokles  mehr  zu  einer  Zuflucht  in  Kriegszeit  bestimmt 
hatte,  zu  einer  herrlichen  Stadt  ausbaute,  Thurioi  (01.  83, 
3)  mit  winkelrechten  grossen  Strassen  aniegte,  und  Rhodos 
(01.  93,  1),  ebenfalls  h6chst  symmetrisch  und  regelmassig, 
in  einer  theaterahnlichen  Form  aufbaute.  Durch  ihn,  so  wie  2 
durch  Meton,  scheint  die  regehnassige  (lonische)  Bauweise 


100  Griechische  Kunstgesch.   Per.  111.  [112] 

uber  die  altgriechische,  winkliche  und  enge,  Stadteanlage  die 
Oberhand  gewonnen  zu  haben. 

1.  Ueber  Hippodamos  Anlagen  vgl.  Aristot.  Pol.  II,  5  mit 
Schneider,  VII,  10.  Photios  u.  Hesych.  s.  v.  'iTcnodufiov  vifiricig  mil 
Diod.  XII,  10.  Schol.  Aristoph.  Ritt.  327  (vgl.  Meier  zu  den  Scholien, 
p.  457  Dindorf).  Ueber  Rhodes  Strab.  XIV,  654.  Aristeides  Rhodiakos. 
Meurs.  Rhodus  I,  10.  Aehnlich  war*wohl  die  Anlage  der  sch5nen  Stadt 
Kos  (103,  3),  so  wie  des  neuen  Halikarnass  (yon  Mausolos;  der  Plan 
bei  Guper  Apoth.  Homeri  p.  241  ist  nicht  ganz  richtig).  [Vitruv  I,  7  de 
electione  loconim  ad  usum  communem  civitatis.] 

2.  Ueber  Melon's  (des  Aslronomen  und  Hydraulikers)  Pl§ne  einer 
Stadtanlage  Arisloph.  Voegel  995  u.  Schol.  Ueber  allgriechische  und 
lonische  St&dteanlagen  vgl.  Dorier  Ed.  II.  S.  255.  Die  Sl&dte  des  Pelo- 
ponnes,  welche  nach  Sparla's  Slurz  erwuchsen,  waren  gewiss  auch  regel- 
massiger,  wie  das  neue  Manlinea  (01.  102,  2,  s.  Gell  StUdtemauern 
Tf.  35),  Megalopolis  (102,  2),  Messene  (01.  102,  4)  mit  gewaltigen 
Quadermauem  und  schOnen  Festungsthoren;  die  Dorische  Architekter  der 
Porticus  um  das  Stadium  fallt  indess  schon  in  das  Kleinliche.  Leake 
Morea  T.  I.  p.  372.  pi.  3.  Gell  Stadtemauem  Tf.  36.  Donaldson  Antiqq. 
of  Ath.  Suppl.  p.  19.  pL  1.  2.    Exp^.  scient.  de  la  Moree  pi.  24  sqq. 


8.    Bildende  Knnst. 

a.    Die  Zeit  des  Phidias  und  Polykleitos. 

1  112.  Die  h5chste  Bluthe  der  Kunst,  welche  in  dieser 
Periode  im  ganzen  Griechenland ,  aber  besonders  in  Athen 
und  Argos  eifrig  betrieben  wird,  bereiten  die  trefflichen  Kiinst- 

2  ler  Kalamis  und  Pythagoras  vor;  von  denen  jener 
zwar  noch  nicht  von  aller  Harte  des  alten  Styls  frei  war, 
aber  doch  in  den  mannigfachsten  Aufgaben,  erhabnen  Gotter- 
bildem,  zarten  und  anmuthreichen  Frauen,  feurigen  Rossen, 

3  Be\vunderungswurdiges  leistete;  dieser  in  lebensvoller  Dar- 
stellung  der  Muskeln  und  Adem,  in  genauer  Kunde  der 
Proportionen ,  zugleich  aber  auch  schon  (was  in  dieser  Zeit 
seltener)  in  ergreifendem  Ausdrucke,  vortreflflich  war. 

1.  Kalamis  (von  Athen?),  Toreut  [§.  85.  A.  2],  Erzgiesser  und 
Bildhauer.  01.  78—87.  Pythagoras  von  Rhegion,  Erzg.,  Schfller 
des  Klearch,  Olymp.  75—87.    Paus.  VI,  6.  VI,  13.  vgl.  Corsini  Dissert. 


[\V2]  Biidende  Kunst.    Erste  Epoche.  101 

agon.  p.  124.  130.  Plin.  XXXI V,  8.  19.  Eukadmos  von  Athen,  Bildh.  80. 
Telephanes,  der  Phokeer,  Erzg.  (arbeitet  fflir  die  Alenaden  und  Perser- 
kdnige)  urn  80.  Polygnotos,  Maler,  auch  Bildh.,  am  80.  Ptoliehos  von 
Korkyra,  Kritias  SchOler,  Erzg.  83.  Skymnos  und  Dionjsodoros,  Eng. 
und  Toreuten,  Kritias  SchOIer,  83.  Akestor  von  Knoasos,  Erzg.  83.  [Ona- 
tas  Ton  Aegina,  01.  78-83,  and  seine  SchQler  §.  82.]  Pheidias,  Char* 
mides  Sohn,  von  Athen,  Ageladas  SchQler,  Maler,  Erzgiesser,  Toreiit,  Bild- 
haner,  01.  80—87,  1.  Praxias  von  Athen,  Kalamis  SchQler,  Bildh.  83. 
Androsthenes  von  Athen,  Eukadmos  SchQler,  Bildh.  83.  Nesiotes,  Mit- 
arbeiter  des  Kritios,  Ross  im  Kunstbl.  1836.  N.  16.  [R.  Rochette  Suppl^m. 
au  Catal.  des  arlistes  p.  368.]  Polykleitos,  Sikyonier  und  Argeier, 
Ageladas  SchQler,  Erzg.,  Toreut,  Bildhauer  and  Architekt,  etwa  von  S^-^QS. 
Myron,  ein  Athener  von  Eleutherae,  Ageladas  SchQler,  Erzg.,  Toreut, 
Bildhauer,  um  dieselbe  Zeit.  Kallimachos,  Erzgiesser  und  Toreut,  um 
85.  Stypax  von  Kypros,  Erzg.  85.  Alkamenes  von  Athen,  Phidias, 
vielleicht  auch  Kritias,  SchQler,  Kleruch  in  Lemnos,  Erzg.,  Bildh.  und 
Toreut,  83-94  (de  Phidia  I,  19),  Kolotes,  Phidias  SchQler,  Toreut  86. 
Paeonios  von  liende,  Bildh.  86.  Kleoetas  (von  Athen?),  Erzg.  u.  Architekt 
(§.  106,  4)  geg.  86.  Agorakritos  von  Paros,  Phidias  SchQler,  Erzg.  u. 
Bildh.  85—88.  Phradmon  von  Argos,  Erzg.  um  87.  Kallon  von  Elis, 
Erzg.  um  87.  Gorgias  von  Lakedaemon,  Erzg.  87.  Ktesilaos,  Erzg.  87. 
Sokrates,  Sophroniskos  Sohn,  von  Athen,  Bildh.  g.  87.  Polyklet's  SQhne 
als  KQnstler  um  87  erwSLhnt  Platon  Protag.  p.  328.  Theokosmos  von 
Megara,  Phidias  SchQler,  Erzg.  u.  Toreut  87^95.  Amphion  von  Knossos, 
Akestor's  Sohn,  Ptoliehos  SchQler,  Erzg.  89.  Sostratos  von  Rhegion,  Pytha- 
goras SchQler,  gegen  89.  Nikodamos,  ein  Maenalier,  Erzg.  90.  Therikles, 
der  Korinthische  TQpfer  {STjQiuXeia),  gegen  90.  Athenaeos  XL  p.  470  f. 
Bentlei's  Phalaridea.  [Therikles  der  Thiermaler,  von  den  mit  Thierfiguren 
verzierten  Bechem  abstrahirt,  Rhein.  Mus.  VI.  S.  404—20.]  Kleiton  von 
Athen,  Erzg.  (dvdQiawonotog)  g.  90.  Nikeratos  von  Athen,  Erzg.  90. 
Apellas,  Erzg.  g.  90.  Demetrios,  Athener  von  Alopeke,  g.  90.  Er  darf 
wegen  des  Simon  nicht  zu  sehr  von  dem  2^ita)ter  des  Maler  Mikon  ent- 
femt  werden,  und  ich  halte  daher  die  alte  Pallas-Priesterin  Lysimache, 
die  er  bildete,  fQr  die  Vorg&ngerin  der  bekannten  Theano.  Vgl.  Lange 
Anm.  zu  Lanzi  S.  84.  Sillig  G.  A.  p.  180).  Pyromachos  g.  90.  (Plin. 
XXXIV,  19.  20.)  N auk y des  von  Argos,  Hothon's  Sohn,  Erzg.  und 
Toreut  90 — 95.  Perikleitos,  Naukydes  Bruder,  Polykleitos  SchQler,  um 
dieselbe  Zeit  (Paus.  II,  22.  8  ist  vielleicht  zu  schr.:  to  filv  noXvxXsiroSy 
TO  de  n$ifixXiiTog  ixoirjcs,  to  dl  adsX(pbg  UsgiiiXtlTov  NavKv8r,s),  Ly- 
kios  von  Eleutherae,  Myron*s  Sohn  und  SchQler,  Erzg.  u.  Toreut  um  92. 
Athenodoros  und  Demeas  von  Kleitor,  SchQler  des  Polykleitos,  Erzg.  94. 
Asopodoros  von  Argos,  Alexis,  Phrynon,  Deinon,  Erzg.,  nebst  Aristeides,. 


102  Griechische  Kunstgesch.    Per/ III.  [113] 

Erzg.  und  Architekt,  s&mmtlich  Schiller  des  Polykleitos,  um  94.  Aristan- 
dros  von  Faros,  Erzg.  94.  Aristokles,  Kleoetas  Sohn,  Erzg.  u.  Toreut, 
92—95  (ygl.  Boeckh  C.  I.  p.  237).  Kanachos  von  Sikyon,  der  Jdngere, 
Polykleitos  SchtQer,  Erzg.  95.  Deinomenes,  Erzg.  95.  Patrokles,  Erzg.  95. 
Pison  von  Kalauria,  Amphion's  SchCUer,  Erzg.  '95.  Alypos  von  Sikyon, 
Naukydes  Schuler,  Erzg.  95.  Tisandros,  Erzg.  96.  Sostratos  von  Chios,  95. 
Archias  von  Athen,  Toreut  95  (G.  I.  n.  150.  §.  42).  Antiphanes  von 
Argos,  Perikleitos  Schdler,  Erzg.  95 — 102.  Polykleitos  d.  j.  von  Argos, 
Naukydes  Schuler,  Erzg.  95—101  (Pans.  II,  22.  Ill,  18.  VI,  2,  vgl.  Gorsini 
Diss.  agon.  p.  123.  VI,  6).  Mys,  Toreut,  95.  Daedal os  von  Sikyon, 
Patrokles  Schuler,  Erzg.  96—104  (Pans.  VI,  2.  VI,  3,  vgl.  Gorsini  Diss, 
agon.  p.  130.  133.  X,  9).  Kephisodotos  von  Athen,  Erzg.  97—104  (er 
arbeitete  fOr  Kononische  Untemehmungen  und  fCbr  Megalopolis.  Des  Vfs.  Abh. 
de  Phidia  p.  6).  Pantias  von  Ghios,  Sostratos  SchCUer,  Erzg.  100.  Kalli- 
kles  von  Megara,  Theokosmos  Sohn,  Erzg.  100.  [L.  Stephani  zur  Attischen 
Kunstgesch.  im  N.  Rhein.  Mus.  IV.  S.  1.] 

• 

2.  Galamidos  dui*a  ilia  quidem,  sed  tamen  moUiora  quam  Ganachi, 
Glcero.  lam  minus  rigida  Galamis  Quintilian,  oben  §.  92.  An  seiner 
Sosandra  loct  Lukian,  Imagg.  6  to  fieiSiafia  Isnvov  %al  lelrid'og  —  %ccl 
TO  B^6TuXss  8s  xal  xoafitov  rrjg  ova^ol'^s,  vgl.  die  Hetaerengespr.  3. 
Sillig  G.  A.  p.  115. 

3.  Hie  primus  (?)  nervos  et  venas  expressit,  capillumque  diligentius. 
—  Vicit  Hyronem  pancratiaste  Delphis  posito.  —  Syracusis  (fecit)  claudi- 
cantem,  cuius  ulceris  dolorem  sentire  etiam  spectantes  videntur,  Plinius 
XXXI V,  19.  Ilvd'ayoifav  nQmvov  donovvva  ^9'ftov  %al  cvn/iirglas 
hcToxaud^cet  Diog.  L.  VIII.  Pyth.  25.  Sillig  G.  A.  p.  399  nebst  Varro  de 
L.  L.  V.  §.  31. 

1  113.  Nun  tritt  der  Athener  Phidias  auf,  ein  Kunst- 
ler,  dessen  Genius  so  machtig,  und  dessen  Ruhm  so  aner- 
kannt  war,  dass  die,Werke  der  Perikleischen  Zeit  sammtlich 
von  ihm  geleitet,  und  das  ganze  in  Athen  versammelte  Heer 
mannigfacher  Kunstler  nach  seinen  Ideen  beschaftigt  wurde. 

2  Er  selbst  arbeitete  besonders  die  aus  Gold  und  Elfenbein  zu- 
sammengesetzten  Golossalstatuen,  zu  deren  vollkommnerer  Aus- 
fuhrung  eine  beispiellose  Frelgebigkeit  der  Staaten,  und  eine 
erweiterte  Technik  sich  die  Hand  boten. 

1.  Phidias  Lebensumst&nde  nach  des  Verf.  Gomm.  de  Phidiae  Vita  I. 
(vgl.  Em.  David  in  der  Biographie  univers.  XXXIV  p.  27):  Geboren  g.  73. 
Zuerst  von  einheimischen  Meistem,  wabrscheinlich  Hegias,   um   01.  80 


[114]  Bildende  Kunst.    Phidias.  103 

auch  von  dem  Argiver  Agelac&s  unterwiesen,  leitet  er  die  Perikleischen 
Werke,  von  82  oder  83  an,  vollendet  die  Pallas  im  Parthenon  85,  3,  den 
Olympischen  Jupiter  nach  86.  An^peUagt  durch  Gabale  gegen  Perikles 
86,  4;  stirbt  im  Gef&ngniss  87,  1.  —  Gegen  die  Meinung,  dass  er  schon 
um  73  als  Kdnstler  th&tig  gewesen  sei,  spricht  am  besten  die  Vergleichung 
^nes  Zeitalters  mit  dem  der  VorgSnger,  des  Kritias,  Pythagoras,  Kalamis. 

Unter  Phidias  Direction  standen  nach  Plutarch  Per.  12  rixrovc^, 
^laerai,  ;|^ttZxorv«oi ,  Xtd'ovgyol,  ^atpsigy  X9^^^'^  ftaXetnT^Qts  xcrl  iXi- 
tpavrog  (§.  312,  2),  imy^atpoiy  not%tXtcu^  tOQevtuL  IlointXval  sind 
Buntweber,  Sticker,  deren  Teppiche  (naQantrdcfiora)  man  bei  Vergegen- 
wartigung  des  Gesammteindrucks  jener  Tempel  und  Elfenbeinbilder  nicht 
vergessen  muss.  Ob  Akesas  und  He!  ikon,  die  Salaminier  aus  Gypern, 
die  dem  Delphischen  Apoll  (vgl.  Eurip.  Ion.  1158)  und  der  Pallas  so 
prSchtige  Teppiche  gewebt,  dieser  Zeit  angehOren?  Athen  II.  p.  48  b. 
Euet.  zu  Ckl.  I,  131.  p.  1400  Rom.  (Gyprische  noiHiXla  vipan/idrmv)  Plut. 
Alex.  32.  Apostol.  II,  27.  Zenob.  I,  56.  Dass  die  genannten  Buntweber 
nicht  jdnger  als  Phidias,  dafQr  spricht,  dass  Plutarch  Alex.  32  den  Helikon 
fur  Alexandros  Zeit  „den  alten*'  nennt.  Sein  Werk  war  der  Kriegsmantel 
^ijcmoQnafia)  des  KOnigs,  ein  Geschenk  der  Stadt  Rhodos.  In  Phoenikien, 
Clypem,  Karthago  (Athen.  XII.  p.  541  b)  war  diese  Kunst  besonders 
2U  Hause. 

2.  Das  abnehmbare  Gewand  der  Pallas  wog  44  Goldtalente  nach 
Philochoros,  786,500  Rtlil.;  doch  betrug  die  Dicke  wenig  fiber  eine  Linie. 
Bredow  zu  Thukyd.  II,  13.  Einzelne  Locken  des  Zeus  wogen  nach  Lukian, 
Zeus  Trag.  25,  6  Minen,  etwa  300  Louisd'or.  —  Ueber  die  technische 
Beschaffenheit  dieser  Statuen  §.  312,  2. 

114.  Zu  diesen  gehdrt  unter  andern  das  sechs  und 
zwanzig  Griechische  Ellen  hohe  Standbild  der  Pallas  Par- 
theYios,  welches  als  ein  Bild  einer  gerusteten,  aber  sieg- 
reichen,  in  heitrer  Majestat  herrschenden  G6tteijungfrau  ge- 
dacht  war.  Die  grandiose  Einfachheit  der  Hauptfigur  war 
hier,  wie  in  andern  Werken  des  Phidias,  durch  reichen 
"Schmuck  an  der  Basis,  den  Waflfen,  selbst  dem  Sohlen- 
Rande  gehoben. 

''AyaXiiu  dg^op  iv  %ixmvi,  nodiigii.  Isokr.  n,  eivdiS,  2.  ^Bidlag 
6  TO  T^g  'Adifjvag  iSog  igyaeafiBPog.  Aegis  mit  Gorgoneion.  Auf  dem 
Helme  Sphinx  (rund)  und  Greifen  (in  Relief).  Lanze  in  der  Hand,  Schild 
zu  Fflssen;  dieser  stdtzte  wahrscheinlich  zugleich  die  Hand  mit  der  Tier 
Ellen  hohen  Nike.  Die  heilige  Schlange  (Erichthonios)  neben  der  Lanze 
.am  Boden.  Am  Schilde  nach  innen  die  Gigantomachie,  nach  aussen 
Amazonenschlacht  (Perikles  und  Phidias  kCinstlich  angebrachte  Portrftte). 


104  Griechiscbe  Kunstgesch.    Per.  III.  l^^^l 

Am  Rande  der  Tyrrhenischen  Sohlen  die  Kentauromachie.  (Alle  Bildwerke 
sind  Attische  Nationalsujets.)  Pandorae  genesis  an  der  Basis.  Pau  I,s» 
24,  5->7  mit  Siebelis  Anm.  Plin.  XXXYI,  4,  4  (vgl.  Ann.  d.  Inst.  n. 
p.  106).  Maximus  Tyr.  diss.  14.  T.  I.  p.  260  R.  Boettiger  Andeut.  S.  86. 
Am  nSchsten  steht  der  Parthenos  des  Phidias  ohne  Zweifel  die  in  Y. 
Albani  (Gavaeeppi  Racoolta  I.  t.  1),  bei  Hope  (Specimens  pi.  25)  [u.  IL 
pi.  9],  und  in  Neapel  (M.  Borb.  IV,  7.  Neapels  Antiken  S.  41)  vorhandene 
Pallas,  welche  auch  Q.  de  Quincy  (Jup.  OL  p.  226.  Mon.  et  ouvrages 
d'art  ant.  restitu^  T.  I.  p.  63)  zum  Grande  gelegt  H^ufig  auf  M.  Asia- 
tischer  St&dte  nacbgebildet,  Eckhel  Syll.  5,  10.  M.  S.  Clement.  4,  74 
5,  75.  21,  152.    Mionnet  SuppL  VIII.  pi.  14,  1.    Antiochos  IX. 

1  115.    Noch  mehr  err^te  das  Staunen  und  den  Enthu- 

siasmus  der  gesammten  Hellenen  der  Olympische  Zeus. 
Hochster  Reichthum  der  die  einfach  erhabne  Gestalt  umgeben- 
den  plastischen  Zierden,  tiefe  Wissenschaft  in  der  Anordnung 
der  Maasse  der  sehr  colossalen  Figur,  und  der  erhabenste 
Schwung  des  Geistes  in  der  Auffassung  des  Zeusideals  mach-- 
ten  diese  Statue  zu  einem  Wunder  der  Welt.  Die  zum 
Grunde  liegende  Vorstellung  ist  die  des  allmachtig  herrschen- 
den,  uberall  siegreichen  Gottes  in  huldvoller  Gewahrung, 
gnadiger  Erhorung  nienschlicher  Bitten.  In  ihm  schauten  die 
Griechen  den  Zeus  gegenwartig ;  ihn  zu  sehen ,  war  ein  Ne- 
penthes; ihn  vor  dem  Tode  nicht  erblickt  zu  haben,  beinahe 
ein  seiches  Ungluck,  wie  in  die  Mysterien  uneingeweiht  zu 
sterben. 

1.  Der  Thron  des  Olymp.  Zeus  aus  Cederiiolz  mit  Zierden  und 
Reliefs  aus  Gc^d,  Elfenbein,  Ebenholz,  Steinen,  auch  Malerei.  Der  Scepter 
aus  alien  Metallen  zusammengesetzt;  der  Fo^sschemel  reich  geziert;  die 
Basis  mit  Bildwerken,  aber  wabrscheinlich  nur  in  einem  Streifen  an  der 
Vorderseite,  geschmClckt.  Die  Schranken  hatte  Panaenos  gemalt  (gegen 
die  HinterthQren  waren  sie  biau  angestrichen),  so  wie  wahrscheinlich  die 
Blumen  des  Goldgewandes.  —  Die  Figur,  unter  einem  Theile  des  Daches 
stehend,  war  auch  fur  den  Tempel  (§.  109,  7)  colossal.  Etwa  40  Fuss 
boch  auf  einer  Basis  von  12.  Sie  schien  nocb  grdsser  als  sie  war,  Paus. 
V,  12,  4.  Beweise  fdr  die  perspektivische  Kenntniss:  die  Geschichte  mit 
dem  Antlitz,  Lukian  pro  mag.  14,  der  Streit  mit  Alkamenes,  Tzetz.  ChiL 
VIII,  193  und  die  allgemeinen  Zeugnisse  §.  324. 

2.  In  der  Rechten  hielt  Zeus  eine  Nike  (die  wahrscheinlidi  von 
ihm   ausging,   wie  bei  dem  Olympischen  Zeus  von  Antiochien  §.  100}^ 


[116]  Phidias  Werke.  105     ' 

in  der  L.  das  Skeptron  mil  dem  Adier  (v(^l.  die  Eleiscben  Mtlnzen,  Stan- 
hope Olympia  10).  Phidias  fAhrt  die  Beschreihung  des  Z.  xavtcvsvatv 
U.  I,  539  als  sein  Vorbild  an.  Et^rfinxoq  xorl  navxaxov  nQ^og,  Dio 
Chrysost  XII.  (Oljmpikos)  p.  215.  Allgemeinere  Ausdrflcke  der  Bewundrung 
Uvius  XXXXV,  28.  Quintil.  XII,  10.  Dio  Chrysost.  Or.  XIL  p.  209  ff.  A. 
Unter  den  erhaltenen  Werken  sind  am  verwandtesten  der  Jupiter  VeTosfH 
und  die  Mediceische  und  Vatikanische  Bflste,  §.  349.  Eleisclae  Kaiser- 
mOnzen  mit  dem  Z.  Olympios  bei  Q.  de  Quincy  pi.  17.  p.  312  und  M. 
Fontana  6,  1. 

V5lkel  Qber  den  grossen  Tempel'  und  die  Statue  des  Jupiter  zu 
Olympia.  Lpz.  1794.  Archaeol.  Nachlass.  1831.  S.  1.  Siebenkees  fiber  den 
Tempel  und  die  Bilds&ule  des  Jupiter  zu  Olympia.  NOmb.  1795.  Boettiger 
Andeutungen  S.  93.  (Marchese  Haus)  Saggio  sul  tempio  e  la  statua  di 
Giove  in  Olimpia.  Palermo  1814.  Q.  de  Quincy  Jup.  Olympien  p.  384. 
Des  Verf.  Gomm.  de  Phidia  II,  11.    Rathgeber,  Encyklop.  Ill,  III.  S.  286. 

116.  Ausser  diesen  und  andern  Werken  der  Toreutik  l 
arbeitete  Phidias  zahlreiche  Goiter-  und  Heroenstatuen  aus 
Erz  und  Marmor  als  Cultusbilder  oder  Weihgeschenke.  Be-  2 
senders  aber  war  es  die  Vorstellung  der  Athena,  welche  er, 
nach  verschiednen  Modifikationen,  sinnreich  entwickelte,  indem 
er  sie  fur  Plataeae  in  einem  Akrolith  (§.  84)  als  Streitbare 
(Areia),  fur  die  Athener  auf  Lemnos  dagegen  besonders  an- 
muthig  und  in  einem  milden  Charakter  {KaXJJ/iOQq^og)  dar- 
stellte.  Das  colossalste  Bild ,  die  eherne  Promachos ,  welche  3 
zwischen  den  Propylaeen  und  dem  Parthenon  stehend,  uber 
beide  emporragend,  von  den  Schiffern  schon  aus  grosser  Feme 
gesehen  wurde,  war,  als  Phidias  starb,  noch  nicht  fertig; 
beinahe  ein  Menschenalter  spater  arbeitete  Mys  nach  Parrha- 
sios  Zeichnungen  die  Kentauromachie  am  Schilde,  so  wie  die 
ubrigen  Werke  der  Toreutik,  womit  das  Gusswerk  geschmuckt 
wurde.    • 

1.  Petersen  Obserr.  ad.  Plin.  XXXIV,  19,  1,  ein  Programm  Havniae 
1824.    Sillig  C  A.    p.  344.   vgl.  p.  288.    Gomm.  de  Phidia  I,  9. 

2.  Der  Tempel  der  Athena  Areia  war  nach  der  umst&ndlichen 
Nachricht  Plutarchs  aus  der  Plataeischen  Beute  (Artstid.  20),  wodurch  die 
Zeit  des  Werks  aber  wenig  bestimmt  wird.  Ueber  die  Kallimorphos 
Paus.  1,  28.  2.  Lukian  Imagg.  6.  PUn.  XXXIV,  19,  1.  Himerios  Or. 
XXI,  4,    [vgl.  Preller  in  Gerhards  Archaeol.  Zeit.  1840.  S.  264.] 


106     .  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [117,  118] 

3.  Der  Platz  der  Proraachos  wird  durch  Paus.  I,  28,  2,  vgl.  mil 
Herod.  V,  77,  bestimmt;  hier  zeigt  sie  auch  die  MQnze  (Leake  Topogr. 
Vignette.  Mionnet  Suppl.  III.  pi.  18.  Broendsted  Reise  IL  Yign.  37). 
'  Sie  hob  den  Schild  (avixti  rriv  aanlSa)  und  fasste  den  Speer  (olov  toXg 
intovciv  ivlitTccc9'ai  fiiXXovca,  Zosimos  V,  6,  2).  Die  Hdhe  der  Statue, 
ohne  die  Basis,  war  wohl  ilber  50  Fuss,  aber  unter  60,  wie  man  aus 
Strab.  YI,  p.  278  schliessen  kann.  Ueber  die  Zeit  des  Werkes  Comm.  de 
Phidia  I,  9.  10. 

1  117.  Auch  Phidias  Anhanger,  besonders  der  dem  Mei- 
ster  innig  ergebne  Agorakritos  und  der  unabhangigere, 
seinem  Lehrer  auch  widerstrebende  Alkamenes,   wandten 

2  ihre  Kunst  am  meisten  auf  Gotterbilder.  Eine  voile 
Bluthe  der  Schonheit,  vereinigt  mit  einer  milden  ruhigen 
Hoheit  in  den  Zugen,  charakterisirte  ohne  Zweifel  die  gott- 
Uchen  Frauenbilder,  welche  sie  im  Wetteifer  mit  einander  ver- 
fertigten:  die  Aphrodite  in  den  Garten,  von  Alkamenes, 
und  die  entsprechende  Statue  des  Agorakritos,  aus  Parischem 
Marmor,  die,  des  Preises  verlustig,  mit  hinzugefugten  At- 
tributen,  als  Nemesis  in  Rhamnus  consecrirt  wurde. 

2.  Vgl.  ausser  Andern  Zo6gas  Abhandlungen  S.  56.  62.  Welcker 
ebd.  8.  417.  De  Phidia  I,  20.  Sillig  p.  26  sqq.  —  Alkamenes  sinnreich 
gebildeter  Hephaestos.    Sillig  p.  32. 

1  118.  Jetzt  existiren  als  Werke  dieser  ersten  aller  Kunst- 
schulen  noch  die  architektonischen  Sculpturen,  womit 
sie  die  Tempel  Athens,  ohne  Zweifel  unter  Phidias  unmittel- 

2  barer  Aufsicht  und  Leitung,  ausgeschmuckt  hat.  Erhalten 
hat  sich  erstens  Einiges  von  den  achtzehn  sculpturirten  Meto- 
pen  nebst  dem  Friese  der  schmalen  Seiten  der  Cella  vom 
Theseus-Tempel,  dessen  Styl  offenbar  der  Phidiassischen 
Schule  angehort;  zweitens  eine  bedeutende  Anzahl  von  den 
sammtlich  mit  Hautrelief  geschmuckten  Metopen  des  jParthe- 
non,  so  wie  ein  grosser  Theil  des  Frieses  von  der  Cella, 
zugleich  einige  colossale  Figuren  und  eine  Masse  von  Bruch- 
stucken  von  den  beiden  Giebeln  desselben  Tempels;  an  wel- 
chen  Giebelstatuen  der  Meister  selbst  am  meisten  Hand  an- 

3  gelegt  zu  haben  scheint.  In  alien  diesen  Werken  erscheint  im 
Ganzen  derselbe  Geist  der  Kunst ;  nur  dass  bei  den  Metopen 
bisweilen  Kunstler  der  altem  Schule,  welche  noch  immer 
fortbestand    (§.   112   Anm.  1),    gebraucht    worden  zu   sein 


[118]  Phidias  Schule.  107 

scheinen,  deren  Arbeit  minder  rund  und  fliessend  ist,  und  dass 
bei  dem  Friese  die  gleichmassige  Fullung  des  Raums,  welche 
die  architektonische  Decoration  forderte,  so  wie  das  Gesetz  der 
Symmetrie  und  Eurhythmie,  das  Streben  nach  Natur  und 
Wahrheit  in  manchen  Punkten  bedingte.  Abgesehn  davon,  4 
finden  wir  uberall  eine  Wahrheit  in  der  Nachahmung  der 
Natur,  welche,  ohne  Wesentliches  (wie  die  von  der  An- 
strengung  schwellenden  Adem)  zu  unterdrucken,  ohne  sich 
irgend  von  der  Natur  losreissen  zu  woUen,  den  hochsten  Adel 
und  die  reinste  SchSnheit  errelcht ;  ein  Feuer  und  eine  Lebendig- 
keit  der  Bewegung,  wo  sie  die  Sache  fordert,  und  eine  Be- 
haglichkeit  und  Bequemlichkeit  der  Ruhe,  wo  diese,  wie  be- 
sonders  bei  Gottem,  angemessen  erschien ;  die  grosste  Natur- 
lichkeit  und  Leichtigkeit  in  der  Behandlung  der  Gewander, 
wo  nicht  Regelmassigkeit  und  eine  gewisse  Steifheit  grade  ei'- 
forderlich  ist,  ein  lichtvoUes  Hervorheben  der  Hauptvorstellung 
und  eine  FuUe  sinnreich  erfundner  Motive  in  untergeordneten 
Gruppen ;  endlich  eine  naturliche  Wurde  und  Anmuth  vereint 
mit  edler  Einfalt  und  Unbefangenheit,  ohne  alles  Streben 
nach  Lockung  der  Sinne,  gianzendem  Eflfekt  und  Hervor- 
hebung  der  eignen  Meisterhaftigkeit,  welche  die  besten  Zeiten, 
nicht  bios  der  Kunst,  sondem  des  Griechischen  Lebens  uber- 
haupt  charakterisirt. 

2.  Theseion.  Die  Statuen,  die  im  0.  Giebel  standen,  sind  ver- 
schwunden.  Ross  Brjatlov  p.  26.  [Not.  63  behauptet,  dass  in  beiden 
Giebeln  6  oder  7  Statuen  standen;  Ulrichs  stellte  die  im  hinteren  in  Ab- 
rede,  indem  keine  Spuren  der  Aufstellung  im  Giebelfeld  seien.]  In  den 
zehn  Metopen  gegen  0.  Thaten  des  Herakles;  in  den  acht  anstossenden 
gegen  N.  u.  8.  des  Theseus.  Im  Friese  vom  ein  Heldenkampf  unter  der 
Leitung  von  GOttem,  als  Kampf  des  Theseus  und  der_Pallantiden  £rkJl|r^> 
Hyperbor.  ROmische  Studien  I.  S.  276  [eine  Gigantomachie  nach  Dodwell 
Trav.  I.  p.  362;  nach  Uhichs  Ann.  d.  Inst.  XIII.  p.  74  die  Herakliden 
vertheidigt  von  Theseus  gegen  den  Eurystheus,  was  K.  F.  Hermann  Getting. 
Anz.  1843.  8.  488  ff.  bestreitet,  E.  Gurtius  in  Gerhards  Arch.  Zeit.  1843.  [ 
8.  104  f.  best&tigt,  0.  Jahn  Jen.  L.  Z.  1843.  8.  1167  »nicht  unbedingt 
Torzieh*n€  will];  hinten  die  Kentauromachie.  Ailes  gleich  lebensvoll  und 
grossartig.  Gypsabgiisse  im  Britischen  Museum  (R.  XIV,  52—73).  Stuart 
m.  ch.  1.  Dodwell  Tour  I.  p.  362,  nebst  Kupfer.  Alcuni  bassirilievi 
tv.  5.    D.  A.  K.   Tf.  20—22. 

Parthenon,    a.   Metopen,  gegen  4  F.  hoch,  der  Vorsprung  der 


108  Griechische  Kunstgesch.    Per.  HI.  [118] 

Figuren  bis  10  Zoll.  Im  Ganzen  waren  92  Tafeln;  15  von  der  SQdseite 
sind  jetzt  im  Brit.  Museum,  1  im  Louvre  (Glarac  pi.  147),  BruchstQcke  in 
Copenhagen  (Broendsled  Yoy.  en  Gr^ce  II.  pi.  43);  32  von  der  Sfldseile 
sind  von  Carrey  auf  Befehl  des  Gr.  Nointel  1674  (vgl.  §.  109,  2)  gezeichnet 
(bei  Broendsted  mitgelbeill) ,  einige  bei  Stuart  II.  ch.  1.  pi.  10—12.  IV. 
cb.  4.  pi.  28 — 34  und  im  Museum  Worsleyanum  II.  ch.  5.  Nacbricbten 
von  andern  in  der  neuen  Ausgabe  Stuart's,  und  in  Leake's  Topography 
cb.  8.  p.  226.  Darnach  siebt  man,  dass  an  der  vordern,  oder  Cstlicben, 
Seite  besonders  Pallas  als  GigantenkSmpferin  und  andre  GOtterkampfe 
(auch  der  um  den  Dreifuss)  vorgestellt  waren,  an  der  sildlichen  in  der 
Mitte  Scenen  aus  der  SLltem  Attischen  Mythologie.  gegen  die  beiden  Ecken 
bin  die  Kentauromacbie  (dieser  gehOrt  Alles  besser  Erbaltene  an),  an  der 
nOrdlicben  unter  andern  der  Amazonenkampf,  an  der  westlicben  abwecbselnd 
KHmpfe  von  Reitem,  und  zu  Fuss,  wahrscheinlich  gescbichtlicben  Inhalts. 
Vgl.  Stuart's  Altertb.  Athens,  in  der  Deutscben  Ausg.  II.   8.  658. 

b.  Fries  der  Cella,  3Vs  Fuss  boch,  528  lang  ^wovon  an  456  noch 
genauer  bekannt).  Davon  sind  53  Flatten,  ausser  den  Gypsabgiissen  der 
ganzen  Westseite,  im  Brit.  Museum,  1  im  Louvre  n.  82  (Clarac  pi.  211); 
4  sind  kQrzlicb  (nebst  einem  StQck  Metope)  in  Athen  ausgegraben  worden, 
s.  Hall.  ALZ.  1833.  Intell.  74;  Vieles  geben  die  in  Paris  aufbewabrten, 
noch  nicht  edirten,  Carreyscben  Zeichnungen,  Stuart  II.  pi.  13—30.  IV. 
pi.  6—28  und  das  M.  Worsleyanum.  Vgl.  die  Uebersicbl  im  Deutscben 
Stuart  II.  S.  667.  D.  A.  K.  Tf.  23—25.  Drei  aufgefundene  Friesstucke 
im  Kunstbl.  1835.  N.  8,  a.  GefSsstrSger,  b.  Wagenfiibrer  (aus  der  Tf.  b. 
Stuart  II,  1,  18),  c.  drei  Manner  und  zwei  Kube;  femer  drei  der  zwOlf 
sitzenden  Gottbeiten  (Poseidon,  Theseus  und  Agraulos  nach  Visconti)  Kunstbl. 
1836.  N.  60,  vgl.  Forcbhammer  im  Arcbaeol.  Intell.  Bl.  1833.  N.  14. 
Bull.  1833.  p.  89.  137.  1835.  p.  113—20.  —  Das  Ganze  stellt  diePana- 
thenaiscbe  Pompa  dar.  Auf  der  W.  Seite  sah  man  die  Vorbereitungen 
des  Reiterzugs;  dann  S.  und  N.  in  der  ersten  Haifte  die  Reiter  Athens  in 
Gliedem  galloppirend  (inQufidoipoQovvTag);  bierauf  die  Theilnebmer  des 
auf  den  Festzug  folgenden  Wagenkampfes,  in  der  lebbaflen  Bewegung  der 
auf-  und  abspringenden  Apobaten  (s.  den  Deutscben  Stuart  II.  8.  686), 
neben  ibnen  KampfgOttinnen  als  Wagenlenkerinnen ;  weiter  alsdann  in  S. 
die  Greise  und  Greisinnen  der  Stadt,  in  N.  Cb5re  nebst  Auleten  und 
Kitharisten,  Askophoren,  Skapbephoren ,  Hydriapboren;  am  meisten  vorn 
auf  beiden  Seiten  die  Opferkilhe  nebst  ibren  Begleitern.  Auf  der  O.  Seite 
sitzen,  von  Jungfrauen,  welche  die  Weibgescbenke  bringen,  und  den  ord- 
nenden  Magistraten  umgeben,  12  G Otter  (Zeus,  Hera  nebst  Iris  oder  Hebe, 
Hephaestos  [§.  366,5],  Demeter,  die  Anakes,  Hygieia,  Asklepios,  Poseidon, 
Erecbtheus?,  Peitho,  Aphrodite  nebst  Eros  nach  dem  Vf.),  zwiscben  denen 
die  Priesterin  der  Pallas  Polias  mit  zwei  Ersepboren  und  der  Priester  des 


1 

I 


[118]  Bildwerke  des  Paithenon.  109 

Poseidon  Erechtheus,  der  den  Peplos  einem  Knaben  ubergiebt,  die  Biittel- 
grappe  einnehmen.  —  An  den  Gew&ndem  und  Haaren  sind  Spuren  von 
Farbe  und  Gold;  die  ZQge],  Stabe  und  dgl.  waren  aus  Hetall,  wie  aucfa 
im  Giebeifdde  das  Gorgoneion  und  die  Schlangen  an  der  Aegis  der 
Pallas,  und  Andres. 

c  Giebelstatuen.  (HOhe  des  Giebels  IIV2  F.;  Breite  94  P.; 
Tiefe  des  untem  Kranzes  2  F.  11  Vj  Z.)  Das  Brit  Mus.  hat  vom  0.  Giebel 
9  Figuren,  vom  W.  Giebel  1  Figur  und  5  bedeutende  BruchstQcke,  abge- 
bildet  in :  Marbles  of  the  Brit.  M.  P.  VI. ;  Carrey's  Zeichnung  (Stuart  IV. 
ch.  4.  pi.  1—5)  gibt  den  W.  Giebel  fast  vollstSUidig,  vom  Ostlichen  1  Figur 
(die  Nike)  weniger  als  im  Brit.  Mus.  ist.  D.  A.  K.  Tf.  26.  27.  [Bei  den 
durch  L.  Ross  geleiteten  Ausgrabungen  sind  mehrere  BruchstCcke  zum 
Vorschein  gekommen.  Ein  Kopf  aus  Venedig,  jetzt  in  Paris,  Kunstbl.  1824. 
8.  92.  253.  Das  akad.  Mus.  in  Bonn  S.  86,  als  neue  Entdeckung  in  Revue 
archil.  1845.  p.  832.  vgl.  1846.  p.  335.]  Im  Osten  die  erste  Erscheinung 
der  Athena  unter  den  GOttern  (wie  im  Homer.  Hymnus  28.  aipag  S^  Ije 
ndvtag  OQWvrag  dd'avarovg  —  cv-^asv  6*  ^TnsQlovog  dyXahg  vlog  Tanovg 
mxvnodag  drjgov  xQovov);  im  West  en  besiegt  Pallas,  um  Athens  Schutz- 
herrschafl  streltend,  den  Poseidon  dadurch,  dass  sie  die  von  ihm  geschaffnen 
Rosse  den  Erichthonioe  anjochen  lehrt  So  nach  der  Erkl&rung  des  Verf. 
de  Phidia  Gomm.  III.  Andre  davon  veischiedene  geben  Visconti,  Leake, 
Q.  de  Quincy  Mon.  restitu^  T.  I.  p.  1.  Broendsted  Voy.  enGr^ce  IL  p.  X. 
Cockerell  in:  Marbles  of  the  Brit.  Mus.  P.  VI.  Vgl.  Reuvens  im  Classical 
Journal  N.  53.  56.  Antiquiteiten,  een  oudheidkundig  Tijdschrift  II,  I. 
8.  1.  II.  8.  55,  und  Millingen  Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  197.  [Nach  Gerhard 
Drei  Vorles.  Berlm  1844  die  Geburt  der  Athene  aus  dem  Haupt  des  Zeus, 
nach  Welcker  in  des  Dr.  L.  Schmitz  Classical  Mus.  L.  1845.  VI.  p.  367 
bis  404  die  Geburt  der  GOttin,  die  unmittelbar  erwachsen  ist,  unter  den 
GOttem  des  Olymps  mitten  und  Gdttem  Attikas  zu  beiden  Seiten;  und 
der  Augenblick  des  ausgesprochenen  Siegs  der  Athena,  die  sich  zu  ihrem 
Wagen  wendet,  wflhrend  Poseidon  seinen  Unmuth  ausdrCLckt,  mit  den 
beiden  zugehcrigen  GOttem  auf  den  Seiten.]  Im  Allgemeinen :  Memorandum 
on  the  subject  of  the  Earl  of  Elgin's  Pursuits  in  Greece.  2  Ed.  1815. 
Visconti  Deux  m^moires  sur  les  ouvrages  de  sculpture  di  la  collection 
d'Elgin.  1816.  Q.  de  Quincy  Lettres  k  Mr.  Canova  sur  les  marbres  d'Elgin. 
1818.  [Die  Elginschen  Marmorbilder  in  Umrissen  nach  der  Londoner 
Ansg.  (des  Stuart)  vom  J.  1816,  Leipz.  u.  Darmst.  f.  mit  dem  Tempel  51  Tf.] 

Spftter  als  diese  Werke,  aber  doch  in  vieler  Hinsicht  verwandt,  von 
ungememer  Energie  und  Lebhaftigkeit,  sind  die  Rehefs  vom  T.  der  Nike 
Apteros  (§.  109.  Anm.  3.  vgl.  Leake  Topogr.  p.  193)  im  Brit.  Museum. 


110  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [119] 

R.  XV.  n.  257—260,  bei  Stuart  U.  ch.  5.  pi.  12.  13,  welche  zum  Theil 
Kampfe  von  Griechen  mit  Persem,  zum  Theil  von  Griechen  unter  einander 
darstellen.  fBei  Ross  und  Schaubert  Tf.  11.' 12.  Brit.  Mus.  IX.  pi.  7—10. 
p.  30,  neue  Anordnung,  der  zwischen  London  und  Athen  getheilten  sehr 
verstossnen  Platten.  Ob  Perser  oder  Amazonen,  die  in  einigen  Figuren 
unverkennbar  scheinen,  auch  von  Stuart,  Viscontl  und  Le  Has  anerkannt 
werden,  und  alsdann  Scythen,  ist  wenigstens  sehr  zweifelhaft.]  Die  Ein- 
wirkung  des  Phidiassischen  Sty  Is  erkennt  man  auch  in  den  Sepulcral- 
Reliefs  von  Athen  aus  dieser  und  der  nUchstfolgenden  Zeit.  Glarac  M. 
de  sculpt  pi.  154.  155  (vgl.  pi.  152).  D.  A.  K.  Tf.  29.  Stackelb.  Graber 
Tf.  1.-  2.  Vielleicht  wSre  hier  noch  eine  Zusammenstellung  der  sonst  zer- 
streuten  Sculpturen  an  ihrem  Platze,  die  den  Geist  der  Phidiassischen 
Schule  an  sich  tragen,  deren  edle  SimpliciUlt,  frische  NatQrlichkeit  in  den 
Formen  und  behagliche  Lfissigkeit  in  den  Stellungen  sie  auf  den  ersten 
Blick  von  alien  andem  unterscheidet.  Vorl&ufig  nenne  ich  hier  das  be- 
ruhmte  Relief  des  Wiedersehns  der  Eurydike  §.  413.  A.  4,  das  BruchstQck 
eines  Heldenkampfs  von  einem  sehr  grossen  Friese  in  V.  Albani,  bei 
Winck.  M.  I.  I,  62.  Zo6ga  Bassir.  I,  51,  vgl.  p.  247,  und  die  §.  429.  A.  3 
erw^nten  Darstellungen  der  Uebergabe  der  Braut;  auch  das  Fragment 
bei  Zo^ga  II,  103,  welches  1822  sich  im  Hofe  des  Louvre  befand. 

4.  Die  Alten  rflhmen  an  Phidias  besonders  rb  fityaXBiov  nal  to 
uTiQifihg  Sfia,  Demetr.  de  eloc.  14,  vh  CBfivov  Ttul  /isyaloTsxvov  Hal  cc^tm- 
fiarixoVf  Dionys.  Hal.  de  Isocr.  p.  542. 

1  119.  Der  belebende  und  von  alter  Starrheit  befreiende 
Einfluss  dieser  Schule  zeigt  sich  auch  in  andem  Gegenden 
Griechenlands  bei  der  plastischen  Ausschmuckung  der  Tempel, 
aber  auf  merkwurdige  Weise  durch  die  Richtung  und  Sinnes- 

2  art  andrer  Individuen  und  Kunstschulen  modificirt.  In 
Olympia  sind  die  herrlichen  Gruppen  in  den  Giebein  des 
Zeustempels ,  welche  Alkamenes  und  Paeonios  von  Mende 
arbeiteten,  ganzlich  verschwunden ;  dagegen  zeigen  die  Reste 
der  Metopen  am  Pronaos  und  Opisthodomos  (vgl.  §.  109. 
II,  9),  welche  die  Arbeiten  des  Herakles  darstellten,  eine 
frische  Naturwahrheit  und  naive  Grazie,  welche  von  den 
Fesseln  des  alten  Styls  nichts  mehr  hat,  aber  auch  der  Gross- 
artigkeit  Phidiassischer  Idealbildungen  (namentlich  in  der  Auf- 

3  fassung  des  Herakles)  noch  fern  bleibt.  Die  Reliefs  von 
Phigalia  lassen  in  einzelnen  Gruppen  deutlich  Athenische 
Vorbilder  erkennen,  und  zeigen  in  der  Composition  eine  un- 
ubertreffliche  Erfindungsgabe  und  hochst  lebendige  Fhantasie; 


[119J  Bildwei'ke  andrer  Tempel.  HI 

auf  der  andern  Seite  erscheint  in  ihnen  ein  weit  weniger 
gelauterter  Sinn  fur  Formen,  ein  Gefallen  an  ubertrieben 
heftigen  Bewegungen  und  beinahe  verrenkten  Stellungen,  ein 
Wurf  der  Gewander  mit  sonderbar  straflFen,  oder  wie  vom 
Winde  gekrauselten  Falten,  und  auch  in  der  Auflfassung  des 
Gegenstandes  selbst  ein  grellerer  Gharakter,  als  der  Phidias- 
sischen  Schule  zugeschrieben  werden^kann.  In  Sicilien4 
finden  wir  freilich  in  den  Giganten  des  Agrigentinischen  Zeus- 
tempels,  fur  architektonische  Zwecke,  noch  in  dieser  Zeit  den 
alien  Styl  in  aller  Strenge  festgehalten ;  aber  sowohl  die 
Bruchstucke  aus  den  Giebelfeldern  dieses  Heiligthums,  als 
auch  die  bei  dem  sudlichsten  Tempel  der  Unterstadt  von  Se- 
linus  (vgl.  §.  109.  IV,  24)  gefundenen  Metopen  zeigen, 
dass  auch  hier  in  den  nachsten  Jahrzehenden  nach  dem  Wir- 
ken  der  Phidiassischen  Schule  von  Athen  aus  eine  freiere  und 
lebensvollere  Behandlung  Eingang  gefunden  hatte. 

2.  Olympia.  Im  0.  Giebel  sab  man,  von  Paeonjos  gearbeitet,  um 
das  Bild  des  Zeus  auf  der  einen  Seite  Oenomaos  mit  seiner  Frau  8terope, 
auf  der  andern  Pdops  und  Hippodameia,  dann  die  Wagenlenker,  Vier- 
gespanne  und  Warter  der  Rosse,  zuletzt  die  FlussgOtter  Alpheos  und 
Kladeos  in  symmetrischer  Anordnung;  im  W.  Giebel,  von  Alkamenes,  als 
Mittelpunkt  einer  Kentaurenscblacht  den  Zeussobn  Peiritboos,  welcbem 
Kaeneus  die  von  Eurytion  geraubte  Frau  wieder  erobem  bilfl,  wftbrend 
Theseus  zwei  Kentauren  als  M&dchen-  und  Knaben-R&uber  zucbtigt.  Paus. 
V,  10,  2.  Yon  den  zwOlf  Arbeiten  des  Herakles  aber  (in  deren  Aufz^ung 
bei  Paus.  V,  10,  2  wabrscheinlicb  Kerberos  ausgefallen  ist)  sind  der  Kampf 
mit  dem  Knossiscben  Stier,  der  erlegte  und  sterbende  Ldwe,  eine  Local- 
gOttin  (vielleicbt  die  Stympbaliscbe  Nympbe  Metopa),  ein  Stflck  von  der 
Hydra  und  yon  der  zu  Boden  liegenden  Amazone  am  Opistbodom,  Tbeile 
von  Diomed,  Eber,  Geryon  am  Pronaos  nebst  mebrern  kleinem  Fragmenten 
im  J.  1829  aufgefunden  worden,  und  jetzt  in  Paris.  Die  Haare,  unaus- 
gearbeitet,  wurden  durcb  Farben  bezeicbnet.  Exp4d.  sdent.  de  la  Mor^e 
pL  74—78.  Clarac  M.  d.  Sculpt,  pi.  195  "bis.  D.  A.  K.  Tf.  30.  Vgl  R. 
Rocbette  Joum.  des  Sav.  1831.  p.  93.  Rullet.  d.  Inst.  1832.  p.  17.  33. 
Ann.  p.  212.  Welcker's  Rbein.  M.  I.  IV.  S.  503.  Hall.  Encyklop.  HI.  UI. 
S.  243. 

3*  Phigalia.  Der  Fries  des  T.  des  ApoUon  Epikurios  (§.  109.  II,  12), 
welchen  Linckb,  von  Haller,  Gockerell,  Foster  u.  A.  aufgefunden,  lief  uber 
den  loniscben  SSuIen  um  das  Hypaetbron;  er  ist,  ziemlicb  voIlstSLndig 
erbalten,  im  Britischen  Museum.    Er  stellt,  in  Hautrelief,  die  Kentauren- 


112  Griechische  Kunstgesch.    Per.  111.  [12U] 

und  Amazonen-Scblacht,  zwischen  beiden  Apollon  und  Artemis,  als  htilf- 
reiche  Gutter  mit  einem  Hirschgespann  herbeieilend,  dar.  Die  Gruppe  des 
Kaeneus  ist  wie  am  Theseion,  der  Raub  des  M^dchens  und  Knaben  wie 
in  dem  Giebel  zu  Olympia  behandelt.  Bassirilievi  della  Grecia  disegn.  da 
G..M.  Wagner  1814.  Marbles  of  Ibe  Brit.  M.  P.  IV.  0.  M.  Baron  von 
Stackelberg's  Apollotempel  zu  Bassae  in  Arcadien  und  die  daselbst  ausgegr. 
Bildwerke  1828. 

4.  Agrigent.  Ueber  die  Giganten  §.  109.  IV,  20;  mit  ibnen  haben 
die  Karyatiden  vom  T.  der  Atbena  Polias  (§.  109.  I,  4)  die  feste  und 
grade  Haltung  gemein,  obgleich  sie  sonst  von  einem  g:anz  andern  Runst- 
geiste  beseelt  sind.  Die  Giebelgruppen  stellten  in  0.  die  Qigantomachie,  in 
W.  Troja's  Einnahme  dar;  die  geringen  BruchstQcke  davon  gehoren  dem 
edelsten  Style  an.    Gockerell,  Antt.  of  Athens,  Suppl.  p.  4  frontisp. 

Selinus.  Stflcke  von  5  Metopen  vom  Pronaos  und  Posticum  des 
dem  Meere  zun&chst  gelegenen  T.^  nach  den  Angaben  von  Angell  im  Jahr 
1831  von  dem  Herzog  Serradifalco  und  von  Villareale  hervorgezogen,  jetzt 
in  Palermo.  Aktaeon  in  eine  Hirscbbaut  gehdllt  (wie  bei  Stesichoros), 
Herakles  mit  der  Amazonen-Ednigin,  Pallas  und  Ares  [ein  Gigant],  Apoll 
und  Daphne  (?),  [Hera  vor  Zeus  auf  dem  Ida  nach  II.  14]  glaubt  man 
darin  zu  erkennen.  Die.KCrper  aus  Kalktuf,  mit  farbigem  Anstrich;  nur 
die  ExtremitMen  nach  Art  der  Akrohthen  (§.  84)  aus  Harmor  angefugt, 
doch  nur  bei  Frauen  [wie  in  den  VasengemSlden]  weisse  ExtremitSten. 
Bullet,  d.  Inst.  1831.  p.  177.  Transact,  of  the  R.  8oc.  of  Litter.  II,  I,  VI. 
Serradifalco  Ant.  d.  Sicilia  II.  tav.  30-*34.] 


1  120.    Neben  dieser  Attischen  Schule  erhebt  sich  auch  die 

Sikyonisch-Argivische  (vgl.  §.  82)  durch  den  grossen  Poly- 

2kleitos  zu  ihrem  Gipfel.  Obschon  dieser  Meister  in  sei- 
nein  Colossalbilde  der  Hera  zu  Argos  nach  Einigen  die  Kunst 
der  Toreutik  noch  vervoUkommnete :  so  stand  er  doch  im  Bil- 
den  von  Gottern   im  Allgemeinen   dem  Phidias   bei  Weitem 

3  nach.  Dagegen  schwang-  sich  durch  ihn  die  im  Peloponnes 
vorwaltende  Kunst,  Erzstatuen  von  Athleten  zu  bilden,  zur 
vollkommensten  Darstellung  schoner  gymnastischer  Figuren  em- 
por,  an  denen  zwar  keineswegs  ein  eigenthumlicher  Charakter 
vermisst  wurde,  aber  doch  die  Darstellung  der  reinsten  For- 
men  und  ebenmassigsten  Verhaltnisse  des  jugendlichen  Leibes 

4  die  Hauptsache  war.  Daher  eine  seiner  Statuen,  der  Dory- 
phoros,  es  sei  nun  nach  der  Absicht  des  Kiinstlers  oder  durch 


[120]  Polykleilos.  113 

das  Urtheil  der  Nacbwelt,  ein  Eanon  der  Proportionen 
des  menschlichen  Korpers  warde,  welche  ira  Allgemeinen  da- 
mals  noch  kurzer  und  stammiger  waren  als  spater.  Ebenso  5 
legte  man  ihm  (nacb  Plinius)  die  Durchfuhrung  des  Gnmd- 
satzes  bei,  den  Schwerpunkt  des  KSrpers  haupts&chlich  auf 
den  einen  Fuss  zu  legen  (ut  uno  cnire  insisterent  signa); 
woraus  der  so  anziehende  und  bedeutende  Gegensatz  der  tra- 
genden,  gedrangteren,  und  der  getragenen,  mehr  entwickelten, 
Seite  des  menschlichen  Korpers  hervorgeht. 

2.  Von  der  Hera  in  dem  Heiligthum  bei  Argos  besonders  Pans. 
n,  17,  Maximus  Tyr.  Diss.  14.  p.  260  R. ,  Boeltiger  Andeut  S.  122,  Q. 
de  Quincy  p.  326.  [Seine  Nachbildung  ist  schlimmer  ais  eine  Garicatur.] 
Vgl.  §.  353.  Der  Kopf  der  Statue  ist  auf  spfttem  MQnzen  von  Argos  ab- 
gebUdet  (MiHingen  Anc.  Ck)ins  pL  4.  19.  Cadalvene  Recueil  pi.  3,  1. 
v]gL  die  HPA  APFEIA  der  Alexandrmischen  M.  von  Nero,  Eckhel  D.  N. 
IV.  p.  53),  er  ist  mit  demselben  breiten  Stephanos  (vgl.  §.  840)  geschmQckt 
wie  die  in  &lterm  Styl  dargestellte  Hera  Olympia  auf  den  M.  von  £lis,  die 
Lakinische  Hera  auf  M.  von  Pandosia  und  von  Eroton  (nach  Eckhel;  vos 
Veseris  nach  Millingen  Anc.  Coins  pi.  2,  8),  auch  die  Plataeische,  zusammen- 
gesteUt  in  D.  A.  K.  Tf.  30.  Ta  IIolvnXBltov  |dava  r^  rizvij  KaAltara 
rmv  Mavtiov  •—  nach  Strab.  Vin.  p.  372.  Toreuticen  sic  erudisse,  ut 
Phidias  aperuisse  (iudieatur)  Plin.  XXXIV,  19,  2.  [Vorhergeht  von  Phidias 
primusque  artem  toreuticen  aperuisse  aique  demonstrasse  merito  iudieatur, 
an  beiden  Stellen  in  deutlicher  Beziehung  auf  ihre  Erzstatuen,  so  wie 
noch  einmal  die  toreutice  der  Malerei  gegendbergestellt  ist,  XXXV,  36,  8,  , 
als  eigentliche  plastice  oder  als  PlasUk,  Sculptur  uberhaupL  Dass  Pliniue 
die  Bildnerei  in  Bronze  iiberhaupt  verstehe,  bemerkt  Schneider  im  WOrter- 
buch:  wie  denn  dessen  Ausdruck  an  Seltsamkeiten,  willkQrlichen  und  zu- 
f&lligen  Ungenauigkoiten  aller  Art  leidet.]  (Dagegen  nach  Quintil.  Phidias 
in  ebore  longe  citra  aemulum.)  VgL  im  Allgemeinen  die  Urtbeile  Gic 
BrjatlS.   Quintil.  XII,  10.   Schom  Studien  S.  282.   Meyer  Geschichte  I.  S.  69. 

3.  Diadumenum  fecit  moUiter  puerum  (eine  dhuliche  Statue  aus 
Villa  Famese,  Winckelm.  W.  VI.  Tf.  2.  Gerhard  Ant.  BUdw.  69).  — 
Doryphorum  viriliter  puerum  [Gegenstucke  mit  Bezug  auf  Prodikos,  siehe 
Welcker  Kl.  Schr.  II.  S.  482]  —  destringentem  se  (ano^vo/isvov)  et  nudum 
talo  incessentem  (d.  h.  nayx^ariaari^v  dnont€ifvliovTaf  s.  Jacobs  ad 
Fhilostr.  p.  435),  duosque  pueros  item  nudos  talis  ludentes  acvQuyaXi- 
tovtmg).    Piin.  a.  0.    Sillig  G.  A.  p.  364  sqq. 

4.  Vom  Kan  on  Plin.  a.  0.  (Doryphorum,  quem  et  canona  artifices 

O.  M  a  n  •  r '  •  Archaeoloflritt.    4.  Anil.  ^ 


114  Griechische  Kunstgesch.    Per.  HI.  [121J 

vocant),  Gic.  Brut.  86.  Oral.  2.  Quintil.  V,  12.  Lukian  de  salt.  75.  Hirt 
Abh.  der  Berl.  Akad.  1814.  Hist  CI.  S.  19  [Thiersch  Ep.  S.  357  beseitigt 
die  {Emendation  quern  et  f.  et  quern].  Als  eine  Schrift  nur  bei  Galen 
nsQl  zav  Ktt^'  * InnoxQcmpf  xal  IlXdv.  IV,  3.  T.  v.  p.  449  Kiihn,  u.  sonst 
Quadrata  (rer^ayova)  Polycl.  signa  esse  tradit  Varro  et  paene  ad  unum 
exemplum,  PUn.    Genaueres  §.  332  [vgl.  §.  130,  2]. 

1  121.  Mit  diesem  Charakter  des  Polykleitos  slimmt  es 
sehr  wohl  uberein,  dass  er  in  einem  Kunstler-Wettkampfe  zu 

•  Ephesos    mit    seiner    A  m  a  z  o  n  e    den    Phidias ,    Ktesilaos, 

2  Phradmon  und  Kydon  uberwand.  Phidias  an  eine  Lanze 
gestutzte  Amazone  ist  in  der  zum  Sprunge  sich  bereitenden 
im  Vatican ,  Ktesilaos  verwundete  in  •  einer  Capitolinischen 
Statue  wieder  erkannt  worden ;  die  Polykletische  mussen  wir 
uns  damach  als  das  Hochste  in  der  Darstellung  dieser  blu- 
henden  und  kraftig  ausgebildeten  Frauengestalten  denken.  Auch 
war  Polykleitos  wie  Ktesilaos  schon  in  Portratstatuen  aus- 

3  gezeichnet ;  jener  bildete  den  Artemon  Periphoretos,  dieser  den 
Perikles  Olympics.  * 

2.  Ueber  die  Amazone  des  Vatican  (Raccolta  109.  Piranesi 
Stat.  37.  M.  Franq.  HI,  14.  Bouill.  II,  10;  eine  eben  so  schOne  ist  im 
Gapitol,  andere  Copieen  desselben  Originals  hfiufig),  der  Verf.  de  Hyrina 
Amazone,  in  Gommentat.  Soc.  Gott.  rec.  VII.  p.  59.  D.  A.  K.  Tf.  31. 
vgl.  Gerhard  Bull.  d.  Inst.  1830.  p.  30.  273.  Beschr.  Roms  I.  S.  94. 
Hirt  Gesch.  der  Kunst  S.  177.  Pas  akad.  Mus.  zu  Bonn  1841.  S.  63  fif.] 
Ueber  die  verwundete  Amazone  (im  Capitol  M.  Cap.  HI.  t.  46;  im 
Louvre  n.  281,  Bouill.  E,  11;  im  Vatican  Gerhard  Beschr.  Roms  S.  95) 
s.  die  Herausg.  Winckelm.  IV.  S.  356.  VI.  S.  103.  Meyer  Gesch.  S.  81. 
Anm.  78.  Von  einer  schOnen,  aber  fragmentirten,  Statue  derselben  Art, 
nur  in  etwas  hartlichem  Style,  auf  dem  Schlosse  zu  WOrlitz,  Hirt  a.  0. 
S.  160.  Ein  Torso  im  K.  K.  Antiken-Kabinet  zu  Wien,  unter  Menschen- 
grOsse,  ist  dadurch  sehr  merkwilrdig,  dass  in  den  scharfen  Zdgen  des 
links  geneigten  Kopfs,  in  den  drahtartig  angelegten  Haaren  um  die  Stim, 
in  dem  steifgefalteten  Ober-  und  Untergev^and  (das  letztere  bedeckt  auch 
die  rechte  Brust)  das  Amazonen-Ideal  erhalten  ist,  wie  es  die  ECLnstler- 
Generation  vor  Phidias  und  Ktesilaos  bereits  ausgebUdet  hatte. 

3.  Artemon  Periphoretos  war  der  Maschinenbauer  des  Perikles  im 
Kriege  gegen  Samos  (01.  84,  4);  das  angeblich  Anakreontische  Gtedicht 
(Mehlhom  Anacr.  p.  224)  auf  ihn  ohne  Zweifel  spatem  Ursprungs.  {Dsls 
Gedicht  ist  sicher  5cht   und  der  Artemon  7[fQt(p6Qrjos  als  Zeitgenoss  des 


[122]    •  Polykleitos.    Myron.  US 

Anakreon  und  ein  Weichling  von  dem  Maschinenbauer  Artemon  zu  unter- 
scheiden ;  der  A.  Periphoretos  des  Polyklet  war  ein  Gegensttlck  des  Herakles 
Ageter;  wie  im  Rhein.  Mus.  Ill,  1.  S.  155  ff.,  worauf  der  Verf.  am  Rande 
selbst  yerwiesen  hat,  gezeigt  ist.]  Die  Statuen  des  Artemon  und  Perikles 
erwSOmt  Plin.  Von  der  Sosandra  §.  112.  Kolotes,  Phidias  SchtUer,  bildet 
nach  einer  auffallenden  Angabe  des  Plin.  philosophos.  Stypax  bildet  (zum 
Scherz)  einen  Sklaven  des  Perikles  als  axXayxvonxrig,  den  Plin.  mit  dem 
Arbeiter  des  Mnesikles  (Pint.  Perikl.  13)  verwechselt  zu  haben  scheint. 


122.    Noch  kdrperlicher  aussert  sich  die  Eunst  in  My-  i 
ron  dem  Eleuthereer  t^inem  halben  Boeoter),   den  seine  In- 
diyidualitat  besonders  dahin  fuhrte,   kraftiges  Naturleben  in 
der  ausgedehntesten  Mannigfaltigkeit  der  Erscheinungen  mit 
der  grossten  Wahrheit  mid  Naivetat  au&ufassen  (primus  hie 
multiplicasse   veritatem   videtur).     Seine  Kuh,    sein  Hirnd,  2 
seine  Seemigeheuer  waren  hochst  lebensvoUe  Darstellungen  3 
aus  der  Thierwelt;   aus  derselben  Richtmig  gingen  sein  Do- 
lichodrom  Ladas,  der  in  der  h5chsten  mid  letzten  Anspannmig 
vorgestellt  war,  sein  Diskobol,  der  im  Moment  des  Abschleu- 
dems  aufgefasst  war,  und  durch  zablreiche  Nachbildungen  sei- 
nen  Ruhm  beweist,  seine  Pentathlen  und  Pankratiasten  her- 
vor.    Von  mythischen  Gestalten  sagte   ihm  besonders  Hera-  4 
kles  zu,   den  er  nebst  der  Athena  und  dem  Zeus  in   einer 
colossalen  Gruppe  fur  Samos  bildete.    Doch  blieb  er  in  der  5 
gleichgultigen ,  r^ungslosen  Bildung   des   Gesichts,    und   in 
der  steifen  Arbeit  der  Haare  auf  der  Stufe  der  firiihem  Erz- 
giesser  (der  Aegineten  besonders)  stehn,   von  denen  er  sich 
uberhaupt  weniger  unterschied,  als  Polyklet  und  Phidias. 

1.  Ueber  Myron  Boettiger  Andeut.  S.  144.  Sillig  G.  A.  p.  281. 
Myron  qni  paene  hominum  animas  ferarumque  aere  expresserat,  Petron 
88.  Steht  nicht  im  Widerspruch  mit:  corpormn  tenus  curiosus,  animi 
sensus  non  expressisse  videtur,  Plin.  XXXTV,  19,  3.  [Statins  Silv.  IV,  6, 
25,  quae  docto  multum  vigilata  Myroni  Aera,  von  Sillig  Qbersehen,  mit 
Ovids  operosus  susammentrefTend.] 

2.  Ueber  die  durch  Epigramme  (Anthol.  Auson.)  berdhmte  Kuh, 
mit  strotzenden  Eutem  nach  Tzetz,  Ghil.  VUI,  194,  s.  Goethe  Kunst  und 
Alterthum  U,   p.  1.     (Doch   kann   es  aus  mehrem  Grflnden   nicht   die 


l\Q  Griechische  Kunstgescb.    Per.  III.       •  •    [123] 

auf  den  Mdnzen   von  Epidamnos  sein.)     Vier  andere  Euhe  des  Myron, 
Praperz  II,  31,  7. 

3.  Von  dem  Lad  as  Anthol.  Pal.  T.  II.  p.  640.  Plan.  n.  53.  54. 
Ueber  zwei  E^fig^uren  in  I^eapel  alfi  Nachbildungen  (?)  Schorn's  Kunst- 
blatt  1826.  n.  45.  vgl.  M.  Borb.  Y,  54.  Der  Diskobol  ein  distortum  et 
elaboratum  signum,  Quintil.  II,  13.  Eine  Ckxpie  bescbreibt  genau  Lukian 
Pbilops.  18  zov  ininsKV^oza  nova  to  oxfjiux,  f^s  aq>icemgy  aitBCzgaH' 
fiivov  eig  vrjv  diCKOtpogoVf  ^QSfia  duXatovra  za  hzigo},  iotnoza  ^vvava- 
azrjaofiivqt  fiBza  z^g  §oX^g.  Sonst  dber  den  Akt  des  Wurfes  Ovid  M.  X, 
177.  Ibis  587.  SUt.  Theb.  VI,  680.  vgl.  Welcker  ad  Pbilostr.  p.  352. 
Nachbildungen  in  Statuen:  M.  Gapit.  Ill,  69;  M.  FranQ.  I,  20.  Bomll.  II, 
18  (im  Vatican  aos  Hadrian's  Villa);  Piranesi  Stat  6.  Guattani  M.  I. 
1784.  Febr.  p.  IX  (in  Villa  Massimi)  Qetzt  im  Palast  Masshni  alle  Colonne, 
weit  das  fioli6nste  Exemplar  und  eine  der  easten  Statnen  der  Welt];  Speci- 
mens ipL  29  (im  Brit.  Museum);  und  in  Gemmen:  M.  PioCl.  I.  t  agg.  A. 
D.  6.  D.  A.  K.  Tf,  32.  Vgl.  Franc  GancoUieri  del  Discobolo  scoperto 
nella  Villa  Palombanu  R.  1806.  Welcker's  Zeitsohr.  I.  8.  267.  Amaltbea 
III.  S.  243.  [Meyer  in  den  Propyl.  II,  1.  S.  35.  Wagner  im  Eunstbl.  1830. 
N.  54.  Nachgebildet  ist  die  Figur  nicht  bios  in  dem  Pbilostratischen  Ge- 
mSlde,  aucb  in  einem  Relief  mil  Eampfspielen  durch  Kinder  dargestellt 
M.  du  Louvre  pi.  187.  n.  455.  Zu  den  bekannten  Wiederholungen  der 
Statue  kommt  eine  in  Turin,  v^ozu  Hillin  Voy.  au  Pi^mont  eine  in  Neapel 
nennt,  and  eine  im  Vatican  Beschr.  Roms  II,  2.  S.  242.  N.  10.] 

4.  Plin.  a.  0,    Gic.  Verr.  IV,  3,  5.    Strabon  XIV,  637  b. 

o.  Ueber  die  Arbdt  der  Uaare  s.  Plin.  u.  vgl.  die  Bemerkung  der 
Herausg.  Winokekn.  VI.  S.  113  tlber  zwei  Gopieen  des  Diskobol.  ~  Jtfyron 
arbeitet  aucb  Scbalen  u.  dgl.  (Martial  VI,  92.  VIII,  51),  wie  Polykleitos, 
und  Myron's  Sohn  Lykios  (AvntovQYrj^h 

1  123.  AIs  Abweichungen  von  dem  herrschenden  Geiste 
und  Sinne  erscheinen  die  Bestrebungen  des  Kallimachos 
und  Demetrios.  Ein  sicli  nie  genugthuender  Fleiss  zeich- 
nete  Kallimachos  Werke  aus,  aber  verdarb  sie  aucb,  und 
verdiente  ihm  den  Bebiamen  Katatezitechnos,  weil  seine  Eunst 
im  feinen  Ausfiihren  kleinlicher  Einzelheiten  gleichsam  zusam- 

2  menschwinde.  Demetrios  dagegen,  der  Athener,  war  der  erste, 
der  in  Nachbildungen  von  Individuen,  besonders  altem  Leu- 
ten,  eine  Treue  erstrebte,  welche  auch  das  Zufallige,  zur 
Darstellung  des  Charakters  Unwesentliche  und  Unschone,  ge- 

3  treu  wiedergab.  —  Unter  den  Kunstlern,  welche  sich  gegen 


[124]  Zweite  Epodie.  117 

Ende  (wie  Naukydes)  und  nach  dem  Ende  des  Pelop.  Krle- 
ges  (wie  Daedalos)  auszeichneten,  scheint,  auch  wenn  sie  iricht 
selbst  Schuler  des  Polyklet  waren,  doch  besonders  der  Poly- 
kletische  Geist  fortgelebt  zu  haben.  Der  Erzguss  herrscht  noch 
iminer  vor ;  gymnastische  Figuren,  Athleten-  und  Ehrenstatuen, 
beschaftigen  die  Eunstler  am  meisten. 

1.  Ueber  Kallimachos  s.  Billig.  G.  A.  p.  127  tind  VoelkeFs  Nachlass 
&.  121.  Ueber  %eetaT7j^lT9zi^9  Tgl.  auch  ebd.  8.  152.  Der  hflafige  6e- 
braucfa  des  Bohrers,  dessen  erste  Anwendung  auf  Marmor  ihm  zugescfarieben 
^*M  (▼?!•  §•  ^*  Amn.  2),  das  Korinthische  Gapitftl  (§.  108),  der  zierliche 
Lydmos  der  PaDas  Polias  (wohl  nach  01.  92  gearbeitet),   die  saltantes 

•   Lacaenae,  emendatnm  opus,  sed  in  quo  gratiam  omnem  diligentja  abstulerit, 
stinmien  sehr  gut  mit  diesem  Beinamen  Qberein. 

2.  Dem.  nimius  in  veritate,  Quintil.  XII,  10.  Sein  Pelichos  von 
Korinth  (vgl.  Thuk.  I,  28)  war  »^oya0ro>^,  (pccXctprlccg ,  ^ftlyvfivog  ttiv 
avafiolrjVf  rjvsiimfiivog  tov  ntaymvog  rag  xqlx«g  ivlag,  ini0fi/iog  rag 
fpUfiag,  aHoavd-ifmn^  ofioiog,  nach  Lukian  Philops.  18,  wo  Dem.  av^^m- 
no  no  log  heisst.  Ein  signum  Corintbium  ganz  derselben  Runstart  be- 
schreibt  Plin.  Epist.  Ill,  6. 

3.  S.  besonders  die  Nachrichtai  \lber  die  Weihgescbenke  der  Lake- 
daemonier  von  Aegospotamoi  (die  meerblauen  Nauarchen)  Paus.  X,  9,  4. 
Plut  Lysander  18  de  Pyth.  orac.  2.  Vgl.  Paus.  VI,  2,  4.  Eine  ikonische 
Statue  Lysanders  von  Marmor  in  Delphi  Plut.  Lys.  1. 


b.    Die  Zeit  des  Praxiteles  und  Lysippos. 

124.  Nach  dem  Peloponnesischen  Kriege  erhebt  sich  zu  l 
Athen  und  in  der  Umgegend  eine  neue,  mit  der  vorigen  durch 
keine  nachweisbare  Succession  znsammenMngende  Kunstschule, 
deren  Eunstweise  in  gleichem  Maasse  dem  Geiste  des  neuatti- 
scben  Lebens  entspricht,  wie  die  Phidiasische  dem  Gharakter 
des  aitern  (§.  103).  Besonders  waren  es  Skopas ,  Ton  2 
Paros,  einer  Athen  stammverwandten  und  damals  auch 
unterworfenen  Insel,  geburtig,  und  Praxiteles,  aus  Athen 
selbst,  durch  welche  die  Kunst  zuerst  die  der  damaligen  Stim- 
mung  der  Gemuther  zusagende  Neigung  zu  aufgeregteren 
und  weicheren  Empfindungen  erhalt,  welche  indess  bei  dies«i 
Meistem  noch  mit  einer  edlen  und  grossartigen  Auffassung 
der  Gegenst^nde  aufs  schonste  vereinigt  war. 


118  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [125] 

1.  Bildende  Kiinstler  der  Zeit:  Mentor,  Toreut,  zwischen  OL  90 
(er  ahmt  Therikleische  Becher  in  Silber  nach)  und  106  (wo  Werke  von 
ihm  im  Ephesiscben  Artemision  untergehen.  Kleon  von  Sikyon,  Antiphanes 
Schaier,  98—102.  Skopas,  der  Parier,  wahrscheinlich  Sohn  Aristanders 
(§.  112.   Boeckh  C.  I.  2285  b),  Architekt,   Bildhauer  u.  Erzg.  97—107.  , 

Polykles  von  Athen,   Stadieus  Schuler  (?),  Erzg.  102.    Damokritos  von  ' 

Sikyon,  SchtUer  Pison*s,  Erzg.  102.  Pausanias  von  Apollonia,  Erzg.  gegen 
102.  Samolas  aus  Arkadien,  Erzg.  gegen  102.  Eukleides  von  Athen, 
Bildh.  geg.  102  (?).  Leochares  von  Athen,  Erzg.  und  Bildh.  102—111. 
(Gegen  104  war  er  nach  dem  Ps.  Platon.  Brief  XIII.  p.  361  ein  junger 
und  tre£flicher  Bildner).  Hypatodoros  (Hekatodoros)  und  Aristogeiton  von 
Theben,  Erzg.  102.  Sostratos,  Erzg.  102 — 114.  Damophon  aus  Messenien, 
Erzg.  103  ff.  Xenophon  von  Athen,  Erzg.  103.  Kallistonikos  von  Theben,  . 
Erzg.  103.  Strongylion,  Erzg.  geg.  103  (?).  Olympiosthenes,  Erzg.  geg. 
103  (?).  Euphranor,  der  Isthmier,  Maler,  Bildh.,  Erzg.  und  Toreut 
104 — 110.  Praxiteles  von  Athen  (C.I.  1604.  Opera  eius  sunt  Athenis 
in  Ceramico,  Plin.  N.  H.  XXXVI,  4,  5),  Bildh.  u.  Erzg.  104—110.  Echion 
[oder  Action],  Erzg.  und  Maler  107.  Therimachos,  Erzg.  und  Maler  107 
Timotheos,  Bildh.  u.  Erzg.  107.  Pythis,  Bildh.  107.  Br y axis  von 
Athen,  Bildh.  u.  Erzg.  107—119.  Herodotos  von  Olynth,  g.  108.  Hippias, 
Erzg.  110.  Lysippos  von  Sikyon,  Erzg.  103—114  (zu  Pans.  VI,  4.  vgl. 
Gorsini  Diss.  Agon.  p.  125),  nach  Athen.  XL  p.  784  noch  116,  1  (?). 
Lysistratos,  Lysippos  Bruder,  von  Sikyon,  Plastes  114.  Si  I  anion  von 
Athen,  ein  Autodidakt.  Sthenis,  Euphronides,  Ion,  Apollodoros,  Erzgiesser 
114.  Amphistratos,  Bildh.  114.  Hippias,  Erzg.  114  (zu  schliessen  aus 
Pans.  VI,  13,  3).  Menestratos,  Bildh.  urn  114  (?).  Ehaereas,  Erzg.  gegen 
114.  Philon,  Antipatros  Sohn  (?),  Erzg.  114.  Pamphilos,  Praxiteles 
Schdler,  114.  Eephissodotos  (oder  -doros)  und  Timarchos,  Praxiteles 
SOhne,  Erzg:  114—120. 

1  125.  Skopas,  besonders  Arbeiter  in  Marmor  (dem 
Produkt  seiner  Heimat),  dessen  milderes  Licht  ihm  fur  die 
Gegenstande  seiner  Kmist  ohne  Zweifel  geeigneter  schien  als 
das  strengere  Erz,   entlehnt  seine  liebsten  Gegenstande  aus 

2  dem  Kreise  des  Dionysos  und  der  Aphrodite.  In  jenem 
Kreise  war  er  sicher  einer  der  ersten,  welcher  den  Bachischen 
Enthusiasmus  in  voUig  freier,   fesselloser  Gestalt  zeigte  (vgl. 

3  §.  96.  Anm.  21);  seine  Meisterschaft  in  diesem  beweist 
unter  andem  die  Zusammenstellung  der  durch  geringe  Nuan- 
cen  unterschiedenen  Wesen:   Eros,  Himeros  und  Pothos,  in 

4  einer  Statuengruppe.  Das  Apollonideal  verdankt  ihm  die 
anmuthigere  und  lebensvoUere  Form  des  Pjihischen  Kitharoe- 


[125]  Skopas.  119 

den ;  er  schuf  sie,  indem  er  der  in  der  Kunst  fruher  herkSmm- 
lichen  Figur  (§.  96.  Anni.  17)  mehr  Ausdruck  von  Sch%vung 
und  Begeisterung  verlieh.  Eins  seiner  herrlichsten  Werke  war  5 
die  Gruppe  der  Meergottheiten,  welche  den  Achilleus  nach 
der  Insel  Leuke  fuhren:  ein  Gegenstand,  in  dem  goltliche 
Wurde,  weiche  Anmuth,  Heldengrosse,  trotzige  Gewalt  und 
uppige  Fulle  eines  naturkraftigen  Lebens  zu  so  wunderbarer 
Hannonie  vereinigt  sind,  dass  auch  schon  der  Versuch,  die 
Gruppe  im  Geiste  der  alten  Kunst  uns  vorzustellen  und 
auszudenken,  uns  mit  dem  innigsten  Wohlgefallen  eriullen 
muss.  £s  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  durch  Skopas  zuerst  6 
der  dem  Bachischen  Kreise  eigene  Charakter  der  Formen  und 
Bewegungen  auf  die  Darstellung  der  Wesen  des  Meers  uber- 
tragen  wurde,  wonach  die  Tritonen  sich  als  Satyrn,  die 
Nereiden  als  Maenaden  der  See  gestalten,  und  der  ganze 
Zug  wie  von  innrer  LebensfuUe  beseeligt  und  berauscht  erscheint 
(vgl.  §.  402). 

2.  Dionysos  zu  Knidos  von  Marmor,  Plin.  XXXVI,  4,  5.  Eine 
Maenas  mit  flatterndem  Haar  als  x^t^^'^Q^Vovog ,  aus  Parischem  Marmor, 
KaUistralos  2.  Anthol.  Pal.  IX,  774  u.  Plan.  IV,  60.  (App.  II.  p.  642), 
wahrscheinlich  die  auf  dem  Relief  hei  Zo§ga  Bassir.  II.  tv.  84,  die  auch 
auf  den  Reliefs  ebd.  83.  106 ,  auf  der  Vase  des  Sosibios  (Bouill.  Ill,  79), 
bei  Gr.  Landsdown  und  im  Brit.  Museum  (R.  VI.  n.  17*)  wiederkehrt. 
Panisk,  Cic.  de  divin.  I,  13. 

3.  Zu  Rom  eine  unbekleidete  Venus  Praxiteliam  iUam  antecedens 
(der  Zeit  nach?)  Plin.  XXXVI,  4,  7.  Venus,  Pothos  (und  Phaethon?)  zu 
Samothrake,  Plin.  ebd.  Eros,  Himeros,  Pothos  zu  Megara,  Pans.  I,  43,  6. 
Skopas  eheme  Aphrodite  Pandemos  zu  Elis,  auf  einem  Bocke  sitzend, 
macht  einen  merkwQrdigen  Gegensatz  gegen  Phidias  benachbarte  Urania 
mit  der  SchildkrOte,  Pans.  VI,  25,  2.    Chametaerae? 

4.  Der  Apollon  des  Skopas  war  nach  Plin.  die  Hauptstatue  des 
Tempels,  durch  den  Augustus  seinem  Schutzgott  fQr  den  Sieg  von  Actium 
dankte,  und  erscheint  daher  auf  ROmischen  MQnzen  seit  Augustus  mit 
beiderlei  Beischrift:  Ap.  Actius  u.  Palatinus.  S.  Eckhel  D.  N.  VI.  p.  94.  107. 
VU.  p.  124.  vgl.  Tacit.  Ann.  XIV,  14.  Sueton  Nero  25  (nebst  Patinus 
Anin.).  Diesen  beschreibt  Properz  II,  31, 15:  Inter  matrem  (von  Praxiteles, 
Plin.)  deus  ipse  interque  sororem  (von  Timotheos,  Plin.)  Pythius  in  longa 
carmina  veste  sonat.  Eine  Gopie  dieses  Palat.  Apollon  ist  der  mit 
den  Musen   in  der  Vi}la  des   Gassius  aufgefundene  Vaticanische,   s.  M. 


120  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [126] 

PioGL  I.  tv.  16  (vgl.  Visconti  p.  29,  welcher  indess  Timarchides  Statue* 
Plin.  XXXVI,  4,  10,  ftlr  das  Original  faalten  mOchte)  M.  Frani^.  L  pi.  5. 
Bouill.  I.  pi.  33. 

5.  Sed  in  maxima  dignatione,  Cn.  Domitii  delubro  in  Circo  Flaminio, 
Neptnnus  ipse  et  Thetis  atqne  Achilles,  Nereides  supra  delphinas  et  cete 
et  hippocampos  sedentes.  Item  Tritones,  chorusque  Phorci  et  pristes  ac 
multa  alia  marina  omnia  eiusdem  manus,  praeclarum  opus  etiamsi  totius 
vitae  fuisset.  Plin.  Ueber  den  Mythus  des  Bildwerks  besonders  v.  Koehler 
M4m.  sur  les  lies  et  la  Course  d'Achille.    P^tersb.  1827.  Sect.  1. 

1  126.  Ob  die  Gruppe  der  Niobe  (welche  in  Rom 
sich  im  Tempel  des  Apollo  Sosianus  befand)  von  Skopas 
Oder  Praxiteles  sei,  wussten  die  Romischen  Kunstkenner,  wie 

2  bei  einigen  andem  Mannorwerken,  nicht  zu  entscheiden.  Auf 
jeden  Fall  zeugt  die  Gruppe  fur  eine  Kunst,  welche  gern  er- 
greifende  und  erschuttemde  Gegenstande  darstellt,  aber  diese 
zugleich  mil  der  Massigung  und  edlen  Zuruckbaltung  behan* 
delt,   wie   sie   der  Sinn  der  Hellenen  in  den  besten  Zeiten 

3forderte.  Der  Kunstler  bietet  AUes  auf,  um  unser  Gemuth 
fur  die  von  den  G5ttem  gestrafte,  getrofihe  Familie  zu  ge- 
winnen ;  die  edlen  und  grossartigen  Formen  der  Gesichter,  in 
denen  die  Familienverwandtschaft  sich  ausspricht,  erscheinen 
nirgends  durch  korperiichen  Schmerz  und  Furcht  vor  der  drohen- 
den  Gefahr  widrig  verzogen;  das  Angesicht  der  Mutter,  der 
Gipfel  der  ganzen  Darstellung,  druckt  die  Verzweifelung  der 

4Mutterliebe  in  der  reinsten  und  hochsten  Gestalt  aus.  Das 
Urtheil  uber  die  Composition  und  die  Motive,  welche  die 
Gruppe  in  ihren  Theilen  belebten  und  zusammenhielten ,  ist 
durch  den  Zustand,  in  dem  sie  auf  uns  gekommen,  sehr  er- 

Jschwert.  Doch  liegt  so  viel  am  Tage,  dass  ausser  der  Mutter 
auch  unter  den  ubrigen  Figuren  mehrere  zu  kleineren  Grup- 
pen  vereinigt  waren,  in  denen  das  Bemuhen  Andre  zu  schu- 
tzen  und  ihnen  zu  helfen,  die  Reihe  der  Fliehenden  und  sich 
Rettenden  auf  eine  fiir  Auge  und  Gemuth  gleich  wohlthatige 
Weise  unterbrachen. 

1.  Par  haesitatio  est  in  templo  Apollinis  Boeiani,  Nioben  cum 
liberis  morientem  (oder  Niobae  liberos  roorientes)  Scopas  an  Praxiteles 
fecerit,  Plin.  XXXVI,  4,  8.  Die  Epigramme  (Anthol.  Pal  App.  11. 
p.  664.  Plan.  IV,  129.  Auson.  Epit.  Her.  28)  stimmen  fOr  Praxiteles. 
Der  Tempel    des   Apollo   Sosianus   war   wahrscheinlich    von    C.   Sosius 


[126J  Niobe-Gruppe.  121 

der  unter  Antonins  in  Syrien  stand,  gegrfindet  worden  (ygl.  Dk>  Cass. 
XLIX,  22  mit  Plin.  XIII,  11).  [Wagner  S.  296.]  Ueber  die  AufsteUung 
in  einem  Giebel  (nach  Bartholdy^s  Idee)  s.  Guattani  Memorie  endelop. 
1817.  p.  77  u.  Le  statue  della  favola  di  Niobe  sit.  nella  prima  loro  dis- 
posizione,  da  G.  R.  Cockerell.  F.  1818,  auch  (Zannoni)  Galena  di  Firenze, 
Stat.  P.  II.  tv.  76.  [Wagner  bestreitet,]  Thiersch  bezweifelt  sie ,  aber  gibt 
doch  die  dreieckige  Form  und  bilaterale  Anordnnng  der  Gruppe  zu.  [Die 
dreieckige  Form  nicht,  S.  369.  vgl.  273.] 

4.  Zu  der  Florentinischen  Gruppe  (1583  bei  dem  Thor  S.  Gio- 
vanni in  Rom  gefunden)  sind  viele  ungehOrige  Figuren  hinzu  gekommen 
(ein  Diskoix)!,  eine  Psyche,  eine  Musenfigur,  eine  Nympbe,  ein  Pferd). 
Auch  die  Gruppe  jugendlicher  Pankratiasten,  obwohl  dabei  gefunden,  fflgt 
sich  nicht  wohl  in  das  Ganze  ein,  sondem  scheint  nach  dem  Symplegma 
von  Eepbissodotos,  Praxiteles  Sohn,  gearbeitet  zu  sein  (digitis  verius  cor- 
pori  quam  marroon  impressis  Plin.).  [?]  Aber  auch  die  flbrigen  Statuen 
sind  von  ungleichem  Werth,  selbst  von  verschiednem  Marmor.  Von  den 
in  Florenz  befindlichen  Niobiden  werden  ausser  der  Mutter  mit  der  jdngsten 
Tochter  zehn  Figuren  fQr  ftcht  zu  halten,  und  (nach  Thorwaldsen's  Be- 
merkung)  der  sog.  Narcissus  (Galeria  tv.  74)  dazuzufdgen  sein.  Ob  die 
Florentinischen  Figuren  die  im  Alterthum  berQhmten  sind,  ist  noch  sehr 
zweifelhaft,  da  die  Behandlung  der  KOrper,  obwohl  im  Allgemeinen  vor- 
trefflich  und  grossartig,  doch  nicht  die  durchgangige  Vollendung  und  die 
lebendige  Frische  zeigt,  wie  die  Werke  des  Griechischen  Meissels  aus  der 
besten  Zeit.  —  Der  lebendige  Hauch  Griechischer  Kunst  ist  dagegen  in 
dem  sog.  Uioneus  in  der  Glyptothek  zu  Mflnchen  (n.  125)  unverkennbar; 
eines  Skopas  wurdig,  kann  er  indess  aus  der  Veii)indung  mit  den  Niobiden 
keine  ganz  befriedigende  ErlHuterung  erhalten.  Vgl.  Kunstblatt  1828.  N.  45. 
IHe  sog.  Niobide  in  Pans  (L.  441.  darac  pi.  323)  ist  viel  eher  eint 
Maenas,  die  sich  einem  Satyr  entringt.  Von  den  sicbem  Figuren  der 
Gruppe  kommen  auaser  Florenz  am  hftufigsten  der  erhabene  Eopf  der 
Hutter  (sehr  sch5n  in  Sarskoselo  und  bei  Lord  Yarborough)  und  der 
sterbende  ausgestreckt  liegende  Sohn  (auch  in  Dresden  und  Mdnchen)  vor. 

5.  Ausser  der  Mutter  sind  folgende  partielle  Gruppirungen  nach- 
gewiesen:  a.  Der  Paedagog  (Gal.  15)  war  mit  dem  jdngsten  Sohne  (Gal. 
11)  so  zusammengestellt,  dass  dieser  sich  an  ihn  von  der  linken  Seite  an- 
dr^gte,  und  er  ihn  mit  dem  rechten  Arme  an  sich  zog,  nach  der  bei 
Soissons  gefundenen  Gruppe,  welche  (mit  Verwechselung  von  rechts  und 
links)  bei  R.  Rochette  M.  I.  pi.  79.  vgl.  p.  427  abgebildet  ist.  b.  Ein 
Sohn  (Gal.  9)  stQtzte  mit  dem  vorgestellten  linken  Fuss  eine  umsinkende 
sterbende  Schv^ester,  welche  in  einer  VaticanJschen  Gruppe,  Kephalos  und 
Prbkris  genannt,  erhalten  ist,  und  suchte  sie  mit  dem  Qbeiigebreiteten  Ge^^ 
wande  zu  schfitzen ;  nach  der  Bemerkung  von  [Canova],  Schlegel,  Wagner, 


122  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  ^    [127] 

Thiersch  (Epochen  S.  315).  c.  Eine  Tochter  (Gal.  3)  suchte  ebenfalls  mil 
ausgebreitetem  Obergewande  den  auf  das  linke  Knie  gesunkenen  Sohn 
(Gal.  4.  Race.  33)  zu  bedecken;  eine  Gruppe,  die  aus  einer  sp&tem 
Gemmen-Arbeit  (Impronti  gemm.  d.  Inst.  I,  74)  mit  Sicherheit  erkannt 
werden  kann.  Dieses  Niobidenpaar,  den  Bruder,  der  von  seiner  Schwester 
geschirmt  wird  (D.  A.  K.  Taf.  33,  d.  e.)  erkenne  ich  auch  in  der  Gruppe 
M.  Gapit.  Ill,  42  wieder,  wo  man  nur  genauere  Angaben  dber  die  Restau- 
rationen  wunschen  muss,  durch  welche  die  Schwester  aus  der  aufrechten 
Stellung  in  diese  zusammengebeugte  gebracht  zu  sein  scheint. 

Fabroni  Dissert,  sulle'  statue  appartenenti  alia  favola  di  Niobe. 
F.  1779  (mit  unpassenden  Erlauterungen  aus  Ovid).  H.  Meyer,  Propylaeen 
Ed.  II.  St.  2.  3  und  Amaltbea  I.  S.  273  (Erganzungen).  A.  W.  Schlegel 
Bibliotbdque  universelle  1816.  Litt6r.  T.  III.  p.  109.  [Oeuvres  T.  2.] 
Welcker  Zeitschrift  I.  S.  588  ff.  Thiersch  Epochen  S.  315.  368.  Wagner 
im  Kunstblatt  1830.  N.  51  ff.  [Welcker  aber  die  Gruppirung  der  Niobe 
und  ihrer  Kinder  im  Rhein.  Mus.  IV.  S.  233.  Feuerbach  Vatic.  Ap. 
S.  250  ff.  Guigniaut  Religions  de  Tantiqu.  pi.  215  bis,  Explic.  p.  331-33. 
.  Ed.  Gerhard  Drei  Vorles.  1844.  S.  49  ff.  Ad.  Trendelenburg  Niobe,  einige 
Betrachtungen  Ciber  das  SchOne  und  Erhabene.  Berl.  1846.]  Abbildungen 
bei  Fabroni,  in  der  Gal^rie  de  Florence  I . .  IV.  und  der  Galena  di  Firenze, 
Stat.  P.  I.  tv.  1  ff.    D.  A.  K.  Tf.  33.  34.    Vgl.  §.  417. 

1  127.  Auch  Praxiteles  arbeitete  besonders  in  Marmor , 
und  that  sich  selbst  am  meisten  in  Gegenstanden  aus  dem 
Cyklus  des  Dionysos,  der  Demeter,  der  Aphrodite,  des  Eros 

2  genug.  In  den  zahlreichen  Figuren ,  die  er  aus  dem  ersten 
Kreise  bildete,  war  der  Ausdruck  Bachischer  Schwarmerei,  so 
wie  schalkhaften  Muthwillens  mit  hochster  Anmuth  und  Lieb- 

3  lichkeit  vereinbart.  Praxiteles  war  es,  der  in  mehrern  Muster- 
bildern  des  Eros  die  voUendete  Schonheit  und  Liebens- 
wurdigkeit  des  Knabenalters  darstellte,  welches  den  Griechen 

4  grade  das  reizendste  schien ;  der  in  der  enthullten  Aphrodite 
die  hochste  smnliche  Reizfulle  mit  einem  geistigen  Ausdrucke 
vereinigte,  in  dem  die  Herrscherin  der  Liebe  selbst  als  das 
von  innerer  Sehnsucht  erfuUte,  der  Liebe  bedurftige  Weib 

5  erschien.  So  herrlich  diese  Werke  waren:  so  tritt  doch  in 
ihnen  an  die  Stelle  der  gOttlichen  Wurde  und  Herrschermacht, 
welche  die  fruhem  Bildner  auch  in  den  Gestalten  dieses 
Ereises  auszudrucken  gesucht  batten,  die  Verehrung  der  sinnlich 

6  reizenden  Erscheinung  fiir  sich.    Diese  Richtung  zu  begunsti- 


11271  Praxiteles.  ~  123 

gen,  dazu  wirkte  gewiss  auch  das  Leben  des  Eiinstlers  mit 
den  Hetaeren;  manche  unter  diesen  ganz  Griechenland  mit 
ihrem  Ruhrae  erfuUenden  Buhlerinnen  erschien  dem  Kunstler 
wirklich,  und  nicht  ohne  Griind,  als  eine  in  die  Erscheinung 
getretne  Aphrodite.  Auch  in  dem  Kreise  des  ApoUon  gefiel  7 
es  Praxiteles ,  Manches  Umzubilden ,  wie  er  den  jugendlichen 
ApoUpn  in  einem  seiner  schonsten  imd  geistreichsten  Werke  in 
Stellung  und  Figur  den  edlern  Satyrgestalten  nSher  brachte, 
als  es  ein  fruherer  Kunstler  gethan  haben  wurde.  Ueber-  8 
haupt  war  Praxiteles,  der  Meister  der  jungern,  wie  Phidias 
der  allem  AttiscHen  Schule,  fast  ganz  Gotterbildner;  Heroen 
bildete  er  selten,  Athleten  gar  nicht. 

1.  Von  Praxiteles  als  Marmor-Arbeiter  Plin.  XXXIV,  8,  19.  XXXVI, 
4,  5.  Phaedr.  V.  Praef.  Statius  S.  IV,  6,  26.  'O  xaTu fii^txg  axgcos  roig 
Xi^Lvoig  i^yots  ra  rijg  ipvx^s  na^n,  Diodor  XXVI.  Ed.  1.  p.  512  Wess. 

2.  Cyclus  der  De meter,  s.  Preller  Demeter  u.  Persephone  S.  91. 
Dionysos  von  Elis,  Paus.  VI,  26,  1,  vielleicht  der  von  Kallistratos  8  be- 
schriebene,  von  Erz,  ein  reizender  Jflngling,  mit  Epheu  bekrtozt,  mit  einer 
Nebris  um^rtet,  die  Lyra  (?)  auf  den  Thyrsus  Stiitzend,  weich  und 
schw&rmerisch  blickend.  Neben  dieser,  damals  erst  aufgekommenen,  jugend- 
lichen Bildung  stellte  Prax.  den  Gott  auch  in  ftlterer  Weise,  in  reifem 
Mannesalter,  dar,  wie  in  der  Gruppe,  welche  Plin.  XXXIV,  8,  19,  10  be- 
schreibt:  Liberum  patrem  et  Ebrietatem  nobilemque  una  Satyrum,  quern 
Graeci  nsgt^oi^tov  cognominant.  Es  ist  nicht  ausgemacht,  oh  der  Satyr 
der  Tripodenstrasse  (Paus.  I,  20,  1.  Athen.  XIII,  591  b.  vgl.  Heyne  Antiq. 
Aufs.  11.  S.  63)  derselbe  ist.  Dieser  wird  fdr  den  fifter  vorkommenden, 
an  einen  Baumstamm  gelehnten,  vom  Flfitenspiel  ruhenden  gehalten: 
H.  PioCl.  II,  30.  M.  Gap.  Ill,  32.  M.  Francj.  II.  pi!  12.  Bouill.  I,  55.  vgl. 
Winckelm.  W.  IV.  S.  75.  277.  VI.  S.  142.  Visconti  PioCl.  II.  p.  60.  Satyr 
in  Megara,  Paus.  I,  43,  5.  Prax.  bildete  eine  Gruppe  von  Maenaden, 
Thyaden,  Karyatischen  T&nzerinnen  (§.  365)  und  Silenen  in  rauschendem 
Zuge,  Plin.  XXXVI,  4,  5,  Anthol.  Pal.  IX,  756.  Pan  einen  Schlauch 
tragend,  lachende  Nymphen,  eine  Danae,  aus  Marmor,  Anthol.  Pal.  VI, 
317.  App.  T.  II.  p.  705.  Plan.  IV,  262.  Hermes  den  kleinen  Dionysos 
tragend,  von  Marmor  (Paus.  V,  17,  1),  wahrscheinlich  copirt  in  dem  Relief, 
Zo€ga  Bassir.  I,  3,  und  auf  dem  GefSsse  des  Salpion.    §.  384. 

3.  Eros.  a.  Zu  Parion,  aus  Marmor,  nackt,  in  der  Biathe  der 
Jugend,  Plin.  XXXIV,  4,  5.  b.  Zu  Thespiae,  von  Pentelischem  Marmor, 
mit  vergoldeten  Flugeln  (Julian  Or.  II.  p.  54  c  Spanh.),  ein  Knabe  in  der 


124  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [127] 

Jugendbiathe  (h  mga)^  Lukian  Amor.  11.  17.  Paus.  IX,  27.  Von  der 
Phryne  (oder  Glykera)  geweiht,  von  Caligula,  dann  wieder  von  Nero  ge- 
raubt,  zu  Plinius  Zeit  in  Octaviae  scholis  (Manso  Mythol.  Abhandl.  S.  361  fit.). 
In  Thespiae  stand  eine  Copie  des  Menodoros,  Paus.  Von  dem  Thespischen 
als  einem  ehemen  spricht  (aus  Unkunde)  Julian.  Aegypt.  Antbol.  Pal.  App. 
II.  p.  687.  Plan.  IV,  203.  c.  Der  Eros  aus  Marmor  im  sacrarium  des 
Hejus  zu  Messana,  dem  Tbespischen  ahnlich,  Cic.  Verr.  I.  FV.  2,  3.  (Vgl. 
Amalthea  HI.  S.  300.  Wiener  Jahrb.  XXXIX.  8.  138).  d.  e.  Zwei  eheme 
von  Kallistratos  4.  11  beschriebene,  einer  ruhend  (Jacobs  p.  693),  der 
andre  mit  einem  Bande  die  Haare  umwindend.  Der  Parische  oder  Thespische 
ist  wahrscbein)icb  nachgebildet  in  dem  sch()nen  Torso,  mit  schmacbtendem 
Ausdrucke  und  jugendlichem  Lockenputz  (Krobylos)  von  Gentocelle,  M. 
PioCl.  I,  12.  Bouill.  I,  15,  der  vollst&ndiger,  mit  FlQgelans&tzen,  in  Neapel 
vorhanden  ist,  M.  Borbon.  VI,  25.  Aehnlich,  nur  noch  schlanker  und 
zarter,  ist  der  Eros  aus  der  Elginschen  Sammlung  im  Brit.  Museum  R. 
XV.  n.  305.*    D.  A.  K.  Tf.  35.    [Brit.  Mus.  T.  IX.] 

4i  Aphrodite,  a.  Die  von  den  Koern  bestellte,  velata  specie,  d.  h. 
ganz  bekleidet,  Plin.  XXXIV,  4,  5.  b.  Die  von  den  Knidiem  gekaufle, 
beim  Tempel  der  Aphr.  Euploea,  in  einer  besonders  dazu  eingerichteten 
Kapelle  (aedicula  quae  tota  aperitur,  Plin.,  vtoog  afi(pi9v^ogy  Lukian  Amor. 
13  TtiQioxinTcp  iv]  x(OQ<p  Antbol.  Pal.  App.  T.  II.  p.  674.  Plan.  IV,  160) 
aufgestellt;  spftter  nach  Kedrenos  in  Byzanz.  Aus  Parischem  Marmor;  die 
wesentlichen  Zuge  gibt  Lukian  Amor  13  f.  Imagg.  6  so  an:  Zbctjqoti, 
yiXmri  fiixgov  '6nofi$idi€ooa.  —  *0(pQV(ov  to  svyQVfifiov  xai  rdSv  ocpdaX- 
fimv  TO  vygov  Sfia  tm  (pai6Q(5  nal  xexccQiCfisvo).  —  Tlav  dl  to  ndXlog 
avt^g  ccKdXvfCTov,  ovdsfiioig  ia9"^zog  afinBxovarjgy  yeyvfivatai,  nXrjv  o<ra 
T^  hri^a  z^''9^  ^1?*'  cciSa  XsXrjd'OTatg  knixgvnTetv,  —  Tcov  8l  tolg  hxioig 
ivsctpQaytOfiivav  i|  hxatigcov  Tvncov  ovx  av  ttnoi  Tig  t&g  i^difg  6  yiXag, 
Mrjifov  Ts  Hal  HvrjfiTjg-  in  Bvd'v  TSTOcfiivTjg  cixQi  nodog  '^xgtpoofiivoi  ^^- 
fioL  Hiernach  und  nach  den  Mflnzen  von  Knidos  zu  Ehren  der  Plautilla 
erkennt  man  diese  Aphr.  in  der  Statue  der  Vaticanischen  Garten  (Perrier 
n.  85.  Episcopius  n.  46.  Race.  4),  in  der  neudrapirten  im  PioGl.  I,  11 
und  einer  aus  Palast  Braschi  nach  Manchen  (n.  135)  gekommenen  (FJax- 
mann  Lectures  on  sculpt,  pi.  22),  und  damach  auch  in  Bflsten  (im  L. 
59.  Bouill.  I,  68),  auch  in  Gemmen,  Lippert  Dactyl.  I,  I,  81.  'Die  Nackt- 
heit  war  bei  ihr  motivirt  durch  das  Ablegen  des  Ge wands  im  Bade  mit 
der  Linken,  die  Rechte  deckte  den  Schooss.  Die  Formen  waren  grossartiger, 
das  Gesicht,  bei  einem  schmachtendlSchelnden  Ausdrucke,  doch  von  er- 
habenerm  Charakter  und  runderer  Form,  als  bei  der  Mediceiachen  Venus, 
das  Haar  durch  ein  einfaches  Band  zusammengehalten.  Die  Identitfit  der 
Knidischen  und  Mediceischen  Venus  behauptete  A.  Meyer,  zu  Winckelm. 


[128J  Praxiteles,  Leochares,  Polykles  u.  A.  125 

W.  VI,  II.  S.  143.  Jenaer  ALZ.  1606.  Sept.  67.  Gescb.  der  Kimst  I. 
&  113,  gegen  Heyne  Ant  Aufs.  I.  S.  123.  Visconti  M.  PioQ.  I.  p.  18. 
Leveaow  Ob  die  Mediceische  Venus  ein  Bild  der  KDidischen  sei.  B.  1808. 
Thiersch  Epochen  S.  288.  —  c  Eine  eheme,  Plin.  d.  Eine  marmome  in 
Thespiae,  Paus.  IX,  27.  e.  Eine  Aphr.  des  Prax.  stand  im  Adonion  zu 
Alexandreia  am  Latmos,  Steph.  B.  s.  v.  ' jUB^avdQeia,  Peitho  und  Pare- 
goros  (nuQtpaoig  Homer)  neben  der  Aphr.  Praxis  in  Megara.    Paus.  I,  43. 

6.  Prax.  bildet  nach  Elem.  Alex.  Protr.  p.  35.  Sylb.  Amob.  adr. 
gent.  VI,  13  die  Kratina  in  seiner  Apbrodite  nach;  nach  Andem  die 
Phryne,  die  auch  von  ihm  in  Marmor  gebildet  in  TheB|»ae  (Pane.  IX,  27) 
und  vergoldet  in  Delphi  stand  (Athen.  XIII.  p.  591.  Paus.  X,  14,  5. 
Plut.  de  Pyth.  orac.  14.  15),  das  Tropaeon  Hellenischer  WoUust  nach 
Krates.  VgL  Jacobs  in  Wieland's  Att.  Museum  Bd.  IIL  S.  24.  51.  Nach 
Strab.  IX.  p.  410  beschenkt  er  auch  die  Glykera.  Er  bildet  nach  Plin. 
den  Triumph  einer  heitem  Hetaere  uber  eine  Attische  Hausfrau  von  trister 
GemOtbsbeschaffenheit :  signa  flentis  matronae  et  meretricis  gaudentis  (der 
Phryne).    VgL  V.  Murr  »Die  Mediceische  Venus  und  Phryne.* 

7.  Fecit  et  (ex  aere)  puberem  [Apollinem]  subrepenti  laoertae  cominus 
sagitta  insidiantem,  quern  Sauroctonon  vocant,  Plin.  vgl.  Martial  Epigr.  XIV, 
172.  Dass  dieser  Eidechsentddter  kein  Apollon,  behauptete  Seitz,  Mag. 
encyclop.  1807.  T.  V.  p.  259.  Jetzt  sieht  man  darin  eine  Andeutting 
der  Eidechsen-Weissagung  (Weicker  Akad.  Kunstmus.  zu  Bonn  8.  71  ff. 
A.  Feuerhach  Vatic  Apoll  S.  226),  aber  spielend  behandelt.  Naohbildungen, 
▼on  nairer  Anmuth  und  Lieblidikeit,  dem  Satyr  des  Prax.  auch  in  der 
6tellung  der  FCisse  sehr  fthnhch,  shod  h&nfig  (VilL  Borgh.  St  2.  n.  5. 
Winckelm.  M.  I.  I.  n.  40.  M.  Royal.  I.  pi.  16;  M.  PioGl.  I,  13;  eine 
eheme  in  Villa  Albani);  auch  auf  Gemmen  (Millin  Pierr.  gray.  pi.  5  und 
sonst).  Auch  werden  ein  Apollon  mit  Schwester  und  Mutter;  Leto  und 
Artemis  mehreremal  (osculum  quale  Praxiteles  habere  Dianam  credidit, 
Petron),  und  zahlreiche  andre  GWJtterbilder  von  Prax.  erwSLhnt.  Sillig  C. 
A.  p.  387.  Ueber  die  enkaustische  Behandlung  der  Statuen  des  Prax. 
§.  310. 

128..  Ein  gleicher  Geist  der  Kunst  lebte  in  Leochares,  i 
dessen  Ganymedes  den  vom  Adler  emporgetragenen  Liebling 
des  Zeus  eben  so  reizend  wie  edel  auffasste,  wiewohl  der 
Gegenstand  immer  eine  sehr  bedenkliche  Seite  batte.  Noch  2 
mehr  uberwiegt  das  Streben  nach  sinnlichen  Reizen  in  der 
Kunstschopfung  des  Hermaphroditen ,  welche  wahrscheinlich 
dem    Polykles    verdankt    wird.    Das   Streben    nach    dem  3 


126  Griechjsche  Kunstgesch.    Per.  III.  [128} 

Ruhrenden   zeigt  besonders  Sil  an  ion's  sterbende   lokaste, 

4  eine  eheme  Bildsaule ,  mit  todtblassem  Antlitz.  Als  Zeit- 
und  Kunstgenossen  des  Praxiteles  erscheinen  noch  Timo- 
theos  (§.  125.  Anm.  4)  und  Bryaxis;  beide  verzier- 
ten  mit  Skopas  und  Leochares  zusammen  das  Grabmal  des 

5  Mausolos ,  nach  Olymp.  106,  4  (§.  149).  Von  Leochares 
und  Bryaxis  hatte  man  auch  Bildnissstatuen  Makedonischer 
Fursten,  so  wie  in  Athen  selbst,  [wo  Demetrios  Muster 
aufstellte,  §.  123,  2],   die  Ehrenstatuen   viele  Kunstler   be- 

6  schaftigten  (vgl.  §.  420).  AUe  die  genannten  Meister  (nur 
uber  Timotheus  mangeln  die  Nachrichten)  waren  Athener; 
sie  bilden  mit  Skopas  und  Praxiteles  zusammen  die  neuere 
Schule  von  Athen. 

1.  Leochares  (fecit)  aquilam  sentientem  quid  rapiat  in  Ganymede, 
et  cui  ferat,  parcentemque  un^ibus  (tpsidofiivaig  ovvxBoai  Nonn.  XV, 
281)  etiam  per  vestem,  Plin.  XXXI V,  19.  17.  vgl.  Straton  Anthol.  Pal. 
XII,  221.  Eine  sicbere  Nachbildung  ist  die  Statue  im  PioCl.  Ill,  49,  welcbe 
die  Hingebung  des  geliebten  Knaben  an  den  Erasten  in  der  andeutenden 
Manier  des  Alterthums  darstellt.  Denn  dass  der  Adler  den  Liebenden 
selbst  bedeutet,  tritt  z.  3.  auf  den  Mtlnzen  von  Dardanos  (Ghoiseul  Gouffier 
Voy.  pitt.  II.  pi.  67,  28)  deutlicher  hervor,  wo  der  Gegenstand  frecher 
bebandelt  ist  Ganymedes  wird  deswegen  auch  mit  der  Leda  zusammen- 
gestellt,  wie  an  der  B&ulenhalle  von  Tbessalonike  (Stuart  Ant  of  Athens 
III.  ch.  9.  pi.  9.  11),  als  mascula  und  muliebris  Venus.  Dadurch  wird  es 
wabrscbeinlich ,  dass  auch  diese  Conception  der  alten  Kunst  (§.  351)  der- 
selben  Zeit  angeh()rt. 

2.  Polycles  Hermaphr.  nobilem  fecit,  Plin.  Dass  hier  der  ^tere 
Polykles,  aus  dieser  Zeit,  gemeint  sei,  wird  durch  die  Bemerkung  noch 
wahrscheinlicher,  dass  bei  Plin.  XXXIV,  19,  12  ff.  die  alphabetisch  aufge- 
z&hlten  Plasten  in  jedem  Buchstaben  wieder  so  stehn,  wie  sie  hinter  ein- 
ander  in  den  historischen  Quellen  gefunden  wurden  (eine  Hegel,  die  ziem- 
lich  ganz  durchgeht,  und  wonach  vielleicht  das  Zeitalter  noch  einiger 
Kflnstler  bestimmt  werden  kann) ;  wonach  dieser  Polykles  vor  dem  Schiller 
des  Lysippos,  Phoenix,  lebte.  Ob  sein  Hermaphrodit  ein  stehender  oder 
liegender  war  (§.  392,  2),  ist  eine  schwer  zu  beantwortende  Frage. 

3.    Von  der  lokaste  Plut.  de  aud.  poSt  3.    Quaest.  symp.  V,  1. 

5.  Von  Leochares  die  Statuen  des  Amyntas,  Philipp,  Alexander, 
Olympias  und  Eurydike  aus  Gold  und  Elfenbein,  Paus.  V,  20;  des  Isokrates, 
Plut.  Vitr.  X.  Oratt.    Von  Bryaxis  ein  KOnig  Seleukos.    Ob  eine  Ehren- 


[128*]  Praxiteles.  127 

statae  den  Scbild,  das  AkrostoHon  eines  SchifTs,  ein  Buch  erhalten,  zu  den 
GSttem  beten  solle,  fragt  Polyeuktos  gegen  Demades  bei  Apsines  Art. 
rhetor,  p.  708.    [Longin  de  invent,  ed.  Walz  T.  IX.  p.  545.] 

6.  Die  Eunst  in  Athen  zu  dieser  Zeit  kOnnen  auch  die  Reliefs  am 
Cboregischen  Denkmal  des  Lysikrates  (§.  108)  —  Dionysos  und 
seine  Satym,  welche  die  Tyrrhener  b&ndigen  —  deatlicb  macben;  Anlage, 
Zeichnung  sind  trefflicb,  der  Ausdruck  im  hOchsten  Grade  lebendig,  die 
Ausftlbrung  indess  schon  minder  sorgf&ltig.  Stuart  I.  cb.  4.  Meyer  Gescb. 
Tf.  25—27.    D.  A.  K.  Tf.  27.   vgl.  §.  385. 

128*.  Hier  ist  die  ausserste  Grenze  jenseit  deren  das 
zweite  grosse  Denkmal  von  der  Akropolis  von  Xanthos 
nicht  herabgesetzt  werden  kann.  Erst  bei  seiner  dritten  Reise 
entdeckte  Hr.  Fellows  durch  emsigste  NacHgrabung  und  mit 
vielem  Gluck  die  weit  umher  zerstreuten  Bestandtheile,  wor- 
aus  er  nachroals  den  unter  dem  Namen  eines  Mausoleum 
Oder  eines  Ehrendenkmals  des  Harpagus  bekannten  Bau  in 
Zeichnung  zu  reconstruiren  sinnreich  versucht  hat.  Noch 
kommt  es  darauf  an,  ob  diese  Herstellung  des  lonischen 
Gebaudes  voUig  sicher  stellen  kann,  dass  die  Statuen,  die 
uber  Maenaden  des  Skopas  in  Eiihnheit  mid  Leichtigkeit 
der  Darstellung  noch  hinausgehn,  zu  dem  Geb^ude  gehort 
haben,  dessen  meisterhafte  Friese  eher  auf  die  Zeit  derer  von 
Phigalia  hindeuten. 

Dieser  Friese  sind  zwei,  der  eine  8  F.  4  Z.,  der  andere  1  F.  11  Z. 
bocb,  der  grSssere  aus  16  Marmorplatten.  Die  Ck>mposition  im  Ganzen 
nnd  der  Zusammenhang  einzelner  Theile  bleibt  ungewiss,  da  nur  ein  Tbeil 
aufgefunden  ist.  Der  grSssere  Fries  stellt  eine  Scblacht  dar  mit  dem 
Feuer  und  der  Lebendigkeit  der  Darstellungen  von  Phigalia,  aber  eine 
wirkliche  Scblacbt  und  mit  Nachahmung  der  Wirklichkeit  auch  in  den 
Riistungen  der  K&mpfer,  nach  welchen  die  beiden  Seiten  schwer  zu  unter- 
scheiden  sind.  DeuUich  sind  langbekleidete  lonische  Hopliten,  Lykier 
Hhnlich  wie  Herodot  (VII,  92)  sie  bescbreibt,  Andre  tragen  Anaxyriden, 
die  Bogenschfltzen  Lederhamische;  zwei  Arten  von  Helmen,  das  Laiselon 
(Philostr.  Imagg.  p.  323).  Auf  fQnf  Platten  sind  Hopliten  gegen  Reiter 
im  Gefecht,  auf  andem  blosse  Fussk&mpfer,  die  mannichfaltigsten  Kampf- 
gruppen.  Die  Lan^en,  Schwerter  und  Bogen  waren  nicht  ausgedrtlckt, 
nur  als  Ausnahme  von  diesem  Prindp  findet  sich  ein  Schaft  in  Marmor, 
ein  Loch  zum  Einstecken  eines  Schwerts  in  die  Hand.  Auf  dem  kleineren 
Fries  ist  dargestellt  die  Einnahme  einer  Stadt,  Niederlage  aussen,  welcher 


128  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [128*] 

die  Belagerten  von  den  Mauem  zusehn,  Angriff  auf  das  Hauptthor,  ein 
Ausfall,  Sturmleitem  gegen  dreifach  Ciber  einander  ragende  wohlbemannte 
Mauem,  Gesandte,  welche  die  Stadt  ubefgeben.  Vor  dem  Sieger  n&mlicb,  mil 
Phrygischer  Mdtze  und  Mantel ,  welcher  einen  Thron  einnimmt  und  Qber 
welchen  ein  Sonnenschirm  gehalten  wird  (Zeichen  des  hOchsten  Rangs, 

^  das  von  den  Persem  nach  Aegypten  Qberging  und  noch  jetzt  in  Marokko 
im  Gebrauch  ist;  die  Franzosen  erbeuteten  den  des  kaiserlichen  Prinzen), 
stehn  zwei  Greise  sprechend,  von  fCinf  Bewaffneten  begleitet.  Auf  einem 
Eckstein  werden  Gefangne  mit  auf  den  Rflcken  gebnndnen  HSnden  abge- 
fQhrt,  die  nicht  Kriegsleute  sind.  Beschreibungen  im  Einzelnen  geben  Bam. 
Birch  Britannia  XXX.  p.l92— 202  (mit  vorsichtig  aufzunehmenden  Deutungen) 
und  E.  Braun  im  N.  Rhein.  Mas.  III.  S.  470,  nachher  aucfa  erweitert  in  der 
Archaeol.  Zeit  1844.  S.  358  ff.  vgl.  Bull.  1846.  p.  70.  Diese  Scenen  nun  werden 
auf  die  Eroberung  von  Xantfaos  durch  den  Feldherrn  des  Kyros  bezogen; 

V  darin  stimmt  man  mit  Sir  Fellows  (Xanthian  Marbles  1842.  p.  39)  bis  jetzt 
iiberein.  Col.  Leake  ninunt  zwar  an  (Transact  of  the  R.  Soc  of  litter. 
Second  Series  L  p.  260  ss.),  dass  das  Denkroal  des  Harpagos  nicht  bald 
nach  der  Einnahme  der  Stadt  (01.  58,  3),  sondern  erst  gegen  01.  70,  viel- 
leicht  von  dem  bei  Herodot  01.  71,  4  vorkommenden  Enkel  des  Harpagos 
gesetzt  worden  sei,  des  Styls  wegen;  nach  diesem  werde  man  lieber  noch 
ein  Jahrhundert  (01.  95)  heruntergehen  wollen  »oder  zwei«:  aber  das  er- 
latibe  die  Geschichte  Kleinasiens  nach  Alexander  nicht.  Doch  wir  ddrfen 
nur  bei  dem  einen  Jahrhundert  stehen  bleiben,  da  wir  ohnehin  an  die 
Periode  des  Skopas  und  Praxiteles  denken  wtirden,  und  diese  Elinwendang 
der  Geschichte  gegen  die  Aussage  des  Styls  tiber  die  Zeit  ist  gehoben:  auch 
setzt  E.  W.  Head  im  Classical  Museum  N.  II.,  obgleich  sonst  einverstanden 
mit  Leake  (p.  224,  228),  das  Denkmal  01.  83  oder  96  oder  noch  sp&ter 
(p.  230).  Allein  der  Inhalt  der  Friese  selbst  ist  der  Annahme  entgegen: 
er  ist  nicht  bios  verschieden  im  Einzelnen  von  der  Geschichte,  wie  Leake 
entschuldigend  annimmt,  sondern  im  Ganzen  und  Wesenthchen,  und  sogar 
gewissermassen  das  Gegentheil  von  ihr.  Nachdem  die  Xanthier  durch  die 
Massen  des  Harpagos  in  die  Stadt  zurttckgeschlagen  worden  waren,  braditon 
sie  ihre  Weiber  und  Kinder,  Sklaven  und  andere  Habe  in  der  AkropoUs 
zusammen,  verbrannten  sie  und  stOrzten  slch  dann,  durch  furchtbare  Eide 
verbunden,  auf  die  Feinde  und  suchten  im  Gefecht  den  gemeinsamen  Tod, 
so  dass  Xanthos  eine  ganz  neue  Einwohnerschaft  erhielt,  mit  Ausnahme 
von  achtzig  Hausvfttern,  die  zur  Zeit  des  Untergangs  in  der  Fremde  ge- 
wesen  waren.  UnmOglich  also  konnte  man  die  Perser,  die  dber  Leicben 
in  die  offen  stehende  Akropolis  eingezogen  waren,  im  heissen  Kampf  der 
Besttlrmung  und  die  Xanthier  als  unterhandelnd  darstellen,  zu  derselben 
Zeit  ungeffthr,  worin  die  wahre  Geschichte,  deren  eigne  Natur  gegrOn- 
deten  Verdacht  der  Entstellung  oder  Uebertreibung  nicht  zul&sst  und  die 


[128*]  Praxiteles.  129 

sich  so  weaig  kOnstlerisch  verdecken  als  im  Allgem^nen  vergesden  liess, 
Ton  Herodot  ensfifalt  wurde,  oder  bald  nacbhet'.    Hierzu  kommt,   dass  die 
Friese  keine  Perser  im  Kainpfe  zeigen,  die  im  Heere  dee  Harpagos  fiber 
die  loniwben   und  AeoKschen  HiilfsTOtker  hervorragen   mOwten.    Darum 
nOtfaigt  was  eine  so  bedeutende  histoHdche  DMrstelltuif  m  einer  andem 
Aanabme.  Die  Xanthier.  die  ibre  Stadt  auch  gegen  Alexandw  mit  fthniicber 
HoitBftckigkeit  veribeidigteii  and  im  Kviege  des  Bmtus  und  der  Triumvirn 
sich  abermals  mft  Weibem  und  Kindem  Temicbteten  nacbdem  durch  List 
der  Feind  eingedrungen  war,  kOnuten  fi^httitig  auch,  wie  die  louier,  eiaen 
VersQch  gemacbt  baben   sich  der  PersiscJien  Oberherrschaft   wieder  zu 
ent^dm,  deasen  Qblen  Ausgang  das  Monmnent  Siren  Kindera  triumphirend 
and  flboheod  vor  Augen  stellte;  doch  wurde  dies  von  Herodot  vermuthliob 
nicht  dbeiiifangen  worden  sem.    Oder  die  Darstellong  der  eroberten  Stadt 
beoieht  sicb  nicbt  auf  XaAtbos,   s(Kidem  auf  aosw&rtige  Thaten  des  Per- 
siseban  Gommissdrs  in  Xanthos,  wie  an  der  von  Appian  erw&bnten,  jetzt 
m  London  befindliehen,  mit  Lykischer  Schrift  flberdeekten  Friedenssfiule 
YOB  Xantboft  die  Griechischen  Verse  Ton  dem  Sohn  eines  Harpagos  ruhmen, 
daas  er  als  der  beste  in  der  Landscblacbt  {z^ifci^  naki^v)  unter  alien  Lykiern, 
die  demnach  bier  mit  ihm,   nicbt  wider  ibn  stritten,  Tiele  Aluropolen  zer- 
stArte  und  seinen  Verwalkdton  einen  Theil  der  Herrschaft  (fAigog  fia^iXiiagi) 
zuwandfce  (die  ausw&rts  «t)berten  StAdte,   unter  oberlioheitlicber  Geneh« 
migung).    Diess  vermuthlich  in  dem  Krieg  des  Euagoras,  der  auch  Kiliiuen 
zum  Anfstand  brachte  und  Ton  den  Persem  01.  98,  2  zur  See  und  sechs 
Jabre  spftter  in  Gypem  seU)st  geschlagen '  wurde  (Franz  in  der  Archaeol. 
Zeitung  1844.  S.  ^9).    Die  lonier  sind   akdann  auch  bier  ohne  Zwelfel 
S&ldn»  im  Dienste  des  Artaxerxes,  so  wie  auf  der  andem  Seite  vielleicht 
Arkadier  focbten,  die  Schweizer  des  Altertbums,  wie  aus  der  alten  Komddie 
bekannt  ist    Ton  den  beiden  Giebeln  haljen   sich  die  Hatfle   dea  einen 
mit  dner  Sehlacbtscene  und  Stdcke  des  andem   mit  zwei  thronenden 
€M)tt6m  und  stehendon  Figuren  erhalten,  wahrscheinbch  Dankopfer  an  die 
G6Uat  for  den  dieg  und  dies  wohl  auf  der  Vorderseite.     Unter  den  meist 
sebr  onvoUsl&ndigen  Statuen   von  Terschiedener  Grdsse,   die  Sir  Fellows 
in  den  biteroolumnien  des  Vorder-  und  Hintergiebels  und  auf  den  Akro- 
terien  anbringt,  setxen  am  meisten  in  Verwunderutig  die  weiblichen  Figuren, 
die  naoh  der  rechten  oder  der  linken  Seite  gewandt ,  in  lebhaftester  Be- 
wegung,  sum  Tbeil  sich  unkschaoend,  enteilen,  wodurch  sie  in  Linien  des 
EOrpers,  dem  auch  das  Gewand  sich  eng  und  wie  durchsichtig  anschmiegt, 
und  der  fhegenden  Gewandmassen ,  unter  der  so  kQhnen  als  erfindungs- 
reicben  Hand  des  Werkmeisters,   eine  Fulle  von  SchOnbeiten  entwickeln, 
Qber  welcbe,   was  in  der   raschen  AusfClhrung  unvollendet   oder  verfehlt 
erscheint,   leicht   zu  ubersehen   ist.     Von  alterthflmlicher  Harte  mSchten 
diese  Eigenheiten  der  Behandlung  zu  unterscheiden  sein.    Auf  den  Plintheii 

O.  M81l6r*8  Arehaeolo^e.    4.  Aufl.  9 


130  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [129] 

dieser  Figiiren,  zwischen  den  FQssen,  findet  sich  ein  Fisch,  ein  grOsserer 
Fisch,  ein  Seekrebs,  eine  Schneckenmuschel,  ein  Vogel,  der  in  dieser  Ver- 
bindung  fClr  einen  Seevogel,  nicht  fur  eine  Taube  zu  nehmen  ist:  und 
^hnliche  Thiere  sind  nach  diesen  funf  in  den  Zeichen  dbereinstimmenden 
Figuren  auch  in  zwei  andem  fthnlicben  und  zugehOrigen  vorauszusetzen, 
wo  sie  mil  dem  grGsseren  Theil  des  Ganzen  feblen.  Wenn  nun  diese 
Symbole  Nereiden  deutlich  anzeigen,  so  ist  deren  Flucht  nur  zu  begreifen 
aus  St5rung  in  ibrem  eignen  Reiche  durch  eine  Seeschlacht  entweder, 
wie  die  gegen  Euagoras ,  oder  durch  einen  Landsieg ,  welcher  die  Feinde 
nOtbigte  sich  uber  Hals  und  Kopf  in  die  SchifTe  zu  werfen,  wie  z.  B.  bei 
Herodot  V,  116:  und  nur  unter  dieser  Voraussetzung  passen  auch  Nereiden 
an  ein  Siegesdenkmal.  Zugleich  geben  sie  dann  einen  Beweis  mehr  ab, 
dass  in  den  Friesen  nicbt  die  Einnahme  von  Xanthos  durch  den  ersten 
Harpagos,  sondem  ein  sp&terer  Sieg  der  Persischen  Regierung  CLber  einen 
Aufstand  gegen  sie  dargestellt  sei.  Aber  es  scheint  auch  die  unverkenn- 
bare  Beziehung  dieser  Nereiden  auf  einen  Seesieg  die  architektonische 
Combination,  dass  sie  zu  demselben  Bau  mit  den  Friesen  gehOrt  haben, 
sehr  zu  beslStigen.  Diese  Vereinigung  vom  Getflmmel  der  Sclilacht  und 
(andeutend)  zur  See  und  dem  Bild  erstilrmter  StUdte  bringt  eine  gute 
Totalwirkung  hervor.  Auf  solche  Art  war  bier  dui'ch  lonische  Hand  und 
in  rein  Griechischer  Weise  der  Assyrische  und  Persische  Gebrauch  Schlachten 
Yorzustellen  (§.  ^5*.  248  A.  2)  nachgeahmt. 

Ausser  diesem  Monument  sind  aus  der  besten  Kunstzeit  aus  Xanthos 
nach  London  gebracht  worden  besonders  zwei  Ldwen,  das  nach  dem 
gefliSgelten  Wagen^benannte  Grab  mit  merkwfirdigen  Vorstellungen  (Asia 
M.  p.  228.  Lycia  p.  165),  ein  Fries  von  Wagen  und  Reitern  (Lycia  p.  173), 
eine  Jagd,  vermuthlich  von  einem  Grabe,  so  wie  der  Zug  der  Landleute, 
die  ihre  Abgaben  in  Zucht-  und  Jagdthieren  und  andem  Naturalien  dem 
Herrn  entrichten  (Lyda  p.  176).  Sehr  gut  scheinen  auch  die  Fragmente 
von  Amazonengefecht  und  Festprocession  das.  p.  177,  Bellerophon  die 
Chimaera  bek&mpfend,  p.  136,  die  in  colossaler  Figur  von  einem  Grabe 
ebenfalls  versetzt  worden  ist,  und  nicht  wenige  unter  den  Reliefen  von 
Grabmaiern,  die  nur  hausliche  Scenen  oder  Krieg  darstellen  (nicht  einmal 
p.  209  scheint  eine  Ausnahme  zu  machen),  enthalten  sehr  vorzilgliche  und 
eigenthdmliche  Gompositionen,  p.  116  (vgl.  das  Titelkupfer,  wo  MEZOSzu 
schreiben  ist),  118.  135.  141.  166.  178  197.  198.  200.  206.  207.  208]. 


1  129.     Wie   die  Ersten  dieser  Schule   iramer   noch   den 

Geist  des  Phidias,  nur  in  einer  Verwandlung,  in  sich  tra- 
gen,  und  daher  vorzugsweisc  ein  inneres,  geistiges  Leben  in 
G6ttem  oder  andem  mystischen  Gestalten  auszudrucken  be- 
muht  sind:    so  setzen  dagegen  besonders  Euphranor  und 


[129]  Euphranor  und  Lysippos.  131 

Lysippos  die  Schule  des  Polyklet,  die  Argivisch-Sikyoni- 
sche,  fort,  deren  Augenmerk  immer  mehr  auf  kQrperliche 
Wohlgestalt  und  die  Darstellung  athletischer  und  heroischer 
Krafl  gerichtet  gewesen  war.  Unter  den  Heroen  wurde  von  2 
Lysippos  der  Herakles-Charakter  auf  eine  neue  Weise  ausge- 
bildet,  und  das  machtige  Gebaude  seiner  durch  Miihe  und 
Anstrengungen  ausgearbeiteten  Glieder  (§.  410)  zu  dem  Urn- 
fange  aufgethurmt ,  dem  die  Kunst  der  spatem  Bildner  alle- 
zeit  nachstrebte.  Die  Athletenbilder  nahmen  die  Kunstler  jetzt  3 
nicht  mehr  so  wie  fruher  in  Anspruch,  obgleich  auch  sechs 
Statuen  der  Art  als  Werke  des  unglaublich  thatigen  Lysip- 
pos angefuhrt  werden;  dagegen  waren  es  besonders  ideali- 
sirte  Portrate  machtiger  Fursten,  welche  die  Zeit  forderte. 
In  der  Gestalt  des  Alexander  wusste  Lysippos  selbst  den  4 
Fehlem  Ausdruck  zu  verleihen,  und,  wie  Plutarch  sagt,  al- 
lein  das  Weiche  in  der  Haltimg  des  Nackens  und  den  Au- 
gen  mit  dem  Mannhaften  und  Lowenartigen,  was  in  Ale- 
xanders Mienen  lag,  gehorig  zu  verschmelzen.  So  waren  5 
seine  Portratstatuen  uberhaupt  immer  lebensvoU  und  geist- 
reich  gedacht ;  wahrend  dagegen  andre  Kunstler  der  Zeit,  wie 
Lysistratos,  Lysippos  Bnider,  der  zuerst  Gesichter  in 
Gyps  abformte,  sich  bios  die  getreue  Nachahmung  der  ausser- 
lich  vorhandenen  Gestalt  zum  Ziele  ihrer  Kunst  setzten. 

1.  Cicero  Brut.  86,  296  (vgl.  Petron  Satyr.  88).  Polycleti  Dorypho- 
rum  sibi  Lysippus  magistnim  fuisse  aiebat.  Grade,  wie  Polyklet  §.  120, 
bildet  er  nach  Plin.  destringentem  se.  Daher  auch  die  Verwechselungen, 
Sillijf  C.  A.  p.  254.  N.  7. 

2.  Euphranor  (als  Maler)  primus  videtur  expressisse  dignitates  heroum, 
Plin.  XXXV,  40,  25.  —  Lysippische  Heraklesstatuen,  Sillig  G.  A. 
p.  269.  a.  Der  bei  grosser  Unternehmung^momentan  rastende  Herakles, 
Farnesische  Golossalstatue  (MafTei  Race.  49.  Piranesi  Statue  11.  M. 
Borb.  in,  23.  24),  in  den  Thermen  des  Caracalla  gefunden,  unter  welchem 
Kaiser  die  Statue  wahrscheinlich  nach  Rom  kam  (Gerhai*d  Neapels  Bildw. 
S.  32),  von  dem  Athener  Glykon  einem  Lysippischen  Original  nachge- 
bildet,  wie  die  Inschrifl  einer  schlechlern  Copie  beweist  (Bianchini  Palazzo 
dei  Gesari  tv.-18).  Die  Hand  mit  den  Aepfeln  ist  neu;  die  aditen  Beine 
sind  1787  an  die  Stelle  der  von  Gul.  della  Porta  gekommen.  Eine  ganz 
^nliche  Statue  beschreibt  Libanios  [(Petersen  de  Libanio  comment.  II. 
Havn.  1827) ;  auch  kommt  die  Figur  sonst  viel  in  Statuen,  Gemmen  und 
auf  Munzen  vor  (Petersen  p.  22);   den  Kopf  derselben  ubertrifft  vielleicht 


132  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [12^] 

« 

der:  Marbles  of  the  Brit.  M.J,  11,  an  efgreifendem  Ausdnicke.  -—  Vgl. 
Winckelm.  W.  VI.  I.  S.  169.  U.  S.  256.  Meyer  Gesch.  S.  128.  D.  A.  K. 
Tf.  38.  b.  Der  nach  vollbrachten  Arbeiten  ausruhende  Herakles,  Coloss 
zu  Tarent,  durch  Fabius  Hax.  nach  dem  Capitol,  spftter  hach  Byzanz  ge- 
bracht,  Ton  Niketas  de  statuis  Constantinop.  c.  5.  p.  12.  ed.  Wilken. 
[Pabr.  Bibl.  Gr.  VI.  ed.  1.  p.  408]  beschrieben.  Er  sass,  sorgenvoU  gebeugt, 
auf  einem  Korbe  (in  Bezug  auf  Augeas  Stallreinigiifig),  wortUber  die  LOvren- 
hatil  lag,  end  stAtzte  den  L  Arm  auf  das  gebogene  Knie,  der  r,  lag  aof 
dem  heiaibhaiigeiiden  r.  Beine.  Offenbar  ist  dies  die  auf  Genuncn  so 
bfiufige  Figur,  bei  Lippert  Doct.  I,  285—87.  II,  231.  SuppL  a44— 246. 
c.  Der  von  Eros  Ifeicht  niedeigebeugte ,  seiner  Waffen  beraubte  Herakles 
(Anthol.  Pal.  II.  p.  655*  Plan.  IV,  103),  wahrscbeinlich  erhaken  in  einer 
der  vorigen  ahnlich  gebildeten  Figur  auf  Gemmen.  Lippert  Dact  I,  280. 
281.  n,  225—27.  Suppl.  331.  Gal.  di  Fir.  v.  tv.  6,  2.  3.  d.  Ein.kleiner 
bronzener  Herakles  {inivQanitiog),  den  Statius  S.  IV,  6.  Material  IX,  44 
beschreiben,  von  der  grossartigsten  BOdung  und  heiterm  Ausdrucke,  wie 
bdm  Gdtternrabl,  auf  einem  mit  der  LOwenhaat  bedeckten  Steine  sitzend, 
in  der  r.  Haoid  den  Beeher,  die  1.  an  der  Keule  aasruhend.  Offenbar 
(oaeh  Heyne)  das  Vorbild  des  Torso  (§.  160  und  411).  [An  Lysipp 
eriniert  durch  die  SKdiknkeren  Proportionen,  den  hfiheren,  weniger  dieken 
Haifi,  dureh  seine  VoczQglichkeit  der  H.  aus  vergoldeter  Bronze  im  Caj^itol, 
obgleich  in  der  AjusfObning  etWas  Manier  uAd  Ueberladung  hinzugekommen 
ist,  wie  au  andem  meisteriichen  Gompositionen  in  der  Nachbildung:  auch 
kommt  die  Figur  auf  Mdnzen  von  Berytus  (Rasche  Suppl.  I.  p.  1361) 
u.  a.  vor.] 

3.  Euphranor's  Alexander  et  Philippus  in  quadrigis,  Plin.  Lysippus 
fecit  et  Alexandrum  Magnum  multis  operibus  a  pueritia  eius  orsus  — 
idem  fedt  Hepbaestionem  -—  Alesandri  venationem  —  turmam  Alexaudri, 
in  qua  amicorum  eius  (htaiQoav)  imagines  summa  omnium  similitudine 
expressit  (Alexander,  umber  25  Hetaeroi,  die  am  Granikos  gefallen, 
9  Krieger  zu  Fuss,  s.  Plin.  vgl.  Vellej.  Paterc.  I,  11,  3.  Arrian.  I,  16,  7. 
Plut.  Alex.  16)  —  fecit  et  quadrigas  multorum  generum.  Ueber  Alexanders 
Edikt  Sillig  a  A.  p.  66.  N.  24. 

4.  Hauptstatue  des  Alex,  von  Lysipp,  mit  der  Lanze  (Plut.  de  Isid. 
24)  und  der  sp&tern  Beiscbrift:  AvSacovvn  8'  iomsv  6  ;^a;ixcoe  sis  ^/a 
Xevsaav,  Fdv  vn  ifiol  Tld^Bficci,  Zbv,  av  d'  "Olvfinov  l;je  (Plut.  de 
Alex.  virt.  U,  2.  Alex.  4.  Tzetz.  Chil.  VIH.  V.  426  u.  A.)..  Eine  Reiter- 
statue  Alexanders,  des  Grilnders  (von  Alexandrien,  wie  es  scheint),  hatte 
strahlenffirmig  wallendes  Haupthaar.  Libanios  Ekphr.  T.  IV.  p.  1120  R. 
Von  dem  abereinstimmenden  Gharakler  der  Alexanderbilder  Appulej. 
Florid,  p.  118  Bip.    Das  von  der  Stiru  emporgebogene  Haupthaar  (relicina 


[130]  Enphranor  und  L3rsippos.  13$ 

frons,  ivaiftolrj  v^g  n^fii  Phit.  Pomp.  2)  geh^rt  immer  eu  den  Himpft- 
kenncachen.  Von  der  Statne  mit  der  Laaze  ist  auf  den  Mftnaen  der 
Makedoner  aoB  der  Kaiseorzeit  (Ckusinery  Voyage  dans  la  M ac^.  T.  L 
pL  5.  s.  3.  5.  8)  der  b^eimte,  eigenthOraUch  gewandte  Kopf  erhalian; 
diesem  entspricht  die  Gabinische  Statue  (Visconti  Hon.  Gab.  ^),  nnd  doc 
ahnliche  Kopf  der  Statue  im  L.  684.  Bouill.  II,  21.  Clarac  pL  263. 
Dagegen  der  von  Manchen  fCir  Helios  gehaltene  Capitolinische  Alexanders^ 
kopf  (Winckehn.  M.  I.  n.  175)  von  jener  Reiterstatue  genommen  sein 
kann.  Die  Rondaninische  Statue  in  Mdnchen  (n.  152.  Guattani  M.  L 
1787.  Sett.)  des  zur  Schlacht  sich  rflstenden  Alex,  hat  wenig  von  Lysip- 
pischem  Cfaarakter,  namentlich  in  den  Proportionen.  Vortrefflich  ist  die 
Bronze  des  im  Kampfgewfihl  streitenden  Alex.  M.  Borb.  III.  43  b.  vgl. 
§.  163,  6.  Ein  Rftthsel  der  Archaeologie  ist  der  Kopf  des  sterbenden  Alex, 
in  Florenz.  Morgfaen  Principj  del  disegno  tv.  4  h.  Le  Blond  le  vrai  por- 
trait d'Alexandre.  H^m.  de  Tlnst.  Nat.  Beaux  arts  L  p.  615.  Als  treues, 
aber  ohne  Lysippos  Geist  gearbeitetes  Portrftt  gilt  am  meisten  die  Bilste 
des  Bitters  Azani  im  L.  132.  Visconti  leonogr.  Grecque  pi.  39,  1.  Meyer 
Gesch.  Tf.  la  29.  D.  A.  K.  Tf.  39.  40.  Ueber  Alexander  als  Zeus-Sohn 
und  Herekles  §.  158,  2. 

5.  Hominis  autem  imaginem  gypso  e  fade  ipsa  primus  omnium 
expifisat  oearaque  in  earn  formam  gypii  infusa  emendare  institnit  Ly8istrata&. 
—  Hie  et  similitudinem  reddere  instituit;  ante  eum  quam  pulcherrimas 
facere  studebant  (dagegen  §.  123).    Plin.  XXXV,  44. 

130.  Beobachlung  der  Natur  und  Studium  der  fru-  l 
hern  Meister,  welches  Lysippos  eng  mit  einander  verband, 
fuhrte  den  Kunstler  noch  zu  .mancher  Verfeinerung  im  Ein- 
zelnen  (ai^tiae  operum);  namentliGb  legte  Lysippos  das 
Haar  naturUcher,  wahrschelnlich  mehr  nach  malerischen  Ef- 
fecten,  an.  Auch  wandten  diese  Ktostler  auf  die  Propor-  2 
tionen  des  menschlichen  K5rpers  das  angestrengteste  Studium ; 
dabei  fuhrte  sie  das  Bestreben,  besonders  Portratfiguren 
darch  eine  ungewohnliche  Schlankheit  gleichsam  fiber  das 
Menschenmaass  hinauszuheben ,  zu  eincm  neuen  System 
schlankerer  Proportionen ,  welches  von  Euphranor  (in  der 
Malerei  auch  von  Zeuxis)  begonnen ,  von  Lysippos  aber 
erst  harmonisch  durehgefuhrt,  und  in  der  Griechischen  Kunst 
hemach  herrschend  wurde.  Es  muss  indess  gestanden  wer-  3 
den,  dass  dieses  System  weniger  aus  einer  warmen  und  in- 
nigen  Auffassung  der  Natur,  welche  namentlich  in  Griechen- 


134  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [131] 

land  sich  in  gedrungenem  Figuren  sch5ner  zeigt,  als  aus  ei- 
nem  Beslreben,  das  Kunstwerk  uber  das  Wirkliche  zu  er- 
4  heben,  hervorgegangen  ist.  Auch  zeigt  sich  in  den  Werken 
dieser  Kunstler  schon  deutlich  die  vorwaltende  Neigung  zu 
dem  Colossalen,  welche  in  der  nachsten  Periode  herrschend 
gefunden  wird. 

1.  Propriae  huius  (Lysippi)  videntur  esse  argutiae  operum, 
custoditae  in  minimis  quoque  rebus.  Plin.  XXXIV,  19,  6.  Statuariae  aril 
plurimum  traditur  contulisse  capillum  exprimendo.  Ebd.  Vgl.  Meyer  Gescb. 
S.  130.  Die  Veritas  rtlhmt  an  ihm  und  Praxiteles  besondera  Quintil.  XII, 
10.  —  Lysipp  und  Apelles  beurtheilen  ihre  Werke  wecliselseitig,  Synesios 
Ep.  1.  p.  160  Petav. 

2.  Euphr.  —  primus  videtur  usurpasse  symmUriam,  sed  fuit  in 
universitate  corporum  exilior,  capitibus  articulisque  grandior  (grade  dasselbe 
von  Zeuxis  XXXV,  36,  2) :  volumina  quoque  composuit  de  symmetria. 
—  Lys.  stat.  arti  plur.  trad.  cont.  capita  minora  faciendo  quam  antiqui, 
corpora  graciiiora  siccioraque,  per  quae  proceritas  signorum  maior  videretur. 
Non  habet  Latinum  nomen  symmetria,  quam  diligentissime  custodivit, 
nova  intactaque  ratione  quadratas  (§.  120)  veterum  staturas  permutando. 
Plin.  XXXIV,  19,  6.  XXXV,  40,  25.  Vgl.  unten  §.  332.  Ueber  seinen 
Grundsatz,  darzustellen,  quales  viderentur  homines,  Wien.  Jahrb.  XXXIX. 
S.  140. 

4.  Fecit  et  Colossos  (Euphranor),  Plin.  XXXV,  40,  25.  Lysippos 
Jupiter  zu  Tarent  war  40  cubita  hoch;  vgl.  Sillig  C.  A.  p.  257.  259. 


Stein-  and  Stempelschneideknnst. 

1  131.  Der  Luxus  des  Ringtragens  hebt  in  dieser  Periode 
die  Kunst  des  Daktylioglyphen  zu  der  Hohe,  welche 
ihr  im  Verhaltniss   zu   den    ubrigen  Zweigen  der  bildenden 

2  Kunst  erreichbar  ist ;  obgleich  die  Nachrichten  der  Schriftsteller 
keinen  Namen  eines  einzelnen  bemerklich  machen ,   als  den 

8  des  Pyrgoteles,  der  Alexanders  Siegelringe  schnitt.  Auch 
in  den  Gemmen  kann  man  hin  und  wieder  eine  den  Phi- 
diassischen  Bildwerken  entsprechende  Formenbehandlung  und 
Composition  finden;  weit  haufiger  aber  sind  Kunstwerke 
dieses  Faches,  in  welchen  der  Geist  der  Praxitelischen  Schule 
sich  kund  thut. 


[132]  Geschnitttene  Steine  und  Munzen.  135 

1.  Ueber  die  Ringe  der  Kyrenaeer  (Eupolis  Marikas)  und  den  in 
Cypern  gekauften  Smaragd  des  Auleten  Ismenias  mit  einer  Amymone  Aelian 
V.  H.  XII,  30.  Plin.  XXXVII,  3.  Die  Musiker  waren  besonders  reich 
damit  geziert  (ctpQuyiSovvxciQYo^ofiiJTai)  und  schmdckten  auch  ihre  In- 
strumente  so,  vgl.  Lukian  adv.  indoct.  8.    Appulej.  Florid,  p.  114  Bip. 

2.  Ueber  die  angeblichen  Gemmen  des  Pyrgoteles  Winckelm.  Bd.  VI. 
S.  107  fif.  vgl.  Fiprillo  Kleine  Sohriften  II.  S.  185.  Ein  von  R.  Rochette, 
Lettre  h  Mr.  Schorn  p.  49,  angefuhrtes  Factum  zeigt,  dass  schon  im 
AHerthum  der  Name  dieses,  wie  andrer  berQlunter  KQnstler  betrflgerisch 
gebraucht  wurde.  Andre,  nur  'durch  Gemmen  bekannte  Namen  dieser 
Periode  zuzueignen,  bat  man  keinen  Grund  (s.  v.  Koehler  in  Boettiger's 
Archaeol.  u.  Kunst  1.  S.  12),  doch  sind  wohl  einige  der  berflhmteren  Stein- 
schneider  nicbt  viel  jdnger. 

132.  Auch  auf  das  Schneiden  der  Munzstempel  wird  i 
in  dieser  Periode,  oft  in  Gegenden  und  Orten,  welche  sonst 
nicht  als  Silze  von  Kunstschulen  bekannt  sind,  grosse  Sorg- 
falt  verwandt;  jedoch  behalt  in  der  erslen  Halfte  des  Zeit- 
raums  die  oft  grossartige  und  charaktervoUe  Zeichnung  der 
Munztypen  meist  noch  eine  gewisse  Harte;  dagegen  in  der  , 
zweiten  Abtheilung,  besonders  in  den  Stadten  Siciliens,  in 
Schonheit  des  Geprages  (oft  bei  auffallendem  Ungeschick  in 
der  Mechanik  des  Pragens)  das  Hoehste  und  Herrlichste,  was 
je  geleistet  worden  ist,  erreicht  wird.  Dabei  wird  die  Kunst  2 
sehr  durch  die  Sitte  gehoben,  die  an  sich  hochst  mannigfachen 
Typen  der  Munzen  durch  die  Riicksicht  auf  Siege  in  heiligen 
Spielen,  Befreiung  von  Gefahren  durch  gottliche  Hulfe,  und 
andre  Begebenheiten,  die  eine  mythologische  Darstellung  zu- 
liessen,  noch  zu  vermannigfaltigen ;  und  so  stellt  sich  uns  hier 
oft,  im  kleinsten  Raume,  eine  plastische  Scene  voll  sinnreicher 
Gedanken  und  Beziehungen  dar. 

1.  Unter  den  Mflnzen  gehfiren  der  ersten  Halfte  dieser  Periode  (vor 
dem  Ende  des  Pelop.  Krieges)  an,  ausser  denen  von  Athen,  die-  ihr  alt- 
vaterisches  Geprage  auch  in  der  besten  Zeit  bebaupteten  (s.  Diog.  L.  VII, 
1,  19),  viele  von  Korinth,  von  Argos  mit  dem  Wolf,  auch  die  von  Sikyon 
Oder  Sekyon  (Ann.  d.  Inst.  II.  p.  336)  mit  der  scharf  gezeichneten  Chimaera; 
aus  Sicilien  die  M.  von  Sclinus  mit  den  Flussg6ttern  SeHnos  und  Hypsas 
(zw.  01.  80  und  94),  die  von  Naxos  mit  dem  edlen  Kopfe  des  bftrtigen 
Dionysos  und  der  kecken  Gestalt  des  alten  Satyrs,  auch  die  schOnen  Agri- 
gentinlschen  mit  den  beiden  Adlei-n  auf  dem  Hasen  (vor  01.  93,  3).  — 
Kach  dem  Pelop.  Kriege,   als  Arkadien   bereichert   und    durch  die  Poly- 


136  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [132] 

kletiache  Scfaule  gebildet  war,  werden  die  achOnen  Silbersttlcke  von  Pheneos 
und  StymphaloB  geschlagen  sein;  dann  gegen  01.  104  die  M.  des  AxkAr 
dischen  Bundes  mit  dem  Zeuskopfe  irnd  dem  Pan;  von  da  beginnen  die 
meist  geriogem  M.  von  Megalopolis  und  Messene.  Des  Vfs.  M^ailles  de 
TAjrcadie  in  den  Annali  d.  Inst  aicheol.  VII.  p.  167— 7S.  Urn  01.  100, 
da  Olynth  der  Gbalkidischeu  Confederation  vorstand,  war  das  Chalkidische 
Silbergeld,  mit  dem  ApoUokopf  und  der  Kithar,  dort  gebr&ucblich  (s.  Ga^ 
dalvdne  Recueil  pi.  1,  28);  die  berrlichen  M.  von  Opus  sind  der  besteii 
Zeit  wiirdig,  wie  manche  von  Thessalien,  Lesbos,  Kos,  Kreta.  An  die 
von  Philipp  scbliessen  sicb  die  von  Philippi,  doch  von  auffaUend  barter 
Zdcbnung,  an.  In  Italien  geb^ren  viele  von  Tarent,  Herakleia,  Tburii, 
Velia,  Metapont  dieser  Periode;  so  wie  die  kOstlichen  Meisterwerke  von  Sici- 
liscben  Graveurs  (vgl.  §.  317),  die  grossen  Syrakusiscben  Pentekontalitren 
(Etnisker  I.  S.  327.  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  81)  an  der  Spitze,  einer  Zeit, 
der  der  beiden  Dionysios  (Payne  Knight,  Archaeol.  Brit.  XIX.  p.  369),  zu- 
zuscfareiben  sind,  in  der  auch  die  von  Karthago  abh^ngigen  Orte  Siciliens 
an  demselben  Kunsteifer  Theil  nahmen.  Als  aber  Timoleon,  01.  109,  2, 
die  Golonialverbindung  von  Syrakus  mit  Korintb  hersteilte,  wurde  wabiv 
fcheinJich,  mit  geringerm  Eifer  fOr  SchOnbeit,  das  viele  in  Sicilien  von- 
handene  Geld  mit  dem  Kc^intbischen  Pallaskopfe  und  Pegasoe  geschlagen, 
welches  auch  in  dan  a^dern  Golonien  Korinths  (mit  andern  Anfangsbuch*- 
staben  statt  des  KorinthLschen  Koppa)  damals  gebrftucblich  war  (R.  Rocbette 
Ann.  d.  Inst.  I.  p.  311  ff.).  Munzen  der  Gampanier  in  Sicilien  von  Due 
de  Luynes  Annali  d.  Inst.  I.  p.  150.  -r  Fur  die  Kunstgeschichte  brauch- 
bare  Abbildungen  Griechischer  M.  in  London's  Numismatique  du  voy.  du 
j.  Anacharsis.  2  Bde.  1818,  in  den  neuem  Werken  von  T.  Gombe,  Mionnet, 
Millingen,  R.  Rocbette,  Gadalv^ne,  Gousinery  u.  A. ;  sehr  gl&nzende  in  den 
Specimens  of  anc  coins  of  M.  Grecia  and  Sicily,  sel.  from  the  cabinet  of 
the  L.  Northwick,  drawn  by  del  Prate  and  engr.  by  H.  Moses;  the  text 
by  G.  H.  Noehden.  1824  25.  D.  A.  K.  Tf.  41.  42.  [Due  de  Luynes  Ghoa 
de  m^  Girecques  1840  f.  17  T.  Sammlung  Prokesch  in  Gerbards  Arch. 
Zeit.  Tf.  21.  22.  32.  41.  43.  Akermann  Ancient  coins  of  cities  and  princes 
L.  1844-46.  P.  1-6.  8vo.] 

2.  Von  Philipp  sagt  es  Plut  Alex.  4,  dass  er  die  Olympischen  Siege 
auf  seine  Mtlnzen  setzta;  von  den  Sicilischen  beweist  dasselbe  der  Augen- 
schein.  ~  Die  Arkader  bezeicbnen  ihre  Herrschaft  fiber  Olympia,  aus 
dessen  Sch&tzen  sie  ihre  Truppen  besoldeten,  dadurch,  dass  sie  den  Kopf 
des  Olympischen  Zeus,  und  ihren  Gott  Pan,  auf  dem  Felsen  von  Olympia 
sitzend  und  den  Adler  des  Zeus  aussendend,  abbildeten.  Auf  den  M.  von 
SdiBUS  sieht  man  Apollon  und  Artemis  als  Pestsendende  QOtter  heranr 
Ziehen,  aber  zugleich  auf  der  Rflckseite  die  Gutter  der  Flflsse,  dur^  derea 
Wasser  Empedokles  den  Pesthauch  der  SQmpfe  entfemt  hatte,  dem  Asklepios 


[138,  134]                                     Malerei.  137 

Ubirend.    Die  MQnzeii  von  Alexandria  saben  sehr  gut  aus  ohne  gut  zu 

sein  im  Gegensatz  der  Attischen  Tetradracbmen ,  wie  Zeno  anfQiirt  bei 
Diogenes  L.  VII,  1,  18. 


4.    Malerei. 

133.  In  dieser  Periode  erreicbt,  in  drei  Hauptstufen,  1 
die  Malerei  eine  Vollkommenheit,  welche  sie,  wenigsteos 
nocli  dem  Urtheil  der  Alten,  zu  einer  wurdigen  Nebenbuhlerin 
der  Plastik  maohte.  Immer  blieb  indess  die  antike  Malerei,  2 
durch  das  Vorherrschen  der  Formen  vor  den  Lichtwirknngen, 
der  Plastik  naher,  als  es  die  neuere  ist;  Scharfe  und  Be- 
stimmtheit  der  Zeichnung;  ein  Getrennthalten  der  verschiede- 
nen  Figuren,  um  ihre  Unirisse  nicht  zu  verwirren ;  eine  gleich- 
massige  Lichtvertheilung  und  durcbgangig  klare  Beleuchtung; 
die  Vermeidung  starkerer  Verkurzungen  (ungeachtet  der  nicht 
geringen  Kenntniss  der  Linearperspektive)  gehoren,  wenn  audi 
nicht  ohne  Ausnahmen  [§.  140,  2],  doch  im  Ganxen  immer 
zu  ihrem  Charakter. 

2.  Artifices  etiam  quum  plura  in  unam  tabulam  opera  contulerunt, 
^atiis  distinguunt,  ne  umbrae  in  corpora  cadant,  Quintil.  VIII,  5, 
26.  Der  Schatten  soUte  bloss  die  kOrperliche  Form  jeder  Figur  fQr  sicb 
hervortreten  lassen. 


134.    Der  erste  Maler  von  grossem  Ruhm  war  Po-  i 
lygnotos,   der  Thasier,  in  Athen   eingeburgert ,   Kimon's 
Freund.    Genaue  Zeichnung  und  eine  edle  und  scharfe  Cha-  2 
rakterisirung  der  verschiedensten  mythologischen  Gestalten  war 
sein  Hauptverdienst ;  auch  seine  Frauengestalten  batten  Reiz 
und  Anmuth.   Seine  grossen  Tafelgemalde  waren  mit  grosser  3 
Kenntniss  der  Sagen  und  in  emstem  religiosem  Geiste  ge- 
dacht,  und  nach  architektonisch-symmetrischea  Prinzipien  an- 
geoxdnet. 

1.  Polygnot,  des  Malers  Aglaophon  Sohn,  wahrscbeinlicb  in  Athen 
seit  79,  2.  Malt  fQr  die  Poekile,  das  Theseion,  Anakeion,  wohl  auch  die 
Halle  bei  den  Propylaeen,  den  Delphischen  Tempel  (Plin.),  die  Lesche  der 
Knidier,  den  T.  der  Athena  in  Plataeae,  in  Thespiae.  Boettiger  Archaeologie 
der  Mai.  1.  S.  274.    Sillig  C.  A.  p.  22.  372.    De  Phidia  I,  3. 


138  Griechische  Kunstgesch.     Per/ III.  [135] 

2.  'Hd^oYQaq)og,  ^d-ixog,  d.  b.  der  Maler  edler  CSharaktere,  Aristot. 
Poet.  6,  15.  Pol.  VIII,  5.  vgl.  Poet.  2,  2  u.  §.  138.  Instituit  os  aperire  etc. 
Plin.  XXXV,  9,  35.  Die  schOnen  Linien  der  Augenbraunen ,  sanfte  R5tbe 
der  Wangen,  einen  leichten  Wurf  zarter  Gewander  (la^jfra  ig  to  lento- 
rarov  ^sigyaafiivrjv)  rubmt  Lukian  Imagg.  7.  Primus  mulieres  lucida 
veste  pinxit,  Plin.  [vgl.  Nouv.  Ann.  de  la  Section  Fran<j.  de  Tlnst.  arcb6ol. 
II.  p.  389  f.,  wo  in  der  Vase  mit  Boreas  und  Oreithyia  pi.  22.  23,  jetzt  in 
Mdncben,  Aehnlichkeit  mit  dem  Polygnotiscben  Styl  gesucbt  ist.  Venvandt 
sind  Vases  Luynes  pi.  21.  22,  der  Abschied  des  Achilleus  von  Nereus  pi. 
28.  Zeus  das  Bacchuskind  den  NaTaden  ilbergebend,  pi.  34  und  in  Ger- 
hards  Trinkschalen  Tf.  9,  Peleus  und  Thetis  u.  a.]  Ueber  das  Technische 
seiner  Gemftlde  vgl.  §.  319.  [135.  A.  3.] 

3.  Ueber  die  Bilder  in  der  Lesche,  rechts  das  eroberte  Ilion  u.  die 
Abfahrt  der  Hellenen;  links  Odysseus  Besuch  in  der  Unterwelt,  Pans.  X, 
25—31.  Caylus  Hist,  de  TAc.  T.  XXVU.  p.  34.  F.  u.  J.  Riepenhausen 
Gemalde  des  Polygn.  in  der  Lesche  zu  Delphi.  Th.  I.  1805,  mit  Erlaute- 
rungen  von  Chr.  Schlosser  (die  ZerstOrung  Ilion 's,  vgl.  dazu  Meyer  in  der 
Jen.  ALZ.  Juli  1805  u.  Boettiger  Archaeol.  der  Mai.  S.  314).  Peintures 
de  Polygn.  k  Delphes  dessin^es  et  gravies  d'apr^s  la  descr.  de  Pausanias 
par  F.  et  J.  Riepenhausen.  1826.  1829  (Clber  die  Composition  vgl.  GGA. 
1827.  8.  1309).  [0.  Jahn  die  Gemalde  des  Polygnot  in  der  Lesche  zu 
Delphi.  Kiel  1841.]  Bei  dem  Gemalde  der  Unterwelt  ist  besonders  auf  die 
Andeutungen  der  Mysterien  zu  achten ,  welche  theils  an  den  Ecken  (die 
Priesterin  Kleoboea,  Oknos,  die  Ungeweihten),  theils  in  der  Mitte  angebracht 
waren.  Hier  sass  der  Mystagog  Orpheus  in  einem  Kreise  von  SSngem  und 
Greisen,  umgeben  von  fflnf  Troischen  und  fiinf  Griechischen  Helden.  Vgl. 
Rathgeber  in  der  Encykl.  unter:  Oknos.  Bei  dem  Gemalde  von  Ilion 
steht  der  unermCldliche  Blutracher  Neoptolemos  (dessen  Grab  in  der  Nahe 
war)  mit  dem  sanften  Menelaos,  der  nur  die  sch()ne  Beute  fortzubringen 
sucht,  in  einem  interessanten  Grcgensatze.  Mit  diesem  Bilde  hat  das,  elwas 
alterthiimlich  gehaltene,  Nolanische  Vasenbild,  Tischbein's  Homer  IX,  5.  6, 
einige,  doch  nur  wenige  Zuge  gemein.  —  Im  Allgemeinen  uber  diese 
Bilder  Correspond,  de  Diderot.  T.  IIL  p.  270  f.  (6d.  1831).  Goethe's  W. 
XLIV.  S.  97. 

1  135.  Neben  Polygnotos  werden  mehrere  andre  Maler 
(grosstentheils  Athener,    aber  auch   Onatas  der  Aeginet) 

2  mit  Auszeichnung  genannt ;  welche  meist  mit  grossen  figuren- 
reichen  historischen  Bildem,  deren  Gegenstand  auch  sehr  gern 
aus  der  Zeitgeschichte  genommen  wurde,  Tempel  und  Hallen 

3  schmuckten.    Dionysos  erreicht  unter  ihnen  Polygnot's  aus- 


[136]  Athenische  Schule;  Polygnotos.  J  39 

drucks voile  und  zierliche  Zeichnung,  aber  ohne  seine  Gross- 
artigkeit  und  Freiheit. 

1.  Iphion  der  Korintber  bei  Simonides  CCXXI.  Schneidew.  Sillax 
der  Rheginer  g.  75  bei  demselben  CGXXII.  On  at  as  auch  Maler  78—83. 
Hikon  von  Athen,  Maler  u.  Erzg.;  besonders  in  Rossen  ausgezeichnet, 
77—83.  (Sillig  C.  A.  p.  275.  Vgl.  oben  §.  99,  I.  flei  Simonides  CCXIX. 
und  GGXX.  ist  bei  Schneidewin  MUav  zu  schreiben.  Mixmv  ist  auch 
Arrian  Alex.  VII,  13  zu  restituiren).  Dionysios  Ton  Kolophon,  Hikon's 
Zeitgenoss  (vgl.  Simonides  §.  99.  Anm.  1).  Aristophon,  Polygnot's  Bnider. 
Euripides  (der  Tragiker,'  Eurip.  Vita  ed.  Elmsleius)  um  dieselbe  Zeit. 
Timagoras  von  Chalk  is  83.  Panaenos  von  Athen,  Phidias  a^iXquiovq, 
um  83—86.  Agatharcbos,  Bubnen-  und  Zimmer-Maler,  etwa  von  80 
(so  dass  er  fflr  Aeschylos  letzte  Trilogie  scenam  fecit)  bis  90  (vgl.  Voelkel's 
Nachlass  S.  103.  149).  Aglaophon,  Aristophon's  Sohn,  wie  es  scbeint,  90 
(vgl.  ebd.  113).  Kepbissodoros,  Phrylos,  Euenor  von  Ephesos,  Demopbilos 
von  Himera,  Neseas  von  Thasos,  90.  Kleisthenes  von  Eretria  (oben  §.  107. 
Anm.  3)  um  90.  Nikanor,  Arkesilaos  von  Paros,  enkaustische  Maler,  um 
90  (?).  Zeuxippos  von  Herakleia  um  90  (vgl.  Heindorf  ad  Plat.  Protag. 
p.  495).  Kleagoras  von  Phlius  91  (Xen.  Anab.  VII,  8,  1).  Apollodoros 
Yon  Athen,  93. 

2.  In  der  Poekile  (braccatis  illita  Persis)  befanden  sich:  1.  die  Hara- 
thonische  Schlacht  von  Mikon  (oder  Panaenos,  auch  Polygnot);  die  Heer- 
fuhrer  beider  Parteien  ikonisch;  die  Plataeer  mit  Boeotischen  LandHuten 
(Demosth.  g.  Neaera  p.  1377).  GOtter  und  Heroen  waren  eingemischt; 
mehrere  Momente  der  Schlacht  aufgefasst;  ausserdem  die  Flucht  zu  den 
Schiffen  (Boettiger  Archaeol.  der  Mai.  S.  246).  2.  Troja's  Einnahme  und 
das  Gericht  uber  Kassandra's  Sch&ndung,  von  Polygnotos.  3.  Kampf  der 
Athener  und  Amazonen,  von  Mikon.  4.  Schlacht  bei  Oenoe.  8.  Boettiger 
S.  278.  [0.  Jahn  Archaeol.  Aufs.  S.  16.]  Platon  Euthyphr.  p.  6  spricht 
auch  von  G5tterk&mpfen ,  mit  denen  die  Tempel  (?)  bemalt  waren.  [Die- 
selbe Erkl3rung  ohne  Bedenken  §.  319.  A.  5.] 

3.  Dionysios  ahmte  nach  Aelian  V.  H.  IV,  3  Polygnot 's  Kunst 
hinsichtlich  der  Darstellung  des  Cbarakters,  der  Affekte,  der  Gesten,  der 
zarten  Gewander  genau  nach,  aber  ohne  dessen  Grossartigkeit,  vgl.  Aristot. 
Poet.  2  und  Plut.  Timol.  36,  der  seine  Werke  gezmingen  und  mflhsam 
nennt,  wie  Fronto  ad  Verum  1.  non  inlustria  [geht  auf  die  Stoffe];  bei 
Plinius  heisst  er  av^'^oaroy^a^off,  Shnlich  wie  Demetrios  §.  123. 

136.    Der   Erste  aber,    welcher   auf  die  Nuancen   von  1 
Licht  und  Schatten  ein  ticferes  Studium  richtete,  und  durch 


140  Griechische  Kunstgesch.    Per.  lU.  [137] 

diese  wesentlichen  Erforderaisse  Epoche  machte,  war  Apollo* 
2  doros  von  Athen,  der  Skiagraph.  Seine  Knnst  ging 
ohne  Zweifel  von  der  perspektivischen  Buhnenmalerei  des 
Agatharchos  (§.  107.  Anm.  3)  aus,  und  war  zunachst  darauf 
berechnet,  die  Aug  en  der  Menge  durch  den  Schein  der 
Wirklichkeit  zu  tauschen ;  wobei  auf  sorgMtigere  Zeichnung 
verzichtet  wurde  (daher  manche  ungunstige  Urtheile  der 
Alten  uber  die  gesammte  Skis^graphie) ;  jedoch  war  sie  auf 
jeden  Fall  eine  nothwendige  Vorstufe  fur  die  hShere  Ent- 
wickelung  der  Eunst. 

1.  Apollodor  erfand  tpd^oQav  xal  anoxQOiCiv  aniag,  Plut.  de  glor. 
Athen.  2.  Hesych.  (Luminum  umbrarujnque  rationem  invenisse  Zeuxis 
dicitur,  Quintil.  XII,  10).  £r  sagte  von  sich:  Mtofn^asTal  T19  fiaXXov  ij 
fufn^aerai,  Neque  ante  eum  tabula  ullius  ostenditur  quae  teneat  oculos, 
Plin.    Aehnliche,  eigentlich  ungerecbte,  Urtheile  Quintil.  XII,  10. 

St.  Apollodor  war  Skiagraph  oder  Skenograph  nach  Hesych.  Udber 
den  engen  Zusammenhang  beider  Schneider  Eel.  phys.  Ann.  p.  265.  Von 
der  Bedtimmnng  der  Skiagraphie,  in  der  Feme  zu  wirken  y6%iaYifatpia 
daaq>7ig  xal  dnaTTjXog  Plato  Eritias  p.  107),  Plat.  Staat  X.  p.  601  vgL 
Phaedon  p.  69.  Parmen.  p.  165.  Theaetet  p.  208  mit  Heindorf's  Anm. 
Arist.  Rhet.  III.   c.  12. 


1  137.  Nun  beginnt  mit  Zeuxis  das  zweite  Zeitalter 
der  voUkommnern  Malerei,  in  welchem  die  Kunst  zu  sinn- 

2  licher  Illusion  und  ausserem  Reize  gelangt  war.  Die  Neu- 
heit  dleser  Leistungen  verleitet  die  Kunstler  selbst  zu  einem, 
unter  den  Arcfaitekten  und  bildenden  Kunstlem  unerh5rten, 

3  Hochmutbe ;  obgleieh  ibre  Kunst  in  Betracht  des  Emstes  and 
der  Tiefe,  womit  die  Gegenstande  atrfgefeisst  wurden,  so  wie 
der  sittlichen  Strenge,  gegen  den  Geist  der  fruhem  Periode 

4  schon  entartet  erscheint.  In  dieser  Epoche  herrscht  die  loni- 
sche  Schule  der  Malerei,  welche  deni  Charakter  des  Stam- 
mes  gemass  (§.  43)  mehr  Neigung  zum  Weichen  und  Uep* 
pigen  bat,  als  die  alten  Peloponnesischen  und  die  zunacbst 
vorbergegangene  Attische  Scbule. 

1.  S.  die  Geschichten  von  den  Trauben  des  Zeuxis  und  Parrhasios 
Leinwand  u.  dgl.  [Hierauf  deutet  auch  die  Sage,  dass  Zeuxis  sich  flber 
ein   von  ihm  gemaltes  altes  Weib  zu  Tode  gelaeht  babe,   Festi  Sched. 


[138]  lonisdie  Schule;  Znixis.  141 

p.  909,  Moll.]  Von  der  Illusion  der  Malerei  Plat.  Sophist  p.  334.  Staat 
X.  p.  598.  Viele  hielten  dies  ofTenbar  ffir  das  HOchste,  fthnlich  wie  die 
tragisehe  Kunst  seit  Euripides  auf  die  dndtr]  (frOher  auf  die  Innlrjlii) 
hinausging. 

2.  Apollodoros  trug  nach  Po'serart  [die  ein  Alkibiades  und  der 
reiche  Kallias  nachahmten]  eine  hohe  Tiare,  Hesych.  Zeuxis  verschenkt 
zuletzt  seine  Werke,  weil  unbezahlbar  (Plin.  XXXV,  36,  4),  und  nahm 
dagegen  Geld  fQr  das  Sehenlassen  der  Helena  (Ael.  V.  H.  IV,  13).  Parrha- 
sios  ist  nadi  Art  ernes  Satrapen  stolz  und  schwelgeriseh,  und  bebauptet, 
an  den  Grrenzen  der  Kunst  zu  stehn. 

3.  Parrhasius  pinxit  et  minoribus  tabellis  libidines  eo  genere  petu- 
lantis  ioci  se  refieiens.  Ein  Beispiel  Sueton  Tiber.  44.  vgl.  Eurip.  Hippol. 
1091.  Klem.  Atex.  Protr.  IV.  p.  4a  Ovid  Trist.  II,  524  Lobeck  Aglaoph. 
p*  606* 

4.  Ephesos  war  in  Agesilaos  Zeit  (95,  4)  roll  von  Malem,  Xenoph. 
R  m,  4,  17.  [Mehrere  §.  138.  A.  3.]  --  Die  Maler  der  Zeit:  Zeuxis, 
Ton  Herakleia,  oder  Ephesos  (nach  dem  HauptoHe  der  Schule,  Toelken, 
Amalth.  m.  S.  193),  etwa  um  90—100.  (Plinms  setzt  ihn  95,  4;  aber 
er  malte  fQr  400  Minen  den  Pallast  des  Archdaos,  der  95,  3  starb,  Aelian 
V.  H.  XIV,  7.  vgl.  Plin.  XXXV,  36,  2.  Einen  rosenliekrRnrten  Eros  bei 
Aristophanes  Acham.  992.  —  Olymp.  88,  3  —  schreibt  der  SchoL  dem 
Zeuxis  zu.  [Sillif  G.  A.  p.  464  bezwdfelt  die  Riehtigkeit,  R.  Roohette 
Peintures  ant.  inM.  p.  170  widersprieht  ihm],  auch  Thonbildner.  Par- 
rhasios,  Euenor's  Sohn  und  SchOler,  von  Ephesos,  um  95  (Seneca  Gon- 
trov.  V,  10  ist  eine  blosse  Fiction).  [Knnstbl.  1827.  8.  327.  Feuerbachs 
Vatic.  Apollo  S.  71.]  Timanthes  von  Kythnos  (Sikyon)  und  Kolotes 
von  Teos,  gleichzeitig.  Euxenidas  95.  Idaeos  (Agesilaos  qpaAa^a,  Xenoph. 
H.  IV,  1,  39)  um  dkselbe  Zeit.  Pauson,  der  Maler  der  HSsslichkeit 
(Aristot),  um  95  (s.  indess  Welcker  im  Kunstblatt  1827.  S.  327.  [Des 
Vfs.  ErkL  ist  bestritten  Kunstbl.  1833.  8.  88.]  Androkydes  von  Kyzikos 
95—100.  Eupompos  von  Sikyon  95—100.  Brietes  von  Sikyon,  um  die- 
selbe  Zeit. 

138.  Zeuxis,  welcher  in  der  Skiagraphie  Apollodoros  1 
Entdeckungen.  sich  aneignete  mid  weiter  bildete,  und  be- 
senders  gem  einzehie  Gdtter-  und  Heroenfiguren  malte, 
scheint  in  der  Darstellung  weiblichen  Reizes  (seine  Helena  zu 
Eroton)  und  erhabner  Wurde  (sein  Zeus  auf  dem  Thron 
von  Gottern  umgeben)  gleich  ausgezeichnet  gewesen  zu  sein; 
dock  vermisst  Aristoteles  (§.  134.  Anm.  2)  in  seinen  Bildern 
das  Ethos.  Parrhasios  wusste  seinen  Bildern  noch  2 
mehr  Roidung  zu  geben,  und  war  viel  reicher  und  mannig- 


142  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [139] 

faltiger  in  seinen  Schopfungen;  seine  zahlreichen  Gotter-  und 
Heroenbilder  (wie  sein  Theseus)  erlangten  ein  kanonisches 
3  Ansehn  in  der  Kunst.  Ihn  uberwand  indess  in  einem  Maler- 
Wettkampf  der  geistreiche  Timanthes,  in  dessen  Iphi- 
genien-Opfer  die  Alten  die  Steigerung  des  Schmerzes  bis 
auf  den  Grad,  den  die  Kunst  nur  andeuten  durfte,  bewun- 
derten. 

1.  Am  genauesten  bekaimt  ist  von  Zeuxis  die  Kentaurenfamilie 
(Lukian  Zeuxis),  eine  reizende  Zusammenste]lung ,  in  der  auch  die  Ver- 
schmelzung  von  Mensch  und  Ross,  und  die  Genauigkeit  der  Ausfuhrung 
bewundert  wurde.    Vgl.  die  Gemme  M.  Florent  I.  tb.  92,  5. 

2.  Parrh.  in  lineis  extremis  palmam  adeptus  —  ambire  enim  se 
extremitas  ipsa  debet.  Plin. '  Von  ihm  als  Gesetzgeber  der  Kunst  QuintiJ. 
XII,  10.  —  Ueber  seinen  Demos  der  Athener,  wo  in  einer  Figur  durch 
KOrperbildung,  Ausdruck,  Gesten  und  Attribute  sehr  widersprechende  Zuge 
ausgedriickt  waren,  hat  Q.  de  Quincy  Mon.  restitufe  T.  II.  p.  71  ff.  eine 
sonderbare  Hypothese  aufgestellt  (eine  Eule  mit  andem  ThierkOpfen). 
Ueber  die  fraheni  Meinungen  G.  A.  Lange  im  Kunstblatt.  1820.  N.  11. 
[Lange  Vermischte  Schr.  S.  277.] 

3.  Graphische  Agonen  bei  Quintil.  II,  13.  Plin.  XXXV,  35.  36,  3. 
5,  in  Korinth  Apostol.  XV,  13,  in  Samos  Aelian  V.  H.  IX,  11.  Athen. 
XII,  543.  Timagoras  von  Ghalkis  hatte  sich  selbst  ein  Siegslied  gedichtet. 
Mit  Timanthes  Bild  hat  das  Pompejanische  (Zahn's  WandgemMde  19. 
R.  Rochette  M.  1. 1,  27.  M.  Borb.  IV,  3.  vgl.  §.  415,  1)  wenigstens  den  ver- 
hflllten  Agamemnon  gemein.  Vgl.  Lange  in  Jahn's  Jahrbdchem.  1828. 
S.  316.  [Verm.  Schr.  S.  163.]  Biit  seinem  Marsyas  religatus  kann  das 
Gemalde  Antich.  di  Ercolano  II,  19  verglichen  werden;  [auch  ein  Vasen- 
gemalde].  In  unius  huius  operibus  intelligitur  plus  semper  quam  pingitur 
(wie  in  dem  sehr  artig  erfiindenen  Kyklopenbilde),  Plin.  XXXV,  36,  6. 


1  139.  Wahrend  Zeuxis,  Parrhasios  und  ihre  Anhanger 
unter  dem  allgemeinen  Namen  der  Asiatischen  Schule  der 
fruher  bluhenden,  besonders  in  Athen  ansassigen,  Griechischen 

2  (Helladischen)  Schule  entgegengesetzt  werden:  erhebt  sich 
jetzt  durch  Pamphilos  die  Schule  von  Sikyon  im  Pelopon- 
nes  neben   der  lonischen  und  Attischen  als  eine  dritte 

3  wesentlich  verschiedene.  Ihre  Hauptauszeichnung  war  wissen- 
schaflliche  Bildung,  kunstlerisches  Bewusstsein,  und  die  hochste 

*  Genauigkeit   und  Leichtigkeit    in  der  Zeichnung.    In   dieser 


[139]  Sikyonische  Malerschule.  143 

Zeit  wurde  auch  durch  Aristeides  von  Theben  und  Pausias 
von  Sikyon  die  enkaustische  Malerei  ausgebildet,  die  in- 
dess  (nach  Plinius)  schon  von  Polygnotos  geubt  worden  war 
(vgl.  §.  320). 

±  Die  Sikyoniscben  Maler  als  eine  Classe,  Athen.  V.  p.  196  e. 
Polemon  (§.  35,  3)  schrieb  fiber  die  Poekile  in  Sikyon,  gebaut  um  01.  120. 
Athen.  VI,  253  b.  XIII,  577  c.  [In  der  ersten  Ausg.  folgte:  »Daber  Sicyon 
Helladica,  welcber  Ausdruck  spater  Schriftsteller  wolil  nur  aus  der  Spracbe 
der  Kunstgelebrten  abgeleitet  werden  kann.«  Und  Aeginet.  p.  156  ist  die 
Unterscheidung  der  Athenischen  und  der  Helladischen  Malerei  im  Gegen- 
satze  der  Asiatiscben  ricbtig  abgeleitet.    Suid.  Zixvciv  ^  vvv  'ElXdg.] 

Beriihmte  Maler  der  Zeit:  Pampbilos  von  Amphipolis,  Eupompos 
Schuler  (Sikyon.  Scbule),  97—107.  Aristeides  von  Tbeben,  Euxenidas 
ScbQler,  etwa  102—112,  auch  enkaustischer  Maler.  Leontion,  in  ders. 
Zeit  [f^llt  nach  dem  Cod.  Bamberg,  weg.]  Pausias  von  Sikyon,  Brietes 
Sohn,  Pampbilos  ScbCQer,  enkaust.  Maler  in  ders.  Zeit.  Ephoros  von 
Ephesos,  und  Arkesilaos  (lonische  Scbule)  geg.  103.  Enphranor,  Istbmier, 
d.  b.  von  Korinth  (doch  arbeitete  er  in  Athen,  und  wird  von  Plutarch  de 
glor.  Athen.  2  den  Attikern  zugezUhlt),  Enkaust  104—110.  Kydias  von 
Kythnos,  Enk.  104.  Pyrrhon  von  Elis,  g.  105.  Echion  [wenn  nicht 
Aetion],  Tberimacbos  107  (§.  124).  Aristodemos  107.  Antidotos,  Eupbranor's 
Sch.,  Enk.  108.  Aristolaos,  Pausias  Sohn  und  Sch.,  Enk.  108.  Mecho- 
panes  (?)  [vielleicht  MrjxoqiavTjg ;  denn  Nikopbanes  liegt  weit  ab]  108. 
Melanthios,  Pampbilos  Sch.,  etwa  104 — 112.  Ktesidemos  g.  108.  Philo- 
chares  von  Athen,  Aescbines  Bruder,  109.  Glaukion  von  Korinth  g.  1 10  (?). 
Alkimacbos  110  (Pliji.  vgl.  Corsini  Dissert.  Agon.  p.  128).  Apelles  von 
Kolophon,  der  Scbule  nach  Ephesier  (durch  Ephoros  u.  Arkesilaos),  aber 
auch  Sikyonier  (durch  Pampbilos),  106 — 118.  vgl.  Toelken,  Amaltbea  III. 
S.  123).  Nikomacbos,  Aristodemos  Sohn  und  Sch.  (Sikyon.  Scbule),  110  ff. 
Nikias  von  Athen,  Nikomedes  Sohn,  Antidotos  Sch.,  Enk.  (Praxiteles 
hulfreich)  110—118.  Amphion  (?)  [God.  Bamb.  Melanthio)  112.  Asklepio- 
doros  von  Athen  112.  Theomnestos  112.  Theon  von  Samos  g.  112. 
Karmanides,  Euphranor's  Sch.  112.  Leonidas  von  Anthedon,  Euphranor's 
Sch.  112  (derselbe  war  Schriftsteller  iiber  Proportionen).  Protogenes, 
der  Kaunier  (auch  Erzg.),  112 — 120.  Athenion  von  Maroneia,  Glaukion 's 
Sch.,  Enk.  g.  114  (?).    Gryllon  g.  114.    Ismenias  von  Chalkis  114  (?). 

3.  Pampbilos  praestantissimus  rati  one,  Quintil.  XII,  10.  Er  lebrt 
fiir  1  Talent  10  Jahre.  Fordert  mathematische  Vorkenntnisse.  Die  Zeich- 
nung  wird  jetzt  in  den  Kreis  der  liberalen  Erziehung  aufgenommen,  Plin. 


144  Griediische  Konstgesch.    Per.  III.  [140] 

XXXV,  10.  40.  TgL  Aiistoteles  Paedagogik  ron  Orelli,  in  den  PhiloL  Bei- 
tr3gen  aus  der  Schweiz  8.  95.  [Teles  bei  Stobaeus  XGVm,  7i  nennt 
iinter  den  Lduem  der  Epheben  den  Kaler  luid  den  o^/iovixo^,  der 
Axiocfaos  7  und  Eebes  13  dafur  die  nQirinovg.]  Auf  die  Feinbeit  und 
Sidierheit  der  Umrisse  geht  die  Geschichte  bei  PI  in.  XXXV.  36.  11,  die 
Qo.  de  Quincy  Mem.  de  Tlnst  Royal.  T.  V.  p.  300  zu  frei  deutet;  der 
Ausdruck  in  ilia  ipsa  muss  festgehalten  trerden.  Diesdbe  Fignr  wird  in 
demselben  Ranm  dreimal  immer  feiner  nnd  genauer  umschiieben;  der 
ESne  oorngirt  dem  Andem  die  Zeicbnung  durcbgSngig.  Vgl.  Boettiger 
ArcbaeoL  der  MaL  8.  154.  Helanthios  der  Kaler  in  seinen  BGchem  von 
der  Xalerei  bei  Diog.  L.  IV,  3,  18.  Stiv  avd-adttaw  rtva  nai  exlriQozrja 
Toi9  l^yoiq  ixtx(fi%u9y  ouoiag  8s  *av  roig  rfitaiv. 

1  140.  Auf  der  dritten  Stufe  der  Malerei  that  sich 
Arist aides  von  Theben  durch  Darstellungen  der  Leidenschaft 

2  und  des  Ruhrenden  hervor ;  P  a  u  s  i  a  s  durch  Kinderfiguren, 
Thier-  und  Blumenstucke,  ron  ihm  beginnt  die  Malerei  der 

3  Felderdecken ;  Euphranor  war  in  Helden  (Theseus)  und 

4  Gottem  ausgezeichnet;  Melanthios,  einer  der  denkendsten 
Eunstler  der  Sikyonischen  Schule,  nahm  nach  Apelles  Urtheil 

5  in  der  Anordnung  (dispositio)  den  ersten  Rang  ein;  Nik  i as, 
aus  der  neuem  Attischen  Schule,  malte  besonders  grosse 
Historienbilder,  Seeschlachten  und  Reiterkampfe  in  hoher 
Vorzuglichkeit. 

1.  (Aristides)  primns  animum  pinxit  et  sensus  hominum  expressit, 
qnae  vocant  Graeci  ffir,  fdagegen  §.  133.  Anm.  2).  item  perturbationes 
(die  nd^).  Huius  pictura  oppido  capto  ad  matris  morientis  ex  vulnere 
mammam  adrepens  infans:  intelligiturqne  sentire  mater  et  timere.  ne 
emortuo  lacte  sanguinem  lambat.  Plin.  XXXV.  36,  19.  vgl.  Aemilian. 
Anthol.  Pal.  VR,  623. 

2.  Ueber  Pausias  schwarzen  Stier  (ein  Meisterstuck  der  Verkurzung 
und  Schattirung) ,  und  die  liebliche  Kranzflechterin  Glykera  Plin.  XXXV, 
40,  24.  —  Idem  et  lacunaria  primus  pingere  instituit,  nee  cameras  ante 
eum  taliter  adomari  mos  fcdt;  d.  h.  er  fubrte  die  bemach  gewdbnlicben 
zierlicben  Deckenbilder,  aus  einzelnen  Figuren,  Blumen,  Arabesken  be- 
stebend,  ein.  Die  Lakunarien  mit  gemalten  Stemen  u.  dergl.  zu  rerzieren, 
war  scbon  fruber  in  den  Tempeln  ublicb  geivesen. 

3.  Eupbranor  scbeint  in  den  Zw6lfg6ltem,  die  er  fur  eine  Halle 
im  Kerameikos  malte,  nacbdem  er  sich  im  Poseidon  erschdpfl  hatte, 
fOr  den  Zeus  sieb  roit  einer  Copie  des  Pbidiassischen  Werks  begnugt 
zu    baben.    Siebe   die    Stellen    bei    Sillig    C.   A.   pag.   208    add.    Scbol. 


[1411  Apelles.  145 

II.  I,  528.  —  Von  Echion*s   nova  nupta   verecundia  notabilis  ist  wohl 
etwas  in  die  sog.  Aldobrandinische  Hochzeit  Qbergegangen,  vgL  §.  319. 

141.    Allen  voran  geht  indess  der  grosse  Apelles,  der  l 
die   Vorzuge   seiner   Heimat   lonien  —  Anmuth,   sinnlichen 
Reiz,  bluhendes  Colorit  —  mit  der  wissenschaftlichen  Strenge 
der  Sikyonischen  Schule  vereinigte.     Seinem   reichen  Geiste  2 
war  zum  Vereine  aller  ubrigen  Gaben  und  Vermogen,  deren 
der   Maler  bedarf,  als  ein  Vorzug,   den   er  selbst   als   den 
ihm  eigenthumlichen  anerkannte,   die  Charis  ertheilt;  wohl  3 
keins  seiner  Bilder  stellte  diese  so  voUkommen  dar,    als  die 
vielgepriesene  Anadyomene.    Aber  auch  heroische  Gegenstande  4 
waren  seinem  Talent  angemessen,   besonders  grossartig  auf- 
gefasste  Portrate,  wie  die  zahlreichen  des  Alexander,  seines 
Vaters   und  seiner  Feldherm.    Wie  er  Alexander  mit  dem 
Blitz    in    der   Hand   (als    HeQawotpogog)   darstellte:     so    ver-  5 
suchte  er,   der  Meister  in  Licht  und  Farbe,   selbst  Gewitter 
(/^QoyTJjVj  daxQanriVy  xiQavvo^oXlav)  zu  malen,    wahrscheinlich 
zugleich   als    Naturscenen    und    als    mythologische   Personi- 
ficationen. 

1.  Parrhasios  Theseus  war  nach  Euphranor  mit  Rosen  genahrt; 
dagegen  waren  Antidolos,  Athenion,  und  Pausias  Schiiler  Aristolaos  und 
Mechopanes  [Mechophanes  §.  139.  A.  2]  severi,  duri  in  coloribus 
{Mechopanes  besonders  durch  das  vielgebrauchte  sil  §.  319).  Offenbar 
herrschte  in  der  lonischen  Schule  ein  bliihender,  in  Sikyon  ein  emsterer 
Farbenton  vor. 

3.  Die  Anadyomene  befand  sich  in  Kos  im  Asklepieion  (ypcf/u/ua 
Kmw  Kaliim.  Fragm.  254  Bentl.),  und  kam  durch  Atigust  in  den  Tempel 
des  D.  Julius  zu  Rom,  wo  sie  al)er  schon  in  Nero's  Zeit  verdorben  war. 
[Hdchst  wahrscheinlich  die,  wovon  Petron  84  sagt:  quam  Graeci  Mono- 
cnemon  vocant,  etiam  adorant,  s.  Philostr.  Imagg.  p.  LXI.  Kunstbl.  1827. 
S.  327  (gegen  Sillig).  So  hiess  ein  Amazone  von  Strongylion  svHvrj/iogt 
und  monocremon  ist  die  verdorbene  Lesart;  s.  §.  318.]  Sie  war  nach 
Einigen  (Plin.)  nach  der  Pankaste,  nach  Athen,  nach  der  Phryne  gemalt. 
Epigramme  von  Leonidas  von  Tarent  u.  A.  Ugen  Opusc.  I.  p.  34.  Jacobs 
in  Wieland's  Att.  Mus.  UI.  S.  50.  Ein  sp&teres  Gem&lde  der  Anadyomene 
Bartoli  Pitt.  I,  22.  vgl.  Anakreont.  51. 

4.  Ueber  Alexanders  vortretenden  Arm  mit  dem  Blitz  Plin.  XXXV, 
36,  15.    So  wird  an  Nikias  ut  eminerent  e  tabulis  picturae,  an  Euphranor 

O.  Hfiller*s  Arohaeologie.    4.  Aufl.  10 


146  Griechische  Kunstgesch.    Per.  III.  [142,  143} 

das  i^ixov    geruhmt.     [Fr.  Lindemaim   de   imagine  Al.  M.  ab  Ap.  picla 
Lips.  l'820.  8.] 

5.  Vgl.  Philostr.  I,  14.  Welcker  p.  289.  Plin.  XXXV,  36,  17.  Ueber 
die  Lasirung  der  Bilder  des  Apelles  §.  ^19,  5.  —  Arnaud  sur  la  vie  et 
les  ouvrages  d'Apelle,  M6m.  de  I'Ac.  des  Inscr.  T.  XLIX.  200.  [Apelles 
und  Antiphilus  von  Toelken  in  Boettigers  Amalthea  III.  S.  111—134.] 

1  142.  Neben  ihm  bliihte,  ausser  den  Genannten,  Pro- 
to genes,  welchen  der  durch  sein  Genie  fiber  jede  niedrige 
Gesinnung  emporgestellte  Apelles  selbst  beruhmt  gemacht  hatte : 
ein  Autodidakt,  dessen,  oft  allzu  sorgfaltiger,  Fleiss  und  ge- 
naues  Naturstudium  seine  wenig  zahlreichen  Werke  unschatz- 

2  bar  machten.  Auch  der  durch  die  Lebendigkeit  seiner  Erfin- 
dungen  {cpavraalai,  visiones)  ausgezeichnete  The  on  gehort 
dieser  schnell  vorubergehenden  Bluthezeit  der  Malerei  an. 

1.  Protogenis  nidimenta  cum  ipsius  naturae  veritate  certantia  non 
sine  quodam  horrore  tractavi ,  Petron  83.  Sein  berClhmtestes  Bild  war 
der  Stadt-Heros  lalysos  mit  dem  Hunde  und  dem  ausruhenden  Satyr,  eine 
mythische  Darstellung  der  Stadt  und  Gegend,  Qber  der  er  7  (oder  nach 
Fronto  11)  Jahre  gemalt  hatte  (01.  119).  Fiorillo  Kleine  Schriften  I. 
S.  330  ff.  Gic.  Verr.  IV,  60  nennt  als  eins  der  schOnsten  Bilder  Paralum 
pictum  (pictam),  n&mlich  das  Schiflf  Paralos,  welches  er  nebst  der  Am- 
monischen  Triere  in  den  Propylaeen  der  Burg  Athens  malte,  und  zwar 
als  einen  Theil  des  GemSldes  des  Phaeaken-Eilands,  wie  man  aus  Plin. 
XXXV,  36,  20.  Pans.  I,  22,  6  errHth.  Meine,  wenn  auch  noch  nicht  ganz 
feste  Meinung  ist,  dass  bei  Paus.  I,  22,  6  (cf.  Hermann  de  pict.  parietum 
p.  19,  der  die  Sache  nicht  im  Zusammenhang  betrachtet)  der  Name  des 
Protogenes,  als  des  Malers  des  Nausikaa-Gem&ldes  in  den  Athenischen 
Propylaeen,  ausgefallen  sei ;  und  Plinius  XXXV,  36,  20  auf  dasselbe  Bild 
ziele,  welches  zugleich'  eine  Darstellung  eines  Hafens  enthalten  habe,  wobei 
die  Athenischen  Prachtschiffe  Ammonias  und  Paralos  angebracht  worden 
seien,  nach  welchem  letztern  Cicero  dajs  ganze  Bild  benennt.  [Das  Letzte 
aus  den  NachtrSgen  S.  707.  Am  Rand  ist  spftter  verwiesen  auf  Welcker's 
ganz  verschiedene  Erklarung,  zwei  Gem&lde  des  Protogenes  bei  Plinius  in 
Zimmermanns  Zeitschr.  1837.  N.  83  f.  Vgl.  R.  Rochette  Lettres  archtolog. 
1840.  I.  p.  46—61.    Westermann  in  den  Jahrb.  f.  Philol.  XXV.  S.  480.] 

a.  Boettiger*s  Furienmaske  S.  75.  Ueber  den  Muttermord  des  Orest 
von  Theon  auch  R.  Rochette  M.  I.  p.  177. 

1  1 43.    Die  herrliche  Kunst  dieser  Meist er  ist ,  insofem  sie  sich 

in  der  Beleuchtung,   dem  Farbenton,   den  Localfarben  zeigte, 


[143]  Vasengemaide.  147 

fur  uns  bis  auf  ziemlich  dunkle  Meldimgen  und  spatre  Nach- 
ahmimgen  imtergegangen ;  dagegen  geben  von  den  Fortschrit- 
ten  und  Leistungen  der  Zeichnung  in  dieser  Periode  -die  Va- 
sengemaide (mit  ausgesparten  hellen  Figuren),  wenn  man 
von  den  Arbeiten  gemeiner  Handwerker  auf  die  Werke  der 
ersten  Kunstler  zu  schliessen  wagt,  die  hSchste  Vorstellung.  Und  2 
zwar  enlhalten  die  Funde  von  Volci  (§.  99,  2)  besonders 
viel  Proben:  1)  der  zwar  eleganten  und  edlen,  aber  noch 
steifen,  symmetrischen  und  uberzierlichen  Zeichnung;  aber  auch 
2)  einer  freien  und  dabei  einfachen  und  grossartigen  Zeich- 
nung, wie  man  sie  sich  von  Polygnot  ausgehend  denken 
mag ;  auch  3)  ein  sehr  interessaHles  Beispiel  uberfleissiger  und 
kleinlicher  Naturnachahmung ,  ungefahr  auf  Dionysios  Weise 
(§.  135,  3):  dagegen  in  dem,  der  Masse  nach  jungeren 
Va^nvorrath  von  Nola  neben  den  alteren  Manieren  4) 
Muster  von  einer  Leichtigkeit ,  Grazie  und  weichen  Anmuth 
wie  sie  erst  von  der  lonischen  Schule  der  Malerei  aus- 
gegangen  sein  kann,  getroflfen  werden. 

±    Proben  von  1):    Der  Kampf  fiber  Patroklos  Leichnam   und  die 
VersOhnung  mit  Achill,  auf  einer  Schale  von  Volci,  Inghirami  6.  Omer  II 
254.    Peleus  die  Tbetis   zur  Grotte  des  Gheiron  bringend,   V.  von  Volci, 
Ingh.  ebd.  235.    Vasi  fittUi  77.    Thetis   unter  den  Nereiden  geraubt,   auf 
dem  Deckel  einer  V.  von  Nola,  mehr  in  imitirter  Weise,  M.  I.  d.  Inst.  37. 
vgl.  J.   de  Witte   Ann.  V.   p.  90.     Apollon   und   Idas   um   die  Marpessa 
kSmpfend  (?),  auf  einer  V.  von  Agrigent,   M.  I.  d.  Inst.  20.   vgl.  Ann.  II 
p.  194.   IV.  p.  393.    Bullett.  1831.   p.  132.     Poseidon    die  Insel  Nisvros  » 
fiber  den  Giganten  Ephialtes  sturzen<j,  auf  einer  V.  aus  Sidlien,  Hillingen   ' 
Un.  Mon.  I,  7. 

2)  Athena  das  von  der  Erde  hervorgelangte  Kind  Erichthonios 
aufnehmend,  in  Gegenwart  des  Hephaestos,  V.  von  Void.  M.  I.  d.  Inst.  10. 
Ann.  I.  p.  292.  Achill  und  Hektor  zum  Kampfe  eilend;  jener  von  Phoenix, 
dieser  von  Priamos  zurQckgehalten ,  V.  von  Volci.  (Die  Heldenfiguren 
noch  sehr  alterthumlich.)  H.  I.  d.  Inst.  35.  36.  vgl.  Ann.  ID.  p.  380. 
rV.  p.  84.  Tityos  von  Apollon  erlegt,  V.  von  Void  (die  Muskelzeichnung 
auch  hier  in  alterer  Manier).  Ml  I.  d.  Inst.  23.  vgL  Ann.  II.  p.  225. 
Apollon,  nach  seiner  Meerfahrt  in  Delphinsgestalt,  auf  dem  von  Schwanen* 
flilgeln  umfassten  Dreiftiss  die  Klthar  scblagend,  V.  von  Void.  M.  L  d. 
Inst.  46.  Ann.  IV.  p.  333.    Micali  Hon.  94. 

3)  Schale  des  Sosias,  deren  inneres  GemSlde  den  von  Achill 
verbundenen  Patroklos  darstellt,   mit  sorgflUtiger  Angabe  aller  Details  an 


148  Griechische  Runstgesch.    Per.  III.  [143] 

Kdrper  und  Bekleidung,  die  Aussenseite  wahrscheinlich  die  bei  Peleus 
Hochzeit  versammelten ,  Gliick  verbeissenden  G6tter,  in  einer  &lteren, 
weniger  studirten  Hanier.  M.  I.  d.  Inst.  24.  25.  Ann.  11.  p.  232.  III. 
p.  424.  IV.  p.  397.  [Jetzt  in  Berlin  n.  1030.  Gerhard  Trinkschalen  des 
K.  Mus.  Taf.  6.] 

4)  Die  Helden  Aktaeon,  Kastor,  Theseus  und  Tydeus  auf  der  Jagd 
vereinigt,  auf  einer  wahrscheinlich  Nolanischen  Y.  von  hdchst  gracidser 
Zeichnung,  Millingen  Un.  Horn.  I,  18.  Raub  der  Thetis,  geistreich,  aber 
nachl&ssiger  behandelt,  ebend.  I,  10.  Achilleus  und  Patroklos  Abschied 
von  ihren  VHtem,  nebst  andem  Bildem,  auf  einer  Prachtvase  im  Louvre, 
vermuthlich  von  Lokri  oder  Eroton,  von  sehr  sorgffiltiger,  edier  Zeichnung, 
ebd.  I,  21.  —  Vgl.  D.  A.  K.  Tf.  43—46.  Frauen  und  zwei  Eroten,  in 
bunten  Farben  und  mit  Vergoldung,  h6chsi  anmuthig,  Stackelberg  Gr&ber 
Tf.  27.  Vergoldungen,  das.  Tf.  17.  30.  Polychrom.  Attische  Yasen,  mit 
Licht  und  Schatten,  Stelen  mit  Spendenden,  das.  Tf.  44—46,  [^nlich  und 
sehr  schOn  Gab.  Pourtalds  pi.  25],  Charons  Kahn,  Hermes  fClhrt  eine  Frau 
zu  ihm  Tf.  47,  ein  Mann  kommt  bei  ihm  an  48  (von  Stackelberg  mythisch 
erklflrt).  pPolychrom.  Lekythen,  deren  aus  Athen  jetzt  viele  verbreitet 
sind,  bei  R.  Rochette  Peint.  inM.  pi.  9.  10.  Eine  in  Athen  vor  einigen 
Jahren  gebildete  Sammlung,  worin  mehrere  ausgezeichnete  Stflcke,  ist  jetzt 
in  Paris.] 


.  Vierte  Periode. 

Von   Oi.   Ill  bis   158,  3.      (336-146   v.  Chr.) 

Von  Alexander  bis  zur  ZerstOrung  Korinths. 


1.    Ereignisse  nnd  Charakter  der  Zeit. 

144.    Dadurch,  dass  ein  Griechischer  Furst  das  Persische 
Reich  eroberte,  seine  Feldherm  Dynastien  grundeten:  erhiel-  i 
ten  die  zeichnenden  Kunste  unerwartete  und  sehr  mannigfache 
Veranlassungen   zu   grossen    Werken.     Neue   Stadte,    nach 
Griechischer  Weise  eingerichtet,  entstanden  mitten  im  Barbaren-  2 
lande;   die  Griechischen  Gotter  erhielten  neue  Heiligthumer. 
Die  Hofe  der  Ptolemaeer ,   Seleukiden ,   Pergamenischen  und  3 
andrer  Fursten  gaben  der  Kunst  fortwahrend   eine  reichliche  4 
Beschaftigung. 

2.  Alexandreia  bei  Issos  01.  Ill,  4?,  in  Aegypten  112,  1.  (Ste 
Croix  Examen  des  hist.  d'Alex.  p.  286),  in  Ariadna  und  Arachotis  112,  3, 
am  Paropamisos  112,  4,  am  Akesines  112,  2  u.  s.  w.  (70  Stadte  in  Indien?) 
Raoul-Rochette  Hist,  de  r^tabl.  T.  IV.  p.  101  sqq.  —  Antigoneia  (dann 
Alexandreia  genannt)  in  Troas,  Philadelpheia,  Stratonikeia,  Dokimeia  u.  a. 
St^ldte  in  Kleinasien ;  Antigoneia  01.  118,  2,  Antiocheia  am  Orontes  119,  4, 
gleichzeitig  Seleukeia  am  Tigris  und  viele  StSdle  in  Syrien,  —  Kassandreia 
116,  1,  Thessalonike.  Uranopolis  auf  dem  Athos  von  Alexarchos,  Kassander's 
Bruder  (Ghois.  Gouff.  Voy.  pitt.  II.  pi.  15). 

3.  Ein  Beispiel  ist  Daphne,  Heiligthum  des  Pythischen  ApoUon 
und  Lustort  bei  Antiocheia,  seit  120  etwa,  Gibbon  Hist,  of  the  Decline 
etc  ch.  23.  T.  II.  p.  396  (1781).  Die  Seleukiden  waren  angeblich  Ab- 
kOmmlinge,  und  grosse  Verehrer  des  Apollon  (wie  auch  die  V^eihgeschenke 
nach  dem  Didymaeon  und  die  Rilckgabe  des  Bildes  von  Kanachos  beweisen ; 
Apollon  am  Dreifuss  und  auf  dem  Omphalos  sitzend  auf  ihren  Milnzen). 
S.  Norisius  Epochae  Syro-Macedonum  diss.  3.  p.  150. 

4.  Die  Ptolemaeer  sind  GOnner  und  BefSrderer  der  Kunst  bis  auf 
den  VII.  (Physkon),    unter  diesem   allgemeine  Flucht   der  Kunstler   und 


150  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [145,  146] 

Gelehrten,  gegen  01.  162.  Unter  den  Seleukiden  Seleukos  I.  und  II.,  An- 
tiochos  III.  und  IV.  In  Pergamon  Attalos  I.  und  Eumenes  II.  Ausser 
diesen  die  Syrakusischen  Tyrannen  Agathokles  und  Hieron  11.  Auch  Pyr- 
rhos  von  Epeiros,  Agathokles  Eidam,  war  ein  Kunstfreund,  s.  fiber  Am- 
brakia's  Kunslreichlbum  Polyb.  XXII,  13.    Liv.  XXX VIE,  9. 

1  145.  Unlaugbar  wird  dadurch  zugleich  der  Gesichtskreis 
der  Griechischen  Kunstler  erweitert;  sie  werden  durch  die 
Wunder  des  Morgenlands  zum  Wetteifer  in  Colossalitat  und 

2  Pracht  angetrieben.  Dass  indessen  keine  eigentliche  Vermi- 
schung  der  Kunstweisen  der  verschiednen  Volker  eintrat,  davon 
liegt  der  Grund  theils  in  der  innerlich  festen,  aus  eignem 
Keim  hervorgewachsenen  und  daher  nach  aussen  abgeschlos- 

3  senen  Bildung  der  Nationen  des  Alterthums,  namentlich  der 
Griechen ;  zugleich  aber  auch  in  der  scharfen  Trennung,  welche 
lahge  zwischen  den  erobernden  und  den  einheimischen  VSlkem 
bestand;  so  dass  die  Stadte  des  Griechischen  Kunstbetriebs 
wie  Inseln  in  fremdartigen  Umgebungen  mitten   inne  liegen. 

3.  Diese  Trennung  geht  filr  Aegypten,  wo  sie  am  schMsten  war, 
besonders  aus  den  neuen  Untersuchungen  hervor  (§.  217,  4).  Die  Ver- 
waltung  behielt  bier  ganz  den  Gbarakter  der  Einricbtung  eines  in  einem 
fremden  Lande  stebenden  Heeres.  Im  Gultus  kamen  in  Alexandreia  der 
Pontiscb-Aeg}'ptische  Serapis  und  der  Agatbodaemon-Enupbis  zu  den 
Helleniscben  Grdttem  binzu;  die  Ptolemaeer-Miinzen  zeigen  indess  bis  auf 
die  letzten  Zeiten  von  fremden  GOttem  nur  den  scbon  lange  helienisirten 
Ammon  (Eckbel  D.  N.  I,  IV.  p.  28).  Auch  die  Alexandrinischen  Kaiser- 
mQnzen  baben  nicbt  viel  Aegyptiscbe  Gottheiten;  dag^^en  die  Nomen- 
Mtlnzen  §.  232.  Antiocbien  hatte  euien  Griecbischen  Demos  mit  Phylen 
und  Volksversammlungen  im  Tbeater,  und  einen  Ratb  aus  altreicben 
Familien.  Alle  seine  Gutter  sind  Griecbisch,  nur  dass  Isis  unter  Seleukos  II. 
einen  Tempel  erbielt,  und  die  Gbaldaeische  Astrologie  zeitig  Eingang  fand. 
Auf  MQnzen  Antiocbos  des  VII.  kommen  Aegyptiscbe  Symbole,  auf  denen 
des  VIH/ein  Zeus-Belos  als  Gestimgott  vor.  —  Selten  warei\  SUldte  ge- 
miscbter  BevOlkerung,  wie  Antiocheia  (ii^o^a^^ct^oq  (sp&ter  Edessa)  in 
Osroene.    Mai  alas  T.  11.  p.  50  Ven. 

146.  Auch  bleiben  die  Stadte  des  alten  Griechenlands 
fortwyirend  die  Sitze  des  Kunstbetriebs;  nur  wenige  Kunst- 
ler gehen  aus  den  Griechischen  Anlagen  im  Orient  hervor; 
und  nirgends  knupft  sich  an  einen  der  Hofe  eine  namhafte 
Kunstschule  an. 


[147]  Charakter  der  Zeit.  151 

I 

Vgl.  §.  154.  Ueber  den  Kunsthandel  von  Sikyon  nach  Alexandreia 
Plut.  Aral  13.  Athen.  V.  p.  196  e.  FQr  Antiocheia  arbeiten  besonders 
der  Athener  Bryaxis  (§.  128,  5.  158,  1)  und  der  Sikyoner  Eutychides 
(§.  158,  5). 

147.  Nun  ist  es  keinem  Zweifel  uiiterworfen ,  dass  die  i 
Kunstschulen  Griechenlands ,  besonders  im  Anfange  dieser 
Periode,  in  einem  bluhenden  Zustande  waren,  und  in  einzel- 
nen  von  den  Mustern  der  besten  Zeit  genahrten  Qemuthern 
noch  lange  der  reine  Kunstsinn  der  fruhem  Periode  lebendig 
blieb.  Auf  der  andern  Seite  konnte  es  nicht  ohne  Einfluss  2 
auf  die  Kunst  bleiben,  wenn  die  innige  Verbindung,  in  der 
sie  mit  dem  politischen  Leben  freier  Staaten  stand,  geschwacht, 
und  ihr  dagegen  die  Verherrlichung  und  das  Vergnugen 
einzelner  Personen  als  ein  Hauptzweck  vorgeschrieben  wurde. 
Es  musste  sie  wohl  auf  mancherlei  Abwege  fuhren ,  wenn  3 
ihr,  bald  die  Schmeichelsucht  knechtisch  gesinnter  Stadte,  bald 
die  Launen  von  Glanz  und  Herrlichkeit  ubersattigter  Herr- 
scher  zu  befriedigen  und  fur  den  Prunk  von  Hoffesten  in 
der  Schnelligkeit  viel  Glanzendes  herbeizuschafifen,  aufgegeben 
wurde. 

2.  Vgl.  Qber  die  Verbindung  der  Kunst  der  republikaniscben  Zeiten 
mit  dem  5fifenUicben  Leben  Heeren  Ideen  III,  1.  S.  513.  Dagegen  fiber 
den  Geist  dieser  Periode  Heyne  de  genio  saeculi  Ptolemaeorum ,  Opusc. 
Acad.  L  p.  114. 

3.  Den  Charakter  dieser  Hoffeste  zeigen:  die  Beschreibung  der  in 
Alexandreia,  unter  PtoL  II,  von  der  zweiten  Arsinoe  veranstalteten  Adonis- 
feier  bei  Theokrit  XV,  112  ff.  Aphrodite  und  Adonis  auf  Ruhebetten  in 
einer  Laube,  in  der  viel  kleine  Eroten  umherfliegen,  [automatisch  wie  an 
dem  Fest  in  Florenz  im  Weisskunig;  Automate  sind  im  Folgenden 
mehrere  erwahnt),  zwei  Adler  den  Ganyme^  emportragen  u.  dgl.  AUes 
aus  Elfenbein,  Ebenholz,  Gold,  prSlchtigen  Teppichen,  Laub,  Blumen  und 
Frflchten  zusammengesetzt.  Vgl.  Groddeck  Antiq.  Versuche  I.  S.  103  ff.  — 
Ferner  die  Beschreibung  der  von  Ptol.  II.  alien  GOttern,  besonders  Dionysos 
und  Alexander,  aufgefOhrten  Pompa,  aus  Kallixenos,  bei  Athen.  V.  p.  196  sqq. 
Tausende  von  Bildem,  auch  colossale  Automate,  wie  die  neun  Ellen 
hohe  Nysa.  Ein  (paXXog  xQ'^'^ovg  nri%mv  Ixorov  efxoac  (wie  im  T.  zu 
Bambyke)  diocYsyQaftfiivog  xal  dtadBds/isvog  ctififiaci  diaxQvaotgf  ^x^"^ 
in  axpov  aariQa  XQV^foyv  ov  17V  ^  ne^lfiSTQog  nrjx^^  ?|.  Vgl.  §.  150. 
Manso  vermfschte  Schriften  11.  S.  336  u.  400.  —  Auch  die  Pompa  Antiochos 
des  IV.,  wobei  Bilder  von  alien  GOttern,   Daemonen   und  Heroen,   von 


152  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [148] 

denen  nur  irgend  eine  Sage  war,  meist  vergoldet,   oder   mit  golddurch- 
wirkten  Eleidern  angethan.    Polyb.  XXXI,  3,  13. 

1  148.  Zu  diesen  ausseni,  durch  den  Gang  des  politi- 
schen  Lebens  herbeigefuhrten  Umstanden  treten  andere  im 
innern  Leben  der  Kunst  selbst  gegebene  hinzu.  Die  Kunst 
scheint  mit  dem  Ende  der  vorigen  Periode  den  Kreis  edler 
und  wurdiger  Productionen,  fur  die  sie  als  Hellenische  Kunst 
die   Bestimmung   in  sich   trug,   im  Ganzen   durchlaufen   zu 

2  haben.  Die  schaffende  Thatigkeit,  der  eigentliche  Mittel- 
punkt  der  gesammten  Kunstthatigkeit,  welche  fur  eigenthum- 
liche  Ideen  eigenthumliche  Gestalten  bildet,  musste,  wenn 
der  naturliche  Ideenkreis  der  Hellenen  plastisch  ausgebildet 
war;  in  ihrem  Schwunge  ermatten,  oder  auf  eine  krankhafte 

3  Weise  zu  abnormen  Erflndungen  getrieben  werden.  Wir 
finden  daher,  dass  die  Kunst  in  dieser  Periode  sich  bald  nur 
im  grossten ,  bald  im  kleinsten  Maass  der  Ausfuhrung,  bald 
in  phantastischen,  bald  in  weichlichen,  nur  auf  Sinnenreiz 
berechneten  Kunstwerken  gefallt.  Und  auch  die  bessern  und 
edlem  Werke  der  Zeit  unterscheidet  doch  im  Ganzen  etwas, 
zwar  wenig  in  die  Augen  fallendes,  aber  dem  naturlichen 
Sinne  fuhlbares,  von  den  fruhem,  das  Streben  nach 
Effect. 

1.  Hoc  idem  (eminentissima  ingenia  in  idem  artati  temporis  spatium 
congregari)  evenisse  .  .  .  plastis,  pictoribus,  scalptoribusque,  si  quis  tempo- 
rum  institerit  nolis,  reperiet,  et  eminentia  cuiusque  operis  artissimis  tem- 
porum  claustris  circumdata.  Vellej.  I,  17.  Die  Viscontische  Lehre  von 
dem  langen  Bestande  der  Griechiscben  Kunst  in  gleicher  Trefiflichkeit, 
sechs  Jahrbunderte  hindurch  (F^tat  stationnaire  de  la  sculpture  chez  les 
anciens  depuis  P6ricl6s  jusqu'aux  Antonins),  welcbe  in  Frankreicb  und 
nun  auch  einigermassen  in  Deutschland  Eingang  gefunden,  vertr9gt  sich 
schon  mit  der  allgemeinen'  Geschichte  des  menschlichen  Geistes  nicht. 
[Koebler  in  Boettigers  Archaeol.  und  K.  I.  S.  16.] 

3.  NCLtzlich  ist  auch  bier  die  Vergleicbung  mit  der  Geschichte  der 
andem  KQnste,  besonders  der  Redekunst  (vgl.  §.  103.  Anm.  3),  in  welcber 
in  diesem  Zeitraume,  besonders  durch  den  Einfluss  der  zu  mehr  Pathos, 
Schwulst  und  Prunk  von  Natur  geneigten  Lyder  und  Phryger,  die  Asia- 
tische  Rhetorik,  daneben  die  Rhodische  aufkam. 


[149]  *  Architektonik.  153 

2.    Arebitektonik. 

149.    Die  Architektonik,  welche  fruher  den  Tempel  zum  l 
Hauptgegenstande  gehabt  hatte,  erscheint  in  dieser  Periode 
Yiel   mehr   thatig  fur  die  Bequemlichkeit  des  Lebens,   den 
Luxus  der  Fursten  und  die  glanzende  Einrichtung  der  Stadte 
im   Ganzen.    Unter   diesen  machte  Alexandreia  Epoche,  2 
angelegt  nach  dem  Plane  des  Architekten  Deinokrates,  dessen 
gewaltiges  Genie  allein  Alexanders  Untemehmungsgeiste  ge-  3 
wachsen  war;  die  Zweckmassigkeit  und  regelmassige  Schonheit 
dieses  Plans,    die  Pracht   und  Colossalitat  der  5flfentlichen, 
und   die    Soliditat   der   Privatgebaude    machten    diese  Stadt 
zum  Vorbild  fur  die  ubrige  Welt  (vertex  omnium  civitatum 
nach    Ammian).     Abgesehen    aber    von    den    grossartigen  4 
Bauten,    welche    der   Seehandel    veranlasste,    machte    doch 
wahrscheinlich   Antiocheia,  als   es   vollst&ndig   ausgebaut 
war,  einen  noch  gianzendem  und  reizendem  Eindruck;  seine 
Prachtanlagen    blieben   durch   das   Alterthum   hindurch   das 
Muster  fur  alle  ahnlichen  Untemehmungen  in  diesen  Gegenden 
(§.  192). 

2.  Deinokrates  (Deinocbares ,  Cheirokrates ,  Stasikrates,  Timo- 
cbares)  war  der  Erbauer  von  Alexandreia,  der  Emeuerer  des  T.  zu  Ephesos ; 
derselbe,  der  den  AtbQs  in  eine  knieende  Figur  umformen  wollte.  Nach 
Plin.  XXXIV,  42  soil  er  auch  den  magnetischen  Tempel  der  zweiten  Arsinoe 
(01.  133)  untemommen  haben;  von  welchem  durchaus  mftrchenhaften 
Bau  der  wirklicbe  T.  der  Arsinoe-Aphrodite  Zephyritis  wobl  zu  unter- 
scheiden  ist  (Valckenaer  ad  Theocr.  Adon.  p.  355  b).  Auson.  Mos.  311 
bis  17.  [Boecking  in  seiner  Ausg.  1845  nimrot  Verschiedenheit  dieses 
Dinocbares  von  dem  Grunder  Dinokrates  an,  mit  Tross,  welchen  Osann  in 
den  Hem.  d.  Inst.  I.  p.  341  ff.  bestreitet.  Die  Abweicbung  in  den  Namens- 
formen  ist  berkOmmlich.  Lobeck  Aglaoph.  p.  996.-  1301.]  Den  Bau 
Alexandriens  leitete  Kleomenes  von  Naukratis  (Justin  XIII,  4.  vgl.  Fr. 
Dilbner),  neben  dem  als  Architekten  von  Jul.  Valerius  (de  R.  G.  Alex.  I, 
21.  23)  Olynthios,  Erateus,  und  Libios  86hne  Heron  und  Epithermos  (?) 
genannt  werden.  In  derselben  Zeit  lebte  der  Canalbauer  K  rates  (Diog. 
Laert.  IV,  23.  Strab.  IX.  p.  407.  Steph.  Byz.  s.  v.  'A&^vat);  etwas  jflnger 
(01.  115)  ist  der  Knidier  Sostratos  (von  seiner  schwebenden  Halle  Hirt 
Geschichte  11.  S.  160).  Amphilochos,  Lagos  Sohn,  ein  berQhmter  Architekt 
von  Rhodos,  wohl  auch  aus  dieser  Periode  (Inschrift  bei  Clarke  Trav.  II, 
I.  p.  228.   G.  I.  n.  2545)  Architekt  Satyros,  Phoenix  der  Maschinenbauer 


154  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [150J 

unter  Ptolem.  II.  Plin.  XXXVI,  U,  3.  Ktesibios  unter  Ptolem.  Euergetes  11. 
Beckers  Callus  L    S.  187. 

3.  Ueber  Alexandreia  vgl.  Hirt  11.  S.  78.  166.  Manner!  Geogr. 
X,  I.  S.  612.  Die  Stadt  erstreckte  sich  in  oblonger  Gestalt,  von  zwei  uber 
100  F.  bi'eiten  Hauptstrassen  im  rechten  Winkel  durchschnitten,  wo  von 
die  llUigere  sicb  30  Stadien  von  dem  W.  Thor,  nach  der  Nekropolis,  bis 
zu  dem  0.  Thor,  dem  Kanobischen,  erstreckte.  Ziemlich  ein  Viertel  des 
Ganzen  die  Burg  (Bruchion)  in  N.O.,  mit  dem  Pallast,  dem  Mausoleum 
(ff<»/t*a),  dem  Museion,  und  Propylaeen  (bestehend  aus  >ier  Riesensaulen, 
auf  denen  ein  Rundtempel  mit  einer  Kuppel  sich  erhob,  nach  der,  indess 
ziemlich  dunkeln,  Beschreibung  in  Aphtbonios  Progymn.  12.  p.  106  Walz). 
[Ueber  die  Burg  von  Alexandria  nach  Aphthonius  von  Heffter.  Ztschr.  f. 
A.  W.  1839.  n.  48.    Ueber  die  sogenannte  Pompejussaule  s.  §.  193  A. 

• 

Eine  ahnliche  Granit-Saule,  >nach  dieser  die  grOsste  in  der  Welt,«  ohne 
Basis  und  Capital,  37  F.  8  Z.  hoch,  5  F.  3  Z.  im  Durchmesser  (die  von 
Alexandria  hat  9  F.  Durchmesser)  und  aus  Einem  StQck  fand  Clarke  J)ei 
Alexandreia  Troas,  auf  einem  HQgel  uber  der  Stadt,  und  vermuthete  daher, 
dass  beide  bestimmt  waren  das  Bild  Alexanders  zu  tragen,  Travels  II,  I. 
p.  149  (III,  p.  188  der  Octavausg.).  Dies  ist  irrig,  da  nicht  weit  davon 
in  den  Steinbruchen  selbst  noch  sieben  andre  genau  von  denselben  Ver- 
«  haltnissen  Uegen,  und  wie  jene  aus  einem  StQck,  unzerbrochen  und  ohne 
Spur  eines  Fussgestells.  Ch.  Fellows  Asia  minor  p.  61  f.  (Aehnliche 
liegen  viele  in  den  Steinbruchen  dber  Karystos.)  AbdoUatif  sah  in 
Alexandreia  400  in  zwei  oder  drei  StQcke  gebrochne  S^ulen  von  demselben 
Stein  wie  jene  ungeheure  und  einem  Dritlheil»  oder  Viertheil ,  wie  es 
scheine,  der  Gr5sse.    Abdoll.  traduit  par  Silv.  de  Sacy  p.  282.] 

4.  Antiocheia  bestand  aus  vier  mit  hesondern  Mauern  und  einer 
Hauptmauer  eingeschlossenen  Stadten.  1.  und  2.  waren  unter  Seleukos  I. 
gebaut,  am  S.  Ufer  des  Orontes,  die  Mauern  von  dem  Architekten  Xenaeos. 
3.  unter  Seleukos  II.  und  Antiochos  III.,  auf  einer  Flussinsel,  sehr  regel- 
massig,  mit  rechtwinklig  sich  durchschneidenden  S&ulenstrassen;  im  n6rd- 
lichen  Theile  die  grosse  und  prachtvoUe  KOnigsburg,  nach  hinten  mit 
doppelten  Saulengallerien  fiber  der  Stadtmauer.  4.  unter  Antiochos  IV., 
nach  dem  Berge  Silpion  hinauf;  welcher  Stadttheil  die  Akropolis  und  die 
Felsengr&ber  einschloss,  zugleich  im  untern  Theile  die  36  Stadien  lange 
Hauptstrasse,  von  zwei  bedeckten  Saulenhallen  eingefasst,  und  von  einer 
eben  so  angelegten  rechtwinklig  durchschnitten,  mit  Triumphalb5gen 
(tBTQanvXotg)  an  alien  Kreuzpunkten.  Des  Verf.  Antiochenae  dissertationes 
(1834). 

1  150.    Gewiss    ging   die  glanzendere ,    dem   republikani- 

schen  Griechenland  unbekannte,  Zimniereinrichtung, 


[151]  Pallasle,  Grabmaler.  155 

wie  wir  sie  hernach  in  Rom  finden,  und  wie  sie  Vitruv 
beschreibt,  von  diesem  Zeitraume  aus,  wie  man  schon  aus 
den  Namen  der  Kyzikenischen ,  Korinthischen  und  Aegj'pti- 
schen  Sale  (oeci)  abnehmen  kann.  Einen  Begriflf  davon  2 
gibt  die  erfindungsreiche  Pracht  und  Herrlichkeit,  mit  der 
das  Dy^nisische  Zelt  des  zweiten  und  das  Nilschiflf  des  vier- 
ten  Ptolemaeos  —  und  doch  nur  fur  einzelne  Fest-  und  Lust- 
parthieen  —  ausgestattet  waren.  Aber  neben  den  Pallasten  3 
der  Herrscher  -wurde  auch  fur  die  Volksmasse  der  Haupt- 
stadte,  durch  Theater,  wahrscheinlich  auch  durch  Thermen 
und  Nymphaeen  (§.  292,  1.  4),  ffir  das  Leben  der  Literaten 
durch  Museen  (§.  292,  5)  gesoi^t. 

2.  Ueber  das  Dioiiysische  Zelt  fur  die  Pompa  Ptol.  des  U.  (§.  147, 
4.  244,  5.)  Kallixenos  bei  Athen.  V.  p.  196  f.  Colossale  SSulen  von  der 
Form  von  Palmen  und  Thyrsen;  aber  den  Architraven,  unten  der  zu  einer 
Kuppel  {ovQavlifnog)  sich  erbebenden  Zeltdecke,  Grotten,  in  denen  lebendig 
scheinende  Personen  der  Trag5die,  KomOdie  und  des  Sat}Tdrama's  bei 
Tische  sassen.  Caylus  M6m.  de  I'Ac.  des  Inscr.  XXXI.  p.  96.  Hirt  S.  170. 
—  Ueber  die  (vavg  d'cclafiTjyog)  Ptol.  des  IV.,  einen  schwimmenden 
Pallast,  Kallixenos  ebd.  p.  204.  Ein  Oekos  darin  mit  Korinthiscben  Capi- 
talen  von  Elfenbein  und  Gold,  aber  die  elfenbeinemen  Reliefs  am  goldnen 
Friese  waren  docb  nur  von  mittelm&ssiger  Kunst;  ein  kuppelfdrmiger 
Apliroditentempel  (der  Knidischen  Capelle  §.  127,  4  fthnlich)  mit  einem 
Harmorbilde;  ein  Bachischer  Saal  mit  einer  Grotte;  ein  Speisesaal  mit 
Aegyptischen  S&ulen  und  Vieles  der  Art.  [Alexandrina  belluata  concbyliata 
tapetia,  neben  peristromata  picta  Gampanica,  Plautus  Pseud.  I,  2,  16.] 

151.  Gleich  prachtvoU  zeigt  sich  die  Zeit  in  Grab-  i 
denkmalern,  in  welcher  Galtung  von  Bauwerken  das 
Mausoleion  der  Karischen  Konigin  Artemisia,  schon  vor 
Alexander,  zum  Wetteifer  aufforderte.  Selbst  die  zum  Ver-  2 
brennen  bestimmten  Scheitcrhaufen  wurden  in  dieser  Periode 
bisweilen  mit  unsinnigem  Aufwande  an  Kosten  und  Kunst 
emporgethurmt. 

1.  Mausolos  St.  106,  4.  Pytheus  (§.  109,  III.)  u.  Satyros  die  Arclii- 
tekten  seines  Denkmals.  Ein  fast  quadratischer  Bau  (412  F.)  mit  einem 
SSulenumgange  (25  Ellen  hoch)  tr§lgt  eine  Pyramide  von  24  Stufen;  darauf 
eine  Quadriga,  aere  —  vacuo  pendentia  Mausolea,  Martialis  de  spectac.  I. 
GesammthOhe  104  F.  Reliefs  am  Fries  von  Bryaxis,  Leocbares,  Skopas, 
Timotheos  [nach  Vitruv  Praxiteles],  von  denen  walirscheinlich  noch  Reste 


' 


156  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [152J 

auf  der  Burg  von  Budrun  sind.  (Von  diesen  Reliefs,  zum  Theil  Amazonen- 
kftmpfen,  Einiges  bei  R.  Dalton  Antiq.  and  Views  in  Greece  and  Egypt. 
L.  1791  Anhang;  Ionian  antiq.  II.  pi.  2.  add.  in  der  2.  Ausg.  [Fdnf  Stflcke 
wurden  1846  nach  London  gebracht.]  Ueber  einen  sch6nen  Karyatiden- 
Torso  ebendaher  Bullet,  d.  Inst.  1832.  p.  168.)  S.  Gaylus  M6m.  de  TAc. 
XXVI.  p.  321.  Chois.  Gouflf.  Voy.  pitt.  I.  pi.  98.  Hirt  S.  70.  Tf.  10, 14. 
Philo  de  septem  orbis  spectac.  c.  4  u.  in  Orellis  Ausg.  p.  1271  Leonis 
Allatii  diatr.  u.  p.  133.  Guper.  de  niunmo  Mausoleum  Artem.  exhib.  Quatre-  . 
m^re  de  Quincy  Rec.  de  dissert.  I.  Aehnliches  Grabmal  in  Mylasa, 
R.  Rochette  im  Joum.  des  Sav.  1837.  p.  202.  Diese  Form  von  Denk- 
mUlern  findet  sich  in  Syrien  sebr  verbreitet,  §hnlieh  war  in  Palaestina 
das  um  01.  160  von  dem  Hohenpriester  Simon  seinem  Vater  und  seinen 
BrQdern  errichtete  Grabmal,  ein  Grundbau,  von  S&ulen  umgeben,  mit  7 
Pyramiden  darOber,  Josepb  Ant.  XIII,  6. 

2.  Das  i^g.  Denkmal  des  Hepbaestion  war  nur  ein  Scheiter- 
baufen  {nvQcc,  Diod.  XVII,  115),  von  Deinokrates  geistreicb  und  pbantastisch 
in  pyramidalischen  Terrassen  construirt  (fflr  12000  Tal.?J  Aehnlich  war 
wabrscbeinlich  die  von  Timaeos  beschriebene  Pyra  des  iQteni  Dionysios 
(Atben.  V.  p.  206)  gewesen,  so  wie  die  rogi  der  Gaesaren  auf  Miinzen  die- 
selbe  Grundform  zeigen.  Vgl.  294,  7.  Ste  Groix  Examen  p.  472.  Gaylus 
Hist,  de  TAc.  des  Inscr.  XXXI.  p.  76.  Qu.  de  Quincy  M^m.  de  Tlnst. 
Royal  IV.   p.  395.    Mon.  restitu^s  II.  p.  105. 

1  152.  Die  Lieblingswissenschaft  der  Zeit,  die  Mechanik, 
zeigt  sich  indessen  noch  bewundemswurdiger  in  grossen, 
kunstreich  construirten  Wagen,  in  kuhn  erfundenen  Kriegs- 
maschinen;  besonders  Riesenschiflfen ,  mit  denen  die  Fursten 

2  Aegyptens  und  Siciliens  sich  zu  uberbieten  suchten;  die 
Hydraulik  in  vielfachen  Wasserkunsten. 

1.  Ueber  den  Pracht wagen  (aQflafict^a)  fQr  Alexanders  Leichnam 
Gaylus  Hist,  de  TAc.  des  Inscr.  XXXI.  p.  86.  Ste  Groix  p.  511.  Qu.  de 
Quincy  M6m.  de  Tlnst.  Roy.  IV.  p.  315.  Mon.  restitu^s  11.  p.  1.  —  Die 
Belagerungsmascbine  des  Demetrios  Poliorketes,  Helepolis,  gebaut  von  Epi- 
machos,  vereitelt  von  Diognetos,  01.  119,  1.  Um  dieselbe  Zeit  (Vitruv  VII. 
Praef.),  indess  wohl  scbon  unter  Lykurgs  Verwaltung,  baut  Philon  den 
Atbenem  die  grossen  Schiffsb&user.  Archimedes  Maschinen  zu  Syrakus 
01.  141,  3.  Gleichzeitig  der  Tarentinische  Maschinenbauer  Herakleides, 
Erfinder  der  Sambyke.  Polyb.  XIII,  4.  Atben.  XIV.  p.  634.  Polyaen.  V, 
17.  —  Ungebeures  Seeschiff  Ptol.  des  IV.  mit  40  Ruderreihen.  Hieron 
des  IL  grosses  Schiff,  mit  3  Verdecken,  20  Ruderreihen,  von  Archias  von 
Korinth  gebaut,  von  Archimedes  ins  Meer  gefflbrt.  --  Etwas  Weniges  zur 


[153]  Tempelgebaude.  157 

Geschicbte  der  Mecbanik  bei  den  Griecben  (viel  ist  nicht  bekannt)  gibt 
Kaestner  Gescb.  der  Matbematik  II.   S.  99.  vgl.  Hirt  11.  S.  259. 

2.  Ktesibios  von  Alexandreia,  unter  VII.  Sein  Ptol.  BcbQler  Heron, 
der  Hydrauliker. 

153.    Indess  versteht  sicb,  dass  aucb  die  Tempelbau-  l 
kunst  in  einer  so  bauhjstigen  Zeit,  welcbe  noch  dazu  mil 
Freigebigkeit  gegen  die  G6tter  prunkte,  keineswegs  vernach- 
lassigt  wurde.  Die  Eorinthische  Ordnung  wurde  dabei  immer  2 
mebr  die  gewShnliche,  und  gelangte  zu  den  festen  und  ge- 
wahlten  Formen,  welche  hernach  die  Romischen  Baukunstler 
festhielten.  Aber  alle  Prachtbauten  der  Griechischen  Herrscher  3 
im  Orient  sind,  \vie  die  Griechische  Cultur  selbst,  fast  spur* 
los  verschwunden ;  nur  A  t  h  e  n ,  welches  jetzt  wenig  durch  4 
eigne  Anstrengung  leistet,  aber  von  fremden  Monarchen  wett- 
eifernd  gescbmuckt  wird,  hat  noch  Einiges  davon  erhalten. 

2.  An  den  Korintbiscben  Gapitdlen  liebte  man  in  dieser  Zeit  den 
BIStterscbmuck  yon  vergoldeter  Bronze  zu  macben,  wie  am  Museion  zu 
Alexandreia  (Apbtbonios).    Vgl.  §.  150.  Anm.  2. 

3.  Tempelgebftude  der  Zeit.  T.  des  Apollon  zu  Daphne,  in 
Kaiser  Julian's  Zeit  amphiprostylos,  mit  innem  S&ulenreiben  (Jo.  Cbrysost. 
de  Babyla  c.  Julianum  c.  17.  21).  T.  des  Bel  und  der  Atergatis  (Zeus 
u.  Hera)  zu  Hierapolis  oder  Bambyke,  gebaut  von  der  Stratonike 
(g.  123),  das  Vorbild  von  Palmyra.  Ueber  den  Naos  erbob  sicb  der 
Tbalamos  (das  Gbor);  WHnde  und  Decke  waren  ganz  vergoldet.  Lukian 
de  dea  Syria. 

Wabrscbeinlich  geb6rt  dieser  Zeit  aucb,  was  sicb  in  Kyzikos  Grosses 
fand,  namentlicb  der  Tempel,  nacb  Dio  Gass.  LXX,  4  der  grOsste  und 
scb6nste  aller  Tempel,  mit  monolithen  (?)  Saulen  von  75  F.  HObe,  24  F. 
Peripberie.  [Aehnlicbe  Monolitbe  §.  149.  A.  3.]  Dies  ist  wohl  der  prScbtige 
T.  des  Zeus,  dessen  Marmor-Fugen  durcb  GoldHlden  bezeichnet  waren 
(Plin.  XXXVI,  22).  Ein  Erdbeben  zerstOrte  ihn  unter  Antoninus  Pius,  der 
ibn  zu  Hadrian's  Ehren  berstellte.  8.  Aristeides  Paneg.  Gyzic.  I.  p.  241. 
Malalas  p.  119.  Yen.  Den  Tempel  der  Apollonis  in  Kyzikos  baute 
Attalos  n.,  einer  von  ibren  vier  SObnen,  nacb  01.  155,  3;  vgl.  §.  157,  2. 
Sonst  von  Kyzikos  Anlage  (fihnlicb  der  von  Rbodos,  Massalia  und  Kartbago) 
Plin.  a.  O.  Strab.  XII.  p.  575.  XIV.  p.  658;  die  Ruinen  (Renouard  de 
Buasi^res  Lettres  sur  TOrient  I.  p.  165.  pi.  11)  sind  noch  nicht  geb6rig 
durchforscbt. 

T.  des  Olymp.  Zeus  in  Syrakus  von  Hieron  II.  gebaut,  Diodor  XVI, 
83.    Cic  Verr.  IV,  53.    [Serradifalco  IV.  tv.  28  f.  p  .153.] 


158  Griechische  Kuntsgesch.    Per.  IV.  [154] 

Die  Doriscbe  Ruine  in  Halikarnass  (Chois.  Gouff.  I.  pi.  99  sq.), 
wohl  aus  der  Zeit  nach  Mausolos,  zeigt  die  Gattung  in  ihrem  Verfall;  sie 
wird  charakterlos.  [In  Knidos  ein  Korinthischer  pseudoperipteros  prostylos, 
Ion.  Antiqu.  III.  ch.  1.  pi.  5  ff.  ein  Doriscber,  etwa  200  Jahre  vor  Ghristus 
(p.  30)  pi.  26;  in  Aphrodisias  das.  ch.  2  ein  Korinthischer  pi.  23.  Ein 
Korinthisdier  Tempel  in  Labranda,  Fellows  Asia  Minor  p.  261,  vielleicbt 
spslter.] 

4.  In  A  then  bauen  die  Kdnige  (Gymnasion  Ptol.  des  II.  Porticus 
des  Eumenes,  des  Attalos,  ein  Odeion  der  Ptolemaeer?),  vor  alien  Antiochos 
Epiphanes,  welcher  den  T.  des  Zeus  Olympios  (§.  80.  I,  4)  gegen  01.  153 
durch  einen  R5mer  Cossutius  (G.  I.  363.  vgl.  p.  433)  Korinthisch  umbauen 
iSsst;  jedoch  vollendete  ihn  erst  Hadrian.  Stuart  III.  ch.  2.  vgl.  Ersch 
Encykl.  Attika  S.  233.  Sp&ter  emeuerte  Ariobarzanes  II.  von  Cappadocien 
das  173, 3  von  Aristion  verbrannte  Odeion  des  Perikles  durch  die  Architekten 
G.  u.  M.  Stallius  u.  Menalippos.  G.  I.  357.  Noch  geh5rt  das  achteckige 
horologische  Gehftude  des  Andronikos  Kyrrhestes,  mit  eigenthQmlichen 
Korinthischen  S&ulen,  in  diese  Zeit,  Stuart  I.  ch.  3.  Hirt  S.  152.  In  Rom 
hatte  man  eine  Nachbildung  davon,  aber  mit  12  Figuren  der  Winde. 
S.  Polenus  Exerdt.  Vitruv.  II,  2.  p.  179.  [Prftchtige  Gymnasien  in  Klein- 
asien  §.  292.   A.  2.]  

8.    Bildende  Knnst. 

1  154.  Im  Anfange  dieses  Zeitraums,  bis  gegen  Olymp. 
120  und  etwas  weiter  hinab,  bluht,  neben  den  nachsten 
Schulem  des  Praxiteles,  besonders  die  Sikyonische  Schule, 
in  welcher  der  Erzguss  in  alter  VoUkommenheit  und  edlem 
Styl  geubt  wird,  von  Euthykrates  sogar  mit  mehr  Strenge 

2  (austerius),  als  es  der  Geschmack  der  Zeit  billigte.  Hemach 
verlor  sich  nach  den  ^eschichtlichen  Nachrichten  die  Uebung 

3  des  Erzgusses  (cessavit  deinde  ars);  und  obwohl  in  Elein- 
asien  eine  Zeitlang  noch  sehr  achtbare  Bildner  thatig  waren, 
kam  der  Erzguss  und  die  Kunst  uberhaupt  doch  sichtlich  in 
Abnahme,  bis  am  Ende  dieser  Periode  in  A  then  durch 
Studium  der  fruhem  Werke  eine  Restauration  der  Kunst 
bereitet  wird,  welche  mit  der  Herrschaft  des  Griechischen 
Geschmacks  in  Rom  zusammenfallt. 

Bildende  KdnsUer  der  Periode,  deren  Zeit  hekannt  ist:  Aristodemos, 
Erzg.  118.  Eutychides  von  Sikyon,  Lysipp's  Schfller,  Erzgiesser  und 
Maler  120.  Dahippos  und  Beda,  Lysipp's  S6hne  und  ScbCller,  Euthy- 
krates und  Phdnix,  Lysipp's  Sch.,  Erzg.  120.  Zeuxiades,  Silanion's 
Schaier,    Erzgiesser    120    (vgl.   Welcker    im    Kunstblatt    1827.    N.  82). 


[155]  Bildende  Kunst;   Rhodische  Kflnstler.  159 

Daetondas  von  Sikyon,  Erzg.  120.  Polyeuktos,  Erzg.  in  Athen,  g.  120{?). 
Chares  von  Lindos,  Lysipp's  SchQler,  Erzg.  122—125.  Praxiteles,  der 
jiSngere,  Erzg.  123  (in  Theophrast's  Testament  (?).  Aetion  (Eetion)  von 
Amphipolis,  Bildschn.  g.  124  (Theokr.  Ep.  7.  KaUimach.  Ep.  25).  Tisi- 
krates  von  Sik.,  Euthykrates  Sch.,  Bildh.  125.  Piston,  Erzg.,  Zeitgenoss 
des  Tisikrates (?).  Kantharos  von  Sikyon,  Eutychides  Sch.,  Bildh.  1^5. 
Hermokles  von  Rhodos,  Erzg.  125.  Pyromachos,  Erzg.  u.  Maler,  125 
(120  nach  Plin.)  bis  135  (vgl.  §.  157*).  Xenokrates,  Tisikrates  (oder 
Euthykrates)  Sch.,  Erzg.  130.  Isigonos,  Stratonikos.  Antiochos,  Erzg.  gegen 
135  und  spater.  Mikon,  Nikeratos  Sohn,  von  Syrakus,  Erzg.  142.  Aegi- 
netes,  ein  Plaste  144.  Stadieus  150.  Alexandros,  des  KOnig  Perseus  Sohn, 
Toreut  153  (Plutarch  Paulus  37).  Antheus,  Kallistratos,  Polykles,  Athe- 
naeos  (?),  Kallixenos,  Pythokles,  Pythias  und  Polykles  SOhne,  Timokles 
und  Timarchides  (Pans.  X,  34,  3.  4),  Erzg.,  auch  zum  Theil  Bildh.  155. 
Timarchides  SOhne,  Bildh.  158.  s.  §.  159.  [Eine  Reihe  Rhodischer  Erz- 
giesser  entdeckte  L.  Ross  auf  der  Akropolis  von  Lindos,  zum  Theil  a  us 
Soli,  Kalymna  u.  a.  Orten,  Archimenidas,  Epicharmos,  Vater  und  Sohn, 
Zenon,  Hnasitimos,  Peithandros,  Protos,  Pythokritos,  Sosipatros,  die  er 
sdmmtlich  vor  die  Zeiten  der  ROmischen  Herrschaft.t;und  zum  gr5sseren 
Theile  selbst  ziemlich  weit  zuruck  in  die  Makedonischen  setzt,  N.  Rhein. 
Mus.  IV.  S.  161  f.] 

155.     Von  der  Lysippischen  Schule   zu  Sikyon  ging  zu-  l 
nachst  die  Rhodische  aus;  Chares   von  Lindos,  ein  Schil- 
ler des  Lysippos,  verfertigte  den  grSssten  unter  den  hundert 
Sonnencolossen   zu  Rhodos.    Wie  die  Rhodische  Beredsam-  2 
keit  prunkvoUer  als  die  Attische  und  dem  Geiste  der  Asiati- 
schen  verwandter  war:  so  ist  glaublich,  dass  auch  die  bildende 
Kunst  in  Rhodos  durch  das  Streben  nach  glanzendem  Effekt 
sich  von  der  Attischen  unterschieden  habe.   Rhodos  bluhte  am  3 
meisten  von  der  Zeit  der  Belagerung  durch  Demetrios  (119, 
1)   bis  zur  Verheerung   durch   Cassius   (184,  2);   in   dieser 
Zeit  mag  wohl  auch   die  Insel  am   meisten  Mittelpunkt  der 
Eunste  gewesen  sein. 

1.  Der  Coloss  war  70  6r.  Ellen  hoch,  in  einzelnen  Theilen  gegossen, 
angebUch  aus  dem  Metall  der  Helepolis,  von  12%  A  bis  125,  1  gearbeitet, 
stand  beim  Hafen,  aber  nicht  ilber  dem  Eingang,  nur  bis  zu  dem  Erdbeben 
139,  1.  (So  nach  den  Chronographen ;  nach  Polyb.  V,  88  trifift  aber  das 
Erdbeben  vor  138,  2;  dann  muss  auch  die  Yerfertigung  etwas  frdher  ge- 
setzt  werden.)  S.  Plin.  XXXIV,  7,  18.  Phylon  von  Byzanz  de  VII.  mundi 
miraculis  (offenbar  ein   spftteres  Werk   eines  Rhetors)  c.  4.  p.  15  nebst 


160  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [156] 

Allatius  und.  Orelli's  Anm.  p.  97—109.  Caylus  M^m.  de  TAc.  d.  Inscr. 
XXIV.  p.  360.  Von  Hammer  Topograph.  Ansichten  von  Rhodos  S.  64. 
Ueber  die  andern  Golosse  Meurs.  Rbod.  I,  16.  Lysipps  Jupiter  in  Tarent, 
40  Ellen  hoch. 

3.  Der  Rhodier  Hermokles  arbeitete  die  Erzstatue  des  Eunuchen 
Kombabos;  ob  aber  aucb  die  vielen  andern  Staiuen  von  Heroen  und 
ROnigen  in  dem  T.  zu  Hierapolis,  bleibt  g9jizlich  ungewiss. 

1  156.  Dieser  Zeit  gehort  nun  wahrscheinlich  der  Lao- 
k con  an:  ein  Wunder  der  Kunst  in  Betracht  des  feinen 
und  edlen  Geschmacks  in  der  Losung  einer  so  schwierigen 
Aufgabe,  und  der  tiefen  Wissenschaft  in  der  AusfQhrung, 
aber  deutlich  auf  glanzenden  Effekt  und  Darlegung  der  Mei- 
sterhaftigkeit  berechnet,  und,  verglichen  mit  den  Werken 
friiherer  Zeiten,  von  einem  gewissen  theatralischen  Charakter. 

2  Zugleich  erscheint  in  diesem  Werke  das  Pathos  so  hoch  ge- 
gesteigert,  als  es  nur  immer  der  Sinn  der  antiken  Welt  und 
das  Wesen  der  bildenden  Kunst  zulasst,  und  viel  hoher,  als 
es  die  Zeit  des  Phidias  gestattet  haben  wurde 

1.  Plin.  XXXVI,  4,  11:  Laocoon,  qui  est  in  Titi  Imp.  domo,  opus 
omnibus  et  picturae  et  statuariae  artis  praeponendum  (d.  h.  ein  Bildfaauer- 
werk  von  einer  KCihnheit  der  Composition,  wie  sie  der  Erzguss  und  die 
Malerei  kaum  erreicben).  Ex  uno  lapide  eum  et  liberos  draconumque 
mirabiles  nexus  de  consilii  sententia  fecere  summi  artifices,  Agesander  et 
Polydorus  et  Atbenodorus  Rhodii  (Athenodor  war  Agesander's  Sohn,  nacb 
einer  Inschr.).  Similiter  (n&mlich  auch  de  consilii  sententia)  Palatinas 
Caess.  domos  etc.  1506  in  der  Gegend  der  BSder  des  Titus  wiedergefunden; 
aus  6  Steinen ;  der  rechte  Arm  restaurirt  nach  Modellen  von  Giov.  Agnolo. 
Auch  Einiges  an  den  S6hnen  ist  neu.  Race.  1.  M.  PioCl.  II,  39.  Piranesi 
Statue.  M.  Franq.  IV,  1.  M.  Bouill.  II,  15.  Eine  pjframidale,  nach  einer 
Verticalflache  geordnete  Gruppe.  Die  Nebenfiguren  auch  dem  Maasse  nach 
snbordinirt,  wie  bei  der  Niobe.  Drei  Akte  desselben  Trauerspiels;  im 
Vater  der  mittelste,  in  welchem  Energie  und  Pathos  am  hOchsten.  Antike 
KOpfe  des  Laokoon,  in  der  Sammlung  des  Herzogs  von  Aremberg,  und 
zu  Bologna  [in  der  Villa  Litta  zu  Lainata  bei  Mailand].  Winckelm.  W. 
YL.  I.  S.  101  flf.  vgl.  n.  S.  203  ff.  Heyne  Antiq.  Aufs.  II.  S.  1.  Lessing's 
Laokoon.  Propylaeen  Bd.  1.  St.  1.  Thiersch  Epochen  S.  322.  Der  Kopf 
des  Herzogs  von  Aremberg  in  Brilssel  in  den  Mon.  d.  Inst.  II,  41  b.  vgl. 
Schom  Annali  IX.  p.  153,  fiber  den  in  Mailand  p.  160.  [Jener  ist  nicht 
antik,  das  akad.  Kunstmus.  zu  Bonn  1841.  S.  14;  der  von  Winckelmann 
angeffihrte  Famesische  Kopf  scheint  den  Kapaneus  vorzustellen.] 


[157,  157*]  Rhodische  KanaUer.  161 

157.  Auch  scheint  sich  an  die  Rhodische  Schule  das  1 
Werk  Trallianischer  Kunstler,  welches  von  Rhodos  nach  Rom 
gebracht  wurde,  der  Farnesische  Stier,  anzuschliessen, 
welches  zwar  sinnlich  imposant,  aber  ohne  einen  befriedigen- 
den  geistigen  Inhalt  ist.  Die  Darstellung  der  Scene  war  da-  2 
mals  in  Kleinasien  beliebt,  und  genau  dieselbe,  wie  an  dem 
Tempel  der  Apollonis  zu  Kyzikos  (§.  153),  dessen  Reliefs, 
welche  in  zahlreichen,  mythologischen  und  historischen  Gruppen 
Beispiele  von  Pietat  der  Sohne  gegen  ihre  Mutter  darstellten, 
als  ein  schongedachtes  und  sinnreich  erfundenes  Werk  der 
Kunst  gegen  Ende  dieser  Periode  zu  bemerken  sind. 

1.  Plin.  XXXVI,  4,  10:  Zelhus  et  Amphion  ac  Dirce  et  taurus, 
vinculumque,  ex  eodem  lapide,  Rhodo  advecta  opera  ApoUonii  et  Tau- 
riscl.  Wahrscheinlich  schon  in  Garacalla's  Zeit,  dann  wieder  in  neuerer, 
ergftnzt  und  mil  ungehdrigen  Figuren  (wie  der  Antiope)  Qberladen. 
Piranesi  Statue.  Maffei  Race.  48.  Winekeim.  W.  VI,  I.  S.  128  ff. 
(Ygl.  n.  S.  233).  VU.  S.  190.  Heyne  Antiq.  Aufs.  II.  S.  182.  Fr.  Paga- 
nuzzi  sopra  la  mole  scultoria  volg.  den.  il  Toro  Famese.  [Der  Vf. 
Annali  XI.  p.  287—92.  Zwei  Wandgem&lde  und  andere  Monumente  bei 
AveUino  Descriz.  di  una  casa  di  Pompei  1843.  p.  40.] 

2.  Dieselbe  Gruppe  auf  einer  Mflnze  von  Thyateira,  Eckbel  N. 
aneod.  lb.  ^15,  1;  und  wahrscheinlicb  auch  in  Antiochien,  Malalas 
p.  99.  Ven.  —  Dieselbe  beschreiben  die  Epigr.  auf  die  Kyzikenischen 
Reliefs  AnthoL  Pal.  IH.  (aye  xal  in  ravgoio  xa^anzets  dinlaxa  csiffi^v, 
o9^tt  difias  <fyifV  trjcde  uccza  ^vkoxov).  Diese  Reliefs  {tftvlonivdniaj 
deren  Anbringung  schwer  zu  beslinimen  ist)  stellten  z.  B.  dar:  Dionysos 
die  Semele  zum  Olymp  filhrend,  Telephos  die  Auge  auffindend,  den  Pytbon 
von  Apoll  und  Artemis  get5dtet,  bis  auf  die  Katanaeischen  Bruder,  Kleobis 
und  Biton  und  Romulus  und  Remus  herab.  Ueber  die  Gegenst&nde  vgl. 
besonders  Polyb.  XXIII,  18.  Sonst  Visconti  Iscr.  Triopee  p.  122.  Jacobs 
Exerc.  crit,  in  scriptt  vet.  IL  p.  139.  Animadv.  ad  Anth.  Ill,  III.  p.  620. 
[Hall.  Litt.  Zeit.  1836.  Oct.  S.  2262f.  Letronne  append,  aux  lettres  d'un 
antiqu.  p.  85.] 

157.*    Fruher  hatte   in.Pergamon  Pyromachos   den  1 
meisten  Ruhm  als  Kunstler  erworben,  der  Meister  einer  be- 
ruhmten  Statue  des  Asklepios  in  dem  glanzenden  Heiligthum 
dieses  Gottes  bei  Pergamon.    Er  war  der  erste  unter  den  2 
Kunstlem,    welche   die  Siege  Attalos   des  L  und   Eumenes 
des  n.  uber  die  Kelten  durch  Gruppen  von  Erzstatuen  ver- 

O.  M  a  1 1  e  r  *  a  Archaeologie.    4.  Aufl.  11 


162  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [157*J 

herrlichten,  denen  einige  beruhmte  Statuen  des  Alterthuras, 
welche  sich  durch  eine  ergreifende  imd  ruhrende  Darstellung 
3  auszeichnen,  ihre  erste  Entstehung  danken  mogen.  Gleich- 
zeitig  scheint  in  Ephesos,  einer  damals  sehr  reichen  und 
bluhenden  Stadt,  eine  vorzugliche  Kunstlerschule  gebluht,  und 
ahnliche  Kampfscenen  dargestellt  zu  haben,  wovon  uns  noch 
ein  vortreflfliches,  Lysippischer  Vorbilder  wurdiges  Werk  er- 
halten  ist. 

1.  Von  Pyromachos  Pergamenischem  Asklepios  Polyb.  XXXII^ 
25.  Diodor  Exc  p.  588  nebst  Valesius  und  Wesseling.  Man  erkennt  die 
Figur  ziemlich  sicher  als  die  gew5hnliche  Darstellung  des  Gottes  auf  zahl- 
reichen  Mflnzen  von  Pergamon  wieder  (Ghois.  Gouff.  Voy.  pitt.  II.  pi.  5), 
mit  der  am  meisten  die  Statue  Gal.  di  Fir.  27,  und  auch  viele  and  ere, 
aber  minder  genau,  stimmen.    Vgl.  §.  394. 

2.  Von  diesen  Kelten-Schlachten  Plin.  XXXIV,  19.  Auch  die 
von  Attalos  nach  Athen  geweihte  Kelten-Niederlage  war  eine  Gruppe  von 
Statuen  (Pans.  I,  25,  2.  vgl.  mit  Plut.  Anton.  60).  R.  Rochette  sur  les 
repr^ent.  d'Atlas  p;  40  nimmt  diese  fQr  Reliefs  und  unterscheidet  davon 
die  Statuengruppe  bei  Plutarch.  Hierzu  gehOrt  erstens  aller  Wahrschein- 
lichkeit  nach  der  sterbende  Fechter,  der  zwar  an  Ktesilaos  vulneratus 
deficiens  (Plin.  XXXIV,  19,  14)  erinnert,  aber  durch  Schnurrbart,  Haar- 
tracht,  Halskette  und  Anderes  sich  deutlich  als  Kelten  erweist.  Nibby 
Osserv.  sopra  la  statua  volg.  app.  il  Gladiator  moribundo.  R.  1821,  gestQtzt 
auf  Propertius  II,  31.  Beschreibung  der  Palatinischen  Elfenbein-ThQren, 
brachte  die  Figur  mit  der  Vernichtung  der  Gallier  in  Verbindung:  aber 
besser  eignet  sie  sich  noch  zur  Eckiigur  einer  der  angefQhrten  Schlacht- 
scenen.  S.  R.  Rochette  im  Bulletin  universel,  Set.  VIL  1830.  Aout.  Welcker 
Rhein.  Mus.  I.  S.  529.  [Das  akad.  Kunstmus.  in  Bonn.  2.  Ausg.  8.  80. 
Nach  Goettling  Thusnelda  und  Thumelicus  S.  16  f.  ein  Gladiator  in  der 
Stellung,  worin  er  gefallen.]  Im  M.  Gap.  Ill,  67.  Piranesi  Stat.  36. 
Maffei  Race.  65.  M.  Fran<^.  II,  22.  Ein  &hnlicher  Torso  in  Dresden  n.  298> 
Leplat  pi.  79.  Ferner  auch  nach  der  Vermuthung  R.  Rochette's,  die 
Arria  und  Paetus  genannte  Gruppe  der  Villa  Ludovisi,  die  einen  Bar- 
baren  darstellt,  der  sein  Weib  und  sich  durch  Mord  der  Gefangenschafl 
entreisst.    Piranesi  9.    Maffei  60.  61.  vgl.  Heyne  Vorlesungen  S.  240. 

3.  Die  drei  Agasias  von  Ephesos  (Agasias,  Dositheos  Sohn, 
am  Borgh.  Fechter;  Agasias,  Menophilos  S.,  etwa  um  100  v.  Chr.  C.  I. 
2285  b;  und  Agasias  als  Vater  des  Herakleides  auf  einer  Statue  im  L.  411 
noch  ziemlich  deutlich  zu  erkennen)  weisen  deutlich  darauf  bin,  dass  der 
Name  Agasias  entweder  in  einer  Kunstlerfamilie  von  Ephesos  gebrauchlich, 
oder  durch  einen  grossen  Meister  dort  sehr  berQhmt  geworden  war.    Dei 


[158  (159)]  Pergamenische,  Ephesische  KQnstler.  163 

Borghesische  Fechter  im  L.  304  (nach  einem  Einfall  Lessing's  ein 
Ghabrias,  nach  Mongez  M^m.  de  I'lnst.  Nat.  Litt.  II.  p.  43  [p.  423—69] 
ein  Athlet,  nach  Gibelin  ebd.  IV.  p.  492  uud  Hirt  ein  Ballonschleuderer, 
nach  Qu.  de  Quincy  M^m.  de  Tlnst.  Roy.  IV.  p.  165  ein  Hoplitodrom)  ist 
am,  wahrscheinJidbsten  ein  Krieger,  der  mit  Scbild  and  Lanze  einen  Reiter 
abwefarte,  welcben  Agasias  wabrscheinlich  aus  einer  grOssem  Schlachten- 
gruppe  nahm,  urn  ihn  rait  besondenn  Raffinement  der  Kunst  auszufdhren. 
Maffei  Race.  76.  E^ranesi  SUt.  13.  M.  Roy.  I,  8.  Glarac  pi.  304.  vgl. 
§.  328,  4.    Auch  der  sog.  lason  (§.  412)   mtehte  slch  hier  anschliessen. 

158.  (159.)    In  den  Residenzstadten  der  Makedonischen  l 
Herrscher  warden  indess  die  Tempelstatuen  mehr  nach  dem 
Itfuster  fruherer  beruhmter  Werke,   als   nach   neuem  Ideen 
der  Kunstler  verfertigt.     Dagegen  veranlasste  die  damals  den  2 
Kunstlem  am  haufigsten  gestellte  Aufgat)e,  die  Herrscher  durch 
Bildnissstatuen  zu  verherrlichen,  manche  neue  und  geist- 
reiche  Produktionen,  besonders  da  die  Identificirung  der  Fur- 
sten  mit  bestimmten  Gottheiten  durch  Korperbildung,  Gostum 
und  Attribute  der  kunstlerischen  Phantasie  einen  grossen  Spiel- 
raum  gewalirte.    In  den  ersten  Geschlechtem  nach  Alexander  3 
traten  ohne  Zweifel   noch   manche    in  Lysippos   edlem   und 
grossartigem  Style  aufgefasste  Werke  der  Art  hervor;   wie 
bald  aber  die  Portratdarstellungen  der  Seleukiden,  Ptoleraaeer 
und  der  Eonige  Makedoniens  zu  gemeinen  und  unbedeuten- 
den  Bildungen  herabsanken,  sieht  man  aus  den  Miinzen  dieser 
Dynastien   mit   grosser   Deutlichkeit.     Dabei   gebot   die    bis  4 
zum  Unsinn  getriebene  Schmeichelei  oft  die  ubereilteste  An- 
fertigung ;  ja  man  begnugte  sich  bei  vorhandenen  Statuen  bios 
die  Kopfe  oder  die  Inschriften  zu  vertauschen.    Mit  den  Bild-  5 
nissen  der  Herrscher  wurden  oft  auch  Statuen  der  Stadte- 
gottinnen    (Tr^ja*  noUotif)   combinirt:    eine   Gattung   von 
Figuren,   welche   damals   sehr   beliebt  wurden,    und  durch 
Rucksicht  auf  Localitaten  und  Produkte  auf  eine  interessante 
Weise  individualisirt  warden  konnten. 

1.  Der  Daphnaeische  Apollon  des  Bryaxis,  ein  colossaler  Akrolith 
(§.  84),  war  dem  Palatinischen  des  Skopas  sehr  ahnlich,  nur  dass  er  mit 
der  R.  aus  einer  Schale  eine  Libation  ausgoss.  Der  Olympische  Zeus, 
den  Antiochos  FV.  zu  Daphne  aufstellte,  war  in  Stoff  und  Form  ganz 
eine  Nachbildung  des  Phidiassischen.  S.  des  Verf.  Antiochenae  dissert.  I, 
17,  24.    Die  Alexandrinische  Hauptstatue  des  Serapis  wird   bei  Klemens, 


164  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [158  (159)] 

Protr.  p.  14  Sylb.  (in  sehr  verwirrter  Erzahlung),  dem  Bryaxis,   von  Jul. 
Valerius  I,  35  dem  Architekten  Parmenion  zugeschrieben. 

2.  In  dem  Gdttercostiim  der  Herrscher  ist  Alexander  das  Vorbild 
der  Makedonischen  Dynastien ;  dieser  Herrscher  erschien  selbst  in  seiner 
sp&tem  Zeit  theils  mil  den  GewSndem  and  H5mem  des  Zeus  Ammon 
geschmdckt,  theils  mit  Herakles  LOwenhaut  und  Keule  (Athen.  XII.  p.  537), 
und  wollte  auch  in  jener  Tracht  von  den  Bildnem  dargestellt  sein  (Kle- 
mens  Protr.  4.  p.  16  Sylb.  vgl.  Paus.  V,  24,  3).  Daher  ich  nichl  zweifle, 
dass  1)  der  Kopf  mit  dem  Ammonshom  und  dem  Diadem  auf  den 
schOnen  MQnzen  des  Lysimachos,  welcher  auf  spfttem  M.  der  Makedonischen 
Nation  aus  der  ROmerzeit  mit  der  Beischrift  'Aks^avdQov  vorkommt,  und 
2)  der  Kopf  mit  der  LOwenhaut,  mit  mehr  oder  minder  portrfttartigen 
Z^en,  w&hrend  Alexanders  Regierung  auf  den  Munzen  vieler  St&dte 
Asiens  und  einiger  Europa's,  spater  auf  denen  der  Makedonischen  Nation 
mit  derselben  Beischrift,  und  eben  so  auf  spfttern  Gontomialen  (Eckhel 
D.  N.  Vin.  p.  289)  abgebildet,  den  Alexander  darstellen  sollen.  Eine 
geisti'eiche  Modification  der  letztem  Vorstellung  ist  der  Alex,  mit  der 
Exuvie  eines  Elephanten  auf  einer  M.  ApoUonia's  in  Karien  und  PtoL  des  I. 
(wie  spater  Demetrios  von  Indien).  S.  iiber  diese  Frage  Eckhel  D.  N.  II.  p.  108 
(mit  ihm  Ameth  Wien.  Jalirb.  XLVII.  S.  171  gegen  den  Alex,  mit  der 
LOwenhaut),  Visconti  Iconogr.  H.  p.  43  (bedingt  dafiir),  Chois.  Gouflf.  Voy. 
pitt.  IL  p.  41,  Sti^litz  Archaeol.  Unterhalt.  II.  S.  107,  besonders  die  neuem 
Untersuchungen  von  Gadalv§ne  Recueil  des  m4d.  p.  107.  260  u.  Gousin^ry 
Voy.  dans  la  Mac^.  I.  p.  229.  pi.  3—5.  vgl.  Mionnet  Suppl.  II.  pi.  8. 
III.  pL  10.  D.  A.  K.  Tf.  39.  Nach  Alexander  wurde  Demetrios  Polior- 
ketes,  ein  neuer  Dionysos  und  Poseidon's  Sohn,  stlerh6mig  und  in  der 
Stellung  des  Meergottes  gebildet  (so  in  einer  Herculanischen  Bronze, 
Visconti  IL  p.  58.  pi.  40,  3.  4);  eben  so  als  rccvgonB^oas  Seleukos  I. 
(Appian  Syr.  57.  Libanios  T.  I.  p.  301.  Reiske,  auf  MQnzen)  und  Attalos  L 
(Paus.  X,  15,  2);  mit  Bockshdrnem,  wegen  der  Sagen  von  Karanos, 
manche  Makedonische  Herrscher  (Vise.  II.  p.  61.  69.  341);  mit  den  Strahlen 
des  Helios  besonders  die  Epiphanes  benannten  FQrsten,  aber  auch  andere 
(Vise.  II.  p.  337).  Lysimachos  Bildung  erschien  ganz  der  des  Herakles 
gleich  (Anthol.  Pal.  II.  p.  654.    Plan.  IV,  100). 

3.  Ein  Fragment  einer  Bdste  von  Demetrios  Poliork.  (dessen  edles 
und  schdnes  Ansehen  nach  Plut.  Dem.  2  kein  Kflnstler  erreichen  konnte) 
in  grossartigem  Style  im  L.  680.  Im  Ganzen  sind  die  Bflsten  der  Nach- 
folger  Alexanders  selten;  der  Name  Ptolemaeos  wird  oft  mit  Unrecht  an- 
gewandt;  Visconti  theilt  nur  zwei  Herculanische  Bronze-BQsten  Ptol.  dem  L 
und  seiner  Frau  Berenike  zu,  pi.  52,  3.  4.  6.  7.  Minder  zuverUUsige 
BQsten  Antich.  di  Ercol.  V.  tv.  61  ff.  M.  Borb.  VH,  12.  Specimens  of 
anc.  sculpt.  II,  40.  41.    Arsinoe.  II,  39  Ptolemaeerin.    Musa  ^ea  (H^ccvLa, 


[159  (160)]  Bildnissstatuen,  SUdtefiguren.  165 

Gattin  Phraates  IV,   auf  Mflnzen ,   R.  Rochette  deux.  Suppl.   k  la  Notice 
sur  quelques  mM.  6r.  de  rois  de  la  Bactriane  et  de  Tlnde  p.  51  ss. 

i.  Die  360  (oder  nach  Dion  Cbrys.  Or.  37.  p.  122  gar  1500)  Statuen 
des  Demetrios  Phalereus  sind  bekannt  Das  fiBva^^v^^/iltsiv  (welches 
in  der  Kaiserzeit  selbst  an  Gemalden  von  Apelles  geubt  wurde,  Plin.  XXXV, 
36,  16)  und  (iBtayifatpBiv  (Pausanias  Aerger  dariiber,  1,  2,  4.  vgl. 
Siebelis  18,  3.  U,  9,  7.  17,  3)  war  in  Athen  wenigstens  schon  in  Antonius 
Zeit  flblich  (Plut.  Anton,  60),  besonders  aber  in  Rhodos  nach  Dion  Chrys. 
Or.  31  CPodianog)  p.  569  sqq.  vgl.  37  (KoQtv^iaxog)  p.  121.  R.  Koehler, 
Munchn.  Denkschr.  VI.  S.  207,  Winckelm.  W.  VI,  I.  S.  285.  Boettiger 
Andeut.  S.  212. 

5.  Die  Tyche  oder  der  weibliche  Genius  Antiochiens,  von  Euty- 
chides  gearbeitet,  war  eine  reich  bekleidete  Frau  mil  einer  Hauerkrone, 
in  nacbl3ssiger  Stellung  auf  einem  Felsen  (dem  Berge  Silpion)  sitzend, 
Aehren,  oder  eine  Palme  in  der  R.  haltend,  vor  deren  FQssen  sich  in 
JQnglingsfigur  der  FIuss  Orontes  mil  halbem  Leibe  emporhob.  Um  sie 
standen,  sie  kr3,nzend,  Seleukos  und  Antiochos;  innerhalb  eines  viersauligen 
offenen  Tempelcbens  {ztTQaxinviov);  Visconti  PioCl.  III.  p.  72.  tv.  46 
[wovon  eine  kleinere  Wiederholung  ira  Vatican,  eine  in  der  Vigna  Cam- 
pana  in  Rom  und  eine  Miniaturcopie  in  Bronze  im  Collegium  RomanuroJ. 
Diss.  Antioch.  I,  14.  Nach  dieser  wurden  sehr  viele  StIidtegOttinnen  Asiens 
gebildet.  —  In  dem  Tychaeon  von  Alexandreia  (wie  es  scheint)  stand  in 
der  Mitte  die  GldcksgOttin  die  Erde  kr&nzend,  diese  den  Alexander.  Libanios 
IV.  p.  1113  Reiske.  In  dem  von  Ptol.  IV.  erbauten  Homerstempel  standen 
um  den  Thron  des  SIbigers  seine  angeblichen  Vaterstftdte  [sieben  an  der 
Zahl].    Aelian  V.  H.  XIII,  21.  vgl.  §.  405. 

159.  (160.)  Erstaunend  viel  wurde  in  denselben  Resi-  i 
denzen  in  kunstreich  getriebenen  und  ciselirten  Gefassen 
gearbeitet;  Syrien,  Kleinasien,  auch  Sicilien  war  veil  sol- 
cber  Kunstschatze ;  jedoch  war  die  eigentliche  Bluthe  dieser 
Kunst  schon  voruber,  als  die  Romer  den  Orient  eroberten. 
Wahrscheinlich  gehoren  dieser  Periode,  die  in  so  vielen  Dingen  2 
nach  dem  AufFallenden  strebte,  auch  die  sog.  Kleinkunst- 
ler  {fiixgozex^oi)  an,  unter  welchem  Namen  im  Alterthum 
immer  die  Toreuten  Myrmekides  von  Athen,  oder  Milet, 
und  Kallikrates  der  Lakedaeraonier  (der  alte  Theodoros  von 
Samos  nur  aus  Miss verst  and)  angefuhrt  werden. 

1.  Mentor  zwar,  der  vortrefflichste  caelator  argenti  (MsvtoQovgy^ 
noTiJQia)^  geh6rt  der  vorigen  Periode  (§.  124)  an,  und  Boethos  (wohl  kein 


166  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [160(158)] 

Karchedonier,  sondern  Kalchedonier)  [Wiener  Jahrb.  XXXIX,  149J  scheint 
sein  Zeitgenoss;  aber  Akragas,  Antipatros,  Stratonikos,  Tauriskos  von 
Kyzikos  durften  in  diese  Periode  gehOren.  Antiochos  IV.  verkehrt  viel 
mit  Toreuten.    Athen.  V.  p.  193  d.  • 

2.  Die  Hauptaufgabe  ist  immer  ein  Viergespann  von  Eisen  (vgl. 
§.  311,  5),  das  eine  Fliege  bedecken  konnte.  Die  Elfenbeinarbeiten  warden 
nur  sichtbar,  wenn  man  schwarze  Borsten  dran  hielt.  S.  die  Stellen  bei 
Facius  ad  Plutarchi  Exc.  p.  217.  Osann  ad  Appulei.  de  orthogr.  p.  77. 
Boeckh  C.  I.  I.  p.  872  sq. 


1  160.  (158.)  Dass  bei  alien  Anstrengungen  des  Luxus 
doch  schoii  in  der  Zeit  des  Romerfeindes  Philipp  und  An- 
tiochos des  Grossen  die  Kunst  in  der  gesammten  Griechisch 
gebildeten  Welt  gesunken  war,  und  von  keinen  grossen  Ideen 
bewegt  auch  in  technischer  VoUendung  immer  weiter  zuruck- 

2  blieb,  ist  mit  Sicherheit  anzunehmen.  Aber  ein  halbes  Jahr- 
hundert  spater  traten  besonders»in  Athen  Erzgiesser  und  zu- 
gleich  Bildhauer  auf,  die,  wenn  auch,  nach  Plinius,  weit 
unter  den  fruheren  stehend,  doch  Vortreflfliches  leisteten,  in- 
dem  sie  sich  mit  richtigem  Sinne  und  feinem  Geschmack  an 
die  grossen  Muster  aus  der  wahren  Biuthezeit  der  Kunst  an- 

3  schlossen.  An  diese  Wiederhersteller  der  Kunst  reihte  sich  der 
Athenef  Kleomenes  an,  der  durch  seine  Aphrodite  als  ein 
glucklicher  Fortbilder  des  von  Praxiteles  geschaflfenen  Ideals 

4  hohe  Bewunderung  verdient;  dessen  Sohn  Kleomenes,  aus- 
gezeichnet  in  weicher  Behandlung  des  Marmors;  auch  wohl 
in  den  folgenden  Generationen  die  Athener  Glykon  (§.  129. 
Anm.    2)    und    ApoUonios ,    Nestor's    Sohn    (§.    411,    3), 

5  welche  sich  besonders  an  Lysippische  Vorbilder  hielten. 
Die  Reliefs  am  Monumente  des  Kyrrhestes  (§.  153),  so  vor- 
treflflich  sie  in  der  plastischen  Verkorperung  der  darin  vor- 
gestellten  acht  Hauptwinde  sind  (§.  401),  zeigen  in  der  Aus- 
fuhrung  eine  weit  rohere  Technik,  als  diesen  Wiederherstellern 
der  bildenden  Kunst  zugeschrieben  werden  kann. 

2.  Unter  den  Erzgiesseni  von  01. 155  stehen  Polykles  und  Timokles; 
wahrscheinlich  die  durch  Pans.  X,  34.  vgl.  VI,  12  bekanute  AtUsche 
KCinstler-Familie :  Polykles  mit  zwei  SOhnen,  Timokles  und  Timarchides. 
Damals  baute  Metellus  mit  Griechischen  Baumeistem  (§.  180)  die  gros^^e 
Porticus   mit  den  Tempeln  des  Jupiter  und   der  Juno,   und  zog  zu  den 


1160  (158)]  Restauration  der  Kunst.  167 

Sculpturwerken  fOr  diese  offenbar  mehrere  damals  lebende  (daher  zum 
Theil  von  Plinius  in  seinen  aus  Griechischen  Quellen  stammenden  chrono- 
logLschen  Listen  nicht  angefGbrte)  KOnstler  herbei;  man  kann  aus  Plin. 
XXXVI,  4,  10  abnehmen,  dass  damals  Polykles,  Timarchides  und  dessen 
S6hne  in  Rom  waren,  \vie  auch  Dionysios  und  Philiskos  von  Rho<los.  In 
Elatea  war  von  Timokles  und  Timarchides  ein  b&rtiger  Asklepios  und  eine 
Athena  Promachos,  dereh  Schild  dem  der  Parthenos  in  Athen  nachgebildet 
war.  Vgl.  Hirt  Gesch.  der  bild.  Kunst  S.  295,  wo  fQr  die  Gescbichte  der 
Restauration  der  Kunst  das  Wesentlichste  geleistet  ist;  nur  bedarf 
die  Stelle  des  Plin.  wohl  nicht  der  verlangten  Aenderung.  [L.  v.  Jan.  Jen. 
Litt.-Zeit.  1838.  S.  256—58.] 

3.  Kleomenes,  Apollodoros  Sohn,  von  Athen,  der  Meister  der 
Mediceischen  Venus,  ist  wahrscheinlich  auch  der  der  Thespiaden,  die  im 
Besitze  des  Asinius  Poilio  waren  (von  denen  die  Thespiaden  beim  T.  der 
Felicitas  zu  unterscheiden  sind).  Vgl.  uber  ihn  und  seinen  Sohn  Visconti 
Decade  philos.  et  lit^r.  an.  X.  n.  33.  34.  VoelkeFs  Nachlass  S.  139.  Die 
Mediceische  Venus  ist  aus  elf  Stilcken  zusammengesetzt;  nur  die  H&nde 
und  ein  Theil  der  Arme  fehlte.  Die  Ohren  trugen  Schmuck,  die  zierlich 
geordneten  Haare  waren  vergoldet.  Sie  ist  aus  der  Knidischen  Venus 
hervorgegangen;  nur  bedurfte  die  Nacktheit  jetzt  keiner  Motivirung  durch  das 
Bad  mehr  (auch  der  Delphin  ist  nur  StQtze  und  deutet  auf  keine  Meer- 
fahrt);  und  das  Gesicht  hat  die  schmdlem,  feinem  Formen  der  raffinirten 
Kunst  jener  Zeit.    M.  Frang.  II,  5.  vgl.  §.  377,  3. 

4.  Kleomenes,  Kleomenes  Sohn,  ist  nach  der  Inschrift  Meister 
der  Statue  im  L.  712,  gewOhnlich  German icus  genannt,  nach  ClaracMarius 
Oratidianus  (s.  darQber  Goett.  G.  A.  1823.  8.  1325),  nach  Thiersch  Idee 
Quinctius  FJaminin  (dessen  Gesicht  auf  einem  wahrscheinlich  in  Griechen- 
land  geschlagenen  Stater,  bei  Mionnet  Suppl.  III.  p.  260.  Visconti  Iconogr. 
Rom.  pi.  42,  2,  von  dieser  Statue  sehr  verschieden  ist);  auf  jeden  Fall  ein 
R5mer  oder  Grieche  spSterer  Zeit,  der  durch  das  Costilm  des  Hermes  und 
durch  die  Geberde  als  Redner  bezeichnet  wird.  Bei  sehr  vortrefllicher 
Arbeit  hat  die  Statue  wenig  Leben.  Race.  69.  M.  Franq.  IV,  19.  Glarac  pi.  318. 

5.  Derselbe  Apollonios  [Nestor's  Sohn],  welcher  auf  dem  Torso,  soil 
auch  auf  einer  Statue  des  Asklepios  zu  Rom  genannt  sein.  Spon  MiscelL- 
«rud.  antiq.  p.  122  [und  ist  genannt  an  einem  Satyr,  Winckelm.  Vorrede 
der  Kunstgeschichte  S.  Xm  (1809),  erwfihnt  auch  von  Dati  Vite  de'  pittori 
p.  118].  In  beiden  Namen,  Apollonios  und  Glykon,  sind  in  die  Gursiv- 
schrift  Qbergehende  Zdge  (o)  zu  bemerken,  die  in  Steinschriften  nicht  viel 
vor  Chr.  Geb.  aufkamen. 


168  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  '  [161] 

Stein-  nnd  Stempelschneideknnst. 

1  161.  Der  Luxus  in  geschnittenen  Stein  en  wird  beson- 
ders  durch  den  Gebrauch  noch  erhSht,  der  aus  dem  Orient 
stammte,  und  jetzt  vorzuglich  von  dem  Hofe  der  Seleukiden 
unterhalten  wurde,  auch  Becher,  Krateren,  Leuchter  und 
andre  Arbeiten   aus  edlen  Metallen  mit  Gemmen  zu  zieren. 

2  Zu  diesem  und  anderm  Behufe,  wo  das  Bild  des  Edelsteins 
bios  schmucken,  und  nicht  als  Siegel  abgedruckt  werden  soil, 
schneidet  man  die  Gemmen  erhaben,  als  Cameen,  zu 
denen  gem  mehrfarbige  Onyxe  genommen  werden  (§.  313). 

3  In  diese  Classe  gehSren  auch  die  in  derselben  Zeit  aufkom- 
menden,   ganz  aus  edlen  Steinen  geschnittenen  Becher  und 

4-  Pateren  (Onyxgefasse).  In  dieser  Gattung  werden  in  den 
ersten  Zeiten  dieser  Periode,  in  denen  die  Kunst  noch  von 
einem  hohem  Geiste  belebt  war,  wahre  Wunder  an  Schon- 
heit  und  technischer  Vollendung  geschaflfen. 

1.  In  Alexanders  Persischer  Beute  waren,  nach  Parmenion's  Briefen 
(Athen.  XL  p.  781),  mit  Gemmen  besetzle  Becher  {non^gia  Xid^oxokXrjva) 
von  56  Babyl.  Talenten,  34  Minen  Gewicht.  Theophrast's  Bravazzo 
(Char.  23)  hat  auch  XtJ&oKollrjTa  notiJQia  von  Alexanders  Zuge  heimge- 
bracht,  und  halt  darum  die  KflnsUer  in  Asien  filr  besser  als  die  Euro- 
pSischen.  Ueber  den  Seleucidischen  Luxus  daiin  Cic.  Verr.  IV,  27.  28. 
Athen.  V.  p.  199  verglichen  mit  Virgil  Aen.  I,  729.  Ein  t^vxr^p  pagPaQi- 
Kog  Xi^oHoXlog  mit  anderm  Silbergeschirr  von  Seleukos  II.  an  das  Didy- 
maeon  geschenkt,  Corp.  Inscr.  n.  2852,  48. 

3.  Mithridat,  dessen  Reich  der  grosse  Stapelplatz  des  Handel s  mit 
Edelsteinen  war,  hatte  nach  Appian  Mithr.  115  z%veitausend  Becher  von  Onyx 

■  mit  goldenen  Einfassungen.    Bei  Cic.  Verr.  IV,  27   vas  vinarium  ex  una 
gemma  pergrandi,  trulla  excavata. 

4.  Das  edelste  Werk  ist  der  Cameo-Gonzaga  (jetzt  im  Besitze  des 
Russischen  Kaisers)  mit  den  K6pfen  Ptol.  des  II.  und  der  ersten  Arsinoe 
(nach  Vise.),  fast  Vj  Fuss  lang,  im  sch6nsten  und  geistreichsten  Slyl. 
Visconti  Iconogr.  pi.  53.  Eine  trefifliche  Arbeit,  wenn  auch  minder  gi-ofs- 
artig,  ist  der  Wiener  mit  den  K5pfen  desselben  Ptol.  und  der  zweiten 
Arsinoe.  Eckhel  CSioix  des  pierres  grav.  pL  10.  Derselbe  Ptol.  ist  auf  eine 
geistreiche  Weise  costilmirt  in  einem  Bruchstacke  zu  Berlin  zu  sehen.  Beger 
Thes.  Brand,  p.  202.  SchOner  Cameo  mit  den  KOpfen  Demetrios  I.  und  der 
Laodike  von  Syrien,  bei  Visconti  pi.  46.  Auch  der  Cameo  bei  Millin  M.  I,  II. 
pi,  15.  p.  117  gehOrt  dieser  Zeit.   Vgl.  die  Beschreibung  des  sehr  kOnstlich 


[ 


[162]  Geschnittene  Steine  und  MQnzen.  1^9 

geschnittenen  Achats,  welcben  Pyn*hos  hatte,  mit  ApoU  und  den  Musen, 
bei  Plin.  XXXVII,  3.  Nikomedes  IV.  von  Bithynien,  Impronte  gemm.  IV,  85. 

162.  In  den  Munzen  thut  sich  deutlicher  als  anders-  i 
wo,  und  zugleich  auf  die  sicherste  und  urkundlichste  Weise, 
das  Sinken  der  Eunst  in  den  Makedonischen  Reichen  kund. 
In  der  ersten  Halfte  der  Periode  zeigen  sie  meist  eine  treflf-  2 
liche  Zeichnung  und  Ausfuhrung,  wie  die  von  Alexander 
selbst,  Philipp  Arrhidaeos,  Antigonos  und  Demetrius  Polior- 
ketes,  von  Lysimachos,  von  Seleukos  Nikator,  Antiochos 
Soter  und  Tlieos,  besonders  die  in  Sicilien  geschlagenen,  in 
zarter  Behandlung  unubertrefflichen,  aber  doch  an  Kraft  und 
Grossartigkeit  fruhem  Werken  nachstehenden  Munzen  von 
Agathokles,  Hiketas  und  Pyrrhos.  Viel  geringer  sind  die  3 
Makedonischen  von  Antigonos  Gonatas,  die  Syrischen  von 
Antiochos  III.  an;  auch  die  Sicilischen  von  Hieron  11.  und 
seiner  Familie  (Philistis,  Gelon  und  Hieronymos)  stehen 
den  fruhem  nach.  Ebenso  zeichnen  sich  unter  den  Munzen 
der  Ptolemaeer,  welche  indess  im  AUgemeinen  nicht  vorzug- 
lich  sind ,  doch  die  aitern  als  die  bessem  aus.  Unter  den  4 
Munzen  aber,  welche  Griechische  Staaten  nach  Alexanders 
Zeiten  geschlagen  haben,  wird  man  viele  linden,  die  sich 
durch  leichte,  eflfektvolle  Behandlung  auszeichnen,  aber  keine, 
denen  eigentliche  Kunstvollendung  nachzuruhmen  ist. 

2.  3.  Mionnet's  Abdrucke  geben  hinlangliche  Beispiele;  und  die 
von  Alexander  beginnende  Sitte,  Portrate  der  Fflrsten  auf  die  Mflnzen  zu 
setzen,  erleichtert  die  chronologische  Anordnung  sehr,  wiewohl,  besonders 
bei  den  Ptolemaeern ,  wo  bestimmte  Beinamen  fehlen,  die  Zutheilung  der 
HQnzen  an  die  Regenten,  die  sie  scblagen  b'essen,  ihre  Scbwierigkeiten 
hat.  Vaillant*s  Seleucidar.  imperium  u.  Hist.  Ptolemaeonim ,  FrOblich's 
Ann.  regum  Syriae,  P.  van  Damme  Recueil  de  M6d.  des  rois  Grecs. 

4.  Besonders  wichtige  Classen  fdr  die  Kunstgescbicbte  bilden  das 
Acbaeische  Bundesgeld  von  01.  133—158.  (Cousin6ry  Sur  les  monn.  d'arg. 
de  la  ligue  Acheenne),  die  Kistopboren  in  dem  vordem  Kleinasien  um 
01.  130—140  geschlagen  (Neumann  N.  V.  II.  p.  35.  tb.  1),  die  grossen 
Athenischen  und  Rhodischen  Silbermunzen ,  welche  man  leicht  von  den 
frdbem  unterscheidet.  Cavedoni  Oss.  sopra  le  antich.  monete  di  Atene. 
Modena  1836,  Bullett.  1837.   p.  142. 


170  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [163] 

4.    Malerei. 

163.  Die  Malerei  wird  besonders  im  Anfange  dieses 
Zertraums  in  den  drei  Schulen,  welche  in  der  vorigen  Periode 
bluhten,  eifrig  geubt;  doch  reicht  keiner  der  Nachfolger  nur 
von   fern  an  den  Ruhm  der  grossen  Meister  der  zunachst 

2  vorhergegangenen  Zeit.  In  Sikyon,  wo  am  meisten  Kunstler 
vereinigt  waren,   wurden  die  Werke  der  fruhem  um  Olymp. 

3  134  mehr  bewundert,  als  durch  ahnliche  vermehrt.  Die 
Richtungen,  welche  dieser  Zeit  eigenthumlich  waren,  brachten 
bald  Gemalde,  welche  einer  niedrigen  Sinnlichkeit  dienten, 
bald  durch  LichtelBfekte  anziehende  Bilder,  auch  Caricaturen 

4  und  Travestirungen  mythischer  Gegenstande  hervor.  Das 
Schnellmalen ,  welches  besonders  die  Prachtaufzuge  in  den 
Residenzen  der  Herrscher  (§^.  147)  nothig  raachten,  musste 

5  manchen  Kunstler  verderben.  Auch  kam  in  dieser  Zeit  wohl 
die  Rhyparographie  (sogenannte  Stillleben)  auf,  und 
die  Skenographie  wurde  auf  die  Verzierung  der  Pallaste 

6  der  Grossen  verwandt  (§.  209).  Indem  die  Prachtliebe 
der  Grossen  nun  auch  von  den  Fussb5den  den  Schmuck  der 
Malerei  verlangte,  entstand  die  Mosaik,  welche  sich  schnell 
entwickelte,  und  grosse  Heldenkampfe,  sehr  belebte  Schlacht- 

7  scenen  darzustellen  unternahih.  Die  fruher  so  beliebte  Be- 
malung  irdener  Gefasse  verliert  sich  im  Laufe  dieses 
Zeitrauras,  fruher,  so  viel  man  bemerken  kann,  bei  den 
Griechen  des  Mutterlandes  und  der  Golonien,  als  in  manchen 
nur  oberflachlich  hellenisirten  Landschaften  Unteritaliens, 
wo  diese  Vasen  als  Luxusgegenstande  langer  in  Schatzung 
blieben,  aber  dadurch  auch  den  Verfall  der  Zeichnung  in 
nachlassige  Fabrikarbeit  oder  ein  manierirtes  und  geputztes 
Wesen  recht  deutlich  vor  Augen  stellen. 

1.  Floruit  circa  Philippum  et  usque  ad  successores  Alexandri  pictura 
praecipue,  sed  diversis  virtutibus,  Quintil.  XII,  10.  vgl.  Plaut.  Poenul  V, 
4,  103.  Namhafte  Kiinstler:  Antiphiios  aus  Aegypten,  Ktesidemos 
Schuler,  112—116  (daraus,  dass  er  Alexander  als  Knaben  malte,  folgt 
wohl  nicht  nothwendig,  dass  er  ihn  als  Knaben  gesehn).  Aristeides,  Arist. 
von  Theben  Sohn  und  Schaier,  g.  113.  Ktesilochos,  Apelles  Bruder  u. 
Sch.  [lonische  Schule),  115.  Aristeides,  Nikomachos  Bruder  u.  Sch.  (Sikyon. 
Schule),  g.  116.  Nikophanes  u.  Pausanias  (Sikyon..  Schule),  gleichzeitig, 
wie  es  scheint.    Philoxenos  von  Eretria,  und  Korybas,  Nikomachos  Sch. 


[163]  Malerei.  1 7 1 

(Sikyon.  Scliule),  g.  116.  Helena,  Timon's  Tocbter,  gleichzeitig.  Aristokles, 
Nikomachos  S.  u.  8ch.  (Sikyon.  Schule).  geg.  116.  Omphalion,  Nikas  Sch. 
(Attiscbe  Schule),  g.  11&  Nikei'os  u.  Ariston,  Aristeides  von  Theiien  S. 
u.  Sch.,  118.  Antorides  u.  Euphranor,  Aristeides  (Ariston  s!?)  Scli.,  118. 
Perseus,  Apelles  Sch.  (lonische  Schule),  118.  Theodoros  (Sillig  C.  A.  p.  443) 
118.  Arkesilaos,  Tisikrates  S.,  geg.  119.  Klesides  120  (?).  Artemon 
120  (?).  Diogenes  120.  .Olbiades  (Pans.  I,  3,  4)  125.  Mydon  von  Soli 
[Ck)d.  Bambei^.  Monac.  Milon],  Sch.  des  Erzg.  Pyroroachos,  130.  Nealkes 
von  Sikyon,  132.  Leontiskos  (Sikyon.  Schule),  g.  134.  Timanthes.  der 
zweite,  von  Sikyon,  135  (wie  es  scheint).  Erigonos,  Nealkes  Farbenreiber, 
138.  Anaxandra,  Nealkes  Tocbter,  138  (Klem.  Alex.  Strom.  IV.  p.  523). 
Pasias,  Erigonos  Schdler  (Sikyon.  Schule),  144.  Herakleides,  aus  Makedonien, 
Schjffsmaler,  Enkaust,  150.  Metrodoros.  in  Atben,  Philosopb  und  Maler,  150. 

2.  Ueber  die  Sikyon.  Schule  besonders  Plut.  Arat  13.  Das  ^na- 
kreontische  Gedicht  (28),  wo  die  Malerei  die  Rhodische  Kunst  heisst,  ge- 
h5rt  schon  deswegen  in  die  Zeit  nach  Protogenes. 

3.  AJs  «oQV0Y9u<poi  nennt  Ptolemou  bei  Athen.  XIII.  p.  567 
den  Aristeides  (^vahrscbeinlich  den  von  01.  116)  nebst  Nikopbanes  und' 
Pausanias.  Verwandt  (wenn  nicht  einerlei)  mit  Nikophanes  ist  der  > 
Chaerephanes ,  der  axoXdazovg  ofiiXiccg  yvyaixeov  ngbs  avdgas  malte, 
Plut.  de  aud.  poSt.  3.  Antiphilos  feueranblasender  Knal)e,  Plin.;  derselbe 
malt  zuerst  gryllos  (§.  435).  Von  Ktesilochos  ein  gebarender  Zeus,  [in 
Vasen  Parodieen  auf  Herakles  den  Kerkopenbandiger  (d'Hancarville  III,  88. 
Saint  Non  Voy.  pitt.  T.  2.  p.  243),  auf  das  Parisurtheil  u.  a.] ,  Qber  solche 
parodische  Mythenbehandlung  s.  Hirt  Gesch.  S.  265  unten  §.  390,  6. 
Galaton's  speiender  Homer  war  gewiss  gegen  die  Alexandrinischen  Dichter 
gemeint. 

4.  Als  Schnellmaler  kommen  schon  Pausias  (rjfitgiiciog  niva^), 
Nikomachos,  besonders  aber  Philoxenos  (hie  celeritatem  praeceptoris  secutus, 
breviores  etiamnum  quasdam  picturae  vias  et  compendiarias  invenit),  spater 
die  Lala  vor.  An  Antiphilos  rflhmt  die  facilitas  Quintil.  XII,  10.  Rathsel- 
haft  ist  die  Stelle  Petron  2:  Pictura  quoque  non  alium  exitum  fecit,  post- 
quam  Aegyptiorum  audacia  tam  magnae  artis  compendiariam  invenit. 

5.  Pyreicus  (aus  unbekannter  Zeit)  —  tonstrinas  sutrinasque  pinxit 
et  asellos  et  obsonia  ac  similia:  ob  hoc  cognominatus  rhyparographos,  in 
lis  consummatae  voluptatis.  Quippe  eae  pluris  veniere  quam  maximae 
multoTum.  Vgl.  Philostratos  I,  31.  II,  26  (Xenia).  Rhopographie  da- 
gegen,  bei  Cic.  ad  Att.  XV,  16,  bezeichnet  die  Darstellung  beschrinkter 
Naturscenen:   ein  Stiickchen  Wald,  ein  Bach,  dgl.    Welcker  ad  Philostr. 


172  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [163] 

p.  397.  ^Obsonia  acsimilia,  Fruchte  und  Blumen,  §.211.  A.  1.  434.  A.  2, 
sind  nicht  schmutzig,  selbst  Buden,  beladene  Esel,  das  Genre  iiberhaupt 
fasst  der  gesunde  Sinn  nicht  von  Seilen  des  etwa  anklebenden  Schmutzes 
auf ;  der  Name  wflrde  nicht  geringschatzig,  sondern  ein  ekler  Scheltname, 
er  kann  nicht  ein  Griechischer  Kunstausdruck  sein.  Ausser  Cicero  bezeugt 
das  Etym.  M.  ^tonoyQatpovg  ^  von  Buschwerk,  ^mmg,  vXtj.  Der  Beiname 
des  Pyreikos  geht  auf  eine  andre  Art  der  ^anoy^acpiaj  von  ^oonog,  bunte 
Waare,  die  das  Handelsschii!  bringt  (Aeschyl.  fr.  Hect.  Bekker.  Anecd. 
p.  61).  Solcher  ^oonog  stach  in  den  Buden  hervor,  damit  waren  die  Esel 
beladen ,  auch  Fische  lassen  sich  darunter  begreifen.  Darauf  bezieht  sich 
ein  unklar  gefasster  Artikel  bei  Phot.  Suid.  und  Zonaras  und  die  Anspielung 
des  Leonidas  Tar.  ^mnixcc  ygarpafiiva  in  witzigem  Doppelsinn  (Syll. 
Epigr.  Gr.  p.  98).  Hingegen  beruht  rhyparographus  einzig  auf  der  Stelle 
des  Plinius  und  auf  Emendation  darin,  die  auch  von  Passow  und  Pape 
in  jhren  Worterbuchem  verworfen  wird.  Die  ErklSrung  StilUeben  rflgt, 
wie  der  Vf.  selbst  anmerkte,  A.  W.  Becker  de  com.  Romanor.  fsd).  p.  43. 
Fruchtstucke  speciell  heissen  auch  Xenia,  Philostr.  J,  31.  Vitruv 
VI,  7,  4:  ideo  pictores  ea  quae  mittebantur  hospitibus  picturis  imitantes 
Xenia  appellaverunt ,  wodurch  die  zum  Philostr.  vermuthete  Erklarung 
bestatigt  wird.] 

r 

6.  Die  ersten  Mosaiken,  die  erwahnt  werden,  sind  Sosos,  des 
Pergameners,  Kehrichtzimmer  (olxog  aacegcuTog  aus  Thonwilrfeln,  Plin. 
XXXVI,  60;  den  darin  angebrachten  Kantharus  mit  den  trinkenden  und 
sich  sonnenden  Tauben  ahmt,  doch  nur  unvollkommen,  die  Mosaik  aus 
der  Villa  Hadrian's,  M.  Gap.  IV,  69,  nach,  [die  sich  in  Neapel  1833  voll- 
standiger  wiederholt  gefunden  hat.]  Dann  die  Fussbftden  mehrerer  Sale 
in  Hieron's  grossem  Schiffe  (§.  152,  1)  aus  Stein-Mosaik,  welche  den  ganzen 
Mythos  von  Ilion  darstellte,  [woran  300  Arbeiter  ein  Jahr  lang  arbeiteten. 
Hieron  01.  127,  3 — 148.]  Unter  den  erhaltenen  verdient  dieser  Periode 
am  meisten  die  am  24.  Okt.  1831  zu  Pompeji  im  Hause  del  Fauno  aus- 
gegrabene,  aus  Marmorstflckchen  [wie  spatere  Untersuchung  gezeigt  hat, 
aus  Glas]  bestehende  [jetzt  im  Museum  zu  Neapel  im  Saal  der  Flora], 
zugeeignet  zu  werden,  welche  zugleich  von  der  lebhaften,  beinahe 
tumultuarischen ,  von  Griechischem  Geschmacke  merklich  abweichenden, 
Manier  einen  Begriff  gibt,  mit  der  Maler  dieser  Zeit  Schlachtscenen  auf- 
fassten,  unter  denen  Philoxenos  eine  Schlacht  Alexanders  mit  Dareios^ 
Helena  die  Schlacht  bei  Issos  malte.  Die  Mosaik  stellt  sicher  eine 
Alexandersschlacht  dar,  nach  Quaranta's  wahrscheinlichster  Meinung  die 
von  Issos  (Curtius  III,  27),  die  auch  von  Minutoli  Notiz  fiber  den  1831 
gefundenen  Mosaik-Fussboden  B.  1835,  [von  G.  B.  Baizini  Due  lettere, 
Bergamo  1836,  Heeren  in  den  Goetting.  Anz.  1837.  N.  89,  auch  im  Rhein. 
Mus.  IV.   S.  506]  angenommen  wird,  nach  Avellino  [und  Janelli,  Nuove 


[164]  Malerei.  173 

rifless.  sul  gran  mus.  1834]  die  am  Granikos,  nach  Niccolini  [und  Roulez 
Not  sur  la  mos.  de  Pomp4i  1836]  die  yon  Arbela,  nach  Hlrt  die  mit  den 
Mardem  wegen  des  Bukephalos.  M.  Borb.  VIII.  tv.  36—45.  Kunstblatt 
1832.  N.  100.  Schulzeitung  1832.  N.  33.  Berlin.  Jahrb.  1832.  II,  12. 
[Des  Vfs.  D.  A.  K.  I.  Taf.  55.  Zahn  Ornam.  Neue  Folge  Taf.  91—93. 
Irrthum  von  Schreiber,  die  Marcellusschlacht  in  Glastidium,  Freiburg  1843. 4, 
nicht  wesentlich  verbessert  durch  die  Wendung,  die  ihm  Bergk  gibt  Zeitschr. 
f.  A.  W.  1844.  N.  34  f.] 

7.  Wenn  die  durch  Eleganz  der  Formen  u.  Zeichnung,  schOnen 
Fimiss  und  angenehme  gelbrothe  Farbe  ausgezeichneten  Nolanischen 
Vasen  aus  der  Zeit  des  Philipp  und  Alexander  sein  mOgen,  wo  die  Nolaner 
grosse  Ffeunde  alles  Griechischen  waren  (Dionys.  Hal.  Exc.  p.  2315. 
Reiske):  so  werden  dagegen  die  Vasen  Apuliens  (aus  Barium,  Rubi, 
Ganusium),  meist  grosse,  schlanke  Geftee  von  gesuchten  Formen  und 
manierirter  Zeichnung,  so  ^vie  die  §hnlichen,  welche  im  innern  Lucanien 
(Armento)  gefunden  werden,  einer  Periode  angeh6ren,  wo  mit  Griechischem 
Luxus  eine  schon  gesunkene  Kunst  sich  zu  den  Sabellisch-Oskischen  V5lkem 
den  Weg  bahnte  (etwa  in  Pyrrhos  Zeit).  Die  bald  auf  luxurl5sen  Lebens- 
genuss,  bald  auf  Bachus-Mysterien  bezilglichen  Gegenstfinde,  die  mit  grosser 
Willkur  und  Regellosigkeit  behandelt  sind,  deuten  auf  den  Zustand  Unter- 
italiens  vor  dem  8C.  de  Baccanalibus,  564  a.  u.  c.  (vgl.  Gerhard,  Bullet, 
d.  Inst.  1832.  p.  173).  Grosse  Vase  von  Ruvo  mit  einer  Menge  von 
Vorstellungen,  M.  d.  I.  II,  30—32.  E.  Braun  Annali  VIII.  p.  99.  Eine 
andre  mil  Reliefs  an  Hals  und  Henkeln,  Malereien  am  Bauch,  Hall. 
L.  Z.  Intell.  1838.  N.  91.  Andre  Apulische  das.  1837.  N.  30.  Eben  so 
lasst  sich  der  Verfall  der  Kunst  in  den  Gampanischen  Vasen  verfolgen, 
vgl.  §.  257  und  ilber  die  letzte  Epoche  der  Vasenmalerei  §.  177. 


Plttndeningen  and  Yerheerangen  Griechenlands. 

164.  Die  Wegnahme  von  Kunst werken,  welche  als  Raub  i 
von  Heiligthumem  schon  in  der  mythologischen  Zeit,  als 
eigentlicher  Kunstraub  in  den  Perserkriegen,  als  Werk  der 
Geldnoth  besonders  in  dem  Phokischen,  [als  Raub  von  Seiten 
der  Tyrannen  hier  und  da]  vorkommt,  wurde  nun  durch  die 
R5mer  zu  einem  regelmassigen  Lohn,  welchen  sie  sich  selbst 
fur  ihre  Siege  nahmen.  Indessen  waren  ihnen  darin  ihanche  2 
unter  den  fruhem  Makedonischen  Fursten  vorausgegangen, 
die ,  ihre  Residenzen  schwerlich  AUe  durch  Kauf  geschmuckt 
hatten;  auch  waren  manche  Denkmaler  aus  Tyrannenhass 
(wie  •  von  Arat) ,  zahlreiche  Heiligthumer  besonders  von  den 
Aetolern  aus  Brutalitat  zerstort  worden. 


174  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [165] 

1.  Hierher  gehdren  die  Palladienraube  u.  dergl.,  so  wie  die  deorum 
evocationes.  In  Sophokles  Xoanephoren  trugen  die  Gutter  ihre  Bilder 
selbst  a  us  Uion.  Aus  FrGmmigkeit  wurden  auch  spSlter  noch  Gfter  Bild- 
sSulen  geraubt.  S.  die  Beispiele  bei  Paus.  VIII,  46.  Gerhard's  Prodromus 
S.  142.  Xerxes  nahm  den  Apollo  des  Kanacbos  (§.  86)  und  die  Attischen 
TyrannenmOrder  (§.  88).  Dann  die  Einscbmelzungen  der  Phoklschen 
SCldner-Hauptleute  (pQftog  'E(fiq)vX7}s;  die  goldnen  Adler);  und  Dionysios 
Tem  pelberaubungen. 

2.  Die  Aetoler  verheeren  im  Bundesgenossenkriege,  von  139,  4  an, 
die  T.  von  Dodona  und  Dion,  des  Poseidon  auf  Taenaron,  der  Artemis  in 
Lusoi,  Hera  bei  Argos,  Poseidon  bei  Mantinea,  da.s  Pamboeotion ,  Polyb. 
IV,  18.  62.  67.  V,  9.  11.  IX,  34.  35;  Philippos  II.  dagegen  zweimal 
Thermon,  Pol.  V,  9.  XI,  4  (2000  avd^iavtss).  Derselbe  verheert  g.  144 
die  Heiligthumer  von  Pergamon  (Nikephorion),  Pol.  XVI,  1 ;  spSter  plflndert 
Pnisias  (156,  3)  die  Kunstschfttze  von  Pergamon,  dem  Artemision  von 
Hiera-Kome,  dem  T.  des  ApoUon  Kynios  bei  Temjios.  Pol.  XXXII,  25. 

1  165.  Die  Romischen  Feldherrn  rauben  zuerst  mit  einer 
gevvissen  Massigung,  wie  Marcellus  von  Syrakus  und  Fabius 
Maximus  von  Tarent,  bios  aus  der  Absicht,  ihre  Triumphe 

2  und  die  oflfentlichen  Gebaude  zu  schmucken.  Besonders 
fiillen  die  Triumphe  fiber  Philipp,  Antiochus,  die  Aetoler, 
die  Gallier  Asiens,  Perseus,  Pseudophilipp ,  am  meisten 
Korinths  Eroberung,  spater  die  Siege  fiber  Mithridat  und 
die  Kleopatra  die  Romischen  Hailen  imd   Tempel  mit  den 

3  mannigfachsten  Arten  der  Kunstwerke.  Von  dem  Achaei- 
schen  Kriege  an  werden  die  Romer  Kunstliebhaber;  die  Feld- 
herrn rauben  nun  ffir  sich ;  zugleich  nothigt  das  Streben  nach 
Militarherrschaft,  wie  bei  Sulla,  zur  Einschmelzung  kostbarer 

4  Stficke.  Immer  weniger  wird  auch  eigentlicher  Tempelraub, 
den  frfiher  das  Collegium  der  Pontiflces  zu  verhfiten  beauf- 
tragt  wurde,  gescheut;  von  den  Weihgeschenken  geht  man  zu 

5  den  Cultusbildem.  Die  Statthalter  der  Provinzen  (Verres 
ist  Einer  von  Vielen),  und  nach  ihnen  die  Kaiser  voUenden 
das  Werk  der  erobemden  Imperatoren;  und  eine  ungefahre 
Berechnung  der  geraubten  Statuen  und  Bilder  ffihrt  bald  in 
die  Hunderttausend. 

1.  Die  Imperatoren.  Von  Marcellus  (01.  142,  1)  M§ssigung 
Cic.  Verr.  IV,  3,  52.  Von  Fabius  (142,  4)  Livius  XXVII,  16;  dagegen 
aber  Strab.  VI,   p.  278.   Plut.    Fabius  22.     Marcellus    beschenkte    auch 


[165]  Plflnderungen  Griechenlands.  175 

Griechische   T.,   wie  Samothrake,   Plut.  Marc.  30.    Von   Capua's  Kunst- 
schfttzen  (01.  142,  2)  Liv.  XXVI,  34. 

2,  T.  QuincUus  Flamininus  Triumph  Qber  Philipp  III.  01.  146,  3, 
fOhrt  aUerlei  Kunstwerke  aus  den  SUUlten  der  Makedoniscben  Parthei  auf. 
L.  Scipio  Asiaticus  Qber  Antiochos  III.  147,  4  (vasa  caelaia,  triclinia  aerata, 
vestes  Atlalicae,  s.  besonders  Plin.  XXXIU,  53.  XXXVII,  6.  Liv.  XXXIX,  6). 
Fulvius  Nobilior  Triumph  flber  die  Aetoler  und  Ambrakia  (285  Erzbilder, 
230  marmome,  vgi.  §.  144.  180)  148,  1.  (VorwiSrfe  wegen  Beraubung  der 
Tempel  Liv.  XXXVIII,  44.)  Cn.  Manlius  iiber  die  Asiatischen  Gallier  148, 2 
(auch  besonders  Gefftsse,  triclinia  aerata,  abaci  Plin.  XXXIV,  8  und 
XXXVII,  6).  L.  Aemilius  Paulus  fiber  Perseus,  153,  2  (250  Wagen  voll 
Kunstwerke).  Q.  Gaecilius  Metellus  Macedonicus  Qber  Pseudophilipp  158,  2, 
besonders  Btatuen  aus  Dion.  Zerstdrung  Korinths  durch  Mum- 
mius  158,  3.  Ueber  Mumroius  Roheit  (doch  ohne  Bdsartigkeit)  Vellej. 
I,  13.  Dion  Chrys.  Or.  37.  p.  137  sq.  Rdmische  Soldaten  spielen  auf 
Aristeides  Dionysos  und  leidendem  Herakles  WQrfel,  Polyb.  XL,  7.  Von 
nun  an  Geschmack  fQr  signa  Corinthia  und  tabulae  pictae  in  Rom,  Plin. 
XXXni,  53.  XXXVn,  6.  DocH  kommt  nicht  AUes  nach  Rom,  Vieles  nach 
Pergamon ;  Viel  wird  auch  verschleudert.  Auch  ander^  Gegienden  Griechen- 
lands  damals  beraubt.  Vgl.  Petersen  £inleitung  S.  296.  Zugleich  Karthago 
zerstdrt;  wo '  ebenfalls  Griechische ,  Skalische  Kunstwerke  fPhalaris  Stier, 
Boeckh  ad  Pind.  Schol.  p.  310,  der  grosse  Apollon,  Plut.  Flaminin  1).  — 
Etwas  spfiter,  161,  3,  bringt  Attalos  des  III.  VermUchtn]^  besonders 
Attalica  aulaea,  peripetasmata  nach  Rom.  -  Sulla  erobert  und  plQndert 
im  Mithridatischen  Kriege  Athen  (173,  2)  und  Boeotien,  und  Islsst  sich 
die  Tempelschfltze  von  Olympia,  Delphi,  Epidauros  ausliefem.  Das  ganze 
Heer  raubte  und  stahl  (vgl.  Sallust  Gatil.  11).  Lucullus  erwirbt,  um 
01.  177,  viel  SchOnes,  aber  meist  fflr  sich.  —  Die  Seerauber  plQndem, 
vor  178,  2  die  T.  des  Apollon  in  Klaros,  bei  Milet,  auf  Aktion,  Leukas, 
des  Poseidon  auf  dem  Isthmos,  Taenaron,  Kalauria.  der  Hera  in  Samos, 
Argos,  bei  Kroton,  der  Demeter  zu  Hermione,  des  Asklepios  zu  Epidauros, 
der  Kabiren  zu  Samothrake,  bis  Pompejus  sie  besiegt.  Plut.  Pompej.  24. 
—  Pompejus  Triumph  flber  Mithridat  (179,  4)  bringt  besonders  geschnittene 
Steine  (Mithridat's  Daktyliothek),  Bilder  aus  Gold,  Perlen  u.  dgl.  Kostbar- 
keiten  nach  Rom ;  victoria  ilia  Pompeii  primum  ad  margaritas  gemmasque 
mores  inclinavit.  Plin.  XXXVII,  6.  Octavian  schafift  Kunstsch&tze  aus 
Alexandreia  (187,  8),  auch  ^us  Griechenland,  nach  Rom. 

5.  Die  Statthalter.  Verres  systematischer  Kunstraub  in  Achaia, 
Asia,  besonders  Sidlien  (01.  177)  von  Statuen,  Gemftlden  und  vasis  caelatis. 
Fraguier  sur  la  gal^rie  de  Verres,  M^m.  de  TAc.  des  Inscr.  IX.  Facius 
Miscellen  S.  150.  vgl.  §.  1%,  2.* —  Plena  domus  tunc  omnis   et   ingens 


176  Griechische  Kunstgesch.    Per.  IV.  [165] 

stabal  acervus  numorum,  Spartana  chlamys,  conchylia  Goa,  el  cum  Parr- 
hasii  tabulis  signisque  Myronis  Phidiacum  vivebat  ebur,  nee  non  Polycleti 
multus  ubique  labor:  rarae  sine  Mentore  mensae.  Inde  Dolabellae  atque 
bine  Antonius,  inde  sacrilegus  Verres  referebant  navibus  altis  occulta  spolia 
et  plures  de  pace  triumphos,  Juvenal  VIII,  100.  Cn.  Dolabella,  Cons.  671, 
Proc.  in  Makedonien,  und  Gn.  Dolabella,  Praetor  Giliciens  (Verres  sein 
Quaestor),  beide  repetundarum  belangt;  Gn.  Dolabella,  Gicero's  Eidam, 
plandert  die  Tempel  Asiens  Gic.  Phil.  XI,  2.  Ein  Proconsul  plClndert  die 
Athenische  Poekile  nach  Synesios  Ep.  135.  p.  272.  Petav.  Boettiger 
Archaeol.  der  Malerei.   S.  280. 

Die  Kaiser.  Besonders  Galigula,  Winckelm.  W.  VI,  I.  S.  235,  Nero, 
der  die  Siegerstatuen  in  Griechenland  aus  Eifersucht  umstflrzte,  von  Delphi 
500  Staluen,  besonders  fiir  das  goldne  Haus,  holte,  u.  s.  w.  Winckelm. 
S.  257.  Von  Athens  Verlusten  Leake  Topogr.  XLIV  ff.  Und  doch  zahlt 
Mudanus  (Vespasian^  Freund)  nach  Plin.  XXXIV,  17  noch  3000  Statuen 
zu  Rhodos;  nicht  weniger  waren  zu  Delphi,  zu  Athen,  zu  Olympia.  Vgl. 
unten  §.  252. 

Im  Allgemeinen :  Voelkel  uber  die  WegfQhrung  der  alten  Kunstwerke 
aus  den  eroberten  Landem  nach  Rom  1798.  Sickler's  Gesch.  der  Weg- 
nahme  vorz.  Kunstwerke  aus  den  eroberten  L^ndem  in  die  Lender  der 
Sieger  1803  (minder  genau).  Petersen  Einleitung  S.  20  ff.  [R.  Rochette 
Peintures  ant.  incites  1836.] 


Episode. 

Von  der  Griechischen  Kunst  bei  den  Italischen  VSlkern  vor 
01. 158, 3  (v.  Chr.  146,  a.  u.  606  nach  Caton.  Aera).  * 


1.    Griecliisclier  Urstamm. 

166.    £s  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  die  Be-    1 
wohner   des  untem   und  mittlem   Italiens   im  Ganzen   den 
Pelasgischen  Griechen  naher  verwandt  waren,  als  irgend  einem 
andem  Indo-Germanischen  Stamme.    Daher  auch  die,   nicht  2 
bios  aus  aussem  Bedingungen  des  Locals  zu  erklarende,  auf- 
fallende   Aehnlichkeit    der   alten   Stadtemauem   in   den    ge- 
birgigen  Gegenden  Mittelitaliens  mit  den  altgriechischen;  auch  ^ 
sind    wohl   aus    demselben  V61ker-   und  Cultur-Zusammen- 
hange  manche  iiltere  Bauanlagen  in  Italien  und  den  benach- 
barten  Inseln,  namentlich  den  Griechischen  Thesauren  ahnliche 
Rundgebaude,  abzuleiten. 

1.  Daniber  Ni^buhr  Rdm.  Gescb.  I.  S.  26  ff.  (zw.  Aufl.).  Des  Verf. 
Etrusker  I.  S.  10  ff,  Weitere  Aufkl&nmg  Ciber  diesen  Gegenstand  hangt 
ganz  von  den  Untersuchungen  viber  die  Lateinische  Sprache  und  die  Um- 
brischen  und  Oskischen  Spracbreste  ab.  [Grotefend  Rudim.  I.  Umbricae 
P.  1—8.  1836—39.  4.  Rud.  1.  Oscae  1839.  4.  Th.  Mommsen  Oskische 
Studien  B.  1845.    NachtrSge  1846.] 

2  Die  sog.  Kyklopischen  Mauern  finden  sicb  besonders  gedrSngt 
in  dem  alten  Lande  der  Aboriginer  oder  Gasker  welches  hemach  die 
Sabiner  einnahmen  (bier  fand  schon  Vairo  die  8t&dte-Ruinen  und  alter- 
thQmlichen  Grfiber  sehr  merkwtlrdig,  Dionys.  I,  14),  bei  den  benachbarten 
Marsem,  Hemikem  (hema  Felsen),  im  OsUichen  und  sQdlichen  Latium, 
auch  in  Samnium.  So  in  Lista,  Batia,  Trebula  Suffena,  Tiora;  Alba 
Fucentis,  Atina;  Alatrium,  Anagnia,  Signia,  Praeneste;  Sora,  Norba,  Cora, 
Arpinum,  Fundi,  Circeji,  Anxur;  Bovianum,  Calalia,  Aesemia;  vgl.  §.  168. 
^emlich  alle  aus  Kalkstein,    daher  in  der  N&be  des  Apennin,   aber  doch 

O.  M  fi  1 1  •  r'«  Arehaeologie.    4.  Aufl.  12 


178  Griechische  Kunst  in  Italien.  [166] 

keineswegs  in  (^nz  Italien,  nur  in  dem  Theile  zwischen  den  FlQssen 
Amus  und  Vulturous.  Ofifenbar  geh5ren  diese  Anlagen  einem  &ltern 
System  an,  und  k5nnen  auch  in  Signia  und  Norba  schwerlich  von 
ROmischen  Colonien  abgeleitet  werden;  wiewohl  der  Bau  aus  grossen 
polygonen  Massen  sich  bei  Untermauerungen ,  namentlich  von  Strassen, 
viel  langer  erhielt.  Die  Mauern  sind  fast  alle  in  der  zweiten  Kyklop. 
Weise  (§.  46),  die  Thore  pyramidalisch ,  mit  einem  ungeheuern  Stein  als 
Oberschwelle,  oder  nach  oben  ganz  convergirend.  Hin  und  wieder  linden 
sich  Spuren  eingehauener,  phallischer  Figuren  daran,  wie  zu  Alatrium 
und  ^Arpinum.  [Vgl.  mit  den  Thoren  bei  Dionigi  tv.  54  die  zu  Chaeronea, 
Thorikos,  Missolongi,  Daulis  bei  Dodwell  Views  pi.  16.  22.  27.  44  f.  28.  31. 
Mehrere  bei  Abeken  Mittelitalien  Tf.  2.]  Der  Brief  M.  Aurel's  an  Fronto 
(e  cod.  Vatic,  ed.  Mai.  FV,  4)  zeigt,  wie  voU  diese  Mauem  von  alterthiim- 
lichen  Anlagen  waren,  in  Anagnia  kein  Winkel  ohne  ein  Heiligthum; 
eben  so  hat  man  in  Norba  zahlreiche  Substructionen  alter  Gebaude  aus 
Polygonen  gefunden.  M.  I.  d.  Inst.  tv.  1.  2.  Ann.  I.  p.  60  f.  Sonst, 
ausser  der  zu  §.  46  angefCihrten  Litteratur:  Marianna  Dionigi  Viaggi  in 
alcune  citta  del  Lazio.  R.  1809  f.  Middleton  Grecian  remains  in  Italy. 
L.  1812  f.  Micali  Ant.  Monumenti  tv.  13.  Gerhard,  Ann.  d.  Inst.  I. 
p.  36  f.  III.  p.  408.  Memorie  I.  p.  67.  Dodwell,  Bull.  d.  Inst.  1830. 
p.  251.  1831.  p.  43.  213.  Petit-Radel  auch  in  den  Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  1 
u.  233  fit.  IV.  p.  350.  Memorie  I.  p.  55.  Bunsen  Carta  del  sito  dei  pid 
antichi  stabilimenti  Italici  neir  agro  Reatino  e  le  sue  adjacenze,  M.  d.  1. 
n,  1.  Annali  VI.  p.  99—145.  vgl.  p.  35,  [W.  Abeken  Mittelitalien  vor 
den  Zeiten  Rdmischer  Herrschaft,  nach  s.  Denkmalen  dargestellt,  mit 
11  Taf.  1843,  hist.  Einieitung,  Architektnr  S.  121,  Plastik  und  Malerei 
S.  263,  Uebersicht  der  KCinste  in  ihrer  Technik  und  ihren  Leistungen  S.  355.] 

3.  In  Norba  theils  viereckige,  theils  runde  Kammern,  mit  zusammen- 
tretenden  Steinlagen  statt  einer  W6lbung.  Dasselbe  System  wird  bei  einer 
alten  Wasserleitung  zu  Tusculum  wahrgenommen ,  Donaldson  Antiq.  of 
Athens,  Suppl.  p.  31.  pi.  2.  [Ganina  Tusculo  tv.  14.]  In  Sardinien 
gab  es  Im  Alterthum,  in  den  sogen.  lolaischen  Orten  (Pans.  X,  17,  4), 
angeblich  Daedalische  Bauwerke  (Diod.  IV,  30),  darunter  gewdlbartige 
Geb&ude  {d-oXoi)  nach  althellenischer  Weise,  Ps.  Aristot,  mirab.  ausc.  104. 
Diese  sind  wiederentdeckt  in  den  sog.  Nuraghen,  meist  symmetrischen 
€rruppen  konischer,  aus  horizontalen  Lagen,  von  ziemlich  rohen  Steinen, 
ohne  MOrtel,  aufgeschichteter  und  nach  Art  der  Thesauren  gewdlbter 
Monumente.  Petit-Radel's  Werk  darflber,  citirt  zu  §.  46.  Bull.  1833. 
p.  121.  Aehnlich  den  Talajots  in  Majorca  und  Minorca,  Bull.  1834.  p.  68. 
Arch.  Inteli.  1834.  St.  (34)  Phoenicisch?  Micali  Ant.  Monum.  tv.  71. 
Hallische  ALZ.  1833.  InteU.  p.  13  (101).  Wahrscheinlich  sind  diese 
indess  erst  aus  der  Etruskischen  Zeit;   vgl.  des  Verf.  Etrusker  IL  S.  227 


[167]  Etrusker.  179 

und  §.  170,  3.  In  Si ci lien  das  Kyklopische  Bauwerk  von  Gefalu  (Kepha- 
iDodion),  s.  besonders  6.  F.  Nott,  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  270.  M.  I.  iv,  28.  29. 
(Daedalos  ist  nacb  Griechischer  Sage  auch  in  Sicilien  Architekt  colossaler 
Mauem,  vgl.  §.  50.  81,  namentlich  am  Eryx,  zu  Kamikos,  Diod.  IV,  78. 
\  vgl.  Paus.  VIII,  46,  2.)  Einige  Aehnlichkeit  mit  den  Nuraghen'  scbeint 
die  torre  de'  Giganti  auf  Gozzo  (Gaulos)  zu  haben.  Bull.  1833.  p.  85. 
Houel  Voy.  pitt.  T.  IV.  pi.  240*^251.  Mazzera  Temple  antediluvien; 
Kunstblatt  1829.  N.  7.  Cpt.  W.  H.  Smyth  Notice  of  some  remains  at 
Gozzo  near  Malta,  Archaeologia  Vol.  XXU.  p.  294.  pi.  26—28.  Giant 
Tower.  Vier  Abtheilungen  des  Terrains  durch  Mauern,  zwei  runde  Celien 
mit  Terrassen  und  innern  Einscbliessungen.    (Soil  unzuverlSssig  sein.) 


2.    fitrnsker. 

167.  .  Jedoch  sehen  wir  das  Streben  nach  Errichtung  1 
machtiger  und  der  Zeit  trotzender  Denkmaler,  wie  es  in 
altem  Zeiten  vorhanden  gewesen  sein  muss,  hemach  bei  den 
Oskischen  und  Sabellischen  Stammen  (aus  denen  die  R6mer 
selbst  erwuchsen)  verschwinden,  und  die  einheimischen  V5lker 
Mittel-  und  Unteritaliens  verlieren  fast  alle  Bedeutung  fiir 
die  Kunstgeschichte.  Dagegen  verbreiten  sich  in  Norditalien  2 
bis  zur  Tiber  hinab  die  Etrusker  oder  Rasener,  ein  Stamm, 
der  dem  Zeugnisse  der  Sprache  nach  ursprunglich  dem  Grie- 
chischen  sehr  fremd  war,  aber  dessenungeachtet  mehr,  als 
irgend  ein  andrer  ungriechischer  in  diesen  fruhern  Zeiten,  von 
Hellenischer  Bildung  und  Kunst  angenommen  hat.  Der  3 
Hauptgrund  lag  wahrscheinlich  in  der  Colonie  der  aus  dem 
sudlichen  Lydien  (Torrhebis)  verdrangten  Pelasger-Tyr- 
r  h  e  n  e  r ,  welche  sich  besonders  um  Caere  (Agylla)  und  Tar- 
quinii  (Tarchonion)  festsetzte.  Letztere  Stadt  behauptete  eine 
Zeitlang  das  Ansehen  eines  Vorortes  in  dem  Stadtebund 
Etruriens,  und  bheb  immer  der  Hauptausgangspunkt  Grie- 
chischer Cultur  fur  das  iibrige  Land.  [Verbindung  mit  Ko- 
rinth  um  01.  30.  §.  75.]  Doch  empfingen  die  Etrusker  auch  4 
sehr  viel  Hellenisches  durch  den  Verkehr  mit  den  unter- 
italischen  Colonien,  besonders  als  sie  sich  selbst  in  Vultur- 
num  (Capua)  und  Nola  niedergelassen  batten ;  so  wie  hernach 
durch  den  Handel  mit  Phokaea  und  Korinth. 

Ein  Auszug  der  in  des  Verf.  Etruskern,  in  der  Einleitung,  entwickelten 
Ansichten.     Bei   Niebuhr  sind   diese  Pelasger-Tyrrhener   ureinwohnende 


180  Griechische  Kunst  in  Ilalien.  [168] 

Sikeler;   bei  Andern  (wie  bei  Raoul-Rochette)  die  Etrusker  uberhaupt  ein 
Peiasgischer  Stamm. 


1  168.  Die  Etrusker  erscheinen  nun  im  Allgemeinen  als 
ein  industrioses  Volk  (cpdorsxvov  'i&vos)^  von  einem  kuh- 
nen,  grossartigen  Untemehniungsgeiste ,  welcher  durch  ihre 
priesterlich  aristokratische  Verfassung  sehr  begunstigt  wurde. 

2  Gewaltige   Mauern,    meist   aus    unregelrnassigen   Quadem, 

3  umgeben  ihre  St&dte  (nicht  bios  die  Akropolen) ;  die  Kunst, 
durch  Kanalbau  und  Seeableitungen  Gegenden  vor 
Ueberschwemmungen  zu  sichem,  wurde  von  ihnen  sehr  eifrig 

4  betrieben.  Tarquinische  Fursten  legten  in  Rom  zur  Ent- 
sumpfung  der  niedrigen  Gegend  und  Abfuhrung  des  Unraths 
die  Cloak  en,  besontlers  fur  das  Forum  die  Cloaca  Maxima, 
an:  ungeheure  Werke,  bei  denen,  schon  vor  Demokrit  (§.  107), 
die  Kunst  des  Wolbens  durch  den  Keilschnitt  auf  eine  vollig 

5  zweckmassige  und  treflfliche  Weise  angewandt  worden  ist.  Die 
Italische  Hauseranlage,  mit  einem  Hauptzimmer  in  der 
Mitte ,  nach  welchem  der  Tropfenfall  des  umliegenden  Daches 
gerichtet  ist,  ging  auch  von  den  Etruskem  aus,   oder  erhielt 

6  wenigstens  durch  sie  eine  feste  Form.  In  den  Anlagen 
von  St  ad  ten  und  La  gem,  wie  in  alien  Abmarkungen, 
zeigt  sich  ein  durch  die  disciplina  Etrusca  befestigter  Sinn 
fur  regelmassige  und  stets  gleichbleibende  Formen. 

2.  Auf  Etruskische  Weise  ummauert  sind  Volaterrae  (dessen  Bogen- 
thor  indess  als  R5mische  Restauration  nachgewiesen  ist,  Bull.  d.  Inst.  1831. 
p.  51),  Vetulonium,  Rusellae,  Faesulae,  Populonia,  Cortona,  Penisia,  Veji 
(W.  Gell  Memorie  d.  Inst.  I).  Aus  Polygonen  bestehen  die  Mauem  von 
Saturnia  (Aurinia),  Cosa,  Falerii  (Winckelm.  W.  Bd.  III.  S.  167);  so  wie 
die  Umbrischen  von  Ameria,  Spoletium  und  sonst.    Micali  tv.  2—12. 

3.  Die  Kan^ie  des  Padus  leiteten  ihn  in  die  alten  Lagunen  von 
Adha,  die  Septem  maria,  ab.  Aehnlicbe  gab  es  an  den  MQndungen  des 
Amus.  Etrusker  I.  S.  213.  224.  Der  Emissar  des  Albanisdien  See's, 
durch  einen  Etruskischen  Haruspex  veranlasst,  wohl  auch  geleitet,  war 
durch  hartes  vulcanisches  Gestein  gebrochen,  7500  F.  lang,  7  hoch,  5  breit. 
Sickler,  Almanach  aus  Rom  I.  S.  13.  Tf.  2.  Hirt  Gesch.  der  Baukunst  II. 
S.  105  if.  Niebuhr  R.  G.  II.  S.  570.  Ueber  ahnliche  in  Sfldetrurien 
Niebuhr  I.  S.  136. 

4.  Zur  Beseitigung  der  Zweifel  von  Hirt   an  dem  Alter  der  Cloaca, 


[169]  Etruskische  Baukunst  Igl 

Gesch.  I.  S.  242.  vgl.  Bunsen  Beschreibung  der  Stadt  Rom  I.  S.  151. 
Ann.  d.  Inst.  I.  p.  44,  Qbereinstimmend  mit  Piranesi  Magnificenza  de' 
Romani  t.  3. 

5.  Das  cavaedium  heisst  mit  einem  Tuskischen  Worte  atrium; 
dessen  Mitte  ist  das  impluvium  und  compluvium.  Das  einfachste  Cavae- 
dium in  Rom  hiess  Tuscanicum,  dann  tetrastylum,  Ghorinlium.  Varro  de 
L.  L.  V,  33.  §.  161.  .Vitruv  VI,  10.    Diod.  V,  40. 

169.  Der  Tuscanische  Tempelbau  ging  von  dem  1 
Dorischen  aus,  jedoch  nicht  ohne  bedeutende  Abweichungen. 
Die  Saulen,  mit  Basen  versehen,  waren  schlanker  (14  mo- 
duli nach  Vitruv)  und  standen  weiter  auseinander  (araeosty- 
lum),  indem  sie  nur  .ein  holzernes  Gebalk  trugen,  mit  vor- 
tretenden  Balkenkopfen  (mutuli)  fiber  dem  Architrav',  weit 
vorspringendem  Sims  (grunda),  und  hohem  Giebel.  Der  Plan  2 
des  Tempels  erhielt  durch  die  Rficksicht  auf  den  gevveihten 
Bezirk  der  Auspicien-Beobachtung  das  Augural -Templum, 
Modificationen ;  die  Grundflache  wurde  einem  Quadrat  ahn. 
licher,  die  Cella,  oder  mehrere  Cellen,  wurden  in  den  Hinter- 
theil  (die  postica)  gebracht,  Saulenreihen  fuUten  die  vordere 
Halfte  (antica),  so  dass  die  Hauptthur  gerade  in  die  Mitte 
des  Gebaudes  fiel.  Nach  dieser  Kegel  war  der  Capitoli-  3 
nische  Tempel,  mit  drei  Cellen,  von  den  Tarquinischen 
Fursten  gebaut  vvorden.  Obgleich  in  der  Ausfuhrung  zierlich 
und  reich,  hat  diese  Baukunst  nie  das  Emste  und  Maje- 
statische  der  Dorischen  erreicht,  sondem  immer  etwas  Breites 
und  Schwerfalliges  gehabt.  Reste  derselben  existiren  nicht  4 
mehr ;  die  Etruskischen  Aschenkisten  zeigen  in  den  architekto- 
nischen  Verzierungen  einen  verdorbnen  Griechischen  Geschmack 
spaterer  Zeiten. 

1.    Vitruv  III,  3,  5.    Ueber  die  Tuscanische  SSulenordnung  Marquez 

Ricerche  deir  ordine  Dorico  p.  109  sqq.    Stieglitz  Archaeol.  der  Baukunst 

n,  I.    S.^14.     Hirt  Gesch.  I.   S.  251  ff.     Klenze  Versuch   der  Wiederher- 

» 

stellung  des  Toscanischen  Tempels.  Miinchen  1821.  Inghirami  Mon. 
Etr.  IV.  p.  1.  tv.  5.  6.  [Memorie  per  le  belle  arti  T.  3.  p.  CCLXX.] 
Erhalten  ist  davon  nichts  als  etwa  zwei  Sftulenstucke  in  Volci  und  Bo- 
marzo  M.  I.  d.  Inst.  tv.  41 ,  2  c.  Ann.  IV.  p.  ^69.  Ueber  die  mutuli 
besonders  die  Puteolanische  Inschrift  Piranesi  Magnific.  tv.  37.  Scbeppig 
liber  GapitSler  von  besonderer  Form  in  Volci,  Toscanella  u.  s.  w.  Annali 
d.  Inst.  VII.  p.  187.    Monum.  II,  20. 


182  Griechische  Kunst  in  Italien.  [170] 

2.  Vgl.  hierzu  des  Verf.  Etrusker  II.   S.  132  fif.  und  Tf.  1. 

3.  Der  Capitolin.  T.,  gross  207  Va  X  192 Va  F.,  enthielt  drei  Cellen, 
des  Jupiter,  der  Juno  und  Minerva;  der  vordere  Raum  heisst  ante  cellas. 
Vovirt  und  gebaut  etwa  von  150  Roms  an ;  dedicirt  245.  Stieglitz  Archaeol. 
der  Baukunst  II,  I.  S.  16.  Hirt  Abh.  der  Berl.  Akad.  1813.  Gesch.  L 
S.  245.  Tf.  8,  1.  Vgl.  Etrusker  II.  S.  232.  Die  gewaltigen  Substructionen 
Piranesi  Magnific.  tv.  1.  Derselbe  Styl  zeigt  sich  auch  in  der  Mauer  des 
Periboios  des  Jupiter  Latiaris  auf  dem  Albanischen  Berge. 

1  170.  Auch  in  den  Gebauden  fur  Spiele  finden 
wir   Griechische   Grundformen ,    wie   die   Spiele   selbst  zum 

2  grossen  Theile  Griechisch  waren.  Die  Grabmaler,  auf 
welche  die  Etrusker  mehr  Aufmerksamkeit  verwandten  als  die 
altern  Griechen,  sind  grosstentheils  Excavationen  im  Gestein 
des  Bodens,  deren  Anlage  durch  die  Beschaffenheit  des  Bo- 
dens  bestimmt  wird,  unterirdisch,  wo  Ebenen  sich  ausbreiten^ 
uber  der  Flache  des  Bodens,  wo  Felswande  sich  darbieten. 
Ueber  den  excavirten  Grabkammern  erheben  sich  haufig 
Hugel,  welche  mitunter  untermauert,  und  in  grossen  Dimen- 
sionen   aufgefuhrt,   an   die  Monuniente  Lydischer   Herrscher 

3  erinnern  (§.  241*).  Bei  den  ganz  gemauerten  Denkmalem 
war  die  Form  konischer  Thurme  beliebt,  welche  Theils  Grab- 
kammern enthielten  (wie  die  Sardinischen  Nuraghen),  theils 
nur  zur  Zierde  auf  einen  viereckigen  Unterbau  gestellt  waren ; 
die  letztere  Form  erscheint  in  den  Sagen  von  Porsena's 
Mausoleum  auf  eine  ganz  phantastische  Weise  ausgebildet. 

1.  Die  Circi  (in  Rom  unter  Tarquin  I.)  entsprechen  den  Hippo- 
dromen.  Theater-Ruinen  in  Faesulae,  Adria  am  Po,  Arretium,  Falerii 
(Bull.  d.  Inst.  1829.  p.  72).  Amphitheater,  fur  Gladiatoren,  vielleicht 
Tuskischen  Ursprungs;  mehrere  Roinen.  Ein  Etr.  Brunnen  in  Fiesole 
entdeckt,  Ann.  VII.  p.  8. 

2.  a.  Unlerirdische  Graber,  im  Tuf  unter  Ebenen,  mit  herabfQhren- 
den  Treppen  oder  Gangen  und  einem  Vestibul ;  oft  aus  mehrern  symmetrisch 
gestellten  Kammern  bestebend;  bisweilen  stOtzende  Pfeiler  daijn  stehen 
gelassen ;  die  Decke  horizontal,  aber  auch  giebelfSrmig  ansteigend.  So  die 
Graber  von  Volci  (s.  besonders  Fossati  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  120.  Lenoir 
4ind  Knapp  IV.  p.  254  ff.  M.  I.  tv.  40.  41),  fthnliche  in  Clusium,  Vola- 
terrae  und  sonst.  Gori  M.  Etr.  III.  cl.  2.  tb.  6  ff.  b.  Unterirdische  GrSber 
im  Tuf  und  Tumuli  darQber;  mit  horizontalen  Gftngen,  aber  auch  Treppen 
meist  einzelne  kleine  Kammern,  sonst  ^nlich  wie  nach  der  ersten  Art. 
So  die  meisten  von  Tarquinii,   in  denen  die  Leichen   auf  Steinbetten 


[170]  Etruskische  Grabanlagen.  183 

liegend  gefunden  werden  (s.  G.  Avvolta  Ann.  d.  InsL  I.  p.  91.  tv.  B. 
Lenoir  und  Knapp  a.  0.  Inghirami  tv.  :22.  Micali  tv.  64.  Millingen* 
Transact,  of  the  R.  Society  of  Literal.  II,  I.  p.  77).  c.  Grabkammei-n. 
tiber  denen  kQnstlich  ummauerte  Hdgel,  mit  thurmartigem  Gemftuer  darin 
emporsteigen ,  wie  die  sogen.  Gocumella  bei  Volci,  deren  Durchmesser 
aber  200  F.  isl  ^Micali  tv.  62,  1).  Aehnliche  aufgemauerte  HQgel  bei 
Tarquinii  und  Viterbo.  d.  In  senkrechte  FelswSnde  eingehauene  Kammern, 
mit  einfachem,  oder  verziertem  Eingange  zu  dem  Innern,  bei  Tuscania^ 
Oder  Toscanella  (Micali  tv.  63)  und  Bomarzo  (Ann.  d.  Inst  IV.  p.  267. 
281.  284).  e.  In  eben  solche  Felsw&nde  eingehauene  Kammern  mit 
Fa<^aden  aber  dem  mehr  versteckt  liegenden  Eingange,  welche  theils  blosse 
Thurverzierungen  darstellen,  wie  in  dem  Tarquinischen  Orte  Axia,  theils 
Dorische  Tempel-Frontons ,  in  Etruskischem  Gesohmacke  verschnOrkelt^ 
wie  in  Orchia.  Orioli,  Opuscoli  Lett,  di  Bologna  I.  p.  36.  II.  p.  261.  309. 
[Ders.  Ann.  V.  p.  18—56  zu  Mon.  d.  I.  I,  48  u.  60,  GrSber  Norchia  und 
Castel  d'Asso,  Castellaccio.]  Bei  Inghir.  IV.  p.  149.  176.  Ann.  d.  Inst.  V. 
p.  18.  vgl.  Ann.  FV.  p.  289.    M.  I.  tv.  48. 

3.  [Fr.  Orioli  dei  sepolcrali  edifizi  dell'  Etr.  media  e  in  generale 
deir  archit.  Tuscanica,  Poligrafia  Fiesol.  1826.  4.]  Aufgemauerte  Grab- 
kammern,  z.  B.  bei  Cortona  (sog.  Grotte  des  Pythagoras),  bisweilen  auch 
gewOlbt,  Gori  M.  Etr.  III.  d.  2.  tb.  1.  2.  p.  74.  Inghirami  IV.  tv.  11. 
Graber  bei  Cervetri  (Caere)  M.  d.  L  II,  19.  Ann.  VII.  p.  177.  Vgl.  Hall. 
A.  L.  Z.  1834.  Int.  Bl.  N.  38.  1836.  Int.  Bl.  N.  6.  Graber  in  Caere  mit 
Spitzbogen,  das.  1836.  N.  (30).  Bull.  1836.  p.  56.  [Heideloff  Ober  die  Spitz- 
bogen  der  Alten  1843.  4.  vgl.  Edinb.  Rev.  CLVI.  p.  449.  P.  E.  Visconti  Mon. 
sepolcrali  di  Ceri,  R.  1836  f.  Cantna  Descriz.  di  Cere  ant.  R.  1838  f.  vgl. 
Bull.  1838.  p.  169.  Kunstbl.  1839.  N.  40.  Das  grosse  und  besonders 
reiche  Grab  Mus.  Gregor.  II.  tv.  107.  GrSber  von  Caere  und  Monterone 
Micali  M.  I.  1844.  tv.  55—57.  p.  355.]  Ein  Grab  bei  Perugia,  publicirt 
von  Speroni,  Bull.  1834.  p.  191.  Vermiglioli  il  sep.  de'  Volumni  scop, 
in  Perugia  nel  1840.  Perugia  1840.  4,  sehr  ausgezeichnet.  Cavedoni 
Osserv.  sopra  un  sepolcreto  Etrusco  nella  coUina  Modenese;  Mod.  1842.  8. 
vgl.  Bull.  1841.  p.  75.  Grabmonumente  zu  Sovana  M.  d.  I.  Ill,  55—57. 
Ann.  XV.  p.  223.  233.  vgl.  Bull.  1843.  p.  155.]  Den  Nuraghen  ahnliche 
Grabm^er  von  konischer  Form  bei  Volaterrae,  Inghirami  Ann.  d.  Inst.  IV. 
p.  20.  tv.  A.  Ronische  Spitzsaulen  auf  einem  cubischen  Unterbau  an  dem 
sogen.  Grabmal  der  Horatier  bei  Albano,  Bartoli  Sepolcri  ant  tv.  2. 
Inghir.  VI.  tv.  F6,  und  auf  Etruskischen  Umen  (bei  der  decursio  funebris) 
R.  Rochette  M.  1. 1,  pi.  21.  2.  Ueber  Porsena's  Grabmal  Plin.  XXXVI,  19, 4, 
mtere  Abhandlungen  von  Cortenovis,  Tramonlani,  Orsini,  neuere  von  Qu. 
de  Quincy  Mon.  restitu^s  I.  p.  125,  Due  de  Luynes  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  304 
(M.  I.  tv.  13),  Letronne  ebd.  p.  386.    [E.  Braun  il  laberinto  di  Porsenna 


184  Griechische  Kunst  in  Italian.  [171] 

« 
comparato  coi  sep.  di  Poggio^Gojella   ultimamente  dissotterrati   nel   agro 
Clusino,  R.  1840  f.    Vgl.  BuU.  1840.  p.  147.    1841.  p.  6.] 


1  171.  Unter  den  Zweigen  der  bildenden  Kunst 
bliihte  in  Etrurien  besonders   die  Arbeit  von  Fictilien. 

2  Gefasse  aus  Then  wurden  in  Etruskischen  Stadten  in  sehr 
verschiedner  Art,  zum  Theil  mehr  nach  Griechischer ,  zum 
Theil  nach  abweichenden,  einheimischen  Manieren,  verfertigt; 
bei  den  letztem  ist  uberall  die  Vorliebe  fur  plastische  Ziera- 

3  then  bemerkbar.  Eben  sq  waren  Tempelzierden  (antefixa), 
ReHefs  oder  Statuen  in  den  Giebelfeldern ,  Statuen  auf  den 
Akroterien  und  in  den  Tempeln  aus  Then  in  Italien  gebrauch- 
Uch;  wovon  das  thSneme  Viergespann  uber,  und  der  an 
Festen  bemennigte  Jupiter  von  Thon  in  dem  Capitolinischen 
Tempel  Beispiele  sind.  Jenes  war  in  Veji,  dieser  von  einem 
Volsker,  Turrianus  von  Fregellae,  gearbeitet. 

I 

1.   £laborata  haec  ars  Italiae  et  maxime  Etruriae,  Plin.  N.  H.  XXXV,  45. 

^r  Tuscum  fictile,  catinum,  bei  Persius  und  Juvenal.  Man  unter- 
scheidet  folgende  Hauptclassen :  1.  Auf  Griechische  Weise  fabricirte  und 
bemalte  Gefasse,  s.  §.  177.  2.  Schwslrzliche ,  meist  ungebrannte,  Vasen, 
von  schwerfalliger,  auch  kanobusartiger  Form,  theils  mit  einzelnen  Relief- 
figuren  an  FQssen  und  Henkeln,  theils  mit  umlaufenden  Reihen  stumpf 
eingedruckter  Figiirchen  von  Menschen,  Thieren,  Ungeheuem:  eine  alter- 
thumliche  Arabeske,  wobei  auch  orientalische  Gompositionen  f§.  178),  und 
mitunter  Griechische  Mythen,  namentlich  der  von  den  Gorgonen,  benutzt 
sind;  besonders  in  Glusium  einheimisch.  Dorow  Notizie  int  alcuni  vasi 
Etruschi,  in  den  Memorie  Rom.  IV.  p.  135  und  zu  Pesaro  1828.  Voy. 
arch^ologique  dans  Fane.  Etrurie.  P.  1829.  p.  31  f.  Bull.  d.  Inst.  1830. 
p.  63.  Micali  tv.  14—27.  [Mon.  ined.  1844.  tv.  27—34.]  M.  Etrusco 
Chiusino.  F.  1830  flf.  (vgl.  Bull.  d.  Inst.  1830.  p.  37.  ^831.  p.  52.  1832. 
p.  142).  Ueber  die  Schw^rzung  der  GefHsse  in  Cliiusi  Bullett.  1837.  p.  28. 
[Ausser  in  Ghiusi  sind  deren  besonders  viele  im  Museum  zu  Florenz.] 
3.  Gl&nzend  schwarze  GeflLsse,  mit  Zierathen  in  Relief  von  sch()ner 
Griechischer  Z^ichnung,  bei  Volaterrae  gefunden.  4.  Arretinische 
Gef&sse,  noch  in  der  Eaiserzeit  gearbeitet,  corallenroth,  mit  Zierathen  und 
Figuren  in  Relief.  Plinius,  Martial,  Isidor.  Inghir.  V.  tv.  1.  Ausgrabungen  Bull. 
^S34.  p.  102. 1837.  p.  105.  BruchstQcke  vonModenesischen  GefSssen  Bull. 


[172]  Etruskische  Plastik.  185 

1837.   p.   10.    [A.  Fabbroni  Storia   degli  anl.   V.  fill.  Aretini  cong.  tav. 
Arezzo  1841.  8.] 

3.  Die  Belege,  Etrusker  11.  8.  ^46.  Die  Existenz  und  Heimat  des 
Turrianus  h^gt  freilich  sehr  von  einzelnen  Handschriflen  des  Plinius  ab. 
[Der  Gegensatz  von  Veji  und  den  Volskem  ist  nach  den  nicht  interpolirten 
Handschriflen  nicht  begrundet,  L.  v.  Jan  Jen.  Litt.  Zeit.  1838.  S.  258.] 
Aus  dem  Volsker-Lande  stammen  indess  auch  die  sehr  alterthQmlichen 
gemalten  Reliefs:  Bassirilievi  Volski  in  terra  cotta  dipinti  a  vari  colori 
trovati  nella  cittk  di  Velletri  da  M.  Carloni  (Text  von  Bechetti).  R.  1785. 
M.  Borb.  X,  9—12.  Inghir.  VI.  tv.  T  4.  X  4.  vgl.  Micali  tv.  61.  Sie 
stellen  Scenen  aus  dem  Leben,  meist  Agonen,  dar.  Sonst  ist  nicht  viel 
von  diesem  Kunstzweige ,  als  Aschenkisten  (von  Glusium)  ubrig,  wovon 
§.  174.    Vgl.  (Jerhard,  Hyperb.  R6m.  Studien  S.  206. 


172.    An  die  Plastik  im  ursprunglichsten  Sinne  schliessl  i 
sich   auch    bei   den    Tuskem   der   Erzguss    an.    Erzbilder 
waren  in  Etrurien  sehr  zahlreich;  Volsinii  hatte  deren  im  J.  2 
der  St.   487   gegen    zweitausend;    vergoldete   Bronzestatuen 
schmuckten  auch  die  Giebel;   es  gab  Colosse  und  Statuetten, 
von  welchen  letztern  sich  noch  am  meisten  erhalten  hat.   Nur  3 
ist    es    oft   schwer,   das   acht-Etruskische   unter   der   Masse 
spaterer  Roraischer  Arbeiten  herauszuscheiden. 

2.  Metrodor  liei  Plin.  XXXIV,  16.  Vitruv.  Ill,  2.  Tuscanicus  Apollo 
L  pedum  a  pollice,  dubium  aere  mirabilior,  an  pulcritudine,  Plin.  XXXIV 
18.    Tyrrhena  sigilla  Horaz. 

3.  Beriihmte  Werke  sind:  a.  die  Chimaera  von  Arretiura  in  Florenz 
(sehr  kraflig  und  lebensvoll),  Dempster  Etr.  Reg.  1.  tb.  22.  Inghir.  III.  t.  21. 
Hicali  Mon.  tv.  42,  2.  b.  die  WOlfin  auf  dem  Capitol,  wahrscheinlich  die 
von  Dionys.  I,  79  u.  Liv.  X,  23  envahnte,  welche,  im  J.  der  Stadt  458 
geweiht,  am  Ruminalischen  Feigenbaum  stand,  von  steifer  Zeichnung  der 
Haare,  aber  krifligem  Ausdruck;  Winckelm.  W.  VII.  Tf.  3  c.  Micali  tv.  42. 1. 
[Urlichs  de  lupa  aenea  im  N.  Rhein.  Mus.  IV.  p.  519.  L.  Byron  Child 
Harold  zu  IV,  25.]  c.  der  Aule  Meteli,  genannt  Arringatore  oder  Haruspex, 
in  Florenz,  ein  sorgfSltig,  aber  ohne  sonderlichen  Geist  behandeltes  Portrat, 
Dempster  I.  tb.  40.  d.  die  Minerva  von  Arezzo  in  Florenz,  eine  anmuthige 
Cestalt  der  schon  verweichlichten  Kunst,  Gori  M.  Flor.  III.  tb.  7.  M.  Etr. 
T.  I.  tb.  28.  e.  der  Apollon  in  altgriechischer  Bildung  mit  Etrusk.  Hals- 
kette  und  Beschuhung,  M.  Etr.  I.  tb.  32.  Einer  in  Paris,  Joum.  des  Sav. 
1834.  p.  285.  f.  der  stehende  Knabe  mit  der  Gans,  eine  Figur  von  an- 
muthigem  naivem  Charakter,  im  Mus.  von  Leyden,  Micali  tv.  43.  g.  Der 


|gg  Griechische  Kunst  in  Italien.  [173] 

Mars  von  Lodi^  Bull.  1837.  p.  26.  Int.  Bl.  der  A.  L.  Z.  1836.  N.  6. 
Kunstbl.  1838.  N.  65 ;  ein  unbekannter  K&mpfer  ganz  ahnlich  in  England, 
Specimens  of  anc.  sculpt.  II,  4  [und  im  Mus.  zu  Florenz,  Micali  Mon.  1833. 
tv.  39.  Abbildung  des  Kriegers  von  Todi  Mus.  Chiaram.  II.  tv.  B.  M. 
Gregor.  I.  tv.  44.  45].  Vgl.  noch  ausser,  Gori  M.  Etr.  I.,  Micali  tv.  29- 
32—39.  42—44,  namentlich  32,  2.  6  u.  33  als  Beispiele  der  unfi!^rmlichen, 
bizarren  Art ;  29,  2.  3  orientalisirende  Flflgelfiguren  (aus  einem  Grabe  von 
Perusia);  39,  eine  altgriechische  Heldenfigur,  aber  mit  Etruskischen 
Besonderheiten  im  Costiim;  35,  14  (Hercules),  36,  5  (Pallas),  38,  1  (ein 
Held)  altgriechischen  Shnlicb,  aber  plumper  und  ungeschickter;  38,  5  als 
Beispiel  Etruskiscber  Uebertreibung  im  Gewaltsamen ;  44,  1  der  Knabe 
von  Tarquinii  in  einem  spttern  Style,  doch  noch  barter  als  der  oben  f. 
bezeichnete.  Am  meisten  Bronzefiguren  liefert  Perugia,  Gerhard,  Hyperb. 
ROm.  Studien  S.  202.  Elf  Figiirchen  Mon.  d.  Inst.  U,  29.  Annali  VIII. 
p.  52.  [Das  Slteste  von  Allem  eine  weibliche  Buste  aus  der  sogenannten 
grotta  Egizia  bei  der  PoUedrara  zu  Vulci,  in  Brauns  Besitz,  BuU.  1844. 
p.  106.  Vgl.  Micali  Mon.  ined.  1844.  tv.  4-8  das.  tv.  11—16.  Erzfiguren 
und  Gerftth  aus  Falterona  im  Jahr  1838.  tv.  17—19  andre  Erzfiguren  und 
Reliefe.  Aus  Vulci  ist  auch  eine  der  schOnsten  Erzstatuen,  Griechischer 
Art  aus  der  Kaiserzeit,  irrthilmlich  nach  einem  zugleicb  gefundnen  Helm, 
da  der  Kopf  angesetzt  gewesen  war  und  fehlte,  fOr  Pallas  Ergane  ge- 
nommen,  in  Mflnchen.  Bull.  1835.  p.  11.  120.  1836.  p.  145.  Kunstbl.  1838. 
S.  78.  349.   Ztschr.  f.  AW.  1839.  S.  192.    M.  Chiaram.  U.  tv.  A.] 

1  173.  Besonders  geschatzt  war  ferner  in  Etrurien  die 
Arbeit  des  Toreuten  (des  ciseleur,  graveur,  orfevre),  ja 
Tyrrhenische  aus  Gold  getriebne  Schalen  und  allerlei  Bronze- 
arbeiten,  wie  Candolaber,  wurden  selbst  in  Athen,  und  noch 
in  der  Zeit  der  hochsten  Kunstbildung  gesucht;  eben  so 
wurden  silbeme  Becher,  Throne  von  Elfenbein  und  edlem 
Metall,  wie  die  Curulsessel,  Bekleidungen  von  Prachtwagen 
(currus  triumphales,  thensae)  mit  Erz,  Silber,  Gold,  und 
reich  verzierte  Waffenstucke  in  Menge  und  Vorzuglichkeit  ver- 

2  fertigt.  Auch  hat  sich  in  Grabem  noch  manche  getriebene 
Arbeit,  welche  zur  Zierde  solcher  Gerathe  diente,  von  alter- 

3  thiinilich  zierlicher  und  sorgfaltiger  Behandlung  erhalten.  In 
dicse  Classe  gehOren  auch  die  auf  der  Ruckseite  gravirten 
Bronze-Spiegel  (eheraals  Pateren  genannt),  nebst  den 
sogenannten  mystischen  Cisten,  welche  letztem  zwar 
aus  Latium  stammen,  aber  aus  einer  Zeit,  in  der  Etruskische 
Kunstmanieren  dort  noch  die  herrschenden  waren. 


[173]  Elruskische  Toreutik.  187 

1.  Ueber  Elruskische  Gerftihe  aus  Bronze  und  edlen  Metallen  Athen. 
I,  28  b.  XV,  700  c.  und  die  AuMblung  in  des  Verf.  Etruskem  11.  S.  253. 
Von  den  Triumphal wa^n  und  Tbensen  I.  S.  371.  II.  S.  199.  Henkel 
von  einem  Etruskischen  ErzgerAth  in  phantastischem  8tyl,  Gerhard  Ant. 
BUdw.  CI. 

2.  Eine  Sammlung  Tyrrhenischer  Candelaber,  welche  eine  kflhne 
Erfindungsgabe,  besonders  in  animalischen,  auch  monstrOsen  Verzierungen 
zeigt,  bei  Micali  tv.  40.  Bei  Perusia  sind  im  J.  1812  in  einem  Grabe, 
ausser  verschiedenen  runden  Figuren,  mehrere  Bronzeplatten  gefunden 
worden,  welche  einen  Wagen  verzierten,  und  theiJs  am  Orte  geblieben, 
theils  nach  MQnehen  (n.  32—38)  gekommen  sind;  sie  stellen,  in  getriebenem 
Relief  mil  gravirten  Linien,  und  in  rohem  Tuskanischen  Style,  Ungeheuer, 
Gorgonen,  Monstra  aus  Fischen  und  Menschen  oder  Pferden,  auch  eine 
Eberjagd  vor.  Vermiglioli  Saggio  di  bronzi  Etr.  trovati  neir  agro  Perugino 
1813.  Inghir.  III.  tv.  18.  23  sqq.  Ragion.  9.  Micali  tv.  28.  [Ein  Bronze- 
wagen  aus  Vulci,  sehr  zusammengestdckelt  und  mit  wenigen  Flflgelgestalten, 
als  BelegstQcken,  die  zwei  Rftder  sehr  gross,  der  Deichselkopf  ein  schOner 
Widderkopf,  bei  dem  Pr.  von  Mussignano  in  Rom.  SchOner  Dreifuss  von 
Vulci,  M.  d.  I.  Ill,  43.  Ann.  XIV.  p.  62.  Drei  andre  Mon.  II,  42. 
Annali  IX.  p.  161.  Ein  unvergleichlicher  Gandelaber  aus  Vulci  §.  63.  A.  1. 
BronzegerSth  alter  Art,  auch  mit  Bildwerk,  aus  den  Gr&hern  von  Caere. 
Vulci,  Bomarzo  Mus.  Gregor.  I.  tv.  1—21.  38—42.  46—75.  II.  tv.  101—106. 
(Statuetten  nur  I,  43.  II,  103.  L.  Grifi  Monum.  di  Cere  ant.  R.  1841  f. 
12  Kpfl.  hOchst  alterthQmlich  und  zum  Theil  rob.]  Aus  Perugia  stammen 
auch  drei  andre  Flatten,  welche  den  Fuss  eines  Candelabers  bildeten,  mit 
GMterfiguren  in  Relief  (Juno  Sospita,  Hercules,  Hebe?),  in  Miirichen 
(n.  47)  u.  Perugia  Inghir.  IIL  tv.  7.  8.  Ragion.  3.  Micali  tv.  29.  Femer 
die  fragmentirlen  Bronzeplatten  von  ausgezeichneter  Sorgfall  in  der  alter- 
thQmlichen  Bebandlung,  welche  einen  Streitwagen,  und,  wie  es  scheinl  (?), 
einen  Amazonen-Kampf  darstellen  (Bficali  tv.  30),  nebst  andem  interessanten 
Sttlcken  fthnlicher  Art.  Ueberdies  getriebene  Silberplatten,  mit  aufgenieteten 
Zierden  von  Gold  (also  Werken  der  Empaestik,  §.  59),  welche  eine  Reiter- 
schlacht  und  einen  Kampf  wilder  Thiere  vorstellen,  jetzt  im  Brit.  Museum. 
Millingen  Un.  Mon.  II,  14,  Micali  tv.  45.  In  einem  Tarquinischen  Grabe 
sind  1829  elf  Bronzeschilde  gefunden  worden,  mit  getriebenen  KSpfen  von 
LOwen  und  Panthem,  und  Stieren  mit  Menschengesicht,  in  alterlhiimlicher 
Arbeit;  die  Augen  mit  Emailfarben.  Bull.  d.  Inst.  1829.  p.  150.  Micali 
tv.  41,  1—3.  Andre  Schilde  mit  Streifen  von  Menschen-  und  Thierfiguren, 
s.  Ann.  I.  p.  97.  Silbergefass  von  Clusium  mit  der  Darstellung  einer 
Pompa  im  alien  Styl,  Dempster  I.  lb.  78.  Inghir.  III.  tv.  19.  20.  Ein 
Etr.  Spiegelhalter  in  arabeskenartiger  Weise,  Specimens  II,  6.  Goldfibuln 
Micali  tv.  45,  3.    Gerhard  Bull.  18.30.   p.  4 — 9.   fEins  der  merkwurdigsten 

t 


188  Griechische  Kunst  in  Italien.  fl73] 

Etr.  Werke  die  grosse  1741  gefundne  Grablampe  (Xvxvog)  aus  der  Nahe 
von  Crotona,  aufgestellt  im  CfTentlichen  Museum  daselbst  Bull.  1840.  p.  164. 
Mem.  de  I.  Ill,  41.  42.  Ann.  XIV.  p.  53.  Micali  M.  I.  1844.  tv.  9.  10 
auf  dem  Boden  eine  Medusa,  umher  sechszehn  Lichter  und  eben  so  viele 
Figuren,  Satym  und  Sirenen  abwechselnd;  das  Gewicht  170  Toscanische 
Pfunde.] 

3.  Von  den  sog.  Pateren  als  mystischen  Spiegein  handeln 
am  ausfflhrlichsten  Inghir.  II.  p.  7  flf.  R.  Rochetle  M.  I.  p.  187;  doch 
ist  immer  der  Gebrauch  der  Spiegel  in  Mysterien  der  Etrusker  noch  nicht 
nachgewiesen ;  der  Verf.  halt  sie  fur  Spiegel  (xaXHce  honxQu),  welche  unler 
andern  Geralhen  und  Schatzen  des  Lebens  (xrc^/tf/torra)  den  Todten  mit 
ins  Grab  gegeben  wurden.  Goett.  G.A.  1828.  S.  870.  1830.  8.  953.  [Niemand 
zweifelt  mehr,  dass  es  Spiegel  seien,  und  die  Unterscheidung  in  hauslicbe 
und  mystische  wird  sich  auch  nicht  halten.  Nur  Micali  T.  3.  p.  84  s. 
vertheidigte  die  Pateren  und  h§.lt  sie  selbst  in  seinem  neuesten  Werk  fest, 
so  wie  es  Thiersch  Jahresberichte  dei-  k.  Bayr.  Akad.  von  1829—31  VII. 
S.  53  f.  that.  Spiegel  erkannten  L.  Vescovali  und  Inghirami ,  und  man 
findet  sie  ahnlich  oft  abgebildet  auf  Vasen,  z.  B.  mit  Parisurthellen ,  und 
n  Wandgemalden  (Pitt.  d'Ercol  III,  26).  Zahn  Neue  Folge  II,  10.]  Auch 
Spiegeldecken  ahnlicher  Art  sind  vorhanden  {lofpsiov  (rr^oyyvAoi^,  Aristoph. 
Nub.  751  X6q>iov  Hesych.).  Die  Bilder  der  Ruckseiten  sind  meist  nur 
Umrisslinien,  selten  in  Relief,  meist  aus  einem  spStern,  theils  venveich- 
lichten,  theils  caridrten  Style;  die  Gegenst^de  mythologisch  und  zum 
grossen  Theil  erotisch,  oft  aber  auch  nur  als  ein  gleichgQl tiger  Zierath 
behandelt.  Viele  bei  Lanzi  Saggio  II.  p.  191.  tv.  6  ff.  Bjanconi  de  patens 
antiquis.  Bon.  1814.  Borgia'sche,  Townley'sche  sind  auf  einzelnen  Blattem 
gestochen.  Inghir.  II.  P.  I.  u.  II.  Micali  tv.  36.  47.  49.  50.  Das  schOnste 
StQck  [von  rein  Griechischer  Kunst]  ist  der  in  Volci  gefundene  Spiegel  im 
Besitze  Gerhard's,  wo  in  einer  Zeichnung  voU  Seele  und  Anmuth  Dionysos 
die  aus  der  Untei-welt  emporgefiihrte  Semele  in  Gegenwart  des  Pythischen 
Apollon  umarmt.  S.  Grerhard  Dionysos  u.  Semele.  B.  1833.  Ueber  andre 
s.  §.  351,  3.  367,  3.  371,  2.  384,  2.  396,  2.  410,  4^  413,  2.  414,  2. 4.  415, 1. 
430,  1  und  sonst.  [Gerhard  Etr.  Spiegel  1.  2.  Th.  GOtterbilder,  2.  Th. 
Heroenbilder  1843.  1845.  4.  240  Taf.  E.  Braun  Tages  u.  des  Hercules  u. 
der  Minerva  heilige  Hochzeit.  Mtinchen  1830.  fol.  vgl.  N.  Rhein.  Mus.  1.- 
S.  98.    Mus.  Gregor.  I.  tv.  22—36]. 

Diese  Spiegel  findet  man  in  den  Grabern  bisweilen  mit  anderm 
Schmuck-  und  Badegerath  (wie  man  nach  Plin.  XXXVI,  27  specula  et  strigiles 
in  die  Graber  nahm)  in  runden  Kfistchen  aus  getriebner  Bronze,  die  man 
nun  auch  cistae  mysticae  nennt.  S.  besonders  Lami  sopra  le  ciste  mistiche, 
u.  Inghir.  II.  p.  47.  tv.  3.  [Plautus  Mostell.  I,  3,  91  cum  ornamentis  arcula.] 
Auf  dem  Deckel  derselben  stehen  Figuren  als  Griff;  Thierklauen  bilden. 

t 


[174]  Etruskische  Toreutik.  189 

die  Fflsse;  gravirte  Zeichnungen  verzieren  Gefass  und  Deckel.  Die  meisten 
stammen  von  Praenesle,  wo  sie  zum  Theil  als  Weibgeschenke  von  Frauen 
im  Tempel  der  Fortuna  aufbewahrt  worden  zu  sein  scheinen.  Die  be- 
kanntesten  sind :  1.  Die  mit  scbdnen  und  interessanten  Darstellungen  aus 
dem  Argonauten-Mytbos  (Landung  in  Bitbynien,  Amykos  und  Polydeukes) 
gescbmuckte ,  mit  der  Inscbi*.  Novios  Plautos  med  Romaj  fecid,  Dindia 
Macolnia  filea  dedit;  wonacb  die  Arbeit  etwa  um  500  a.  u.  zu  setzen  ist. 
H.  Kircberiani  Aerea.  I.  Die  Magulnii,  Plautii  sind  Praenestiner,  Grotefend 
A.L.Z.  1834.  N.  34.  [Der  Novios *aber,  der  das  Werk  zu  Rom  ausfObrte, 
war  ein  Osker  aus  Capua,  vgl.  Mommsen  Oskische  Studien  S.  72.  Eine 
Zeichnung  in  Gerbards  Spiegein  I,  2.  Eine  des  grossen  Kunstlers  wtlrdige 
wird  Pater  Marcbi  berausgeben.  Ygl.  Heyne  Ant.  Aufs.  I,  48.  M.  PioCI.  I. 
p.  81.  Das  Coll.  Rom.  besitzt  zwei  andre  Werke  von  Oskiscben  Kflnstlein, 
einen  Jupiter  mit  C.  POMPONIO  QVIRINA  (die  Tribus)  FECID  und  eine 
scbdne  Medusa  mit  G.  OPIOS  FEGID.  Ein  Oskiscber  Vasenmaler  ist  Pupidiis 
Stenis,  Bui].  1846.  p.  98.]  2.  Die  1826  gefundne,  wo  Ciste,  Deckel  und 
Spiegel  mit  Acbilleus-Mytben  geziert  ist,  bei  R.  Rocbette  M.  I.  pi.  202.  p.  90. 
Stackelberg,  Kunstbl.  1827.  St  32.  33.  [47.  Gal.  Omer.  167.]  3.  Die  1786 
gefundne  im  Brit.  Mus.,  mit  dem  Opfer  der  Polyxena  und  zugleicb  des 
Astyanax,  bei  R.  Rocbette  pi.  58.  Dagegen  Welcker  im  Rhein.  Hus.  III. 
S.  605.  [Gerbard  Etr.  Spiegel  Tf.  15.  16,  als  Leicbenopfer  Acbills  fOr 
Patroklos.]  Ueber  die  Broendsted^scbe  und  neun  andre  bekannt  gewordne 
Cisten  Gerhard,  Hyperb.  ROm.  Studien  S.  90.  R.  Rocbette  p.  331.  Eine 
Cista  mit  Patera  1794  in  Palestrina  gefunden  bescbreibt  Uhden,  s.  Gerhai'd 
arcbaeol.  IntelLBl.  1836.  S.  35.  Broendsted  de  cista  aenea  Praenestina 
Havn.  1834.  Darin  ein  Spiegel  mit  Aurora.  [Im  Jabr  1817  wurde  in 
Praeneste  die  fClnfte  gefunden,  Mem.  suUe  belle  ai'ti  R.  1817.  Apr.  p.  65. 
Fr.  Peter  in  den  Ann.  d.  Acad,  di  Lucca,  Kunstbl.  1818.  N.  2.  Auch  in 
Vulci  wurden  solcbe  Cisten  gefunden;  eine  bei  Baseggio  in  Rom.  .  Die 
scb()ne  Cista  aus  der  Akaderoie  von  S.  Lucas  ist  jetzt  im  Mus.  Gregor.  I,  87.] 


174.    Weniger  wird  in  Etrurien  der  Bildschnitzerei  i 
(thonerne  Bilder  ersetzten  die  ^oava  Griechenlands)  und  der 
Sculptur  in  Stein  gedacht;   nur  wenige  Steinbilder  zeigen  2 
durch    eine    sorgfaltige   und    strenge   Behandlung,    dass  sie 
aus  der  Zeit  der  bluhenden  Kunst  Etruriens  stammen;   die  3 
gewohnlich  bemalten,  mitunter  vergoldeten,  Has-  und  Haut- 
reliefs  der  Aschenkisten,  welche  aus  zusammengezogenen 
Steinsargen    hervoi^egangen    sind,     gehoren    mit    geringen 
Ausnahmen     einer     handwerksmassigen    Technik     spaterer 


190  Griechische  Kunst  in  Ilalien.  [174] 

Zeiten,    zuni  grossen   Theil  wahrscheinlich   der   R5inischen 
Herrschaff,  an. 

1.  Plin.  XIV,  2.  XXXVI,  99.  [?  XXXIV,  16.  XXXV,  45.]  Vitruv. 
II,  7.  Der  Marnior  von  Luna  blieb  fflr  Sculptur  unbenutzt.  S.  Quintino 
Mem.  deUa  R.  Ace.  di  Torino  T.  XXVII.   p.  211  sq. 

2.  So  die  Reliefs  von  Cippen  und  Sfiulenbasen  bei  Gori  M.  Etr.  L 
tb.  160.  III.  cl.  4.  tb.  18.  20.  21,  bei  Inghir.  VI.  tv.  A.  (Mi  Afiles  Titesetc.) 
C.  D.  E  1.  P  5.  z.  a.  Micali  tv.  51,  1.  2.  52-56  (bei  Clusium  und  in 
der  Nfthe  ausgegrabene  Reliefs,  welche  meist  Funeral-Gebr&ucbe  darstellen, 
und  einen  einfach  alterthunUichen  Charakter  haben;  vgl.  Dorow  Voy. 
arch6ol.  pi.  10,  3.  12,  2).  [Micali  M.  ined.  1844.  tv.  22  aus  der  Gegend 
von  Chiusi  viereckte  Basis  mit  Todtenlager,  Leichenzug,  Mabl  und  Spielen, 
jetzt  in  Berlin;  flhnlich  tv.  23—26.  Grabreliefe  tv.  48.  49,  Gorgonen- 
masken  50.  51.]  Rohgearbeitete  und  obsc5ne  Reliefs  an  einer  Pelswand 
von  Cometo,  Joum.  des  Sav.  1829.  Mars.  Hierher  gehOren  auch  die  alter- 
tbflmlichen  Tbier-,  Sphinx-  und  Menscbenfiguren,  die  sich  attf  der  Gocumella 
und  an  den  Eing&ngen  der  Grflber  von  Volci  aus  einer  Art  von  Peperino 
ausgehauen  finden.    M.  I.  d.  Inst.  tv.  41,  9.  12.    Micali  tv.  57,  7. 

3.  Die  Todtenkisten  aus  Alabaster  (Volaterrae),  Kalktuf,  Travertin, 
sehr  oft  auch  aus  gebrannter  Erde  (Clusium j.  Die  Sujets:  1.  aus  der 
Griechischen,  meist  aus  der  tragischen  Mytbologie,  mit  \ieler  Beziehung 
auf  Tod  und  Unterwelt;  dabei  Etniskische  Figuren  der  Mania,  d^  Mantus 
(Charun)  mit  dem  Hammer,  der  Furien.  Ambrosch  de  Charonte  Etr. 
Vratisl.  1837.  4.  E.  Braun  Ann.  IX.  p.  253.  [Charon  XAPV,  auf  einer 
Etrurischen  Vase  neben  dem  Tod  des  Ajas  u.  neben  Penthesilea  Mon.  de 
I.  II,  9.  Ann.  VI.  p.  274.]  2.  GlSnzende  Scenen  aus  dem  Leben:  Trlumph- 
zQge,  Pompen,  Mahlzeiten.  3.  Darstellungen  des  Todes  und  jenseitigen  L^bens: 
Abschiede;  Sterbe^cenen ;  Reisen  zu  Ross,  auf  Seeungeheuem.  4.  Phan- 
tastische  Bilder  und  blosse  Verzierungen.  Die  Composition  meist  geschickt ; 
die  Ausfdhnmg  roh.  Dieselben  Gruppen  wiederholen  sich  in  verschiedener 
Bedeutung.  Die  oben  liegenden  (accumbentes)  Gestalten  slnd  oft  Portrfits, 
daher  die  unverhftltnissmfissige  Gr5sse  der  K6pfe.  Der  Bachische  Cultus 
war  in  der  Zeit  dieser  Arbeiten  schon  aus  Italien  verdr&ngt ;  nur  ein  &lterer 
Sarkophag  von  Tarquinii  (Micali  tv.  59,  1)  hat  die  Figur  eines  Bachus- 
priesters  auf  dem  Deckel.  Die  Inschriften  enthalten  meist  nur  die  Namen 
des  Verstorbnen,  in  spftterer  Schriflart.  (Die  Etniskische  Sprache  und 
Schrifl  ging  nach  August,  vor  Julianus,  unter.)  Uhden,  Abhandl.  der 
Akad.  von  Berlin  vom  J.  1816.  S.  25.  1818.  8.  1.  1827.  8.  201.  1828. 
8.  233.  1829.  8.  67.  Inghir.  I.  u.  \l.  V  2.  Micali  tv.  59.  60.  104—112. 
Mehrere   von   ZoSga   (Bassir.  t.  IV.  38-40),   R.  Rochette,   Glarac  u.  A. 


[175]  Etruskiscbe  Sculpturen,  Gemmen.  191 

publiciri.  Einzehie  Beispiele  §.  397.  412,  2.  416,  2.  431  u.  sonst.  [Umen 
aus  Caere,  Bomarzo  u.  s.  w.  zum  Theil  aus  Thon,  Mus.  Gregor.  L  tv.  92—97. 
Die  eines  Grabes,  in  Perugia,  mit  Inschriften,  Bull.  1845.  p.  106.] 


175.    Die  Etrusker,  bemuhl  den  Korper  auf  alle  Weise  l 
zu    schmucken,    daher    auch   grosse   Freunde   von   Ringen, 
schnitten   zeitig  in  Edelsteinen;    mehrere  Scarabaeen  des  2 
aitesten  Styls  sind  der  Schrift  und  den  Fundorten  nach  ent- 
schieden  Etruskisch.    Die  Stufen,  in  denen  die  Technik  fort-  3 
schritt,  sind  schon  oben  (§.  97)  angegeben  worden;  auf  der 
hSchsten,  welche  die  Etrusker  erreichten,  verbindet  sich  eine 
bewundernswurdige  Feinheit  der  Ausfuhrung  mit  der  Vorliebe 
fur  gewaltsanie  Stellungen  und  ubertriebene  Bezeichnung  der 
Musculatur,  wodurch  selbst  die  Wahl  der  Gegenstande  meist 
bestimmt  wird.  Auch  goldne  Ringplatten  mit  gravirten  oder  4 
auch  gepressten  arabeskenartigen  Figuren   hat  man  bei  den 
neuesten  Nachgrabungen  gefunden,  durch  die  uberhaupt  der 
durch  die  Alten  bekannte  Reichthum  der  Etrusker  an  Schmuck* 
gerathen  eine  merkwurdige  Bestatigung  erhalten  hat. 

2.  FQr  den  Etrusklschen  Urspnmg  Vermiglioli  Lezioni  de  Aixheol.  I. 
p.  202.  Etrusker  II.  S.  257.  vgl.  auch  R.  Rochette's  Ck)urs  p.  138.  [Skara- 
baeus  mil  Griechischer  Inschrift  in  Aegina,  u.  a.  in  Griechenland  gefundne, 
Finlay  im  Bull.  1840.  p.  140.  Seitdem  sind  dort  viele  zum  Vorschein 
gekommen.]  Zu  den  Mher  bekannten  Meisterwerken ,  der  Gemme  mit 
den  fiinf  Helden  gegen  Theben  (bei  Perugia  gefunden),  dem  Theseus  in 
der  Unterwelt,  dem  Tydeus  ccno^vofisvog,  dem  Peleus,  der  das  nasse  Haar 
ausdrackt  (Winckelm.  M.  I.  11.  n.  101.  105.  106.  107.  125.  Werke  VII. 
Tf.  2  eine  &hnliche  Figur  Bficali  tv.  116,  13),  kommen  jetzt  der  Herakles, 
der  den  Kyknos  niederstCsst  (Impronti  d.  Inst.  I,  22.  Micali  tv.  116,  1), 
der  kummervoll  nachsinnende  Herakles  (Micali  tv.  116,  5),  der  das  Pass 
des  Pholos  OfTnende  Herakles  (Micali  tv.  116,  7)  u.  andre,  besonders  in 
Volci  und  Clusium  gefundne.    [Der  s.  g.  Etruskiscbe  Genimenrand.] 

4.  Von  diesen  Graffito's  in  Goldringen  sind  mehrere  in  den  Impronti 
d.  Inst.  1.  57-62,  III,  58—62,  sehr  Phoenicisch,  und  bei  Micali  tv.  46, 
19—23  mitgetbeilt;  in  ^Uen  zeigt  sich  ein  Streben  nach  monstrosen 
Gombinationen,  welches  besonders  von  Babylonisch-Phoenikischen  Arbeiten 
der  Art  Vortbeil  zog.  Eine  Zusammenstellung  von  in  Volci  gefundenen 
goldenen  Schnallen  (eine  sehr  grosse  in  rohem  Greschmack  zusammengesetzt, 


192  Griechische  Kunst  in  Italien.  [176] 

und  mit  gravirten  KSmpfern,  Ldwen,  V()geln  Yon  unfbrmlicher  Zeichnung 
geschmuckt)  und  Fibeln  (die  zuih  Theil  sehr  schOn  mit  Sphinxen,  Ldwen 
geschmiickt  sind),  Halsketten  und  Gehenken  (darunter  Aegyptische  Phthas- 
idole  aus  emaillii*ter  Terracotta,  in  Etruskischer  Fassung),  Diademen,  Ketten, 
Ringen  und  andem  Schmucksachen  bei  Micali  tv.  45.  46.  vgl.  Gerhard, 
Hyperbor.  R5m.  Studien  S.  240.  Ein  Halsschmuck  Mon.  d.  Inst.  11,  7. 
Annali  VI.  p.  243.  Funde  in  Caere  Bull.  1836.  p.  60.  1839.  p.  19.  72  (diess 
letzte  iQinlich  wie  Micali  45,  3).  [Die  verschiedenen  Kronen  und  KriUize, 
priesterlichen  Brustschilde,  die  Hals-  und  Armbllnder,  Ringe  und  Spangen 
u.  s.  w.  der  neuen  papstlichen  Sammlung,  Mus.  Gregor.  1.  tv.  67—91. 
Grifi  Mon.  di  Gere  tv.  1.  2.  P.  Secchi  Tesoretto  di  Etr.  arredi  in  oro  del 
Cav.  Gampana,  Bull.  1846.  p.  3.  Die  Sammlung  Gampana  ist  uberhaupt 
reich  an  den  auserlesensten  und  nicht  bios  an  Etrurischen  StQcken,  von 
einer  jetzt  unerreichbaren  Feinbeit  und  Kunst  der  Arbeit,  wenn  sie  auch 
ah  Zahl  der  des  Mus.  Gregorianum  nachsteht.  Das  Armband  weist  als 
Italischen  Nationalschmuck  nach  K.  F.  Hermann  Goett.  Gel.  Anz.  1843 
S.  1158.  1844  S.  504.  Schiassi  sopra  una  armilla  d'oro  del  M.  di  Bologna. 
Bol.  1815.  8.] 

1  176.  In  den  Munzen  batten  die  Etrusker  erstens 
ihr  einheimisches  System;  gegossene,  vielleicht  zuerst  viereckige, 
Kupfer-Stucke ,    welche  das  Pfund  mit  seinen  Theilen  dar- 

2  stellten.  Die  Typen  sind  zum  Theil  sehr  roh,  doch  zeigen 
sie  Bekanntschaft  mit  Griechischen  Muntbildem  von  Aegina, 
Korinth  und  andern  Orten   (Schildkrote ,   Pegasos,    Muschel 

3  u.  dgl.),  manche  auch  einen  edlen  Griechischen  Styl.  Enger 
schloss  sich  Etrurien  an  Griechenland  in  seinen  Silber-  und 
Goldmunzen  an,  dergleichen  aber  nur  wenige  Stadte  ge- 
schlagen  haben. 

1.  A es  grave  gibt  es  von  Volaterrae,  Kamars,  Telamon,  Tuder, 
Vettona  und  Iguvium,  Pisaurum  und  Hadria  (in  Picenum),  Rom  (seit 
Servius),  und  vielen  unbenannten  Orten.  Der  As,  ursprflnglich  der  libra 
(UxQa)  gleich,  wird  durcb  I  oder  L,  der  Decussis  durch  X,  der  Semissis 
dureb  G,  die  Uncia  durch  0  (globulus)  bezeichnet.  Fortwfihrende  Reductionen 
wegen  des  steigenden  Kupferpreises  (ursprflnglich  die  Libra  =  Obolos, 
!268:  1),  daher  das  Alter  der  Asse  ungeffthr  nach  dem  Gewicht  bestimmt 
werden  kann.  Von  200  (Servius)  bis  487  a.  u.  c.  sinkt  der  As  von  12 
auf  2  Uncien.  Die  viereckten  StQcke  mit  einem  Rinde  sind  VotiymQnzen 
nach  Passed.  ~  Passeri  Paralipomena  in  Dempst.  p.  147.  Eckhel 
D.  N.  I,  I.  p.  89  sq.  Lanzi  Saggio  T.  II.  Niebuhr  R.  G.  I.  S.  474  ff. 
Etrusker    I.     Seite    304—342.     Abbildungen    besonders    bei    Dempster, 


[177]  Etruskische  Malerei.  193 

Guarnacci,  Arigoni,  Zelada;  Schwefelabgusse  von  Mionnet  [Jos.  Marchi 
und  P.  Tessieri  L'aes  grave  del  M.  Kircheriano  ovvero  le  monete  primi- 
tive de'  popoli  dell'  Italia  media.  Rom.  1839.  4.  mit  40  Taf.  Querf.  Da- 
gegen  mit  der  gesundesten  Krilik  J.  Blillingen  Consider,  sur  la  numism. 
de  Tancienne  Italie.  Florence  1841.  Supplement.  Flor.  1844.  Gennarelli 
la  moneta  primitiva  e  i  mon.  deir  Italia  ant.  R.  1845.  4.  Lepsius  aber 
die  Tyrrhen.  Pelasger  in  Etrurien  und  Qber.die  Yerbreitung  des  Italischen 
Milnzsjrstems  von  Etrurien  aus.    Leipz.  1842.] 

2.  Manche  von  Tuder  z.  6.,  mit  Wolf  und  Kitharai  sind  in  einem 
guten  Griechischen  Styl.  Der  Janus  von  Yolaterrae  und  Rom  ist  meist 
roh  gezeichnet,  ohne  Griechisches  Yorbild. 

3.  SilbermiLnzen  von  Populonia  (Pupluna.  X.  XX),  den  Kama- 
rinaeischen  fthnlich,  wohl  meist  aus  dem  fdnften  Jahrh.  Roms.  Gold 
von  Populonia  und  Yolsinii  (Felsune).  In  Rom  beginnen  die  Denare 
(V«4  Pfund)  a.  u.  483. 


177.    Die   Etruskische  Malerei    ist    ebenfalls   nur   ein  l 
Zweig   der  Griechischen;   doch   scheint   fruher,    als   wir    in 
Griechenland    davon    h6ren,    hier    die    Wandmalerei   geubt 
worden    zu    sein.      Zahlreiche   Grabkammern,    besonders  2 
bei  Tarquinii,   sind  mit  Figuren  in  bunten  Farben  bemalt, 
die  ohne  viel  Streben  nach  Naturwahrheit ,   mehr  mit  Ruck- 
sicht  auf  eine  harraonische  Farbenwirkung,  ziemlich  rein  und 
ungemischt  auf  den  Stucco  gesetzt  sind,   mit   dem    der  Tuf 
dieser  Grotten  uberzogen  ist.    Der  Stji  der  Zeichnung  geht  3 
von  einer  den  alten  Griechischen  Werken  verwandten  Strenge 
und  Sorgfalt   in  die  fluchtigen   und   caricaturartigen  Manie- 
ren  uber,  welche  in  der  spatem  Kunst  der  Etrusker  herrsch- 
ten.    Auch  sind  nach  Plinius  in  Italien  (Caere,   Lanuvium, 
Ardea)  Wandgemalde  von  ausgezeichneter  Schonheit  verfertigt 
worden,  aber  naturlich  erst  nach  Zeuxis  und  Apelles  Zeiten. 
Die   Griechische    Vasenmalerei    wurde    den    Etruskem  4 
fruhzeitig  bekannt  (§.  75);   indessen  mussen  die  Etrusker  es 
in  der  Kegel  vortheilhafter  gefunden  haben,  sich  Griechischer 
Fabricate  zif  bedienen,    diese  mogen  nun  durch  den  Handel 
uber  Tarquinii,  Adria  und  andre  Kustenorte  eingefuhrt,  oder 
von  Griechischen  Kunstlem  im  Lande  gearbeitet  worden  sein 
(vgl.   §.  99,   2.    257).     Nur   die  verhaltnissmassig   wenigen  5 
und  an  Kunstwerth   geringeren  Vasen,    welche  mit  Etruski- 

O.  M  filler's  Arehneologie.    4.  Aufl.  13 


194  *  Griechische  Kunsl  in  Italien.  [177] 

scher  Schrift  verseheYi  sind,   konnen  einen  sichern  Anhalts- 
punkt  geben,  um  Etruskisches  und  Griechisch^s  zu  scheiden. 

2.   3.    Die  Etruskischen  Sepulcralgem&lde  zerfallen  in  z\yei  Classen. 
1.  Die  &ltem,   dem  altgriechischen  Style  mehr  nahe  stehend,   halten  sich 
auch  In  den  Gregenst&nden  an  Griechische  Sitten  und  Ideen.    Hierher  ge- 
hOrt  a.  die  Grotte  del  fondo  Querciola  in  Tarquinii  (1831  entdeckt),   von 
besonders  reiner,  einfacher  Zeichnung;  Mahle  der  Seligen;   ein  Zug  nach 
dem  mit  dbereinandergestellten  Yasen   angefQllten  Grabe.   M.  I.  de  Inst, 
tv.  33.      b.    Die   Grotte    del   f.  Marzi   (1830);    der    Styl    der   Zeichnung 
Etruskisch  caricirt,  Mahle  und  T&nze  der   Seligen   in  Weinlauben   und 
(jfirten,  wie  bei  Pindar,    nach  Orphischen  Quellen.    M.  I.  d.  Inst.  tv.  32. 
c.  d.  e.  Die  dr'ei  1827  gedfiEheten  und  von  Baron  v.  Stackelberg  und  Kestner 
gezeichneten  Gr§.ber,   vorldufig  bekannt  gemacht   [bei   Ck)tta  liegen   die 
Zeichnungen  gestochen  seit  Jahren]  von  Micali  tv.  67.  68.    Die  Inschriften 
Bullet,  d.  Inst.  1833  fol.  4.     Mahle   (der  Seligen   oder  Todtenfeiernden), 
Zug  zu  dem  Grabmal,  gymnische  Spiele,   Wagenrennen  mit  Zuscbauem 
auf  Gerdsten.    Die  am  wenigsten  sorgl^tig  ausgemalte  Grotte  zeichnet  sich 
durch  Etruskische  Personen-Namen  aber  den  Figuren  der  das  Todtenfest 
Feiemden  aus.  vgl.  R.  Rochette  Joum.  des  Savans  1828.  p.  3.  80.    Kestner 
Ann*  d.  Inst.  L  p.  101.    Stackelberg  in  Jahn's  Jahrb.  I.  S.  220.    [Hypo- 
gaei  or  sep.  caverns  of  Tarquinii  by  the  1.  Byres  edit,  by  Frank  Howard. 
L.  1842  f.    Die  Gem&lde  der  Tarquinischen  Grotten  auch  im.Mus.  Gregor.  I. 
tv.  99—104,   nach  den  Abbildungen  an  den  Wanden  des  Museums,   wie 
auch  in  Mflnchen.]    f^  Grotte  von  Clusium  (auch  1827),  mit  Wagenrennen 
imd  gymnischen  Spielen,   die   auf  den  Tuf  selbst  in  einem  nachlftssigen, 
aber  kecken  Style  gemalt  sind.    Ueber  die  zuletzt  gefundenen  unterirdiscben 
Gemalde  in  Grabem  von  Chiusi,  Annali  VII.  p.  19.     2.  Die  neuem,  die 
nichts  von  der  Strenge  des  alten  Sty  Is  haben,   sondem  eine  leichte,  zum 
Theil  durch  Qberm^sige  Dehnung  der  Figuren  caricirte  Zeichnung;    hier 
sind  auch  die  Gegenst&nde  mehr  aus  Etruskischem  Glauben,  wohl  aus  den 
Acheruntlschen  Bflchem  des  Tages,  genommen.    Hierher  das  Tarquinische 
Grab,  in  welchem  weisse  und  schwarze,  mit  H^Unmem  gerustete,    Genien 
den  Todten    sich  streitig   machen.     S.  Wilcox,   Philos.   Transact.  LIII. 
tv.  7—9.    Agincourt  Hist,  de  I'Archit.  pi.  10,  1.  2.    Inghir.  IV.  tv.  25—27 
u.  VI.  tv.  G  3.     Micali  tv.  65.    Ein  anderes  Grab  (Dempster  II.   tb.  88. 
Aginc.  pi.  11,  5.    Inghir.  tv.  24)  zeigt  die  Verdammten  aufgehangt,   und 
mit  Feuer  und  Marterinstrumenten   gequSlt.    Die  altern  Nachrichen  flber 
Etruriens   bemalte  Hypogeen   stellt  Inghir.  IV.  p.  111—144   zusammen; 
vgl.  C.  Avvolta  Ann.  d.  Inst.  p.  91.    Bull.  1831.  p.  81.    Gerhard  Hyperb. 
R6m.  Studien  S.  129.  vgl.  p.  2.34.    Ueber  drei  neu  entdeckte  Tarquinische 
Graber   mit   trefflichen   Gemftlden    Bullet.  1832.    p.  213.     [Kestner   flber 
zwei   in  Vulci  bei  Ponte  della  Badia  entdeckte  Graber  Bull.  1833.  p.  73. 


[177]  EtruskJsche  Grabgemftlde.  J95 

M.  d.  L  II,  :2— 5.  Orioli  Ann.  VI.  p.  Ia3->190.  WandgemAIde  eines 
Grabes  in  Veji,  atbletisch  decorativ,  bei  Micali  M.  I.  1844.  It.  58;  eine^ 
mit  Sphinxen,  Pferden,  Panthern  in  dem  Styl  der  Therikleen  s.  Bull.  1843. 
p.  99  ff.  Noch  andere  Grftber  in  |Yeji  sind  seitdem  durch  Campana 
gedffnet  worden.] 

5.  Unler  den  Vasen  von  Void  and  nur  drei,  welche  Etruskiscbe 
Inschriften  haben,  die  sich  auf  die  gemalten  GegensUnde  beziehen  [eine 
ist  bei  E.  Braun  mit  einem  Spruch  in  Etr.  Schrifl;  der  Prinz  Borgbese 
fand  in  Bomarzo  im  Frflbjahr  1845  ein  kleines  Gefltes  mit  dem  voll- 
stftndigen  Eti*.  Alphabet,  vgl.  Mus.  Gregor.  11.  tv.  103,  zwei  Schalen  aus 
Bomarzo  mit  Namen  Bull.  1846.  p.  105] ;  auf  einigen  andem,  yon  rohester 
Arbeit,  sind  Etruskiscbe  Personen-Namen  gemalt  (kale  Mukathesa),  nach 
Gerhard  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  73.  175.  Micali  ty.  101.  Spftter  sind  bei 
Nachgrabungen,  die  Baron  Beugnot  bei  Volci  angestellt,  noch  zwei  Bilder 
einer  Vase  gefunden  worden,  die  durch  die  Einmischung  Etruskischer 
Genien  und  die  Beischriften  (Aivas,  Gharu;  Turms,  Pentasila)  grosse 
Aehnlichkeit  mit  Aschenkisten  erbalten.  Hallische  ALZ.  1833.  Intell.  46. 
M.  d.  I.  II,  8.  Aivas  sich  in  sein  Schwert  stilrzend.  Ataiun  von  Hunden 
angefallen  n,  9.  A.  Aivas,  von  einem  andem  erstochen,  Gladiatorwitz, 
dabei  Cham.  B.  Eine  Frau  (HIN9U),  Charon  (TVPMVCAS),  eine 
Frau  {IIENTASILA),  gelbe  Figuren,  hSchst  robe  Zeichnung.  Ann.  VI. 
p.  264.  Vase  von  Perugia  Ann.  IV.  tv.  G.  vgl.  V.  p.  346.  [Meleager 
und  Atalanta  nach  Zannoni  in  der  Antologia  di  Firenze],  Spiegel  mit 
vielen  Inschriften,  Bull.  1835.  p.  122.  158.  Eine  bei  Clusium  gefundene 
Schale  hat  ein  Crorgoneion  mit  Etruskischer  Umschrift.  Micali  tv.  102,  5. 
Ein  Fragment  einer  Vase,  von  besserer  Arbeit  scheint  es,  mit  Etmskischer 
Inschr.  (Tritun,  Alacca)  bei  Inghir.  V.  tv.  55,  8.  Auch  ist  bei  Volci  eine 
Schale  mit  Odysseus  Fahrt  bei  der  Sirenen-Insel  und  der  Inschrift  Fecetiai 
pocolom  gefunden  worden  (ALZ.  a.  0.),  wie  bei  Tarquinii  ein  GefSss  mit 
einer  Ei-os-Figur  in  spllterm  Style  und  den  Worten  Volcani  pocolom, 
Levezow  Berl.  V.  n.  909;  in  Orte  zwei  Trinkschalen  mit  rohen  Figuren, 
Lavemae  poculum.  Salutes  poculum.  Bull.  1837.  p.  130,  Beweise,  dass 
auch  noch  in  dem  den  ROmern  unterworfenen  Etmrien,  im  sechsten  Jahr- 
hundert  der  Stadt,  gemalte  Vasen  fabridrt  wurden.  [Millingen  besass 
zuletzt  die  beiden  Durandschen  Schalen,  nicht  Fecetiai,  sondem  Aeoetiae 
pocolom,  so  dass  Secchi  (irrig)  Egeriae  las,  und  Belolai  pocolom.  Im 
Gregor.  Mus.  Lavemae  pocolom  und  Keri  pocolom  (d.  i.  Ceri  Mani). 
Etmrische  Vasen  bei  Micali  M.  ined.  1844.  tv.  35 — 47,  in  Berlin  nach 
Gerhards  Neuerworbenen  Denkm.  n.  1620—29.  1790—95.  Von  jenen 
Schalen  sind  nach  Millingens  Angabe  etwa  sechs  mit  Etr.  Schrift,  noch 
eine  mit  Schrift  ohne  Figuren  betannt.] 


196  Griechische  Kunst  in  Italien.  [178] 

1  178.  Was  mm,  theils  aus  der  Betrachtung  dieser  ein- 
zelnen  Gattungen  der  Kunst  imd  Classen  von  Monumenten, 
theils  aus  einigen  Andeutungen  der  Alten,  sich  fur  das  Ganze 
der  Kunstentwickelung  in  Etrurien  ergiebt,  ist  ungefahr  dies : 

2  dass  der  zwar  kraftige,  aber  zugleich  dustre  und  strenge  Geist 
der  Etruskischen  Nation,  welcher  der  freien  schOpferischen 
Phantasie  der  Griechen  entbehrte,  sich  in  der  Kunst  viel  mehr 
receptiv  als  productiv  zeigte,  indem  er,  bei  fruhzeitiger  Be- 
kanntschaft  mit  den  Werken  Griechischer ,  besonders  Pelo- 
ponnesicher  Kiinstler,  sich  deren  Weise  getreulich  aneignete  und 

3  sie  Jahrhunderte  lang  festhielt;  doch  nicht  ohne  dass  zugleich 
fur  verzierende  Bildwerke  die  unverstSndlichen ,  aber  die 
Phantasie  urn  desto  mehr  anregenden  Bildungen  in  Anspruch 
genonmien  wurden,  die  der  Handel  aus  dem  Orient  herbei- 
fuhrte,  und  zugleich  der  dem  Etruskischen  Stamme  einge- 
pflanzte  Geschmack  fur  bizzare  Compositionen  und  verzerrte 
Bildungen  sich  hier  und  da  auf  verschiedene  Weise  in  aller- 

4  lei  Gattungen  von  Werken  zeigte;  dass  aber,  als  die  Kunst 
in  Griechenland  die  hSchste  Stufe  erstieg,  theils  der  Ver- 
kehr  der  beiden  VSlker  durch  allerlei  Ereignisse  —  nament- 
lich  Campaniens  Samnitische  Eroberung,  um  das  J.  332 
Roms  —  zu  beschrankt,  theils  die  Etruskische  Nation  selbst 
schon  zu  gebrochen,  zu  entartet  und  innerlich  verfallen  war 
und  am  Ende  auch  nicht  Kunstgeist  genug  besass,  um  sich 
die  vervoUkommnete  Kunst  in  gleichem  Maasse  aneignen  zu 

5  konnen :  daher  ungeachtet  mancher  einzelnen  treflf lichen  Lei- 
stungen  doch  die  Kunst  der  Etrusker  im  Ganzen  in  ein  hand- 
werksmassiges,  auf  Griechische  Eleganz  und  Schonheit  keinen 

6  Anspruch  mehr  machendes  Treiben  verfiel.  Immer  war  hier- 
nach  die  zeichnende  Kunst  in  Etrurien  ein  fremdes  Gewachs, 
fremd  den  Formen,  fremd  dem  Stoflfe  nach,  welchen  sie 
fast  durchaus  nicht  aus  der  nationalen  Superstition,  die 
sich  wenig  zu  Kimstdarstellimgen  eignete,  sondem  aus  den 
G5tter-  und  Heroen-Mythen  der  Griechen  entlehnte. 

2—5.  Hiemach  zerfallen  die  Etruskischen  Runstwerke  in  fOnf  Classen: 
1.  Die  eigentlichen  Tuscanica  Quintil.  XII,  10.  Tu^^Tjviiiic  Strab.  XVII. 
p.  806  a,  Arbeiten,  die  den  ftltesten  Griechischen  beigesetzt  werden.  Schwer- 
fftlligere  Formen,  und  Detaib  des  Costdms,  auch  die  bei  den  Etruskischen 
Kunstwerken  fast  allgemeine  Bartlosigkeit  machen  den  Unterschied.    Hier- 


[178J  Entwickelung  der  Kunst.  197 

ber  gehdren  viele  Bronzen  und  selieirte  Arbeiten,  einige  Steinbi]der,  viele 
Gemmen,  einige  Pateren,  die  ftlteren  Wandgemftlde.  2.  Imitationen  orien- 
taliseher,  besonders  Babylonischer  Figuren,  die  durcb  Teppicbe  und  ge- 
schnjttene  Steine  sicb  verbreitet  batten;  immer  nur  bei  deoorirenden, 
grossartigen  Bildwerken.  So  auf  den  Clusinischen  GefSssen,  deren  Figuren 
5fler  auf  Persisch-Babyloniscben  Steinen  wiederkebren  (wie  die  zwei  Lfiwen 
baltende  Frau  bei  Dorow  Voy.  arcbtol.  pi.  2,  1  b,  der  bei  Ousely  Travels  I. 
pi.  21,  16  sehr  abnlidb  ist)  und  zugleicb  mit  denen  auf  den  sog.  Aegyptiscfaen 
Geflssen  (§.  75)  (^  grosse  Aebnlichkeit  baben  (wie  z.  B.  ganz  dieselbe 
zwei  Ginse  erwflrgende  weiblicbe  Figur  auf  beiden  yorkommt)  Hicali 
tT.  17,  5.  73,  1);  und  auf  geschnittenen  Steinen,  wo  besonders  Thier- 
compositionen  (ygl.  §.  175)  und  TbierkAmpfe,  den  Persepolitaniscben  Abnlicb, 
Yorkommen.  Dass  den  Etruskem  die  Griecbiscben  Monstra  nocb  nicbt 
genCigten,  zeigt  auch  die  Figur  des  Scarabaeus  bei  Micali  tv.  46,  17:  ein 
Kentaur  der  alterthilmlicben  Form,  mit  Gorgonenkopf,  SchulterflOgeln, 
und  Yorderfussen  iron  einem  Adler.  3.  Absichtlich  verzerrte  Bildungen, 
besonders  in  Bronzen  (§.  172)  und  in  Spiegelzeichnungen.  Vgl.  Gerbard 
Sformate  immagini  di  bronzo,  Bullet,  d.  Inst.  1830.  p«  11.  Aucb  die 
spatem  Wandmalereien  (§.  177)  gebOren  hierber.  4.  Arbeiten  in  schOnem 
Griecbiscben  Styl,  sebr  selten,  nur  einige  Spiegelzeichnungen  und  Bronzen. 
5.  Werke  des  spatem  bandwerksm&ssigen  Betriebes  der  Kunst,  der  ziem- 
lich  in  alien  Ascbenkisten  wabrzunebmen  ist  Ueber  das  eigentbQmlich 
Etruskiscbe  Profil  in  alten  Steinarbeiten  und  seine  Verscbiedenbeit  von 
Aegyptiscben  Lenoir,  Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  270.  [Epocben  der  Etr.  Kunst 
nacb  Micali,  AnnaU  XV.  p.  352  s.  On  Etruscan  antiquities,  Quarterly 
Rev.  1845.  N.  GLI,  von  einem  nambaflen  Kenner.] 

Litteratur  der  Etruskischen  Kunstaltertbdmer .   Thomas  Dempster's 
(1619   gescbriebene)   De   Etruria   regali   1.  VIII.  ed.  Tb.   Coke.  F.  1723. 

2  Bde.  f.  Die  Abbildungen  von  Kunstwerken  und  Erlduterungen  sind  von 
Ph.  Buonarotti  hinzugefiigt.  A.  F.  Gori  Museum  Etruscum  1737^43  (mit 
Passeri*s  Dissert.).  Dess.  Musei  Guamacci  Ant.  Mon.  Etrusca  1744  f. 
Saggi  di  Dissertazioni  delF  Acad.  Etrusca  di  Cortona  von  1742  an. 
9  Bde.  4.  Museum  Gortonense  a  Fr.  Valesio,  A.  F.  Gorio  et  Rod.  Venuti 
illustr.  1750  f.  Scipione  Maffei  Osservazioni  letterarj.  T.  IV.  p.  1—243. 
V.  p.  255—395.  VI.  p.  1—178.  J.  B.  Passeri  In  Dempsteri  libros  de 
E.  R.  Paralipomena.  1767  f.  Guamacci  Origini  Italicbe.  1767—72.  3  Bde.  f. 
Heyne's  Abbandlungen  in  den  Nov.  Commentarr.  Gott.  T.  III.  V.  VI.  VI. 
Opusc  Acadd.  T.  V.  p.  392.    Luigi  Lanzi  Saggio  di  lingua  Etrusca.  1789. 

3  Bde.  (welcher  nacb  Winckelmann's  und  Heyne's  Vorgang  das  vorber 
ganz  verworrene  Feld  einigermassen  gereinigt).  Franc.  Ingbirami  Monu- 
menti  Etruscbi  o  di  Etrusco  nome.  7  Bde.  Text  in  4,  6  Bde.  Kupfer 
f.  1821— 1826.    Micali  Storia  degli   antichi  popoli  Italiani.    1832.  3  Bde. 


198  Griechische  Kunst  in  Italien.  [179,  180] 

eine  neue  Bearbeitung  des  Werkes  Italia  avanti  il  dominio  de'  Romani, 
deren  Atlas,  Antichi  Monumenti  betitelt/  den  frflhern  an  Reichhaltigkeit 
und  Wichtigkeit  der  mitgetheilten  Monumente  weit  abertrifft,  und  daher 
•hier  allein  benutzt  ist.  [Nicht  minder  reichhaltig  die  letzte  Sammlung, 
Mon.  ined.  a  iUustraz.  della  storia  d.  ant.  pop.  Ital.  Firenze  1844.  2  Vol.  f. 
vgl.  Annali  XV.  p.  346.  R.  Rochette  Joum.  des  Sav.  1845.  p.  349.  tJave- 
doni  Oss.  crit.  sopra  i  mon.  Etr.  del  Micaii,  Modena  1844.  8.]  Etr.  Museo 
Ghiusino  dai  suoi  possessor]  pubbl.  con  brevi  espos.  del  Gav.  Fr.  Inghirami 
P.  I.  1833.  P.  n.  1832  (sic).  [Musei  Etrusci  quod  GregOrius  XVI.  in  aedd. 
VaUc.  constituit  P.  1.  U.  1842.  2  Vol.  fol.l  Kleinere  Schriften  von 
Vermiglioli,  Orioli,  Gardinali  u.  A. 


8.    Rom  vor  dem  J.  der  Stadt  606.    (01.  158,  8.) 

1  179.  Rom,  vor  der  Herrschaft  der  Etruskischen  Konige 
ein  unansehnlicher  Ort,  hatte  durch  diese  die  Anlagen,  deren 
ein  Etruskischer  Hauptort  bedurfte,  und  zugleich  einen  sehr 
bedeutenden  Umfang   (von    etwa    sieben   Millien)    erhalten. 

2  Auch  waren  nun  seine  Heiligthumer  mit  Bildsaulen  versehn, 

3  deren  Rom  fruher  ganz  entbehrt  haben  soil;  lange  bleiben 
inde.ss  Roms  Gotter  holzeme  und  thoneme,  Werke  Tuskischer 
Kunstler  oder  Handwerker. 

1.  Dazu  gehOren  die  grosse  Gloaca  (§.  168),  die  Einricihtung  des 
Forum  und  Gomitium,  der  Gircus  (§.  170),  der  Gapitolinische  Tempel 
(§.  169),  das  aus  den  Latomien  des  Gapitolinischen  Berges  entstandene 
Gef^ngniss  (robur  Tullianum,  S.  Pietro  in  Garcere),  der  T.  der  Diana  auf 
dem  Aventin,  der  Wall  des'Tarquinius  oder  Servius  (Niebuhr  I.  S.  107) 
und  die  Servianischen  Mauem  (Bunsen  Beschreibung  Roms  I.  S.  623). 
Ueber  die  Substructionen  der  Via  Appia  im  Tbal  von  Aricia  u.  das  Grab 
der  Horatier  und  Guriatier,  M.  d.  I.  II,  39.    Ganina,  Ann.  IX.  p.  10. 

2.  '  Ueber  den  bildlosen  Gultus  in  Rom  vor  dem  ersten  Tarquin 
ZoSga  de  Obel.  p.  225.' 

3.  Vgl.  Varro  \m  Plin.  XXXV,  45  mit  Plin.  XXXIV,  16.' 


1  180.     In  der  Zeit   der  Republik   trieb   die  Romer   ihr 

praktischer,  auf  das  Gemeinwohl  gerichteter  Sinn  viel  weni- 
ger   zur   sogenannten   schQnen  Architektur,    als  zur  Anlage 


[180]  Das  aitere  Rom;  Bauwerke.  199 

grossaxtiger  Werke  der  W a s s e r-  und  Strassenbaukunst; 
jedoch  kommen  die  mit  Kies  unterbauten,   aus  grossen  Stei- 
nen  zusammengesetzten  Heerstrassen  erst  im  sechsten  Jahr- 
hundert,  die  ausgedehnten  Bogen werke  der  Aquaeducte  erst  mit 
dem  Anfange  des  siebenten  auf.     Tempel  wurden  zwar  sehr  2 
viele,  fruhzeitig   auch   all^orischen  Gottheiten,  gelobt  und 
geweiht;   aber  wenige  waren  vor  denen  des  Metellus  durch 
Material,   Grosse  oder  Kunst  ausgezeichnet.    Noch  geringer,  3 
als  die  Gotter,  wohnten  naturlich   die  Menschen;   auch  an 
grossen  5ffentlichen  Hallen  und  Salen  fehlte  es  lange;    und 
die  Gebaude   fur   die  Spiele   wurden   nur  fur  den  voruber- 
gehenden  Zweck  leicht  construirt.    Indess  war  doch  unter  den  4 
zeichnenden  Kunsten  die  Architektonik  noch  am  meisten  den 
Romischen    Sitten    imd    Lebensansichten    angemessen;    ein 
R5mer  Cossutius   baute   gegen  590  in  Athen  fur  Antiochos 
(§.  153.  Anm.  4),    Wie  Griechische  Formcn  und  Verzierungen  5 
uberall  Eingang  fanden,  zeigen  die  Steinsarge  der  Scipionen 
aber  auch,    wie   sie   ohne  Rucksicht   auf  Bestimmung   und 
Charakter,  nach  Etruskischem  Vorgange,  combinirt  und  ver- 
mischt  wurden. 

1.  Die  Sorge  der  HOmer  fOr  Strassenbau,  Wasserleitungen  und 
Abfdhrung  des  Unraths  stellt  Strabo  V.  p.  235  in  Gegensatz  mit  der 
Oleichgilltigkeit  der  Griechen  fCkr  diese  Dinge.  Ableitung  des  Alblanischen 
See's  g.  359  (§.  168),  des  Velinus  durch  Curias  462.  (Niebuhr  10.  S.  486.) 
Wasserleitungen:  Aqua  Appia  (10  Ifillien  unterirdisch,  300  F.  auf  Bogen) 
442,  Anio  vetus  481,  Marcia  608,  sp&ter  die  Tepula  627,  die  lulia  von 
Agrippa  719.  (Frontinus  de  aquaeduct.  1.)  Neue  Cloaken  568.  719. 
Austrocknung  der  Pomptinischen  SClmpfe  592  (dann  unter  Caesar  und 
August).  Strassen:  Via  Appia  442  (zuerst  ungepflastert;  460  wurden 
10  Millien  von  der  Stadt  und  mit  Basaltlava  gepflastert) ;  Flaminia  532. 
565;  Verbesserung  des  Strassenbau's  in  der  Censur  des  Fulvius  Flaccus  578 ; 
trefriicbe  Strassen  des  C.  Gracchus  g.  630.  Tiberbrflcken  Vgl.  Hirt 
Geschichte  der  Baukunst  II.  S.  184  fT. 

2.  Bemerkenswerth  der  vom  Dictator  Postumius  gelobte,  von  Sp. 
Cassius  261  geweihte  T.  der  Ceres,  des  Liber  und  der  Libera  beim  Circus 
Maximus,  Vitruv's  Muster  der  Tuscanischen  Gattung,  der  erste,  nach  Plin., 
welchen  Griechen,  Damophilos  und  Gorgasos,  als  Maler  und  Thonbildner 
verzierten.  T.  der  Virtus  und  des  Honor,  von  M.  Marcellus  547  dedicirt 
und  mit  Griech.  Kunstwerken  geschmilckt.    T.  der  Fortuna  Equestris,  578 


200  Griechiscbe  Kunst  in  Italien.  [181] 

von  Q.  Fulvius  Flaccus  erbaut,  systylos  nach  Vitruv  III,  3;  die  Halfte  der 
Marmoraiegel  von  der  Hera  Lakinia  sollte  das  Dach  bilden.  Liv.  XLU,  3. 
T.  des  Hercules  Musarum  am  Circus  Flaminius,  von  M.  Fulvius  Nobilior, 
dem  Freunde  des  Ennius,  573  gebaut,  und  mit  ehemen  Musenstatuen  von 
Ambrakia  geschmuckt  S.  Plin.  XXXV,  36,  4,  nebst  Harduin,  Eumenius 
'  pro  restaur,  scbol.  c.  7.  8,  und  die  Mdnzen  des  Pomponius  Musa.  Q.  Me- 
tellus  Macedonicus  errichtet  605  aus  der  Beute  des  Maked.  Kriegs  zwei  T., 
des  Jupiter  Stafor  und  der  Juno,  wobei  zuerst  Marmor  vorkam,  von  einer 
grossen  Porticus  (722  nach  der  Octavia  genannt)  umgeben.  Jupiters  T. 
peripteros,  der  Juno  prostylos,  nach  Yitruv  und  dem  Gapitolin.  Plane  Roms. 
Jenen  baut  Hermodor  von  Salamis,  nach  Yitruv;  die  S&ulen  arbeiten, 
nach  Plinius,  Sauras  und  Batrachos  von  Lakedaemon  (lacerta  atque  rana 
in  columnarum  spiris;  vgl.  Winckelm.  W.  I.  S.  379.  Fea  S.  459).  Vgl. 
Sachse  Gesch.  der  Stadt  Rom  I.  S.  537.  Ueber  die  Statuen  darin  §.  160,  2. 
Hermodor  von  Salamis  baut  aucb  den  T.  des  Mars  am  Circus  Flaminius 
nach  614.    Hirt  II.  S.  212. 

3.  Roher  Auf bau  der  Stadt  aus  ungebrannten  Zieg^ln  365.  Die  erste 
nambafte  Basilika  {§ciotUxi^  6Tod)  von  Cato  568 ;  frflher  dienten  die  Janus 
als  Versammlungsorte.  Anlagen  des  Censor  Fulvius  Kobilior  573  fdr  den 
Yerkehr.  Senatusconsult  gegen  stehende  Theater  (theatruro  perpetuum) 
597.  vgl.  Lipsius  ad  Tac.  Ann.  XIY,  20.  Die  columna  rostrata  des  Duilius 
im  ersten  Pun.  Kriege.    Yon  andem  Ehrensaulen  Plin.  XXXI Y,  11. 

5.  S.  besonders  den  Sarkophag  des  Cornelius  Lucius  Scipio  Barbatus 
Gnaiivod  patre  prognatus  etc.  (Consul  454)  bei  Piranesi  Monumenti  degli 
Scipioni  t.  3.  4.  Winckelm.  W.  I.  Tf.  12.  Hirt  Tf.  11.  F.  28.  Ueber 
die  geringen  Reste  des  republicanischen  Roms  Bunsen  I.  S.  161,  Qber  die 
Gr&ber  der  Sciplonen  Gerhard  Beschr.  Roms  II,  2.  S.  121. 

» 

1  181.  Die  bildende  Kunst,  anfangs  unter  den  R6- 
mern  sehr  wenig  geubt,    ward  ihnen   allmahlig  durch  den 

2  politischen  Ehrgeiz.  wichtig.  Senat  und  Volk,  dankbare  Staa- 
ten  des  Auslands ,  und  zwar  zuerst  die  Thuriner,  errichteten 
verdienten  Mannem  Erzstatuen  auf  dem  Forum  und  sonst; 
manche  auch  sich   selbst,   wie    nach  Plinius  schon  Spurius 

3  Cassius  g.  268.  Die  Bilder  der  Vorfahren  in  Atrium  da- 
gegen  waren  keine  Statuen,  sondern  Wachsmasken,  be- 
stimmt,   bei  Aufeugen   die   Verstorbenen   darzustellen.     Das 

4  erste  Erzbild  einer  Gottheit  war  nach  Plinius  eine  Ceres, 
die  aus  dem  eingezogenen  Vermogen  des  Spurius  Cassius 
gegossen   wurde.     Seit    der   Zeit   der   Samnitischen-  Kriege, 


[181]  Aeltere  Bildwerke  in  Rom.  201 

als  Roms  Herrscbaft  sich  uber  Grossgriechenland  zu  verbreiten 
anfing,  wiurden  auch  nach  Griecbischer  Art  aus  der  Kriegs- 
beute  Statuen  und  Colosse  den  GSttern  als  Weibgeschenke 
aufgestellt. 

1.  Plin.  XXXrV,  11  flf.  gibl  zwar  viele  Erzstatuen  fOr  Werke  der 
KOnigszeit  und  frtlhern  Republik  aus,  und  glauht  sogar  an  Statuen  aus 
Euander's  Zeit,  und  an  die  Weihung  eines  Janus  durch  Numa,  der  die 
Zahl  355,  auf  die  Weise  Griecbischer  Mathematiker,  durch  Verbiegung  der 
Finger  anzeigte.  Aber  das  mdste  von  ihm  AngefOhrte  gehdrt  offenbar 
sp&terer  Zeit  an.  Die  Statuen  des  Romulus  und  Camillus  waren  in 
heroischer  Nacktheit  ganz  gegen  Rdmische  Sitte;  wenn  nicht  Ph'nius  (ex 
his  Romuli  est  sine  tunica,  sicut  et  Gamilli  in  Rostris)  zu  erkl&ren  ist  aus 
Asconius  in  Scaur,  p.  30.  Orell.  Romuh  et  Tatii  statuae  in  Gapitolio  et 
Gamilli  in  rostris  togatae  sine  tunicis.  Romulus  war  eine  Idealbildung, 
deren  Kopf  auf  MQnzen  des  Memmischen  Ge^chlechts  erhalten  ist;  eben 
so  Numa  (Visconti  Iconogr.  Rom.  pi.  1);  dagegen  Ancus  Marcius  ein 
Familiengesicht  der  Marcier  erhalten  zu  haben  scbeint  Aechtere  Werke 
der  fruhem  Zeit  sind  der  Attus  Navius  (vgl.  mit  PUn.  Gic.  de  div.  I,  11), 
der  Minucius  vom  J.  316  und  die  wahrscheinlich  Griechischen  Statuen  des 
Pythagoras  und  Alkibiades  (um  440  gesetzt)  und  des  Herroodor  von  Ephesos, 
Theilnehmers  an  der  Decemviralgesetzgebung.  Vg].  Hirt  Gesch.  der  Bild. 
Kunst  S.  271.  Rdmer-Statuen  vor  Pyrrhus  (454),  Gicero  Gael.  §.  39 
c.  intpp. 

2.  S.  Plin.  XXXIV,  14.  Im  J.  593  nahmen  die  Gensoren  P.  Gorn. 
Scipio  und  M.  Popilius  alle  Statuen  von  Magistraten  um  das  Forum  weg, 
die  nicht  vom  Volk  oder  Senat  gestellt  waren.  Eine  Statue  der  Gornelia, 
der  Mutter  der  Gracchen,  stand  in  der  Porticus  des  Metell. 

3.  Ueber  die  Imagines  maiorum  Polyb.  VI,  53  mit  Schweighauser's 
Note.  Lessing  Sammti.  Schriften  Bd.  X.  S.  290.  Eichstaedt  III.  Prolusiones. 
Qu.  de  Quincy  Jup.  Olymp.  p.  14.  36.  Hugo*s  Rechtsgesch.  (elfte)  8.  334. 
Bilder  seiner  Voi*faliren  auf  Schilden  (vgl.  §.  345*)  weihte  zuerst  Appius 
Glaudius  in  den  456  (nicht  259)  vovirten  T.  der  Bellona,  Plin.  XXXV,  3. 

5.  Merkwtbrdig  ist  der  448  auf  dem  Gapitol  geweibte  Hercules  (Liv. 
IX,  44);  und  der  von  Sp.  Garvilius  nach  459  dedicirte  Jupiter-Goloss  auf 
dem  Gapitol,  sichtbar  vom  Jupiter  Latiaris  aus,  aus  den  prftchtigen  WafTen 
der  heiligen  Legion  der  Samniter  (vgl.  Liv.  IX,  40.  X,  38)  gegossen;  vor 
den  FQssen  befand  sich  das  aus  den  FeilspSnen  (reliquiis  limae)  gegossene 
Bild  des  Garvilius.  Plin.  XXXIV,  18.  Novius  Plautius,  Erzarbeiter  in  Rom, 
um  500.  §.  173.   Anro.  4. 


202  Griechische  Kunst  in  Ilalien.  [182] 

1  182.  In  den  Consular- und  Fam  nienmiinzen 
(so  nennt  man  die  mit  dem  Namen  der  Aufseher  des  Munz- 
wesens,  besonders  der  tresviri  monetales,  bezeichneten)  zeigt 
sich  wahrend  des  ersten  Jahrhunderts ,  nachdem  man  ange- 
fahgen  Silber  zu  pragen  (483),  die  Kunst  sehr  roh;  das 
GeprSge  ist  flach,  die  Figuren  plump,  der  Romakopf  un- 
schon.  Auch  da  die  mannigfaltigem  Familien-Typen  auf- 
kommen,  bleibt  die  Kunst  noch  lange  roh  und  unvoUkommen. 

2  Auffallend  ist  die ,  mit  den  sonst  bekannten  Sitten  Roms 
contrastirende,   fruhzeitige  Beschaftigung  mit  der  Malerei, 

3  besonders  bei  Fabius  Pictor.  Doch  tragt  auch  die  Anwendung 
der  Malerei  zur  Verewigung  kriegerischer  Grossthaten  und 
zum  Schmuck  der  Triumphe  dazu  bei,  ihr  Ehre  bei  den 
Romern  zu  verschaffen. 

1.  Die  ^testen  GonsuIar-MQnzen  haben  vom  den  Kopf  mit  dem 
geflugelten  Helm  (Roma,  nach  andern  Pallas);  auf  dem  Revers  die  Dios- 
kuren,  wofQr  aber  bald  ein  Rossegespann  eintritt  (bigati,  serrati).  Die 
Familien-Milnzen  haben  zuerst  die  allgemeinen  ROmischen  Embleme  der 
Gonsular-Mdnzen;  nur  bildet  man  auf  den  Gespannen  verschiedne  GOtter 
ab;  hemach  treten  verschiedene  Typen,  in  Bezug  auf  Cultus  und  Geschichte 
der  Geschlechter,  ein.  Interessant  ist  der  Denar  des  Pompejisclien  Ge- 
schlechts  mit  der  WClfin,  den  Kindern  und  dem  FosUus.  Die  WOlfin  ist 
gut,  wahrscheinlich  nach  der  Etruskischen  (§.  172j,  gezeichnet,  alles  Andre 
noch  schlecht  und  roh.  Hauptwerke  aber  diesen  Theil  der  MCinzkunde 
von  Car.  Patin,  Vaillant,  Morelli  und  Havercamp.  Eckhel  D.  N.  II,  V. 
p.  53  ff.,  besonders  111.  Stieglitz  Distributio  numorum  familiarum  Roman, 
ad  typos  accommodata  (ein  lehrreiches  Buch)  Lips.  1830.  B.  Borghesi  ai)er 
Familien-MQnzen ,  in  Giomale  Arcad.  T.  LXIV.  LXV.  Gavedoni  Monete 
ant.  italiche  impresse  per  la  guerra  civile,  BuUett.  1837.    p.  199. 

2.  Fabius  Pictor  malt  den  T.  der.  Salus,  u.  zwar  meisterhafl,  451 
Liv.  X,  1.  Plin.  XXXV,  7.  Val.  Max.  VIII.  14,  6.  Dion.  Hal.  Fragm. 
von  Mai  XVI,  6.  Letronne  Lettres  d'un  antiquaire  p.  412.  Appendice 
p.  82  Iflugnet,  dass  die  Stelle  des  Dionysius  auf  den  Fabius  sich  beziehe. 
M.  Pacuvius  voh  Rudiae,  der  Tragiker  (ein  Halbgrieche),  malt  den  T.  des 
Hercules  am  Forum  Boarium,  g.  560.  Postea  non  est  spectata  (haec  ars) 
honestis  manibus,  Plin.  Ein  Maler  Theodotos,  bei  Naevius  (Festus  p.  204. 
Lindem.)  [Panofka  im  N.  Rhein.  Mus.  IV.  S.  133  ff.],  um  530  ist  deut- 
lich  ein  Grieche,  so  wie  der  TOixoYQ(xq>os  Demetrios  590,  Diodor  Exc.  Vat. 
XXXI,   8.   vgl.   Osann,    Kunstblatt    1832.    N.    74.     [ToixoyQatpog  ist   nur 


[182]  Aeltere  Bildwerke  in  Rom.  S03 

Osanns  Vermuthung  fQi*  ronoy^a^og,  wahrscheinlicher  ist  TontoyQti(pogf 
in  dem  aus  Vitru?  bekannten  Sinn  von  topi  a;  R.  Rocbette  Suppl.  au 
catal.  des  artistes  p.  271  ff.  will  rovoYQa^Qg,  obgleich  vonog  fdr  Land- 
schaft  nicht  nachweislich  ist.] 

3.  Beispiele  bei  Plin.  XXXV,  7,  besonders  M.  Valerius  Mesala 
Schlacht  gegen  die  Karthager  in  Sicilien  489,  L.  Scipio's  Sieg  Qber  An- 
tiochos  g.  564.  L.  Hostilius  Hancinus  erkldrt  606  selbst  dem  Volke  ein 
Gemfllde  von  Karthago's  Eroberung.  Die  Triumphe  macbten  GemSlde 
nOthig  (Petersen  Einl.  S.  58);  dafflr  liess  Aemilius  Paulus  den  Metrodor 
Ton  Athen  kommen  (ad  excolendum  triumpbum),  Plin.  XXXV,  40,  30. 


Fftnfte  Periode. 

Von  606  der  St.  (01.  158,  3)  bis  zum  Mittelalter. 


1.    AUgemeines  ttber  den  Charakter  und  Geist  der  Zeit. 

1  183.  Wie  die  gesammte  Geschichte  des  gebildeten 
MenschengescMechts  (mit  Ausnahme  Indiens):  s*  concentrirt 
sich  auch  jetzt  die  Kunstgeschichte  in  Rom.  Aber  nur  durch 
die  politische  Uebermaeht,  nicht  durch  kunstlerische  Talente 
der  Romer.  Die  Romer,  obgleich  nach  der  einen  Seite  bin 
den  Griechen  innig  verwandt,  waren  doch  als  Ganzes  aus  einem 

2  derberen,  minder  fein  organisirten  Stofife.  Ihr  Geist  blieb 
den  aussern  Verhaltnissen  der  Menschen  untereinander,  durch 
welche  deren  Thatigkeit  im  Allgemeinen  bedingt  und  bestimmt 
wird,  (dem  praktischen  Leben)  zugekehrt;  zuerst  mehr  den 
auf  die  Gesammtheit  beziiglichen  (politischen),  dann,  als  die 
Freiheit  sich  uberlebt  hatte,  denen  der  Einzelnen  unterein- 
ander (Pri vatleben) ,  besonders  den  durch  die  Beziehung  der 

3  Menschen  zu  den  aussern  Gutem  gegebenen.  Die  res  fami- 
liaris  zu  erhalten,  zu  mehren,  zu  schutzen,  wurde  nirgends 

4  so  sehr  wie  hier  als  Pflicht  angesehen.  Die  sorglose  Unbe- 
fangenheit  und  spielende  Freiheit  des  Geistes,  welche,  innem 
Trieben  sich  rucksichtslos  hingebend,  die  Kunste  erzeugt,  war 
den  R5mern  fremd;  auch  die  Religion,  in  Griechenland  die 
Mutter  der  Kunst,  \Yar  bei  den  Romern  sowohl  in  ihrer 
fruhem  Gestalt,  als  Ausfluss  der  Etruskischen  Disciplin,  als 
auch  in  ihrer  spatem,  wo  die  Vergotterung  ethisch-politischer 

5  Begrifife  vorherrscht,  absichtlich  praktisch.  Doch  war  diese 
praktische  Richtung  bei  den  Romern  mit  einem  grossartigen 
Sinne  verbunden,  der  das  Halbe  und  Kleinliche  scheute ,  der 
jedem  Bedurfniss  des  Lebens  auf  eine  umfassende,  durch- 
greifende  Weise  durch  grosse  Untemehmungen  genugte,  und  da- 
durch  unter  den  Kunsten  wenigstens  die  Architektur  emporhielt. 


1184]  Charakter  der  Periode.  205 

3.  Vgl.  Clber  diesen  Punkt  (einen  Hauptgrund  der  grossen  Ausbildung 
des  Privati-echts)  Hugo's  Rechtsgeschicfate  elfte  Aufl.  S.  76.  Juvenal  XIV. 
zeigt,  wie  die  avaritia  der  Jugend  als  gute  Wirtfaschaft  eingeimpfl  wurde. 
Horaz  stellt  6fter,  wie  A.  P.  323,  die  Okonomisch-praktiscbe  Bildung  der 
R5mer  der  ideellem  Hellenischen  entgegen.  Omnibus,  diis  hominibusque, 
formosior  videtur  massa  auri,  quam  quidquid  Apelles  Phidiasque,  Graeculi 
delirantes,  fecerunt.    Petron  88. 


184.    Der  Charakter  der  Romischen  Welt  in  Bezug  auf  l 
die  Kunst,  diese  Periode  hindurch,  lasst  sich  am  besten  in 
vierfacher  Gestalt  fassen:    I.   Von   der  Eroberung  Ko- 2 
rinths  bis  auf  August.    Das  Streben  der  Vomehmen, 
durch  Pracht  bei  Triumphen,  durch  unerhSrt  glanzende  Spiele 
zu   imponiren,   das  Volk  zu  gewinnen,   zieht  Kunstler  und 
Kunstwerke  nach  Rom.    Bei  Einzelnen  entsteht  achter  Ge-  3 
schmack  fur  die  Kunst,  meist  freilich  mit  grossem  Luxus  ver- 
bunden,  nach  Art  der  Kunstliebe  Makedonischer  Fursten.  Der  4 
Reiz  dieser  Genusse  wird  durch  das  Widerstreben  einer  alt- 
rSmisch   gesinnten  Partei   fur   das  Privatleben   nur  erhSht, 
wenn  diese  auch  im  dffentlichen  Leben  scheinbar  die  Oberhand 
hat.  Rom  ist  daher  ein  Sammelplatz  der  Griechischen  Kunst-  5 
ler,  imter  denen  sich  sehr  vorzugliche  Nacheiferer  der  Alten 
befanden;  Kunstgelehrsamkeit  und  Kennerschaft  schlagen  hier  6 
ihren  Sitz  auf. 

2.  8.  §.  182,  3.  M.  Aemilius  Scaurus,  SuUae  privignus,  fflhrle  694 
als  Aedil  ftlr  seine  Spiele  die  verpf^deten  Bilder  Sikyons  nacb  Rom,  Plin. 
XXXV,  40,  24.  XXXVI,  24,  7.  Durch  Ungeschicklichkeit  verdarben  auch 
Bilder  beim  Reinigen  fdr  solche  Zwecke,  XXXV,  36,  19.  In  Cicero's  Zeit 
iiehen  die  Magistrate  die  Kunstwerke  sich  oft  weither  zusammen,  Gic. 
Verr.  IV,  3.  Ftlr  die  Spiele  brauchte  man  auch  skenographische  Bilder, 
wo  niusion  das  hflchste  Ziel  war.    Plin.  XXXV,  7. 

4.  S.  Cato's  Rede  (557)  Liv.  XXXIV,  4.  Plin.  XXXFV,  14.  Cicero 
scheut  sich,  von  den  Richtem  fdr  einen  Kunstkenner  gehalten  zu  werden : 
nimirum  didici  etiam  dum  in  istum  inquiro  artificum  nomina.  Verr.  IV, 
2.  7.  Cicero's  Kunstliebe  war  indess  immer  m&ssig,  s.  Epp.  ad  div.  VII,  23. 
Parad.  5,  2.    Anders  der  Damasippus,  Epp.  a.  0.    Horat.  Sat.  II,  3,  64. 

6.  Die  intelligentes  stehen  den  Idicitccig  gegentlber,  Cicero  a.  0.  Aber 
auch  Petron's  (52)  Trimalchio  sagt  bei  den  lacherlichsten  Kunsterklarungen : 


206  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [185,  186J 

Meum  enim  inteHigere  nulla  pecunia  vendo.  Wichtige  Stellen  uher  die 
Kunstkennerschaft  Dionys.  de  Dinarcho  p.  644.  de  vi  Dem.  p.  1108.  [Juv. 
I,  56  doctus  spectare  lacunar.]  Die  Probe  war :  non  inscriptis  auctorem 
reddere  signis,  Statius  Silv.  IV,  6,  2^4.  Die  Idioten  wurden  dagegen  viel 
mit  berdhmten  Namen  betrogen.  Beck  de  nomin.  artif.  in  monum.  artis 
interpolatis.  1832. 

1  185.  II.  Die  Zeit  der  Julier  und  Flavier, 
723  bis  848  (96  n.  Ghr.).  Kluge  Fursten  wlssen  dem 
RSmischen  Volke  durch  grossartige  Bauunteraehmungen,  die 
avich  dem  gemeinen  Mann  ausserordentliche  Bequemlichkeiten 
und  Genusse  verschafifen,  alles  politische  Leben  in  Vergessen- 
heit  zu  bringen ;  halbwahnsinnige  Nachfolger  geben  durch  die 
riesenhaften  Plane  ihres  Uebermuths  doch  den  Kunsten  voile 

2  Beschaftigung.  Wie  weit  auch  in  solchen  Zeiten  die  Kunst 
von  der  Wahrheit  und  Einfalt  der  besten  Zeiten  Griechen- 
lands  entfernt  sein  musste:  zeigt  sie  doch  in  diesem  Jahr- 
hundert  noch  uberall  Geist  und  Schwung;  das  Sinken  des 
Geschmacks  ist  noch  wenig  merkbar. 

1.    August's  Wort:  er  hinterlasse  die  Stadt  marmorea,  die  er  lateritla 
empfangen.    Nero's  Brand  und  Neubau. 

1  186.  ni.  Von  Nerva  bis  zu  den  sog.  Tri- 
g  i  n  t  a  t  y  r  a  n  n  i ,  96  bis  g.  260  n.  Ghr.  Lange  Ruhe 
im  R5mischen  Reiche;  glanzende  Unternehmungen  auch  in 
den  Provinzen ;  ein  vorubergehendes  Aufleuchten  der  Kunst  in 
Griechenland  selbst  durch  Hadrian;  Prachtbauten  im  Orient. 

2  Bei  so  eifrigem  und  ausgedehntem  Betriebe  der  Kunst  zeigt 
sich  doch,  von  den  Antoninen  an,  immer  deutlicher  der 
Mangel  ah  innerm  Geist  und  Leben  neben  dem  Streben  nach 
ausserem  Prunk;  Niichternheit  und  Schwulst  vereinigt,  wie 

3  in  den  Redekunsten.  Die  Kraft  des  Geistes  der  Griechisch- 
RSmischen  Bildung  war  durch  das  Eindringen  fremder  Denk- 
weisen  gebrochen;  das  allgemeine  Ungenugen  an  den  vater- 
lichen  Religionen,  die  Vermischung  verschiedenartigen  Aber- 
glaubens  musste  der  Kunst  in  vieler  Beziehung  verderblich  sein. 

4  Bedeutende  Einwirkung  hatte  der  Umstand,  dass  ein  Syrisches 
Priestergeschlecht  eine  Zeitlang  denRSmischenKaiserthron  inne 

5  hatte.  Syrien,  Kleinasien  waren  damals  die  bluhendsten 
Provinzen,  und  ein  von  ihnen  ausgehender  Asiatischer  Cha- 


[I87J 


Cfaarakter  der  Periode. 


207 


rakter  wird,  wie  er  in  der  Schriftstellerei  herrscht,  auch  in 
dei^  zeichnenden  Kun&ten  deutlich  wahrgenommen. 

3.  Der  Isisdienst,  der  um  700  der  8t.  mit  Gewalt  eingedrungen 
war,  und  oft  zum  Deckmantel  der  Ausschweiftingen  gedient  hatte,  wurde 
allm^lig  so  herrschend,  dass  Ck>mniodus  und  Garacalla  dffenUich  daran 
Theil  nahmen.  —  Der  Mithrasdienst,  ein  Gemisch  Assyrischer  und 
Persischer  Religion,  wurde  durch  die  SeerHuber,  vor  Pompejus,  zuerst  in 
der  Rdmischen  Welt  bekannt,  in  Rom  seit  DomiUanus,  besonders  seit 
Gommodus  Zeit  einheimisch.  —  Syrischer  Gultus  war  schon  unter 
Nero  beliebt,  aber  besonders  seit  Septimius  Severus  herrschend.  —  Dazu 
die  Cbaldaejsche  Genethliologie;  Magische  Amulete,  §.  !206;  theurgische 
Philolbphie.  Vgl.  Heyne  Alexandn  Sev.  Imp.  religiones  miscellas  probantis 
iudicium,  besonders  Epim.  VI.:  de  artis.  fingendi  et  sculpendi  corruptelis 
ex  religionibus  peregrinis  et  superstitionibus  profectis,  Opuscc.  Acadd.  VI. 
p.  273. 

4.  Auch  fQr  die  Kunstgesofaichte  ist  die  Genealogie  *wichtig: 

Bassianus 
Sonnenpriester  zu  Emesa 


Julia    Domna 
Septim.  Severs  Gemahlin 


Julia  Maesa 


Bassianus        Septimius  Soaemias  Julia  Mammaea 

Garacalla  Geta        v.  einem  ROm.  Senator  v.  einem  Syrer 


Elagabal 


Severus  Alexander 


187.      IV.     Von    den    Trig,    tyranni    bis    in  die  l 
Byzantinische  Zeit.    Die   antike  Welt   verfallt,  mit   ihr 
die  Kunst.    Der  altromische  Patriotismus  verliert  durch  die  2 
politischen  Veranderungen  und  die  innere  Kraftlosigkeit  des 
Reichs  den  Halt,  welchen  ihm  das  Kaiserthum  noch  gelassen 
hatte.    Der  lebendige  Glaube  an  die  G6tter  des  Heidenthums  3 
verschwindet ;  Versuche,  ihn  zu  halten,  geben  fur  personliche 
Wesen  nur  allgemeine  Begriflfe.    Zugleich  verliert  sich  uber- 
haupt  die  Betrachtungsweise  der  Dinge,  welcher  die  Kunst 
ihr  Dasein  verdankt,  die  warme  und  lebendige  Auffassung 
der  leiblichen  Natur,  die  innige  Verbindung  der  korperlichen 
Formen  mit  dem  Geiste.     Ein  todtes  Formenwesen  erstickt 
die  Regungen  freierer  Lebenskraft,  die  Kunste  selbst  werden 


208  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [188] 

von  einem  geschmacklosen ,  halborientalischen  Hofprunk  in 
Dienst  genommen.  Ehe  noch  von  aussen  die  Axt  an  den 
Baum  gelegt  wird,  sind  bereits  im  Innern  die  Lebenssafte 
vertrocknet. 


2.    Architektonik. 

1  188.  Schon  vor  den  Kaisern  hatte  Rom  alle  Arten 
von  Gebauden  erhalten,  welche  eine  grosse  Stadt  nach  der 
Weise    der    Makedonischen   Aniagen    zu    schmucken    nothig 

2  schienen;  zierlich  gebaute  Tempel,  obgleich  keinen  von  bedluten- 
8  dem  Umfange;  Curien  und  Basiliken,   welche  als  Versamm- 

lungs-  und  Geschaftorte  den  Romem  immer  nSthiger  wur- 
den,   so  wie   mil  Saulenhallen  und   Sfifentlichen   Gebauden 

4  umgebne  Markte  (fora);  auch  Geb^ude  fur  die  Spiele,  welche 
das  Romische  Volk  fruher,  wenn  auch  prachlig,  doch  nur  fur 
kurzen  Bestand  construirt  zu  sehen  gewohnt  war,  wurden  jetzt 

5  von  Stein  und  in  riesenhaften  Maassen  gebaut.  Eben  so 
nahm  der  Luxus  der  Privatgebaude ,  nachdem  er  schuchtem 
und  z5gernd  die  ersten  Schritte  gethan  hatte,  bald  reissend 

6  und  auf  eine  niegesehene  Weise  uberhand;  zugleich  fuUten 
Monumente  die  Strassen,  und  prachtige  Villen  verschlangen 
den  Platz  zum  Ackerbau. 

2.  Tempel  des  Honor  und  der  Virtus,  von  dem  Architekten 
G.  Mutius  fQr  Marius  gebaut  nach  Hirt  II.  S.  213;  Andre  (wie  Sach^  I. 
S.  450)  halten  ihn  fOr  den  Marcellischen.  §.  180.  Anm.  2.  Das  neue 
Gapitol  des  Sulla  u.  Gatulus,  mit  unver&ndertem  Plan,  674  geweiht.  T.  der 
Venus  Genitrix  auf  dem  Forum  Julium  706  ^lobt.  T.  des  Divus  Julius, 
begonnen  710. 

3.  Die  Guria  des  Pompejus  697 ;  die  prachtvoUe  Qasilica  des  Aemilius 
Paulus,  des  Consuls  von  702,  mit  Phrygischen  SHulen  (basilica  Aemilia  et 
Fulvia,  Varro  de  L.  L.  VI.  §.  4).  Die  Basilica  Julia,  welche  August 
vollendete  und  dann  emeuerte,  an  der  SW.Ecke  des  Palatin.  S.  Gerhard 
della  basilica  Giuila.  R.  1823.  Daran  stiess  das  neue  Forum  Julium,  von 
Augustus  voUendet.    Ueber  die  Einrichtung  eines  Forum  §.  295. 

4.  Im  J.  694  zierte  M.  Aemil.  Scaurus  als  Aedil  ein  hOlzernes 
Theater  prSchtig  aus;  die  Bdhnenwand  bestand  aus  drei  Stock- 
werken  von  Saulen  (episcenia),  hinter  denen  die  Wand  unten  aus 
Marmor,    dann    aus   Glas,    dann    aus   vergoldeten   Tafeln    war.     3000 


[189]  Bauwerke  der  letzten  Zeit  der  Republik.  209 

eherae  Bildsftulen,  viele  Gem&lde  und  Teppiche.  Curio's,  des  Tribunen 
(702),  zwei  Holztheater  vereinigen  sich  zu  einem  Amphitheater.  Pompejus 
Theater  (697),  das  erste  steineme,  fdr  40,000  Zuschauer,  dem  Mitylenaeischen 
nachgeahmt;  auf  dem  obern  Umgange  stand  ein  T.  der  Venus  Victrix. 
Hirt  III.  S.  98.  [Canina  sul  teatro  di  Pon^>eo,  in  den  Mem.  d.  acad 
archeol.  1833.]  Das  erste  Amphitheater  von  Stein  von  Statilius  Taurus 
unter  August  errichtet.  Der  Circus  Max.  unter  Caesar  fQr  150,000  Menschen 
eingerichtet. 

5.  Den  Censor,  L.  Crassus,  traf  um  650  wegen  seines  Hauses  mit 
sechs  kleinen  Sftulen  aus  Hymettischem  Marmor  viel  Qble  Nachrede.  Das 
erste  mit  Marmor  bekleidete  (ein  Luxus,  der  jetzt  einreisst)  hatte  Mamurra, 
698;  aber  auch  Cicero  wohnte  far  LLSXXXV,  d.  h.  175,000  Rthlr.  Mazois 
Palais  de  Scaurus,  fragm.  d*un  voyage  fait  k  Rome  vers  la  fin  de  la 
r^publ.  par  M^rovir  prince  des  Su^ves.  Deutsch  mit  Anm.  von  den  Brfldern 
Wustemann.    Gotha  18-20. 

6.  Lucullus  Villen,  Petersen  Einl.  p.  71.  Varro's  Ornithon  (nach 
dem  Windthurm  in  Athen,  de  R.  R.  Ill,  3).  Monument  der  Caecilia 
Metella,  der  Gemahlin  des  Crassus,  beinahe  die  einzige  Ruine  aus  dieser 
Zeit.  —  Architekten  aus  Cicero's  Zeit  Hirt  II.  S.  257.  Cyrus  in  Cicero's  Briefen. 


189.    In  der  ersten  Kaiserzeit  bildet  die  Romische  Archi-  i 
teklur  an  oflfentlichen  GeMuden  den  prSLchtigen  und  grossen 
Charakter  aus,   welcher  den  Verhaitnissen  und  Ideen  eines 
weltherrschenden  Volks  sicher  der  angemessenste  war.    Die  2 
Pfeiler   und  Bogen  tret  en  an  den  ansehnlichsten  Gebauden 
als  eine  Hauptform  neben  die  Saulen  und  das  Saulengebalk, 
indem  dabei  das  Grundgesetz  beobachtet  wird,    dass   beide 
Formen,  jede  nur  sich  fortsetzend,  nebeneinander  hergehen, 
so   dass   die  Bogen    die  innere  Construction   des  Gebaudes, 
die   Saulen   die   aussere  Fronte   bilden,    und   da,   wo   kein 
Dach   auf  ihrem  Gebalke  liegt,   als  Trager  von  Bildsaulen 
ihren  Zweck  erfuUen.    Indess  finden  sich  doch  strengere  Schu-  3 
ler  der  Griechischen  Meister,    \vie  Vitruvius,   schon  jetzt  ge- 
drungen,   uber  Vermischung  heterogener  Formen  zu  klagen: 
welcher  Vorwurf  in    der  That   auch  das ,    erst   nach  Vitruv  4 
aufgekommene,   sogenannte  Romische  Capital  treffen   muss. 
Die  Reinheit  der  Baukunst  musste  auch  damals  schon 
an  den  Gebauden  des  Griechischen  Mutterlands  und  loniens 
gelernt  werden. 

3.    S.   Vitruv   I,   2.    IV,  2    flber  die   Vermischung    des   lonischen 

O.  Mailer's  Archaeolofle.    4.  And.  14 


210  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [190] 

Zahnschnitts  und  der  Doriscben  Triglyphen.  Sie  findet  z.  B.  am  Theater 
des  Marcellus  statt.  Mehr  klagt  Vitruv  Qber  die  aller  Architektonik 
spottende  Skenographie,  §,  209. 

4.  Das  Rdmische  oder  composite  Capital  setzt  das  lonische 
Eckcapitdl  vollstflndig  fiber  die  untem  zwei  Drittel  des  Korinthischen ,  in 
welches  jenes  doch  schon  auf  die  angemessenste  Weise  aufgenommen  war; 
es  verliert  dadurch  alle  Einheit  des  Gharakters.  Die  Sflulen  erhalten 
9  bis  9V2  Diameter  HOhe.    Zuerst  am  Bogen  des  Titus. 

1  190.  Augustus  umfasste  alle  Zweige  einer  RSmischen 
Bauordnung  mit  wahrhaft  furstlichem  Sinne:  er  fand  das 
Marsfeld  noch  grosstentheils  frei,  iind  machte  es,  nebst 
Agrippa  und  Andem,  zu  einer  yon  Hainen  und  grunen 
Flachen  angenehm  unterbrochenen  Prachtstadt,   von  welcher 

2  die  ganze  ubrige  Stadt  verdunkelt  wurde.  Die  nachfolgenden 
Kaiser  drangen  sicb  mit  ihren  Bauen  mehr  um  den  Palatin 
und   die  Sacra- Via;    ein    ungeheures    GebSude   erhebt    sich 

3  bier  auf  den  Trummem  des  andem.  Die  Flavier  setzen  an 
die  Stelle  der  Riesenbauten  Nero's,  welche  nur  der  Schwel- 
gerei  und  Eitelkeit  des  Erbauers  dienten,  gemeinnutzige  und 
populare  Gebaude;  in  ihrer  Zeit  tritt  indess  schon  ein  merk- 

4  liches  Nachlassen  des  guten  Geschmackes  ein.  Eui  schreckliches 
Ereigniss  imter  Titus  erhalt  der  Nachwelt  die  lebendigste  An- 
schauung  des  Ganzen  einer  Romischen  Landstadt,  in  welcher 
bei  der  sparsamsten  Raumbenutzung  und  einer  im  Ganzen 
leichten  und  wohlfeilen  Bauweise,  doch  ziemlich  alle  Arten 
5flFentlicher  Gebaude,  die  eine  Hauptstadt  hatte,  vorkommen, 
und  Sinn  fur  elegante  Form  und  gefalligen  Schmuck  sich 
uberall  verbreitet  zeigt. 

1.    Unter  August  (Monum.  Ancyranum): 

T.  In  Rom.  a.  Vom  Kaiser  fgebaut.  T.  des  Apollo  Pala- 
tinus,  724  vollendet,  aus  Cararischem,  die  S&ulenhallen  umber  aus 
Puniscbem  Marmor;  Bibliotbeken  darin.  Sacbse  II.  S.  10.  Petersen  EinL 
S.  87.  T.  des  Jupiter  Tonans,  jetzt  des  Satumus  (drei  Korinthische 
S&ulen  nebst  Gebalk  am  Gapitolinischen  Berge  sind  von  einer  Restauration 
abrig,  Desgodetz  Les  edifices  antiques  de  Rome  cb.  10);  des  Quirinus, 
ein  Dipteros;  des  Mars  Ultor  auf  dem  Capitol,  ein  kleiner  Monopteros, 
den  man  noch  auf  Mdnzen  sieht,  und  auf  dem  Forum  des  Augustus,  ein 
grosser  T.,  wovon  noch  drei  Sftulen  iibrig  sihd,  Piale  Atti  dell*  Ac.  Archeoi. 
Rom.  II.  p.  69.  Die  ROmischen  fora  nach  Bunsen,  Mon.  d.  InsN  II,  33.  34. 
Theater  des  Marcellus,  in  den  Pallast  Orsini  verbaut,  378  F.  im  Durch- 


[190 J  Bauwerke  des  August.  211 

messer  (s.  Guattani  M.  I.  1689.  Genn.  Febr.  Piranesi  Antichit^  Rom. 
T.  IV.  t.  25—37.  Desgodetz  ch.  23).  Porticus  der  Octavia  (frflher  des 
Metell),  nebst  einer  Curia,  Schola,  Bibliothek  and  Tempeln,  eine  grosse 
Anlage.  Einige  Korinthische  Sftulen  davon  flbrig,  wie  man  glaubt  (vgl. 
Petersen  Ein).  S.  97  if.).  Augustus  Mausoleum  nebst  dem  Bustum,  auf 
dem  Marsfelde  an  der  Tiber;  Reste  davon.    Aquae.  Viae. 

b.  Baue  andrer  Grossen  (Sueton  August  29).  Von 
M.  Agrippa  grosse  Hafen-  und  Gloakenbaue;  die  Porticus  des  Neptun 
Oder  der  Argonauten;  die  Septa  Julia  und  das  Diribitorium  mit  ungeheurem 
Dache  (Plin.  XVI,  76  und  XXXVI,  24,  1  e  cod.  Bamberg.  Dio  Cass.  LV,  8); 
die  grossen  Thermen.  Einen  Vorbau  bildete  das  Pantheon  (727),  ein 
Rundgebftude,  132  F.  hoch  und  im  Inn  em  breit,  mit  einer  Vorhalle  a  us 
16  Kor.  Granits&ulen;  die  WSnde  mit  Marmor  belegt,  die  Lacunarien  mit 
vergoldeten  Rosetten.  Eheme  Balken  trugen  das  Dach  der  Vorhalle,  die 
Ziegel  waren  vergoldet.  Geweiht  den  G6ttem  des  Julischen  Geschlechts 
(Jupiter  als  Ultor,  Mars,  Venus,  D.  Julius  u.  drei  andern),  deren  Colosse 
in  Nischen  standen.  [Statt  der  Worte  Pantheon  lovi  Ultori  in  der  zweiten 
St.  des  Plin.  hat  der  God.  Bamb.  vidit  orbis:  non  et  tectum  diribitorii? 
Der  Nischen  sind  nur  sechs.]  Andere  Statuen  in  Tabernakeln,  die  Karya- 
tiden  des  Diogenes  auf  Sftulen.  Colosse  des  August  und  Agrippa  in  der 
Vorhalle.  Restaurirt  202  n.  Chr.  S.  Maria  Rotonda.  Desgodetz  ch.  1. 
Hirt  im  Museum  der  AlterthumsW.  Bd.  I.  S.  148.  Guattani  1789.  Sett. 
Mem.  encycl.  1817.  p.  48.  [Beschr.  Roms  lU,  3.  S.  339-59.]  Vier 
[Process-]  Schriflen  von  Fea  1806  u.  1807,  [Qber  die  Wegrftumung  der 
anstossenden  Hfluser.]  Wiebeking  Bargerl.  Baukunst  Tf.  24.  Rosini's 
Vedute.  Von  Asinius  Pollio  das  Atrium  der  Libertas  mit  einer  Biblio- 
thek und  Schriftsteller-Busten.  S.  Reuvens  bei  Thorbecke  de  Asinio  Pollione. 
Cornelius  Balbus  Theater.  —  Pyramide  des  Cestius. 

Von  der  pittoresken  Ansicht  (Skenographie)  des  Campus  Martius  in 
dieser  Zeit  Strab.  V.  p.  256.  Vgl.  Piranesi's  phantasiereiches  Gesammtbild : 
Campus  Martius  R.  1762. 

n.  Ausser  Rom.  In  It  a  lien  die  Ehrenbogen  August's  zu 
Rimini  (Werk  von  Bnganti),  Aosta  und  Susa  (Maflei  Mus.  Veron.  p.  234. 
Werk  von  Massazza),  welche  noch  stehen.  Strasse  durch  den  Berg  von 
Posilippo  gebrochen  von  T.  Coccejus  Auctus.  R.  Rochette  Lettre  k  Mr. 
Schorn  p.  92.  In  den  Provinzen  mehrere  T.  des  August  u.  der  Roma; 
Trimmer  zu  Pola.  Die  Stoa  der  Athena  Archegetis  am  neuen  Markt  zu 
Athen '  mit  einer  Reiterstatue  des  L.  Caesar  (schlanke  Dorische  Saulen) 
g.  750.  C.  I.  n.  342.  477.  Stuart  I.  ch.  1.  Von  einem  kleinen  Rund- 
tempel  des  August  (C.  I.  478)  sind  neuerlich  Reste  aufgefunden.  Nikopolis 
bei  Aktium,  und  bei  Alexandreia  von  August  gebaut.    Ara  maxima  dem 


212  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [190] 

August  744  gebaut  von  den  Vdlkern  Galliens,  in  einer  Inschrifl  bei  Osann 
in  der  Zeitschr.  f.  A.  W.  1837.  S.  387.  Prachtbaue  Herodes  des  Gr.  in 
Judaea  (Hirt  in  den  Schriften  der  Berl.  Akad.  1816);  der  neue  Tempel 
suchte  den  alten  Salomonischen  mit  dem  jetzt  herrschenden  Griechiscben 
Geschmack  der  Architektur  in  Uebereinstimmung  zu  bringen.  T.  des  G. 
und  L.  Caesar  zu  Nemausus,  Nismes,  ein  zierlicher  Korinthischer  prostyios 
pseudopeript.,  gebaut  752  (In.  Chr.).  Glerisseau  Antiquit^s  de  Nismes. 
Vgl.  §.  262,  2. 

2.  Die  Claudier.  Fur  Tiber  ist  das  Lager  der  Praetorianer 
(22  n.  Chr.);  fflr  Caligula  die  strassenartige  Schififbrflcke  fiber  den 
Busen  von  Bajae  (Mannert  Geogr.  IX,  1.  8.  731)  bezeichnend.  Claudius 
grosser  Hafen  von  Ostia  mit  Riesenmolo*s  und  einem  Pharus  auf  einer 
kilnstlichen  Insel,  spater  durch  Trajan  noch  verbessert  (Schdl.  Juven. 
XII,  76);  seine  Wasserleitungen  (aqua  Claudia  et  Anio  novus)  u.  Ableitung 
des  Fuciner  See's  [voUendet  durch  Hadrian,  Martiniere  Geogr.  Lex.  IV. 
S.  1973  f.].  Bunsen  Annali  d.  Inst.  VI.  p.  24.  tav.  d'agg.  A,  B.  [L.  Canina 
suUa  stagione  delle  navi  di  Ostia,  sul  porto  di  Claudio  1838,  Atti  deir 
acad.  pontef.]  Claudius  Triuraphbogen  an  der  Flaminischen  Strasse  (auf 
MGnzen,  Pedrusi  VI.  tb.  6,  2),  verschattete  Reste  davon.  Bullet,  d.  Inst.  1830. 
p.  81.  Palatinische  Kaiserpallaste.  Del  pallazzo  de'  Cesari  opera  postuma 
da  Franc.  Bianchini.  Ver.  1738.  Aus  Nero's  Brande  (65)  ersteht  ein 
neues,  regelmftssiges  Rom..  Das  goldene  Haus  (an  der  Stelle  der  transi- 
toria)  reichte  vom  Palatin  nach  Esquilin  und  Caehus  hindber,  mit  Millien 
langen  Porticus  und  grossen  Parkanlagen  im  Innern,  und  unsaglicher 
Pracht  besonders  der  SpeisesHle.  Die  Architekten  waren  Celer  und  Severus. 
Die  Flavier  zerstOrten  das  Meiste;  zahlreiche  (Semacher  haben  sich  hinter 
den  Substructions-Maueni  der  Thermen  des  Titus  am  Esquilin  erhalten. 
S.  Ant.  de  Romanis  Le  antiche  Camere  Esquiline  1822  und  Canina 
Memorie  Rom.  II.  p.  119.  vgl.  §.  210.  Neronische  Thermen  auf  dem 
Campus.  [L.  Canina  sul  porto  Neroniano  di  Ostia  R.  1837  aus  dem  Atti 
d.  acad.  pontef.] 

3.  Die  Flavier.  Von  Vespasian  das  dritte  Capitol,  hOher  als 
die  frCihem  (auf  Mtlnzen,  Eckhel  D.  N.  IV.  p.  327);  das  (vierte  von  Do- 
mitian,  immer  lioch  nach  demselben  Grundplan,  aber  mit  Korinth.  Saulen 
aus  Pentelischem  Marmor,  inwendig  reich  vergoldet  (Eckhel  p.  377). 
T.  der  Pax  von  Vespasian  (Eckhel  p.  334);  grosse  Ruinen  an  der  Via 
Sacra;  die  KreuzwOlbung  des  Mittelschiffs  stfltzt  sich  auf  8  Korinth.  Saulen; 
zu  jeder  Seite  3  Nebenrftume.  Bramante  entnimmt  davon  die  Idee  der 
Peterskirche.  Nach  Andem  zu  einer  Basilica  des  Constantin  geh6rig  (Nibby 
del  tempio  d.  Pace  et  della  has.  di  Constant  1819.  La  has.  di  Constant 
sbandita  della  via  sacra  per  lett  del  Av.  Fea.  1819).    Desgodetz  ch.  7. 


[190]  Bauwerke  der  Glaudier,  der  Flavier.    Pompeji.  213 

V^l.  Garistie  Plan  et  Coupe  du  Forum  et  de  la  Voie  sacree.  Amphi- 
theatrum  Flavium  (Coliseum)  von  Titus  80  dedieirt  und  zugleich  als 
Naumachie  benutzt.  Die  H6he  158  Par.  F.,  die  kleine  Achse  156  (Arena) 
und  2  X  156  (SiUe),  die  grosse  264  und  2  X  156.  Desgodetz  cb.  21. 
Guattani  1789.  Febr.  Marzo.  Ffinf  kleine  Abhandlungen  von  Fea.  Wagner 
de  Flav.  Ampb.  commentationes.  Marburgi  1829—1831.  vgl.  §.  290,  3.  4. 
Titus  Pallast  und  Tbermen.  Domitian  baut  viel  Pracbtiges,  wovon 
Martial,  Statius  Silv.  rv\  2,  48.  Grosser  Kuppelsaal  auf  dem  Palatium, 
von  Rabirius.  Albaniscbe  Burg  (Piranesi  Anticfaitk  d'Albano).  Forum 
Palladium  des  Domitian  oder  Nerva,  mit  reicbverzierter  Architektur; 
cannelirte  Kranzleisten;  Kragsteine  und  Zabnschnitte  zusammen,  s.  Horeau 
Fragmens  d'Architecture  pi.  7.  8.  11.  12.  13.  14.  17.  18.  Guattani  1789. 
Ottobre.  Bogen  des  Titus  an  der  Via  Sacra,  die  Architektur  etwas 
aberladen,  der  Kranzleisten  cannelirt.  Bartoli  Vet.  Arcus  August,  cum 
notis  1.  P.  Bellorii  ed.  lac.  de  Rubeis.  1690.  Desgodetz  ch.  17.  vgl.  §.  294,  9. 
[Gius.  Valadier  Narraz.  artist,  deir  operato  nel  ristauro  delP  arco  di  Tito. 
In  Roma  1822.  4.] 

4.  Unter  Titus  (79  n.  Chr.)  Verschfittung  von  Pompeji,  Hercu- 
lanum,  Stabiae,  Wiederentdeckungsgeschichte  §.  260.  Pompeji  ist  als 
Miniaturbild  Roms  hOcbst  interessant.  In  dem  often  gelegten  Drittel  der 
Stadt  liegt  ein  Haupt-Forum,  mit  dem  Jupiters-T.  (?),  einer  Basilica,  dem 
Chalcidicum  und  der  Krypta  der  Eumacbia,  und  dem  Collegium  der 
Augustales  (?},  das  forum  rerum  venalium,  zwei  Tbeater  (das  unbedeckte 
von  Antonius  Primus  gebaut,  M.  Borbon.  I,  38),  Tbermen,  zablreiche  meist 
kleine  Tempel,  darunter  ein  Iseum,  viele  Privatgebaude ,  zum  Theil  recbt 
stattlicbe,  mit  Atrium  und  Peristyl  versebene  Wobnungen,  wie  das  sog. 
Haus  des  Arrius  Diomedes,  das  des  Sallust,  des  Pansa,  und  die  vom 
tragischen  PoSten  und  Faun  benannten,  vor  dem  Tbore  nacb  Herculanum 
die  Gr&bei-strasse;  davon  getrennt  in  0.  das  Amphitheater.  Fast  Alles  in 
kleinem  Maassstabe,  die  Hauser  niedrig  (aucb  wegen  der  Erdbeben),  aber 
nett,  reinlicb,  freundlicb;  leicbt  aus  Bruchsteinen  gebaut,  aber  mit  vor- 
trefflicfaem  Anwurf;  scbdne  FussbOden  aus  buntem  Marmor  und  Mosaik. 
Die  S^ulen  meist  Doriscber  Art,  mit  dOnnen  Scb&ften,  aber  auch  lonische, 
mit  sonderbaren  Abweichungen  von  der  regelm^sigen  Form  und  farbigem 
Anstrich  (Mazois  Livr.  25),  und  Korintbische.  Das  alterthOmlichste  Ge- 
bSude  ist  der  sog.  T.  des  Hercules.  Vieles  war  seit  dem  Erdbeben, 
63  n.  Chr.,  nocb  nicbt  restaurirt. 

Hauptbflcher :  Antiquit^s  de  la  Grande  Grece,  grav.  par  Fr.  Piranesi 
d'apr^s  les  desseins  de  J.  B.  Piranesi  et  expl.  par  A.  J.  Guattani.  P.  1804. 
3  Bde.  f.  Mazois  Prachtwerk:  Antiquit4s  de  Pomp^i,  1812  begonnen,  seit 
1827  von  Gau  fortgesetzt,  [voUendet  mit  dem  4.  Th.  1838].  W.  Gell  und 
Gandy    Pompejana    or    Observations    on    the    Topography,    edifices    and 


214  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [191] 

ornaments  of  Pompeji.  L.  1817.  New  Series  1830  in  8.  Goro  von  Agyag- 
falva's  Wanderungen  durch  Pompeji.  Wien  1825.  R.  Rocheite  und  Bouchet 
Pomp^i.  Ghoix  d'edifices  in^dits,  begonnen  P.  1828  [enthftlt  Maison  du 
po^te  trag.  abgebrochen  mil  der  3.  Lieferung,  22  Tf.].  Gockbums  und 
Donaldson  Pompeji  illustrated  with  picturesque  views.  2  Bde.  f.  W.  Clarke's 
Pompeji,  ilbersetzt  zu  Leipzig  1834.  M.  Borbonico.  Vgl.  §.  260,  2.  Letzte 
Ausgrabungen,  Bullet.  1837.  p.  182.  [Engelhardt  Bescbr.  der  in  Pompeji 
ausgegrabenen  Geb&ude,  Berlin  1843.  4  (aus  Grelles  Journal  f.  d.  Baukunst). 
The  library  of  entertaining  knowledge.  Pompei.  2  Vol.  2  ed.  Lond.  1833. 
L.  Rossini  Le  antichitk  di  Pompei  delin.  suUe  scoperte  fatte  sino  Taiino 
1830.  R.  f.  max.  75  tav.]. 


1  191.  Trajanus  gewaltige  Bauten  und  Hadrianus  mil 
allem  Fruhern  wetteifemde  Anlagen,  auch  einzelne  unter  den 
Antoninen  gefuhrte  Bauwerke,  zeigen  die  Architektur  in  ihrer 
letzten  Bluthezeit,  im  Ganzen  noch  eben  so  edel  und  gross, 
wie  reich  und  geschmuckt,  obgleich  in  einzelnen  Werken  das 
Ueberladene  und  Gehaufte  der  Verzierungen ,  wohin  die  Zeit 

2  sich  neigt,  schon  sehr  fuhlbar  wird.  Auch  findet  man  seit 
Domitian  schon  die  aus  fortlaufenden  Postamenten  (Stereo- 
baten)  entstandenen  einzelnen  Fussgestelle  der  Saulen  (Sty- 
lobaten),  welche  keinen  Grund  und  Zweck  haben,  als  das 
Bestreben  nach  schlanken  Fomien  und  moglichst  vieler  Ilnter- 
brechung  und  Zusammensetzung. 

1.  Trajan's  Forum,  das  Erstaunenswdrdigste  in  ganz  Rom  nach 
Ammian  XVI,  10,  mit  einem  ehemen  Dache,  das  durchbrochen  sein  musste 
(Paus.  V,  12,  4.  X,  5,  5  gigantei  contextus  Ammian);  neuerlich  viel 
Granits&ulen  und  Fragmente  dort  gefunden.  In  der  Mitte  die  S^ule 
(113  n.  Ghr.)  mit  dem  Erzbilde  des  Kaisers  (St.  Peter).  Piedestal  17  F., 
Basis,  Schaft,  Capit&l  u.  Fussgestell  der  Statue  100  F.  Der  Schaft  unten 
11,  oben  10  F.  stark.  Aus  Gylindern  weissen  Marmors;  mit  einer  Treppe 
im  Innern.  Das  Band  mit  den  Reliefs  wird  oben  breiter,  welches  die 
scheinbare  H6he  verringert.  Bartoli's  Golumna  Traiana.  [1673.  Col. 
Trai.  134.  aen.  tabulis  insc.  quae  olim  Mutianus  incidi  cur.  cum  expl. 
Giacconi,  nunc  a  G.  Losi  reperta  imprimitur.  .R.  1773.]  Prachtwerk  von 
Piranesi  1770.  Rapb.  Fabretti  De  Golumna  Traiani.  R.  1683.  Gegen  die 
Spuren  von  Farben,  die  Semper  u.  A.  behaupteten,  Morey  im  Bullett.  1836. 
p.  39.  Die  Basilica  Ulpia  mit  zahlreichen  Statuen  besetzt,  auf  Bronze- 
Mflnzen   (Pedrusi  VI.  tb.  25).     Sehr  viel    Bauwerke,   Thermen,   Odeion, 


[191]  Bauien  Trajans,  Hadrians,  der  Antonine.  215 

Hafen,  Aquaedukt  (auf  Mdnzen).  Traianus  herba  parietaria.  Fast  Alles 
von  Apollodor,  Dio  Cass.  LXIX,  4,  yxie  auch  die  DonaubrGcke,  105  n.  Clir. 
V^l.  Eckhel  D.  N.  VI.  p.  419.  Bogen  des  Trajan  existiren  in  Ancona  (sehr 
schOn,  aus  grossen  Steinniassen)  und  in  Benevent,  von  fast  Palmyrenisoher 
Architektur.  Ueber  diesen  Werke  von  Giov.  di  Nicastro  und  Carlo  Noli. 
Der  Bri^wechsel  mit  dem  j.  Flinius  zeigt  des  Kaisers  Kenntniss  und  An- 
theil  an  den  Bauen  in  alien  Pravinzen.  Plinius  Villen  (Architekt  Mustius), 
Scbriften  darflber  von  Marquez  und  Carlo  Fea. 

Hadrianus,  selbst  Architekt,  t6dtet  Apoliodor  aus  Hass  und  Eifer- 
sucht.  T.  der  Venus  und  Roma,  pseudodipt.  decast.,  in  einem  Vorhof 
mit  einer  doppelten  S^ulenhalle,  zum  grossen  Theil  aus  Mannor,  mit 
Korintbischen  SSulen,  grossen  Nischen  fOr  die  Bildsftulen,  schOnen  Lacu- 
narien  und  ehernem  Dacb.  S.  Caristie  Plan  et  Coupe  n.  4.  Die  Vorder- 
anstcht  (Romulus  Gesehicbte  im  Giebel)  auf  dem  Basrelief  bei  R.  Rochette 
M.  I.  I.  pi.  8.  Gi-abmal  jenseits  der  Tiber,  bescbrieben  von  Procop,  Bell. 
Goth.  I,  22.  Jetzt  Castell  S.  Angelo,  Piranesi  Antichit^  IV.  t.  4—12. 
Restaurationen  Hirt  Gesch.  Tf.  13,  3.  4.  30,  23.  Bunsen  (nach  Major 
Bavari^s  Nachforscbungen)  Bescbr.  Roms  II.  S.  404.  Ein  quadratiscber 
Unterbau  trug  einen  Rundbau,  der  sich  wabrscheinlicb  in  drei  Ab^tzen 
verjQngte.  [Circus  in  der  N&be  des  Mausoleum,  darQber  Abhdl.  von 
Canina  1839,  in  den  Mem.  d.  Acad.  Rom.  di  Archeol.]  Tiburtiniscbe 
Villa,  voll  Nachahmungen  Griecbischer  und  Aegyptiscber  Gebflude,  Lyceum, 
Academia,  Prytaneum,  Canopus,  Poecile,  Tenipe  [Lesebe,  grossentbeils 
erhalten],  ein  Labyrinth  von  Ruinen,  7  Millien  im  Umfang,  und  eine  sehr 
reiche  Fundgrube  von  Statuen  und  Mosaiken.  Pianta  delta  villa  Tiburt. 
di  Adriano  von  Pirro  Ligorio  und  Franc.  Contini.  R.  1751.  Winckelm. 
VI,  1.  S.  291.  Als  Euerget  Griecbischer  Stftdte  vollendet  Hadrian  das 
Olympieion  in  Athen  (01.  227,  3.  vgl.  C.  L  n.  331)  und  baut  eine  neue 
Hadrians-Stadt ,  wozu  der  Bogen  des  Eingangs  noch  steht.  Heraeon, 
Pantheon,  Panhellenion  daselbst,  mit  vielen  Phrygischen  und  Libyschen 
Saulen.  Wahrscbeinlich  ist  auch  die  sehr  groase  Halle,  376  X  252  Fuss, 
n5rdlich  von  der  Burg,  mit  Stylobaten,  ein  Hadrianiscber  Bau.  Stuart  I. 
ch.  5  (der  sie  fClr  die  Poekile  hielt),  Leake  Topogr.  p.  120.  Zu  den 
Attiscben  Monumenten  der  Zeit  gehOrt  auch  das  Denkmal  des  in  die 
Burgerschaft  von  Athen  eingetretenen  Seleukiden  Philopappos,  g.  114 
unter  Trajan  auf  dem  Museion  errichtet.  Stuart  III.  ch.  5.  Grandes  Vues 
de  Cassas  et  Bence  pi.  3.  Boeckh  C.  I.  362.  In  Aegypten  Antinoe 
(Besa),  auf  Griecbische  Weise  schOn  und  regelmSssig  angelegt;  mit  SSulen 
Korinthischer  Ordnung,  doch  von  freien  Formen.  Description  de  TEgypte 
T.  IV.  pi.  53  sqq.    Decrianus,  Architekt  und  Mecbaniker,  §.  197. 

Unter  Antoninus  Pius  derT.  des  Antonin  u.  der  Faustina,  zuerst 
wahrscbeinlich  nur  dieser  bestimmt,   ein   Prostyles  mit  schOnen  Korinth. 


216  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [192] 

GapitSlen,  das  Gesims  scbon  sehr  uberladen.  Desgodetz  8.  Moreau  pi.  23. 24. 
Villa  des  Kaisers  zu  Lanuvium.  Von  M.  Aurelius  und  L.  Verus  die 
Ehrens&ule  des  Anton.  Pius  errichtet,  eine  blosse  Granits^ule,  von  der 
nur  noch  das  marmorne  Postament  in  dem  Vaticanischen  Garten  vorhanden 
ist,  §.  204,  4.  Vignola  de  col.  Antonini.  R.  1705.  [Seconda  lett.  del  Sgr. 
M.  A.  de  la  Ghausse  sopra  la  col.  d.  apoth.  di  A.  P.  Nap.  1805.]  Sllule 
des  M.  Aurel,  weniger  imposant  als  die  Trajanische  (die  Basreliefstreifen 
bleiben  gleich  hoch).  [Moreaurelss&ule  nacb  P.  8.  Bartolis  Zeichnungen 
von  Bellori  1704.]  Zugleicb  ein  Triumpbbogen  an  der  Flaminischen 
Strasse  gebaut,  wovon  noch  die  Reliefs  im  Pallast  der  Gonservatoren  er- 
balten  sind.  Herodes  Atticus,  Lehrer  des  M.  Aurel  und  L.  Verus  (vgl. 
Fiorillo  und  Visconti  fiber  seine  Inschriften) ,  sorgt  fQr  Athen,  durch 
VerschOnerung  des  Stadion  und  ein  Odeion.  Theater  in  Neu-Korinth. 
[Tempel,  vermuthlich  unter  den  Antoninen  erbaut  zu  Jaeckly  bei  Mylasa, 
Ion.  Antiqu.  Vol.  I.  ch.  4.]  " 

1  192.  Nach  der  Zeit  von  Marc  Aurel  tritt,  obgleich 
die  Baulust  nicht  auf hort,  doch  im  Geschmack  der  Architekten 

2  ein  schneller  Verfall  ein.  Man  hauft  die  Verzierungen  der- 
massen,  dass  alle  Klarheit  der  Auflfassung  verloren  geht,  und 
legt  uberall  zwischen  die  wesentlichen  Theile  so  viel  vermit- 
telnde  Glieder,  dass  die  Hauptformen,  namentlich  der  Kranz- 
leisten,  ihren  bestimmten  und  entschiedenen  Charakter  voUig 

3  verlieren.  Indem  man  jede  einfache  Form  zu  vermannig- 
faltigen  sucht,  die  Saulenreihen  nebst  dem  Gebalk  durch 
haufiges  Vor-  und  Zm'ucktreten  unterbricht,  Halbsaulen  an 
Pilaster  klebt  und  einen  Pilaster  aus  dem  andem  vorspringen 
lasst,  die  Verticallinie  der  Saulenschafte  durch  Consolen  zur 
Aufstellung  von  Statuen  unterbricht,  den  Fries  bauchig  her- 
vortreten  lasst,  die  Wande  mit  zahlreichen  Nischen  und  Fronti- 
spizen  anfullt:  raubt  man  der  Saule,  dem  Pfeiler,  dem  Ge- 
balke,  der  Wand  und  jedem  andern  Theile  seine  Bedeutung 
und  eigenthumliche  Physiognomie,  und  bewirkt  mit  einer  ver- 
wirrenden  Mannigfaltigkeit   zugleich   eine  hSchst    ermiidende 

4  Eintonigkeil.    Obgleich  die  technische  Construction  im  Ganzen 
treflflich,  so  wird  doch  die  Arbeit  im  Einzelnen  immer  schwer- . 
falliger,   und  die  Sorgfalt  in  der  Ausfuhrung  der  verzierten 
Theile  in  demselben  Maasse  geringer,  in  welchem  sie  gehauft 

5  werden.  Oflfenbar  hatte  der  Geschmack  der  Volker  Syrien^ 
und  Kleinasiens  den  gr5ssten  Einfluss  auf  diese  Richtung 
der  Architektur ;   auch  finden  sich  hier  die  ausgezeichnetsten 


[91 3J  Architektur  in  Syrien.  217 

Beispiele   dieser   liixuriosen  und  prunkvoUen  Bauart.    Auche 
einheimische  Bauwerke  des  Orients  mogen  nicht  ohne  Ein- 
fluss  geblieben  sein;  die  Vennischungen  Griechischer  mil  ein- 
heimischen  Formen  in   barbarischen  Landem,    welche  man 
nachweisen  kann,  scheinen  meist  in  diese  Zeit  zu  fallen. 

1.  Unter  Com  mod  us  der  T.  des  M.  Aurel  mit  convexem  Friese 
(in  die  Dogana  verbaut).  Septimius  Severus  Bogen,  in  der  Anlage 
missverstanden  (die  mittleren  Sftulen  treten  zwecklos  heraus),  mit  Schnitz- 
werk,  von  roher  Arbeit,  Qberladen.  [Suaresius  Arcus  Sept.  Sev.  R.  1676  f.] 
Ein  andrer  Bogen,  von  den  Argentarii  errichtet.  Desgodetz  ch.  8.  19. 
Bellori.  Septizonium  im  16.  Jahrb.  ganz  abgetragen.  Ein  Labyrinthos  als 
Anlage  zum  VergnQgen  des  Volks  gebaut  von  Qu.  Julius  Miletus.  Welcker 
Sylloge  p.  XVII.  Caracalla*s  Thermen,  eine  ungeheure  Anlage  mit 
trefQichem  Mauerwerk;  leicbte  GewOlbe  aus  Gusswerk  von  Bimsstein,  von 
grosser  Spannung,  besonders  in  der  cella  solearis  (einem  Schwimmbade 
g.  0.),  vgl.  Spartian  Garac.  9.  (Die  Hauptfundgrube  der  Famesischen 
Staluen,  alterer  von  vorzflglicher,  neuerer  von  gemeiner  Arbeit.)  A.  Blouet's 
Restauration  des  Thermes  d'Ant.  Caracalla.  Von  neuen  Ausgrabungen 
Gerhard,  Hyperb.  ROm.  Studien  S.  142.  Sogenannter  Circus  des  Caracalla 
(wahrscheinlicb  des  Maxentius;  doch  entscbeidet  die  Inschrift  nicht  ganz), 
vor  der  Porta  Gapena,  schlecht  gebaut.  Neuerlich  aufgedeckt;  Unter- 
suchungen  von  Nibby  darul)er;  Kunstbl.  1825.  N.  22.  50.  1826.  N.  69. 
Heliogabalus  weiht  seinem  gleichnamigen  Gotte  einen  T.  auf  dem 
Palatium.  Severus  Alexander  Thermen  und  and  re  Badeanstalten ; 
viele  fruhere  Gebllude  wurden  damals  wiederhergestellt.  Aus  der  Zeit  des 
Schwulstes  in  der  Architektur  existirt  in  Rom  noch  sonst  Manches,  wie 
die  sog.  T.  des  Jupiter  Stator,  der  Fortuna  Virilis  (Maria  Egiziana),  der 
Concordia  (sp§tre  Restauration  eines  T.  des  Divus  Vespasianus,  nach  Fea). 

5.  In  Syrien  wurde  Antiochien  fast  von  jedem  Kaiser  mit  Bau- 
werken,  besonders  Aquaeducten,  Thermen,  Nymphaeen,  Basiliken,  Xysten 
und  Anlagen  Mr  Spiele  geschmQckt,  und  die  alten  Herrlichkeiten  (§.  149) 
6fieT  nach  Erdbeben  wieder  hergestellt.  Zu  Heliopolis  (Baaibeck)  der 
grosse  T.  des  Baal,  unter  Antoninus  Pius  gebaut  (Malalas  p.  119.  Ven.), 
peript.  decast.  280  X  155  Par.  F.,  mit  einem  viereckten  und  sechseckigen 
Vorhofe;  ein  kleinerer  T.  peript.  hexast  mit  einem  Thalamos  (vgl.  §.  153. 
Anm.  3);  ein  seltsam  augelegter  Tholos.  R.  Wood  The  ruins  of 
Balbeck  otherwise  Heliopolis.  L.  1757.  Cassas  Voy.  pittor.  en  Syrie.  II. 
pi.  3—57.  Souvenirs  pendant  un  voy.  en  Orient  (1832.  33)  par  M.  Alph. 
de  Lamartine.  P.  1835.  T.  III.  p.  15  sqq.  Prfichtige  Schilderung.  Ueber 
den  Tempel  des  Sol  Angaben  von  Russ^gger  im  Bullett.  1837.  p.  94  f. 
Palmyra  (Tadmor)  hebt  sich  im  ersten  Jahrh.  n.  Chr.  als  Handelsort  in 


218  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [192] 

der  Wuste,  und  bluht,  von  Hadrian  hergestellt,  in  der  Friedeilszeil  der 
Antoninen,  dann  als  Residenz  des  Odenat  und  der  Zenobia,  bis  zu  Aurelian's 
Eroberung.  S.  Heeren  Commentatt.  Soc.  Gotl.  rec.  VII.  p.  39.  Auch 
Diocletian  liess  dort  bauen,  und  Justinian  erneuerte  (nach  Prokop  und 
Malalas)  Kirchen  und  Bader.  T.  des  Helios  (Baal)  octast.  pseudodipt. 
185  X97F.,  mit  Saulen,  deren  Laubwerk  aus  Metall  angefflgt  war,  in 
einem  grossen  Hofe  {700  F.  lang  u.  breit)  mit  Propylaeen,  in  0.  Kleiner 
T.  prost.  hexast.,  in  W.  Dazwischen  8fiulenstrasse,  3500  F.  lang,  eine 
Nachbildung  der  in  Antiocbeia.  Umber  TrQmmer  eines  Pallasts,  Basiliken, 
oCTne  S§ulenhallen,  MSrkte,  Aquaedukte,  Ehrendenkm^ler,  Grabm^ler  (des 
Jamblichos  vom  J.  103  n.  Chr.  von  sehr  merkwtirdiger  Architektur);  fur 
Spiele  nur  ein  kleines  Stadion.  Wood  The  ruins  of  Palmyra  oth.  Tedmor. 
1753.  Gassas  I.  pi.  26  ff.  In  Hbnlichem  Style  waren  die  Stadte  der 
Dekapolis,  0,  vom  Jordan,  besonders  Gerasa  (wovon  Burckhardt  Trav. 
in  Syria  p.  253  und  ausfdhrlicher  Buckingham  Trav.  in  Palestina  p.  353  ff., 
mit  mehreren  Planen  und  Rissen,  handelt)  u.  Gadara  (Gamala  bei  Bucking- 
ham p.  44),  angelegt.  Dieselbe  prunkvolle  und  aberladne  Architektur 
herrschte  in  Kleinasien,  wie  der  Tempel  zu  Labranda  (Kiselgick,  nach 
Andem  Euromos,  Choiseul  GoufT.  Voy.  pitt  I.  pi.  122.  Ionian  ant.  I. 
ch.  4),  das  Monument  von  Mylasa,  mit  im  Durchschnitt  elliptischen  Saulen 
(Ion.  ant  ch.  7.  pi.  24  f.  Ghois.  pi.  85  f.) ,  die  Trimmer  eines  T.  zu 
Ephesos  (Ion.  ant.  pi.  44.  45.  Ghois.  pi.  122)  zeigen;  auch  die  Sfiulenhalle 
von  Thessalonike  (Stuart  III.  ch.  9)  gehSrt  dieser  Zeit  an.  In  den  Felsen- 
grabern  bei  Jerusalem,  namentlich  den  sog.  Grftbem  der  KOnige,  deren 
Zeit  sich  sehr  wenig  bestimmen  iSsst  (Hunter  Antiqu.  Abhandl.  S.  95  f. 
Raumer  Palaestina  S.  212.  216),  erscheinen  einfachere  Griechische 
Architekturformen;  nur  der  Charakter  der  Zierathen  (Trauben,  Palmen 
u.  dergl.)  ist  orientalisch.  Gassas  III.  pi.  19—41.  Forbin  Voy.  d.  le 
Levant,  pi.  38. 

6.  In  den  merkwdrdigen  Ruinen  von  Petra,  der  von  Felsen  ein- 
gefassten,  schwerzuginglichen  Stadt  der  Nabataeer,  welche  durch  den 
Handel  vom  Rothen  Meere  aus  reich  \Mirde,  findet  man  Felsentempel  mit 
Kuppeln,  Theater,  Grabmaler,  Triimmer  von  Paliasten;  auch  colossale 
Statuen;  im  Ganzen  Griechische  Formen,  aber  willkfirlich  zusammengesetzt, 
und  durch  Lust  an  phantastischer  Mannigfaltigkeit  der  Formen  entstellt. 
S.  besonders  Burckhardt  Trav.  in  Syria  p.  421.  Leon  de  Laborde  und 
Linant  Voy.  de  TArabie  Petr^.  Livr.  2  ff.  Wie  im  Sassaniden-Reiche 
(§.  248):  so  findet  man  auch  im  Reiche  Me  roe,  besonders  an  dem 
Tempelchen  bei  Naga  (GaiUiaud  Voy.  k  M6ro6  I.  pi.  13),  eine  interessante 
Vermischung  spStrOmiscber  mit  einheimischen  Formen. 


(193]  Bauten  des  sinkenden  Reichs.  219 

193.    Von   dem   Zeitalter  der   dreissig  Tyrannen,  l 
noch  mehr  von  Diocletian  an,  geht  die  Ueppigkeit  ganz  in 
Rohheit  uber,   welche  die  Orundformen  und  Prinzipien  der 
alten  Architektur  vernachl&ssigt.    Die  S&ulenbaukunst  wird  2 
mil  der  Bogenarchitektur  so  verbimden,  dass  die  Bogen  zu- 
erst  auf  dem  Saulengebalk  ruhen,   dann  aber  auch  so,  dass 
sie   unmittelbar   von   der  Platte  des  Capitals  emporsteigen, 
gegen  die  Gesetze  der  Statik,  welche  unverjungte  und  eckige 
Pfeiler  unter  dem  Bogen  fordert;  auch  iSisst  man  die  6e- 
balke  selbst,  sammt  Zahnschnitt  und  Eragsteinen  die  Bogen- 
form  annehmen.    Man  setzt  Saulen  imd  Pilaster  auf  Con-  3 
solen,   welche  aus  den  Wanden  vortreten,  um  Bogen  oder 
Giebel    zu  tragen;   man    fangt    an,   den  Saulen   schrauben- 
formig  geriefte  und  sonst  verschnSrkelte  Formen  der  Soh§fte 
zu   geben.    Deckende    Glieder    werden   wegen    der   Mannig-  4 
faltigkeit  der  Theile  als  Hauptsache  betrachtet,  und  belasten 
hochst   schwerfallig  die  darunter  liegenden,  wie  das  Gcsims 
das  Gebalk  im  Oanzen  und  in  den  einzelnen  untergeordneten 
Theilen.     Die  Ausfuhrung  ist  uberall  mager,  platt  und  roh,  5 
ohne  Rundung  und  Effekt :  doch  bleibt  als  ein  Ueberrest  des 
Romischen  Sinns  eine  gewisse  Grossartigkeit  in  der  Anlage, 
und  im  Mechanischen  wird  noch  immer  Bewundemswurdiges 
geleistet.    Die   neue   Einrichtung   des  Reichs   beAvirkt,   dass  6 
in  Rom  selbst   weniger  Neues  unternommen  wird;  dagegen, 
besonders    seit   Diocletian,   sich  Provinzialstadte  mit  neuem  7 
Glanze  erheben ;    am   meisten  schadet  Rom  die  Versetzung  8 
des  Throns  nach  Constantinopel  (330). 

6.  Gal  lien  us  Bogen  aus  Travertin,  von  kunstloser  Einfachheit. 
Unter  Aurelian  die  en>-eiterten  Mauern  Roms;  die  Sorge  fflr  Sicherheit 
beginnt.  (Nibby's  Angaben  Mura  di  Roma  1821  nicht  uberall  richtig, 
s.  Slef.  Piale  in  den  Dissert.  delP  Ace.  Archeol.  II.  p.  95.)  Grosser  Doppel- 
tempel  des  Bel  und  Helios.  Besoldete  Lehrer  der  Architektur.  Diocletian's 
Thermen  ziemlicb  erhalten;  aus  dem  Ringsaal  in  der  Mitte,  dessen  Kreuz- 
gewOlb  8  Granitsftulen  stutzen,  hat  M.  Angelo  1560  die  schfine  Kirche 
S.  Maria  degli  Angeli  gemacht.  Desgodetz  24.  Le  Terme  Diocl.  misur. 
e  disegn.  da  8eb.  Oya.  R.  1558.  Festes  Schloss  und  Villa  des  Exkaisers 
bei  Salona  (zu  Spalatro)  in  Dalmatien,  705  Fus:*  lang  und  breit.  Adam's 
Ruins  of  the  Palace  of  Diocletian  at  Spalatro.  1764  f.  Die  Diocletianische 
Ehren-Sftule   in  Alexandreia  (sonst  Pompejus-Sfiule)  ist  zwar  sehr  gross 


220  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [193] 

88  V2  Par.  F.)»  aber  in  schlechtem  Geschmack.  Descr.  de  I'Egypte  T.  V. 
pi.  34.  Antiquiles  T.  II.  ch.  26.  Appendice,  Norry  Descr.  de  la  colonne 
de  Pomp6e.  Hamilton  Aegyptiaca  pi.  18.  Cassas  III.  pi.  58.  [(§.  149.  A.  2.) 
Clarke  Travels  II,  2  als  Tilelkupfer,  Dalton  Mus.  Gr.  et  Aeg.  or  Antiquities 
from  drawings  pi.  43.  Der  Schaft  ist  von  gutem,  Capital  und  Basis  von 
schlechtem  Styl,  weshalb  Norry,  Leake  im  Classical  Journal  Vol.  13.  p.  153 
und  Wilkinson  Topogr.  of  Thebes  1835  sie  fOr  ein  Griechisches  Werk  aus 
der  Glanzzeit  von  Alexandreia  ansehen  und  nach  der  von  Villoison  und 
Leake  hergestellten ,  20  F.  hoch  stehenden  Inschrift  annehmen,  dass  sie 
erst  zuletzt  dem  Diocletian  ge^vidmet  worden  sei.  J.  WTiite  Aegyptiaca 
Oxf.  1801  glaubte,  schon  Ptolem.  Philad.  habe  sie  seinem  Vater  gesetzt. 
Nur  Zo§ga  ha|  de  Obel.  p.  607  nachgewiesen,  dass  Aphthonius  in  der  Be- 
schreibung  der  Akropolis  von  Alexandreia  Prog}inn.  12  von  dieser  Saule 
als  dem  weit  her  in  die  Augen  fallenden  Mittelpunkte  der  von  den  Ptole- 
maeern  hen*iihrenden  Bauten  der  Akropolis  spricht  {aQX''^^  ^^  ^^^  ovtmv 
t^  zrjg  %i6vog  xo^vqp^  nsgitati^'Kccai)  und  dass  der  Ort  audi  ihrer  jetzigen 
Aufstellung  hiermit  ubereinstimmt.  Diess  Zeugniss  ist  unerschOtterlich, 
wenn  gleich  die  von  Cyriacus  raitgetheilte  Inschrift,  welche  die  Sftule  durch 
Deinokrates  von  Alexander  dem  Makedonier  errichten  ISsst  und  welche 
Fr.  Osann  in  den  Memorie  d.  Inst,  archeol.  III.  p.  329  vertheidigt,  nicht 
ftcht  sein  kann.  Demnach  ist  die  S^ule  nicht  erst  in  den  Jahren  205 — 209 
aus  den  Granitbrflchen  von  Syene  hervorgegangen ,  me  Letronne  Rech. 
pour  servir  k  Thist.  de  TEg.  p.  367,  und  Joum.  de  Sav.  1836.  p.  593  bei- 
beh&lt,  und  auch  der  Vf.  hat  in  der  Hallischen  ALZ.  1835.  Jun.  S.  245 
nachgegeben,  dass  der  Schaft  von  jener  S^ule  herriihren  kdnne,  die  in 
AlMcanders  oder  der  Ptolemaeer  Zeit  auf  derselben  Stelle  errichtet  worden 
war.]  Constan tin's  Bogen,  mit  Dacischen  Siegen  von  Trajan's  Bogen 
geschmdckt,  die  ueuen  Arbeiten  ganz  ungestalt.  Constantinische  Thermen. 
Grabmal  der  Constantia,  Constantin's  Tochter,  (sogen.  T.  Bachi,  Desgodetz 
ch.  2)  neben  der  Kirche  der  H.  Agnes;  und  der  Helena,  der  Gemahlin 
des  Julian,  ein  Tholus  nach  Art  des  Pantheon,  an  der  Via  Nomentaua. 
Noch  deuthcher  als  in  Ruinen  erscheint  der  verdorbne  Baustyl  der  Zeit 
mit  seinen  gewundenen  und  verschnOrkelten  Sfiulen  in  Sarkophagen  (z.  B. 
dem  des  Probus  Anicius,  g.  390,  Battelli's  Dissertation  daruber.  R.  1705), 
auch  auf  Munzen  von  Kleinasien,  wie  von  Blaundos  unter  Philippus 
Arabs. 

7.  Neben  Rom  waren  ansehnlich:  Mediolanum,  von  dessen  Bau- 
werken  Ausonius  (st.  392)  Clarae  Urbes  5;  Verona,  mit  dem  colossalen 
Amphitheater,  und  den  265  gebauten  Thoren,  in  drei  Stockwerken,  mit 
schraubenfdrmig  cannelirten  Saulen,  und  Pilastern  auf  Consolenj  [Graf 
Orti  Manara  delle  due  antichissime  porte  esist.  in  Verona  ai  tempi  de' 
Romani,  Verona  1840  f.]    Treveri,  wo  viele  TrGmmer,  die  Porta  Nigra 


[194]  Christliche  Architektur.  221 

ein  gewaltiges,  obgleich   im  Einzelnen  rohes  Werk.   vgl.  §.  264;   Narbo; 
Carthago. 

8.  In  Byzanz  hatte  schon  Septimius  Severus  viel  gebaut;  jetzt 
wurde  die  Stadt  schnell  mil  Gebfiuden  fQr  die  Bedflrfnisse  des  Volks  und 
Hofs  versorgt.  Ein  Fonim  August's,  andre  fora,  Senatus,  Regia,  das 
Palatium,  B§der,  wie  das  Zeuxippeion,  der  Hippodrom  (Atmeidan),  mit 
dem  von  Theodoslus  aufgerichteten  Obelisk,  und  dem  angeblich  Ddphischen 
Schlangen-Dreifuss.  Zuerst  wurden  auch  Tempel  der  Roma  und  Cybele  . 
geweibt  Tbeodosius  baute  das  Lauseion  und  Thermen.  Ein  merkwflrdiges 
Denkmal  (dem  Athenischen  Thurm  der  Winde  zu  vgl.)  war  das  Ane- 
modulion,  s.  Niketas  Akom.  Narratio  de  statuis  ant.  quas  Franci  destruxerunt, 
ed.  Wilken  p.  6.  Ueberhaupt  Zosimos,  Malalas  und  audre  Chronisten, 
Prokop  de  aedif.  Justiniani,  Godinus  und  ein  Anonymus  Autiqq.  Cpoli- 
lanae,  Gyllius  (st.  1555).  Topogr.  Cpoleos,  Banduri  Imperium  orientale, 
Heyne  Serioris  artis  opera  quae  sub  Imper.  Byzant.  facta  memorantur, 
Comment.  Soc.  Grott.  XI.  p.  39.  Noch  sind  vorhanden  der  Obelisk  des 
Tbeodosius;  die  100  Fuss  hohe  Porphyrsiiule  auf  dem  alten  Forum,  worauf 
C«onstantin's ,  dann  Tbeodosius  Bilds^ule  stand,  emeuert  von  Man.  Com- 
nenus;  die  91  F.  hohe  marroome  Spitzs^ule,  welche  Constantin  Porphyrog., 
oder  dessen  Enkel,  mit  vergoldeter  Bronze  dberziehen  liess;  das  Fussgestell 
der  Theodosiscben  SHule  (§.  207 j,  und  einiges  weniger  Bedeutende. 
S.  Carbognano  Descr.  topograf.  della  stato  presente  di  Cpoli.  1794.  Pertusier 
Pi*omen.  pittoresques  dans  Cple.  1815.  V.  Hammer  Cpolis  und  der  Bos- 
porus. 2  Bde.  1822.  Raczynski's  Malerische  Reise  S.  42  ff.  Hauptbauten 
waren  die  Aquaeducte  (wie  der  des  Valens)  und  die  Cisternen,  grosse, 
aber  im  Ganzen  kleinliche  Bauwerke,  die  auch  sonst  im  Orient  sebr  beliebt 
waren  (z.  B.  in  Alexandreia,  Descript.  de  TEg.  T.  V.  pi.  36.  37)  und  Vor- 
bilder  Arabiscber  Baue  wurden.  In  Byzanz  sind  acht,  tbeils  offen,  theils 
mit  kleinen  Kuppeln  QberwOlbt;  nur  eine  noch  benutzt,  die  beim  Hippo- 
drom, 190  X  166  F.  gross,  in  drei  Stockwerken,  wovon  jedes  aus  16  X  14 
Saulen  besteht.  Die  S&ulen  meist  Korinthisch,  aber  auch  mit  andem, 
ganz  abnormen  Gapitdlem.  Walsh  Journey  from  Cple  to  England,  ed.  2. 
1828.    Graf  Andreossy  Cple  et  le  Bosphore.    P.  1828.  L.  III.  ch.  5.  8. 

194.  In  dieser  Zeit  entwickelt  sich  der  Christliche  l 
Kirchenbau,  nicht  aus  dem  Griechischen  Tempel,  sondem,  den 
Bedurfriissen  des  neuen  Cultus  gemass,  aus  der  Basilica, 
indem  theils  alte  Basiliken  dazu  eingerichtet ,  theils  neue, 
aber  nach  Constantin  meist  mit  geraubten  Architekturstucken, 
erbaut  werden.  Eine  Vorhalle  (Pronaos,  Narthex);  das  2 
Innre    ganz   bedeckt;    mehrere  Schifife,    das    mittlere   hoher 


Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [194] 

Oder  alle  gleich  hoch;  hinten  in  einem  runden  Ausschnitt 
(Concha,  Sanctuarium)  die  erhohte  Tribune.  Indem  diese 
verlangert,  und  Seitenhallen  zugefugt  werden,  entsteht  die 

3  spatre  Form  der  Basilica  Italiens.  Daneben  hatte  man  in 
Rom  zu  Baptisterien  besondre  Rundgebaude,  deren  Form 
und  Einrichtung  von  den  Badesalen  der  ROmer  (§.  292,  1) 
ausging;  aber  im  Orient  baute  man  schon  in  Constantin*s 
Zeit   auch   Kirchen   von   runder  Form   mit  weit   gewOlbten 

4  Kuppeln.  Diese  Form  wurde  im  Ganzen  sehr  grossartig, 
wenn  auch  in  den  einzelnen  Parthien  mit  kleinlichem  Ge- 
schmack,  in  der  unter  Justinian  erbauten  Sophien-Kirche 
ausgebildet;  sie  herrscht  hernach  im  orientalischen  Reiche,  und 
noch  die  spatern  Griechischen  Kirchen  mit  ihren  Haupt-  und 

5  Nebenkuppeln  huldigen  diesem  Geschmacke.  Die  Gebaude 
der  Ostgothischen  Zeit,  besonders  von  der  Amalasuntha  an, 
sind  wahrscheinlich  nicht  ohne  Einwirkung  Byzantinischer 
Architekten  entstanden. 

1.  Kirche  der  H.  Agnes,  von  Constantia,  Gonstantinus  Tochter,  an- 
gelegt,  eine  dreischiffige  Basilica  mit  z\vei  S&ulenstellungen  Qbereinan'der. 
FQnfschiffige  Basilica  des  H.  Paulus  ausser  den  Mauern,  nach  Einigen  von 
Gonstantin,  die  Sftulen  verscbiedenartig,  wie  auch  bei  Johann  im  Lateran^ 
das  kunstreiche  Zimmerwerk  ursprunglich  mit  Gold  belegt;  neuerlich  ab- 
gebrannt  (Rossini's  Vedute).  N.M.  Nicolai  Delia  Basilica  di  S.  Paolo. 
R.  1815  f.  Die  fQnfschiffige  Basilica  St.  Peter  auf  dem  Vatican  (Bunsen 
Beschreibung  von  Rom  II.  S.  50  f.) ,  durch  Portiken  mit  der  Tiberbrucke, 
wie  St.  Paul  mit  der  Stadt  verbunden.  St.  Glemens,  ein  Muster  der  alten 
Einrichtung  der  Basiliken.  Nibby  Diss.  Ace.  Rom.  II.  p.  401.  Gutensohn 
u.  Knapp  Monumenti  della  Rel.  Gristiana.  R.  1822  begonnen.  Sonst 
Agincourt  Hist,  de  TArt.  par  les  monumens  depuis  sa  decadence.  T.  IV. 
pi.  4—16.  64.  Platner,  Beschreibung  Roms,  I.  S.  417.  Diesen  ROmischen 
Basiliken,  besonders  der  ersten,  entspricht  in  alien  Hauptpunkten  die  Be- 
schreibung der  von  Gonstantin  zu  Jerusalem  erbauten  Kirche  bei  Euseb. 
V.  Gonst.  Ill,  25—40;  eben  so  die  von  Gonstantin  u.  Helena  gebaute 
Apostelkirche  zu  Byzanz,  Banduri  T.  II.  p.  807.  Par. 

3.  Ein  solcher  Rundbau  ist  das  sog.  Baptisterium  des  Gonstantin, 
Giambini  0pp.  T.  II.  tb.  8.  Ueber  das  Baptisterium  bei  St.  Peter  Bunsen  II. 
S.  83.  Besonders  interessant  ist  die  Beschreibung  eines  Rhetors  (Walz 
Rhetores  I.  p.  638)  von  einem  Baptisterion  {Zifiv^lov  Banriatov)  mit 
reichen  Mosaiken  an  der  Kuppel  fiber  dem  Badebassin.  Von  runden 
Kirchen  ist  das  ^teste  Beispiel  die  auch  von  Gonstantin  gebaute  Haupt- 


[195]  ClirisUiche  Arcbitektur.  223 

kircbe  von  Antiochien,  von  acfateckigem  Plan,  in  der  Aniage  der  Kirche 
S.  Vitale  (Anm.  5)  ^nlich,  mit  sehr  hoher  und  weiter  Kuppel,  Euseb. 
Ill,  50.  Dronke  und  Lassaulx  Mattbiaskapelle  bei  Kobern  S.  51.  Yerzeicb- 
niss  von  61  Rund-  und  Polygonkircben. 

4.  Die  Kirche  der  H.  Sopbia  wurde  vor  537  von  Isidor  von  Milet 
und  Antbemios  von  Tralles  neu  gebaut;  das  auf  vier  Pfeilern  rubende 
Rundgewdlbe  (rpovllog)  erneuerte  nacb  einem  Erdbeben  554  der  jCingere 
Isidor,  dauerbafter,  aber  minder  effektvoll.  Unter  dem  GewOlbe  das  leQa- 
tsiovy  in  den  Ausbauten  an  den  Seiten  die  Plfttze  fflr  M^ner  und  Frauen, 
vom  die  Narthex.  Prokop.  I,  1.  Agatbias  V,  9.  Malalas  p.  81.  Yen. 
Kedrenos  p.  386.  Anonym,  bei  Banduri  Imp.  Or.  I.  p.  65.  cf.  II.  p.  744. 
—  Andre  Baumeister  und  fiijxcivoxoioi  der  Zeit :  Ghryses  von  Alexandrien, 
Joannes  aus  Byzanz. 

5.  In  Ravenna  ist  die  Kircbe  S.  Yitale,  welcbe  nacb  acbteckiger 
Grundform  ganz  peripberisch  angelegt  ist,  mit  roben  Formen  der  Sfiulen- 
capit^er,  ein  Bau  der  letzten  Gotbiscben  Zeit;  Justinian  liess  ibn  dufcb 
Julianus  Argentarius  musiviscb  auszieren  und  mit  einer  Nartbex  verseben 
(Rumobr  Ital.  Forscbungen  III.  S.  200).  Agincourt  lY.  pi.  18.  23.  Tbeo- 
doriebs  Mausoleum  (wenigstens  ein  Werk  der  Zeit),  jetzt  S.  Maria  Rotonda, 
ist  ein  aus  sehr  grossen  Werkstucken  zusammengesetzter  Bau  von  ein- 
fachen,  wiewobl  scbwerHUligen  Formen.  Smirke,  Arcbaeologia  XXIII.  p.  323. 
Ygl.  Schorn  Reisen  in  Italien  S.  398  f.,  und  Ober  Tbeodorich's  Baue  in 
Rom,  Ravenna,  Ticinum,  [auf  der  HObe  bei  Terracina]  Manso's  Gescb.  des 
O.Gotbiscben  Reichs  8.  124.  396  f.  Gegen  die  Ableitung  Italianiscber 
Bauten  aus  Byzanz  spricbt  Rumobr  S.  198  ff.  Arcbitekt  Aloisius  in  Rom 
um  500.  Cassiodor  Yar.  II,  39.  —  Bellermann  die  Idtesten  christheben 
BegrSbm'ssstellen,  im  Besondem  die  Katacomben  zu  Neapel  mit  den  Wand- 
gemalden,  Hamb.  1839.  4. 

In  Rom  ist  nur  noch  die  S&ule  des  Kaisers  Phokas  (F.  A.  Yisconti 
Lett,  sopra  la  col.  delP  Imp.  Foca.  1813),  um  600  errichtet,  einem  altern 
Denkmal  geraubt,  zu  erwftbnen. 

195.  Duich  die  neuen  Aufgaben  eines  neuen  Cultus  i 
und  den  frischen  Geist,  den  die  Umkehrung  aller  Verhalt- 
nisse  dem  gealterten  Geschlechte  wenigstens  bin  und  wieder 
einhaucht,  erhalt  auch  die  Arcbitektur  einen  neuen  Lebens- 
funken.  Zwar  bleiben  die  Formen  im  Einzelnen  rob,  ja 
sie  werden  fortwabrend  plumper  und  ungestalter;  aber  dabei 
zeigen  docb  die  Werke  der  Justinianiscben  und  Ostgotbiscben 
Zeit  einen  freiern  und  eigentbumlicbern  Sinn,  der  die  Be- 
deutung  des  Gebaudes  im  Ganzen  beller  fasst,  als  es  bei 
den  letzten  Romiscben  Arcbitekten  der  Fall   war;   und  die 


224  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [196] 

vasten   Raume   der   Basiliken   wirken    mit   ihren   einfachen, 
durch  die  musivische  Arbeit  nicht  gestorten  Linien  und  Flachen 

2  machtiger,  als  die  uberreiche  Palmyrenische  Architektur.  Die- 
ser  fur  neue  Zwecke  neu  belebte  (Vorgothische,  Byzantinische) 
Architekturstyl,  welcher  sich  immer  noch  fast  in  alien  einzel- 
nen  Formen  an  den  spatrSmischen  anschliesst,  herrscht  in  der 
ersten  Halfte  des  Mittelalters,  durch  die  aus  dem  Romischen 
Alterthum  fortbestehenden,  auch  wohl  mit  Griechenland  fort- 
wahrend  zusammenhangenden  Baucorporationen  gepflegt  und 

3  ausgebildet,  im  ganzen  Christlichen  Europa;  er  herrscht  so 
lange,  bis  im  dreizehnten  Jahrhundert  der  Gennanische 
Geist,  den  des  Europaischen  Suden  uberflugelnd ,  die  Romi- 
schen Formen  nach  einem  ganz  neuen  System,  eignen  Grund- 
ideen  und  Gefuhlen  gemass,  durchgangig  umzuschaflfen  be- 

4  ginnt.  Der  spitze  Giebel  und  Bogen  und  die  moglichst  un- 
unterbrochene  Fortsetzung  der  Verticallinien  bezeichnen  die 
aussern,  klimatischen ,  und  die  innern,  aus  dem  Gemuthe 
stammenden  Grundrichtungen  dieser  der  antiken  scharf  ent- 
gegengesetzten  Baukunst,  welche  aber  in  Italien  nie  ganz  ein- 
heimisch,  und  darum  auch  im  fiinfeehnten  Jahrhundert  sehr 
schnell  durch  die  eraeuerte  Baukunst  der  Romischen  Kaiser- 
zeit  verdrangt  wurde. 

2.  Stellen,  wo  im  10.  u.  11.  Jahrhundert  Bauwerke  durch  more 
Graecorum,  ad  consueludinem  Graecorum  hezeichnet  werden,  auch  von 
Griechischen  Werkmeislem  die  Rede  ist,  bei  Slieglitz  Qber  die  Golhische 
Baukunst  8.  57.    Generalversammlung  der  Bauleute  zu  York  926.? 

3.  Opus  Teutonicum  und  ahnlich  heisst  die  sog.  Gothisehe  Architektur 
in  Italien  und  England,  s.  Fiorilio  Gesch.  der  Eunst  in  Deutschland  Bd.  II. 
S.  269  fl.    Vasari  nennt  sie  bald  stilo  tedesco,  bald  gotico. 


8.    Bildende  Knnst. 

1  196.  Die  Kuntler  Ziehen  sich  aus  den  eroberten  Landem 
immer  mehr  nach  Rom ;  in  der  Zeit  des  Sulla,  des  Pompejus, 
des  Octavian  findet  man,  was  es  damals  von  vorzuglichen 
Toreuten,    Erzgiessern,   Bildhauern    gab,   ziemlich  in   Rom 

2  vereinigt.  Pasiteles  zeichnet  sich  als  ein  sehr  fleissiger 
und    sorgfaltiger    Kunstler   aus,    der    nie    anders    als    nach 


[196]  Bildende  Kunst  am  Ende  der  Repiiblik.  ggS 

genau  vollendeten  Modellen  arbeitete;  Arkesilaos  Modelle 
wurden  fur  sich  hdher  geschatzt,  als  Statuen  andrer  Kunstler ; 
Decius  wagt  es,  sich  im  Erzguss  mit  Chares  zu  messen; 
und  es  zeigt  sich  iiberall  die  Wirkung  der  durch  Studium 
der  besten  Muster  bewirkten  Restauration  der  Kunst,  die 
besonders  von  Athen  ausging.  Auch  fehlt  es  nicht  an  Ar^  3 
beitem  in  Gefassen,  obgleich  keiner  an  die  fruhem  reicht, 
daher  argentum  vetus  mit  schon  gearbeitetem  gleichbedeuten4 
gebraucht  wird.  In  den  Munzen  beginnt  das  beste  Zeitalter  4 
erst  700;  aus  dieser  Zeit  haben  wir  Denare,  welche  mit 
Pyrrbos  und  Agathokles  Munzen  an  Feinheit  der  Arbeit 
und  SchQnheit  der  Zeichnung  wetteifem ;  obgleich  freihch  der 
grossartige  Schwung  alterer  Griechischer  Munzen  doch  auch 
in  diesen  nicht  gefunden  wird. 

2.  Pas i teles  aus  Gross^echenland ,  Toreut  u.  Erzg.,  Givis  Rom. 
662,  arbeitete  wohl  einige  Zeit  frflber  die  Statue  fQr  den  Jupiters-  und 
Juno-T.  des  HeteU,  Plin.  XXXVI,  4,  10.  12.  vgl.  indess  Sillig  Amaltb. 
in,  294.  Kolotes,  Pasiteles  Sch.,  Toreut,  g.  670(?).  Stephanos,  Pasiteles 
Sch.,  Bildh.  (Thiersch  Epochen  S.  295)  g.  670.  Tlepolemos,  Wachsbildner, 
u.  Hieron,  Maler,  Brdder  von  Kibyra,  Verres  canes  venatici,  um  680. 
Arkesilaos,  Plastes,  Erzg.  u.  Bildh.,  680—708.  (Venus  (Senitrix  fQr 
Caesar's  Forum.)  Posis,  Plastes,  690.  Goponius,  Erzg.  690.  Menelaos, 
Stephanos  Sch.,  Bildh.  g.  690  (§.  416).  Decius,  Erzg.  g.  695.  Praxi- 
teles, Poseidonios,  Leostratides,  Zopyros,  Toreuten,  Arbeiter  von  Gref&ssen, 
g.  695.  (Durch  Praxiteles  kommeu  siibeme  Spiegel  in  die  Mode,  derselbe 
bildet  den  Knaben  Roscius,  Gic.  de  div.  I,  36.)  Aulanios  Euandros,  von 
Athen,  Toreut  u.  Plastes,  710—724.  Lysias,  Bildh.  g.  724.  Diogenes, 
von  Athen,  Bildh.  727.  Kephisodoros ,  in  Athen,  g.  730  (?).  G.  I.  364. 
Eumnestos,  Sosikratides  Sohn,  in  Athen,  g.  730.  G.  I.  359  Add.  Pytheas, 
Teucer,  Toreuten  um  dlese  Zeit.  Maecenas  Freigelassener  Junius  Thaletio, 
flaturarius  sigillarius,  Gruter  Thes.  Inscr.  638,  6  (§.  306).  Goldarbeiter 
der  Livia,  in  den  Inschr.  des  Golumbarium.  [In  Athen  Eubulides  und 
Eucheir  drei  Grenerationen  abwechselnd.  C.  I.  n.  916.  R.  Rochette  Suppl. 
au  Gatal.  des  Artistes  p.  306.] 

3.  Zopyros  Urtheil  des  Orest  vor  dem  Areopag  glaubt  man  auf 
einem  im  Hafen  von  Antium  gefundenen  Becher,  Winckelm.  M.  I.  n.  151, 
Werke  VH.  Tf.  7,  zu  erkennen.  Subito  ars  haec  ita  exolevit,  ut  sola 
iam  vetustate  censeatur,  Plin.  XXXIII,  55. 

4.  So  ist  z.  B.  an  dem  Denar  des  L.  Hanlius  mit  Sulla  auf  dem 

O.  Mailer's  Arehaeologie.    4.  Aafl.  15 


226  Griechiscbe  Kunstgesch.    Per.  V.  [197] 

Triumphwagen  besonders  der  Revers  noch  sehr  dCirftig  behandelt.  Viel 
besser  der  Denar  des  A.  Plautius  init  dem  Judaeer  Bachius  aus  der 
Zeit  der  Asiatischen  Kriege  des  Pompejus.  Sehr  vorzOglich  der  des 
Nerius  mil  dem  Jupiterkopf  von  703.  Eben  so  schOn  der  des  Gornu- 
ficius  mit  dem  Ammon  (den  Revers  erkl&re  ich  so:  Juno  Sospita  hat 
dem  auspicirenden  Gornuficius  ein  glQckliches  Zeichen  gesandi,  daher  sie 
die  Krfthe  auf  ihrem  Schilde  trfigt,  und  kr&nzt  ihn  nun  als  Sieger).  Auch 
der  des  Sext.  Pompejus,  mit  dem  Kopfe  seines  Vaters,  und  auf  dem 
Revers  den  Gatana^schen  Briidern  (vgl.  §.  157.  Anm.  2)  und  dem  Neptun 
als  Seeherrscher,  oBgleich  dieser  eine  gewisse  Trockenheit  des  Styls  zeigt. 
Ausserordentlich  schOn  der  des  Lentulus  Gossus  (nach  729)  mit  dem 
feinen*  Augustus-  und  wackern  Agrippa-Gesicht. 


1  197.  In  der  Kaiserzeit  erscheinen  die  Kunste  dem  all- 
gemeinen  Urtheil  nach  zu  Dienerinnen  des  Luxus  und  der 
Launen  der  Herrscher  entwurdigt.  Die  Schlaflfheit  der  Zeit, 
sagt  Plinius,  hat  die  Kunste  vernichtet,  und  weil  man  keine 
Geister  mehr  darzustellen  hat,  vemachlEssigt  man  auch  die 

2  K5rper.  Indessen  gab  es  geistreiche  und  treflfliche  Bildhauer, 
welche  die  Pallaste  der  Caesaren  mit  ausgezeichnet  schonen 

3  Gruppen  anfuUten;  und  in  Nero's  Zeit  erhebt  sich  Zeno- 
doros,  zuerst  in  Gallien,  dann  in  Rom,  als  ein  grosser 
Erzgiesser,   der  den  Auftrag  erfullte,    den  Kaiser  als  Helios 

4  in  einem  Goloss  von  110  Fuss  Hohe  darzustellen.  So  nahe 
er  in  der  Geschicklichkeit  des  Modellirens  und  Ciselirens  den 
Alten  gekommen  sein  soil  (er  bildete  auch  Becher  des  Kala- 
mis  tauschend  nach):  so  wenig  konnte  er,  bei  den  grSssten 
aussern  Vortheilen,  die  verloren  gegangene  feinere  Technik 
des  Erzgusses  wieder  emeuem. 

1.  Luxuriae  ministri,  Seneca  Epist.  88.  —  Plin.  XXXV,  2. 

2.  Similiter  Palatinas  domos  Gaesarum  replevere  probatissimis  signis 
Graterus  cum  Pythodoro,  Polydectes  cum  Hermolao,  Pythodorus  alius  cum 
Artemone;  et  singularis  Aphrodisius  TraUianus,  Plin.  XXXVI,  4,  11. 
[Diess  sind  altere  KQnsUer,  deren  Werke  den  Pallast  erfCUlten.]  Sonst 
sind  keine  Bildhauer  der  Zeit  sicher  bekannt,  als  ein  Julius  Ghimarus, 
welcher  dem  Germanicus  Statuen  gearbeitet,  nach  einer  Inschrift  [statuas 
et  aediculam  effecit,  sedes  marmoreas  posuit,  geweihtj;  und  Menodoros 
(unter  Galigula?)  bei  Pausan.  [A.  Pantulejus  von  Ephesus  macht  in 
Athen  die  Statue  Hadrians  G.  I.  n.  339.  M.  Gossutius  Kerdon  arbeitete 
fCir  die  Villa  Antonins  des  Frommen   bei  Lanuvium.]    Nero  selbst  legte 


[198,  199]  Zeit  des  Jul.  und  Flav.  Geschlechte.  227 

sich  auf  Toreutik  und  Malerei.  Demetrios,  Goldschmjed  in  Ephesos, 
Apostelgesch.  Die  Kanstlernamen  bei  Virgil  scheinen  sich  auf  keine 
wirklichen  Personen  zu  beziehen. 

3.  Der  C!oloss  sollte  ein  Nero  werden,  aber  wuide,  75  nach  Ghr., 
als  Sol  dedicirt  £r  hatte  7  Strahlen  um  das  Haupt;  wie  Nero  auch  in 
der  BQste  im  Louvre  (n.  334)  und  sons!  Strahlen  um  das  Haupt  hat. 
Der  Goloss  stand  Tor  der  Fronte  des  goldenen  Hauses,  auf  dem  Platze 
des  nachmaligen  T.  der  Venus  und  Roma,  und  wurde  desswegen  von 
Decrianus  mit  HOlfe  von  24  Elephanten  translocirt.  Spartian  Hadr.  19. 
vgl.  Eckhel  D.  N.  VI.  p.  335.  Spftter  wurde  er  zum  Gommodus  gemacht, 
Herodian  I,  15. 

198.  Die  sichersten  Quellen  der  Kunstgeschichte  der  Zeit  l 
sind    erstens    die   Bildwerke    an   den    offentlichen 
Denkmalern,   deren  sich  aber  erst,   bei  dem  Untergange  2 
der  fruhem,    unter   den   Flaviem   finden.     Die  Reliefs  am 
Trimnphbogen  des   Titus,   die   Apotheose   des  Kaisers   mid 
den  Triumph   uber  Judaea   darstellend,   sind   gut   erfunden, 
geschmackvoU  angeordnet,  aber  in  der  Ausarbeitimg  vernach- 
lassigt;   und  an  denen  vom  Pallas-Tempel  auf  dem  Forum  3 
des  Domitian  ist  auch  mehr  die  Zeichnung  im  Ganzen,   als 
die  Ausfuhnmg,  am  wenigsten  der  Draperien,  zu  loben. 

2.  Bartoli  u.  Bellori  Admiranda  Romae  tb.  1—9.  Arcus,  I.  Vgl. 
die  Milnzen  mit  der  Judaea  capta,  Pedrusi  VL  tb.  12.  H.  Reland  de 
spoliis  templi  Hierosolymitani  in  arcu  Titiano.    Traiect  1716. 

3.  Man  sieht  bier  Pallas  Frauen  in  hftuslichen  Arbeiten  unterrichtend. 
Bartoli  tb.  35—42  (63—70).    Vgl.  die  Herausg.  Winckelm.  VI,  H.  S.  334. 

199.  Zweitens    die   Statuen    und   Busten    der  i 
Kaiser,  welche  wenigstens  dem  Originale  nach  auf  die  Zeit 
ihrer  Regierung  zuruckgehen.    Sie  zerfallen  in  verschiedene 
Classen,   welche  auch  durch  das  Costum,   und  dadurch  am 
sichersten,  unterschieden  werden:     1.    Solche,  welche  die  In-  2 
dividualitat  ohne  Erhohung  derselben  wiedergeben,   und  da- 
her  auch  das  Costum  des  Lebens  beibehalten,   entweder  die 
Friedenstracht  der  Toga,  in  Beziehung  auf  Priesterthum  uber 
den  Kopf  gezogen;  oder  die  Rustung  des  Krieges,  wobei  die  3 
Stellung   gem  die   der  Anrede  der  Armeen   (allocutio)   ist; 
in  beiderlei  Art  giebt  es  gute  Statuen  der  Zeit.    Auch  ge-  4 
horen   zu   dieser  Gattung  die  Statuen  zu  Pferde    und  auf 


228  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [199] 

Triumphalwagen ,  welche  ursprunglich  wirklich  Auszuge  an 
der  Spitze  eines  Heers  und  Triumphe,  oder  bedeutende  Er- 
oberungen   vom  Feinde  bezeichnen ,  aber  bald   aus  Schmei- 

5  chelei  und  Eitelkeit  bei  jeder  Gelegenheit  gesetzt  werden. 
2.  Solche,  welche  das  Individuum  in  einem  erhohten,  heroi- 
sirten  oder  vergottlichten  Charakter  zeigen  soUen,  wohin  die 
seit  August  gewohnlichen  Statuen  ohne  Bekleidung  und  mit 
Lanzen    in    den  Handen    gehoren,   die   man,    nach  Plinius, 

6  Achilleische  Statuen  nannte;  so  wie  die  sitzenden  mit  nacktem 
Oberkleide  und  einem  Pallium  um  die  Huften,  wobei  ge- 
wohnlich  an  Jupiter  gedacht  wird;  iiberhaupt  dauert  der 
Gebrauch  der  Verschmelzung  von  Individuen  mit  GQttern 
fort,  und  die  Kunst,  Portrate  zu  einem  ideellen  Charakter 
zu  erheben,  wurde  damals  noch  mit  eben  so  viel  Geist  ge- 
ubt,  wie  die,  den  wirklichen  Charakter  auf  eine  einfache  und  I 

7  lebendige  Weise  darzustellen.  Auch  die  Statuen  von  Frauen 
aus  der  herrschenden  Familie  zerfallen  in  die  beiden  angege- 

8  benen  Classen.  Dagegen  ist  zu  merken ,  dass  die  solenne 
Vorstellung  des  Divus,  des  vom  Senat  consecrirten  Kaisers, 
kein  ideelles  Costum,  sondern  eine  sitzende  Figur  in  der 
Toga  (die  oft  auch  das  Haupt  umzieht),  mit  dem  Sceptrum 

9  in  der  Hand,  und  der  Strahlen-Krone,  verlangt.  Wie  in 
Makedonischer  Zeit,  werden  auch  jetzt  Statuen  von  Stad- 
ten  und  Provinzen  oft  mit  Denkmalern  der  Herrscher 
combinirt,  und  diese  Gattung  von  Figuren  iiberhaupt  von 
ausgezeichneten  Kiinstlem  behandelt,  wovon  auch  die  Munzen 
Zeugniss  geben. 

2.  Simalacrum  aureum  Galigulae  i con i cum,  Saeton  22.  Statuae 
civili  habitu  (Orelli  Inscr.  n.  1139.  3186)  oder  togatae,  z.  B.  der  Tibe- 
rius mit  sch5ner  Toga  von  Capri,  im  L.  HI.  M.  de  Bouillon  II,  34.  In 
Priestertracht  August  aus  der  Basilica  von  Otricoli  PioGl.  II,  46.  Kopf 
des  Augustus  aus  Basalt,  gef.  bei  Ganopus  1780,  Specim.  of  anc.  sculpt. 
U,  46,  Statue  des  August  im  Capitol  Race  16,  des  Jul.  Caesar  daselbst 
Race  15.  Drusus  aus  Herculanum  Ant.  di  Ere.  VI,  79.  M.  Borb.  VII,  43. 
[Bei  Gervetri  ausgegraben  sieben  yortrefTliche  colossale  Statuen,  jetzt  er- 
ganzt  von  de  Fabris,  im  Lateran,  Germ  aniens,  Drusus,  Tiberius,  Caligula, 
Claudius,  Agrippina  u.  eine  andere  weibliche,  nebst  dem  Kopf  des  Augustus, 
Bull.  1840.  p.  5.  So  wurden  im  alten  Priyemum  trefifliche  Golossalbilder, 
vermuthlich  aus  der  Curia  oder  dem  Augusteum  der  Stadt,  gefunden, 
welche  Augustus,  Tiberius  und  Claudius  von  neuem  erhoben  batten;  der 


[199]  Statuen  des  Jul.  und  Flav.  Geschlechts.  229 

Kopf  des  Claudius  Mus.  Ghiaramonti  11.  tv.  32.  So  setzte  Veji  dem 
August  und  Tiberius  Colossalstatuen,  das.  Not  3.  Das.  t7.  31.  Claudius 
aus  Pallast  Ruspoli;  tv.  31.  Titus  mit  Julia,  gefunden  1828.J 

3.  Statuae  pedestres  habitu  militari  (Capitolin,  Macrin  6)  oder 
thoracatae,  z.  B.  der  <x>lossale  Augustus  im  Pallast  Grimani,  s.  Thiersch 
Reisen  I.  S.  250  ff.  Drusus,  Tiberius  Sohn,  im  L.  bei  Mongez  Iconogr. 
Romaine  pi.  23,  1.  Titus  im  L.  29.  pi.  33,  1.  34,  1.  2.  Bouill.  II,  41. 
Domitian  und  Marc  Aurel  aus  Pallast  Giustiniani  Race.  89.  90.  [Der 
Domitian  M.  Ghiaramonti  II,  36.]  Domitian  aus  Pallast  Giustiniani 
M.  Chiar.  II.  tv.  36. 

4.  Die  statua  equestris  des  August  auf  der  Tiberbriicke  (siehe 
Dio  Lin,  22  u.  die  Denare  des  L.  Vinicius)  deutete  wenigstens  auf  kriege- 
rische  Pl§ne.  Domitian's  colossale  Reiterstatue  auf  dem  Forum  (Statins 
S.  I,  1.  Fr.  Schmieder,  Programm  1820)  stellte  ihn  als  Germaniens  Sieger 
dar,  den  Rheinstrom  unter  den  VorderfQssen  des  Pferdes;  die  L.  trug 
eine  Pallas  mit  vorgehaltenem  Gorgoneion,  die  R.  gebot  Frieden  (vgl.  §.  335). 
Domitian  mit  Pallasbflste  auf  der  Schulter,  Relief  bei  Vaillant  de  Canopo 
p.  11;  angebliche  st.  equestris  des  Augustus  Race.  52.  [Die  Reiterstatue 
Theodorichs  vor  dem  Pallast  Karls  des,  Grossen  zu  Aachen  von  Bock 
Jahrb.  des  Rhein.  Alterth.  Vereins  V.  S.  1.]  In  quadrigis,  auf  einem 
Triumphbogen,  von  zwei  Parthern  umgeben,  erscbeint  August  nach 
Wiedergewinnung  der  Feldzeichen  des  Grassus,  Eckhel  D.  N.  VI.  p.  101. 
Statuen  in  bigis  setzte  man  zuerst  Magistraten  wegen  der  Pom  pa  im 
Circus,  bald  wurden  Yiergespanne  (auch  Sechsgespanne ,  die  in  Rom  seit 
Augustus  aufkamen)  ohne  Riicksicht  auf  Triumphe  und  Pompen  und 
Ritterstatuen  selbst  in  den  Hftusem  von  Sachwaltem,  errichtet.  Martial 
IX,  69.  Tacit,  de  orat  8.  11.  Juvenal.  VII,  126.  Appulej.  Flor.  p.  136  Bip. 
Den  Kaisem  wurden  dagegen  Elephanten-Wagen  gesetzt,  s.  Plin.  XXXIV,  10 
und  die  MQnzen  mit  dem  Bilde  des  Divus  Vespasianus,  vgl.  Capitolin, 
Maximin  26. 

5.  Statuae  Achilleae,  Plin.  XXXIV,  10.  Dazu  scheint  [der  herr- 
liche  Pompejus  im  Pallast  Spada],  der  colossale  Agrippa  (der  Delphin  ist 
restaurirt)  im  Pall.  Grimani,  angeblich  aus  dem  Pantheon,  zu  gehOren. 
Pococke  Trav.  II.  pi.  97.  Visconti  Icon.  Rom.  pi.  8.  August  im  Hause 
Rondanini,  Winckelm.  VU.  S.  217.  Claudius,  Ant.  di  Ercol.  VI,  78. 
Domitian,  Guattani  M.  I.  1786.  p.  XVI.  Vgl.  die  Beispiele  bei  Levezow 
Antinous  S.  51.  Oft  liegt  ein  Pallium  um  den  Leib,  wie  bei  dem  sonst 
Achilleischen  Germanicus  aus  der  Basilica  von  Gabii  im  L.  141.  Mongez 
pi.  24,  3,  dem  Nero  L.  32.    Clarac  pi.  322. 

6.  In  Caesarea  errichtet  Herodes  Colossalstatuen  des  Augustus- 
Jupiter  u.  der  Roma.  Joseph  B.  I.  I,  21.  vgl.  §.  203.  Jupiters-Costum 
hinsichtlich  der  Bekleidung  haben  die  sitzenden  Colossalfiguren  des  August 


230  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [199] 

und  Claudius  aus  Herculanum,  M.  Borb.  IV,  36.  37.  Als  stehender 
Jupiter  mil  Blitz  ein  Augustus  von  Bronze,  Ant.  di  Ercol.  VI,  77.  Die 
schOne  Augustusbiiste  in  MQnchen  227  u.  im  L.  278,  Mongez  pi.  18,  hat 
zwar  den  Eichenkranz,  aber  sonst  ganz  Portr&tzuge.  Jupiters-Ck>8tam  hat 
die  sitzende  Statue  des  Tiber  von  Pipemo,  das  scheussliche  Gesicht  m5g- 
lichst  veredelt,  Mongez  pi.  22.  Vgl.  die  Vejentische  Statue,  Guattani  Mem. 
encicl.  1819.  p.  74,  und  den  beniichen  Kopf  von  Gabii,  Bouill.  II,  75. 
Caligula  wollte  selbst  den  Zeus  zu  Olympia  zu  seinem  Bilde  machen. 
Einen  Claudius  als  Gott  stellt  die  herrliche  ColossalbQste  in  Spanien  dar, 
Admir.  Romae  80.  Mongez  pi.  27,  3,  4,  der  aber  auch  vergQttert  ein 
bl5ds]nniges  Ansehen  behfllt.  Grossartig  behandelter  Colossalkopf  des 
Vitellius  in  Wien.  —  August  als  Apollo  §.  362,  2. 

7.  Portratstatuen:  Livia  als  Priesterin  des  August,  aus  Pompeji, 
M.  Borb.  Ill,  37.  Avellino,  Atti  d.  Accad,  Ercol.  II.  p.  1.  Die  erste 
Agrippina  im  Capitol,  herrlidi  in  der  Anordnung  der  ganzen  Figur, 
weniger  in  der  Draperie  zu  loben,  M.  Cap.  T.  III.  t.  53.  Mongez  pi.  24*,  1.  2. 
Aebnlich  in  Florenz,  Wicar  III,  4.  Famesisdie  Statue  der  zweiten  (?) 
Agrippina,  grossartig  b^Handelt,  Mongez  pi.  27,  6.  7.  M.  Borb.  Ill,  22.  — 
Livia  als  Ceres  (L.  622.  Bouill.  II,  54.  vgl.  R.  Rochette,  Ann.  d.  Inst.  I. 
p.  149  (iber  dies  Costflm),  Magna  Mater  (§.  200),  Vesta  (auf  MQnzen 
Eckhel  VI.  p.  156).  Julia,  Augustus  Tochter,  als  Kora,  L.  77.  Bouill.  n,  53. 
Agrippina,  Drusilla  und  Julia,  Caligula's  Schwestern,  auf  Mflnzen,  als 
Securitas,  Pietas  und  Fortuna,  Eckhel  VL  p.  219.  [Zwei  Julia,  Tochter 
des  Titus  M.  Chiaram.  II,  34.  35.]  —  Zu  den  vortrefiflichsten  Portrat- 
statuen  gehOren  die  Matrone  u.  Jungfrau  (die  letztere  zugleich  in  einer 
Copie  gefunden)  aus  Herculanum  zu  Dresden  n.  272—274.  Becker  August 
19—24.  vgl.  Race.  91,  von  Hirt  fflr  Caligula's  Mutter  und  zwei  Schwestern 
gehalten.  Familie  des  M.  Nonius  Balbus  von  Herculanum,  zwei  Reiter- 
statuen  (§.  434)  aus  der  Basilica,  sieben  zu  Fuss  aus  dem  Theater,  n&m- 
lich  Balbus  nebst  Vater,  Mutter  und  vier  T5chtern.    Neapels  Ant.  S.  17  ff. 

8.  &o  z.  B.  Divus  Julius  auf  dem  Cameo  §.  200,  2  b,  Divus 
Augustus  auf  Munzen  Tiber's  u.  a.  m.  Nero  war  der  erste,  der  lebend 
(als  Phoebos)  die  corona  radiata  nahm,  Eckhel  VI.  p.  269.  Mongez 
pi.  30,  3.  4.    Bouill.  II,  76.    §.  197,  3.    Vgl.  Schoepflin  de  apotheosi.  1730. 

9.  Coponius  hatte  14  von  Pompejus  tiberwundene  Nationen  fQr  die 
Porticus  ad  nationes  beim  Pompejus-Theater  gearbeitet;  eine  andere  Reihe 
scheint  Augustus  dazugestellt  zu  haben.  Schneider  ad  Van*.  R.  R.  IL 
p.  221.  Thiersch  Epochen  S.  296.  Dies  waren  gewiss  Statuen:  dagegen 
8  Stadtefiguren  in  Relief  zu  Rom  und  Neapel  existirend  (Visconti  M. 
PioCl.  III.  p.  61.    M.  Borb.  Ill,  57.  58)   besser  der  Attica   der  Porticus 


[200]  Statuen  des  Jul.  und  Flav.  Geschlechts.  231 

des  Agrippa  zugeschrieben  werden.  An  dem  grossen  Altar  des  Augustus 
bei  Lugdunum  (durch  Mflnzen  bekannt)  waren  Figuren  von  60  Gallischen 
VClkeracbaften.  Strab.  lY.  p.  19S.  —  Ton  der  Statue  des  Tib^r,  welcbe 
die  urbes  restitutae  aufstellen  liessen,  ist  zu  Puteoli  das  Fussgestell  Qbrig, 
mit  den  Figuren  von  14  Kleinasiatischen  Stftdten,  die  sehr  cbarakteristiscb 
gebildet  sind.  S.  L.  Th.  Gronov,  Thes.  Ant.  6r.  VII.  p.  432.  Belley, 
M6m.  de  FAc  des  Inscr.  XXIV.  p.  128.  Eckhel  D.  N.  VI.  p.  193.   Vgl.  §.  405. 

200.    Gleich   wichtigen    Stoflf  liefern   die   Gemmen   der  l 
Kunstgeschichte.     Dioskorides,    welcher  den   Augustus-Kopf 
schnitt,  mil  welchem  der  Kaiser  selbst  siegelte,  war  der  aus- 
gezeichnelste  Arbeiter  der  Zeit  in  Intaglio's.    Aber  noch  wich-  2 
tiger,   als    die  unler  seinem  Namen  erhaltenen  Sleine,   ist 
eine  Reihe  von  Cameen,  welche  das  JuUsche  und  Claudische 
Oeschlecht  in  bestimmten  Epochen  darstellen,  und  ausser  der 
Herrlichkeit  des  Materials  und  der  geschickten  Benutzung  auch 
durch  vieles  Andere  Bewunderung  verdienen.    In  alien  Haupt-  3 
werken   der  Art   herrscht   dasselbe  System   der  Darstellung 
jener  Fursten  als  weltbeherrschender  und  segensreich  waltender 
Wesen,  als  gegenwartiger  Erscheinungen  der  hochsten  GStter. 
Die  Zeichnung  ist  ausdrucksvoU  und  sorgf&ltig,   wenn  auch  4 
der  Geist  der  Behandlung  und  der  Adel  der  Formen,    wie 
in  den  Ptolemaeer-Gemmen  (§.  161),   nicht   mehr   gefunden 
wird,  vielmehr  hier,  wie  in  den  Reliefs  der  Triumphbogen  und 
manchen  Kaiserstatuen,  eine  eigenthQmlich  R5mische  Korper- 
bildung  zum  Vorschein  kommt,  welche  sich  durch  eine  ge- 
wisse  Schwerfalligkeit  von  der  Griechischen  bedeutend  unter- 
scheidet. 

1.  Man  hat  7  Gemmen  des  Diosk.  bis  jetzt  fflr  ftcht  gelialten,  zwei 
mit  Augustus  Eopf,  einen  sog.  Maecen.  einen  Demostbenes,  zwei  Hercure, 
einen  Palladienraub  (Stoscb  Pierres  grav.  pi.  25  sqq.  Bracci  Mem.  degli 
Incis.  tb.  57.  58.  Winckelm.  W.  VI.  Tf.  8  b):  aber  aucb  hieritber  sind 
noch  genauere  Untersuchungen  zu  erwarten.  Augustus  Impr.  gemm.  IV,  93. 
[Onyx-Camee,  Augustus  im  grdnen  GewOlbe  zu  Dresden.]  Dioskorides 
SOhne,  Erophilos  (Herausg.  Winckelm.  VI,  2.  S.  301),  Eutyches  (R.  Rochette 
Lettre  k  Mr.  Scfaom  p.  42).  Gleichzeitig  Agathangelos  (Kopf  des  Sextus 
Pompejus?),  Satuminus  und  Pergamos,  ein  Kleinasiatiscber  Gemmenarbeiter, 
R.  Rochette  p.  51.  47.  vgl.  p.  48.  Auch  Solon,  Gnaeos,  Aulos,  Admon 
werden  dieser  Zeit  zugeeignet  Aelius  unter  Tiber,  Euodos  unter  Titus 
(Julia,  Titus  Tochter,  auf  einem  Beryll  zu  Florenz.    Lippert  I,  II,  349). 


232  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [900} 

2.  Gameen.  Die  drei  grOssten:  a.  Der  Wiener,  die  Gemma 
Augustea,  von  der  sorgf^tigsteu  Arbeit,  9X8  Zoll  gross.  Eekbel  Pierres 
gray.  pi.  1.  Koebler  uber  zwei  Gemmen  der  E.  K.  Sammlung  zu  Wien* 
Tf.  2.  [vgl.  Morgensterns  Denkschr.  auf  Koehler  S.  16  f.]  Millin  G.  M.  179,  677. 
Mongez  pi.  19*.  Arneth,  Beitrfige  zur  Gesch.  von  Oesterreich  II.  S.  118* 
Darstellung  der  Augustischen  Familie  im  J.  12.  August  (neben  ihm  sein 
Horoskop,  ygl.  Eckhel  D.  N.  VI.  p.  109),  mit  dem  Lituus  als  Zeicben  der 
Auspicien,  tbront  als.  siegreicber  Jupiter  mit  Roma  zusammen;  Terra, 
Oceanus,  Abundantia  umgeben  den  Tbron  und  kranzen  ibn.  Tiber,  fiber 
die  Pannonier  triumpbirend ,  steigt  vom  Wagen,  den  eine  Victoria  fdhrt, 
um  sicb  vor  August  zu  prostemiren.  Germanicus  bat  zugleich  bonores 
triumpbales  erbalten.  Unten  wird  von  R6miscben  Legionaren  und  Auxi- 
liaren  ein  Tropaeon  erricbtet  (wobei  der  Scorpion  auf  einem  Scbilde 
vielleicbt  auf  Tiberius  Horoskop  gebt).  Sueton  Tib.  20.  Zur  Erkllb-ung 
hat  zuletzt  Passow  beigetragen,  in  Zimmermann's  Zeitschrift  fftr  Altcr- 
tbumsw.  1834.  N.  1.  2  [nacb  Thiersch  Epocben  S.  305]. 

b.  Der  Pariser,  durch  Balduin  den  II.  aus  Byzanz  an 
St.  Louis;  de  la  Ste  Chapelle  (dort  Josephs  Traum  genannt),  jetzt  im 
Cabinet  du  Roi.  Le  Roy  Achates  Tiberianus.  1683.  Millin  G.  M.  181,  676. 
Mongez  pi.  26.  Der  grOsste  von  alien,  13  X  H  Z.;  ein  Sardonyx  aus 
fQnf  Lagen  [der  gewGbnlich  fdr  ein  Werk  der  Augusteiscben  Zeit  genommen, 
von  Andem  eher  in  das  dritte  Jabrbuiklert  gesetzt  wird].  Die  Augustische 
Famib'e  einige  Zeit  nacb  August's  Tode.  Ob  en:  August  im  Himmel  be- 
willkommuet'  von  Aeneas,  Divus  Julius  und  Drusus.  Mitten:  Tiberius 
als  Jupiter  Aegiocbos  neben  Livia-Ceres,  unter  dessen  Auspicien  Germanicus 
im  J.  17  nacb  dem  Orient  gebt.  Umber  die  ^Itere  Agrippina,  Caligula 
(comitatus  patrem  et  in  Syriaca  expeditione.  Suet.  Calig.  10.  vgl.  M. 
Borbon.  V,  36),  Drusus  II.,  ein  Arsaciden-Prinz?,  Klio,  Polymnia.  Unten: 
Die  Nationen  Germaniens  und  des  Orients  Qberwunden.  Aebnlicb  erklftren 
Eckhel,  Visconti,  Mongez,  Iconographie  und  M^m.  de  Tlnst.  Roy.  VIIL 
p.  370  (sacerdoce  de  la  famiUe  de  Tib^re  pour  le  culte  d'Auguste),  besonders 
Thiersch  Epocben  S.  305.  Dagegen  Hirt,  Analekten  I,  II.  S.  332:  Nero's 
Aufnabme  in  das  Julische  Geschlecht,  womit  die  Ankunft  gefangener 
Bosporan^r  gleichzeitig  fiel.  Fleck  Wissenscb.  Reise  durch  das  sudliche 
Deutschland,  Italien  u.  s.  w.  I,  1.  S.  172.  [Die  Apotheose  des  Augustus 
in  einem  Relief  in  der  Sacristei  von  S.  Vitale  in  Ravenna,  mit  Roma, 
Claudius,  Jul.  Caesar,  Livia  als  Juno,  Augustus  als  Jupiter.] 

c.  Der  NiederllLndische  (de  Jonge  Notice  sur  le  Cab. 
des  MMailles  du  Roi  des  Pays-Bas,  I  Suppl.  1824.  p.  14),  ein  Sardonyx 
von  3  Lagen,  10  Zoll  boch,  trefflich  entworfen,  aber  viel  schlecbter, 
als  die  andern,  ausgefahrt.  Millin  G.  M.  177,  678.  Mongez  pi.  29. 
Claudius,    als  triumpbirender  Jupiter   (nacb    dem   Britannischen   Siege), 


[201]  Gescbnittene  Steine;  MQnzen.  233 

Messalina,  Octavia  und  Britannicus  auf  einem  Wagen,  welchen  Centauren 
als  Tropaeenir§ger  fOhren;  Victoria  voranfliegend. 

In  demselben  Geiste  sinnreicher  Schmeicbelei  ist  die  Darstellung 
entworfen:  Germanicus  u.  Agrippina,  als  Triptolemos  u.  Demeter  Thesmo- 
phoros  (mit  der  Rolle)  durch  die  L&nder  fahrend,  auf  einem  schSnen 
Pariser  Cameo.  M4m.  de  TAc  des  Inscr.  I.  p.  276.  Millin  G.  H.  48,  220. 
Mongez  pi.  24*,  3.  —  Eine  ahnliche,  trefflich  gezeichnete,  Composition 
zeigt  eine  in  Aquileja  gefundene  silbeme  Srhale  in  dem  KK.  Antiken-Cabinet. 
In  Relief  (die  GewlUider  vergoldet)  ist,  unter  Jupiter  und  Cei-es,  Proserpina 
und  Hekate  im  obem  Felde,  Germanicus,  wie  es  scheint,  dargestellt.im 
BegrifTe  an  einem  Altare  jenen  Gottheiten  zu  opfern,  um  dann  —  als 
neuer  Triptolemos  —  den  Drachenwagen  zu  besteigen;  unten  liegt  die 
Erdgflttin.    [Edirt  von  dem  Vf.  Mon.  d.  I.  III.  tv.  4.   Ann.  XL  p.  78.] 

Andre  Werke  dieser  an  sch5nen  Cameen  sehr  fruchtbaren  Zeit,  bei 
Mongez  pi.  24*,  5.  29,  3  und  Eckhel  pi.  2.  5.  7—12.  August  und  Livia, 
Impr.  deU'  Inst.  II,  79.  Livia  als  Magna-Mater  eine  Bflste  des  Div.  Augustus 
haltend.  Kohler  a.  0.  Kopf  des  Agrippa  von  ausgezeichneter  SchOnheit 
auf  einem  Niccolo  zu  Wien.  [Der  Stein  Carpegna,  jetzt  im  Vatican,  bei 
Buonarotti  Medaglioni  p.  427,  nebst  einem  andem.] 

4.  Durchgangig  beinahe  findet  man,  dass  der  Leib  Im  VerblUtniss 
gegen  die  Beine  verlftngert  ist;  dass  dies  zur  R5miscben  Nationalbildung 
geh5re,  bemerkt  v.  Rumohr  Ital.  Forscfaungen  I.  S.  78. 

201.     In    den    Munzen,    besonders    den    vom    Senat  1 
geschlagnen  Bronze-Medaillen,  der  Kaiser  des  Julischen  und 
Flavischen  Geschlechts  erscheint  die  Kunst  auf  gleicher  Hohe 
bleibend;  die  Kopfe  sind  durchaus  lebensvoll,  charakteristisch  2 
und  edel  aufgefasst,  die  Reverse  seltner,  aber  doch  auch  bis- 
"weilen,  besonders  auf  Neronischen  Bronzen,  von  voUkomm- 
ner  Ausfuhrung.    Die   mythisch-allegorischen   Compositionen  3 
derselben,  welche  die  Lage  des  Reichs  und  Kaiser-Hauses 
darzustellen  bestimmt  sind  (§.  406),  sind  sehr  sinnreich  und 
geistvoU  erfunden,  wenn  auch  die  Figuren  auf  eine  herkomm- 
liche,  fluchlige  Weise  behandelt  werden. 

1.  Die  Abbildungen  bei  Mediobarbus,  Strada  sind,  wie  die  vemifnen 
Golzischen,  unzuverlfissig ;  nach  Eckhel's  Angabe  aucb  die  schOnen  Dar- 
stellungen  in  Gori's  M.  Florentinum.  Zuverllssigere  in  den  Werken  aber 
Kaisermilnzen  von  Patinus,  Pedrusi,  Banduri  (von  Decius  an),  Morelli. 
Bossi^re  M^aiUons  du  Cab.  du  Roi.    Lenormant  Tr^sor  de  Glyptique. 


234  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [202] 

1  202.    Unler  Trajanus  sind  die  Reliefs  der  Saule  ge- 

2  arbeitet,  welche  seinen  Sieg  uber  die  Dacier  feiem.  Kraftige 
Gestalten  in  naturlichen  angemessenen  Slellungen,  Charakter 
un(i  Ausdruck  in  den  Gesichtern,  sinnreiche  Motive,  um  die 
Monotonie  militarischer  Anordnung  zu  verringern,  Gefuhl  und 
Innigkeit  in  der  Darstellung  gemuthlicher  Scenen,  wie  der 
um  Gnade  flehenden  Frauen  und  Kinder,  geben  diesen 
Arbeiten  bei  manchem  Fehler  in  der  Behandlung  des  Nackten, 

3  der  Draperieen ,  einen  hohen  Werlh.  —  Die  Statuen  der 
Kaiser,  wie  ihre  Abbildungen  auf  Munzen  und  Cameen,  sind 
in  dieser  Zeit  kaum  geringer,  als  in  der  nachslvorhergehen- 

4  den ;  doch  wurde  es  ubereilt  sein,  aus  deren  Trefflichkeit  auf 
gleiche  Leistungen  in  andem  Gegenstanden  zu  schliessen. 

2.  S.  die  Herausg.  Winckelm.  VI,  2.  S.  345.  Ueber  das  Historische, 
ausser  Bellori,  Heyne  de  Col.  Trai.  bei  Engel's  Commentatio  de  eipeditione 
Traiani.  Hierher  gehOren  auch  die  Bildwerke  am  Bogen  des  Constantin, 
wo  neben  Trajan  auch  Hadrian  mit  Antinoos  erscbeint,  Admir.  Rom. 
tb.  10—27;  die  Tropaeen  des  Partbischen  Feldzugs  von  dem  castellum 
aquae  Marciae,  jetzi  auf  dem  Capitol ;  und  andre  Reliefs  mit  Kriegern  von 
einem  Monumente  Trajan's,  welcbe  Winckelm.  VI,  1.  S.  283  bescbreibt. 
Verwandte  Darstellungen  auf  Mfinzen,  z.  B.  rex  Partborum  victus,  Pednisi 
VI,  26,  7  rex  Parthis  datus,  regna  assignata.  [Das  trefflicbe  Hochrelief 
von  Trajan  aus  Pallast  Aldobrandini  in  den  sale  Borgia  des  Vatican  ist 
vermuthlicb  vom  Forum  Trajan's,  so  wie  viele  Monumente  dieses  Hauses, 
vielleicht  aucb  die  ftusserst  lebendigen  Ringer  (Dares  u.  Entellus  genannt), 
die  jetzt  cben  dort  sind,  M.  Ghiaramonti  II,  21.  22;  wo  aucb  tv.  49—51 
berrliche  Friesstficke  von  der  Basilica  und  der  Bibliotheca  Ulpia.] 

3.  ScbOne  Golossalstatue  des  Nerva  im  Vatican,  PioGI.  Ill,  6.  Mongez 
pi.  36,  1.  2.  Von  Trajan  eine  scb5ne  statua  tboracata  im  L.  42.  (Clarac 
pi.  837),  colossaler  Kopf  14.  Mongez  pi.  36,  3.  4.  Grosse  Bronzebdste 
Hadrian's  im  Capitol.  Mus.  Mongez  pi.  38.  «Von  andem  Winckelm.  VI,  I. 
S.  306.  Statue  Race.  104.  Statuen  Hadrian's  wurden  von  alien  Griecb. 
8t&dten  gesetzt,  C.  I.  321  ff.  Auf  den  numis  aeneis  maximi  moduli,  welcbe 
mit  Hadrian  beginnen,  ist  der  Kopf  dieses  Kaisers  sebr  geistreicb  und 
glCicklicb  bebandelt,  aucb  scb5pe  Reverse.  Auf  Cameen  Hadrian  kriegeriscb, 
Eckbel  Pierres  gr.  pi.  8.  Apotbeose,  Mongez  pi.  38,  7.  Sabina,  Race.  107. 
Impr.  gemm.  IV,  99. 

4.  Dion  Cbr}'sost.  Or.  21.  p.  273  erklftrt  di^  Atbleten-Statuen  in 
Olympia  fCir  um  so  scblecbter,  je  spftter,  die  ndvv  naXaiovs  naidag  fdr 
die  besten. 


[303]  Bildwerke  aus  Hadrian^s  Zeit.  235 

203.    Durch    Hadrianus,    wenn    auch    immer    zum  i 
grossen  Theile  aflfektirte,  Kunstliebe  erhielt  die  Kunst,  welche 
bisher  immer  mehr  zm*  Darstellerin  der  aussem  Wirklichkeit 
geworden  war,  einen  h6hern  Flug.    Die  Gegenden,  welche  2 
damals  von  neuem  gehoben  warden,  Griechenland  und  beson- 
ders  das  vordere  Eleinasien,  erzeugten  Eunstler,  welche,  fur 
die  Wunsche  und  Neigungen  des  Kaisers,  die  Kunst  neu  zu 
beleben   verstanden.    Dies  zeigen  besonders  die  Statuen  des  3 
Antinoos,    welche  in  dieser  Zeit  und  in  den  genannten 
Gegenden  gearbeitet  worden  sind.    Am  bewundemswurdig-  4 
sten  erscheint  die  Sicherheit,  womit  dieser  Charakter  von  den 
Kunstlem  einerseits  nach  verschiednen   Stufen,  als  Mensch, 
Heros,   Gott,   modificirt,   andrerseits   aber   doch   in   seinem 
eigenthumlichen  Wesen  festgehalten  und  durchgefuhrt  worden 
ist.    Uebrigens  ist  Hadrian's  Zeit  grade  auch  die ,   wo  am  5 
meisten  theils  in  strengerem,  theils  in  gemildertem  Aegypti- 
schem  StyJe   gearbeitet  wurde,   wie  Statuen  der  Art  aus 
der  Villa  Tiburtina  und  eine  eigne  Glasse  der  Antinoos-Bilder 
beweisen.   Meist  sind  sie  aus  schwarzen  Steinen,  sogenannten  6 
Basalten:  wie  iiberhaupt  in  dieser  Zeit  der  Geschmack  fur 
die  Pracht  farbiger  Bteine  auch  in  die  bildende  Kunst  sehr 
eingedrungen  war  (vgl.  §.  309). 

1.  Hadrianus  war  selbst  ein  Polyklet  oder  Euphranor  nach  Victor. 
Kflnstler  der  Zeit:  Papias  u.  Aristeas  von  Aphrodisias ,  welche  sich 
als  Arbeiter  zweier  Eentauren  von  marmo  blgio  aas  der  Tiburtinischen 
Villa  nennen  (M.  Cap.  IV,  32);  einer  davon  ist  dem  berdhmten  Borghesi- 
schen  Kentauren  (§.  389)  ahnlich.  Winckelm.  VI,  I.  S.  300.  Auch  ein 
Zenon  in  mehrem  Inschriflen,  Grater  p.  1021,  1.  Winckelm.  VI.  1.  S.  278. 
2.  S.  341.  R.  Rochette  Lettre  k  M.  Schorn  p.  91,  u.  der  Attib'anus  (Atti- 
kion?)  auf  einer  Musenstatue  in  Florenz,  beide  ebendaher,  fOhrten  Winckel- 
mann  auf  die  Annahme  einer  Aphrodisischen  8chule.  Ein  Ephesischer 
ttvdQtavTonoiog  A.  Pantulejus,  G.  I.  339.    Xenophantos  von  Thasos,  336. 

3.  Antinoos,  aus  Glaudiopolis  in  Bithynien,  in  praedagogiis 
Caesaris,  ertrinkt  bei  Besa  (§.  191}  im  Nil,  oder  Hlllt  als  Opfer  eines 
dilstem  Aberglaubens  (eine  durchaus  rtthselhafte  Geschichte)  g.  130  n.  Ghr. 
Die  Griechen  apotheosiren  ihn  Hadrian  zu  Gefallen,  Spartian  14;  sein 
Cultus  in  Bithynien  u.  Mantinea  (weil  man  die  Bithynier  mythisch  von 
Mantinea  herleitete.  Pans.  Mil,  9).  Zahlreiche  Statuen  und  Darstellungen 
auf  Reliefs  u.  Milnzen.  8.  Levezow  Qber  den  Antinous.  B.  1808.  Petit- 
Radel   M.   Napol.   III.   p.  91—113.    Mongez  T.  m.   p.  52.    Antinoos  als 


236  Griechiscfae  Kanstgesch.    Per.  V.  [S04] 

Ganymed,  Specim.  of  anc.  sculpt.  II,  52?  Eckhel  D.  N.  VI.  p.  528.  Kennl- 
lich  an  dem  Haarwuchse,  den  Augenbrauen,  dem  vollen  Munde,  der  etwas 
DQstres  hat,  der  breiten,  starkgewdlbten  Brust  u.  s.  w.  —  A  Is  neuer  Dio- 
nysos  zu  Mantinea  verehrt  (auch  auf  MQnzen  als  Dionysos,  Jakchos,  Pan 
mit  allerlei  Bachischen  Insignien).  Yon  dieser  Art  sind  die  colossale 
Statue  von  Palestrina  im  Pallast  Braschi  [jetzt  im  Lateran],  Levezow 
Ts.  7.  8  (ahnlich  die  Dresdner  401.  August.  18)  [eine  gute  Statue  des 
Antinous-Bachus  auch  in  Villa  GasaliJ;  die  herrliche  BQste  in  Villa  Mondra- 
gone,  jetzt  im  L.  126,  ehemals  sanft  gefHrbt  [aus  Marmor  von  hellrOth- 
licber  Farbe],  die  Augen  aus  Edelstein,  Trauben  und  Pinienfrucht  aus^ 
Metall,  der  Charakter  emst  und  streng  aufgefasst,  Bouill.  II,  82.  Levezow  10 
(eine  Wiederholung  in  Berlin  141);  der  Gameo  mit  Antinooskopf,  dem 
eine  Silenus-Maske  als  Eopfbedeckung  dient,  Eckhel  Pierr.  gr.  9.  Als 
Agathodaemon  (das  FQlIhom  aus  einem  Elepbanten-Russel  gebildet)  in 
Berlin  140.  Bouill.  II,  51.  M.  Roy.  II,  1.  Als  Hermes  auf  Alexandrinischen 
Munzen,  Kopf  mit  Flugeln  in  Berlin  142.  Als  Herakles  im  L.  234.  Glarac 
pi.  267.  Bouill.  II,  50.  Als  Aristaeos  im  L.  258.  Bouill.  IT,  48.  Als 
neuer  Pythios  auf  MClnzen.  Ein  Antinoos-ApoUo  aus  Marmor  bei  Lyko- 
polis  gefunden,  in  der  Drovetti'schen  Sammlung.  —  Heroisch  (mit  kurz- 
gelocktem  Haupthaar  und  von  kr&ftiger  Bildung)  der  Gapitolinische  Anti- 
noos,  M.  Gap.  Ill,  56.  Bouill.  II,  49.  Levezow  3.  4.  Aehnlich  in  Berlin 
134.  'AvTivoog  '^gmg  ayad^og  auf  MQnzen.  Aber  auch  als  Heros  wird  er 
mitunter  Bachisch  gebildet,  auf  dem  Panther  sitzend,  wie  auf  Milnzen  von 
Tios.  —  Mehr  individuell  unter  andem  in  dem  Brustbild  im  L.  49. 
Hongez  pi.  39,  3.  PioGl.  VI,  47.  Race.  121.  <  SchOnes  Brustbild  auf 
Bilhynischen  MQnzen,  Mionnet  Suppl.  V.  pi.  1,  1.  —  Die  bedihmte  Gruppe 
von  ndefonso  ist  von  Visconti  su  due  musaici  p.  31,  Mongez  (T.  III.  p.  55. 
pi.  39)  und  Andem  auf  Antinoos  bezogen  worden,  wegen  der  Aehnlichkeit 
des  Eopfes  der  einen  Figur,  den  indess  Andre  fOr  der  Figur  fremd  halten ; 
der  andre  Jflngling  wird  dann  am  besten  fflr  Hadrian's  Lebens-Ddmon 
genommen.  Hypnos  und  Thanatos,  nach  Lessing,  Gerhard  Venere  Pros, 
p.  49,  R.  Rochette  M.  L  p.  176.  218,  Welcker  Akadem.  Kunstmuseum  S.  53. 

6.    Ueber  den  Aegyptischen  Antinoos  Winckelm.  VI,  1.    S.  299  f, 
2,  357.  VII,  36.    Bouill.  II,  47.    Levez.  11.  12.    Sonst  vgl.  §.  408. 

1  204.  Wahrend  der  langen  Regierung  der  An  to  nine 
ruhte  die  ermallete  Romische  Welt  aus,  ohne  die  alten  Krafte 
wiedererlangen  zu  konnen.  Wie  in  der  Redekunst  Asiatischer 
Bombast  auf  der  einen,  trockne  Nuchtemheit  auf  der  andem 
Seite  immer  mehr  uberhandnehmen :  so  scheinen  sich  auch  in 

2  den  bildenden  Kiinsten  beide  Richtungen  gezeigt  zu  haben.  Ja 


[204]  Die  Antonine.  237 

geMrissermassen  zeigen  sich  in  den  oft  sehr  fleissig  gearbeite- 
ten  Brustbildem  der  Kaiser  beide  zugleich,  indem  das  Haar 
des  Hauptes  und  Bartes  in  einer  ubertriebenen  LockenfQUe 
wuchert,  und  in  allem  andem  ZubehSr  eine  studirte  Eleganz 
stattfindet;  wahrend  die  Zuge  des  Gesichts  mit  einer  unver- 
kennbaren  Trivialitat  aufgefasst  und  wiedergegeben  sind.  Auch  3 
die  Munzen  werden  an  Kunst  geringer,  obgleich  die  in  Rom 
geschlagnen  immer  noch,  besonders  in  der  AuHassung  der 
Physiognomie  des  Kaisers,  viel  besser  sind,  als  die  damals  in 
grosser  Anzahl  in  den  Stadten  Kleinasiens  und  Thrakiens 
gepragten  Bronzemedaillen ,  auf  denen  die  Stadte,  mit  der 
Eitelkeit  sophistischer  Prunkredner,  ihre  Gotterbilder,  Heilig- 
thumer,  Localmythen  und  Kunstwerke  zur  Schau  stellen,  ohne 
indessen  selbst  beachtungswerthe  Kunstwerke  dabei  zu  produ- 
ciren.  Eben  so  sehr  muss  das  Lob  kunstlerischer  Vollendung  4 , 
bei  andern  Werken  dieser  Periode  bedingt  werden ;  Pausanias 
halt  die  Meister  derselben  im  Ganzen  kaum  der  Nennung  werth.  5 

2.  S.  besonders  die  beiden  colossalen  Bilsten  des  M.  Aurel  a. 
L.  Verus  im  L.  138.  140  (ViUa  Borgh.  St.  5,  20,  21.  BouUl.  II,  85), 
von  Acqua  Traversa  bei  Rom,  wo  von  besonders  die  letztre  (auch  bei 
Mongez  pi.  43,  1.  2)  ein  Meisterstilck  inihrerArt  ist.  Schdne  Famesiscbe 
Statue  des  L.  Verus  im  M.  Borbon.  X,  27.  Race.  106  dem  M.  Aurel  und 
der  Faustina  wurden  silbeme  Statuen  gesetzt  im  Venustempel,  eine  goldne 
von  ihr  ins  Theater  gebracht,  wenn  sie  erschien,  Dio  Cassius  LXXI,  31. 
Ueber  die  bei  Marathon  (Herodes  Atticus)  gefundnen  BOsten  des  Sokrates, 
M.  Aurel  u.  A.  s.  Dubois  Gatal.  d'Antiq.  de  Ghoiseul-Gouff.  p.  21.  Der 
M.  Aurel  im  L.  26  (Glarac  pi.  314)  ist,  bei  sehr  fleissiger  Ausfdhrung  des 
Thorax,  ein  geringes  Werk.  —  An  jenen  BQsten  ist  das  Haar  sehr  mfih- 
sam  ausgearbeitet  und  mit  dem  Bohrer  unterh(}hlt.  Die  Augenlider  liegen 
lederartig  an,  der  Mund  ist  zugedrCkckt;  die  Hautfalten  um  Auge  und  Mund 
stark  markirt.  Die  Bezeichnung  der  Augensterne  und  Brauen  ist  auch 
bei  Bflsten  des  Antinoos  zu  finden.  [Die  Bflste  angebli^h  des  Herodes 
Atticus  aus  einem  Grabe  bei  Marathon  im  Gab.  Pourtal^s  pi.  37.]  —  An 
den  Bflsten  vomehmer  Frauen  (wie  schon  der  Plotina,  Marciana  und 
Matidia  in  Trajanus  Zeit)  gaben  sich  die  Bildhauer  die  h^hste  Mdhe,  den 
geschmacklosen  Kopfputz  getren  wiederzugeben.  In  den  Draperieen  macht 
sich  eine  gedunsene,'8chwtUstige  Behandlung  der  Falten  bemerklich. 

3.  Manche  grosse  Bronzemflnzen  von  Antoninus  Pius  stehen  den 
besten  Hadrianischen  fast  gleich,  obgleich  das  Gesicht  immer  auf  eine 
minder  geistvoUe  Weise  behandelt  ist:   besonders  die,  welche  auf  dem 


238  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [905] 

Revers  Darstellungen  aus  der  Urzeit  Roms  und  dem  damals  emeuerteD 
Pallantion  in  Arkadien  enthalten  (wordber  Eckhel  VII,  p.  29  f.).  Besonders 
sch6n  ist  die,  mit  der  Umschrift  um  Antoninus  Brastbild :  Antoninus  Aug. 
Pius  P.  P.  Tr.  P.  Cos.  III.;  auf  dem  Revers:  Hercules,  welcher  seinen 
Sohn  Telephos  an  der  Hirschkuh  saugend  wiederfindet.  Die  Mdnzen 
M.  AureFs  sind  durchgfingig  geringer.  Von  den  8t&dtemflnzen  unten: 
Local,  §.  255.  —  Race.  105.  [Die  runde  Basis  mit  Antonin,  der  von 
Lanuvium  war,  seinen  beiden  S5hnen,  Juno  Lanuvina,  Victoria,  Roma, 
Mars,  Venus,  in  Villa  Pamfili  ist  aus  der  Nachbarschaft  dahin  gebracht, 
wo  Antonin  GOter  hatte.] 

4.  Die  Reiterstatue  M.  AureKs  auf  dem  Platze  des  Capitols  (frQher 
vor  S.  Giovanni  im  Lateran)  aus  vergoldetem  Erz  ist  ein  achtungswerthes 
Werk,  aber  Ross  und  Mann  unendlich  weit  von  einem  Lysippischen  Werke 
entfemt.  Perrier  tb.  11.  Sandrart  II,  1.  Falconet  sur  la  statue  de 
M.-Aur61e.  Amst  1781.  Race  14.  Cicognara  8tor.  della  Scultura  IIL  tv.  23. 
Mongez  pi.  41,  6.  7.  Antike  Base  der  Reiterstatue  Bullett.  1834.  p.  112. 
Verg5tterung  des  Antonin  und  der  ftltern  Faustina  an  der 
Basis  der  Granitsftule  §.  191,  ein  schSnes  Relief;  die  decursio  funebris  an 
den  Nebenseiten  viel  geringer.  PioCl.  V,  28—30.  [Jetzt  ist  die  ganze 
Basis  restaurirt,  de  Fabris  il  piedistallo  d.  col.  Antonina  collocato  nel 
giardino  della  pigna  R.  1846.  4.]  Auf  Antonin  beziehen  sich  auch  die 
Reliefs  an  der  Attica  des  Constantin-Bogens.  Die  Sftuie  M.  AureTs  ist 
der  Scenen  aus  dem  Maroomannen-Kriege  wegen  interessant  (zu  der  Dar- 
stellung  des  Ungewitters,  Bellori  tb.  15,  vgl.  Kaestner's  Agape  S.  463—490) ; 
die  Arbeit  iet  viel  geringer  als  an  der  Trajanischen.  Apotheose  der  jdngern 
Faustina  vom  Bogen  M.  AureFs,  H.  Cap.  IV,  12. 

5.  Pausanias  Ausdruck:  ayaZ/ttcrra  Te;uvi;s  v^s  itp'  ritimv  VI,  21  ist 
unm5glich  ehrend.  Die  Bilds&ule  von  Gold  und  Elfenbein  im  Athenischen 
Olympieion  lobt  er  »wenn  man  auf  den  Eindruck  des  grossen  Ganzen  siehtc 
I,  18,  6.  Von  KQnstlem  nennt  er  ilberhaupt  nach  01.  120  nur  zwei  oder 
drei  sichre  Namen.  Ob  Kriton  und  Nikolaos,  die  Arbeiter  der  an  der  Via 
Appia  bei  Rom  gefundnen  Earyatiden  [in  Villa  Albani,  nach  "Winckelmann 
aus  Ciceros  Zeit],  in  diese  Zeit  geh5ren?  Guattani  M.  I.  1788.  p.  LXX. 
Ein  geschickter  Holzschnitzer  Satumin  zu  Oea  in  Africa,  Appulej.  de  magia 
p.  66.  Bip.  Ueber  Kunst werke,  welche  Herodes  veranlasste,  Winckelm* 
VI,  1.   S.  319. 

1  205.  Die  unnihigere  Zeit  des  Commodus,  der  nach- 
sten  Nachfolger  des  Septimius  Severus  und  seiner 
Familie  halt  in  der  Kunst  den  Styl  fest,  welcher  sich  in  der 
der   Antonine    gebildet;    doch    mit    immer    entschiedenem 

2  Zeichen  des  Verfalls.  Die  besten  Werke  der  Zeit  sind  Kaiser- 


[205]  Gommodus,  Septimius,  Caracalla's  Zdt.  239 

busten,   deren  Verfertigung  der  sklavische  Sinn  des  Senats 
sehr  beforderie;  doch  zeigen  grade  die  am  sorgfalllgsten  ge- 
arbeiteten  am  meisten  Schwulst  und  Manier  in  der  Behand- 
Imig.    Aufgesetzte  Perrucken ,  Gewander  aus  bunten  Steinen  3 
entsprechen  dem  Geschmack,  worin  das  Ganze  behandelt  ist. 
Mit  den  Busten  hangen  die  Brustbilder  der  Bronze-Medaillen  4 
und  Gameen  nahe  zusammen;  noch  immer  bringt  auch  hier 
die    Vermischung    der    Individuen    mit    idealen    Gestalten 
manches  interessante  Werk  hervor,  obgleich  sie  aufgehort  hat, 
eine  so  innige  Verschmelzung  zu  sein,  wie  in  fruherer  Zeit. 
In  Caracalla's  Zeit  sind  viel  Statuen,   besonders  von  Ale-  5 
xander  dem  Makedonier,  gearbeitet  worden;  auch  war  Seve- 
rus  Alexander  ein  besonderer  Freund  von  Bildsaulen,  inso- 
fem  er  sie  als  Denkmaler  vortrefFIicher  Menschen  betrachten 
konnte.    Die  erhobenen  Arbeiten  an  den  Triumphbogen  des  6 
Septimius,  besonders  an  dem  kleinem,  sind  handwerksmassig 
ausgefuhrt. 

2.  Gommodus  erscheint  bald  jung  (einem  Gladiator  fihn]ich),.bald 
in  reiferen  Jahren.  Auf  Bronze-Medaillen  sieht  man  sein  Brustbild  in 
jugendlicher  Gestalt,  mit  athletischem  KSrper,  mit  dem  Lorbeerkranz  und 
der  Aegis.  SchOner  Kopf  im  Gapitol.  Gute  BClste  des  Pertinax  aus 
Velletri  im  Vatican,  Gardinali  Mem.  Romane  tb.  I,  III.  p.  83.  Gescbnittene 
Steine,  Lippert  I,  II,  415.  Grispina,  Maffei  108.  Septim  Sever,  nach 
L.  Verus  am  hilufigsten  in  Bdsten.  PioCl.  YI,  53  (mit  Gorgoneion  auf 
der  Brust);  aus  Gabii  im  L.  99.  Mon.  Gab.  n.  37.  Mongez  pi.  47,  1.  2. 
Die  Arbeit  ist  indess  noch  trockner,  als  bei  den  Antoninen.  Bronzestatue 
des  Sever,  [im  Pallast  Barberini,  jetzt  in  Sciarra],  Maffei  Race.  92;  be- 
sonders in  Nebenwerken  sehr  sorgf&ltig  gearbeitet.  Von  Caracalla  vor- 
zilgliche  Biisten  mit  einem  affektirten  Ausdrucke  von  Wuth,  in  Neapel 
(M.  Borbon.  HI,  25),  im  PioGl.  (VI,  55),  Capitol,  Louvre  (68.  Mongez 
pi.  49,  1).  S.  die  Herausg.  Winckelm.  VI.  S.  383.  Vgl.  die  fleissig,  aber 
geistlos  gearbeitete  Gemme,  Lippert  I,  II,  430.  Jugendliche  Reiterstatue 
im  Pallast  Famese  zu  Rom,  Race  54.  Von  Heliogabal  werden  einige 
Bdsten  wegen  feiner  Arbeit  gesch&tzt,  in  Mflnchen  216,  im  L.  83.  Mongez 
pi.  51,  1.  2;  PioQ.  VI,  56.  Mit  Severus  Alexander  kommen  die  kurz- 
geschnittenen  Haare  und  der  rasirte  Bart  wieder  auf.  —  Von  Kflnstlem 
kennen  wir  Attikus  aus  Gommodus  Zeit,  G.  L  p.  399,  Zenas  durch  eine 
Bflste  des  Glodius  Albinus  im  Gapitol. 

3.  Bei  den  Eaiserinnen  wird  die  Haartracht  immer  abgeschmack- 
ter;  bei  der  Julia  Domna,  Soaemias,  Mammaea,  Plautilla  (Garacalla's  Ge- 


240  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [906] 

mahlin)  sind  es  deutlich  Perrucken,  galeri,  galericula,  sutilia,  textilia 
capillamenta.  Ein  Kopf  der  Lucilla  roil  einer  abnehmbaren  aus 
schwarzem  Marmor,  Winckelm.  V.  S.  51.  vgl.  0ber  fthnliche  die  Herausg. 
8.  360  nach  Visconti  und  Boettiger.  Fr.  Nicolai  dber  den  Gebrauch  der 
falscben  Haare  und  Perrdcken  S.  36  Julia  Mammaea  im  Capitol  Race.  18. 

4.  Gommodus  erhielt  nach  Lamprid.  9  Statuen  in  Hercules  Habitus, 
dergleichen  noch  vorhanden  sind.  Epigramm  darauf  bei  Dio  Cass,  in 
Mai's  Nova  Coll.  U.  p.  225.  Kopf  des  Hercules-Commodus  auf  Gemmen, 
Lippert  I,  n,  410.  Eine  sch5ne  Medaille  zeigt  auf  der  einen  Seite  das 
Brustbild  des  Hercules-Commodus,  auf  der  andern,  wie  er  als  Hercules 
nach  Etruskischem  Ritus  Rom  (als  Gommodus-Colonie)  neu  grfindet;  Here. 
Rom.  conditori  P.  M.  Tr.  P.  XVIII.  Cos.  VII.  P.  P.  Eckhel  VII.  p.  131. 
vgl.  p.  122.  Nach  spfttem  Chronographen  setzte  Comm.  auch  dem  von 
Vespasian  (oder  Hadrian)  neu  aufgestellten  Eoloss  von  Rhodos  sein  Haupt 
auf:  Allatius  zu  Philon  p.  107.  Orelli.  Septim  Sever  mit  seinen  Jl^iden 
S0hnen  (?)  als  Jupiter,  Hercules  und  Bachus  bei  Luna  (Fanti  scritti  di 
Carrara),  Gius.  A.  Guattani  in  den  Dissert,  dell'  Ace  Rom.  di  Arch.  T.  I. 
p.  321.  Noch  Gallienus  woUte  als  Sol  dargestellt  werden  und  erschien 
bei  Aufzdgen  radiatus.    Ti-ebell.  16.  18. 

Die  Kaiserinhen  mit  geringer  Bekleidung  als  Venus  darzustellen, 
war  in  dieser  Zeit  sehr  gewGhnlich.  Der  nflchterne  Portrat-Charakter, 
auch  oft  der  Haarputz  der  Zeit,  bildet  mit  der  Vorstellung  dann  gewOhn- 
lich  einen  schneidenden  Contrast. ,  So  Marciana,  Trajan's  Schwester,  fit.  di 
S.  Marco  II,  20.  Winckelm.  VI,  284.  vgl.  V,  275;  Julia  Soaemias  (mit 
beweglichem  Haarputz),  PioCl.  II,  51;  Sallustia,  Sever  Alexander's  Frau, 
Veneri  felici  sacrum,  PioCl.  II,  52.  Edler  war  die  Darstellung  der  beiden 
Faustinen  als  Ceres  und  Proserpina,  R.  Rochette  Ann.  d.  Inst.  I.    p.  147. 

5.  Caracal  la's  NachftfTung  Alexander's  brachte  flberall  Statuen 
des  Makedoniers  hervor,  auch  Janusbilder  des  Caracalla  und  Alex.,  Herodian 
IV,  8.  Aus  dieser  Zeit  der  Tumulus  des  Festus  bei  Ilion  (doch  kOnnte  es 
auch  das  Grab  des  Musonius  unter  Valens  sein,  s.  Eunapius  b.  Mai  Vet. 
scr.  nova  coll.  T.  I.  p.  171),  Choiseul  Gouflf.  Voy.  pitt.  T.  II.  pi.  30.  Ueber 
Bev.  Alex.,  der  Qberall  Kdnstler  zusammentrieb  und  viele  Statuen  errichtete, 
Lamprid.  25. 

6.  Siege  des  Septim  Sever  aber  die  Parther,  Araber,  Adiabener. 
Ai*cus  Sept.  Sev.  anaglypha  cum  explic.  Suaresii.  R.  1676  f.  An  dem 
Bogen  der  Argentarii  opfcrnde  Figuren  des  Kaisers,  der  J.  Domna,  des  Geta 
(zerstOrt)  und  Caracalla. 

1  206.    Jedoch   ist  auch  das  Jahrhimdert  der  Antoninen 

und  ihrer  Nachfolger  von  eigenthumlicher  Produktivitat  noch 
nicht  verlassen,  welche  der  Reihe  der  Entwickelungen  der  alten 


[S06J  Neue  GegensUnde  der  Bildnerei.  241 

Kunstwelt  neue  Glieder  zufugt.  Die  erhobenen  Arbeiten  an  2 
den  Sarkophagen,  welche  uberhaupt  erst  in  dieser  Zeit 
durch  Einwirkung  ungriechischer  Ideen  gewohnlich  werden, 
behandeln  Gegenstande  aus  dem  Kreise  der  Demeter,  des 
Dionysos,  auch  aus  der  heroischen  Mythologie  so,  dass  da- 
durch  auf  mannigfache  Weise  die  Hoflfnung  einer  Palingenesie 
und  Befreiung  der  Seele  ausgedruckt  wird.  Auch  die  Fabel  3 
von  Eros  und  Psyche  wird  oft  zu  diesem  Behufe  ange- 
wandt,  welche  unleugbar  die  Schmerzen  der  von  dem  himm- 
lischen  Eros  getrennten  Seele  darstellt :  nach  den  schriftlichen 
Erwahnungen  des  Mythus  zu  urtheilen,  werden  auch  die 
geistreich  componirten,  wiewohl  nicht  vorzuglich  ausgefuhrten 
Gruppen  von  Eros  und  Psyche  kaum  uber  das  Zeitalter  des 
Hadrian  hinaufgehen.  Zugleich  muht  sich  die  Eunst  immer  4 
mehr,  die  Ideen  eingedrungener  orientalischer  Cultur  zu  ge- 
slalten,  und,  nachdem  sie  im  zwelten  Jahrhundert  in  den 
von  Griechischem  Geist  umgebildeten  Aegyptischen  Gotter- 
figuren  manches  Ausgezeichnete  geschaffen,  wendet  sie  sich, 
jetzt  schon  roher  und  un vermogender,  dem  Mithrasdienst'e 
zu,  unter  dessen  Bildwerken,  etwa  zwei  Statuen  Mithrischer 
Fackeltrager  ausgenommen,  nichts  Vorzugliches  vorhanden  ist 
(§.  408 ,  7).  In  den  Bildern  der  dreigestalten  H  e  k  a  t  e  5 
(§.  397,  4),  in  den  vielen  Pantheis  signis  (§.  408,  8) 
zeigt  sich  ein  Ungenugen  an  den  feslen  Formen  der  alien 
Hellenischen  Gdttergebilde,  eine  Sehnsucht  nach  umfassendem, 
universellem  Ausdrucken,  welche  nothwendig  in  Unformen  aus- 
schweifen  musste,  Der  eklektische  Aberglaube  der  Zeit  braucht  6 
Gemmen  als  magische  Amulete  gegen  Krankheiten  und 
damonische  Einwirkungen  (§.  433),  setzt  gunstige  und  heilvoUe 
Constellation  en  auf  Ringsteine  und  Munzen  (§.  400,  3), 
und  bringt  durch  Vermischung  Aegyptischen,  Syrischen  und 
Hellenischen  Glaubens,  besonders  in  Alexandrien,  die  pan- 
theistische  Figur  des  Jao-Abraxas  mit  allerei  verwandten 
Gestalten  der  sogenannten  Abraxas-Gem  men  hervor 
(§.  408,  8). 

2.  Von  dem  Aufkommen  der  Sarkophage  Visconti  PioCl.  IV.  p.  IX. 
Ueber  die  Tendenz  der  dargestellten  Mythen  Gerhard,  Beschr.  Roms 
S.  320  f.,  unlen  §.  358,  1.  397,  2.  Ans.  Feuerbach  der  Vatic.  Apollo 
8.  317:    „£in  ganzes  FCUlhoni  poetischer  Blumen  ist  noch  an  Rdmiscben 

O.  HaiUr'i  ArefaMologie.    4.  Anfl.  16 


242  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [207] 

Sarkophagen  fiber  die  RuhestHtte  der  Todten  ausgegossen ,  ein  wahrhaft 
unersck5pflicher  Reichthum  feinsinniger  Anspielungen.  Die  bunte  Reihe 
mystischer  Bilder,  welche  hier  durch  den  Ort  selbst,  zu  dessen  Schmuck 
sie  dienen,  eine  neue  und  tiefere  Bedeutung  gewannen,  lassen  sicb 
M&rcben  vergleichen,  womit  ein  gemQthvoUer  Dichter  die  Slunden  des 
Trdbsinns  wegzutSuschen  weiss.**  Die  Beziehung  auf  den  Bestatteten  ist 
z.  B.  da  recht  deutlicb,  wo  der  Kopf  eines  Bachiscben  Eros,  der  trunken 
vom  Gastmabl  binweggefQbrt  wird  (von  dem  Gastmabl  des  Lebens,  wovon 
er  genug  genossen),  nocb  nicht  ausgefQhrt  ist,  weil  er  (durcb  Sculptur 
oder  aucb  Malerei)  die  ZOge  dessen  erhalten  soUte,  der  in  den  Sarkopbag 
gelegt  wurde.  M.  PioCl.  V,  13.  Gerbard  in  der  Beschr.  Roms  II »  2. 
S.  146.  —  Griecbische  Stelen  in  sp&terein  St^l  Annali  d.  Inst  I.  p.  143. 

3.  Eine  Mfinze  von  Nikomedien,  geschlagen  um  236,  bei  Mionnet 
Suppl.  V.  pi.  1,  3,  zeigt  Psyclie  fussf&llig  den  Amor  anflebend.  Sonst 
s.  §.  391,  8.  Jedocb  kommen  Eroten  und  Psycben  Blumen  fiechtend  auf 
einem  Pompejaniscben  GemSlde  vor.  M.  Borbon.  IV,  47.  Gerbard  AnU 
Bildw.  IV,  62,  2. 

1  207.    Allmahlig  geht  der  Schvvulst  und  Luxus  der  Kunst 

2  immer  mehr  in  Durfligkeit  und  Amiuth  uber.  Auf  den 
Munzen,  welche  uns  am  sichersten  leiten,  werden  die  Kopfe 
zusammengezogen,  um  mehr  von  der  Figur  und  den  Beiwer- 

3  ken  anbringen  zu  konnen;  mit  dem  Ende  des  dritten  Jahr- 
hunderts  aber  verlieren  pl5tzlich  die  Brustbilder  alles  Relief, 
die  Zeichnung  wird  auf  eine  schulerhafte  Weise  unrichtig,  die 
ganze  Darstellung  platt,  charakterlos  und  so  unbezeichnend, 
dass  auch  die  verschiedenen  Personen  nur  durch  die  Umschriften 
unterscheidbar  sind,  und  bald  trill  der  vollig  leblose  Styl  ein, 

4  in  welchem  die  Byzantinischen  Munzen  gearbeitet  sind.  Die 
Elemente  der  Kunst  gehen  auf  eine  merkwurdig  schnelle  Weise 
verloren;  die  nicht  geraubten  Bildwerke  am  Bogen  des  Gon- 
stantin  sind  roh  und  unbeholfen;  die  an  der  Theodosischen 
Saule,    so  wie  am  Fussgestell  des  Obelisk,   den  Theodosius 

5  im  Hippodrom  zu  Byzanz  aufgestellt ,  kaum  geringer.  In 
den  Sarkophagen  tritt ,  nach  den  schwulstigen ,  mit  stark- 
erhobenen  Figuren,  meist  in  lebhafter  Bewegung,  uberfullten 
Werken  der  spatem  Romerzeit,  an  christlichen  Denkmalem 
eine  monotone,  oft  architektonisch  bedingte,  Anordnung  und 

6  die  trockenste,  durftigste  Arbeit  ein.  Die  chrislliche  Welt  macht 
von  Anfang  an  von  der  Plastik  weit  weniger  Gebrauch,    als 


[207]  Die  Zeit  Constantin's  und  der  SpStern.  S43 

von  der  Malerei;  indessen  uberdauert  die  Ehre  der  Statuen 
das  Leben  der  Kunst  in  den  verschiedenen  Theilen  des  Romi- 
schen  Reiches,  besonders  in  Byzanz,  sehr  lange ;  ja  man  geizt 
nach  dieser  Auszeichnung,  bei  der  man  freilich  viel  mehr  auf 
gehorige  Bezeichnmig  des  Ranges  durch  Platz  und  Kleidimg 
achtet,  als  auf  die  Darstellung  von  Gharakter  und  Indivi- 
dualitat;  wie  uberhaupt  alles  Leben  der  Zeit  in  der  Masse 
leerer  Fonnen  ersticken  muss.  Prunkgerathe  aus  edlem  Me-  7 
tall  und  geschnittenen  Steinen,  ein  Luxus,  in  dem  die  spate 
Romerzeit  das  Hochste  erreichte,  werden  noch  immer  mit 
einem  gewissen  Geschick  verfertigt;  auch  auf  die  elfenbeinemen 
Schreibtafelchen  oder  Diptycha  —  eine  dem  sinkenden  Rom 
eigenthumliche  Art  von  Arbeiten  —  wird  viel  Muhe  verwandt 
(§.  312,  3);  und  so  uberdauert  in  mehrfacher  Weise  technische 
und  mechanische  Eunstlichkeit  das  Leben  der  Kunst  selbst. 

2.  So  be!  Gordianus  Pius,  Gallienus,  Probus,  Garus,  Numerianus, 
Carinus,  Maximianus.  Auch  in  den  Btisten  zeigt  sich  dies  Bestreben, 
mehr  vom  Brustbilde  zu  geben.  So  der  Gordianus  Pius  von  Gabii  im 
L.  2,  bei  Mongez  pL  54,  1.  2. 

3.  Den  bezeichneten  Styl  zeigen  die  Miinzen  von  Gonstantinus  an; 
die  Byzantinische  Manier  beginnt  mit  Theodosius  Nachfolgern  (Du  Gange, 
Banduri).  —  Den  Yerfall  der  Kunst  zeigen  auch  die  Gonsecrations-Mtlnzen 
(unter  Gallien),  so  wie  die  bei  OfTentlichen  Spielen  ausgetheilten  Gon- 
tomiaten.  —  Statuen  der  Zeit:  Gonstantin  im  Lateran,  wird  bei  plumpen 
Gliederformen  wegen  natdrlicher  Anlage  geiobt.  Winckehn.  VI,  1.  S.  339, 2. 
S.  394.  Mongez  pi.  61,  1.  2.  Gonstantinus  IL  (?)  auf  dem  Gapitol, 
Mongez  pi.  62,  1—3.  Julianus  im  L.  301.  Mongez  pi.  63,  1 — 3,  eine 
sehr  leblose  Figur.  Vgl.  Seroux  d'Agincourt  Hist,  de  TArt  lY,  II.  pi.  3. 
—  Die  Arbeit  der  Haare  macht  man  sich  in  dieser  Zeit  immer  leichter, 
indem  man  in  die  dicke  Steinmasse  nur  einzelne  L()cher  einbohrt. 

4.  Gonstantin's  Bogen  (die  Streifen  fiber  den  kleinem  Saitenbogen 
beziehen  sich  auf  Maxentius  Besiegung  u.  Roms  Einnahme)  bei  Bellori, 
Ygl.  Agincourt  pi.  2.  Hirt  Mus.  der  Alterthumsw.  I.  S.  266.  Die  Theo- 
dosische  S&ule  scheint  Arcadius  dem  Theodosius  (nach  Andem  Theodosius  II. 
dem  Arcadius)  zu  Ehren  erbaut  zu  haben;  sie  war  von  Marmor,  mit 
einer  Treppe  inwendig,  eine  Nachbildung  der  Trajanischen ;  jetzt  steht  nur 
noch  das  Fussgestell  in  Gonstantinopel.  Gol.  Theod.  quam  vulgo  historia- 
tam  Yocant,  ah  Arcadio  Imp.  Gpoli  erecta  in  honorem  Imp.  Theodosii  a 
Gent.  Bellino  delineata  nunc  primum  aere  sculpta  (Text  von  Benetreius) 
P.  -1702.      Agincourt   pi.    11.     Reliefs   vom    Fussgestell    des  Obelisken, 


244  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [907] 

Montfaucon  Ant.  expl.  Ill,  187.  Agincourt  pi.  10.  Vgl.  Fiorillo  Gesch. 
der  Kunst  in  Italien  S.  18.  —  Ein  rundes  steinemes  Bild  umgedreht  von 
zwei  gefldgelten  Jahreszeiten  beschreibt  Max.  Planudes  b.  Boissouade 
Anecd.  Gr.  II.  p.  320. 

5.  S.  besonders  den  Sarkophag  mit  Ghristus,  den  Aposteln, 
Evangelisten,  Elias,  im  L.  764.  76.  77  bei  Bouillon  III.  pi."  65  (Clarac  pi.  227) 
und  Tgl.  die  n^chstfolgenden  Tafeln.  Viele  aus  den  Katakomben  in 
ROmisclien  Museen,  [besonders  in  der  Vaticanbibliotbek ,  auch  im  Late- 
raniscben  Museum,  in  Pisa  u.  a.  Orten] ,  bei  Aringhi  und  Aginc.  pi.  4—6. 
Gerh.  Ant.  Bildw.  75,  2.  v^.  Sickler,  Almanach  I.  S.  173.  Ein  Bildhauer 
Daniel  hatte  unter  Tbeodorich  ein  Privilegium  fQr  Sarkophagen  aus 
Marmor,  Cassiodor  Var.  Ill,  19.  Ein  ahnlicher  KQnstler  Eutropos,  Fabretti 
Inscr.  V,  102.  Ghristliche  Kdnstler  unter  den  Mftrtyrem  (Baronius  Ann. 
ad  a.  303).    Ein  christl.  artifex  signarius  Muratori  p.  963,  4. 

6.  Ueber  die  Ehre  der  Statuen  im  sp&tern  Rom  die  Herausg. 
Winckelm.  (nach  Fea)  YI.  S.  410  ff.,  unter  den  Ostgothen  Manso  Gescb. 
des  Ostgoth.  Reichs  S.  403.  Als  Dicbterbelohnung  bei  Merobaudes,  siebe 
Niebubr  Merob.  p.  VII.  (1^24);  in  Byzanz  erhielten  aucb  T&nzerinnen 
Statuen.  Antb.  Planud.  IV,  283  ff.  —  Justinian's  Reiterstalue  auf  dem 
Augudtaeoi]  (welche  nacb  Malalas  frulier  den  Arkadios  dargestellt  batte) 
war  in  heroiscbem  Gostilim,  was  damals  schon  auffiel,  aber  trug  in  der 
L.  die  Weltkugel  mit  dem  Kreuz,  nach  Procop  de  aedif.  lust.  I,  2.  Rhetor, 
ed.  Walz.  I.  p.  578.  Pracbtgem&lde  der  Kaiser  mit  der  Weltkugel  in  der 
Hand,  Basilius  b.  Vales,  ad  Ammian.  XXV,  10,  2.  Ueber  den  Bronze- 
coloss  zu  Barletta  in  Apulien  (bei  Fea  Storia  della  Arte  IL  tv.  11)  eine 
Schrift  von  Marulli;  nach  Visconti  (Icon.  Rom.  IV.  p.  165)  ist  es  Heraklius, 
[nach  Marulli  11  colosso  di  bronzo  esistente  nella  cittk  di  Barletta.  Nap. 
1816.  8.  Theodosius.]  —  In  dem  proj'ektirlen  Vertrage  zwischen  Justinian 
und  Theodat,  bei  Prokop,  wird  gehOrig  ausgemacht,  dass  der  GothenkOnig 
keine  Statue  ohne  den  Kaiser  haben,  und  immer  links  stehen  solle.  — 
Auch  jetzt  war  das  fietay^aq>siv  sehr  gewOhnlich,  Herausg.  Winckelm.  VI. 
S.  405.  vgl.  §.  158.  A.  4.  —  Eine  richtige  Schilderung  des  Geistes  der 
Zeit  gibt  P.  fir.  Mflller  de  genio  aevi  Theodos.  p.  161  sqq. 

7.  Der  Gebrauch  der  Gem  men,  meist  wohl  Cameen,  an  Gefftssen 
(dergleichen  Gallienus  seibst  machte,  Trebell.  16),  am  balteus,  den  fibulae, 
caligae  und  socci  (Heliogabal  trug  Gemmen  der  ersten  KCLnstler  an  den 
Fassen,  Lamprid.  23),  war  in  dieser  sp&tem  Kaiserzeit  sehr  verbreitet. 
Der  Sieger  der  Zenobia  weihte  in  den  Sonnentempel  aus  Gemmen  zu- 
sammengefQgte  Kleider,  Vopisc  Aurel.  28,  Honorius  mit  Amethysten  und 
Hyacintben  prangendes  Staatskleid  beschreibt  Glaudian;  gewisse  Arbeiten 
der  Art  durften,  nach  Kaiser  Leo  (Codex  XI,  11),  nur  die  Palatini  artifices 
machen.  —  Daher  die  sorgfSLltige  Gameen-  und  Gremmen-Arbeit  bis  in  die 


[208]  Ghristliche,  Byzantinische  Bildwerke.  245 

sp^te  Zeit.  Ein  Sardonyx  im  Cabinet  du  Roi  zu  Paris:  Gonstantin  zu 
Pferde  seinen  Gegner  niederschlagend;  ein  Sardonyx  in  Petersburg:  Gon- 
stantin u.  Fausta,  Mongez  pi.  61,  5;  Gonstantinus  11.  auf  einem  grossen 
Achatonyx,  Lippert  III,  II,  460;  ein  Sapphir  zu  Florenz:  eine  Jagd  des 
Kaisers  Gonstantius  zu  Gaesarea  in  Gappadocien,  Freher  Sapphirus  Gon- 
stantii  Imp.  Banduri  Numism.  Suppl.  tb.  12  —  werden  gerCbmt.  In 
Byzanz  wurden  besonders  Gameen  aus  Blutjaspis  sorgfUtig  gearbeitetj 
mehrere  der  Art  mit  christlicben  GegenstHnden  im  Antiken-Gabinet  zu 
Wien.  —  Helias  argentarius  st.  405.    Gruter  p.  1053,  4. 

Heyne  Artes   ex  Gpoli   nunquam   prorsus   exulantes.     Gommentat. 
Gott.  III.  p.  3. 


4.    M  a  1  e  r  e  i. 

208.    Die  Malerei  erscheint  in  der  Zeit  Caesar's  in  einer  1 
Nachbluthe ,   welche  bald  verbluht.     Gegenstande  des  hdch-  2 
sten  tragischen  Pathos,  der  tiefgekrankte,  uber  seinem  Zome 
brutende  Aias,  Medea  vor  dem  Kindermorde  voll  Wuth  und 
Mitleid  zugleich  in  den  weinenden  Augen,    schienen  damals 
dem  ausgezeichnetsien  Geiste  ein  besonders  trefflicher  StoflF. 
Daneben  ist  die  Portratmalerei  beliebt ;  Lala  malt  besonders  3 
Frauen,  auch  ihr  eigenes  Spiegelbild. 

1.  Timomachos  von  Byzanz  g.  660  (Zunu)t  ad  Gic.  Yerr.  IV,  60). 
Lala  von  Kyzikos  —  damals  ein  Hauptsitz  der  Malerei  —  g.  670  (et 
penicillo  pinxit  et  cestro  in  ebore).  Sopolis,  Dionysios,  Zeitgenossen. 
Arellius  g.  710.  Der  stumme  Knabe  Pedius  um  720.  Der  Griechische 
Maler  des  Junotempels  zu  Ardea  lebte  wohl  um  650  -  700.  Vgl.  Sillig 
G.  A.  p.  246  und  des  Verf.  Etrusker  II.  S.  258. 

2.  Timomachos  Aias  u.  Medea,  berflhmte,  viel  in  Epigrammen 
gepriesene  Bilder,  von  Caesar  fdr  80  Tal.  gekauil  (wahrscheinlich  von 
den  Kyzikenem,  Gic  a.  0.  vgl.  Plin.  XXXV,  9)  und  in  den  T.  der  Venus 
Genitrix  geweiht.  Boettiger  Vasengem^de  II.  S.  188.  Sillig  G.  A.  p.  450. 
Die  Medea  wird  nach  den  Epigrammen  der  Anthologie  in  einer  Hercu- 
lanischen  Figur  (Ant«  di  Ercol.  I,  13,  H.  Borbon.  X,  21)  und  einem 
Pompejaniscben  Gem^lde  (M.  Borb.  V,  33)  und  in  Gemmen  (Lippert, 
Suppl.  1.  93  u.  a.)  erkannt.  Panofka,  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  243.  Von  dem 
Aias  Welcker,  Rhein.  Mus.  Ill,  I.  S.  82.  Auch  Timomachos  Orestes  und 
Iphigeneia  in  Taurien  (wie  bei  Plin.  XXXV,  40,  30  zu  verbinden  ist) 
waren  aus  der  TragOdie.     [Ein  Diogenes  Albinus  pictor  in  Grallien  wird 


246  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [209] 

nach  den  Zugen  der  Lateinischen  Inschrifl  in  das  £nde  des  ersten  Jahr- 
hunderts  gesetzt,  Revue  arch^ol.  III.  p.  511.  583.] 


1  209.  In  der  Kaiserzeit  finden  wir  die  Staflfelei-Malerei, 
welche  allein  als  walire  Kunst,  wenigstens  als  der  Haupt- 
zweig  derselben,  gait,    vernachlassigt ,   und  die  Wandmalerei 

2  als  Dienerin  des  Luxus  vorzugsweise  geubt.  Plinius  unter 
Vespasian  betrachtet  die  Malerei  als  eine  untergehende  Kunst; 
er  klagt,  dass  man  mit  den  herrlichsten  Farben  nichts  hervor- 

3  bringe,  was  der  Rede  werth  sei.  Die  Skenographie,  welche 
besonders  in  Kleinasien  eine  phantastische  Richtung  genommen 
hatte,  in  der  sie  alien  Regeln  der  Architektonik  Hohn  sprach, 
wurde  nun,  auf  die  Zimmerverzierung  ubergetragen,  wo  mog- 
lich  noch  willkurlicher  ausgebildet;  man  gefiel  sich,  eine  durch- 
sichtige  und  luftige  Architektur  in  vegetabilische  und  seltsam 

4  zusammengesetzte  Formen  hiniiberzuspielen.  Zugleieh  wird  in 
Augustus  Zeit  die  Landschaftsmalerei  von  Ludius,  auf  eine 
eigenthumliche  Weise  gefasst,  zu  einer  besondern  Gattung 
ausgebildet;  Ludius  matt  als  Zimmerverzierung  Villen  und 
Hallen,  Kunstgarten  (topiaria  opera).  Parks,  Strome,  Ca- 
nale,  Hafenstadte,  Meeransichten;  belebt  durch  Personen  bei 
landlichen  Geschaften  und  in  allerlei  komischen  Lagen:  sehr 

5  heitere  und  wohlgefallige  Bilder.  Auch  in  allerlei  Spielereien 
gefallt  sich  die  Zeit;  in  Nero's  goldnem  Hause  bewunderte 
man  eine  Pallas  des  FabuUus,  die  Jeden  ansah,  der  nach  ihr 
hinsah.  Nero's  120  Fuss  hohes  Bild  auf  Leinwand  wird 
von  Plinius  mit  Recht  zu  den  Tollheiten  der  Zeit  gerechnet. 

1.  Haler  der  Zeit.  Ludius  g.  730.  Antistius  Labeo,  [die  Hand- 
schriflen  Titedius,  Titidius]  vir  praetorius,  um  40  u.  Ohr.  Turpilius  Labeo 
£q.  Rom.  um  50.  Dorotheos  60.  FabuUus  (Amulius),  der  Maler  des 
goldenen  Hauses  (der  Kerker  seiner  Kunst)  60.  Cornelius  Pinus,  Accius 
Priscus,  Wandmaler  des  T.  des  Honos  u.  der  Virtus  70.  Artemidorus  80. 
Publius,  Thiermaler  g.  90.  Martial  I,  110.  Mosaikarbeiter  in  Pompeji: 
Dioskurides  von  Samos,  M.  Borb.  IV,  34.  Herakleitos,  Hall.  A.L.Z.  1833. 
Intell.  57.  BuUett.  1833.  p.  81  ff.  vgl.  §.  210,  6. 

2.  S.  Plin.  XXXV,  1.  2.  11.  37.  Vgl.  das  spfttere  Zeugniss  des 
Petronius  c.  88.  [Philostr.  Imag.  ed.  Jacobs  p.  LIX  f.]  Ueber  den  ftussern 
Luxus  Plin.  XXXV,  32  und  Vitruv  VTI,  5.  Quam  subtilitas  artificis  adiiciebat 
operibus  auctoritatem,  nunc  dominicus  sumptus  efficit  ne  desideretur. 


[210]  Halerei  der  ersten  Eaiserzeit.  247 

3.  8.  Vitniv's,  VII,  5,  Nachrichten  von  einer  Scene,  welche  Apaturios 
Yon  Alabanda  in  einem  kleinen  Theater  zu  Tralles  eingerichtet  und  gemalt. 
Ein  Mathematiker  Licinius  veranlasste  die  Vertoderung  des  Alabandischen 
Werks;  Vitruv  wQnscht  seiner  Zeit  einen  flhnlichen.  Pinguntur  tectoriis 
monstra  potius  quam  ex  rebus  finitis  imagines  certae.  Pro  columnis  enim 
statuuntur  calami,  pro  fastigiis  harpaginetuli  ^striati  cum  crispis  foliis  et 
volutis;  item  candelabra  aedicularum  sustinentia  figuras  etc. 

4.  Plin.  XXXV,  87.  —  Vitruv  spricht  dberhaupt  Ton  folgenden  Classen 
von  Wandmalereien:  1.  von  Nachbildungen  architektonischer  Glieder, 
Marmorgetafel  u.  dgl.  in  Zimmem,  als  der  ursprdnglichsten  Decoration  in 
Farben;  2.  von  architektonischen  Ansichten  im  Ganzen,  nach  der 
skenographischen  Weise;  3.  von  den  tragiscben,  komischen  und 
satyrischen  Scenen  [BdhnenJ  in  grOssern  S§len  (exedris);  4.  land- 
sch  a  ft  lichen  Bildern  (varietates  topiorum)  in  den  ambulationes; 
5.  historischen  Bildern  (megalographia) ,  GCttergestalten ,  mytholo- 
gischen  Scenen;  auch  mit  Landschaften  (topiis)  dabei. 

5.  Plin.  a.  0.    Vgl.  Lukian  de  dea  Syr.  32. 

210.    Diesem  Charakter  der  Kunst,   wie  er  den  Zeug-  1 
nissen  der  alten  Schriflsteller  entnommen  werden  kann,  ent- 
sprechen  vQllig  die  sehr  zahlreichen  Denkmaler  der  Wand- 
malerei,  welche  mit  ziemlich  gleichem  Werthe  sich  von  der  Zeit 
des  Augustus  bis  zu  der  der  Antonine  hindurchziehen :    die 
Gemalde  im  Grabmal   des  Cestius  (§.  190,  1),    die   in  den  2 
Gemachern  des  Neronischen  Hauses  (§.  190,  2),    welche  be- 
sonders  glanzend  und  sorgfaltig  ausgeziert  waren;  der  grosse 
und   bestandig  wachsende  Vorrath  von  Mauergemalden   aus  3 
Herculanum ,  Pompeji  und  Stabiae ;    so  wie  die  im  Grabmal  4 
der  Nasonier,  und  zahlreiche  andere  in  antiken  Gebauden  hier 
und  da  gefundene,  in  denen  alien  auch  die  entartetft  Kunst  eine 
unerschopfliche  Erfindungsgabe  und  Productivitat  zeigt.    Die  5 
Mume  auf  das  GeschmackvoUste  vertheilt  und  disponirt;  Ara- 
besken  von  bewundernswurdigem  Reichthum  der  Phantasie; 
Skenographieen  ganz  in  jenem  spielenden  und  leichten  Archi- 
tekturstyl ;  die  Decken  nach  Art  von  Lauben  mit  herabhangen- 
den  Guirlanden  und  dazwischen  flatteniden  Flugelgestalten ; 
Landschaften  in  Ludius  Manier  meist  nur  leicht  angedeutet; 
femer  Gotterfiguren  und  mythologische  Scenen,  manche  sorg-  6 
faltig,  die  meisten  fluchtig  gezeichnet,  aber  haufig  von  einem 
unnachahmlichen   Reize    (besonders   die    in    der   Mitte    von 


248  Griechische  Eunstgesch.    Per.  V.  [210] 

grossem  Feldern  freischwebenden  Figuren) :  dies  und  Andres  in 
lebhaften  Farben  und  einfacher  Beleuchtung,  heiter  und  wohl- 
gefallig,  mit  viel  Sinn  fur  Harmonic  der  Farben  und  eine 
7  architektonische  Total wirkung,  angeordnet  und  ausgefuhrt. 
Viel  ist  gewiss  hiervon  Copie  fruherer  Bilder,  da  sogar  das 
ganze  Studium  mancher  Maler  darin  bestand,  dass  sie  alte 
Bilder  aufs  Genaueste  wiedergaben. 

.  2.  Histoire  critique  de  la  Pyramide  de  C.  Gestius  par  TAbb^  Rive 
(mit  Abbildungen  nach  Zeichnungen  M.  Carloni's).  P.  1787.  —  Description 
des  Bains  de  Titus  —  sous  la  direction  de  Ponce.  P.  1787.  3  Livraisons. 
Terme  di  Tito,  grosses  Kupfei*werk  nach  Zeichnungen  von  Smugliewicz^ 
Stich  von  M.  Carloni.    Sickler's  Almanach  11.  Tf.  1—7.  S.  1. 

3.  Antichita  di  Ercolano,  I— IV.  VU.  Pitture  antiche.  N.  1757  ff. 
65.  79.  Gli  ornati  delle  pareti  ed  i  pavimenti  delie  stanze  deir  antica 
Pompeii  incisi  in  raroe.  N.  1808.  2  Bde.  f.  Zahn,  Neuentdeckte  Wand- 
gemftlde  in  Pompeji  in  40  Steinabdrdcken.  Derselbe,  Die  schdnsten 
Omamenie  und  merkwilrdigsten  Gemftlde  aus  Pomp.,  Here.  u.  Stabiae, 
[1828.  100  Taf.  Zweite  Folge  1842.  1844.  100  Taf.  Real  Museo  Borbon. 
R.  Rochette  Peintures  de  Pomp^e  seit  1844  3  Lieferungen.  Wandgem. 
aus  Pompeji  und  Herculanum  von  W.  Ternile,  Berlin  b.  Reimer  3  Lief, 
u.  bei  Reimarus  bis  jetzt  3  Lief.  Text  des  ersten  Hefles  von  K.  0.  MQller, 
seitdem  von  Welcker].  Manches  bei  Mazois,  Gell,  Goro,  R.  Rochette  (siehe 
§.  190,  4).  [Pianta  de'  scavi  della  Villa  Giulia  (?)  fra  Ercolano  ed  Oplonti 
Nap.  n.  24.  27.] 

4.  P.  S.  Bartoli:  Gli  antichi  sepolcri.  R.  1797.  (Vetenim  sepulcra, 
Thes.  Antiqq.  Gr.  XII.)  Desselben:  Le  pitture  ant.  delle  grotte  di  Roma 
e  del  sepolcro  dei  Nasoni  (1675  entdeckt  aus  der  Zeit  der  Antonine). 
R.  1706.  1721  f.  mit  Erlfiuterungen  von  Bellori  und  Causeus  (auch 
lateinisch  R.  1738)  [u.  im  Thes.  Ant.  Rom.  Thes.  T.  XII].  Bartoli  Recueil 
de  Peintures  antiques  T.  I.  II.  Sec.  ed.  P.  1783.  Collection  de  Peintures 
antiques,  qui  ornaient  les  Palais,  Thermes  etc.  des  Emp.  Tite,  Trajan, 
Adrien  et  Constantin.  R.  1781.  [Ponce  Bains  de  Titus  P.  1786  f. 
Gemmen  aus  den  Therm  en  des  Titus,  Sickler  Almanach  aus  Rom  II. 
Tf.  1 — 7.  Landon  Ghoiz  des  plus  eel.  peint.  P.  1820.  4.]  Arabesques 
antiques  des  Bains  de  Li  vie  et  de  la  Ville  Adrienne  nach  Raphael 
gestochen  von  Ponce.  P.  1789.  Pitture  antiche  ritrov.  nello  scavo  aperto 
1780  incise  e  pubbl.  da  G.  M.  Cassini.  1783.  Cabott  Stucchi  figurati 
essist.  in  un  antico  sepolcro  fuori  delle  mura  di  Roma.  R.  1795. 
Parietinas  Picturas  inter  Esqu.  et  Viminalem  coUem  super  anno  detectas 
in    ruderibus    privatae   domus,    D.   Antonini   Pii    aevo   depictas    (zwei 


[311]  Erhaltne  GemSlde  der  Zeit.  349 

Bilder  in  den  Peintures  qui  ornaient  —  n.  4,  wenn  dasseibe  Bild, 
entsprechen  ganx  der  Vorsteliung  der  MQnze  der  Lucilla,  Num.  Mus.  Pisani 
tb.  25,  3)  in  tabuiis  ezpressas  ed.  G.  Buti  Archit.  Rapb.  Hengs  del.  Campa- 
roUi  sc.  1778.  7  sebr  scbOne  Blatter  (Pitture  anticbe  della  villa  Negroni). 
[Die  Gem&lde  im  Vatican  aus  Torre  Marancia  in  den  Hon.  Amaranziani 
R.  1843.  Wandmalereien  eines  Wohnbauses  in  Cantania  Ann.  d.  Inst.  IX. 
p.  60.  177,  eines  andem  in  Anapbe,  Ross  in  den  Abhdl.  der  Muncbner 
Akad.  11.  Tf.  3  A.  S.  449,  eines  Grabes  in  Apulien,  Arcbaeol.  Int.  Bl.  1835. 
S.  11,  vgl.  1837.  S.  49,  andre  in  Kyrene  bei  Pacho.  Vgl.  die  Stellen  von 
Aristides  ilber  Korintb ,  von  Dio  und  Tbemistius  bei  R.  Rochette  Peint. 
ant.  p.  198,  Clem.  Alex.  Protr.  p.  52  s.  Pott  Sidonius  Apollinaris  Epist. 
II,  11.]    Im  Allgemeinen  vgl.  Winckelm.  V.  S.  156  flf. 

6.  Ausser  diesen  schwebenden  Gestalten  von  TSnzerinnen,  Kentauren 
und  Bacbanten,  Pitt  Ere.  I,  25—28,  riUimt  Winckelmann  am  meisten  die 
vier  Bilder,  IV,  41 — 44.  Zeichnungen  (retoucbirte?)  von  Alexander  von 
Atben  auf  Marmor,  I,  1—4,  [welcbe  H.  Meyer  zu  Winckelmann  V.  S.  473 
besser  wurdigt  als  W.  selbst.]  Unter  den  historiscben  Bildern  von  Pompeji 
wird  besonders  gerCbmt  die  Wegfflbrung  der  Briseis  von  Acbill  (R.  Rocbette 
M.  I.  I,  19.  Gell  New.  S.  39.  40.  Zabn  Wandgem.  7)  [so  wie  die  Gbryseis 
und  der  Besucb  der  Here  bei  Zeus  auf  dem  Ida  aus  demselben  s.  g. 
Homeriscben  Hause];  von  Andem  das  durcb  die  Bebandlung  des  Lichts 
ausgezeicbnete  Bild  bei  R.  Rocbette  M.  I.  1,  9.  Gell  83.  (Hypnos  und 
Pasithea  nacb  Hirt,  Mars  und  Ilia  nacb  R.  Rocbette,  Dionysos  und  Aura 
nach  Lenormant,  D.  u.  Ariadne  nacb  Guarini,  2iephyros  und  Flora  nacb 
Janeili  und  Andem,  s.  Bull.  d.  Inst.  1834.  S.  186  f.);  auch  das  r&thsel- 
bafte  Bild,  Cell.  48.  Zabn  20.  R.  Rocbette  Pomp^i  pi.  15,  die  Geburt 
der  Leda,  oder  ein  Nest  mit  Eroten  (Hirt  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  251)  darstellend 
[sicber  das  Erste,  mit  Bezug  auf  die  Sage  in  den  Kyprien].  Andre  im 
II.  Tb.  Ueber  die  Stilcke  der  Rbyparograpbie  [Rbopograpbie]  Welcker 
ad  Pbilostr.  p.  397.  Die  aus  bJossen  Farbenkleksen  bestebenden,  nur  in 
der  Feme  erkennbaren  Bilder  (Gell  p.  165)  erinnern  an  die  compend.  via 
§.  163. 

7.  [Diese  Gem^lde  bilden  zwei  Klassen,  Nacbbildungen  ftlterer  Werke 
aller  Art,  und  neue,  ROmiscbe.  Bull.  1841.  p.  107.]  Quintil.  X,  2  ut 
describei^  tabulas  mensuris  ac  lineis  sciant.  Lukian  Zeuxis  3.  r^g  tUovog 
tavrrjg  iivxiy^afpoq  icri  vvv  'yi^T^vrjct  ngog  avr^v  indvrjv  anQifiii  xij 
OTd^fiff  fiftiVTjvcy/Asvr},  [exemplar  quod  apographon  vocant,  Plin.  XXXV, 
40,  23.    fiifiVf^f^  Pausan.  VIII,  9,  4  cf.  Siebelis.] 

211.    Im   Zeit  alter    Hadrian's    muss,    neben    andem  l 
Kunsten,  auch  die  Malerei  sich  noch  einmal  erhoben  haben. 
Dun  gehort  Aetion  an,  den  Lukian  den  ersten  Meistern  an 


250  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [21 2J 

die  Seite  stellt,  und  dessen  reizendes  Bild  —  Alexander 
und  Roxane,  und  Eroten  mit  ihnen  und  des  Konigs  Waflfen 
2  beschaftigt  —  er  nicht  genug  preisen  kann..  Im  Ganzen 
sinkt  indess  dennoch  die  Malerei  immer  mehr  zu  einer 
Farbensudelei  herab;  und  es  war  gemeiniglich  ein  Geschaft 
von  Sklaven,  die  Wande  nach  Lust  und  Laune  ihrer  Herm 
auf  s  Eiligste  mit  Bildem  anzufiillen. 

1.  Aetion  wird  sonst  in  Alexander's  Zeit  gesetzt  (auch  von  Hirt 
Gescfa.  der  bild.  Kiinste  S.  265),  aber  Lukian  sagt  bestiromt,  dass  er  nlcht 
in  alten  Zeiten,  sondem  ganz  kurzlich  gelebt  babe  (ra  rsXevvala  xavza 
Herod.  4),  also  wohl  in  Hadrian's  und  der  Antoninen  Zeitalter.  Vgl.  sonst 
Imagg.  7.  Hadrian  selbst  war  Rhyparograph  [§.  168  A.  5];  Apollodor 
sagte  ibm :  "AntXd^s  xal  tag  xoXonvvd'ag  ygatpB.  Dio  G.  LXIX,  4.  Suidas 
s.  V.  *AdQutv6g,  Gegen  140  auch  Diognetos.  Eumelos  (malt  eine  Helena) 
um  190.  Aristodemos  aus  Earien,  Schdler  des  Eumelos  (?),  Gastfreund 
des  S^ltern  Philc^tratos ,  auch  Schriftsteller  uber  die  Geschichte  der  Kunst, 
um  210.  —  Spater,  370  n.  Chr.,  ein  Maler  Hilarius  aus  Bithynien  in  Atben. 

In  Trimalchio's  Hause  (Petron  29)  waren  Trimalchio  als  Mercur  und 
seine  ganze  Garriere,  dann  die  Uias  und  Odyssee,  und  Laenatis  gladiatorium 
gemalt.  Bilder  von  Gladiatoren,  von  deren  Anfang  PI  in.  XXXV.  33  spricht, 
und  andem  Spielen  werden  jetzt  sehr  beliebt.  Gapit.  Gord.  3.  Vopisc 
Garin.  18.  §.  424.  Gladiatoren  —  Mosaik  1834  in  Torrenuova  gefunden, 
ahnlich  wie  Winck.  M.  ined.  tv.  197.  198,  Kellermann  Hall.  A.L.Z.  1834. 
Int.Bl.  n.  69.  [W.  Henzen  Explic.  musivi  in  Villa  Burghesia  asservat#  quo 
certamina  amphitheatri  repraesentata  extant,  praemio  donata.  Rom.  1845.  4. 
U  musaico  Antoniniano  rappr.  la  scuola  degli  atleti,  trasferito  al  pal. 
Lateranese,  Roma  1843,  von  J.  P.  Secchi,  Prof,  am  Goll.  Rom.]  Bei  Juven. 
IX,  145  wQnscht  sich  Einer  unter  seinem  Gesinde  einen  curvus  caelator 
et  alter,  qui  multas  facies  pingat  cito.  Malende  Sklaven  kommen 
auch  in  juristischen  Quellen  vor,  s.  Fea's  Note  in  Winckelm.  W.  V.  8.  496. 


1  212.  Hernach  ist  der  Verfall  der  Malerei  um  desto 
sichtbarer;  der  fruhere  Luxus  der  Arabesken  und  architektoni- 
schen  Verzierungen  verschwindet;  plumpe  Einfachheit  tritt  an 
dessen  Stelle,   wie  ziemlich  in  alien  Gemalden  aus  der  Zeit 

2  des  Constantin.  An  diese  schliessen  sich  die  altesten  christ- 
lichen  Bilder  in  den  Katakomben  an,  welche  immer  noch  viel 

3  von  der  Weise  der  fruhem  Kaiserzeit  behalten;  so  wie  die 


[212]  Halereien  der  sp&tem  Kaiserzeit.  251 

Miniaturmalereien  einiger  heidnischen  und  christlichen  Hand- 
schriften,  von  denen  die  besten  fur  die  Auffassung  der 
Gegenstande  in  der  alten  Kunst  sehr  lehrreich  sind.  Obgleich  4 
die  enkaustische  Malerei  auch  noch  in  Byzanz  sehr  geubt 
wurde  (§.  320):  so  wurde  doch  jetzt  bei  der  Verzienmg 
der  Kirchen,  wie  der  Pallaste,  vorzugsweise  von  der  Mosaik 
Gebrauch  gemacht,  einem  Kunstzweige,  welcher  in  dieser 
Zeit  sehr  im  Ansehn  stieg,  und  durch  das  ganze  Mittelalter 
hindurch  in  Byzanz,  und  von  den  Byzantinem  auch  in 
Italien,  haufig  betrieben  wurde. 

1.  Die  Halereien  aus  den  Thermen  des  Ck)nstantin  [im  Pallast 
Rospigliosi] ,  Bartoli  pi.  42  sq.  Agincourt  T.  V.  pi.  4.  Ob  das  Bild  der 
Boma  im  Pallast  Barberini  wirklich  der  Zeit  Gonstantin's  angehdrt? 
S.  Winckeka.  W.  V.  S.  159.  Hirt  Gesch.  der  Baukunst  II.  S.  440. 
Sickler's  und  Reinbart's  Alroanach  Bd.  I.  S.  1.  Tf.  1.  Halerei  P.  £.  Mailer 
de  genio  aeyi  Theodos.  p.  161. 

2.  Von  den  Katakomben:  Sosio  Roma  sotterranea.  R.  1632.  (Stiche 
von  Cherubin  Alberti).  Aringhi  Roma  subterranea  novissima.  R.  1651. 
Bottari  Sculture  e  pitture  sagre  estratte  dai  Qmiteij  di  Roma.  1737—54. 
Artaud  Voy.  dans  les  Catac.  de  Rome.  P.  1810.  8.  Bartoli's  Werk  §.  210,  4. 
Agincourt  pi.  6—12.  Roestell,  Beschr.  Roms  I.  S.  410.  [Das  von  Pater 
Harchi  nach  grossen  Untersuchungen  begonnene  Werk,  wovon  viele 
Lieferungen  bereits  ei*schienen  sind.] 

3.  Die  Ambrosianische  llias  (Mai  Iliad.  Fragm.  antiquiss.  c.  picturis. 
Med.  1819),  deren  Bilder  dem  classischen  Alterthum  am  n&chsten  stebn 
[auch  Rom  1835  kl.  f.  Homed  Iliados  picturae  ant.  ex  God.  Mediol. 
Das.  1835  Virgilii  picturae  ant.  ex  Godd.  Vaticanis].  Der  Vaticanische 
Virgil  (aus  dem  4.  oder  5.  Jahrh.?).  S.  Bartoli  Figurae  antiquae  e  God. 
Virg.  Vatic.  (verschOnert).  Agincourt  20—25.  Millin  G.  M.  pi.  175  b.  ff. 
Beschr.  Roms  II,  2.  S.  345.  Der  Vaticanische  Terenz  mit  Scenen  aus  der 
Kom5die,  Berger  de  personis.  1723.  Beschr.  Roms  das.  S.  346.  Die 
Vatican.  Hand  sehr.  des  Kosmas  Indopleustes.  Die  altesten  Miniaturen  zu 
biblischen  Biichem,  besonders  die  Vaticanischen  zum  Josua,  schliessen  sich 
in  Costum  und  Composition  an  jene  Homerischen  an. 

4.  8.  Cassiodor  Var.  I,  5.  VII,  5.  Symmachus  Ep.  VI,  49.  VIII,  42. 
Justinian*s  Ghalke  enthielt  grosse  Mosaikgem^de  seiner  Kriegsthaten. 
Prokop  de  aed.  Justin.  I,  10.  Von  einem  Wandbilde  des  Theodorich  aus 
Mosaik  Prokop  B.  Goth.  T,  24,  Rumohr  Ital.  Forschungen  I.  S.  183,  minder 
richtig  Manso  S.  403.  Vgl.  MQller  de  genio  aevi  Theod.  p.  168.  Nach- 
richten  von  den  nie  fehlenden  Mosaiken  der  Basiliken :  Sartorius  Regierung 


252  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [213] 

der  Ostgothen  S.  317.  N.  21.  —  Proben  geben  u.  A.  Giampini  Opera.  R. 
1747.  Furietti  de  Musi  vis.  R.  1752.  Agincourt  V.  pi.  14  sqq.  Gutensohn 
und  Knapp  (§.  194).  Vgl.  §.  322.  Zwei  Bilder  in  der  Bibl.  Goisliniana, 
Nicephorus  Botoniates  mit  einem  Hdnch  und  Kaiser  und  Kaiserin,  fiber 
denen  Christus  schwebt  beide  Kronen  anfassend. 


1  213.  Bei  dem  Verschwinden  alles  lebendigen  Studiums 
der  Natur,  und  dem  Untergange  aller  hShem  technischen 
Fertigkeiten ,  h^lt  indess  eine  von  neuem  handwerksmassig 
gcwordne  Praktik  des  Malens  und  Bildens  immer  noch  sehr 
Viel   von    den   Grundsatzen    und    Formen   der   alten   Kunst 

2  fest.  Die  christliche  Religion  eignet  sich  zuerst  zur  Verzierung 
von  Kirchen,  Grabem,  Siegelringen  nicht  bloss  viele  Formen 
und  auch  einige  Gegenstande  der  antiken  Kunst  an,  sondem 
gestaltet  auch  theils  aus  geschichtlichem ,  theils  aus  alle- 
gorischem  Stoffe  nicht  ohne  kunstlerischen  Sinn  einen 
eignen  Bilderkreis;  nur  widerstreitet  sie,  in  reinerer  und 
strengerer  Auffassung,  aller  Verehrung  bildlicher  Gestalten. 

3  So  bilden  sich  in  der  christlichen  Kirche  fur  die  heiligen  Per- 
sonen  um  so  mehr  stehende  und  feste  Formen,  da  man  durch 
das  Zuruckgehn  auf  die  altesten  Bilder,  die  man  hatte,  die 

4  wirkliche  Gestalt  derselben  festzuhalten  glaubte.  Die  Gesich- 
ter  wurden  dabei  nach  einer  idealen,  wenn  auch  immer  roh 
behandelten,  Grundform  gebildet;  das  Costum  war  in  der 
Hauptsache  ein  Griechisches,  und  der  Faltenwurf  wurde  auf 

5  antike  Weise  in  gro^sen  Massen  angelegt.  Das  Mittelaltrige 
drangt  sich  in  Tracht  und  Geberde  erst  allmahlig  in  die 
Welt  des  Alterthums  hinein,  mehr  bei  neuhinzukommenden, 

6  als  alten  traditionellen  Figuren.  Ueberall  in  jener  Zeit 
Spuren  einer  alten  Schule,  nirgends  eine  eigne  lebendige 
Auffassung  der  Natur,  von  deren  emeuertem  Studium  im 
dreizehnten  und  vierzehnten  Jahrhundert  der  frische  Auf- 
schwung  der  Kunst  und  die  Befreiimg  von  jenen  typischen 
und  leblosen  Formen  ausging,  welche  in  der  Griechischen 
Kirche  als  der  letzte  Rest  einer  untergegangenen  Kunstwelt 
noch  heutzutage  fortbestehen. 

1.  God.  Theodos.  XIII,  4  de  excusationibus  artificum. 

2.  Die  christlichen  Katakomben  zeigen,  wie  auch  heidnische  Gegen- 
st&nde  (besonders  Orpheus)  in  die  christliche  Allegoric  aufgenommen 
wurden.  Weinlese,  Gerhard  Beschr.  Roms  II,  2.   S.  234.  Die  Porphyrurne 


[213]  Aelteste  christlicbe  Kunst.  253 

der  Gonstantia  ist  mit  Bachiscben  Soenen  geschmilckt,  Winckelm.  Yf,  1. 
S.  342;  ein  Flussgott  auf  dem  Sarkophag  Bouill.  III.  pi.  65.  Die  ersten 
cbrisU.  Kaiser  haben  auf  den  Mdnzen  persOnlicbe  Darstellungen  der  SUdte, 
und  andere  in  das  Heidenthum  hinein  streifende  Gegenstflnde.  Gonstantin 
irSgt  das  Labarum  und  den  Phoenix  (felicium  iemporum  repaiatio),  Gon- 
stantius  wird,  das  Labarum  haltend,  von  einer  Victoria  gekr&nzt.  R.  Walsh 
Essay  on  ancient  coins,  medals  and  ^ms  as  iUustr.  the  progress  of 
Christianity  p.  81  ff.  R.  Rochette  Premier  M^m.  sur  les  antiqu.  chr4- 
tiennes.  Peintures  des  catacombes.  P.  1836.  Deux.  H^m.  Pierres  s^pulcr. 
1836.  [Trois.  If 4m.  objets  d^pos^  dans  les  tombeaux  ant.  qui  se  retrou- 
vent  en  tout  ou  en  partie  dans  les  cimeti^res  Chretiens.  1838.]  Aber 
auch  neu  gebildete  Gegenstdnde,  wie  der  gute  Hirte,  erscheinen  in  dieser 
Zeit  auf  kunstgemftsse  Weise  aufgefasst.  Eine  verdienstliche  Statue  des 
guten  Hirten  in  Rom  beschreibt  Rumohr  Ital.  Forsch.  L  S.  168,  eine 
gute  Figur  der  Art  an  einem  Sarkophag  im  L.  772.  Clarac  p).  122. 
Ueber  die  gemma  pastoralis  s.  Thes.  gemm.  astrif.  III.  p.  82.  Gonstantin 
hatte  den  guten  Hirten,  so  wie  viele  Soenen  des  N.  u.  A.  T.  bilden  lassen 
(Euseb.  V.  Gonst.  IV,  49),  unter  den  letztem  Daniel,  der  nebst  Jonas  der 
typischen  Bildnerei  am  willkommensten  war.  In  den  Sinnbildern  der 
ftltesten  Ghristen  (MCLnter,  Sinnbilder  und  Kunstvorstellungen  der  alten 
Ghristen.  1825)  ist  freilich,  zum  Theil  aus  dem  oft  empfohlenen  Bestreben, 
auch  in  den  Siegelringen  alles  GOtzenbildartige  zu  vermeiden,  viel  Klein- 
liches  und  Spielendes  (wie  im  Fische,  IXSYZ);  doch  sind  andere  (das 
Lamm,  der  dQrstende  Hirsch,  die  Taube  mit  dem  Oelzweig)  auch  von 
Seite  der  Kunst  gldcklich  erfunden.  Die  Meinungen  der  nachdenkenden 
Christen  waren  yon  Anfang  an  sehr  getheilt,  in  Rom  im  Ganzen  mehr 
fur  die  Kunst,  in  Africa  streuger.  TertuUian,  Augustin,  auch  Klemens  von 
Alexandreia  sprechen  mit  BJkrte  gegen  alle  Ausilbung  der  Plastik  und 
Malerei.  Die  Goncilien,  unter  denen  sich  das  von  liliberis  g.  300  zuerst 
damit  beschllftigte ,  waren  im  Ganzen  mehr  gegen  plastische,  als  gemalte 
Bilder.  Vgl.  Neander  K.Gesch.  IL  S.  616.  Jacobs  Acad.  Reden  I.  S.  547  f. 
OrQneisen  fiber  die  Ursachen  und  Grenzen  des  Kunsthasses  in  den  drei 
ersten  Jahrh.  n.  Ghr.,  Kunstbl.  1831.  N.  29.  Bei  P.  £.  Mailer  de  genio 
aevi  Theodos.  p.  267  sq.  Stellen  Yon  Ghrysostomus  u.  a.  Qber  den 
Stand  der  Kunst. 

4.  Gbristus-Bilder  gab  es  schon  ziemlich  fruh,  da  Severus-Alexander 
Ghristus  in  seinem  Lararium  hatte ;  dann  batten  die  Karpokratianer  solche 
Bilder,  mit  denen  in  Aegypten  auch  heidnischer  Aberglaube  getrieben 
wurde  (Reuvens  Lettres  k  Mr.  Letronne  L  p.  25).  Dagegen  ist  das  Bild 
von  Edessa  eine  Erfiiidung,  und  die  Statue  von  Paneas,  mit  der  Sama- 
riterin,  wahrscheinlich  eine  missverstandene,  antike  Gruppe  (Hadrian  und 
Judaea  nach  Iken).    Das  Christusideal  bildete  sich  im  Ganzen  weit  weniger 


254  Griechische  Kunstgesch.    Per.  V.  [214] 

durch  die  Sculptur,  als  durch  Mosaikeu  und  Malereien  aus.  Einem  christ- 
lichen  Maler,  der  es  in  das  Jupiterideal  ummodeln  wollte,  yerdorrte  die 
Hand,  nach  Eedren  p.  348.  Par.  Theodoret  Exc.  hist,  ecdes.  I,  15. 
[Ueber  die  Entstehung  der  christl.  Kunst  und  ibrer  Religionsideale ,  nach 
der  Ansicht  der  ^testen  Werke  der  christl.  Sculptur  u.  der  neugriech. 
Malerei  in  Sickler's  u.  Reinhart's  Almanach  aus  Rom  I.  S.  153—196.]  — 
Wie  die  christliche  Kunst  lange,  nur  in  den  Gegenstftnden  anders  gewandt, 
in  Technik  und  Formen  eine  antike  bleibt,  zeigt  besonders  Rumohr  Ital. 
Forscfaungen  I.  S.  157  ff.  Uebereinstimmend  mit  dem  bier  Gesagten, 
meist  aus  Rumobr's  Tortrefflicbem  Bucb  Entlebnten,  fahrt  R.  Rochette 
Discours  sur  Torigine,  le  d^veloppement  et  le  caract^re  des  types  imitatifs 
qui  constituent  Tart  du  Cbristianisme.  P.  1834,  aus,  wie  sich,  nach  den 
ersten,  noch  unbestimmten  und  cbarakterlosen  Versuchen,  unter  dem 
Einfluss  der  antiken  Kunst  zeitig  gewisse  ideale  Typen  des  Heilands,  der 
Jungffau  und  der  Apostel  bildeten;  die  dem  Alterthum  fremdartigem 
GegenstSnde  aber  —  die  Darstellungen  beiliger  Schmerzen  —  der  Ge- 
kreuzigte  u.  die  Martyrien,  erst  im  siebenten,  achten  Jahrhundert  in  diese 
Kunstwelt  eingetreten  seien. 


Die  Zerstttrnngen. 

1  214.  Es  ist  nach  allem  Diesem  nicht  zu  leugnen,  dass 
fur  die  Kunste  in  Italian  die  Versetzung  der  Residenz  nach 

2  Byzanz;  fiir  die  antike  Kunst  im  Allgemeinen  das  Chri- 
stenthum,  sowohl  nach  seiner  innerlichen  Richtung,  als 
auch  durch  die  natiirliche  und  nothwendige  Feindseligkeit  der 

3  aussern  Stellung;  endlich  die  EinSlle  und  Eroberungen 
der  Germanischen  Stamme  verderblich  gewirkt  haben, 
weniger  indess  durch  absichtliche  Zertrummerung,  als  durch 
die  naturlichen  Folgen  von  Durchziigen,  Belagerungen  und 
Eroberungen,  indem  namentlich  den  ehrlichen  und  fur  Bil- 
dung  empfanglichen  Gothen  kaum  irgendwo  ein  freventliches 
Zerstoren  von  Kunstwerken  nach  historischen  Zeugnissen  vor- 

4  geworfen  werden  kann.  Gewiss  ist  die  unubersehbare  Masse 
von  Kriegs-  und  Hungersnoth,  Pest  und  aller  Art  von 
Leiden,  welche  Rom  im  sechsten  und  siebenten  Jahrhunderte 
traf,  bei  der  Qeschichte  des  Untergangs  der  alten  Kunst  wohl 
in  Rechnung  zu  bringen;  dazwischen  liegende  Zeiten  von 
Prosperitat  waren  den  alten  Bauwerken,   die  nun  zu  neuen 

5  benutzt  wurden ,  nur  um  so  gefahrlicher.  Und  doch  waren 
es  nicht  diese  aussern  Ereignisse,  welche  hauptsachlich  das 


[214J  ZerstOrungen  antiker  Bildwerke.  ^55 

Vei^ehen  der  antiken  Kunst,  das  stufenweise  schon  lange  vor 
ihrem  Beginn  eingetreten  war,  herbeifuhrten  und  verschul- 
deten;  es  war  die  innere  Erschopfung  und  Schwachung  des 
menschlichen  Geistes,  der  Verfall  alles  antiken  Sinnes,  kurz 
der  in  innem  Lebensgesetzen  begrundete  Untergang  der  ge- 
sammten  geistigen  Welt,  aus  welcher  die  Kunst  selbst  hervor- 
gegangen  war.  Das  Gebaude  der  antiken  Kunst  musste,  auch 
obne  diese  aussem  Anst5sse,  in  sich  selbst  zusammensinken. 

1.  B.  Heyne:  Priscae  artis  opera  quae  Cpoli  exstitisse  memorantur, 
Goromentat.  Gott.  XI.  p.  3.  De  interitu  operum  turn  antiquae  turn  serioris 
artis  quae  Cpoli  fuisse  memorantur ,  ebd.  XIL  p.  273.  Petersen  Eiu- 
leitung  B.  120. 

Const  an  tin  fuhrt  Bilder  von  Rom,  Griechenland,  besonders  aus  Klein- 
asien  nach  Byzanz.  Ueber  die  Statuen  von  GOttern,  Heroen,  historischen  Per- 
sonen  im  Bade  des  Zeuzippos,  welches  Severus  angelegt,  Constantin  ver- 
schOnert  hatte,  Christodor  Anthol.  Palat.  II.  Kedren  p.  369.  Die  Erzstatuen, 
mit  denen  Constantin  die  Hauptstrasse  geschmilckt,  wurden  fOr  Anastasios 
Coloss ,  auf  dem  forum  Tauri ,  eingescfamolzen.  Malalas  XV.  p.  42.  Auf 
dem  Platze  der  Sophienkirche  standen  vor  Justinian  427  Statuen  Slterer 
EQnstler.  Auch  von  ungeheuren  Colossen  der  Hera,  des  Herakles  hOrt 
man  bei  der  Geschichte  der  Fr^kischen  Yerwdstung  (Niketas).  Im 
Einzelnen  Iftsst  sich  aber  wenig  Sicheres  sagen;  die  Byzantiner  nennen 
gem  jedes  Gdtterbild  nach  dem  Hauptort  des  Cultus  (Samische  Hera, 
Enidische  Aphrodite,  Olympischer  Zeus).  —  Rom  wurde  auch  durch  das 
Ezarchat  noch  beraubt,  besonders  663  unter  Constans  II.,  sogar  der 
Bronzeziegel  des  Pantheon. 

In  Byzanz  zerstOrten  FeuersbrClnste,  besonders  404.  475  (das  Lau- 
seion),  532  (das  Bad  des  Zeuxipp)  u.  s.  w.;  dann  die  Ikonoklasten  (von 
728  an);  die  Kreuzfahrer  (1203  u.  1204),  wobei  zwei  ungeheure  BrILnde 
bei  weitem  den  meisten  Scbaden  thaten.  Damals  erwarb  Yenedig  Mancherlei 
(unten  §.  261,  2).  Zugleich  litt  Griechenland  viel  durch  die  Franken  und 
Seerftuber.  Hemacb  durch  die  Tdrken;  jetzt  durch  die  Truppen  der 
grossen  Mftchte. 

2.  Ueber  Constantin's  spatere  Yerwiistungen  von  Tempeln  Herausg. 
Winckelm.  YI,  2.  S.  403.  MOller  de  genio  aevi  Theodos.  p.  169  f.  Libanios 
Klagen  sind  wohl  Qbertrieben.  Das  Serapeion  in  Alexandreia,  der  erste 
Tempel  nach  dem  Capitol,  wurde  durch  den  Bischof  Theophilos  389  zer- 
st5rt  Wyttenbach  ad  Eunap.  p.  153.  Direkte  Befehle,  Tempel  zu  zerstdren, 
beginnen  erst  mit  Theodosius  Sdhnen.  Mailer  de  genio  aevi  Theod.  p.  172. 
Petersen  p.  122.  Man  zerstOrte  zuerst  besonders  Sitze  eines  frechen,  oder 
mystischen  Cultus,  Mithi'ashOhlen  u.  dgl.,  dann  auch  andere  Tempelbilder. 
Man  freut  sich,   dem  Yolke  das  staubige  Innere  der   chryselephantinen 


256  Griechische  Eunstgesch.    Per.  V.  [214] 

Golosse  zu  zeigen,  Euseb.  V.  Const.  Ill,  54.  Eunapios  klagt  die  Mfinche 
an,  Alarich's  Heer  zur  Zerstfirung  des  Tempels  von  Eleusis  gefQhrt  zu 
haben.  Dagegen  aber  immer  auch  wieder  Bemilhungen ,  die  Denkm&ler 
des  Altertburos  zu  erhalten.  Zum  Scbutze  der  Kunstwerke  gab  es  in  Rom 
einen  centurio,  dann  tribunus,  comes,  rerum  nitentium.  Vales,  ad  Ammian. 
XVI,  6.  Kflnstler  werden  im  God.  Theodos.  XHl.  t.  4  geehrt.  Auch  die 
fruhern  P^pste  batten  mitunter  Sinn  fQr  den  Glanz,  den  die  Reste  des 
Alterthums  ihrer  Sta^t  verliehen,  namentlich  der  von  Fea  gerechtfertigte 
Gregor  der  Grosse. 

3.  Griechenland  wird  schon  sehr  zeitig  verwQstet;  die  sog. 
Sky  then  durcbzogen  es  mehreremal  unter  Gal  lien,  sie  plQnderten  auch 
den  Ephesischen  Tempel ',  in  Attika  schlug  sie  Dexippos  bei  der  Piandenmg 
der  Stadt,  Trebelhus  Gallien  6.  13.  (vgl.  C.  I.  n.  380).  395  bedrohte 
Alarich  Athen;  doch  wandte  nach  Zosimos  Athena  Promachos  die  Zer- 
stoning  ab  (und  grade  in  Athen  bestand  das  Alterthum  in  Monumenten, 
Glaube  und  Sitte  am  Itogsten  ungefSbrdet).  Rom  wird  408  von  Alarich 
belagert,  und  viele  Statuen  aus  edlem  Metall  eingeschmolzen,  um  ihn  zu 
befriedigen ,  410  von  ihm  erobert  und  geplQndert.  Schrecklicber  war  die 
Pliinderung  durch  Genserich  den  Vandalen  455.  Die  Kunstschatze  des 
Capitols  nach  Africa  gefiihrt.  Der  in  Byzanz  gebildete  Theodorich 
schQtzt  das  Alterthum  und  die  Kuust  mit  Sorgfalt.  Herstellung  des 
Pompejus-Tbeater's.  Theodericus  rex  Roma  felix  auf  Ziegeln  aus  den 
Thermen  des  Caracalla.  Vgl.  die  Vertheidigung  der  Gothen  bei  Sartorius 
S.  191  fg.  Wittig  belagert  Rom  537;  die  Griechen  vertheidigen  Hadrian's 
Mausoleum  mit  Statuen.  Totila*s  Verwustungsplan  546.  Kriege  der  Longo- 
barden  und  Griechen.  Vgl.  im  Allgemeinen  Gibbon  ch.  71,  Winckelm. 
VI,  1.  S.  349  ff.  nebst  den  Anm.,  Fea  suUe  rovine  di  Roma  in  der  Ital. 
Uebers.  Winckelmann's,  Hobbouse  Anm.  zu  Byron's  Childe  Harold,  Petersen 
Einl.  S.  124  flf.,  Niebubr's  Kl.  Schriflen  I,  S.  423  flf.  —  Umstande,  welche 
aufein  plOtzliches  Stocken  in  Kunstunternehmungen  schliessen  lassen, 
fahrt  Winckelm.  VI,  1.   S.  337  an,  so  wie  die  Herausg.  S.  390. 


Anhang. 

Die  nn^iechischen  Vdlker. 


„Chinetitche ,  Inditehe,  Aegjptische  AUertbOmer  siad 
immer  nor  Curiosititeo ;  es  itt  tchr  wohl  getfaan  sich 
and  die  Welt  damit  bekannt  xn  machen;  sn  sittlicber 
vnd  iathetiieher  Bildon;  aber  werden  sle  nor  weni; 
frnehten.*'  Goethe  Werke  XXIII.  8.  278. 

I.    A  e  g  y  p  t  i  e  r. 

1.    Allgemeinea. 

215.    Die  Aegyptier  sind  ein  durchaus  eigenthumlicher  1 
Zweig    der    Gaucasischen   Menschenra?e    im    weitem    Sinne 
dieses  Worts.    Ihr  Korperbau  war  zierlich,  schmachtig,  mehr  2 
fur  ausdauernde  Arbeit,  standhaftes  Erdulden,  als  heroische 
Kraftausserung  geschafifen.    Ihre  Sprache,  'in  der  Koptischen  3 
erkennbar,  steht  in  ihrem  Baue  den  Seniitischen  nahe',  aber 
beruht  noch  mehr  auf  ausserlicher  Anreihung,   und  entfemt 
sich  um  desto  weiter  von  dem  innem  organischen  Reichthum 
der  Griechischen.    Dieser  Volksstamm  findet  sich  seit  Urzeiten  4 
in  der  ganzen  Ausdehnung  des  Nilthals;    die  Aethiopen  des 
Reiches  Meroe  waren,  zwar  selten  politisch,  aber  durch  uber- 
einstimmende  Sitte,   Religion,    Kunst,   uberhaupt  Nationali- 
tat ,   mit  den  Aegyptiem  vereinigt.    So  wie   dieses  Strom-  5 
land,  besonders  in  Aegypten,  durch  die  scharfe  Abgrenzung, 
die  jahrliche  grosse  Ueberschwemmung,  einen  sehr  bestimmten 
und  festen  Charakter,  etwas  Abgeschlossenes  und  Einformiges 
hat:  so  finden  wir  hier  auch  das  gesammte  Leben  seit  uralten 
Zeiten  sehr  geregelt,   und  gleichsam  erstarrt.    Die  Religion,  6 
ein  Naturcult,  durch  Priesterwissenschaft  ausgebildet,  war  zu 
einem  sehr  weitlaufigen  Caremoniendienst  geworden;  ein  com- 
plicirtes  System  der  Hierarchie  und  des  Kastenwesens  wand 
sich  durch  alle  Zweige  oflfentlicher  Thatigkeit,  wie  des  Hand- 
werks  und  der  Kunst  hindurch ;  jegliches  Geschaft  hatte  seine 
erblich  darauf  angewiesenen  Leute. 

O.  Mllller*t  Arohaeoloffie.    4.  Anfl.  17 


258  Ae^ptische  Kunst.  [216] 

1.  Die  Aegyptier  waren  keine  Neger,  obgleich  ihnen  unter  den 
Caucasiern  am  n^chsten  stehend.  Die  Lippen  stfirker.  Nase  aufgeworfener^ 
als  bei  den  Griechen.  Ygl.  mil  den  alien  Bildwerken  die  ROpfe  von 
Kopten,  Denon  Voy.  T.  I.  p.  136.  8.    Gau's  Antiq.  de  la  Nubie  pi.  16. 

2.  Plerique  subfusculi  sunt  et  atrati  (es  gab  Unterscbiede ,  durcb 
fiBldyxQ^£  u.  (iMxQtoq  bezeichnet,  wie  in  der  Yerkaufsurkunde  des 
Pamontbes),  magisque  maestiores,  gracilenti  et  aridi,  Ammian  XXII, 
16,  23.  Ein  imbelle  et  inutile  vulgus  nacb  Juvenal  XV,  126,  aber  auf 
der  Folter  nicbt  zu  bezwingen,  Ammian  und  Aelian  Y.  H.  VII,  18- 
S.  Herod.  Ill,  10.  11.  77  von  den  Hirnschgdeln  zu  Pelusium. 

3.  [Bunsen  Aegyptens  Stelle  in  der  Weltgescbichte  1845.  B.  1. 
Abscbn.  4.  5  uber  die  Sprach-  und  die  Scbriftbildung  der  Aegypter.] 

4.  Die  Bildwerke  Ober-Nubiens  zeigeii  dieselben  Formen  und  Farbe 
der  KOrper,  wie  die  Aegyptischen.  —  Eine  politische  Einbeit  fand  nur 
unter  Sesostris  (1500  v.  Chr.)  und  Sabakon  (800)  statt.  —  Ygl.  Heeren 
Ideen  II,  2  (1826)  Abscbn.  I.  Ansioht  des  Landes  und  Volkes. 

1  216.  Wie  dieses  Volk  durch  seine  Stille  und  ernste  Nalur 
sehr  viele  Zweige  der  Industrie  und  der  mechanischen  Kunste 
friihzeitig  zu  einer  bewundernswurdigen  Hohe  gebracht  hat: 
so  finden   wir  hier  aueh  schon  in  uralter  Zeit  eine  ausge- 

2  bildete  und  viel  gebrauchte  Sehrift.  Und  zwar  unterscheidet 
man  die  Hieroglyph  en  als  eine  eigentlich  monumentale 
Sehrift,  welche,  von  direkter  Abbildung  und  tropischer  Be- 
zeichnung  ausgehend,  sich  in  einzelnen  Theilen  einer  alpha- 
betischen  Sehrift  nahert,  wie  besonders  in  den  Namenschildern ; 

3  die  hieratische  Sehrift,  welehe  bei  der  Uebertragung  der 
Hieroglyphik,  besonders  (Jes  phonetisehen  Theils  derselben, 
auf  Papyrus  dureh  Abkurzung  und  Vereinfaehung  der  Zeichen 

4  entstanden  zu  sein  scheint;  endlich  die  demotisehe,  sich 
wieder  an  diese  anschliessende ,  welche  in  ihrer  Natur  noeh 
mehr  alphabetisch,  und  in  der  Form  der  Zeichen  am  meisten 
simplificirt  ist. 

2.  Die  Entdeckung  der  phonetisehen  Hieroglyphen  beruhte 
zuerst  auf  der  Vergleichung  des  Namens  Ptoleniaeos  auf  dem  Rosettaslein 
(§.  217,  4)  mit  dem  Nam  en  Kleopatra  an  dem  Obelisken  zu  Philae.  An- 
geregt  von  Young:  Encyclopaedia  Britannica.  Supplement,  Artikel  Egypt. 
1819.  Account  of  some  recent  discoveries  in  Hieroglyphical  Literature  and 
Egyptian  Antiquities.    1823.     Vollstandiger   entwickelt    von    Champollion 


[217]  Aegyptiscfae  Schrilt.  259 

le  jeune.  Lettre  k  H.  Dacier  relative  k  Talphabet  des  hi^roglyphes 
phon^tiques.  1S22.  Pr^is  du  syst^me  hi^n^Iyphique  des  anciens  Egyptiens. 
1824.  BestStigt  durch  H.  Salt's  Essay  on  Dr.  Young's  and  Mr.  Cham- 
pollion's  Phonetic  system  of  Hieroglyphics.  Richtiges  Urtheil  fiber  Gham- 
pollion's  Leistungen  von  Kosegarten  in  den  Berl.  Jahrb.  1831.  N.  94  ff. 
Ein  entgegengesetztes,  jetzt  aufgegebenes  System  in  Seyffarth's  Rudimenta 
Hieroglyphices.  1826.  Lepsius  sur  Talphabet  hi^rogl.  Annali  d.  Inst  IX. 
p.  1.  tav.  d'agg.  A.  B. 

bei  Klemens.  Auf  Papyrus-Rollen ,  we]  she  liturgischer  Art  zu  sein  und 
Hymnen  zu  enthalten  scheinen.  Dieselbe  Schrift  enthalten  BruchstQcke 
gefalteien  Papyrus  (vgl.  Herod.  II,  100)  mit  Namen  und  Regierung^ahren 
der  KOnige  in  der  Turiner  Sammlung.  S.  Quintino  Lezioni  intomo  a 
diversi  argomenti  d'Archeologia.  1825.  Meist  hieratische  Stucke  verzeichuet 
der  Gatalogo  de'  papiri  Egiziani  deUa  bibl.  Vaticana  von  Mai.  1825.  4. 

4.  *EnietoXoyQa(pi%r]  fiid'oSog  bei  Klemens,  dfjfiottna,  drjfuodij 
YQ.  bei  Herod.  Diodor  (iyxmQW  ist  allgemeiner).  Auf  Papyrus,  fur  Ur- 
kunden,  Briefe,  aUerlei  weltlicbe  Aufzeichnungen  gebraucht.  Urkunden 
und  Akten  einer  Gholchyten-  oder  Mumienbekleider-Familie  zu  Theben, 
theils  demotisch,  theils  Griechisch,  zum  Theil  sich  entsprechend.  Einzelnes 
herausgegeben  von  Boeekh  (Erkl&rung  einer  Aegypt.  Urkunde.  B.  1821) 
und  Buttmann  (Erkl.  der  Griech.  Beischrift.  1824),  von  Petrettini  (Papiri 
Greco-Egizj.  1826),  von  Peyron  (Papyri  Graeci  R.  Taurinensis  Musei  Aegyptii^ 
besonders  die  Processakte  von  117  v.  Ghr.),  in  Young's  Account  und 
Hieroglyphics,  bei  Mai  a.  0.,  und  Kosegarten  de  prisca  Aegyptiorum  litte- 
ratinra  Gomm.  I.  1828.  Die  Urkunden  und  der  Rosettastein  haben  zur 
Bestimmung  einer  Anzahl  von  Buchstaben,  die  in  Griechischen  Namen 
vorkommen,  der  Zahlzeichen  und  anderer  Siglen  gefQhrt,  besonders  durch 
Young,  Ghampollion,  Kosegaiien.  Ueber  Spohn's  Arbeit  (de  Lingua  et 
Literis  veterum  Aegyptiorum,  ed.  et  absolvit  G.  Seyffarth)  vgl.  u.  a.  Goett. . 
G.  A.  1825.  St.  123. 

Das  beste  Material  dieser  Foi'schungen  geben  die:  Hieroglyphics 
collected  by  the  Egyptian  Society  arranged  by  Th.  Young.  2  Bde.  G.  Yorke 
und  M.  Leake  Transaction  of  the  R.  Soc.  of  Literat.  I,  I.  p.  203.  Bun  sen 
Obss.  generates  sur  T^tat  actuel  de  nos  connaissances  relativement  k  Vkge 
des  mon.  de  TEg.  Annali  d..  Inst.  VI.  p.  87. 

217.    Durch   die  neuerlich  gewonnene  Kenntniss  dieser  i 
Schriftarlen,  namenllich  der  ersten,  und  eine  dadurch  veran- 
lasste  grossere  Beachtung  des  Manethon  haben  wir  zugleich 
feste  Bestimmungen  uber  das  Alter  vieler  Monumente 
erlangt,  welche,  bei  der  schon  von  Platon  geriihraten  Unver- 


260-  Aegyptische  Kunst.  [217] 

anderlichkeit  der  Kunst  in  Aegypten  Jahrtausende  hindurch, 
unmittelbar  aus  dem  Styl  der  Denkmaler  kaum  gewonnen 
werden  konnten.     Wir  unterscheiden  nun: 

2  I.  Die  Periode  vor  der  Syriseh-Arabischen  Eroberung  der 
Hyksos  Oder  Hirtenkonige  (sechszehn  Dynastieen  bei  Manethon), 
in  der  This  und  Memphis  besonders  bluhten.  Niehts  ent- 
ging  am  Ende  derselben  der  Zerstorung,  als  die  Pyraraiden 
von  Memphis,  Werke  der  vierlen  Dynastie.  Aber  auch  Tempel- 
fragmente  der  fruhern  Zeit  finden  sich  hier  und  da  spateren 
Werken  eingebaut;  sie  zeigen  genau  dieselbe  Kunstart, 
wie  die  spatem.  Wie  diese  nationale  Kunstweise  sich  ge- 
bildet,  slufenweise  zu  verfolgen,  hat  besonders  eben  die  un- 
geheure  Verwustung  der  Hyksos,  der  Schluss  dieser  Periode, 
unmoglich  gemacht. 

3  n.  Der  Stamm  einheimischer  Fursten,  der  auch  unter 
den  Hyksos  nicht  erloschen  war,  aber  sich  in  die  entfemtesten 
G^enden  zuruckgezogen  hatte,  erobert,  von  den  Sud-Grenzen 
Aegyptens  ausgehend  (die  achtzehnte,  Thebaeische,  Dynastie 
bei  Manethon)  allmahlig  das  Reich  wieder,  und  erhebt  es 
zu  neuem  Glanze,  der  unter  Ramses  dem  Grossen,  Sethos 
bei  Manethon ,  sonst  Sesostris  genannt  (dem  ersten  der 
Fursten  der  neunzehnten  Dynastie,  1473  v.  Chr.),  seinen 
Gipfel  erreicht.  Sein  Name  und  die  mehrerer  anderer  Ram- 
ses ,  Amenophis ,  Thutmosis ,  stehen  auf  zahllosen  Tempeln 
und  andern  Monumenten,  auch  in  Unter -Nubien.  Theben 
ist  der  Mittelpimkt  Aegyptens,  und  erhebt  sich  zur  hochsten 
Bluthe.  Auch  die  nachfolgenden  Dynastieen,  selbst  die,  den 
Aegyptiern  verwandten,  Aethiopischen  Eroberer,  lassen  in 
gleicher  Kunstweise  Denkmaler  ihres  Namens  zuruck:  und 
unter  den  philhellenischen  Herrschem  von  Sais  ist  in  der  Kunst 
noch  niehts  von  Griechischem  Einflusse  zu  bemerken. 

4  in.  Aegypten  befindet  sich  unter  fremder  Herrschaft, 
zuerst  Persischer,  dann  Griechischer,  darauf  RSmischer,  ohne 
dass  indess  das  Leben  im  Innern  des  Landes  dadurch  sehr 
verandert  wurde.  Die  alte  Kasteneinrichtung,  die  Hierarchie 
im  Verhaltniss  zur  Nation  besteht  fort;  alle  Geschafte  des 
Lebens  und  Zweige  der  Kunst  werden  nach  der  alten  Weise 
geubt.    Die  K6nige   und   Kaiser    werden    von   der  Priester- 


[217]  Perioden  der  Aegypt.  Kunstgesch.  261 

schaft  der  verschiedenen  Dislrikte  in  Titeln  und  Darstellungs- 
weise  ganz  nach  der  Art  der  alten  Pharaonen  behandelt. 
Erst  das  Christenthum  vernichtet  durch  ausserliche  Zerslorung 
diese  mumienartig  in  sich  aufgelrocknete  und  darum  unver- 
wesbare  Aegyptische  Well. 

1.  Manethon  (260  v.  Ghr.)  steht,  abgesehen  von  den  Ck)rruptionen 
des  Texts,  so  hoch  an  Zuverl9ssigkeit  tlber  den  eigentlichen  historischen 
Nachrichten  Herodot's,  als  authentische  Aufzeichnungen,  von  einem  kundigen 
Eingebomen  benutzt,  Ober  mttndlichen  ErzUhlungen  zweideutiger  Mittels- 
personen  an  einen  Fremden.  Unter  solchen  Aufzeichnungen ,  welche 
Manethon  benutzen  konnte,  ist  die  Genealogie  Ramses  des  Grossen  merk- 
wdrdig,  welche  die  Tafel  von  Abydos  gibt  (am  genauesten  Hierogl.  47). 
Wenigstens  stimmt  hier  die  Folge,  Thiitmosis,  Amenophis,  Horns ,  mit 
Manethon  Qberein.  [Boeckh  Manethon  u.  die  Hundsternspenode,  ein  Bei- 
trag  zur  Geschichte  dei-  Pharaonen  B.  1845.] 

2.  Die  Pyramiden-Erbauer,  Suphis  I.  (Cheops  Herod.),  ein 
Ckitterverachter,  Suphis  H.  (Chephren),  Mencheres  (Mykerinos),  KOnige^der 
IV.  Dynastie,  sind  von  den  Priestem,  die  Herodot  hOile,  aus  theokratischen 
GrOnden  in  die  Zei^  des  Verfalls  hinabgeschoben.  Vgl.  Heeren  Ideen,  2. 
S.  198  mit  Ghampollion  Lettres  a  M.  le  Due  de  Blacas  II;  und  den 
Letztern  flber  die  Bruchstucke  fruherer  Geb^ude,  die  man  im  Ammons- 
tempel  und  Pallast  bei  Karnak  in  den  Ruinen  Thebens  findet. 

3.  Die  XVIII.  Dynastie  nach  Ghampollion:  Amnoftep,  Thoytmos, 
Amnmai,  Thoytmos  II.,  Amuof,  Thoytmos  III.,  Amnof  II.  (Phamenophis, 
Oder  Memnon),  Honis,  Ramses  I.,  Ousirei,  Manduei,  Ramses  II.  III.  IV. 
(Mei-Amn)  V.  Die  XIX.:  Amn-mai  Ramses  VI.,  Ramses  VII.,  Amnoftep  XL, 
Ramses  VIII.  IX.,  Amenme,  Ramses  X.  GhampoUion's  Annahmen  bestreiten 
in  mehrem  Punkten  Burton  Excerpta  hierogl.  Qahira  1828—30  u.  Wil- 
kinson Materia  hieroglypbica.  Malta  1828.  (vgl.  Bull.  d.  Inst.  1832.  p.  221); 
Rosellini  Monumenti  deir  Egitto  e  della  Nubia  dis.  dalla  spedizioue 
scientifico-letteraria  Toscana  in  Egitto  P.  I.  Mon.  storici  1832,  33.  (vgl. 
Goetting.  Gel.  Anz.  1833.  St.  200)  ordnet  die  Folge  so:  XVIII.:  Amenof  I., 
Thutmes  I.  II.  III.,  die  KOnigin  Amense,  Thutmes  IV.,  Amenof  II.,  Thut- 
mes  v.,  Amenof  HI.  (Memnon),  Horus,  Tmauhmot,  Ramses  I.,  Menepbtah  I., 
Ramses  II.  III.  (Amn-mai  Ramses  oder  Sesostris),  Menephtah  II.  III.,  Uerri. 
Die  XIX.  beginnt:  Ramses  Mai-Amn  (audi  Sethos  oder  Aegyptos  —  eine 
sehr  unkritische  Combination).  Von  den  Folgenden  glaubt  man  auf  Monu- 
nienten  zu  finden:  Manduftep  (Smendes,  XXI.),  Scheschon,  Osorchon, 
Takelothe(XXII.);  Sabaco  und  Tirraka  (XXV.,  diese  Salt),  Psemteg  (Psam- 
metichos,   XXXI.),    Naiphroue,   Hakr  (Nepbereus   und    Akoris,    von    der 

Dyn.XIXJX  a.  d.  Perserzeit). 


262  Ae^-ptische  Kunst.  [218] 

4.  Hauptstdtzen  dieser  in  neueren  2^iten  gewonnenen  Ansicht  sind: 
1.  der  Rosettastein ,  ein  Dankdecret,  in  hieroglyphischer,  demotischer  und 
Oriechischei'  Schrift,  der  in  Memphis  versammelten  Priester  an  Ptolemaeos  V., 
•der  sich  nach  Pharaoaen-Weise  hatte  inauguriren  lassen,  besonders  dafQr, 
dass  er  die  Priesterschaft  von  manchen  Lasten  befreite.  Zuletzt  erklart 
Ton  Druroann,  1823.  Dergleichen  Dank-  und  Lob-Decrete  gab  es  viele; 
noch  Nero's  Tugenden  wurden  von  den  Einwohnern  von  Busiris  in 
Hieroglyphen  gepriesen.  2.  Die  Griechischen  Inschr.  an  den  Tempelw&nden, 
meist  des  Inhalts,  dass  Ptolemaeer  und  Imperatoren ,  oder  die  Landes- 
einwohner  fflr  das  Heil  dieser  Herrscher  (vir^^  avrtov)^  den  LandesgGttern 
Tempel,  oder  neue  Tbeile  derselben,  weihen;  sie  reichen  bis  in  die  Zeit 
der  Antonine  hinab  Letronne  Recherches  pour  servir  k  Thistoire  de 
FEgypte  pendant  la  domination  des  Grecs  et  des  Romains.  1823.  3.  Die 
hieroglyphischen  Inschr.  mit  Namen  von  Ptolemaeern  und  ROmischen 
Kaisern  bei  Darstellungen,  die  dem  Inhalt  und  der  Form  nach  rein 
Aegyptisch  sind ;  sie  reichen  nach  RoseUiui  bis  auf  Caracalla.  4.  Noch 
tiefer  in  das  Privatleben  hinein  fdhren  die  Urkunden  der  Cholchyten, 
§.  216,  4.  Vgl.  Goett.  G.  A.  1827.  St.  154—156.  Man  sieht  daraus, 
das*ganze  heilige  Recht  der  Aegyptier,  und  was  gehOrte  bier  nicht  dazu, 
bestand  in  der  spStern  Ptolemaeerzeit  noch  ziemlicli  ungefSlhrdet. 

1  218.  Dem  Local  nach  zerfallen  die '  Monumente  der 
Aegyptischen  Kunstweise: 

I.  In  die  Ober-Nubischen.  Hier  lag  das,  wenigstens 
schon  vor  Herodot  bluhende  Reich,  Me  roe,  in  dem  die 
Priesterherrschaft  des  Ergamenes  (um  270  v.  Chr.)  noch 
strenger,  priesterlicher  Kenntniss  noch  allgemeiner  verbreitet 
^ar.  Auf  dieser  sogenannten  Insel  flndet  man  jetzt  noch 
bedeutende  Gruppen  von  Ruinen,  welche  indessen  meist  den 
Aegyptischen  Styl  nur  in  einer  spatem  Ausartung  zeigen. 
Am  nordlichen  Ende  derselben,  schon  ausserhalb  der  Insel, 
finden  sich  ahnliche  Ueberreste  von  Napata,  der  Residenz  der 
Koniginnen  Kandake;  auch  zeigen  sich  Bauwerke  verwandter 
Art  an  mehrem  Orten  Abessyniens. 

2  n.  Die  Unter-Nubischen,  durch  einen  grossen 
Raum  von  jenen  getrennten,  sich  an  Ober-Aegypten  an- 
schliessenden.  Dass  sie  meist  die  Gestalt  von  Hohlenanlagen 
tragen,  hat  wohl  zum  Theil  die  geringere  Ausdehnung  des 
Nilthals  bewirkt,  welches  keine  hinlangliche  Flache  zu  andem 
Constructionen  darbot;  den  hieroglyphischen  Inschriften  nach 
stammen  die  hSher  gelegenen  aus  der  bluhenden  Zeit  Thebens, 
Jie    im    Grenzlande    aus   spatern   Perioden.      Der   unfertige 


[218]  Local  der  Aegypt.  Kunst.  263 

Zustand   der   meisten   beweist,   dass   die  Verhaltnisse ,    aus 
denen  sie  hervorgingen,  vorubergehend  waren. 

ni.  Die  Ober-Aegyptischen,  theils  oberhalb  The-  3 
bens,  theils  in  Theben  selbsl,  theils  unterhalb  bis  Hermo- 
polis.  Die  Monumente  von  Theben,  bei  weitem  die  colos- 
salsten  unter  alien,  danken  meist  einer  und  derselben  Zeit, 
der  achtzehnten  und  neunzehnten  Dynastie,  ihre  Entstehung, 
und  slellen  daher  einen  und  denselben  machtigen  und  gran- 
diosen  Styl  dar. 

IV.  Die  Mittel-Aegyptischen  und  V.  die  Unter- 4 
Aegyptischen,  urspriinglich  nicht  minder  zahlreichen, 
aber  durch  die  haufigern  V5lkerzuge  und  Verheerungen  in 
diesen  Gegenden,  so  wie  durch  die  Entstehung  neuer  bedeu- 
tender  Stadte  in  der  Nachbarschaft  zum  grossen  Theil  ver- 
tilgt.     VI.   0  a  s  e  n. 

1.  Das  Reich  Hero e  ist  beinahe  eine  Flussinsel,  durch  Nil  und 
Astaboras  gebildet,  das  Yom  Gihon  umflossene  Kuscfa.  Ruinen  am  Nil, 
um  Schendy,  17  nOrdl.  Breite.  Hier  liegen  Gurkab,  wo  43  Pyramideiij 
Assur,  wo  80.  Sfldlich  von  Schendy,  vom  Nil  entfernter,  Hec^aurah  mit 
einem  labyrintliisch  angelegten  Heiligthnm  (dem  Orakeltenipel  nach  Heeren) 
und  Naga,  wo  ein  T.  des  Ammon  mit  Widderalleen.  Unterhalb  der  Ver- 
einigung  der  StrOnie  die  Ruinen  am  Berge  Barkal  und  bei  Merawe,  ehe- 
mals  N  a  pat  a.  Zum  Theil  sind  diese  Bauwerke  von  Aegyptischen  Herrschern 
(der  &lteste  Name  ist  Amenophis  II.)  angelegt,  zum  Theil  viel  spSter, 
daher  nicht  im  strengen  Styl  Aegyptischer  Bau-  und  Bildkunst;  die 
KOniginnen,  welche,  bald  mit  einem  KOnig,  bald  allein,  in  kriegerischen 
wie  in  priesterlichen  Akten  vorkommen,  gehOren  wahrscheinlich  zu  den 
Kandake's,  welche  von  der  Makedonischen  Zeit  bis  ins  4.  Jahrh.  n.  Chr. 
hier  herrschten,  und  ausser  Napata  auch  Meroe  inne  batten  (Plin.  YI,  35). 
S.  Burckhardt's  Travels  in  Nubia.  G.  A.  Hoskins  Travels  in  Ethiopia 
1835.  4.  (Goett.  G.  Anz.  1836.  St.  166.  167.)  Caillaud's  Voyage  a  M^ro^  etc. 
2  Bde.  Kupfer,  3  Bde.  Text.  Nachrichten  von  Rdppel,  'Lord  Prudhon 
und  Major  Felix  (Bull.  d.  Inst.  1829.  p.  100).  Rarte  von  Bitter  im  zweiten 
Heft  der  Karten  und  Plane. 

In  Habesch  Axum  (nach  Hannert  durch  die  Auswanderung  der 
Aegyptischen  Kriegerkaste  gegHindet)  um  500  n.  Chr.  ein  machtiges  Reich. 
Obelisken,  abweichender  Art,  ohne  Hieroglyphen.  Nachrichten  von  Bruce, 
Salt,  Lord  Valencia  Travels  T.  IIL  Aehnliche  im  Hafen  Azah  und  wohl 
auch  in  Adule. 

2.  Die  Monumente  Unter-Nubiens,  von  Sesce  an,  sind  durch  eine 
leere  Strecke  von   30  Meilen  von  Meroe  getrennt.    T.  von  Soleb  (Reliefs 


264  Aegyptische  Kunst.  [^^^l 

Von  Amenophis  II.);  Aamara;  Semne;  Wady-Halfa;  Ibsambul  [Kerkis], 
zwei  Felstempel  mit  Golossen,  der  grOssere  ist  das  Ehi*enmonument  Ramses 
^es  6r.;  Derri;  Hasseya;  Amada;  Wady-Sebua,  T.  und  Sphinxreihen ; 
Moharraka  [Hierosykaminon] ;  Korti  [Gorte] ;  Dakke  [Pselkis] ,  T.  des 
Hermes  Pautnuphis;  Gyrsche  [Tulzis]  mit  einer  sehr  grossen  Tempelgrotte^ 
stfltzenden  Golossen,  besonders  alt ;  Dondur ;  Kalabsche  [Talmis]  mit  einem 
T.  u.  einem  Felsendenkmal ;  Tafa  [Taphis];  Kardassy  [Tzitzi];  Debod  mit 
der  Insel  Berembre  [Parembole].  Bis  Sykaminon  reichen  die  Monumente 
der  Ptolemaeer  und  ROmer  (so  weit  reichte  die  awoQia  des  Reichs  vor 
Diocletian);  dann  beginnen.&ltere.  Berenike  am  rothen  Heer  mit  einem 
kl.  T.  Hauptquellen  die  Reisen  Burckhardt's,  Ligtb's,  fdr  Ibsambul  Belzom'  : 
Narrative  of  the  operation  and  rec.  discoveries  within  the  pyramids, 
temples,  tombs  and  excavations  in  Egypt  and  Nubia.  Sec.  ed.  1821,  be- 
sonders Gau's  Antiquity  de  la  Nubie.  13  Livr.  Kupfer  nebst  Text. 
P.  1822,  auch  Leljegreen  aus  dem  Schwedischen  in  Schorn's  Kunstblatt 
1827.  N.  13  ff.,  und  die  Karte  von  A.  v.  Prokesch,  aufgenommen  1827. 

3.  In  Ober-Aegypten,  an  der  Grenze  die  Insel  der  Isis  Philae 
mit  einem  grossen  T.  (Viel  von  Ptolem.  Euerg.  II.  gebaut,  das  Heiligthum 
bestand  noch  in  Narses  Zeit),  Parthey  de  Philis  ins.  eiusque  monum. 
B.  1830;  Elephantine  (Denkm&ler  von  Amenophis  II.);  Syene^fj.  AssuanJ; 
Omboi  [Koum  Ombo];  Silsilis;  Gross- Apollinopol is  [Edfu]  mit  einem  pracht- 
voUen  T.  nebst  Typhonion,  aus  der  Ptolemaeerzeit;  Eilethyia  [El  Kab} 
mit  vielen  und  schOnen  Katakomben ;  Latopohs  [Esneh]  mit  einem  i^rossen 
sehr  mslchtig  construirten,  und  einem  kleinen,  sp&t  und  schlecht  gebauten^ 
Tempel;  Aphroditopolis  [EddeirJ;  Hermonthis  [Erment]. 

Dann  The  ben,  dessen  TrQmmer  im  Ganzen  an  5  geogr.  Heilen  im 
Umfang  haben.  1.  Die  eigentliche  Stadt  auf  der  Ostseite.  T.  und  Pallast 
bei  Luksor  (Amenophis  II.),  durch  eine  uber  6000  F.  lange  Sphinx- Allee 
verbunden  mit  dem  T.  (von  Amenophis  I.  u.  andern  Herrschem)  und 
Pallast  (Ramses  der  Gr.)  bei  Kamak.  Kleiner  Hippodrom.  2.  Die  Mem- 
noneia,  d.  h.  die  Stadt  der  Mausoleen,  besonders  in  der  Gegend  von 
Kurnah.  Hier  lag,  wo  jetzt  das  Feld  der  Colosse,  das  Hemnoneion  (bei 
Strabon)  oder  Amenophion  (in  Papyrus-Schriften),  wahrscheinlich  dasselbe, 
welches  Diodor  als  Osymandyeion  beschreibt.  S.  Goett.  G.  A.  1833.  St.  36. 
[Dagegen  Letronne  im  Journ.  des  Sav.  1836.  p.  239.]  Ferner  das  Rames- 
seion  (das  Osymandeion  der  Descript.)  mit  der  Sphinx- Allee,  das  Meneph- 
theion  (Pallast  bei  Kurnah),  und  noch  in  Ptolem.  I.  Zeit  14  andere 
Monumente.  Umber  Grotten  und  Syringen.  Ueber  dem  Memnoneion  (nach 
Strabo)  lagen  gegen  40  in  den  Felsen  gehauene  herrliche  KOnigsgrgber,  von 
denen  16  im  Felsenthale  Biban-el-Maluk  aufgefunden  sind.  Stidlicher,  bei 
Medinet-Abu,  ein  Pallast  (von  Ramses  Meiamun)  und  Pavilion  (nach  den  Verf. 
der  Descript.)  in  zwei  Stockwerken,  bei  dem  grossen  Hippodrom  (6000  x  2000  F.), 


[218]  Nubien»  Ober-Aegypten.  265 

Yiv.  Denon's  Voy.  dans  la  haute  et  basse  Egypte  pendant  les  camp,  du 
G^n.  Bonaparte.  1802.  Description  de  TEgypte,  Antiquit^s  V.  I.  U.  III. 
Hamilton  Remarks  on  several  parts  of  Turkey.  I.  Aegyptiaca.  Wilkinson 
Topogr.  of  Thebes  and  general  View  of  Egypt.  L.  1835.  Quarterly  Rev. 
1835.  CV.  p.  103.  Journ.  des  Sav.  1836.  p.  271.  Wilkinson  p.  80  ein 
Bogen  von  154  a.  G.  Grotte  von  Brei-Hassan,  Dorischer  Architektur  &hn- 
lich.  GewOlbe  alt.  Horkier  Voy.  en  Enthiopie  p.  352.  353.  HolzdQbel. 
Reise  zum  T.  des  Jupiter  Ammon  in  der  Libyschen  Wtlste  und  nach 
Ober-Aegypten  von  H.  Freiherrn  v.  Minutoli,  herausg.  von  Toelken.  1824. 
Minutoli's  Nachtrag.  1827.  Champollion  Lettres  ecrites  d'Egypte  et  de 
Nubie.    P.  1833. 

Weiterhinab:  Klein- Apollinopolis  [Kous];  Koptos  [Kuft];  Tenlyra  mit 
einem  schOnen  T. ,  der  nach  den  Namenschildern  von  Kleopatra  und 
Ptolemaeos  Caesar  begonnen,  von  den  Kaisern  fortgebaut  worden  ist; 
Klein-Diospolis;  Abydos  [El  Arabat];  This  [bei  Girgehe];  Ghemmis  [Eckh- 
min];  Antaeopolis  [Kan  el  KebirJ;  Lykopolis  [Es  Syut]. 

4.  In  Mittel-Aegypten:  Hermopolis  [Benisour];  Kynopolis  (?) 
[Nesle  Sheik  Hassan];  Aphroditopolis  [Doulab  el  Halfeh];  daneben  die 
Landschaft  des  See's  Moeris  [Fayoum]  mit  dem  Labyrinth  und 
Pyramiden,  auch  einem  muthmasslichen  T.  des  Ammon  in  der  Nfihe,  und 
der  Stadt  Krokodilopolis  (Arsinoe).  Descr.  T.  IV.  pi.  69  sqq.  Memphis; 
das  A$v7i6v  tbXxos,  welches  ohne  Zweifel  die  KOnigsburg  enthielt,  lag  hoch, 
und  schloss  sich  wahrscheinlich  hinten  an  die  Pyramiden  von  Sakkarah 
als  Nekropolis  an.  Die  Pyramiden  von  Ghizeh,  die  hOchsten,  liegen  40 
Stadien  nOrdlich  von  der  Stadt;  die  von  Dashonr  sQdlich  davon.  Der 
Boden  voll  Syringen  (Grfiber  von  Beni-Hassan).  Vom  T.  des  Phthas  nebst 
der  flfvij}  des  Apis  keine  Spur.    Descr.  T.  V. 

In  Unter-Aegypten:  Busiris  (Ruinen  bei  el  Bahbeyt);  Heliopolis 
oder  On  [bei  Matarieh],  nur  ein  Obelisk  noch  vorhanden;  Tanis  [San],  ein 
Dromos  von  Granits^ulen ;  Sais  [Sa  el  Haggar],  bedeutende  Ruinen,  he- 
sonders  der  Nekropolis;  Taposins  [Abusir].    Descr.  T.  Y. 

Oasen.  Ammonische  Oase  [Siwah],  Ruinen  des  Ammonstempels 
(zu  Omm-Beydab),  der  k5nigl.  Burg,  Katakomben.  Reise  von  Minutoh. 
Voy.  a  rOase  de  Syouah,  redig^  par  Jomard  d'apr^s  les  materiaux  recueillis 
par  Drovetti  et  Gailliaud.  NOrdliche  Oase  von  Aegypten  [El  Wah  oder 
EI-KassarJ,  mit  ausgedehnten  Ruinen,  von  Belzoni  besucht.  Sudliche  Oasis 
[El  Khargeh  und  El  Dakel]  mit  Aegyptischen  T.  und  spfttern  GebSuden, 
von  Gailliaud  genau  beschrieben.  Gailliaud  Voy.  a  TOasis  de  Thebes  et 
dans  les  deserts  situ^s  k  TOrient  et  a  TOcc.  de  la  Th6baide,  redig6  par 
Jomard.  ^  Aegyptisch-Griechische  Gebaude  im  Smaragdgebirge  zu  Sekket, 


266  Aegyptische  Kunst.  [219,  2^] 

Cailliaud  pi.  5  sqq.  —  Hieroglyphische  Steine  auch  in  Arabia  Petraea.  — 
Denkm§ler  des  Sesostris  bei  Berytos  (Gassas  II.  pi.  78),  s.  Journ.  des  Sav. 
1834  p.  527.  Bull.  1834  p.  20.  151.  1835  p.  20.  1837  p.  134.  *145. 
[Lepsius  Monum.  de  Beirut,  M.  d.  I.  II,  51.  Annali  X.  p.  12—19.  Ver- 
schiedenheit  zwischen  Herodots  Bericht  fiber  die  Denkmaler  des  Herodot 
und  diesen,  Bull.  1842  p.  184.] 


2.    Architektonik. 

1  219.  Die  Architektonik  Aegyptens  hat  nicht,  wie  die 
Griechische,  ihre  Formen  auf  eine  augenfallige  Weise  durch 
den  Holzbau  erhalten;  im  Gegentheil  hat  der  Mangel  an 
Holz  die  Aegyptier  genothigt,  zeitig  ihr  reiches  Felsenmaterial 
zu  benutzen,  und  ein  troglodytisches  Hineingraben  in  dasselbe 
fand    wenigstens    neben    dem   Aufhaufen    von    Steinmassen 

2  auf  der  Erde  seit  uralten  Zeiten  statt.  Eben  so  wenig 
konnten  diese  Formen  durch  die  Rucksicht  auf  Ableitung 
des  Regens  bestimmt  werden  (daher  nirgends  Giebeldacher); 
nur  das  Streben  nach  Schatten  und  nach  eineni  kuhlen 
Luftzuge  kann  man  als  die  klimatischen  Bedingungen  an- 
geben,  mit  denen  sich  priesteriiche  Grundsatze  und  das  be- 
sondre  Kunstgefuhl  der  Nation  vereinten,  um  diesen  eigen- 
thumhchen,  einfach  grandiosen,  Architekturstyl  hervorzubringen. 

Quatr.  de  Quincy's  und  Gius.  del  Rosso'h  Werke  fiber  die  Aegyptische 
Baukunst  sind  jetzt  wenig  mehr  zu  brauchen.  Dagegen  Hirt  Gescb.  der 
Baukunst  I,  S.  1—112. 

1  220.  In  der  Anlage  sind  die  Tempelgeba  ude 
ohne  die  innre  Einheit  der  Griechischen:  vielmehr  Aggregate, 
die  ins  Unendliche  vermehrt  werden  konnten,  wie  auch  die 
Geschichte,  z.  B.  des  Phthas-Tempels  in  Memphis  bei  Hero- 

2  dot,  lehrt.  Alleen  von  Widder-  oder  Sphinx-Colossen,  oder 
auch  Colonnaden  bilden  den  Zugang  oder  Dromos;  bisweilen 
findet  man  davor  kleine  Vortempel  beigeordneter  Gottheiten 
(namentlich  Typhonien).  Vor  der  Hauptmasse  der  Gebaude 
stehen  gem  zwei  Obelisken  als  Denkpfeiler  der  Weihung. 
Die  Richtung  der  ganzen  Anlage  folgt  nicht  noth\vendig 
derselben  graden  Linie.  Die  Hauptgebaude  beginnen  mit 
einem  Pylon,  d.  h.  pyramidaHschen  Doppelthurmen  oder 
Fliigelgebauden   (Strabon's   Ptera),    welche   die   Thure   ein- 


[221]  Tempelgebftude.  267 

fassen,  deren  Bestimmung  aber  noch  sehr  dunkel  ist  (sie 
konnten  als  BoUwerk  des  Eingangs,  aber  auch  zu  Himmels- 
beobachtimgen  dienen).  Dann  folgt  gewohnlich  ein  Vorhof,  4 
von  Sauleng^ngen ,  Nebentempeln,  Priesterwohnungen  um- 
geben  (ein  Propylon  oder  Propylaeon;  zugleich  ein  Peristylon).  5 
Ein  zweiter  Pylon  (die  Zahl  kann  auch  vemiehrt  werden)  fuhrt 
nun  erst  in  den  vordersten  und  ansehnlichsten  Theil  des  eigent- 
lichen  Tempelgebaudes,  eine  von  Mauern  eingeschlossene  Sau- 
lenhalle,  welche  nur  durch  kleine  Fenster  im  Gebalk  oder 
Oeffnungen  im  Dache  Licht  erhalt  (der  Pronaos,  ein  hypo- 
styler  Saal).  Hieran  schliesst  sich  die  Cella  des  Tempels  (der  6 
Naos  oder  Sekos),  ohne  Saulen,  niedriger,  meist  von  meh- 
rern  Mauern  eingefasst,  oft  in  verschiedne  kleine  Gemacher 
oder  Krypten  abgelheilt,  mil  monolithen  Behaltern  fur  Idole 
oder  Thiermumien ,  dem  Anblicke  nach  der  unansehnliehste 
Theil  des  Ganzen. 

1.  llenes  baute  diesen  T.,  Sesostris  machle  einen  Anbau  aus  un- 
geheuren  Steinen  und  setzte  6  Bildsflulen  seiner  Familie  fainein,  Rhampsinit 
bante  Propylaeen  gegen  W.  mit  2  Statuen,  Asychis  Propylaeen  g^^n  0., 
Psammetich  gegen  8.  und  gegentlber  eine  dvXij  fur  Apis,  Aroasis  setzte 
einen  Goloss  davor. 

2.  8.  Strabon  XVII.  p.  805.  c.  Plutarct  de  Is.  20  und  vg!.  zu  den 
AusdrQcken  Diod.  I;  47.  48.  Von  einzelnen  Tempeln  s.  besonders  den  T. 
des  Ammon  bei  Kamak,  Descr.  III.,  den  von  Philae,  Descr.  I.,  den  von 
Soleb,  Cailllaud  II.  pi.  13,  von  6.  Barkal,  L  pi.  64. 

3.  FQr  die  letztre  Bestimmung  des  Pylon  spricht,  dass  nach 
Olympiodor  Claudius  Ptolemaeus  40  J.,  Sterne  observirend,  in  den  nzfQois 
xov  Kavdpov  wohnte.  nrsQa  xcrl  dqofiot  vnai^Qioi  der  Tempel,  dagegen 
%(fvnTu  mit  unterirdiscben  aroXtaTrJQia^  Plutarcb  de  Is.  20.  8.  Buttmann 
im  Museum  der  Alterthumsw.  II.  S.  489  ff.  Die  einzelnen  Flugel  sind 
entweder  nacb  einem  Quadrat  (in  Edfu  von  96,  in  Philae  von  54  F.)  be- 
schrieben,  oder  hOher  als  breit,  welches  die  jflngere  Bauweise  scheint.  Die 
innem  Seitenlinien  dieser  FlQgel  fallen,  bis  auf  den  Boden  verl&ngert,  auf 
die  ftussersten  Punkte  der  ThQrGfTnung.  Ueber  die  Verzierung  mit  Masten 
und  Flaggen  an  Festen  die  Reliefs  Descr.  III.  pi.  57,  3.  Cailliaud  Voy. 
a  M^roe  II.  pi.  74. 

221.    Diese  Anlage  kann  eben  so  zusamraengezogen  wie  l 
ausgedehnt  werden,  auch  so,  dass   das  Haupttempelgebaude 
mit  saulen  eingefasst  wird.    Dabei  herrscht  aber  durchgangig  2 
die  Regel,  dass  die  Saulen  zwar  innerhalb  von  Mauern,  aber 


268  Aegyptische  Kunst.  [n%  223] 

nicht  aussen  um  die  Mauer  utnher  stehen  konnen,  sondem, 
wo  sie  nach  aussen  angebracht  sind,  mit  steinemen  Brustun- 
gen  (plutei)  verbunden  eine  Mauer  vertreten,  daher  auch  an 
den  Ecken  gewohnlieh  Mauem  fur  die  Saulen  eintreten. 
Auch  sind  dann  die  Thurpfosten  an  die  Schafte  der  mittelsten 
3  Saulen  angebaut ,  ahnlich  wie  sonst  an  Pylonen.  Mit  an- 
dem  Worten:  die  Aegyptier  kennen  keinen  Peripteral-Tempel; 
die  Saulenreihe  ist  ihnen  nicht,  wie  den  Griechen,  freie  Er- 
weiterung  des  Tempels,  sie  ist  nur  die  durchbrochne  Mauer. 

2.  S.  z.  B.  den  T.  von  Tentyra,  der,  obgleich  spat,  die  Aegyptische 
Architektur  in  grosser  Vollkommenheit  zeigt.  (Die  Sculptur  ist  schlecht.) 
Dass  die  Ruine  bei  Meqaurafa  eine  Porticus  um  die  Celle  des  Tempels 
zeigt,  GaiHiaud  I.  pi.  29.  vgl.  13,  ist  hiemach  ein  Beweis  spStem  Ursprungs. 

1  222.  Die  aus  Quadern,  meist  von  Sandstein,  zusammen- 
gesetzten  Mauem  sind  nur  nach  innen  senkrecht,  nach 
aussen  geboscht,  wodurch  die  untere  Starke  derselben  bisweilen 
auf  24  Fuss  steigt,  und  die  Gebaude  im  Ganzen  eine  Pyra- 
midalform  —  die  Grundform  der  Aegyptischen  Architektur 

2  —  erhalten.  Die  ebne  Flache  der  Mauem  nach  aussen  wird 
bei  alien  Arten  von  Gebauden  von  eineni  Rundstab,  rahmen- 

3  artig,  eingefasst.  Uebdr  diesem  Rundstab  erhebt  sich  uber- 
all  der  Sims  mit  einem,  doch  nicht  bedeutend,  vorsprin- 
genden  platten  Kranzleisten  und  einer  Hohlkehle  darunter,  die 
uber  den  Eingangen  jedesmal  mit  der  geflugelten  Kugel  ver- 

4  ziert  ist.  Oefter  ist  der  Kranzleisten  auch  doppelt  vorhanden; 
die  Flache  zwischen  dem  obern  und  untern  ist  dann  regel- 
massig  in  der  Form  von  kleinen  Schlangen  (PaadlaKoi,  uraei) 

5  zugehauen.  Das  Gesims  bildet  zugleich  eine  Brustung  gegen 
die  Flache  der  Decke,  welche  sehr  einfach  aus  quer  uberge- 
legten  Steinbalken  und  eingefugten  Platten  (oft  von  gewalti- 
ger  Ausdehnung)  besteht. 

1.  Die  Mauem  isodom  oder  pseudisodom,  Ofter  auch  mit  scfarSgen 
Fugen.  Dass  die  Quadern  meist  erst,  wenn  sie  aufgesetzt  waren,  nach 
aussen  bearbeilet  und  geschlifTen  wurden,  sieht  man  an  unvollendeten 
Theilen.    Dasselbe  gilt  von  den  S^ulenknaufen. 

1  223.    Die  Saulen  sind  in  der  Regel  etwas  schlanker 

als  die  alteren  Dorischen;  sie  sind  eng  gestellt,   mit  Basen 
aus  kreisformigen  Platten,  oft  mit  abgeschragten  Ecken^  ver- 


% 


[933]  Architektur.    Mauem,  Saulen.  269 

« 

sehn,  der  Schaft  entweder  gradlinig  verjdngt  oder  ausgebaucht, 
haufig  mit  senkrechlen  und  querlaufenden  Furchen  verziert, 
aber  nicht  eigentlich  cannelirt.  Die  Capitale  zerfallen  in  zwei  2 
Hauptordnungen :     1.  kelchformige ,  mit  allerlei  Blatterwerk 
geschmuckte,   mit  schmaleren,  aber  oft  sehr  hohen  Flatten; 
2.  unten  ausgebauchte  und  nach  oben  sich  verengende,  mit 
vortretenden ,  aber  niedrigen  Flatten.    Eine  seltsame  Natur-  3 
form  ist  die  Zusammensetzung  von  vier  Masken  (der  Arthor 
zu  Tentyra),    und  Facjaden   von  Tempeln   daruber,   welehe 
sowohl  als  Verzierung  der  Flatte,   als  auch  des  ganzen  Ca- 
pitals vorkommt.    Diese  Gnmdformen  der  Capitale  erhalten  4 
durch  einen  verschwenderisehen  Reichthum  von  Sculptur-Ver- 
zierungen,  welehe  fast  immer  en  die  Vegetation  des  Landes, 
besonders  die  Nilpflanzen,  erinnern,  selbst  in  einer  und  der- 
selben  Tempelhalle  die  mannigfachsten  Modificationen.  Ausser  5 
Saulen   sind   auch   Ffeiler    gewohnlich,    an    denen  haufig 
Figuren  angelehnt  stehn,  die  aber  nur  selten  wirkliche  Trager 
eines  Theils  des  Gebalks  sind.     Ueber  den  Saulen  liegt  das  6 
Architrav  mit  dem  Rundstab,  durch  welehe  Theile  die  Ein- 
heit  mit  den  Mauem  hergestellt,  und  AUes  gleichmassig  dem 
Sims,  der'uberall  derselbe  bleibt,  untergeordnet  wird. 

1.  Die  ache  der  S&ulen  ist  nach  der  Descr.  bei  dem  T.  zu  Luxor 
und  dem  sog.  Osymandyeion  5V«  mal  der  sUlrkste  Durchmesser.  Lepsius 
in  den  Annali  d.  Inst.  IX,  2.  p.  65.  99.  tav.  d'agg.  (vor  den  Hyksos?), 
Mon.  II,  45,  Clber  ursprflngliche  Aehnlichkeit  der  Dorischen  mit  der 
Aegyptischen  S&ule,  mit  wenig  Verstand  von  Architektur.  [Auch  in 
Indischer  Architektur  ein  cannelirter  PfeiJer  §.  249.] 

2.  Athenaeos  V.  p.  906  (vgl.  §.  150.  2)  beschreibt  die  erste  Art  sehr 
genau:  Ol  yaQ  ysyovong  avto^i  xCovsg  av-qyovzo  cx^oyyvXoi,  dcalXar- 
Tovreg  roXg  6itavdvXoig  (Gylindem),  rov  fihv  fiiXavog  xov  d\  Xevxov, 
naifttXXTiXa  tii^i/iivatv,  Elel  d*  crvrov  %al  etl  n^tpaXal  tip  6xri(iati 
nBQUpBffBig f  iv  ^  y,\v  oXri  nsQiyffaipij  nuQanXrjala  ^oSoig  inl  fimQOV 
avanBmtxfiivoig  iatlv,  ntQl  d^  xov  nQogayoQBvofifvov  %dXa4^ov  ovx 
FXixsff,  xa^'aniQ  inl  tav  ^EXXrivinmv^  xcrl  (pvXXa  x^(it%ia  flre^ixeirai, 
Xmrnv  d\  natafilmv  naXvmg  nal  ipotvlyiatv  aQTipXacrmv  nccffnog* 
icti  d'  ore  xai  nXiiovmv  aXXmv  dv&iav  yiyXvnrai  yirrj,  to  f  'dno  trjv 
^ll^ttVy  o  dri  tw  awdmovTi  nQog  tr}v  ritipaXijv  inlnsitai  avovivXaty 
xiptOQltav  dv^BOi  %ttl  fpvXXoig  maavtl  xavaitBnXByfiivoig  6/ioiav  slxt  trjv 
HtMtOiv.  —  Das  Capital  der  zweiten  Art  ist  nach  Hitter,  Erdkunde  I. 
S.  715,  eine  Nachbildung  der  Lotos-Frucht. 


270  Aegyptiscfae  Kunst.  [224] 

3.  Interessant  ist  der  Aegyptische  Aufriss  eines  solchen  Gapitfils, 
durch  ein  Nelz  entworfen,  Descr.  IV.  pi.  62. 

m 

5.  S.  solche  Atlanten,  die  indess  nichts  tragen,  Descr.  III.  pi.  29. 
Bekoni  pL  43.  Diodor  beschreibt  solche,  nicht  genau,  durch:  vnrjQtla&cti 
d*  awl  toiv  Hiovmv  tfpdux  nyixmv  hxKaldsxa  (lovoXid'a,  I,  47.  Nur  bei 
dem  Berge  Barkal,  Gailliaud  I.  pi.  67  sq.,  kommen  einmal  Zwergfiguren 
vor,  welche  wirklich  einen  Theil  des  Pfeilers  tragen. 

1  224.  Als  ein  Zubehor  der  Tempelarchitektur  sind  die 
Obelisken  zu  betrachten:  vierseitige,  auf  eine  niedrige 
Basis  gestellte,  Pfeiler,   die  sich  nach  oben   verjungen,  und 

2  mit  einem  Pyramidion  schliessen ;  gewohnlich  aus  Granit,  .dem 
pyrrhopoecilus  oder  Syenites  der  Alten,  mit  vortrefflich  ein- 

3  gegrabenen  Bildwerken  und.  Hieroglyphen.  Der  Gebrauch 
des  Obelisks  als  eines  Gnomon  ist,  so  wie  die  Stellung  auf 
einer  hohen  Basis  inmitten  freier  Platze,   erst  bei  der  Ver- 

4  setzung  einzelner  nach  Rom  aufgekommen;  in  Aegypten  ge- 
hdrten  sie  zur  Glasse  der  Stelen  (Denkpfeiler) ,  und  gaben 
an,  welche  Ehren  und  Titel  der  Konig,  der  einen  Tempel 
erbaut,  erweitert,  reich  beschenkt  hatte ,  dafur  von  der  Prie- 
sterschaft  empfangen  babe,  dass  z.  B.  Ramesses  als  Aroeris, 

5  welchen  Re  und  alle  Gotter  lieben ,  geehrt  werde.  Die  be- 
ruhmtesten  Obelisken  waren  in  Heliopolis  und  Theben;  von 
da  sind  auch  die  ansehnlichsten  der  in  Rom  befindlichen. 

1.  Die  VerjdnguDg  betrdgt  gewOhnlich  Vs;  das  Verh&ltniss  der  untern 
Breite  zur  H5he  1  :  9  bis  12. 

2.  Das  Verfahren  des  Aushebens  der  Obelisken  ist  in  den  Stein- 
brQchen  von  Syene  noch  deutlich  zu  seben.  Rozi^re  Descr.  I.  App.  I. 
Hittorf  Precis  sur  les  pyramidions  en  bronze  dor^,  employ^  par  les  anc. 
Eg.  comme  couronnement  de  quelques  uns  de  leurs  ob^Iisques  P.  1836. 

4.  Die  Interpretation  eines  Obelisken  von  Hermapion  bei  Ammian 
XVII,  4  (eins  der  schatzbarsten  Fragmente  des  ganzen  Aegyptischen  Alter- 
thums),  welche  leider  durch  die  excerpireitde  Hand  Ammian's  sehr  gelitten 
hat,  muss  wohl  ungef&hr  so  in  Ordnung  gebracht  werden: 

'Aqx^'"  ^^^  ^ov  POTiov  SifQfirjvbVfiiva  l;|;ei  or/;i;off9Epeorog  ra^E' 
AiyBi^HXio^  (n^atos?)  Paetlsl^Pa/iiaTtj'  SeSmQijusd'a  sot  naactv  oUov- 
fiiwiv  fiita  x^if^S  paaiXsvBiVy  ov  "HXioq  tpiXhl.  Dies  stand  nlUnlich  oben 
Qber  den  drei  Golumnen,  welche  mit  den  Sperbern,  oder  Falken,  beginnen, 
durch  die  auf  vielen  Obelisken  Aroeris  tlber  jeder  Reihe  bezeichnet  ist. 

'AnoXXiovxQcixsqb^  (piXaXtfirig  vlog "Hgmvogy  ^Boyivvrirog  xrictriS 
TTJ^oiKOVfiivTjgy  ov  "HXiog  ngoinQiyBV'  aXxifiog  ''AQtmg  fiaeiXsifg^ Pafiiatrjgy 


[224]  Obelisken.  271 

at  naact  V90titaxtai  7}  y^  fitta  dXyiijs  xal  9'aifCovg'  fiactXshg  ^Pafiicrrjg 
'  Hliov  natg  ttiwv6§ios. 

Zxixog  SBvreifog,  *j4»6llmv  uQunQog  6  itgrmg  in  alri- 
%tLag  Bkcnotng  Stctdijfuitog  y  tijv  Afyvntov  So^dsag  xcxrijiuifog,  uylao- 
noiycag  *  Hliov  noXiVy  %ttl  nrlaag  rrfv  lomrjv  oixovftivipff  noXvrifijjcag 
tovg  iv  *  Hliov  noln  d'sovg  dvi^QV/isvovg,  ov  "Hltog  ipilii. 

Sxixog  rgirog.  'Jnollav  xQatBQog  *  Hliov  naig  nafufptyyrjg, 
ov  "Hliog  MQoixQivsv  f  xai  ^/tQtjg  aXxifiog  idrnQijacno,  ov  tic  aya^-it  iv 
nccvxl  Suifniv$t  xaf^o'  [fiaailevg]  dv*Afi/imv  ayan^  \^PafiioTfjg]  nlrjQmaag 
tov  vBtov  rov  ^ivixog  aya^dv  [Pacilsifg  ^Puniotrig]  m  ol  ^sol  t^irjg 
XQovov  idoiQijecivto.  Die  durch  Klammern  bezeichneten  Erg&nzungen 
fordert  die  symmetrische  Einrichtung  aller  Obelisken. 

['£<p'  -^liov  dvofimv,] 
[Zrixog  xQioTog,]    Die  Uebersclirift  aller  drei  Golumnen:  "Hliog 
(^Bog  (liyng  dEOnovjjg  ovqovov  {^aailBi  *Pa/i4otij].     dtdnffi^fiai  tfof  §iov 
ctftQooKOQov.    Steht  jetzt  am  falschen  Orte. 

'AnolXmv  nQatiQ  6g  [tpilalij^g]  vlbg^ "HQmvog,  fiactlivg  oinov- 
liivrig  'PafiioTrig,   og  i<pvla^€v  Atyvnxo9    xovg  itllo$%'viXg  viwjoagy   ov 
Hltog  qttlii,     i  nolvv  XQOVov  ttorjg  idtt^iftfavro  d^tol,    diOitOTr^g  oinov* 
HSVfjg  ^Pa/iiarrjg  aitovofiiog. 

Stixog  dtvTiQog.  'Anollav  KQaviQog  xvQtog  diudi^fiaTog 
dvBinaOTogf  [og  rmv  9b]iov  avdQidvtag  dve9ijxtv  iv  x^de  xy  paoilBi^, 
SscnoxJig  AlyvmoVy  xal  inoOfirfCkv  *  Hliov  noliv  o/ioimg  nal  ainov"  Hliov 
dBanoxTfv  ovQavov'  6vvexelevxri0Bv  igyov  dyad'ov  *^liov  nalg  fiacilsvg 
ait9v6§iog, 

[Zxixog  Xifixog.]    Fehlt. 

[To  §6qhov.] 
[Sxlxog    nQcoxog.]      Allgemeine   Ueberschrifl.     "Hltog    dtcnoxfjg 
ovQavov  ^Pttfiiax^  paotlBV  SBdmQijfiai  coi  x6  xQoxog  xai  xijv  xaxa  ndv- 
xmv  i^ovciav.    Die  erste  Golumne  fehlt. 

[Sxixog  devTcpo;.]    Fehlt. 

Zxixog  xQixog.  'Anollav  [xQaxegog]  tpilali^^rig  dBcnoxrjg 
XQOvmVy  [ov]  xal  "Hqfaioxog  6  xSv  ^tav  naxriQ  nQoixQivev  Sici  xov  "Agia* 
§a6iltvg  ^PecfiioTfig]  nayxocgrjg  *  Hliov  nalg  xai  i^ico  *  Hliov  tpilovfisvog' 

[fiaotlivg  ^Pafiioxfjg ] 

*A(prjlicix7jg. 

Zxixog  itQioxog,  Ueberschrifl:  'O  dtp'  *  Hliov  noUtog  fieyag^Bog 
ivovgdviog  [^Pafiiatrj  fiaailti'  8td<6Qi]fiai  eoi ] 

'Anollmv  xQaxBQOg  [(pi,lalTJ^g]''HQ<ovog  vlog^  ov''Hliog  1770)- 
yrjatv,  ov  ol  d'sol  ixifiJjaaVj  6  ndarjg  yrjg  §aatUvmv,  ov^Hliog  ngoi- 
xQtviv  6  dlntfiog  dice  xov  "AQsa  §aailevg,  ov  'Afifimv  tpilu  ( Pccfiiaxrjg]' 
xai  6  nafitpiyyrjg  avyxgivag  aimviov  fiaotlia 


272  Aegj'ptische  Kunst.  [224] 

[Zvixog  diVTBifog.]    Fehlt. 

[Srixos  T Q IT og.]    Fehlt. 

KQrzer  wird  die  Dedications-Inschrift  eines  Obelisken,  den  Sesonchosis 
dem  Serapis  weihte,  von  Jul.  Valerius  de  r.  g.  Alex.  I.  31  angegeben.  Vgl. 
sonst  Zogga  de  Ob.  p.  593,  Heeren  Ideen  U,  2.  S.  415.  GbampoUion 
Precis  p.  146  fif. 

5.  Manche  der  Obelisken  in  Rom  sind  spater,  in  einem  rohen  und 
nachgemachten  Style,  gearbeitet,  wie  der  Pamphilius,  Barberinus,  Sallustius 
nach  ZoSga.    Unter  den  alten,  echtSgyptischen ,  sind  besonders  wichtig: 

a.  Der  von  Thutmosis  geweihte,  aus  Theben  nach  Alexandreia 
und  durch  Gonstantius  n.  nach  Rom  gebracht  und  im  Circus  aufgestellt, 
hier  der  grOsste  von  alien  (sonst  148,  jetzt  144  Palmen),  1587  unter 
Sixtus  V.  von  Fontana  vor  dem  Lateran  aufgestellt.   Abgebildet  bei  Kircher. 

b.  Der  von  Seraenpserteus  (nach  Plinius,  wobei  man  aber  eine 
A'^erwechslung  mit  dem  folgenden  annehmen  muss)  d.  h.  Psammetich,  dessen 
Namen  man  noch  daran  liest,  in  Heliopolis  aufgestellte ,  von  August  im 
Campus  als  Gnomon  errichtete,  72  od.  76  Fgss  nach  den  Alten,  9472 
Palmen  nach  Neuem  hohe,  von  Pius  VI.  auf  Monte  Citorio  von  neuem 
aufgestellte.  (Dieser  hat  nur  2,  nicht  3  Golumnen.)  Abgebildet  bei  ZoSga. 
Bandini  Gomm.  de  obelisco  Augusti.  1750  f. 

c.  Der  von  Sesostris  oder  Ramesses  dem  Grossen  (nach  der 
Voraussetzung  der  Verwechslung)  zu  Heliopolis  geweihte,  von  August  im 
Circus,  1589  von  Fontana  an  der  Porta  del  Popolo  (daher  Flaminius  auf- 
gestellte, nach  den.  Alten  85,  87  oder  88  Fuss,  jetzt  107  (vorher  110) 
Palmen.  Bei  Kircher.  Nach  Ammian  kdnnte  nur  dieser  der  von  Hermapion 
erklMe  sein;  auch  findet  sich  richtig  stets  in  der  ersten  und  dritten 
Golumne  Ramesses  Name;  aber  in  der  zweiten  stets  ein  andrer,  Manduei 
nach  (^ampollion,  welcher  deswegen  eine  vOllige  Verschiedenheit  der  beiden 
behauptet.  (Wenn  nicht  etwa  dies  Schild  nur  die  Bezeichnung  von 
Heliopolis  ist?). 

d.  Der  Obelisk  zu  Gonstantinopel,  §.  193,  4,  dessen  Aufrichtung 
an  der  Basis  desselben  abgebildet  ist. 

e.  f.  Die  zwei  schOnsten  in  Aegypten  waren  die  Thebaeischen,  bei 
Luxor,  110  Palmen  hoch,  deren  Hieroglyphen  auf  dieselbe  Art,  wie  bei 
Hermapion,  angeordnet  sind.  Descr.  III.  pi.  2.  MinutoU  Tf.  16 — 19.  Einer 
davon  ist  neuerlich  nach  Paris  gebracht.  Andre  in  Theben,  auch  in  Helio- 
polis.   Obelisk  in  Luxor  Annali  d.  I.  V.  p.  299. 

g.  Der  in  Alexandreia,  die  sogen.  Nadel  der  Kleopatra.  —  Die 
Alten  sprechen  von  noch  grOssem,  als  die  vorhandnen;  Diodor  von  einem 
des  Sesostris,  120  Aegypt.  Ellen  hoch. 

Mich.  Mercati  degli  Obelisci  di  Roma.  R.  1589.  4.  Athan. 
Kircher    Oedipus    Aegyptiacus.      R.    1652—54.    3    Bde.    f.     Desselben 


'* 


[225]  Pall&ste,  Mausoleen,  Pyramiden.  273 

Obeliscus  Pamphilius.  1650.  Obelisci  Aegytiad  praeterito  anno  inter  rudera 
templi  Minervae  effossi  interpretatio.  1666.  ZoSga  De  origine  et  usu 
Obeliscorum.  R.  1797.  Cipriani  sui  dodici  Ob.  Eg.  che  adomano  la  citta  di 
Roma.  R.  1623.  Rondelet  Tart  de  Mtir.  T.  I.  pi.  1.  [Ungarelli  Inter- 
pretatio obeliscorum  urbis  ad  Gregorium  XVI.  R.  1842.  fol.  vgl.  Bullett. 
1834.  p.  159.] 

225.  Die  P alias te  der  Konige  in  Aegypten  sind  ent-  1 
schiedene  Nachbildungen  der  Tempel,  wie  die  KSnigsstatuen 
der  Gotterbilder,  und  der  Hauptunterscliied  ist,  was  die  Ar- 
chitektur  anlangt,  nur  der,  dass  die  Raume,  besonders  die 
hyposlylen  Sale,  noch  grosser  (wie  besonders  bei  dem  colos- 
salen  Pallast  von  Karnak),  und  die  hinteren,  eigentlich  be- 
wohnbaren,  Gemacher  ausgedehnler  und  mannigfalliger  sind. 
Auch  die  Anlage  der  Itfausoleen  ist,  nach  Diodor's  Be- 2 
schreibung  des  Osymandyeion ,  nicht  wesentlich  verschieden. 
An  die  Hofe  und  Saulenhallen  schliessen  sich  hier  Speisesale, 
auch  eine  Bibliothek;  als  Schluss  des  Ganzen  erhebt  sich, 
am  hochsten  gelegen,  das  Grabmal,  welches  der  Fiirst  sich 
selbst  bei  Lebzeiten  errichtet. 

1.  Bei  dem  Pallast  von  Karnak  folgen  sich  vier  Pylonen;  ein 
Hypostyl  von  318  X  159  F.,  mit  134  Saalen,  die  hOchsten  70  Fuss 
hoch.    Descr.  III. 

Ein  Gesammtpallast  vieler  Herrscher  (nach  Herodot  von  den  Dode- 
karchen,  nach  Strabon's  Meinung  von  Ismandes,  nach  Manethon  von 
Lachares  (Laboris,  Sesostris  Nachfolger,  von  der  zw5lften  Dynastie),  nach  .. 
Diodor  von  Mendes  gebaut)  war  der  Labyrinthos;  die  Pyramide  als 
Schluss  vertritt  den  ra^og  des  Osymandyeion.  Ueber  die  Anlage  des 
Ganzen  vgl.  Letronne  zur  G^gr.  de  Strabon  T.  V.  p.  407  und  in  Malte- 
b  run's  N.  Annales  des  Vqy.  T.  VI.  p.  133. 

2.  Die  Ruinen  (Descr.  II.  pi.  27  ff.),  welche  JoUois  und  Devilliers 
fiir  das  von  Hekataeos  von  Abdera  beschriebene  Osymandyeion  hielten, 
sind  zwar  lange  nicht  so  grossartig,  wie  dieses  war,  aber  zeigen  doch 
grosse  Uebereinstimmung  des  aligemeinen  Plans  beider  Mausoleen.  Letronne 
M^m.  sur  le  Mon.  d'Osymandyas,  bezweifelt  die  Existenz  des  Osym.  des 
Hekataeos;  Gail  Philologue  XIII  und  M^m.  de  Tlnst.  Roy.  VIII.  p.  131 
vertheidigt  die  Meinung  der  Verf.  der  Descr.  Osyraandyas  oder  Ismandes 
war  kein  geschichtlicher  KOnigs-Name,  nur  ein  Beiname,  wahrscheinlich 
von  Erbauern  grosser  Denkm&ler;  besonders  hiess  nach  Strabo  so  der 
Amenophis-Memnon  (XVII.  p.  813.  vgl.  811).    Vgl.  §.  218.  Anm.  3. 


O.  VfllUr't  Areha«o]ogl«.    4.  Anil.  18 


274  Aegyptische  Kunst.  [226] 

1  226.  Die  ubrigen  Grabmonumente  zerfallen  in  zwei 
Classen.  I.  Die  Pyramiden,  viereckige  und  rechtwinklige 
tumuli  (eine  Form  von  Grabhugeln,  die  auch  sonst  im  Orient 
gefunden  wird),  zu  den  ungeheuersten  Gebauden  ausgedehnt. 

2  Die  ansehnlichsten  Pyramiden  liegen  auf  Plateaus  der  Liby- 
schen  Bergkette,  um  Memphis  herum,  in  mehrem  zum  Theil 
symmetrischen  Gruppen,  von  Kunststrassen,  Dammen,  Gra- 
ben  und  Hypogeen  umgeben.    Die  Grundflache,  ein  Quadrat, 

3  ist  nach  den  Himmelsgegenden  orientirt.  Sie  wurden  zuerst 
in  grossen  Terrassen  aus  Ealkstein  (nur  kleinere  aus  Back- 
steinen)  emporgethurmt,  und  dann  erst  die  Terrassen  ausge- 
fullt;  die  Bekleidung  geschah  mit  Steinen,  welche  Politur  an- 
nahmen,  und  auch  mit  Sculpturen  verziert  wurden ;  sie  ist  jetzt 

4  meist  weggenommen.  Der  Eingang  zum  Innern,  den  ein  ein- 
ziger  herausnehmbarer  Stein  verschloss,  ist  schwer  zu  finden ; 
durch  ihn  gelangt  man  zunachst  in  schmalere  und  breitere 
Gauge,  welche  am  Ende  in  eine  oder  mehrere  Kammern  fuhren ; 
die  ansehnlichste  enthalt  den  Sarkophag  des  Konigs.    Nir- 

5  gends  findet  sich  eine  Spur  von  Wolbung.  Senkrechte 
Schachte  (einen  solchen  hat  man  in  der  Pyramide  des  Cheops 
entdeckt)  fuhrten  wahrscheinlich  zu  dem  Nilcanal  im  Grund- 
felsen,  von  welchem  Herodot  spricht. 

2.  [Zofiga  de  Obel.  p.  379—414.]  Die  Pyramide  des  Cheops,  die 
grGsste  von  alien,  bei  Ghizeh,  ist  nach  Grobert  (Descript.  des  Pyr.  de 
Ghiz^)  an  jeder  Seite  728  Par.  F.  lang,  nach  Jomard  (Descr.  T.  II.  ch.  18 
und  die  damit  verbundenen  M^moires  T.  II.  p.  163)  699,  nach  Goutelle 
{M6m.  II.  p.  39)  716Va;  die  verticale  HOhe  448  oder  422  oder  428V4  F. 
Der  zweiten  des  Chephren  gibt  Belzoni  (der  sie  gedfTnet)  663  Engl.  F. 
Breite,  437  Vs  H5he.  An  jener  arbeiteten  nach  Herodot  100,000  Menschen 
40  J.  lang;  man  z&hlt  203  Steinlagen,  die  einzelnen  von  19  ZoU  bis  4  F. 
4  ZoU  HOhe. 

Die  Nubischen  Pyramiden  sind  viel  kleiner,  von  schlankerer 
Form,  mit  vorspringenden  StAben  an  alien  Ecken,  meist  aus  Backsteinen. 
Nicht  selten  haben  sie  Vorhallen  mit  Pylonen  und  Sculpturen  und  Hiero- 
glyphen  darauf.    Cailliaud  I.  pi.  40  sqq. 

3.  S.  liber  den  Bau  Plin.  XXXVI,  17.  Herod.  II,  125.  Meister  de 
pyramidum  Aegypt.  fabrica  et  fine.  K  Comtr.  Soc.  Gott.  V.  cl.  phys. 
p.  192,  besonders  Hirt  Von  den  Pyramiden.  B.  1815.  Der  Bau  mit  Back- 
steinen w4r  sonst  in  Aegypten  sehr  gewdhnlich;  Privatgebaude  bestanden 
wohl   meist   daraus;    vgl.    Aristoph.   VOgel    1133.   vgl.   Rosellini   II,    II. 


[227]  Hypogeen.  275 

Reliefe  der  Backsteinbereitung  durch  die  Juden  pi.  49.  Sculpturen  an 
Pyramiden  erwahnt  Herod.  II,  148;  sie  sind  mil  der  Bekleidung  verloren- 
Im  Innem  der  Pyr.  hat  man  nur  bei  der  neuerOfifneten  von  Sakkarah  an 
einer  Thur  Hieroglyphen  gefunden.    Minutoli  Tf.  28,  4  a. 

4.  Tbeils  liegen  liber  den  G&ngen  lange  SteinblOcke  queriiber;  auch 
treten  die  W&nde  der  breitem  Gallerien  nach  oben  zusammen;  theils  sind 
die  Steine  giebelf&rmig  gegen  einander  gestQtzt;  im  Hauptgemach  der 
Pyramide  des  Cheops  findet  sich  ein  doppelter  Plafond.  Dies  Gemach  ist 
18  F.  hoch,  3:2  lang,  16  breit,  von  Granitquadem  nmgeben,  ohne  alle 
Verzierung.  In  das  Innere  dieser  Pyramide,  des  Cheops,  ist  neuerlich 
besonders  Caviglia  weit  vorgedrungen. 

Yon  frdhem  Schriflstellern  ilber  Pyramiden  sind  de  Sacy  zu  Abdallatif, 
Langlte  zu  Nordens  Voy.  T.  Ill ,  Beck,  Anleitung  zur  Kenntniss  der  Welt- 
gesch.  I.  S.  705  ff.,  lebrreich.  Sylv.  de  Sacy  sur  les  noms  des  pyramides 
im  Mag.  encycl.  a.  VI.  N.  VI.  p.  419.  [J.  J.  Ampere  Voyage  et  recherches 
en  Eg.  et  en  Nubie,  III.  Pyramides,  in  der  Revue  des  deux  mondes 
T.  XVI.  p.  660-89.] 

227.  II.  Unterirdische  in  den  Felsen  gehauene  An-  1 
lagen,  Hypogeen.  Diese  liegen  den  Nil  entlang  uberall 
an  der  Libyschen  Bergkette  und  unter  den  angrenzenden  Sand- 
feldem.  Die  ansehnlichsten  haben  vorn  einen  Vorhof  unter  2 
freiem  Himmel,  einen  bogenformigen  Eingang  (Bogen  aus 
keUforniigen  Steinen  construirt  gehoren  sonder  Zweifel  saramt- 
lich  in  das  Griechische  Zeilalter);  dann  folgen  Gange,  Kam-  3 
mern,  Sale,  Nebengange  mit  Schachten  oder  Gruben,  in 
denen  Mumien  liegen ;  als  Schluss  5fter  Estraden  mit  Nischen, 
in  denen  Gotterfiguren  in  Hautrelief  sitzen.  Die  Grosse  der 
Gange  und  Karamem  ist  sehr  mannigfach  (oft  verstatteten 
Mumien  kaum  den  Durchgang),  die  Disposition  hochst  laby- 
rinthisch.  Die  Griechen  nannten  sie  Syringen,  Hohlengange. 
In  grosserem  Maassstab  sind  die  Graber  der  Konige  in  4- 
dem  Thale  oberhalb  der  Nekropolis  von  Theben;  die  Gange, 
welche  sich  gewohnlich  in  die  Tiefle  senken,  breiter;  die  Kam- 
mem  grosser  und  mit  Pfeilem,  welche  die  Decke  stutzen,  ver- 
sehn.  In  dem  von  Belzoni  entdeckten  Grabe  ist  der  Haupt- 
saal  gewolbartig  ausgehauen,  sehr  gross  und  in  hohein  Grade 
prachtig  geschmuckt;  in  ihm  stand  ein  sehr  dunn  gearbeiteter 
Alabaster-Sarkophag ,  welcher  ohne  Zweifel  in  einen  noch 
colossaleren  eingeschlossen,  selbst  wieder  viele  andere  schach- 
telformig  einfasste. 


276  Aegyptische  Kunst.  [228] 

1.  Jollois  und  Jomard  uber  die  hypog^s,  Descr.  T.  I.  ch.  9,  5.  10, 
Unter  den  Alten  besonders  Heliodor  Aeth.  11,  27.    Ammian  XXQ,  15. 

2.  Das  Gesagte  gilt  von  dem  bei  Belzoni  pi.  44.  n.  2  abgebildeten 
Bo  gen  (der  andere  dort  mitgetbeilte  ist  kein  eigentlicher).  Ygl.  Gailliaud 
Voy.  k  M6ro6  11.  pi.  33. 

4.  S.  Costaz,  Descr.  T.  I.  cb.  9,  5.  11.  Belzoni  pi.  39.  40.  Belzoni 
hat  auch  ein  Modell  dieses  Grabes  zu  London  und  Paris  ausgestellt. 
Description  of  the  Eg.  Tomb  dlicovered  by  G.  Belzoni.  L.  1822.  Sicher 
gehdrt  es  einem  Thebaeischen  Kdnig,  nach  Ghampollion  dem  Ousirei- 
Akencheres  I.,  von  der  XVIII.  Dynastie,  dem  Menephthah  I.,  Vater  des 
Rhamses-Sesostris,  nach  der  Beschr.  Roms  II,  2.  S.  439.  Die  dritte  Grotte 
an  der  Wesiseite  des  Thais  hiess  nach  Griechischen  Inschr.  die  Memnonische 
Syrinx,  Transact,  of  the  R.  Soc.  of  Liter.  I,  I.  p.  227.  II,  I.  p.  70. 

Die  Unter-Nubischen  Mo  nam  en  te,  deren  Bestimmung  meist 
sehr  ungewiss  ist,  mOchten  zum  Theil  blosse  Ehrendenkmftler,  Keno- 
taphien,  Aegyptischer  KOnige  sein.  Die  Slteren  im  Thai  gegen  Westen. 
So  ist  offenbar  die  groese  Grotte  von  Ibsambul  ein  Denkmal  Ramses  des 
Grossen,  dessen  Bilder  die  Golosse  am  Eingange  sind,  und  der  in  der 
Statuengruppe  der  innersten  Nische  unter  die  Gutter  recipirt  dargestellt 
wird.  Die  kleinere  Grotte  daneben  ist  ein  Denkmal  seiner  frommen  Yer- 
ehrung  der  Gutter,  namentlich  der  Athor. 


8.    Bildende  Kttnste  und  Malerei. 

a.    Technik  und  Behandlung  der  Formen. 

1  228.  Die  Aegyptier  waren  besonders  gross  in  der  Stein- 
sculptur.    In  StoflF  und  Form  tragi  bei  ihnen  die  bildende 

2  Kunst  einen  architektonischen  Charakter.  Ihre  Statuen, 
oft  aus  den  h^rtesten  Steinen,  aus  Granit,  Syenit,  Por- 
phyr,  Basanit,  meist  aus  feinkornigem  Sandstein,  und  in 
kleinerem  Maassstab  aus  Haematit,  Serpentin,  Alabaster  mit 
meisterhafter  Sicherheit  gehauen,  sind  in  der  Kegel  bestimmt, 
sich  an  Pfeiler,  Wande,  Pylonen  zu  lehnen  und  Arehitektur- 
flachen  zu  schmueken.  Bei  sitzenden  herrscht  daher  die  volligste 
Ruhe  und  Regelmassigkeit  der  Stellimg;   stehende  schreiten 

3  auf  eine  steife  Weise;  die  Arme  liegen  dem  Korper  an.  Die 
Gi-osse  ist  oft  sehr  colossal;  auch  der  Transport  dieser  Ciolosse 

4  war  eine  schwierige  Aufgabe.  Die  Behandlung  der  Form 
geht  stets  in's  Allgemeine ;  sie  hat  darin  eine  gewisse  Richtig- 


1228J  Steinsculptur.  277 

keit,  und  macht  durch  den  einfachen  Schwung  der  Hauptlinien 
einen  grossen  Eindruck;  aber  die  Formen  sind  mehr  geome- 
trische,  als  organische,  und  durchaus  mangelt  das  Leben  und 
die  Warme  in  der  Aufifassung  des  Einzelnen.    Die  einzelnen  5 
Theile  des  KSrpers  sind  nach  einem  nationalen  Grundtypus 
gebildet;  auch  folgten  die  Aegyptischen  Kunsller  einem  festen 
System  der  Proportionen.    Doch  werden  auch  Abweichungen  6 
in  den  Verhaltnissen  imd  Formen  bemerkt,  die  von  der  Ver- 
schiedenheit  der  Gegenden  und  Zeiten  abhangen.   Die  Formen  7 
der  Geschlechter  werden  gut  unterschieden ;  dagegen  hat  sich 
von  Charakteristik  verschiedenartiger  Personen  durch  Modi- 
fication der  Gestalt,  von  einer  bestimmten  Unterscheidung  in 
der  Bildung  der  Gotter   und  Konige,  bis  jetzt  noch   nichts 
Sicheres  nachweisen  lassen.    Die  Aegyptische  Eunst   unter-  8 
scheidet  die  Personen  durch  Farbe,  durch  Bekleidung,  welche 
mit  Sorgfalt,  aber  Steifheit  behandelt  ist,  besonders  durch  die 
mannigfachen  Arten  des  Kopfputzes,  endlich  durch  Anfugung 
von  Thier-KSpfen ,  Flugeln  und  andem  Theilen.    Lebendiger  9 
und  tiefer  als  die  Menschengestalt  ist   die  Thiergestalt  auf- 
gefasst,  zu  deren  bev7underungs  voUer  Beobachtung  die  Aegyptier 
ihre  natiirliche  Neigung  von  Anfang  an  hintrieb,  wie  ihre  Reli- 
gion beweist;  auch  die  Verschmelzungen  verschiedner  Thier- 
figuren  sind  oft  sehr  glucklich,  oft  freilich  auch  im  hochsten 
Grade  phantastisch  und  bizarr. 

3.  Der  Cbloss  von  Ramesseion  (dem  sogen.  Osymandyeion)  wird 
aus  den  Fragmenten  auf  53  Par.  Fuss  10  ZoU  berechnet;  der  Osymandyas 
des  Diodor  war  gegen  60  Fuss  hoch.  Ueber  die  Art  der  Forth ringung 
belehrt  das  Thebaeische  Relief  bei  Minutoli  Tf.  13. 

5.  Nacb  Diodor  I,  98  theilten  die  Aeg.  KiinsUer  den  menschlichen 
KOrper,  d.  h.  die  L^ge,  in  21 V*  Theile;  wobei  vielleicht  die  NasenlSnge 
die  Einheit  hildet  Die  Brust  im  Ganzen  breit;  der  Leih  nach  unten 
schmaler;  der  Hals  kufz;  die  Fusse,  besonders  Zehen,  lang;  die  Kniee 
scharfgezeichnet,  oft  mit  besonderer  Sorgfalt  und  Pracision  behandelt. 
Die  Nase  breit  und  rund ;  die  Augen  (welche  bisweilen  eingesetzt  wurden) 
vorgewOlbt;  der  Stimbogen  ohne  Scharfe;  Augen-  und  Mundwinkel  etwas 
nach  oben  gerichtet;  der  Mund  breit  und  die  Lippen  stark;  das  Kinn 
meist  kleinlich;  die  Ohren  lang  und  hochsitzend.  Das  Letzte  ist  Eigen- 
thumlichkeit  der  Ra<^e,  nach  Dureau  de  la  Malle,  Anii.  des  Sciences  natur. 
1832.  Avnl.  Der  Bart  erscheint  als  ein  kunsUicher  Ansatz,  dessen  Binder 
man  oft  deutlich  lUngs  den  Wangen  wahmimmt.    Vom  Kopfhaare  sieht 


278  Aegyptische  Kunst.  [228] 

man  nur  bei  Phthas  eine  Flechte  hervorkommen.  S.  besonders  den  colos- 
salen  Granitkopf  des  grossen  Ramses  aus  dem  Ramesseion,  jetzt  im  Brit. 
Museom.  Descr.  11.  pi.  32,  besser  bei  Noehden,  Amaltbea  II.  S.  127. 
Specimens  n,  I.    Hierogl.  pi.  10. 

6.  Hauptabweichungen  scheinen :  1.  die  sanfteren,  dem  Griechischen 
Ideal  mehr  genSherten  Formen  mancher,  besonders  kleinerer,  Figuren  aus 
spS.terer  Zeit.  2.  die  plumperen  Proportionen  und  Formen,  die  besonders 
in  Ober-Nubien  gefunden  werden.  Frauen  mit  dicken  Leibern  und  h^gen- 
den  Brilsten  (Gailliaud  I.  pi.  20.  vgl.  Juven.  XIII,  163).  Sonst  ist  im 
Allgemeinen  strengere  Zeicbnung  und*  sch^rfere,  muhsamere  Arbeit  In- 
dieium  des  hGhern  Alterthums;  die  Sculpturen  der  spSltem  Ptolemaeer- 
und  ROmerzeit  machen  sich  durch  Nachl§ssigkeit  und  Gharakterlosigkeit 
kenntlich.  Rosselini  II,  11.  8teigen  Ton  Seiten  des  Fleisses,  vor  Ramesses  V. 
(Sesostris)  an  Sinken ;  aber  unter  den  folgenden  KOnigen  der  grSsste  Fleiss. 
Unter  den  Ptolemaeem  gute  Rundung  und  Musculatur  der  Figuren. 
Minutoli  Einige  Worte  uber  die  Verschiedenheit  des  Styls  in  den  Aeg. 
Kunstdenkm. ,  so  wie  tLber  ibre  Aehnlichkeit  und  scheinbare  Stammver- 
wandtschaft  mit  denen  anderer  VOlkerschaften.  B.  1835.  Heidelb.  Jahrb. 
1835.  S.  37  fg, 

7.  Portratgemalde,  Amasis,  Herod.  II,  182. 

8.  Die  Haupttracht  der  Aegyptier  waren  baumwollene  Ghitonen 
(pvaaivai  italaaiQisg);  bei  M^nnem  oft  nur  urn  die  Lenden  geschlagene 
Tucher  (unter  der  Brust  gegflrtete  giv66vbSj  Diod.  I,  72).  Obwohl  sehr 
diinn  und  zart,  bilden  sie  doch,  gesteift,  gradlinige  und  vortretende  Falten. 
Die  Streifen  des  Zeugs  werden  durch  Sculptur,  oft  auch  durch  Farbe 
bezeichnet.  Brustscbilder  waren  ein  Hauptschmuck.  Eine  enganscliliessende 
Haube,  die  allgemeine  Nationaltracht,  wird  zur  Bezeichnung  priesterlicher 
Wurde  mannigfach  erhdht  und  geschmQckt.  Dahin  geh5ren  die  paailttai 
(vgl.  Diod.  I,  47)  mit  nanlSeg  und  (pvXaxTr,Qia  in  der  Inschr.  von  Rosette; 
darunter  das  na%%vT,  flber  dessen  Gestalt  Champollion  und  Young  differiren. 
30  coeffures  hieroglyphiques  stellt  Denon  pi.  115  zusammen. 

9.  Am  haufigsten  sind  Widder  (aber  meist  mit  LOwenklauen  und 
Schwanz),  LOwen,  die  wilden  Hunde  oder  Schakals,  allerlei  Afifenai'ten 
(xvvoxaqpaiot) ,  Ibisse  u.  s.  w.  Vortreffliche  Abbildungen  beinahe  aller 
Quadrupeden  und  Vogel  Aegyptens  sind  gesammelt  in  Rosellini's  Monum. 
deir  Eg.  Atlas  I.  Granit-Lfiwe,  Specimens  II,  2.  —  Sphinxe  oder  Andro- 
sphinxe  (d.  h.  Menschensphinxe)  sind  LOwen  mit  ifenschenkOpfen.  Die 
ungeheure  von  Ghizeh,  welche  Gaviglia  ofFen  gelegt,  ist  aus  dem  Felsen 
gehauen,  mit  Ausnahme  der  Yordertatzen,  zwischen  denen  ein  Tempelchen 
lag.  Hierogl.  pi.  80.  Andere  Compositionen :  L(5wen-Sperber;  LOwen- 
Uraeus  mit  FlQgeln;  Schlangen-Geyer ;  Schlange  mit  Menschenbeinen  u.  dgl. 
Wahrend  die  Griechen  in  ihren  Combinationen  der  Art  von  Menschen  den 
Kopf  am  meisten  festhalten,  opferten  die  Aegyptier  diesen  am  ersten  auf' 


[229,  230]  Arbeit  in  Reliefs.  279 

229.  Weit  weniger,   als  die  runde  Statue,  gelang  den  l 
Aegyptiem  die  Aufgabe,  das  optische  Bild  des  menschlichen 
KSrpers  auf  die  Flache  zu   ubertragen,   in  Relief  darzu- 
stellen.    Das   der   unmundigen  Kunst  natflrliche  Bestreben,  2 
jeden  Theil  des  KSrpers  in  einer  moglichst  deutlichen  und 
leicht  zu  fassenden  Gestalt  darzustellen,  wirkt  hier  uberall  be- 
stimmend  und  behindernd  ein.    Fur  die  Vorstellungen  aus  3 
dem  Cultus  bildete  sich  eine  feste  typische  Darstellungsweise 
der  Korper  und  ihrer  Bewegung;  mehr  Naturlichkeit  herrscht 
in   der  Auffassung   hauslicher  Scenen;   wo  aber   die  Eunst 
kriegerische   Begebenheiten  von  grossem   Umfange  schildem 
will,  tritt  bei  dem  Streben  nach  Mannigfaltigkeit  der  Hand- 
lungen  und  Bewegungen  das  Ungeschick  der  Kunstler  am  deut- 
lichsten  hervor;  auch  sind  solche  nachlassiger  behandelt.   Die  4 
Reliefs  der  Aegyptier  sind  seltner  eigentliche  Basreliefs,  der- 
gleichen  man  mil   sehr  geringer  Erhebung  von   der  Flache 
auf    Steintafein,    Stelen    flndet;     gewohnlicher    sogenannte 
Koilanaglyphen,    basreliefs    en    creux,    bei    denen    die 
Gestalten  sich  in  einer  eingeschnittenen  Vertiefung  erheben. 
Das  mattbehandelte  Relief  sondert  sich  dabei  angenehm  von  5 
der  polirten  Flache  umber  ab,   ohne  den   architektonischen 
Eindruck   unangenehm  zu   unterbrechen.     Die   Scharfe   und  6 
Pracision  in  der  Arbeit  der  oft  ziemlich  tief  eingeschnittenen 
Figuren  ist  bewundernswurdig.    Doch  hat  man  sich,   beson- 
ders  an  ausseren  Wanden,  auch  oft  begnugt,  blosse  Umriss- 
linien  einzugraben. 

2.  Daher  die  Brust  von  vorn,  HQften  und  Beine  von  der  Seite, 
Kopf  von  der  Seite  (KOpfe  von  vorn  kommen  oft  in  Hieroglyphen »  aucb 
bisweilen  in  freieren  Darstellungen,  wie  Schlachtstilcken,  aber  hOcbst  selten 
in  Cultusdarstellungen  vor,  s.  das  Gem&Ide  bei  Minutoli  Tf.  21,  3),  und 
doch  die  Augen  von  vorn;  die  Schultem  und  Arme  sehr  eckig;  sehr  oft 
sind  auch  die  HlUide  beide  rechte  oder  linke. 

230.  Auch  in  gebrannter  Erde  wurde  Vorzugliches  1 
gearbeitet,  theils  Geschirre,  zu  denen  auch  die  sogenannten 
Kanoben  zu  rechnen  sind;  theils  kleine  Figuren  von  Gottern 
mit  blauer  und  gruner  Schmelzfarbe,  meist  recht  kraftig 
entworfen,  und  zu  vielen  Tausenden  fabrikmassig  gearbeitet. 
Auch  die  Scarabaen  sind  noch  ofter  aus  gebrannter  Erde  2 
als  aus  Stein  (Amethyst,   Jaspis,   Agath,   Gomalin,   Lapis- 


280  A^yptische  Eunst.  [280] 

lazuli  u.    a.    m.),    obgleich    auch   die   Glyptik,    selbst   in 

3  Aelhiopien ,     friihzeitig    zu    Hause    war.     Kunstwerke    aus 

Me  tall  waren  viel   seltner;    und   hier  haben  die    Aegyp- 

tier    den    Griechen    die    Haupterfindungen    ubrig   gelassen, 

wShrend   sie    in   der   Steinsculptur   ihre   Vorganger    waren. 

4Auf  Me  tall    zu   malen,   war  wenigstens   in    spaterer 

Alexandrinischer    Zeit   eine    Aegyptische    Kunst;    auch    die 

Fabrication  von  buntfarbigen  Glaswaaren  bluhte  in  Ale- 

xandreia,  und  wahrscheinlich  schon  bei  den  alten  Aegyptiern. 

5  Die  Holzschnitzerei  war  zwar  in  Aegypten  durch  den 

Mangel  an  Material  beschrankt,  doch  gab  es  holzeme  Bilder 

von  Gottem  und  Menschen  in  grosser  Anzahl;  die  wir  uns 

nach  den  Deckeln  der  Mumien  vorstellen  kOnnen. 

1.  Aegyptische  TOpfe  Descriptio  II.  pi.  87  ff.  V.  pi.  75.  Kanobos 
ist  eigentlich  wirkliche  Benennung  eines  Gottes  §.  220,  3),  und  zwar  des 
Agathodaemon  Enuph,  der  als  ein  Krug  zum  Durchseihen  des  Nilwassers 
(Suidas  s.  Y.)  mit  einem  Menschenkopfe  dargestellt  wui'de.  Hemach 
nennt  man  alle  ahnliche  TOpfe  —  von  sehr  verschiedenem  Umfang  und 
Stoff  —  Kanoben.  Die  Kanoben  bei  den  Mumien,  mit  den  vier  Kdpfen 
(§.  232,  3),  sind  oft  mit  Emailfiguren  gefuUt,  oft  auch  massiv.  Viel  solche 
Terracotta  -  Figuren  Descr.  V.  pL  67  fif.  Ghinesische  Vasen  in  alten 
Aegyptischen  Grilbem,  J.  F.  Davis  in  den  Annali  d.  Inst.  IX.  p.  321. 
[Ein  Amerikaner,  der  lange  in  Ghina  gelebt,  versicherte  dergleichen  Vasen, 
die  er  in  Aegypten  bei  dem  Englischen  General-Gonsul  fand,  sogleich  als 
Ghinesisch  erkannt  zu  haben.  Auch  in  der  Aegyptischen  Sammlung  zu 
Florenz  befinden  sich  mehrere.] 

2.  Die  Aegyptier  brauchten  viel  Siegelringe;  selbst  Opfer  werden 
von  dem  Sphragisten  besiegelt.  Von  den  aqppaytdes  der  Aethiopen,  die 
sie  mit  einem  scharfen  Steine  gruben,  Herod.  VII,  69.  Die  Scarabaeen 
finden  sich  bei  Mumien,  an  Schnuren  auf  der  Brust,  gewdhnlicher  lose 
zwischen  den  Mumien-Bandagen ;  theils  grdssere,  offenbar  Amulete,  theils 
kleinere,  an  Faden  zu  reihen,  in  ungeheurer  Anzahl,  oft  mit  Kdnigsnamen. 
Unter  1700  in  Turin  sind  172  mit  Thutmosis-Namen.  S.  Quintlno's 
(Lezioni  int.  a  div.  argom.  d'archeol.  V[)  Ansicht:  diese  letztern  seien 
Scheidemiinze ,  wird  durch  den  Ps.  Platon.  Eryxias  p.  400  einigermassen 
bestatigt.  Abbildungen  Descr.  V.  pi.  79  ff.  Steihbuchel  Scarab^es  Egypt, 
figures  du  Mus^  des  Ant.  de  S.  M.  TEmpereur.  Wien  1824.  Bellermann 
Qber  die  Scarabaeen-Gemmen.  B.  1820.  21.  —  Auch  Halsketten  und  anderer 
Schmuck  aus  Schmelz  ist  an  Mumien  nicht  seiten.  Unendlich  viel  davon 
ist  in  England,  [Italien,  Deutschland,  Holland]  und  Franki^ich  in  dffent- 
lichen  und  Privatsammlungen  aufgehauft.    Vasen,  Flaschen  von  Gold  und 


[290]  GlypUk,  Malerei.  281 

Silber,  Glas  u.  a.  Material,  Edinb.  New  philos.  Journ.  1838.  Apr.  Jul. 
p.  101,  aus  Wilkinson.  [Wilkinson  Manners  and  customs  of  the  anc. 
Eg.  Vol.  2.  ch.  7.  p.  342  sq.  2.  ed.  Ueber  Kunst  und  Kunstwerke  Qber- 
haupt  Vol.  3.    ch.  10.   p.  264  sq.] 

3.  Von  ehernen  Bilds^ulen  in  Aegypten  scbeint  keine  Nach- 
richt  zu  sein;  einer  goldenen  gedenkt  Herod.  II,  172.  Die  goldenen  und 
silbemen  Weibgeschenke  bei  Diodor  beweisen  nichts  fCir  Bildwerke.  In 
Sammlungen  aus  Aegypten  finden  sich  oft  kleine  Bronze-Figuren  von 
GGttern  und  heiligen  Thieren,  nett  und  scharf  bearbeitet.  Auch  die  rftthsel- 
hafle  Figur  des  Honis?,  welcher,  auf  Krokodilen  stehend,  Scorpionen  und 
wilde  Thiere  mit  den  Handen  zusammendriickt,  kommt  hftufig  in  Bronze, 
wie  in  Stein  und  Terra-Gotta,  vor;  sie  trSgt  aber  immer  ein  spates  Ansehn. 
Goldne  BlSttchen  niit  dem  Auge,  dem  Uraeus,  dienten  als  Amulete. 

4.  Von  Malerei  auf  Silber  bei  den  Aegyptiem  Plin.  XXXIII,  46. 
Ganz  genau  entspricht  den  Ton  Plinius  erwfthnten  Vasen  (tingit  et  Aegyptus 
argentum,  ut  in  vasis  Anubem  suum  spectet  etc.)  die  Kanne,  welche  im 
October  1831  bei  dem  Dorfe  Egyed  im  Oedenburger  Comitat  in  Ungarn 
gefunden  worden.  Sie  besteht  aus  Kupfer,  welches  aber  uberall  mit  Silber- 
blech  liberzogen  ist,  darauf  sind  Aegyptische  GOtterfiguren  und  entsprechende 
Verzierungen  aus  GoldfSden  und  Silberplfittchen  gelOthet,  der  ubrige  Grund 
aber  ganz  mit  einem  braunrothen  Lack  t&berzogen,  wahrscheinlich  dem- 
selben,  dessen  Bereitung  Plinius  lehrt.  Eine  unvollst&ndige  Mittheilung 
darQber  von  Rosellini,  Ann.  d.  Inst.  V.  p.  179.  M.  I.  tv.  56;  eine  genauere 
von  Jankowich  Mikl6st61,  s.  A.  Magyar  Tud6s  Tacsas^  Evkoenyvei  T.  I. 
p.  354  und  die  lieigefCigten  drei  Kupfertafeln,  deren  Mittheilung  mit  genauer 
Nachbildung  der  Farben  ich  Herm  Petrowich  aus  Ungarn  verdanke.  Hofr. 
Hausmann  theilte  mir  folgende  Bemerkungen  mit:  >Die  naturliche  Ver- 
bindung  von  Silber,  Kupfer  und  Schwefel  hat  ein  ganz  anderes  \'erhaitniss 
als  Plinius  fQr  die  Mischung  angibt.  Darin  mag  vielleicht  die  Verschieden- 
heit  der  Farbe  liegen,  die  bei  jener  zwar  etwas  in  das  Rdthliche  oder 
Violette  sticht,  aber  doch  nicht  braunroth  ist.  Mit  der  Angabe  des  Plinius 
aber  stimmt  die  in  Prechtls  Technologiscber  Encyklopadie  Bd.  5  angegebene 
Verfertigungsait  des  Niello  grdsstentheils  Clberein:  nur  das  Blei  erwShnt  er 
nicht.  Die  Arbeit  der  Isistafel  zu  Turin  kommt  doch  nach  dem,  was  ich 
mir  dariiber  notirte,  nicht  ganz  mit  der  an  dem  Gef^ss  von  Egyed  liberein. 
Die  Isistafel  besteht  aus  Kupfer  mit  eingelegter  Arbeit  von  Silber.  Man 
erkennt  deutlich,  dass  das  Kupfer  auegegraben  und  das  Silber  eingelassen 
worden.  Drei  Reihen  Figuren  rings  umber,  die  durch  Silber  dargestellten 
Umrisse  oft  sebr  fein.  Von  einem  Lack  babe  ich  nichts  wahi-genommen.* 
[Fein  mit  Silber  eingelegt  sind  auch  manche  der  zierlichen  antiken  Bronze- 
figurchen    in   Neapel    und   anderwarts.]    Verwandter   Art   ist   die  tabula 


282  Aefi^ptische  Eunst.  [231] 

Bembinaf  in  Rofci  gefunden,  jetzt  in  Turin,  ein  Emailgemitde  auf  Bronze, 
die  Umrisse  mil  Silberf&den  ausgeleg^,  wahrscheinlich  fdr  R5mischen  Isis- 
dienst  bestimmt.  Bei  Montfaucon,  Caylus  Rec.  T.  VII,  Pigiiori  Mensa 
Isiaca.  R.  1 605.  Lessings  Fragmente  ilber  die  Isiscbe  Tafel,  Verm.  Schriften 
X.  S.  827  fr.  Boettiger  Archaeol.  der  Malerei  S.  36.  Oberlin  Orbis  ant. 
p.  267.  Ueber  die  Glasarbeiten  Boudet  sur  Tart  de  la  verrerie  n4  en 
Egypte,  M6m.  T.  II.   p.  17.    Vgl.  Minutoli  Tf.  21. 

6.  S.  Herodot.  II,  130  von  den  Kebsweiberh  des  Mykerinos,  c.  143 
von  den  345  Oberpriestem  in  Theben  in  hdlzernen  Golossen,  auch  c.  182. 
HOlzeme  Figuren  im  Osymandeion,  die  ein  Gericbt  darstellen,  nach  Diodor. 
Die  Mumiens&rge  sind  den  Bildem  des  Osiris  and  der  Isis  nacligebildet ; 
oft  mit  vergoldeten  Gesicbtem.  HOlzerne  Figuren,  auch  Reliefs,  bemalt, 
sihd  in  Museen  nicht  selten.  Alles  aus  Sykomorholz,  dessen  hohen  Preis 
die  sorgsame  Zusammenleimung  mancher  Mumienkaslen  aus  kleinen  Sp^nen 
beweist.  —  Von  elfenbeinernen  Arbeiten  Diod.  I,  46. 


1  231.  Die  Malerei  geht  von  der  Farbung  von  Statuen 
und   Reliefs    aus,    welche    in    Aethiopien    wieder    eng    mit 

2  dem  Farben  der  lebenden  Korper  zusammenhing.  Sie  ver- 
andert  ihren  Charakter  nicht  durch  Uebertragung  auf  eine 
Flfiche,  es  sei  nun  an  den  Wanden  der  Hypogeen,  oder 
auf  und  in  den  Mumienkasten,  oder  unmittelbar  auf  den 
Byssusdecken    der  Mumien,    oder   auch   auf  Papyrus-Rollen. 

3  Die  Farben  werden,  mit  Leim  oder  Wachs  gebunden,  auf 
den  Stein,  den  Anwurf  von  Stucco,  oder  bei  Mumienkasten 
auf  eine  dunne  Gypslage,  ohne  Rucksicht  auf  Licht  und 
Schatten,  ohne  Mischung  und  Nuancirung,  rein  aufgetragen. 

4  Dieselben  einfachen  Farbenmateriale  werden,  mit  einiger  doch 
geringer  Rucksicht  auf  die  Lokalfarben  der  Natur,  uberall 
auf  gleiche  Weise  angewandt,   bisweilen  scheint  eine    sym- 

5  bolische  Bedeutung  dabei  bezweckt  zu  sein.  Ueberall  aber, 
auch  wo  blosse  Federumrisse  an  die  Stelle  von  Malereien 
treten,  herrscht  das  bestimmte,  scharf  ausgesprochne  System 
der  Aegyptischen  Zeichnung. 

1.  Nach  Plin.  XXXIII,  36  wurden  die  Vomehmen  und  die  Gdtter 
bei  den  Aeihiopen  mit  Minium  bemalt;  nach  Herodot  VII,  69  waren  die 
Aethiopischen  Krieger  balb  mit  Gyps,  halb  mit  Minium  gef^rbt. 

2.  Die  Wdnde  der  Hypogeen  sind  mit  rahmenartig  eingefassten 
Bildem  geschmQckt,  von  deren  Kunstweise  und  Gegenstdnden  §.  233,  4. 


[232]  GegensUlnde.  283 

Die  Holzfutterale  oder  Kasten  der  Mumien  sind  von  aussen  mit 
religUysen  Gegenstftnden  bemalt  und  beschrieben,  und  enthalten  ein  Todten- 
Ritual,  wie  sonst  die  Papyrusrollen.  (Daher,  wo  Holzfutterale  der  Mumien, 
keine  Papyrusrollen.)  Die  vollstfindigste  Vorstellung  geben  Guigniaut  Rel. 
de  rant.  pL  45.  Minutoli  Tf.  36.  37.  Im  Innem  des  Kastens  findet 
sich  unter  der  Mumie  Gfter  eine  lebensgrosse  Figur,  die  bei  sp&tem  Mumien 
aus  ROmischer  Zeit  einem  Byzantinischen  Bilde  sebr  fibnlich  sieht.  Gailliaud 
II.  pi.  66  sqq.  Mumie  des  Pet-Mant-Icb-Mes  im  Museum  der  Insel  Jersey, 
Pettigrew  Archaeol.  Britann.  XXVII.  p.  262.  —  Ausfuhrlicbe  Beschreibungen 
der  gemalten  Mumiendecken  und  Kasten  zu  Miinchen  gibt  Wagen, 
Denkschriflen  der  Muncbner  Acad.  1820.  Die  sp^teste  Art  der  Malerei 
auf  Mumiendecken  zeigen  die  eben  dadurch  interessanten  Dresdner  Mumien 
(Becker  August  T.  I.)  Enkaustische  Malerei  der  Aegypter  nach  Rosellini 
II,  11.  Bemalte  Humienrollen  besonders  bei  Denon  pi.  136  sqq., 
Descr.  Y.  pi.  44  sqq.,  Mai  Catal.  (§.  216,  3),  Cadet  Copie  figure  d'un 
rouleau  de  papyrus  tr.  k  Tb^bes  dans  les  tomb,  des  Rois.  1805. 

4.  M&nner  rOtblich  (eine  eigentbiimliche  Fleischfarbe),  Frauen  gelb- 
licher;  Quadrupeden  in  der  Regel  rotb,  VOgel  meist  griin  oder  blau,  eben 
so  das  Wasser,  daher  auch  Ammon.  Blau  wird  durch  Kupfer-,  Braun 
durcb  Eisen-Oxyd  gewonnen.  Ck)staz  sur  la  peinture  des  Egyptiens,  M^m. 
T.  III.  p.  134.  Boettiger  Archaeol.  der  Mai.  S.  25—100.  Creuzer  Com- 
mentationes  Herodoteae  p.  385.  John,  Beilagen  zu  Minutoli's  Reise  3.  4.  5. 
Minutoli's  Abhandlungen  verm.  Inhalts,  zweiter  Cyklus,  I.  S.  49.  Baillif 
und  Merim^  in  Passalacqua's  Catalogue  p.  242.  258. 


b.    Gegenstdnde. 

232.  Der  Grundgedanke,  welcher  aus  den  neuen  Ent-  i 
deckimgen  uber  die  Bedeutung  Aegyptischer  Kunstwerke  von 
selbst  hervorlritt,  und  von  nun  als  Basis  festgehalten  werden 
muss,  ist  der:  die  Aegyptier  waren  voUig  ohne  den  Grie- 
chischen  DarstelUingstrieb ,  welcher  das  die  Seele  innerlich 
ErfuUende  und  Bewegende  darzustellen  nQthigt,  well  es 
schon  und  erhebend  ist  [§.  233 ,  6].  Ihre  Darstellung  wird  2 
uberall  durch  ausserliche  Zwecke  geleitet ;  sie  will  bestimmte 
Begebenheiten,  Akte,  Verdienste  beurkunden;  sie  ist  durchaus 
historischer ,  monumentaler  Art,  gleichsam  eine  ausgeffihrte 
Denkschrift.  Schrift  und  Bild  sind  hier  gleichsam  noch  un- 
geschieden  und  zusammengewachsen ;  daher  auch  das  Bild- 
werk  ziemlich  uberall  von  Hieroglyphenschrift  begleitet  wird, 


284  Aegyptiscbe  Kunst.  [232] 

deren  Inhalt  Bas  erstre  nur  in  grosserem  Maassstabe  ausfuhrt 

3  und  veranschaulicht.  Die  Cotter  werden  nicht  an  sich  vor- 
gestellt,  sondem  nur  in  Bezug  auf  ihre  Feier;  es  giebt  daher 
keine  rein  mythologische  Scenen ;  sondem  immer  ist  die  Absicht, 
die  Huldigungen  anzugeben,  welche  die  Gottheit  in  einer  ge- 

4  wissen  Modification  oder  Situation  empfangt.  AUe  Cultus- 
Scenen  der  Aegyptischen  Kunst  sind  bestimmte  Huldigungs- 
akte  bestimrater  Individuen,  Erinnerungsdenkmale  an  die  der 
Gottheit  geleisteten  Dienste.  Mit  Scrupulositat  werden  hier 
unzahlige  Arten  von  Darbringungen  und  Weisen,  seine  From- 

5  migkeit  zu  bezeigen,  unterschieden.  Eben  so  wird  das  Leben 
der  Unterwelt  stets  als  das  Schicksal  eines  Einzelnen,  als  das 

6  Todtengericht  uber  ihn,  dargestellt.  Endlich  sind  auch  die 
vermeinten  rein  wissenschafllichen  Darstellungen  des  Himmels 
zu  Horoskopen  einzelner  Individuen  aus  spaterer  Zeit  herab- 
gesunken. 

3.  Ueber  Darstellungen  aus  Aegyptischem  GOtterglauben  und 
Gultus:  Hirt  liber  die  Bildung  der  Aegyptischen  Gottheiten  1821  (nach 
Griechiscben  Nachrichten).  GhampoIIion's  Pantheon  Egyptien  (nach  hiero- 
glyphischen  und  andern  Beischriften).  Kupfer  zu  Creuzer's  Symbolik,  be- 
sonders  zu  Guigniaut's  Bearbeitung  (Religions  de  TAntiquit^,  Planches,  I. 
Cah.).  fK.  Schwenck  die  Mythol.  der  Aegypter  mit  13  b'thogr.  Tafeln  1846 
mit  eindringendem  Scharfsinn  und  grosser  mythologischer  Einsicht  durch- 
gefiihrt.]  —  Eine  sebr  wichtige  Quelle  der  Aegyptischen  Symbolik,  sAich 
wegen  eigenthamlicher  Verschmelzungen  interessant,  sind  die  Ton  Trajan 
bis  M.  Aurel  als  Caesar  reichenden  Nomen-Miihzen.  S.  Zo€ga  Numi 
Aeg.  imper.  R.  1786.  Tochon  d'Annecy  Rech.  sur  les  m6d.  des  nomes 
de  TEgypte.    P.  1822.  4.    Descr.  V.  pi.  58. 

Sichere  Personen  der  Aegyptischen  Kunstmythologie  scheinen 

A.    unter  den  GGttern: 

I.  Phthas,  die  Beischrift  in  pbonet.  Hierogl.J^tah,  in  enganliegen* 
dem  Kleide,  mit  geschlossenen  FQssen,  an  das  aus  vier  Stufen  bestehende 
GerQst  gelehnt  (welches  tcc  xixzaffa  &efitlia  genannt  wird,  und  wohl  die 
Elemente  bedeutet,  Reuvens  Lettres  a  Mr.  Letronne,  I.  p.  28  f.).  Auch 
zwergartig  und  ithypballisch ,  wie  im  T.  zu  Memphis,  vgl.  Toelken  zu 
Minutoli  S.  426.  Auch  mit  einem  Skarabaeus  als  Eopf,  Beischrift  Ptah- 
Tore  (^(OQtly  Reuvens  a.  0.  p.  14).  Der  Affe  Kynokephalos  sein  Symbol 
II.  Ammon,  Beischr.  Amn,  mit  Widder-  oder  Menschenkopf,  eine 
doppelte,  verschiedenfarbige  Feder  darauf,  mit  kClnstlichem  Barte  und  dem 
Scepter.    Modificationen   1    ithyphallisch ,    die   Geissel   schwingend,    mit 


[232]  GOttergestalten,  Gultus-Scenen.  285 

verbundenen  Fflssen,  mil  Beischnft  Aroni  wird  fdr  deif  Pan-Mendes 
Yon  Chemmis  gehalten,  der  in  seiner  von  Herodot  erwShnten  Bocksgestalt 
noch  nicht  nachgewiesen  ist.  2.  als  Aromon-Chnubis  oder  Knuphis  (vgl. 
Toelken  zu  Minutoli  S.  374),  Beischnft  Nef,  Nuf  (mil  gutturalem  n,  daher 
Griechiscb  Kvovtptg,  aber  in  Zusammensetzung  nsTevvovcpig),  roit  Bocks- 
hOmem.  Auch  in  Scblangengestalt ,  von  den  Griechen  Agathodaemon 
genannt.  A)s  Nilkrug  in  Kanobos  §.  230,  1.  3.  Mit  der  Sonne  vereinigt, 
als  Amonra,  Amonrasonter.  HI.  Der  Sonnengott,  Re,  Phre  genannt, 
sperberkApfig  {isQaxofiogtpog  Horapollon)  mil  der  Sonnenscheibe,  woran  ein 
Uraeos.  Verwandt  scheint  der  Mandu,  MavSovUs  in  einer  Inschrift 
von  Talmis,  dessen  Bild  oft  ausgekratzt  ist.  IV.  Thoyt,  der  IbiskOpflge, 
als  Grammateus  unter  den  G5ttern  dargestellt.  Auch  sperberkOpfig  nach 
Champ,  als  Hermes-Trismegistos,  sein  Emblem  der  gefiOgelte  Discus  (Tat). 
y.  Sochos  oder  Suchos,  Souk,  mit  Krokodilkopfe ;  auch  durch  ein  Krokodil 
mit  umgebogenem  Schwanze  bezeichnet,  auf  MQnzen  des  Nomos  von 
Omboi.  Zoega  10.  Tochon  d'Ann.  p.  130.  VI.  Der  Mondgott,  Pooh 
oder  Pioh  (p  ist  der  Artikel),  mit  geschlossenen  Fiissen,  einer  Haarflechte, 
Mondsichel.  Auch  mannweiblich ,  den  Aether  besamend.  VII.  Osiris, 
Ousri,  menschlich  mit  Krummstab  und  Geissel  (s.  Macrob.  Sat.  I,  23), 
besonders  an  seinem  hohen  Hute  kenntlich.  Das  Auge  ein  Hauptsymbol, 
VIII.  Aroeris,  Horus,  Harpokrates,  Arori,  oft  als  Knabe,  mit  einer 
einzigen  Haarflechte,  an  der  Isis  saugend,  auf  Lotos  sitzend.  Auch  sperber- 
k5pfig.  Den  Sperber  als  Sfiugling  der  Isis  zeigt  ein  Basalt-Torso  der 
Borgiaschen  Sammlung,  voll  interessanter,  aber  im  h5chsten  Grade  phan- 
tastischer  und  monstrOser  Vorstellungen.  IX.  Anubis,  Anbo,  mit  dem 
Kopfe  des  wilden  Hundes  (Schakals?).  X.  Bebon,  Babys  oder  Seth 
(gew5hnlich  Typhon),  mit  Nilpferdleib ,  Krokodilenkopf,  einem  Schwert  in 
Handen.    Als  Gestim  des  grossen  BSlren  im  Thierkreise  von  Tentyra. 

B.    Von  den  GOttinnen: 

L  Neith,  der  Geyer  bezeichnet  sie.  Mit  Menschen-  oder  Geyer- 
oder  Ldwenkopfe  (dann  ■  mit  der  Beischnft  Tafnet).  Auch  mannweiblich 
nach  Horapollon.  Vgl.  W.  von  Humboldt  in  den  Schriften  der  Bert. 
Acad.  1825.  S.  145.  II.  Athor  ('J(pqo81t7j),  die  GOttin  von  Tentyra, 
auch  zu  Philae,  mit  Euhkopf,  aber  auch  menschlich,  mit  einem  Geyer  als 
Kopfputz.  Ihr  hieroglyphischer  Name:  ein  Sperber  in  einem  Quadrat, 
m.  Isis,  menschlich,  mit  Kuhh^^rnem  und  einem  Discus  dazwischen,  oft 
schwer  von  Athor  zu  unterscheiden.  Die  Figur  mit  der  Feder,  die  Gham- 
poUion  sonst  Hera-Sate  nannte,  wird  jetzt  von  ihm,  wie  von  Toelken,  fQr 
die  Aletheia  oder  Wahrheit  (bei  Aegyptischen  Todtengerichten)  ang^hen. 

Die  vier  Genien  des  Amenthes,  der  Menschen-,  Schakal-,  Affen-  und 

Sperberk5pflge,  stehen  oft  in  mumienartigen  Gestalten,  oder  als  Kanoben, 
zusammen. 


286  Aegyptische  Kunst.  [232J 

4.  Haufige  Scenen  des  Cult  us  sind:  Opfer;  das  Thier  zerstQckelt; 
Thierschenkel,  Gefliige],  mil  FrQchten  uud  Blumen  auf  den  Opfertisch  ge- 
legt;  RauchgefHsse  auf  kunstlichen  H&nden  hingereicht;  ganse  Reihen  von 
Opferthieren  Tom  K^^nige  den  6()ttem  zugeFQbrt.  Hierogl.  pi.  61.  Adorationen 
von  GOttern  und  heiligen  Tbieren  (z.  B.  einer  heiligen  Kuh,  Hinutoli  Tf. 
30,  2).  Weibungen  von  Pharaonen  durch  Begiessung  mit  beiligem  Wasser, 
durch  Aufsetzung  heiliger  HQte.  Processionen  (wie  sie  Appulej.  Met.  XL 
bescbreibt),  wobei  auch  der  Gott  umhergetragen  wird  (vehitur  ferculo, 
Macrob.  Sat.  I,  23),  in  einem  Tempelcben  (naarog,  vaog  xQv^ovs),  wie  sie 
nocb  sp&t  von  Pbilae  nacb  Nubien  gebolt  wurden  (Letronne  Christ,  en 
Egypte  p.  77).  Namentlich  die  grosse  Procession  oder  na/taala  mit  dem 
AmmonsschifF  nacb  den  Memnonien  auf  der  Libyschen  Seite  binOber 
(Peyron,  Mem.  di  Torino  XXXI.  p.  48).  S.  das  Relief  von  Kamak, 
Descr.  III.  pi.  32.  33,  vgl.  das  von  Pbilae,  I.  pL  11.  Minutoli  Tf.20u.A. 
—  Oft  sind  sebr  zablreiche  GrOtterversammlungen  voigestellt,  wie  Hierogl. 
pi.  66.  67.  —  Dabei  sind  nun  durcbaus  die  anbetenden,  opfemden  Personen 
conventionelle  Portr&te,  und  bezeichnen  bestimmte  historische  Personen. 
Daber  z.  B.  in  einem  T.  von  Elein-Diospolis,  welchen  Kleopatra  als  Yor- 
mund  des  mindeijfthrigen  Ptolem.  V.  geweibt,  in  diesen  Reliefs  die  KOnigin 
stets  dem  KOnig  vorantritt  (Salt  Essay  p.  7).  Nicht  immer  betreffen  diese 
Oblationen  dfe  Consecration  des  Tempels,  sondem  sind  meist  blosse  Akte 
der  Huldigung  {ngosHvvijfAaTa  in  zahlreicben  Aegyptiscben  und  Nubischen 
Inscbr.,  s.  Niebuhr  u.  Letronne  im  Anbange  zu  Gau's  Antiq.  de  la  Nubie), 
wobei  man  fQr  Opfer  und  Gaben  Priestertitel  empfllngt  (s.  besonders  die 
Inscbr.  von  Gartasse,  Niebubr  p.  13),  welche  in  den  Bildwerken  obne 
Zweifel  besonders  durcb  den  Eopfscbmuck  der  Darbringer  bezeicbnet  werden. 
8.  Heeren  Ideen  II,  1.    S.  388. 

Eine  mytbologische  Scene  scbeint  das  berdhmte  Relief  von  Kamak 
(Descr.  III.  pL  64,  Hirt  Tf.  8,  61,  Guigniaut  pi.  32),  wo  dem  Osiris  das 
von  Typbon  entrissene  Glied  durcb  Ammon  zurflckgebracht ,  und  Typbon 
zugleich  durcb  Horus  fClr  die  Entreissung  gestraft  wird:  aber  auch  bier 
ist  ein  Pbarao  mit  Darbringungen  dabei.  Vgl.  die  Darstellung  aus  Pbilae, 
Hierogl.  68.  Ebenso,  wenn  die  den  Horus  s&ugende  Isis,  wenn  Horus  oder 
sein  Sperber  auf  der  Lotosblume  zwiscben  dem  feindlichen  Typbon  und 
scbGtzenden  Knepb  vorgestellt  wird,  gescbieht  dies  gewiss  immer  deswegen, 
weil  Isis  grade  als  Mutter,  Horus  grade  als  angegrififen  und  vertheidigt 
Gegenstand  einer  Adoration  und  Darbringung  sind. 

5.  Zum  Todtenscbicksal  gebOren:  Die  Einbalsamirung  durcb 
Anubis.  Der  Transport  der  Mumie  nacb  der  Todtenstadt  am  jenseitigen 
Nilufer  zu  ScbifTe  (bdlzerne  Modelle  solcher  Scliiffe  in  dem  Grabe,  welcbes 
Passalacqua  geOffnet,  jetzt  in  Berlin).  Vielerlei,  zum  Tbeil  scbwer  zu  er- 
kl&rende,  Consecrationen  der  Mumie.    Das  Todtengericbt  und  die  Seelen- 


[233]  Steinsculptur.  287 

wagung;  Aroeris  und  Anubis  w^en  die  guten  Handlungen,  Thoyt  be- 
zeichnet  eine  Zahl  am  Jabresscepter  (nach  Guigniaut),  etwa  die  der  Jabre 
der  Seelenwandening;  dem  Osiris  als  Herrscher  der  Unterwelt  (Peteni- 
pamentes  in  der  Inscbr.  von  Pbilae)  wird  ein  Suhnopfer  gebracht;  dabei 
sitzen  42  oder  43  Todtenricbter  armlos,  wie  -in  den  Tbebaeiscben  Richter- 
statuen  (Plut.  de  Is.  10),  mit  dem  Zeichen  der  Wabrheit.  Diese  Vor- 
stellungen  sind  auf  Stelen  (die  interessanteste  die  zu  Carpentras  mit  der 
Phoenikiscben,  oder  Aramaeiscben,  Untei-^brift,  an  den  Wanden  der  Grab- 
denkm&ler,  Descr.  II.  pi.  35,  und  besonders  auf  Mumienrollen  sebr  h&ufig 
(Descr.  II.  pi.  60.  64.  67.  72;  Hieroglyph,  pi.  5;  Fundgruben  des  Orients 
V.  8.  273;  Mai  Gatalogo,  Todtenritual  des  Nesimandu).  Todtenopfer; 
eine  priesterlicbe  Familie  bringt  dem  gestorbenen  Vater  Ptahmes  Ob- 
lationen,  auf  einer  Stele  in  Florenz,  Rosellini  Di  un  basso -rilievo  Egiz. 
F.  1826.  Wie  der  apotbeosirte  Kdnig  von  den  GOttem  empfangen  wird, 
sie  umarmt,  Gescbenke  erh^t,  stellen  besonders  die  Reliefs  des  Kdnigs- 
grabes  bei  Belzoni  pi.  5.  18  sqq.  dar.  Wie  die  GOtter  Ramses  des  Gr. 
Namen  auf  die  Blatter  der  Persea  schreiben,  sieht  man  im  Ramesseion. 
Cailliaud  II.  pi.  72.    Minutoli  Tf.  22,  2. 

6.  Sog.  astronomiscbe  Dorstellungen ,  nacb  den  Verf.  der  Descr. 
JoUois,  Devilliers,  Jomard,  Fourier:  das  Planispbaerium  von  Tent3rra,  jetzt 
in  Paris  (wabrscbeinlich  aus  der  Zeit  Nero's,  der  Zodiacus  von  Tentyra 
(aus  der  Zeit  Tiber's),  zwei  zu  Esneb,  eine  zu  Hermontbis,  eine  zu  Theben. 
Nirgends  bildet  bier  der  Zodiacus  einen  Kreis,  immer  entweder  eine  Spi- 
rale  oder  Parallelen;  so  dass  immer  ein  Zeicben  die  Reibe  anfQhrt.  Bei 
der  Mumie  des  Petemenon  aus  dem  Hypogeum  einer  graecisirenden  Familie 
bei  Kumah  (s.  S.  Quintino  Lezioni  V.  und  Mem.  d.  Ace.  di  Torino  XXIX. 
p.  255),  abgebildet  bei  Cailliaud  II.  pi.  69,  tritt  der  Steinbock,  unter  dem 
Petemenon  (am  2.  Juni  116  n.  Gbr.)  geboren,  ganz  aus  der  Reibe  beraus. 
S.  Letronne  Observations  critiques  et  arcb^ologiques  sur  Tobjet  des  repre- 
sentations Zodiacales.  1824.  Docb  Iftsst  sich  diese  Erkl&rung  auf  eine 
andre  Mumie  derselben  Familie  nicbt  anwenden.  Reuvens  Lettres  k 
Mr.  Letr.  II,  2.  Die  Zodiacalbilder  sind  offenbar  ursprQnglich  der  Aegyp- 
tiscben  Mytbologie  und  Wissenscbaft  fremd;  sie  scbeiden  sicb  als  ganz 
verschiedenartig  aus  den  Qbrigen,  wirklich  einbeimiscben  Gestirnbezeicb- 
nungen  beraus. 

233.  Eine  Heroenmythologie ,  dieser  grosse  Hebel  der  i 
Griechischen  Kunst,  mangelte,  nach  Herodot,  Aegypten  durch- 
aus;  Gotter  und  menschliche  Furslen  grenzen  hier  unmiltel- 
bar  aneinander.  Seit  uralten  Zeiten  wurden  Konige  und  2 
Priester  durch  Statuen  geehrt,  die  von  denen  der  Gotter 
kaum  durch  ein  allgemeines  Kennzeichen  zu  unterscheiden 
sind;  und  die  Pylonen  und  Wande  der  Pallaste,  die  Konigs-  3 


288  Aegyptische  Kunst.  [233] 

Graber  und  Monuraente  verewigen  in  zahllosen  Bildem  die 
Hauptthaten  des  ofifentlichen,  kriegerischen  und  politischen 

4  Lebens  der  Herrscher.  Eben  so  bezeugen  die  Wande  der  Graber 
des  Volkes  durch  Gemalde  uberall  das  besondere  Geschaft 
und   den  speciellen  Beruf  derer,   die   sie   inne  haben.    Bei 

6  diesem  engen  Verhaltniss  der  Kunst  zur  Wirklichkeit  darf 
es  auch  nicht  befremden,  wenn  die  Aegyptischen  Kunstler 
schon  sehr  fruhzeitig  den  Abbildungen  der  Konige  eine  Art 

6  von  Portratahnlichkeit  zu  geben  bemiiht  waren.  Ueberall 
herrscht  in  dieser  Kunst  die  Absicht  vor,  das  Gedachtniss 
bestimmter  Begebenheiten  und  Zustande  zu  erhalten,  so  sehr, 
dass  auch  das  speciellste  Detail,  die  Zahl  erschlagner  Feinde, 
gefangener  Fische  und  VQgel,  mit  in  die  Kunstdarstellung 
aufgenommen  wird,   und  sie  selbst  die  Stelle  eines  Registers 

7  daruber  vertritt.  —  Und  so  baut  sich,  wie  im  ganzen  Aegyp- 
tischen Leben,  so  auch  in  der  bildenden  Kunst,  auf  dem 
Fundament  einer  wunderbaren  Natur-  und  Weltanschauung, 
welche  in  der  Religion  ausgepragt  war,  ein  nuchternes  und 
kaltes  Verstandesleben  auf,  welches  jene  seltsamen  Symbole, 
die  die  Phantasie  fruherer  Zeiten  hervorgebracht,  wie  ge- 
gebene  Formeln  anwendet,  um  damit  die  zahlreichen  Distin- 
ctionen  eines  kunstlich  ausgebildeten  burgerlichen  Zustandes 
und  einer  priesterlichen  Wissenschaft  zu  bezeichnen,  auch  da- 
durch  einen  grossen  Reichthuin  von  bildlichen  Darstellungen 
gewinnt,  aber  dabei  von  jener  Warme  und  Lebendigkeit  der 
Anschauung,  der  die  eigentliche  Bedeutung  der  Naturformen 
deutlich  wird,  von  jener  gesunden  Mitte  von  Gemuthsleben 
und  Sinnlichkeit,  aus  der  allein  die  wahre  Kunst  hervorgeht, 
himmelweit  entfernt  bleibt. 

2.  Statuen  der  Kdnige,  besonders  colossale,  sind  zahlreicher  als 
die  der  GOtter.  Der  an  50  F.  hohe,  aus  einer  granltShnlichen  Breccia  ge- 
hauene  sogen.  Memnon  (den  bloss  die  Griechen,  wie  es  scheint,  wegen  des 
zuflUligen  Klingens  beim  Sonnenanfgang,  mit  dem  Namen  dieses  Sohnes  der 
HorgenrOthe  benannten),  Descr.  11.  pi.  2:2.  Hierogl.  13,  ist  Amenophis  II.; 
es  ist  die  Statue,  die  frflhzeitig  zur  Ruine  geworden,  und  noch  in  Hadrian's 
Zeit  (Juven.  XV,  5)  halb  abgebrochen  war  und  erst  hemach  restaurirt 
wurde,  wodurch  wahrscheinlich  das  Klingen  des  Steins  aufhOrte;  daneben 
steht  der  vollst&ndigere  Goloss  Ramses  des  6r.  Ygl.  Jacobs  uber  die  Mem- 
nonien,  Leben  und  Kunst  der  Alten  III,  I.,   und  dber  die  Geschicbte  der 


[233]  KOnigsstatuen,  Kriegsthaten.  289 

Statue  besonders  Letronne  la  statue  vocale  de  Memnon.  P.  1833.  (Der 
klingende  Stein,  den  Wilkinson  darin  gefunden,  ist  wohl  ei-st  nach  Auf- 
hOren  des  natdrlichen  Klingens  eingefugt  worden.  Letronne  in  dem  Archiv 
f.  die  Philol.  Leipz.  1834.  HI.  S.  254 — 57  sur  les  moyens  artificiels 
employes  pour  produire  la  voix  de  Memnon  selon  Mr.  Wilkinson.  L.  nimmt 
an,  dass  der  erklingende  Stein  ein  restaurirter  Theil  sei.  Wilkinson  in 
den  Schriften  der  Society  of  Litter.  II,  2.  p.  451.  S.  iiber  die  zahlreichen 
Statuen  der  Amenophis,  Thutmosis,  Ramses  im  Turiner  Museum  Gham- 
pollions  Lettres  k  Blacas,  C!ost.  Gazzera  Descr.  dei  monumenti  Egizj  del 
R.  Museo  Egizio.  Tor.  1824.  mit  12  lithogr.  Tafeln.  [Der  Ramses  das 
schOnste  Werk  der  Aegypt.  Kunst.]  Ueber  den  sehr  alterthdmlichen  Goloss 
des  Ptah  men  Manduei  (nach  Champollion  Figeac  2272  v.  Chr.?)  auch 
8.  Quintino  Lezioni  III.  Mem.  d.  Ace.  di  Torino  XXIX.  p.  230.  Lepsius 
CLber  die  Statuen  der  Mutter  des  Ramses  Sesostris  und  die  des  Amasis. 
Mon.  d.  I.  II,  40.  Annali  IX.  p.  167.  Uebrigens  errichtete  Aegypten 
solche  Ehi*enstatuen  spSter  nicht  bloss  fremden  KOnigen,  sondern  audi 
andern  angesehenen  Mannern,  wie  dem  Kalli machos  unter  der  Kleo- 
patra  nach  dem  Decret  der  The])aeiscben  Priester  des  Amonrasonter  zu 
Turin. 

3.  Die  Thateii  der  KOnige  findet  man  jetzt  auf  den  Monumenten 
so  wieder,  wie  sie  dem  Germanicus  nach  Tacit.  Ann.  II,  60  ausgelegt 
wurden:  Manebant  structis  molibus  litterae  Aegyptiae,  priorem  opulentiam 
complexae:  iussusque  e  senioribus  sacerdotum,  patrium  sermonem  inter- 
pretai'i,  referebat:  habitasse  quondam  DCC  milia  aetate  militari,  atque  eo 
cum  exercitu  regem  Rhamsen  Libya,  Aethiopia,  Medlsque  et  Persis  et 
Bactriano  ac  Scytha  potitum  etc.  Legebantur  et  indicta  gentibus  tributa, 
pondus  argenti  et  auri,  numerus  armorum  equorumque,  et  dona  templis, 
ebur  atque  odores,  quasque  copias  frumenti  et  omnium  utensilium  quaeque 
natio  penderet.  Col.  Mure  sopra  i  popoli  stranien  introdotti  nelle  rappr. 
storiche  dei  mon.  egiz.  Annali  d.  I.  VIII.  p.  333.  Lands chlach ten  auf 
den  Pall^ten  zu  Medinet-Abu,  von  Ramses  Meiamun;  zu  Eamak  (Denon 
pi.  133)  von  Ramses  dem  Gr.;  im  Ramesseion  von  demsdben  (Descr.  11. 
pi.  32);  zu  Luxor,  von  Amenophis  IL  und  Ramses  dem  Gr.  E  robe  rung 
einer  Feste,  am  Ramesseion,  durch  Ramses  den  Gr.,  Descr.  II.  pi.  31. 
Hamilton  pi.  9.  Gailliaud  II.  pi.  73.  Vgl.  Dureau  de  la  Malle  Poliorc^tique 
des  Anciens  avec  un  Atlas  de  7  planches.  Kampf  der  Heerfflhrer, 
des  Aegyptiers  mit  dem  Hyksos?,  Descr.  III.  pi.  38.  Hamilton  pi.  8.  Ueber 
den  Gebrauch  der  Streitwagen  dabei  Minutoli  Abhandl.  zw.  Gyklus,  I. 
S.  128.  Seeschlachten,  meist  zugleich  Landschlachten,  wahrscheinlich 
an  den  KCksten  des  Erytliraeischen  Meers  geliefert,  zu  Karnak  und  Medinet- 
Abu,  Descr.  11.  pi.  10.    Hamilton  pi.  9.    Dass  die  Gegner  der  Aegyptier 

O.  Mailer's  Arohaeolo^e.    4.  Anil.  19 


•  290  Aegyptische  Kunst.    Privatleben.  [233] 

in  die^n  Seeschlachten  die  Aethlopen  von  Meroe  sind,  dafQr  spricht 
der  scheinbar  aus  emporstehenden  Federn  bestehende  Kopfputz,  in  dem 
ich  wiederzuerkennen  glaube,  was  Lukian  de  salt.  18  von  den  Aethiopen 
angiebl :  sie  brauchen  ihren  Kopf  als  KGcher,  indem  sie  die  Pfeile  strablen- 
fbrmig  herambinden.  Doch  s.  jetzt  Rosellini.  Triumph  des  Siegers, 
sich  in  eine  heilige  Procession  des  Ammon-Mendes  verwandelnd,  wobei 
der  KOnig  auch  als  erster  Ackersmann  erscheint,  im  Innem  des  Pallastes 
von  Medinet-AbUi  Descr.  II.  pi.  11.  Aufschattung  der  abgehauenen  H&nde, 
um  die  Todten  zu  zfthlen,  vor  dem  8iegswagen  des  Herrschers,  Descr.  II. 
pi.  12.  Ham.  pi.  8.  ZC&ge  von  Gefangnen  von  den  Triumphwagen  des 
KOnigs,  im  PaUast  zu  Medinet-Abu,  im  Ramesseion,  Descr.  II.  pi.  12. 
Hierogl.  15. '  Darbringung  der  Aethiopischen  Beute  vor  den  Thron  Ramses 
des  Gr.  in  dem  Felsendenkmal  zu  Talmis,  Gau  Tf.  14.  15.  Gesandt- 
schaflen  der  unterworfenen  VOlker  (Neger,  Libyer,  Syrer?)  in  sehr  charak- 
teristischer  Darstellung  an  den  Herrscher,  in  dem  KOnigsgrabe  des  Aken- 
chei-es,  Belzoni  pi.  6.  7.  8.  Minutoli  Nachtr.  Tf.  3.  Hinrichtungen  oder 
0()ferungen  (?)  schwarzer  Menschen  in  den  EOnigsgriLbern ,  Descr.  II. 
pi.  86.  Der  Herrscher,  viele  Personen,  zum  Theil  ofTenbar  Nicht-Aegyptier, 
mitnnter  aber  auch  Frauen,  am  Schopfe  fassend  und  tOdtend  (opfemd, 
hinrichtend  ?) ,  in  vielen  Bildwerken.  Aehnlich  die  KOnigin  in  Meroe, 
Gailliaud  I.  pi.  46.  Mon.  dell*  Egitto  e  delle  Nubie  disegnati  dalla 
spedizione  scientifico  -  letter.  Toscanica,  distrib.  in  ordine  di  materie, 
interpretati  ed  illuustr.  dal  Dott.  Ippol.  Rosellini.  P.  II.  mon.  civili 
T.  I.  1834. 

4.  Das  Privatleben  ist  besonders  in  den  Katakomben,  nament- 
lich  zu  Eleithyia,  dargestellt  (Costaz,  M^m.  T.  I,  p.  49),  Scenen  des 
Ackerbau's,  Pfldgen,  Emdten  des  Getreides,  Erndte  eines  Nelumbo- 
feldes,  Weinlese  und  Eeltem,  Oelpressen  (?),  Hanfschlagen ,  Descr.  I. 
pi.  68-71.  II.  pi.  90.  V.  pi.  17.  18.  Hamilton  pi.  23.  vgl.  Mongez 
Sur  les  instrumens  d'agric.  chez  les  anciens,  M4m.  de  Tlnst.  roy.  T.  II. 
p.  616.  III.  p.  1.  Ein  Hirte,  der  sein  Vieh  z^lt,  in  den  Katakomben 
von  Memphis,  Gailliaud  II.  pi.  73.  Weberei  (Minutoli  pi.  24,  2),  Schiff- 
fahrt  (Descr.  pi.  I.  68  sqq.  Hamilt.  23).  Handel  und  Verkehr,  Wilgen  der 
Waaren  u.  dgl.  Wafifen-  und  Ringiibungen  (Descr.  IV.  pi.  66,  ungewiss 
aus  welcher  2ieit).  Gastm&hler,  Tanz  und  Musik  (herrlich  geschmdckte 
Instrumente  in  der  sogen.  Harfengrotte ,  Descr.  II.  pi.  91).  Die  inter- 
essanteste  Darstellung  sind  die  VergnQgungen  des  KOnigs  auf  der  Jagd, 
dem  Entenfange  (Falkenbeize  ?) ,  der  Fischerei,  aus  den  Hypogeen  bei 
Kurnah.  Auch  hier  wird  alles  Erlegte  gleich  einregistrirt.  Gailliaud  II. 
74.  75.  L5wenjagd  des  K.,  Descr.  II.  pi.  9.  Hamilton  pi.  8.  [Wilkinson 
§.  230.  A.  3.] 


[233]  KOnigssUtuen,  Kriegsthaten.  291 

5.  Eine  Ikonographie  der  Herrscher  Aegyptens  von  Amenophis  I. 
an,  in  Rosellini's  Monuro.  dell'  Eg.,  Atlas  I.  Bedenken  erregt  indess  der 
Umstand,  dass  diese  PortrSLte  grade  da  aufhOren,  wo  man  sie  durch  Ver- 
gleichung  controliren  kOnnte.  Denn  bei  den  Plolemfieem  ist  kaum  eine 
Aebnlichkeit  mil  den  Griechischen  MOnzbildern  wahrzunehmen ,  bei  den 
Eaisern,  aucb  nach  Roselllni,  gar  keine.  Vgl.  Rosell.  T.  1.  p.  461  ff. 
Besonders  fst  der  Sesostris  tv.  VI.  f.  22  dem  young  Memnon  des  Briti- 
scben  Museums  un&hnlich.  Gegen  Rosellini's  Ikonogr.  B.  Rochette  Joum. 
des  Sav.  1834.  p.  457.  521.  Roeellini  P.  I.  T.  1.  2.  Mon.  storici  1832. 
33.  Untersuchungen  uber  Gbronol.  u.  Geschichte.  KOpfe  von  Amenopb  I., 
Haupt  der  18.  Dynastie  bis  zu  den  Ptolemaeem. 


.  *  Die   Syrischen  Stimme. 

234.  Die  Syrischen  oder  sogenannten  Semitischen  Na- 
tionen,  welclie  fast  das  ganze  Vorderasien  zwischen  Halys 
und  Tigris,  Armenien  und  dem  Erjrthraeischen  Meere  be- 
wohnten,  und  eben  so,  wie  die  Aegyptier,  ge\\isse  Grundzuge 
des  nationalen  Charakters  in  Religion,  Verfassung  und  Sitte 
zeigen,  haben  besonders  in  zwei  Stammen  Kunstwerke  eigen- 
thumlicher  Art  hervorgebracht ,  von  denen  wir  noch  Ge- 
naueres  wissen,  in  Babylon  und  in  Phoenikien.  Ab- 
hangig  davon  erscheint  Klein asien,  welches,  zur  einen 
Halfte  von  Semiten  bewohnt,  auch  in  der  andern  durch  die 
uralte  Herrschaft  der  Assyrier  iiber  Lydien  die  fruhzeitig 
entwickelte  Cultur  dieses  Stammes  uberkam. 


A.     Babylonier. 
1.    Architektonik. 

1  235.  Die  Babylonier,  durch  einen  innern  Trieb, 
wie  andre  Volker  dieser  Gegend,  fruhzeitig  in  grosse  Massen 
zusammengedrangt ,  womit  die  Entwickelung  einer  strengen 
Monarchie  zusammenhangt,  und  zugleich  durch  die  Lage  ihres 
niedrigen  Flusslandes  zu  schutzenden  Bau-Unternehmungen 
hingetrieben ,  untemahmen   schon   in  uralten  Zeiten   grosse 

2  Werke;  wozu  als  Material  wenig  Holz  (fast  nur  Palmstamme) 
und  Stein  (der  weit  aus  Armenien  kommen  musste)  gebraucht 

3  werden  konnte;  dagegen  aus  dem  feinen  Thon  des  Bodens 
die  treflflichsten  Backsteine,  fur  die  innem  Theile  der  Gebaude 
an  der  Sonne  getrocknete,  fur  die  aussem  gebrannte,  ver- 
fertigt,  und  durch  Asphalt  (der  von  Is,  jetzt  Hit,  am  Euphrat 
kam)  und  Gyps  mit  dazwischen  tretenden  Rohrlagen  zu  einer 

4  fest  zusammenhangenden  Masse  vereinigt  wurden.  Leider 
hat  aber  auch  diese  Wahl  des  Materials,  zumal  da  immer 
neue  grosse  Stadte,  namentlich  das  zur  Vernichtung  Babylons 
angelegte  ungeheure  Seleucien,  hier  ihren  Baustoflf  suchten,  be- 
wirkt,   dass  es   bis  jezt  noch  unmoglich  gewesen,  aus  den 


[236]  Babylonische  Architektonik.  293 

unfonnlichen   Trunimerhaufen   die  bestimmten  Formen    der 
Babylonischen  Architektur  herauszuerkennen. 

1.  Canale  des  Euphrats;  Damme  gegen  den  Strom;  Ableitungs-Seen 
mit  steiiiemen  Mauern  eingefasst;  Schleusswerke  des  Canals  Pallakopas. 

2.  Niir  die  grosse  Euphratbrucke  von  Babylon  bestand  nach  Hero- 
dot  1,  186.  Diodor  IT,  8.  Curlius  V,  4  aus  Steinquadern,  die  mit  eisernen 
Klammern  und  Blei  verbunden  waren,  und  gegen  den  Strom  spitzwinklige 
Pfeiler  bildeten.  Ueber  diese  waren,  schnel!  wegnehmbar,  Balken  von 
Palmbaumen,  Cedern,  Gypressen  gelegt.  —  Der  fal^lhafte  tunnel  wird 
zwar  von  Diodor  als  ein  Gew6lbe  aus  Backsteinen  rait  sehr  vielem  As- 
phalt geschildert:  aber  in  den  Ruinen  ist,  nach  Rich  und  Porter,  keine 
Spur  von  WOlbung. 

3.  Kal  iytviTO  avroig  t]  nXiv%oq  ilq  Xid^ov  xal  aafpaXrog  ^v  ' 
avToig  6  7tr]X6sf  Genesis  II,  3.  Das  Genauere  Herodot  I,  179.  Ktesias  bei 
Diodor  II,  7.  10.  Berosos  bei  Joseph  g.  Apion  I,  19.  vgl.  auch  Phlegon 
de  mulieribus,  Gotlinger  Bibl.  St.  VI.  Ined.  p.  10.  Schol.  Arist.  Vdgel  5.52. 
Die  Ruinen  von  Ninive  aus  eben  solchen  Backsteinhaufen  wie  Babylon, 
A.  J.  Rich  Narrative  of  a  residence  in  Koordistan  and  of  the  site  of  ancient 
Nineveh  II  Vol.  1836.    8. 

236.    Die  Babylonischen  Bauwerke  zerfallen  in  zwei  1 
Classen.    Erstens  altere  der  einheimischen  Dynastien.    Dazu  2 
gehoren  die  Anlagen  der  westlichen  Seite,  wo  sich  Alt-Ba- 
bylon mit  unabsehbar  langen  sich  rechtwinklich  durchschnei- 
denden  Strassen  ausbreitete,   wo  die   altere  Konigsburg 
noch  in  einer  Anhohe   von  Backsteinen   erkennbar   ist,  und 
wo  auch  der  grosse  Terapel  des  Baal,  der  Thurm  zu  Babel, 
lag,  der  in  Birs  Nimrod  durch  dessen  Grosse  und  terrassen- 
fonnige  Anlage   mit   Sicherheit   erkannt  wird.      Zweitens  3 
die  Werke  der  Ghaldaeischen  Fursten  (von  6:27  v.  Chr.),  be- 
sonders   des   Nabuchodonosor,   welcher  der   alten  Stadt,  im 
Westen  des  Euphrat,    eine  neue,   ostlich  vom  Stronie,   zum 
Schutz  dieser  Seite  hinzufugte,    beide   mit    mehrern  Befesti- 
gungslinien  umgab,  und  besonders  die  Neustadt  mit  herrlichen 
Werken  schmiickte;  unter  denen  eine  Nachahmung  eines  Per-  5 
sischen  Gebirg-Parks  uns  am  genauesten  bekannt  ist. 

2.  Birs  Nimrod,  1*2  Deutsche  Meilen  vom  Euphrat,  und  doch 
nach  Herodot  und  Diodor  mitten  in  der  Stadt.  Unten  ein  ungeheures 
Ibqov,  1200  F.  im  [j,  welches  aber  nicht  als  znsammenhangendes  Gebaude 
zu  denken  ist;  mitten  darin   der  T.  des  Baal  mit.  der  goldnen  Bildsaule, 


294  Kunst  der  Syrischen  Stamme.  [236] 

von  einem  runden  Thurm  eingeschlossen ,  der,  unten  600  F.  im  Durch- 
messer,  sich  in  8  Terrassen  erhob.  Im  obersten  Stockwerke  der  heiligste 
T.  ohne  Bild;  nur  mit  einem  goldnen  Tisch  und  Ruhebett  fQr  den  Gott. 
Herodot  I,  181  ff.    Der  Thurm  600  F.  hoch  nach  Strabon. 

3.  Wir  Ziehen  entschieden  Berosos  von  Josephus  erhaltene  Archiv- 
nachrichten  ilber  den  Ursprung  dieser  Anlagen  (Berosi  quae  supersunt, 
ed.  Richler  p.  65),  mit  denen  sich  auch  Herodot  wohl  vereinigen  lasst, 
den  Fabeln  bei  Ktesias  und  Diodor  vor,  welche  zum  Theil  auf  der  volks- 
massigen  Benennung:  Semiramische  Werke,  fiir  alle  grossen  Werke  im 
Orient  benihen.  Wie  vortrefiflich  Berosos  Angaben  mit  den  vorhandnen 
TrQmmem  stimmen,  hat  Heeren  gezeigt,  Ideen  I,  2.  S.  172  ff. 

4.  Ueber  die  Mauern  Babylons,  Erbauer,  GrOsse  u.  s.  w.  die  Com- 
mentatoren  zu  Diodor  II,  7,  besonders  Tzetzes  Chil.  IX,  568. 

5.  Nahuch.  baut  nach  Berosos  diesen  kflnstlichen  Paradeisos 
fQr  seine  Medische  Gemahlin  Amuhia  (Nitokris?  vgl.  Niebuhr  Kleine 
Schriften  S.  208  f.).  Nach  Diodor  II,  10  lasst  sich  ein  vSllig  genauer 
Plan  davon  machen;  Strab.  XVI.  p.  738,  welcher  von  GewOlben  spricht, 
ist  ungenauer.  Der  ganze  Bau  mass  400  F.  im  [J',  und  bestand  aus 
22  F.  stark^n  paralellen  Backsteinmauern,  getrennt  durch  G&nge  {cvQiyYBg) 
von  10  F.  (Bei  Curtius  V,  5  schreibe:  quippe  XX.  pedes  lali  parietes 
sustinent,  XI.  pedum  intervallo  distantes;  denn  der  Mauern  konnten  nur 
13  sein,  Syringen  12).  Steinbalken,  16  F.  lang,  (weil  2  X  16  =  22  +  10), 
lagen  daruber;  alsdann  4  Lagen:  Rohr  in  Asphalt,  Backsteine  in  Gyps, 
Blei,  Gartenerde;  deren  untere  das  Durchdringen  der  N^sse  und  das 
Zersprengen  des  GemSuers  durch  die  Kraft  der  Vegetation  bezweckten. 
Die  hSchste  Terrasse,  50  F.  hoch,  war  dem  Euphrat  am  nSchsten;  in 
der  ersten  Syrinx  war  ein  Pumpwerk.  Noch  sieht  man  in  den  Ruinen- 
haufen  el  Eha^  parallele  Mauern  und  G^nge  dazwischen,  die  mit  Sand- 
steinblOcken  uberlegt  sind. 

Ruinen  von  Babylon.  Quellen:  Niebuhr  Reisebeschreibung 
nach  Arabien  Bd.  II.  S.  290.  Maurice  Rich  Memoir  on  the  Ruins 
of  Babylon,  in  v.  Hammer's  Fundgruben  Bd.  Ill,  und  dann  beson- 
ders zu  L.  8.  Von  Demselben:  Observ.  on  the  Ruins  of  Bab. 
L.  1816  u.  On  the  Topography  of  anc.  Bab.  in  der  Archaeol.  Britann. 
T.  XVIII.  243.  Gap.  Keppel's  Reise  von  Indien  nach  England,  s.  Kunstbl. 
1827.  N.  43.  Robert  Ker  Porter's  Travels  in  Georgia,  Persia,  Armenia 
V.  II.  pi.  69 — 76.  Bearbeiter:  Rennell  Geogr.  System  of  Herodotus, 
im  Auszug  in  Bredow's  Ustersuchungen  Qber  die  alte  Gesch.  11.  S.  533. 
Ste  Croix  sur  les  ruines  de  Bab.,  M6m.  de  1  Ac  des  Inscr.  T.  XLVIII.  p.  1. 


[237]  Babylonische  Gmterbilder.  295 

Beauchanip  M4m.  sur  les  antiqu.  Babyloniennes,  Journal  des  Sav.  1790. 
p.  797  fr.    Heeren  Ideen  I,  2.  S.  157  ff.  nebst  Plan. 


2.    Bildende  Knnst. 

237.    Die  bildende  Kunst  zeigte  sich  theils  in  Reliefs,  1 
welche  in  die  noch  ungebrannlen  Backsteine  eingedruckt  und 
mit   einera    bunt  en   Firniss   uberstrichen   wurden;    theils   in  2 
Gotterstatuen  und  Colossen,  welche  aus  einem  holzemen 
Kem  bestandeU;   uber   den   geschlagenes  Metall,  Gold  oder 
Silber,  gezogen  wurde  (vgl.  §.  71.  84),   und  denen  zur  Er- 
hohung  des  Glanzes  aus  Edelsteinen  zusammengesetzte  Attri- 
bute angefugt  wurden;  auch  kostliche  Gewander,  in  deren 
Verfertigung  und  Farbung  die  Babylonier  besonders  ausge-  3 
zeichriet  waren,  dienten  diesen  Bildsaulen  zu  einem  die  Augen 
blendenden  und  durch   wundersame  Figuren  die  Phantasie 
beschaftigenden  Schmucke. 

1.  Von  den  Reliefs  an  der  innersten  und  zweiten  Mauer  der  west- 
lichen  KOnigsburg,  welche  allerlei  Thiere  und  kOnlgliche  Jagden  darsteliten, 
sagt  Diodor:  *Ev  dfiaiq  In  xalq  nXlv^oiq  diBttTvnmro  &fj{flu 
navtodana  t^  tcov  xgrnfiavrnv  €piXoTi%via  xiiv  uli^siav  anofiifioVfiBva, 
Vgl.  Hesekiel  4,  1 ;  auch  die  gemalten  Gbaldaeer  mit  bunten  R5cken  und 
HQten,  Hesekiel  13,  14,  waren  wohl  solche  Arbeiten.  Noch  findet  man 
Backsteine  mit  Keilscbrift  an  der  untem,  und  eingedrQckten  Thierfiguren 
an  der  vordem  Seite  in  Babylon. 

2.  S.  Herodot  I,  183  liber  das  Bild  des  Belos,  sammt  Tisch,  Thron 
und  Fussschemel  aus  Gold  (800  Talente),  und  einer  andem  goldenen 
Statue  von  12  Ellen  HOhe,  die  aber  der  Schriftsteller  selbst  nicht  sah. 
Fabelhafteres  Diodor  II,  9  uber  die  goldenen,  getriebenen  Bilder  des  Zeus, 
der  Hera  u.  Rhea;  dabei  ein  aus  edlen  Steinen  zusammengefdgler  Scepter, 
cxrjnTifov  Xid-oxolXrjtov.  (So  weihte  Milto  in  Asien  neben  einer  goldenen 
Venus-Mylitta  eine  neXftag  Xi^oxoXXrjros^  Aelian,  V.  H.  XII ,  1.)  Ueber 
die  Verfertigung  der  Bilder  besonders  der  Brief  Jeremias  I,  7:  yXoodtfa 
yoQ  avTtov  iarl  Kavf^vafiivr]  vnb  rixtovog  (Berosos  zu  Athen  inaurata 
lingua  Plin.  VIE,  37),  avra  dl  nsQlxQvea  %cel  niQidgyvga  —  %al 
maufQ  nagd'svip  (piXoyioafiCo  Xttfifavovxtg  %QVciov  naTetaiitvd^ovoi  oze- 
qftivovg  ini  rorf  iietpciXag  xtov  d^smv  avzmv  u.  s.  w.,  besonders  V.  54.  56.  57. 
Vgl.  Daniel  3.  Zngaz'^QOij  nach  Berosos  bei  Hesych,  die  noafnJTQia  der 
Babylonischen  Hera.  Von  ehernen  Statuen  alter  K6nige  in  Babylon 
Diodor  11,  8.  Steinerne  Bilder  kommen  nur  bei  Daniel  5,  4.  23  vor. 
Vgl.  Mttnter  Rel.  der  Babylonier  S.  59  ff. 


^96  Kunst  der  Syrischen  Stamme.  [238] 

3.  Von  Babylonischen  ZeUgen  und  Teppichen  mit  eingewebten 
Wunderthieren  (S<oa  rsQar^Sr}  Philostr.  Imagg.  II,  32.  vgl.  II,  5),  Boetliger 
Vasengemalde  1,  III.  S.  105  sqq.  Heeren  I,  2.  S.  205.  MQnter  S.  64. 
Die  Medischen  und  Persischen  waren  gewiss  nur  Nachahmungen,  an  diesen 
rilhmt  Athen.  V.  p.  197  b.  schflne  und  genaue  Zeichnung  der  Figuren. 
Solche  pciQ§d^(ov  vq>oiiSficcTa  brachten  rpayeXaqpove  und  InnaXsnrffvovas 
(Arisloph.)  und  (it^od-rjQag  (ptozag  (Eurip.  Ion  1176)  nach  Griechenland, 
und  batten  besonders  auf  die  Etruskische  Kunst  Einfluss  (§.  178,  3). 
Diese  Wunderthiere  waren  gewiss  zum  Theil  Nachbildungen  der  im  T. 
des  Baal  dai'gestellten,  von  Berosos  p.  49  beschriebenen. 

1  238.  Jetzt  konnen  uns  nur  noch  einige  Reste  von  Stein- 
bildern    einen  Begriflf  von    dem   Kunsstyl   der  Babylonier 

2  geben;  in  viel  reicherer  Masse  aber  ihre  geschnittenen 
Steine  (jeder  Babylonier  hatte  nach  Herodot  ein  Petschaft), 
besonders  die  grosstentheils  in  der  Gegend  von  Babylon  (am 
meisten  zu  Borsippa,  wo  noch  spat  eine  beruhmte  Ghaldaeer- 
Schule  existirte)  gefundenen,   aus  harten  und  edlen  Steinen 

3  (Chalcedon,  Haematit,  Agat)  bestehenden  Cylinder;  welche, 
wenn  sich  ihr  Gebrauch  auch  von  den  Chaldaeern  zu  den 
Magern,  von  der  Baalsreligion  zu  dem  Ormuzd-Dienste,  fort- 
pflanzte,   doch  besonders  aus  Babylonischen  Sitten  und  Ge- 

4  brauchen  abzuleiten  und  zu  erklaren  sein  mochten.  Auf  ihnen 
erkennt  man  auch  noch  muthmasslich  einige  der  Haupt- 
g otter  des  Babylonischen  Cultus,  der  uns  indess  in  seinem 
inneren  Zusammenhange  zu  vvenig  bekannt   ist,  um   durch- 

5  gefuhrte  Erklarungen  zu  versuchen.  Die  Arbeit  dieser  Cylin- 
der ist  von  selir  verschiedenem  Verdienst,  oft  fast  ganz  aus 
runden  Hohlungen  bestehend,  bisweilen  sehr  sorgfaltig  und 
zierlich;  der  Styl  der  Zeichnung  stimmt  im  Ganzen  sehr  mit 
den  Jlonumenten  von  Persepolis  uberein. 

1.  S.  Miinter  a.'0.  S.  63  uber  einen  Granitl5wen  aus  Babylons 
Ruinen.  Besonders .  wichtig  ist  der  Block  aus  grauem  Granit  von  Rich, 
Fundgruben  III.  S.  199.  Tf.  II,  1,  mitgetheilt,  und  der  I'a  Fuss  lange, 
bei  Tak-Khesra  am  Tigris  gefundene  Marmorblock  (im  Pariser  Cabinet) 
mit  Figuren  von  Tbieren,  AltSren,  Sternen,  wohl  aus  Cbaldaeischer  Astro- 
logie.  Millin  M.  I.  T.  I.  p.  58.  ])],  8.  9.  Hager  lUustrazione  di  uno  zodiaco 
orientale.  Mil.  1811.    Mflnter  S.  102.  Tf.  3. 

2.  Abbildungen  und  Bescbreibungen  von  Cylindem  und  Baby- 
loniscben  Siegelsteinen   in  Gaylus  Recueil,  bei  Herder's  Vorwelt,  S5mmtl. 


[239]  Phoenicische  Architektonik.  297 

Werke  bei  Cotta  Bd.  L  S.  346;  bei  Tassie  Catal.  de  pierres  grav. 
pi.  9—11;  in  den  Fundgruben  HI.  S.  199.  Taf.  2.  IV.  S.  86.  Tf.  S.  156. 
Tf.;  bei  Ousely's  Travels  T.  I.  pi.  21.  III.  pi.  59;  Porter  a.  O,  pi.  79.  80; 
Dubois  Pierres  grav.  Egypt,  et  Persannes  Dorow's  Morgenl.  Alterthumer 
H.  1.  T.  1 ;  J.  Landseer's  Sabaean  Researches.  L.  1823;  Guigniaut 
pi.  21—24.  Zur  Erkiarung,  neben  Grotefend  (§.  248,  4),  MQnter  S.  95.  135. 
Von  Cvlindern  aus  Terracotta  mit  Keilschrift  ders.  S.  94. 

3.  Wenn  die  Cylinder  Amulete  sind,  wofur  auch  die  durch- 
gaiigige  Durchbohrung  spricht:  so  bangen  sie  gewiss  mit  dem  Glauben 
an  die  wunderbaren  Ki'ftfte  der  Steine  zusammen,  den  Plin.  XXXVI,  34, 
XXXVII ,  14  sqq.  den  Magern  beilpgt  (vgl.  die  Orphischen  Atfixd  691) 
uiid  Schriften  des  Zoroaster,  aber  zugleich  des  Babylonier  Zachalias 
darOber  anfilbrt.  Auch  fOhren  die  Namen  der  Steine:  Belus-Auge 
(Plin.  XXXVII,  55),  Belus-Stein  (auch  Eumithres,  superstition ibus  grata, 
ebd.  58),  Adadunephros  (eiusdem  oculus  ac  digitus  dei:  et  hie  colitura 
Syris,  ebd.  71 ;  die  Gottheit  Adad  Macrob.  I,  23)  darauf,  dass  dieser  Glaube 
besonders  in  Assyrien  zu  Hause  war.  Bei  den  Magem  war  auch  A'on  In- 
schriften  und  Bildern  auf  Steinen  die  Rede,  Plin.  XXXVII.  40,  welcher 
XXXVII,  37  diesen  Gebrauch  der  Amulet e  dem  ganzen  Orient  zuschreibt. 

4.  Baal  mit  der  Tiara  oder  Kidaris  (vgl.  flber  diese  Kopftracht 
Hoeck  Vet.  Mediae  mon.  p.  42)  und  einer  Strahlenkrone ,  einen  Kranz 
in  der  Hand,  auf  einem  Thron  nebst  Fussschemel,  Miinler  Tf.  1.  3. 
Mylitta  (Astarte)  mit  den  Fussen  auf  einem  Ldwen  (Macrob.  Sat.  I,  23), 
Hunde  am  Thron,  uber  den  Schultern  ragen  Waflfen  hervor,  Mflnter  1,  5. 
Atergatis  den  Baal  fflr  ihre  Fische  um  Schonung  flehend  (?),  auf  dem 
Cyhnder  bei  Munter  1,8,  vgl.  Lukian  dea  Syr.  47.  San  don  (Herakles) 
auf  einem  gehOrnten  LOwen  stehend  (wie  auf  Tarsischen  Munzen,  worauf 
dieser  Assyrische  Gott  auf  seinem  Bogus  vorgestellt  wird,  s.  Niebuhr's 
Rhein.  Museum  Bd.  III.  S.  22,  vgl.  Visconti  PioCl.  II.  p.  107),  auf  einem 
Cylinder  bei  Herder  Tf.  1.  Ungeheuer,  wie  sie  Berosos  beschreibt, 
Munter  2,  15.  18.  19  u.  sonst.  Die  vierflugligen  Menschen  findet  man 
z.  B.  auf  dem  Dorowschen  Cylinder  wieder. 


B.    Phoenicier  and  benachbarte  Stamme. 

1.    Architektonik. 

239.      Das  erwerbthatige   Volk  der   Phoenicier   war  1 
offenbar  weniger  auf  Colossa^litat  und  Unzerstorbarkeit  bei  Bau- 
unteiTiehmungen  bedacht,  als  auf  eine  glanzende  Auszierung. 
Die  Tempel  scheinen  klein  gewesen  zu  sein,  wie  der  der  Astarte  2 


298  Kunst  der  Syrischen  Staihme.  [239] 

3  zu  Paphos  auf  Kypros;  ihre  eigenthumliche  Aniage  kann 
wohl  am  besten  aus  dem  Temp  el  des  Jehova  zu  Jeru- 
salem beurtheilt  werden,  auf  den  oflfenbar  die  Phoenicische 
Kunst  mehr  eingewirkt,  als  die  entfemter  stehende  Aegyptische. 

4  Ueberall,  an  der  Bundeslade,  der  alten  Stiftshutte  und  in 
dem  Salomonisehen  Tempel,  finden  wir  den  fur  diese  Volker 
charakteristischen  Gebrauch  wieder,  Bretterwande  oder  das  6e- 

5  tafel  an  Steinvvanden  mit  Goldblech  zu  uberziehen.  Auch 
Elfenbein  zur  Verzierung  von  Architektur-Theilen ,  wie  zur 
Auszierung  von  Thronen  und  andern  Gerathen,  zu  brauchen, 
war  bei  den  Syrischen  Stammen  gewohnlich:  dieser  Luxus 
breitete  sich  uber  Kleinasien  fruhzeitig  nach  dem  Westen  aus 
(§.  47.  56). 

2.  Phoenicische  Haupttempel :  des  Melkarth  zu  Tyrus  und  zu  Gades, 
der  Astarte  auf  der  Burg  von  Karthago.  Den  ersten  soil  nebst  dem  des 
Zeus  Olympics  (Bel-Samen)  und  der  Astarte  der  KOnig  Hiram  gebaut, 
Gedem  dazu  vom  Libanon  gehauen,  auch  goldne  Saulen  hineingestellt 
haben.  Dios  und  Menandros  bei  Joseph  g.  Apion  I,  17.  18.  Von  keinem 
weiss  man  iiidess  etwas  Genaueres ;  dagegen  ist  der  T.  zu  Paphos  durch 
Ruinen  (beschrieben  von  Ali-Bey  und  von  Hammer)  und  Abbildungen 
auf  Gemmen  und  Miinzen  einigermassen  bekannt.  S.  Gemmae  astriferae 
I,  16.  77.  78,  auch  die  Darstellung  von  Paphos,  Pitt,  di  Ercol.  Ill,  52. 
Lenz  die  Gdttin  von  Paphos.  1808.  MOnter  Der  T.  der  himmlischen 
GOttin  von  Paphos;  zweite  Beilage  zur  Rel.  der  Karthager.  Der  Tempel- 
hof  150  X  100  Schritt;  in  zwei  H^ften  getheilt,  in  deren  einer  das  kleine 
Tempelgeb^ude.  Zwei  Pfeiler  oder  Obelisken  standen  davor,  durch  eine 
Kette  verbunden.  Ein  halbkreisfOrmiges  GelSnder  umgab  einen  Vorhof 
(Taubengehege).  Der  mittlere  Theil  erhob  sich  bedeutend  iiber  die  Neben- 
hallen.  Im  Adyton  stand  die  GOttin  als  Spitzs&ule  von  Gandelabern  um- 
geben.  Von  einem  uralten  T.  des  Apollo  aus  (iedem  in  Utica  Plin.  XVJ,  79« 
Tempel  von  Byblos  mit  Meta  darin,  colossal.  Mionnet  Suppl.  VIII. 
pi.  17,  2.  Meta  von  Byblos,  R.  Rochette  Mon.  in6d.  p.  410.  Vign.  Tempel 
auf  dem  Berg  Garitzin  Mionnet  Suppl.  VIII.  pi.  18,  2. 

3.  Der  T.  auf  Moriah  trat  an  die  Stelle  des  alten  Hirtentempels 
aus  beweglichen  Bretterwanden  mit  einem  Ueberhange  aus  Teppichen, 
der  die  Bundeslade  mit  ihren  Cherubim  einschloss.  —  Grosse  Sub- 
structionen  fuUten  ein  Thai,  600  Fuss  tief,  aus.  Der  eigentliche  T.  war 
60  Ellen  laug  (20  davon  das  Chor),  20  breit  (ohne  die  Kammem), 
30  hoch.  Die  steinernen  Mauern  wurden  nach  oben  schwacher,  wie 
in  Aegypten,  an  ihnen  lagen  zun^chst  in  drei  Stockwerken  Reihen 
kleiner  Kammern,  mit  Fenstem,  far  allerlei  Zwecke.    Vor  dem  Eingange 


[240]  •     Bildwerke  der  Phoenicier.  299 

ein  thurmartiges  GebHude  (Ulam),  fthnlich  wie  in  Papbos,  20  Ellen  breit, 
10  dick,  120  (?)  hodi.  Davor  zwei  inSchtige  Erzsilulen  (Jacbin  und  Boas) 
rait  scbGn  verzierten  Gapitfilern,  welche  nichts  zu  tragen  batten,  40  Ellen 
boch.  Diese  arbeitete  Hiram  Abif  aus  Tyrus.  Das  Dacb  und  die  inner n 
WSlnde  des  Tempels  und  Gbors  (Dabir)  waren  aus  Gedembolz,  mit  Scbnitz- 
werk  von  Cberubim,  Palmen  und  Guirlanden,  welcbes  sicb  durcb  den 
dunnen  TJeberzug  von  Gold  ausdrQckte.  Ein  doppelter  Vorbof,  der  Priester 
und  des  Yolks,  zu  welcbem  erst  Herodes  (§.  190,  1,  II.)  den  fiussem 
dritten  Vorbof  der  Heiden  binzufQgte.  Von  eigentlicben  S&ulenhallen  ist 
dabei  im  A.  T.  nicbt  die  Rede;  docb  komroen  bei  Salomon's  Pallaste  drei 
Hallen,  jede  mit  15  Sfiulen,  vor.  —  S.  die  Literatur  in  Fabricius  Bibliogr. 
antiq.  p.  38S  u.  in  Beck's  Grundriss  S.  30.  Ugolini  Thes.  Antiqq.  Hebr. 
T.  IX -XL  Hirt  Der  Tempel  Salomons.  B.  1809.  De  W^ette  Hebr.  Jfldiscbe 
Archaeologie.  §.  224.  225.  Kunstblatt  1831.  St.  74  ff.  Ueber  den  2.  Tempel 
von  Jerusalem,  Stieglitz  Beitr.  S.  63,  besonders  nach  Meyer  und  GrQneisen. 
Tempel  von  Samaria  Mionnet  Suppl.  VIII.  pi.  18,  2.  [W.  Kraft  Topograpbie 
von  Jems.  1846.  S.  52  flf.  98  ff.] 

.5.  S.  EOnige,  B.  I,  22,  39  von  Abab's  elfenbeinemem  Hause  (vgl. 
Amos  3,  15).  Ebd.  10,  18  von  Salomon's  ^govog  x^vffclcqpcryrivoff  mit 
LOwen  an  beiden  Lebnen  (wie  in  Aegypten)  und  an  den  Seiten  der  secbs 
Stufen.  Von  Tyrus  sagt  Hesek.  27,  6  nacb  den  LXX :  ra  Ugd  aov  inolrjcav 


2.    Bildende  Knnst. 

240.    Derselbe  Geschmack  durchdringt  die  bildende  Kunst.  1 
Abgesehn  von  den   alien  Baetylien-Bildern  des  einfachsten 
Idolen-Cultus ,  waren  Steinbilder  ofifenbar  seiten.     Dagegen  2 
batten  die  Phoenncier  und  Cananaeer,  wie  die  stammverwandten 
Babylonier,   gewohnlich   Holzbilder,    uber  die   gehammertes 
Metallblech  gebeftet  wurde;  fur  welche  Art  Arbeit  sich  eine 
sehr  regelmassige  und  sorgfaltige  Technik  ausgebildet  zu  haben 
scheint.    Gegossene  Statuen  lassen  sich  dagegen  nicht  mit  3 
Sicherheit  nachweisen,  obgleich  das  Verfahren,  Metallmassen 
in   irdenen  Formen  eine  bestimmte  Gestalt  zu  geben,   den 
Phoeniciern  nicht  ganz  unbekannt  war.    Auch  Gefasse  von  4 
zierlicher,  oft  colossaler  Form,  wurden   viel  hier   verfertigt.  5 
Mit  der  Arbeit  in  edlen  Metallen  vereinigte  sich,  auch  in  den- 
selben  Individuen,   die  Kunst,  Edelsteine  zu  graben  und  zu 
fassen,  so  wie  Gewander  und  Vorhange  (welche  oft  auch  eine 


300  Kunst  der  Syrischen  StSmme.*  [240] 

6  bunte  Zeichnung  hatten)  zu  weben  Auch  das  einheimische 
Glas  wurde  gebraucht,  mit  buntem  Schimmer  Wande  und 
Decken  zu  schmiicken.  Ueberall  Neigung  zu  Putz  und  Glanz, 
welche  indess  echtem  Kunstsinne  oft  mehr  den  Weg  vertritt, 
als  die  Bahn  oflfnet.   [Wandgemalde  kommen  bei  Ezechiel  vor.] 

1.  Hierher  gehfirt  Beth-El  in  Jakob's  Cteschichte,  und  der  Gott 
Baetylos  bei  Sanchuniatbon.  Schwarze  Steine  (Meteorsteine)  zu  Heliopolis 
Emesa,  auch  im  Phrygischen  Pessinus.  Ueber  die  Spitzsaule  in  Paphos 
§.  239.  Der  Syrische  Zeus  Kasios  erscbeint  auf  Munzen  als  rober  Stein- 
baufe  (doch  gab  es  bier  auch  einen  dem  Apollo  abnlichen  Zeus,  mit  einem 
Granatapfel  in  der  Hand,  Achill.  Tat.  Ill,  6).  Vgl.  Falconet  M6m.  de  TAc 
des  Inscr.  VI.  p.  513.  Munter  Antiq.  Abhandl.  S.  257.  Von  Dalberg 
Ueber  Meteorcultus  im  Altertlium.    1811.    De  Wette  Archaeol.  §.   192. 

2.  S.  Deuteron.  7,  25,  b^sonders  Jerem.  10,  3.  ^vXov  iarlv  ix  tov 
dQVftov  ixyiexofiftsvov ,  l^yov  rtxrovog ,  xal  %(oviVfia ,  aQYVgics)  ytal 
XQVGifo  TtsyKxllcoTtLefiivoc  iv  acpvgaig  xai  jjloig  iarfgioDaav  ccvrd  x.  r.  A., 
Jesaias  40,  19.  (lij  hincva  iTtotrjas  rcxTtov  rj  (xor/?)  xQ^^oxoog  x^vsvcag 
X^veiov  nfQisxQ''''^^^^'*^  avzov  —  |vAov  yocg  aOTjmov  ixAey^^*^*  tsxzcov 
X.  r.  i. ,  auch  44,  13  ff. ,  wo  die  Arbeit  des  zinrcov  mit  Schnur  und 
ROtbel  beschrieben  wird,  womit  er  »eine  scbOne  Menschengestalt*  hervor- 
bringt.  Auch  das  goldene  Kalb  (nach  Michaelis)  und  die  Cherubim  des 
Allerheiligslen  waren  aus  Holz  und  mit  Goldblech  iiberzogen.  —  Ein  ver- 
goldeter  Apollo  in  einer  goldgetriebeneu  Kapelle  zu  Karthago,  Appian 
Pun.  127.    Das  Gefallen  an  Zusammensetzung  von  Metallen   nimmt  man 

•  besonders  aus  Daniel  2,  31  ab.  Vgl.  Sickler  My  thus  des  Aesculapius. 
1819.    Zvveiter  Anbang. 

3.  Die  ehernen  Saulen  am  Tempel  und  die  Gefasse  wurden  nach 
dem  1.  B.  der  KOnige  7,  46  in  dicker  Erde,  d.  h.  wohl  in  starken  irdenen 
Formen,  gegossen.    Vgl.  De  Wette  Archaeol.  §.  100. 

4.  Mannigfache  Gefasse  im  T.  zu  Jerusalem,  besonders  das  eber^e 
Meer  von  zwOlf  Rindern  getragen.  BeilSufig  ist  dabei  das  eifOrmige 
Riesengefass  aus  Stein,  30  F.  im  Umfang,  mit  vier  Henkeln  und  einem 
Stier  als  Zierde,  zu  erwahnen,  welches  bei  Amathus  (Lemisso)  auf  Cypern 
liegt.  J.  Landseer  Sabaean  Researches  p.  81.  Punische  Silber-  und 
Goldschilde  mit  Bildern  Liv.  XXV,  24.   Plin.  XXXV,  4.  Vgl.  oben  §.  58.  1. 

5.  Hiram,  KOnige  B.  I,  7  bios  Erzkunstler,  versteht  nach  Paralip. 
II,  2,  14  zu  arbeiten  iv  X9'^<^^^  "^"^  ^'*'  X^^"^^  x<^f  iv  aiSi^go)  xcci  iv 
Xid'oig  'Kcd  ^vXotg  xul  vcpaivtiv  iv  trj  nogtpvga  xai  iv  rrj  vccHlvd^co  xcrl 
iv  xij  ^vaaa)  xai  iv  rta  xoKnivcp  xo(l  ylvil^oci  yXvtpdc.  Reiche  Zusammen- 
setzungen  von  Edelsteinen  in  Tyrus,  Hesekiel  28,  13  u.  sonst.  Obelisk  von 
Smaragd,  wabrscheinlicb  Plasma  di  Smeraldo,  im  T.  des  Melcarth  daselbst. 


[^41]  Phoenicische  GOtterbilder.  301 

Theophrast  de  lapid.  25.  Arbeiten  in  Bernstein  Od.  XV,  459.  Vgl.  Eich- 
horn  de  gemmis  scalptis  Hebr.,  Comment.  Soc.  Gott.  rec.  T.  IL  p.  18. 
Hartmann  Hebraeerin  am  Putztisch  Th.  JII.  S.  84.  —  Sidonische  Ge- 
wander  komroen  bei  Homer  vor.  Hiram's  Vorhang  vor  dem  Aller- 
heiligsten,  mit  Cherubim  darin.  Aehnliche  ai'beiteten  Kyprier  far  Grie- 
chische  T.  §.  113.  A.  1. 

6.  Ueber  das  Glas  bei  Phoeniciem  und  Hebraeem  Hamberger  und 
Michaelis,  Commentar.  Soc.  Gott.  T.  IV.  Heeren  Ideen  I,  2.  S.  94. 
[E^ech.  23,  14.  xat  ttdtv  avd^ccs  iitDYQtit(p7j(isvovg  inl  xov  rolxoVy 
ziKOVctg  XaXdaieov,  i^G)YQotq>i]fiivovg  iv  ygufplSt,  cf.  15.  Hieron.  ad 
Ezech.  8,  20:  aed  et  omnes  templi  parietes  diversis  idolorum  imaginibus 
pingebantur,  ut  nulJa  esset  bestia,  quam  non  parietis  pictura  monstraret: 
augefuhrt  von  Winckelmann.] 

241.    In   wie    fern   die  Bilder  der  66tter   bei   diesen  1 
Volkerschaften   durch   charakleristische  und  bedeutsame  Bil- 
dung  einen   angebornen  Kunstsinn  bethatigten,   ist  bei  dem 
Mangel   von  Monumenten  der  Art   schwer  zu  sagen:  soviel  2 

• 

geht  sicher  aus  den  Nachrichten  der  Alten  hervor,  dass  sie 
viel  Corabinationen  der  Menschenfigur  mit  Thieren  batten, 
theils  halbthierische,  theils  auf  Thieren  sitzende  und  stehende  3 
Gestalten;  auch  auf  ihren  geschnittenen  Steinen  spielten  mit 
Ungeheuem  combinirte  Figuren  eine  grosse^oUe,  und  ver- 
breiteten  sich  durch  solche  Werke  fruhzeitig  nach  dem  Occi-  4 
dent.  Auch  durch  ungestalte  und  zwergartige,  oder  durch 
formlose  und  seltsara  verhullte  Figuren  deuteten  die  Phoenicier 
gem  das  wunderbare  Wesen  der  Gottheit  an ;  und  dem  Cba- 
rakter  ihres  wilden  und  lasciven  Naturdienstes  gemass  spielte 
die  Bezeichnung  des  Geschlechts,  auch  der  Doppelgeschlechtig- 
keit,  an  ihren  Bildern  eine  grosse  Rolle.  Wenn  solcher  Greuel  5 
dtra  Volke  Gottes  in  der  Kegel  fremd  blieb :  so  ist  die  Phantasie 
desselben  doch  auch  von  dem  Gefallen  an  seltsamen  Thier- 
compositfonen  fruhzeitig  ergriffen  worden ;  bei  Gebilden  der  poe- 
tischen  Phantasie  aber  zeigen  seine  Sanger  mehr  Neigung  zu 
wundersamer  Verknupfung  bedeutungsvoller  und  imposanter  Ge- 
stalten, als  plastische  Form  und  Rucksicht  auf  Ausfiihrbarkeit. 

2.  Dagon  (Odakon)  von  Asdod,  Atergatis  in  Askalon,  Oannes 
in  Babylon ,  waren  alle  balb  Fisch  balb  Menscb.  Auf  KaisermQnzen  von 
Askalon  erscheint  Atergatis  (nach  Andem  Semiramis)  als  Weib  auf  einem 
Triton,  oder  Schiff,  oder  Dracben,  stehend,  auf  der  R.  eine  Taube,  in  der 
L.  eine  Blumenranke  haltend,   auch   mit   der  Thurmkrone  oder  einem 


302  Kunst  der  Syrischen  StSmxne.  [241] 

Halbmond  auf  dem  Kopfe.  S.  Norisus  Ann.  Syromaced.  p.  503  r.  In 
Lukian's  Zeit  (dea  Syria  31.  vgl.  14)  war  die  Syrische  GOttin  ein 
auf  Ldwen  sitzendes  (wie  Juno-Caelestis  auf  den  Mdnzen  von  Karthago) 
Frauenbild  mit  vielen  Attribulen,  eine  Art  von  Pahtheum.  Vgl.  Creuzer 
Symb.  IL  S.  67.  So  thront  sie  mit  zwei  Lflwen,  Boissard  IV,  95.  Zeus 
(Baal)  sass  auf  Stieren,  wie  der  Jupiter  Dolichenus  von  Gommagene 
auf  einem  Stier  steht.  Marini  Atti  del  frat.  Arv.  IL  p.  539.  Boettiger 
Kunstmyth.  I.  S.  308.  313.  330.  Tf.  4.  MQnzen  von  Hierapolis  (Neu- 
mann Numi  Vet.  II.  tb.  3,  2)  zeigen  beide,  den  Gott  auf  einem  Stier-, 
die  Got  tin  auf  einem  LOwenpaar  sitzend;  eine  Carneol  des  Wiener  Cabinets 
giebt  dieselbe  Gruppe  mit  merkwfirdigen  Beiwerken.  Von  einem  Syrischen 
Apolion  mit  Bart,  einem  Brustpanzer,  einem  Kalathos  auf  dem  Kopfe, 
in  Hierapolis,  Lukian  35  u.  Macrob.  I,  17.  Macrob.  beschreibt  auchi,  23 
das  Aegyptisirende  Bild  des  (xottes  von  Heliopolis.  Die  Atergatis  von 
Aphaka  nach  Macrob.  I,  21  capite  obnupto,  specie  tristi. 

3.  Die  Figur,  welche  Ldwen  an  den  Schwanzen  emporhdlt,  auf  der 
(Etruskischen?)  Gemme,  Impronti  d.  Inst.  I,  16,  kommt  auf  einer  Munze 
mit  Pboeniciscber  Schrift  sehr  ahnlich  vor,  Dutens  M6d.  Grecques  et 
Phonic,  pi.  2,  10,  wie  R.  Rochette  bemerkt  Journal  des  Sav.  1834.  p.  282. 
Die  mitten  zusammengefCigten  Vordertheile  von  Thieren  auf  altgiiechischen 
MQnzen,  besonders  von  Samos,  mOgen  durch  Vorderasiatische  Bildwerke 
mit  den  Persepolitianischen  (§.  244.  A.  6)  in  Verbindung  stehn.  Donaldson 
Antiqq.  of  Athens,  Supplem.  p.  26.  • 

4.  Von  den  Phoenicischen  Pataeken  Herod.  Ill,  37.    Adonis  in 

4 

Gypem,  nach  Hesych.  Uvyfialeov.  Von  einem  spannenlangen  alterthflm- 
lichen  Aphroditenbilde  aus  Cypern  (01.  23).  Athen.  XV.  p.  675.  —  Astarte 
als  G5ttin  von  Sidon  auf  Kaisermunzen ,  eine  verhdllte  halbe  Figur  in 
einem  Tempel  auf  einem  Wagen  (yaog  ivYO(poQovfisvog),  Norisius  p.  417, 
M.  S.  Clement,  tv.  11,  108.  109.  37,  34.  [Lenz  die  GOttin  von  Paphos. 
Gotha  1808.  4.]  In  einer  mumienartig  eingewickelten  Frauenfigur  zu 
Palermo  erkannte  Hirt  (Berliner  Kunstbl.  II.  S.  75)  ein  Karthagisches 
Idol.  —  Der  doppelgeschlechtliche  Aphroditos  in  Amathus.  Baal-Peor 
in  Moab  war  wahrscheinlich  priapisch.  Im  Vorhofe  zu  Hierapolis  zwei 
180  F.  hohe  Phallen  (Lukian  16.  28);  ahnliche  in  andern  Syrischen  und 
Babylonischen  Heiligthumeni.  Ein  Karthagisches  Idol  scheint  die  Iside 
bei  Serradifalco  Cenni  sugli  avanzi  d.  ant.  Solunto,  Palermo  1831.  tv.  6. 
Sopra  alcune  monete  Fenicie  delle  isole  Baleari  von  della  Marmora, 
Welcker  im  Rhein.  M.  III.  S.  504.  Milnien  von  Melite  Torremuzza  tv.  92, 
vierfldglicher  Osiris,  von  Gaulos  tv.  93,  behelmter  Kopf,  darunter  Halb- 
mond, von  Kossura  tv.  96  mit  phoenicischer,  mit  lateiuischer  Schrift,  Gdtze 
mit  Schlangen,  Neumann  T.  IL  tb.  IV,  10 — 14.  Sardische  Idole,  Archaeol. 
IntelL  Bl.  1834.  n.  34.    [Bei  della  Marmora  Voy.  de  la  Sardaigne  pi.  34, 


[241*]  Kunst  in  Kleinasien.  303 

bei   dem   in  Turin  die  Sammlung  auch    in  AbgQssen   ist.     Fr.  Mtlnter 
Sendsclireiben  Hher  einige  Sardiscbe  Idole.    Kopenh.  1822.  4.] 

5.  Die  Cherubim  in  Genesis  3,  24  und  im  Dabir  scheinen  ganz 
menschliche  und  nur  gefldgelte  Figuren,  in  andem  Stellen  treten  groteskere 
Vorstelhmgen  hervor.  F.  J.  Zflllig  Der  Cherubim -Wagen.  1832,  u.  GrOn- 
eisen  im  Kunstblatt  1834.  St.  1  f. 


G.    Kleinasien. 

241.*    Von    Bauwerken   Kleinasiatischer   Volker,   bevor  1 
Griechischer  Geschmack  ihre  Formen  bestimmte,  wie  bei  dem 
Tempel    der   Kybebe    zu    Sardis    (§.  80),    sind    nur    Grab- 
denkmaler    uns    bekannt     geworden.     Die   Monumente   der  2 
Lydischen  Konige,   unter  denen  das  Grab  des  Halyattes  das 
colossalste,    waren  sehr  hohe  Tumuli  auf  Unterbauten  aus 
grossen   Steinen.     In  Phrygien   finden  wir   an   dem   Grabe  3 
des  Konigs  Midas  die  im  Orient  so  verbreitete  Form  einer 
in    eine    senkrechte  Felswand    gehauenen    Facade.      Sonst  4 
waren  unterirdische  Wohnungen  und  Sanctuarien  des  Attis- 
Gultus  bei   diesem  Volksstamme  in  Qebrauch  (§.  48.  A.  2). 
In    Metallarbeiten,    in   Webereien    und    Farbereien    werden  5 
die  Lyder  friihzeitig  die  Leistungen  der  Semitischen  Stamme 
sich  angeeignet  haben,   und  auf  diesem  Wege  wird  manche 
technische  Fertigkeit  zu   den  Griechen  gekommen   sein  (vgl. 
§.  71,  1.  73,  3). 

1.  S.  Herod.  I,  93  mit  Creuzer's  Excurs  in  Baehr's  Ausgabe.  Tliiersch 
Mflnchner  Abhdl.  Philol.  CI.  I.  S.  395.  Vergleichung  mit  Porsenas  Denkmal, 
Lydischer  Ursprung,  Lyder  und  Tyrrhener  zu  trennen  (gewiss  nicht). 
Ueber  die  Reste  Leake  Asia  minor  p.  265.  Prokesch  Reisen  IIL  8.  162. 
Die  schr§ge  HOhe  dessen,  was  man  von  dem  Tumulus  sieht,  betragt  648  F. ; 
oben  stand  ein  colossaler  Phallus.  Vgl.  §.  170.  —  Phrygische  Tumuli 
§.  50.  A.  2.  —  Eine  ungeheure  dreieckige  Pyramide  bei  den  Sakem  be- 
schreibt  Ktesias  Pers.  27.  p.  117.    Lion. 

3.  Das  Grab  des  Midas  im  Tbale  Doganlu  beim  alten  Nakoleia  in 
Nord-Phrygien,  aus  rothem  Sandstein  gehauen;  die  Facade  g.  80  F.  hoch, 
60  breit;  oben  eine  Art  Fronton  mit  grossen  Voluten  geschmQckt.  Leake 
in  Walpole's  Travels  p.  207.  Asia  minor  p.  26.  Hamilton  Aegypt  p.  418. 
Ueber  die  Inschrift  {MIJAI  .  .  FANAKTEI)  Osann  Midas  1830. 
Grotefend,  Transact,  of  the  R.  Asiat.  Soc.  V.  IH.  P.  U.  p.  317.  In  der 
Nachbarscbaft  sieht  man,   nach  Leake,   Faqaden,   die  aus  ein  em  Prostyl 


304  Kunst  in  Kleinasien.  [241*] 

von  zwei  Saulen  mit  Architrav,  Zahnschnitt  und  Kranzleisten  be- 
stehen:  die  Gestalt,  welche  in  der  Nekropolis  von  Telmissos  so  viel 
vorkommt,  und  dort  schon  mehr  die  Formen  der  lonischen  Ordnung 
tragt.  Ghoiseul-Gouff.  T.  I.  p.  118.  pi.  67.  68.  [Nach  J.  R.  Steuart  Descr. 
of  some  anc.  mon.  with  inscriptions  still  existing  in  Lydia  and  Phrygia, 
several  of  which  are  supposed  to  be  tombs  of  the  early  kings  L.  1842 
ist  die  Inschrift  voUstandiger  ATES  APKIAEFAIS  'AKENANOrAPOZ 
(der  Name  des  Vaters  im  Gen.)  MIJAI  AAPAPTAEI  (Xaigzrj^  wie  Xdayog^ 
Aayos,  AaaxTTjg)  FANAKTEI  E J AE£  {YennuihWch  l^iyxc),  vgl.  Bull. 
1843.  p.  64.  Sieben  GrabmSQer  des  Thais  Doganlu  mit  derselben  Schrift 
sind  abgebildet,  nebst  mehreren  andern  merkwflrdigen  Denkmalern.  Eherne 
Jungfrau  auf  dem  Grab  des  Midas,  Hom.  epigr.  3.J 

[5.  Sculptur  an  einer  Felswand  des  Sipylos  §.  64.  A.  2.  Auf  dem 
Tumulus  des  Alyattes,  der  von  den  -flunderten  der  Sardischen  Nekropolis, 
jenseits  des  Hermos,  in  Gruppen  und  einzeln  ilber  einen  erhOhten  weiten 
Raum  ausgestreut,  weil  der  grOsste  ist  (Herod.  I,  93),  liegt  von  einem 
Phallus  der  Kopf,  40  F.  im^Umfang,  12  F.  Durchmesser,  von  sehr  guter 
Arbeit.    Lykien  §.  90.  128*.] 


III.    VSlker  vom  Arischen  Stamme. 

242.  So  wesentlich  verschieden  auch  der  Volkerstamm  l 
der  Arier  (oder  Iranier),  welcher,  von  Ariana  ausgehend, 
die  alten  Bewohner  Baktriens,  Mediens,  Persiens  in  sich 
begreift,  in  Sprache,  Nationalsitten  und  Religion  von  dera 
Syrischen  war:  so  schloss  sich  doch  die  Eunstweise  dieser 
Volker  ziemlich  eng  an  die  an,  welche  wir  in  Babylon 
kennen  gelemt  haben;  und  wir  sind  gedrungen,  die  Eunst, 
welche  in  d^m  grossen  Persischen  Reiche  bluhte,  nur  als  eine 
weitere  Entwicklung  der  alten  Assyrischen  anzusehen.  Hier-  2 
von  liegt  der  Grund  theils  darin,  dass  das  grosse  Assyrische 
Reich,  wie  es,  auch  Babylon  in  sich  fassend,  vor  750  be- 
stand,  sich  uber  den  grossten  Theil  von  Iran,  selbst  Bak- 
trien  eingeschlossen,  ausdehnte,  und,  als  hemach  der  Medische 
Thron  aufgerichtet  wurde,  die  Hofsitten  und  der  Luxus 
der  firuheren  Dynastien  in  Assyrien  und  Babylon  ganz 
naturlich  darauf  ubergingen,  so  wie  spfiter  Susa  und  Per- 
sepolis  wieder  eine  Nachahmung  von  Ekbatana  waren :  theils  3 
darin,  dass  die  alte  Nationalreligion  der  Arier,  ein  dualisti- 
scher  Dienst  des  Lichts,  fur  sich  keine  Antriebe  zur  bildlichen 
Darstellung  der  Gotter  enthielt,  sondem  vielmehr  das  Ge- 
muth  da  von  abwandte:  daher,  als  Hofprunk  und  Luxus 
spater  das  Bedurfniss  einer  Eunst  fuhlbar  machten,  sie  von 
aussen  und  woher  sonst,  als  von  den  seit  alter  Zeit  culti- 
virten  Syrischen  Stamraen,  hereingeholt  werden  musste. 

1.  Arier,  als  allgemeiner  National  -  Name  bei  Herod.  VII,  52. 
Strab.  XV.  p.  724,  Eudemoe  bei  Damaskios  de  princ.  p.  384.  Kopp,  in 
Sassaniden-Inschriften. 

2.  Der  viel  verbreitete  Cultus  der  weiblicfaen  Naturgottheit, 
der  Venus  unter  den  Planeten  (Mitra  bei  den  Persem,  Anabid  in  Medien, 
Elymais,  Armenien),  h&ngt  gewiss  mil  dieser  alten  Assyrischen  Herrschaft 
zusammen;  es  sind  die  ZQge  der  Semiramis-Derketo,  die  in  diesem  Sinne 
von  Kleinasien  bis  Baktrien  reichen. 

3.  Ibre  G^^tter  waren  nicbt  menschengestaltig  (ay^poicoqovic;,  Hero- 
dot  I,  J31),.  wodurch  Thiersymbole  nicbt  gelaugnet  werden. 

O.  Mailer's  Arehaeologie.    4.  Anfl.  «  20 


306  Kunst  des  Arischen  Stammes.  [243,  244} 

1.    Architektonik. 

1  243.  So  flnden  wir  schon  die  Burg  von  Ekbatana 
(715  V.  Chr.)  in  einem  Syrisch-Babylonischen  Geschmack 
auf  einer  Anhohe  terrassenformig  angelegt :  die  uber  einander 
hervorragenden  Mauerzinnen  mit  sieben  Hauptfarben  glan- 
zend  angestrichen  (ohne  Zweifel  aus  bunten  Backsteinen) ; 
oben  Pallast  'und  Tempel  der  Anahid,  die'Saulen,  Balken, 
Lacunarien  aus  Cedern-  und  Gypressenholz  mit  Gold  und 
Silberblech     uberzogen,    die    Dachziegel     ganz    aus    Silber. 

2  Beim  Tempel  und  Pallast  der  Persischen  Konigsburg  in 
Susa,  welche  die  Griechen  Memnonia  nannten,  wissen 
wir  aus  bestimmten  Nachrichten  der  Alten,  mit  denen  die 
Trummer  wohl  ubereinstimmen ,  dass  die  Bauart  die  Baby- 
lonische  war. 

1.  [Ninive  §.  245.  Eugen  Flandin  TArchitectare  Assyrienne  in 
der  Revue  des  deux  mondes  1845.  T.  X.  6  livr.]  S.  Herodot  I,  98 
(die  unterste  Mauer  der  Burg  war  gleich  der  Ringmauer  Athens,  d.  b. 
gegeh  50  Stadien;  die  viel  grOssere  Stadt  war  ^flfen).  Polyb.  X,  27. 
Diod.  XVII,  110.  Die  iiberzogenen  Balken  u.  s.  w.  wurden  von  Anti- 
gonos  und  Seleukos  Nikator  geschalt,  ilsnlad^.  Jetzt  Ham  ad  an;  Trum- 
mer grosser  Substructionen,  Canal  der  Semiramis,  Chausee.  Im  Einzelnen 
findet  man  namentlich  in  einer  S&ulenbasis  ganz  den  Styl  von  Persepolis 
wieder.  Olivier  Voy..  dans  Tempire  Ottoman.  III.  p.  30.  Morier  Second 
Journey  thr.  Persia  p.  264  fif.    Porter  II.  p.  90  ff. 

2.  Ueber  die  Wunderwerke  des  angeblichen  Mem  no  n  (welches 
mag  der  einheimische  Name  gewesen  sein?),  Burg,  K6nigsstrasse  und 
KOnigsgrab  von  Susa,  Jacobs  in  den  Denkschr.  der  Mfinchner  Acad. 
1810.  11.  Vermischte  Schr.  Th.  IV.  S.  4.  To  d\  tslxog  duoSofirito  rrjg 
noXsmg  xal  Isffoc  xal  (ictaLXua  naffanXrjalmg  mansg  ror  rmv  Bapvlonvlmv 
J|  OTtT^^s  nXivd'ov  xal  daq)dlT0Vy  Strab.  XV.  p.  728.  In  Schus,  wahr^ 
scheinlich  Susa,  findet  sich  auch  jetzt  nichts  als  Haufen  von  Backsteinen, 
mltunter  gef^bten.  Kinneir  Geogr.  Memoir  of  the  Pers.  empire  p.  100  L 
Porter  II.  p.  410.    Hoeck  Vet.  Mediae  et  Persiae  Mon.  p.  95. 

1  244.  Der  alte  Stammsitz  der  Persischen  Herrscher  war 
in  Pasargadae,  einer  Flussebne  im  innem  Persis,  d\6 
selbst  von  dem  ersten  und  koniglichen  Stamme  des  Volks^ 

2  nach  Herodot,  den  Namen  hatte.  Dieser  dadurch  geheiligte 
District,  gleichsam  die  Metropole,  aus  der  das  weitherr- 
schende  KQnigsgeschlecht  hervorgegangen  war,  erhielt  in  der 
Bluthezeit  des  Persischen  Reichs  eine  lange  Strecke  von  An- 


[244]  Architektonik  der  Meder  und  Perser.  307 

lagen",  und  darunter  einen  altera  Eonigssitz  apx«^«  Paa{' 
ifift) ,  mit  Kyros  Grabmal ,  und  eine  neuere  Residenz, 
welche  die  Griechen  Persepolis  nannten,  wahrend  sie 
jener  vorzugsweise  den  Namen  Pasargadae  gaben.  Dieser  3 
neuere  Konigspallast  wird  mit  Sicherheit  in  den  Ruinen 
Tschihninar  oder  Tacht  Dschjemschid  erkannt.  Das  Mate-  4 
rial,  der  harte  schwarzgraue  Marmor  des  Gebirges  Rachmed, 
auf  dessen  Absenkung  mit  Hulfe  machtiger  Substructionen 
diese  K5nigsburg  enrichtet  war,  hat  hier  die  Zerstorung  der 
Architekturformen  verhutet,  obgleich  auch  nur  Wande  und 
Saulen^  aus  Stein,  alles  Gebalk  und  Dachwerk  dagegen 
ohne  Zweifel  aus  uberzogenem  Cedernholz  war,  womit 
die  enorme  Schlankheit  der  Saulen  zusammenhangt.  Die 
Anlage  steigt  terrassenformig  empor;  starke  Pforten,  grosse  5 
Hofe  mit  Nebengebauden ,  prachtige  Saulenhallen  fuhrten  zu 
den  am  hochsten  gelegenen  inneren  Gemslchern  des  Pallastes. 
Das  Detail  der  Architektur  zeigt  eine  Kunst,  die  sich  eines  6 
reichen  Vorraths  von  Formen  decorirender  Art  bemachtigt 
hat,  aber  nicht  sonderlich  damit  haushalt:  man  fuidet  die 
wahrscheinlich  in  Asien  fruhzeitig  verbreiteten  (§.  54)  Glieder 
und  Zierathen  der  lonischen  Ordnung  wieder,  aber  durch 
Ueberhaufung  und  seltsame  Verbindung  eines  grossen  Theils 
ihrer  Reize  beraubt. 

2.  S.  die  Schriftsteller  fiber  Alexander,  welche  zuerst  Persepolis 
erwahnen,  besonders  Arrian  VI,  29  ff.  Strabon  XV,  729.  Diodor  XVII,  71. 
Curtius  V,  7.  Pasargadae  umfasste  wahrscheinlich  die  Geb§ude  bei  Murghab 
und  Nakschi-Rustan,  §.  245. 

3.  S.  die  Abbildungen  bei  den  Reisen  von  Chardin  (neu  herausgeg. 
mit  Zusfltzen  von  Langl^,  P.  1812),  K^mpfer,  Cornells  de  Bru3rn;  ge- 
nauere  bei  G.  Niebuhr  Reise  nach  Arabien  II.  S.  121.  Morier  Journey 
thr.  Persia  T.  I.  p.  129—137.  Sec.  Journey  p.  75.  Ouaely  Travels  in 
var.  countries  of  the  £ast.  V.  11.  pi.  40  sqq.  Porter  I.  p.  580  sqq.  Edw. 
Alexander  Travels  to  India  pi.  10.  Buckingham's  Trav.  in  Assyria,  Media 
and  Persia,  ch.  17.  Caylus,  Hist,  de  TAc.  d.  I.  T.  XXIX.  p.  118.  Herder: 
Persepolis  eine  Muthmassung.  Persepolitanische  Briefe.  Heeren  Ideen  I. 
8.  194.  Mongez,  M6m.  de  Tlnst  nation.  Litt.  T.  HI.  p.  212.  Hirt  in  den 
Abhandl.  der  Berliner  Acad.  1820.  S.  40.  [Voy.  en  Perse  de  M.  Flandin, 
peintre,  et  de  M.  Coste,  architecte.  P.  1845.  Die  Zeichnungen  sind 
nach  Hr.  Steuart,  der  viele  Jahre  in  Persien  lebte,  vorzaglich  treu  im 
Charakter.] 


308  Kunst  des  Arischen  Stsonmes.  [245] 

5.  Eine  breite  Doppeltreppe  fufarte  zu  drei  aneinanderstossenden 
Thoren;  diese  zu  den  Doppelpfeilern  mit  den  colossalen  Hautreliefs  von 
Wunderthieren.  Eine  zweite  Treppe  stieg  man  zu  dam  eigentlichen  Pallast. 
Drei  S&ulenhallen  umgaben  eine  grOssre,  ohne  Trennung  durch  Mauern;  «. 
wahrscheinlich  waren  sie  nur  durch  Teppiche  abgesondert  (Esther  I,  6), 
die,  wie  bei  Alexander's  Prachtzelt  (Aelian  V.  H.  IX,  3)  und  dem  Diony- 
sischen  Zelt  Ptolemaeos  des  II.  (§.  150,  2),  an  Sfiulen  ausgespannt  waren. 
Die  innern  Gemacher  und  Sale  liegen  jetzt  davon  getrennt  auf  der  hOch- 
sten  Terrasse;  auch  bier  SSluIen  in  dem  Hauptsaale.  Diese  Gem&cber 
bildeten  indess  gewiss  einst  mit  jenen  Siulenhallen  ein  zusammenhSngendes 
Gebaude.  Niedrigere  Nebengebftude,  daninter  ein  ziemllch  ausgedehntes. 
Umfang  des  Ganzen  1400  X  900  F.  Den  Eindruck,  den  das  Ganze  machen 
musste,  giebt  am  beslen  die  treffliche  Schilderung  einer  Persischen  Resi- 
denz  bei  Appulejus  de  mundo  p.  270  Bip.  (der  falsche  Aristoteles  de 
mundo  c.  6);  besonders:  (Rex)  circumseptus  admirabili  regia,  cuius  tecta 
fulgerent  eboris  nive,  argenti  (§.  243)  luce,  flammea  auri  vel  electri  clari- 
tate:  limina  vero  alia  prae  aliis  erant,  interiores  fores,  exteriores  ianuae 
muniebant  portaeque  ferratae  et  muri  adamantina  firmitate. 

6.  Die  Saul  en  (s.  besonders  Porter  pi.  45)  der  grossen  Balle, 
55  F.  hoch,  unten  gegen  4  F.  stark,  mit  loniscben  Cannelilren  und  hohen 
Basen  von  eigenthfimlicher  Form;  die  CapitSler  theils  aus  Vordertheilen 
von  Einhdmem  zusammengesetzt,  theils  aus  sehr  mannigfachen  StQcken 
(ein  umgestilrzter  Krater,  darauf  ein  aufrecht  stehender,  darauf  ein  hoher 
Wilrfel  mit  zwei  Reihen  von  RoUen  nach  alien  vier  Seiten)  seltsam  com- 
binirt.  Dabei  Verzierungen  von  Blatterwerk,  Rosen,  Voluten,  Perlenst&ben. 
An  den  EOnigsgrabern  kommen  auch  der  Zahnschnitt,  eine  Art  von  Eiem 
und  Schlangenzungen ,  und  das  dreitheilige  Architrav  vor.  Die  Gesimse 
uber  den  Thiiren  haben  Aehnlichkeit  mit  den  Aegyptischen  (§.  222).  Man 
bewundert  die  trefflich  bebauenen  und  sehr  genau  zusammengefQgtenQuadem 
und  Sfiulenstflcke.  Spuren  von  Wasserleitungen  durch  die  Hallen  und  Sale. 
Von  rathselhaften  unterirdiscben  Gangen  melden  Ghardin  und  Morier. 

1  245.  Zugleich  lagen  in  diesem  Stammsitze  des  6e- 
schlechts  der  Achaemeniden  dieGrabmonumente  derselben. 

2  Dies  waren  seltner  freistehende  Gebaude,  wie  das  des  Kyros 

3  beschrieben  wird ;  gewohnlicher  in  den  Felsen  gehauene 
Fa(jaden  mit  verborgnen  unzuganglichen  Kammem  dahinter, 
dergleichen  theils  an  der  Felswand  oberhalb  des  beschriebenen 
Pallastes  von  Persepolis,  theils  nordlich  davon  bei  Nakschi- 

4  Rustan  liegen.  Die  Architektur  zeigt  dieselben  Formen,  wie 
in  Persepolis;  die  durchherrschende  Darstellung  ist  die  eines 
Gerustes,   auf  dem    der   K6nig   in   religiSser  Handlung   er- 


[245*]  Bildwerke  von  Persepolis.  309 

scheint,  fiber  einem  Fries  und  Architrav,  welches  von  Saulen 
mil  Einhorn-Capitaiern  getragen  wird. 

2.  Das  Grab  des  Kyros  im  Paradeisos  von  Pasargadae  Arrian 
VI,  29.  Strabon  XY,  730.  firvpyo?  ov  fiiy^S,  ndva  fihv  ffre^coff,  ava 
dl  cziyriv  Ixtav  %aX  arjnov  arevr^v  tsXimg  l;|rovra  rijv  tftfodov.]  Ein 
nvffyog;  unten  eine  Basis  aus  Quadern,  darauf  ein  Bau  aus  einem  oder 
mehrern  Stockwerken,  oben  ein  6r,x6g  mit  einer  ganz  engen  ThQr;  darin 
ein  goldner  Saiig  mit  dem  Leicbnam,  ein  Sopha  mit  noSfs  zpv<ror  cfpvgi^ 
Xaxoiy  auf  diesem  ein  Babylonischer  Teppich,  Gew&nder,  Scbmuck,  Waffen. 
Ob  das  Denkmal  in  Murghab?  Ousely  II.  pi.  53.  Porter  I.  pi.  14.  p.  498. 
Heeren  S.  276.  . 

3.  Eins  der  Grftber  am  Berge  Racbmed  (400  F.  vom  eigentlichen 
Pallaste)  muss  nach  Diodor  XVII,  71  (vgl.  Rtesias  Pers.  15)  das  des 
Dareios  sein,  womit  Grotefend's  Entzifferung  der  Keilinschriften  von  Perse- 
polis trefflich  flberelnstimmt.  Ghardin,  pi.  67.  68.-  —  Nakschi-Rustan, 
ebend.  pi.  74.  Ousely  11.  pi.  41.  Porter  pi.  17.  Ziemlich  mit  den  Perse- 
politanischen  Qbereinstimmende  Grabm&ler  hat  man  in  Medieu,  zu  Bisutun 
und  Hamadan,  gefanden. 

2.    Bildende  Kiinst. 

[§.  245*.  Die  Assyrische  Kunsl  wird  kunftig  durch 
die  Entdeckungen  in  Ninive  durch  den  franzSsischen  Consul 
Botta  in  Mossul  bekannt  werden.  Die  Hauptfigur  auf  den 
meisten  Reliefen  ist  ein  Konig  oder  Held  in  reichverbramter 
Tunica  mit  Oberkleid  und  mit  einer  Tiara,  welcher  kampft, 
Feinde  vor  sich  hertreibt,  Gefesselte  und  Gnadeflehende  vor 
sich  sieht,  beim  Mahle  sitzt,  im  festlichen  Zug  einen  Wagen 
mir  vier  neben  einander  gespannten  Pferden  lenkt.  In  seiner 
Nahe  gewohnlich  ein  bartloser  Mann,  vermilthlich  Eunuche, 
ofters  mit  einem  Streitkolben.  Unter  den  vielen  Figuren  von 
Kampfem  wiederholt  sich  ein  Schildtrager,  unter  dessen  Schutz 
ein  Anderer  seinen  Bogen  spannt  oder  den  Wurfspiess  schwingt. 
Eine  Gestalt,  vermuthlich  ein  Gott,  halt  in  der  rechten  Hand 
eine  schlangenformig  gekriimmte  Waffe  und  zieht  mit  der 
linken  einen  Lowen  zu  sich  herauf.  Keine  weibliche  Figuren 
ausser  einer,  die  ein  Kind  am  Arm  in  die  Hohe  halt.  Stiere 
16  F.  hoch,  mit  Menschengesichtern ,  wurden  erst  6,  dann 
noch  120  entdeckt,  alle  in  Hochrelief.  Ein  Bild  stellt  vier 
Vornehme  vor ,  sitzend  auf  Stuhlen ,  welchen  Eunuchen  ein- 
schenken,  diese  schopfen  aus  einem  Gefass  in  ein  Rhyton  mit 


310  Kunst  des  Arischen  Stammes.  [245*] 

Lowenkopf:  mehrere  stellen  Belagerungen  dar.  Das  herr- 
schende  Princip  ist  Ireue  Nachahmung  der  Natur  'und  des 
Lebens,  bei  massigem  Gebrauch  symbolischer ,  besonders  ge- 
fliigelter  Figuren.  Das  Verdienst  der  Zeichnung  in  den  Kor- 
pem,  besonders  des  LSwen,  des  Stiers,  in  den  menschlichen 
Gesichtszugen  und  in  der  Ausfiihrung  der  Haare  wird  hoch- 
lich  geruhmt. 

Die  Ausgrabungen  fanden  nicht  in  dem  Umfang  der  alten  Stadt 
Oder  wie  nun  angenommen  wird,  der  officiellen  Residenz  der  KOnige  bei 
Mossul  jenseits  des  Tigris  statt,  sondem  fQnf  Garavanenstunden  davon 
(so  lang  war  also  die  Stadt) , .  wo  auf  einem  hundert  Fuss  hohen  Hflgel, 
gegen  300  Meter  lang,  150  breit,  das  DOrfchen  Ehorsabad  liegt.  In  diesem 
HQgel  wurden  funfzehn  grosse  Sale  er5fifnet,  darunter  einer  von  120  F. 
L^nge,  fast  Qberall  bedeckt,  so  wie  auch  die  vier  Fa^aden,  mit  Reliefen 
und  Keilschrift  in  einer  »Art  von  transparentein  Marmor,«  zum  Theil  »auf 
Alabasterplatten«  oder  »in  einer  sicb  leicht  erweicbenden  Tunche*  Lettres 
de  M.  Botta  sur  ses  d4couvertes  a  Khorsabad  pr^  de  Ninive  publi^es  par 
M.  J.  Mohl  P.  1845,  aus  dem  Journal  Asiat.  vom  Mai  1843  bis  Febr.  1845 
abgedruckt,  mit  55  Kpft.  worunter  33  Bildwerke  enthalten.  Damnter  zeigen 
Tf.  22  Farbenschmuck,  die  Kopf-  und  Bartbaare  braun,  Tiare  und  Kopf- 
binde  roth,  Tf.  30  rotheSandalen bander;  viel  soil  blau  vorkommen.  Tf.  17 
ein  Zwiegespann ,  worauf  der  K6nig ,  fiber  wclchen  ein  Sonnenschirm  ge- 
halten  wird ,  hinter  ihm  ein  Reiter  mit  Lanze  und  Kocher,  wie  Tf.  19. 
Tf.  25  Belagerung,  Tf.  21  ein  naturwahrer  ausdnicksvoller  Kopf  mit  Pickel- 
haube.  Die  fpaXaga  der  Pferde  sind  Qberladen,  [scbwerfailig.  Tf.  38,  50 
eine  mannlicbe  geflugelte  Figur  mit  Adlerkopf,  die  Hand  krallend.  Aus 
dem  Princip  selbst  erklart  sicb  eine  gewisse  Uebereinstimmung  mit  den 
Statuen  von  Aegina,  namentlicb  in  Stellungen  in  dem  gekrauselten  Haar, 
in  der  dichtanliegenden  Gewandung  z.  B.  des  Bogenschiltzen  Tf.  2,  wo 
auch  der  den  Schfftzen  deckende  Schild  durch  die  fiinf  Kreise  herumlau- 
fender  Verzierungen  an  die  so  natfirliche  Anordnung  der  Homerischen  und 
Hesiodiscben  Schildcompositionen  erinnert.  Auch  die  Architravreliefe  von 
Assos  §.  255.  A.  2,  das  alte  Grabmal  von  Xanthos  §.  90*  und  zunachst 
die  Bildhauereien  von  Persepolis  sind  zu  vergleichen.  In  wie  weit  die 
Griechische  Kunst  von  Assyrien  und  Medien  her  zunachst  in  Kleinasien  An- 
regungen  erhalten  und  Anlasse  genommen  habe  und  wie  selbstandig  und  frei 
dabei  ihre  innere,  die  eigentlich  kfinstlerischeEntwicklungerfolgt  sei,  wird  sicb 
allmaiig  deutlicher  herausstellen.  Grosse  Massen  der  Monumente  von  Ninive 
sind  bereits  i n  Paris  angekommen.  Die  Herausgabe  eines  Werkes  von  405  Kpft. 
und  100  Bogen  Text  in  90  monatlichen  Lieferungen  hat  im  Nov.  1846  be- 
gonnen;  dieZeichnungenvon  deminPersieneingeCLbtenMalerEugenFlandin. 
Die  nachgezeichneten  Keilschriften  nehmen  eine  Lange  von  2500  Meter  ein. 


{246]  Bildwerke  des  Pei-sepolis.  311 

Kiepert  in  Schmidts  Jahrb.  f.  Gescb.  1844.  I.  S.  95  denkt  daran,  dass 
diese  Sculpturen  nicht  der  alten  Assyrischeu  Kunst  angeh^Jren,  sondem  aus 
«iner  spateren  Persischen  Zeit  sein  m(^bten,  da  Xenopbon  paailBuc  zu  Ninive 
€rwahnt,  obgleich  die  alte  Stadt  seit  der  Medischen  Eroberung  zerst5rt 
gelegen.  Leo  vermuthet,  dass  das  Assyriscbe  Reich  mit  Sardanapals  Tode 
(890),  nachdem  nun  Babylon  Sitz  der  Herrscbaft  geworden,  nicbt  aufge- 
hOrt,  sondem  unter  eigenen  K6nigen  fortbestanden  babe,  Lebrb.  der 
Universalgesch.  I.  S.  118.    Die  Inschriflen  werden  zu  Hiilfe  kommen.] 

246.    Dieselben  Ruinen  von  Persepolis  zelgen  eine  Fulle  1 
von  Sculptur  mit  der  Architektur  verbunden.     Wunderthiere,  2 
symbolischer  Art,   stehen  in  halbrunder  Gestalt  als  Reichs- 
wappenam  Eingange;  ahnliche  sind  auch  fur  architektonische 
Zwecke  kaufig  angewandt.    Gruppen,  in  welchen  ein  niytho-  3 
logischer  Held  ein  Unthier  der  Art  durchbohrt,  sind  in  Relief 
an   den   Pforten   des    Nebenhauses   angebracht.     Man    sieht  4 
den  Konig  mit  Begleitem  einherschreitend ;  seinen  Thron,  den 
€in  Baldachin  bedeckt,   von  den  Reprasentanten  der  Haupt- 
stamme  des  Reiches  getragen;   den  darauf  sitzenden  Fursten 
als  Richter,    an    verschiedenen  Wanden   und  Pfeilem.     Die  5 
Leibwache  des  Fursten,  seine  Hofleute  in  zwei  verschiednen 
r^elmassig  abwechselnden  Trachten,  der  Medischen  Stola  und 
der  Kandys,  und  die  interessanteste  Darstellung,  die  Provin- 
zen,  welche  die  jahrlichen    Ehrengeschenke    (ddHQa)  bringen,^ 
schmucken  die  Prachttreppe , .  welche  zu  der  grossen  Saulen- 
halle  hinauffuhrt. 

2.  Hauptfiguren  sind  das  geflCigelte  oder  ungefiQgelte  Einborn,  das 
ratbselhafte  Tbier  mit  dem  kOniglicb  gescbmuckten  Menschenbaupte  (Mar- 
tichoras?  Kaiomorts?),  der  Greif,  der  LOwe.  [Fel.  Lajard  Recb.  sur  le 
culte,  les  symboles,  les  attribuls  et  les  mon.  fig.  de  Venus  en  Orient  et 
en  Occident  1.  2  livr.  P.  1837  f.  unterbrocben.] 

3.  Der  Ansicbt,  welche  in  diesem  Helden  den  Stammberos  des  bier 
einbeimischen  Gescbleebts.  Achaemenes  (Dschjemschid?),  sieht,  kommt 
zu  Hulfe,  dass  nach  Aelian  H.  A.  XII,  21  Achaemenes  wirklicb  eine 
wunderbare  Fabelperson  war,  ein  ZOgling  eines  Adlers,  wie  bei  Firdusi 
der  Vogel  Simurg  die  jungen  Helden  erzieht. 

5.  Diese  doppelte  Tracht  ist  durchgflngig  leicht  zu  unterscbeiden. 
Die  vomehmere,  die  der  Kdnig  selbst  tr&gt,  ist  das  Hedische  Gewand, 
ihr  war  auch  die  Magische  Stola  fthnlich  (s.  Lukian  Nekyom.  8).  Zu  der 
andern  Tracht  gebdrt  der  Ueberrock  mit  den  leeren  Aermeln  oder  xo^aig 
(Kolchische,    Amazonische,   Ungarische  Tracht,   s.  Amaltbea  I.   S.   169. 


312  Kunst  des  Arischen  Stammes.  [^7} 

II.  S.  XII),  dies  ist  die  Persische  Raiidys  {xtxcav  ov  ifinogtcovvtai^  fibulis 
annectunt,  ol  6TQUTimtciij  Hesych.  Pollux  VII,  58).  Ueber  die  Persischen 
Gew&nder  vgl.  Voss  Mythol.  Briefe.  III.  8.  367.  Mongez  sur  les  costumes 
des  Perses,  M4m.  de  Tlnst.  nat.  Litt.  IV.  p.  22  sq.  Xenophon  Cyrop.  1,  3,  2 
sagt:  ravta  navxa  (PerQcken  und  Schminke)  Mj^^ixa  i<STt^  nal  oi  noq- 
(pVQol  ;|^iT(Dveff  xal  ol  navdvsg  xal  ol  CTQBieTol  ns(fl  r^  ^^QV  *^^  ^^ 
TffiXXia  nsQi  vatv  x^Qolv  iv  UsQCaig  8h  toig  ofnoi  xal  vvv  hi  noXv  xal 
iad-^Ttg  q>avX6tBQcci  rial  dlairai  ivtsXioteQai.  Die  Tiara  mil  den  Seiten- 
Mndern  {naQayvae'Cdss  Strabon  XV.  p.  734  fila  tjarae  Ammian  XXX,  8), 
die  Kidaris  und  Kyrbasia  sind  schwer  von  einander  zu  unterscheiden, 
vgl.  Niccolini  M.  Borb.  VIII.  p.  17  fif.,  auch  Demetr.  de  eloc.  161.  Die 
Peitsche  oder  Geissel,  welcbe  an  mancben  Figuren  von  Kriegem  deutlich 
binter  dem  KOcber  auf  dem  Rilcken  h^gend  angebracbt  ist,  bezeichnet 
die  Persiscben  Mastigopboren.  —  Fflr  die  statistische  Erklarung  der  Pro- 
vinzen  verweise  icb  ganz  auf  Heeren,  Ideen  II,  1.  S.  213  ff. 

1  247.  Nirgends  erscheint  die  bildende  Kunst  in  ihren 
G^enstanden  auf  einen  so  bestimmten  Kreis  beschrankt  wie 
hier.  Die  Gottheit,  der  reine  Omiuzd,  ursprunglich  undar- 
stellbar,  wird  als  Gegenstand  der  Anbetung  des  Konigs  durch 
eine  in  der  Hohe  schwebende,  nach  unten  in  Flugel  endende 
Halbfigur  nur  angedeutet ;  sonst  gehoren  nur  die  symbolischen 
Thiere  der  Mythologie,  alles  Andre  der  geschichtlichen  Gegen- 

2  wart  an. '  Der  strenge  Anstand ,  das  steife  Ceremoniel  ge- 
bieten  uberall  sorgfaltige  Bekleidung  und  feierliche  Bewegung^ 
selbst  der  Kampf  mit  Ungeheuem  stort  keins  von  Beiden; 

3  die  vollige  Entfernung  der  Frauen  hat  denselben  Grund.  In 
dem  sehr  minutios  ausgefuhrten  Haarputz  {xonat  noog&e- 
rot),  den  regelmassigen  Falten,  den  Spuren  der  Anfiagung 
goldner  Eetten  und  Zierden  an  den  Handgelenken^  dem  Halse 
und  der  Tiara  des  Herrschers,  erkennt  man  uberall  die  Ein- 
wirkung  des  Hofprunks  und  den  Zwang  eines  aussem  Ge- 

4  setzes.  Doch  zeigt  sich  die  Kunst  nirgends  als  ein  roher  Ver- 
such;  vielmehr  hat  die  Zeichnung  einen  festen,  sichern  Styl; 
die  Gesichtsformen  tragen  neben  dem  Stempel  der  Nationali- 
tat  das  Geprage  von  Wurde;  in  der  Darstellung  der  Pro- 
vinzen  ist  feine  Charakteristik ,  in  der  der  Hofleute  gefallige 
Abwechslung  in  Stellung  und  Geberde ;  die  Thiei^estalten  sind 
mit  einer  eigenthiimlichen  Kraftigkeit  und  Grossheit  entworfen ; 

5  auch  ist  die  Arbeit  in  dem  harten  Steine  durchaus  sauber, 

6  die  Behandlung  des  Reliefs  eigenthiimlich :  so  dass  man,  wenn 


[248]  Bildwerke  Persiens  und  Hediens.  313 

auch  iinmer  Aegyptische,  so  wie  Griechische  Kunstler  fur  den 
Grosskonig  arbeiteten,  doch  eine  einheimische,  durch  lange  Jahr- 
hunderte  gereifte  Kunst  in  diesen  Werken  anerkennen  muss,  die 
den  Persem  sender  Zweifel  von  Ekbatana  in  Medien,  den  Medern 
aber,  wie  wir  meinen,  in  der  Hauptsache  von  Babylon  kam. 

3.  6  fiiyccg  Pacilsvs  —  nofi^,  Aristoph.  Plut.  171.  [xo/uort  itQog- 
^CToi,  falsches  Haar,  Perilcken,  welche  die  Griecben  der  fAreng  aristo- 
kratischen  Zeit  vermuthlich  von  dorther  angenommen  haben.]  Die  Perser 
ziehn  die  Adlemase  vor,  weil  Cyrus  ygvitog  gewesen  aei.  Plutarch,  reip. 
ger.  praec.  28. 

5.  Das  Relief  hebt  sich  mil  einer  feinen  Linie  allmftlig  vom  Grunde 
ab,  ganz  anders  als  das  Ghriechische  und  Aegyptische.  Fragmente  im 
Brit.  Museum  (R.  VI.  n.  100—103)  und  bei  Sir  Gore  Ousely;  genaue  Al)- 
bildungen  bei  Morier  Sec.  Journey  pi.  1 ,  Ousely  II.  pi.  43—45.  und  Ker 
Porter.  [Eine  der  ausffihrlichsten  Abbildungen  Archaeol.  Britann.  XIV. 
p.  283,  Kopf  eines  Blinden  mit  einer  Binde  um  das  Haupt,  Haar  und 
Bart  gelockt,  Shnlicb  wie  der  sog.  Indische  Bachus.  —  Ammiauus 
M.  XXIV,  6,  die  Perser  seien  in  den  bildenden  RQnsten  etwas  zurQckge- 
blieben,  weil  sie  nur  Schlacbtsttlcke  machten.] 

6.  Von  den  Aegyptischen  Kilnstlern,  die  fur  die  Persiscben  KOnige 
arbeiteten,  erzUhlt  Diodor  I,  46.  Von  Telepbanes  (§.  112,  1)  Arbeiten 
fOr  die  Perser  Plin.  XXXIV,  19,  9. 

248.    Mit  dieser  Annahme  stimmt  auch  die  grosse  Aus-  1 
dehnung,  in  welcher  dieser  Styl  nicht  bloss  in  Persien,  auch 
in   Medien   gefunden  wird.     Die   Reliefs    von   Bisutun   (Ba-  2 
gistanon)  zwischen  Ekbatana  und  dem  Tigris,   die  unter  an- 
dem  einen  Konig  als  Ueberwinder  seiner  Feinde  darstellen, 
zeigen  diesen  Styl  vielleicht  in  einer  alteren  Periode  als  die 
Persepolitanischen ;  die  Alten  scheinen  Werke  der  Semiramis 
hier  gesehn  zu  haben.    Wahrscheinlich  werden  auch  die  be-  3 
deutenden  Ruinen  der  Armenischen  Stadt  Van  nicht  bloss  In- 
schriften,  sondern  auch  Architekturformen  nach  Art  der  Perse- 
politanischen ergeben.    Auch  die  Babylonisch-Medischen  Cy-  4 
Under  schliessen  sich,  wenn  auch  oft  nachlassig  und  schlecht 
gearbeitet,  an  diesen  Kunststyl  an;  ein  Theil  derselben  wird 
sicher  mit  Recht  aus  Persischem  Ritus  und  Glauben  gedeutet; 
manche  gehoren  auch  einer  Combination  Magischen  und  Chal-  5 
daeischen  Glaubens  an.    Noch  sind  die  Dariken  zu  erwahnen,  6 
bei   denen    die  Vorstellung  —  der  Konig   selbst  als.  Bogen- 
schutz  —  so  wie  die  Zeichnung  sehr  mit  den  Monumenten 


314  Kunst  des  Arischen  Stammes.  [MS] 

7  von  Persepolis  ubereinstimmt.  In  der  Zeit  der  Arsakiden 
herrschte  am  Hofe  ein  von  den  Makedonischen  Eroberem  er- 
erbter  Griechischer  Geschmack,  doch  hat  sich  ausser  Munzen 

8  nichts  Sicheres  erhalten;  die  Sassaniden,  in  vielen  Stucken 
Wiederhersteller  vaterlicher  Sitte  und  Religion,  zeigen  in  ihren 
Kunst werken  einen  aus  dem  spatromischen  entstandenen,  auf 
orientalisches  Costiim  angewandten,  schwulstigen  und  ge- 
schmacklosen  Styl. 

1 .  Ruinen  im  Persepolit."8lyl  am  Persischen  Meerbusen,  Morier  L  S.  51 . 
Von  Ekbatana  oben  §.  243.  Von  Bisutun  besonders  Porter  II.  p.  154.  pi.  60. 
Vgl.Hist.  de  I'Ac.  des  Inscr.  XXVII.  p.  159.   Hoeck  p.  22.  29.  73  sqq. 

2.  Die  Identit&t  von  Bagistanon  bei  Diod.  II,  13,  Baptana  bei  Isidor 
und  Bisutun  halte  ich  mit  Hoeck  p.  116,  Mannert  V,  2.  S.  165  u.  Andem 
far  einleuchtend.  Die  Vorstellung  der  Seniiramis  mit  100  Trabanten  er- 
innert  sehr  an  Persepolitaniscbe.  Die  Syrischen  Buchstaben  bei  Diodor 
sind  wohl  Assyrische;  diese  'Aaavgia  y^ifi^txza  aber,  die  Persische  Reichs- 
schrift  besonders  fdr  Monumente,  kdnnen  nur  Keilschrift  gewesen  sein. 
[Das  Denkmal  bei  Behistun,  .auf  dem  Wege  yon  Bagdad  und  Hamadan 
ist  nfther  bekannt  geworden  durch  Abbildungen  und  Erl^uterungen  des 
Major  Rawlinson,  Joum.  of  the  R.  Asiatic  Soc  Vol.  X.  P.  1.  L.  1846.  Es 
stellt  in  einem  dem  Persepolitanischen  ^hnlichen  Styl  dar  Darius  Hystaspis, 
welchem  die  verschiedenen  w&hrend  der  ersten  Jalire  seiner  Regierung  in 
ganz  Oberasien  aufgestandenen  Rebellen  gegenubersteben  und  wird  durch 
zahlreiche  Keilschriften ,  in  Uebereinstimmung  mit  eiuer  Andeutung 
Herodots,  erlfiutert.    Tiefer  unten  Werke  aus  der  Sassanidenzeit.] 

3.  Van  heisst  Schamiramakert ,  Semiramocerta,  bei  Armenischen 
Schriflstellern,  welche  \on  SSulen,  Statuen,  Felsengrotten  daselbst  sprechen. 
St.  Martin  Notice  sur  le  Voy.  litt.  en  Orient  de  M.  Schulz,  Joum.  des  Sav. 
1828.  p.  451.  Grotefend  in  Seebode's  Krit.  BibUothek  1829.  Bd.  I.  N.  30. 
Kunstblatt  1829.  N.  32.  Die  bekanntgewordenen  KeilschrifLen  geben  nach 
Grotefend 's,  von  St.  Martin  adoptirter,  EntzifTerungsmanier  Xerxes  Namen; 
indess  hindert  dies  nicht,  dass  nicht  auch  hier  die  PerserkOnige  alte  Semi- 
ramische  Werke  (d.  h.  uberhaupt  Werke  Assyrischer  Dynastien)  vorgefunden 
haben  kOnnten.  Burnouf  findet  ahura  mazda,  Ormuzd,  extrait  d'un  mem. 
sur  deux  inscr.  cun4i  formes  trouv^s  pr^s  d'Hamadan,  Journal  des  Sav. 
1836.   p.  283.  321. 

4.  S.  besonders  Grotefend's  Erklarungen,  Amalthea  I.  8.  93.  \\  S.  65. 

5.  IZeitig  kommen  Magier  in  Babylon,  Ghaldaeer  in  Persien  vor;  und 
schon  bei  Berosus  erscheint  Chaldaismus  und  Magismus  so  vermischt,  dass 
der  Babylonische  Kronos  (El)  fflr  Zeruane  gesetzt,  und  Aramazdes  Vater 
genannt  wird.  Persisch-Ghaldaeisch  ist  wohl  auch  der  Babylonische  Cylinder 
bei  Porter  II.  pi.  80.  n.  1,  welcher  den  Ormuzd  in  der  H6he,  und  damnter 


I 


• 


[248]  Andre  DenkmSQer  Persiens.  315 

drei  Figuren,  woTon  zwei  offenbar  gOttiicher  Natur,  darstellt;  die  ane 
fOhrt  ein  Beil  (wie  Zeus  Labrandeus  in  Karien,  und  Sandon  in  Lydien) 
und  steht  auf  dem  Einbom;  sie  bat  einen  Hond  Ciber  sich,  wie  die  gegen- 
fiberstebende  einen  Stern.  —  Die  Vermiscbung  Persischer  und  Aegyptiscber 
Symbole  [gleicb  der  der  Rdmi^^chen  und  Gailischen],  die  der,  Amaltb.  I. 
S.  93  behandelte  Cylinder  zeigt,  ist  aucb  auf  dem  bei  Susa  gefundenen 
Stein,  der  eine  Art  Persiscbe  Hieroglypbik  entbail  (Walpole  Trav.  p.  420 
u.  A.),  und  dem  vierflQglicben  Mann  mit  dem  Aegyptiscben  Kopfputz  bei 
Murgbab,  Porter  I.  pi.  13,  wabrzunebmen.  Rhodogune  mit  fliegenden 
Haaren  nacb  einer  scbdnen  Legende  das  Persiscbe  Reicbssiegel,  Polyaen  VIII, 
27.*  Persepolitanische  Fragmente  in  Aegypten,  Descr.  de  TEg.  T.  V.  pi.  29. 
^.  Von  den  Dariken  Eckbel  D.  N.  I,  III.  551  sqq.  Gute  Abbildungen 
Landon  Numism.  I,  2.  Mionnet  Descr.  pi.  36,  1.  Suppl.  VIII.  pi.  19, 
sebr  interessant.  [Von  Persiscben  gescbnittnen  Steinen  besltzt  Hr.  Lajard 
die  reicbste  Sammlung,  die  man  in  Europa  kennt,  Joum.  des  Sav.  1819. 
p.  424.] 

7.  Die  Arsakiden,  obgleicb  nacb  Lukian  de  domo  5  ol  tptl6%aXoi, 
bdrten  docb  bekanntlich  an  ihrem  Hofe  Griechische  Poesieen;  und  von 
ibren  Mfinzen  schliessen  sicb  besonders  die  Sltem  nabe  an  die  Make- 
donischen  an.  Aucb  die  Tetradrachmen  mit  Griechiscben  allegoriscben 
Figuren  scbeint  mir  Eckbel  I,  III.  p.  549  den  Arsakiden  nocb  nicbt  mit 
Recbt  abzusprechen.     Von  Bildwerken   ist   sebr  wenig  bekannt.     Hoeck 

«  

p.  141.    Von  einer  Gemme  mit  Pacorus  Bilde,   Plin.  Ep.  X,  16.    Solcbe 
Gemmen,  wie  sie  Plinius  erwSbnt,  existiren  nocb,  Tassie  pi.  12,673—67^. 

8.  Derselbe  plumpe  und  scbwtllstige  Cbarakter  berrscbt  in  den 
Sassaniden-Milnzen  und  den  Bildwerken  von  Nakschi-Rustan  (Sapor  I), 
Scbapur  (Valerianus  Unterwerfung),  Takt-Bostan  (Sapor  II.  III).  S.  fiber 
diese  Hoeck  ^p.  47.  126  f.  und  die  trefflicben  Abbildungen  bei  Porter 
pi.  19  f.  62  ff.  ScbOner  Helm  bei  A.  d'Olenine  sur  le  costume  et  les 
armes  des  gladiateurs,  Petersb.  1835.  pi.  15.  das.  pi.  14  eine  ciselirte 
Silberscbale ,  die  der  Vf.  fdr  Sassanidiscb  b^lt,  ein  Reiter,  der  rQckw^rts 
einen  LOwen  schiesst,  dem  Styl  nacb  auf  b6beres  Alterthum  deutend. 
[Grosse  Silberscbale  des  Due  de  Luynes  mit  einer  Jagd  M.  d.  I.  Ill,  51. 
Ann.  XV.  p.  98.  A.  de  Longperier.]  AHegoriscbe  Figuren  sind  bier  oft 
ganz  sp&teren  Rdmiscben  gleicb;  sonst  ist  auf  die  Costdme  und  Zierden 
am  meisten  Fleiss.  verwandt.  Die  Kugeln  auf  den  K6pfen  der  KOnige 
sind  Weltkugeln  mit  dem  Zodiacus,  den  man  auf  den  Mflnzen  oft  deutlicb 
siebt,  und  stellen  sie  als  Weltberrscber  dar.  Ueber  Arsakiden -Munzen 
Tycbsen  in  den  Commentat.  Soc.  Gott.  rec.  V.  I;  iiber  Sassanidiscbe  V.  II, 
—  Mani,  ein  Ketzer,  der  von  dem  neuerweckten  Magismus  ausging,  ver- 
sinnlicbt  seine  Lebre  (unter  Scbapur  1.  und  Hormisdas  I.)  durcb  ein  aus- 
gemaltes  Evangelium. 


IV.    Inder. 

1  249.  Das  Indische  Volk,  das  Sstlichste  Glied  des  Kau- 
kasischen  Menschenstammes,  welcher  hier  schon  sehr  gemischt 
erscheint,  ein  Volk  von  grossen  geistigen  Anlagen,  welche  sich 
in  einer  feinen  Ausbildung  der  Sprache,  efcer  sehr  alten 
speculativen  Theologie,  und  einer  phantasievoUen  Poesie  zeigen, 
war  doch   sehr   wenig  ^eeignet ,  die   bildenden  Kiinste   auf 

2  eine  originale  Weise  auszubilden.  Die  stille  Beschaulichkeit 
fruherer,  die  gluhende  und  schwelgerische  Phantasie  spaterer 
Zeiten  fanden  in  dem  Reiche  der  naturlichen  Gestalten  und 
gegebnen  Naturformen  keinen  Ausdruck,  in  dessen  consequenter 

3  Fortbildung  sie  sich  genugen  konnten;  ui;d  wenn  die  hie- 
rarchische  Verfassung  und  die  grosse  Ausdauer  Indischer  Ar- 
beiter  in  der  Aushohlung  der  Grottentempel  und  dem 
Aushauen  ganzer  Gebirge  Bewundernswiirdiges  geleistet  haben: 
so  vermissl  man  doch  ganz  den  ordnenden  Geist,  der  diesen 
Fleiss  und  Kraftaufwand  ohne  Beispiel  fur  grosse  architek- 
ttJnische  Zwecke  benutzt  und  zu  beherrschen  gewusst  hatte. 

4  Wir  sehen  hier  vielmehr  eine  Kunst,  die  in  einer  FuUe  von 
Formen  unstat  umherschweift,  und,  wenn  ihr  fast  zufallig  das 
Einfache  und  Grandiose  gelingt,  es  nicht  zu  einer  festcn, 
wiederkehrenden   und    durchgefuhrten  Kunstform   zu   nutzen 

5  weiss:  so  dass  man  den  Gedanken  schwer  aufgeben  kann, 
dass  vielerlei  Anregungen  und  Mittheilungen  von  aussen  (wahr- 
scheinlich  auch  von  den  Griechen  oder  Yavana's)  in  Indien 
erst  den  architektonischen  und  plastischen  Sinn  erweckt,  und 
ihm  eine  Nahrung  dargeboton  haben,  die  er  doch  nicht  recht 
zu  verarbeiten  wusste ;  indem  dadurch  der  Contrast  der  clas- 
sischen  Eleganz  einzelner  decorirender  Theile  mit  der  bar- 
barischen  Geschmacklosigkeit  in  der  Verknupfung  derselben  zu 
architektonischen  Ganzen  wohl  allein  auf  eine  befriedigende 
Weise  erklart  werden  kann. 

3.  HOhlentempel  des  Siwa  auf  Eiephante  unweit  Bombay. 
Mehrere  auf  Salsette,  die  grOsslen  bei  Kenneri.  Grotte  zu  Carli. 
Das  uugeheure  Pantheon  zu  El  lor  a  in  den  Ghautgebirgen ,  zugleich  zur 


[349] 


HChlentempel. 


317 


Aafnahme  von  Handerttausenden  von  Wallfabrern  bestimmt.  Buddbistische 
Grotten  in  Berar,  bei  Adschunta  und  Baug,  von  einfacbern,  aber  plumpen 
Architekturformen ,  ohne  Zierathen,  dagegen  mit  Malereien  auf  Stucco. 
Hfiblentempel  von  Radschastan,  welcbe  griechiscbem  Stile  nflber  stehen 
sollen.  —  Mabamalaipur  (Mafaabalipur  im  Mahabarata,  Maliarpha  bei 
Ptolem.),  ein  Felsengebirge  dber  der  Erde  in  ein  Labyrinth  von  Monumenten 
verwandeit,  an  der  Kuste  von  CoromandeL  Pyramidaliscbe  Pagoden  zu 
Deogur  (Tagara,  eine  Hauptmesse  in  der  Zeit  des  Peripl.  mar.  Ind.),  Rami- 
seram.  Felsentempel  auf  Geylon.  Ueber  die  Felsenkammem  von  Bamian 
(Alexandreia  am  Kauiasos,  nach  Ritter)  Hoeck  Monum.  vet.  Med.  p.  176  sqq. 

4.  Einen  grandiosen  Eindruck  macben  z.  B.  die  Grotte  von  Garli, 
und  der  Tempel  des  Visvakucma  zu  Ellora,  wo  die  Decken  in  Rundbogen 
ausgehauen  sind.  Was  die  Details  anlangt,  so  ist  folgende  Pfeilerforra 
noch  die  am  h&ufigsten  wiederkehrende  und  am  regelmflssigsten  gebildete: 
eine  Basis  aus  mehreren  Platten  und  Wellen,'  dardber  ein  kurzer,  loniscb 
cannelirter  Pfeiler,  dann  ein  umgesturztes  Akanthus-Capitfil ,  oben  zusani- 
mengezogen,  CLber  diesem  eingezogenen  Halse  ein  grosser  PfQhl,  daruber 
die  Platte  mit  VerllUigerungen  in  der  Richtung  des  dardberliegenden  Haupt- 
balkens,  welcher  die  Decke  trSgt.  H&ufig  kommen  als  Yerzierung  der 
Pfeiler  umgesturzte  Antefixa  oder  Eckverzierungen  antiker  Sarkophage  vor. 
Die  Dicke  dieser  StQtzen  (in  deren  Gestalt  indess  keine  Spur  eines  Nach- 
denkens  fiber  statische  Gesetze  wahrzunehmen  ist)  ist  nur  Werk  der  Noth ; 
als  Zierath  von  der  Aussenseite  von  Felsentempeln  hat  die  Indische  Archi- 
tektur  aucb  sehr  schlanke  S§ulen. 

5.  Eine  Ghronologie  giebt  es  leider  bier  nicht,  aber  nach  den  festen 
Punkten,  die  wir  haben,  scheint  es  nicht  nOthig,  diese  Kunstbldthe  Indiens 
(wenn  man  so  sagen  darf)  ^ter  zu  setzen  als  ^ie  BlQthe  der  dramatischen 
Poesie  in  Indien  (unter  dem  Rayah  Vi«ramaditya ,  der  nach  gewdhnlicher 
Annahme  56  v.  Ghr.  starb).  Beide  setzen  n^mlich  die  episcbe  Poesie 
voraus,  und  schliessen  sich  an  sie  an.  Aucb  existirte  in  der  Zteli  dieser 
Bauwerke  der  Buddhismus  schon  (aucb  Salsette,  Garli  und  der  T.  des 
Visvakurma  sind  Buddhistisch),  den  man  nun  wohl  von  etwa  500  v.  Ghr. 
datirt  Das  §lteste  Zeugniss  far  die  Existenz  solcher  Bauwerke  ist  Barde- 
sanes  (200  n.  Ghr.)  Beschreibung  einer  Indischen  TempelhOhle  eines  andro- 
gynen  Gottes.  Porphyr.  bei  Stobaeos  Eel.  Phys.  I.  p.  144.  Heeren.  Die 
grUuelvolle  Ausgelassenheit  der  Darstellungen  in  Elephante  (Proben  der 
Art  sind  aus  der  Townley'schen  Sammlung  in  das  Brit.  Museum  aberge- 
gangen)  deutet  auch  auf  Zeiten  des  innern  Verfalls.  0.  Frank  uber  das 
Bild  des  Weltbaumeisters  Yisvakarman  in  den  MQnchner  Abhandlungen 
Philol  CI.  I.  S.  765. 

Demetrlos,  Euthydemos  Sobn,  und  andre  Baktrische  Prinzen  grfin- 
deten  um  200  v.  Ghr.  Griechische  Reiche  im  Indus-Lande,  welche  sich  in 


318  Indiscbe  Kunst.  [250] 

verschiedner  Geetalt  bis  zur  Invasion  der  Mogolischen  Skytben  oder  Sakae 
(136  V.  Gbr.)  erbielten,  von  deuen  Vicramaditya  Indien  befreite.  Ygl. 
Lassen  de  Pentapotamia  p.  42  ff.  In  der  Reibe  in  Indien  g^dndener 
Mdnzen,  welche  J.  Todd,  Transact,  of  tbe  R.  Asiat.  See.  I.  p.  313.  pi.  12 
zusammenstellt,  zeigen  die  Indo-Skythischen  (naroentlich  die  BL  des  fittei- 
Isig  pacilimv  (Edobigris)  aatrjQ  tiiyas,  mit  Siwa  auf  seinem  Stier  als 
Revers)  eine  interessante  Vermischung  Griechischer  und  Indischer  Elemente; 
und  auch  die  fleissiger  gearbeiteten  Indiscben  lassen  wohl  etwas  von  der 
Einwirkung  Griecbischer  Darstellungsweise  spClren.  Vgl.  Scblegel,  Joum. 
Asiat.  II.  p.  321.  St.  Martin,  IX.  p.  280.  Die  Indiscbe  Gemme,  mit  der 
Herkules-Figur,  welche  J.  Todd  UI,  I.  p.  139  mittbeilt  (D.  A.  K.  Tf.  53), 
ist  deutlicb  eine  Imitation  von  den  Mdnzen  des  Indiscben  KOnigs  Demetrios 
(Tycbsen  Gomm.  Soc.  Grott  rec.  YI.  p.  3.  Koebler  Mem.  Romane  IV.  p.  82). 
In  Barygaza  (Baroandscb)  cursirten  MQnzen  der  Baktro-Indischen  K5nige, 
nacb  dem  Peripl.  mar.  Ind.  [Cbr.  Lassen  Zur  Gescbicbte  der  Griech.  und 
der  Indoskytbiscben  K5nige  in  Baktrien,  Kabul  und  Indien  durch  Ent- 
zifferung  der  altkabuliscben  Legenden  auf  ihren  MOnzen.    Bonn  1838.] 

1  ^50.  In  den  Sculpturen  Indiens,  den  Haut-  und 
Basreliefs,  welche  die  Wande  dieser  Felsentempel  schmucken, 
und  ausser  den  Wesen  des  Cultus  auch  Scenen  aus  den 
grossen  Indischen  Epopoeen  darstellen,  vermisst  man  ebenfialls 
durchgangig  dieses  feste  System,  welches  eine  aus  eignen 
Wurzeln  erwachsene  durch  lange  Generationen  gepflegte  Kunst 

^  uberall  charakterisirt.  Eben  deswegen  stehen  die  Indischen 
Bildwerke  den  Aegyptischen  zwar  an  Naturlichkeit  der  Bil- 
dungen,  Mannigfaltigkbit  der  Stellungen  und  Bewegungen 
voran;  aber  es  mangelt  auch  vdllig  die  Strenge  der  Zeich- 
nung  und  das  Gesetzmassige  in  der  Anordnung  der  Figuren. 
Auch  wirken  bei  der  Sculptur  wie  bei  der  Architektur  die 
Bedingungen  des  Platzes  und  Materials  auf  eine  sehr  hinder- 

3  liche  Weise  ein.  Von  charakteristischen  Unterschieden  der 
Korperbildung  bei  verschiedenen  Personen  scheint  noch  nicht 
viel  nachgewiesen  zu  sein;  auch  hier  geben  Attribute,  Klei- 
dung,  Farbung,  monstrose  Zusatze  und  die  Handluug  selbst, 

4  die  Bedeutung  an.  Indess  erscheint  in  der  Haufung  der  Attri- 
bute, der  Combination  vielgliedriger  Gestalten,  der  Ver- 
schrankung  der  Stellungen  und  dem  Streben  nach  Schmuck 
die  altindische  Kunst  der  Tempelgrotten  im  Ganzen  noch  sehr 
massig  und  gen^sam  gegen  die  Monstrositat  vieler  neu- 
indischen  Gdtzenbilder  und  Malereien. 


[250]  Indische  Sculpturen.  319 

1.  Epische  Soenen,  z.  6.  der  Kampf  von  Rama  und  Ravuna,  aus 
dem  Ramajana,  in  Ellora.  Ardscbuna,  der  von  Siwa  und  den  Welt- 
bOtem  die  himmlischen  Wafifen  erbalt,  '  in  Mabamalaipur.  Vishnu  als 
Grishna  unter  den  Gropi*s  ebenda.    Beides  aus  dem  Mababarata. 

4.  Nur  dass  die  Bilder  der  Buddbisten  und  der  Jainas  absicfatlich 
einfach  gehalten  werden.  Die  letztem  sind  aus  scbwarzem  blankpolirtem 
Stein,  krausbaarig,  mit  einer  Art  von  Negergesicht. 

Indiscbe  Idole  in  East-India  Company-House  zu  London;  Javanische 
Steinbilder  in  Leyden,  von  Reuvens  beschrieben. 

Litteratur.  Niebubr's  Reise  II.  S.  31  ff.  Tf.  5  ft.  W.  Hodges 
Select  Views  of  Antiq.  in  India  N.  1—12.  Pracbtwerke  der  Gebrdder 
Danieil,  The  Excavations  of  Ellora  und  andre,  im  Ganzen  54  Bl&tter. 
Zum  Grunde  gelegt  bei  Langl^  Monumens  anciens  et  modemes  de 
THindostan  en  150  planches.  P.  1812.  Macneil  in  der  Arcbaeol.  Britann. 
V.  VIII.  p.  251.  Malet  in  den  Asiatic  Researches,  VI.  p.  382.  L.  Valencia 
Travels  V.  II.  p.  151  ff.  pi.  8  f.  Maria  Graham  Journal  p.  122  sqq. 
J.  RafH^es  History  of  lava.  Davy  On  the  Interior  of  Ceylon.  J.  Todd's 
Annals  and  Antiq.  of  Rajast'han  p.  671.  Seely  Wonders  of  Elora  (vgl. 
Classical  Journal  T.  XXX.).  Abbandlungen  in  den  Transactions  of  the 
Bombay  Society  (Erskine  iiber  Elephante  I.  p.  198,  Salt  Qber  Salsette  I. 
p.  41,  Bykes  aber  Elora  III.  p.  265.  pi.  1-13,  Dangerfield  aber  die  Bud- 
dbistischen  Grotten  von  Bang  II.  S.  194,  Crawfurd  aber  Boro-Budor  in 
Java  II.  p.  154.  vgl.  Erskine  III.  p.  494)  und  den  Trans,  of  the  R.  Asiat. 
Soc.  (Grindlay  und  Todd  uber  Ellora  II.  p.  326,  487,  mit  acht  sehr 
weich  gebaltenen  Abbildungen ,  Babington  aber  Mabamalaipur  II.  p.  258. 

pi.  1—12.  16,  Edw.  Alexander  aber  Adscbunta  II.  p.  362.  pi.  1). 

Herder's  Denkm^ler  der  Vorwelt.  ^Heeren  Ideen  Th.  I.  Abth.  3.  S.  11  ff. 
(1824).  Greuzer  Symbolik  I.  S.  562  ff.  Boblen  Indien  und  Aegypten  IT. 
S.  76.  [0.  Frank  aber  Indische  Denkmaler  zur  genaueren  Kenntniss 
Indischer  Kunstwerke,  Manchner  Gel.  Anz.  1836.  n.  126  ff.  gegen  die 
Chronologic  u.  den  Hellenismus  des  Vfs.  Vgl.  Jen.  A.L.Z.  1836.  Jun. 
8.  368.] 


Systematische  Behandlnng  der  antiken  Ennst. 


Propaedeutischer  Abschnitt. 
Greographie  der  alien  Kunstdenkmaler. 

1.    Allgemeines. 

1  251.  Wie  die  Geschichte  der  alten  Kunst-  im  Allge- 
meinen  die  Z  e  i  t  der  Entstehung  der  alten  Kunstwerke  lehrt : 
so  bedarf  es  auch  einer  Kunde  der  Orte,  an  welchen  sie 
theils  ursprunglich  standen,  theils  neu  aufgefunden  worden 
sind,  theils  sich  jetzo  befinden;  und  eine  Herumfuhrung  an 
diese  Orte  ist  die  nothwendige  Einleitung  des  archaeologischen 

2  Studiums.  Fur  die  an  den  Erdboden  gebundne  Architektur 
fallen,  wenn  die  Denkmaier  uberhaupt  noch  vorhanden  sind, 
die  drei  Arten  von  Localen  zusammen;  fur  die  beweglichen 
Hervorbringungen  der  bildenden  Kunst  und  Malerei  dagegen 
sondem  sich  damach:  1.  Kunsttopographie  des  Alterthums 
(die  i^iiytiatg  oder  nfQirfyriotg  der  Kunst,  §.  35,  3),  2.  Lehre 

3  von  den  Fundorten ,  3.  Museographie.  Obgleich  nun  dieser 
ganze  geographische  Abschnitt  fur  sich  eines  wissenschaft- 
lichen  Zusammenhangs  entbehrt,  well  ohne  Kenntniss  der 
politischen  und  Bildungsgeschichte  die  Ortsveranderungen 
der  Kunstwerke  als  etwas  Zufalliges  erscheinen:  so  ist  doch 
die  Museographie  dem  Lemenden  als  ein  Wegweiser,  die 
Topographie  der  Kunst  aber  und  die  Lehre  von  den  Fund- 
orten dem   Forscher   als    ein   Hauptmittel    der  Kritik   und 

4  Hermeneutik  (§.  39)  von  der  grossten  Wichtigkeit.  Die  erste, 
wie  die  dritte  Disciplin  wird  durch  die  zahlreichen  Ver- 
setzungen  verwickelter,  welche  die  Kunstwerke  schon  im  Alter- 
thum    (§.   165.  214),    und   nicht    minder    in    neuerer    Zeit 

5  erfuhren.    Dort  ging  der  Zug  aus  Griechenland  nach  Rom 


(251]  Allgemeines  dber  Local  der  A.  K.  321 

Tind  dann  zum  Tbeil  nach  Byzanz,  aus  den  Republiken  in 
die  Residenzen,  aus  den  Tempelh5fen  nach  den  5flfentlichen 
Hallen  und  Theatern,  dann  nach  den  Pallasten,  Villen  und 
Thennen;  indem  eigentliche  Kunst-Museen ,  d.  h.  bloss  zur 
Kunstbeschauung  bestimmte  Gebaude,  dem  Alterthum,  wo  die 
Kunst  innig  mit  dem  ubrigen  Leben  verwachsen  war,  fast 
ganz  unbekannt  blieben.  Hier  fuhren  alle  Schritte  aus  6 
Griechenland  und  Italien  heraus  nach  dem  ubrigen  cultivirten 
Europa,  doch  so,  dass  in  diesem  Lande  noch  immer,  und 
hoffentlich  bald  auch  in  jenem,  der  Abgang  nach  aussen 
durch  den  steten  Zufluss  nach  innen  uberwogen  wird;  und 
das  allgemeine  Streben  der  Gegenwart  ist  Vereinigung  in 
grossen  Museen  der  Herrscher  und  Nationen. 

5.  In  spdtern  Inschr.  kommen  vor  signa  translata  ex  abditis  locis 
in  celebritatem  thermarum;  vgl.  Gerhard,  Beschr.  Roms  S.  320  f.  Agrippa 
wdnschte  6ffenUiche  Aufstellong  aller  Statuen  und  Gemftlde,  Plin.  XXXV,  9. 
AnnSherungen  an  Museen  im  Alterthum  waren:  1.  Die  Tempelwinkel 
und  Spelunken,  in  welchen  abgHngig  gewordene  GOtterbilder  aufbewahrt 
wurden.  S.  besonders  Ovid  Met.  X,  691.  Eine  solcbe  Sammlung  war  im 
Argivischen  Heraeon.  In  Italien  dienten  die  favissae  zur  Bewalming  alten 
Tempel-Hausraths.  2.  Die  grossen  Sammlungen  von  Kunst werken,  die 
sich  von  selbst  in  den  Hofen  und  Hallen  von  Heiligthiimern  bilden,  wie 
in  dem  Ephesischen  Tempel,  dem  Samiscben  Heraeon,  dem  Milesischen 
Didymaeon,  an  den  Orakel-  und  Agonen-Orten,  wie  in  Olympia.  Hier 
waren  auch  im  Heraeon  viele  chryselephantine  Statuen  mit  Absicht  zu- 
sammengestellt  Aehnliche  Statuensammlungen  hemach  in  Rom  in  den 
Hallen  der  Octavia  §.  180.  A.  2.  190.  A.  1.  I,  a.  3.  Die  Sammlungen  von 
Gelehrtenbilsten  in  5ffentlichen  Museen,  §.  420,  4.  4.  Gem&ldehallen,  wie 
die  Poekile  in  Athen  (§.  101.  A.  2),  die  Halle  bei  den  Propylaeen  (§.  109. 
A.  I,  3),  Lesche  der  Knidier  (§.  134.  A.  3),  auch  eine  Poekile  in  Olympia, 
eine  zu  Sparta  (Pausanias).  Doch  war  auch  hier  ursprQnglich  die  Be- 
stimmung  eine  andere;  die  Poekile  Athens,  die  Lesche  waren  zun&cbst 
Gonversations-S&le.  In  Strabon^s  Zeit  (XIV.  p.  637)  war  der  grosse  T.  zu 
Samos  eine  Pinakothek  geworden,  auch  gab  es  andere  in  der  N^he;  und 
in  R5mischer  Zeit  waren  allerdings  besonders  dazu  eingerichtete  Pinako- 
theken  keine  Seltenheit  (Varro,  Plinius,  besonders  Vitruv  VI,  5),  wie  die  von 
Petronius  und  die  von  Philostratos  beschriebene  zu  Neapel.  Vgl.  Jacobs 
Verm.  Schriflen  III.  S.  469.  5.  Daktyliotheken ,  wie  die  des  Mitbridat 
§.  165.  A.  2,  die  von  Scaurus,  Sulla's  Stiefsohn,  angelegte,  die  von  Jul. 
Gaesar  in  den  T.  der  Venus  Genitrix  geweihte.  [Ueber  die  Versetzung  von 
Kunstwerken  nach  Konstantinopel  Boettiger  ArchaeoL  der  Malerei  S.  231.] 

O.  M  a  1 1  •  r*B  Archaeologi*.    4.  Anil.  21 


322  Geo^.  der  alten  Kunst.  [252] 

Fdr  die  Kunst  topograph  ie  ist  Jer.  Jac.  Oberlin  Orbis  antiqui 
monumentis  suds  illustrati  primae  lineae,  1776  und  1790,  eine  nOtzliche, 
nur  jetzt  y5llig  veraltete,  Arbeit.  Zur  VervollstAndigung  der  Litteratur 
leistet  der  Abschnitt  in  Reuss  Repertor.  Commentationum  T.  VIIL  p.  27» 
Hon.  vet.  popul.  wichtige  Dienste.  Zur  Museologie  Boettiger  Ueber 
Museen  und  Antikensammlungen  1808.  8.  Der  Katalog  bei  Meusel,  Neue 
Misc.  artist.  Inb.  St.  9.  S.  3  ff.  Beck's  Grundriss  S.  3  ff.  Register  zu 
Winckelmann's  W.  VII.  S.  321. 


2.    Griechenland. 

1  252.  Die  FuUe  der  in  Griechenland  vereinigten  Kunst- 
werke  kann  man  sich  nicht  gross,  nicht  unubersehbar  genug 

2  denken.    Eine  Periegese  des  Landes  muss  bei  jedem  kleinen 

3  Orte  stillhalten;  Hauptorte,  in  denen  der  Archaeolog  topo- 
graphisch  genau  orientirt  sein  muss,  sind  vor  alien  an- 
dem  Athen,  Korinth  nebst  dem  Isthmos,  Olympia,  Delphi; 
hier  ist  auch  von  localen  Nachforschungen  am  meisten  zu  er- 

warten. 

* 

1.  Jacobs  Ueber  den  Reichthum  der  Griechen  an  plastischen  Kunst- 
werken,  Verm.  Schriflen  III.  S.  415.  Ein  merkwflrdiges  Beispiel  ist  das 
wenig  bekannte  Insielchen  Bachion  bei  Phokaea,  welches  doch  aucb  mit 
Tempeln  und  Statuen  auf  das  herrlichste  geziert  war,  Liv.  XXXVII,  21. 

2.  Gute  AnflLnge  einer  Periegese  bei  Jacobs  a.  0.  S.  424  ff.,  und 
Meyer  Geschichte  der  Kunst  S.  209  ff.,  wo  aber  immer  noch  viel  nach- 
zutragen  bleibt. 

3.  Athen  zerf&llt  in  die  Burg,  die  Altstadt  gegen  SQden  mit  dem 
grossen  Bezirk  des  Dionysos  (Theater,  Odeion,  Propylaeen  des  Dionysos)  und 
andern  alten  Tempeln;  in  die  nOrdlichen  Quartiere,  auf  dem  friihem  Boden 
der  Demen  Kerameikos,  Kolonos,  Melite,  Kollytos,  mit  weniger  alten 
Tempeln.  Neu  ausgebaut  wurde  in  8.  die  Hadriansstadt ,  durch  ein  Thor 
und  Reste  alter  Mauem  getrennt  (§.  191).  S.  besonders  Meursius  Gompi- 
lationen.  Fanelli  Atene  Attiche  1704.  Stuart's  Antiquities,  nebst  dem 
Supplement  von  Gockerell,  Kinnard,  Donaldson,  Jenkins,  Railton.  L.  1830. 
Barbie  du  Bocage*s  Plan  bei  Barthelemy's  Anacharsis.  Wilkins  Atheniensia. 
L.  1804.  [1816.]  Hawkins  in  Walpole's  Memoirs  p.  480.  Ersch  Encyklo- 
paedie.  Art.  Attika.  Leake's  Topography  of  Athens.  L.  1821,  Deutsch,  mit 
Zusatzen,  zu  Halle  1829.  [sec.  ed.  L.  1841.  2  VoIL]  Kruse's  Hellas  II,  1. 
S.  70.  Vgl.  auch  Hirt's  Plan  des  Athen.  Markts,  Geschichte  der  Bauk. 
Tf.  23,  wo  nur  der  [von  Andern  sehr  bestrittene]  Unterschied  zwischen 
Alter  und  Neuer  Agora  nicht  gehOrig  wahrgenomroen  ist.    Ansichten  von 


[^2]  Griech.  Kunsttopographie.  323 

Thtlnner,  Hdbsch,  Heger.  [Ulrichs  Topogr*  der  Hafen  von  Athen,  Abhdl. 
der  Muncbner  Akad.  Ill,  3.  S.  645.  Ein  von  dem  Baudirector  Schaubert 
in  Atfaen  vor  Jahren  entworfener  Plan  der  Stadt  ist  leider  noch  nicht 
ver6ffentlicht.] 

Eorinth  kann  nur  als  die  erste  Golonia  Julia,  welche  Hadrian  ver- 
sch5nerte,  topographisch  genau  erforscht  werden.  Zur  Restauration  helfen 
Mdnzen,  z.  B.  die  Akrokorinth  darstellenden,  von  Hadrian  und  den  Anto- 
ninen  (Millingen  MM.  inM.  pi.  %  20  et  SI.  Hionnet  Suppl.  IV.  pi.  3. 6,  4), 
mit  dem  Aphroditentempel,  dem  Pegasos  an  der  Quelle  Peirene,  und  andem 
HeiligthQmem  (vgl.  die  Vase  von  Bemay,  Journ.  des  Sav.  1830.  p.  460);  und 
die  den  Hafen  Kenchreae  auf  interessante  Weise  abbildende  (Millingen  2, 19) 
mit  den  SchifiTsbftusem,  dem  T.  der  Aphrodite  an  der  einen,  des  Asklepios 
an  der  andern  Ecke,  und  dem  colossalen  Poseidon  mit  Dreizack  und  Delphin 
auf  einem  Molo  (x'^f'°^)  mitten  im  Hafen,  grade  wie  ihn  Paus.  II,  %  3 
beschreibt.  Triumpbbogen  Hadrian*s  auf  Milnzen.  Ueber  die  Lage  des 
Isthmischen  Heiligthums  vergleiche  das  Dorier  II.  S.  430  Angefuhrte; 
fiber  die  HeiligthQmer  im  Einzelnen  mit  Pausanias  die  Inschrift  G.  I.  1104. 
Den  Isthmos  stellt  sehr  interessant  die  Gemme  dar,  Eckhel  Pierres  grav.  14 : 
in  der  Mitte  Poseidon,  darflber  links  ein  Meergott  den  Palaemon  tragend, 
rechts  Apbrodite  Euploea,  oben  auf  einer  SSule  Eros,  neben  Poseidon  Rosse, 
die  zum  Agon  kommen.  Das  Palaemonion  (Paus.  H,  2,  1  und  die  Inschr.) 
sieht  man  auf  Mflnzen  als  einen  Tholus,  von  leichten  lonischen  S^ulen 
getragen,  mit  Delphinen  als  Akroterien;  mitten  drin  als  Gultusbild  einen 
Knaben  auf  einem  Delphin  liegend,  dahinter  eine  Pinie.  Unter  dem  Tholus 
liegt  der  Untertempel  (advrov  bei  Paus.,  ivayiax'^Qiov  in  der  Inschr.)  mit 
seiner  Pforte  {%a^odog  '^noyems  Paus.,  U^a  ttgoSog  in  der  Inschr.),  zu 
welcher  eben  eine  Opferprocession  mit  dem  Widder  heranzieht.  —  Auch  T. 
von  Troezen  und  Patrae  lemt  man  durch  MQnzen  kennen. 

Olympiads  heiliger  Bezirk,  Altis,  enthielt  mehrere  Tempel,  den 
Hochaltar,  ein  Theater,  Buleuterion,  Prytaneion,  Stadion,  Gymnasion,  viele 
Thesauren  und  mehrere  Hallen,  und  zahllose  aYdlftaTa,'^dvdQidvTeg,  dvcc- 
d^i^fiata;  der  Hippodrom  lag  ausserhalb.  Fur  die  Localitat:  J.  Spencer 
Stanhope  Olympia  or  Topogr.  illustrative  of  the  actual  state  of  the  Plain 
of  Olympia.  L.  1824.  Leake  Morea  V.  I.  ch.  1.  Expedition  scientif.  de  la 
Mor4e.  Archit.  Livr.  10—13.  Pindari  Garm.  illustr.  L.  Dissenius.  Sect.  II.  p. 
630.  Encyklopaedie,  Art.  Olympia.  [tie  Bas,  Mon.  de  Tantiqu.  fig.  recueillis 
en  Gr^ce  par  la  commission  de  Moree.  1.  cah.  BasreL  de  Phigalie,  2.  cab. 
Argolide  und  Laconie.    P.  1835.  37.  8.] 

Delphi  war  ein  theaterf5rmiger  Ort;  auf  der  obersten  Terrasse  Pytho, 
das  Temenos  mit  dem  Tempel  (auf  Reliefs  und  Mfinzen,  Millingen  MM. 
inM.  pi.  2, 12),  Hochaltar,  Erdheiligthum,  Buleuterion,  mehrere  Hallen,  den 


3S4  Geogr.  der  alten  Kunst.  [^3] 

Thesauren.  Darunter  die  Miltelstadt  und  Unterstadt.  Der  Ort  der  Agonen 
lag  unterhalb  der  Stadt  gegen  die  Ebne  und  Eirrha.  Pindari  G.  p.  628. 
(Ueber  die  Kun3tsch3.tze  vgl.  Sainte  Croix  Gouvern.  fdderatifs  p.  274.) 
[Grundriss  von  Ulrichs  in  s.  Reisen  in  Griechenland  1840.  Ders.  Topographie 
vonTlie<)en.  AbhdL  der  Hdnchner  Akad.  III.  2.  S.  413.  J.  Spencer  Stanhope 
Topographical  sketches  of  Megalopolis,  Tanagra,  Aulis  and  Eretria.  L.  1831  f. 
Karthaea  bei  Broendsted  Reisen  Th.  1.  Argos  bei  Gell.] 

1  253.  So  bedeutend  auch  jetzt  die  Anzahl  der  uber 
Griechenlands  Landschaften  zerstreuten  Trummer  von  Tem- 
peln  und  andern  Bauwerken  ist:  so  ist  docb  zu  hoffen,  dass 
unter  gunstigen  Verhaltnissen  mit  Bedacht  und  Sorgfalt  an- 
gestellte  Nachgrabungen  den  Plan  und  die  architektonische 
Ausfuhrung  einer  ungleich  gr5sseren  Menge  ans  Licht  bringen 

2  werden.  Auch  die  Nachforschungen  nach  Sculpturen  finden 
hier,  ungeachtet  der  Venetianer  und  der  neuesten  Erwerbun- 
gen,  in  manchen  Gegenden  einen  noch  fast  jungfraulichen 

3  Boden;  und  man  darf  einer  Zeit  entgegensehen ,  wo  einhei- 
mische  Museen  an  echten  Resten  Griechischer  Kunst  alle 
ausser  Griechenland  ubertreflfen  werden. 

1.  Bautrfimmer,  welche  im  Histor.  Theil  erwShnt  sind :  zu  Tiryns 
§.  45.  Hykenae  45.  49.  Argos  45.  Epidauros  106.  Korinth  53.  Nemea  109. 
Phigalial09.  Tegeal09.  MantinealU.  Lykosura45.  01ympial09.  Messene 
111,  bei  Amyklae  48,  auf  Aegina  80,  zu  Athen  80.  101. 109.  153.  190. 191, 
inAttika  53. 109,  auf  Delos  109,  vgl. 279,  auf  Euboae  53,  im  Orchomenos  48. 
Delphi  80,  auf  Ithaka  47.  Ephyra  u.  andre  Kyklop.  Mauem  in  Epeiros  45. 
Eigenthdmlich  gebaute  Dorische  T.  zu  Gardacchio  auf  Gorfu,  Railton  Antiq. 
of  Athen.  Suppl.    Theater-Ruinen  §.  289. 

2.  In  Griechenland  gefundne  und  gesammelte  Bildwerke:  Vene- 
tianische  Erwerbungen  aus  dem  Peloponnes  und  von  Gorfu,  besonders 
von  Antonio  und  Paolo  Nani  (um  1700)  und  Sp&teren  desselben  Hauses 
gesammelt  (§.  261,  2).  Paciaudi  Hon.  Peloponnesiaca  1761.  Manches  ist 
durch  Horosini  (1687)  von  Athen  nach  Venedig  gekommen,  wie  die  beiden 
Uiwen  vor  dem  Arsenal  (mit  Rimenschrift).  §.  434.  Elginsche  Sammlung, 
von  Athen,  aber  auch  von  andern  Orten  zusammengebracht ,  im  Brit. 
Museum;  der  Phigalische  Fund  (§.  119,  3)  ebenda;  die  Aeginetischen 
Statuen  (§.  90,  3)  in  MQnchen.  Nachgrabungen  auf  Keos,  Broendsted 
Voyages  et  Recherches  dans  la  Gr^ce.  Livr.  I.  1826.  Manches  durch  Glarke 
in   Gambridge  (Glarke  Greek  Marbles,    vgl.  357),  im  M.  Worsleyanum, 


[253]  Fundorte,  Museen  in  Griechenland.  325 

im  M.  Royal  in  Paris  (durch  Ghoiseul  Gouffier  und  Forbin),  besonders  die 
aus  der  Umgebung  des  Theaters  von  Milo  erbeutete  Venus,  neuerlich  die 
Bruchstiicke  von  Olympia  §.  119  und  das  Messenische  Basrelief  (Leake 
Morea  I.  p.  879.  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  131.  IV.  p.  1S4).  Nachgprabungen 
von  Veli-Pascha  bei  Argos,  Magazin  encycl.  1811.  II.  p.  142.  Zablreiche 
Sculpturfragmente  bei  Luku  (Tbyrea).  Leake  II.  p.  488.  Ann.  I.  p.  133. 
Gerhard  sur  les  monumens  figures  existant  actuellement  en  Gr^ce,  Annali 
deir  Inst.  IX,  2.  p.  103 — 150,  Statuen,  Basreliefe,  Terracotten,  gemalte 
Vasen,  Bronzen,  Spiegel,  Skarabaeen.  Ueber  Vasen  und  Reliefe  als  das 
Museum  noch  in  Aegina  war,  Biblioth.  Ital.  XLI.  p.  105.  (1838.)  Bas- 
relief.  Ein  Bacchischer  Sarkophag  von  Mistra  -  Descr.  4e  la  Mor^.  pi.  43. 
fig.  1.  2.  3. 

3.  Eine  Sammlung  Athenischer  Kunstreste  [ehemals]  in  Fauvel's 
Consulatgeb&ude;  sp&ter  eine  andre  von  dem  Athetier  Psyllas  (nach  Stai^- 
hope's  Briefen)  angelegt;  wahrscheinlich  wieder  zerstreut.  Nationalmuseum 
in  Aegina,  meist  aus  Vasen,  Bronzearbeiten ,  Inschriften  bestehend,  unter 
Mustoxydi.  (Nach  Athen  versetzt,  wo  das  Museum  bis  jetzt  im  Theseion, 
in  der  Stoa  Hadrians,  in  den  Propylaeen  u.  a.  R&umen  der  Akropolis  ver- 
theilt  ist.  Athens  Antikensammlung  in  A.  Schoells  Archaeolog.  Mittheilungen 
aus  Griechenland  nach  K.  0.  MQller's  hinterlassenen  Papieren,  Frankf.  1843, 
n^ht  wenige  sind  gestochen  in  Pittakis  'E<pijfi6Qlg  ap;|ra<o/loyixr/  atpogcaaa 
tag  ivTog  rrjg  *EXl,  avtVQian,  aQx^^otrjragj  '/IQijvrjci  1837 — 41.  2  Bde.  4 
F.  de  Saulcy  Musee  d'Athenes  in  der  Revue  archil.  11.  p.  257—77,]  Auf 
Corfu  Museum  des  Signor  Prossalendi. 

Ffir  Archaeologie  der  Kunst  wichtige  Reisebeschreibungen,  nach 
Cyriacus  von  Ancona  (§.  46),  besonders  Spon  und  Wheler,  Chandler, 
Choiseul  Gouffier  Voy.  pittor.  de  la  Gr^ce,  Dodwell*s  Classical  and  topo- 
graphical Tour,  wozu  Pomardi^s  Viaggio  nella  Grecia  hier  und  da  ver- 
glichen  werden  kann,  W.  Gell's  Itinerary  of  Greece  (1818  in  4,  bloss 
I.  Argolis),  Itin.  of  the  Morea.  1817.  8.  [Pelc^nnesiaca,  a  Supplem.  to 
Trav.  in  the  Morea.  L.  1846],^  Itin.  of  Greece  1819.  8,  Narrative  of  a 
Journey  in  the  Morea.  1823.  8,  die  in  Walpole's  Memoirs  und  Travels  ver- 
einigten  ArtikeU  Hobhouse,  Holland,  Hughes,  Bartholdy,  Pouqueville.  Leake 
Travels  in  the  Morea.  3  Bde.  L.  1830.  Schamhorst  fiber  Aegina,  Ann. 
d.  Inst.  I.  p.  201.  [Broendsteds  Reise  i  Graekenland  i  Aarene  1810—13. 
1.  2.  Deel.  Ki5benh.  1844.  1.  Th.  Grossgriechenland,  Epirus.  2.  Th.  Boeotien, 
Thessalien,  Kleinasien,  Aegina,  Keos,  Peloponnes,  Vorlesungen  unter  frischen 
Eindrficken  nicht  fliichtig  niedergeschrieben.  Christoph  Words^worth  Resi- 
dence at  Athens  and  Attica  L.  1836  (viele  Stellen  der  Autoren  fein  er- 
l&utert  durch  die  Oertlichkeiten)  und  Greece  pictorial,  descriptive  and 
historical  1839.  2.  A.  1844.  Klenze  Aphorist.  Bem.  gesammelt  auf  einer 
Reise  nach  Griechenland  B.  1838.  f.    Aldenhoven  Itin^raire  descriptif  de 


326  Geogr.  der  alien  Kunst.  [254] 

FAttique  et  du  Peloponn^se  avec  cartes  et  plans  topogr.  Ath^nes  1S41. 
Goi.  W.  Mure  of  Caldwell  Journal  of  a  tour  in  Greece  and  the  Ionian 
Islands  in  2  Vol.  Edinb.  and  L.  1842,  voll  Kenntniss  und  Einsicht.  Ulrichs 
Reisen  in  Griechenland  1.  Th.  Reise  fiber  Delphi  bis  Theben.  Bremen  1840. 
Aus  dessen  Papiei-en  durch  Henzen  Via^i  ed  investigazioni  nella  Grecia, 
Anhali  XVIII.  p.  1  und  ilber  Euboea  im  N.  Rhein.  Mus.  Bd.  5.  L.  Ross 
Reisen  durch  Griechenland  1.  Th.  Peloponnes  B.  1841  und  Reisen  auf 
den  Griech.  Inseln  1.  2.  Bd.  1841.  43.  Rob.  Pashley  Travels  in  Crete  in 
2  Vol.  Cambr.  and  L.  ^837,  sehr  gelehrt  und  genau.  Henzen  dber  den 
gegenwartigen  Zustand  der  AlterthOmer  in  Griechenland  Allgem.  Zeit.  1843. 
N.  28  ff.  E.  Curtlus  die  neueren  Nachgrabungen  in  Griechenland,  Preuss. 
.  Staatszeit.  1843.  9.  Jan.]  Die  architektonischen  Werke  Le  Roy's 
(wenig  brauchbar),  Stuart's  (copirt  in  Le  Grand's  Mon.  de  la  Gr^ce  P.  1808), 
der  Dilettanten-Gesellschaft.  (Sorgf^ltige  Nachstiche  dieser  Engl.  Werke, 
nebst  Deutschem  Text,  Darmstadt  bei  Leske.)  Exp^.  de  la  Mor^e  §.  352. 
La  Gr6ce ;  vues  pittor.  et  topogr.  dess.  par  0.  M.  Bar.  de  Stackelberg  P.  1832. 

1  254.  Die  Makedonischen ,  Thrakischen  und  Illyrischen 
Lander  erscheinen  sehr  arm  an  Bautrummern  und  Fundorten 
Griechischer  Kunst;  nur  aus   spatromischer  Zeit  finden  sich 

2  hier  Reste. .  Dagegen  sind  die  Stadte-Ruinen  langs  der 
Nordkuste  des  schwarzen  Meers  sehr  wichtige  Denkmaler 
Griechischer  Cultur,  uber  die  man  mit  Begierde  zusammen- 
hangenderen  Mittheilungen  entgegensehen  muss. 

1.  Halle  (vom  Circus?)  in  Thessalonike  §.  192.  A.  5.  Byzanz  193. 
A.  8;  von  der  Col.  istor.  daselbst,  der  Guglia  giroglifica  u.  s.  w.  sind 
Zeichnungen  im  Cabinet  d'estampes  zu  Paris.  Constantin  des  Gr.  Marmor- 
sHule  auf  dem  Vorgeb.  des  Bosporus.  Sogenannte  Pompejuss^ule  am 
schwarzen  Meere.  Voy.  pitt.  de  Cple  et  des  rives  du  Bosphore  d'apres 
les  dessins  de  Mr.  Melling.  P.  1807.  f.  Choiseul  Voy.  T.  D.  P.  IV.  Reste 
in  Salona  193.  A.  6.  (auch  von  Amphitheatern  und  Thermen);  Jadera 
(Thor  Oder  Bogen);  Pola  §.  190.  (T.  August's  Amphitheater,  Bogen  der 
Sergier),  Stuart  Ant.  IV,  1—3.  Allason  Pictur.  Views  of  the  Antiq.  of 
Pola.  L.  1819.  f.  Deir  amfiteatro  di  Pola  —  e  di  alcum*  epigrafi  e  figu- 
line  inedite  deir  Istria  con  VIL  tav.  saggio  del  Can.  P.  Stamowich, 
Venezia  1802.  8.  Gianrinaldo  Carli  Antichita  di  Capodistria  im  Archeo- 
grafo  triestino  Vol.  III.  Trieste  1831.  Cassas  Voy.  pitt.  de  Tlstrie  et  de 
la  Dalmatie.  P.  1797  sqq.    Rubbi  Antichita  Rom.  dell'  Istria.  4. 

2.  Die  meisten  Verhandlungen  (von  Koehler,  R.  Rochette  und 
Stempowsky,  P.  v.  Koeppen,  v.  Blaremberg,  vgl.  C.  I.  IL  p«  80.)  betrefifen 


{^55]  Ruinen  Kleinasiens.  327 

Inschriften  und  Mtlnzen.    Waxel  Recueil  de  qudques  antiquity  trouvto 
sur  les  bords  de  la  Mer-Noire.  B.  1803.  4.  Reisen  von  Pallas,  Clarke  u.  A. 

Sammlungen:  Museum  zu  Odessa,  worin  schOne  Sculpturen  you 
Kertsch  (Pantikapaeon) .  Cabinet  von  Blaremberg  u.  Stempowsky  ebenda; 
andere  zu  Nikolaef,  Kertsch  und  Theodosia  Notice  sur  un  tombeau  d^uvert 
aux  environs  de  Kertsch,  Tanc.  Panticap^e  (1830),  im  Joum.  des  Sav.  1835. 
p.  333.  [Funde  in  Kertsch  Bull.  1830.  p.  255.  1841.  p.  109.  1842.  p.  164. 
1844.  p.  82.  Annali  XII.  p.  5—22.  Voyage  au  Gaucase  —  et  en  Crim^e 
par  Fr.  Dubois  de  Montp^reux  IV.  Sect.  P.  et  Neuchatel  1843.] 


8.    Asien  nnd  Afrika. 

255.  Klein  asien  war  seit  alten  Zeiten  an  den  west-  i 
lichen  Eusten,  seit  der  Makedonischen  Zeit  auch  in  einzelnen 
Strichen  tief  ins  Land  hinein  mit  Werken  Griechischer  Kunst 
so  angefullt,  wie  Griechenland  selbst;  und  ist  auch  jetzt  an  2 
Trummem,  besonders  in  manchen  Gattungen,  fast  reicher 
(wie  man  die  Theater  in  Griechenland  mehr  zerstort  und 
unkenntlich  gemacht  fmdet,  als  in  Kleinasien  und  Sicilien). 

1.  Ueber  den  Reichthum  der  Kleinasiatischen  KQste,  besonders 
loniens,  an  Kunstwerken  Jacobs  S.  424.  Meyer  8.  209  ff.  Von  Ephesos 
Kunstwerken  Einiges  im  Zusanimenhang  Tzetz.  Chil.  VIII,  198;  auch 
Aspendos  war  voU  trefflicher  Bildwerke,  Cic.  Verr.  II,  1,  20.  Ueber 
Oilicische  Kunstwerke,  nach  MQnzen,  Toelken  Kunstbl.  I.  H.  6.  Viele 
Tempelanlagen  lemt  man  durch  Kaisermiinzen  kennen,  nach  denen  besonders 
Belley  uber  die  Monumente  von  Pergamon,  Ankyra,  Tarsos,  Caesarea  in 
dappadocien  handelt,  Mem.  de  TAc.  des  Inscr.  XXXII— XL. 

2.  Bautriimmer  oben  erwfthnt:  zu  Sipylos  §.  42.  Sardis  80.  241.* 
Teos  109.  Ephesos  192.  Magnesia  am  Maeander  109.  Samos  80.  Priene  109. 
Milet  109.  Labranda  192.  Halikarnassos  111.  151. 153.  Kyzikos  153.  Mylasa 
192.  Telmissos  245.  Nakoleia  245.  Vide  Theater  (§.  289),  auch  Aquae- 
ducte  und  Thermen  aus  ROmischer  Zeit  Manche  Reste  auch  zu  Neu- 
Dion,  Alexandreia  Troas  (viele  TrCLmmer  in  Bogenconstruction) ,  Assos 
(wo  die  ganze  Stadt  noch  zu  erkennen  ist,  und  merkwurdige  Metopen-Reliefs 
in  altgriechischem  Styl,  mit  Sphinxen,  wilden  Thieren  und  Kentauren,  [seit 
1838  in  Paris,  M.  d.  I.  Ill,  34.  Annali  XIII.  p.  317:  ausser  den  hier 
abgebildeten  StOcken  gibt  Prokesch  Wiener  Jahrb.  1832.  II.  S.  59  des 
Anzeigers  noch  einen  sitzenden  Amor  an,  der  die  Hand  auf  den  Bogen 
stQtzt:  sie  sind  in  Granit.  Texier  Voy.  en  Asie  Mineure.  pi.  112]  und 
schOne  Sarkophagen  gefunden  werden),   Kyme,   Smyrna,   Herakleia  am 


328  Geogr.  der  alten  Kunst.  [256) 

Latmischen  See  (TrOmmer  vieler  Gebftude  auf  interessante  Weise  zwischen 
Feisen  liegend,  Theater  in  Herakleia,  Beda  ap.  Philon.  Orellii  p.  149), 
Myndos,  Myus,  Knidos  (wo  sehr  bedeutende  Ruinen,  besonders  Dorischer 
Architektur;  durch  eine  Mission  der  Dilettanten  erforscht),  Xanthos,  Phaselis, 
Perge,  Klaudiopolis,  Kelenderis,  und  in  andern  StUdten  der  SfldkQste;  im 
Innern  besonders  Tiiimmer  von  den  SULdten  im  Flussthale  des  Maeander 
and  Laodikeia  Katakekaumene;  auf  Kypros  von  Kition. 

Re  is  en  von  P.  Lticas,  Tournefort,  Pococke,  Dallaway,  Chandler, 
Choiseul  Gouffier,  Kinneir,  fdr  die  SOdkQste  Beaufort's  Karamania,  fQr 
einige  Nordgegenden  v.  Hammers  Umblick  auf  einer  Reise  von  Gpel  nach 
Brussa,  Pesth  1818,  und  far  das  Ganze  W.  M.  Leake  Journal  of  a  Tour 
in  Asia  Minor,  with  comparative  remarks  on  the  anc.  and  mod.  geogr. 
of  that  country.  L.  1824.  8,  mit  einer  Karte,  welche  eine  vortrefiliche 
Uebersicht  der  frflhern  Reisen  gibt.  A.  v.  Prokesch  Erinnerungen  aus 
Aegypten  und  Kleinasien.  III.  B.  271  f.  vgl.  Wiener  Jahrb.  LVIII.  LIX.  Anz. 
Die  Ant.  of  Ionia  sind  in  der  neuen  Ausgabe  mit  treCflichen  Plftnen  (von 
Priene,  dem  Maeanderthale,  der  Gegend  des  Didymaeon,  der  Stadt  Samos) 
und  architektonischen  Riasen  bereichert.  SchOne  Zeichnungen  von  Huyot 
befinden  sich  noch  im  Portefeuille.  Entdeckungen  von  Texier  in  Klein- 
asien, Azani  (Tschafder),  grosser  Griechischer  Tempel,  Theater,  Basreliefs 
(Bull.  1834.  p.  238),  Pessinus,  Synnada,  zwischen  Synnada  und  Ancyra 
Phrygische  Nekropolis  mit  Griechischen  u.  Phr^g.  Inschriften.  Amasia, 
zehn  St.  vom  Halys,  auf  der  Grenze  von  Galatien,  Ryklopische  Stadt,  voll 
herrlicher  Werke,  Thor  mit  L5wenk5pfen.  Tavia?  Feisen -Relief  der 
Persischen  und  der  Paphlagonischen  K5nige.  Phrygische  Entdeckungen^ 
Archaeol.  Intell.-Bl.  1835.  n.  20.  Joum.  des  Sav.  1835.  p.  365.  Reisen 
der  Englftnder  in  Kleinasien  und  Syrien,  Berghaus  Annalen  1835.  n.  123. 
S.  245.  Prokesch  aber  das  alte  Smyrna,  Wiener  Jahrb.  1834.  IV.  S.  55 
der  Anzeigen,  und  fiber  eine  Nekropole  ohnfern  Thyatira  und  die  SItesten 
Bergwerke  des  Ida  Ann.  d.  I.  VI.  p.  192.  Phrygische  DenkmSIer  bei 
Steuart  §.  341*.  A.  3,  zum  Theil  zuerst  gezeichnet,  17  Taf.  [Ch.  Fellows 
A  Journal  written  during  an  excursion  in  Asia  minor.  L.  1839  u.  An 
account  on  discoveries  in  Lycia  during  a  second  excursion.  L.  1841. 
Vgl.  Joum.  des  Sav.  1842.  p.  366.  385.  W.  Hamilton  Researches  in  Asia 
Minor,  Pontus  and  Armenia,  with  some  account  on  the  Antiqu.  and 
Geology.  L.  1842.  2  Vol.  Spratt  und  Forbes  Travels  in  Lycia,  Milyas  and 
the  Cibyrate.  L.  1846.  2  Vol.  Col.  Rottiers  Descr.  des  mon.  de  Rhodes  1828.  4.] 

1  256.  Syrien  und  Arabian  scheinen  von  Denkma- 
lem  Griechischer  Kunst  nur  Bauwerke  •  des  luxuriosen  Rotni- 
schen  Styls  oder  eines  gemischten  Griechisch-Orientalischen 

2  zu  besitzen.    Denkmaler  dieser  spatern  Zeit  Ziehen  sich  auch 

3  durch  Aegypten,  das  Reich  Meroe,  die  Oasen*   Im  ubrigen 


[256]  Afrika.  329 

Afrika  sind  die  Stadte  Eyrenaika's  neuerlich  ziemlich  genau 
bekannt  geworden,  und  besonders  der  Plan  Kyrene's  liegt 
deutlich  vor  Augen;  doch  ist  im  Einzelnen  dabei  sehr  wenig 
aus  alter  echthellenischer  Zeit  zum  Vorschein  gekommen. 
Im  wesllichen  Afrika  sind  zahlreiche  und  ansehnliche  Trum-  4 
mer  Romischer  Anlagen  vorhanden. 

1.  Vorhandene  Denkmftler  von  Antiocheia  §.  149.  192  (Justinians 
Mauern;  Triumphbogen  auf  dem  Weg  nach  Haleb,  Gassas  I,  15),  Sidon 
(Felsengprab  Gassas  II,  82),  Tyrus  (Aquaeduct,  ebd.  85),  [Aquaeduct  bei 
Beirut,  Revue  arch^ol.  III.  pi.  57.  p.  489]  zwischen  Tyrus  und  Ftolemais 
(lonischer  T.  ebd.  87),  zu  Jerusalem  §.  192,  Emesa  (Kenotaph  des  G.  Gaesar, 
Gassas  I,  21),  Heliopolis,  Palmyra,  Gerasa,  Gadara  (die  StSdte  des  Basalt- 
landes  Trachonitis,  Worin  seit  Salomon  viel  gebaut  ist.  Hitter  Erdk.  II.  S.  362) 
u.  Petra  §.  192.  Von  Seleukeia  am  Tigris  (oder  Ktesiophon)  Ruinen  eines 
Pallastes  aus  R5mischer  Zeit,  nach  della  Vall^.  Gassas  Voy.  pittor. 
de  la  Syrie,  de  la  Phoenicle,  de  la  Palaestine  et  de  la  basse  Aegypte, 
P.  an  VII  (unvollendet).  Fruhere  Reisen  von  Belon,  Maundrell,  della  Vall^, 
Pococke.  Burkhardt  Travels  in  Syria  and  the  holy  land.  L.  1822.  Trav. 
in  Arabia.  L.  1829.  Buckingham  Trav.  among  the  Arabian  tribes.  L.  1825. 
0.  Fr.  V.  Richter  Wallfahrten  im  Morgenlande.  B.  1822.  Graf  Bertou  Voy. 
dans  les  plaines  du  Haouran  en  Syrie  im  Bull.  II.  1837.  p.  161—171.  Denk- 
mlUer  von  Beirut,  Hon.  d.  I.  II.  tv.  51.  Ann.  X.  p.  12. 

2.  Alexandreia  §.  149.  193.  224.  Antinoe  §.  191.  ROmische  Thdrme 
und  Mauern  bei  Taposiris,  zu  Babylon  bei  Gairo,  zu  Syene.  Griechisch- 
Aegyptiscbe  Geb^ude  in  Meroe  §.  192,  auf  der  Oase  des  Ammon  bei  Zeytun 
(Gailliaud  pi.  3.  5.  6).  ROmisch-Ghristliche  Gebaude  in  Unter-Nubien ,  auf 
der  ndrdlichen  und  sQdlichen  Oase  von  Aegypten  (auf  dieser  sind  Grab- 
monumente  mit  Bogen  auf  S§ulen  sehr  h&ufig,  Gailliaud  pi.  21.  vgl.  §.  218). 
Kosmas  Indopleustes  beschreibt  den  Marmor-Thron  des  Ares  bei  Adule,  mit 
der  Inscbrift  eines  Aethiopischen  K5nigs  (des  Zoskales  nach  Niebuhr),  in 
sp&trOmischem  Styl,  auf  einer  gewundnen  S&ule  ruhend. 

3.  Betr^chtliche  Ueberreste  von  Ptolemais  (ein  Amphitheater,  zwei 
Theater);  zu  Kyrene  (ein  Amphith.,  zwei  Theater,  geringe  TrClmmer  von 
zwei  T.,  zahllose  Graber  an  den  Strassen,  tbeils  im  Felsen,  tbeils  aufge- 
baut,  mit  Frontispicien,  zum  Theil  aupgemalt);  Einiges  in  Naustathmos, 
Apollonia,  und  an  verschiednen  Orten  weiter  Ostlich.  Della  Gella  Viaggio 
da  Tripoli  alle  frontieri  occidental!  deir  Egitto.  Gen.  1819.  F.  W.  u.  H.  W. 
Beechy  Proceedings  of  the  expedition  to  explore  the  N.  coast  of  Africa 
from  Tripoli  eastward  in  1821    and  1822.  1828.  4.    Pacho  Relation  d'un 


330  Geo|^.  der  alien  Eunst.  [257] 

voy.  dans  la  Marmarique ,  la  Gyrenaique  et   les  Oases  d'Audelah  et   de 
Macadeh.  1827.  1828.  4  u.  f.  Vgl.  aber  Kyrene's  Plan  GOtt.  G.A.  1829.  St.  42. 

4.  Amphitheater  zu  Tripolis  (j.  Zavia),  mai'momer  Triumphbogen 
des  M.  Aur^  u.  L.  Yenis  zu  Garapha  (j.  Tripoli).  Graf  Gastiglioni  M^m. 
g^ogr.  sur  la  partie  orientale  de  la  Barbarie.  Milan  1826.  Gross^  Amphi- 
theater 429x368  f.  Arena  238x182,  H5he  96,  zu  Thysderad  el  Deschemm. 
Sir  Harville  Tempels  Reise  in  das  Baylik  Tunis,  Ausland  1835.  n.  102. 
Ruinen  von  Leptis  Myra  von  Delaporte.  Joum.  Asiat.  III.  S.  T.  I.  n.  4.  p.  315. 
Gistemen  vonKarthago,  trefifliches  GussgewOlbe,  Semilassos  Africa  111.  S.  214. 
[Falbe,  Rech.  surl'emplacement  de  Garthage,  s.  Letronne,  J.  des  Sav.  1837. 
p.  641.]  Nachgrabungen  von  Grenville  Temple  u.  Falbe  Ztschr.  A.  W.  1839. 
S.  7  f.  Aquaeduct  bei  Tunis,  Amphitheater  zu  Tisdra  (el  Jemme},  Ruinen 
von  Cirta  oder  Gonstantina  (Vestiges  d'un  anc.  tombeau  dans  le  roy.  d'Algier 
aupr^s  de  Gonstantine,  dess.  par  Bellicard),  von  Lambesa,  Sufetula  und 
sonst.  Shaw  Trav.  of  Barbary  and  the  LevanL  Hebenstreit  De  antiq. 
Rom.  per  Africam  repertis.  1733.  4. 


4.     I    t    a    1    i    e    n. 

1  257.  Italien  vereinigt  auf  die  interessanteste  Weise 
in  sich  die  verschiedenartigsten  Distrikte  fiir  die  Kunsttopo- 

2  graphie.  I.  Den  Distrikt  einer  durch  Colonieen  in  Italien 
einheimisch  gewordnen  Griechischen  Kunstwelt.  Dazu  geh5ren 
die  Kustenstriche  Unteritaliens  und  Siciliens,  auch  manche 

3  Theile  des  Innem  dieser  Lander.  Die  Herrlichkeit  der  Kunst 
in  diesen  Landem  zeigt  sich   in  den  eigenthumlichen  Bau- 

4  werken;  von  Bildwerken  in  Erz  und  Marmor  wird  verhalt- 
nissmassig  weniger,  doch  manches  Ausgezeichnete  im  reinsten 

5  und  schonsten  Griechischen  Style  gefunden;  dagegen  sind  die 
Nekropolen  der  Griechischen  und  halbgriechischen  Stadte  dieser 
Gegend  die  Hauptftindgruben  der  verschiednen  Gattungen 
Griechischer  Vasen,  an  deren  mehr  oder  minder  geschmack- 
voUer  Form  und  eleganter  Malerei  man  den  Grad  ziemlich 
sicher  messen  kann,  bis  zu  welchem  Griechische  Bildung  auch 
bei  den  Landeseinwohnern  Campaniens,  Lucaniens  und  Ap- 
puliens  eingedrungen  war  (§.  163,  7),  und  dabei  auch 
manchen  Ort  als  hellenisirt  und  kunstliebend  kennen  lemt, 

6  von  dem  man  es  sonst  nicht  erwartet  hatte.  11.  Den  Bezirk 
inlandischer  Volker,  welche  die  Griechische  Kunst  durch 


[257]  Italien.  331 

eigne  Thatigkeit  bei  sich  einheimisch  gemacht  batten.  Dazu 
gehSrt  vomehmlich  das  Land  der  Etrusker  von  Pisae  bis 
Caere,  nebst  Felsina  und  Adria ;  auch  das  Volskische  Velitrae 
.und  das  Latinische  Praeneste  schliessen  sich  wegen  einzelner 
Denkmaler  oder  Classen  derselben  (Terracotta-Reliefs,  Spiegel) 
daran  an,  so  wie  ein  Theil  Umbriens.  Die  Fundorte  der  7 
Vasengemalde  beschranken  sich  auf  den  sudlichsten  Theil 
Etruriens,  besonders  den  dem  Griechischen  Handel  geoffneten 
Eustenstrich,  und  das  grosse  Emporion  am  oberen  Meere, 
Adria  (vgl.  §.  99.  143.  177).  Der  Reichthum  dieser  Gegend  8 
an  einheimischen  Monumenten  hat  in  zahlreichen  Samm- 
lungen  im  Lande  eine  bleibende  Statte  gefunden. 

1.  Allgem.  HCUfsmittel  zur  Kunsttopographie  Italiens:  Bern.  Mont- 
faucon  Diarjum  Italicum.  P.  1702.  4.  Reisen  besonders  von  Don  Juan 
Andres,  de  la  Lande  u.  Volkman,  Eeyssler,  Petit-Radel,  Eustace  u.  Colt 
Hoare,  Fr.  v,  der  Recke  (herausgegeben  von  Boetliger),  Morgenstem, 
Kephalides,  v.  d.  Hagen,  Thiersch  und  Schom,  K.  Fr.  Scholler.  (Baudelot 
de  Dairval  De  FutiliW  des  voyages.)  Neigebauer's  Handbuch  fiir  Reisende 
in  Italien.  Hase  Nachweisungen  fur  Reisende  in  Italien.  Lpz.  1821. 
Fr.  Blume  Iter  Italicum  Bd.  l— III.  1824—1830  gibt  beilaufig  auch  flber 
Museen  griindliche  Notizen.    Ghr.  Kopp  Italien.    1837. 

3.  Reste  von  Bauwerken  in  Grossgriechenland:  Poseidonia 
§.  80.  Geringe  Trfimmer  von  Elea  (MQnter's  Velia.  1818).  Dorische 
Ruinen  eines  hexastylen  T.  u.  sch5ne  Terracotta-Fragmente  in  Metapont, 
Herzog  von  Luynes  Metapontum.  1833.  Von  alien  Griechischen  Bau- 
werken in  Tarent,  Thurioi,  Kroton  (Paw  M6m.  concemant  le  t.  de  Junon 
Lacinienne,  M^m.  de  la  Soc  de  Cassel  p.  67)  ist  fast  nichts  Qbrig.  Ueber 
einige  Reste  von  Lokri  Luynes,  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  3.  [Velia  ders. 
Annali  I.  p.  381—86.]  Ughelli  Italia  Sacra  IX  gibt  Einiges  fiber  die 
Ruinen  dieser  Stadte.  Ueber  Reste  der  St&dte  in  Basilicata  Lombard], 
Bull.  d.  Inst.  1830.  p.  17.  D.  A.  Lombardi  sulla  topogr.  e  sugli  avanzi 
delle  ant.  cittk  Italo-gi-eche ,  Lucane,  Daune  e  Peucezie  dell'  odierna  Basi- 
licata, Memorie  deir  Inst,  archeol.  III.  p.  195.  Siciliens  Tempelruinen : 
Syrakus  §.  80  (zwei  SHulen  des  Olympieions  standen  noch  bis  auf  neuere 
Zeit).  Akragas  u.  Selinus  80.  109.  Egesta  109.  [Gela,  von  einem  T. 
noch  eine  grosse  Saule,  Pizolanti  Mem.  istor.  dell'  ant.  cittk  di  Gela,  in 
Palermo  1753.  4.  Romano  Antichitk  Jermitane  (Himera),  Palermo  1838.  8.] 
Katana,  Ruinen  eines  T.,  zweier  Theater,  .eines  Amphith.,  Circus.  Zu 
Solus,  bei  Panormos,  interessante  Architekturfragmente  u.  Sculpturen. 
Herz  V.  Serradifalco  Genni  su  gli   avanzi  dell'  ant.  Solunto.   Pal.  1831. 


332  Geogr.  der  alten  Kunst.  [257] 

vgl.  Bull.  d.  Inst.  1830.  p.  229.  1831.  p.  171.  Theaterruinen  §.  289. 
Vito  Gapialbi  sulle  mura  d'Hipponio,  Mem.  d.  Inst,  archeol.  IL  p.  159. 
tav.  4.  5.  [Grundriss  von  Selinus  von  Goettling  im  Hermes  XXXIII,  2 
und  die  Hauptst^te  der  Insel  bei  Serradifalco.]  Kyklop.  Bauwerke  von 
Gefalu  §.  166.  A.  3.  Katakomhen  von  Syrakus.  —  Von  Sardinien  (auch 
Felsengraber)  u.  Gozzo  §.  166.  A.  3.  [Onor.  Bres  Malta  illustr.  co'  Monum.  181 7.] 

4.  Das  TaufgefSss  in  Ga6ta  (jetzt  in  Neapel)  von  Salpion,  Welcker 
Zeitschr.  S.  500.  Die  herrlichen  Scbulterblatter  einer  RQstung  mit  Ama- 
zonenkampfen  von  Locri,  in  Broendsted's  Besitz  [jetzt  im  Brittischen 
Museum;  der  Fundort  ist  erdichtet,  wie  der  Verkaufer  in  Neapel  selbst 
eingesteht.  P.  0.  Broendsted  die  Bronzen  von  Siris,  Kopenb.  1837.  4.] 
Der  schOne  Sarkophag  in  der  Kathedrale  von  Agrigent  (Pigonati  tb.  47. 
Houel  IV.  pi.  238.  St.  Non  IV.  p.  82.  Gypsabguss  im  Brit.  Museum). 
Mehrere  in  Kirchen  Sidliens.  Hirt,  Berl.  Kunstblatt  II.  S.  73.  In  Syrakus 
hat  Landolina  manches  trefifliche  Stdck  ausgegraben. 

5.  Jorio's  Metodo  per  invenire  e  frugare  i  sepolcri  degli  antichi. 
N.  1824,  im  Auszuge  Kunstbl.  1826.  N.  46—53.  Man  bemerkt,  dass  die 
Nekropolen  der  Griechischen  Stfidte  durcbg9ngig  gegen  Norden  liegen. 
Vasen-Fundorte  in  Grossgriechenland  (s.  besonders  Gerhard's  Cenni 
topogr.  BuUett.  1829.  p.  161):  In  Gampanien  Nola  (sch6ne  Vasen  in 
Firniss  und  2^icbnung;  auch  alterthilmliche  der  hellgelben  Art),  Gumae 
(noch  zu  wenig  erforscht),  Avella  (Vasen  von  blasser  Farbe),  Gapua 
(matter  Firniss;  auch  alterthumliche),  Nocera  (Nolanische),  Eboli  (mehr  in 
Lucanisch-Apulischer  Manier;  vgl.  Ann.  III.  p.  406.  IV.  p.  295);  in  Sam- 
nium,  besonders  Agata  de  Goti  im  Beneventanischen  (vernachlSssigte 
Zeichnung,  rothe  und  weisse  Farbe);  in  Lucanien  Paestum  (schOne  Vasen 
in  der  besten  Art,  Graber  von  Paestum,  Bull.  1834.  p.  50),  Gastelluccio, 
Anzi  [Antia,  nicht  wenige  Vasen  von  einem  eigenthQmlich  grossartigen 
Styl  und  ansgesuchten  My  then,  die  grosse  Mehrzahl  gewdhnlich  Bachisch, 
Oder  sog.  Toiletten vasen,  1842  am  Ort  eine  Sammlung  Fattibaldi  von 
400  Stfick]  u.  Armento  im  innem  Basilicata  (Fundorte  der  schlank  ge- 
formten  und  mit  mythologischen  Scenen  reichgeschmfickten  Prunkvasen  in* 
Firniss  u.  Farben  schlecht,  die  Zeichnung  manierirt);  Busten,  Basen,,eherne 
ROstungen,  Galateo,  Japygia  p.  97  ed.  Basil,  in  Apullen  Bari,  Ruvo, 
Geglia,  Ganosa  (wo  neben  der  Landessprache  ein  corruptes  Griechlsch  ge- 
sprochen  wurde,  Horaz  S.  1, 10, 30.  §.  163.  7)  Ruvo,  Bull.  1834.  p.  36. 164.  228. 
[GioNT.  Jatta  suir  ant.  citta  di  Ruvo,  in  Nap.  1844.  4.  S.  56  ff.  seine 
grossen  Nachgrabungen  und  Vasensammlung;  angehftngt  Avellinos  Ruba- 
stinorum  numorum  catal.  Graber  von  Ruvo  Bull.  1836.  p.  69.  113. 
1837.  p.  81.  97 J;  in  Bruttii  Locri  (Vasen  alterthflmlicher  Art,  andere  von 
ausgesuchter  SchOnheit).  In  Si ci  1  i  e  n  besonders  Agrigent  (alterthQmlicbe  der 


[257J  Reste  der  Griech.  Colonieen  u.  Etrusker.  333 

rothgelben  Art,  aber  auch  sehr  sch6n  und  grandios  gezeichnete  der  voll- 
komranem  Technik;  Sammlung  Panettieri;  kleine  Schriften  von  Raff. 
Politi);  im  innern  Lande  Akrae,  j.  Palazzuola,  reich  an  Gcabern,  Vasen, 
Terracotta's.  Le  antich.  di  Acre  scoprrte,  descritte  ed  illustr.  dal  Bar. 
G.  Judica.  Messina  1819.  f.  Vgl.  Gerhard  und  Panofka  Hyperb.  ROroische 
Btudien  S.  155  fT.  (Kunstblatt  1825.  26)  und  die  Vorrede  zu  Neapels 
Antiken  [auch  Bibl.  Ilaliana  1820.  Febr.  S.  222  ff.]  Gr§ber  in  Palermo, 
Bull.  1834.  p.  209. 

Martorelli  Antichit^  Neapolitane.  Reisen  von  Riedesel,  Swinburne 
u.  A..  De  St.  Non  Voy.  pitloresque  de  Naples  et  def  Sicile.  Mflnter  Nach- 
richten  von  Neapel  und  Sicilien.  1790.  Bartels  Briefe  aber  Calabrien  u. 
Sicilien.  1791-93.  —  Fazellus  de  rebus  Siculis.  1558.  f.  Andr.  Pigonati 
Stato  presente  degli  ant.  monument!  Siciliani,  a.  1767.  Viaggio  per  tutte 
le  antich.  della  Sicilia  descr.  da  Ign.  Paterno  Pr.  dl  Biscari.  N.  1781.  4. 
Houel  Voy.  pitt.  des  iles  de  Sicile,  de  Malthe  et  de  Lipari.  P.  1782.  4  Bde.  f. 
Bern.  Olivieri  Yedute  degli  avanzi  dei  mon.  antichi  delle  due  Sicilie.  R.  1795. 
Pancrazi,  d'Orville,  Wilkins,  Hittorf  (s.  §.  80.  109.).  Raf.  Politi  II  viag- 
giatore  di  Girgenti  e  il  Cicerone  de  piazza  owero  guida  agli  avanzi  di 
Agrigento,  Girgenti  1826.  [1842.  dess.  Antichitli  e  mon.  per  servire  air 
opera  intit.  il  viagg.  40.  tav.  8.] 

6.  Ueber  Etruriens  Eunstdenkmfiler  im  Ganzen  §.168  bis  178. 
Volaterrae  §.  168.  70.  71.  74.  76.  Pyrgos,  Cyklopische  Fundamente  des 
Tempels  der  Eileithyia,  J.  MellingenJLrchaeol.  lutell.  Bl.  1836.  N.  11.  [Ganina 
Annali  d.  Jnst  XII.  p.  34.  ant.  castello  di  Pirgi.]  Faesulae  168.  70.  Ar- 
retium  170.  71.  72.  Vetulonium  168.  Inghirami  Memorie  d.  Inst.  II.  p.  95. 
Ambrosch  p.  137.  Rusellae  168.  Populonia  168.  76.  Gosa  168.  Telamon 
176.  Gortona  168.  70.  Perusia  168.  73.  74.  75.  Satumia  168.  Volci 
169.  70.  73.  74.  75.  77.  Bullet.  1835.  p.  177.  .  Clusium  170.  71.  73.  74. 
75.  76.  77.  78.  Falerii  168.  70.  Tarquinii  170.  72.  73.  74.  77.  Axia  170. 
Orchia  170.  Bomarzo  169.  70.  Viterbo  170.  Tuscania  170.  Veji  168. 
Adria  am  Po  170.  77.  Praeneste  173.  Alba  Longa  168.  70.  Velitrae  171. 
Umbrien  176.    Ameria  168.    Spoletium  168. 

7.  Vasen-Fundorte  in  Etrurien:  Nekropolis  von  Volci,  am 
Flusse  Arminia  (Fiora)  bei  Ponte  della  Badia;  Nachgrabungen  seit  1828 
auf  den  Gdtem  des  Prinzen  Lucian  von  Ganino,  der  Candelori  u.  Feoli. 
Dorow-Magnus'sche  Sammlung  im  K.  Mus.  zu  Berlin.  Ueber  die  Gattungen 
der  Vasen  §.  99,  2.  143,  2.  Ueber  das  Local  Westphal  Topogr.  dei  cont. 
di  Tarquinii  e  Vulci,  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  12.  tv.  a|^.  a.  b.  Lenoir, 
Ann.  IV.  p.  254.  M.  I.  40.  Werke  des  Pr.  Lucian:  Museum  Etrusque  de 
L.  Bonaparte.  1829.  Caialogo  di  scelte  antichitk  (Estratto,  Ann.  I.  p.  188). 


334  Geogr.  der  alten  Kunst.  [257] 


Vases  Etrusques  de  L.  Bonaparte.  Livr.  I.  II.  .  Bullet.  1830.  p.  143. 
Candelori'sche  Vaoen:  Bull.  d.  Inst.  1829.  p.  75  ff.  Die  herrliche  Samm- 
lung  bescbr.  .von  Second.  Gainpanari  Rom  1837,  ders.  intorno  i  vasi  fitt. 
rinvenuti  ne'  sep.  d'Etruria  R.  1836.  4.  Broendsted  A  brief  descr.  of  32 
anc.  6r.  vases  lately  found  by  Mr.  Gampanari  L.  1832.  G.  Fea  Storia 
de'  vasi  dip.  che  da  quattro  anni  si  trovano  R.  1832.  Nekropolis  von 
Tarquinii,  meist  Vasen  der  aiterthOmlichen  Arten,  s.  Gerhard,  Hyp.  ROmische 
Studien  S.  134.  Gaere,  vielversprechender  Vasen -Fundort.  Bull.  1834. 
p.  49.  97.  1836.  p.  159.  Bomarzo,  schOne  Vasen  und  BroDzeir.  Glusium, 
manche  alterthamliche  Vasen.  Bull.  1837.  p.  192.  [Grosse  Menge  nur 
hier  und  in  der  Umgegend  vorkommender ,  sehr  vielgestaltiger  schwarzer 
GefHsse  mit  Verzierungen  und  Figuren  in  Relief.]  Adria  am  Po,  Vasen- 
fragmente  in  der  GrUberstatte  am  Tartaro  gefunden,  in  Formen,  Halereien 
u.  Inschriften  denen  von  Void  auffallend  ahnlich,  auch  Terracotta's  Mo- 
saiken,  Marmorfragmente  und  Intaglio's,  gesammelt  im  Mus.  Bocchi. 
S.  Filiasi,  Giorn.  dell'  Ital.  letter.  Padova.  T.  XIV.  p.  253.  Handschrift- 
liches  Werk  im  Wiener  Antiken-Gieddinet ,  SteinbCLchel  Wiener  Jahrb. 
1830.  n.  8.  182  u.  a.  a.  O.  Welcker  im  Bullet.  1834.  p.  134  (vgl.  Hall. 
A.L.Z.  1834,  Jun.).  R.  Rochette  Annali  VI.  p.  292.  Den  Maler  Euthy- 
mides  finde  ich  in  den  Inschr.  dieser  Scberben  zweimal,  wie  auch  in  Volci. 
Der  grosse  Handel  des  Alterthums  mit  Thongeschirr  umfasste  gewiss 
auch  gemalte  .Gefllsse ;  daher  erklSrt  sich  das  Vorkommen  sehr  (iberein- 
stimmender  Arbeiten  in  entlegenen  Gegenden,  wie  z.  B.  die  TOdtung  des 
Minotaur  auf  einer  Attiscben  Vase ,  bei  Burgon  in  London  [jetzt  im  Brit- 
tischen  Museum],  gerade  so  gezeichnet  ist,  wie  auf  der  berCihmten  Si- 
cilischen  des  Taleides  bei  Hope. 

Die  ersten  im  Sabinerland,  in  Summavilla  gefundnen  Vasen, 
Bull.  1837.  p.  65.  70.  (Maler  Hieron)  207.  [Die  Vase  mit  dem  Sonnen- 
auf-  u.  Untergang  Mon.  d.  Inst.  II,  b5.  Annali  X.  p.  266.  XIV.  p.  210. 
Eine  andre  ebendaher  ist  edirt  von  L.  Grifi  als  il  ratto  del  Palladio, 
Roma  1845,  eine  r&thselhafte  Darstellung.  Eine  in  Berlin,  Gerhard  Neu- 
er^orbene  Denkm.  N.  1789.] 

8.  Etruskische  Museen:  Das  Guamacci'sche,  hernach  Grund- 
lage  des  Offentlichen,  zu  Volterra  [in  sieben  Zimmem  an  500  Etr.  Aschen- 
kasten] ;  ebenda  das  der  Franceschini,  der  Gini.  Antiken  im  Gampo  Santo 
zu  Pisa,  seit  1810  daselbst  aufgestellt  (Lasinio  Sculture  del  Gampo  ^anto 
[ROmisch,  nicht  Etrurisch.]  Biblioteca  publica  [das  Museum  seit  1810,  ein 
Werk  des  D.  Ant.  Fabroni]  u.  Mus.  Bacci  zu  Arezzo.  Accademia  Etrusca 
u.  Mus.  Venuti  zu  Gortona  (M.  Gortonense  §.  178);  die  Bronzen-Sammlung 
Gorazzi  ist  nach  Holland  verkauft.  Sammlungen  Ansidei,  Oddi  u.  a.  zu 
Perugia  (s.  Lanzi's  Register,  vgl.  Blume  II.  S.  210),  Offentliches  Gabinet 
daselbst.  [Indie,  antiqu.  per  il  gabinetto  archeol.  di  propriety  del  magistrato 
di  Perugia  1830.  8.  von   Vermiglioli  zum   Theil   aus   dem   Haus  Oddi.]^ 


[258]  Reste  der  Eunst  der  Etrusker.  335 

Buccelli  zu  Montepu]ciano.  Gasuccini,  Paolozzi  zu  Ghiusi,  il  Girco  dasdbst 
Etrusco  Mus.  Chiusino  dai  suoi  possessor!  pubbl.  con  brevi  espos.  del  cav. 
Inghirami  P.  I.  II.  Poligrafia  Fiesolana  1834.  Ruggieri  in  Viterbo.  Kleine 
Sammlung  Gervelli  zu  Orvieto,  u.  a.  m. 

Ausser  den  allgemeinen  Reisewerken  fQr  Etrurien  Targ.  Tozzetti's 
schatzbares  Werk:  Relazioni  d'alcuni  viaggiJatti  in  Toscana. 

258.  Aber  bei  weitem  am  ausgedehntesten  und  er-  1 
giebigsten  ist  III.  das  Reich  der  den  R  5  m  e  r  n  dienstbar  ge- 
wordnen,  zur  Verschonerung  RSmischer  Anlagen  gebrauchten 
Griechischen  Kunst.  Rom  ist  schon  durch  die  Menge  der  2 
vorhandnen  Bautrummer,  an  welche  sich  zum  Theil  sehr 
ergiebige  Funddrte  der  Statuen  anknupfen,  die  Hauptstadt 
der  antiken  Kunstwelt ,  und  migeachtet  es  im  Alterthum  so 
wenige  Kunstler  hervorgebracht,  der  wichtigste  Bleck  Erde  fur 
den  Archaeologen ,  Roms  Topographie  bildet  einen  ansehn-  a 
lichen  Zweig  des  Stadiums.  Die  noch  vorbandenen  Monu-  4 
mente  und  Trummer  drangen  sich  am  meisten  um  den 
altesten  tmd  politisch  wichtigsten  Theil  des  alten  Roms,  das 
Forum  Romanum  und  die  Via  Sacra ;  ohne  Zweifel  auch 
deswegen,  weil  die  Bevdlkerung  sich  im  Mittelalter  zeitig  aus 
diesen  Gegenden  weggezogen  und  sie  der  Vergangenhelt  uber- 
lassen  hat;  wahrend  der  Campus  Martins,  in  der  Kaiserzeit 
eine  Stadt  von  Prachtbauten,  deswegen  weil  das  neue  Leben 
sich  hier  besonders  angesiedelt,  wenige  und  meist  nur  solche 
Denkmaler  zeigt,  welche  den  Bedurfnissen  und  Zwecken  dieser 
Zeit  selbst  angepasst  werden  konnten.  Die  weitlaufligen 
Garten,  welche  den  Suden  und  Osten  Roms  einnehmen^ 
sind  daher  reich  an  Fundgruben,  und  haben  ganze  Museen 
gefullt;  die  Geschichte  ihrer  Besitzer  ist  mit  der  Museographie 
eng  verknupft. 

2.  Ueber  Mhere  Aus'grabungen  giebt  es  wenig  zusammenhftngende 
Berichtei  wie  Flam.  Vacca  Notizie  antiquarie.  a.  1594  (bei  Fea  Misceil. 
filolog.  T.  I);  liber  den  Ertrag  neuerer  Nachforschungen  unterrlchlete  frClher 
Guattani  f§.  38.  A.  2),  dann  durch  zahlreiche  kleine  Schriften  Fea  (Pro« 
dromo  di  nuove  osservaz.  e  scoperte  fatte  nelle  ant.  di  R.  1816),  nebst  den 
Artikeln  von  Gerhard  im  Kunstbl.  1823—26  (jelzt  Hyperb.  R6m.  Studien 
S.  87  ff.)  >R6mische  Ausgrabungen«.  Memorie  Romane  di  Antichitk  e  di 
belle  Arti,  von  1824  an,  1827.  T.  4.  Entdeckungen  von  1823  an,  Atti  d. 
Accademia  Rom.  di  Ardieol.  II.  p.  639.   Instituto  di  corr.  arch,  von  1829,. 


336  Geogr.  der  alien  Kunst.  [258] 

besonders  die  rivista  generale  del  Bullet.  Ghronologische  Uebersicht  der 
Nachgrabungen  auf  dem  Forum  seit  1802  von  Bunsen,  Bullet,  d.  Inst.  1829. 
p.  32,  dann  Annali  VI.  p.  13.  VU.  p.  53.  Bull.  1834.  p.  225.  1835. 
p.  33.  65. 

3.  Die  Fragmente  des  antiken  Plans,  aus  dem  T.  des  Romulus  und 
Remus,  sind  von  Bellori  (Thes.  Ant.  Rom.  IV),  Amaduzzi,  Piranesi  (Antich. 
Rom.  I),  herausgegeben.  Topographen:  Flav.  Biondo  1449,  bedeutender 
Andr.  Fulvio  1527 ,  Bartliol.  Marliani  Topographia  Romae.  R.  1544  und 
1588.  Panvini  1558.  Boissard  §.  37.  A.  3.  Nicht  wesentlich  fftrdem  die 
Forschung  Donati  Roma  vetus  et  I'ecens.  1638  u.  Nardini  Roma  antica. 
1666.  (Thes.  Ant.  Rom.  IV),  vierte  Ausg.  1818  von  Nibby.  Fr.  Ficoroni 
Vestigi  e  Raritk  di  R.  ant  R.  1744  (bei  Fea  T.  I).  Adler's  Beschreibung 
der  Stadt  Rom.  Guattanl  R.  antica.  1793,  neu  1805.  Venuti  Descr.  topogr. 
delle  antichita  di  R.  2.  ed.  R.  1803,  neu  herausg.  v.  Stef.  Piali.  R.  1824. 
Fea  N.  descrizione  di  R.  antica  e  moderna.  R.  1821.  3  Bde.  8.  Ders.  sulle 
Rovine  di  R.  (Storia  deir  Art!  T.  III).  Edw.  Burton  Description  of  the 
Antiq.  and  other  Curiosities  of  R.  L.  1821.  (Deutsch  von  Sickler  1823.) 
C.  Sachse  Gescb.  und  Beschreibung  der  alten  Stadt  R.  2  Bde. ,  1824  und 
(nach  dem  Tode  des  Verf.)  1828.  Beschreibung  der  Stadt  R.  von  E.  Platner, 
G.  Bunsen  ^  E.  Gerhard  und  W.  Roestell  I.  (allgem.  Theil)  1830.  II,  (Vatican) 
I.  1832.  [2.  1834.  Ill,  1.  2.  3.  1837.  38.*  42.  Auszug  daraus  von  Platner 
und  Urlichs.  L.  Ganina  Indicaz.  topografica  di  Roma  ant.  3.  ed.  1841,  mit 
eiifem  grossen  Plan.  Ders.  Espos.  stor.  e  topogr.  del  foro  Rom.  e  sue  adja- 
cenze  ed.  2.  R.  1845,  mit  14  Taf.  Ders.  sul  clivo,  sulla  posizione  e  suir 
archit.  del  tempio  di  Giove  Gapit.  in  den  Mem.  d.  Ac  Rom.  di  Archeol. 
T.  VI.  Steph.  Piale  sopra  alcuni  monum.  di  Roma  Dissertazioni  R.  2  T. 
1833.  24.  4.]  W.  Gell  Topogr.  of  Rome.  Plan  von  NoUi  1748;  ein  Auszug 
bei  Monaldini  1818,  ein  vollst&ndigerer  bei  Bunsen.  Vasi^s  Itinerario,  von 
Nibby  emeuert.  —  Die  wichtigsten  Kupferwerke  sind  §.  37.  A.  3  und  zu 
§.  190  angefOhrt.  Piranesi's  Hauptwerke  sind  Delia  magnific.  ed  architett. 
de'  Rom.  R.  1761  u.  Antichitk  Rom.  R.  1748—56.  4  Bde.  f.  Veduten  von 
Piranesi,  Domen.  Pronti,  Glerisseau  und  Gunego,  Rosini.  Ansichten  aller 
sieben  Htlgel  in  Gassas  und  Bence's  Grandes  Vues. 

4.  Hier  ein  Ueberblick  der  §.  1 79. 180. 1 90 —95  genannten  Baureste 
(mit  einigen  ZusAtzen)  nach  den  Augustischen  Regionen,  innerhalb  der  Aure- 
lianischen  Mauern.  1.  Porta  Gapena.  Grabmal  der  Scipionen.  2.  Caeli- 
montana.  S.  Stefano  Rotondo  (sog.  T.  des  Faunus,  ein  Geb^ude  aus  dem 
spMern  Alterthum).  S.  Giovanni  in  Laterano,  Obelisk,  Baptisterium  des 
Gonstantin.  3.  Isis  et  Serapis  (der  sildliche  Theil  der  Esquilien).  Goliseo. 
Thermen  des  Titus.    Pallast  des  Titus  (sette  scale).    Nero's  Haus  zum  Theil 


[S58]  Reste  der  ROmischen  Periode  in  Rom.  337 

{Gamere  Esquiline).  Basilica  S.  Elemente.  4.  Via  sacra  (Nibby  del  foro 
R.,  della  via  sacra,  dell'  anfitealro  FJavio  e  de  luoghi  adjacent!.  R.  1819. 
Deutsch  von  Chr.  MuUer.  Stuttgart  1824).  Titus  Bogen  (neben  dem  Fahr- 
wege  der  Via  sacra.  Bullet  d.  Inst.  1829.  p.  56).  Meta  Sudans.  T.  Urbis. 
T.  der  Pax.  T.  des  Antonin  und  der  Faustina  (S.  Lorenzo  in  Miranda). 
5.  Esquilina.  Agger  des  Tarquinis.  Praetorische  Gastra.  Amphitheatrum 
Castiense.  ^  Nymphaeum  des  Severus  Alex.  Tempel  der  Minerva-Medica. 
Gallienus  Bogen.  Ausgemaltes  Haus  (der  Lucilla?)  §.  210.  A.  4.  6.  Alta 
Semita  (Quirinal  und  Viminal).  Thermen  des  Diodetian  und  Gonstantin. 
Monte-Gayallo.  7.  Via  lata  (in  W.  vom  Quirinal).  8.  Forum  Romanum 
(Ueber  die  Lage  und  Ausdehnnng  des  Forum  Sachse  I.  S.  698  und  der 
Plan  von  Hirt,  Gesch.  der  Baukunst  Tf.  23).  Bunsen  les  forums  de  Rome 
Mon.  d.  I.  II ,  33.  34.  Annal.  VIII.  p.  207-281.  IX.  p.  12-50.  [Ders. 
Herstellung  des  Rdm.  Forums  u.  der  Prachtforen  Gaesars  u.  der  Kaiser, 
Beschr.  Roms  III,  2.  S.  1—188.]  T.  des  Jupiter  Tonans,  nach  Niebuhr 
des  Satumus,  von  Bunsep  begrdndet.  Sog.  T.  der  Goncordia,  jetzt  Vespa- 
sians,  und  Reste  des  wahren  T.  der  Goncordia,  welchen  wahrscheinlich 
Septim  Sever  und  seine  S6hne  restituerunt.  Bogen  des  Septim.  Sfiule 
des  Phocas.  Sog.  T.  des  Jupiter  Stator.  Basilica  Julia.  [Gerhard  della 
Bas.  Giulia  ed  alcuni  siti  del  foro  Rom.  estratt.  dalle  Effemer.  letter.  R. 
1823.  8.  Die  Ansicht  besUtigt  durch  eine  Inschrift,  Bull.  1835.  p.  33.] 
Sog.  T.  des  Gastor  (drei  S&ulen  vor  Maria  Liber).  Garcer  Mamertinus 
(robur  Tullianum,  Leon.  Adami's  Ricerche.  R.  1804.  4).  Gapitolium  (Zo€ga 
Abhandl.  S.  331)  und  Arx  (der  sQdliche  Gipfel  des  Hugels,  vgl.  Dureau 
de  la  Malle  in  Millin's  Ann.  encycl.  IX.  p.  17).  Arco  di  Giano.  Kleiner 
Bogen  des  Sever.  Sog.  T.  d.  Vesta  (S.  Stefano  an  der  Tiber,  ein  tholus 
peripteros).  Sog.  T.  der  Fortuna  Virilis.  MQndung  der  grossen  Gloaca. 
Forum  des  August  (nach  Hirt,  Niebuhr  u.  A.;  Sachse  nennt  dies  falsch- 
lich  das  Forum  Nervals);  T.  des  Mars  Ultor  (Sachse  nimmt  nur  einen 
T.  des  Namens  an).  Forum  des  Nerva ;  T.  der  Pallas.  Forum  des  Trajan 
Golonna;  Basilica  Ulpia.  9.  Gircus  Flaminius  (der  grOsste  Theil  des  Gam- 
pus  Martins).  Die  saepta  richtig  aufgefasst  (in  Verbindung  mit  der  Ab- 
^(timmung  so  vieler  Genturien  zugleich)  von  Peter  Ztschr.  f.  AW.  1839. 
S.  137.  Theater  des  Marcellus,  neben  welchem  ehemals  (Ant.  Labacco 
Alcune  notabili  antiqu.  di  Roma.  V.  1584)  ein  Donscher  Peripteral -T. 
lag.  Porticus  der  Octavia.  Theater  des  Pompejus.  Thermen  des  Agrippa; 
Pantheon.  Bogen  des  Glaudius.  SSule  u.  T.  des  M.  Aurel.  Obelisk  auf 
M.  Gitorio.  Mausoleum  des  August.  Obelisk  an  der  P.  del  Popolo. 
10.  Palatium.  Palatinische  Kaiserpallfiste  (Scavo  Rancurelliano,  Guattani 
M.  I.  1785.  Genn.  Ott.).  Septizonium.  Bogen  des  Gonstantinus.  11.  Gircus 
maximus.  Gircus  (Bianchini  Girci  max.  iconographia.  R.  1728.  f.).  12.  Piscina 
publica  (Fortsetzung  des  Aventin).     Thermae  Antoninianae.     13.  Aven- 

O.  Mllller'fl  ArchAeoIofie.    4.  Aafl.  22 


338  Geogr.  der  alien  Kunst.  [259] 

tinus.  Pyramide  des  Ceslius  (Falconieri  Thes.  Ant.  Rom.  IV.  p.  1461). 
[Piranesi  Mon.  de*  Sdpioni  1785  f.  m.]  14.  Transtiberina  (Janiculum). 
Ausser  den  vierzehn  Regionen:  Campus  Vaticanus.  Hadrian's  Mauso- 
leum. Basilica  des  h.  Petrus.  An  der  Via  Ostiensis:  Basilica  S.  Paolo. 
An  der  V.  Appia  (Labruzzi  Via  Appia  illustr.) :  Monument  der  Caecilia 
Metella.  Grab  der  Claudia  Semne  (Uhden  in  Wolfs  und  Buttmann's 
Museum  I.  B.  534)  u.  viele  andre.  [Di  due  sep.  Rom.  del  secolo  di  Augusto 
scov.  presso  la  tomba  de*  Scipioni  dal  Cav.  G.  P.  Campana.  R.  1840. 
fol.  Grifi  Sepolcro  nella  vigna  Lozano.  R.  1840.  4.]  Columbarium  der 
Freigelassenen  der  LiYia  tWerke  von  Bianchini,  Gori,  de  Rossi).  Kata- 
komben  der  Christen.  Circus  des  Caracalla  (Bianooni  Descr.  dei  Gird. 
R.  1789.  f.).  Quelle  der  Egeria  (Wagner  de  fonte  et  specu  Egeriae.  4). 
An  der  V.  Nomentana:  Basilica  der  h.  Agnes.  GrabmSler  der  Constantia 
und  Helena.  An  der  V.  Flaminia:  Grabmal  der  Nasonier  §.  210.  A.  4v 
An  der  V.  Aurelia:  ausgemalte  Grabmonumente  der  Villa  Corsini  (bei 
Bartoli),  [der  Villa  Pamfili,  wovon  Zeichnungen  zur  Herausgabe  genommen 
und  Copieen  in  Farben  in  Mdnchen  in  den  vereinten  Sammlungen, 
P.  Secchi  Mon.  ined.  di  un  sepolcro  di  famiglia  greca  scop,  in  Roma  sulla 
via  Latina.    R.  1843.  fol.    Die  Gem&lde  bei  Cav.  Campana.] 

5.  Besondei-s  zu  merken:  Villa  Mattel  auf  Berg  Caelius;  V.  Giusti- 
niani,  jetzt  Massimi,  Ostlich  vom  Caelius;  V.  Negroni  und  Altieri  hinter 
B.  Esquilin ;  V.  Barberini  hinter  B.  Quirinal ;  V.  Ludovisi  auf  BL  Pincio 
collis  hortulorum  (bier  lagen  die  grossen  Sallustischen  G&rten,  Gerhard't^ 
Abhandlung  bei  Gerlach's  Ausg.  des  Sallust),  V.  Medicis;  V.  Famese  und 
Spada  auf  B.  Palatin;  V.  C^orsini  zwischen  Janiculum  u.  Vatican;  V.  Albani 
vor  der  Porta  Nomentana;  V.  Borghese  vor  der  Porta  Flaminia  u.  Pinciana. 

259.  In  der  Umgegend  Roms,  in  Latium,  sind  be- 
senders  die  Orte,  welche  von  Kaisem  zu  landlichem  Aufent- 
halt  erkoren  waren,  wie  das  glanzende  Antium,  Tibur,  auch 
Lavinium  (Alba  Longa  nicht  so,  wie  man  es  von  Domitian's 
Prachtliebe  erwarten  sollte),  ergiebige  Quellen  fur  Kunst- 
werke,  ohne  es  ausschliesslich  zu  sein. 

Latium.  Kircher's  Latium  f.  1761.  Vet.  Latii  antiqua  vestigia. 
R.  1751,  erweitert:  Vet.  Latii  antiquitatum  ampliss.  collectio.  R.  1771, 
wenig  brauchbar:  Bon^tetten  Voy.  sur  la  sc^ne  des  dix  dern.  livres  de 
TEn^ide.  P.  1805.  Sickler  Plan  topogr.  de  la  Campagne  de  R. ,  nebst 
Text  in  8.  Weimar  1811.  R.  1818.  Nibby  Viaggio  antiq.  ne'  contomi  di 
R.  R.  1819.  2  Bde.  8.  Sickler's  u.  Reinhardt's  Almanach  aus  Rom  IL 
S.  182.  Tf.  13  ff.  J.  H.  Westphal   Die  R6m.  Kampagne.    B.  1829.  4,  nebst 


[260]  Bautrammer  in  Latium.  339 

zwei  Karten.    W.  tSell  Essai  topogr.  des  environs  de  R.  (siehe  Ann.  d. 
Inst.  II.  p.  113). 

Im  ESinzdnen:  Gabii,  Forum  §.  295.  [Tempel  von  Gabii  u.  Aricia, 
Annali  XII.  tv.  D.  p.  23.]  SUtuen  in  der  V.  Borghese  §.  261.  Alba 
Long  a  (Piranesi*s  Antich.  di  Alb.  e  di  Cast.  Gandolfo),  Emissar  §.  168.  A.  3. 
Grabmal  §.  170.  A.  3.  Sonderbare  Urnen  (Tambroui  und  Aless.  Visconti 
in  den  Atti  dell'  Ace.  Arch.  Rom.  II.  p.  257.  317).  Lanuvium  §.  191. 
Praeneste,  Suaresi  Praeneste  antiqua.  R.  1655.  T.  der  Fortuna. 
n  tempio  deUa  Fortuna  Prenestina  ristaur.  da  Const.  Thon,  descr.  da 
A.  Nibby.  R.  1825.  8.  Tibur,  sog.  T.  der  Vesta  (Desgodetz  ch.  5),  der 
Sibylla,  della  Tosse.  Angebliche  Villa  Maeoens.  Ant.  del  R^  Deir  anti- 
chitk  Tiburtina.  R.  1611.  Stef.  Cabral  u.  Fausto  del  R^  Delle  ville  e 
monumenti  ant.  della  diik  e  del  territorio  di  Tivoli.  R.  1779.  Villa 
Hadrian's  §.  191.  Sabinisches  Landbaus  des  Horaz.  Capmartin  de  Cbaupy 
D^couverte  de  la  maison  de  campagne  d'Horace.  3  Bde.  8.  Nibby  Viaggio 
antiqu.  alia  villa  di  Orazio,  a  Subiaco  e  Trevi,  Mem.  Rom.  IV.  p.  3—81. 
Le  antichitk  di  Alba  Fucense  negli  Equi,  misurate  e  descritte  dair  arcbit. 
Carlo  Promis.  Roma  1836.  8.  BuUett.  1836.  p.  76.  (Weg  von  Rom,  die 
Befestigung,  Steinarten,  Tempel,  Tuscanische  Basilica.)  Tusculum,  Kata- 
komben,  Grab  der  Fam.  Furia.  Bedeutende  neue  Nacbgrabungen ,  durch 
Lucian  Bonaparte.  Vgl.  Kunstbl.  1826.  N.  3.  [Canina  Descrizione  del 
antico  Tusculo  1841.  f.]  Cora,  Dorischer  T.  des  Hercules.  G.  Antolini 
Opere  T.  I,  1.  Piranesi  Antichitk  di  Coro.  R.  1761.  f.  Ostia,  Lucatelli 
Diss.  Corton  VI.  Hafen  §.  190.  A.  2.  Fea  Relazione  di  un  viaggio  ad 
Ostia.  Ders.  Alcune  osserv.  sopra  gli  ant.  porti  d'Ostia.  Sickler's  Alma- 
nacb  I.  8.  284.  II.  S.  231.  244.  Nacbgrabungen ,  Bull.  1834.  p.  129. 
Arcbaeol.  Intell.  Bl.  1834.  N.  61.  Antium,  unter  Caligula  u.  andern 
Caesaren  aus  Augustus  Hause  sehr  versch5nert;  Theater  u.  andere  Reste. 
Fundort  sehr  vorz^licher  Statuen,  s.  besonders  Winckelm.  W.  VI,  1. 
S.  259  u.  Fea  ebd.  2.  S.  320.  Phil,  a  Turre  Mon.  vet.  AntiL  R.  1700. 
Fea  Bull.  d.  Inst.  1832.  p.  145.  Aphrodisium  in  der  NlUie,  wo  1794 
23  Statuen  gefunden  wurden.  Terracina,  Ruinen  auf  der  HOhe.  — 
Eyklopische  Mauern  §.  166.    G.  A.  Guattani  Mon.  Sabini.  V.  I.  R.  1827.  8. 

260.  In  Unteritalien  geben  die  Gegenden  um  den  1 
Puteolanischen  Meerbusen  nicht  bios  von  der  fruliern  Helle- 
nischen  Cultur,  sondern  auch  von  der  Pracht  und  dem  Luxus 
der  Romer  Kunde.  Wie  die  Romer  selbst  in  Neapolis  den 
Genuss  eines  fireien  und  behaglichen  Hellenischen  Lebens 
suchten,  und  die  Reste  desselben  gem  fortbestehen  liessen :  so 
beruhren  sich  hier  auch  in  den  Trummern  und  Grabern  beide 


340  Geogr.  der  alten  Kunst.  [260] 

2  Kunstwelten.  Aber  die  deutlichste  Anschauung  alter  Kunst- 
cultur  im  ersten  Jahrhundert  n.  Ghr.  geben  die  vom  Vesuvius 
verschutteten  Stadte.  Wenn  hier  auch  manche  Abweichung 
aus  fruheren  Hellenischen  Umgebungen  und  noch  fortbestehen- 
der  Oskischer  Nationalitat  abgeleitet  werden  kann:  so  finden 
wir  doch  in  der  Hauptsache  AUes  dem  Geschmack  der  RQmi- 
schen  Hauptstadt  analog,  und  k5nnen  uns,  wenn  wir  die 
Zuge,  welche  Rom  im  Grossen,  aber  verwischter,  darbietet, 
nach  der  Detailanschauung  Pompeji's  auszeichnen  und  ver- 
voUstandigen ,  das  Leben  jener  Zeit  sehr  genau  und  lebendig 

3  emeuem.  —  Das  nordliche  Italien  bietet  eine  Menge 
zerstreuter  Trummer  und  Fundorte  von  Statuen ;  am  meisten 
vereint  sich  in  Verona. 

1.  Rhefues  GemSlde  von  Neapel  und  seinen  Umgebungen.  3  Th.  1808. 
Mormile  Descr.  della  cittli  di  Nap.  e  dell'  antichitk  di  Pozzuolo  con  le 
figure  degli  edificj  e  con  gli  epitafj  che  vi  sono.  N.  1670.  Pozzuoli 
(Dikaearchia ,  Puteoli)  reich  an  Alterthiimem.  Franc.  Villamena  Ager 
Puteolanus  s.  prospectus  eiusdem  insigniores.  R.  1620.  4.  P.  Ant.  Paoli 
Avanzi  delle  antich.  esist.  in  Pozzuoli ,  Guma  e  Bajae.  N.  1768  f.  Le 
antich.  di  Pozz.,  Bajae  e  Guma  inc.  in  rami  da  F.  Morghen.  N.  1769  f. 
Jorio  Guida  di  Pozzuoli.  Serapeum,  ein  Monopteros  mit  Heilquellen  und 
vielen  Gellen  fur  Incubation,  wahrscheinlich  dem  Eanobischen  nachgebildet 
(auch  in  Memphis  war  das  Serapeum  zngleich  Heilanstalt,  Reuvens  Lettres 
k  Mr.  Letr.  III.  p.  83,  wie  zu  St.  Ganuart  in  Sfldfrankreidi),  nach  Andr. 
de  Jorio's  Schrift  tlber  den  Serapistempel.  Kunstbl.  18S4.  N.  19.  Aelterer 
Plan  von  E^rdmannsdorf.  Amphitheater,  Aquaedukt,  Piscina,  Gr&ber. 
Sog.  T.  der  Venus  u.  Diana  (wahrscheinlich  BadesMe),  piscina  admirabilis 
und  Andres  in  Bajae.  [In  der  wenig  bekannten  Grilberstrasse  von  Puteoli 
warden  in  den  letzten  Jahren  manche  mit  schOnen  Wandgem&lden,  andere 
durch  Bau  und  Einrichtung  merkwdrdige  aufgedeckt.]  Theater  zu  M  i  se  n  um. 
Gircus  Oder  Amphitheater  von  Gumae.  Grab  mit  den  angeblichen  Skelets 
(§.  432).  Ueber  die  Sibyllengrotte  von  Gumae  besonders  Jorio  Viaggio  di  Enea 
air  Inferno.  [Die  allgemeine  Meinung  setzt  sie,  wie  es  scheint,  falsch ;  sie 
ist  dicht  bei  der  Akropolis  des  ^Itesten  Gumae,  gerHumig,  mit  einer  hohen 
Treppe  ausgehOhlt  in  der  Seitenwand  hinauf,  die  zu  einem  schmalen  Sitz  aus- 
Iftufl;  auf  einer  Felsenspitze  in  der  N&he  stand  vermuthlich  der  Apollotempel.] 
Stollen  im  Posilippo  §.  190.  A.  1.  II.  Rob.  Paolini  Mem.  sui  monument! 
di  antich.  e  di  belle  arti  ch'esist.  in  Miseno,  in  Baoli,  in  Baja,  in  Guma, 
in  Gapua  ant.,  in  Ercolano,  in  Pompeji  ed  in  Pesfo.  N.  1812.  4.  Capua, 
Amphitheater.  [Rucca  Gapua  vetere  o  sia  descr.  di  tutti  i  mon.  di  G. 
ant.  e  particol.  del  suo  amfit.  Nap.  1828.] 


[260]  Bautrdmmer  in  Unteritalien.  341 

Ueber  die  Entdeckungen  auf  Capri  Hadrava  Ragguagli  di  vaij  scavi 
e  scoperte  di  antich.  fatte  nell*  isola  di  Capri.  N.  1793.  8.  [1794.  4.] 
Gori's  Symbolae  litter.  Decad.  Rom.  V.  III.  p.  1.  (Flor.  1748.  Vol.  L) 
Ruinen  eines  T.  (?)  auf  Pa  n  da  tar i  a. 

2.  Die  ersten  Entdeckungen,  welche  auf  die  verschtltteten  Stfldte 
hinwiesen,  waren:  die  Auffindung  der  berCihmten  Frauenstatuen  (§.  199. 
A.  7)  auf  dem  Gute  des  Pr.  Elbeuf  Emanuel  (von  Lothringen)  im  Raum 
des  Theaters  von  Herculanum,  g.  1711;  die  Auffindung  des  sog.  Hauses 
des  Arrius  Diomedes  an  der  Grftberstrasse  von  Pomeji  bei  Grabung  eines 
Brunnens  1721;  dann  die  folgenreichem  Entdeckungen  in  Herculanum 
bei  dem  Erbau  eines  Lustscblosses  Carl  III.  1736.  Das  tiefverschflttete 
Herculanum,  dessen  Markt  unter  Resina  liegt,  kann  nur,  wie  ein  Bei^werk, 
durch  Schachte  genutzt,  das  leicbtbedeckte  Pompeji  dagegen  ganz  offen 
gelegt  werden.  Doch  ist  es  eben  deswegen,  besonders  nach  der  ersten 
Bedeckung  mit  Asche,  von  den  frflhem  Einwohnern  selbst  durch  Nach- 
grabung  der  kostbarem  Gegenstftnde  meist  beraubt  worden.  In  der 
FranzOsischen  Zeit  ist  der  fast  eingeschlafene  Eifer  neu  belebt,  und  das 
Forum  auszugraben  angefangen  worden.  Die  neuen  Nachgrabungen  be* 
gannen,  nachdem  das  Forum  offen  gelegt,  von  dem  Bogen  beim  Jupiters-T. 
am  Forum,  und  jerfolgen  die  von  da  nach  N.  gehende  Strasse  (T.  der 
Fortuna,  Thermen,  Fullonia,  Haus  des  tragischen  Dichters,  Haus  des  Faun). 

Neuere  Werke  §.  190.  A.  4.  210.  A.  3.  Ausser  diesen  dber  Hercu- 
lanum: Venuti  Descr.  delle  prime  scoperte  deir  ant.  citta  di  Ercolano. 
1748.  Berichterstattende  Werke  von  C^ochin  u.  Beliicard,  de  Correvou, 
Ant.  Fr.  Gori,  Winckelmann,  Cramer.  (Rosini)  Dissertat.  Isagog.  ad  Hercul. 
Volum.  explanationem.  Bayardi  Prodromo  delle  antich.  d*Erc.  N.  1752. 
Le  antich.  di  Ercolano.  N.  1757—92.  MV.  VII.  Pitture,  V.  VI.  Bronzi,  VIII. 
Lucerne  etc.  (Deutscher  Auszug  von  Murr  mit  Umrissen  von  Kilian). 
Antiq|>it6s  d'Herculanum,  grav.  par  Th.  Piroli  et  publ.  par  F.  et  P.  Pira- 
nesi.  P.  1804—6.  6  Bde.  4.  Ueber  Pompeji:  ein  interessantes  Register 
von  Weber,  1757,  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  42.  M.  I.  16.  Martini  das  gleich- 
sam  wieder  auflebende  Pompeji.  Leipz.  1779.  8.  Gaetano  Prospetto  del 
scavi  di  Pompei.  8.  Millin  Descr.  des  Tombeauz,  qui  ont  ^t^  d^ouv.  k 
Pomp  Ta.  1812.  Romanelli  Viaggio  da  Pomp,  a  Pesto.  N.  1817.  2  Bde.  8. 
Choulant  de  locis  Pompei.  ad  rem  medicam  facient.  Lips.  1823.  Cockbum 
Pomp.  L.  1818.  Prachtwerk  von  Goldicutt.  L.  1825.  Bonucci  Pompei 
decrite.  N.  1828.  Die  neueren  Nachrichten  in  Niccolini's  M.  Borbon.,  bei 
Jorio  sugli  scavi  di  Ercolano.  N.  1827,  und  in  den  Berichten  in  Scliom's 
Kunstblatt  1825.  N.  36.  1827.  N.  26.  [in  den  jahrlichen  ragguagli  de' 
lavori  della  r.  Accad.  Ercol.  von  Avellino  seit  1833.]  Jorio  Plan  de  Pomp, 
et  Remarques  sur  les  6dif.  N.  1828.    Grosse  Karte  von   Bibent.    Guarini 


342  Geogr.  der  alten  Kunst.  [260] 

liber  einlge  Monumente  Pompeji^s.  Verzeichniss  der  Schriften  Gber  Here.  u. 
Pomp,  im  M.  Borbon.  I.  p.  1.  [Nachgrabungen  Bull.  1834.  p.  145;  von 
1835— 38f  von  H.  W.  Schulz  Annali  d.  Inst.  X.  p.  148,  fortgesetzt  im 
Bull.  1841.  42.    R.  Rochette  L^ttre  k  Mr.  Salvandy  P.  1841.] 

Beneventum,  Triumpbbogen  §.  191.  A.  1.  Vita  Thes.  Antiqu. 
Beneventanarum.  R.  1754.  T.  I.  (R5mische  Alterthilmei'). 

3.  In  Umbrien:  Ocriculum,  sehr  bedeutende  Ruinen;  Brflcke, 
Theater,  Amphitheater,  mehrere  Tempel.  Nachgrabungen  1777.  Guattani 
M.  I.  1784.  p.  1  fif.  Narnia,  schdne  BrQcke  aus  August's  Zeit  Asi- 
sium,  alter  T.,  Maria  della  Minerva,  Korinthisch,  von  zierlicher  Einrichtung. 
G.  Antolini  Opere  T.  I,  2.  Guattani  1786.  p.  XX.  Goethe  Werke  XXVII. 
8.  186.  Theater,  Amphith.,  Rundtempel.  Angeblicher  T.  des  Chtumnus. 
Schorn's  Reise  8.  462.  R.  Venuti  Osserv.  sopra  il  fiume  Glitumno  etc 
R.  1753.  4.  Ferento,  im  Gebiet  von  Viterbo,  Thor  von  der  Art  der 
oxttiffi,  Annali  d.  Inst.  IX,  2.  p.  62.  Tuder,  sog.  Mars-T.  Schriften  von 
Agretti  u.  Andem,  Giorn.  Arcad.  1819.  III.  p.  3.  Fulginium.  Pontano 
Disc,  sopra  Tantichitk  della  dttk  di  Foligno.  Per.  1618.  4.  Fanum, 
Triumphbogen  des  August,  und  ein  zweiter  des  Constantin.  Ariminum 
§.  190.  A.  1.  I.  SchGne  BrQcke.  Thorn.  Temanza  Antichitk  di  Rimini. 
V.  1740.  f.  In  Etrurien  wenig  Bedeutendes  aus  ROmitcher  Zeit.  Amphi- 
theater zu  Arretium  (Lor.  Guazzesi  in  den  Diss,  deir  Ace  di  Cort. 
T.  II.  p.  93)  und  andem  Orten.  In  Picenum:  A  neon  a  §.  191.  A.  1. 
Peruzzi  Diss.  Anconitane.  Bol.  1818.  4.  Amphitheater  von  Faleria,  Giom. 
Arcad.  LV.  p.  160.  Theater  von  Fallerone  in  der  Mark  Fermo  Bull. 
1836.  p.  131. 

In  Ober-Ialien:  Ravenna,  §.  194.  A.  5.  Patavium,  Ruinen 
eines  Korjnthischen  T.  (Ant.  Noale  Deir  antichissimo  t.  scoperto  in  Pad. 
negli  anni  1812  e  1819.  Pad.  1827).  Verona,  das  ungeheure  Amphi- 
theater. Maffei  degli  Amfiteatri.  Desgodetz  Les  Mif.  ch.  22.  JJebej  neue 
escavamenti  Giulari  Relazione  degli  escavamenti  etc.  V.  1818.  8.  Arcus  Gavii 
et  Gaviae.  Viel  andre  ROmische  GebHude.  §.  193.  A.  7.  Ausgrabung 
Bull.  X837.  p.  173,  in  der  Nachbarschaft  ein  T.  der  Minerva  u.  s.  w. 
das.  p.  137.  [Modena  u.  Umgegend  Bull.  1846.  p.  23.  1842.  p.  145. 
1843.  p.  151.  1844.  p.  178.]  Brixia.  Ottavio  Rossi  Le  memorie  Bres- 
ciane.  Br.  1693.  4.  Neue  Entdeckung  eines  T.  und  grosser  Bronzefiguren. 
Dr.  Labus,  Antologia  1824.  n.  43.  [Labus  intorno  vari  ant.  mon  scop, 
in  Brescia,  Relaz.  del  prof.  R.  Vantini,  Brescia  1823.  4.  Fort  Benigni 
Lettera  sui  scavi  fatti  nel  circondario  dell'  antica  Treja,  Macerata 
1812.  4.  12  tav.  Im  Rathhaus  zu  Macerata  zwei  Reihen  von  8tatuen, 
togati,  eine  in  Foligno,  Aesculap  genannt,  und  in  den  meisten  St&dten 
iigend  etwas  aus  dem  Alterthum.    Vari  mon.  dell'  Italia  (Mailand,  Brescia, 


(261]  Bautrflmmer  Oberitaliens.    Museen  in  Rom.  343 

Verona,  Vicenza),  Annali  XL  p.  181.]  Monti  Escav.  Bresciane.  Velleja, 
Forum.  Antolini  Le  rovine  di  Velleja  misurate  e  disegn.  Mil.  1819.  f. 
Amalthea  I.  S.  331.  Die  Denkm&ler  sind  meist  nach  Pai-ma  gebracht. 
[Ausgrabungen  Bull.  1842.  p.  175.  1843.  p.  161.]  Mediolanum.  P.  Gra- 
tidius  De  praeclaris  Medio! ani  aedificiis  quae  Aenobarbi  cladem  (1162) 
antecesserunt.  Med.  1735.  4.  Ueber  die  16  SAulen  bei  S.  Lorenz  Schrift 
von  Grillon  1812.  Amati  Les  antiq.  de  la  ville  de  Milan.  Mil.  1821 
u.  Succinte  Mem.  intomo  le  sedici  ant.  col.  Mil.  1831.  foL  [Von  einem 
Badesaal,  Archaeolog.  ^it.  1846.  S.  389.]  Aosta  §.  190.  A.  1.  II. 
Susa  ebd.  Millin's  Voy.  en  Savoie,  en  Piemont,  k  Nice  et  k  G^nes. 
P.  1816.  Desselben  Voy.  dans  le  Milanois,  Plaisance,  Pann^  etc.  P.  1817. 
Aquileja.  Bertoli  de'  signori  di  Bribir  Le  antich.  d'Aquileja  profane 
e  sagre.  Ven.  1739.  f.  [Die  drei  letzten  B&nde  mit  den  Zeichnungen 
liegen  ungedruckt  in  Venedig  bei  einem  Privatmann;  es  ist  darunter  das 
Yollstftndige  Silbergeschirr  der  Faroilie  der  Eusebier  in  Gonstantins  Zeit.] 
Forum  Julii,  Museum  aus  einheimischen  Sacben.  [Nachgrabungen 
Bullett.  1835.  p.  213.  Antiquities  of  Pola,  Amphitheater,  T.  der  Roma 
u.  des  Augustus,  Bogen  der  Sergii  in  den  Antiq.  of  Athens  Vol.  IV. 
Stancovich  dello  anfiteatro  di  Pola.  Venez.  1822.  8.  Alason  Pictures 
and  views  of  the  antiquities  of  Pola  1819.  f.] 

261.  Die  museographischen  Nachrichten,  welche  1 
wir  auf  die  topographischen  folgen  lassen,  beginnen  billig  mit 
Rom.  Rom  hat,  bei  dem  ungeheuren  Reichthum  seines 
Bodens,  besonders  durch  die  weisa  Verfugung,  nach  der  kelne 
Eunstwerke  des  Alterthums  ohne  Erlaubniss  der  Regierung 
aus  Rom  fortgebracht  werden  durfen,  5flfentliche  Museen  er- 
halien,  mit  denen  [so  reich  auch  an  vortrefflichen  und  aus- 
gesuchten  Werken  aus  Rom  Munchen  und  das  Brittische 
Museum  sind],  noch  lange  keine  andem  an  FuUe  vorzuglicher 
und  wohl  erhaltener  Gegenstande  werden  wetteifem  konnen, 
einer  Fulle,  gegen  die  alle  Bekanntmachung  unvoUst&ndig 
zurucktritt,  und  oft  grade  das  Interessanteste  zu  ubergehen  in 
Gefahr  gerath.  Die  schone  Zeit  der  Privatsammlungen  da- 
gegen  ist  voruber,  die  ausgezeichnetsten  sind  erne  Zierde  theils 
Italianischer,  theils  fremder  Residenzen  geworden.  Im  nQrd-  2 
licheren  Italien  ist  F lorenz  durch  die  Villa  Medicis  und 
Etrurien,  Venedig  besonders  aus  Griechenland ,  aber  auch 
aus  der  Umgegend  und  aus  Rom  reich  geworden;  alien  an- 
dem Sammlungen  hat  es  an  solchen  Quellen  gefehlt.  Nea- 
p  e  I  aber  hat  [zu  den  Famesischen  Sammlungen]  uberschweng- 


344  Geogr.  der  alten  Kunst.  [261] 

liche  einheimische  Schatze,  welche  sich  ganz  von  selbst  hier 
concentriren ,  und  dieser  Residenz  neben  Rom  eine  unab- 
hangige  Wichtigkeit  und  ein  Interesse,  das  keine  andre  Samm- 
lung  ersetzen  kann,  zusichem. 

1.  Man  hat  von  60,000,  ja  Lanzi  von  170,000  Statuen  oder  Antiken 
in  Rom  gesprochen.  Oberlin  p.  127.  Jacobs  a.  O.  S.  516.  —  Die  all- 
gemeinen  Werke  fiber  Antiken  in  Rom  von  (^valeriis  u.  A.  s.  §.  37. 
Minder  bedeutend:  Borioni  Collectanea  Antiq.  Rom.,  mit  Erklarungen 
von  Rod.  Venuti.  1735,  roeist  Bronzen.  Antiquitatis  Monumenta  Rom. 
collecta  et  iMustr.  a  Conyers  Middleton.  L.  1745.  —  Ramdohr  Ueber 
Malerei  u.  Bildhauerarbeit  in  Rom.  1787.  3  Thle.  8.  Lumisden  Remarks 
on  the  Antiq.  of  Rome.  1797.  4.  Gerhard,  Roms  antike  Bildwerke,  in 
der  Beschreibung  Roms  I.  S.  277—355. 

Statuen  in  Rom  auf  Offentlichen  Pl&tzen :  vor  dem  Capitol  M.  Aurel, 
die  beiden  BasaltlOwen,  die  Dioskuren  (nicht  vorzilglich) ;  die  Rossebllndiger 
auf  M.  Cavallo;  Marforio  und  Pasquino  (ein  Flussgott  und  Aias  mit 
Patroklos;  Notizie  di  due  famose  statue  di  un  fiume  e  di  Patroclo. 
R.  1789).    [Bonada  Anthol.  Diss.  I,  1,  simulacrorum  in  urbe  antiquitas.] 

Sammlungen. 

I.    Oeffentliche. 

a.  Auf  dem  Capitol: 

Museum  Capitolinum;  begrundet  von  Clemens  XII.,  vermehrt  von 
Benedict  XIV.  und  andern  PUpsten.  Hauptwerk  §.  38.  Reich  an  Hermen 
von  Philosophen  u.  dgl.  —  M.  Eircherianum  im  Collegium  Romanum, 
herausgegeben  von  Bonnani.  R.  1709.  f.  M.  Kirch.  Aerea  illustr.  notis 
Contucci.  R.  1763—65.  2  Bde.  f.  —  Pallast  der  Consei-vatoren.  [Plainer 
in  der  Beschr.  Roms  III,  1.  S.  107  ff.  das  Capit.  M.  S.  137—258.  Ferd. 
Mori  Sculture  del  M.  Capitol.  2.  T.  R.  1806.  7.  4.] 

b.  Auf  dem  Vatican: 

M.  Pio-Clementinum ;  erdffnet  von  Clemens  XIV.  durch  seinen  teso- 
riero  Braschi,  der  es  als  Pius  VI.  sehr  vergrOsserte.  Hauptwerk  §.  38.  Vgl. 
Zogga's  Bemerkungen  in  Welcker's  Zeitschr.  I.  S.  310.  373  ff.  M.  Chiara- 
monti  von  Pius  VII.  hinzugefugt.  §.  38.  Eine  femere  Erweiterung  bildet  der 
Nuovo  braccio,  vgl.  Kunstbl.  1825.  N.  32.  (Eine  der  neuesten  Erwerbungen 
ist  die  Sammlung  der  Herzogin  von  Chablais,  mit  Bacchischen  Bildwerken 
von  Tor  Marancia  an  der  Via  Appia,  Gerhai-d,  Hyperb.  R6m.  Studien  8. 101). 
[L.  Biondi  I.    mon.  Amaranziani    1843.   f.  50  tav.  142  S.   —   Zuwachs, 


[261]  Museen  in  Rom.  345 

s.  Gerhard  im  Kunstbl.  1825.  S.  127  f.]  Auch  die  Magazine  des  Vatican 
enthalten  Bedeutendes,  [was  jetzt  grossentheils  in  das  neue  Lateranische 
Museum  gebracht  ist.  Diess  Museum  herauszugeben  war  dem  Pater 
Seochi  CLbertragen.]  Fea  Nuova  descr.  de'  mon.  ant  ed  oggetti  d'arte  nel 
Vaticano  e  nel  CSampidoglio.  R.  1819.  12.  [Gerhard  u.  Platner  das  Vatic 
M.  in  der  Beschr.  Roms  II,  2.  S.  1—283.  Musei  Etrusci  quod  Gregor.  XVI. 
in  Aed.  Vat  constiluit  mon.  P.  1.  2.  R.  1842.  f.  m.  vgl.  G.  Brunn  im 
Kunstbl.  1844.  N.  75  ff.  Darin  die  Sammlung  des  Generals  Galeassi, 
eine  der  reiehsten  Sammlungen  von  Goldschmuck,  Bronzen,  Thonfiguren, 
besonders  die  gemalten  Vasen.  Im  Casino  desi.  Gartens  ist  die  d'Agin- 
courtsche  Sammlung  von  Terracotten  und  eine  Menge  ROmischer  Sculpturen.] 

II.  Pri Y atsam mlnngen  (vgl.  Vasi  und  das  Register  zu  Winckelm. 
Werken  Bd.  VII).  [Das  Museum  des  Coll.  Rom.  besonders  reich  in  kleinen 
Bronzen,  in  aes  grave.] 

Albani,  Pallast  und  Villa  (§.  258.  A.  5),  welche  der  Card.  Alex. 
Albani  mit  Kunstsch&tzen  geftlllt,  und  Winckelmann  (M.  I.)  und  Zo^a 
(Bassir.)  besonders  benutzt  haben.  Ein  Catalog  ist  vorhanden.  Schriften 
von  Raffei;  Marini's  Inscr.  Villae  AJban.  Jetzt  ist  Viel  davon  in  Paris 
und  Milnchen,  Manches  noch  vorhanden.  [Noch  immer  eins  der  reiehsten 
Museen  der  Welt  imd  das  schOnste  von  alien.  Indicazione  antiquaria 
per  la  V.  Albani  ed.  2.  in  Roma  1803,  von  Fea.  Beschr.  Roms  III,  2. 
S.  455—565.] 

Borghese,  Pallast  und  Villa.  Die  Sch&tze  der  Villa  sind  von 
Napoleon  durch  Kauf  erworben,  und  darum  in  Paris  verblieben:  doch 
sammeln  sich  auch  dort  wieder  neue.  Sculture  del  palazzo  della  villa 
Borghese  detta  Pinciana.  R.  1796.  2  Bde.  8.  Mon.  Gabini  della  villa 
Pinciana  descr.  da  Visconti.  R.  1797  in  8.  Visconti*s  Illustrazioni  di  Mon. 
scelti  Borghesiuni,  herausg.  von  Gher.  de  Rossi  u.  Stef.  Piale.  1821. 
2  Bde.  gr.  f.  [Beschr.  Roms  III,  3.  S.  230—57  (Canina)  Indicaz.  delle 
opere  ant.  di  scolt  esist.  nella  V.  Borgh.  R.  1840.  Beschr.  Roms  III,  3. 
1842.  8.  230—57,  die  neu  vereinigte  und  vermehrte  Sammlung.  A.  Nibby 
Mon.  scelti  d.  V.  Borghese.  R.  1832.  8  maj.] 

Barberini,  Pallast.  Viel  ist  nach  England,  das  Meiste  nach 
Mflnchen  gekommen.  .Tetii  Aedes  Barberinae.  R.  1647.  f.  Anderes  jetzt 
im  Pallaste  Sciarra  [in  Magazinen].  Gerhard  Prodromus  S.  XV.  Einiges 
ist  noch  vorhanden. 

Mattei,  Pallast  und  Villa.  Mon.  Mattheiani  ill.  a  Rud.  Venuti 
cur.  I.  Gph.  Amadutio.  R.  1776—79.  3  Bde.  f.  Das  Beste  dftvon  im  Vatican. 
[Mehrere  Statuen,  BQsten  und  Basreliefe,  die  nebst  den  zwei  Friesen  aus 
Pallast  S.  Groce  und  zweien  aus  Pallast  Della  Valle,  marmomen  Stflhlen 
u.  s.  w.  an  den  Cardinal  Fesch  gekommen,  wurden  in  Paris  im  Juni  1816 
versteigert.] 


346  ^^irJ*-  <3er  alten  Eunst.     ,  [261 1 

Giustiniani,  Pallast,  die  Antiken  sind  meist  zerstreut  Galeria 
Giustiniana.  R.  1631.  2  Bde.  f.  [Die  erste  Sammlung.  in  Rom,  aus  der 
ein  Theil  Offentlicb  versteigert  wurde.] 

Farnese,  Pallast;  Villa  auf  dem  Palatin;  Famesina  in  Trastevere. 
Alle  Antiken  jetzt  in  Neapel.  [Eine  gute  Anzahl,  worunter  bedeutende, 
ist  im  Pallast  zurCickgeblieben.] 

Ludovisif  die  vorzCiglichen  Bildwerke  dieser  Villa  scbeinen  noch 
vorhanden  zu  sein.  [Noch  alle.  Beschr.  Roms  III,  2.  S.  577—91. 
Gapranesi  Descr.  des  sculpt,  anc.  de  la  V.  Ludovisi,  Rome  1842.  S^mmt^ 
liche  Monum.  sind  von  iRiepenhausen  fCLr  E.  Braun  trefflich  gezeichnet.] 

Mcdicis,  Villa.  Das  Yorztlgliehste  ist  um  1770  nacfa  Florenz 
gefQhrt  worden. 

[Colonna,  Beschr.  Roms  ID,  3.  S.  170  ff.] 

Negroni,  Villa;  die  Antiken  aufgekauft  von  dem  berdhmten  Kunst- 
hSndler  Jenkins;  das  Beste  im  Vatican. 

Aldobrandini,  Villa,  j.  Hiollis.  [Indice  d.  sculture  e  dellagalleiia 
—  MioUis  1814.  4.]    Werk  von  A.  Visconti. 

[Gorsini,  Beschr.  Roms  m,  3.  8.  604  fif.    Rospigliosi.] 

Panfili,  Villa;  Statuen  und  Btlsten.  Villa  Pamphilia  dusque 
palatium.  R.  f.  Manches  [sehr  viel]  ist  noch  vorhanden.  Auch  im 
Gasino  Panfili. 

[Torlonia.  P.  Vitali  Marmi  scolpiti  esistenti  nel  pal.  di  Giov. 
Torlonia  Duca  di  Bracciano.  3  T.  Rom.  8.    Beschr.  Roms  III,  3.  S.  155  f.] 

Villa  Altieri,  Casali,  Strozzi,  [Massimo]  und  viele  andere.  Pallast 
Braschi,  Rondanini,  Ruspoli  (Viel  aus  diesen  in  Miinchen).  Sammlungen 
von  Thorwaldson,  Eestner,  Vollard  u.  A.  Magazine  von  Vescovali  u.  A. 
[Die  Sammlung  Rondanini  wurde  unter  die  Erben  vertheilt,  aus  Braschi 
aUes  Gute  verkauft,  zum  Theil  in  das  Lateranische  Museum,  einige  gute 
Werke  im  Pallast  Massimi  alle  Gollonne,  Ghigi,  Spada,  die  acht  Basr.  in 
E.  Braun's  Zw6lf  Basr.  R.  1845.  f.  Die  neueste  bedeutende  Sammlung 
ist  die  des  Gav.  Gampana.  an  Goldsachen  und  Terracotten  die  reichste 
von  alien,  reich  auch  an  ausgesuchten  Vasen,  Bronzen  u.  s.  w.  Marmor- 
werke  im  Gartenhaus  in  der  Nfthe  des  Laterans.] 

In  der  Umgegend  Roms:  Villa  Mondragone  in  Frascati  (enth&lt 
wahrscheinlich  nicht  mehr  Viel).  Pallast  Colonna  bei  Palestrina  [nichts 
mehr].  Des  Gardinals  Borgia  Museum  zu  Velletri  (Heeren  in  der  Amal- 
thea  I.  S.  311.  Et.  Borson  Lettre,  R.  1796.  [Vitee  synopsis  Stephani 
Borgiae  cura  P.  Paol.  a  St.  Bartbolomaeo.  Rom.  1805.  4.  c.  5.  7.] 
Borgiana  (auf  einzelnen  Kupferblftttern  auf  der  Goett.  [und  Bonner] 
Bibliothek)  ist  grOsstentheils  nach  Neapel  Qbergegangen.  [Ein  Museum 
Ostiense  hat  der  Gardinal  Paoca  aus  den  neueren  Nachgrabungen  in 
Rom  gebildet] 


[261]  Museen  in  Rom  u.  Oberitalien.  347 

2.  Florenz,  Grossherzogliche  Gallerie,  reich  an  Statuen  (aus 
Villa  Medicis),  Vasen  Bronsen,  Etruskischen  AlterthQmem.  Gori  g.  37. 
[Lanzi  im  Giorn.  de*  letter.  Pisa  1782.  T.  47.  p.  1—212,  auch  hesonders 
als  r.  gall,  di  Fir.]  Reale  Galleria  di  Fir.  incisa  a  contorni  sotto  la  dir. 
del  S.  Pietro  Benvenuti,  ed  illustr.  dai  SS.  Zannoni,  Montaivii  Bargigli  e 
Giampi.  F.  1812.  8.  Vgl.  H.  Meyer,  Amaltheal.  S.  271.  U.  S.  191.  lU.  S.200. 
Pallast  Pitti,  Tableaux,  statues  etc  de  la  Gal.  de  Flor.  et  du  Palais  Pitti, 
dessin^  par  Wicar  (mit  Erl&uterungen  von  Hongez).  P.  1789.  f.  Garten 
Boboli.  Pallast  Riccardi.  [Einiges  in  den  Pall&sten  Corsini,  Rinucdni, 
Nicolini,  in  den  H&usem  Guicciardini,  Orlandini.] 

ILucca,  Osservazioni  sopra  alcuni  ant.  mon.  di  b.  arte  nelio  stato 
Lucdiese.  Lucca  1815.  8.  Pisa,  P.  Lusinio  Race,  di  sarcofagi,  ume  e 
altri  mondi  scoltura  del  canipo  s.  di  Pisa,  Pisa  1824.  4.  Ein  Ver- 
zeichniss  auch  in  (Giov.  Rosini)  Descr.  delle  pitture  del  campo  s.  Pisa 
1810.  4.  1837.8.  Fermo,  Mus.  de  Hinicis,  s.  Giorn.  scientif.  di  Perugia 
1840  III,  175.  1842  IV,  347;  in  Ascoli,  dui-ch  Msgr.  Odoai-di  seit  Ende 
des  18.  Jahrhundeils.] 

Pesaro,  Marmora  Pisaurensia  illustr.  ab  Ant.  Oliverio.  Pis.  1738. 
Lucemae  fictiles  M.  Passerii  cum  prolegg.  et  notis.  Pis.  1739—51.  3  Bde.  f. 
[In  Onesimo  Antiken  im  Stadthaus.] 

Ravenna,  Museo  Lapidario  im  Erzbischdflichen  Pallast,  Bronzen 
auf  der  Offentl.  Bibliotbek.  Vieles  ist  in  Eirchen  zerstreut.  [Archaeolog. 
IntelLBl.  1833.  S.  101.] 

Bologna,  Anliquarium  auf  der  Bibliotbek  (Malvasia  Marmora  Fel- 
sinea),  vermehrt  durch  das  bunt  gemischte  Museo  Cospiano  (Descrizione 
di  Lorenzo  Legati.  Bol.  1677)  u.  neuere  Auffindungen.  Einiges  im  Pallast 
Zambeccari.  Tbierscb  S.  366.  [(Schiassi)  Guida  al  Mus.  delle  anticb.  d. 
reg.  Univ.  di  Bol.  1814.] 

Ferrara,  Studio  publico,  einige  Alterthiimer.  Reste  des  M  Estense, 
bei  dessen  Sammlung  Pirro  Ligorio  thsltig  war.  [G.  Pancaldi  la  statua 
ed   altri  mon.  ant.  scavati  a  Macaretolo  tra  Ferrera  e  Bologna  1839.  8.] 

Scbloss  Gat  a  jo,  Sammlung  des  March.  Obizzi.  Thiersch  Reise 
8.  302—11.  Descr.  del  Catajo  fatta  de  Betussi.  Ferr.  1669.  4.  [Gel. 
Cavedoni  Indie,  dei  principali  mon.  ant.  del.  r.  Museo  Estense  del  Gatajo, 
Modena  1842.  8.  G.  Malmusi  Mus.  lapidario  Modenese.  Mod.  1830.  4.] 
Quirini'sche  Sammlung  in  Villa  Alticchiero  bei  Padua.  Alticchiero 
per  Mad.  L  W.  C.  D.  R(osenberg).    Pad.  1787.  4.    Kunstbl.  1829.  N.  61  f. 

Venedig,  Ofl^ntliche  Sammlung  im  Vorsaal  der  Marcusbibliothek. 
S.  §.  37.  Bull.  1835.  p.  159.  Mus.  Nani  (dessen  Bronzen  Gr.  Pourtal^s- 
Gorgier  gekauft  hat),  oben  §.  253.  A.  2.  Mon.  Gr.  ex  M.  Jac.  Nanii  ill. 
a  Glem.  Biagio.  R.  1785.  4.    Dess.  Mon.  Gr.  et  Lat.  ex  M  Nanii.  R.  1787.  4. 


348  ^^^-  ^^^  ^^^^  Kunst.  [261] 

Gollezione  di  tutte  le  antichita  —  nel  M.  Naniano.  V.  1815.  f.  Mus. 
Grimani,  vom  Cardinal  Domen.  Grimani  1497  begrOndet,  viel  in  Adrla 
Gefuudenes  enthaltend,  jelzt  grossentheils  in  das  OffenUiche  Museum  Qber- 
gegangen  (Millins  Orest^ide).  [Die  Reliefe  mit  Iphigenia  jetzt  in  Weimar.] 
Auch  die  Sammlung  Contarini  ist  Offentlich  geworden.  Ueber  die  Samm- 
lungen  [Nam]  im  Haus  Tiepolo  (dessen  MCinzen  in  das  Wiener  Antiken- 
Cabinet  Qbergegangen) ,  Giustiniani  alia  Zecchere,  bei  Weber  s.  Thiersch 
Reisen  in  Italien  I.  S.  2^  ff.  Ueber  Venedig*s  Sammlungen  fiberhaupt, 
besonders  die  Grimani'sche  u.  Weber 'sche,  Rink,  Kunstbl.  1829.  N.  41 — 44. 
60  f.  [Collez.  di  tutte  le  antich.  del  Mus.  Naniano  1815.  fol.  46  Taf.  nur 
in  50  Exempl.  Ant.  statue  che  in  Yen.  si  trovano.  Yen.  1740.  8.]  Fruher 
gl&nzten  Trevisani,  Morosini  und  andere  H§user.  Fiorillo  Gesch.  der 
Malerei  in  Ital.  11.  S.  52  ff.  Neue  Sammlungen  aus  den  TrOmmern  der 
alten  Bullet,  d.  Inst.  1832.  p.  205.  Ueberall  begegnet  dem  Suchenden  in 
Yenedig  Griechiscbes.  Die  vier  Erzrosse  von  St.  Marcus  sollen  im  J.  1204 
aus  dem  Hippodrom  von  Cpel  weggebracht  worden  sein.  Ueber  diese 
Mustoxidi  sui  quattro  cavalli  della  basil,  di  S.  Marco  in  Yen.  1816.  8; 
Abhandlungen  von  Cicognara,  Dandolo  und  A.  W.  Schlegel;  Petersen 
Einl.  146.  325. 

Yerona,  OfTentliche  Sammlung  von  Sc.  Maffei  veranstaltet ,  in 
welcher  allerlei  AlterthCimer,  Griechische  von  Yenedig  her,  auch  Etruskische, 
zusaihmenstehen.  Maffei  M.  Yeronense  s.  antiq.  inscript.  et  anagl.  collectio. 
Yer.  1749.  Sammlung  des  March.  Muselli.  Antiquit.  reliquiae  a  March. 
Zac  Musellio  coUectae.  Yer.  1756.  f.  Museum  Bevilaqua,  Brustbilder  und 
Reliefs  (zum  Theil  in  Miinchen).  [Cavaceppi  Race.  T.  II.  prefaz.]  Ehe- 
maliges  Museum  des  Gr.  Moscardo,  aus  Allem  gemischt  (Note  overo 
memorie  del  M.  etc.  Yer.  1672).  Sc.  Maffei  Yerona  illustrata.  Yer.  1731. 
Graf  Orti  di  Manara  Gli  mon.  Graeci  e  Rom.  —  de'  Conti  GiustI,  Yerona 
1835.  4.    Bull.  1835.  p.  206. 

Mantua,  Bottani  M.  della  R.  Accad.  di  Mantova.  Mant.  1790.  8. 
Das  Museum  von  Mantua,  welches  1631  verwflstet,  1773  hergestellt  worden 
ist,  enthalt  viel  Marmorwerke,  Statuen,  Biisten,  Reliefs.  D.  G.  Labus  M. 
della  R.  Accad.  di  Mantova.  Mant.  1830—33.  T.  I.  II.  vgl.  Bullet.  1833. 
p.  117.    [T.  III.  1837.J    Journ.  des  Sav.  1835.  p.  396. 

Mo  den  a,  5ffentliche  Sammlung  von  Bronzen,  MQnzen,  Inschrlften 
[Sarkophagen.    Auch  in  Reggio  ein  paar  Statuen]. 

Cremona,  Isidor  Bismchi  Marmi  Cremonesi.    Mi).  1792.  8. 

Brescia,  Mazzuchellianum  M.  a  Com.  Gaetano  et  atque  iilustr. 
Y.  1761—63.  2  Bde.  f.  Eine  Sammlung  im  Ra^im  des  T.  §.  260.  A.  3 
ist  im  Werke.    [Museo  Bresciano  illustrato.  Brescia  1838.  fol.  (von  Labus)]. 


[S61J  Jtfuseen  in  Ober-  u.  Unteritalien.  349 

Parmaf  die  ehemaligen  Famesischen  Kunstscfaatze  sind  1736  nach 
Neapel  gewandert;  neue  herzogliche  Sammlung,  meist  aus  Velleja.  Berliner 
Kunstbl.  IL  S.  14  f.  [Antolini  Le  rovine  di  Velleja  P.  1.  tav.  9»  acht 
grosse  Statuen.  In  neuei*er  Zeit  vermehrt  sich  das  Museum  fortwfthrend 
mil  scbOnen  Vasen,  Bronzen,  Goldsachen,  Mdnzen.  Bronzen  M.  d.  I.  Ill, 
15.  16.    Annali  XII.  p.  105.    De  Lama  Guida  al  ducal  M.  die  Parma.] 

Mai  land,  K.K.  MQnzcabinet  (darin  die  Sanjclementinische  Samm- 
lung). Antiken-Sammlungen  von  Pelagio  Palagi  u.  Nizzoli,  Bull.  d.  Inst. 
1832.  p.  202. 

Pavia,  Sammlung  der  Universit&t  (einige  Statuen,  Anticaglien, 
MQnzen).  Reiterstatue  des  M.  Aurel  (Regisole).  [P.  V.  Aldini  Sulle  ant. 
lapidi  Ticinesi.  Pa  via  1831.  8,  und  Gli  ant.  marmi  Gomensi  figurati  e 
letterati.  Pavia  1834.  8.] 

Tortona,  M.  del  S.  Manfr.  Settale.  Tort.  1666.  4. 

Turin,  M.  Taurinense,  benutzt  in  MafTei's  (der  die  Stiflung  veran- 
lasst)  M.  Veron.  (Ant.  Rivautellae  et  lo.  Paulli  Ricolvi)  marroora  Tauri* 
nensia.  1743.  47.  2  Bde.  4.  Ueber  den  jetzigen  Zustand  der  K.  Sardinischen 
Sammlung  s.  Schorn,  Amalthea  III.  S.  457.  [Millin  Voy.  en  Savoie,  en  Pi^- 
mont  1816.  I.  p.  253  ff.  Die  grosse  Aegyptische  Sammlung  des  Consuls 
Drovetti  1822  angekauft.] 

In  Illyrien:  Triest,  Offentliches  Museum  fgebildet  1834],  Samml. 
des  verstorb.  C.  Ott.  Fontana,  MCinzen  u.  Apulische  Vasen. 

Fiume,  Sammlung  von  Bildwerken  (meist  aus  Mintuma)  bei  General 
Nugent    Bull.  d.  Inst.  1831.  p.  65. 

3.  Neapel,  Real  Museo  Borbonico  negli  Studj,  enthSlt  die  Fame- 
siscben  ScbStze,  vermehrt  aus  den  verschutteten  Stadten,  Puteoli  und  dem 
GrossgriecMschen  Kunstbezirk,  auch  durch  das  Museo  Boi*gia,  Vivenzio  u.  a. 
Schfine  Marmorwerke,  aber  besonders  Gem&lde,  Vasen,  Bronzen,  Glaswaaren, 
Preziosen,  geschnittene  Steine.  Das  sebr  umfassende  R.  M.  Borbonico  von 
Niccolini,  Finati  u.  A.,  von  1824  [bis  45  bereits  14  Bde.  4.]  Gargiulo 
Raccolta  de'  mon.  piu  Interessanti  di  R.  M.  Borb.  Neapels  Antike  Bild- 
werke,  beschrieben  von  E.  Gerhard  und  Th.  Panofka.  Th.  I.  1828.  Cataloge 
von  Jorio  filr  die  Vasen,  alten  Gemftlde  Finati  il  r.  Mus.  Borbon.  1817 
—  23.  3  T.  [2.  ediz.  1842.  Aegypt.  Mon.,  Erz-  und  Marmorarbeiten  und 
Galerie  des  petits  bronzes  1843.  Die  erotischen  und  die  obscdnen  Gegen- 
stdnde  des  geheimen  Cabinets  sind  zu  Paris  1886.  4  und  von  H.  Roux 
und  Barr^  1840.  8  herausgegeben.]  Museum  zu  Portici,  das  erste 
Reservoir,  in  welches  die  Kunstschfltze  aus  den  verschGtteten  StUdten  ihren 
Weg  nehmen.  Sammlung  des  Prinzen  S.  Giorgio  Spinelli  zu  Neapel  (be- 
sonders Terracotta's  aus  Gr.  Grilbem  Gerh.  Prodr.  p.  XIV.)  [Des  EngL 
Gesandten  Temple  Vasensammlung,  nebst  vielen  Bronzen  u.  s.  w.  aus 
Pompeji,  Nooera;   Santangelo,   eine  der  bedeutendsten;  des  Advocaten 


350  Geogr.  der  alten  Kunst.  [262] 

Tomisio-,  besonders  NolanischeJ  u.  andre.  Vasenmagazine  (Gargiulo,  de 
Grescenzis,  Pacileo  [besonders  Barone.]  Reliefs  in  Sorrent  [an  vielen 
Sarkophagen  im  bischdflichen  Pallast.J 

In  Sicilien:  Palermo,  Mus.  des  Prinzen  Gastello  di  Torremuzza. 
Ein  andres  im  ehemaligen  Jesuiter  Collegium  (?).  Vasensammlung  von 
Ciccio  Garelli.  Hirt,  Berlin.  Eunstbl.  II.  S.  71,  1829.  Gatania,  Mus. 
des  Prinzen  Biscari  (Vasen,  Mannors,  HQnzenV  Hirt,  S.  67.  Sestini 
Descr.  del  M.  del  Pr.  di  Biscari.  F.  1776  und  1787.  [Mflnter  Neapel  und 
Sicilien  S.  421  ff.  Mus.  der  Benedictiner  S.  410.]  Sammlung  des  Gan. 
Spoto.  Hirt  S.  59  (auch  fiber  andre  Sicilische  Sammlungen).  Palazzuola 
§.  256.  A.  5.  [Syrakus,  Bartels  Reise  m.  S.  275.  617.  Hughes  Trav. 
in  Sicily,  Greece  I.  p.  48  ff.  Yasen,  Terracotten,  Mfinzen  u.  s.  w.  findet 
man  an  vielen  Orten  Siciliens  von  Einem  und  dem  Andem  gesammelt, 
wie  in  Lentini,  Gastelvetrano ,  Girgenti,  Goutorbi,  Sciacca.  In  Palermo 
besteht  allerdings  noch  das  Museum  der  Jesuiten,  Bronzegerftthe,  VaseUy 
Terracotten,  ROmische  Sculpturen,  imd  ein  fihnliches  in  dem  Benedictiner^ 
kloster  zu  St.  Martino  in  der  Nftbe.  Das  Offentliche  Museum  ist  besonders 
durch  die  Metopen  von  Selinunt  imd  eine  kleine  Anzahl  bedeatender 
Vasen  ausgezeichnet  und  w&chst  an.  Yasen  bei  dem  Prinzen  Trabia,  dem 
Herzog  Serradifalco.  Sammlungen  GareUi  und  Torremuzza  sind  schwer- 
licb  noch  vorhanden.] 

5.    Der  Westen  Enropa's. 

* 

1  262.  Frankreich  liat  unter  den  ubrigen  Landern  Eu- 
ropa's  noch  am  meisten  einheimische  Kunstwerke  des  Alter- 
thums.  Denn  abgesehn  von  den  Denkmalem  der  Kelten, 
welche  auch  einen  gewissen  Untemehmungsgeist  und  ein  Auf- 

2  bieten  grosser  Erafte  fur  hierarchische  Zwecke  l)eweisen:  ist 
besonders  der  Suden  Frankreichs  reich  an  Resten  Romischer 
Civilisation  und  Kunstliebe,  wozu  sehr  vorzQgliche  Werke 
der  Architektur,  auch  manche  gute  Sculptur  gehOren;  rohere 
Arbeiten,  Bronzen,  Terracotta's,  Mosaiken,  Gefasse,  wie 
sie  jeder  Winkel  des  Romischen  Reichs  hervorbrachte,  sind 

3  naturlich  auch  in  ganz  Frankreich  zu  finden.  Wahrend  die 
hier  gefundnen  Alterthumer  in  den  Stadten  der  Provinz 
Museen  bilden:  hat  allein  die  Hauptstadt  des  Reiches  sich 
einer  aus  den  Hauptlandem  der  Kunst  zusanunengebrachten 
Sanunlung  zu  erfreun,  die  nach  Wiedererstattung  des  6e- 
raubten  auch  bei  rechllichem  Besitze  immer  noch  sehr  glanzend 

4  ist.    Von  Spanien   sind   weder   die  einheimischen  Ruinen 


[262]  Frankreich,  locale  AlterthOmer,  Museen.  351 

und  Reste,  noch  die  aus  der  Fremde  erworbenen  Eunstschatze 
so  vollig  bekannt,  als  sie  es  zu  verdienen  scheinen. 

1.  Die  Druidischen  Grotten,  AlUUre  (dolmens) »  Tumuli,  Obelisken 
(peulvans),  pierres  branlantes,  Steins&rge,  Steinkreise  (chromlecks).  Das 
umfassendste  Denkmal  sind  der  Steinkreis  und  die  Alleen  zu  Garnac  bei 
Quiberon  in  Bretagne.  Bretagne  und  die  umliegenden  Inseln  sind  als  die 
letzten  Sitze  Keltischer  ReligionsCibung  darin  am  reichsten.  8.  besonders 
Gambry  Mon.  GelUques  ou  recherches  sur  le  culte  des  pierres,  Gaylus  im 
Recueil,  besonders  T.  Y.,  und  das  fabelhafte  Buch:  Antiquity  de  Y^sone 
cit6  Gauloise  par  M.  le  Gte  Wlgrin  de  TaiUefer.  1821. 

Dieselben  Honumente  kehren  in  England,  besonders  Wales,  wieder 
(cairns,  menhirs,  rocking-stones  und  kistvaens,  den  deutschen  HQnenbetten 
flhnlich),  wo  Ptonehenge  einen  wirklich  imposanten  Eindruck  macht. 

2.  8.  besonders  Millin's  Yoy.  dans  les  d^partements  du  Midi  de  la 
France.  P.  1807.  3  Bde.  8.  [FioriUo  El.  Schr.  11.  S.  242  ff.];  auch  Mont- 
faucon  Mon.  de  la  monarchie  Fran^ise.  P.  1729.  5  Bde.  Maffei  Gralliae 
antiqu.  quaedam  selectae.  P.  1733.  4.  Ders.  De  amphith.  et  theatris 
Galliae.  Gaylus  Recueil.  Pownall  Notices  and  descriptions  of  antiqu.  of 
the  Provincia  Romana  of  Gaul.  L.  1788.  De  la  Bauvag^re,  Grivaud  de  la 
Yincelle.  Lenoir  Mus^  des  mon.  Franqais.  I  Partie.  Denkm&ler  der 
ROmer  im  mittfigl.  Fi-ankreich  von  G.  L.  Ring.  Garlsr.  1812.  4.  M^moires 
de  la  Soc.  des  AnUquaires  de  Normandie,  und  flhnliche  Samrolungen. 
Nachrichten  aus  neuern  Zeiten  giebt  Ferussac's  Bulletin,  Sect  YII.  1824— 
1833  [und  der  Grieche  Ann.  d.  Inst.  Yol.  X.  p.  88  von  Autun,  Lyon, 
Orange,  Yienne,  Garpentras,  Rimes,  Aries,  St  Remy.  Ausgezeichnet  die 
Monumens  du  Midi  de  la  France  par  Grangent,  Durand  et  Durant  P.  1819 
royal  f.  44  Tf.] 

Massilia,  Grosson  Recueil  des  antiqq.  et  monumens  Marseillois. 
Mars.  1773.  [Notice  des  mon.  ant.  conserves  dans  le  M.  de  Mars.  1803. 
28  B.  Nach  ider  Revol.  wieder  gesammelt,  Notice  1840.  8.]  Notice  des 
tableaux  et  monumens  antiques  qui  composent  la  collection  du  M.  de 
Marseille.  1825.  Nemausus  (Nismes),  oben  §.  190.  A.  1.  II.  Maison 
carr^e.  Amphitheater,  Fontd.ne,  sog.  Dianen-T.,  MusivfussbOden.  Ausser 
Glerisseau  [u.  mehreren  Aelteren]  Ml^nard,  Hist,  des  Antiquit^s  de  la  ville 
de  Nismes  et  de  ses  environs.  Nismes  1825.  Neue  Ausg.  v.  Perrot  1829 
(mit  einem  Plan  der  neuentdeckten  Porticus  um  die  maison  carr^e). 
[1840.  Notice  du  Mus.  de  Nismes  1841.]  Annali  d.  I.  YII.  p.  195. 
Grenoble,  Ghampollion - Figeac  Antiq.  de  Grenoble.  1807.  Tolosa, 
Mto.  de  TAc.  de  Toul.  T.  I.  [Du  Mege  Descr.  du  Mus^  des  antiquity 
de   Toulouse.    Toul.   1835.  8.     A  r  el  as,  Tempelruinen ,   Amphitheater. 


352  Geogr.  der  alten  Kunst.  [262] 

• 

Aegfuin  Antiq.  d'Arles.  1687.  (V^nus  d'Arles).  Uckert  Geo^.  II.  2.  B. 
434.  [H.  Clair  les  mon.  d'Arles  ant.  mod.  Aries  1837.  8.  Theater  vor 
wenigen  Jahren  aufgedeckt,  merkwurdig.  Bull.  1835.  p.  135.  Yeran 
Notice  des  anc.  mon.  d 'Aries.  P.  Text  4  Kpf.  f.  Estrangin  Tamphith. 
k  Aries,  Marseille  1836.  8.]  Arausio  (Orange),  Triumphbogen,  Theater, 
Amphitheater,  Aquaedukte.  Gasparin  Hist  de  la  v.  d'Orange.  Or.  1815. 
u.  A.  Vienna,  Notice  du  H.  d' Antiq.  de  la  ville  de  Vienne  par  le  Sieur 
Schneyder,  fondateur  et  conaervateur.  Lugdunum,  Spon  Recherches 
des  antiq.  de  Lyon.  L.  1675.  8.  F.  Artaud  (Antiquaire  de  la  ville) 
Description  des  antiq.  et  des  tableaux  dans  le  M.  de  Lyon,  [Gab.  des 
Antiques  du  M.  de  Lyon  1816,  nicht  vollst&ndig]  und  andre  Schriften. 
Ara  Augusti  §.  199.  A.  9.  Bibracte  (Autun),  Thomas  Bibracte  s.  Augu- 
stoduni  mon.  Lugd.  1650.  Alterthdmer  von  Santones  (Saintes),  herausg. 
von  Chaudruc  de  Crazannes.  Antiqq.  Divionenses  von  Jo.  Richard. 
P.  1585.  Vesunna  (in  Petrocoriis)  A.  1.  Nerac,  Annali  d.  I.  v.  p.  327. 
Bordeaux,  Lacour  Antiqu.  Bordelaises.  Bord.  1806.  (Sarkophage).  Paris, 
ROmisches  Bad.  Strombeck,  Berl.  Monatsschr.  XIV.  S.  81.  Thermen  des 
Julian,  Berl.  Mus.  1837.  n.  41  f.  nach  Quatrem^re  de  Quincy.  Kata- 
komb^n.  1710  wurde  hier  das  Relief  mit  den  Keltischen  (Esus  und  Cer- 
nunnos)  und  Griechischen  GOttem  entdeckt  Baudelot  Descr.  des  basr^ 
trouv^s  depuis  peu  dans  Feglise  catli^r.  de  Paris.  P.  1711,  und  Hist,  de 
TAc  des  Inscr.  IIL  p.  242.  Montfaucon  M^m.  de  TAc.  XVII.  p.  429  u.  A. 
Soissons  (Augusta  Suessonum)  ist  neuerdings  als  Fundort  interessanter 
Statuen  merkwurdig  geworden,  §.  126.  A.  5.  BulL  d.  Inst.  1833.  p.  105. 
Juliobona  (Lillebonne),  Theater,  neuerlich  aufgedeckt.  Fund  von  Statuen. 
Knnstbl.  1824.  N.  36.  Bull,  des  scienc.  histor.  1828.  Mars  p.  245.  Nov. 
p.  370.  1829.  Sept.  p.  54.  Ann.  d.  Inst.  H.  p.  51.  tv.  agg.  c.  Bernay 
(Eure-Departement) ,  Silbergef&sse  eines  Mercur-T.  §.311.  Bethouville 
in  der  Normandie,  Thongef^sse  mit  Reliefs  aus  Homer,  neuerdings  ge- 
funden  und  herausgegeben  von  Le  Prevost. 

Elsass.  SchOpflin  Alsatia  illustraU.  1751.  2  Bde.  f.  Das  Schdpf- 
lin'sche  Museum  (Oberlin  Schdpfl.  M.  1773.  4)  gehOrt  jetzt  der  Stadt. 
[Schweighaeuser  fils  M^m.  sur  les  antiqu.  Rom.  de  la  ville  de  Strassbourg.  8. 
und  Enumeration  des  mon.  les  plus  remarquables  du  Bas  Rhin  et  des 
contr^s  adjointes,  Strasb.  1842.  8.  Golbery  und  Schweigh.  Antiquit^s  de 
TAlsace  1828.  fol.]  Brocomagus  (Brumzt,  R6m,  BSder),  Niederbronn, 
Bersch  (Heidenmauer) ,  Ell,  Ittenswiller  sind  Fundorte  von  Alt&ren,  Ge- 
fSssen  u.  dgl. 

3.  Die  Hauptperioden  dieser  Sammlung  sind:  1.  die  Zeit  vor 
der  Revolution,  die  Kunstschatze  in  Paris  und  Versailles  zerstreut* 
[Franz  I.  kaufte  1531,  120  Stack  Antiken,  Vasari  VI.^  p.  405.  In  der 
Abtei  gingen   1795   im   Brande   mehrere   von   Montfaucon  beschriebene 


[262]  Frankreich,  locale  AlterthOmer,  Museen.  353 

Werke  zu  Grande.]  Claude  Mellan  und  Etienne  Baudet  Recueil  dee 
statuees  et  des  bustes  du  Cabinet  du  Roi.  P.  2  Bde.  f.  (auch  Manches, 
was  jetzt  nicht  im  Loure).  Besondre  Cabinette  de  St.  D^njs,  de  St.  Gene* 
vfeve  (Felibien  Mon  antiques.  P.  1690.  4.)  —  2.  Die  Zeit  der  Yereinig^ung 
der  schOnsten  Statuen  aus  ganz  Italien,  im  Louvre.  Ausser  den  §.  38 
genannten  Werken:  Lenoir  Descr.  histor.  et  chronol.  des  mon.  anciens 
de  sculpture  deposes  au  M.  de  Paris.  4  Bde.  8.  Legrand  Galeries  des 
Antiques.  P.  1803.  8.  Landon  Annales  du  Mus^.  1800—1809.  17  Bde.  8. 
Seconde  collection.  1810 — 21.  4  Bde.  [Filbol  Galerie  du  BL  Nap.,  redigee 
par  Jos.  Lavall^  1804—15,  10  Bde.,  kl.  4.  120  Lieferungen  Ton  je  filnf 
Gem&lden  und  einem  BCarmorwerk.]  Beeonders  nutzlich:  Mon.  ant.  du 
M.  Napolton  dessin^  par  Piroli,  publ.  par  Piranesi  (mit  Erklllrungen  von 
Schweigh&user  d.  j.  [unter  Beirath  Visconti's],  dann  von  Petit -Radel). 
P.  1804.  4  Bde.  4.  —  3.  Die  Penode  seit  der  Rdckgabe.  Der  alte  Besitz ; 
die  Borghesischen  Sacben;  viele  Albaniscbe;  die  Choiseul-Gouffierschen 
[wovon  der  Katalog  von  Dubois  1818];  Mancbes  aus  Griecbenland  §.  253. 
A.  2.  Neu  erflffnetes  Aegyptiscbes  Museum,  die  zweite  Drovettische  Samm- 
lung  enthaltend.  Descr.  (\es  Antiques  du  M.  Royal,  commence  par  — 
Yisconti,  conUnuee  par  M.  le  Cte  Clarac.  P.  1820,  neue  Ausg.  1830. 
Clarac's  Mus^  de  Sculpture  antique  et  moderne,  wird  ausser  dem  Louvre 
eine  sehr  umfassende  Statuen-  und  BQstensammlung  entbalten.  [Die 
Statuen  der  Museen  Europa's  von  Taf.  395  im  3.  bis  991  im  5.  Bande 
der  Kupfertafeln,  wo  die  Iconogr.  Egypt.,  Gr.  et  Rom.  beginnt.  Vom 
Text  ist  der  3.  Bd.  nur  zur  H&lfte  erschienen.  Waagen  Kunstw.  u. 
Kdnstler  in  Paris.  B.  1839,  die  Sculpturen  des  Louvre  in  cbronologischer 
Folge  beurtbeilt.    Im  Mus.  Kai*rs  X.  die  Vasen.] 

Ausser  dem  Louvre  enth^lt  das  Cabinet  des  m^ailles  neben 
dem  herrlichen  Munzenscbatze  'aucb  Gemmen ,  Cameen ,  Bronzen  und 
andere  Anticaglien,  zum  Tbeil  von  Caylus  und  Millin  bescbriebene 
Sacben.  Notice  des  mon.  exposes  dans  le  Cab.  des  m^ailles  et  antiques 
de  la  Bibliotb.  du  Roi.  Nouv.  6d.  accomp.  d'un  recueil  de  planches. 
P.  1822.  8. 

Unter  den  Privatsammlungen  sind  die  vom  Herzog  von  Blacas 
(die  Gemmen  aus  der  Barth'schen  Sammlung,  Panofka's  M.  Blacas.  Vases 
peints.  Cab.  1—4.  f.),  vom  Grafen  Pourtales  (§.  261.  A.  2),  Panofka  Anti- 
ques du  cabinet  du  C.  Pourtales -Gorgier  P.  1834.  41  pi.  Bull.  1835. 
p.  97.  [Collections  de  Mr.  le  C.  Pourt.  G.  Antiquit^s  P.  1844.  8.],  von 
Durand  (Vasen  und  Bronzen;  die  frflbere  Sammlung  ist  der  kOniglichen 
einverleibt) ,  vom  Baron  Beugnot  (Vasen,  Bronzen),  von  R4vil  (Bronzen, 
Mflnzen  und  Gemmen)  die  bedeutendsten.  [Kataloge  von  de  Witte,  Cab. 
Durand  1836,  zum  Verkauf,  Vases  peints  et  bronzes  (des  Pr.  von  Ganino) 
P.  1837  (zum  Verkauf),  —  desgl.  de  Mr.  de  M(agnoncourt)  P.  1839  (aucb  ' 

O.  M  a  1 1  •  r'l  *rtriia«oh>8rie.    4.  Anfl.  23 


354  Geogr.  der  alten  Kunst.  [263] 

verkauft  1841),  und  de  M.  le  Vic.  Beugnot  P.  1840.]  Die  sehr  bunt  zu- 
samniengesetzte  Sammlung  von  Denon  [in  einem  grossen  Prachtwerk 
edirt]  ist  jetzt  zerstreut.  Dumersan  Descr.  des  H^ailles  ant.  du  Gab.  de 
feu  M.  AUier  de  Hauteroche.  1829.  4. 

4.  Spanien.'  Reisen  von  Pluer,  Swinburne,  Dillon.  Bourgoing's 
Tableau  de  TEspagne.  Florez  Esp.  Sagra.  Laborde  Voy.  pitioresque  et 
histor.  de  TEspagne.  P.  1806  und  12.  2  Bde.  f.  Vgl.  die  litter.  Notizen 
bei  Westendorp  und  Reuvens,  Antiquiteiten  II,  II.  S.  274.  [In  Madrid 
Apollo  und  die  neun  Musen  Descripzion  y  breve  expl.  de  las  estatuas  — 
de  los  r.  jardines  de  S.  Ildefonso  1803.  p.  41,  bei  Laborde  I,  Taf.  11. 
Barcellona,  m.  Taf.  59.  Tarragona,  drei  Torsi  in  Valencia,  Mosaique 
d'ltalica  pi.  22.] 

Ruinen  von  Barcino  (sog.  T.  des  Hercules);  Tarraco  (eine  Art 
kyklopischer  Mauem,  A(nphith.,  Aquaeduct,  Pallast);  Galagurris(Llorente 
Mon.  Romano  descubierto  en  Galahorra.  Madr.  1789);  Saguntum 
(Theater,  Circus,  Scbrift  von  Palos  y  Novarro);  Valencia  (Sammlung 
von  Alterthdmem  aus  der  Gegend,  im  ErzbischOfl.  Pallast.  Tychsen, 
Biblioth.  der  alten  Litt.  und  Kunst.  I.  S.  100);  Segovia  (Aquaed.);  bei 
Augustobriga  (Talavera  la  Vieja);  Capara  (Triumphbogen) ;  Norba 
Caesarea  (?  Alcantara;  Brucke,  Tempel);  E  merit  a  (mehrere  Tempel, 
Theater,  Amphith.,  Aquaeducte,  Gisterne);  Italica  (Laborde  Descr.  d'un 
pav6  en  mosaique  d^.  dans  Tanc.  ville  d  Italica.  P.  1802.  Descubrimento 
de  los  pavimentos  de  Rielves  f.  Arabesken,  Maeander  u.  dgl.  ohne 
Figuren.  [P.  Amal  iiber  die  Mosaike  von  Rielves  und  Jumilla.  Ivo  de  la 
Cortina  Antiguidades  de  Italica,  Sevilla  1840.  8,  mit  5  Taf.]  In  Portu- 
gal ROm.  Theater  zu  Olisipo  (Schrifl  von  Azevedo). 

Antike  Statuen  in  Ildefonso  und  den  Garten  von  Aranjuez.  MQnzen 
und  Gemmen  auf  der  KOnigl.  Bibllothek.  Privatsamfnlung  von  Statuen 
des  Herzogs  von  Medina -Celi.  Die  Sammlung  Odescalchi  ist  durch  die 
Kdnigin  Christine  gesammelt  und  nach  Spanien  gekommen,  s.  Anm.  zu 
Winckelmann.  M.  Odescalcum.  R.  1747.  1751  f.  gest.  von  P.  B.  Bartoli, 
Text  von  Nic.  Galeotto  (enthalt  Tiuch  die  frflher  herausgekommenen  Gemme 
d'Odescalchi  f.).  M^dailles  du  Cabinet  de  la  R.  Christine,  k  la  Haye 
1742  f.  —  Tychsen  a.  O.  S.  90  ff. 

1  263.  England  besitzt  ebenfalls  viele  zerstreute  Reste 
Romischer  Bildung,  welche  hier   sehr   bald,    und   sehr   tief 

2  einwurzelte ;  in  einem  grossen  Nationalmuseum  aber  die  be- 
deutendste  Sammlung  von  echtgriechischen  Sculpturen,  welche 
existirt,  mit  vielen  Erwerbungen  aus  Rom  und  Unteritalien 

3  vereinigt.  Die  zahlreichen  Sammlungen,  welche  im  Lande 
umher  zerstreut  sind,  wenige  genau,  manche  fast  gar  nicht 


[263]  Spanien,  England.  355 

bekannt,  sind  zum  grossten  Theil  aus  Roniischem  Kunst- 
handel  (namentlich  von  Jenkins)  und  Restaurationswerk- 
statten  (besonders  Cavaceppi)  hervorgegangen.  Interessanter  4  • 
in  wissenschaftlichem  Betracht  sind  manche,  wenn  auch  weniger 
ausgedehnte,  Sammlungen,  welche  in  neuerer  Zeit  durch  Rei- 
sende  in  Griechenland  selbst  zusammengebracht  worden  sind. 

1.  Cambden  Britannia.  L.  1607  f.  Gordon  Jliner.  Septentr.  L.  1727. 
Horsley's  Britannia  Romana.  L.  1732  t.  W.  Roy  The  military  antiqu.  of 
the  Romans  in  Britain.  L.  1793  f.  W.  Musgrave  Antiqq.  Britanno-Belgicae. 
Lysons  Reliquiae  Brit.  Romanae  L.  1813  f.  Die  Archaeologia  Britannica 
in  zahlreichen  Aufsfitzen  (s.  Reuss  Repert.  p.  39).  Das  fdnfte  Zimmer  des 
Bht.  Mus.  enthfilt  Roman  sepulchral  antiquities. 

Spuren  von  Tempeln,  Amphitheatefn,  Thermen,  Gastelien,  Strassen, 
Grabem,  WohnhHusem  (MosaikfiissbOden)  an  verschiednen  Orten.  Auch 
in  London  sind  unter  der  Bank,  und  dem  Ostindischen  Gompany-Hause 
Mosaiken  gefunden  worden.  Rutupiae  (Richborough  in  Kent),  Jo.  Battely 
Antiqu.  Rutupinae.  Oxf.  1745.  Anderida  (bei  Beachy  Head)  in  Sussex. 
Aquae  Galidae,  Lysons  Remains  of  two  temples  at  Bath  and  other 
Rom.  Antiqu.  discov.  L.  1802  f.  Lysons  Figures  of  mosaik  pavements 
disc,  at  Horkston  in  Lincolnshire.  L.  1801  f.  Ders.  Account  of  Rom. 
Antiqu.  discov.  at  Woodchester  in  the  county  of  Glocester.  1796  f. 

2.  Hauptbestandtheile  des  Britischen  Museums  sind:  1.  Eine 
alte  Sammlung,  von  Hans  von  Sloane  begrtindet.  2.  Die  eine  Hamilton'sche 
Sammlung  von  Vasen,  nebst  Bronzen  und  GerSthen  aus  Uuteritalien. 
3.  Die  Aegypt.  Monumente,  meist  von  Nelson  gekapert.  Engravings  with 
a  descript.  account  of  Egyptian  mon.  in  the  British  M.  collected  by  the 
French  Institute  in  Egypt  and  suiTendered  to  the  British  forces  (die  Zeich- 
nungen  von  W.  Alexander).  4.  Die  Townley'sche  Sammlungen  von  Marmor- 
werken  und  Terracotta's  [seit  1810;  dber  diese  Sammlung  G.  Forster's 
Ansichten  von  England  S.  181  ff.].  5.  Die  Elgin'sche  Sammlung  (§.  253. 
A.  2)  nebst  andern  neuen  Ank&ufen,  namentlich  den  Phigalischen  Reliefs. 
6.  Die  Paine  -  Knight'sche  Sammlung  von  Bronzen,  Gemmen,  Miinzen 
(Numi  vet.  M.  R.  P.  K.  asservati.  1830,  vgl.  Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  353). 
Dadurch  ist  auch  der  grosse  Schatz  alter  Mdnzen  (Haym,  Combe)  durch 
sehr  seltene  und  vorzQgliche  Stilcke  vermehit  worden.  Das  Hauptwerk 
§.  38.  Descr.  of  the  collection  of  anc.  terracotta's  in  the  Brit.  M.  L.  1818. 
Synopsis  of  the  Brit.  M.    [47.  Ausg.  1844.    Das  Lykische  Museum  §.  90*.] 

3.  In  0  X  f o  rd  die  marmora  Pomfretiana ,  die  Arundeliana  (meist 
Inschriften),  das  Ashmolean  M.  (eihheimische  Alterthilmer).  Einiges  in 
Ratcliffs  library  und  Christ-Church  college.  (Browne  und  Chandler)  Marmora 


356  ^^!«o?r*  <^er  alien  Kunst.  [263] 

Oxoniensia.   Ox.  1 7 63  f.    Zu  Cambridge  Einiges  in  Trinity-College;  die 
Glarke^sche  Sammlung  im  Vestlbul  der  public  library  (oben  §.  253.  A.  2). 

Lord  Pembroke's  Sammlung  zu  Wilton  bei  Salisbury,  sehr  an- 
sehnlicb,  reicb  an  (meist  falsch  benannten)  BQsten.  Darilber  zwei  Schriften 
Ton  Kennedy  u.  Richardson  Aedes  Pembrokianae  1788.  8.  L.  Egremont's 
Sammlung  zu  Petworth,  Amalthea  III.  S.  249.  Ueber  die  Blundell'sche 
zu  Inee  bei  Liverpool,  wovon  ein  Kupferwerk,  2  Bde.  f.,  existirt,  ebd. 
S.  48.  Sammlung  des  Herz.  v.  Bedford  in  Bedfordshire,  Outline, 
engravings  and  descriptions  of  the  Wobum  Abbey  marbles.  [1822.  48  Tf.] 
Goett.  6.  A.  1827.  N.  185.  Die  Gemmensammlung  des  Herz.  v.  Marl- 
borough zu  Blenheim  bei  Oxford.  In  London  die  Landsdown^sche, 
wo  sehr  vorzugliche  Sachen  (Amaltb.  III.  S.  241),  und  die  Hope'sche 
(welche  ausser  Statuen  die  zweite  Hamilton'sche  Vasensammlung  enth&lt). 
Viel  aus  diesen  Sammlungen  enthalten  (Payne-Knight's)  Specimens  §.  38. 
Ueber  Sammlungen  fniherer  Zeit:  M.  Meadianum.  L.  1755.  (Ainsworth) 
Mon:  Kempiana.  L.  1720.  8.  Middletonianae  Antiqu.  cum  diss.  Conyers 
Hiddl.  Cant.  1745.  4.    [Sam.  Lysons  die  Mosaike  in  England.] 

4.  Von  dieser  Art  ist  die  Worsley*sche  Sammlung  zu  Appuldur- . 
*  combe  auf  der  Insel  Wight.  M.  Worsleyanum  (Text  von.  Yisoonti). 
2  Bde.  f.  L.  1794  [in  Darmstadt  herausgegeben  von  W.  Eberhard  und 
H.  Schaeffer,  6  Liefer,  f.  Mus.  Worsleyano,  Milano  1834.  8.  2  Bde.].  Das 
Haus  von  L.  Guilford  (Fr.  North)  enthielt  (ob  jetzt  noch?)  manches 
Wichtige  aus  Griechenland.  Die  kleinen  Privatsammlungen  von  Leake, 
Hawkins,  Burgon,  Fiott  Lee  (goldener  Schmuck  aus  Grftbem  von  Ithaka), 
Rogers,  [Sir  John  Sloane,  edirt  L.  fol.  Die  Burgon'sche  Sammlung,  vor- 
zuglich  von  Terracotten  imd  Vasen  aus  Griechenland,  jetzt  im  Britt.  Mus. 
Dagegen  ist  jetzt  nicht  unbetr&chtlich  die  des  Hrn.  Tli.  Blayds  zu  Engle- 
field  Green  ohnweit  Windsor,  worin  die  Pizzati'schen  Vasen  aus  Florenz, 
die  des  Lord  Northampton.  Die  Coghiirschen  Vasen  wurden  1843  in 
London  verkauft].  MQnzsammlung  von  L.  Northwick,  §.  123.  A.  1,  von 
Thomas  [durch  Auction  verkauft  1844].  Aegyptisches  bei  L.  Belmore, 
Bankes  u.  A.  [Geschn.  Steine  bei  Sir  R.  Worsley,  Herzog  von  Devonshire. 
C.  Carlisle,  Jos.  Smith.] 

J.  Dallaway  Anecdotes  of  the  Arts  in  England.  L.  1800,  franz6sisch 
mit  Anmerk.  von  Millin,  Paris  1807,  enth&lt  nichts  als  roh  und  unkritisch 
angefertigte  Kataloge.  Goede  England,  Wales,  Irland  und  Schottland. 
1805.  5  Bde.  Spiker,  Reise  durch  England,  Wales  und  Schottland.  1818. 
2  Bde.    [Waagen  Kunstwerke  und  Kflnstler  in  England.  B.  1837.] 


[264]  Deutschland,  Huseen.  357 

6.    Dentschland  und  der  Norden. 

264.  In  Deutschland,  wo  man  nun  auch  ange-  1 
fangen  hat,  die  Museen  als  oflFentliche  und  ofi&ie.Institute  der 
Nationalbildung  zu  betrachten,  haben  sich  in  neuester  Zeit, 
neben  der  Dresdner  Statuensammlung ,  welche  lange  Zeit 
mit  grossem  Ruhme  der  Hauptmittelpunkt  archaeologischer 
Studien  fur  unser  Vaterland  gewesen,  und  dem  in  geschnit- 
tenen  Steinen  und  Munzen  mit  Paris  wetteifernden  Wiener 
Cabinet,  zwei  neue  Sammlungen  zum  ersten  Range  erhoben, 
wovon  die  eine  durch  die  schone  historische  Folge  statua- 
rischer  Denkmaler,  die  andre  durch  ihre  Ausdehnung  fiber 
die  verschiedensten  Classen  antiker  Kunstprodukte  das  archaeo- 
logische  Material  auf  die  erwunsehteste  Weise  erganzen  und 
vervollstandigen.  Die  einheimischen  Reste  Romischer  Cultur  2 
in  den  Provinzen  jenseits  der  Donau,  und  den  .agri  decu- 
mates  diesseits  der  Donau  und  des  Rheins  erregen,  so  hi- 
storisch  wichtig  sie  sind,  doch  nur  selten  ein  Kunstinteresse. 

1.  Zur  Gesch.  der  Sammlungen  fur  Wiss.  und  Kunst  in  Deutsdiland 
V.  G.  Klemm,  Zerbst  1837,  fflr  flussere  Nachrichten  recht  voUslandig.  In 
Dresden  ist  die  Hauptmasse  der  Antiken  von  den  Prinzen  Gbigi  1725 
angekauft,  hemach  Manclies  aus  der  Sammlung  Albani;  die  Hercula- 
nerinnen^  (§.  260.  A.  2)  von  Eugen  von  Savoyen.  Kupferwerke  §.  37.  38. 
Sonst  J.  Casanova  Abh.  iiber  alte  Denkmaler  der  Kunst,  besonders  zu 
Dresden.  Leipzig  1771.  8.  Beschreibung  der  Chf.  AnUken-Gallerie  in 
Dresden,  von  J.  Fr.  Wacker  und  J.  G.  Lipsius.  Dresden  1798.  4.  (Hase) 
Verzeichniss  der  alten  u.  neuen  Bildwerke  in  den  Sftlen  der  KdnigL  Anti- 
kensammlung  zu  Dresden.  Dr.  1833  [1839.  5.  Aufl.]  in  12  (mit  manchen 
riehtigeren  Bestimmungen).  [Bemerkungen  im  Kunstbl.  1827.  N.  11.] 
H.  Hase  bei  WiedererOffnung  der  k.  Antiken-Samml.  zu  Dresden  im  Mai 
1836.  Nachrichten  zu  ihrer  Geschichte.  Hirt,  Kunst  bemerkungen  auf  einer 
Reise  nach  Dresden  und  Prag.  1830.  S.  128.  [Ders.  im  artist.  Notizenblatt 
der  Abendzeit.  1830.  N.  22. 

Das  Wiener  K.  K.  Antiken -Cabinet  enth&lt  ausser  der  grossen 
Munzensammlung  (EckheFs  Cat.  H.  Caesareb-Vindobonensis  1779.  Numi 
anecd.  Syll.  J.  1786.  Grosses  handschriftliches  Werk  von  Neumann), 
welche  durch  Funde  aus  dem  ganzen  Reiche  (goldne  Medaillen  aus  Con- 
stantin's  Zeit,  Steinbiichel  Not.  sur  les  m^aillons  Rom.  en  or  du  M.  I. 
R.  1826.  4)  und  Ankftufe  ivgl.  §.  261.  A.  2)  fortwShrend  vermehrt  wird, 
und  dem  herrlichen  Schatze  von  Cameen,  Intaglio's  und  Fasten  (Eckhel 
Cboix  des  pierres  grav^  du  Cab.  Imp.  des  ant  representees  en  40  pi. 
1788.  f.),  mehrere  antike  GefHsse  aus  Siiber  (§.  200.  A.  2)  u.  Gold  (grosse 


358  Geogr.  der  alten  Kunst.  [264] 

Byzantinisch-Blavische  Goldge^se  aus  Ungam),  schdne  Bronzen  und 
Terracotta's,  eine  bedeutende  Yasensammlung,  in  welche  die  Gr.  Lam- 
berg*3che  fiber^egangen  ist  (Al.  de  Laborde  Coll.  des  Vases  Grecs  de  Mr. 
le  Cte  de  Lamberg  1813.  1825.  2  Bde.  f.),  und  mebrere  interessante 
SUtuen  und  BOsten  (§.  121.  A.  2.  199.  A.  6.  380).  EinigessUmmt  aus 
der  Sainmlung  des  treffiichen  Kunstkenners  Barth.  Ausserdem  Sammlung 
ROmischer  BOsten ,  Altare ,  Grabsteine  im  Souterrain  des  Theseus-T.  im 
Volksgarten  (Steinbdchel  Beschr.  des  Theseums  1829),  und  Aegyptiscber 
Alterthamer  (Steinbflchel  Beschr.  1826.  Scarabaeen  §.  230.  A.  2).  Emjge 
antike  Sculpturen  u.  Bronzen  in  der  Ambraser- Sammlung.  FrQher  das 
M.  Francianum  (meist  Gemmen),  2  Bde.  8,  mit  Vorrede  von  Wolfg.  Reiz. 
Die  Sammlung  im  Stifle  S.  Florian,  einst  die  des  Apostolo  Zeno,  Ameth 
in  den  Wiener  Jahrb.  1838.  8.  Anz.  S.  40.  [J.  Arnetb  das  K.  K.  MCinz- 
cabinet  Wien  1845.  (Verzeiebniss  der  Vasen,  Bronzen,  Gold-  und  Silber- 
^fSisse,  geschn.  St.)  Beschr.  der  im  Gab.  zur  Schau  ausgelegten  MOnzen 
u.  Medaillen,  1845.  Beschr.  der  zum  —  Cab.  geh5rigen  Statuen,  BOsten, 
Relief,  Inschr. ,  Mosaiken  1845.  8.]  —  Ehemalige  Sammlung  Kaiser 
'Rudolph  II.  in  Prag. 

In  Munch  en  ist  die  Glyptothek  gebildet  aus  neuem  Ank&ufen  der 
Aeginetischen  Statuen,  trefQicher  Sculpturen  aus  ROmischen  Villen  (§.  261. 
A.  1)  und  der  Barth'schen  Sammlung,  auch . Etruskischer  (§.  173.  A.  2) 
und  Aegyptiscber  Werke.  Kunstblatt  1827.  N.  58.  1828.  N.  33—48.  1830. 
N.  1.  3.  4.  Klenze  und  Schorn  Qeschr.  der  Glyptothek.  1830.  Antiquarium 
in  der  Residenz,  aus  ROmischen  Busten  und  Bronzen  bestehend,  [grOssten- 
theils  modem.]  Ygl.  Kunstbl.  1826.  N.  12.  Jahresberichte  der  K.  Bayer 'schen 
Akademie.  MOnz-Gabinet  im  Akademie-Gebdude,  durch  die  Cousin^ry'sche 
Sammlung  vermehrt.  Eine  schfine  Vasensammlung,  in  welche  die  der 
Madame  Murat,  die  Panettieri'sche  von  Agrigent,  die  Feoli'sche  aus  Volci 
Obergegangen  sein  soUen,  ist  noch  nlcht  zu  benutzen,  [jetzt  in  fOnf  SSQen 
aufgestellt.  Noch  wurden  aus  den  hundert  zuletzt  aufgesuchten  Vasen 
des  Pr.  von  Ganino  60  angekauft,  worunter  hOchst  merkwOrdige.  Die  sg. 
Vereinigten  Sammlungen  in  der  alten  Gallerie  im  Hofgarten,  worin  Merk- 
wOrdigkeiten  aus  Griechenland ,  eine  Terracottensammlung  aus  Sicilien 
(Centorbo),  die  Fagelberg'sche  aus  Rom,  an  500  StOck,  Bronzen  u.  a. 
Gegen^nde.    Katalog,  Munchen  1845.] 

In  Berlin  waren  fruher  vorhanden:  1.  die  Kunstkammei*  auf  dem 
Kgl.  Schlosse,  mit  Bronzen,  Gemmen,  MOnzen  (die  auch  neuerdings  ver- 
mehrt worden),  zum  Theil  aus  der  Palatinischen  Sammlung  (Laur.  Beger 
Thesaurus  Palatinus.  Heidelb.  1685.  Thos.  Brandenburgicus.  B.  1696). 
Hier  befand  sich  auch  2.  die  von  Friedrich  II.  angekaufte  Baron  Stoscfa'sche 
Daktyliothek  (Gemmae  ant.  artificum  nominibus  insignitae  cum  expos.  Stoschii. 
Amst.  1724.  f.  Wuickelmann  Descr.  des  pierres  graves  du  B.  de  Stosch.  F. 


[^64]  Deutschland,  locale  AlterthOmer.  359 

1760.  4.  Choix  de  pierres  (^v.  de  la  coll.  du  B.  de  Stosch  accomp.  de 
liotes  par  Schlichtegroll.  NCirnb.  1798,  auch  deutsch.  Viel  Abdrdcke  daraus 
bei  Lippert  u.  Tassie,  uiid  in  einer  neuen  Sammlung.  Yerzeichniss  der 
geschn.  Steine  in  dem  K.  Mus.  1827.  Goethe,  Werke  XLIV.  8.  72). 
3.  Statuen  in  den  ScblOssern  von  Berlin,  Potsdam,  Sanssouci,  namentlich 
die  sog.  FamiJie  des  Lykomedes,  aus  Cardinal  Polignac's  Nachlass  (Recueil 
de  Sculpt,  ant.  Gr.  et  Rom.  [1753.  8.]  1754.  4)  von  Friedr.  11.  gekauft 
(Levezow  flber  die  Fam.  des  Lykomedes,  P.  1804).  Oesterreich  Descr.  des 
deux  Palais  a  Sans-Souci.  1774.  8.  KrQger  Antiqu.  du  Hoi  de  Prusse  a 
Sans-Souci.  B.  1769.  f.  Dazu  sind  in  neuern  Zeiten  gekommen  4.  die 
grosse  Roller 'sche  Sammlung  von  Vasen  aus  Gampanien,  Lucanien,  Apu- 
lien,  auch  Terracotta's,  Bronzen,  GlSsem.  Levezow  im  Berl.  Kunstbl.  L 
S.  341.  II.  S.  4;  5.  das  M.  Bartoldiano  (descr.  dal  D.  T.  Panofka. 
B.  1827.  8),  aus  Bronzen,  Vassn,  Terracotta's,  Glassachen  und  Pasten. 
Berl.  Kunstbl.  L  S.  315;  6.  melirere  kleinere  Vasensammlungen  (Gr.  Ingen- 
heim,  auch  Statuen;  Henin);  7.  cine  Anzahl  in  Italien  neuerlich  angekaufler 
Statuen;  8.  die  Dorow'sche  (Magnus'sche)  Samoilung  von  Vasen,  haupt- 
sHchlich  aus  Volci  (R.  Rochette,  Journ.  des  Sav.  1829.  p.  131.  Dorow 
EinfQhrung  in  eine  Abtbeilung  der  Vasens.  des  K.  Mus.  M.  1833).  Alles 
dies  bildet  jetzt  das  grosse  Kfinigl.  Museum.  Vgl.  Levezow  Amaith.  IL  ^ 
B.  337.  III.  S.  213.  Vei-zeichnisse  von  L.  Tieck  u.  Levezow.  Gfitt.  G.  A. 
1830.  N.  202  [von  Gerhard  Berlins  Ant.  Bildwerke  Beschr.  B.  1836.  1.  Tb. 
Sculpturen  und  Vasen.  Neuerworbene  Ant.  Denkm.  1—3.  Heft  1836.  40. 
46,  Vasen  bis  N.  1922.  Vasenwerke  §.  321.  A.  5.  Von  Levezow  die 
Vasen  1834,  von  Toelken  die  vertiefl  geschn.  Steine  1835.  Die  Terracotten 
edirt  von  Panofka  4.  B.-  1842.]  Getrennt  davon  bleibt  eine  bedeutende 
Sammlung  Aegyptischer  Alterthtimer ,  zusammengebracht  durch  Freib. 
V.  Minutoli  (Hirt  Zur  Wiirdigung  der  von  dem  Gen.  Freih.  v.  Minutoli 
eingebrachten  Sammlung.  B.  1823),  Gr.  v.  Sack,  Passalacqua  (Gatal.  rai- 
sonn^  et  historique  des  antiqu.  d^ouv.  en  Egypte  par  M.  J.  Pass.  1826.  8). 
—  Privatsammlung  W.  v.  Humboldt's  (Sculpturen)  zu  Tegel. 

Gassel,  Mus.  Fridericianum  enth^t  mebrere  vorzQglicbe  Statuen, 
viele  Gemmen,  einige  schOne  Bronzen.  Manche  Anticaglien  sind  aus 
Attika  um  1687  erworlien.  Diet.  Tiedemann  Dissert.  III.  Cass.  1778  sqq.  4. 
Voelkel  in  Welcker's  Zeitschr.  1, 1 .  S.  151 .  [Stuhl  Uebersicht  des  Mus.  zu  Kassel.] 

Braunschweig,  Herzogl.  Museum,  Marmorbfisten,  Bronzen,  das 
Mantuanische  GefSiss,  [seit  der  Flucht  des  vorletzten  Herzogs  vermisst,  der 
es  indessen  Uugnet  mitgenommen  zu  haben;  der  Kaufwerth  ist  ein  unge- 
heurer.]  Montfaucon  Ant.  expl.  II,  78.  Eggeling  Mysteria  Gereris  et  Bacchi. 
1682.  Meurs.  Eleusin.  II.  p.  525.  Vase  d'onix  antique  ....  dessin^  par 
P.  G.  Oeding,  grav6  par  M.  Tyroff.  [Niedmann  im  Anhang  zu  Denk- 
wtirdigkeiten  u.  Reisen  des  Obr.  v.  Nordenfels  1830.]    Vgl.  §.  358,  4. 


360  <^?r*  <)ef  al^^  Kunst.  [264] 

Hannover,  Gr&flich  Wallmodeu'sche  Sammlung.  [Nachr.  von  dner 
Knnstsamml.  in  Hannover  1781.  78  S.]  KaiserkGpfe  im  Garten  zu 
Herrnhausen. 

Arolsen,  reiche  Sammlung  von  Bronzen  und  Milnzen  auf  dem 
Schlosse  des  FOrsten  von  Waldeck.  Gerhard,  Kunslbl.  1827.  N.  87  ff. 
[Ueber  die  Marmore  dieser  SammL  Jahrb.  des  Alterthumsvereins  zu  Bonn 
V.  S.  348.  Woerlitz,  seit  1806,  Apollo  und  die  Musen,  Statuen  aus 
Herculanum,  Basreliefe,  gemalte  Vasen  u.  s.  w.] 

Gotba,  grosse  Manzsammlung.  Liebe  Gotba  numaria.  Amst.  1730.  f. 
[bedeutende  neuere  Ankflufe.    Katalog  von  der  Hand  von  Fr.  Jacobs.] 

Die  GrUfl.  Erbach^sche  Sammlung  zu  Erbach  im  Odenwalde. 

Darmstadt,  einige  BQsten  u.  Anticaglien  auf  dem  Schlosse.  Goethe, 
Werke  XLIII.  S.  389.  [Ph.  Walther  des  GH.  Mus.  zu  D.  der  Antiken- 
saal.  1841.  8.] 

2.  Vgl.  Oberlin  Orb.  ant.  p.  62.  SchweighSuser  im  Kunstbl.  1826. 
N.  86  ff.  Von  Trier's  Ruinen  §.  193.  A.  7.  Porta  Nigra,  Amphith., 
Bftder,  MoselbrCicke ,  R5mische  Mauern  (sogen.  Helenen-Pallast)  in  der 
Domkirche,  Heidenthurm.  Antikensammlungen  im  Gymnasium  u.  in  der 
Porta  Nigra.  Brower  Antiqu.  et  Annales  Trevirenses.  Ool.  1626.  Alter- 
thQmer  u.  Naturansichten  im  Hoselthale  bei  Trier,  gez.  v.  Ramboux^ 
erkl.  von  Wyltenbach,  4  Liefer.  Trier  u.  Mdnchen.  [Wyttenb.  Neue 
Forschungen,  Trier  1835.  2.  Ausg.  1844,  Qber  das  Alter  der  Hoselbriicke 
1826.  4.  Gh.  W.  Schmidt  R5m.  Byzant.  u.  German.  Baudenkm&ler  in 
Trier  1.  Lief.]  Stelninger  die  Ruinen  am  Altthor  zu  Trier  1835.  Theater? 
Quednow  Trierer  Alterthflmer.  1820.  Th.  v.  Haupt  Panorama  von  Trier. 
1834.  Monument  dei*  Secundini  zu  Igel,  Abbildung  von  Hawich,  mit 
erlautemdem  Text  von  Neurohr.  Trier  1826.  Schrift  von  G.  Osterwald. 
Gobi.  1829.  [von  L.  Schorn  in  den  Abb.  der  K.  Bayerischen  Akad.  der 
W.  philos.  Kl.  L  8.  257.  1835.]  Goethe  XLIV.  S.  180  f.  Aachen,  ROmi- 
sche  S&ulen  in  Bauten  Earls  des  Gr.  Sarkophag  mit  dem  Raub  der  Pro- 
serpina. Gdln,  ROm.  Thurme*in  der  Stadtmauer.  Antiken-Gabinet  von 
Wallraf  (Goethe  XLIIL  S.  315)  und  im  Jesuiten- Collegium.  [Xanten, 
Fiedler  ROmische  Antiquit&ten  des  Notars  Houben  zu  Xanten,  Denkmaler 
von  Castra  Vetera  u.  Col.  TrSijana,  Xanten  1839  f.  Antike  erotische 
Bildw.  1839  f.  (derselben  Sammlung).  Dess.  Geschichten  u.  Alterth.  des 
untem  Germaniens  L  Essen  1824.  8.  Die  zu  Gleve  gesammelten  Alterth. 
B.  1795,  8.]  Bonn,  Sammlung  der  Universitat ;  Blanches  aus  der  ROmi- 
schen  Station  beim  Wichelshof.  Dorow  Denkmale  Geimanischer  und 
ROm.  Zeit  in  den  Rheinisch-Westphal.  Provinzen.  1823.  4.  ROm.  Bader 
zu  Andernach.  Sayn,  Antiqu.  Saynenses  a  L.  Ph.  de  Reyffenberg. 
a.    1684.    coll.,    ed.    1830.     Sammlung  in    Neuwied,    Dorow    ROm. 


[264]  Deutscfaland,  locale  AlterthQmer.  361 

AlterthQmer  bei  Neuwied.  1827.  Goblenz,  Samtnlung  von  Bronzea  und 
andem  AlterthClmern  des  6r.  Rainesse.  R5m.  Thurm  zu  Aadesheim* 
Wiesbaden,  Alterthumssammlung  des  Nassau*schen  Vereins.  Annalen 
des  Vereins  fdr  Nassauische  Alterthumskunde  uhd  Geschichtsforschung 
Hft.  1.  1827.  Dorow  Opferst&tten  und  GrabhQgel  der  Germ,  und  ROiner 
am  Rhein.  1819.  20.  Heddernheim,  Ruinen  eines  Standlagers.  Habel, 
Annalen  I.  S.  45.  Vgl.  §.  408.  [JahrbQcher  des  Vereins  yon  Alterthums- 
freunden  im  Rhein-Lande,  Bonn  1842—47,  zehn  Hefte.] 

Mainz,  Eichelstein  auf  der  Oitadelle;  andere  Baui-este  (auf  dem 
Kestrich).  R5ro.  Wasserleitung  bei  Zablbacb.  Sammlung  auf  der  Bibliothek, 
worin  auch  ein  composites.  Capital  von  Ingelheim  (vgl.  Aacben).  Privat- 
sammlung  von  Emele,  Beschreibung  Mainz  1825  [mil  34  Taf.  Malten  Aus- 
grabungen  in  und  bei  Mainz  1842.  8.  Das  Mainzer  Mus.  Alth.  Verein  zu 
Bonn  II.  S.  50].  Auffindungen  in  Ascbaf  fen  burg  (Hein).  Knapp  R5m. 
Denkmfiler  des  0 d en w aides.  1813.  Albert!,  v.  Wanstadt,  Mayer,  Eisen- 
herz,  Graff  uber  R6m.  Alterthilmer  am  oberh  Rhein,  Heidelberger  Jahrb. 
1838.  S.  1125  von  Wilhelmi.  [Pauli  die  ROmischen  und  Deutschen  Alterth. 
am  Rhein.  I.  Rheinhessen,  Mainz  1820.]  Mannheim,  AlterthOmer  aus 
Mainz,  von  Godramstein,  Neuburg  an  der  Donau  und  sonst.  [Graeff  das 
Antiquarium  in  Mannheim  1839.  I.  II.]  Speyer,  Gffentliche  Sammlung. 
Beschr.  von  J.  M.  Kdnig.  1832.  Karlsruhe,  Sammlung  von  Bronzefiguren 
u.  dgl.  [Urlichs  Alterth.  Verein  in  Bonn.  II.  S.  55—66.  Creuzer  Zui: 
Gallerie  der  alten  Dramatiker.  Griech.  ThongefHsse  der  Grossherz.  Badischen 
Sammlung.  1839.  Miinzen  in  der  Bibliothek.]  Durlach,  Altare  und 
andre  Steinbildwerke  im  Schlossgarten.  Baden,  ROm.  Bad.  Baden - 
weiler,  ROm.  Bftder,  beinahe  die  am  besten  erhaltene  und  am  meisten 
unterrichtende  Ruine  der  Art  (Weinbrenner  Entwiirfe  I,  3).  Stuttgart, 
ROm.  AlterthQmer  bei  der  Bibliothek,  Aegyptische  Anticaglien  beim 
Naturalien-Cabinet.  Im  Allgemeinen  Wielandt  Beitr.  zur  altesten  Gesch. 
des  Landstrichs  am  r.  Rheinufer  von  Basel  bis  Bruchsal.  Karlsr.  1811. 
Ueber  den  Bildungszustand  der  agri  decumates  besonders  grdndlich 
Leichtlen:  Schwaben  unter  den  ROmem  (Forschungen  im  Gebiet  der  Gesch. 
Deutschl.  IV.).  Creuzer  Zur  Gesch.  altrOm.  Cultur  am  Oberrhein  und 
Neckar.  1833,  8.  44  ff.  Sulle  antjch.  rom.  trov.  in  Suevia,  Ann.  d.  Inst. 
I.  p.  214.  [v.  Jaumann  Colonia  Sumlocenna,  Rottenbui-g  am  Neckar,  unter 
den  ROmern.  1840.  8.] 

In  Rhaetien:  Augsburg,  Antiquarium.  W.  Raiser  Die  R5m. 
AlterthOmer  zu  Augsburg,  mit  13  Kupfert.  Augsb.  1820.  4.  [u.  das  R5m. 
Antiquarium  zu  Augsb.  1823.  4.]  Von  Demselben:  Der  Ober-Donaukreis, 
drei  Abbandl.  1830—32  u.  Antiqu.  Reise  von  Augusta  nach  Viaca  (Mem- 
mingen).  1829.  Guntia,  GQnzbiirg.  Sammlung  ROm.  DenkmSJer  in 
Baiem.   Heft  1.  2.    MQncfaen  1808.  4  u.  f.    ROm.    Lager  zu  Obemdorf 


362  Geogr.  der  alien  Kunst.  [265] 

• 

bei  Donauw(^rth,  Hist.  Abth.  der  MQnchner  Akad.  6d.  V.  [F.  A.  Mayer 
tkber  verscb.  im  Kfinigr.  Baiern  gefundne  ROm.  Alterth.  Mfinchen  1840.  8.] 
In  Noricutn:  besonders  Salzburg  (Mosaik  §.412.  A.  1).  Ueber  Oester- 
reichische  Funde  das  Anzeigebl.  der  Wiener  Jahrb. ,  besonders  von  Stein- 
bCichel,  Bd.  XLV-XLVIII.  Muchar  das  R(^m.  Noricum.  Grfiz  1825.  In 
Panonien:  die  Ruinen  von  Carnuntum  bei  Petronell;  Cilly  (Celeja). 
[v.  Hobenbausen  die  Altertb.  Daciens  im  beutigen  Siebenbflrgen, 
Wien  1775.  4.J 

1  265.  Die  westlichen  Nachbarlander  Deutschlands 
theilen  mit  den  Rheingegenden  den  Reichthum  und  die  Art 
R5mischer  Kunstreste;  in  Holland  mangelt  es  auch  nicht 
an  Sammlungen  von  vorzugllcheren  Kunst werken;  weit  mehr 

2  in  Belgien.  Der  Nor  den,  welcher  keine  einheimischen 
Alterthumer  als  die  des  Germanischen  Heidenthums  besitzt 
(denn  die  Slavischen  Volker  scheinen  noch  weniger  als  die 
Germanen  auf  Errichtung  dauerader  Denkmaler  bedacht  ge- 
wesen  zu  sein),  hat  auch  keine  bedeutenden  Sammlungen  von 
grossem  Kunstwerken  des  Alterthums,  als  die  Koniglich  Schwe- 
dische  (der  indess  mancher  glanzende  Besitz  wieder  entgangen 
ist  §.  262.  A.  4)  und  die  immer  mehr  anwachsende  Kaiserlich 

3  Russische.  Das  alte  Dacien  steht  in  Hinsicht  auf  Rdmische 
Reste  nicht  sehr  hinter  dem  Westen  Europa*s  zuruck;  und 
das  neuerwachte  Nationalgefuhl  der  Magyaren  sucht  sie  mog- 
lichst  in  den  Grenzen  der  Heimat  zu  concentriren. 

1.  Schweiz.  Aventicum,  Amphitheater  (Mus.  Aventicinum  zu 
Avanche),  v.  Schmidt  Antiqu.  d'Avencbes  et  de  Culm.  Bernae  1760.  4 
(besonders  Mosaiken).  Ritter  M^m.  et  recueil  de  qqs.  antiq.  de  la  Suisse. 
B.  1788.  4.  Augusta  Raurac.  (Augst),  Ampitbeater.  SchOpflin  Al- 
satia  p.  160.  Werk  von  Jacob.  Cantonalmuseum  zu  Lausanne.  [In 
ZCiricb  Antiquarium  in  der 'Stadtbibliothek.] 

Holland.  Cabinet  im  Haag  von  MQnzen  und  Gemmen,  welcbem 
auch  Fr.  Hemsterbuis  bekannte  Sammlung  einverleibt  ist  (Jenaer  LZ. 
1807.  Progr.  Werke.  XXX.  S.  260.  XXXIX.  S.  313).  Notice  sur  le  Cab. 
des  m^ailles  et  des  pierres  grav.  de  S.  M.  le  Roi  des  Pays-Bas  par  J.  C. 
de  Jonge  Dir.  A  la  Haye.  1823.  [Premier  8uppl.  1824.  Dess.  Catal. 
d'empreintes  du  Cab.  des  p.  gr.  1837.  8.]  UniversitSts-Museum  zu  Ley  den, 
gebildet  aus  der  Papenbroek'scben  Sammlung  (Oudendorp  Descr.  legati 
Papenbroekiani.  L.  B.  1746.  4.)  und  neu  herbeigescbafften  Kunst- 
gegenstdnden ,  zum  Theil  aus  Griechenland   durch   Col.  Rottiers    [1819] 


[965]  Schweiz,  Holland,  Scandinavien,  Russland.  3g3 

und  aus  Afrika  durch  Humbert.  S.  Antiquitdten ,  een  oudheidkundig 
Tijdschrift  bezorgd  door  Nic.  Westendorp  •  en  G.  J.  G.  Reuvens.  II.  1. 
S.  171.  %  S.  259.  Amalthea  III.  S.  422  ff.  [Honumens  Egyptiens  du 
Mqs^  d*antiqu.  des  Pay»-Bas  par  G.  Lemans,  Leide  1839.  Janseen  de 
Grieske,  Rom.  en  Etr.  Monumenten  van  bet  Musemn  te  Leyden  1S43.] 
In  frdherer  Zeit  M.  Wildianum  descr.  a  Sig.  Havercamp.  Amst.  1741. 
Cabinet  de  Tboms,  theils  nacb  Paris,  theils  nach  dem  Haag  verkauft. 
Recueil  de  planches  du  Gab.  de  Thorns.  —  Gabinet  von  Herry  in  Ant- 
werpen  (Vasen  aus  Griechenland). 

Betr^chtlicbe  Altertbflmer  von  Nimwegen  (Neomagus).  Smetius, 
Antiquitates  Neomagenses.  Noviom.  1678.  4  und  andere  Schriften.  Briefe 
von  Gisb.  Ouper,  J.  Fr.  Gronov  u.  A.  Antiquiteiten  II,  2.  S.  206.  Graf 
Wassenaer  Catal.  statuarum  cet.  Hagae  Gomit.  1750.  8.  P.  Petau  Antiqu. 
recueillies  k  Amsterdam  1757.  4.  Sallengre  Nov.  Thes.  Ant.  T.  II.  Samm- 
lung  Guyot  in  Nimwegen,  Jahrb.  des  Vereins  "Bonn  VIL  S.  56.  zu 
Utrecht  IX.  S.  17.]  Nic.  Chevalier  Recb^che  curieuse  d'Antiquit^.  Utr.  f. 
Forum  Hadriani  bei  Haag,  Nacbgrabungen  seit  1827.  Reuvens  Notice 
et  Plan  des  constructions  Rom.  trouv^  sur  Templac.  pr^sum^  de  Forum 
Hadr.  f.  [Nach  Brussel  ist  die  Dodwell'scbe  Sammlung  gekommen. 
M.  Notice  sur  le  Mus^e  Dodwell  et  Catal.  rais.  des  objets  qu'il  contient, 
Borne  1837.  8.1 

2.  KOnigl.  Museum  in  Copenhagen,  enth&lt  einige  Aegyptische 
AUertbdmer,  die  Fragmente  vom  Parthenon  §.  118.  A.  2,  einige  ROmische 
Busten  und  Anticagb'en,  besonders  GefSsse,  Lampen,  Glftser  aus  der  Gegend 
^  von  Carthago  (wovon  m  der  Bchrift  von  Falbe  Sur  Templacement  de 
Carthage  Einiges  mitgetheilt  wird),  auch  geschnittene  Steine.  S.  v.  Ram- 
dohr  Studien  I.  S.  139  ff.  Das  polit.  Joum.  1817.  Sept.  Oct  KGnigl. 
Mfinz-Cabinet,  C.  Ramus  Catal.  1815.  3  Bde.  4.  Yon  besonderm  Interesse 
ist  gegenw^rtig  die  Sammlung  des  Prinzen  Christian,  welche  Miinzen, 
besonders  Grossgriechische  und  Sicilische,  Vasen  aus  Grossgriechenland, 
auch  aus  Volci,  uod  einige  Marmors  enthSlt;  Vieles  da  von  ist  aus  der 
Sammlung  des  Erzbischofs  von  Tarent,  Capece-Latro,  erkauft.  Sestini 
Descr.  d'alcune  med.  Greche  del  M.  di  sua  A.  R.  Msg.  Christiano  Federigo 
princ.  ered.  di  Danimarca.  F.  1821.  Einige  Altertht&mer,  aus  Aegypten 
und  Italien,  hat  Bischof  HQnter  in  der  bisch5flichen  Residenz  in  die 
W§nde  einfugen  lassen;  seine  Mdnzsammlung  wird  verkauft  werden. 

K5nigl.  Schwedisches  Museum  in  Stockholm.  E.  M.  R.  Sueciae 
antiqu.  statuarum  series  ace.  C.  F.  F.  (Fredenheim)  1794.  f.  [Graf,  Die 
neun  Musen,  Endymion,  von  dem  ein  Abguss  in  Berlin.] 

Russland.  Das  Schloss  Sarskoselo  bei  Petersburg  enthftlt  einiges 
sebr  Ausgezeichnete  an  Bildhauerarbeit;  Statuen  in  der  Eremitage  beim 
Winterpalais.    Das  Kais.  Russische  Cabinet  von  gescbnittenen  Steinen  zu 


364  Geogr.  der  alten  Kunst.    Ungarn.  [265'\ 

Petersburg,  aus  der  Natter^schen  Sammlung  entstanden,  yermehrt  in  der 
Revolutionszeit  dur(ih  die  Orleans^scbe  Sammlung  (Werke  von  La  Ghau 
und  Le  Blond.  1780.  84),.  1802  durch  die  Sammlung  Strozzi  von  Florenz, 
vereinigt  viel  SchOnes.  Koehler  Bemerkungen  fiber  die  R.  Kais.  Sammlung 
von  geschn.  Steinen  1794.  4  und  in  verschiedenen  Monographieen  ilber 
Griemmen  dieser  Sammlung.  Unbedeutendea  Werk  von  Miliotti.  1803  f. 
In  Petersburg  seit  1834  auch  eine  Pizzatische  Sammlung  von  Vascn, 
Bronzen,  Terracotten.  Dorpater  Jahrb.  11,  1.  S.  87.  Universit^tssammlung 
zu  Dorpat,  durch  Kichter's  Reise  nach  dem  Orient  bereichert,  unbedeutend. 
[Moxigenstem  Prolusio  continens  recensionem  numorum  familiarum  Rom. 
qui  in  Museo  acad.  continentur  P.  1.  2.  1817.  18.  XXX.  numorum  Graec. 
argent.  1820  —  numorum  imperatoriorum  1820.  1834.  foL]  In  Polerb 
Aegyptisches  Cabinet.    Von  der  Kuste  des  schwarzen  Meers  §.  254.  A.  2. 

3.  Ungarn  und  Siebenbt&rgen.  Severini  Pannonia  vetus  monum. 
illustr.  Lips.  1771.  8.  V.  Hohenhausen  AlterthQmer  Daciens.  Wien  1775.  4. 
Ruinen  von  Babaria  (Stein  an^ Anger),  Garyopbilus  de  thermis  Hercu- 
lanis  nuper  in  Dacia  detectis.  Mantua  1739.  4.  Schoenwlsner  de  ruderibus 
Laconici  etc.  in  solo  Budensi.  Budae  1778.  f.  Kunstbl.  1824.  N.  59.  Neue 
Ausgrabungen  in  Hermannstadt  (Walsh  Journey).  —  Ungarische  National- 
museum  zu  Pesth,  1807  gestiftet.  Nachricht  bei  Gattaneo,  Equejade. 
Milano  I8I9.  4.  Prefaz.;  und  in  den  Actis  M.  Nat.  Hungar.  T.  I.  Samm- 
lung des  Grafen  Wiczay  auf  Schloss  Hedervar  bei  Raab  (Gemmen,  Bronzen, 
besouders  Mflnzen).  Ueber  die  Wiczay*scbe  Sammlung  und  Bestinis  Scbriflen 
daraber  H.  Hase,  Zeitgenossen  dritte  Reihe  N.  XIX.  9.  79  ff.  M.  Heder- 
varii  numos  ant.  descr.  G.  Mich,  a  Wiczay.  Vindob.  1814.  2  Bde.  4.  [Die 
Ungrischen  Museen  haben  viel  erhalten  von  einem  Anticaglienh&ndler 
Ehrenreich,  Gattaneo  Oss.  sopra  un  framm.  ant.  di  bronzo,  Milano  1810.  p.  2.] 


Erster  Hauptabschnitt. 


T  e  k  t  0  n  i  k. 

266.  Wir  unterscheiden  (nach  §.  22)  unter  den  im  1 
Raum  darstellenden  Kunsten  zuerst  die  an  ein  zweckerfuUen- 
des  Thun  gebundnen,  welche  Gerathe,-  Gefasse,  GebSude 
einerseits  den  Bedurfnissen  und  Zwecken  des  aussem  Lebens 
gemass,  andrerseits  aber  auch  nach  innern  Forderungen  des 
menschlichen  Geistes  erschaffen  und  darstellen.  Das  Letztre  2 
macht  sie  zur  Kunst,  und  muss  hier  besonders  ins  Auge  ge- 
fasst  werden. 

• 

I.    Geb&nde. 
A  r  c  h  i  t  e  k  t  0  n  i  k. 

267.  Die  unendliche  Mannigfaltigkeit  an  Bauanlagen  1 
kann  nuv  in  dem  Begriffe  zusammengefasst  werden,  dass 
durch  Stoffe  lebloser  Natur  unorganische  Formen  dargestellt 
werden,  welche,  auf  unmittelbare  Weise  den  Raum  der 
Erde  beselzend,  bezeichnend  oder  abgrenzend,  einen  Gharakter 
von  Festigkeit  und  Starrheit  in  sich  tragen.  Ueberall  wird  2 
man  hier  unterscheiden  konnen:  1.  den  StofiF  der  Natur  und 
die  Art  seiner  Benutzung ;  2.  die  Formen,  welche  die  mensch- 
liche  Hand  ihm  einpragt;  und  3.  die  besondem  Zwecke  und 
Veranlassungen  der  Einrichtung,  welche  die  besondem  Arten 
von  Gebauden  bestimmen. 

9  • 

1.  Giebt  es  eine  andere  Begriffsbestimmung,  welche  auch  Tumuli, 
Ghromlecks,  Chausseen,  Aquaeducte,  Syringen,  endlich  SchifTe  (Gebftude. 
welche  die  unfeste  FlSche,  wie  sie  es  leidet,  zu  occupiren  bestimmt  sind) 
nicht  ausschliesst?  Gewiss  dflrfen  die  Begriffe:  Wohnung,  Denkmal, 
Aufenthaltsort  u.  dgl.  noch  nicht  hereingenommen  werden. 

2.  Im  Folgenden  kann  die  compendiarische  Darstellung  meist  nur 
Nomenclatur  sein,  zu  der  der  Voilrag  die  Anschauungen  zu  geben  hat. 
Dabei  sind  zu  benutzen  die  zahlr^chen  Gommentatoren  Vitruv's,  beson- 
ders Schneider,  nebst  den  Kupfem  zu  Vitr.  Bauk.  von  A.  Rhode.  B.  1801 ; 


366  •  Architektonik.  [268] 

C.  L.  Stieglitz  Baukunst  der  Alten.  Leipz.  1796.  8,  mit  11  Kupfert. 
Desfien  Archaeol.  der  Baukunst  der  Griechen  u.  ROmer.  2  Thle.  1801.  8, 
nebst  Kupfem  u.  Vigrnetten,  u.  Gesch.  d.  Bauk.  NQrnb.  1827;  dessen 
Beitr.  zur  Gesch.  der  Ausbildung  der  Baukunst.  Th.  1.  Leipz.  1834,  mit 
25  SteindrQcken ;  besonders  A.  Hirt  Baukunst  nacb  den  GrundsStzen  der 
Alten.  B.  1809.  f.;  in  der  letztem  Thl.  3  die  Lebre  von  den  Geb&uden; 
auch  Wiebeking  biSrgerl.  Baukunst.  1821.  HAbsch  Ober  Gr.  Archit.  1822. 
2.  Ausg.  mit  Vertheidigung  gegen  Hirt.  1824.  Durand  Recueil  et  paral- 
l^les  d'^ftces  de  tout  genre  (Text  von  Le  Grand).  P.  a.  VIII.  Rondelet 
L'Art  de  b&tir.  1802—17.  4  Bde.  4.  Le  Brun  Thtorie  de  Tarchitecture 
Grecque  et  Rom.  P.  1807  f.  Canina  TArchitettura  [antica  descritta  e 
dimostr.  coi  mon.  Opera  divisa  in  tre  sezioni  riguardanti  la  storia,  la  teoria 
e  le  pratiche  deir  archit.  Egiz.  Greca  e  Rom.  R.  1839—44.  6  Vol.  f. 
K.  Boetticher,  die  Tektonik  der  Hellenen.  Einleitung  und  Dorika,  mit 
21  Kpft.   Potsdam  1844.  4  u.  f.] 


1.    Baumaterialien. 

m 

1  268.  Erstens:  Steine.  In  Griechenland  wurde  viel 
Manner  aus  den  Steinbriichen  vom  Hymettos,  Pentelikon, 
auf  Paros ,  bei  Ephesos ,  in  Prokonnesos ,  aber  auch  Kalk- 
tufs  der  verschiednen  Gegenden  zur  Architektur  gebraucht. 

2  In  Rom  ursprunglich  besonders  der  vulcanische  Tuf  von 
grauer  Farbe,  lapis  Albanus,  jetzt  Peperino  genannt;  dann 
der  hartere  Kalktuf  oder  Sinter   von  Tibur,   lapis  Tiburti- 

3  nus,  jetzt  Travertino;  bis  die  Liebe  zum  Marmor  immer 
mehr  zunahm ,  und  ausser  dem  weissen ,  aus  Griechenland 
Oder  von  Luna  (Carara),  die  grunen,  gelben  und  bunten 
Arten  mit  Vorliebe  angewandt  wurden. 

1.  Aug  1st  gewOhnlicher  Feldstein,  Xl^og  eine  bessere  Steinart. 
Marmor  lid'og  iBvnog,  seltener  fiaQfiagtvog,  Tldogog,  nrngivog  Xi^og 
poms  lapis  bei  Plin.  ist  ein  leichter,  aber  fester  Kalktuf,  der  beim  Del- 
phischen  und  Olympischen  T.  gebraucht  wurde.  Manche  sprechen  mit 
Unrecht  von  einem  marmo  porino.  'Koyxirrig  li^og,  Muschel-Kalk  oder 
Marmor  (lumachella  bianca  antica)  war  in  Megara  besonders  gewOhnlich, 
Pans.  I,  44,  9;  Xenoph.  Anab.  Ill,  4,  10  scheint  ihn  %oy%vlidzrig  zu  nennen. 

2.  •  Dem  lapis  Albanus  &hnlich  ist  der  Gabinus,  Fidenas  und  der 
hfirtere  Volsiniensis.  Weniger  brauchbar  ist  der  erdige  Tuf  (lapis  ruber 
bei  Vitruv).  Man  unterscheidet  structurae  molles  (1.  Albanus),  tempe- 
ratae  (1.  Tiburtinus),  durae  (sUex,  wozu  besonders  auch  Basalt). 


[269]  Baamatenalien.  367 

3.  Vgl.  unten  §.  309  besonders  Qber  weissen  Marmor.  Von  dem 
spfttern  Aufkommen  des  bunten  Marmors  (Menander  etiaro  diligentissiinus 
luxuriae  interpres  primus  et  raro  attigit)  Plin.  XXXVI,  5.  Die  beliebtesten 
farbigen  Marmors  der  R5mischen  Architektur  waren:  Numidicum,  giallo 
antico,  goldgelb  roil  rOthlichen  Adern ;  rosso  antico,  von  hochrotber  Farbe 
(der  alte  Name  ist  unbekannt);  Phrygium  s.  Synnadicum,  weiss  mil  blut- 
rothen  Streifen,  paonazzo  (die  SteinbrQche  Synnada's  hat  Leake  wieder 
aufgefunden,  Asia  minor  p.  36.  54);  Garystium,  undulirt,  mil  Venen  von 
grOnem  Talk  (cipollino) ;  Proconnesium,  welches  fQr  bianco  e  nero  gehalten 
wird;  LucuUeum  und  Alabandicum,  nero  antico;  Ghium,  buntgefleckt,  marmo 
Africano.  Aie§iog  Xl^og  xatrjfprig  xal  fiilaSf  Philostratus  V.  Soph.  II,  8. 
Isidor  XV,  8,  13  bases  (wohl  basanites)  nomen  est  petrae  fortisslmae 
Syro  sermone.  Der  Aegyptische  Basalt  ist  in  der  Regel  eine  dem  heutigen 
Syenit  verwandte  Mischung.  Das  Lacedaemonium  marmor  ist  (nach  Corsi) 
ein  grdner  Porphyr,  den  die  Harmorarbeiter  Serpeatin  nennen:  der  lapis 
ophites  ein  eigentlicher  Serpentin,  verde  ranocchia  genannt.  Der  hell- 
durchsichtige  Phengites,  aus  dem  Nero  einen  T.  haute,  scheint  noch  nicht 
richtig  bestimmt.  Ausserdem  sind  Breccien,  Porphyrarten ,  Basalte  (lapis 
basanites,  vgl.  Buttmann,  Mus.  der  Althertbums-W.  II.  S.  57  f.),  Granite 
(von  II va  und  Igilium;  auch  bei  Philae  brach  man  noch  um  iOO  n.  Ghr. 
viel  davon,  Letronne  Recherches  p.  360)  auch  in  Rom  zur  Arcliltektur 
viel  verwandt  woi*den.  [Gatalogo  della  ooUezione  di  pietre  usate  degli  ant. 
per  costruire  ed  adornare  le  loro  fabbriche  dell'  Aw.  Fr.  Belli.  R. 
1842.  8.] 

269.    Die  Behandlung   dieses  Materials   ist   im  Ganzen  i 
dreifach.    1.  Der  gewachsene  Felsboden  wird  behauen,  bei 
den  Griechen  und  Romem  nur  zu  Katakomben,    und  hier 
und  da  zu  Paneen  und  Nymphaeen.    2.  Einzelne  abgeloste  2 
Steine  werden,  wie  sie  sich  finden  oder  wie  sie  gebrochen 
worden   sind,   zusammengesetzt  und  verbunden  (Xoyddeg  Xi- 
^01,  caementa,  opus  incertum).    3.  Die  Steine  werden  be- 3 
hauen,  entweder  in  unregelmassigen  und  polygonen  Formen, 
wie  bei  den  Mykenaeischen  und  andem  Mauem  und  der  Ap- 
pischen  Strasse;  oder  rechtwinklig  und  regelmassig  {ovwofioi 
ki^oty   itkiv^oi),   woraus  das  isodomum,  pseudisodomum  und 
reticulatum   opus    {dixrvo&irov ,    mit    durchlaufenden    diago- 
nalen  Linien)  hervorgehn.    Die  altere  Architektur   verkehrt  4 
gern  mit  grossen  Massen,  und  braucht   auch  ein  edles  Ma- 
terial, wo  es  ihr  zu  Gebot   steht,   durchgangig;   die  spatre 
incrustirt  in  der  Regel  Werke  aus  Back-  und  Bruchsteinen 


368  Architektonik.  [269] 

5  mit  Scheiben  kostbaren  Marmors.  Die  altre  verbindet  gar 
nicht  durch  aussere  Miltel,  oder  nur  durch  hQlzerne  D5bel 
und  eiseme  Klammern  und  Schwalbenschwanze;  die  spatre 

6  wendet  zur  Verbindung  Mortel  in  reichem  Maasse  an.  Ne- 
ben  dem  gewohnlichen  Behauen  des  Steins  kfimmt  schon  in 
fruhen  Zeiten  das  besonders  bei  weicherem  Material  anwend- 
bare  Drehen  von  Saulencylindern  (turbines)  auf  einer  Art 
von  Drehbank  vor;  auch  sagte  man  Marmor  mit  Naxischem 
(§.  314)  oder  Aethiopischem  Sande. 

2.  Diese  XCd'ovg  Xoyadag^  wovon  After  bei  Thukyd.,  sammein  die 
Xid-oloyoi  (Valcken.  Opusc.  T.  U.  p.  288.  Ruhnken  ad  Tim.  p.  175).  Im 
weitesten  Sinne  umfasst  das  opus  inceilum  den  Kyklopischen  Urban,  §.  45. 
Vgl.  Klenze,  Amalthea  III.  S.  104  flf. 

3.  Ucber  nXlv^og  besonders  die  Inscbrift  aus  dem  T.  der  Polias, 
Boeckh  C.  T.  I.  p.  273.  Isodomum  erkl&rt  sich  durch  die  Bedeutung  von 
dofiog,  corium,  eine  horizontale  Steinlage.  Das  emplectum  ist  eine  Ver- 
bindung des  isodomum,  in  den  frontes  und  diatoni  (Stim-  und  Binde- 
mauem),  mit  dem  incertum  als  Fiillung. 

4.  S.  oben  §.  46.  49.  80.  153.  Die  Architravsteine  am  T.  der  Kybebe 
in  Sardis  sind  17V«  F.  bis  23  Vs  F*  lftng»  ^4Vs  F.  hoch.  Leake  Asia  min. 
p.  344  f.  An  den  Propylaeen  von  Athen  Steinbalken  von  17  und  von 
22  F.  Lange.  Topogr.  of  Ath.  p.  180  f.  Oberschwelle  der  Thure  des 
Opisthodomos  des  Parthenon  25  F.  6  Z.  Ein  dfia^uitog  Ud'og  §.105 
{laag  ana^onlTjd-rjg  Eur.  PhGn.  1175)  fQllt  einen  ganzen  Lastwagen.  Auch 
in  Rdmischen  Bauen,  Brflcken,  Bogen  erscheinen  oft  die  einzeinen  Steine 
als  machtige,  bedeutungsvolle  Glieder  des  KOrpers*  Yon  dem  Trilithon 
in  Baalbeck  sind  Steine  bis  60  F.  lang  zu  sehen.  Richter  Wallfahrten 
8.  87.  —  Mausolos  Pallast  war  nach  Plin.  XXXVI,  6  das  erste  Beispiel 
eines  mit  Marmorscheiben  incnistirten  Backsteinbaues. 

5.  S.  oben  §.  46.  105.  Klammern  und  Schwalbenschw§nze  heissen 
zoQfioi  (Erkl&rer  Diodor's  11,  7)  oder  yofttpoi;  und  kommen  auch  noch  in 
Rom  6fter  vor.    Vom  Modell  einer  Mauer,  exempla,  Vitruv  X,  22. 

6.  Von  dem  Drehen  Klenze  Amalth.  III.  S.  72.  Das  S^en  (Plin. 
XXXVI,  9)  war  bei  der  Verfertigung  der  Marmorziegel ,  §.  53,  2,  von 
grossem  Nutzen;  darum  erfand  diese  ein  Naxier. 

1  270.    Zweitens:  Holz.    Das  am  leichtesten  zu  gewin- 

nende  und  zu  bearbeitende  Material,  daher  von  solchem  Ein- 
fluss  auf  die  Gestaltung  der  altesten  Tempelbaukunst ,  zieht 
sich  in  der  offentlichen  Baukunst  immer  mehr  in  die  Decke 
(und   an   den  Athenischen  Tempeln  war  auch  diese  in  der 


[271J  Stein,  Holz,  wekbe  Massen.  369 

Regel  von  Stein)  und  uber  diese  in  das  Sparrenwerk  des 
Daches  zuruck,  bis  es  durch  das  Vorherrschen  des  Gewolbes 
auch  hieraus  vertrieben  wird.    Dagegen  blieb  Fachwerk  in  2 
Athen    (nicht   so   in  Alexandreia   §.  149),    die   gewShnliche 
Constructionsweise  der  minder  ansehnlichen  Privatgebaude. 

1.  S.  §.  52  und  ygl.  den  Tuscanischen  T.  169.  Im  T.  von  Ephesos 
war  das  Dach  aus  Gedernbolz  (Plin.  XVI,  79),  die  Felderdecke  aus  Cy- 
pressen,  Vitruv  II,  9.    Daher  der  Brand  §.  80.  I,  1. 

Hauptstflcke  des  Sparrenwerks:  tigna,  Hauptbalken;  columen 
s.  culmen,  Giebelsftule;  cantherii,  Sparren;  templa,  Fetten;  asseres,  Latten 
(deliciae  Festus;  deliciae  wolil  cantherii  angulares).  Poll.  X,  157.  doxol, 
doHidfs,  ixQioCy  orpoiT^peg,  xaXvfifiatitt  —  i%Qi(OTrJQis, 

Vom  Bauholz  (materia)  Vitruv  II,  8.  Pallad.  XII,  15.  Abies, 
quercus,  esculus,  cupressus,  larix,  alnus  etc. 

271.    Drittens:    Von     weichen    Massen,    welche  i 
man  plastisch  behandelt,  diente  der  Lehm,  zu  Backsteinen 
geformt  und  entweder  an  der  Luft  getrocknet,  oder  am  Feuer 
gebrannt,  besonders  in  Lydien  wie  in  Aegypten  und  Baby- 
lon, aber  auch  in  Griechenland,  so  wie  hernach  in  Rom,, 
zu   offentlichen   Gebauden.    Der  geloschte   Ealk ,   mil  Sand  2 
oder  in  Italien  mil  der  vulcanischen  Puzzolan-Erde  (Puteo- 
lanus  pulvis)  verbunden,  wurde   als  Mortel  zur  Verbindung 
der  Steine,  auch  zur  Bereitung  eines  Estrichs  und  ahnlichen  3 
Zwecken;   Ealk,    Gyps,    Marmorstaub  und  dergleichen  zum 
Anwurf  (tectorium,   xor/rtfr/ir),  in   dessen  Bereitung  die  Alten 
hochst   kundig   und   sorgfaltig   waren,    zu   Stuccaturarbeiten 
(albarium  opus)  u.  dgl.  gebraucht. 

1.  Aus  Backsteinen  waren  die  Mauem  von  Mantineia  (auf  steinernem 
Sockel,  Xen.  Hell.  V,  2,  5);  die  alte  SQdmauer  von  Athen  (Hall.  ALZ* 
1829.  N.  126);  mehrere  Geb&ude  in  Olympia  (Backstein-Ruinen);  allerlei 
kleine  T.  bei  Paus.;  Kroesos  Pallast  zu  Sardis,  der  Attalische  zu  Tralles, 
der  desHausolos  zu  Halikarnass.  Ziegel  IVsFuss  lang,  1  F.  breit,  hiessen 
Lydion,  gewiss  weil  sie  in  Lydien  gebr&uchlich.  Ziegel  streichen  heisst 
nlivd'ovf  ilavvBtv.  Es  kam  von  Babylon  nacli  Lydien.  Die  alten  Ziegel 
sind  im  Ganzen  breiter  und  verb&ltnissmdssig  niedriger  als  unsre.  Poll. 
X,  157  ualvnzffQsg  Koqiv9iovqy^Is.     X,  182.  xigafiog  CTByoccti^g, 

In  Italien  alte  Backsteinmauem  in  Arretium,  einer  Metropolis  der 
Plastik,  und  Mevania.  Im  alten  Rom  haute  man  gewOhnlicb  mit  Back- 
steinmauem auf  $teinemem  Sockel,  Varro  bei  Non.  s.  v.  suffundatum. 
Hernach  erschienen  die  wegen  Raumbeschrftnkung   dflnnen  Mauem  von 

O.  MfiUerU  Aroh««olofle.    4.  Anil.  24 


370  Architektonik.  [272,  273] 

Privatgeb&aden ,  wenn  sie  aus  Bucksteinen,  zu  schwach.  um  die  vielen 
Stockwerke  zu  tragen.  Vitruv  II,  8.  LandgeMude  macbte  man  aus  un- 
^brannten  Backsteinen  und  Lehm.  Agathias  II,  16.  Auch  Wftnde  aus 
gestampftem  Lehm  (pise)  nahmen  die  Rdmer  von  Karthago  an. 

2.  Die  Puzzolanerde  (eine  eitjige  Tuffwacke)  war  auch  bei  Grdndungen, 
besonders  im  Wasser,  und  bei  GussgewOlben ,  wie  in  den  Thermen,  von 
grosser  Wichtigkeit.  Aber  auch  bei  Griechischen  Wasserbauten ,  wie  bei 
der  Hafenmauer  von  Klazomenae,  erscheint  der  M5rtel  sehr  fest,  wie  Ober- 
glast.  De  la  Faye  Recherches  sur  la  preparation  que  les  Rom.  donnaient 
a  la  chaux.  P.  1777.  Alte  Untersuchungen  von  Vicat,  Rech.  exp^ri- 
mentalls  sur  les  chaux.    Auch  schlechter  MOrtel  kommt  vor. 

3.  Bruchstein-Mauern,  aber  mit  hOchst  sorgf&ltigem  Anwurf,  sind  in 
Pompeji  das  GewOhnliche,  §.  190.  A.  4.  Bei  dem  Hause  des  Faun  liegen 
zwischen  der  Mauer  und  dem  Anwurf  Bleiplatten.  Aehnliche  Mauern  in 
Griechenland ,  z.  B.  ein  T.  des  Poseidon  zu  Antikyra,  loydcup  ^nodofirj- 
(livog  Ud-oig,  nBxovlarai  6l  xct  ivrog  Pans.  X,  36,  4. 

1  272.  Viertens:  Met  all.  In  altgriechischen  Zeiten  be- 
sonders zur  Ausschmuckung  und  Bekleidung,  aber,  wie  es 
scheint,  auch  zur  innem  Construction  von  Gebauden  ange- 
wandt,  verschwindet  es  hernach  aus  den  wesentlichen  Theilen 

2  der  Architektur;  bis  es  in  Romischer  Zeit  wieder  mehr  zu 
Dachwerken,  besonders  zU  Wolbungen  von  grossem  Umfange, 
gebraucht  wurde. 

1.  Oben  §.  47—49.  Prisci  limina  etiam  ac  valvas  ex  aere  in  templis 
factitavere,  Plin.  XXXIV,  7.  ApoUon.  Rh.  Ill,  217.  f^giy^og  iipvntQ^s 
Sofioio  latvsog  jj^ailxci^tfiy  inl  yXvq>l8scotv  (Triglyphen)  dgi^QBt. 

Von  Korinihischen  GapiUQen  aus  Gold  und  Elfenbein  §.  153.  A.  2. 
vgl.  192.  A.  5.  Bronzene  aus  Syrakus  im  Pantheon,  und  der  Korinthische 
Porticus  des  Cn.  Octavius.    Plin.  a.  0. 

2.  S.  vom  Pantheon,  dem  T.  der  Roma,  dem  Forum  Trajan's 
S.  190.  A.  1.  I.  b.  191.  Eine  concameratio  ferrea  in  einer  Inschr.  aus 
Trajan's  Zeit,  Orelli  Inscr.  n.  1596.  2518.  Erz  tig  to  atgafia  tov  vb» 
zov  'AnoXlavog  G.  I.  n.  2266.  I.  24.    Ges^t? 


2,    Die  einfachen  geometrischen  Grnndformen. 

1  273.    Hauptformen.     Erstens  die  gerade  Linie  und 

ebne    Flache,    welche    theils    aufsteigend,    theils    liegend, 
theils  schr^g  geneigt  erscheint ;  die  letztre  nahert  sich  efttweder 


[274]  Einfacfae  geometrische  GrunJformen.  371 

der  Horizontalflache  an,   wie   im  Dach,  oder  der  Vertical- 
fl§che,  wie  in  den  Seitenpfosten  pyramidalischer  Thuren  und 
Fenster :  eine  in  der  Mitle  stehende  schrage  Flache  wird  von 
der  sch5nen  Architektur  nicht  gebilligt.  Zweitens  diekrurame2 
Linie  und  Fl&che,  welche  theils  aufsteigende  gerade  Linien, 
eylindrisch  oder  konisch ,  einfasst ,  wie  in  den  S&ulen ;  theils  3 
liegende  Ebnen  dnrch  halbkugelformige  oder  elliptische  oder 
verwandte    Formen    der    Wolbung    vertritt    (§.    285).     Die  4 
Dimensionen  dieser  Flachen,  so  wie  ihre  Verhallnisse  gegen 
einander,  erhalten  durch  statische  iind  &sthetische  Gesetze  (ein- 
fache  Zahlenverhaltnisse ,    symmetrisches  Entsprechen,    Vor- 
herrschen  gewisser  Hauptlinien)  ihre  Bestimmung,  welche  die 
Oriechen  praktisch  auf  das  feinste  beobachteten. 

1.  Solche  Fenster  hat  z.  B.  der  T.  auf  Ocha,  das  Erechthdon,  der 
T.  zu  Cora  (§.  259) ;  und  Thflren  der  Art  schreibt  Vitruv  nach  Griechischen 
ArcMtekten  vor. 

2.  Eigentliche  Cylinder  koinmen  nur  in  Krypten  oder  Souterrains, 
wie  zu  Eleusis  §.  109.  A.  5  und  in  ROmischen  BlUiem,  vor.  Die  gew5hn- 
liche  Sftule  wftre  ein  oben  abgeschnittener  Gonus,  ohne  die  Entasis. 

274.  Untergeordnete,  abbrechende,  tren-  \ 
nende,  vorbereitende  Formen  oder  Glieder.  Erstens 
gradlinige:  1.  fascia,  Streifen;  2.  taenia,  Band,  3.  quadra, 
Platte,  auch  Plattlein,  Riemlein  (listello);  4.  supercilium, 
Ueberschlag;  5.  schrager  Ab-  und  Anlauf.  Zweitens  krumm-  2 
linige:  1.  torus,  Pfuhl,  Rundstab,  auch  Wulst  (toro);  2.  echi- 
nus, Wulst,  Viertelstab  (ovalo),  a.  nach  oben,  b.  nach 
unten;  3.  astragalus,  Rundstab,  Stablein,  Ring  (tondino); 
4.  striae,  striges,  Hohlkehlen,  Canneluren;  5.  cymatium 
Doricum ,  Hohlleisten ,  Hohlkehle ,  Viertelkehle  (sguscio), 
a.  nach  oben,  aufrechte,  b.  nach  unten,  umge^turzte;  6.  tro* 
chilus,  Einziehung,  Hohlkehle,  aus  zwei  ungleichen  Qua- 
dranten  (scotia);  7.  apophygis,  apo thesis,  Anlauf  oder  Ab- 
lauf  in  einer  gebogenen  Linie;  8.  cymatium  Lesbium,  Welle, 
Kamies;  a.  rechter  Kamies  (gola  dritta,  der  untre  Qua- 
drant auswarts),  «.  steigend  (sima) ,  p.  fallend ;  b.  verkehrter  3 
Earnies  (gola  rovescia),  a.  steigend,  ]?.  fallend.  Mehrere 
dieser  Glieder  gestatten  eine  Unterhohlung ,  die  im  Aufrisse 
der  Gesammtilache  nicht  sichtbar  ist,  aber  fur  den  Anblick 


372  Architeklonik.  [275] 

von   unten    eine   wohlthatige  Absonderung   und  Schattirung 
hervorbringt. 

2.  Der  Gegensatz  von  Doricum  und  Lesbium  cymatium  h&n^  damit 
zusammen,  dass  die  Dorier  die  einfachsten  Glieder,  z.  B.  den  einfachen 
Quadranten,  anwandten;  die  Lesbier  dagegen  in  die'Kunst  mehr  Ab- 
wechselung  zu  bringen  suchten,  daher  ibre  oUodo/iiij  nach  Aristot.  Etb. 
Nik.  V,  10,  7  und  Michael  Ephes.  zur  Stelle,  einen  beweglichen  navoiv 
erforderte. 

Die  Verzierungen,  'die  sich  an  diese  Glieder  anschliessen ,  kommen 
meist  frQher  gem  all  vor,  ebe  sie  in  Marmor  ausgefiihi-t  warden.  Der 
Torus  erhalt  Canneluren  oder  ein  Geflecht  von  Bandem,  der  Astragalus 
die  Perlen  (astrag.  Lesbius  Perlenstab,  Paternoster),  der  Echinus  die  Eier 
und  Schlangenzungen  (ovi,  ovali),  das  Lesbische  G3rmatiuni  Bl&tter  (oder 
lieber  Muscheln,  xdlzcct  in  der  Inschr.  vom  Erechtheion  G.  I.  p.  282),  die 
Taenia  die  Maeander-Verzierung  &  la  Grecque.  Der  sog.  Adierschnabel, 
d.  h.  ein  nach  unten  gekehrter  Wulst  mit  einer  UnterhOhlung ,  erscheint 
bei  bemalten  Tempeln  als  Ueberschlag  von  Schilf bl&ttem ,  die  darauf  an- 
gegeben  sind  und  unter  demselben  fortlaufen.  Der  Echinus  mit  dem 
Astragalus  heisst  als  ein  besonders  eingefQgter  Stein  in  der  erw&hnten 
Inschr.  yoyyvlog  Xld-og,  In  Griechenland  sind  die  architektonischen  Ver- 
zierungen mehr  aus  freier  Hand ,  bei  den  ROmem  auf  mechanische  Weise 
gezeicbnet  worden. 

3.  Die  Griechen  liebten  in  der  besten  Kunstzeit  diese  UnterhOhlungen 
sehr;  sie  finden  sich  unter  den  Kranzleisten,  und  an  Gesimsen  der  Gebalke 
und  Pilaster  unter  dem  Wulst. 


8.    Die  Architektnrstiicke. 

1  275.  Die  Architekturstucke  sind  Zusamraensetzungen 
geometrischer  Formen,  welche  schon  die  bestimmte  Richtung 
auf  architektonische  Zwecke  in  sich  tragen,  aber  diese  doch 
in  der  Regel  erst  erfullen,  wenn  sie  zu  einem  grossem  Ganzen 
vereinigt  werden.    Sie  zerfallen  in  tragende,  getragne  und  in 

2  der  Mitte  stehcnde.  Unter  den  tragenden  ist  die  Saule 
die  natiirlich  gegebne  Form,  wo  eihzelne  Punkte  auf  mog- 
lichst  sichre  und  dauerhafte  Weise  zu  unterstutzen  sind,  von 
denen  alsdann  durch  die  Cohaerenz  der  Masse  das  Dazwi- 
schenliegende  gehalten  und  getragen  wird.  Die  S&ule  ist 
ein  vollig  in  sich  geschlossener ,  eine  verticale  Achse  um- 
schliessender,  tragender  K5rper,  welcher  einerseits  durch  die 
conische  Form,  oder  Verjungung  (contractura) ,  seine  eigne 
Festigkeit  sichert,  andererseits  durch  die  viereckige  Platte  der 


[276]  ArchiteklurstOcke.    S^iJen.  373 

Gestalt  des  Gebalks  sich  annahert.  Die  besondere  Form  der  3 
Saule  hangt  hauptstchlich  von  der  Art  ab,  wie  diese  tra- 
gende  Platte  mit  dem  obem  Ende  des  Schaftes  verbunden 
und  vermittelt  wird,  was  in  der  Dorischen  Saule  (§.  52), 
welche  die  Bestimmung  der  Saule  am  klarsten  und  reinsten 
ausspricht,  auf  die  einfachste  Weise  durch  eine  anschwellende 
Ausbreitung  geschieht,.  womit  die  lonische  (§.  54)  uber- 
hangende  und  sich  gleichsam  elastisch  vordrangende  Zierathen 
verbindet,  bis  die  Eorinthische  an  die  Stelle  der  ein- 
fachen  Anschwellung  der  Dorischen  Gattung  einen  sich  all- 
mahlig  erweitemden,  mit  Vegetation  reich  umwachsenen 
schlank  emporstrebenden  K5rper  setzt.  Dabei  nimmt  das 
lonische  Capital  das  Dorische,  das  Korinthische  die  charak- 
terischen  Formen  des  lonischen  in  sich  auf,  nach  dem  durch- 
gangigen  Bestreben  der  Griechischen  Kunst,  bei  neuer  Entwicke- 
lung  von  der  fruhem  Form  nichts  ohne  Grund  aufisuopfem. 

2.  Marquez  Deir  ordine  Dorico.  R.  1803.  8.  [Antolini  Tord.  Dorico 
ossia  il  tempio  d'EreoIe  a  Cori.  R.  1785  f]  Normand  Nouv.  purall^le 
des  ordres  d'architecture ,  fortgesetzt  von  J.  M.  Mauch.  6.  1832.  G.  A. 
Rosenthal  Von  der  Entstehung  und  Bedeutung  der  archit.  Formen  der 
Griechen  (aus  Crelle's  Joarnal.fiir  Baukunst  III.)  B.  1830.  (Geistreiche 
Bemerkungen  ilber  die  ersten  beiden  Ordnungen,  uugerechte,  wie  mir 
scheint,  ilber  die  Korinthische.)  J.  H.  Wolff  Belr.  zur  Aesthetik  der  Bau- 
kunst oder  die  Grundsdtze  der  plastischen  Formen  nachgewiesen  an  den 
Haupttheilen  der  Griechischen  Archit.  Mit  28  Kpftf.  1834.  (Jen.  L.Zeit. 
1835.  N.  39.)    Kugler  Polychromie  S.  36  ff.  * 

276.  Fur  jede  Saulenordnung  muss  man  verschiedne  1 
Perioden  der  Entwickelung  und  Gestaltung  unterscheiden.  Fur 
die  Dorische:  1.  die  alte  stammige  Saule  des  Peloponnes 
und  Siciliens  (§.  53.  80.  A.  11.) ;  2.  die  spater  in  Sicilien 
ubliche,  etwas  schlankere  und  sehr  stark  verjungte  (§.  109. 
A.  IV.);  3.  die  erhaben  graciose  des  Perikleischen  Athen 
(§.  109.  A.  I.);  4.  die  verlangerte  und  geschwachte  der  Make- 
donischen  und  Romischen  Zeit  (§.  109.  A.  14.  153.  A.  3.  190. 
A.  1,  II.  259);  5.  die  Versuche,  ihr  einen  reicheren  Charakter 
zu  geben,  besonders  an  Ehrensaulen  (§.  191.  A.  1).  Fur  die  2 
lonische:  1.  die  in  lonien  ausgebildete  einfache  Form, 
theils  mit  gradlinigem,  theils  mit  ausgebogenem  Canal  (§.  109. 
A.  III.);   2.  die  reichere  und  zusammengesetztere  am  Tempel 


374  Architektonik.  [277] 

der  Polias  (g.  109.  A.  4),  und  andre  Nebenformen  in  ver- 

schiednen  Griechischen   Stadten;    3.  manche    in  Romischer 

Zeit  gemachte  Versuche ,   ihr  abwechselnderen  Schmuck  von 

3  Sculptur  zu  geben  (§.  190.  A.  4).    Fur  die  Korinthische: 

1.  die  noch  schwankenden  oder  willkurlich  abweichenden, 
zum  Theil  dem  lonischen  Capital  noch  sehr  nahe  stehenden 
Formen  in  Phigalia,  am  Didymaeon,  am  Denkmal  des  Lysi- 
krates  und  Thurm  des  Kyrrhestes,  auch  in  Pompeji  (§.  108. 
A.  4.  109.  A.  12.  15.  153.  A.  4);  2.  die  festen  Formen 
der  ausgebildeten  Ordnung  (§.  153.  190—192);  3.  die  uber- 
ladne  Nebenform  des  compositen  Capit&ls  (§.  189.  A.  4); 
4.  Variationen  durch  Zufugung  von  Figuren,  z.  B.  Victorien, 
Trophaen,  Flugelpferden,  Delphinen,  Adlem:  Vorspiele  man- 
cher  roh  phantastischen  vorgothischen  Formen. 

1.  Dabei  ist  aber  auch  zu  bemerken,  dass  inan  der  Dorischen  Ord- 
nung leicbtere  Verhftltnisse  gab  in  Sftulenhallen  als  an  Tempeln,  wie 
VitruY  V,  9  und  die  Porticus  von  Messene  und  Solus  zeigen.  Das  Maass 
der  S&ule  ist  der  untre  Diameter,  oder,  bei  stftrkem  S&ulen,  der  halbe 
Diameter,  modulus. 

2.  Der  mit  Blumenwerk  geschmflckte  Hals  der  Ion.  Sfiulen  am  T. 
der  Polias  (av^ifiiov  in  der  Inschr.)  flndet  sich  ^bnlich  in  Laodikeia  am 
Theater  wieder.    Ion.  Ant.  ch.  7.  pi.  50.    Eine  Nebenform  bilden  die  Ion.  . 
Gapitftle  an  Gr&bem  von  Kyrene,  mit  einem  Blatt  unter  dem  Canal,  unter 
einem  Dorischen  Gesimse.    Pacho  pi.  43. 

3.  Kyrene's  Ruinen  fiberzeugeu  wieder,  wie  zahlreiche  Modiiicationen 
sich '  die  Griechischen  Baumeister  heim  Korinthischen  Capit&l  erlaubten. 
Pacho  pi.  27. 

1  277.  Die  drei  Haupttheile  der  Saule  sind:  I.  Spira, 
Fuss  oder  Basis.  Diese  giebt  der  Saule  ausser  einer  brei- 
teren  viereckten  Grundlage  eine  Art  von  Gurtung  am  un- 
teren  Schaftende,  sie  ist  daher  fur  schlankere  und  mehr  ent- 
wickelte  Saulenformen  zweckmassig,  wahrend  die  Dorischen 
Saulen  der  drei  ersten  Arten  unmittelbar  von  der    Grund- 

2  flache  aufsteigen.  Hauptarten ,  neben  denen  theils  Verein- 
fachungen,  theils  weitere  Combinationen  stattfinden :  A.  Atti- 
curges;  1.  plinthus  oder  Platte;  2.  torus;  3.  scotia  s.  tro- 

3  chilus;   4.  ein  zweiter  oberer  torus.    B.  lonica;    L  plinthus; 

2.  trochilus;  3.  ein  oberer  trochilus;  4.  torus;  wobei  vor^ 
bereitende    und    trennende  Leistchen   nicht   gerechnet   sind. 

4II.  Scapus,   Schaft.     Dieser    ist  in   der  Regel  cannelirt 


[277J  Theile  der  SAulen.  375 

(^a^danog),  wobei  die  Saule  durch  die  verticalen  Streifen  an 
scheinbarer  Hohe,    und    durch    das    lebendigere   Spiel   von 
Licht  und  Schatten  an  Reiz  gewinnt.    Dadurch  zerfillt  die 
Aussenflache  der  Saule  entweder  in  blosse  Hohlkehlen  oder 
Canneluren    (striatura  Dorici   generis),   oder   in   Canneluren 
und  Siege   (striae  et   striges).     Bei  dem  Schaft  beobachtet  5 
man    an   den   jungem    Dorischen    und    andem   Saulen   die 
adieclio ,  ivmatg  oder  Schwellung.    III.  C  a  p  i  t  u  1  u  m ,  xio-  6 
KQavofy  inittgaifov,  xaqpaAi},  Capital.    A.  Doricum,  zerfallt 
in:  hypotrachelium ,  Hals,  mit  den  Einschnitten  als  Abson- 
derung  vom  Schaft;  2.  echinus,  mit  den  annuli  o^ev  Ringen 
(ursprunglich   wohl  Metallreifen   um   das   holzerna  Capital); 
3.  plinthus  s.  abacus   (bei  Vitruv   und  an  R5mischen  6e- 
bauden  mit   einem  cymatium).    B.  lonicum:   1.  hypotrache-  7 
lium  (nur   in   der  zweiten  Gattung);    2.  echinus  mit  einem 
astragalus  Lesbius   darunter   (einem   torus   daruber  nur   in 
der  zweiten  Gattung);   3.  canalis,  der  Canal,   und  die  vo- 
lutae,  Schnecken,  mit  den  oculi  et  axes,  Augen   und  Sau- 
men ,   an  zwel  Seiten ;   an  den   beiden  andem  die   pulvini, 
Polster,   mit   den  baltei,   Gurten   (welche  Seiten   beim   ge- 
wohnlichen  Capital  mit  jenen  beiden  abwechseln,  beim  Eck- 
capital    aber    aneinanderstossen) ;    4.    abacus    et   cymatium. 
C.  Corinthiurges.    Zwei  Haupttheile:   1.  calathus,  der  Kelch  8 
des   Capitals;   dessen  Ornamente   sich  in   drei  Streifen   er- 
heben:  a.  acht  Akanthusblatter;  b.  acht  Akantbusblatter  mit 
Stengeln  (cauliculi)  dazwischen ;  c.  vier  Schnecken ,  und  vier 
Schndrkel    (helices),    mit   Akanthus-i^nospen  und   Blattem. 
S.  abacus,   aus   cymatium  und  sima,  oder  auch  anders  zu- 
sammengesetzt,  mit  vorspiingenden  Ecken,  an  den  eingebognen 
Stellen  mit  Blumen  verziert. 

3.  Diese  Basis  faerrscht  wirklich  in  lonien  durch;  doeh  findet  sich 
in  den  TrQmmem  des  Heraeons  auf  Samoa  eine  einfachere  Form,  aus  einer 
mit  vielen  BSUidern  gleichsam  zusammengeschnfirten  Kehle  und  einem  PfQhl. 

5.  Sehr  zu  unterscheiden  ist  die  bauchige  Schwellung,  wovon  §.  80. 
A.  II,  1—4,  und  die  graci5se,  §.  109.  A.  2.  Genaue  Messungen  daraber 
giebt  Jenkins  Antiq.  of  Ath.  Suppl.  pi.  4.  5.  8  FXtl  i)  eivaylvtpri  itaga 
Toig  a9;i;ircxro0i.  Hesych.  Dorische  GapiUUe  auf  Delos  mit  Band  statt 
des  Rings.    Kunslbl.  1836.  N.  17.  ^ 

Halbsaulen,  welche  strenggenommen  gegen  das  Prinzip  der  Sftule 


376  Architektonik.  (278J 

slreiten ,  aber  besonders  durch  das  Beddrfniss  der  Fenster  gerechtfertfyi 
werden  kOiinen,  finden  sjjch  wenigstens  schon  01.  90.  S.  §.  109.  A.  4.  vgl. 
15.  20.    Die  Pbigalischen,  §.  109.  A.  12,  sind  mehr  als  Halbsfluleu. 

1  278.  Von  der  Saule  unterscheidet  sich  der  Pfeiler, 
pila,  durch  die  engere  Beziehung,  in  der  er  zur  Mauer  steht, 
um    derentwillen    er   in    der    strengen    Architektur    immer 

2  als  ein  Stuck  Mauer  behandelt  wird.  Indess  wird  er  auf 
der  andem  Seite  doch  auch  zugleich  von  der  Sftule,  mit 
der  er  oft  in  gemeinschaftlicher  Reihe  zu  stfltzen  und  zu 
tragen  bestimral  ist,  angezogen,  und  entlehnt  von  ihr  theils 
Verzierungen ,  besonders  des  Capitals,    theils  auch  bisweilen 

3  die  Verjungung  der  Starke,  selbst  die  Entasis.  Hauptarten 
der  Pfeiler  sind:  1.  abgesondert  stehende  Pfeiler  oder  Slan- 
der, zum  Beispiel  bei  einer  aus  Teppichen  gebildeten  Wand, 
pilae,  (jra&fAoi\  oQ^oardrai;  2.  Pfeiler,  welche  den  Schluss 
einer  Wand  verstarken,  Eckwandpfeiler,  antae,  nagaarndfc, 
(fXtca;  3.  Pfeiler,  welche  die  Wand  gegen  die  Thure  ab- 
grenzen,  Thurpfosten,  postes,  ara&fioi,  :raQaarddeg;  4.  Pfeiler, 
welche  aus  einer  Wand  hervortreten ,  es  sei  um  eine 
sich  anschliessende  Saulenreihe  vorzubereiten  und  ihr  als 
Stutze  zu  entsprechen,  oder  im  Geist  der  spatem  Archi- 
tektur    aus     dem     blosseri    Streben     nach    Unterbrechung, 

4  Wandpfeiler,  Pilaster,  naQaardrai,  oQ^ooTarai;  5.  Strebe- 
pfeiler,  anterides.  Endlich  gehoren  hierher  auch  kurzere 
und   abgebrochne   Pfeiler,    sie   mogen    als   Postaraente   fur 

5  Saulen  (stylobatae) ,  oder  fur  andre  Zwecke  dienen.  Die 
Haupttheile  des  Pfeilers  sind:  1.  der  Fuss,  spira,  mehr  bei 
der  lonischen  als  der  Dorischen  Ordnung ;  2.  der  Schaft  oder 
Wurfel,  truncus;  3.  das  Capital,  smxQarov,  pt^Tionovy  welches 
immer  leichter  als  bei  den  Saulen  ist,  und  entweder  gesims- 
artig  aus  einfachen  Gliedem  (z.  B.  Band  mit  Ringen,  Welle, 
Wulst,  Kehle,  Platte)  zusammengesetzt ,  oder  nach  Analogie 
des  Saulencapitals  geschmuckt  wird. 

3.  Die  Ausdrdcke  ffir  Pfeiler  und  Pilaster  sind  ^hr  schwankend. 
^Ogd'oaraTai  sind  abgesonderte  Slander  Eurip.  Ion.  1148,  SSluIen  Eurip. 
Ras.  Herakl.  975,  Strebepfeiler  Vitruv  II,  8;  Anlen  u.  Pilaster  in  der  hier 
oft  beriicksichtigten  Inschr.  C.  I.  n.  160.  IJttQaozdg  ist,  abgesehen  von 
den  Fallen,  wo  es^  so  wie  ^rpoarag,  von  einer  ganzen  Halle  steht,  eine 
Anta  (Schneider  ad  Vitr.  VI,  7,  1);  heisst  aber  auch  die  Thurwand,  der 


[279]  Pfeiler.  377 

Thflrpfeiler,  Eurip.  Phoen.  426.  Pollux  I,  76.  X,  25,  vgl.  Eur.  Androm. 
1126  und  dieselbe  Inschr.  p.  280;  bei  Athen.  V,  p.  196  scheint  es  ein 
ft'eistebender  Pfeiler,  bei  Hesych.  eine Halbsfiule.  Parastatae  sind  bei 
Yitruv  Pilaster,  auch  freistehende,  wie  bei  seiner  basilica  Col.  lul.  Fanestri. 
Parastaticae  bei  Plin.  und  in  Inscbr.  sind  Pfeiler.  Die  qiliai  xtov 
v€iov,  woran  die  nQo^tviai  angescbrieben  (Polyb.  XII,  12,  2),  werden  be- 
sonders  durcb  die  Vergleichung  der  Stelle,  wo  an  dem  T.  in  Keos  (Broend- 
sted  Voy.  I.  p.  19)  fibnliche  Decrete  standen,  deutlich;  in  demselben  Zu- 
sammenhange  kotnmt  naQaatng  bei  Cbandler  I,  o9,  1  vor.  Bei  Plinius 
XXXVI,  56  beisst  ein  Pfeiler  auch  columna  Allica,  vgl.  Nonius  p.  30. 

5.  Am  Parthenon  ist  das  gesimsartige  Pilastercapit^  besonders  reich 
zusammengesetzt ;  es  hat  einen  obem  unterhOhlten  Echinus,  und  einen 
untern  mit  der  Eierverzierung.  Am  T.  der  Polias  nimmt  es  die  Blumen- 
Ornamenle  des  Halses  {dv9i/iiov)  vom  Ion.  Capital.  Die  Zierden  des 
lonischen  CapjtSls,  nur  recht  leicht  und  schmal  gehalten,  mit  arabesken- 
ai-tigen  Sculpturen,  zeigtdas  Antencapitalam  Didymaeon  und  den  Propylaeen 
von  Priene,  §.  109.  A.  15.  16.  Korinthische  Pilastercapit&Ie  §.  109.  A.  5.  b 
und  sonst. 

279.  Einzeln  stehende  Pfeiler  oder  Pilaster  vertretende 
Bildsaulen,  welche  Atlanten,  Telamonen,  Karyatiden 
heissen,  wendet  die  Griechische  Architektur  sehr  massig  und 
nie  ohne  eine  besondre  Beziehung  auf  den  Zweck  und  die 
Bedeutung  des  Gebaudes  an:  viel  haufiger  waren  solche 
Stutzen  bei  Dreifussen,  Kesseln,  Thronen,  Fussschemeln  und 
andern  Gerathen. 

Vgl.  §.  109.  A.  4.  20,  uber  die  Jungfraun  der  Pallas  Polias  und  die 
Giganten  des  Giganten  •  Ueberwinders  Zeus.  "AtXuvtss  schmilcken  die 
Aussenseite  des  Schiffes  des  Hieron,  Athen.  V,  208.  b.  vgl.  Naevius  bei 
Prlscian  VI.  p.  679.  Atlantes  gibbosi,  Servius  zu  Aen.  I,  746.  Martial 
Epigr.  VI,  77.  {Thermen  von  Pompeji,  Grab  zu  Tarquinii.)  Die  RSmer 
nannten  solche  Figuren  Telamones  (C.  I.  II.  p.  76.  79.  n.  2053*'.  2056. 
R.  Rocbette  Atlas  p.  62.  78)  und,  was  frQher  xogai  hiess,  Caryatides. 
Vitr.  VI,  10.  S.  Hirt,  Mus.  der  Allerthums-W.  I.  8.  271.  Boettiger,  Amalth. 
III.  S.  37.  Vgl.  Stuart  in  der  neuen  (Deutschen)  Ausg.  1.  S.  488  ff.  [Preller 
de  causa  nominis  Caryatidum  Annali  d.  Inst.  a.  XV.  p  396—406.]  —  Die 
Figuren  an  den  obern  Pfeilern.  der  Halle  von  Thessalonike  (§.  192.  A.  5), 
Incantada  genannt,  sind  keine  Atlanten,  sondem  blosse  Reliefs  an  den 
Pfeilern  einer  oberen  Sloa.  —  In  Delos  fmden  sich  auch  Vordertheile  von 
Rindem  als  Pfeilercapital  und  als  Verzierungen  von  Triglyphen  angebracht 
(ahnlich  wie  in  Persepolis).    Kinnard  Antiqq.  of  Athens,  Suppl.  pi.  5. 


378  AKhitektonik.  [S80] 

1  280.  Die  Mauer  (miirus,  ntiog)  oder  Wand  (paries, 
roTxog)  ist  die  Fortsetzung  des  Pfeilers,  welche  aber  zugleich 
die  Analogie  der  S&ule  vollst&idiger  verlasst,  indem  bei  der 
S^ule  das  Stutzen  als  alleiniger,  bei  der  Wand  neben  dem  Stutzen 

2  das  Einschliessen  als  hauptsachlicher  Zweck  hervortritt.  Sie  er- 
halt  indess  oft  nach  Art  der  Pilaster  drei  Theile,  den  Fuss, 
den  Wurfel,  und  eine  Art  Capital  oder  Sims,  welche  Begriflfe 
bier  zusammenfallen  {ittUqavov^  ^gtr^^og).  Als  Capital  erscheint 
dieser  Theil  mehr,  wenn  ein  Gebalk  uber  der  Mauer  liegt; 
als  Sims,  wenn  die  Mauer  fiir  sich  allein  als  eine  Ein- 
fassung  ihren  Zweck  erfullt,  in  welchem  Fall  sie  von  dem 
deckenden  und  schutzenden  Sims,  ^Qiy^togy  selbst  den  Namen 

3  erh&lt.  Niedrige  Mauem  kommen  erstens  unabhangig  fur 
sich  als  Umz&unungen  vor  (maceria,  (dfiaaia)\  dann  aber 
als  Untersitze  der  Hauptwande,  um  diese  uber  den  ge- 
wOhnlichen  Boden  zu  erheben  und  schon  den  Fuss  derselben 

4  sichtbar  zu  machen.  Solche  Untermauem ,  welche  wenig 
vor  der  Hauptwand  vortraten,  mit  oder  ohne  Stufen, 
heissen  ligrinUitg,  crepidines,  Sockel;  hdhere  und  zierlicher 
behandelte  Unters&tze  oder  Postamente  von  SHulenbauten 
heissen  stereobatae,  stylobatae  (bei  Vitruv),  podia;  sie  haben 
einen    Fuss    (quadra,    spira),    Wurfel    (truncus)   und    Sims 

5  (corona).  Auch  die  Stufen  dienen  oft  hauptslichlich  zu  hdherer 
Erhebung  eines  Gebfiudes  uber  den  Boden;  dann  werden 
durch  eingelegte  Zwischenstufen  Treppen  und  Zugange  ge- 
wonnen.  Zu  den  niedern  Mauem  gehort  auch  eine  zwischen 
Pfeilern  oder  Saulen  eingefugte  steineme  oder  hSlzeme  Brust- 
lehne  (pluteus  oder  pluteum),  an  deren  Stelle  auch  metallne 
Gitter  (datri,  cancelli,  reticula)  treten  kdnnen. 

2.  Diese  ^ifiyxol  bildeten  als  Einfassungen  von  Tempein  und  Pal- 
Iftsten,  mit  grossen  Hoflhilren  (tt^Ulois  ^vQaig)  in  der  Mitte,  und  dem 
Prospekt  des  HauptgebAudes  darQber,  den  gewOhnlichen  Haupttheil  der 
tragischen  Scene. 

4.  Die  zahlmchen  Uutersuchungen  aber  die  scamilli  impares  des 
Vitruv  am  Stereobat  und  GebAlk  (s.  u.  A.  Meister,  N.  Commentar.  Soc. 
GotU  VI.  p.  171.  Guattani  Mem.  encid.  1817.  p.  109.  Hirt  Baukunst 
S.  57.  Stieglitz  Archaeol.  Unterh.  I.  S.  48)  scbeinen  darauf  zu  f&hroi,  dass 
sie  gar  kein  wahrnehmbares  Giied  der  Architektur,  sondem  nur  eine  beim  Bau 
gebrauchte  Vorrichtung  beieichnen,  um  dem  Stylobat  und  Gebftlk  die  (nach 


[281]  Mauern,  ThQren,  Fenster.  379 

Titruy)  optnch  nothwendige  Ausbauchung  zu  geben.   Die  zweiinal  fiber  der 
€oronadnes  kunenPfeilerserwftbnte  lysis  istwahrscbeinlichein  kleinerWulst 

Ueber  Theaterstufen  §.  289.  A.  6.  Von  Treppen  bandelt  Stieglitz 
ArclL  Unt.  I.  S.  121.  Graecae  scalae  .  .  .  omni  ex  parte  tabularum  com- 
pagine  daosae.    Serv.  zur  Aen.  IV,  646.    Gellius  N.  A.  X,  15,  29. 

6.  Ueber  die  plulei  besonders  Vitruv  IV,  5.  vgl.  V,  1.  7.  10.  Oefter 
bilden  solche  Bnlstungen  oder  Gitter,  indem  sie  zwischen  Anten  und 
S&ulen  eingefQgt  sind,  und  eine  M aner  vertreten,  einen  Pronaos  wie  §.  109. 
A.  1.  9.  Beim  Palmyreniscben  T.  §.  192.  A.  5  ist  wegen  der*  plutei  die 
TbOre  zwischen  die  Sftulenreihe  gelegt,  wie  in  Aegypten.  §.  221.  Gitter 
und  Gitterthdren  (%iynXl9tg  G.  I.  481,  datri,  datratae  fores)  zwisdien  den 
Sftulen  eines  tholus  monopteros  und  peripteros  sieht  man  auf  dem  Rdief 
bei  Winckelm.  W.  I.  T.  15.  16.  H5lzeme  Versdilftge,  d^tpantoty  waren 
in  Athen  als  Einz&unungen  von  VorhOfen  gewOhnlich,  s.  besonders  Schol. 
Aristopb.  Wesp.  405. 

281.     Die    Wand   wird,    in   ihrer    Bestimmung    einzu- 1 
schliessen,  modiflcirt  durch  das  Bedur&iiss  des  Einganges,  so- 
wohl  von  Menschen,  wie  von  Luft  und  Licht.    Daraus  ent- 
stehen  Thuren   und  Fenster.    Die  Formen   der  Thur- 
einfassung  ahmen  die  des  Gebalks  in  den  verschiedenen 
Ordnuhgen  (§.  S82).  nach.    Man  unterscheidet:  A.  Dorische  2 
Thuren;  diese  bestehen  aus  1.  antepag mentis,  Verkleidungen, 
welche,  zusammen  mit  dem  2.  supercilium,  der  Oberschwelle 
Oder  dem  Sturz  (Cvya),  die  ThurSfifnung  (lumen  ostii)  ein- 
schiiessen,    und    mit    Cymatien    und    Astragalen    eingefasst 
werden.    Dazu   tritt   uber  dem   Sturz  3.  das   hyperthyrum, 
Thurgesims,  bestehend  aus  Cymatien,  Astragalen  und  dem 
schiitzend   vortretenden   Kranzleisten ,    corona.     B.   lonische 
Thuren;     auch    hier     1.    antepagmenta    {ngoarofiiaTa?)    und  3 
2.  supercilium,   welche  beide  nach  Art  des  lonischen  Archi- 
travs    in    Streifen,    corsae,   mit   Astragalen    getheilt    wer- 
den;  3.  das   hyperthyrum,    an    welchem    rechts  und  links 
4.   die    ancones    oder    parotides    (oSra    in    Athen    genannt), 
die    Kragsteine     oder    SeitenroUen,     h&ngen.      G.    Attische  4 
Thur,  Atticurges,  der  Dorischen  ahnlich,  nur  dass  sie  von* 
der  lonischen   die  Streifen   entnimmt.     Aehnliche,   nur  ein-  5 
fachere  Einfassungen   batten    die  Fenster,   ^giSeg.  —  Bei 
beiden ,   besonders   den  Thuren ,    trug   die   F  u  1 1  u  n  g   sehr  6 
viel    zum    Glanz   der    alten    Tempel    bei,    und    muss,    bei 


380  Architektonik.  [288] 

Restaurationsversuchen,   als    ein   fur   den  Gesammteindrack 
sehr  wesentliches  Stuck  mil  aufgenommen  werden. 

1.  Vitruv  hat  indess  hierbei  keinen  dem  Fries  entspiechenden 
Theil;  indem  das  supercilium  dem  Architrav,  das  hyperthyrum  dem  Ge- 
sims  fthnlich  ist.  Doch  finden  sich  auch  Friese  an  den  Tbaren,  tbeils 
ganz  umherlaufend  wie  an  der  Prachthflre  des  T.  der  Polias,  theils  nur 
unter  dem  Thflrgesims  wie  an  ROmischen  Gebduden.  Die  zahlreichen 
ThQren  der  Grftber  von  Kyrene  haben  imroer  nur  Stui-z  und  Gesims,  dabei 
Ankonen  Von  einfacher,  aber  sehr  eigenthjimlicher  Form.  Die  Schatten 
gebende  otpQvg  aber  einer  HausthOre  bei  Liban.  Antioch.  8.  239.  R.  ist 
mehr  hyperthyrum  als  sapercilium.  [Donaldson  a  collection  of  the  most 
approved  examples  of  doorways.  L.  1833.  4.  Einer  aus  der  Zeit  der 
Grftber  von  Bournabat  bei  Smyrna.] 

6.  Die  ThQrflflgel  (valvae,  mit  sea  pi,  Schenkein,  impages,  Leisten, 
und  tympana,  FQllungen)  waren  oft'  vergoldet  {^vgacat  xQ^oalai  d^ffaig 
Aristoph.  YOgel  613),  oft  auch  chryselephantin,  wie  die  hochberQhmten 
Thflreh  im  Pallas-T.  zu  Syrakus  (Cic.  Verr.  IV,  56),  wo  die  Grorgonen- 
k^pfe,  aus  der  Mythologie  der  Pallas,  far  die  sonst  vorkommenden  LOwen- 
k5pfe  gebraucht  sind.  Aehnliche  Thdren  beschreiben  Properz  11,  31,  11. 
Vii-gil  G.  Ill,  26.  Wegen  der  Anstalten  zum  Verschliessen  s.  besonders 
Salmas.  Exerc.  Plin.  p.  649  sq.  Boettiger  Kunstmythologie  S.  258.  Becker 
Gallus  II.  S.  253.  Dass  die  Angeln,  wie  an  den  kyklopischen  ThAren  §.  46. 
A.  2,  auch  spftter  noch  in  der  ThClrschwelle  sassen,  dient  zur  Erklftrung 
von  Soph.  Oed.  Tyr.  1261.    Eurip.  Ras.  Herakles  1002.    Theokr.  24,  15. 

Die  Fenster-Verschliessung  geschah  theils  durch  Laden  (vgl. 
die  angustae  rimae  bei  Pers.  HI,  2),  theils  durchsichtige  StofTe,  lapis  spe 
cularis  Oder  Marienglas,  lapis  phengites  (besonders  seit  Nero;  man  wandelte 
darin  tanquam  inclusa  luce,  non  transmissa),  Glas  vitrum,  (vaXog),  ent- 
weder  candidum  (IcvxiJ),  oder  varium,  auch  versicolor  {ccllacaovccc}, 
Vgl.  Hirt,  Gesch.  der  Baukunst  III.  S.  66.  §.  316. 

1  282.  Das  Gebalk,  derjenige  Theil  des  Gebaudes, 
welcher  die  eigentlich  stulzenden  Glieder  mit  den  unmittelbar 
deckenden  vermittelt,  zerfallt  naturlich  in  drei  Theile:  1.  in 
den  die  Stiitzen  zu  Reihen  vereinigenden ,  das  Architrav; 
2.  in  den  die  dadurch  gebildeten  Wande  zusammenspannen- 
den,  den  Fries,  der  wenigstens  ursprunglich  dieser  Bestimmung 
geniass  aufgefasst  wurde;  3.  in  den  schon  dem  Dache  ange- 

2  hSrigen  vorliegenden  und  deckenden  Theil,  Gesims.  I.  Ar- 
chitrav, epistylium,  Hauptbalken,  Unterbalken.  A.  Dori- 
sches,  glatt,  mit  der  taenia  daruber,  an  welcher  unter  den 


[282]  Gebfilk.  381 

Triglyphen,  die  regula,  das  Riemlein,  mit  den  guttae, 
Tropfen ,  sitzt.  B.  lonisches ,  bestehend  aus  zwei  oder  ge-  3 
wohnlich  drei  fasciae,  und  dem  cymatium  cum  astragalo 
et  quadra  daruber.  Dasselbe  wird  auch  uber  Eorinthische 
Saulen  gelegt.  11.  Fries,  ioivrj ,  dtdCojfia.  A.  Dorischer :  4 
1.  triglyphi,  Dreischlilze,  uber  •  alien  Sftulen  und  Inter- 
columnien  (nach  Eustratius  zu  Aristoteles  Ethik  ad  Nicom. 
X,  4,  2.  Zell.  /JLovxXov),  woran  die  femora  (m»/4»o^,  Stege), 
canaliculi  (Schlitze),  semicanaliculi  und  ein  capitulum  zu 
unterscheiden  sind ;  2.  metopae,  Metopen.  B.  lonischer  und  5 
Korinthischer,  welcher  von  den  an  der  glatten  Flache  desselben 
aus  Metall  oder  Stein  angebrachten  Reliefs  (Figurenreihen, 
Bukranien  mit  Blumengewinden ,  oder  andem  arabesken- 
artigen  Verzierungen)  zophorus  heisst,  mit  einem  cymatium 
daruber.  Der  Dorische  Fries  erinnert  durch  seine  Zusammen-  6 
setzung  an  die  ursprungliche  Bestimmung  des  Frieses  (§.  52) ; 
zugleich  setzen  die  Triglyphen  durch  aufrechte  Stellung 
und  verticale  Theilung  das  Emporstreben  der  Saulen  fort, 
und  bringen  einen  belebenden  Gegensatz  in  das  Gebalk, 
der  erst  im  Gesims  sich  vollig  in  horizontale  Erstreckung 
auflost.  In  der  lonischen  Architektur  ist  der  Fries  mehr 
ein  Ornament  des  Gebaudes  ohne  die  wesentliche  Bedeutung 
des  Dorischen.  III.  Gesims.  A.  Dorisches:  1.  cymatium 
Dor.;  2.  corona,  yeiaov,  der  nach  alien  Seiten  schrag  vor-  7 
hangende,  aber  senkrecht  abgeschnittene  Kranzleisten ,  dar- 
unter,  uber  alien  Triglyphen  und  Metopen,  die  Dielenkopfe 
(mutuli),  woran  die  Tropfen  sitzen;  3.  ein  zweites  cymatium; 
4.  sima,  der  Rinnleisten,  mit  den  Lowenkopfen  uber  den 
Saulen.  B.  lonisches:  1.  denticuli,  Zahnschnitte,  nebst  der  8 
intersectio,  ft«Toxr/,  den  Ausschnitten ;  2.  ein  cymatium; 
3.  corona,  mit  i-undem  Ausschnitt  des  untem  Profils;  4.  cy- 
matium; 5.  sima.  C.  Korinthisches,  dem  lonischen  ahnlich, 
nur  dass  unter  dem  Kranzleisten  die  Kragsteine,  ancones 
s.  mutuli,  deren  Form  aus  Voluten  und  Akanthusblattern 
^usammengesetzt  ist,  als  Trager  vortreten.  Bei  jeder  Gattung  9 
ist  verhaltnissmassige  Hohe,  Starke  und  Einfachheit  Zeichen 
des  fruhem  Alterthums;  Zusammenziehung  der  glatten 
Flachen,  schmalere  und  dunnere  Gestalt,  so  wie  reichere  Ver- 
^ierung  Kriterion  des  spatem. 


382  Architektonik.  [283] 

2.  Tropfen  in  fortlaufender  Reihe  ohne  Triglyphen  sind  im  A]ter- 
thum  nicht  ganz  selten,  am  Pronaos  von  Rhamnus,  Thurm  des  Kyrrhestes, 
Kyrenaeischen  6r&bem  (Pacho  pi.  19.  40.  46). 

4.  Triglyphen  wurden  auch  zum  Schmucke  von  Burg-Mauern,  wie 
an  der  Akropolis  von  Athen,  und  Privath&usem  angewandt,  s.  §.  52.  A.  3. 
272.  A.  1.  u.  Epicharm  bei  Aihep.  VI.  p.  236  b.  Wenn  sie  fiber  Sftulen 
liegen,  muss  die  Eck-Triglyphe  fiber  die  Axe  der  S&ule  hinausgeriickt 
werden:  eine  Unregelm&ssigkeit,  die  duich  die  statisch  und  optisch  be- 
grdndete  Verengerung  des  letzten  Intercolumnium  gr5sstentheils  aufgehoben 
wird,  aber  bei  manchen  ROmischen  Architekten  zur  Verwerfung  der  ganzen 
Ordnung  benutzt  wurde.  Fruher  erhielten  die  Triglyphen  immer  eine 
blaue  Farbe  (caeruiea  cent  Vilruv).    Broendsted  Voy.  II.  p.  145. 

5.  Die  &lteste  lonische  Architektur,  hatte  gewiss  gleich  fiber  dem 
Architrav  den  Zahnschnitt,  indem  fiber  die  dfinnei'en  Sdulen  auch  nur 
leichte  Latten  statt  der  schweren  Queerbalken  des  Dorischen  Daches  gelegt 
wurden ,  welche  nach  aussen  den  Zahnschnitt  bilden.  Diese  Einrichtung 
findet  man  auch  erstens  in  der  orientalischen  Form  der  lonischen  Bau- 
kunst  (vgl.  §.  54.  244),  in  Persepolis,  in  Telmissos,  in  Phrygien  (§.  241*. 
A.  3),  und  dann  in  der  Earyatidenhalle  zu  Ath6n.  'EniarvXiov  xai  6 
in   ttirov  xoCfAog,  besonders  geweiht  G.  I.  n.  2751.  52.  53. 

7.  8.  Vitruv  leitet  die  DielenkOpfe  von  dem  Vorsprung  der  Sparren, 
den  Zahnschnitt  von  dem  Vortreten  der  Latten  des  Daches  (vgl.  §.  270) 
her,  wogegen  mit  Recht  Ofter  gesprochen  worden  ist.  Die  mutuli  bei  der 
Korinthischen  Gattung  scheinen  bei  ihm  schon  eine  Art  Kragsteine  zu 
sein.?    Sebr  passend  heissen  die  Kragsteine  n^ofiox^-oi  C.  I.  2297. 

1  283.  Die  einfachste  Decke,  ein  querubergelegter  Stein, 
kommt  nur  bei  Monumenten  der  anspruchlosesten  Art  vor. 
Tempel  und  andre  Prachtgebaude  batten  Felderdecken,  lacu- 
naria,  (farvoifiam,  welche  aus  der  Holzs^rbeit,  die  man  auch 
mit  Gold  und  Elfenbein  auslegte,   in  Stein  ubertragen  wur- 

2  den  (§.  53).  Die  Alten  unterscheiden :  1.  die  zunachst  (iber  den 
Architraven  liegenden  Balken  (doxoi,  dovQodoxot) ;  2.  die  uber- 
gelegten  schmaleren  und  ineinandergreifenden  Holzer  (im  All- 
gemeinen  GrgtatTigegy  einzeln  wahrscheinlich  gqrixiaxoi  und 
ifjiawreg  genannt);  3.  die  die  Oefifnungen  fiillenden  Decken 
Oder  Kappen,  xalv/Jtfidria:  welche  Theile  auch  im  Steinbau 
nachgebildet ,  aber  dann  gewohnlich  mehr  im  Ganzen  ge- 
arbeitet  wurden. 

1.    'OQOtprj  (parvais  dictyByXvfifUvTf  Diodor  I,  66.    Chryselephantine 


[284]  Decke,  Dach.  383 

Lacanarien  rechnet  Ennius,  Androm.  p.  35.  Bolhe,  schon  zur  alten  K6nig8- 
pracbt.  Bei  Diodor  III,  47  sind  als  eine  Zierde  der  Felderdecken  ipialui 
ili&oxdXli^rot  erwfthnt.  Laquearii  als  eigene  KOnstler  im  Theodos.  Cod. 
XIII.  i.  4.  2.  -  Der  Rauih  zwischen  den  Lacunarien  und  dem  Dache 
komint  6fter  als  Versteck  vor.  Ygl.  Appian  de  B.  C.  lY,  44.  Tacit.  A.  IV,  69. 
Valer.  Max.  VI,  7,  2. 

2.  S.  besonders  Politu  X,  173  und  die  Untersuchungen  bei  Boeckh 
C.  I.  p.  281,  Tgl.  p.  341.  Damit  ist  die  genauere  Anscbauung,  welcbe  die 
lined,  antiq.  of  Attica  von  den  Lacunarien  Attiscber  T.  geben,  zusammen- 
^halten.  Bei  den  Eleusinischen  Propylaeen  liegen  die  donoi  Hher  dem 
loniscben  Architrav  des  Inneru,  in  diese  greifen  gleich  die  Steinplatten 
mit  den  vertieflen  Feldern  ein.  In  Rbamnus  und  Bunion  sind  aber  diese 
Steinplatten  wieder  so  ausgescbnitten,  dass  sie  quadratiscbe  LOcber  lassen, 
in  welcbe  die  xalvfifinTta ,  welcbe  die  innem  Felder  darstellen,  eingefugt 
sind.  Eben  so  bei  dem  Selinuntiscben  T.,  dessen  Lacunarien  mit  ibrem 
Farbenscbmuck  Hittorf  pi.  40  mittbeilt. 

284.  Das  Dach  war  bei  Privatgebauden  entweder  l 
flach  (d.  h.  mit  geringer  Senkung),  oder  nach  alien  Seiten 
gesenkt,  abseitig,  angelegt;  an  offentlichen  dagegen^  beson- 
ders Tempeln,  mit  Giebeln  nach  den  schmalen  Seiten  ver- 
sehen,  welche  bei  den  Griechen  ungef&hr  ein  Achtel  der  Hdhe 
in  der  Breite  zu  halten  pflegen,  bei  den  Romern  hSher  an- 
steigen.  Zu  dem  Giebel  oder  Fronton j  fastigium,  dtrog,  2 
dirtofia  (vgl.  §.  53)  gehSren :  1 .  tympanum,  das  innre  Giebel- 
feld;  2.  corona  et  sima  uber  dem  Tympaniun;  3.  antefixa, 
Zierden  an  den  Ecken  und  uber  der  Spitze;  4.  acroteria, 
angularia  et  medianum,  Postamente  fur  Bildsaulen,  an  den 
Ecken  und  in  der  Mitte.  Die  schr&ge  Dachseite  besteht  aus  3 
tegulae,  Plattziegel,  xaXvnrijQigy  und  2.  imbrices,  Hohlziegel 
—  aus  Marmor,  Thon  oder  Bronze  — ,  welche  kunstreich 
in  einander  gefugt  sind.  Die  Reihe  der  letztem  schliesst  mit 
aufrechtstehenden,  zierlich  geschmuckten  Frontziegeln,  frontati, 
imbrices,  extremi,  welche  an  Griechischen  Tempeln  nicht 
bios  uber  dem  Eranze,  sondem  auch  auf  der  H5he  des 
Firstes  sich  als  ein  sch5ner  Putz  hinziehen. 

1.  Bei  ^Q(6otg  (auf  Vasengem&lden)  verwandelt  sich  der  astog  der 
ItQa  (vgl.  Aristoph.  Vdgel  1109.)  gern  in  einen  niedrigen  Bogen,  den  auf- 
gesteckte  Fleurons  scbmQcken.    Yielleicbt  sind  dies  Vitruv's  semifastigia. 

2.  Der  Rinnleistenf  wie  der  scbrSgvorbAngende  Kranzleisten,  passen 
nach  ibrer  Bestimmung  nicbt  fdr  die  Giebelseite,  aber  sind,  wegen  der 


384  Architektonik.  [285] 

Uebereinstimmung  der  Formen,  ilberall  angebracht.  An  dem  kleinen  T. 
der  Artemis  zu  Eleusis,  wo  der  Rinnleisten  ein  sehr  scbdnes  Profil  hat, 
steht  er  iiber  dem  Fronton  mebr  gerade,  und  neigt  sich  uber  den  Seiten- 
wftnden  mehr  vor,  was  eben  so  zweckm&ssig  wie  wohlgelUllig  ist  SchjJnes 
Aetom  an  einem  Grabdenkmal  bei  Epidauros,  mit  zwei  verschiedenen 
Arten  von  Stirnziegeln,  in  Marmor  gebauen.    Stackelberg  Gr^er  Tf.  4. 

Die  Antefixen  (des  Verf.  Etrusker  II.  S.  247)  lemt  man  besonders 
durch  Vasengem^de  kennen,  wo  T.  und  Heroa  selten  ibrer  entbebi'en. 
Z.  6.  Millingen  Vases  de  div.  coll.  pi.  12.  19.  Millin  Vases  II.  pi.  32.  33. 
Tombeaux  de  Canosa  pi.  3.  4.  7.  8.  11.  14.  Stimziegel&hnliche  Antefixen 
Yon  Stelen,  mit  der  gew6hn1icben  Blumenverzierung ,  Stackelberg  Gr&ber 
Tf.  3.  4.  Niedlicbe  Stele  des  Theron  mit  gemaltem  Antefix  darauf,  in 
Attika,  das.  Tf.  6,  2.    Gemalte  Sargziegel  das.  5,  2.  6,  1. 

Die  Akroterien  waren  in  Griechenland  meist  scbm^er  als  in  Rom, 
wo  die  Giebel  der  T.  oft  mit  einer  Fiille  von  Biidsflulen  von  oben  besetzt 
wurden.  S.  z.  B.  die  MQnze  des  Tiber  mit  dem  T.  der  Concordia,  Pedrusi 
VI,  4,  1.  G.  I.  n.  2388,  5.  nal  vrjov  6'  inl  ^Qati  fiezi^oQ  aydXficiTa  ^^xav 
xQiccu,  dvo  NUag,  (liaea  8h  TliQaBtpovrjv,  Der  Gonflikt,  in  den  die 
Frontziegel  tlber  dem  Kranze  mit  dejn  Rinnleisten  kommen,  wurde  von 
den  Attischen  Baumeistem  roeist  so  beseitigt,  dass  sie  nur  ein  StQck  der 
sima,  mit  eii\em  LOwenkopfe,  an  der  Ecke  neben  dem  acroterium  an- 
brachten;  seltner  so,  dass  die  Frontziegel,  wie  bei  dem  T.  der  Artemis  in 
Eleusis,  hinter  die  sima  weiter  zurQckgestellt ,  oder  auch  ganz  weggelassen 
wurden. 

285.  Die  GewSlbe  zerfielen,  nach  der  Ausbildung, 
welche  dieser  Theil  der  Architektur  besonders  in  Make- 
donischer  und  Romischer  Zeit  erhielt  (vgl.  §.  48.  49.  107. 
109.  A.  5.  110.  149.  A.  3.  168.  170.  A.  3.  190  ff.),  in  die 
Hauptarten,  welche  in  der  Natur  der  Sache  liegen;  nur  dass 
der  Spitzbogen  der  antiken  Baukunst  fremd  bleiben  musste 
(§.  195),  deren  Charakter  nicht  thurmartiges  Empor- 
streben  und  Gegeneinanderkampfen  von  Strebepfeilem, 
Strebebogen  und  GewSlben,  sondern  vorherrschend  horizon- 
tale  Ausbreitung,  sicheres  Aufliegen  auf  dera  raumigen  Bo- 
den  verlangt. 

Grewdlbe  heissen  fornicationes  (cuneorum  divisionibus),  concamerationes 
(hypogeorum),  Vitruv  VI,  11.  .  Bei  den  Griecben  «t^/s,  "ipallg  Ttafitpd-Bica 
(vgl.  Wessel.  zu  Diodor  II,  9),  Sophokles  Lacaen.  aTsvrfv  d'  fdvfitv  ipctXiBa 
xovx  a§6Q§oifov,  Orientaliscbe  Art  von  GewGlb?  xufiaga,  oinog  xexor/uor- 
Qcsfiivog  (G.I.n.  1104),  cxsyV  xa^crporif,  aTiyrj  ntQKpsifijgj  Demetr.  de  eloc.  13. 


(286]  Arten  der  Gebaude.  385 

Der  Scblassstein  des  Gewdlbes  heisst  bei  Ps.  Aristot.  de  mundo  6 .  6fi(pal6g, 
aucb  if(prv,  tboli  conclusura,  Lobeck  Aglaoph.  p.  1003  s.  Hauptarten 
iiachFestus:  tectum  pectinatum  (in  duas  partes  devexum),  Tonnengewdlbe; 
und  testudinatum  (in  quatuor),  Kreuz-  oder  Walmgew5lbe.  Eine  Kuppel 
ov(f(xvlaxog  §.  150.  A.  %  rgovllog  §.  194.  A.  4.  Ein  Gewdlbe  von  geringer 
-Curve  und  weiter  Spannung  hiess  wabrscbeinlicb  solea.  Hirt,  Mus.  der 
Alterthums-W.  I.  S.  279.  Geradliniges  GewOlb,  s.  Philo  p.  87.  [Merk- 
TvQrdig  sind  die  gewOlbten  Hallen  an  dem  Theater  zu  Sikyon,  die  gegen 
den  dritten  Theil  der  HOhe  der  Sitze  durch  die  Seitenbauten  gefQbrt  sind, 
-urn  einen  Theil  der  Zuscbauer  gieich  von  aussen  in  der  Hohe,  die  sie 
suchten,  einzulassen.  Sie  sind  4  Schritte  breit,  22  lang,  und  liber 
4  Sohichten  von  geradaufsteigenden  Quadem  bildeu  5  andere  die  Wdlbung. 
An  einem  Grabmal  in  Phrygien  hei  Afghan  Khia  fand  Steuart  einen 
weiten  sch5nen  Bogen  aus  grossen  Steinen  gefugt,  die  indess  weniger 
.gross  sind  als  die  an  jenem  Theater.] 


4.    Arten  der  Gebftnde. 

286.    Bei   der  Aufzahlung  der   verschiednen  Gattungen  1 
der  Gebaude  kommt  es  besonders  darauf  an,  auf  die  ein- 
fache  Zweckmassigkeit   und  charakteristi^che  Bedeutsamkeit 
hinzudeuten,  mit  der  die  mannigfachen  Zwecke  und  Seiten 
•des  Lebens  architektonisch  befriedigt  und  ausgesprochen  wurden. 
Die  erste  Classe  von  Bauwerken  bilden  die,   bei  denen  cs  2 
bios  auf  die  aussere  Flache  ankommt;   sie  zerfallen  in 
"zwei  Arten,  indem  sie  theils  fur  sich  bestehend  (oft  mit  Hiilfe 
von  Schrift  und  Bild)   den   Zweck  eines  Denkmals  erfullen, 
theils   ein  andres  bedeutungsvolleres  Kunstwerk   zu   tragen, 
oder  auch  einer  Handlung   des  Lebens   eine   emporragende 
•Grundlage   zu    verschaffen   bestimmt   sind.     Die   einfachsten  3 
Denkmaler  jener  ersten  Art  fiihren  an  den  Punkt  zuruck,  wo 
Architektur   und  Plastik   in    einer  Wurzel  zusammentreffen, 
wie  bei  den  Hermaeen,  dem  Agyieus,  dem  Hades-Steine  auf 
dem  Grabe  (§.  66.  A.  1).    Daran  reihen  sich  konische,   aus  4 
Erde  oder  Steinen  aufgeschichtete  Grabhiigel  xoloHvai^  tumuli); 
Grabpfeiler   (cTTiJ^a*,  cippi,   columellae)  von  zierlichen  archi- 
tektonischen  Formen,   mit  Inschriften   und  oft  auch  Reliefs 
(§.  431);    und  die  liegenden  Grabsteine,   die  man  TQcine^ai 
(mensae)   nannte.     Zur   andern  Art   gehoren   die   einzelnen  5 
Saulen,  welche  schon  in  den  altesten  Griechischen  Tempeln, 
bei  der  Kleinheit  der  meisten  alten  Schnitzbilder,  gebraiicht 

O.  Mailer*!  Arobaeolofle.    4.  Aufl.  25 


386  Architektonik.  [286J 

wurden,  um  die  Gottergestalten  uber  die  Schaar  ihrer  Ver- 
ehrer  eraporzuheben:  woraus  die  Ehrensaulen  spaterer 
Romischer  Zeiten  erwuchsen;  nebst  den  Pfeilem  oder 
auch  Saulen,  welche  Kessel,  Dreifusse  und  andere  Ana- 
themen,  wie  selbst  dies  Wort  andeutet,  aufzunehmen  be- 
stimmt  waren:  wovon  mehr  in  Reliefs  und  Gemalden,  als 

6  in  architektonischen  Resten  vorliegt.  Zu  derselben  rechnen 
wir  den  Herd  (ifft/a),  die  Statte  des  Feuers  und  dadurch 
Mittelpunkt  menschlicher  Wohnung,  an  den  die  Griechen  die 
Vorstellung  des  Festgegrundeten  und  Unverruekbaren  an- 
knupften,  wodurch  ein  bewegtes  Leben  einen  dauemden  Halt 

7  gewinnt.  Der  Herd  wird  in  gottesdienstlicher  Beziehung  und 
Anwendung  zum  Altar,  der,  wenn  er  nicht  eine  blosse  nie- 
drige  Feuerstelle  {^iSxdQn)  war,  die  naturliche  Form  eines 
abgekurzten  Pfeilers  oder  eines  Saulenstucks  mit  Fuss  und 

8  Sims    erhielt;    doch   auch  nicht    selten    in   Griechenland   zu 

9  grossen  und  weitlauftigen  Bauen  ausgebildet  wurde.  Andre 
Bauwerke  der  Art  dienen  der  lebendigen  Menschengestalt 
selbst  zum  Boden,  indem  sie  den  zur  Leitung  von  Volks- 
versammlungen  oder  Kriegsheeren  Berufenen  uber  die  Kopfe 
der  Menge  emporheben,  wie  das  Bema,  das  Tribunal  des 
Praetor  und  Feldherrn,  die  Rostra. 

4.  Eine  Uebersicht  von  Stelen,  einfacheren  Griechischen ,  und  mehr 
geschniQckten  R6mischen,  Bouill.  UI,  84  ff.  Glarac  pi.  249  ff.  Piranesi 
Vasi,  Candelabri,  Cippi.  1778.  2  Bde.  f.  Die  tgccnsiai  dienen  zu  Spen- 
dungen  und  Wassergiissen,  daher  Cicero  de  legg.  II,  26  neben  der  mensa 
das  labellum  (Waschgef^)  auf  den  Attischen  Gr^bern  erw^nt.  Inschriften 
darauf,  Plut.  X.  Or.  Isocr.  p.  241.  H.  Etwas  fthnlicbes  sind  die  txQiUy 
als  Zeichen  des  Kenotapbion,  Marcellin  V.  Thuc.  31.    Vgl.  §.  54.  174.  A.  2. 

[5.  Sehr  alte  Beispiele  von  S&ulen,'die  G5tterbilder  tragen,  Welcker 
Syll.  Epigr.  Graec.  n.  119.  120.  Andere  Pausan.  V,  24,  1.  26,  1  (Zeus, 
Nike)  und  hSuilg  in  Reliefen  und  Vasengemalden  (Apollon  Pythios,  Agyieus, 
Pallas,  Artemis),  eben  so  S&ulen  (xtov^g),  worauf  Weibgeschenke,  Adler, 
Eulen,  Sirenen,  s.  L.  Ross  in  den  Annali  d.  I.  a.  XIII.  p.  25.  tv.  B.  vgl. 
ZoSga  de  Obel.  p.  228.  Auch  Bildnisse  wurden  so  aufgestellt.  Aemilius 
Paullus  liess  nach  Plutarch  in  Delphi  auf  eine  grosse  S&ule,  die  e)n& 
goldene  Statue  KOnigs  Perseus  aufnehmen  soUte,  seine  eigene  setzen. 
Das  Bild  des  Polybius  stand  auf  einer  S^ule  im  Asklepieion  zu  Mantinea. 
Pausan.  VIII,  9,  1.    Ueberreste  einer  grossen  Ehrens&ule  fiir  eine  Statue 


[287,  288]  Alt&re.    Tempel.  387 

daranf  glaubt  man    in  Lodi  enideckt  zu  haben.    Hall.  LZ.  IntBl.  1836. 
N.  29.   Eine  Ehrens&ule  war  die  ungeheure  grosse  zu  Alexandreia  §.  193  a.  6.] 

7.  B^iyxoofiata  sind  die  Simse  der  Altdre,  Eur.  Iph.  Taur.  73. 
Auf  Reliefs  sieht  man  bisweilen  (Bouill.  Ill,  33,  1)  einen  zierlich  geformten 
runden  Altar  auf  einem  viereckigen  einfach  gestalteten  stehen.  Alt&re 
zusammengestellt  bei  Hoses  Collect,  of  anc.  Vases,  Altars  etc.  pi.  51 — 63. 
Clarac  pi.  249  flf. 

8.  So  der  grosse  Altar  von  Olympia,  dessen  Unterbau  ngo^etg 
125  F.  im  Umfang,  das  €ranze  2^  F.  H6he  hatte;  der  Altar  von  Parion, 
ein  Stadion  im  Quadrat  (Hirt  Gesch.  II.  S.  59);  der  gleich  grosse  in  Syrakus 
(II.  S.  179);  der  40  F.  hohe  marmome  mit  einer  Gigantomachie  in  Sculptur 
zu  Pergamon,  Ampelius  c.  8. 

9.  Die  Rostra,  zwischen  Gomitium  und  Forum  gelegen,  waren  zum  i 
Hin-  und  Herwandeln  eingericfatet,   daher  in  die  Lfinge  gestreckt.    Man 
sieht  sie  auf  den  MQnzen  der  LoUia  gens. 

287.  Den  Gegensatz  gegen  diese  Classe  bilden  die  Ein-  2 
schliessungen  aller  Art,  wie  die  Mauern  ganzer  Burgen 
und  Stadte,  welche  oft  auch  architektonische  Formen  und 
Zierden  erhielten,  mit  ihren  meist  iiberwolbten  Thoren;  die 
Einhegungen  heiliger  Bezirke  {^neQl^oXoi)  oder  oflfentlicher 
Versammlungsorte  (septa),  welche  als  nicht  unbedeutende 
Bauuntemehmungen  vorkommen. 

2.  Septa  des  Gomitium  von  Tullus  Hostilius,  Gic.  de  R.  P.  II,  17. 
Septa  Julia  §.  190.  A.  1.  I  b.  In  Athen  waren  solche  Umhegungen  meist 
nur  leicht  aus  Flechtwerk  (die  yi^^a  der  Ekklesia),  oder  gezogenen  Seilen 
(nsQioxoiviafia  des  Rathes).  Statuen  umgab  man  mit  Rohr,  xdvvtng,  gegen 
Besudelung  Arist.  Wesp.  405;  S3ulen  mit  reticulis,  Digest  XIX,  1,  17.  §.4. 

288.  Indem  zu  dieser  Einschliessung  das  Dach  hinzu-  1 
tritt,   entsteht   das  Ha  us.    Das   einfachste  Haus   war   der 
Tempel   {vaog^   aedis),   zunachst  nichts   als   ein  Ort,   wo 
ein  Cultusbild  auf  eine  sichre  Weise  aufgehoben  und  geschutzt 
ist,  welcher  indess  selbst  durch  feierliche  Wahl  und  Grundung 
(idQvatg   in   Griechenland ,    inauguratio,    dedicatio   und   con- 
secratio    in   Rom)    geheiligt    wird.    Das    Verschlossne ,    Ge-  2 
heimnissvoUe   bleibt   immer   der  Gharakter  des   eigentlichen 
y«otf,  der  darum  niemals  Fenster  erhalt;  damit  vereinigt  sich 
indess  bald  ein  freies  und  offnes,  und  zugleich  Schatten  und 
Schutz  darbietendes  Aeussere,  indem  der  Tempel  Vorhallen 
und  Umgange  von  Saulen  erhalt  (laxamentum).    Spater  er-  3 
halt  auch  das  Innere  des  Terapels  durch  die  Hypaethral-Ein- 


388  Architektonik.  [288] 

richtung  ein  helleres  und   geraumigeres  Ansehn;   sonst   ge- 

4  wahrte  die  sehr  grosse  Thur  das  einzige  Tageslicht.  Die  Tempel 
zerfallen  nun  in  folgende  A  r  t  e  n :  a.  hinsichtlich  der 
Saulenstellung  umher,  in:  1.  aedis  in  antis,  vahc  h  cT«c)rt- 
ardaiv,  mit  Eckwaridpfeilem  unter  dem  Giebel;  2.  prostyles, 
mit  Saulenhallen  an  der  Vorderseite,  und  3.  amphiprostylos, 
an  beiden  schmalen  Seiten ;  4.  peripteros,  mit  S§,ulenumgangen; 
5.  pseudoperipteros ,  mit  Halbsaulen  umher;  6.  dipteros, 
mit  doppeltem  Saulenumgang ;  7.  pseudodipteros ,  mit 
einem  Umgange  von  doppelter  Breite;  8.  den  nach  Tus- 
canischem  Plan  (§.  169);  9.  nach  einem  gemischten  Grie- 
chisch-Tuscanischen  Plan  angelegten  Tempel.  b.  hinsicht- 
lich der  Saulenzahl  (der  Vorderseite)  in  den  tetrastylos, 
hexastylos,  octastylos,  decastylos,  dodecastylos.  c.  hin- 
sichtlich  der  Weite   der  Intercolumnien  in:    1.   den   pycno- 

,  stylos     (3     mod.);     2.     systylos    (4);     3.    eustylos    (4^'i); 

5  4.  diastylos  (6) ;  5.  araeostylos  (mehr  als  6).  Eine  Neben- 
art,  die  Rundtempel,  zerfallt  in:  1.  den  monopteros  (wo 
bios  Briistungen  oder  Gitter  die  Intercolumnien  ver- 
schliessen) ;  2.  peripteros ;  3.  pseudoperipteros ;  4.  Rundtempel 

6  mit  einer  Vorhalle,  einem  prostylum.  Was  aber  die  Theile 
des  Tempels  anlangt ,  so  unterscheidet  man  in  grosseren 
Tempelgebauden  folgende:  1.  den  Grundbau  mit  den  Stufen, 
suggestus,  HQTinlg  oder  xgri'iTldoDfta;  2.  das  eigentliche  Tem- 
pelhaus ,    vaog,   (Ttyxdg,    cella,    bisweilen   in    demselben    Ge- 

7  baude  doppelt ;  dazu  gehoren :  a.  to  fSog,  der  oft.  mit  einer 
Brustwehr  oder  Qittem  eingefasste  Ort  der  Bildsaule  (§.  68. 
A.  1),  b.  vnai^Qov,  der  mittlere  Platz  unter  freieqi  Him- 
mel,  c.  (TTOrt/,  die  Saulenhallen  umher,  auch  vittQipoi,  hohere 
Gallerien    (§.   109.    A.   9),    d.    bisweilen    ein    n^vrov^    das 

8  Allerheiligste ;  3.  das  Vorhaus ,  izQovaog ;  4.  die  Nachzelle, 
o'jia&odofiog  (§.  109.  A.  2);  5.  den  Saulenumgang  nx^Qwiia, 
alae,  die  prostyla  inbegreifend ;  6.  angebaute  Saulen- 
hallen,  '^TQoardaetg,  nur  in  besondem  Fallen  (§.  109.  A.  4). 

9  Wie  sehr  die  alte  Architektonik  sich  bei  den  Tempelgebauden, 
ungeachtet  der  allgemeinen  Regelmassigkeit,  dem  jedesmaligen 
Bedurfniss  des  besondem  Cultus  anzuschliessen  wusste,  wird 
man  um  so  mehr  bewundem  miissen,  je  genauer  man  die 
vorhandenen  Reste  studirt. 


[288]  Arteh  und  Theile  der  Tempel.  389 

2.  Ueber  die  Beleuchtung  der  T.  stellt  Quatr.  de  Quincy  (M^m. 
de  rinst.  Roy.  T.  III.)  [Jup.  Olymp.  p.  262]  einige  unhaltbare  Behaup* 
tungen  auf.  Vitruv*s  Ansdruck  (III,  1.  vgl.  I,  2)  von  dem  medium  sub 
divo  sine  tecto  zwischen  den  doppelten  SSuIengallerien  bescbreibt  die 
Hypaethral-Einricbtung  deutlich  genug.  Ygl.  §.  80.  109.  A.  I,  5.  [Ein 
Hypaethron  der  alte  Tempel  auf  dem  Ocba  §.  53.  A.  2,  der  zu  Phigalia, 
§.  119.  A.  3,  der  zu  Delphi  §.  80.  I,  5,  wo  die  Stelle  Eurip.  Ion.  zu  tilgen 
ist,  an  deren  Stelle  Wieseler  ein  andres  Zeugniss  beibringen  wird,  vgl. 
Ulrichs  Reisen  S.  83  f.  Ueber  die  schwierige  Frage  Qber  die  partielle 
Deckung  der  Hypaethraltempel  s.  Stuart  Antiqu.  of  Ath.  a  new  ed.  U. 
p.  33.  not.  c  K.  F.  Hermann,  die  Hypaethraltempel  des  Alterthums,  GOt- 
tingen  1844  (vgl.  Bullet.  1845.  p.  98),  widerlegt  die  Meinung,  dass  diese 
Gattung  vorzugsweise  nur  den  Cult  des  Zeus  angehe  und  nimmt  eine 
»eigentllche«  Hypaethralconstruktion  an,  welche  die  Cella  ganz  unbedeckt 
lasse,  nicht  des  Licbts  wegen  sei,  aber  verbunden  mit  einem  Altar  in  der 
Mitte.  Dagegen  C.  W.  in  der  Allgem.  Zeit.  1846.  Beil.  N.  213  und  beson- 
ders  L.  Ross  Hellenika  1846.  St.  1.  Dieser  leugnet  diese  Bauform,  hin- 
sichtlich  deren  auch  in  der  Hall.  ALZ.  1831.  Int.Bl.  N.  71  Zweifel  geaussert 
sind,  gftnzlich.  Boetticher  Der  Hypaethralbau  auf  Grund  des  Yitruvischen 
Zeugnisses  gegen  Prof.  Ross  erwiesen,  Potsdam  1846.  4.  vgl.  Archaeol. 
Zeit.  1846.  S.  359.  Diesen  Erweis  fuhrt  auch  sehr  ausfiihrlich  R.  Rochette 
im  Journal  des  Savans  1846.  p.  669.  721.]  Die  Thflr  des  T.  legt  Vitruv 
iV,  5,  '1  (emendirt  Min.  Pol.  p.  27)  nach  W.,  aber  nicht  bios  die  Atheni- 
schen,  auch  die  lonischen  und  8icilischen  T.  pflegen  sie  nach  0.  zu  haben. 

4.  T.  mit  ungraden  Zahlen  der  vordem  Sflulen  erw&hnen  die  Alten 
nicht;  eine  solche  S&uleiizabl,  wie  eine  Sflulenreihe,  welche  die  Cella  der 
LSnge  nach  theilt,  fuhrt  auf  eine  Stoa,  §.  80.  A.  11,  3.  109.  A.  8.  Doch 
hat  auch  der  sog.  T.  des  Hercules  zu  Pompeji  eine  ungrade  Sslulenzahl. 

5.  Rundtempel  besonders  zusammengestellt  in  Piranesi*s  Raccolta 
dei  Tempi  antichi.  Den  Vesta-T.  lernt  man  durch  Hunzen  kennen.  Vgl. 
280.  A.  6.  Heratempel  in  Plataea  hxatofinodos ,  Thucyd.  Ill,  68,  gewiss 
nicht  Quadrat. 

6.  T.  mit  doppelten  Gellen  [vaog  dtnlovg)  batten  gewOhnlich  die 
Hauptthflren  nach  den  entgegengesetzten  schmalen  Seiten,  doch  kommt 
auch  vor,  dass  man  durch  einen  in  den  andern  geht.  Pans.  VI,  20,  2. 
Hirt  Gesch.  III.  S.  35.  Von  zwei  T.  als  Stockwerken  flber  einander  kennt 
Paus.  ein  Beispiel,  IV,  15.  Den  grossen  T.  zu  Kyzikos,  §.  153.  A.  3, 
theilt  Aristeides  in  den  Kavdykios ,  ^icog  und  vn^gtoog]  Oberall  liefen 
Gallerien,  Sgofioiy  durch  denselben.  R^^mische  T.  auf  MClnzen  haben  oft 
mehrere  Stockwerke  von  Saulenhallen  nach  aussen.  Ueber  basilikenartige 
T.,  wie  den  T.  der  Pax,  Hirt  HI.  S   36. 

7.  'iHQia  nsQl  TO   idogy  in  der  Inschr.  Aegin.  p.  160,   i^vftara 


390  Architektonik.  [289] 

um  den  Tliron  zu  Olympia,  Paus.  V,  11,  2;  fthnliche  wohl  im  Parthenon  « 
§.  109.  A.  2.  [In  den  dort  angefiifarten  Gdtting.  Anz.  sind  Bedenken  fiber 
den  Standort  des  Kolossalbildes  im  Parthenon  erOrtert,  welche  wegfallen 
durch  die  Bemerkung  von  Ulrichs  a.  a.  O.  S.  84,  dass  in  der  Mitte  der  Gella 
unter  dem  Hypaethron  ein  Altar  stand.  Nach  der  Wegr&omung  der  zum 
Theil  von  selbst  eingestilrzten  Moschee  sind  die  Spuren  der  viereekten 
Basis  dieses  Altars  noch  deutlicher  geworden.  Dass  hier  nicht  die  Statue 
gestanden  habe,  wie  Gockerell  und  Dodwell  meinten,  sondem  an  der 
Hinterwand  der  Gella,  wie  in  Olympia  und  dberall,  wie  auch  Stuart  annahm, 
ist  klar.j  Der  Demeter-T.  zu  Paestuni,  §.  80.  A.  II,  1,  hat  eine  innere 
Aedicula  Mr  das  mystische  Bild.  Der  Pompejanische  T.  der  Fortuna  ein 
Tribunal  mit  einem  Prostyl  in  einer  Nische,  M.  Borb.  II.  tv.  B.  Von  ahn- 
Hcher  Art  der  Thalamos  in  Asiatischen  T.  §.  153.  A.  3.    192.  A.  5. 

1  289.  Eine  sehr  ausgedehnte  Classe  von  Gebauden  bil- 
den  bei  den  Alten  die  zum  Zuschauen  eines  Kampfspieles 
bestiramten ,  fur  musische ,  gymnische  und  andre  A  g  o  n  e  n 

2  eingerichteten.  Ein  offner  Raum,  geebnet  und  nach  den 
Forderungen  des  Agon  abgesteckt  und  eingetheilt,  bildet  den 
ersten  und  wesentlichen  Theil;  daruber  mussen  sich,  um 
moglichst  Viele  zuschauen  zu  lassen,  terrassenformige  Flachen 
und  Stufen  erheben,  welche  indessen  oft,  besonders  bei  Stadien 
und  Hippodromen,  auf  eine  naturliche  Weise  durch  Benutzung 

3  der  umliegenden  H6hen  gewonnen  wurden.  Beim  Theater 
tritt  zu  dem  ebnen  Tanzplatz,  dem  ursprfinglichen  Choros 
(§.  64.  A.  1),  noch  ein  Gerust  mit  seiner  Ruckwand  hinzu, 
welches  einzelne  Personen  uber  die  Menge  emporzuheben 
und  in  einer  fremden,  dichterischen  Welt  zu  zeigen  bestimmt 

4  war.  Daraus  ergeben  sich  die  Theile :  A.  Orchestra ,  mit 
der  Thymele  (dem  Dionysos- Altar)  in  der  Mitte,  und  den 
offnen   Zugangen    (dQOfjLog?)     an     der   Seite     (deren    Raum 

5  Andre  der  Buhne  zutheilen).  B.  Scenengebaude ,  bestehend 
aus  1.  der  Scenenwand  (ay,rivrj),  mit  ihrer  festen  Decora- 
tion, die  sich  in  mehrern  Stockwerken  (episcenia)  erhebt,  und 
aus  Saulen,  Zwischenwanden  und  Gebalk  zusammengesetzt 
ist;  2.  den  vortretenden  Seitenwanden  oder  Flugeln  (wa^a- 
axj^fiay  versurae  procurrentes);  3.  dem  Raum  von  der 
Scenenwand  zwischen  den  Flugeln  {ngoffifi^vtov)  ^  welcher 
durch  ein  hSlzemes  Gerust  (oxnipng,  Xoyetov)  erhoht  ist; 
4.  der  Fronte  dieses  Geriistes  gegen  die  Zuschauer  und  dem 

6  dadurch  bedeckten  Raume  {vnoaxfjviov).     C.  Der  Schauplatz 


392  Architektonik.  [289} 

pi.  4  ff.  zu  Knidos  cb.  1.  das  obere  pi.  3.  24  f.  das  niedere  pi.  22  f.  32]. 
In  Syrien,  besonders  die  Theater  von  Gerasa,  eins  mil  offner  Scene  aus 
Sfiulen,  eins  mil  geschlossner.  Buckingham  Trav.  in  Palest,  p.  362.  386. 
In  Sicilien,  Syrakus  (§.  106.  A.  2),  Tauromenium,  Catana,  Himera,  Egesta 
(Hittorf  pi  7—9).  Das  zu  Egesta  Bull.  1833.  p.  169.  [Theater  und 
Odeon  von  Catania,  Serradifalco  T.  V.  tv.  1—6,  das  von  Tauromenium 
das.  tv.  20—25,  von  Tyndaris  tv.  31.]  In  Etrurien  §.  170.  A.  1.  Die 
Menge  dieser  Ruinen,  und  die  Vollst&ndigkeit  mancher  l&sst  hoffen,  dass 
wir,  nacb  den  neuem  Arbeiten  von  Groddeck,  Genelli,  Kanngiesser,  Meineke, 
Stieglitz,  Hirt,  Donaldson,  Cockerel),  den  Herausgebem  Vitruv's,  nocb  eine 
auf  vollstftndige  architektonische  Benutzung  des  Material.^*  gegrOndete  Dar- 
stellung  des  alten  Theaters  erhalten  werden.  Stieghtz  Beitr.  S.  174  unter- 
scheidet  pulpitum  und  proscenium.  MerkwQrdig  ist  der  Unterschied  der 
Theater  in  Kleinasien,  auch  des  Syrakusischen,  mit  stumpfwinklig  schliessen- 
den  Sitzplatzen,  und  der  in  Griechenland  vorhandnen  mit  rechtwinklig 
abgeschnittenen.  [J.  H.  Strack  das  altgr.  Theater,  Potsdam  1843  f.  Manche 
Nachweisungen  in  F.  G.  Welckers  Griech.  Trag.  S.  925.  1295  ff.) 

Das  ROmische  Theater  (§.  188.  A.  4.  190.  A.  1,  I.  a.  b.  A.  4. 
vgl.  §.  256.  259.  A.)  ist  nur  eine  modificirte  Form  des  Griechischen  mit 
anderer  Benutzung  der  Orchestra.  Seine  Einrichtung  wurde  hernach 
wieder  auf  Recitationss§le  Qbertragen.  Giulio  Ferrara  Storia  e  descr.  de 
princip.  teatri  ant.  e  moderni.  Milano  1830.  8.  [Vollstandig  erhalten  ist 
das  ROmische  Theater  zu  Falerona  (selbst  von  den  Periakten  die  Unter- 
lage),  wovon  man  zu  Rom  Modelle  hat.  In  Vicenza  wurde  eines  entdeckt 
1839,  durch  den  Architekten  Mighiranza.  das  nach  der  GrOsse,  dem  Reich- 
thum  der  Mat'morverzierungen  und  Statuen  aus  der  Zeit  des  Augustus  zu 
sein  scheint.  Das  zu  Parma  wurde  1844  tiefer  unter  dem  Boden  auf- 
gefunden  und  ist  ebenfalls  wohl  erhalten.  Ueberreste  ausserdem  in  Bres- 
cia, Assisi,  Teoni,  in  Nora  in  Sardinien  (della  Marmora  voy.  de  la 
Sardaigne  T.  II.  pi.  37,  2),  in  Sagunt  (Schiassii  de  lipo  ligneo  theatri 
Saguntini,  Bononiae  1836,  cf.  Bullett.  1837.  p.  376.)] 

6.  Die  raumersparende  und  elegante  Form  der  Sitzstufen  lernt  man 
an  den  Ruinen  besonders  kennen.  Die  ieise  Neigung  der  horizontalen 
Flachen  nach  hinten,  die  in  Epidauros  statt  findet,  sichert  SiLz  und  Schritt 
[Man  findet  diess  Ofters,  z.  B.  an  dem  kleineren  Theater  zu  Melos.]  Der 
Raum  fQr  die  Filsse  ist,  gegen  den  zum  Sitzen  bestimmten,  eingesenkt; 
nur  beim  Theater  von  Tauromenium  und  sog.  Odeum  von  Catania  sind 
(nach  Hittor£f)  besondre  Stufen  fQr  die  FQsse,  andre  Mr  den  Sitz  bestimmt. 
Ueber  die  die  Platze  trennenden  lineae  (die  man  im  Amphitheater  von 
Pola  noch  sieht)  Forcellini  s.  v. 

7.  Ueber  diesen  Saulengang  besonders  Appulej.  Melam.  III.  p.  49. 
Bip. ;    derselbe   spricht   Florid,   p.    141    von   der   pavimenti   marmoratio, 


[290]  Stadien,  Hippodromen,  Amphitheater.  393 

proscenil  contabulatio,  scenae  columnatio,  der  culminum  eminentia  und 
lacunariam  refulgentia.  Diesen  SSulengang  unterbrachen  mitunter  Tempel 
wie  bei  dem  Theater  des  Pompejus,  §.  188.  A.  4,  auch  bei  dem  Amphi- 
theater von  Herakleia,  nach  der  Mflnze,  Buonaroti  Medagl.  tb.  4,  7.  vgl. 
p.  275  f.  Das  Proskenion  zu  Antiocheia  enthielt  ein  Nymphaeon.  — 
Gegen  die  alte  Meinung  von  der  Yerst&rkung  des  Schalls  durch  die  ein- 
gesetzten  Gef^se  und  die  Form  der  Masken  spricht  Ghladni,  Caecilia  H.  22; 
doch  soil  Banks  Spuren  von  Schallkammern  zu  Skythopolis  entdeckt  haben. 

8.  Die  Odeen  waren  Theatem  ahnlich  (^-far^octd^s  ^dflov,  Inschr. 
aus  Arabia  Petraea  bei  Letronne  Analyse  du  recueil  d.  Inscr.  de  Vidua 
p.  24),  mit  grossem  kreisf&rmigem  Dache  §.  106.  A.  3,  vgl.  das  Epigr.  in 
Welcker's  Syll.  p.  44),  welches  auf  sehr  vielen  Saulen  ruhte  (Diodor  I,  48. 
Theophr.  Char.  3  u.  A.).  Die  Buhne  musste  in  der  Mitle  sein.  Die 
Iheatra  tecta  dagegen,  wie  das  von  Valerius,  Plin.  XXXVI,  24,  und  das 
Pompejaniscbe,  batten  eine  gew5hnliche  Bflhne.  Martini  von  den  Odeen. 
[Klausen  in  der  Encyklop.  von  Ersch  und  Gruber,  C.  Rose  Ciber  die  Odeen 
in  Athen,  Rom  u.  Karthago,  Soest  1831.  4.  Odeum  in  Laodikeia,  Ion. 
Antiqu.  II.  ch.  6  in  Smyrna,  Aristides  Rhod.  L  p.  630,  in  Catania  u.  s.  w.] 

290.  Die  Stadien  erhalten  ihre  Form  hauptsachlich  1 
durch  die  Bestimmung  fur  den  Lauf,  worauf  sich  die 
Schranken  [pd^U  und  vcnlrii)  und  die  Zielsaule  (r^Qfia, 
meta),  so  wie  die  Lange  der  Bahn  beziehn;  doch  wird  dabei 
auch  in  der  Nahe  der  Zielsaule  fiir  den  Raum  des  Ring- 
und  Faustkampfs  und  anderer  Uebungen  gesorgl :  dieser  Theil 
des  Stadions  {a(fepd6vrj  genannt)  hat  diirch  abgerundete 
Fomi  und  Sitzstufen  Aehnlichkeit  mit  einem  Theater.  Der  2 
Hippodrom  war  zuerst  eine  sehr  einfache  Anlage;  bei 
den  Griechen  wurde  besonders  die  zweckmassige  Anlage  der 
Schranken  {Sqieaig  mit  dem  sfi^oXov)  ein  Qegenstand  feiner 
Berechnung  (§.  106.  A.  4);  die  R6mer  machten  aus  ihrem 
Circus  ein  grosses  Prachtgebaude,  als  dessen  Haupttheile 
unterschieden  werden :  das  Vordergebaude  (oppidum)  mit  den 
Schranken  (carceres ,  wahdatrat  iitnaqiiaetg)  und  dem 
Thore  fur  die  Circus -Pompa;  die  Rennbahn  mit  der  von 
zwei  Spitzsaulen  (metae,  vvaaat,  xa/iitrr^Qsg)  begrenzten 
Spina ,  und  dem  Euripus  umher ;  die  Mauer  umher  mit 
den  Sitzreihen  (podium  et  sedilia)  und  Prachtlogen  (sugge- 
stus  et  cubicula);  wozu  tiach  aussen  noch  ein  Porticus  mit 
Tabemen  hinzukommt.    Die  Amphitheater,  obgleich  erst  3 


394  Architektonik.  [290] 

in  Italien  aufgekommen ,  sind  durchaus  in  dem  einfachen 
und  grossartigen  Sinne  der  Hellenischen  Archltekten  gedacht ; 
auch  war  die  Aufgabe  hier  leichter  als  bei  dem  Theater.  Die 
elliptische  Form,  welche  die  Arena  durchgangig  erhielt,  gab 
den  Vortheil  einer  langeren  Linie  fQr  andringende  und  ver- 
folgende  Bevvegungen;  das  Local  verlor  dadurch  die  Einfbr- 
migkeit  der  uberall  gleiche  Vortheile  darbietenden  Kreisflache. 

4  Theile  des  Amphitheaters  sind:  1.  die  Arena  mit  den  unter- 
irdischen  Gangen  und  den  fur  das  einzelne  Spiel  bestimmten 
Ausriistungen ;  2.  die  Grundmauer  der  Sitze  (podium);  3. 
die  verschiedenen  Stockwerke  (maeniana)  der  Sitzreihen  (gra- 
dationes)  mit  ihren  Treppen;  4.  die  verschiedenen  Umgange 
zwischen  den  Maenianen  (praecinctiones)  mit  den  Pforten 
imter  den  Sitzen  (vomitoria);  5.  die  hoheren  und  niedern 
Gewolbo  und  Arkaden  (fornices,  concamerationes)  iiber-  und 
nebeneinander ,  die  den  ganzen  Raum  unter  den  Sitzen  ein- 
nahmen;  6.  die  Stockwerke  der  Saulenarchitektur  nach  aussen; 
7.  die  Porticus  urn  das  ganze  Amphitheater  iiber  dem  hoch- 
sten  maenianum;  8.  der  hochste  Umgang  mit  den  Balken, 
von     denen    vermittelst    eines    ungeheuern    Tauwerks    die 

5  Segeltucher  (vela)  ausgespannt  wiirden.  Wie  Amphitheater 
bisweilen  mit  Wasser  gefullt  und  die  Arena  in  ein*  Bassin 
verwandelt  wurde:  so  entstanden  in  Rom  durch  die  uner- 
sattliche  Sucht  nach  Offentlichen  Volksergotzungen  auch  als 
besondre  Art  von  Gebauden  die  N  a  u  m  a  c  h  i  e  n  ,  welche 
grossere  Flachen  im  Innern  fur  Seegefechte  darboten. 

1.  Diese  Sphendone  (Malalas  p.  307  ed.  Bonn.)  sieht  man  sehr 
deutlich  an  dem  Epbesischen  St&dion,  wo  sie  zugleich  durch  einige  vor- 
springende  Sitze  von  der  Qbrigen  Rennbahn  abgesondert  ist.  Das  Messe- 
nische  Stadlon,  welches  von  Golonnaden  umgeben  ist,  hat  16  Sitzreihen 
in  der  Sphendone.  Exp^.  d.  la  Mor^e  p.  27.  pi.  24  ft.  Beim  Pythischen 
Stadion  (welches  Gyriacus  Inscr.  p.  XXYIL  beschreibt)  nennt  Heliodor 
IV,  1  dies  ein  daorrpov.  Mehrere  Stadien  in  Kleinasien  (Magnesia,  Tralles, 
Sardis,Pergamon)  sind  an  beidenEndenabgerundet.  Leake  Asiamin.  p.  244. 

2.  [Der  Hippodrom  zu  Aphrodisias  Ion.  Antiqu.  III.  ch.  2.  pi.  10  ff. 
Wohl  erhalten  ist  auch  der  in  Perga.  Ueber  die  phiale  (der  Brunnen) 
des  Hippodroms  zu  Gonstantinopd ,  Texier  Revue  arch6ol.  II.  p.  142.] 
Die  Zierden  der  Spina  des  ROmischen  Circus,  u.  a.  das  pulvlnar,  die 
Grerilste  mit  Elem  und  Delphinen,  konische  Pyramiden  auf  einer  Basis, 
sind   zum   Theil   von   decursiones    funebres,    auch   vom   Poseidonsdienst 


[291]  Hdlen.  395 

hergenommen.  [Das  pulvinar  ffir  die  ausgezeichneten  Personen,  das 
maeDianum,  eine  Treppe  der  verschiedenen  Etagen;  der  Euripus  wehrte 
den  Rennem  sich  dem  Podium  zn  nfthern.]  Der  Euripus,  so  wie 
das  Bassin  (lacus)  der  Spina  (deutlich  am  Circus  des  Garacatla  und  auf 
Mosaiken)  dienten  dazu,  den  Sand  zu  feuchten.  —  Roms  Circus  Max. 
war  2100  Fuss  lang,  400  breit,  und  von  Gallerien  in  drei  Stockwerken 
{oTQais  Tpc«r€yoiffi  Dion.  Hal.)  amgeben,  wovon  die  untem  steinerne,  die 
obem  h()lzerne  Sitzreiben  batten;  er  fasste  in  Trajan's  Zeit  gegen  300,000 
Zuscbauer.  6.  L.  Bianconi's  Werk  §.  258.  A.  4.  Mosaiken  §.  424.  A.  2. 
»  3.  Die  Griecben  verwandelten  bisweilen  Stadien  in  Amphitbeater, 
Hirt  Gescb.  II.  S.  345.  Lipsius  de  amphitb.,  Thes.  Ant.  Rom.  IX.  p.  1269. 
Maffei  degli  Amfiteatri.  Carli  d.  Anfiteatri  (das  Flavium,  das  von  Italica 
und  von  Pola).  Mil.  1788.  FiMitana  Anfit.  Flavio  (§.  190.  A.  3).  1725.  f. 
Ampbitbeater-Ruinen  in  Italien  §.  258.  260.  A.  Bibliot.  Ital.  XLL  p.  100. 
Vgl.  §.  254.  256.  262. 

4.  Die  unterirdiscben  Gftnge  der  Arena  baben  die  neuern  Aus- 
grabungen  des  Coliseo  gezeigt.  S.  Lor.  Re,  Atti  d.  Ace.  arcbeol.  II.  p.  125 
(for  Bianchi,  gegen  Fea).  [Das  Ampbitheater  von  Syrakus,  Cavallari  b. 
Serradifalco  IV.  tv.  13—15,  von  Catania  V.  tv.  7—9;  fiber  das  von  Capua 
ist  ein  grosses  Werk  vorbereitet.]  Die  Schau  der  ampbitheatraliscben 
Spiele  kann  man  sicb  in  ibren  seltsamen  Combinationen  nicbt  wunder- 
bar,  aufr^end  und  uberrascbend  genug  vorstellen.  Die  glftnzende  Aus- 
sebmQckung,  die  beweglicben  elfehbeinemen  Cylinder  und  Goldnetze  zum 
Scbutze  des  Podium,  die  Gemmen  am  Balteus,  d.  b.  den  Praecinctionen,  und 
die  Vergoldung  der  Porticus  scbildert  besonders  Calpumius  Eel.  VII,  47  ft. 

5.  Bei  Augustus  Naumacbie  betrug  die  l&ngere  Acbse  1800  (Bassin) 
und  100  F.  (Sitze),  die  kiirzere  1200  u.  100  F. 

291.     Eine  andre  Classe   von  Gebauden  bilden  die  zu  1 
ofiFentlich-geselligem  Verkehr,  wie  ihn  die  Alten  sehr  liebten, 
zu   Handel    und    Wandel    und   allerlei   Versammlungen    be- 
stimmten   Hall  en,    bei    denen   ein    auf  Saulen    ruhendes, 
Sehutz  gegen  Sonne  und  Regen  darbietendes  Dach  eben  so 
die  Hauptsache  ist,    wie  es  bei  den  Tempeln  bios  ausserlich 
hinzutritt.    Hierher  gehSren  erstens  ganz  offne  Hallen  von  2 
zwei  Oder  mehrem  Saulenreihen  (tetrastichoe,   pentastichoe), 
de'rgleichen  bald  strassenartig  die  Stadte  durchschnitten ,   wie 
die  grossen  Saulenalleen  der  Syrischen  Stadte  (§.  149.  A.  4. 
192.  A.  5),    bald  viereckige  Markte   oder  andre  Platze  um- 
gaben;   auch  bildeten  sie  bisweilen  eigne  Gebaude  fur  sich. 
Dann  treten  aber  auch  zu  den  Saulenreihen  Wande  an  einer  3 
Oder  an  beiden  Seiten  hinzu,  und  es  bilden  sich  die  Hallen 


396  Architektonik.  [291] 

aus,  die   aus  Griechenland   nach   Rom   unter    dem   Namen 
Basiliken    kamen     {nroai    ^aaiXinai    §.    180.    A.    3.    188. 

4  A.  3.  191.  A.  1.  194).  Man  unterscheidet  hier:  drei  oder 
fiinf  nebeneinander  her  laufende  SchiflfC;  nebst  den  Gall^rien 
uber  den  Seitenschiflfen ,  welche  durch  doppelte  Saulenstel- 
lungen  gebildet  werden;  das  Chalcidicum  vorn,  und  das  Tri- 
bunal  im  hintern  Theil  des  Gebaudes,    oft   in  einem  halb- 

5  kreisformigen  Ausschnitt  {aoyxn)'  —  Andre  ofifentliche  Ge- 
baude  begnugen  wir  uns  nur  zu  erwahnen,  da  uber  ihre 
Einrichtung  kaum  etwas  Allgemeines  gesagt  werden  kann, 
wie  die  Buleuterien  oder  Curien;  die  Prytaneia  der 
Griechen  mit  den  T  hoi  en  oder  Rundgebauden ,  welche  fur 
Staatsopfer  der  Prytanen  bestimmt  waren;  [die  Schiffs- 
hauser,  vfcoVim  (Boeckh  Urkunden  des  Attischen  Seewesens 
S.  64  flf.)  und  Skeuotheken,  die  beruhmte  des  Philon  ira 
Peiraeeus  Olymp.  112  (das.  S.  71)];  die  oft  sehr  festen  und 
Burgverliessen  ahnlichen  Gefangnisse;  die  Thesauren 
(aeraria),  wobei  unterirdische  kellerartige  GewSlbe  auch  noch 

6  spater  als  Hauptsache  vorkoranien.[?]  Die  zahlreichen  Gruppen 
von  Thesauren,  welche  auf  Platformen  (xcj)jirr<5«4?)  bei  den 
Tempeln  von  Delphi  und  Olympia  standen ,  waren  wohl 
auch  meist  Rundgebaude. 

2.  So  lagen  z.  6.  m  Athen  nach  Paus.  I,  2,  4  mehrere  T.,  ein 
Gymnasion  und  Polylion's  Haus  in  einer  Stoa,  d.  h.  in  einem  von  ihr 
eingeschlossnen  Viereck.  Von  derselben  Art  war  die  Porticus  des  Metell, 
§.  180.  A.  2.  190.  A.  1,  I.  Die  Halle  von  Thorjkos  (§.  109.  A.  8)  zeigt 
keine  Spur  von  Mauem,  und  war  also  wohl  ein  blosses  Saulengebaude ; 
so  auch  grOsstentheils  die  Portikus  des  Diocletian  zu  Palmyra,  Cassas  I. 
pi.  93  flf.  -  Vgl.  Hill  Gesch.  HI.  S.  265. 

3.  Die  Korkyraeische  Halle  zu  Elis  enlhielt  eine  Mauer  zwischen 
zwei  SHulenreifaen,  Paus.  VI,  24,  4.  Eine  Crypto  porticus  hat  an  beiden 
Seiten  WSnde  mit  Fenstern,  und  wahrscheinlich  nur  Hhlbsaulen  dazwischen. 
Ueber  schwebende  Hallen  §.  149.  A.  2.  vgl.  §.  279.  A.  Forcellini  s.  v. 
maenianum.  solaria,  Maeniana,  TjXiccatjjgia,  Salmasius  Hist.  Aug.  I.  p.  676. 
[Halle  der  Agora  zu  Aphrodisias,  Ion.  ^nt.  III.  ch.  2.  pi.  6  ff.] 

4.  Die  Basiliken  lernt  man  besonders  aus  der  des  Vitruvius  zu 
Fanum  (deren  Beschreibuhg  indess  noch  manche  Dunkelheit  hat),  der 
Pompejanischen  (Mazois  III.  pi.  15  flf.  Gell  Pomp.  New  Ser.  ch.  2),  der 
zu  Ocriculum  und  den  Ghristlichen  kennen.    Ueber  den  Vorsaal,  welcher 


[292]  Ba^iliken,  Thesauren.    Gy. 

Chalcidicumhiess,alsoaus  Chalkia  stammte.  s.  Hirt  IT.  8. 266.  Sachse'a 
Stadt  Kom  II.  3.  7.  Das  Pompejanisrlie  Chakidicum  indess  bildete  ein 
besondi'es  Peristal  mil  etiipr  Ciyptoporticus  dahinter.    Becchi  del  Calcidico 


398  Architektonik.  [292] 

8.  bedeckte    Bahnen.  (Ivaroi',    in    Rom    porticus    stadiatae, 
stadia    tecta),     9.   ofifne    Bahnen    {itsQidgoftldsg ,    in    Rom 

3  hypaethrae  ambulationes  oder  xysti);  B.  als  umgebende 
Theile:  allerlei  Zimmer  (oeci),  oSne  Sale  (exedrae),  Saulen- 
hallen  (porticus,  auch  cryptoporticus),  durch  welche  das 
Gymnasium  zugleich  der  Tummelplatz  einer  geistigen  Gym- 

4  nastik  zu  werden  geeignet  war.  Aehnlicti  unterscheiden  wir 
nun  bei  den  Thermen:  A.  das  Hauptgebaude ,  darin: 
1.  das  Ephebeum,  den  ganzen  Ringsaal  in  der  Mitte  des 
Ganzen,  2.  das  kalte  Bad  (balneum  frigidarium),  8.  das 
laue  (tepidarum),  4.  das  heisse  (caldarium),  5.  die  damit 
oft  vereinigte  Schwizstube  (Laconicum  s.  sudatio  concamerata, 
darin  der  clypeus  und  das  labrum,  darunter  das  hypocaustum 
mit  der  suspensura),  6.  das  Salbziromer  (unctuarium), 
7.  Sphaeristerium  oder  Coryceum,  8.  Apodyterium,  9.  Elaeo- 
thesium,  10.  Gonisterium,  11.  den  Schwimmteich  (piscina), 
12.  Xysten,    13.   allerlei   Zimmer    fur    Aufwarter,     14.  das 

'  Vestibulum  (alle  diese  Stucke,  das  Vestibulum,  Ephebeum 
und   die  Piscina   ausgenommen,   pflegen   doppelt  vorhanden 

5  zu  sein);  B.  umgebende  und  einfassende  Anlagen,  wie  sie 
sonst  den  Museen  besonders  zukommen,  Porticus,  Exedren, 
Zimmer  zur  gelehrten  Unterhaltung  (scholae)  und  Bibliotheken, 
auch  theaterformige  Baue. 

2.  Die  am  besten  erhaltenen  Ruinen  von  Gymnasien  finden  sich 
in  Ephesos  (das  pr^chtigste  in  Asien,  erbaut  von  Hadrian,  Philostr.  Vit. 
Soph.  I.  Polemo),'  Alexandreia  Troas  und  Hierapolis  (die  letzten  hat  Gockerell 
gezeichnet).  Zur  AusfQhrung  der  obigen  Angaben  aus  Vitruv  s.  Hirt  III. 
S.  233  ff.  Kruse  Theagenes  S.  131  ff.  [Plan  der  Palaestra,  Leake  Tour  in 
Asia  minor,  Zusatznote  3.] 

4.  Im  Sltern  Griecbenland  und  Rom  waren  die  Bfider,  paXavBloc^ 
geringfQgige  Geb&ude,  und  wahrscheinlich  in  der  Regel  Privatunter- 
nehmungen.  (Oeffentliche  kovvQavag  erw&hnt  indess  Xenoph.  RP.  Alh. 
%  10.)  Dabei  war  eine  runde  und  gewOlbte  Form  schon  in  Alhen  die 
gebr&uchliche,  Athen.  XL  p.  501.  Diese  Form  blieb  aber  immer  fOr  die 
Bades&le;  grosse  Fenster  im  Gewdlbe  fingen  die  Sonne  ein.  Vgl.  Lukian's 
Hippias  5.  Seneca  Ep.  86.  Statius  Silv.  I,  5,  45.  Plin.  Ep.  II,  17.  Sueton 
de  ill.  gramm.  9.  11.  Vgl.  §.  194.  A.  3.  [Bader  in  Knidos  Ion.  Ant.  III. 
ch.  1.  pi.  12  fif.] 

Die  Einrichtung  der  Bader  und  Thermen  kennen  wir  besonders  durch  das 
Bild  aus  den  Thermen  des  Titus  (Winckelm.  W.  II.  Tf.  4.  Hirt  Tf .  24.  2), 


[293]  Thermen,  Museeii,  PrivathSuser.  399 

die  auf  die  nGthigen  Theile  beschr^nkten  Tliermen  von  Badenweiler 
(§.  264.  A.  2)  und  Pompeji  (M.  Borb.  II,  49  flf.  Gell  Pomp.  New  S.  I, 
pi.  23  fit.),  und  Palladio's  freilich  nicht  ganz  zuverl&saige  Risse  der  Thermen 
des  Agrippa,  der  Neronisch-Alexandrinischen,  der  des  Titus  (oder  Trajan?), 
des  Caracalla,  Philippus  (?),  Diocletian  und  Gonstantin,  welche  die  lavacra 
in  modum  provinciarum  exstructa  (Ammian)  im  Allgemeinen  sehr  deutlich 
machen.  Terme  del  Bacucco  zu  Viterbo  und  Montefiascone  Annali  d.  I.  a. 
VII.  p.  1-7.  tv.  A.  Palladio  Terme  de'  Rom.  dis.  con  giunte  di  Ott. 
Barotti  Scamozzi.  Vic.  1783  f.  [Vicence  1797.  4.]  Ch.  Cameron  the 
baths  of  the  Romans.  L.  1772  f.  vgl.  §.  192.  A.  1.  193.  A.  6.  Becker 
Callus  II.  S.  19.  Das  Goryceum  unterscheidet  vom  Sphaeristerium  Kruse 
Theagenes  S.  138.  -  Den  Badern  verwandt  waren  die  Nymphaeen, 
Sale  mit  bohen  Kuppeln  und  Springhrunnen  (Dissert.  Antioch.  I,  22). 

5.  Das  Alexandrinische  Museum  (§.  149.  A.  3)  war  ein  grosses 
Peiistyl  mit  Bibliotheks-  und  andern  Zimraern  dahinter,  mil  einem  grossen 
Speisesaal.  Slrab.  XVII.  p.  793.  Aphthonios  p.  106.  ed.  Walz.  Vgl. 
J.  Fr.  Gronov  und  Neocorus  Thes.  Ant.  Graec.  VIII.  p.  2742  ff.  Ueber  die 
mit  Stoen  verbundnen  Exedren  der  Museen  Gothoft>ed.  ad  Theod.  Cod.  XV, 
1,  53.  Aber  auch  kiinstliche  Tropfsteingrotten  hiessen  Museen,  Plin.  XXXVI, 
42!  vgl.  Malalas  p.  282.  ed.  Bonn.  [Auf  Gffentliche  Speicher  deuten  grosse 
Ruinen  in  Sardes.] 

293.     Die   Anlage    der  Privathauser    war    natiirlich  1 
zu  jeder  Zeit  von  den  mancherlei  Bedurfhissen  verschiedner 
Stande  und  Gewerbe,  wie  von  den  besondern  Neigungen  der* 
Eigenthumer ,    abhangig,    und    daher   weniger   nach    durch- 
gehenden  Normen  geregelt,  als  die  ofifentlichen  Bauten;  in- 
dess  giebt  es  doch  auch  hier  gewisse  leicht  unterscheidbare 
Hauptfonnen.      I.  Das    altgriechische   Anaktenhaus   (§.  47),  2 
dem  die  Hauseranlagen   bei  denjenigen  Stammen  Griechen- 
lands,    welche  die  alien  Sitten   treuer  bewahrten,   im  All- 
gemeinen auch  spater  entsprochen  haben  mogen.   II.  Die  wahr-  3 
scheinlich  von-  den  loniem  ausgegangne  und  in  den  Alexan- 
drinischen  Zeiten  ausgebildete  Hauseranlage ,   welche   Vitru- 
vius    beschreibt.      A.    Vorflur    des    Thurhuters    {»v{)a)Qstov). 
B.  Manner-Abtheilung    {dfdQ(oviTig),    ein   Peristyl    (mit    der- 
Rhodischen    Stoa    gegen    Mittag),    umgeben     von    allerlei 
Zimmern,    Speisesalen,    Salen   fiir  Manner -Mahlzeiten   (av- 
dgdveg),   Exedren,   Bibliothekszimmern ,   Cellen  fur  Sklaven, 
Pferdestallen.      C.  Frauen-Abtheilung    {yvvMxoyptrtg)  ^    auch   4 


400  Architektonik.  [293J 

in  Zusammenhang  mil  dem  Vorflur,  mit  einem  eignen  kleinen 
Prostyl  und  daranstossendep  Flur  ^Qoardi^  oder  naQaoTdg), 
allerlei  Zimmern,  Schlafgemachem  (dem  ^aXauo^  mid  awg;*- 
&d)Mnoq) /ZeWen  u.  s.  w.  D.  Gastgemacher  {U'^mvfc^  hospi- 
talia)  als  abgesonderte  Wohnungen;  ZwischenhSfe  (u^aavloi) 

5  trennten  sie  vom  Hauptgebaude.  III.  Das  Romische  Haus, 
eine  Vereinigung  des  spatern  Griechischen  mit  dem  alt- 
ilalischen  (§.  168.  A.  5),  welches  in  den  Wohnungen 
schlichter  Burger  iramer  noch  ziemlich  festgehalten  wurde; 
seine  Theile:  1.  Vestibulmn;  2.  Atrium  oder  Cavaedium, 
entweder  Tuscanisch  (ohne  SSulen),  oder  tetrastyl,  oder 
Korinthisch,  oder  uberwSlbt  (testudinatum);  3.  Neben- 
zimmer  des  Atrium  (alae,  tablina,  fauces);   4.  das  Peristyl; 

5.  Speisezimmer  (triclinia,    coenationes,    aestivae  hibemae); 

6.  Sale    (oeci,     tetrastyli,    Corinthii,     Aegyptii,     Cyziceni); 

7.  Conversations -Sale  (exedrae);  8.  Pinakotheken  und 
Bibliotheken ;  9.  das  Bad  mit  der  Palaestra;  10.  Cabinets, 
Schlafzimmer  (conclavia,  cubicula,  dormitoria);  11.  Vor- 
raths-  und  Arbeitskammem  der  Sklaven  (cellae  familiae); 
12.  der  Oberstock,  coenacula  genannt;  13.  Keller  (hypogea 
concamerata);    14.  Gartenanlagen    (viridaria,   ambulationes). 

6  Zum  Charakter  des  antiken  Hauses  uberhaupt  gehort  die 
Abgeschlossenheit  nach  aussen  (daher  wenige  und  hohe  Fen- 

*  ster)  und  die  ofifhe  Verbindung  der  Hausraume  untereinander 
da  sie  um  innre  Hofe  herumgebaut  von  da  unmittelbar  zu- 
ganglich,  oft  nur  durch  die  oflfnen  Thuren  erleuchtet,  zum 
Theil  nur  durch   bewegliche  Bretterwande  (daher  das  tabli- 

7  num)  oder  Vorhange  (vela)  geschieden  waren.  Von  den 
Landhausern  genugt  es  anzumerken,  dass  sie  in  villae 
rusticae,  wirklich  zum  Leben  eines  Landmanns  eingerichtete, 
und  in  urbanae,  welche  die  luxuriose  Einrichtung  der  Stadt 
in  landliche  Umgebungen  ubertragen  (von  solchen  mangelt  es 
nicht  an  genauen  Beschreibungen),  zerfallen. 

1.  Ein  Hauptumstand  bei  der  Erkl&rung  dieser  Aniagen  ist  das 
geringere  Beddrfniss  der  AbfQhning  des  Rauches;  daber  der  Mangel  der 
Schomsteine.    Ueber  die  Ersatzmittel  vgl.  Stieglitz  Arch.  I.  S.  124.    Reste 

■ 

alter  Kamine  Fea  zu  Winckelm.  W.  II.  S.  347,  am  gewOhidichsten  waren 
solcbe  in  Gallien.  Sonst  war  Heizung  durch  R()hren  in  Wand  und  Boden 
sehr  beliebi. 


[294]  Grabmonumente.  401 

2.  Vgl.  Dorier  II.  8.  254.  In  Atfaen  war  eine  avXij  vor  dem  Hause 
auch  sp&ter  noch  gewGhnlich;  Frauen  wohnten  meist  im  Oberstocki  vivf- 
ef>ov,  dtijifig  (Lysias  v.  Eratosth.  Mord  9),  M9gde  in  nvpyoig  (Demosth. 
g.  Eueiig.  p.  1156).  Daher  die  9icxeym  auf  der  BQhne,  Pollux  IV,  127, 
Antigone  erscfaeint  auf  dem  SOlIer  fiber  dem  Parthenon  In  der  dictfyUx. 
Die  Vitruvischen  Angaben  sind  bier  offenbar  im  Ganzen  nicht  anwendbar. 
Vgl.  Schneider  Epim.  ad  Xen.  M.  S.  Ill,  8.  ad  Vitruv.  VI,  7. 

5.  Diese  Angaben  Vitruv's  stimmen  im  Ganzen  trefiflich  mit  den 
stattlicheren  H&usem  in  Pompeji  (§.  190.  A.  4)  und  auf  dem  Capitol. 
Plane  Roms.  Mazois  Essai  sur  les  habitations  des  anc.  Romains,  Ruines 
de  Pomp^i.  P.  II.  p.  3  sqq.  [Ein  Denkmal  der  Wissenschaft  errichtet. 
Das  Genauesfe  und  Vollsttodigste  Descriz.  di  una  casa  Pompejana  Nap. 
1837.  4,  ein  zweites  1840,  ein  drittes  1843  von  Avellino,  der  fibrigens 
versicherte,  dass  er  unsern  Winckehnann  in  nichts  mehr  bewundere  als 
wegen  seiner  Nacbricbten  yon  Pompeji,  da  er  so  viel  Torausgesehn ,  was 
die  spStere  Entdeckung  best&tigte.  P.  Marquez  delle  case  di  cittk  d  ant. 
Roman!  secondo  la  dottrina  di  Vitr.  R.  1795.  8.  F.^  Schiassi  deglf  edifizi 
di  R.  ant.  Bologna  1817.  8.  G.  G.  Zumpt  fiber  die  bauliche  Einrichtung 
des  ROm.  Wohnhauses.    B.  1844.  8.] 

7.  Plinius  Beschreibung  seines  Laurentinum  und  Tuscum,  Statins 
Silv.  I,  3  sind  Hauptquellen;  [Felibien  des  Avaux  les  plans  et  les  descr. 
de  deux  maisons  de  camp,  de  Pline.  L.  1707.  8.]  von  Neuem  Scamozzi, 
Felibien,  Rob.  Castell  The  Villa's  of  the  Andens  illustr.  L.  1728.  f.  Die 
Pl&ne  der  Villa  Hadrian's  von  Ligorio,  Peyre,  Piranesi  sind  meist  Phan- 
tasie.  —  Von  Wirthshftusern  kennen  wir  besonders  das  grosse,  einer 
Karavanserei  fthnliche  naxuyaytov  von  Plataeae,  Thukyd.  Ill,  68. 

294.     In    den    Grftberanlagen    herrscht    von    zwei  l 
Zwecken  gremeiniglich  der  eine  vor,  entweder  der:  eine  Eam- 
mer  zur  Beisetzung  des  Leichnams  oder  der  Asche  des  Todten 
zu  haben,   oder  der:   ein  Denkmal   der  Erinnerung  an   ihn 
oflfentlich    hinzustellen  (vgl.  §.  286).    Jener  Zweck  ist  der  2 
einzige  bei  unterirdisch  angelegten  oder  in  den  Fels  gehauenen 
Grabkammern,  wenn  nicht  auch  hier  ein  Frontispitz  an  der 
Felsenwand  die  Lage  einer  Grabkammer  ankundigt  (§.  170,  2. 
241*,  3,  256.  A.   3).     In   Griechischen   Gegenden,  -wie   bei  3 
den  unteritalischen  Colonieen,  herrscht  die  an  das  ursprung- 
liche  Begraben  der  Leichname  erinnemde  Form  sargahnlicher 
Eammem   oder   Steinbehalter.     Auch   waren  labyrinthische  4 
Kammem  und  G&nge  im  Gestein  des  Bodens  eine  seit  Ur- 
zeiten   beliebte  Form  einer    Nekropole   (§.  50.  A.  2).    Der  5 
andre  Zweck  dagegen  mischt  sich  bei  Monumenten,  welche 

O.  M  a  1 1  •  r '  •  Areh««oloKitt.    4.  Auil.  26 


402  Architektonik.  [294] 

uber  die  Erde  hervoilreten ,  noth\vendig  ein,  obgleich  diese 
immer  auch  eine  Kammer  enthalten  mussen,  in  welcher  der 
unmittelbare  Behalter  der  Reste  des  Todten  beigesetzt  ist. 
Eine  gewolbte  Eammer,  mit  Nischen  fur  die  verschiednen 
Umen,  wenn  das  Grabmal  (als  columbarium)  fur  Mehrere 
dienen  soil,  befriedigt  dies  Bedurfniss  am  einfachsten;  dieser 
•  entspricht  auf  eine  naturliche  Weise  nach  aussen  die  Form 
eines  runden  thurmartigen  Gebaudes,  welche  bei  Rom  und 

6  Pompeji  haufig  vorkommt.  Andre  Fonnen  entstehen ,  indem 
die  alten  Tumuli  (xw>aT«,  xoXdjvm  §.  50,  2)  theils  kreisKrmig 
untermauert  (§.  170,  2.  241*,  2),  theils  viereckig  gestaltet 
werden,  woraus  einePyramide  hervorgeht;  welche  dannwieder 
auf   einen    cubischen  Untersatz    gestellt    die   weitverbreitete 

7  Form  des  Mausoleion  (§.  151.  A.  1)  giebt.  Die  Terrassen- 
form  der  Grabmaler  Romischer  Kaiser  (§.  190.  A.  1.  191. 
A.  1.  192.  A.  1)   dankt  wohl  der  Analogie  mit  dem  Rogus, 

8  wo  sie  die  naturlichste  ist,  ihren  Ursprung.  Andre  Gestalten 
bringt  die  Analogie  mit  Altaren  hervor,  auf  welchen  den 
Todten  gespendet  wird;  so  wie  die  mit  Tempeln,  womit  die 
Grabmonumente  um  so  naher  zusammenhangen,  da  sie  selbst 

9  als  Heroon's  betrachtet  wurden.  —  Hiermit  verwandt  sind 
die  Ehrendenkmaler,  welche  in  gar  keinem  Bezuge  auf 
Beherbergung  des  Todten  stehn,  und  Ehrenbildem  theils  unter 
einem  Saulendach  (wie  die  Tetrakionien  §.  158.  A.  5) ,  theils 
in  Nischen  eine  Stelle  verschaifen  (wie  das  Denkmal  des 
Philopappos  §.  192).  Die  Triumphbogen  vereinigen  auf 
eine  geistreiche  Weise  die  doppelte  Bestimmung,  an  einen 
siegreichen  Heimzug  zu  erinnem,  und  Curulstatuen  hoch  uber 
den  Boden  emporzuheben. 

3.  In  Attika  findet  man  6fter  Steins&rge  in  den  Felsen  gehauen 
und  mit  einer  Sleinplatte  bedeckt  (Leake  Topogr.  p.  318);  ahnliche  auf 
dem  Wege  nach  Delphi.  Annali  d.  I.  VII.  p.  186.  Ueber  die  Attischen 
Gr&ber  {^rjxai)  Cic.  de  legg.  U,  26.  Ziegelsarg  (•ntQufieog  aoQog)  Stackel- 
berg  GrUber  Tf.  7,  irdener  Sarg  das.  8.  Steinsarge  in  Felsennischen  finden 
sich  bei  Ephesos,  auf  Melos  u.  sonst.  [EigenthQmlich  und  mannigfaltig  die 
auf  dem  sanft  ansteigenden  Felsenboden  eingehauenen  Gr^ber  bei  Ghalkis. 
Grabkammer  in  Melos  Ross  Hall.  A.  L.  Z.  1838.  N.  40.  Grftber  von  Thera 
derselbe  Annali  d.  I.  XIII.  p.  13.]  Zu  Assos,  Thasos  und  an  andern  Orten 
stehen  viele  grosse  Sarkophage  auf  E^edestalen  frei  da  [auch  vor  dem  Thor 


[294]  Grabmonumente.  403 

von  Plataeae  die  Sirasse  nach  Theben  hin].  Ueber  die  Graber  von  Rfaenea 
Bull.  d.  Inst.  1830.  p.  9.  Kunstbl.  1836.  N.  17.  In  Grossgriechenland 
berrschen  nach  lorio  (§.  257.  A.  5)  aus  grossen  SteinblOcken  zusammen- 
gesetztei  mit  kleinen  Steinen  oder  Erde  bedeckte  GrUber  vor  (s.  das  Titel- 
kapfer  vor  Tischbein*s  Vasengemftlden) ,  daneben  findet  man  Grftber  im 
Tuf  ausgehGhlt,  oder  auch  in  der  blossen  Erde.  Besonders  die  Tuf-Gr3,ber 
sind  oft  mit  Malerei,  Stuccatur,  Reliefs  reich  verziert  Ein  zierliches  Grab 
von  Ganosa,  1826  entdeckt.  M.  I.  d.  Inst.  43.  Lombard!,  Ann.  IV.  p.  285. 
Vgl.  Gerhard,  Bull.  1829.  p.  181.  TodtenbesUttung  Becker  Gallus  II. 
S.  271.  291. 

4.  Die  Grotten  bei  Gortyna  giebt  Lapie's  Karte  von  Ereta.  Unregel- 
mftssig  angelegte  Eatakomben  in  Rom,  Neapel,  Paris;  planm&ssigere  zu 
Syrakus,  Wilkins  M.  Gr.  p.  50.  Hirt  II.  S.  88.  Diesen  sind  die  Alexan- 
drinischen  (Minutoli  Abhandl.  verm.  Inhalts,  zw.  Gycl.  I.  8.  1)  und  die 
Kyrenaeischen  (Pacho  pi.  61)  ahnlich.  [E.  Braun  il  laberinto  di  Porsenna 
comparato  coi  sepolcri  di  Poggio-Gozella  neir  agro  Glusino.  R.  1840  f.] 

5.  [In  Lykien  vier  Arten  von  sepulcral^  Architektur,  Fellows  Lyda 
p.  104.  128,  eine  mit  Gothischem  Bogen  im  Dach,  vgl.  p.  112.  142.  186. 
Asia  Minor,  (desselben)  p.  219.  231.  228;  andre  ahmen  die  Holzconstmc- 
tion  im  Felsen  nach ,  besonders  bei  Xanthos,  Telmessos,  Pinara,  vgl.  Asia 
Minor  p.  228;  ein  Gedanke,  der  sich  auch  in  mehreren  der  Fagaden  von 
Phrygischen  Gr&bem  verrSth.  Kein  Theil  Kleinasiens  ist  so  reich  an 
Grftbern  als  Lykien.  Grab  zu  Mylasa  mit  einer  auf  12  Eorintbischen 
Sfiulen  ruhenden  offenen  Eammer  fiber  der  Grabkammer,  Fellows  Lycia 
p.  76.  Merkwtlrdige  tumuli,  innen  ausgemauert  in  Eertsch  (Pantikapaeon). 
Dubois  Yoy.  en  Grim^e  IV.  Sect.  pi.  18.  Grftber  in  Phrygien  bei  Steuart 
Descr.  of  some  anc.  mon.  with  inscriptions,  still  existing  in  Lydia  and 
Pfarygia  L.  1842.  vgl.  Bullett.  1843.  p.  64.  GrlLber  an  der  Nordspitze  der 
Burg  von  Smyrna  (eines  des  Tantalos,  nach  der  falschen  Annahme  der 
Stadt  Sipylos  an  dieser  Stelle),  Hamilton  Researches  in  Asia  Minor  I. 
p.  47|ff.  vgl.  Prokesch  Wiener  Jahrb.  1834.  IV.  S.  55  der  Anzeigen,  Grftber 
aus  dem  Felsen  gehauen,  zum  Theil  mit  Sftuienfa^aden  in  Sardinien  in 
Gagliari,  s.  della  Marmora  Voy.  de  la  Sardaigne.]  Vgl.  die  ROm.  Grftber 
bei  Bartoli  §.  210.  A.  4),  H.  Moses  Collection  of  ant  Vases  pi.  110—118 
u.  Andem.  [Uhden  in  Wolfs  und  Buttmanns'  Mus.  I.  S.  586  ff.  fiber 
Todtentempd  mit  Gftrten,  Lauben,  Gapellen,  worin  die  Portrfttstatuen  in 
GOttergestalten.  Eins  der  schOnsten  Grabmftler  das  zu  Weyden  bei  G5ln, 
Alterth.  Verein  zu  Bonn  III.  Tf.  5—8.  S.  134.]  Sehr  eigenthtlmlich  sind 
die  Palmyrenischen  Monumente,  viereckte  ThQrme  mit  Balcons,  auf  denen 
die  Inhaber  des  Denkmals  ruhend  dargestellt  sind. 

6.  Ein  pyramid  a  lisches  Denkmal  bei  Argos  erwfihnt  Paus.  II. 
25,  6,  ein  fthnliches,  aus  polygonen  Steinen  aber  mit  MOrtel,  mit  einer 


404  Architektonik.  [295] 

Sepulcralkammer ,  sieht  man  am  Fluss  Pontinos  bei  M^os  Leake  Morea 
n.  p.  339.  Mit  dem  Mausoleion  ist  das  Denkmal  von  Gonstantina  zu  ver- 
gleichen,  wo  eine  Pyramide  sich  uber  dem  Geblllk  eines  von  S&ulen  iim- 
gebnen  Rundbaues  erhebt,  §.  256.  A.  4.  fVgl.  §.  48.  A.  3.] 

7.  Hephaestion's  Pyra  (§.  151.  A.  2)  war  wobl  selbsl  wieder  eine 
Nachbildung  dlterer  Babyloniscber ,  wie  der  Sardanapalischen.  Die  Pyra 
auf  den  Tarsiscben  MGlnzen,  auf  welcben  Herakles-Sandon  verbrannt  wird 
(§.  238.  A.  4),  bat  die  Form  einer  Pyramide  auf  einem  cubiscben  Unterbau. 

8.  Bafiosidrig  rirqpoff,  Paus.;  pmfiol  auf  Gr&bem,  Welcker  Syll. 
Epigr.  p.  45.  Zu  dieser  Classe  gebOren  die  Pompejaniscben  Grabmonu- 
mente,  welcbe  aus  einem  niedrigen  Pfeiler  mit  einem  Sims  und  loniscben 
Polster-Verzierungen  bestehn.  —  Tempelartig  waren  die  Sikyoniscben 
GrabmSler  uacb  Paus.  11,  7,  3.  vgl.  Leake  Morea  IIL  p.  358.  Restauration 
eines  solchen  bei  Epidauros  gefundnen  Actos.  Stackelb.  Gr&ber  Tf.  4. 
Kleinasiatische  Grabdenkm&ler  G.  L  n.  2824  o  nXdzag  (bypobatbrum), 
darauf  fivrjfislov  =  pa/iogt  darin  aoQog  und  tiatSarmf  columbaria,  sido- 
fpoQos  zwischen  dem  §afi6g  und  Sarkopbag,  mit  dem  Bilde.  Die  Vasen, 
besonders  die  Lucanischen  und  Apulischen,  aucb  die  Thonlampen  (Passeri 
III,  44)  geben  viele  Abbildungen  von  Grabtempeln.  Nicbts  gewObnlicber 
als  HalbsHulen,  Tempelfrontons  und  Antefixen  an  Gr£Q>em  und  cippis. 
S.  die  Beispiele  bei  Hirt  Tf.  40,  5.  6.  8.  9  und  das  Mylaseniscbe  Grabmal 
n.  24.    Antefixen  §.  284.  A.  2. 

9.  Die  eine  Bestimmung  der  Triumpbbogen  bezeicbnet  Plin. 
XXXIY,  12:  Golumnarum  ratio  erat  attolli  supra  ceteros  mortales,  quod 
et  arcus  significent,  novitio  invento  (docb  kommen  bei  Liv.  XXXIII,  27 
schon  im  J.  d.  8t.  556  fomices  und  signa  aurata  darauf  vor).  L.  Rossini 
gli  arcbi  trionfali  onorarii  e  funebri  degli  ant.  Rom.  sparsi  per  tutta  Tltalia 
R.  f.  max.  Bull.  1837.  p.  30.  Den  Triumpbbogen  abnlicb  waren  die 
Tetrapyla  zu  Antiocbien  (§.  149.  A.  4),  Gaesarea,  Palmyra,  Gonstanti- 
nopel,  womit  besonders  Ei^uzpunkte  von  S&ulenstrassen  uberwOlbt  wurden. 
In  einem  Gymnasium  zu  Apbrodisias  Xsviiolid^oi.  naffa^vdSig  xerl  to  xar* 
a^r<0v  stlrifia  (isrcc  vfjg  yXvif^g  avtav  nal  ^loveg  fitta  rmv  §afio- 
aitsiQmv  (Stylobaten)  nul  neipaliiv,    G.  I.  n.  2782. 

1  295.  Von  diesen  einzelnftn  Gebauden  dehnen  wir  nun- 
mehr  unsern  Blick  auf  solche  Anlagen  au$,  welche  mehrere 
fiir  verschiedne  Zwecke  bestimmte  Gebaude  enthalten,  aber 
auch  wieder  als  Ganze  gedacht  und  auf  eine  architektonische 

2  Wirkung  berechnet  sind.  Hierher  gehdren  schon  die  Heilig- 
thumer  (Uqo)  der  Griechen,  welche  mit  Hochaltaren,  Tem- 


[S95]  HeUigthOmer,  Mftrkte,  SUdte.  405 

peln  and  Heroon's,  Prytaneen,  Theatern,  Stadien  und  Hippo- 
dromen,  heiligen  Hainen,  Quellen  und  Grotten  als  hochst 
mannigfaltige ,  auf  eine  bald  mehr  emste,  bald  mehr  an- 
muthige  Wirkung  berechnete  Anlagen  zu  denken  sind  (vgl. 
§.  252.  A.  3).  Ferner  die  Markte  {dyoQal,  fora),  deren  3 
regelmassige  Anlage  von  lonien  ausging  (§.  Ill,  2),  und 
heraach  in  Rom  sehr  ausgebildet  wurde :  von  oflfhen  SSulen- 
ballen,  dabinter  Tempeln,  Basiliken,  Gurien,  Ehrenbogen  und 
andern  Ehrendenkmalem ,  auch  Buden  und  Laden  umgebne 
Platze,  auf  denen  vor  allem  der  Geist  des  politischen  Lebens 
vorwalten,  und  Erinnerungen  patriotischer  Art  rege  erhalten 
werden  sollten;  wahrend  dagegen  andre  Arten  von  MSirkten 
(fora  olitoria  und  macella)  fur  die  Nahrung  und  Nothdurfl 
des  Lebens  zu  sorgen  die  Bestimmung  batten.  Endlicb  die 
ausgedehnteste  Aufgabe,  die  Anlage  ganzer  Stadte,  die  seit  4 
Hippodamos  (§.  Ill,  1)  in  Griechenland  ausgezeichneten 
Architekten  5Pter  geboten  wurde.  Wie  scbon  die  altesten 
Stadte-  und  Colonieengriinder  Griechenlands  belobt  jvurden, 
dass  sie  den  Platz  der  Stadt  rait  Rucksicht  auf  reizende  Aus- 
sicht  wahlten,  und  in  der  Tbat  viele  Griechische  Stadte,  be- 
sonders  von  den  Theatern  aus,  binreissend  schone  Fem- 
sichten  bieten:  so  wurden  auch  die  spatem  Architekten  von 
dem  Streben  nach  Regelmassigkeit  nicht  so  gefangen  ge- 
nommen,  dass  sie  nicht  iiberall  die  Vortheile  einer  pittoresken 
Lage  mit  feinem  Sinne  wabrgenommen  und  benutzt  batten. 
Besonders  beliebt  war  die  theaterformige  Anlage,  die  bei  dem 
felsenumschlossnen  Delphi  einen  schaurigerbabnen ,  bei  See- 
stadten,  wie  Rhodos  und  Halikamass,  einen  heitern  und 
glanzenden  Eindruck  hervorbringen  rausste.  Diese  Stadte  be- 
sonders, mit  ihren  grossen  offentlichen  Gebauden  und  wohl- 
vertheilten  Colossen,  mussten  dem  Reisenden  scbon  aus  der 
Feme  wie  herrlich  ausgeschmuckte  Theater  entgegentreten. 

3.  Die  Einrichtung  eines  Forums  machen  besonders  das  Gabinische, 
1792  aufgedeckt  (Visconti  Mon.  Gab.  tv.  1),  und  das  Pompejanische  (s.  die 
gl&nzende  Restauration  bei  Gell  Pomp.  1)1.  48.  51)  deutlich.  —  Ein  be- 
decktes  Forum  §.  191.  A.  1. 

4.  Ueber  die  schdne  Lage  Griechischer  Stftdte  Strabon  V.  p.  235. 
Ein  flauptbeispiel  ist  Assos  in  Kleinasien,  Ghoiseul  GoufT.  Voy.  pitt.  II. 
pi.  10.    Dabei  war  aber  seit  alten  Zeilen  kluge  Benutzung  und  Abbaltung 


406  Architektonik.  [296] 

von  Wind  und  Sonne  ein  Hauptaugenmerk  der  St&dtegriinder.  Arist. 
Polit  VII,  10.  Vitruv  1,4.  6.  Von  den  Griechischen  Stftdten  ist  uns, 
ausser  Athen,  wohl  Syrakus  seinem  Plane  nach  am  genauesten  bekannt; 
auch  hier  waren  die  neueren  Tbeile  regelm&ssiger  als  die  alien.  Plan  bei 
Levesque,  Goeller,  Letronne.  Die  VerschOnerungen  von  Ephesus  durch 
Damianos,  Philostr.  V.  Soph.  II,  23. 

1  296.  Da  die  Architektur  eben  so  wenig  eine  Seite  des 
menschlichen  Lebens  als  unkunstlerischer  Formen  unfahig  von 
sich  stosst,  wie  sie  sich  Formen  anders  als  aus  den  Bedurf- 
nissen  des  Lebens  zu  erfassen  verinag :  so  darf  hier  auch  die 
Erwahnung  der  Land- .  und  Wasserbaue  nicht  fehlen ,  durch 
welche  das  Volk  seinen  Wohnsitz  auf  eine  feste  und  sichre 
Weise  mit  andem  in  Verbindung  setzt,  nothwendlge  Lebens- 
bedurfnisse  aus  der  Feme  sich  zufuhrt,  Unzutraglichesdagegen 

2  hinwegfuhrt.  Wir  deuten  hier  erstens  auf  die  Strassen, 
in  derenBau  die  Romer  so  ausgezeichnet  waren  (§.  180.  A.  1), 
um  derentwillen  Felsen  durchbrochen  und  weite  Niederungen 

3  und  Sqpipfe  durch  lange  Bogen  uberbruckt  wurden;  dann 
auf  die  machtigen  Brucken,  Canale,  See-Emissarien, 

4  Cloaken  desselben  Volkes;  femer  auf  das  ganze  grossartige 
System  der  Wasserversorgung  Roms,  welches  Fron- 
tinus  nicht  ohne  Grund  uber  die  Pyramiden  Aegyptens  und 
andre  Weltwunder  setzt,  und  wozu  ausser  Can&len,  Aquae- 
dukten  und  Rohrenleitungen ,  Wassercastelle,  Brunnen  und 
Springbrunnen   gehorten,  die   mit  Saulen,  Becken  und  Sta- 

5  tuen  verziert  in  Rom  seit  Agrippa  sehr  rahlreich  waren. 
Wenn  auch  freilich  die  hohen  Arkaden  der  Aquaedukte  zum 
Theil  durch  wohlfeilere  Vorkehrungen  erspart  werden  konnten: 
so  hat  doch  die  Alten,  ausser  andem  Rucksichten,  ihr  archi- 
tektonischer  Sinn  bestimmt,  diese  machtigen  Bogenreihen,  welche 
von  den  Bergen  her  uber  Thai  und  Ebne  der  wohlbev51kerten 
Stadt  zueilen,    und    sie  schon    aus   der  Feme  ankundigen, 

6  jenen  unscheinbaren  Vorrichtungen  vorzuziehen,  Eben  so 
waren  zwar  die  Hafen  der  Alten  bedeutend  kleiner  als  die 
unsrigen,  aber  boten  dafur.mit  ihren  Molo's,  Pharus,  ausseren 
Buchten  und  inneren  Bassins,  SchiflFhausem ,  Werften  und 
Docken,  nebst  einfassenden  Kai's  und  Saulenhallen ,  Tem- 
pehi  und  Bildsaulen,  einen  ungleich  uberschaulicheren  und  be- 
deutungsvolleren  Gesammteindruck;  und  auch  hier  vermischt 


[296]  Strassen-  und  Wagserbauten.  407 

und  durchdringt  sich  mit   der  Erfullung  des  aussern  Zwecks 
architektonischer  Sinn.     Selbst  das  Schiff,   das  runde  und  7 
schwerfalligere  des  Kaufmanns,  wie  das  leichte  und  drohende    ' 
der  Kriegsflotten,  welches  selbst  vielmehr  ein  gewandter  Krieger 
als  ein  schwimmendes  Bollwerk  war,  stellte  sich  bedeutsam 
ijnd   mit   eigenthumlicher   Physiognomie    dar;    und    in   Ale- 
xandrinischer  Zeit  wurden   auch  SchiflF  und  Wagen  (§.  150. 
152)  colossale  Prachtbauten.     Nur  wo  die  Mechanik  ein  Ge-    8 
baude   so  in  Beschlag  nimmt,   dass  die  complicirte  Zweck- 
massigkeit  desselben  sich  nicht  in  zusammenhangender  An- 
schauung  darstellt,    weicht  die  Architektur   als  Kunst  einer 
bios  berechnenden,  aber  von  keinem  Gefuhl  erwarraten  und 
belebten  Verstandesthatigkeit. 

2.  Die  ROmischen  Strassen  waren  tbeils  silice  stratae  (am  treff- 
lichsten  die  Appische),  theils  glarea.  Der  Fusspfad  daneben  lapide,  mil 
weicberen  Steinen.  Auf  alien  Hauptstrassen  Meilenzeiger  (vgl.  §.  67). 
Bei*gier  Hist,  des  grands  cbemins  de  Temp.  Remain  (Thes.  Ant.  Rom.  X.). 
Hirt  II.  S.  198.  III.  S.  407.  In  Griecbenland  sorgte  man  besonders  fdr 
Strassen  der  FestzClge,  beim  Didymaeon,  bei  Hylasa.  Ueber  die  axygmza 
686g  in  Kyrene  Boeckh  ad  Find.  P.  V.  p.  191. 

4.  Eine  Kaiie  der  rOmiscben  Aquaedukte  bei  Piranesi  Antich.  Rom. 
tv.  38.  Fabretti  im  Tbes.  Ant.  Rom.  IV.  p.  1677.  Als  Brunnenbecken 
sind  die  berrlichen,  selbst  20—30  Fuss  im  Durchmesser  haltenden,  mono- 
lithen  Schalen  aus  Porphyr,  Granit,  Uarmor  u.  s.  w.  meist  anzusebn, 
welche  die  Museen  zieren.  Hirt  III.  S.  401.  Die  berQhmtesten  Font&nen 
(xgrjvcctf  Vgl.  Leake  Morea  H.  p.  373)  von  Griecbenland  §.  81.  A.  1.  vgl. 
99.  A.  3,  13.    Byzanz  Cistemen  §.  193.  A.  8. 

6.  Ein  Hauptstiick  der  alten  Hdfen  sind  die  Ark  ad  en  in  den 
Molo's,  welcbe  Reinigung  des  Innem  durcb  die  Str6mung  des  Wassers  be- 
2wecken.  Man  findet  sie  auf  Wandgem^den  (Pitt,  di  Ercol.  II,  55.  Gell 
Pomp,  New  S.  pi.  57)  u.  in  Ruinen.  Giuliano  de  Fazio  intomo  il  miglior 
sistema  di  costruzione  dei  porti,  Napoli  1828  und  vermehrt  Obss.  sur  les 
proc^d^s  architect,  des  anciens  dans  la  constr.  des  ports  1832  (die  H&fen 
mit  Arcaden,  damit  die  courants  litoraux  durcbgehn)  Bullett.  1833.  p.  28. 
Ueber  den  Hafen  in  Kenchreae  oben  §.  252.  A.  3.  Audi  der  Earthagische 
war  mit  lonischen  Saulen  eingefasst,  hinter  denen  die  vedsoixoi  lagen. 
Appian  VIII,  96.  Pharos  §.  149.  A.  3.  190.  A.  2.  —  Scbiffe,  s.  unten. 
Stieglitz  Beitrage  S.  205. 


II.    Gerathe  und  Oefasse. 

1  297.  So  sehr  sich  der  bevvegliche  Hausrath  von  den 
Gebauden  durch  das  Verhaltniss  zum  Boden  der  Erde  unter- 
scheidet:  so  verwandt  ist  er  hinsichtlich  der  Vereinigung  von 
Zweckmassigkeit  und  Schonheit,  welche  der  Griechische  Sinn 
uberall  auf  gleiche  Weise  und  auf  dem  kurzesten  Wege  zu 
erreich'en  wusste,  und  der  geometrischen  Formen,  welche  er 

2  dabei  als  die  Hauptformen  anwendet.  Nur  lassen  Gerathe 
und  Gefasse,  eben  weil  sie  bewegliche  Gegenstande  sind,  in 
ihren  Stutzen,  Fiissen,  Henkeln  und  decorirenden  Theilen 
nicht  bios  die  Formen  des  vegetabilischen,  sondern  auch  des 
animalischen  Lebens  in  viel  grosserem  Umfange  zu,  als  es 
die  starre  Architektur  vertragt:  wie  man  z.  B.  an  Thronen 

3  und  andem  Arten  von  Sesseln  sieht.  Diese  viel  erwahnten 
Arten  (§.  56.  A.  2.  85.  A.  2.  115.  A.  1.  239.  A.  5)  von 
Gerathen,  so  wie  die  ebenfalls  aus  Holz  gearbeiteten  Laden 
ixv^oi,  Idgvaxig,  §.  56.  57),  Kasten  und  Kastchen  (x<j3wto/, 
xi^oirta)^  Tische  und  Speisesofa's  der  Alten  sind  wegen  der 
Verganglichkeit  ilires  Materials  uns  im  Ganzen  nur  mittel- 
bar  bekannt,  nur  dass  es  auch  marmorne  Thronsessel  giebt, 
die  mit  grossem  Geschmack  decorirt  sind  (vgl.  §.  358.  g. 
Ende). 

1.  Vgl.  Winckelm.  W.  11.  8.  93  Mit  Recht  wendet  daher  Wein- 
brenner,  Architekt.  Lehrbuch  Th.  III.  S.  29,  die  antiken  Gefassformen  zur 
Uebung  des  architektonischen  Sinns  an. 

3.  Die  xi^mzoL  sieht  man  als  Kleiderbehalter  (Pollux  X,  137)  oR 
deutlich  auf  VasengemUlden,  Millingen  Un.  Hon.  35.  V.  de  Cogh.  30.  Div. 
coll.  18.  Aehnliche  Kasten  kommen  aber  auch  mit  OelflSschchen  gefQUt  vor, 
Div.  coll.  17.  58,  so  wie  bei  Opfern,  51.  Auf  Vasen  sieht  man  oft  sehr 
zierliche  Opfertische,  tqan^iai  (Polyb.  IV,  35,  Osann  Syll.  I,  74.  C.  I. 
p.  751),  z.  6.  Millingen  Div.  coll.  58.  Tqamiai  fiir  die  Kampfpreise  (ein 
chryselephantiner  in  Olympia,  Q.  de  Quincy  p.  360)  sind  viel  auf  Munzen 
zu  finden.  HHufig  waren  auch  Tische  aus  Bronze;  die  Tische  von  Rhenea 
(Athen  XI,  486  e.)  h&ngen  mit  den  tricliniis  aeratis  von  Delos  (Plin. 
XXXIV,  4.  XXXIII,  51)  u.  den  Schmausereien  der  baucbdienerischen  Delier 
(Athen.  IX,  172)  zusammen. 


[2d8]  Holzgerftthe.  409 

298.  Genauer  bekannt  und  fur  die  Eenntniss  der  alten  l 
Eunst  wichtiger  sind  die  Gef&sse  fur  Flussigkeiten. 
AIs  Material  kommt  Holz  nur  fur  landlichen  Gebrauch  vor; 
die  gew5hnlichsten  waren  gebrannte  Erde  und  Metall  (Ko- 
rinthisches  Erz,  calirtes  Silber),  welche  oft  nach  dem  Maasse 
des  Verm5gens  bei  demselben  Gefasse  stellvertretend  ab- 
wechselten.  Die  Formen  werden  durch  don  besondern  Zweck  2 
des  GefSsses  gegeben;  wir  unterscheiden  folgende  Hauptbe- 
stimmungen.  1.  Gefasse,  welche  fur  kurze  Zeit  bedeutende 
Quantitaten  aufhehmen  soUen,  die  man  daraus  im  Kleinen 
schopfen  will,  eingerichtet  im  Mittelpunkt  eines  Gastmahls 
festzustehn;  woraus  sich  cKe  hohe;  raumige,  oben  weit  ge- 
5frnete  Qestalt  des  Mischkessels,  x^arif^,  ergiebt.  2.  Eleine 
Gefasse  zum  SchSpfen  aus  dem  Erater  in  den  Becher,  aus 
Schalchen   mit  langen  Griffen   bestehend,   Schopfkellen ,  ge- 

nannt  dgvanxoi;,  dgyratva,  dQvarrjg,  xva-d'og,  ahnlich  dem  alt- 

italischen  simpulum,  auch  trulla.  3.  Eannchen  zum  Ein- 
giessen,  mit  schmalem  Hals,  weitem  Henkel,  spitzem  Schnabel, 
itgoxovg,  ^Qoxvrrig.  4.  Henkellose  GefSsse,  bald  langlicher, 
bald  runder,  immer  aber  mit  dunnem  Halse,  um  Oel  oder 
eine  ahnliche  Flussigkeit  heraustropfen  zu  lassen,  Iijxv^oq, 
okity,  aldpaarnov,  ampulla,  guttus.  5.  Flache  schildahnliche 
Schalen,  besonders  um  daraus  unmittelbar  zu  libiren,  qndXri 
{dgyvQfg,  XQvaig)  y  patera  (zu  unterscheiden  von  der  Ess- 
schussel  patina,  patella),  yavUgy  offenbar  rund  und  flach; 
capis,  capedo,  wahrscheinlich  eine  patella  mit  einer  ansa, 
cf.  Fest.  V.  patella. 

1.  Tberikles  (§.  112.  A.  1)  drechselte  auch  Becher  aus  Terpentin- 
holz,  Athen.  XI,  470.  Plin.  XVI,  76.  Theokrit  I,  27  beschrdbt  einen 
Schnitzbecher  (miccv§iov\  mit  zwei  Henkeln,  am  obem  Rande  mit  einem 
Kranz  von  Epheu  und  Helichrysos,  unten  mit  Akanthos  umgeben,  da- 
zwischen  Reliefs  von  artiger  Composition  (?gl.  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  88).  — 
In  alten  Zeiten  sch&tzte  man  die  Krateren  von  Kolias-Erde  (§.  63),  spHter 
nur  silberne  und  mit  Edelsteinen  besetzte,  Athen.  V,  199.  XI,  482.  Was 
Athenaeos  beschreibt,  sind  in  der  Regel  silberne  und  goldne  Gef&sse.  Yasa 
opens  antiqui  zu  Tegea  gefunden,  Sueton  Vespas.  7.  [Silbergef&sse 
S.  311.  A.  5.] 

2.  N.  1.  Argolische  Krateren  Herodot  IT,  152,  Lesbische  IV,  61, 
Lakonische  und  Korinthiscbe  Athen.  V,  199.  Auf  drei  Fdasen,  Athen.  II,  37 
auf,  tragenden  Giganten,  Her.  IV,  152,  auf  Hypokreteridien ,  §.  61.  G.  I. 


410  Ger&the  und  Gefasse.  [298J 

p.  20.  Bfit  Henkeln  an  beiden  Seiten  (Xafial  afitplnxofioi)  Sophokl.  Oed. 
Kol.  473.  Meist  sitzen  die  Henkel  am  .untem  Rande  des  Bauchs  ilber  dem 
Fass,  mehr  zum  RQcken,  als  zum  Tragen.  Unz&hlige  Krateren  auf  Reliefs. 
Sebr  schdne  aus  Marmor  bei  Bouill.  IH,  77.  78.  80.  Moses  Vases  pi.  36. 
40.  41.  Besonders  berQhmt  sind  die  beiden  aus  der  ViUa  Hadrian's,  in 
Warwick  Castle  (Moses  pi.  37)  und  in  Woburn  Abbey  (Wob.  Marbles). 
Sopra  il  vaso  app.  Cratere,  Diss,  dal  Conte  Floridi  p.  565. 

2.  Athen.  X,  423,  Schol.  Arist,  Wesp.  887.  Festus  s.  v.  simp. 
Nach  Varro  L.  L.  V.  §.  124  gehOrt  das  Simpulum  den  Opfem,  der  Gyathus 
Gastm^ern  an.  Die  Figur  des  Simpulum  mit  emporstehendem  Griffe 
sieht  man  auf  ROm.  MQnzen  und  unter  den  OpfergerMhen  des  Frieses, 
Bouill.  Ill,  83.  Causeus  de  insign.  pontif.  tb.  2.  (Thes.  Antt.  Rom.  V.). 
Vielleicht  gehOrt  auch  das  axdtpiov  hierher,  C.  I.  1570  b.  Cic.  Verr.  IV,  17. 
Die  trulla  war  mitunter  von  Silber  mit  Reliefs.    Orelli  Inscr.  3838. 

3.  Aus  dem  Procbus  giesst  Iris  das  Styxwasser  zur  Libation, 
Hesiod  Th.  785,  Antigone  die  Ghoen  des  Bmders,  Soph*.  Ant.  426.  Das 
hohe  Emporhalten  des  Procbus  {ccQdrjv)  zeigt  sich  oft  bei  solchen,  die  zur 
Libation  einschenken.  S.  die  Reliefs  §.  96.  N.  17.  18  und  u.  a.  die 
Vasengem.  Millingen  Un.  Mom.  I,  34.  Gogb.  23.  28.  Oft  sieht  man 
Procbus  und  Phiale  zusammen.  Unter  den  gemalten  Vasen  ist  er  haufig, 
z.  B.  Laborde  U,  41.  Dasselbe  GefSss  ist  der  ngoxvvrjg  bei  Heroen  Spirit, 
p.  163.  (Vet.  Mathera.  Paris.);  lUbnlich  wohl  das  anovdtlov  p.  175.  Die 
fCQoxotg  Oder  inlxvaig  (Bekker  Anecd.  p.  294),  auch  guttus  genannt 
(Varro  L.  L.  V.  §.  124),  hat  nicht  einen  Schnabel,  sondern  eine  ROhre 
Oder  Dille  (adXlcxog)  zur  MQndung  nach  den  Scholien  zu  Klemeiis  p.  122. 
ed.  Klotz. 

4.  Bei  ampulla  wird  besonders  an  eine  recht  bauchige  Form  ge- 
daclit,  s.  Appulej.  Flor.  II,  9.  Oefter  waren  diese  Gefasse  nur  von  Leder, 
sonst  von  Thon  oder  Metall;  die  aldfiaarQa  fflr  Salben  (von  deren  Form 
Plin.  IX,  56)  li^uiig  aus  dem  Slein,  der  von  ihnen  den  Namen  hat.  Bis- 
weilen  flndet  man  in  Vasen  dieser  Form  (balsamario,  unguentario,  lagri- 
male)  hoch  BalsamOl ;  zur  Ersparung  des  BalsamOls  ist  mitunter  die  innere 
HOhlung  nur  sebr  kurz.  Auf  Vasen  sieht  man  die  Xijxvd'ot  viel  mit 
Striegeln  und  Schwflmmen  verbunden  als  Badeger&th  (^vargoXijitvd'iov), 

5.  Macrob.  V,  21.  Athen.  XI,  501  auch  (iber  die  ofttpaXoi  darin. 
Sind  unter  Vasen  sebr  h&ufig,  z.  B.  Moses,  pi.  68.  69  (eine  fiscofKpaXog, 
nach  Panofka's  Erkl^rung)  ff.  Die  patinae  (natavai)  sind  Ess-,  besonders 
Fischschiisseln;  solche,  mit  vielerlei  Fischen  bemalt,  sind  unter  den 
KoUer'schen  Vasen  viele.  Patella  ist  nur  Deminutiv  von  patina,  besonders 
die  Fleischschilssel  der  Laren.  Auch  patellae  cum  sigillis  bei  Gic.  Verr. 
IV,  21.  ;i:vr9a  mit  Eule,  Aristoph  Av.  357,  zur  ErklSrung  der  kleinen 
XVTQai  von  Nola  und  Volci  [auch  in  Sicilien  sebr  h&ufig.] 


[299]  GefHsse  far  FlCissigkeiten.  41 1 

299.  Die  mannigfaltigsten  Formen  haben  6.  die  un- 
mittelbar  zum  Trinken  bestimmten  Gefasse.  Von  archaeo- 
logischem  Interesse  sind  besonders  folgende :  a.  xcLQirfaiovy  ein 
hoher  Becher  in  der  Mitte  zusammengezogen,  mit  Henkeln 
vom  obern  bis  zum  untem  Rande;  b.  xtip&agog,  ein  grosser 
weiter  Becher  mit  einem  Deckel  und  einer  Mundung  an  der 
Seite  zum  Trinken;  c.  xoi^wy,  ein  Becher  mit  engem  Halse 
und  einer  Erhohung  auf  dem  Boden;  d.  anvqiog,  ein  grosser, 
runder,  Kentaurischer  und  Herakleischer  Becher,  mit  kleinen 
Henkeln  oder  Handhaben;  e.  xvXi^,  eine  Schale  mit  einem 
Fuss  und  kurzen  Handhaben  (ajxa);  dazu  geh5rt  der  Theri- 
kleische  Becher;  f.  tpvxri;^,  ein  cylinderformiges  Gefass, 
mit  einem  saulenfSrmigen  Fuss  auf  einer  scheibenfBrmigen 
Basis  aufsitzend;  g.  d^vPalXog^  beutelformige,  nach  oben 
engere  Becher;  h.  xorvlri,  ein  kleines  Becherchen,  Spitz- 
glas;  ahnlich  die  kreiselformige  'ftlrifioxori;  i.  rifjikofiog,  wahr- 
scheinlich  ein  halbeiformiges  Becherchen;  k.  ^vrov,  rhytium, 
ein  homformiges  Gefass,  nicht  zum  Hinstellen  hestimmt, 
ausgenommen  wenn  ein  bestimmtes  Gestell  dafur  da  ist,  mit 
einer  verschliessbaren  Oeffnung  im  untem  spitzen  Ende, 
durch  welche  der  oben  hineingegossene  Wein  herausfloss ;  von 
sehr  mannigfaltigen ,  oft  grotesken  Formen;  1.  yigag^  das 
eigentliche  Trinkhom.  Eine  andre  Classe  von  Gefassen  sind: 
7.  solche,  die  zum  Einschopfen  in  Masse  und  Forttragen  (auch 
auf  dem  Kopfe)  bestimmt  sind,  xaA^rTy,  vdglay  xgcjaaog,  urna, 
geraumig,  bauchig,  nach  oben  schmal,  mit  einem  Fusse  und 
zwei  Henkeln  {diotzog)  versehn.  8.  Aehnliche  Gefasse  zum 
Forttragen  und  zugleich  zum  Aufbewahren,  mit  engem  und 
verschliessbarem  Halse,  xddo^;,  dfjiq}ogevgy  amphora.  9.  In 
der  Kegel  unbewegliche  Gefasse,  Fasser,  meist  auch  von 
Thdn,  itf^og,  dolium.  10.  Becken  zum  Handwaschen,  x^gvi^p^ 
XfQovm'cgov,  polobrum,  trulla,  trua  (Forcellini) ,  aquiminale. 
Aehnlich  die  Sprenggefasse ,  dno^^avrrigiov  ^  ^rcBgi^gavt^gtov 
(auch  der  Sprengwedel  hiess  so),  dgddviop,  xvfA^alov^ 
praefericulum.  11.  Kessel  zum  Kochen,  U^rig^  pelvis, 
ahenum,  naturlich  nur  dann  zierlicher  gearbeitet,  wenn 
sie  nicht  selbst  zum  Kochen  gebraucht  werden  sollen. 
Die  beliebteste  Art  des  Lebes  ist  in  beiden  Fallen,  be- 
sonders   im    letztem,    der    Dreifuss    {yfirie,    rgi^ovg,    ifinv- 


412  Gerftthe  und  Gefasse.  [299] 

QtPrjrrig  oder  anvQog),   das  vielgepriesene  Meisterstuck  alter 
Erzhammerer. 

N.  6.  a.  Athen.  XI,  474  e.  Macrob.  V,  21.  Dionysos  anivdav  i% 
%aq%riaLov  Athen.  V,  198  c.  Das  Earchesion  ist  oft  auf  Vasengemfilden 
zu  sehn,  Millingen  Gogh.  23.  26.  31.  44.  45.  51.  Millin  I,  9.  30.  Oft 
erscheint  es  ebenfalls  mit  dem  Prochus  verbunden,  Millingen  Un.  Mon. 
I,  34.  Weniger  bestimmt  ist  die  Form  auf  den  Reliefs,  Zo^a  Bassir.  77. 
Bouill.  Ill,  70.    Ist  unter  den  Vasen  nicht  selten,  Gogh.  32. 

b.  Athen.  p.  473.  Macrob.  a.  0.  Schol.  zu  Klemens  p.  121.  In 
den  H&nden  der  Kentauren  bei  Athen.,  des  Dionysos  nach  Plin.  XXXIII,  53. 
Macr.  Gniter  Inscr.  p.  67,  2.  Vgl.  §.  163.  A.  6  und  Lenoimant,  Ann. 
d.  Inst.  IV.  p.  311. 

c.  Athen.  p.  483.  Plut.  Lyk.  9.  Pollux  X,  66.  Vf,  96.  97  u.  A. 
Bei  Athen.  halt  ein  Satyr  xaj^ova  iiovmtov  ^afiimxov,  ncod'tov  arsipavxrjv, 
cf.  Liebel  ad  Archil,  p.  142. 

d.  S.  Athen.  p.  498  sq.,  besonders  Stesichoros  daselbst,  Macr. 
V,  21  und  die  bekannten  Stellen  ROm.  Dichter.  Ueber  den  Herakleischen 
Skyphos  Athen.  469;  man  erkennt  ihn  in  dem  weiten  GefSss,  mit  der 
Inschr.  vixa  'HQuxlrig,  Maisonneuve  pi.  50,  und  auf  den  Reliefs,  Zo§ga 
67.  68.  70.  72.  'Sloaxvtpia  sind  zwei  halbeifOrmige  Becher  mit  den  Spitzen 
aneinander.    Athen.  p.  503. 

e.  Von  der  Therikl.  Kylix  Athen.  p.  470.  Schol.  Klemens  p.  121. 
Larcher  M4m.  de  TAc.  d.  I.  XLIII.  p.  196.  Sonst  umfasst  der  Name 
Kylix  sehr  viel. 

f.  Dieser  Psykter  (s.  die  Schol.  zu  Klem.  p.  122)  hat  von  dem 
Kdhlkessel  den  Namen,  der  auch  in  Vasengemfilden  nachgewiesen  wird. 
Letronne  Journ.  des  Say.  1833.  p.  612. 

g.  Den  Aryballos  vergleicht  Athen.  p.  783  bios  des  Namens  wegen 
mit  aQvarixog.    Ob  vaso  a  otre? 

h.  Athen.  p.  478.  Der  Kotyliskos  war  nach  Athen.  besonders  in 
den  Mysterien  gebr&uchlich.   Von  der  Plemochoe  p.  496.  Pollux  X,  74. 

i.    Athen.  p.  470. 

k.  *Pvt6v  von  der  ^vatg,  Athen,  p.  497  rhytium,  Martialis  II,  35. 
Die  Oeftnung  hiess  xgovvog,  Hydraulische  ^vvv  des  Ktesibios,  Athen.  a.  0. 
und  Heron  p.  172.  203.  216.  Das  Rhyton  giebt  einen  malerischen  Anblick, 
wenn  daraus  getrunken  wird.  In  der  Hand  einer  Art  Hebe,  Athen.  X.  p.  425, 
on  Satym,  Maenaden  (Athen.  X,  445),  Zechern,  auch  Opferdienem.  S.  Ant. 
Ere.  I,  14.  Ill,  33.  Gell  Pomp.  pi.  30.  Als  FOllhorn  gebraucht,  Athen.  XI, 
497.  Unter  den  Vasen  kommt  es  mit  sehr  verschiednen  ThierkOpfen  vor, 
bicchiere  a  testa  di  mulo-grifo-cavallo-pantera.  Tischb.  II,  3.  Millin  I,  32. 
n,  1.    Von  Stein  BouiD.  Ill,  76. 

1.  Kigata  besonders  in  aiteren  Zeiten,  aber  auch  spater  in  Athen, 
mit  Gestellen  (nsQiaxBligy  Boeckh  Staatsh.  II.  S.  320.    R.  Rochette  Journ. 


[399]  Trinkgeftsse.  413 

des  Say.  1830.  p.  472),  oft  in  den  H&nden  des  alien  Dionysos,  Laborde 
U,  19.    Ueber  dUcQag  §.  433. 

Ich  Qbergebe  mehrere  Namen,  die  im  Allgemeinen  deutlich  sind,  wie 
Xonag,  HVfi^lov,  yavlog,  oivoxoTjj  lotyiyvov,  o^v^atpov,  acetabulum,  aucb 
Mass,  Panofka  Recberches  pi.  6  n.  8.  p.  20;  auch  die  filtem  nur  in  der 
Poesie  erbaltenen  Namen:  dinag,  ainaoif,  montllov  (afupinvmlXov);  auch 
die  eigentlich  R5miscben :  sini,  capulae,  die  in  Varro's  Zeit  durch  Griechiscbe 
Formen  verdrftngt  waren.    L.  L.  IX.  §.  21. 

7.  Wie  nahe  diese  Art  von  Gef&ssen  mit  der  folgenden  verwandt 
ist,  sieht  man  besonders  an  den  Panathenaischen  Preisgeftssen  (§.  62.  99. 
A.  3.  N.  1),  welche  meist  nava^rpfainol  afKpoQttg  (Athen.  V,  199),  aber 
auch  ndlni9eg  (Eallim.)  und  vdgiai  (Schol.  Pind.  N.  X,  64)  heissen.  Die 
Korinth.  Hydrien  batten  zwei  Ifenkel  oben  und  zwei  kleinere  mitten  am 
Bauche,  Athen.  p.  488,  wie  viele  Vasen.  Langella.  [Erinna  epigr.  2 
niv^-iftog  ngmacog.  So  auch  Hegesipp  ep.  6.  Moschos  lY,  34  iva  x(fvcsiov 
ig  ocxiu  xgaaaov  anavrov  Ae^avrtg.  In  Attika  h&ufig  marmome  ngmaaol 
der  Art  mit  Inschriflen  und  zuweilen  auch  Figuren.  Hesychius  ngaacog^ 
Xi^nvd'og,  daher  Letronne  im  Joum.  des  Say.  1830.  p.  308,  beide  auch  fQr 
eins,  als  vase  fun^raire  erklftrt.  Aber  Xrjnv9'og  ist  nicht  Wasserge^ss,  wie 
xpotfffoff,  nach  Dichtem  und  Graromatikem,  die  Letronne  anfQhrt;  die 
Xifxvd'og  mdchte  bier  und  da  x(fmaa6g  genannt  werden,  aber  der  Aschen- 
krug  (ngmaaog)  niemals  Xificvdog,  da  diese  nur  WohlgerQche  enthielt.] 

8.  Die  Amphoren  sind  oft  unten  spitz,  und  konnten  dann  nur  in 
Lfichem  feststehn,  wie  die  Herculanischen  (Winckelm.  11.  S.  70)  und  die 
von  Leptis  im  Brit.  Mus.,  welche  zum  Theil  noch  den  Namen  des  Con- 
suls tragen.  Solche  Amphoren  mit  Unters&tzen  auch  in  Canino.  Eben  so 
die  xBQafuu  XUt  auf  den  MQnzen  von  Chios.  Aehnliche  tragen  Satym, 
Terrac.  Brit.  M.  13.  Millin  Yas.  I,  53.  Das  Gestell  dafQr  war  die  incitega 
(Jyyvdi^xi?,  ayyo^ifxij),  Festus  s.  v.  Athen.  Y,  210  c  So  aXafiacvQo^iJKrj, 
Mdwerk,  an  den  iyy^V^fii^^'  Bekker  Anecd.  L  p.  245,  29.  Daaselbe 
scheinen  die  in^aaBig  (Cod.  Flor.)  Korinthischer  Gef&sse,  Dig.  XXXII,  100. 
Die  Panathenaeischen  Amphoren  dagegen  haben  Basen;  ihre  Gestalt  ist  in 
&ltem  Exemplaren  kdrzer  und  bauchiger,  hemach  (wie  auf  den  spfttem 
Manzen  Athens)  schlanker. 

10.  S.  Nonius  p.  544.  Zu  Aporrhanterien  dienten  auch  Phialen. 
C.  I.  138.  1.  6.  142.  L  5.  Festus :  Nassitema  est  genus  vasi  aquari  ansati 
et  pat^itis,  quale  est  quo  equi  perfundi  solent;  Plautus  —  Gato. 

1 1 .  Dass  beim  D  r  e i  f  u  s s  die  Bestimmung  zerhacktes  Fleisch  auf- 
zunehmen  zum  Grunde  liegt  (des  Yerf.  De  Tripode  Delph.  diss.),  beweist 
auch  der  Gebrauch  zum  xifLvziv  etpdyia  beim  09110s  Eurip.  *I%re.  1202, 


414  GerStfae  und  Geftsse.  [300,  301] 

darnach  erkl&rt  sich  Sopb.  Oed.  Kol.  1593).  Ueber  die  Gestalt  s.  die  Ver- 
handlungen  Amalth.  I.  8.  120  ff.  II.  S.  X.  III.  8.  21  ff.  [Boettiger  Archaeol. 
u.  K.  I.  S.  154.  Passow  S.  XXIII.  (Boettiger)].  Broendsted  Voy.  I.  p.  115  sqq. 
Gdtt.  GA.  1826.  N.  178.  Da  die  Scbeibenform  des  Holmos  erwiesen  ist, 
und  die  sog.  Cortina  jetzt  als  Omphalos  (§.  361)  erkannt  worden  ist:  so 
ist  das  Wesentlicbe  der  Dreifussform  nun  im  Klaren.  Der  Ring,  worin 
der  Kessel  b&ngt,  hiess  atsqxivrjy  die  Querst^be  der  Fdsse  ^a^doty  s.  Euseb. 
c  Marcell.  I.  p.  15  d.  ed.  Col.  Dreifflsse  aus  Metapont,  Gab.  Pourtal^s 
pi.  13,  aus  Yolci  bei  Durand. 

300.  Unter  den  Gefassen  fur  andem  Gebrauch  sind 
besonders  die  Opfergerathe  fur  die  Kunst  von  Wichtig- 
keit,  namentlich  folgende:  1.  Eorbchen,  geflochten,  aber  auch 
von  Thon  oder  Metall,  worih  Messer,  Salzmehl  und  Kr&nze 
geborgen  wurden,  genannt  xavovv,  canislrum.  2.  Die 
Schwinge  des  Cerealischen  Gultus,  lixvov,  vannus.  3.  Breite 
Schusseln  mit  vielen  darauf  befestigten  Becherchen  {xoxvKaxoi) 
voll  verschiedner  Fruchte,  x^gvog,  4.  Rauchergefasse  (&v/iia- 
TiJQiov,  Xt^avwrQig,  acerra ,  turibulum)  und  Pannen  ver- 
schiedner Art. 

N«  1.  Da  das  xavovv  nicht  leicht  bei  einem  Opfer  fehlen  darf 
{ivrJQKvai  Tcc  Huva):  so  erkennt  man  es  ziemlich  sicber  in  den  flachen 
KOrbchen  mit  allerlei  ^li^fiaaiv  auf  den  Yasen,  z.  B.  Millin  I,  8.  9. 
ETlixro  xavovVf  Eurip.  Ras.  Her.  921.  944,  wird  durch  das  Vasengem. 
I,  51  a.  erklart.    Vgl.  Annali  d.  I.  a.  IX,  2.  p.  203  not. 

2.  Ein  Liknon  z.  B.  bei  dem  Iflndlicben  Opfer.    Bouill.  Ill,  58. 

3.  Atben.  XI,  476. 478  u. -A.  Besonders  im  Phrygischen  Gultus; 
daher  xBQvag  eine  Art  Gallus  in  dem  Epigr.  auf  Alkman.  Vielleicht  auf 
Vasengem.  Laborde  I,  12.  Millin  I,  64.  In  den  Vasensammlungen ,  wie 
in  Berlin,  sind  Hhnlicbe  Tischaufsfttze  nicbt  selten. 

4.  Acerrae,  z.  B.  auf  dem  Relief  Bouill.  Ill;  61,  unter  den  Opfer- 
gerathen  III,  83.  Glarac  pi.  220,  252.  Sehr  zierlich  sind  oft  die  Ranch- 
opferaltftrchen  auf  Reliefs  und  Yasengemfllden. 

1  301.  Die  reichen  Zusammenslellungen  von  Thonge- 
f  as  sen,  welche  man  von  den  mannigfaltigsten  und  zier- 
lichsten  Formen  in  Griechischen  Grabern  findet,  miissen 
wohl  zunachst  als  Gefasse  des  Todtencultus  gefasst  werden, 
welche  als  Symbole  oder  Pfander  fortdauernder  Waschungen 
und  Einsalbungen  des  Grabsteins,  so  wie  alljahrlicher  Spenden 
und  Choen  auf  das  Grab,  mitgegeben  wurden;  bei  Schrift- 

2  stellern  wird  nur  die  Hydria  oder  Ume  als  Aschenbehalter 
und  der,  besonders  zu  diesera  Behufe  gemahlte,  Lekythos  er- 


[301]  Opfergef&sse.    Gr&ber-Vasen.  415 

wahnt.  Dabei  konnten  aber  sehr  wohl  Gefilsse,  welche  an  3 
wichtige  Momente  des  Lebens  (Siege  in  Agonen,  Auszeich- 
nung  in  den  Gymnasien,  Theilnahme  am  Bacchischen  Thia- 
sos,  Empfang  des  mannlichen  Himations  [Hochzeit,  Reise]) 
erinnerten,  und  dabei  als  Angebinde  gegeben  worden  waren 
(anders  kann  man  wohl  das  haufige  xnlog,  6  flr«rtf  y.aX6g, 
xaXh  Italy  xaXbg  «?,  y.alTj  doxiTg  u.  dgl.  nicht  erklSren)  hin- 
zugestellt  werden:  da  es  unleugbar,  dass  solche  Gefasse 
auch  im  Leben  gebraucht  und  als  eine  Auszierung  der 
Zimmer  aufgestellt  wurden.  —  Wahrend  bei  den  Hydrien  4 
der  Gebrauch,  die  Asche  des  Todten  zu  bergen,  nur  hinzu- 
tritt:  stamnit  der  Sarkophag  {(^ogog,  ^tjxiy,  Xdgva^,  nveXog, 
solium,  loculus)  aus  der,  auch  in  Griechenland  alteren, 
Sitte  des  vollstandigen  Begrabens,  erh^lt  sich  indess  (in 
Etrurien  zur  Aschenkiste  verkleinert,  §.  174,  3)  durch  alle 
Zeiten,  und  wird  im  spatern  Rom,  zugleich  mit  dem  Be- 
graben,  wieder  gewohnlicher  (§.  206,  2).  Aus  Holz,  ge-  5 
brannter  Erde  oder  Stein  (Xi&og  aagxocpdyogy  sarcophagus) 
gearbeitet,  entlehnt  er  die  verzierenden  Formen  zum  Theil 
vom  Hause,  wie  die  Thuren  und  Thurgriflfe,  zum  Theil 
aber  auch  von  Wasserbehaltem  oder  Keltergefassen ,  wie  die 
Lowenkopfe. 

1.  Ueber  die  Vasenformen  Dubois  Maisonneuve  Introduction  a  T^tude 
des  Vases  ant.'  accompagn^e  d*une  collection  des  plus  belles  formes.  1817. 
13  Livr.  Gargiulo  GoUez.  delle  diverse  forme  de*  vasi  Italo-Gred.  N.  1822. 
Die  ersten  Bl&tter  bei  Tiscbbein  und  Millin.  Millingen  Div.  pi.  A.  B.  G. 
Ck)gh.  32  fif.  Inghirami  Mon.  Etr.  S.  V.  pi.  47—54,  viele  bei  Hancarville 
und  Laborde.  Panofka*s  sehr  ausgedehnte  Griechisebe  Nomenclatur  (Rech. 
sur  les  v6rit.  noms  des  vases  Grecs.  P.  1829)  wird  von  Letronne  (Joum. 
des  Savans.  1833.  Mai— D^.)  sebr  beschr&nkt.  Vgl.  Gerhard  Neapels 
Bildw.  S.  XXVIII.  u.  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  221  ff.  Berl.  Kunstbl.  1828. 
Dec  [Gerhard  Berlins  Ant.  Bildw.  I.  S.  342  u.  Annali  VIII.  p.  147—59, 
vgl.  Letronne  J.  des  Sav.  1837.  p.  683.  vgl.  751.]  ThongefSsse  mit  Bild- 
werken  Stackelberg  Gr&ber  Tf.  49—52  [und  in  alien  grOssern  Vasensamm- 
lungen].  Besonders  mannigfaltig  und  zierlich  geformt  sind  die  Henkel 
(vasi  a  volute,  oolonnette  etc.).  Die  Mannigfaltigkeit  der  oft  sehr  selt- 
samen  Vasenformen  ist  durch  keine  Terminologie  zu  erschOpfen.  Auch 
crepitacula  kommen  darunter  vor,  R.  Rochette  M.  I.  p.  197.  Die  GrOsse 
der  Vasen  steigt,  bei  den  KoUerschen  in  Berlin,  bis  3  F.  6  ZoU  HOhe.  — 
Vasen  als  HViQiafiava  auf  der  Archemorosvase. 


416  Ger&the  und  Ge^bae.  [301] 

2.  Merkwflrdig  und  wohl  nicht  bedeatungslos  ist  es,  dass  der 
Wasserkrug  die  vom  Feuer  abriggelaasene  Aache  aufnimmt  Die  urna 
feraljs  ist  bekaunt;  eben  so  kommen  Hydria,  Kalpe,  Krossos  vor.  Plut. 
Marcell.  30.  Orelli  Inscr.  4546.  47.  Moschos  IV,  34.  DafOr  aucfa  Am- 
phoren  (schon  11.  24,  76),  auch  fusslose  in  Golambarien.  Vgl.  Boettiger 
Amaltb.  III.  S.  1 78  ff.  Aber  aucb  der  Lebes  dient  als  Aschenkrug,  Aesch. 
Agam.  432.  Ghoeph.  675.  Soph.  El.  1393.  —  Todtenumen  in  Relief  auf 
Gippen,  Bouill.  IH  84.  85,  SUckelb.  Grftber  Tf.  3,  1,  auf  Thonlampen, 
Passeri  HI,  46,  in  Vasengem.,  Milling.  Div.  14.  Gogb.  45.  Mannorvasen 
der  Art  z.  B.  Moses  pi.  28  sq.  Bouill.  Ill,  78.  79.  80,  Stackelb.  Tf.  3.  3; 
die  gr5ssem  sind  fdr  vasa  disoma,  trisoma  zu  nehmen.  —  Vom  Malen 
der  Oelflftschchen  far  den  Todten  Aristopb.  Ekkl.  996.  ~  Ueber  die  Ge- 
flisse  des  Todtencult  s.  unter  andem  Virgil  Aen.  m,  66.  V,  77.  91. 

Sebr  interessant  ist  die  Zusammenstellung  von  Vasen,  einem  Krater, 
zwei  Amphoren,  vielen  Schalen,  in  verschiedenen  FSchem  untor  einer 
Tiscbpiatte,  in  dem  Gem&lde  der  Grotte  del  f.  Querciola  (§.  177.  A.  2). 
Nabe  verwandt  ist  die  Vorstellung  auf  den  Lampen,  bei  Bellori  t.  16  und 
bes.  Passeri  III,  51,  wo  ein  Repositorium  mil  der  urna,  umber  amphorae, 
ampullae,  gutti,  auf  dem  obem  Fache  simpulum,  acerra  secespitae  und 
ein  sog.  aspergillum,  aucb  ein  Weissagehuhn,  darunter  Symbole  der  suo- 
vetaurilia,  darflber  ein  lectistemium  zu  sehen  sind.  [Ein  Schenktisch, 
nvXixftov,  aus  gebrannter  Erde,  aus  Neapel,  mit  verschiednen  Gef^ssen 
darauf,  Stackelberg  Graber  8.  42.] 

3.  Boettiger  Ideen  zur  Archaeol.  der  Malerei  S.  173—234.  Dess. 
VasengemSlde,  drei  Hefte  1797—1800,  an  verscbiednen  Stellen.  Ein 
Vasengem&lde  (Brocchi's  Bibiiot  Ital.  Milan.  XVU.  p.  228)  zeigt  eine 
Reihe  gemolter  Gefftsse  in  einem  Hochzeitzimmer.  Ueber  Pi-eisgef^se 
Panofka  Vasi  di  premio.  F.  1826;  fiber  ein  Eleusinisches  derselbe.  Hall. 
ALZ.  1833.  Intell.  101.  [Gegen  das  haufige  ncciog  ist  eine  Beltenbeit 
das  Lob  der  Ebrlicbkeit,  NtxaQx<»v  xa^ra  Blxaioe,  de  Witte  Vases 
de  Mr.  M***  p.  60  s.]  rgafifiatiMv  innmfia  bei  Athen.  p.  466 
ist  ein  Metallbrecher  mit  eingelegten,  z.  B.  goldnen,  Inschriften.  Bei 
Plautus  Rud.  II ,  5 ,  22  urna  literata  ab  se  cantat  c u j a  sit. 
novi^Qia  ygafifitniKa  Beckers  Gallus  I.  S.  143.  —  Ueber  Vasen- 
malerei  §.  321. 

4.  5.  Gedems&rge,  Eur.  Troad.  1150.  Fictilia  solia,  Plin.  XXXV,  46. 
Steineme  bei  Bouillon,  Piranesi,  Moses.  Vgl.  §.  294,  3.  Bekannt  sind 
die  LOwenkOpfe  als  Mdndungen  des  Wassers;  bei  KeltergeAssen  {XipfoC) 
lief  der  Wein  durch  solcbe  ab.    Boissonade  Anecd.  1.  p.  425. 

Werke  fiber  Gef&sse,  Gerfttbe:  Lor.  Fil.  de  Rossi  Raccolta  di 
vasi  diversi.  1713.  G.  B.  Piranesi  Vasi,  candelabri,  cippi,  sar- 
cofagi,    tripodi,    lucerne    ed    omamenti    ant.    1778.     2    Bde.    f.     H. 


[302]  Lampen,  Gandelaber.  417 

Moses  Collection  of  ant.  vases,  altars,  paterae,  tripods,  candelabra,  sarco- 
phagi from  various  Museums  engr.  on  150  pi.  L.  1814  [meist  aus  der 
Hope*8chen  Sammlung].    Gauseus,  Gayhis,  Barbault  und  andre  allgemeine 

Sammlungen  PGL.  VII,  34  sqq. Ygl.  Laz.  Baifius  de  vasculis,  Thes. 

Ant.  6r.  IX,  177.  De  la  Ghausse  de  vasis  etc.  Thes.  Rom.  XII,  949. 
Gaylus  M^m.  de  TAc.  des  Inscr.  XXX.  p.  344.  Yerroiglioli  del  vasellame 
•degli  antichi.  Lezioni  II,  231.  [G.  Antonini  Manuale  di  vari  omamenti 
component!  la  serie  de'  vasi  ant.  si  die  marmo  che  di  bronzo  esistenti  in 
Roma  e  fuori.  Vol.  I.  i  vasi  esist.  nel  M.  Pioclem.  e  Ghiaramonti.  R.  1821  f. 
71  tav.] 


302.    Nachst  den  Gefassen  sind  es  die  zur  Erleuchtung  l 
bestimmten   Gerathe,   welche    auch   vorzugliche  Kunstler  im 
Alterthum    am   meisten   beschaftigt   haben;    theils    einfache 
Lampen    {^vxvot,  Ivx^ia),   welche,   zum   Theil  aus  Bronze,  2 
meist  aus  Terracotta,  mit  ihrer  anspruehslos  zierlichen  Form 
und  ihren  sinnigen  Omamenten  und  Reliefs  einen  bedeuten- 
den  Zweig  der  alten  Kunstdenkmaler  bilden ;  theils  G  a  n  d  e-  3 
laber  (Ivxi^etn,  ^-vxrovxot),  welche  zum  Theil  aus  gebrannter 
Erde,  in   der  Bluthe   der   Kunst   sehr   zierlich  aus   Bronze, 
spater   oft   aus    edlen   Metallen    und  Gemmen,    aber   auch 
aus    Marmor  gefertigt   wurden,    wovon   sich    manches   fast 
allzu  reich  und  phantastisch  geschmuckte  Werk  erhalten  hat. 
Auch   die   Spiegel,    welche.  gewohnlich   nur   runde   Hand- 4 
Spiegel  mit  Griffen  waren,  sind  mit  Kunstgeist  gestaltet  und 
geziert  worden,  ehe  die  Kostbarkeit  des  Stoffes  als  die  Haupt- 
sache  dabei  gait. 

2.  Die  Lampen  haben  ein  Loch  fdr  das  Eingiessen,  6fifpccX6e  bei 
Heron,  eins  fdr  den  Docht,  atofia,  und  ein  kleines  fdr  die  heraufstochemde  * 
l^adel.  Heron  p.  187  beschreibt,  unter  andem  Eunststflcken ,  eine  den 
Docht  selbst  heraufstossende  Lampe.  Oft  mit  mehrem  Dochten,  lucerna 
dimyxos,  trimyxos.  Die  Lampen  liefem  fdr  sich  eine  beinahe  vollstftndige 
Kiinstmythologie ,  und  viele  Yorstellungen,  die  sich  auf  menschliches  - 
Schicksal  und  jenseitiges  Leben  beziehen.  Licetus  de  Lucemis  ant.  re- 
-conditis  1.  VI.  1652.  Bartoli's  und  Bellori's  Lucernae  sepulcrales.  1691. 
(in  Deutschland  von  Beger  neu  herausgegeben).  Lucernae  fictiles  M. 
Passerii.  Pisaur.  1739.  3  Bde.  Montfaucon  Ant.  expl.  T.  V.  Ant.  di  Er- 
colano  T.  VIII.  Moses  pi.  78  sq.  Dissertationen  von  De  la  Ghausse  u. 
Ferrarius,  Thes.  Ant.  Rom.  T.  XII.  Beckers  Gallus  IL  S.  302.  [Boettigers 
Amalthea  UL   S.  168  ff.  und  Eleine  Schr.  IIL   S.  307  £f.] 

O.  M  a  1 1  •  r*f  Archaeologi*.    4.  Aafl.  27 


418  Gerathe  und  Gemsse.  [302] 

3.  Namen  von  Candelabem,  Athen.  XV,  699  f.  Tarentlniscbe, 
Aeginetische,  Tyrrhenische  Plin.  XXXIV,  6.  §.  173,  1.  2.  Candelabrarii  in 
Inschriflen.  Die  Theile  des  Gandelabers  sind  Fuss,  fiaaig,  Schaft,  xavlog, 
und  Knauf,  xala^og.  Heron  p.  222.  Den  Kalathos  trfigt  ein  Amor  bei 
zwei  Bronze-Gandelabern  (ceriolaria),  Gruter  Inscr.  p.  175,  4.  Vielarmige 
im  Tempel  des  Ismenischen  Apoll,  hemach  in  Kyme,  Plin.  XXXIV.  8,  im 
Prytaneion  zu  Tarent  (Athen.  700  d.),  vgl.  Kallim.  Epigr.  59.  PracblvoUe 
marmome,  PCI.  IV,  1.  5.  VII,  37  sqq.  Bouill.  III.  pi.  72.  73  (die  auf 
pi.  74  baben  zum  Tbeil  mehr  von  der  schlanken  und  einfacben  Gestalt 
Griecbiscber)  und  Clarac  pi.  142.  257;  bronzene  und  marmome  hei  Moses 
pi.  83—93,  vgl.  301.  Ai^onoXXrjToi  §.  161,  1.  [Trapezopboren ,  Beckers 
Gallus  II.  S.  113.]  Marmome  Tbronsitze,  der  Samotbrakiscbe  mil  sehr 
altem  Relief,  die  der  Tbemis  und  Nemesis  im  Tempel  zu  Rbamnus,  des 
Dionysos  und  der  Demeter ,  des  Poseidon  u.  s.  w.  Des  Attiscfaen  Prytanen 
Boetbos,  Stackelb.  Gr&ber  S.  33  f.  (Vign.). 

4.  Spiegel  waren  aus  Bronze  §  173,  3,  Silber  196,  2,  Gold,  Eurip. 
Troad.  1114.  ;fpV(foJ»  xaronrQav  noQivd'iovQyis ,  Aelian  V.  H.  XII,  58, 
bei  Nero  von  Smaragd;  beliebte  Geschenke  fQr  T.  (Venereum  speculum. 
Grater  p.  5,  6  (Orelli  n.  1279)  und  in  Grfiber.  Von  Spiegel-  und  Putz- 
kastcben  §.  173,  3.  Guattani  M.  I.  1787.  p.  XXV.  Ein  ebemer  Spiegel 
aus  Atljen  Stackelb.  Gr&ber  Tf.  74. 


420  Technik  der  bildenden  Kunst.  [305] 

mit  Rucksichl  auf  dessen  Eigenschaften,  durch  Anfugen  oder 
Wegnehmen,  durch  Auftragen  oder  Verandern  der  Oberflache 
hei^vorgebracht  wird:  welches  hier  mechanische  Technik 
genannt  wird.  Dem  allgemeinen  Gange  dieser  Betrachtung 
gemass,  welche  mit  dem  Sinnlichslen  und  Greiflichsten  be- 
ginnt,  wird  der  zuletzt  genannte  Abschnitt  dem  zuerst  an- 
gefuhrten  vorausgeschickt. 


I.    Mechanische  Technik. 

1  A.    Der  Plastik  im  weitern  Sinne.  (§.  25,  1.) 

1.    Die  eigentliche  Plastik  oder  Bildnerei  in  weichen  oder 

erweichten  Massen. 

a.    Arbeit  in  Thon  und  ^nlichen  Stoffen. 

2  305.  Aus  der  Hand  des  ursprungUch  dem  T6pfer  eng- 
verwandten  Thonbildners  (§.  63)  gingen  Henkel  und  Zie- 
ralhen  der  Gefasse,  wobei  die  Topferscheibe  nicht  gebraucht 
werden    konnle,    aber   auch  Reliefs    (tvVo*)   und   ganze  Fi- 

3  guren  (§.  72.  171)  hervor.  Ueberall  war  dabei  Arbeit  aus 
freier  Hand  alter  als  die  Anwendung  mechanischer  und 
fabrikmassiger  Vorrichtungen ,  und  das  plastische  Genie  der 
Griechen  zeigt  sich   schon  in  manchen  Terracotta-Figurchen 

4  und  Rehefs  in  seiner  ganzen  Herrlichkeit.  Ausser  Thon  wurde 
viel  Gyps  {yvwog,  pldtre)  und  Stucco  gebraucht;  auch  Wachs- 
bilder  waren  besonders  als  Spielsachen  h§,ufig;  alien  solchen 
unedleren  Stoflfen  gab  man  gern  durch  Farben  einen  h5hern 
Reiz,   und  brachte   es   in   der  Nachahmung  niederer  Natur- 

5  gegenstande  bis  zur  Illusion.  Wichtiger  ward  indess  diese 
Kunstgattung  als  die  Vorbereiterin  anderer  (mater  statuariae, 
sculpturae  et  caelaturae  nach  Plinius) ,  indem  durch  sie  die 

andem    Zweige   der  Eunst  Modelle   und  Formen  erhielten. 

6  Auch  das  Abforraen  von  Gliedem  und  Abgiessen  von  Sta- 
tuen  war  dem  Alterthum  nicht   imbekannt,    vgl.  §.  129,  5, 

7  Bei  grosseren  Figuren  wurde  der  Thon  fiber   einen  skelet- 

artigen  Kern  von  Holz  gezogen;  man  arbeitete  das  Grdbere 
mit  dem  Modellirstecken,  das  Feinere  mit  dem  Finger  und 


Nagel    aus.     Das    Brennen    von    Fignren    sowohl    wie   von  8 
GeSssen  wurde  mit  grosser  Soi^alt  betrieben ;  ein  schwacher 


422  Technik  der  bildenden  Kunst.  [305] 

ebauchirt  (solche  hat  man  aus  der  Villa  Hadrian*s),  oft  mit  Farben  auf 
der  Flflche  fortgesetzt.  Ob  die  tabula  Uiaca  und  die  Apotheose  des  Herakles 
aus  Stucco  sind,  ist  noch  streitig.  Wachsbilder  §.  129,  5.  181,  3,  G5tter- 
bilder,  Plin.  Ep.  YII,  9,  der  Laren.  Juv.  XII,  88,  als  Kinderspiel  bei  Lukian 
Somnium  2  u.  sonst.  Puppen,  xo^oxoa^tor,  aus  Wachs  und  Gyps,  Schol. 
zu  Klemens  p.  117.  VgL  fiber  die  alteii  xr^Qonldd'oi  Boettiger's  Sabina 
8.  260.  270.  Bunte  Puppen  aus  ^n^iloff  Lukian  Lexiph.  22,  ol  nlattovTsg 
rove  nrjllvovg,  Demosth.  Phil.  I.  p.  47 ,  xogonXa^ot ,  Isokrates  de  antid 
§.  2,  solche  Statuen  in  Neapel.  Vgl.  Sibyllin.  III.  p.  449  Gall.  Von  Posis 
(§.  196.  A.  2)  tftuschenden  Fruchtschasseln  Plin.  XXXV,  45.  Auch  ver- 
goldete  Terracotta's  giebt  es,  von  delicater  Griechischer  Arbeit,  gemalte 
aus  Athen,  Gab.  Pourtal^  pi.  2.  vgl.  pi.  31  [die  sch5nste  aus  Athen  in 
MOnchen,  andre  hier  und  da]. 

5.  IJQovlaafia  als  ein  Modell  im  Kleinen  })ei  Cic.  ad  Att.  XII,  41, 
vgl.  §.  196,  2.    Hippokr.  de  victus  rat.  p.  346.  Foes. 

6.  Dass  der  Gyps  zum  Abformen  (nQog  afcofidyficita)  viel  gebraucht 
werde,  sagt  Theophrast  de  lapid.  §.  67.  Die  Athen.  Kunstler  brauchten 
beim  Abformen  des  Hermes  Agoraeos  (§.  92.  A.  3)  auch  Pech.  vgl.  Lukian 
Lexiph.  11.  (Mouler  k  bon  creux,  k  creux  perdu;  plcLtre;  coutures  des 
moules  k  bon  creux;  parties  qui  ne  sont  pas  de  depouille,  aus  mastic). 

7.  Diese  gleichsam  noch  fleischlose  Holzfigur  hiess  xlvvaPog, 
Hcevapog  (canevas);  ahnliche  dienten  auch  den  Plasten  und  Malem  als 
anatomisches  Studium.  S.  Arist.  H.  an.  Ill,  5  de  gen.  an.  II,  6.  Pollux 
VII,  164.  X,  189.  Suidas  und  Hesych  s.  v.  cum  Intpp.  Apostol.  Ill,  82. 
Bekker's  Anecd.  p.  416.  Darauf  gehen  die  parvi  admodum  siu-culi,  quod 
primum  operis  inslar  fuit,  Plin.  XXXIV,  18.  —  Der  Modellirstecken  in 
Prometheus  Hand,  ASmir.  Rom.  80.  Ficoroni  Gem.  II,  4,  5,  vgl.  5,  1. 
Impr.  gemm.  del  Inst.  IV,  75?  und  das  Relief  bei  2^5ga  Bassir.  23.  Die 
Arbeit  wird  aber  nach  Polyklet  am  schwersten  otav  iv  ovvxt  6  itijXog 
yiyvrixat.  Winckelm.  V.  S.  93.  387.  Wyttenbach  zu  Plut.  de  prof.  virt. 
p.  86  a.  Police  ducere  ( ceram)  Juven.  VII,  232.  Pers.  V,  40 ,  vgl.  Statins 
Achill.  I,  332. 

8.  Ueber  die  Einrichtung  der  Oefen  zum  Brennen  R5m.  Gefasse 
hat  Schweighftuser  d.  j.  nach  Ausgrabungen  im  EJsass  Untersuchungen 
angestellt;  auf  dem  Museum  in  Strassburg  ist  ein  Modell  davon.  Archaeo- 
logia  XXII.  pi.  36.  p.  413.  Remains  of  a  Roman  kiln  or  furnace  for 
pottery.  Von  den  Griechischen  Gefaseen  §.  321.  Die  grosse  Ddnnheit  und 
Leichtigkeit  alter  GefSlsse  (Plin.  XXXV;  46)  bezeichnet  Lukian  im  Lexiph.  7 
durch  dvBfioqfogrira  und  vfitvoargaxa. 


b.    Metallguss  (statuaria  ars). 
306.    Beim   alten   Efz^uss    kommt  Zweierlei    in   Be-  i 


424  Technik  der  bildenden  Kunst.  [306} 

aeris  (Piin.  Ep.  III.  6).  Geschfltzt  war  das  ^ntcTi^oVf  und  die  Athleten- 
farbe,  Dio  Ghrysost.  Or.  28  in.  Meerblaue  Seehelden  in  Delphi  §.  123. 
A.  «).  Die  Bereitung  von  ;i;orixoff  xQ^^^f^VS  erwIUint  unter  vielen  andern 
Metallbereitungen  der  Papyrus  aus  Aegypten,  Reuvens  Lettres  a  Letr.  III. 
p.  66.  Ueber  die  Patina  der  alien  Bronze,  welche  bios  durch  Oxidirung 
enUteht,  L.  Bossi  Opuscoli  soeiti  T.  XV.  p.  217.  Mil.  1792.  4,  von  Fiorillo 
ausgezogen  im  Kunsiblatt  1832.  N.  97  ff. 

3.  Ueber  Vielfarbigkeit  der  Bronzestatuen  kOnnten  Kaliistratos  An- 
gaben  rhetorische  Phrasen  sein  (Welcker  zu  5.  p.  701);  auch  beziehen 
sicb  diese  meist  auf  pieces  k  rapport,  wie  die  durch  Bfischung  von  Blei 
mit  Kyprischem  Erz  purpurfarbnen  Praetexten,  Plin.  c.  20.  Aber  merk- 
wdrdig  sind  Silanion's  Jokaste  mit  todtblassem  Gesicht,  durch  Silber- 
mischung  (Plut.  de  aud.  po6t.  3.  Qu.  Symp.  V,  1.  vgl.  de  Pyth.  or.  2),  und 
Aristonidas  schamrother  Athamas,  durch  Eisenbeimischung  (Piin.  40).  da 
doch  Eisen  sich  sonst  mit  Eupfer  nicht  mischen  iasst.  Auch  Appul.  Flor. 
pi.  128  beschreibt  an  einer  Erzstatue  tunicam  picturis  variegatam.  [Qua- 
trem^re  de  Qu.  Jup,  Olymp.  p.  55^64  de  Tart  des  alliages  dans  son 
rapport  avec  la  m^thode  de  teinter  les  ouvrages  en  m^tal  et  de  Tusage 
dMntroduire  des  couleurs  dans  les  statues  de  bronze,  Feuerbach  Yatic. 
Apollo  S.  211,  Petersen  de  Libanio  Prol.  2.  Havn.  1827.  p.  9  und  schon 
Figrelius  de  statuis  14.  p.  126.  R5the  in  die  Wangen  gab  nach  Himeriu» 
Or.  XXI,  4.  Phidias  der  Lemnischen  Athene.  Merkwtirdig  ist  der  Kunst- 
ausdruck  pdipig  xalxov  nal  ciSi^qov  bei  Pollux  VII,  169  aus  Antiphon,. 
XalHov  ficcfpai  bei  Aeschylus  Agam.  624  (597),  s.  Nachtr.  zur  Tril.  S.  42  f. 
wozu  Klausen  in  seiner  Ausg.  bemerkt,  dass  vielleicht  durch  die  Neuheit 
dieser  Kunstfertigkeit  die  Vergleichung  noch  mehr  Reiz  erhielt.  Das  Tref- 
fende  der  versteckten  Vergleichung  mit  dem  Ehebruch  und  der  Aeschy- 
lische  Witz  darin  ist  nicht  zu  verkennen.  6.  Hermann  widersprach,  indem 
er  ;i^aixov  §a(pdg  mit  Schiitz  u.  A.  auf  Blut  und  Wunden  bezog  und  als 
eine  doppelsinnige  Andeutung  des  vorhabenden  Hordes  der  Klytaemnestra 
nahm.  So  schon  W.  Humboldt,  und  was  blieb  Qbrig,  ehe  der  buchstlUs- 
liche  Sinn  berQcksichtigt  war?  Der  andre  aenigmatische  aber  ist  fQr  den 
Charakter  der  Rede  zerstArend  und  zu  unmenschlich  an  dieser  Stelle  auch 
far  Klytaemnestra.  Letronne  Peint.  murales  p.  517  stellte  sich  auf  Hermanns 
Seite,  Franz  ilbersetzt  richtig  »Erzes  F9rbung.«  —  Kunst  der  Galiier  dem  Erz. 
im  Fiuss  Farben  (durch  andre  Metalle)  einzuschmelzen,  Philostr.  Imag.  I,  28. 
p.  44,  24.  vgl.  Jacobs.    Auch  die  Ghinesen  geben  den  Bronzen  Farben.} 

4.  Die  Mischung  des  Zinns  zum  Erze  (schon  in  den  NSgeln  vom 
Schatzhause  des  Atreus  §.  49)  '*/%  und  24  auf  100.  An  den  Rossen  von 
S.  Marco  (aus  sp&terer  Zeit)  iindet  sich  am  wenigsten  Zinn,  s.  Klaproth, 
Mag.  encycl.  1808.  III.  p.  309.  Mongez  (sur  le  bronze  des  anciens,. 
M6m.   de  I'lnst.   Nat.   V.   p.   187.   496.    Inst.  Roy.  VIII.   p.  363)   leitet 


[306]  Erzguss.  425 

die  Hdrte  der  Bronze  ganz  von  dieser  Mlschung  und  der  AbkQhlung  in 
der  Luft  her,  und  laugnet,  nach  neuem  Erfahrungen,  die  trempe  durch 
Wasser,  auch  gegen  Prokl.  zu  Hesiod  T.  u.  W.  142.  Eust.  zur  II.  I,  236, 
deren  Zeugnisse  Graulhi^,  sur  les  dges  d'or  et  d'argent,  d'airain  et  de  fer, 
Mag.  enc.  1809.  D4c.  1810.  Janv.,  hervorgezogen.  [Vgl.  Journal  of 
Science  and  arts  XLIT.  p.  313.]  —  Xalnhg  x^^osy  sprOde,  iXarog,  rvniag 
(ductilis),  weich.    Pollux  VII,  105. 

5.  Die  Kunstausdriicke  sind:    ror   nlaa^kvta   ni^Qiva'  XiydoSi    70 

8.  Pollux  X,  189,  Photios  Xlydog,  Eustath.  zur  II.  XXL.  p.  1229,  zur  Od. 
XXII.  p.  1926.  R.  Schneider  u.  Xiydogy  xoavri,  Diogenes  L.  V,  1,  33. 
fog  iv  x<p  HTjQtp  6  ^EQfiijg  iniTrjSsioTrjTa  J^xmv  iniSi^aif^at  tovg  ;i;apax- 
trJQag  xal  6  h  rco  ;|;aAxflo  avSQidg.  [Sophokles  AixfiocXmr.  aanlg  fikv 
rifiiXiydog  &g  nvxv  6  ft  fiat  tl  vgl.  F.  G.  Welcker  Griech.  Trag.  S.  172.] 
Auch  MQnzen  wurden  bisweilen  im  Ligdos  gegossen.  Seiz  sur  Tart  de 
fonle  des  anciens,  Mag.  encycl.  1806.  VI.  p.  280,  Clarac  M.  de  sculpt.  II. 
p.  9  fir.  Ob  man  auch,  wie  jetzt,  die  moule  k  bon  creux  Qber  dasModell 
machte,  und  die  StQcke  derselben  dann  inwendig  mit  Wachs  garnirte, 
und  hierauf  den  Kern,  noyau,  hineingoss,  ist  zu  zweifeln.  Massiv  war 
eine  Statue  des  Onassimedes,  Paus.  IX,  12;  kleinere  Bronzen  sind  es  ge- 
w()hnlich.  Ein  dvdQidg  kostete  in  der  Zeit  des  Gynikers  Diogenes  3000 
Drachmen  (V*  Talent,  ungefShr  700  Thaler)  Diog.  Laert.  VI,  %  35.  [Eine 
Erzgiesserei  ist  an  einer  merkwurdigen  Eylix  dargestellt,  Gerhard  Neuer- 
worbne  Denkmaler  N.  1608  und  Trinkschalen  Tf.  12,  womit  E.  Braun  im 
Bullet.  1835.  p.  167  die  in  der  Aeschyl.  Trilogie  erkifirte  Vase  verglich, 
in  welcher  nachmals  Feuerbach  im  Kunstbl.  1844.  N.  87  Kern  und  Mantel 
eines  Gussmodells  nachwies.  Zu  vergleichen  ist  ausserdem  eine  archaistische 
Vase  mit  einer  Erzschmiede  bei  Campanari  in  London,  die  edirt  werden 
wird.  Bullett.  1846.  p.  67.  Von  der  Vase  in  der  Tril.  giebt  Bergk  eine 
andre  ErklSrung,  Archaeolog.  Zeit.  1847.  S.  48.  Ueber  den  geringen  Preis 
der  Erzstatuen  s.  Koehler  Ehre  des  Bildnisses  S.  127.] 

6.  Von  theilweisem  Gusse  bei  Golossen  Philo  VII.  mir.  4;  auch  die 
Rosse  von  S.  Marco  sind  wahischeinlich  jedes  in  zwei  Formen  gegossen, 
Vom  Lothen  §.61.  Femiminatio  per  eandem  materiam  facit  confusionem, 
plumbatura  non  idem  efficit.  Digest.  VI,  1,  23.  S.  indess  Plin.  XXXIII, 
29  f.  AngelOthete  Haarlocken ,  Winckelm.  W.  V.  S.  133.  Von  dem  Ein- 
setzen  der  Augen  ebend.  V.  S.  138.  435  f.  Boettiger's  Andeutungen  S.  87, 
YgL  auch  Gori  M.  E.  IL  p*  208.  Man  bezieht  darauf  den  faber  oculariarius 
in  Inschr.  s.  Forcellini.  Die  schOne  Nike  von  Brescia  (§.  260.  A.  3)  hat 
eine  silberne  Kopfbinde,  ein  BacchUs  nach  einer  Inschiift  bei  Gruter 
p.  67,  2  war  cum  redimiculo  aurific.  et  thyrso  et  cantharo  arg. 


426  Technik  der  bildenden  Kunst.  [307] 

Erhaltene  Bronzen  §.  127.  A.  7.  172.  A.  3.  204.  A.  4.  205. 
A.  2.  207.  A.  6.  261.  A.  2.  380.  385.  422.  423.  427.  Die  meisten  aus 
Herculaneum.  Golossal-Kopf  nebst  Hand  auf  dem  Capitol.  [Die  sch6ne 
Statue  aus  Yulci  in  MQnchen,  Kunstbl.  1838.  St.  86.] 

1  307.  Die  vor  der  Samischen  Schule  herrschende  Weise 
der  Verfertigung  von  Statuen  durch  das  Schlagen  und  Treiben 
(§.  59.  60.  71,  vgl.  237,   2.    240,    2)  blieb  auch  spater  bei 

2  Gold  und  Silber  die  gew5hnliche;  doch  sagten  Statuen, 
besonders    grossere,    aus    den    edlen    Metallen    mehr    dem 

3  Asiatischen  als  dem  Griechischen  Geschmacke  zu.  Auch  die 
Vei-goldung  ganzer  Statuen  wurde  erst  dann  beliebt,  als 
man  dem  Erz  durch  Mischung  eine  schone  Farbe  zu  geben 
verlernt  hatte;  in  der  alten  Kunst  zeichnete  man  einzelne 
Theile  auch  am  nackten  Korper  durch  Vergoldung  oder  Ver- 

4  silberung  aus.  Mit  Eisen  machte  man  mehr  Versuche,  als 
dass  man  es  mit  Erfolg  und  dauernd  zu  Werken  der  bil- 
denden Kunst  angewandt  hatte,   da  das  fur  den  Guss  geeig- 

5  nete  Roheisen  im  Alterthttm  ungewohnlich  war.  Aus  Blei 
kommen  von  Arbeiten,  welche  Kunstwerke  genannt  werden 
konnen,  Marken  fur  offentliche  Spiele  und  Komaustheilungen, 
Etiketten  zum  Anhangen  an  Gerathe,  siegelahnliche  Zeichen 
an  Bausteinen,  Bullen,  Amulette  und  dgl.  vor,  manches  da- 
von  ist  deutlich  in  Formen  gegossen. 

1'  Die  goldne  Pallas  von  Aristodikos  war  ein  6(pvQi^laTov,  Brunck's 
Anal.  II.  p.  488;  auch  die  silbemen  Figuren  von  Bemay  (vgl.  §.311.  A.  5) 
sind  durchaus  getrieben,  die  einzelnen  Theile  mit  Blei  sehr  fern  geldthet, 
Oder  mit  Schwalbenschw&nzen  zusammengefQgt. 

2.  Silbeme  Statuen  bei  den  Pontischen  KOnigen,  Plin.  XXXIII,  54; 
goldne  besonders  bei  Barbarischen  66ttem,  Lukian  Z.  rgay,  Statt  der 
angeblichen  goldnen  Statue  des  Gorgias,  sah  Paus.  nur  eine  vergoldete. 
Der  avdQioig  XQ^^^'^S  ctSQsog^  solidus,  steht  Qbrigens  nur  dem  plattirten, 
inlxQV0og,  inauratus,  oder  leicht  vergoldeten,  xaxaxQvaog  ^  subauratus, 
entgegen;  jedoch  bezeichnet  holosphyraton  bei  Plin.  XXXIII,  24  ein  ganz 
massives  Werk.  Xgvabg  Sit£(p^og  s.  v.  a.  aurum  obryzum.  [Schweig- 
hftuser  zu  Herod.  1,  50.  cenVQogf  avxofiaxog^  avroqpvif;,  Lennep  ad 
Phalar.  p.  365.J 

3.  Gold  wurde  auf  Erz  meist  mit  Quecksilber  und  in  starken  Bl&ttem, 
auch  mit  Haife  von  Kerben,  aufgesetzt  (Plin.  XXXIII,  20.  XXXIY,  19),  auf 
Marmor  mit  Eiweiss.  Winckelm.  W.  V.  8.  135.  432.  M'  Adlius  Glabrio 
setzte    in   Rom   die    erste   statua   aurata,    Liv.    XL,   34.     Spuren  von 


[308]  Slatuen  von  Gold  und  Silber.  427 

Vergoldung  an  den  Rossen  von  Venedig,  M.  Aurel,  einer  Quadriga  des 
Herculan.  Theaters,  der  sch4nen  Statue  von  Lillebonne,  §.  262.  A.  2  [am 
meisten  des  berflhmten  Hercules  im  Capitol].  Ein  alterthtimlicher  Athleten- 
kopf  in  MQnchen  n.  296  hat  vergoldete  Lippen ,  [der  Orpheus  des  Kalli- 
stratus  7  mit  einem  goldnen  Riemen  den  Chiton  gebunden],  der  alt- 
griechische  Lampadephor,  §.  421 ,  nach  R.  Rochette  die  Lippen,  Brust- 
warzen  und  Augenbrauen  ilbersilbert,  [nicht  Obersilbert,  sondem  mit  Kupfer 
eingesetzt,  s.  Letronne  in  den  Anuali  d.  I.  VI.  p.  230.  Des  eben  erwahnten 
Orpheus  Tiare  ist  xqv6^  naTaarixTog,  Sehr  schOn  ist  die  eingelegte  Arbeit 
in  Silber  an  ErzfigQrchen  des  Museums  zu  Neapel,  Augen  und  allerlei 
Verzierungen;  ein  Gefilss  aus  Herculanum  in  silbereingelegter  Arbeit  be- 
scbreibt  Martorelli  de  the  calam.  vgl.  Fea  zum  Horaz  T.  11.  Epist.  ad 
Pis.  435  u.  a.] 

4.  Eiseme  Bilds&ulen  des  Theodoros  von  Samos  (§.  60)  Pans.  Ill,  12. 
Herakles  Schlangenkampf  von  Tisagoras,  X,  18.  Alkon's  eiserner  Herakles, 
Plin.  XXXIV,  40.  Die  Griinde  der  Seltenheit  des  Eisengusses  im  Alter- 
thum  entwickelt  Hausmann  Commenlat.  Soc.  Gott.  rec.  IV.  p.  51.  Die 
Stahlung,  ero/imeigy  des  Eisens  (durch  Wasser,  Homer  Od.  .IX,  393.) 
[Sophokles  Aj.  650.  og  xa  deiv'  ixixQtsQow  tots  (iatprj  aidrjQog  mg,  vgl. 
§.  311.  A.  2.]  fflr  schneidende  Werkzeuge  war  am  Pontes,  in  Lydien  und 
Lakonika  zu  Hause.  Eust.  zur  II.  II.  p.  294,  6.  R.,  vgl.  Hausmann  p.  45 
sqq.    MagnetgewOlbe?  §.  149.  A.  2. 

5.  Ficoroni  Piombi  antichi.  R.  1740.  4.  Stieglitz  Archaeol.  Unterh. 
n.  S.  133. 


2.    Die  Arbeit  in  harten  Itfassen. 

a.    Holzschnitzerei. 

308.    Das  Holzschnitzen   wird   durch  ^htv  und  yXv(fBiv  i 
bezeichnet,  wovon  jenes  ein  flacheres,  dies  ein  tieferes  Ar- 
beiten  mit  scharfen  und  spitzigen  Werkzeugen  anzeigt ;  friiher 
ein  Hauptzweig   der  Tempelbildnerei  (§.  68.  84),  wurde  es  2 
besonders  zu   den  Bildem   der  Feld-  und  GartengStter  alle 
Zeit    hindurch    angewandt.      Wahrend    man    dazu    die    ge-  3 
eigneten  Holzarten  des  einheimischen  Bodens,  oft  mit  einiger 
Rucksicht  auf  die  Bedeutung  des  Bildes ,  benutzte :  wurden  4 
auslandische  H51zer,  besonders   das   fur   unverwustlich   ge- 
haltene  Gedemholz,  noch  in  spatem  Zeiten  auch  von  vorzug- 
lichen  Kunstlem  zu  Bildwerken  gebraucht.    Die  Arbeit  des  5 
Drechselns  war  fur  Gefasse  und  Gerathe  von  Holz  wichtiger. 


428  Technik  der  bildenden  Kunst.  [309] 

1.  Beide  AusdrClcke  kommen  von  Holz  und  Stein  vor.  Siuv  ist 
scalpere,  davon  ^vijXrjy  ^otg  {noifisvixi^) ,  soalprum,  ein  Schnitzmesser. 
rivfpBtv,  sculpere.  steht  dem  caelare,  toqbvuv,  nfther.  Instrumente, 
ylvfpavov,  vogog,  caelum,  Meissel,  Grabstichel.  Zum  ^isiv  dient  auch  die 
ofilX'ny  %'  70,  3.  Ygl.  §.  56,  2.  Quinctil.  I,  21,  9.  sculptura  etiam  lignum, 
ebur,  marmor,  vitrum,  gemmas,  praeter  ea  quae  supra  dixi,  complectitur. 

2.  Auf  Psyttaleia  fTavog  tog  ixaarov  hvxs  ^occvce  nBnoiTjfiivaj 
Paus.  I,  36,  2.  Ein  Pan  aus  Buchenholz  mit  der  Rinde  Antb.  Pal.  VI,  99. 
Dionysosbilder,  Priape  aus  Feigenholz. 

3.  Cypresse,  in  Ereta  hfiufig,  u.  von  den  dortigen  Daedaliden  be- 
nutzt  (vgl.  Hermipp,  Atben.  I.  p.  27),  Buchsbaum  (<T^Ua£),  Eiche,  Bim- 
baum,  Ahorn,  Weinrebe,  Olivenholz  u.  a.  Paus.  VIII,  17,  2.  Qu.  de 
Quincy  Jup.  01.  p.  25  sq.  Clarac  p.  41.  Populus  utraque  et  salix  et 
tilia  in  scalpturis  necessariae,  Palladius  de  R.  R.  Xll,  15. 

4.  Von  auslSiidischen  HOlzem  Ebenholz  (§.  84.  A.  2.  147.  A.  3), 
Citrus  {^ov?  Mongez  Hist,  de  I'lnst.  roy.  III.  p.  31.  Thyon  nebst  Cy- 
pressen  an  Phidias  Olympischem  Zeus,  inwendig  oder  am  Thron,  Die  Chrys. 
XII.  p.  39^  R.),  Lotos,  besonders  Cedemholz  (vgl.  §.  52.  A.  2.  57.  A.  2). 
Von  Cedemholz  war  der  Apollo  des  Sosius  aus  Seleucien,  Plin.  XIII,  11, 
auch  der  Asklepios  von  Eetion  Antb.  Pal.  VI,  337.  Von  Dontas  werden 
xsSqov  ioiSta  XQ^^9  8irjv^ia(i6va  als  runde  Figuren  beschrieben,  Paus. 
VI,  19,  9.    Mehr  s.  bei  Siebelis  zu  Paus.  V,  17,  2.    Amalth.  II.  S.  259. 

5.  Vgl.  §.  298.  A.  2.  Voss  zu  Virgil  Bd.  II.  S.  84.  443.  Vom 
Drechseln  in  Holz  toqvcvsiv,  toqvovv^  tornare  s.  Schneider  u.  ropsi/o. 
Tomus,  TOQVBVTT^Qiovy  das  Dreheisen,  von  Theodoros  erfunden,  §.  60. 


b.    Bildhauerei  (sculptura). 

1  309.     Als    das    eigentliche   Material    fur    die    Sculptur 

wurde  fruhzeitig  der  feste  und  politurfahige  Kalkstein,  wel- 
chen  man  eben  von  diesem  Glanze  Marmor  (jiaQfiaQov  von 
fiaQfjLaif)m)  nannte,  und  zwar  der  weisse  anerkannt  und  in 
ganz  Griechenland  vor  alien  andem  der  Parische,  \vie  her- 
.  2  nach  in  Rom  der  von  Luna  gesucht.  Indess  wurden  fur 
Werke   minder   sorgfaltiger   Kunst   in  Griechenland    wie  in 

3  Italien  auch  allerlei  Tuflfe  angewandt:   dagegen  farbige  Mar- 
mors,  so  wie  andre  colorirte  Steinarten,  erst  im  Romischen 

*    Kaiserreiche,  besonders  fur  die  Darstellung  Aegyptischer  Gott- 
heiten   und  Barbarischer  Konige,   auch   fiir   angefugte  Har- 

4  nische  und  Bekleidungen  u.  dgl.  beliebt  wurden.   Bewundems- 


[309]  Bildhauerei.  429 

wurdig  ist  die  VoUendung  der  Arbeit  an  den  harten  nnd 
sproden  Massen  des  Porphyrs,  Basalts  und  Granits,  wo  vom 
zugespitzte  und  immer  neu  gescharfte  Pinkeisen  den  Stein 
bis  zur  erforderlichen  Tiefe  wegbohren,  und  hernach  muh- 
sames  Reiben  und  Schleifen  die  glatte  Flache  sehr  allmahlig 
zu  Wege  bringen  musste. 

1.  Garyophilus  de  maimoribus  antiquis  ist  wenig  brauchbar,  mehr 
Ferber  Lettres  min^ralogiques  sur  Tltalie,  Mongez,  Dictionn.  de  Tantiquit^ 
de  TEncyclop^ie,  besonders  Faustino  Gorsi  Delle  pieire  antiche,  ed.  sec. 
R.  1833.  Vgl.  Hirt,  Amalth.  I.  S.  225.  Clarac  p.  165.  Plainer  Beschr. 
Roms  8.  335.  Der  Marmor  ist  entweder  kOrniger;  dahin  gehOrt  der 
Parische  Xid'og  ndQiog^,  IvySivog),  der  meist  in  kleinen  BlOcken,  zum 
Theil  in  HOhlengftngen  (Ivxvlrrjg)  gebrochen  wurde,  von  einem  grossen 
[salzahnlich]  glflnzenden  Kom,  marmo  Greco  dure,  auch  saline  genannt; 
so  wie  auch  der  Gararische,  marmor  Lunense  (§.  174.  A.  1  fiber  sein 
Alter  des  Vfs.  Etrusker),  feinem  Zucker  fthnlicb,  oft  blaulich  gefleckt:  oder 
schiefriger,  mit  Talk  durchzogen,  wie  der  Pentelische  mil  grfinlichen 
Streifen  (Doloroieu  bei  Millin  M.  I.  U.  p.  44)  und  der  weniger  edle  Hymet- 
tische,  marmo  cipolla  [oder  cipollino].  Andre  bekannte  Arten  statuarischen 
Marmors  i^ind  der  Thasische,  von  einem  biassen  Weiss,  von  Gousinery  an 
Ort  und  Stelle  aufgefunden,  [so  wie  der  verde  antico  in  Macedonien],  der 
Lesbische,  von  mehr  gelblicber  Farbe,  der  dem  Elfenbein  Shnliche  Gora- 
litische,  aus  Klein  asien,  marmo  Palombino.  De  marmore  viridi,  Tafel 
in  der  Mfincbner  Abh.  philol.  Gl.  U.  S.  131.  Auch  der  Megadsche  §.  268. 
A.  1)  wurde  zu  Statuen  verwandt,  Gic.  ad  Att.  1,  8.  Der  lapis  onyx  oder 
alabastrites  der  Alten,  genannt  nach  den  Geflissen  §.  298,  ist  ein  fasriger 
Ealksinter  (alb^tre  calcaire  oriental),  der  aus  Arabien  und  Oberftgypten 
kam,  Salmas.  Exerc.  Plin.  p.  293.  Von  dem  Yolaterram'schen  §.  174.  A.  3. 
Yon  Marmor  in  Galabrien  berichtete  Rumohr. 

2.  Ein  Silen  von  Poros  (§.  268.  A.  1)  in  Athen.  In  Peperin  manche 
Municipal -Ehrenstatuen;  ffinf  statuae  togatae  der  Art  in  Dresden.  In 
Kalkstein  wurde  Viel  in  den  Provinzen,  in  Deutschland,  gearbeitet.  Etrus- 
kische  Sarkophage  aus  Kalktuf  §.  174.  A.  3. 

3.  Aus  schwarzem  Marmor,  nero  antico,  sind  viele  Isisbilder,  der 
African.  Fischer,  die  beiden  Kentauren  des  Eapitol,  der  Nil,  vgl.  Pausan. 
Vni,  24,  6.  Aus  rothem,  rosso  antico,  der  in  der  Architektur  selten  war, 
manches  gute  Bildwerk,  namentlich  Bacchusk()pfe,  SatyiTi,  welche  roth- 
gef^bte  Schnitzbilder  (§.  69)  nachahmen;  sonst  Becken,  Badewannen. 
Auch  Statuen  aus  buntem  Marmor  kommen  vor,  Caylus,  Hist,  de  TAc.  des 
Inscr.  XXXIV.  p.  39.  Porphyrstatuen  findet  man  seit  Glaudius  in  )\om, 
vgl.  Visconti  PCI.  VI.  p.  73,  Porphyrstatuen  mit  bronzenen  Extremitftten 
Race.  53.   Basalt  wird  zu  Serapisbfisten,  auch  Granit  und  Syenit  (den  aber 


430  Technik  der  bildenden  Kunst.  [310] 

die  Neuem  nicht   zum  Syenit  rechnen)  zu  Bildwerken  in  Aegyptischem 
Styl  gebi-aucht.    Vgl.  §.  2^.  268.  A.  3. 

4.    Der  Bohrer  an  zwei  Z&umen  gefQhrt,  Euripides  Gycl.  461. 

1  310.  Der  Marmor  dagegen  vertragt  den  Angriflf  sehr 
verschiedner  Instnimente ,  der  SSgen,  Bohrer,  Feilen,  Ras- 
peln,  welche  mit  dem   vom  Schlagel  getriebenen  Meissel  zu- 

2  sammen  das  Meiste  und  Beste  thun  mussen.  Wenn  der 
Kunstler,  was  keineswegs  immer  geschah,  nach  einem  genauen 
Modell  arbeitete:  so  bediente  er  sich,  wie  der  neuere,  der 
Punkte,  welche  die  Dimensionen  nach  alien  Seiten  und  Rich- 
tungen  darstellen,  und  im  Fortschritt  der  Arbeit  bestandig  er- 

3  neuert  werden  mussen.  Zum  Abreiben  der  Statuen  wandte 
man  den  Staub  vom  Naxischen  Schleifstein,  den  Bimsstein 
und  andre  Mittel  an ;  doch  kommt  das  dem  £indrucke  schad- 
hche  Glanzendschleifen  erst  spater  vor;  und  an  einigen  vor- 
trefflichen  Statuen  sieht  man  noch  ganz  die  Zuge  des  Eisens. 

*  Dagegen  erhohte  man  das  Weiche  und  Fettige ,  welches  die 
Oberflache  des  Marmors  oft  schon  an  sich  hat,  durch  Ein- 
reibung  mit  geschmolzenem  Wachs,  besonders  mit  Punischem 
{xavatg),    womit    man    leicht    einen    geeigneten    Farbenton 

5  (circumlitio)  verband.  Farbimg  des  Marmors,  im  alten  und 
archaisirenden  Styl  mit  grellen,  hernach  mit  sanfteren  Farben, 
so  wie  Hinzufugung  metallner  Attribute,  und  Vergoldung 
einzelner  Theile  erhielt  sich  das  ganze  Alterthum  hindurch; 
in  R5mischer  Zeit  ersetzt  man  indess  gem  die  aufge- 
tragne  Farbe   durch  Vielfarbigkeit  des  Steins  (vgl.  §.  309). 

6  Die  Zusammenfugung  verschiedner  Blocke  geschah  so  geschickt, 
dass  der  Wunsch  monolither  Colossalslatuen  ofter  wenigsten& 
dem  Scheine  nach  befriedigt  wurde. 

1.  Alte  Bildwerke,  welche  Steinarbeiter  darstellen:  die  Reliefs  bei 
Winckelm.  W.  1.  Tf.  11.  M.  Borb.  I.  83,  3  nebst  dem  Grabstein  des  Euti-o- 
pos  bei  Fabretti  Inscr.  V,  102,  und  die  geschnittenen  Steine,  Ficoroni 
Gemmae  II,  5,  6  u.  Lippert  Suppl.  II.  388.  Alte  Instnimente  auf  ver- 
schjedenen  Denkmfllem  (bei  Muratori  p.  1335, 1,  verschiedne  Girkel  u.  andre); 
auch  in  Pompeji  gefunden;  die  jetzt  gebr&uchlichen  bei  Glarac  pi.  1.  Von 
der  Sdge  §.  269,  6,  dem  Bohrer  §.  123,  1.  [An  den  Statuen  von  Aegina 
erkamite  Wagner,  dass  ganz  die  jetzt  dblichen  Werkzeuge,  Bohrer,  Spitz- 
eisen,  Zahneisen,  Flacheisen  und  Feile,  Bimsstein  gebraucht  seien.] 

2.  Von  Pasiteles  ist  es  etwas  Besonderes,  dass  er  nihil  unquam  fecit 


[310]  Bildhauerei.  431 

ante  quam  iinxit;  und  a  us  dem  freien  und  kQhnen  Yerfahren  der  Alien 
erklflren  sich  mancbe  Unregelmftssigkeiten.  Ueber  die  Punkte  s.  Clarac 
p.  144;  daher  die  warzenf&rmigen  Erh6hungen  an  manchen  alien  Statuen, 
s.  Weber  fiber  die  Colosse  von  M.  Gavallo  im  Kunstbl.  1824.  S.  374  und 
den  Diskobol  bei  GuatUni  M.  I.  1784.  p.  9.  [BuUett.  1841.  p.  1^.] 

3.  Ueber  die  Naxiae  cotes  Dissen  zu  Pindar  J'.  5,  70,  vgi.  Hoeck 
Kreta  I.  S.  417,  wo  Naios  auf  Ereta  roit  Recht  als  eine  Eriindung  darge- 
stellt  wird.  Man  nannte  die  Steine,  woher  sie  sonst  auch  kamen,  von 
Kreta,  Kypros  u.  sonst,  Naxiscbe.  SfirjxBiv,  aril^ovv  dvdQictvtag,  *Eni- 
Xfaivsiv  nal  yf^vovv  ra  nXriyivxct  xal  nsQinoffivra  tmv  ayaXfittttoVf  Plut. 
de  adul.  52. 

4.  Qu.  de  Quincy  Jup.  01.  p.  44.  Hirt  8.  236.  Voelkel  Archaeol. 
Nachlass  I.  S.  79.  Aus  dem  Wacbsdberzuge,  den  nach  Vitruv  VII,  9  signa 
marmorea  nuda  erhielten,  bildet  sicb  die  Epidermis  der  alten  Statuen. 
[Hirt  in  Boettigers  Amalthea  I.  8.  237  bemerkt,  dieser  Ueberzug  sei  so 
dunn  gewesen,  dass  nur  darum  keine  Spuren  davon  anzutreffen  seien.  Fea 
fand  viele,  Miscell.  filol.  T.  I.  p.  GG.  Aber  nicht  circumlitio  ist  Fai'ben- 
ton  Oder  ,ein  Bobnen  des  Marmors  mit  Wacbs,  welcbes  der  OberflSche 
mehr  scheinbare  Weichheit  und  vielleicht  auch  einen  sanften  Schimmer 
von  Farbe  mittheilte",  wie  der  Verf.  in  den  Wiener  JahrbQcheni  1827. 
III.  8.  139  behauptet,  eine  Befimissung  (des  Nikias)  nach  Hirt  a.  a.  0. 
auf  den  er  sich  nicht  selten  zu  viel  verliess.  Auch  ist  circumlitio  nicht 
eine  Bemalung  des  Grundes  der  Statuen  in  verschiednen  Tinten,  Licht 
und  Schatten  u.  s.  w.  wie  nach  Visconti  Pioci.  II,  38.  Ill,  5  und  Quatre- 
m^re  ausser  Voelkel  auch  Letronne  Peint.  mur.  p.  28.  491 ,  R.  Rochette 
Peint.  ant.  p.  286  und  Giarac  Mus.  du  Louvre  I.  p.  156—60  annehmen. 
Weder  die  allgemeine  Wabrscheinlichkeit,  noch  etwas  von  den  Nachrichten 
Oder  in  den  Ueberresten  echter  Kunst  ^richt  dafdr  und  der  Name  selbtt 
steht  entgegen.  Denn  dieser  drilckt  aus  ein  Umstreichen,  Ummalen  {neQi- 
XQi'(tts)y  Einfassen  der  Gewandr&nder ,  des  Haars,  etwa  auch  des  K6rpers 
mit  einem  KOcherband  u.  dgl.  und  diese  Einfassungen  konnten  sehr  zier- 
lich  und  mannigfaltig  ausgefQhrt  sein;  die  archaistische  schOne  kleine 
Diana  im  Museum  zu  Neapel  ist  davon  ein  schStzbares  Beispiel.  So  ist 
in  der  Malerei  circumlitio  eine  FSrbung  des  Grundes  um  die  figuren 
her,  um  sie  hervorzuheben  und  abzusondem,  wie  Quintilian  VIII,  5, 26  zeigt, 
eine  circumductio  colorum  in  extremitatibus  figurarum,  qua  ipsae  Figurae 
aptius  finiuntur  et  eminentius  extant,  contorno,  profilo  (Forcellini) 
daher  derselbe  XII,  9,  8  vom  Inhalt  von  Reden  sagt:  extrinsecus  adductis 
ea  rebus  circumlinere  (verbr&men),  und  I,  11,  6  simplicem  vocis  naturam 
pleniore  quodam  sono  circumlinere.  Im  Begrif!  der  circumlitio  liegt  prae- 
texere.  Seneca  Epist.  86:  nisi  Alezandrina  marmora  illis  (Numidicis  cru- 
stis)  undique  operosa  et  in  picturae  modum  variata  circumlitio  praetexitur. 


432  Technik  der  bildenden  Kunst.  [31 1] 

Das  Bohnen  ist  ydvmaig  dyalfithmvy  Plut.  Quaest.  Rom.  98,  wonaeh  bei 
Vitruv  Vn,  9,  4  aus  gnosis  zu  machen  ist  ganosis,  nicht  %ovlaai£f  die 
etwas  ganz  anders  ist,  noch  iyxavcig.-  Yitruv  sagt:  ita  signa  marmorea 
nuda  ciirantur,  nemlich  weisses  mil  Oel  geschmolznes  Wachs  wurde  mil 
einem  dicken  Pinsel  Qberstrichen  und  dann  trocken  abgerieben.  Plin. 
XXXin,  40  sicut  et  marmora  nitescunt,  Juvenal  XII,  88  fragili  simulacra 
nitentia  cera,  vgl.  die  Anm.  von  Heinrich.  Ganova  versuchte  in  den  spHtem 
Zeiten  nach  dem  Vorgang  der  Alien  durch  Einreiben  einer  aus  Wachs  und 
Seife  bereiteten  Salbe  den  Marmor  weicher  und  milder  im  Ton  zu  machen ; 
aber  die  eingeriebenen  Stoffe  zersetzten  sich,  wie  Thiei'sch  Reisen  in  Italien 
I,  142  berichtet,  und  wechselten  die  Farbe.] 

5.  Yon  gemalten  Statuen  und  Reliefs  §.  69.  90.  A.  118.  A.  2  b 
119.  A.  2.  4.  203.  A.  3.  In  Virgil's  Gatal. ,  Aeneid.  dedic,  wird  ein 
marmomer  Amor  mil  buntem  Flugelpaar  und  K6cher  beschrieben. 
Praxiteles  schdnsten  Statuen  gab  der  grosse  Enkaust  Nikias  jene  TeintQre. 
Plin.  XXXV,  40,  28.  Aber  die  Rnidische  Venus  farbios.  Lukian  de 
imagg.  Feuerbach  Vatic.  ApolL  S.  212.  * AyuXiiatiov  iyaavaTai  kccI 
XQvamtal  xorl  patpslg,  Plut.  de  glor.  Ath.  6.  Mit  Wachs  gefSrbte  Haare  einer 
BildsHule  erw&hnt  deutiich  Ghaeremon  bei  Athen.  XIII.  p.  608.  Gemalte 
Reliefs  sind  yQantol  xvnot^  dergleichen  in  Frontons  Eurip.  Hypsip.  fragm.  11. 
edit.  Matth,  erwahnt:  vgl.  Welcker  Syll.  Epigr.  p.  161.  [R.  Rochette 
Peint.  ant.  p.  289,  Letronne  Lettres  d'un  antiqu.  p.  339,  Boeckh  G.  L  II. 
p.  662],  aber  auch  §.  323.  A.  Nach  neueren  Untersuchungen  hoben  sich 
auch  an  der  Trajanss&ule  die  Figvuren  golden  ab  auf  azumem  Hintergrunde. 
G.  Semper  aber  vielfarbige  Archit.  und  Sculptur  S.  37  [hat  sich  nicht 
best&tigt].  Von  Anfugungen  aus  Metall  und  Vergoldung  (besonders  v^ar 
die  der  Haare  sehr  gewOhnlich)  §.  84.  90.  A.  117.  118.  A.  2  b.  127.  A.  3. 
158.  A.  3.  203.  A..  3.  Den  alten  Akrolitben  §.  84  sind  Statuen  aus 
schwarzem  Marmor,  mit  den  Extr^mit^ten  aus  weissem,  nachgebildet,  wie 
sie  aus  spHterer  Zeit,  z.  B.  von  Isispriesterinnen,  sicher  vorkommen. 

6.  S.  oben  §.  156.  157  und  die  Inschr.  G.  I.  10.  xavrov  XVd'ov  fifcp 
avigiag  xorl  to  CfpiXag,  Stefaen  gelassene  Marmorstilcke  als  Stiltzen 
(puntelli)  findet  man  am  meisten  bei  Nachbildungen  von  Erzstatuen. 


c.    Arbeit  in  Metall  (toqbvt ixi^y  caelatura)  und  Elfenbein. 

1  311.  Die  Bearbeitung  der  Metalle  mit  scharfen  In- 
strumenten,  die  Scuptur  in  Metall,  ist  es,  was  die  Alten 
Toreutik  nennen ;  womit  sich,  nach  Erfordemiss  der  Aufgabe, 
auch  ein  theilweises  Giessen  in  Formen,  besonders  aber  das 

2  Herausschlagen    oder    Treiben    mit    Bunzen    vereinigt.     So 


1311]  Toreutik.  433 

wurde  vorzugsweise  das  Silber  schon  in  den  schonsten  Zeiten 
•der  Griechischen  Kunst  bearbeitet,  aber  auch  Gold,  Bronze, 
in  manchen  Gegenden  auch  das  Eisen.  Man  wandte  diese  3 
Technik  bei  WaflFenstucken,  namentlich  Schilden  an;  ausser 
der  getriebenen  Arbeit  diente  solehen  eine  goldne  Zeichnung 
zum  Schmuck,  die  wahrscheinlich  der  neuem  Tauschier-Arbeit 
{tausia,  lavoro  all'  agemina)  ahnlich  war;  sonst  wurden 
besonders  Wagen  gem  rait  getriebenem  Silber  verziert.  Die  4 
Gefasse  wurden  theils  nur  mil  Zierden  vegetabilischer  Form 
versehen,  wie  besonders  die  grossen  Silberschusseln ;  theils 
mit  mythischen  Darstellungen  in  Relief  geschmuckt  (anaglypta), 
welche  in  spMem  Zeiten  oft  beweglich  waren,  und  zum 
Schmucke  verschiedner ,  auch  goldner,  Becher  angewandt 
werden  konnten  (emblemata ,  crustae).  Der  Ruhm  der  5 
Meister  in  diesem  Fache,  die  leidenschaftliche  Begier  der 
Romer  nach  solchem  Besitz  wird  uns  durch  einzelne  Reste 
begreiflich.  Auch  fur  Schmuckger^the  wurde  die  Kunst  des  6 
Toreuten  in  Anspruch  genommen;  und  die  Kunst  des  Gold- 
arbeiters,  welche  hauptsachlich  in  Treiben  von  Goldblattem 
und  Auflegen  von  Golddraht  bestand,  hangt  mit  diesem  Kunst- 
zweige  nahe  zusammen. 

1.  Die  Toptvnxij  (§.  85)  entspricht  ganz  der  caelatura  (Plin.  XXXIII. 
Salmas.  Exerc.  Plin.  p.  737),  welche  Quintil.  II,  21  auf  die  Metalle  be- 
^hr&nkt,  wfthrend  die  Sculptur  ausserdem  Holz,  Eifenbein,  Marmor,  Glas, 
Geromen  befasse.  [Die  Throne  von  Elfenbein  soil  ten  daher  §.  173,  1  nicht 
•eingemischt  sein.]  Das  Treiben  ist  ilavvtiv  (Greuzer  Gomm.  Herod,  p.  302), 
innQovsiv  §.  59.  A.  2,  ;|railx€v£ii^,  excudere  (Quint,  a.  0.).  Isidor  Origg. 
XX,  4.  Gaelata  vasa  signis  eminentibus  intus  extrave  expressis  a  caelo 
quod  est  genus  ferramenti.  quod  vulgo  cilionem  vocant.  Auch  tritor  argen- 
tarius  (Spon  Misc.  p.  219),  tritum  argentum  (Horaz  A.  1,  3,  91.  Phaedr. 
V,  1,  7)  scheint  von  Treiben  zu  verstehen  zu  sein.    Terere  ist  vo^tlv, 

2.  Ygl.  A.  3.  4.  An  Glaukos  eisernem  Untergestell  (§.  61)  waren 
Figuren,  Insekten,  Bl&tterwerk  c^irt.  Zu  Kibyra  in  Kleinasien  cftlirte  man 
das  Eisen  mit  Leichtigkeit ;  Strab.  XIII,  631.  Alexanders  Eisenhelm,  ein 
Werk  des  Theophilos,  strahlte  wie  Silber,  Plut.  32.  Dahin  gehOrt  pafprj 
atdiJQav  bei  Sophokles  Aj.  661.  vgl.  Lobeck,  vom  Erweichen  [Getting.  Anz. 
1838.  S.  1111:  »Allein  es  muss  ein  fthnliches,  nur  weniger  bekanntes  Ver- 
fahren  gegeben  haben,  wodurch  das  Eisen  fOr  das  Treiben  und  Giseliren 
geeignet  gemacht  wurde.  —  Die  fidlaiig  des  Glaukos  war  dia  nvffbg  uai    ^ 

O.  MS  1 1  •  r*i  Arohaeolofi*.    4.  Aail.  28 


434  Technik  der  bildenden  Kanst.  [311} 

udatog  fiatpi^Vf  wovon  man  freilich  eher  das  Cregentheil  erwarten  solIte.c 
(Freilich.)  Auch  in  der  Hall.  ALZ.  1837.  Apr.  S.  534  f.  wird  i^^lvv^rjv 
mit  Patpy  6iS7]Qog  mg  verbunden.  Die  Beziebung  dieser  Worte  auf  ixap- 
TEQovv  ist  vorzuziehn;  denn  dass  die  liOschung  in  Oel  das  Eisen  weich 
macbe,  wird  nicfat  gesagt,  sondern  nur  dass  sie  das  Springen  verhindere.} 

3.  Ueber  kunstliche  Waffenarbeit  §.  58.  59.  116,  3.  117,  2.  240. 
A.  4.  Bronzene  Panzer  und  Helme,  auf  Korinthische  Weise  c&lirt,  erw&bnt 
Gic.  Verr.  IV,  44.  Die  yQanxa  iv  onXm  iyxqvom  tixav  (Inschr.  von  Kyme, 
Gaylus  Rec.  H,  57.  Tgl.  Osann  Syl.  p.  S44.  G.  I.  n.  124)  balte  ich  fQr 
einerlei  mit  dem  scutum  cfarysographatum  (Trebeil.  Glaud.  14).  Bezieht 
sich  wohl  die  xi^ooyifatpia  des  Aegyptischen  Papyrus,  Reuvens  Lettres  a 
Letr.  III.  p.  66,  hierauf?  [Dagegen  Letronne  Letti'es  d'un  antiqu.  p.  517.} 
BUatv  yi^anzrj  s.  G.  I.  Gr.  II.  p.  662  s.,  (U6vmv  ivoxXoig  inixQVOoig 
dvd^saig,  ib.  n.  2771.  [Eingegrabene  Arbeit  Gerhard  Etr.  Spiegel  S.  80. 
Not.  63.]  Die  barbaricarii  des  sp&tern  Alterthums  beschftftigten  sich  auch 
damit,  F&den  von  Gold  und  andern  Metallen  in  Metal>  einzulegen,  s.  Lebeau 
M^m.  de  TAc.  des  Inscr.  XXXIX.  p.  444.  Yon  erhaltenen  WafTenstucken 
mit  Reliefs  sind  die  Panzerbl&tter  von  Locri  §.  257.  A.  4,  und  die  Bronzen- 
helme  (mit  militfirischen  Darstellungen)  und  Beinschienen  von  Pompeji 
bemerkenswerth.  Votivschild  (?)  der  Familie  Ardaburia,  s.  §.  424.  A.  2. 
Massieu  Sur  les  boucliers  votifs,  M^m.  de  TAc.  des  Inscr.  L  p.  177.  Ueber 
Arbeit  an  Wagen  §.  173,  2.  Garrucae  ex  argento  caelatae,  Plin.  XXXIII^ 
49.  Vopisc  Aurel.  46.  [Ueber  Bronzereliefe  als  Bekleidung  hOlzemer 
Kasten  u.  s.  w.    Avellino  Descriz.  di  una  casa  Pompejana  1837.  p.  57  ff.] 

4.  Zur  ersten  Art  geh5ren  die  lances  filicatae  Gic,  disci  corymbiati, 
lances  pampinatae,  patinae,  bederatae,  TrebeU.  Glaud.  17.  Auch  an  den 
Korinthischen  Erzvasen,  scheint  es,  waren  wohl  ThierkOpfe,  Masken, 
Kr^nze  u.  dgl. ,  aber  keine  historischen  Reliefs  angebracht.  Die  goldnen 
ii(fat^Qig  KoQiv^iovQyBig  aber,  bei  Athen.  V,  199  e.,  batten  runde  Figuren, 
i^a  nsQi€pav7J  TsroQBVfiiva,  auf  dem  Rande  sitzend  (ahnliche  an  Tripoden^ 
Amalth.  III.  S.  29),  imd  Reliefs  an  Hals  und  Bauch.  —  Gic.  Verr.  IV,  23 
unterscheidet  an  Silbergef&ssen  die  crustae  aut  emblemata.  Der  caelator 
anaglyptarius  in  Inschriften  macht  in  sp&tem  Zeiten  bios  die  Reliefs,  der 
Tascularius  das  Gef&ss,  das  punim  argentum.  Sehr  beliebt  waren  Homerische 
Gegenst&nde,  wie  Mys  (§.112.  A.  1.  116,  3)  auf  einem  Herakleotischen 
Skyphos  die  Eroberung  Ilions  nach  Parrhasios  Zeichnung  darstellt  [da& 
Epigramm  bei  Athenaeus  nennt  Ihiffdaiogy  vgl.  Meineke  Spec.  alt.  p.  20. 
Sillig  Gatal.  artif.  p.  288};  daher  die  scyphi  Homerici,  Sueton  Nero  47. 
Eine  SchQssel  mit  grossen  geschichtlichen  Darstellungen,  Trebeil.  Trig.  32» 
Meister  in  Gefassarbeiten  §.  60.  122.  A.  5.  124.  A.  1.  159.  196,  3.  vgL 
Athen.  VI,  781  f. 


[311]  Toreutik.  435 

5.  Die  bedeutendsten  Silbergefftsse  sind  jetzt:  der  zu  Antium  gefundne 
Becher  der  Sainmlung  Gorsini  §.  196.  A.  3:  das  GefSss  mit  der  Apotheose 
Homers  in  Neapel,  Millingen  Un.  Mon.  II,  13.  [Milljn  Gal.  mythol.  pi.  149], 
SilbergeHisse  in  Pompeji  gefunden,  14  Stdck  Archaeol.  Intell.  Bl.  Hall. 
1835.  N.  6;  der  sog.  Schild  des  Sdpio  (RQckgabe  der  Briseis),  1656 
bei  Avignon  gefunden,  im  K.  Cabinet  zu  Paris,  Montfauoon  IV,  23. 
Millin  M.  I.  I;  10.  [A.  6.  Lange  in  Welcker's  Zeitschr.  f.  a.  K.  Tf.  YI,  22. 
S.  490];  die  in  Permien  gefundne  Schale  in  der  Sammlung  v.  Strogano*v's, 
der  Streit  um  die  Waffen  Achiirs,  s.  Koehler,  Mag.  encydop.  1803.  V. 
p.  372.  [Archaeol.  Zeit.  von  Gerhard  I.  Tf.  10.  S.  101];  die  Schale  von 
Aquileja  in  Wien  §.  200.  A.  2.  vgl.  264.  A.  1 ;  die  Gef^sse  (mit  Pflanzen- 
venderungen)  von  Falerii,  Al.  Visconti  Diss.  d.  Ace.  Rom.  I,  II.  p.  303  ff., 
besonders  der  reiche  Schatz  an  GeAssen  eines  Hercur-T.,  gefunden  zu 
Bemay.  Die  erhabenen  Arbeiten  sind  hier  durchaus  getrieben,  und  innere 
Trinkschalen  eingesetzt;  Gew&nder  und  Waffen  durch  Vergoldung  gehoben, 
wie  auch  sonst  oft;  fiber  die  Homerischen  DarsteUungen  §.  415.  R.  Rochette 
Joum.  des  Savans.  1830.  Jul.  Aug.  p.  417.  Lenormant,  Bull.  d.  Inst.  1830. 
p.  97.  Auch  die  sog.  Disci  sind  meist  nur  die  inner n  Fl&chen  von  Schalen. 
Ein  silbemer  Discus,  Eleopatra  mit  ihren  Frauen  (?),  aus  Pompeji,  Ant 
Ercol.  V.  p.  267.  Ein  andrer,  bei  Genf  gefunden,  mit  Figuren  zur  Ver- 
herrlichung  Valentinian's,  Montfauc.  Suppl.  VI.  pi.  28.  Ueber  einen  Christ- 
lichen  Fontunini  Discus  argent.  R.  1727.  [Einer  aus  einem  Grabe  bei 
Kertsch  in  halb  barbarischer,  halb  noch  Griechischer  Zeichnung  in  Gerhard's 
Archaeol.  Zeit.  I.  Taf.  10.  S.  IGl.]  In  Bronze  ist  nichts  sch()ner,  als  der 
bei  Paramythia  in  Epeiros  gefundne  Discus  in  Hawkin's  Besitz,  stark 
herausgetriebene  Figuren  mit  silbemen  Zierathen  ausgelegt,  den  Besuch 
der  Aphrodite  bei  Anchises  vorstellend,  Tischbein  Hom.  VII,  3.  Millingen 
Un.  Mon.  II,  12.  [Specim.  II,  20.]  Ueber  den  ganzen  Fund  G^^tt.  GA. 
1801.    S.  1800. 

6.  Silbemes  Schmuckk&stchen,  mit  einem  ansehnlichen  Silberschatz 
gejfunden  zu  Rom  1794,  aus  der  letzten  Kunstzeit,  in  der  Sammlung 
Schellersheim  (jetzt  Blacas),  Mag.  enc.  1796.  I.  p.  357.  E.  Q.  Visconti 
Lettera  intomo  ad  una  ant.  supelletile  d'argento.  Sec.  ed.  1827.  Von 
goldnem  Schmuck  (wohin  die  alt-Attischen  Cicaden  geh6ren)  sind  auf 
Ithaka  bedeutende  Funde  gemacht  worden  (Hughes  I.  p.  16t);  zu  Rom 
unter  andem  1824.  (G.  Melchiorri,  Mem.  Rom.  III.  p.  131);  zu  Parma 
(Diss.  d.  Ace.  Rom.  II.  p.  3);  zu  Canosa  (reicher  Goldkranz,  Gerhard,  Ant. 
Bildw.  60.  Avellino,  Mem.  d.  Ace.  Ercol.  I.)  [jetzt  in  Mfinchen];  in 
Pantikapaeon,  aus  dtlnnen  Goldbl&ttchen  getriebene  Masken  und  Medallions 
(R.  Rochette  Joum.  des  Sav.  1832.  p.  45)  [andre  Goldsachen  ebendaher 
Dubois  de  Montpereux  Voy.  en  Gaucase  cet.  pi.  20.  21,  und  Silbergeflisse 
pi.  23.  24,   auch  Vasen  von  Elektrum  pi.  22.]    Solche  Medallions  liebte 


436  Technik  der  bildenden  Kunst.  f3t2] 

noch  das  spHtre  Alterthum  (s.  das  des  Tetricus,  Mongez  Icon.  Rom. 
pi.  58,  6);  dergleichen  arbeiteten  wohl  die  bractearii  aurifices.  Ueber  die 
aurifices  aberhaupt  (Son  CSolumb.  Liv.  n.  114  ff.  [Goldsachen  aus  einem 
reichen  Grab  in  Melos,  L.  Ross  Insekeise  III.  S.  18.  Einer  der  schOnsten 
Goldkrflnze  1845  bei  Barone  in  Neapel,  neolich  in  Fasano  gefunden.  In 
den  Inschriften  sind  goldne  Ehrenkrinze  von  100  GoldstOcken,  500  Drach- 
men  u.  s.  w.  und  flberbaupt  in  unglaublicher  Menge  erwShnt ,  ausser  den 
zuerkannten  in  Tenipeln  geweihte ,  Kronen  z.  B.  in  dem  des  Jupiter  bei 
Plautus  Menaechm.  V,  5,  38,  sehr  viele  nur  Oellaub  vorstellend.  Etrurische 
Goldsachen  §.  175.  A.  4.]  Vase  von  Blei  mil  Bacchus,  Silen  und  den  vier 
Jahrszeiten,  Gerhards  Ant.  Bildw.  I,  87. 

1  312.  Mit  der  Toreutik  hing  in  den  Werkstatten  der 
Alten  auch  die  Arbeit  in  Elfenbein  zusammen,  welches 
man  das  ganze  Alterthum  hindurch  in  Statuen,  so  wie  an 

2  allerlei  Gerathen,  mit  Gold  zu  verbinden  liebte.  Die  Alten 
erhielten  aus  Indien,  besonders  aus  Africa,  Elephantenzahne 
von  bedeutender  Grosse,  durch  deren  Spaltung  und  Biegung, 
eine  verlorne  aber  im  Alterthum  sicher  vorhandne  Kunst,  sie 
Flatten  von  12  bis  20  ZoU  Breite  gewinnen  konnten.  Nach- 
dem  nun  bei  der  Arbeit  einer  Statue  die  Oberflache  des 
Modells  so  eingetheilt  war,  wie  sie  am  besten  in  diesen 
Flatten  wiedergegeben  werden  konnte,  wurden  die  einzelnen 
Theile  durch  das  Sagen,  Schaben  und  Feilen  des  Elfenbeins  (nur 
fiir  die  Bearbeitimg  mit  dem  Meissel  ist  dieser  StoflF  zu  ela- 
stisch)  genau  dargestellt,  und  hemach  uber  einen  Kern  von 
Holz  und  Metallstaben ,  besonders  mit  Hiilfe  von  Hausen- 
blase,  zusammengefugt.  Doch  bedurfte  das  Zusammenhalten 
der  Elfenbeinstucke  bestandiger  Sorgfalt ;  das  Anfeuchten  mit 
Oel  (besonders  oleum  pissinum)  trug  am  meisten  zur  Con- 
servirung  bei.  Das  Gold,  welches  Gewand  und  Haar  dar- 
stellte,  wurde  getrieben  und   in    dunnen  Flatten  aufgesetzt. 

3  Auf  unsre  Zeiten  ist  von  Elfenbein ,  ausser  einigen  Reliefs, 
Figurchen,  kleinen  Gerathen  und  Marken,  besonders  die  Classe 
der  Diptych  a  (Schreibtafeln  mit  Reliefs  an  der  aussern 
Seite),  aus  dem  spatem  Romischen  Reiche,  gekommen;  welche 
man  in  die  Consularischen ,  von  Magistraten  beim  Antritt 
des  Amts  verschenkten,  und  die  Kirchlichen  eintheilt. 

1.  Gegen  den  von  Quatr.  de  Quincy  eingefClhrten  Sprachgebrauch 
bemerkt  Welcker  mit  Recht,  dass  toQtvTtnij  bei  den  Alten  nur  caelatura 
bezeichnet ;  wir  finden  das  Wort  nirgends  ausdrCkcklich  von  chryselephantinen 


[312]  Arbeit  in  Elfenbein.  437 

Statuen  gebraucht:  da  indess  das  Treiben  des  Gk>ldes  bierbei  dne  Haupt- 
sache,  und  die  ersten  Meister  dieser  CSdosse,  Phidias  u.  Polyklet,  nach 
Plin.  aucb  die  bedeutendsten  Toreuten  waren  [§.  120.  A.  2]:  so  darf  man 
den  oben  angedeuteten  Zusammenhang  wohl  festbalten.  Von  chrysele- 
phantinen  Werken  s.  oben  §.  85.  113---1J5.  120,  2.  158.  A.  1.  204.  A.  5. 
ygl.  23l  240.  XQVCBlitpavxiiXtxtQot  a^xlBig  in  Syrakus,  Pint  Timol.  31 ; 
an  den  ThOren  des  Pallas-T.  ebenda  (§.  281.  A.  6)  waren  die  ar^^umenta 
Oder  Darstellungen  von  Begebenheiten  aus  Elfenbein,  das  Andi*e  aus  Gold. 
Oefter  waren  Lyi*en  aus  Elf^ibein  und  Gold,  so  wie  Kr&nze  aus  Elfenbein, 
Gold  und  Corallen,  Pindar  N.  VII,  78.  Dissen  bei  Boeckh  p.  435.  Elfen- 
beinemes  Gesicht  auf  einem  Schild.  Diogen.  VIII,  1,  5.  Signa  ebumea  in 
Sicilien,  Cic.  Verr.  IV,  1,  in  Rom  bei  den  Circensen,  Tac.  Ann.  II,  83. 

2.  Die  obigen  Satze  geben  die  wahrscfaeinlichste  Vorstellungsweise 
Qu.  de  Quincy*s  p.  393  f.  wieder.  Vgl.  Heyne  Antiq.  Aufs.  II,  8.  149,  in 
der  N.  Biblioth.  der  schOnen  Wiss.  XV.,  und  N.  Commentar.  Soc.  Gott. 
I,  II.  p.  96.  111.    Von  dem  Elfenbein-Handel  Sclilegel  Indische Biblioth.  I. 

5.  134  ff.  In  Phidias  Zeit  besonders  aus  Libyen,  Hermipp  bei  Athen.  I. 
p.  27,  wie  spater  von  Adule,  Plin.  VI,  34.  Das  Erweichen  des  Elfonbeins 
soil  Demokritos  erfunden  haben,  Seneca  Ep.  90.  Qu.  de  Quincy  p.  416. 
Vgl.  §.113.  A.  1.  Bei  der  Bearbeitung  unterscheidet  Lukian  de  conscr. 
hist.  52  das  nluTTetv  (des  Modells),  das  ngisiv^  ^hiv  (radere  Statins  6.  IV, 

6,  27),  xoXXavy  ^v^ftiinv  des  ESfenbeins,  und  das  inotv^l^ttv  ttp  X9'^^9^ 
Zur  Verbindung  der  Theile,  die  Damophon  bei  dem  Olymp.  Zeus  erneuerte, 
diente  Hausenblase,  Aelian  V.  H.  XVII,  32.  Von  dem  Oel  unter  Andern 
Methodios  bei  Photios  G.  234.  p.  293.  Bekk.  Ueber  den  Kern  der  Bilder, 
besonders  nriXosy  Lukian  Somn.  s.  Gallus  24.  Amob.  VI,  16.  §.214.  A.  2. 
Ueber  die  Anfilgung  des  Goldes  §.  113.  A.  2,  der  Augen  aus  edlen  Steinen 
Platon  Hipp.  I.  p.  290. 

Am  meisten  Reliefs  und  FigQrchen  von  Elfenbein  bei  Buonarroti 
Medagl.  antichi.  [Rnebel  de  signo  eburneo  nuper  effosso.  Duisburg  1844.  4. 
Ein  Heros  eine  Leiche  tragend.]  Es  gibt  auch  altgriechische  Arbeiten  der 
Art.  Die  ^Kpai^TovQyoi ,  eborarii,  machten  nach  Themistius  p.  273,  20 
Dind.  besonders  diXvovSy  libros  elephantinos  (Vopisc.  Tac.  8)  oder  pugil- 
lares  membranaceos  operculis  eboreis  (Inschr.).  Die  diptycha  consularia 
sind  mit  Bildem  von  Consuln  bei  der  pompa  circensis,  den  missiones, 
u.  dgl.,  die  ecclesiastica  mit  biblischen  Gegenstdnden  geschmilckt.  Ausser 
den  elfenbeinernen  gab  es  auch  hdlzeme,  aucb  argentea  caelata,  wovon 
einige  Reste.  Auch  triptycha,  pentaptycha  etc.  Schriflen  von  [M.  Chladni, 
J.  A.  Schmidt,  Negelein]  Salig  u.  Leich  de  diptychis,  Donati  de'  dittici. 
Goste  sur  Torigine  des  Diptyques  consulaires,  Mag.  enc.  1802.  IV.  p.  444. 
1803.  V.  p.  419.  Hauptwerk:  Gori  Thesaurus  vett.  Diptychorum  consularium 
et  ecdesiasticorum,  opus  posth.  cum  add.  I.  B.  Passeri.  F.  1759.  3  Bde.  f. 


438  Technik  der  bildenden  Kunst.  [313] 

Einzelne  von  Fil.  Buonarroti,  Chph.  Saxe  Dipt,  magni  consulis  1757], 
Hagenbuch,  [de  dipt.  Brixiano,  1799  f.]  Mautour  (Hist,  de  TAc.  des  Inscr. 
V.  p.  300)  u.  A.  beschrieben.  [De  dipt.  Quirini  Card.  Lips.  1743.  4.]  Das 
Paradies  auf  einer  ElfenbeintafeU  Grivaud  de  la  Vine.  Ant.  Gaul.  pi.  28. 
Yon  der  gewShnliehen  Byzantinischen  Trockenheit  unterscfaeidet  sich  durch 
geistreicbere  Arbeit  das  Wiczay'scbe  Diptycbon,  von  R.  Morghen  gestoch^n, 
mit  den  Figuren  von  Asklepios  u.  Telesphoros,  Hygieia  und  Eros. 

Anstatt  Elfenbeins  dienten  auch  Hippopotamos-Zfthne,  Paus. 
VIII,  46,  2.  Schildpatt  (chelyon)  wurde  besonders  zu  Leyem,  Speise- 
sofa's  und  andern  Ger^then  gebraucbt;  es  kam  auch  zum  Theil  von  Adule, 
Plin.  VI,  34.  Reliefe  aus  Thierknochen.  Perlemutter-Arbeiten,  Sueton 
Nero  31.  In  Bernstein  (§.  56.  A.  2)  hatte  man  Statuetten,  Paus.  V, 
12,  .6.  Plin.  XXXVII,  12,  besonders  aber  GefSsse,  Martial  IV,  31.  VI,  59.] 
Heliadum  crustas  (Juv.  V,  40),  wohin  die  in  Silber  gefassten  electrina  vasa, 
Dig.  XXXIV,  2,  32,  und  die  electrina  patera  mit  Alexander's  Medaillon  u. 
Geschichte,  Trebell.  Trig.  14,  wohl  besser  als  zur  Metallmischung  gerechnet 
werden.  [Andre  Fabrikate  aus  Bernstein,  Dilthey  de  Electro  et  Eridano, 
Darmstad.  1824.  p.  13  f.]  Auch  die  '^dyjva  fjlixTQivT^  in  einer  fibula, 
Heliodor  III,  3,  passt  zum  Gebrauch  des  Bemsteins  [schwerlich,  vgl.  Dilthey 
p.  7— 9];  man  hat  noch  antike  Bemstein-Buckeln  mit  Gorgoneen  (in 
Berlin);  auch  alt-Griechische  und  Etruskische  Bildwerke  daraus,  Micali 
Ant.  Mon.  tv.  118.  Clarac  p.  82.  Cab.  Pourtal^s  pi.  20.  p.  24.  [Samm- 
lung  des  Duca  S.  Giorgio  Spinelli  und  des  Hr.  Temple  in  Neapel,  einzelne 
StQcke  nicht  selten.    D.  Schulz  ilber  Ambraarbeiten  im  Bull.  1842.  p.  38.] 


d.    Arbeit  in  Edelsteinen  (scalptura). 

1  313.  Die  Arbeit  in  Edelsteinen  ist  entweder  vertieft 
(intaglio),  oder  erhaben  (ectypa  scalptura  bei  Plin.,  came- 
huia,  camayeu,  cameo).  Bei  jener  wiegt  der  Zweck  des 
Abdrucks  {6qiQay\g)  vor;  hier  herrscht  allein  der  zu  schmucken. 

2  Fur  j  e  n  e  nahm  man  einfarbige,  durchsichtige ,  aber  auch 
fleckige,  wolkige  Steine,  von  eigentlichen  Edelsteinen  fast 
nur  Amethyst  und  Hyacinth,  dagegen  viele  halbedle  Steine, 
besonders  die  mannigfachen  Achate,  darunter  den  sehr  be- 
liebten  Carneol,  den  Chalcedon,  auch  das  Plasma  di  Smeraldo. 

3  Fiir  diese  mehrfarbige  Steine,  wie  die  aus  rauchbraunen 
und  milchweissen  Lagen  (zonae)  bestehenden  Onyxe,  und  die 
eine  dritte  Lage  von  Carneol  hinzufugenden,  haufig  auch  durch 


{313J  Artwit  in  Edelstdnen.  439 

Betrugr  hervoi^ebrachten  Sardonyxe,  nebst  ahnlkhen  Stein- 
arten,  welche  der  Orientalische  und  Africanische  Handel  den 


440  Technik  der  bildenden  Kunst.  [314] 

Hyacinthe,  Smaragde,  welche  Aegyptier,  hider,  Aethiopen,  Meder,  Armenier 
und  Babylonier  dahin  bringen. 

1  314.  Was  nunmehr  die  Art  der  Arbeit  anlangt:  so 
wissen  wir  aus  dem  Alterthum  nur  so  vie],  dass  zuerst  der 
Schleifer  (politor)   dem  Stein  eine  ebne  oder  convexe  Form» 

2  die  man  zu  Siegelringen  besonders  liebte,  gab;  alsdann  der 
Steinschneider  (scalptor,  cavarius)  ihn  theils  mit  eisemen 
Instrumenten,  welche  mit  Naxischem  oder  anderm  Schmirgel 
und  Oel  bestrichen  wurden,  bald  mit  runden,  bald  mit  spitzen 
und  bohrerartigen ,    theils  aber  auch  mit  der   in  Eisen   ge« 

^  fassten  Diamantenspitze  angriflf.  Die  Vorrichtung  des  Rades, 
wodurch  die  Instrumente  in  Bewegung  gesetzt  werden,  wah- 
rend   der  Stein  an  sie  angehalten  wird,  war  wahrscheinlich 

4  im  Alterthum  ahnlich  wie  jetzt.  Eine  Hauptsorge  der  alten 
Steinschneider^  und  dadurch  ein  Kriterion  der  Aechtheit,. 
war  die  sorgfaltige  Politur  aller  Theile  der  eingeschnittenen 
Figuren. 

1.  Ai^otQi^iyLri  und  XL^ovqyiKti ,  Kunst  des  politor  und  scalptor 
bci  Lysias  Fragm.  ubqI  tov  tvnov.  Ueber  die  Lateinischen  Namen  Salmas. 
Exerc.  Plin.  p.  736  vgl.  Sillig  C.  A.  p.  VIII.  Die  vielen  Facetten  der 
neuern  Kunst  finden  wir  bei  den  Alten  nicht ;  fflr  Schmuck  waren  Sechs- 
ecke  u.  Cylinder  beliebt. 

2.  Plin.  XXXVII,  76.  Tanta  differentia  est,  ut  aliae,  ferro  scalpi 
non  possint,  aliae  non  nisi  retuso,  verum  omnes  adamante:  pluiimum 
vero  in  bis  terebrarum  proficit  fervor.  Das  femim  retusum  ist  der 
Knopf,  bouterolle,  dessen  runde  Hdhlungen  in  den  roheren  Arbeiten  das. 
Meiste  thun.  §.  97,  3.  Von  caelum  und  marculus  Fronto  Ep.  IV,  3,  von 
der  lima  auch  Isidor  Origg.  XIX,  32,  6.  Der  Naxische  Staub,  §.  310,  3, 
diente  far  das  Schneiden  und  Schleifen  nach  Plin.  XXXV J,  10,  vgl. 
Theopbr.  44.  Von  der  ofivgtg,  Schmirgel,  Dioskorid.  V,  166.  [Hesych. 
V.  0fiv^i£,  Isid.  XVI,  4,  27.  smir,  Jerem.  XVII,  1.  Ostrakit  als  Nagemittel, 
Veltheim  aber  Memnons  Bilds.  S.  40  ff.J  Schneider  ad  Eel.  Phys.  p.  120 
und  im  Lex.  Plin.  XXX  VII,  15:  Adamantem  cum  feliciter  rumpere  contigit, 
in  tam  parvas  frangitur  crustas,  ut  cemi  vlx  possint:  expetuntur  a  scalp- 
toribus,  ferroque  induduntur,  nullam  non  duritiam  ex  facili  cavantes, 
spricht  deutiich  von  der  Diamantspitze.  Pinder  de  ad  am.  p.  63.  Vgl. 
aber  die  Splitter  der  ostracitis  Plin.  65.    Veltheim  Aufs&tze  II.  S.  141. 

Ueber  die  Technik  der  alten  Steinschneider:  Mariette  Traits  des 
pierres  gravies.  P.  1750.  f.  Natter  Traits  de  la  m^thode  ant.  de  graver 
en  pierres  fines  compart  avec  la  m^th.  modeme.  L.  1754.  Lessing  in  den 
Antiq.  Briefen  I.  S.  103  ff.    [Br.  27.  S.  209  ff.]  und  in  den  Kollektaneen 


[315]  Arbeit  in  Edelsteinen.  441 

lur  Literatur.    Bd..I.  II.    Ramus  von  geschnittenen  Steinen  u.  der  Eunst 
selbige  zu   graiiren.     Kopenh.   1600.     Gurlitt  Gemmenkunde,    Arcbaeot. 


442  Technik  der  bildenden  Kunst.  [315] 

Admon  (AAAION),  vgl.  Joura.  des  Sav.  1833.  p.  753  f.  Aus  Plin,  kennen 
wir,  ausser  den  oben  genannten,  noch  Apollonides  und  Kronios;  von  jenem 
hat  man  vielleicht  noch  ein  Fragment.  Der  von  Adaeos,  Bnmck  Anal.  II, 
S42,  geriihmte  Tryphon  ist  wobl  derselbe,  dessen  Name  auf  einigen  schOnen 
Steinen  steht;  doch  ist  auch  Adaeos  Zeit  ungewiss. 

3.  S.  fiber  die  Staatssiegel  Facius  Miscellen  S.  72.  Ueber  die  Kaiser- 
siegel  Sueton  Aug.  50.  Spartian  Hadr.  26.  U.  Fr.  Kopp  Qber  Entstehung 
der  Wappen.    1831. 

4.  S.  §.161, 1.  207,  7  auch  298.  A.  1.  Gemmata  potoria  Plin.  XXXVJI,  6. 
[vasa  ex  auro  et  gemmis  XXXYU,  63,  gemmata  vasa  des  Agathokles,  Auson. 
ep.  8.]  Juvenal  X,  27,  woraus  auch  Juv.  V,  43  u.  Martial  XIV,  109  zu  erkl&ren. 
WvxzrJQBg  dtdXid^oi  Plut.  VIII.  p.  154  H.  lances,  phialae  mit  gemmis  inclusis. 
Dig.  XXXIV,  2,  19.  Vgl.  Meurs.  de  luxu  Rom.  c.  8.  T.  V.  p.  18.  [Die  Xi»o- 
Hollriva  §.  161.  A.  1  waren  schon  Babylonischer  Gebrauch  §.  237.  A.  2,  so  wie 
auch  bei  den  Indem  goldne  mit  Edelsteinen  besetzte  Gef^e  vorkommen 
Bhartriharis  Sententiae  ed.  Bohlen  II,  98.  Auch  bei  den  Sabaeern  ThQren, 
Wande,  Decken  mit  Gold,  Silber  und  Edelsteinen,  Strab.  XVI.  p.  778. 
Steine  "aus  Baktriana,  die  zu  den  Xi^oKoXJLrjta  gebraucht  werden,  Theo- 
phrast  n.  lid;  §.  35.  Am  Persischen  Hofe  nXivai  Zi^oxdlZi/roi  xal 
6l6%Qveoi^  Philon  b.  Euseb.  Pr.  ev.  VIII.  p.  389  a.  EineTaube  At^ox.  bei 
Cyrus,  A*e]ian  V.  H.  XII,  1.  tpoXlg  Xid'ox.  an  dem  Leichenwagen  Alexanders 
Diodor  XVIII,  26,  bei  einem  Symposion,  das  Kleopatra  dem  Antonius  gab, 
navra  ;i;pv(ica  xal  X.  nsQiTtcis  i^higyaafiiva  raig  rixvatg,  Athen  IV. 
p.  147  f.  Eine  Ibqcc  cpidXrj  in  xQ^^^^  dBxazctXavvog  dtdXid'og  fiir  Paul 
Aemils  Triumph  'gemacht.  Plut.  Aem.  P.  33 ,  Pompejus  triumphirte  auf 
einem  a^/icc  1.  Appian  B.  Mithrid.  117.  Demselben  fieleu  in  Talaura, 
Mithridats  Kunstkammer,  (raftietov  v^g  xaraaxfvrjg)  ausser  2000  Onyx- 
gef^ssen  in  die  HSnde  (ptdXat  xal  'tpvxr'^Qsg  noXXoi  xal  ^vtu  xal  xXivai 
xal  ^Qovoi  Kardxoafiot  xal  Tnncav  x^^^^oi  xal  ngoCTtQviBta  xal  inat/il-' 
dia^  nuvra  ufioiatg  didXid'a  xal  xardxQvaa,  die  zur  Ablieferung  30  Tage 
erforderten,  theils  aus  der  Herrschaft  des  Darius  Hystaspis,  theils  aus  der 
der  Ptolemaeer,  was  Kleopatra  bei  den  Koern  niedergelegt  und  diese  aus- 
geliefert  batten,  theils  von  ihm  selbst  eifrig  gesammelt,  ib.  115.  Die 
ixnci/iaza  didXt^a  bei  Mithridats  Mahlen  werden  von  Plut.  Lucull.  37  er- 
wahnt,  und  d-vgeog  rig  dtdXtd^og  von  ihm,  der  Luculls  Triumph  schmQckte, 
ib.  40.  Einen  xgarrJQa  Xi&ox.  erwfihnt  Eratosthenes  bei  Macrob.  Sat.  V,  21, 
XQvaovv  X.  Menander  iv  Uaidfa),  lxna>[ia  X,  Poll.  X,  187,  Phialen  Athe- 
naeus  II.  p.  48  f.  und  Agatharch  bei  Phot.  p.  459.  Bekk.  mQLavxivia  Z. 
Hehodor  VIT,  27,  Halsbander  ;ri«*®*'«ff  i.  Diodor  XVIU,  27,  xQ^^ovv  xal 
X,  xoapLov  iv  nXoxioig  xal  nsQiSsQuioig  Plut.  Phoc.  19  u.  Eunapios  Aedes. 
p.  30   Wyttenb.   ;i;tr(ovaff  (I.   ;|rZfd(Dvae)    Siaxgvaovg  X,  rmv  noXwifn^rcDV 


KoUtxenoa  b.  Athen.  V.  p.  900b,  eine  Maake  diiixptiiT<n>  xal  I.  Lukjan 
Tim.  27,  Degengetaenk  und  goldne  KrSnze  Heliodor  IX.  93.  X,  39.  E^inius 
XXXni,  2  turba  gemmonim  poUmus  et  smaragdis  teximus  calicea.  Juvenal 


444  Tecbnik  der  bildenden  Kunst.  [31 5J 

der  RQckseite:  ii^aeeig  iv  ayad'olg,  <plXv  yor^  el  ^ivoig ,  iccumr  di  fu 
dtipavTa  nitiVj  als  ein  Geschenk  an  eiue  Hetaei'e.  Der  Vers  aus  Anakreon 
Fr.  56.  ed.  Beigk.  [Arneth  Erkl9rung  der  zw6lf  gW^ssten  geschnittenen 
Steine  des  k.  k.  MQnzcabinets,  Wiener  Jahrb.  1839.  I.  Anz.  S.  28.  Die 
Gemmen  mit  Germanicus  und  Agrippina  Getting.  Anz.  1847.  8.  456.] 
Grosse  Gameen  §.  161,  4.  300,  2.  907,  7.  Nocfa  grosser  als  der  Pariser 
ist  der  Yaticanische  aus  vier  Lagen,  Dionysos  und  Kora  von  4  Kentauren 
gezogen.  Buonarroti  Medagl.  p.  427.  vgl.  Hirt  a.  0.  S.  342.  — -  Statue  des 
Nero  aus  Jaspis,  der  Arsinoe  aus  Smaragd,  Plin.;  FigQrchen  aus  Plasma  di 
Smeraldo  finden  sich  noch  Ofler. 

Die  Litteratur  der  Glyptographie  geben  Millin  Introd.  (sefar  unvoll- 
st^ndig)  und  Murr  Biblioth.  Dactyliograph.  Dresd.  1804.  8.  AUgemeine 
Gemmensammlungen  von  Domen.  de  Rubeis  (Aeneas  Vicus  inc.),  Pet. 
Stepbanonius  (1627),  Agostini  (1657,  69),  de  la  Ghausse  (1700),  [Rom  1805 
in  2  Bd.  8]  P.  A.  Maflfei  und  Domen.  de  Rossi  (1707-9.  4  Bde,),  [Nov. 
Tbesaur.  vet.  gemmarum  4  Vo).  f.]  Gravelle  (1732,  37),  Ogle  (1741),  Wor- 
lidge  (1778),  Monaldini  und  Gassini  (1781-97,  4  Bde.  f.),  Spilsbury  (1785), 
Rapoui  (1786)  u.  A.  Besondre  Gabinette  von  Gorlaeus  (zuerst  1601), 
Wilde  (1703),  Ebermayer  (1720-22),  Marlboi-ough  (1730)  [Ghoix  de  pierres 
ant.  gr.  du  Gab.  du  Due  de  Marlborough  f.  2  Bde.,  jeder  von  50  Taf., 
sebr  seiten],  Odescalchi  §.  262.  A.  4,  Stosch  §.  264.  A.  1,  Zanetti  (herausg. 
von  A.  Fr.  Gori.  1750),  Smith  (Dactyliotheca  Smithiana)  mit  Gommentar 
von  Gori.  V.  1767.  2  Bde.  f.  Aus  dem  Gabinet  du  Roi  Claylus  Recueil 
de  300  t^tes  und  Mariette's  Recueil  1750,  vgl.  §.  262.  A.  3.  Die  Floren- 
tinischen  bei  (Son,  Wicar,  Zannoni  $.  261.  A.  2.  Die  Wiener  §.  264.  A.  1. 
Die  Kaiserl.  Russiscben  §.  265.  A.  2.  Die  Niederl&ndischen  §.  265.  A.  1. 
[Die  KOn.  zu  Neapel.]  G  a  t  a  1  o  g  e  der  Grozat'schen  Sammlung  (von 
Hariette  1741 ;  sie  ist  mit  der  Orleans'schen  nach  Russland  gekommen), 
der  de  France'schen  §.  264,  1,  der  Praun*schen  zu  NQrnbeig  (von  Murr, 
1797)  [jetzt  im  Besitz  der  Frau  Mertens-Schaafbausen  in  Bonn],  der  Samm- 
lung des  Pr.  Stanislas  Poniatowski,  die  voll  BetrOgereien  ist  [Gatal.  des 
p.  gr.  ant.  du  prince  Stan.  Poniatowski.  4.  Firenze  1831.]  L.  Rossi 
Spiegaz.  di  una  race,  di^gemme  Vol.  I.  Mil.  1795.  8.  [Dubois  Descr.  des 
p.  gr.  ant.  et  mod.  de  feu  ^1.  Grivaud  de  la  Yincelle.  P.  1820.]  Greuzer 
zur  Gemmenkunde;  ant.  geschn.  St  vom  Grabmal  der  h.  Elisabeth  1834. 
vgl.  Feuerbach  im  KunstbL  Visconti  Esposiz.  delle  impronte  di  ant. 
gemme  raccolte  per  uso  del  Princ.  Ghigi  in  seinen  Op.  div.  T.  2,  seine 
wicbtigste  Arbeit  Qber  geschn.  Steine.  Sclilichtegrolls  Auswahl  1798.  4.] 
Vlvenzio  Gremme  antiche  inedite.  R.  1809.  4.  Millin  Pierres  gravto  in^. 
(ein  opus  postumum).  P.  1817.  8.  Abdrflcke  von  Lippert  in  einer  eignen 
Masse  (zwei  Sammlungen,  zur  ersten  ein  Latein.  Yerzeichniss  von  Ghrist 
und  Lippert,  zur  zweiten  ein  Deutsches  von  Thierbach);   von  Dehn,  in 


1316]  Arbeit  in  Edelaleinen.  445 

Schwefel,  besohr.  von  Fr.  M.  Dolce  (E.  Qu.  Viscont?)  1772;  von  Tassie, 
emailartig  (Catalogue  des  empreiQtes  de  Tassie  von  Ra.''))«,  1T9S);  der 
Berliner  SarnmlunB  S.  964.  A    1:  Imnronte  eemniarie  dell'  Instituto.  vbI. 


44f6  Technik  der  bUdenden  Kunst.  [316] 

kdnnen   nur   als  Luxus-Artikel ,  nicht   als  Kimstarbeiten  in 
Betracht  kommen. 

1.  £q)QaYi9sg  vdXivat  in  Athen,  um  01.  95.  G.  I.  n.  150.  Vitreae 
gemmae  ex  vnlgi  annulis,  Plin.  vgl.  Salmas.  Exerc.  Plin.  p.  769.  Als  6e- 
Irug  bei  Trebell.  Gallien.  12  und  bei  Plin.  ofl.  Vgl.  §.  313.  A.  3.  Die 
grdsste  Glaspaste  ist  (Winck.  W.  III.  S.  44  ff.)  der,  16  X  10  Zoll  grosse 
Cameo  auf  dem  Vatican,  Dionysos  im  Schoosse  der  Ariadne  liegend. 
Buonarroti  Medagl.  p.  437. 

2.  Plin.  XXXVI,  66.  Toreumata  vitri,  Martial  XII,  74.  XIV,  94. 
*Yalorl}6g  oder  vaXi'^rjg,  vitri  coctor,  s.  Stephani  Lex.  ed.  Brit.;  opifex 
artis  vitriae,  ]>onati  Inscr.  II,  335,  2  [vBltvonoiog,  Spartiscbe  Inscfar. 
Bullett.  d.  Inst  1844.  p.  149  s.  vaXoTsxvr,g,  vaXovgyog.  Achilles  Tat.  II,  3. 
HQax^ifa  —  vdXov  filv  to  ndv  f^yov  SgrngvyfiivTig  y  KVxXm  61  avrop 
afintXoi  negiiaTftpov.  Appulej.  Metamorph.  IT.  vitrum  fabre  sigillatum.] 
Die  Barberinische,  jetzt  Portlands- Vase,  im  Brit.  Museum  ausgestellt,  [im 
Jahr  1845  muthwillig  zerschlagen  und  gldcklich  wiederhergestellt],  aus  dem 
sog.  Grabmal  des  Sever- Alex.,  besteht  aus  einem  blauen,  durchsichtigen, 
und  dardber  einem  weissen,  opaken,  Glasfluss,  wovon  der  obere  c&lirt  ist. 
Gr.  Veltbeim  AuMtze  1.  S.  175.  Wedgwood  Descr.  du  Vase  de  Barberini. 
L.  1790.  Archaeol.  Brit.  VIII.  p.  307.  316.  Millingen  Un.  Mon.  I.  p.  27. 
[St.  Piale  Dissert.  T.  I.  Der  Millingenschen  Erkl&nmg  steht  entgegen,  dass 
die  Nymphe  mit  dem  Drachen  den  Gott  nicht  abzuwehren,  sondem  an  sicfa 
zu  Ziehen  scheint  Die  schOne  Amphore  aus  Pompeji  von  gleicher  Kunst- 
art,  M.  d.  L  III,  5.  Annali  XI.  p.  84,  und  eine  Patera,  M.  Borbon.  XI. 
tv.  28.  29.] 

3.  Einige  Gl&ser  in  Stackelbergs  Grftb.  Tf.  55.  Sch(}ne  reine  Glas- 
scheiben  in  Velleja  und  Pompeji  gefunden,  nach  Hirt  auch  specularia  ge- 
nabut,  Gesch.  III.  S.  74.  Von  bunten  Fenstem  §.  281.  A.  5.  Wfinde 
wurden  vitreis  quadraturis  bekleidet,  Vopiscus  Firm.  3.  Bunte  Glassiegel 
schon  in  Athen.  SchiUemdes  Glas,  dXXdaaovj  s.  Hadrian  bei  Vopiscus 
Saturn.  8.  Die  Alexandrinischen  Glasfabriken,  §.  230,  4,  waren  in  der 
Kaiserzeit  sehr  berflhrnt  Vgl.  §.  240,  6.  Ueber  alte  Glasf&rberei  Beck- 
mann  Beitr.  zur  Gesch.  der  Erfind.  I.  S.  373  ff.  Glasarbeiten  Becker 
Gallus  I.  8.  145. 

4.  Lesbische  Becher  aus  purpurnem  Glase,  Athen.  XI,  486.  Lesbium 
vas  caelatum  Fest.  *  YaXiva  8idx(fvaa  V,  199.  Vasa  vitrea  diatreta  (durch- 
brochen)  Salmas.  ad  Vop.  1.  1.;  solche  arbeiteten  die  diatretarii.  SchOne 
Schale  aus  dem  Novaresischen,  von.  schillernder  Farbe,  mit  einem  himmel- 
blauen  Netz  umspannt,  mit  einer  Inschr.  aus  grunem  Glase.  Winck.  W. 
m.  S.  293  [bei  dem  Marchese  Trivuizi  in  Mailand;  von  vollkommenster 
Technik].  Ein  Sihnliches  Trinkglas  des  K.  Maximian,  weiss  in  einem  Purpur- 
netz,  in  Strassburg  gefunden.  Kunstbl.  1826.  S.  358.    [Zwei  andre  in  GOln, 


[317]  Arbeit  in  G)ae.  447 

Jahrlv  dea  Alteith.-Veretns    in    Bonn  Tf.  11.    12.    S.  377    von    Crlichs. 
Ueb«r  ein  Gefass  von  Populonia,  worauf  ejne  vilta  maritima  vorgestetlt, 


448  Technik  der  bildenden  Kunst.  [317] 

3  Verfahren  des  Pragens  besser  anzuordnen  blieb.  Obgleich 
nicht  bios  im  alten  Italien  das  Giessen  der  Munzen  erwahnt 
wird  (§.  176  u.  306.  A.  5):  so  war  doch  das  Pragen  in 
Griechenland  und  dem  spatem  Rom  das  Gewohnliche;  doch 
so,  dass  man  die  SchrStlinge,  d.  h.  die  zum  Auspragen  be; 
stimmten  Metallstucke,  in  Formen  goss:  gewohnlich  linsen- 
formig,  damit  sie  das  oft  sehr  tief  gravirte  Geprage  desto 
besser  tragen  konnten.  Die  Stempel  wurden  bis  auf  Gon- 
stantin's  Zeit  aus  gehartetem  Era  verfertigt,  dann  von  Stahl. 

4  Eigentliche  Medaillen,  die  nicht  als  Geld  cursiren  sollten,  hat 
man  aus  der  Griechischen  Eunstzeit  nicht;  dagegen  durfen 
die  grossen  Goldstucke  der  Constantinischen  Zeit  dafur  an- 
gesehen  werden. 

1.  Eckhel  D.  N.  Prolegg.  I.  Hirt  Amalthea  11.  S.  18.  Stieg- 
litz  Einr.  ant.  MQnzsamml.  S.  13.  23.  Archaeol.  Unterhalt.  II.  S.  47. 
Mongez,  M^m.  de  Tlnst.  Roy.  T.  IX.  Die  Stempelschneider  der  Kaiserl. 
MQnzen  heissen  sp&ter  scalptores  sacrae  monetae,  Marini  Iscr.  Alb.  p.  109. 

S.  Ausser  in  Monogrammen  nennen  sich  besonders  nur  die  Gra- 
veurs  Siciliscber  M.,  wie  Kimon  und  Eukleidas  auf  M.  von  Syrakus, 
Euaenetos  von  Syrakus  und  Katana;  auch  Kleudoroe  auf  M.  von  Velia, 
Neuantos  von  Kydonia.  S.  R.  Rochette  Lettre  k  Mr.  le  Due  de  Luynes.  1831. 
[Supplement  au  Gatal.  des  artistes  p.  83  ff.  vgl.  475,  sind  28  Namen 
aufgefdhrt,  daninter  besonders  auch  der  schSne  Apollon  auf  Mtinzen  der 
Klazoroenier  mit  0EOJOTO£  EFFOJEI^  deren  ausser  den  bekannten 
zwei  in  der  Sammlung  Garriri  in  Smyrna  vorkommen,  s.  N.  Rhein.  Mus.  VI. 
St  2]  und  Streber,  Kunstblatt  1832.  N.41. 42.  Dass  Athens  M.  so  kunstlos, 
wUhrend  die  Makedoniscben  Alexanders  so  elegant,  fanden  auch  die  Alten 
merkwiirdig.    Diogen.  VII,  1,  19. 

3.  Tresviri  A.  A.  A.  flando  feriundo.  Den  Hauptapparat  des  PrUgens 
sieht  man  auf  einem  Denar  des  Carisius,  Ambos,  Hammer,  Zange.  Die 
matrix  war  ursprQnglich  am  Hammer  und  Ambos  (quadr.  incusum). 
AlySoi  (§.  306,  5)  von  Thon  und  Stein  haben  sidi  noch  gefunden. 

4.  Als  solche  sind  diese  GroIdstQcke  oft  auch  gefasst,  und  BQsten 
von  Kriegsobersten  auf  Denkm&lern  damit  geschmQckt.  S.  Steinbflchel 
Notice  sur  les  M^ailles  Rom.  en  or  du  H.  Imp.  et  Roy.,  trouv^es  en 
Hungrie  dans  les  ann.  1797  et  1805.  1826. 


[318,  319]  Stempelschneidekunst.  449 

B.    Zeichnung  auf  ebner  Flslche. 

1.  Darch  Anftrag  von  Farbestoffen  weicher  und  flOssiger  Art. 

a.    Einfarbige  Zeichnung  und  Halerei. 

318.  Die  Alten  waren  im  hSchsten  Grade  auf  zarte 
und  fein  abgewogene  Umrisszeichnung  bedacht,  und  in  ihren 
Schulen  (§.  139,  3)  wurden  lange  Vorubungen  mit  dem 
Grififel  (graphis)  auf  Wachstafeln,  und  mit  dem  Pinsel 
(penicillus)  und  einer  Farbe  auf  Buchsbaumtafeln ,  bald  mit 
schwarzer  Farbe  auf  weisse,  bald  mit  weisser  auf  schwarz- 
gefarbte,  fur  nSthig  gehalten,  ehe  der  Schuler  den  Pinsel  in 
mehrere  Farben  tauchen  durfte. 

S.  Boettiger  Archaeol.  der  Bfalerei  S.  145  ff.  Blosse  Umrisse  sind 
fiovoyQafifi^a  (dergleichen  hatte  man  von  Parrbasios);  einfarbige  Bilder  auf 
einem  verschiedenfarbigen  Grund  fiovoxQfofiara.  AfvuoyQatpiiv  fixova, 
Arist.  Poet.  6,  bezeichnet  monochromata  ex  albo,  wie  von  Zeuxis,  Plin. 
(vgl.  Apellis  monochromon?  Petron  84.  [vielmehr  monocnemon,  §.  141. 
A.  3;  gerade  Zeuxis  geht  bei  Petronius  vorber,  von  Apelles  aber  sind 
Monochrome  sonsther  nicht  bekannt.  Fronto  ad  Venim  I:  quid  si  quis 
Parrhasium  versicolora  pingere  iuberet,  aut  Apellen  unicolora?]) :  eine  Art 
camayeu,  vgl.  Boettiger  S.  170.  Lucil  bei  Nonius  p.  37  nennt  bios 
schattirte  Figuren  monogrammi,  vgl.  Philostr.  Apoll.  II,  22,   Oben  §.  210,  6. 


b.    Malerei  mit  Wasserfarben. 

319.    Bei  dem  Vonvalten   der  Zeichnung   herrscht   im  1 
Alterthum  lange  Zeit   eine  grosse  Bescheidenheit  im  Farben- 
gebrauch,  und  grade  in  um  so  hoherm  Maasse,  je  scharfer 
und  genauer  die  Zeichnung  war.    Selbst  die  ein  bluhendes  2 
Colorit  liebende  lonische  Schule  (§.   137.   141,   1)  hielt  bis 
auf  Apelles  herab  die  sogenannten   vier  Farben  fest;   das 
heisst,  vier  Haupt-Farbenmateriale,  welche  aber  so wohl -selbst 
naturliche  Varietaten  batten,  als  auch  durch  Mischung  solche 
hervorbrachten ;  indem  ein  reiner  Auftrag  weniger  Farben  nur 
der  unvoUkommnen  Malerei  der  Bauwerke  Aegyptens  (§.  231), 
der  Etruskischen /Hypogeen  (§.  177,  4)  und  der  Griechischen 
Thongeschirre  angehort.    Neben  diesen  Hauptfarben,  welche  3 
einem  sp§.teren  Zeitalter  als  streng  und  herb  erschienen  (colo- 
res  austeri),   kamen  allmahlig  immer   mehr  glanzende   und 
theuere  Farbenmateriale  (col.  floridi)  auf.    Diese  Farben  zer-  4 
liess  man  in  Wasser,  mit  einem  Zusatz  von  Liim  oder  Gummi 

O.  Mfll'ldr*!  ArchMologie.    4.  Anfl.  29 


450  Technik  der  bildeuden  Kunst.  [319] 

(weder  die  Anwendung  von  Eiweiss  noch  Oel  ist  bei  alien 
Gemalden  nachweisbar) ,  um  sie  von  der  Palette  niit  dem 

5  Pinsel  aufzutragen.  Malerei  auf  Tafeln  (am  liebsten  von 
Lerchenholz)  wurde  in  der  Bluthezeit  der  Kunst  nach  Plin» 
vomehnilich  geschSltzt,  jedoch  fuhrte  der  uralte  Gebraucli^ 
die  Tempel  mit  Omamenten  zu  bemalen  (§.  274.  A.  2)^ 
naturlich  auch  zur  eigentlichen  Wandmalerei ,  die  auch  an 
Griechischen  Tempeln  und  Grabem,  wie  in  Italien,  ange- 
wandt  wurde,  besonders  aber  seit  Agatharch  (§.  135)  zur 
Zimmerverzierung  benutzt,  in  Rdmischer  Zeit  die  ganze  Kunst 

6  aufzuzehren  schien  (§.  209).  Man  bereitete  dafur  den  An- 
wurf  auf  das  sorgfaltigste,  und  kannte  die  Vortheile  des  Auf- 
trags  auf  die   frische  Tunche  (a  fresco)   sehr  wohl.    Auch 

7  Leinwandgemalde  kommen  in  RSmischer  Zeit  vor.  Wie  die 
Alten  die  harmonischen  Verhaltnisse  der  Farben  (harmoge) 
herauszufinden  und  zu  beobachten  sehr  bestrebt  waren:  so 
batten  sie  fur  das  Maass  des  Lichtes,  welches  das  Bild  im 
Ganzen  festhalten  soUte,  fur  die  Einheit  der  gesammten  Licht-^ 
wirkung,  ein  feines  Auge;  dies  war  der  rovog  oder  splen- 
dor, welchen  Apelles  durch  einen  zugleich  schutzenden  und 
den  scharferen  Farbenreiz  mildemden  Ueberzug  einer  dunn 
zerlassenen  Schwarze  (tenue  atramentum) ,  also  eine  Lasur- 

8  farbe,  befDrderte.  Im  Ganzen  wirkten  Klima  und  Lebens- 
ansichten  gleichmassig  dahin,  den  Alten  ein  heiteres  Colorit^ 
mit  entschiedenen  Farbentonen,  die  sich  in  einem  freundlichen 
Grundton  aufl5sten,  lieb  zu  machen. 

1.  Dies  Wagschalen-Verh^tniss  giebt  Dionys.  de  Isaeo  4  bestimmt 
~   an;  die  filter  en  Bilder  sind  x^tofiaai  ^\v  sl^yaa/iivai  anlmg  nal  ovSsfilav 

hf  roiff  filyfiaatv  ix^vaai,  notxtXiav,  axQifiBis  8^  raig  yifafi.[iaig  u.  s.  w.; 
die  spatern  sind  ivyqctfLfiot  ulv  i^rrov,  aber  haben  Mannigfaltigkeit  in 
Licfat  und  Schatten,  und  iy  too  nkri^Bi  tav  fiiyfidrmv  t^v  tcxyv,  Doch 
deJine  man  das  Erste  nicbt  zu  weit  aus;  in  Empedokles,  also  Polygnot*Sr 
Zeit  war  die  Farbenmischung  schon  sehr  ausgebildet.  S.  Simplikios  zu 
Aristot.  Phys.  I.  f.  34  a. 

2.  Die  vier  Farben  (nach  Plin.  XXXV,  32.  Plut.  de  def.  orac.  47 
vgl.  Cic.  Brut.  18,  70):  1.  Weiss,  die  Erde  von  Melos,  Mrjlidig,  Seltner  Blei- 
weiss,  cerussa.  In  Wandgemftlden  besonders  das  Paraetonium.  2.  Roth,  die 
rubrica  aus  Cappadocien,  Xivaoniq  genannt,  MUrog,  minium,  hat  mannig- 
fache  Bedeutungen.  MiXzog  aus  verbrannter  axQ'^  soil,  nach  Theophr.  de 
lap.  53,  Kydias,  01.  104,  zufailig  entdeckl,  nach  Plin.  20,  der  sie  usta  nennt^ 


[319]  Malerei  mit  Wasserfarben.  45 1 

Nikias  g.  01.  115  zuerst  gebraucht  haben.  3.  Geib,  sil,  <»;t9a,  aas 
Attischen  Silberbergwerken  (Boeckb,  Schriften  der  Berl.  Akad.  1815.  $.  99), 
sp&ter  besonders  zii  Lichtern  gebraucbt.  Daneben  das  rOthlichgelbe  auri- 
pigmentum,  ctiviaQdnrj ,  arsenikalisches  Ei*z.  4.  Schwarz  (nebst  Blau), 
atramenta,  ftiiav,  aus  verbrannten  Pflanzeo,  z.  B.  das  XQvyivov  aus  Wein- 
trebern.    Elepbantinon  aus  verbranntem  Elfenbein  brauchle  Apelles. 

3.  Col.  floridi  (yon  den  Bestellern  der  GemSJde  geliefert,  und  von 
den  Malem  oft  gestohlen,  Plin.  XXXV,  12)  waren:  chrysocoUa,  Griln  aus 
Kupferbergwerken;  purpurissum,  ein§  Kreide  mit  dem  Saft  der  Purpur- 
scbnecke  gemiscbt;  Indicum,  Indigo,  seit  der  Kaiserzeit  in  Rom  bekannt 
(Beckmann  Beitrftge  zur  Cresch.  der  Erfind.  IV.  St.  4).  Das  caeruleum, 
die  blaue  Schmalte,  aus  Sand,  Salpeter  und  Kupfer  (?),  wurde  in  Alexandreia 
erfunden.  Ginnabari  (im  Sanscrit  cblnavarl)  bedeutet  wirklicben,  theils 
natfirlichen,  theils  kilnstlichen ,  Zinnober  (Boeckh  a.  0.  S.  97),  aber  auch 
eine  andre  Indische  Waare,  wahrscheinlich  aus  Drachenblut.  Den  kflnst- 
lichen  bereitete  zuerst  der  Athener  Kallias  um  01.  93,  4.  —  Ueber  die 
Farbenmateriale:  Hirt  (§.  74)  M^m.  IV.  1801.  p.  171.  Landerer  ilber  die 
Farben  der  Alten  in  Buchner's  Repertorium  f.  Pharmacie  Bd.  16.  1839. 
S.  204  ygaipigtix^onolla  beim  Vergolden  S.  210.  Goethe  Farbenlehre,  II. 
S.  54  iiber  die  alten  Farbenbenennungen ;  S.  69  fit.  hypothetische  Ge- 
schichte  des  Golorits  von  H.  M.  Davy  (cfaemische  Untersuchungen)  Transact, 
of  the  R.  Society,  1815,  im  Auszug  in  Gilbert's  Annalen  der  Physik,  1816. 
St.  1,  1.  Stieglitz  Arch.  Unterhaltungen  St.  1.  Minutoli  in  Erdmann's 
Joum.  fflr  Chemie  VIII,  2.  Abhandlungen,  zw.  Cykl.  I.  S.  49.  J.  F.  John 
die  Malerei  der  Alten ,  B.  1836.  8.  s.  Knierim  die  Harzmalerei  der  Alten, 
Lpz.  1839.  [Ders.  die  endlich  entdeckte  wahre  Malertechnik  des  Alterth. 
u.  des  Mittelalters  1845.  Roux  die  Farben,  ein  Versuch  fiber  Technik 
alter  und  neuer  Malerei,  Heidelb.  1824.] 

4.  Eine  Malerin  mit  Palette  u.  Pinsel,  welche  eine  Dionysos-^erme 
copirt,  M.  Borb.  VII,  3.  vgL  die  Figur  der  Malerei  in  Pompeji,  worflber 
Welcker  Hyp.  Rdm.  Studien  S.  307.  [ESn  Maler  am  Bildniss  einer  vor 
ihm  sitzenden  Person  arbeitend,  in  scherzhafter  Behandlung.  Archaeol. 
Zeit  IV.  S.  312,  schon  abgebildet  als  Vignette  Mazois  R.  de  P.  II.  p.  63. 
Die  Staffelei  oxQifiagf  xilXipag. 

5.  Ueber  die  Tafelgemfllde,  auch  auf  ganzen  Reiben  von  Tafeln  (his 
interiores  templi  parietes  vestiebantur,  Cic  Verr.  IV,  55  tabulae  pictae  pro 
tectorio  induduntur,  Digest  XIX,  1,  17,  3.  vgl.  Plin.  XXXV,  9.  10.  Jacobs 
zu  Philostr.  p.  198),  Boettiger  S.  280  und  fiber  das  Vorherrschen  derselben 
R.  Rochette  Joum.  des  Say.  1833.  p.  368  ff.  6.  Hermann  de  pictura 
parietum,  Opusc.  V.  p.  207.  Letronne  Lettres  d'un  Antiquaire  sur  Temploi 
de  la  peinture   hist,  murale  P.  1836.  8.     Appendice   aux   Lettres  d'un 


452  Technik  der  bildenden  Kunst.  [319] 

Antiqu.  1837.  R.  Rochette  Peintures  ant.  pr^cMees  de  rech.  sur  Temploi 
de  la  peint  dans  la  decoration  des  ^ifices  P.  1836.  4.  Wdcker  in  der 
Hall.  Litt.  Zeit.  1836.  N.  173  ff.  [R.  Rochette  Lettres  archeol.  sur  la 
peint  des  Grecs  I.  P.  1840.  8.]  Doch  ist  der  Stucco  im  Innem  des  The- 
seion  eine  sichre  Sache  (Semper  Ueber  vielfarb.  Arch.  S.  47);  auf  diesem 
mQssen  sich  die  Schlachtenbilder  Blikon's  befunden  haben.  £ben  so  malte 
Panaenos  ohne  Zweifel  auf  das  von  ihm  aufgetra^e  tectorium  im  T.  der 
Pallas  zu  His.  Plin.  XXXVI,  55.  vgl.  XXXV,  49.  Solches  sind  Tempel, 
welche  inh  tdv  aya^mv  YQa<pEmv  xccTantnolmXTeti  ^  Platon  Euthvphr. 
p.  6.  vgl.  Lukian  de  conscr.  hist.  '29.  [Dass  das  Zeugnlss  des  Lukian 
hierher  nicht  gehOrt,  bemerkt  R.  Rochette  Peint.  inM.  p.  198.] 
Gr&ber  verbot  schpn  Solon  (Cic.  de  legg.  II,  26)  opere  tectorio 
exornari,  d.  h.  offenbar,  auszumalen.  Ein  von  Nikias  bemaltes  Grab, 
Paus.  Vn,  22,  4.  vgl.  25,  7.  11,'  7,  4.  WandgemSlde  von  Polygnot  und 
Pausias  zu  Thespiae,  Plin.  XXXV,  40.  Ueber  die  Wandmalereien  in 
Italien  §.  177,  3;  diese  Qbten  die  Griechen  Damopbilos  u.  Gorgasos  am  T. 
der  Geres,  so  wie  Fabius  am  T.  der  Salus  (oben  §«  182.  A.  2.  vgl.  Niebuhr 
R.  G.  in.  S.  415). 

6.  In  Herculanum  ist  gewdhnlich  die  Gmndfarbe  a  fresco,  die 
ilbrigen  a  tempera.  Ueber  jene  Art  zu  malen  (i^*  vygoTg)  Piut.  Amator.  16. 
Letronne  Peint.  mur.  p.  373.  Vitruv  VII,  3.  Plin.  XXXV,  31.  Pictura  in 
textili,  Cic  Verr.  IV,  1.  vgl.  §.  209,  5.  Technik  der  Waudmalerei  in 
Pompeji,  G.  Bevilacquk  Aldobrandini,  Progresso  della  scienze  VII.  p.  279  ff. 
(nicht  enkaustisch,  Wasserfarben  auf  gegUlttetem  Bewurf,  keine  thlerischen 
u.  Pflanzenfarben,  bios  in  gouache).  R.  Wi^mann  die  Malerei  der  Alten 
in  ihrer  Anwendung  und  Technik.  Hannover  1836.  8.  vgl.  Klenze  Aphorist. 
Hem.  auf  einer  Reise  nach  Griechenland  1838.  S.  586  ft.  (nur  die  erste 
All  a  fresco,  Auftrag  auf  der  fertigen  Tdnche,  im  Alterthum  gebraucht, 
nie  die  zweite,  Benetzen  mit  Kalkwasser,  u.  die  dritte,  theilweiser  Auflrag 
des  obersten  Ealkgrundes). 

7.  Plin.  XXXV,  11.  36,  18.  Ueber  die  Lasurfarbe  (aus  Asphalt?) 
Goethe's  FarbenL  II.  S.  87.  Im  Malen  des  Lichts  sind  den  Alten  weder 
kraflige  Feuerscenen  (wie  der  Brand  des  Skamandros,  Philostr.  I,  1)  [die 
Blitzgeburt  der  Semele  I,  14] ,  noch  mildere  Efifekte  abzustreiten  (wie  z.  B. 
das  Pompej.  Bild,  bei  R.  Rochette  M.  I.  I,  9,  ein  angenehmes  Dimmer- 
licht  im  Hintergrunde  zeigt).    Doch  ist  dergleichen  auf  alten  Bildem  selten. 

Am  genauesten  analysirt  ist  die  sog.  Aldobrandinische  Hochzeit 
(§.  140.  A.  3),  1606  auf  dem  Esquilin  ausgegraben,  leichtund  ddnn,  aber 
mit  sehr  feinem  Sinne  fdr  Harmonie  und  Bedeutung  der  Farben  gemalt, 
jetzt  im  Vaticanischen  Museum.  —  Die  Aldobrandinische  Hochzeit,  von 
Boettiger  (antiquarisch)  u.  H.  Meyer  (artistisch).  Dresden  1810.  L.  Biondi, 
Diss,  dell'  Acc«  Rom.  I,   p.  133.    G.   A.   Guattani   I  piu   celebri  quadri 


[320]  Enkaustigche  Malerei.  453 

riuniti  neir  apartem.  Borgia  del  Vaticano.  R.  1820.  f.  [It.  1  mit  eiDigen 
Verschiedenheiten  von  Meyer.]  Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  II.  S.  11.  Zur 
Literatur  der  alten  Malerei:  Dali  della  pittura  ant.  F.  1667.  4.  Jo.  ScheJffer 
Graphice.  Norimb.  1669.  H.  Junius  de  pictura  yeterum.  Roterod.  1694.  f. 
und  die  §.  74.  A.  genannten  Schriften.  Ddrand,  TumbuU  [a  treatise  of 
anc.  painting  L.  1740  f.  wegen  der  achtzehn  gezeichneten,  jetzt  meist  un* 
bekannten  Gem&Ide  wichtig],  Requeno.  Riem.  [G.  Schoeler  die  Malerei  be^ 
den  Griechen,  Lissa  1842.  4.  Ders.  Qber  Farbenanstrich  und  Farbigkeit 
plastischer  Bildw.  Danzig  1826.  4,  voll  Einsicht.  Fr.  Portal  des  couleurs 
symboliques  dans  Tantiqu.,  le  moyen  ftge  et  les  tems  mod.  P.  1837.] 


c.    Enkaustische  Malerei. 

320.    Ein  sehr  ausgebreiteter  und  besonders  fur  Thier-  l 
und  Bluraenstucke  [?] ,  wo  Illusion  mehr  Hauptsache  war  als 
bei  Gotter-  und  Heroengemalden ,   angewandter  Zweig   der 
alten  Malerei   (§.   139.   140)   war  die   Enkaustik  oder  ein- 
gebrannte   Malerei.     Man   unterschied   drei  Arten :     1 .  Das  2 
blosse  Einbrennen  von  Umrissen  auf  Elfenbeintafeln  mit  dem 
Griflfel,     2.   Das  Auftragen   von   farbigem   Wachs ,    welches  3 
man  von  aller  Art  in  Kastchen  geordnet  hatte,  gewohnlicji 
auf  holzeme  Tafeln  (aber  auch  auf  gebrannten  Thon),  mit 
Hulfe  glflhender  Stifle,  worauf  ein  Vertreiben  und  volliges 
Einschmelzen  derselben  folgte  (ceris  pingere  et  picturam  inu- 
rere).      3.   Das    Bemalen    der   Schiflfe   rait  Pinseln ,   die   in  4 
flussiges,   mit   einer  Art  Pech  vermischtes  Wachs  getaucht 
wurden,  welches  der  Aussenflache  der  Schiife  nicht  bios  einen 
Schmuck,  sondem   zugleich   einen   Schutz  gegen   das  Meer- 
wasser  verschaflfen  sollte.  Mit  diesem  geringen  Ergebnisse  aus  5 
den  Stellen   der  Alten  mussen  wir   uns   begnugen,  da   die 
Versuche,  die  verlome  Kunst  der  Enkaustik  zu  emeuem,  bis 
jetzt  noch  kein  ganz  befriedigendes  R'esultat  gewahrt  zu  haben 
scheinen.    [Eine  sehr  wichtige  Anwendung  der  Malerei  war  6 
seit  alter  Zeit  die,   wofur   in   der  neuesten   der   Ausdruck 
Lithochromie  gebildet  warden  ist,  die  zu  den  Verzienmgen 
der  architektonischen  Glieder   in   verschiedenen ,   aber   stets 
ungemischten  Farben  diente,  und  entweder  auf  den  Marmor 
oder  auf  den  ubertunchten  Kalkstein,  Poros  oder  X(^og  ^dgivog 
angebracht  wurden.     Ein   besonderer  Zweig  davon  war  die 


454  Technik  der  bildenden  Kunst.  [320] 

arr,XoYQaq:la  (wie  roiinyimtpia,    nicht  vom  Schreiben  zu  ver- 
stehn);  auch  die  d),a,;^a(rrQoynnqeTg  schliessen  sich  an.] 

2.  Encausla  pingendi  duo  fuisse  genera  antiquitus  constat ,  cera,  et 
in  ebore  (also  ohne  cera)[?]  cestro  i.  e.  veruculo,  donee  classes  pingi 
coepere.  Plin.  XXXV,  41.  Letronne  Journ.  des  Sav.  1835.  p.  540  ver- 
blndet  cera,  et  in  ebore  cestro  (vericulo),  nicht  richtig;  wenn  cera  nicht 
cestro  ist,  so  fehlt  der  Gegensatz  gegen  das  Folgende. 

3.  Enkaustisch  geroalt  werden  Tafeln,  wie  die  des  Pausias,  auch 
Tharen  (C.  I.  2297,  dagegen  Wftnde  und  Decken  auf  andre  Weise),  Tri- 
glyphen,  nftmlich  hdlzeme  (cera  caerulea  Vitruv  IV,  2),  Lacunarien,  frdher 
wohl  mit  einfachen  Ornamenten  (wie  in  den  Athenischen  Tempeln),  seit 
Pausias  mit  Figuren,  Plin.  XXXV,  40  (solche  Gem&lde  novQccq^  iynov^as, 
Hesycb,  vgl.  8almas.  ad  Vopisc.  Aur.  46).  Figlinum  opus  encausto  pictum. 
Plin.  XXXVI,  64.  Ueber  die  loculatae  arculae,  ubi  discobres  sunt  cerae, 
Varro  de  R.  R.  Ill,  17,  das  iafidiov  didnvQov  Plut.  de  num.  vind.  22, 
y.avTiJQiov  Digest.  XXXIII,  7,  17.  TerluU.  adv.  Herm.  1.  X^aivtiv  ist 
nach  Timaeos  Lex.  Plat,  das  Auftragen,  anoxQccivtiv  das  Vertreiben  der 
Farben;  doch  bedeutet  bei  Platon,  Staat  IX.  p.  586,  dnoxQceiveiv  viel- 
mehr  die  Farbenreflexe  anf  den  Kdrpern.  '£yxav,acrra  ivfnnXvrov 
yQctiprigy  Plat.  Tim.  p.  26.  Ktjqoxvtos  YQcupi^  nocli  im  Byzant.  Reiohe, 
Du  Gange  Lex.  Graec.  p.  647  f.,  vgl.  Euseb.  V.'  Const.  Ill,  3.  G.  Hermann 
nimmt  mit  Letronne  an,  dass  nach  Plinius  die  Enkaustik  ohne  Pinsel  war. 
yQu<pttv  diet  nvffog,  colores  urere.  Nach  Letronne  Letti'es  d'un  Antiqu. 
p.  385  ^apSiov  Pinsel,  didnvQov,  wegen  der  Hdlle,  wo  es  bei  Plutarch 
vorkommt;  offenbar  falsch.  [Vgl.  auch  Appendice  aux  Lettre?  d'un  ant. 
p.  104  ff.  Die  Schneidersche  Erkl&rung  dagegen  vertheidigt  auch  G.  Jahn 
Acta  Societ.  Graec.  I.  p.  341.]  Derselbe  gegen  Welcker's  Enkaustik  in  Ger- 
hard*s  Hyperbor.  Studien  S.  307.  Enkaustik  mit  dem  Pinsel  nach  Klenze 
Aphorist.  Bern.  S.  606;  often  bar  falsch,  gegen  die  Gcschichte  von  Pausias 
in  Thespiae.  [Den  letzten  dieser  schriftllchen  Zusdtze  h§tte  der  Verf.  Ijei 
tifiherer  PrQfung  schwerlich  stehn  gelassen.  Was  Klenze  hier  behauptet 
ist  nicht  anders  zu  denken  und  die  Geschichte  von  Pausias  l&sst  sich  so 
erkl&ren,  dass  sie  damit  sich  vertrftgt.  Die  hohere  Art  der  Enkaustik, 
weiche  Polygnot,  Nikanor,  Archelaos  neben  ihrer  Hauptgattung  und  aus- 
schUessend  eine  Reihe  von  berQhmten  KQnstlern  iibte,  die  Plinius  von  den 
grossen  Temperamalern  absondert,  urn  dann  die  geringeren  Meister  in 
beiden  Arten  gemischt  zu  verzeichnen,  war,  wie  in  der  Hall.  A.  L.  Z.  18.36. 
Oct.  S.  149—160,  wenn  die  Uebereinstimraung  aller  Textstellen  nach  un* 
befangner  Auslegung  etwas  beweist,  allerdings  gezeigt  ist,  Pinselmalerei 
mit  nassen,  kallen,  in  vielen  kleinen  Fftchem  eines  grossen  Hastens  ge- 
lialtnen  Farben,  bei  deren  Ansetzung  Wachs,  unbekannt  in  welcher  auf- 
Idsenden   oligen   Verbindung,   gebraucht   wurde,  worauf  das  Einbrennen 


[320]  Vasenmalerei.  455 

und  damit  die  Verschmelzung  der  Farben,  das  xqaiv^iv  %a\  dnoxQctivnvy 
die  Erli6hung  und  Abschw&chung  des  Tons,  das  Regeln  der  hellen  und 
dunkein  Tone  vermittelst  eines  dberbin  gehaltenen  und  gefCihrten,  unten 
angeglQhten  Stftbchens  (iiapdiov  didnvgov,  Huvn^Qiov)  erfolgte.  Tim. 
Lex.  V.  xQttiviiv  —  TO  ;f9cot«iv  6icl  tov  ^ccpSiov.  Zum  Auftragen  der 
Farben  konnte  doch  ein  Glflhstab  nicht  dienen,  und  das  cestram,  wekliea 
Hirt  einmischte,  gieng  nur  das  Elfenbein  an.  So  wurde  durch  die  anf  das 
Jffalen  selbst  (wie  das  Giseliren  d^r  Toreuten  auf  das  Treiben  oder  Gieseen 
der  Figuren)  folgende  enkaustiscbe  Yerfahren  Schmelz,  Transparenz,  Tiefe 
der  Schatten  befbrdert  und  auf  Effect  und  Illusion  hingewirkt.  Im  Groben 
dasselbe  Verfahren,  wenn  man  sich  der  Wacliskeraen  bediente  zum  Ueber- 
arbeiten  und  Ausgleichen  des  an  den  Wanden  und  den  nackten  Marraor- 
statuen  mil  dickeli  Pinseln  ubergestrichenen  geschmolznen  Wachses, 
Piin.  XXXm,  40.] 

4.  Schiffsmalerei.  §.  73.  Inceramenta  'navium  Liv.  XXVIII,  45. 
KfjQOs  unter  den  Mittetn  zum  Schiffbau,  Xenopb.  RP.  Athen.  %  11.  Yondem 
Pech  Plin.  XVI,  23.  KriQOYQottpitt  an  dem  Seeschiff  Ptolemaeoe  des  lY.,  Athan. 
V.  p.  204.  [Aeschylus  in  den  Myrmidonen  vermuthlich  vom  Hippalektry^n 
am  Schiffe  des  Hektor  %riQo[xQio]9ivTt»v  (puQftdxmv  IJoXvg  novo^^  wie 
%rjQ9XV^^^-  So  Hipponax  vom  Schiffsmaler  Mimnes:  in§ita  ftdlftfi  tifv 
TQoniv  nuQaxQ  i  cag,]  —  Malerei  auf  Goldgrund  aus  dem  Aiterthum  Leironne 
p.  556.  Navis  extrinsecus  eleganter  depicta,  Appulej.  Flor.  p.  149.  Yon 
den  Flotten  Piin.  XXXVI,  31.    Dieselben  cerae,  aber  die  Art  anders. 

5.  Caylus  Mem.  de  TAc.  *des  Inscr.  XXVIII.  p.  179.  Walter  Die 
wiederhei'gestellte  Malerkunst  der  Alten.  Die  Farben,  ein  Yersuch  fiber 
Technik  alter  und  neuer  Malerei,  von  Roux.  Heidelb.  1824.  8,  vgl.  Kimst- 
blatt  1831.    N.  69  f.    Montabert  Ti-ait^  complet  de  la  peinture.    P.  1829. 

T.  vni. 

[6.  Einiges  fiber  die  Art  der  Farben  und  ihres  Auftrags  bei  Yoelkel 
Archaol.  Nachl.  S.  81  f.  Hall.  L.  Z.  a.  a.  0.  S.  150.  Klenze  Aphorist. 
Bemerk.  S.  556.  560.  587.  In  der  1836  gefundnen  Inschrift  in  Betreff  der 
Arbeiten  am  Tempel  der  Polias  in  Athen :  ivxccvty  to  xvfitiTtov  ivx^apti 
TO  ini  Tip  iniarvXitp  rflo  ivTlg  x.  r.  X,  An  Metopen  und  Friesen  wurden so  auch 
Figuren  gemalt  und  solclie,  nicht  marmorne,  scheint  dieselbe  Inschrifl  von 
dem  Fries  des  Erechtlieum  zu  meinen:  6  * EXivcivianh^  Xl^og  nQog  m  ra 
Cttce  (obgleich  {oov  keineswegs  ein  Gemftlde  gewOhnlich  oder  vorzugs- 
weise  bedeutet),  vgl.  Wiegmann  die  Malerei  der  Alten  S.  134  ff.  Letronnt 
im  Journ.  des  Sav.  1837.  p.  369.  Gemalte  Stelen  bei  Stackelberg  €hr&b«r 
Tf.  5.  6,  drei  aus  dem  Peiraeus  abgebildet  im  Kunstbl.  1838.  N.  59.  Auf 
einer  Vase  aus  Yulci  ist  eine  Stele,  woran  der  Maler  gelbliche  Palmetten 
auf  weissen  Grund  malt,  Gerhard  Festgedanken  an  Winckelmann  B.  1841. 
Tf.  II,  1  und  Mus.  Gregor.  II,  16,  1.] 


456  Technik  der  bildenden  Kunst.  [321] 

d.    Vasenmalerei. 

1  321.  Die  eigenthumliche  Technik  der  Gefassmalerei, 
welche  mit  Griechischen  Sitten  und  Gebrauchen  so  eng  zu- 
sammenhing,  dass  sie  auf  die  Rdmische  Welt  nicht  uber- 
gehen  konnte,  gait  doch  bei  den  Griechen  selbst  kaum  fur 
einen  eignen  Kunstzweig,  da  von  Vasenmalern  nirgends  mit 
Auszeichnung  eines  Einzelnen  die  Rede  ist,  aber  setzt  nur 
um  desto  mehr  den  Kunstgeist  der  Griechischen  Nation  ins 
Licht,  der  auch  an  so   geringen  Waaren  seine  Herrlichkeit 

2  entfaltet.  Bei  dieser  Gefassmalerei  verfuhr  man,  wenn  man 
sorgfaltiger  verfuhr,  so,  dass  man  die  schon  einmal  leicht  ge- 
brannten  Gefasse  mit  der  gevvdhnlich  angewandten  sdiwarz- 
braunen  Farbe  mit  raschen  Pinselstrichen  uberfuhr,  und  dann 

3  noch  einmal  in  eine  gelinde  Hitze  brachte.  Diese  schwar^ 
braune,  scbwach  spiegelnde  Hauptfarbe  scheint  aus  Eisenoxyd 
bereitet  worden  zu  sein;  eine  dunnere  Aufl5sung  desselben 
Stoflfs  ergab,  wie  es  scheint,  den  mattglanzenden  rSthlichgelben 
Firniss,  der  an  den  nichtbemalten,  oder  ausgesparten,  Stellen 
allein  die  Farbe  des  Thons  uberzieht.  Bunte  Farben,  an  ge- 
gitterten  Gewandern,  Blumenarabesken  u.  dgl.,  sind  erst  nach 

4  VoUendung  des  Brennens  als  Dockfarben  aufgesetzt  worden. 
Dies  schien  den  Griechen  die  fur  GefSlssmalerei  zvveckmassigste 
Technik;  das  rohere  Verfahren  bei  den  sogenannten  Aegyp- 
tischen  Vasen  hielt  sich  nur  als  Antiquitat;  und  das  Auf- 
setzen  der  schwarzen  Figuren  auf  einen  weissen  Grund  (solche 
Gefasse  finden  sich  hin  und  wieder  in  Griechenland,  auch  in 

5  Volci)  scheint  nur  kurze  Zeit  Mode  gewesen  zu  sein.  Auch 
findet  man  hin  und  wieder,  besonders  in  Attica,  Gefasse,  welche, 
ganz  nach  Art  der  WSnde,  mit  bunten  Farben  auf  einer 
weissen  Unterlage  gemalt  sind,  und  andre,  die  auf  demselben 
Grunde  blosse  Umrlsslinien  zeigen. 

1.  8.  hierzu  oben  §.  75.  99.  143.  163.  177.  257.  Dass  auch  GefAsse 
fur  den  Gebrauch  bemalt  wurden»  sieht  man  aus  VasengemAlden  selbst, 
ivo  gemalte  Krateren  und  KrQge  getragen  werden  (vgl.  Alkaeos  fragm.  31 
nvXixvtti  noiniXcHf  Demosthenes  de  f.  leg.  p.  464.  Bekk.  o{  tag  aXafacxgo- 
d"q%ug  yQd<povTeg)f  allm&hlig  scheint  ihr  Gebrauch  indess  auf  Preise,  Ge- 
schenke,  Zimmerschmuck  und  Grftber  (§.  301)  beschrftnkt  worden  zu  sein. 
Der  Kreis  der  Gegenstftnde  zieht  sich  darum  auch  in  Unteritalien  immer 
mehr   auf  Bacchische  zusammen.    S.  Lanzi  De'  vasi  ant.  dipinti  diss.  3, 


Qber  die  Baccbanale  die  nveite,  Opuscoli  raccoltj  <la  Accad.  ttaliatii.  [.  F. 
1606.  —  Ein  Verzeichniss  too  Maler-Namen  Ton  den  Tat«ti  (besondere 


458  Technik  der  bildenden  Kunst.  -[322] 

gingen  1843  durch  H.  Steuart  nacb  London  nebst  einer  Anzabl  zur  Tisch- 
beinschen  Odyssee  bereits  gestocbner  Tafeln.]    Manche  einzelne  Better 
Oder  kleinere  Sammlungen  von  Tischbein  (Reiner's  Vasen).    Peintures  de 
vases   ant.   vulg.   app.  Etrusques  tir^  de  difif.   collections  et  grav.  par 
A.  Glener,  ace.  d'expl.  par  A.  L.  Millin,  publ.  par  Dubois  Maisonneuve. 
P.  1808.   2  Bde.  f.   Descr.  des  tombeaux  de  Canosa  par  Millin.  P.  1816.  f. 
MiUingen  Peintures  ant.  et  in^d.  de  vases  Grecs   tiroes  de  di verses  col- 
lections. R.  1813.  Dess.  Peint.  ant.  de  V.  6r.  de  la  coll.  de  Sir  J.  Coghill. 
R.  1817.    Al.  de  Laborde  §.  264.  A.  1.    Ck>ll.  of  fine  Gr.  vases  of  James 
Edwards.  1815.  8.    [Moses]  Vases  from  the  coll.  of  Sir  H.  Englefteld.  L. 
1819.  4.    Inghirami  Hon.  Etr.  (§.  178)  Ser.  V.  Vasi  fittili.    [4  Vol.  1837, 
400  StQck.]    G.  H.  Rossi  Vasi  Greci  nella  copiosa  raccolta  di  —  Duca  di 
Blacas  d*Aulps,  descr.  e  brevemente  illustr.  R.  1823.  Panofka  §.  262.  A.  3. 
Werk  von  Stackelberg  dber  Aitische  Vasen  verheissen,  [in  die  Grftber  der 
Hellenen  dbeigegangen.)    Einzelnes  berausgegeben  von  Reniondini,  Arditi, 
Visconti  u.  A.   [Vases  Etr.  du  prince  de  Ganino  R.  1830.  f.  m.  5  Tf.  Mus. 
Gregor.  II.  tv.  1 — 100.    Raf.  Politi  Esposiz.  di  sette  vasi  Sicoli-Agrigent. 
Palermo  1832.  8,  Cinque  vasi  di  premio  —  nel  Mus.  di  Palermo  1841.  4, 
u.  eine  Reihe  einzeln  in  Girgenti,  Palermo  herausgegebener  Vasen,  N.  Maggiore 
Mon.  Sicil.  ined.  fasc.  1.  1833  f.  Gerhard  Auserlesene  Griech.  Vasenbilder, 
haupts&chlich  aus  Etrurien.I.  Bd.  Gdtterbilder  1840.  II.  Heroenbilder  1843. 
IV.  noch  unvollendet.    Trinkschalen  des  K.  Museums  1840.    Mysterien- 
vasen  1839.    Etr.  u.  Campan.  Vasen  des  k.  Mus.  1843.   Apulische  Vasen- 
bilder  des  k.  Mus.  zu  B.  1845.  f.  m.  Vases  peints  du  Due  de  Luynes.  P. 
1840.  f.  (Ann.  d.  Inst.  XII.  p.  247.)    Le  Normant  u.  de  Witte  Elite  des 
mon.  €^ramographiques  P.  seit  1844.   T.  I.  II.  III.    0.  Jahn  Vasenbilder 
Hamburg  1839.  4.    Vom  Prof.  Roulez  in  Gent  seit  1840'  Melanges  de  phi- 
lol.  d'hist.  et  d*antiquit^,  meist  Vasen,  aus  den  Bulletins  de  TAcad.  de 
Bruxelles  T.  V-XIII.  ausgezogen,  fasc.  2—5  bis  1846.  Descr.  dei  vasi  rin- 
venuti  nelle  escavaz.  fatte  nelF  Isola  Farnese  per  ordine  di  S.  M.  Maria 
Cristina  —  di  Second.  Gampanari.  R.  1839.  4,  Bull.  1840.  p.  12.    Vasen 
aus  den  Grftbem  von  Pantikapaeon  (Kertsch)  in  Dubois  Voy.  en  Grim^e 
IV.  Sect.  pi.  7-15,   eine   mit   SENO^ANTO£  EUOIHZEN  A9HN. 
(Bull.  1841.  p.  109)  und  eine  pi.  13  mit  dem  Fackellauf  urn  einen  Altar, 
also  wohl  KtQafios   jimKogJ] 


2.   Zeichnang  durch  Zasammenflignng  fester  Stoffe, 

Mosaik. 

1  322.    Mosaik,  ira  weitesten  Sinne  des  Worts  jede  Arbeit, 

welche   durch   Aneinanderfugung   von   harten   Korpern   eine 


[322]  Mosaik.  459 

Zeichnung  oder  Malerei  auf  einer  Flache  hervorbringt ,  um- 
fasst  folgende  Arten:  1.  FussbSden,  welche  aus  geomelrisch 
zugeachnittenen  und  verkitteten  Scheiben  verschiedenfarbiger 
Steine  gebildet  werden,  pavimenta  sectilia.  2.  Fenster  aus  f 
verschiedenfarbigen  Glasscheiben ,  welche  wenigstens  dem 
gpalern  Alterthum  bekannt  gevvesen  zu  sein  scheinen.  3.  Fuss-  3 
b5den,  welche  mil  kleinen  Wurfeln  aus  Steinen,  die  eine 
farbige  Zeichnung  bilden,  Belegt  sind,  dergleichen  im  Alter- 
thum nicht  bios  in  Zimmern,  auch  in  Hofen  und  Terrassen 
anstatt  des  Pflasters  gebrauchlich  waren,  pav.  tesselata,  litho- 
strota,  diiitfda  ir  a^axiaxotg.  4.  Die  feinere  Mosaik,  welche* 
eigentlichen  Gemalden  mog^ichst  nahe  zu  kommen  sucht,  und 
gew5hnlich  gefSrbte  Stifte  aus  Thon  oder  lieber  Glas,  in 
prachtigern  Werken  jedoch  auch  das,  wo  es  Nachahmung  viel- 
facher  Localfarben  gait,  sehr  kostbare  Material  wirklicher 
Steine  anwendet,  crustae  vermiculatae,  auch  lithostrota  ge- 
nannt.  Sowohl  aus  Stein-  als  Thon  wurfeln  wurden  schon 
in  Alexandrinischer  Zeit  herrliche  Werke  der  Art  gearbeitet 
(§.  163,  6).  Anwendung  von  Glas  wurfeln  zur  Zimmer- 
verzierung  kommt  erst  in  der  Kaiserzeit  vor,  in  welcher  diese 
Mosaik  immer  mehr  gesucht  (§.  190.  A.  4.  212,  4),  auch 
auf  Wande  und  Decken  ubertragen,  und  in  alien  Provinzen 
geubt  wurde  (§.  262,  2.  263,  1),  daher  es  auch  jetzt  an 
Denkmalern  dieser  Gattung,  unter  denen  einige  vortreflflich 
zu  nennen  sind,  keineswegs  mangelt.  5.  Zusammengeschmol-  5 
zene  Glasfaden,  welche  im  Durchschnitt  immer  dasselbe  hochst 
zarte  und  glanzende  Bild  geben.  6.  In  Metall  oder  einem  6 
andem  harten  Stoffe  werden  Umrisse  und  vertiefte  Flachen 
eingeschnitten ,  und  ein  andres  Metall  oder  Email  hineinge- 
schmolzen,  so  dass  Bilder  daraus  hervorgehn,  das  sogenannte 
Niello.  Wie  diese  Arbeit  zunSchst  auf  den  Kupferstich  fuhrt:  7 
so  scheint  auch  eine  gewisse  Art  dessclben,  ein  leicht  verviel- 
faltigter  Abdruck  von  Figuren,  als  eine  voriibergehende  Er- 
scheinung  dem  Alterthum  nicht  unbekannt  geblieben  zu  sein. 

1.  Ueber  das  pictum  de  musivo  (der  Name,  von  Museen  enUehnt, 
zuerst  bei  Spartian  Pescenn.  6.  Trebell.  Trig.  25).  vgl.  Gurlitt  S.  162  flf. 
Giampini,  Furietti  (§.  212.  A.  4),  Paeiaudi  De  sacris  Christian,  balneis, 
Cam.  Spreti  Gompendio  istor.  deir  arte  di  comporre  i  musaici.  Rav.  1804. 
L.  Bossi  Lett,  sui  cubi  di  vetro  opalizzanti  degli  ant.  musaici.  Mil.  1809. 


460  Tecbnik  der  bildenden  Kunst.  [322] 

Vemiglioli  Lezionil.  p.  107.  II   p.  280.  Gurlitt  Uebcr  die  Mosaik  (1798) 
Archaeol.  Schr.  S.  159.    Hirt,  Mem.  de  Berlin  1801.  p.  151. 

Zur  ersten  Art  gehOren  auch  die  Lacedaemonii  orbes,  auf  welche  der 
ubermQthige  Reiche  den  gekosteten  Wein  spritzt.  Juv.  XI,  172,  die  parietes 
pretiosis  orbibus  refulgentes,  Seneca  Ep.  86  und  dfter,  die  gegen  die  Natur 
des  Steins  eingesetzten  maculae,  PI  in.  XXXV,  1.  Wabrscheinlicb  geh5rt 
das  Alexandrinum  marmorandi  genus  hierher,  Lamprid.  Al.  Sev.  25.  Die 
pav.  sectilia  waren  oft  der  neuem  Flor^tiniscben  Mosaik,  lavoro  di  com- 
messo,  fthnlich. 

■ 

2.  Prudent.  Peristeph.  hymn.  12,  45.  Doch  ist  die  Stelle  nicht 
ganz  klar.    Vgt.  A.  4. 

[3.  Eine  Backsteins&ule  mit  farbiger  Glasmosaik  Qberzogen  wurde 
1837  In  Pompeji  gefunden,  s.  Zahn's  Ornamente  alter  class.  Kunstepocben 
Tf.  60.] 

4.  Alles  geht  hier  von  Fussbdden  aus,  daber  die  Nacbbildungen  des 
Kebricbt  (asaroti  oeci,  §.  163,  6,  vgl.  Statins  S.  I,  3,  55;  asarotici  lapiUi, 
Sidon.  Apoll.  C.  XXIII,  57;  ein  scb^nes  asarotum,  von  Herakleitos,  1833 
in  Rom  gefunden,  §.  209.  A.  1);  die  aus  Haeander-Verzierungen  hervor- 
gebenden  Labyrinihe  (Salzburger  Mosaik  §.  412.  A.  1)  u.  dgl.  'Av^iva 
tmv  idoKpciv  im  Pallast  Demetrios  des  Pbalereers,  Atben.  XII,  542.  Die 
Mosaik  aus  Glaswilrfeln  bezeichnet  Plin.  XXXVI,  64  durcb  vitreae  camerae; 
darauf  geht  Statius  8.  I,  5,  42:  effulgent  camerae  vario  fastigia  vitro,  vgl. 
Seneca  Ep.  90.  Bekannte  Mosaikarbeiter  (musivarii;  im  Theodos. 
codex  von  den  tesselariis  geschieden)  ausser  Sosos,  Dioskurides  und  Hera* 
kleitos,  (§.  209.  A.  1)  [auf  dem  feinen  Asaroton  aus  Villa  Lupi  im 
Lateran  ....  irog  rjgycccccTOy  und  der  andre  Theil  des  Namens  soil  noch 
bei  dem  Ergftnzer  sein,  §.  209.  A.  1],  Proklos  und  J.  Soler  (Welcker 
Rhein.  Mus.  fQr  Phil.  I,  2.  S.  289),  Fuscue  in -Smyrna  (?Marm.  Oxon. 
II,  48),  Proftatios?  (Schpidt  Antiq.  d«  la  Suisse  p.  19).  Berilhmte 
Mosaiken  ausser  den  §.  163  genannten:  1.  die  Praenestinische,  von  einem 
Tribunal  (vgl.  Johannes  Ev.  19,  13),  schwerlich  di^  SuUanische  (Plin. 
XXXVI,  64),  eine  naturbistorische  und  ethnographische  Darstellung  Aegyptens. 
Del.  Jos.  Sincerus,  sc.  Hieron.  Frezza  1721.  Bartoli  Peint.  ant.  34.  vgl.  M6m. 
de  TAc.  des  Inscr.  XXVIII.  p.  591.  XXX.  p.  503.  L.  Cecconi  Del  pavimento 
in  mus.  rinv.  nel  tempio  d.  Fortuna  Prenest.  R.  1827,  dagegen  C.  Fea  L'Egitto 
conquistato  dalF  Imp.  Gesare  Ott.  Aug.  sopra  Cleopatra  e  M.  Ant.  rappr.  nel 
musaico  di  Palestrina.  [R.  1828.  4.  Treflfende  Erklarung,  die  sich  von  alien 
Seiten  bestlitigt.  So  ist  in  Pompejaniscben  GemJUden  §.  351.  A.  4  die 
Aufnahme  der  lo  von  Aegypten  dargestellt.  Den  Octavian  als  Eroberer 
Aegyptens  vermuthete  auch  Visconti  M.  Piocl.  VII.  p.  92,  ders.  bei  Laborde 


[322]  Mosaik.  461 

Hos.  dUtalica  p.  90.     Die  beste  Abbildung  in  Farben  ist  die  von  Bar- 
ibelemy  in  der  2.  Ausg.  seiner  Abhandlung,  die  nur  in  dreiissig  Ex.  ge- 
druckt  wurde;  eine  neue  ist  fQr  die  Geschicbte  de^  Halerei  BedQrfniss. 
Eine  antike  Gopie  eines  kleinen  Theiis  ist  in  Berlin,  nach  Uhden  in  den 
Schriften  der  B.  Akad.  far  1S25.  S.  70  f.]    Vgl.  §.  436.    2.  Die  Capito- 
linische  Mosaik  mit  dem  spinnenden  Herakles  von  Antium,  M.  Gap.  IV,  19. 
3.  Die  in  der  Villa  Albani,   besonders  fein  ausgefQhrt,  Herakles  als  Be- 
freier  der  Hesione/  Winck.  M.  I.  66.    4.  Die  aus  der  Tiburtinischen  Villa 
Hadrian's  mit  dem  Panther-  und  Kentaurenkampf,  in  aed.  M.  Marefusci, 
Savorelli  del.  Gapellani  sc.  [in  der  AusfQbrung  das  schOnste  von  alien,  jetzt 
in  Berlin,  Bull.  1845.  p.  225;  es  ist  in  den  M.  d.  L  far  1847  erschienen. 
Aus  Villa  Hadriana  auch  zwei  bedeutende  Stflcke  im  Quurinalpallast,  ein 
kolossaler  jugendlicher  Kopf  und  eine  Menge  VOgel,  durch  Gerank  ge- 
sondert.]    5.  Die  aus  Praeneste  in  Villa  Barberini,   die  Entfuhrung  der 
Europa,   Agincourt  Peint.  pi.  13,  8.    6.  Die  grosse  Mosaik  von  Otricoli, 
aus  verschiedenen  Feldem  (Medusenkopf,    Kentauren,    Nereiden  u.  dgl.), 
pa.  VII,  46  (andre  47—50).    7.  Die  Scenen  der  TragOdie  und  des  Drama 
Satyr,  im  PioGlem.    Millin  Dsscr.  d'une  mosaique  antique  du  M.  PGl.  1819.  f. 
8.  Die  grosse  Mosaik  von  Italica  (38  X  27 Vs  F.,  Musenk^pfe  u.  Gircus- 
spiele)  von  Laborde,  §.  262.  A.  4,  besonders  genau  bekannt  gemacht.  Vgl. 
§.  424.  A.  2.  Mosaik  von  Toulouse  §.  402.  A.  3.  Theseus  u.  Minotaur  u.  a.  in 
Pompeji,  Bull.  1836.  p.  7.  ^hobene  Mosaikarbeit,  Welcker  Zeitschr.  far  a.  K. 
S.  290  fif.  [Das  bier  Nr.  I  angefahrle  Pembroksche  Mosaikrelief  (Winckelm.  W.  3. 
S.  XXXIII)  beschreibt  und  lobt  Waagen  Kunstw.  in  England  II.  S.  279  f.  Die 
Hesperide  fehlt  bei  dem  Hercules  nicht  R.  Rochette.Peint.  in6d.  p.  393—96. 
427—30,  wo  die  Spes  pi.  12  abgebildet  ist.   Ausser  der  Wiederholung  von 
dieser  bei  Gaylus  sab  ich  von  einer  andem  den  oberen  Theil  im  Museum 
zu  Lyon  1841.    An  den  beiden  Figuren  ehmals  bei  dem  Erzbischoff  von 
Tarent,  jetzt  in  der  Sammlung  Sant  Angelo  in  Neapel  aus  Metapont  sind 
Pasten  und  Steine  verbunden,  vgl.  Luynes  Metaponte  p.  37.    Im  Museum 
zu  Neapel  sind  jetzt  von  kleineren  Mosaiken  28  Stack  aufgeh&ngt;  mehrere 
solche  sind  im  Vatican  in  Appartam.  Borgia,  eins  der  besten  in  S.  Maria 
in  Trastevere,  ein   paar  Enten  u.  a.  WasservOgel  eins  in  Wien,  gegen 
2  F.  hoch,  funf  Krieger,  wo  von  der  vorderste  eine  Fackel  schleudert,  das 
Kriegszeichen  (Eurip.  Phoen.  1386.  c.  Schol.),  als  nvQtpoqo^j  Arneth  Be- 
schreibung  der  zum  k.  k.  Antiken-Gab.  geharigen  Statuen  u.  s.'w.  S.  15. 
Die  FussbOden  im  Vatican  in  9  Bl.  fol.  m.  von  verschiednen  Zeichnern 
und  Kupferstechem;  einer  aus  Sentino  in  MOnchen  im  hintersten  Saal 
der    Vasen,    Apollo  im   ovalen   Thierkreis,  unten   die   vier  Jahrszeiten; 
Mosaik  Lupi,  Bull.  1833.  p.  81.    Achilles  den  Hektor  schleifend,  1845  in 
Rom  vor  porta  S.  Lorenzo  mit  einem  andem  Fussboden  gefunden,  ganz 
aus  Steinchen;  Poseidon  und  Amphitrite  von  Seerossen  gezogen  in  Algier, 


462  Tecbnik  der  bildenden  Kunst.  [323] 

Bull.  1846.  p.  69.  Artaud  Hist,  abreg^e  de  la  peint.  en  mosaique  Lyon 
1835.  4  ^ebt  ein  Verzeichniss  der  Mosaike  in  Lyon  u.  im  sQdlJchen  Frank- 
reich;  die  von  Avenches  in  Scbmitt  Rec.  d*antiquit^  de  la  Suisse  1771.  4. 
Secchi  il  Mus.  Antoniano  rappres.  la  scuola  degli  Atleti  R.  1843.  4  (im 
Lateran);  W.  Henzen  Explic.  musivi  in  villa  Burgbesia  asaervati,  quo 
cei*taniina  aniphitheatri  repraesentantur,  R.  1845.  4,  bei  Tusculum  1834 
entdeckt.  Auf  einem  in  London  gefundnen  Fussboden  im  Eastindiahouse 
Baccbus  auf  dem  Pantber,  feine  Arbeit.  Ein  grosser  Fussboden  in  Goln, 
1844  gefunden,  sieben  Brustbilder  von  Weisen,  worunter  Sokrates  und 
Sophokles,  in  der  Mitte  Diogenes,  s.  Urlichs  im  N.  Rbein.  Mus.  IV.  S.  611. 
Juvaviensische  Antiken,  Salzburg  1816.  4.  In  Salzburg  Theseus  und 
Minotaur,  der  Ofter  in  spftteren  Mosaiken  vorkommt,  s.  0.  Jahn  Archaeolog. 
Beitr.  S.  268  f.  ^  Statins  Silv.  I,  3,  55.  -*  varias  ubi  picta  per  artes 
Gaudet  humus  superare  novis  asarota  figuris.] 

5.  Winck  W.  U.  S.  40.  Klaproth  u.  Minutoli  aber  antike  Glas- 
mosaik.  B.  1815. 

6.  Ueber  Aegyptische  Metallmalem  g.  230,  4.  An  Gewtodem  von 
Statuen  §.  115.  A.  2.  306.  A.  3.  BronzeUfeln  mit  Gem&lden  in  ver- 
schiedenen  Metallen  in  Indien?  Philoetr.  V.  Apoll.  n,  20.  Reste  alter 
Schmelzarbcit,  VoelkeFs  Nachlass  S.  33.  Ueber  Niello- Arbeiten  (fiilaPy 
Ducange  p.  898)  Fiorillo,  Kunstbl  1825.  N.  85  ff.  Boettiger  Archaeol. 
der  Mai.  S.  35.  [Greuzer,  Zeitschr.  f.  AW.  1843.  S.  1076,  in  seinen 
Schriften  zur  Archaeologie  III.  S.  552.  556.  ff.]  Ueber  die  Agemina- Arbeit 
der  barbaricarii  (weldie  sonst  Gew&nder  aus  Grold  oder  mit  Gold  ver- 
fertigten)  §.  311.  A.  3.  Ant.  di  ErcoL  VIII.  p.  324  [alia  gemina  oder  da- 
mascbina  das  sogenannte  Gef&ss  des  Mitbridates  im  Capitol.] 

7.  Kaum  erlaubt  Plinius  vielbesprochene  Stelle  XXXV,  2  von  Varro's 
bildlich  vervielffiltigter,  Qberallhin  versandter  Ikonographie  (munus  etiam 
diis  invidiosum)  an  etwas  Anders  zu  denken,  als  an  abgedruckte  Figuren. 
Vgl.  Martial  XIV,  186.  Becker's  Gallus  I.  S.  192  ff.  [vgl.  §.  421.  A.  4. 
Kunstmus.  zu  Bonn  S.  8  oder  2.  Ausg.  S.  5  f.  Greuzer  in  der  Zeitschr. 
f.  AW.  1843.  N.  133  ff.] 


ii.    Optische  Technik. 

1  323.    Der  Kunstler  strebt,  durch  Formung  des  gegebenen 

Stoflfes   oder  durch  Auftragung  von  Farben  dem  Auge  und 
dem  Geiste  des  Beschauers  den  Schein  und  die  Vorstellung 


[323]  Optiscbe  Technik,  Perspektive.  463 

• 

von  Korpern  zu  gewahren,   wie  sie  wirklich  und  naturlich 
vorhanden  sind.    Am  einfachsten  erreicht  er  dies  durch  eine  2 
v6llige  Nachbildung   des  Korpers  in   runder  Form  (rondo 
bosso):  zugleich  mit  dem  grossen  Vortheil,  dass  das  Auge 
nicht  ein ,  sondern  v  i  e  1  e  Bilder  oder  Ansichten  zu  geniessen 
erhalt,  unter  welchen  Bildern  dem  Kunstler  jedoch  immer, 
und  zwar  noch  mehr  bei  Gruppen,    als   einzelnen  Statuen, 
eins  das  wichtigste  sein  vvird.    Hierbei  werden  jedoch  schon,  3 
theils  cjurch  hohe  Aufstellung,  theils  durch  Golossalitat  des 
Bildwerks,  Veranderungen  der  Form  nothig  gemacht,  welche 
der  Standpunkt  des  Beschauers   bedingt,   dessen  Auge  den 
Eindruck  einer    naturlichen    und   wohlgestalteten   Form   er- 
halten  soil.    Verwickelter  wird  die  Aufgabe,  wenn  die  Natur-  4 
formen,  gleichsam  auf  eine  Flache  zusammengedruckt  (welches 
Verfahren  immer  in   einer  Unterordnung  der  Plastik  unter 
tektonische  Zwecke  seinen  Grund  hat),  sich  in  einem  schw&- 
cheren  Spiele  von  Licht  und  Schatten  zeigen  sollen,  als  es 
die  runde  Arbeit  gew^hrt;  wie  solches  in  den  verschiedenen 
Arten    des    Reliefs    der   Fall    ist.      Ein    vollig    optisches  5 
Problem  aber  wird  die  Aufgabe,   wenn  durch  Farbenauftrag 
auf  einer  ebnen  Flache  eine  Anschauung  des  Gegenatandes 
erreicht  werden  soil,  indem  nur  durch  Darstellung  der  Flachen 
des  KOrpers,    wie   sie    von   einem   bestimmten  Standpunkt, 
gr5sstentheils  verkurzt  und  verschoben,  erscheinen,  und  haupt- 
sachlich  durch  Nachahmung  der  Lichterscheinungen  an  den- 
selben,  d.  h.  nur  durch Beobachtung  der  perspektivischen 
und  optischen  Gesetze,  der  Eindruck  der  Wirklichkeit  her- 
vorgebracht  werden  kann. 

4.  Die  Alten  scheinen  in  dex  Benennung  der  verschiedenen  Arten 
Relief  (§.  27)  keine  ganz  fesle  Terminologie  gehabt  zu  haben.  Zaov 
iiberhaupt  Bildwerk,  Figur;  s.  z.  B.  Platon  Pol.  p.  277.  Vgl.  Walpole 
Memoirs  p.  601.  Zc5a  vsQitptep^  bedeutet  bei  Athen.  V,  199  e.  deutUch 
runde  Figuren  (ahnlich  ivXa  9i(^fp«»^  Klem.  Protr.  p.  13)  j  dagegen  bei 
demselben  V,  205  c.  n8(fi(poivrj  iciduc  Hautreliefs  sind.  IlQOTvncc  {nQostvna 
Athen.  V,  199  e.)  ^nrvna  stehen  sich  bei  Plin.  XXXV,  43  als  Hautrdief 
u.  Basrelief  entgegen,  doch  ist  Ixrvjra  bei  Plin.  XXXVH,  63  u.  Seneca 
de  benef.  Ill,  26  aberhaupt  Relief,  [bei  Plin.  haben  bessere  Handschr. 
prostypa  als  Relief  aberhaupt  oder  flacher  als  ectypon.]  Sonst  sind  rimog, 
dicctSTvnoifiBvtt  §.  237.  A.  1,   ixTExvmofiiva  inl  fsn^Xfj  Paus.  VIII,  48,  3 


464  Technik  der  bildenden  Kunst.  [3U] 

m 

und  intiQycc6uiva  abliche  AusdrQcke  fur  Relief.  Vorspringende  ThierkOpfe 
sind  ngoxQoeaoiy  ngorofiai,    Ygl.  §.  324.  A.  2. 

1  324.  Wenn  nun  auch  die  alte  Eunst  nichl  von  der 
Auffassung  des  einzelnen  optischen  Bildes,  vielmehr  durchaus 
von  korperlicher  Nachbildung  ausging,  und  diese  immer  ihr 
Prinzip  blieb,  so  dass  das  Relief  statuarisch,  und  die  Malerei 
zum  grossen  Theile  reliefartig  behandelt  wurde:  so  mangelte 
doch  der  Periode  ihrer  Vollendung  die  Beobachtung  der  per- 
spektivischen  Gesetze  keineswegs ;  welche  schon  bei  C  o  1  o  s  s  a  1- 

2  statu  en  sehr  in  Anspruch  genommen  wurde.  Helm  Re- 
lie  f  befolgt  die  Kunst  ursprunglich  das  Prinzip,  jeden  Theil 
des  Korpers  in  moglichst  voller  und  breiter  Ansicht  darzu- 
stellen;  die  Entwickelung  der  Kunst  fuhrt  indess  mannig- 
faltigere  Aiisichten,  und  einen  in  der  Regel  massigen  Gebrauch 

3  von  Vetkurzungen  herbei.  Wichtiger  war,  seit  den  Zeiten 
des  alten  Kimon  (§.  99,  1),  die  Perspektive  fur  die  Malerei, 
wodurch  sich  sogar  ein  besondrer  Zweig  perspektivischer 
Malerei  die  Skenographie  oder  Skiagraphie,  ausblldete,  bei 
welcher,  trotz  des  Widerstrebens  eines  gelauterten  Kunst- 
urtheils,  der  Erreichung  tauschender  Eflfekte  fur  fernstehende 
und  wenig  kunstverstandige  Betrachter  die  sorgfaltigere  und 

4r  feinere  Zeichnung  aufgeopfert  wurde.  Im  AUgemeinen  aber 
gait  den  Alten  immer  die  vollige  Darstellung  der  Formen  in 
ihrer  Schonheit  und  Bedeutsamkeit  hoher,  als  die  aus  per- 
spektivisch  genauer  Verkurzung  und  Verschrankung  der  Fi- 
guren  hervorgehende  Illusion,  und  der 'herrsch^de  Geschmack 
bedingte  und  beschrankte  die  Ausubung  und  EntwickeluAg 
jener  optischen  Kenntnisse  und  Kunstfertigkeiten ,  zwar  nach 
Kunstzweigen  und  Zeiten  verschieden,  in  Stafeleibildem 
weniger  als  in  Reliefs  und  Vasen-Monochromen,  in  einem 
spatem  luxuriirenden  Zeitalter  weniger  als  in  friihern  Zeiten, 
aber  im  Ganzen  doch  in  einem  weit  hohern  Grade,  als  in 
der  neuern,  den  umgekehrten  Weg  nehmenden  Kunstentwicke- 

5  lung.  Aus  jenem  Formensinne,  welcher  die  Eurhythmie  und 
abgewogne  Wohlgestalt  mit  Klarheit  zu  erkennen  und  in  ihren 
Feinheiten  zu  geniessen  verlangt,  folgt  auch  die,  wenigstens 
den  erhaltenen  Wandmalereien  nach,  geringe  Rucksicht  der 
Alten  auf  Luftperspektive,  d.  h.  auf  die  durch  die 
grossere  oder  geringere  Schicht  von  Luft,  welche  das  optische 


[324]  Optische  Technik,  Perspektive.  465 

Bild  des  Gegenstandes  durchmisst ,  hervorgebrachte  Ver-' 
wischung  der  Umrisse  und  Verschmelzung  der  Farben,  indem  die 
alten  Maler  offenbar  die  Gegenst&nde  im  Ganzen  dem  Auge 
nahe  zu  halten  oder  einen  klaren  Aether  als  Medium  zu  denken 
gewohnt  waren.  Daher  auch  Schatten  und  Licht  im  Ganzen  6 
den  alten  Malem  mehr  zum  Modelliren  der  einzelnen  Figuren, 
als  zu  Contrasten  der  Massen  und  Shnlichen  Totaleffekten 
bestimmt  zu  sein  schienen. 

1.  Ein  Hauptbeispiel  ist  Phidias  01.  Zeus  §.  115,  1.  All^^emeine 
Zeugnisse  Platon  Sophist,  p.  235  f.  (welcher  desswegen  die  Golossalbildung 
2ur  ipavtccoTiHi^,  nicht  zur  kinactt%i^  rechnet).  Tzetz.  Ghil.  XI,  391.  Tgl. 
Xeister  de  optice  fictorum.  N.  Ck>mment.  Soc.  Gott  rec.  VI.  d.  phys.  p.  154. 

2.  Das  angegebene  Prinzip  bewirkt  die  sonderbare.  Stellung  der 
Aegyptischen  f§.  229),  so  wie  der  Sclinuntischen  Relieffiguren  (§.  90),  nur 
dass  &ier  die  KOpfe  von  vorn,  dort  im  Profll  erscheinen.  Dagegen  die 
Relieffiguren  auf  den  Attischen  Grabsteinen  (o2  iv  tccig  atrjXaig  xaxa 
y^ttiprjv  ixttrvnafiivoi  J  Platon  Symp.  p.  193)  ganz  im  Profil,  wie  durch 
die  Nase  mitten  durchgesSgt,  erscheinen.  (Hier  ist  y^aqnj  ein  zartes  Relief; 
denn  uttrayQafpi^v  zu  verbinden,  ist  schon  desswegen  unstatthaft,  weil 
catagrapha  bei  Plin.  XXXV,  34  gerade  das  Gegentheil,  nflmlich  Ver- 
ktirzungen,  beze\chnet.)  Auch  in  den  Basreliefs  am  Parthenon  erscheinen 
noch  bei  weitem  die  meisten  Figui'en  im  Profil;  gewaltsamere  Verkurzungen 
sind  vermieden,  und  auch  manche  Verkurzung,  welche  uns  nothwendig 
scheint,  z.  B.  an  den  Schenkeln  reitender  Figuren,  dem  Streben  nach 
Eurhythmie  der  Gestalten  aufgeopfert,  §.  118,  3.  Dagegen  in  den  Haut- 
reliefs  von  Phigalia  sehr  starke  VerkQrzungen  gewagt  sind,  vgl.  §.  119,  3. 
—  In  der  Malerei  habet  speciem  tota  facies.  Quint.  II,  13,  vgl.  Plin. 
XXXV,  36,  14. 

3.  Ueber  Skeno-  und  Skiagraphie  §.  107,  3.  136,  2.  163,  5.  184. 
A.  2.  209,  3.  Ueber  Perspektive  der  Alten  uberhaupt  Heliodor  Optik  I,  14 
{welcher  schon  das  aKi^voyQatpixov  als  dritten  Theil  der  Optrk  bezeichnet, 
dessen  die  Architekten  und  Golossalbildner  nicht  entralhen  kOnnten),  von 
den  Neuern  Sallier  sur  la  perspect.  de  Tanc.  peinture  ou  sculpt.,  M^m.  de 
I'Ac.  des  Inscr.  VIH.  p.  97  (gegen  Perrault) ,  Caylus ,  ebd.  XXIII.  p.  320. 
Meister  de  optice  vet.  pictor.,  N.  Commentr.  Soc.  Gott.  V.  cl.  phys.  p.  175 
(in  manchen  Punklen  ungerecht),  Schneider  Eclog.  phys.  p.  407.  Ann.  p.  262. 
Boettiger  Archaeol.  der  Malerei  S.  310.  Dass  die  architektonischen  An- 
sichten  der  Herculanischen  Mauergem§.lde  Fehler  enthalten  (Meister  p.  162), 
beweist  fast  Nichts  gegen  die  Studien  wirklicher  Kunstler. 

« 

5.    In   der  Tafelmalerei  war  Vieles  anders.    Hier  zeigte  sich,   seit 

O.  MQlUr's  Arehfteologie.    4.  Aafl.  30 


466  Technik  der  bildenden  Kunst.  .        \3U] 

Parrhasios,  das  ambire  se  der  Umrisse.  Dies  bezeichnet  wahrscheinlich 
das  Schwimmende  und  Flimmernde  der  Contoaren,  welches 'in  der  Natur 
durch  die  wellenartige  und  streifige  Natur  des  Lichts  (oder  durch  die 
Augenparallaxe?    Berlin.  Kunstbl.  II.   S.  94  fT.)  entsteht. 

6.  S.  oben  §.  133.  A.  %  aber  aucb  319.  A.  7.  Die  Feinheit  der 
Bezeicbnung  des  Schattens  bei  den  Alten  (lenis,  levis  u.  dgl.)  bemerkt 
Beckmaim,  Vorratb  n.  A.  I.  S.  245.  Mof^ct  cxidg  bezeichnet  wohl  Hell- 
dunkel;  anozQcoaig  axias  Schlagschatten,  §.  136.  A.  1.  —  Man  hielt  auch 
im  Alterthum  viel  auf  richtiges  AufhSngen  der  Bildep  (tabulas  bene  pictas 
collocare  in  bono  lumine,  Cic.  Brut.  75,  261)  und  richtigen  Stand  punkt 
des  Beschauers  (der  Haler  selbst  tritt  beim  Arbeiten  oft  zurflck,  Eurip. 
Hek.  809|  vgl.  Schaefer).    Horaz  Epist.  ad  Pis.  361  ff. 


468  Formen  der  bildenden  Kunst.  [326] 

3  dieser  Art.  Bis  in  die  spateste  Zeit,  selbst  bis  in  die,  wo 
eine  fremdartige  Religion  der  friihem  Weltanschauung  v6llig 
ein  Ende  gemacht  hatte  (§.  213..  A.  2),  blieb  es  Grundsatz 
und  Charakter  der  Griechischen  Kunst,  den  Ort  einer  Hand- 
lung,  die  innern  Antriebe,  die  befordemden  und  hemmenden 
VerhSLltnisse ,  personlich  in  menschlicher  Gestalt  hinzustellen, 
und  dagegen  die  aussere  Naturerscheinung  mSglichst  zusammen- 
gezogen,  fast  nur  als  Attribut  dieser  Gestalten,  zu  behandeln. 

1.  Der  Griechische.  Geist  kennt  nicht  das  sentimentale  Verweilen 
bei  derNatur  im  Allgemeinen,  die.romantische  Auffassung  der  Landschaft 
(§.  436);  er  dr&ngt  un^^uldig  zum  Gipfel  der  kOrperlichen  Bildung,  zur 
menschlichen  Gestalt.  Scliiller  Clber  naive  und  sentimentalische  Dichtung, 
Werke  Bd.  XVIII.  S.  232. 

1  326.  Wird  dies,  wie  es  die  Natur  des  Factums  fordert, 
nicht  als  eine  einzelne  Aushulfe  des  Kunstlers,  sonderh 
als  ein  allgemeiner  und  dui*chgangiger  Grundsatz  der  antiken 
Eunst  gefasst :  so  konnen  wir  schon  daraus  das  Hauptprinzip 
der  Griechischen  Kunst  und  eigentliche  Grundgesetz  der  kunst- 

2  lerischen  Thatigkeit  im  Alterthum  kennen  lemen.  Gewiss  war 
dies  nicht  ein  Wiedergeben  und  unmittelbares  Nachahmen 
des  ausserlich  Erfahrenen,  Geschauten,  des  sogenannten  Rea- 
len;  sondem  ein  Schaffen  von  inneh  heraus,  ein  Erfassen 
des  geistigen  Lebens,  und  Abdrucken  desselben  in  der  damit 

3  naturlich  verbundenen  Form.  [§.  3.  419,  1.]  Naturlich 
kann  auch  dies  nicht  stattfinden  ohne  liebevoUe  Nachahmung 
des  sinnlich  Ersctieinenden ;  ja  eben  nur  der  innigsten  und 
feurigsten  AuflFassung  dieser  Form,  des  menschlichen  Korpers, 
erscheint  sie  als  der  allgemeine  und  erhabne  Ausdruck  eines 
Alles  durchdringenden  Lebens.  Aber  das  Ziel  dieser  Nach- 
ahmung war  nicht  das  Wiedergeben  der  einzelnen  in  die 
Erfahrung  getretenen  Erscheinung,  sondern  der  Ausdruck  von 

4  innerer  Lebenskraft  und  geistigem  Wesen.  Eben  deswegen 
tragen  .die  Bildungen  der  Griechischen  Kunst  von  Anfang  an 
den  Charakter  einer  gewissen  AUgemeinheit,  und  das  eigent- 
liche Portrat  tritt  erst  verhaltnissmassig  spat  ein. 

4.    Hierin  ist  der  Orient  ganz  unter  demselben  Gesetz  begriffen,  wie 
das  Griechische  Alterthum,   und  die  Kunst  steht  hier  von   individueller 
.    Nachahmung  noch  femer,   der  Charakter  der  Formen  ist  ein  noch  allge- 
meinerer,  mehr  architektonischer. 


[327]  IJealformen.  469 

327.     So  wenig   nun    die   Griechische  Kunst  in   ihren  l 


470  Formen  der  bildenden  Kunst.  [328] 

scheint  nach  einigen  Fragmenten,  dass  in  Bronze  die  Alten  mehr  von  den 
Adem  und  andern  leisen  Hebungen  und  Senkungen  der  OberflSche  angaben 
als  im  Marmor. 


2.    Charakter  und  SchOnheit  der  einzelnen  Formen. 

a.    Studien  der  alten  Kunstler.  , 

1  328.  Obgleich  in  Griechenland  selbst  die  Aerzte,  wie 
viel  mehr  die  Kunstler,  von  Leichensectionen  dureh  eine  un- 

2  uberwindliche  Scheu  zuruckgehalten  wurden ;  so  eigneten  sich 
dagegen  die  Griechischen  Kunstler,  durch  die  Gelegenheiten, 
welche  das  gew5hnliche  Leben,  besonders  durch  die  gymnasti- 
schen  Schulen  und  Spiele,  darbot  (und  auch  eigentliche  Mo- 
delle  fehlten  ihnen  nicht),  bei  einem  hervorstechenden  Talente 
der  Auffassung,  welches  durch  Uebung  zu  einem  wunderbaren 
Grade  gesteigert  wurde,  die  lebendige,  bewegte  oder  auf  Be- 
wegung  hindeutende  Menschengestalt  unendlich  genauer  an, 
als  es  jemals  durch   anatomische  Studien   geschehen  kann. 

3  Und  wenn  im  Einzelnen  einige  Unregelmassigkeiten  in  ihren 
Arbeiten  wahrzunehmen  sind:  so  sind  doch  im  Ganzen  die 
Werke  der  Griechischen  Kunst  in  demselben  Grade  genauer 
und  treuer  in  der  Darstellung  der  Natur,  als  sie  den  best  en 

4  Zeiten  naher  stehn.  Die  Statuen  vom  Parthenon  zeigen 
darin  die  hochste  Vollkommenheit,  aber  alles  echt-Griechische 
hat  an  dieser  frischen  Naturlichkeit  seinen  Antheil ;  vvahrend 
in  manchen  Werken  Alexandrinischer  Zeit  die  Kunst  schon 

•  prunkend  und  gewissermassen  zudringlich  vvird,  und  bei  Ro- 
mischen  marmorariis  eine  gewisse  Schule,  die  sich  nur  an  das 
Allgemeine  halt,  die  Warme  und  Unmittelbarkeit  eigner  Natur- 

5  studien  ersetzt.  Jene  Meisterwerke  zu  wurdigen,  voUkommen 
zu  verstehen,  ist  auch  das  genaueste  Studium  der  anatomischen 
Wissenschaft  zu  schwach,  well  ihm  die  Anschauung  des  in 
der  Fulle  des  Lebens  und  dem  Feuer  der  Bevvegung  seine 
Herrlichkeit  entfaltenden  Korpers  immer  entgehn  muss. 

1.  Kurt  Sprengel,  Gesch.  der  Arzneikunde  I.  S.  456  (1821),  vermuthet 
bei  Aristoteles  die  ersten  Zergliederungsversuche,  und  nimmt,  S.  524,  der- 
glejcben  unter  den  Ptolemaeern  als  sicher  an.  Nach  Andern  secirte  selbst 
Galen  nur  Affen  und  Hunde,  und  schloss  daraus  auf  Mensclien  (nach 
Yesalius    Bemerkung   Qb«r    das   os   intermaxillare).     Vgl.   Blumenbach's 


1329]  Naturstudien  der  Kunstler.  471 

Vorlesung  de  veterum  artificum  anatomicae  peritiae  laude  limitanda,  cele- 
branda  vero  eorum  in  charactere  gentilitio  exprimendo  accuratione,  Goett. 
G.A.  1823.  8.  1241.  Dagegen  sucht  Hirt,  Schriften  der  BerL  Akad.  1820. 
Hist.  CI.  S.  296,  ein  synchronistisches  Verhaltniss  der  Ausbildung  der 
Zergliederungskunst  (seit  Alkmaeon  01.  70?)  und  de^  plastischen  darzuthun. 
Sludien  der  Alten  in  der  Osteologie,  Olfei-s  uber  ein  Grab  bei  Kumae  S.  43. 

2.  Von  den  Agrigentinischen  Jungfrauen  (Kratoniatischen ,  sagen 
Andere,  weil  das  Bild  sich  bei  Kroton  befand)  als  Modellen  der  Helena 
des  Zeuxis  erzShlen  Viele.  (Das  Vereinigen  getrennter  Schflnheiten  scbien 
den  alten  Kunstrichtern  etwas  keineswegs  UnmOgliches,  s.  Xenoph.  M. 
Socr.  m,  10.  Arist.  Pol.  Ill,  6.  Cic.  de  inv.  II,  1.)  Von  der  Tbeodote, 
^  to  xdlXog  havtrjs  iniSii^fv  [und  von  den  Ifalem  in  die  Wette  gemalt 
wurde],  Xenoph.  Ill,  11.  Der  Busen  der  Lais  wurde  von  den  Malem 
<opirt,  Athen.  XIII,  588 d.  vgl.  Aristaenet.  I,  1.  Auch  die  Stelle  Plut. 
Perikl.  13  deutet  auf  weiblicke  Modelle,  die  Phidias  brauchte.  M&nn- 
liche  kommen  wohl  nie  vor;  die  Gymnastik  gewShrte  natiirlich  viel 
9ch5nere  Entwickelungen  mUnnllcher  Kraft  und  8ch5nheit,  als  die  steifen 
Akte  einer  Akademie.  Sammlung  von  Stellen  der  Allen  0ber  die  SchOn- 
heit  b.  Junius  de  pict.  vet.  Ill,  9,  wenig  zu  brauchen. 

3.  Ueber  die  Lebhaftigkeit  und  Begeisterung,  mil  der  die  Griechen 
kOrperliehe  Wohlgestalt  aufTassten,  und  diesem  Genusse  nachtrachteten, 
hat  Winckelmann  IV.  S.  7  ff.  die  HauptzQge  aus  den  Alten  gesammelt; 
wobei  einige  Verseben  leicht  zu  beriehtigen  sind. 

5.  Das  dem  Archaeologen  Wesentlichste  aus  der  Osteologie  und 
Myologie  bequem  mitzutheilen ,  ist  kein  Buck  geeigneter,  als  Jean-Galbert 
Salvage's  Anatomie  du  Gladiateur  combattant.  P.  1812.  f.  Am  meisten 
\ommen  bei  der  Charakterisirung  u.  detaillirten  Beschreibung  von  Statuen 
in  Betracht,  am  Rumpfe  die  Formen  des  musculus  magnus  pectoralis, 
ectus  ventris,  der  m.  serrati  (dentel^s),  magni  obliqui,  magni  dorsales,  . 
rhomboides,  magni  und  medii  glutaei;  am  Halse  und  den  Schultem  der 
sterno-cfeido-mastoides  (Kopfnicker)  u.  trapezii,  am  Arme  des  deltoides, 
biceps,  triceps,  longus  supinator;  am  Beine  des  rectus  anterior,  internus 
«t  extemus  femoralis,  biceps,  der  gemelli  und  des  tendo  Achillis. 


b.    Behandlung  des  Gesichts. 

329.    Der  Grundsatz  der  alten  Kunst,  die  Umriss-Linien  l 
in  einem  moglichst  einfachen  Schwunge  fortzufuhren,  wodurch 
jene  hohe  Einfalt  und  Grossheit  entsteht,   welche  der  alten 
Kunst  besonders  angehdrt,  zeigt  sich  ara  deutlichsten  in  dem 
Griechischen  Profil    der   Gotter-   und   Heroengestalten, 


472  Forxnen  der  bildenden  Kunst.  [329] 

durch  den  ununterbrochenen  Zug  der  Stirn-  und  Nasenlinie 
und  die  dagegen  stark  zuruckweichende  Flache,  welche  sich  von 
dem  Kinn  iiber  die  Wangen  in  einfacher  und  sanfter  Rundung 
1  fortzieht.  Wenn  dieses  Profil  sicher  der  schSnen  Natur  ent- 
nommen,  und  keine  willkiirliche  Erfindung  oder  Zusamraen- 
fiigung  verschiedenartiger  Bestandtheile  ist:  so  ist  doch  auch 
nicht  zu  laugnen,  dass  plastische  Bedurfnisse  bei  dessen  Auf- 
nahme  und  Ausbildung  einwirkten;  indem  namentlich  der 
scharfe  Superciliarbogen  und  das  starke  Zurucktreten  der 
Augen  und  Wangen,  welches  in  der  Alexandrinischen  Periode 
oft  ubertrieben  wurde,  dazu  da  ist,  eine  das  Leben  des  Auges 

3  ersetzende  Lichtwirkung  hervorzubringen.  Der  Stirn,  welche 
in  einem  ununterbrochenen  Bogen  von  den  Haaren  eingefasst 
wird,  misst  der  Griechische  Nationalgeschmack  eine  geringe 
Hohe  zu,  daher  sie  oft  auch  durch  Binden  absichtlich  ver- 
kurzt  wird;  in  der  Kegel  in  einer  sanften  W6lbung  vor- 
tretend,  schwillt  sie  nur  bei  Charakteren  von  ausnehmender 
KraftfuUe  in  machtigen  Protuberanzen  fiber  dem  innern  Augen- 
winkel  empor.  Der  feinabgewogene  Schwung  des  Super- 
ciliarbogens  druckt  auch  an  den  Statuen,  bei  denen  keine 
Augenbrauen  angegeben  wurden,  die  schone  Form  derselben 

4  aus.  Die  Normal-Nase,  welche  jene  grade  Richtung 
und  gewohnlich  einen  scharf  bezeichneten  flachen  Rucken 
hat,  liegt  in  der  Mitte  zwischen  der  Adlersnase,  dem  ygvitov, 
und  der  aufgestulpten,  gepletschten  Nase,  dem  aifjiov.  Letzteres 
gait  zwar  im  Ganzen  als  hasslich,  und  wurde  zu  einer 
barbarischen  Bildung  gerechnet;  wie  es  indessen  die  Griechen 
auch  als  allgemeine  Eigenschaft  der  Kinder  anerkannten,  glaub- 
ten  sie  darin  eine  naive  Grazie  und  eine  muthwillige*  Schalk- 
heit  wahrzunehmen ;  das  Geschlecht  der  Satyrn  und  Silenen 
zeigt  daher  diese  Nase  bald  In  anmuthiger,  bald  auch  in  ca- 

5  ricirter  Ausbildung.  Den  Augen,  diesem  Lichtpunkte  des 
Gesichts,  vermochten  die  alten  Kunstler  durch  einen  scharfen 
Vorsprung  des  obern  Augenlides  und  eine  starke  Vertiefung 
des  innem  Augenwirbels  ein  lebendiges  Lichtspiel,  durch 
starkere  Oeflfhung  und  WSlbung  Grossheit,  durch  mehr  aufge- 
zogene  und  eigengeformte  Augenlider  das  Schmachtende  und 

6  Zartliche,  welches  gew6hnlich  vygov  heisst,  zu  geben.  Wir 
bemerken  noch  die  Kurze  der  Oberlippe,  die  feine  Bildung 


[329]  Formen  des  Gesichts.  473 

derselben,  die  sanfte  Oeffiiung  des  Mundes,  welche  bei 
alien  Gotterbildem  der  voUendeten  Eunst  durch  einen  kraf- 
tigen  Schatten  das  Gesicht  belebt,  und  oft  sebr  ausdrucksvoll 
wird ;  vor  alien  aber  das  wesentlichste  Merkmal  echt-Griechischer 
Bildung,  das  runde  und  grossartig  gefonnte  Einn,  welchem 
ein  Grubchen  nur  sehr  selten  einen  untergeordneten  Reiz 
mittheilt.  Die  schdne  und  feine  Bildung  der  Ohren  findet  7 
uberall  statt,  wo  sie  nicht,  wie  bei  Athleten,  von  haufigen 
Faustschlagen  verschwollen  {ira  natiayaig)  gebildet  werden. 

1.  8.  Winckelm.  W.  IV.  S.  182.  Dagegen  Lavater  (damals  nicht 
ohne  Grund)  seine  Freunde  bat,  »den  sog.  Griechischen  Prolilen  gfinzlich 
abzusterben,  sie  machten  alle  Gesichter  dummc  u.  s.  w.  Meusel  Hiscell. 
XDL  S.  568. 

2.  Ueber  das  Verh^tniss  des  Griech.  Profils  (besonders  des  sog. 
angults  facialis)  zur  Natur  P.  Camper  Ueber  den  natQrl.  Unterschied  der 
Gesichtsziige  des  Henschen  S.  63,  welcher  die  Realit&t  jenes  Profils  Iftugnet. 
Dagegen  Em^ric  David  Recherches  p.  469.  Blumenbach  Specimen  historiae 
nat.  ant.  artis  opp.  illustratae,  Gommentt.  Soc  Gott  XVI.  p.  179.  Gh.  Bell 
Essays  on  the  anatomy  and  philosophy  of  expression.  2  ed.  (1824)  Ess.  7. 
Paester  Versuch  einer  Griechen*Symmetrie  des  menschl.  Angesichts  in  Daubs 
und  Greuzers  Studien  II.  S.  359.  —  Die  Hauptstelle  fiber  die  Griech. 
Nationalbildung,  in  welcher  man  aucb  das  Griech.  Profit  erkennt,  ist 
Adamantios  Pbysiogn.  c  24.  p.  412.  Franz:  Ei  di  tiOi  to  'Ellipnyiov 
Ttal  '  loavixov  yivog  itpvldx^T}  na^aQtag^  ovtoi  itaiv  a^zaQxmg  (icyaXoi 
avdQts,  SVQVT6Q01,  oif^toi,  evnaysig,  XivxoreQOi  rrjv  Z9^^^9  ^ttvitot' 
aaQxog  XQaciv  txortig  (itxffiav^  s^onaysctsifav,  axilrj  dff^ii,  auQa  fvtpvrj' 
HtfpaXr^v  fiicTjv  to  (liyBitog,  n$ifuxyfj'  tQuxTjlov  evi^actov'  tf^ixm/ia  vno- 
^civ%ov,  analati^ov,  ovlov  nQamg*  ngocnnov  tstQayavov,  x^^^^ 
Xenta^  ^Iva  oq^i^v  otpd'ttXfiovg  vyffovgy  ^j^cr^oirov;,  yoQyovg,  (pmg 
noXv  l;i;otrraff  iv  avtolg'  evotpd'aXfiotatov  yccif  ndvtmv  i^vav  to 
'EXXfjvtxov  (die  hXUmneg  'Axaioi  Homer*s).  Unter  neuern  Reisenden^ 
welche  die  8ch5nheit  der  Griechen  preisen,  zeigt  sich  enthusiastischer  als 
Andre  Castellan  Lettres  sur  la  Mor^  III.  p.  266.  [Stackelberg  in  der 
Vorr.  zu  seinen  Griech.  Trachten.] 

3.  Frons  tenuis,  brevis,  minima,  Winck.  ebd.  S.  183  ff.  '0(p^vnv 
to  BvyQa/tfiov  §.  127.  A.  4.  Die  SchOnheit  des  avpo(pQv  wird  sich  in  der 
Kunst  nicht  nachweisen  lassen.    [celsae  frontis  honos,  8tatius  Sylv.  I,  2, 113.] 

4.  'Pig  tvittitty  Hfifistifog,  cvfjLfntifog y  titQayavog  (Philostrat 
Her.  2,  2.  10,  9.  [cf.  Annali  d.  I.  VI.  p.  208.  Aristaenet  I,  1.  p.  216 
Boisson.],    s.   Siebelis   zu  Winck.   VIII,   185.     'Pig   naQBxpf§rj%vta  tijv 


474  Forme n  der  bildenden  Kunst.  [330] 

€v9^rrjta  rijv  xccKUarrjVf  itgbg  to  y^vnbv  tj  to  ciuov.  Arist.  Polit.  V,  7. 
Die  Aristotelische  Physiogn.  p.  120  Fr.  vergleicht  das  ygvnov  mil  dem 
Profil  des  Adlers,  das  inly^vnov  mit  dem  des  Raben.  Eben  so  ver- 
halten  sich  eifide  (repandus^  supinus  resimus)  und  inioifios.  Die 
aifioTSQui,  dvaaifioi,  stehen  den  csfivocts  entgegen,  Aristoph.  Ekkl.  617.  938. 
Der  Neger  sima  nare,  Martial.  Die  Kinder,  Arist.  Problem.  34.  Die 
Maske  des  Landmanns,  Pollux  IV,  147.  Sifia  yslccvj  schalkhaft,  Winck.  V. 
S.  581.  Zifios  hat  dieselbe  Wurzel  mit  ciXog,  eiXXoe,  ZiXrjvSg,  Simula 
ZiXtjvi]  ac  ZaroQcc  est,  Lucrez  IV,  1165.  Der  Liebende  nennt  nach 
Platon  (Plutarch,  Aristaenetos)  den  cifibg  ini%aQi%,  wie  den  yifvnbg 
ficcciXiKog.  Als  den  Satj'rn  fthnlich  sind  die  cifiol  auch  Xayvoiy  Arist. 
Physiogn.  p.  123.    Vgl.  Winck.  V.  S.  251.  579.  VII.  S.  93. 

5.  [Sch5nheit  verbundener  Augenbrauen,  Jacobs  zu  Philostr.  Im. 
p.  60,  29.  Blaue  Augen  (yXavxoC)  h&sslich,  Lukian  Dial,  meretr.  2.] 
Ueber  das  vyQov  Winck.  IV.  S.  114.  VU.  S.  120.  Aphrodite  hat  es,  §.  127. 
A.  4;  aber  auch  Alexander,  s.  §.  129,  4,  auch  Plut.  Pompej.  9*  Die 
R5mer  setzen  paetus,  suppaetulus  dafClr,  wo  von  strabus,  schielend,  das 
Uebermaass  ist<  Bei  der  sp^tem  Arbeit  der  Augen  (§.  204.  A.  2. 
Winck.  IV.  S.  201)  werden  die  wahren  GrundsSltze  der  Plastik  einer 
trivialen  Nachbildung  der  Natur  aufgeopfert. 

6.  Den  x^^^V  ^^^^^  steht  das  n^ozfiXov  entgegen,  welches  mit  dem 
cifiov  verbunden  zu  sein  pflegte.  Die  sanfte  OefTnung,  x^^^V  V9^f^^  ^^17- 
ifTjfiivcc,  gait  auch  in  der  Wirklichkeit  fiir  schdn.  [zftXrj  dirjQTjftivttf 
Aristaen.  p.  213,  ngoxftXldia  Poll.  II,  fCQoxBiXog,  labrosus,  XeitToxuXog,] 
Ueber  die  vvfKprj  im  Kinn  Winck.  IV.  S.  208.  Varro  Tlanlag  nunnog 
p.  297.  Bip.  und  Appulej.  Flor.  p.  128  i-flhmen  die  modica  mento  lacuna 
als  Sch5nheit.  Auch  der  gelasinus  in  den  Wangen  ziemt  nur  satyresken 
SchOnheiten.  ^ 

7.  Daruber  hat  Winck.  II.  S.  432.  IV.  S.  210.  M.  I.  n.  62  zuerst 
Licht  verbreitet,  vgl.  Visconti  PCI.  IV.  tv.  11.  p.  20.  Vgl.  die  Abbildung 
solcher  Ohren  von  einer  Herakles-BQste  im  M.  Napoleon  IV,  70,  und  in 
den  Kupfern  zu  Winck.  IV.  Tf.  D.  *Aroxara|(g,  taTo^Xccdiag,  xXaarSg 
(Reuvens  Lettres  a  Letr.  III.  p.  6). 

1  330.    Auch   das   Haar   ist  in  der  Griechischen  Kunst 

charakteristisch  und  bedeutungsvoU.  Denn  wenn  ein  voiles 
langgelocktes  Haar  in  Griechenland  (seit  den  Zeiten  der 
»hauptumlockten  Achaeer*)  das  gewohnliche  war:  so  herrschte 
dagegen  bei  gymnastischen  Epheben  und  Athleten  die  Sitte, 
es  kurzabgeschnitten  zu  tragen,  und  ein  anliegendes,  wenig 
gekraustes  Lockenhaar  bezeichnet  in  der  Kunst  Figuren  dieser 


[330]  .  Behandlung  des  Haars.  475 

Art.     Bei  sehr  mannlichen  und  kraftvollen  Gestalten  nimmt  2 
dies  kurze  Lockenhaar  eine  straflfere  und  krausere  Gestalt  an; 
dagegen  ein  sich  mehr  ausdehnendes ,   in  langen  Bogenlinien  3 
an  Wangen  und  Nacken  herabringelndes  Haar  als  Zeichen 
eines  weicheren  und  zarteren  Charakters  gait.    Ein  erhabnes  4- 
und  stolzes  Selbstgefiihl  scheint  bei  den  Griechen  zum  Merk- 
mal  einen  Haarwuchs  zu  haben,    der  sich  von  dem  Mitt  el 
der  Stirn  gleichsam  emporbaumt,   und  in  machtigen  Bogen 
und  Wellen  nach  beiden  Seiten  herabfallt.     Die  besondere  5 
Haartracht  einzelner  Gotter  und  Heroen,   welche  im  Ganzen 
sehr  einfach  ist,  wird  mitunter  durch  das  Costum  verschiedener 
Volkerschaften ,  Alter  und  Stande  bestiramt;  immer  aber  ist 
in  echt-Griechischer  Zeit  das  Haar,    wenn  auch  mit  Sorgfalt 
und  Zierlichkeit,  doch  auf  eine  einfach  gefallige  Weise  geord- 
net.    Das  Abscheeren  des  Bartes,    das  erst  zu  Alexanders  6 
Zeit.  aufkam  und  auch  da  vielen  Widerspruch  fand,   unter- 
scheidet  sehr  bestinunt  spat  ere  Bildnisse  von  fruheren.    Die  7 
kunstlerische  Behandlung  des  Haars,  welche  in  der  Sculptur 
immer  etwas  Conventionelles  hat,   geht  fruher  von  dem  all- 
gemeinen    Bemuhen   nach  Regelraassigkeit    und  Zierlichkeit, 
spater  von  dem  Streben  aus,  durch  scharfe  Absonderung  der 
Massen  ahnliche  Lichtwirkungen ,   wie  am  wirklichen  Haare, 
hervorzubringen. 

1.  Das  kurze  Ephebenhaar  bat  darin'seinen  natOrlichen  Grund, 
dass  das  im  Knabenalter  genahrte  Haar  eben  erst  (oft  zur  Ehre  von 
G^ttern,  Fldssen)  abgeschnitten  ist.  SymboHk  des  Haarabschneidens 
Sophokles  Aj.  1179  (1158).  Es  tritt  'dann  an  die  Stelle  der  zierlichen 
ZOpfe  [xovvog  axoXlvg,  im  Ganzen  if^nog)  die  einfache  Haartracht  axacpiov 
(vgl.  Lukian  Lexiph.  5  mit  Tbuk.  II,  62.  Scbol.  Arist.  Vogel  806.  Athen. 
XI,  494).  Dazu  kommen  die  gymnastischen  Vortheile  des  kurzen  Haars, 
dalier  die  Palaestra  bei  Philostr.  Imagg.  II,  32  kurzes  Haar  hat.  Vgl. 
§.  380  (Hermes).  'Ev  XQ^P  dnontxaQfiipog  SantQ  oi  ctpodga  nvdgoydtig 
T(ov  dd'lrjTciv,  Lukian  Dial.  mer.  5,  3. 

2.  Oilog,  pioavgbg  to  ndog,  Pollux  IV,  136.  Vgl.  §.  372  (Ares). 
^10  (Herakles). 

3.  S.  §.  383  (Dionysos).  Besonders  Eurip.  Bacch.  448:  nXoxa/iog 
re  ydg  aov  ravabg  ov  nalrjg  vno  (nicht  der  Ringkampf  hat  es  so  lang 
und  schlaff  gemacht),  yivvv  nag  a^rijv  xfxvftsvog ,  no^ov  nUoag, 
TgixiUffi'CiTiov  (laXanov  als  Zeichen  des  buXog,  Arist.  Physiogn.  3.  p.  38. 
(p.  807.  Bekker).     T^tuvo^qi^. 


476  Formen  der  bildenden  Kunst.  .  [331] 

4.  So  bei  Zeus,  §.  349.  Solches  Haar  heisst  dvacifiov  oder  dva- 
atXlov  TQixnfta,  Pollux  IV,  138.  Schneider  Lex.  s.  v.  [Hemsterh.  Anecd. 
p.  206],  und  gehfirt  zura  Ansehen  des  LOwen,  Arist.  Physiogn.  5.  p.  81; 
bei  dem  Menschen  bezeichnet  es  das  iUv^igiov,  ebd.  6.  p.  151.  Von 
dem  avaxcitTiistv  ttjv  xofiriv  Poll.  II,  25  und  unten  §.  413  (Achill). 
Von  Alexander  §.  129.  A.  4.  Das  Gegentheil  ist  inicHarog,  wie  der 
Thraso  nach  Poll.  IV,  147. 

5.  Der  alt-Ioniscbe  Haarputz  des  noQVfi^og^  HQcttfivlog  oder  cnoifnlog 
(Winck.  VII.  S.  129.  Naeke  Choeril.  p.  74.  Thiersch  Act.  phil.  Hon.  Ill,  2 
p.  273.  Goettling  Arist.  Pol.  p.  326)  war  eine  iiber  der  Stim  aufgesteckte 
Haarschleife,  die  man  wohl  an  der  alterthdmlichen  Haartracht  der  xogai 
am  T.  der  Polias  (§.  109.  A.  4)  am  deutlichsten  sieht.  Bei  den  Slteren 
Athenern  allgemein  ilblich,  und  auch  an  mannlichen  Statuen  beliebt 
(s.  §.  421.  A.  1  und  Serv.  zur  Aen.  X,  832),  erhielt  sie  sich  sp&ter  be- 
sonders  bei  der  Jugend,  daher  sie  in  der  Kunst  bei  Apollon,  Artemis, 
Eros  gefunden  wird.  Die  Lockenreihen  uber  der  Stim  in  Statuen  alten 
Styls  scheinen  die,  wahrscheinlich  Dorische,  x^oxorra,  Pollux  11,  29. 
Photios  s.  V.  [§6aTQvxoif  Ann.  d.  Inst.  VI.  p.  205.]  Uet)er  den  Dorischen 
Haarbusch  auf  dem  Scheitel  des  Verf.  Dorier  II.  S.  270.  Das  Hektorische 
Haar  war  vorn  reichlich  u.  fiel  in  den  Nacken  (Poll,  ebd.);  das  Theseische 
oder  Abantische  war  vorn  kurz  abgeschnitten,  Plut.  Thes.  5.  Schol.  II.  II,  11. 
Auf  Sicilischen  Mdnzen  erscheinen  oft  sehr  kunstreiche  Haargeflechte  an 
Frauenkdpfen.  Von  spSterer  Geschmacklosigkeit  §.  204,  2.  205,  3.  Hadr. 
Junius  de  coma.  Roterod.  1708. 

[6;    Plutarch  Lysand.  1.     ^voavdgov  8b  iaztv  tixovmog,   tv  fiala 
no/ifovTog  fd'tt  va  ncclatm  Hal  ncoytova  nad'Btfiivov  yBvvaiov,] 
7.    S.  besonders  Winckelmann  W.  IV.  S.  219. 


c.    Behandlung  des  Qbrigen  KOrpers. 

1  331.  Von  dem  Kopf  abwarts  sind  Hals,  Nacken 
und  Schultern  besonders  geeignet,  kraftige  Bildungen  und 
gymnastisch  ausgearbeitete   Gestalten    von    weichlichern    zu 

2  unterscheiden ;  bei  jenen  sind  der  sternocleidomastoides,  trape- 
zius und  deltoides  musculus  von  bedeutendem  Umfang  und  einer 
schwellenden  Fonn,  wie  ganz  besonders  bei  dem  stiemackigen 
Herakles,-  bei  den  letztern  dagegen  ist  der  Hals  langer,  schmach- 

3  tiger  und  von  einer  gewissen  schlaflfen  Beweglichkeit.  Die 
mannliche  Brust  ist  an  den  alten  Statuen  im  Ganzen  nicht 
besonders  breit;  in  der  Bildung  der  weiblichen  unterscheidet 
man,  abgesehn  von  den  Formen  verschiedener  Alter  und 
Charaktere,  die  jugendlich  kraftige  mehr  zugespitzte  als  ausge- 


[83 1]  Formen  des  Qbrigen  KOrpers.  477 

dehnte  Form  der  friihern  Kunst  von  der  rundern  nnd  mehr 
geblahten,  die  spater  allgemein  wurde.    Die  drei  Einschnitte  4 
des  musculus  rectus  am  Bauche  sind,  so  wie  die  Huftlinie, 
unterhalb   des    rectus    ventris   und   der  magni  obliqui,   bei 
mannlichen  Figuren   gem   mit   einer   besondem  Scharfe  be- 
zeichnet.    Bei  der  ausnehmenden  GrSsse  der  musculi  glutaei  5 
in  alt-Griechischen  Reliefs,   [besonders  in  den  altesten  Me- 
topen  von  Selinunt]  und  Vasengemalden  wird  man  an  Aristo- 
phanes Darstellung  der  Junglinge  von  altem  Schrot  und  Korn 
erinnert.    Wie  uberall  die  grpssen  Hauptmuskeln  besonders  6 
hervorgehoben  imd  in  ihrer  Machtigkeit  dargestellt  sind:   so 
zeigt  sich  dies  auch  ai^dem  magnus  intemus  {imyovfiq)  der 
Schenkel,    dessen   hervortretende   Form  Tur   mannliche   Bil- 
dungen  charakteristisch  ist.    In  den  Knieen  zeiget   sich  be-  7 
sonders  das  Vermogen,  zwischen  zu  scharfer  Bezeichnung  der 
einzebien  Knochen.und  Theile  und  einer  oberflachlichen  und 
unkundigen  Behandlung  derselben  die  rechte  Mitte  zu  finden. 

1.  Yortreffliche  Bemerkun^fen  fQr  die  Diagnose  der  Kunst,  welche 
den  Charakter  aus  den  einzelnen  Muskeln  herausliest,  geben  die  alten 
Physiognomiker,  besonders  die  Aristotelische,  obgleich  nicht  ganz  Aristo- 
telische,  Schrift.  Trefflich  ist  im  avdQhlo^  p.  35  Herakles  geschildert: 
tQiXafia  cxXrjQOv  (§.  330,  2)  —  mfionXccTat  nXaTsiat  xccl  dtBCtrjxvlixi, 
Tifaxv^og  if^nfiivog,  ov  6(p6dQa  accffxmdTjg,  to  cvij&og  aaifxoidsg  rs  Hal 
nXoTV  (vgl.  ano  cxiqvmv  nXazvg  rJQOig  Theokr.  24,  78).  iaxlov  nQog- 
iCvaXfiivov  yaCT(foiivfjpiitti  (musculi  gemelli)  xdrm  n^ogeanaafiivdr 
ofifia  x^Qonbv  ovts  Xluv  avtnrvyfiivov,  ovtt  itavtdnccai  cvfiftvov,  Auch 
die  Yon  Neuem  nicht  ohne  Witz  versuchte  Vergleichung  verschiedner  Gharak- 
tere  mit  Thieren  (Zeus  LOwe,  Herakles  Stier  u.  s.  w.)  ist  hier  schon  rait 
feinem  Sinne  durchgefCihrt. 

2.  Vom  palaestrischen  Nacken  Philostr.  Heroika  19, 9.  Den  cervicibus 
Herculis  setzt  das  longum  invalidi  collum  entgegen  Juv.  Ill,  88.  Ein  solcher 
Hals  ist  gew5hnlich  zu  beweglich,  wodurch  der  Weichling  bezeichnet  wird ; 
der  TQaxfj^og  inmsxXccapLivog  (Lukian),  wovon  xXaaavxivliBivPhii.  Allah,  1. 
Der  bOchste  Grad  dieser  laxa  cervix  (Pers.  1, 98.  vgl.  Casaub.)  ist  das  capita  iactare 
der  Maenaden.  Entgegen  stehn  die  cervices  rigidae,  das  caput  obstipum  (Suet. 
Tib.  68.  Pers.  Ill,  80),  welches  einen  dQstem  und  trotzigen  Sinn  malt. 

[3.  ogd'OTlT&iog,  Terenz  Eunuch.  II,  3,  21.  Hand  similis  virgo  est 
virginum  nostrarum,  quas  matres  student  Demissis  humeris  esse,  vincto 
pectore,  graciles  ut  flant. 

4.    Bildung  des  Bauches  T.  H.  Anecd.  p.  168.] 


478  Formen  der  bildenden  Kunst.  [339} 

5.  Aristoph.  Wolken  1011.  i^ttg  asl  etrj^^og  Xtitagbv,  X9^^^^ 
IccfiTCQciv,  afiovg  (liy^Xovg,  nvyriv  fiBydlr^v, 

6.  Die  iitiyoovlgy  welche  Pollux  [I,  189  und  Apollonius  Lex. 
genau  bescbreiben,  ist  schon  in  der  Odysse  Kriterion  einer  kraftigen  Mus- 
culatur,  weil  sie.  bei  hober  Schdrzung  des  Gewandes  in  ihrer  Rundung 
hervortrat,  wie  besonders  der  von  Schneider  angefiihrte  Heliodor  zeigt. 

7.  Von  schdnen  Handen  und  Fiissen  Winck.  IV.  S.  223  ff.  XBigeg 
ang'at  xcci  nodBg  za  Xctfinga  rov  xdllovg  yveoQiafiocva  Aristaen.  I,  6. 
[SchOnheit  der  Hande,  Isis  von  Oken  182-i.  S.  236.] 


d.    Proportionen. 

1  332.    Die  Grundsatze,  welche  Se  Alien  in  Betreff  der 

m 

Proportionen  (Qv&fxog,  symmetria,  numerus)  befolgten  —  und 
wir  wissen,  dass  dies  ein  Hauptgegenstand  des  kunstlerischen 
Studiums  war  (§.  120.  130)  —  sind  naturlich  bei  den  mannig- 
fachen  Modificationen ,  welche  die  Anwendung  auf  die  ver- 
schiedenen  Alter,  Geschlechter,  Charaktere  herbeifuhrte,  schwer 

2  aufzufinden  und  zu  bestimmen.  Auch  ist  es  voUig  unmog- 
lich,  die  alten  Kanones  wieder  aufzufinden,  wenn  man  nicht 
die  kiirzeren,  nach  antikem  Ausdruck  quadratischen  Pro- 
portionen der  fruhern  Kunst,  welche  mehr  aus  der  Griechi- 
schen  Nationalbildung  (§.  329.  A.  2)  geschopft  waren,  von 
den  svelteren  der  spatem  Kunst,  mehr  aus  kunstlerischen 
Prinzipien  und  Absichten  hervorgegangenen ,  unterscheidet, 
und  auch  die  dazwischenstehenden  Mittelstufen   (§.  130,  2) 

3  nicht  unberucksichtigt  lasst.  Wahrend  die  Neueren  die  Kopf- 
hohe  als  Einheit  zum  Grunde  legen,  war  bei  den  Alten  die 
Fusslange  das  ubliche  Mass ;  dessen  Verhaltniss  zur  Gesammt- 
hohe  im  Ganzen  festgehalten  wurde. 

2.  Ueber  den  Rhythmus  der  bildenden  Kunst  Lange  zu  Lanzi 
S.  44  f.  Schriften  S.  281.  Messungen  nach  Statuen,  von  Sandrart  II ,  1, 
Audran  Les  proportions  du  corps  bumain.  P.  1683.  Morghen  und  Vol- 
pato  Principj  del  disegno,  besonders  Glarac  (nach  42  Hauptstatuen), 
Musee  de  Sculpt,  p.  194  ff.  Man  nimmt  dabei  den  Kopf  als  Einheit, 
und  theilt  ihn  in  Viertel:  a,  vom  Scheitel  bis  zu  den  Haarwurzeln  ubsr 
der  Stim;  b,  bis  zu  der  Nasenwurzel;  c,  bis  zu  der  Oberlippe;  d,  bis  zum 
Ende  des  Kinns.  Aber  a  und  besonders  b  sind  schwacher  (vorziiglich  im 
alteren  Styl)  als  c  und  d.  Vitruv,  III,  1,  erkennt  a,  b,  c,  als  gleich  an, 
d  ist  bei   ihm   etwas   geringer.    Vgl.  Winck.    IV.  S.  167,   welcher  Mengs 


[332]  Proportionen.  479 

■ 

Ansicbten  mittheilt.  Jedes  Viertel  theilt  man  bernach  wieder  in  12 
Minuten.  Die  §ltern  Proportionen  zeigen  z.  B.  die  Aeginetischen  Sta* 
tuen,  unter  denen  n.  64  zur  GesaramthOhe  hat  6,  1,  12,  n.  60  (die  Pallas) 
7,  0,  5;  der  Achill  Borghese  (ein  Werk  nach  Polykletiscber  Art)  7,  1,  lU 
Apollon  Sauroktonos  7,  0,  9  und  der  Gapitolinische  Faun  (Praxitelische 
Werke)  7,  3,  6;  ein  Niobide  (einer  der  schlanksten)  8,  1,  6.  Nacb 
Lysippos  Kanon  richten  sicb  z.  B.  der  Dioskur  von  M.  Cavallo  8,  2,  6; 
der  Fam.  Hercules  8,  2,  5;  Laokoon  8,  3,  5.  Hinsicbtlicb  der  einzelnen 
Theile  pflegen  drei  Distanzen  sicb  ungefUbr  gleicb  zu  sem :  a,  die  von  dem 
obem  Anfang  des  Bnistbeins  bis  zum  £nde  des  abdomen;  &,  die  vom 
Nabel  bis  zum  obem  Anfang  der  Kniescbeibe;  c,  die  von  da  bis  auf  die 
Soblen.  Doch  bemerkt  man  darin  folgenden  Unterscbied.  Bei  der  Aegi- 
netiscben  Statue  n.  <^4  wacbsen  sie  in  dieser  Reibe:  a  (1,  3),  b  (1,  3,  4)i 
c  (2,  0,  4);  beim  Acbill  Borgh.  sind  sicb  a  und  b  gleicb  (2,  1,  7],  c  be* 
deutend  kleiner  (2,  0,  9);  beim  Gap.  Faun  und  dem  Dioskuren  ist  b  be- 
deutend  grosser  als  a,  und  c  dagegen  gleich  a.  (Beim  Faun  ist  a  2,  1,  9, 
b  2,  2,  9,  c  %  1,  9;  beim  Dioskur  a  %  %  5,  b  2,  %  11,  c  2,  2,  5). 
Beim  Farn.  Hercules  wird  c  gleicb  b  (a  2,  2,  5,  b  %  %  9,  c  2,  2,  9); 
beim  Belveder.  Apoll.  steigt  o  Ober  b,  so  dass  die  Propoilionen  in  der 
Folge  a,  b,  c,  wacbsen.  (a  %  1,  4,  b  %  1,  5,  c  2,  1,  9.)  Man  kann 
daraus  Folgendes  schliessen.  Die  Aeginetiscbe  Scbule  gab  den  m^nnlicben 
Figuren  (wie  aucb  die  Kdnstler  von  Pbigalia  den  Amazonen)  kurze  Leiber 
und  bobe  Beine;  im  Polykletiscben  Kanon  aber  berrscben  die  obern  Theile 
ein  wenig  vor;  die  weitere  Entwickelung  der  Kunst  dagegen  fQhrt  wieder 
ein  Vorwalten  der  untem,  tragenden  Theile  herbei.  Bei  Kindem  bleibt 
aber  a  immer  bedeutend  grosser  als  b.  Bemerkenswertb  ist  ferner,  dass 
die  alt  em  Statuen  die  L&nge  des  Stemon,  cr,  grosser  balten,  als  die  Distanz 
vom  Stemon  bis  zum  Nabel,  §  (die  Aegin.  Statue  hat  or  0,  2,  11,  ^  0,  2,  9; 
der  sog.  Theseus  vom  Partb.  a  0,  3,  3,  fi  0,  3,  1 ;  der  Acbill  cc  0,  3,  5, 
^0,  3,  3);  die  sp&teren  dagegen  das  umgekehrte  Verb&ltniss  beobacfaten 
(beim  Farn.  Here,  ist  a  0,  3,  6,  /3  0,  3,  6V2;  beim  Pariser  Faun  a  0,  3,  2, 
/J  0,  3,  4;  Dioskuren  a  0,  3,  1,  /J  0,  3,  10;  Belv.  Apoll.  a  0,  3,  0 
(3  0,  3,  9;  ApoUino  a  0,  2,  8,  §  0,  3,  8).  Man  siebt,  die  Brust  verkQrzt 
sicb  immer  mehr  gegen  den  Leib.  Die  grOssere  Breite  der  Brust,  vom 
Stemon  bis  zum  ftussera  Theil  der  Schulter  gemessen,  charakterisirt  Helden,. 
wie  den  Fara.  Here.  (1,  1,  6)  und  den  Dioskuren  (1,  1,  1),  gegen  un- 
gymnastische  Figuren ,  wie  den  Par.  Faun  (0,  3,  8) ,  und  Frauen  (Medic. 
Venus  1,  0,  0,  Gapitolinische  0,  3,  4).    Vgl.  §.  331.  A.  1. 

3.  Winckelmann's  Behauptung,  dass  der  Fuss,  bei  schlankeren  eben 
so  wie  bei  gedrungenen  (jestalten,  immer  im  Ganzen  Ve  der  Gresammtbdhe 
Weibe  (IV.  S.  173.  vgl.  Vitruv  IH,  1.  IV,  1),  bestatigt  sicb  in  den  meisten 
Fallen;  wenigstens  wird  der  Fuss  gegen  den  Kopf  grosser,  wenn  die  Figur 


480  Formen  der  bildenden  Kunst.  [333,  334] 

schlanker.  Der  Fuss  ist  daher  bei  dem  Achill  1,  0,  9;  dem  Niobiden 
1,  1,  2;  dem  Dioskuren  1,  1,  3;  Farn.  Here.  1,  1,  6  —  im  Ganzen  bleibt 
er  zwischen  \'t  und  Vi.  Die  Proportionen  bei  Vitruv  III,  1  halte  ich 
scbon  fur  sp&ter  als  die  Polykletiscben.  Nach  Yitruv  ist  die  HOhe  des 
Oesichts  bis  zu  den  Haarwurzeln  Vj,  der  GesammthObe  (eben  so  viel  die 
palma);  die  HOhe  des  ganzen  Kopfs  von  dem  Kinn  oder  Genick  an  '/s; 
die  HGhe  vom  obern  Ende  des  Stemon  bis  zu  den  Haarwurzeln  Vr,  bis 
2um  Scheitel  Ve  (wie  Hirt  scbreibt);  der  Fuss  V«;  die  BrustbOhe  V«;  der 
cubitus  V«>  Der  Nabel  kommt  in  das  Centrum  eines  Kreises,  welcher  die 
Spitzen  der  ausgestreckten  Fusse  und  Hfinde  umschreibt. 


e.    Golorit. 

1  333.    Auch  durch  das  Colorit  unterscheiden  die  Alten 

sehr  bestimmt  athletische  Gestalten,  welche  mit  Erzbildsaulen 
in  der  Farbe  grosse  Aehnlichkeit  batten,  und  zartere  weib- 
liche,  Oder  auch  jugendliche  Bildungen  des  mannlichen  Ge- 
schlechts.  Weisse  Haut  und  blondes  Lockenhaar  kommt 
JugendgOttem  zu;  jedoch  fand  man,  dass  das  letztre  in  der 

3  Malerei  keine  gute  Wirkung  thue.  Die  rothe  Farbe  deutet 
Fulle  von  Saften  an,  in  welchem  Slnne  sie  auch  symbolisch 
angewandt  wurde. 

1.  Ueber  die  Athletenfarbe  §.  306.  A.  2.  Graeci  colorati,  Manil. 
rV,  720. 

2.  S.  Pollux  IV,  136.  Die  weissen  sind  bei  Platon  Staat  V.  p.  474. 
GflttersOhne,  die  (liXavsg  mannhafl.  Von  der  dazwischenliegenden  Haut- 
farbe  fisXlxQcas  Jacobs  zu  Philostr.  I,  4.  Ueber  Haarfarbe  Winck.  V. 
S.  179;  das  Altertbum  liebt  im  Schatten  schwarze,  im  Lichte  hellergULnzende 
{^Itmcai)  Haare  (Boissonade  ad.  Eunap.  p.  185);  nocb  mehr  aber  ein 
krftftiges  Blond  (daber  die  Vergoldung);  und  doch  gaben  die  Maler  auch 
dem  goldlockigen  ApoU  schwarzes  Haar,  Athen.  Xm.  p.  604. 

3.  Oben  §.  69.  A.  309.  A.  3.  Daher  ist  die  dem  Hermes  nach- 
gebildete  Maske  des  ctprjvonciymv  bei  Pollux  IV,  138  roth,  von  bluhendem 
Ansehn. 


f.    Vermischung  menschlicher  Bildung  mit  andern  Formen. 

1  334.     Die  Verbindung    der    menschlichen    Gestalt    mit 

thierischen  Theilen  beruhte  —  di^  Gattung  der  Arabeske  aus- 
genommen,  in  denen  eine  fessellose  Phantasie  im  Reiche  der 


[334]  Yerbindung  von  Henschen-  und  Thiergestalten.  481 

Gestalten  frei  umher  spielt  —  bei  den  Griechen  durchauS 
auf  nationalen  Vorstellungen ;  indem  der  Kunstler  nichts  that, 
als  dass  er  das  noch  unbestimmte,  schwankende,  mehr  eine 
dunkle  Idee  ausdruckende,  als  ausserlich  zu  einer  festen  Form 
entwickelte  Fantasiebild  des  Volkes  auf  eine  bestimmte  Weise 
auspragte  und  fortbildete.  Dabei  finden  wir  naturlich  die 
der  menschlichen  Form  in  ihrer  Bedeutungsfulle  noch  nicht 
machtig  gewordne  Kunst  der  fruhern  Zeiten  am  meisten  ge- 
neigt,  Flugel  anzufiigen,  und  sonst  die  Menschengestalt  sym- 
bolisch  zu  verbilden  (wie  der  Kasten  des  Kypselos  und  die 
Etruskischen  Kunstwerke  beweisen),  obgleich  manche  Combi- 
nationen  auch  erst  in  spatern  Zeiten  beliebt  wurden,  wie  die 
von  den  Kunstlern  sehr  weit  ausgedehnte  Beflugelung  alle- 
gorischer  Figuren.  Immer  erscheint  in  einer  combinirten  3 
Gestalt  der  menschliche  Theil  als  der  Vornehmere ;  und  auch 
wo  Sage  und  Fabel  ganz  thierische  Gestalten  nennen,  be- 
gnugt  sich  die  Kunst  oft,  durch  geringe  Anffigungen  auf  die 
Thiergestalt  hinzudeuten. 

1.  Man  thut  gewiss  Unrecht,  wenn  man  hier  die  Kunstler,  wie 
Voss  in  den  Mythol.  Briefen  durchaus,  als  Neuerer  ansieht;  nur  muss 
man  tiberall  darauf  RQcksicht  nehmen,  dass,  wo  der  Dichter  Handlung, 
Thfttigkeit  beschreibt,  der  auf  das  R^umliche  beschrftnkte  Kdnstler  ein 
sichtliches  Mittel  der  Bezeichnung  braucht  (IJerder  Kritische  Walder  I),  und 
dass,  wo  die  Volksvorstellung  unbestimmt  und  sicb  selbst  dunkel  ist,  die 
Kunst  durchaus  eine  feste  klarbezeichnete  Gestalt  verlangt.  Aber  weder 
die  Kentauren  ifprjgtg  ogsaxmoi)  sind  durch  die  Kunstler  thierischer 
(eher  menschlicher)  geworden;  noch  sind  die  Harpyien  (die  Raffenden, 
welche  wie  Windbraus  erscheinen  und  verschwinden)  je  sebOne  Jungfrauen 
gewesen.  Am  seltsamsten  ist  die  Annahme,  dass  Iris,  die  GOttin  des 
Regenbogens,  nur  bildlich,  wegen  der  Eilfertigkeit  ihres  Ganges,  goldgeflCigelt 
heisse  (Voss  Brief  22). 

2.  Ich  erinnere  an  die  gerade  in  der  altesten  Kunst  beliebten  ithy- 
phallischen  GCtter,  die  GorgokOpfe,  den  lOwenkOpfigen  Phobos  (§.  65),  den 
vierh&ndigen  Apollon  Lakedaemons  u.  dgl.  Artemis  beflQgelt  am  Kasten 
des  Kypselos,  §.  363.  Die  geflugelte  Athena-Nike  auf  der  Burg  von  Athen, 
§.  370,  war  auch  wahrscheinlich  vorphidiassisch;  man  findet  sie  besonders 
auf  Etruskischen  Spiegeln  wieder.  Nach  den  Schol.  Arist.  Voeg.  574  be- 
flflgelte  Archennos  (01.  55)  zuerst  die  Nike  —  fruhere  Nachrichten  konnte 
man  nicht  wohl  haben.  [Eros  s.  §.  391.  A.  1.  Dionysos  §.  383.  A.  9.] 
Doch  ist  im  Ganzen  die  Befldgelung  solcher  Daemonen  jilnger.  Panofka, 
Hyperb.  R5m.  Studien  S.  254.    Vgl.  Doering  Comment,  de  alatis  imagi- 

O.  M  fl  1 1  e  r  *  I  ArohAeoIogie.    4.  Aufl.  31 


482  Formen  der  bildenden  Kunst.  [335J 

nibus,  und  Voss  Myth.  Br.  II,  welcher  die  FlQgelfiguren  eintheilt  in  solche^ 
die  es  durch  kdrperliche  Gewandtheit,  durch  sittliche  Flfichtigkeit,  und 
durch  Geisieserhebung  sind,  wozu  noch  die  Reit-  und  Zugthiere  der  GOtter 
kommen.  [Zo§ga  Qber  die  gefl.  Gottheiten  im  Rhein.  Mus.  1839.  VI. 
S.  579-91.  Gerhard  ilber  die  FlOgelgestalten  der  a.  K.  1840,  in  den 
Schr.  der  Berl.  Akad.]  Ueber  FlQgelwagen  R.  Rochette  M.  I.  p.  215- 
Ueber  Hermes  FlQgelschuhe  §.  379.  —  Bei  den  Giganten  ist  sicher  die 
heroische  Bildung  die  ftltere,  die  durch  die  schlangenfiissige  fast  verdr&ngt 
worden  ist.  * 

3.  In  Sage  und  Poesie  sind  die  Satyrn  (nVvpot,  Tgayoi)  oft  ganz 
BAcke,  Dionysos  und  die  6tr6me  ganz  Stier,  Jo  ganz  Kuh,  Aktaeon 
Hirsch  u.  s.  w. ;  die  Kunst  begntlgt  sich  meist  mit  Anfugung  von  Hirsch- 
und  Kubhdrnem.  In  gleichem  Sinn  werden  bei  Philostratos  die  Aesopischen 
Fabeln  als  Kinder  mit  Andeutungen  der  darin  handelnden  Thiere  darge- 
stellt,  'fhiersch,  Kunstbl.  1827.  N.  19.  Thierkdpfe  auf  Menschenleibern, 
wie  beim  Minotaur,  liebt  die  Griecbische  Kunst  nicht,  vgl.  §.  228.  A.  9. 
—  Von  den  wunderbaren  Tbiergestalten  §.  435. 


g.    Der  KOrper  und  die  Gesichtszuge  in  Bewegung. 

1  335.  Eben  so  wichtig,  wie  die  bleibenden  Formen,  welche 
den  Gharakter  bestimmen,  ist  es  naturlich,  die  voruber- 
gehenden  Mienen  und  Geberden,  welche  den  Ausdruck 
hervorbringen,  in  ihrer  Bedeutung  kennen  zu  lernen.  Wenn 
hierin  Vieles  allgemein  fnenschlich  ist  und  uns  nothwendig 
erscheint :  so  ist  Andres  dagegen  positiver  Art,  das  heisst  aus 
den  besondern  Ansichteh  und  Sitten  der  Nation  abgeleitet. 
Hier  ist  unendlich  Viel,  wie  fur  den  Kunstler  am  Leben,  sa 
nun  wieder  fur  die  Wissenschaft  an  den  Kunstwerken,   zu 

2  lernen,  zu  errattien.  Im  Gesicht  schienen  den  Alten,  ausser 
den  Augen,  die  Brauen,  durch  welche  gewahrt,  aber  auch 
vereint  wird  {xarafeverai,  draveverai,  aimuitur,  renuitur), 
besonders   fur   Ernst   und   Stolz,    die   Nase   fur   Zom    imd 

3  Hohn  bezeichnend.  Die  Lage  des  Arms  iiber  dem  Kopf  be- 
zeichnet  Ruhe,  noch  vollstandiger,  wenn  beide  fiber  den  Kopf 
geschlagen  sind;   das  Aufstutzen  des  Kopfes   auf  die  Hand 

4  ruhiges ,  emstes  Nachsinnen.  Eine  gewisse  Art  den  rechten 
Arm  auszustrecken  und  zu  erheben,  bezeichnet  im  Allgemeinen 
den  Redner;  auch  der  Adorirende,  der  Supplicirende,  der 
heftig   Trauernde   {xortTofuvog  ^    plangens)    sind    durch   Arm- 

5  und  Handbewegung    kenntlich.     Das   Ineinandergreifen    der 


[335]  GesichtszOge,  Geberden.  4g3 

Hande  uber  dem  Knie  druckt,   in  Verbindung  mit  der  an- 
gemessenen  Hallung  des  ubrigen  Korpers,   dustre  Niederge- 
schlagenheit  aus.    Das  Ausstrecken  der  Hand  mit  nach  oben  6 
gerichteter,  innerer  Flache  {x^\q  inrloi)  [beim  Beten]  ist  die 
Bewegung  des  Empfangens;   mit  umgedrehter  des  Schutzens 
{iitiQlslQioq)',   ahnlich  ist  die  beruhigende,   gleichsam  nieder- 
druckende  Armbewegung.    Das  Wolben  der  Hand  uber  den  7 
Augen,  eine  in  der  alten  Tanzkmist  und  Plastik  sehr  beliebte 
Geberde,    bezeichnet   den  Hinausschauenden  oder  eifrig  Zu- 
schauenden.    Das  Uebereinanderschlagen  der  Fusse  bei  einer  8 
stehenden  und  gestutzten  Lage  scheint  im  Ganzen  Ruhe  und 
Festigkeit  zu  bezeichnen.     Den  Schutzflehenden   und  Demu- 
thigen  bezeichnet  nicht  bios  das  Niederwerfen ,  sondern  auch 
schon  ein  halbes  Knieen.    Selbst  die   oft  unanstandigen  und  9 
obsconen  Hohngeberden  (sannae) ,    an  denen  der  Suden  im 
Alterthum  eben  so  reich  war,  wie  in  neuerer  Zeit,  sind  fur 
das  Verstandniss  von  Kunstwerken  oft  sehr  wichtig. 

1.  Festigkeit  des  Ausdrucks.  Daher  das  Ueberwiegen  der  Plastik 
die  M6glichkeit  der  Masken.    (Feuerbach  Vatic.  Apoll.  S.  342.) 

%  Von  den  Augenbrauen  Quintil.  XI,  3:  ira  contractis,  tristitia 
deductis,  hilaritas  remissis  ostenditur.  Auf  mtlrrischen  Stolz  deutet  der 
Sprachgebrauch  von  supercilium  selbst,  sowie  von  ofpQvovo^au  Stolz 
bezeichnet  besonders  das  ava^navj  dvdyBiv,  (Eurip.  Iphig.  Aul.  379. 
Xiav  avm  §li(paQCc  nQog  ravBtdhg  ayaycoy);  das  ovvaystv  den  (pQOVtiazijgy 
Pollux  II,  49.  Winck.  IV.  S.  404.  Von  der  Nase  Arist.  Phys.  p.  124, 
olg  oi  fivnr^Qig  avaxEntafiBvoi  (wie  ein  wenig  bei  Apoll  von  Belvedere) : 
^vfimSsig.  Aehnlich  Polemon  p.  299.  Wird  die  Kase  emporgerichtet  und 
geriimpft,  so  erscheint  sie  als  otfii^  und  bekonunt  dadurch  den  Ausdruck 
von  Muthvvillen  (§.  329.  A.  4);  daher  das  diaoifiovv,  atllocivnv  ^  der 
nasus  aduncus,  excussus,  nares  uncae  bei  Horaz  und  Persius  (Heindorf  ad 
Hor.  S.  I,  6,  5).  Das  Hindurchpressen  des  Athems  durch  die  zusammen- 
gezogene  Nase,  fivx^lisiVf  (iVKtrjglisiv,  bezeichnet  den  argsten  Hohn,  mit 
Wuth  verbunden;  es  ist  die  sanna  qua  aSr  sorbetur,  bei  Juven.  VI,  306. 
(vgl.  Ruperti),  die  rugosa  sanna  Pers.  V,  91.  (vgl.  Plum.  Persius  als 
Nachahmer  von  Sophron  ist  reich  an  solchen  ZCigen,  und  will  mit  areta- 
logischer  mimicry  vorgetragen  werden.)  Pan's  Ziegennase  ist  der  Sitz  des 
Xolog,  s.  besonders  Theokr.  I,  18.  ol  dsl  diftfLBia  z^^^  noxl  ^ivl  Ka^i^rai, 
und  Philostr.  II,  11.  Der  nasus  ist  tlberhaupt  das  kritische  Glied.  Das 
ZurQckziehen  der  Lip  pen,  wodurch  die  Zahne  sichtbar  werden,  ist  atarj' 
Qbvaij  in  geringerm  Maasse  Zeichen  von  Freundlichkeit  (§.  375.  Wiiste- 
mann  zu  Theokr.  VII,  19),  in  st^rkerem  des  Hohns,  A.  9. 


484  Formen  der  bildenden  Kunst.  [335] 

3.  Beispiele  der  Geberde  der  Ruhe  §.  356  (Zeus),  361  (Apollon), 
383  (Dionysos),  388  (Ariadne),  397  (Hypnos),  406  (Securitas),  411  (Herakles), 
u.  sonst.  Die  Geberde  des  Nachdenkens,  welche  Polymnia  (§.  393)  zeigt, 
bescbreibt  Plautus  Mil.  glor.  II,  %  54  columnam  mento  suffulsit  suo,  vgl. 
Terenz  cod.  Vatic,  fig.  4.  Yerwandt  ist  das  Schmiegen  des  Kinns  in  die 
Hand,  Geberde  der  Bekdmmemiss  z.  B.  bei  der  verlassenen  Ariadne 
(§.  388),  wie  bei  Waltber  von  der  Vogelweide  8,  4.  Lacbmann,  die  der 
aequitas,  deformata  manus  sinistra  porrecta  palmula,  Appul.  Metam.  XI. 
p.  775.  ed.  Oudendorp. 

4.  S.  den  sog.  Germanicus  §.  160.  A.  4  u.  die  Darstellungen  der 
allocutio  auf  Miinzen  und  in  Statuen  §.  199,  3.  Manus  leviter  pandata 
voventium  Quintil.  a.  0.     Atnaffslv  ywociHOfilfioig  vntuxcfiaaiv  Aeschyl. 

5.  Ueber  dies  cxtitici  dvtmgiivov  (Paus.  X,  31,  2)  [cf.  Siebelis  p.  272]. 
R.  Rochette  M.  I.  p.  59.  277.  414.  vgL  Letronne,  Joum.  des  Sav.  1829. 
p.  531.  Das  Ineinandergreifen  der  Finger  bezeichnet  ausser  dem  Schtnerze 
auch  ein  magisches  Fesseln,  Boettiger  Uilhyia  S.  38. 

6.  Aristoph.  Ekkles.  782  von  der  erstem  Geberde  bei  den  G()tter- 
bildem.  XsU^ce  vnBifixfiv  II.  IX,  419.  Tbeogn7  757.  Hera  Hypercheiria 
Paus.  Ill,  13,  6.  So  erscbeinen  auf  Vasen  ApoU  u.  Athena  als  vnBi^x^CQioL 
far  Orest  —  Der  pacificator  gestus,  welchen  Statins  S.  I,  1,  37  an 
Domitian  durch  dextra  vetat  pugnas  (vgl.  §.  199.  A.  4.  Schmieder  p.  7), 
Persius  IV,  8  durch  maiestas  manus,  Quintilian  a.  0.  (wo  fiber  die  Bered- 
samkeit  der  H^de  viel  Merkwfirdiges  steht)  genauer  durch:  inclinato  in 
humerum  dextrum  capite,  brachio  ab  aure  protenso,  manum  infesto  pollioe 
(nach  unten  gestreckt)  extendere,  bescbreibt,  ist  wohl  an  der  Reiterstatue 
M.  Aurel's  wahrzunehmen.  Visconti  M.  PioCl.  III.  p.  31.  R.  Rocbette 
M.  I.  p.  119. 

7.  Ueber  das  anoaxdnsvBtv,  den  visus  umbratus  (besonders  bei 
Sat3rm,  Panen)  Boettiger  Archaeol.  der  Mai.  S.  202.  Welcker  Zeitschr.  I,  32. 
Zu  Zoega's  Abh.  S.  257.  Nachtrag  zur  Tril.  S.  141.  s.  unten  §.  385.  A.  4. 
R.  Rochette  im  Journ.  des  Sav.  1837.  p.  516,  dass  <rxo)t^,  OTicofisvfia  als 
Vogel  u.  Tanz  (b.  Eustath.  p.  1523  f.)  von  dem  Tanz  cyionog  durchaus 
zu  unterscheiden  sei.  —  Abhandlung  von  den  Fingem,  deren  Verrichtung 
und  symbolischer  Bedeutung.  Leipz.  1757.  Concrepare  digitis.  Satyr  in 
Neapel,  Mus.  Borbon.  H,  21,  Sardanapal. 

8.  Diese  Stellung  daher  bei  der  Providentia,  Securitas,  Pax,  Augusta, 
Lessing  Collect.  I.  S.  408.  Herausg.  Winck.  IV.  S.  368.  Ueber  das 
Kreuzen  der  Beine  im  Sitzen  (Zeichen  der  Niedergeschlagenbeit ,  sonst  un- 
ziemlich)  dieselben  nach  Fea,  S.  366.  Ueber  die  Stellung  des  Uitrig 
Thorlacius  de  vasculo  ant.  Havniae  1826.  p.  15. 


486  Formen  der  bildenden  Kunst.  [336] 

von  hier  wurde  sie  mit  Leichtigkeit  auf  die  mannlichen 
G6ttergestalten,  welche  die  Frommigkeit  fruherer  Zeiten  sehr 
zierllch  und  weitlaufig  bekleidet  hatte,  und  auf  Heroen,  welche 
die  aitere  Kunst  in  voUstandiger  Rustung  zeigte,  ubertragen, 
indem  hier  die  edelste  Darstellung  als  die  naturliche  erschien. 

5  Unterkleider,  welche  die  Gestalt  am  meisten  verdecken,  wurden 
hier  durchgangig  entfemt,  was  um  so  leichter  anging,  da 
nach  alterer  Griechischer  Sitte  Manner  von  gesundem  und 
kraftigem  K6rper  im  blossen  Oberkleid  ohne  Chiton  auszugehn 
pflegten:   66tter  und  Heroen  in  Chitonen  sind  daher  in  der 

6  ausgebildeten  Griechischen  Kunst  hdchst  selten  zu  finden.  Das 
Obergewand  aber  wird  in  der  Kunst,  wie  im  gewohnlichen 
Leben,  bei  jeder  lebendigeren  Thatigkeit  und  Arbeit  hinweg- 
gcthan;  stehende  Gottergestalten,  welche  man  sich  hulfreich 
herbeikommend,  kampfend  oder  sonst  wirksam  dachte,  konnten 
hiemach'  ganz  ohne  HuUe  erscheinen.  Dagegen  wird  bei 
sitzenden  Statuen  das  Obergewand  selten  weggelassen,  welches 
sich  dann  um  die  Huften  zu  legen  pflegt;  so  bezeichnet  es 
Ruhe  und  Entfernung  von  angestrengter  Thatigkeit.  Auf 
diese  Weise  wird  das  Gewand  bei  ideellen  Figuren  selbst  be- 
deutsam  und  ein  inhaltreiches  Attribut.  Dabei  liebt  die  alte 
Kunst  eine  zusammengezogene  und  andeutende  Behandlung; 
der  Helm  bedeutet  die  ganze  Rustung,   ein  Stuck  Chlamjrs 

7  die  ganze  Bekleidung  des  Epheben.  Kinder  nackt  darzustellen, 
war  in  alien  Zeiten  gewohnlich ;  dagegen  war  die  Entkleidung 
des  ausgebildeten  weiblichen  K5rpers  in  der  Kunst  lange 
unerhSrt,  und  bedurfle,  als  sie  aufkam  (§.  125.  A.  3.  127. 
A.  4),  doch  zuerst  auch  einer  Anknupfung  an  das  Leben; 
man  dachte  stets  dabei  an  das  Bad ,  bis  sich  die  Augen  ge- 
w5hnten,  die  Vorstellung  auch  ohne  diese  Rechtfertigung  hin- 

S  zunehmen.  Die  Portr§tstatue  behalt  die  Tracht  des  Lebens, 
wenn  sie  nicht,  durch  Heroisirung  oder  Vergottlichung  der 
Gestalt,  auch  hierin  uber  das  gemeine.  Bedurfniss  hinaus- 
gehoben  wird. 

1.  Dieser  Paragraph  behandelt  denselben  Gegenstand,  wie  Hirt's 
Abhandlung  >Ueber  die  Bildung  des  Nacklen  bei  den  AJtenc  Schriften 
der  Berl.  Akad.  18S0;  aber  yersucht  die  Aufgabe  anders  zu  Idsen. 

2.  Die  vdllige  Nacktheit  kam  zuerst  bei  den  g}'mnischen  Uebungen 
in  Ereta  und  Lakedaemon  auf.    Olympias  15  verliert  Orsippos  von  Megara 


{337]  All^'emeines.  487 

ixn  Stadion  zu  Olympia  den  Schurz  durch  Zufall  und  >vird  dadurch  Sieger ; 
Akanthos  von  Lakedaemon  tritt  nun  im  Diaulos  gleich  vom  Anfaag  nackt 
auf,  und  fQr  die  L&ufer  ward  es  seitdem  Gesetz.  Bei  andem  Athleten 
aber  war  die  v5llige  Nacktheit  noch  nicht  lange  vor  Thukydides  aufge- 
kommen.  S.  Boeckh  G.  I.  I.  p.  554.  Bei  den  Barbaren,  besonders  Asiens, 
blieb  der  Schurz;  hier  war  es  auch  filr  MSlnner  schimpflich,  nackt  gesehen 
zu  werden  (Herod.  I,  10);  wovon  man  noch  die  Spur  in  den  GOtterbildem 
der  Kleinasiatischen  KaisermClnzen  sieht,  welehe  nieist  stftrker  bekleidet 
sind,  als  die  Griechischen. 

3.  Die  BQhnentracht  geht,  wie  Pollux  und  die  PioGlementinische 
MoBaik  zeigt,  von  den  hunten-ROcken  {nomlloig  vgl.  Wicker  ad  Theogn. 
p.  LXXXIX)  der  Dionysischen  ZOge  aus;  wonach  Dionysos  selbst,  in  ge- 
w6hnlicher  Volksvorstellung,  nicht  leicht  ohne  Safrangewand  und  Purpur- 
mantel  gedacht  wurde.  Unter  den  Bildwerken  haben  nur  manche  Yasen- 
gem&lde,  besonders  Apulisch-Lucanische,  wegen  ihrer  Beziehung  auf 
Bacchische  Ztlge,  einen  bdhnenartigen  Styl  in  den  Gewfindem.  Vgl. 
Feuerbach  Vatic.  Apoll  S.  354  f.  und  §.  345. 

5.  Wie  im  Leben  jeder  bloss  mit  dem  Chiton  bekleidete  yvfivog 
hiess:  so  stellte  die  Kunst,  welehe  den  Chiton  mit  Idealgestalten  nicht 
vereinigen  konnte,  einen  solchen  wirklich  als  yvfivog  dar. 

7.  Die  bekleideten  Chariten  des  Sokrates  sind  oft  besprochen  worden ; 
sie  waren  in  Relief  an  der  Wand  hinter  der  Athene  nach  Schol.  Aristoph. 
Nuh.  771,  auf  der  Akropolis  sagt  Diogenes  L.  II,  19,  nach  Einigen  von 
Sokrates.  Ob  aber  wohl  diese,  nach  Plin.  XXXVI,  4,  10  zu  den  ersten 
Werken  der  Sculptur  gehOrende  Gruppe  wirklich  von  Sophroniskos  Sohn 
herrdhrte,  der  es  doch  schwerlich  so  weit  in  der  Kunst  gebracht?  Dem 
Pausanias  sagten  es  die  Athener  so;  Plinius  weiss  aber  offenbar  davon  Nichts. 


2.    Griechisclie  MIfcnnerkleider. 

337.  Das  Griechische  Volk  charakterisirt  sich,  im  Gegen-  i 
satz  mit  alien  alien  mid  neuen  Barbaren,  als  das  eigentliche 
Kunstvolk  auch  durch  die  grosse  Einfachheit  und  edle  Sim- 
plicitat  der  Gewander.  AUes  zerfallt  in  ivBvfiaruj  uberzogene, 
und  ^m^X^fiara,  umgelegte  Gewander.  Der  mannliche  Chiton  2 
ist  ein  woUenes,  ursprunglich  armelloses  Hemde;  nur  der 
lonische,  der  vor  der  Zeit  des  Peloponnesischen  Krieges 
auch  in  Athen  getragen  wurde,  war  von  Leinwand,  falten- 
reich  und  lang;  er  bildete  den  Uebergang  zu  den  Lydischen 
Gewandem,  welehe  zu  dem  Dionysichen  FestgeprSnge  gehorten. 
Verschiedene  Stande  haben  den  Chiton  von   verschiedenem  3 


488  Formen  der  bildenden  Kunst.  [337} 

Zuschnitt;  seinen  Charakter  erhalt  er  aber  am  meisten  durch 

4  die  Art  der  Gurtung.  Das  Himation  ist  ein  viereckiges 
grosses  Tuch,  welches  regelmassig  von  dem  linken  Arme  aus, 
der  es  festhalt,  uber  den  Rucken,  und  alsdann  uber  den  rech- 
ten  Arm  hinweg,  oder  auch  unter  demselben  durch,  nach  dem 

5  linken  Arme  bin  henimgezogen  wird.  Noch  mehr,  als  an 
der  Gurtmig  des  Chiton,  erkannte  man  an  der  Art  des  Um- 
legens  des  Himations  die  gute  Erziehmig  des  Freigebomen 

6  mid  die  mannigfachen  Gharaktere  des  Lebens.  Wesentlich 
verschieden  von  beiden  Eleidungsstucken  ist  die  Chlamys, 
auch  die  Thessalischen  Fittige  genannt,  die  Nationaltracht  des 
niyrischen  und  benachbarten  Nordens,  welche  in  Griechenland 
besonders  von  Reitem  und  Epheben  angenommen  wurde: 
ein  Mantelkragen,  der  mit  einer  Schnalle  oder  Spange  (^tgoi^ri^ 
^oQitri)  uber  der  rechten  Schulter  befestigt  wurde,  und  mit 
zwei  verlangerten  Zipfeln  langs  der  Schenkel  herabfiel,  haufig 
mit  Purpur  und  Gold  auf  eine  reiche  mid  glanzende  Weise 
ausgestattet. 

1.  Hauptquellen  uber  das  alte  Gostdm:  Pollux  IV.  VII;  Varro  de 
L.  L.  V.  Nonius  de  vestimentis.  Neuere  Behandlungen :  Octav.  Ferrarius 
und  Rubenius  de  re  vesliaria  (Thes.  Ant.  Rom.  VI)  und  Ricdus  de  vete- 
rum  vestibus  reliquoque  corporis  ornatu  (ohne  viel  Rdcksicbt  auf  die 
Kunst).  Montfaucon  Ant.  expl.  Ill,  1.  (Sammlung  ohne  richtig^  Prinzipe), 
Winckelm.  W.  V,  1  ff.  Hauptverdienste  hat  Boettiger  ( Vasengcmalde ; 
Raub  der  Cassandra;  Furienmaske;  Archaeologie .  der  Malerei  S.  210  ff.,- 
Sabina).  Mongez  sur  les  v^temens  des  anciens,  M4m.  de  Tlnstitut  Roy.  IV  f. 
Qarac  Mus^  de  sculpt.  II.  p.  49.  Die  Werke  tiber  dfl^  Gosttim  von 
Dandr^  Bardon  Costume  des  anc.  peuples.  P.  177S.  3  Bde.  4,  Lens  Le 
costume  de  plus,  peuples  de  Tantiqu.  Li^  1776.  4.  (Deutsch  von  Martini. 
1784),  Rocheggiani  Raccolta  di  costumi.  R.  1804.  f.  2  Bde.  querfolio» 
Malliot  Rech.  sur  les  costumes  des  anc.  peuples  pupl.  par  Martin.  P.  1804. 
3  Bde.  4,  Willemin,  Rob.  von  Spalart,  Dom.  Pronti,  sind  sftmmtlich  un- 
zuverlftssig,  und  wenig  fCir  wissenscbaftliche  Zwecke  ge^rbeitet.  Die  m&nn- 
liche  Kleidung,  Beckers  Gallus  II.  S.  77. 

2.  Das  Geschichtliche  fiber  den  lonischen  Chiton  des  Verf.  Minerva 
Pol.  p.  41.  Der  Lydische  Chiton  noSiigin  ist  die  ^accaqtt  nach  Pollux, 
vgl.  §.  383.  Btttsodqai  der  Thrakischen  Bacchen  nofniXoi  %al  nodriQBis 
Bekker  Anecd.  p.  222.  [Die  lonier  sind  iXnix^tavss  in  der  Schlacht 
auf  dem  Fries  von  Xanthos  §.  128*.]  Die  Pythische  Stola  hat 
mit    der    Dionysischen   Tracht   Tiel   Aehnliches;    ohne   Zweifel   wirkten 


[337]  Griechische  Hftnnerkleider.  489 

Asiatische  Jlusiker,    wie  Olympos,   auf  die  Auebildung  dieser  Tracht  dn. 
Dazu  (rehOren  u.  a.  die  inflSts,  Aermel,  mit  dem  Randatr«iten  Si9oi$ot 


490  Formen  der  bildenden  Kunst.  [338] 

der   Parasit   braucht   ampullam,    strigilem,    scaphium,    soccos,   pallium, 
'    marsupium,  Pers.  I,  3,  44. 

5.  Die  Hellenen  ccfinicz''^ovvtcci  inl  Ss^ici,  d.  h.  auf  die  im  Text 
beschriebene  Weise,  die  Thraker  in  aQicffQcc,  Arist.  Voegel  1568  mit  den 
Schol.  Das  Letztre  wird  auch  von  den  Parasiten  gesagt,  s.  Beck  zur  Slelle. 
' Av€(§alXso^eci  iittdilioc  i Xtv^Bif itogFlsiion  Theaetel  p.  165  e.  Athen.  I. 
p.  21.  Das  Gewand  muss  dabei  wenigstens  von  der  Brust  bis  zum  Knie 
reichenj  dies  gehOrt  zur  Bvoxrifioavvri  der  cvafioXj^y  worQber  besonders 
Boettiger  Arch,  der  Malerej  S.  Sll.  Vasengemftlde  I,  2.  S.  52  ff.  Nur  bei 
eiliger  Bewegung  nimrot  man  es  hOher  auf  (pallium  in  collum  coniicere, 
Flaut.  Capt.  lY,  1,  12).  Von  der  Dorischen,  auch  alt-ROmischen  Sitte  des 
cohibere  bracchia  bei  den  jungen  Mftnnern  (die  Mantelfiguren  der  Yasen- 
gemillde)  s.  auch  Dorier  II.  S.  268,  vgl.  Suidas  s.  V,  ^(prjPo^,  Ueber  die 
Redner  §.  103.  A.  3.  [Auch  der  Italiener  und  Spanier  setzen  nicht  wenig 
darin  den  Mantel  gut  zu  bandhaben.j 

6.  Ueber  die  Herkunftder  Ghlamys,  aXlrj^,  allicula,  Dorier  II.' 6.  266. 
Boissonade  zu  Philostr.  Her.  p.  381.  Eine  Zubeh5r  derselben  ist  die  arcpovij, 
fibula,  mit  einer  oder  zwei  Spitzen  oder  Nadeln  {dipoXoe,  Anth.  Pal.  VI, 
282).  Eigentlich  ist  mgovTi  die  Nadel  selbst,  nognri  der  Ring,  mit  dem 
jene  zusammen  die  Schnalle  bildet  Wird  die  negotn]  gelCst,  so  legt  sich 
die  Chlamys  natarlich  ganz  um  den  linken  Arm,  wie  so  oft  bei  Hermes 
(§.  380).  Auch  kann  sie  diesem  als  eine  Art  Schild  dienen,  wie  Poseidon 
auf  alten  Munzen  (§.  355)  chlamyde  clupeat  brachium  (Pacuvius.  vgl. 
Caesar  B.  G.  I,  75).  Auf  diese  Art  trugen  Jfiger  auf  der  BQhne  die  itpav- 
rig,  nacb  Pollux  IV,  18,  116,  vgl.  V,- 3,  18;  auch  findet  man  dies  JSger- 
GostQm  auf  Vasengem&lden. 

1  338.  Hute  gehdrten  im  Alterthum  nicht  zu  der  ge- 
wOhnlichen  Tracht  des  Lebens  in  den  Stadten;  «ie  bezeichnen 
landliche,  ritteriiche,  mitunter  kriegerische  Beschiftigungen ; 
wie  die  xvf/ij,  die  in  Boeotien  eine  tannzapfenformige ,  in 
Thessalien  eine  mehr  schirmfSnnige  Gestalt  hatte;  der  Ar- 
kadische  Hut  mit  sehr  grosser  flacher  Krampe;  der  besonders 
von  Reitem  und  Epheben  zur  Chlamys  getragne  Petasos  von 
der  Form  einef  umgekehrten  Doldenblume ;  die  Kausia,  welche 
eine  sehr  breite  Krampe  und  einen  sehr  niedrigen  Kopf  hatte, 
und  zur  Makedonischen ,  Aetolischen  Illyrischen,  auch  wohl 

2  Thessalischen  Tracht  gehorte.  Noch  bemerken  wir  die  halb- 
eifSrmige,  in  Samothrake  bedeutungsvoU  gedeutete,  Schiflfer- 
mutze;  auch  kommt  die  Phrygische  Mutze  in  einfacherer  so 
wie  in  mehr   zusanunengesetzter  Form   nicht  selten  in   der 

3  Griechischen  Kunst  vor.  KopfbedeckungenundFussbekleidungen 


[338]  Griechische  HiSnuerkleider  und  HOle.  491 

(die  indess  in  den  Griechischen  Kunstwerken  meist  als  sehr  ein- 
fache  Riemen-Sohlen,  xQriirdit,  erscheinen,  wenn  sie  uberhaupt 
bezeichnet  werden)  bestimmlen  in  Griechenland  ganz  vorzug-  * 
lich  die  verschiedne  Nationaltracht  (ayiiua\.  deren  Niiancen  zu 


492  Fonnen  der  bildenden  Kunst.  [339] 

^IVf^"^  'Attmliov  \vird  ebd.  I,  16  (bei  D&dalos)  ein  tpaioq  xQifimv  und 
die  avvnodfjaia  gerechnet,  vgl.  II,  31.  Von  der  Makedonischen  und 
Thessalischen  Tracht  (§.  387,  6.  338,  1.  Zur  Aetolischen  geh()ren 
nach  dem  Gostam  der  Aetolia  selbst  (§.  405.  A.  1)  hohe  Schuhe,  den 
Kqtjtixois  mdiXoig  ahnlich,  die  Kausia,  eine  hochgeschtlrzte  Exomis,  und 
eine  um  den  linken  Arm  gewickelte  Ghlamys  (itpanrlg  §.  337).  Nach  der 
Vase,  Millingen  Div.  coll.  33,  scheinen  enge  Ghitonen  aud  Fellen  hier  ge- 
wOhnlich  gewesen  zu  sein.  Die  Thessalische,  auch  Armenische  Trachb 
ein  tiefherabreicheuder  Chiton,  der  in  der  TragOdie  der  Aetolische  heisst, 
ein  Gdrtel  um  die  Brust  und  eine  ifpcentig,  welche  die  Trag6die  ebenfalls 
aufnimmt.    Strabo  XI.  p.  530. 


8.    Franengewftnder. 

1  339.  Unter  den  Ghitonen  der  Frauen  unterscheidet 
man  bestimmt  den  Dorischen  und  lonischen.  Der 
erst  re,  der  alt-Hellenische ,  besteht  aus  einem  nicht  sehr 
grossen  Stuck  Wollentuch,  welches  ohne  Aermel  durch  Spangen 
auf  den  Schultem  festgehalten  wird,  und  an  der  linken  Seite 
gewohnlich  in  der  Mitte  zusammengenaht ,  nach  unten  aber 
nach  acht-Dorischem  Brauche  (als  ciiarog  iixdv)  offen  ge- 
lassen  ist,  so  dass  die  beiden  Zipfel  {"nx^Qvyfg)  entweder,  durch 
Nadeln  zusammengehalten,  ineinanderliegen ,  oder  auch,  zu 

2  freier  Bewegung  aufgesteckt,  auseinanderschlagen.  Der  andre 
dagegen,  welchen  die  lonier  von  den  Karem  und  von  jenen 
wieder  die  Athener  uberkamen,  war  von  Linnen,  ganz  genaht, 
mit  Aermeln  {xoQai)  versehen,  sehr  lang  und  faltenreich. 
Beide   sind   in  Eunstwerken  haufig  und  leicht  zu  erkennen* 

3  Bei  beiden  ist  fur  das  gew5hnliche  Costum  der  G  u  r  t  e  1 
(fcJyt;)  wesentlich,  welcher  um  die  Huften  liegt  und  durch 
das  Heraufnehmen  des  Gewandes  den  Bausch  (xoA^rotf)  biidet* 
Er  ist  wohl  zu  unterscheiden  von  der  gewohnlich  unter  dem 
Kleide,  bisweilen  aber  auch  daruber  liegenden  Brustbinde, 
so  wie  von  dem  breitem,  besonders  bei  kriegerischen  Gestalten 

4  vorkommenden  Gurte  unter  der  Brust  {^owriiQ).  Ein  D op- 
pel  chit  on  entsteht  am  einfachsten,  wenn  der  obere  Theil 
des  Zeuges,  welches  den  C4hiton  bilden  soil,  ubergeschlagen 
wird ,  so  dass  dieser  Ueberschlag.  mit  seinem  Saum  bis  uber 
den  Busen  und  gegen  die  Huften  herabreicht,  wo  er  in  den 
Werken  der  altern  Griechischen  Kunst  mit  dem  vorhin  er^ 


% 

4 


[339]  Griechische  Frauengewftnder.  493 

wahnten  Bausche  einen  parallelen  Bogen  zu  beschreiben  pflegt. 
Indem  das  Zeugstuck  auf  der  linken  Seite  weiter  reicht  als  5 
an  der  rechten,  entsteht  hier  ein  Ueberhang  und  Faltenschlag 
(dnonrvyfjia) ,  welcher  als  eine  Hauptzierde  der  Griechischen 
Frauenkleidung  von  der  alterthumlichen  Kunst  eben  so  zierlich 
und  regelmassig,  wie  von  der  ausgebildeten  anmuthig  und 
gefallig  gebildet  worden  ist. 

1.  Die  weibliche.Kleidung,  Beckers  Callus  I.  S.  318.  Ueber  den 
Unterschied  der  beiden  Ghitonen  Boettiger  Raub  der  Kassandra  S.  60. 
Des  Yerf.  Aeginetica  p.  72.  Doner  II.  8.  262.  Den  Dorischen  findet 
man  in  der  Kunst  h&ufig  (Schol.  zu  Rlem.  p.  129),  bei  der  Artemis,  der 
Nike,  Hebe,  Iris  (des  Parthenon),  den  Mftnaden.  Die  Spartanischen  Jung- 
frauen  waren,  zum  Unterschiede  von  den  Frauen,  gewOhnlich  fiovoxitfovii 
(Dorier  S.  265,  auch  Plut.  Pyrrh.  17),  und  dienten  in  diesem  leichten 
Kleide  als  Mundschenken  (Pythaenetos  u.  A.  ebd.);  damach  ist  die  Hebe 
gebildet.  Darum  waren  auch  die  Bilder  der  Mundschenkin  Kleino  in 
Alexandreia  (Athen  X.  p.  425)  fiovoxiravBg,  ^vtbv  mfatovvtss  iv  tatg  x^qciv, 

2.  Die  lonische  Tracht  sieht  man  besonders  an  den  Musen;  an  den 
Attischen  Jungfrauen  vom  Parthenon  erscheint  sie  nicht  ganz  rein;  diese 
haben  meist  HaMrmel  mit  Spangen  (vgl,  Aelian  V.  H.  I,  18).  Der  ;ifir(Di/ 
etoXiBmxoq  hat  einen  zusammengefalteten  Besatz,  F^lbeln;  avQfia^ 
cvifTosy  ist  das  tragische  Kleid  der  Buhnen-Kdniginnen,  mit  dem  naQanrjxv, 
Yortretenden  Aermeln  von  andrer  Farbe,  und  Schleppen  die  im  Alterthum 
vielfach,  besonders  mit  GoldblSttchen,  verziert  wurden. 

3.  Zt6vr],  auch  mqiimficty  neifiimatQu  Pollux.  Ueber  icivfjv  Xvaai 
Scfarader  zu  Mu'saeos  V.  272.  Der  grosse  nolnog  ist  bei  Homer  fClr 
Asiatische  Frauen  {PaO"v%oXnoi)  ^  spater  fQr  die  lonische  Tracht  charak- 
teristisch.  Der  BusengQrtel  heisst  otnodiCfioay  futCTodna^  filvQce  firjlovxos 
6zrj&6dBafiogj  cxqotpoc,  exqo^og^  tftQoqtiov,  taivla,  xvttviSwv^  meist  in  der 
Anthologie,  vgl.  Aeschylos  Sieben  853.  '/xsr.  460.  mit  Stanley  und  SchQtz. 
Auch  der  xctfrd^,  der  gestickte,  ist  ein  Busenband,  Antb.  Pal.  VI,  88, 
vgl.  §.  377.  A.  5;  Winck.  V.  8.  24  verwechselt  ibn  mit  der  Zone. 
Aeschylus  Sept.  c.  Theb.  571  ooai  <rr^dqpov  iad'ijciv  ns(fi§dXlopTixi, 

4.  Diese  Tracht  sieht  man  ausser  an  den  Bildwerben  des  Par- 
thenon am  schOnsten  an  dem  Torso  von  Keos,  Broendsted  Voy.  I.  pi.  9, 
dann  [an  der  Geres  Borghese  n.  3  bei  Bouillon  Musee  des  Ant.  n.  6], 
an  den  fdnf  M&dchen  unter  den  Herculan.  Bronzen,  deren  eins  eben  das 
Gewand  anlegt,  Ant  Ere.  VI,  70—76,  M.  Borb.  II,  4—7  auch  auf  den 
Vasengem.  Maisonn*  pi.  16,  5.  Dieser  halbe' Oberchiton  ist  offenbar  das 
Attische  '^fiidinXotdiov  y  xgonatidiov  (itQOTiattov  dtnXovv  G.  I.  155. 
p.  249),  ^yxvxXov  (l/xvxlov  TtomiXov  G.  I.  a.  0.),  welche  AusdrQcke  als 


494  Foi'ioen  der  biidenden  Kunst.  [340] 

ziemlich  identisch  in  Aristoph.  Ekkles.  vorkommen.  Vgl.  Boettiger  Furlen- 
muske  8.  124.  Wiener  Jahrb.  XLIX.  Anz.  S.  4.  'Etko/u/s  (Eurjp.  Hek..  558. 
Athen.  XIII.  p.  COS)  scheint  nur  der  Zipfel  dieses  Gewands,  welcher  an 
der  Schulter  mit  einer  fibula  festgehalten  wird.  Vgl.  indess  Boettiger 
Vasengemalde  1,  2.  S.  89.  Wie  das  chlamysartige  Gewand  heisst,  das  bei 
Apollo  Pythlos,  den  Musen  und  den  Karyatiden  des  Erechtheion  bios  auf 
den  Riicken  herabhangt,  bleibt  dann  unentschieden. 

5.  Dies  ist  ganz  deutlich  das  unonzvyfia,  welches  mit  zwei  n^Qovottg 
und  dem  nodi^Qri^  xixtov  als  drittes  Stilck  {!^vfi6q\  einer  goldnen  Nike  an- 
gegeben  wird.  G.  I.  150.  p.  235.  Eine  schdn  bekleidete  Frau  geht  noXXa 
Tco^Aaxc?  iff  6q%-bv  ofifiaat  axonovfitvrj,  Eurip.  Med.  1166.  cf.  Baccb. -895  f. 
(935.)  Sappho  slxrjv  inl  atpvgSv,  —  Reich  an  Namen  fflr  Frauenkleider 
ist  die  angefuhrte  Inschr.  G.  I.  155.  Der  Far  be  nach,  scheint  es,  sind 
hier  die  Gewander  nvgymtoi  (wohl  gestreift,  vgl.  Athen.  V.  p.  196  e,), 
auch  mit  bunten  S^umen,  nXcttvaXovgyBiqj  nsginoiitiXoiy  was  beides  auf 
Vasengemalden  sehr  hSufig  ist.  *Efi  nXaiaim  geht  wohl  auf  den  scutu- 
latus  textus  (Drell)  bei  Plinius. 

1  340.  Das  Himation  der  Fraueni  {ifidnov  ywaiHetoy) 
hat  im  Ganzen  dieselbe  Form,  wie  das  mannliche,  daher  auch 
ein  gemeinsamer  Gebrauch  stattfinden  konnte;  auch  folgt  die 
Art  des  Umwurfs  meist  derselben  Grundregel;  nur  ist  die 
Umhiillung    in   den   meisten   Fallen   voUstandiger ,   und   der 

2  Faltenwurf  reichlicher.  Der  in  fruheren  Zeiten  sehr  gebrauch- 
liche  Pep  Ids,  welcher  im  Leben  in  der  bluhenden  Zeit 
Athens  abgekommen  war  und  nur  auf  der  tragischen  Buhiie 
gesehen  wurde,  wird  mit  Sicherheit  an  den  Pallas-Statuen 
des  altem  Styls   als  ein  regelmassig  gefaltetes,  ziemlich  eng 

3  anliegendes  Obergewand  erkannt  (§.  96.  N.  7);  aus  andern 
Werken  der  alt-Griechischen  Kunst,  wo  keine  Aegis  den  obern 
Theil  verdeckt ,  sieht  man ,  dass  er  mit  dem  Obertheile  quer 
um  die  Brust  gewunden  und  hier  zusammengesteckt  wurde; 
oft  hat  er  auch  einen  Ueberschlag  nach  Art  des  Diploidion. 

4  Frauen ,  fiir  welche  uberhaupt  das  Himation  wesentlicher  ist 
als  fur  Jungfrauen,  Ziehen  es  haufig  auch  uber  den  Kopf: 
obgleich  es  auch  besondre  Schleiertiicher  fur  den  Kopf 
giebt  {(pdgiov,  xalvnrgay  xgifdefiifov,  rica),  SO  wie  mannigfache 
Arten  von  Kopfbinden  (fikga,  argoquovy  dvad^afirfy  vitta) 
und  Haarnetzen  {icexgvqiaXog,  reticulum).  * 

1.    *lfiaTiov  ist  fast  weniger  gewOhnlich,   als  inipXrificif  mgi^Xrjfia, 
und  besonders  dfinexovri^  ufinexoviovy  daher  dvctfinixovoq  s.  v.  a.  fiovoxltcav. 


496  Fonnen  der  bildeuden  Kunst.  [341J 

weibliche  G()tterbilder  fast  durchgftngig  schmflckte,  Hail.  Encykl.  Ill,  IL 
S.  133  u.  s.  w.  Th.  Bartholinus  de  armillls  veterum  1675,  Gasp.  Bartbo- 
linus  de  inauribus.    Scbeffer  de  torquibus,  Thes.  Ant.  Rom.  XII,  901. 


4.    RSmische  Tracht. 

1  341.  Die  Romische  Nationaitracht,  welche  nur  in  Por- 
tratfiguren  und  einigen  Wesen  des  Italischen  Glaubens  (wie 
bei  den  Laren  und  Genien)  vorkommt,    geht   von  derselben 

2  Grundlage  aus  wie  die  Griechische.  Die  Tunica  ist  sehr 
wenig  von  Chiton  verschieden,  und  die  Toga  (rri ^ewog) 
eine  Etruskische  Form  des  Himation,  welche  bei  den  Romem 
immer  weitl&uftiger,  feierlicher,  aber  auch  schwerfalliger  aus- 
gebildet  wurde.  Fur  die  Erscheinung  im  oflfentlichen  Leben 
von  Anfang  an  bestimmt,  verlor  sie  mil  demselben  ihre  Be- 
deutung,  und  musste  allerlei  bequemeren  Griechischen  Ge- 
wandern  (laena,  paenula)  weichen,  welche  aber  fur  die  Kunst 

3  nur  geringe  Bedeutung  haben.  Die  Toga  unterscheidet  sich 
vom  Himation  durch  den  halbrunden  Zuschnitt  und  die  grossre 
Lange,  welche  bewirkt,  dass  die  Enden  derselben  in  be- 
deutenden  Massen  (tubulata)  zu  beiden  Seiten  bis  zur  Erde 
fallen.  Der  Ueberhang  der  weitlauftigeren  Toga  unter  dem 
rechten  Arme  ist  der  Busen,  sinus,  der  Toga;  an  demselben 
wird  ein  Bausch,  umbo,   durch  besondre  Kunst  (forcipibus) 

4  hervorgebracht.    Zu  diesGr.  Tracht  gehort  der  den  Fuss  voll- 

5  standig  einschliessende  Halbstiefel,  c  alee  us.  Dieselbe  Tracht 
war  friiher  auch  Kriegstracht ,  wobei  der  Toga  durch  die 
Gabinische  Gurtung  am  Korper  festgemacht  wurde;  dagegen 
hemach  das  der  Chlamys  ahnliche  Sagum  (nebst  der  sago- 

6  chlamys)  und  Paludamentum  eintrat.  Sie  war  auch  Frauen- 
tracht,  was  sie  aber  nur  beim  niedern  Volke  blieb,  wahrend 
bei  den  Vomehmeren  eine  der  lonischen  ahnliche  Bekleidung 
sich  bildete,  wozu  die  Stola,  aus  einer  Tunica  mit  breitem 
Besatz  (instita)  bestehend,  die  Pall  a,  eine  Art  Ober-Tunica, 
und  das  oft  selir  reiche,  auch  mit  Frangen  besetzte  Ami- 
culum  gehSren,  von  welchem  das  Ricinium  die  bei  den  §.ltem 
Romerinnen  gebrauchliche  Art  war. 

1.  Zur  Geschichte  der  ROmischen  Tracbt  des  Verf.  Etrusker  I.  8.  261; 
das  Clber  den  cinctus  Gabinus  Gesagte  fdbrt  Thiersch,  Berichte  der  Munchner 
Akad.  L,  nicht  richtig  an. 


498  Formen  der  bildenden  Kunst.  [342J 

besetzte    Lederstreifen    (nrigvyeg)    zweckmassig     veilangert. 

5  Anch  die  aus  elastischem  Zinn  geschlagenen  Beinschienen 
{xvrifit^tg  ^  ocreae),  welche  unten  durch  den  KnSchelring 
(iitiGcpvQiov)    gehalten    werden,    waren    oft    von    zierlicher 

6  und  sorgfaitiger  Arbeit.  Der  grOsse  Erzschild  der  Griechen 
(dam'gy  clypeus),  sehr  bestimmt  unterschieden  von  dem  vier- 
eckigen  scutum  (^vgeog)  der  Romer,  ist  entweder  ganz 
kreisfonnig,  wie  der  Argolische,  oder  mit  Einschnitten  zuiii 
Durchstecken  und  Auflegen  der  Lanzen  versehen,  wie  der 
Boeotische.  Die  Homerischen  geflttigten  Tartschen  (Xaiaijia 
nrsgoiPTo)  werden  durch  Vasengemalde  anschaulich,  welche 
auch  die  Einrichtung  der  Handhaben  (oxdvai)  deutlich  er- 
kennen  lassen. 

1.  Die  Homerischen  (pakoi  (vgL  Buttmann  Lexil.  II.  S.  240)  kOnneii 
wohl  in  den  aufrechtstehenden  Scbildchen  erkannt  werden,  die  auf  Vasen- 
gem.  auf  den  Helmen  so  viel  vorkommen.  Ueber  die  Theile  des  alten 
Helms  Olenin  Observations  sur  une  note  de  Millin.  Petersb.  1808.  Ueber 
die  vei'schiedenen  Arten  der  Helme  Al.  d^Olenine  Essai  sur  le  costume  et 
les  amies  des  gladiateurs.    St  Petersb.  1834.  4. 

3.  Den  Korinthiscben  Helm  iindet  man  gewSlmlicb  auf  Vasengem. 
des  alten  Styls,  z.  B.  Millin  J,  19.  33,  [Gall.  Omer.  II,  130],  an  den  Aeginet. 
Statuen,  an  der  Korinthiscben  Pallas.  §.  369.  A.  4.  Poll.  I,  149  x^cevo^ 
Boimrov^Y^S  vorzClglich,  wie  andre  Waffenstflcke  von  andern  Orten. 

4.  Panzer  von  zierlicher  Arbeit  aus  den  Gr&bern  von  Ganosa  (Millin)^ 
Helme,  Beinschienen  und  andre  Waffenstflcke  mit  Bildwerken  (§.311.  A.  3), 
Neapels  Ant.  S.  213  IT.  M.  Borbon.  Ill,  60.  [Die  yvaXa,  Brust-  und 
Rfickenstilcke,  sind  die  ftltere  Art  des  Panzers,  Pausan.  X,  26,  2 ;  Boettiger 
Vasengem.  II.  S.  73.  Hr.  Rittmeister  Maler  in  Baden  besitzt  ein  Paar  iii 
seiner  merkwQrdigen  Sammlung  alter  Wafien.]  Zierliche  WaffenstQcke  von 
Statuen  Glarac  Musee  pi.  35&.  356.  —  Ueber  Zoma,  Mitra  und  Zoster  be- 
sonders  11.  IV,  134  nebst  Aristarch;  flber  die  ntiifVYtg  Xenoph.  de  re 
equ.  12.  Die  Einrichtung  der  ganzen  Rustung  in  Slteren  Zeiten  machen 
besonders  die  Vasengem.  deutlich,  Tischb.  I,  4.  IV,  20.  Millin  I,  39. 

6.  Aata,  msQ.  z.  B.  Tischb.  IV,  51.  Millingen  Gogh.  10.  fWelcker 
ad  Philostr.  p.  323.  756.  Wenn  die  Beziehung  dieses  Schildanhangsels- 
auf  das  laiaijCov  richtig  ist,  so  inen  Millingen,  S.  Birch  u.  A.,  dass  dasselbe 
nirgends  erwfihnt  werde.  Etwas  anders  sind  die  Decken  bei  Aristophanes 
Ach.  1136.  tec  arfftofiat  to  nai  drjcov  in  trjg  aanidog.  Das  laicij't'ov 
haben  drei  Giganten  in  der  Schlacht  bei  Luynes  Vases  pi.  19,  ein  Trompeter 
d*Hancarville  IV,  33.    Pariser  Ausg.,   Theseus  in  Millingens  Anc.   uned^ 


500  Formen  der  bildenden  Kunst.  [344] 

Gestaltc  Goetbe.  Auch  die  vestes  lucidae  der  alien  Maler  (oben  §.  134. 
A.  2)  gpehoren  hierher.  Die  kleinen  Gewichte  sieht  man  selbst  auf  MQnzen, 
Mionnet  Descr.  PL  65,  7. 

5.  Yom  &lteren  Draperie-Styl  §.  93;  vom  vollkommenen  118,  4;  vom 
sp&tern  204.  A.  2.  Die  starren  und  tiefen  Falten  an  den  Gewftndem  der 
Giustin.  Vesta,  des  Barberinischen  Apollon,  der  Musen  von  Venedig  m5chten, 
wie  §.  96.  N.  11  angedeutet,  aus  arcbitektonisclien  Bedingungen  abzu- 
leiten  sein. 


C.    Von  den  Attributen  und  attributiven  Handlungen. 

1  344.  Unter  Attributen  versteht  man  untergeordnete 
Wesen  der  Natur,  oder  Produkte  menschlicher  Arbeit,  welche 
zur   Bezeichnung    des   Charakters   und   der    Thatigkeit   von 

2  Hauptfiguren  dienen.  Wesen  und  Dinge  dieser  Art  hangen 
nicht  auf  eine  so  innige  und  natflrliche  Weise  mit  geistigem 
Leben  und  Charakter  zusammen  wie  der  menschliche  Korper ; 
daher  Glauben,  Sitte,  uberhaupt  positive  Einrichtungen  von 
der   Kunst   dabei   nothwendig    zum   Grunde    gelegt    werden 

3  mussen.  Jedoch  kam  auch  von  dieser  Seite  der  der 
Griechischen  Nation  eingeborne  Sinn  fur  edle  und  einfache 
Form  und  die  grosse  Simplicitat  des  Lebens  der  Kunst  sehr 
zu  Hulfe;  jede  Beschaftigung ,  Lage  und  Bestrebung  des 
Lebens  fand  in  gewissen  der  Natur  entnommenen  oder  durch 
Menschenhand  geschaflfenen  Gegenstanden  eine  charakteristische 

4  und  uberall  leicht  wiederzuerkennende  Bezeichnung.  Auch 
in  der  Schopfung  der  Symbole,  wozu  die  den  Gottem  ge- 
heiligten  Thiere  eben  so,  wie  die  Gerathe  und  Waflfen  der 
G5tter  gehoren,  hatte  sich,  neben  einer  religiosen  Phantasie 
und  einer  kindlichen  Naivetat  des  Denkens,  welcher  viel 
kuhnere  Verknupfungen  frei  standen,  als  der  spatern  Re- 
flexion (§.  32),  doch  auch  schon  ein  keimender  Sinn  fur 
passende  und  in  gewissem  Sinne  kunstmassige  Formen  oflFenbart. 

5  Wenn  nun  die  altre  Kunst  ihre  Figuren  hauptsachlich  durch 
die,  oft  sehr  gehauften  Attribute  unterschied  {§.  68):  so 
war  doch  auch  fiir  die  gereifte  Kunstzeit  das  Attribut  eine 
sehr  erwunschte  Erganzung  jund  nahere  Bestimmung  der 
durch  die  menschliche  Gestalt  im  AUgemeinen  ausgedriickten 
Idee;    und    die    allegorische    Bildnerei    (§.  406)    fand    hier 

6  manchen  willkommnen  Ausdruck  fur  abstrakte  Begriflfe.    Oft 


[Ui\  Attribute.  50J 

vereinigt  sich  mit  demAttributHindeutungaiifeiiie  bestiinmte, 


502  Formen  der  bildenden  Kunst.  [345] 

Licht,  fur  die  Freunde  des  Oris,  die  andre  auf  den  Feuerbrand  des  Un- 
gldcks  fur  desscn  Widersacher  bezogen) ;  Lanze;  Pfeil,  Bogen  (femwirkende 
Gewalt)  und  E(^cher  (Gegensatz  des  ofTnen  und  geschlossenen  §.  364); 
Tropaeon;  Ruder  (Schifffahrt;  mehr  allegorisch  Lenkung  Clberhaapt); 
Aplustrum  (Scbifffahrl). 

Rad  (schnelle  Bewegung,  Veranderung)  j  Wage  (§.  406). 
Kithar  (friedliche  Heiterkeit,  Gegensatz  mit  dem  Bogen  §.  359,  4); 
Fl5te  (Baccbiscbe  Lust);  Syrinx  (Landleben);  Kymbeln,  Krotalen  u.  s.  w. 
Spiegel   (weiblicher  Schmuck,  aber  aucb,   allegorisch,  Zeichen   der 
Erinnerung  §.  398),  Fftcher,  Scbmuckk&stchen;  Badegef&sse;  Strigiln. 

FQllhorn  §.  433;  Aegis  (Zeus-^bnlicbe  Herrschaft  fiber  feindliche 
Elemente);  Gorgoneion  §.  65,  3;  Blitz  (weltbeberrschende  Macbt);  Strahlen- 
kranz  (erscheinende  Gottheit,  Apotheose). 

Adler  (Augurium  des  Siegs,  der  Macht,  Apotheose);  Stier  (segens- 
reiche  Naturkraft);  Schlange  (heilende  und  verjiingende  Kraft  der  Natnr, 
furchtbare  Gewalt  Chthonischer  Dftmonen);  Panther  (Bacchisches  Toben); 
Taube  (Vermahlung),  u.  dgl.  mehr. 

Greif  (verderbende  GOttergewalt) ;  Sphinx  (geheimnissTolle  Natur). 
Den  meisten  StofT  fQr  die  Lehre  von  den  Attributen  enthait  Winckel- 
mann's  Versuch  einer  Allegorie,  Werke  11.  S.  427. 

Sprechende  Erableme,  z.  B.  Namen  von  MagistratspersonendurchGStter- 
symbole  angezeigt,  Visconti  im  Cabinet  Pourtal^s  p.  17.  [Namen  durch  gleich- 
lautende  Dinge,  Thiere,  Pflanzen  u.  s.  w.  angedeutet,  Welcker's  Syll.  Epigr.  Gr. 
p.  135  s.  Annali  del  Inst.  XIV.  p.  214.  Auf  die  Namen  von  Magistraten  spielen 
Thiefean,  Bullet.  1841. p.  187,aufDemetriosaufseinenMilnzenDemeteru.s.w.] 


II.    Von  der  Kunst  geschaffene  Formen. 

1  345.  Die  Conceptionen  der  antiken  Kunst  in  ihrer 
Bluthezeit  stehen  im  engsten  Zusammenhange  mit  dem  Raura, 
den  sie  einnehmen  und  anfuUen  soUen,  und  machen  daher 
meist  schon,  ehe  das  Auge  ihren  innern  Zusammenhang  auf- 
fassen  kann,  durch  die  allgemeinen  Umrisslinien ,  gleichsam 

2  durch  ihre  Architektonik,  einen  befriedigenden  Eindruck.  Die 
einzelne  Bildsaule  entwickelt  sich  geschichtlich  aus  dem  Pfeiler; 
als  Mittelstufe  bleibt  die  Herme  stehen ,  die  einen  merisch- 
lichen  Kopf  auf  einen  Pfeiler  setzt,  der  die  Proportion  der 
Menschengestait  hat.  Indem  das  Leben  sich  weiter  erstreckt, 
gliedert  sich  die  Gestalt  bis  zu  den  Hiiften :  eine  Darstellungs- 
weise,  die  besonders  bei  Holzbildem  von  Landgottheiten  ublich 


[435]  Herme,  BQste,  Statue,  Gnippe.  503 

war,  aber  sich  auch  in  Stein  5fler  erhalten  hat.    Die  Buste,  3 


504  Fonnen  der  bildenden  Kunst.  [345} 

Stuck  des  Raums  unausgefullt  lassen,  aber  eben  so  wenig 
sich  mit  den  Gliedern  decken. 

1.  Der  sinnvolle  Ausspruch:  Tout  veritable  ouvrai^e  de  Tart  nalt 
avec  son  cadre,  gilt  von  der  antik^i  Kunst  besonders.  Ueber  die  schOne 
RaumerfiilJung  der  alien  Kunstwerke  Goethe  Werke  XXXVIII,  S.  38.  XLIV. 
S.  155. 

^*  ^9^'  I*  ^7.  £s  gab  audi  Hermen  mit  Bronze-KOpfen  auf  Marmor- 
pfeilem,  Gic.  ad  AiU  I,  8.  Hermathene,  Henneros,  Hennerakles  bezeichnet 
zun&chst  eine  Herme  dieser  Crottheiten,  wobei  aber  aucb  der  ^opf  des 
Hermes  mit  dem  der  andem  Gottheit  vereinigt  sein  konnte.  So  bei  den 
Hermathenen  Cicero's  ad  Att.  I,  4  und  der  im  Capitol,  Arditi  Mem.  d.  Ace. 
Ercol.  I.  p.  1,  und  den  Hermeraklen  (Aristides  I.  p.  35  Jebb.)  PCI.  VI^ 
13,  2  u.  auf  M.  der  g.  Rubria,  Morelli  n.  8.  Ein  Verzeichniss  von  Doppel- 
Hermen  giebt  Gurlitt  Archaeol.  Schr.  S.  218.  [Ein  andres  Vinet  Ueber 
den  Ursprung  der  doppelkOpiigen  Bildung  Revue  archil.  1846.  III.  p.  314. 
Es  gab  aber  aucb  Doppel-Hermen  mit  demselben  Kopf  nach  beiden  Seiten, 
Lukian  de  Jove  trag.  43.]  —  Der  Hermes  Trikepfaalos  im  Vatican,  mit 
den  Kdpfen  des  alten  Dionysos,  des  jugendlichen  Hermes,  der  Hekate,  und 
den  in  Relief  angefOgten  Bildchen  des  Eros,  Apoll  und  der  Aphrodite 
(Gerhard  Ant.  Bildw.  Ill,  41),  bezieht  sich  wohl  auf  die  Sitte,  Hermen  zu- 
gleicb  als  SchrSnke  fiir  schdnere  Gdtterbilder  zu  brauchen,  Etym.  M.  p.  146. 
[Eine  dreifache  Herme  in  Villa  Altieri  in  Rom  und  eine  weiblicbe  im 
Museum  zu  Venedig,  die  drei  KOpfe  gleich,  archaistiscfa,  mit  langen 
Flechten,  um  die  Herme  ein  Horentanz.]  Die  Dionysos-Hermen  batten  oft 
Arme,  um  Thyrsen,  Becher  zu  halten.  Die  hOlzemen  Priaps-Bilder  pflegten 
bis  zum  Phallos  menschlich  gebildet  zu  sein.    Vg].  §.  383.  A.  3. 

3.  BQsten  heissen  nQotofiai,  atrj^^dgtaf  thoraces,  busti  (in  mittel- 
altrigem  Ausdruck,  von  den  bustis  als  Grabdenkm^em).  MOglich,  dass 
die  Imp.  Caes.  Nervae  Traiani  —  imagines  argent,  parastaticae  cum 
suis  omamentis  et  regulis  et  concameratione  ferrea  (Orelli  Inecr.  1 596.  2518) 
an  Pilastem  angebrachte  Bflsten  waren.  Biisten  sind  am  gewdhnlichsten 
von  Kaisem,  Philosophen  (§.  420,  4),  aber  auch  von  GOttem,  besonders 
Aegyptischen.  S.  Gurlitt  Bflstenkunde,  Archaeol.  Schr.  S.  189.  A.  Wendt, 
Hall.  Encyklopftdie  XIII.  p.  389. 

4.  Es  scheint,  diCss  hierauf  auch  der  Gegensatz  der  agxciux  ^oava 
und  der  anoXioi  ^(^yo^  ^^  der  vielbesprochenen  Stelle  Strab.  XIV.  p.  640 
zuruckzufQhren  ist.  Aehnlich  Broendsted  Voy.  II.  p.  163  N.  [Tyrwhitts  Emen- 
dation Snona  ist  von  F.  Jacobs  Vermischte  Schr.  V.  S.  465  ff.  und  im  Rhein. 
Mus.  1835.  III.  S.  351  f.  bestfltigt.]  Bei  Cultusbildem  ist  eine  Hauptsache,  dass 
sie  der  Adoration  bequem  stehen  oder  sitzen  (evtSgoi  liToiictAeach,  Sieben  301). 


[345 'J  Maske.  Clypeus,  Belief-Formen.  505 

Daher  auch  die  hingehallenen  Pateren  (vgl.  Arisloph.  Ekkl.  T82  mit  Cic 
de  N.  D.  in,  34),  die  ein  wenig  geneigten  Hfiupter. 


506  Formen  der  bildenden  Kunst.  [345'"] 

6  pirung  daraus  zu  gewinnen.  So  bei  den  run  den  Flachen 
von  Spiegeln,  Pateren,  die  in  der  Plastik  und  Malerei  fiir 
gymnastische  Stellungen,  am  liebsten  aber  fxir  Gruppen  sitzen- 
der  Oder  gelehnter  Figuren  benutzt  werden,  wobei  die  vor- 
springenden  Rander  ohne  Scheu  als  Stutz-  und  Anlehnungs- 
Punkte  in  Anspruch  genonimen  werden.  Noch  mehr  Einfluss 
batten  die  quadratischen  Felder,  welche  Melopen,  Grab- 
pfeiler,  auch  Votivtafeln,  und  die  langgezogenen  Streifen, 
welche  Friese,  Thronsitze,  Sarkophage  darboten.  Daraus 
entwickelt  sich  ein  symmetrisches  Gegenuberstellen  und  An- 
einanderreihen  von  Figuren  (§.  93),  welches  erst  in  Phidias 
Zeit  einer  mannigfachern  Figurenstellung  weicht,  inimer 
aber  mit  grosser  Rucksicht  auf  gleichmJlssige  Raumbenutzung 
(§.  118),  und  auch  spater  oft  noch  mit  genauem  Entsprechen 
der  beiden  Seiten  der  Darstellung   (wie   am  Denkmale  des 

8  Lysikrates  §.  128.  A.  6).  Ein  dichtes,  schwer  zu  entwirrendes 
Gedrange  vieler  in  mehrere  Grunde  vertheilten  Figuren 
kommt  erst  auf  den  Sarkophagen  des  spatern  R5mischen 
Styls  vor  (§.  207 ,  5) ,  wahrend  die  Malerei,  durch 
ibre  Mittel  besser  in  den  Stand  gesetzt,  die  Entfernungen 
zu  unterscheiden ,  wenigstens  schon  in  Makedonischer  Zeit 
die  Gruppen  oft  mehr  zusammenschiebt ,  wiewohl  auch  bier 
eine  vom  Basrelief  nicht  sehr  verschiedene  Composition  immer 
die  gewohnliche  blieb. 

1.  Ueber  die  Masken  Boettiger,  N.  Deutscher  Mercur.  1795.  St.  4. 
S.  337.  V.  Koehler,  Masken,  ihr  Ursprung  u.  neue  Auslegung  einiger  der 
merkwilrdigsten.  Petersb.  1833  (M^m.  de  TAcad.  Imp.  des  Sciences  T.  II). 
Bei  den  hier  sinnreich  behandelten  Bacchischen  Masken  rait  dem  Bart 
aus  BlAttern  der  ngogmnig  und  andrer  Pflanzen  ist  auch  die  Abrundung 
des  Ovals  dadurch  in  Betracht  zu  Ziehen.  Feuerbach  Vatic.  Apollo  S.  351. 
[Serie  di  mascheroni  cavati  dal  antico  la  prima  volta  R.  1781.  4.  Sechs 
Masken  in  gebrannter  Erde,  M.  Borbon.  VII,  44.] 

3.  Von  einem  Bilde  des  Dionysischen  Akratos  zu  Athen  Paus.  I,  %  4. 
ngogatnov  ictiv  ol  fiSifOv  ivmxodofirjfiivov  toiim,  Eine  Dionysos-Maske 
hielt  man  filr  Peisistratos  Bild,  Athen.  XU,  533  c.  In  Naxos  ein  nqog, 
des  Dion.  Bakcheus  aus  Reben,  des  Meilichios  aus  Feigenholz,  Athen.  Ill,  78  c. 
Eine  solche  Maske  als  Bacchisches  Idol  auf  dem  Sarkophag  PioCl.  V,  18. 

4.  Clypei  des  Appius  §.  181.  A.  3.  Man  trug  sie  von  Staatsm^nnem 
auch  auf  Litteratoren  fiber,  Tacit.  A.  II,  83;    daher  solche  in  Marmor- 


[Mb**]  Composition.  507 

nachbildung  nicht  bloss  von  Cicero  (Visconii  Ic.  Rom.  pi.  12)  und  Clau- 
dius (L.  274.  Glarac  pi.  162),  sondern  auch  von  Demosthenes  u.  Aeschines 
Vise.  Ic  Gr.  pL  30),  so  wie  Sophokles  und  Menander  vorkommen,  Vise, 
pi.  4.  6.  vgl.  T,  I.  p.  13.  Die  alten  Clypei  waren  von  Metall,  namentlich 
argentei  cum  imagine  aurea  (Marini  Atti  II.  p.  408),  aber  dabei  yganroly 
picti  (Macrob.  Sat.  H,  3),  nach  obiger  Vermuth ung  §.  311,  3  in  Tausia. 
Der  jfixilxsoff  ^co^cel  des  Timomachos,  auch  Znlov  genannt,  der  an  den 
Hyakinthien  ausgestellt  wurde,  war  wohl  ein  solches  Schildbild,  Aristot. 
Scbol.  Find.  I.  6,  18.    VgL  Gurlitt,  ArchaeoL  Schr.  S.  199. 

8.    Vgl.  Goethe  XLIV.  S.  154.     Toelken  Ueber  das  Basrelief  und 
den  Unterschied  der  malerischen  und  plastischen  Composition.  B.  1815. 

345.**  Die  innem  Prinzipe  der  Composition  sind  unter  l 
alien  Theilen  der  Kunst  am  wenigsten  leicht  auszusprechen, 
da  sie  mit  der  eigenthumlichen  Idee  jedes  Kunstwerks  aufs 
engste  zusammenhangen.  Sicher  ist,  dass  die  BedeutungsfuUe 
der  mythischen  Gestalten,  die  Leichtigkeit  sie  durch  Personifi- 
cationen  zu  erganzen,  die  Menge  und  Einfachheit  attributiver 
Bezeichnungen  und  die  feste  und  precise  Bedeutung  der  Stel- 
lungen  und  Geste  der  alten  Kunst  die  Fahigkeit  verliehen, 
durch  wenige  und  einfach  gruppirte  Figuren  Viel  zu  sagen. 
Indem  AUes  in  dieser  Kunstwelt  in  nienschlicher  Gestalt  seine  2 
Reprasentation  und  in  leichtfasslicher  Bewegung  seinen  ein- 
fachen  Ausdruck  findet,  bedarf  die  alte  Kunst,  insbesondere  die 
Plastik,  gar  nicht  der  Darstellung  von  Menschen-Massen; 
auch  in  Schlachtengemalden  der  Makedonischen ,  und  in 
Triumphalreliefs  der  RQmischen  Zeit  stehen  wenige  Figuren 
fur  grosse  Heere.  Eben  so  werden  (wie  in  Aeschylischen  3 
Trilogien)  grosse  Entfernungen  in  Ort  und  Zeit  fur  die  Be- 
trachtung  zusammengezogen,  und  die  weitentlegenen  Haupt- 
momente  einer  Kotte  von  Ereignissen  ohne  aussere  Scheidung 
in  ein  en  Rahmen  gefasst.  So  ist  die  antike  Kunst  zwischen  4 
die  hieroglyphische  Bilderschrift  des  Orients  und  die  neuere 
auf  unmittelbares  Wiedergeben  der  wirklichen  Erscheinung 
gerichlete  Kunst  in  eine  gluckliche  Mitte  gestellt;  so  aber,  dass 
manche  ihrer  Erzeugnisse,  aus  der  Makedonisch-Rdmischen 
Zeit,  sich  dem  letztem  Bestreben  schon  bedeutend  nahern. 
Was  aber  die  allgemeinen  Mittel  anlangt,  wodurch  das  5 
menschliche  Gefuhl  in  eine  woblthatige  Spannung  versetzt  und 
diese  in  einem  befriedigenden  Abschlusse  zur  rechten  Stimmung 


508  Formen  der  biJdenden  Kunst.  [345**] 

der  Seele  zuruckgefuhrt  werden  kann :  so  hat  die  Griechische 
Kunst  von  fruhen  Zeiten  an  sich  dieser  bemachtigt,  und 
namentlich  den  Reiz  des  Contrasts,  fruher  durch  blosse 
Nebeneinanderstellung,  hemach  durch  naturliche  Entwickelung 
der  Grundidee,  wohl  zu  benutzen  verstanden. 

1.  2.  Vgl.  Winckelmann  W.  IV.  S.  178  f.  [Rhein.  Mas,  J834.  H. 
S.  462  f.  465  f.  H.  Brunn  aber  den  Parallelismus  der  Ck>mpos.  alt- 
Griechischer  Kunstwerke,  Neues  Rhein.  Mus.  V.  8.  321.] 

2.  S.  hierilber,  ausser  vielen  archaeologischen  Bemerkungen  zu  alien 
Sarkophagen  u.  zu  Phllostratos  Gem&lden,  Thiersch,  Kunstblatt.  1827.  N.  18. 
Toelken  Ueber  das  verschiedene  Verh9ltniss  der  ant  und  modemen  Malerei 
zur  Poesie.  B.  1821.  Schom  Umriss  S.  26  tSber  Pelops  und  Hippodamia 
nach  der  Beschreibung  des  ApoUonius  mil  der  Bemerkung  des  Scholiasten. 

5.  Schorn  die  fflnf  Streifen  am  Kasten  des  K3rpselos  (§.  57)  sind 
nach  solchen  Motiven  mit  mythischen  Gruppen  ausgefQllt;  namentlich 
wechseln  im  vierien  (welcher  mit  Ausnahme  des  Dionysos  12  Gruppen 
enti]9lt,  wie  der  zweite)  immer  KampfSsicenen  mit  Gruppen  von  Liebenden 
Oder  fihnlichen  GegenstSnden.  Und  wenn  man  den  Schild  des  Herakles 
bei  Hesiod  recht  anordnet  (im  innersten  Kreise  das  Drachenbild;  im 
zweiten  schmalen  Streifen  die  Eber  und  LOwen;  im  dritten  Kentauren- 
schlacbt,  GOtterchor,  Hafen  und  Fischfang,  Perseus  und  die  Gorgonen;  im 
vierten  Streifen  Qber  den  Gorgonen  die  Kriegsstadt,  gegenflber,  also  Qber 
dem  Gbor,  die  Friedensstadt ;  als  Rand  der  Ocean):  so  sieht  man,  dass 
die  beiden  Hauptstreifen  in  eine  Halfle  mit  friedlichen  und  eine  mit 
kriegerischen  Darstellungen  zerfallen,  die  in  einen  schOnen  Contrast  mit 
einander  gebracht  sInd.    Vgl.  ilber  Polygnot's  Bilder  §.  134.  A.  3. 


510  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  {346] 

Walten  von  universellen  Natunnachten  in  oft  absichtlich  selt- 
samen  und  formlosen  Bildern  malen,  waren  den  Griechen 
schon  in  Homerischer  Zeit  zum  grSssten  Theile  bedeutungslos 
geworden;  die  Festgebrauche,  welche  auf  diesem  Grunde  wur- 
zelten,  wurden  als  alte  Caremonien  nach  vaterlicher  Weise 
fortgeubt ;  die  Poesie  aber  verfolgte  den  ihr  nothwendigen 
Weg,  Alles  immer  mehr  nach  der  Analogie  des  menschliehen 
Lebens  durchzubilden,  womit  eine  heitre  und  zntrauliche  Fr5ni-  . 
migkeit,  welche  den  Gott  als  menschliehen  Schutzer  und  Be- 
rather,  als  Vater  und  Freund  in  aller  Noth  fasste,  sich  sehr 

4  wohl  vertragen  konnte.  Die«  Sanger ,  welche  selbst  nur  Or- 
gane  der  allgeraeinen  Stimmung  waren,  bildeten  die  Vor- 
stellungen  immer  individueller  und*  fester  aus,  wenn  auch 
freilich  Homer  auf  diesem  Wege  noch  nicht  zu  der  sinnlichen 
Bestimmtheit  gelangt  ist,   welche  in  den  Zeiten  der  Bluthe 

5  der  plastischen  Kunst  stattfand  (§.  65).  Als  nun  ihrerseits 
die  Plastik  dahin  gediehen  war,  die  aussern  Formen  des 
Lebens  in  ihrer  Wahrheit  und  Bedeutungsfulle  zu  fassen,  kam 
es  nur  darauf  an,  jene  schon  individualisirten  Vorstellungen 
in  entsprechenden  grossartigen  Formen  auszupragen.  Wenn 
auch  dies  nie  ohne  eine  ganz  eigenthumliche  Auffassung,  ohne 
Begeisterung  und  einen  Akt  des  Genie's  von  Seiten  der  Kunst- 
ler  geschehen  konnte :  so  war  doch  die  allgemeine  Vorstellung 
der  Nation  von  dem  Gotte  da,  urn  als  Prufstein  der  Richtig- 

6  keit  der  Darstellung  zu  dienen.  Fuhlte  sich  nun  diese  feste 
und  bestimmte  Vorstellung  von  dem  Gotte,  in  Verbindung 
mit  dem  feinen  Sinne  der  Griechen  fiir  den  Charakter  der 
Formen,  vollig  befriedigt:  so  erwuchsen  Normalbilder,  an 
welche  sich  die  darauf  folgenden  Kunstler,  mit  jenem  Sinne 
der  Hellenischen  Nation,  welcher  von  orientalischer  Starrheit 
wie  von  moderner  Eigensucht  gleich  entfernt  war,  mit  leben- 
diger  Freiheit  anschlossen ;  es  entstanden  Bildungen  der  Gotter 
und  Heroen,  die  nicht  weniger  innere  Wahrheit  und  Festig- 
keit  batten,   als  wenn  die  Gotter  den  Kunstlern   selbst  ge- 

7  sessen  batten.  Alles  dies  konnte  nur  bei  den  Griechen  auf 
solche  Weise  sich  ereignen,  weil  nur  in  Griechenland  die 
Kunst  in  dem  Maasse  Nationalthatigkeit,  nur  die  Griechische 
Nation  im  Ganzen  eine  grbsse  Kunstlerin  war. 

3.    So  erschienen  den  Griechen  die  GOtlerbilder  wie  eine  eigene  edler 


512  Mytholc^ische  Gegenstande  der  b.  K.  [349] 

kritisch  gefertigten  Sammlungen  von  mythologischen  Bildern,   mit  denen 
das  Publicum  immer  auf  s  Neue  get&uscht  wird,  abergehen  wir. 

3.  Gruppen  der  Zw5lf-G6tter  des  Olympos  (nicht  immer  derselben) 
im  alten  Styl,  sind  oben  §.  96.  N.  16  genannt  worden;  das  wichtigste 
Denkmal  ist  die  Borghesische  Ara.  Eine  Borghes.  Vase  (Mon.  Gab.  16.  17; 
jetzt  im  L.  381.  Glarac.  pi.  171)  zeigt  die  KOpfe  der  ZwOlf-G^tter ,  wiU- 
kflrlich  geordnet  wie  es  scheint,  und  ihre  Attribute  als  Monatszeichen  mit 
Zodiacalgestimen  combinirt.  Aphrodite  April,  Apollon  Mai,  Hermes  Juni, 
Zeus  Jul],  Demeter  August,  Hephaestos  Sept.,  Ares  Oct.,  Artemis  Nov., 
Hestia  Dec.,  Hera  Jan.,  Poseidon  Febr.,  Athena  M^Lrz.  Elf  Gutter  um  Zeus 
versammelt,  Relief  M.  Gap.  IV,  8.  G.  M.  pi.  5,  19.  [vgl.  Lersch,  Jahrb. 
des  Vereins  im  Rheinlande  IV.  S.  150.]  Pompejanisches  Gem&lde  der 
Zwfllf-G5tter ,  in  einer  Reihe,  Gber  zwei  Greniis  loci,  Gell  pi.  76.  Kdpfe 
vieler  G6tter  in  Medaglions,  Pitt.  Ere.  Ill,  50.  [Gerhard  fiber  die  zw6lf 
GOtter  Griechenlands  mit  .4  Kpft.  B.  1842.] 


f  A.    Die  Olympischen  Zw(Jlfg6tter. 

1.    Zens. 

1  349.  Der  Himmelsgott  Zeus  gait  den  altesten  Griechen 
als  der  Vater  alles  Lebens  in  der  Natur.  Im  warmen  Frdh- 
lingsregen  feiert  er  nacli  der  Sage  der  Argiver  die  heilige 
Hochzeit  mit  der  Hera;  die  nahrende  Eiche  und  die  frucht- 
bare  Taube  bezeichneten  ihn  in  Dodona  als  Segensgott; 
und  in  Kreta   erzahlte  man  seine  Jugendgeschichte  ziemlich 

2  so  wie  an  andem  Orten  die  des  Bakchos.  Alte  symbolische 
Vorstellungen  deuteten  ihn  als  einen  zugleich  in  drei  Reichen, 
im  Himmel,  auf  Erden  und  unter  der  Erde  waltenden  Gott. 
Seine  Kunstform  erhielt  indess  Zeus  nicht  als  Naturgott, 
sondem  in  ethischer  Ausbildung  als  der  eben  so  huld-  wie 
machtvoUe  Herrscher  und  Lenker  der  Gotter-  und  Menschen- 

3  welt.  Diese  Vereinigung  der  .Eigenschaften  hatte  —  nach 
manchen  weniger  tiefgefassten  Vorstellungen  der  altern  Kunst 

4  —  schon  Phidias  zur  innigsten  Verschraelzung  erhoben  (§.  115), 
und  gewisg  war  er  es  auch,  der  die  aussem  Zuge  aufstellte, 
welche  alle  nachfolgenden  Kunstler,  nach  dem  Maasse  ihres 
Kunst vermogens ,   wiederzugeben  suchten  (vgl.  §.  140.  A.  3. 

5  158.  A.  1).  Dazu  gehorte  der  von  dem  Mittel  der  Stim 
emporstrebende ,  dann  mahnenartig  zu  beiden  Seiten  herab- 


{349]  Zeus,  ZQge  seiner  Bildung.  513 

fallende  Haarwurf  (§.  330,  4),  die  oben  klare  und  helle, 
nach  unten  aber  sich  machtig  vorwolbende  Stirn,  die  zwar 
stark  zuruckliegenden ,  aber  weit  geoflfneten  und  gerundeten 
Augen,  die  feinen,  milden  Zuge  um  Oberlippe  und  Wangen, 
der  reiche,  voile,  in  machtigen  Locken  grade  herabwallende 
Bart,  die  edel  und  breitgeformte  ofl&ie  Brust,  so  wie  eine 
kraftige  aber  nicht  ubermassig  anschwellende  Musculatur  des 
ganzen  Korpers.  Von  diesem  Gharakter,  welcher  den  raeisten  6 
und  besten  Zeus-Bildern  eingepragt  ist,  weicht  auf  der 
einen  Seite  eine  mehr  jugendliche  und  sanfte  Bildung  ab, 
mit  weniger  Bart  und  mannlicher  Kraft  im  Gesicht,  welche 
man  gemeiniglich ,  doch  ohne  sichern  Grund,  Zeus  Meilichios 
nennt;  auf  der  andern  kommen  Zeuskopfe  vor,  die  in  dem  7 
heftigeren  Lockenwallen  und  den  bewegteren  Ziigen  einen 
gewissen,  obgleich  immer  sehr  gemilderten,  Ausdruck  von 
Zom  und  kriegerischer  Heftigkeit  tragen,  und  den  kampfen- 
den,  rachenden,  strafenden  Gott  darstellen.  Am  furchtbarsten 
erschien,  nach  Pausanias,  in  Olympia  Zeus  Horkios,  der 
Eidracher,  mit  einem  Blitz  in  jeder  Hand. 

1.  S^im  AUgemeinen  Boettigex!a  Kupstmithologie  S.  290  fL  und  die 
weitre  Fortsetzung  in  dem  nur  als  Manuscript  fdr  Freunde  mitgetheUten 
Grundrisse.  Von  dem  Isgog  ydfAog  der  Argiver  Welcker,  Anhang  zu 
Schwenck's  EtymoL-Mythol.  Andeutungen  S.  267.  Von  dem  Dodonaeischen 
Z.  besonders  Voelcker  Mythol.  des  Japet.  Geschlechts  S.  83  ff.,  von  dem 
Kretischen  Hoeck's  Kreta  I.  S.  234  fT. 

2.  Von  dem  alien  Z.  tQiotp^aXfiog  Paus.  II,  24,  5,  der  ihn  gewiss 
richlig  erklftrt.  Der  Triopas,  der  so  bedeutungsvoll  im  Cultus  der  Chlho- 
nischen  Gdtter  vorkommt,  ist  wahrscheinlich  eben  dieser  Zeus  [von  diesem 
Zeus  abstrahirt]. 

3.  Des  Ageladas  Z.  von  Ithome  vermuthet  Millingen  (Anc.  coins 
4,  20,  vgl.  Mionnet  Suppl.  IV.  pi.  6,  22)  in  der  stehenden,  nackten  Z.-Figur, 
mit  dem  Blitz  in  der  R.,  dem  Adler  auf  der  L.,  auf  Messenischen  M.  Im 
Borgbesischen  Relief  erscheint  Z.  mit  Scepter  und  Blitz,  das  zierlicb  ge- 
faitelte  Himation  um  Brust  und  Leib  geworfen,  der  Bart  spitz,  Flecbten 
auf  den  Schultem.  Auf  dem  altertbamlichen  Relief  in  Wiltonhouse  (Mura- 
tori  Inscr.  L  p.  35.  Boeckb  C.  I.  34)  trSgt  Z.  sitzend  und  halbbekleidet 
einen  Adler  auf  der  L.  Im  alten  Vasenstyl,  sitzend,  spitzbartig,  mit  Blitz, 
z.  B.  §.  99.  A.  3,  11,  vgl.  die  Geburt  der  Pallas  §.  371,  des  Dionysos  384. 

5.  Die  bedeutendste  Statue,  doch  kein  Werk  ersten  Ranges,  der 
J.   Verospi   Race.   135.    PCI.  I,  1    [neuer  Artikel   in   den  Opere  div.  II. 

0.  Mailer*t  Arohaeolofie.    4.  Aufl.  33 


514  Mythologische  GegenstSnde  der  b.  K.  [350] 

p.  423—25.]  vgl.  Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  II,  S.  193.  |Der  Verospische 
Z.  wird  nach  Payne  Knight  weit  ubertroffen  durch  eine  Statue  des  Hr. 
Of  Smith  Barry  in  Marhrook  Hall  in  pheshire.]  Coloss  zu  Ildefonso  unbekannt. 
Colossale  Biiste  voa^  Qtricolij  auf  Unteransicht  berechnet.  PCI.  VI,  1. 
M.  Franq.  Ill,  1.  Noch  erhabner  die  colossale,  aber  sehr  zerstAckte  im 
Garten  Boboli  zu  Florenz,  Winck.  IV.  Tf.  1  a.  Eine  andere  in  der  Floren- 
tinischen  Galerie,  Winck.  IV.  S.  316.  Eine  schSne  BQste  in  Neapel. 
M.  Borb.  V,  9.  'Schdne  Maske  des  Zeus,  Bouillon  I.  pi.  67.  Zeus-Statuen 
Clarac  pi.  665  -  694.  ^~~ 

6.  Eine  schdne  Biiste  der  Art  aus  der  Townley^schen  Sammlung  in^ 
Britischen  Museum,  Specimens  I._31.  Auch  der  schOne  Kopf,  der  auf  einem 
zusanunengestilckten  Run\pfe  sitzt,  zu  Dresden  142,  Augusteum  39,  zeigt 
ahnliche  jugendliche  Formen. 

7.  So  der  Torso,  der  vorher  Medioeisch,  seit  Ludwig  XIV.  in  Paris 
ist.  L.  682.  [p.  3.]  M.  Nap.  I,  3.  Bouill.  I,  1.  Clarac  pi.  31g,  [Ein 
Torso  im  Mus.  del  princ.  Biscari  p.  5  wird  von  Sestini  ausgezeichnet^ 
Bartels  Br.  tiber  Sicilien  11,  S.  135.  KOrper  eines  colossalen  Jupiter  ohne 
Kopf,  Millin  Voy.  au  midi  de  la  Fr.  pi.  69,  U.  Colossale  Herme  des  Z. 
aus  der  Kaiserzeit,  in  Sarskoezelo,  Koehler  im  Journal  von  Russland  L 
S.  342.  Obere  Halbfigur  des  Zeus,  Mus.  Brescian.  tv.  35.]  Der  berCihmte, 
aber  aucb  bezweifelte,  Cameo  in  der  Marcus-Bibl.  mit  dem  Kopfe  des  Z. 
Aegiochos  (Schriften  von  Visconti  und  Bianconi,  G.  M.  11,  36)  zeigt  eine 
schdne  Mischung  von  Kampflust,  Siegstolz  und  Milde.  Zeus  Aegiochos 
lebensgrosse  Statue  in  Leiden,  Archaeol.  Intell.  Bl.  1836.  N.  47.  Einen 
ahnlichen  kdhnen  Lockenwurf  zeigt  der  Kopf  des  Z.  Zrpari^yo;  von  Ama- 
stris,  Combe  N.  M.  Brit.  9,  9.  10.  Ueber  Abweichungen  in  der  Haar-  und 
Bartbildung  des  Z.  Visconti  PCI.  VI.  p.  1.2^ 

1  350.  Die  sitzende  Stellung  der  Zeusbilder,  bei  welcher 
das  bis  auf  die  Huften  herabgesunkene  Himation  die  ge- 
wohnliche   Bekleidung  ist,   hangt   mit  der   Vorstellung  von 

2  ruhiger  Macht,  siegreicher  Ruhe  zusammen;  die  stehende 
(ay«>lf*«T«  op^a%  wobei  das  Himation  oft  ganz  entfemt  ist, 
Oder  nm*  die  Ruckseite  bedeckt,  fiuhrt  den  Gedanken  von 
Thatigkeit  mit  sich,  Zeus  wird  dann  als  Schutzer,  Vorsteher 
politischer  Thatigkeit,  oder  auch  als  der  durch  Blitze  strafende 

3  und  schutzende  Gott  gedacht.  Bisweilen  findet  hier  auch 
eine  ganz  jugendliche  Bildung  statt,  wobei  man  an  den  noch 
kampfenden  und  noch  nicht  zur  Herrschaft  der  Welt  ge- 
langten  Zeus  denken  muss.  Doch  ist  auch  in  den  stehenden 
Zeusfiguren  immer  noch  viel  Ruhe;  ein  heftiges  Aus- 
schreiten   ist    der  Bildung   dieses  Gottes   nicht  angemessen* 


[350]  Zeus,  verschiedene  Darslellungen.  515 

Die  Patere  als  Zeichen  des  Cultus,  der  Scepter  als  Symbol  4 
der  Herrschaft,   die  Siegesgottin   auf  der  Hand,   der  Adler, 
der  Bote  des  Zeus,  und  der  Blitz,  seine  Waffe,  die  Haupt- 
attribute.    Der  Kranz  des  wilden  Oelbaums  (xouvog)  unter-  5 
scheidet  den  Olympischen  Jupiter  von  dem  Dodonaenischen, 
der  den  Eichenkranz,  und  auch  sonst  viel  Eigenthumliches 
im    Haarwurf  und    der   Bildung    hat.      Darstellungen,   bet  6 
welchen  die  Naturbedeutung,  eine  mystische  Beziehung  oder 
das    Verhaltniss    zum    Weltsystem    hervorgehoben    werden, 
sind   verhaltnissmassig    selten,    meist   erst   aus    den   Zeiten 
der  sinkenden  Kunst  oder  aus  Asiatischen  Gegenden.  Wesent- 
liche  Abweichungen  bieten  die  barbarischen  Gottheiten  dar,  7 
die  nur  als  Zeus  hellenisirt  sind. 

1.  Sitzend  Z.  zu  Olympia,  wie  auch  sonst  als  Ni%ri<p6Qoq,  Victor 
(Combe  N.  Brit.  6,  24.  G.  M.  10,  43.  177  b,  673);  marmome  Statuette 
in  Lyon,  Z.  als  Olympios,  Glaracj>l.  397.  .rL...S6&*  [Annali  d.  Inst.  XIII. 
p.  52.  tv.  D.];  Z.  Ephesios,  Mionnet  Suppl.  VI.  pi.  4.  n.  1.  vgl.  T.  III. 
p.  98.  n.  282.  Z.  Idaeos,  mit  Pallas  auf  der  L.,  auf  M.  von  Ilion,  M.  I.  d. 
Inst.  57;  ferner  der  Z.  mit  dem  Adler  auf  der  Hand,  der  nach  den  Hfiuzen 
einem  Makedonischen  Heiligthum  (wahrscbeinlich  Dion)  angeh5i*t;  auch 
der  Gapitolinische  mit  dem  Blitz  in  der  R.,  die  L.  am  Scepter,  Morelli 
N.  Fam.  Inc.  tb.  1,  1.  Impp.  Vitell.  tb.  2,  8.  Oefter  hat  der  Sitzende 
als  beruhigter  Donnerer  den  Blitz  auf  dem  Schooss,  Tassie  Cat.  T.  p.  86. 87. 
n.  941.  942,  auch  einen  Siegerkranz,  6.  M.  9,  44.  Ein  thronender  Z., 
welcher  auch  durch  ^as  Stiitzen  der  rechten  Hand  gegen  den  Kopf  Ruhe 
ausdriickt,  in  einem  Pompej.  Bilde,  Zahn  26.  Gell  N.  Pomp.  pl^66, 
M.  Borb.  VI^_52.  Ganz  bekleidet  die  Colossalstatue  des  Zeus  aus  Solus, 
mit  zierlichem  Fussschemel,  Serradifalco  Cenni  sugli  avanzi  di  Sol  unto 
tv.  3.  [Antich.  d.  Sicilia  T.  V,  tv.  38];  Z.  auf  dem  Adler  sitzend,  Bronze 
von  Oberndorf,  hist.  Abhdl.  der  MOncKner  Akad.  Bd.  V.  Tf.  7. 

2.  Stehend  Twie  der  Z.  Nemeios,  Paus.  II,  20,  3)  und  vom  Himation 
umgeben  z.  B.  der  von  Laodikeia,  der  das  Skeptron  in  der  L.,  den  Adler 
auf  der  R.  hat,  auf  Eintrachts-M.  Minder  eingehtlllt  die  Jupiterstatuen, 
M.  Cap.  Ill,  2.  3.  Bouill.  Ill,  1,  1.  Clarac  pi.  311.  Das  hierat.  Relief 
PCI.  IV,  2.    Zeus  Aetnaeos  auf  Manzen,  Bull.  d.  Inst.  1831.  p.  199. 

Ganz  unbekleidet  der  stehende  Z.  Homagyrios  der  Achaeer,  mit  einer 
Nike  auf  der  R.,  dem  Scepter  in  der  L.  N.  M.  Brit.  7,  15.  8,  6.  Stehender 
Jupiter,  wenig  bekleidet,  mit  Blitz  und  Scepter,  Bronze  von  Besanqon. 
Cab.  Pourtal^s  pl.  3.    Von  vom  unbekleidet  oft  auf  ROmischen  Milnzen ; 


516  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [350] 

als  J.  Stator;  als  Conservator  blitzwerfend ,  mit  Scepter  G.  M.  9,  45. 
J.  Imperator,  mit  der  R.  auf  eine  Lanze  gestfltzt,  in  der  L.  den  Blitz,  den 
1.  Fuss  hdher  stellend,  auf  M.  des  Commodus,  Pedrusi  Y,  17  (vgl.  indess 
Levezow  Jupiter  Imper.  B.  1826.  S.  13).  [J.  Imperator  oder  Urios  auf 
einer  MOnze  von  Syrakus  und  in  einer  Statue  von  Tyndaris,  Abeken  in 
den  Annali  XL  tv.  A.  p.  62.  vgl.  0.  Jahn  Archaeol.  Aufs.  S.  31.  Cave- 
doni  Bull.  1840.  p.  69.  110.]  Auf  der  Gemme  des  angeblichen  Onesimos, 
Millin  P.  gr.  2,  mit  Scepter,  Patere,  einen  Adler  neben  sicb,  der  einen 
Kranz  im  Schnabel  trftgt.  Schdne  Bronze  von  Paramytkia,  ganz  ohne 
Draperie,  mit  Patere,  Spec.  I,  32;  [eine  andre  eben  daher,  auch  nackt, 
doch  mit  Gblamys  auf  dem  Arm  das.  52.  53]  solche  Bronzefiguren  sind 
h§ufig,  der  Blitz  ist  gewOhnlicher  als  die  Patere,  Ant.  Ere.  VI,  1,  2. 
Athenischtf  M.,  wo  Z.,  mit  Blitz  und  Patere,  ein  wenig  vorscbreitet, 
N.  Brit.  7,  1.    Statue  M.  Cap.  Ill,  4.    Bouill.  IE,  1,  3. 

3.  Ein  unb&rtiger  stebender  Z.  mit  Blitz  und  Aegis  um  den 
linken  Arm  gewickelt,  mit  der  Beiscbrift  Naiaov,  Gemme  SehlichtegroU 
Pierr.  gi-av.  20.  G.  M.  11,  38,  vgl.  Winck.  W.  V.  S.  213.  Ein  jugendlicher 
Z.  (Tinia)  mit  dem  Blitz  auf  dem  Ficoronischen  Etruskiscben  Spiegel, 
Etrusker  11.  S.  44.  Unbartige  Z.  Bilder  bei  Paus.  VII,  24.  V,  24.  Z.  Hellenios 
bartlos  auf  Syrakus.  Miinzen;  auf  ROmiscben  (Stieglitz  Distr.  num.  fam. 
p.  35);  Gemmen  der  Art,  Tassie  p.  84.  n.  886. 

4.  Auf  M.  von  Elis  (Millingen  Anc.  coins  pi.  4,  21)  l^sst  Z.  den 
Adler  als  sein  Augurium  fliegen.  Auf  Gemmen  (Lippert  II,  4.  5.  Tassie  I. 
p.  87),  welcbe  den  Gegenstand  spielend  bebandeln,  erbalt  der  Adler  von 
Z.  den  Kranz,  den  er  einem  Begiinstigten  bringen  soil ;  man  siebt  ibn  aucb 
mit  Kranz  oder  Palme  im  Scbnabel  den  Blitz  trilgen.  Der  Adler  den 
Hasen,  die  Scblange  erlegend,  auf  Gemmen  und  MQnzen,  ist  ein  altes 
Siegs- Augurium.  Den  Blitz  hSli  Z.  als  nazaipaTrjg  in  der  R.,  auf  einem 
Felsen  sitzend,  den  Adler  zu  Fdssen,  auf  M.  der  Kyrrhester,  aus  der  Zeit 
der  Antoninen,  Mionnet  Descr.  V.  p.  135  f.  Burmann  de  Jove  •Kottai^utTi. 
Auf  M.  von  Seleukia  in  Syrien  liegt  der  Blitz  als  Cultus-Idol  auf  einem 
Tbron,  vgl.  Norisius  Ann.  Syromac.  p.  267.  Meist  wird  der  Blitz  als 
TUBqccvvo^  aixfidtaq,  oft  aucb  geflugelt  gebildet. 

5.  Auf  Eleiscben  MQnzen  der  Kopf  des  Z.  Olympjos  mit  dem 
Kotinos-Kranz ,  auf  dem  Revers  der  Adler  mit  der  Scblange  oder  dem 
Hasen.  N.  Brit.  7,  17  flf.  Stanbope  Olympia  pi.  17.  Descr.  de  TEgypte  V. 
pi.  59.  Der  Olympiscbe  Z.  wird  auch  durch  die  Spbinxe  der  Tbrookhne 
(Paus.  V,  11,  2)  bezeichnet,  am  Parthenon,  in  dem  Relief  bei  Zo^ga,  Bass. 
1,  1.  Hirt  Bild.  IL  S.  121.  Tf.  14,  1.  (Zeus,  Alpbeios  als  Mann,  Aelian 
V.  H.  II,  33,  Olympias,  Poseidon,  Istbmias). 


[350]  Zeus,  verschiedene  Darstellungen.  517 

• 

Der  Dodonaeische  auf  Mflnzen  des  Pyrrhos  bei  Mionnet  Descr. 
PI.  71,  8;  [diesen  erkennt  E.  Braun  Dekaden  I,  4  in  einer  mil  Eichenlaub 
gekranzten  Herme  zu  Berlin];  die  thronende  Frau  mit  Polos  und  Scepter, 
welchedas  Gewand  nach  Art  der  Aphrodite  flber  die  Schulter  zieht,  ist  gewiss 
die  Dodonaeische  Dione.  Auf  M.  der  Epiroten  sieht  man  die  KOpfe  des  Z. 
und  der  Dione  zusammen ;  hinten  einen  Epirotischen  §ovg  ^ovgiog  lagivos, 
N.  Brit.  5, 14,  vgl.  15.  Mionnet  SuppL  IIL  pi.  13.  AUier  de  Hauieroche  5,  IS. 
Der  Gapitolinische  J.  ist  auf  den  Denaren  der  g.  Petilia  ohne  Kranz. 

6.  Z.  0iliog,  als  Dionysos,  aber  mit  dem  Adler  auf  dem  Thyrsos, 
von  Polyklet  gebildet,  Paus.  VIII,  31,  2.  Auf  M  von  Tarsos  mit  Scepter 
Oder  Blitz  in  der  R.,  Aehren  und  Trauben  oder  Becher  in  der  L.  Toelken. 
Berl.  Kunstbl.  I.  S*  175.  Auf  Pergamenischen,  unter  diesem  Namen,  mit 
einer  Schale  in  der  R.,  Scepter  in  der  L.  Eckhel  Sylloge  p.  36.  Z.  ithyph. 
Boissard  VI,  127.  Glarac  pi.  404.  n.  692  c;  Z.  mit  Fruhlingsblumei^  im 
Kranze,  Panofka  Z.  und  Aegina  S.  6.  Z.  'Ofifigtog  aus  einem  FfUIhom  die 
Erde  beregnend  auf  einer  Ephes.  M.  von  Antonin  Pius,  Seguin  Sel.  Num. 
p.  154,  Eckhel  D.  N.  II.  p.  514.  J.  Pluvius  von  der  Gol.  Anton.  6.  M.  9,  41. 
Z.  mit  Fdllhorn  oft  auf  sp&tem  MCinzen.  Der  Z.  Apomyios  auf  Gemmen 
(Winck.  M.  I.  n.  13)  ist  jetzt  durch  Koehler,  Masken  S.  13,  richtiger  erkl&rt. 

Z.  als  Mittelpunkt  des  Weltalls,  sitzend  mit  dem  Blitz,  von 
Sonne  und  Mond,  Erde  und  Meer  und  dem  Zodiacus  umgeben,  schdne 
M.  max.  mod.  von  Nikaea,  unter  Antonin  Pius,  Mionnet  Suppl.  V.  p.  78. 
Aehnliche  H.  von  Sever  Alex.  Pedrusi  V,  21,  1.  Z.  Serapis  von  Planeten 
und  dem  Zodiacus  umgeben,  auf  Aegypt.  M.  unter  Antonin  Pius,  M4m. 
de  TAc.  des  Inscr.  XLI.  p.  522.  pi.  1,  11.  Gemme  bei  Lippert  I,  5.  Von 
Z.  als  Planet  §.  399. 

J.  exsuperantius  reich  bekleidet,  mit  FQllhorn  und  Patere  auf 
spMen  Reliefs;  auf  einer  Gemme  des  archaisirenden  Styls  Millin  Pien*e 
grav.  3.  Hier  sitzt  auf  der  Patere  ein  Schmetterling.  Vgl.  Winck.  V. 
S.  229.  Verschleiert  (als  verboi-gner  Gott?)  in  der  Samischen  Terracotta, 
Gerhard  Ant.  Bildw.  I,  1;  PCI.  V,  2;  Lippert  I,  9;  Schale  von  Aquileja; 
zugleich  mit  Eichenkranz  und  geflQgeltem  Blitz?  M.  Odesc  33.  Ge- 
fiagelt  Winck.  III.  S.  180.  Von  Z.  Hades  §.  397.  Z.  Areios,  ganz  als 
Hoplit,  auf  Munzen  von  Jasos,  Mdnchner  Denkschr.  f.  Philol.  I.  Tf.  4,  5. 
[Z.  slxavog  auf  MCinzen  von  Phaestos  in  Kreta,  nackt,  sitzend,  eine  Taube 
haltend.  Pater  Sechi  Giove  PEAXAN02^  e  Toracolo  suo  nel  antro  Ideo 
R.  1840  in  den  Atti  d.  Accad.  Rom.  di  archeol.] 

7.  Z.  ZtQoiziog,  Aapgavdsvg,  von  Mylasa  und  den  Nachbar- 
st&dten,  ein  alterthumliches  Idol  mit  Doppelbeil  und  Lanze,  ganz  bekleidet, 
s.  z.  B.  Buonarroti  Medagl.  tv.  10,  10.  Z.  Ammon  auf  M.  von  Kjrrene, 
Aphytisund  andem  Griechischen  St&dten,  Alexandreia,  Rom,  auf  Gemmen. 
Sehr  schOner  Kopf,  M.  von  Kyrene,  mit  Silphium,  Mionnet  T.  IX.  pi.  7. 


518  Mythologische  GegensUUide  der  b.  K.  [351 J 

• 
[Schfiner  Kopf,   M.  PioCl.  V,  6.]    J.  Axur  oder  Anxur  von  Terracina, 

uub&rtig,  strahlenbekrHnzt,  thronend,  auf  M.    G.  M.  pi.  9 — 11.    J.  Doli- 

chenus  §.  241.  A.  2.    Z.  Kasios  §.  240.  A.  1.    [KOpfe  des  Zeus  von 

MQnzen  sind  zusammengestellt  von  Glarac  pi.  1001.  1002,  wo  ein  l6blicher 

Anfang  gemacht  ist,  die  Gesichtsbildungen  der  Gutter  von  den  MCinzen  zu- 

sammenzustellen.] 

1  351.  In  grOssern  Compositionen  erscheint  Zeus  theils 
als  Kind  dargestellt,  nach  dem  Kretischen  Mythus,  den  schon 
Hesiod  mit  den  gewQhnlichen  Vorstellungen  verschmolzen  und 

2  ausgeglichen  l^tte ;  theils  als  der  durch  den  Kampf  mit  den 
•    Giganten  (der  viel  eher  und  viel  mehr  besungne  Titanenkrieg 

war   kein  Gegenstand   fur   die  Plastik) ,    die  er  gewohnlich 
vom  Streitwagen  herab  niederblitzt,  die  HeiTschaft  der  Welt 

3  sich  Sichemde.  Indem  nun  aber  Zeus  als  der  zur  Herr- 
schaft  gelangte  Gott  selten  unmittelbar  in  die  Verwirrungen 
des  Lebens  eingreift:  so  bleiben  als  grossere  Darstellungen 
hier     nur    seine    Buhlschaften     ubrig,     die     zum    grossen 

4  Theil  aus  alter  Naturreligion  hervorgegangen  sind.  Bei 
der  Jo,  die  bald  als  Kuh,  bald  als  Jungfrau  mit  Kuh- 
homem  erscheint,  und  bei  der  vom  Stier  getragenen, 
vom  Gewande  bogenffirmig  umflatteften  Gestalt  der  Europa 
h&lt  sich  die  Kunst  ziemlich  treu  an  die  alten  symbolischen 
Vorstellungen ;  doch  bringt  sie  die  Europa  zum  .Zeus  als 
Adler  schon  in  ein  lasciveres  Verhaltniss,  da  bei  der  Liebe 
des  Zeus  als  Schwan  zur  Leda  (einem  Lieblings^egenstande 
der  uppig  gewordenen  Kunst  in  Makedonisch-Romischer  Zeit) 
zu   einer   wenig    verhehlten   Darstellung   trunkener  WoUust 

5  wird.     Auch  zu  possenspielartigen  Darstellungen  gaben  Lieb- 
c  schaften    des    Zeus    der    Poesie    und    Malerei    Stoff.     Der 

Raub  des  schonen  Knaben  Ganymedes  bildet  eine  Art  Gegen- 

7  stuck  zur  Geschichte  der  Leda.  —  Unter  den  aus  dem 
Cultus  genommenen  Zusammenstellungen  des  Zeus  mit  an- 
dem   Gottheiten   ist   die  Capitolinische  Gruppe,   Juno   links 

8  und  Minerva  rechts  von  Jupiter,  besonders  wichtig.  Figuren 
von  Niken,  Moeren,  Chariten,  Horen,  als  Parerga  von  Zeus- 
bildern,  sind  gleichsam  Auslegungen  seiner  erhabenen  Eigen- 
schaften  und  der  verschiedenen  Seiten  seines  Wesens. 

1.    Das  Zeus  kind   unter   der  Ziege  Amaltheia,   Hbea  dabei,  die 
Kureten  iSimend,  auf  dem  vierseitigen  Altar  M.  Cap.  IV,  7.    G.  M.  5,  17. 


1351]  Zeus  in  Gnippirungen.     '  519 

[Das  Kind  auf  dem  Schoos  der  Nymphe,  und  das  Kind  auf  dem  Boden 
liegend  zwischen  und  unter  den  larmenden  Kurelen  M.  d.  I.  Ill,  17. 
Ann.  Xn.  tv.  k.  p.  141  und  Campana  Opere  di  piastica  tv.  I.  2.]  Das 
Kind  neben  der  Mutter  in  einer  Grotle,  Kureten  (Koiybanten)  umher,  auf 
M.  von  Apameia,  Mionnet  n.  270.  (Bossiere  M6d.  du  Roi  pi.  29);  das 
Kind  von  larmenden  Kureten  umgeben  auf  Kaiser-M.  von  Magnesia  und 
Maeonia  (Mon.  d.  Inst.  49  A  2;  vgl.  §.  395).  J.  Crescens  auf  der  Amal- 
theia  G.  M.  10,  18.  J.  und  Juno  als  SSuglinge  der  Fortuna  zu  Praeneste, 
Cic.  de  div.  II,  41.  vgl.  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  2.    Z.  als  Knabe  zu  Aegion. 

2.  Z.  Gigantomachos  zu  Wagen,  auf  dem  berijhniten  Cameo  des 
Athenion,  in  der  K.  Saramlung  zu  Neapel  (Bracci  Mem.  degli  ant.  Incisori 

I,  30.  Tassie  pi.  19,  986.  Lipp.  Ill,  10.  M.  Borb.  I,  53,  1. ,  G.  M.  9,  33), 
wovon  eine  Nachbildung  in  Wien  (Etkhel  Pierr.  grav.  13,  vgl.  Lipp.  1,  13); 
auf  einer  M.  des  Cornelius  Sisenna  (Moreili  Cprn.  tb.  5,  6);  in  einem 
schQnen  Vasengemalde  Tischb.  I»  31.  [felite  c6ramogr.  I,  13;  Z.  einen 
Sperber  auf  der  Linken ,  geht  mit  dem  BRt^  in  der  erhobenen  Rechten 
gerad  an  gegen  Porphyrion,  Vase  vonrVulci^,  abgebildet  in  Dubois  Anti; 
quit^s  de  KJe_C.  Fourtales  n^23.  p.-27];  am  Peplos  der  Dresdner 
P3Ias.  Z.  mit  einem  Giganten  handgemein,  auf  einer  Paste,  Schlichte- 
groU  23;  fihnlich  auf  einer  M.  Diocletians,  Walsh  Essdy  on  anc.  coins 
p.  87.  n.  19.  Ueber  die  Giganten,  von  denen  Typhoeus  kaum  zu  unter- 
scheiden,  vgl.  §   396.     "    ~  ----- 

4.  Z.  Liebe  zur  Jo,  der  Argivischen  Herapriesterin  und  ursprClnglich 
MondgOttin,  interessant  dargestellt  in  dem  Vasenbilde,  Millingen  Coll.  de 
Cogh.  pi.  46;  man  sieht  das  Holzbild  der  Hera,  Jo  als  nag^ivoq  fiovKBgrng 
(Herodot  II,  41),  Z.  n6ch  bartlos,  mit  dem  Adlerscepter.  Vgl.  §.  363,  2. 
Die  Jo-Kuh   von  Argos  bewacht,  auf  Gemmen,   M.  Flor.  I,  57,  3.    Lipp. 

II,  18.  Schlichtegroll  30.  vgl.  Moschos  II,  44  und  §.  381.  Interessantes 
Wandgemalde  aus  Pompeji,  M.  Borbon.  X,  2.  Jo  (als  nuQ^svog  Povyttgrng, 
vom  Nil  getragen  und  von  Aegypten,  welches  die  Uraeusschlange  in  der 
Hand  halt,  und  Aegyptiern,  welche  Sistra  schwingen,  begrdsst.  Der  neu- 
geborne  Epaphos  sitzt  als  Horus  dabei  [nach  Quaranta  Harpokrates.  Die- 
selbe  Vorstellung  ist  nochmals  dort.]  Interessantes  Apulisches  Vasen- 
gemalde, Argos  mit  Augen  fiber  den  ganzen  Kdrper  bedeckt.  [Jetzt  bei 
Panofka  Argos  Panoptes  B.  1835.  Tf.  3.  Grosses  Vasengemalde  aus  Ruvo, 
mit  vielen  andem  Honumenten.  M.  d.  I.  II,  59.  Ann.  X.  p.  253— 66  von 
Cav.  Gargallo  Griraaldi,  nebst  Verzeichniss  der  einschlfigigen  Monumente 
p.  328,  vgl.  auch  p.  312  ss.  und  Minervini  im  Bull.  Napol.  III.  p.  42—46, 
der  auch  p.  73.  tv.  4  einen  Argus  bifrons,  der  nur  aus  dem  Aegimios 
bekannt  war,  mit  Augen  am  ganzen  KOrper,  bekannt  macht.  Zweimal 
diese  Erscheinung  an  archaischen  Vasen  in  der  Revue  arcbtol.  1846.  III. 
mit  Eiklarung  von  Vinet  p.  309—20.  *  Die  Tddtung  des  Argos  auch  auf 


5S0  Mythologische  Gegenst^de  der  b.  K.  [351] 

einem  Teller  jetzt  in  England,  Gerhard  Archaeol.  Zeit.  1847.  Tf.  2.  S.  18. 
S.  §.  381.  A.  7.] 

Liebe  zur  Europa,  einer  Kretischen  Nacht-  und  Mondg5ttin  (Boettiger 
Kunstmythol.  S.  328.  Hoeck  Kreta  I.  S.  83.  Welcker  Kret.  Kolonie  S.  1  ff.) 
Europa  auf  dem  Z.  Slier,  alte  Bronzestatue  des  Pythagoras  (Varro  de  L. 
L.  V,  6.  §.  31).  A.uf  M.  von  Gortyna  sieht  man  Eur.  vom  Stier  getragen 
(N.  Brit.  8,  12.  Boettiger  Tf.  4,  8),  dann  auf  der  Platane  am  Lethaeos 
sitzend,  welche  aus  dQrren  Zweigen  sich  frisch  zu  belauben  scheint,  Z.  als 
Adler  neben  ihr  (N.  Brit.  8,  10.  11);  auch  schmiegt  sich  der  Adler  ihrem 
Schoosse  an  (Mionnet  Suppl.  IV.  pi.  10,  1):  woraus  wohl  auch  die  sog. 
Hebe,  Lippert  II,  16.  Schlichtegroll  38,  zu  erkl^en  ist.  E.  den  Stier 
streichelnd,  alte  M.  von  Phaestos,  Streber  MQnchner  Denkschr.  Philol.  I. 
Tf.  2,  5;  E.  auf  der  Platane  M.  von  Myrine  (V.  M.),  Streber  das.  6.  7. 
Auf  dem  Stier,  mit  flattemdem  Gewand,  sieht  man  sie  auch  auf  sp^tem 
M.  von  Sidon  (SanCJem.  15,  152.  153.  36,  6.  7.  N.  Brit.  12,  6),  und 
Denaren  der  g.  Volteia,  Morelli  n.  6.  Vgl.  das  fgedichtete]  GemSlde 
(Achill.  Tatius  I,  1)  im  Grabmal  der  Nasonier,  bel  Bartoli  17;  die  Vasen- 
gem.  Millingen  Div.  coll.  25  [Elite  c^ramogr.  I,  27;  ein  unedirtes  das. 
pi.  28];  Millin  Vas.  II,  6;  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  142.  [Gerhard  Auserl. 
Vas.  II,  90,  Vasi  Feoli  n.  3.  E.  auf  dem  Stier  wiederholt  auf  beiden 
Seiten,  eine  aus  Aegina,  jetzt  in  Munchen,  eine  Amphora  aus  Ruvo  sehr 
schOn,  Bull.  1844.  p.  94.  Das  Barberinische  Mosaik  bei  TumbuU.  Tf.  11 
und  bei  d'Agincourt  pi.  13,  8,  eines  von  Luceria,  Finati  M.  Borbon.  p.  334. 
Die  Vaticanische  Gruppe  bei  Glarac  pi.  406.  n.  695  ist  eine  Nike  fiov^'v- 
tovacc,  E.  auf  dem  Stier,  Eros  krftnzt  sie,  ein  Htlndchen  springt  vor  ihr, 
ein  Jtlngling  mit  einem  Kranz,  einer  mit  einer  Lanze  und  je  ein  Satyr  zu 
beiden  Seiten.  Kleine  Amphora  bei  E.  Braun.  Bei  Turnbull  a  Treatise 
on  anc.  painting  1740.  pi.  8  ein  Gemdlde  in  grossem  Styl,  E.  geraubt  mit 
acfat  Zuschauem,  meist  Madchen.]  Gemmen,  Beger  Thes.  Brand,  p.  195; 
Lipp.  I,  14  (15?);  Schlichtegroll  29. 

Z.  als  Schwan  die  Led  a  umarmend.  C.  Fca  Osserv.  sulla 
Leda.  1802;  [ed.  2.  1821],  wo  sechs  &hnliche  Statuen  abgebildet  warden. 
M.  Flor.  Ill,  3,  4.  [Millin  Mag.  encycl.  1803.  Y.  p.  404.]  Der  Schwan  ist 
bei  diesen  Statuen  oft  einer  Gans  ghnlicher,  vielleicht  nicht  ohne  Hindeutung 
auf  Priapische  sacra  (Boettiger  Here,  in  bivio  p.  48).  Ad.  Fabroni  deutete 
deswegen  diese  Statuen  auf  die  von  einer  Gans  geliebte  Lamia  Glaucia. 
Grossartig  erfundene  Gruppe  St.  di  S.  Marco  II,  5;  ein  ganz  fihnliches 
Relief,  aus  Argos,  wird  im  Brit  Museum  aufbewahrt.  [0.  Jahn  Archaeol. 
Beitr.  Tf.  1.  S.  6.  Zu  den  Statuen  der  Leda  mit  dem  Schwan  das.  8.  2 
kommen  noch  drei  hinzu,  ein  ziemlich  gutes  Exemplar  in  London  in 
Landsdownehouse  in  der  Statuengallerie,  ein  andres  in  Oxford,  eines  aus 
Spanien   Antiqu.   Pourtal^  n.  37.]     Glarac   pK   411—13.    [Die  schOnste 


[351 J  Zeus  in  Gruppirungen.  5^1 

Composition  enthdlt  ein  beschSdigter  Mosaikfussboden  in  Xanthos,  wovon 
die  Zeicbnung  bei  Sir  Fellows,  Leda  steht  uberrascht  von  GfefQhl  und  Scham, 
die  Anne  von  sich  streckend,  an  ihrem  blauen  Peplos  pick!  der  Schwan.] 
Auf  Gemmen  in  sebr  verschiedenen  §tellungen  (Veneris  figuris)  Tassie  pi.  21 ; 
Lipp.  I,  16  £f.  II,  8  ff. ;  Eckhel  P.  gi\  34.  —  Pitt.  Ere.  Ill,  89.  M.  Borbon.  X,  3. 

Z.  die  Antiope  umfangend,  auf  einem  Etruskischen  Spiegel,  Ingliir. 
II,  17;  der  Satyr,  in  dessen  Gestalt  er  sie  beschlich,  steht  daneben.  Z.  selbst 
als  Satyr  dabei,  auf  Gemmen,  Lipp.  I,  11.  12.  Z.  als  Adler  die  Aegina  (?) 
raubend,  Vaseng.  Tischb.  I,  26.  Pan'ofka  Zeus  und  Aegina  B.  1836.  An 
der  Berliner  Vase  Tf.  I,  1  [Elite  c^ramogr.  I,  17]  wird  Aegina  mit  Hebe 
Ganymeda  vemiischt  und  kosmisch  gedeutet,  ganz  ohne  Grund.  Tf.  II,  6. 
[Elite  I,  16]  aus  Tiscbbein  I,  26.  Panofka  bezieht  darauf  auch  die  am 
Boden  sitzende  Figur  mit  einem  Adler,  >Sonnen-  und  Feuer-Adler,«  dar- 
Qber;  diese  Gemmen  sind  aus  der  letzten  Zeit  des  Alterthums,  eher  die 
kdrperldsende  Psyche;  aber  s.  Tf.  II,  4;  die  Europa  auf  Milnzen  von 
Gortys  D.A.K.  I,  41,  186  sei  Thalia-Aegina,  lauter  Spielereien.  [Vase  im 
Mus.  Gregor.  mit  den  Namen  von  Melchiorri  in  den  Atti  deir  Accad.  Rom. 
di  Archeol.  VIII.  p.  389—434,  auch  bei  E.  Braun,  Ant.  Marmorwerke  I,  6, 
nebst  einer  &hnlichen  aus  der  Durandschen  Sammlung.  Zeus  in  Person, 
und  nebst  dem  Bruchstuck  eines  Reliefs  eigenthCimlicher  Composition.] 
Der  goldne  Regen  der  Danae  in  einem  Pompej.  Gem&lde,  Zahn  68. 
M.  Borb.  II,  36.  [Vase  des  Cav.  Campana  aus  Caere,  von  grossartiger  Zeich- 
nung,  Danae  unter  dem  Goldregen,  Rv.  D.  in  dem  Hasten  eingeschlossen, 
ibr  Kind  auf  dem  Schooss,  Diktys  und  Polydektes  vor  ihr  stehend,  zu 
denen  sie  von  dem  Gefflhl  einer  Mutter  spriclit  in  einem  Bruchstiick  des 
Euripides.    Bull.  1845.    p.  214—18.]    Ueber  die  Semele  §.  384. 

5.  Z.  und  Hermes  bei  der  Alkmene  einsteigend,  nach  einer  unter- 
italischen  Farce  auf  einer  Vase,  Winck.  M.  I.  190.  Hancarville  IV,  105. 
Vgl.  des  Verf.  Dorier  II.  S.  356.  Dieselbe  Scene,  aber  ohne  die  Attribute 
der  GrOtter,  auf  der  bunten  Vase  M.  Pourtales  pi.  10,  Z.  auf  der  Leiter 
hinansteigend.  Auf  dem  Kasten  des  Kypselos  sah  man  die  Gewinnung 
der  Alkmene  durch  einen  Becher. 

6.  Ueber  jG any medes  §.  128,  1.  Einzelne  Statuen  PCI.  II,  35. 
Piranesi  21;  M.  Flor.  5  (sehr  ergftnzt).  Der  Raub  St.  di  S.  Marco  II,  7. 
Caylus  11,  47,  3.  Schlichtegroll  Pierr.  grav.  31.  Den  Adler  trftnkend, 
PCI.  V,  16,  oft  auf  Gemmen.  Lipp.  I,  21  fif.  Thes.  Ant.  Gr.  I,  V.  Zeus 
den  Gan.  kdssend  auf  einem  Herculanischen  (oder  von  Mengs  unterge- 
schobnen)  WandgemSlde,  Winck.  V.  Tf.  7,  vgl.  Lukian  Dial.  Deor.  5. 
Gan.  Unterweisung  durch  Aphrodite,  G.  M.  146,  533.  Clarac  pi.  107—110. 
M.  Borbon.  V,  37.  Impr.  d.  Inst.  Cent.  Ill,  4.  [0.  Jahn  Archaeol.  Beitr. 
S.  12—45.  Statue  des  Ganymed  oder  Paris,  angelehnt,  mit  dickem  Slab, 
Bouillon  II,  13.    Der  raubende  Adler  von  colossaler  GrOsEe,  d'Agincouft 


522  Mythologische  GegensUnde  der  b.  K.  [352J 

fragm.  en  t.  cuite  pi.  6.  Vasengem^lde,  M.  Gregor.  II,  14,  2  aus  Passeii 
in  der  filite  c6ramogr.  I,  18,  6.  mil  Trochos,  wie  in  dem  schOnen  Paris- 
urtheil  einer  Amphora  in  Berlin  und  an  der  Vase  mit  Pelops  und  Oeno- 
maos  in  Neapel,  welchem  Zeus  nachlSuft;  Bull.  Napol.  V.  tv.  2.  p.  17. 
Vase  von  Gnathia,  Z.  den  G.  mit  Ti-ochos  erfassend.  Eros,  Henries,  die 
ungeflugelte  Nike  kr&nzend;  noch  andre  Vasengem^lde  werden  liier  ange- 
fflhrt;  Gerhard  Auserles.  Vas.  I,  7.  G.  geflugelt  schenkt  ein,  Z.  und  Here 
thronend,  Athene,  Poseidon,  Hermes;  Bull.  1847.  p.  90  an  einer  Kylix  G. 
als  Mundschenk  dienend.  An  einer  'grossen  und  sch()nen  Amphora  des 
Baron  Lotzbeck  hat  Zeus,  der  dem  G.  nachschreitende,  wie  ein  Asiatischer 
Monarch,  Scepter  und  einen  breiten  prftctitigen  Talar,  G.  mit  Trochos  und 
einem  Lieblingsvogel  unter  dem  Mantel  halb  versteckt,  ist  nach  einer 
andem  Vase  erg&nzt.  An  einem  grossen  Krater  in  Rom  der  Knabe  fliehend, 
ein  Schwan  gierig  ihm  nAchlaufend,  gegenQber  der  Vater  mit  wamendem 
Finger;  dardber  Zeus,  Eros,  Aphrodite  (Rv.  Dionysos).  Ein  kleines  Frag- 
ment enthalt  VANYMHJHZ  und  einen  SchwanenhalsJ 

7.  Die  drei  Cap.  Gutter  auf  M.  Trajan^s,  Vaillant  M^d.  de  Camps 
p.  13.  In  einem  Fronton  (nach  einem  Relief?)  Piranesi  Magnificenza 
p.  GXGVIII.  Auf  Lampen  bei  Bartoli  II,  9  (wo  die  Capitol.  Gutter  als 
Beheri-scher  des  Universums  gefasst  sind);  Passeri  I,  29.  Gemmen  bei 
Tassie  L  p.  83.  Das  Relief  Bouill.  Ill,  62  zeigt  ein  Opfer  vor  dem 
Capitolinischen  Tempel,  nach  seiner  spHtern  Korinthischen  Architektur. 
Die  Symbole  der  drei  Gdtter  znsaromen  auf  einer  Gemme,  Impr. 
d.  Inst.  II,  66. 

8.  Den  Thron.des  Olympischen  Z.  stiitzen  Niken,  das  huldvolie 
Haupt  umgeben  auf  der  RGcklehne  die  Chariteu  und  Horen;  ebenda 
standen  bei  dem  Megarischen  Z.  (Paus.  I,  40,  3)  die  Horen  und  Moeren. 
[Z.  u.  Nike  Stackelb.  Gr&ber  Tf.  18.  Elite  c^ramogr.  I,  15.  23,  oderHebe 
20.  21.  Z.  und  Hera  thronend,  Hermes  und  Dionysos  hinter,  Hestia  und 
Ariadne  vor  ihnen  stehend,  da&  pi.  22.] 


2.    Hera. 

1  352.  Hera  war  in  mehrern '  Heiligthumem  Griechen- 
lands,  welche  indess  alle  von  Argos  abzustammen  scheinen, 
das  dem  Zeus  entsprechende  weibliche  Wesen,  die  Frau^des 

2  Himmelsgottes.  Die  E  h  e  mit  ihm ,  welche  die  Quelle  des 
Natursegens  ist,  macht  ihr  Wesen  aus;  in  Bezug  auf  diese 
wird  Hera  in  den  Sagen  auf  verschiednen  Stufen  als  Jung- 
frau,  Braut,  Eheweib,  auch  vom  Gemahl  getrennt  und 
ihm  widerstrebend  gefasst;  die  Qottin  selbst  wird  dadurch 

3  zur  EhegSttin.    Als  echte  Ehefrau  {xovgidiri  aioxog)  im  Gegen- 


[352]  Hera.  323 

satze    der  Concubinen,   zugleich  als  m&chtige  GdtterfQrstin, 


524  Mythologische  GegenstHnde  der  b.  K.  [352] 

dem  kavov  mit  der  icivTj  noch  besonders  das  Argivische  Idol  §.  68.  A.  2. 
351.  A.  3  und  das  weisse  sonnenlicbte  Krederanon  der  Hera.  Von  der 
Samischen  H.  des  Smilis  §.  69;  nach  alt-6riecbischer  Biidung  ist  H.  eine 
wobleingehiillte  Figur,  deren  Himation  zugleich  den  Kopf  bedeckt  und  mil 
den  H^nden  zierlich  festgehalten  und  angezogen  wjrd.  So  auch  im 
hieratischen  Styl  (mit  Zeus  und  Aphi*odite)  auf  dem  Relief  im  L.  324. 
M.  Franq.  II,  1.  ^  M.  Nap.  I,  4.  Clarac  pi.  200.  Von  dem  Schleier  einer 
H.-Statue  spricht  auch  Libanios  "Exqpp.  22  (vgl.  Petersen  De  Libanio  II. 
p.  8)  in  Bezug  auf  die  EhegOttin  [Die  H.  des  Capitolinischen  Brunnens 
mit  den  zwfilf  GOttem,  Mus.  Capit.  IV,  22.  Meyer  und  Winckelm.  W.  III. 
Tf.  4.]  Die  Sirenen,  die  das  alte  Herabild  von  Koronea,  von  Pythodoros, 
auf  der  Hand  hielt  (Paus.  IX,  34,  2),  deuteten  wohl  auch  auf  den  Hyme- 
naeos.  Einen  LOwen  tragt  H.  auf  der  Hand ,  wahrscheinlich  nach  einem 
Gultusbild,  auf  einer  Nolanischen  Vase,  Gerhard  Ant.  Bildw.  I,  33.  Sonst 
hat  sie  einen  Apfel  oder  eine  Granate  in  der  Hand  (auf  Vasen  von  Volci, 
Ann.  d.  Inst.  III.  p.  147),  auch  auf  dem  Scepter,  auf  der  Vase  g.  99.  N.  5. 

5.  Die  Stephane  der  H.,  Athen.  V,  201  c;  davon  wohl  Bvatitpavog 
bei  Tyrtaeos;  fiber  die  Form  vgl.  oben  §.  340.  A.  4.  Sie  hat  immer 
Aehnlichkeit  mit  dem  Stimschilde  des  Helms,  welches  auch  so  hiess.  Der 
Polos  in  dem  Samischen  Terracottabilde  bei  Gerhard  Ant.  Bildw.  I,  1. 
Von  dem  Stephanos  der  Polykletischen  H.  §.  120.  A.  2. 

6.  Hierbei  liegt  besonders  der  colossale  Kopf  des  Hauses  Ludovisi 
zum  Grunde;  s.  Winck.  W.  IV,  Tf.  7  b.  Meyer  Tf.  20.  Hirt  2,  5.  Aehn- 
lich  die  Bflste  von  Versailles  M.  Nap.  T.  1.  pi.  5.  Kopf  im  anmuthigeren 
Styl  aus  Pallast  Pontini  jetzt  im  Vatican  M.  d.  Inst.  11.  tav.  52.  Abeken, 
Ann.  X.  p.  20.  In  strengerer  Weise  (fflr  eine  feme  Ansicht  wahrschein- 
lich)  mit  starkvortretenden,  scharfkantigen  Augenlidern  ein  Golossalkopf 
in  Florenz,  Winck.  IV.  S.  336.  Die  Stephane  hat  bier  die  runden  Aus- 
schnitte  und  KnOpfe  auf  den  Spitzen,  vne  oft;  sie  ist  mit  Rosen  geschmilckt. 
Herakopf  von  Praeneste  mit  hoher  Stephane,  dem  Polos  ahnlich,  bei 
GuattaAi  M.  I.  1787.  p.  XXXIII.  Zwei  schOne  Busten  in  Neapel,  M.  Borb. 
V,  9.  [Ueber  die  eine,  von  der  merkwflrdigsten  SchOnheit,  s.  H.  Brunn 
im  Bullett.  1846.  p.  122—28.]  BQste  in  Sarsko-Selo,  [colossal,  wird  flber 
die  Ludovisische  erhoben  von  Koehler  im  Journal  von  Russland  I.  S.  342  f. 
vermuthlich  der  Kopf,  der  in  Pantanello  gefunden  nach  Russland  ging, 
Dallaway  Anecdotes  of  the  arts  in  Engl.  p.  370.  Noch  zwei  andre  K3pfe 
in  Villa  Ludovisi,  Meyer  zu  Winckelm,  IV.  S.  334.  Einer  mit  der  Sphen- 
done.  Specimens  I,  24,  in  der  prelimin.  dissert.  §.  73  fClr  Atys  genommen. 
KOpfe  der  Hera  von  Munzen  Clarac  pi.  1002.] 

7.  Von  Statuen  keine  der  aller^'orzQglichsten.  Bei  Clarac  pi.  414 
bis  423  viel  nicht  dahin  GehOriges.    Die  Barberinische,  PGl.  I,  2.     [Opere 


[353]  Hera,  Italische  Formen,  Gruppirungen.  525 

div.  II.  p.  426.]  Piranesi  Statue  22  (der  Kopf  bei  Morghen  tv.  2,  3),  hat 
einen  milden  Ausdruck  und  eine  auffallende  Freiheit  des  Costiims.  Aehn- 
Uch  die  von  Otricoli  PCI.  II,  20.  Aus  den  Ruinen  von  Lorium,  mil 
Stephane  und  Schleier  PCI.  I,  3.  M.  Chiaramonti  I,  7,  mit  Stirnkrone, 
Schleiergewand  nach  hinten.  Ein  Kopf  Impr.  gemmar.  Cent.  IV,  5.  Die 
Gapitolinische,  nicbt  vdllig  sichere,  aus  dem  Hause  Cesi,  bei  Maffei  Race 
129.  M.  Cap.  Ill,  8.  M.  Franq.  II,  3.  Bouill.  I,  2.  Die  Farnesische 
M.  Borb.  II,  61.  [Mit  dieser  ganz  ubereinstimniend  eine  in  -der  Gegend 
von  Ephesus  gefundene,  nicht  ganz  erhaltne  colossale  Statue,  die  nach 
Wien  gebracht  worden,  Kunstbl.  1838.  N.  35.]  Die  im  M.  Flor.  Ill,  2  ist 
sehr  erg&nzt.  Bronzefigur  mit  dem  Granatapfel  und  der  ausgezackten 
Stephane,  Ant.  Ere.  VI,  3  (n.  67  ist  schwerlich  Juno).  Relief-Figur  von 
edlem  Styl  PCI.  IV,  3.  Sitzende  Juno  auf  M.  von  Chalcis  unter  L.  Verus, 
HPA.    Eckhel  N.  Anecd.  tb.  X,  20. 

353.    Sehr    selten    ist    die    Darstellung    einer   IVfutter-  i 
pflichten    ubenden   Hera;    die    konigliche   Idatrone    hat    die 
Itfutter  in  der  Vorstellung  der  Gottin  verdrangt.    In  Italien  2 
geht  die  Vorstellung  der  Juno  in   die  des  Genius  weiblicher 
Personen  uber,  welcher  auch  Juno  hiess.    Ueberhaupt  war  3 
die  Juno   eine  Hauptperson    der   Italischen   Theologie;   eine 
ganz  eigenthiimliche  Darstellungsweise  derselben,  die  Lanu- 
vinische  oder  Sospita,  konnte  auch  bei  den  Romern  nicht 
durch  Griechische  Kunst  und  lifythologie  verdrangt  werden. 
In  Darstellungen  des  menschlichen  Lebens  eingreifend  erscheint  4 
Hera   stets  als  die  Vorsteherin  des  Ehebundes,   als  Zeuxia 
Oder  Pronuba  das  Weib  dem  Manne  iibergebend. 

1.  Eine  s&ugende  H.  (sie  wird  an  der  Stephane  erkannt)  bei  Winck. 
M.  I.  14.  PCI.  I,  4;  ihr  SHugling  ist  nach  Vwconti  Mars,  wie  auf  einer  M. 
der  Julia  Mammaea.  [Vase  mit  Hera  den  Herakles  saugend.  Bull.  Napol. 
I.   p.  6.] 

2.  So  scheinl  die  Bronze  Ant.  Ere.  VI,  4  mit  hoher  Stephane,  Patere 
und  Fruchthom,  von  einem  gewissen  individuellen  Ausdruck,  die  Juno 
einer  bestimmten  Matrone  darzustellen.  Deswegen  hebt  auch  der  Pfau, 
der  wohl  in  Samos  der  H.  zuerst  geheiligt  wurde,  auf  Rdm.  Kaiser-M.  die 
Kaiserinnen  (Juno  Augustae)  zum  Himmel,  wie  der  Adier  die  Kaiser. 

3.  Das  Costtlm  der  J.  Sospita  ist  ein  Ziegenfell  um  den  Leib,  eine 
doppelte  Tunica,  calceoli  repandi,  Lanze  und  Schild.  Die  Gestalt  war  den 
R5mem  sehr  bekannt ,  Cic.  N.  D.  I,  29,  und  ist  auf  Familien-M.  h&ufig, 
s.  oben  §.  196.  A.  4  u.  Stieglitz  N.  fam.  Rom.  p.  39,  Gfter  mit  der  die 
Lanuvinische  Schlange  fCittemden  Jungfrau.  Statue  PCI.  II,  21.  6.  M. 
12,  50.   ygl.  Gerhard  Beschr.  Roms  II,  U.   S.  229.    [Mus.  Capit.  Ill,  5, 


526  Mytbologische  Gegenstinde  der  b.  K.  [354] 

Lor.  R^  scult.  del  Mus.  Capit.  scala  tv.  2.  T.  I.  p.  207,  wo  die  von  Bottari 
weggelassene  Inscfarift  am  Sockel  und  das  Ton  diesem  in  einen  Schleier 
verwandelte  Ziegenfell  hei'gestellt  sind.  Auch  an  der  grossen  runden  Ara 
in  Villa  Pamfili,  Winckelm.  W.  V.  S.  283.]  Kopf  der  J.  Monet  a,  mit 
den  Instiumenten  zum  MQnzprSgen  auf  dem  Re  vers,  auf  Denaren  der  g. 
Carisia.  —  H.  als  Himmelskdnigin,  von  Stemen  umgeben,  thronend, 
Lipp.  I,  25.  Tassie  pL  21.  Sogen.  Junok5pfe  auf  Gemmen  sind  es  selten 
wirklich. 

4.  H.  als  HochzeitsgGttin  auf  Vasen  von  Volci,  Ann.  d.  Inst.  IIL 
p.  38.  Auf  R6m.  Denkmaiern  steht  J.  Pronuba  Ofter  im  Hintergnind 
zwischen  Braut  und  BrSutigara,  sie  zusammenfflhrend,  §.  429.  Gruppirungen 
mit  andem  Gftttem:  Sch5nes  Relief  von  Chios,  welches  Zeus  und  H. 
tbronend,  nebst  einer  dritten  Figur  (Semele?),  darstellt,  Ant.  of  Ionia  I. 
p.  IV.  Mit  Zeus  und  Athena  §.  351.  A.  7.  Mythische  Zusammenstellungen 
§.  367.  A.  3.  378.  A.  4.  Dione,  die  G<)ttin  von  Dodona,?  Specim.  11,23, 
Bronzeiigur,  mit  einem  Vogel  der  eher  einer  Namidischen  Henne  als  einer 
Taube  gleicht,  auf  dem  Kopfe. 


8.    Poseidon. 

1  354.  Poseidon  war  ursprunglich  der  Gott  des  Wassers 
im  Allgemeinen,  insofem  dasselbe  als  ein  manniich  wirk- 
sames  Princip  gedacht  werden  konnte;  er  war  auch  Fluss- 
und  Quellengott,  und  eben  deswegen  das  Ross,  welches  seit 
uralter  Zeit  bei  den  Griechen   in  enger  Beziehung  zu  den 

2  Quellen  stand,  sein  Symbol.  Diese  Vorstellung  4es  Gottes 
ist  indess,  wenn  sie  auch  einzelne  Kunstdarstellungen  ver- 
anlasste,  doch  nicht  die  Grundlage  der  Kunstform  des  Po- 

3  seidon  im  Ganzen  geworden;  indem  schon  in  der  Homeri- 
schen  Poesie  bei  Poseidon  die  Vorstellung  des  Meergottes, 
und  eben  darum  die  eines  Gottes  vorherrscht,  der,  wenn 
auch  erhaben  und  gewaltig,  doch  ohne  die  ruhige  Majestat 
des  Zeus  ist,  vielmehr  in  kSrperlicher  und  Gemuthsbewegung 
etwas  Heftiges  und  Rauhes  hat,  und  einen  gewissen  Trotz 
und  Unmuth  zu  zeigen  gewohnt  ist,  der  in  seinen  Sohnen 
(Neptuni  filii)    zum    Theil   in   Roheit    und  Wuth   ausartet. 

4  Die  Kunst  musste  indess ,  nach  ihrem  Zusammenhange  mit 
dem  Gottesdienst,  nothwendig  auf  den  gemeinsamen  Grund- 
charakter  aller  Gotter  zuruckgehn,  und  die  dichterische 
Vorstellung    damach  mildem   und   mllssigen ;    besonders   in 


[354]  Poseidon;  verschiedene  Formen.  527 

fruhern  Zeiten  ist  auch  Poseidon  meist  in  erhabner  Ruhe, 
und  selbst  im  Kampfe  in  sorgfSltiger  Bekleidung  dargestellt 
worden,  wiewohl  er  doch  auch  damals  schon  ganz  nackt  und 
in  heftiger  Bewegung  gebildet  wurde.  Die  Bluthezeit  der  5 
Griechischen  Kunst  hat  das  Ideal  charakteristischer  entwickelt 
(durch  welche  KQnstler,  ist  unbekannt,  wahrscheinlich  be- 
sonders  in  Korinth);  sie  giebt  dem  Poseidon  bei  einem  etwas  6 
schlankem  E3rperbau  derbere  Musculatur  als  dem  Zeus, 
welche  durch  die  Stellung  meist  sehr  hervorgehoben  wird, 
und  dem  Gesichte  eckigere  Formen  und  weniger  Elarheit  und 
Ruhe  in  den  Zugen,  auch  ein  weniger  fliessendes  und  ge- 
ordnetes,  mehr  gestraubtes  und  durcheinandergeworfenes 
Haupthaar,  fur  welches  der  Fichtenkranz  eine  passende, 
wenn  auch  nicht  haufig  gebrauchte  Zierde  ist.  Die  dunkel-  7 
blaue,  schwarzliche  Farbe  (das  xvdfeov)  wird  gew5hnlich  dem 
Haupthaar,  oft  auch  der  ganzen  Gestalt  des  Poseidon  zuge- 
schrieben. 

2.  Ein  Poseidon  y£o>9/o$,  mit  einem  Pfluge,  Joch,  und  Prora  stehend, 
in  einem  Gem^de  bei  Philostr.  H,  17. 

4.  P.  bekleidel,  dem  Zeus  sehr  dhnlich,  am  ZvvOlfgOtter- Altar;  auf  ^ 
der  Vase   von    Volci    §.   356.    A.   4;   auch    beim   Kampf  mit   Ephialles 
(§.  143,  1);  nackt  dagegen  der  von  Poseidonia  (§.  355,  3). 

5.  Aus  Phidias  Werkstatt  die  grossartige  Figur  in  dem  W.  Giebel 
des  Parthenon,  nach  Carrey's  Zeichnung  mit  ausgespreizten  Filssen  stehend, 
mit  schwellenden  Adem  an  der  Brust,  §.  118.  [Marbr.  du  C.  Elgin  p.  20  f.] 
Von  zwei  Korinthischen  P.-Bildem ,  auf  dem  Istbmos  und  zu  Kenchreae, 
§.  252.  A.  3.  Ein  P.  nebst  einer  Hera  zu  Korinth  gefunden,  Winck.  VI. 
S.  199,  in  Udefonso  nach  Heyne's  Vorles.  S.  202.  In  Tenos  neun  Ellen 
hohe  Statuen  des  P.  und  der  Amphitrite  von  Telesias  dem  Athener,  nach 
Philochoros  p.  96. 

6.  Ein  P.-Kopf,  der  das  durcheinandei-geworfene  Haar  zeigt,  vielleicht 
von  Ostia,  M.  Chiar.  24.  Ausgezeichnet  der  am  Bogen  des  Augustus  zu 
Ariminum  (§.  190,  1,  II.).  Sehr  gestrSubtes  und  wild  geworfenes  Haar 
hat  die  Bronze  eines  stehenden  und  sich  an  einen  Kontos  lehnenden  P. 
▼on  besonders  rauhem  Ansehn,  Ant.  Ere.  VI,  9.  Einen  trotzigen  Gharaktei*  ^ 
auch  der  Sopf  einer  Mediceischen  Statue,  Winck.  W.  IV.  S.  324.  Tf.  8  a. 
Einen  milderen  dagegen  (placidum  caput  in  der  sinnvollen  Stelle  Virgil s) 
die  meisten  K5pfe  auf  M.,  z.  B.  auf  der  der  Bruttier  (Noehden  1),  wo  P. 
ein  Diadem  hat,  wie  6fter  (Tassie  p.  180).  [Das  Meer  Qberschauend  auf 
MQnzen  von  SoluntJ    Die  erhabenste  Bildung  bat  der  Kopf  auf  den  M. 


528  Mytholog^ische  Gegenstande  der  b.  K.  [355] 

des  Antigouos,  D.  A.  K.  52,  231.  [Clarac  pi.  1002.  n.  2723.  Eine  Maske 
in  buntem  Alabaster  in  Parma,  zeus&hnlich,  trotzig,  mit  Rohrbl&ttem  im 
Haar,  M.  d.  I.  III.  tv.  15,  4.  Ann.  Xtl.  p.  120.  Kopf  des  P.  d*Agincourt 
fragm.  en  terre  cuite  pi.  3,  Guattani  1784.  p.  XIV.  tv.  8.  Eine  Henne 
des  M.  Borl)onico  Clarac  pi.  749.  B.] 

355.  Doch  sind  grade  bei  Poseidon  die  Modiflcationen 
des  Grundcharakters  auch  schon  in  Werken  der  altgriechischen 
Kunst  so  bedeutend,  dass  man  das  AUgemeine  nicht  immer 
leichl  festhalten  kann.  Sie  hangen  eng  mit  den  verschiede- 
nen  Stellungen  des  Korpers  zusammen.  Hauptformen  sind, 
ausser  den  allgemeinen  und  bei  alien  65ttem  gewohnlichen 
Stellungen,  1)  des  grade  stehenden  und  2)  des  thronenden 
Gottes,  3)  der  nackte,  heftig  scbreitende,  den  Dreizack 
schwingende  Poseidon,  der  Felsenspalter  und  Erderschutterer, 
hroaiyntoq,  astaix^wv;  4)  der  bekleidete,  und  schnell  aber 
sanft  uber  die  Meeresflache  hinschreitende,  ein  friedlicher  Be- 
herrscher  des  Wellenreichs;  5)  der,  nackt,  das  rechte  Bein 
auf  einen  Fels,  eine  Prora,  oder  einen  Delphin  setzende,  sich 
darauf  lehnende  und  daruber  hinausschauende,  ein  Sieger  im 
Karapf  und  Beherrscher  des  Unterworfenen;  6)  der,  halb- 
bekleidet,  mit  geringerer  Erhebung  des  Fusses,  ein  vvenig 
zm*uckgelehnt  in  ruhiger  Wurde  stehende,  wohl  ein  Befestiger 
und  Beruhiger,  daqjdhog. 

1)  Ein  P.  ogd'og  war  der  von  Kenchreae  mit  dem  Delphin 
in  der  R.,  Dreizack  in  der  L.,  und  der  P.  Helikonios  mit  dem  Hippokampon 
in  der  R.,  Strabon  VIII.  p.  384.  Statue  PCI.  I,  32,  G.  M.  91  nicht  vflllig 
sicher  restaurirt.  [Clarac  pi.  743.  n.  17%.  Ein  andrer  der  Sammlung 
Coke  pi.  744.  n.  1796.  A.  pi.  749  B.  aus  den  bronzi  d'Ercol.] 

2)  P.  sitzend,  auf  M.  der  Boeoter,  mit  Delphin  auf  der  R., 
Triaena  in  der  L.,  bekranzt,  Mionnet  PI.  72,  7.  Meyer  Tf.  30  D.  Auch 
auf  M.  des  Demetrios  Pol.  mit  Aplustre,  Mionn.  PI.  70,  9. 

3)  *P^'i«4  yovv  6  71.  TjJ  TQialvfj  ra  0917,  Philostr.  II,  14. 
>Die  rechte  Seite  war  dabei  zugleich  eingezogen  und  vorgeschoben ;  nicht 
bios  die  Hand,  auch  der  ganze  K5rper  drohte  den  Stoss.«  Die  Sprengung 
der  Berge  war,  nach  dem  Geiste  der  alten  Kunst,  auf  diesenf  Gemftlde 
anticipirt.  Vgl.  Glaudian  R.  P.  II,  179.  Eben  so  ersclieint  Poseidon, 
alterthdmlich ,  auf  den  numis  incusis  von  Poseidonia,  Paoli  R.  di  Pesto 
tv.  58—62.  G.  M.  62,  293. 

4)  P.   so   wandelnd,    mit    Dreizack    und    Delphin    in    den 


[356]  Poseidon;  seine  Umgebung.  529 

Hfinden,  an  der  Candelaberbasis »  in  hieratischem  Styl,  PGl.  lY,  32. 
'6.  M.  62,  297.  (Aehnlich  in  andem  hieratischen  Werken  Winckelm. 
M.  I.  n.  6.)  [Den  Dreizack  auf  der  Schulter,  Hon.  Matth.  Ill  tv.  10,  1.] 
Vielleicht  der  77.  *En6ntrj£,  den  Paus.  erwfthnt. 

5)  P.  das  j^  Bein.  8u£  eineii  Fels  stellend,  kleine  Statue  bei 
L.  Guilford;  in  Dresden  312.  Aug.  47  [auf  einen  Delphin,  eine  andere 
Leplat  61,  August.  40,  bei  Clarac  pi.  743,  1798.  1795,  u.  im  Vatican 
pi.  744,  1797];  in  dem  Relief,  2iOega  1;  auf  den  M.  des  Demetrios, 
Mionnet  PL  70,  10;  oft  auf  Gemmen  (Tassie  2540  ff.  Lipp.  I,  119).  Auf 
eine  Prora,  auf  R5mischen  M.  z.  B.  des  Sextus  Pompejus  (§.  196.  A.  4), 
wo  er  das  Aplustre  in  der  R.  h^t;  auch  auf  Gemmen.  Auf  einer  M.  des 
Titus,  G.  M.  56,  296,  bat  P.  als  Weltherrscher  den  Globus  zur  Unterlage. 
Auch  das  Bild  von  Antikyra  hatte  diese  Stellung;  bier  ruhte  der  Fuss 
auf  dem  Delphin;  die  andere  Hand  bielt  die  Triaena,  Paus.  X,  36,  4. 
Endlich  hatte  auch  das  Isthmische  Hauptbild  (Eckhel  P.  gr.  14)  diese 
Stellung;  bier  hebt  P.  mit  der  L.  ein  GewandstQck ,  welches  auf  den 
1.  Schenkel  fSillt;  aus  dem  Felsen  rinnt  eine  Quelle. 

6)  Ein  solcber  P.  mit  einem  Zeus-IQinlichen  Gharakter, 
zwar  spslt,  aber  nacb  einem  guten  Vorbilde  gearbeitet,  in  Dresden  135. 
Aug.  40.  P.  mit  Hippokampen  in  stolzer  Stellung  angreifend.  MQnzen 
Morelli  N.  Cons.  tb.  24,  14.  P.  Kopf  mit  zierlich  geflochtenem  Barte, 
ebend.  —  Eine  orientaliscbe  Figur  war  der  P.  Satrapes  der  Eleer,  Paus. 
VI,  25,  6;  vielleicht  einerlei  mit  dem  Helios-Satrapes ,  Libanios  p.  293.  R. 

356.    Poseidon   hat    seinen    eignen   Kreis   von    Wesen,  l 
seinen  Olynip,    um   sich,   in  dessen  Mitte   er  sich  befindel, 
wie  Dionysos   in  der  der  Satyrn  und  Maenaden,    Zeus   in 
der  der  gesammten  liohern  Gotterwelt  (vgl.  §.  402).    Man  2 
sah  ibn  in  Statuengruppen,    und  sieht  ihn  jetzt  besonders 
auf  kleinem  Kunst werken,    mit   der  Amphitrite,    seiner  Ge- 
mahlin,  fur  das  Wasserreich  (denn  seine  eigentliche  Ehe  hat 
er  nach  altera  Glauben  mit  dem  Erdreich  goschlossen) ,  und 
seinem  ganzen  keck  und  phantastisch  gebildeten  Chor.    Die  3 
Geliebte  des  Poseidon,   welche  zu  den  schonsten  Kunstvor- 
stellungen  Anlass  gegeben,  ist  die  Argivische  Danaos-Tochter 
und   Quelbiymphe    Amymone,   durch   welche    der  Gott    das 
durstende  Argos  zum  wasserreichen  macht.    Bei  dem  Kampf  4 
mit  den  Giganten  zeigt  er  die  erderschutternde  und  umwal* 
zende  Macht  seiner  Triaena;   welche  ursprunglich  nichts  als  5 
eine  Harpune  fur  den  Thunfischfang ,  einen  fur  Griechenland 
sehr  bedeutenden  Nahrungszweig,  gewesen  zu  sein  scheint. 

0.  H  a  1 1  e  r  *  •  Archaaologie.    4.  Anil.  34 


530   -  Mythologische  Gegenst^nde  der  b.  K.  [356} 

2.    Werk   des   Skopas   zu  Eorinth   §.   125,   5.    Grosse   Gruppe   im 
Istbmiscben  T.,  von  Herodes  geweihl,   P.  u.  Amphitrite  im  Chor  der 
Seedaemonen,  Pau9.  II,  1.    Qu.  de  Quincy  Jup.  01.  p.  372.    P.  mil  Ain<^ 
pbitrite  auf  dem  Hippokampen-Wagen,  von  Tritonen  begleitet,  auf  Bronze-M. 
von  Korintb.    P.  und  die  Amph.  auf  einem  Tritonen-Wagen ;  die  Okeanine 
Doris  mit  Hocbzeitfackebi   und  Nereiden  mit  weiblichem  ScbmuckgerStb. 
kommen  ibnen  entgegen:    schOnes  Relief  in  Mfincben  116.    Amph.  sitzt 
am  Giebel  des  Parthenon  binter  P. ;  auf  der  Scbale  des  Sosias  (§.  143,  3) 
neben  ibm,  mit  einem  Scepter  mit  Seegras.   Ibr  Kopf  mit  nackter  Scbulter 
und  losgebundenen  Haaren  (auf  dem  Revers  Neptun   mit  Hippokampen 
fabrend)   auf  Denaren  der  g.  Crepereia,   Patin  p.  95,   welchen  Gemmen 
entsprecben,  M.  Flor.  I,  85,  1—4.    Aucb  am  Bogen  zu  Ariminum.   P.  auf 
einem  Hippokampen -Wagen,   von  Tritonen   umgeben,    oft  auf  Gemmen 
(viele  neu),  Lipp.  I,  120—122.    Tassie  I,  p.  182.    Hirt  Tf.  2.    P.  auf  seineni 
Meergespann,  berrlicber  Stein,  Semilasso  in  Afrika  III.  S.  213.    Ueber  die 
Hippokampen  Voss  Mytbol.  Br.  II.  S.  184.  221  flf.  —  Eine   sebr  scbOne 
Bronze  des  P.  bei  L.  Egremont  scbien  mir  in  der  L.  den  Trident,  in  der 
R.  den  ZCIgel  gebalten  zu  baben.    Anialth.  III.  S.  259.    [P.  und  Aphrodite 
mit  den  Namen  auf  einer  Quadriga,  Elite  c^ramogr.  Ill,  15 ;  P.  FlQgelrosse 
fabrend,  Hermes,  eine  G5ttin,  Gerhard  Auserles.  Vas.  I,  10,  Elite  III,  16; 
P.  auf  einer  Quadriga,  umber  Tritonen,   Nereiden,  Eroten  auf  Seerossen 
und  Delphinen,   Hosaikfussbod^n ,   Montfaucon  Suppl^m.  I,  27;   P.  und 
Amphitrite,  Zo?ga  Bassir.  tv.  1;  P.  mit  Dreizack  und  einem  Fisch,  Ger- 
hard a.  a.  0.  Tf.  11.    Elite  III,  4,  P.  eben  so,  Athene,  Hermes  UI,  13,- 
P.  den  Fisch  hinreicbend  einem  Junghng  (Pelops?)    Elite  HI,   6.  7.  8. 
P.  Amphitrite,  mit  Namen,  und  .  • .  SINH,  auf  einer  Vase  sitzend,  eine 
Nymphe,  das.  pi.  27.    P.  mit  Dreizack  und  Fisch  und  Dionysos,   beide 
reitend  auf  Stieren,  Gerhard  Tf.  47.] 

3.  P^  u.  Amymone,  Statuengruppe  in  Byzanz,  Ghristod.  65,  wo 
Amym.  sass  und  P.  ibr  als  Brautgabe  den  Delpbin,  das  Wassersymbol, 
darreicbte.  Gem§lde«  Pbilostr.  I,  8,  wo  P.  auf  Hippokampen  beranfabrend 
sie  Qberrascht,  fthnlich  wie  auf  Gemmen,  Bracci  tv.  100.  vgl.  Welcker 
p.  251.  Auf  andern  verleibt  P.  ibr  eben  die  Felsenquelle,  Impr.  del 
rinst.  1,  64.  Auf  dem  Wandgem.  M.  Borb.  \T,  18  flflcbtet  sich  Amym., 
vom  Satyr  erscbreckt,  in  die  Arme  des  P.  Anders  wieder  auf  Vasengem., 
Millin  H,  20.  G.  M.  62,  294;  Boettiger  Amalth.  H.  S.  286;  Laborde  I,  25; 
[M.  d.  I.  IV,  14.  15,  Cav.  Gargallo-Grimaldi  Ann.  XVn.  p.  38.  P.  Amy- 
mone verfolgend  Gerhard  Auserles.  Vas.  I,  11,  3.  65,  2.  Elite  c^ramogr. 
in,  20—22.  P.  stebt  vor  ibr  und  halt  ibr  einen  Fisch  bin  25,  sie  hat 
ibn  angenommen  23.  24,  er  spricht  zu  ihr,  die  auf  einer  Vase  sitzt  26. 
P.  Amymone,  Aphrodite, .  Eros  mit  Namen  27.  Zwei  Vasen  mit  P.  die 
Amymone   v^i*folgend  bei   Barone  in   Neapel  beschreibt   Minervini  Bull. 


[356J  *      Poseidon;   seine  Umgebung.  •    531 

Napol.  II.  p.  61.  Das.  ist  p.  57.  tv.  3  eine  merkwtirdige  Vase  aus  Basi 
licata  edirt,  P.  und  Amymone  wie  thronend  unter  einem  WassergewOlbe, 
ein  Thalamos  wie  Philostratus  Im.  II,  8  einen  beschreibt.  P.  und  Amy- 
mone Gerhard  Etr.  Spiegel  I,  64.]  Amym.  mit  Dreizaek  und  Krug,  Gemme 
bei  Wicar  G.  de  Flor.  I,  91.  Als  Jungfrauenrguber  erscheint  P.  aucli  auf 
M.  von  Eyme  (Cab.  d'Allier  de  Hauteroche  pi.  13,  27)  u.  Adramyttion 
(Eekbel  Syll.  tb.  4,  3).  [P.  verfolgt  AIBPA,  die  einen  Korb  bait,  M. 
Gregor.  II,  14,  1.  Gerhard  Auserles.  Vas.  I,  12,  l^ite  III,  5;  das.  pi.  19 
der  Korb  auf  dem  Boden  stehend;  sie  wird  bei  der  hSuslichen  Arbeit 
Qberrascht.] 

4.  P/s  Kampf  mit  Ephialtes  (§.  143,   1).    [Die  Vase  bei  Millingent 
Anc.  mon.  I,  7.  8  auch  D.  A^K,  I,  44,^08.    Elite  c^ramogr.  I,  5.    Eine' 
andere   bei   Millingen   pi.  9.^  Elite  I^  6.]     Neptun,   NEQVNVS,   Berge' 
spaltend ,  Gamiol  aus  Vulci,  Gent.  Ill  ,3.    P.  zu  Rosse  mit  dem  Giganten  ' 
Pojybotes  kSlmpfend ,  Pans.  I,  2,  4.    P.  den  Laomedon  verfolgend,  Etrusk.  j 
Bronzearbeit ,  Inghir.  Mon.  Etr.  IB.  t.  17.  Ragion.  5.  —  P.  als  Nebenfigur 
bei  Eiuropa  (§.  351.  G.  3)  und  Perseus  Gorgonen-T5dtung  (§.  414).    Kampf 
mit  Pallas  §.  371.     P.  in   seinem  Reiche   thronend   uilO   den  Theseus 
bewillkommnend,  dem  Amphitr.  einen  Kranz  reicht  (Pans.  I,  17,  3),  Vase 
von  Void,  M.  I.  de  Inst.  52.    Eben  so  erklftrt  nach  Broendsted,   Ann.  V. 
p.  363.  Panofka.    [Luynes  Vases  p.  21.  22.  vgl.  Ann.  XII.  p.  253.    Ab- 
schied   des  Achilleus   von    seinem  Grossvater  Nereus.     Elite   c^ramogr. 
Ill,  9.  10.]    Beim  Kampfe  mit  Pityokamptes  §.  412. 

5.  Ueber  die  Triaena,  fuscina,  Boettiger  Amalth.  II.  S.  306.  Xoyzf^s 
in  Sophron's  Thynnotheras  Etym.  M.  p.  572.  Die  Triaena  erscheint  auf 
M.  von  Tarent  (R.  Rochette  Lettre  k  Luynes  pi.  4,  37)  als  Thunfisch- 
Harpune.  P.  als  Thunfischw^chter  auf  einem  Felsen  sitzend,  auf  Byzant.  M. 
P.,  Herakles,  Hermes  als  Vorsteher  einer  Thunfischwarte  in  dem  alter- 
thQmlichen  Vasenbilde  bei  Christie  Gr.  Vases  pi.  12.  p.  81.  [G.  M.  n.  466. 
Elite  c^ramogr.  I,  14.  Rathgeber  in  der  Zeitschr.  f.  A.W.  1839.  S.  333  ff. 
weist  den  sitzenden  Hermes  in  Mflnzen  der  Seestadt  Carteia  nach.  Hr.  de 
Witte  sah  in  Athen  an  einer  Vase  des  Hrn.  Edm.  Lyons  einen  angelnden 
Hermes  und  versicherte  noch  eine  andere  Vase  mit  dieser  Vorstellung  zu 
kennen.  Seltsam  ist  ein  Sardonyx  in  den  Engravings  of  the  principal 
statues,  busts  etc.  of  H.  Blundell  II.  pi.  151  mit  der  Unterschrift  Mercurius 
piscator  manium.  Der  angeblicbe  Mercur,  nackt,  mit  Chlamys,  ohne  alle 
Attribute,  h&lt  an  einem  Band  um  den  ausgestreckten  Arm  einen  halb 
aus  dem  Grand  hervorragenden  Mann  von  gleicher  Gr<)sse;  eine  andere 
ahnliche  Flgur  steigt  aus  dem  Grand  auf.]  Den  Thunfisch,  den  P.  bier 
in  H&nden  h&lt,  reichte  er  in  einem  fdten  Gemfllde  im  T.  der  Artemis 
Alpheioa  in  Pisatis,  dem  die  Athena  gebSrenden  Zeus  dar,  Athen.  VIII. 
p.  346,  vgl.  mit  Strab.  VIII.  p.  343.  —  Thron  des  P.  auf  einem  Relief 


532    *  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [357] 

in  S.  Vitale  zu  Ravenna,   Schrift  von  Belgrado,   Gesena   1766.     Montf. 
Suppl.  I,  26.    6.  M.  73,  295. 


4.     D  e  m  e  t  e  r. 

1  357.  Demeter,  welche  in  dem  hier  befolgten  Zwolf- 
gotter-System ,  wie  in  mehrern  mystischen  Culten,  mit  dem 
Poseidon  verbunden  wird,  ist  die  nahrende  Natur  als  Mutter 

2  gefasst.  Dies  ist  der  wesentliche  Grundzug  ihres  Cultus 
und  Mythus,  dass  sie  ira  Verhaltniss  zu  einem  Kinde  gedacht 
wird,  dessen  Verlust  und  Wiedergewinnung  ganz  geeignet  ist, 

3  alle  Seiten  des  inutterlichen  Geffihls  zu  entfalten.  Diesen 
Charakter  und  dies  Verhaltniss,  auf  rein  menschliche  Weise 
gefasst,  legt  die  ausgebildete  Kunst  ihren  Darstellungen  zum 
Grunde,  nachdem  die  friihere  versucht  hatte,  mystische  Vor- 
stellungen  von  Naturverhaltnissen  in  zum  Theil  sehr  seltsamen 

4  Bildern  auszudriicken.  Obgleich  auch  in  Sicilien  beruhmte 
Bilder  der  Gottin  waren,  gebuhrt  doch  die  Ausbildung  des 
Ideals  der  Mutter  und  der  Tochter  wohl  grosstentheils  der 

5  Attischen,  zum  Theil  erst  der  Praxitelischen  Kunstschule.  Im 
Weihetempel  von  Eleusis  war  wahrscheinlich  eine  chrysele- 

6  phantine  Statue  der  erstern  Gottin.  Demeter  erscheint  matro- 
naler  und  miitterlicher  als  Hera,  der  Ausdruck  des  Gesichts, 
welches  nach  hinten  das  Oberkleid  oder  ein  Schleier  verhuUt, 

7  ist  weicher  und  milder;  die  Gestalt  erscheint,  in  vollst&ndig 
umhuUender  Kleidung,  breiter  und  roller,  wie  esj  der  All- 
mutter  {'rrafifiTjTujQ ,  nayyBvireiQo)  ziemt.  Der  Aehrenkranz, 
Mohn  und  Aehren  in  den  Handen,  die  Fackeln,  der  Frucht- 
korb,  auch  das  Schwein  neben  ihr  sind  die  sichersten  Kenn- 

8  zeichen.  Nicht  seiten  sieht  man  die  Gottheit  allein  oder  mit 
ihrer  Tochter  thronen;  doch  ist  man  eben  so  gewohnt,  die 
fruchtspendende  Gottin  uber  die  Erde  hiii  schreiten  zu  sehn. 

1.  Greuzer  Symbolik  Th.  IV.  Der  grosse  Gegensatz  in  der Griechischen  Re- 
Ijgionsgeschichte,  zwischen  dem  Gult  der  Ghythonischen  und  der  Olympiscben 
Gutter,  ist  in  der  plastischen  Kunst  so  ausgeglichen,  dass  die  eigenthumlichen 
Empfindungen  des  erstern  keinen  rechten  Ausdruck  darin  gefunden  haben. 

3.  Von  der  schwarzen  D.  zu  Phigalia  g.  83.  A.  3.  Anstreifende 
altere  Darstellungen :    D.  (oder  Kora  ?)  mit  Zeus  als  Schlange,  auf  M.  yon 


534  Mythologische  GegensUlnde  der  b.  K.  [358] 

auf  M.  von  Segeste,  Noehden  8,   mit  dem  Haametz  um  das  Hinterhaupt 
und  der  Aehre.    [Clarac  pi.  1002.  1003.  n.  2725—2736.] 

7.  [Theokrit  YII,  157  dgayiicctCL  xa2  fidxavag  iv  ufiipoTiifrjciv 
ixoicaJ]  Clarac  pL  424^438.  Interessant  die  Petersburger  Statue  pi.  431, 779. 
Kora?  Sichere  Statuen  der  D.  sind  selten.  Eine  colossale  mit  erg^nzten 
Attribute!!  PCI.  II,  27.  M.  FraiKj.  IV,  11.  Bouill.  I,  3.  M.  Nap.  I,  69. 
Hirt  3,6.  Sehr  erg^zt  die  M.  Gap.  Ill,  9,  so  wie  6.  Giust.  I,  29.  30. 
Sicber,  aber  wohl  Portrat,  die  im  L.  235.  Perrier  70.  Borgb.  St.  9,  10. 
Bouill.  I,  6.  Clarac  pL  279.  Zwei  andere  Borghes.  Bouill.  4.  5.  vgl. 
in,  5,  5.  Statue  in  Berlin,  Cavac.  Race.  I,  53.  Axnaltb.  II.  S.  357.  In 
Neapel,  Gerbard  N.  Ant.  S.  28.  R5merinnen  als  D.  u.  Kora  §.  199.  A.  7. 
205.  A.  4.  Eine  stebende  D.  von  edler  Form,  auf  M.  von  Sardis,  N.  Brit, 
n,  10.  —  In  Terracotta's  aus  Grossgriecbenland,  namentlicb  zu  Berlin, 
bat  D.  den  Modius  auf  dem  Kopfe,  die  verbQlIte  Cista  in  der  L.,  ein 
Sebweincben  in  der  R.,  zum  Tbeil  aucb  einen  Bauscb  des  Gewandes,  wie 
Uriptolemos.  Vgl.  Goetbe  XLIV.  S.<  211.  R.  Rocbette  M.  L  p.  336. 
D.  in  pr&cbtigem  CostQm,  stebend,  mit  grosser  Fackel  und  Frucbtkorb. 
Wandgemftlde,  Iff.  Borbon.  IX,  35. 

8.  D.  tbronend,  mit  Scblange  zu  Fussen.  Fackel  und  Aebren  in 
der  Hand,  auf  einem  Denar  des  Memmius  Quirinus,  der  die  Graeca  sacra 
Cereris  in  Rom  einfQbrte.  D.  tbronend  mit  kleiner  Fackel  u.  Aebren, 
wenn  nicbt  Erg&nzung,  Guattani  1787,  Clarac  pl.  433.  n.  786.  Relief  im 
M.  Pourtal^  pl.  18.  Procession  zu  D.  mit  Modius  und  berabrollendem 
Haar  und  Kora  mit  aufgebundenem  Haar.  Mit  Attributen  reicb  ausge- 
stattet  ist  die  tbronende  I),  eines  Pompej.  Gem^des,  Zabn  25.  M.  Borb. 
YI,  54.  D.  mit  Aebren,  Scblange,  Ameise,  Mond,  tbronend,  Gori  Gremmae 
astrif.  I,  109.  vgl.  107.  Statue  der  D.  tbronend,  mit  Scbwein  und  Kub, 
Mon.  Mattb.  I,  71.  Terracottabilder  der  beiden  GCttinnen  (ro  ^ea>),  aucb 
mit  dem  Jakcbos  in  der  Mitte,   aus  Praeneste,'  l>ei  Gerbard  Bildw.  2 — 4. 

D.  scbreitend,  zwei  Fackeln  vor  sicb  binbaltend,  mit  bewegtem  Ge- 
wande,  auf  Kaisermunzen  von  Kyzikos.  Eben  so  auf  Denaren  der  g.  Vibia, 
mit  'der  Sau  neben  ibr.  D.  mit  Fackeln  und  Aebren  ^von  einem  Stier 
schnell  dabin  getragen,  Lippert  Suppl.  68. 

[JEMETEP  auf  einer  Quadriga,  geleitet  von  ApoUon  und  Artemis, 
Hermes  und  vielleicht  Atbene,  nacb  einer  nocb  nicbt  aufgeklSrten  Art 
mannigfaltiger  Darstellungen ,  mebr  auf  den  Cultus  als  den  Mytbus,  wie 
es  scbeint.  bezflglich,  Vase  von  Volci,  Gterbards  Auserles.  Vas.  I,  40. 
Aehnlicb  Tf.  53,  far  Kora  genommen,  und  Tf.  76.] 

1  358.     Die    weitere    Entwickelung    des    Charakters    der 

Demeter  hangt ,  wie  im  Cultus ,   $o  in  der  Kunst ,    von  dem 


[358]  Demeter;  Kora;  grftssere  Compositionen.  535 

Verhaitnisse  ab,   in  dem  sie  zu  ihrer  Tochter  gedacht  wird. 
Beim  Raube  der  Kora  wird  sie   als  eine  erziimte ,   schwer 
gekrankte  Gottheit  gefasst,   welche  den  Rauber  mit  Fackeln 
in  den  Handen,  das  Gewand  fliegend,  auf  einem  seltner  mit 
Rossen,  gewohnlicher  mit  Drachen  bespannten  Wagen  verfolgt. 
Von  diesem  gewaltsamen  Raube  ist   die  alljahrlich  sich  er-  2 
jieuernde  Herabfuhrung  der  Persephone  und  ihr  Abschied  von 
der  Mutter  zu  unterscheiden.    Gegenuber  steht  diesen  Scenen  3 
das  Emporsteigen  der  Kora  aus  der  Erde  und  ihre  Hinauf- 
fiihrung  zum  Olymp,   gemeiniglich   in  Begleitung  der  Fruh- 
lings -Hora.      Mit    dem   Emporsteigen    der    Kora    wird    die  * 
Ertheilung  der  Segnungen  der  Demeter  als  gleichzeitig  und 
engverbunden  gedacht;   Triptolemos  ist  es,   der  sie  von 
der  nun  versohnten  und  huldreichen  Gottin  empfangt  und  auf 
seinem  Drachenwagen  durch  die  Lander  verbreitet.    Auch  ein  5 
dem  Triptolemos  nah  verwandter  Heros  des  Ackerbau's,  Bu- 
zyges,  erscheint  in  Verbindung  mit  der  GSttin.    Die  Tochter  6 
der  Demeter,  Kora,  hat  wenig  Individualitat  in  der  Kunst 
erlangt,  sondern  wird  grossentheils  durch  die  scharfer  charakte- 
risirten  Wesen  bestimmt,  mit  denen  sie  in  Verbindung  steht. 
Einerseits  ist  sie  eine  nur  jugendlich  zarte  und  jungfraulich  7 
bekleidete  Demeter;   andererseits  ist  sie  •als  Hades  Gemahlin 
die  strenge  Herrscherin  der  Unterwelt,  eine  Stygische  Hera; 
nach  ihrer  Ruckkehr  aber  zur  Oberwelt  in  mystischer  Religion 
die  Braut  des  Dionysos  (Liber  et  Libera),   von  dem  die  Be- 
kranzung  mit  Epheu  und  die  Bacchische  Begleitung  auf  sie 
ubergeht.    Der  mystische  Jakchos,   das  Kmd  von  dunkler  8 
Herkunfl,  an  der  Brust  der  Demeter,  war  eine  seltene  Vor- 
stellung  der  alten  Kunst. 

1.  Zahlreiche  Sarkophagen  (wo  der  Oegenstand  als  eine  HofTnung 
der  Unsterblichkeit  genommen  wird)  zeigen,  entweder  in  drei  Gnippen 
die  Blumensammlung,  den  Raub  und  die  Yerfolgung,  oder  bloss  zwei 
davon.  S.  Welcker  Zeitschr.  I,  1  nebst  dem  Nachtrage,  Ann  d.  Inst.  V. 
p.  146.  Sarkophag  in  Barcelona,  Laborde  Voy.  pitt.  T.  I,  2.  Welcker 
Tf.'  I,  1.  !2.  3.  In  Mazzara  ein  schCner  Sarkophag  der  Art,  bei  Houel  I. 
pi.  14  (auch  Buzyges  als  Pfltiger  dabei).  PCI.  V,  5.  G.  M.  86,  339  (viel 
€rganzt);  M.  Cap.  IV,  55.  Hirt  9,5;  ZoSga  Bass.  97.  Creuzer  Tf.  12; 
O.  Giust.  II,  79.  106.  118;  Bouill.  HI,  35.  Clarac  pi.  214  aus  V.  Borgh. 
^D.  sitzt  hier  auf  dem  Stein  Agelastos);  Amalth.  III.  S.  247.  [Der  Sarko- 
phag in  Aachen  Jahrb.  des  Alterthumsvereins  in  Bonn  V.  Tf.  9.    Urlichs 


536  Mythologiscbe  GegensUlnde  der  b.  K.  [358} 

S.  378;  der  in  GatUijo  in  E.  Brauns  Ant.  Marmorwerken  II,  4.  Einer  ist 
auch  in  Rafifadale,  acht  Miglien  Ton  Girgenti,  in  der  Hauptkirche;  eine 
Yorderseite  an  dem  Pallast  der  V.  Massimo  bei  dem  Lateran  vorn  mit 
andem  Reliefen  eingezogen,  und  eine  andere  in  London  bei  dem  Archi- 
tekten  Soane,  Descr.  of  the  house  and  museum  —  of  Sir  J.  Soane,  L.  p.  43. 
Von  gemalten  Vasen  stellen  den  Gegenstand  dar  die  Hopesche  bei  Millingen 
Anc.  uned.  mon.  pi.  16,  Dubois  Maisonn.  pi.  20,  Obereinstimmend ,  wenn 
nicht  eins,  mit  Tischbein  III,  1;  eine  des  M.  Etr.  du  Prince  de  Canino- 
n.  1690.  (Pluton  entraffl  Persephone,  Rv.  Herakles);  die  Kylix  aus  Vulci 
M.  Gregor.  II,  83,  2,  die  EntfiShrung  inwendig,  mit  Pluton  auf  beiden 
Seiten  aussen,  dem  von  einem  JQngling  eine  Granatblflthe  hier,  eine 
Granate  dort  gereicht  wird,  Ann.  XVI.  p.  141;  an  zwei  Vasen  sah  die 
Entfuhrung  Cav.  Gargallo  1842  in  Anzi  in  Basilicata,  hinter  dem  Pluton 
Demeter  mit  der  oben  gekreuzten  Fackel,  neben  ihm  ein  gefliigelter  Wagen- 
lenker.  Pluton  verfolgt  drei  GOttinnen  an  einer  Vase  Biscari,  Berliner 
Kunstbl.  1829.  S.  68.  An  einer  Etruskischen  Vase  die  Entfiihrung  und 
Unterweltsscenen,  Archaeolog.  Zeit.  1846.  S.  350.]  Der  Homerische  Hymnus, 
welcher  die  Eleusinische  Sage  darstellt,  liegt  zum  grossen  Theil  zura 
Grande;  NebenroUen  spielen  Pallas  und  Artemis  (V.  426),  Hekate,  Helios, 
Hermes,  die  Nymphe  der  naclXixogog  nrjYVt  ^^s  (pgiaq  avd'ivov  (Kyane 
aus  Sicilien  nach  Andern),  Gaea,  Styx,  Acheron,  verschiedene  Eroten 
(nach  andern  Hesperos  und  Phosphoros).  Auf  M.  von  Enna  {HENNA  ION) 
sieht  man  D.  die  Fackel  zdnden,  und  dann  auf  einem  Wagen  mit  Rossen 
(die  mtere  Vorstellung)  den  Hades  verfolgen  N.  Brit.  pi.  4,  5.  Die  ver- 
folgende,  fackeltragende  D.  auf  dem  Drachenwagen  sieht  man  auf  M.  von 
Athen,  Stuart  Ant.  II,  2  vign.,  Kaiserm.  von  Kyzikos,  Nikaea,  Magnesia 
(wo  D.  in  sehr  wilder  Bewegung);  auch  auf  Denaren  der  g.  Vibia  und 
Volteia.  In  einer  Statue  Borghese  (?)  Clarac  pi.  433.  n.  787.  Der  Hades 
und  die  sich  strftubende  Kora  auf  dem  Viergespann,  eine  Schlange  au» 
dem  Boden  zdngelnd,  auf  Kaiser-M.  von  Sardls  und  andern  Asiat.  StSdten* 
Gem&lde  der  Hinabfahrt,  Baitoli  Nason.  12. 

2.  Nach  Plln.  bildete  Prax.  Proserpinae  raptum,  item  Gatagusam,. 
d.  h.  die  die  Perseph.  nach  der  Unterwelt  geleitende,  entlassende  D.  [Die 
ihre  Tochter  zurCickfClhrende,  so  dass  kein  anderer  Unterschied  ist  al& 
zwischen  Mythus  und  Bedeutung.]  So  offenbar  in  dem  Vasengem&lde  bei 
Tischb.  Ill,  1,  vollstandiger  Millingen  Un.  Mon.  I,  16,  wo  der  Abschied 
v<)llig  ruhig  und  freundlich  ist. 

3.  Auf  dem  Relief  Bartoli  Adro.  53  (zweite  Ausg.).  Hirt  9,  6. 
G.  M.  87,  341  steht  die  Abrafung  aus  dem  Hades  dem  Raube  gegendber 
als  Anfang  der  avodos;  die  Hora  des  Frdhlings  ist  dabei,  denn  es 
ist  die  Zeit  der  ' Av^^atriQut,  [Dasselbe  M.  di  Mantova  I.  tv.  3.  vgl. 
G.  Brunn  im  N.  Rhein.  Mus.  IX.  S.  471  ff.]  So  ist  auch,  auf  der  Pracht- 
vase  A.  4,   die  Hora  bei  Persephone  in  der  avodog.     Auf  einer  M.  von 


\ 


[358J  Demeter;  Kora.  537 

Lampsakos  erbebt  sich  Kora  aus  der  Erde,  mil  Aehren  und  Weinlaub 
bekrftnzt,  Millingen  Anc.  coins  5,  7;  eben  so  steigt  sie  empor,  in  Gegen- 
wart  von  Hekate,  Hermes  u.  Demeter,  deren  Namen  dabei  stehn,  auf  einer 
Vase  in  Neapel,  Millingen  p.  70.  Reliefs,  welche  die  RQckfQhrung  der 
Kora  vorstellen  (?),  Gerhard  Ant  Bildw.  I,  13.  Neapels  Bildw.  S.  110. 
[Die  Reliefe  gewiss  nicht;  Tielleicbt  das  archaische  Gemftlde.  Gerhard 
Anserles.  Vas.  I,  73,  und  das  neuere  I,  76,  zu  dem  aber  als  RQckseite 
nicht  Triptolemus  I,  75  geh(^rt,  sondern  Herakles  von  Nike  bekr§nzt, 
Roulez  Melanges  IV,  7.  p.  572.]  Voicentische  Vasengem.  Gerhard  Ann. 
d.  Inst.  III.  p.  37.  Wiedervereinigung  der  beiden  Gottheiten  auf  der 
M.  von  Anton.  Pius  (Laetitia)  G.  M.  48,  340.' 

4.    Triptoleraos   Aussendung    erscheint   besonders   schOn   [in   einer  •' 

Metope  des  Parthenon  nach  Carreys  Zeichnung.  Broendsted  Reise  II.  S.  209. 
Tf.  47,  13],  auf  der  Poniatowsky'schen  Vase,  s.  Visconti  Le  pitture  di  un 
antico  vaso.  1794.  Millin  Vases  II,  31.  G.  M.  52,  219.  Greuzer  Tf.  13. 
Boettiger  Vasengem.  VIII.  u.  IX.:  zu  oberst  Zeus,  dem  Hermes  die  Vol- 
lendung  der  Begebenheit  meldet;  dann  Kora  in  der  avoSog;  unten  die 
segenspendende  D.,  Tript.  dem  Dionysos  fthnlich  u.  die  T5chter  des  Keleos. 
Andre  Vasengem.  stellen  Tript.  Zug  einfacher  dar  (wobei  oft  die  Attribute 
mehr  auf  ApoUon's  RQckkehr  von  den  Hyperboreem  deuten)  [dem  wider- 
spricht  mit  Recht  Panofka  Cab.  Pourtal^s  p.  86].  S.  Tischb.  I,  8.  9.  IV, 
8.  9.  Hancarv.  Ill,  128.  Laborde  31.  40.  63.  Millingen  Un.  Mon.  I,  24. 
Panofka  M.  Bartold.  p.  131.  Besonders  die  Nolanische  Vase,  M.  I.  d.  Inst. 
I,  4.  Ann.  I.  p.  261  mit  den  Namen  JrjfnjTjjQ,  TQinroXsfioSj  'Exarrj, 
und  die  Voicentische,  Inghir.  Pitt,  di  vasi  fittili  35,  mit  JsfisTBQj  Tgi- 
nTolBfiO£f  neQO(pavcc  (d.  i.  UfQaifparttt),  Zu  den  prachtvoUen  Triptolemos- 
vasen  gehOren  die  im  M.  Pourtal§s  von  S.  Agata  de'  Goti  pi.  16,  Demeter, 
Tript.  Kora,  Artemis  und  Hekate,  nach  Panofka  Phoebe,  Hilaira,  Rv.  Dio- 
nysos [wie  Oflers],  die  Vase  Gualtieri  im  Louvre,  Tr.  Rehjagd,  Kampf  des 
Erechtheus  u.  Eumolp?,  ein  Oxybaphon  von  Amientum  in  Neapel.  [Vol- 
centervasen  bei  Gerhard  Auserl.  Vas.  1,  45.  Tr.  allein,  Tf.  46.  75  zwischen 
Demeter,  Kora,  Dionysos -Hades,  in  schwarzen  Figuren  Tf.  41.  Tr.  von 
Hermes  gefdhrt,  Tf.  42.  44  mit  Dem.  Kora,  Hades,  Tf.  43  zwischen  zwei 
Stefblichen.  Unter  den  umgebenden  GOttinnen  vielleicht  hier  und  da 
solche  wie  Theoria,  Mystis,  Telete  u.  s.  w.  Eine  schdne  Triptolemosvase 
auch  Vasi  Feoli  n.  1.]  Sehr  einfach,  aber  sinnreich,  ist  die  Ertheilung  des 
Getreides  an  Tript.  (der  hier  eine  Art  Hermes  ist)  unter  Zeus  Obwalten 
gefasst,  an  der  runden  Ara  aus  Pall.  Colonna,  Welcker  Zeitsclir.  I,  1. 
Tf.  2,  1.  S.  96  ff.  Creuzer  Tf.  37  nebst  der  abweichenden  Erkfarung  S.  16. 
[Guigniaut  R61.  de  Tantiqu.  pi.  84.  n.  551  b.  Explic.  p.  226.]  Tript,  mit 
dem  Petasos  des  Hermes,  auf  dem  Drachenwagen  fahrend,  M.  von  Athen, 
N.  Brit.  pi.  7,  3.  vgl,  Haym.  I,  21.  Tript.  auf  dem  Fiageldrachen-Wagen, 


538  Mylhologische  GegensUlnde  der  b.  K.  [358] 

Korn  aus  der  Chlamys  streuend,  auf  Kaiser-M.  von  Nikaea  (sclidii  Descr. 
n.  233).  Hunter  tb.  9,  4.  Dieselbe  Figur  erscheint,  als  ein  Lydischer 
Heros  Tylos  auf  M.  von  Sardis,  Ann.  d.  Inst.  II,  p.  157  (bei  Xanthus  Thylo 
vom  Drachen  getodtet,  durch  ein  Kraut  hergestellt.  Plin.  XXV,  5);  wie 
auch  ein  Tript.  mit  Punischer  Umschrift  auf  einer  Gemme,  Impr.  d.  Inst. 
II,  37,  vorkommt.  D.  thronend..  Tript.  auf  dem  Drachenwagen  abfahrend, 
Lipp.  I,  111.  Das  Mantuanische  GefSss  (§.  246.  A.  1)  stellt  D.  als  Gott- 
heit  der  Fruchtbarkeit  mit  Kora  aus  einer  Grotte  hervortretend,  dann  mit 
Tript.  auf  dem  Wagen,  und  von  den  Horen  begrusst  vor.  [H.R.G.  im 
Kunstbl.  1827.  S.  375.]  -  Ueber  Germanicus- Tript.  §.  200.  A.  2,  c. 
[Broendsted  Reise  II.  S.  212.] 

5.  D.  und  Buzyges  (oder  auch  Triptolemos)  auf  einer  Paste,  Schlichte- 
gi-oU  39.  D.  Kopf,  auf  der  Rflckseite  ein  Gespann  Och'sen,  auf  Denaren 
der  g.  Cassia. 

6.  7.  K6pfe  der  Kora  §.  357.  A.  6.  [Kora  scheint  die  colossale 
sitzende  Figur  mit  dem  Modius  auf  dem  Haupt,  aus  schwarzem  Marmor, 
in  Villa  Pamfili,  bekannt  als  Kybele,  von  der  sie  nicht  das  mindeste 
Zeichen  hat.  Kora  sitzend,  lebensgross,  Granatapfel  in  der  Linken,  in 
der  Rechten  eine  Blume,  Wandgem&lde  aus  einem  Grab  in  Nola,  durch 
D.  Schuiz  nach  Berlin  befSrdert.  K6pfe  von  Mflnzen  Clarac  pi.  1003. 
n.  2737—2747.  Unter  den  kleinen  Thonfiguren  aus  Grabern,  als  Pallas, 
Aphrodite,  Demeter,  ist  haufig  auch  Kora,  einen  Apfel  auf  die  Brust 
haltend  oder  sitzend  mit  einer  Schale,  worauf  Aepfel  liegen,  z.  B.  in  der 
sch5nen  Sammlung  des  Duca  di  Sperlinga  in  Neapel.  Vgl.  Gerhard  Ant. 
Bildw.  Tf.  96—99.]  Persephone  neben  Hades  §.  397.  M^t  Dionysos  in 
Doppelhermen  §.  383.  A.  3.  Auf  einer  Homonoeen-M.  von  Kyzikos  mit 
Smyrna,  Mionnet  Descr.  195,  Kora,  mit  Epheu  bekr3.nzt,  eine  Fackel 
haltend,  auf  einem  Kentauren- Wagen  in  Bacchischem  Zuge.  Auch  der 
grosse  Vatic.  Cameo  (§.  315.  A.  5)  stellt  Kora,  mit  Epheukranz  und 
Aehren,  neben  Dionysos  auf  dem  Kentauren -Wagen  dar.  Eine  Vase  von 
Volci  stellt  Dionysos  alterthdmlich,  zwischen  zwei  brennenden  Alt^ren, 
neben  denen  D.  libirend  und  Kora  mit  Fackeln  stehn,  dar,  Inghir.  Pitt, 
di  vasi  fitt.  37.  Eine  andre,  Micali  tv.  86,  4,  Kora  mit  Epheu  bekrftnzt, 
zu  Wagen,  von  Hermes  geleitet,  Dionysos  voran,  ausgelassene  Satym 
umher.  Der  Athenische  Sarkophag,  Montf.  I,  45,  1,  zeigt  D.  sitzend  zwi- 
schen Dionysos  und  der  zurdckgekehrten  Kora  und  die  gleichzeitige  Ab- 
fahrt  des  Triptolemos  [von  de  Boze  in  den  M6m.  de  TAcad.  des  Inscr.  IV. 
p.  608,  jetzt  in  Wiltonhouse  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  310,  1.  Rdckkehr 
der  Kora  Xsvmnnos  das.  Tf.  316.  317.] '  Vgl.  §.  384.  A.  3.  Die  Horen 
sind  der  Persephone  Gespielinnen ,  wenn  die  Moeren  und  Chariten  sie 
herauffQhren.    Orph.  Hymn.  43  (42),  5. 

8.    D.  mit  einem  Kinde,  Jakchos  oder  Demophon,  an  der  Brust, 


[359]  ApoUon,  Charakter  in  der  ftltern  Kunst.  539 

Athenische  M.  N.  Brit.  7,  7,  vgl.  Gerhard  Prodr.  S.  80.  Jakchos  als  Knabe 
neben  ibr  §.  357.  A.  8.  [Demeter,  Kora  und  Jakchos  im  hinteren  Giebel- 
felde  des  Parthenon.  Jakchos  als  Knabe  Gerhard  Tf.  312,  als  JOngling 
T.  313.] 

D.  Symbole,  Fackel  u.  Aehren,  artig  verbunden  auf  M.  von  Theben, 
N.  Brit.  pi.  6,  9.  Ueber  die  QuerhGlzer  der  Fackel  Avellino  Ann.  d.  Inst. 
I.  p.  255.  Schlangenumwundne  Fackeln  auf  M.  Ton  Kyzikos  G.  M.  106, 
421.  Gesenkte  und  erhobne  Fackel  im  Dienste  der  D.,  auf  M.  der  Faustina  L 
Vaillant  De  Camps  p.  29.  Throne  der  D.  u.  des  Dionysos  Bouill.  Ill,  75. 
[M.  Piocl.  VII,  45,  44.] 


5,   Apollon.' 

359.  Phoebos  Apollon  war,  dem  Grundgedanken  seines  1 
Wesens  nach,  ein  Gott  des  Heils  und  der  Ordnung,  der 
im  Gegensatz  mit  einer  feindlichen  Natur  und  Welt  gefasst 
wurde.  In  Beziehung  auf  die  Natur  1st  er  der  den  Winter 
mit  seinen  Schrecken  vertreibende  Gott  der  heitem  Jahres- 
zeit ;  im  menschlichen  Leben  ein  Gott,  der  den  Uebermuthigen 
vemichtet,  den  Guten  schutzt;  er  wurde  durch  Suhnopfer 
reinigend,  durch  Itfusik  das  Gemuth  beruhigend,  durch  Weis- 
sagungen  auf  eine  hohere  Ordnung  der  Dinge  hinweisend  ge- 
dacht.  In  altester  Zeit  genugte,  um  an  die  schutzende  und  2 
heilbringende  Macht  des  Gottes  zu  erinpern,  ein  konischer 
Pfeiler,  auf  die  Strasse  gestellt  und  Apollon  Agyieus  genannt 
(§.  66.  A.  1).  Eine  sinnvoUe  Symbolik,  die  besonders  3 
auf  dem  Gegensatze  der  Waffen  und  der  Kithar ,  welche  bei 
den  Griechen  an  eine  friedliche  Stimmung  der  Seele  er- 
innerte,  und  unter  den  Waffen  wieder  besonders  des  gespann- 
ten  und  des  schlaffen  Bogens,  des  offnen  und  geschlossenen 
K5chers  beruhte,  machte  es  schon  der  werdenden  Kunst 
moglich,  die  verschiedenen  Seiten  der  Vorstellung  des  Apol- 
lon auszudrucken.  Rustete  man  ein  alterthumliches  Pfeiler-  4 
bild  mit  Waffen  aus,  wie  es  imgefahr  am  Amyklaeischen 
Apollon  geschah  (§.  67):  so  ubervvog  die  Vorstellung  des 
furchtbaren,  strafenden,  rachenden  Gottes,  welches  in  mehrem 
alten  Idolen  der  Fall  war ;  gewiss  wurde  aber  auch  fruhzei-  5 
tig  die  Kithar,  als  Sinnbild  des  beruhigten  und  beruhigen- 
den  Gottes,  an  alte  Holzbilder  angehangt;  und  aus  der 
Kretischen  Schule,  welche  slch  besonders  durch  Darstellungen 


540  Mytbologische  Gegenstftnde  der  b.  K.  [359] 

des  Apollon  beruhmt  machte,  ging  der  Delische  ApoUoncoloss 
hervor,  der  die  Chariten  mit  musischen  Instrumenten ,  Lyra, 

6  F15te  und  Syrinx ,  auf  der  Hand  trug.  Apollon  war  ein 
Lieblingsgegenstand  der  grossen  Kiinstler,  welche  Phidias  zu- 
nachst  vorhergingen,  unter  denen  Onatas  den  Gott  als  einen 
zum  Jungling  reifenden  Knaben   von  grossartiger  Schonheit 

7  darstellte.  Im  Ganzen  wurde  indess  Apollon  damals  reifer, 
mannlicher  gebildet,  als  spater,  die  Glieder  starker,  breiter, 
das  Gesicht  runder,  kurzer;  der  Ausdruck  mehr  ernst  und 
streng,  als  lieblich  und  reizend;  meist  unbekleidet,  wenn  er 
nicht  als  der  Pythische  Kitharod  gefasst  wurde.  So  zeigen 
ihn  zahlreiche  Statuen,  die  Reliefs  des  Dreifussraubes,  viele 

8  Vasengemalde ,  auch  Munzen.  Auf  diesen  fmdet  man  die 
altre  Fomi  des  ApoUonkopfes,  oft  sehr  anmuthig  ausgebildet, 
aber  im  Ganzen  als  dieselbe,  bis  auf  Philipps  Zeiten  herab. 
Der  Lorbeerkranz ,  und  das  gescheitelte,  langs  der  Stim  zur 
Seite  gestrichne,  gewohnlich  im  Nacken  herab wallende,  bis- 
weilen  indess  auch  aufgenommene  und  zusammengesteckte 
Haar  {dxeQceHonrig)  ^  dienen  hier  besonders  zur  Bezeichnung 
des  Gottes. 

1.  Hiebei  liegen  des  Verf.  Dorier  B.  II.  zum  Grunde,  nach  sp&tem 
Untersuchungen  wenig  modificirt.  [Ein  grosses,  wenig  geordnetes  Material 
and  nach  einer  eignen ,  ErklSrungsmethode  bietet  fast  der  ganze  2.  Bd. 
der  Elite  c^ramographique.  A.  pi.  1^6,  29,  mit  Artemis  10—14.  25.  28. 
31—35,  mit  Artemis  u.  Leto  23  B.  26.  27.  29.  36,  mit  andem  G^ttem, 
Dionysos,  Athene,  Poseidon,  Hermes  bis  97,  wobei  manches  Fremdartige 
unterlauft.  In  Gerhards  Auserles.  V.  I,  20-30.  80.  A.  Art  Leto,  13—17. 
68.  A.  mit  andem  Gdttern.  In  Gerhards  Etr.  Spiegeln  I,  78.  A.  Art. 
Leto,  77  dieselben  u.  Moira.    Glarac  pi.  475—496.  544.] 

3.  Von  dem  Gegensatze  des  Bogens  und  der  Kithar  Horaz  C.  II, 
10,  13.  Paneg.  in  Pison.  130.  Serv.  ad  Aen.  Ill,  138.  Pausias 
Qbertrug  ihn  auf  Eros,  Paus.  II,  27,  3.  Ueber  die  condita  tela, 
Carm.  sec.  34,  und  den  geschlossenen  Richer  vgl.  Ant.  di  Ere.  II. 
p.  107. 

4.  A.  bei  den  Laked&moniem  vierarmig  (vgl.  Libanios  p.  340  R.); 
in  Tenedos  mit  dem  DoppelbeiJ  (so  hSufig  auf  Kleinasiat.  MQnzen); 
mit  goldnen  Wafifen,  igvcamg^  bei  Homer.  Dorier  I.  S.  358.  —  A.  bSrtig, 
auf  einer  Vase  von  Tarquinii,  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  146,  auf  M.  von 
Alaesa,  Torrem.  tb.  12.  [Die  Vase  ist  abgebildet  in  Gerhards  Trink- 
schalen  Tf.  4.  5.    BSrtig  ist  A.  auch  bei   e'ner  Geburt  der  Athene  in 


[359J  Apollon,  verscliiedeue  Darstellungsweben.  54] 

(lessen  Auserl.  Vas.  I.  I.   vgl,  S.  117.   AniD.  64,  wo  noch  zwei  andre 
Beispiele  angefQhrt  sind;  der  Bart  de^  A.  jedoch  kleiner  als  der  des  Zeua, 


542  Mytbolo^sche  GegensUnde  der  B.  K.  [360] 

Empr.  248)  mil  flber  den  Nacken  aufgebundenen  Haarflechten.  Mit  herab- 
wallendem  Haar  und  Lorbeerkranz ,  in  einer  sich  sehr  gleichbleibenden 
Form,  erscheint  der  Kopf  auf  M.  von  Cbalkis  §.  132.  A.  1,  Mionnet  Suppl. 
ni.  pi.  5,  8  Empr.  709  sq.  Landon  I,  11,  von  Gales,  Nola,  Suessa, 
Pella,  Leucas,  N.  Brit.  2,  7.  3,4.  6.  5,  1.  22,  von  Megara,  Mitylene, 
Kroton,  Land.  7.  35.  80,  von  Syrakus,  Noehden  16.  Aehnliche  Gremmen- 
kOpfe  Lipp.  I,  49.  Mit  aufgebundenem  Haar  auf  M.  von  Katana,  Noehden  9. 
Die  Phokischen  M.,  Empr.  577.  Land.  I,  14,  wahrscheinlich  aus  der  letzten 
Zeit  vor  der  ZerstOmng,  zeigen  schon  mehr  die  sp&ter  gewdhnlichen 
Formen,  wie  auch  die  meisten  Gemmen.  Vgl.  die  Argivische  M.  N.  Brit 
8,  2.  Der  von  vom  sichtbare  Kopf  mit  den  wallenden  Haaren  auf  M. 
von  Amphipolis  (die  Fackel  bezieht  sich  auf  Lampadedromien)  hat  einen 
zOmenden  Ausdruck,  Mionn.  Suppl.  IIL  pi.  5,  1.  Land.  I,  20;  auch  der 
^nliche  Kopf  auf  M.  von  Katana,  Noehden  10.  Empr.  226.  Hier  kommt 
A.  auch  mit  Eichenlauh  gekr&nzt  vor,  auf  einer  schOnen  M.  des  KK.  Cabi- 
nets zu  Wien.  [Specim.  IL  p.  LIII.  ist  unterschieden  A.  nach  alten 
Makedonischen  MOnzen,  schdner  auf  vielen  spftteren,  der  auf  Rhodischen 
M.  mit  Adlernase,  vielleicht  nach  dem  Goloss,  der  Belvederische  u.  fthn- 
liche.    Clarac  pi.  1006.  n.  2776-2785.] 

Buste  des  A.  von  runden  Formen,  manchen  KOpfen  auf  M.  sehr 
&hnlich,  L.  133  [verschieden  von  der  colossalen  n.  135,  mit  der  gewdhn- 
lichen Physiognomie  des  A.].  Mehrere  der  Art  Bouill.  Ill,  23.  Auch  der 
Kopf  Ghiaram  I,  10  scheint  ein  Apoll. 

1  360.  Den  schlankeren  Wuchs,  das  langlichere  Oval  des 
Kopfs  und  den  belebteren  Ausdruck  erhielt  Apollon  ohne 
Zweifel  besonders  durch  die  jiingere  Attische  Schule,  die  ihn 
sehr  oft  bildete,  und  zvvar  so,  dass  sich  Skopas  kitharspielen- 
der  und  langbekleideter  Apollon  noch  mehr  an  die  altem 
Formen  hielt,  aber  doch  schon  den  Uebergang  zu  der  hemach 

2  herrschenden  Darstellungsweise  bildete.  Der  Gptt  wird  jetzt 
durchaus  junger  gefasst,  ohne  Zeichen  mannlicher  Reife,  als 
ein  noch  nicht  zum  Manne  ausgebildeter  Jungling  (fieiQcixior), 
in  dessen  Formen  indess  die  Zartheit  der  Jugend  wunder- 
bar    mit    einer    gediegenen    Kraft    verschmolzen    erscheint. 

3  Das  langlich  ovale  Gesicht,  welches  der  Krobylos  (§.  330. 
A.  5)  uber  der  Stim  hauflg  noch  verlangert  und  der  ganzen 
hochstrebenden  Gestalt  ziun  Gipfel  dient,  hat  dabei  eine 
Sjanfte  FuUe  und  gediegene  Festigkeit;  in  alien  Zugen  ver- 
kundet  sich  ein  erhabner,  stolzer  und  klarer  Sinn,  wie  auch 
immer   die   Modificationen    sein   mogen.     Die    Formen    des 


[361]  Apollon,  verschiedene  Darstellungsweisen.  543 

Korpers  sind  schlank  und  svelt;  die  Huften  hoch,  die  Schenkel 
langlich;  die  Muskeln,  ohne  einzeln  hervorzutreten ,  viel- 
mehr  ineinandergegossen ,  sind  doch  so  bezeichnet,  dass  das 
Rasche,  Hurtige  der  Gestalt,  das  Kraftige  der  Bewegung  ein- 
leuchtet.  Jedoch  schwankt  die  Bildung  hierin  bald  mehr  4 
zu  der  gymnastischen  Kraftigkeit  des  Hermes,  bald  zu  der 
weichen  Fiille  des  Dionysos  hinuber. 

1.  Von  Skopas  A.  §.  125,  4.  Von  Praxit.  A.  Bildern  127,  7.  Ein 
A.  Kitharodos  von  Timarcliides  (Plin.).  A.  von  Leochares  (Paus.).  Kunstler, 
die  den  A.  gebildet,  Feuerbach  Vatic.  A.  S.  414  f. 

2.  Sch5n  beschreibt  ihn  Max.  Tyr.  diss.  14.  p.  261.  R.  als  ein 
fiBiQaxiov  yvfivov  in  ;|(Za/uvdeov  (d.  h.  so  dass  die  Chlamys  zurflck- 
schlagt,  wie  beim  A.  von  Belvedere)  Tojoriyg,  diaptprjKcos  rolg  noolv 
&qnBQ  dftotr.  A.  war  als  der  hurtige  Gott  auch  Vorstand  der  L^ufer, 
ii^ofialoq  in  Kreta  und  Sparta,  Plut  Qu.  Symp.  VIII,  4.  [Sehr  jugend- 
lich,  mit  etwas  m&dchenhaftem  Gesicht  der  bogenspannende  A.  Erziigurchen 
aus  Epirus,  Specim.  I,  43.  vgl.  64.] 

3.  S.  Hirt  Tf.  3.  Die  Mosaik,  PCI.  VII,  49,  giebt  bei  einer  ApoUons- 
und  Dionysos-Maske  den  Unterschied  der  Haare  sehr  gut  an.  Vgl.  Passeri 
Luc.  I,  69  sqq.  Chiistodor  73  erwahnt  einen  A.,  der  das  Haar  sisojilam 
C(piy^ag  hat,  wie  die  Statue  §.  361.  A.  5.  Das  auf  die  Schultern  herab- 
wallende  Haar  [stxB  yocQ  d/Kpovigoiai  TtofiT^g  /isfiegiafiivov  ca/ioig  §6' 
CTQVxov  avvoiliHtov,  ebd.  268  u.  284),  geh<5rt  mehr  Sltem  Bildern.  [Tibull 
II,  3,  25.  Quisquis  inornatumque  caput  crinesque  solutos  Adspiceret, 
Phoebi  quaereret  ille  comas.] 

361.  Ganz  dem  urspriinglichen  Wesen  des  Apollon  ge-  1 
mass  zerfallen  auch  die  Kunstdarstellungen  des  Gottes,  welche 
eine  eigenthumliche  Bedeutung  in  der  Kunst  haben,  in  Dar- 
stellungen  des  kampfenden  und  in  solche  des  besanftigten 
und  ruhenden  Gottes,  Wir  unterscheiden :  1)  einen  ApoUon- 
Kallinikos,  der  mit  noch  nicht  ^anz  besanftigtem  Kampfzom 
und  edlem  Siegerstolz  von  dem  uberwundenen  Gegner  (Py- 
thon, Tityos  Oder  sonst  wem)  hinwegschreitet;  2)  den  vom  2 
Kampfe  ausruhenden,  welcher  den  reehten  Arm  uber  das 
Haupt  schlagt,  und  den  Kocher  mit  zugemachtem  Deckel 
neben  sich  hangen  hat.  Indem  dieser  die  Kithar,  das  Symbol 
friedlicher  Heiterkeit,  schon  in  die  Linke  genommen,  wahrend 
die  Rechte  noch  vom  Bogen  iiber  dem  Haupte  ausruht: 
fuhrt  diese  Classe  von  Apollonbildern  von  selbst  hinuber  zu : 


544  Mytbologische  Gegenst&nde  der  b.  K.  [361] 

3  3)  dem  kitharspielenden  ApoUon,  welcher  mannigfach  costu- 
mirt  erscheint ;  doch  herrscht  hier  eine  voUstandige  Umhullung 

4  mit  der  Chlamys  vor.  In  dem  (4)  Pythischen  Agonisten 
wird  diese  Bekleidung  zu  dem  feierlich  prachtigen  Costum  der 
Pythischen  Stola  vervollstandigt ;  zugleich  war  hier  eine  be- 
sonders  weiche,  rundliche,  fast  weibliche  Bildung  ublich,  welche 
es  mdglich  machte,  solche  ApoUonbilder  fur  einen  Bathyll, 
Oder  eine  Muse  zu  nehmen;  seit  Skopas  vereinte  die  Kunst 
damit  eine  schwarmerische  Begeisterung  im  Gesicht  und  eine 
tanzartige  Bewegung  der  Gestalt.  Andre  Stellungen  des 
Apollon  haben  weniger  Bedeutsames  imd  Charakteristisches 
und  uben  eben  darum  weniger  Einfluss  auf  die  Bildung  der 
ganzen  Figur  aus. 

1.  A.  im  Ck>rtile  di  Belvedere,  Zeichnung  M.  Anton's  von  Agostino 
Veneto  gestochen.  Race.  2.  PGl.  I.  t.  14.  15.  M.  Franq.  IV,  6.  Bouill. 
I,  17.  Beim  Hafen  von  Antinm  (vgl.  §.  259)  entdeckt.  Ob  aus  Marmor 
von  Luna?  Nacb  Dolomieu,  M.  Nap.  I.  p.  44,  ist  er's;  Visconti  aussert 
sicb  anders  im  PGl.,  anders  })ei  Bouillon.  Nach  Hirt  und  Wagner  zu 
den  Niobiden  gehOrig;  nacb  Visconti  Nacbbildung  d^s  A.  Alexikakos  von 
Kalamis  in  Athen;  nach  Winck.  der  Erleger  des  Python;  nacb  Missirini 
(Diss.  d.  Ace.  Rom.  IL  p.  201)  e|n  Apollo- Augustus ;  nach  A.  Feuerbacb 
(Der  Vaticanische  Apollo.  Nurnb^rg  1833)  der  die  Erinnyen  hinwegtreibende 
A.  Sicher  ist,  dass  er  von  einer  Si^^that  hinwegschreitet ,  und  sein 
Kampfzorn  (vgl.  §.  335.  A.  2)  eben  in  selige  Heiterkeit  ilbergeht.  Wahr- 
scbeinlich  Nacbbildung  eines  Gusswerks;  die  Ghlamys  ist  entscbieden  fflr 
ein  Erzbild  angelegt.  Doch  war  auch  das  Original  gewiss  nicht  vorlysip- 
pisch,  s.  §.  332.  A.  2.  Winckelmann's  Liehe  zu  der  Statue  spricht  sicb 
am  lebhaftesten  W.  VI,  1.  8.  259  aus.  Ergftnzt  ist  (von  Montorsoli)  der 
1.  Arm  fast  bis  zum  Ellenbogen,  die  Finger  des  r. ;  andres  war  gebrochen, 
daber  einige  Stellen  an  den  Beinen  ungeschickt  erscheinen.  —  Von  einer 
bei  Argos  gefundenen  Bronze  in  der  Stellung  und  Bildung  des  Belv.  A. 
Pouqueville  Voy.  IV.  p.  161.  KOpfe  derselben  Art,  zum  Tbeil  nocb  gross- 
artiger  und  geistreicher  gebildet,  in  Venedig  (nach  Vise.);  im  Hause  Giu- 
stiniani  (Hirt  4,  1),  jetzt  bei  Gr.  Pourtal6s  M.  Pourt.  pi.  14  (sebr  edel  und 
geistreich  im  Ausdmck);  [Bdste  im  M.  Chiaram.  II,  6]  bei  Fflrst  Ponia- 
towsky.  —  In  Neapel  ein  jugendlicber  A.  aus  Bronze  von  Herculanum, 
welcher  die  Sehne  des  Bogens  anzieht,  von  grosser  Anmuth  und  Naivetat 
der  Bildung,  abgebildet  M.  Borbon.  VIII,  60. 

2.  Hierher  der  A.  im  Lykeion  bei  Athen,  der  die  R.  tlber  das 
Haupt  schlagend,  in  der  L.  den  Bogen  niederhielt  und  sich  bn  eine 
Sfiule    lehnte,    Lukian    Anach.    7;    daher    diese   Figur   A.    Lycien   ge- 


[361]  ApoUon,  verschiedene  Darstellungsweisen.  545 

nannt  wird.  Aber  dieselbe  kommt  auf  MClnzen  von  Thessalonike  als 
Pythios  vor,  Doner  I.  8.  363.  Statuen  der  Art:  der  Apollino  in  Florenz, 
schlank  aber  weich  von  Formen,  welches  mit  der  Yorstellung  der  Rube 
wohl  zusammenstimmt.  Maffei  Race.  39.  Piranesi  St.  1.  Morghen  Princ. 
del  disegno  tv.  12—17.  Die  Statue  im  L.  188.  (M.  Nap.  1,  16.  Franq.  IV,  13. 
Bouill.  I,  18.  vgl.  Ill,  3,  1)  und  die  hfirter  gearbeitete  n.  1^7  zeigen  breite 
kraflige  Formen.  Aehnlich  eine  Statue  aus  der  Giustinianischen  Samm- 
lung  in  Wiltonhouse  (Greed  36);  St.  di  8.  Marco  H,  22;  Mafifei  Race.  102 
[auch  Villa  Borgh.  IX,  6,  Maffei  St.  di  Roma  39.]  —  Die  Eithar  h&lt,  bei 
abergescfalagner  R. ,  in  der  L.  der  mftchtig  und  gewaltig  gebildete  A. 
M.  Gap.  Ill,  13.  M.  Nap.  I,  17.  Bouill.  Ill,  3,  2,  welcher  den  Greif  neben 
sich  hat.  Auf  Gremmen  sttltzt  er,  die  R.  iiber  den  Kopf  schlagend,  die 
L.,  die  eine  Kithar  h&lt,  auf  einen  Pfeiler ,  oder  an  dessen  Statt  auf  eine 
kleine  alterthOmliche  Bilds&ule  zweifelhafter  Deutung  (Nike,  Moera, 
'AtpQodizTj  dffxaLal),  Caylus  Rec.  V,  52,  1.  56,  1.  Lipp.  I,  55.  57.  Eben 
so  in  dem  Gemfilde  Gell  N.  Pomp.  pi.  72.  Das  AufstCltzen  der  Eithar  auf 
einen  Pfeiler  oder  Baum  bezeichnet  wohl,  nach  der  Inschr.  des  Reliefs 
bei  Stuart  I.  p.  25.  G.  I.  465,  den  Agyieus  und  Prostaterios,  den 
friedlichen  SchCltzer.  —  Auch  das  Senken  des  Pfeils  bei  dem  A.  auf  den 
M.  der  Seleukiden  scheint  ein  Zeichen  des  beruhigten  Zoms.  Eine  antike 
Gemme,  die  sonst  den  Reliquienkasten  der  H.  Elisabeth  schmilckte,  zeigt 
einen  lorbeerbekr&nzten  ApoUokopf,  mit  einem  Lorbeerzweig  davor  und 
einem  Schwftnchen  dahinter,  nebst  der  Aufschrift  TIAIAN,  die  den  sieg- 
reichen  und  beruhigten  Gott  bezeichnet.  S.  Creuzer  zur  Gemmenkunde; 
Ant.  geschn.  Steine  vom  Grabmal  der  H.  Elisabeth  zu  Marb.  Leipz.  1834. 
S.  105.   Tf.  5,  31. 

3.  Zart  und  anmuthig  gebildet  mit  seelenvollen  ZGgen,  die  Haare 
fast  auf  weibliche  Weise  geordnet,  ist  der  kitharspielende  A.,  [nach  Pytha- 
goras und  Timarchides],  mit  dem  Schwan ,  M.  Gap.  Ill,  15.  Die  Ghlamys 
ist  bier,  wie  es  scheint,  von  der  rechten  Schulter  gelGst,  am  linken  Arm 
hinabgefallen ,  und  bedeckte  einen  Stamm  oder  Pfeiler,  auf  den  A.  die 
Eithar  stfltzte.  Drei  fihnliche  Medic  Statuen,  Winck.  W.  IV.  S.  307; 
eine  andre  M.  Borb  IV,  22.  In  eine  lange  stattliche  Ghlamys  gehQllt 
(nicht  yvfivog  ix  x^f^f^vdlov)  ist  der  A.  Eitharodos  der  Delphischen  M., 
MUlingen  M^d.  in4d.  pi.  2,  10.  11,  grade  so  in  der  trefflichen  Statue  bei 
L.  Egremont,  Spec  I,  62.11,  45.  vgl.  Gavaler.  II,  35.  Das  Gesicht  ist  hier 
emst  und  nachsinnend,  nicht  begeistert.  A.  sitzend,  lautespielend,  in  der 
Pythischen  Stola,  altgriech.  Statue  des  Vaticanischen  Museums.  Gerhard 
Ant.  Bildw.  I,  84.  A.  leierspielend  mit  den  Musen,  Stackelb.  Grfiber  Tf.  19. 
A.  wettkflmpfend,  Tf.  20,  Vasen  aus  Athen. 

4.  A.  in  der  Pythischen  Stola  (ima  videbatur  talis  illudere  palla. 
Tibull.  Ill,  4,  35) :  1.  In  der  filtem  ruhigen  Weise,  der  sog.  Bathyllos  von 

O.  Mllller't  ArdMfloloffie.    4.  Anfl.  35 


546  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [361] 

Samos,  §.  96.  N.  23,  und  die  ebenda  genannten  anathematischen  Reliefs. 
Sehr  ahnlich,  nur  grossartiger  behandelt,  die  sog.  Barberin.  Muse,  jetzt 
als  ein  A.  Kitharodos  anerkannt,  dessen  nicht  ausgearbeitete  Hiickseite  auf 
ein  Tempelbild  deutet,  in  MQnchen^82.  Bracci  Mem.  I,  24.  Winck.  W.  VII. 
5  A.  2.  In  der  bewegteren,  lebendigeren  Weise,  deren  Muster  Skopas  in 
dem  A.  aufstellte,  der  spater  als  Palatinus  verehrt  wurde,  s.  §.  125,  4. 
(Auf  den  Munzen  des  Gommodus  lehnt  indess  der  A.  Palat.  die  Eithar 
auf  einen  Pfeiler  oder  eiue  Victoria).  Nachbildung  im  Vatican,  s.  §.  125. 
A.  4.  Aebnlich  der  A.  der  Stockbolmer  Musengruppe,  Guatani  M.  I.  1784. 
p.  XLIX.  A.  Kitharodos  in  stola  Pytbia  vor  dem  Dreifuss  sitzend,  Impr. 
Gent.  IV,  21.  3.  In  flbertriebener  Bewegung  der  Berliner  Musaget  (Levezow 
Fam.  des  Lykom.  Tf.  1)  und  die  ganz  entsprecbende  als  Dionysos  ergsinzte 
Figur  PCI.  Vll ,  2.  Dapbnaeiscber  A.  §.  158.  A.  1 ;  dieser  heissl  auf  M, 
von  Antiocbien  auch  A.  Sanctus.    Mionnet  Descr.  V.  p.  214. 

5.  A.  beim  Paean  schreitend  (wie  im  Horn.  Hymn,  apf  den 
Pythischen  A.)  m<5cbte  ich  die  Statue  PCI.  VII,  1  nennen.  A.  im 
Pytbidcben  CostQm  sitzend ,  Porphyrstatue  M.  Borb.  Ill ,  8.  A.  mit  der 
Kithar  sitzend,  schlecht  erg&nzt,  im  Hause  Mattel.  A.  sitzend,  M.  von 
Kolophon,  Rv.  Artemis  und  Nemesis  (?),  Streber,  Mfinchner  Denkscbr. 
Philol.  I.  Tf.  3,  10.  A-  die  Kitbar  auf  das  1.  Knie  sttltzend,  St.  di  S. 
Marco  II,  12.  A.  mit  der  Kitbar,  hingelehnt,  sebr  anmutbiges  GemS,lde, 
Gell  N.  Pomp.  1.  p.  130.  A.  mit  der  Syrinx  (?),  ebemals  in  V.  Medicis.  A.  um 
den  Dreifuss  tanzend,  M.  von  Kos.  Monnet  Suppl.  VI.  pi.  8.  n.  2.  Kuret? 
HoraxoQBvaig  nach  Broendsted  Reise  IL  S.  315.  Vign.  56.  Streber, 
Mflncbner  Denkscbr.  Philol.  I.  Tf.  4,  7.    Cavedoni  Ann.  VII.  p.  259. 

A.  als  Inbaber  des  Pythischen  Dreifusses  (§.  299),  zwiscben  den  cora 
sitzend,  in  einem  Vasengem.  von  Volci  (§.  143,  2).  Eben  so  sitzt  er,  R. 
Rochette  M.  I.  35.  vgl.  37.  A.  auf  dem  Dreifuss  und  mit  den  FQssen  auf 
dem  Omphalos  sitzend,  (iber  beide  ist  eine  Opferhaut  gebreitet,  in  einer 
Statue,  Raffei  Ricerche  sopra  un  Apolline  de  V.  Albani.  1772.  f.  Ville  de 
Rome  I.  pi.  49.  [D.A.K.  II.  n.  137.]  Derselbe,  scheint  es,  (lerh.  Neapels 
Ant.  S.  29.  [Clarac  pi.  485.  n.  937,  woraus  die  Verschiedenheit  beider 
Statuen  sich  ei-giebt.  Jene  ist  noch  in  V.  Albani.]  A.  stellt  die  Kithar  auf 
den  Omphalos,  M.  Borbon.  X,  20.  A.  auf  dem  Omphalos  sitzend,  auf  M. 
der  Seleukiden.  A.  auf  dem  Omphalos,  die  Kithar  spielend,  M.  von 
Ghersonesos  in  Kreta,  Landon  65.  Ueber  den  Omphalos  Broendsted 
Voy.  I.  p.  120.  Passow  Archaeol.  und  Kunst  S.  158.  R.  Rochette  M.  I. 
p.  188.  Zander,  Encyklop.  I,  XXXIII.  p.  401.  Des  Verf.  Eumen.  8.  101. 
Er  ist  meist  mit  einem  Netz  aus  Infuln,  wohl  dem  ayQ-qvov,  umwunden. 
Gerhard  Ant.  Bilder  I,  84,  3.  Auf  Etr.  Sarkophagen  (Gori  M.  I.  170)  sieht 
man  ihn,  von  einer  Schlange  umwunden,  im  Pythischen  Adyton.  A.  neben 
dem  Dreifuss  stehend,   die  Hand   auf  die  Huften   stutzend,  Lipp.  I,  54. 


548  Mythologische  GegenstAnde  der  b.  K.  [862] 

Drachen  Python,  die  indess  viel  weniger  behandelt  worden 
sind,  als  der   so  fruh  von    den   bildenden  Kiinstlern  aufge- 

3  suchte  Gegenstand  des  Streits  um  den  Dreifuss.  An  -diese 
reihen  sich  die  Suhnungen,  bei  denen  der  Lorbeer,  der  ur- 
sprunglich  durchaus  Zeichen  von  Siihne  und  Reinigung  war, 
nicht  fehlen  darf;  Apollon  erscheint  dabei  in  besonders  wur- 
diger  und  feierlicher  Haltung,  den  Oberleib  frei,  den  untem 

4  Theil  des  Korpers  in  ein  Himation  gehiillt.  Die  musische 
Meisterschaft  des  Gottes  verherrlicht  sein  Kampf  mil  Mar- 
sjras,  eigentlich  nichts  Anderes  als  ein  Wettkampf  des  Helle- 
nischen  Kitha^gesanges  mit  dem  Phrygischen  Flotenspiel.  Beim 
Kampfe  selbst  sieht  man  ihn  auf  Vasengemalden  im  Costum 
des  Pythischen  Agonisten  oder  auch  unbekleidet ;  als  strenger 
Sieger  und  Bestrafer  erscheint  er  auf  Gemmen  in  stolzer 
Haltung,  den  schonen  Korper  aus  dem  Gewande  hervortreten 
lassend,  das  Knie  von  dem  es  zu  umfassen  bemuhten,  de- 
muthig  furbittenden  Olympos  wegwendend.  Aehnlich  stellen  ihn 
mehrere  Basreliefs  dar,  die  selbst  wenig  vorzuglich  sind,  aber 
die  Fragmente  einer  ausgezeichneten,  wenn  auch  erst  in 
Alexandrinischer  Zeit  hervorgebrachten  Statuengruppe  auf- 
flnden  gelehrt  haben,  in  der  die  Vorbereitungen  zu  Marsyas 
Schindung  nach  Apollons  Anordnung  dargestellt  waren. 

1.  Apollons  iTcidrifiiai,  knitpavnoti  (iiber  die  Istros  schrieb).  Nach 
Delphi  kehrt  er  von  den  Hyperboreem  zurClck,  beim  Be^n  der  Emdte, 
daher  mit  der  Aehre  (%ifV9ovv  d^sgos  auf  MClnzen  von  Metapont)  in  der 
Hand.  Auf  Vasengem.  s.  §.  358,  5,  besonders  Tischb.  IV,  8,  wo  der  Drei- 
fuss auf  die  sen  Gegenstand  hinweist.  Neben  den  Hyperboreem  wohnen 
die  Arimaspen,  die,  in  Skytho-Phrygischem  Gostdm,  mit  den  Greifen  um 
das  Gold  k&mpfen  (Tischb.  II,  9.  Millin  M.  L  II.  p.  129.  Gombe  Terrac. 
4.  6.  d'Agincourt  Fragm.  en  terre  cuite  pi.  11,  2.  vgl.  Boettiger  N.  Teutscher 
Merkur  1792.  II,  VL  S.  143),  und  von  denen  einer  den  A.  Daphnephoros 
geleitet,  Millin  Vases,  I,  46.  Arimaspenkampf ;  Gemme,  Impr.  d.  Inst.  1, 13. 
Epiphanie  in  Delos,  auf  dem  Schwan  {inivsvasv  6  dijUog  i/dv  ti 
fpotvi^  'E^anlvTjg,  6  81  nvxvog  iv  '^sqi  TiaXov  dslSsi,  Kallim.  auf  ApoU.  4) 
Tischb.  II,  12.  A.  auf  Schwan,  auch  auf  Greif  ruhend  und  fliegend,  auf  M. 
von  Chalkedon.    Vgl.  Laborde  Vases  II,  26.    Ann.  d.  Inst.  III.  p.  149. 

2.  Kampf  mit  Python.  Zuerst  Leto  mit  den  beiden  Kindem  vor 
Python  fliehend,  der  aus  seiner  HOhle  (Eleaich  bei  Athen.  XV,  701. 
Schol.    Eur.   Phoen.   239)   in  der   Delphischen  vdnij  hervorbricht.     Die 


[362]  Apollon  in  grdssem  Compositionen.  549 

Mutter  mit  den  Kindem  in  einer  Erzgruppe  in  Delphi  (Klearch);  auf 
Mflnzen  von  Ephesos,  Neumann  N.  V.  II.  tb.  1,  14,  Streber,  Mflncfaner 
Denkschr.  f.  Philol.  I.  Tf.  3,  12.  Tripolis  in  Karien,  Mionn.  Descr.  n.  540; 
die  ganze  Scene  Tischb.  Ill,  4.  Die  TOdtung  des  Python  beim  Dreifuss 
auf  einer  MOnze  von  Eroton ,  am  besten  M.  Borb.  VI,  32,  6.  Das  Relief 
bei  Fredenheim  M.  Sueciae  (wenn  echt)  stellt  den  August  als  einen  Apollo 
dar,  der  den  Bruti  Genius  besiegt,  vgl.  Schol.  Horaz  £p.  I,  3,  17.  Properz 
II,  23,  5.  A.  den  Tit y OS  tOdtend,  Vase  von  Volci,  M.  L  d.  Inst.  23. 
Ann.  n.  p.  225,  von  Agrigent,  tv.  agg.  h.  [filite  c^ramogr.  11,  55—58.] 
A.  als  Greif  mit  Giganten  kampfend..  Gemme  G.  M.  20,  52.  P.  gr.  8. 
[oder  Apollons  Greif,  und  §.  365.  A.  5  Apollons  Hirsch  (st  A.  als  Hirsch) 
ihm  beistehend.]  Niobiden  §.  126.  417.  Kampf  mit  Herakles  in 
alten  Statuengruppen  (§.  89.  A.  3)  und  in  erhaltenen  Reliefs,  Gemmen 
u.  Vasengem.  des  alterthflmlichen  Styls,  §.  96.  N.  14.  vgl.  99.  N.  6,  auch 
auf  Volcentischen  (Micali  tv.  88,  8)  u.  sp^tem  Vasengem.  M.  I.  d.  Inst.  9. 
Ann.  II.  p.  205.  Die  VersOhnung  auf  dem  Korinthischen  Reb'ef  §.  96. 
N.  15.    Millmgen  Gogh.  11. 

3.  A.  als  Reiniger,  auf  M.  von  Chalkedon,  Perinth,  einen  Lorbeer 
Clber  einem  Altar  sengend.  Den  Lorbeer  pflanzend  (?)  auf  M.  von  Meta- 
pont,  N.  Brit.  3,  14.  Auf  M.  von  Myrina  mit  einem  Himation  um  die 
HQften,  einen  Lorbeerzweig  mit  Wollebinden  in  der  Hand.  Silhnung  des 
Orestes,  der  am  Omphalos  sitzt,  Vasengem.  bei  Tischb.  II,  16;  Millin 
Vases  II,  68.  M.  I.  I,  29.  G.  M.  171,  623;  ein  drittes  herausg.  von 
Thorlacius,  Progi'amm  von  Kopenhagen,  1826;  ein  viertes  von  R.  Rochette 
M.  I.  pi.  35  (auf  der  Vase  pi.  37  sitzt  A.  selbst  auf  dem  Omphalos,  und 
die  Pythia  auf  dem  Dreifuss). 

4.  Apollons  Kampf  mit  Marsyas  (Maaarjgy  Maavrjg),  einem 
Phrygischen  DSmon  (Seilenos  bei  Herodot),  dessen  Symbol  ein  Schlauch 
(aaxoff)  war,  den  die  Hellen.  Sage  in  eine  Trophaee  des  Siegs  der 
Kitharodik  verwandelt.  Vgl.  Boettiger,  Att.  Museum  I.  S.  285,  und 
Millin  Vases  I.  zu  pi.  6.  Der  Wettkampf  auf  Vasengem.,  Tischb.  I,  33 
(in  Delphi);  HI,  5.  (A.  in  der  Pythischen  Stola)  12;  Millingen  Gogh.  4; 
Gerh.  Ant.  Bildw.  27,  2.  [Das  letzte  ist  das  Urtheil  oder  die  Strafe.] 
Bei  Tischb.  I,  33  [tWie  II,  -62,  Inghirami  tv.  327J  heisst  der  FlOtenspieler 
Molxogy  wie  bei  Plut.  Qu.  Gr.  28  ein  feindseliger  Aulete  Molpos  vor- 
kommt;  vgl.  Welcker  Ann.  IV.  p.  390.  Die  Strafe  schon  von  Zeunis 
gemalt;  Marsyas  religatus  Plin. ,  vgl.  Philostr.  d.  j.  2.  Darnach  vielleicht 
das  Gemalde  Ant.  di  Ercol.  II,  19.  M.  Borbon.  VIII,  19.  [Temite  1. 
Taf.  7;  ein  andres  Bull.  1841.  p.  106;  ein  merkwurdiges  bei  Turnbull 
a  treat,  on  anc.  painting  pi.  18.  Ap.  sitzend  mit  der  Laute  auf  einem 
Felsen,  vor  ihm  der  Ueberwundene  knieend  um  Gnade,  ein  Diener  zieht 


550  Mythologische  GegensUnde  der  b.  E.  [362] 

ibn  am  Halse  zurQck,  ein  andrer  steht  bereit  u.  zuletzt  steht  der  Scythe 
mit  dem  Messer,  der  Entscbeidung  gewSrtig.  Vasen  von  Palermo  u.  von 
Malta  6erb«  Arcbaeol.  Zeit.  III.  S.  87 — 93.  Vasengemalde  bei  Inghirami 
Vasi  fitti  lY,  325—31 .  wovon  326—329  aus  Tischbein,  330  aus  Millingen 
Peint.  de  V.  4,  und  in  der  Elite  c6ramogr.  II,  62.  63.  65—71  der  Wett- 
streit,  64  u.  75  die  Strafe.  Darunter  ist  unedirt  die  secchia  pi.  63,  wo 
M.  dem  Ap.  zuh5rt,  welchen  Nike  kranzt;  oben  sitzt  Artemis  u.  hinter 
dem  Ap.  Olympos,  betrflbt.  (Rv.  Silen  SchlauchtrSger,  ein  Thyi*sus- 
schwinger  und  eine  Baccha).  Der  Text  ist  noch  zurilck.  An  einer  Vase 
aus  Ruvo  im  Bourbonlschen  Museum  (Rv.  Raub  des  Palladiums),  er- 
wahnt  Bull.  1841.  p.  107  und  im  Arcbaeol.  Intell.  Bl.  1837.  S.  52.  f. 
Oberhalb  Zeus  thronend,  Artemis,  langbekleidet  mit  Bogen  u.  zwei 
Speeren  stebend  neben  ihm.  Dem  unten  sitzenden  Apollon  schwebt  ein 
Genius  mit  Kranz  zu,  begleitet  von  einer  weiblichen  Figur  mit  Patera. 
MAPZYAZ  stiitzt  sich  das  Haupt,  indem  eine  Muse  ibm  das  Urtheil 
vorliest;  zwei  andre  Musen  mit'Fl5ten  u.  Lyra;  ein  Jungling  mit  einem 
Bock.  Eine  Vase  Santangelo  aus  Gntmentum  in  der  Rev.  arcbMog.  1845. 11. 
p.  631.  pi.  42.  Nike  reicht  dem  Ap.  den  Kranz,  Marsyas  sitzt.  Eine 
kleine  Nike  kranzt  den  siegenden  Gott  im  Kitharoedengewand  auch 
Elite  pi.  65,  u.  eine  grOssere  pi.  63.  In  der  j^lite  I.  p.  95  ist  eine  Vase 
mit  Ap.,  Marsyas,  Nike  und  Midas  citirt.  Rv.  Hera  durcb  Hephaestos 
befreit.]  Auch  auf  Vasengem.  A.  als  lortor,  Tischb.  IV,  6.  G.  M.  26,  79. 
Haufig  auf  Gemmen  Lipp.  I,  66.  II,  51—53.  Ill,  48.  Gemmae  Flor.  1. 
tb.  66,  9.  Wicar  II,  7.  M.  Antonins  des  Frommen  von  Alexandria*  Apollon 
auf  einem  Felsen  sitzend,  Marsyas  hSngend,  Olymp  oder  der  Scythe 
knieend,  Mionnet  Suppl.  T.  IX.  zu  p.  24.  Ueberladne  Sarkopbag-Vor- 
stellungen,  aus  Villa  Borgh.  L.  769  b.  Winck.  M.  I.  42.  Bouill.  Ill,  34. 
Chirac  pi.  123.  p.  273.  G.  M.  25,  78.  [D.A.K.  II.  n.  152]  (ahnlicbes 
Fragment,  R.  Rochette  M.  I.  47,  3);  auf  dem  neuentdeckten  Sarkophag 
der  Sammlung  Doria,  Gerh.  Hyp.  ROm.  Studien  S.  110  u.  Ant.  Bildw. 
Tf.  85,  1 ;  einfacher  aus  S.  Paola  fuora  di  mura  (Heeren  in  Welcker*s 
Zeitschr.  I.  S.  137.  Historische  Werke  III.  S.  185).  Sarkophag  Barberini 
bei  Gerh.  A.  B.  Tf.  85,  2.  Cardinali  in  den  Mem.  Rom.  di  antich. 
Vol.  I.  p.  401  (49),  Minerva  sich  spiegelnd  und  M.  zum  Schinden  ge- 
bunden.  [Thongefcs  aus  Armento  mit  Relief,  wichiige  Vorstellung, 
Bull.  1842.  p.  34.  Bull.  Napol.  1844.  p.  75.  Grobes  Fragment  im  M. 
Chiaramonti,  Gerh.  Vatican  S.  64.  EigenthGmliche  Behandlung  in  einem 
Relief  des  Museum  zu  Aries.]  Abweichend  die  Vorstellung  auf  einer 
Candelaber-Basis  PGl.  V,  4.  Nach  jenen  Reliefs  erkennt  man  die  Stiicke 
einer  grossen  Statuen-Gruppe ,  vielleicht  derselben,  die  das  ROmische 
forum  zierte  (Marsyas  causidicus,  A.  iuris  peritus  bei  Horaz,  Martial, 
Juvenal;  ob  derselbe  tortor?).  Dazu  geh<5ren  der  an  die  Fichte  gehSngte 
Marsyas,  ein  anatomisches  Studium,  zweimal  in  Florenz  (M.  Flor.  Ill,  13. 


[362J  Apollon  in  grSssern  Compositionen.  551 

Maffei   Race.  31.    G.  di  Fir.  IV,   35.  36.    Wicar  lY,   17)   u.   sonst   (im 


552  Mythologische  GegenstAnde  der  b.  K.  [363] 

Baum,  balb  noch  Mftdchen  wurde  Daphne  gemalt  nach  Lukian  Ver.  hist.  1, 8. 
A.  Idas  u.  Marpessa,  Gerhard  Etr.  Spiegel  I.  80,  mit  den  Namen.  Idas  filhrt 
Marpessa  davon,  A.  entfemt  sich,  Gerhard  Auserles.  Y.  I,  46,  erkanni  von 
Ed.  Jahn.  Archaeol.  Aufs.  S.  54,  derauch  S.  47  ff.  auf  der  berOhmten  Agrigenter 
Vase  in  MQnchen  mit  dem  Yf.  §.  143.  A.  %  wiewohl  dieser  auch  Ann.  lY. 
p.  393  diese  Erkl&rung  nur  als  zweifelhaft  anfQhrt,  den  Streit  zwischen  A.  u. 
Idas  u.  dessen  Schlichtung  vermuthet.  Thiersch  fiber  die  bemalten  Yasen, 
MQnchner  Denkschr.  PhiloK  lY.  1.  S.  41  zieht  die  Erk]§rung  vor,  die  nach 
Pindar  den  Streit  des  Herakles  gegen  Apollon  u.  zwei  andre  GOtter  annimmt.] 


6.    Artemis. 


1  363.    Das  Wesen  der  Artemis  hat,  wie  das  ihres  Bru- 

ders  Apollon,  zwei  Seiten,  indem  sie  bald  mehr  als  eine 
kampfende,  erlegende  Gottheit  gedacht  wird,  welche  Thatigkeit 
indess  in  der  gewShnlichen  Auffassung  immer  mehr  auf  das 
Geschaft  der  Jagd  beschrankt  wnrde;  bald  mehr  als  eine 
Leben  gebende  und  Licht  bringende  Gottin  (Vorstellungen,  die 
in  Griechischer  Symbolik  sehr  eng  zusammenhangen),  als  eine 
Spenderin  von  frischem,  bliihendem  Naturleben  fur  Vieh 
und  Menschen :  auf  welche  Grundvorstellung  schon  der  Name 

'2  der  Gottin  hindeutet.  Bogen  und  Fackel,  das  Symbol  von  Licht 
und  Leben,  waren  daher  schon  bei  den  altesten  Cultusbildern 

3  die  gewohnlichen  Attribute.  Bei  weiterer  Entwickelung  des 
Artemis-Ideals  legt  die  Kunst  die  Vorstellung  jugendlieher 
Kraftigkeit  und  Lebensfrische  zum  Grunde,  und  in  dem  altem 
Style,  wo  Artemis  durchgangig  lang  und  zierlich  bekleidet 
(in  stola)  erscheint,  geht  ^as  Streben  besonders  dahin,  auch 
durch  das  Gewand  die  vollen,  bluhenden  und  kraftigen  For- 

4  men  hindurchscheinen  zu  lassen.  Spater,  als  Skopas,  Praxi- 
teles, Timotheos  und  Andre  das  Ideal  ausgebildet  hatten, 
wird  Artemis,  wie  Apollon,  schlank  und  leichtfussig  gebildet, 
Huften  und  Brust  ohne  weibliche  Fulle;  die  noch  unent- 
wickelten  Formen  beider  Geschlechter  vor  der  Pubertat  er- 
scheinen  hier  gleichsam  festgehalten  und  nur  zu  grosserem  Um- 

5  fang  ausgebildet.  Das  Gesicht  ist  das  des  Apollon,  nur  von 
weniger  vortretenden  Formen,  zarter  und  ruhdlicher;  das 
Haar  ist  haufig  uber  der  Stirn  zu  einem  Korymbos  (Kro- 
bylos)  aufgebunden ,  noch  ofter  aber  am  Hinterkopf  oder  auf 


[363]  Artemis,  Mteres  und  spaterea  Ideal.  553 

dem  Wirbel  nach  einer  Weise,  die  besonders  bei  den  Doriem 
ffebrauchlich   war.   in   einem  Busch   zusammen£refas.^t :    nicht 


554  Mythologische  Gegenstfinde  der  b.  K.  [364] 

Stfttue)  Aen.  I,  320.  Grispatur  gemino  vestis  Goi'tynia  cinclu  poplite  fusa 
tenus  Claudian  Rapt.  Pros.  II,  33.  vgl.  Cons.  Stil.  Ill,  247.  'Eg  yow 
fiilQi  xitoiva  ^oivvvs^ai  Aeyvoirov,  Kail.  Art.  11.  Vgl.  Christodor  308. 
Die  Anth.  Plan.  IV,  253  (App.  Palat.)  erwlUint  die  Avuaarfiav  ivSgofiig 
ccQ§vXld(ov  (die  Kf^rixmcL  nidiXa)  und  den  9rp6cr  cchqtjv  lyvvrjv  tpoivi^ 
itinXog  hXtaaofievog,  'EvdgofiiSfg  der  A.  Pollux.  [Bis  zii  den  Fflssen 
bekleidet,  den  KOcher  QbergehSiigt,  A.  icvvrjYSTig  uach  der  Beischrift,  Relief 
bei  Paciaudi  Mon.  Peloponn.  I.  p.  163,  wie  die  spSteren  Statuen  Glarac 
pi.  571,  1220.  572,  1222  u.  a.) 

*l  364.     Artemis  die  Jagerin  {dyiwr^Qn)^    welche   aber   oft 

mit   gleichem  Rechte  als   eine   kampfende   Gottheit    gedacht 
werden  kann,    wird   in   vorziigllchen  Statuen   theik   in   deni 
Moment,   den  Pfeil    aus    dem  Kocher  zu  nehmen,    um    ihn  . 
abzusenden,  theils  auf  dem  Punkte  ihn  abzuschiess*,  in  be- 

2  senders  lebhafter  Bewegung,  dargestellt.  Wenn  sie  im  langen 
Gewande  die  Hand  nach  dem  Kocher  bewegt,  ohne  Zeichen 
von  heftiger  Bewegung,  sanfte  Anmuth  in  den  Mienen,  liegt 
die  Vorstellung  naher,  dass  sie  ihn  schliessen,  als  dass  sie 
ihn  ofiFnen  wolle,    und  man  darf  wahrscheinlich  den  Namen 

3  loneina  auf  eine  solche  Artemis  anwenden.  Geschlossen 
sieht  man  den  Kocher  und  den  Bogen  auf  den  Rucken 
zuruckgeworfen  in  Reliefs,  wo  Artemis  als  lebenverleihende 
Lichtgottin  (als  cfiugqaoogy  ashigcfiOQog)  mit  den  Fackein  in 
beiden  Handen  einherschreitet,  welche  auch  vielen  mangelhaft 
erhalienen   Statuen   durch  Restauration    wiederzugeben    sein 

4  mochten.  In  Tempelbildern  trug  niclit  selten  Artemis  sowohl 
den  Bogen  als  die  Fackel  in  der  Hand,  Licht  und  Tod  gebend 

5  zugleich.  Die  Jagerin  Artemis  ist  zugleich  eine  Hegerin  und 
Pflegerin  des  Wildes;  oft  erscheint  sie  eine  heilige  Hirsch- 
kuh  an  sich  heranziehend;   auch  ist  in  einem  interessanten 

6  Bilde  ihre  Krone  aus  Rehbocken  gebildet.  Nur  in  kleinen 
Kunstwerken  lassen  sich  nachweisen :  die  Artemis  Upis,  eine 
Opfer  und  Suhnlieder  fordernde  Gotthert,   welche  durch  die 

7  Geberde  der  Nemesis,  bezeichnet  wird;  und  die  Syrakusische 
Potamia,  die  vom  Alpheios  herubergebrachte  Flussgottin, 
welche  durch  das  Schilf  in  den  Haaren  und  die  Fische,  die 

8  sie  umgeben,  ihre  Verbindung  mit  dem  Wasser  anzeigt.  Die 
meerbeherrschende  Artemis  ist  wenigstens  in  der  Gestalt,  die 
sie  in  Leukadien  hatte,  bekannt. 


[3M]    '  Artemis,  verschiedene  DanrtellungsneiBen.  555 

1.    Der  erste  Moment  in   der  A.    von   Versailles,   L.  178.     Sehr 
Bchluik  und  lierlich,   aher  doch  krUtig  gebaut    Nebett  ibr  die  tnupot 


556  Myihologische  GegensUUide  der  b.  K.  [364] 

Matth.  1,  44.  A.  aus  Pall.  Golonna  in  Berlin  31  mil  schdnem  Kopf, 
wafarscheinlich  mit  Fackeln  in  beiden  H§nden,  schnell  herbeieilend.  Auch 
die  angebliche  Terpsichore,  Clarac  pi.  354.  Die  sog.  Zingaiella  im  L.  462. 
(Winck.  W.  ffl,  XLV.  Race.  79,  V.  Borgh.  8,  5.  Bouill.  Ill,  5,  4.  Qarac 
pi.  287)  und  die  sich  eine  Art  von  Peplos  umlegende  Statue  aus  Gabii  im  L. 
(Mon.  Gab.  32.  M.  Roy.  II,  17.  Bouill.  1,  21.  Qarac  pL  285)  halte  ich 
fur  Nymphen  der  A. 

4.  Mit  Fackel  und  Bogen  die  hochgeschOrzte  A.  Laphria  auf  M. 
N.  Brit  5,  23.  (Dieselbe,  aber  als  JSgerin  ohne  Fackel  auf  H.  Domitian's, 
Morelli  tb.  20,  7.)  Eben  so  die  A.  von  Segesta,  cum  stola  Gic.  Verr.  IV,  34. 
A.  mit  zwei  Fackeln  als  Sceptern,  den  EOcher  auf  dem  Rucken,  lang 
bekleidet,  Morelli  G.  Giaudia  tb.  2,  1. 

5..  So  an  der  archaisirenden  Statue  von  Gabii,  in  MQnchen  85. 
Sickler's  Almanach  H.  S.  141.  Tf.  12.  Garac  pi.  566.  n.  124.  [Die 
Krone  aus  Hirschen  und  EOchem  abwechselnd,  wie  die  der  G^^ttin  von 
Rhamnus  aus  Hirschen  und  Victorien,  Paus.  I,  33,  3,  der  Kranz  der 
Pandora  aus  allerlei  Thieren,  Theogon.  578,  der  der  Here  aus  Horen  und 
Cbariten  Paus.  11, 17,  4.]  A.  als  Gultusbild  mit  einem  Reh  auf  der  Schulter 
und  Rehfell  auf  dem  Relief  bei  Gerh.  Ant.  Bildw.  I,  42,  1.  Oft  hlUt  A. 
einen  Hirsch  bei  den  H()rnem  oder  Vorderfiissen ,  auf  M.  und  Gemmen, 
z.  B.  der  altertbGmlichen  Lipp.  I,  70.  HI,  59  s.  II,  60;  auf  dem  Relief 
bei  Bartoli  Adm.  33  (mit  Hippolyt)  und  andem,  §.  363.  A.  3.  Auf  der 
Hirschkuh  knieend,  M.  von  Ephesos,  SGlem.  23,  193,  Chersonesos  Taur., 
Allier  de  Haut.  2,  3 — 9.  Auf  einem  Wagen  mit  Hirschen,  Glaudian  Gons. 
Stil.  ni,  286,  auf  Denaren  der  g.  Aelia  u.  Axsia,  vgl.  §.  119.  A.  2.  A.  mit 
Fackeln,  von  einem  Hirsch  getragen,  M.  der  Faustina,  Pedrusi  V,  13,  3. 
Vaillant  De  Gamps  p.  35.  Auf  den  Denaren  der  g.  Hostilia,  mit  Strahlen- 
haupt,  in  der  R.  einen  Hirsch,  in  der  L.  einen  Speer  haltend.  Diana 
Planciana,  Eckhel  D.  N.  V,  275,  mit  einem  Hute;  eine  Gemse  auf  dem 
Revers.  Kopf  der  A.,  von  Bdcken  umgeben,  silbernes  MedaiUon  von 
Herculanum.    M.  I.  de  Inst.  14  a.    Ann.  H.  p.  176. 

6.  So  erklare  ich  die  Gemme  Millin  P.  gr.  11.    Vgl.  Hirt,  Tf.  12,  10. 

7.  Far  A.  Potamia  halte  ich  auf  den  Syr.  Medaghoni  (§.  132.  A.  1) 
den  Kopf  mit  schilfdurchflochtenem ,  hinten  aufgestecktem ,  einfach  geord- 
netem  Haar,  von  Fischen  umgeben  (Noehden  Frontisp.,  vgl.  13.  Mionn. 
Descr.  PL  67,  3.  5.  Empr.  317.  318),  und  unterscheide  davon  den  eben- 
falls  von  Fischen  umgebnen  mit  dem  Haametz  und  dem  kunstlich  geord- 
neten  Haar,  von  minder  edlen  und  gOttlichen  Gesichtsformen ,  den  roan 
bald  von  der  Seite  (Empr.  316),  bald  von  vom  (302.  303)  sieht,  wo  die 
Aufschrift  Aqk^ooa  (Descr.  Pi.  67,  4)  keinen  Zweifel  Clber  die  Bedeutung 


ArUmis,  Kebenformen,  (rruppirungen.  557 

-  Diese  A.  Potamia  vrai,   wie  alle  Wassergottheiten ,   aucb  Rosse- 


558  Mythologische  GregensUnde  der  b.  K.  [365] 

Oithischen  Artemis,  dasselbe,  welches  die  Spartanische  Prie- 
sterin  bei  der  Knabengeisselung  auf  der  Hand  trug,  erscheint 
im  Mythus  der  Iphigeneia  (§.  416.  A.)  in  der  Form  eines 
gewohnlichen  alterthumlichen  Idols ;  abweichender  stellt 
5  sich  die  von  einem  Stier  getragene  Tauropolos  dar.  In 
grosserer  Verbindimg  ist  man  gewohnt,  Artemis  mit  Mutter 
und  Bruder  zu  sehen,  an  dessen  Musikliebe  sie  auch  Theil 
nimmt,  dann  im  Eampfe  mit  Giganten,  auch  in  der  Dar- 
stellung  des  Mythus  von  Aktaeon,  den  indess  erst  die  spatere 
Kunst  zu  einer  Badescene  benutzte. 

1.  S.  das  Vasengera.  Millin  Vases  II,  25.  M.  G.  136,  499,  wo 
Athena  und  Herakles  mit  Apollon  und  Artemis  flber  das  Ephesische 
Heiligthum  einen  Vertrag  zu  schliessen  scheinen  (Paus.  VII,  %  5).  [Eben 
so  auf  einer  Vase  mit  ApoUon,  Hermes  und  einem  Jdngling  mit  Lanze, 
Elite  c^ramogr.  II.  pi.  88.  A.]  A.  Phrygisch  costflmirt  auf  der  Vase 
Tischb.  IV,  6  [mit  Marsyas  u.  Apollon]. 

2.  Oben  §.  69.  A.  Menetreius  Diana  Ephesia.  PGl.  I,  32.  M.  Borb. 
VII,  11.  G.  M.  30,  108.  109.  111.  [August.  I,  13.  Clarac  pi.  561.  562  B. 
563.  564  C]  Lipp.  II,  62-68.  Impr.  d.  Inst.  II,  1.  2.  Oft  auf  Homo- 
noeen-M.  und  Lampen.  Auch  auf  M.  Syriens  sind  diese  der  Ephesischen 
A.  Hhnlichen  Figuren  zu  finden;  auf  den  M.  von  Demetrios  III.  mit 
Aehren  urogeben.  —  Leucophryne  G.  M.  112. 

3..  Von  der  A.  Priapine  auf  Kilikischen  M.  von  Mallos  Toelken, 
Kunstbl.  I.  S.  174. 

4  S.  §.  416.  A.  2.  Die  TavQonoXog  auf  M.  von  Ikaria  und  Amphi- 
polls  (wo  sie  mit  Modius  und  einem  Halbmond  hinter  dem  Kopfe  erscheint, 
Sestini  Fontana  tv.  2,  11),  Boettiger  Kunstmythol.  S.  330.  Tf.  4.  Diptycha 
G.M.  34,  121.    A.  mit  Rindern  fahrend,  Tassie  pi.  28,  2039.   Vgl.  Voss  S.  56. 

5.  A.  giesst  ihrem  Bruder  eine  Libation  ein,  Vasengem.  Gerh.  Ant. 
Bildw.  1,9.  A.  mit  der  Kithar  auf  Vasen  von  Volci,  M.  I.  d.  Inst.  24, 
unii  6fter  als  Theihiehmerin  am  Hymenaeos.  Vgl.  Ann.  V.  p.  149. 
Artemis  und  Ap.  bei  der  Zufdhrung  der  Braut,  Vasengem.  Panofka  sur 
les  v^iit.  noms  des  vases  pi.  8.  n.  1.  Die  Delische  A.  steht,  die  (xeschosse 
auf  dem  Riicken ,  mit  Phiale  u.  Prochus ,  neben  ApoU ,  auf  dem  schOnen 
Vaseng.  Gerh.  Ant.  Bildw.  59.  vgl.  §.  384.  A.  Angelos?  Ann.  V.  p.  172. 
—  A.  alsffirsch^  mit  Giganten  kampfend ,  Lipp.  II,  111.  G.  M.  20,  114. 
Als  Bogenschutzin ,  Hekate  zugleich  mit  Fackeln ,  Relief  M.  Chiar. Ji J7. 
Mon.  Matth.  Ill,  19.  G.  M.  35,  113.  —  Aktaeon,  Metope  von  Selinus, 
§.  119.  A.  4.  Vasen  von  Volci,  Micali  tv.  100,  1,  und  Eboli,  Ann.  d. 
Inst.  in.  p.  407.  tv.  agg.  d.  A.   von  den  Hunden   gefressen,    Vasengem. 


560  Mythologische  GegensUlnde  der  b.  K.  [367] 

gung,  grade  das  Urgewaltige  im  Bilde  zwergartig  zu  fassen. 

4  Ausgebildet  indess  begnugte  sie  sich,  einen  kraftigen,  werk- 
thatigen  Mann  hinzustellen,  der,  umgekehrt  wie  andre  Gotter, 
in  der  fniheren  Zeit  meist  jugendlich,   spater  in  der  Kegel 

5  als  bartiger  und  gereifter  Mann  gefasst  wurde.  Doch 
vereint  sich  damit  bisweilen,  wie  in  Alkamenes  beruhmtem 
Bilde,  eine  Andeutung  der  Lahmhelt,  welche  die  kraftige 
Figur    nicht    entstellte,    sondem    nur   interessanter   machte. 

6  Deutlicher  erkennt  man  ihn  in  den  wenigen  Kunstwerken, 
welche  von  ihm  ubrig  sind,  an  der  Handwerker-Exomis 
(§.  337.  A.  3),  der  halbeiforniigen  Mutze,  welche  er  wahr- 
scheinlich  in  Lemnos  erhalten  (§.  338.  A.  2),  und  dem 
Schmiedegerath. 

1.  Ueber  den  Attisch-Lemnischen  Feuerdienst  Welcker  Pi-ometh. 
S.  277  ff. 

3.  Vgl.  Schelling  Gottheiten  von  Samothrace  S.  33.  93. 

4.  H.  bartlos  auf  M.  von  Lemnos,  Lipara,  Aesemia  (VOLKANOMf 
M.  SGI.  6,  5),  auf  dem  Eapitolin.  Puteal,  auf  Etruskischen  Pateren  und 
einem  Relief  bei  Athena's  Geburt,  und  Yasengem&lden.  Gruppirt  mit 
Hermes?  §.  381.  6d.rtig  indess  schon  auf  Vaeen  von  Volci,  wie  auf 
den  §.  367.  A.  3  aufgefQhrten ,  selbst  auf  archaistischen.  So  an  einem 
Hermenkopf,  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  I,  81,  3.  Auf  den  M.  der  g.  Aurelia 
der  Kof  meist  b&rtig,  Morelli  3,  doch  auch  unbftrtig,  ebd.  4. 

5.  Von  Alk.  H.,  in  quo  stante  in  utroque  vestigio  atque  vestito 
leviter  apparet  daudicatio  non  deformis,  Gic  N.  D.  I,  30.  Yal.  Max. 
yni,  11.  ext.  3.  Auch  am  Fries  des  Parthenon  glaube  ich  H.  (vgl.  §.  118, 
2  b.)  an  dem  Halten  und  Stdtzen  des  Knie's  durch  das  Skeptron  zu  er- 
kennen.  Euphranor's  H.  ohne  Lahmheit  Dion  Ghrys.  Or.  37.  p.  566  c. 
Mor.  125.  R.  aQtinovg. 

6.  Bronze  bei  Hirt  6,  1.  2;  Borghesische  Statue.  Gemme  bei  Millin 
P.  gr.  48.  Auch  auf  M.  von  Methana,  wegen  Yulcanit&t  der  Haibinsel. 
[M.  Yon  Lipari  und  Aesernia.  Erzfigurchen,  wenn  nicht  Odysseus,  Speci- 
mens I,  47.] 

1  367.  In  grosserer  Verbindung  sieht  man  ihn  unter 
andern  in  seiner  Schmiede  auf  Gemmen,  wo  ihn  Aphro- 
dite besucht,  und  mit  den  Kyklopen  zusammen  auf  Reliefs, 

2  wo  er  Prometheus  Fesseln  schmiedet.  Als  gekrankten  Ehe- 
mann  sieht  man  ihn  bei  dem  Ehebruch  der  Aphrodite  und 

3  des  Ares  seine  Schande  selbst  aufdecken.    Besonders  artige 


[367]  Hephaestos,  Bilduagsweise.  5gl 

Kunstwerke,  wovon  aber  nur  Vasengemalde  erhalten  sind, 
hat  der  Mythus  hervorgebracht ,  wie  Ares  den  Hephaestos 
wegen  der  listigen  Fesselung  der  Hera  bekftmpft,  und  Dio- 
nysos  den  vom  Olymp  Geflohenen  im  Triumph  wieder  zu- 
Tuckholt.  Zum  Theil  schliessen  sich  diese  Darstellungen  eng 
an  Scenen  der  Sieilischen  KomSdie  an. 

1.  Vulcans  Fall,  Relief  im  M.  zu  Berlin,  Gerhards  Ant.  Bildw.  I, 
^1,  6.  [H.,  eine  ftbrenbekrftnzte  Gdttin,  Dreizack,  rathselhaftes  Bruchstdck, 
M.  Piocl.  IV,  11.  Kunstmuseum  zu  Bonn  S.  119.]  Lipp.  I,  73.  74.  n, 
71.  72.  Inghir.  G.  Omer.  161.  Bei  Lipp.  I,  75  versieht  H.  alle  Gutter 
mit  seinen  Arbeiten.  —  M.  Gap.  IV,  25.  Hirt  6,  3.  G.  M.  93,  383;  V. 
Boigh.  1,  17  im  L.  433,  vgl.  Winck.  W.  H.  S.  506.  693.  Das  Relief 
L.  239.  Glarac  pi.  181.  Schmiede  des  H.  ist  in  dem  Geiste  des  Satyr- 
drama's  aufgefasst.  Welcker  Ann.  d.  Inst  V.  p.  154.  ~  H.  den  Schild 
4er  Athena  arbeitend,  Millin  P.  gr.  49.  H.  den  Schild  des  Achill  jPAr 
Thetis  arbeitend,  Capitol.  Relief,  Inghir.  G.  Omer  159.  163.  H.  die  Pan- 
dora bildend?,  Relief  im  L.  215.  Winck.  M.  L  82.  Glarac  pi.  215,  vgl. 
Welcker  p.  145.  Thetis  in  kummervoller  Stellung  bei  H.,  der  die  Waffeh 
-des  Achill  arbeitet,  Fama  in  die  Trompete  blasend  (wie  bei  den  TOchtem 
des  Lykomed),  Pompej.  Gemmen  H.  Borb.  X,  18.  [Vulcan  der  Venus  und 
zwei  Amoren  Wa£fen  schmiedend,  ein  Wandc^mfilde  in  lebensgrossen  Figuren 
von  trefOichem  Styl  in  Villa  Altieri  in  Rom,  aus  dem  Grab  der  Nasonen.] 

2.  Winck.  M.  I.  27.  (aus  V.  Albani)  G.  M.  38,  168.*  Hirt  7,  5. 
Sehr  sinnreich  ist  dieser  Mythus  auf  der  Ara  des  T.  Claudius  Faventinus 
dargestellt,  Bartoli  Adm.  3. 

3.  Ueber  den  Zusammenhang  des  Epicharmischen  Stocks  '^Jqfctiatog 
kul  ol  Kn/utctal  Dorier  H.  S.  354.  Ueber  Achaeos  Hephaestos  Welcker 
Nachtrag  S.  300.  —  Erste  Scene,  Daedalos,  fi&r  Hephaestos,  und  Eneualios 
im  Kampfe  vor  der  an  den  Thron  gefesselten  Hera,  Vase  von  Bari  im 
Brit.  Mus.  Mazocchi  Tb.  fieracl.  ad  p.  138.  Hauc.  HI.  pi.  108.  G.  M. 
13,  48.  [ii^Ute  c^rambgr.  I,  36.]  (Dahin  deutet  aucb  Sappho  Fr.  88 
Keue:  o  d*  'Agivg  tptxlg  ^  %bv  "Jtpaictov  aysiv  §1^).  Zwelte:  Dio- 
nysos  den  Hephaestos  im  Thiasos  (wobei  auch  Marsyas  u.  die  Eomodia) 
zurflckfOhrend.  Gemfilde  im  Anthesterien-T.  Pans.  I,  20,  2.  Tischb.  Ill, 
9;  IV,  38;  Millin  Vases  I,  9.  G.  M.  83,  336.  Hillingen  Cogh.  6; 
Hillin  n,  66.  G.  M.  te,  388;  M.  Borb.  HI,  53;  Laborde  I,  52. 
Stackelb.  Griber,  Taf.  40,  erhaben.  [Welcker  Kl.  Schr.  I.  S.  294. 
Eine  erhabene  Darstellung  auch  auf  einer  Vase  des  Hauses  Santangelo 
in  Neapel,  eine  an  einer  Kylix  mit  dem  ausgesOhnten  Prometheus  auf 
dem  Boden,  Bull.  1846.  p.  116.  Elite  c^ramogr.  I,  41—49  A.  Aucb 
H.  mit  Hammer  und  Kantharos  auf  einem  geflilgelten  Wagen,  in  einer 

O.  M  0 1 1  •  r '  ■  ArehMologie.    4.  Anfl.  36 


562  Mythologische  GegensUUide  der  b.  K.  [368) 

Kylix  von  Volci,  das.  Tf.  SS^aus  Gerhaixis  Auserles.  V.  I,  57,  1  schliesst 
sicb  an  diese  Darstellungen  an.]  Auf  einem  Etr.  Spiegel  umannt  H.  den 
Dionysos  (Phuphluns),  Dorow  Voy.  pi.  15.  In  Void  H.  jnit  einem  Becher 
auf  einem  Flflgelwagen,  Ann.  Ill,  p.  142.  —  Dritte:  H.  die  Mutter 
I5send  im  T.  der  Chalkioekos,  Paus.  Ill,  17,  3.  Auch  das  Capitol.  Puteal, 
§.  96.  N.  16,  stellt  eine  RuckfQhrung  und  Vers5hnung  des  H.  dar,  aber 
durch  Poseidon.  —  Vgl.  sonst  §.  371.  (Athena)  412.  413.  (Erichthonios^ 
Hochzeit  des  Kadmos  und  Peleus.) 


8.    Pallas  Athena. 

1  368.  Das  schwer  zu  ergrundende  Wesen  der  Pallas 
Athena  hat  besonders  darin  seinen  Mittelpunkt,  dass  sie  als^ 
ein  dem  Himmelsgotte  engverwandtes  reines  und  erhabnes 
Wesen,  als  eine  Jungfrau  aus  atherischer  H5he  gedacht 
wird,  welche  in  dieser  Welt  bald  Licht  und  Warme  und  ge- 
deihliches  Leben  verbreitend  eintritt,  bald  aber  auch  feind- 
selige  Wesen  (namentlich  die  wunderbar  mit  ihr  zusammen- 

2  hangende  Gorgo)  vemichtet.  Wenn  aber  schon  in  dieser 
altesten  Anschauungsweise  Physisches  und  Geistiges  eng  ver- 
bunden,  und  diese  atherische  Jungfrau  zugleich  als  Zeus 
Verstand,  als  die  in  Zeus  aufgenonimene  und  wiedergeborne 
Metis  (nach  Hesiod),  gedacht  wurde:  so  uberwog,  dem  all- 
gemeinen  Entwickelungsgesetze  des  Griechischen  Lebens  ge» 
miss,  in  der  Homerischen  Zeit  durchaus  die  letztre  Vor- 
stellung;  und  Athena  war  die  Gottin  kraftigen  Wirkens^ 
hellen  Geistes  geworden,  eine  Beschutzerin  jedes  Standes  und 
jedes  Menschen,  der  Tucbtiges  mit  Besonnenheit  angreift  und 

3  voUbringt.  Die  Kunst,  welche  in  fruheren  Zeiten  die  Pal-t 
las  fast  vor  alien  andem  Gottheiten  ins  Auge  gefasst 
hatte,  stellte  in  den  alten  Palladien  (§.  68),  welche  mit 
erhobenem  Schilde  und  gezucktem  Wurfspeer  gebildet  wur- 
den,  besonders  die  vorkampfende  Gottheit  (dXaXxvfi^vri)  dar; 

4  doch  gab  es  auch  Bilder  in  ruhiger  und  sitzender  Stellung, 
und  neben  den  Wafifen  wurde  ihr,  zur  Bezeichnung  fried - 
lichen  Wirkens,  auch  Rocken  und  Spindel  in  die  Hand  gu- 
geben;  auch  die  Lampe  scheint  ein  altes  Attribut  der  Gott- 

5  heit.  In  den  Statuen  der  vorgeschrittenen  alt  -  Griechischen 
Kunst  erscheint   Athena   immer   in  kampfrustiger  Stellung^ 


[368]  Athena;  ftltere  Bildung.  563 

mehr  oder  weniger  vorschreitend ,  uber  dem  Chiton  mit 
einem  steifgefalteten  Peplos  und  einer  grossen  Aegis  bekleidet, 
die  bisweilen  auch  als  Schild  dienend  uber  dem  linken  Arme 
lag,  oder  ausser  der  Brust  auch  den  ganzen  Rucken  bedeckte : 
dagegen  sie  spater  immer  mehr  zusaramengezogen  wird.  Die  6 
Umrisse  des  Korpers  haben  in  Huften  und  Brust  wenig  von 
weiblicher  Fulle,  zugleich  sind  die  Form  en  der  Beine,  Arme, 
des  Ruckens  mehr  auf  mannliche  Weise  ausgebildet.  Das  7 
Gesicht  hat  bereits  die  eigenthumliche  Form,  welche  die  ver- 
vollkommnete  Kunst  weiter  entwickelte,  aber  dabei  sehr  herbe 
und  anmuthlose  Ziige. 

I.  Vgl.  Cieuzer's  Symbol.  II,  640.  Des  Verf.  Minervae  Poliad. 
aed.  p.  1  sqq.  Welcker's  Prometheus  S.  277.  Gerhard's  Prodrom.  8.  121. 
143.  Heffter  GOtterdiensta  auf  Rhodos  11.  E.  RQckert  Dienst  der  Athena. 
[Gerhard  Minervenidole  B.  1844  mit  5  Kpfrn.  in  den  Schriflen  der  Aka- 
demie.    Elite  c^ramograph.  I,  54—90.] 

3.  Ueber  das  Troische  (auch  in  dem  Gemfllde  Ant.  Ere  HI,  40)  und 
das  Athenische  Palladion  §.  68.  A.  1.  Das  ROmische  Palladion  beschreibt 
nach  einem  Relief  im  T.  der  Fortuna  sehr  genau  Procop  B.  Goth.  I,  13; 
im  langen  Chiton,  die  Lanze  zilckend,  mit  alterthilmlicher,  angeblich 
Aegyptischer,  Gesichtsbildung.  Fast  hermenartig  erscheint  ein  Laked^mo- 
nisches  Palladion  auf  M.  Gallienus,  Cadalv§ne  Recueil  pi.  2,  35  (mit  einem 
oeyiivJimtop  anovxiov),  Ausgebildeter  sieht  man  die  A.  GhalkiOkos,  von 
Dorischen  Madchen  umtanzt,  als  Verzierung  von  Panzern  und  auf  der 
Terracotta,  d'Agincourt  Fragm.  en  terre  cuite  pi.  12,  9.  Dan&ber  Papaz- 
zurri  Lettera.  R.  1794.  4.  Aristophanes  Lys.  1300.  Mda  Aa%uiva  — 
xkBmct  XttXniomov  'Acdvav, 

4.  Sitzbilder  der  A.  von  Endoeos  zu  Athen  u.  Erythrae  (§.  70* 
A.  2),  dies  hielt  nach  Pans,  mit  beiden  Hflnden  den  Rocken,  auf  dem 
Kopfe  den  Polos.  Rocken  und  Spindel^'hielt  neben  der  Lanze  das  Troische 
Palladion  nach  §.  68.  A.  1  und  halte  nach  Eustathius  p.  627,  6  einen  nUog 
auf.  [Marmome  Sitzbilder  in  Athen  §.  96.  N.  9.  Sueton  Galig.  25  infan- 
tem  autem  —  Minervae  gremio  imposuit]  Das  alte  Holzbild  der  A.  Polias 
zeigen  die  §.  96.  N.  24  genannten  Denkm^er  als  eine  ruhig  stehende  Figur 
im  Peplos,  die  Lanze  als  Skeptron  in  der  R.  haltend.  Ob  den  Schild 
emporhaltend ,  wie  es  nach  Winck.  H.  I.  120  scheint,  ist  nach  der 
Gemme,  H.  Odesc.  16,  zweifelhaft  Die  A.  Ilias  hat  die  Lanze  auf  der 
Schulter  und  eine  Lampe  in  der  Hand;  so  sieht  man  sie,  hermen- 
artig, ein  Rindsopfer  empfangend,  auf  H.,  Cab.  d'Allier  de  Haut.  pi.  13,  9, 
in  ausgebildeter  Form  auf  andem,  Ghois.  Gouff.  IL  pi.  38.    Die  Lampe 


564  Mytholo^^sche  GegensUnde  der  b.  K.  [369] 

in  den  HSLnden  der  A.  auch  Od.  XIX,  34.    Zu  vergl.  ist  der  Halbmond 
auf  den  alien  M.  Athens. 

5.  A.-Bilder  des  alt-Griechischen  Styls  §.  90.  A.  3.  96.  N.  11. 
13.  14.  In  Reliefs  §.  96.  N.  21.  22.  Auf  den  Preisvasen  §.  99,  3.  N.  1. 
vgL  N.  3.  5.  11.  Oft  in  alten  Vasengem.  bei  Herakles.  Etruskische  §.  172. 
A.  3.  Auf  ein  altes  Gultusbild  weisen  auch  die  M.  des  Antigonos  Gon- 
natas  bin  (Empr.  489.  490):  A.,  mil  dem  Peplos  bekleidet,  dessen  oberer 
Tbeil  in  zwei  Zipfeln  fiber  die  Arme  fftllt,  hebt  in  der  L.  den  Schild  und 
schwingt  mit  der  R.  den  Blitz.  Die  Aegis  entspricht  besonders  an  der 
Herculanischen  Statue  der  Homerischen  Vorstellung,  sie  wird  um  die 
Schulter  geworfen  und  mit  den  Hftnden  emporgehoben  und  geschAttelt. 
Die  Schlangen  stellen  die  d'vctcpoi  der  Aegis  vor,  Herod.  IV,  189.  Nach 
hinten  hflngt  sie  oft  sehr  weit  herab,  Millin  P.  gr.  13.  Impr.  d.  Inst  I,  2. 
Aegis  mit  Gorgoneion  auf  M.  der  g.  Ck)rdia.  Vgl.  Facius  Ck)Ilektaneen 
S.  124.  Buttmann  Ueber  die  Stemen-Namen  S.  22.  R.  Rochette  M.  L 
p.  191.  pi.  35.    Des  Verf.  Eumen.  S.  112. 

7.  Den  KOpfen  auf  den  filtesten  M.  Athens  entspricht  der  Cameo 
Bfillin  P.  gr.  14.  Von  strengerhabner  Bildung  ist  der  Florentinische  Kopf, 
Winck.  W.  V.  S.  527.    Meyer  Gesch.  Anm.  S.  32. 

1  369.  Seit  Phidias  das  Ideal  der  Athena  voUendet 
(§.  114.  116),  sind  ruhiger  Ernst,  selbstbewusste  Kraft  und 
Elarheit  des  Geistes  immer  der  Grundcharakter  der  Pallas 
geblieben.  Dire  Jungfraulichkeit  ist  Nichts  als  die  Er- 
hebung  uber  alle  weibliehe  Schw&che,  sie  ist  selbst  zu  sehr 
Mann,  um  sich  dem  Manne  hingeben  zu  konnen.    Die  reine 

2  Stim,  die  lang  und  feingebildete  Nase,  der  etwas  strenge 
Zug  des  Mundes  und  der  Wangen  (torva  genis),  das  starke 
und  fast  eckig  geformte  Einn,  die  nicht  weit  ge5ffneten  und 
mehr  nach  unten  gerichteten  Augen ,  das  kunstlos  langs  der 
Stim  zuruckgestrichne  und  in  den  Nacken  herabwallende 
Haar,  Alles  ZGge,  in  denen  die  fruhere  Schroffheit  zur 
Grossheit  umgebildet  erscheint,  stimmen  ganz  mit  dem  Cha- 

3  rakter  dieser  wunderbaren  idealen  Schopfung  uberein.  Spa- 
tere  Versuche,   diesen  Ernst  vollig  in  Anmuth   aufzul5sen, 

4  konnten   nur   in   das    Charakterlose    fallen.     Der  Helm  ist 
.  Hauptkennzeichen  fur  den  Ursprung  der  Pallasstatuen,  indem 

man  mit  Hulfe  der  Munzen  leicht  den  hohen  Korinthischen 
.(§.  342,  3)  und  den  anliegenden  Attischen  Helm  unter- 
scheidet. 

2.    Vgl.  Winck.  W.  IV.  S.  116.    VII.  S.  119  f.    Der  Beschreibung 


[370]  Athena;  vollendetes  Ideal.  565 

des  Textes  liegt  besonders  zum  Grunde  die  Albanische  BQste  in  MQnchen 
84,  Millin  M.  I.  II,  U.  p.  196.  M.  Nap.  I,  8.  Meyer  Tf.  20  A.  Aehiilich 
in  der  trefflichen,  wiewohl  zweifelhaften  Gemme  des  Onesimos/  Millin  P. 
gr.  58.  vgl.  Lipp.  I,  34.  Von  etwas  hftrterem  Ausdruck  scheint  die  Bflste 
mil  den  WidderkOpfen  am  Helm ,  auch  an  einem  Bronzekopf  Specimens 
II,  47  (die  hier  wohl  auf  Poliorcetik  gehn)  aus  dem  Grabmal  Hadrian*s, 
PG1.  VI,  2.  M.  Nap.  1,  13.  Hirt  6,  5.  Einen  wilden  Ausdruck  hat  die 
BCLste  M.  Ghiar.  I,  15.  Gerhard,  Beschr.  Roms  S.  53.  Die  BCLste  im  Brit. 
Mus.  Spec.  I,  22  von  erhabner  Bildung  ist  wegen  der  hohlen  Augen,  und 
Erzlocken,  welche  angefOgt  waren,  interessant.  Erhabner  Ck)los9aIkopf  der 
A.*unter  den  Mengs'schen  GypsabgClssen;  Tgl.  Winck.  Y.  S.  562.  YI.  S.  75 
der  Anm.    Meyer  Tf.  21  E.    [MQnzen  Glarac  pi.  1005.  N.  2764—2775.] 

3.  So  auf  M.  Yon  Pyrrhos,  Empr.  545,  von  Agathokles,  331.  Gemme 
des  Aspasios,  den  sp&tem  Athenischen  M.  (und  dadurch  der  A.  Parthenos) 
ahnlich,  nur  noch  reicher  geschmQckt,  Bracd  I,  29.  Stosch  P.  gr.  Eckhel 
P.  gr.  18.  G.  M.  37,  132.  Hirt,  6,  6.  vgl.  Lipp.  I,  29.  30.  31.  II,  27. 
[Die  Albanische  A.  »des  hohen  Styls«,  Cavaceppi  Race,  .di  statue  tv.  1. 
Fea's  Winckelmann  I.  tv.  13,  der  Kopf  in  Winckelmanns  W.  lY.  Tf.  6  A.] 

4.  Den  hohen  Yisirhelm  haben  die  M.  von  Korinth  u.  seinen  Colonien 
(§.  132.  A.  1)  mit  dem  Pegasos  (in  Bezug  auf  A.  Chalinitis),  auch  Syrakus 
(mit  wenigen  Ausnahmen),  Ton  Agathokles,  Alexander,  Pyrrhos.  Dagegen 
haben  die  M.  Athens  fast  in  alien  Formen  (vgl.  M.  Hunter,  tb.  8—10. 
Tychsen  Gommentt  rec.  Gott.  Y.  tb.  2),  so  wie  die  von  Yelia,  Thurii  u. 
andern  Orten,  den  niedrigen  anschliessenden  Helm,  mit  einem  blossen 
Schirm.  Daraus  darf  man  schliessen,  dass  die  Albanische  BtLste  und 
Yelletrische  Statue  nicht  zun&chst  Copieen  nach  Phidias  sein  kOnnen. 

370.     Die    Modificationen    dieser    Gestalt    hangen    eng  1 
mit  der  Bekleidung.  zusammen.    Athena  hat  namlich  erstens 
in   vielen    Statuen    des    ausgebildeten    Styls    ein   Himation 
umgeworfen,  entweder  so,  dass  es  vom  uberfallend  bless  um 
den  untem  Theil  des  Leibes  liegt  und  so  den  majestatischen 
Eindnick  der  Gestalt  erhoht,  oder  so,  dass  es  auch  den  lin- 
ken  Arm  und  einen  Theil  der  Aegis   verhullt ,  wodurch  die 
Gottin  einen  besonders  friedlichen  Charakter  erhait.     Diese  2 
Athena  hat  stets  den  Schild  am  Boden  stehend  oder  erman- 
gelt  dessen  ganz;  sie  wird  demgemass  als  eine  siegreiche  (da- 
her  auch  die  Nike   auf  der  Hand)   und  ruhig   herrschende 
Gottin  gedacht.    Dieser  entgegen  stehen  die  Pallasbilder  im  3 
Dorischen    Chiton    mit   dem   Ueberschlag    (Hemidiploidion), 


566  Mythologische  GegenstAnde  der  b.  K.  [370] 

aber  ohne  Hiraation:  eine  Tracht,  die  unmittelbar  fur  den 
Kampf  geeignet  ist,  zu  dessen  Behuf  auch  bei  Homer  das 
Obergewand,  es  sei  Chlaena  oder  Peplos,  stets  hinweg  ge- 

4  than  wird.  Mit  solcher  Bekleidung  stimmt  sehr  gut  ein  auf- 
gehobner  SchUd,  der  die  Pallas  Promachos  des  Phidias 
charakterisirte  (§.  116.  A.  3),  und  wahrscheinlich  mehrern, 
nach  einem  erhabnen  Muster  gefertigten  Pallasbildem  zu  re- 
stituiren  ist,  welche  in  dem  kuhnen  Wurfe  der  Aegis  und  in 
der  ganzen  Haltung  des  Eorpers  etwas  mehr  Kampfbewe- 
gung  zeigen  als  gewohnlich,  und  sich  durch  besonders  maeh- 

5  tige  und  athletische  GHederformen  auszeichnen.  Wo  daher 
auf  kleinern  Kunstwerken  Athena  zum  Kampfe  eilend  oder 
schon  am  Kampfe  Theil  nehmend,  die  Lanze  erhebend  oder 
auch  den  Blitz  schleudernd,  erscheint,   hat  sie  iramer  diese 

6  Bekleidung.  Indess  kommt  Athena  doch  auch  in  derselben 
Tracht  als  eine  politisch  thatige ,   als  eine  rednerische  (dyo" 

J  C«'«)»  und  ohne  Helm  oder  Aegis,  als  eine  Frieden  stif- 
tende  Gottin  vor ;  und  auf  Munzen  findet  sich  auch  diese 
leichter  bekleidele  Athena  mit  herabgesetztem  Schild  und  einer 
Patere  in  der  Hand,  besonders  in  Bezug  auf  eben  erfoch- 
tene  Siege. 

1.  Athene -Statuen  Glarac  pi.  457—474.  Das  zurdckgeschlagene 
Himation  haben  die  wahrscheinlich  en  Nachbildunge/i  der  A.  Parthenos, 
mit  Attischem  Helm,  §.  114.  A.  A.  Parthenos  aufM.  von  Antiochns  YII, 
Mionnet  Suppl.  T.  VIII.  pi.  14,  1.  Aehnlich  drapirt  die  M.  Fran^.  IV,  5. 
Nap.  I,  11.  Bouill.  Ill,  3,  2.  Glarac  pi.  320.  Auch  die  bei  Velletri,  1797 
gefundne  erhabne  Statue,  9Vs  F.  hoch,  jetzt  im  L.  310.  Millin  M.  I.  II,  23. 
p.  189.  M.  Fran<2.  II,  2.  Nap.  I,  7.  Bouill.  I,  23.  Clarac  pi.  320. 
Meyer  Tf.  21  c.  Auch  die  PCl.  I,  9;  August.  98.  Vgl.  Liban. 
"Entpg,  30.  Das  den  Arm  verhtlllende  Himation  hat  die  A.  mit  der 
Schlange,  G.  Giust.  3.  vgl.  Meyer  in  den  Horen  8t.  11.  S.  42,  im  Braccio 
nuovo  des  Vaticans ;  eine  ganz  &hnliche,  von  Velletri,  gegenQber.  Gerhard, 
Beschr.  Horns  II,  II.  8.  91.  104.  [M.  Ghiaramonti  II.  tv.  4.  5.]  Die  BAste 
dieser  A.  auf  Gemmen,  Lipp.  II,  31  von  Eutyches,  Stosch  P.  gr.  pi.  34.  — 
A.  mit  eng  eingewickeltem  1.  Arm ,  in  mehrern  Statuen ,  Bracci  II.  tv. 
agg.  9.  Gerh.  Ant.  Bildw.  I,  8  (wo  sie  Alea  heisst).  [Die  stenibesfiete 
Aegis  ist  das  Charakteristische ,  der  Name  Alea  nicht  nachweislich. 
Zu  den  vier  Wiederholungen  ist  eine  fOnfte  gekommen.  Bull.  1842. 
p.  169.  A.  mit  sternbesdetem  Gewand,  kleine  Bronze  in  Wien, 
Arneth   Beschreibung    des    k.    Mdnzcabinets    S.    33,    was    man    auch 


568  Mythologiscbe  Gegenstftnde  der  b.  K.  [370} 

Antiochos  von  Athen  in  Villa  Ludovisi,  H.  d.  I.  Ill,  27,  Ann.  XIII.  p.  54« 
Die  als  Agoraea  edirte  im  Palast  Stoppani-Vidoni  in  Rom,  £.  Braun  Ant» 
Ant.  Marmorwerke  I,  1.  Aehnlich  die  Gassier  D.A.K.  II,  90,  210.  A.  mit 
kleiner  schmaler  Aegis,  Mannor,  Specim.  n,  38.  Kleine  BronzebQste  von 
einer  ganzen  Figur,  aus  der  Kaiserzeit,  friedlicher  Ausdruck,  das.  n,  48.) 
Die  Paciflca  (vgl.  Lukian  de  dome  27)  bezeicbnet  der  Mangel  des  Helms, 
M.  Ghiar.  I,  12,  ^p  wie  der  Aegis,  ebd.  12,  14,  auch  die  umgedrehte  Packet 
M.  Nanian.  18.  6.  M.  37,  137.  vgl.  138.  [Stat.  reg.  Suec.  tb.  1.]  Auf 
alteren  Reliefs  (§.  96.  N.  14.  Winck.  W,  V.  8.  527)  and  Vasengem.,  wie 
in  dem  §.  365.  A.  1  erw&hnten,  b&lt  A.  als  Friedenstifterin  den  Helm  in 
der  Hand.  Die  schOne  Btiste  der  A.  mit  entblOsster  r.  Schulter,  die  von 
der  Aegis  bless  die  Schlangen  u.  von  dem  Helm  bless  den  Buscb  hat,  auf 
eineqgL  Sardonyx  in  Flerenz,  Gori  II,  55,  1.  Tassie  pi.  25,  1647,  erinnert 
an  die  furchtbare  Lieblichkeit  mancher  Gergoneen. 

7.  A.  im  Chiton  mit  herabgesetztem  Schilde  u.  Patere  auf  M.  von 
Kyme  N.  Brit.  9,  20,  ebenso  mit  einer  Nike  auf  der  Hand;  10,  21.  12, 12. 
Horelli  Dem.  9,  22.  32.  Lipp.  U,  33.  Suppl.  95.  Als  NinjjtpoQog  im 
Doppelchiton ,  mit  niedergesetztem  Schild,  Schlange  daneben ,  auf  M.  von 
Athen,  Stuart  II,  1.  vign.,  vgl.  die  Yictrix  6.  H.  36,  135.  [Hesiodus 
Scut.  339  NUrjp  dd'avaxfig  z^9^^^  ^z^vccc.  Die  Hepesche  A.  mit  Nike 
auf  der  Rechten  Specimens  I,  25,  Glai'ac  pi.  459  n.  850,  der  Helm  nach 
Phidias.] 

A.  Nike,  geflflgelt,  Ulpian  zu  Demoslh.  g.  Tim.  p.  738.  G.  L  150. 
Eurip.  Jon  460.  1545.  vgl.  Cic.  N.  D.  HI,  23  und  §.  334,  2,  findet  sich 
auch  auf  alten  Etrusk.  Gemmen  Impr.  d.  Inst.  I,  1,  4,  auch  auf  M. 
Domitian*s,  Morelli  tb.  7,  37.  Nach  Heliodor,  bei  Photies  Lex,,  war  das 
Holzbild  der  A.  Nike  ungefldgelt  und  hielt  in  der  R.  einen  Granatapfel, 
in  der  L.  einen  Helm  (schr.  ngdvog).  A.  als  Herrscherin  ajif  eine  Kugel 
tretend,  Bronze  bei  Grivaud  de  la  Vine.  Ant  Gaul.  24.  A.  als  SchifiEs- 
gOttin  die  Aegis  zum  Segel  ausspannend,  auf  M.  von  Phaselis,  Eckhel  Syll. 
4,  11.  A.  auf- Quadriga,  M.  der  g.  Yibia  u.  a.  A.  Archegetis  (von 
Athen),  mit  dem  K&uzchen  in  der  Hand,  Schol.  Arist.  VOgel  515,  wie  in 
einer  Bronze  in  Wien,  auch  Ant.  Ercol.  VI,  7,  8.  vgL  If.  Ghiar.  p.  38. 
So  auch  die  Attische  A.  auf  Vasen,  Tischb.  Ill,  33.  A.  als  Ergane  mit 
der  Eule  auf  der  Hand,  von  einem  Widder  getragen,  Millin  P.  gr.  18. 
Tassie  pi.  26,  1762.  [D.A.K.  II,  21,  223.]  Impr.  d.  Inst  U,  6.  Pallas 
mit  einem  Bocke  neben  sich,  in  eigenthamlicher  Weise,  auf  M.  des  Kleo* 
menes  von  Lakedaemon,  Mionnet  Suppl.  lY.  pi.  6.  3.  [Erzfigur  8  Z.  hoch 
in  Florenz,  der  Helm  platt,  statt  der  Aegis  wie  ein  Brusttuch  mit 
Lederpl&ttchen ,  in  beiden  HlUiden  eine  Art  Schiffchen  und  Strange 
von  Welle,  als  Ei-gane  erklSbrt  auch  von  Wicar  Gal.  de  Florence  Gab.  X. 
Die   drei   Ghariten  von   A.   fdr   Kyzikes  gemacht  als   erstes  Kunstwerk 


[371]  Athena;  gr58sere  Gompoaitionen.  569 

nach  einem  Epigramm  8.  N.  Rhein.  Mus.  III.  p.  273.  Ergane  baut  das 
erste  Scfaiff  §.  371.  A.  6,  hilft  dem  Daedalos  FlOgel,  dem  Epeios  das  Ross 
machen.]  Mil  Panther,  Reh,  auf  Yasen  von  Void.  A.  Polias  ihre  heilige 
Scblange  fatternd,  in  dem  Reb'ef  FQ.  IV,  6.  Hirt,  6,  9.  6.  M.  36,  134. 
.A.  Hygieia  (zweifelhaft).  G.  M.  36,  140.  Paciaudi  Mon.  Pelop.  II,  155. 
[A.  Hygieia  hatte  einep  Tempd  in  der  Akropolis  von  Atben.  A.  Paeonia 
Pans.  I,  2,  4.  34,  2.]  A.  Yerbdllt  in  einer  kleinen  Statue  der  Villa  Albani, 
wie  an  einem  Tage  der  Plynterien  in  Atben  da^  Bild  der  StadtgOttin  ver- 
hOUt  wurde,  Glarac  pi.  457  n.  903. 

371.  Mehrere  Mythen  der  Pallas  haben  die  angehende  i 
Kunst  mehr  beschaftigt,  als  sich  in  den  vorhandnen  Werken 
der  spatem  nachweisen  lasst.  Das  Hervorgehn  der  ge- 
harnischten  Jungfrau  aus  dem  Haupte  des  Zeus  muss  ein 
beliebter  Gegenstand  der  Sllem  Eunst  gewesen  sein,  deren 
Statuengruppen  man  sich  nach  Vasengem&lden  und  einer 
Etruskischen  Spiegelzeichnung  vorstellen  kann.  Eine  An-  3 
schauung  des  am  Panathenaischen  Peplos  dargestellten  Gi- 
gantenkampfs ,  wobei  die  G5ttin  auf  dem  von  ihr  erfundnen 
Viergespann  fuhr,  so  wie  des  Streits  der  Athena  mit  Po- 
seidon um  die  Schutzherrschaft  von  Athen,  geben  jetzt  fast 
nur  Munzen  imd  Gemmen.  Durch  das  mystische  Verhaltniss  4 
zum  Erichthonios  erhalt  die  G5ttin  einen  Zug  von  mfltter- 
lichem  Wesen,  welcher  mit  ihrer  jungfraulichen  Strenge  eine 
sehr  interessante  und  reizende  Mischung  bildet;  wahrschein- 
lich  liegen  dem,  was  sich  davon  in  Eunstwerken  erhalten 
hat,  geniale  Schopfungen  eines  Athenischen  Eunstlers  zum 
Gnmde.  Wie  Athena  durch  Perseus ,  einen  engverbundnen  5 
Daemon,  ihr  grauen voiles  Gegenbild,  die  Gorgo,  erlegt, 
gehdrt  zu  den  ersten  mythischen  Gegenstanden ,  an  denen 
sich  die  noch  rohe  und  am  Frazzenhaften  Qefallen  findende 
Eunst  versuchte;  weniger  leicht  liess  sich  die  Gabe  Gorgoni- 
scher  Locken  oder  Blutstropfen ,  durch  die  Athena  ihren 
Schutzlingen  Erafte  des  Heils  und  Verderbens  mittheilte, 
plastisch  ausdrucken.  HSufiger  sieht  man  Athena  bei  Hand-  6 
lungen,  wo  sie  personlich  weniger  betheiligt  ist,  als  Ergane 
bei  Schiflfsbau  und  anderen  architektonischen  Untemeh- 
mungen,  so  wie  bei  weiblichen  Arbeiten  rathend  und 
helfend ;  auch  die  Erfindung,  wie  die  Verschmahung  der  F16te 
ist  Gegenstand  sinniger  Compositionen.    Als  die  allgemeine  7 


570  Mythologische  Gegenst&nde  der  b.  K.  [371] 

Helferin  der  Heroen  hat  sie  in  den  Darstellungen  aus  diesen 
S  Mythenkreisen  uberall  ihre  Stelle.  Als  Gegenstand  des  Cul- 
tus  kommt,  ausser  der  vielgefeierten  Attischen  Athena,  be- 
sonders  die  Athena  Chryse,  eine  Lemnisch-Dardanische  Got  tin, 
vor,  welche  auch  eine  Schlange  zur  Bewahrung  ihres  Heilig- 
thums  hat,  wie  die  Gottin  von  Athen.  *  Wichtiger  indess, 
^  als  diese  Schlangen,  ^sind  fur  die  Kunstsymbolik  Eule  und 
Hahn,  wovon  jene,  abgesehn  von  der  ursprunglichen  Natur- 
beziehung,  das  ernste  Nachdenken,  dieser  die  rege  Thatigkeit 
und  Kampfrustigkeit  der  G&ttin  bezeichnet. 

2.  Gebart  der  A.  Ueber  die  alten  Runstwerke  der  *A^r/vicg  yoval 
Welcker  ad  Philostr.  II,  27.  p.  543.  [Yasengemftlde  M.  d.  I.  Ill,  44.  45. 
Anik  XIV.  p.  90—103  von  W.  Henzen.  Gerhard  Auserles.  V.  I,  1—4. 
Elite  c^ramogr.  I,  54—66,  wo  p.  222  auch  ein  zweiter  Spiegel  beschrieben 
ist,  erw&hnt  Bull.  1841.  p.  177],  Gruppe  auf  der  Akropolis  von  Athen, 
Paus.  I,  34,  2,  walirscheinlich  alterthumlich.  Vgl.  §.  118.  A.  2  c.  Sehr 
rohe  Darstellung  auf  ein  em  Clusinischen  Gef^,  Dorow  Notizie  tv.  10. 
Micali  tv.  79.  Volcentiscbes  §.  99.  N.  3.  Die  kleine  A.  auf  den  Enieen 
des  Zeus,  Micali  tv.  80.  Ganz  &hnlich  bei  Laborde  pi.  83.  Etrusk.  Patere 
bei  Schiassi  De  patera  Gospiana.  R.  1818  und  Inghir.  11,  10  mit  Zeus 
(Tina),  Hepbaestos  (Sethlans),  Aphrodite  (?Thalna),  und  Eileilbyia.  (Thana 
scheint  mir  bier  fOr  A^-ava  zu  stehn,  doch  erklSren  Andre  anders.)  [Ger- 
hard Etr.  Spiegel  I,  66.]  Gemme  Millin  P.  gr.  56.  Lampe  Passeri  I,  52. 
Rondaninisches  Relief  Winckelm.  M.  I.  II.  vign.  G.  M.  36,  125.  Gem&lde 
des  Kleanthes  von  Korinth,  §.  356.  A.  5.  Grosses  historisches  Tableau, 
Philostr.  II,  27.  [Philodem  tcsqI  s^atpdag:  nai  rmv  agxaitov  xivlg 
SrjfiiovQytov  tovrov  (tov  ^Egfiijv)  nagignovTa  rco  dit  noiovaiv  nilsxvv 
^Xovta  nad'dnsQ  iv  rco  Trjg  Xalmoixov  (von  Gitiadas)  bei  Avellino  Casa 
Pompejana  1837.  p.  58,  der  p.  78  auch  die  Berliner  Vase  n.  586  anfflhrt, 
wo  hinter  dem  sitzenden  Zeus  Gerhard  zwar  den  Hepbaestos,  Levezow  aber 
den  Hermes  mit  Petasus,  Caduceus  und  Ghlamys  erblickt.] 

3.  Gigantenkaropf  der  A.  an  der  Dresdner  Statue  §.  96.  N.  7. 
vgl.  Schol.  Aristid.  p.  115  Fr.  Relief  des  Bronzehelms  M.  Borb.  X,  31. 
Gemme  Millin  P.  gr.  19.  G.  M.  36,  128;  Tassie  pi.  26.  n.  1753.  M.  von 
Seleukeia  in  Gilicien  G.  M.  37,  129.  Statuette  mit  dem  uberwundnen 
Giganten   am  Fuss,    M.  Fran<j.  IV,  8.    Bouill.  Ill,  3,  7.    [M.  Nap.  I,  12. 

I  §.  396.  A.  1-  Pallas  einen  Giganten  niederstossend ,  Stackelberg  Tf.  13. 
A.  u.  Typhoeus,  Gruppe  des  Franz.  M.  Visconti  Op.  var.  IV.  p.  14.  A.  u. 
Enkelados  mit  den  Namen,  Elite  c^ramogr.  pi.  8,  dieselben  pi.  9  u.  Ofter, 
auch  Antiquity  Pourtal6s  n.  131,  A.  gegen  zwei  Giganten  das.  n.  132.  133. 


[371]  Athena;  gr6saere  Compositionen.  ,  571 

Judica  Antich.  d.  Acre  tv:  22.  Elite  pi.  11.  A.  .u.  Enkelados  Gerhard 
Etr.  Spiegel  I,  67.  A.  u.  Akraos  tf.  68.  —  Auch  Kampf  der  A.  mit 
Marsyas  das.  Tf.  69.  70.  A.  und  Enkelados  mit  drei  Namen,  Amphora 
von  Vulci,  Gerhard  Auserl.  Vas-  I,  6.  Elite  c^ramogr.  I,  8.  Andre  Vor- 
stellung  das.  9.  A.  gegen  zwei  Gig.  10,  zu  Wagen  gegen  einen  11.] 
Kampf  mit  Poseidon  §.  118.  A.  2  c.  Die  Statuengruppe  in  Athen, 
Pans.  I,  24,  8,  findet  man  wahrscheinlich  auf  M.  von  Athen  wieder, 
Stuart  il,  2  vign.  G.  H.  37,  127.  N.  Brit.  6,  11.  Cameo  m  Paris,  Ca- 
binet pi.  15,  in  Neapel,  Tassie  pi.  26.  1768.  Relief  einer  Fibula  von 
Pompeji,  M.  Borb.  VII,  48.  Der  heilige  Oelbaum  (ilala  jtdyiivtpog)  N. 
Brit.  6,  12.  13.  15. 

4.  A.  den  HephaestDs  abwehrend,  Fragment  einer  gemalten  Thon- 
platte  aus  Athen,  Broendsted  Yoy.  II.  p.  299.  pi.  62.  vgl.  Lukian  de  domo 
27  (anders  erkl&rt  von  Panofka,  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  292).  A.  den  kleinen 
Erichthonios,  welchen  Gaea  emporhftlt,  in  die  Aegis  aufnehmend,  Hephae- 
stos  dabeistehend,  Vasengem.  von  Volci,  M.  I.  d.  Inst.  10.  fZwei  von 
Clusium,  M.  d.  I.  IIL  30.  Ann.  XIII.  p.  91  und  Gerhard  Auserles.  V.  lU, 
151,  Elite  c^ramogr.  I,  85  mit  interessanten  Verschiedenheiten.  0.  Jahn 
Archaeolog.  Aufs.  S.  60  ff.]  Reliefdarstellungen  desselben  Gegenstandes  ? 
M.  I.  12.  Ann.  I.  p.  298.  vgl.  Clarac  Melanges  p.  43.  Statue  der  A.  mit 
dem  Erichth.  in  der  Aegis,  in  Berlin,  Rot.  12.  S.  Lange  Ilgenio.  1831. 
[Hirts  Bilderbuch  Tf. '  22.  n.  236.  Clarac  pi.  462.  Gn.  888  E.  Boettigers 
Amalthea  III,  367.]  Erichthonios  mit  dem  Schilde  der  A.  auf  M.  von 
Magnesia  M.  d.  I.  I.  pi.  49  A.  n.  1.  R.  Rochette,  Tantalos  nach  Panofka. 
Ann.  V.  p.  117—125. 

5.  Ueber  die  Gorgoneia  §.  397,  6.  Perseus  §.  414.  A.  2.  A.  dem 
Kepheus  die  schtltzende  Locke  der  Gorgo  dbergeher.d ,  .welche  Kepheus 
Tochter  Sterope  in  einem  Gef&ss  auff&ngt  (s.  Paus.  YIII,  47,  4.  Apollo- 
dor  II,  7,  3),  auf  M.  von  Tegea,  Mionnet  Empr.  666.  M.  SCIem.  12,  120. 
Millingen  M^d.  In.  3,  9.  vgl.  Cadalv^ne  Rec.  p.  209.  Richtig  erkl^rt  in 
Eckhels  N.  V.  annecd.  p.  142  D.  N.  II,  298.  Millingen  bezieht  die  Dar- 
stellung  auf  A.  und  Orest. 

6.  A.  helm  Bau  der  Argo,  Winck.  M.  I.  vign.  G.  M.  130.  417;  Terrac. 
of  the  Br.  M.  16;  G.  M.  105,  418.  [D.A.K.  II,  21,  238.  Campana  Ant. 
opere  di  plastica  tv.  5,  welcher  A.  Ergane  versteht  als  Erfinderin  des 
SchifiGs  bei  der  Reise  des  Danaos  Marm.  Par.  ep.  9.  Plin.  Epist.  YII,  56. 
Hyg.  168.]  Bei  dem  Bau  des  Theaters  von  Capua,  Winck.  W.  I.  Tf.  11. 
Bei  Hephaestos  §.  367.  G.  M.  82,  338**,  Daedalos  §.  418.  Als  Vorsteherin 
weiblicher  Arbeit,  am  forum  Nervae  §.  198.  A.  3.  FlOtenerfindung ,  Ge- 
malde,  Winck.  M.  1. 18.  G.  M.  83, 130.  Myron  fecit  Satyrum  admirantem  tibias 
et  Minervam,  Plin.  vgl.  Paus.  I,  24,  1.  Damit  stimmt  das  Relief  bei 
Stuart  II,  3.  vign.  und  die  Athen.  M.,  Broendsted  Yoy.  II.  p.  189. 


572  Mytbblogische  Gegenstfinde  der  b.  K.  [371] 

7.  A.  mil  Ares  kampfend?  Vasengem.  Inghir.  6.  Omer.  197.  Oefter 
neben  Helden  auf  dem  Wagen,  oder  bei  der  RQstung,  Aim.  d,  InsL  III. 
p.  135.  A.  bei  Herakles  §.  410.  411,  Theseus  412,  Bellerophon  414. 
(G.  M.  9%  393),  dem  Amazonenkampf  417,  vor  Paris  378,  bei  den  Uiscfaen 
K&mpfen  415,  Odysseus,  Orestes  416  (auf  Asiatischen  M.  ist  die  den  Stimm- 
stein  zulegende  A.  Zeichen  des  %otvoPotiUov ,  Heyne  Virg.  T.  VI.  p.  785 
(1800);  auch  beim  Raube  der  Kora  358,  der  Strafe  des  Marsyas  36S,  Kad- 
mos  und  Peleus  Hochzeit  412.  413;  bei  Prometheus  als  den  Menschen  be* 
seelend  396. 

8.  A.  Cbryse,  durch  ihren  oixovQog  6q>ig  Philoktetes  hindemd,  Troja 
vor  der  Zeit  einzunehmen  (ein  Grundgedanke  von  Sophokl.  Philoktet)  auf 
dem  Vasengem.  Millingen  Div.  pi.  50.  vgl.  Philostr.  d.  j.  17.  Frdheres 
Opfer  der  Argonauten  ebd.  pi.  51.  Laborde  pi.  23.  t'gl.  Ukden  in  den 
Schr.  der  Berl.  Akad.  1815.  Phil.  Gl.  S.  63.  Welcker  bei  Dissen  Expl. 
Find.  p.  512.  [Opfer  der  Gdttin  Chryse,  vier  Vasenbilder,  Gerbards 
Archaeol.  Zeit.  III.  Tf.  35.]  Panathenaeische  Opfer  auf  Vasen  von  Volci, 
Levezow  Verz.  626.  Scenen  aus  Attischem  Pallas-Cultus  an  Metopen  des 
Parthenon,  wie  es  scheint.  Kuhopfer  der  Pallas  auf  Vasen  von  Volci,  auch 
Zage  von  Kitharoden  und  Auleten,  Gerhard  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  134.  vgl. 
Prodr.  S.  137.  A.  den  Peplos  empfangend  [wie  in  Troja  bei  Homer],  auf 
M.  von  Tegea,  wie  auf  Vasen  von  Volci  nach  Gerhard  Ann.  d.  Inst  III. 
p.  134.    Die  tgdnsia  mit  den  Preisen  der  Panathenaeen ,  H.  bei  Stuart 

II,  1.  vign.  An  dem  Sessel  III,  3.  Noch  sind  zu  erwahnen  A.  I  ton  i  a, 
neben  Hades  sitzend  (Strab:  IX,  411),  Florent.  Gemiue  bei  Gori  II,  72,  1. 
Wicar  IV,  3.    Die  Capitoliiiische  Minerva  §.  351.  A.  7.    Verbindung  der 

.  A.  mit  Hermes  §.  345.  A.  2. 

9.  Minervens,  Eule  (strix  passerina,  Blumenbach  Specim.  I.  p.  20. 
Boettiger  Amalth.  III.  S.  263),  das  alte  Sinnbild  der  riccvyimnigy  auch 
von  Phidias  ihr  nebst  der  Schlange  beigegeben  (worauf  auch  Demosthenes 
Witzwort  bei  Plut.  26  sich  bezieht,  s.  indess  Gerh.  Prodr.  S.  147),  bisweilen 
auf  Minervens  Helm  (auf  Denaren  des  Gordius),  so  wie  in  ihrer  Hand 
§.  370.  A.  7  auf  der  Deichsel  ihres  Wagens  M.  Borbon.  VIII,  14.  Ueber 
die  Eule  als  M&usetOdterin  (vgl.  Batrachomyom.  185  ff.)  Boettiger  Amalth. 

III.  8.  260.  Goett.  G.A.  1831.  S.  554.  vgl.  Tassie  pi.  23,  1585.  Oft  auf 
Gemmen  (M.  Odesc.  30,  Tassie  p.  137)  die  Eule  selbst  mit  Hinervenkopf 

•u.  Attributen;  auch  A.  von  Eulen  gefahren  (Tassie  pi.  2,  1756).  Der 
Hahn,  als  Sinnbild  ehrgeizigen  Kampfes,  iindet  sich  und  zwar  in  der 
Doppelzahl,  fast  immejr  auf  den  Attischen  Preisvasen,  §.  99.  N.  1.  Auch 
auf  M.  von  Himera,  Gales,  Suessa.  Vgl.  Pans.  VI,  26,  2.  [EigenthOm- 
lich  den  Werken  der  Kunst  ist  ein  Liebesverh^tniss  der  A.  zu  dem 
Herakles,  welches  sich  imroer  nach  und  nach  deutlicher  heraus- 
gestellt    hat.     Rhein.    Mus.    IV.    S.    479.     E.   Braun    Tages    und   des 


[373]  Athena;  ^ssere  Compositiorien.  573 

Herakles  und  der  Minerva  heilige  Hochzeit,  MOnchen  1839  f.  Gerhard 
Trinkschalen  8.  11.  30.  Tf.  C,  besonders  die  Fontanasche  Vase  €rerh* 
Auserles.  Y.  II,  149.  S.  182.  0.  Jahn  Archaeol.  Aufs.  S.  83-127. 
H.  Brunn  Berl.  Jahrb.  1845.  I.  S.  692—96.  Ein  dem  Fauvelschen  Kannchoi 
bei  Stackelberg  Grftber  Tf.  13,  2.  3  vOUig  &hnliches  ist  im  Brittischen 
Museam  in  der  Burgonischen  Sammlung  aus  A  then,  wenn  nicht  'dasselbe, 
was  nur  nach  der  Form  der  Oeffnuhg  nicht  der  Fall  zu  seih  scheint.] 


9.    Ares. . 

372.    Ares,  der  Gott   des  Streites,   welcher  im  Zw6lf-  i 
gottersystem  auf  bedeutungsvoUe  Weise  mit  Aphrodite  zu- 
sammengestellt  wird,  war  doch  seinem  Wesen  nach  zu  sehr 
blosser  Begriff,  urn  em  Hauptgegenstand  der  plastischen  Kimst 
zu  werden.    Auch  verehrte  ihn  kein  Hellenischer  Staat  als 
einen  Haupt-  und  Schutzgott ,   wie  er  es  spater  von  Rom 
wurde.    Daher  kommt  es,  dass,  obgleich  einige  ausgezeichnete  2 
Statuen  des  Gottes,   von  Alkamenes  und  Skopas,  erwahnt 
werden,   doch   uber   den   plastischen   Charakter   des  Gottes 
noch  jetzt  manche  Zweifel  obwalten.'  Jedoch  scheinen  durch-  3 
gangig    eine    derbe    und    kr^ftige    Musculatur,    ein  starker 
fleischiger  Nacken,  und  ein  kurzgelocktes  und  gestraubtes  Haar 
(§.  330,   2)  zur  Vorstellung  des  Gottes   zu   gehoren.     Ares 
hat   kleinere   Augen,    eine    etwas    starker    gedflfnete    Nase 
(§,  335,  2),  eine  weniger  heitre  Stirn,  als  andre  ZeussShne. 
Dem  Alter  nach   erscheint   er  mannlicher  als  Apollon ,  der  4 
Mellepheb,   und  selbst   als  Hermes,  der  Epheb   unter  den 
G5ttem,   als   ein  jugendlicher  Mann;  den  die  altere  Kunst, 
wie  fast  alle  Heroen,  bartig,  die  ausgebildete  dagegen  lieber 
ohne  Bart  bildete;  doch  wurde  auch  jene  Bildung  noch  in 
manchen  Gegenden  und  fiir  manche  Zwecke  beibehalteh.    Die  5 
Bekleidung  des  Ares  ist,  wo  er  nicht  ganz  unbekleidet  er- 
scheint ,  eine   Chlamys   (ein  Sagum).    Auf  Reliefs  des   alten 
Styls  erscheint  er  gehamischt,  spater  behalt  er  gewShnlich 
nur  den  Helm.     Gewohnlich  steht  er;  ein  lebhafler  Schritt  6 
bezeichnet  auf  Romischen  Munzen  den  Gradivus ;  der  Legions- 
adler  und  andre  Signa  den  Stator  und  Ultor  (der  sie  wieder- 
gewonnen);   Victorien,  Trophaeen,  der  Oelzweig  den  Victor 
und  Pacifer.     Einen  sitzenden  Ares   bildete  Skopas;   ohne 


574  Mythblo^he  GegensUnde  der  b.  K.  [37:2] 

Z^eifel  wurde  er  als  ausruhend,  in  milder  Stimmung  ge- 
dacht,  welches  auch  der  Sinn  einer  noch  vorhandnen  Haupt- 
statue  zu  sein  scheint,  in  der  nns  vielleicht  eine  Copie  nach 
Skopas  erhalten  ist. 

3. .  4.  SchOner  Kopf  des  A.  auf  der  Gemme,  Millin  P.  gr.  20. 
Lipp.  I,  32.  BGste  aus, Basalt  in  V.  Giustiniani,  s.  Hirt  S.  52.  Auf  M. 
wird  Ares  ofl  ohne  Gnind  angenommen ;  namentlich  ist  der  behelmte  und 
b^ige  Kopf  auf  M.  von  Hetapont  (G.  M.  40,  150.  Magnani  Misc.  Num. 
in,  25—28)  oach  einer  Beischrift  Leukippos,  ein  Achaeischer  Grander  der 
Stadt  (Strabon).  §.  418  A.  2.  [M.  von  Metapont  u.  eine  Gampaniscbe, 
Qiarac  pi.  1007.  n.  2795.  2796.  Mars  b&rtig  auf  MQnzen  der  Rdmer  in 
Sicilien,  Neumann  N.  ined.  I.  p.  67  ss.  tb.  2,  12.]  Auf  den  M.  der  Ma- 
mertiner  hat  ein  unb&rtiger  lorbeerbekr^nzter  Kopf  die  Beischrift 
jQBogf  Torremuzza  48,  12—14.  Ein  bfirtiger  A.-Kopf  auf  M.  der  Bruttier, 
Magnani  II,  4—10,  wenn  es  nicht  auch  ein  Stammheros  ist.  Unbfirtig 
erscheint  A.  Kopf  auf  den  Rfimischen  M. ,  nur  auf  denen  der  g.  Fonteia 
und  Junia  mit  keimendem  Barthaar,  Patinus  p.  114.  144.  [Eckhel, 
D.  N.  I,  224.]  A.  bfirtig,  von  einer  Nike  bekrftnzt,  dabei  Aphrodite  mit 
Eros  auf  der  Schulter,  an  dem  entsprechenden  Altar  die  drei  Ghariten? 
Serradifalco  gli  avanzi  dell'  a.  Solunt.  tv.  4. 

5.  A.  b&rtig  und  geharnischt  am  Borghesischen  Altar.  A.  als 
jugendlicher  Mann,  mit  der  Ghlamys,  in  dem  Relief  PCI.  IV,  7;  [mit 
Harnisch,  Helm  und  Schild  an  der  Capitoliniscben  Ara,  Winckelmann 
Mon.  ined.  Tf.  5.]  Bftrtig  und  geharnischt  unter  den  acht  GOttem  der 
Ara,  M.  Ghiar.  19.  Ein  bftrtiger  Mars-Hadrianus,  Statue  des  M.  Gap.  Ill,  21. 
Andre  Statuen,  wie  die  im  M.  Gap.  in,  48,  Race.  130.  vgl.  Glarac  pi.  636. 
n.  1440  au9  M.  Borbon.,  welche  Manche  A.  nennen,  sind  mehr  als  zweifel- 
haft.  Auch  die  Statue  des  Herakleides  (§.  157*.  A.  3)  und  Harmatios, 
Bouill.  I,  7,  ist  nur  durch  Restauration  ein  A.  Von  dem  Mars  Borghese 
§.  413  (Achill);  eine  bei  Ostia  1800  gefUndne  Statue  mit  der  Unterschrift 
Marti  soil  dieser  sehr  fthnlich  sehen.  Hirt  S.  52.  Acht  Statuen  Glarac  634 
A.  635.  [Einen  Mars  15  P.  hoch,  nach  Villa  d'Este  in  Tivoli  gehracht, 
erwSimt  Flam.  Vacca  b.    Fea  Miscell.  p.  56.] 

6.  S.  die  Zusammenstellung '  bei  Millin  G.  M.  pi.  39.  40.  Sehr 
charakteristisch  erscheint  M.  Ultor,  Morelli  N.  Impp.  4,  18.  SchOner  A. 
mit  Nike  und  Lorbeerzweig,  BfiUin  P.  gr.  21.  Als  Poliorket  G.  M.  39,  152. 
Passeri  Luc.  II,  29.  [Mars  Gradivus  Tropaeen  auf  der  Schulter  tragend, 
Hirt  Bilderb.  8.  50.] 

7.  Mars  Ludovisi,  Perrier  38.  Maffei  Race.  66.  67.  Piranesi 
Stat.  10.  R.  Rochette  M.  L  pi.  11.  R.  R.  p.  37.  413  ein  trauemder 
Achill;  nach  Hirt  Bilderbuch  S.  51  ein  Heros,  [Qber  den  Kanon  S.  31, 
Theseus.]    ViTenn   ein   A.,  ist  es   ein   friedlich  ausruhender,  worin   die 


[373]  Ares;  -Charakter  seiner  Bildung.  575 

Stellung,  der  Mangel  des  Helms,  der  Amor  unter  den  FQssen  CUierein- 
stimmen.  [Nach  Spuren  von  etwas  Abgebrochenem  auf  der  linken  Schulter 
scheint  eine  Figur  daneben  gestanden  zu  haben,  Meyer  zu  Winckelm.  IV. 
S.  301.] 

373.  In  Gruppiningen  erscheint  der  Kriegsgott  selten  1 
als  Kampfer;  eben  well  er  selbst  nichts  als  Krieg  und 
Streit  ist,  gab  er  keine  Gelegenheit,  einzelne  Heldenthaten 
von  ihm  zu  preisen.  Nur  als  GigantentSdter  komrat  er  auf 
Gemmen  vor.  Dagegen  sieht  man  ihn  mit  Aphrodite  zu-  2 
sammen  in  Statuengruppen ,  die  in  Stellung  der  Korper 
und  Wurf  der  Bekleidung  auf  ein  beruhmtes  Original  zu- 
ruckweisen.  Indem  diese  Verbindimg  des  Kriegs  und  der 
Liebe  nicht  immer  als  frivoler  Ehebruch,  sondem  auch  im 
ernsteren  Sinne  genommen  wurde,  konnte  man  durch  solche 
Qruppen  auch,  in  Statuen  und  IVIunzen,  RSmische  Herr- 
scherpaare  verherrlichen.  Die  Romer  sahen  gem  die  Liebe  ^ 
des  Ares  zur  Dia  oder  Rea  Silvia  vorgestellt;  man  legte 
bei  der  Behandlung  oft  Griechische  Darstellungen,  nament- 
lich  die  Ueberraschung  der  Ariadne  durch  Dionysos,  zum 
Grunde. 

1.  A.  Gigantomachos,  Jtillin,  JL,g.  22.  G.  M.  36,  143.  [Elite 
c^mogr.  I,  7y  Vase  des  Prinzen  von  Ganino.] 

2.  A.  und  Aphrodite,  Statuengruppe  M.  Flor.  Ill,  36.  Wicar  III,  12. 
Qarac  V^nus  de  Milo  pi.  2.  Bekleidet,  mit  den  Kdpfen  von  M.  Aurel  (?) 
und  Faustina  d.  j.  im  L.  272.  V.  Bocgh.  6,  3.  Bouill.  1, 8.  Glarac  pi.  326. 
Aehnliche  Gruppe  M.  Cap.  Ill,  20.  Reliefs,  R.  Rochette,  M.  I.  7,  2.  G.  Giust.!!, 
103.  Gemmen  auch  in  altem  Styl,  Millin  P.  gr.  24  flf.  Lipp.  I,  89.  91. 
n,  79.  Pompej.  Gem^lde,  M.  Borb.  Ill,  35.  (A.  im  Himation);  M.  Borb. 
IX,  9;  Gell  N.  Pomp.  pi.  82.  (Eros  nimmt  ihm  den  Helm  ab.)  Die 
Ueberraschung  der  Li&benden  durch  Hephaestos  §.  367.  A.  2.  Ein  A.  im 
Netz,  das  Schwert  zdckend,  auf  einer  MQnze  alten  Styls,  Winck.  M.  I. 
166.  Raponi  ^1,  15.  36,  1.  Tassie  pi.  53,  10127.  A.  als  Vertheidiger  der 
Hera  gegen  Hephaestos  §.  367.  A.  3. 

3.  Mars  zu  Rea  Silvia  uiedersteigend  (pendens  wie  bei  Juvenal) 
im  Giebel  des  T.  Urbis,  §.  191.  A.  1.  Aehnlich  das  Gemfilde,  Terme  di 
Tito  31.  Mars  der  Ilia  erscheinend ,  Impr.  d.  Inst.  IV,  87.  Auch  die  Ara 
des  Claudius  Faventinus,  genannt  Casali,  Bartoli  Adm.  5,  1 .  Vase  in  Bonn. 
[Erater  aus  Bronze,  in  der  Nfthe  gefiinden,  vom  besten  Styl;  auf  derRflck- 
seite  Mara  gegen  Hercules  tlber  der  Leiche  des  Cycnus  kftmpfend,  Alter* 


576  Mythologische  GcgensUnde  der  b.  K.  [374] 

thumsverein  Bonn  I.  Tf.  1.  S.  45.  Wiesder  Ztschr.  t  A.W.  1843.  S.  484  fL] 
Die  beiden  Hauptfigaren  in  dem  Relief  bei  R.  Rocheite  M.  L  7,  2  u.  auf 
einer  Rfim.  Vase,  6.  M.  178,  653,  aucfa  Ficoroni  Gemmae  3,  6.  Mars  die 
Rea  als  seine  Braut  fiihrend,  ganz  bekleidet,  Relief  Pd.  V,  25.  6.  M. 
180,  654.  Auch  das  Relief,  Gerhard  Ant  Bildw.  40,  scheint  A.  und  Rea 
der  Selene  mil  Endymion  gegenflberzustellen.  [Wieseler  die  Ara  Gasaii 
1844.  S.  57  f.    Bei  Gaatani  1788.  Febr.  tv.  2.] 

A.  Thron,  Ant  Ere.  I,  29.  6.  M.  42,  147.  A.  Waffen  von  Knaben 
getragen,  auf  einer  dreiseitigen  Ara  S.  Marco  II,  33.  M.  Nap.  IV,  15. 
G.  M.  40,  einer  sehr  fthnliehen  Brit.  M.  I.  6  und  andem  entsprechenden. 


10.    Apbrodite. 

1  374.  Der  Syrische  Cultus  der  Astarte  scheint,  indem 
er  in  Griechenland  einheimischen  Anfangen  beg^inete,  den 
weit  verbreiteten  und  angesehenen  Cultus  der  Aphrodite  her- 

2  Yorgebracht  zu  haben.  Die  Grundvorstellung  der  grossen 
NaturgSttin  verlor  sich  nie  ganz;  das  feuchte  Element,  im 
Orient  das  eigne  Reich  jener  Gottheit  (§.  241.  A.  2), 
blieb  immer  unter  dem  Obwalten  dieser  an  Kusten  und 
Hftfen  verehrten  Oottheit;  besonders  das  windstille  und  im 
glatten  Wogenspiegel  den  Himmel  abbildende  Meer  schien  ein 

3  Ausdruck  ihrer  Natur.  Als  die  Kunst  im  Ereise  der  Aphro- 
dite uber  die  rohen  Steine  und  formlosen  Idole  hinweg  war, 
bewegte  sie  die  Idee  einer  uberall  waltenden,  machtig  herr- 
schenden  GSttin;  man  stellte  sie  gem  thronend  dar,  mit 
Symbolen  bluhender  Natur    imd    uppiger  Fruchtbarkeit    in 

4  den  Handen;  die  Bekleidung  vollstandig,  nur  dass  etwa  der 
Chiton  die  linke  Brust  zum  Theil  frei  liess,  und  zierlich,  in- 
dem grade  bei  der  Aphrodite  eine  afTectirte  Grazie  in  Dra- 

5  perie  und  Bewegung  zum  Charakter  gehorte.  Auch  die 
Kunst  der  Phidiassischen  Zeit  stellt  in  Aphrodite  das  Ge- 
schlechtsverhaltniss  in  seiner  Heiligkeit  und  Ehrwurdigkeit  dar, 
und  denkt  dabei  mehr  an  dauemde,  fur  die  Zwecke  des 
allgemeinen  Wohls,  als  an   vorubergehende ,  fur  sinnlichen 

«  Genuss  geschlossene  Verbindungen.  Erst  die  neuere  Attische 
Kunst  (§,  127)  behandelt  die  Vorstellung  der  Aphrodite 
mit  einem  rein  sinnlichen  Enthusiasmus,  und  vergSttert  in 
ihr  nicht  mehr  eine  weltbeherrschende  Macht,  sondem  die  in- 


[375]  Aphrodite;  Gharakter  ihrer  Bildung.  575 

dividuelle  Erscheinung  der  reizendsten  Weiblichkeit;  ja  sie  setzt 
dies  Ton  ethischen  Beziehungen  gel5ste  Ideal  auch  selbst  in 
einen  entschiedenen  Gegensatz  damit. 

1.  Vgl.  Larcher  H^m.  sur  V^nus.  P.  1775.  Manso  Versuche  flber 
einige  GegensULnde  der  MytboL  Leipz.  1794.  De  la  Ghau  Sur  les  Attributs 
de  V^nuB.  P.  1776.  Heyne  Antiq.  Anfs.  I.  S.  115  ff.  [Gerhard  Venus- 
idole  B.  1845  mil  5  Tf.  in  den  Schriften  der  Akad.]  —  Ueber  den 
Paphischen  Dienst  §.  239.  A.  %  240.  A.  1. 

3.  Xoanon  dner  A.- Hera  in  Sparta,  der  die  Matter  bei  der  Yer- 
heirathung  der  TOcbter  opferten.  A.  aus  Gold  und  Elfenbein  in  Sikyon 
von  Kanachos,  tbronend,  mit  Polos,  Hohnstengel  und  Apfel.  A.  auf  Eryx, 
thronend,  mit  Taube,  Eros  daneben,  auf  M.  G.  M.  44,  181.  vgl.  47,  182. 
A.  tbronend,  mit  einem  Hasen  unter  dem  Sitz,  Eros  neben  ihr,  auf  H. 
von  Nagidos,  Neumann  N.  V.  II,  tb.  2,  8.  N.  Brit  10,  16.  Sehr  fthnlich 
bei  ZoSga  Bass.  II,  112.  .—  A.  stehend,  mit  einer  Taube  auf  der  Hand, 
auf  der  Borgh.  Ara,  mit  einer.  Blume  (sp&ter  als  Spes  benutzt  §.  406.  A.  5). 
M.  Cap.  IV,  22;  PCI.  IV,  8;  Chiar.  I,  20.  Aehnlich  auf  Vasen  von  Void. 
Alterthdmlich  eine  Muscbel  in  der  Hand,  in  dem  Relief  M.  Borb.  VI,  10. 
A.  roil  Proserpina  als  Stdtze  (nach  Gerhard),  kleine  Marmorstatue  aus 
Pompeji,  H.  Borb.  IV,  54.  Eine  alterthGmlicho  A. ,  der  ein  fliegender  Eros 
lias  Haar  ordnet,  unter  Maenaden,  M.  Chiar.  I,  36.  Gerhard,  Venere 
Proserpina.  1826.  8  (vgl.  Kunstbl.  1825.  N.  16  ff.  1827.  N.  42  f.)  nennt 
mit  diesem  Namen  das  After,  besonders  als  Stdtze,  vorkommende  alter- 
thQmliche  Idol  mit  dem  Modius,  die  eine  Hand  an  der  Brust,  mit  der 
andern  das  Gewand  aufnehmend.  Maffei  Race.  121.  vgl.  134,  oben  §.361.  A. 

4.  Schon  Apollon.  Rh.  I,  743  beschreibt  dies  als  Hauptzug  bei 
einer  Aphrodite,  und  Visconti,  PCI.  III.  p.  7,  hat  es  als  ein  wichtiges 
Eriterion  von  Venusbildern  geltend  gemacht.  So  hat  in  dem  schOnen 
Relief  von  Neapel  §.  378.  A.  4.  A.  einen  Schleier  fiber  den  Kopf  und 
doch  die  eine  Briist  frei. 

5.  6.  Phidias  A.  Urania  zu  Elis,  mit  dem  Fuss  auf  der  Schildkr5te, 
als  oUovQog  nach  Plutarch;  u.  A.  Urania  zu  Athen.  Von  Alkamenes  A. 
§.  117.  Skopas  Aphroditen,  darunter  die  Pandemos  auf  dem  Bocke 
§.  125.  A.  3.  Praxiteles  127,  4.  Andere  von  Kephissodor,  Praxiteles  S., 
von  Pbiliskos  u.  a.    Von  Apelles  A.  Anadyomene  §.  141,  3. 

375.  Die  Formen,  welche  die  ausgebildete  Kunst  der  l 
Aphrodite  gab,  sind  am  meisten  die  naturlichen  des  Geschlechts. 
Aphrodite  ist  ganz  Weib,  in  viel  vollerem  Sinne  des  Worts, 
als  Athena  und  Artemis.  Die  reife  Bluthe  der  Jungfrau 
ist,  bei  manchen  Modificationen,  die  Stufe  der  physischen 
Entwickelung,  welche  in  den  Formen  des  K5rpers  festgehal- 

O.  Mflller*!  Archaeologfie.    4.  Anfl.  37 


576  Mytholo^sche  GegensULndc  der  b.  K.  [376} 

2  ten  wird.  Die  Schultem  sind  schraal,  der  Busen  jungfrau^ 
lich  ausgebildet,  die  FuUe  der  Huften  lauft  in  zierlich  ge- 
formten  Fussen  aus,  welche,  wenig  zu  festem  Stand  und 
Tritt  gemacbt,    einen  fluchtigen  und  weichen  Gang  {afigov 

3  pddtafia)  zu  verrathen  scheinen.  Das  Gesicht,  in  den  al* 
teren  Darstellungen  von  einer  Junonischen  Fiiile  und  gross* 
artigen  Ausbildung  der  Zuge,  erscheint  hernach  zarter  und 
langlicher;  das  Schmachtende  der  Augen  (to  vygov  §.  329, 
6)  und  das  Lachebide  des  Mundes  (ro  tncriQivai  §.  335. 
A.  2)   veremt  sich  zu  dem  allgemeinen  Ausdrucke  von  An- 

4  muth  und  Wonne.  Die  Haare  sind  mit  Zierlichkeit  geord- 
net,  bei  den  alteren  Darstellungen  gewohnlich  durch  ein  Dia- 
dem zusammengehalten  und  in  dasselbe  hineingesteckt ,  bei 

*  den  entkleideten  Venusbildem  der  jungem  Kunst  aber  zum 
Erobylos  zusammengeknupft. 

3.  Den  grossartigem  Charakter  zeigen  nicht  weni^  der  dnzeln  var- 
kommenden  BCisten.  So  die  BV6Tiq>ccvog  im  L.  221.  Y.  Borgh.  5,  17. 
Bouill.  I,  69,  2;  der  Kopf  bei  Egremont,  Spedm.  I,  45.  46;  der  Dresdner 
Kopf  (Wacker  S.  163;  auch  der  S.  203  nach  den  Herausg.  Winck.  IV. 
S.  332).  Uebef  einen  Mantuanischen  u.  Gassier  Kopf  Winck.  IV.  S.  331. 
332.  439.  Der  sch6ne  Kopf,  M.  Chiar.  I,  27.  Sickler  Alman.  II.  Tf.  11, 
ist  dem  spatem  Ideal  gem&ss.  Auf  M.  ist  der  Kopf  der  A.  oft  schwer  zu 
erkennen;  sicher  ist  der  weibliche  Kopf  auf  den  M.  von  Knidos  eine  A., 
er  hat  ein  Band  um  die  Haare  geschlungen,  eben  so  wie  die  Nachbildungen 
der  Praxitelischen  Statue  §.  127.  A.  4.  Auf  M.  der  g.  Gonsidia  (wo  der 
Eryx  auf  dem  Rev.)  hat  der  Kopf  der  A.  einen  Lorbeerkranz  Qber  dem 
Diadem,  wohl  als  victrix.    Morelli  Gons.  5.  vgl.  Vibia  2. 

1  376.    Auch  hier  hangen  die  wesentlichen  Modificationen 

2  der  Bildung  eng  mit  der  Bekleidung  zusammen.  Die  ganz 
bekleidete  Aphrodite,  welche  indess  meist  nur  einen  dunnen 
und  den  Korper  wenig  verbergenden  Chiton  tragt,  und  das 
hinten  herabfallende  Obergewand  nur  ein  wenig  mit  einer 
anmuthigen  Bewegung  des  rechten  Arms  vom  Rucken  her- 
uberzieht,  stammt  von  der  Urania  der  altem  Kunstler  her; 
sie  wurde  in  Rdmischen  Zeiten  als  Mutter-Aphrodite,. 
Venus  genitrix,  verehrt,  und  theils  als  die  Stammmutter  des 
Julischen  Geschlechts,  theils  als  die  Gottin  einer  ehelichen 
und  gesetzlichen,  auf  Verlangen  nach  Nachkommenschaft  ge* 
griindeten  Liebe  in  Zeiten,   in   denen  solche  Mahnung  Noth 

3  that ,   durch  zahlreiche  Abbildungen  gefeiert.     Der  Styl  der 


[3761  Aphrodite,  Genitrix,  Victrix.  577 

Kunstperiode ,  aus  welcher  diese  Darstellungsweise  stammt, 
und  die  Aufgabe  selbst  vereinen  sich,  dieser  Glasse  von  Aphro- 
ditenbildern  rundere  und  starkere  Formen,  kurzere  Verhalt- 
nisse  der  Gestalt,  und  einen  mehr  frauenartigen  Gharakter 
zu  geben ,  als  sonst  bei  der  Aphrodite  gewohnlich  ist.  Sehr  4 
bestimmt  unterscheidet  sich  von  diesen  eine  zweite  Glasse  von 
Venusbildem,  welche,  ohne  Ghiton,  nur  ein  Obergewand 
um  den  untern  Theil  des  Korpers  geschlagen  haben,  und  sich 
zugleich  durch  das  Emporstellen  und  Aufstutzen  des  einen  Fus- 
ses auf  eine  kleine  Erh5hung  auszeichnen.  In  diesen  steht  5 
die  Gottin  an  Bildung  einer  Heroine  nahe;  die  Korperfor- 
men  sind  besonders  fest  und  kraftig  schlank,  der  Busen  von 
weniger  Rundung  als  bei  andern,  das  mit  starker  vortreten- 
den  Zugen  ausgestattete  Antlitz  nicht  ohne  den  Ausdruck  von 
Stolz  und  Selbstbewusstsein.  Wie  schon  alte  Holzbilder  in  6 
Sparta  die  Aphrodite  geharnischt  als  eine  uber  alle  Macht 
und  Starke  triumphirende  Gottheit  vorstellten :  so  muss  man 
in  dieser  Bilderclasse  eine  siegreiche  Aphrodite  sehn, 
es  sei  nun,  dass  sie  den  Ares  selbst  umfasste,  od$r  Ares  Helm 
und  Schild,  oder  eine  Palme,  oder  auch  das  Siegszeichen 
des  Apfels  [?]  in  den  Handen  hielt. 

1.  Clarac  pi.  591-632  H.  634.  634  B.  640. 

2.  Die  Bewegung  des  r.  Arms  wird  wohl  bei  Aristaenet  I,  15  durch 
rrjg  d/inexovTjg  uxQOtg  daxtvloig  iq>anro(iiv7i  zoov  xgoaaeov  bezeichnet, 
und  als  Zeichen  der  Schairi  angegeben. 

3.  Wahrscheinlich  war  von  dieser  Art  Arkesilaos  (§.  196.  A.  2) 
Venus  Genitrix  auf  dem  Forum  Caesar's.  A.  mit  der  angegebnen  Gewand- 
haltung  auf  M.  der  Sabina,  Pedrusi  VI,  29,  6.  vgl.  PCI.  Ill,  8.  Auf  andem 
M.  reicher  bekleidet,  mit  Scepter  und  Kugel,  ein  Kind  vor  ihr,  mit  Um- 
schrift.  G.  M.  44,  185.  V.  felix  in  gleichem  Costum,  ein  Kind  auf  dem 
Arme,  186;  doch  erscheint  sie  auch  halbbekleidet ,  sich  den  Cestus  um- 
legend,  auf  M.  Domilian's,  Pedrusi  VII,  27,  4.  [A.  sich  den  Cestus  um- 
legend,  sch6ne  kleine  Bronze  Ann.  d.  I.  XIV.  tv.  F.  p.  50.  Die  V.  genitrix 
Xvovea  i6vav  Pindar  0.  VI,  39,  (lit^v  ayotXv^rat,  Kallim.  in  Delum  222.] 
Sie  tragt  oft  auch  den  Apfel,  auch  einen  Speer,  als  R5mer-Mutter,  und 
eine  Victoria,  wo  sie  in  die  victrix  ilbergeht.  Dieselben  Attribute  hat  aber 
auch  die  V.  caelestis  der  M.,  s.  die  Beispiele  aus  Gessner  und  Pedrusi  bei 
Gerh.  Neap.  Ant.  S.  5  ff.  'Aip^,  navdya^eg  bekleidet  Boissard  IV,  116. 
Statu  en:  die  Versailler  im  L.  46,  Proportionen ,  Haar-  und  Gewand- 
Behandlung    alterthflmlich ,    mit   durchbohrten   Ohren.    M.  Franq.  11,  6. 


578  Mythologische  Gegenstande  der  b.  E.  [376] 

Bouill.  I,  12.  M.  Nap.  I,  61.  Glarac  pi.  339.  Im  L.  185  mil  einem 
dunnen  Chiton  mit  Zone  bekleidet,  ein  Amor  neben  ihr,  sonst  stand 
Praxiteles  daran.  M.  Nap.  I,  62.  Bouill.  m,  7,  3.  Glarac  pi.  341.  In 
Florenz,  Galleria  IV,  1,  18.  Glarac  pi.  592,  1288,  gleich  der  Giustiniani- 
schen  594,  1288  A.,  der  Gokeschen  594,  1449  A.,  der  Pioclementinischen 
592,  1289.  Bei  L.  Egremont,  zweifelhafl,  Gavac  I,  5.  Winck.  W.  IV. 
S.  115.  V.  S.  24.  Tanzend  und  mit  Epheu  bekrSUizt,  PGl.  Ill,  30  (nach 
Hirt).  [Gerhard  Vat.  Mus.  S.  203.]  Im  L.  420.  V.  Borgh.  4,  1.  M.  Roy. 
I,  18.  Bouill.  Ill,  8,  3.  In  England,  Specimens  II.  pi.  54.  Deren  Gegen- 
stQck  ihre  Feindin,  die  liederliche  abortirende,  L.  427.  V.  Borgh.  4,  13. 
Bouill.  m,  8,  1.  aarac  pi.  341.  [Visconti  Mon.  scelti  Borghes.  1821. 
tv.  30,  als  Peribasia,  sehr  irrig  gedeutet  von  Zannoni  im  Giom.  de'  lette- 
rati,  Pisa  1823.  IV.  p.  19.  Ovid  Amor.  II,  14.]  Die  statuetta  zu  Dresden 
119,  Aug.  66,  neben  dem  Priap  scheint  ein  ex  voto  far  Fruchtbarkeit  der 
Ehe;  immer  bleibt  bei  solchen  Beziehungen  das  Gewand.  Bei  Lipp.  II,  94 
lehnt  sich  A.  auf  eine  SSule,  worauf  ein  Priap,  und  sengt  zugleich  einen 
8chmetterling  mit  der  dem  Amor  genommenen  Fackel,  also  eine  Lebens- 
und  TodesgOttin,  V.  Libitina.  Vgl.  Gerhard  Ueber  Venus  Libitina  auf 
Gemmen  u.  Giaspasten,  Kunstbl.  1827.  N.  69  f.  A.  im  Koischen  Gewand, 
in  Dresden  245.  Aug.  105;  Harm.  Oxon.  5.  AlterthClmlich  Venus  und 
Juno,  dazwischen  Fama?  Gollect.  de  peintures  ant.  qui  omaient  le 
palais  etc.  1781.  pi.  10.  —  Auf  Vasengem.  erscheint  A.  in  Volci  (Ann.  III. 
p.  44)  u.  auch  sonst  wohl  immer  bekleidet,  da  nackte  Figuren,  wie  bei 
Hancarv.  III.  pL  123  nur  far  badende  Frauen  gelten  k5nnen.  Oil  auch 
sitzend,  mit  dem  Spiegel,  das  Gewand  aber  die  Schulter  ziehend,  Millingen 
Un.  Mon.  I,  10.  Vgl.  §.  374.  A.  3.  —  Die  Etrusk.  Spiegelzeichnungen 
dagegen  stellen  die  A.  unter  dem  Namen  Turan  nackt  dar,  Dempster  Etr. 
reg.  4,  aber  auch  halbbekleidet,  M.  I.  d.  Inst.  II,  6,  auch  bekleidet,  Inghir. 
Etr.  Mon.  II,  15  s.  47.  Auf  einem  unedirten  Spiegel  umarmt  Tui*an,  un- 
bekleidet,  den  Eros  als  einen  Jungling.  Auch  die  Thalna,  welche,  Inghir. 
n,  10,  halbnackt  u.  mit  einer  Taube  erscheint,  war  wohl  der  A.  verwandt 

4.  Eine  solche  A.  von  Erz,  der  marmomen  Ton  Aries  ahnlich,  das 
<paQog  um  die  Schenkel,  XQvaiLfi  nloxa/iidag  '&no6(piy^aaa  rtaXvnrQy, 
beschreibt  Ghristodor  V,  78;  die  Art  der  Bekleidung  auch  Artemidor 
On.  II,  37. 

5.  6.  Von  der  gehamischten  A.  Pausan.  Plut.  Nonnos  u.  A.  Eine 
siegreich  und  martialisch  blickende  A.,  ein  Weihgeschenk  des  Sophisten 
Herodes,  beschreibt  Damaskios  bei  Photios  242.  p.  342.  Bekk.;  |eine  sich 
in  Ares  Schilde  spiegelnde  Apollon  Rh.  I,  745.  Eine  solche  Figur  findet 
man  auf  den  M.  der  Golonie  Korinth,  wahrscheinlich  aus  Julius  Gaesar^s 
Zeit,  der  die  V.  Tictnx  verehrte.  Damit  stimmt  die  Statue  aus  dem 
Amphitheater  von  Gapua  genau  aberein,  welche  den  linken  Fuss  auf  einen 


580  Mythologische  Gegenst&nde  der  h.  K.  [377] 

Bade  dargestellt ,  den  Schooss  mit  einera  Stiicke  des  hinten 
herumliegenden  Gewandes  bedecken ;  eine  beruhmte  der  AM, 
im  Alterthum  Qfter  nachgebildete,  war  in  Alexandreia  Troas. 

2  Absichtliche  Uebenveichheit  und  Flussigkeit  der  Formen  wird 
bei  dem  Hetaerenbilde  der  Aphrodite  Kallipygos  wahrgenom- 

3  men.  Dagegen  fand  sich  die  alte  Kunst  zu  der  reinsten 
Maasshaltung ,  zu  der  tadellosesteri  Darstellung  schoner  For- 
men aufgefordert ,  wenn  die  Gottin  vollig  enthuUt  erschien; 
die  unberuhrte  Bluthe  der  jungfraulichen  Formen  halt  dann 
die  vollkommne  Mitte  zwischen  den  mehr  frauenartigen  For- 
men der  raatronalen,  und  den  etwas  strengeren  und  krafti- 
gem  Umrissen  der  Siegerin  Aphrodite;  die  Kunst  erreicht 
hier  in  der  Darstellung  weiblicher  Sch5nheit  das  hdchste  und 

4  letzte  Ziel.  Wenn  auch  das  Bad  ursprunglich  als  die  Ver- 
anlassung  dieser  EnthuUung  gedacht  wird:  so  verschwindet 
doch  hier  alle  Rucksicht  auf  Handlung;  die  Statue  wird 
ganz  Symbol  des  weiblichen  Liebreizes,  der  durch  die  Aeus- 
serung    naturlicher   Schamhaftigkeit    erhoht    wird,    und  der 

5  WeibUchkeit  iiberhaupt.  Andere  Stellungen,  welche  mehr 
Bewegung  und  Handlung  anzeigen,  haben  ungeachtet  der 
besondern  Reize,  die  sie  entfalten,  nicht  diese  durchganglge 
und  uberall  gleiche  Fiille  der  Schonheit,  wie  die  vorher  be- 
zeichneten  Hauptbilder.  Hierher  gehoren  die  im  Bade  kau- 
ernde,  die  sich  den  Kestos  umbindende,  ein  Wehrgehenk  an- 
legende,  sich  beschuhende.  Die  Anadyomene,  in  eigentlichem 
Sinn,  ist  kein  Gegenstand  fur  Plastik. 

1.  Eine  den  Schooss  bedeckende  A.  im  Pall.  Chigi,  gefunden  zu  Rom 
auf  dem  Caelius,  an  welcher  Augen,  Stim,  der  Ansatz  der  Haare  be- 
sonders  schon  sind,  hat  die  Inschr. :  ano  Trjg  iv  TQmadi  'Aq)Qo8iTTjg 
MrjvocpciVToq  inoLSi.  M.  Cap.  IV.  p.  352  nebst  Kupfer.  Winck.  W.  IV. 
S.  329.  Mit  dieser  stimmt  die  im  L.  190  aus  der  Gal.  de  Versailles. 
M.  Roy.  I,  11.  Nap.  I,  57.  Bouill.  Ill,  6,  4.  Clarac  pi.  343.  Vgl.  Bouill. 
Ill,  7.  Clarac  pi.  344.  Die  Dresdner  mit  einem  Badetuch,  Maffei  Race 
144,  Le  Plat  133,  der  Kopf  Aug.  61.  Die  schOne  A.  M.  Chiar.  I,  26. 
Clarac  pi.  610,  1356,  mit  fremdem  Kopf,  hat  das  Gewand  unter  dem 
Schooss  zusammengeknupfl.  [Eine  Wiederholung  steht  im  Hinterh6fchen 
des  Palasts  Borghese  in  Rom.  Dieselbe  Composition  in  Erz,  Antich. 
d'Ercol.  VI,  17.  Eigentlich  eine  Anadyomene,  s.  A.  5.  Uebereinstimmend 
die  im  Mus.  Borb.  Clarac  pi.  600,  1323,  die  Haare  sich  auswindend. 
Aehnlich   Lalb   bekleidet,   aber  die  Arme   nach   unten   die   in   Syrakus, 


582  Mythologische  Gegenstftnde  der  b.  K.  [377| 

5.  Die  kauemde  A.,  Y^nus  aocroupie,  vieileicbt  nach  Polychannos 
y.  lavans  se,  Glarac  pi.  627 — 631  ist  am  schdnsten  PCI.  I.  10.  Piranesi 
St.  28.  M.  Nap.  I,  58.  M.  Roy.  11,  13.  BovnaXog  hfoiti  auf  der  dabei 
gefundnen  Basis,  vgl.  Archaeol.  u.  Kuiist  S.  169.  Eine  andre  L.  681» 
V.  Borgh.  2,  4.  M.  Nap.  I,  59.  Roy.  II,  10.  Bouill.  lU,  7,  2.  Qarac 
pi.  345,  mit  erhobnem  recbten  Arme,  zur  Artemis  restaurirt.  Eine  andre 
ebd.  n.  698.  Glarac  pi.  345;  6,  Giust  I,  38.  Hit  Eros  binter  ihr,  Guat- 
tani  M.  I.  1788.  p.  57.  —  Aehnlieb  auf  Gemmen  ein  Eros  sie  abtrocknend, 
ein  anderer  sie  immer  wieder  begiessend,  Impr.  d.  Inst.  Gent.  IV,  22  das 
Gewand  dberziebend,  Lipp.  I,  82—86;  auf  Vasen,  von  binten  mit  Wasser 
begossen  (wenn  es  bier  A.  ist). 

Den  Kestos,  §.  339.  A.  3,  legt  bei  Gbristodor  99. eine  nackte,  u.  28a 
eine  um  den  Scbooss  verbQllte  A.  um  die  Brust  {inl  exiovmr^  apivpi 
(iatois).  So  die  Bronze  Ant  Ere  VI,  17,  3.  G.  di  Fir.  Stat.  27.  Wicar 
I,  65.  Gl.  pi.  626,  1207.  [A.  mit  dem  Kestos  um,  sitzend,  als  Hetaere, 
zierlicbe  kleine  Bronze  in  Holland.  Jalu-b.  des  Alterth.Vereins  in  Bonn 
VIII.  Tf.  1.  S.  140.  Auf  einem  Basrelief  Lancelotti .  bait  Amor  den  Gestus 
in  H&nden  neben  der  Venus.] 

A.  sicb  beschubend  auf  Gemmen  und  in  anmutbigen  Bronzen :  Ant. 
Ere.  VI,  14  (mit  t^eXZtor  und  ntQiantXidsg)  ^  eine  besonders  schOne  war 
bei  Payne  Knigbt.  Die  bei  Glarac  pi.  610  n.  1354  (Odescalcbi)  ist  der 
Herculaniscben  ursprQnglicb  gleicb  gewesen.  A.  sicb  bescbubend  im 
Sitzeu,  Glarac  pi.  604,  1320.  Eine  andre  graci5se  Figur  bei  Borioni  tb.  7. 
M.  Odesc  35.  In  &bnlicber  Handlung  ein  sebr  anmuthiger  kleiner  Torsa 
im  Brit.  Mus.  R.  X.  n.  5.  Die  sitzend  sicb  bescbubende,  M.  Flor.  Ill,  33, 
ist  stark  erg§nzt. 

A.  nackt,  sicb  mit  Ares  Waffen  rflstend;  Eros  mit  dem  scbweren 
Helme  scberzend,  neben  ibr.  Von  starken  runden  Gliedmassen.  L.  180. 
V.  Borgb.  5,  7.    Bouill.  I,  16.    Glarac  pi.  343. 

A.  Anadyomene  §.  141,  3.  Eine  Bronzeiigur  Millin  M.  I.  II,  28. 
[Magaz.  encycl.  1803.  IV.  p.  240];  G.  di  Fir.  8t.  89.  Glar.  pi.  626,  1408. 
[nobile  signum,  Nuda  Venus  madidas  exprimit  imbre  comas.  Ovid  A.  A. 
Ill,  223.  Han  denkt  an  Nacbabmung  der  Anadyomene  des  Apelles.  Eine 
vollkommen  erbaltene  Anadyomene  in  Syrakus  gefunden,  Mag.  encyclop. 
1805.  II.  p.  167.]  Ein  Relief  der  Art  in  Wiltonbouse.  Statue  des  Hauses 
Golonna,  Winck.  W.  VI,  2.  S.  216.  Gemmen,  Lipp.  I,  89.  90.  In  Terra- 
cotta kniet  oft  A.  unbekleidet  vor  einer  Muschel,  die  gleichsam  ibre  Fittige 
bildet.  Glarac  pi.  605  n.  1343.  [Dubois  Voy.  en  Grim^e  IV.  pi.  16,  wo 
auch  eine  stebende  u.  eine  sitzende  A.  in  Terracotta.]  Die  Purpurmuscbel 
murex  war  der  A.  in  Knidos  beilig,  Plin.  IX,  41. 

Nackte  A.  mit  einer  Blume,  im  Ungariscben  Museum.  Galtaneo 
Osservazioni  sopra  un  frammento  ant.  di  bronzo  rappr.  Venere,  Milano  1819. 

A.-Hermen  Pans.  I,  19,  2.    Ob  die  verscbleierten  sogen.  Aspasia- 


[378J  Aphrodite  In  verschiedenen  Handlungen.  583 

bilder  solche  sind,  wie  Payne  Knight  meint?  Ygl.  Amalth.  III.  S.  364. 
Die  Verschleierang  der  A.  (Morpho)  bewdtt  Paus.  Ill,  15,  8,  aber  die 
Architis  (Atergatis?)  Aasyriens,  Macrob  I,  21,  gehOrt  nicbt  hierher.  Die 
angebliche  V.  Archytis  im  Britt.  Mus.  Ill,  30  ist  nach  Glarac  pi.  591, 
1286  ein  junger  Hercules  oder  Theseus. 

378.    In  Gruppirungen  erscheint  Aphrodite   mil  ihrem  1 
Einde  Eros  haufig  in   tandelnden  Darstellungen ,    nach  Art 
der  spatem  erotischen  Poesie;  mit  den  Chariten,  wenn  sie 
von  ihnen  geschmuckt  wird,  nach  alter  Dichtervorstellung. 
Bedeutungsvoller  sind  die  zahlreichen  Darstellungen  der  Aphro-  2 
dite  als  SeegSttin,  in  denen  die  schSnste  Geburt  der  feuchten 
Tiefe  gem  mit  den  grotesken  Wesen  verbunden  und  in  Con- 
trast gestellt  wird,  welche  die  wilde  und  wechselvolle  Natur 
des  Meers  auszudrucken  bestimmt  sind.     Unter  den  eigenen  3 
Liebesverbindungen  der  Aphrodite  (die  mit  Ares  ist  schon  er- 
wahnt  §.  373.    A.  2)    hat    die  Sage    von  Adonis,    welche 
immer  viel  von  der  fremdartigen  Farbe  ihres  Ursprungs '  be- 
hielt,  die  Griechische  Kunst  der  guten  Zeit  wenig  beschafligt. 
Mehr  Kunst  werke  kniipfen  sich  an  den  Troischen  My  thus  an;  4 
die  Bewerbung  um  den  Preis  der  Schonheit  hat  die  Kiinst- 
ler  der  verschiedensten  Gattungen  zu  mannigfachen  Darstellun- 
gen, selten  indess  zu  lusternen,  veranlasst.    Ein  sehr  vorzug- 
liches  Bildwerk,  Aphrodite  die  Helena  beredend,  ihr  Verspre- 
chen  dem  Paris  zu  erfuUen,  liegt  raehreren  erhaltenen  Reliefs 
zum  Grunde.    Liebenden  beistehend,  wie  dem  Peleus  zur  Er-  5 
langung  der  Thetis,  erscheint  die  GQttin  besonders  haufig  auf 
Vasengemalden,  thronend  oder  stehend,  immer  aber  vollstan- 
dig  bekleidet,  da  die  huUenlose  Aphrodite  der  spatern  Kunst 
dem  Vasenstyl  fremd  ist,   Nur  die  Zierlichkeit  der  Bekleidung  6 
und  Haltung  des  Gewandes,   so  wie  die  Attribute  (Taube, 
Jynx,  Hase,  Spiegel,  Blume)  machen  sie  hier  kenntlich. 

1.  A.  gruppirt  mit  Eros  §.  376.  377.  [Terracotta,  wahrscheinlich 
A.  mit  Eros  auf  dem  Arm,  Gerhard  Ant.  Bildw.  I,  20.]  A.  u.  zwei  Eroten, 
Clarac  pi.  620,  1406.  Von  Eroten  durch  die  Lufle  getragen,  auf  Vasen, 
Millingen  Un.  Hon.  I,  13.  Amorn  die  Waffen  nehmend,  oft  auf  Gemmen, 
M.  Flor.  I,  73,  1.  Mit  Eros  und  Psyche,  in  einer  Gruppe.  Aug.  62.  A.  von 
den  Chariten  geschmuckt,  berilhmte  Gemme,  M.  Flor.  I,  82,  3.  Eine 
andre,  Winckelm.  M.  I.  31.  Als  eine  bSusliche  Scene  stellt  diese  SchmOckung, 
wohl  Brautschmuckung ,  im  Geschmacke  der  sinkenden  Kunst,  der  Cameo 


584  Mythologische  GregensUnde  der  b,  K.  [378] 

bei  Lipp.  Suppl.  140.  Tassie  6i24  dar.  Eine  herrliche  [noch  nicht  wohl 
erklftrte]  Vorstellung  ist  ^Aphrodite  mil  Eros  im  Kreise  von  Eleopatra, 
Eunomia,  Paidia,  Peitho  und  Eudaimonia,  Stackelb.  Tf.  29,  an  einer 
Athenischen  Vase. 

2.  Die  meerge borne  A.  als  MSdchen  von  der  Thalassa  empor- 
gehalten,  in  einem  Relief  bei  Paus.  II,  1,  7.  Von  Tritonen  emporgehalten, 
auf  Gemmen,  Hirt  7,  10.  Auf  einem  Seestier  unter  Eroten,  Cameo  des 
Glykon,  G.  M.  42,  177.  Auf  einem  Seerosse,  bekleidet,  nebst  Eros,  M.  der 
Bruttier,  Noehden  1.  Auf  Trilohenwagen,  M.  der  Agrippina,  G.  M.  43,  178. 
A.  Poseidon's  Wagen  fflhrend,  Vasengem.  von  Volci,  Ann.  d.  Inst.  IV. 
p.  375.  Als  Mittelpunkt  eines  Ghors  von  Nereiden  u.  Tritonen,  V.  Borgh. 
I,  12.  G.  M.  42,  147.  Clarac  pi.  224.  Auf  SchmuckkSstchen,  §.  311. 
A.  6.  (Zur  Erklftrung  besonders  Claudian  Nupt.  Hon.  144.)  Unter  Nereiden 
in  einer  Muschei  von  Tritonen  gehalten,  L.  384.  Bouill.  Ill,  33,  1 
(vgl.  2).  Clarac  pi.  224.  A.  als  Euploea  auf  einem  Stuhl  mit  vor  ilir 
aufgespanntem  Segel,  das  sie  fortzieht,  Vasengem.  b.  Stackelb.  Tf.  28. 
A.  in  einer  Muschei  auf  dem  Meere,  Facber  in  der  Hand,  Wandgemfilde, 
M.  Borbon.  V,  33.  A.  als  Fischerin  mit  Eros,  Pompej.  Gemaide,  M.  Borbon.  II, 
18  u.  IV,  4.  Zabn  18.  Gell  N.  Pompej.  42.    Gemme,  Tassie  pi.  41.  6316. 

H^ufig  findet  sich  in  der  alten  Kunst  eine  von  einem  Scbwan 
durch  die  LQfle,  flber  Gewftsser,  getragne  Frau.  Auf  VasengemSLlden, 
Millin  II,  54;  Inghir.  Mon.  Etr.  V,  38;  Millingen  Gogh.  21;  Laborde  I,  27 
(in  Delphi,  wie  der  Omphalos  zeigt),  besonders  schOn  bei  Gr.  Ingenheim, 
Gerh.  Ant.  Bildw.  44;  Terracotta's,  Combe  72.  [Boettiger  Kl.  Schr.  11. 
S.  184.  Tf.  3]  (eine  ahnliche  in  Berlin,  wo  Amor  neben  der  A.);  Spiegeln, 
Inghir.  11,  32;  Gemmen,  Bracchi  II,  84.  Stosch  Gemmae  43.  Tassie  pi.  21, 
1187.  A.  nach  Creuzer  Abbild.  S.  23  A.;  eine  Kora-A.  nach  Gerhard, 
Kunstbl.  1825.  S.  66.  Prodrom.  S.  93;  nach  Andern  Leda,  auch  Kyrene, 
[die  nach  Afrika  entfuhrt  wird,  wie  Aegina  durch  den  Adler,  Europa  durch 
den  Stier,  Rbein.  Mus.  1834.  S.  498.  vgl.  0.  Jahn  Ann.  d.  I.  XVII. 
p.  363—372.  404]  eine  der  vielen  Weisen,  eine  schSne  Fran  zu  ehren, 
nach  Boettiger  (Urania  1824).  Eine  A.  mit  blossem  Busen ,  sonst  ver- 
hullt,  auf  einen  Scbwan  tretend,  giebt  Clarac  pi.  345  aus  dem  L.  415,  4. 
A.  mit  einem  Schwan  auf  dem  Schoos,  auf  Vasengemalden ,  z.  B.  M. 
Blacas  pi.  7. 

3.  A.  in .  Verhaltniss  zu  Ares  u.  Hephaestos  §.  367.  2.  372,  2. 
Adonis  Zug  auf  die  Jagd,  Gemalde  Terme  di  Tito  43.  Tom  Eber  zu 
Boden  geworfen  und  in  den  Schenkel  verwundet,  deutlich  in  den  Reliefs 
G.  Giust.  II,  116;  L.  424.  BouUl.  Ill,  51,  3.  Clarac  pi.  116.  vgl.  Wdcker 
Ann.  d.  Inst.  V.  p.  155.  In  A.  Armen  sterbend,  Gemalde  bei  Mengs, 
§.  210.  A.  4.  G.  M.  49,  170;  M.  Borb.  IV,  17  (mit  zwei  weinenden 
Eroten).    M.  Borb.  IX,  37.   Statue  des  verwundeten  Adonis?  PCI.  II,  31. 


[378]  Aphrodite,  Gruppirungen.  585 

[§.  391.  A.  1.  O.  Jahn  u.  de  Witte  dber  die  Vorstellungen  des  A.  Ann.  XVII. 
p.  347.  387.  M.  d.  I.  IV,  S3.  24  bis.    A.  u.  Adonis  Gerhard  Etr.  Spiegel 

I,  111 — 117.  Der  tOdtlich  verwundete  Adonis  E.  Braun  Zwfllf  Basrel.  aus 
Palast  Spada  Tf.  2,  BuU.  1846.  p.  56.]  SchOne  Terracotta  aus  einem 
Grab  in  Nisyros,  A.  u.  Adonis  (?),  A.  mit  Phrygiscber  Mutze  u.  Gewand 
fiber  den  RQcken.  Thiersch  Vet.  artif.  op.  veterum  poet,  carmin.  optime 
explicari  1835.  tb.  5.  Besuch  der  A.  bei  Anchises,  Relief  von  Paramythia, 
§.  311.  A.  5  (nach  Andern  A.  u.  Paris).  Auf  M.  von  Ilion,  Pterin  Rec. 
Ill,  134,  7.    In  einem  Gemalde  von  Pompeji,  Zahn  Ornara.  28. 

4.  Ueber  den  Wettkampf  vor  Paris  R.  Rochette  M.  I.  p.  260. 
Die  drei  GCttinnen  bei  Hermes,  Schale  von  Volci,  R.  Rochette  pi.  49,  h 
Der  Zug  nach  dem  Ida  auf  alterthumlichen  Vasen,  §.  99.  N.  5,  von  Volci 
Ann.  d.  Inst.  III.  p.  143.  153;  das  Urtheil  auf  neuem  (in  Volci  mit  bei- 
geschriebenen  Namen),  Gerh.  Ant.  Bildw.  I,  25  (auch  R.  Rochette  pi. 
49,  2.  A.  mit  Jynx  u.  Taube),  32.  (vgl.  Hyperb.  R6m.  Studien  S.  155.) 
33.  (A.  mit  Schleier  u.  Eros),  gewiss  auch  43.  Ann.  d.  Inst.  V.  tv.  E. 
Der  Gegenstand  verliert  sich  auf  Vasen  Unteritaliens  ganz  in's  Unbestimmte 
und  Willkurliche,  G6tt.  G.  A.  1830.  S.  2020.  1831.  S.  1483.  Auch  die 
Vase  M.  I.  d.  Inst.  57  A.  gehOrt  hierher  (Artemis  Astratia  u.  ApoUon 
Amazonios  nach  Ann.  V.  p.  255,  wo  auch  p.  339  zu  tav.  d'agg.  E.  F. 
wunderliche  ErklSrungen).  Mitunter  stellt  sich  nur  A.  dem  Paris  dar,  wie 
Millingen  Un.  Mon.  I,  17.  Das  Urtheil  des  Paris  in  Wandgem.  G.  M. 
147,  537 ;  Etrusk.  Sarkophagen,  Inghir.  G.  Omer.  9  [ist  von  der  ROmischen 
Ara  des  Faventius;  an  Etr.  Sarkophagen  ist  kein  Beispiel]  und  andern 
Reliefs,  L.  506.  Clarac  pi.  214;  R.  Rochette  pi.  50,  1;  Bartoli  Adm.  4; 
Etrusk.  Spiegeln,  Gori  II,  129?;  Ann.  d.  Inst.  V.  tv.  F.;  Lampen,  Passeri 

II,  17;  M.  von  Alexandreia,  G.  M.  151,  538;  Gemmen,  G.  di  Fir.  Int.  22, 
1.  2  (wo  der  Gegenstand  travestirend  behandelt  ist).  [Vase  mit  der  Zu- 
rtlstung  der  GOttinnen  zum  Gericht  im  Bull.  Napol.  I.  tv.  5.  6  u.  in  den 
Mon.  d.  I.  IV,  18.  19,  Ann.  XVII.  p.  132—215,  wo  68  Vasen,  zusammen 
116  Monumente  beschrieben  sind.  Gerhard  Etr.  Spiegel  II,  182—222.] 
A.  (nebst  Peitho)  Paris  und  Helena  vereinigend  auf  dem  schOnen 
Relief  des  Duca  die  Caraffa-Npja,  jetzt  im  K.  Museum  zu  Neapel,  Winckelm. 
M.  I.  115.  W.  II.  S.  520.  VII.  S.  417.  G.  M.  173,  540.  Neap.  Bildw. 
S.  69.  M.  Borb.  Ill,  40.  Inghir.  G.  Omer.  10.  Entsprechend  das  ex  hortis 
Asinii  Poll,  im  Vatican  (mit  der  Apollon-Statue)  bei  Guattani  M.  I.  1785. 
p.  XLl.  Zum  Theil  auch  das  Vasenrelief,  wo  nur  die  den  Hymenaeos  auf- 
fiihrenden  Musen  zugefugt  sind,  (Jenkins)  Le  nozzi  di  Paride  ed  Elena. 
R.  1775.    Tischb.  Homer  V.  S.  11.    [Specimens  II,  16.] 

5.    S.  Welcker  ad  Philostr.  p.  622,  besonders  Millingen  Un.  Mon.  I, 
10  u.  A.  1  auch  hier  mit  Peitho  zusammen). 


586  Mythologische  GegensUnde  der  b.  K.  [379] 

6.    Thron  der  A.,   mil  ihren  Attributen  (auch  der  Spindel)   artig 
gesehmQckt,  Gemfllde  AnU  Ere.  I,  29. 


U.    Hermes. 

379.     Hermes  stand  in   der  Religion  der  Urbewohner 

1  Griechenlands  in  dem  Kreise  der  Chthonischen  Gotter,  der 
aus  der  Tiefe  Fruchte  und  Seegen  heraufsendenden  Gewal- 
ten;  diesen  Heilsgott  setzte  das  alte  Griechenland  als  den  Ge- 
ber  alles  Guten  {dcirwg  idav,  igiovviog,  axaxi/Ti/?)  auf 
alle  Strassen  und  Wege,  auf  Aecker  und  in  Garten,  in  der 
Form  eines  mit  einem  bartigen  Kopfe  und  einem  Phallos 

2  versehenen  Pfahles.  Allmahlig  ward  aber  der  tellurische  See- 
gensgott  immer  mehr  zu  einem  okonomischen  und  merkantili- 
schen  Gotte  des  Gewinns  und  Verkehrs  {^i^g^cpog);  vor  alien 
verehrten  ihn  nun  die  den  Verkehr  der  Vorwelt  vermitteln- 
den  und  in  mannigfachen  Lebensgeschaften  gewandten  Herolde. 

3  Durch  diese  erhielt  er  die  Gestalt ,  in  der  man  ihn  sich  im 
Ganzen  auch  in  der  altera  Poesie  denken  muss:  eines  tuchti- 
gen,  kraftigen  Mannes  mit  starkem  spitzen  Barte,  langen 
Haarflechten,  in  einer  zuruckgeschlagenen  Chlamys,  dem  fur 
rasche  Bewegung  geeignetsten  Kleide,  mit  einem  Reisehut, 
Fussflugeln,   in   der  Hand    das  oft  einem  Scepter  ahnliche 

4  Kerykeion  (caduceus).  So  zeigen  ihn  die  alteren  Kunstwerke 
durchgangig. 

1.  Oben  §.  67.  A.  345.  A.  2.  Wahrscbeinlich  ist  die  Pfeilerbildung 
des  H.  so  alt  wie  der  Gott  selbst,  dsi* Egfirjg  deutlich  mit  F^/ta,  ig/ia^  zu- 
sammenh&ngt:  woraas  erhellt,  dass  die .  UrsprCinge  der  Religion  und  der 
Bildkunst  hier  ganz  zusammentreffen.  Phallische  Hermen  von  einfachster 
Art;  oft  vor  Demeter  stehend;  dann  mit  dem  Hermes  mit  Caduceus  u. 
Petasus  auf  M.  von  Sestos  2HZTI,  ZH,  SA  Schreiber  Mflnchner  Abhdl. 
Phiiol.  I.  Tf.  1,  5—14.  p.  105.  Tyrrheni  Pelasgi  (RR.).  Der  grOsste  Theil  der 
jetzt  meist  dem  alten  Bacchus  zugetheilten  Hermen  muss  (nach  Zo§ga  de 
obel.  p.  221  und  Millingen  Un.  Mon.  II,  11.  p.  18)  dem  Hermes  zurflck- 
gegeben  werden  [vgl.  Visconti  M.  PioGl.  VII.  p.  101];  z.  B.  der  Kopf  M. 
Nap.  1, 6,  wo  weder  gi'osse  Fdlle  weicher  Haare,  noch  eine  Kopfbinde,  noch  ein 
Epheukranz  den  Dionysos  charakterisiren,  der  Kopf  mit  dem  Keilbart  und  der 
athletisclien  Binde,  Guattani  Menh  Y.  p.  139,  der  Brit.  M.  II,  19.  Opfer  eines 
Bockes  vor  einer  solchen  Herme,  Vasengem.  von  Volci,  Micali  96,  2.  [Herme 
des  H.  Dolios,  bartig,  mit  dem  Hut,  Pans.  VII,  27,  1.]  Eine  Herme  auf  einen 


[380]  Hernies,  Sltere  und  jOngere  DilduDg.  587 

Thmn  irMt&lll    M.  vnn    Aonna     Alliar  An  Hunt,  nl    ».    3   (nii4it   riehlifr   or. 


588  Mythologische  Gcgenst&nde  der  b.  K.  [380] 

Haar  nach  der  Sitte  der  Junglinge  in  diesem  Alter  kurz 
abgeschnitten  und  wenig  gelockt  erscheint  (<Ty€L(piop  §.  330,  1). 
4  Die  Zuge  des  Gesichts  geben  einen  nihigen  und*feinen  Ver- 
standundeinfreundliches  WohlwoUen  kund,  welches  sichauch  in 
der  leisen  Neigung  des  Hauptes  ausspricht ;  sie  erstreben  nicht 
das  Edle  und  Stolze  des  Apollon,  aber  haben,  bei  breiteren 
und  flacheren  Formen,  doch  etwas  ungemein  Feines  und  An- 

5  muthiges.  Unter  den  Statuen  unterscheidet  man  erstens  eine 
Classe,  in  welcher  das  Hermes-Ideal  sich  oflfenbar  am  hoch- 
sten  steigerl;  reife  Junglingsgestalten ,  voll  gediegner  Kraft, 
deren  Ausdruck  im  Gesicht  mit  einem  sanften  Lacheln  zusam- 
menschmilzt,  in  fester  ruhiger  Stellung,  die  Chlamys  von 
dem  Prachtbau  der  Glieder  zuruckgeworfen  und  um  den  lin- 
ken  Arm  gewickelt;  wo  Hermes  oflfenbar  als  Vorsteher  gym- 
nischer  Uebungen  und  Ertheiler  leiblicher  Kraft  gefasst  ward, 

6  wie  auch  der  Palmbaum  daneben  andeutet.  Daran  schliessen 
sich  ahnlich  bekleidete  Statuen,  wo  indess  der  Gestus  des  er- 
hobnen  rechten  Arms  zeigt,  dass  Hermes  als  Gott  der  Rede- 
gewandtheit,  als  Hermes  Logics,  zu  fassen  sei:  eine  Vor- 
stellung,  die  sich  aus  der  des  Gewinngottes  und  des  G5tter- 

7  herolds  sehr  leicht  und  naturlich  hervorbildete.  Als  Ausrichter 
der  Befehle  des  Zeus  sieht  man  ihn  halb  sitzend-  und  halb 
schon  wieder  aufspringend  imi  davon  zu  eilen;  bisweilen  in 
Bronzen  sich  keck  durch  die  Lufte  schwingend ;  auch.  von  langer 
Reise  ausruhend,  wobei  er  aber  den  Arm  nur  auf  einen 
Pfeiler  stutzt,  nicht  uber  das  Haupt  schlagt :  eine  Bewegung, 
die  fur  Hermes  zu  weich  und  nachlassig  ware.  Der  Beutel 
war  in  der  spatem  Zeit  unlaugbar  ein  Hauptattribut  des 
Hermes ;  wenn  auch  bei  Statuen  meist  erganzt,  findet  er  sich 
doch  an  Bronzen,  die  besonders  aus  den  Lararien  Romischer 
Kaufleute  und  aus  dem  in  Gallien  und  dem  benachbarten 
Zehentlande  sehr  verbreiteten  Cult  des  Gottes  slammen  mo- 
gen,  sehr  haufig. 

1.  Hermen  in  Palaestren  PCI.  V.  35.  36  u.  oft.  Gymnastische  In- 
schrHten  daher  h&ufig  auf  Hermen.  Jugendliche  Hermen  balten  auch  die 
regula,  vcnlrj^,  im  Hippodrom,  Anth.  Pal.  VI,  259.  Cassiod.  Var.  HI,  51. 
Schol.  Juven.  VIII,  53.  Suidas  s.  v.  vanX.  Mosaik  bei  Laborde,  Mos. 
dltal.  pi.  9.  15,  7.  Zwei  b&rtige  Hermen  in  Berlin  scheinen  eben  diese 
Bestimmung  gehabt  zu  haben.    Statuen  Glarac  pi.  656 — 666. 


590  Mythologische  GegensUlnde  der  b.  K.  [380] 

Wiener  Cabinets,  aus  Klagenfurt,  in  heroischer  GrOsse,  der  zwar  ohne 
Attribute  ist  (die  yielleicht  aus  Silber  angefSgt  waren),  aber  ganz  die 
Bildung  des  Gottes.  Vgl.  die  Herausg.  Winck.  Y.  S.  451.  Auf  Gemmen 
hebt  H.  oft  die  Hand  bedeutungsroU  gegen  das  Gesicbt,  M.  Flor.  I,  70,  2. 

Lipp.  I,  134.    Aucfa  h^t  er  eine  RoUe,  M.  Flor.  I,  69,  4. 

• 

7.  Von  der  erstem  Art  ist  die  vortreffliche  Bronzestatue ,  Ant  Ere 
YI,  29—32.  M.  Borb.  Ul  41.  G.  M.  51,  207,  mit  sehr  langen  Schenk^ln, 
wie  wohl  im  Cranzen  ol  dQopuxol  xmv  *E(fpLav  (Philostr.  Her.  II,  2)  ge- 
bildet  wurden.  Aehnlich  sitzt  H.  oft  in  Bronzen,  wie  um  eben  aufzu- 
springen,  [vgl.  Facius  Collect.  S.  183.  Die  schGne  Statue  auch  b.  Piroli 
y.  14.  15.  Clarac  pi.  665,  1522.  D.  A.  K.  II.  Tf.  28  (>in  Erwartung  eines 
Auflragsc),  Winckelm.  W.  V.  S.  142.  Hathgeber  Notte  Napolit.  Gotba  1842 
beziebt  die  Statue  auf  Fischfang  wie  an  der  Vase  §.  356.  A.  5 ,  was  0. 
Jahn  Ztscbr.  f.  AW.  1844.  S.  183  zu  mstfi  zugiebt  Die  Bewegung  beider 
ffinde  hat  den  Ausdriick  der  Ruhe,  nicht  des  Angelns;  u.  die  Composition 
wiedeiholt  sich  Ofter  wie  in  dem  Erzfigilrchen  von  Paramythia  Specimens 

II,  21,  in  einem  des  Collegium  Romanum  in  Rom,  in  einem  mit  Attributen 
Bull.  Napol.  1844.  p.  121 ,  wobei  Minervini  die  Ratfagebrische  Erklftrung 
ablebnt,  in  einem  im  Hus.  Bresc  tv.  41,  1.  p.  142  s.  aucfa  in  geschnittenen 
Steinen,  z.  B.  dreien  des  Hr.  Herz  in  London.  An  einer  Vase  in  MQnchen 
empf&ngt  H.  sitzend  den  Trunk ,  als  eiliger  Bote.]  H.  sitzend  auf  einem 
Felsen,  mit  seinen  gewobnten  Attributen,  neben  ibm  ein  Ziegenbock  u.  ein 
Schafbock  mit  einem  gefldgelten  Genius  darauf,  der  eine  Traube  bait,  einer 
Schildkr5te  u.  einer  Eidechse,  Traumgott;  Erzfigilrchen  edirt  von  Orti, 
Verona  1834.  Bull.  1835.  p.  13.  Christodor  297  beschreibt  einen  H.  mit  b^^her 
gesetztem  r.  Fuss,  an  dem  er  mit  der  R.  den  Schuh  heraufziebt,  w§hrend 
die  L.  sich  auf  das  Knie  stCltzt,  den  Blick  nach  oben  gerichtet,  um  die  Be- 
fehle  von  Zeus  entgegenzunehmen ;  also  ganz  in  der  Stellung  des  sogen.  Jason. 

Ein  sich  durch  die  Luft  schwingender,  sehr  .schlanker  H.  von  selt- 
samer  Art  bei  Dorow  Denkm.  der  Rheinisch-Weslph.  Pr.  7.  Ein  laufender 
sehr  vollstandig  bekleideter  H.  als  Diener  der  Forluna,  Wandgem.  H.  Borb. 
VI,  2.  vgl.  Petron.  29.  Ein  ausruhender;  mit  ilbereinander  geschlagnen 
Beinen  stehender  und  sich  aufstfitzender  H.  von  zarter  Gestalt,  M.  Flor. 

III,  38.  Galler.  130.  Amalth.  III.  S.  206.  Thiersch  Vet.  artif.  opera  cet. 
tb.  6.  p.  28,  ein  schGner  Satyr  Ampelos,  der  Hut  ist  neu.  H.  in  derselben 
Stellung,  knabenurtig,  im  Magazin  des  L.  Clarac  pi.  349. 

8.  S.  Ant.  Ere.  VI,  33.  34  und  besonders  die  wunderscbGne 
(doch  wohl  sicher  echte)  Bronze,  mit  der  an  der  L.  herabh&ngenden 
Chlamys,  bei  Payne  Knight,  Spec.  I,  33.  [Hirt  bezweifelte  nur, 
dass  sie  bis  in^  Polykletische  Zeitalter  hinaufreiche.]  Statue  im  L. 
263.      V.    Borgh.    I,    2.      Qarac  pi.   317.      Lipp.    I,    135.     II,    123. 


[381]  Hermes  in  verschiedener  Th&tigkeit.  591^ 

124.    H.  dem  Poseidon  &hnUch  auf  einer  Prora  stehend,  Lipp.  II,  125. 
126.    Suppl.  200,  isi  wohl  Gott  des  Seehandels. 

381.    Hermes,   den  Opferanrichter  (auch  das  gehdrt  zu  i 
dem   alien  Amte  der  Keryken);   den  Beschutzer  des  Viehes,  2 
besonders  der  Schafheerden ,  welcher  mlt  jenem  eng  zusam- 
menhangt;   den  Leier-Erfinder ,  dem  darum  die  Schildkrote  3 
heilig*  ist ;    endlieh  den  Seelenfuhrer  und  Wiederbeleber  der  4 
Todten,  sieht  man  meist  in  Kunstwerken  von  geringerem  Um- 
fange.    Den  kleinen  Rinderdieb  aber  hat  ein  Bildhauer  mil  5 
derselben  Schalkheit  und  schelmischen  Freude  an  eigner  Schlau- 
heit  auszustatten  gewusst,  die  der  Homerische  Hymnus  so  un- 
ubertrefflich  schildert.    In  seinen  Liebesverhaltnissen,  wovon  6 
einige  ausgezeichnele  aber  schwer  zu  erklarende  Darstellungen 
auf  uns  gekommen  sind,  zeigt  Hermes  viel  von  der  derb- 
sinnlichen  Art,  die  ihm  von  jeher  eigen  war.    Ueberall  zu  7 
brauchen  und  stets  dienstgefallig,  ist  Hermes  auch  in  grossem 
Oompositionen ,  so  selten  er  eine  HauptroUe  spielt,  als  Fuh- 
rer,    Geleitsmann,   Ueberbringer  (besonders  von  Sauglingen 
an  ihre  Nahrerinnen),  mitunter  auch  als   scherzhafter  und 
possierlicher  Gesell,  eine  sehr  gewohnliche  und  immer  ange- 
nehme  Erscheinung. 

1.  H.  als  Opferanrichter,  den  Widder  faeri)eifafarend,  mit  Hindeutung 
auf  den  '£.  HQiofpogog,  zugleich  eine  Patere  haltend  (me  bei  Aristoph. 
Frieden  431  u.  Gic.  de  div.  I,  23  als  cnivSmv) ,  Relief  PCI.  IV,  4.  Der 
Obertheil  dieser  Figur  in  lapis  lazuli  mit  der  Umschr.  bonus  Eventus,  im 
Munzcabinet  des  Brit  Mus.  (ob  antik?).  Aehnlich  gedacht  ist  das  Yasen- 
gem.  Millin  Vases  I,  51  a,  G.  M.  50,  212.  vgl.  §.  300.  N.  1.  H.  mit 
Gaduceus  und  einem  Reh?  Skarabaeus,  Impr.  d.  Inst.  Gent,  m,  6.  Einen 
Widder  fuhrt  H.  aucb  an  dem  Gapitolinischen  Puteal,  Winck.  M.  I.  5,  er 
trSlgt  ihn  auf  der  Schale  des  Sosias,  §.  143,  3).  SehOner  H.,  einen  Widder- 
kopf  auf  einer  Schale  tragend,  Lipp.  II,  122.  Als  Opfergott  tritt  H.  in 
den  Reliefs  bei  Zo^d  II,  100.  M.  Gap.  IV,  56.  Bouill.  Ill,  79  den  ZUgen 
andrer  GrOtter  voraus,  und  steht  dem  Altar  zunftchst.  Bei  Opfem  auch  auf 
den  Vasen  von  Volci,  Ann.  II.  p.  140. 

2.  H.  auf  einem  Widder  sitzend,  sch5ne  Statue,  Guattani  M.  1. 1786. 
p.  XLV.  Glarac  pi.  656,  1529;  Lipp.  I,  140.  M.  Flor.  I,  71,  8  (wo  Aehren 
sich  vor  H.  erheben).  Mit  Widdem  fahrend,  Lipp.  I,  139.  H.  liegend, 
einen  Widder  zu  Fdssen,  auf  Vasen  von  Volci,  Ann.  III.  p.  147.  H.  mit 
BockshOmem,  ein  Bock  neben  ihm,  in  einer  Silberarbeit,  Dorow  ROm. 
Denkm.  von  Neuwied  Tf.  14. 

3.  Die  Leier  einrichtend  auf  einem  Bronzespiegel,  Mazois  Pompej.  II. 

O.  M  a  1 1  e  r '  •  Arehaeologle.    4.  Anfl.  38 


592  Mythologische  GegeDsUnde  der  b.  K.  [381 J 

p.  2.  Mil  der  Scbildkr5te,  als  Leier-Crfinder.  M.  Nap.  I,  54.  Mercur  als 
Erfinder  der  Lyra,  Stalue,  sitzend,  mit  Laute  und  Plektrum,  Nibby  Mod. 
sceiti  d.  V.  Boigb.  tv.  38.  p.  1S8.  Zweifelhaft?  Die  ScbildkrOte  auf  einer 
Patere  tragend,  P.  M.  Paciaudi,  Ueber  eine  statuetta  im  Cabinet  des 
Marchese  deir  Ospital.  N.  1747;  Impr.  d.  Inst.  II,  11.  Streit  mit  Apoll 
Qber  die  Lyra?,  Vasengem.  Panofka  Ann.  II.  p.  185.  [H.  mit  Laute  und 
ein  Satyr  'O^Biftaxos,  Amphora  aus  Void,  Gerhard  Etr.  u.  Camj^.  Y. 
Tf.  8.  H.  lautespielend  zwischen  tanzenden  Panen,  M.  d.  I.  iV,  34.  vgL 
Ann.  XYIII.  tv.  N.  Kylix.  H.  mit  der  f^ute  das.  tv.  33  mit  tv.  d'agg.  L.  M. 
H.  lautespielend,  Temite  Poropej.  Gem.  bei  Reimer  Heft  3.   Tf.  3.] 

4.  Psychopompos,  die  Psyche  Qber  die  Styx  tragend,  Millin  P.  gr.  30. 
6.  M.  51,  211,  und  aus  der  Unterwelt  heraufholend,  Winck.  M.  I.  39  (wo 
eine  SchildkrOte  den  Petasos  bildet),  auch  M.  Flor.  I,  69,  1;  H.  einen 
Schatten  evocirend  Impr.  d.  Inst.  Ill,  7.  8;  mil  dem  aus  der  Erde  oder 
einer  Ume  hervorkommenden  Gerippe,  Impr.  d.  Inst.  I,  12.  36.  Lipp. 
Suppl.  204-6.  Wicar  G.  de  Flor.  II,  19.  M.  Flor.  I,  70,  6.  Tassie  pi.  30, 
2398—2402.  Ygl.  G.  M.  343.  561.  Eine  eigenthOmliche  Darstellung  des 
Hermes  Psychopompos  ist  die  auf  einer  Griechischen  Grab-Stele,  M.  Yeron. 
51,  9,  wo  EPMHZ  der  verhullten  Figur  der  FH  den  Beutel  —  bier  als 
Symbol  der  Lebenskraft  genommen  —  Qbergiht.  Ganz  dieselbe  Handlung 
stellt  das  Pompej.  GemSlde  dar,  M.  Borbon.  IX,  38.  H.  gibt  der  Fortuna 
den  Beutel  (L  M.  I.  r.  d.  I.  lY,  14.  cf.  Petron.  2  a.);  3hnlich  ein  Hermes- 
Beutel,  Panofka  M.  Blacas  p.  77.  Die  Persephone  fQhrend,  §.  358.  Bei  den 
UnterweltsgGttem,  §.  397.  Bei  der  Darstellung  der  Menschenschicksale,  §.  396. 

5.  Sch0n  entworfne,  minder  gut  ausgefOhrte  Statue  des  H.  als  Knaben, 
PCI.  I,  5.  Clarac  pi.  655,  1507.  Eine  Wiederholung  L.  284.  V.  Borgh. 
Port.  7.  Clarac  pi.  317.  Aehnlich  auf  einer  Gemme,  Lipp.  Suppl.  I,  186. 
Zur  Erkl^rung  Philostr.  I,  26.  [H.  als  Kind  in  die  Windeln  eingeraantelt, 
wegen  des  Diebstahls  sich  vertheidigend ,  nach  dem  H.  in  Mercur.  305, 
Statue  im  Palast  Spada  zu  Rom.  H.  als  Rinderdieb  in  der  Wiege,  Kylix 
ira  Mus.  Gregor.  II,  81,  1.  2.  Gerhard  Archaeol.  Zeit  IB.  Tf.  20.]  H.  mit 
Maia  auf  einer  Yase  von  Volci,  Ann.  HI.  p.  143. 

6.  H.  in  der  angedeuteten  Manier  ein  junges  M&dchen  (wohl  Herse) 
liebkosend,  schOne  Statuengruppe,  Cavaler.  11,  30.  Guattani  Mem.  V.  p.  65. 
vgl.  Winck.  IV.  S.  84.  Die  Gruppe  bei  Clarac  pi.  667,  1545  A.  stellt 
schwerlich  H.  vor.  H.  einem  halbnackten  MUdchen  bei  einer  Priapus- 
Herme  nabend,  Pompej.  Gemalde,  M.  Borb.  I,  32.  (Mercurio  e  Yenere.) 
H.  ein  MlUlchen  verfolgend,  auf  Yasen,  Millin  Vases  I,  70,  auch  von  Volci, 
Ann.  III.   p.  143.    Ygl.  das  Relief  L.  338.    Qarac  pi.  202. 

7.  H.  gruppirt  mit  Hephaestos  (nach  Yisconti)  L.  488.  V.  Borgh. 
6,  6.    Bouill.  I,  22.     Clarac  pi.  317.    G.  M.  84,  338*.    Sehr  zweifelhaft; 


594  Mythologische  Gegenst^de  der  b.  K.  [383] 

Gerhard  A.  Bildw.  I,  81,  1.  2.  An  der  Schale  des  Sosias  S-  1^3  sitzt  sie 
Terschleiert  neben  Amphitrite;  sonst  in  Volci,  Ann.  III.  p.  141.  Auf 
R6m.  M.  mit  Palladion  und  simpulum.  Pednisi  VI,  29,  7.  8.  Hirt  8,  11. 12. 
Eben  so  wird  auch  die  YESTALIS  Claudia  dargestellt,  Morelli  Claud.  3. 
Kopf  der  Vesta  auf  M.  der  g.  Cassia,  Morelli  1.  3  ft.  6.  M.  334,  u.  a. 
Tempel  335. 


B.    Die  ubrigen  Gottheiten. 

1.    Dionysischer    Kreis. 

a.    Dionysos. 

1  383.  Der  Cultus  des  Dionysos  hat  mehr  als  die  bis- 
her  genannten  den  Charakter  eines  Nalurdienstes  und  zwar 
eines  orgiastischen  behalten  (§.  389,  1).  Es  ist  die  das 
menschliche  Gemuth  uberwaltigende,  und  aus  der  Ruhe  eines 
klaren  Selbstbewusstseins  herausreissende  Natur  (deren  vofl- 
kommenstes  Symbol  der  Wein  ist),  welche  alien  Dionysischen 

2  Bildungen  zum  Grunde  liegt.  Der  Kreis  der  Dionysischen 
Gestalten,  welche  gleichsam  einen  eignen  abgesonderten  Olymp 
bilden,  stellt  dies  Naturleben  mit  seinen  Wirkungen  auf  den 
menschlichen  Geist,  auf  verschiedenen  Stufen  gefasst,  bald  in 
edleren  bald  unedleren  Formen  vor;  ira  Dionysos  selbst  ent- 
faltet  sich  die  reinste  Bluthe,  verbunden  mit  einem  afflatus, 
der  das  Gemuth  beseeligt,  ohne  das  ruhige  Wallen  der  Em- 

3  pfindungen  zu  vemichten.  Die  alteste  Griechenwelt  begnugte 
sich  auch  bei  der  Darstellung  dieses  Naturgottes  mit  einer 
phallischen  Herme ;  und  Dionysoskopfe  oder  auch  blosse  Mas- 
ken  (§.  345*,  3.)  abgesondert  aufeustellen,  blieb  in  der  Grie- 

4  chischen  Kunst  immer  Sitte.  Daraus  entwickelt  sich  die  statt- 
liche  und  majestatische  Gestalt  des  alten  Dionysos  mit  der 
prachtigen  FuUe  der  Hauptlocken,  welche  durch  die  Mitra  zu- 
sammengehalten  werden,  imd  des  sanftfliessenden  Barthaars, 
den  klaren  und  bluhenden  Zugen  des  Antlitzes,  und  dem 
orientalischen  Reichthum  einer  fast  weiblichen  Bekleidung,  da- 
bei  in  den  Handen  gewohnlich  das  Trinkhom  oder  Karchesion 

5  und  eine  Weinranke.  Erst  spater,  in  Praxiteles  Zeitalter 
(§.  125,  2.  127,  2),  geht  daraus  der  jugendliche,  im  Alter 


r 


[383]  Dionysischer  Kreis.    Dionysos  Bildung.  595 

des  Epheben  oder  Mellepheben  gefasste  Dionysos  heryor,  bei 
Korperformen ,  welche  ohne  ausgearbeitete  Musculatur  weich 
ineinander  fliessen,  die  halbweibliche  Natur  des  Gottes  an- 
kundigen,  iind  die  Zuge  des  Antlitzes  ein  eigenthumliches 
Gemisch  einer  seeligen  Berauschung  und  einer  unbestimmten 
.  und  dunkeln  Sehnsucht  zeigen,  in  welchem  die  Bacchische  6e- 
fuhlsstimmung  in  ihrer  gelautertsten  Form  erscheint.  Jedoch 
lassen  auch  diese  Fonnen  und  Zuge  des  Gesichts  eine  gross- 
artige,  machtig  ergreifende  Ausbildung  zu,  in  welcher  Dio- 
nysos sich  als  Sohn  des  Blitzes,  als  der  Gott  unwider- 
stehlicher  Kraftfulle  kund  thut.  Die  Mitra  um  die  Stirn  6 
(§.  340.  A.  4)  und  der  von  oben  hereinschallende  Weinlaub- 
oder  Epheukranz  wirken  fiir  den  Bacchischen  Ausdruck  sehr 
vortheilhaft ;  das  Haar  fliesst  weich  und  in  langen  Ringeln 
auf  die  Schultem  herab;  der  Korper  ist,  ein  umgeworfries 
Rehfellchen  {^^^qIq)  ausgenommen ,  gew5hnlich  ganz  nackt; 
nur  die  Fusse  sind  oft  mit  hohen  Prachtschuhen,  den  Diony- 
sischen  Kothurnen,  angethan;  als  stutzender  Scepter  dient 
der  leichte  epheuumrankte  Stab  mit  dem  Pinien-Konus  (Nar- 
thex,  Thyrsos).  Doch  ist  auch  ein  bis  auf  die  Lenden  her- 
abfallendes  Himation  dem  Charakter  des  Dionysos  angemes- 
sen;  bisweilen  ist  er  auch  noch  in  der  spatern  Kunst  voll- 
standig  auf  weibliche  Weise  bekleidet.  Die  Stellung  der  Dio-  7 
nysosstatuen  ist  meist  bequem  angelehnt,  oder  gelagert,  selten 
thronend;  auf  Gemmen  und  in  Gemalden  sieht  man  ihn 
mit  trunknen  Schritten  wandelnd ,  und  auf  seinen  Lieblings- 
thieren  reitend  oder  von  ihnen  gezogen.  Ein  begunstigter  8 
Satyr  ist  ihm  gem  zur  Stutze  beigegeben ;  seinen  Mundschenk 
macht  Methe.  Der  Stier-Dionysos  hat  die  bildende  Kunst  9 
naturlich  weniger,  als  die  mystischen  Religionen  beschaftigt. 

[Sehr  reichhaltig  die  Auswahl  von  Bildwerken  des  Dionysischen 
Ki'eises  in  Wieselers  Fortselz.  der  D.A.K.  II.  Heft  3.  Tf.  31—45.  Gerhard 
Auserles.  V.  I,  31—39.  47—60  s.  67,  77.  Glarac  pi.  673—740.  Eine 
Reihe  der  lebenvoUsten  Bacchischen  Reliefe,  Gampana  Opere  di  plastica 
tv.  26-54;  u.  so  von  Gem&lden  in  Ternites  Pompejanischen  WandgemHiden 
Heft  2  u.  3  der  ersten  Reihe  bei  Reimer.] 

3.  Vom  D.  Phallen  s.  §.  67.  vgl.  §.  345.  A.  2.  Aus  diesen  aberall 
in  Gftrten  u.  auf  Aeckem  aufgestellten  Holzbildern  (ay^ofxxxov  ayaXfia) 
geht  der  Phales  (^vyHoyfios  Baxxlov  Aristoph.)  als  eine  besondere  Grottheit 


596  Mythologische  Gegenst&nde  der  b.  K.  [383] 

hervor,  s.  besonders  Sophron  Fragm.  11^  Blomf.  Columella  X,  31.  Zoega 
de  obel.  p.  213.  Boettiger  Archaeol.  der  Malerei  S.  186.  Aufstellung  u. 
Abwaschung  eines  solchen  D.  Phales  in  dem  Relief  M.  Worsley.  I,  15. 
AusschmQckung  eines  Dionysos-Klotzes,  trophaeenartig,  durch  eine  Maenas 
dISlNHy  Panofka  Recberch.  sur  les  v^ritables  noms  des  vases  pi.  7,  2. 
Eine  Malerin  copirt  eine  D.-Herme,  Pompej.  GemSlde,  M.  Borb.  VII,  3. 
D.  Hermen  u.  a.  Bouill.  I,  70.  M.  Nap.  II,  5,  7;  Spec.  I,  39.  [vielleicht 
die  von  Winckelm.  K.6.  V,  %  25  belobte  bei  Gavaceppi;  andre  Specim.  I, 
8.  16].  M.  Borb.  Ill,  39;  Combe  Terrac*  75.  vgl.  Impr.  d.  Inst.  II,  18. 
Liber  cum  Libera  (oder  Hermes  und  Hekate)  Brit.  M.  II,  17.  Ghiaram. 
I,  32  u.  sonst  [vgl.  §.  379.  A.  1]. 

4.  So  wird  D.  am  Kasten  des  Eypselos  von  Paus.  V,  19,  1  be- 
scbrieben:  iv  avTQm  HaTcmsifisvog  yivtia  ixo>v  xal  Jsanrnfta  jj^pvaovy 
iv8edv%<og  no8vQ7i  %tx(ova.  In  dieser  tfroXif  (PaaaaQa  §.  337.  A.  2)  er- 
schien  D.  auf  dem  Theater,  z.  B.  in  Aeschylos  Lykurgeia  in  der  Hand 
einen  Tbyrsos  oder  Weinranken;  solche  TtldSoi  hiessen  pdaxoi  nach  SchoL 
Aristoph.  Equ.  406.  Lobeck  Aglaoph.  p.  308,  dardber  trfigt  er  den  pur- 
pumen  Peplos  (von  den  Chariten  auf  Naxos  gewebt,  ApoUon.  IV,  424. 
vgl.  Athen.  V,  198  c).  Von  einer  D.-Statue,  die  fiber  dem  purpumen 
Peplos  eine  Nebriden-Chlamys  hatte,  Proklos,  Brunck  Anal.  II.  p.  446. 
J,  nmytovitTjgj  nccvanwymv  bei  Diodor,  Briseus,  Bassareus,  Hebon  bei 
Macrob,  riXsiog  Ath.  XI,  484,  auf  einer  Vase  in  Berlin  als''/ax;i^off.  Schdne 
KGpfe  dieses  D.  anf  M.  von  Naxos,  N.  Brit  4,  8  (sehr  spitzbftrtig,  Torrem. 
53,  10.  11),  Theben,  Mionnet  Suppl.  III.  pi.  17,  3,  Thasos,  Mionnet  Descr. 
PI.  55,  5.  [Meyer  zu  Winckelm.  IV.  Tf.  4  C.  S.  436J,  auf  Gemmen, 
M.  Flor.  I,  84,  11.  Thronend,  mit  Scepter  u.  Becher,  auf  Athenischen, 
N.  Brit.  7,  8;  stehend  auf  M.  von  Galarina,  4,  6,  Nagidos,  10,  16;  auf 
Gemmen,  Tassie  pi.  37,  4193.  4202.  Auf  einem  Esel  ruhend,  mit  Trink- 
hom,  auf  den  alten  M.  von  Mende,  Mionnet,  Empr.  446  c. ,  imd  Nakoleia, 
Suppl.  I.  pi.  11,  1.  Eine  Hauptstatue  der  sog.  CAPdANAUAAAOC, 
PCI.  n,  41.  M.  Franq.  Ill,  8.  Nap.  II,  4.  Bouill.  I,  28,  vgl.  Gerhard, 
Beschr.  Roms  II,  11.  S.  239.  Zoega  in  Welckers  Zeitschr.  f.  a.  K.  S.  343. 
[Fea  zu  Winckelmann  III.  p.  512.  tv.  21.  Cavac.  Race  III,  27.]  Auf 
Reliefs  bei  Ikarios,  PGl.  IV,  25;  M.  Nap.  H,  3.  Bouill.  Ill,  38,  1.  2.  Glarac 
pi.  133  (L.  121);  Brit.  M.  II,  4.  Ueber  die  sepulcrale  Beziehung,  Gerhard 
a.  0.  S.  98.  Auf  Vasengemilden  bei  Hepbaestos  Heimffihrung  (§.  367. 
A.  3),  im  %€»(iog,  Millin  I,  7,  u.  sonst  hftufig;  in  Volci  mit  geringen  Aus- 
nahmen  immer  bartig,  Ann.  m.  p.  146.  Auch  in  Gultusbildern  blieb 
dieser  alte  D.  immer  gewOhnlich,  s.  Pitt.  Ere.  Ill,  36,  1.  38,  und  das 
Iftndliche  Bocksopfer  auf  der  artigen  Gemme,  M.  Worsl.  II,  22,  auch  PGl. 
y,  8.  Jedoch  dient  in  Reliefs,  auch  -wohl  in  spitem  Statuen  (Munchen 
57.    Sickler  Alman.  II.   S.  131.  Tf.  9.  10)  eine  solche  alterthfimliche ,  be- 


Dionjrsos  Bildung.  597 


598  Mythologische  Gegenstfinde  der  b.  K.  [383) 

II,  42.  Auf  einer  von  Panthern  gezognen  Hamaxa  fahrend,  auf  IL  Ton 
Katana,  Torrem.  22,  7.  8;  mil  Panther  und  Bock  auf  M.  von  Tralles, 
Mionn.  1114. 

8.  D.  auf  einen  Satyr  gestfltzt,  &hnlicb  wie  in  der  Giuppe  der 
Ariadne,  §.  ^84.  PGK  I,  42.  Gruppe  in  V.  Borghese  Salone  n.  U.  [Canina 
Tantica  citt4  di  Veji  1847.  tv.  43.  p.  94,  der  Gott  unterhalb  bekleidetj 
Mehr  schreitend  und  vom  Satyr  gezogen,  in  der  Gruppe  des  Pall.  Matteu 
Cavaleriis  I,  74.  vg}.  M.  Flor.  I,  88,  8.  Dieselbe  Gruppe  ziemlich,  bei 
Megara  ausgegraben,  im  Besitze  eines  Privatmannes  in  Cambridge,  hat 
eineL  liegende  Ariadne  in  Relief  am  Sockel  (vgl.  Welcker  ad  Philostr.  p.  297). 
Aehnlich,  St.  di  S.  Marco  11,  26;  M.  Flor.  IH,  48.  Galler.  St.  41.  Kleine 
Bronzegruppe,  D.  u.  Pan.  M.  Pourtal^s.  pi.  19.  Wandgem.,  GJell  N.  Pomp, 
pi.  78.  Impr.  IV,  38.  —  Auf  den  in  einen  Weinstock  sich  verwandelnden 
Ampelos  gelehnt,  Brit.  M.  Ill,  11.  Specim.  II,  50.  Bacchus  Trauben  in 
ein  Gefass  druckend,  sehr  elegant.  W.  Gell  N.  Pompej.  I,  p.  191  Vign. 
Auf  einen  Silen  mit  einer  Lyra  gestfltzt,  M.  Borb.  II,  35,  eine  Leyer  haltend, 

• 

auf  der  Archemorosvase  vgl.  Gerhard  S.  8,  mit  einem  Kruge,  im  L.  326^ 
Clarac  pi.  274.  [Gruppe  in  Berlin  gebildet  von  D.,  einem  Satyr  u.  einem 
Pan,  M.  d.  I.  IV,  35.  Ann.  XVIII.  tv.  K.  Ganina  Tusculo  tv.  34.]  Mit 
Eros  gruppirt,  bei  Hope  in  London ;  in  Neapel,  M.  Borb.  V,  8.  Gerh.  Ant. 
Bildw.  19.  Mit  einem  Bacchischen  Eros,  wie  es  scheint,  M.  Worsl.  I,  III,  1. 
Mit  einem  alterthiimlich  bekleideten  Idol  einer  GOttin  neben  sich,  im  Chiton 
und  Kothumen,  Guattani  M.  L  1785.  p.  LXXI.  Rac<f.  134  [auch  bei 
Montfauc.  I,  2,  151,  jetzt  bei  Hope  Specim.  If,  53,  Ganina  Tusculo  tv.  35. 
D.A.K.  II,  33,  372.  vgl.  Rhein.  Mus.  1836.  IV.  S.  460,  eine  gleiche  Gruppe 
in  Sarskoe  Selo,  Koehler  Journal  von  Russland  II.  S.  5.1  Auf  eine  Kitha- 
ristria  (wenn  zusammengeh5rend)  gelehnt,  M.  Ghiar.  29.  Ein  D.,  dem  die 
Me  the  aus  einem  Rhyton  in  seinen  Becher  schenkt  (s.  C.  I.  I.  p.  248) 
L.  285.  Bouill.  Ill,  70.  Clarac  pi.  134.  135.  Aehnlich  das  Athenische 
Relief,  Stuart  Ant.  II,  2.  vign.  Bacchus  mit  Amor  und  der  Muse,  sch6nes 
nmdes  Erzrelief  in  Berlin,  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  88.  8. 

9.  KBQutoipvijg  (Athen.  XI,  476.  Tibull  II,  1.  3),  mit  einer  Mitra 
um  die  Haare,  dn  Kopf  von  fast  satyrartigen  Zdgen,  PCI.  YI,  6,  1.  Hirt 
10,  3.  vgl.  die  Vign.  23,  2  u.  die  M.  von  Nikaea  in  Creuzer's  Dion.  3,  2. 
[§.  388.  A.  1.  Herme  eihes  jugendlichen  gehOmten  D.  M.  PioCl.  VI,  6,  1. 
Beschr.  des  Vatican  S.  282.  N.  65.]  TavQ6ftoQq>og  (in  Kyzikos  nach  Athen., 
hftufig  Plut.  Is.  35),  mit  Epheu  umwunden  auf  Gemmen,  Lipp.  I,  23 L 
G.  M.  256;  aber  Lipp.  Suppl.  285  ist  bloss  ein  vom  Oestros  gejagter  Stier. 
Vgl.  unten  §.  403.  (FlussgOtter)  u.  §.  399.  A.  2  (Frflblingsstier).  [Kunst- 
vorstellungen  des  ge  flag  el  ten  Dionysos  von  E.  Braun  Mflnchen  1839  f. 
Rhein.  Mus.  VI.  S.  592  fT.   Seitdem  sind  noch  mehrere  Vorstellungen  zum 


600  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  .  [384] 

p.  327.  tv.  13.  Gerh.  Hyperb.  R6m.  Stud.  S.  105  f.  vgl.  Philoslr.  I,  14. 
Der  Untergang  der  8emele,  die  Geburt  des  D.  aus  der  Hufle  des  Zeus,  und 
Hermes  ihn  aufnebmend,  an  einem  Sarkopbage  in  Yenedig,  M.  I.  d.  InsL 
I,  45.  Bull.  1831.  p.  67.  Ann.  V.  p.  210.  Die  Geburt  aus  der  Hufle  an 
dem  Etr.  Spiegel,  Inghir.  H,  1.  16.  [Etr.  Sp.  I,  82],  mit  dem  aufnehmen- 
den  Hermes  u.  drei  GOttinnen  (Eileithyia,  Themis?,  Demeter),  PGl.  IV,  19. 
G.  M.  222.  223.  Fragment,  Welcker  Kunstmus.  S.  102.  [115.  Eileithyia 
geflQgelt  entbindet  den  Zeus  auch  in  dem  Relief  zu  Yenedig  Bull.  1831. 
p.  67,  M.  d.  I.  I.  45  a.  D.  A.  K.  II,  34,  392.  Auf  zwei  Goldplattchen 
Cab.  Durand  n.  2165  f.  Nouv.  Ann.  de  VI  1837.  pi.  A.  vertritt  Pallas  die 
Stelle,  auf  dem  einen  geflOgelt  und,  wie  de  Witte  p.  370  erkennt,  mit  dem 
Gorgoneion  versehen  und  eine  Flamme  aus  dem  Haupt  spnibend.  Das 
^teste  Zeugniss  fflr  diesen  Mythus  uberhaupt  ist  das  &usserst  merkwurdige 
uralte,  wenigstens  mOglichst  robe  YasengemlUde  des  Hr.  Ton  Prokesch  in 
Athen  bei  R.  Rocbette  Peint.  de  Pomp^i  p.  73.  vgl.  p.  76.]  Hermes  den 
kleinen  D.  tragend  (nach  Praxiteles)  in  scb5nen  Reliefs  u.  Gemmen,  Milliu 
6.  M.  226;  [D.  A.  K.  II,  34,  396.]  P.  gr.  31,  ihn  den  Nymphen  (Nysa, 
Hyaden)  oder  Kadmostdchtern  (Ino)  Qbergebend,  in  dem  schOnen  Krater 
des  Salpion,  §.  257.  A.  4.  Neapels  Bildw.  S.  76  auf  Yasen,  G.  M.  227. 
228.  Gab.  Pourtal^  pi.  27.  Zeus,  ein  Kind  haltend,  mit  einer  Ziege,  auf 
M.  von  Laodikeia,  G.  M.  225.  Die  Gaea,  welche  den  kleinen  D.  aufhimmt 
(Erichthonios?  §.371.  A.  4),  M.  Nap.  I,  75.  G.  M.  224;  M.  Chiai-.  1,44. 
[M.  d.  I.  I,  12,  2.  Das  reichhaltige  Vasengemftlde,  M.  d.  I.  IH,  30.  Ann. 
Xni.  p.  91  stellt  entscbieden  die  Geburt  des  Erichthonios  dar,  auf  welche 
Gerhard  auch  ein  andres  bezieht,  Auserles.  Y.  Ill,  51.  D.  A.  K.  II,  34,  401, 
nebst  mehreren  Monumenten,  wahrend  0.  Jahn  Arcbaeolog.  Aufs.  S.  60  ff. 
Athene  Kurotrophos,  Erichthonios,  Dionysos,  das  letztere  und  demnach 
auch  M.  d.' I.  I,  10  auf  Dionysos- Jacchos  deutet.]  Ino-Leukothea  mit 
dem  kleinen  D.  auf  den  Armen,  treffliche  Albanische  Statue  in  Mdnchen  97. 
Winck.  M.  I.  54.  M.  FranQ.  II,  9.  Bouill.  II,  5.  [Cavaceppi  Race  I,  2.] 
Erziehung  und  Jugendspiele  des  D. ,  M.  Cap.  lY,  60;  Winck.  M.  I.  52. 
G.  M.  229  (in  Milnchen  117).  Unter  Leitung  des  Seilenos,  Gem&lde  Ant. 
Ere.  II,  12.  [Temite  Pompej.  Wandgem.  bei  Reimer  HI,  3,  wo  viele 
Monumente  aufgefOhrt  sind.]  Hermes  den  kleinen  Dionysos  der  APIAFNE 
Qbergebend,  Yase  von  Agrigent  M.  d.  I.  II,  17.  Ann.  YII.  p.  82.  Impr. 
d.  I.  lY,  37.  Silen  den  kleinen  D.  schwankend,  dem  eine  Nymphe  eine 
Traube  reicht.  H.  Borbon.  X,  25.  [An  der  schOnen  Yase  von  Agrigent 
Yases  Luynes  pi.  28.  Nouv.  Ann.  de  TI.  I,  9.  T.  I.  p.  357  Obergibt  Zeus 
selbst  der  Nymphe  das  Kind.  Im  Mus.  Gregor.  U,  26,  1.  D.  A.  K.  II,  34, 
397,  an  einem  kleinen  Krater  von  Yolci  im  feinsten  Styl,  die  Figuren  mit 
Schatten  und  Licht  auf  weisslichem  Grunde,  was  sonst  nicht  vorkommt, 
tlbergibt  Hermes  das  Bacchuskind  dem  Silen,  dabei  zwei  Nymphen,  Rv.  drei 


[384]  Dionysos  Leben.  601 

Musen,  die  eine  mil  der  Laute,  wie  auf  dem  Wandgemfilde  Mercur  sie  spielt 
und  dabei  das  neugebome  Kind  sofort  seinen  Eunstgeist  zeigt.  An  einer 
Vase  im  Museum  zu  Palermo  gibt  Hermes  das  Kind  einer  Manaede  mit 
Thyrsus  und  Panther,  sie  reicht  ihm  einen  Kranz,  wonach  es  langt,  ein 
Altar  zwischen  ihnen,  die  Gottheit  des  Kindes  anzudeuten;  dann  eine 
Baccha,  ein  Satyr,  Rv.  Midas.  An  einem  noch  unedirten  sch5nen  Puteal 
aus  S.  Gallisto  in  Rom  in  der  W.  Humboldtischen  Sammlung  in  Tegel 
Hermes  als  Kindertrflger  zwischen  drei  Satyrn,  der  mittlere  einem  Wein- 
gefSiss,  die  andem  mit  Thyrsus  und  auf  der  andem  Seite  einer  Maenas 
inmitten  eines  Satyrs  auf  Schlauch  und  Fackeln  und  eines  flOtblasenden.] 
D.  Liiknites  von  einem  Satyr  und  einer  Nymphe  in  der  mystischen  Schwinge 
geschwenict  (Plut.  Is.  35.  Nonnos  48,  959.)  Winck.  M.  I.  53.  G.  M.  232; 
Combe  Terrac.  44.  Baochuskind  von  Korybanten  umtanzt,  Pan  mit  einem 
Fusse  die  Gista  Gffnend,  Silen.  Relief  im  Vatican  Gerhard  Ant.  Bildw. 
Tf.  104,  1.  [Guigniaut  Tf.  148,  554.  D.  A.  K.  H,  35,  412.]  Bacchische 
Kindespflege,  Relief  im  Vatican  Gerh.  Tf.  104,  2.  SchGner  Kopf  des  Kindes 
Bacchus  im  Museum  Chiaramonti,  §hnlich  in  Pompeji  gefunden  Bull.  1837. 
p.  183.    [Kind  Zagreus  von  Titanen  getOdtet  ZoSga  Bass.  81. 

3.  D.  der  verlassnen  Ariadne  nahend.  Eine  Hauptgruppe  auf  M.  von 
Perinth  unter  Severus  Alexander,  welcher  die  sogen.  Kleopatra  des  Vatican 
(PCI,  n,  44.  Race.  8.  Piranesi  St.  33.  M.  Fran<j.  Ill,  9.  Nap.  II,  8.  Bouill.  II,  9.) 
angehGrte,  wie  Jacobs,  Munchner  Denkschr.  V.  Phil.  Verm.  Schriften  V. 
S.  403  gezeigt  hat,  wodurch  alle  Zweifel  (Gerh.  Beschr.  Roms  II,  II.  S.  174) 
beseitigt  werden.  [Dieselbe  Figur  auf  einem  verschieden  componirten 
Relief,  jetzt  im  Vatican,  de  Fabris  Intorno  ad  un  bassor.  rappr.  Arianna 
abbandonata  R.  1845.  4.  Gruppe  eines  jungen  Dionysos,  der  den  einen 
Arm  auf  die  Schultern  eines  Satyrs,  den  andem  auf  den  eigenen  Kopf 
legt,  mit  einer  schlafenden  Ariadne  am  Fussgestell  in  Relief,  von  Megara 
nach  England  gebracht,  Hughes  Trav.  I.  p.  224.]  Anthol.  Pal.  IV,  145. 
Reliefs  PCI.  V,  8.  G.  M.  241 .  Beschreib.  Roms  II,  2.  S.  262.  Bacchanal 
und  die  schlafende  Ariadne,  sehr  reich,  aus  dem  Vatican,  Gerhard  Tf. 
110,  2;  L.  421.  Clarac  pi.  127.  Bouill.  Ill,  38,  3.  39,  1.  Fragment  einer 
irdenen  Schale  aus  Athen,  Broendsted  Voy.  II.  p.  276.  pi.  60.  Pitt.  Ere. 
II,  16.  vgl.  Philostr.  I,  15.  Gemmen,  M.  Flor.  I,  92,  1.  93,  3.  Man- 
tuanischer  Cameo,  M.  Worsl.  II,  1.  —  D.  im  Schooss  der  Ariadne  auf 
hochzeitlichem  Wagen,  von  Ajjhrodile  (?)  Semele?  gefQhrt,  PCI.  IV,  24. 
G.  M.  244.  vgl.  Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  II.  S.  128;  &hnlich,  nur  dass  D. 
bftrtig  und  Ariadne  in  seinem  Schooss,  in  Mdnchen  101.  Sickler  Alman. 
II.  S.  107.  Tf.  8.  D.  Ariadne,  Hermes  u.  s.  w.  Vase  von  Caere,  Bull. 
1835.  p.  150.  [Der  Gegensatz  in  der  verlassenen  Hypsipyle  scheint  nur 
eingebildet.]  D.  u.  Ariadne  mit  Kentaurengespannen  einander  entgegen- 
fahrend,  L.  4.  Bouill.  39,  2.  Clarac  pi.  124;  mit  Kentauren  unter  Kithar- 


602  Mythologische  Gegenstftnde  der  b.  K.  [384] 

musik  bei  Zephyros  Wehen  tlber  den  sommerlich  heitern  von  der  Galene 
gegl&tteten  Ocean  (ygl.  Addaeos,  Brunck  Anal.  II,  242)  dahinfahrend, 
G.  M.  245,  unvollstandiger,  M.  Flor.  I,  92,  2.  Eora  (mit  Aehren)  an  der- 
selben  Stelle,  §.  358.  A.  6;  auch  der  schOne  Gasalische  Sarkophag,  PCI. 
V.  c.  G.  M.  242.  D.  A.  K.  II,  37,  432,  scheint  D.  mit  Kora  vereint  vor- 
zustellen,  wegen  Hermes  Anwesenheit  (nach  Vise  Semele  von  D.  aus  der 
Unterwelt  emporgefQhrt).  Welcker  Zeitschr.  f.  a.  K.  S.  475.  [E.  Braun 
in  der  Beschr.  Roma  III,  1,  683.] 

4.  Des  D.  und  der  Ariadne  U^og  yafiog  nach  Naxischem  Gultus  in 
heiliger  Laube  stellt  das  Vasengem.  Millingen  Un.  Mon.  26  dar  (nach  der, 
Unterschrifl).  Naxischer  Gull,  Ruckseite  der  Vase  Pourtal^s  mit  Demeter 
pi.  16,  M.  Pourt.  pi.  17,  D.  Ariadne,  Eros,  mit  Hephaestos,  Komos,  Marsyas. 
D.  in  Naxischer  Grotte,  mit  Ariadne,  daneben  Eros  und  Bacchische  Nymphen 
(Chryse,  Philomele),  auf  der  andem  Seite  Apollon  nebst  Artemis  i^nd 
Leto  bei  dem  Delischen  Palmbaum  und  von  Delischen  Jungfrauen  gefeiert: 
schOnes  Yasengemftlde  in  Palermo,  Gerh.  Ant.  Bildw.  59  (vgl.  Philostratos 
n,  17.  p.  80  unten  §.  436).  Impr.  IV,  46.  Ueber  die  Bacchische 
Grotte  §.  390.  A.  5.  —  Dionysischer  Zug,  in  der  alten  Weise,  Stackelb. 
Tf.  12. 

5.  D.  die  Semele  herauffCihrend ,  Epigr.  Gyzic.  1.  D.  die  herauf- 
gefuhrte  Semele  bei  Apollon  umarmend,  in  Beziehung  auf  das  Delphische 
Fest  Herois,  in  der  Spiegelzeichnung  §.  173.  A.  3.  [Gerhard  Etr.  Spiegel 
I,  83.]  Hiemach  ist  die  weibliche  Figur,  welche  D.  ruckwarts  gelehnt 
umarmt,  in  Vasengem.  (Millin  Vases  II,  49.  G.  M.  60,  233)  wohl  auch 
Semele.  Ebenso  liegt  D.  auf  dem  Glas  Cameo,  Buonarroti  Med.  p.  437, 
im  Schoosse  einer  Frau  von  Satym  umgeben.  [Einfiihrung  der  S.  unter 
die  G6tter,  0.  Jahn  Vasenbilder  Tf.  3.  Rhein.  Mus.  VI.  S.  634.]  Auch 
Eckhel  P.  gr.  23  scheint  D.  neben  seiner  Mutter  zu  thronen;  ein  alter- 
thumlicher  D. ^eht  als  Gultusbild  dabei.  M.  von  Smyrna,  D.  u.  Semele 
thronend,  dieser  gelehnt  an  den  Busen  jener,  ein  altes  Dionysos-Idol  da- 
neben.   Richtig  erklSrt  von  Streber  MOnchner  Abhdl.  Philol.  I.  Tf.  4,  3. 

6.  Kampfe  des  D.  mit  Pent^heus,^Philostr.  I,  18.  G.  Giust.  II,  104. 
G.  M.  235;"lBiriingen  Div.  5;  auch  R.  Roch.  M.  I.  4,  1.  (Pentheus  wird 
durch  den  Boeotischen  Hut  bezeichnet)  0.  Jahn  Pentheus  und  die  Maenaden 
Kiel  1841.  4.]  Mit  Lykurgos,  Borghesisches  Relief,  Zo^gas's  Abb.  I. 
vgl.  Welcker  S.  353  (dabei,  nach  Zo^ga,  die  von  Lykurgos  ebenfalls  miss- 
handelten  Musen,  nach  Welcker  die  Moeren).  [D.  A.  K.  II.  37.  441.] 
Gorsinischer  Krater,  [jetzt  im  Palast  Gorsini  in  Florenz]  Zannoni  Illustr. 
di  un  ant.  vaso  in  marmo.  F.  1826,  berichtigt  durch  Welcker  in  Schom's 
Kunstbl.  1829.  N.  15.  Vasengem.  Vases  de  Canosa  13;  Millingen  Div.  1; 
Maisonneuve  53,  auch  Neapels  Ant.  S.  347.    [M.  Borb.  XIII,  29.    Grosse 


[385]  Satym.  603 

Vase  von  Ruvo,  M.  d.  I.  IV,  16.  17.  Roulez  Ann.  XVII.  p.  111.  Ein 
Krater  von  Ruvo  Bull.  1846.  p.  88.  Eine  Kylix  Lykui-gos  init  Schwert, 
gedrilngt  von  drei  Maenaden.  eine  niit  Schwert,  zwei  mil  Thyrsen;  gegen- 
fiber  Siegesfeier,  Dionysos  umgeben  vom  Thiasos.  An  einern  grossen  Krater 
bei  E.  Braun,  Lykurgos,  der  eine  Nympbe  getOdtet  hat,  eine  andre  vrird 
von  zwei  Fersonen  todt  weggetragen,  ein  JOngling  u.  sein  Paedagog  stehn 
erschreckt.  Rv.  Pelops  u.  Myrtilos.]  Mosaik,  Neapels  Ant.  8.  143.  Mit 
Perseus  (Deriades),  Hirt  8.  83.  Millingen  Un.  Mon.  I,  25.  Mit  den 
Tyrrbenern  §.99.  N.  12.  128.  A.  6.  Philostr.  I,  19,  daher  aufGemmen 
Delpbine  mit  Thyrsen,  Impr.  d.  Inst.  II,  17.  D.  mit  dem  Panther  auf  dem 
Arm  angreifend , .  Vase  von  Volci,  M.  I.  d.  Inst  27,  35.  —  Siegespompa, 
Thriambos,  des  D.  uber  den  Orient,  Zo§ga  7.  8.  76;  PCI.  I,  34.  IV,  23; 
Cap.  IV,  63;  L.  362.  Bouill.  Ill,  37,  3.  Clarac  pi.  126;  L.  725.  Bouill. 
38,  1.  Clarac  pi.  144.  Sarkopbag  aus  Kreta,  jetzt  in  Cambridge^  Waagen 
Kunstw.  in  England  II.  8.  529.  [Pashley  Travels  in  Crete  II.  p.  7  flf.' 
mit  Abbild.  Triumphzug.  £in  Abguss  ist  in  der  Akad.  der  Kdnste  in 
Berlin.]  D.  als  Besieger  Indiens,  vom  Thron  richtend,  der  beschildete  Pan 
neben  ibm,  Sarkopbag  im  M.  Chiaramonti  und  ^nlich  im  Dom  zu  Salerno, 
Gerhard  Ant  Bildw.  Tf.  109,  1.  2.  Zur  ErklSrung  besonders  Lukian's 
Dionys.  1—4.  D.  in  orientalischer  Tracht  und  Umgebung,  auf  einem 
Dromedar,  triumphirend ,  Vagengem.  M.  I.  d.  Inst.  50.  Ann.  V.  p.  99. 
[Gerhard  Archaeol.  Zeit.  II.  Tf.  24,  1.  S.  395,  wo  eine  nSchtliche  musika- 
lische  Procession  des  KOnigd  Midas  nach  Polyaen  VII,  5  angenomraen  ist.] 
—  D.  mit  Pantherfell  gerdstet  in  einem  GOtterzuge,  Winck.  M.  I.  6.  D.  mit 
Pfeilen  bewaflfnet,  auf  M.  von  Maroneia,  mit  einem  Pfeilbdndel  bewaffnet 
und  von  der  Pallas  gekranzt,  auf  M.  des  Cornelius  Blasius,  Morelli  Com. 
I,  1,  und  auf  einer  Gemme,  Eckhel  P.  gr.  19.  Bacchischer  Kdcher  auf 
den  Eistophoren.  [D.  mit  Giganten  k^Lmpfend,  in  den  Gigantomachieen 
§.  396,  4  und  in  elhzelnen  Gruppen  wie  in  Gerhards  Auserl.  V.  I,  64,  ' 
(Durand  n.  121),  an  einer  Volcenter  Amphora  Bull.  1847.  p.  102;  Millingen  .' 
^  Uned.  mon.  pi.  25,  wo  dieser  den  Eurytos  mit  Recht  an  die  Stelle  des  ' 
Deriades  setzt.  Dem  Orakel,  dass  der  Gigantenkampf  durch  Herakles  ; 
voUendeL  werden  mOsse  bei  Pindar  N.  I,  100,  setzt  der  Scholiast  den  D.  ^ 
hinzu.]  [UnerscliOpflich  ist  der  Vorralh  der  Bildwerke»  die  den  D.  u.  sein 
Gefolge  darstellen  in  Verbindung  mit  Apollon  (N.  Rhein.  Mus.  I.  8.  3  ff.), 
mit  Poseidon  (Panofka  Poseidon  u.  D.  B.  1845  mit  2  Kpftf.  nach  Vasen), 
Hephaestos  (§.  367.  A.  3),  Aphrodite,  Kybele,  Herakles  u.  s.  w.  Bacchus 
setzt  die  Kom6die  ein,  Ternites  Pompej.  Wandgem.  1.  Reihe  bei  Reimer 
Tf.  2.]  

b.    Satyrn. 

385.     Das   Naturleben,    dessen  reinste   Bluthe    wir   in  i 


604  Mythologische  Gegenst&nde  der  b.  K.  [385] 

Dionysos  gewahren,  erscheint  nun  in  niedem  Kreisen  beson- 
ders  in  dem  Geschlechte  der  „nichtsnutzigen  und  leichtfertigen 
Satym"     (HdzvQoi,     TixvQoi)  ,      wie    sie    Hesiod     nannte. 

2  Kraftige,  aber  durch  keine  Gymnastik  veredelte  Gliederfonnen, 
bald  schwammiger,  bald  derber;  stumpfhasige  und  sonst  un- 
edel  gebildete  Gesichter,  mit  gespitzten  ziegenartigen  Ohren; 
mitunter  auch  KnoUen  {(ptJQea)  am  Halse  und  bei  ftlteren 
Figuren  ein  kahles  Vorhaupt;  das  Haar  borstiger  Art  und 
haufig  emporgestraubt;  dazu  Schwanzchen,  und  bisweilen 
thierisch  geformte  Abzeichen  des  Geschlechts,  bezeichnen,  aber 
in  sehr  mannigfachen  Stufenfolgen,  die  Figuren,  welche  die 
achte  Sprache  der  Griechischen  Poesie  und  Kunst,  von  der 
erst  RSmische  Dichter   sich  Ausnahmen    erlaubten,   Satyrn 

3  nannte.  Bisweilen  erheben  sich  indessen  die  Satym  zu  sehr 
edlen  schlanken  Gestalten,  welche  etwa  nur  die  gespitzten  Oh- 
ren als  solche  verrathen;  man  kann  hier  den  Namen  Ampe- 

4  los,  Dionysos  Mundschenk,  passend  finden.  Die  entschied- 
neren  Satyrgestalten  kann  man  etwa  so  classiiiciren :  a.  Die 
anmuthig  hingelehnten  Flotenspieler ,  Indolenz,  einen  leisen 
Zug  von  Muthwillen,  aber  ohne  Rohheit,  in  den  Mienen. 
b.  Die  derbe  und  lustige  Figur  des  Kymbalisten.  c.  Tanzer. 
d.  Wild  enthusiastische  Bakchos-Begeisterte.  e.  Schlank  und 
kraftig  gebaute  Jager.  f.  Behaglich  ausruhende  Satym, 
manchmal  mit  dem  Anspruch  auf  voUbrachte  grosse  Arbeit, 
g.  Bequem,  auch  roh  und  ungeberdig  hingestreckte  Schlafer, 
den  Weindunst  ausathmend.  h.  Ueppige  Satyrn,  Bacchan- 
tinnen,  auch  Hermaphroditen,  die  Gewander  vom  Leibe  zie- 
hend,  mit  ihnen  ringend.  i.  Mit  den  Arbeiten  der  Wein- 
bereitung,  nach  der  altesten  und  einfachsten  Manier,  beschaf- 
tigte,  ihre  robe  Anstrengung  mit  einem  gewissen  Stolz  zur 
Schau  stellende,  wobei  Gestalten  sehr  mannigfacher  Art  zum 
Vorschein  kommen.  Jc.  Zechende,  sich  Wein  eingiessende  Fi- 
guren.   1.  Die  Bekampfer   der  Tyrrhener,  durch  deren  Wild- 

5  heit  nicht  minder  eii^e  ubermuthige  Lustigkeit  durchblinkt.  Das 
fruhere  Alterthum  bildete  die  Satym  mehr  als  Schreckge- 
stalten  und  Caricaturen  des  bartigen  Dionysos,  und  stellte 
sie  gem  als  Nymphenrauber  dar;  auch  hielt  die  Kunst  in 
ihrer  Vollendung  eine  Zeitlang  diese  bartigen  imd  reifen 
Satyrgestalten  fest,  welche  besonders  die  Munzen  von  Naxos 


L 


[385]  Satyrn.  605 

in  Sicilien  mit  grossartiger  Keckheit  darstellen;  die  zarteren 
jugendlichen  Gestalten,  in  denen  sich  mit  dem  Satyrcharakter  eine 
moglichst  anmuthige  Bildung  und  eine  liebenswurdige  Schalk- 
heit  vereint,  kommen  erst  durch  die  neuere  Attische  Schule  auf. 
Auch  derbe  runde  Satyrkinder,  in  denen  die  Natur  durch  eine  6 
gewaltige  Trinklust  sich  ankundigt,  sind  gem  gebildet  und 
sogar  zum  Mittelpunkt  einer  beruhmten  Composition  gemacht 
worden.  AUerlei  specielle  Benennungen,  welche  auf  Vasen-  7 
gemalden  bei  einzelnen  Satyrfiguren  vorkommen  (Schwar- 
mer,  Stumpfnas,  Susswein),  in  weiterm  Kreise  anzuwen- 
den,  ist  bis  jetzt  noch  ein  missliches  Untemehmen. 

1.  Gesner  de  Sileno  et  Silenis,  Commentar.  Gott.  IV.  p.  35.  Heyne 
Antiq.  Aufs.  II.  Voss  Mylliol.  Br.  II,  30-32.  Lanzi  §.  301,  3.  Welcker 
Nachtrag  zur  Trilogie  S.  211  —  219.  Gerhard  Del  dio  Pauno  e  de  suoi 
seguaci.    N.  1825.    Kunstblatt  1825.    N.  104. 

2.  Die  Kdrperbekleidung  beschreibt  sehr  gut  Philostr.  I,  22  {xoiloi 
to  ioxiov),  Der  schOnste  Kopf  ist  der  aus  der  V.  Albani  in  Miinchen  100. 
Faune  k  la  tache,  ob  ftcht,  wird  gezweifelt.  Bouill.  I,  72.  M.  Nap.  II,  18. 
ganz  ahnlich  Lipp.  I,  204.  Tassie  pi.  39,  4510.  Ein  schGner  Bronzekopf 
mit  hohlen  Augen  in  Miinchen  294.  Ein  recht  deutlicher  (pQiioxofirjg  oder 
6Q»b»9ii  (Etym.  M.  p.  764 j  Bouill.  Ill,  59,  11.  vgl.  Winck.  IV.  8.  220. 
Doppelherme  eines  Satyrs  und  einer  Satyra,  sie  langhaarig,  er  kurzhaarig, 
sie  mit  Epheukranz,  er  mit  Fichtenkranz  und  Ziegenhdmchen ,  beide  mit 
Spitzohren.    M.  Borb.  X,  13. 

3.  Solcher  Gestalt  die  vortreffliche  Statue  in  Dresden  219.  (Gopieen 
162.  178.  193.)  Aug.  25.  26.  Dieselbe  Stellung  des  oivozoog  hat  eine 
anmuthige  Figur  bei  L.  Egremont,  wo  aber  der  Schvvanz  nicht  fehlt 
(^j^Tcollcoviog  inoiBi),  S.  auch  den  Satyr  des  Cossiitius,  Brit  M.  II,  43. 
Ampelos  intonsus  Ovid  F.  Ill,  49.  Ampelos,  Creuzer  zur  Gemmenkunde 
8.  125.  [§.  383.   A.  8.] 

4.  a.  Hierher  der  vermuthliche  8.  des  Praxiteles  §.  127.  A.  2  und 
der  eben  so  oft  vorkommende  knabenhafte,  Maff.  80.  V.  Borgh.  5,  8. 
Bouill.  I,  53;  M.  Cap.  Ill,  31;  Lipp.  I,  212,  vgl.  Agathias  Anthol.  PaL 
Plan.  244.  [Der  schOne  Satyr  aus  Erz  im  M.  Biscari,  der  die  Hande  zum 
Blasen  der  Doppelfldte  halt.]  Eine  Muse  lehrt  einen  Satyr  die  Syrinx 
blasen,  Impr.  fi,  Inst.  II,  21.  Satyr  ruhig  sitzend,  mit  FlGten  zwischen 
den  Knieen,  Denare  der  g.  Petronia  MoreUi  tb.  2,  4.  Greschn.  Steine  Lipp. 
Ill,  182.  Stosch  P.  gr.  b.  M.  Flor.  Ill,  58  (mit  ergftnztem  Kopfe)  =  MaflFei 
Race.  35.  vgl.  Winck.  W.  IV.  8.  281.  Im  L.  383  aus  V.  Borgh.  2,  8. 
M.  Roy.  1, 17.  Lipp.  I,  211.  c  Von  grOsster  Schdnheit  der  kleine  tanzende 


gOg  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [385] 

Satyr  aus  Bronze  aus  der  casa  del  Fauno  von  Pompeji.  Bull.  d.  Inst. 
1831.  p.  19,  abgebildet  M.  Borb.  IX,  42.  [Bull.  1831.  p.  19.  Finati 
M.  Borb.  p.  154.  Der  tanzende  alte  Satyr  der  V.  Borghese  M.  d.  L  m,  59. 
Bull.  1845.  p.  105.  Indicaz.  d.  V.  Borghese  VIII,  1.  p.  ^4.  Ein  andrer 
viel  kleinerer  tanzender  Satyr  unter  den  Bronzen  aus  PompejL]  d.  Ant. 
Ere.  VI,  38.  39.  Lipp.  I,  185  ff.  Suppl.  246.  Besonders  schOn  auf  der 
Gemme  des  Pergamos,  Stosch  49.  Wicar  III,  35.  e.  S.  mit  Syrinx  -und 
Pedum,  Statue  im  Brit.  M.  Spedmens  II,  pi.  26.  Der  das  Hflschen  dem 
Panther  hinhahende  und  ibn  neckende  Satyr  (vgl.  Lukian  de  dome  24), 
herrliches  Relief  L.  477.  Bouill.  I,  79.  M.  Frani^.  II,  13.  Glarac  pi.  178. 
Der  ein  Reh  (oder  eine  Ziege)  auf  den  Schultem  tragende  Satyr,  schOne 
Statue  in  Ddefonso,  llafFei  Race.  122.  f.  ScfaGner  sitzender  und  das  Einn 
auf  die  Hand  sttltzender  Satyr,  auf  Gemmen,  Stosch  44.  Lipp.  Ill,  182. 
Ein  Satyr,  der  den  ermddeten  Herakles  §.  129.  A.  2  nachahmt,  M.  Flor. 
I,  92,  8.  Lachender  S.  eingem&ntelt ,  Bronzehemie  Bedford  aus  Pompeji, 
Specim.  II,  28.  g.  Satyrus  somno  gravatus  von  Stratonikos,  Plin.  vgl. 
Anthol.  Pal.  VI,  56.  Plan.  248.  Der  Barberinische,  eine  der  grossartigsten 
Statuen,  in  MCLnchen  96,  Piranesi  St.  5.  Race.  94.  [Tetii  Aedes  Barber. 
215.  Montfauc  I,  147.  Le  Ghausse  I,  2,  6.]  Morghen  Princ.  27.  Der 
bronzene.  Ant.  Ere.  VI,  40.  M.  Borb.  II,  21.  GuatUni  M.  I.  1787.  p.  LVI.) 
h.  Vgl.  Plin.  XXXV,  36,  22.  Nonn.  XII,  82.  Relief,  Brit.  M.  II,  1,  M.  Borb. 
V,  53.  Gemmen,  M.  Flor.  I,  89,  8.  Lasdve  Wandgem.  Pitt,  di  Ere  I,  15. 16. 
Satyrn  mit  Hermaphroditen  auf  Gemmen;  Statuengruppe  in  Dresden  317. 
Au^.  95  u.  sonst  Boett.  Archaeol.  u.  Eunst.  I.  S.  165.  In  der  Gruppe 
in  Berlin  88  neckt  der  Hermapbrodit  den  Satyr.  Gruppen  in  Dresden  u. 
bei  Blundell.  Glarac  pi.  672.  Hermapbrodit  und  Satyr,  Gruppe  in  Florenz, 
das.  pi.  670,  1550,  Pan  u.  Hermaphr.  Die  Lflstemheit  der  Satyrn  drQckt 
auch  das  dnooxonsvfiv  aus,  Plin.  XXXV,  40,  32,  ein  solcher  auf  dem 
Relief  PGl.  V.  c.  vgl.  §.  335,  7.  Auf  einer  Vase  de  Witte  Collect,  de 
vases  p.  1837.  n.  96.  ^KOnA[s,  Satyr  in  der  Rechten  eine  Eeule,  macht 
mit  der  Linken  un  geste  de  moquerie,  c%t6i^,  [vgl.  0.  Jahn  Vasenbilder 
S.  24.  Das  ccTtociionBVhLv  beschreibt  Silius  XIII,  341  s.]  i.  G.  M.  269. 
271.  St.  di  S.  Marco  II,  31.  Nichts  schdner  als  das  Relief  iti  Neapel 
Welcker  Zeitschr.  S.  523.  M.  Borb.  II,  11.  Neapels  Ant.  S.  88,  welchem 
das  Relief  der  Vase  in  England  (?  Piranesi  Vasi  55.  56)  entspricht.  k  S. 
scyphum  tenens  PL  XXXV,  36,  23.  ZizvQo^  tpala^ghq  iv  r^  ^f£^ 
yLtD^mva  xqcctcov,  bei  Athen.  XI,  484  ganz  wie  auf  Vasengem&lden.  Satyrn 
in  mannigfaltigen  Stellungen  des  Weinschenkens  u.  Trinkens,  Arabesken 
M.  Borb.  VII,  50—52.  1.  S.  §.  128.  A.  6.  Ein  alter  Satyr  Beinschienen 
aniegend,  behelmt  M.  Pourtal^s  pi.  9.  cf.  R.  Rochette  M.  in6d.  p.  94. 
Vasengem&lde. 

5.    S.    die    Gruppen    auf    den   Thasischen    Munzen    §.  98.    A.  3, 


[386]  Silene.  609 

u.  Ygl.  die  Vasengem.  Millingen  Gogh.  1,  16.  18,  die  Gemme  Impr.  d. 
Inst.  I,  10.  Satyr,  lebhaft  bewegt,  Bacchantin  ruhig,  mit  dem  Reh  iind 
TtQoxoog,  zusammengehdrige  Statuen,  im  Kunsthandel,  Gerhard  Ant  Bildw. 
Tf.  102,  1.  2.  Zwei  Hermen,  Satyr  und  Bacchante,  G^enstucke  das.  3.  4. 
Satyr  und  Satyrkind,  schdne  Gruppen  zu  Rom  und  Neapel  das.  103,  1.  2. 
[Die  zu  Neapel,  Satyr  mit  dem  Bacchuskind,  eine  Traube  in  der  Hand,  im 
Nacken  sitzend  auch  in  V.  Albani  p.  10.  n.  94  der  Indicazione.]  Satyr 
und  Bacchantin,  reizende  Gruppe  im  Vatican,  Gerhard  Tf.  103,  3.  Der 
Satyr  wird  zum  Kentauren  auf  den  M.  der  Thrakischen  Orte,  Lete  u. 
Orrheskos,  §.  98.  A.  3.  '^Innovgtg  heisst  der  Satyrnschwanz  nach  Bekk. 
An.  Gr.  p.  44.  vgl.  Welcker  a.  O.,  S.  217.  Der  Naxische  Satyr,  N.  Brit. 
4,  8.  Eben  so  Tassie  pi.  38,  4649.  Nur  b&rtige  Salym  auf  den  Vasen 
von  Volci,  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  41.  Solche  altere  Satyrn  sind  der  yBvumv  und 
TTOiltog  bei  Pollux  IV,  142.  [Hochzeiten  von  Satyrn  oder  Silenen  und  Nymphen.] 

5.  PCI.  IV,  31;  Ant.  Ere.  VI.  p.  47.  Ein  Satyrknabe,  den  D.,  auf 
Ariadne  gestfltzt,  trinken  lasst,  Zahn  Wandgem.  35.  Die  Aufziehung  eines 
kleinen  Satyrn,  in  dem  vielbesprochenen  Giustinianischen  Relief,  Amalth. 
I,  1  [III.  S.  VI.  D.A.K.  II,  40,  482];  die  Satyrohren  des  Knaben  scheinen 
nicht  mehr.iweifelhaft.  Visconti  PCI.  IV.  p.  61.  n.  6.  vgl.  Gerhard,  Beschr. 
Roms  II,  II.  Beil.  1.  Lange  Schriften  I.  S.  282.  fM.  Chiaram.  II,  2  als 
Zeus  von  Amalthea  genahrt,  grundfalsche  ErklSrung.  E.  Braun,  der  die 
Satyrohren  ebenfalls  bezeugt,  vergleicht  einen  Carniol  Vidoni  von  ganz 
ahnlicher  Vorstellung,  Ant.  Marmorwerke  I.  S.  7.  Das  Trinkhorn,  woraus 
das  Satyrkind  getr^nkt  wird,  ist  ausser  allem  Verhaltniss  zur  Amalthea. 
Es  ist  ein  Genrebild  aus  dem  mythischen  Waldleben.]  Auch  der  Kopf 
Lipp.  I,  203. 

7.  Kmfiog  (Dor.  Kafiog,  mit  der  Lyra  M.  Borb.  II,  45),  Olvog, 
*H6voLvo9y  Zlfiog,  als  Satyrn,  Tischb.  II,  44;  Laborde  65.  Mais.  22; 
Lab.  64.  Mais.  33;  M.  Borb.  II,  45;  Millingen  Cogh.  19.  R.  Rochette 
dourn.  des  Sav.  1826.  p.  89.  Neapels  Ant.  S.  254.  Welcker  ad  PhUostr. 
p.  214.  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  398—407.  ^i&vQafi^os  kitharspielend ,  tv.  E, 
3,  Kmfiog,  Kiaaog,  Xogog,  XoQlytctig,  Bgiaxog  auf  den  Vasen  von  Volci. 
Vom  Akratos  §.  345*.  A.  3.  Zo6ga  Bass.  I.  p.  32  ff.  Abhandl.  S.  26  f. 
[0.  Jahn  Vasenbilder  1839.   S.  17  fif.   Bull.  1836.  p."122,] 


c.    Silene. 


386.    Jene  alteren  und  bartigen  Satyrn  werden  auch,  l 
wenn  von  Kunstwerken  die  Rede  ist,  ofter  Silene  (Stumpf- 
nasige)  genannt,  so  dass  ein  fester  und  sichrer  Unterschied 
Beider  fur  die  Kunst  kaiini  nachzuweisen  ist.    Doch  haftet 
dieser   Name    besonders    an    e  i  n  e  r     altern    Satyrgestalt,  2 

O.  Mail«r*8  Arohaeologie.    4.  Aafl.  39 


610  Mythologische  Gegenslande  der  b.  K.  [386] 

welche,  gem  niit  dem  Weinschlauch  verbunden,  selbst  etwas 
Schlauchartiges  hat  (daher  sie  auch  gern  zur  Decoration 
von  Wasserkunsten  angevvandt  wurde),  und  in  trunkener 
Fiille    mehr   als    andre   Begleiter    des    Gottes    einer   Lehne 

3  und  Stiitze  bedarf.  Diese  wird  ihm  bald  durch  einen  tra- 
genden  Esel,  bald  durch  eifrig  um  ihn  bemuhte  Satyrknaben 

4  zu  Theil.  Doch  ist  dieser  seelige  Damon  in  einer  tiefern  Den- 
kungsweise,  die  besonders  durch  die  Orphiker  ausgebildet 
wurde,  zugleich  einer  Weisheit  voU,  der  all  das  rastlose  Men- 
schentreiben  als  Thorheit  erscheint;  auch  die  bildende  Kunst 
stellt  ihp  in  edleren  und  grossartigem  Formen  als  den  Pfle- 

5  ger  und  Lehrer  des  Dionysoskindes  dar.  Papposilene  nannte 
man  unter  den  Figuren  des  alten  Satyrdrama's  die  ganz 
behaarten  und  bartigen  Satyrgestalten. 

2.  S.  Heyne  Commentalt.  Soc.  Gott.  X.  p.  88.  Impr.  d.  Inst.  Cent. 
IV,  39—45.  56.  Auf  M.  von  Himera  oder  Thermae,  Torrera.  35,  2—6,  so 
wie  auf  der  Bronzekiste  des  Novius,  §.  173.  A.  3,  steht  oder  sitzt  Silen 
bei  einer  durch  einen  LCwenkopf  bezeichneten  Quelle.  Auch  Heron,  Spirit, 
p.  190.  205,  erwahnt  Satyrisken  mit  Schlauchen  bei  WasserkQnsten,  so  wie 
Panisken  als  scheuchende  Figuren,  p.  183  (vgl.  Torr.  35,  1J.  Nurdeswegen, 
denke  ich,  hiessen  in  Rom  (von  dem  Dorischen  Sicilien  her)  Fontaenen  Si  1  ani. 

3.  Solche  Schlauchsilene,  stehend  in  Dresden  122.  Aug.  71  [wo  S.  71 
drei  Klassen  von  Silensstatuen  aufgefuhrt  werden];  in  Mflnchen  99;  liegend 
der  Ludovisische,  Perrier  99.  Auf  dem  Schlauch  reitend,  Ant.  Ere.  VI,  44. 
M.  Borb.  Ill,  28.  Auf  dem  Weinkruge,  als  Lampe,  Amalth.  Ill,  168.  Eine 
Traube  ausdruckend,  PCI.  I,  46  [vor  sich  haltend,  IV,  26],  Auf  dem  Esel 
gelagert,  auch  einem  bockenden,  ofl  auf  Gemmen  und  Reliefs.  An  einen 
Bock  sich  hangend,  Impr.  d.  Inst.  I,  9.  Der  trunkene  S.  von  Satym  ge- 
stutzt,  PGl.  IV,  28;  Zoega  4;  Guattani  1786.  p.  XXIV  (wenn  nicht  Herakles); 
von  Eros,  Zoega  79.  Combe  Terrac.  5.  Eroten  unterhalten  Silen  auch 
mit  Musik,  Bracci  II,  71;  auf  einem  Carneol  des  Wiczay'schen  Cabinets 
wird  Silen,  kitharspielend,  von  Eros  auf  einem  RoUwagen  gestossen.  Kithar- 
spielend,  hftufig  in  Volci.  Als  Kordaxtanzer  schildert  den  S.  Lukian 
Ikaromenipp  27.  vgl.  Hirt  22,  7.  Millin  Vases  I,  5.  Ktofiog  von  Silenen 
§.  127.  A.  2.  Ueber  den  Silen  Ma rsy as  §.  362.  A.  4.  367.  A.  3.  Dieser 
Marsyas  mit  Schlauch  auf  der  I.  Schulter,  die  r.  Hand  erhebend,  auf  M. 
ROmischer  Stadte  als  Zeichen  der  libertas;  vgl.  Serv.  Aen.  Ill,  20.  IV,  58. 
(Zwergsilen  als  Pfeifer  bei  den  Dianennymphen.   Zo6ga  Bassir.  tv.  120.) 

4.  [Silen   gebunden  vor   KOnig  Midas,    Vasen,    M.   d.   I.   IV,    10. 
Ann.  XVI.  tv.  D.  H.  p.  200,  Vase  in  Palermo,  tv.  D.  H.,  andre  im  M. 


[387]  Pane.  611 

Gregor.  u.  aus  Chiusi;  zur  ersten  vgl.  Minervini  im  Bull.  Napol.  IV.  p.  135  s.] 
Silen  sitzt  mit  dem  kleinen  Bacchus  spielend  auf  M.  von  Sardis,  Mflnchner 
Denkschr.  Philol.  I.  Tf.  4,8.  S.  mit  dem  Bacchuskinde  in  der  vortreff- 
lichen  Borghes.  Statue  L.  709.  Maffei  Race.  77.  Piranesi  St.  15.  M.  Roy. 
II,  9.  Clarac  pi.  333.  Vgl.  besonders  Calpurnius  Ekl.  10,  27.  Von  zwei 
ahnlichen  in  Rom  sprechen  Maffei  und  Winck.,  eine  ist  im  Braccio  nuovo 
des  Vatican,  eine  in  Mflnchen  115;  eine  Wiederholung  (wovon  in  GOttingen 
ein  Gypsabguss)  hat  die  Inschrift :  bella  manu  pacemque  gero ;  mox,  praescius 
aevi  Te  duce  venturi,  fatorum. arcana  recludam,  aus  Orphischer  Lehre, 
in  der  Dionysos  das  letzte  glQckliche  Zeitalter  herbeifiihrt ,  welches  der 
weise  Seilenos  verkiSndet.  Kraflige  Silensfiguren  M.  Ghiar.  40.  41.  Mensch- 
liche  Ohren  (Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  II.  S,  193)  sind  bei  Silen  nicht 
selten.  [Mischung  von  Silen,  Dionysos,  Satyr,  mit  willkurlicher  Behand- 
lung  von  Haar,  Bart,  Ohren-,  Bekranzung  in  spSteren,  oft  vorzuglichen 
Werken,  z.  B.  Beckers  August.  Tf.  25.  26,  ein  trefflicher  in  Colchester 
gefundner  Kopf  aus  Bronze  archaeologia  L.  XXXI.  pi.  13.  p.  444;] 

o.  IlccnnoaeUrjvog  rijv  idiav  d'rjQiatdsaTtgog  Pollux  IV,  142.  Statue 
dieses  behaarten  S.  Ficoroni  Gemmae  tb.  26  f.  In  dem  Graffito  Gerh.  Ant. 
Bildw.  56,  2.  3,  am  Boden  kriechend.  [Statue  Gentili  Gerhard  Tf.  105,  3. 
Eine  im  Pallast  Giustiniani  in  Venedig,  einige  Spannen  hoch,  Thiersch 
Reisen  in  Italien  I,  258.  Eine  mit  dem  Dionysosknaben ,  der  die  Maske 
h^t,  auf  der  Schulter  wurde  in  Athen  in  der  Nahe  des  Theaters  im 
April  1840  ausgegraben,  abgebildet  in  A.,  Schoell's  Archaeol.  Mittheilungen 
aus  Griechenl.  Tf.  5,  10.  Ein  Papposilen  auf  einer  Vase  M.  Borb.  IX,tt9. 
0.  Jahn  Vasengem.  Tf.  1.]  Auf  Vasen  bei  Dionysos,  Laborde  II,  39. 
Hirt  22,  2;  hier  trSgt  er  deutlich  den  ;jropratos  jfircDv  dacvg  er  Silene^ 
Pollux  IV,  118.  vgl.  Etrusker  II.  S.  215.  Auch  die  vs^Qig  fiaXXolg  avegtofiivrf, 
ein  mit  WoUenbuscheln  besetztes  Rehfell,  erkennt  man  auf  den  Vasen. 
Ueber  die  afitpLfiaXXoi  (Aelian  V.  H.  Ill,  40)  und  ^aXlmtol  xirrnvsg  der 
Bacchischen  Zfige  Boettiger  Archaeol.  der  Mahl.  S.  200.  Welcker  Zeitschr. 
f.  a.  K.  S.  634  f.  [Proleg.  ad  Theogn.  p.  XC.  Bernhardy  ad  Dionys.  Per. 
p.  715.  Silen  xoQtopdfitov  Toup  Ep,  crit,  p.  54.  Gerhard  del  Dio  fauno 
p.  46.  not.  98.] 


d.    Pane. 


387.     Weiter  in  die  Thierwelt  hinab  steigt  das  die  ge-  i 
heime  Lust   und  das  dunkle  Grauen  wilder  Waldeinsamkeit 
darstellende  Geschlecht  des  Pan,  der  Pane,  Panisken.    Zwar  2 
kommt  auch  hier,  und  zwar  grade  im  heimathlichen  Arkadien, 
eine  menschliche  Bildung  vor,  welche  nur  durch  die  Hirten- 


612  Mythologjpche  Gegenstande  der  b.  K.  [387] 

pfeife    ( avQty^ ) ,     den    Hirtenstab    {layioPolov ,    xnlnv()ow)^ 
das  gestrSLubte   Haar   und   etwa    auch   keimende   Homchen 

3  als  Pan  bezeichnet  wird.  Diese  ist  auf  Munzen  und 
Vasengemalden  der  best  en  Kunstzeit  die  gewohnliche;  jedoch 
ward  hernach  —  wahrscheinlich  durch  die  Pcaxitelische  Kunst- 
schule  —  die  ziegenfussige ,   gehornte  und  krummnasige  Bil- 

4  dung  die  Kegel.  In  dieser  erscheint  Pan  als  munterer  Sprin- 
ger und  Tanzer  (cxiQrriTijg) ,  als  der  possierliche  Lustig- 
macher  im  Kreise  des  Dionysos,  der  ungesturae  Liebhaber 
von  Nymphen,  aber  auch  als  der  Lehrer  des  jungen  Olym- 
pos  auf  der  S3rrinx  —  Zusammenstellungen  zarter  Jugend- 
schSnheit  mit  dem  rauhen  und  herben  Waldwesen,  fur  welche 

5  die  Griechische  Kunst  eine  besondre  Liebe  hegt.  Im  h5chsten 
Grade  naiv  sind  die  Grappen  gedacht,  in  welchen  ein  gut- 
muthiger  Panisk  einem  Satyr  (deren  Geschlecht  als  hoher 
geartet  sich  mit  den  Panen  allerlei  Scherze  erlaubt)  den  Dom 

6  aus  dem  Fusse  zieht.  Pan  ist  aber  auch,  als  Damon  eines 
dunkeln  Grauns  und  panischen  Schreckens,  ein  tapfrer  und 
siegreicher  Feindebezwinger ;  in  Athen  gab  die  Marathonische 
Schlacht  besonderen  Anlass,  ihn  mit  Tropaeen  darzustellen. 

7  Als  friedlicher  Syrinxblaser  bewohnt  er  die  ihm  geheiligten 
F|lsgrotten  (Paneen),  wo  nicht  selten  seine  Figur  unter  an- 
muthigen  Nymphen  in  das  lebendige  Gestein  eingehauen  ge- 

S.funden  wird.  Erst  spaterer  Missverstand ,  der  indess  sehr 
verbreitet  war,  verwandelte  den  alten  Weidegott  (^aoir,  pastor) 
in  einen  All-Damon,  und  sein  anspruchloses  Syrinx-Floten 
in  Spharen-Harmonie. 

[1.  Hier  und  da  findet  sich  ein  Panskopf  von  erschrecktem ,  ver- 
wirrtem  Anblick,  wodurch  man  vielleicht,  wie  Togga  bemerkt,  statt  des  Pans 
den  panischen  Schrecken  ausdriicken  wollte.  So  Gemm.  Flor.  11,  9. 
CKYAAKO,  StoschGemm.  sculpt,  tb.  58.  vgl.  Cavaceppi  Race.  11,  10.] 

2.  S.  die  Arkadische  M.  bei  Pellerin  Rec.  1.  pi.  21.  Landon  pi.  43. 
G.  M.  286.  §.  132.  A.  2.  Aehnliche  Figur  auf  M.  von  Pandosia,  N.  Brit. 
Ill,  26,  Messana  (mit  deni  Hasen),,  Eckhd  Syll.  I.  tb.  2,  10,  auch  Pella 
SGlem.  30,  321.  Auch  auf  M.  von  Paneas  ist  Pan  in  Menschengestalt,  als 
Fldtenblftser  dargestellt.  Der  Kopf  auf  M.  von  Antigonos  Gonnatas  und 
Pantikapaeon  ist  zwar  schon  caricirter,  aber  auch  noch  jugendlicb.  Vasengem. 
in  Walpole's  Trav.  pi.  8.  Ifillingen  Un.  Mon.  L  pi.  A.  [und  sehr  viele 
stellen  den  menschlichen  Pan  mit  kleinen  Hdmchen  dar.] 


[387]  Pan,  Panisken.  613 

3.  Statuen  L.  506.  [M.  Capit.  HI,  35.]  V.  Borgh.  Port.  1.  Bouill. 
I,  53,  1.  Clarac  pi.  325;  Wicar  HI,  40;  im  Brit.  Mus.  u.  sonst.  P.  als 
Telamon  Race.  140.    [Der  Pan  des  Grafen  von  Leicester  in  Holkham  die 

*  schOnste  Statue  in  England,  wie  zu  Spedm.  I,  40  bemerkt  ist.  Ein  Paar, 
zweimal  LebensgrOsse,  gefunden  bei  der  Kirche  in  Pane  e  Pema,  Fl.  Vacca, 
bei  Fea  Miscell.  I.  p.  56.  Eine  schOne  Herme  bei  Spanheim  de  usu  et 
pr.  n.  I.  p.  396.  Eine  M.  Flor.  II.  Terracottas  of  the  Brit.  M.  45.  46. 
Auf  Vasen  ist  Pan  in  Apulien  und  Lucanien  haufig,  in  Volci  hOchst  selten. 
Grossartige  Masken  des  b^rtigen  Pan  in  Terracotta  u.  Marmor.  Pansmaske 
Impr.  d.  I.  IV,  56.] 

4,  Als  Tanzer  (xoQivtijg  TsXsooxaTog  d^sdov  Pindar  Fr.  67  Bh.)  zeigt 
er  sich  After  in  Bacchanalen,  wo  sein  Fuss  die  mystische  Gista  aufschlSgt, 
PCI.  IV,  22.  V,  7;  L..421.  Clarac  pi.  128;  Amalth.  III.  S.  247  (damach 
ist  das  Fragment  bei  R.  Rocbeite  M.  I.  XA.  zu  ergS.nzen).  Ein  Satyr 
thut  dasselbe  Bouili.  Ill,  70.  [Tanzende  Pane  zur  Laute  des  Hermes,  M. 
d.  I.  IV.  34.]  Pan  einer  Nymphe,  oder  einem  Hermaphroditen  (wie  in 
einer  Gruppe  der  V.  Aldobrandini)  das  Gewand  abreissend,  PGl.  I,  50. 
Gerhard,  Beschr.  Roms  II.  II.  S.  168.  Aehnliche  Gruppen,  aber  mit  einem 
SUen,  Bull.  d.  Inst.  1830.  S.  76.  Pan  kitharspielend  vor  einer  Herme, 
auf  einer  Silberplatte,'  Ant.  Ere.  V.  p.  269.  Die  Nympben  den  stierbeinig 
gebildeten  Pan  neckend  (Homer  H.  19),  Relief  Gerb.  Ant.  Bildw.  45.  M. 
Borb.  VII,  9.  [D.A.K.  II,  44,  549.  Pan  u.  Echo  §.  401.  A.  3.]  Der 
ziegenbeim'ge  Pan  mit  einer  Nymphe  tanzend,  allerliebstes  Vasenbild,  M. 
Blacas  pi.  23.  Pan  mit  Olympos  (Plin.  XXXVI,  4,  8)  in  der  Ludo- 
visischen  Gruppe,  Maff.  Race.  64,  der  Florentinischen ,  G.  di  Fir.  St.  12. 
vgl.  73,  einer  Albanischen  und  andern;  auch  Aug.  81  ist  damach  zu 
restauriren.  Wandgem.  Pitt  Ere.  Ill,  19.  In  einem  andern,  1,  8.  9,  ist 
Olympos  u.  Marsyas  (vgl.  §.  362.  A.  4.  Pans.  X,  30)  mit  A  chill  und  Chiron 
zusammengestellt ,  wie  in  der  unschatzbaren  Statuengruppe  Plin.  XXXVI, 
4,  8,  jiur  dass  bier  Pan  der  eine  Lehrer  ist.  [Auch  in  dem  ersten  Ge- 
maide  Marsyas,  nicht  Pan;  Marsyas  aber  hat  im  ersten,  auch  M.  Borb.  X,  22 
HGrnchen;  das  andre  ist  auch  M.  Borb.  X,  4.  Pan  u.  Olympos,  kleine 
Erzgnippe  aus  Pompeji  in  Arolsen,  Olympps  mit  einer  Haarschleife  auf 
der  Stim.]  Ueber  Olympos  Philostr.  1,  20.  21.  [Schfines  Apulisches 
Vasengemalde  M.  d.  I.  II,  37.  Inghirami  Vasi  fitt  IV,  332.  tliie  c^ramogr. 
n,  75.  (Rv.  Raub  des  Palladium),  MAPSYAZm.  OAOMPOZ,  Unterricht 
des  Olympos  un  Eitharspiel  im  Kreise  von  lauschenden  Satym  und  Mae- 
naden,  sehr  edel  aufgefasst;  als  Wettstreit  genommen,  obgleich  Marsyas 
nicht  einmal  ein  Instrument  hat,  Ann.  VIII.  p.  295.  Bull.  1843.  p.  39.] 
Pan  mit  Olympos  ringend,  Symplegma  von  Heliodor,  Plin.  Stosskampf 
mit  einer  Ziege,  Pitt.  Ere.  11,  42;  Gemmen,  M.  Flor.  I,  89,  1-3.  Be- 
gattung  mit  einer  solchen  in  einer  Marmorgruppe,  Neapels  Ant.  S.  461. 


614  "        Mythologische  Gegenslande  der  b.  K.  [388] 

5.  Gruppe  des  L.  290.  V.  Borgh.  4,  12.  Clarac  pi.  297;  Millin 
P.  gr.  37.  Vgl.  die  Gruppe  PQ.  I,  49,  Theokril  IV,  54  u.  das  Epigramm 
auf  den  jammeraden  Satyr,  Brunck  Anal.  IIL  p.  106i  Scherze  der  Satym 
mil  den  Panen,  Guattani  M.  I.  1786.  p.  XXXII. 

6.  Pan  als  TropaeentrSger  (Anthol.  Plan.  259),  in  einer  kleinen  zu 
Athen  gefundenen  Statue,  in  Bezug  auf  die  Marathon.  Schlacht,  Wilkins 
M.  Graecia  c  V.  vign.  [p.  71.  Mit  der  Trophaee  restaurirt  von  Flaxmann; 
nachher  fand  man,  dass  ahnliche  Statuen  Trauben  trugen,  Clarke  Greek 
Marbles  p.  9.]    Als  vnaanieTrjg  des  Dion.  2^^a  75. 

7.  Pan  mit  Syrinx  und  Rhyton  flber  seiner  Grotte  sitzend,  vor 
welcher  Kekrops  und  seine  Tflchter  (oder  Hermes  und  die  Nymphen  einen 
Opferzug  empfangen,  Athenisches  Relief,  M.  Worsl.  I,  9.  Verwandtes 
Relief  von  Athen ,  Paciaudi  Mon.  Pel.  I.  p.  207.  G.  M.  327.  C.  I.  455, 
mit  Pan  und  den  Nymphen,  welche  ein  Jungling  fdhrt,  darunter  die 
Eleusinischen  GOttinnen  und  der  Bereiter  Simon  (nach  Hirt  Gesch.  der 
Kunst  S.  191).  Pan  menschenbeinig,  mit  der  Syrinx,  flber  einer  Grotte 
sitzend,  in  der  die  Grosse  Mutter  und  die  Nymphen  (vgl.  Pind.  P.  Ill,  78) 
ebenfalls  eine  Pompa  annehmen,  auf  dem  Parischen  Relief,  Stuart  IV,  6,  5 
(vgl.  L.  Ross,  Kunstbl.  1836.  N.  13.)  [Reisen  auf  den  Griech.  Inseln  I 
S.  50.  D.A.K.  II,  44,  555.]  —  Panisken  als  Opferdiener,  Tischb.  II,  40.  — 
[Pan  opfernd,  zwei  Basreliefe  des  Museums  zu  Padua,  Roulez  Bull,  de 
TAcad.  de  Bruxelles  T.  XIII.  n.  7.  (Faune  fondateur  du  culte  r^ligieux.) 
Opfer  von  Pan .  und  Satyren  auf  der  bekannten  Mantuanischen  Gemme.] 

8.  Gemme  bei  Hirt,  21,  5.    M.  Flor.  U,  80,  2. 


e.    Weibliche  Figuren. 

1  388.  Weniger  inannigfaltig  erscheinen  die  weiblichen 
Gesialten,  deren  Gipfel  die  anmuthvoUe,  bluhende,  epheube- 
Icranzte,  oft  reichverhullte  Ariadne  ist,  die  uberall  von  Kora 

2  zu  unterscheiden,  nicht  leicht  sein  mochte.  Von  den  Nym- 
phen, deren  Wesen  nichts  Aufgeregtes  zeigt,  und  den  selten 
vorkomrnenden Satyrinnen,  unterscheiden sich durch scliwar- 
merische  Begeisterung,  gelostes  Haar,  zuruckgeworfenen  Kopf 
die  ]tfaenaden  (Thyaden,  Klodonen,  lilimallonen ,  Bassa- 
riden,  schwer  zu  scheidende  Classen) ,  mit  Thyrsen,  Schwer- 
tern,  Schlangen,  zerrissnen  Rehkalbem,  Tympanen,  flattern- 
den  und  gelosten  Gewandern.  Auch  hier  wiederholt  die  Kunst 


1388]  Maenaden.  615 

gem  einmal  festgestellte  und  beliebt  gewordene  Gestalten,  unter 
denen  man  die  Schopfungen  der  besten  Zeit  der  Griechischen 
Kunst  leicht  von  den  spalern  noch  durchsichtiger  bekleideten 
und  uppiger  sich  bewegenden  unterscheiden  kann.  Bisweilen  4 
sieht  man  auch  Maenaden  von  der  Bacchischen  Wuth  erschopft 
und,  von  Schlangen  umwunden,  in  sorglosen  Schlummer 
gesunken.  Sehr  schwer  ist  es,  die  eigentlichen  Maenaden  von  5 
den  Person ificationen  Bacchischer  Festlust,  Heiterkeit,  Musik 
und  Poesie  zu  unterscheiden,  welche  man  auf  Vasengemalden 
durch  beigeschriebne  Namen  kennen  lemt ;  und  am  Ende  will 
auch  die  Griechische  Kunst,  in  welcher  die  Erscheinung  ganz 
zur  leiblichen  Darstellung  einer  damonischen  Welt  wird,  gar 
nicht,  dass  wir  hier  durchw^g  reale  und  ideale  Figuren  schei- 
den  sollen. 

1.  Obeu  §.  384.  A.  3.  Ob  die  Statue  Pa.  I,  45,  und  der  schGne 
Kopf  auf  dem  Capitol,  Winck.  M.  I.  55.  (Leukothea  nach  Winck.,  ein 
Bacchuskopf  nach  Yisconti  und  den  Herausg.  Winck.  IV.  S.  308.  435), 
der  Ariadne  gehOrt?  [Gewiss  nicht,  obgleich  er  noch  bei  Bouillon  pi.  77 
u.  in  der  Beschr.  Roms  III.  S.  255  so  heisst.  S.  Kunstmus.  zu  Bonn 
S.  73.  Als  m&nnlich  ist  das  Bild  auch  durch  den  Hals  kenntlich.]  — 
Verlassne  Ariadne  §.  412.  A.  1.  Ariadne  neben  D.  an  der  Halle  von 
Thessalonike,  Stuart  III,  9,  11. 

2.  Nymphen  §«  403.  Satyra  et  Silena  (ein  StumpfnSschen)  Lucrez. 
SchOner  Kopf  einer  Satyra  (?)  St.  di  8.  Marco  II,  30  [voll  sprechenden 
Ausdrucks ;  ein  Ab^uss  im  Museum  zu  Bonn] ;  lachende  Gesichter  auf  Gemmen 
h&ufig.  Eine  Satyra  mit  einem  Satyrkinde  spielend,  M.  Flor.  I,  90 ,  2.  [Ein 
Satyrm&dchen  bei  der  Einsetzung  der  KomOdie  durch  Bacchus,  Ternite 
Pompeji.  Gemm.  b.  Reimer  Heft  2.  Taf.  2.]  Pan  in  flfitespielend ,  M.  I, 
93,  1 ;  mit  Priapos  [oder  Pansherme]  auf  einer  Gemme  Lipp.  Suppl.  291.  Hirt 
21.  3,  deren  obscGne  Vorstellung  auf  einem  Bacchischen  Sarkophag,  Neapels 
Ant.  S.  459,  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  Ill,  2.  3.  4],  wiederkehrt.  Bronze,  Gori 
M.  Etr.  I,  64.  fPanin  in  Wolfshaut  gekleidet,  die  Tibia  blasend  (Satiressa), 
Indicaz.  per  la  Y.  Albani  p.  27.  n.  242 ;  eine  Panin  in  Bronze  in  Florenz  im 
Cabinet  der  Mdnzen.  Zierlich  verschr^nkte  Gruppe,  einst  in  Florenz,  wovon 
Zeichnungen  vorhanden  sind,  eine  Panin,  die  an  einem  Baumstamm  kniet 
u.  sich  anhlUigt,  mit  drei  jungen  Panchen,  eines  auf  der  Schulter,  das 
zugleich  in  einem  Geflecht  voll  Blumen  sitzt,  eins  an  ihren  Rnieen  h&ngend, 
und  eins  unten  an  den  Stamm  gelehnt,  das  weiblich  ist.  Das  erste  scheint 
sie  sich  eben  anzuhangen  in  einer  Art  von  Tragkorb.] 

3.  Schdner  Bacchantinkopf  Eckhel  P.  gr.  25  und  sonst  auf  manchen 
.    Gemmen.     Oft    wiederholte    Figuren,    welche   aus  der  sch5nsten,    echt- 


616  Mythologische  GegensUnde  der  b.  K.  [388] 

griechischen  Kunstzeit  stammen,  sind  die  ;i;i/ciat9o^oyoff  §.  125.  A.  2. 
(Skopas),  u.  die  entsprecbende  Figur  im  L.  283.  Glarac  pi.  135;  vgl.' da- 
mit  V.  Borgh.  2,  14.  M.  Flor.  III.  56;  M.  Gbiar.  36  {§.  374.  A.  3);  die 
§.  365.  S.  531  erw&bnten  Thiades  et  Caryatides;  die  Gemmen  Lipp.  I,  184 
u.  a.  Bin  Tanz  von  Maenaden  kilbn  und  scbCn,  in  Attischen  Styl  an  der 
Vase  b.  Stackelberg  Tf.  24  (ygl  die  allerliebsten  schwebenden  TSnzerinnen 
an  der  von  Aegina  Taf.  23).  Ueppiger  behandelt,  als  halbnackte  Tflnzerinnen, 
in  dem  Relief  L.  381.  [Glarac  pi.  140,  welches  den  Hercul.  Gemalden 
§.  210.  A.  6  sehr  &hnelt,  u.  an  manchen  Sarkophagen,  §.  390.  A.  2.  In 
Bacchischer  Wuth  verwunden  sich  Maenaden  selbst;  eine  solche  Figur  auf 
Gemmen  heisst  bei  Lippert  u.  Tassie  KallirrhoS.  Sehr  hftufig  kehrt  die  auf 
einem  Altar  in  Ekstase  knieende  halbnackte  Maenade,  die  eine  flOtenspielende 
Athena  (?)  emporhSlt,  wieder,  auf  dem  Relief  des  L.  200.  Bouill.  I,  75. 
Glarac  pi.  135  u.  in  Gemmen,  Lipp.  1,  194  flf.    Suppl.  242.  277.   M.  Flor. 

I,  88,  7.  9;  auch  sieht  man  eine  ruhige  Bacchante,  Lipp.  II,  152,  mit 
demselben  Idol  in  der  Hand.  [Kunstmus.  in  Bonn  S.  116  f.  2.  Ausg.] 
Maenade  auf  einem  Panther  mit  Dion.,  auf  einem  Esel  von  Silen  gefuhrt, 
M.  Flor.  I,  91.  Auf  einem  Baccliischen  Stier  flber  das  Meer  schwimmende 
Maenaden,  G.  di  Fir.  Gemme  9,  2  u.  oft.  Auf  einen  See-Panther  gelehnt, 
Pitt.  Ere.  Ill,  17. 

4.  ErschOpft  ausruhende  Maenade  (vgl.  Plut.  Mul.  virt.  0mxi8ig) 
als  schlafende  Nymphe  erklftrt  PGl.  Ill,  43.  G.  M.  56,  325.  [Daher  sprich- 
wQrtWch' BdxxTjs  tQonov,  inl  vmv  ctmnrjXtav,  nagooov  al  Baxx^*^  ciyciau 
Diogenian.]    Eine  fthnliche  Figur  einer  Maenade  in  dem  Relief  G.  Giust. 

II,  104;  auch  wohl  die  bei  Raoul-Rochette  M.  I.  5.  (Thetis  nach  R.  R.)^ 
obgleich  auch  unter  den  Orest  umgebenden  und  in  Schlaf  gesunkenen 
Erinnyen  eine  ganz  fthnliche  Figur  vorkommt.  Auf  Gemmen  ist  eine 
liegende  Figur  beliebt ,  die  man  halb  von  hinten ,  bis  auf  die  Beine  ent- 
htillt,  mit  hOchst  anmuthiger  Wendung  des  hiegsamen  RQckens  sieht^ 
z.  B.  Guatt.  M.  I.  1785.  p.  LXXIII.  Lipp.  I,  183.  M.  Flor.  I,  92,  6.  Impr. 
d.  Inst.  IV,  49.  52.  Eine  solche  Maenade  M.  Worsl.  IL  p.  49.  50.  Diese 
Figur  kommt  auch  einen  Luchs  sSugeiid  vor  (Marlbor.  50),  welches  Sdjet 
Eurip.  Bacch.  692  erklftrt.  Auch  drflcken  Maenaden  die  Milch  der 
strotzenden  Brust  in  Bacchische  TrinkhOmer,  M.  Flor.  I,  48,  10.     Lipp. 

III,  165. 

5.  Als  Bacchische  Frauen  erscbeinen  Galicc,  raXi^vrj,  Evdia  (die 
fiilLTOBCoa  evdia  Pindars,  welche  ich  der  Evola  Visconti*s  Hist,  de  Tlnst  III. 
p.  41  vorziehen  m6chte),  Eigi^vTjf  'OnoiQcc  (mitObsl),  Oivovorj;  s.  Tischb.  11,44 
(vgl.  50) ;  Millingen  Gogh.  19;  Laborde  65  (vgl.  Milhn  Vases  I,  5).  Vgl.  Welcker 
ad  Philostr.  p.  213.  Xogaias,  Neapels  Ant.  S.  365.  Paus.  II,  20.  Jioavrj  als 
Dionysos-Priesterin,  Neap.  Ant.  S.  363,  neben  einer  Maivds,  Kam^lrj, 
der  Virgilischen  copa  fthnlich,  von  trinklustigen  Satym  angefallen,  Laborde  64. 


[389]  Kentauren.  617 

R.  Rochette  Journ.  des  Sav.  1826.  p.  95  ff.  Auf  Yasen  von  Volci  auch 
^avoTf^y  'EQttpvXlig  als  Maenaden-Namen.  So  rsQiftxoQi]  {TEPSIXOMH) 
M.  Pourtal^s  pi.  29.  [0.  Jahn  Vasengem.  S.  28.]  Die  Kcapupdia  als  Komos- 
gesang  §.  367.  A3;  als  KomOdie  von  Dion,  mil  einer  Maske,  von  einem  Satyr 
mil  Socken  angethan,  Pompej.  Gemftlde  M.  Borb.  Ill,  4  vgl.  Becchi.  Die 
TgaytpSia  auf  einer  Vase,  s.  Gerhard,  Hyp.  R6m.  Studien  S.  193.  Welcker 
Nachtrag  S.  236  vgl.  R.  Rochette  Joum.  des  Sav.  1826.  p.  89  - 100.  Gerhard 
Auserl.  Vasen  I,  56.  Die  Lesart  TPAFOIAIA  ist  flber  alien  Zweifel  u.  R. 
Rochette  wird  selbst  nicht  mehr  auf  Threnodie  bestehen  wie  im  J.  des  Sav. 
p.  98  u.  Mon.  in^d.  p.  255.]  Eine  Bacchante  mit  Krotalen  klappernd,  Creuzer 
Ein  allathenisches  Geflbs  1832.  Aehnlich  die  bemalte  Terracotta,  mit 
Bacchischen  Abzeichen,  alterthumUchen  Styls,  AI.  Pourtai^s  pi.  28.  Auch 
Telete  (neben  Orpheus,  Paus.  IX,  30,  3)  darf  man  hier  vermuthen,  sie 
kommt  auf  einem  Relief  von  Astron  in  Lakonika  vor.  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  132. 
tv.  c,  1  vgl.  III.  p.  144.  Aber  die  geflOgelte  Jungfrau  mit  dem  Heroldstab  in 
Bacchischer  Umgebung,  Gerh.  Ant.  Bildw.  48,  oder  mit  Weinranken,  Impr.  d. 
Inst.  II,  14,  kann  nach  Eurip.  Bacch.  367  besser  Hosia  genannt  werden.  Von 
derMethe§.  389.  Welcker  ad  Philostr.  p.  212.  Mystis,  Zeitschr.I.S.  508. 
Thalia,  8ocU  ^nleicc,  Theoris,  Welcker  Griech.  Trag.  S.  304.J 


f.    Kentauren. 

389.  In  die  Reihe  dieser  Wesen  durfen  wir  auch  die  1 
Kentauren  einfugen,  da  sie  durch  die  ungebundne  Rohheit, 
in  welcher  sich  ein  thierisches  Naturleben  in  ihnen  aussert, 
dem  Dionysischen  Kreise  sich  anzuschliessen  ganz  geeignet  wa- 
ren,  und  auch  die  RoUe,  welche  sie  in  der  Heroenmythologie 
spielen,  ihnen  besonders  durch  ihre  Liebe  zum  Wein  ange- 
wiesen  wird.  Fruher  stellte  man  sie  vorn  ganz  als  Manner  2 
dar,  denen  nach  hinten  ein  Rossleib  anwachst ;  hemach  aber, 
etwa  seit  Phidias,  verschmolz  man  die  Gestalten  viel  gluck- 
licher,  indem  man  auf  den  Bauch  und  die  Brust  des  Rosses 
einen  menschlichenOberleib  fugte,  dessen  Gesichtsformen,  spitze 
Ohren  und  borstiges  Haar  die  Verwandtschaft  mit  dem  Sa- 
tyr verrathen ;  dagegen  in  weiblichen  Gestalten  (Kentauriden) 
der  menschliche  Oberleib  mehr  dem  Kreise  der  Nymphenbil- 
dungen  entnommen  wurde,  und  sehr  reizende  Formen  zeigen 
konnte.  So  stellen  sich  diese,  ursprunglich  bizarren,  hernach  3 
zur  voUkommensten  Formeneinheit  ausgebildeten  Gestalten  in 
einer  Reihe  vortreflflicher  Kunstwerke  dar,  bald  im  Gegen- 


618  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [389] 

« 

satze  edler  Heroenkraft,  bald  als  bezwungene  Unterthanen  der 
Macht  des  Bacchos,  meist  leidend  und  misshandelt,  aber  in 
dem  Heldenlehrer  Gheiron  auch  mit  einem  ehrwurdigen  An- 
sehen  begabt. 

1.  Die  Eentauren  sind  hauptsSchlich  alte  Bufifel-J§ger  der  Pelas- 
gischen.  Vorzeit  (die  Thessalischen  Tavpoxa^at^a  geben  die  Deutung  des 
Mythus);  aber  dam  it  vermiscbt  sich  Erinnerung  an  die  Wirkungen  der 
Weineinfuhrung.  Kentauren  als  Dionysische  Thiasoten,  Boettiger  Vasengem. 
I,  3.  S.  87,  Ein  Kent.  trSgt  auf  einer  .Vase  einen  Baum  mit  Taenien  u. 
Tafeln  mit  Menschenbildern,  eine  Art  oclooQa,  oscilla,  Tischb.  I,  42.  Oft 
bei  Dionysischen  Pompen,  besonders  als  Zugtbiere,  PCI.  V,  11. 

2.  Die  ftltre  Gestalt  (die  aucb  der  Ausonische  Mares  hatte,  Aelian 
V.  H.  IX,- 16)  auf  dem  Kasten  des  Kypselos  (Pans.  V-,  19,  2),  Clusinischen 
Vasen  (Dorow  Voy.  pi.  1.  4),  den  Reliefs  von  Assos,  §.  255*.  A.  2,  wo 
die  Kentauren  Stiere  jagen;  der  Bronze  bei  Gori,  M.  Etr.  I,  65,  3,  in  den 
Vasen  von  Volci  bestSndig,  Micali  tv.  95,  aucb  Gemmen,  M.  Flor.  II,  39,  1, 
Kentauren  der  alteren  Form  von  Bronze,  nakter  menschlicher  VorderkSrper, 
kleines  Pferd  hinten,  unter  dem  Bauscbutt  des  Partbenon  hervorgezogen, 
Ross  KunstW.  1836  ^N.  24.  Die  spatre  bescbreibt  Kallistr.  12;  Lukian 
Zeuxis  (§.  138.  A.  1)  bemerkt  besonders  die  mza  earvgoidrj  der  Kent. 
—  Saugende  Kentauriden,  wie  bei  Zeuxis  imd  in  dem  ailigen  Gem9lde 
Pbilostr.  II,  3,  auf  Bacchischen  Reliefs,  BouiU.  Ill,  39,  1.  43,  2.  4.  (L. 
472.  765.  Clarac  pi.  150.  147),  Gemmen,  M.  Flor.  I,  92,  5.  Zwei  Ken- 
tauren und  eine  schlafende  Kentauris,  St.  di  S.  Marco  II,  32.  [Kentaur 
den  Tod  seines  Weibes  an  L5we  und  Panther  rachend,  Mosaik  §.  322. 
A.  4  n.  4.  Ghirons  Kentaurenweib ,  den  kleinen  Achilles  auf  dem  Arm, 
Apollon  I,  557],  Kentauren  von  Satym  im  Bacchischen  Zuge  uberfallen, 
PCI.  IV,  21.  Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  6.  S.  199.  Kentauren  mit  Maenaden, 
Kentauriden  mit  Bacchanten  in  reizenden  Gnippen,  unter  den  Herculanischen 
Gemfilden  §.  210,  6.  M.  Borb.  III.  20.  21.  Bacchischer  geflQgelter  Kentaur, 
Impr.  d.  Inst.  Ill,  52.  , 

3.  Borgbesischer  Kent,  im  L.  134,  uberaus  sorgfaitig  vollendet  ider 
Kopf  Laokoon' ahnlich),  mit  einem  Bacchischen  Eros  auf  dem  Rdcken. 
Race.  72-74.  (Clarac  pi.  737-740.)  V.  Borgh.  9,  1.  M.  Roy.  II,  11. 
BouiU.  I,  64.  Clarac  pi.  266.  Dieser  Kent,  entspricht  dem  altern  der  beiden 
Kent,  des  Aristeas  u.  Papias,  §.  203.  A.  1. 

Kentauren  bei  der  Hochzeit  des  Peirithoos  (Gem Side  von  Hippys, 
Atlien.  XI,  474)  am  Theseion,  Parthenon,  in  Phigalia  §.  118.  119.  Vasengem. 
Hancarv.  Ill,  81.  Tischb.  I,  11.  MUlingen  Cofifh.  35.  40.  Div.  8.  (Kaeneus 
Erlegung,  vgl.  §.  119.  A.  3.)  Pitt.  Ere.  I,  2.  M.  Borb.  V,  4.  (Kaeneus  den 
Eurytion  zOchtigend,  ahnlich  wie  am  T.  von  Olympia  §.  119.  A.  2). 
Kampfe  mit  Herakles  §.  410. 


620  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [390] 

8  Scenen  travestiren,  wodurch  uns  die  ganze  Gestalt  der  al- 
testen  Komodie  deutlich  vor  Augen  gebracht  wird.  Doch  sind 
Masken  nicht  uberall,  wo  sie  in  Bacchischen  Bildwerken  vor- 
kommen,  Andeutungen  des  Drama's,  sondem  oft  auch  deut- 
lich Gegenstande  der  Verehrung,  gleichsam  abbrevirte  Dar- 
stellungen  des  Gottes  und  aller  seiner  Begleiter,  und  mit 
den  mystischen  Cisten,  die  mit  einer  geheimen  Scheu  betrach- 
tet  wurden,  die  bedeutungsvollsten  Gerathe  des  Cultus. 

2.  Macr.  S.  I,  18.  Solcbe  Darstellungen  in  Reliefs,  auf  mehi-em 
Umen,  wie  der  herrlichen  Borghesischen  L.  711.  V.  Borgh.  2,  10.  Bouill. 
I,  76.  Glarac  pi.  131  (Qber  die  ricbtige  Anordnung  Welcker  Ann.  d.  Inst. 
V.  p.  159);  PCI.  IV,  19  ff.,  auch  29  (nach  Zoega  Bacchisch  eingekleidete 
Bild^r  steigender  Liebe);  Cap.  IV,  58;  M.  Borb.  Ill,  40;  VII,  24;  Zogga  83. 
84;  Biit.  M.  1,  7.  Satym  mit  Kureten  zusammen  tanzen,  Gerhard  a.  Bildw. 
Tf.  106,  4.  [Tympanistria  mit  zwei  Satyrn  mit  DoppelflOte  u.  Panther 
Specim.  II,  25.] 

3.  01  ayovzsg  {zov  d,)  inl  r^g  afid^Tjg  'Sia  fiiarjg  z^g  dyogag 
oivfofiivov,  Ath.  X,  428  e.  "Slonsg  Jiovvaloiatv  ovnl  zmv  ^vlmvj  Hermipp 
bei  den  Schol.  Aristoph.  VOgel  1563  vgl.  §.  383.  A.  7.  Ein  Kahn  auf  einen 
Wagen  gesetzt,  darauf  der  alte  D.  mit  FlOtenspielerinnen  u.  Satym,  Panofka 
Vast  di  premio  4  b.  Bei  der  Pompa  Ptolemaeos  des  II.  (§.  147.  A.  3)  sah 
man  Silene,  Satym  in  grosser  Menge,  den  Eniautos,  die  Penteteris,  Horen, 
Dionysos  unter  einer  Laube  oder  axiag  (wie  auch  in  Athen,  Photios  s.  V.). 
Mimallonen,  Bassarae,  Lydae,Nysa,Semele*sBrautgemach,  Nymphen,  Hermes, 
Dionysos  auf  Elephanten  als  Sieger  Indiens  mit  einem  Satyriskos  als  Lenker 
des  Thiers,  Dionysos  Kriegszug,  Inderinnen,  Aethiopische  Tributbringer,  dann 
D.  Yon  der  Rhea  gegen  Hera  geschutzt,  Priap  neben  ihm  u.  s.  w.  Vgl.  Schwarz 
ilber  eine  Bacchische  Pompa,  Opuscula  p.  95.  Bin  schOner  Sklav  stellt  in 
Athen  den  D.  dar,  Plut.  Nik.  3^  Bacchus  mit  winzemden  Eroten,  Pan  mit 
Canopuskrug?,  Gerhard  Bildw.  Tf.  88,  1.  Bacchanal  von  einem  Sarkophag 
in  Sparta  Tf.  106,  1.  Heimbringung  des  Schlauchs  auf  Stangen  Tf.  107. 
Bacchischer  Komos,  sehr  sch6n,  von  einer  runden  Ara  im  Vatican  Tf.  108,  1. 
Bacchisches  Symposion,  Kinder  dazwischen,  aqs  V.  PamfiliTf.  108,  2.  Grosses 
Bacchanal  aus  Palast  Gentili,  ob  alt?  Tf.  110,  1.  Famesischer  Sarkophag  in 
Neapel,  D.  von  Eentauren  gezogen,  Herakles,  Pan,  Eros,  PhaUophorie,  Tf. 
112.  1.  Sarkophag  vom  Markt  von  Bolsena,  wildes  Bacchanal »  Ariadne 
schlafend,  Herakles  trunken.  Phallus  ausder  Kiste  vorschauend,  Tf.  112.  2.  3. 

4.  Weihe  eines  Kindes  in  die  Bacchischen  ztXiTal,  Aufnahme  zum 
^rar^p  atp  kaxlag  (in  Eleusis  C.  I.  393),  vielleicht  in  dem  Vasengem.  Gerh. 
Ant.  Bildw.  51    dargestellt.    Welcker  Syll.  Epigr.  Gr.  p.  86.    Bacchische 


[390]  Dionysos  Thiasos.  621 

Opfer,  besonders  von  Ziegen,  auf  Gemmen,  M.  Flor.  I,  89,  9.    Lflndliche 
Ziegenopfer  an  D.-Phales,  Pitt,  di  Ere.  IV,  45  ff.  M.  Borb.  VIII,  18. 

5.  8.  pa.  IV,  22.  V,  7  (mit  der  Komodia  auf  dem  Karren,  vgl. 
indess  Gerhard,  Besclnr.  Roms  II,  II.  S.  152);  Cap.  IV,  47.  63;  Cavaceppi 
Race.  II,  58  (bei  Landsdo^vn),  Woburn  Marb.  12.  M.  Chiaramonti,  I,  35. 
Gerhard  Vatic.  S.  84.  [Fries  eines  Marmorsarkophags,  vier  Stucke  b.  Cayl. 
III.  pi.  56—59.  Wagen  mit  D.  u.  Ariadne,  Karren  mit  Silen,  mit  Masken, 
Kamele,  Elephanten,  Seherze.]  Ueber  die  Glocken,  mit  denen  Baeehanten 
oft  ganz  behangen  sind  (PCI.  IV,  20.  Cap.  IV,  49),  s.  u.  a.  Catull  64,  262. 
—  Die  grOsseren  Bacchanale  auf  Gemmen  sind  meist  neue  ^rbeit,  wie  le 
cachet  de  Michel-Ange  (Mariette  II,  47.  Lipp.  I,  350.  Hist,  de  TAc.  des 
Inscr.  I.  p.  370)  wahrscbeinlich  von  Maria  da  Pescia;  gleichartig  ist  das 
Relief  L.  763.  Glarac  pi.  138.  Der  Schlauchtanz  der  Askolien  auf  Gemmen, 
Raponi  tv.  11.  14.  Tassie  pi.  29.  4867.  KOhler  Deser.  d'un  Camee  du 
Gab.  Famese.  1810.  Omophagien,  eine  Bacchische  Telete,  an  einer  Vase 
M.  Blacas  pi.  13—15,  der  Altar  kommt  in  die  Mitte.  D.  zerreisst  den 
Bock,  ayfftvmv  atfict  tQayoiiTovoVf  (ofiotpdyov  xolqiv,  die  Uebrigen  fliehen, 
Yoll  heiligen  Schreckens  yom  Altar  weg.  Bacchischer  Tanz  um  einen 
4Itar  Impr.  d.  I.  IV,  51,  Oeffnung  der  Cista  mystica  IV,  47. 

6.  KmfioLiovxiq  Tisehb.  I,  50.  II,  41.  Ill,  17.  IV,  33.  Millin  I,  17. 
27.  n,  42.  Laborde  I,  32.  Die  Vasen  von  Volci  bezeichnen  solche  Ko- 
masten  n§her  als  Kcofiagxogy  Tslrjg  (vgl.  Phanes,  Paus.  II,  7,  6),  'EUdi]fiog 
(vgl.  Androdamas,  Paus.  a.  0.)  Bacchische  Convivien,  Winck.  M.  I.  200. 
Millin  I,  38.  Boettiger  Aehrenlese  38.  BekrHnzung  des  besten  Trinkers 
Tisehb.  II,  33.  Costflmirung  zu  Satym  Tisehb.  I,  37.  39.  40.  41.  Millin, 
n,  17.  Gerhard  A.  Bildw.  Tf.  72  vgl.  Dionys.JIal.  VII,  72.  D.  als  Theil- 
nehmer  des  Zugs  Tisehb.  I,  36;  (auf  Esel)  II,  42.  D.  thronend  von  Satyrn  u, 
Bacchen  umtanzt,  Tisehb.  II,  46.  Maisonn.  22.  (§.  388.  A.  5).  Dionysisches 
avTQovy  Tisehb.  I,  32  vgl.  Porphyr.  de  antro  Nymph.  20..  Greuzer  Symb.  Tf.  8 
(wo  der  Hase  als  Aphrodisisches  Thier  zu  deuten  ist).  Liebe  des  D.  u.  der 
Ariadne,  Gegenstand  eines  Syrakusisehen  Ballets  in  Xenophon's  Symposion  9. 

7.  Ein  solcher  Phlyax  als  Bacchischer  Kanephor,  Tisehb.  I,  41. 
Darstellung  des  Zeus  bei  der  Alkmene  §.  351.  A.  5,  des  Daedalos  und 
Ares  §.  367.  A.  3,  des  Prokrustes,  Millingen  Div.  46,  des  Taras  oder 
Anon,  Tisehb.  IV,  57,  des  HerakJes  u.  der  Kerkopen  §.  41 1  vgl.  Boettiger, 
Ideen  zur  Archaeol.  S.  190  ff.  Grysar  de  Dor.  comoedia  p.  45  sqq.  Man 
kann  diese  Histrionen  auch  gerrones  nennen,  vrelche  wahrscbeinlich  von 
ihren  Phallen,  den  yif^ois  Na^loig  bei  Epicharm  (Schafer  Appar.  in 
Demosth.  V.  p.  579),  den  Namen  haben. 

8.  Die  reichste  Zusammeiistellung  Bacchischer  Gergthe  u.  Masken 
giebt    die    sog.    Coupe    des    Ptolem^s    §.    315.     A.   5.     G.    M.    273. 


622  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [391] 

Clarac  ))1.  127.  Masken,  tragische  u.  satyriscbe,  an  AltHren  liegend,  an 
der  Silberschale  von  Bologna,  M.  I.  d.  Inst.  45.  Ann.  IV.  p.  304  vgl. 
§.'345.*  A.  3.  Ausserordentlich  schone  Masken  an  grossen  Krateren  §.  298. 
A.  %  1.  Zoega  Bass.  17.  Impr.  d.  I.  Ill,  57.  58.  Cisiae,  plenae  tacita 
formidine  TValer.  Fl.  II.  267),  besonders  auf  den  Kistophoren,  vgl.  Stieglitz 
Arch.  Unterh.  II.  S.  197.  Bacchische  Symbole,  Schwinge,  2Segenkopf, 
Phallus,  Basrelief,  Gerhard  Bildw.  Tf.  Ill,  1. 


2.    Kreis  des  Eros. 

^  391.     Wenn  Eros  in  Tempelbildern  als  ein  Knabe  von 

entwickelter  Schonheit  iind  sanfler  Anmuth  der  Geberde  dar- 
gestellt  wurde  (§.  127,   3.),  und   diese  Darstellungsweise  in 

2  den  einzelnen  noch  vorhandnen  Statuen  des  Gottes  durchaus 
vorherrscht:  so  zog  dbch  eine  jungere  Kunst,  welche  mit  der 
tandelnden  Poesie  spaterer  Anakreontika  und  den  epigramma- 
tischen  Schierzen  der  Anthologie  verwandt  war,  zu  solchen 

3  Zwecken  die  Kindergestalt  vor.  Als  ein  unentwickelter  schlan- 
ker  Knabe,  voll  Miinterkeit  und  Beweglichkeit ,  zeigt  er  sich 
in  den  Nachahmungen  eines  ausgezeichneten  Originals  eifrig 

4  bemuht,  die  Sehne  an  den  Bogen  zu  fugen;  in  ahnlicher 
Figur   kommt  er    auf   Vasengemalden   uberall   zur   Bezeich- 

5  nung  des  Liebesverhaltnisses  vor.  In  bluhender,  aber  nie 
unangenehm  weichgeformter  Kindergestalt  sieht  man  Eros,  und 
hauflger  Eroten,  in  zahllosen  Reliefs  und  Gemmen  die  In- 
signien  aller  Gotter  fortschleppen ,  zerbrechen,  die  wildesten 
Thiere  schmeicheind  bezwingen  und  zu  Reit-  und  Zugthieren 
machen,  unter  Seeungeheuern  keck  und  muthwillig  umher- 
schwarmen,  und  alle  moglichen  Geschafte  der  Menschen  scher- 
zend  nachahmen,  wobei  die  Kunst  ara  Ende  ganz  in  ein 
Spiel  ausartet  und  alle  Bedeutung  vollig  aufgiebt:  eine  un- 

6  ubersehliche  Zahl  von  Bildwerken,  welche  dadurch  noch  ver- 
mehrt  wird,  dass  auch  wirkliche  Kinder  gem  als  Eroten  dar- 

7  gestellt  wurden.  Als  Modificationen  derselben  Idee  sind  Po- 
t  h  o  s  und  H  i  m  e  r  o  s ,  Sehnsucht  und  Liebreiz ,  in  ahnlichen 
Figuren  dargestellt,  auch  mit  Eros  geistreich  gruppirf  wor- 

8  den.  Noch  bedeutungsvoUer  wird  Eros  mit  Anteros  zu- 
sammengestellt,  einem  Damon,  der  Gegenliebe  gebietet,  ver- 

9  schmahte  Liebe  racht.  Dann  in  einer  sehr  zahlreichen  und 
wichtigen  Classe  von  Bildwerken  (welche  einer  ihren  ersten 


[391]  [Eros,  Pothos,  Himeros,  Antheros.  ^  623 

Anfangen  nach  wahrscheinlich  aus  Orphischen  Mysterien  her- 
vorgegangenen  allegorischen  Fabel  angehoren)  mit  Psyche, 
der  Seele,  die  als  Jungfrau  mit  Schmetterlingsflugeln  oder 
gleichsam  abjDrevirt  als  Schmetterling  erscheint.  Die  Kunst- 
werke  scheinen  diese  Fabel  in  den  Hauptzugen  noch  ursprung- 
'  licher  und  sinnvoUer  darzustellen,  als  es  die  zum  Milesischen 
Mahrchen  aiisgesponnene  Erzahlung  des  Appulejus  tliut;  wie 
ihnen  auch  sonst  die  Idee  eines  die  Seele  zu  hoherer  See- 
ligkeit  emporzieh^nden,  durch  Leben  und  Tod  geleitenden  Eros 
nicht  fremd  ist. 

1.  [Properz  II,  12.  Quicunque  ille  fuit,  puerum  qui  pinxit  Amorem 
cet.  ■  Eubulos  bei  Athen.  XIII.  p.  562.  Wer  dem  Eros  zuerst  Fliigel  gab, 
s.  Rhein.  Mus.  1839.  VI.  S.  585,  Gerhard  Fiugelgestalten  S.  6.]  Der  Amor 
in  Neapel  u.  Torso  von  Gentocelle  §.  127.  A.  3  vgl.  Gerhard  Beschr.  Roms 
II,  II.  S.  167.  Ein  E.  auch  der  sog.  Genius  V.  Borgh.  9,  11.  Bouill.  Ill, 
10,  2.  vgl.  Winck.  (der  ihn  zu  hoch  hielt)  W.  IT,  81.  141.  Ob  auch  der 
sog.  Adonis  (Apoll)?  PGl.  II,  32.  M.  Fran(:.  Ill,  3.  Bouill.  II,  12.  [Ann. 
d.  I.  XVII.  p.  348.]  —  Ein  wesentliches  Erfarderniss  des  E.  sind  die 
Fliigel,  welche  er  schon  vor  Anakreon  (Fr.  107.  Voss  Mythol.  Br.  II,  IV.) 
erhalten.  Ein  Eros  mit  Delphin  u.  Blume  in  H^nden,  Palladas  Anth.  ed. 
Jacobs  II.  p.  688. 

2.  Eine  reiche  Uebersicht  solcher  Tandeleien  bielet  Klotz  Ueber  den 
Nutzen  u.  s.  w.  S.  198.  Clarac  pi.  641—651.  Nach  Epigrammen  der 
Anthologie  Heyne  Commentatt.  Soc.  Goti.  X.  p.  92.  Alkibiades  hatte  einen 
blitzschleudernden  E.  auf  seinem  Schilde,  Athen.  XII,  534.  — Ein  ge- 
flQgelter  Kopf  des  kleinen  E.  auf  M.  von  Antiochos  dem  VII.  Mionnet 
Descr.  V,  p.  75.    Aehnlich  auf  M.  der  g.  Egnatia. 

3.  Bogenspannender  E.  M.  Cap,  III,  24.  Nap.  I,  63.  Bouill.  I,  19. 
Franq.  II,  7.  Winck.  W.  VI,  6;  G.  Giust.  27—28;  M.  Worsl.  I,  HI,  13; 
Bouill.  Ill,  11,  1.  3;  in  Petersburg  Clarac  pi.  646,  1471;  Sammlung 
Demidoff  pi.  650.  n.  1491;  Pembroke  pi.  650,  1495.  Nach  Lysippos?  Ganz 
anders  die  Statue  St.  di  S.  Marco  II,  21,  Clarac  pi.  651,  1481. 

4.  In  Vasengem.  sieht  man  E.  mit  einem  Lekythos  z.  B.  die  lo  mit 
Huld  betraufend  (XagizBg  yXvxif  j^evori'  ^Xaiov  Brunck  Anal.  I.  p.  480), 
Millingen  Cogh.  46  vgl.  Div.  42,  gew6hnlicher  mit  einer  Taenia  als  Aus- 
zeichnung  eines  TiaXog^  §.  340.  A.  4.  (Mysterienbinde  nach  Gerh.  Ant. 
Bildw..55,  3.  4),  auch  mit  dem  Reifen,  xQixog,  rgoxog^  u.  Stecken  als 
Kinderspiel,  z.  B.  an  der  Vase  §.  363.  A.  2.  R.  Rochette  M.  I.  pi.  44,  1 
(wie  Ganymedes  Maisonn.  30);  oft  auch  mit  der  Lyra.  [E.  lOst  der 
Andromeda  die  Bande,  gefldgelt,  veavlag  8h  naff  o  ti^m&e,  Philostr.  I,  29.] 


624  Mythologische  Gegenstftnde  der  b.  K.  [391] 

5.    Eroten-Scherze,  n(xiiovTBg''EQtoztg  Xenoph.  Eph.  I,  10.    Mit 
GOtter-Insigiiien  M.  Cap.  IV,  30.  (Anthol.  Plan.  214  sq.).    Zeus  Blitz  zer- 
brechendt  Gemmen  Wicar  IV,  48.    Mit  Zeus  Scepter  u.  Ares  Schwerdt, 
schOnes  Relief  in  S.  Maria  de  Miracoli   zu  Venedig,   sonst  in  Ravenna. 
Vgi.  §.  356.  A.  5.    (Thron  des  Poseidon) ,  395.  A.  1  (des  Kronos) ,   369. 
A.  6  (der  Aphrodite),  410.  A.  7.  (Herakles).  Eros  auf  einer  Ziege,  wie  dor 
kleine  Zeus,  M.  der  g.  Fonteia.    Amor  in  einen  Delphi n  verflochten,  M. 
Borb.  n.  428,  Glarac  pi.  646,  1468   schlafend   auf  einem  Delphin  (Meli- 
certes)  pi.  647,   ohne  Fittige,  A.   als  Hercules,  in  Wien,   pi.  647.  1480 
[eingewickelt   mit    der  Keule  des  H.  etwa  der  kleine  Hermes,  der  diese 
entwandt  hat?],  als  Gefangner,  im  Vatican,  pi.   648,   1481.    Den  Ldwen 
durch  Kitharspiel  bes&nftigend ,  Gemme  mit  dem  Namen  des  Protarchos, 
G.  di   Fir.   Gemme  2,  1;   mit   dem  Namen   des  Trypbon,    Jonge  Notice 
d.  148.     Vgl.  die   M.   von   Tomi    M.   I.  d.  Inst.   57.    B.   9.     Arkesilaos 
marmorea  leaena  aligerique  ludentes  cum  ea  Gupidines  Plin.;  in  Dresden 
272.  Aug.  73.    Scherze    Impr.   d.  I.    IV,  25-36.    Sch6ner   Erotenscherz 
mit  einem   Hflndchen,    Descr.  de   Mor^e  III.   pi.  ,49.     Verschiedne   Vor- 
stellungen  Gerh.  A.  Bildw.  I,  88—92.  Eroten  in  einer  Felsengegend  Ldwen 
bindend,  Mosaik  M.  Borb.  VII,  61,  zum  Theil  der  M.  Cap.  IV,  19  ent- 
sprechend.     Eros   auf  einem   Adler,   Impr.   d.   Inst.  II,  47.     E.  in  der 
Purpurrauschel ,  Millin  M.  I.  II,.  18  vgl.  §.  378.  A.  2;  auf  Hippokampen, 
M.  Kirker.  II,  13.    E.  mit  dem  Dreizack  auf  einem  Delphin,   Figur  eines 
Gemaldes,  Zahn  Wandgem.  8.  vgl.  §.  378.  A.  2.    Bacchische  Eroten, 
PCI.  V,  1-3.  vgl.  §.  206.  A.  2.    Bacchischer  Eros  mit  grossem  Skyphos  auf 
einem  L6wen,  Mosaik  M.  Borb.  VI,  62.    Auf  einem  Kentaur  §.  389.  A.  3. 
E.  vom  Gastmal  kommend,  ein  andrer  als  Fackel-,  ein  dritter  als  Lampen- 
tr&ger  (asroxexvqpeoff  mantg   lvxvoq>og(ov  Aristoph.    Lys.    1003),   Gemme, 
Winck.  M:  I.  33  vgl.  Christie  Paint.  Vas.  3.    Eroten  mit  Bechem  u.  dgl. 
tanzend,   Pitt.  Ill,  34.  35.    E.  von   der  TlaiSid  geschaukelt,  Vasjengem. 
Bull.  d.  Inst.  1829.  p.  78.   '£.  naiimv   ngoamntiov  '  HgaKXiovs  nafiiiBya 
ri  Titavog  rcfpixsifisvog ,  Lukian,  dies  letztre  vielleicht  M.  Cap.  Ill,  40. 
Aehnliches  oft  in  Gemmen.    Eroten  u.  Psyche   stellen  die  Heimbringung 
von  Hektor's  Leichnam   dar,    Relief  L.  429.    Bouill.  Ill,  4o,  3.    Clarac 
pi.  190.    E.  als  Ganymedes  Ueberwinder  im  KnGcbelspiel,  Apollon  Rh. 
Ill,   111.    Philostr.   d.  j.  8,   in   einer   Statue   zu   Berlin,   Hirt    S.   219. 
Levezow  Amalth.  I.  S.   175  [zwei  andre  Gruppen  das.  S.   182  f.  189  f.], 
auch  nach  Hirt  Aug.  72.    Eroten  als  FrQchtesammler ,  Philostr.  I,  6,  in 
geistreich  componirten  Reliefs  G.  Giust.  II,  128.   Zo6ga  90.   Bouill.  IH,  46, 
u.  Gemmen,  Welcker  ad  Philostr.  p.  238.    Als  Handwerker,  Pitt.  Ere.  I, 
34-36.    Jagend,  Pitt.  Ere.  I,   37.  H,  43.  V,  59;  Rdiefs,  Bouili;ilI,  46. 
Besonders   Hasen   u.    Kaninchen    als    Aphrodisische    Thiere,    Vasengem. 
Gerh.    Ant.    Bildw.    56.      R.    Rochette    M.    I.    pi.    42,    1    vgl.   Philostr. 


[391]  Eros,  Pothos,  Himeros,  Anteros.  ,625 

I,  6.  p.  12.  E.  einen  Hasen  haltend,  auf  M.  von  Kyzikos,  M.  I.  d.  Inst. 
57.  B.  5.  Ann.  V.  p.  272.  Eros  auf  einem  Rehbock  reilend,  Vase  aus 
Atben.  Stackelb.  Tf.  28  [will  ein  Madcben  verfQhren,  oder  die  Braut  ent- 
kleiden,  Kylix  das.  Tf.  31,  gewiss  umfasst  nicht  Eros  die  Kniee  der  Aphro- 
dite.] Gircuskampfer,  PGl.  V,  38—40;  Cap.  IV,  48;  G.  Giust.  H,  109; 
M.  Borbon.  VIU,  28;  L.  449.  463.  BouiU.  HI,  45.  Clarac  pi.  190.  vgl. 
Sparlian  Ad.  Ver.  5  und  die  Agones  §.  406.  Mit  Gazellen,  Kamelen,  Ebern 
fahrend,  Relief  L.  225.  332.  Clarac  pi.  162.  Mit  UJwen,  Pantbern, 
Scbwanen  u.  dgl.,  Wandgero.  M.  Borb.  VII,  5.  vgl.  VIII,  48.  49.  Gegen 
die  Benennung  Genien  fflr  solcbe  Flflgelknaben  spricbt  mit  vollem  Recbt 
Zogga  Bass.  II.  p.  184.  Ein  Eroten-Nest  §.  210.  A.  6.  ^Wer  kauft  Liebes- 
gGtter«  (Goethe)  Pitt.  Ere.  Ill,  7.  Neapels  Ant.  S.  425.  E.  von  der  TbQre 
des  Geliebten  ausgescblossen  und  dbel  behandelt,  Millin  P.  gr.  62.  Stackel- 
berg  GrSber  Tf.  30,  M.  Pourt.  pi.  33.  Eroten  aus  Kafigen  bervorkommend, 
Lekytbion,  ebemals  bei  Fauvel;  nach  Stackelb.  Korbarbeit,  Adonis  darzu- 
briugen.  [Eroten verkauf  Zahn  Pompej.  Gemalde  II,  18.  24.  0.  Jafan  Arch. 
Beitr.  S.  211.] 

6.  S.  Suet.  Calig.  7.  Hierher  gehOren  wahrscbeinlich  besonders  die 
schlafenden  Eroten,  wie  der  auf  der  LOwenbaut,  mit  den  abgelegten  Waffen, 
der  Eidechse,  [Erdratte],  auch  Schmetterlingen,  MohnkOpfen,  PCI.  Ill,  44. 
Race.  151;  BouiU.  Ill,  11,  2;  G.  di  Fir.  St.  63—66;  Gerh.  Ant.  Bildw.  77,  2 
[Stat,  di  S.  Marco  II,  30.    Clarac  pi.  761.  761  B.  762.] 

7.  E,,  Pothos  u.  Himeros  von  Skopas  §.  125,  3.  In  Bacchischer 
XJmgebung  Himeros  mit  einem  Kranze,  Maisonn.  22,  und  Pothos,  sinnreich 
dargestellt  als  FlStenbJSser,  Tischb.  II,  44.  Himeros,  mit  Taenia,  und  zwei 
Eroten,  mit  Kranz  und  Kaninchen,  Qber  das  Meer  fliegend,  Vasengem.  von 
Volci,  M.  I.  d.  Inst.  9.  [0.  Jabn  Peitho,  die  GOttin  der  Ueberredung. 
Greifswald  1846.] 

8.  E.  mit  Anteros  (jener  goldlockig  und  dieser  schwarzlockig  nach 
Eunap  Jambl.  p.  15.  Boiss.)  um  die  Palme  k&mpfend,  Pans.  VI,  23,  4  in 
dem  Relief  in  Neapel  Hirt  31,  3,  [ahnlich  in  einem  des  Palasts  Colonna, 
E.  Braun  A.  Marmorwerke  II,  5.  5  a.]  Ofter  in  Gemmen,  z.  B.  Impr.  d.  Inst. 

II,  54,  wo  eine  Nike  dabei  (zwei  Niken  u.  achtzehn  Eroten  zu  Tralles, 
Class.  Journ.  IV.  p.  88).  E.  oder  Anteros  mit  einem  Kampfhahne,  Tassie 
6952  ff.,  bei  einer  gymnastiscben  Herme,  M.  Worsl.  II,  7.  Vgl.  Boettiger 
vor  der  ALZ.  1803.  IV.,  Schneider  u.  Passow  im  Lexikon.  E.  neben 
Aphrodite  §.  376.  377,  mit  Silen  386.  A.  3,  mit  Pan  kftmpfend,  Welcker 
Zeitschr.  S.  475t  Eros  ermCldet  den  Kranz  fassend;  Anteros?  unterstQtzt 
den  z&rteren  Knaben,  allerliel-stes  Relief.  Stackelb.  GrSber  Tf.  I,  1. 
[R.  Rochette  M.  I.  pi.  42.  A.  2.  E.  u.  Anteros,  beide  trauemd  auf  die 
Fackel  gestutzt  und  einen  Schmetterhng  haltend  mit  Bezug  auf  die  Caeremonie 
eines  Paares  an  einem  Altar.] 

O.  Hailer*s  Arohseolofrie. '  4.  Aufl.  40 


626  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [391] 

9.  Fabel  von  Amor  u.  Psyche,  Platonischer  Mythus,  nach  Baum- 
garten  Grusius,  Programm  der  Meissner  Schula  Archaeologische  Beiiage 
von  Boettiger  (nichts  Neues.).  [0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  121—97  fiber 
Eros  u.  Psyche,  Psyche  als  ttSmlov,  als  itfvxv^  Schmetterling,  u.  Madchen 
mit  SchmetterlingsflCgeln  u.  in  beiden  Gestalten  init  Amor  in  Bezug  ge- 
setzt  S.  137  ff. ;  das  M^rchen  des  Appulejus  nicbt  in  Kunstwerken  S.  127, 
nur  in  einigen  wenigen  Monumenten  S.  196.  Die  Gruppe  der  Umarmung 
S.  161  fif.  dieselbe  an  Gerathen,  Schmucksachen,  Ringen,  besonders  Sarko- 
phagen  S.  163  ff.  Yermfihlung  S.  173  f.  Eros  als  Peiniger  S.  177,  Amor 
u.  Psyche  andre  Mythen  als  Maske  darsteilend  S.  192  fT.  Psyche  am  Boden 
liegend,  die  ein  Amor  mit  Fussen  tritt,  Gruppe  im  Lateran.]  Der  Fabel 
von  E.  u.  Psyche  liegt  deutlich  die  Orphische  Idee  zum  Grunde,  dass  der 
KOrper  ein  Kerker  der  Seele,  dass  die  Seele  hier  auf  Erden  in  der  Erinne- 
rung  an  ein  gluckseliges  Zusammensein  mit  Eros  in  fruhem  Aeonen,  aber 
verstossen  von  ihm  und  voll  fruchtloser  Sehnsucht  ihr  Leben  hinbringt, 
bis  der  Tod  sie  wieder  vereinigt.  (Auf  Mysterien  deutet  auch  bei  Appulej. 
VI.  p.  130  der  Oknos  mit  dem  lahmen  Esel  [VJ  in  der  Unterwelt  §.  397.) 
Dabei  ist  es  nicht  nOthig,  einen  Gegensatz  zwei  sich  bek&mpfender  Eroten 
anzunehmen;  derselbe  E.  erscheint  qu^lend  und  beseeligend,  die  mildere 
Natur  bezeichnete  schon  Pausias  durch  die  Lyra  fQr  den  Bogen,  Paus.  11, 
27,  3.  Nur  wo  Psyche  gequalt  oder  gelautert  wird,  kommen  zwei  sich 
entsprechende  Eroten  vor,  indem  die  Eroten,  wie  sonst  in  heiteren  Spielen, 
auch  als  quSlende  Geister  sich  vervielfachen  kOunen.  Ygl.  Thorlacius 
Prolus.  I,  20.  Hirt,  Scbriflen  der  Berl.  Akad.  1812.  S.  1.  Lange  Schriften 
S.  131.  Die  Kunstwerke,  welche  erst  in  ROmischer  Zeit  beginnen  (§.  206,  3), 
zeigen  in  langer  Folge  Psyche  von  E.  misshandelt,  als  Schmetterling  ge- 
sengt,  zu  muhsamer  Arbeit  verurtheilt,  in  einer  Fussangel  gefangen  (Tassie 
pi.  42,  7170),  gebrannt  mit  der  Fackel  von  einem,  mit  siedendem  Oel 
ubergossen  von  einem  andem  Amor  in  einem  Wandgemalde,  Hall.  L.  Z. 
1835.  Intel}.  S.  478.  [Archaeol.  Int.  Bl.  S.  73  f.],  das  Wasser  der  Styx 
schOpfend,  im  Stygischen  Schlafe  (bei  Hirt  32,  6),  durch  Musik  von  E. 
daraus  erweckt,  durch  Hermes  Psychopompos  und  den  gefesselten  E.  be- 
flQgelt,  mit  Aphrodite  versdhnt,  beim  Hochzeitmahl  und  brautlichen  Torus 
(Gemme  des  Tryphon  Marlbor.  I,  50),  Sarkophag  Brit.  Mus.  V,  9  von  E. 
umarmt  in  der  sehr  geistreich  gedachten  und  vortrefitlich  angeordneten 
Gruppe  (M.  Cap.  Ill,  22.  Fran?.  I,  4.  Bouill.  I,  32;  Flor.  43.  44.  Wicar 
II,  13;  in  Dresden  218.  254.  Aug.  64.  65.  [Qarac  pi.  652;  London  653; 
in  Emkendorf  bei  Graf  Reventlow],  vgl.  Tassie  pi.  43,  7181).  S.  Hirt  a.  O. 
u.  Bilderbuch  Tf.  32.  Creuzer  Abbild.  zur  Symb.  S.  24  ff.  Ps.  neben  E. 
knieend,  Gruppe  L.  496.  V.  Borgh.  9,  9.  Bouill.  Ill,  10,  5.  Qarac  pi.  265. 
Knieende  Ps.  L.  387.  V.  Borgh.  3,  4.  Bouill.  Ui,  11,  4.  M.  Roy.  I,  13. 
Clarac  pi.  331 ;  in  Florenz  (§.  126.   A.  4).    [0.  Jahn  8.  178.    Psyche  den 


[392]  Psyche,  Hyiiienaeos,  Komos,  Hermaphrodit.  627 

fjiehenden  Eros  zuruckhaltend  Mionnet  Suppl.  Y,  1,  3.]  E.  nach  dem 
Schmetterling  schlagend  (joueur  de  ballon),  Bouill.  Ill,  10,  6  (darnach  ist 
auch  wohl  ein  Torso  in  Wien  zu  erganzen);  wohl  auch  Race.  40  orti 
Medicei;  Gemmen  Impr.  d.  Inst.  II,  45.  vgl.  55.  Tassie  pi.  43,  7064.  Amor 
mil  einera  Schmetterling  spielend,  in  Rom  bei  Vescovali,  eigenthClmlich, 
Glarac  pi.  647,  1473.  Amor  weint  flber  den  Schmetterling,  Impr.  d.  Inst. 
IV,  32.  A.  u.  Psyche  IV,  34.  Ehe  IV,  35.  E.  mit  Schmetterlingen 
pflQgend ,  Tassie  pi.  43,  7132,  auf  einem  Wagen  von  Schmetterlingen  ge- 
zogen  (Gori  Gremmae  astr.  I,  122),  wie  sonst  Aphr.  u.  E.  von  Psychen, 
M.  Borb.  IV,  39.  Tassie  pi.  35,  3116.  Ariadne  [vorher  Aphrodite  nach 
derselben  Gemme]  von  Psychen  gezogen,  M.  Flor.  I,  93,  2.  Wicar  II,  12. 
M.  Borb.  rv,  39.  Psyche  unter  den  Theilnehmem  des  Bacchischen 
Zuges,  Sarkophagrelief,  s.  Hall.  ALZ.  1833.  Intell.  N.  5.  vgl.  §.  397.  A.  2. 
Psyche-Nemesis  §.  398.  [Proraetheussarkophage  §.  396.  A.  3.  Psyche  als 
Eidolon  §.  397.  A.  3.] 

Eros  fShrt  auf  seinem  Richer  oder  der  Todtenurne  als  einem  Segel- 
schiff  nach  Elysion  hinuber,  Christie  Paint.  Vas.  7.  Lipp.  Suppl.  439. 
Tassie  pi.  42,  wohl  zu  Anakreontisch  gefasst  Amalth.  III.  S.  182.  Eros 
als  Todesgenius  Glarac  pi.  495.  n.  964  aus  M.  Gbiaramonti.  Der  himm- 
lische  Eros  als  Flotenspieler  (oft  auf  Gemmen)  auf  dem  Mon.  MarceUinae 
ed.  C.  Patin.  Patav.  1688.  4,  wie  G.  Giust.  II,  107.  Zogga  Abhandl. 
Tf.  4, 12.  E.-Horus  §.  408,  Monument  von  Smyrna,  Maffei  M.  Veron.  XL VII,  5. 

392.  Wir  verknupfen  mit  Eros  die  Gottheit,  welche  i 
auf  Verbindung  der  Geschlechter  und  eheliches  Leben  Beziehung 
haben,  wie  Hymenaeos,  der  als  ein  ernsthafter  und  gro- 
sserer  Eros  erscheint,  und  zugleich  mit  Komos,  dem  Fuhrer 
des  lustigen  Fes tsch warms ,  in  Verbindung  steht.  Ein  Lieb-  2 
lingsgegenstand  der  spatern  verweichlichten  und  uppig  ge- 
wordnon  Kunst  war  der  Hermapihrodit  —  der  im  Ganzen 
hier  nicht  als  Natursymbol,  sondem  als  Kunstlerphantasie  zu 
fassen  ist,  obgleich  es  auch  Gultusbilder  von  ihm  gab  —  in 
beruhmten  Kunstwerken  bald  sich  unruhig  im  Schlafe  dehnend, 
bald  stehend  und  fiber  seine  eigne  rathselhafte  Natur  erstaunt, 
bald  von  Eroten  im  Schlafe  gefachelt,  oder  von  verwun- 
derten  Satyrn  und  Panen  belauscht,  auch  im  frechen  Sym- 
plegma  mit  einem  Satyr,  der  ihn  fur  eine  Nymphe  genom- 
men  und  erhascht  hat.  Die  Ghariten  sind,  als  der  Aphro-  3 
dite  verwandte  Gottheiten  der  Geselligkeit,  fruher  in  zierlicher 
Bildung,  dann  leichtbekleidet  oder  gewohnlich  ganz  unver- 
huUt  gebildet  worden,  wechselseitiges  Handegeben  oder  Umar- 


628  Mythologische  Gegcnst&nde  der  b.  K.  [302] 

4  men  charakterisirt  sie.  Eileithyia  kommt  bei  Geburten  oft 
als  helfende  Figur  vor,  doch  ist  eine  feste  Bildungsweise 
dieser  Gottin  nicht  bekannt. 

1.  Hymenaeos  bei  Ares  Ehebruch,  in  den  Reliefs  §.  377.  A.  2. 
Bei  der  Hochzeit  der  Ariadne  §.  384.  A.  3.  Wohl  auch  der  Eros-Shnliche 
JQngling  bei  Paris  §.  378.  A.  4.  Hym.  in  einer  Bronzefigur,  mit  Rosen 
um  den  Hals  u.  Fackel  in  der  R.,  aus  Sardis,  Bull.  d.  Inst.  1832.  p.  170. 
[Bei  AufzQgen  auch  auf  Gemmen.]  Eomos,  ein  Nachtstiick  bei  Philostr. 
I,  2  (zur  Erkiarung  Pers.  V,  177),  auch  I,  25.  Nach  Zogga  auch  Bass.  92. 
vgl.  Hirt  S.  224,  Dagegen  Welcker  ad  Philostr.  p.  202—215.  Oben 
§.  385.  A.  6. 

2.  Polykles  Hcnnaphrodit  §.  128,  2.  Heinrich  Comm.  de  Henna- 
phroditis.  Hamb.  1805.  Boettiger  Amalth.  I.  S.  352.  [Glarac  pL  666 
A.  667 — 72.J  Liegende  Statuen,  auf  einer  L6wenhaut  M.  Flor.  Ill,  40. 
Wicar  II,  49  (so  auch  auf  Lampen,  Bartoli  Lucemae  I,  8.  Passeri  I,  8, 
wo  Andere  die  Nacht  oder  die  Omphale  sehn;  auch  in  einer  Silberai'beit 
von  Bernay);  auf  Bernini'schen  Polstern  L.  527,  Race.  78.  V.  Borgh.  6,  7. 
Piranesi  St.  14.  Bouill.  I,  63.  Glarac  pi.  303;  auf  antikem  matelas  L.  461. 
A.  Fran<:.  IV,  4.  Bouill.  Ill,  15.  Glarac  pi.  303.  Stehender  H.  (Ghristo- 
dor  102),  schOner  Torso  in  V.  Pamfili;  mit  einem  Tuch  um  den  Kopf, 
Statue  in  Berlin  111.  Gaylus  III,  28—30.  Kunstbl.  1824.  N.  77.  Mit 
einem  Qber  den  Kopf  fallenden  Tuche,  einem  F^her  in  der  L. ,  Zahn 
Omam.  100.  Aehnlich  in  dem  merkwilrdigen  Relief  des  Pall.  Golonna, 
Gerhard  Ant.  Bildw.  42,  1.  Stehender  H.  aus  Pompeji  mit  Satyrohren, 
Neap.  Bildw.  S.  118.  (Ein  Ginaede  tr^t  einen  Kekrypbalos,  Lukian  de 
mere.  cond.  33).  Osann  Amalth.  I.  S.  342.  Auch  einer  bei  Hope. 
Sitzend  auf  Gemmen  Tassie  pi.  31,  2509.  Impr.  d.  Inst.  II,  26.  Wicar 
U,  24,  der  im  Schlafe  flberraschten  Ariadne  ^hnlich,  Welcker  ad  Philostr. 
p.  297.  S.  auch  ZoSga  Bass.  72;  Pitt.  Ere.  V,  32-34.  Der  H.  an  einen 
Baum  gebunden  Guatt.  M.  I.  1785.  p.  LXIX.  Symplegma  §.  385.  A,  4f.; 
ein  Hermaphrodit  von  einem  solchen  in  Yenedig.  Ein  H.,  LQchse  an  den 
^-Qsten  (wie  die  Haenaden  §.  388.  A.  4)  in  der  Blundeirschen  Sammlung. 
H.  Greif  und  Panther  lenkend,  Eros  voran,  Tischb.  Ill,  21.  Eros  als 
Hermaphrodit  Ofter  auf  Apulischen  u.  Lucanischen  Yasen.  Hermaphrodit? 
von  Bernay,  Ann.  Yl.  p.  249  ff. 

3.  Ueber  die  Bekleidung  der  Ghariten  §.  336.  A.  7.  Aeltere  Vor- 
stellungen  §.  96.  R.  15.  16.  vgl.  §.  359.  A.  5.  In  leichter  Bekleidung 
(solutis  zonis  Mitscherlich  zu  Horaz  G.  I,  30,  5)  in  einem  Gem&lde  nach 
Ogle  Gemmae  p.  167.  Die  XaQireg  a^aqhq  (Euphorion  Frgm.  66.  Meineke) 
in  Statuen  L.  470.  Y.  Borgh.  4,  14.  Bouill.  I,  22.  Qarac  pi.  301;  im 
Vatican  Guattani  Mem.  Y.  p.  113.  Beschr.  Roms  II,  II.  S.  97.  [Die  Gruppe 
Ruspoli  jetzt  im  Vatican,  in  den  Magazinen,  die  in  Siena  in  einem  Baal 


[393]  Chariten,  Eileithyia.    Musen,  Sirenen.  6^9 

der  Sakristei  des  Doms.  Uralt  in  Kyzikos  §.  370.  A.  7.]  Wandgem&lde 
in  Catania  M.  d.  L  II,  47.  E.  Braun  Ann.  IX.  p.  177,  Pitt  d'Ercol.  Ill,  11. 
[M.  Borb.  VIII,  3.]  Als  blosse  Personificaiion  des  Danks  kommen  sie  so 
6fter  auf  Votivtafeln  vor,  §.  394.  Force]lini  Lex.  s.  V.  Gratiae.  Oft  auf 
Gemmen,  M.  Worsl.  11,  5.  (Aglaia  mil  dem  Hut  des  Hephaestos.)  Als 
Jahresg5ttinnen  mit  Mohn,  Blumen,  Aehren  auf  einem  Cameo  in  Russland, 
Koebler  Descr.  d'un  Cam6e.  1810.  pi.  1.  (vgl.  M.  Borb.  VIII,  3.)  Die 
Chariten  unter  Hera,  Athena  und  Tyche,  ebd.  pi.  2.  vgl.  §.  399.   A.  2. 

4.  Eileithyia  bei  der  Geburt  der  Athena  §.  371.  A.  2,  des  Dionysos 
§.  384.  A.  2.  Als  GebSrerin  auf  den  Knieen,  Statue  aus  Mykonos?  M.  I. 
d.  Inst.  1,  44,  nach  Welcker  in  Hecker's  Annalen  XXVII.  S.  132.  [Nicht 
Eileithyia,  sondern  Leto.]  Die  Figur  mit  blossem  Busen,  eine  Fackel 
haltend,  herbeikommend,  aus  V.  Albani  bei  Clarac  pi.  415.  n.  719.  719  A. 
ist  wohl  Eileithyia,  vgl.  M.  Borb.  V,  22.  [Hier  ist  die  Fackel  moderner 
Zusatz  u.  die  gegen  den  Wind  heraneilende  Figur  mit  einem  Bogen  des 
Peplos  uber  dem  Haupt  gewiss  nicht  Eileithyia.]  In  Aegion  als  Fackel- 
trSgerin,  nach  Paus.  u.  Munzen.  Eine  die  Geburt  hemmende  Pharmakis 
auf  einer  Gemme  bei  Maffei,  §.  335.  A.  5.  Boettiger  Uithyia  oder  die  Hexe. 
Haufig  Reliefdarstellungen  einer  9sa  novgorgofpog  y  welcher  Kinder  uher- 
geben  werden,  wie  das  Albanische  §.  96.  N.  19,  das  Sigeische  Ghois.  Gouff. 
Voy.  pitt  II,  38. 


3.     ]N[  n  s  e  n. 

393.  Die  Musen  liatten  altre  Kunstler  sich  begnugt,  1 
in  der  Dreizahl  darzustellen ,  und  unter  sie  die  Hauptinstru- 
rnente  der  JMusik  zu  vertheilen;  erst  als  das  jungere  Ideal  2 
des  Apollon  Musagetes  in  dem  Gewande  der  Pythischen  Mu- 
siker  ausgebUdet  war,  wurde  die  Neunzahl  dieser  eben falls 
meist  in  Buhnengewander  gekleideten  Jungfraun,  mit  feinen 
sinnvollen  Gesichtem,  durch  Ausdruck,  Attribute,  zum  Theil 
auch  durch  die  Stellung  fein  unterschieden,  von  mehrem  be- 
ruhmten  Kiinstlem  aufgestellt.  Besonders  scheint  es  zwei,  3 
von  einander  unabhangige,  Hauptgruppen  gegeben  zu  haben, 
da  bei  mehrem  Figuren,  wie  sie  in  Statuen,  Reliefs  und  Ge- 
malden  vorkommen,  zwei  Hauptvorstellungsarten  sich  schei- 
den  lassen,  doch  waren  auch  diese  nicht  so  allgemein  anerkannt, 
imd  uberhaupt  die  Rollen  der  einzelnen  Musen  nicht  so  fest- 
bestimmt,  dass  nicht  auch  daneben  zahlreiche  Abweichungen  vor- 
konimen  konnten.    Die  Fedem  auf  den  Hauptem  der  Musen  4 


g30  Mythologische  GegensUnde  der  b.  K.  [393] 

werden  aus  dem  Siege  uber  die  Siren  en  erklart,  welche 
selten  ganz  menschlich,  meist  als  Jungfrauen  mit  Vogelbeinen 
und  Flugeln,  biswcilen  auch  als  Vogel  mit  jungfrauenkopfen 
gebildet  und  mit  verschiedenen  musischen  Instrumenten  aus- 
gerustet  werden,  und,  wegen  ihrer  Beziehung  zur  Untenvelt, 
gem  an  Grabmalem  erscheinen. 

1.  Musengruppe  des  Ageladas,  Kanachos,  Aristokles  mit  FlOte,  Leier, 
Barbiton,  nach  Antipatros  (Anth.  Pal.  Plan.  220)  das  Diatonon,  Chroma 
und  Enbarmonion  darstellend.  Eine  Muse  mil  der  Sambyke  in  Mitylene 
von  Lesbotbemis.  AlterthQmliche  .Musen  aus  Athen  in  Venedig,  Thiersch 
Epocheti  S.  135. 

2.  [Neun  M.  des  Praxias  im  Giebelfelde  des  Delphischen  Tempels], 
Musen  des  Lysippos  [?,  neun]  des  Strongylion  nebst  Eephisodotos  und 
Olympioslhenes  (Paus.),  des  Philiskos  (?)  Plin.  Eine  Hauptgruppe  war  die 
aus  Ambrakia  im  T.  des  Hercules  Mu&ageta,  §.  180.  A.  2  (vielleicht  von 
Polykles  01.  102),  deren  Figuren  man  sammtlich  aus  den  MQnzen  kennt. 
Stieglitz  N.  fam.  Rom.  p.  66  f.  (wo  aber  mehrere  Figuren  nicht  richtig 
bestimmt  zu  sein  scheinen).  Eine  andre  die  Musen  im  porticus  Metelli 
(Octaviae),  deren  Cicero  ad  fam.  VII,  23  u.  Plinius  XXXVI,  4,  10  [als  von 
Philiscus]  erwilbnen.  Musenbildung,  Stieglitz  Beitr£lge  S.  142.  Wenig 
Neues  uber  die  M.  der  gens  Pomponia  8.  163.  [Beger  Thes.  Brandenb. 
p.  576.] 

Erhaltene  Statuen-Gruppen:  1.  die  aus  der  Villa  des  Cassius  zu  Tivoli, 
zusammengefunden  mit  dem  Apollon,  §.  125.  A.  4,  und  einer  Mnemosyne, 
aber  ohne  die,  hinzugefugte,  Euterpe  u.  Urania;  Visconti  halt  sie  fOr  eine 
Copie  der  Musen  des  Philiskos.  PCI.  I,  17—27.  M.  FrauQ.  I,  6—14. 
Bouill.  I,  34-42.  Beschr.  Roms  II,  II.  8.  213.  2.  eine  ahnliche  Reihe 
1826  auf  M.  Calvo  in  der  Sabina  gefunden,  Gerhard,  Hyp.  R5m.  8tudien 
S.  148.  [V.  Borghese,  Zimmer  der  Musen.]  3.  die  der  K.  Christina  in 
Udefonso.  Race.  112—119,  alle  sitzend  gleich  den  sitzenden  im  Vatican; 
^bei  Clarac,  der  pi.  497—538  viele  Musen  nebst  angeblichen  Mnemosynen 
gibt,  die  Spanischen  nach  de  Rossi.  4.  die  in  Stockholm  (seit  Gustav  IIL), 
s.  Fredenheim  §.  265.  A. '2.  Guattani  M.  I.  1784.  Aug.  flf.  5.  die  sog. 
TOchter  des  Lykomedes  §.  264.  A.  1.  [5.  Apollo  u.  die  Musen  in  WOrlitz, 
gegen  1806  dahin  gebracht.  Der  Schlaf  zu  den  Musen  gesellt,  M.  PioCl. 
I,  28.  M.  Napol.  I,  42.  Doch  s.  Zo^  Bassir.  II,  p.  212.]  —  Sehr 
restaurirte  Musen  des  Tuilerien- Gartens  Clarac  pi.  352 — 354.  Sieben 
Musen  mit  Namen,  Vase  von  Nola,  M.  Blacas  pi.  4,  andre  auch  von  Nola 
mit  dreien,  auch  mit  Namen,  das.  p.  18.  [In  den  Terracottas  of  tbe  Brit. 
Mus.  n.  1.  38.  40,  76  vermuthlich  Musen.]  Acht  Figuren  in  Hercul.  Ge- 
malden  (Euterpe  fehlt)  mit  Unterschriften ,  Pitt.  Ere.  II,  2—9.  Unter  den 
Reliefs  besonders  das  berQhmte,  ehemals  im  Pall.  Colonna,  jetzt  im  Brit 


(393]  Musen,  Sirenen.  631 

Mus.  (Guper  Apotheosis  Horn.  1683.  Schott  Ekplic  nouv.  de  Tapoth.  d'Hom. 
1714.  PCI.  I.  tv.  B.),  welches  Homer's  gOtlliche  Verehrung  unter  Be- 
giinstigung  des  Zeus,  Apollon  Pythios  und  aller  Musen  darstellt.  [6.  M. 
pi.  148,  Hirl  Tf.  28.  Bull.  1844.  p.  199  ff.  Drei  Musen  bei  Helena  u. 
Paris  in  dem  Basrelief  Jenkins  6.  M.  551.]  Dann  die  Sarkophage,  PGl. 
IV,  14.  [Beschr.  Roms  H,  II.  S.  127,  andre  8.  123.  140);  Cap.  IV,  26. 
PCI.  I.  tv.  B.  (jetzt  im  L.  307.  Bull.  I,  77.  Clarac  pi.  205);  Cap.  IV. 
p.  127  vign.;  Mon.  Matth.  Ill,  16,  49,  1.  2;  G.  Giust.  II,  90.  114.  140; 
Montfaucon  I,  60,  1.  2;  Bouill.  Ill,  40;  G.  M.  64  (Brit.  Mus.);  Cavac. 
Race.  II,  58  (Landsdown) ;  Wobum  Marb.  5  einer  auch  in  Wien.  Knaben 
die  Musen  darstellend,  an  dem  Sarkopbage  PCI.  IV,  15.  G.  M.  76.  Beschr. 
Roms  II,  II.  S.  244.  [Einer  in  Berlin  und  einer  in  Neapel,  Archaeol.  Zeit. 
I.  Tf.  6.  7.  S.  129.  298  f.  802.  Zwei  Sarkophagseiten  im  Garten  der  V. 
Borghese,  Meyer  zu  Winckelmann  V.  S.  613  f.  u.  unz^hlige  andra]  Einzelne 
Statuen  bei  Bouill.  Ill,  11.  12. 

3.  Polymnia  wickelt  in  der  Ambrakischen  Gruppe  stehend  den 
r.  Arm  in  den  Mantel,  wie  im  PCI.  I.,  Guatt.;  sonst  stfltzt  sie  mit  der- 
selben  Gewandhaltung  den  Ellenbogen  aiif  den  Felsen,  wie  im  L.  306. 
(V.  Borgh.  7,  12.  Bouill.  Ill,  12,  5.  M.  Roy.  I,  2.  Clarac  pi.  327),  in 
Berlin,  der  Apoth.  Homer's,  PCI.  IV,  Cap.  IV.  (Meyer  Tf.  12.  B.)  u.  sonst; 
auch  findet  man  sie  sitzend  in  derselben  Draperie,  in  den  Tuilerien,  Clarac 
pi.  329.  [Polyhymnia  aus  Theben,  Brit.  M.  IX,  4.]  Melpomene  stand 
in  Ambrakia  in  breiter  Stellung  mit  Keule  in  der  R.,  Maske  in  der  L., 
ahnlich  wie  in  der  erhabnen  Colossalstatue  L.  348.  Bouill.  I,  43.  M.  Frang. 
IV,  2  (die  Gestalt  wird  durch  den  hochsitzenden,  breiten  Cartel,  fiaaxaXiati^Q, 
und  die  langen  Falten  des  Gewandes  noch  vergrOssert) ,  und  PCI.  U,  26, 
auch  PCI.  IV,  Ant.  Ere;  ohne  aber  den  Fuss  emporzustellen,  wie  PCI.  I, 
Guatt.,  Cap.  IV.  Den  Aufsatz  Onkos  (Pollux  IV,  133.  Winck.  M.  I.  II. 
p.  250)  sieht  man  PCI.  IV.  u.  an  den  BClsten  VI,  10.  Gehamischt  ist 
Melp.  G.  Giust.,  Montf.  I,  61,  Cap.  p.  127.  Euterpe  sieht  man  mit 
Fl5ten  sitzend,  stehend,  in  Ambrakia  sich  auflehnend;  aber  auch  tanzend 
(bei  Guatt.  sehr  fibnlich  wie  in  der  Ap.  Homer's).  Die  Eut.  Borghese, 
Bouill.  I,  44.  M.  Roy.  I,  4,  ist  eine  adorans;  sehr  zweifelhaft  M.  Roy.  I, 
10.  12.  [Eine  schflne  Euterpe  mit  zwei  Fl5ten  im  Antikencabinet  zu  Wien.J 
Thalia  (Statue?  Brit.  M.  Ill,  5.  Gem.  M.  Borb.  VIII,  .30)  erscheint  ganz 
abweichend,  als  Bacchante,  halbnackt,  auf  Gemmen,  Agostini  II,  8.  Montf. 
61.    Millin  P.  gr.  9.    Lipp.  Ill,  305.    M.  Flor.  I,  44,  1.  2.  4. 

4.  Die  Musen  mit  Federn  M.  Cap.  IV.  p.  127  u.  sonst.  Kampf  der 
Musen  mit  den  Sirenen  G.  M.  63;  Winck.  M.  I.  46;  Gori  Inscr.  III. 
tb.  33.  Millingen  Un.  Mon.  II,  15  (Sarkophag  in  Florenz).  —  Eine  Siren e 
an  Sopbokles  Grabe  nach  der  Vita  Soph.,  wo  Andre  eine  ;i^£lidcDv  (oder 
lieber  %7ili]6<ov)  sahen,  auch  an  dem  des  Isokrates,  Plut.  V.  Isocr.  Philostr. 


632  Mythologische  Ge^nst&nde  der  b.  K.  [394] 

V.  Soph.  I,  17,  auf  Hephaestion's  Pyra  §.  151.  A.  2.  ygl.  Jacobs  Anim. 
Antbol.  I.  p.  187.  Ueber  ihre  Beziehung  auf  Tod  und  Yerwesung 
R.  Rochette  M.  I.  p.  283.  Klausen  Abentb.  des  Odyss.  S.  47.  Ueber 
ibre  Gestalt:  (Nicaise)  Les  Sir^nes.  P.  1691.  4.  Schorn  zu  Tischb.  VIII. 
Voss  Antisymb.  II.  (wo  entscbiedne  Sirenen  fiir  Harpyien  erkl&rt  werden). 
Scborn  Eunsthl.  1824.  N.  102.  103.  Zweiter  Jahresber.  der  Akad.  S.  62. 
Laglandi^re  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  286.  Sirenen  als  V5gel  mit  Frauen- 
kOpfen,  bei  Odysseus,  in  einem  Vasengem.  von  Volci,  M.  I.  d.  Inst.  8 
(fthnlich  noch  in  Pompeji),  und  sonst  auf  Vasen,  Tiscbb.  I,  26  (mit  einem 
Tympanum),  aucb  in  einer  Terracotta  zu  Berlin.  Mit  Vogelbeinen  auf 
Gemmen,  bei  Odysseus,  G.  M.  638.  Tischb.  Homer  VIII,  2;  M.  Pourtal^ 
pi.  2.  23.  24;  Stackelberg  Tf.  16.  (Der  Komiker  Anaxilas  nennt  die 
Buhlerin  Theano  eine  gerupfte  Sirene  mit  Schenkeln  einer  Drossel).  8.  mit 
Schwerdt  Impr.  d.  I.  Ill,  51.  8.  mit  Fackel  u.  Aschenkrug  6.  M.  312. 
Christie  Paint.  Vases  2;  von  einem  Grabmal,  die  Haare  raufend,  M.  WorsL 
I,  7,  vgl.  L.  769.  Clarac  pi.  349;  auf  M.  der  g.  Petronia  mit  FlOten 
(Morelli  1.  vgl.  Spanheim  De  usu  num.  I.  p.  251);  in  einem  Wandgem. 
emporfliegend  mit  FlOten,  M.  Borb.  VII,  52.  Als  Frauengestalten, 
bei  Odysseus,  an  einem  Etrusk.  Sarkophage.  Tischb.  Horn.  II,  6.  ZtiQTiv 
agyvQa  Athen.  XI,  480,  Sirenen  als  goldner  Schmuck,  sehr  zierlich  ge- 
arbeitet,  in  Grabern  von  Ithaka  gefunden.  Vgl.  §.  352.  A.  4,  Ann.  d. 
Inst.  VI.  p.  245.  Sirene  mit  vier  Flugelu  an  einem  Etr.  Henkel.  Sirene 
Ligea  u.  Sirene  Parthenope  auf  Munzen  von  Terine  u.  Neapel,  eiti  weib- 
liclier  Kopf,  sehr  Slbnlich  nach  Eckhel. 

Die  Keledonen  der  Lokrischen  Vase  beruhen  auf  falscher  Lesart; 
in  Delphi  waren  es  Vflgel.    Vgl.  Amalth.  I.  S.  122.  II.  S.  274. 


4.    Heilg5tter. 

J  394.    Asklepios,   im    Gultus    ein   Gott,    obgleich    in 

der  Poesie  ein  Heros ,  erhielt  die  in  der  Kunst  herrschende 
Form  —  eines  reifen  Mannes  von  Zeus-ahnlichem,  nur 
weniger  erhabnem  Antlitz,  mit  mildem,  freundlichem  Aus- 
drucke,  das  voile  Haar  mit  einer  Binde  umwunden,  in  ste- 
bender,  zur  Hulfe  bereiter  Stellung,  das  Himation  um  den 
linken  Arm  unter  der  Brust  umhergenommen  mid  straff  an- 
gezogen,  den  von  einer  Schlange  umwmidenen  Stab  in  der 
rechten  Hand  —  besonders  in  dem  Pergamenischen  Heilig- 

2  thum  durch  Pyromachos  (01.  130.).  Daneben  erhielten  sich 
indess  auch  andre  Vorstellmigen ,  auch  die  eines  jugendlich 
mibartigen  Asklepios,  die  fruher  gewohnlicher  gewesen  war. 


[394]  Asklepios,  Hygieia;  Telesphoros.  633 

Mit  ihm  wird  Hygieia,  eine  Jungfrau  von  b^sonders  blii-  3 
henden  Formen,   welche   meistens  eine  Schlange  aus   einer 
Partere   in  ihrer  Linken  trinken  lasst,  und  der  kleine  ver- 
niummte  Daemon  verborgener  Lebenskraft,  Telesphoros, 
gruppirt. 

1.    Vgl.   Kallistralos  10.    Retorto   Paeoniura   in    morem   succinctus 
amiclu  Virg.  Aen.  XII,  400.  vgl.  Statius  S.  I,  4,  107.    [Panof ka  Asklepios 
u.  die  Asklepiaden  B.  1846  in  den  Schr.  der  Akad.  mit  8  Kpft.  und  iiber 
die  HeiJgCtler  (Dftmonen  und  Heroen)  1845  mil  2  Kpft.    Die  Epidaurische 
Statue  auf  Milnzen  von   Argos,   Streber  Num.  Munchner  Akad.    1835.] 
Glarac  pi.  545—552.     Von  Pyromachos  Askl.  §.  157*.  A.  1.    Etwas  ab- 
weichend  ist  die  Figur  auf  einer  Pergamenischen  M.  des  Aurel.  Verus, 
Mionnet  n.  591 ,   wo  das  Gewand  weiter  herabfiQlt,    und  die  R.  den  Stab 
wie  einen  Scepter  fasst,   nicht  abwarts,  sondern  aufw^rts.    Auch  gab  es 
zu  Pergamon  eine  thronende  Figur,  wie  die  Epidaurische,  Pans.  11,  27,  2, 
die  die  R.  auf  den  Kopf  der  Schlange  legt.     Statuen   (nach  der  Perga- 
menischen) in  Florenz,  GaUeria  27,  eben  so  M.  Cap.  Ill,  28,  im  Magazin 
des  L.  Glarac  pi.  346,   Sihnlich  Aug.  I,  16,    in  Berlin  Cavac.  I,  34.    Mit 
Telesphoros  zusammen   [u.  hinter  ihm  einem  T&felchen  und  RoUe,   auf 
die  Antworten  des  Gottes  bezOglich]  M.  Frang.  Ill,  6.    Bouill.  Ill,  12,  6. 
[Mus.  Nap.  I,  48].    Abweichender  G.  Fir.  26.   vgl.  22:     Die  [Albanische] 
Statue  L.  233.    M.  Frang.  II,  15.    Nap.  I,  46.    Bouill.  I,  47  zeichnet  sich 
durch  das  welt  herahhangende  Gewand,  den  grossen  Drachen  zu  Fdssen 
und  die  turbanartige  Kopfbinde  {d'SQiazQiov"^)  aus,   die  auch  die  Bdsten 
S.  Marco  II,  3.    M.  Worsl.  9  haben.    [Statue,  stehend,  b.  Guattani  1784. 
Nov.  tv.  2;  eine  aus  Epidauros,  Brit.  Mus.  IX,  5.    Visconti  M.  PioCl.  VII. 
p.  97  von  der  Albanischen  Statue,  der  besten,  palliolo,  rica  o  theristrion, 
welches  den  Aerzten  eigen  sei;  ?    Hercules  bibax  hat  es,  z,  B.  Specimens 
of  anc.  sc.  II,  31.]    Askl.  Terracotta,  zeusartig,  M.  Borb.  VIII,   29.    Der 
Askl.    von   Thrasymedes   auf   M.    von    Epidauros    nachgebildet,    Stfeber 
Munchner  Denkschr.  Philol.  I.  S.  160.  Tf.  2,  4.    Askl.  auf  M.  von  Trikka 
der  Schlange  einen  Vogel  gebend,   Fontana  tv.  X,  11.    Schdne  colossale 
Ba*Jte  L.  15.    M.  Nap.  I,  47.    Bouill.  I,  71.    Erhalmer  Colossalkopf  des 
Askl.  zu  Melos  gefunden,   Ann.  d.  Inst.  I.  p.  341  [im  M.  Blacas,  s.  Gab. 
Pourtal^s   p.   51].     Ein   herrlicher  Kopf  Descr.   de  la  Mor^  III.  pi.  29. 
Auf  M.  von  Nikaea,  Mionn.  Bith.  226.    Vgl.  Sprengel  Gesch.  der  Medicin  I. 
S.  205.     Askl.  hat  in  einem  Pompejanischen  GemSlde,  M.  Borbon.  IX,  47, 
auch  den  Omphalos  (vgl.  §.  361.  A.  5)  neben   sich,   der  mit  dem  be- 
kannten    Netz    aus    avinfiata    (aiyidsg    za   ^k    tcov    avsfifidzoov    SiTitva 
Harpokr.)  umwunden  ist.    Man  siefat  daraus,  dass  dies  Symbol  von  Apollon 
auch   auf  seinen  Sohn   dbertragen   worden  ist.    Auch   auf  den   M.  der 
G.  Rubria,  Morelli  I,  7.  8,  ist  es  nicht  ein  Ei  (wie  gewOhnlich  angegeben 


634  Mytholog^ische  Gegenstfinde  der  b.  K.  [395] 

wird),  sondem  der  Omphalos,  welcher  auf  einem  runden  Altar  stehend 
Ton  der  Asklepios-Schlange  umwunden  wird.  Dass  die  Schlange  des 
Genius  loci  sich  um  einen  Omphalos  windet  (M.  Borbon.  IX,  SO),  ist  eine 
andre  Uebertragung  vun  der  Pythischen  Schlange  auf  lialische  Cultuswesen. 

2.  So  zu  Sikyou  von  Kanachos,  in  Gortys  von  Skopas,  u.  in  Phlius, 
nach  Pausan.  u.  den  M.  Sch5ne  Statue  der  Art  bei  Guatt.  Mem.  VI. 
p.  137.  [Mus.  Ghiaram.  II,  9.  Clarac  pi.  549,  1159;  in  Rom  bei  Vesco- 
vali  das.  pi.  545,  1145.]  Eine  Vase  in  Berlin  zeigt  A.  jugendlich  neben 
Hygieia. 

3.  SchOne  Statue  der  Hyg.  bei  Hope  Spec.  26  [aus  Ostia  1797]. 
Hyg.  zu  Gassel,  Ton  Ostia,  Bouill.  I,  48.  Welcker's  Zeitschr.  8.  .172.  Im 
L.  84.  M.  FranQ.  I,  15.  Bouill.  Ill,  13,  2.  Hyg.  Domitia,  nach  visconti, 
aus  Berhn,  M.  Roy.  II,  2.  Bouill.  II,  57;  G.  di  Fir.  28;  Bouill.  Ill,  13,  3; 
8.  Marco  11,  15.  16.  [Clarac  pi.  552—559,  sehr  viel  falsch.  Hygieia  iSsst 
die  Schlange  aus  einem  Krater  trinken,  Impr.  d.  I.  IV,  19.  0.  Jahn 
Beitr.  S.  221.] 

Dieselbe  Gruppe  von  Askl.  u.  Hyg.  findet  sich  auf  Kaiser-M.  von 
Saraos  (n.  267)  mit,  u.  Odessa  (230)  ohne  Telesphoros.  Askl.  u.  Hyg. 
in  Relief,  grosse  Schlangen  n&hrend,  im  L.  254  aus  V.  Borgh.  Bouill.  Ill,  41. 
Clarac  pi.  177.  [M.  PioCl.  II,  3,  Clarac  pi.  546,  1151  B.  in  Gruppe.] 
SchOne  Figuren  auf  dem  Diptychon  §.  312.  A.  3.  Aehnlich  m  der  Silber- 
arbeit  Ant.  Ere.  V.  p.  271.  Askl.  sitzend ,  Hyg.  stehend  M.  Cap.  IV,  41. 
Beide  als  Mittelpunkt  des  Weltsystems  auf  einer  Gemme,  Guatt  M.  I.  1787. 
p.  LVII.  Askl.  gelagert,  in  einem  schOnen  Relief,  St.  di  S.  Marco  II,  17. 
Dank  des  Genesenen  an  Askl.,  durch  die  Gratien  ausgedrQckt,  PCI.  IV,  12. 
Supplication  einer  Familie  an  Askl.  u.  Hyg.,  Votivtafel,  Beschr.  Roms  II,  D. 
S.  183.  Aehnlich  Gerhard  Ant.  Bildw.  113,  4.  Opfer  an  Hyg.  M.  Cap. 
IV,  42.  Oft  auf  Gemmen,  Tassie  n.  41  il  ff.  [A.  u.  H.  vom  Thierkreis 
umgeben,  Carniol,  Guattani  1787.  p.  56.]  Telesphoros  L.  510.  Bouill. 
in,  13,  1.  Clarac  pi.  334.  Koronis,  Asklepios  Mutter,  auf  M.  von 
Perg'amon,  erne  ganz  verhailte  Figur.  Vaillant  N.  Imp.  Gr.  p.  301.  Auf 
M.  von  Epidauros,  unter  Caracalla  (in  Wien),  sieht  man  den  kleinen  Askl. 
unter  der  Ziege  am  Berge  Myrtion  und  den  herbeieilenden  Hirten  Arestha- 
nas.  Pans.  II,  26.  Auf  R6m.  M.  derxg.  Rubria  Askl.  als  Schlange  um 
ein  Ei  gewickelt.  Die  Ankunft  dieser  Askl.- Schlange  auf  Bronze-M.  mas. 
mod.  von  Antoninus. 


5.    Urwelt;  IklenschenschOpf^ng. 

1  395.    Die  Griechische  Kunst  konnte   es  sich  nicht  zum 

Ziele  setzen,  die  Vorstellungen  alterer  dem  dunkeln  Ursprunge 
der  Dinge  naher  stehender  Gottheiten  zu  gestalten;  Uranos, 


[395]  Gaea,  Kronos,  Rhea,  Atys,  Kabiren.  635 

Gaea  und  das  von  ihnen  entsprossene  'Htanengeschlecht 
kommen  nie  fur  sich  als  bedeutende  Kunstwerke  vor,  wenn 
auch  besonders   die  ErdgSttin  in  Gruppen  |und  Reliefdarstel- 
lungen  ihre  Stelle  findet.      Bedeutender  tritt  Kronos   her-  2 
vor,  welchen  die  Verdeckung  des  Haupts,  oft  auch  das  ge- 
rade  herabhangende  Haar,  und  seine  Waflfe,   die  sichelfor- 
mige  Harpe,  bezeichnet.     Rhea  erhielt  eine  gr5ssere  Bedeu-  3 
tung  durch   die  Vermischung  mit    der  MuttergSttin   des 
Phrygischen   Dienstes;    schon   Phidias   bildete   diese  fur   ein 
Athenisches  Metroon;   die  Thurmkrone,  die   Handpauke  als 
Zeichen  ihres  enthusiastischen  Dienstes,  das  L5wengespann 
machen  sie  kenntlich.     Mehr  orientalisch  ist  die  Geslalt  und  4 
das  Gostum  des  wenig  in  Hellas   eingeburgerten  Atys  ge- 
blieben.    Die  Kabiren   sind  nur  als  Localdaemonen  in  ei-  5 
nige  Kunstdarstellungen  gekommen. 

1.  Gaea  bei  Erichthonios  Geburt  §.371.  A.  4.  Gaea-Kybele  thronend, 
M.  Borbon.  IX,  21.  Gaea  mit  Stier,  Schale  von  Aquileja  [M.  d.  I.  II[,  4]. 
Die  Erde  oft  als  eine  an  einen  Globus  gelehnte  Figur  mit  FQllhorn,  die 
vier  Jahreszeiten  herankommend ,  auf  Gemmen,  Lipp.  Suppi.  66,'  u.  M. 
(Tellus  stabilita),  Vaillant  De  Camps  p.  49.  Aehnlich  in  geschnittenen 
Steinen.  —  Titanen  -  Maske  §.  391.  A.  5.  Die  Titanen  u.  Zagreus  Zo^ga 
Bass.  81. 

2.  Kronos  mit  verhfllltem  Hinterhaupt  und  ocQnrjj  Wandgem.  Gell 
N.  Pomp.  pi.  74.  M.  Borb.  IX,  26,  auf  Gemmen  G.  M.  I.  Sein  Kopf  auf 
ROm.  Denaren  mit  der  Harpe  (vgl.  Passeri  Luc  I,  9),  die  oft  auch  gezahnt 
ist.  Auf  Aegypt.  Munzen  hat  sie  eine  gerade  und  eine  krumme  Spitze, 
Boettiger  Kunstmythol.  8.  230.  Bflste  PCI.  VI,  2,  1.  Kronos  verhflllter 
Thron,  L.  156.  G.  M.  2.  Clarac  pi.  218.  Die  M.  G.  M.  3  zeigt  Kronos- 
Suchos,  §.  232.  A.  Rhea  dem  Kronos  am  Phrygischen  Ida  zugefflhrt,  als 
Zuschauer  in  drei  kleinen  Figuren  die  Kabiren  (Bull.  d.  Inst.  1822.  p.  189), 
Oder  als  Torgreifende  Andeutung  die  drei  Kroniden  (Schelling.  Kunstbl. 
1833.  N.  66),  Pompej.  Wandgem.  M.  Borb.  II,  59,  Gell  N.  Pomp.  pi.  41. 
Inghir.  G.  Omer.  131.  [Vielmehr  der  Besuch  der  Hera  bei  Zeus  auf  dem 
Ida,  R.  Hochette  Peint.  de  Pomp^i  pi.  1,  Temite  Pompej.  Wandgem.  bei 
Reimer  Heft  3.  Tf.  22.]  Verschlingung  der  Kinder  M.  Cap.  IV,  5.  6.  G.  M.  7. 16. 

3.  Thronende  Statue  der  Kybele.  PQ.  I,  40.  Stehende,  8.  Marco  II,  2. 
Clarac  pi.  395—396  C.  396  E.  410  C.  Kyb.  thronend,  ein  Korybant 
tanzend.  Relief  bei  Gerhard  Ant.  Bildw.  22.  (Korybanten-Tanz,  Relief 
PCI.  IV,  9.  Beschr.  Roms  H,  II.  8.  211.  vgl.  351.  A.  1.)  Kyb.  thronend, 
mit  LOwen  neben  sich,  sch6ne  Figur  auf  M.  von  Laodikeia,  Mionnet  n.  701. 


636  Mythologische  Gegenst&ide  der  b.  K.  [396] 

Kyb.  thronendf  einen  Zweig  in  der  Hand,  von  L5wen  amgeben,  daneben 
Atys  u.  eine  Fichte,  M.  der  Faustina,  Pednisi  Y,  13,  2.  Ygl.  Boissaid 
ni,  133.  Kyb.  auf  LOwen  reilend,  in  einem  Gemalde  des  Nikomacbos, 
und  auf  der  spina  Girci.  [Villa  Pamfili  tb.  35  auf  einer  Gemme,  Hirt  I,  4. 
Stehend  zwiscben  zwei  schmeichebiden  LOwen,  Bruchstiick  einer  kleinen 
Statue ,  d*Agincourt  fragra.  en  ten-e  cuite  pi.  21 ,  7.  Thronend  zwiscben 
LOwen  in  Statuetten  und  Reliefen  unzSbligemal  in  Athen.]  Hit  LOwen- 
gespann  auf  M.  der  g.  Tolteia  u.  a.  —  Taurobolien-  u.  Kriobolien-Altdre, 
de  Boze  Ac.  des  Inscr.  II.  p.  475.  Zo^ga  Bassir.  13.  14.  Boissard  III,  47. 
Y,  33.  34.  Passed  Luc.  I,  19.  Widderopfer  an  Kyb.,  Relief  L.  551. 
Glarac  pi.  214.  ygl.  Welcker  Ann.  d.  Inst.  Y.  p.  161.  Einige  andere 
Monumente  des  Dienstes  G.  M.  9  - 15.  Livia  als  Magna  mater  §.  200.  A.  2. 
Die  grosse  Mutter  mit  Pan,  oben  §.  387,  7. 

4.  Atys,  SUtue  Altieri  Guatt.  M.  I.  1785.  Marzo.  tv.  3.  M.  Flor. 
m,  80.  Atys  mit  der  Pinie,  Passeri  Luc  I,  17.  Atys  mit  Pedum  und 
Syrinx  auf  einem  Widder  zu  einer  Pinie  getragen ,  Buonarr.  Med.  p.  375. 
Atys  sich  verschneidend  und  andere  Darstellungen  des  Dienstes  auf  den 
contomiatis,  die  fQr  ludi  (Megalesii)  geschlagen  wurden.  Ygl.  Thes.  Ant 
Gr.  I,  5.  Archigallus  (gemalt  von  Parrhasios  nacb  Plin.),  Relief  des 
M.  Cap.  lY,  16.  Gt.  M.  15*.  Abbandlung  dartlber  von  Domen.  G«orgius. 
Rom  1737.  Herausg.  Winck.  IV.  8.  269  acrr^ayorilcor^  fidari^,  womit  die 
Ckdlen  iv  toic  Mtftgipoii  gezQcbtigt  wurden.    Plut.  adv.  Colot.  33. 

5.  Kabiren  sicber  auf  M.  von  Tbessalonike  (Kyl^ele  auf  der  andem 
Seite)  mit  dem  Rhyton  in  der  R.,  dem  Hammer  in  der  L.  N.  Brit.  ,5,  3. 
Gousin^ry  Mac6d.  I.  pi.  1 ,  3—6.  Welcker  Prometh.  zu  8.  261.  Auf  M. 
von  Syros  (nach  Sestini)  ganz  Dioskurenartig,  Mionnet  Suppl.  lY.  pi.  12,  2. 
p.  404.  [Die  Sicilischen  Pa  liken,  Yase  jetzt  im  MQnzcabinet  zu  Paris, 
Ann.  d.  I.  II.  tv.  I.  p.  245—57,  auch  im  GHorn.  d.  scienze  1.  ed.  a  Pa- 
lermo 1831.  XXX Y.  p.  82,  Zeitscbr.  fflr  die  A.W.  1838.  8.  235.  Feuer- 
bacb's  Erkl&rung  von  der  Werkstatt  eines  Bildgiessei's  Kunstbl.  1845.  N.  37 
scheint  bei  dieser  Vorstellung  nicbt  zulfissig.] 

1  396.  Der  Titanische  Himmelstrager  Atlas  wird  auf 
Vasengemalden  fast  scherzhafl  dargestellt,  in  spaterer  Zeit 

2  als  Trager  von  astronomischen  Globen  gebraucht.  Prome- 
theus sinnvoUe  Fabel   reizte   schon  an  sich  zur  Darstellung, 

3  besonders  des  angeschmiedeten  und  befreiten  Titanen ;  in  den 
spatem  Zeiten  des  Heidenthums  wurde  sie  rait  der  Fabel 
von  Eros  und  Psyche,  den  Moeren  und  manchen  Sagen  des 
Heroenthums  zusammen  zu  grossen  allegorischen  Darstellun- 
gen des  Menschenlebens  an  Sarkophagen  gebraucht.  Die 
Giganten,   die  als  Gegner  vieler  Gotter,   besonders  aber 


r 


[396]  Atlas,  Promelheus.  637 

des  Zeus  und  der  Athena  erscheinen,  fasst  die  altre  Kunst, 
der  alten  poetischcn  Vorstellung  gemass,  als  ein  riesenhaftes 
Heldengeschlecht,  erst  die  spatere,  in  Beziehung  auf  ihre  Erd- 
geburt,  als  felsenschleudemde  Schlangenfussler. 

1.  Atlas  mit  Herakles  am  Kasten  des  Kypselos,  vgl.  Philostr.  II,  20. 
Inghir.  Mon.  Etr.  V,  17.  Passeri  Pict.  HI,  249.  Hamilton  III,  94  (68). 
Aehnlich  in  der  Spiegelzeichnung  Micali  36,  3.  [M.  Gregor.  I,  36,  2,  Grer- 
hard  Etr.  Spiegel  II,  137],  (wo  nur  ein  Segment  des  Himmels  angegeben 
ist).  —  Der  Farnesische  Atlas,  Gori  Gem.  astrif.  T.  III.  P.  I.  lb.  1  —  6. 
M.  Borb.  5,  52.  Hirt  15  a.  b.  16,  1.  Als  TrSger  des  2k)diacus  in  der 
Statue,  Guattani  M.  I.  1786.  p.  52.  Zogga  Bass.  108.  Vgl.  Letronne 
Ann.  d.  Inst.  II.  p.  161.  [Atlas  als  HimmelstrSger,  s.  Gerhard  Arcbemoros 
und  die  Hesperiden  B.  1838.  Tf.  2.  S.  32  vor  der  Sphinx,  Bull.  Napol.  IV. 
Tf.  5.  S.  105.  Atlas  thronend  nach  einer  Apulischen  Scherpe,  Gerhard 
EOnig  Atlas  u.  die  Hesperiden  B.  1841.]  Atlas  den  Zodiakus  observirend  als 
Astronom,  Gontorniat  bei  Patin  Thes.  p.  104.  Atlas  Bronze  von  Obem- 
dorf  in  Munchen.  [Der  angebliche  Atlas  in  Marseille  bei  Millin  Voy.  au 
midi  de  la  France  pi.  36,  2  scheint  nur  ein  Trager  mit  einem  Schlauch 
auf  den  Schultern.]  Die  Bildwerke  der  Gandelaber- Basis,  tv.  agg.  £., 
mOchten  sich  ganz  auf  die  PaUas  beziehen  (Eule,  Helm  und  Gi^ant^  ofifen- 
bar,  Tgl.  die  kleine  Statue  §.  371.  A.  3,  nicht  Erichthonios,  wie  Gerhard 
Arcbemoros  S.  38  erkl&rt.)  R.  Rochette  M^m.  sur  les  repr^s.  fig.  du 
personnage  d' Atlas  1835.\8.  p.  63  ff.   Gt,  Hermann  de  Atlante,  Lips.  1836.  4.] 

2.  Prometheus,  Feuer  bringend,  Bartoli  Luc.  2.  Gemme,  Broendsted 
Voy.  11.  pi.  45.  p.  306.  Strafe,  Liban.  'Eqpp.  p.  1116,  Epigr.  von  Julian 
in  der  AntboL,  Bartoli  Luc.  3.  Befreiung  durch  Herakles,  von  Euanthes 
gemalt,  Achill.  Tat.  HI,  8  (ahnlich  me  auf  dem  Capitol.  Sarkophag). 
[M.  Gapit.  IV,  25.]  Prometheus  (Prumathe)  befreit  von  Herakles  und 
Kastor  (Galanice  d.  i.  KalllviKog,  CasturO,  Relief  eines  Etr.  Spiegels, 
Micali  50.  —  Prom,  den  Menschen  bildend,  welchen  Athena  durch  den 
Schmetterling  belebt,  L.  322.  Glarac  pi.  215;  G.  M.  381 ;  Bartoli  Luc.  1; 
Broendsted  a.  0.  [Prometheus  am  Felsen  von  Panaenos;  erdichtete 
Anekdote  uber  Parrhasios  in  dieser  Beziehung  Trilog.  S.  46.  Archaische 
Kylix,  der  angefiesselte  Pr.  vom  Geier  verzehrt  und  Tityos,  Gerhard 
Auserl.  V.  U,  86.  M.  Gregor.  II,  67,  3.  Basrelief  aus  V.  Altieri  in  Rom, 
Engravings  of  the  statues  cet.  of  H.  Blundell  pi.  108.  Schneidewin*s 
Pbilologus  I.  S.  348.  Herakles  erschiesst  den  Geier,  Vase  von  Ghiusi  in 
Berlin  N.  1837,  Bull.  1835.  p.  41.  1840.  p.  148.  0.  Jahn  Archaeolog. 
Beitr.  Tf.  8.  8.  229 ;  auf  einem  Wandgemtlde  Zahn  II,  30,  0.  Jahn  S.  226. 
Pr.  befreit  von  Herakles  und  Kastor,   Spiegel  Micali  Storia  tv.  50,  1, 


638  Mythologische  GegenstSlnde  der  b.  K.  [396] 

(Gerhard  Spiegel  II,  138,  von  Her.  und  ApoHon  II,  139.    Prom,  erscheint 

♦  

versflhnt    vor    Here,    sehr    schdnes    Vasengem&lde    Bull.    1846.    p.    114. 
Archaeolog.  Zeit.  IV.  8.  287.] 

3.  Die  Darstellung  des  Sarkophags  Admir.  Bom.  66.  67.  M.  Gap. 
lY,  25.  6.  M.  383  reiht,  von  der  L.  zur  B.  laufend,  aneinander  die 
Trennung  der  Beeie  von  Eros,  Bildung  des  MenschenkOrpers  durch  Prom, 
aus  den  Elementen,  Belebung-.tlurch  Athena,  Tod  und  HeimfQhrung  der 
Seele  durch  Hermes,  u.  fCigt  als  Schlusspunkte  daran,  zur  B.  die  Schmiedung 
der  Fesseln  des  Prom.,  zur  L.  die  Befreiung  durch  Herakles,  offenbar  in 
Orphischem  Sinne.  [0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  169  f.]  Verwandte  Vor- 
stellungen  PCI.  IV,  34.  G.  M.  382 ;  Beschr.  Boms  II,  II.  S.  189 ;  L.  433. 
V.  Borgh.  I,  17.  M.  Nap.  I,  15.  Bouill.  Ill,  41,  2.  Glarac  pi.  215;  L.  768. 
Millin  Voy.  dans  le  midi  III.  p.  544.  Bouill.  41,  1.  Glarac  pi.  216;  Gerh. 
Ant.  Bildw.  61.  Neapels  Ant.  S.  52.  (Wie  in  dem  ersten  Bildwerke  das 
Ghaldaeische  in  der  das  Horoskop  aufzeigenden  Parze  bemerklich  wird: 
so  scheint  auch  die  alttestamentliche  Sage  von  Adam  und  Eva  und  der 
Schlange  hier  aufgenommen  zu  sein,  nach  Boettiger,  Tagebuch  der  Fr.  v. 
d.  Becke  IV.  S.  32;  nach  Panofka  Ann.  IV.  p.  80  fT.  sind  es  Deukalion 
und  Pyrrha.) 

4.  Giganten  als  Biesen  in  Agrigent  §.  109.  N.  20.    Heldepartig  in 
Selinus  §.  90.  A.  2,   Ephialt  §.   143.  A.  1),  an  dem  Peplo.*(  der  Pallas      . 
§.  96.  N.  7.    Schlangenfassig  mit  SchuppenkOrpem  und  zugleich  geflClgelt 
auf  Vasen  von  Volci,   M.  Etr.  p.  53.  n.  530.    Sclilangenfussig ,   bei  Zeus 

§.  351.  A.  2.  Apoll  §.  362.  A.  2.  Artemis  §.  365.  A.  5.  Athena  §.  371. 
A.  3.  [Poseidon  §.  356.  A.  4.  Dionysos  §.  384.  A.  6.]  Ai-es  §.  373,  A.  1. 
Am  Boden  sich  walzend  und  baumend  in  dem  BeFief  PGl.  IV,  10.  vgl. 
Impr.  d.  Inst.  I,  63.  Ein  bronzeues  Bildwerk  zu  Byzanz  st elite  die 
schlangenfQssigen  Giganten  gegen  alle  Gdtter  mit  Felsen  und  Eichb&umen 
kSmpfend  vor,  nur  der  dem  Eros  entgegengestellte  zieht  sich  freiwillig 
zuruck.  Themist.  p.  177.  Pet.  Schlangenfussige  Giganten  als  Telamonen 
in  einem  Etr.  Grabe,  M.  I.  d.  Inst.  II,  4.  Gigantomachie  an  der  sQdliehen 
Mauer  der  Akropolis  in  Athen  Paus.  I,  25,  2.  vgl.  Plut.  Anton.  60;  am 
Schilde  der  Pallus  von  Phidias;  auf  einer  Vase  von  Volci  in  Berlin, 
Levezow  Verz.  N.  1002  [Gerhard  Trinkschalen  Tf.  10.  11];  an  einer  Agri- 
genter  Vase,  Baff.  Politi  la  pugna  de'  Giganti,  Palermo  1828  [ist  die  Vase 
M.  d.  I.  1,^0;  am  Peplos  der  Dresdner  Pallasstatue.  Amphora  zu  Florenz, 
Zeus  mit  Herakles  auf  dem  Wagen,  Athene,  Ares  und  zwei  Giganten, 
Gerhard  Auserl.  V.  I,  5.  Elite  I,  1.  Inghirami  V.  fittili  I,  75.  Archaische 
Kylix,  Kampf  zu  Wagen  und  zu  J'uss,  Gerh.  Auserl.  V^I^  61.  62;  das.  63 
CKgantenkSmpfe  von  Athene  u.  Dionysos  angefQhrt;  u.  II,  84.  85  Kylix  ''^ 
mit  rothen  Figuren,  worin  Herakles  u.  AY  A 10  Z  Hauptrollen  spielen; 
Fries  einer  Hydria,  schwarze  Figuren,  £lite  I,  2;  eine  archaisch-Oriechische 


[397]  Hades,  Schattenreich,  Giganten.  639 

• 

'^  Amphora  bei  Micali  M.  ined.  1844.  tv.  37,  die  Erkiarung  berichtigt  von 
Cavedoni  Osserv.  cr.  sopra  i  Mon.  ined.  Modena  1844.  p.  23.  Fries  einer 
Hydria  mil  rothen  Figuren  Elite  I,  3,  Kyiix,  I,  4,  aus  M.  Chiusino  171, 
Poseidon  u.  fQnf  andere  Figuren.  Eine  zweite  grosse  Kylix  des  Berliner 
Museums  N.  1756  Archaeol.  Zeit.  II.  S.  264  ff.  von  dem  Maler  Aristophanes, 
TOpfer  Erginos,  mit  den  Namen  der  Streiter.  Wie  auf  der  Kylix  N.  1002_ 
Zeus  zu  Wagen,  Herakies,  Athene  und  Hermes,  Poseidon,  Hephaestos  je 
einem  Giganten  gegenuberstehen  und  an  einer  des  Due  de  Luynes  (vorher 
Beugnot),  Vases  Luynes  pi.  19.  20.  Ann.  XII.  p.  251.  Gerh.  Trinkschalen 
Tf.  A.  B^  Hephaestos,  auf  den  Klytios  zwei  in  der  Zange  gefasste  Gliib- 
massen  schleudert,  Poseidon  die  Insel  Nisyros  auf  den  Polybotes  wirft, 
Artemis  ihren  Gegner  mit  Bogen  und  Speer  angeht  (wie  Miliingen  Uned. 
Mon.  9),  und  ApoUon  xQ'^^f'^^^Q  (dieser  scheint  gemeint)  den  Ephialtes 
mit  dem  Schwerte  niederhaut,  Dionysos  seinen  Gegner  mit  Weinreben 
verstrickt,  Athene  den  Enkeiados  durchbohrt,  so  ist  hier  ^hnliche  Anord- 
nung.  Ganz  eigenthfimlich  ist  die  grandiose  Composition  einer  grossen 
Vase  von  Ruvo  im  Besitz  des  Baron  Lotzbeck,  die  zugleich  den  Archemoros 
und  den  Orestes  enthglt,  Zeus  mit  Nike  in  der  Quadriga  (wie  an  der 
Tischbeinschen  Vase  §.  351.  A.  2),  Athene  u.  Artemis  aus  gleicher  HOhe, 
Herakies  unten  kampfend,  Minervini  im  Bull.  Napol.  II.  p.  105.  tv.  ^,  III, 
p.  60,  E.  Braun  im  Bull.  d.  I.  1845.  p.  100—104.  Eins  der  ersten  Denk- 
m&ler  hinsichtlich  der  Kunst  ist  ein  Bruchstflck  eines  sehr  grossen  Kraters 
aus  Ruvo  von  der  schOnsten  Nolanischen  Fabrik,  von  sehr  geistreicher 
Composition  und  Erfindung,  die  Kampfer  nicht  paarweise,  Ares,  Hephaestos, 
Satyr  und  Maenas,  ein  Satyr  in  kriegerischer  Rflstung,  Apollon  auf  einem 
Viergespaim,  die  Sonne  vorauf,  die  Giganten  in  Thierhauten,  darunter 
ENKEAAdOZ,  Vermuthlich  ist  in  die  Gigantomachieen  der  Vasen  viel 
flbergegangen  von  dem  Peplos  der  Panathenaeen,  Procl.  in  Tim.  p.  26  extr.] 


6.    Unterwelt  und  Tod. 

397.  Der  Herrscher  des  Schattenreiches ,  Hades,  uii-  1 
terscheidet  sich  durch  starkere  Bekleidung,  ausgenommen 
wenn  er  als  Rauber  der  Kora  in  rascher  Thatigkeit  erscheint, 
durch  das  in  die  Stim  hereinhangende  Haar  und  sein  dust- 
res  Ansehn  genug  von  seinen  Briidern,  neben  ihm  thront, 
mit  entsprechendem  Charakter,  Persephone  als  Stygische 
Hera.  Darstellungen  dieser  Gottheiten  und  der  gesammten  2 
Unterwelt  sind  indess  auf  Vasen,  Todtenurnen  und  Sarko- 
phagen  nicht  so  haufig,  als  man  erwarten  soUte;  das  Alter- 
thum  liebt  durch  Scenen  aus  ganz  andem  Mythenkreisen 
heitere  Vorstellungen  vam  jenseitigen  Leben  und  Hofifhungen 


640  Mythologische  GegensULnde  der  b.  K.  [397] 

einer  Palingenesie  zu  erwecken,  und  benutzt  dazu  besonders 
den  Bacchischen  in  der  durch  die  Orphiker  gegebnen  Auflfas- 

3  sung.  Die  freundliche  Ansicht  von  Grab  und  Tod,  welche 
sich  das  Alterthum  zu  erhalten  suchte,  bewirkt  auch,  dass 
wir  Schlaf  und  Tod  in  seinen  Kunstwerken  nicht  zu  unter- 
scheiden  vennogen,  wenn  nicht  uberhaupt  der  scheinbare  To- 
desgenius  immer  bios  ein  Schlafgott  ist,  und  die  eigentliche 

4  Darstellung  des  Thanatos  eine  ganz  andre  ist.  Die  zaube- 
rische  und  gespenstische  H  e  k  a  t  e  ist  bin  und  wieder  fur  Cul- 
tusbedarf ,  und  zwar  schon  seit  Alkamens  mit  drei  Korpem, 
dargestellt  worden,  aber  jetzt  fast  nur  in  kleineren  Bronzen 

5  erhalten.  Das  alteste  Bild,  in  welchem  eine  durch  Entsetzen 
todtende  daemonische  Gewalt  von  den  Griechen  verkSrpert 
wurde,  das  Gorgoneion,  behalt  in  der  sicher  erst  seit 
Praxiteles   zu   erhabner  Schonheit   umgebildeten   Form  nur 

.  einen  unter  Anmuth  und  Lust  tiefverborgenen  Ausdruck  von 
vernichtender  Todesangst. 

1.  Fur  den  einzigen  echten  Kopf  des  Hades  hall  Visconti  eine 
treffliche  BQste  des  Princ.  Ghigi  PCI.  II,  A.  9.  [vgl.  Meyer  zu  Winckelm. 
IV,  317.]  Doch  ist  wohl  auch  der  Basallkopf  VI,  14  mehr  Hades  als 
Serapis  Statue  (Serapis  nach  Zo€ga)  PCl.  II,  I.  [In  Villa  Ludovisi  sleht 
hinten  an  der  Mauer  ein  Pluto,  der  Kopf  erganzt  nach  dem  zu  seinen 
Fiissen  liegenden  Widderkopfe.  In  derselben  Villa  eine  Bilste  des  Pluton 
mit  breitem  Band  urn  das  Haar.  Vielleicht  auch  August.  Tf.  39.  Ein 
thronender  Pluton  aus  der  Zeit  der  Antonine,  Nibby  M.  scelti  d.  V.  Borgh. 
tv.  39.  p.  127.  Einer,  halb  lebensgross,  in  den  Thermen  des  Titus  1811 
gefunden  und  in  das  Capitol  gebracht,  F.  Schlegel  Deutsch.  Mus.  1812. 
S.  458.  Wandgemalde  aus  einem  Grab  in  Vulci  M.  d.  I.  II,  54.  Ann.  X. 
p.  249.]  H.  thronend  auf  Kaiser-M.  von  Kyzikos,  auf  Lampen,  Passeri 
III,  73.  74.  Bartoh  II,  6.  8,  kaum  von  Serapis  zu  scheiden.  Ein  Zeus-H. 
auf  der  Bentinckschen  Gemme,  Cannegieter  de  Gemma  Bent.  Traj.  ad 
Rb.  1764.  SchOnes  Relief  PCI.  [Beschr.  des  Vatican  S.  122]  (wo  neben  dem 
Doppelthron  Eros  u.  Psyche,  oder  ein  weiblicher  Schatten,  stehn).  H.,  Eora, 
Hermes  an  einer  Ara,  G.  Giust.  II,  126,  3.  Gemalde  G.  M.  343.  Die  vollst&n- 
digste  Darstellung  der  Unterwelt,  H.  als  Zeus  der  Unterwelt,  Kora  mit  Fackel, 
die  Todtenrichter,  die  seligen  Heroen,  Tantalos,  Sisypbos,  Orpheus,  Herakles 
als  Besucher  des  Schattenreichs,  Vases  de  Canosa  3.  cf.  M.  d.  I.  II,  49.  50. 
Ann.  X.  p.  19.  Vase  mit  Orpheus  und  Bellerophon.  Aehnlich  die  ebenfalls 
Apulische  Vase  bei  R.  Rochette  M.  I.  pi.  45.  p.  179,  wo  die  Unterwelt  und 
die  Feier  des  Todten  durch  Darbringungen  in  ein  Ganzes  zusammengezogen 


[397]  Schallenreich.  641 

sind  (oben  die  Qnal  des  Ixion).  Landung  in  der  Unterwelt,  die  Mdren, 
Lethe  den  Trank  reichend,  G.  Giust.  H,  126,  2.  PQ.  IV,  35.  [Reich- 
haltige  Vorstellung  der  Unterwelt  an  einer  Vase  in  Carlsruhe  M.  d.  I.  II, 
49,  Archaeolog.  Zeit.  I.  Tf.  1;  hier  Tf.  12  die  Vase  von  Canosa,  II.  Tf.  13 
eine  Vase  zu  Neapel,  Tf.  14  die  aus  M.  Blacas  pi.  7,  Tf.  15  eine  aus 
Ruvo  mit  Theseus  u.  Pirithous;  III.  Tf.  25  eine  Etrurische  Todtenkiste; 
zwei  andere  sind  beschrieben  I.  S.  191.]  Charon  auf  einer  Vase  von 
Aegina,  von  den  Seelen  als  kleinen  Fltlgelfigiiren  umgeben,  Mag.  encycl. 
1811.  II.  p.  140.  [Stackelb.  GrSber  Tf.  47.  48.]  Bezahlung  des  Obolus 
an  Charon,  Bartoli  Luc.  I,  12.  Charon  die  Urne  mit  einer  Klepsydra 
Qberfahrend ,  Gemine  bei  Christie,  Paint.  Vases  5.  Wiedererkennung  in 
Elysion,  Bartoli  Pitt,  del  Sep.  dei  Nasoni  7.  Danaiden  und  Oknos, 
Symbole  des  thorichlen  und  trSgen  Sinnes,  \ye\  Polygnot  §.  134.  A.  3. 
(vgl.  liber  Oknos  Kratinos  bei  Suidas  s.  v.  ovov  nonai,  Diod.  I,  97.  §.  391. 
A.  9).  Beide  nach  Vise,  in  dem  Relief  PCI.  IV,  36.  |Vier  Danaiden  ge- 
fldgelt  (als  Seelen)  schdpfen  Wasser  in  ein  Fass,  Sisyphos  w&lzt  den  Stein, 
Etr.  Vase,  Inghirami  Vasi  fitt.  II,  135.  Oknos  und  eine  Danaide  an  dem 
Fries  eines  Grabes,  Campana  due  sepolcri  R.  1840.  tv.  II  C.  und  VII  B.. 
p.  10.  Oknos  in  den  noch  unedirten  WandgemS.lden  eines  Columbarium 
der  V.  Pamfilit  wovon  Copieen  in  Munchen  sind.]  Andre  Slrafen  der 
Unterwelt  PCI.  V,  19.  (Tantalos,  Sisyphos,  Ixion) ;  Bartoli  Sepj  56.  (Ixion, 
Tantales,  Atlas).  [Der  Sarkophag  bei  Bartoli  ist  derselbe  wie  der  im  PCI. 
V,  19,  und  die  das  einemal  Atlas  genannte  Figur  ist  Sisyphos,  &hnlirh  wie 
bei  Gerhard  Auserl.  V.  II,  86.  Sisyphos  das.  auch  Tf.  87.  0.  Jahn 
Archaeol.  Heitr.  S.  230.  Tantalos  nach  Wasser  schnappend,  Gernme  bei 
Micali  Storia  tv.  116,  9.]    Der  Stromgott  Acheron  Bartoli  Sep.  57. 

• 

2.  Namentlich  durch  den  Raub  der  Kora  (xd^oSog  u.  avoSog);  die 
Dioskuren  (Weclisel  zwischen  Licht  und  Grab;  darum  neben  Hades  auf 
der  Lampe,  Bellori  II,  8.  vgl.  §.  414);  Endymion  (susser  Schlaf,  dabei 
erscheint  Luna  im  Zeichen  des  Krebses,  in  Bezug  auf  die  Sterbezeit,  an 
dem  Sarkophag  in  Munchen  197.  Gerh.  Ant.  Bildw.  I,  37,  auch  trogen 
die  Personen  BildnisskOpfe,  Gerh.,  Beschr.  Roms  I.  S.  329);  Eros  u.  Psyche 
(endliche  Beseligung);  das  Schicksal  des  Protesilaos,  der  Alkestis  und  des 
Hippolytos  (Riickkehr  in's  Leben  und  Palingenesie) ;  Nereidenztlge  (die 
Reise  nach  den  seligen  Inseln,  wohin  Thetis  den  Achill  gefuhrt);  Herakles 
^en  Kerberos  aus  der  Unterwelt  heraufholend  (Besuch  der  Unterwelt  und 
Ruckkehr).  Schon  die  Etrusk.  Urnen  spielen  manche  dieser  Mythen  ah- 
sichtlich  in's  AUgemein-Menschliche  hinQber.  Das  Relief,  G.  di  Fir.  St. 
153,  zeigt  zugleich  die  Kora  von  Hermes  und  Alkestis  von  Herakles 
empoi-gefahrt,  beide  mit  der  Hora  (vgl.  §.  358.  A.  3  und  die  Orph. 
Hymn.  43,  6  ff.);  auch  dem  Todten  wird  seine  mga  zu  Theil  werden. 
Das  Bacchische  waltet  an  den  Sarkophagen,  die  zum  Theil  auch  aus 

O.  MO  11  •  r't  Archaeologie.    4.  Aafl.  41 


642  Mythologische  GegensULnde  der  b.  K.  [397f 

Keltergefassen  hervorgegangen  (Visconti  PCI.  IV.  p.  57.  §.  301.  A.  5).  be- 
sonders  vor,  vgl.  206.  A.  2.  Der  Mythus  des  Protesilaos,  welcher  Wieder- 
vereinigung  der  Geliebten  verheisst,  ist  in  dem  Relief  PGl.  V,  18  enl- 
schieden  Orphisch  behandelt  worden;  indem  die  von  Protesilaos  besucbte 
Laodameia  als  eine  Theilnehmerin  Bacchischer  Orgien  bezeicbnet  wird, 
vgl.  §.  345*.  A.  3,  ganz  wie  die  Charite  Appulej.  Mel.  VIII.  p.  169.  Bip. 
An  der  Ara  PCJ.  IV.  25.  Zo€ga  Abbandl.  Tf.  3.  4.  Beschr.  Roms  II,  11. 
S.  98  (T.  werden  das  Mabl  des  Ikarios  und  KentaurenzQge  mil  der  L&u- 
terung  der  Psyche  verbunden;  vgl.  §.  391.  A.  9.  Andre  Lieblingsvorstel- 
lungen  slnd  Reisen  zu  Lande  oder  zu  Wasser  (Passeri  de  animarum 
transvectione ,  Thes.  Gemm.  astrif.  III.  p.  113),  oft  bocbst  sinnreicb  aus- 
gebildet,  z.  B.  wenn  die  Urne  von  einem  Delphin  nach  den  Inseln  der 
Seligen  getragen  wird,  Lipp.  Suppl.  465.     Vgl.  §.  431. 

3.  Lessing  Wie  die  Alien  den  Tod  gebildet  haben  (als  Genius  roit 
der  Fackel).  Herder  Wie  die  A.  d.  T.  g.,  in  den  Zerslreulen  Blattern 
(mittelbar  durcb  den  Scblaf).  Ein  Jilngling  mlt  geneigtem  Haupte  schla- 
fend  PCI.  I,  29.  Mit  den  Armen  uber  dem  Kopfe,  an  eine  Cypresse  ge- 
lehnt  (Thanatos  nach  Vise.,  Hypnos  nach  Zo6ga),  schOne  Figur  im  L.  22. 
M.  FranQ.  I,  16.  Bouill.  I,  19.  Clarac  pi.  300;  ebenso  PCI.  VH,  13; 
[in  einer  schOnen  Bronze  zu  Florenz,  Wicar  I.  pi.  85]  beim  Raube  der 
Kora,  Welcker  Zeitschr.  S.  38.  461.  Mehr  knabenartig,  gefliigelt,  auf  die 
Fackel  gestdtzt  und  die  H^nde  darQber  gekreuzt  Bouill.  Ill,  15,  4;  Zo6ga 
Bass.  15.  Hirt  27,  5  (mit  der  Beischrift  Somnus)  u.  oft.  Todesgenius 
mit  der  gesenkten  Fackel,  Gerhard  A.  Bildw.  I,  83.  vgl.  Narciss.  Auf 
die  Fackel  gestfltzt,  die  Hand  an  der  Wange,  daneben  ein  Schmetterling, 
R.  Rochette  M.  I.  42  A.  [Gruppe  von  S.  Ddefonso.]  Ein  Sarkophag  im 
Vatican  stellt  zusanrmen  die  Genien  mit  den  Armen  iiber  dem  Haupt  und 
Flugelknaben  mit  Fackeln,  die  auf  Masken  hinweisen.  Beschr.  Roms  II,  II. 
Beil.  S.  4.    Die  sclilafenden  Eroten  §.  391.  A.  6. 

Morpheus  als  Greis,  geflugelt,  aus  einem  Horn  soporiferum  odorem 
ausgiessend,  auf  den  End ym ion-Reliefs.  Aehnlich  die  Figur  Zofiga  Bass.  93. 
Morpbeus-KopfV  PCI.  VI,  11;  Gemme  I.  tv.  A,  5.  G.  M.  352.  SchOne 
kleine  Bronzefigur,  mit  Kopfflugeln,  nackt,  ein  Horn  ausleerend,  Somnus 
nach  Zannoni  Gal.  di  Firenze  Statue  III,  138,  nicht  Merkur.  "OvsiQogj 
geflugelt,  eine  Frau  verfolgend,  auf  emer  Vase,  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  323 
Vermahlung  des  Hypnos  mit  der  Pasithea?    §.  210.  A.  6. 

Thanatos,  als  Opferpriester ,  Eurip.  Alk.  74.  Serv.  ad  Aen. 
jV ,  689 ,  auf  Etrusk.  Umen.  Schwarzgeflflgelt ,  Schol.  Eur.  Alkest 
843.  B&rtig  und  gefli&gelt,  auf  Vasen,  eine  Frau  raubend  (vgl.  Boreas), 
R.  Rochette  M.  I.  pi.  44  A.  B.  p.  217.  [ist  Boreas;  Thanatos  mit  aus- 
gebreiteten  FlQgeln,  gegen  ihm  liber  Nike,  auf  der  schSnen  Cista  mit 
dem  Kampf  zwischen  Amykos  und  Polydeukes  an   der  Cista  des  CoUeg. 


[397]  Schaltenreich,  Schlaf  und  Tod,  Hekate.  643 

Romanum.  Thanatos  ein  Weib  um  den  Leib  umfassend,  Add.  XV.  p.  393. 
tv.  0.  n.  S.]  Mit  Keule  und  Wage  auf  geflflgelten  Radern,  Fragment 
einer  Mosaik  R.  Rochette  pi.  43,  2.  Thanatos  als  Kind  mit  verdrehten 
Fussen  nehen  Hypnos  am  Kasten  des  Kypselos.  Keren,  wiedererkannt 
in  Figuren  auf  Vasen  (Tischb.  II,  20.  MiUin  G.  M.  120,  459),  welche  die 
GetMteten  auszustrecken  scheinen  (x'^gfs  tccvtjXbysos  d'avdroio),  R.  Ro- 
chette M.  I.  p.  229.  Welcker  Rhein.  Mus.  II.  S.  461.  Der  Etr.  Mantus 
mit  dem  Hammer.  Auch  Manner  oder  Junglinge,  welche  kleinere  Figuren 
auf  den  Schultem  tragen  (nach  R.  Rochette  die  Dioskuren,  welche  die 
Leukippiden  rauben),  kommen  auf  Etr.  und  R5mischen  Sarkophagen  als 
Todesgenien  vor.  M.  Cap.  IV,  44.  R.  Rochette  JM.  I.  pi.  74,  1.  2.  75. 
Fragment  eines  Todesgenius,  der  auf  eine  Psyche  tritt,  im  Vatican,  Gerh. 
Ant.  Bildw.  77,  3.  R.  Rochette  pi.  77,  3.  (welcher  p.  424  damit  Winck. 
M.  I.  p.  152  verbindet). 

Die  Psyche  oder  das  Eidolon  erscheint  von  Sterhenden  hinweg- 
schwebend  auf  der  Vase  Ann.  d.  Inst.  V.  tv.  agg.  d.  2,  bei  der  Psycho- 
stasie  G.  M.  597;  flugeHos  auf  der  Gemme  G.  M.  602;  als  kleine  gehar- 
nischte  Fliigelfigur  auf  der  Vase  §.  99.  N.  7 ;  als  Vogel  mit  Menschenkopf 
bei  dem  Tode  der  Prokris,  Millingen  Un.  Mon.  I,  14.  Hermes  Psychopompos 
trflgt  sie  bald  als  kleine  Menschenfigur ,  bald  als  weibliche  Figur  mit 
Schmetlerlingsflugeln,  §.  381.  A.  4.  vergl.  391,  9. 

4.  Hekate  auf  Vasen  als  eine  Artemis  Phosphoros,  §.  358.  A.  4. 
R.  Rochette  M.  I.  p.  136.  Hecate  triformis  im  Mus.  von  Hermanstadt, 
mit  Reliefdarstellungen  eines  mystischen  Sgyptisirenden  Dienstes.  P.  v.  KOp- 
pen  Die  dreigestaltete  Hecate.  Wien  1823.  4.  [Die  in  Leiden,  Archaeol. 
Zeit.  I.  Tf.  8.  S.  132,  die  des  M.  Chiaramonti,  Clarac  pi.  563;  die  im 
Brittischen  Mus.  Clarac  pi.  558  B.  n.  1201  C]  Sonst  St.  di  S.  Marco 
II,  8.  Causseus  Rom.  M.  II,  20—22.  [Clarac  pi.  564  B.]  Passeri  Luc. 
ni,  76—78.  Bei  Passeri  Luc.  I,  97  als  einzelne  Figur  neben  Artemis 
und  Selene.  Hekate  in  der  Figur  von  Kertsch?  Vgl.  §.  311.  A.  6.  Luynes 
Etudes  numism.  1 835,  besonders  flber  Gorgo  u.  Hekate.  [Gerhard  A.  Bildw. 
Tf.  314,  1—10.] 

5.  Von  den  alten  Gorgoneen  §.  65.  A.  3.  Der  Verf.  fiber  Levezows 
Gorgonenfdeal,  GOtting.  Anz.  1835.  S.  122  ff.  B()ttiger  Furien-Maske  S.  13. 
107  fir.  Auf  alten  M.  oft  sehr  grass,  Mionnet  Suppl.  UI,  pi.  7,  5.  »Auf 
den  M.  von  Koroneia ,  MiUingen  Anc.  coins  4 ,  8  in  Beziehung  auf  den 
Mythus  von  der  Jodama,  Pans.  IX,  34,  1.  Die  Gorgoneia  der  Phidias- 
sischen  Kunstperiode  sind  im  Wesen  die  ursprunglichen,  nur  mit  gemassig- 
tem  ZugenJ  D&s  grosse  Gorgoneion  der  Burg,  Hunter  tb.  9,  19.  Das 
Gorgonis  os  pulcherrimum  (Cic.  Verr.  IV,  56)  ist  jetzt  die  Rondaninische 
Maske   in  MQnchen   133  mit  Kopfflfigeln,   Guattani   M.   I.   1788.  p.  35. 


544  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [398] 

(GOthe  Werke  XXVII.  S.  24i.  XXIX.  S.  40.  328).  Noch  reicher  umwaUt 
ist  das  Gorg.  der  Fames.  Onyxschale,  Millingen  Un.  Mon.  U,  17.  Profil- 
kopf  auf  der  Strozzischen  Gemme  mil  Solon's  Namen,  M.  Flor.  II,  7,  1. 
Wicar  IV,  38.  Mit  gebrochnen  Augen,  auf  der  Gemme  des  Sokles,  Stosch  65. 
vgl  M.  Borb.  IV,  39.  Tassie  pi.  50.  Eckhel  P.  gr.  31.  Lipp.  I.  II,  70—77. 
Schi5ne  Terracotta  (mit  liervorspriessenden  Hdmern)  aus  Athen,  BrOndsted 
Voy.  IL  p.  133.  Grossartiges  Wandgem.  von  Stabiae,  Zabu  Omam.  58. 
[Temite,  zweite  Reihe  Tf.  9.  vgl.  10.  11.]    Vgl.  §.  414  (Perseus). 

7.    Schicksal  nnd  WeltordDuVis. 

1  398.  Die  Schiclcsalsgottheiten  boten  der  Plastik  wenig 
Stoflf  dar.  Bei  den  emsten  Moren  begnugte  man  sich  fru- 
her  mit  einer  allgemeinen  Andeutung  der  Herrscliaft;  hemach 

2  scheidet  man  sie  durch  allegorische  Bezeichnungen.  Bei  der 
Tyche  wird  durch  Attribute  entweder  lenltende  Gewalt,  oder 

3  Fluchtigkeit,  oder  Reichthum  an  Gaben  hervorgehoben ;  die 
Romer,  bei  denen  der  Dienst  der  Fortuna  alt  und  sehr  aus- 
gedehnt  war,  haufen  alle  Attribute  auf  eine  Figur,  doch  so, 

4  dass  im  Ganzen  die  emstere  Ansicht  vorherrscht.  Bei  der 
Nemesis  ist  die  Aphroditen-ahnliche  Darstellung  alter  Zeit 
von  der  allegorischen  Figur  der  spatem  Sinnbildnerei  zu 
scheiden.  Bei  den  Erin n yen  sind  die  Gorgonen-ahnlichen 
Grauengestalten  der  Aeschylischen  Buhne  der  bildenden  Kunst 

5  fremd  geblieben,  welche  sich  begnugt,  in  Vasengemalden  imd 
auf  Etruskischen  Sarkophagen  die  Vorstellung  der  raschen 
hochgeschurzten  Jagerinnen  hervorzuheben. 

1.  MOren  als  Matronen  mit  Sceptem  am  Borghes.  Altar,  §.  96. 
N.  22.  Etr.  Atropos  (Athrpa)  geflugelt,  einen  Nagel  einschlagend,  in  der 
Spiegelzeichnung  §.  413  (Meleagros).  Die  hSlufigen  Schicksalsgottbeiten 
der  Etr.  Spiegel  [Gerhard  Etr.  8p.  Tf.  31—36]  pflegen  den  Griflfel  und 
eine  Art  Lekytbos  zu  haben.  Sp&ter  wird  die  Klotho  als  spinnend,  die 
Lachesis  als  das  Geschick  am  Globus  bezeichnend,  die  Athropos  scbneidend 
dargestellt.  So  in  dem  Humboldtschen  Relief,  Welcker  Zeitschr.  Tf.  3,  10. 
[Schincke  Leben  u.  Tod  oder  die  SchicksalsgOttinnen  mit  dem  Hum- 
boldtischen  Parzenmarmor  1825.  Der  obere  von  Raucb  restaurirte  Theil 
ist  wieder  aufgefunden  worden,  R.  Rochette  M.  in^.  p.  44],  und  fthnlich 
zum  Theil  in  den  Prometheus -Reliefs  §.  396.  N.  3.  Lachesis  findet  man 
auch  schrelbend  oder  eine  RoUe  haltend,  Atropos  die  Stunde  an  einer 
Sonnenuhr  zeigend,  oder  die  Wage  haltend,  M.  Gap.  IV,  29.  (Aber  Gap. 
IV,  25  zeigt  die  Lesende  wohl  das  Todtengericht  an).  S.  Welcker  S.  197  ff. 
[vgl.  0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  170  f.    Die  drei  Mdren  auf  einer  Vase 


[398]  Gorgoneia.    MOren,  Tyche,  Nemesis,  Erinnyen.  645 

von  Kertsch,  R.  Rochette  Peint.  ant.  in^.  p.  431.  452;  anf  einer  Jatta- 
schen  Vase  von  Nola,  Avellino  BuD.  Napol.  III.  p.  17—26.  tv.  1.  vgl. 
H.  Brunn  Berl.  Jahrb.  1846.  I.  8.  630  f.  734.  Klotho ,  sitzend  in  der 
Mitte,  spinnt,  die  zwei  cvvsSqoi  umstehn  sie,  Lachesis  auf  den  WoUkorb 
gerichtet,  wie  es  scheint,  als  ob  sie  die  Fortdauer  des  Fadenziehens  be- 
stimvite,  die  andre  aber  ist  nicht  des  Abreissens  gew&rtig,  indem  sie  beide 
Hande  nicht  frei  hat.  Auch  die  zwei  Figuren,  welche  dem  Zeus  u.  der 
Hera  bei  der  Tddtung  des  Argos  M.  d.  I.  II,  59  die  Hand  auf  die  Schulter 
legen,  als  ob  sie  Gewalt  flber  sie  h&tten,  nimmt  Avellino  fiSr  Mdren,  vgl. 
Minervini  Bull.  Napol.  III.  p.  43  f.  Auch  unter  den  vielen  Figuren  einer 
schwerverstandlichen  Vase  Vases  Lamberg  II,  4.  p.  7  sind  die  drei  Parzen 
nicht  ohne  einigen  Schein  vermuthet  worden.  Auf  einem  Gamiol  die 
spinnende  stehend,  eine  sitzende  lUsst  den  Faden  durch  die  Finger  laufen, 
die  drilte  halt  wie  einen  Stab  auf  der  Schulter,  zu  den  Fussen  Plutus, 
ein  Knabchen  mit  FuUhom.    Bull.  1847.  p.  89.] 

2.  Zoega  Tyche  u.  Nemesis,  Abhandl.  S.  32.  Bei  der  Tyche  unter- 
scheidet  Artemidor  II,  37  die  Vorstellung  mit  dem  Steuerruder  (dann  ist 
sie  mehr  Providentia)  und  auf  dem  Rade,  xvXivSqos  (als  Zufall).  Den 
Polos  u.  das  FQllhorn  erhielt  sie  in  Smyrna  von  Bupalos,  Pans.  IV,  30. 
Auch  Praxiteles  stellle  eine  *Aya%ri  '^'^ZV  und  einen  '/lya^og  dcclficov  dar 
(so  ist  wohl  Bona  Fortuna  u.  Bonus  Eventus  bei  Plin.  zu  fassen),  diesen 
auch  Euphranor.  Ueber  dessen  Vorstellung,  dem  Triptolemos  und  Hermes 
ahnlich,  mit  der  Patere  in  der  R.,  Aehren  und  Mohn  in  der  L.,  oft  auf 
Gemmen,  B()ttiger  Vasengem.  I.  8.  211.  Dieselbe  Gestalt  fdhrt  auf  M.  der 
Salonina  die  Beischrifl  to  dya»6v  'Etpsaicov.  Vgl.  §.  381.  N.  1.  359.  N.  7. 

3.  Ueber  die  ROmischen  Fortunen  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  4.  For- 
tuna als  Weltbeherrscherin  im  Sternen- Mantel,  gekrOnt,  mit  Scepter  u« 
Ruder,  Wandgem.  M.  Borb.  VIII,  34.  [Aehnlich  XI,  38,  beide  mit  einem 
dritten  Gemalde  u.  einem  Gamiol  M.  d.  I.  Ill,  6.  Ann.  XI,  101,  mit  einem 
Genius  (Zwriy^?)  neben  der  Fortuna.]  Statue  PCI.  II,  12.  Haufig  in 
Bronzen  (Causseus  II,  27  ff.  Ant.  Ere.  VI,  24  fT.),  auch  Isisartig,  und  in 
Panthea  ubergehend.  Mit  Fullhorn  und  Ruder  thronend,  Bartoli  Luc 
II,  46.  Drei  Fortunen,  mit  Wagen,  oft  auf  M.  Auch  Passed  Luc.  I,  41. 
Die  zwei  Antiatischen  Fortunen  haben  als  Meerbeherrscherinnen  auch 
Delphine.  Fort.  P.  R.,  ein  Haupt  mit  einem  Diadem,  auf  M.  der  g.  Arria 
u.  Sicinia.  Tychen  der  Stadte  §.  405.  Tyche  mit  Greif ,  Coll.  Pourtal^s, 
Clarac  pi.  450.  n.  841  A,  andre  pi.  454 — 56.  Fortuna  mit  Justitia  auf 
der  Hand,  Impr.  d.  I.  IV,  10.  Sehr  viele  angebliche  Abundantiae,  Clarac 
pi.  451—453.  Sors,  Frauenkopf  mit  einem  Hasten  fflr  die  Loose,  M.  der 
g.  Plaetoria.    Morelli  1. 

4.  Von  der  Rhamnusischen  Nemesis  §.  117.  Die  auf  M.  sehr 
haufigen  Smymaischen  haben  theils  die  spater  charakteristische  Haltung 


646  Mythologische  GegensUlnde  der  b.  K.  [399] 

des  r.  Arms,  wodurch  der  nrjxvg  als  Maass  (Mrjdlv  vnlg  to  fiir^ov)  her- 
Yorgehoben  wird,  theils  fufaren  sie  Schwerter.  G.  M.  347 — 350;  sie  fahren 
auf  Wagen  mil  Greifen,  Creuzer  Abbild.  zur  Symb.  Tf.  4,  5.  Das  Had 
der  Nem.  (s.  Mesomedes  Hymnus,  vgl.  Kopp  PalaeogH  III,  p.  260.  R.  Ro- 
cbette  M.  I.  p.  214)  liegt  vor  ihren  FQssen  auf  M.  von  Tios  (Nifiictg 
Tiuvdv).  YgL  die  M.  von  Side  Buonarr.  Med.  tv.  12,  3.  p.  241.  In  BrQnzen 
h&lt  Nein.  auch  den  Finger  an  den  Mund,  CSaylus  IV,  72,  2.  3,  in  Dres- 
den 411  (nach  Hase).  Nem.  mit  Attributen  der  Tyche,  Hirt  S.  98;  einen 
Zweig  emporhaltend,  Impr.  d.  I.  lY,  18.  Die  Statue  L.  318.  M.  Roy.  II,  20. 
Glarac  pi.  322  ist  sehr  zweifelhaft  Nem.  und  Elpis  einander  gegendber 
(wie  in  einem  Epigramm  Anal.  III.  p.  173.  n.  117)  auf  der  Ara  im  Florent 
Museum,  welcbe  Uhden,  Mus.  der  AlterthumsW.  I.  8.  552,  beschreibt,  und 
dem  Krater-Relief,  welches  auf  der  einen  Seite  sinnliche  Freuden,  auf  der 
andem  die  Prufungen  der  Seele  ausdrOckt,  Guattani  M.  I.  1784.  p.  XXV. 
Zoega's  Abhandl.  Tf.  5,  13.  [0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  149  flf.]  Psyche 
mit  dem  Gest  der  Nemesis  (als  Ausdruck  der  Selbstbeschrtokung)  dfter  auf 
Gemmen;  mit  einem  gebundenen  Amor,  M.  Flor.  1,  76.  ZoSga  Abhandl.'  S.  45. 

5.  S.  Lessing's  Laokoon,  Werke  IX.  S.  30.  158.  BOttiger's  Furien- 
maske.  Weimar  1801.  S.  67  ff.  MiUin's  Orest^ide  pi.  1.  2.  [Winckehn. 
M.  ined.  149.  M.  PioGlem.  V,  22.  Millin  Mon.  in6d.  I,  29.  Vasengemfllde.] 
Merkwflrdig  ist  der  Spiegel,  als  Symbol  der  Erinnerung,  den  die  Erinnys 
in  einem  Vasengem.  dem  Orest  vorhait,  R.  Rochette  M.  I.  p.  187.  vgl. 
§.  416.  Das  Vasengem.  Tischb.  I,  48  scheint  die  Erinnyen  als  die  §^o- 
zo6x6noi  Maivttdes  (Aescbylos)  darzustellen.  Ob  nicht  manche  sogen. 
MedusenkOpfe  die  Eumeniden  oder  Athenischen  Semnae  darstellen  soUen? 


8.    Zeit. 

1  399.  Die  Damonen  der  Zeit  ermangein,  je  mehr  der 
nackte  Begriff  der  Zeit  erfasst  werden  soil,  um  so  mehr  der 
Darstellbarkeit.  Bei  den  H  o  r  e  n ,  welche  in  der  Kunst  meist 
ihre  physische  Bedeutung  festhalten,  ist  die  Folge  von  Blu- 

2  hen  und  Reifen  das  Charakteristische.  Ausser  ihnen  werden 
die  Jahreszeiten  auch  durch  mannliche  Figuren,  bald  Knaben 

3  bald  Junglinge,  bezeichnet.  Aber  auch  Tage  und  Jahre 
und  Pentaeteriden  lind  Jahrhunderte  wurden  gebil- 
det,  jedoch  nur  als  durch  besondre  Zwecke  bedingte,  und  mit 
diesen  wieder  verschwindende  Schopfungen. 

1.  Auf  Kunstwerken  lassen  sich  eben  so  die  drei  Horen,  die  indess 
nicht  eigentlich  Jahreszeiten  sind,  denn  der  Winter  war  nie  eine  Hora, 
nachweisen  (§.  96.  N.  16.  ZoSga  Bass.  96),  als  eine  Vierzahl,  welche 
den  gewOhnlichen  Jahreszeiten  entspricht,  Zo^a  94.   Gombe  Terrac.  23.  51 ; 


{400]  Horen,  Zeitgotlheiten.  647 

mil  vier  mannliohen  Figuren  verbunden  im  Grabmal  der  Nasonier,  Hirt 
14,  5.  Vgl.  Zoega  II.  p.  218.  Drei  Horen  urn  eine  SHule  sich  drehend, 
ohne  Attribute,  im  Vatican,  Glarac  pi.  446.  n.  815.  Quatuor  anni  tem- 
pera, Bellori  Arcus  14,  unten  vom  Bogen  des  Sept.  Severus.  Die  zwei 
Attischen  Horen,  Thallo  u.  Karpo,  an  der  Schale  des  Sosias?  §.  143.  3). 
FrQhlingshoren  Gerhard  A.  Bildw.  I,  87.  Es  gab  balletartige  Horen-,  wie 
Gbariten-,  Nymphen-  und  Bacchentanze,  welche  auf  Kunstdarstellungen 
eingewirkt  zu  haben  scheinen  (Xeiioph.  Symp.  7,  5.  Philostr.  Apoll.  IV,  21). 
Eine  tanzende  Hora  im  leichten  Chiton,  Impr.  d.  Inst.  II,  31.  Allein 
kommt  die  FrQlilings-Hora,  die  mga  vorzugsweise ,  mit  dem  Schurz  voll 
Blumen,  iJfler  vor,  oben  §.  358.  A.  3.  u.  397.  A.  2.  vgl.  Neapels  Antiken 
S.  ±  Statuen  H.  Flor.  III.  63;  Guattani  M.  I.  1788.  p.  46;  Glarac  pi.  299. 
Pompej.  Gemalde  M.  Borb.  VII,  40.  Zeus  Offnet  den  Horen  das  Olympische 
Thor,  M.  des  Gommodus  M.  Flor.  IV,  41.  [Die  vier  Horen  dem  Peleiis 
Geschenke  zur  Hochzeit  bringend,  Gampana  Op.  di  plastica  tv.  61.  62. 
vgl.  ^§ga  Bassir.  tv.  52.] 

2.  Vgl.  Ovid.  M.  II,  27.  Den  Dionysos  umgebend,  auf  manchen 
Sarkophagen,  wie  G.  Giust.  II,  120;  L.  770;  Bouill.  Ill,  37,  1.  Glarac 
pi.  146;  in  Gassel  (Bouill.  Ill,  37.  2?)  In  der  Umgebung  der  Erde  §.  395* 
A.  1.  Ein  Herbstgenius,  mit  dem  Schurze  des  Saemannes  und  reicher 
Jagdbeute,  Gemme,  M.  Worsl.  II,  12;  Ant.  Ere.  VI,  37?  Ein  schOnes 
Oemmenbild  ist  der  FrQhlingsstier ,  welcher  mit  den  Gbariten  auf  dem 
Haupte  das  Jahr  erOffnet,  KOhler  Descript.  d'un  Gam^e.  1810.  pi.  3.  Hirt 
16,  4.  Er  scheint  aus  dem  Dionysos-Stier,  den  die  Eleischen  Frauen  riefen 
mit  den  Ghariten  herbeizukomroen,  Plut.  Qu.  Gr.  36,  hervorgegangen  zu  sein. 

3.  Hirt  8.  119.  Die  Pompen  des  Ptolemaeos  und  Antiochos  waren 
reich  an  solchen  Figuren,  §.  390.  A.  3.  Den  Eniautos  meint  Hirt  in  dem 
Alpheios,  §.  350.  A.  5,  zu  erkennen.  Der  Aeon  sp&ter  Supei-stition  (eine 
der  beiden  Statuen  des  Vatican  ist  unter  Gommodus  verfertigt)  PGl.  II,  19. 
^o6ga  Bass.  41.  Bdttiger  Kunstmythol.  S.  267.  Ghronos  auf  der  Apotheose 
Homer's.  A^om  Kairos  Hirt  Bilderb.  S.  107.  Welcker  zu  Gallistratus  VI. 
Dass  scbon  Phidias  Occasio,  u.  Metanoea  gebildet  (Auson  Epigr.  12),  scheint 
mir  zweifelhaft;  es  ist  wohl  nur  eine  Verwechselung  mit  Lysipp. 


9.    Lichtwesen. 

400.  Der  Sonnengott  war,  abgesehn  von  dem  Sol  i 
Phoebus  der  Romischen  Zeiten,  nur  in  Rhodos  ein  bedeu- 
tender  Gegenstand  der  Bildnerei,  wo  die  Munzen  seinen  Kopf 
meist  von  voiii  mit  runden  Formen  und  strahlenfSrmig  flie- 
genden  Haaren  zeigen.  In  ganzer  Figur  erscheint  er  meist 
gekleidet,  auf  seinem  Wagen,  die  Rosse  mit  der  Peitsche  re- 


648  '  Mythologische  GegensULnde  der  b.  K.  [400} 

2  gierend.  Selene,  in  ihrcr  gew5hnlichen  Bildung  von  der 
Artemis  nur  durch  vollstandigere  Bekleidung  und  ein  bogen- 
formiges  Schleiergewand  uber  dem  Haupte  unterschieden,  ist 

3  besonders  durch  die  Endymion-Reliefs  bekannt.  Eos  er- 
scheint  entweder  selbst  auf  einem  Viergespann  in  prachtiger 

4  Gestalt,  Oder  als  Fiihrerin  der  Sonnenrosse.  Unter  den 
Gestimen  hatte  der  Hund  Sir i us,  als  vermeinter  Urheber 
der  Glut  des  Sommers,  und  die  Boten  des  Tages  und  der 
Nacht,  Phosphoros  und  Hesperos,   am  moisten  Bedeu- 

5  tung  im  Griechischen  Cultus  und  Mythus.  [Dioskuren  §. 
414,5.]  Aber  eine  sehr  bedeutende  Classe  bilden  unter  den  spa- 
tern  Kunstwerken,  auf  Gemmen  und  Munzen  die  astrologi- 
schen  Darstellungen,  Horoskope  und  schutzende  Zeichen  von 
Personen,  Stadten,  Landern,  welche  aus  Zusammenstellungen 
der  Zeichen  des  Zodiacus  und  der  Planeten  zu  bestehn  pfle- 
gen.    Fur  diesen  Zweck  begniigt  man  sich,  den  Gotterfiguren, 

6  zur  Unterscheidung,  einen  Stern  beizufugen.  Iri^  ist  aus 
einer  Lichterscheinung  des  Himmels  ganz  zur  leichtbeschwingten 
Gotterbotin  geworden. 

1.  [Gerhard  aber  die  Lichtgottheiten  nach  Denkmglern  B.  1840. 
4  Kpfst]  Auf  den  M.  von-  Rhodes  bei  Mionn.  PI.  52,  1.  2  sieht  man 
den  Kopf  des  Helios  auch  von  der  Seite,  mil  der  corona  radiata;  &hnh*ch 
auf  Rdm.  M.  der  g.  Aquillia.  Den  grossen  Kopf  im  Gapit.  Mus.,  Bouili. 
I,  71,  sprechen  Visconti  und  Hirt  dem  Sol  zu,  die  Herausg.  Winck.  VI. 
S.  200  ab.  Deutlich  Helios  ist  das  von  Gl.  Biagi  Sopra  una  antica  stafua 
singolarissima.  R.  1772  edirle  Bildwerk;  am  Kopfe  sieht  man  die  LOcher 
fQr  die  Strahleii krone.  Statue  L.  406.  V.  Borgh.  st.  2,  3.  Glarac  pi.  334. 
[Visconti  sopra  la  statua  del  sole  1771.  Buste  mit  sieben  Strahlen,  Ge- 
sieht  u.  Haar  dem  ApoUon  Hhnlich,  dem  Englischen  Gonsul  in  Livomo 
gehdrig,  bei  Guasco  de  Tusage  des  statues  pi.  ,3.  p.  44.]  Helios-Torso  rait 
Zodiacus  am  Kficherriemeu ,  R.  Rochette  M.  I.  pi.  46 ,  3.  Helios  nackt 
mit  Strahlenkranz,  der  Peitsche,  und  einer  Kugel  in  der  Hand,  Wandgem. 
M.  Borb.  VII,  55.  Ein  Sol -Apollo  bogenschiessend ,  M.  von  Philadelphia, 
x\.  Brit.  11,  7. 

Sonnenaufgang,  am  Parthenon  §.  118.  A.  SchOnes  Vasengem 
(Helios  auf  der  Quadriga,  Eros  vorausgehend  und  den  Orion  (nach  Andern 
den  Kephalosj  verfolgend,  die  Sterne  in  Knabengestalt  versinkend,  Pan  den 
Morgen  verkflndigend,  Selene  auf  einem  Einzelross  untergehend)  Panofka  lie 
lever  du  Soleil.  P.  1833.  M.  Blacas  pi.  17.  18.  R.  Rochette  M.  I.  pi.  73. 
vgl.  Welcker  Rhein. Mus.  II,  I.  S.  133.  [Elite c^ramogr.  II,  111.  112.  vgl.  112 A 


[400]  Helios,  Selene,  Men.  649 

u.  113  Helios  mit  Quadriga.]  R.  Roch.  M.  1.  pi.  72.  A.  2,  Helios  auf- 
Selene  niedergebend ,  dazwischen  die  drei  Gapitolinischen  Gutter  u.  die 
Dioskuren,  Basrelif.  Helios  u.  Eos  [Selene],  von  Pan-Phosphoros  gefflhrt, 
erbeben  sich  mil  ibrem  Gespann  von  einem  SchifTe,  Passed  Pict.  Etr.  Ill, 
269.  Maisonn.  1.  [Winckelm.  M.  ined.  22.  Gerh.  Licbtgottbeiten  Tf.  3,  2. 
S.  8.  Elite  II,  114.  Sonnenauf-  und  Untergang,  Sabinervase  M.  d.  I.  II, 
55.  E.  Braun  Ann.  X.  p.  266.  Welcker  XIV.  p.  210.  Elite  c^ramograpb. 
n,  59.]  Die  Sonnenpferde  aus  dem  Meere  taucbend,  Millin,  II,  49.  Helios 
Hanpt  aufw&rts  gericbtet,  Mond  li.  Sterne  auf  dem  Rev.,  Morelli  N.  Gon- 
sui.  tb.  32,  24.  Helios  u.  Selene  auf  Zwei-  und  Yiergespann,  Fibula  von 
Pomp.  M.  Borb.  VII,  48.  Helios  und  Selene  als  Einfassung  von  GOtter- 
reiben,  von  Phidias,  Paus.  V,  11,  3;  so  die  Gapitoliniscben  GOtter  u. 
Dioskuren  einscbliessend ,  in  den  Reliefs  PPl.  IV,  18;  R.  Rochette  M.  I. 
pi.  72,  1.  —  Kindbeit  des  Helios  u.  der  Selene  als  Bildwerk,  Glaudian  de 
raptu  Pros.  II,  44.'  ANATOAH  und  ^YZIZ  Medaillen  von  Damascus, 
Steinbuchel  Notice  sur  les  med.  Rom.  en  or  tb.  2  f.  d.  p.  23. 

Phaethon'sFall,  Pbilostr.  I,  11,  in  Reliefs  L.  766  b.  Bouill.  HI, 
49.  Clarac  pL  210;  G.  di  Fir.  St.  97;  in  Gemmen  Wicar  II,  8.  Die 
Heliaden  in  Pappeln  verwandelt,  auf  einem  Denar  der  g.  Aecoleja. 

2.  Sarkopbage  mit  .Endymion  M.  Gap.  IV,  24.  29;  PCI.  IV,  16. 
Bescbr.  Roms  II,  II.  S.  275;  G.  Giust.  11,  110.  236.  L.  437.  438.  Bouill. 
Ill,  34.  35.  Clarac  pi.  165.  170;  Woburn  Marb.  9;  Gerbard  Ant.  Bildw. 
36-40.  Sehr  einfacb  das  Relief  von  Cilli,  Wiener  Jabrb.  XL VIII.  S.  101. 
Tf.  1,  2.  [Die  scb5ne  Diana  vor  dem  Endyraion  M.  Cbiarara.  II,  7.] 
Luna  in  mulo,  Fest.  p.  172.  —  Pitt.  Ercol.  Ill,  3.  M.  Borb.  IX,  40, 
Selene,  fast  nackt,  mit  Hesperos,  zu  Endymion.  [Aebnlicbes  Wandgenialde 
M.  Borb.  XIV,  3.]  Endymions-Statue?  Guatt.  M.  I.  1784.  p.  VI.  [Jetzt 
im  Mus.  R.  Suec.  Stat.  14,  die  Erkiarung  unzweifelbaft.]  —  Luna  unter- 
gebend  am  Triumpbbogen  Constantin's  Bellori  Arcus  41.  Am  Himmel 
scbWebend,  Gemme  bei  Hirt  16,  3  —  Selene  mit  Rindern  fahrend.  Statue 
zu  Antiocbien,  Malalas  p.  261,  wie  in  dem  Relief  Clarac  pi.  166.  vgl. 
§.  365.  A,  4.  Statue  der  Selene?  M.  Borb.  V,  22  wobi  Ilitbyia.  Artemis- 
Selene  im  Ziegenfell,  wie  Juno-Lanuvina,  Passeri  Luc.  I,  94. 

Deus  Lunus  oder  Mrjv  viel  aufM.  in  Pbrygiscber  Tracbt  mit  Halb- 
mond  hinter  den  Scbultem,  M.  SClem.  21,  146.  Hirt  11,  8.  9.  Deus 
Lunus  zu  Pferd,  ein  Altar  von  zwei  FackeltrSgem  wie  die  der  Mitbraeen 
umgeben,  auf  M.  von  Trapezus,  Mflncbner  Denkscbr.  Pbilol.  I.  Tf.  2,  10. 
Der  verwandte  Pbarnakes  erscbeint  wabrscbeinlicb  auf  IL  von  Pbarnakes 
als  ein  Hermes-Bakcbos  mit  Sonne,  Mond  und  Blitz.  Ein  Palmyreniscber 
Mondgott  Aglibul    M.  Cap.  IV,  18. 


g50  Mythologiscfae  GegensULnde  der  b.  K.  [400] 

3.  Eos  zu  Wagen,  Inghir.  Mon.  Etr.  I,  5.  Millin  Vases  de  Ganosa  5. 
Vases  1,  15.  II,  37;  (vgl.  A.  1.  [Gerh.  Auserles.  Vasen  II.  79.  Elite  II 
109  A.,  M.  Gregor.  II,  18,  2,  HEO£  eine  Quadriga  bei  einem  Dreiruss 
vorbeilenkend;  Gerb.  Tf.  80,  Elite  pi.  109.  Gab.  Durand  n.  231,  HEO£ 
ungeflQgelt  lenkt  zwei  FlQgelrosse;  Elite  pi.  109  B.  110  vielleiclit  Eos;  un- 
geflagelt,  mit  einer  ungeflOgelten  Quadriga  pi.  108  A.  AOS  KAVE,  aus 
Millingen  Anc  mon.  pi.  6,  schwebt  mit  einer  Kanne  sch()pfend,  mit  der 
andem  ausgiessend.  Eos  den  Kephalos  verfolgend,  Gerh.  Etr.  Spiegel  II, 
179.  Kephalos  im  Arm  der  Eos  das.  180.  M.  Gregor.  I,  32.  1  u.  M.  d.  I. 
Ill,  23,  Ann.  XII.  p.  149,  wo  9hnliche  Vorstellungen.]  Eos  (Beischrifl) 
mit  der  Fackel  u.  bogenf^rmigem  Gewande  ein  Ross  Pegasos?  fOhrend, 
auf  M.  von  Alexandrien,  Eckhel  Syll.  7,  3.  Schol.  II.  VI,  155.  Scliol. 
Eurip.  Or.  1004.  fiov6%(oXog  *  A(0£,  Vier  Helios-Rosse  fiihrend  auf  M.  der 
g.  Plautia.  Schdne  Gemme  mit  der  die  Rosse  anspannenden  Eos,  Cab. 
d'Orl^ans  I.  pi.  45.  Vgl.  §.  413  (Kephalos),  415  (Memnon).  Eos  empor- 
fahrend  auf  Etr.  Spiegeln,  R.  Rochette  M.  I  pi.  72  A.  p.  398.  400.  not.  1. 

4.  Sirius  als  Stemenhund  auf  M.  von  Keos  (Broendsted  Voy.  I. 
pi.  27),  auf  Gemmen,  Bracci  I.  t  45.  Phosphoros  (bonus  puer  Phos- 
phorus in  ROm.  Inschr.)  und  Hesperos  als  Knaben  mit  Fackeln  herauf- 
u.  herabtliegend  A.  1.  Hesperos  vorreitend  der  Selene  (Nyx),  nach 
Braun,  an  der  Archemorosvase ,  welche  Gerhard  S.  21  ganz  falsch  fur 
Phosphoros  und  Helios  nimmt.  [Phosphoros  und  Hespei-os  an  der  Ara 
Mon.  ined.  21,  von  Winckelmann  nicht  richtig  genommen.]  In  Brust- 
bildern  §.  365.  A.  5.  Untergehende  Sterne  A.  1.  Sog.  Orion  §.  97. 
A.  3.  Ann.  d.  Inst.  1835.  p.  250.  Der  angebliche  Krater  mit  Dionysos 
u.  den  Pleiaden  ira  L.  783  ist  als  nichtantik  anerkannt.  Von  den  tlbrigen 
Stern  hi  Idem,  welche  kaum  in  diesen  Kreis  gehdren,  Hirt  S.  135. 
Die  ursprungliche '  Volksvorstellung  entwickelt  oft  mit  GlQck  Buttmann 
Ueber  die  Entstehung  der  Sternbilder,  Berl.  Akad.  1826. 

5.  Vgl.  §.  206,  6.  Hirt  Tf.  16.  Gori  Thes.  gemm.  aslriferarum, 
mit  Gomm.  von  I.  B.  Passeri.  F.  1750.  3  Bde.  f.  August  hat  den 
Gapricornus.  Landschaflen  oder  St&dbe  haben  auf  H.  das  Zeichen,  unter 
dessen  besonderem  Einiluss  sie  liegen,  wie  Antiochien  den  Widder, 
Kommagene  den  Skorpion.  Ueber  die  Alexandrinischen  M.,  welche  den 
Stand  der  Planeten  im  Anfang  einer  Sothischen  Periode  angeben, 
Barth^lemy  M^m.  de  TAc  des  Inscr.  XLI.  p.  501.  Saturn  mit  Sichel  auf 
einem  von  Schlangen  gezognen  Wagen  u.  die  Zeichen  des  Capricorn  und 
Aquarius,  Impr.  d.  I.  IV,  1.  Amphitrite?  auf  dem  Seebock,  wohl  astro- 
logisch?  VI,  11.  vgl.  12.  Ein  Borghes.  Altar  verbindet  die  Planeten  Jupiter, 
Mars  u.  Venus  mit  den  Zodiacalzeichen  der  Herbstmonate  (Wage,  Skorpion, 
Schatze),  Winck.  M.  I.  11.  Bouill.  Ill,  67.  Glarac  pi.  201.  202.  vgl. 
T.  II.  p.  186  (die  Wage  von  einer  Jungfrau  gehalten,   der  Skorpion   als 


[400]  Eos,  Sterne,  Iris.  651 

eine  Art  Seeungeheuer,  wie  der  Krebs  in  einem  Gem&lde  von  Portici,  de 
Schfitze  als  Kentaur).  Die  scliOne  Mosaik  von  Poligny,  weiche  Bniand 
1816  herausgegeben,  ist  ein  Horoskop.  Eine  Astrologische  Gemme  des 
Cabinets  Pontchartrain ,  die  Baudelot  1710  edirt  und  schlecbt  erklfirt 
(vgl.  Ac.  des  Inscr.  I.  p.  279),  vereinigt  die  fflnf  Planeten  mit  dem  Stem- 
bilde  des  Scbfitzen  (Kentauren).  Astrologiscbe  Gemmen,  Kopp.  Palaeogr. 
m.  p.  325. 

Atlas  mit  Globus  §.  396.  A.  1.  Zeus  im  Zodiac  auf  Atlas, 
Albanischer  Marmor,  Guattani  M.  I.  1786.  p.  53.  vgl.  §.  350,  6.  Planisphar 
im  L.  nebst  den  Planeten  und  36  Decanen,  von  Bianchini  herausgegeben, 
nach  Letronne  aus  dem  2ten  Jahrh.  n.  Chr.  Clarac  pi.  248  b.  Thierkreis 
nebst  den  Planeten,  im  Pronaos  des  T.  zu  Palmyra,  Wood  pi.  19  A.  Der 
Zodiacus  auf  dem  Gal.  rusticum,  M.  Borb.  II,  44.  Die  einzelnen  Zeichen 
oft  auf  Gemmen ,  wie  Impr.  d.  Inst.  II,  7  der  SchCltze ,  II ,  8  der  Wasser- 
mann  (dessen  schOne  Figur  mit  dem  Cbemmitischen  Perseus-Ganymedes 
des  Herod.  II,  91  und  Pindar  Fr.  inc.  110,  dessen  Fusstritt  den  Nil 
schwellen  macht,  zusammenzub&ngen  scheint).  Skorpion,  Fische  u.  Krebs, 
III,  96,  der  Widder  III,  97.  Die  acht  GOtter  der  Wochentage  an 
einem  bei  Mainz  gefundenen  Altar,  Schrift  von  Fuchs.  Mainz  1773. 
Ideler  Handb.  der  Gbronol.  II.  S.  183.  623.  [Der  planetafische  GOtter- 
kreis  von  L.  Lersch  Jahrb.  des  Vei*eins  von  Alterthumsfreunden  im  Rhein- 
lande  IV.  S.  147.  Tf.  3,  5.  V.  S.  298.  VIII.    S.    145.) 

6.  ^iQig  als  Botin  von  Patroklos  Tode  an  Achill,  geflugelt  mit  einem 
Caduceus  u.  einer  Blume,  Vasengem.  von  Volci,  Inghir.  G.  Omer.  256. 
Iris  (?)  die  Waffenflberbringerin ,  Tischb.  I,  4.  Boettiger  Vasengem.  I,  2. 
S.  68.  Mit  dem  ngoxovg  (wie  bei  Hesiod.  Tbeog.  784)  auf  Gemmen, 
Hirt  12,  2.  Einem  Apollon  Ritbarodos  die  Libation  einschenkend, 
Vasengem.  Ann.  d.  Inst.  V.  tv.  B.  [Nike.  —  Hirts  Bilderbuch  I.  S.  93. 
0.  Jahn  Telepbos  S.  79.  Iris  bei  Apollon,  Idas  und  Marpessa,  Gerhard 
Auserl.  V.  I,  46.  Dieselbe  mit  Kei7keion  und  dem  ngoxoog  entschwebend, 
das.  II,  82.  Mit  dem  Namen  bei  der  Botschaft  des  Nestor  und  Antilochos 
an  Achilleus  Vases  de  Luc.  Bonaparte  pi.  11.  Die  Here  begleitet  sie  bei 
dem  Besudi  des  Zeus  auf  den  Ida  §.  395.  A.  2,  die  Thetis  als  sie  ihr 
Kind  in  den  Styx  taucht,  W.  Gell  Pompej.  II.  pi.  73,  hinter  der  ver- 
lassenen  Ariadne  steht  sie  Pitt.  d'Ercol.  II,  15,  Boettigers  Archaeol. 
Hefte  I,  1.] 

Hemera  u.  Nyx  sind  noch  nirgends  mit  Sicherbeit  nachgewiesen, 
obgleich  die  letztre  im  Alterthum,  besonders  grade  im  fruheren,  dfter  ge- 
bildet  worden  ist.  Hirt  S.  196.  [Nocturnus,  nach  K.  F.  Hermann  statt 
Uranos,  M.  PioCl.  IV,  18  u.  Winckelm.  43,  ArcbaeoL  Zeitung  V.  S.  95.] 


652  Mythologische  QegensUnde  der  b.  K.  [401] 

10.    Winde. 

1  401.  In  den  Gestalten  der  Winde,  besonders  am  Mo- 
numente  des  Adronikos  Kyrrhestes  (§.  160,  5.),  zeigt  die 
alte  Kunst  ihr  Vermogen,  fein  und  sicher  zu  charakterisiren, 

2  auf  eine  vorzugliche  Weise.  Von  einzelnen  lasst  sich  sonst 
nur   Boreas,   als   Rauber   der   Oreithyia,    mit  einiger   Si- 

3  cherheit  nachweisen.  Die  im  Windsgebraus  dahinrafifenden 
Harpyien  (gefahrliche  Windstosse,  welche  allein  von  dem 
Geschlechte  des  luflreinigenden  Nordwinds  uberwunden  wer- 
den  k5nnen)  erscheinen  bald  als  geflugelte  Weiber,  bald  mehr 
V6geln  ahnlich  gebildet,  da  die  alte  Sage  ihre  Gestalt  sehr 
unbestimmt  liess.     [Echo  §.  403  A.  4.] 

1.  Boreas  (raub),  Kaekias  (Hagel  bringend),  Apeliotes  (wanne  Luft), 
Euros  (Qewitter),  Notos  (laDgen  Regen),  Lips  (Hitze,  die  Schiffe  in  den 
Hafen),  Zephyros  (schOnes  Fruhlingswetter),  Skiron  (Kalte). 

2.  Boreas  dabei  mit  SchlangenfQssen  am  Kasten  des  Kypselos, ,' 
Pans.  V,  19,  1.  Als  doppelt  geflugelter  Mann,  Tischb.  IH,  31.  vgl.  §.  397.  • 
A.  3.  [Die  'scbOnste  Darstellung  an  einer  Vase  jetzt  in  Mtlnchen,  Welcker 
Nouv.  Ann.  de  la  Sect.  Franq.  de  11.  archil,  pi.  22. 23.  Vol.  U.  p.  358-396, 
eine  sebr  bedeutende  in  Berlin  das.  pi.  H.  u.  in  Gerhards  Etr.  u.  Campan. 
Vasen  Tf.  26  flf.  S.  38,  zwei  andre  in  dessen  Auserles.  V.  Ill,  152. 
S.  8—15  und  eine  Nolaniscbe  in  der  Archaeol.  Zeit  III.  Tf.  31.  Allein 
das  Museo  Borbonico  besitzt  diese  Vorstellung,  nicht  zwei-  sondem  drei- 
mal.]  Chloris  durch  Zephyros  geraubt?  Hirt  18,  1.  [Das  vielbesprochne 
Pompejanische  Bild  Ann.  1829  tv.  D.  1830.  p.  347.  Bull.  1832.  p.  186, 
in  den  D.A.K.  I.  Tf.  73,  424  gewiss  nicht  richtig  als  Hypnos  u.  Pasithea 
erklftrt,  ist  als  Gbloris  u.  Zephyros  anerkannt,  wie  von  Hirt,  Welcker, 
E.  Braun,  so  von  Avellino,  Janelli,  Minervini,  Quaranta  u.  A.  Zephyros 
die  Chloris  mit  Kranz  verfolgend,  Vasengem.  Bull.  1844.  p.  99.  Zephyros 
die  Thyia  mit  bedecktem  Haupt  verfolgend,  wie  Boreas  die  Oreithyia, 
Vasengem.  Archaeol.  Zeit.  III.  Tf.  31.  S.  97.  Die  gleiche  Figur,  jugendlich, 
nackt,  beflfigelt,  welche  Hirt  Bilderbuch  18,  1.  .S.  148  fur  Zephyros,  die 
Chloris  Yerfolgend,  nimmt,  braucht  daher  nicht  mit  Gerhard  S.  98.  Not.  5 
fQr  Amor  genommen  zu  werden.]  Die  Aurae  velificantes  sua  veste, 
Phn.  XXXVI,  4,  8,  bleiben  noch  nachzuweisen.  [Gerhard  vermuthet  an 
einer  Vase  Campanarl  Aura,  welche  dem  Bacchus  die  beideh  Zwillinge 
reiche,  Bull.  1834.  p.  178.  Apoll  u.  Thyia,  Panofka  Antikenkranz  1845. 
S.  9.  12.  Oreithyia  und  Thyia  Gerhard  Arch.  Zeit  III.  S.  97  f.  Tf.  31.]  . 
Typhoeus  als  gefldgelter  Gigant  auf  einer  Paste,  Hirt  18,  4.  §.  351.  / 
A.  2.    Ueber  Bronte  und  Astrape  §.  141,  5.  * 


[402]  Winde,  Harpyien.    Thetis,  Tritonen,  Nereiden.  653 

3.  Das  Vasengem.  Millingen  Un.  Mon.  1, 15  stimmt  ganz  mil  Aeschylos 
Eum.  50  aberein.  Ueber  die  Vogelgestalt  Boettiger's  Furienmaske  S.  112. 
vgl.  §.  334.  A.  1.  Die  von  Heyne  Virg.  Aen.  III.  Exc.  VII.  aufgez^Iten 
Harpyien-DenkmOler  sind  meist  zweifelhaft.  [M.  d.  L  III,  49.  Ann.  XVII. 
p.  1^12.  Due  de  Luynes.  Harpyien  an  dem  Qrabmonument  von  Xanthos 
in  London  §.  90*.  Creuzer  zur  Archaeol.  III.  S.  241  erklfirt  die  von  den 
gefldgelten  Juugfrauen  getragenen  Kinder  auch  fCir  geflflgelt.  Die  Ab- 
bildungen  enthalten  bei  diesen  keine  Spur  von  FlQgeln.] 


IL    Das  Blement  des  Wassers. 

402.  Die  Damonen  des  Meeres  gehen  von  der  erhab-  l 
nen  Gewalt  des  Poseidon,  der  Schdnheit  der  Amphitrite  und 
Thetis,  durch  mancherlei  Mittelstufen  in  die  phantastisch  ge- 
formten  Ungeheuer  der  See  uber,  Einen  schonen  Contrast  2 
bilden  auf  der  einen  Seite  die  fischgeschwanzten ,  oft  mit 
Seepflanzen  uberwachsenen ,  Satyr-  und  Kentaurenartigen 
Tritonen  (denen  Aegaon,  Glaukos,  Nereus,  Phor- 
kys,  Proteus  ahnllch  sind) ;  auf  der  andern  die  meist  mensch-  3 
lich  gebildeten  Nereiden,  in  dfer  fruhern  Kunst  leicht  beklei- 
dete,  dann  gewohnlich  unbekleidete ,  sehr  anmuthige  Mad- 
chengestalten,  deren  geschmeidiger  Korperbau  sich  in  mannig- 
fachen  Lagen  und  Windungen  reizend  entfaltet:  ein  Tiaiasos 
des  Meeres,  der  auch  durch  die  Umbildung  der  dem  Dio- 
nysos  geweihten  Thiere  zu  Seeungeheuern  ein  ganz  Bacchi- 
sches  Ansehn  gewinnt,  und  besonders  in  Beziehung  auf  Achil- 
leus  Bewaflfnung  und  (nach  Skopas  Vorgange  §.  125,  5.) 
seine  Heimfuhrung  nach  Leuke  gedacht  wurde.  Unter  den  4 
ubrigen  zahlreichen  Personen  der  See  sind  ohne  Zweifel  noch 
Entdeckungen  zu  machen,  da  die  Feinheit  der  Bezeichnung 
der  alten  Kunst  von  der  Kunsterklarung  noch  keineswegs  er- 
reicht  ist. 

1.  S.  oben  §.  125,  5.  356,  1.  2.  Thetis  KaQxlvoig  ttjv  yit(paX7]v 
diaSTsqnig,  Schol.  Aristid.  bei  Mai  Coll.  I,  3.  p.  42.  Solche  Kdpfe  auf  M., 
z.  B.  der  Bruttier,  Beger  Thes.  Brand.  I.  p.  340.  Scb5ne  Statue  der 
Thetis  (?  nach  Andern  der  Aphrodite  Euploea)  L.  120.  Bouill.  I,  47. 
Clarac  pi.  336.  Winckelm.  W.  VI.  S.  312.  Auch  die  sogen.  Aphrodite 
Anadyomene  M.  Borb.  VII,  26  kdnnte  wohl  eine  Thetis  sein.  Vgl.  A.  3. 
u.  §.  413.  (Peleus).  [Thetis  auf  einem  Seepferd  im  Vatican  Clarac  pi.  747, 
1805,  schdner  in  Neapei  nach  einem  neueren  Fund;  in  Florenz  pi.  746, 
1804.    Daselbst  zwei  andre  SeegOttinnen.] 


654  Mythologiscbe  GegensUlnde  der  b.  K.  [40iS] 

2.  Die  Tritonen  erkennt  man  am  sichersten,  wo  sie  cum 
buccinis  sind,  wie  im  Giebel  des  Saturnusteropels,  Macrob  S.  1,8.  (vgl. 
Virg.  Aen.  X,  209.  Ovid  M.  II,  8),  wobei  sie  seltener  jugendlich  (Tritun, 
Inghir.  Mon.  Etr.  V,  55,  8)  als  b&rtig  erscheinen,  Bartoli  Luc  1,  5. 
[Auf  dem  Windethurm  in  Athen  ein  blasender  Triton,  nacb  Yitruv, 
Stuart  I.  ch.  3.  pi.  3.  Eine  sehr  schOne  Erzstatoe  Tor  Jabren  bei  Cav. 
Maglia  in  Wien.]  Ein  Triton  als  ein  jugendlicber  See-Satyr  PGl.  I,  35. 
[Glarac  pi,  745,  1808.  Gruppe,  T.  eine  Nymphe  raubend  das.  34.  Triton 
Halbfiscb,  einen  Fiscb  baltend,  Gerh.  Auserles.  Y.  f,  9.]  Neben  den  fiscb- 
schwSnzigen  scheint  es  auch  menscbenbeinige  zu  geben  (Voss  Hytb.  Br. 
II,  23);  die  mit  Vorderbeinen  eines  Pferdes  kommen  bei  Dichtern  und  in 
Kunstw^rken  5ft er  vor,  Bouill.  11,  42.  (Krebscbeeren  im  Haar)  43.  [vgK 
die  ErzbOste  Specimens  I,  55.  Ein  Tritonskopf  zwiscben  zwei  Eroten  auf 
Delpbinen.  Terracottas  of  the  Brit.  Mus.  pi.  4.  Ein  Wassergott,  Wasser- 
pflanzen  und  Delphine  statt  Haare,  einen  Fischerkorb  auf  dem  Kopf, 
Millin  P.  gr.  pi.  44.]  Tritonen-Familie  (Triton  u.  Kymotboe  de  nupt 
Hon.  144),  berrlicher  Amethyst  in  Florenz.  Wicar  11,  34.  Meyer  Tf.  29. 
Lipp.  I,  123.  Triton-Maske  bei  Wasserkdnsten ,  Properz  II,  32,  16.  Vise 
PGl.  VI,  5.    Aegaeon  auf  M.  von  Cumae  (Solin  16),  Millingen  H^.  in 

I,  3.  Glaukos  als  ein  gehamischter  Triton  auf  M.  von  Herakleia,  N. 
Brit.  3,  13.  Millingen  Anc.  coins  I,  20,  von  Syrakus,  Torrem.  72,  9,  u. 
Etrusk.  Gemmen  (Lanzi  Sagg.  II,  4,  3).  Von  Gl.  im  Meere  verkommner 
Gestalt  Philostr.  II,  15.  Der  Fiscbscbwanz  fehlte  selbst  beim  tanzenden 
Gl.  nicht.  Vgl.  Voss  II,  24.  [01.  Fiscb  mit  Menscbengesicbt ,  s.  Grosson 
Antiquity  de  Marseille  4.]  Seine  Liebe  zur  menschlicben  Skylla,  Her^ 
culan.  Gemftlde,  M.  Worsl.  I.  p.  103.  Ein  ^bnliches  Ungeheuer  auf  M. 
von  Itanos,  Allier  de  Haut,  7,  3.  [E.  Vinet  le  mythe  de  Glaucus  et  de 
Scylla,  M.  d.  I.  Ill,  52.  53,  Annali  XV.  p.  144.]  N ere  us  mit  Herakles 
auf  alten  Vasengem.,  Millingen  Div.  32.  Un.  Mon.  I,  11;  auf  einer  Vase 
von  Volci  stebt  HEPAKAEOZ  u.  TPITONOZ  dabei.  f§.  410.  A.  5.] 
Nereus  in  Tritonengestalt,  aber  bekleidet,  bei  dem  Raube  der  Thetis, 
M.  I.  d.  Inst.  37.  Ner6us?  in  Tritonengestalt  M.  Pourt.  pi.  15,  Nereus? 
in  Tritonengestalt  mit  Trident  M.  Blacas  pi.  20  [so  mit  einem  Delpbin, 
was  keinen  Unterschied  macbt,  Gerh.  Auserles.  V.  I,  9,  in  Berlin  n. 
1586;  Nereus  in  menschlicher  Grestalt,  mit  weissem  Bart  und  dem 
Dreizack  reitend  auf  einem  Seepferd,  Gerhard  Tf.  8.  Cab.  Durand  n.  209 
Elite  c^ramogr.  Ill,  2.  (pi.  1  ist  §.hnlich  wie  M.  Blacas  20.]  Auf  Vasen 
von  Volci  auch  in  ganz  menschlicher  Figur  bei  dem  Kampf  mit  Herakles, 
Ann.  d.  Inst.  III.  p.  145;  [als  Grossvater  des  Achilleus,  §.  356,  4.]  Von 
Phorkys  Scbol.  Apoll.  IV,  1610.    Proteus  als  Hirt  der  See,  Pitt.  Ere 

II,  39.   Okeanos  (oder  Pontos?)  [oder  Triton]  Riesenhaupt  auf  Nereiden- 
Reliefs,  Glarac  pi.  267.    [Gerh.  A.  Bildw.  C,  4.]    Die  Artemis-Phos 


[402]  Thetis,  Tritonen,  Nereiden.  655 

Oder  Selene  stfltzend  §.  365.  A.  5.  Auf  geschnittenen  Stein  Rath- 
geber,  Hall.  Encykl.  Ill,  II.  S.  352.  [Kopf  an  der  Ara  Mc::.  ined.  21. 
Okeanoskoloss  M.  Ghiaram.  II,  1,  sonst  Marforio  §.  26J«  1,  M.  Capit. 
Ill,  1.  Lor.  R6  scult.  I.  p.  .33,  1.  Statue  Famese  MoiKLmc.  I,  6.  O.  im 
Vatican  Clarac  pi.  745,  1800,  der  Capitolinische  n.  1801.  pi.  749  B,  zwei 
in  Neapel  und  ein  dritter.  An  Sarkophagen  0.  gegendber  der  Tellus 
G.  M.  383.  Gerh..BiIdw.  Tf.  36.  39.  40.] 

3.  Die  Nereiden  nsQl  xvfiaoif  paxxsvovaai,  bei  Orpheus  vgl. 
Visconti  M.  Piocl.  IV,  33.  Feuerbach  Apoll.  S.  161.  Schildtragende 
Nereide  auf  einem  Triton  M.  Borb.  X,  7.  Nereiden  mit  WafFen  [fflr 
Achill):  auf  M.  von  Lampsakos  (Chois.  Gouff.  Voy.  pitt.  II,  67,  33); 
Reliefs  (unbekleidet)  PCI.  V,  20;  [Gampana  Op.  di  plastica  tv.  9.  10, 
mit  Eroten];  der  Praenestinischen  Giste  bei  R.  Rochette  M.  I,  I.  pl.  20. 
vgl.  Kunstbl.  1827,  N.  32;  Gemmen  {meist  halbbekleidet ,  auf  Tritonen, 
oft  flppig  behandelt),  Inghir.  G.  Omer.  165.  Eckhel  P.  gr.  15.  Wicar  III, 
25  (als  Andeutung  siegreicher  Rustung);  Vasengem.  (bekleidet),  Hancarv. 
Ill,  118.  Maisonn.  36.  M.  Pourtal^  41.  vgl.  Millin  I,  14.  Auch  die 
sogen.  Dam  arete  (Hemsterhuis  Lettre  sur  une  p.  grav.  du  Gab.  de 
Smeth)  auf  der  Gemme  des  Dalion  ist  wohl  eine  auf  einen  Hippokampen 
sicli  schwingende  Nereide  mit  Waffen.  Eine  Nereide  auf  einem  Hippo- 
kampen, Florent.  Marmorgruppe,  Wicar  III,  25.  Meyer  Tf.  10,  a;  [vor- 
zOglich  schoh  eine  im  Mus.  zu  Neapel,  1843  gefunden,  womit  ein  Bruch- 
stuck  im  Vatican  in  der  oflfnen  runden  Gallerie  ubereinstimmt.]  Bartoli 
Luc.  I,  4;  Gemmen,  M.  Flor.  II,  48.  Wicar  IV,  5;  auf  See-Widdern, 
BOcken,  Stieren,  in  Reliefs;  einem  See-Panther,  Pitt.  Ere.  Ill,  17;  einem 
Seegreif  M.  Borb.  X,  19.  Nereiden  auf  Tritonen  u.  Seestieren  mit  Venus 
in  der  Muschel  in  der  Mitte,  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  100,  1.  N.  auf 
Tritonen  mit  der  Maske  eines  Flussgotts  in  der  Mitte,  Tf.  100,  2, 
Sarkophagreliefe  in  Rom.  Eine  Nereide  von  einem  Triton  geraubt,  sch6ne 
Gruppe  des  PCI.  I,  34;  von  ihm  umarmt,  in  einem  Deckenrelief  von 
Palmyra,  Cassas  I.  pl.  91,  auf  Gemmen,  Tassie  pl.  31,  2633.  Tritonen 
u.  Nereiden  in  heiterem  Schwarm,  oft  mit  Musik,  ilber  das  Meer  zieliend 
(nach  den  seeligen  Inseln  §.  397.  A.  2),  M.  Cap.  IV,  62.  Bouill.  I,  78. 
M.  Franq.  IV,  10 ;  G.  Giust.  II,  98,  102.  144.  146.  148 ;  BouUl.  Ill,  42.  43. 
Clarac  pl.  206—209.  PrSchtige  Zflge  von  Tritonen,  ytTjrrj,  Wandgemalde, 
M.  Borb.  VIII,  10.  Nereiden  bei  dem  Raube  der  Thetis  (Kymothoe, 
Psamathe,  Speo,  Kymatolege  u.  a.  in  Volci)  §.  402.  A.  2.  [Statuen  flilch- 
tender  Nereiden  zwischen  den  Sftulen  des  Siegsdenkmals  in  Xanthos 
§.  128*.]  Auch  fischgeschwanzte  Nereiden  sind  nach  Schriftstellern  (von 
Plin.  IX,  4  an,  vgl.  Voss  II,  26)  nicht  zu  laugnen;  doch  wird  man  solche 
Figuren  in  Reliefs,  G.  Giust.  H,  142,  u.  sonst  nach  A.  2  besser  Tritonen- 
Frauen   nennen.     Alterthumliche  Tritoniden   auf  Etrusk.  Bronzereliefs, 


656  M)i,hologische  Gegenstande  der  b.  K.  [403] 

ygl.  M.  I.  d.  Inst.  pi.  18,  1.  Laglandiere  Aim.  II.  p.  63.  FQnf  Okea- 
niden,  mil  Okeanos,  Thetis,  Palaemon,  Ino  u.  einem  Triton  mit  bei- 
geschrieben  Namen,  auf  einer  in  Frankreich  (Dep.  Haute  Garonne)  ge- 
fundenen  Mosaik.  Mosaiques  de  St.  Rustice  pres  Toulouse  Bull.  1834. 
p.  157.    Hannov.  Zeitung  vom  10.  Oct.  1833. 

4.  Von  Melikertes-Palaemon  §.  252.  A.  3  [auf  dem  Delphin, 
Muncben  Glyptoth.  112.  Glarac  pi.  749  A.  n.  1841.]  Philostr.  II,  16. 
G.  M.  401.  402.  Palaemon?  mit  Symbolen,  schOner  Cameo,  Impr.  d.  I. 
'V,  13.  Auf  der  M.  404  stebt  neben  Palaemon  ein  siegreicher  Isthmischer 
Athlet.  Blanche  auf  Delphinen  ruhende  Knaben  gehOren  hierher;  auf 
dem  Delphin  reitend,  in  Muncben  112.  [Bei  Pacetti  nach  M.  PioGlem. 
VII.  p'  100,  der  Kopf  II.  tv.  A.  n.  13  mit  der  Kopfhaut  eines  Seethiers  11. 
tv.  A.  n.  13.]  Palaemon-Kopf,  nach  Vise.  M.  Franq.  Ill,  12.  Ino-Leukothea 
hat  das  Kredemnon  (das  feste  Kennzeichen,  Klemens  Protr.  p.  96)  dreimal  um 
den  Leib  gewunden,  in  einer  Mosaik  im  Vatican,  Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  II. 
S.  89.  Ihr  Sprung  auf  M.,  dabei  der  Daemon  des  Felsen  Moluris  und  der 
Delphin,  welcher  den  Knaben  aufnehmen  ^vill,  G.  M.  400.  Morelli  Domit.  16,  3 
vgl.  Thes.  Ant.  Gr.  T,  Aa.  Galene  in  Korinth  (Pans.),  auf  der  Gemme 
§.  384.  A.  3  durcb  das  zusammengesunkne  Segel  und  die  Lage  auf  ebner 
FlSche  charakterisirt,  s.  Toelken  Kuiistbl.  I.  S.  8  vgl.  Addaeos  Anthol.  Pal. 
IX,  544.  [Sie  glattet  mit  der  Hand  den  Wasserspiegel  auf  einem  Cammee 
G.  mytli.  n.  245.]  Euploea?  geflflgelte  Figur  mit  Aplustre,  Millingen 
Un.  Mon.  I,  29,  nach  Welcker  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  420.  (Berl.  Vasen  n* 
835,  wo  Levezow  und  mit  ihm  Gerhard  eine  Victoria  mit  Aplustre  er- 
kennen.  Eine  solche  ist  in  einem  Basrelief  bei  Avellino  Casa  di  Pompei 
1840,  der  p.  64  f.  an  der  Euploea  der  Vase  nicht  zweifelt,*so  wenig  als 

0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  377.  Not.  51.]  —  Skylla  auf  M.  von  Agrigent, 
von  Cumae  (Millingen  Med.  in.  I,  4  abweichend),  der  g.  Pompeja. 
[von  Lipari,  (mit  Hephaestos)  reitend  auf  zwei  Seehunden,  ganz  menscb- 
lich  gebildet,  die  Rechte  ausstreckend ,  mit  der  Linken  in  die  Saiten 
einer  Lyra  greifend,  Sestini  Descriz.  d'alcune  med.  Grech.  del  Principe 
Christ.  Feder.  di.  Danimarca  p.  11.  Skylla,  oiiginell  und  sinnig,  an  einem 
Rhyton  der  Sammlung  Jatta,  Revue  archeol.?  Ann^e  II.  pi.  36. 
p.    418—20.]      Tischb.    Homer    IV,    6.       G.    M.    638*.    Gori    M.    Etr. 

1,  148. 

• 

1  403.  Die  Flussgotter  werden,  je  nach  der  physi- 
schen  Grosse  und  der  poetischen  Wurde  des  Stroms,  bald  als 
greise  Itfanner    bald    als   Junglinge,    mit   Umen,    Fullhom, 

2  Sehilf  gebildet;  und  an  die  rein  menschliche  Bildung  reiht 
sich  besonders  in  den  alteren  Bildungsweisen,  mit  mannigfal- 
tigen  Abwechselungen  oft  bei  demselben  Flusse,  die  Stierge- 


[403]  Flussg6tter,  Acheloos,  Nil,  Tiber.  657 

stalt,  theils  durch  blosse  H5mer,  theils  durch  einen  Stierleib 
mit  Menschenhaupt,  theils  durch  vollige  Stierbildung  an.  Die 
Natur  des  Landes,  die  Schicksale  des  Volkes,  welches  dem 
Flusse  anwohnte,  bestimmt  Bildung  und  Attribute  genauer, 
wie  bei  der  grossartigen  Statue  des  Seegenspenders  Neilos, 
welchen  die  Damonen  der  Niluberschwemmung  nach  ihren 
sechzehn  verschiedenen  Graden  (nrjxsig,  Cubiti)  umspielen, 
iind  des  machtvoll  gebietenden  Tiber  is,  den  die  Wolfin 
mit  den  Zwillingen  bezeichnet.  Den  Nereiden .  des  Meeres  * 
entsprechen  dieNaiaden  des  Landes,  die  als  halbbekleidete 
Madchen,  haufig  grosse  Muscheln  vorhaltend,  oft  auch  mit 
Pan  zusammen^  und  in  Beziehung  auf  warme  Quellen  mit 
dem  Athleten  Herakles  verbunden  dargestellt  werden. 

1.  Ueber  die  Bildung  der  Fldsse  Aelian  V.  H.  II,  ^3.  Facius 
Gollectaneen.  S.  186.  Voss  II,  34.  Fest  taurorunii  cf.  intpp.  Wie  man 
in  Delphi  Akragas  als  einen  Knaben  von  Elfenbein  sah,  wie  Meles 
nach  Philostr.  II,  8  als  Epheb  gemalt  war  (so  auf  M.  von  Amastris 
N.  Brit.  9,  8):  so  erscbeinen  jugendlich  Kydnos  auf  M.  von  Tarsos 
(G.  M.  307),  Orontes  von  Antiocheia  (6.  M.  369),  Hermos  auf  M.  von 
Sardes,  Temnos,  KadoS  (N.  Brit.  11.  16),  Pyramos  von  Hierapolis  (Mil- 
lingen  M4d.  in.  4,  4),  Billaeos  u.  Sardo,  dieser  weiblich ,  auf  M.  von 
Tios,  und  so  viele  andre  auf  Kleinasiatischen  u.  Syriscben  Kaisermflnzen, 
s.  Vaillant  N.  Imp.  6r.  p.  342.  ed.  sec,  auch  Hypsas  und  Selinos  von 
Selinus  §.  132.  A.  2.  Torrem..65,  Ilissos  am  Parthenon  (§.  118.  A.  2), 
und  Inopos  (?)  von  Delos  im  L.,  Bouill.  Ill,  24,  8.  Rhyndakos  auf 
einer  M.  von  Apollonia,  Mionnel  Suppl.  V.  p.  292.  n.  76.  Hip  par  is  auf 
M.  von  Kamarina  (Noehden  4)  ist  ein  JGngling  mit  keimenden  HOrnem, 
wie  Aesaros  auf  Krotoniatischen  (vgl.  Millingen  Anc.  Coins  I,  25)  und 
Gelas,  Torrem.  33,  12.  13.  Als  Greis  sieht  man  Ismenos,  auf  einer 
Vase,  Millingen  Un.  Mon.  1,  27,  Alpheios  §.  350.  A.  5,  Rhenus,  Istros 
Oder  Danubius  auf  M.  (0.  M.  309.  310.  Col.  Traiani),  [Rhenus  Span- 
heim  de  usu  et  pr.  n.  1.  p.  359.  Statue  im  Vatican].  Skamandros 
auf  Ilischen  (Chois.  Qouflf.  II.  pi.  38,  7)  wie  in  den  Miniaturen  zu  U.  XXI, 
Rhodios  auf  Dardanischen  M.  (pL  67,  27),  Keteios  u.  Selinus  auf 
Pergameniscben  (pi.  5,  19),  Marsyas  auf  M.  von  Apameia  u.  a.  m.  Der 
Umbrische  Clitumnus  stand  in  einer  Praetexta  in  seinem  T.,  Plin. 
Ep.  VIII,  8.  Ueber  den  Chrysas  von  Assoros  Eckhel  D.  N.  I.  p.  198. 
[stehend  mit  Stierhaupt.  Tempel  u.  Statue,  Cic.  Verr.  II.  41.  44.  Euro- 
tas  von  Eutychides  Plin.  XXXIV,  8,  19.  Flflsse  auf  Mflnzen  mit  Namen 
Mionnet  IX.  p.  169].     Die  beiden  Fliisse  Lykos  u.  Kapros  bei  Laodikea 

O.  M  a  1 1  e  r '  •  Arehaeolo^e.    4.  Aufl.  42 


658  Mythologische  G-egenstSnde  der  b.  K.  [403] 

bezeichnet  durch  Wolf  u.  Eber,   Streber  Munchner  Denkschr.  f.  PhUol.  L 
Tf.  4,  10. 

2.  Als  gebOmter  Greis  mit  Schilf  und  Patere  erscheint  Acheloos 
auf  einer  Silber-M.  des  von  Urspning  halb-Aetolischen  Metapont,  die  zu 
dem  Preise  eines  ayatv  taXavtuxioq  gebarte  {ABAON  AXEAOIO,  *A%i- 
Xfloov) ,  Millingen ,  Trans,  of  the  Roy.  Soc.  of  Litterat.  I.  p.  142. 
Anc.  Coins  I,  21.  vgl.  Osann,  Kunstbl.  1831.  N.  16.  17.  [Er  meint 
mit  Millingen,  die  eine  Mdnze  sei  der  Preis.  Acheloos  auf  Akarnan.  und 
Ambrak.  H.  theils  als  Stier,  theils  meuschlich  mit  Hdmern,  Strab.  X. 
p.  458.]  Dagegen  erscheint  Acheloos  auf  den  H.  von  Akamania  und 
Oeniadae  (z.  B.  Sestini  Med.  del  M.  Fontana  4,  9.  10,  12.  Mionnet 
Suppl.  Uf.  pi.  14)  und  einem  Vasengem.  von  Oirgenti  (Trans.  R.  Soc.  II,  K 
p.  95)  in  der  Gestalt  eines  Stiers  mit  einem  Mannesantlitz  und  langem, 
benetztem  Barte  (Soph.  Trach.  13).  Auch  die  ganz  ahnliche  Figur  des 
sog.  Hebon,  auf  den  M.  Campaniens  und  Siciliens,  kann  als  Flussgott 
kaum  verkannt  werden,  z.  B.  als  Gel  as  auf  denen  von  Gela.  S.  Mil- 
lingens  Auseinandersetzung,  M^d.  in.  p.  6.  Trans.  R.  Soc.  I.  p.  142  fif., 
wogegen  Avellino's  (Opuscoli  div.  I.  p.  81).  Einwurfe  wohl  zu  beseitigen 
sind,  vgl.  Rathgeber  Hall.  Encykl.  Ill,  II.  S.  94.  Munchner  Gel.  Anz. 
1836.  N.  96.  97.  Vorlesung  von  Streber  Qber  den  Stier-Dionjrsos  (den 
Stier  mit  Mannesantlitz).  Auch  Alpheros  bei  Eurip.  Ipbig.  Aul.  276 
ist  so  zu  denken,  und  die  Gemme  Millin  P.  gr.  46  darnach  zu  erklSren. 
Ganz  als  Stier  wird  wohl  Kephissos  bei  Eurip.  Jon  1276  gedacht,  wie 
Gel  as  nach  Schol.  Pind.  P.  I,  185  [u.  Akragas  nach  einem  Bruchstuck 
des  Timaeos.  FlussgOtter  mit  HOmem  M.  Hunter  tv.  26,  19.  Torremuzza 
tv.  32,  13—16  Oder  Stierhaupt  Zogga  N.  Alex.  p.  204]. 

3.  Von  den  Urixn^  Philostr.  I,  5.  vgl.  Welcker  p.  234.  Statue  des 
Nil  im  T.  Pacis,  aus  Basanit;  entsprechende  aus  weissem  Marmor,  PGl. 
I,  38.  Bouill.  I,  61.  vgl.  St.  Victor  im  Gomm.  [Die  Vaticanische  Glarac 
pi.  748,  1811;  mit  Kindem  auch  n.  1813  aus  dem  M.  Worsley  u.  pi.  745, 
1812  Giustiniani;  ohne  nrn^iq  der  Nil  R^  Scult.  Gapit.  I,  11,  eine  Pam- 
filische  Statue  Glarac  pi.  749  A.  n.  1817  u.  eine  Gokesche  pi.  749.  n.  1814  A. 
Aehnliche  Statnen  von  andern  Flussen  pi.  745,  1823.  748.  749.  749  A. 
n.  1821  G.  749  B.  n.  1821  D.  751.  n.  1825.]  Aehnlich  auch  auf  M., 
Eckhel  N.  anecd.  16,  1.  Pedrusi  VI,  28,  8.  Zogga  N.  Aeg.  Imp.  16,  7. 
Anders  PGl.  Ill,  47.  [Nil,  Re  Scult.  Gapit.  I,  11.]  Homonoea  des  Nil 
und  Tiber,  auf  M.  des  Antoninus  Pius,  Eckhel  Syll.  VII,  1.  Tiber  PGL 
I,  39;  L.  249.  Bouill.  62.  M.  Roy.  I,  20;  [R6  Scult.  Gapit.  I,  12.  Glarac 
pi.  749,  18.19].  Tigris?  PGl.  I,  37.  Marforio  §.  261.  A.  1.  SchOner  Kopf 
eines  Flussgottes  (oder  des  Okeanos)  mit  kurzen  H5rnem,  Delphinen  im 
Bart,  Trauben  im  Haar,  PGl.  VI,  5.  Bouill.  I,  65.  vgl.  73.  Zwei  K5pfe 
junger  FlussgOtter  M.  Borb.  Ill,  56.    Bartiger,  IV,  52. 


[404]  Naiaden,  Quellnymphen.    Silyan,  Flora,  Priap.  659 

4.  Naiaden  bisweilen  ganz  bekleidet,  in  Athen  §.  387.  A.  7.  6.  M.  327, 
auch  328,  meist  nur  mil  einem  kurzen  Gewand  um  die  Lenden  {idfiaTcc 
Longos  p.  7.  Sch.)  und  Muscheln  vor  den  Schooss  haltend,  6.  M.  329. 
476.  530;  L.  354;  Clarac  pi.  209.  vgl.  Hirt  Tf.  20.  Statue  der  Art  PGl, 
I,  36.  Die  Quellnymphe  Arethusa  auf  M.  von  Syrakus  §.  364.  A.  7« 
[Die  Quelle  Kyane,  AeL  V.  H.  II,  33.  Eine  Quellnymphe  ZoSga  Bassir. 
It.  74,  Dirke  b.  Eurip.  Bacch.  519.]  Die  Seenymphe  Kamarina  auf 
If.,  Noehden  4.  Die  unbekannten  Nymphen  Ismene,  Kykais,  Eranno, 
Telonnesos  mit  den  Ghariten  zusammengestellt  in  einem  Relief  M.  Borb. 
V.  39.  Die  Aqua  Virgo  auf  einer  Gemme,  die  Ghiiletius  edirt  bat. 
Schlafende  Nymphe  in  Relief  Boissard  M,  25;  Statue  L.  491.  Qarac 
pi.  324,  wabrscheinlich  von  einem  Nympbaeon.  [Nymphen,  Glarac  pi.  749  A. 
bis  754.  G^nies  des  fontaines  pi.  755.  756.]  Vgl.  388.  A.  4  (schlafende 
Maenade).  Auch  §.  414  (Danaiden),  413  (Andromache),  417  (Hylas).  Die 
im  Alterthum  Ofter  gebildete  Nymphe  Echo  (Anthol.  Pal.  Plan.  153  flf.) 
ist  noch  nachzuweisen.  Echo,  Panofka  M.  Blacas,  zu  pi.  23.  Aber 
nirgends  sicher.  [Echo  an  einem  Puteal  in  die  Darstellung  des  Narkissos 
und  Hylas  gezogen,  zu  Philostr.  Imag.  p.  344,  welches  nebst  zwei  Wand- 
gem^den  M.  Borb.  I,  4.  VII,  4  abgebildet  und  erkI9.rt  ist  in  Wieselers  Pro- 
gramm  die  Nymphe  Echo,  Goettingen  1844,  wo  auch  flber  Pan  u.  Echo.] 


12.    Die  Vegetation  des  Landes. 

404.    Unter  den  Gottem  von  Wald,   Wiese,   Feld  und  l 
Garten   sind  Silvanus   und    Vertumnus    erst  Italischer 
Herkunft;  jener  ist    an  den  Werkzeugen  des  Baumpflegers 
kenntlich,  dieser  noch  nirgends  'mit  Wahrscheinlichkeit  erkannt 
worden.    Ihre  Flora  scheinen  die  Romer  nicht  sowohl  aus  2 
der  Chloris,   welche  in  der  Eunst  nicht  nachweisbar  ist  [§. 
401.   A.   2.],    als   aus    der  Friihlingshora   (§.    399.),    Po- 
mona (vielleicht)  aus   einer  Herbsthora  gebildet  zu  haben. 
Der  Land-   und   Gartenbeschutzer   Priap   ist  nur   eine   in  3 
Lampsakos  ublich  gewordne  Form  des  alten  Dionysos-Phal- 
len  (§.  383.  A.  3.).     Ueberhaupt  ersetzt  in  Griechenland  der 
Kreis   des   Dionysos  und    der   Demeter   diese   Felddamonen 
vollig.     Die   Gebirge  kommen,   abgesehn   von   ihren   Ge- 4 
wassern   und   der  Vegetation,   bios    als  Bezeichnungen   des 
Locals  genommen,   nur  als  Nebenfiguren  in  Compositionen 
der  alten  Kunst  vor. 

1.    Silvan  mit  Gartenmesser,  jungem  Baumstamm  u.  Fichtenkranz 
in  Relief  G.  M.  289  [jetzt  in  einem  Palast  auf  Platz  Navona  in  Rom,  an 


ggO  Mytbologische  GegensUnde  der  b.  K.  [404] 

der  Treppe,  mit  deatlichen  Spuren  rothen  Anstrichs];  L.  453.  Oarac 
pi.  224;  aucb  wohl  L.  293.  Clarac  pi.  164.  Daroach  ist  auch  die  Statue 
L.  466.  Bouill.  I,  58.  Qarac  pi.  345.  (6.  M.  291  als  Vertumnus)  ein 
Silvan.  In  Gemmen,  Tassie  pi.  15,  776.  Ara  des  Silvanus  u.  Hercules, 
der  Fortuna  u.  Spes,  Diana  u.  ApolL  Mars  u.  Mercur,  M.  Ghiar.  18 — 21. 
Silvan  als  rothe  Satyrfigur,  M.  Kirker.  II,  6.  Panartig  mit  einer  Muse 
(ohne  Bekleidung?),  Boissard  YI,  30.  vgl.  IV,  134  [ithypballisch  u.  mit 
Hippe,  Bartoli  Luoem.  2,  26.  Panartig  mit  Pinienkranz,  Fell  auf  der 
Brust  geknQpft,  vorzQgliche  Statue,  Speeim.  II,  27.]  —  Vertumnus  war 
vielleicht  nur  eine  Etrusk.  Urbildung  des  Dionysos,  s.  Etrusker  I.  AfL  II.  S.  52. 
[Vert  Frtkcbte  im  Schooss  Mus.  des  Ant  I,  58.  August  II,  82.  Aed. 
Pembn)cL    Guattani  1787.  p.  48—54.  tv.  2.]    Qarac  pi.  446  ff. 

2.  Kopf  der  Flora,  blumenbekranzt,  auf  M.  der  g.  Servilia  u.  Claudia. 
Die  Famesische  Flora  (?),  ein  colossaler  sch6n  drapirter  Sturz,  Kopf, 
Extremit&ten  und  Attribute  ergHnzt,  Race.  51.  Piranesi  St  12.  M.  Bort>. 
n,  20.  Neapels  Ant  S.  63.  [Hebe,  N.  Rbein.  Mus.  III.  S.  461.]  Ron- 
daninische  Statue,  Guattani  M.  I.  1788.  p.  46.  [Borgbesische,  Stanza  VI,  5. 
Gapitoliniscbe,  im  Mus.  Fran<2.  u.  Mus.  des  Ant  wo  Visconti,  der  sie  ebe- 
mals  mit  Winckelmann  und  Meyer  zu  Winckelm.  W.  IV.  S.  347  fur  eine 
Muse  nabm,  anfObrt,  dass  sie  nach  Fiqoronis  Zeugniss  Blumen  in  H&nden 
gehabt  babe.]  Angebliche  Floren  Race  133.  Clarac  pi.  439—441.  450. 
[1004.  n.  2748—2750.]  —  Herme  der  Pomona  (?)  M.  Kirker.  Aenea  II,  9. 
Pomona  Clarac  pi.  441.  n.  804.  442.  n.  806.  Deutlich  Herbstbora  pi.  450. 
[Die  Figuren  an  den  Ecken  vieler  Sarkopbage,  vgl.  M.  Gapit  III,  36.] 
Aucb  die  facta  agresti  lignea  falce  Pales,  Tibull  II,  5,  28,  ist  noch 
nirgends  nacbgewiesen. 

3.  Priapos-Hermen  sind  auf  M.,  Vasen,  Reliefs  zur  Bezeichnung 
eines  itodlichen  Locals  bHufig;  gewObnlicb  fSlngt  aber  die  Herme  erst 
outer  dem  Pballus  an.  Der  Oberleib  bat  die  Stellung  der  loifdmaig,  so 
dass  man  aucb  den  Namen  Lor  don  brauchen  kann,  M.  Flor.  I,  95,  1 — 3. 
Oefter  auch  mit  einem  Mantel  (wie  auch  Hermen  §.  67.  A.),  ftBlayx^f'^^^s 
bei  Moscbos.  Herme  mit  turban&hnlichem  Kopfputz,  Gerhard  A.  Bildw. 
Tf.  102,  6.  Inscbrift  von  Ostia,  ArchaeoL  IntelL  Bl.  1834.  n.  9;  Hortorum 
custos  pene  destiicto  deus  Priapus  ego  sum:  mortis  et  vitae  locus.  [Priap 
als  StQtze  einer  Venusstatue,  August  II,  66.  S.  61.  Kleine  von  Erz  unter 
den  Herculanischen  AltertbQmem  und  sonst.  Eine  Statue  im  Museum  zu 
Aix,  aucb  zwei  Inscbriften.  Ternite  Pompej.  Wandgem.  bei  Reimer  H,  4  b.] 
Als  Gartengott  bat  er  einen  Frucbtschurz  wie  Flora,  PCI.  I,  51.  Gal. 
myth.  n.  288.  vgl.  Petron  60.  Priapus-Opfer,  oft  von  nackten  Frauen 
verricbtet,  auf  Gemmen,  Caylus  III,  50,  5.  Bracci  I.  tv.  agg.  22,  1. 
M.  Flor.  I,  95,  4—8.  Priaps  Geburt  und  Erziebung,  s.  Hirt  S.  173. 
ZoSga  Bass.  80.  p.  167.    Auf  M.  von  Nikaea  stebt  Pan  mit  einem  Pileus, 


[405]  Berge,  Stftdte  und  H&user.  661 

eine  Opferkeule  in  der  L.,  eine  Pflanze,  wie  es  scheint,  in  der  R.  haltend, 
neben  einer  Uenne  des  Priap  (eines  Bithynischen  Hauptgottes) ,  Cab. 
d'Allier  de  Haul.  pi.  11,  5.    P.  Knight  On  the  worship  of  Priapus.  L.  1786. 

Noch  sind  unter  dlesen  h&uslich-landlichen  GOtiern  zu  erw^ien: 
der  Hermen-fthnliche  Terminus  auf  Denaren;  die  in  den  Stallen  gemalte 
(Juven.  8,  157.  Appulej.  IIL  p.  66.  Bip.)  -Epona  (von  epus,  equus)  bei 
Bianconi  CIrehi  16,  Bronzebild  im  Ungarischen  Museum,  Gattaneo  Equejade 
§.  265.  A.  3.  Acta  Mus.  Hungar.  I;  der  MQhlendtoon  Eunostos,  auf 
einer  Gemme  bei  Gori,  8oc.  Golumbar.  II.  p.  205.  Aristaeos  kommt 
nur  im  Anlinoos- Aristaeos,  §.  203.  A.  ^,  als  Arkadischer  Landmann  vor. 
Wohl  auch  Race.  12^.  Aristaeuskopf,  9hnlich  dem  Aesculap,  Stosch  P.  gr. 
U,  77,  nach  Toelken  Verzeichniss  S.  XLVf  f. 

4.  Berge  in  menschlicher  Form,  wie  Kithaeron  bei  Philostr.  I,  14, 
aind  auf  M.  nicht  selten;  z.  B.  Haemos  im  JSger-GostOm,  M.  BGlem.  27,  269, 
Rhodope  als  Nymphe  auf  M.  von  Philippopolis,  Tmolos  u.  Sipylos  auf 
Lydischen.    [Visconti  zu  M.  PioGl.  IVf  16.  V,  16.J 


13.    Land,  Stadt  mid  Hans. 

405.  Die  Griechische  Kunst  gestaltete,  weit  fiber  das  1 
in  Cullus  und  Poesie  Gegebhe,  nach  einer  ihr  eigenthumlich 
zustehenden  Befugniss  (§.  325.)  Lander,  Stadte,  Vol- 
ker  als  menschliche  Individuen:  viel  haufiger  freilich  in  der 
Makedonischen  und  R5mischen  Periode  (§.  158.  A.  5.  199. 
A.  9.),  als  in  der  alteren  republicanischen  Zeit.  Indem 
man  in  den  nach  Alexander  gegrundeten  Stadten  eine  solche 
Stadtegottin  eigentlich  als  ein  heilbringendes  mit  der  Stadt 
gebomes  damonisches  Wesen,  als  eine  Tyche,  betrachtete, 
wurde  dabei  auch  die  entsprechende  Vorstellung  einer  reichbe- 
kleideten  Frau  mit  einer  Thurmkrone,  einem  FuUhom  imd 
dergleichen  Attributen  des  Heils  und  Seegens  die  gew5hn- 
liche :  jedoch  findet  bei  mythischer  Begrundung  oder  besonders  2 
hervorstechendem  Gharakter  der  dargestellten  Collectivperson 
auch  oft  eine  eigenthumlichere  Darstellung  statt ;  wie  unter 
vielen  andern  die  besonders  scharf  ausgepragte  Bildimg  der 
Pallas-ahnlichen,  nur  minder  jungfraulichen  Roma.  Grup-  3 
pen,  worin  eine  Stadt  die  andre,  eine  Stadt  einen  Konig, 
Oder  Arete  und  ahnliche  allegorische  Figuren  die  Stadt  kran- 
zen,   waren   im  Alterthum  haufig.     Auch  wurden  Dem  en  4 


ggg  Mythologische  Gegenst&nde  der  b.  K.  [404] 

5  (Burgschaften) ,  naturlich  als  Manner,  Senafte  und  der- 
gleichen  Versammlungen  bildlich  vorgestellt.  Besonders  war 
viel  Anlass,  die  Gottheiten  der  Agonen-Orte,  oder  auch 
der  Agonen- Versammlungen  selbst,  als  Frauen  mit  Palmen 
und  Kranzen  darzustellen*^  gewiss  sind  auf  diese  Weise  zahl- 
lose  kranzende  oder  Tanien  umlegende  Figuren  auf  Vasen  zu 

6  erklaren.  Die  Rdmischen  Genii  locorura  erscheinen  als 
Schlangen,  welche  hingelegte  Fruchte  verzehren,  wahrend 
der  einer  Person  zugehorige  Genius  —  eine  rein  Italische 
Vorstellimg,  die  in  der  neuern  Eunstsprache  missbrauchlich 
auf  Griechische  Kunstau^gaben  ubertragen  worden  ist  — 
meistentheils  als  eine  Figur  in  der  Toga  mit  verhulltem 
Haupte,  FuUhom  und  Patere  in  den  Handen,  gedacht  und 

7  abgebildet  wird.  Die  Laren  des  Romischen  Cultus  erschei- 
nen als  Opferdiener ;  die  P  e  n  a  t  e  n  als  den  Dioskuren  ver- 

8  wandte  Wesen.  Selbst  Platze,  wie  der  Campus  Martius, 
Strassen,   wie  die  via  Appia,  werden  in  der  Alles  personi- 

^  ficirenden  Kunst  zu  Menschenfiguren. 

1.  8.  Hirl  Tf.  25.  26.  8.  176-194.  G.  M.  364-380.  Sparta 
[in  Amyklae  Paus.  II,  16,  3],  als  Frau  mit  der  Leier,  um  Olymp.  94  auf- 
geste]lt,  Paus.  Ill,  18,  5.  Kopf  der  Pelorias  auf  M.  von  Messana, 
Torrem.  50,  5.  6.  Gab.  d*Ailier  de  Haut.  pi.  1,  18;  wonach  der  &hnliche 
Kopf  der  Artemis,  §.  364.  A.  7,  von  Manchen  Sikelia  genamit  wird. 
0^§Tj  mit  Mauerkrone  u.  Scbleier,  Vasengem.  Millingen  Un.  Mon.  27. 
IXQVoaanig,  Pind.  1. 1,  1,  svaQpuxze  xQvooxltmv,  IsQciTaxov  ayalfuc  fr.  207, 
auch  in  Olympia  Paus.  V,  22,  5  u.  Korkyra.)  —  Aetolia,  in  der  §.  338. 
A.  4  beschriebenen  Tracht,  auf  erbeuteten  8childen  sitzend,  N.  Brit. 
5,  23-25.  Millingen  MM.  in.  2,  9.  p.  39.  [In  Delphi  Aetolia  als  be- 
wafTnetes  Weib  Paus.  X,  18,  7.  Aetolia  auf  dem  Basr.  mit  Meleager  in 
v.  Pamfili.]  Aehnlich  die  Amazonenartige  Bithynia  auf  M.  Nikomedes  I. 
Vise.  Icon.  Gr.  pi.  43,  1.  (Artemis  nach  Froehlich  u.  Visconti.)  Ueber 
die  Tyche  Antiocheia^s  §.  158.  A.  5;  so  trug  nocfa  Gonstantin  in  einer 
Statue  die  Tyche  von  Gpel,  Anthusa  genannt,  auf  der  Hand,  Malalas 
p.  322  b.  Eine  besondre  Tyche  des  Hippodrom  von  Gpel  scheint  Niketas 
c.  10  zu  beschreiben.  —  Italia,  behelmte  Frau  mit  einem  8tiere,  auf 
den  M.  der  Italiker,  Millingen  MM.  in.  I,  19.  p.  31,  als  Frau  mit  Fullhom 
auf  M.  der  g.  Fusia  et  Mucia  mit  der  Roma  Bund  schliessend.  Viel  solche 
Gestalten  kamen  bei  Leichenzflgen  u.  Triumphen  der  ROmer  vor,  noch  in 
der  Kaiserzeit  (Walch  zu  Tac.  Agr.  13).  S.  die  Figuren  Europa's  und 
Asiens,  Phrygiens,  Armeniens,  Africa's  (mit  einem  Elephanten- 
helm,  8korpion  u.  Aehren,  Pedrusi  Vf,  29,  1,  einen  Kaiser  bekrftnzend  in 


{4*05]  Demen,  Agonen-Orte,  Genien,  Laren.  663 

dem  Trivulziscben  Cameo,  s.  Mazzuchelli's  Corippus  Titelvign.,  ihr  Kopf 
xnit  Ammonkopf  auf  Gemmen  vereint,  P.  Knight  Priap.  12,  7),  u.  andrer 
Provinzen,  von  R6m.  M.  meist  aus  Hadrian's  Zeit,  G.  M.  364—380. 
Pedrusi  VI,  28.  29.  Nicht  bei  Millin  Mauretania,  Pedr.  VI,  29,  2.  3. 
Dacia  VI,  29,  6.  [Gavaceppi  Race.  49.  Africa,  Btlste.]  Berdhmter  Kopf 
der  Hispania  (?  vgl.  Pedrusi  VI,  28,  5)  auf  dem  Borghes.  Relief  L.  40. 
Bouill.  I,  74.  Glarac  pi.  255.  In  den  alien  Bildern  bei  der  Notitia  digni- 
tatum  erscheinen  die  R5m.  Provinzen  als  Frauen  mit  Schusseln  voll  von 
Ooldsttlcken.  —  Kleinasiatische  StUdte  (zum  Theil  Amazonenartig, 
wie  Smyrna  auf  M.)  an  der  Basis  von  Puteoli;  andre  von  der  Porticus 
des  Agrippa  §.  199.  A.  9.  [Die  zwOlf  Etrurischen  St^dte  von  der  Basifi 
einer  Statue,  wovon  eine  8eite  in  Caere  gefunden  wurde,  Vetulonenses, 
Vulcentani,  Tarquinienses,  Annali  XIV.  tv.  C.  p.  37,  Bull.  1840.  p.  92, 
jetzt  im  Lateran.  Zwei  in  m&nnlichen  Figuren,  nach  dem  Genus  der 
Stadt,  die  mittlere  weiblich.  Vgl.  auch  §.  199.  A.  9.  Auf  einer  H.  des 
Sept.  Sev.  von  Tarsus,  Isauria,  Karia,  Lykaonia  mlt  Thurmkronen,  wovon 
eine  den  Demos  der  Stadt  kr9.nzt,  Rascbe  II,  2.  p.  1902.  Flehende  Vfilker 
vor  Luc.  Verus,  grosses  Relief  Marmi  Torlonia  II,  12.]  ScbOne  Figuren 
Orientalischer  Stfidte,  Relief  des  L.  179.  Bouill.* I,  106.  Alexandreia 
mit  Aehren,  Caduceus,  Scbiff  auf  H.  der  g.  Caecilia  und  spSteren.  Die 
StAdte,  welche  das  Neokorat  eines  Heiligthums  baben,  pflegen  ein  Idol  oder 
den  T.  in  der  Hand  zu  halten.  Vgl.  N.  Brit.  9,  24.  25.  10,  3.  12.  19. 
[Hellas  u.  Salamis  von  Panaenos,  letztere  mit  dem  Apluslre,  auf  die 
grosse  Schlacht  deutend.  Die  Lindier  weihen  der  Atbana  u.  dem  Zeus 
tiiv  kafinQOTazrjv  naxQiBa  zrjv  naliiv  'PodoVy  Inschr.  N.  Rhein.  Mus.  IV. 
S.  189.  Rhodos,  welcher  Artemisia  Brand  male  aufdrflckt,  Vitruv  II,  8. 
Magnesia  schmQckt  ihren  Kitbaroeden  mit  dem  Purpur  des  Zeus 
Strab.  XIV.  p.  648.  Ortygia  Strab.  XIV.  p.  639  f.  Lydia  mit  goldnem 
Gewand,  der  alten  ReichthQmer  des  Landes  wegen,  Philostr.  Im.  II,  9, 
Thessalia  mit  Oelkranz,  Aehren  u.  Fohlen  II,  14,  Oropos  als  JQngling 
von  Seenymphen  umgeben  I,  27,  Isthmos,  wie  auch  Lechaeon,  als 
Jtlngling  II,  16,  des  genus  wegen,  wesshalb  Tischbein  I,  17  eine  bfirtige 
Figur  mit  Sdiilfrohr  in  der  Linken  nicht  den  »Genius  des  Peloponnes« 
bedeulen  kann,  Skyros  di|nkelblau,  als  Insel,  mit  Binsenkranz,  Oel-  und 
Weinzweig  Philostr.  d.  j.  1.  Kalydon  mit  qpi/yoff  (quercus  escul.)  ge- 
krftnzt  ders.  4,  Ark  ad  i  a  mit  Eichenlaubkranz  u.  langem  Knotenstab 
Pitt.  d'Ercol.  I,  6.  Nysa  in  der  grossen  Dionysischen  Procession  zu  Ale- 
xandria bei  Athenaeus,  Europa  u.  Asia  auf  dem  Ghigischen  Relief  mit 
der  Schlacht  bei  Arbela,  Troja  als  Gefangne  sitzend  Libanius  IV.  p.  1093. 
Statue  einer  Stadt  Clarac  pi.  762  c  n.  1906  c.  Von  den  allegorischen 
Personen  der  Art,  fiber  welche  Toelken  vom  Unterschiede  der  ant. 
und   mod.  Malerei   am   lesenswerthesten ,    sind  die    mythischen,    damo- 


464  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [405] 

nischen  zu  unterscheiden ,  wie  eine  Kamarina,  Kyrene,  Ortygia  u.  'a. 
bei  Pindar,  Messene,  die  Tochter  des  Triopas,  wdche  Tempel  u.  Statue 
hat,  Paus.  IV,  3t,  9,  Aegina  geweiht  in  Delphi  X,  13,  3,  oder  Nemea 
unter  den  andern  TOchtem  des  Asopos  V,  ^,  5,  wfthrend  z.  B.  bei 
Aeschylus  Nemea  als  Mutter  des  Archemoros  allegorisch  zu  verstehen  ist. 
Vgl.  auch  R.  Rochette  sur  quelques  objets  en  or  im  J.  des  Sav.  1832  Janv. 
nach  Avellino.] 

2.  Roma  (Tempel  §.  190.  A.  1.  II),  nach  Amazonenart  costiimirt, 
exerta  mamma  (Goripp  laud.  lustin.  I,  287)  in  der  Statue  PGI.  II,  15. 
[Qarac  pi.  767,  1905],  in  Reliefs,  Hirt  16,  2.  25,  16.  Vollstandig  bekleidet 
in  dem  berQhmten  Barberinischen  GemSQde,  SicUer's  Alman.  I,  1.  8.  241. 
[Boeltiger  Kl.  Schr.  D.  Tf.  6.  S.  236.J  Roma?  Pal.  Giustiniani.  Race.  84. 
[Colossale  Bflste  V.  Borgh.  st;  V,  27];  Crozat  Recueil  d'estampes.  P.  1729. 
I,  2.  Statue  im  Pallast  der  Gonservatoren.  [Glarac  pl.  768,  1904.]  Mil 
August,  Eckhel  P.  gr.  2.  vgl.  §.  200.  A.  2.  Auf  Spolien  sitzend,  Zo6ga 
Bass.  31.  Auf  Denaren  der  g.  Fabia  den  apex  der  Pontifices  haltend. 
Andere  M.  N.  Brit.  1,  24.  11,  11.  G.  M.  662.  663.  Roma  und  Gon- 
stantinopel  auf  einem  interessanten  Diptychon  (jetzt  in  Wien,  die 
Inschr.  gewiss  spater)  bei  Gori  II,  p.  177.  tb.  3.  p.  253.  tb.  9. 

3.  Hellas  von  Arete  gekranzt,  Gruppe  von  Euphranor;  der  Demos 
der  Rhodier  von  dem  Demos  der  Syrakusier,  Polyb.  V,  88;  der  D.  der 
Athener  von  dem  D.  der  Byzantiner  und  Perinthier,  Demosth.  de  cor. 
p.  256.  [Dissen  zu  seiner  Ausg.  p.  255];  die  Tyche  Antiochiens  von 
Seleukos  und  Antiochos  §.  158.  A.  5.  Roma  gekranzt  von  der  IJiatig 
AoHQcov  auf  M.  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  11. 

4.  Der  Demos  u.  die  Demokratie  von  Athen,  Paus.  I,  3,  2.  vgl. 
§.  138.  A.  2.  Demen  G.  M.  363.  N.  Brit  10,  2.  24.  11,  6.  14.  16.  Zeus 
u.  Demos  von  Euphranor,  Paus.  I,  1,  3.  Demen  von  Attika,  dafQr  Heroen, 
Marathon  von  Mikon.  [Demos  der  Athener  auch  von  Parrhasios,  Aristo- 
laos,  Leochares,  Lyson.  JHMOS  AAQJIKESIN  Mionnet  IV.  p.  316.] 
Die  Uqa  ovyiiXriTog  auf  M.  von  Gumae,  ebd.  9,  20.  23,  von  Lamia 
M.  I.  d.  Inst.  57,  B  1.    Vom  Senatus  Dio  Gass.  68,  5. 

5.  Olympja  erscheint,  mit  dieser  Umschfift,  die  nicht  die  Gommdne, 
welche  die  M.  schlagen  lies,  anzeigen  kann,  da  es  keine  Olympier  gab, 
als  Pnofilkopf  auf  Eleischen  M.,  Stanhope  Olympia  pl.  17.  Auch  in  ganzer 
Figur  auf  diesen  M.,  als  geflOgelte  Jungfrau,  sitzend  oder  eilend  (Allier  de 
Hauteroche  pL  6,  16),  mit  einem  Stabe  oder  Kranze.  8.  Goett.  G.  A.  1827. 
S.  167.  [Hellas  u.  Elis,  jene  den  Antigonos  Doson  und  Philipp  III,  diese  den 
Demetrios  Poliorketes  u.  Ptolem.  I.  kranzend.  Paus.  VI,  16,  8.]  Olympias, 
Isthmias  §.  350.  A.  5.  Aglaophon  malte  den  Alkibiades  auf  dem  Schoosse 
der  Nemea,  uod  von  Olympias  und  Pythias  bekranzt,  Athen.  XII.  p.  534  d. 


[406]  Demen,  Agonen-Orte,  Genien,  Laren.  665 

Nemea,  Hirt  25,  14.  [An  dem  Albanischeii  MarmorgeflUs  mil  den  Tbateu 
des  Herakles,  das  fihnliche  Figtiren  mehr  hat,  Neroea  mil  der  Palme,  den 
Fuss  auf  einen  Felsen  setzend,  von  Nikias  Nemea  mil  der  Palme  auf  einem 
LOwen,  adstante  cum  baculo  sene,  n&mlich  pastore,  auf  den  Namen,  vifiea^ 
anspielend.]    Eine  Asiatische  AgonengOttin,  Gemmae  Flor.  II,  52. 

6.  Genii  locorum,  Pitt.  Ere.  IV,  13.  Gell  Pompej.  13.  76.  Winclt. 
W.  I.  Tf.  11.  Auch  auf  Gontomiaten,  Eckhel  VIII.  p.  306.  Vgl.  Visconti 
PCI.  V.  p.  56.  Ueber  die  Darstellung  des  Genius  publicus  Amraian  XXV,  2. 
So  in  Statuen,  Bronzen,  MQnzen,  Ant.  Ere.  VI,  53.  55.  56.  Gori  M.  Etr. 
I,  49.  Der  Genius  Romae  sehr  verschieden,  Stieglitz  Arcbaeol.  Unterb.  If. 
S.  156 ;  sicber  ist  das  bSrtige  Haupt  mit  der  Stirnhinde  (G.  P.  R.)  auf  M. 
der  g.  Cornelia.  Oft  mit  dem  Kaiser  identificirt,  Eckhel  V.  p.  87.  Genius 
Augusti  PCI.  Ill,  2.  Galbae  G.  M.  670.  Doch  auch  der  genius  Aug.  als 
Scblange,  Boissard  IV,  137.    Besondre  Arljeiter,  geniarii,  in  Inscbr. 

7.  Die  Lares  (cinctu  Gabino,  Schol.  zu  Pers.  V,  31,  bullati  Petron) 
in  hochgescburzten  Tuniken,  m\l  ^vroig,  §.  299.  N.  7  k.,  und  Sclialen  oder 
Kannen,  um  einen  Altar,  Bartoli  Luc  I,  13.  14.  Ant.  Ere.  VI,  52.  54.  57. 
Gori  M.  Etr.  I.  96.  Ill,  4,  1.  Gerhard  Ant.  Bildw.  64.  So  die  Lares 
Augusti,  Boissard  IV,  68.  Pta.  IV,  45.  [Guattani  1785.  p.  33.  Middleton 
Ant.  Mon.  tv.  9.  Caussei  M.  R.  I,  2,  48.  Hirt  Tf.  26,  12.  Mbntf.  Ill, 
1,  59.  60.  Rasche  II,  2.  S.  1495.]  G.  di  Fir.  St.  144.  vgl.  145-149.  Die 
Kinder  mit  der  bulla  gehen  sie  nichts  an.  Ueber  die  Pen  at  en  Dionys. 
I,  68 ;  als  bekrtnzte,  bisweilen  mit  Dioskurenbilten  vei^sehene  Jiinglingsk()pfe 
(D.  PP.)  auf  vielen  Familien-M.;  auf  den  Denaren  der  g.  Caesia  sitzende 
Junglingsfiguren  mit  Speeren,  ein  Hund  neben  ihnen,  daniber  Vulcans- 
haupt  (nacb  Andern  die  Lares).  Vgl.  [Rasche  III,  2.  S.  825],  Gerhard 
Prodr.  S.  40  fT. 

8.  S.  Hirt  S.  186.  Tf.  16,  2.  26,  5  10.  26,  6.  (Circus.)  Visconti 
PCI.  V.  p.  56.  Der  Isthmos  wird  sinnreich  durch  Ruder  zu  beiden 
Seiten  auf  M.  bezeichnet,  Millingen  Anc.  Coins,  pi.  4,  15. 


le. 


14.    Menscbliche  Thtttigkeiten  und  Znstftnd< 

406.  Unubersehlich  ist  die  Classe  der  an  die  All^orie  l 
anstreifenden  Personificationen  menschlicher  Eigenschaften  und 
Verhaltnisse;  auch  die  Erfinder  Romischer  ]Munztypen,  welche 
die  meisten  darbieten,  bedienten  sich  nur  der  Kunst  von 
jeher  zustehenden  Befugniss.  Bei  den  Griechen  ist  vor  alien  2 
die  der  Athena  verwandte  und  dadurch  am  meisten  person- 
Hche   Nike ,    dann   Hebe ,    Arete ,    Eirene    (mit    dem   Plu- 


666  Mythologische  GegensUnde  der  b.  K.  [406] 

tos),  Eleutheria,  Eunomia,  Euthenia  und  verwandte  See- 
genswesen ,  Limos  ,  Momos ,  Pone  ,  Oestros  ,  Palastra, 
Agon,  Polemos,  Deimos  und  Phobos  und  andre  gebildet 
worden:  doch  mehr  als  den  Hauptgedanken  des  Kunstlers 
eriautemde  Nebenfiguren  in  grosseren  Darstellungen ,  und 
weniger  unabhangig   fur  sich,    als  in  der  Romischen  Sinn- 

3  bildnerei.  [§.  385.  A.  7.  388.  A.  5.]  Neben  der  allgemei- 
nen  Auffassung  von  Honor,  Virtus,  Concordia,-  Fides,  Ae- 
quitas,  Pudicitia,  Victoria,  Spes,  Salus,  Libertas,  Pax, 
schienen  auch  die  besondern  Beziehungen  Constantia  und  Pro- 
videntia  Augusti,  Concordia  exercituum,  Fides  cohortium, 
Spes    Augusta,    Securitas   Augusta,    Gloria   exercitus,    sae- 

*  culi,  Romanorum  u.  dgl.  darstellbar.  Die  Attribute  sind 
bier  meist  leicht  zu  deuten;  das  Fiillhom  wird  den  meisten 
Figuren  der  Art  gegeben,  indem  alle  guten  Eigenschaften 
dem  Menschen  zura  Seegen  gereichen;  bestiramte  Korperfor- 
men  und  Stellungen  charakterisiren  nur  wenige;  bisweilen 
werden  auch  alte  Darstellungsweisen  Griechischer  Gotter  sol- 

5  chen  allegorischen  Figuren  zum  Grunde  gelegt.  Von  durch- 
gebildeter  Gestaltung  dieser  [so  wie  auch  der  Griechischen] 
begriflfsartigen  Figuren  zu  festen  Kunstformen  lasst  sich  eben 
deswegen,  weil  der  blosse  Begriff  den  Keim  einer  vollstan- 
digen  Anschauung  nicht  enthalt,  wenig  nachweisen:  doch  ist 
die  geschickte  und  geschmackvolle  Anwendung  der  meist  aus 
fruher  Zeit  iiberlieferten  symbolischen  Ausdrucke  immer  noch 
sehr  zu  preisen. 

1.  Hirt  Tf.  12.  13.  S.  103  ff.  G.  M.  355-362.  Eckhel  D.  N.  V. 
p.  87  fif. 

2.  Ueber  die  i^ ike  (besonders  die  scbOne  Gassier  Bronze)  Boettiger 
HaU.  LZ.  1803.  April.  [Bbett.  Kl.  Schr.  II.  S.  173.  Tf.  2.]  Frflher  flOgel- 
los  §.  334.  A.  2,  so  auf  M.  von  Terina,  Millingen  Anc.  Goins  pi.  2,  2. 
ygl.  p.  23.  [Auch  in  Vasengem&lden  hSufig  ohne  FlCigel.  Ann.  XYII. 
p.  174.]  Zahllose  Niken  mit  Tropaeen,  Schilden,  Gandelabern,  KrSLnzen, 
Palmen,  auf  M.,  Lampen,  in  Pompej.  Gem&lden;  oft  setzen  sie  Inschriften 
auf  Helme  oder  SchUde  (Mionn.  Descr.  pi.  68,  3,  auch  Tischb.  IV,  21). 
Nike  als  Tropaeophor,  PGl.  II,  11.  Ant.  Ere.  IV,  50.  VI,  10.  Oft  auf 
Wagen,  Siegem  die  Zilgel  filhrend.  Nike  pov&vrovaa  in  Gemmen  Tassie 
pi.  45,  in  Reliefs  in  MOnchen  214;  Zo^a  Bass.  60;  L.  223.  Bouill.  Ill, 
47,  2.  Glarac  pi.  224;  Gomhe  Terrac.  pi.  24.  26.  Statuen  in  Berlin; 
L.  485.    Glarac  pi.  349.  636—638.   Victoria  von  Mantua  in  Mailand  aus- 


[406]  Nike,  Hebe,  Arete  etc.  667 

gestellt,  Rumohr  Reise  in  der  Lombardei  S.  137.  Impr.  d.  I.  lY,  7 — 9. 
NIKH  dem  Zeus  aber  dem  Alter  libirend,  Steckelberg  Tf.  18.  [Nike  mit 
Kerykeion  dem  Apollon  Kitharodos  eingiessend,  Luynes  Vases  pi.  26,  Ann. 
XII.  p.  257.  NIKH  mit  Kerykeion,  einem  Krieger  eingiessend,  der  zu  seinem 
alten  Vater  heimgekehrt  ist,  Gerhard  Auserles.  V.  II.  150.  £lite  c^ranio- 
graph.  I,  91.  NIKH  einen  Dreifuss  krSlnzend,  aus  M.  Pourtal^s  pi.  6, 
vgl.  M.  Blacas  pi.  1;  92  N.  libirend  auf  einen  Alter,  aus  V.  Goghill  pi. 
22,  2;  93  dessgleichen ,  ein  Thymiaterion  in  der  andern  Hand;  94  eine 
Tropaee  errichtend ,  ^us  Tischbein  IV,  21 ;  95  dasselbe  Elrurisch ;  97  N. 
auf  Quadriga  vor  einem  Dreifuss,  Plutos,  Chrysos,  eine  weibliche  Figur, 
aus  ^tackelb.  Grab.  Tf.  17;  98.  99.  FlOgelfigur  mit  Kithar  aus  Laborde 
II,  37  u.  Tischbein  III,  7  (37),  zweifelhafl,  so  wie  auch  100  u.  noch  mehr  96. 
Die  hen'liche  Victoria  des  Mus.  Brescian.  tv.  38-40.  Joum.  des  Sav. 
1845.  p.  533  fif.  6  F.  boch,  es  fehlen  nur  drei  Finger  der  linken  Hand, 
ehmals  vergoldet  nach  einer  Spur  an  der  Hand,  ein  Olivenkranz  war  von 
Silber  eingesetzt,  sie  ist  schreibend,  wie  die  an  der  Tr^janssftule,  die  Stellung 
bequem,  das  feinfaltige  Gewand  fast  nachlfissig,  die  Leichtigkeit  und  Natflr- 
licbkeit  roeisterhaft,  die  Scbwingen  gross.  Die  vergoldete  Bronzestatue 
gegen  4  F.  hoch,  auf  der  Mantuanischen  Grenze  1830  gelunden,  in  Berlin, 
woran  LOcher  zum  Einsetzen  der  FlQgel  spftter  entdeckt  wurden,  Ann.  XI. 
tv.  B,  Urlichs  p.  73.]  Hebe  bekleidet  u.  beflflgelt  auf  der  Schale  des 
Sosias;  bekleidet,  mit  Zweig  in  der  L.,  mit  der  R.  dem  Zeus  eingiessend, 
Tassie  pi.  22,  1306;  sonst  fast  unbekleidet,  mit  Schale.  Vgl.  §.  351.  A.  4. 
(Europa),  411  (Herakles).  Die  Heben  bei  Hirt  S.  92  sind  wohl  Niken. 
Gegen  die  Fltlgel  der  Hebe  Panofka  M.  Blacas  p.  80.  [Hebe  geflClgelt  den 
Adler  liebkosend,  Schlichtegroll  Gemmen  Tf.  33.  Winckelmann  Kunstgesch. 
IX,  3,  7  fObrt  zwei  Stoschische  Steine  und  einen  andern  an,  Hebe  nackt 
mit  der  Schale.  Die  Statue  des  Naukydes  neben  der  Hera.  Eris,  Gerhard 
Flflgelgestalten  Tf.  2,  1—6.  8.  17  f.]  Arete,  s.  §.  405.  A.  3  und  411 
(Herakles).  Welcker  Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  385.  nQoamnov  *j1qbt^s  an 
einem  Goldkranze,  Athen.  V.  p.  211  b.  Limos  Athen.  X.  p.  452.  Momos 
als  entkrSfleter  Greis,  Anthol.  Pal.  Plan.  265.  Phthonos  Tischb.  1,  57 
(52  nach  Welcker  N.  Rhein.  Mus.  I,  413.  Evd^vfilag  ayalfia  in  Hera- 
klea  von  Dionysios,  Memnon  c.  5  Eirene  von  Kimon  oder  Timotheos 
zuerst  errichtet,  nach  Plut.  u.  Nepos.  [Statue  der  Eirene  mit  Plutos  im 
Arm  von  Kephissodot  in  Athen.  Paus.  IX,  16,  1.  Eirene  geflflgelt,  mit 
Kerykeion,  den  kleinen  Plutos  tragend,  Gerhard  Auserles.  V.  II,  83.  S.  15. 
Das  Kerykeion  hat  auch  Eigijvr]  Aoxgrnv  auf  M.  der  Epizephyrischen  Lokrer, 
80  wie  auch  Felicitas,  Buonaroti  Hedagl.  tv.  18.  p.  308.  So  auch  Eirene 
an  einer  Vasenzeichnung,  die  von  Aristophanes  auszugehn  scheint  (wie 
eine  andre  von  den  Wespen,  Bull.  1847.  p.  103,  und  Xanthias  vor  Herakles 
Gab.  l^ourtal^s  pi.  9  von  den  FrOschen),  Vases  Luynes  pi.  30.  Ann.  XII. 


668  Mytfaologische  Gegenstande  der  b.  K.  [406] 

p.  258.  Die  Eintracht  (Horn  on oi  a)  und  die  Freundschafl  inalte  Habron. 
'Elev^fQia  mit  einem  Kranze  auf  Gold-M.  von  Kyzikos,  M.  I.  d.  Inst  I, 
57  B  4.  vgl.  Ann.  V.  p.  279.  Panofka,  mit  wunderlichster  Beziehung  auf 
Liber.  Evvofiia  rflmanf,  ein  Demeter-fthnlicher  Frauenkopf,  Millingen 
Anc.  Coins  2,  10.  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  313.  Ev^rjwia  erne  hingelehnte 
Frau,  auf  eine  Sphinx  gestdtzt,  Hohn  u.  Aehren  in  der  R.,  auf  M.  von 
AlexandrieUf  ZoSga  N.  Aegypt.  10,  1.  G.  M.  379,  als  eine  Frauenfigur  mit 
einer  grossen  Schale  auf  dem  Relief  von  Thyrea,  Ann.  d.  Inst.  I.  tv.  C.  1. 
ZmalnoXtg  als  Frauenfigur,  den  Gelas  krflnzend,  auf  if.  von  Gela,  Torrem. 
32,  2.  vgl.  31,  1,  als  ra&nnlicher  Genius  in  Elis,  Paus.  VI,  20.25.  Host  a 
§.  388.  A.  5.  Paedia  §.  391.  A.  5.  Poene,  Paus.  I,  43,  7.  vgl.  X,  28,  2, 
vielleicht  bei  Lykurgos  §.  384.  A.  6.  Oestros  Vases  de  Ganosa  7. 
Palaestra  Philostr.  II,  32.  "Aymv^q  oder  TlalalafutTa,  Philostr.  II,  32, 
scbeinen  die  JQnglinge  mit  Karopfpreisen  auf  dem  Relief  bei  Stuart  Ant. 
II,  4  vign.,  auch  die  in  der  Regel  flOgellosen  Knaben,  welche  die  ver- 
schiedenen  Kampfarten  zeigen,  L.  455.  Bouill.  Ill,  45,  Glarac  pi.  187; 
G.  di  Fir.  120;  G.  Giust.  II,  124,  und  mit  Kampfh^hnen  sich  vergnugen, 
L.  392.  Clarac  pi.  200.  vgl.  349.  "Enctivoi  als  Flflgelknaben ,  Lukian 
Rhet.  Praec.  6.-  Pbobos  §.  65.  Panofka  Hyp.  R3m.  Studien  8.  245. 
Deimos  u.  Phobos,  in  Rom  Pallor  u.  Pavor,  jener  mit  herabhftngendem, 
dieser  mit  gestr^lubtem  Haar,  auf  Denaren  der  g.  Hostilia,  G.  M.  158.  159. 
Polemos  malte  schon  Apelles  mit  auf  den  Rucken  gebundnen  Hfinden. 
Enyo  (Beliona)  auf  M.  der  Bruttier  u.  Hamertiner,  Magnani  II,  4  ff. 
rV,  36.  Fama  auf  M.  des  Demetrios  Poliork.  mit  Trompete  und  Lanze^ 
Eckhel  N.  anecd.  6,  9.    Trompetenblasend.  Stuart  III,  9,  13. 

3—5.  Fides  u.  Honor  (auf  Familien-M.)  haben  den  Lorbeerkranz, 
Libertas  denselben,  auch  den  Hut,  Virtus  hat  den  Helm  (Virtus  Augusta 
ein  Amazonenartiges  Gosttim),  Triumpus  auf  M.  der  g.  Papia  Lorbeerkranz 
u.  Tropaeon,  Pietas  den  Slorch  (Pietas  Augusta  mit  Kindern ,  die  sich  an 
sie  dr^ngen,  aber  auch,  in  anderer  Bedeutung,  als  betende  Frau);  Pudicitia 
(auch  Concordia)  den  Schleier,  Pax  den  Oelzweig  (auch  zQndet  sie  Waffen 
an),  Providentia  deorum  einen  Auguiien-Vogel  (Pedrusi  VI,  36,  4),  Aeter- 
nitas  hat  Sol  und  Luna  in  den  Hftnden  (Morelli  Vesp.  5,  31),  Hilaritas 
P.  R.  auf  Hadrian's  M.  FGllhorn,  Palme,  Kinder  umher  (Pedrusi  VI,  35,  4). 
Die  Annona  wird  sinnreich  mit  einem  Kala(hos  mid  einem  Getreideschiff 
versehen,  und  trfigt  die  Roma  auf  der  Hand,  Pedrusi  VI,  16,  2.  Aequitas 
u.  Moneta  haben,  aus  verschiednen  Grflnden,  die  Wage.  (Am  Himmel  ist 
die  Wage  bloss  als  Attribut  der  Jungfrau  als  Dike  und  Zeichen  des 
Acquinoctiums  in  den  Thierkreis  gekommen,  da  lange  die  Scheeren  des 
Skorpions  die  Stelle  ausfdllten.  Umgekehrt  stellt  die  Sache  Hirt  vor, 
S.  112.)    Die  Securitas  stfltzt  sich  auf  eine  Sllule  oder  schlSgt  den  Arm 


[407]  Alt-Italische  Gutter.  669 

Qber  das  Haupt  (Zeichen  der  Sicherheit  u.  Ruhe).  —  Die  Spes,  verschieden 
yon  der  El  pis  §.  398,  4,  leise  schreitend,  mit  der  Blume  in  der  Hand,  im 
alien  Venus-GostQm,  findet  sich  auf  den  M.  seit  Claudius  (als  Spes  Augusta), 
Pedrusi  VI,  6,  16.  Eckhel  VI.  p.  238.  M.  Ghiar.  I,  20.  [Eine  ahnliche 
Figur  ist  die  Hesperide  einer  Metope  des  Theseion,  Stuart  III.  ch.  1.  pi.  14. 
n.  18.]  Anders  ist  die  Spes  in  dem  Relief  Boissard  IV,  130  als  Verkunderin 
rdcher  Ernten  gefasst,  vgl.  TibuU  I,  1,  9.  Die  Salus  u.  Valetudo  (auf  M. 
der  g.  Acilia)  ist  der  Hygieia  nachgebildet.  Mitunter  stehen  aucb  mehrere 
Personen  fiir  eine  Figur,  wie  die  Temporum  felicitas  durch  vier  Knaben 
mit  den  FrOchten  verschiedner  Jahrszeiten  dargestellt  wird,  Buonarr.  Med. 
tv.  7,  9.  Bossi^re  M^d.  du  Roi  pi.  15.  Abundantia  Race.  723.  [§.  398. 
A.  3.]  Die  sog.  Mediceiscbe  Statue  des  Scbweigens  wird  von  Mongez, 
M4m.  de  Tlnst.  Nat.  V.  p.  150,  mit  Recht  fQr  eine  Nation  von  einem 
Tropaeon  erklart. 


16.    AlMtalische  Gutter. 

407.    Die  den  Italischen  Volkem  eigenthuralichen  Got-  i 
terdienste  enthalten  sehr  wenige  Gestalten,   welche  original 
Italisch  sind  und  sich  zugleich  in  plastischer  Bestimmtheit  den 
Griechischen  nahern.     Wo  dies  den  Schein  hat,  findet  man  2 
doch  meist  eine  Griechische  Kunstform  zum  Gninde  liegend, 
wie  beim  Janus  uud  Vejovis. 

1.  S.  an  andem  Stellen  Jupiter  Anxur,  Juno  Lanuvina,  SaAurnus, 
Fortuna,  Mantus,  Silvan  us,  Vertumnus,  Flora,  Genius,  Lar. 

2.  Janus  auf  M.  von  Voiaterrae  mit  zwei  bSurtigen,  aber  auch  jugend- 
lichen  KOpfen,  und  von  Rom,  mit  zwei  bartigen  (auf  den  M.  der  g.  Fonteja 
mit  keimendebi  Barte),  erst  sp§t  einem  b&rtigen  und  einem  jugendlichen 
Gesicht.  Janusherme,  Impr.  d.  I.  IV,  86.  [Forchbammer  in  der  Zeitschr. 
f.  die  AW.  1844.  S.  1074—77.  Die  Doppelherme  in  E.  Brauns  Ant. 
Marmorwerken  I,  3  erklart  aucb  K.  F.  Hermann  Goetting.  Anz.  1844. 
S.  344  fur  Janus.]  Er  ist  Griechischen  Doppelhermen  nachgebildet,  der- 
gleichen  man  auf  vielen  M.  Hellenischer  StSdte  findet,  Athen.  XV,  692. 
vgl.  Stieglitz  N.  famil.  p.  30.  VierkOpfig  auf  M.  Hadrian's.  S.  Boettiger 
Kunstmyth.  8.  257,  besonders  Qber  den  Schlussel  des  Jaiius.  Vejovis 
(Apollo  nachgebildet)  auf  M.  der  g.  Gaesia  und  Licinia,  Stieglitz  p.  36. 
Etrusker  I.  Afl.  II.  S.  60. 

Die  angeblich  Etruskischen  Gottheiten  bei  Gori  sind  durehaus 
unzuverl9ssig.  Dea  Vacuna  Sabinoram,  bei  Guattani  Mem.  enc.  VI.  p.  29. 
[Gerhard  Ober  die  Gottheiten  der  Etrusker  B.  1847  mit  7  Kpftf.] 


670  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [408} 

16.    Fremde,  orientalische  GOtter. 

1  408.  Die  Masse  der  in  den  Griechisch-Romischen  Cul- 
tus  aufgenommenen  fremden  G6tter  hat,  je  nachdem  die  Pe- 
node    der  Aufhahme  fruher  oder  spater  war,   vorzuglichere 

2  oder  schlechtere  Kunstwerke  Griechischen  Styls  erzeugt.  Die 
besten  wohl,  nach  dem  Kyrenaischen  Zeus  Ammon,  der  Ale- 
xandrinische  Sera  pis,  ein  Unterwelts-  und  Sonnengott^ 
dessen  Bildung,  ein  undurchdringliches  Gemisch  von  anzie- 
hender  Milde  und  einer  geheimnissvoll  schreckenden  Gewalt, 

3  den  Charakter  spaterer  Religiositat  sch5n  reprasentirt.  Die 
Isisstatuen  in  dem  Costum  Romischer  Isisdienerinnen, 
mit  der  steifgefalteten  Tunica,  dem  gefranzten  und  auf 
der  Brust  geknoteten  Obergewande  und  der  Lotosblume,  sind 

4  selten  vorzugliche  Werke;  die  Horbs-  oder  Harpokrates- 
Knaben,   mit   dem  Zeigefinger   auf  dem  Munde,   dem  Full- 

5  horn  im  Arme,  meist  kleine  Bronzen,  Amulete.  Die  Sy- 
rische  Gottin,  der  Phrygischen  Grossen  Mutter  ahnlich, 
erscheint  bisweilen  in  Statuen  aus  der  Zeit  der  Syrischen 
Kaiserinnen;  andere  Wesen  des  Naturdienstes  der  Semiti- 
schen*  Volker,  die  ihrer  nationellen  Abenteuerlichkeit  nicht  so 
entkleidet  sind,  lassen  sich  nur  in  einigen  imtergeordneten 

6  Kunstwerken  wiedererkennen.  Der  fur  Asiatische  Religions- 
geschichte  noch  nicht  ausgenutzte  Schatz  der  Stadtemunzen 
lasst  auch  die  Hauptgotter  Kappadokiens  in  hellenisirter 

7  Form  erkennen.  Der  Bilderkreis  des  Mithras  enthalt 
ausser  der  hundertfach  wiederholten,  den  Phrygischen  Tauro- 
bolien  naheverwandten  Hauptvorstellung  des  Stieropfers  noch 
manche  dunklere  Darstellungen  theils  aus  der  mystischen 
Geschichte  des  Gottes,  theils  aus  dem  mit  Gebrauchen  sehr 
uberladnen  Cultus,    im  Ganzen   von   der    rohesten  Ausfiih- 

8  rung.  Den  Schluss  bilden  Compositionen ,  in  denen  der 
Glaube  der  alten  Welt  seine  Schranken  zu  sprengen  sucht, 
und  dabei  nothwendig  aller  gesunden  Form  entsagt,  woraus 
in  Alexandrien   die  Abraxas-Steine,  Denkmaler  der  pan- 

9  theistischen  Jao- Religion ,  in  Rom  die  Panthea  hervor- 
gehen,  in  denen  meist  der  BegrilBf  einer  weltherrscnenden  For- 
tuna  die  Vorstellungen  aller  andem  Gottheiten  verschlingt. 

1.  Hirt  Tf.  11.   S.  87. 

2.  Vgl.  §.  158.  A.  I.    Sch6ne  SerapiskOpfe  PGl.  VI,  15.  Bouill.  I,  66. 


[408]        Aegyptische,  Syrische,  Kappadokische  GOtter.  Mithriaca.         671 

mil  Modius  und  sieben  Strahlen;  Bouill.  I,  67  auf  Gameen,  M.  Borb.  IV,  39. 
Serapis  als  ein  Hades  iiuf  einem  Krokodil,  Passeri  Luc.  Ill,  73.  Schlangen- 
Serapis  III,  70.  Vgl.  Guigniaut  Le  dieu  Serapis  p.  9.  [Stehend  Mas.  Veron. 
p.  LXXV,  5.  Sitzend,  Erzfigdrcben  aus  Epirus,  Specimens  of  anc.  sculpt.  I. 
pi.  63.  Zwei  K6pfe  Winckelm.  W.  IV.  Tf.  5.  8.  437.  Montf.  II,  121. 
Suppl.  II,  42.] 

3.  Isisstatuen  der  Art,  Montfaucon  Suppl.  II,  40.  M.  Nap.  IV,  51.  Glarac 
pi.  307.  308.  [986—994.]  Isis  mit  dem  Flflgelrock  um  die  Lenden,  L.  375. 
GJarac  pi.  306.  Buste,  PCI.  VI,  16.  Portratfiguren ,  M.  Gap.  HI,  81. 
Barberinische  Gruppe  von  Isis  und  Horus,  jetzt  in  MQnchen  130,  Hirt  11, 10. 
Isiscult  PGl.  VII,  19.  Pitt  Ere.  II,  59.  vgl.  Boettiger  Isisvesper,  Minerva, 
Taschenbuch  fdr  1809.  ROm.  Isispriesterin,  mit  nacktem  Busen,  in  Gem- 
men,  Wicar  IV,  6.  Zahlreiche  Beziehungen  auf  Isis-  u.  Serapis-Cult  auf 
ROm.  M.,  besonders  in  Gommodus  u.  Garacallas  Zeit,  Eckbel  D.  N.  VII. 
p.  128.  213  ff.  Vota  pubiica  aus  Julian's  und  anderer  Kaiser  Zeit,  mit 
einem  Julianus-Serapis ,  einer  Isis-Helena,  Eckbel  VIII.  p.  136.  Isis  sitzt 
bier  h^ufig  auf  dem  Sirius,  welcber  nach  Griecbischer  Manier  als  Hund 
(Aegyptiscb  als  Kuh)  dargestellt  wird;  als  Faria  b^f  sie  Ofler  ein  Segel^ 
der  Pbarus  steht  dabei.  Der  Kopfaufsatz  der  Isis  kommt  scbon  auf  M. 
der  Seleuciden  von  Antiocbos-Sidetes  vor  (Vandamme  pi.  47).  Vgl.  §.  232.  A.  3. 

4.  Harpokrates  Montf.  II,  105.  123.  M.  Gap.  Ill,  74.  Guper's  Harpo- 
crates.  Besonders  viel  als  Amulet,  Montf.  II,  105.  123.  Mit  Keule,  Herakles 
abnlicb,  als  Sempbukrates,  z.  B.  Zoega  N.  Aeg.  Impp.  tb.  9,  4.  Impr. 
d.  I.  IV,  20.  vgl.  §.  436.  A.  3.  Horus-Eros  in  Gemmen.  Impr.  d.  Inst. 
II,  44.  Auch  Horus-Eros-Herakles  trifft  man  vereinigt.  A  nub  is  Montf. 
II,  128.    Boissard  VI,  78.    Ganopus  M.  Gap.  I,  82;  G.  di  Fir.  St.  57. 

5.  S.  §.  241.  A.  2.  Ein  Zeus-Belo^  auf  M.  Antiocbos  des  VIII. 
Die  sog.  Buste  des  Hebon  auf  Gemmen,  Millin  P.  gr.  45.  Tassie  pi.  36, 
4179,  ist  gewiss  eine  Form  des  Baal.  Aus  der  Babyloniscben  Mythologie 
stammt  wobl  die  mit  einer  Fischhaut  Qberzogne,  einen  Korb  tragende 
Figur  auf  einer  Gemme  (Wiener  Jabrb.  ABl.  XXIV.  S.  25.  N.  5)  und  in 
einem  Relief  des  Wiener  Antiken-Gabinets  (Oannes?). 

6.  Die  Enyo  von  Komana  auf  M.  mit  Strablenkranz,  Scbild  u.  Keule, 
Millingen  Anc.  Goins  5,  4.  vgl.  Gab.  d'AUier  de  Haut.  pi.  8,  4.  Men 
§.  400.  A.  2.  Auch  Alexanders  des  Pseudomantis  neuer  Gott  Glykon 
ist  durcb  M.  von  Abonoteichos  genau  bekawit,  Eckbel  n.  p.  383.  vgl.  die 
M.  von  Nikomedien,  Gab.  d'Allier  de  Haut.  pi.  11,  10. 

7.  Unter  den  zabllosen  Scbriften  fiber  dieMitbriaca,  nach  Philipp 
a  Turre  Monum.  vet.  Antii,  gehOrt  besonders  hierher  Zoega.  Ueber  die 
den  Dienst  des  Mithras  betreffenden  Kunstdenkm&ler,  Abhandl.  S.  89-^211, 


g72  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [408J 

nebst  Welcker's  Anm.  S.  394.  Vgl.  Creuzer  Symbol.  I.  S.  728.'  Tf.  3.  36, 
bei  Guigniaut  pi.  26.  27.  27  b.  Eichhorn,,  Comment.  Soc.  Gott  rec.  1814. 
1815.  Seel  Mithrageheimnisse.  1823.  Niklas  Muller  Mithras.  Wisb.  1833. 
V.  Hammer  Mithriaca.  P.  1833.  Glarac  pi.  538  A.— 560.  Das  berflhmteste 
dieser  Bildwerke  ist  das  im  L.  76.  Montfaucon  Ant.  expl.  1.  pi.  217,  1. 
Bouill.  Ill,  47.  Glarac  pi.  204  mit  der  Inschrift  va/icc  espeaiov,  aus  dem 
Gapitolinischen  Spelaeon,  demselben  wabrscheinlich ,  welches  377  zerstOrt 
wurde.  Vgl.  F.  Lajard.  Noav.  Observations  sur  le  gr.  basr.  Mithr.  P.  1828. 
[Ders.  Sur  deux  basr.  M.  qui  ont  6t6  decouverts  en  Transylvanie  P.  1840.  4 
mit  6  Tf.  vorher  zum  Theil  gedruckt  in  den  Nouv.  Ann.  publ.  par  ia 
Section  Frang.  de  Tlnst.  archil.  T.  II.  p.  1.  Sur  une  ume  cin4r.  du 
Hus^  de  Rouen  das.  II.  p.  397—445  u.  Sur  un  basr.  Mithr.  qui  a  ^t^ 
d^couv.  k  Vienne  Ann.  d.  I.  XIII.  p.  170.  tv.  36.  Die  demn&chst  er- 
scheinenden  Recherches  sur  Mithra  werden  auf  105  Kpftf.  gegen  800 
Monumente  enthalten.]  Glarac  Melanges  p.  45.  Andre  PGI.  VII,  7.  Bouill. 
Ill,  48.  Glarac  pi.  203.  204.  Die  Zahl  derselben  ist  sehr  gross,  auch  SQd- 
deutschland,  Frankreich,  England,  Ungam,  Slebenbdrgen  liefem  deren 
viele.  Mithras  Felsengeburt  (Greuzer  L  S.  773.)  Montf.  I,  218.  G.  Giust 
II,  62  u.  in  den  Bildwerken  des  Mithraeon  von  Heddemheim,  welche  den 
voIlstSndigsten  Gyklus  Mithrischer  Bildwerke  gew&hren,  s.  Habel,  Annalen 
des  Vereins  (§.  264.  A.  2.)  H.  I.  II.  HI.  [Greuzer  das  Mithreum  von 
Neuenheim  bei  Heidelberg  1838,  auch  in  dessen  deutschen  Schr.  2.  Abth.  III. 
S.  277.  vgl.  526. J  Die  Bussungen  und  Prdfungen  in  den  Seitenfeldem  des 
Heddemheimer  und  eines  Tyroler  Mitbi'as-Opfers.  —  Statuen  Mithrischer 
FackeltrSger,  PGI.  Ill,  21.  VoUstandige  Symbole  des  Gultus,  Gemmae 
Flor.  II,  78. 

8.  Ueber  die  Abraxas-Gemmen  besonders  Macarii  Abraxas  —  cum 
comm.  Jo.  Ghifletii.  Antverp.  1657.  Prodromus  iconicus  sculptilium  gem- 
marum  Basilid.  de  Musaeo  Ant.  Gapello.  V.  1702.  Passeri  Thes.  gemmanim 
astrifer.  T.  II.  p.  221.  Bellermann  drei  Programme  uber  die  Abraxas- 
Gemmen.  B.  1820.  Dorow,  Kunstblatt  1824.  N.  105.  Matter  Hist.  crit. 
du  Gnosticism e.  Kopp's  Palaeogr.  T.  III.  Yon  den  eigentlichen  Abraxas, 
welche  den  Gott  der  uiiter  Trajan  und  Hadrian  entstandenen  Sekte  der 
Basilidianer  vorstellen  (obgleich  auch  dies  noch  zu  bezweifeln  ist),  unter- 
scheidet  Bellermann  Abraxoiden  unci  Abraxaster,  welche  verwandte  DSmonen- 
Figuren  und  Vermischungen  mit  andern  Gottheiten  (Priap,  Anubis)  dar- 
stellen.  FClr  den  Zusammenhang  der  Abraxas-Gem  men  mit  der  Alexandrini- 
schen  Theurgie  ist  besonders  die  Stelle  des  Papyrus  beweisend  bei  Reuvens 
Lettfes  k  Mr.  Ijetr.  I.  p.  24.  [Morgenstem  Qber  eine  noch  nicht  bekannt 
gemachte  Abraxas-Gemme,  Dorpat  1843.  Programm.] 

^.    Ein    Pantheon    (phallisch)    schon    auf    M.    Demetrios   II. 


[409]  Abraxas  und  Panthea.    Heroen.  673 

von  Syrien,  Mipnnet  V.  p.  58;  aucli  auf  M.  der  g.  Plaetoria  u.  lulia. 
Minerva  Pantheos,  Millin  P.  gr.  57.  Bacchus  Pantheus,  in  Inschriflen  und 
Auson.  Epigr.  30.  Tyche  Pantheos  oft  auf  Gemmen,  vgl.  Orelli  Inscr. 
21113.  Auch  die  [wunderliche]  im  Grabe  des  Festus  (§.  205.  A.  5)  ge- 
fundne  Bronze  scheint  eine  solche.  [Hirt  Bilderb.  II.  S.  116.  Tf.  13,  20, 
Fortuna  aus  dem  M.  Rom.  I,  31.  32.  Brunck.  Anal.  II,  90,  28  Pan  nach 
dem  Kopf,  Herakles  nach  Brust  u.  Leib,  Hermes  nach  unten  (FussflQgel) 
in  Einem  Leib.] 


C.    Heroen. 

409.  Die  Festigkeit  und  Bestimmtheit  individueller  Cha-  1 
rakteristik,  wie  sie  an  den  Hauptgottern  der  Griechischen 
Kunst  wahrgenommen  wird,  erstreckte  sich  aucli  uber  die 
Hauptlieroen.  Wir  vvissen,  dass  man  auch  diese  in  Griechi- 
schen Kunstwerken  nicht  bios  durch  Attribute  und  Handlung, 
sondem  schon  an  der  Gestalt  und  Bildung  des  K6rpers  er- 
kannte.  Jetzt  kennen  wir  indess  nur  sehr  wenige  Heroen,  2 
fast  keinen  ausser  Herakles,  auf  eine  so  bestimmt6  Weise, 
und  konnen  auch  kaum  zu  einer  genaueren  Kenntniss  gelan- 
gen,  da  statt  der  zahlreichen  Bronzestatuen  und  Gruppen, 
Werke  der  vorzuglichsten  Kunstler,  welche  das  Alterthum  be- 
sas&,  nur  Reliefs,  und  meist  von  Sarkophagen,  wo  der  My- 
thus  mit  besonderer  Rucksicht  auf  den  Anlass  des  Bildwerks 
behandelt  wird,  und  Vasengemalde  uns  vorliegen,  deren 
leichte  und  freie  Zeichnung  wenig  von  jener  Charakteristik 
zulasst.  Man  pflegt  daher  in  der  Regel  nur  nach  dem  In-  3 
halt  der  Handlung,  welche  vorgestellt  wird,  zu  deuten,  wo- 
bei  oft  die  Wahl  zwischen  sehr  verschiednen  Heroenkreisen 
bleibt.  Die  allgemeinen  Veranderungen  im  Geiste  der  alten  4 
Kunst  ergriflfen  auch  die  Heroenbildung ;  namentlich  wurden 
die  bartigen  und  gewohnlich  voUstandig  gehamischten  Figuren 
der  alteren  Bildner  und  Maler  meistentheils  durch  jugend- 
liche  Bildungen,  mit  geringer  Andeutung  der  Bewaflfnung, 
verdrangt. 

1.  Hdchst  wichtig  und  belehrend  ist  die  Stelie  in  Plutarch  Arat  3. 
Kanonische  Bildungen  von  Parrhasios  §.  138,  2,  und  Euphranor  §.  129. 
A.  2,  qui  primus  videtur  expressisse  dignitates  heroum.  Bei  Philostratos, 
Heroika,  erscheinen  die  Heroengestalten  durchaus  bis  in  die  feinsten 
Zflge  charakterislisch,  vgl.  §.  415.  A.    Auch  gehen  wohl  die  Signalemenls, 

O.  M  a  1 1  e  r  's  Archaeolojrie.    4.  Anfl.    '  43 


674  Mythologische  GegensUUide  der  b.  K.  [410| 

welcbe  die  spHteren  Pragmatlker,  Dares,  Diktys,  Halalas,  von  den  Heroen 
geben,  zuin  Theil  auf  Biids&ulen  zuruck. 

%  S.  z.  B.  die  vielen  Heroenstatuen  aus  Bronze,  welche  Ghristodor 
beschreibt;  eine  Anzahl  davon  scheinen  zosammen  eine  grosse  Gnippe 
zu  biiden. 

4.  Hyakintfaos  am  Amyklaeiscben  Throne  bMig,  bei  Nikias  sehr 
jugendlich,  Pans.  Ill,  19,  4.  Eben  so  unterscheiden  sich  die  Vasengem&lde 
altem  und  spfitem  Styls;  die  Volcentiscben  haben  meist  bftrtige  Heroen, 
Ann.  d.  Inst  III.  p.  146.  Ueber  die  vollstandige  Rustung  der  alterthflm- 
lichen  Vasengem&lde  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  49. 


1.    Herakles. 

1  410.  In  der  hSchsten  Potenz  erscheint  das  Heroen- 
Ideal  ausgepragt  in  Herakles,  der  vor  alien  Hellenischer 
Nationalheld  war.  Durch  Anstrengung  gestahlte  und  be- 
wahrte  Kraft  ist  der  Hauptzug,  den  bereits  die  alt-Griechische 
Kunst  in  ihren  Bildungen  andeutete,  aber  besonders  Myron 
und  Lysippos   zu  einer  Form   entwickelten,   die  nicht  mehr 

2  iiberboten  werden  konnte.  Schon  in  den  oft  iiberaus  edlen 
und  anmuthigen  Bildungen  des  jugendlichen  Herakles  meldet 
sich  dlese  zusammengedrangte  Energie  in  der  gewaltigen  Starke 
der  Nackenmuskeln  (§.  331,  2),  den  dichten  kurzen  Locken 
des  kleinen  Hauptes  (§.  330,  2),  den  verhaltnissmassig  klei- 
nen  Augen,  der  vorgedrangten  machtigen  Unterstim,  und  der 

3  Form  sammtlicher  Gliedmassen.'  Deutlicher  aber  tritt  der 
Charakter  des  Vollenders  ungeheurer  Kampfe,  des  muhbe- 
ladnen  (aerumnosus)  litopriQoraTog  xai  aotarog]  Heros  in 
^er  gereiften  Gestalt  hervor,  wie  sie  Lysippos  (§.  129  A.  2) 
mit  besondrer  Liebe  ausbildete,  in  den  aufgehugelten  durch 
unendliche  Arbeit  hervorgetriebenen  Muskel-Lagen,  den  mach- 
tigen Schenkeln,  Schullem,  Armen,  Brust  und  Riicken,  so  wie 
in  den  ernsten  Ziigen  des  zusammengedrangten  Antlitzes, 
in  denen  der  Eindruck,  welchen  Miihe  und  Arbeit  gemacht, 
auch  durch  eine  voriibergehende  Ruhe  nicht  aufgehoben  wird. 

4  Beide  Gestalten  lassen  sich  nun  in  einem  fast  unubersehbaren 
Cyklus  von  Abenteuem  und  Kampfen  nachweisen,  und  die 
Entwickelung  des  Heros  von  dem  schlangenbandigenden  Kinde 
aus  durch  alle  Ereignisse  des  Lebens  hindurch  verfolgen.  Fur 
die   besonders  viel  gebildeten  Zwolfkampfe,    deren  Bestand 


[410]  Herakles.  675 

und  Folge  sich  zwar  nie  vollig  gleichmassig  feststellten,  aber 
doch   eine   gewisse   fruh  sanctionirte   Ordnung  durchblicken 
lassen,  bildeten  sich  zeitig  gewisse  b^iebte  Darstellungsweisen, 
doch  fur  manche  auch  mehrere,  die  nach  Gegenden  und  Zei- 
ten  verschieden  gebraucht  wurden.    Von  der  Unzahl  andererp       1 
Thaten   findet   man   die    Giganten-Erlegung   besonders    aufi    '^ 
Vasen  alten  Styls;  von  dem  mehrfach  wiederkehrenden  Ken- 
taurenkampf  kommen  hier  auch  weniger  bekannte  Sagenge- 
stalten   vor.    Die  eigentlichen  Kriegsthaten   wurden  weniger  6 
Gegenstand  der  bildenden  Kunst  als  der  altern  Poesie ;  daher 
auch   nur   in   der  altesten  Kunst  Herakles  das  gewohnliche 
Heldencostiim  trug,  wie  er  es  bei  Hesiod  hat,  und  dkgegen 
schon  seit  fruhen  Zeiten  LQwenhaut,  Keule,  Bogen  als"  die 
gewohnliche   Bewaflfnung    des   Helden    vorkommen.     Andre  7 
Seiten  des  Gharakters  enthullt  das  Verhaltniss  zur  Omphale, 
der  Held  im  weiblichen ,  rothlich  durchscheinenden  Gewande 
spinnend,   die  uppige  Frau  in  heroischer  Naktheit  mit  Keule 
und  Lowenhaut ;  heitre  Spiele  von  Eroten  knupfen  sich  daran 
an.    Dann  das  vaterliche  Verhaltniss  zu  dem  von  der  Hin-  8 
din  gesaugten,   wiederaufgefundenen  Sohne  Telephos,  wobei 
die  Kunst,    die   den  Gegenstand  besonders  in  der  Zeit   der 
Antonine  behandelte,  zum  Theil  andem  Quellen  gefolgt  sein 
muss,  als  der  gewohnlichen  mythologischen  Erzahlung.    Rei-  9 
nigungen  und  Suhnungen,  deren  der  leicht  in  Wuth  gesetzte 
Heros  viel  bedurfte,  konnten  nur  angedeutet  werden;  es  ist 
aber  wahrscheinlich ,  dass  der  kitharspielende  Herakles  aus 
der  Vorstellung   des    gesuhnten  und  besanftigten  hervorging 
(vgl.  §.  359,  361). 

1.  Beger's  Hercules  ex  antiquitatis  reliq.  delin.  1705  ist  wenig  zu 
brauchen.  GOthe  Kunst  u.  Alterth.  II,  1.  S.  107—143.  Gurlitt's  Frag- 
ment einer  archaeol.  Abhandlung  fiber  H.,  Archaeol.  Scbr.  S.  343.  [Com- 
ment. Societ.  philol.  Lips.  II.  p.  58—64.]  Zur  Kunstgeschichte  des  H.  §.  57. 
A.  2.  90.  A.  2.  96.  N.  14.  15.  19.  99.  A.  6.  118.  A.  2.  119,  2.  122,  4. 
129,  2.  —  In  Etr.  Spiegelzeichnungen  heisst  H.  (sonst  Hercle  genannt)  Cala- 
nice,  d.  I  KaXXlvixog,  Micali  36,  3.  50,  1.  [Gerb.  Etr.  Spiegel  II,  138.  Sta- 
tuen  bei  Clarac  pi.  781— 804  B.,  KOpfe  nacb  MOnzen  pi.  1007.  n.  2798—2810.] 

2.  Junger  H.  des  Ageladas,  Paus.  YII,  24,  2.  ScbOne  Statue 
bei  Landsdown  Spec.  40.  Kopf  Brit.  M.  I,  46.  [Specimens  II,  42,  colossal, 
einer  der  besten];  mit  zerschlagnen  Obren  Brit.  M.  II,  46.  PCI.  VI,  12; 


g76  Mythologische  Gegenstftnde  der  b.  K.  [410] 

fihnlich  M.  Ghiar.  43.  M.  Nap.  II,  32.  IV,  70,  zugleich  mit  einem  mit  einer 
Tanie  umwundenen  Pappelkranz.  Herrliche  KOpfe  auf  Gemmen  (H.  Strozzi) 
Braoci  tv.  49.  Lipp.  I,  S40.  hnpr.  d.  Inst.  I,  67.  vgl.  §.  412.  A.  1.  (The- 
seus) ;  auch  auf  H.,  wie  auf  denen  von  Kroton»  wo  er  (§.  329.  A.  7)  auch 
belorbeert  (wie  auf  den  Bruttischen,  N.  Brit.  3,  23)  und  fast  nur  durch 
das  kurze  Haar  und  den  Stiemacken  von  ApoUon  verschieden  erscheint. 
H.  jugendlich  beim  Dreifussraub ,  §.  362.  A.  2 ;  auf  dem  Relief  6.  di  Fir. 
St.  104  beim  LOwen,  der  Hyder»  dem  Eber,  der  Hirschkuh,  dann  bSrtig; 
oft  indess  auch  bei  den  Hesperiden,  wie  ihn  Christodor  137  beschreibt. 
Bronze  des  Brittischen  Mus.  H.  jung  mit  Hesperidenflpfeln,  Specim.  II,  29. 
H.  ipifi^odQi^y  vBViftSSfis,  Clem.  Al.  p.  26.  Pott,  ctigva  t'dneeyrj  v.  r.  L 
Phiiostr.  V.  S.  D,  4. 

.  4.  H.  Geburt?  PCI.  IV,  37.  G.  M.  429.  H.  von  Hermes  getragen 
§.  381.  A.  7.  Die  Saugung  durch  Hera,  in  Etrusk.  Pateren,  Bianconi 
tv.  10.  Erziehung  PQ.  IV,  38.  39.  G.  M.  431.  432.  Der  Schlangen- 
kampf  (Brunck.  III.  p.  209)  in  Statuen,  worunter  eine  Florentinische 
ausgezeichnet.  Herausg.  Winck.  IV.  S.  303.  Meyer  Tf.  23.  vgl.  Bouill. 
HI,  16,  4.  M.  Borb.  I,  8;  eine  Dresdner  250.  Aug.  89  (nach  Haae); 
auf  H.  von  Theben,  Tarent  (Millingen  M6d.  In.  1,  13.  2,  15)  u.  sonst; 
in  Gem&lden  von  Zeuxis,  Plin.  XXXV,  36,  Phiiostr.  d.  j.  5.  Ant.  Ere. 
I,  7.  G.  M.  430.  M.  Borb.  IX,  54.  Die  Kftmpfe,  i^loi^  im  T.  der 
Athena  GhaUdoekos,  am  Theseion  §.  118.  A.  2,  am  Olympischen  T. 
§.  119.  A.  2,  im  Giebel  des  Herakleion  zu  Theben  von  Praxiteles,  zu 
AJyzia  'von  Lysipp,  auch  in  Pergamos,  Brunck  III.  p.  209.  Eine  sehr 
vollst9nd)ge  Reihe  der  Heraklesk&mpfe  geben  die  Vasen  von  Volci,  Ann 
d.  Inst.  III.  p.  47.  [Sehr  viele  in  Gerhards  Auserles.  V.  U,  93—148. 
Ill,  183.  192.  J.  J.  Dubois  Catal.  de  la  coll.  Pancoucke  1835.  Hera- 
cl6ide  n.  58—79.  De  Witte  Catal.  Durand  1836.  n.  264,  332  (aus- 
gew§hlte  Vasen)  und  sp&tere  Kataloge  der  Art.  Gerh.  Etr.  Spieg.  II, 
125—168.]  Zusammenstellungen  M.  Gap.  IV,  61.  Meyer  Tf.  6  (in 
Myron's  Styl?);  PGl.  IV,  40.  41.  42;  M.  Borb.  I,  8.  9;  Zofiga  Bass. 
61—63;  G.  di  Fir,  St.  104;  L.  469.  499.  Bouill.  HI,  50,  1.  2.  Qarac 
pi.  196;  G.  Giust.  H,  135;  Puranesi  Vasi  II,  75.  vgl.  G.  M.  433-446. 
453.  Statuen  von  Ostia,  H.  mit  Diomedes,  Geryon,  Eerberos  und  dem 
Eber  (nicht  dem  Dreifusse),  PGl.  H,  5—8.  E.  A.  Hagen  de  Herculis  labo- 
ribus.  Regim.  1827.  [Vier  unedirte  Monumente  mit  den  Tbaten  des  H.  sind 
Ann.  XVI.  p.  179  angemerkt,  zwei  Sai'kophage,  eine  Ara,  von  P.  Decimius 
Lucrio  geweiht,  u.  ein  BruchstQck  jetzt  im  Lateran.  Hierzu  kommt  noch 
eine  Sarkophagseite  in  V.  Ludovisi  mit  neun  Thaten  und  ein  Sarkophag  mi^ 
zehn  Athleten  u.  Nebenseiten  in  den  Marmi  —  nel  paL  Torlonia  II,  2.]  Die 
gewOhnUchste  Folge  scheint  ungeOhr  (G.  M.  453.  Cap.  PGL  42.  L.  469): 
L6we,  Hydra,  Eber,  Hindin,  Stymphaliden,  Augeas,  Stier  u.  Rosse,  Geryoneus 


[410]  Herakles  Gestalt^  KSmpfe.  677 

u.  Amazonen,  Hesperiden  u.  Kerberos,  womit  die  in  Olympia  u.  am  The- 
seion  (hier,  wie  es  scheint,  LOwe,  Hydra,  Hindin,  Eber,  Rosse,  Eerberos, 
Kyknos?,  Amazonen,  Geryoneos,  Hesperiden)  in  den  meisten  Punkten  \lber- 
einstimmen.    Vgl.  Welcker  Rhdn.  Mus.  I.  S.  507.    [Kleine  Schr.  I.  8.  83.] 

Ueber  den  Lfiwen  hergeworfen,  auf  alien  Yasen,  besonders  M.  Blacas 

pi.  27.  Micali  tv.  89;   [diese  alte  Composition  der  Tasen  ist  spftt  Qber- 

getragen  in  lebensgrosses  Relief,  in  S.  Maria  sopra  Minerva  in  Rom,  E.  Braun 

A.  Marmorw.  II,  7;  eben  so  in  einer  Eirche  hinter  dem  Hymettus;  von 

gleicber  GrOsse  ist  H.  Isowoipovog  an   der  Gartenseite  des  Palasts  der 

V.  Medici;]  ihn  stehend  erwurgend,  altertfadmlich  Gori  M.  E.  I,  73,  in 

schOnem  Styl  am  Theseion,  in  Statuen,  M.  Flor.  Ill,  65,   auf  M.  von 

Herakleia,  der  g.  Poblicia  und  sonst;  uber  ihm  stehend  u.  ausruhend,  in 

Olympia.    [I^we,  Hydra,  Stier,  in  schOnen  Gompositionen,  Gampana  Opere 

di  plastica  tv.  22—24,  wovon  mehrere  Wiederfaolungen  vorhanden  sind.] 

Die  Hydra  bek&mpft  er  mit  der  Keule,  Pfeilen  (s.  Hagen),  auch  mit  einer 

Harpe,  in  den  Metopen  des  Delphischen  T.    (Eurip.  Jon  158.    vgl.  G^tt. 

G.  A.  1828.  S.  1078),  wie  bei  Millin  Vases  H.  75,   wahrend  Jolaos  den 

Krebs  tOdtet.    [Alte  Vasen  M.  d.  I.  Ill,  46.  Ann.  XIV.  p.  103.    Eine  auch 

in  der  Bibliothek  der  Dominicaner  zu  Girgenti;  von  einem  Fries  in  ge- 

brannter  Erde  im  M.  Gregorianum  zu  Rom,  in  geschnittnen  Steinen,  die 

Hydra,  sechs-sieben-zehnkOpfig,  nach  alten  Zeichnungen  der  Bibl.  Cappon, 

im  Vatican  n.  3103.  fol.  7.  70.  72.    Den  Eber  auf  den  Schultern  tragend. 

theils  ohne  Eurystheus  (Liban.  Ekphr.   12.    Petersen  de  Lib.  III.),  theils 

mit  dem  im  Fasse  steckenden  Eurystheus  (§.  48.  A.  3),  an  Vasen,  s.  Mai- 

sonneuve  66;    Campanari   Mem.  Rom.  II.  p.  155.    Panofka  M.  Bartold. 

p.  69  f.    Micali  tv.  92;  ebd.  tv.  85.    M.  Pourt.   12;   R.  Rochette  J.  des 

Sav.   1835.   p.   217  f;   in   Wandgem.   Pitt.   Ere.   Ill,   47,    1;   in   Reliefs 

Qarac  pi.  196,  wo  der  Kopf  des  Eurystheus  als  eine  Altar- Flamme  ver- 

zeichnet  ist,   auch  am  Theseion,   wie  es  scheint.    Auf  der  Arkadischen 

Hindin  knieend,  §.  %.  N.  25.    Die  Stymphaliden  (von  deren  Gestalt 

Voss  Myth.  Br.  1 ,  32)  veijagt  H.  bald  knieend  (auf  M.  von  Stymphalos, 

Gab.   d'Allier  de  Haut.   pi.  6,  22),   bald   stehend  (auch  auf  diesen  M.) 

mit  Bogen,  aber  auch  Keule.  Den  Diomedes  erschlfigt  er  mit  der  Keule, 

M.    Antonins   des   Frommen   von  Alexandria,   Mionn.  Suppl.  IX.  pi.   8. 

p.   24.     H.   Btierb&ndiger.     Stackelb.   Graber  Tf.   14.    (Theseus   naoh 

Stackelb.).    Mit  Geryoneus  {lAPYFONEZ  auf  einer  Vase  von  Volci, 

Ann.  d.  Inst.  V.  p.  231)  als  dreifachem  Hopliten  kampfend.     [De  Witte 

M4m.    sur    H.    et   Geryon.   Nouv.    Ann.    de    la   sect    Franq.    de   Tlnst. 

archil.    1838.    1839.   p.  107.   270.]    Auf  die  AmazonenkOnigin  den 

Fuss   setzend,   am   Theseion,   auch   in   Olympia,    wie    es   scheint.     [Der 

Augenschein  lehrt,   dass   H.   die  auf  den  Leib  geworfne  Amazone  unter 

den  Achseln  mit  den  angeklemmten  Beinen  festhielt;  das  Fragment  aber 


678  Mythologische  Gegenstftnde  der  b.  K.  [410J 

ist  missverstanden  worden  u.  war  1841  in  Paris  im  Abguss  mit  einem 
andern  falsch  zusammengesetzt.  Kunstmus.  zu  Bonn  S.  160—162.]  Mit 
einer  berittenen  Amazone  kampfend,  auf  Kaiser-M.  Herakleias,  Pedrusi 
Vn,  32,  6.  Auf  Vasen  von  Volci  kfimpfend  H.  besonders  mit  der  Amaz. 
Andromache.  Den  Kerberos  zieht  H.  meist  nach  sich;  anders  an  den 
Vasen  von  Volci,  R.  Rochett'e  M.  I.  pi.  49a.  Die  Hesperiden-Aepfel 
von  einer  Jungfrau  empfangend  oder  selbst  abpflQckend ,  Vase  des  Asteas 
von  Paestum,  Millin  I,  3,  eine  and  re  von  Bern.  Quaranta  herausgegeben, 
Kunstbl.  1824.  N.  6.  vgl.  auch  Hancarv.  I,  98.  Auf  Gemmen  erschlSgt 
H.  den  Drachen,  die  Hesperiden  fliehn,  M.  Borb.  VII,  47.  Das  Hesperiden- 
and  Atlas -Abenteuer  verknQpfte  der  Kasten  des  Kypselos  u.  die  Gruppe 
des  Theokles,  Pans.  VI,  19,  1.  vgl.  V,  17,  1,  ahnlich  wie  Pherekydes. 
Ueber  Atlas  §.  396.  Atlas  und  die  Hesperiden  an  einer  grossen  Apu- 
lischen  Vase,  Gerhard  Archemoros  Tf.  2,  andre  Hesperidendenkm.  S.  41. 
[H.  bdckt  sich  mit  einem  Kfirbchen  vor  dem  Baume  erwartend,  dass  ihm 
die  Aepfel  hineingelesen  werden;  Hermes,  Jolaos;  Amphora  bei  E.  Braun; 
Gerhard  le  vase  de  Midias  B.  1840.  pi.  2.  S.  41.  76.  Zo6ga  Bassiril.  IL 
tv.  64.  Mosaik  §.  322.  A.  4.]  H.  mit  Antaeos,  Bruiick  III.  p.  210.\/\/ 
Gruppe  in  Florenz,  Mafifei  Race.  43,  Fragment  von  Aquileja,  Wiener  Jahrb. 
XLVm.  S.  101.  Tf.  I,  1,  in  Volci  M.  I.  d.  Inst.  I,  26,  2.  [?  Mus.  Gregor. 
II,  16,  2a.  Antaeos,  ehemals  »Gacus<.]  Grem&lde,  Nasou.  13,  Gemmen. 
besonders  viel  Kfimpfe  auf  M.  von  Perinthos;  auch  (n.  273.  Mionn.)  der 
mit  der  Echidna,  vgl.  Zo^ga  65.  •      * 

5.  GigantenkampF  auf  dem  Kasten  des  Kypselos,  Paus.  Ill,  I 
18,  7.  Alkyoneus  Tod  §.  397.  UTS,  15.  H.'  458.  459.  IClIingen  Div.  31. 
Ann.  d.  Inst.  V.  p.  308.  Kentaurenk&mpfe  in  Statuengruppen ,  M. 
Flor.  Ill,  00,  auf  Vasen  von  Volci,  Micali  tv.  95,  und  andern,  G.  M.  438; 
Hancarv.  II,  124;  Millin  I,  68:  Moses  I;  Millingen  Div.  38,  woDexamenos 
gegen  die  gewdhnliche  Fabel  ein  feindlicher  Kentaur  ist.  H.  tOdtet  einen 
Kentauren  Inipr.  d.  I.  Ill,  66.  Die  Geschicbte  mit  Nessos,  in  ^Itester 
Malerei,  H.  et  Nessus,  peint.  d'uu  VaSe  de  Ten6e,  Progr.  Athen.  1835.  4. 
Zeitschr.  f.  AW.  1836.  S.  1157.  Philostr.  d.  j.  16,  eigen  behandelt  in 
einem  Pompej.  Gem&lde,  M.  Borb.  VI,  36;  die  geraubte  Deianeira  auf 
Vasen,  G.  M.  456,  Reliefs,  Bnt.  M.  11,  15;  Deianeira  von  H.  getragen, 
Etr.  Spiegel  G.  M.  457.  [Gerhard  Etr.  Spiegel  II,  159.  vgl.  160.  Volcenter 
Vasen  Gerhard  Auserles.  V.  If,  117,  1.  Cab.  Durand  n.  321;  Gerh.  II,  3, 
auch  bei  Micali  tv.  75-78;  Deianeira  den  kleinen  HYAAOS  auf  dem 
Arm,  Herakles,  Athene  u.  Oeneus.  Gerh.  Tf.  116.]  H.  das  Fass  des 
Pholos  6ffliend,  auf  der  Vase  G.  M.  439.  vgl.  Micali  tv.  99,  6;  SUckelb. 
Graber  Tf.  41;  [drei  andre  VasengemSlde,  Gerh.  Auserles.  V.  If,  119.  120] 
auf  Gemmen,  ebd.  tv.  116,  7,  unter  den  Kenlauren  trunken,  in  Volci. 
Kampf  mit  Ache  loos  (Gruppe  des  Dontas,  Paus.  V,  17,  1.  VI,  19,  9) 


^410]  Herakles  Abenieuer.  g7g 

• 

%  403.  A.  2-  Millin  Vases  II,  10.  vgl.  Philostr.  d.  j.  4.  [Vase  von  Gir- 
genti  §.  403.  A.  2.  Eine  von  Sam.  Birch  in  den  Transact,  of  the  Soc. 
of  litter.  Sec.  Series  I,  1843.  p.  100-107  u.  von  Gerh.  Auserles.  V.  II, 
115  edirte  Vase  hielt  Millingen  fClr  einen  Betrug.  Mit  dem  Leih  eines 
Triton  ist  ein  Menschenkopf  mit  einem  Horn  als  Acheloos  verbunden.l 
Mil  Triton  kfimpfend,  auf  Vasen  von  Volci,  Welcker  a.  0.  S.  521. 
vgl.  §.  402.  A.  2.  H.  eine  Meergottheit,  Nereus  oder  Proteus  befragend 
vor  dem  Raub  der  Aepfel,  Impr.  d.  I.  HI,  17.  [Bull.  1833.  p.  88. 
Herakles  u.  Triton  V^elcker  Kl.  Schr.  I.  S.  84.  M.  Gregor.  II,  44,  2, 
Vase  von  Vulci  1835;  Gerh.  Auserles.  V.  II ,  111,  Gab.  Dur.  n.  302, 
jetzt  Cab.  Pourtal^s  n.  196;  Hydria  Pizzati,  Bull,  de  TAcad.  de  Bruxelles 
XI.  p.  407  edirt  von  Roulez;  Lekythos  aus  Agrigent.  1833  gefunden, 
Politi  Lettera  al  Sgr.  Hillingen  Palermo  1834;  bei  Baseggio  in  Rom  1841. 
IL  u.  Triton,  Rv.  zwei  Nymphen  je  mit  eineija  Delphin;  bei  demselben 
•Rv.  Dionysos  u.  Ariadne,  Apollon,  Artemis,  Hermei^;  u.  noch  grandioser 
H.  Triton,  Athene  u.  a.  Figuren;  ein  schOnes  Exemplar  bei  Gav.  Gam- 
pana  in  Rom  1845;  eines  im  Museum  zu  Neapel,  der  Seegott  in  zwei 
Schlangen  u.  zwei  Hunde  ausgehend,  von  dem  beschildeten  und  be- 
schirmten  Herakles  angefallen,  darClber  Daedalos  u.  Ikaros,  Rv.  Perseus; 
eines  in  Wien ,  Arneth  das  k. '  Milnz-  u.  Antiken-Cab.  S.  14.  n.  77.  • 
Auch  NEPEYS  heisst  der  mit  HEPAKAEZ  ringende  Gott,  dabei  steht 
Proteus  Oder  Poseidon  mit  Scepter  u.  weissem  Haar  u.  AM^ITPITE.  ' 
Notice  d'une  coll.  de  vases  peints  —  de  feu  le  Pr.  de  Canino  P.  1845. 
p.  7.  n.  11;  fthnlich  n.  8,  u.  halb  Mensch,  halb  Fisch,  wie  Triton,  ist 
NEPE  auch  allem,  M.  Blacas  pi.  20  u.  mit  den  Nereiden  M.  d.  I.  I,  38. 
vgl.  0.  Jahn  Archaeol.  Aufs.  S.  64  f.  Minervini  Bull.  Napol.  IV.  p.  88. 
113.  Einschlagige  Vasen  verzeichnet  Gerhard  Auserles.  V.  II.  S.  95. 
Not.  12.  Nereus  in  menschlicher  Gestalt  mit  H.  ringend,  Gerh.  Tf.  112. 
113.  S.  99,  Gab.  Durand  n.  304.  305.  H.  den  Seegott  bewaltigend  in 
den  Friesen  von  Assos  M.  d.  I.  Ill,  34,  auch  in  Fellows  Asia  Minor 
p.  48.]  Mit  dem  Seeungeheuer  der  Hesione  §.  322.  A.  4.  Mit  den 
Hippokontiden  (Ligurem  nach  Zo6ga)  PCI.  V,  15.  Vor  Ilion  §.  90. 
A.  3.  Mit  Kyknos  §.  99.  N.  6.  175.  A.  2.  Vase  von  Vulci  Bull.  1835. 
p.  163.  [Gerh.  Auserles.  V.  II,  121,  zugleich  mit  einer  andem];  Bull. 
1837.  p.  89,  [die  eine  der  bier  beschriebenen  bei  Gerh.  Tf.  122.  123; 
«ine  Nolanische  Tf.  124.  Andre  im  Museum  Gregorianum,  in  dem  zu 
Syrakus  u.  an  vielen  andem  Orten.  Eine  Sammlung  von  Zeichnungen 
bei  E.  Braun.]  Mit  Bus  iris  (im  Geist  des  Drama  Satyrikon)  Millingen 
Div.  28,  mit  vortrefiflicher  Zeichnung  der  Aegyptier  an  einer  Volcen- 
tidchen  Vase,  Micali  tv.  90;  von  zwei  andem  Vasengem.  Panofka  Hyp. 
ROm.  Studien  S.  296.  [Berl.  Vasen  n.  1763  u.  a.]  H.  Buzyges, 
Erbachsche   Vase   Ann.   VII.    p.   93.    tv.    C2    (Creuzer).     H.   u.  Pallas 


ggO  Mythologische  Gegenstfinde  der  b.  K.  [410] 

beim  Ungeheuer,  Helios  nach  Stackelberg,  Gr&ber  Tf.  15.  H.  voran,  Pallas 
zu  Wagen,  bei  einem  Dreifuss  [wie  Eos  §.  400.  A.  3],  das.  Tf.  15,  Rack- 
gabe  des  Dreifusses  nach  Stackelberg??.  H.  vor  dem  Lustralbrunnen 
Impr.  d.  I.  Ill,  19.  20.  [H.  treibt  einen  Slier  indem  er  ibn  mil  einem 
Pfeilbundel  schlSgt  wie  Eros  bei  Tbeokrit  29  den  Eber,  em  Baum,  Vasen- 
gemalde  BuU.  1842.  p.  187.  An  einer  schOnen  Kylix  des  Hr.  Joly  de  Bam- 
meviUe  in  Paris  H.  der  die  Weinreben  packt,  mil  solcher  Gewalt,  dass 
sie  die  Warzeln  nach  ohen  kehren,  gegenCiber  H.  der  den  Syleus  wfirgt. 
Auf  dem  Boden  eine  Dime  mil  Kanne  u.  Schale  vor  einem  Altar. 

6.  In  alten  Holzbildern  erschien  H.  gehamischt,  Strabon  XV,  688. 
vgl.  §.  77.  A.  1.  Am  Kasten  des  Kypselos  erkannte  man  ibn  an  seinem 
gewOhnlichen  <fx^t^'''i  §•  ^7.  A.  %  womit  auch  das  Schwert,  Pans.  V,  18,  1 
nicht  streitet,  das  in  mancben  Vasengem.  (M.  I.  d.  Inst.  I,  26,  10.  Tischb. 
II,  20.)  [Micali  Iv.  90.  100,  2.  3.  Laborde  II,  22.  Politi  sulla  tazza  dell' 
amicizia,  1834]  mil  dem  sonst  gewfihnlichen  GostCim  verbunden  ist,  wie 
auch  der  Boeotische  Schild  §.  99.  N.  6.  Der  Bogen  des  H.  ist  der  doppelt 
ausgebogene,  Skythische  (die  naXlvrova  To|a  Aeschyl.  Ghoeph.  159), 
Passow  in  Bdttiger's  Arch.  u.  Kunsl  S.  150.  Die  LOwenhaut  ist  besonders 
in  Etr.  Bronzen  nicht  bios  mit  den  Vordertatzen  flber  der  Brust,  sondem 

•auch  mit  einer  Schnalle  Clber  dem  I^eib  "befestigt,  Hicali  tv.  35,  6.  14. 

7.  H.  u.  Omphale,  Farnesische  Gruppe,  Neapels  Ant.  I.  S.  24. 
Gerhard's  Ant.  Bildw.  I,  29.    M.   Borb.  IX,  27.    Relief  G.  M.  453.    Der 
spinnende  H.  in  der  lAosaik  §.  322.  A.  4.    G.  M.  454;    von  ahnlichen 
Gem^den  spricht  Lukian  de  hist,  consa-.  10.    Ueber  die  Gassier  Statue 
Bouill.  II,  8.     V6lkel  in  Welcker's  Zeitschr.  S.   177.   'h.  von  Omphale 
gekammt,   G.  M.  453**.    Omphale  im  Costflm  des  H.  auf  M.  von  Sardis, 
in  Gemmen.    Julia  Domna  als  Omphale,  Guattani  Mem.  enc.  V.  p.  120. 
[Grosse  Statue  der  Omphale  in   diesem  Costum  bei  Vescovali  in  Rom.] 
Kopf  der  Omphale?  L.  193.  M.  Frang.  Ill,  11,  auf  vielen  Gemmen,  s.  be- 
sonders  G.  di  Fir.  V.  tv.  27.     H.  u.   lole?  beruhmte  Gemme  des  Teu- 
kros,  M.  Flor.  II,  5.    G.  di  Fir.  V,  26^  1.    G.  M.  455.    [Jul.  Minervini 
il  mito  di  Ercole  e  di  loIe  Nap.   1842.  4.  vermuthet  in  einem  Pompej. 
(Jemalde.    R.  Rochette  Peint.  de  Pomp.  pi.  7.  p.  91—107.    Gavedoni  im 
Bull.  Napol.  II.  p.  53.    E.  Braun   Bull.  1842.  p.  185.    Auge  versteht  mit 
Panofka   0.   Jahn  Archaeol.    Beitr.    S.   233.]     H.    von    Eros   geb^ndigt, 
§.   129.    A.  2.    Alterthumlicher  behandelt,   Lipp.  I,  282.    G.  di  Fir.  V, 
6,  4.    Wicar  II,  23.    H.  bringt  Eros  (Epeur)  gefangen  vor  den  Thron  des 
Zeus,  Etr.  Spiegelzeichnung,  M.  I.  d.  Inst.  II,  6.    Eroteh  mit  H.  WafTen 
spielend,  G.  M.  472*  u.  oft.    Eros-Herakles  L.  265.  297.    Bouill.  Ilf, 
10,  1.  3.    Clarac   pi.    282.    Millin  G.   M.  482**.    Der  §og.  Ptolemaeosr 
Auletes,  ein  Herakles  zu  Kos,  in  weiblichem  GostQm,  nach  K5hler  Descr. 
d'une  am^thysle.  1792. 


[411]  Herakles  Abenteaer.  ggl 

8.  H.  u.  Telephos  (nacb  Visconti,  Alas  nach  Winck.)  in  der 
sch6neu  Gruppe  Race.  5.  PGl.  n,  9.  BouiU.  II,  3.  Qarac  pi.  302.  ygl. 
Bescfar.  Roms  II,  II.  S.  !227.  [Das.  S.  154]  und  Gerhard  A.  Bildw. 
Tf.  113,  1  in  Basr.  H.  mil  Telephos  auf  dem  Arm  u.  Bacchus.  Andre 
Gruppen  L.  450.  Bouiil.  II,  2.  Guattani  M.  L  1788.  p.  XXIX.  [H.  mil 
dem  kleinen  Telephos  auf  der  Hand,  u.  der  Hirschkuh  zu  seinen  Fussen; 
fthnlich  eine  ganz  kleine  Statue  im  Antikenkabinet  zu  Wien.]  Gaetano 
d'Ancora  Illustraz.  del  gruppo  di  Ercole  colla  Genra  scoperta^in  Pompei 
nel  1805.  An  einem  Athenischen  Denkmal,  M.  Nan.  190.  vgl.  Paciaudi 
Hon.  Pelop.  Epim.  §.  3.  Eckhel  P.  gr.  26.  27.  8ch5nes  Gemftlde  der 
Wiederauffindung  des  Tel.  Pitt.  Ere.  I,  6.  G.  M.  451.  M.  Borb.  IX,  5. 
▼gl.  VIII,  50.  M.  von  Pergamos,  Chois.  Gouif.  Yoy.  pitt.  II,  5,  3,  Midaeon, 
Yaillant  De  Camps  p.  63,  Tarsos,  G.  M.  450,  des  Antonin  Pius  §.  204. 
A.  3.  Antonini  Imp.  Ill,  67.  Der  Adler  dabei  wie  in  dem  Wandgem^de. 
Telephos  allein  als  Kind  unter  der  Hirschkuh,  auf  H.  von  Tegea,  Gab. 
d^Allier  de  Haut.  pi.  7,  2;  als  Jtlngling,  Dioskurenartig,  mit  der  Hirsch- 
kuh an  der  Halle  von  Thessalonike.  Auffindung,  M.  von  Gorme,  MQnchner 
DenkschT  f.  Philol.  I.  Tf.  3,  2.  [0.  Jahn  Telephos  u.  Tioilos,  Kiel  1841.'8 
und  Archaeol.  Au&.  8.  160—180.  Telephos  an  der  Hirschkuh  u.  H. 
Gampana  Opere  di  plastica  tv.  25.  Da  in  dem  schOnen  Relief  Visconti 
Mon.  scelti  Borghes.  II,  9.  0.  Jahn  S.  62  eine  Dienerin  das  eingewickelte 
Kind  der  Auge  auf  den  Schooss  legt,  so  kann  dahin  auch  das  GemlUde 
der  Titusbftder  bei  Thiersch  Veterum  artif.  op.  tb.  1  gedeutet  werden 
nach  Panofka  Hall.  LZ.  1836.  Aug.  S.  490-92,  wo  Auge  als  Priesterin 
bekr^nzt  ist,  obwohl  das  Motiv  des  Schwungs,  den  die  Magd  sich  giebt, 
dunkel  bleibt.  Auge  in  Mysien,  Auge,  Tbeuthras,  Aphrodite,  Gerhard 
Etr.  Spiegel  II,  169  u.  s.  w.]  H.  Sohn,  Glenos,  auf  einer  Vase  von 
Volci,  s.  Gommentat.  Soc  Gott.  rec.  VII.  p.  102. 

9.  Auf  den  M.  von  Kroton  sieht  man  H.  sich  expiirend,  und  beim 
Wein  ausruhend,  s.  Dorier  II.  S.  449.  H.  in  reuiger  Trauer  wegen  der 
Raserei,  Gemftlde  des  Nikaearch,  Plin.  XXXV,  40,  36.  In  Delphi  ge* 
sQhnt?  Laborde  Vases  I,  34.  Auf  der  alten  Vase  Lab.  II,  7  hat  Athena 
dem  H.  die  Keule  genommen,  und  er  steigt  kitharspielend  eine  Stufe 
hinan.  H.  Kitharodos,  oft  in  Volci,  mit  Athena,  auch  Hermes  und 
Dionysos,  Micali  tv.  99,  8.  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  135.  Auch  Passeri  Luc. 
II,  6,  auf  Gemmen  M.  Flor.  II,  44,  2.  Lipp.  Sappl.  335.  336,  und  unter 
den  Musen  von  Ambrakia,  §.  393.  A.  2.  G.  M.  473.  *HpaKl^  toj  Mov- 
tfayeriy,  Relief,  Boissard  IV,  63.  [Im  Gymnasium  H.  und  die  Musen 
verehrt  nach  Inschriften.] 

411.    Eine   neue  Reihe   von  Herakles- Vorstellungen  er-  i 
offnet  der  Oetaische  Scheiterhanfen  (dessen  Leiden  gewiss  hochst 


682  Mythologische  GegensUnde  der  b.  K.  [411] 

selten  zur  Darstellung  kamen)  und  die  Apotheose.  Man  sieht 
den  Helden  in  schonen  Vasenbildem  durch  die  ihn  beschutzen- 
den  Goiter  auf  einer  Quadriga  vom  Scheilerhaufen  empor 
nach  dem  Olympos  gefuhrl,  gewohnlich  jugendlich,  indem 
die  Verjungung  zugleich  mit  der  Apotheose  eintritt,  und  im 

2  Olympos  mit  der  Jugendgottin,  Hebe,  selbst  vermahlt.  Eine 
andre  Vorsteliungsweise  lasst  Herakles  zunachst  in  den  Thia- 
sos  der  Bacehischen  Begleiter  eintreten,  und  scherzl  mit  dem 
Gegensatze  des  gewaltigen  und  ungefugen  Heros,  und  seiner 

3  muthwilligen  Gesellen.  Einen  solchen  im  behaglichen  Zwi- 
schenzustande  ausruhenden  Herakles  stellte  auch  das  beruhmte 
Meisterwerk  dar,  der  Torso  von  Belvedere,  dessen  Stellung 
ganz  mit  der  des  unter  den  Satyrn  ruhenden  Helden  uber- 
ein  kommt.  Herakles  ruhte  hier  auf  dem  rechten  Arme, 
worin  er  wahrscheinlich  den  Skyphos  (§.  299.  N.  7  d.) 
hielt,  imd  hatte  den  linken  uber  das  Haupt  geschlag^n;  ein 
seeliges  Behagen  hat  sich  uber  die  Muskeln  des  erhabnen 
Korpers  ergossen,  ohne  das  Geprage  der  hSchsten  Kraftfulle 

4  zu  verwischen.  Den  Spielen  Dionysischer  Festlust  folgend, 
behandelte  auch  die  Kunst  den  Herakles  gern  komisch ;  seine 
Abenteuer  mit  Pygmaen  und  Kerkopen  gaben  dazu  die  beste 

5  Gelegenheit.  Den  Gultus  des  Kerakles  bezeichnen  sein  Opfer- 
thier,  der  Eber,  auch  der  Herakleische  Skyphos,  in  gewisser 
Beziehung  kommt  ihm  auch  das  Fullhom  zu.  Dabei  wird 
er  gern  mit  niedern  Land-  und  Feldgottem  zjisammengestellt 
(§.  402,  403,  1),  denen  er  auch  in  einer  niedern  Form 
seiner  Bildung,  wobei  das  Derbe  und  Rauhe  seines  Wesens 

6  hervortritt ,  ziemlich  nahe  steht.  Die  allegorische  Fabel  von 
Herakles  am  Scheidewege  ist  dagegen  fur  die  Kunst  nur  von 
geringem  Belange. 

1.  Ein  leidender  H.  (H.  babitu  Oetaeo?)  [solo  eo  habitu  Romae] 
soil  im  Barberinischen  Pallaste  sein;  ein  Kopf  von  solchem  Ausdrucke  in 
Oemmen,  Spenoe  Polyro.  pi.  19,  3.  Lipp.  Suppl.  II,  491.  [SchOne  jugend- 
Ijche  BOste  mit  leidendem  Ausdruck  Galer.  di  Firenze  III.  tv.  117.]  Ueber 
die  Apotheose  Boettiger  Hercules  in  bivio  p.  37.  Relief  am  Amyklaeischen 
Thron,  Pans.  III.  18,  7.  Gemalde  Artemon's,  Plin.  XXXV,  40.  SchOnes 
Vasengem.  bei  Gerhard,  Ant.  Bildw.  31.  vgl.  Welcker,  Hyp.  ROm.  Studien 
S.  301,  Nike  kutschirt,  Hermes  leitet,  Apollon  bewillkommnet,  Poeas 
nimmt  den  KOcher  hinweg,  eine  Nymphe  lOscht  die  Pyra,  wie  sonst  der 


[411]  Herakles  in  gfittiicher  Gestalt  683 

Bach  Dyras.  H.  auf  Athena's  Viergespann  emporf ahrend ,  auf  mefareren 
Vasen  von  Void,  Ann.  III.  p.  151;  sonst  Millingen  Div.  36;  G.  M«  462; 
Moses  pi.  69;  [de  Witte  Vases  peinls  de  TEtrarie  n.  96,  darunter  der  Scheiter- 
haufen,  den  die  nuQd^ivoi  6ft§QO(p6QOL  Arethusa  u.  IIPEMNOZIA  aus- 
Idschen.]  H.  jugendlich  den  Trank  von  Hebe  eropfangend,  Relief  Guattani 
M.  I.  1787.  p.  47.  H.  im  Kreise  mehrerer  GOtter  der  Hebe  vorgestellt, 
auf  Etr.  Spiegeln,  z.  B.  Micali  tv.  49.  Hebe  mil  Hera  u.  Athena  der 
Quadriga  des  H.  entgegenkommend,  in  Volci,  Ann.  III.  p.  152.  Olympische 
Hochzeit  des  H.  und  der  Hebe  (aber  mit  der  rUthselhaften  Inschr.  10  AB 
R.  Rochette  M.  I.  p.  271),  herrliches  Gem^de  eines  grossen  Krater  von 
Nola  in  Berlin.  [Apotheose  des  H.  Berliner  Vasen  n.  1031,  Kylix 
von  Tarquinii,  Gerhard  Trinkschalen  Tf.  5.  u.  n.  1708—1711. 
Amphoren;  Dubois  Vases  PaRcoucke  n.  79;  Auswahl  Lucian  Bona- 
partischer  Vasen  Archaeologia  L.  XXIII,  Nike  zur  Rechten  des  H. 
unter  einer  S^ulenhalle,  der  Pforte  des  Olymp,  ihm  einen  Kranz  reichend, 
links  Zeus  mit  geflugeltem  Blitz,  Rv.  Quadriga  von  einem  gekr^nzten 
Weibe  gelenkt,  ein  andres  mit  Becher  und  Laute;  im  Museum  zu 
Neapel  aus  Ruvo.  H.  auf  der  Quadriga  in  den  Olymp  gefilhrt,  Rv. 
Gefecht;  Vasi  Feoli  n.  18.  H.  mit  Athene  auf  der  Quadriga,  geleitet 
von  ApoUon  mit  der  Hindin,  ohne  Bogen,  Rv.  Dionysos  mit  zwei  Satym; 
n.  19.  Amphora  aus  Vulci,  dasselbe  nebst  einer  dem  ApoUon  entgegen- 
tretenden  Figur;  Mus.  Etr.  n.  1635,  Micali  Storia  tv.  89  zu  den  FQssen 
des  gelagerten  H.  (im  Olymp)  AAKMENE,  Alkmene  im  Olymp  Gerhard 
Studien  I.  B.  304.  Not.  6.  Sehr  zweifelhaft  scheint  Gerh.  Trinkschalen 
Tf.  5.  Alkmene  und  dass  sie,  die  vom  Sohn  eingefQhrt  werden  mOsste, 
den  Zeus  um  dessen  Aufnahme  bitte.  Vase  des  Python  Nouv.  Ann.  de 
ri.  Millingen  T.  I.  p.  487.  pi.  10,  Alkmene  auf  dem  Scheiterhaufen ,  an 
welchen  Amphitryih  u.  Antenor  Fakeln  anlegen,  oben  in  Halbfigur  Zeus 
u.  Aos,  diese  alle  mit  Namen,  u.  zwei  Hyaden,  die  aus  ihren  KrQgen 
Strdme  ausgiessend  die  Flammen  auslOschen,  w^hrend  zwei  Blitze  auf  den 
Boden  gefahren  sind  von  Zeus,  der  so  Alknienen  der  Unsterblichkeit  be» 
stimmt,  wie  er  sie  auch  durch  Hermes  aus  dem  Grabe  stehlen  lllsst. 
Drum  streckt  sie  ihre  Rechte  nach  oben  empor.  Rv.  Dionysos  zwischen 
zwei  Maenaden  und  Semele  zwischen  Satyr  u.  Silen.J 

2.  So  das  Farnesische  Relief  (2k)§ga  70.'  Corsini  Herculis  quies  et 
expiatio  in  Fames,  marmore  expressa),  dessen  Sinn  offenbar  der  ist:  Im 
58.  Jahre  der  Hera-Priesterin  Admete  wird  H.  apotheosirt;  er  empf^ngt 
durch  die  Priesterin  aus  Hebe's  Hand  den  Trank  der  Unsterblichkeit  (auf 
diesen  Trank  ist  auch  Gerh.  Ant.  Bildw.  I,  47  zu  beziehn),  und  gelangt 
nun  als  nvanavofihvog  zunflchst  in  die  Kreise  der  Bacchischen  Damonen. 
Sonst  sleht  man  H.  im  Bacchischen  Thiasos  *schon  auf  den  Vasen  von 
Volci,  wie  an  der  Tazza  bei  Zo€ga  71,  72.    In  Bacchischer  Pompa  neben 


584  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [^^U 

Dionysos  auf  dem  Wagen,  PCI.  IV,  26.  Woburn  Marbl.  6.  Unter 
Satym  flOtenspielend,  Laborde  II,  11.  Bei  Gastmal  mit  Dion,  und  Ariadne. 
Hillin  Vases  I,  37.  Trinkkampf  mit  Dion,  auf  einer  goldnen  Schale  des 
Gab.  du  Roi,  G.  M.  469.  Zechend  ZoSga  68.  PGl.  V,  14.  M.  Worsl.  I,  2, 
in  altertbamlichen  Gemmen,  Impr.  d.  Inlt.  I,  17  ff.  Ill,  2t  ff.  Segel  dabei 
(Andeutung  der  Fahrt  fiber  den  Okeanos?)  Trunken  (Brunck  Anal.  III. 
p.  210),  Impr.  d.  Inst.  II,  29;  hinsinkend,  Zo6ga  67.  Gerh.  Ant.  Bildw. 
I.  30.  vgl.  Neapels  Ant.  S.  59.  Statuette  von  Velleja,  M.  I,  ,d.  Inst  I,  44  c 
vgl.  Lopez,  Ann.  IV.  p.  71.  Auch  Pitt.  d.  V.  Negrani.  vgl.  §.  386.  A.  3. 
H.  Kopf  mit  Epheu  bekrSnzt,  G.  M.  470  [mit  Weinlaub,  Herme,  Brit. 
Mus.  II,  46.]  Als  der  gastliche  Heros  die  Recbte  hinbaltend,  Se^iovfisvog, 
in  vielen  Bronzen,  G.  di  Fir.  St.  113.  114.  Ant.  Ere  VI,  20.  H.  trunken. 
Bronze  aus  A^tolien  Spec.  II,  31.  32.  H.  mit  einem  Heros  auf  einem  Etr. 
Spiegel,  Iscr.  Perug.  T,  I.  tv.  5.  n.  1,  Bull.  1830  p.  163.  1836  p.  41. 

3.  Rube  des  H.  schon  auf  Vasen  von  Void,  Ann.  III.  p.  152. 
Man  sieht  ibn  hier  beim  Mahle  liegend  von  Athena  beki-SUizt,  Hermes  und 
Alkmene  dabei ,  Micali  tv.  89.  Die  Stellung  auf  dem  EUenbogen  schreibt 
Lukian  Lapith.  13.  14.  dem  H.  bei  Pholos  zu.  —  Torso  PGl.  II,  10. 
Bouill.  II,  4.  Race.  9.  vgl.  Winckelm.  I.  S.  267.  Beschr.  Roms  II,  D. 
S.  119.  Zur  Zeit  Julius  II.,  im  Gampo  del  Fiore,  wo  das  Theater  des 
Pompejus  stand,  gefunden.  Ueber  die  Inschr.  u.  den  Meister  §.  160. 
A.  5.  [R.  Rochette  in  den  M^m.  de  TA.  des  insc.  XV,  1  und  in  seinen 
M6m.  de  Numism.  et  d'Antiqu.  1840.  p.  120—166.  Conjectures  sur  le 
groupe  ant.  dont  faisait  partie  le  torse  de  Belved.  nimmt  Auge  als  zu- 
geh5rige  Figur  an,  vgl.  0.  Jahn  Ztschr.  f.  AW.  1843.  8.  857.  Far  H. 
und  lole  nimmt  Minervini  die  Gemme  des  Teukros,  mito  di  E.  ed  lole 
p.  32 — 36.  Der  Bildhauer  Jerichau,  der  vor  wenigen  Jahren  einen 
ahnlicben  H.  arbeitete,  behauptet,  gewisse  Muskeln  eriauben  nicht  einen 
erhobenen  Arm  und  also  eine  Gruppe  anzunehmen.  Dies  kommt  der 
Vermuthung  Heynes  zu  Statten  §.  129..  A.  2,  d.]  Von'  dieser  •  ewigen 
Rube  unterscheidet  sich  sehr  die  unmittelbar  nach  der  Arbeit,  §.  129. 
A.  2.  —  Aehnlich  der  H.  invictus,  Bojssard  111,  103.  Jene  gOttliche 
Klarheit  charakterisirt  auch  mancbe  K5pfe,  besonders  die  mit  derge- 
wundenen  Haarbinde,  wie  den  Bouill.  I,  71.  (Here,  victor  genannt). 
Grandioser  H.-Kopf  Lipp.  .1,  247.  Suppl.  312.  Zeusartige  Statue  des 
Herakles,  Bronze,  die  Augen  von  Silber,  in  Bavay  gefunden,  s.  Qu.  de* 
Quincy,  Ann.  d.  Inst  II.  p.  59.    M.  I.  I,  17.    Specim.  II,  33. 

4.  H.  unter  Pygmaeen,  Philostr.  II,  22.  Zo6ga  69.  Selbst 
Pygmaee  (Sophron's  "HQvXlog)  und  mit  Kranichen  kampfend.  Tischb. 
II,  18  vgl.  7.  MiUin  I,  63.  72.  M.  Pourtal^s  8.  Pygmaeen-Kampfe 
oft  auf  Vasen ,  auch  von  .Volci  und  Tarquinii.  Die  Pygmaeen  wei'den 
auf  den  Vasen  genau  so  wie  bei  Ktesias  Ind.  11  dargestellt.    Kerkopen- 


1412]  Herakles  in  g6ttl.  Gest.    Attische  Heroen,  Theseus.  gg5 

Abenteuer  §.  90.  A.  2.  [Drei  Vasengemalde  s.  Ober  den  epischen  Gyclus 
^.  409  f.  Ein  andres  Cab.  Durand  n.  315  bei  Gerhard  Auserles. 
V.  U,  110;  ein  neuesftes  Bull.  1843.  p.  65.  Sdiwarze  Figuren  auf  gelbem 
Orund,  die  Kerkopen  lang  u.  schmftchtig,  die  Haare  h&ngen  lang  nach 
nach  unlen.]  Millingen  Div.  35.  [?]  Tischb.  HI,  37.  [?]  Durch  Phlyaken 
dargestellt,  Hancarv.  Ill,  88.  (Doner  IL  S.  457.)  Vgl.  Boeltiger  Amalth. 
in.  S.  318. 

5.  H.  mit  Zeichen  seines  Dienstes,  PGl.  IV,  43.  G.  M.  480.  (Fronton 
eines  kl.  T.  bei  Tibur);  Ghiar.  I,  21.  Altar  mit  Attributen  des  H.  Gerh. 
A.  Bildw.  Tf.  114,  1—4,  H.  ruhend  an  Saulencapitaiern  IW,  5.  6, 
Hermes  bringt  dem  H.  und  der  Athena  eine  Sau  zum  Opfer.  Das.  Tf. 
86,  1.  Unter  LandgOtlern  Bouill.  Ill,  70,  1.  H.  als  Aufseher  yon  Rinder- 
heerden,  Winck.  M.  I.  67.  Hercules  Placidus  mit  dem  Fullhorn  (vgl. 
Photios  Bibl.  Coisl.  XVH.  p.  347),  Pan  neben  ihm,  Boissard  IV,  71.  Mit 
Fallhom,  PCI.  II,  4,  es  Zeus  reichend,  G.  M.  467.  Zeus  [Pluton]  mit 
FQllhom  tragend  468.  Ihn  fiber  das  Wasser  tragend,  von  Hermes  ge- 
ffihrt,  Gori  M.  Etr.  II,  159.  Christie  Paint.  Vases  15.  Millingen  Div.  35; 
■eine,  auch  nach  den  Erklfirungen  von  Boettiger  arehaeol.  Aehrenl.  I,  S.  4. 
Millin  Vases  II,  10.  [G.  M.  468.]  Millingen  Div.  p.  56.  Gerhard,  Kunstbl. 
1823.  S.  205,  noch  rathselhafte  Darstellung.  —  Hermherakles  Bouill.  Ill, 
1 7,  3.  4.  Clarac  pi.  347 ;  nebet  Hermathene  PaSseri  Luc.  II,  8.  Poseidon, 
Herakles,  Hermes  fischend,  G.  M.  466,  von  0.  Jahn  Zeitschr.  f.  AW.  1838. 
S.  319  unwahrsch.  auf  die  Eomddie  Hebes  Hochzeit  bezogen. 

6.  Eine  sicbere  Darstellung  giebt  allein  die  Groldmflnze  Hadrian's, 
von  Gades,  Eckhel  D.  N.  VI,  506.  Ann.  d.  Inst.  IV.  tf.  F,  2.  Millingen 
Ann.  VI.  p.  332.  Von  Vasengem.  mGchte  ich  G.  M.  460  lieber  hierher 
rechnen  (Millin's  Ceres-Priesterin  ais  Arete  nehmend),  als  Maisonn.  pi.  4. 
Ann.  tv.  F,  1.  Bflttiger  Hercules  in  bivio.  Lips.  1829.  Welcker  Ann.  IV. 
p.  379.  Schulzeit.  18^1.  N.  84.  [Eine  sichre  Darstellung  giebt  die  un- 
gemein  gelungne  Composition  der  Vase  aus  Dubois  Maisonneuve  Ann.  FV. 
tv.  F,  vgl.  in  Bezug  auf  Millingens  unbedeutende  Zweifel  Rhein.  Mus.  IV, 
S.  479  f.  vgl.  V,  S.  137.  VI,  S.  610,  auch  Feuerbach  Ann.  XV.  p.  248, 
Gerhard  Apulische  Vasenbilder  Tf.  12.  Not.  12.  13,  der  nun  die  Hedone 
auch  Tf.  14  bei  H.  und  Omphale  annimmt.] 


2.    Die  flbrigen  Heroenkreise. 

412.    Theseus  Heroengestalt  wurde,   wie  in  der  My-  l 
thologie,  so  auch  plastisch  schon  von  der  Phidiassischen  Schide 
der  des  Herakles  nachgebildet :  er  erhielt  indess  einen  minder 
gedrungenen,   besonders  auf  Gewandtheit  im  Ringen  hindeu- 


ggg  Mythologiscbe  Gegenstande  der  b.  K.  [412] 

tenden  Korperbau,  eine  weniger  zusammengedrangte ,  anmu- 
Ihigere  Gesichtsbildung,  und  kurzgelockte,  aber  weniger  krause 
Haare;  sein  Costum  ist,  mit  Ausnahme  der  die  allgemeine 
Heroentracht  festhaltenden  Vasengemalde,  gewohnlich  Lowen- 
haut  und  Keule,  bisweilen  auch  Ghlamys  und  Petasos  nach 

2  Art  Attischer  Epheben.  Ungleich  spater  wurde,  nach  den 
Schilderungen  der  Tragodie,'  die  schlanke  und  edle,  der  Ar- 
temis verwandte,  Bildung  des  Hippolytos  von  der  Kunst 

3  festgestellt.  Die  Bootischen  Helden  werden  ofter  durch 
die  in  ihrem  Lande  ubliche  Kopftracht  {yvvtj  Boitarla 
§.  338)  A.  1)  bezeichnet;  sonst  ist  von  charakteristischen  und 
ausdrucksvollen  Bildungen  aus  dem  reichen  Thebanischen 
Mythenkreise   nichts    auf  uns  gekommen,   das  ungleichartige 

*  Bruderpaar  Amphion  und  Zethos  ausgenommen.  la- 
s  on 's  erhabne  und  anmuthvolle  Heldengestalt  kann  schwerlich 
in  der  sonst  trefflichen,  aber  Nichts  von  heroischer  GrOsse 
darstellenden  Statue  ties  Sandalenbinders ,  dessen  Stellung 
sonst  bei  Hermes  vorkommt  (§.  380,  A.  7),  erkannt  wer- 
den nach  alten  Schilderungen  scheint  ein  Pardel-  oder  Lo- 
wenfell  zu  seinem  vollstandigen  Coslum  zu  gehoren,  doch  be- 
zeichnet ihn  auf  Vasengemalden  auch  die  Thessalische  Tracht 

5  des  Petasos  und  der  Chlamys.  Medeia  erschemt  theils  in 
einfachem  Griechischen  Goitum,  theils  mit  orientalischen  Ge- 
wandem,  besonders  in  dem  ubergehangten  Aennelrocke  Kan- 
dys  (§.  246.  A.  5),  in  Bewegung  und  Miene  die  zusammenge- 
drangte  Leidenschaftlichkeit  ihres  Gemuthes  aussprechend. 

1.  Attischer  Mythus.  Erechtheus  die  Chthonia  opfemd?  an 
dem  Marmorsitz  in  Stackelbergs  Grabern  S.  33.  Kekrops  und  seine 
TOchter  §.  387.  A.  7.  Herse  mit  Hermes  §.  381.  A.  6.  Erichthonios 
Geburt  §.  371.  A.  4.  vgl.  §.  384.  A.  2.  Erziehung?  (Hephaestos  mit  Hera 
nach  Vise.,  mit  Thetis  nach  Zogga)  PCI,  IV,  11.  Panofka  Ann.  d.  InsL 
I.  p.  303.  vgl  Glarac  Melanges  p.  44.  Beschr.  Roms  II,  II.  S.  228. 
Wagenlenkend  §.  118,  A.  2.  Oreithyia  §.  401.  A.  2.   [Alope  u.  Kerkyon, 

*  Winckelm.  Mon.  ined.  92.  Nouv.  Annales  de  I'lnst.  arch^ol.  I.  p.  149—60. 
pi.  G.  Bruchstuck,  Indicaz.  dei  mon.  del  M.  Estense  di  Gatajo  p.  92.  n. 
1151.]  Tereus  und  Progne,  an  einer  Vase  von  Volci,  Ann.  III.  p.  152 
[an  yeiner  von  Ruvo  im  Burbonischen  Museum,  Roulez  in  den  Nouv.  Ann. 
de  rinst,  arch^ol.  U.  p.  261.  pi.  21.  vgl.  Minervini,  Avellino,  Welcker  im 
Bull.  Napolet  II.  p.  12.  81.  Aegeus  die  auf  dem  Dreifuss  sitzende 
Themis    fragend,    Kylix    in    Gerhards  Winckelmanns-Programm    1846.] 


[412]  Attische  Heroen,  Theseus.  687 

Theseus,  Statue,  mit  behelmtem  Kopf,  die  Deutung  zweifelhaft,  Speci- 
mens II,  19,  [eben  so  die  eines  Athenischen  Reliefs,  wo  Theseus  ver- 
ehrt  wird  (vormals  in  Ainpelokipos  bei  Athen)  M.  d.  I.  lY,  22  B.  Ann. 
XVII.  p.  234,  Archaeol.  Zeit.  III.  Tf.  33,  Clarac  II.  pi.  224  A.  Bull.  1845. 
p.  3.]  Aethra  von  Poseidon  geraubt,  in  Volci,  Gommentat.  Soc  Gott. 
rec.  VII.  p.  103.  Theseus  des  Aegeus  Wafifen  unter  dem  Stein  hervor- 
holend,  hftufig  in  Volci,  Ann.  III.  p.  47,  auf  M.  von  Athen  (nach  der 
Gruppe  Paus.  I,  27,  8.)  N.  Brit  6,  16;  Impr.  d.  Inst.  I,  6§;  Winck. 
M.  I.  96;  Zo^a  Bass.  48;  ^11  N.  Pomp.  pi.  16.  M.  Borb.  II,  12.  Von 
Aethra  sich  trennend,  auf  M.  von  Troezen,  Millingen  Anc  coins  4,  22. 
fGerhard  Auserles.  V.  Ill,  158.]  Acht-£&ropfe  des  Thes.  am  Theseion 
§.  118.  A.  2,  n^mlich  die  Krommyonische  Sau  [auch  auf  M.,  N.  Bril.  6, 
23),  Skiron.  Kerkyon  (dargestellt  wie  Antaeos,  s.  Platon  Gesetze  VII,  795), 
Periphetes?,  Sinis?,  Pityokamptes  (auch  Tischb.  I,  6.  Millin  Vases  I,  34. 
Boettiger  Vasengem.  11.  S.  134),  der  Marathoniscbe  Stier  (vgl.  G.  M. 
485;  M.  Borb.  VIII,  13),  Minotaur.  Der  Kampf  mit  Prokrustes  in 
Vasengem.,  Millingen  Div.  9.  10.  (Thes.  im  leichten  Chiton),  als  Possen- 
spiel  dargestellt,  ebenda  46.  Der  Tod  des  Skiron  u.  des  Patroclus, 
Vasenbild  des  k.  Mus.  von  Panofka,  mit  4  Tf.  B.  1836.  4.  Darauf 
Vasen  in  Etrurien  gefunden  Annali  VIII.  p.  313  [eine  edirt  M.  d.  I.  IB, 
47.  Ann.  XIV.  p.  113.]  Thes.  durch  Aegeus  von  Medeens  Gifltrank 
zurClckgehalten,  Winck.  M.  I.  127.  Combe  Terrac.  20.  (Machaon  nach 
A.)  Thes.  den  Minotaur  bezwingend,  auf  einer  sehr  alten  Gemme, 
R.  Soc  of  Litt.  II,  1.  p.  95,  wo  Millingen  den  Acheloos  sieht,  sonst 
Stosch  Gemmae  51.  Eckhel  P.  gr.  32;  N.  Brit.  6,  18—20;  Hancai-v.  Ill, 
86.  G.  M.  490.  491.  §.  99.  N.  2.  Lanzi  De'  vasi  ant.  diss.  Ill;  Gori  M. 
Etr.  I,  122.  Thes.,  Minos,  Ariadne  u.  Minotauros  (Tcevgos),  Vasengem. 
von  Volci,  BuU.  d.  Inst.  1830.  p.  4.  Der  Minotaur,  Scarabee  u.  Carniol 
Impr.  d.  I.  cent.  Ill,  11,  12,  als  Eentaur  im  Labyrinth,  Gemme,  M. 
Flor.  n,  35,  1.  [Det  Kampf  zwischen  Th.  u.  M.  von  L.  Stephani  Leipz. 
1842  fol.  Statue  des  Theseus,  den  Minotaur  bekiimpfend,  sehr  wohl 
erhalten,  1740  zu  Genzano  gefunden',  C.  Fea,  Miscell.  I.  p.  152.  Th. 
den  Minotaur  bezwingend  an  einem  Sarkophag  in  Coin,  Verein 
der  Alterthumsfreunde  Bonn  VII.  Tf.  3.  S.  115;  sehr  hSufig  in  Mosaik- 
fussb6den,  in  Pavia  in  der  Kirche  S.  Michael,  in  Orbe,  Sunstbl.  1845. 
S.  383,  in  Aix,  Salzburg,  Gaeta,  Neapel.]  Thes.  unter  den  dankenden 
Knaben  und  M&dcnen  Athens,  Mosaik  aus  dem  Lande  der  Marrucini,. 
AUegranza  Opusc.  erud.  pi.  IV.  n.  5.  p.  232.  Wandgem.  Pitt.  Ere. 
I.  ^.  Thes.  bei  Poseidon,  §.  356.  A.  4.  [Die  Thaten  des  Theseus,  in 
Attischer  Ephebentracht,'  sieben,  fQnf,  sechs,  vier,  zwei,  sind  sehr 
h^ufig  an  Trinkschalen ,  in  rothen  Figuren,  deren  mehrere  verzeichnet 
sind   in   Gerhards   Auserles.   V.   III.    S.   33.   Not.  9.    Davon   ist  a.  von 


ggg  Mythologische  GegejistSnde  der  b.  K.  [412] 

der  seltensten  SchOnheit,  s.  Bull.  1846.  p.  106,  Archaeolog.  Zeit.  IT. 
S.  288  und  jetzt  bei  E.  Braun,  b.  mit  sechs  Thaten  de  Wiite  Gab.  Etr. 
p.  65  bei  dem  Due  de  Luynes,  c.  mit  fQnf,  Gab.  Durand  n.  348  nun  im 
Britiischen  Museum,  d.  hier  abgebildet  Tf.  234,  nach  dem  Umschlag 
des  Hefles  aus  der  Durandschen  Sammlung  ins  Brittische  Museum  ver- 
setzt.  Wenn  dies  richtig  wftre,  so  mGsste  dieselbe  Yorsiellung  wiederholt 
dabin  gekommen  sein  aus  Siena  1843,  wo  sie  sich,  vGllig  Qbereinstimmend, 
an  einer  Kylix  unter  n.  183  unter  den  hundert  von  dort  an  das  Brittische 
Museum  Qbergegangenen  Yasen  befand.  In  einir  kleineren  damals  zugleich 
in  Siena  befindlichen  Sammlung  eines  von  Lucian  Bonaparte  pensionirten 
Malers,  waren  an  einer  kleinen  schOnen  Kylix  innen  u.  aussen  wieder- 
holt (wie  in  a.)  Prokrustes  auf  dem  Bett,  Th.  mit  dem  Hammer  auf 
ihn  zuschlagend,  Kerkyon,  die  Sau  nebst  ihrer  Nymphe  Phaea,  welche 
abwehrt,  Sinis,  ein  Bftrtiger,  auf  welchen  Th.  ein  Gef&ss  schlSgt,  der 
Stier:  aussen  ist  der  Ringkampf  ausgelassen.  Femer  ist  e.,  aus  der 
R^rve  Etr.  n.  3  jetzt  in  Munchen,  nun  bei  Gferhard  Tf.  232.  233. 
f.  Stier,  Sinis,  Sau,  Periphetes;  innen  Th.  und  Antiope,  g.  Sinis,  Sau, 
innen  paliUstrig.  h.  eine  Amphora  bei  Gardinal  Fesch  mit  Proki*ustes  und 
Stier.  Einzelne  Thaten  bei  Gerhard  Tf.  159.  Prokrustes  und  Sinis  vgl. 
S.  35.  Not.  16.  18.  Tf.  160.  161.  Minotaur  162,  1.  SUer  162,  3.  Sau. 
An  einer  Kylix  im  M.  Gregor.  II,  82,  3  a.  b.  der  Kampf  mit  dem  Stier, 
dazu  Athene  und  ein  Waffengenosse ,  gegenQber  ein  Grefecht  von  fQnf 
Eriegem;  innen  ein  Kentaur.  Stier  und  Kentaur  Gampana  Op.  di 
plastica  tv.  64.  65.]  Ariadne  entfdhrend  und  verlassend:  diesen  Gyklus 
giebt  die  Salzburger  Mosaik  in  Wien,  Wiener  Zeitschr.  1817.  N.  74. 
Greuzer  Abbild.  zur  Symb.  Tf.  55,  1,  die  Verlassung  die  Pompej.  GemSlde 
bei  Zahn  17.  21.*  GeU  N.  Pomp.  pi.  43.  49;  Pitt.  Ere.  H,  15.  M.  Borb. 
VIII,  4.  Impr.  d.  I.  in.  68.  Ariadne  nachschauend ,  Dresdner  Statue 
402.  Aug.  17;  dieselbe  Figur  in  Venedig,  Bull.  d.  Inst.  1831.  p.  61. 
vgl.  Gavaler.  50.  G.  Giust.  142.  Thes.  von  Athena  gefClhrt  und  Dionysos 
Ariadne  umarmend,  zusammen  auf  einer  Vase  von  Void.  Yerz.  von 
Levezow  n.  844.  [Gerh.  Etr.  u.  Gampan.  Yas.  Tf.  6.  7.  Thes.  und 
Ariadne  0.  Jahns  Archaeol.  Beitr.  S.  251 — 300.)  Thes.  im  Eentauren- 
kampf,  am  Phigalischen  Friese  kenntlich,  Stackelberg  Tf.  29,  wie  beim 
Amazonenkalnpf,  Tf.  14.  vgl.  S.  53.  Thes.  Eampf  und  Liebe  mit  der 
Amaz.  Antiope,  auf  Vasen  von  Yolci,  Ann.  III.  p.  152;  er  entfdhrt  sie 
mit  HQlfe  von  Phorbas  (nach  Pherekydes,  vgl.  Comment,  p.  103)  und 
Peirithous,  M.  I.  d.  Inst.  55.  Thes.  von  Antiope  gefahrt,  Millingen  Un. 
Mon.  1, 19,  nach  Welcker  Hyp.  Rfim.  Studien  S.  305.  Thes.  mit  der  Amaz. 
Hippolyte  kftmpfend,  G.  M.  495;  Yase  im  M.  Pourtal^s  pi.  35.  36  mit  Er- 
kiarung  von  Yisconti  p.  1.  [Millin  Yases  I,  10.  Rhein.  Mus.  1835.  III.  S. 
489—494.]     Th.    und    Hippolyte    Welcker    Bonner    Kunstmus.    S.    17. 


{412]  Attische  Heroen,  Theseus,  Hippolytos.  «  gg9 

A.  3.  [S.  36.1  Impr.  d.  I.  I,  86.  [Th.  u.  Hippolyte  (nicht  Antiope) 
k&mpfend  Gerh.  III.  Tf.  163.  164.  165.  168,  besonders  die  prflchtige  Yase 
Ton  Ruvo,  Quaranta  Annali  civili  del  re^o  delle  due  Sicilie,  Luglio  e 
Agosto  1842.  p.  129.  Th.  und  HippoL,  sie  zu  Pferd,  der  Heros  zu  Fuss, 
oben  Hermes,  Athena,  Aphrodite;  M.  d.  I.  II,  13.  Ann.  VII.  p.  66.  Hoch- 
zeit  des  Th.  und  der  Amazone  Antiope  in  Athen,  in  Gegenwart  des  Aegeus, 
,  Ann.  d.,  I.  XVIII.  Eine  Amazone  Loxias  (vgl.  die  Hyperboreerin  Loxo) 
neben  Thes.  Wagen,  Vasengem.,  Ann.  d.  Inst.  V.  tv.  A.  Thes.  Liebe  zur 
Helena,  an  einer  pr&chtigen  Vase  von  Volci.  [Die  EntfQhrung  am 
Amykl.  Thron,  die  Befreiung  durch  die  Dioskurenjam  Kasten  des  Kypselos, 
wo  Helena  die  Aethra  misshandelt.  Das  Erste  an  der  von  dem  Verf. 
gemeinten  Vase  aus  Volci,  Mus.  Etr.  1941.  Gerhard  Auserl.  V.  UI,  168. 
(Rv.  Theseus  und  Antiope.)  QESEVZ  trftgt  HEAENE  davon.  77EPJ- 
TOVZ  schaut  sich  nach  Verfolgem  um,  eine  stattliche  Figur,  HEPEZ 
will  die  Entfuhrung  hindem  —  Here,  zur  Andeutung,  dass  ihrem  Sinn  die 
That  entgegen  sei  —  und  KOPONE,  Namen  ohne  Figur,  die  meisten 
andem  an  falscher  Stelle  geschrieben.  Dasselbe  archaisch  Gerhard  Tf.  167, 
auch  Vases  Lu3mes  pi.  9.  10.  Gab.  Durand  n.  383,  wo  der  Wagen  bereit 
halt  und  mit  Peirithoos  noch  Phorbas  zur  Abwehr  riickwarts  gewandt  ist 
(Ry.  Achilles  und  Memnon,  nicht  die  Apharetiden).  Das  Andre  Helena 
von  den  Dioskuren  wiedererobert  de  Witte  Cab.  Durand.  n.  361.  (Rv. 
Eaeneus)  362.  471,  desselben  V.  peints  (de  Luc.  Bonap.  n.  118.  Br5ndsted 
Thirty-two  Vases  (Campanari)  [pi.  12.  Bull.  1832.  p.  114  und  M.  Blacas 
pi.  31  gehdren  nicht  hierher.]  Thes.  in  der  Unterwelt  festsitzend,  Etr. 
Gemme,  G.  M.  494.  Opfer  an  Thes.,  wie  es  scheint,  St.  di  S.  Marco  I,  49. 
Thes.  Kopf  auf  M.,  N.  Brit.  6,  22.  23,  damach  auch  auf  Gemmen  von 
Herakles  zu  unterscheiden,  Lipp.  1, 239.  41.  45. 46.  Ill,  205.  Stuart  IV.  p.  10. 
Mit  der  LOwenhaut  darilber,  auf  M.  von  Nikaea  {SriOBci  Ni^aitis)-  Vgl. 
das  Vasengem.  Millingen  Un.  Mon.  I,  18.  Menestheus  auf  M.  vonElaea 
als  Grander,  Eckhel  N.  anecd.  p.  203.  Akamas  und  Demophon,  mit 
ihreu  Pferden  Phalios  und  Kalliphora,  Vase  des  Exekias,  Berliner  Vasen 
n.  651  [wo  den  [JE]MO<^ON  Levezow  und  Gerhard  Sophon,  Panofka 
Ann.  VII.  p.  231  Mophon  lesen.  Akamas  die  Polyxena  zum  Opfer  fuhrend 
iin  einer  Kylix  mit  der  Iliupersis  mit  beigeschriebenen  Namen.  Bull.  1843. 
p.  71.  Akamas  u.  Demophon  die  Aethra  zurCickfCihrend  M.  d.  I,  II,  25. 
Ann.  VII.  p.  292.  Kodros  in  einer  Kylix  vom  sch6nsten  Attischen  Styl 
bei  Hr.  Palagi  in  Mailand,  KOJPOS  u.  AiNETOZy  auf  dem  Boden, 
umber  Athenaia  zwischen  Lykos,  Ajas,  Menestheus  Melite  und  Medeia 
zwischen  Aegeus,  Theseus,  Phorbas  und  Aethra.  E.  Braun  Teseo,  Ajace 
«  Ck>dro  R.  1843  und  minder  prachtvoU  Grotha  1843.  Die  Schale  des 
Kodros  und  far  deren  Erkl.  auch  H.  Brunn  Berl.  Jahrb.  1845. 1.  S.  701—3. 

O.  M  a  1 1  er  *8  ArehMologie.    4.  Anfl.  44 


690  Mythologische  Gegenstftnde  der  b.  K.  [412] 

Anders  0.  Jahn  Archaeologische  Aufs&tze  181.  Th.  Bergk  Zdtschr.  f.  AW. 
1844.  St.  107  f.] 

2.  Die  Fabel  von  Phaedra  und  Hippolyt  ist  vOllig  deutlich  auf 
dem  Agrigentinischen  Sarkophag  §.  25.  A.  47.  [Leop.  Schmidt  in  Gerb. 
Archaeol.  Zeit.  1847.  S.  5  Tf.  5.  6];  vorn  erh&lt  Hipp,  in  der  Miite  seines 
Jagdzugs  den  Brief  der  Ph.,  hinten  siehl  man  ihn  bei  der  Eberjagd,  rechts 
und  links  die  liebekranke  Ph.  und  den  vom  Wagen  herabgestflrzten  Hipp. 
Damach  erkennt  man  dieselbe  Fabel  bei  Zogga  49.  (50  ist  zweifelhaft), 
auch  G.  di  Fir.  St.  91;  L.  16.  Clarac  pi.  213;  Gerb.  Ant.  Bildw.  26;  Wobum 
Marb.  13;  auch  Eckbel  P.  gr.  33;  Terme  di  Tito  43.  (Thiersch  diss.  vet. 
artif.  opera  vet.  poet.  carm.  optime  ezplicari  tb.  4.  p.  21);  Pitt.  d'Erc.  HI,  15. 
Gell  N.'Pompej.  pi.  77.  M.  Borb.  YIII,  52.  Einige  dieser  Reliefs  haben 
eine  historische  Beziehung,  Roma  fCLhrt  das  Pferd  des  jagenden  Kaisers; 
vgl.  §.  427.  A.  1.  Hipp,  tauro  emisso  expavescens  von  Antiphilos  bach  Plin., 
auf  Etr.  Umen.  Micali  32.  33.  (nach  der  &ltem  Ausg.)  vergl.  Philostr.  II,  5. 
Hippolyt  und  Yirbius  §.  364.  A.  5.  8.  Hippolyt  als  Orphiker  M.  Blacas 
pi.  7.  vgl.  GOtting.  Anz.  1835.  St.  176.  Theseus  u.  Phaedra,  vor  Apollon 
Daphnephoros  M.  d.  I.  II.  16.  Ann.  VII,  p.  70,  sehr  zweifelhaft.  [Phaedra 
leidend,  Etr.  Spiegel  Memorie  per  le  belle  art!  R.  1805.  p.  149;  nicht  bei 
Gerhard.  Hippol.  und  Phaedra  0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  300—330, 
FEDRA  unter  den  sechs  tragischen  Heldinnen  aus  Tor  Haranciano  im 
Vatican,  den  Strick  in  der  Hand  haltend.  R.  Rochette  Peint.  Ant.  pi.  5. 
Phaedra,  die  Amme  und  eine  Dienerin,  nach  dem  Theater,  Pitt.  d*Ercol.  I,  4, 
nach  Feuerbach  Vatic.  Apollo  S.  386  f.  sehr  wahrscheinlich.] 

3.  Thebanischer  M.  Kadmos  vom  Schiffe  ans  Land  tretend, 
bewaffnet,  M.  von  Theben,  Millingen  Anc.  coins  4,  12,  mit  der  Kuh  als 
Grander  Thebens,  M.,  G.  M.  396.  Drachenkampf  auf  M.  von  Tyrus, 
Gemmen  bei  Millin  Vases  p.  1.  M.  Flor.  H,  IV,  32.  Vasengem.  Millin 
M.  I.  n,  26;  R.  Rochette  M.  I.  pi.  4,  2;  Millingen  Un.  Mon.  I,  27  ganz 
wie  bei  Eurip.  Phoen.  673,  die  Boeotische  %vvri  bezeichnet  Kadmos,  wie 
Pentheus  bei  Millingen  Div.  5.  Hochzeit  mit  Harmonia  [sch6ne  Vase 
aus  der  Guccumella  in  Berlin  Bull.  1841.  p.  177—183.  Gerhard  Etr. 
und  Campan.  Vasen  Tf.  C.  SchOne  Vase  mit  dieser  Hochzeit  1828  bei 
Ruvo  mit  21  andem  in  demselben  Grabe  gefunden.  Gran  musaico  Pompej. 
Tombe  di  Ruvo,  Nap.  1836.  p.  4.]  (mit  Beziehung  auf  Mjrsterienlehren), 
ZoSga  Bass.  2.  G.  M.  397.   Semele  §.  384.  A.  1.  Aktaeon  §.  365.  A.  5. 

Lai  OS  den  Chrysipp  zu  Wagen  entfilhrend  (ApoUod.  Ill,  5,  5),  auf 
einer  grossen  Vase  zu  Berlin  [n.  1010.  Gerhard  Apulische  Vas.  Tf.  5. 
Ueber  eine  andre  aus  Ruvo  wird  Avellino  schreiben.]  Oedipus  als  Kind 
dem  Hirten  Euphorbos  Qbergeben,  in  Vasen  von  Void.    M.  d.  I,  U,  14. 


[412]  Boeotiscfae  Heroen,  Zug  der  Sieben.  691 

Ann.  Vn.  p.  78.  Die  Sphinx  Thebanische  JQnglinge  niedertretend ,  auf 
vielen  Qemmen,  ude  am  Thron  zu  Olympia.  [0.  Jahn  Archaeol.  Beitr. 
S.  112  ff.J  Oedipus  den  Laios  tOdtend,  Inghir.  Mon.  Etr.  I,  66.  [Toelken 
Gemmen  IV,  1.  n.  12].  Oedipus  mit  der  Sphinx  oft  auf  Geznmen  6.  M. 
502—5  und  Vasen,  Tischb.  m,  34;  Passeri  Luc.  II,  104;  Bartoli  Nason.  19. 
(Bei  Inghir.  I,  67  erscheint  die  Sphinx  wohl  als  geflugdte  Kentaurin).  Oed. 
erh&lt  Teiresias  Yerkilndigung  seines  Untergangs  (nach  Sophokles),  Yasengem. 
bei  R.  Rochette  M.  I.  pi.  78  (eine  Einweihungs-Scene  nach  R.  Rochette),' 
[der  seine  Erklfirung  vertheidigt  Nouy.  Ann.  de  11.  p.  183.]  Oed.  Blendung 
(nach  der  Erzfthlung  in  Euripides  Oedipus),  Inghir.  Mon.  Etr.  1,  71.  Giamb. 
Zannoni  Illustr.  die  due  Ume  Etr.  F.  1812  vgl.  Rathgeber,  Hall.  Encykl. 
Ill,  n.  S.  394.  Oed.  ausgestossen?  G.  M.  506.  Guattani  M.  L  1788 
p.  XXY.  tv.  2.  [Zo€ga  dachte  bei  Mon.  ined.  103  (G.  M.  506)  an  Teiresias, 
der  im  Krieg  der  Epigonen  mit  Manto  und  andem  Thebem  fliehe.  Dass 
Winckelmann  den  Sinn  verfehlte,  bemerken  Visconti  und  MiUingen  Div. 
p.  43.]  Oed.  mit  Antigone  auswandemd?  Millingen  Diy.  23.  [Atreus 
und  Thyestes ,  Welcker  Griech.  Trag.  S.  683.]  Oed.  auf  Kolonos?  Relief, 
Winek.  M.  I.  104.  M.  Borb.  Y,  23.  [Zwei  verschiedne  sehr  fthnliche 
Reliefe,  Neapels  A.  Bildw.  S.  130.  Nach  H.  Brunn  Jen  LZ.  1846.  S.  963.] 
Pitt.  d'Ercol.  I,  3.  Aber  s.  Welcker  Hall.  LZ.  1836  Apr.  S.  590.  Panofka 
das.  Aug.  S.  493.  Attische  JClnglinge  bei  Oedipus  GrabstHtte  {'Ev  vmtto 
fiolappf  T8  xal  aatpodBXbv  noXvQiiov,  xoXnqi  ^  OiSinoSav  Acctov  vlov 
ixm)  Millingen  Un.  Mon.  I,  36.  M.  Borb.  IX,  28.  Zug  der  Sieben: 
Adrastosu.  Amphiaros,  i^elaaitt,  Hauptthema  der  Thebais,  auf  der 
Yase  §.  99.  N.  8,  auch  bei  Millingen  Div.  20.  21.  Fanf  der  sieben  Helden 
berathend  §.  175.  A.  2.  Zusammenfassende  Darstellung  der  ganzen 
Expedition ,  in  dem  Panfilischen  Relief,  R.  Rochette  M.  L  pi.  67  A.  426. 
[Tydeus  u.  Polynikes  vor  Adrastos,  Nolanische  Yase  ftltester  Zeichnung, 
Ann.  XI.  ty.  p.  255  Abeken.  Adrast,  Amphiaraos,  Tydei^s  mit  den  Namen 
Ann.  XY.  p.  215.  tv.  F.  Gerhard  Etr.  Sp.  II,  178.  Amphiaraos  Ab- 
schied  nehmend  von  Eriphylen,  Yasengem.  M.  d.  I.  Ill,  54.  Ann.  XY. 
p.  206.  tv.  F  Spiegel.  Des  A.  Abfahrt  Amphora  aus  Caere  1836  Mus. 
Gr^r.  II,  48,  2  a.  karzer  Gerhard  Auserles.  Y.  II,  91.  Nolanische  Hydria 
b.  Baseggio  Ann.  XI.  p.  261.  not.  7.  A.  reicht  gerustet  Eriphylen  die 
Hand,  9hnlich  eine  kleine  Yase  aus  Caere  Bull.  1844.  p.  35.  Die  Erzfigur 
in  TObingen  §.  96.  n.  3.  Baton,  Jahrb.  des  Alterthumsvereins  des  Rhein- 
landes  X.  S.  74.  Relief  von  Oropos  aus  der  besten  Zeit,  des  A.  Nieder- 
fahrt  M.  d.  I.  lY,  5,  copirt  in  einer  Zeichnung  auf  Marmor  aus  Herculanum 
Zahn  n,  1.  Ann.  XYL  tv.  E.  p.  166.  Einige  andre  Monumente  0.  Jahn 
Archaeol.  Aufs.  S.  152—159.]  Archemoros  TOdtung  durch  die  Schlange, 
Boissard,  I,  78.  81.  Millingen  Anc  coins  pi.  4,  14.  Adrast  die  Schlange 
erlegend,  Winck.  M.  L  83.    G.  M.  511.    Tod  des  Archemoros,  Yase  des 


692  Mythologische  GegensUUide  der  b.  K.  [412] 

Bourbonischen  Museums,  E.  Braun  Bull.  1835.  p.  193.  [Gerhard  Arcbem. 
u.  die  Hesperiden  B.  1838.  Tf.  1.  S.  28,  auch  Nouv.  Ann.  de  11.  pi.  5.  6, 
des  Archem.  T^o^scig.  Grosse  Vase  von  Ruyo,  die  Leiche  des  Arcbem. 
Die  Helden  t5dten  den  Drachen,  Bull.  Napol,  II.  tv.  Y.  p.  90.  III.  p.  60. 
Arcbaeol.  Zeit  11.  S.  378.  Opbeltes  vom  Dracben  umwunden  Hus. 
Gregor.  II,  62.  79.  Das  Winckdm.  Relief  bei  Braun  ZwOlf  Basrel.  Tf.  6, 
nebst  einer  Vase  des  Baron  Lotzberg  als  Vignette.  Ampbora  aus  Ruto 
im  Museum  zu  Neapel,  Hyps,  um  Gnade  bittend  vor  Eurydike,  Helden, 
Gerbard  Apul.  Vasen  Tf.  E,  10.  Hypsip.  den  Lykurg  flebend,  Helden 
Ingbir.  Ume  tv.  80,  das  Kind  von  der  gefiflgelten  Scblange  umscblungen 
tv.  79.  Pitt.  d'Ercol.  IV,  64  zwei  Elbnipfer  gegen  den  Dracben,  Hyps,  in 
Verzweiflung,  das  Wass^^fSss,  vom  Kinde  nur  der  Kopf  ubrig.  Das 
Kind  Yon  der  Scblange  umringelt  Afters  auf  rOmischen  Grabcippen.]  Is- 
mene  von  Tydeus  get5dtet,  auf  Vasengem.,  Tischb.  IV,  18.  (Maisonn.  51). 
Millingen  Div.  22  nacb  Welcker,  Scbulzeit  1832.  S.  144.  [Gerb.  Vas.  II,  92] 
Tydeus  verwimdet,  Etr.  Qemme,  G.  M.  508.  509.  Micali  tv.  116,  3. 
Eapaneus  vom  Blitze  die  Treppe  berabgestflrzt,  loft  auf  Gemmen, 
Cassini  IV,  29.  Gaylus  III,  86.  G.  M.  510.  Micali  tv.  116.  10.  11  berab- 
gestarzt  Impr.  m,  27,  cf.  28,  emporsteigend  HI,  69  [herabgeblitzt  V,  32. 
Toelken  II,  2,  142.  IV,  1.  32. 33];  Winck.  M.  1. 109.  Zo6ga  Bass.  47.  Kampf 
vor  Tbebens  Tboren,  Ingbir.  1,  87.  88.  90.  Micali  tv.  108.  Bruderk^mpf 
(Liban.  'Exqp^.  p.  1119),  G.  M.  512.  Die  Brdder  an  den  Alt&ren  der 
Erinnyen  sterbend,  Oedipus  Gestalt  steigt  den  Flucb  wiederbolend  aus  dem 
Boden,  Ingbir.  I,  93.  vgl.  94.  [Der  Bruderkampf  von  Pythagoras  von 
Rbegium,  von  Onatas.  Haufig  in  VasengemSlden,  wie  G.  M.  568,  u.  Etr. 
Umen,  Mus.  Gregor.  I,  93,  2.  4.  M.  Ghiusino  tv.  189.  190,  in  Leiden 
n.  15.  16.  17.  Ingbirami  Ume  tv.  92  aus  Gori  I,  33.  An  dem  langen 
Sarkophag  aus  Tarqiiinii  M.  Gregor.  I,  96,  3  zur  recbten  Sdte  des  Bruder- 
kampfs  Eteokles  die  Herrschaft  zurQckfordemd  von  Polynikes,  zur  linken 
Oedipus.  Toelken  Gemmen  II,  1,  46.  IV,  1,  30.  31.]  Ampbiaraos, 
(dessen  Asklepiosfthnlicher  Kopf  mit  Lorbeerkranz  auf  M.  von  Oropos. 
Gadalvdne  Rec.  p.  168)  binabgerissen,  Ingbir.  I,  84.  Alkmaeon^sRacbe, 
an  Etr.  Umen.  Man  to  nacb  Delphi  geweibt,  Gerhard  Ant.  Bildw.  21, 
auch  wobl  M.  Borb,  VU,  19.  —  Zetbos  u.  Amphion,  die  Thebanischen 
Dioskuren  als  zwei  Jdnglinge,  die  sich  die  Anne  auf  die  Schultern  legen, 
der  eine  hat  die  Kithar,  der  andre  die  Keule,  auf  einer  Gemme  des  Wiener 
Cabinets,  die  Dirke  strafend  §.  157.  A.  1.  2,  auch  auf  Gontomiaten,  dem 
Etr.  Sarkophag,  Dorow  Voy.  pi.  14,  u.  a.  Ueber  den  ungleicbartigen 
Gharakter  der  Beiden  s.  Denkmftler,  Text  N.  215.  [Die  Brflder  im  GesprSch, 
mit  Bezug  auf  eine  berCLhmte  Scene  der  Antiope  des  Euripides,  E.  Braun 
Zwfilf  Basrel.  Tf.  3.  In  der  Vignette  dazu  das  Relief  des  Pariser  Museums 
mit  ZETVS,  ANTIOPA,   AMPHION ,  das   mit  andem  Namen  in 


[412]  Boeotische  Heroen,  Zug  der  Argonauien.  693 

Neapel,  ohiie  Namen  in  V.  Albani  wiederholt  ist.  Die  Mutter  zwischen 
den  SOhnen  anch  an  einem  Spiegel,  Roulez  Amphion  et  Z^thus,  Lidge  1842 
(nicht  bei  Gerhard).  An  einer  Etr.  Ume  M.  Gregor.  I,  9B,  2,  wo  der  eine 
ein  Schwert  hat,  liegt  Dirke  niedergeworfen,  wenn  dies  nicht  Klytaeninestra 
mit  Orestes  u.  Pylades  sein  soil.) 

Thespischer  M.  Narkissos  an  der  Quelle  verschmachtend, 
sich  hineinstQrzend ,  Pitt.  Ere.  V,  28—31.  M.  Borb.  1,4.  II,  18.  (Eros 
Fackel  ^rird  dabei  zur  Todesfackel);  Lipp.  I,  II,  63.  M.  Flor.  II,  36,  2. 
Impr.  d.  Inst.  I,  73  (die  Blume  Narcissus  dabei).  [S.  zu  Philostr.  Imag. 
I,  23.  Erzfigur  der  k.  Bibl.  in  Paris,  Clarac  pi.  590.  n.  1281.  Barberin. 
Statue  Gaussei  Rom.  Mus.  I,  2,  53.] 

Orchomenischer  M.  Athamas  opfert  eines  seiner  Kinder  auf 
einem  grossen  niedrigen  Altar  (G.  M.  610;  bisher  anders  erkl&rt).  Ath. 
selbst  geopfert,  Yasengem.,  R.  Roch.  M.  I,  28  (nach  R.  Rochette  der  Mord 
Agamemnon's).  Ath.  die  Ino  verfolgend,  Kallistr.  14,  oben  §.  402.  A.  4. 
Ein  reuiger  Ath.  von  Aristonidas.  Phrixos  u.  Helle  fliehend,  Pitt. 
Ere.  ni,  23.  M.  Borb.  II,  19;  VI,  19.  Zahn's  Wandgem.  11.  HeUe  allein. 
Gab.  d'Allier  de  Haut.  pi.  4,  1.  Tischb.  Vasen  III,  2.  Phrixos  vom 
Widder  gelragen  u.  ihn  opfemd,  auf  M.  von  Gela,  Torrem.  33,  3—6. 
6  inl  Dslitx  aya>y,  Peleus  u.  Atalanta  ringend  (Apollod.  Ill,  9,  2)  auf 
Etr.  Spiegeln  u.  sonst.  E.  Braun  Bull.  1837.  p.  213.  [Gerhard  Auserles. 
V.  Ill,  177.    Etr.  Spiegel  II,  224.    M.  Gregor.  I,  35,  1.] 

4.  lolkischer  M.  Neleus  u.  Pelias  ibre  misshandelte  Mutter 
Tyro  auffindend,  Epigr.  Cyzic.  9.  Etr.  Spiegel,  Inghir.  II,  76.  G.  M.  415*. 
Jason,  alte  Schilderungen ,  Pind.  P.  4,  79.  Philostr.  d.  j.  7.  Der  sog. 
Gincinnatus,  nach  Winckelm.  XI,  2,  4  ein  Jason,  im  L.  710.  Maffei 
Race.  70.  Bouill.  II,  6.  M.  Francj.  HI,  15.  Clarac  pi.  309  (mit  neuem 
Kopf)  [nach  Visconti  M.  PioCl.  VII.  p.  101  f.  Der  Kopf  von  anderm 
Marmor,  aber  antik];  Wiederholung  aus  Hadrian's  Villa  bei  Tibur,  in 
Manchen  150  [auch  in  England,  Boettiger  Amalthea  III.  S.  242,  in  Sheln- 
bumhouse,  Goede  Reise  nach  England  IV.  S.  43,  auch  im  Landsdownehouse 
in  London ,  s.  auch  M.  Capit.  Ill ,  51 ,  die-  einfache  Beschuhung  ist  Kenn- 
zeicben,  Philostr.  Epist.  22.  Visconti  im  Mus.  Fran<;.  bemerkt  dieselbe 
Stellung  in  zwei  Figuren  des  Parthenonfrieses  Stuart  II,  ch.  1.  pi.  30  A.] 
Aehnlich  die  statuetta  PCI.  lU,  48  u.  M.  Franq.  IV,  20.  Qarac  pi.  814. 
vgl.  §.  157*.  A.  3.  Argofahrt,  Flangini  L'Argonautica  di  ApoUonio 
Rodio  T.  I.  II.  Vignetlen.  Bau  der  Argo,  G.  M.  417.  18  auch  Zogga  Bass.  45. 
[Campana  Op.  di  plastica  tv.  5.]  Argos  das  SchifT  bauend  Impr.  d.  I.  Ill,  64. 
Jas.  (Easun)  als  Baumeister,  Etr.  Qemme,  Micali  116,  2.  Die  fabrende 
Argo,  G.  M.  419.  420.  Millingen  Div.  52.  Kampf  des  Polydeukes  und 
Amykos  §.  173.    A.  8.    G.  M.  422.  22*.    [DAK.  I,  61,  309.    Der  Spiegel 


694  Mythologische  Gegenstftnde  der  b.    K.  [412] 

in  der  Gista,  die  nun  aach  durch  E.  Braan  herausgegeben  wird,  310. 
Gerhard  Etr.  Spiegel  11,  171.]  Phineus  und  die  Harpyien,  Atheniache 
Vase  Millingen  Anc  uned.  mon.  pi.  15,  und  bei  Stackelb.  Tt  38,  der 
[irrig]  als  Agamemnons  Tod  erklfirt  [Grosses  Vasengemfilde  M.  d.  L  III,  49. 
Ann.  XV.  p.  1.]  Opfer  der  Ghryse  §.  371.  A.  8.  (Jas.  dabei  im  Thessa- 
lischen  Costtlm  §.  338.  A.  1.)  Aigonauten?,  Vase  von  Void,  Bull.  1835. 
p.  183.  [Archaeol.  Zeit  III.  Tf.  35.  S.  161.  Gerhard  Vasen  II,  155,  wo 
der  APXENAVTHZ  als  Herakles  gedeutet  und  das  Opfer  an  Chryse 
auch  Ton  andem  Vasen  abgebildet  ist.]  Ankunft  der  Argonauten  bei 
Aeetes,  einer  bringt  ihm  eine  gastiiche  Tessera  von  Sisyphos  (in  Bezug 
auf  Aeetes  Korinthische  Herkunft)  Jas.  und  Medeia  schliessen  ihr  Liebes- 
bOndniss,  Maisonn.  44.  Jas.  erh&lt  die  Jynx  durch  Hermes,  Combe 
Terrac.  53.  Jas.  die  Stiere  bfindigend  und  sich  mit  Medeia  verlobend,  L.  373. 
Bouill.  Ill,  51,  1.  Glarac  pi.  199;  die  Stiere  bSndigend  und  den  Drachen 
mit  Medeens  HOlfe  tOdtend,  Relief  in  Wien.  [In  Villa  LudoTisi  in  Rom 
Jason  gegen  den  Drachen  anstfirmend,  welchen  Medea  durch  einen  runden 
Kuchen  einzuschlflfem  bedacht  ist.  Jason  gegen  den  Drachen  ausfallend 
und  drei  unthfttige  Nebenfiguren,  Campana  Opere  di  plastica  tv.  63,  woro 
das  fehlende  StQck  sich  im  Brittischen  Museo  befindet]  Das  StClck  der 
Stierbfindigung  auch  Flang.  11,  199.  Gavaler.  II,  1  IL  Veron.  223,  .5. 
G.  M.  424  vgl.  die  M.  Nero's,  Pedrusi  V,  3,  6.  Jas.  helm  Altar  des  Laphy- 
stischen  Zeus,  wo  das  Haupt  und  Fell  des  Widders,  Flang.  I,  434 
G.  M.  424^  Vgl.  Gerhard  Jason  des  Drachen  Beute  B.  1835,  S.  6.  Diese 
Kylix  aus  Caere  stellt  ftcht  den  vom  Drachen  Terschlungenen  und  aus- 
gespieenen  Jason  dar,  Welcker  Bhein.  Mus.  Ill,  503 ,  auch  ist  er  nachher 
in  den  M.  d.  I.  II,  35.  Ann.  VUL  p.  289  als  campato  dal  dragone  ge- 
geben.  [Eine  Vase  in  Perugia  stellt  den  Jason  den  DrachentOdter  vor, 
der  sich  mit  gezogenem  Schwerdt  und  Tor  das  Gesicht  gezogenem  Mantel 
in  den  offnen  Rachen  des  Ungeheuers  stQrzt ,  so  wie  er  dort  sich  Tor- 
sichtig  wieder  herrorwindet,  nachdem  er  es  von  innen  getOdtet  hat,  weH 
es  von  aussen  undurchdringlich  war.  Bull.  1846.  p.  87.]  Jas.  an  einer 
S&ule,  um  die  sich  der  Drache  windet,  den  der  Vogel  Jynix?  bek&mpft, 
dabei  das  Widderfell,  Impr.  d.  Inst.  I,  75.  76.  Medeia  bes^nftigt  den 
Drachen,  Combe  Terrac.  52.  Jas.  tOdtet  den  Drachen  (in  Thessalischem 
GostQm),  Millingen  Div.  6.  Jas.  als  DrachentOdter ,  Medeia,  die  Boreaden 
und  andere  Argonauten  dabei,  Maisonn.  44.  Jas.  das  Vliess  herabnehmend, 
Flang.  II,  430.  Jas.  bringt  Pelias  das  Vliess,  Medeia  neben  ihm,  der 
Dreifuss  der  VerjQngung  im  Hintergrunde ,  Millingen  Div.  7.  [Tod  des 
Talos,  dbereinstimmend  mit  ApoUonius,  Vase  von  Ruvo,  eins  der  merk- 
wQrdigsten  Gemftlde  aus  dem  Alterthum,  die  Argo,  Kirke,  Medea,  Poseidon, 
Amphitrite,  die  Dioskuren  zwiefach,  Bull.  Napol.  III.  tv.  2.  6.  IV.  tv.  6. 
p.  137.    Gerhard  Archaeol.  Zeit.  IV.  Tf.  44.  45  unvoUstindig.] 


[413]  Peleus,  AcfaiUeus.  695 

5.  Med e ens  Schicksale.  Boettiger  Vasengem.  I,  2.  S.  164.  Ueber- 
redang  der  Peliaden,  G.  M.  425.  Amalthea  I»  161  ff.  Gescfaenke  von 
Kreusa,  PGl.  VII,  16.  Die  tragischen  Scenen  aus  Euripides  Medeia,  nach 
demselben  Original,  in  drei  Reliefs:  zu  Mantua,  Garli  [Dissert,  due,  suU* 
impresa  degli  Argon,  e]  Sopra  un  ant.  bassor.  rappr.  la  Medea  d'Eurip.  1785. 
G.  M.  426;  L.  478.  Admir.  55.  Bouill.  Ill,  50.  3.  Glarac  pi.  204;  noch 
vollst&ndiger  in  dem  Lancelottischen  Relief,  jetzt  im  Vatican,  Winck. 
M.  I.  90.  91.  Das  Relief  bei  Beger  Spicil.  p.  118—131  (nach  Pigbius)  ver- 
bindet  damit  die  obigen  Scenen  der  Stierb&ndigung,  Drachentddtung  und 
Verlobung,  die  auch  ursprQnglich  zu  demselben  Granzen  gehOren.  Das 
Schlusssttlck,  Medeia  mit  den  Kinderleichen  auf  dem  Drachenwagen,  auch 
Gori,  Inscr.  Etr.  III.  1.  tb.  13.  vgl.  R.  Rocbette  Joum.  des  Say.  1834.  p«  76. 
Der  Untergang  Kreusa's  in  pr&cbtigem  Vasenstyl  behandelt,  Vases  de 
Ganose  7.  [Archaeolog.  Zeit  1847.  Tf.  3.  0.  Jahn  S.  33-42.  Medea 
den  Widder  kochend  Gerh.  Vasen  II,  157,  zwei  Vorstellungen ;  Kylix  des 
Mus.  Gregor.  H,  82,  1.  Gerh.  Archaeol.  Zeit  IV,  40.  S.  249,  zwei  Scenen. 
Das  scfaOne  Relief  im  Pallast  der  Maltheser  in  Rom,  Boettiger  Amaltbea  I. 
S.  161.  Tf.  4.]  Med.  als  KindermOrderin  in  der  Gruppe  von  Arl^,  G.  M.  427; 
[die  Kinder  verkriechen  sich  vor  dem  Scbwert,  womit  die  gutter  sie 
vorher  scfaon  geschreckt  bat,  und  diese  starrt  zOgemd  im  Augenblick  der 
AusfCihrung  zur  Sejte:  mit  Unrecbt  erkl&ren  die  Ktlnstler  des  Orts  die 
Statue  fOr  eine  Mutter,  die  ibre  Kinder  bescbatze],  Abnlicbe  scheinen 
Libanios  'EntpQ.  p.  1090  u.  Kallistr.  13  zu  beschreiben.  Timomachos  Ge- 
m&lde  §.  208.  A.  2.  vgl.  auch  M.  Flor.  II ,  34 ,  3.  Impr.  d.  Inst.  1 ,  77. 
[Ann.  1829.  tv.  D  3.  p.  245.  not.  7J  und  das  Gem&ide  bei  Lukian  de 
domo  31.  Med.  von  den  Dracben  davon  getragen,  R.  Rocbette  M.  I.  pi.  6, 

413.  Unter  den  Thassalischen  Heroen  ist  Peleus  in  1 
der  Eunst  nur  durch  sein  Verhaltniss  zu  der  Nereide  Thetis 
merkwurdig,  die  sich  nieist  g^en  ihren  Rauber  straubt  und 
ihn  durch  Ungeheuer  von  sich  abzuwehren  sucht.  Zum  2 
Achilleischen  Charakter  gehoren  nach  alien  Zeugnissen, 
mil  denen  unter  den  Monumenten  wenigstens  die  sichem  und 
sorgfaltiger  behandelten  einstimmig  sind,  die  mahnenartig 
«inporgebaumten  Haare,  auch  die  von  Muth  und  Stolz 
geblahten  Nasenflugel  (f«rxTij^f*?) ,  ein  schlanker  steiler  Na- 
cken,  und  durchaus  edle  und  gewaltige  Korperformen ;  auch 
eine.  gewisse  heldenmassige  Stellung,  wobei  das  eine  Bein 
lebhaft  vorgesetzt  wird,  und  das  Himation  nachl§,ssig  uber 
den  Schenkel  dieses  Beins  fallt,  wird  wenigstens  haufig  bei 
Achilleus  angebracht ;  wenn  er  sitzt,  ist  das  Himation  ahnlich 


696  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [413} 

3  wie  bei  Zeus  um  die  untern  Theile  der  Figur  gezogen.  Me- 
leagros  erscheint  in  einer  beruhmten  Statue  als  ein  schlan-^ 
ker,  kraftiger  Jungling  mit  breiter  Brust,  hurtigen  Schen- 
keln,  krausem  Haare  und  einer  zuruckgeschlagenen  und  nach 
Art  der  Jager  (§.  337.  A.  6)  und  Aetoler  '(§.  338.  A.  4) 
um  den  linken  Arm  gewickelten  Chlamys;  er  ist  der  Jager 
unter  den  Heroen;  der  Eberkopf,  auf  den  er  sich  stiitzt,  be- 
zeichnet  ihn  unverkennbar.  Mit  ihm  kommt  Atalante  vor 
in  Artemisahnlichem  Gostum,  das  Haar  auf  dem  Scheitel 
einen  Busch  bildend.  Der  Thrakische  Orpheus  erscheint 
als  begeisterter  Eitharode  von  einer  gewissen  Weichheit  der 
Bildung,  friiher  in  zieralich  rein  Hellenischem  Gostum,  erst 
in  spaterm  Zeitalter  erhalt  er  Phrygisbhe  Tracht. 

1.  Pheraeischer  M.  Schicksale  der  Alkestis,  G.  M.  428.  Gerhard 
Ant.  Bildw.  28  (Alk.  ist  Portrat).  vgl.  Hyp.  ROm.  Studien  S.  150.  Bartoli 
Nason.  10.  [Vase,  Yermiglioli  le  ierogamie  di  Adm.  e  di  Ale.  Perugia 
1831.  4.] 

Itonischer  M.  Protesilaos  n.  Laodameia,  auf  Sarkophagen  (§.  397. 
A.  2),  Bartoli  Adm.  75-77.  Winck.  M.  I.  123.  PCI.  A^  18.  19.  G.  M.  561. 
vgl.  Beschr.  Horns  II,  II.  S.  255.  [Sarkophag  in  8.  Chiara  in  Neapel 
M.  d.  I.  Ill,  40.  A.  Ann.  XIV.  p.  32.]  Auf  Etr.  Sarkophagen,  Inghir.  I,  19 
u.  oft,  aber  wenig  bestimmt  bezeichnet.  [Nach  Grauer  M.  d.  h  III,  49  B. 
Ann.  XIV.  p.  40  der  Tod  der  Alkestis.  M.  Gregor.  I,  94,  1.  Laodamia 
auf  dem  Lager,  welchem  der  Schatten  naht.]  Eckhel  P.  gr.  36  auf  freche 
Weise  dargestellt  (zweifelhaft  ob  alt). 

Phthiotischer  M.  R.  Rochette  M.  I.  I.  Achill6ide.  Peleus 
Ratib  der  Thetis,  am  Kasten  des  Kypselos,  an  dem  Barberinischen  Gefto 
§.  316.  A.  2.  vgl.  Millingen  Memoirs  of  the  Soc.  of  Litter.  II.  p.  99,  in  den 
Vasengem.,  Walpole  Trav.  p.  410  aus  Athen),  vielen  aus  Volci  (Ann.  III. 
p.  153),  besonders  dem  schOnen  M.  I.  d.  Inst.  I,  38  mit  den  Nereiden- 
Namen;  sonst  M.  I.  d.  Inst.  37.  §.  143,  1  (zur  Erkl^rung  I.  de  Witte 
Ann.  V.  p.  90  ff.,  der  dabeistehende  Gheiron  vvin(psvcs  Nrj^iog  Qvyatga 
Pind.  N.  3,  57);  Millingen  Un.  Mon.  I,  10.  Div.  4.  (Peleus  mit  Thessa- 
lischem  Hut);  Maisonneuve  70.  R.  Rochette  pi.  1;  Vase  von  Volci  Levezow 
Verz.  1005;  [Vases  du  due  de  Luynes  pi.  34;  Gerh.  Auserles.  V.  Ill, 
178 — 182]  auf  einem  Etr.  Spiegel,  Dempster  II,  81,  und  den  Reliefs  Mon. 
Matth.  Ill,  32.  33.  Winck.  M.  I,  110,  Bildwerken,  welehe  eine  vomehme 
Hochzeil  feiern  sollen;  daher  Hera  Zygia  zu  oberst  thront,  und  das  Zeichen 
der  Wage  (vestra  aequali  suspendit  tempora  libra,  Pers.  5,  47)  emporge- 
halten  wird.   Pel.  aus  dem  Wasser  zuruckkehrend,  Etr.  Gemmen  §.  175.  A.  2. 


[413]  Peleus,  AchiUeus.  697 

Impr.  d.  L  III,  30.  Pel.  bringt  die  Thetis  zu  Gheiron  §.  143,  1).  Die 
Goiter  bei  seiner  Hochzeit  §.  143.  A.  3).  Hochzeitgeschenke,  6.  M.  551. 
(Eris  wird  hinausgestossen.) 

2.  Achilleus  Leben,  G^  M.  552.  Bad  in  der  Styx,  Gell  K.  Pomp. 
T.  II.  p.  42.  74.  R.  Rochette  pi.  48.  Uebergabe  an  Gheiron,  Vase  von 
Void,  MicaH  Iv.  87.  M.  I.  d.  Inst.  27,  40.  Erziehung  bei  Gheiron,  [Pindar 
N.  3,  43],  Philostr.  II,  2,  besonders  im  Kithars^piel.  [Peleus  dbergibt  das 
Kind  dem  Ghiron,  Mus.  Etr.  p.  46.  n.  314.  Gerhard  Auserles.  V.  Ill,  183. 
Hydria  bei  Baseggio  in  Rom  1841,  Pel.  Qbergibt  das  Kind  dem  Kentauren, 
Thetis  steht  hinter  dem  Peleus,  der  von  einem  Hunde  begleitet  ist;  viel- 
leicht  dasselbe  GefHss.  Achilleus  nimmt  Abschied  von  Nereus  §.  402.  A.  2, 
der  eben  so  auf  seinem  Thron  sitzt,  einen  Fisch  in  der  Hand,  wo  die 
Schwestem  ihn  bitten  der  Entfuhrung  der  Thetis  durch  Peleus  beizustim- 
raen,  Gerhard  Vasen  III,  178.  182.]  Ach.  in  Skyros  auf  dem  Sarkophag 
von  los,  s.  Fiorillo  und  Heyne  Das  vermeinte  Grabmal  Homer's,  auch 
Pitt.  Ere.  I,  8,  G.  M.  553;  M.  PGl.  V,  17.  G.  M.  555;  bei  R.  Rochette 
M.  I.  12.  [Gal.  Om.  180];  Wobum  Marb.  7;  Sarkophag  von  Barile, 
R.  Rochette  Ann.  d.  Inst.  IV.  p.  320.  tv.  D.  E.  Gem§lde  des  Athenion, 
Plinius  XXXV,  40,  29.  vgl.  Philostr.  d.  j.  1;  in  Pompeji,  Gell  N.  Pomp, 
pi.  69.  M.  Borb.  IX,  6.  Der  sog.  Glodius  der  Villa  Panfili  ein  verkleideter 
Achill,  Herausg.  Winck.  VI.  S.  309;  ein  Achill  mit  Ohrringen  stand  zu 
Sigeion,  Serv.  ad  Aen.  I,  34.  vgl.  Tertull.  de  pall.  4.  Die  Darstellungen 
auf  dem  sog.  Sarkophag  des  Severus  Alex.,  herausgegeben  von  Rid.  Venuti 
1765.  M.  Gap.  IV,  1.  Bartoli  Sepolcri  80.  Inghir.  G.  Omer.  22  (als  Streit 
der  Fdrsten),  und  das  entsprechende  Relief  L.  117.  Winck.  M.  I.  124. 
Bouill.  m,  13,  2.  Glarac  pi.  111.  G.  Omer.  23  vereinigen  Achillas  Auszug 
von  Skyros  mit  dem  aus  der  Heimat  zu  dem  allgemeinen  Bilde  eines  sich 
losreissenden ,  in  den  Kampf  stflrzenden  Kriegers;  die  Greise  scheinen 
Peleus  u.  Menoetios,  wie  auf  dem  Vasengem.  §.  143,  4).  Achillas  femere 
Thaten  §.  415.  —  Zu  AchiUeus  Gharakter  gehOrt  das  xo^av,  &va%aLtiiutv 
VTfv  Hofiijv  nach  Philostr.  II,  7,  d.  j.  1.  Libanios  'E%q>Q.  6.  Heliodor 
Aethiop.  II,  35  (die  Hauptstelle).  'AvlovXog  war  Ach.  in  einer  Statue  bei 
Ghristodor  261,  doch  wohl  nicht  durchg&ngig.  Vgl.  auch  Philostr.  Her.  19, 5. 
Gharakteristisch  ist  die  Stellung  und  Lage  der  Draperie,  G.  M.  555.  M.  Gap. 
IV,  1,  und  die  Zeusfihniiche  Bekleidung  in  dem  Bilde  bei  Zahn  7,  so  wie 
in  der  Ambrosianischen  Ilias  durchweg,  besonders  tv.  47.  Ob  der  Achill. 
Borghese  (V.  Borgh.  I,  9.  Bouill.  II,  14.  [Visconti  M.  soelti  Borghes. 
I,  5],  (durch  Polykletische  Proportionen  [?]  und  eine  gewisse  H&rle  der  Be- 
handlung  kunsthistorisch  interessant)  wirklich  Achill  sei,  ist  noch  zweifel- 
haft;  Haltung  und  Alter  entspricht  den  statuis  Achilleis  bei  Plinius  XXXIV, 
10,  und  das  iniotpvQiov  ist  wohl  Andeutung  der  Panzerung.  Die  BQsten 
in  Dresden  386.  Aug.  35,  in  Munchen  83.   M.  Nap.  II,  59,  M.  Worsl.  I,  7, 


698  Mytholo^sche  GegensULnde  der  b.  E.  [413] 

Tischb.  H.  I,  5  [ist  von  der  Borghesiscben  Statue]  u.  p.  40,  hftngen  anf 
jeden  Fall  mtt  der  Statue  zusammen  und  fordem  gleiche  Deotmig;  in  alien 
ist  ein  gewisser  sanfter  und  melanchollscher  Zug,  der  fOr  Ares  am  wenig- 
sten  passt,  aber  dem  Achill  wohl  von  einem  Eilnstler  gegeben  sein  kOnnte. 
Von  einer  Reiterstatue  dee  Achill,  Malchos  p.  273.  ed.  Bonn.  Pharsalisches 
Weibegeschenk:  Achilleus  zu  Ross,  Patroklos  nebenherschreitend  (Paus.  X, 
13,  3.  Ck>d.  Mosc.);  damach  ist  der  Reiter  auf  den  M.  der  Stadt  zu  be- 
nennen.  Achillas  Kopf  auf  M.  des  Pyrrhos  und  spSLtem  Thessalischen, 
R.  Rochette  p.  245.  415.  vign.  15.  Gab.  d'Allier  de  Haut.  5,  17. 

3.  Aetolischer  M.  Meleagros  Statue,  Race  141.  PGl.  II,  34. 
Piran.  St.  9.  M.  Nap.  II,  56.  Bouill.  II,  7  (von  dem  Jagdspiess,  den  die 
1.  Hand  hielt,  sind  Spuren  am  Postament).  [Die  schOnste  Statue,  1838 
bei  MarineUa  gefunden,  jetzt  in  Berlin,  M.  d.  I.  Ill,  58.  Ann.  XV. 
p.  237—265.  A.  Feuerbacb.  8.  auch  TOb.  Kunstbl.  1838.  N.  60.  Vor- 
zflglich  schOn  auch  die  mit  Mercur  verwechselte  Statue  Specim.  Q,  37 
nicht  bei  Qarac  pi.  805—7.  809.  1811  A.  812  B.  Eine  auch  in  V.  Borghese 
Salone  n.  8  der  neuen  Sammlung.]  Meleagros,?  M.  von  Ephesos,  Mthichner 
Denkschr.  f.  Philol.  I.  Tf.  3,  11.  Auch  der  Heros  auf  M.  Aetoliens,  mit 
der  um  den  1.  Arm  gewickelten  Chlamys,  die  Kausia  am  Nacken  hAngend, 
an  einen  langen  Knotenstock  gelehnt  (Landon  I,  34),  ist  wohl  Meleagros. 
Kalydonische  Eberjagd  (Philostr.  d.  j.  15),  auf  Vasen  von  Volci,  mit  vielen 
Heroen-Namen,  Bull.  d.  Inst  1830.  p.  4.  Ann.  III.  p.  154;  mit  Namen 
auch  Levezow  Verz.  N.  524.  [Gerhard  Etr.  u.  'Campan.  Vasenbilder 
Tf.  10,  1.  2,  wo  zugleich  3.  4  eine  andre  ohne  Namen.  Gerb.  Apuliscfae 
V.  Tf.  9.  Berliner  Vasen  n.  1022.]  Kalyd.  Jagd?  M.  Pourtalte  pi.  11  in 
Reliefs,  6.  M.  411—13.  M.  Gap.  IV,  50.  Wobum  Marb.  8.  10  (wo  MeL 
auch  die  zurQckgeschlagne  Chlamys  hat)  u.  oft,  auch  an  Etr.  Umen.  Mel. 
vor  dem  Schweinskopfe  stehend,  Gemmen,  M.  Flor.  11,  36,  3.  Impr.  d.  Inst 
I,  17.  Kalyd.  Jagd,  Artemis  dabei  sitzend,  Sarkophag  in  Salerno,  Gerhard 
A.  Bildw.  Tf.  116,  1—3.  Meleager  den  Bruder  der  Althaea  tOdtend,  Relief 
in  V.  Pamfili,  das.  116,  4.  Mel.  u.  Atalanta  nach  Zannoni  auf  einer  Vase 
von  Perugia  Ann.  VI.  tv.  G.  Erklftrung  Ann.  V.  p.  346.  [Sarkophag  der 
Villa  Pamfili,  vom  die  Jagd,  am  Deckel  die  Bestattung,  auf  den  Seiten 
der  Streit  mit  den  Oheimen,  fthnlich  wie  bei  Gerhard  116,  4,  u.  Atalanta, 
£.  Braun  Ant.  Marmorw.  II,  6a.b.  0.  Jahn  Bull.  1846.  p.  131.  Spiegel- 
zeichnungen,  wo  Mel.  der  Atal.  den  Eberkopf  Qbergibt,  Gori  M.  Etr.  1, 126. 
Inghu*.  II,  61.  [Gerh.  Etr.  Spiegel  II,  175.  Zwei  andre  174.  176.]  Mosaik 
von  Lyon,  G.  M.  413*.  Kampf  mit  den  Mutterbrddem  und  Tod  des  MeL, 
M.  Gap.  IV,  35.  G.  M.  415;  L.  270.  V.  Borgh.  3,  12.  Bouill.  Ill,  51,  2; 
Qarac  pi.  201;  Zo^  Bass.  46  (fihnlich  Bouill.  51,  3);  bloss  der  Tod, 
L.  256.  Glarac  pi.  201.  Interessante  Spiegelzeicbnung,  Vermiglioli  Iscr. 
Perug.  tv.  1.    Inghir.  II,  62.  vgl.  §•  398.  A.   Verbrennung  des  Leichhams 


[413]  Melea|;ro8,  Kephalos,  Orpheus.  699 

tt.  fSelbstmord  der  Althaea,  Barberinisches  Relief,  Admir.  Rom.  70.  71,  ein 
andres  fragmentirtes,  M.  Gap.  IV,  40,  fthnlich  auch  Winck.  M.  I.  88. 
O.  M.  414.    [Idas  u.  Marpessa  §.  362.  A.  2.] 

Lokrischer  M.  Der  anipreifende  Held  auf  den  schdnen  M.  von 
Opus  ist  wahrscbeinlich  Aias,  Oileus  Sohn,  der  ^idich  von  Ghristodor 
209  beschneben  wird  (Rathgeber,  Hall.  EncykL  III,  IV.  8.  288).  Ein  fthn- 
licher  auf  denen  TX>n  Trikka,  N.  Brit.  5,  11. 

Kepballenisch-Attischer  M.  Bosset  Essai  sur  les  m^ailles  de 
Gephalonie  pi.  1.  n.  1—5.  Kephalos  bei  der  getOdteten  Prokris,  MiUingen 
Un.  Mon.  I,  14.  [Inghirami  V.  fitt.  IH,  205.]  vgl.  §.  397.  A.  3.  Kepb. 
mit  herabbdngenden  Haaren  (avzft-fiQog  als  MordflQchtiger)  auf  M.  von 
Pale,  N.  Brit.  7,  22.  23.  Keph.  von  Eos  geraubt,  oft  auf  Nolanischen 
Vasen,  Tischb.  n,  61.  IV,  12.  Millin  n,  34.  35  (mit  Beischrift).  Millingen 
Gogh.  14.  Kylix  des  Hieron  M.  d.  I.  II,  38.  E.  Braun  Ann.  IX,  209. 
[Gerhard  Auserles.  Vas.  III.   S.  39.    0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  93  ff.] 

4.  Thrakischer  M.  Lykurgos  §.  384.  A.  6.  Orpheus  in 
Hellenischer  Tracht,  Paus.  X,  30,  3;  in  der  Pythischen  Stola,  Virgil.  Aen. 
VI,  645.  Vases  de  Ganosa  3  (wo  nur  eine  Phrygisch-Thrakische  Tiare 
dazukommt,  wie  bei  Kallistratos  7.  ygl.  den  j.  Pbiloetr.  6);  in  einer  sich 
dieser  annflhemden,  aber  doch  eigenthdmlichen  Tracht,  in  der  sch6nen 
&eht-Grieehiscfaen  Reliefgruppe  mit  Eurydike  und  Hermes,  (in  Neapel,  mit 
Griechischen  Beiscfariften,  Neap.  Antik.  S.  67;  in  V.  Albani,  ZoSga  42;  in 
V.  Borghese,  L.  212.  Winckelm.  M.  I.  85.  Ghurac  pi.  116,  in  Latein. 
Beischrift  irrig  Amphion,  Zethus  u.  Antiopa  benannt).  Aebnlich  als 
ThierbezShmer  (worQber  Welcker  ad  Philostr.  p.  611),  in  der  Mosaik  Ton 
Grandson,  G.  M.  423,  eine  fihnliche  schtoe  Mosaik  ist  neuerlich  bei  Rott- 
weil  gefunden  worden,  [ROm.  Alterth.  in  der  Umgegend  Ton  Rottweil 
Stuttg.  1831  S.  62  fif.  mit  Abbild.  Eins  aus  Gagliari  ist  in  Turin  Acad, 
des  s6.  de  T.  XIII.  p.  13,  della  Marmora  Voy.  de  Sardaigne  II.  p.  521 
eine  b.  Jul.  Val.  res  g.  Alex.  I,  57.]  0.  unter  den  Thieren  auch  auf  einei; 
BL  Aurels  von  Alexandrien,  Mionn.  Suppl.  IX.  pi.  zu  p.  24.  Orpheus  in 
Phrygischem  Anzug  mtt  Musen,  Vase,  Neapels  Ant.  Bildw.  S.  379.  N.  2004; 
Gerhards  Mysterienyasen.  0.  fast  nackt,  Lautespielend ,  auf  jeder  Seit# 
ein  Thraker  mit  Mantel  u.  Stachelmfltze,  in  kOniglicher  Wflrde  zuhdrend, 
Vase  bei  Barone  in  Neapel  1845.  0.  &hnlich  gekleidet  M.  Blacas  pi.  7, 
wo  er  in  der  Unterwelt  den  Kerberos  h&lt.]  Spftter  in  derselben  Hand- 
lung  in  Phrygischem  Gostdm  mit  Anaxyriden,  im  Vatican.  Virgil  und 
Katakomben-Bildem ;  vgl.  Gaylus  HI,  13,  1.  IV,  48,  1.  Als  Kerberos- 
Besftnfliger,  unbekleidet,  Gemme  bei  Agostini  II,  8  im  Himation  auf  der 
Vase  mit   Hippolyt,   oben.     Von   einer  Maenas  umgebracht,  Vasengem. 


700  Mythologische  Gegenst&nde  der  b.  K.  [414] 

M.  I.  d.  Inst.  5,  2.  Relief  in  der  Sammlung  des  K.  von  Sardinien,  heraus- 
gegeben  in  Shelstrate's  Virgil,  ed.  1750.  tb.  18.  ad  6.  IV,  522.  [vgL 
0.  Jahn  Pentheus  8.  19.  Orpheus  jung,  nur  mit  einer  Ghlamys  auf  dem 
Arm,  Qberw^ltigt  von  drei  Thrakerinnen  in  langen  Gewftndem,  zwei  welche 
Steine  schleudem,  mne  zu  Pferd  mit  Lanze,  er  auf  ein  Knie  nieder- 
gesunken,  erhebt  zur  Wehr  nur  seine  Laute.  Amphora  bei  E.  Braun. 
Bull.  1846.  p.  86.  An  einer  Vase  Mus.  Gregor.  II,  60,  1  schlagt  ein  Weib 
in  langem  Gewand,  nicht  eine  Baecha,  mit  dem  Beil  nach  Orpheus  mit 
der  Laute,  der  ihr  in  den  Arm  f^Ilt.  M.  d.  I.  I,  5,.  2  ist  die  Frau  an  den 
Armen  taetowirt  u.  hat  ein  Schwert,  an  andern  Vasen  anders,  0.  Jahn 
Archaeol  Beitr.  8.  101.]  Thamyras  M.  d.  I.  II,  23.  Ann.  VII.  p.  231. 
Vm.  p.  326.  [Bull.  1884.  p.  202.  Mus.  Gregor.  H,  13;  Millingen  Ck)ghill 
pi.  42  verfolgt  die  Muse  geflilgelt  den  Thamyras,  der  fliehend  die  Laute 
fiber  dem  Haupt  erhoben  halt,  zur  Wehre,  nicht  um  sie  zu  zerschlagen 
(Feuerbach  Apollo  8.  272),  wie  nach  der  Statue  auf  dem  Helikon  u. 
Polygnots  Gemalde,  wie  der  Orpheus  M.  d.  I.  I,  5,  2.  Die  geflugelle  den 
Thamyras  schwebend  verfolgende  Figur  M.  d.  I.  I,  5,  3  nennt  Millingen 
Ann.  I.  p.  270.  Nemesis.  Warum  nicht  auch  Muse?  So  deutete  Zo^ 
die  ahnliche  Vorstellung  d*Hancarville  IV,  61.]  Angeblicher  Thamyras 
eines  Etr.  Spiegels  M.  d.  I.  II,  28.  Ann.  VIA.  p.  282.  AINOZ  Levezows 
Verz.  n.  855.  O  AINOS  M.  Etr.  de  Luc.  Bonap.  n.  1434.  [Musaeos, 
der  Athenische,  als  Schtller  der  Terpsichore  u.  der  Meledosa,  sehr  schOnes 
Vasengemalde ,  Bull.  1845.  p.  219—223.  Und  dieser  vielleicht  eher  als 
,Thamyris  zu  verstehn  Bull.  1840.  p.  54,  Rv.  ApoUon.  Ob  der  Thrakische 
Sanger  mit  zuhOrenden  Musen  im  Museum  zu  Neapel  Orpheus  oder  nach 
Ann.  VII.  p.  232  ThalTTyras  sei,  ist  ungewiss,  da  das  Gemalde  mit  den 
Namen  M.  d.  I.  II,  23  noch  dunkel  bleibt.] 

1  414.  Unter  den  Peloponnesischen  Helden  kennt  man 
Bellerophon  durch  den  Zusammenhang  mit  Pegasos  und 

2  Chimara.    Die  Dan  aid  en  von  Argos  stellt  die  Kunst,  ganz 
,der  ursprunglichen   Intention  des  Mythus  gemass,  als  eine 

3  Art  Nymphen  mit  Wassergefassen  dar.  Perseus  erscheint 
in  Korperbildung  und  Costum  dem  Hermes  sehr  ahnlich; 
eine  spatre  asiatische  Kunst  suchte  ihn  durch  eine  ihehr  orien- 

4  talische  Tracht  ihrer  Heimath  zu  vindiciren.  Pelops  hat 
eine  Lydo-Phrygische  Tracht  und  die  weichen  Formen,   die 

5  damit  verbunden  zu  sein  pflegen.  Den  Dioskuren,  die 
immer  sehr  viel  von  ihrer  gottlichen  Natur  behalten  haben, 
kommt  eine  vollig  tadellose  Jugendschonheit,  ein  eben  so 
schlanker  wie  kraftiger  Wuchs,  und  als  ein  fast  nie  fehlendes 


{414]  Bellerophon,  Danaiden,  Perseus.  701 

Attribut  die  Halbeiform  der  Hutte,  oder  wenigstens  ein  auf 
dem  Hinterhaupt  anliegendes,  um  Stim  und  Schlafe  mit 
starken  Locken  hervortretendes  Haar  zu,  wie  es  an  der  Co- 
lossalgruppe  auf  Monte -Cavallo"  wahrgenommen  wird.  Die 
Unterscheidung  des  Faustkampfers  Polydeukes  und  des  Kastor 
im  ritterlichen  Gostum  findet  sich  nur  wo  sie  in  heroischer 
Umgebung  nicht  wo  sie  als  Gegenstande  des  Cultus ,  als 
die  Athenischen  Anakes  und  als  Genien  des  Lichts  in  seinem 
Auf-  und  Untergange  (wodurch  sie  auch  eine  Beziehung  auf 
menschliche  Lebensschicksale  erhalten),  dargestellt  werden. 

1.  Korinthischer  M.  Medeia  §.  4/1%  5.  Bellerophon  den 
Pegasos  rejtend,  Gemme  bei  Hase  Leo  Diacon.  p.  271,  blUidigend,  Tischb. 
lU,  38,  [G.  M.  392]  auf  Korinthischen  Kupfer-M.  und  Denaren  der  g.  Tadja, 
G.  M.  390;  ihn  tr^nkeud,  G.  M.  391,  auf  Gemmen,  Stuart  III.  p,  43;  den 
nlvec^  nrvxTos  des  Proetos  dem  Jobates  bringend,  Maisonn.  pi.  69.  vgl. 
G.  M.  392;  auf  dem  Pegasos  die  Gbimaera  bezwingend,  in  dem  Melischen 
Relief  §.  96.  N.  29,  Vasengem.,  G.  M.  393;  Eorintiiiscben  M.,  Hillingen 
MM.  in  2,  18,  Sardonix  von  Yolci  Impr.  d.  I.  Ill,  9.  M«  der  g.  Gossutia; 
abgeworfen,  der  Pegasos  fliegt  zu  den  Olympischen  HOhen,  G.  M.  394. 
{Guigniaut  pi.  170,  618.]  Boettiger  Vasengem.  I.  S.  101.  [Guigniaut  Rel. 
de  Tantiqu.  pi.  157.  170-176.  —  1)  B.  nimmt  Abschied  von  Proetos,  von 
dem  er  den  Brief  empfangt,  die  KOnigin,  die  den  B.  liebt,  sitzt  gegenfiber 
gedankenvoU ,  eine  Zofe  hSJt  einen  Schirm  fiber  sie,  Vase  im  Museum  zu 
Neapel  M.  d.  I.  IV,  21,  Longperier  Ann.  XVn.  p.  227;  an  einer  andem 
desselben  Museums  (Ser.  4.  n.  582),  wo  B.  den  Brief  empfangen  hat,  steht 
Stheneboea  hinter  dem  Gemahl  mit  zartlichem  Glilckwunsch  auf  die  Reise, 
indem  sie  die  Arme  uber  die  Brust  legt,  so  dass  sie  mit  einem  Finger 
den  Hals  beriihrt,  darunter  Junglinge  und  Madchen,  zwOlf  Figuren,  Rv. 
Scenen  unter  M&nnem  u.  Frauen;  das  Erste  ist  gerade  so  bei  Dubois 
Maisonn.  pi.  69  (nicht  B.  den  Brief  ilbergebend  dem  Jobates),  wo  uber 
die  Vase  u.  den  Ort  nichts  bemerkt  ist;  an  einem  Erater  aus  Apulien, 
aber  mit  Nolanischer  Zeichnung,  bei  dem  Englischen  Gesandten  Temple 
in  Neapel,  gibt  6.  das  Ross,  wie  immer,  neben  sich,  dem  mit  Vogelscepter 
thronenden  K5nig  die  Hand,  Stheneboea  stehend  de^l  B.  den  Abschieds** 
trank,  an  der  Kanne  ist  eine  Figur  gemalt,  Rv.  Amazonenkampf;  abge- 
kiirzt  reicht  nur  Proetos  dem  B.  zum  Abschied  die  Hand,  der  Brief  ist 
ausgelassen,  Tischb.  Ill,  38.  G.  M.  392  (weder  BUndigung  des  Pegasos, 
noch  Abschied  von  Jobates.)  2)  B.  von  Pegasos  begleitet,  begrOsst  den 
Jobates,  zwei  Frauen,  von  denen  eine  eine  Gista  u.  eine  Lanze  tr§gt,.be- 
tracbten  ihn  mit  Erstaunen,  Vase  von  trefflicher  Zeichnung  im  Bourboni- 
schen  Museum;  Bull.  1836.  p.  117,  wenn   nicht  vielleicht  auch  hier  der 


702  Mythologische  GegensUnde  der  b.  K.  [414J 

Abschied  yon  Proetos  dch  herausstellt.  Tgl.  Gab.  Durand  n.  247.  Rv. 
(die  andre  Seite,  so  wie  n.  246.  250.  317  Rv.,  wo  der  Pegasos  feblt, 
scheinen  anderswohin  zu  gebOren.)  3)  B.  bekflmpft  die  Ghimaera  am 
Amykl.  Thron,  am  Tfaron  des  Asklepios  in  Epidauros,  an  Metopen  des 
Delpbiscben  Tempels«u.  der  Nordseite  des  Parthenon,  an  Vasen,  arcbaiscfa 
angebljcfa  an  zweien  des  Prinzen  von  Gam'no,  Gerhards  Rapporto  not  41 9*, 
woTon  die  eine  jetzt  im  Pariser  Moseum,  Dubois  Mais.  34,  sehr  plmnp, 
nor  den  B.  dsyrstellt  den  Pegasos  treibend;  in  rothen  Figuren  Tiscbb.  1, 1. 
6.  H.  393,  Guigniaut  pi.  157,  617,  nur  Jobates  u.  Athene  zugegen;  bei 
Sant-Angelo  in  Neapd  nur  Athene  u.  ein  Krieger;  in  einer  Zeichnung 
E.  Brauns  B.  zwischen  der  sit^enden  Athene  u.  dem  stehenden  Poseidon, 
blickt  auf  die  Ghimaera  herab  u.  hilt  noch  die  Lanze  zum  Stiche;  an 
einer  Vase  im  Burbonischen  Museum  (Ser.  6.  n.  1342)  hfilt  er  die  Lanze 
gegen  die  Ghimaera,  hier  mit  L()wen-  und  Ziegenkopf,  neben  einem  Baum, 
die  einen  gesunknen  Krieger  mit  den  LOwentatzen  fasst,  wfihrend  fCLnf 
andre  zu  beiden  Beiten  gegen  sie  kimpfen,  Ry.  Tier  nackte  Jflnglinge, 
Neapels  A.  Bildw.  8.  264;  Gab.  Durand  n.  248  an  einer  Sabinischen  Vase 
ist  B.  auf  dem  Pegasos  mit  Strahlen  umgeben  und  eine  Dioskurenmfltze 
ist  aufgehfingt,  wie  auch  M.  d.  I.  IV,  21,  von  der  Ghimaera  sind  nur  der 
LOwen-  und  der  Ziegenkopf  sicbtbar,  Rv.  Sphinx  zwischen  zwei  Satym 
Ann.  d.  I.  X.  p.  274.  Figurenreiche  Gompositionen  an  der  Vase  Lamberti, 
jetzt  in  Garlsruhe,  M.  d.  I.  II,  50,  Ann.  IX.  p.  219,  wo  die  Ghimaera  drei 
KOpfe  hat,  u.  an  der  in  Berlin  n.  1022,  Gerh.  Apul.  Vasen  Tf.  8,  Relief 
an  einem  Grab  in  Hos  §.  128^  4)  Gegen  die  Feinde  des  Jobates  ficht  B. ' 
an  einem  nur  halb  erhaltnen  hohen  schmalen  Krater  auf  weissem  FlQgel- 
ross  mit  Bchild  u.  Lanze,  yon  den  fdnf  Kriegem  erreicht  einer  unter  ihm 
gebdckt  den  Bug  des  Thiers,  wahrend  ihn  ein  andrer  mit  seinem  Bcbilde 
deckt,  (kber  diesem  bedroht  ein  andrer  den  B.  mit  dem  Schwert,  die  zwei 
auf  der  rechten  Seite  fehlen,  ein  Schwan  beisst  bei  der  Hand  in  die  Lanze, 
unten  ein  Panther,  Rv.  Kimpfer.  Kampf  gegen  die  Bolymer  auch  Gab. 
Durand  n.  249.  1374?  5)  B.  nach  Argos  zurClckgekehrt ,  Krater  im  Bur- 
bonischen Museum,  mit  zwei  Lanzen  bewaffnet,  ist  vor  der  ThQre,  worin 
Stheneboea  steht,  einen  Spiegel  in  der  Hand;  diess  das  Wiedersehn  nach 
Euripides,  Griech.  TragOdien  S.  780  f.  Tischbein  III,  39,  ROckseite  des 
Abschieds  des  B.  von  Proetos  Tf.  38,  Stheneboea  erhebt  in  Verwundrung 
die  H&nde,  da  der  JLflngling  wieder  vor  ihr  steht,  eine  S&ule  drClckt  den 
Palast,  ein  zielender  Eros  die  Liebe  der  Stheneboea  aus.  Boettiger  KL 
Schr.  II,  256  versteht  die  frdhere  erste  Ankunft  des  B.,  aber  fflr  die  ihm 
noch  fremde  Frau  ist  der  Empfang  des  Gastes  weniger  geeignet.  6)  B.  hat 
auf  dem  Pegasos  die  Liebende  entfdhrt,  um  seine  Tugend  noch  b6her  als 
die  alte  Fabel  that  zu  treiben,  die  Liebe  zu  ihm  zu  strafen  mit  Ers&ufen, 
der  alten  Strafe  untreuer  Weiber;  kopfunter  ist  sie  schon  hinabgesttirzt 


[414]  Bellerophon,  Danaiden,  Perseus.  703 

I 

und  der  Ritter  h&lt,  auch  er  aelbst  nicht  ongeruhrt,  die  Hand  vor  die 
Augen.  Die  in  Grossgriechenland  gefundne,  wahrscheinlich  Lucanische 
Vase  ist  Tielfarbig,  wie  der  Flammentod  der  Alkmene  §.  411.  A.  2,  zwei 
Kalydonische  Jagden  u.  s.  w.  und  gehM  dem  Marchese  Rinuccini,  Inghirami 
Tasi  fitt.  I,  3.  Gr.  Trag.  8.  783.  7)  B.  trftnkt  den  Pegasos  an  einer 
Quelle,  nach  deren  Auffindung,  wie  Hygin  P.  A.  II,  18  sagt,  er  sich  in 
den  Himmel  erheben  wollte,  (es  muss  ihm  der  Wahn  mitgetheilt  worden 
sein,  dass  eine  gewisse  Quelle  die  Kraft  habe,  so  wunderbar  zu  st&rken, 
TgL  Griech.  Trag.  8.  787).  E.  Braun  Zw6lf  Basrelief  Tf.  1.  8)  B.  vom 
Pegasos  abgeworfen,  auf  dem  oben  angefOhrten  geschnittenen  8tein,  nicht 
aber  Gab.  Durand  n.  249  Rv.  da  das  Pferd  nothwendig  geflflgelt  sein 
mflsste.  9.  Megapenthes,  der  Sohn  der  Stheneboea  will  den  vom  Pegasos 
auf  der  Fabrt  in  den  Himmel  herabgesttlrzten  B.  ermorden  und  dieser 
wird  von  seinem  Sohn  Glaukos  gerettet.  Eins  der  Basreliefe  am  Tempel 
in  Kyzikos  Antliol.  Pal.  p.  63.  n.  15.]  Pegasos  von  den  Nymphen  ge- 
pflegt,  auf  Korintbischen  M.  und  Gemmen,  Thorlacius  de  Pegasi  mythol. 
1819.  Bartoli  Nason.  20.  vgl.  R.  Rochette  Ann.  d.  Inst  I.  p.  320,  auch 
§.  252.  A.  3.  Chimaera,  Etruskiscbe  §.  172.  A.  3.  M.  von  Sikyon 
§.  132.  A.  1.  [Auf  einigen  hundert  Denkmfilem,  bemerkt  Yisconti  bei 
Clavier  Apollod.  II.  p.  522,  von  der  ehemen  in  Florenz  an,  geht  durch- 
gftngig  der  Kopf  der  Ziege  aus  dem  RQcken  des  Thiers  hervor:  anders  die 
Dichter,  s.  Heyne  ad  Apollod.  p.  114.] 

2.  Argivischer  M.  Jo  §.  351.  A.  4.  Jo  auf  M.  Ton  Jotape 
Bull.  1835.  p.  188.  Die  Berliner  Vase  mit  Zeus  und  Jo  Gerhard  A.  Bildw. 
Tf.  115.  Jo  und  Epaphos,  sehr  zweifelhaft,  M.  Borb.  IX,  48.  Statuen 
der  Danaiden  und  Aegyptiaden  auf  dem  Palatin,  Petersen  Einleitung 
S.  97.  Schol.  Pers.  II,  56.  [0.  Jahn  Archaeol.  Aufs.  S.  22—30.]  Danaide 
aus  den  Thermen  des  Agrippa  in  Berlin ,  mit  orientalisirender  Haartracht 
und  schmerzhchem  Ausdruck ;  sie  hielt  ein  GefSss  vor  den  Schooss.  Aehn- 
lich  PCI.  H,  2.  Zu  jener  Gruppe  gehSrte  wahrscheinlich  auch  die 
Anchirrhoe  (wahrscheinlich  Name  einer  Argivischen  Quelle  am  Erasinos) 
der  Blundeirschen  Sammlung ;  PCI.  III.  tv.  agg.  A,  9.  p.  73  [Glarac  pi.  750. 
n.  1828],  welcher  die  Statue  L.  73.  Bouill.  I,  87.  Glarac  pi.  324  sehr 
fihnlich  ist,  und  manche  andre.  [Kunstbl.  1839.  S.  211,  in  V.  Albani, 
Indicaz.  n.  434;  im  Palast  Altieri  in  Rom,  lebensgross,  in  Tegel  bei 
Berlin.]  Wagenkampf  um  die  Danaiden?  G.  M.  385.  Vgl.  Gerhard 
Archemoros  S.  47  f.  [und  Notice  sur  le  yase  de  Midias  an  Mus.  Brit.  B. 
1840.  4.  und  in  den  Transact  of  the  Soc.  of  litter.  Sec.  Series  I.  p.  192. 
Der  Name  des  Malers  ist  n^lmlich  zum  Vorschein  gekommen.]  Proetiden 
§.  363.   A.  2.    Danae  §.  351.   A.  4. 

3.  Perseus,  von  Pythagoras  mit  FlQgelschuhen  gebildet,  wie  auf 
dem  Hesiod.  Schilde.    Auf  Gemmen  dem  Belved.  Hermes  §.  380,  5  sehr 


704  Mythologische  Gegenst&nde  der  b.  K.  [414] 

ahnlich,  Lipp.  I,  52—54.  Sehr  vollsUUidig  costjimirt  auf  Pontischen  IL, 
z.  B.  Ton  Amasia,  M.  SCIem.  25,  236.  Sich  beflQgelnd  auf  dem  Scarabaeus, 
6.  M.  386.  Kopf  mit  der  Medusa  als  Helm,  Hochrelief,  Spedm.  II,  44. 
Ygl.  Hunter  N.  vett.  tb.  Ill,  9.  Perseuskopf  mit  Vogelkopf  als  Helm  Impr. 
d.  I.  Ill,  63.  [Kopf  des  P.  auf  M.  von  Siphnos  Mionnet  pi.  LI,  6.]  Le?e£ow 
das  Crorgonenideal  B.  1833.  Der  Gorgonenkampf,  immer  als  KOpfung, 
in  alten  und  hieratischen  Reliefs  §.  90.  A.  2.  96.  N.  29;  auf  Vasen,  be- 
sonders  altertbumlichen,  Micali  tv.  88, 5.  Ann.  d.  Inst.  lU.  p.  154 ;  [zwei  aus 
Vulci  bei  Gerhard  Auserles.  V.  II,  88.  89,  3.  4  u.  eine  Nolaniscbe  Tf.  89, 1. 2] 
an  Glusinischen  Thongef&ssen,  Micali  tv.  22;  in  einer  Etr.  Bronze,  Gori  M. 
Etr.  I,  145;  an  einem  Dreifuss  (vgl  §.  361.  A.  5)  in  DQrand^s  Sammlung. 
Oft  siefat  man  dabei  den  spiegelnden  Schild  der  Athena  (wie  in  dem  GemlUde 
Lukian  de  domo  25.  vgl.  Apollod.  II,  4,  2),  Gombe  Terrac  13,  auch  71  [?] 
Gori  M.  Etr.  1, 31 .  G.  di  Fir.  Intagl.  15, 3.  G.  M.  386***  ff.  Asiatische  Darstellungs- 
weisen  auf  M.  von  Sinope  (Pers.  Ober  der  Medusa  stehend.  Rev.  Pallas  mit 
dem  Gorgoneion  auf  dem  Helm,  Neumann  N.  V.  II.  tb.  1,  1),  Kabera  (auf 
beiden  Pers.  mit  Phrygischer  MQtze  und  langer  Ghlamys)  und  Tarsos  (Pers. 
nackt).  Pers.  von  den  Gorgonen  verfolgt,  am  Kasten  des  Eypselos  und  in 
alten  Vasengem.,  Levezow  Gorgonen-Ideal  Tf.  2,  24.  Daher  die  alterthum- 
liche  Bronze,  Perseus  vierflflglich,  arabeskenartig,  M.  Pourtalte  40.  (Ker  nach 
Panofka.)  Pers.  mit  der  Harpe  laufend,  auf  dem  Rev.  des  Gorgoneion,  auf 
M.  von  Seriphos,  Gadalv^ne  Recuell  pi.  4,  27.  Perseus  das  Gorgoneion  mit 
Pallas  durchstechend,  Etr.  Spiegel,  G.  M.  386*,  [Gerhard  Etr.  Spiegel  11,  1^ 
wo  auch  121  Perseus  allein  mit  Harpe  u.  Eibisis,  122  P.  mit  Menerva,  Aplu 
u.  vermuthlich  seiner  Schwester,  124  P.  u.  Menerva  mit  Inschriflen],  und 
dabei  rClckwarts  gewandt,  Gemme,  M.  Flor.  34,  5.  Pers.  der  PaUas  das 
Gorgoneion  ilbergebend,  Inghir.  Mon.  Etr.  I,  55;  Perseus  die  Gegnerin 
haltend,  Impr.  d.  I.  Ill,  15.  [P.  mit  dem  Gorgoneion  in  der  Hand,  Gampana 
Opere  di  plastica  tv.  56;  das  Ungeheuer  bekftmpfend  tv.  57.]  Vasengem. 
M.  Borb.  V,  51,  Maisonn.  46.  Pers.  Polydektes  das  Haupt  bringend,  wie 
in  dem  GemSlIde  Pans.  I,  22,  6,  nach  der  andem  Seite  die  verfolgenden 
Gorgonen  und  Poseidon,  Millin  Vases  II,  3.  4.  vgl.  Millingen  Div.  3.  [Eine 
eigenthflmliche  Yorstellung  an  einer  archaischen  Vase  ist  beschrieben  im 
Archaeol.  Intell.Bl.  1837.  S.  52.]  Pers.  Andromeda  vom  Felsen  herab- 
fdhrend,  schOnes  Relief  des  M.  Gap.  IV,  52,  wie  in  dem  Epigr.  bei  BruncL 
II.  p.  172,  13  und  bei  Lucian  Dial.  D.  marin.  14.  Statuengruppe  in 
Hannover  (vgl.  GdttGA.  1830.  S.  2013),  ganz  der  auf  M.  von  Deultum 
Gab.  d'Allier  pi.  3,  10  entsprechend,  Gruppe  in  Ikonium,  Petersen  Einleit 
S.  129.  [P.  der  A.  das  Gorgoneion  im  Spiegel  der  Quelle  zeigend, 
viermal  Pitt.  d'Ercol.  Ill,  12.  M.  Borb.  IX,  39.  XII,  49—51, 
von  Guattani:  Memorie  V.  p.  67  Hermes  und  Nymphen  genannt; 
vgl.   Temite   zweile  Reihe  Heft  2.   Tf.  11.    Not.  1.]    Pers.  Dazwischen- 


[414]  Pelops,  Dioskuren.  705 

schenkunft,  Gori  M.  Etr.  I,  123.  Inghir.  Mon.  Etr.  I»  55.  i6.  Gemalde 
von  Euanthes,  Achill.  Tat.  Ill,  7.  8.  vgl.  Lukian  de  domo  22,  Philostr.  I,  29 
und  Pitt.  Ere  IV,  7,  61.  M.  Borb.  V,  32.  VI,  50.  IX,  39.  Gell  Pompq. 
pi.  42.  N'.  Pomp.  pi.  67;  Vasengem.  R.  Rochette  M.  I.  pi.  41.  Pers. 
Schwerdt,  die  Harpe,  hat  auf  den  M.  von  Tarsos  und  manchen  Gemmen 
eine  grade  und  eine  krumme  Spitze. 

4.  PisatischerM.  Pelops  von  Poseidon  mit  dem  Viergespanne 
beschenkt,  Philostr.  I,  30.  Vielleicht  auch  auf  dem  Velletrischen  Relief 
§.  171.  A.  3.  Pel.  ein  Pferd  fQhrend,  auf  M.  von  Elis,  M.  SGlm.  9,  127, 
seine  Pferde  tr&nkend,  auf  dem  schOnen  Cameo,  Millin  M.  I.  I,  1.  Vor- 
bereitungen  zum  Wettkampf  mit  Oenomaos  am  Olympischen  T.,  Pans.  V,  10. 
Oenomaos  vor  dem  Wettkampf  der  Artemis  Alpheioa  opfemd,  interessantes 
Vasengem.,  Maisonn.  30.  Inghir.  Mon.  Etr.  V,  15.  Neapels  Ant.  S.  342. 
vgl.  d.  j.  Philostr.  9.  Pel.  neben  Hippodameia  auf  dem  Wagen,  (eine 
Prolepsis?)  Combe  Terrac.  34,  so  den  Oenomaos  besiegend,  Philostr.  I,  17. 
Pel.  u.  Oenom.  Apul.  Vase,  Gerh.  Archem.  Tf.  3.  [Grosse  Vase  von  Ruvo 
Ann.  d.  I.  a.  XII.  tv.  N.  0.  p.  171  von  Ritschl.  Bull.  1846.  p.  56.  Vaso 
di  Pelope  e  Mistilo  M.  d.  I.  IV,  30.  H.  Brunn  Ann.  XVIII.]  Pel.  und 
Oenomaos  Wettkampf  in  Etr.  Reliefs,  Uhden,  Schr.  der  Berl.  Akad.  1827. 
S.  211.  [Mus.  Gregor.  I,  95,  1];  als  Circusrennen  gefasst  an  einem  R6m. 
Sarkophag  im  Vatican,  Guattani  M.  I.  1785.  p.  IX.  G.  M.  521*.  Relief 
des  L.  783.  Clarac  pi.  210.  Oenomaos  TOdtung  durch  Pelops,  an  Etr. 
Umen,  Micali  tv.  105.  106.  vgl.  Uhden  ebd.  1828.  8.  233.  Rathgeljer, 
Hall.  Encykl.  HI,  II.  S.  99  ff.  Atreus  und  Thyestes,  Vatic.  Vase  bei 
Millingen  Div.  pi.  23.  Welcker  Zeitschr.  fOr  AW.  1838.  S.  233.  Molio- 
niden?    Bull.  1834.  p.  46. 

Arkadischer  M.  Kepheus  §.  371.  A.  5.  Telephos  §.  410,  8 
(Herakles)  und  §.415  (Troischer  Krieg).  A  ta  I  ant  a  und  Hippomenes? 
Gruppe,  Maflfei  Race  96. 

[Messenischer  M.  Merope,  die  gegen  ihren  nicht  erkannten 
Sohn  Aepytos  das  Bell  schwingt,  zurGckgehalten  von  dem  Alten,  nach 
Euripides  im  Kresphontes.    G.  M.  614.  615.    Griech.  TragOdien  S.  835.] 

5.  Amylclaeischer  M.  Leda§.  351.  A.  4.  Geburt  der  Dioskuren, 
G. M. 522.  Raub  der  Leukippiden,  die  Apharetiaden  widerstehend,  PCI. 
IV,  44.  [G.  M.  523.  G.  Giust.  H,  438.  vgl.  Boettig.  Archaeol.  der  Mai.  S.  291  ff. 
[Gampana  Opere  di  plastica  tv.  55.]  Das  Forttragen  der  Leukippiden 
Ofter  auf  Etr.  Umen,  in  Bezug  auf  Tod,  R.  Rochette  M.  I.  pi.  75.  Figuren 
der  Diosk.,  ihi*e  K6pfe,  Sternenhflte  u.  dgl.  von  M.,  G.  M.  524—2?). 
BchSner  Dioskurenkopf,  Impr.  d.  Inst.  I,  8.  Als  Reiter  auf  vielen  M., 
Palmen  haltend,  mit  Beischrift,  auf  M.  von  Tarent,  Millingen,  Anc.  coins 
I)    12.    Audi  auf  R6m.  Denaren  gem  als  Reiter,  neben-  oder  auseinander 

O.  M  Q  1 1  •  r*s  Archaeologi*.    4.  Anfl .  ^5 


706  Mythologische  Gegenst&nde  der  b.  K.  [^1^1 

reitend  (ihr  Loos  fOhrt  sie  nach  entgegengesetzten  Seiten).  Die  beiden 
PferdebSUidiger  Znnoig^itaQ/iaiQowSt  Ipbig.  Aul.  1154  von  M.  Gavallo  — 
18  Fu9s  bocb,  herrUche  Figuren  in  Lysippiscben  Proportionen  [?]  in  Rom, 
wabrscheinlich  nach  Augustus,  nach  Griechischen  Ori^inalen '  gearbeiteL, 
die  Inschriflen  ohne  Bedeutung,  die  Rosse  als  Parerga  behandelt;  Qber 
die  Aufstellung  Lettere  von  Ganova  und  P.  Vivenzio,  Sickler  Alman.  II. 
S.  247.  Tf.  19.  20;  sonst  Race.  11-13.  Piranesi  Stet.  4.  Morghen 
Princ.  25.  26.  Herausg.  Winck.  V.  8.  463.  VI,  IF.  S.  73.  Meyer  Horen 
I,  II.  S.  42.  Wagner  Kunstbl.  1824.  N.  93  ff.  —  werden  besonders  an  der 
Haarbildung  als  Dioskuren  erkannt;  [Kunstmus.  zu  Bonn  8.  133  —  150. 
Fogelberg  Ann.  XIV.  p.  194.  Ruhl  Pferdebildung  antiker  Plastik  1846. 
S.  33.  46.  Der  Schwede  Fogelberg  so  wie  Tieck  in  Kuglers  Museum 
B.  1836.  St  6  setzt  die  Kolosse  unter  Tiberius;  des  Phidias  alter  colossicus 
nudus  war  in  Rom].  Sehr  fthnliche  Figuren  auf  Gemmen,  Raponi  P.  gr. 
t.  5,  9  und  in  Reliefs,  z.  B.  R.  Rochette  M.  I.  pi.  72.  Die  Gapitolinischen 
Rossebtodiger  sind  minder  vorzuglich;  Polydeukes  wird  bier  durch  Zeus 
Lockenbaar  und  Pankratiasten-Obren  unters6hieden.  Die  RossefQhrenden 
Diosk.  in  dem  Relief  M.  Chiar.  9  haben  fast  Phrygiscbe  Mutzen,  vgl. 
G.  di  Fir.  98  und  das  Wandgem.  M.  Borb.  IX,  36.  [Gabolt  Stucchi  figur. 
tv.  2,  stebend  neben  den  Pferden,  ilber  ibnen  Genien  mit  erbobener  und 
gesenkter  Fackel.]  Die  Atbenischen  Anakes  als  speerbewaf&iete  Junglinge 
um  einen  Altar  stebend,  Cayl.  VI,  47.  Gatal.  de  Cbois.  GoufT.  p.  34.  vgl. 
G.  I.  n.  489.  Aehnlich  M.  Nan.  234,  wo  ein  Halbmond  ilber  ibrem  Altar. 
In  Ghlamyden  mit  Parazonien,  auf  einem  Sardonyx  als  Amulet,  Eckbel 
P.  gr.  28.  Als  bewaflhete  Jilnglinge  oft  auf  Etr.  Spiegeln;  in  der  Heroen- 
gesellscbaft ,  Inghir.  II,  48.  G.  M.  409*,  unterscbeidet  sich  Kastor  durch 
ritterlicben  Scbmuck  von  dem  n§ckten  Faustkftmpfer  Polydeukes  (vgl. 
§.  412.  A.  1.  Statue  des  faustkftmpfenden  Pol.?  Bouill.  1,  1)  Polydeukes 
als  Faustkampfer,  Bronze  von  Paramytbia,  P.  Knight  Spedm.  11,  22. 
Gastur  mit  Grabume,  Skarab.  Impr.  d.  I.  Ill,  5.  In  Etr.  Bronzen  z.  B. 
Micali  tv.  35,  13  mit  Scbwanenk5pfen  tlber  den  HQten  (so  zeigt  sie,  mit 
Beischriflen,  ein  Etr.  Spiegel  nach  Gerhard's  Mittheilung).  [I^oskuren 
Gerh.  Etr.  Spiegel  I,  45—54.  58.  59.]  Auf  Lampen  die  Diosk.  neben 
Hades  (§.  407.  A.  2),  Bartoli  II,  8;  bei  Darstellungen  der  Menschenscbick- 
sale  als  Bezeicbnungen  von  Auf-  und  Untergang,  §.  397.  A.  2  und  3. 
§.  400.  A.  1.  Als  Symbole  der  Diosk.  zwei  scblangenumwundene  Umen 
auf  LakedlUnoniscben  M.,  N.  Brit  8,  1.  Dank  eines  der  Seegefahr  Ent- 
ronnenen  bei  einem  Anakeion,  auf  einem  Relief  ausgedrflckt,  welches 
1710  bei  Este  gefunden,  jetzt  in  Verona  (aus  dem  Museum  Silvestrium) 
ist,  wo  die  Diosk.  durch  Jiinglinge  mit  Elibflten  und  zwei  Dioten  bezeich- 
net  werden.  Gom.  Gam.  Silvestrii  Rhodigini  in  anaglyphum  Gr.  inter- 
pretatio   posthuma.    R.  1720.     Vgl.   Thiersch   Reisen  S.  70.    Die  sogen. 


[415]  Trojanischer  Heldenkreis.  707 

Kabiren,   steife  Figuren  mit  Eihiiten,   nennt  man  auch  besser  Anakten, 
Ant.  Ere.  VI,  23. 

415.  Besonders  beliebt  war  in  der  alien  Eunst  der  l 
Mythenkreis  des  Trojanischen  Krieges,  und  grSssere 
Zusammenfassungen  kamen  selbst  an  Fussboden,  an  Pokalen, 
an  Waflfen ,  wie  spater  auf  Relieftafeln ,  die  mit  ihren  klei- 
nen  Figuren  und  beigeschriebenen  Namen  eine  Art  antiker . 
Bilderflbel  vorstellten,  vor.  Die  Kyklischen  Dichter,  welche 
die  Bias  einleiteten  und  fortsetzten,  wurden  dabei  eben  so 
benutzt  wie  Homer  selbst.  Die  alte  Kunst  charakterisirte  ei-  2 
nen  jeden  Hauptheldefn ,  indem  sie  die  Zuge  der  Epik  mit 
der  Freiheit  und  Sicherheit,  die  ihr  eigen  war,  in  eine  Ge- 
stalt  zusammendrangte,  jetzt  erkennt  man  an  solchen  charakte- 
ristischen  Zugen,  ausser  dem  Achill,  besonders  noch  den  Te- 
lamonischen  Aias;  und  doch  konnte  grade  in  einer  schon  im 
Alterthum  oft  wiederholten ,  hochst  bewundemswiirdigen 
Hauptgruppe  der  ISwenartige,  gew^ltig  zumende  Aias  mit 
dem  ungleich  sanfteren  und  schwacheren  Menelaos  verwechselt 
werden.  Bei  Diomedes  ist  frische  aber  wenig  veredelte 
Heldenkraft,  bei  Agamemnon  ein  wurdevoUer  koniglicher 
Charakter  zu  erwarten.  Unter  den  Troem  sind  Hektor 
und  Priamos  weniger  nach  ihrer  plastischen  Ausbildung 
bekannt,  als  Paris;  zu  dessen  weicher  Bildung  auch  eine 
schmuckreiche  Phrygische  Kleidung  passend  gefunden  wurde, 
wahrend  sonst  nur  untergeordnete  Figuren  diese  Asiatische 
Tracht,  die  Haupthelden  dagegen  durchaus  das  allgemeine 
Heroen-Costiim  tragen.  Von  den  JPrauen  dieses  Mythen- 
kreises  sind  Helena,  die  Aphrodite  unter  den  Heroinen, 
und  Hekabe  vozugliche  Gegenstande  der  bildenden  Kunst 
geworden,  deren  von  Kummer  tiefgefurchtes  Gesicht  doch  die 
angeborne  Heftigkeit  und  Leidenschaftlichkeit  des  Gemiiths 
nicht  verlaugnet. 

1.  S.  von  der  Mosaik  in  Hieron's  SchiflFe  §.  163.  A.  6.  Scyphi 
Homerici  Sueton  Nero  47,  dahin  gebOren  die  von  Bemay  §.311.  A.  5. 
Theodores  (gegen  01.  120)  bellum  Diacum  pluribus  tabulis  Plin.  Ent- 
sprecbende  Gem^de  aus  dem  sogen.  T.  der  Venus  von  Pompeji,  SteinbQcbel 
Atlas  Tf.  VIII.  B.  C.  D.  [Das  Haus  des  tragischen  Dicbters,  scbicklicher 
das  Homeriscbe,  s.  Temite  zweite  Reibe  Heft  3.  Tf.  22.] 

Troiscber  Krieg.     Tiscbbein's  Homer  nacb  Antiken   gezeicbnet; 


708  M}'thologische  Gegenstande  der  b.  K.  [415J 

sechs  Hefte  von   Heyne,    drei   von   Schorn   commentirt.     Fr.  Inghirami 
6.  Omerica.    1827.    2    Bde.    —   Antehom erica.      Paris   Hirtenleben, 
Ifillingen  Div.  43.   Paris  und  Oenone,  Terrac.  bei  Millingen  Un.  Mon.  II,  18. 
Paris  Kampf  mil  den  Brildem   und  Wiedererkennung  durch  Kassandra 
(nach    Sophokles    und    Ennius   Alexander)    auf    Etr.    Sarkoph.     Uhden, 
Schr.  der  Berl.  Akad.  1828.  S.  237.     R.  Rocbette  M.  I.  pi.  51.   p.  256. 
[0.  Jahn  Telephos   und  Troilos  1841.    Mus.  Gregor.  I,  95,  4.]    Hermes 
*bei  Paris,   Spiegelzeichnung  (in  Berjin),  6.  M.  535.    Die  drei  Gdttinnen 
vor  Paris  §.  378.  A.  4.    Menelaos  wirbt  urn  Helena,   Spiegelzeichnung, 
Inghir.  II,  47.    [Gerhard  Etr.  Spiegel  II,  197.]    Agamemnon  und  Menelaos 
nehmen  Abschied  von  Helena,   bei  der  Paris  eingekehrt  ist,  Etr.  Spiegel, 
M.  I.  d.  Inst.  II,  6.     [Ann.  VI.  p.  183.  241.    Gerh.  Etr.  Spiegel  II,  181. 
N.  Rhein.  Mus.  I.   S.  416—420.]    Paris  gastliche  Aufhahme  bei  Helena, 
und  die  HeimfQhrung  der  Helena   durch  Paris  in  Priamos  Haus,   Rv. 
Der  gleichzeitige  Kampf  der  Dioskuren  mit  den  Apharetiaden ,   M.  Blacas 
pi.  30.  31,   Goetting.  Anzeig.  1835.  S.  1754.    [Wie  die  Braut  dem  K6nig 
von  zwei  Lanznern,    so  wird  der  Brfiutigam,   gefolgt  von  seinen  Rossen, 
von  der  K5nigin  empfangen.    In  den  Eyprien  feierte  Paris  nach  der  An- 
kunft  in  Troja  seine  Hochzeit;   wohl  mOglich,  dass  dies  gemeint  ist.    Ein 
ydfiog  des  Theseus  und  der  Antiope  in  Athen  wurde   oben  bemerkt] 
Paris  kommt  zu  Helena,   Vasengem.,   Gerh.  Ant.  Bildw.  34.    (Protesilaos 
nach  Gerh.)    Eros  gewinnt  Helena  fflr  Paris,  Millingen  Div.  42.    Helena's 
Raub,  auf  Yasen   von  Volci,  Ann.  d.  Inst.  III.   p.  153,   an  Etr.  Umen 
hftufig.    Tischb.  I,  4.  VermSlhlung  §.  378.  A.  4.   Odysseus  und  Palamedes 
Ann.  d.  I.   VII.  p.  249.    Iphigeneia^s   Opfer,   Uhden,   Schr.  der  BerL 
Akad.  1811.  S.  74.    Timanthes  Bild*§.  138.  A.  3.    Gell  N.  Pompej.  pi.  46. 
[M.  Borb.  IV.  3.    Zahn  I,  19.    DAK.  I,  44,  206];   Ara  in  Florenz  (KUo- 
(levrjg  inoisi),    wo  Kalchas  ihr  die  Haare  abschneidet,   Agamemnon  sich 
•verhtlllt  abwendet,  Lanzi  Op.  post.  I.  p.  330  f.    R.  Rochette  M.  I.  tv.  26,  1. 
p.  129  (anders  erkl^t:  L'ara  d'Alceste,  P.  Pisani  incise.  1780);  Mediceische 
Vase,   Tischb.  V,  3.    G.  di  Fir.  St.  156.  157;  Etr^  Umen,  Micali  70.  71 
(der  frdhem  Ausgabe),  R.  Rochette  pi.  26,  2  (dabei  der  Schlangenumwundne 
Omphalos);  [Braun   im  Giom.  scientif.   di  Perugia  1840.    I.   p.  50— 65; 
Antiquarium  zu  Mannheim  II.  S.  8;  Mus.  Gregor.  I,  94,  5;  an  dem  grossen 
Sarkophag  von  Tarquinii  das.  96,  2,  wo  doch  eher  das  Opfer  der  Poly- 
xena  anzunehmen  ist,  neben  dem  Tode  des  Astyanax  96,  1.]    Vasengem., 
wo  die  Stellvertretung  der  Hirschkuh  8ch5n  ausgedrQckt  ist,  R.  Rochette 
pi.  26  b.    [Wandgemalde  Tf.  27.    0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  378—398. 
Ein  1835  entdecktes  Bildchen  bei  Zahn  II,  61   stellt  Iph.  dar,   welcher 
Kalchas  die  Spitze  einer  Haarflechte  abschneidet;  vor  dem  Thalamos  sitzt 
Achilles  in  Betrubniss,  unbllrtig,  mit  der  Lanze,  in  den  Mantel  geschlagen, 
abgewandt  und  vielleicht  Eros,   abgewandt  von  ihm,   entgegenstrebendy 


[415]  Ereignisse  des  Trojanischen  Rriegs.  709 

den  Arm  wie  zu  den  Gdttem  erhebend.]  Alas  und  Teukros  Ab- 
schied  von  dem  Greise  Telamon,  Yasengeni.,  R.  Rochette  pi.  71,  2. 
Telephos  Kampf  mit  Achill,  Millingen  Un.  Mon.  I,  22?  Tel.  mit 
Achiirs  Lanzenrost  geheilt,  Geimne  bei  Raponi  36,  3.  Spiegel  bei  Bian- 
coni  1.  Ingbir.  IT,  39.  [Nach  den  Inschriften  Phi'Ioktet  und  Machaon, 
w^rend  andere  Spiegel  die  Heilung  des  Teleph.  darstellen.  O.  Jahn 
Teleph.  un*  Troilos  S.  8  f.  und  Arcbaeol.  Aufs.  S.  179  f.  Gerhard 
Etr.  Spiegel  II,  229.  Thaten  des  Telephos  0.  Jahn  A.  Aufs.  S.  164  ff. 
Telephos  in  Aulis  erkannt  ergreift  den  kldnen  Orestes  und  rettet  sich 
auf  den  Altar,  an  Etr.  AltSren,  O.  Jahn  Teleph.  und  Troilos  1841,  und 
an  gemalten  Vasen,  A.  Aufs.  S.  172  ff.  Ailge,  Teuthras,  Aphrodite.] 
Patroklos  von  Achill  verbunden  §.  143.  A.  3.  Protesilaos  Tod  §.  143. 
A.  1.  Palamedes  und  Protesilaos?  wdrfelspielend  (Eur.  Iph.  Aul.  109), 
Yasengem.,  s.  Panofka,  Hyp.  ROm.  Studien  S.  165.  vgl.  Ann.  d.  Inst.  III. 
p.  133.  Bull.  1832.  p.  70.  Aias  und  Achilleus  M.'d.  I.  II,  22.  Ann.  TIL 
p.  228.  Welcker  Rhein.  Mus.  III.  S.  600.  Monomachie  des  Achill 
und  Hektor  (nach  den  Kyprien?)  §•  l^^*  A.  2,  vgl.  Welcker  Ann.  V. 
p.  219.  [Aiax  und  Hektor?  Grotefend  Ann.  VII.  p.  220.  Achill  und 
Hektor  eilen  nicht  zum  Zweikampf,  sondem  sie  scheiden  daraus,  noch 
•  nachdem  er  aufgehoben  ist,  unwiUig.  Sie  k&oapfen  aber  nicht  dber 
die  Leiche  des  Troilos  (0.  Jahn  Telephos  und  Troilos  S.  90  f.),  die  nicht 
da  ist  und  was  dberhaupt  kein  Zweikampf  w&re,  sondem  um,  statt 
durch  eine  Schlacht,  den  Krieg  zu  entscheiden,  was  nur  in  die  Kyprien 
passt.  Tod  des  Troilos,  worauf  mehrere  unten  auf  Astyanax  bezogene 
Monumente  zu  deuten  sind,  0.  Jahn  Telephos  und  Troilos  S.  70  ff.  In 
den  VasengemSlden  ist  zu  unterscheiden  Yerfoigung  des  Tr.,  welche  an- 
fangend  mit  der  figuren-  und  namenreichen  Vase  des  Klitias  und  Ergo- 
timos,  wenigstens  fQnfzehn,  Ermordung,  welche  wenigstens  drei,  und 
Kampf  um  die  Leiche  des  Troilos,  welche  zwei  Vasen  darbieten.  D&s 
Erste  ist  abgebildet  in  Gerhards  Vasen  des  k.^us.  Tf.  13,  6.  14.  20. 
E,  1.  3.  7.  10.  Auserles.  Vas.  I,  14.  Ill,  185.  Das  Andere  M.  d.  I,  34 
(von  ^em  Vf.  handschriftlich  als  Tod  des  Achill  bemerkt  nach  Gampanari 
Bull.  1834.  p.  234  flf. ,  doch  mit  Verweisung  auf  Rhein.  Mus.  III. 
8.  627);  0.  Jahn  Telephos  und  Troilos  Tf.  2,  Gerhard  Vasen  des  k.  Mus. 
Tf.  E,  5;  Auserles.  Vas.  HI,  224—26;  das  Dritte  Gerhard  III,  223. 
Das  Erste  auch  an  Etr.  Um.  Mus.  Chius.  tv.  25.  147;  Inghirami  M.  Etr. 
I,  83;  Vermiglioli  Iscriz.  Perug.  I.  p.  166;  Gori  1,  134.  Dempster  I,  68. 
Gavedoni  Indicaz.  per  11  Mus.  di  Catajo  p.  16.  n.  1.  p.  84.  n.  859;  Bull. 
1846.  p.  163,  wo  der  Sinn  verfehlt  ist;  auch  im  Museum  zu  Florenz 
und  an  einer  Camee  in  Mantua,  M.  Worst,  tv.  30,  14  (Mail&nder  Ausg.)] 
Tod  des  Palamedes  von  einem  Vasengem&lde  Welcker  Tril.  S.  469. 
Ztschr.  f.  AW.  1838.  S.  218.    Palamedes  leSMJAH  und  Philoktetes? 


710  Mylhologische  Gegenstilnde  der  b.  K.  [415] 

Impr.  d.  I.  Ill,  32.    [Die  Heilung  des  Philoktet  ist  spater  als  der  Tod  des 
Palamedes.] 

« 

Horn  erica.  Homeriscfae  Scenen,  Er^r^nzung  von  Inghirami  Gal. 
Omer.  Welcker  Hall.  ALZ.  1836.  n.  75  ff.  [jetzt  wieder  vielfach  zu  er- 
g^nzen  auf  vielen  Punkten].  Ilische  Tafel  im  IC.  Gap.  lY,  68.  G.  M.  558. 
Tischb.  VII,  2:  die  Begebenheiten  der  llias  und  die  folgeHdeu  bis  zur 
Auswandenmg  des  Aeneas,  in  Bezug  auf  Eom  als  Neu-Troja.  Zur  Er- 
klftrung  Beger's  Bell.  Trojanum.  1699.  Welcker  Ann.  d.  Inst  I.  p.  227. 
Ein  Stilck  einer  ganz  fthnlichen  Tafel  bei  Ghois.  Gouff.  Voy.  pitt.  II. 
p.  346.  Inghirami  G.  Omer.  5;  anders  das  bei  Montfaucon  Suppl.  I. 
pi.  37 ,  2.  Maffei  M.  Veron.  p.  468.  Inghir.  6.  vgl.  Goett.  GA.  1834. 
St.  93  auch  §.  416.  A.  1.  Miniaturen  der  Ambrosian.  Handschr.  §.  212. 
A.  3,  wozu  Goethe  Kunst  und  Alt.  II,  3.  8.  99.  Casalische  Ara  des  T. 
Claudius  von  Faventia,  mit  Reliefs  aus  dem  Trojan.  Kriege  und  Roms 
Urgeschichte ,  Bartoli  Admir.  tb.  4.  Or.  Orlandi  Ragg.  sopra  un'  antica 
ara.  [F.  Wieseler  die  Ara  Gasali  Goett.  1844.  H.  Brunn  Berl.  Jahrb. 
1845.  I.  S.  71  f.]  Yignetten  in  Heyne's  llias.  —  [Kalchas,  geflugelt, 
Eingeweide  beschauend,  H.  Gregor.  I,  29,  5.  Gerhard  Etr.  Spieg.  II;  223.] 
Abholung  der  Briseis  §.  210.  A.  6.  M.  Borb.  II,  58.  [Briseis  und  % 
Achilleus,  mit  den  Namen  Gerh.  Yasen  HI,  181.  184.]  Rilckfahrung  der 
Ghryseis  zum  Gbryses,  Pompej.  Gem&lde,  M.  Borb.  II,  57.  [R.  Rochette 
M.  I.  pi.  15.]  G.  Omer.  21.  Gesandtschaft  zu  Achill,  R.  Rochette  M.  I. 
pi.  13.  M.  Borb.  IX,  12.  Neapels  Antiken  S.  242.  Der  kitharspielende 
Achill,  schOne  geschnittene  Steine,  Bracci  II,  90.  G.  M.  567.  G.  Om^. 
99;  100.  Dolon's  (im  Wolfsfell)  Erlegung  und  Erbeutung  der  Roase 
des  Rhesos  auf  Gemmen,  Tischb.  ill.  G.  M.  570—74.  Impr.  d.  Inst* 
I,  80.  81  (wenn  nicht  Tydeus  mit  Melanippoe  Haupt);  III,  35.  36  auch 
wohl  Tischb.,  IX,  5  (vgl.  G.  I.  5).  An  dem  GefSss  von  Bemay,  R.  Rochette 
pL  52.  vgl.  p.  284.  Lenrevost  M^m.  sur  la  coll.  de  Yases  ant.  de  Bemay. 
Dolon  im  Wolfsfell  von  dlOMEJEZ  und  OAYTEY  Qberrascht,  Kylix 
Ton  Euphronios  M.  d.  I.  II,  10.  Ann.  VI.  p.  295.  [Here  besucht.den 
Zeus  auf  dem  Ida,  Metope  von  Selinunt,  Seradifalco  II,  33.  GemSlde 
M.  Borb.  n,  59.  Temite,  zweite  Reihe  HI,  22.  Leiche  des  Sarpedon, 
von  Tod  und'  Schlaf  entfOhrt  Gerhard  Vasen  IH,  221.]  Hektor  die 
SchifTe  stdrmend,  auf  Gemmen,  Impr.  d.  Inst.  I,  82,  mit  Fackel, 
G.  Omer.  137;  Aias  Verthddigung  136.  138.  G.  M.  575.  576.  Odys- 
seus unter  Aias  Schilde,  Tischbein  V.  Kampf  um  Patroklos  Leich- 
nam  §.  90.  A.  3,  Vasengemfilde  G.  M.  580,  M.  der  Dier,  n.  237.  Mionnet. 
Kampf  um  Patroklos  Leichnam  und  Vers0hnung  des  Achill  §.  143.  A.  1). 
[Gerhard  Vasen  HI,  190.]  Antilochos  Botschaft,  sch5ner  Gameo, 
Tischbein  IX,  4.  G.  M.  584.  G.  Omer.  157.  vgl.  31  naeh  Welcker 
Orest  und  Pylades  in  Taurien,   naeh  dem  Ba^relief  Grimani;  G.  M.  584. 


[415]  Ereignisse  des  Tiojanischen  Kriegs.  711 

Mon.  Matth.111,  34.  G.  Omer.  158.  Der  trauemde  Achiil,  auf  Gemiiien, 
M.  Flor.  n,  25,  3.  Wicar  III,  33.  G.  M.  566;  R.  Rochette  vign.  15,  1; 
Impr.  d.  InsL  I,  78.  Ill,  37.  38.  39.  72.  vgl.  §.  372.  A.  7.  RQckgabe 
der  Briseis,  G.  J£.  587.  §.  311.  A.  5  (die  Wegfaolung  der  Briseis,  nach 
Lange  in  Welcker's  Zeitschr.  S.  490).  AchilFs  Bewaffhung  durch  Thetis 
§.  402.  A.  3.  Acliill  sich  die  Beinscliienen  aniegend,  Etr.  Gem  me, 
G.  (Ihner.  183.  Impr.  Ill,  73.  ApoUon  am  Skaeischen  Thore  die  Troer 
rettend,  auf  Gemmen,  Gaylus  V,  53.  Natter  Traits  34.  6.  Omer  73. 
Acbill  zu  Wagen  in  Skamandros  Wellen  wQthend,  an  einer  Etr.  Ume, 
wo  Skamandros  als  efn  kleiner  Triton  erscheint;  an  einem  Sarkophag 
von  Sparta,  R.  Rochette  M.  I.  pi.  59?  Hektor's  Abschied  von  Andro- 
mache, in  Volci.  Aias,  Hektor,  Aeneas,  k&mpfend  M.  d.  I.  II,  38,  Vase 
ans  Caere  mit  Namen,  Ann..  YIII.  p.  306.  [Hektor  zwischen  Priamos  und 
Hekabe,  die  ihm  den  Helm  aufsetzt;  der  Maler  Euthymides  HOTIOAIO, 
Gerhard  Vasen  III,  188,  Hektors  Abschied,  dieselben  Personen,  auch  hier 
mit  den  Namen,  Tf.  189;  Hektor  und  Acbill  im  Kampf,  zwischen  ihnen 
Athene  Tf.  201 ,  Kampf  derselben  vor  der  Mauer  und  dem  Skaeischen 
Thor  Tf.  203,  zwischen  Athene  und  Apollon  Tf.  202  dreimal  und  Tf.  204. 
Kampf  bei  den  Schiffen  Tf.  197,  1.  Des  Patroklos  Schatten  Qber  einem 
Schiff  erscheinend  Tf.  198,  1.]  SeelenwSgung  dber  Hektor  und  Achill, 
Etr.  Spiegel,  Winckelm.  M.  I.  133.  Hektor's  Sctileifung  §.  99.  N.  7. 
Bartoli  Admir.  4,  auf  Gemmen  (um  die  Stadt),  M.  Flor.  II,  25,  1. 
G.  Omer.  204.  205.  Infpr.  d.  Inst.  I,  85;  Bartoli  Luc.  Ill,  9;  Vase  von 
Bernay,  R.  Rochette  pi.  53.  Andromache's  Trauer,  schOne  Gemmen, 
G.  M.  609.  G.  Omer.  246.  Patroklos  Leichenopfer  auf  der  Ciste  §.  173. 
A.  3.  [Rennspiel  um  sein  Grab  Gerh.  Vasen  III,  198,  1.]  Hektor's 
L()sung,  Vase  von  Volci,  (Acbill  bMig  auf  dem  Ruhebette),  G.  Omer.  238; 
[Achill  auf  dem  Sessel,  bftrtig  bei  rothen  Figuren,  Gerh.  IN,  197].  Relief 
von  Ephesos,  G.  Omer.  212;  andere  M.  Cap.  IV,  4.  G.  M.  589,  ent- 
sprechend  L.  206.  Bouill.  Ill,  53,  3.  Clarac  pi.  Ill;  auch  ziemlich 
L.  418.  G.  M.  590.  Bouill.  HI,  54,  3.  Clarac  pi.  194;  Gemme,  Guat- 
tani  1786.  p.  LXV;  Priamos  zu  Achilles  Fflssen  Impr.  HI,  76.  77.  Mosaik, 
1823  zu  Varhely  im  Hunyader  Gomitat  entdeckt  (TlQiMttoq,  ^AxiXX^v^y 
AvTOfiidtov),  s.  Abbildung  von  zwei  alten  Mosaiken*  1825.  Die  Phryger 
mit  Krateren,  zwei  Farnesische  Statuen,  und  eine  Slhnliclie  PCI.  VII,  8 
sind  vielleicht  aus  einer  solchen  Gruppe  [knieend  um  eine  Last  zu  Ciber- 
geben?]  Aufwfigung  von  Hektor's  Leichnam  (nach  Aeschylos  Phrygem, 
Schol.  II.  XXII,  351)  an  dem  Silbergef^ss  von  Bernay,  R.  Rochette  M.  I. 
pi.  52.  [Hektors  Bestattung,  Winckelmann  M.  I.  136,  dazu  das  fehlende 
Stflck  in  Palast  Colonna,  E.  Braun  A.  Marmorw.  I,  9  a.  b.] 

Posthomerica.     Die  Amazonen    nach    Hektor's   Tode   zu 
Priamos  kommend,  daher  in  den  Reliefs  Winckelm.  M.  I.  137.   G.  M.  592, 


712  Mythologische  GegensUUide  der  b.  K.  [41^] 

und  Winckelm.  138.  G.  Omer.  244.  Andromache  mil  der  Ume  dabeisitzt. 
[So  an  einer  Amphora  von  Yulci  mit  der  SchleiAing  des  Hektor  auf  der 
andem  Seite  die  Ankonft  der  Amazonen,  Gerhard  Auserles.  Was.  Ill,  199.] 
Verbindung  der  Uias  und  Aethiopis.  Cameo,  G.  M.  591.  Schlacht, 
G.  M.  580.  Penthesileia's  Tod  {'Azaisifg  dvizov  ovt^,  Pans.  V,  11, 2), 
in  Gemmen,  M.  Flor.  U,  33,  2.  3.  Impr.  d.  Inst.  I,  86;  an  Sarkophagen, 
pa.  V,  21.  Winckelm.  M.  I.  139.  G.  M.  595;  Bouill.  UI,  52.  Glarac 
pi.  112;  R.  Rochette  24  (mit  sepncraler  Beziehung);  Bellori  Luc.  Ill,  7.  8; 
Tischbein  Vasen  U,  5;  M.  d.  I.  II,  11.  Penthesileas  Tod?  Spiegel  mit 
den  Namen,  Archaeolog.  Intell.-Bl.  1835.  N.  2.  [£.  Braun.  Beide 
KSmpfer  eiaenbekleidet,  SUmlich  im  Styl  der  Gruppe  auf  dem  Boden  der 
Scbale  des  Sosias.  Gerhard  Etr.  Spiegel  II,  233.  Ach.  zdckt  hier  das 
Schwert  auf  P.  wie  er  sie  in  der  Kylix  M.  d.  I.  II,  11  mit  dem  Speer 
durchbohrt.  Eben  so  Gerh.  Vasen  III,  206,  wo  die  Namen  beigescbrieben 
sind.  Das.  Tf.  205  k&inpfen  sie  CLber  einer  gesunkenen  Amazone]  auf 
Gontomiaten  mit  Beischrift.  Memnon  kommt  nach  Dion,  Millingen 
Un.  Mon.  I,  40.  Priamos  [eber  Memnons]  Wagen,  von  einem  Aethiopen 
gefQbrt,  Relief,  M.  Borb.  VI,  23.  Antilochos  todt  auf  Nestor's  Wagen 
gehoben,'  Etr.  Ume,  Tischbein  Homer  I,  6.  a.  M.  596.  vgl.  Philostr.  II,  7. 
Kampf  Memnon's  mit  Achill,  in  Yolci  (uber  Antilochos  Leichnam,  Eos  und 
Thetis  dabei);  Ann.  Ill,  p.  154;  §.  99.  N.  9;  G.  M.  597  (die  Psychostasie) ; 
Millingen  Div.  49;  Zo^  Bass.  55  (wo  Eos  sie  trennen  will).  Psycho- 
stasie auf  Yasen  H.  d.  I.  II,  10  b.  Zeus,  Hermes  wSgend,  eine  G6ltin, 
[Ach.  und  Memnon  k&mpfend,  Thetis,  Eos,  mit  den  Namen  Gerhard 
Yasen  UI,  205,  3  u.  204 ,  auf  der  ersten  Qber  der  Leiche  des  Antilochos, 
auf  der  andem  ohne  diese;  ohne  die  Leiche,  mit  den  Gdttinen  und  je 
einem  Kampfgenossen  211;  dber  der  Leiche  zwischen  Sphinxen  220; 
vielleicht  auch  an  der  Amphora  aus  Yeji,  Ganina  Tant.  Yeji  tv.  36.  37, 
Kafmpf  Qber  einer  Leiche.  zwischen  zwei  weiblichen  Figuren,  die  eine  mit 
einem  rothen,  die  andre  mit  einem  schwarzen  Ringel,  nach  p.  78  Krftnze 
den  Sieger  zu  kr&nzen,  Rv.  ein  Kriegswagen,  vier  Paare  Mann  und  Frau. 
Thetis  und  Eos  flehen  den  Zeus,  mit  den  Namen,  Vase,  R.  Rochetto 
Peint.  de  Pomp.  p.  5,  ohne  die  Namen,  mit  Athene,  Spiegel  Mus.  Gregor. 
I,  31,  1.  Doch  fdr  die  Poesie,  wie  ftir  den  ganzen  Troischen  Kreis  sind  die 
seither  bekannt  gewordenen  Denkm&ler  zu  zahlreich,  als  dass  sie  fflglich 
einzeln  nachzutragen  w&ren.]  Troilos  von  Achill  beim  Altar  desThym- 
hraeischen  Apoll  get6dtet,  Ann.  III.  p.  153,  im  Tempel,  Maisonn.  14.  Die 
Troaden,  dem  Troilos  Leiclienopfer  bringend,  Millingen  Div.  17.  [Troilos  zu 
den  Antehom.]  Uluche  und  Achle,  Skarab.  vgl.  Welcker  Zeitschr.  f.  AW. 
1836.  N.  12.  [Der  Streit  zwischen  beiden  nach  Odyss.  VIII,  72.]  Achil- 
leus  in  die  Ferse  verwundet,  Impr.  d.  Inst  I,  87  (alterthOmlich)  88 — 91. 
Ill,  40.  78.  G.  M.  601,  an  einem  Silbergefasse,  R.  Rochette  pi.  53;  von  Aias 


[4i5]  Ereignisse  des  Trojanischen  Krieges.  713 

beschfltzt,  Impr.  84,  von  Aias  weggetragen,  Etr.  Gemme,  6.  Omer.  13. 
6.  M.  602.  Vase  von  Yolci.  R.  PLOchette  M.  I.  pi.  68,  1.  Kampf  dber 
Achillas  Leichnam,  Yolcent.  Vasengem.,  M.  I.  d.  Inst.  I,  51.  vgl.  Hirt, 
Ann.  V.  p.  225;  Gemme,  6.  M.  581  (wo  der  Leichnam  eben  so  an  einem 
Sell  gezogen  wird).  Acfaill's  Tod,  im  Beisein  des  Neoptolemos,  Vasengem. 
von  Void,  Ann.  III.  p.  154.  Achillas  Zug  nach  den  seligen  Inseln  §.  402. 
Ach.  u.  Helena  von  den  MOren  vermfihlt,  Gruppe  auf  der  Insei  Leuke, 
Philostr.  Her.  16.  Streit  urn  die  Waffen  §.  311.  A.  5.  G.  M.  629.  G. 
Omer.  110.  ROmisches  Basrelief  .M.  d.  I.  II,  21.  K.  Meyer  Ann.  VIII. 
p.  22.  Andre  Denkmaler  p.  25.  26.  Odysseus  mit  Achills  Waffen  Impr. 
d.  I.  Ill,  42.  Od.  VAIZ  bewaffhet  III,  43.  Der  zornige  Aias  von  Timo- 
machos  §.  208.  A.  2,  Tab.  Iliaca,  Paste  bei  Tiscbb.  VII,  6.  vgl.  Libanios 
IV.  p.  1091 ,  Erzstatue  des  wahnsinnigen  Aias.  Aias  Selbstmord  M.  d.  I. 
II,  9.  Ann.  VI.  p.  272.  Philoktetes  in  Lemnos  verlassen,  ZoSga  Bass. 
54,  die  Wande  mit  einem  Geierfldgel  mchelnd,  Gemme  {BOH0OY) 
G.  Omer.  51.  G.  M.  604;  Impr.  d.  I.  Ill,  83,  mit  Odysseus  u.  Neoptolem 
(nach  Sophokles)  auf  Etr.  Umen,  R.  Rocbette  pi.  54.  55.  G.  Omer.  49. 
Palladienraub.  Levezow  dber  den  Raub  des  Pall.  1801.  Millin  Enleve- 
ment du  Pall.  1812.  G.  M.  562-65*.  Er  findet  sich  in  alien  M!omenten, 
auch  des  Streites  mit  Odysseus,  auf  Gemmen;  noch  zu  erkl^en  ist  die 
Vorstellung  M.  Flor.  II,  31,  1.  G.  di  Fir.  Int.  25,  2  (s.  indess  R.  Rocbette 
M.  I.  p.  200);  auf  Vasen,  Hillin  I,  14  (wo  der  Raub  der  Fahrt  nach 
Leuke  gleicbzeitig  gesetzt  wird)  und  Millingen  Un.  Hon.  I,  28  (wo  Diomed 
und  Odyss.  z^vei  Palladien  rauben,  wie  auf  einem  Terracotta -Relief  in 
Berlin,  und  nach  Ptolem.  Heph.  bei  Photius  p.  148  B.);  Ann.  d.  Inst.  II. 
p.  95.  tv.  d.?;  R.  Rocbette  M.  I.  pi.  53.  56?  Palladienraub  auf  Vasen 
von  Ruvo,  Intel],  der  Hall.  LZ.  1837.  n.  30.  Od.  bei  dem  Palladienraub 
Impr.  d.  I.  ni,  80.  Od.  und  Diomedes?  Ill,  79.  Diomeds  Palladienraub 
und  Od.  mit  Namen  bei  Helena  EA.  Vasengem.  M.  d.  I.  II,  36.  Ann. 
VIII.  p.  295.  [Griech.  Trag.  I.  S.  147  f.  0.  Jahn  in  Scbneidewins  Philo- 
logus  I.  S.  55.    Eine  Vor-  oder  Zwischenscene   stellt  eine  Vase  vor  in 

0.  Jahn's  Vasenbildern  Tf.  3.] 

Ilion's  Untergang  §.  134.  A.  3.  GemOlde  beschrieben  von 
Petron.  89.  Hauptgruppen  an  einem  Helm,  Neapels  Ant.  S.  216.  Sinn- 
reich  in  der  Figur  einer  Trojanerin  dargestellt,  Libanios  p.  1093. 
Epeios  nebst  Hephaestos  arbeitet  das  Trojan.  Pferd,  Etr.  Spiegel,  Micali 
tv.  48.  Einbringung  des  hdlzemen  Pferdes,  an  einer  Vase  von  VoIci,  in 
Reliefs,   3farm.  Oxon.  I,  147;   an  Etrusk.  Umen,   R.  Rocbette  pi.  57, 

1.  2;  Pitt  Ere.  Ill,  40.  vgl.  §.  335.  A.  9.  Die  aussteigenden  Helden, 
6.  M.  606.  Laokoon  §.  156.  Der  Frevel  an  Kassandra,  auf  Vasen 
(BOttiger  und  Meyer  dber  den  Raub  der  Kassandra.  1794j,  besonders 
Laborde  II,  24.    Maisonn.  pi.  15.    R.  Rocbette  pi.  60.  66  (zugleich  andre 


714  Mythologiscbe  Gegenstdnde  der  b.  K.  [415] 

fluchteode  Frauen  und  Greise);  auf  Spiegeln,  bei  R.  Rochette  SO.  vgl. 
p.  321;  Gemmen,  M.  Worsl.  lY,  23.  Impr.  d.  Inst.  I,  92.  (Kassandra 
nach  der  Entehrung,  M.  Flor.  II,  31,  2);  Reliefs,  L.  288.  Winck.  M.  L 
141.  Glaracpl.  117.  (vgl.  Ann.  d.  Inst.  V.  p.  158),  Gerhard  Ant.  Bildw.  27 
(ahnlich  der  knieenden  Maenade  §.  388.  A.  3).  Priamos  Tddtung  Mon. 
de'  conti  Giusti,  Verona  tv.  3.  [Gerhard  Vasen  III,  213.  u.  Pyrrhos 
scbleudert  gegen  ihn  den  getOdteten  Astyanax  Tf.  214.]  Astyanax  am 
Altar  des  Thimbraeischen  Appollon  getOdtet,  Vase  von  Yolci,  M.  I.  d. 
Inst.  34.  vgl.  Ambrosch  Ann.  III.  p.  36J.  (Troflos  Tod?  Welcker  Ann.  V. 
p.  2.53.)  [§.  99.  A.  3,  10].  Fames.  Statuengnippe  (sog.  Gommodus), 
Cavaler.  I,  29.  R.  Rochette  pi.  79.  Hektor,  der  dem  Acliill  die  Leicbe 
des  Troilos  entrissen,  nach  Welcker  Zeitschr.  f.  Alterth.  1834.  S.  54). 
Mosaik  von  Tivoli,  R.  Rochette  p.  325.  Astyanax  Bestattung?  G.  M.  611. 
Hekabe  (des  Euripides)  u.  Polymestor  M.  d.  I.  II,  12.  Ann.  TIL  p.  222. 
[Auswandrung  des  Aeneas  Gerhard  Vasen  UI,  21.5 — 217  u.  sebr  oft  auf 
Vasen.]  Polyxena's  Opfer,  Ofter  gemaU,  Paus.  X,  25.  Auf  der  Ciste 
von  Praeneste,  wo  zugleich  Astyanax  geopfert  wird,  §.  173.  A.  3.  Statuen- 
gruppe,  Libanios  p.  1088.  Walz  Rhet.  I.  p.  395.  Stoschische  Gemme 
(Psyche  des  Achill  dabei),  Winck.  M.  1.  144.  Menelaos  mit  der  Hdena 
versOhnt,  Tischb.  V.  (Vasen  IV,  50)  ifnd  Millingen  Un.  Mon.  I,  32. 
•Aias  des  Lokrers  Untergang,  ein  Gewittei'gemfllde,  vielleicht  nach 
Apollodoros,  Philostr.  II,  13.  Andromache  als  Gefangne  Wassw 
tragend  (nach  IL  XI,  457),  auf  M.  von  Larissa,  bei  Leake.  Aethra  §.  412. 
A.  1.  Streit  der  Atriden?  MiUingen  Vases  I,  66.  Welcjker  Zeitschr.  f.  AW. 
1836.  n.  29. 

2.  Im  Altertbum  kannte  man  Odysseus  anh  rov  CTQv<pvov  xal 
iyfffjyoQotoSy  Menelaos  tov  i^/ti^ov,  Agamemnon  vov  iydcov,  Tydeus 
durch  die  iktvd-SQla,  Aias  Tel.  das  filocvifovy  Aias  Oileus  S.  das 
hoifiov,  Philostr.  II,  7.  —  Die  erw&hnte  Gruppe  des  Aias  u.  Patroklos 
existirt  als  Pasquino  in  Rom  (anonyme  Abhandlung  von  Gancellieri  ilber 
Marforio  und  Pasquino,  Fiorillo  im  Kunstbl.  1824.  N.  47),  zu  Florenz  im 
Pallast  Pitti  und  auf  Ponte  Vecchio  (Maffei  Race  42.  Tischb.  Horn.  V.) 
[Glarac  pL  825.  n.  2Q84]  treSliche  Fragmente  aus  Hadrian^s  Villa  bei 
Tibur  im  Vatican,  PCL  VI,  18.  19,  nftmlich  Aias  Kopf  und  Patroklos 
Beine  und  Schulter  mit  der  Speerwunde.  Ein  ganz  fthnlicher  Kopf  bei 
Egremont  Spec.  54,  auch  Brit.  M.  2,  23.  vgl.  Morghen  Princ  5.  Was 
he\  Tischb.  I.  V.  als  Agamemnons-  und  Menelaos-Kopf  abgebildet  ist,  ist 
eigentlich  derselbe.  Die  Gruppe  auch  auf  einer  Gemme  bei  Mariette, 
Millin  Vases  I,  72,  4.  vgl.  G.  Omer.  150.  Der  den  Leichnam  rettende 
Held  entspricht  nur  dem  Telamonischcn  Aias,  und  die  Handlung  ist  den 
Bedingungen  der  plastischen  Kunst  gemSss  mehr  concentrirt  als  bei 
Homer;   derselbe    Held  schdtzt  und    tr&gt  fort.     Aias   und   Patroklos? 


[415]  Ereignisse  u.  Hauptfig^ren  des  Trojanischen  Krieges.  715 

Vasengemaide  M.  d.  L  II,  11.  [Gewiss  Aias  und  Achilles,  wie  auch 
Ann.  VI.  p.  297  erkl^rt  ist.  Und  diese  stellt  auch  die  berdhmle  Marmor- 
gruppe  dar,  s.  Kunstmuseum  zu  Bonn  1841.  8.  75—80.  Gerhard  (uber 
dies  Buch  Preuss.  Staatszeit.  1841),  indem  er  uhrigens  Yon  diesem  Aus- 
weg  angesprochen  wurde,  fand  nur  noch  in  der  Yerwuudung  des  Achilleus 
am  KnOchel  Schwieiigkeit.  Allein  diese  beruht  nicht  auf  alter  Erfindung, 
und  war  darum  nicht  allgemein  zu  berdcksichtigen.  Auf  M.  BPETTISIN' 
ist  derselbe  schOne  Kopf.  Rv.  Athene,  Nike  und  eine  Tropaee  u.  a.] 
Diomedes  Kopf,  Tischh.  III.  aus  dem  PGl.,  ist  zweifelhaft.  Im  Britt. 
Museum,  Spedm.  II,  30.  Auf  den  Gemmen  hat  er  die  Chlamys  fast 
immer  auf  Aetolische  Art,  §.  338.  A.  4,  urn  den  1.  Arm  gewickelt. 
Hektor  auf  Ilischen  M.,  N.  Brit  9,  18.  19.  Chois.  Goufif.  Voy.  pitt.  IL 
pi.  38.  Pedrusi  V,  17,  3.  Mionnet  Suppl.  V.  pi.  5,  1,  auf  einem  Vjer- 
gespann,  Nike  auf  der  Hand,  vgl.  Philostr.  Her.  %  10;  als  Hoplit  auf  M. 
von  Ophryneion,  Gab.  d'Allier  pi.  13,  12;  sein  bartiger,  behelmter  Kopf, 
pi.  13,  11.  Priamos  thronend,  M.  von  Uion,  Gab.  d'Allier  pi.  13.  8; 
mit  seinem  Namen,  Maisonn.  Vases  63.  GemmenkOpfe,  Lipp.  I,  II,  1 — 3. 
Paris  am  T.  von  Aegina  §.  90.  A.  3.  im  Phrygischen  GostQm  (seine 
weiten  und  bunten  Beinkleider  und  goldnen  Halsschmuck  erwahnt  schon 
Eurip.  Kykl.  182^  mit  dem  Apfel  in  der  Hand,  sitzend.  PCI.  II.  37.  Race. 
124.  Altemps,  Piran.  24;  stehend,  Guatt.  M.  I.  1787.  p.  37  (aber  PGl. 
Ill,  21  als  Mithrischer  Dieuer  erklart).  Kassler  Statue  (Atys,  Ganymed?), 
Welcker's  Zeitschr.  8.  181.  SchOne  Paris-Bflsten  in  Walpole  Travels 
(von  Tyrus);  Guattani  1784.  p.  76;  M.  Nap.  II,  57.  [Parisstatue  aus 
Guattani  Glarac  pi.  827.  n.  2085,  die  Vaticanische  sitzende  pi.  829.  n. 
2078,  eine  schOne  stehende  bei  Smith  Barry  pi.  833.  n.  2077  A.,  eine 
ahnliche  im  Museum  zu  Neapel  pi.  833  G.  n.  2081  B. ,  die  in  Dresden 
pi.  828.  n.  2076,  eine  sitzende  in  Berlin  pi  833.  n.  2082,  die  der  Samm- 
lung  Torlonia  II,  45.  pi.  827.  n.  2077,  eine  stehende  derselben,  I,  38. 
pi.  828.  n.  2079,  drei  andre  pi.  830.  Stehend  ist  Paris  auch  im  Pallast 
Landsdowne  in  London,  die  rechte  Hand  auf  die  Stdtze,  die  linke  unter 
der  Hiifte  aufgesetzt,  das  rechte  Bein  flbergeschlagen ,  sinnend  seitwirts 
blickend,  fein  aufgefasst  KQpfe  sind  haufig,  Specimens  11,  17,  mehrere 
in  England.  Die  schOne  Gemme,  welche  Natter  besass,  Winckelm.  N.  42 
ist  nacli  25o6ga  Bass.  I.  p.  98.  u.  Visconti  M.  PioCl.  VII.  p.  99.  Attys, 
nach  R.  Rochette  I.  des  Sav.  1831.  p.  340  von  Natter  selbst,  YdPOTy 
wie  bei  einer  Wiederholung  desselben  Werks  beigefdgt  sei.  Bkarabaeus 
AFlZy  den  Bogen  spannend,  Guattani  1784.  p.  88.  tv.  3.  Kopf  des 
Aeneas  auf  einer  Makedonischen  M.  des  Franz5sischen  Cabinets,  R. 
Rochette  Nouv.  Ann.  I.  Lettre  k  Mr.  Grotefend  p.  36.]  Helena;  Erz- 
statue,  die  Haare  bis  zu  den  Huften  wallend,  Niketas  de  stat.  9;  im 
dilnnen  Chiton  der  Aphrodite,  mit  flattemdem  Obergcwande  an  der  Halle 


716  Mytbologische  GegensUlnde  der  b.  K.  [416J 

Yon  Thessalonike,  Stuart  III,  9,  7.  ELINA  jn  altetruskischem  Styl 
geflQgelt,  Eckhel  P.  gr.  40.  Toilette  der  Helena  (bei  Polygnot)  auf  Vasen, 
R.  Rochette  M.  I.  pi.  49  A.  Die  Troischen  Greise,  welche  die  Helena  an- 
staunen,  II.  Ill,  154,  Relief  in  Mdnchen,  s.  Thiersch,  Jahresber.  der  Akad. 
II.  8.  60.  Hekabe,  Statue,  M.  Gap.  HI,  62,  nach  Winck  und  R.  Rochette 
p.  312  [vielleicht  eine  klagende  BarbarenfQrstin;  eine  ^nliche  Figur  ist 
an  dem  Sarkopbag  Amendola  im  GapitoL]  BQste  in  V.  Albani  pi.  57  A. 
Agrigent.  Vase  ebend.,  Hekabe  in  die  Gefangenschaft  gefuhrt.  Vgl.  BartuU 
Pitt.  27. 

1  416.  Besonders  fein  hat  die  alte  Eunst  den  Charakter 
des  Odysseus  ausgebildet,  jedoch  in  der  Gestalt,  in  wel- 
cher  wir  ihn  kennen,  wahrscheinlich  erst  zu  Alexander's  Zei- 
ten;  die  konische  Mutze  und  der  hochgeschurzte  Chiton, 
welche  zur  Schiflfertracht  gehorten,  so  wie  der  mehr  kraftige 
als  svelte  Gliederbau  geben  ihm  ein  Ansehn  von  entschiedener 
Tuchtigkeit  und  reger  Gewandtheit ;  naturlicher  Verstand  und 
gereifte  Erfahrung   sprechen  aus   den   Zugen  des   Gesichts. 

2  Orestes,  welcher  ohne  Zweifel  in  Hauptwerken  der  alten 
Kunst  durch  das  verdusterte  Ansehn  des  fluchtigen  M5rders 
scharf  charakterisirt  wurde,  wird  in  den  Kunstdarstellungen, 
welche  wir  besitzen,  nur  an  den  aussem  Attributen  des  Blut- 
befleckten  und  Schutzflehenden  erkannt. 

1.  Odysseus  Tracht,  R.  Rochette  M.  I.  III.  Odyss^ide,  namentlich 
das  niXiov  (§.  338.  A.  2.  Gato  beim  Polyb.  XXXV,  6)  soil  ihm  erst 
durch  Nikomachos  (§.  139)  um  01.  110  gegeben  sein,  Plin.  XXXV,  36, 
22 ;  andre  Nachrichten  (Eustath.  u.  Schol.  zu  U.  X,  265)  nennen  ApoIIodor, 
01.  93,  als  den  Erfinder  des  Odysseus-Hutes;  sicher  ist,  dass  die  Vasen- 
gemfilde  ihn  im  Ganzen  nicht  kennen.  Eine  Ausnahme  bei  R.  Rochette 
pi.  64.  Dagegen  erscheint  Od.  wenigstens  mit  einem  fihnUchen  Hute  auf 
der  ziemlich  alten  Etr.  Gemme,  Ingh.  G.  Omer.  176.  Auf  Denaren  der 
g.  Mamilia  Od.  in  seinem  gewOhnlichen  CostQm  mit  dem  Himde  Argos, 
Eckhel  D.  N.  V.  p.  242.  Morelli  Mam.  1.  2.  SchOne  BOste  bei  Lord 
Bristol,  Tischb.  II,  1.  Auf  einem  Gameo ,  Millin  M.  I.  I,  22.  Auf  M.  von 
Ithaka,  bei  Bosket  (G.  M.  639*),  u.  Gumae,  bei  R.  Rochette  p.  253.  —  Die 
Scenen  der  Odyssce  ziemlich  vollst&ndig,  Tischb.  II.  IV.  VI.  VIII.  G.  M. 
627 — 42.  Fragment  einer  Tafel,  wie  die  tab.  IHaca  (Od.  bei  der  Kirke), 
G.  M.  635.  —  Od.  affektirte  Raserei,  Lukian  de  domo  30.  Od.  Abenteuer 
zur  See,  Mosaik  Ibi  braccio  nuovo  des  Vatican,  Beschr.  Roms  II,  II. 
S.  89.  Polyphem  mit  einem  Genossen  des  Od.  unter  den  Filssen, 
Gruppe  im  Capitol,  [Glarac  pi.  835.  n.  2091]  fthnliche  Bronze  bei  Gr. 
Pourtal^s,   R.  Rochette  pj.  62,  2.    Od.  Polyphem   den  Becher  reichend. 


[416]  Odyssee,  Orestee.  717 

Mich.  Arditi  Ulisse  che  —  si  studia  d'imbriacar  Polifemo,  illustr.  di  un 
bassor.  in  marmo  del  H.  Borbonico.  N.  1817.  Derselbe  Gegenstand 
L.  451.  Qarac  pi.  223.  [833  A..n.  2087  A.  Odysseus  unter  dem  Widder, 
Statuen  in  V.  Pamfili  u.  V.  Albani  833  A.  n.  2087  B.  833  G.  n.  2027  C. 
Statue  des  0.  in  Wien  pi.  832,  in  Venedig,  der  dem  Rhesos  im  Dunkel 
entgegen  schreitende  pi.  831.  n.  2088.]  Etr.  Urae.  R.  Rochetle  pi.  62,  1. 
Impr.  d.  I.  Ill,  85.  Polyphem's  Blendung,  altes  Vasengeni.,  M.  I.  d.  Inst, 
7,  1.  vgl.  Ann.  I.  p.  278.  vgl.  Cent.  Ill,  44.  Etr.  Ume,  N.  Rochette  pi. 
62,  3.  Basrelief  zu  Catania,  pi.  63.  2.  Od.  unter  dem  Widder  ent- 
rinnend,  in  Yasengem.  M.  I.  d.  Inst  7,  2.  3;  oft  auch  in  Etr. 
Bronzen.  Polyphem  seine  Liebe  singend,  Zo6ga  57.  Pitt.  Ere.  I,  10. 
Philostr.  II,  18.  (Ueber  das  Mattei'sche  Relief  bei  R.  Rochette  M.  I.  7,  1. 
vgl.  das  p.  412  angefdhrte  Zeugniss,  wonach  man  es  nicht  mehr  zur 
Fabel  des  Polyphem  redmen  darf).  Od.  mit  Aeolos  Winden  im  Schlauch, 
auch  Passeri  Luc.  II,  100.  Kirke,  welche  einem  Grenossen  des  Od.  den 
Becher  reicht,  im  Costdm  eines  sp&tem  Jongleiurs,  Wandgem.,  Cell  N. 
Pomp.  pi.  72.  Die  Verwandlung  Ofler  auf  Etr.  Umen,  R.  Rochette  pi. 
61,  2.  Od.  mit  dem  Kraut  Moly,  6.  M.  636.  Od.  Nekyomantie,  Vase  von 
Nola,  R.  Rochette  pi.  64.  H.  Pourtal^  pi.  22;  nach  Panofka  la  Terre  et 
le  fossoyeur.  Od.  bei  Teiresias,  schOnes  Relief  des  L.  298.  Clarac  pi. 
223.  G.  M.  637. -Etr.  Spiegel,  Od.  vor  Teiresias  Schatten,  erkiart  von 
P.  Secchi  Bull.  1836.  p.  81  (nichts  Ueberzeugendes.)  [M.  d.  I.  II,  29. 
Ann.  VIII.  p.  65.  170.  1840.  p.  58.  M.  Gregor.  I,  33.  1.  Gerh.  Etr.  Sp. 
II,  240.  Das  meisterhafte  Gem&lde  an  dem  Krater  aus  Pisticci  mit  dem 
Parisurtheil  M.  d.  I.  IV,  19.  Ann.  XVII.  p.  210.]  Od.  bei  den  Sirenen, 
§.  393.  A.  4.  Mit  Weglassung  der  Sirenen,  Bellori  Luc.  Ill,  11.  Vgl. 
Beger  Ulysses  Sirenes  praetervehens.  Skylla,  §.  402.  A.  4.  Od.  ein  Schiff 
bauend,  Impr.  d.  Inst.  1,  95.  Od.  als  Bettler  sinnend.  III,  85.  fOd.  u. 
Nausikaa  bei  der  W&sche,  Gerhard  Vasen  III,  218.]  Od.  von  Alkinoos 
Abschied  nehmend,  G.  M.  639.  Die  Hirten  dem  Od.  ein  Mahl  bereitend, 
Tischb.  VIII,  8.  Od.  mit  dem  ,Hunde  Argos,  G.  M.  640.  Tischb. 
VIII,  3 — 5.  Od.  als  Bettler  bei  der  Penelope,  Wandgem.,  Gell 
N.  Pomp.  pi.  15.  Die  bekdmmerte  Penelope,  §..96.  A.  12.  [Clarac  pi. 
834,  2090.  R.  Rochette  M.  I.  p.  162  f.]  Homer  u.  Penelope  R.  Rochette 
M.  I.  pi.  71,  I.  Welcker  Rhein.  Mus.  III.  S.  620.  Pussbad  der  Eurykleia, 
G.  M.  642.  —  Od.  (ohne  Pilion)  an  Telemachos  Grabe  (TtaXog  Trjltfiaxos) 
nach  einem  dunkeln  Mythus,  bei  Maisonn.  72.  Od.  aiiapd-onXi]^'^  Welcker 
Bull.  d.  Inst.  1833.  p.  116.  [Inghirami  Vasi  fitt.  H,  116.  117.  Die  Be- 
deutung  ist  einleuchtend.  Ein  Bruchstuck  mit  THAEVONOZ  KIPKH 
Bull.  1843.  p.  82  von  Baron  Giudica  in  Palazzuolo,  jetzt  in  Rom.] 

2.    R.  Rochette  M.  I.  II.  Orest^ide.    Orestes  von  Rathgeber  in  der 
Encyklop.   v.   Ersch   u.   Gruber  HI,   V.  S.   104.      Mythus,    Kunstwerke. 


718  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [416] 

Agamemnon's  Mord,  auf  Vasen,  M.  I.  614.  15.  (nach  Toelken's  Kunst- 
blatt  11.  S.  70,  Merope,  die  den  Aepytos  mcnrden  will).  Yaiyindung 
Aegisth's  mil  Klytaemnefltra,  Millingen  Div.  15.  Elektra  mit  Orest's 
Aschenkruge,  auf  Vasen,  Millingen  Div.  16;  Laborde  I,  8;  R.  Rochetie 
pi.  31.  Orest  u.  £1.  an  Ag.  Grabe,  Qarke  Trav.  II,  III.  pi.  1;  Millingen 
Div.  14;  R.  Rochelte  pL  34.  Or.  u.  El.  (nach  Winck.)  in  der  Gruppe 
von  Menelaos  (§.  196.  A.  2),  Maffei  62.  63.  [Qarac  pi.  836.  n.  i2094], 
wahrscheinlicher  in  der  etwas  alterthGmlichen  Gruppe,  M.  Borb.  IV,  8. 
R.  Rochette  pi.  33,  1.  [Glarac  pi.  836.  n.  2093.]  TOdlung  der  Klytaem- 
nestra  und  des  Aegisth  (auf  Agamemnon's  Thron),  M.  PCI.  A  5.  G.  M. 
618.  T5dtung  des  Aegisth,  [sehr  altes  Relief  §.  364.  A.  8.]  Geroalde, 
Lukian  de  domo  23,  an  einer  Vase  von  Volci,  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  154. 
[^n  dem  beim  Opfer  der  Iphigenia  erwSbnten  Sarkophag  von  Tarquinii 
n.  4.  die  Leiche  der  Klytaemnestra  ausgelegt  in  der  Mitte,  unter  der 
Elektra  trauernd  sitzt,  rechts  die  des  Aegistbos  u.  Pylades,  links  t)restes 
u.  zwei  Furien.  Orest  den  Aegistbos  durchbohrend ,  Klytaemnestra  mit 
dem  Beil  heispringend,  mit  den  Namen,  Gerhard  Vasen  des  Berliner  Mus. 
(n.  1007.)  Tf.  24.]  Or.  mit  Aegisth's  Haupt  auf  Etr.  Umen  (Eurip.  El. 
860)  erklart  von  Uhden  u.  R.  Rochette.  Die  TOdtung  der  Klyt.  und 
Verfolgung  des  Or.  durch  die  Erinnyen  nach  Delphi  in  dem  Vaticanischen 
Relief,  Heeren  Hist.  Werke  III.  S.  121.  PCI.  V,  22.  .G.  M.  619,  ganz 
Hbnlich  G.  Giust.  130.  Barbaull  Mon.  ant.  pt.  56,  3,  mehr  zusammen- 
gezogen  in  dem  Relief  des  Mus.  Ghiaramonti,  R.  Rochette  M.  I.  pi.  52,  2; 
die  Mittelgruppe,  Eckhel  P.  gr.  20.  v^.  Welcker  Zeitschr.  S.  433.  Ver- 
wandt  das  Relief  L.  388.  Bouill.  Ill,  56.  Glarac  pi.  202,  vgL  des  Verf. 
Eumen.  8.  111.  Deiselbe  Gegenstand  Etruskisch  behandelt,  Micali  109. 
vgl.  Orioli  Ann.  d.  I.  VI.  p.  164.  Orest  von  den  Erinnyen  verfolgt 
(§.  398.  A.  5),  oft  auf  Etrusk.  Umen  u.  Vasen,  Tischb.  Ill,  32.  liillingen 
Gogh.  29.  Or.  von  Pylades  gehalten,  in  den  Accorambonischen  u.  ahn- 
lichen  Reliefs  und  der  Praenestinischen  Gista,  Guattani  M.  I.  1787. 
p.  XXV;  von  Elektra,  auf  geschnittenen  Steinen.  Orest  in  Delphi,  an 
Vasen,  §.  362.  A.  3;  auf  einer  Lampe,  R.  Rochette  p.  155;  dem  Diomedes 
mit  dem  Palladion  h6chst  ILhnlich  in  dem  Relief  N.  Borb.  IV,  9.  R. 
Rochette  pi.  32,  2.  p.  198;  vor  der  Athena,  G.  M.  622  [von  Dubois  unter- 
geschoben,  um  Millin  zu  t&uschen]  Orest  in  Elektras  Armen,  G.  M.  621. 
0.  bei  dem  Dreifuss  Impr.  d.  I.  Ill,  25;  von  der  Ath.  Archegetis  (§.  370. 
A.  7)  heschirmt,  Tischb.  Ill,  33.  Die  Scenen  in  Delphi  u.  Athen  ver- 
einigt,  auf  der  Vaticanischen  Vase,  Diss.  Ace  Rom.  H.  p.  601.  R.  Rochette 
pi.  38.  Calculus  Minervae,  G.  M.  624.  (§.  196.  A.  3);  G.  Giust.  U,  132; 
Bellori  Luc  II,  40.  Eckhel  P.  gr.  21.  Iphigeneia  in  Tauris,  Bild  von 
Timomachos,  Plin.  XXXV,  40,  30.  Taurisches  Opfer,  in  dem  Accoram- 
bonischen Relief,   jetzt   in  MOnchen  230,   Winck.  M.  I.  149.    G.  M.  626, 


[41 7 J  Kleinasiatische  Heroen,  Amazonen.  719 

genauer  bei  Uhden,  Schr.  der  Berl.  Akad.  1812.  13.  S.  85.  Mehr  zu- 
sammengezogen  in  den  Reliefs  L.  219.  Glarac  pi.  199;  Zo€ga  Bass.  56. 
Zwei  Grimanische  Reliefs  bei  Millin,  TOrest^ide  pi.  3.  4.  vgl.  Schorn's 
Kunstbl.  1828.  8.  169.  Welcker  Rhein.  Mus.  TV.  S.  602.  [ariech. 
TragOd.  III.  S.  1164—1176.  (Die  Basreliefe  Grimani  auch  Mon.  dell 
Mus.  Grimani  public,  neir  anno  1831  Venezia.)  Das  Relief  zu  Berlin 
S.  tl74  in  Gerhards  Arch.  Zeit.  U.  Tf.  23.  S.  367.  Das  zu  Bonn  S.  1175. 
Jahrb.  des  Yereins  der  Alterthumsfreunde  zu  Bonn  I.  Tf.  3,  3.  8.  61 
Yon  Urlichs,  vgl.  Wieseler  Ztschr.  f.  AW.  1843.  8.  483.]  Or.  u.  Pylades 
als  Opfer  knieend,  Impr.  d.  Inst.  I,  96.  Ill,  70.  71??  Zum  Opfer  gefQhrt, 
Lucanische  Vase,  R.  Rochette  M.  I.  pi.  41,  Gera^de,  Pitt.  Ere  I,  12. 
(vgl.  tv.  11.  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  134).  Or.  u.  Pylades  nebst  Iphigeneia 
unter  dem  Beistande  der  Tauriscben  Artemis  (in  halb-Phrygiscbem  GostQm, 
mit  Lanze  u.  Bogen)  entfliehend,  Maisonn.  pi.  59.  Laborde  I.  p.  15; 
Iphigenia  in  Tauris,  Amphora  von  Ruvo  M.  d.  I.  II,  43.  Ann.  DC.  p.  198. 
[Eine  unter  fflufVasen,  den  einzigen  von  Misarra  in  Apulien,  in  der 
Samnilung  8antangelo  zu  Neapel  enth^t  sehr  schdn  die  beiden  Gefangnen 
vor  Iph.  vorgefQhrt.]  Ermordung  des  Pyrrhos  in  Delphi,  Etr.  Ume,  R* 
Rochette  pi.  39.  Wicar  IV,  24.  (Das  Rad,  welches  Pyrrhos  halt,  ist 
nach  R.  Rochette  der  ytvnXog  des  Dreifhsses,  nach  Greuzer,  Wiener  Jahrb. 
LIV.  S.  157,  das  Rad  der  Nemesis).  Or.  u.  Neoptolemos  auf  Nolanischer 
Vase?  R.  Rochette  pi.  40.  Orest  u.  Neopt.  in  Delphi  (Or.  u.  Machaei-eus 
nach  Panofka.)  Rv.  Orest  vor  der  SIhtj  des  Areopags  nach  Panofka,  M. 
Pourtal^s  pi.  7. 

417.  Abgesehn  von  diesem  Helden-Cyklus  erscheint  i 
Asien  auch  in  mythologischer  Hinsicht  meist  als  die  Heimat 
weichlicher  Figuren,  wie  der  Lieblingsknaben  des  Zeus  und 
Herakles;  auch  die  Amazonen  stellen  sich  in  den  Vasen- 2 
gemalden  dem  Costum  und  der  Bewaflfhung  nach  als  Asia- 
tinnen,  und  mit  einer  gewissen  Weichheit  der  Formen  dar, 
obgleich  die  Staluen  und  Reliefs  zum  grossten  Theil  die  ein- 
fache  und  leichte  Tracht,  und  die  kraftig  runden  Formen  der 
Glieder  festhalten,  die  ihnen  die  Polykletische  Periode  gegeben. 

1.  Von  Troja  sind  noch  die  mythischen  Figuren  zu  bemerken: 
Dardanos,  auch  Anchises,  auf  M.  von  Ilion,  R.  Rochette  M.  I.  p.  246. 
Elektra,  Dardanos  Gemahlin,  mit  Phrygischer  MQtze,  sitzend,  das 
Palladion  flUlt  vom  Himmel,  auf  einem  geschnittnen  Stein  des  Wiener 
Gabinets.  Laomedon  von  Poseidon  verfolgt,  Etrusk.  Bronzearbeit,  Inghir. 
m,  17.  Anchises  u.  Aphr.  §.  378.  A.  3.  Telamon  die  Hesione  rettend. 
Winck.  M.  I.  66.  vgl.  Pitt.  Ere  IV,  62.  Ganymedes,  §.  351.  A.  6.  — 
Hylas  von    den  Nymphen  geraubt,    G.  M.  420*.    (M.  Borb.  I^  6)  475 


720  Mythologische  Gegenstande  der  b.  K.  [^17] 

Hon.  Matth.   Ill,  31;  Paciaudi  Hon.  Pelop.  Ep.  2.    Mil  Narkissos  zu- 
sammen,  an  dem  Puteal,  Guattani  M.  I.  1805.  p.  XXXIX. 

2.  Sprungferlige  Araazone  des  Phidias,  verwundete  des  Ktesilaos 
§.  121,  2.  [Die  Amazone  mil  Gber  den  Kopf  erhobenem  linken  Arm, 
mehrmals  im  Vatican  u.  im  Capitol,  in  Rom  in  den  PalSLsten  Pacetti 
Clarac  pi.  813.  n.  2034  u.  Giustiniani  n.  2037,  Torlonia  pi.  812  B.  n. 
2032  B.  auch  im  Palast  Golonna,  bei  Lord  Egremont  CI.  pi.  808,  2031 
und  Landsdowne  pi.  833  B.  n.  2032  G. ;  auch  war  sie  aus  Y.  Aldobrandini 
an  Gamuccini  gekommen.  Eine  kleine  Bronze  des  Florent.  Museums 
wiederholt  diese  merkwflrdige  Composition  authentischer  als  die  Marmor- 
statuen,  Visconti  im  Cab.  Pourtal^s  p.  11.  not.  39.  Auch  Clarac  pi.  567. 
n.  1208  B.  aus  V.  Pamfili  ist  nicht  Diana,  sondern  diese  Amazone.]  Zu 
Ross,  in  Bronzen,  Ant.  Ere.  VI,  63.  64.  Amaz.  vom  Rosse  sinkend.  Mar- 
morstatue,  M.  Borb.  IV,  21.  [Clarac  pi.  810  B.,  2028  B.;  eine  andre  im 
Hof  des  Palasts  Borghese  in  Rom.J  Amazbnen  in  voUer  Rustung 
Griechischer  Helden,  auf  einer  Vase  von  Volci,  M.  I.  d.  Inst.  I,  27,  24; 
eine  darunter  blast  in  eine  Trompete  (in  Bezug  auf  deren  Lydo-Tyrrheni- 
schen  Ursprung),  wie  die  Phrygisch  bekleidete  Amaz.,  Micali  tv.  108. 
[Am.  zu  Pferd  u.  zwei  Feinde,  M.  Gregor,  II,  18,  1.]  Kampfe  mit  Herakles 
§.  410.  A.  4.  Boettiger  Vasengem.  III.  S.  163.  [S.  170  fif.  Reihe  der 
Amazonenbildungen] ,  Theseus  §.  412.  A.  1,  um  Troja  §.  415.  A.  1. 
(Priamos  zu  Pferd  e  gegen  die  Amazonen  ziehend,  auf  einer  alten  Vase, 
s.  Millin  M.  I.  II.  p.  78),  beim  Ephes.  Tempel  §.  365.  A.  1.  [Amazone 
Kyme  auf  M.  Mdnchner  Denkschr.  Philol.  I.  Tf.  3,  8.  Amazonenschlachten, 
sehr  haufig  auf  Vasen,  Hancarv.  II,  65.  126.  Tischb.  11 ,  1,  8.  10. 
Millin  I,  10.  23.  Tomb,  de  Canosa  9.  Millingen  Div.  37.  Un.  Mon.  I.  38. 
Laborde  I,  20.  In  Gerhards  Auserles.  V.  U,  103  RQstung.  102  Zug.  104 
Kampf.]  In  Reliefs  in  Phigalia  §.  119.  A.  3,  in  Halikarnass  §.  151. 
A.  1,  am  T.  der  Artemis  Leukophryne  in  Magnesia,  [jetzt  in  Paris, 
Clarac  pi.  117  C.  —  117  I.  vgl.  L.  Ross  Hellenika  I.  S.  57.]  Besonders 
schftn  ist  der  Sarkophag  (aus  Lakonika)  in  Wien,  Bouill.  II,  93.  Moses 
pi.  133,  wo  die  Amazonen  R5cke  mit  leeren  Aermeln  tragen,  §.  246.  A.  5. 
Von  einem  andem  Sarkophag  in  Sparta,  Abercromby  Trant  Narrative  of 
a  journey  thr.  Greece.  L.  1830.  [?]  Sarkophag  von  Mazara,  Houel  I. 
pi.  15;  M.  Cap.  IV,  23.  Pompejan.  Wandgem.  von  Zahn  12.  13.  Vgl. 
Boettiger  ArchaeoL  der  Mai.  S.  256. 

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Niobe  §.  126.  Reliefs,  PCI.  IV,  17.  Fabroni  tv.  16;  in  Mflnchen  213. 
V.  Borgh.  1, 16.  Ein  minder  umfassendes,  aber  sehr  ausgezeichnetes PCI.  IV, 
1,  17.  vgl.  WelckerZeitschr.  S.  591  ff.  FamilienbesuchbeiderLeto  (AcevA  %al 
Nio^ec  fiaXa  filv  tplXui  ^accv  kraiQcii  Sappho),  die  Techier  spielen  mit  Astra- 
galen,  G.  M.  515.  Die  Statuen  Clarac  pi.  581  —590.  Basreliefe  zu  den  in  der 
Zeitschrift  zusammengestellten  u.  dem  1824  gefundnen  Sarkophag  in  Mdnchen 


[418]  Mythen  der  Inseln,  Golonieen,  Rom's.  721 

das  sch5ne  Bruchstuck  in  Bologna  Thiersch  Reisen  nach  Italien  S.  361; 
der  jetzt  im  Lateran  befindliche,  L.  Grifi  intomo  ad  un  sepolcro  disso- 
terrato  nella  vigna  Lozano  R.  1840  tv.  (aus  den  Atii  dell'  Acad.  Rom.). 
Kunstbl.  1839.  N.  34.  H.  Brunn  Kunstbl.  1844.  S.  322  f.  BuU.  1839. 
p.  3.  39;  ein  Etrurischer  in  Toscanella,  Garten  Gampanari,  mit  darauf 
liegender  m^nnlicher  Portraitfigur,  Bull.  1839.  p.  25.  Ein  Vasengem&lde 
Gab.  Durand  n.  19,  R.  Rochette  Mon.  in^d.  letzte  Seite,  ein  andres  von 
Ruvo  Bull.  Napol.  1843.  tv.  3.  p.  71.  cf.  p.  Ill ;  eines  mit  ApoUon,  einem 
Niobiden,  Artemis  und  dem  P&dagogen,  de  Witte  V.  peints  de  Mr.  M*. 
p.  9;  ein  Wandgem&lde  in  dem  Golumbarium  der  V.  Pamfili,  Bull.  1838. 
p.  4,  1839.  p.  38.  Niobe  im  Augenblick  ihres  Todes,  Stackelb.  GrSlber 
Tf.  64.  Welcker  Griech.  Trag.  I.  S.  295.  Terracotten  einer  Gruppe  der 
Niobiden  in  Fasano  gefunden,  Bull.  Napol.  V.  (1847)  p.  41.  tv.  3.] 

418.    Die  Inseln,   das   altberuhmte  Kreta   ausgenom-  1 
menp  sind  wie  alle  diejenigen  Gegenden,  welche  die  Hellenen 
nicht   seit  Urzeiten   bewohnt   haben,  arm   an  Mythen  und 
darum  an  Gegenstanden  fur  die  Kunst.     Golonieen  ver- 2 
herrlichten  bisweilen  in  Statuen  und  auf  Munzen  ihre  ersten 
Urheber,  welche,  wenn  nicht  selbst  mythologische  Personen, 
doch  ihnen  zunachst  standen.    Rom's  Macht  verschaflft  der  3 
Geschichte  des  Aeneas  manche  bildliche  Darstellung,  und  er- 
wirbt  den  Grundungssagen  der  Stadt  einen  Platz  neben  den 
Griechischen  Mythen;   doch  kann  man  nur  der  Gruppe  der 
Zwillinge  unter  der  Wolfin  ein  wahrhaft  plastisches  Leben 
nachruhmen.  ' 
• 

1.  Kretischer  Mythus.  Europa  §.  351.  A.  4.  Talos  (mit 
Beischrift)  auf  M.  von  Pliaestos,  Gab.  d'AUier  pi.  7,  5.  vgl.  Ann.  d.  I.  VII. 
p.  154.  Minotaur  u.  Ariadne  §.  412.  A.  1.  384.  A.  3.  Daedalos 
u.  Pasiphae,  L.  71.  Winck.  M.  I.  93.  Bouill.  Ill,  52.  Glarac  pi.  164. 
G.  M.  487.  vgl.  486;  OemSlde,  M.  Borb.  YII,  55;  h&ufiger  Gegenstand 
der  Kunst,  Virg.  Aen.  VI,  24.  Petron.  52.  Philostr.  I,  16.  [Gampana 
Opere  di  plasUca  tv.  59.  0.  Jahn  Archaeol.  Beitr.  S.  241.  Pasiphae  mit 
dem  kleinen  Minotaur  auf  dem  Schooss,  Kylix  von  Vulci  Bull.  1847. 
p.  128.  Reliefe  0.  Jahn  S.  239  ff.  Wandgem&lde  D.  der  thronenden 
Pasiphae  den  Stier  vorfflhrend  (gegeniLber  Ariadne  dem  Theseus  den 
Knauel  reichend).  Mas.  Borbon.  XIV,  1.  Zahn  II,  60.]  Ikaros  Be- 
flflgelung,  Sarkophag  in  Messina,  Houel  II.  pi.  75.  Hirt,  Toelken's 
Kunstbl.  II.  S.  73;  Zo^  Bass.  44.  Winckelm.  M.  ined.  95;  Orti  Mon. 
Giusti  tv.  1,  2  Bruchstdck.  [Das  Exemplar  der  V.  Albani  auch  bei 
£.   Braun  zw6lf  Basrel.   Tf.   12;   wo   noch  ein   zweites   derselben  Villa 

O.  M  a  1 1  e  r  '•  Arehaeologle.    4.  Anfl.  46 


722  Mythologische  Gegenslande  der  b.  K.  [418] 

abgebildet  ist ;  ein  andres  nach  Petersburg  gekommen.  VasengemSlde  M.  Borb. 
JCIII,  57.  Daedalos  stehend  befestigt  die  Flflgel  unter  dem  Beistande  der  Athene. 
Darunter  Proteus  und  Menelaos,  Rv.  Perseus  u.  die  Gorgonen.]  Cameo, 
M.  Borb.  II,  28.  (K  ret  a  in  leichter  JSgertracht  dabei  sitzend).  [Auf 
der  andem  Seite  arbeitet  eine  weibliche  Figur  mit  Hammer,  la  Scultura?, 
an  einem  Ende  des  Fldgels.  Daedalos  h&lt  daliei  den  mit  ausgebreiteten 
FlClgeln  erh^ht  gestellten  Ikaros  am  Arm  zurdck;  der  Augenblick  scheint 
gemeint,  wo  an  die  Schwingen  die  letzte  Hand  gelegt  winl  u.  Ikaros  sich 
eben  aufschwingen  soil.]    Der  Flug,  G.  M.  489,  aus  Pitt.  d'Ercol.  IV,  63. 

2.  Tar  as  u.  Phalanth  in  einer  Statuengruppe ,  Paus.  X,  13. 
Taras  auf  Delphin  auf  Tarentinischen ,  s.  besonders  Probus  ad  Yirg. 
Georg.  n,  176.  Byzas  auf  Byzantinischen  M.  vgl.  Millin  P.  gr.  47. 
Kydon  auf  M.  von  Kydonia.  Tios  auf  Tianischen,  Vise.  Icon.  Gr. 
pi.  43,  16;  Adramyttos?)  ebd.  pi.  43,  15.  Kyzikos  auf  M.  der  gleich- 
namigen  Stadt,  G.  M.  421.  Eurypylos,  Kdnig  der  Keteer,  auf  M.  von 
Pergamos,  Mionnet  Suppl.  V.  pi.  4.  1.  Pergamos  xvlaTtjg  ebenda, 
Monomachie  auf  M.  Gavedoni  Ann.  1835.  p.  269.  Athymbros  auf  M. 
von  Nikaea,  Midas  mit  Phrygiscber  Miltze  auf  M.  von  Midaion  u. 
Prymnessos.  Von  Leukippos  §.  372.  A. '3.  Avellino,  Opusc.  div.  I. 
p.  199.  Auf  Syrakus.  M.  Leukaspis,  Torrem.  tv.  78.  11—14,  auf 
Messanischen  Pheraemon,  ebd.  50,  6,  M.  von  Tyndaris  Agathyrnos, 
s.  Due  de  Luynes,  Ann.  d.  Inst.  II.  p.  308  ff.  Millingen  Anc.  Coins  2,  9. 
Ein  reisiger  Heros  auf  M.  von  Segesta,  wahrscheinlich  Egestes  von 
Troja,  NOkden  8.  Dagegen  Millingen  Anc.  coins  p.  8.  Epidius 
Nuncionus  auf  M.  von  Noceria  (nach  Avellino),  Millingen  M^.  In.  pi.  1» 
7.  p.  14.  So  noch  historische  Stfldtegrdnder,  wie  Gorgos,  Periander's 
Bruder,  auf  M.  von  Ambrakia,  R.  Rochette  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  312.  M.  L 
pi.  14,  Dokimos  auf  M. -Dokimeia's.  Vgl.  Vaillant  N.  Imp.  Gr.  ed.  sec 
p.  305.    R.  Rochette  p.  245. 

3.  Aeneis,  Cod.  Virg.  G.  M.  645—652.  Shelstrate's  VirgiL 
L.  1750.  Heyne's  Virgil,  besonders  in  der  zweiten  Ausg.  Aeneas 
Anchises  tragend,  auf  Ilischen,  Segestanischen  (Torrem.  tv.  64,  2  ff.)  u. 
ROmischen  Mflnzen,  Gontomiaten,  Lampen  (Bellori  III,  10),  Gemmen, 
M.  Flor.  II,  30,  23.  Impr.  d.  Inst  II,  62,  Vasengem.,  Micali,  tv.  88,  6. 
R.  Rochette  pi.  68,  2.  3,  [u.  unz^lige  andre.]  Marmor  von  Turin 
pi.  76,  4;  auf  einem  Herculanischen  GemSlde  durch  Affen  dargestellt^ 
Pitt.  Ere.  IV.  p.  312.  Aeneas  bei  Dido  mit  einer  interessanten  Dar- 
stellung  Carthago's  u.  seiner  SchutzgQtter,  in  einem  spatrGmischen  Relief, 
PCI.  VII,  17.  vgl.  Beschr.  Roms  II,  II.  Beil.  S.  9.  Barberinische  u.  Vati- 
canlsche  Statue  der  sich  ermordenden  Dido,  PCI.  II,  40.  B,  10.  Ganz 
anders  die  Statue  Anthol.  Pal.  Plan.  IV,  151.  Vpjl.  ilber  die  Bildungen  der 
Dido  Heyne  Virg.  T.  VI.  p.  762.    Dido  von  dem  hinwegsegelnden  Aeneas 


[418]  Mythen  der  Inseln,  Colonieen,  Rom's.  723 

verlassen,  nel^en  ihr  dienende  Frauen  und  die  Figur  der  Africa,  Pompej. 
GemlUde,  M.  Borb.  IX,  4.  (Cleopatra  nach  Girillo).  Rom's  Ur- 
sprdnge  an  der  Ara  des  Claudius  §.  415.  A.  1,  und  der  Statue  des 
Tiber  §.  403.  A.  3.  Clarac  pi.  17(3.  Sarkophag  im  Dom  zu  Amalfi, 
Mars  zur  Ilia;  alle  GK^tter  dabei,  auch  die  aus  der  Unterwelt;  auf  einer 
Seite  die  WOliin  mit  den  Zwillingen.  Aeneas  und  die  Sau  von  Alba,  auf 
dem  Vaticanischen  Altar  (des  Augustus),  R.  Rochette  pi.  69.  Die  Sau 
mit  den  dreissig  Ferkeln,  auf  Gemmen;  auch  wohl  PCl.  VII,  32.  Aeneas, 
im  Costilm  eines  spttem  Imperator,  die  Sau  opfernd,  Relief,  G.  di  Fir. 
Ill,  119  (nach  dem  Herausgeber).  Rea  Silvia  §.  373.  A.  3.  Romulus 
u.  Remus  unter  der  WOlfin  (lupa  tereti  cervice  refleza,  Yirg.  Aen.  VIII), 
633),  auf  H.  von  Rom  u.  Ilion,  N.  Brit.  I,  19.  9,  18.  §.  182.  A.  1;  auf 
Gemmen,  G.  M.  655.  Impr.  d.  Inst.  11,  64.  65  (der  Hirt  Faustulus  in 
der  Sisyra  u.  Roma  dabei);  Relief,  G.  M.  657;  Statue  §.  172.  A.  1.  Die 
M.  von  Capua,  N.  Brit  2,  14.  deuten  auf  eine  ^hnliche  dortige  Localsage. 
Die  lauschenden  Hirten,  G.  di  Fir.  Intagl.  36,  1.  Passeri  Luc.  Ill,  1.  2. 
Romulus  spolia  opima,  G.  M.  658.  Die  Tarpeja  von  den  Sabinem  mit 
Schilden  GbersehQttet,  auf  M.  der  g.  Tituria.  Sabinerinnen-Raub  auf 
xH.,  G.  M.  658*.    M.  des  Constantius,  M.  Flor.  IV,  100. 


II.    Gegenstftnde  des  Menschenlebens. 

A.    Individueller  Ai*!. 

1.    Historische  Darstellnngen. 

1  419.  Die  Griechische  Kunst  in  ihrem  Wesen  so  sehr 
eine  aus  dem  Innem  hervorgehende  Produktion,  und  hangt 
in  ihrer  geschichtlichen  Entwickelung  so  sehr  mit  Religion, 
Mythologie  und  Poesie  zusammen,  dass  die  Darstellung  des 
aussern  erfahrungsmassigen  Lebens  immer  nur  eine  untei^e- 
ordnete  Stelle  in  ihr  einnehmen  konnte.  Und  auch,  wo  &u- 
ssere  Erfahrung  dem  Kunstler  Stoff  giM,  sind  Darstellungen 
bestimmter  einzekier  Fakta  viel  seltner,  als  eine  Auffassung 

2  der  Erscheinung  in  ihren  allgemeinen  Zugen.  In  Griechen- 
land  nahm  indess  die  Malerei  durch  das  Zusammenfallen 
ihrer  Entwickelung  mit  den  Perserkriegen,  und  den  geringeren 
Zusammenhang  ihrer  Werke  mit  dem  Cultus  (§.  73,  1.) 
dfter  als  die  Plastik  ihre  Richtung  auf  Verherrlichung  histori- 
scher  Begebenheiten,  siegreicher  Kampfe  der  Gegenwart  [§.  99. 
A.  1.  109.  A.  3.  T.  der  Nike  Apteros.]  (§.  135,  2.  140,  5. 
163,  6.);  auch  das  Leben  der  Weisen  und  Dichter  wurde  in 

3  diesen  Kreis  gezogen.  In  plastichen  Kunstwerken  sind,  wenn 
man  von  der  Andeutung  geschichtlicher  Ereignisse  durch  die 
Wahl  der  Mythen  (§.  89,  3.  90,  3.)  absieht,  historische  Dar- 

4  stellungen  vor  Alexander  sehr  selten.  Doch  giebt  es  eine 
gewisse  Zahl  auffallender  und  wunderbarer  Geschichten  von 
grosser  Pietat,  Liebe  und  dergleichen,  wie  die  von  den  Kata- 
naeischen  Brudem,  Hero  und  Leandros  und  einige  andre, 
welche  in  der  bildenden  Kunst,  wie  auch  in  der  Poesie,  fast 

5  die  Rechte  von  Mythen  erworben  haben.  Haufiger  wurden 
eigentlich  historische  Darstellungen  bei  den  Romern,  wo  an 
Triumphb5gen  und  Ehrensaulen  grosse  Eriegszuge  der  Kaiser* 
zeit  vollstandig  entwickelt,  und  auch  auf  den  Munzen  manche 
Ereignisse,  fruher  als  Auszeichnungen  einzelner  Geschlechter, 
dann  als  Ehrenthaten  der  Kaiser,  nicht  bios  raythisch  ange- 


[419]  Historische  Begebenheiten.  725 

deutet,  sondem  auch  immittelbar  vorgestellt  wurden;  doch  6 
finden  sich  auch  in  Rom  historische  Gegenstande  ausser  diesem  7 
Kreise  von  Denkmalern  selten.    Die  Apotheosen  kann  man 
kaum  zu  den  historischen  Begebenheiten  rechnen ,  sie  bilden 
wenigstens  den  Uebergang   von  der  sinnlichen  Erscheinungs- 
welt  zu  einer  geglaubten  gottlichen.  —  Wie  bei  den  Kriegs-  8 
darstellungen  jener  Ehrenmonumente  auch   den  Germanen, 
Daciern,  Sarmaten  ihr  nationaler  Charakter  gegeben  wird: 
so  muss  an  dieser  Stelle  bemerkt  werden,  dass  auch  in  der 
Bezeichnung  fremder  Rassen  die  alte-Eunst  viel  Sinn  fur 
genaue  Auffassung  eigenthumlicher  Bildung  zeigt. 

1.  Diese  Einsicht  wird  grOsslentheils  Winckelmann  verdankt,  welcber 
die  Herakliden-Wanderung  als  den  jQngsten  Oegenstand  der  bildenden 
Kunst  betrachtete.  Und  auch  hier  kann  man  zweifeln,  ob  die  drei 
Helden  bei  der  Ume,  auf  Gemmen,  die  loosenden  Herakliden  sind.  Winck. 
W.  III.  S,  XXVII. 

2.  Bei  Philostratos  kommen  Panthia,  Rhodogune,  Themistokles  in 
Persien,  Pindar  als  Knabe,  auch  Sophokles,  als  Gegenst&nde  von  Ge- 
mUlden  vor.  Nach  Lukian  de  morte  Peregr.  37  wurde  Sokrates  Ge- 
spr§ch  mit  seinen  Freunden  im  Kerker  oft  gemalt.  Sokrates  u.  Alkibiades? 
Impr.  d.  I.  IV,  83.  [Sokrates  den  Giftbecher  leerend,  vermuthete  in  dem 
Relief  Mon.  de'  Gonti  Giusti  Verona  tv.  1,  1  der  Verf.  Goetting.  Anz.  1837. 
S.  1956,  so  wie  auch  der  Herausg.,  obwohl  des  Soki'ates  PortrS.t  nicht 
ausgedrQckt  ist  u.  also  ein  Arzt  gemeint  sein  kOnnte.  Sokrates  auch  an 
Sarkophagen  mit  den  Musen.  0.  Jahns  Deutung  eines  Bronzereliefs  auf 
Sokrates  und  Diotima  Ann.  XIIT.  p.  272  wird  mit  Recht  bestrltten  von 
Avellino  Bull.  Napol.  II.  S.  27  flf.  u.  R,  Rochette  Peint.  de  Pomp^i  I.  p. 
105  f.  So  ist  auch  sicher  das  Grabrelief  M.  di  Mantova  III,  16  nicht 
Aristoteles  mit  dem  kleinen  Alexander.  In  einer  Wiederholung  dieser 
Vorstellung  im  Museum  zu  Brescia,  wo  man^  ebenfalls  sagt  Aristotele  e 
suo  scolare,  bat  der  Kleine  die  Formen  eines  Ausgewachsenen  u.  scheint 
daher  eher  ein  Sklave  zu  sein.]  Hochzeit  de^  Masinissau.  der  Sophonisbe, 
Herculan.  Wandgem.  Vise  Icon.  Rom.  pi.  56.  M.  Borb.  I,  34.  Alexan- 
der's Hochzeit  §.  211,  1.  —  Kroesos  auf  dem  Scheiterhaufen  (den 
Gfittern  vertrauend,  die  den  Brand  Idschen  werden),  Vas^ngem.  von 
Volci  (das  einzige  der  Art),  M.  I.  d.  Inst.  54.  Welcker  Rhein.  Mus.  II. 
S.  501.    Arkesilaos  §.  427.  A.  6. 

3.  Geschichtliche  Gruppen  und  Reliefs  §.  118.  A.  2,  a.  u.  am 
Ende,  §.  129.  A.  3.  157*,  2.  3.  Othryades  auf  Gemmen,  wenn  ^  es 
ist  (VIC),  Lipp.  I,  II,  66.  67.  u.  sonst.  Die  Argivische  Dichterin  Tele- 
si  1 1  a  sich  riSstend,  Paus.  II,  20,  7.  Die  Deutung  der  Etruskischen  Reliefs 


726  Ge^ensUUide  des  Menschen-Lebens.  [^l^J 

[Zo^  Bassir.  tv.  40.]  IngL  Mon.  Etr.  I,  63,  64,  auf  den  Marathonischen 
Ecfaetlos  ist  sehr  zweifelhaft.  Ariou  rait  der  Laute  auf  dem  Delphin 
M.  Borb.  X,  7  (wie  Taras),  als  SeitenstCick  einer  Nereide  auf  dem  Triton. 
[Diltrephes  .von  Pfeilen  durchbohrt,  Paus.  I,  23,  4»  Den  Timotheos 
malten  die  Maler  scfaerzhaft  schlafend  im  Zelt  u.  Tyche  fiber  ihm  die 
St&dte  in  einem  Netz  fangend,  Aelian  V.  H.  XIII,  43.  Suid.  Plut.  Apophth.] 
Harmodios  u.  Aristogeiton,  Gruppe  auf  Athenischen  Mflnzen  u.  an 
dem  Thronsitze  Stackelberg  Grftber  S.  33  Vign.  nur  nicht  die  yon 
Pk'axiteles,  wenn  es  die  von  Xerxes  geraubte  und  von  Alexander,  Seleukos 
Oder  Antiochos  zurQckgegebene  war,  sondern  es  muss  die  ftlteste  der  drei 
in  Athen  gearbeiteten,  die  von  Antenor  gewesen  sein.  [§.  88,  oder  wenn 
nicht  die  zurQckgegebene,  dann  die  von  Kritios  oder  die  von  Praxiteles. 
Eine  dieser  Gruppen  auf  der  Agora  Aristoph.  Eccles.  713,  Aristot.  Rhet. 
I,  9.  Der  marmome  Thron  ist  obne  Zweifel  derselbe,  welcben  Stuart  II. 
eh.  4,  die  deutsche  Uebersetzung  II.  S.  438  aus  dem  Memorandum  ilber 
Lord  Elgin  erw^hnt,  indem  nur  das  Opfer  der  Erechtbeustochter  Tod  der 
Leaena  genannt  wird.]  Elektron-Schale  (§.  312.  A.  3)  mit  Alexander's 
ganzer  Geschichte.  Relief  aus  giallo  antico  von  Laurentum  mit  einer 
Andeutung  der  Scblacht  von  Arbela,  Fea  zu  Winck.  Ill,  441.  G.  M.  564. 
Alexander  und  Diogenes,  ZoSga  Bass.  vgl.  30.  uuch  Boissard  I.  tb.  81. 
Diogenes  in  der  "f onne  Impr.  d.  I.  IV,  82.  Demosthenes  am  Altar  von 
Kalauria,  Terracotta-Relief,  Fea  zu  Winck.  11.  p.  256.  [Die  Reiterschlacht 
des  Agathokles  herrlich  auf  Tafeln  gemalt,  Gic.  Verr.  lY,  2,  55.] 

4.  Die  Katanaeischen  BrQder  am  T.  der  Apollonis  §.  157. 
A.  2;  auf  M.  von  Katana  (Torrem.  tb.  23)  und  des  Sextus  Pompejus. 
Statuen  besingt  Claudian  Eidyll.  VII.  [Kleobis  u.  Biton  in  Aigos 
mit  der  rijptvvog  angethan.  Poll.  VII,  61,  das  Ziehn  der  Mutter 
nach  dem  Tempel  dargestellt  in  Argos,  Pausan.  n,  20,  2,  in  Delphi 
Herod.  I,  31  u.  Kyzikos  in  einem  der  Stylopinakien  des  Tempels  der 
Apollonis  n.  18  der  Epigramme.  Ein  Basrelief,  ehemals  im  Pallast 
Sacchetti  scheint  modern,  so  wie  ein  and  res  von  andrer  Composition  bei 
einem  ROmischen  AntikenhUndler  1845.  Ein  Stein  s.  Toelken  geschn. 
Steine  S.  312,  7.  Das  von  Beger  Spicil.  p.  146  u.  Montf.  I,  24  edirte 
Relief,  jetzt  in  der  Marcusbibliothek  in  Venedig  ist  zum  Theil  dunkel, 
aber  nicht  auf  irgend  eine  andre  Geschichte  zu  beziehn,  wie  Boettiger 
Kunstmyth.  II.  S.  282  meint.]  Der  von  der  Pero- gesftugte  Kim  on, 
Valer.  Max.  V.  4.  ex.  1  (der  huius  facti  pictam  imaginem  envSihnt), 
Wandgem.  M.  Borb.  I,  5.  [Ternite  Pompej.  Wendgem.  2.  Reihe  I,  8.] 
Die  Geschichte  von  Hero  u.  Leandros  findet  sich  auf  M.  von  Bestos 
(Mionn.  Sappl.  I.  pi.  8)  u.  Abydos  V.  pi.  5,  3,  Gemmen  (Lipp.  I,  II,  62) 
u.  Contomiaten  auf  dieselbe  einfache  Weise  vorgestellt.  [Auch  in  einem 
Pompej.  Gemftlde,  Journ.  des  Sav.  1845.  Febr.    Bull.  Napol.  I.  p.  20.] 


[419]  Hislorische  Begebenheiten.  727 

5.  S.  §.  198,  2.  202,  2.  204.  A.  4.  205.  6.  207.  A.  4.  Fragment 
eines  Kampfes  von  ROmern  mil  Daciem,  wie  es  scheint,  L.  349.  Glarac 
pL  144.  GrOssere  Stflcke  aus  ahnllchen  Kriegscenen,  G.  Giust.  11,  71.*  72. 
Kampf  von  R5mern  u.  Marcomannen,  (Blackie  Ann.  d.  Inst.  III.  p.  287. 
[Nibby  sarcofago  scoperto  entro  la  vigna  Amendola  R.  1839.]  Perga- 
menern  u.  Galliern  nach  R.  Rochette,  Bullet  univ.  Set.  VII.  1830.  p.  368) 
an  dem  Sarkophag  der  Vigna  Ammendola,  M.  I.  d.  Inst.  30.  31.  —  Auf  . 
Denaren  der  Republik  kOnnen  nur  Andeutungen  geschichtlicher  Fakta 
Platz  habeu,  wie  Aemilius  Lepidus,  der  Rolem.  V.  das  Diadem  aufsetzt 
(Morelli  g.  Aemilia  8),  der  gebundne  Jugurtba  (g.  Cornelia),  die  Unter- 
werfung  des  K5nig  Aretas  u.  des  Judaer  Bacchius  in  Arabien  (g.  Plautia 
et  Aemilia),  Stieglitz  p.  97  ff.  Auf  KaisermCinzen  wird  besonders  das 
Ged&chtniss  der  munera  congiaria  und  opera  publica  gefeiert;  aber  auch 
andre  Unternehraungen  der  Kaiser,  Trajan's  Heerzflge,  Hadrian's  Reisen. 
—  Alimentariae  Faustinianae,  ZoSga  Bass.  32.  33.  Die  Mithridatischen 
Kriege  geroalt,  Sidon  ApoU.  carm.  22.  V.  158. 

0.  Der  Gurtius,  V.  Borgb.  st.  I,  18,  Maffei  83,  ist  von  Berniiii;  nur 
das  Pferd  antik.  Die  geschnittenen  Steine  mit  Codes,  M.  Scaevola, 
Curtius  M.  Flor.  II,  56  sind  offenbar  neu;  die  mit  Kleopatra's  Tod  (vgl. 
§.  311.  A.  5)  zweifelhaft  der  mit  Caesar's  firmordung,  Lipp.  I,  II,  279, 
gewiss  nicht  antik.  Auf  Sulla's  Siegelring  war  die  Auslieferung  Jugurtlia's 
vorgestellt,  Plut.  Sulla  3.  Roscius,  wie  er  als  Knabe  von  einer  Scblange 
umwunden  wurde,  war  aus  Silber  caelirt,  Cic  de  div.  I,  36.  Domitian's 
Bedrangniss  durch  die  Vitellianer,  in  einem  Relief  dargestellt,  Tac  H.  UI, 
74.  AVG  als  hewaffneter  Heros  mit  dem  R5mischen  Adler  u.  dem  Palla- 
dium, Impr.  d.  I.  Ill,  89.  Commodus  Isis  Cult,  in  einer  Mosaik  portr&t- 
ar^g  dargestellt,  Spartian  Pescenn.  6.  Ebenso  Elagabal's  Gfitterdienst,  in 
einem  Gemalde,  Herodian  V,  5.  —  Interessant  ist  die  zusammengedr&ngte 
Darstellung  der  Schicksale  der  Leg.  XI.  CI.  P.  F.  auf  einer  Gemme,  M. 
Flor.  II,  19.  Lipp.  I,  II,  451.  —  Die  mitunler  schOnen  Statuen  Barbariscber 
KOnige  als  Gefangner  (z.  B.  Mafifei  Race.  56  vom  forum  Traiani,  vgl. 
Montf.  IV,  148.  Clarac  pi.  330)  waren  wolil  immer  Nebenfiguren  an 
Ehrenraonumenten  [Clarac  pi.  852— 854  C]  Tiridat?  L.  446.  Clarac  pi. 
336.    Vgl.  §.  406.  A.  5.  (Silence). 

7.  Ueber  die  Consecrationen  der  Kaiser  stellt  die  G.  M.  671—684 
die  Hauptdenkmftler  zusaromen ;  die  Kaiser  tr&gt  ein  Adler,  die  Kaiserinnen 
ein  Pfau  gen  Hiramel;  Hadrianus  erhalt  in  dem  Relief  PCI.  V.  26  (wie 
Herakles)  iie '  Unsterblichkeit  in  einer  Schale.  Auf  M.  des  M.  Aurel 
bedeutet  ein  Juno-Thron  die  Consecration  der  Faustina,  Pedrusi  Vlli, 
18,  5.  Auf  eine  sp&tre  Apotheose,  nieht  die  des  Romulus,  bezieht 
sich  auch  das  Diptychon  G.  M.  659.  Auf  der  ara  Augustea  zu  Ravenna 
(Gori  Gemmae  astrif.  III.  p.   137)  scheint  Claudius  unter  die  GOtter  des 


728  GegensUUide  des  Mensehen-Lebens.  [4^] 

Juliscben  Geschlechts   aofgenommen  zu  werden.   vgl.  §.   199.  A.   6.   8. 
200.  A.  2.    204.  A.  4. 

8.  S.  darOber  Blumenbach  Gommentatt.  Soc.  Gott.  XVI.  p.  175. 
Sehr  vortrefiflich  sind  die  Ae  gyp  tier  schon  auf  einer  Vase  von  Void, 
Micali  tv.  90,  gezeichnet.  Die  Statue  des  trunkenen  Inders,  Kallistr.  3, 
war  etwas  mohrenartig;  vgl.  Philostr.  Apollon  II,  22.  In  einem  Kyre- 
naeischen  Sepulcralgemfilde  wird  der  Lebenslauf  einer  Negersklavin 
dargestellt.  Pacho  pi.  54.  Neger  (durch  Restauration)  L.  354.  Glarac 
pi.  322.  Aethiopischer  Badeknecht,  PCI.  Ill,  35.  Negerin,  Kopf  von 
Bronze  M.  Pourtal^s  pi.  19.    Hingeknieter  Mohr  als  Larope  das.  30. 


2.    Portrfttbildnngen. 

1  420.  Die  Portratbilder  (dvdgidvreg)^  aus  dem  Be- 
streben,  Sieger  in  heiligen  Spielen  zu  ehren,  hervorgegan- 
gen,  also  ursprunglich  ebenso  wie  andre  Bilder  mit  dem 
Dienste  der  G6tter  in  Verbindung  stehend,  wurden,  bei  dem 
Verschwinden  des  achten  Republicanismus,  durch  den  politi- 
schen  Ehrgeiz  und  die  Sehmeichelei  spaterer  Zeiten  zu  unge- 
heurer  Zahl   vermehrt  (s.  §.  87.  88.  121,  3.    128,  5.  1^9,  3. 

2  158.  181,  2.  199  flf.).  Meist  waren  sie  aus  Erz,  weniger 
aus  Marmor;  neben  der  ganzen  Figur  wird  die  Form  der 
Buste  und  des  Schildbildes  gebrauchlich ,  besonders  fur  Auf- 
stellung  in  grosseren  Reihen;  Malerei,  gew5hnlicher  fur 
Privatbestellung,  ist  doch  nicht  ohne  Beispiel  bei  oflfentlichen 

3  Ehrenbildem.  Ursprunglich  freiere  Darstellungen  des  korper- 
lichen  und  geistigen  Charakters  der  Individuen,  kommen  ei- 
gentliche  Portratstatuen  erst  sehr  allmahlich  auf  (§.  87. 

4  123,  2.  129,  5.).  Zugleich  wurden  von  Mannem  fi-uherer 
Zeiten,  auf  eine  ahnliche  Weise  wie  von  Heroen,  aus 
ihrem  bekannten  Charakter,  ihren  Spruchen,  Poesieen  her- 
aus,  Portratbilder  erschaflfen,  wie  der  im  hochsten  Sinn  ge- 
dachte  Homeroskopf,  die  Statuen  der  sieben  Weisen  und  der, 
nach  Platon's  Symposion,  aus  dem  Silen  geschaffne  heitre 

5  Sokrate^opf.  In  der  Zeit  der  gelehrten  Studien  Griechen- 
lands  bildeten  die  Portrate  der  Schriftsteller ,  besonders  der 
Philosophen,  einen  sehr  bedeutenden  Zweig  der  Eunst,  auf 
den  manchc  Kunstler  sich  fast  ausschliesslich  legten,  besonders 
weil  man  in  Museerr  und  Bibliotheken  m5glichst  vollstandige 


[420]  .Portrfttbildungen  der  Griechischen  Kunst.  729 

Reihen  davon  zu  bilden  bestrebt  war ;  auch  zeigten  die  Kunst- 
ler  dabei  ein  bewundernswurdiges  Talent,  das  eigenthumliche 
Studium  imd  den  litterarischen  Charakter  dieser  Manner  bis 
in  die  Fingerspitzen  hinein  auszudrucken.  Auch  von  den  ^ 
ausgezeichneten  Staatsmannem  Athens  ist  uns  manche  sichre 
Buste  erhalten;  dagegen  von  den  im  Alterthum  so  viel  ge- 
bildeten  und  auf  alien  Stufen  idealisirter  und  gewohnlicher 
Menschengestalt  (§.  158.  199.)  dai-gestellten  Fursten,  den 
grossen  Alexander  ausgenoramen,  sehr  wenig  ubrig  ist,  haupt- 
sachlich,  well  man  in  R5mischer  Zeit  keine  Sammlungen 
davon  machte.  Dagegen  geben  die  Munzen,  von  Alexander  7 
abwarts,  eine  reiche  Uebersicht  der  aus  Griechischem  Stamme 
hervorgegangenen  Dynastieen  sowohl,  wie  der  orientalischen, 
welche  sich  jenen  in  ihren  Sitten  zu  nahern  suchten. 

1.  MerkwGrdig  ist,  dass  auch  nach  Hygin  f.  104.  Laodameia,  um 
ein  Bild  des  Protesiiaos  bei  sich  zu  haben,  einen  Grottesdienst  simulirt, 
vgl.  Ovid  Her.  13,  152.  Bilder  als  Ersatz  entfernter  Greiiebten  setzen  die 
Tragiker  in  die  beroische  Zeit,  Aesch.  Ag.  405.  Eur.  Alk.  349.  [Dikaeo- 
genes  in  den  Kypriem,  Aristot.  Poet.  16.  Welcker  Griech.  Trag.  S.  204], 
vgl.  Visconti  I.  p.  2.  Lobeck  Aglaoph.  1002  u.  1007.  (Dass  die  "Egfia- 
<p^69iTot,  Theophr.  Char.  16,  maiorum  utriusque  sexus  effigies  cubiculares 
sub  specie  Hermarum  biformium  consecratae  gewesen,  ist  wenig  wahr- 
scheinlicb).  —  In  Athen  wurde  Demosth.  zufolge  nach  den  Tyrannen- 
mdrdern,  §.  88,  zuerst  Konon  aufgestellt;  dann  Chabrias  (ausser  Nepos 
Ghabr.  1.  s.  Aristot.  Rhet.  HI,  10),  Timotheos  und  viele  andre.  Iphikrates 
Rede  gegen  Harmodios,  einen  Nachkommen  des  TyrannenmOrders,  (Aristot. 
Rhet.  n,  23,  6.  8)  scheint  dadurch  veranlasst  worden  zu  sein ,  dass  Tiieser 
jenem  die  Ehre  der  Statue  bestritt,  die  nur  ihrem  Geschlecht  gebflhre, 
vgl.  Demosth.  g.  LepL  p.  462.  Sonst  A.  Westermann  de  publ.  Ath.  honor. 
p.  14  fl     ttvd^iavxa^^nat,  G.  I.  n.  2749. 

2.  Daher  av$(ficcvvonoiol,  statuarii,  fQr  Erzgiesser  steht.  Was  man 
aus  Marmor  hat,  ist  meist  ROmische  Nachbildung.  Yon  den  Edsten 
S.  345,  3,  den  Schildbildem  §.  311.  A.  3.  345^  4.  Portrfttgemfilde  als 
Ehrenbilder,  besonders  in  Eleinasien,  wie  das  des  Kitharoeden  Anaxenor 
im  Purpurmantel  des  Zeus  Sosipolis  zu  Magnesia,  Strab.  XIV,  648.  Vgl. 
§.  208,  3. 

3.  Die  berflhmte  Vorschrift,  dass  die  Athletenstatuen  nicht  grosser 
als  im  Leben  sein  durften  (s.  u.  a.  Lukian  pro  imag.  11)  sollte  einen 
durchg&ngigen  Unterschied  gegen  die  gewOhnlich  grOsser  gebildeten  Jleroen 
setzen.  Die  iaofiixqTiroi  dvd^idvttg  im  Schwur  der  Attischen  Archonten 
hSngen  auch  damit  zusammen.   Davon  sind  aber  die  st.  iconicae  bestimmt 


730  .OegensUlnde  des  Menschen-Lebens.  [420] 

zu  scheiden,  geuaue  Portratstatuen,  die  man  naturlich  erst  nach  Lysistratos, 
di-eimaligen  Siegem  setzte,  §.  87.  A.  2. 

4.  Pariunt  desideria  non  traditi  [traditos]  vultus,  sicut  in 
Homero  evenit,  Plin.  XXXV,  2.  Dei-  lierrliche  Famesische  Kopf  des 
Homer  (Tischb.  Horn.  I,  1)  zeigt  das  ylvKjf  y^gag,  Christodor  322;  die 
Capitoliniscben  bei  Vise.  1,  1  sind  des  Heros  Homer  weniger  werth.  Doch 
geben  auch  die  M.  von  Amastris  (M.  SGlem.  tb.  6,  9)  und  Jos,  und  die 
Conlorniaten  verscbiedene  KCpfe.  Die  Homerischen  DenkmSler  oben 
§.311,  5.  393.  A.  2.  G.  M.  543—549.  Einige  zweifelhafle  Bildwerke, 
R.  Rocbette  M.  I.  pi.  70  (Dank  einer  Familie  an  Asklepios  und  Hygieia?) 
und  71,  1.  p.  4^.  Dann  gehOren  zu  den  non  traditi  vultus  obne  Zweifel 
Lysippos  Sieben  Weisen  und  Aesop  (Anth.  Pal.  Plan.  332),  wonach 
die  Hermen  aus  der  Villa  des  Gassius,  mit  Unterscbrifl ,  und  der  Aesop 
der  V.  Albani,  obne  solche,  verfertigt  sein  mOgen.  Aucb  Solon's  Bild 
in  Salamis,  welches  Aeschines  fQr  sebr  alt  ausgab,  war  nocb  nioht 
50  Jabr  vor  Demosthenes  gesetzt,  de  falsa  leg.  p.  420.  Von  Lysippos 
So k rates,  Diog.  L.  11,  43.  vgl.  Visconti  pi.  18.  (Ueber  die  meist  alle- 
gorischen  oder  grillenhaften  Sokrates-Geinmen  Chifflet's  Socrates.)  Den 
Reichthum  der  Giiechen  auch  an  Statuen  dieser  frilhern  Zeiten  zeigt  be- 
sonders  Christodor  und  die  Aufzahlung  von  Frauenstatuen  Griechischer 
Meister  bei  Tatian  adv.  Gr.  52.  p.  168. 

5.  Ueber  Gelehrten-Bildner  Plin.  XXXV,  2.  XXXIV,  19,  26  ff.  vgl. 
§.  121.  A.  3.  Gelehrten-Bilslen  als  Scbmucl^  der  Museen,  wahrscheinlich 
schon  in  Alexandreia  und  Pergamon,  wie  in  dem  des  Asinius  Pollio,  dann 
auch  in  Privatsammlungen,  Pers.  Prol.  5.  Juv.  II,  4.  VII,  29.  Lipsius 
de  bibliolh.  9.  Gurlitt  S.  240.  vgl.  §.  305.  A.  4.  —  Ueber  die  feine  Auf- 
fassung  des  Gharakters  s.  besonders  Sidon.  ApoUin.  Epist.  IX,  9.  Der 
Geometer  Euklid  wurde  mit  auseinander  gebogenen,  der  fingerrechnende 
Ghr}'sipp  mit  zusammengeknlmmten  Fingern,  Arat  als  Sanger  der  Gestime 
(obzwar  nur  nach  BQchem)  mit  dbergebogenem  Nacken  gebildet.  Die 
beiden  letztem  sieht  man  so  auf  M.  von  Soli  (Vise.  pi.  57, 1),  den  Ghrysipp 
erkennt  Vise,  damach  in  einer  BQste  der  V.  Albani. 

Von  Philosophen  kennt  man  durcfa  M.  PyUiagoras  (ZTvdayo^i^^ 
Zctfiimvy  Gab.  d'Allier  pi.  16,  16.  vgl.  §.  181.  A.  1),  Heraklit  und  Anaxa- 
goras  (Vise.  pi.  A,  2),  durch  sichere  BQsten  Sokrates,  Platon,  Kameades, 
Theon  von  Smyrna,  Aristoteles  (Statue  im  Pall.  Spada),  Theophrast, 
Antisthenes,  Diogenes  (interessante  Statue  in  V.  Albani),  Zenon  den 
Stoiker,  (dessen  BQste  in  Neapel  Vise.  fOr  den  Eleaten  nimmt,  und  dem 
Stoiker  eine  andere  unbegrGndete  giebt;  [Leukippos,  Avellino  Opusc.  I. 
p.  198J  die  treffliche  Statue  eines  aitem  Mannes  im  Tribon,  M.  Cap.  I,  90. 
Bouill.  il,  26,  geh5rt  keinem  von  beiden),  Ghrysipp,  Poseidon ios,  Epikur 
und  Metrodor,  Hermarch. 


[420]  PWlosophen,  Dichter,  Redner.  731 

Von  Dichtern  findet  man  auf  M.  Alkaeos,  Sappho  (die  BQsten 
sind  uQsicher,  und  die  von  Steinbiichel  Wien  1821,  Millingen  Un.  33.  34. 
Maisonneuve  81  herausgegebene  Vase  in  Wien,  wenn  die  Inschrifl  edit, 
[ein  Thonrelief  von  Melos  im  Brittischen  Museum  stellt  dieselbe  Scene 
dar],  doch  fdr  kein  Porlr&t  zu  achten,  welches  dagegen  die  von  Allier  de 
Hauteroche,  Notizie  intorno  a  SafTo  di  Ereso.  1822,  herausgegebne  Bronze- 
mflnze  liefert,  vgl.  Plehn  Lesbiaca  p.  189  ff.  Gerhard  KunstbJ.  1825. 
N.  4.  5.  Broendsted  Voy.  II.  p.  281),  Anakreon,  Slesichoros  (genau  nach 
der  von  Gic.  Verr.  II,  35  erw&hnten  Statue).  [Anakreon  mit  seinera 
HQndchen,  Vase  im  Britt.  Mus.  Sam.  Birch,  Ardiaeologia  L.  XXXI.  p.  256. 
Wiederholung  in  Rom,  Bull.  1846.  p.  81.  Kydias,  mit  einer  Laute. 
XAIPE  XAITE  KYdIAZ,  an  einer  Vase  Catal,  Magnoncour,  vgl.  Goetting. 
Anz.  1840.  S.  597  IT.  Zwei  Statuen  um  Montecalvo  1836  gefunden  und 
wahrscheinlich  zu  den  neun  Musen  gebOrig  sind  Anakreon  und  wahr- 
scheinlich  Tyrtaeus,  beide  im  neuen  Borghesischen  Museum.  Angebliche 
BQste  des  Anakreon  Neapels  Ant  Bildw.  8.  100.  n.  343.  Eine  andere 
M.  Worsl.  Ill,  3.]  In  Marmorwerken  Sophokles  (aus  dem  Prytaneion  von 
Athen?  M.  Worsl.  I,  2,  1),  [die  herrliche  Statue  im  Lateran  und  Bilder 
M.  d.  I.  IV,  27.  28.  Ann.  XVIII.  tv.  E  p.  Seitdem  soil  1846  eine  SUtue 
des  S.  in  Athen  fdr  das  Franz.  Mus.  erworhen  worden  sein].  Euripides 
(litterarisch  wichtige  statuetta  L.  65.  Winck.  M.  I.  168.  Glarac  pi.  294). 
[Statue  stehend  Ghiaram.  II,  23,  sitzend  in  Dresden,  Leplat  pi.  III.  Glarac 
pi.  841.  n.  2098  D,  viele  BCisten,  mehrmais  ist  Euripides  auch  in  Doppel- 
bfisten  mit  Sophokles  vereint;  auch  in  Relief  in  einer  Trinkschale  aus 
Athen  Bull.  1842.  p.  172.]  Menandros  und  Poseidippos  (Statuen  voll 
Lelien  und  Wahrheit,  aber  einer  gewissen  Weichlichkeit  und  SchlafTheit, 
PCI.  Ill,  15.  16.  Bouill.  II,  24.  25.  [Glarac  pi.  841.]  Schlegel  Dramat 
Poesie  I.  am  Schluss),  Moschion.    [Clarac  pi.  840  D.  n.  2122  A.] 

Von  Redner n  BQsten  des  Isokrates,  Lysias,  Demosthenes  und 
Aeschines  (auch  bei  Miltingen  Un.  Mon.  II,  9;  Statue  des  Demosthenes, 
jelzt  im  Vatican,  G.  M.  Wagner  Ann.  d.  1.  VIII.  d.  159.  JM.  Ghiaram. 
II,  24.  Ueber  eine  BQste  Avellino  1841.  vgl.  N.  Rhein.  Mus.  III.  p.  274. 
Schroeder  fiber  die  Abbild.  des  Demosth.  Braunschweig  1842],  man  erkennt 
in  ihm  eben  so  rov  %KXbv  cevdQiavra,  wie  in  Demosthenes  den  feurig 
bewegten  Patrioten),  Ijeodamafi.  Historiker:  Herodot  und  Thukydides. 
Rhetoren:  Epaphroditos,  Aelius,  Aristides.  (Ueber  die  Vaticanische 
Statue  des  APISTIJEZ  SMYPNEOE  s.  Mai  script,  vet.  nova  coll.  I. 
p.  LI.  Gerhard,  Beschreib.  Roms  II,  H.  S.  330.)  Ein  siegreicher  Rhetor 
von  Alexandria,  Amaltb.  III.  Tf.  8.  Herodes  Att  von  Marathon, 
M.  Pourtal^s  pi. ^37.  Aerzte:  Hippokrates,  Asklepiades  und  Andre  (be- 
sonders  in  Miniaturen).  Der  Astronom  Hipparchos  auf  BL  von  Nikaea. 
mit  dem  Globus,  Mionnet  Suppl.^  V.  p.  91.    [Visconti  Iconogr.  Gr.  pi.  26. 


732  Gegenstande  des  Menschen-Lebens.  [420] 

« 

Mit  dem  Cirkel  auf  dem  mit  den  Kreisen  der  Ekliptik  und  des  Aequators 
versehenen  Globus  messend,  Urlichs  dreizehn  Gemmen  aus  der  Sammlung 
der  Frau  Hertens-Schaafhausen,  Bonn  1846.  n.  8.] 

6.  Unter  den  Athenischen  Staatsmannern  giebt  es  sichere 
Portrate  von  Miltiades  (vgl.  Pans.  X,  10),  Themistokles  (doch  ist,  was 
Yisconti  beibringt,  noch  zweifelbaft ;  Ehrenstatue  eines  Staatsmanns,  sitzend, 
bei  L.  Egremont,  Specim.  II,  7,  dagegen  auf  Stateren  von  Lampsakos  ein 
bartiger  Kopf  mit  S<;hifTermtltze  Und  Lorbeerkranz,  von  individuellen 
ZQgen,  ohne  Zweifel  Themistokles  ist,  der  ehemalige  Herr  von  Lampsakos), 
Perikles  (nach  Ktesilaos  §.  121,  der  Helm  bedeckt  den  Spitzkopf,  eine  Buste 
in  Muncben  186  zeigt  aucb  noch  die  loniscbe  Haartracbt  der  altern 
Athener),  der  in  seiner  Zeit  viel  gebildete  Alkibiades,  dessen  Herme, 
PCI.  Ill,  31,  dera  Ruhm  seiner  SchOnheit  wenig  entspricht,  vgl.  Welcker 
Zeitschr.  S.  457.  Aspasia  ist  die  erste  Frau,  von  der  eine  sichere  Ab- 
bildung  in  einer  BQste  des  PCI.  VI,  30  vorhanden.  Die  edle  Figur 
H.  Borb.  I,  50.  Neapels  Ant.  8.  105  wird  willkurlich  Aristeides  genannt. 
Es  ist  Aeschines,  s.  Yescovali  im  Bull.  1835.  p.  47.  Die  Deutung  der 
sch^nen  Statue  PGl.  II,  43.  Bouill.  II,  23  auf  Phokion  hat  Yisconti  selbst 
aufgegeben,  vgl.  YII.  p.  100.  —  Die  Statue  des  Spartanischen  Lykurg 
PGl.  Ill,  13  ist  sehr  zweifelbaft.  Ueber  Alexander  §.  129,  4.-  158,  2. 
[Glarac  pi.  837—840  A.]  Alexanders  Bild  wurde  selbst  als  Amulet  viel 
getragen,  Trebell.  Trig.  14.  Kapsel  mit  Alex.  Kopf  in  Dessau  (mit  Widder- 
h5rnern  und  Diadem),  Kunstbl.  1830.  N.  47.  Die  Gontomiaten  stellen 
auch  seine  Zeugung  durch  den  Drachen  dar. 

7.  Die  M.  von  Gelon  u.  Hieron  sind  entweder  spater  zur  Ehre  der 
alten  Tyrannen  gepragt  worden  (nach  Yisc),  oder  gehOren  ganz  Hieron  II. 
u.  Gelon  H.,  dem  Sohne  Hieron's  II. ;  die  dem  Theron  zugeschriebenen  sind 
theils  verfalscht,  theils  falsch  erklart  Avellino  Opuscoli  1,  III.  Die  Bilder 
der  Makedonischen  KOnige  vor  Alexander  laugnet  Ylsc  TI.  p.  79  wohl 
mit  Recht;  er  erklart,  was  man  daf0r  hielt,  fQr  Heroenk5pfe.  —  FGr  die 
Kfipfe  der  Kdnige  Makedoniens,  Thrakiens  (erst  aus  der  letzten  Zeit  der 
Unabfaangigkeit,  denn  der  angebliche  Lysimachos  ist  Alexander),  Epirus, 
niyriens,  der  Paeoner,  der  Sicilischen  Tyrannen  (Sparta  lasse  ich  aus,  da 
der  Kopf  des  Kleomenes  sehr  nnsicher  ist) ,  der  Fflrsten  von  Pergamon, 
Bithynien  (darunter  der  unbekannten  K5niginnen  Orodalis  und  Musa- 
Orsobaris),  der  Kappadokischen,  Pontischen  (von  268  vor  bis  40  n.  Ghr.), 
Bosporanischen  (von  289  v.  bis  320  n.  Ghr.)  u.  Armenischen  Kfinige,  so 
wie  einiger  kleinen  Dynasten  in  Kilikien,  der  Seleudden,  so  wie  der 
spatern  K5nige  von  Kommagene  und  andern  Syri^hen  Landscbaften,  von 
Osroene,  ]|jesopotamien  und  Gharakene,  der  Herodiaden,  der  Arsakiden, 
der  Griechischen  KOnige  von  Baktriana,  der  Indo-Hellenischen  und  Indo* 
Skythischen  Herrscber  (s.  Todd  Trans,  ^f  the  Asiatic  Soc  !«  II.  p.  313. 


[42i]  ROmische  Portratbildungeu.  733 

Tychsen  Gommentat.  rec.  Soc.  Gott.  YI.  p.  3.  Koehier  M^.  grecques  de 
rois  de  la  Bactnane.  Pet  1822.  SuppL  1823.  Mem.  Rom.  IV.  p.  82. 
Schlegel  N.  Journ.  Asiatique  1828.  p.  321.  R.  Rochette  Journ.  des  Sav. 
1834  Juin,  Juill.  1836  Fevr.  Hars.  Notice  sur  quelques  m^.  Grecques 
in6d.  de  la  Bactriane  P.  1834.  Suppl.  u.  deuxieme  Suppl.  extrait  du  Journ. 
des  Sav.  1836  [3  Suppl.  Fevr.  1839.  1844.  p.  108]  vgl.  Grotefend  Zeitschr. 
f.  AW.  1835.  S.  836.  Al.  Bumes  Travels  in  Bokhara  Vol.  II.  p.  457. 
pi.  3.  4.  Erl&uteningen  von  Wilson  und  Prinsep,  Goetting.  Anz.  1835. 
S.  397  ff.  HannOversche  Blfttter  f.  MQnzkunde  1834.  n.  11  [1836.  n.  26]. 
Munzen  des  Kadfises  BulL  1834.  p.  240.  Ueber  die  Mflnzen  des  Generals 
Allard  Journ.  Asiat.  Ill,  5.  T.  I.  N.  2.  p.  122),  der  Ptolemaeer,  und 
sp&tern  Kyrenaeischen  und  Hauretanischen  Ftlrsten  verweise  ich  ganz  auf 
Visoonti*s  Hauptwerk.  [Bel  Glarac,  der  daraus  pi.  1023—1028  die  andem 
KOpfe  berQhmter  Griechen  mittheilt,  und  1078—1081,  sind  die  KOnige 
pi.  1029—1042,  die  Arsaciden  pi.  1043—45,  die  Sassaniden  1046-51. 
Lenormant  sur  le  dassement  des  m^aiUes  qui  peuvent  appartenir  aux 
treize  premiers  Arsacides  Nouv.  Annales  de  Tlnst.  II.  p.  191—236.] 
Antiochus  VIII.  und  Kleopatra  seine  Mutter  auf  einem  Onyx  des  Mus. 
Francianum,  Froehlich  tb.  1.]  Der  Vf.  sui  ritratti  del  1  e  2.  Ptolomeo 
in  monete  e  cammei  Ann.  XII.  p.  262.  Arsinoe  Philadelphia  nach  dem 
Due  de  Luynes,  Marmorkopf  des  Grafen  Pourtal^  aus  Alexandria,  M.  d.  I. 
Ill,  33.  Ann.  XIIL  p.  296.  Birch.  Unedit.  coin  of  Demetrius  II.  Numism. 
Ghron.  Vol.  pi.  5.  p.  78.] 

421.     In   Rom   mSgen   die   Abbildungen   von   Konigen  1 
und  Mannem  aus  der  fruhem  Republik  nach  den  Wachs- 
bildem  in  Atrium  entworfen  sein ;  welche  selbst  wieder  theils 
reine  Idealbildungen,    wie   bei   den   ersten  Konigen,    theils 
von   den  Familienzugen   der  Nachkommen   abstrahirt  sind. 
Sichre   Busten    von    ^inem    entschiedenen   Portratcharakter 
scheint  man   zuerst   von  Scipio  AMcanus   dem  alteren  zu 
haben.    Auf  die  Munzen  wurde  bei  Lebzeiten  zuerst  Casar's 
Bild  gesetzt,  besonders  in  den  Provinzen;  diesem  Beispiele 
folgen  die  Morder  Caesar's  und  die  Triumvirn.    Die  Ikono-  2 
graphie   der  RSmischen  Kaiserzeit   ist   als  Hauptquelle  der 
Kunstgeschichte  der  Zeit  oben  (§.  199  S.)  berucksichtigt  wor- 
den,  sie  liegt  in  grosser  Vollstandigkeit  vor;  wahrend  Busten  3 
Romiseher  Dichter  und  Gelehrten  in  viel  geringerer  Anzahl 
erhalten  sind,  als  von  den  Griechen.    Wie  zahlreiche  Ehren-  4 
statuen  und  wie  vortreflfliche  darunter  —  unter  vielen  Fa- 
brikarbeiten  —  auch  ROmische  IMiunicipien,  errichteten,  leluren 
die  Herkulanischen  Entdeckungen. 


734  GegensUlnde  des  Menschen-Lebens.  [421] 

1.  Auf  den  M.  der  Geschleehter  K5pfe  des  Romulus,  Tatius,  Numa 
(auch  eine  BQste)  und  Ancus,  bei  Vise,  vgl.  Stieglitz  N.  fam.  Rom.  p.  96. 
§.  181.  A.  1.  Dann  Junius  Brutus,  Postumius  RegOlensis  u.  A.  Scipio's 
BQsten  kennt  man  an  der  kreuzf5nnigen  Schramme  auf  der  Stim.  Hanni- 
bal, Vise.  Icon.  Gr.  pi.  55.  6.  7.  Impr.  d.  I.  Ill,  86  ?  Quinctius  Flaminiu 
§.  160.  A.  4.  Auch  Sulla  kommt  nur  auf  M.  des  Q.  Pompejus  Rufus, 
Pompejus  auf  denen  seiner  S()hne  vor.  M.  Anton  der  Triumvir  Impr.  d.  I. 
ly,  91.  Pompejus  heroische  Statue  im  Pall.  Spada,  MafTei  Race.  127. 
[Qarac  pi.  911],  bestritten  von  G.  Fea,  Osserv.  1812,  vertheidigt  von 
6.  A.  Guattani  1813,  auch  von  Vise.  I.  p.  118.  Von  Caesar  besonders 
eine  Famesische  und  eine  Capitolinische  BQste,  [eine  in  Berlin  und  eine 
im  Pallast  Gasali  in  Rom,  Statue  des  Agrippa  in  Venedig  im  Pallast 
Grimani].  —  Edm.  Figrelius  de  statuls  illustr.  Romanorum.  Holmiae  1656. 

2.  In  den  Suiten  der  Kaiser  strebte  man  wahrscheinlich  schon  im 
Alterthum  nach  VoUstflndigkeit,  so  dass  auch  von  Domitian,  von  dem 
nur  ein  Bild  der  ZerstOrung  entgangen  sein  soil  (Procop.  hist,  arc  9. 
p.  296),  doch  bald  wieder  mehrere  existirten.  Vgl.  §.  199.  A.  4.  5. 
Vitellius  Biisten  sind  nach  Visconti  aus  dem  sechszehnten  Jalu*h.,  doch 
wird  die  im  Mus.  von  Mantua  fdr  echt  gehalten,  auch  wohl  die  Eolossal- 
bOste  zu  Wien.  [Kaiserstatuen  von  Caesar  bis  auf  Constantin,  Clarac 
pi.  911-980.    K5pfe  pi.  1054  ff.J 

3.  Sichere,  aber  wenig  genaue,  Bilder  von  Terenz  [nach  dem  Con- 
torniaten  in  Gotha],  Accius,  Salust,  Horaz,  Apollonius  von  Tyana,  Appu- 
lejus  geben  die  Contomiaten;  von  Virgil  nur  die  Mhiiaturen  der  Vatican, 
und  Wiener  Handschr.  vgl.  Beschr.  Roms  II,  11.  S.  347  (die  Bdste  in 
Mantua,  M.  Nap.  IV,  73,  ist  unecht).  BQsten  von  Terenz  [ein  Terentiiis, 
mit  einer  komischen  Maske  auf  der  rechten  Arrabiegung  ist  1839  in  das 
Capitolinische  Museum  gekommen,  Annali  XII.  tv.  G.  p.  97.  Kolossale 
Buste  des  Maecenas  in  einem  Privathaus  zu  Rom,  in  Marmor  copirt  im 
Museum  zu  Neapel,  Di  un  busto  di  G.  C.  Mecenate,  Parigi  1837],  Q.  Hor- 
tensius,  Cicero  (sehr  viel  falsche,  die  im  Hause  Mattel,  jetzt  Wellington, 
vertheidigt  Vise,  gegen  S.  Clemente,  eine  fthnliche  ist  in  MOncben  224^ 
vgl.  Beschr.  Roms.  II,  II.  S.  8),  Jun.  Rusticus  dem  jungeren.  Seneca 
CMaffei  128)  ist  sicher  bekannt  durch  die  in  V.  Mattel  gefundene  Doppel- 
herme.  Lor.  R^  Seneca  e  Socrate.  1816  und  in  den  Atti  d.  Ace  Arch.  II. 
p.  157.   Eine  Gemme  giebt  den  Itbpf  des  Lucrez  (LVCR.),  Impr.  d.  Inst.  II,  78. 

4.  Familie  des  Balbus  §.  199.  A.  6.  M.  Borb.  II,  38—43.  Hercu- 
lanerinnen  §.  189.  A.  7.  Das  Costdm  der  lUtem  kehrt  genau  so  an  der 
Julia  Domna,  M.  FrauQ.  Ill,  18,  wieder;  die  andere  wird  nach  altem 
Kunstgebrauch  (Pans.  X,  25,  2.  Valer.  Maxim.  VI,  3,  10)  durch  den 
unverhtlllten  Kopf  als  Jnngfrau  bezeichnet.  OrdinSre  Municipalstatuen 
in   vielen   Museen,   z.  B.  Clarac   pi.  351    [pi.  891—910].     Statuen   von 


[42!2]  AUgemeinere  Darstellungeii,  Cultusliandlungen.  735 

^Utagspersonen  waren  nicht  so  selten,  als  Manche  annehmen  (Beschr. 
Roms  I.  S.  332);  Jedem  stand  dasselbe  frei,  wie  dem  Herodes  Atticus, 
der  seine  ZGglinge  als  Jftger  in  zahlreichen  Statuen  auf  seinen  Landgutem 
aufstellte,  Philostr.  V.  Soph.  II,  1,  10.  —  Arminius  oder  Decebalus 
Specimens  II,  49,  [nach  Goettling  Thusnelda  und  Thumelicus,  Jena  1843  f. 
Der  Sohn  des  Arminius  und  seine  Gat  tin  die  col.  Statue  in  der  loggia 
de'  lanzi  zu  Florenz]. 

Z^f  Litteratur  der  Ikonographieen.  Die  aJtesten  waren  die  Var- 
ronische,  §.  322,  7  (sie  bestand  aus  100  Hebdomaden,  jedem  Bilde  scbeint 
ein  Epigramm  beigegeben  gewesen  zu  sein),  und  die  Mmlich  eingerichtete 
des  Atticus,  Plin.  Nepos  Att.  18.  Ulustrium  imagines  ex  ant.  marmoribus 
e  bibliotheca  Fulvii  Ursini.  15^9.  70.  Illustr.  virorum  ut  exstant  in  urbe 
expressi  vultus  caelo  Augustini  Veneti.  R.  1569.  Illustr.  Imag.  del.  Th. 
Gallaeus.  1598.  (Vermehrung  des  ersten  Werks.)  Gommentar  von  Jo. 
Faber  dazu.  1606.  Iconografia  —  da  G.  A.  Ganini,  ed.  M.  A.  Ganini. 
B.  1669  (sehr  unkritisch).  Illustr.  vet.  philosopborum ,  poStarum  etc. 
imagines  cum  exp.  I.  P.  Bellori.  R.  1685.  Gronov's  Thes.  Ant.  Or. 
T.  I.  II.  III.  (wenig  brauchbar).  £:  Q.  Visconti  Iconograj^ie  Grecque. 
P.  1811.  2  Bde.  4.  Icon.  Romaine.  P.  1817.  T.  I,  fortgesetzt  von  Mongez 
T.  II.  1821.  HI.  1826.  IV.  1829.  Gurlitt's  Versuch  Ober  die  Bflstenkunde 
(1800),  Archaeol.  Schr.  8.  189  (der  Gatalog  der  erhaltenen  Portrate  ist  jetzt 
sehr  zu  lichten).  Hirt  iiber  das  Bildniss  der  Alten,  Schr.  der  Berl.  Akad. 
1814.  S.  1.  [Gnechenlands  Schriflsteller  und  a.  merkw.  M&nner  nach 
Antiken  gezeichnet  1—4  Lief.  Leipz.  1828.  29.  4.  unwissenschaftlich.] 
Darstellungen  aus  dem  Leben  auf  Vasen ,  mit  bedeutungsvollen  Namen 
auf  Vasen,  M.  d.  I.  II,  44,  E.  Braun  Ann.  IX.  p.  189. 


B.    Darstellungen  allgeraeiner  Art. 

1.    Cnltnshandlnngeii. 

422.     Unter  den  aus  dem  gewohnlichen  Leben  genom-  1 
menen,  aber  allgemein  gehaltenen,  Bildwerken  beziehen  sich 
aus  Grunden,  welche  in  der  Geschichte  der  Kunst  liegen,  bei 
weitem  die  meisten  auf  den  Dienst  der  Gotter  und  auf  die  an 
diesen  Dienst  sich  anschliessenden  Handlungen  und  Spiele.  — 
Cultusfeierlichkeiten  werden  auf  Griechischen  Reliefs  einfach  2 
und  zusammengezogen ,  auf  Roraischen  Bildwerken  ausfuhr-. 
Ucher  und  mit  mehr  Bezeichnung  des  Details  vorgestellt.    In  3 
Vasengemalden  werden  besonders  Libationen,  Darbringungen 
aller  Art  und  die  Umwindung  und  Schmuckung  von  Gotter- 


736  Gegenstftnde  des  Menschen-Lebens.  [422] 

bildem,  immer  aber   mit  Griechischer  Freiheit   in  der  B#> 

4  handlung  des  wirkliclien  Vorganges ,  vorgestellt.  Besonders 
oft  finden  sich  hier  die  meist  verkannten  Todtenopfer; 
indem  Cippen  (§.  286.),  oft  mit  Namen  beschrieben,  mit 
Helmen,  Gefassen  besetzt,  auch  Saulen  oder  ganze  tempd- 
artige  Heroa  (§.  294,  8.),  in  denen  Waffen  Mngen,  Gefasse 
stehn,  Zweige  aufgesteckt  sind,  und  oft  auch  die  Gestalt  des 
Hingeschiednen  leibhaft  vorhanden  ist,  dm-ch  Taenifen-Um- 
windmig,  Oel-Betraufung ,  Weinspenden  aus  Phialen  und 
Karchesien  (§.  298.  299.),  und  Darbringungen  aus  Korb- 
chen  {xava  §.  300.)  und  Kastchen  (xi/Jwria  §.  297.),  be- 
sonders von  den  Frauen  der  Familie ,  sorgfaltig  geehrt  wer- 

5  den.  Die  Darstellung  des  Verstorbenen  als  Heros ,  mit  At- 
tributen  aus  dem  gymnastischen  und  Jager-Leben,  wie  sie 
auf  Vasengemalden  gew5hnlich  ist,  kommt  auch  an  Grab- 
pfeilem   schon    in   Reliefs   des   alt-Griechischen   Styls    vor. 

6  Interessant  ist  auch ,  die  Aufstellung  {idQv6tg)  von  Hermen 
und  Bilds&ulen  in  alten  Eunstwerken,  namentlich  Gremmen, 

7  veranschaulicht  zu  sehen.  Personen,  welche  beim  Opferdienste 
thatig  waren,  wurden,  besonders  wenn  ihr  Geschaft  eine  be- 
deutsam  gefallige  Stellung  herbeifuhrte,  auch  in  Statuen  zeitig 
dargestellt,  oft  in  einem  festen  dafur  bestimmten  Style, 
wie  die  Eanephoren  und  andre  in  Heiligthumem  fungu^nde 
Madchen. 

2.  Beispiele  bei  Athena,  Dionysos,  Pan,  Priap.  (Dahin  gehOren 
auch  die  Gemmen,  worauf  eine  Frau  mit  nacktem  Bchoosse  Tauben  dar- 
bringt,  Wicar  lU,  40.)  Sehr  naiv  dargestellt  sind  die  Iftndlichen  Opfer  im 
L.  163.  762.  Bouill.  Ill,  B8,  4.  97, 1.  Qarac  pi.  217.  223;  M.  Worsl.  U,  22. 
Landliches  Opfer  an  Herakles  u.  Priap.  (§.  411.  A.  5)  von  grosser  Wahr- 
heit,  aus  Pall.  Rondanini  in  Munchen  131.  Winck.  M.  L  67.  Guattani 
1788.  p.  III.  Bacchus-Opfer  §.  390.  A.  4.  Opfer  an  Libera,  schdnes 
Relief,  L.  159.  Clarac  pi.  217,  SchOne  Reliefs,  Frauen  einen  Opfer- 
stier  fahrend  (wie  in  Hermione)  PCI.  V,  9;  Wicar  IV,  29.  vgl.  das 
Vasengem.  Gori  M.  Etr.  I,  163.  Hftufig  sieht  man  auf  Griechischen  Reliefs 
Zflge  von  Henschen,  welche  die  Arme  einwickeln  und  an  den  K5rper  drQcken, 
die  Oottheiten,  welche  sie  empfangen,  erschemen  riesengross.  M.  Worsl. 
I,  1.  9.  10.  11;  L.  261.  BouiU.  lU,  57,  2.  Clarac  pL  212.  Vide  Opfer- 
vorstellungen  auf  Gemmen ,  Lippert  I.  8.  313—344.  Suppl.  S.  100—108. 
M.  Flor.  II,  72—77.    ROmische  suovetaurilia  an  der  coL  Traiani;  St,  S. 


{422]  Allgemeinere  Darslellungen,  Gultushandlungei!.  737 

Marco  I,  50;  L.  176.  751.  Bouill.  U,  97.  Ill,  63,  2,  Clarac  pi.  219.  221. 
Gapitolinisches  Opfer,  L.  41.  Bouill.  Ill,  62,  1.  Clarac  pi.  151.  Opfer 
als  Yota  publica  auf  M.  z.  B.  Vaillant  De  Gamps  p.  43.  VollsUlndiges 
ROmisches  Opfer,  Passed  Luc.  I,  35.  36.  Strues  et  ferctum  auf  einem 
Tische  vor  Jupiter,  ebd.  I, '31.  Haruspicin,  Winck.  M.  I.  183.  L.  439. 
BouiU.  Ill,  60,  3.  CUarac  pi.  195.  vgl.  PCI.  VII,  33.  Auspicien,  Relief, 
G.  di  Fir.  St.  142.  Boissard  IV,  68,  vgl.  des  Verf.  Etrusker  II.  S.  125. 
Oefter  auf  R5m.  Familieu-M.  Ueber  den  Lituus  Clarke  Arcbaeol.  Brit. 
XIX.  p.  386.  Das  angeblich  Dodonaeiscbe  Opfer,  L.  551.  Clarac  pi.  214, 
ist  ein  Eriobolion  des  Phrygischen  Cultus  (die  am  Bauni  h^ngenden 
<jlocken  stimmen  damit  dberein),  vgl.  §.  395.  A.  3.  Scenen  des  Aegyp ti- 
sche n  Gdtterdienstes  an  R5m.  Alt^ren,  M.  PCI.  VII,  14,  und  in  V^and- 
gemfilden,  u.  a.  M.  Borb.  X,  24. 

3.  Wenn  auf  Vasengem."  eine  weijsgefarbte  Figur  von  andern  auch 
weiblichen  gewOhnllcher  Farbe  umtanzt  und  geschmuckt  wird  (z.  B. 
Laborde  I,  9):  so  ist  dies  gewiss  ein  Elfenbeinbild,  wie  bei  Philostr. 
II,  1  eine  elfenbeineme  Aphrodite  in  Myrthen-Lauben  von  ihren  Hierodulen 
gefeiert  wird.  So  ist  auch  wohl  Maisonn.  23  eine  elfenbeineme  Aphrodite 
von  Hierodulen  umgeben  zu  erkennen;  vor  ihr  ein  Bassin  mit  einer  Gans. 
Bei  31  illingen  Div.  41  macht  sich  eine  Tempelstatue  der  Aphrodite  durch 
den  reichen  Schmuck  an  Thron  und  Gewand  und ^  das  vor  ihr  stehende 
ThymiateriCn  kenntlich.  —  Lustrationen  §.  362.  A.  3.  Amphidroroien 
(Lustration  eines  Eindes  um  den  brennenden  Herd)  auf  Yasen  von  Volci, 
Ann.  III.  p.  155.  Der  Damon  Amphidromos  in  Etr.  Bronzen,  nach 
R.  Rocbette  M.  L  42,  2.  p.  229.  [Panathenaeischer  Festzug,  archaisch, 
Gerhard  Etr.  u.  Campan.  Vasenbilder  Tf.  2.  3.] 

4.  S.  z.  B.  Tischb.  II,  15.  30.  Ill,  40,  Mil)ingen  Cogh.  26.  45.  49. 
Div.  14.  16.  17.  18.  19.  39.  48.  58.  Un.  Mon.  37.  Millin  I,  16,  21.  Laborde 
I,  13.  Auf  der  Vase  bei  Millin  II,  38  (der  hier  Mysterien  des  Jasion  sieht, 
wie  auch  U,  32)  steht  ein  ij^ag  der  Art  im  Tempelchen,  welchem  Fftcher, 
Spiegel,  KleiderkSstchen  gebracht  werden,  ohne  Zweifel  seine  Freude  als 

*  er  lebte.  Tomb,  de  Canosa  pi.  4  sitzt  der  Heros  mit  einem  Stabe  in  der 
Hand  in  seinem  Tempelchen;  ein  JQngling  tritt  mit  Phiale  und  Pi-ochus 
(§.  298.  A.  2.  3)  hinein  um  zu  libiren;  Andre  bringen  die  nreQlafiara 
von  aussen  herzu.  R.  Rocbette  M.  I.  pi.  30:  ein  Heroon  mit  pyramidali- 
schem  Dache,  darin  die  Stele,  Vasen  von  schwarzer  Farbe  dabei,  Personen 
mit  Darbringungen  umher.  Vgl.  pi.  45.  §.  397.  A.  1.  Maisonn.  pi.  10 
sitzt  der  Todte  bei  einer  lonischen  Grabs^ule,  §.  54.  A.  3,  und  empfangt 
Libationen.  Heroon  eines  Kitharoden,  Maisonn.  39.  Auf  dem  Gefasse.  von 
der  Gestalt  einer  Hochzeit-Vase.  M.  Borb.  VII,  23.  Inghir.  Vasi  fitt.  42, 
steht  die  Todte  als  Aphrodite  bei  einer  Vase  von  genau  derselben  Gestalt 
in  einem  Heroon  (wahrscheinlich  ein  als  Braut  gestorbenes  Madchen) ;  auf 

O.  Mailer* •  Arehaeolorie.    4.  Aufl.  47 


738  •       GegenstHnde  des  Menschen-Lebens.  [422] 

dem  Revers  ein  Cippus,  umher  Darbringungen.  Heroa  auf  Lampen,  Paseri 
m,  44.  Leichenopfer  durch  Knaben  vorgestellt,  dabei  HahnenkS^pfe,  auf 
einem  Sarkophage,  Bouill.  Ill,  44,  4. 

5.  Zu  den  ftltesten  Darstellungen  eines  Yerstorbenen  als  ijQiog  ge- 
h^ren  die  beiden,  auffallend  ubereinstimmenden  Stelen  eines  Orcbomeniers^ 
Dodwell  Tour  I.  p.  243,  und  eines  Campaniscfaen  Meddix  [die  Inschrift 
gebOrt  nicbt  zu  der  Stele  und  ist  jetzt  davon  getrennt],  R.  Rochette  M.  I. 
pi.  63  ^(als  Odysseus),  wo  der  auf  einem  Stabe  ruhenden  Figur  des  Yer- 
storbenen gymnastische  Attribute  und  ein  Hund  beigegeben  sind,  oben 
§,  96.   N.  22.. 

6.  Solche  oonsecrationes  (vgl.  §.  66,  2.  383.  A.  3),  Raponi  P.  gr. 
5,  5.  Bartoli  Luc.  II,  28.  Die  Frau,  welcbe  eine  Blume  mit  Tftenien  um- 
windet,  Tiscbb.  Yasen  III,  49,  ist  aus  Tbeokr.  18,  48  zu  erklfiren:  'EUvag 
ipvxov  ilfii,  Ygl.  Gerbard  Ant.^  Bildw.  57,  2.  Yon  mantischen  Ge- 
br&uchen  war  die  Weissagung  aus  Tbrien  (Lobeck  de  Thriis,  jetzl  Aglaoph* 
p.  814)  besonders  darstellbar,  Hillingen  Div.  29.    Die  Pythia  §.  362.  A.  3. 

7.  Kanephoren  des  Polyklet,  Amalth.  III.  S.  164.  An  der  Y.  Appia 
gefundene,  von  Kriton  und  Nikolaos  von  Atben,  in  Yilla  Albani,  Winck.  W. 
VI,  1.  S.  202.  Drei  in  Y.  Albani,  Gerhard  A.  Bildw.  Tf.  94.  Clarac 
pi.  442.  443.  Andre  das.  u.  444.  Yon  andem  bei  Fitiscati  gefundenen 
(Cavaceppi  HI,  28),  ebd.  Y.  S.  21.  332  u.  sonst  Im  Brit.  Museum  Terrac 
pi.  29.  In  Mtlnchen  166  ff.  Jungfrauen  aus  Bronze,  in  Scfct-Attiscl  er 
Tracht  (§.  339.  A.  4)  und  in  dem  Style  von  §.  96.  N.  11,  mit  der  den 
Karyatiden  §.  365.  A.  5)  eigenen  Handbewegung  nach  dem  Eopfe  und 
^nlicben  auf  Gultus  bezfiglicben.  M.  Borb.  II,  4—7.  MSdchen,  von  der- 
selben  Tracht  und  Bildung,  auf  ein  Heiligthum  zugehend,  in  dem  Relief 
G.  Giust  II,  64.  Zu  einer  ^hnlichen  Procession  gehOrt  das  alterthOmliche 
Relief,  Cavaceppi  m,  13.  Panathenaische  Jungfrauen  am  T.  der  Polias 
§.  109.  A.  4;  eine  davon  im  Yatican?  Beschrdbung  Roms  II,  IL  S.  105. 
[M.  Ghiaram.  11,  44.  Dass  diese  nicbt  vom  Pandroseum  hemlhre,  hat 
sich  an  Ort  und  Stelle  ergeben.  Eine  gute  flhnliche  Statue  steht  Qbersehea 
im  Hof  des  Pallasts  Giustiniani  in  Rom.]  —  Bronzestatue,  1812  bei  ' 
Piombino  gefunden,  aus  alter  Peloponnesischer  Kunstschule  (Lippen,  Augen- 
brauen  und  Brustwarzen  waren  versilbert)  [s.  §.  306.  A.  3J,  von  grosser 
Naturwahrheit  und  Individualit&t,  einLampadephor  nach  R.  Rochette,. 
Ann.  d.  Inst.  Y.  p.  193  ff.  323.  M.  d.  I.  I,  58.  59.  [Clarac  pl.  482  A. 
Bull.  1832.  p.  196.  Der  Yerf.  in  der  jHall.  A.L.Z.  1835.  Jun.  S.  186. 
Inschr,  auf  dem  Fuss  ^A^-etvaa  9enatav.  Nach  Letronne  Apollon  Philesio^ 
Ann.  YI.  p.  198—236,  Patroos  nach  Panofka  das.  p.  233,  fthnliche  Statuen 
tv.  d'agg.  D.  £.  Letronne  Explication  d'line  inscription  trouv^e  dans 
rint^rieur  d'une  st.  ant.  en  bronze  P.  1843. 1845.  4.  R.  Rochette  Questions 
de  rhist.  de  Tart.  1846.   p.  191—210,   streitet  gegeii  Apollon,   indem   er 


[422]  Personeii  des  Cultus.  739 

einen  jungen  Sieger  in  den  Spielen  annimrot,  und  fur  alte,  nicht  arcbaistische 
Arbeit,  so  wie  fur  das  dieser  gleicbzeitige  Altertbum  der  Inscbrifti  worin 
doch  mehreres  auf  spatere  Zeit,  bis  zum  ersten  Jahrhundert  vor  Ghr.  be- 
stimmt  genug  zu  deuten  scheint.  Zwei  lange  Locken  sind  allerdings  zu 
einem  herrscbenden  Kennzeicben  des  Apollon  geworden  (191—201);  docb 
ist  die  ganze  Stellong  der  scbOnen  Statue  mit  dem  Milesiscben  Apollon 
Specimens  I,  12,  MQller  D.A.K.  I,  4,  21.  Clarac  pi.  483.  n.  930  zu  aber- 
einstimmend,  um  an  Apollon  zu  zweifeln.  Aucb  sind  diese  langen  Haar- 
flechten  nicbts  ausscbliessend  Bezeicbnendes  und  feblen  an  dem  Apollon 
Nani  Oder  Pourtal^,  an  dem  in  den  Specimens  1,  5,  Brit.  Mus.  Ill,  4. 
D.A.K.  I,  4,  22  und  an  dem  Milesiscben  Apollon  das.  Tf.  15,  61,  Millin  P. 
gr.  pi.  6,  an  der  Statue  im  Brittischen  Museum,  Specim.  II,  5.  Aucb  der 
Koloss  des  Apollo  in  Delos  batte  die  Fulle  des  im  Nacken  berabb9.ngenden 
Haars  und  die  Einfassung  der  L()ckcben  vom,  lange  uber  die  Brust  berab- 
bangende  Locken  scbwerlicb.  Die  aus  dem  Auge  der  Statue  gezogene 
Bleiinschrifl,.  zwei  Rbodisclie  Kflnstlemamen  unvollst5ndig  entbaltend,  die 
man  Anfangs  als  einen  Betrug  des  Hrn.  Dubois  verdScbtigte,  gebflren  rwar 
mOglicherweise,  doch  nicht  wahrscheinlich  einer  spateren  Zeit  als  das  Werk 
selbst  an.  Fi1r  nachgeahmt  alten  Styl  zeugt  aucii  E.  Curtius  im  Kunstblatt 
1845.  S.  166,  vorzQglicb  nacb  der  im  Vergleich  der  ahsicbtlicb  vemach- 
Iftssigten  Vorderseite  trefflicn  modellirten  RQckseite,  die  nacb  Letronne  den 
Einfluss  der  Schulen  des  Praxiteles  und  Lysipp  zeigt.]  Eine  Daduchos 
(lieber  Selene)  M.  Borb.  Y,  22.  -^  Statue  eines  die  Eingeweide  des  Opfers 
hratenden  Sklaven  §.  121.  A.  3;  derselbe  Gegenstand  in  einem  Yasengem. 
von  Micali  tv.*97,  %  vgl.  96,  2.  —  Priesterin  der  Geres,  PCI.  ID,  20. 
Opferdiener  der  Ceres,  mit  einem  Scbweinchen  (iber  den  Scbultern,  bei 
L.  Egremont,  Spec.  68.  Eine  Frau  bringt  Raucbopfer  auf  einem  ^vfiutzrj' 
Qiov  dar,  Eros  [hermaphroditiscb,  wie  der  sogen.  Mysteriengenius]  bringt 
eine  Taenia.  Stackelb.  Tf.  35.  Helleniscbe  Weise  den  Opferstier  zu 
bandigen,  Eurip.  Hel.  1582  (1561)  ff.  tccvgov  dgrccfitlv  El.  821.  [Baubo, 
Millingen  Annali  XV.  tv.  E.  p.  72.]  Camillus  im  Pal.  der  Conservatoren 
eine  anmuthige  Figur  von  Bronze,  Maffei  Race  24;  9linlicbe,  L.  739.  740. 
M.  Borb.  YI,  8.  Yestalinnen  sind  an  der  vitta  zu  erkennen,  6.  M.  332, 
33.  vgl.  Yisc.  PCI.  III.  p.  26.  Kopf  eines  Priesters  mit  der  Mdtze  Apex, 
in  MQncben  193.  Fecial&n  auf  M.  des  Italiscben  Reicbs,  Micali  tv.  115, 
15,  von  Capua,  N.  Brit.  2,  9,  u.  Rom,  aucb  auf  gescbnittenen  Steinen, 
namentlicb  einem  in  Samnium  gefundenen,  wahrscheinlich  aus  dem  Ringe 
eines  Anfabrers  der  Italiker,  Micali  tv.  117,  16,  vgl.  Impr.  d.  Inst.  II,  67. 
Ancilia,  Wicar  III,  22.  Arcbigallus  §.  395.  A.  4.  Priesterin  der  Kybele, 
mit  Inschr.  PCI.  VII,  18.  Isis-Priester ,  wie  bei  Appulejus,  PCI.  YII,  19. 
Mon.  Matth.  Ill,  24,  ROmische  Damen  oft  im  Costdm  von  las-Priesterinnen, 
aucb  mit  beweglichem  Haarputz,  PCI.  YI,  16.    Maff.  93.    Sch?ne  Statue 


740  GegensUlnde  des  Menschen-Lebens.  1^33] 

einer  adorans  femina  (Plinius)  mil  eigenthfimliohem  Gewandwurf,  PQ. 
II,  47  (Pietas),  Bouill.  II,  29  und  oben  §.  393.  A.  3.  Bronze,  Ant.  Ere. 
VI,  83.  M.  Borb.  V,  21,  vgl.  Boettiger  Kunstmylhologie  S.  51.  Zur  Ge- 
schichte  des  Weihrauchs  Hase  Palaeologus  S.  76.  [Statuen  von  Priestem 
Clarac  pi.  768  B,  Priesterinnen  pi.  762  C] 


2.     A  g  o  n  e  n.  • 

1  423.  Die  Seite  des  Griechischen  Lebens,  welche  wegen 
der  naturlichen  Verwandtschaft  in  der  sie  zur  plastischen 
Eunst  steht,  sich  am  vollstandigsten  in  der  Eunst  abspiegelt, 
ist  die  Gymnastik.  Zwar  ist  die  vollkommenste  Ueber- 
tra^ng  gymnastischer  Gestalten  auf  die  Stoffe  der  bildenden 
Eunst,  jener  Wald  von  Erzbilds&ulen  der  Sieger  in  den  Tempel- 
hofen  Olympia's  und  Pytho's,  uns  verloren  gegangen,  und  nur 
einige  treflfliche  Reste  der  Art  geblieben ;  indess  lasst  sich  aus 
Marmor  -  Copieen ,  Reliefis,  Vasengemalden  und  Gemmen 
noch  ein  sehr  vollstandiger  Gyklus  von  Vorstellungen  zusam- 
mensetzen,  und  auch  in  die  Eunde  der  gxw^tu  oder  Weisen 
und  Handgriffe  der  alien  Leibesubungen   gewiss  noch  tiefei: 

2  eindringen  als  bisher  geschehn.  EurzgelocktesHaar,  tuchtige 
Glieder,  eine  kraftige  Ausbildung  der  Gestalt  un^  verhaltniss- 
massig  kleine  Eopfe  charakterisiren  die  ganze  Gattung  von 
Figuren;  die  zerschlagnen  Ohren  (§.  329,  7.)  und  die  hervor- 
getriebnen  Muskeln  insbesondere  die  Faustkampfer  und  Pan- 

3  kratiasten.  Die  besondere  Eorperbildung  und  die  charakteristi- 
schen  Bewegungen  der  Eampfarten,  die  oft  auch  in  den 
Ehrenstatuen  der  Sieger  angedeutet  wurden  (§.  87,  3.),  mil 
vollkommner  Wahrheit  darzustellen ,  war  eine  Hauptaufgabe 

4  der  alten  Eunst ;  eben  so  haufig  aber  werden  die  Athleten  auch 
in  Handlungen,  welche  alien  gemein  sind,  wie  bei  dem  Ein- 
salben  des  E5rpers,  dem  Gebet  um  Sieg,  der  Umwindung 
des  Haupts    mit  der  Siegsbinde,   und  sehr  haufig  in  ganz 

5  einfacher,  ruhig  fester  Stellung  gebildet;  meist  hielten  wohl 
diese  fruher  oft  falsch  benannten  Bilder  (z.  B.  Genius  prae- 
stes)  Eranze  in  den  Handen;  auch  Palmstamme  dienen,  wie 

6  bei  Hermes ,  als  Hinweisung  auf  ihre  Bedeutung.  Unter 
den  zahlreichen  Figuren,  welche  als  Vorsteher  der  Uebungen, 
besonders  auf  Vasengemalden,   vorkommen,   darf  man  am 


[423]  Gymnastische  Handlungen.  74j[ 

melsten  erwarten,  die  Alipten  oder  Lehrer  der  Gymnastik  zu 
finden,  deren  Ruhm  mit  dem  ihrer  Zoglinge  innig  verbunden  war. 

■ 

1.  Mercurialis  de  arte  gymnastica  giht  von  alten  Denkm&lem  wenig 
ZuverUssiges.  [Krause  Gymnastik  und  Agonistik  der  Hellenen  aus  den 
Schriflen  und  Bildwerken  1.  2.  Th.  1841  mit  28  KpfLf.  Ders.  die  Pythien, 
Nemeen  und  Isthmien  aus  den  Schriften  und  Bildw.  1841  mit  Kpf.  Die 
Olympien  1838  ohne  Bildwerke.] 

3.  [Athleten  CSarac  pi.  854  Dff.]  Laufer  §.  122,  3.  Ant.  Ere  VI, 
58.  59.  M.  Borb.  V,  54  (nach  Andem  Ringer  oder  Diskobole).  Auf  den 
Vasen  von  Volci  laufen  die  Stadiodromen  zu  vier  nach  'der  Rechten ,  die 
Diaulodromen  zu  drei  oder  fdnf  ebenso,  die  Dolichodromen  dagegen  nach 
der  Ldnken,  Ambrosch  Ann.  d.  Inst.  Y.  p.  64.  Der  Lauf  wird  dabei  mebr 
conventionell  als  naturtreu  bezeichnet.  Die  Statue  PGl.  Ill,  27  ist  wohl 
eher  einer  Wettrennerin  aus  Domitian's  Zeit  (Dio  Cass.  LXVII,  8),  als 
einer  Spartanerin  gesetzt  worden.  Springer  auf  Yasen,  Tischb.  IV,  43. 
M.  Borb.  Ill,  13.  Gerhard  Ant.  Bildw.  67  (mit  Springgewichten  und  Spring- 
stangen,  die  Andre  fflr  Wurfspiesse  nehmen).  Gemmen,  Tassie  pi.  46, 
7978.  Caylus  III,  21,  4.  Micali  tv.  116,  16.  Ueber  die  alr^Qsg  Welcker 
Zeitschr.  I.  S.  238,  und  den  Sprung  mit  der  Lanze  §.  121.  A.  2.  Sprung 
durch  das  Seil,  Grivaud  Antiq.  Gaul.  pi.  23.  Sprung  flber  Andre  hinweg, 
Gemme,  Caylus  HI,  86.  Tassie  tv.  46,  7980.  Sprung  fiber  PfShle,  mit 
Halteren,  ebd.  46,  7978.  Das  eigentliche  aanmUaistv ,  axalopccTltsiVf 
Epicharm.  Diskobolen:  der  werfende  des  Myron  §.  122.  A.  3,  vgl 
Nonnus  XXXVn,  682  fif.  [in  der  Sammlung  Landsdowne  Clarac  pi.  829. 
n.  2085  A.,  im  Britt.  M.  859,  2194  b.,  im  Haus  Massimi  863,  2194  a.]  der 
sich  zum  Kampf  anschickende,  auch  in  mehrern  Exemplaren,  PCl.  Ill,  26. 
Bouill.  II,  17;  Borgh.  7,  9  im  L.  704.  Bouill.  Ill,  17,  5;  bei  Mr.  Buncombe 
in  Yorkshire.  Impr.  d.  Inst.  IV,  69.  Auf  Gemmen,  Impr.  d.  Inst.  II,  87. 
Wandgem.  M.  Borb.  IX,  52.  Auf  Vasen  meist  antretend,  Tischb.  I,  54. 
IV,  44.  Maisonn.  25;  im  Anfange  der  Wurfbewegung,  Gerhard  Ant.  Bildw. 
68,  1.  Siegreicher  Diskobol  mit  alien  Zeichen  des  Siegs,  Gemme,  M.  Flor. 
n,  17,  2.  Ueber  das  Pentathlon  auf  den  Vasen  von  Volci  (durch 
Sprung,  Wurfspiess  und  Diskos  dargestellt) ,  Ambrosch  p.  84,  Die  Jtlng- 
linge  mit  Hackeni  welche  bei  den  Uebungen  des  Pentathlons  vorkommen, 
z.  B.  Maisonn.  25,  Festus  s.  V.  rutrum  tenentis,  beziehen  sich  auf  die 
fiof^QOt  des  anafifia  fur  die  Springer  (s.  Dissen  ad  Pind.  N.  V,  20,  etwas 
verschieden  deutet  sie  Welcker,  Zeitschr.  S.  257.  Rhein.  Mus.  I.  8.  77). 
Ringer  axgoxeiQito/iivoi  auf  M.  von  Selge,  Mlonnet  Descr.  pi.  57,  3.  6, 
Vasen,  Tischb.  IV,  46,  Basreliefs,  Guatt.  1785.  p.  LIII.  Vise  PCI.  VI,  37. 
Bouill.  in,  46,  9.  Ringergruppen  in  Bronze  von  einem  Wagen,  Gerhard 
Ant.  Bildw.  Tf.  119,  1—3.  Ringende  Knaben,  Pan  oben.  Impr.  d.  Inst. 
rV,  65.  Ringer  k  la  Antaeus,  Grivaud  Antiq.  Gaul.  pi.  20.  21.  Ringkampf 


742  Gegenstande  des  Menschen-Lebens.  .  [4-23J 

eines  nackten  Hannes  und  einer  Frau  (mil  Schamgurtel) ,  auf  Vasen  von 
Volci,  Ambroach  p.  78.    Die  Statue  eines  Ringers  im  hOhem  Mannesalter 
von  gevvaltiger  Musculatur  beschreibt  Ghristodor  228.    Pankratiasten- 
Knaben  in  dem  berflhmten  Symplegma  in  Florenz,  6.  di  Fir.  St.  121. 122. 
Maffei  Race  29.   §.  126.   A.  4  (keine  ftalaiczai ,  bei  denen  das  Nieder- 
werfen  entscbeidet,  (vgl.  das  Ringen  des  Bacchos  und  Ampelos  b.  Nonnus 
X,  365  fr.)i  die  Pankratiasten  aber  ringen  bauptsSlchlich  am  Boden).  Eine 
&hnliche   Anaklinopale   auf  den  H.   des   Gonstantin,   Pedrusi  V,  26,  5. 
Polyklet's  unonrkQviitov,  §.  120.  A.  3,  ist  nach  Stuart  I.  ch.  4.  pi.  13  und 
III.   cb.  13.   pi.  }1  zu  denken.    Ueber  andre   axr^iiata  nalrn  Ambrosch 
a.  0.   S.  76.  Faustk&mpfer,  SUtuen,  Bouill.  Ill,  19,  2.  3.  Caestuarius 
im  Pallast  Gentili  in  Rom,   Gerhard  68,  3;   in  Dresden  295.    Aug,  109 
(aus  grilitiem   Marmor);   Torso*s   1739   auf  dem  Quirinal  gefunden,   be- 
schrieben   von  Ficoroni.     Arme,    Ant.    Ere.    VI.    p.    1.    vigu.     Reliefs^ 
L.  736.  Clarac  pi.  ?00;  PGl.  Y,  36,  wo  sie  das  Haar  im  Scbopf  gebunden 
haben,  wie  die  'Aytoveg  §.  406.  A.  2.    Vasen,  Tischb.  I,  55.  56.    Denk- 
mal  eines  Gaestuskampfers,  bei  Montf.  Ill,  168  nach  Fabretti.  Lampade- 
dromie,  mit  Tellem  an  den  Fackeln,  wie  auf  M.  von  Amphipolis  (Mionnet 
Descr.  pi.  49,  6),   Vasengem.,   Tischb.  II,  25.   Ill,   48.    [Dubois  Voy.  en 
Grim^e  IV  S^rie  pi.  13,  Vase  von  Pantikapaeon ,  ner  Jdnglinge,  zwei  mit 
Fackeln,  wovon  einer  von  Nike  gekrfinzt  wird:]   Lampadisten  im  Gym- 
nasium zu  Elis  von  PyiThon  gemalt,  Diogenes  L.  IX,  11,  62.    Reliefs  mit 
Inschriften,   Vargas-Macciucca  Bpiegazione   di   un  raro  mai*mo  Gr.  1791. 
G.  I,  287;   Gaylus  Recueil  I.   p.  XVII.  117.  G.  1.  242.    Mosaik,  Gerhaid 
Ant.  Bildw.  63,  1.    Glaspaste  mit  einem  XaftnadiaSf  Broendsted  Voy.  IL 
vign.  36.    Vase  Gab.  Pourtal^  pi.  5.   p.  28.    Lampadedromie  zu  Pferde, 
an  der  Pergamenischen  Vase,    Ghoiseul-Gouff.    Voy.  II.    pL  4  [jetzt  in 
Paris.    Antike  Paste,  Fackellllufer,  Broendsted  Reise  II.  S.  289j.    Hadrian 
als  Sphaerist   in  zwei   Gruppen   (nach   Base's   Deutung),   in  Dresden 
364—67.  Aug.  57.  108.    Statuen  von  Sphaeristen  Vitr.  VII,  5.    M.  Borb. 
VII,  47,  8.    Gemme  mit  einem  Sphaeristen.   Olenine  Essai  sur  le  costume 
et  les  armes  des  gladiateurs  Article  IV.    [Statuen  von  Sphaeristen  GibeLin 
in  den  Mem.  de  llnst.  Nat.  IV,  492  ff.]    Weiblicher  Kftmpfer  mit  einer 
FlOtenspielerin,  sp&te  Athenische   Hydria,    [seltsamer   Bcherz],  Btackelh. 
Tf.  22.    Hahnenk&mpfe,  in  Reliefs,  L.  392.  Clarac  pi.  200,  Vasengem. 
(in  Wien)  u.  (lemmen,  §.  391.  A.  8.  (Eros),   Impr.  d.  Inst.  IV,  16.   vgl. 
§.  381.   A.  7  (Hermes).    H&hne  als  Symbole  der  KHmpfe  oft  auf  Vasen 
von  Tolci ;  auch  ein  Hahn  als  Herold,  Ann.  III.  p.  158.  Koehier  L'alectryo- 
phore,  descr.  d'une  statue  ant  Petersbourg  1835.  [Hahnenkfimpfe,  O.  Jahn 
Archaeol.  Beitr.  S.  437.] 

4.    Sicb  sal  bender  Athlet,  treffliche  Statue  in  Dresden  400.  Aug. 
37.  38.  Aehnlich  auf  Gremmen,  Natter  pi.  25.  Tassie  tv.  47,  7933.  Raponi 


{4'24]  ,     Athleten-Bildungen.  743 

49,  3.    Bracci  I,  51.  52,   vgl.  die  Statuen  tv.  agg.  ^.    Bouiil.  Ill,  19,  4. 
*il«o|va^svo£  §.  120.   A.  3.  129.   A.  1.  175.  A.  2.    MUlingen  Gogh.  15. 
JCbaglinge  mit  BadegeWLtheo,  oft  auf  Gemmen  (Impr.  d.  Inst  I,  42)  und 
Vasen,  vgl.  §.  298.  A.  2,  4.    Urn  Sieg  fU bender  Athleten-Knabe  (vgl. 
§.  87.  A.  3)  au9  Bronze,  in  Berlin.    Levezow  de  iuvenis  adorantis  signo. 
Bouiil.  11,  .19.     M.  Fran<j,  IV,   12.     Taenien-Darreichung,   oft  auf 
Vasen,  Laborde  6.    Die  Frauen,  welcbe  sie  umbinden,  sind  wohl  oft  als 
die  Orte  des  Spiels  zu  erklftren,  vgl.  oben  g.  405.  A.  5.  Bekr&nzung  eine^ 
Athleten,   Staekelb.   Tf.  12.     Polyklet's   Diadumenos    $.    120.    A.    3. 
Guattani  Mem.  enc.  V.  p.  81.    Die  Preisvasen  sind  oft  deutlich  zu  sehn, 
auf  Vasengem.  Laborde  I,  8,  Gemm^,  M.  Flor.  II,  85,  2.    Raponi  59,  4, 
Lampen,  Passei^II,  98.  99,  MOnzen,  wo  sie  auf  den  Tischen  der  Agonen 
stehn.    Ueberwundener  Eflmpfer,  Impr.  d.  Inst.  lY,  71.  Sieger  72.  Opfer 
pom  pa  eines  Siegers  im  'tuiXn^  sebr  unterrichtend.    Sarkopbagdeckel  im 
Palast  Gaetani,  Gerhard  Ant.  Bildw.  Tf.  119,  4. 

5.  Ruhig  stebende  Athleten,  G.  di  Fir.  St  93,  124—129.  Bouil). 
Ill,  19,  5.  Hierher  geh(^ren  besonders  mancbe  alterthCimliche  Statuen,  wie 
der  Capitolinische  junge  Athlete  Winck.  W.  V.  S.  550,  der  bronzene  und 
marmome  des  Florent.  Museums,  Herausg.  S.  446.  566  (beide  dber  Lebens- 
gr5sse),  der  sog.  Genius  von  Pesaro,  M.  Flor.  45. 46.  Winck.  W.  III.  8. 189. 393 
u.  a.  m.  Schreitender  Atlilet?  Statue,  M.  Borb.  VII,  42.  Zwei  Athleten-Statuen, 
als  Gladiatoren  erg&nzt,  M.  Borb.  VIII,  7.  8,  von  einer  gewissen  Myronischen 
AlterthCimlichkeit.  SchOner  Bronzekopf  eines  Athleten  mit  einer  Taenie  um 
das  Haar  (Augen  hohl,  Lippen  vergoldet),  in  Munchen  296.  M«  Nap.  IV,  74. 

6.  Jflnglinge  mit  Kosmeten,  Sophronisten,  Bidyern,  oder  wie  man 
sie  nennen  mag,  auf  Yasengem.,  Boettiger  Hercules  in  bivio  p.  42.  Stele 
von  Krisso  [X^v^o)  mit  einem  Agonotheten,  sitzend,  eine  Rolle  in  der 
Hand,  Kithara  vor  ihm,  darilber  aufgehftngt  ein  Kranz,  Strigel  mit  Leky- 
thos,  Sphaera  umflocbten  (?),  Stackelb.  Gr&ber  Tf.  2,  3.  [Denkmal  eines 
JOnglings,  der  geistig  und  in  der  Palaestra  sich  ausgezeichnet ,  oder  der 
als  Kitharoede  gesiegt  hatte  und  frCiher  auch  im  Athletischen  ausgezeichnet 
gewesen,  wie  Platon  u.  A.]  Uebungen  in  Gegenwart  der  Alipten,  Vasen 
von  Volci,  Ann.  III.  p.  157.  Ueber  den  Unterschied  zwischen  Agonotheten 
(in  ruhiger  Haltung)  und  Mastigophoren  (heber  Alipten,  in  mannigfacher 
Th&tigkeit),  Ambrosch  S.  80  ff.  Die  Zeus-9hnlichen  Figuren,  mit  Eothumen, 
auf  M.  der  Makedonischen  Zeit  (z.  B.  den  Bithynischen,  Visconti  Icon.  Gr. 
pi.  43,  3*8),  scheinen  Alytarchen,  weldie  in  Antiochien  in  diesem  Costum 
auftraten,  Malalas  p.  286.  310.  ed.  Bonn.  —  Gyronastische  ZQchtigungen 
auf  Vasen,  auch  Oemmen ,  z.  B.  Tassie  tv.  46,  8031.  Doppelruthe.  Arzt 
Jason  einen  Eranken  befQhlend,  M.  Pourtal^s  pi.  26.  G.  I.  n.  606. 

424.     Mit  den  gymnischen  Agonen  wurden    die  Spiele  i 
mit  Ross  en  seit  alter  Zeit  gleicher  Ehre  gewurdigt,  und  von 


744  GegenstlUide  des  Menschen-Lebens.  [4S4) 

2  Griechischen  Kunstlern  mit  Geist  und  Leben  dargestellt.  Die 
R5mer  sahen  ihre  Circusspiele  gem  aiich  gebildet  und 
gemalt,  besonders  in  Mosaik;  die  begunstigten  Eutscher  der 
Factionen  erhielten  auch,  ungeaehtet  des  widerstrebenden 
Costums,  Ehrenstatuen ;  und  es  giebt  manche  Werke  der  Art 
noch  aus  dem  spatesten  Alterthum  und  im  allerrohesten  Styl. 

3  Die  Kampfe  der  Gladiatoren,  obgleich  auch  deren  Gostum 
Griechischem  Kunstsinne  wenig  zusagen  konnte,  gaben  doch 
wenigstens  untergeordneten  Kunstlem,  welche  Wande  be- 
ihalten  und  Grabmaler  verzierten,  zu  thun;  man  darf  an- 
nehmen,  dass  solche  an  Grabem  ausgehauene  «ler  auf  Grab- 
lampen  ausgedruckte  Gladiatorkampfe  mitunter  die  wirklichen 
vertrelen,  und  anstatt  der  vollen  Todten-Ehre  dem  Gestorbnen 
ein  Scheinbild  derselben  gewahren  sollten. 

1.  Alte  Pferdegebisse  M.  Borbon.  VIII,  3:2.  Olenine  [Essai  sur  le 
costume  et  les  armes  des  Oladiateurs]  Article  V.  p.  27,  eines  aus  It  alien 
pi.  12.  Cavedoni  dber  einige  MQnzen,  die  sich  auf  Olympische  Siege  be- 
Ziehen,  Bull.  1837.  p.  154.  Ueber  Dressurpferde  und  Kunstreiterei  bei  den 
Alten,  Hase  Palaeologus  8.  53.  Passgang  S.  64.  KelrjTliovT€g  auf  M. 
von  Kelenderis  und  Vasen,  Tischb.  I,  52.  IF,  26.  Der  Lauf  der  xccXjctj, 
scheint  es,  ebd.  I,  53.  Das  Wettrennen  der  Apobaten  §.  118,  2  b.  Zwei- 
gespanne,  Vierges panne  oft  auf  M.  (uberaus  herrlich)  und  Vasen, 
besonders  Preisvasen.  Auf  beiden  siebt  man  besonders  den  wichtigen 
Moment,  wo  die  Meta  umbogen  wird,  wobei  der  den  vveitesten  Kreis  be- 
schreibende  dB^tooBiffos,  das  wildeste  Ross,  schdn  in  die  Augen  f^lt.  Auf 
Vasen  von  Volci  steht  auch  Athena,  den  Wagen  schfltzend,  dabei.  Die 
Einrichtung  des  xivr^ov  und  der  fiaati^  mit  den  Klapperblechen  (vgl. 
Sophokl.  El.  727.  Anth.  Pal.  VI,  246)  siebt  man  bei  Millingen  Un.  Mon. 
1,2;  das  Zeug  der  Pferde  besonders  deutlich,  ebd.  21.  Theile  des  Wagens, 
auf  Vasengem. ,  Ambrosch  a.  0.  S.  73.  Vgl.  das  nur  zu  vveitschichtige 
Werk  von  Ginzroth  Die  Wagen  und  Fahrwerke  der  Griechen  und  ROmer. 
1817.  4  besonders  S.  111.  Die  Pferde  in  Agonen  haben  auf  Vasen  h&ufig 
Zeichen,  in  Volci  ein  Keles  ein  Z  (accfiq>6gccs).  Das  Striegeln  und  Be- 
schlagen  der  Pferde  ist,  wie  es  scheint  (ungeaehtet  Beckmann  und  Andre 
ein  solches  Alter  des  letztem  Gebrauchs  laugnen),  auf  einem  alten  Attischen 
Vasengem.  abgebildet,  WaJpole  Mem.  p.  321.  pi.  3.  Vgl.  Classical 
Joum.  T.  XXXIV.  p.  206.  Ancient  horsemanship.  Tarentinische  Mttnze 
138.  Ueber  die  aufgebundnen  Pferdeschwanze  Olenine  pi.  16.  p.  38.  Das 
Aufsteigen  mit  dem  Bflgel  an  der  Lanze,  auf  einer  Gemme  (Winck.  H.  I. 
202.  Tassie  tv.  44,  7585),  ist  offenbar  ein  anderer  und  spftterer  Gebraudi 
als  der  vonXenophon  beschriebne,  wo  die  Lanze  nur  als  Voltigierstangediente. 


[424]  Gladiatoren.  745 

—  Tav(fOHa^drt>ta  zu  Pferde,  Relief,  Marm.  Oxon.  II,  58.  Gemme 
(soviel  zu  erkennen),  Impr.  d.  Inst.  II,  76;  zu  Fuss,  auf  M.  von  Larissa^ 
Mionn.  Suppl.  III.  pi.  12,  %  von  Krannon?  M.  I.  d.  Inst.  49,  A  5. 

• 

2.  S.  Montfaucon  III,  161  ff.    Die  Contorniaten  geben  decursiones^ 

venationes,  pugilatus,  scenica,  mit  vielen  interessanten  Details,  Eckhel  VIIL 
p.  292  ff.»Ueber  die  statuae  aurigarum  s.  Anthol.  Plan.  V,  Winck.  VI,  1. 
S.  321.  373.  PCI.  lU,  31.  Ein  siegreicher,  triumphirender  Auriga  in  dem 
Relief  Winck.  M.  I.  203 ;  andere  auf  M.  des  sinkenden  Reichs  und  Gemmen 
der  sp&testen  Kunst,  6.  di  Fir.  24,  3.  Die  MaiV-hen  Miniaturen  der  Ilias 
stellen  die  Wagenrenner  hei  Patroklos  Leichenspielen  in  den  gegitterten 
Gewandern,  mit*  den  engen  Mfitzen  und  breiten  Gurten  der  Circusfahrer 
dar,  tb.  55,  vgl.  p.  23.  Die  pompa  Gircensis  auf  -einer  M.  des  Gordianus 
Pius,  Buonarr.  Med.  14,  5.  Ponipa  des  Kaisers  als  Alytarchen,  auf  einer 
Perintbischen  M.  des  Caracalla,  ebd.  9,  5,  (processus  consularis  nach 
p.  185).  Circensischer  Festzug,  Sarkophagdeckel  in  S.  Lorenzo  vor  den 
Tboren,  Wagen  mit  Elephanten,  auf  Tragbahren  Kybele,  Victoria,  Gerhard 
A.  Bildw.  Tf.  120,  1.  Maximinus  bei  Gircusspielen,  der  Circus  sehr  genau^ 
aber  abscheuliche  Perspective,  lehrreich  fdr  Kunstgeschicbte ,  Sarkophag- 
relief,  Gerhard  Tf.  120,  2.  Circusrennen  in  Reliefs,  G.  Giust.  II,  94;  G.  di  Fir 
St.  99  mit  beigeschnebenen  Namen;  Gemmen,  M.  Flor.  II,  79.  Lipp.  I,  lU 
472.  73;  Terracotta  des  Brit  Mus.  60;  Lampen  bei  Bartoli  t.  27.  Passeri 
III,  26  (sehr  genau) ;  Mosaiken,  Laborde  Mos.  d'ltalica  p.  27  ff.  bes.  pi.  18. 
Artaud  Descr.  d'une  mosaique  repr^s.  des  jeux  du  Cirque,  d^couv.  kLyon.  1806. 
Amores  circenses  §.  391.  A.  5.  Das  mappam  mittere  sieht  man  deutlich 
bei  D.  A.  Braci  Diss,  sopra  un  clipeo  votivo  spett.  alia  famiglia  Ardaburia,. 
trov.  1769.  nelle  vie.  d'OrbeteUo.  Lucco  1771.  Die  Meta  eines  kleinen 
Circus,  mit  ihren  Zierden,  2k)5ga  Bass.  34. 

3.  S.  §.  211.  A.  2.  Pompejanisches  Gem.,  wo  ein  Kreis  fQr  das 
Crefecht  umschrieben  wird,  (jell  Pomp.  pi.  75.  Kyrenaeisches,  Pacho  pi.  53, 1. 
Aber  besonders  genau  ist  die  Hosaik  Winck.  M.  I.  197.  198,  vgl.  Fabretti 
0)l.  Trai.  p.  256  sqq.  Auch  das  Relief  an  einem  Pompej.  Grabmal  des 
Castricius  Scaurus  (Mirmillones,  Secutores,  Thraces,  Retiarii,  auch  gladiatores 
equites),  Mazois  I,  32.  SteinbQchel  Atlas  17.  18.  Gladiatoren  (wie  be- 
stiarii,  ludii,  aurigae)  bftufig  auf  Grablampen,  Passeri  III,  8,  und  Gemmen, 
Lipp.  I,  II,  475.  Zwei  verwundete  und  fallende  Gladiatoren?  Statuen, 
M.  Borb.  V,  7.  VII,  25.  [Clarac  pi.  854  C.  D.  865-72  cestiarii  pi.  856.  858. 
Gladiatorenrelief  aus  Pompeji,  das  wichtigste  von  alien.  Bull.  Napol.  III. 
p.  86  fif.  IV.  tv.  1 ,  vgl.  Henzen  Bull  d.  I.  1846,  p.  89.  H.  Brunn  Berl. 
Jahrb.  1846.  I.  S.  724  ff.  Mosaike  §.  322  a.  4.  Kampf  mit  wilden 
Thieren,  grosses  Basrelief,  M.  d.  I,  III,  38.  Henzen  Ann.  XIV.  p.  12.] 
Gladiatoren-CostQm   Olenine  pi.  1.  10,   uber  M.   Borb.  VII,  25.  p.  14. 


746  GegenstHnde  des  Menschen-Lebens.  [425] 

Harte  Arbeit.  —  Auch  auf  Etr.  Urnen  sind  Kampfe  bei  Grabdenkmalem 
als  Bezeichnung  der  ludi  funebres  zu  nehmen.  Wabrscbeinlich  kommen 
sie  auch  scbon  auf  Griech.  Vasen,  nach  Gampanischer  Sitie  vor,  z.  B. 
Maisonn.  23.  • 

1  425.  Die  nahe  Verbindung,  in  welcher  Tanzkunst 
und  Plastik  ehemals  standen  (§,  77,  2),  ist  im  Einzelnen 
noch  wenig  mit  Sicherheit  nachgewiesen  worden;  manche 
alte  Tanzweisen  lassen  sich  indess  auf  Vasengemalden  ziem- 

2  lich  wiedererkennen.  Musische  Wettstreite,  so  wie  thea- 
tralische  Darstellungen  reizten*in  den  guten  Zeiten  der 
Kunst  nicht  eben  zur  Nachahmung,  da  das  Costum  derselben 
in  der  R^el  eben  so  prunkvoll  und  weitlauftig  war,  wie  die 
bildende  Kunst  es  einfach  und  naturlich  fordert  (§.  336,  3). 
Nur  solche  Zweige  der  Kunst,  welche  von  den  strengeren 
Grundsatzen  nachlassend  das  Leben  in  grosserer  Ausdehnung 
nachahmen,  wie  Vasengemalde ,  Miniaturen,  Mosaiken,  ge- 
wahren  Scenen  der  Buhne  in  bedeutender  Anzahl. 

t.  Man  ei*kennt  auf  Vasen  unge(%hr  yon  den  Tftnzen  bei  Athenaeos 
die  xBQvofpo^g,  Sv^sfia,  nixXcc^iCfiog ^  x^^^Q  ^''f^V  (Laborde  I,  78),  axeifff 
Oder  anonog  (§.  385.  A.  4  h.),  Ko>atf|  (Laborde,  I,  68.  §.  386.  A.  3). 
Die  Kernophoros  auch  auf  Wandgemdiden,  nach  den  Herausg.  der  Pitt 
Ere.  III.  p.  154.  Kv§i<ftrjT^QBg  in  Bronzen,  Micali  tv.  56,  2—5  l&ltere 
Ausg.;  weibliche  auf  Vasen ,  Tischb.  I.  am  Ende.  Die  sog.  Horen,  L.  90. 
V.  Borgfa.  I,  14.  Bouiil.  II,  95.  Glarac  pi.  163,  sind  tanzende  Dorierinnen, 
mit  aufgehfikeltem  Ghiton,  §.  339.  1.  Ein  Chortanz,  wobei  ein  HeiligUium 
geschmdckt  wird,  L.  21.  Glarac  pi.  163.  Ein  junges  M^dchen,  welches 
im^leichten  Kleide  tanzt  und  Gastagnetten  schl9gt,  Vasengem.,  Gerhard 
Antike  Bildw.  66.  TSlnzerin,  OPXHCIC  aus  der  Vatican.  Handschrift 
des  Kosmas  in  Winckelmanns  W.  VII.  Tf.  8  G.  [Tanzerinnen  in  Terracotta 
Glarac  pi.  776.]  —Tanzende  (Ghinesen  fthnliche)  6 alii,  kleine  Eymbalen 
und  Tympanen  schlagend,  Mosaik  von  Dioskurides,  M.  Borb.  IV,  34. 

2.  Siegreiche  Kitharoden  oft  auf  Yasen,  z.  6.  Gerhard  Ant.  Bildw.  58, 
vgl.  §.  96.  N.  17,  auch  99.  N.  1.  Herrliche  Figur  eines  die  Kitbar 
spannenden  M&dchens,  auf  der  Gemme  des  Onesas,  Wicar  II,  43.  Kitharoede 
vor  einem  Grabe,  Impr.  d.  I.  lY,  80.  Garicatur  eines  infibulirten  Kitharoden, 
Bronze,  Winck.  M.  I.  188.  Musische  Virtuosin  auf  einem  steheuden  und 
liegenden  Saiteninstrument  zugleich  spielend,  M.  Borb.  I,  30.  SdiOnes 
Vasenbild  einer  Versammlung  von  FlOten-,  Gither-  und  Trigonen-Spiele- 
rinnen  nebst  fi&ngerinnen  (vom  Blatt),*  Maisonn.  43.    Eine  Fl5ten-  und 


f425]  T&nze,  rausikal.  u.  dramat.  Spiele.  747 

efne  Kitharspielerin  vor  einera  Athlotheten,  Laborda  I,  11.  Einen  doppelten 
Agon  von  Auleten  und  Ritharoden  im  vollen  GostQm  zeigt  das  sehr 
interessante  GemSlde  aus  der  Nekropolis  von  Kyrene,  Pacbo  pi.  49.  50. 
Die  drei  Figuren  auf  Vasen  mit  hoher  Stephane  (oyxoff  ?)  scheinen  Statuen 
im  Buhnen-CostQm  von  Herakles,  Hermes  und  einem  Dritten.  Vergl. 
damit  Pitt.  Ere.  IV,  42.  M.  Borh.  I,  31,  besondei*s  den  treu  dargestellten 
Fldtenspieler.  Das  Panaiische  Relief  bei  Winck.  M.  I.  189  deutet  die  bei 
einer  Leichenfeier  von  Valerianus  Paterculus  gegebnen  BGhnenspiele  unter 
andem  durcb  einen  Herakles  im  BQhnencostiSm  an. 

Eine  Scene  des  Attischen*  Tbeaters  stellt  mit  dem  Theater  selbst  die 
bei  Aulis  gefundne  Vase  dar,  Millin  II,  55.  56.  Das  tragische  CostGm 
lemt  man  sonst  aus  der  §.  322.  A.  4.  Nr.  7  erwldinten  Mosaik  am  besten 
kennen.  Tragische  Scene,  Gell  N.  Pomp.  75.  Untei-italische  Far q en, 
§.  390.  A.  7;  Gerhard  Ant  Bildvv.  73.  [Schauspieler  Clarac  pi.  873—874  D.] 
Komische  Histrionen  in  Statuen,  PCI.  Ill,  28.  29,  in  Etruskischen  Bronzen, 
Gori  M.  Etr.  I,  186,  auf  Grablampen,  Bartoli  34  f.  Passed  III,  21.  Impr. 
d.  I.  IV,  59.  60.  61  ?  Ein  Xanthias  vor  Herakles,  nach  den  FrOschen  des 
Aristophanes,  Etrurisch  [OscischJ,  H.  Pourtal^s  pi.  9.  Scenen  der  sp&tern 
KomOdie,'Pitt.  Ere.  IV,  33.  34.  M.  Borb.  IV,  33.  VB,  21.  Gell  N.  Pomp, 
pi.  76.  Aus  Terenz  g.  212,  2.  Zahn  Wandgem.  31.  M.  Borb.  IV,  18, 
etwa  Terenz  Eunuch,  ill,  2.  [Eine  Sammlung  wird  von  Wieseler  erwartet.] 
Ficoroni  de  larvis  scenicis  et  figuris  comicis.  R.  1754.  ed.  2.  Scenen  des 
tragisehen,  komiachen  and  Satyr-Drama's  als  Zimmerverzierung  §.  150. 
A.  2.  209.  A.  4.  GostQmirung  der  Schauspieler  zu  einem  tragisehen  und 
satyrischen  Agon,  unter  Aufsicht  eines  alten  Didaskalen,  Mosaik  von  Pompep, 
M.  Borb.  II,  56.  [ZurCtstung  zu  eiuem  Batyrdrama,  Vase  des  M.  Borbonico  ersten 
Rangs,M.d.I.IlI,31.  Ann.  XIII.  p.  303.  Bull.  1837.  p.  97.  0.  Jahn.  Archaeol. 
Auis.  S.  143  ff.]  Gell  N.  Pomp.  45,  vgl.  Bull.  d.  Inst.  1833.  p.  21.  Bacchus, 
von  seinen  Thiasoten  umgeben,  unter  denen  Komodia  mit  Maske  und 
Soccus  costdmirt  wird,  M.  Borb.  Ill,  4.  Das  Relief,  Buonarr.  Medagl. 
p.  447,  zeigt  einen  tragisehen  Schauspieler  in  Dionysischer  Tracht  auf  der 
Bahne  sitzend,  einen  kleinen  FK^tenbl&ser  und  eine  Victoria,  wie  es  scheint, 
neben  ihm.  M.  Pourtal^s  pi.  38,  ROmische  Sculptur,  nach  Panofka  ein 
dramatischer  Dichter  und  ;(opodidatf xa)loff ,  vergl.  Visconti  M.  Piocl.  I, 
tv.  6.  Dramatische  Dichter  werden  oft  liasken  betrachtend  dargestellt, 
in  Reliefs,  Winck.  M.  I.  192,  und  Gemmen,  M.  Flor.  I,  44,  8.  Dichter  der 
KomMie  mit  Maske,  Pedum,  Scrinium,  Thalia  neben  ihm,  Gell  N.  Pomp.  17. 
Ein  tragischer  Dichter,  der  den  Anschlag  seines  Stfickes  macht.  Pro- 
tagonist, Pitt.  Ere.  IV,  41.  Philosoph  vor  der  Sonnenuhr  Impr.  d.  I. 
IV,  81. 

Ein  mathematisch-musischer  Unterricht,  Tischb.  IV,  69.  Eine  Schule 


748  GegensUnde  des  Meiiscben-Lebens.  [426] 

matbemaiischer  Philosophen,  Mosaik  bei  Winck.  M.  I.  185.    Darstellungeii 
arbeitender  KQnsUer  §•  305.  A.  7.  310.  A.  1.  319.  A.  4. 


3.     K  r  i  e  g. 

1  426.    Darstellungen    des  Kriegs    hangen   naturlich  am 

meisten  mit  historischen  Begebenheiten  zusammen,  besonders 
in  der  Kunst  der  Romischen  Zeit ,  wenn  auch  namentlich 
Scenen,  die  sich  auf  Kriegsgluck  beziehen,  oft  in  allgemei- 
nerer  Beziehung,  mehr  als  Verheissung  denn  als  Geschiehte, 
dargestellt  wnrden.  Kaum  aber  kami  es  fur  eine  anschauliche 
Kenntniss  der  Romischen  Legionen,  Praetorischen  mid  Auxi- 
liar-Kohorten  nach  Tracht,  Bewafl&iung  und  Feldzeichen  eine 

2  wichtigere  Quelle  geben,  als  die  Triumphaldenkmaler.  Selbst 
Seeschlachten  liessen  sich  bei  dem  Prinzip  der  Alten,  die 
menschlichen  Figuren  hervorzuheben,  die  leblosen  Massen  als 
Nebenwerk  unterzuordnen ,  plastisch  in  geringem  Raume  auf 

3  anziehende  Weise  behandeln.  Statuen  von  Kampfem  in  in- 
teressanten  Stellungen  mogen  auch  meist  ursprunglich  in 
grosseren  historischen  Gruppen  ihre  Bestimmung  erfullt  haben, 
dann  aber  auch  als  besondere  Leistung  aufgestellt  worden 

4  sein.  Anders  ist  es  mit  den  zahlreichen  Scenen  auf  Vasen- 
gemalden,  welcbe  dem  Kampfe  vorhei^ehn,  ihn  begleiten 
Oder  ihm  folgen,  ^-obei  man  schwerlich  uberall  an  Begeben- 
heiten der  heroischen  Zeit  denken,  aber  auch  keine  speciell 
historischen  Ereignisse  voraussetzen  darf. 

1.  Montfaucon  IV,  I.  Oben  §.  419.  A.  5.  —  Tropaeon-Errichtung, 
Pitt.  Ere.  III.  39;  an  dem  grossen  Bronzehelm,  M.  Borb.  X,  31.  Ein 
ROmischer  Krieger  ein  Tropaeon  tragend,  von  einer  Nike  bekrSnzt,  Pompej. 
Gemftlde,  M.  Borb.  IV,  19.  Ein  ROm.  Feldherr,  vor  den  Gefangene  ge- 
bracbt  warden,  Sarkophag-Relief,  PCI.  V,  31.  Triumphe  auf  Etr.  Umen, 
Gori  I,  178.  179,  Kaisermtinzen  max.  moduli,  an  den  Thriumphbdgen, 
vergl.  das  Fragment  bei  Hase  Leo  Diac.  p.  XX.  —  ROmische  Soldalen, 
welche  den  Legions-Adler  adoriren  (die  Signa  waren  eine  Art  Gottbeiten), 
Impr.  d.  Inst.  II.  68.  —  Ferentarii  equites  (mit  Wurfwaflfen),  Gem&lde, 
Varro  L.  L.  VII.  §.  57.  Praetorianer?  L.  752.  CHarac  pi.  216.  Ein 
Punischer  ElepbantenfQbrer,  Mionnet  T.  IX.  pi.  9.  n.  5.* 

2.  Montf.  IV,  II.  ScbOnes  Bruchstdck  einer  Seeschlacht,  S.  Marco 
II,  50.  [Davon  ein  Abguss  in  Bonn  n.  385  d,  erkl&rt  als  die  Flucht  der 
Acbaeer  aus  Mysien.  Durchaus  Hbnlicb  ist  ein  andres  BruchstQck  M.  Bres- 
ciano  tv.  51  irrig  als  8cblacht  von  Maratbon  erklftrt,  von  einem  Sarkophag, 


|427]  Landleben,  Jagd.    Krieg.  749 

nicht  Fries,  hergeleitet.]  GrOssere  Darstellungen  in  dem  Relief,  Montfaucon 
lb.  142.  Kriegsschiffe  auf  Dariken,  in  genauer  Abbildang  Mionn.  Suppl.  VHI. 
pi.  19,  3.  M.  von  Gadara,  Tripolls  und  andern  St&dten  in  Phoenizien 
(M.  SGlem.  28,  275.  284  ff.)t  Byzanz  (Gab.  d'Allier  pi.  3,  7),  Kyzikos  (aus 
ROmischer  Zeit);  Vasen  von  Yolci,  Micali  iv.  103.  ROmische  Kriegsschiffe 
mit  den  Zeichen  der  Gohorten  darauf,  auf  Gemmen,  M.  Flor.  II,  49  f. 
Die  genaueste  Darstellung  eines  Schiffs  giebt  das  Praenestin.  Relief  mit 
einer  Bireme,  Winck.  M.  L  207.  Beschr.  Roms  II.  II.  Beil.  S.  11.  Dazu 
Le  Roy  Mto.  de  llnst.  Nat  Litt.  III.  p.  152.  Fur  die  Rudereinrichtung 
ist  das  Relief  M.  Borb.  Ill,  44  wichtig;  das  vela  contrahere  kann  das 
Pompej.  Relief,  Mazois  I.  pi.  22,  2.  Goro  6,  2,  nebst  Bartoli  Luc.  Ill,  12 
besonders  deutlich  machen.  Schiffe  Impr.  d.  Inst.  IV,  77.  78.  Einrichtung 
der  alten  Ruderschiffe  Antichitii  di  Ercolano. 

3.  Borghesischer  Fechter  §.  157 ,  3.  Sterbender  Fechter  §.  157 ,  2. 
Ein  gebundner  Gallier  von  einer  Trophaee,  eine  trefTlicbe  Bronze,  bd 
Grivaud  Ant.  Gaul.  pi.  23.  Ein  stOrzender  EHmpfer,  mit  Phrygiscfaer 
Mdtze,  PGl.  m,  50.  Bouill.  Ill,  17,  6.  K&mpfer,  der  auf  ein  Rnie  gesunken 
fortkflmpft,  M.  Flor.  Ill,  77 ;  L.  50.  Clarac  pi.  280.  Sterbender  Barbarischer 
Kampfer,  M.  Borb.  VI,  24. 

4.  Auf  Vasen:  RQstung  (MiUin  I,  39),  Abschied  und  Libation  dabei 
(Millin  I,  13.  41,  vergl.  das  schOne  Griech.  Relief,  St.  di  S.  Marco  I,  48) 
Zug  in's  Feld  zu  Wa^n  und  sonst,  K&mpfe  von  Kriegem  (mit  dabei 
stehenden  Keryken),  Krieger  mit  der  Nike  auf  dem  Viergespann  .(Millin,  I,  24 
u.  dgl.  Hopliten-Reihen  im  AngrifT,  auf  Vasen  von  Volci,  Micali  tv.  96,  1. 
Renter  auf  einer  Stele;  ftir  den  ZQgel  aus  Bronze  LOcher  zur  Befestigung. 
Stackelberg  Gr&ber  Tf.  II,  1.  —  Uebung  im  Pfeilschiessen  nach  einem 
Hahn,  Vasengem.  M.  Borb.  VII,  41.  Olenine  Article  III.  p.  16  s.  pi.  10. 
11.  13.  Schleuderer  im  Act  des  Schleuderns,  sehr^genau  auf  M.  von  Selge, 
Mionnet  Descr.  PL  47,  3.  6.  Aenianische  Schleudern  auf  M.  Broensted 
Voy.  II.  Vign.  48.  p.  303  ff.  missilibus  den  linken  Fuss  vor.  Veget.  de  re 
milit.  p.  29  ed.  Schwebel. 

Grerichtshandlungen  (wie  auf  Achillas  Schilde)  kommen  hemach  kaum 
vor;  die  Provocation  wird  auf  M.  der  g.  Porcia  angedeutet.  Stieglitz 
N.  fam.  p.  107.  

4.  Jagd,  Landleben,  Wirthscliaftliches. 

427.    Jagden  sind  ia  alten  Eunstwerken  ziemlich  haufig  l 
vorgestellt  worden,  besonders  die  dem  Eriege  an  Gefahrlich- 
keit  nahestehenden  Saujagden  und  der  besondre  Behendigkeit 
und  Geschicklichkeit  erfordemde  Hasenfang.  Die  Geschafte  des  2 
landlichen  Lebens   werden  selten  durch  unmittelbare  Nach- 


750  Get^ens^tande  des  Menscben-Lebens.  [4:27] 

ahmung  der  Wirklichkeit  YOi^estellt,  da  ein  so  mannigfaltiger 
mythischer  Ausdruck  dafur  im  Cyklus  der  Demeter  und  des 
Dionysos  gegeben  war;  wenigstens  mischt  die  Kimst  gem 
Satym,  Eroten  und  andre  mythische  Figuren  als  dabei  thaiige 

3  Personen  ein.  Landliche  Einfalt  und  Derbheit  lag  indess 
nicht  ausser  dem  Kreise  der  alten  Kunst ;  auch  die  kurze  Statur, 
das  Vierschrotige,  das  alteren  Figuren  der  Art  gegeben  Avird, 
ist  der  Darstellung  eines  schlichten  baurischen  Wesens  forder- 

4  lich.    In  jugendlichen  Gestalten  gewinnt  dieser  landliche  Cha- 

5  rakter  den  Ausdruck  harmloser  Unschuld  und  Naivetat.  So 
war  auch  ein  von  langer  Arbeit  in  der  See  abgemagerter, 
sonnverbrannter,  alter  Fischer  ein  Gregenstand,  welchen.  plasti- 
sche  Kunstler,  wie  Dichter,  des  Alterthums  mit  grosser  Natui> 

6  wahrheit  a^fuhrten.  Zu  mannigfachen  Darstellungen  von 
Handwerken  und  Handel  gaben  Reliefs  und  Gemftlde  6e- 
legenheit,  welche  die  Beschafligung  der  Hausbewohner  an- 
kundigen  sollten. 

1.  Montfaucon  *III ,  165  ff,  Philostratos  beschrdbt  1 ,  28  ein  Bild, 
ZvoiHJQcti,  Pbil.  d.  j.  ein  andres,  Kvviiyitai.  Statue  eines  JSgers,  in 
Rock  und  Ghlamys  von  Fellen,  mit  gefangnera  GeflQgel  und  Hasen, 
H.  Borb.  VII,  10.  Schlummernder  JSger,  sehr  schOnes  Relief  des 
M.  Gap.  lY,  53.  Auf  Yasen  alten  Styls  kommen  Ofter  Saujagden  vor, 
zum  Tbeil  in  Bezug  auf  dunkle  mythische  Geschicbten,  §.  75.  A.  2.  99. 
N.  4,  vgl  Paus.  I,  27,  7.  Welcker,  Jahn's  Jahrb.  1829.  I.  8.  254.  Ein 
Wildschwein  zurGck  gebracht.  Millin  Yases  I,  18.  Gerh.  Ant  Bildw.  70. 
Hasenjagd,  schOn  auf  Yasengem.,  Millingen  Un.  Hon.  18.  Die  LOwenjagd 
der  Reliefs:  G.  Giust.  II,  136;  Hon.  Matth.  ID,  40,  1.  2;  Gaylus  lY,  119; 
Guattani  Mem.  enc.  YU.  p.  12;  L.  423.  Bouill.  Ill,  64,  4;  [LOwen-,  Hirsch- 
und  Ebeijagd,  Sarkophag,  Neapels  A.  Bildw.  n.  185.]  Yerkfiufer  erlegten 
Gefldgels,  Impr.  d.  Inst.  Ill,  49.  Glarac  pi.  151,  mischt  unter  historisclie 
Figuren  eine  Roma,  wie  bei  Triumphzugen.  Ygl.  412.  A.  2.  Ldwen- 
jagden,  oft  auf  sp^tem  Eaiser-M.  u.  Gemmen,  vergl.  §.  207.  A.  7.  Jdger, 
welche  den  Tigem  ihre  Jungen  abjagen,  Bartoli  Nason.  15.  Ludi  funebres, 
Tiger,  LOwen  mit  bestellten  K&mpferu,  Mazois  Pompej.  31.  32.  Bartoli 
Nason.  27.  Luc.  31.  Montfauc.  Ill,  165.  Herodes  Att.  setzte  in  WSldem 
und  Feldem  Statuen  seiner  PflegesOhne  iit  allerlei  Stellungen  des  JSgers. 
Philostr.  Y.  §.  II,  1,  10.  [Die  Genrebildnerei  in  Statuen  und  Reliefen 
muss  dberhaupt  nach  den  vielen  Ueberresten  derselben  in  Rom,  Neapel 
u.  a.  0.  in  spSteren  Zeiten  in  hohem  Grade  beliebt  und  ausgebreitet 
gewesen  sein.    Auch  in  Wandgemftlden  fehlt  es  nicht  an  Proben  dieses 


[427]  Jagd,  Landleben.  75  J 

Kunstzweigs,  der  in  den  Vasengemftlden  einer  fruheren  Periode  ebenfalls 
eine  nicht  ganz  unansebnliche  SteDe  einnimmt.] 

2.  3«  Eln  Pfltlger  mit  fdem  alterthtkmlichen  Hakenpfluge,  Etr.  Bronze, 
Micali  114.  [Vasengemftlde  des  Nikosthenes,  in  Berlin  n.  1596.]  Auf  einer 
Gemme,  M.  Flor.  II,  4%  3.  PfitSge  von  Schmetterlingen,  Bienen  gezogen, 
auf  Geminen.  Vgl.  Ginzroth  Wfigen  und  Fahrwerke  Tf.  I B.  Arbeiten  der 
Weinerndte  (Stampfen  der  Trauben  mit  den  FQssen,  Giessen  des  Host's  in 
die  Winter^sser) ,  ZoSga  26.  Clarac  pi.  136.  (L.  478).  Passerie  Luc.  11, 
48.  49.  Gartner,  welche  Oliven  vom  Baume  schlagen,  Vasengem.,  Micali 
tv.  92,  2.  Olivenerndte,  Vase  aus  Caere  Mon.  d.  I.  II,  44,  b,  Ritschl 
Annali  IX.  p.  183  vgl.  G.  Hermann  Zeitschrift  fflr  AW.  1837.  n.  103.  Bin 
G^pr§ch,  wie  bier,  auch  auf  der  Vase  mit  der  Wiederkehr  der  Schwalbe, 
M.  d.  I.  II,  24.  Ann.  VII.  p.  238.  [Olivenemdte  von  sieben  Frauen  an 
einer  Ampbora  der  Mdncbner  Sammlung.  Traubenlesen ,  Vasengemftlde 
Bull.  1843.  p.  80.  Zwei  Manner  scblagen  die  Frucbte  ein^p  Oelbaunis  ab, 
die  in  einen  Korb  von  einem  Knaben  gesammell  werden,  Berl.  Vasen  n.  633.] 
Rinderheerde  unter  dem  Schutze  von  LandgGtteni,  Basrelief  Rondinini 
Guattani  1788  Jan.  tv.  3,  jetzt  in  Mdncfaen  [Mon.  ined.  67,  E.  Braun, 
Zwolf  Basr.  zu  Tf.  7.]  Melken  einer  Kuh,  Relief.  PCI.  VII,  23  (nach  Vise, 
ffir  priesterlichen  Gebraucb).  Ein  Bauer  ein  geschlacbtetes  Tbier  aus- 
weidend,  treffliche  Figur,  L.  340.  Bouill.  Ill,  19.  6.  Clarac  pi.  287.  Eine 
landlicbe  Scene,  Bauern  die  einen  Wagen  beladen,  bescbreibt  Libanios 
p.  1048  R.  eine  abnliche  en  thai  ten  die  Terme  di  Tito..  Ein  alter  Bauer, 
G.  Giust.  II,  45.  Ein  Hirt  in  einer  Exomis  von  Fell,  PCI.  Ill,  34.  Ein 
Bauer,  der  eine  iSndlicbe  Scbdne  mit  einer  um  seinen  Stab  gewundenen 
Natter  scbreckt,  idyllisches  Grem&lde  en  camayeu,  M.  Borb,  IX,  49. 

4.  Eine  Darstellung  aus  dem  Landleben  von  wabrbaft  rQhrender 
Einfalt  ist  der  Domausziehende  Knabe,  der  sogen.  Spinarius  im  Capitol, 
aus  Bronze,  Mafifei  Race.  23.  FranQ.  Ill,  21.  Oft  wiederholt.  Auch  die 
mit  Gftnsen  ringenden  Knaben  (nach  Boethos  infans  anserem  strangulans, 
von  Bronze),  namentlich  der  Capitol iuische,  Morghen  Princ.  10.  Bouill.  II, 
30,  1.  M.  Franq.  22,  gehOren  bierher.  —  Knaben  mit  Amphoren  auf  den 
Schultem  als  Brunnenstficke. 

5.  Der  sog.  Seneca  L.  595  aus  schwarzem  Marmor,  sehr  ergftnzt, 
ist  nach  Vise,  ein  Afrikanischer  (?)  Fischer,  Sandrart  II,  L  8.  V.  Borgb. 
3,  10.  Bouill  n,  65.  Clarac  pi.  325.  Vgl.  den  yginsvg,  dXhgvTog  yigmv 
Theokr.  I,  39.  Aehnliche  Figuren,  PGl.  Ill,  32.  L.  611.  Bouill.  Ill,  19,  7. 
Clarac  pi.  325.  Ein  junger  Fischer  von  Bronze,  M.  Borb.  IV,  55.  Schlum- 
memder  Fischerknabe,  PCI.  Ill,  33.  [Fischer  Clarac  pi.  881.  882.  Ein 
Fischer  und  ein  Knabe  mit  einer  Enle  bei  Gargiulo  Race.  tv.  50.  Hirlen 
Clarac  pi.  741,  742.] 

6.  Wild-Markt,  G.  Giust.  11,  112.    Buden  der  Wild-Verkauferin.  des 


752  Gegenstande  des  Menschen-Lebens.  [^28] 

-Garkochs,  Zo§ga  27,  28.  Wein-Verkauf  (er  wird  aus  grossen  Schl&ucben 
auf  dem  Wagen  in  die  Amphoren  eingefflllt),  M.  Borb.  IV,  A.  T,  48. 
Oell  N.  Pomp.  81.  Verkauf-Markt,  ganz  wie  der  Pompejanische,  in  einem 
VVandgem.,  Zahn  Omam.  Tf.  42.  WoUen-Verkauf,  unter  Aufsicht  eines 
Magistrals,  Arkesilas  (nach  Andem  der  Silphion-Handel  von  Kyrene), 
Vasengem.  von  Volci,  M.  I.  d.  Inst.  47.  Ann.  V.  p.  56,  [Rhein.  Mus.  V. 
S.  140.  Panofka  Bilder  aniiken  Lebens  Tf.  16,  3.  Micali  M.  ined.  tv.  97. 
Inghirami  Vasi  filt.  Ill,  250.]  —  Geschafte  des  Fullo,  Wandgem.  aus  der 
FuUonica  von  Pompeji,  M.  Borb.  IV,  49  f.  Gell  N.  Pomp.  51.  —  Die 
scb5ne  Spinnerin,  Boettiger  Vasengem.  IIL  S.  37.  Stickerin,  Vasengem. 
M.  Pourtal^s  pi.  34.  V^eberinuen?  33.  Die  Kunst  der  Blumenflechter 
(fiorari)  durch  gefldgelte  Kinder  dargestelit,  Wandgem&lde  M.  Borb.  IV,  47.  •— 
Bauersmann  der  seine  Produkte  auf  den  Markt  bringt.  Relief,  H.  d.  I.  II,  27. 
I.  M.  Wagner  Ann.  FV.  p.  47.  —  Schweineschlachten  Impr.  d.  L  IV,  53. 
Muhle  mil  Eseln  IV,  79.  [Schweinesieden,  Gruppe,  Neapels  Ant.  Bildw.  n.  26. 
Des  Frachtschifiers  Heimkebr,  E.  Braun  Ant.  Marmorw.  I,  10.  vgl.  Glarac 
pi.  192.  n.  352.  Grab  des  Backers  Eurysaces  M.  d.  I.  II,  58.  0.  Jahn 
Ann.  X.  p.  231.  An  einem  Sarkophag  in  V.  Medicis  eine  MQhle  von  einem 
Pferd  gedreht,  so  an  einem  grossen  Basrelief  im  M.  Gbiaramonti,  an  einem 
andem  ein  Esel  die  Mdhle  drehend.  Erzgiesserei  §.  306.  A.  5.  vgl.  Bull. 
1835.  p.  166.  Ann.  IX.  p.  184.  Ein  Vasenfabricant  §.  321.  A.  3.  Werk- 
st&tte  eines  Bildhauers,  Bruchstflck  eines  Basreliefs  Riccardi  in  Florenz, 
Roulez  Bulletins  de  TAcad.  r.  de  Belgique  T.  13.  n.  9.  Malerin  Pitt. 
d'Ercol.  I,  5;  eine  andre  unlangst  entdeckt.    Bull.  Nap.  1846  p.  12.] 


5.    Hansliches  und  eheliches  Leben. 

1  428.  Haufiger  sind  Darstellungen  von  geselligen  M ab- 
le n,  da  der  festliche  Charakter  derselben  sie  besonders  fur 
Kunstdarstellung  eignete;  es  fehlt  dabei  nicht  an  musikalischen 
und   orchestischen  Erg5tzlichkeiten   (tixgodfiara)   und   durch- 

2  sichtig  bekleideten  Hetaeren.  Wie  aber  die  einfachen  Familien- 
mahle  auf  Griechischen  Leichensteinen  deutlich  als  Mahle  der 
Todten,  die  dabei  selbst  als  Unterweltsgottheilen  erscheinen, 
gefasst  werden :  so  sollen  auch  jene  Festgelage  auf  den  Aschen- 
kisten  und  Vasen  Italiens  wohl  zum  grossen  Theile  das 
seelige  Loos  der  Gestorbenen  ausdrucken,  welches  Griechische 
Hymnendichter  durch  ein  unausgesetztes  Schmausen  an  voll- 

3  besetzten  Tafeln  und  eine  ewige  Trunkenheit  bezeichneten.  Bel 
so  sinnlicher  Ausmalung  des  Looses  der  Seeligen  wurden 
selbst  die  Freiheiten,  welche  die  Gaste  dieser  Mahle  sich  mit 


[728]  Hausliches  Leben.  753 

buhlerischen  FlSlenspielerinnen  (Griechischen  Huri's),  nehmen, 
nicht  upziemlich  erscheinen  durfen. 

[Boettiger  Kl.  Sclir.  II.  8.  308—341.  Tf.  7  das  Menschenleben. 
1.   Erzeugung   und   Geburt.     2.   Sehnsucht.     3.   Weigerung  und   Scham. 

4.  Beseelung.  5.  Geburtsstunde.  6.  Guter  und  b5ser  Genius.  Panofka 
Bilder  antiken  Lebens  mil  20  Epftf.  B.  1843.  *  1.  Erziehung.  2.  Gym- 
nastische  Spiele.  3.  Wettrennen.  4.  Musik.  5.  Jagd.  6.  Krieg.  7.  Heil- 
kunde.  8.  Bildende  Kunst.  9.  Tanz.  10.  Spiele.  11.  Hochzeit.  12.  Ge- 
lage.  13.  Opfer.  14.  Landleben.  15.  Beeleben.  16.  Handel  und  Gewerbe. 
17.  Hftusliches  Leben.  18.  19.  Frauenleben.  20.  Lebensende.  Ders. 
Oriechinnen  und  Griechen  B.  1844.  3  Epftf.  Statuen  von  Kindem  Glarac 
pi.  875—881.  883.  884.] 

1.  Solche  Gelage  auf  Etr.  Urnen,  Micali  tv.  107.  Vasengem. ,  Han- 
«ary.  Ill,  62;  Tischb.  I,  am  Ende  (wo  ein  Hoplomach  u.  ein  weiblicher 
Kybisteter  dabei  sind);  II,  55  (mit  einem  Kymbalisten  und  einer  Fl5ten- 
spielerin);  III,  10  (die  halbnackten  Frauen  sind  Hetaeren);  Millingen 
Gogh.  8  (die  Flfltenspielerin  ist,  wie  die  Attischen,  zugleich  Hetaere); 
Laborde  I,  62  (die  FlOtenspielerin  erscheint  im  durchsichtigen  Gewande); 
Haisonn.  45.  Auf  einer  Vase  aus  Agrigent,  Gerh.  Ant.  Bildw.  71 ,  haben 
die  Zecher  und  die  FlOtenspielerin  beigeschriebene  Namen.  Ein  schOnes 
Vasengemaide  mit   einem   solchen   Hetaeren-Mahl  wird  in  Neapels  Ant. 

5.  341  sehr  lebendig  beschrieben;  abgehildet  M.  Borb.  V,  51.  Die  durch- 
sichtigen Gew&nder  charakterisiren  Madchen,  wie  die  Rhodischen  Samby- 
kistrien,  Athen.  IV,  129.  Eine  Hetaere  in  einem  solcl^n  Gewande  und 
Haametz,  mit  Eros  dabei,  in  dem  Wandgem.  M.  Borb.  VIII,  5,  vgl.  I,  23 
und  die  Statue  zu  Dresden  245.  [Kylix  im  Gregor.  II.  tv.  81  a.  b.  Gelag 
umher,  und  einer,  dem  ein  W^ib  den  Kopf  h^t,  Qbergiebt  sich;  er  hfilt 
die  Finger  als  ob  er  sie  eben  zuvor  in  den  Hals  gesteckt  h&tte.  Eine 
andere  Kylix  desselben  Museums  ist  nur  angefflhrt,  nicht  abgehildet,  von 
Epiktetos,  wo  eine  Medicin  nach  beiden  Seiten  wirkt,  und  der  Kranke  mit 
Widerstreben  Pillen  zu  handhaben  scheint.    Vgl.  Bullett.  1841.  p.  137.] 

2.  Familien-Mahle  der  Art  bei  Maffei  M.  Veron.  .49,  1;  Winck. 
M.  I.  19.  20;  Zo6ga  11;  Hobhouse  Travels  pi.  1;  M.  Worsl.  I,  12;  Glarac 
pi.  155  IT.;  Wiener  Jahrb.  XL VII.  Tf.  2;  Gerh.  Ant.  Bildw.  76,  2.  Be- 
sonders  M.  Oxon.  I.  tb.  51,  135—140.  Basrelief  zu  Merbeka  in  der  Ebene 
vor  Argos  Exped.  de  la  3for^  IL  pi.  62.  [Le  Bas  Mon.  d'antiqu.  fig.  2. 
Cah.  P.  1837.  pi.  85—245 ,  Letronne  L.  a  Mr.  Le  Bas  sur  les  sujets 
fun^raires  qu'on  croit  Stre  des  repas  fun^raires  et  des  scenes  d'adieu, 
Revue  arch^ol.  Ill,  1846.  p.  214  s.  p.  85.  Gerhard  A.  Bildw.  Tf.  315,  1—6, 
auf  2  und  4  mit  Darstellungen  aus  der  Unterwelt,  vgl.  Beschr.  Roms  I. 
S.  323.]  Der  Mann  liegt,  die  Frau  sitzt  auf  der  nXlvri  und  hat  ein 
^(favlov  (vgl.  R.  Rochette  M.  I.  p.  145)  unter  den  Fussen,  ein  ministrirender 

O.  M  fi  1 1  e  r  *  •  ArohMOIofle.    4.  Avfl .  48 


/ 


754  Gegenst^nde  des  Menschen-Lebens.  [^^^1 

Knabe  steht  hlUifig  dabei.  Durch  ein  Fenster  siebt  man  einen  Pferdekopf 
(der  Tod  als  Reise,  vg).  R.  Rocbette  p.  96);  eine  Scblange  trinkt  bie  und 
da  aus  der  dargehaltenen  Schale  (Oxoo.  I,  135.  II,  67);  und  wenn,  wie 
Ofler,  der  Mann  einen  Modius  aof  dem  Kopfe  hat,  so  siebt  man  deutlich^ 
dass  das  Mabl  des  Hades  und  der  Persephone  nacbgebildet  wird.  Auch 
nahet  After  ein  Zug  von  Retenden,  bisweilen  mit  einem  Opferscbwein 
Oder  Schafe,  z.  B.  MafTei  3f.  Veron.  139,  6.  G.  Giust.  11,  93.  Bei  Caylus 
n,  74,  wo  die  Namen  darOber  steben,  werden  die  Speisenden  bekr&nzU 
Am  einfachsten  und  alterthamlicbsten  ist  die  Yorstellung  Ingbir.  M.  Men. 
Etr.  VI.  tv.  c  flf. 

3.  So  ist  z.  B.  das  Vasengem.,  Tiscbb.  II,  5^,  wobl  ein  Todten* 
mahl;  die  Essenden  geniessen  die  Eier  der  gewObnlichen  coenae  ferales;. 
und  docb  ist  auch  bier  eine  nackte  FlOtenspielerin  dabei. 

1  %29.  Unter  den  Scenen  des  ehelichen  Lebens  liebt 
die  Griechische  Kunst  der  Vasengem&lde  besonders  die  Her- 
beiholung  des  brautlichen  Bades  und  die  Heimfubning  der 
Braut  zu  Wagen  als  Bezeichniing  einer  Hochzeit  zu  gebrau* 

2  chen.  Eine  auf  Vasengemalden  sehr  hilufige  Vorstellung 
eines  Epheben,  der  ein  Madchen  verfolgt,  mSchte  auf  die 
weitverbreitete  Sitte   des   virginem   rapere   zu    deuten   sein. 

3  Aber  auch  die  Uebergabe  der  Braut  durch  die  Ehegottin  Hera 
liegt  in  verschiedenen  Kunstwerken  so  vor,  wie  sie  ein  Kunst- 

4  ler  der  besteii  Griechischen  Zeit  gebildet  haben  muss.  Auf 
ahnliche  Weise,  durch  die  die  Gatten  vereinigende  Juno  Pro- 
nuba,  stellen  auch  Rdmische  Sarkophage  die  Ehe  dar;  sonst 
werden  Aphrodite   und  Peitho,    upd  im  spatem  Alterthum 

5  Eros  und  Psyche,  als  Nebenpersonen  eingefuhrt.  Weiter  fehlt 
es  nicht  an  Bildwerken,  welche  das  Leben  des  Kindes  durch 
die  Periode  der  Erziehung  und  des  Junglings  bis  zum  mfinn- 
lichen  Alter  in  den  Hauptmomenten  andeuten.  * 

1.  Attische  Mftdchen  das  Brautbad  von  der  Kalirrho6  holend,  auf 
Vasen  von  Void,  §.  99.  N.  13  (deren  richtige  E^kUning  schon  Goett. 
6A.  1831.  S.  1331  gegeben  war,  und  bemach  durch  die  Inscbrift  Jt^/- 
PEKPENE  bestfttigt  wurde),  auch  auf  Gemmen,  Lipp.  HI,  388.  89. 
Jtlngling  im  Bade,  alt-Griech.  berrliche  Arbeit,  aus  Told,  Impr.  d.  Inst, 
m,  46.  Der  Brautzug  zu  Wagen,  wie  ihn  Homer  und  Hedod  bescbreiben, 
nebst  dem  durch  ApoUon  als  Kitharoden  daiigestellten  Hymenaeos,  vereint 
mit  dem  Komos  des  Dionysos  —  auf  vielen  alten  Vasengem.  (ein  SicOisches 
herausgegeben  von  Maggiore)  [1832],  besonders  von  Void,  Ann.  IIL  p.  162. 
BrantfQhrung  nach  dem  Hause  des  Brftutigams,  Apollon  und  Artemis  voraD 
Stackelb.  Tf.  32  (auch  bei  Millingen  Peint.  de  V.  43).     Hymenaeos  sehr 


[429]  Eheliches  Leben.  755 

▼ollstandig  b.  Slackelb.  Tf.  42.  [Poll.  Ill,  40.  Hesych.  ayori-]  Ueber 
andere  hochzeitlkhe  G«genstSlnde  dieser  Tasen  (Ktlsse,  Geschenke,  Kithar- 
spiel)  Ann.  III.  p.  58.  Die  Gampanischen  und  Apulischen  Hochzeitvasen 
stellen  besonders  die  SchmQckung  der  Braut  unter  Aphrodite's  Walten 
dar.     Die  Griechisehe  Braut  im  Putzgemach,  Boettiger  Vaseiigem.  I.  S.  139. 

2.  Mehrere  Vasen  der  Art  giebt  R.  Rochette  M.  I.  I.  als  Raub  der 
Thetis.  Junglinge,  welche  Mftdchen  auf  Wagen  entfQhren,  Millingen 
Gogh.  1  ft.    Vgl.  Gerhard  Prodr.  S.  76. 

3.  Die  Uebergabe  der  Braut,  in  echt-Attischem  Style,  Lipp. 
Suppl.  394;  damit  weist  das  Relief  Adm.  57  auf  dasselbe  Original  zurdck; 
in  dem  bei  Guattani  1785.  p.  XXXI  ist  Hera  weggelassen,  aber  Ueber- 
bringer  von  Hochzeitgaben  sind,  aus  Griechischen  Gompositionen,  hinzu- 
gefilgt.  Hochzeitgaben,  schdnes  Relief  bei  Guattani  p.  LXL  [R.  Gironi 
Le  nozze  de*  Gred,  Hilano  1819.  Vasenbild,  auch  in  der  Bibl.  Ital.  1819 
MSrz  (wo  1820  Febr.  S.  228  ein  anderes  mit  Hochzeitsc&remonien  bei 
Santangelo  in  Neapel  beschrieben  ist);  der  Paranympbos  fdhrt  die  Braut 
an  der  Hand,  die  von  der  Pronuba  dem  mit  Lanze  bewebrten  Gatten  zu* 
gedrftngt  wird;  Apollon  mit  Lorberast,  Artemis  mit  Bogen  und  KOcber, 
und  ein  Weib,  die  zu  dem  Bespeerten  spricht,  vielleicht  die  Mutter  der  Braut.] 

3.  ROmische  Reliefs,  auf  denen  Juno  Pronuba  die  Gatten  zusammen 
fOhrt  Oder  halt,  Admir.  Rom.  56.  65,  wie  Gommodus  und  Grispina  auf  M., 
Vaillant  De  Gamps  p.  45,  1.  Eben  so  an  einem  grossen  Vatican..  Sarko- 
phag,  Gerh.  Ant.  Bildw.  74.  [Grosser  Sarkophag  von  Monticelli  M.  d.  I. 
IV,  9,  Ann.  XVI.  p.  186  E.  Braun.]  Vermahlung  aus  spater  ROm.  Zeit 
(dabei  ein  Knabe  mit  einem  Fruchtschurz) ,  L.  492.  Glarac  pi.  203. 
Hochzeitliches  Opfer  mit  glflcklichen  Zeichen,  Adm.  58.  Wicar  III,  16 
Fussbad  der  Braut  (nach  wahrscheinlicher  Deutung),  Adm.  59.  Zo€ga 
Bass.  12;  L.  766.  Qarac  pi.  203.  Die  Aldobrandinische  Hochzeit  (§.319* 
A.  7)  vereint  die  Braut  im  Thalamos,  welche  Gharis  gesalbt  hat  und 
Aphrodite  (Peitho  (beredet,  mit  der  Zurichtung  des  Bades  u.  der  Vorbe* 
reitungkzum  Hymenaeos.  Vgl.  §.  378.  A.  4.  Die  Niederkunft,  Adm.  65. 
Geburt  eines  Kindes,  die  Parzen  stellen  das  Horoskop,  L.  459.  Glarac 
pi.  159  [vgl.  die  Niederkunft  der  Alkmene,  der  Leda  in  Basreliefen].  — 
Zwet  Nester  mit  Kindem  auf  einem  Baum,  PGl.  Vlf,  9;  Wandgem.  in 
Pompeji,  W.  Gell  N.  Pomp.  48,  ein  Idyll  nach  Hirt,  Ann.  d.  Inst.  I.  p.  251. 
—  Eros  und  Psyche  auch  auf  dem  Sardonyz-Gei^ss  §.  315.  A.  5.  vgl. 
§.  391.  A.  9.  —  Kadmos  u.  Peleus  Hochzeiten  dienen  als  mythologische 
ReprHsentanten  wirkhcher  bistorischer.    [ZoSga  Bassur.  I.  p.  252.] 

5.  Thorn.  Bartholini  Antiqu.  vet.  puerperii  1675.  Darbringung  de& 
Kindes  an  eine  nov^tgotpog  9'ia  §.  96.  N.  13.  Basrelief  von  Sigeion^ 
Ion.  antiq.  I.  vign.  2;  von  Troas,  im  L.  521,  Panofka  Ann.  d.  Inst.  I. 
p.  395.  tv.  9.    Glarac  pi.  203;   Sarkophagrelief  im  Gampo  Santo  zu  Pisa, 


756  Gregenstande  des  Menschen-Lebeiis.  [430] 

Rossellini  Ann.  VI.  p.  236.  tv.  d*agg.  F.  Ehe  u.  Kinderzucht  auf  dem 
Sarkophag,  Guattani  1784.  p.  XLIII,  vgl.  R.  Rochette  M.  I.  p.  406.  Lebens- 
lauf  eines  Kindes,  R.  Rochette  pi.  77,  1.  2.  Erziehung  und  Unterricht, 
Winck.  M.  L  184.  Jdnglinge  in  das  m&nulidie  Himation  gefaQllt,  Ruck- 
seite  vieler  Vasengem.,  Boettiger  Yasengem.  II.  S.  37.  §.  337.  A.  5.  Auch 
mit  Waffen,  auf  Yasen  von  Volci,  Ann.  III.  p.  156,  in  Beziehung  auf  die 
solenne  Waffennahme  der  Epheben.  Ein  ROm.  Jdngling  bekommt  die 
toga  pura,  scheint  es,  in  dem  Relief  Wicar  lY,  16.  Soenen  im  ^rauen- 
gemacb,  Stickrahmen,  Laute,  Spiegel,  Spinnen  Stackelb.  Tf.  33.  34.  Frauen- 
bad,  Douche  Tf.  36.  [Dame  und  Zofe,  Temite  Pompej.  Wandgem.  2.  Reihe 
Tf.  3,  ein  dichtendes  Mftdchen  Tf.  1  u.  s.  w.  Panofka  Griechinnen  und 
Griechen.    Griech.  Frauenleben  mit  56  bildl.  Darstell.  B.  1844.  4.] 

Liebeszauber,  Tischb.  IT,  44.  —  Anhangsweise  muss  bier  auch  der 
grossen  Anzahl  obscOner  Vorstellungen  (besonders  der  Veneris  figurae, 
auf  Gemftlden,  Gemmen,  Munzen,  lasciva  numismata  Martial  VIII,  78) 
gedacht  werden,  zu  denen  auch  die  Mythologie  viel  Gelegenheit  gal), 
s.  §.  137.  A.  3.  Merkwurdig,  dass  die  Yasra  von  Yolci  obscene  Gegen- 
sttode  gerade  im  ftltesten  Style  darzOstellen  pflegen.  Yon  den  Porao- 
graphen  der  sp&tem  Zeit  §.  163,  4. 

1  430.  Aber  auch  andre  Scenen  des  hauslichen  Lebens, 
wie  das  Bad,  welches  der  uppigeren  Kunst  der  spatern 
Vasen  und  Etruskischen  Spiegel  besonders  zusagt,  so  wie  allerlei 
Spiele  und  ErgStzlichkeiten  liegen,  besonders  wenn  sie  einer 
eigenthumlichen  Entwickelung  menschlicher  Charaktere  Raum 

2  gestatten,  nicht  ausserhalb  des  Kreises  der  alt  en  Kunst;  welche 
dann  freilich  ganz  aus  ihrer  Bestimmung  heraustritt,  wenn 
sie  —  wie  in  pompejanischen  Gemalden  —  die  in  der  Wirk- 
lichkeit  fehlen  den  Bibliotheken,  leckern  Gerichte,  den  Haushund, 
an  die  Wand  malt,  und  so  zu  einem  blossen  Surrogat  der 
Realitat  herabsinkt.  • 

1.  Enaben,  welche  in  einem  dffentlichen  Bade,  JHMOSIA,  baden, 
Tischb.  I,  58.  Ein  Privatbad  wird  auf  dner  andern  Vase  eben  so  durch 
Ij^IA  bezeichnet,  R.  Rochette  M.  I.  p.  236.  Bad  u.  Palaestra  sind  an 
den  Yasen  dfter  yerbunden.  Badende  Frauen,  Tischb.  Ill,  35  und  oft, 
auch  mit  dienenden  Eroten,  in  Yasengem.,  wie  in  Spiegelzeichnungen.  In 
Yasengemftlden  was  Archilochos  sagt  fr.  7 :  Ixovca  ^aXXov  (iVQelvrjg  irip- 
ffsro,  ^odrjs  TB  naXbv  av^og,  Knabe  im  Bade  im  dicken  Mantel,  Impr.  d.  I. 
IV,  73.  Die  Leiter,  welche  bier  und  oft  in  den  H&nden  badender  und  sich 
schmQckender  Frauen  vorkommt,  ist  wohl  nur  ein  Gerftth  Binder  aufzube- 
wahren  oder  etwas  Aehnliches.  Douche-Bad,  Yasengem.  von  Void.  ROmische 


[431]  Bader,  Spiele.    Tod.  757 

Bader  §.  292.  A.  4.  Das  Anpinseln  des  Gesichts,  Tischb.  II,  58.  Maisonn. 
pi.  16.  —  Das  Madchen  beim  KnOchelspiel ,  eine  aaTQayaXliovaa  (vergl. 
§.  120.  A.  3.  417.  A.  2),  ist  in  mehrern  Exemplaren,  im  Brit.  Museum 
[II,  28,  Glarac  pi.  578,  in  Berlin  das.  Gerh.  Berlins  A.  Denkm.  n.  59], 
Paris  L.  686,  Dresden  [August  Tf.  106],  der  Wallmodenschen  Sammlung, 
vorhanden.  Bouill.  n,  30,  2.  M.  Francj.  IV,  9.  Clarac  pi.  323.  [Eins 
im  Palast  Colonna,  schdne  Arbeit,  die  linke  Hand  aufgestdtzt,  die  rechte 
erhoben  als  ob  sie  eben  geworfen  hfitte;  sehr  hubsch  ist  das  Hemdchen 
gearbeitet.  Das  altere  Griechische  Vorbild  aus  Tyndaris  in  Neapel,  Bull. 
1843.  p.  60.  Serradifalco  Antich.  d.  Sicilia  V.  p.  52.  So  spielt  Ame  auf 
M.  von  Kierion  Hillingen  Anc.  Coins  pi.  3,  12,  13.  Ficoroni  dei  tali  d. 
Antichi  R.  1734.]  Der  kleine  Bogen  an  der  Plinthe  (nach  Andem  eine 
Schlang^  soil  wohl  eine  der  jungeren  Nymphen  der  Artemis  bezeichnen. 
Vgl.  Becker  August.  Th.  III.  8.  21.  Levezow,  Amalth.  I.  S.  193.  Bret- 
schaukel,  auf  Yasen,  Gerh.  Ant.  Bildw.  Ill,  53;  Strickschaukel, 
ebend.  54;  Sitzschaukel,  55.  Millingen  Un.  Hon.  I,  30.  Ygl. 
Tiber  diese  aldqai,  oscilla,  v.  KOhler  Masken  S.  16.  Spiel  mit  dem 
Trochos,  Winck.  M.  I.  194—195.  Tassie  tv.  47,  7981.  84.  vgl.  R.  Rochette 
M.  I.  p.  233,  §.  391.  A.  4.  (Eros?);  [auf  Vasen  eigen  dem  Ganymedes] 
mit  grossen  Ballons,  Tischb.  II,  61.  62.  Cottabus,  Jacobs  Verm.  Schr. 
VI.  S.  106,  in  Kunstwerken  noch  zu  suchen.  [Vermuthlich  Mon.  ined. 
200.  Welcker  Kl.  Schr.  II.  S.  225.]  Das  Spiel  Enkotyle  (aber  doch  nicht 
genau  dargestellt  auf  Vasen,)  M.  I.  d.  Inst.  47  B.  Ann.  IV.  p.  336. 
Kinderspiele'der  Batumalien,  nach  Melchiorri,  auf  einem  Vatic.  Relief, 
Diss.  d.  Ace.  Rom.  II.  p.  147.  Gerh.  Ant.  Bildw.  65. 

Zwerge  als  ROmische  Luxusartlkel,  in  Bronzen,  Ant.  Ere.  VI,  91.  92. 
Gori  M.  Etr.  I,  76.    Pitt  Ere.  V,  56  sqq.  (als  Pygmaeen). 


6.    Tod. 

431.  Directe  Darstellungen  des  Todes  und  der  dabei  1 
beobachteten  Gebrauche  sind  in  der  Griechischen  Kunst  selten ; 
der  todte  Leib  h6rt  auf,  Ausdruck  des  Lebens,  und  eben  da- 
durch,  Gegenstand  der  Kunst  zu  sein.  Zu  den  andeutenden  2 
Vorstelhingen  gehort,  ausser  vielen  schon  erwahnten,  tlieils 
aus  der  Mythologie  (§.  397.  A.  2)  theils  aus  dem  Leben 
(§.  428.  A.  2)  genommenen,  das  einfache  Bild  eines  AbschiedS; 
einer  Reise  ohne  weitere  Bezeichnung  des  unbelcannten  Ortes, 
wohin  sie  gerichtet  ist. 

1.    Conclamatio  Relief,  L.   182  (eine  Imitation  der  Antike.    Caylus 
III,  73.  Bouill.  Ill,  60,  1.   Clarac  pi.  154.    Planctus  L.  459.  Bouill.  60,  2. 


758  GegensUnde  des  Menscben-Lebens.  l^^] 

Glarac  pi.  153;  Urnen  von  ausium  §.  174.  A.  %  vgl.  Gori  M.  Etr.  Ill,  3. 
t  20—23.  Austragung  der  Leicbe,  sonderbares  Gemftlde,  beschrieben  von 
Gell  N.  Pomp.  II.  p.  48.  Beilegimg  des  Todten  im  Orabe,  Stackelberg 
Tf.  38.  [Besonders  wichtig  die  drei  Athenischen  Vasen  M.  d.  I.  Ill,  60l 
Ann.  XV.  p.  276.  W.  Henzen.  Berl.  Vasen  nach  Gerhard  n.  1847—49. 
Aehnlich  auf  einem  Kantharos  von  Void,  Bull.  1844.  p.  33.] 

2.  Ueber  die  Vorstellungen,  meist  Abschiede,  und  den  schOnen 
Sty]  Griecbischer  Grab-Stelen,  E.  Wolff  u.  Geriiard  Ann.  d.  Inst.  L 
p.  134  ff.  SchOne  Stele  Stackelberg  Grftber  Tf.  1.  S.  die  Marathonischen 
Vasen  L.  705  fif.  Glarac  pL  152  f.  und  M.  Worsl.  I,  6.  14.  Caylus  VI, 
49  ff.  Dabei  ist  richtig  bemerkt  worden,  dass  nicht  die  stehende,  son- 
dem  die  sitzende  Person  der  Todte  sei  (Rinck,  Kunstblatt  1828.  N. 
42,  7),  s.  auch  M.  Veron.  49,  2.  51,  11.  Descr.  de  la  Moree  III.  pi.  16. 
Gastroal,  der  Mann  liegt,  er  ist  der  Gestorbne,  die  Frau  giebt  ihm  die 
Hand.  Vgl.  pi.  14.  18,  2.  19,  1.  20,  2,  der  Sitzende  der  Todte.  [Vgl. 
Roulez  Basr.  fun^r.  d^Arezzo  p.  13.  not.  1.  Le  Bas  Mon.  d'antiqu.  fig. 
p,  142  s.]  Oft  ist  auch  ein  Pferd  dabei,  L.  695.  Glarac  pi.  152;  R. 
Rochette  H.  I.  46,  1.  p.  126.  Harm.  Oion.  II.  n.  63  (ein  Attischer  Gippus, 
oben  eine  Sirene  §.  393.  4).  Hierher  gehOrt  auch  das  Relief  Winck. 
M.  I.  72  roit  der  Schlange  hinter  dem  Abschied  nehmenden  Jflngling, 
vgl.  Gerhard,  Beschr.  Roms  II,  II.  S.  6.  [Kunstmus.  zu  Bonn  1841 
S.  122  l^chlange  urn  den  Baum  G.  I.  If.  n.  3366  und  n.  2322  I)  86  und 
b  94.]  Der  ijifeog  reitet  auch  selbst  auf  einen  von  der  Schlange  urn- 
wundenen  Hesperiden-Baum  (Symbol  einer  in  Dunkel  und  Schrecken  ge- 
hallten  Seeligkeit)  mit  einem  Altare  zu,  Maffei  M.  Veron.  49,  8.  Doch 
verwirft  dies  Symbol  Gerhard  Archemoros  S.  68.  Der  ^geag  in  seinem 
•  Heroon  auf  Vasen,  gerade  wie  er  an  Stelen  erscheint  s.  Stackelberg  zu 
Tf.  2,  2.  Nach  den  Reliefs  mfissen  die  Abschiedsscenen  auf  Vasen  wohl 
auch  grOsstentheils  gefasst  werden.  Auf  Etr.  Aschenkisten  geht  der  Ab- 
schied oft  vor  einer  Grabs&ule,  mit  einer  Pinien-Frucht,  gewdhnlich  vor 
einer  TbQr  vor;  der  Mantus  oder  Orcus  haut  zu.  Auch  hier  ist  der 
Abschiednehmende  Ofter  zu  Pferd;  eine  Aniphore  liegt  am  Boden,  eine 
Schlange  kommt  hervor;  Genien  der  Unterwelt  fQhren  das  Pferd.  Vgl. 
§.  174.  A.  3.  —  Frauen,  welche  die  rechte  Hand  an  das  Kinn,  die  linke 
an  die  Brust  legen  (wie  bei  den  ROmern  Gefangne  dargestellt  werden), 
scheinen  den  ewigen  Abschied  (Padieu  supreme)  zu  bezeichnen.  R.  Ro- 
chette p.  132  und  besonders  die  Stele  im  L.  pi.  46,  3  und  das  sch5ne 
Brustbild  von  einem  Grabdenkmal  bei  Stackelb.  Grftber  1  Abth.  S.  44 
Schlussvignette. 

Die  Lutrophoros  auf  Attischen  Grftbem  von  unvartieirathet  Oe- 
storbnen,  Statue  in  Berlin,  GOtt  GA.  1830.  S.  2016.  Eine  Lutrophoros 
M.  Ghiaram.  I,  11.    Glarac  pi.  407.  n.  703.     9AIJIM0E  [low^otpo^og 


{43'2,  433]  Darstellungen  des  Todes,  Skelette.  759 

naig  s.  G.  Hermann  de  duahus  inscr  Gr.  1835.  p.  13.]  —  Grab  eines 
J&gers  (ein  Hirsch  yerzehrt  did  hingelegten  FrQchte),  Relief  von  Megara 
in  Wien,  Wiener  Zeitschr.  1832.  N.  144. 

432.  Skelette  ((tx«a«toi,  larvae),  wonmter  bei  den  1 
Alten  im  Ganzen  nur  fleiscMose,  zu  Haut  und  Knochen  zu- 
sammengeschrumpfte  Gestalten  zu  verstehen  sind,  kommen,  so 
wie  Todtenkopfe,  erst  in  spatern  Zeiten  und  auf  kunstlerisch 
unbedeutenden  Denkmalern  als  Bezeiehnung  des  Todes  vor. 
Ein  silberaes  Geripp  mahnt  bei  Trimalchio's  Mahl  an  Le-  2 
bensgenuss,  und  Appulejus  wurde  beschuldigt,  eine  Larve  (lar- 
valis  imago,  seeletus)  als  Amulet  oder  Zaubermittel  bei  sich 
zu  tragen. 

1.  Mehreres  stellt  Welcker  Sylloge  p.  98  zusammeu.  Der  Grabst^n 
mit  der  dort  angefOhrten  Inschr.  u.  einer  larva  darunter  war  1822  in  den 
Souterrains  des  Brit.  Museums  zu  sehn.  Auf  einem  Grabmal  von  Pompeji 
ein  Relief  mit  einem  Skelett,  das  eine  Frau  mit  B&ndern  schmtickt,  Mazois 
Pomp.  I,  29.  Cippus  in  Neapel,  mit  einem  Skelett,  dessen  Munde  ein 
Schmetterling  entscbwebt,  Neapels  Ant.  S.  61.  Ein  Skelett  aus  der  Urne 
entfliebend  (ilber  Skelette  in  Amphoren  ygl.  Steinbuchel  Alterth.  8.  67)» 
indem  Eros  hineinleuchtet,  Impr.  d.  Inst.  II,  58.  Ein  Skelett  tanzt  nach 
Silen*s  FlOte,  Wicar  III,  28.  8.  auch  Gori  Inscr.  I.  p.  455  und  die 
Oemmen  bei  Christie  Painted  Vases  4.  6.  (Oerippe  mit  Laternen).  Ueber 
die  Skelette  von  Kuma  (§.  260.  A.  1.)  Schriften  von  Jorio,  Sickler, 
Blumenbach,  Gm.  GA.  1823.  S.  1243.  Goethe  Werke  XLIV.  S.  194.  Olfers, 
Schriften  der  Berl.  Akad.  1830.  8.  1.  Tf.  1—4.  fStackelberg  Grai>er 
8.  16:  »keine  tanzenden  Oerippe,  sondem  hagre  ddrre  Menschenkfirper.c  ? 
Die  Schatten  verlassen  die  Grfiber  larval!  habitu,  nudis  ossihus  cobaerente, 
Seneca  Ep.  24  ossea  forma,  Ovid  lb.  146.  So  die  zwei  Figuren  an  einer 
Yase,  Mus.  Ghiusino  II.  tv.  168.]  Verzeichniss  der  Skelette  in  der  alten 
Kunst  ebd.  S.  30  ff.  Tf.  5.  Eine  larva,  aus  Haut  und  Knochen  bestehend, 
aus  Erz,  soUte  Hippokrates  nach  Delphi  geweiht  haben,  Paus.  X,  2,  4. 

2.  Die  larva  argentea  bei  Petron.  34,  sic  apta,  ut  articuli  eius  verte- 
braeque  laxatae  in  omnem  partem  flecterentur,  war  hiemach  ein  fSrmliches 
Oerippe.  Ein  Skelett  bei  einem  Feste  auch  auf  dem  Relief  im  L.  25.  — 
Appulej.  de  magia  p.  68.  Bip. 


III.    Gegenstftnde  aus  der  Obrlgen  Natur. 

1.    Thiere  nnd  Pflanzen. 
433.  (434).    Die  Meisterhaftigkeit  der  Alten  in  der  Dar-  l 
stellung  der  edleren  Thierarten  geht  aus  ihrem  feinen  Sinne 
fur  charakteristisehe  Form  hervor.    Das  Pferd  schloss  sich  in 


760  GegenstHnde  aus  der  Qhrigen  Natur.  [^3] 

Griechischen  Siegerstatuen  und  R5mischen  statuae  equestres 
zunachst  an  die  Menschengestalt  an;  obzwar  selten  schlank 
und  hochgebaut,  sind  die  Rosse  Griechischer  Kunstwerke  doch 
sehr  feurig  und  lebensvoll,  die  R5mischen  schwerfalliger  und 
massiver ;  ihr  Schritt  ist  haufig  der  kunstlich  ihnen  eingelemle, 

3  schaukelnde  Zelt  oder  Pass  (ambling,  tolulim).  Fur  einen 
seine  Wunde  leckenden  Hund  auf  dem  Capitol  cavirten  die 
tutelarii  nach  Plinius  mit  dem  Leben,  well  er  unscbatzbar^ 
noch  giebt  es  ausgezeichnet  schone  Thiere  der  Art;  so  wie 
Wolfe,  Stiere,  Widder,  Eber,  L5wen,  Panther,  in  denen 
zum  Theil  die  Formen  dieser  Thiere  eben  so  grossartig  ent- 
wickelt  sind,  wie  die  menschlichen  in  GQttem  und  Heroen^ 

4  Kraftig  entworfene  wilde  Thiere,  besonders  im  Kampfe  mit 
einander,  darzustellen,  war  eine  der  ersten  Aufgaben  der  alt- 
Griechischen  Kunst. 

I.    Winckelmann  W.  IV.  8.  23G. 

^2.  Ikonische  Rosse,  Aelian  V.  H.  IX,  32.  Kalamis  Pferde,  §.  112,  2. 
Marcel  de  Serres  Ueber  die  Thiere  der  alien  Kunst,  Bibl.  univ.  1834. 
Mars.  p.  :231  fl.,  unterscheidet  vier  Pferde-Rassen,  die  Afncanische,  Appulische, 
Thessalische,  Sicilische.  Derselbe  zuletzt  Qber  die  Thiere  der  Mosaik  von 
Pallstrina,  Froriep  Notizen  1834.  N.  922  if.  Yiei  Yerkehrtes  im  Ganzen. 
BerQhmt  sind  die  K5pfe  vom  Parthenon  §.  118,  2,  c.,  die  Venetianischen 
Pferde  (mit  jenen  verglichen  von  Haydon,  L.  1818.  u.  Goethe  Werke  L. 
S.  118.)  St.  di  S.  Marco  I,  43  IT.  §.  261.  A.  2,  die  von  M.  Gavallo 
§.  414.  A.  4,  das  von  M.  Aurel  §.  204.  A.  4.  Falconet  Oeuvres  II.  p.  1., 
vgl.  I.  p.  157,  die  der  Nonier  §.  421.  A.  4,  eins  ins  Fiorenz,  Gall.  8t.  80. 
(vgl.  81—86).  Herculanischis  Quadriga  von  Bronze,  Ant.  Ere.  VI,  66. 
Pferdekopf  vom  Pallast  Golombrano  in  Neapel,  Goethe  W.  XXYIU.  S.  34. 
M.  Borb.  Ill,  10.  [Gicognara  Storia  d.  scult.  III.  tv.  19.]  Scbdner  Pferde- 
kopf aus  Bronze,  vergoldet,  in  Augsburg  (Raiser  §.  264.  A.  2).  Wunder- 
Pferd  (PifOTonovg)  auf  M.  von  Nikaea),  Mionn.  Suppl.  V.  tb.  1,  2.  p.  148. 
n.  861.,  vgl.  Sueton  Gaes.  61.  Sehr  sch6ne  auf  Thessalischen  und  8i- 
cilischen  M.  Die  Begriffe  der  Alten  von  Pferdeschdnheit  lemt  man  aus 
Xenophon,  Yirgil,  Golumella,  Oppian.  Erkl&rung  der  Muskein  und  der 
Basreliefs  an  E.  E.  Matthaei's  Pferderaodelle  von  Seiler  und  Boetttiger 
Dr.  1823.  Ygl.  oben  §.  424,  1.  [Ruhl  dber  die  Auffassung  der  Natur  in  der 
Pferdebildung  antiker  Plastik,  Gassel  1846.  4.]  Maul  thiere  besonders 
auf  Sicilischen  H.  [Eutychos  mit  seinem  Esel  Nikon,  die  Octavian  in 
Nikopohs  zum  Andenken  gldcklicher  Yorbedeutung  durch  ihre  Begegnung 
in  Erz  bilden  liess,  Plut.  Anton.  66  in  den  Hippodrom  in  Constantinopel  versetzt 
nach  einem  Schol.  der  Pf51zischen  Handschr.  Creuzer  zur  ArchaeoL  I.  S.  47.} 


[433]  Thiere.  761 

3.  Ein  vortrefiQicher  Hund,  der  sich  am  Ohre  krazt,  in  NeapeL 
Herrliche  Molosser,  Cavac.  I,  6.  Mon.  Gab.  43.  Wolf  von  Belvedere,  ein 
riesenmassiges  Thier.  Myron's  Kuh  §.  122,  2.  vgl.  PCI.  VII,  31.  Tora 
Famese  §.  157,  Bronze  in  Venedig,  S.  Marco  I,  47.  Bronze  in  Dresden 
(nach  StrongylionV)  Meyer  Gesch.  Tf.  9  c  SchOne  Stiere  auf  M.  von 
Epeiros,  Gortyna,  §.  350.  A.  5.  351.  A.  4.  Stiere,  die  gleich  den  Kameelen 
xafindg  auf  dem  Rtlcken  haben,  Aristot.  H.  A.  VIII,  29,  gibberes,  wie  die 
Kyprischen,  Serv.  Georg.  I,  138,  8yrischen,  Karischen,  Plin.  VIII,  45, 
'deformis  scapulis  torus  eminet,  Galpumius  VII,  61,  vgl.  eine  MiQnze  des 
Oordian  zu  Ephesus  b.  Tristan  T.  II.  Der  Bock,  der  in  der  Makedoni- 
schen  Urgeschichte  vorkommt,  .ist  auf  M.  pr^chtig  dargestellt,  Mionnet 
Suppl.  III.  pi.  9,  4—6.  Giustinianischer  Bock.  SchOne  Bronze  einer 
Gems,  M.  Borb.  I,  51.  Eheme  Widder  zu  Palermo,  Goethe  W.  XXVIII. 
S.  121  [beide  aus  Syrakus,  vOllig  gleich  und  zwei  ^nliche  sollen  nach 
Spanien  geschickt  worden  sein,  in  der  Zeit  der  Spanischen  Regierung]. 
Ueber  den  aries  gutturatus,  in  Florenz  und  Rom,  eine  Schrift  von 
Ad.  Fabroni.  Kalydonischer  Eber,  in  Byzanz  von  Niketas  p.  357  erwlUint, 
vgl.  Anth.  Pal.  XV,  51 ;  ein  sehr  schOner,  M.  Flor.  ill,  69.  SchOne  Wild- 
schweine  auf  M.  von  Glusium ,  Aetolien ,  N.  Brit.  5,  25.  Eine  saugende 
Sau,  PGl.  VII,  32,  vgl.  §.  418.  A.  3.  SSue,  den  Chinesischen  ahnlich, 
auf  Gemmen,  Impr.  d.  Inst.  I,  51.  52.  Sau  mit  Jungen,  das.  Ill,  55. 
L5wen  zu  Venedig  vom  Peiraeus  Athens,  S.  Marco  II,  48.  49.  §.  253. 
A.  2.  Farnesischer,  M.  Borb.  IX.  front  Herrliche  Figuren  auf  M.  und 
Gemmen.  *Vgl.  Jen.L.Z.  Erg.  1815.  S.  290.  Aus  dem  Felsen  gehauener 
L5we  in  Keos,  Broendsted  Voy.  I.  pi.  11.  Aehnliche  hie  und  da  in 
Griechenland.  Auf  Heldengrilbem  (Ptolem.  Hephaest.  p.  147.  Bekker), 
z.  B.  des  Hektor  in  der  tab.  Iliaca  und  des  Leonidas  zn  Thermopylae. 
Lowe  auf  M.  von  Milet.  Ximv  yiyag.  Anthol.  Pal.  VI,  256.  J.  de  Witte 
Ann.  VI.  p.  343.  LOwiu  mit  einem  Jungen  Impr.  Ill,  54.  Ueber  die 
Bildung  des  LOwen  (von  Syrischer  Basse),  Stiers  (bos  urus),  Ebers  (sus 
Aethiopicus)  am  T.  von  Olympia,  Geofifroy  St.  Hilaire  Rech.  au  sujet  de 
quelques  fragm.  P.  1833.  [Schwiiideleien ;  s.  Bonner  Kunstmus.  2.  Ausg. 
S.  168.]  Golossaler  LOvve  zu  Ghaeroneia,  Dupr6  Voy.  pi.  17.  L3we  von 
Plataeae,  L.  708  b.  Bacchische  Panther  auf  M.  mit  Thyrsen  oder  Lanzen 
im  Rachen.  LOwen-  und  Pantherkampf,  krSiftig  gezeichnet,  Laborde  Vases 
II,  21.  Vgl.  oben  §.  322.  A.  4.  427.  A.  1.  Tiger  sind  seltner  als 
Panther  u.  Leoparden.  Elephantenals Fackeltrfiger  auf  M. der  Seleuciden, 
vgl.  Sueton  Gaes.  37.  K  am  eel  mit  Filllen,  von  Elfenbein,  Buonarr.  Medagl. 
p.  365.  [Neapels  Ant.  Bildw.  Marmore  n.  499.  Nash  or  n  das.  n.  509.] 
Eine  Sammlung  von  Thieren  antiker  Kunst,  auch  Adiern,  Pfauen,  StOrchen, 
PGl.  VII,  26—34.  Bouill.  Ill,  95.  Glarac  pi.  350.  Ein  A  die r  mit  einer 
Schlange,  Niketas  de  stat.  c.  8.  Iktinos  Nachteule,  Lobeck  Aglaoph.  p.  973. 


762  GegensUnde  aus  der  abrigen  Natur.  [434.  (435.)J 

SchOner  junger  Hirsch  aus  Bronze,  M.  Pourtal^s  p.  20,  aus  der  Gegend 
Yon  Sybaris,  der  Guss  mangelhafU  [Ein  lebensgrosser  aus  schwarzem 
Marmor  im  Lateranischen  Museum.] 

4.  Die  Homeriscben  und  Hesiodischen  Schilderungen,  die  alterthOm- 
lichen  Yasen  und  Giusinischen  Gefasse,  die  Etr.  Bronzen,  die  ftiteren  Manzen 
und  geschnittenen  Steine  zeigen  den  vorberrschenden  Geschmack  an  K&mpfen 
wilder  Tbiere.  (Die  sogen.  aegyptisirenden  Yasen  begnQgen  sich  mit  blossen 
Zusammengtellungen).  Die  Art,  sie  anzubringen,  ist  oft  ganz  arabeskenartig. 

1  434.  (435).     Niedere  Thierarten,  Seethiere,   Polypeiv 

werden  meist  in  einem  Styl  behandelt,  welcher  naehr  die  kuh- 
nen  und  grotesken  Formen  solcher  Naturgegenstande  uberhaupt, 
als  die  genaue  Beschaffenheit  der  einzelnen  Gattung  darzu- 

^  stellen  strebt.  Eben  so  darf  man  wohl  sagen,  dass  in  den 
Pflanzengewinden  der  Vasengemalde ,  wie  in  den  Kran- 
zen  und  Festons  der  zierenden  Archilektur  und  Gefassarbeit, 
bei  niannigfachen  Abweichungen  von  den  nachgebiideten  Ge- 
genstanden  im  Einzelnen,  doch  der  Geist  und  Charakter  der 

3  Vegetation  oft  tief  ergrififen  ist.  Besonders  aber  zeigt  sich  in 
alien  Compositionen  verschiedner  Thiergestalten,  welche 
zum  Theil  durch  den  Orient  angeregt,  aber  in  acht  Helleni- 
schem  Sinne  ausgebildet  vvorden  sind,  ein  Geist,  welcher  das 
Naturleben  in  seiner  schopferiscben  Kraftfulle  mit  eben  so  viel 
Wahrheit  als  Kuhnheit  auffasst;  daher  uns  solche  Gest alien 

4  wie  wahre  und  wirklich  vorhandene  entgegen  treten.  Ein  ganz 
andrer  Geist,  als  dieses  naive  Naturgefuhl,  spricht  uns  aus 
den  spatem  Gryllen  auf  Gemmen  an;  Witz  im  Zusammen- 
fugen  des  Verschiedenartigsten,  oft  auch  eine  allegorisch  aus- 
gedruckte  Reflexion  liegen  hier  zum  Grande. 

1.  S.  die  Seethiere  auf  Yasen  (di^  oft  ganz  damit  beroalt  sind).  z.  B. 
Millingen  Un.  Hon.  10.  Docb  gab  es  auch  selbst  unter  Phidias  Nanien  die 
genauesten  Nacbbildungen  von  Bienen,  Fliegen,  Gicaden  (vgl.  §.  159.  A.  2),  und 
auch  seltene  Thierarten  werden  oft  in  Anticaglien  getreu  dai*gesteilt,  Bluroen- 
bacbtk)mmentatt.  Soc.  GottXYI.  p.  184.  GemalteSpinngewebe,Pbilostr.II,28. 

2.  S.  von  Griechiscben  Yasen  Millin  I,  15.  22.  II,  32.  39;  R6uui-die 
Arbeiten  im  Gavaceppi,  Piranesi  Yasi  und  sonst.  Wie  schwer  verschiedene 
Pflanzenarten  auf  alten  Kunstwerken  zu  untei'scheiden  sind,  bemerkt  Sprengel 
Hist,  rei  herbariae  I.  p.  29.  Nacbbildungen  von  Frtlchten  in  Wachs,  §.  305. 
A.  4,  und  in  der  Rhyparographie  [Rhopograpbie]  §.  163.  A.  5.  210 
A.  6.  211.  A.  1.    Ant.  Ere.  I,  9.  11.  45.  47  u.  oft. 

3.  Marcel  de  Serres  Ueber  die  Wundertbiere  der  alten  Knnst,  Bibl. 


(435.  (436.)]  Thiercompositionen,  Gryllen.  Arabeske,  Landsichaft.  703- 

univ.  1834.  F^vr.  p.  160  findet  auch  in  diesen  phantastisehen  Zusammen- 
setzungen  viel  Naturwabrfaeit.  —  Die  Sphinx  auf  den  H.  von  Chios  so 
wie  Gergis,  Btreber  MQndiner  Denkschr.  Philol.  I.  S.  200  (eine  Andeutung 
der  Sibylla)  ist  die  Aegyptische,  nur  scblanker,  und  geflugelt  [wie  bei 
Eurip.  Phoeniss.  809.]  Greifen  §.  361  am  Ende.  Tragelaphen  u.  andre 
groteske  Tbierfiguren  auf  den  Vasen  §.  75.  A.  2. 171.  A.  2,  vgl.  238.  A.  4. 
Aehnlioh  liebte  man  an  Silbergef^ssen  iv  ngotoiirj^  Juven.  I,  7.  Boeckb 
Staatsh.  II.  S.  305.  Ueber  die  Zusammensetzung  der  Protomae  verschiedner 
Thiere  auf  M.  u.  Gemmen  (LOwe  u.  Stier,  Stier  u.  Bock  u.  dgl.,  oft  mil 
FlQgeln)  §.  241.  A.  3.  Die  geflugelte  Sau  der  Volkssage  von  Klazomenae 
(Aelian  H.  A.  XII,  38)  findel  sich  schon  auf  sebr  alten  Goldmdnzen  der  Stadt, 
M<  Brit.  13,  23.  Ein  schOner  geflflgelter  und  geh5mter  Panther,  der  einen 
Hirsch  tOdlet,  Wobum  M.  11.  Zwei  Greife  Qber  einem  Hirsch,  Irapr.  d.  Inst. 
UI,  91.  —  Das  Monstrum  an  den  Mauern  von  AmphipoliSi  Cousin^ry  Voy. 
pi. 8,  ist  dem  auf  denM.  von  Alexandrien,  EckhelSyll.tb. 6, 15,ziem]ich  fthnlich. 
4.  Die  Gryllen  (§.  163.  A.  3)  meist  in  Jaspis,  Lipp.  ],  II,  517  ff.  Suppl. 
II,  413—428.  Raponi  tv.  52.  Tassie  p.  70<).  Impr.  d.  Inst.  Ill,  48.  IV,  67.  68. 
Man  findet  sie  auch  auf  M. ,  namentlich  von  Signia,  Steinbuchel  Alterth. 
S.  78. 144. 244.  Zum  Theil  entstehen  sie  durch  Zusammenfflgimg  Baccbischer 
Masken  mit  andem  Gesichtern.  —  Die  Darstellungen  von  Thieren,  besonders 
Insekten,  in  menschlicher  Handlung,  in  Wandg^m.  u.  Gemmen,  sind  nicht 
im  Geiste  der  Thierfabel,  sondern  auch  nur  als  Scherze  zu  nehroen. 


2.  Arabeske,  Landschaft. 
435.  (436).  So  sehr  sich  die  lebendige  und  geniale  i 
Auflfassung  der  Natur,  welche  die  alte  Kunst  durchdringt,  fur 
die  Arabeske  (§.  24  A.  2)  eignet,  deren  Alter  in  der  Grie- 
chischen  Kunst  sehr  weit  zuruckgeht:  so  wenig  war  die  Land- 
schaft, im  modemen  Sinne,  der  antiken  Kunstweise  ange- 
messcn;  wir  finden  sie  erst  in  einer  spatem  Periode,  und  in 
geringer  Ausdehnung.  Die  Griechische  Kunst  verlangt  von  2 
ihren  Gegenstanden  ein  nahes  Verhaltniss,  einen  engen  Zu- 
sammenhang  des  Lebens  und  der  Form,  des  Geistes  und  der 
Erscheinung ;  Alles  erhalt  eben  dadurch  in  ihr  einen  entschied- 
nen  Charakter,  eine  deutllche  Physiognomie.  Der  ahndungs- 
voUe  Dammerschein  des  Geistes,  mit  welchem  die  Landschaft 
uns  anspricht,  musste  den  Alten  nach  ihrer  Geistesrichtung 
kuhstlerischer  Ausbildung  unfahig  scheinen;  ihre  Landschaften 
waren  daher  meist  mehr  scherzhaft  als  mit  Ernst  und  Gefuhl 
entworfen;  das  Ergdtzende  mannigfaltiger  Bauten  und  An- 
lagen  und  zahlreicher  Figuren  wird  in   den  Herculanischen 


•  764  Gegensiande  aus  der  flbrigen  Natur.  [435.  (436.)] 

Bildern  dem  Ergreifenden  einsamer  Naturscenen  uberall  vor- 
3  gezogen.  Oft  bescMftigten  auch  ihre  Nalurbilder  durch  eine 
landkartenahnliche  Uebersicht  ausgedehnter  G^enden  eine 
wissenschaflliche  Aufmerksamkeit,  und  gaben  eine  Chorographie 
iind  Ethnographie  in  Bjldem. 

1.  Das  Alter  der  Arabeske  (uv^$fia  bei  Homer,  sp&ter  fvca^ia 
und  tioSagia  genannt)  beweisen  besoDders  die  Yasen;  ziemlich  dieselben 
Arabesken  in  Vaseogemalden ,  wie  H.  Blacas  pi.  25,  Spiele  der  Laune, 
wobei  jede  Deulung  bedenklicb  ist,  u.  in  Terracottas  of  the  Brit.  Hus. 
tv.  14,  "I'l,  18,  31  ibre  spSltere  reiche  Ausbildung  ROmische  Wandmalereien, 
§.  210  ff.,  Gandelaber,  §.  302.  A.  3,  und  andre  GefSsse.  Zur  Gescb.  der 
Arabesken  H.  Hase  Palaeologus  8.  90.  [Gruber  Description  of  the  plates 
of  fresco  decorations  and  stuccos  in  —  Italy  with  an  essay  on  the  Arabesques 
of  the  Ancients  as  compared  with  those  of  Raphael  and  his  school  by  Uittorf 
L.  1844.] 

"2.  S.  §.  2C9  4.  Landschaftlicher  Art  ist  das:  Vetus  pictum 
Nympbaeum  exhibens  ed.  L.  Holstenius  (ex  aed.  Barberinis).  R.  1676. 
Hafen,  §.  296.  A.  6.  Labyrintbus,  Maeander,  Fest.  Non.  Villen  im  Meer,. 
Gell  N.  Pomp.  vign.  9.  Das  Gem&lde,  Winck.  M.  I.  208,  ist  ein  Beispid, 
wie  viel  Menschenwerk  und  Henschenleben  die  Alten  fQr  die  Landschaft 
fordem.  Doch  wissen  bisweilen  die  Alten  auch  in  einem  kleinen  Relief 
durch  ein  Paar  nur  angedeutete  Bourne  und  Felsen,  einige  klettemde  Ziegen, 
einen  recht  Iftndlichen  und  einsamen  Eindruck  hervorzubringen,  z.  B.  L.  387. 
Bouill.  HI,  57,  9.  Clarac  pi.  144,  vgl.  die  Athenische  Reliefplatte  Walpole 
Trav.  letzte  Tf.;  solche  Bildchen  erinnern  an  die  alte  Rhopographie 
§.  163.  A.  5.  Darstellung  einer  gewfihnlichen  Stimmung  des  Gemiiths- 
lebens  (Sinn  durch  die  Nachbildung  einer  entsprechenden  Stimmung  des 
Naturlebens  (Wahrheit),  Hauptaufgabe  landschaftlicher  Eunst,  Cams  Briefe 
uber  Landschaftnialerei  Lpz.  1835.  2.  Aufl.  Br.  3.  S.  41. 

3.  8.  bei  Philostratos  die  Gem&lde  der  Sumpfgegend  I,  9,  das  hdchst 
si^nreich  gedachte  des  Bosporus  I,  12.  13,  der  Inseln  H,  17,  unter  denen 
sich  die  Kykladen  Keos,  Tenos,  Delos  und  Rheneia,  Helos,  Siphnos,  Naxos 
erkennen  laasen,  vgl.  §.  384.  A.  4.  Gewiss  hatten  diese  grosse  Aehnlichkeit 
mit  der  Mosaik  von  Palestrina  §.  322.  A.  4.  Eine  andre  mehr  mytho- 
logische  Darstellung  von  Aegypten,  auf  der  Famesischen  Schale  §.315.  A.  5. 
Visconti  PCI.  III.  tv.  c.  Andre  mehr  komische,  Brit.  M.  Terrac.  36. 
Aegyptische  Landschaften  waren  in  Rom,  besonders  in  Mosaiken,  sehr 
beliebt,  etwa  wie  heutzutage  Chinesische.  PCI.  I.  p.  14.  n.  GrSrten  des 
Alklnoos  auf  M.  von  Korkyra.    Abhandl.  von  Clel.  Cavedoni. 

Nach  Eustath.  zu  Dion.  P.  87  gaben  Maler  den  Bergen  gem  Formen 
von  L^wen  und  andem  Thieren.  Bei  Antiochien  war  ein  sog.  Charonisches 
Haupt  aus  dem  Felsen  gehauen,  Kalalas  p.  205.    Tzetz.  Chil.  II,  920. 


(436.  (433.)]  Amufele,  Symbole.  765 

3.    Amulete,  Symbole. 

436.  (433).     Zum   Schlusse    eine    fluchlige  Erwahnung  1 
der  Amulete  des  Alterthums,  welche  ihrer  Natur  nach  uberall 
die  Granzen  der  Kunst  uberscTireiten ,  ja   dem   Kunstsinne 
gradezu  widersprechen.    Die  gefurchtele  invidia  wird  nach  dem 
Glauben  des  Alterthums  um  so  sichrer  abgewehrt,  je  widriger, 
ja  ekelhafter  der  Anblick  ist,  welchen  man  sich  vorhalt ;  und 
die  zahllosen  phallischen  Bronzen  batten,  wenn  auch  ur- 
sprunglich  Symbole  der  lebenschaffenden  Natur,  spater  doch 
nur  diesen  Sinn  und  Z  week.  In  symbolischer  und  abei^laubischer  2 
Bed6utung  kommen  das  Auge,  der  Fuss,  die  Hand  in  verschie- 
dener  Anwendung  vor ;  ohne  besondre  Bedeutung  bildete  man 
alle  Glieder  des  menschlichen  Korpers  al^  Weihgeschenke  an 
Asklepios  fur   gliickliche   Heilung.     Sonst  sind  Figuren  der  3 
Aegyptischen  Religion  und  des  Alexandrinischen  Eklekticismus 
auf   den  Amulefsteinen   bei   weiten    am   gewShnlichsten.  —  ^ 
Lebensfulle,  Gesundheit  und  Bluthe  deutet  der  spatem  Kunstzeit 
am  gewohnlichsten  das  Full  horn  an,  welches  als  fur  sich 
bestehendes  Symbol  auch  verdoppelt  wird.    Wo  mathemati-5 
schen  Linien  und  Figuren  ein  geheimer  Sinn,  willkuhrlich 
Oder  aus  philosophischen  Grillen,  beigelegt  \vird,  verschwindet 
mit  der  naturlichen  Einheit.  des  Aeussern  und  Inner n  alle 
Kunstthatigkeit  voUig. 

1.  Bekannt  ist  der  Phallus  an  Pompejanischen  Hftusem  mit  der  Bei- 
schrift:  hie  habitat  felicitas.  Wohl  das  SLlteste  Amulet  der  Art  sieht  man 
an  den  Mauern  Alatriums,  Dodwell  Views  pi.  92.  [Der  Herausg.  fand  ein 
^nliches  an  einer  Mauer  der  Homerischen  Stadt  Antheia.]  Als  Zeichen 
der  Tyche  wahrscheinlich  ist  ein  ithyphallisches  Bild  Tychon  genannt 
worden.  Wahrscheinlich  war  dies  auch  das  gewOhnliche  §oc6%dviov,  fas- 
cinum,  vor  Werkstatten,  PoUui  VII,  108.  (yeXota  riva,  turpicula  res).  Vgl. 
Boettiger  Amalth.  III.  S.  340.  Arditi  II  fascino  e  Tamuleto  contro  del 
fascino  presso  gli  antichi.  N.  1825.  4.  n  fico  wird  oft  mit  Phallen  als 
Amulet  verbunden,  Ant.  Ere  VI,  99  Phalli  alati.  Aber  auch  todten- 
Hhnliche  Bilder  erreichen  diesen  Zweck,  und  eine  Art  Heuschrecke, 
-die  als  larvalis  imago  angesehen  werden  konnte,  soil  von  Peisi^tratos  als 
ncevaxipfri,  fascinum,  vor  der' Akropolis  aufgestellt  worden  sein.  Hesych, 
vgl.  Lobeck  Aglaoi)h.  p.  970.  Daher  die  Heuschrecke  in  allerlei  mensch- 
lichen Th&tigkeiten  auf  Gemmen,  Impr.  d.  Inst.  II,  93.  95. 

2.  Der  malus  oculus   wird   am  interessantesten  in  dem  Relief 
Woburn  Marbles  14,  vgl.  Millingen  Archaeol.  Brit.  XIX.  p.  70,  dargestellt, 


766  Gegenstande  aus  der  atrigen  Natur.  [436.  (433.)J 

wo  ibm  alle  radgliche  ^hmach  und  ordure  widerfUhrt.  Aehnlich  sielit  man 
ihn  von  vielerlei  Tbieren  angegriffen  auf  Gemmen  (Lippert  Suppl.  II,  466. 
CSaylus  V,  57.  VI,  38.  Kopp  Palaeogr.  UL  604  u.  Expl.  inscr.  obsc  in 
amuleto.  Heidelb.  1832),  welche  alle  darauf,  nicht  auf  Augenheilkunde,  zQ 
beziehen  sind.  Pedes  votivi,  von  Scblangen  umwunden,  mil  dem  Steinbock 
als  giQcklicbem  Zeicben  darauf,  und  der  Insobr.  faustos  redire,  Passerie  Luc 
fict.II,  73.  Ftisse  alsZeieben  der  Anwesenbeit  an  Wallfabrtsorten.  Amuleten- 
Hftndebei  Gayluslll,  63.  Gausseus  M.  Rom.  VI,  ll-^U  etc.  Goncordien- 
HSnde,  dextrae,  Gaylus,  V,  55,  4.  Montf.  Ill,  p.  197.  Verscblungene,  oft  auf 
M.  u.  Gemmen.  Komftbren  daraus  wacbsend,  Tropaeen  dabei.  Ueber  Glieder 
als  Weibgeschenke  fflr  Heilung,  G.  I.  497  ff.  1570.  Einige  der  Art  im 
Brit.  Museum.  Einer  wird  am  Obr  gezupft  mit  der  Inscbrift  fivTjfiovBvi^ 
auf  Gemmen  und  Mdnzen.    Boettigers  Opusc  p.  116  f. 

3.  Ueber  Amulete  Scbriften  vou  Gaffarell;  Arpe  und  A.  Selbst 
Aerzte,  wie  Alexander  von  Tralles,  empfeblen  medicas  gemmas.  Serapis 
Figur  war  ein  gewObnlicbes  Pbylakterion.  Eine  der  besten  Arbeiten  der 
Art  ist  der  Stein  mit  Horus-Harpokrates  auf  beiden  Seiten  und  der  In- 
scbrift: Msyag  *SlQog  ^AnolXav  * AffnoHffatrjg  sviXarog  ra>  qpopovrri, 
Eckhel  Pierr.  grav.  pi.  30.    Impr.  d.  I.  HI,  99.  100.    Abraxas  §.  408,  8. 

4.  Fall  horn,  mit  Scblangen  umwunden,  auf  M.  der  Byllionen, 
vielleicbt  in  Bezug  auf  Kadmos.  N.  Brit.  5,  12.  Das  Doppelhom,  welches  so 
oft  auf  M.  mit  KnabenkOpfen  vorkommt  (mit  den  KOpfen  von  Epiphanes 
und  Kallinikos  auf  M.  von  Kommagene),  hiess  dixs^g,  Athen.  V,  20Sc 
Kramer  ilber  den  Styl  der  gemalten  Thongef^sse  S.  127.  Lippert  SuppL 
II,  398.  Nach  Athen.  XI,  783  c  hiess  das  FQUhom  aucfa  'Evutvtog;  vgL 
indess  V,  198  a. 

5.  Ueber  das  Pentalpha  besonders  Lange  in  Boett.  Arcbaeol.  und 
Kunst  I.  S.  56.  —  Die  Hysterientypen  aiif  altgriech.  Milnzen,  wovon 
Stieglitz  Archaeol.  Unterh.  II.  8.  17,  sind  es  zum  geringsten  Theil  wirklich. 
Das  Bild  der  drei  sich  umschwingenden  FClsse,  welches  sonst  fdr  ein 
Symbol  der  Trinakria  Sicilien  gait,  wird  in  viel  ausgeaehnterem  Kreise, 
namentlich  auch  auf  M.  von  Gilicien,  Pamphylien  u.  Gypem,  und  auf 
Panathenaischen  Vasen  gefbnden,  und  scheint  noch  nicht  befiriedigend 
erklSbi.  Auf  Mdnzen  von  Panormos  die  drei  Beine,  in  der  Mitte  Medusen- 
haupt,  dazwischen  Aehren.    Torremuzza  Siciliae  numi  tb.  58.  59. 


Verzeichniss 

der  KUnstler  und  Kunstschulen. 


(Die  Zahlen  beseichneii  die  PsMgnpben;  A.  bedeutet  Anmerknng.) 


A. 

Accius  Priscus  209.  A.  1. 

Admon  200.  A.  1.    815.  A.  2. 

Aeginetes  154.  A. 

Aelius  200.  A.  1. 

Aetion  v.  Aniphipob's,  Bildscfan.  154. 

A.    379.  A    4. 
Aetion,  Maler  211,  1.  u.  A.  1. 
Agasias,  Dositheos  S.  157*.  A.  8. 
—  Menophilos  S.  157*,  A.  8. 
Agathangelos  200.  A.  1. 
Agatharcbos  185.  A.  1.     186,  2. 
Ageladas  82.  A.  118.  A.  1.  898.  A.  1. 

410.  A.  5. 
Agesandros  156.  A.  1. 
Aginetische  Schule  882.  A.  2. 
Aglaophon   184.  A.   1.     185.  A.  1. 

405.  A.  5. 
Agorakritos  112.  A.  1.    117. 
Agrolas  62.  A. 
Akesas  113.  A.  1. 
Akestor  112.  A.  1. 
Akragas  159.  A.  1. 
Alexander  v.  Athen  210.  A.  6. 
AJexandros,  des  K5nigs  Perseus  S. 

154.  A. 
Alexis  112.  A.  1. 
Alkamenes  112.  A.  1.  117.  119,  2. 

366,  5.  u.  A.  5.  872,  2. 
Alkimachos  139.  A.  2. 
Alkon  807.  A.  4. 
Aloisius  194.  A.  5. 
Alypos  112.  A.  1. 


Amphiluchus  149.  A.  2. 
Amphion  (V)  189.  A.  2. 

—  V.  Knossos  112.  A.  1. 
Amphistratos  124.  A.  1. 
Amykiaos  82.  A.  89.   A.  8. 
Anaxagoras  v.  Aegina  82.  A. 
Anaxandra  168.  A.  1. 
Andiokydes  187.    A.  4 
Andronikos  Kyrrhestes  153.    A.  4*. 

160,  5. 
Androstheues  112.  A.  1. 
Angelion  82.  A.    86.  A. 
Antenor  82.  A.    88.  A. 
Anthemios  194.  A.  4. 
Anthermos  82.  A. 
Antheus  154.  A. 

Antidotos  189.  A.  2.     141.  A.  I. 
Antigonos  85.  A.  1. 
Antimachides  80.  A.  I,  4. 
Antiochos  154.  A. 
Antipatros  159.  A.  1. 
Antiphanes  112.  A.  1. 
Antipbilos  168.  A.  1.3.4.  412.  A.  2. 
Antistates  80.  A.  I,  4. 
Antistius  Labeo  209.  A.  1. 
Antorides  163.  A.  1. 
Apaturios  209.  A.  8. 
Apellas  112.  A.  1. 
Apelles  85.  A.  1.    180.  A.  1.     141. 

142,   1.    819,   7.  u^  A.  2.    406. 

A.  2.  a.  E. 

—  V.  Kolophon  189.  A.  2. 
Aphrodisiscbe  Scbule  208.  A.  1. 
Aphrodisius  v.  Tralles  197.  A.  2. 


768 


Verzeichniss 


ApoUodor  191.  A.  1.  bis. 
Apollodoros,  Erzg.  124.  A.  1. 

—  V.  Atben,  Skiagraph  135.  A.  1. 
136.  137.  A.  2.  415.  A.  1.  a.  E. 
416.  A.  1. 

ApoUonides  815.  A.  2. 
Apollonfos  885.  A.  3. 

—  Nestor's  S.  160,  4.  u.  A.  5. 

—  V.  Tralles  157.  A.  1. 
Archennos  82.  A.    334.  A.  2. 
Archias  t.  Atben  112.  A.  1. 

—  V.  Korintb  152.  A.  1. 
Archimedes  152.  A.  1.  bis. 
Ardikes  74.  A. 

Arellius  208.  A.  1. 

Aristandros  112.  A.  1. 

Aristeas  203.  A.  1. 

Aristeides,  Erzg.  u.  Archit.  112.  A.  1. 

—  V.  Theben,  Maler  189,  4.  u. 
A.  2.    140,  1.  u.  A.  1.    165.  A.  2. 

Aristeides,  Aristeides  S.    163.  A.  1. 

—  Nikomachos  Bruder  163.  A.  1.8. 
Aristodemos,  Maler  189.  A.  2. 

—  Erzg.  154.  A. 

—  aus  Karien  211.  A.  2. 
Aristodikos  807.  A.  1. 
Aristogeiton  124.  A.  1. 
Aristokles,  Nikomachos  S.  168.  A.  1. 

—  KleOtas  S.     112.  A.  1. 

—  V.  Kydonia  82.  A. 

—  V.  Sikyon  82.  A.    393.  A.  1. 
Aristolaos  189.  A.  2.    141.  A.  1. 
Aristomedes  82.  A. 
Aristomedon  82.  A.    88.  A. 
Ariston  168.  A.  1. 

Aristonidas  306.  A.  8.    412.  A.  8. 

S.  693. 
Aristopbon  185.  A.  1. 
Arkesilaos  376.  A.  3.    891.  A.  6. 

—  Tisikrates  S.,  Maler  168.  A.  1. 

—  Plaste,  Erzg.  u.  Bildh.  196.  A.  2. 

—  Aristodikos  S.  82.  A. 

—  V.  Paros  135.  A.  1. 
Arrhachion  87.  A.  1. 
Artemidorus  209.  A.  1. 
Artemon  411.  A.  1. 

—  Maler  163.  A.  1. 

—  Bildh.  197.  A.  2. 

—  Periphoretos  121.  A.  8. 
Askaros  82.  A. 
Asklepiodoros  139.  A.  2. 
Asopodoros  112.  A.  1. 
Asteas  410.  A.  4.  S.  678. 
AthenSos  154.  A. 

Athenion   189.   A.   2.     141.   A.    1. 

361.  A.  2.    413.  A.  2. 
Athenis  82.  A. 
Athenische  Malerschule  185. 


Athenodor,  Agesanders  S.  156.  A.  1. 
Athenodoros,  Erzg.  112.  A.  1. 
Attikion  203.  A.  1. 
Attikus  205.  A.  2. 
Attilianus  203.  A.  1. 
Attische  Scbule,  jQngere  360,  1. 
Attische  Thonbildner  72. 
Aulanios  Euandros  196.  A.  2. 
Aulos  200.  A.  1. 


B. 

Batbykles  85.  A.  2. 

Batrachos  180.  A.  2. 

Beda  154.  A. 

Boethos  159.  A.  1.   415.  A.  1.  S.  718. 

Brietes  137.  A.  4. 

Bryaxis  (v.  Atben,  Bildh.  u.  Erzg.) 

124.  A.   1.     128.  4.  5.  u.   A.   5. 

146.  A.    151.  A.  1.    158.  A.  1.  bis. 
Bularchos  74.  A. 
Bupalos  82.  A. 
Byzes  58. 


c. 

Celer  190.  A.  2. 
Chalkosthenes  72.  A.  2. 
GhSreas  124.  A.  1. 
ChSrepbanes  163.  A.  3. 
Chares  154.  A.    155,  1. 
Gharmadas  li.  A. 
Chartas  82.  A. 
Gheirisopbos  859.  A.  5. 
Cheirokrates  149.  A.  2. 
Chersiphron  v.  Knossos*35.   A.  1 

80.  A.  I,  1. 
Cbimarus,  s.  Julius. 
Gbionis  82.  A.    89.  A.  3. 
Chryses  194.  A.  4. 
Chrysothemis  82.  A. 
Goccejus,  T.  Auctus  190.  A.  1.  n. 
Goponius  196.  A.  2.    199.  A.  9. 
Gossutius  153.  A.  4.     180,  4. 


D. 

Dadaliden  70.  A.  2. 

D&dalos  68.  A.  2.  8.    70.    81.  A. 

—  V.  Sikyon  112.  A.  1.    123,  8. 

Dahippos  154.  A. 

Dalion  815.  A.  2.    402.  A.  8. 


der  Ktlnstler  und  Kunstschulen. 


769 


Dameas  82.  A.    87.  A.  1. 
Damokritos  124.  A.  1. 
Damophilos  82.  A.    180.  A.  2.    319. 

A    5. 
Damophon  124.  A.   1.    812.  A.  2. 
Daniel  207.  A.  6. 
Daphnis  109.  A.  Ill,  15. 
D§tondas  154.  A. 
Decius  196.  A.  2. 
Decrianus  191.  A.  1.   S.  215.    197. 

A.  3. 
Deinias  74.  A. 
Deinochares  149.  A.  2. 
Deinokrates  80.  A.  I,  1.  149.  u.  A.  2. 

151.  A.  2. 
Deinomenes  112.  A.  1. 
Deinon  112.  A.  1. 
Dcmeas  112.  A.  I. 
Demetrios   von  Athen   112.  A.    1. 

123.  u.  A.  2.     135.  A.  8. 

—  V.  Ephesos  80.  A.  I,  1. 

—  Goldschmied    in    Ephesos     197. 
A.  2. 

—  ToixoyQciipos  182.  A.  2. 
Demokopos-Myrilla  106.  A.  2. 
Demokntos  107.  u.  A.  2. 
Demophilos  135.  A.  1. 
Diagoras  87.  A.  3. 

Dibutades  53.  A.  1.     62.  A.    63.  A. 

72.  A.  2. 
Diogenes  168.  A.  1. 

—  V.  Athen  196.  A.  2. 
Diognetos  211.  A.  1. 
Dionysios,  Maler  208.  A.  1. 

—  V.  Arcos  82.  A. 

•—  V.  Kolophon  185,  8.  u.  A.  1.  3. 

—  Bildh.  160.  A.  2. 
Dionysodoros  112.  A.  1. 
Dioskurides  209.  A.  1.    425.  A.  1. 
DipOnos  70.  A.  2.    82.  A.    84.  A.  2. 

359.  A.  5. 
Diyllos  82.  A.    89.  A.  3. 
Dontas   82.   A.     308.   A.    3.     410. 

Dorotheos  209.  A.  1. 
Dorykleidas  82.  A.    85.  A.  1. 


E. 

Echion  124.  A.  1.    139.  A.  2.    140. 

A.  3. 
£etion'l54.  A.    308.  A.  3. 
EndOos  70.  A.  2.   82.  A.    368.  A.  4. 
Epeios  70.  A.  4. 
Ephesische  KClnstler  157*.  A.  3. 
Ephoros  139.  A.  2. 

O.  Mailer's  Arobaeologie.    4.  Aufl. 


Epimachos  152.  A.  1. 

Epithermos  149.  A.  2. 

Erateus  149.  A.  2. 

Erigonos  163.  A.  1. 

Erophilos  200.  A.  1. 

Euanetos  317.  A.  2. 

Euanthes   396.    A.  2.     414.  A.   3. 

S.  705. 
Eucheir  75.  A.  1. 
Eucheiros  82.  A. 
Eudoros  107.  A.  3. 
Euenor  135.  A.  1. 
Eugrammos  75.  A.  1. 
Eukadmos  112.  A.  1. 
Eukleidas  124.  A.  1.    317.  A.  2. 
Eumaros  74.  A. 
Eumelos  211.  A.  1. 
Eumnestos  196.  A.  2. 
Euodos  200.  A.  1. 
Eupalinos  81.  A. 
Euphranor,    Aristeides    (Arislon's) 

SchQler  163.  A.  1. 
—  35.  A.  1.  bis.    124.  A.  1.    129,  1. 

u.  A.  2.  3.    130.  u.  A.  2.  4.   139. 

A.  2.    140,  3.  u.  A.  3.    141.  A.  4. 

366.  A.  5.    398.  A.  2.    405.  A.  3. 

409.  A.  1. 
Eopbronides  124.  A.  1. 
Euphronios  S.  710. 
Eupolemos  109.  A.  IT,  10.  11. 
Eupompos  137.  A.  4. 
Euripides  135.  A.  1. 
Euryalos  62.  A. 
Eutelidas  82.  A.    87.  A.  1. 
Eulhykrales  154,  1.  u.  A. 
Euthymides  257.  A.  7. 
Eutropos  207.  A.  5. 
Eutyches  200.  A.  1. 
Eutychides   146.  A.     154.  A.     158. 

A.  5. 
Euxenidas  137.  A.  4. 


P. 

Fabius  Pictor  182,  2.  u.  A.  2. 

A.  5. 
Fabullus  209,  5.  u.  A.  1. 
Fuscus  322.  A.  4. 


319. 


G. 

Galaton  163.  A.  3. 
Gallienus  207.  A.  7i 
Gitiadas  82.  A.    89.  A.  2. 

49 


110 


Verseich  niss 


Glaukias  82.  A.    87.  A.  3. 

Glaukion  139.  A.  2. 

Glaukos  V.  Argos  82.  A. 

—  V.  Chios  61.    311.  A.  2. 

Glykon  129.  A.  2.    160,  4.  u.  A.  5. 

Gnaos  200.  A.  1. 

Gorgdsos  82.  A.     180.  A.   2.    819. 

A.  5. 
Gorgias  112.  A.  1. 


E 


Hadrianus   191.  A.   1.    208.  A.   1. 

211.  A.  1. 
Harmatios  372.  A.  5. 
Harmonides  56^  A. 
Hegesias  82.  A. 
Hegias  82.  A.    113.  A.  1. 
Hekatodoros  134.  A.  1. 
Helena  168.  A.  1.  6. 
Helias  207.  A.  7. 
Helikon  113.  A.  1. 
Heph^tos  58. 
Heraklcides  v.  Bphesos  157*.   A.  3. 

872.  A.  5. 

—  V.  Tarent  IM.  A.  1. 

—  aus  Makedonien  163.  A.  1. 
Herakleito^  209.  A.  1.  822.  A.  4. 
Herraodor  180.  A.  2.  bis. 
Hermogenes  109.  A.  HI,  17.  18. 
Hermokles  154.  A.    155.  A.  8. 
Hermplaus  197.  A.  2. 

Heron,  Libios  S;  149.  A«  2. 

—  der  Hydraaliker  152.  A.  2. 
Herodotos  124.  A.  1. 
Hieron  196.  A.  2. 

Hflarius  211.  A.  1. 

Hippias,  um  01.  110.  124.  A.  1. 

—  um  01.  114.  124.  A.  1. 
Hippodamos  111.  u.  A.  1. 
Hippys  389.  A.  3. 

Hiram  Abif  239.  A.  8.  240.  A.  6.  bis. 
Hygiemon  74.  A. 

Hypatodoros  124.  A.  1.  370.  A.  4. 
Hyperbios  62.  A, 


I.  (J.) 

Id^os  137.  A.  4. 
Ikmalios  56.  A. 
Iktinos  85.  A.  1.    109.  A.  I,  "2.  bis. 

5.  II,  12.    483i  A.  3. 
Joannes  v.  Byzanz  194.  A.  4. 
Jon  124.  A.  I. 


Isidor  V.  Milet  194.  A.  1. 

—  der  jdngere  1-94.  A.  1. 
Isigonos  154.  A. 

Ismenias  v.  Chalkis  139.  A.  2. 
Julianus  Arg«ntaiius  194.  A.  &. 
Julius  Ghimarus  197.  A.  2. 

—  Miletus,  Qu.  192.  A.  1. 


K. 


Kalamis  112,  1.  u.  A.  1.  2.   197,  4. 

359.  A.  6.    438.  A.  2. 
KallHschros  80.  A.  I,  4. 
KalUkles  112.  A.  1. 
Kallikrates  109.  A.  I,  2. 

—  der  Lakedftmonier  159.  2. 
Kalllmachos  Katatexitechnos  IM.  A* 

3.     112.  A.  1.    123.  u.  A.  1. 
KallistonikDs.  Id4.  A.  1. 
Kallistratos  154.  A. 
Kalliieles  82.  A. 
Kallixeno»  154.  A. 
Kallon  Y.  Aegina  82.  A.    89.  A.  2. 
^  V.  EUs  112.  A.  1. 
Kalynthos  82.  A. 
Kanachos  v.  Sikyon  83.  A.   86.  A.  1 . 

86.   A.     184.   A.    1.    374.   A.   3. 

393.  A.  1.    394.  A.  2. 

—  V.  Sikyon,  dei*  jflngere  112.  A*  1. 
Kantharos  154.  A. 

Karmanides  139.  A.  2. 
Karpion  85..  A.  1.    109.  I,  2. 
Kepbisodoros  196.  A.  2. 
KephisodotOB  112.  A.  1.  9^,  A.  2.  ' 
Kepbissodoros  124^  A*  1 .   185.  A.  1 . 

874.  A.  5.  6. 
Keplnssodotos  124.  A.  1.   12&.  A.  4. 
Kimon  99«  u.  A.  1. 

—  Graveur  817.  A.  2. 
Kleagoras  135.  A.  1. 
Kleanthes  74.  A. 
Klearchos  82.  A. 

Kleistbenes  107.  A.  3.  185.  A.  I. 

KleitoR  112.  A.  1. 

Kleomenes  v.  Naukratis  149.  A.  2. 

—  Apollodoros  S.  160,  3.  A.  3. 

—  Kleomenes  S.  160,  4.  u.  A.  4. 
KlsofiBVfjg  415.  A^  1.  8.  708. 
Kleon  124.  A.  1. 
IQeopbantos  74.  A.    t5<  A*  1. 
KleOtas  106.  A.  4.    112.  A.  1. 
Klesides  163.  A.  f. 

Rleodoros  317.  A.  3. 
Kolotes,  Phidias  ScbOler  112.  A.  1. 
131.  A.  3. 

—  Pasiteles  Scheler  19^.  A.  3. 


der  Kflnstler  und  Kuustschulen. 


771 


Kolotes  Y.  Teos  187.  A.  4. 

KorObos,  TOpfer  02.  A. 

—  Architekt  lOd.  A.  I,  6. 

Korybas  168.  A.  1. 

Krateros  197.  A.  8. 

Krates  149.  A.  2. 

Kretische  Schule  859,  5. 

Kritias  82.  A.    88.  A. 

Kriton  204.  A.  5.    422.  A.  7. 

Kronios  315.  A.  2. 

Ktesibios  152.  A.    299.  S.  412.  k. 

KtesidemDs  189.  A.  2« 

KlfisUaofi    112.   A.    1.    121*    157*. 

A.  2. 
Ktafeilocbos  168.  A.  I.  8. 
Kydias  189.  A.  2.    319.  A.  2. 
Kydon  121. 


Laerkfis  58.  A.  3.        , 
Lala  168.  A   4.    208,  3.  u.  A.  1. 
Learchos  70.  A.  21.    71. 
Leochares  124.   A.  1.     128,   1.  4. 

5.  u.  A.  1.  5.     151.  Jl  1.      660. 

A.  1. 
Leonidas  139.  A.  2. 
Leontion  189.  A.  2. 
Leontiskos  163.  A«  1. 
Leoetvatidas  196.  A.  2. 
Liiion  109.  A.  II,  9. 
Ludius  209,  4.  u.  A.  1. 
Lykios   Ton   EleuiherU   112.  A.   1. 

122.  A.  5.    345.  A.  9. 
Lysias  196.  A.  2. 
Lysikrates  108.  A-  4.    845*,  7. 
Lysippos  124.  A.  1.    129.  u.  A.  180. 

u.  A.   1.  2.  4.     382.  A.  2.    398. 

A.  2.    399.  A.  3.    410.   1.  8.  a. 

A.  4.    420.  A.  4.  bisu 
LysistratoB  124.  A.  1. 129,  i^.  u.  A*4. 


Menestratos  124.  A- 1. 
Menodoros  127.  A.  8.    197.  A.  2. 
Menophantos  377.  A*  1* 
Mentor  124.  A.  I.    159.  A.  1. 
Metagenes  85.  A.  1.     80.  A.  I,  1. 

109.  A.  I,  5. 
Melon  111,  2.  ii.  A.  2. 
Metrodor,   Maler  168.   A.    1.     182. 

A.  3.  « 

—  Bn».  172.  A.  ?. 
Mikkiades  82.  A. 

Mikon  T.  Atben  185.  A.  1.  2.  biB. 
819.  A.  5. 

—  V.  Syrakus  154.  A. 
Mnesikles  109.  A.  I,  3.    121.  A.  3. 
Mustius  191.  A.  1. 

Mutius  188«A.  2. 

Mydon  163.  A.  1.  - 

Myrmekides  159,  2. 

Myron  112.  A.  1.    122.    4M^.  A.  6. 

410,  1. 
Mys  112,  A.  1.    116,  8.    811.  A.I. 


N. 


Naukydes  112.  A.  1.    128,  3. 

Nealkes  163.  A.  h 

Nero  197.  A-  2. 

Neuanto3  817.  A«  2. 

KikflQftb  410.  A.  9. 

Nikanor  135.  A.  1. 

Nikeratos  112.  A.  1. 

Nikeros  163.  A.  1. 

Nikias  139.  A.  9.     140,    5      Ul. 

A.  4.    310.  A.  5.    819.  A.  2.  5. 

409.  A.  8. 
Nikodamos  112.  A.  1. 
Nikolaos  204.  A-  .5.    422.  A.  7. 
Nikomachos  189.  A.  2.    16$.  A.  4. 

895.  A.  2.  416.  A.  1. 
Nikopbanes  163.  A.  1.  3. 
Novius  Plautius  181.  A.  5. 


Mahus  32.  A. 

Mandrokles  99*  A.  1. 

Mani  248.  A.  8. 

Mecbopanes  139.  A.  2,    141.  A.  1. 

Medon  B2.  A.    85.  A.  1. 

Helantbios  139.  A.  2.    140,  4. 

Menftchmos  85.  A.  1.    82.  A.    85. 

A.  1. 
Menalippos  158.  A.  4. 
Menelaos  196.  A.  2. 


0. 

Olbiades  163.  A.  1. 
Olympiostbenes    124.    A.    1.     398. 

A-  2. 
Olyi^os  149.  A.  2. 
Omphfdion  163.  A.  1. 
Onassimedes  306.  A.  5. 
Onatas  82.  A.    83.  A.  8.    a5.  A.  4. 

89.  A.  3.    112.  A.  1.    135.  u.  A.  1. 

359,  6.  u.  A.  6. 


772 


Verzeichnisb 


Onesas  425.  A.  1. 
Onesimos  369.  A.  2. 
Orsipp  77.  A.  2. 


P. 


Pacuvius,  M.  183.  A.  2. 
Pamphilos,  Praxiteles  Schiller  124. 

A.  1. 
Pamphilos,  £upompos  SchQler  139, 

2.  u.  A.  2.  3. 
Pan^nos  115.  A.  1.    186.  A.  1.  2. 

319.  A.  1. 
Pantias  112.  A.  1. 
Panlulejus  203.  A.  1.  • 
P&onios  V.   Ephesos    80.   A.   I,    1. 

109.  A.  Ill,  15. 

—  V.  Mende  112.  A.  1.  119,  2.U.A.2. 
Papias  203.  A.  1. 

Parmenion  158.  A.  1. 

Parrhasios  35.  A.  1.    116,  8.    137. 

A.   1.  2.   3.  4.     138,   2.  u.  A.  2. 

139.  1.    141.  A.  1.    818.  A.  ^395. 

A.  8.    409.  A.  1.  • 

Pasias  163.  A.  1. 

Pasiteles85.A.l.  196.  A.  2.  310.  A.  2. 
Patroklos  112.  A.  1. 
Pausanias  163.  A.  1.  8. 

—  V.  ApoUonia  124.  A.  1. 
Pausias  139,  4.  u.  A.  2.    140,  2.  u. 

A.  2.    163.  A.  4.    319.  A.  5.    820. 

A.  2. 
Pausoii  137.  A.  4. 
Pedius  208.  A.  1. 
Peirasos  68.  A.  2. 
Perdix  70.  A.  2. 
Pergamenische  KQnstler  157*. 
Pergamos  200.  A.  1.    315.  A.  2. 
Perikleitos  112.  A.  1. 
Perilaos  82.  A.    . 
Pernios  82.  A. 
Perseus  163.  A.  1. 
Pheidias  102.     112.  A.    1.     113  fT. 

u.  A.     118.  u.  A.  4.    121.    122,5. 

308.  A.  8.   312.  A.  1.    324.  A.  1. 

328.  A.   2.     352,  4.     354.  A.  5. 

374.  A.  5.  6.  399.  A.  8.  400.  A.  1. 

434.  A.  1. 
Pheidon  98.  u.  A.  1. 
Philiskos  160.  A.  2.    393.  A.  2.  bis. 
Philochares  139.  A.  2.  • 

Philon,  Architekt  35.  A.  1.    109.  A. 

I,  5.     152.  A.  1. 

—  Erzg.  124.  A.  1. 
Philoxenos  16B.  A.  1.  4.  6. 
PhOnix  154.  A. 


Phi-admon  112.  A.  1.    121. 

Phrylis  135.  A.  1. 

Phrynon  112.  A.  1. 

Pinus,  Corn.  209.  A.  1. 

Pison  112.  A.  1. 

Piston  154.  A. 

Pixodaxos  80.  A.  I,  1. 

Polycharmos  877.  A.  5. 

Polydektes  197.  A.  2. 

Polydorus  156.  A.  1. 

Polyeuktos  154.  A. 

Polygnotos  112.  A.  1.     184.     135. 

A.  2.  bis.  3.     189,  4.    319.  A.  5. 

415.  A.  2.  a.  E. 
Polykleitos  106.  A.  2.     112.  A.  K 

120.    121.    122,  5.  u.  A.  5.    312. 

A.  1.   850.  A.  6.    852,  5.  6.   422. 

A.  7.    423.  A.  8.  8.  742. 

—  der  jflngere  112.  A.  1. 

—  SOhne  112.  A.  1. 

Polykles  der  altei-e  124.  A.  1.  128^ 
2.  u.  A.  2.     393.  A.  2. 

—  der  junggre  154.  A.     160.  A.  2^ 

—  S6hne  154.  A. 
Porinos  80.  A.  I,  4. 
Poseidonios  196.  A.  2. 
Posis  196.  A.  2.    305.  A.  4. 
Pratinas .  865.  A.  5. 
Pra}{ias  112.  A.  1. 
Praxidamas  87.  A.  I. 

Praxiteles  124.  u.  A.  1.  125.  A.  4. 
126,  1.  127.  128,  6.  180.  A.  1. 
151.  A.  1.  357.  A.  4.  858.  A.  2. 
365.  A.  5.  381.  A.  2.  898.  A.  2. 
410.  A.  4. 

—  der  jungere  154.  A. 

—  Arbeiter  in  Gefflssen  196.  A.  2. 
Proklos  322.  A.  4. 

Prostatios  822.  A.  4. 
Protarchos  391.  A.  5. 
Protoffenes  139.  A.  2.     142. 
Ptolic^os  V.  Aegina  82. 

—  V.  Korkyra  112.    A.  1. 
Publius  209.  A.  1. 
Pyreicus  163.  A.  5. 
Pyrgoteles  131,  2.  u.  A.  2. 
Pyromachos  112.  A.  1.  154.  A.  157*. 

894,  1.  u.  A. 
Pythagoras    112,    1.  8.   u.  A.  1.  8» 
851.  A.  4.     414.  A.  8. 

—  Vater  97.  A.  2. 
Pytheas  196.  A.  2. 

Pytheus  109.  A.  Ill,  16.    151.  A.  1. 

Pythias  154.  A. 

Pythis  124.  A.  1. 

Pythodoros  197.  A.  2.    352.  A,  4. 

—  alius  197.  A.  2. 
Pythokles  154.  A. 


der  Eiinstler  und  Kunstschulen. 


773 


R. 

Rabirius  190.  A.  3. 
Rbexibios  87.  A.  1. 
Rhodische  Kdnstler  155  ff. 
RhOkos  60.  u.  A.  71.  A.  1. 


Strongylion  124.  A.  1.    806.  A.  1. 

398.  A.  2.    438.  A.  8. 
Stypax  112.  A.  1.    121.  A.  8. 
Syadras  82.  A. 
Synnoon  82.  A. 


s. 


Samische  Kunstlerschule  60.  71. 

Samolas  124.  A.  1. 

Satuminus  200.  A.  1.   204.  A.  5. 

Satyros  151.  A.  1. 

Sauras  180.  A.  2. 

Serapion  107.  A.  3. 

Severus  190.  A.  2. 

SikyonJsche  KvlnsUerschule  74.    82. 

168.  A.  2. 
Silanion  85.  A.  1.   124.  A.  1.    128,  8. 

806.  A.  8. 
Sillax  185.  A.  1. 
Simon  82.  A.    185.  A.  1. 
Skopas  109.  A.  II,  13.     124.   125. 

126,  1.  u.  A.  4.    128,  4*  6.    151. 

A.  1.    158.  A.  1.    860,   1.     864. 

A.  4.    872,  7.    894.  A.  2. 
Skyllis  70.  A.  2.    82.  A.    84.  A.  2. 

859.  A.  5. 
Skymnos  112.  A.  1. 
Smilis  70. 

Soidas  82.  A.    85.  A.  1. 
Sokrates  v.  Athen  70.  A.  2.     112. 

A.  1. 

—  V.  Theben  82.  A. 
Solon  200.  A.  1. 
Sopolis  208.  A.  1. 
Sosias  148.  A.  8. 

Sosibios  868.  A.  8.    379.  A.  4. 

So^us  308.  A.  3. 

Sosokles  897.  A.  5. 

Sosos  163.  A.  6. 

Sostratos  v.  Chios  112.  A.  1. 

—  V.  Knidos  149.  A.  2.  8. 

—  V.  Rbegion  112.  A.  1. 

—  Erzff.  124.  A.  1. 
Soter,  Jul.  322.  A.  4. 
Spintbaros  80.  A.  I,  5. 
Stadieus  112.  A.  1. 
Stallius  158.  A.  4. 
Stasikrates  149.  A.  2. 
Statilius  Taurus  188.  A.  4. 
Stephanos  196.  A.  2. 
Stbenis  124.  A.  1. 

.    Stomios  82.  A. 

Stratonikos    154.    A.      159.  A.   1. 
384.  A.  4.  ^. 


T. 


Taleidas  99.  A.  3.  N.  2. 

Talos  70.  A.  2. 

Tauriskos  157.  A.  1.    159.  A.  1. 

Tektflos  82.  A.    86.  A. 

Telcbinen  70. 

Telekles  60.  A.    70.  A.  4. 

Telephanes  v.  Sikyon  74.  A. 

—  der  Phokeer  112.   A.  1.     247. 
A.  6. 

Telesarchjdes  67.  A. 
Teucer  196.  A.  2. 
Teukros  410.  A.  7. 
Thaletio,  Junius  196.  A.  2. 
Theodoros  (verscbiedene)  85.  A.  1. 

55.  A.    60.  u.  A.    70.  A.  4.    80. 

A.  I,  1.    97.  A.  2.    169,  2.    291. 

A.  5.  bis.    807.  A.  4.     806.  A.  5. 

415.  A.  1. 

—  (01.  118.)  168.  A.  8. 
Theodotos  182.  A.  2. 

Theokles   82.   A.     85.  A.  1.     410. 

A.  4.  S.  678. 
Tbeokosmos  112.  A.  1. 
Theomnestos  139.  A.  2. 
Theon  189.  A.  2.    142,  2. 
Theophilos  811.  A.  2. 
Therikles  112.  A.  1.    298.  A.  1. 
Therimachd6  124.  A.  1.    189.  A.  2. 
Timagoras  135.  A.  1.    188.  A.  8. 
Timanthes  137.  A.  4.  138, 8.  u.  A.  8. 

—  der  2te  168.  A.  1. 
Timarchides  125.  A.  4.  154.  A.  160. 

A.  2.  ter.    860.  A.  1. 
~-  SOhne  154.  A. 
Timarchos  124.  A.  1.    345*.  A.  4. 
Timokles  154.  A.    160.  A.  2.  ter. 
Timomacbos  207.  A.  1.  2.  bis.    412. 

A.  5.  a.  £.    416.  A.   1.  S.  718. 

416.  A.  2.  S.  718.  a.  £. 
Timotbeos  124.  A.  1.     125.  A.  4. 

128,  4.  6.    151.  A.  1. 
Tisagoras  307.  A.  4. 
Tisandros  112.  A.  1. 
Tisikrates  154.  A. 
Tlepolemos*196.  A.  2. 
Tbrypbon  315.  A.  2.    391.  A.  5.  9. 
Turpibanus  Labeo  209.  A.  1. 
Turrianus  171,  8.  u.  A.  8. 


774 


Verzeichniss  der  Kflns.Uer  und  Kunstschulen. 


V. 

VitmviuB  85.  A,  1.    189.  8. 


X. 

Xen§os  149.  A.  4. 
Xenokles  109.  A.  I,  5.  bis. 
Xenokrates  86.  A.  1.    154.  A. 
XenophantoB  SOS.  A.  1. 
.Xenophon  1241  A.  1. 


z. 


Zenas  205.  A.  2. 

Zenodoros  197.  ^.  4. 

Zenon  206.  A.  1. 

Zenxiades  154.  A. 

Zeuxippos  185.  A.  1. 

Zeuxis  180,  2.     186.  A.  1.    187.  u. 

A.  4.  188,  1.  A.  1.  189,  1.  818.  A. 

862.  A.  4.     416.  A.  4. 
Zopyros  196.  A.  2. 


Bemerk.  Die  in  den  Zus&tzen  des  Herm  fleraas|^ebers  sich  finden- 
den  KfUisUeraamen  sind  in  das  Yerzeichniss  von  mir  nicht  eingetragea, 
weil  ich  keinen  Aoftrag  dazu  erhalten  habe. 

'       A.  L. 


Z  u  s  a  t  z  e. 


S.   28.  Z.  4  V.  u.    Th.  3.  1847. 

—  64.  — 22.  P.  Osann  Revision  der  Ansichteu  tiber  Ursprung  u. 
Herknnft  dev  gemaltBn  Gr.  Yasen.  Glessen  1847,  aus  den  Denkschr. 
der  dortigen  Ges.  f.  Wissensch.  u.  £. 

—  77.  —  13.  Die  schOne  Terracotta  mit  vier  Figuren  Canina 
Tusculo  tv.  3. 

—  96.-9  V.  u.  Die  Stoa  von  Thorikos  hatte  14  Sftulen  an  der 
Seite. 

—  114.  —  3.  vgl.  Creuzer  zur  ArchSol.  I.  S.  38. 

—  122.  —  10.  j,8chwerlich  haltbar,"  0.  Jahn  Archftol.  Beitr. 
8.  178. 

—  127.  Wattkis  Lloyd  Xanthian  Marbles:  the  Nereid  Monument, 
an  historical  and  mythol.  essay  L.  1845.  8.  enth&lt  nichts,  das 
die  arch&ologisch^  Frage  angienge. 

—  131.  —  3  V,  u.  Der  Hercules  mit  dem  Namen  des  Lysippos 
ist  iih  Palast  Pitti,  eine  zweite  Gopie  mit  dem  Namen  rAYK9,N 
in  Yolterra  im  Hanse  Guamaeoi.  Der  Farnesische  in  Feas 
Winckelmann  II.  tv.  7.  lU.  p.  459.,  «ine  kleinere  Nachbildung 
in  Marmor  Gal.  di  FireuKe  Stat.  T.  III.  tv.  lOB.,  kleine  in  Erz 
110.  111.  p.  25  ff.  In  Erzfig&rchen  linden  sich  unz&hlige^  wie 
kaum  von  einem  andem  berthmton  Original.  Ueber  den  Bezng 
der  Statne  s.  Zodga  Bassir.  II.  p.  86.,  0.  Jahn  Telephos  xi.  Troi- 
loB  S.  B8. 

—  168.  —  22.  ist  nach  28  znzusetzen  32. 

—  188.  —  6.  Plin.  XXXIV,  8.  |Klacnere  et  lyclinuchi  pensiles  in 
delnbris.  Ein  Dreifuss  aus  Ynlci  Luynes  Nouv.  Ann.  II,  p.  237. 
pi.  24  u.  pi.  C,  wo  51  Dreif&see  znsammengestellt  sind.  Z.  12 
T.  n.  die  palfistrische  Oista  aus  &  Lnca  jetzt  im  M.  Gregor.  I,  37. 

—  189.  —  18.  Oskische  Scbalen  in  Berlin  N.  1613—1618  der 
Yasen. 

—  190.  —  28.  Auf  einer  Asohenkiste  aus  Erde  Charun  mit  Ham- 
j»er  u.  Buder,  welches  Ambrosch  l&ngnete,  die  Todtenpforte  mit 
Thiersch&deln  umkrftnEt;  Gharons  Hammer  Archaeolog.  Zeit.  1846. 
S.  350. 


776  Zusaize. 

S.   191.  Z.  10  V.  u.  zu  tv.  116,  1.  vgl.  Bull.  1836.  p.  43. 

—  192.  —  13.    Kunstbl.  1838.  N.  62. 

—  195.  —  5.  Das  Grab  Campana  in  Yeji  mit  phantastisch  |^e- 
stalteten  and  bnnt  gemalten  Thieren  ist  abgebildet  in  Oaninas 
Antich.  di  Veji  tv.  31.  p.  75.,  wichtig  fftr  die  Kuustalterthumer, 
80  wie  die  in  Yeji  gefandnen  Yasen  mit  Thieren  tv.  34.  35.  p.  76, 
ans  dem  zwoiten  Jahrhnndert  Koms,  von  Korinthischer  Abstammung 
nach  p.  80.  f.  Z.  9.  BnH.  1847.  p.  82.  Z.  5.  v.  u.  M.  Gre- 
gor.  II,  88,  2.  Etr.  Yasenbilder  Archaeol.  Zeit.  1846.  S.  350, 
Raub  der  Proserpina  n.  Alkestis. 

—  229.  Z.  2.  Ygl.  Canina  Antich.  di  Yeji  p.  83  f.  Mit  den 
Kolossalstatnen  des  Tiberius  u.  Germanicus  wurden  von  Augustus 
u.  Tiberius  kolossale  KOpfe  1824  gefunden.  Z.  7.  Tiberius  Ca- 
nina Tusculo  tv.  29.  SchOne  fiflste  des  Caligula,  gefunden  zu 
Colchester  Archaeologia  L.  XXXI.  pi.  15.  p.  446;  ahnlich  Cay- 
Ins  I.  pi.  65,  unter.dem  Namen  Claudius. 

—  232.  —  3.  Clarac  pi.  1053.  Z.  21.  ders.  pi.  1052.  Z.  4.  v.  u.. 
ders.  pi.  1054,  Claudius  u.  seine  Familie,  Germanicus  u.  Agrip- 
pina  pi.  1055—1057. 

—  326.  —  9.    1.  1.  2.  3. 

—  339.  —  3.  Yeji.  Canina  Descr.  delP  ant.  citt4  di  Yeji  B. 
1847  opera  edita  in  pocchi  esemplari  da  distribuirsi  in  dono  foL 
p.  83  ff.  Yerz.  der  1824  dort  gefundnen  von  der  Regierung  an- 
gekauften  (175)  Sculpturwerke  u.  Bruchstucke. 

—  345.  —  16  V.  u.  yon  Yiscontis  M.  Borghes.  eine  kleine~Ausg. 
von  Labus,  Mailand  1827.  8. 

—  359.  —  1  V.  u.  BOttiger  Kl.  Schr.  II.  S.  306.  Tf.  4.  Gerhard 
Ant.  Bildw.  Tf.  310,  2.  S.  73  f.    Kunstbl.  1827.  S.  375  ff. 

—  416.  —  13  V.  u.  Einmal  auch  xaUwros,  HIUOKPITOS 
KAAIZTOS,  an  einer  Kylix  aus  Yulci  Bull.  1847.  p.  125. 

—  421.  —  10  V.  u.  Lebensgrosse  Statue  des  Hermes  u. .  Stticke 
von  zwei  lebensgrossen  Gewandstatuen  im  Gregorianischen  Mu- 
seum zu  Bom. 

—  432.  —  8.    Arrian  Diss.  Epictet.  U,  8,  25.    rovi  del^a  vfitv  to 

—  435.  —  16  V.  u.    argenti,  M.  Gregor.  I,  62—66. 

—  436.  —  5.  Der  Eranz  von  Fasano  Oder  Gnathia.  Beschrieben 
von  Avellino  Bull.  Napol.  Ill,  p.  129. 

—  444.  —  2  V.  u.  Gemme  incise  dal  Cav.  Gius.  Girometti,  publ. 
con  le  illustr,  di  P.  E.  Yisconti  R.  1836  fol.  10  Tff.*  Ausg.  von 
nur  100  Ex. 

—  453.  —  12.  Die  Ilias  roth  gemalt,  die  Odyssee  seefarb,  Eustath. 
ad  L.  V,  9.^ 

—  461.  —  11  V.  u.  gestochen  bei  Guattani  1784.  p.  XXXIII.  tv.  3. 

—  537.  —  8  V.  u.  Second.  Campanari  Descriz.  dei  vasi  rinvenuti 
neir  isola  Famese  (ant.  Yeji)  1839.  tv.  4.  p.  25.  Yor  dem 
Tempel  von  Eleusis,  angedeutet  durch  zwei  Dorische  B&ulen, 
giesst  Demeter,  vier  Mohnstengel  haltend,  dem  Tr.  der  sechs 
Aehren  empfangen  hat,  einen  Abschiedstrank  ein;  der  Wagen 
geflflgelt,  die  Figuren  schOn  bekleidet,  Tr.  von  weiblicher  An- 
muth,  die  Zeichnung  von  seltner  SchOnheit.    Eine  schSne  Tripto- 


Zusatze.  777 

lemosvase  ist  in  der  Sammlung  Campana  in  Kom,  vielleicht  die- 
selbe.  Bei  Baseggio  (1847)  eine  archaische.  Tr.  mit  einer 
Aehre  steht  zwischen  Demeter  and  Kora*  beide  mit  einer  Bltltbe. 
Campana  Op.  di  plastica  tv.  17.,  DeQieter  sitzend,  mit  Scblange, 
Fackel,  Cista,  Eora  nnd  Tr.  stebend,  beide  mit  Fackel. 
S.  541.  Z.  2  V.  u.  Die  Deatung  der  kleinen  Figur  auf  dem  Arm 
des  Apollon  auf  den  MUnzen  Yon  Kaulonia  als  Anion  wird  von 
Panofka  seltsam  vertbeidigt  Arcbaeol.  Zeit.  lY.  S.  812.  Nicbt 
glticklicher  waren  die  von  Bathgeber  (Annali  1846.)  als  Deimos 
nnd  die  von  Minervini  Bull.  Napol.  IV.  p.  130.  Cav^doni  n.  Bircb 
rietben  auf  Hermes  Binderdieb ,  da  das  FigQrcben  in  einigen 
Exemplaren  Talarien  babe. 

—  639.  —  24.  nacb  „Buyo''  1.  im  Museum  zu  Neapel. 

-«-  640.  —  21.  Pluton  ist  wahrscbeinlich  aucb  ein  Kopf  im  M. 
Cbiaramonti,  den  man  wegen  struppiger  Locken  auf  der  Stirne 
Neptun  genannt  bat  (A.  606.). 

—  .640.  —  8  v.  u.    An  einer  Vase  bei  Baseggio  Pluton  u.  Per- 

sepbone,  sie  mit  einer  Blume,  rubig  zusebend  dem  Herakles,  der 
den  Eerberos  entf&brt. 

—  659.  —  4.  Aktaon,  Etrurische  Ume  M.  Gregor.  I,  94,  2.  Terra- 
cotta Campana  Op.  di  plast.  tv.  5. 

—  678.  —  2.  auf  sebr  komiscbe  Weise  falscb. 

—  689.  —  23.  Vase  bei  Baseggio,  Arcbaeol.  Zeit.  1847.  Beil.  S.  24* 
ELENA  ZU  TVNJAFEOZ,  zurflckgebracht  durcb  KA2T0P  u. 
nOLVJEVKEESy  beide  zu  Ross,  zuletzt  0[N]ET0PKAL02:. 


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Vertag  von  Albert  Heitz  in  Stuttoart. 

4 

Archaeologie  and  Kunst.  Herausgegeben  von  C.  A. 
BSttiger.  Mil  4  Tafeln.  In  halt:  I.  Dioscorides  und 
Solon.  Einleitung  uber  dieGemmen  mit  den  Namen 
der  Kiinstler.  Vom  Staatsrath  von  KQhler.  — 
n.  Drudenfuss  oder  das  Pentalpha,  von  Professor 
Lange.  —  III.  Ueber  die  27  heiligen  Platze,  die  loca 
Argporura  im  altesten  Rom,  nach  Varro.  Von  K.  0. 
Muller.  —  IV.  Ueber  Gerhard's  antike  Bildwerke.  — 

V.  Herakles^  der  Dreifussrauber.  Von  Prof.  Pas  sow.  — 

VI,  Ueber    die   Hermaphroditen  -  Symplegmen.     Von 
K.  0.  Muller.  Preis  1  Mark. 

Ffirster,  Richard,  Der  Raub  und  die  Ruckkehr  der 
Persephone,  in  ihrer  Bedeutung  fiir  die  Mythologie, 
Litteratur-  und  Kunst-Geschichte  dargestellt.     1874. 

Preis  8  Mark. 

Hofftaiann,  Dr.  Emannel,  Die  Arvalbnider.  Mit  Zu- 
satzen  vermehrter  Abdruck  aus  den  Verhandlungen  der 
17.  Versammlung  deutscher  Philologen. 

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Miiller,  Dr.  Edaard,  Geschichte  derTheorie  der  Kunst 
bei  den  Alten.    2  Bande.  Preis  3  Mark. 

Mttller,  K»  0.,  Geschichte  der  griechischen  Literatur  bis 
auf  das  Zeitalter  Alexanders.  Nach  der  Handschrift 
des  Verfassers  herausgegeben  von  Dr.  Eduard  MOller. 
III.  Ausgabe,  mit  Anmerkungen  und  Zusatzen  bearbeitet 
von  Emil  Heitz,  Professor  an  der  Kaiserl.  Universitat 
in  Strassburg.    2  Theile.  Preis  12  Mark. 


MiUler,  K.  0.,  Die  Etmsker.  Eine  von  der  KgL  Preuss. 
Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin  gekr5nte  Preis- 
schrift.   Neu  bearbeitet  von  Dr.  W.  Deecke.  2  Theile. 

Preis  32  Mark. 

Mfiller,  K.  0.,  Geschichte  hellenischer  Stamme  tmd  Stadte. 

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und  vermehrte  Auflage  von  F.  W.  Schneidewin. 

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des  Alterthums.     Gesammelt   und   herausgegeben   von 

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